eJournals Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa) 6/1

Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
2366-0597
2941-0789
Francke Verlag Tübingen
10.2357/VvAa-2021-0010
2021
61 Fischer Heilmann Wagner Köhlmoos

Interview mit ... Wolfram Reiss

2021
David O’Neill
DOI 10.2357/ VvAa-2021-0010 Verstehen von Anfang an 6/ 1 (2021) Interview mit-… Wolfram Reiss Steckbrief: Wolfram Reiss Geboren: 28.06.1959 Familiäres: verh., 2 Töchter Kontakt: wolfram.reiss@univie.ac.at Studium: Evangelische Theologie, Semitistik/ Judaistik/ Islamwissenschaft; 1998 Promotion, 2005 Habilitation. Vorneweg - Blitzlicht (mit einer etwas längeren Belichtungszeit…! ) • Lehre - Frust oder Lust? Ich lehre sehr gerne. Allerdings ist in manchen Semestern der Andrang in den Lehrveranstaltungen so groß gewesen, dass ich es kaum geschafft habe, die Prüfungen in der Regelzeit zu korrigieren. Hier geriet ich oftmals nach der Vorlesung sehr unter Druck mit der Prüfungskorrektur. Das Maximum waren einmal knapp über 500 eingeschriebene Studierende in der Islamvorlesung. Das hat sich aber zwischenzeitlich gebessert. Zum einen biete ich jetzt jedes Semester die Einführung in den Islam an. Zudem habe ich vor 2 Jahren begonnen, MC-Prüfungen zu entwerfen, die über Moodle automatisch korrigiert werden können. Es war ein großer Aufwand, das umzustellen, der sich aber sehr gelohnt hat. Diese Prüfungsform ist zwar nicht so gut, weil hier kein zusammenhängendes Wissen abgefragt wird, aber für große Veranstaltungen ist es eine wirkliche Erleichterung. Dafür nehme ich mir jetzt sehr viel mehr Zeit, um Fragen während der Vorlesung zu beantworten. • Lehre oder Forschung? Dies ist für mich keine Alternative. Für mich gibt es sogar noch eine dritte Dimension, die mir mindestens genauso wichtig ist, die Anwendungsorientierte Forschung . Darunter verstehe ich Forschung, die aktuelle religiöse Fragen in der Gesellschaft aufgreift und dazu grundlegende Informationen zur Verfügung stellt. Zudem wird der Kontakt mit Praktikerinnen und Praktikern in der Gesellschaft gesucht, um die wirklichen Probleme und Lösungsstrategien, die bereits vorhanden sind, zu eruieren, zu vergleichen und zu evaluieren. Anwendungsorientierte Forschung versteht sich insoweit nicht nur als eine interdisziplinäre, sondern auch als eine transdisziplinäre Disziplin, in der Praxis und Wissenschaft miteinander auf Augenhöhe ins Gespräch miteinander kommen. An der Universität Wien wird eine solche wissenschaftliche Forschung, die in Kontakt mit der Gesellschaft tritt, unter dem Label Third Mission mittlerweile gefördert. D. h. Forschung und Lehre zu aktuellen Fragestellungen in der Gesellschaft. Ich habe z. B. zu aktuellen interreligiösen Fragestellungen in der Schule, Verstehen von Anfang an 6/ 1 (2021) DOI 10.2357/ VvAa-2021-0010 in der Armee, im Hospital, im Gefängnis geforscht und Dokumentationen erarbeitet, bei denen ich viel mit Praktikern aus diesen Feldern Kontakt hatte. Darunter waren Seelsorgerinnen/ Seelsorger und Vertreterinnen/ Vertreter von Kirchen, der Institutionen, Psychologinnen/ Psychologen, Sozialpädagoginnen/ Sozialpsychologen, Juristinnen/ Juristen oder auch Beamte und Lehrerinnen/ Lehrer. • Lieber Erstsemester oder lieber Integrationsphase (früher Examensphase)? Beides mache ich sehr gerne. Allerdings ist der Anteil der Pflichtveranstaltungen für Studienanfängerinnen/ -anfänger mittlerweile sehr groß geworden, so dass oft kaum noch Möglichkeiten vorhanden sind, Spezialveranstaltungen für Masterstudierende oder Doktoranden anzubieten. Oft schaffe ich es nur, ein bis zwei (von 16) Lehrveranstaltungen pro Jahr anzubieten mit spezielleren Fragestellungen, die sich eher an höhersemestrige Studierende richten. • Neues oder Bewährtes? Ich habe meist zwei bis drei Lehrveranstaltungen pro Semester, die ich regelmäßig lehre. Hier gibt es natürlich vieles, was sich wiederholt. Ich experimentiere allerdings bereits seit drei Jahren mit Online-Learning und Flipped Classroom . Dies ermöglicht es mir einen Großteil von elementarem Stoff per Video anzubieten und sehr viel mehr in der Präsenzzeit mit Studierenden zu diskutieren oder Fragen zu beantworten. Insoweit war die Umstellung auf Online-Teaching für mich auch nicht schwierig, da ich sowieso schon einen Teil meiner Vorlesungen digital gehalten habe. Inhaltlich versuche ich meist mindestens eine Lehrveranstaltung pro Semester völlig neu zu konzipieren. Alle anderen werden nur überarbeitet. • Referate oder Gruppenarbeit? Hier halte ich es eher klassisch. D. h. in Seminaren fordere ich meist zu Referaten auf. Bei Blockseminaren, wenn man also längere Zeit am Stück hat, setze ich aber oft auch Gruppenarbeit ein. Ein sehr gutes Experiment war, eine Webseite gemeinsam mit Studierenden zu erarbeiten. So haben wir kürzlich eine Webseite gestaltet, die die interreligiösen Aktivitäten in Österreich dokumentiert. Das war für die Studierenden sehr befriedigend, weil hier ein echtes Produkt geschaffen wurde, das auch anderen zugänglich gemacht werden kann. Die meisten Seminararbeiten sind ja an sich nur für den internen Wissenschaftsbetrieb, eine ‘Arbeitsbeschaffung’ für Studierende und für Lehrende, die aber keinerlei Relevanz für andere haben und meist in Aktenordnern nur abgeheftet werden. Bei diesem Projekt konnten auch andere profitieren. Ich denke solche Projekte sollten noch viel häufiger angeboten werden. • Welche Erfahrungen und/ oder Menschen haben Ihre Lehre nachhaltig geprägt bzw. beeinflusst? Eine der wichtigsten Personen war für mich mein Hebräisch-Lehrer, Dr. Georg Warmuth in Kiel. Durch ihn habe ich mein Interesse für semitische Sprachen entwickelt. Interview mit-… Wolfram Reiss 151 DOI 10.2357/ VvAa-2021-0010 Verstehen von Anfang an 6/ 1 (2021) 152 Interview mit … Wolfram Reiss Er hat mir sehr viel Mut gemacht, semitische Sprachen zu lernen. Zunächst war das Hebräisch, dann Aramäisch, Neuhebräisch, dann Ugaritisch, dann Arabisch. Ich muss gestehen, dass meine ersten Semester eher ein Semitistikstudium als ein Theologiestudium waren. Das hat sich dann auch noch längere Zeit fortgesetzt, weil ich in Jerusalem studierte. Hier habe ich zum ersten Mal einen neuen Zugang zum Sprachenlernen erfahren: Durch den Ulpan HaKayitz (Sommersprachkurs) an der Hebrew University und den auf Kommunikation ausgerichteten Kursen habe ich umgeschaltet von dem passiven Sprachenlernen (Latein, Griechisch, Althebräisch) zu einem aktiven Sprachenlernen (Neuhebräisch) und habe das dann später auch auf das Arabische übertragen und mich intensiv mit Dialekten (zunächst ägyptischer Dialekt, später syrisch-libanesischer Dialekt) beschäftigt. Das prägt mich bis heute. Bei einem Arabisch-Intensivkurs, den ich immer an Pfingsten anbiete, ziehe ich mich mit einer kleinen Gruppe von 10-15 Studierenden in eine Selbstversorger-Hütte in den Alpen zurück, wo wir vier Tage lang miteinander von 9-22 Uhr ein intensives Unterrichtsprogramm durchführen, bei dem auch Pausen und Wanderungen eingelegt werden und gemeinsam gekocht wird. Meine Erfahrung damit ist, dass der Lernfortschritt innerhalb dieser vier Tage weit größer ist als ein vergleichbares Lehrangebot über das ganze Semester. Solche Formen einer Lebens- und Lerngemeinschaft sollte man m. E. viel häufiger einsetzen, weil der Lernerfolg in der Regel sehr viel höher ist und auch eine Gruppendynamik entsteht, bei der alle mitgenommen werden. Das zeigen auch die Exkursionen, die ich in verschiedene Länder durchgeführt habe. Auch wenn es sich meist nur um eine sehr begrenzte Zeit von ein bis zwei Wochen handelte, gibt es viele Studierende, für die das eine Initialzündung zur Beschäftigung mit dem Nahen Osten, dem Islam oder der orientalischen Kultur und Sprachen darstellte. Insbesondere die Lernerfahrungen im Nahen Osten, wo ich Lehrerinnen/ Lehrern begegnete, die meist zwischen zwei bis drei Sprachen wechselten und meist völlig frei mit nur wenigen Notizen sprachen, hat mich sehr fasziniert. Ich selbst habe versucht, das mit dem europäischen Stil des Lehrens zu verbinden. D. h. in den Vorlesungen habe ich in der Regel Wort für Wort ausgearbeitete Manuskripte. Allerdings lese ich in der Regel nie vor, sondern spreche frei. Der Vorteil eines fixen ausgearbeiteten Manuskriptes ist, dass man immer wieder bei Abschweifungen darauf zurückkommen und kontrollieren kann, ob man den zu behandelnden Stoff auch tatsächlich behandelt hat. Zudem hat es den Vorteil, dass man an Tagen an denen man unkonzentriert oder krank ist, immer darauf zurückgreifen kann. Verstehen von Anfang an 6/ 1 (2021) DOI 10.2357/ VvAa-2021-0010 Interview mit-… Wolfram Reiss 153 Die aktuelle Ausgabe unserer Zeitschrift setzt sich mit Unterrichten unter den Bedingungen von Interreligiosität auseinander. Welche Bedeutung messen Sie Ihrem eigenen Lebensweg hier bei? Dies ist für mich als Religionswissenschaftler natürlich von größter Bedeutung. Ich habe zwei Jahre in Jerusalem studiert und war später im Rahmen eines Spezialvikariates nochmals ein Jahr in Kairo. Darüber hinaus habe ich Israel/ Palästina und Ägypten über viele Jahre regelmäßig besucht. Später kamen noch andere Länder des Nahen Ostens hinzu (insbesondere Jordanien, Libanon, Oman). Von zentraler Bedeutung war, dass ich auch Religionsgemeinschaften über einen längeren Zeitraum wirklich regelmäßig besucht habe. Während meines Praktikums in Kairo war ich z. B. regelmäßig in koptischen Gottesdiensten und habe auch fast alle Klöster damals besucht. In Jerusalem während meines Judaistikstudiums habe ich ein Jahr die Reformsynagoge von Tovia Ben Chorin (dem Sohn des etwas bekannteren Shalom Ben Chorin) besucht. Ich fühlte mich als Teil der Gemeinde und konnte fast alle Lieder und die Liturgie mitsingen. Ähnlich war es später auch mit orthodoxen Gottesdiensten. Als ich in Erlangen das Studienkolleg für orthodoxe Stipendiaten leitete, habe ich manchmal die Aufgaben eines orthodoxen Diakons mit übernommen, weil zu wenige Gottesdienstteilnehmer da waren. Dieser emotional-empirische Zugang war für mich immer sehr wichtig, weil ich das Gefühl hatte, ich weiß von innen heraus, wie sich ein jüdischer Schabbat-Gottesdienst oder eine orthodoxe Liturgie ‚anfühlt‘. Beim Wechsel zur Religionswissenschaft wurde mir zwar eingebläut, dass ich die eigene Prägung zurückstellen muss. Allerdings glaube ich, dass solche eigenen Erfahrungen schon sehr wichtig sind für das Verständnis von Religionen. Heute lehre ich eher zum Islam. Hier habe ich nicht so lange eigene Erfahrungen gesammelt durch den Besuch von Freitagsgebeten. Methodisch halte ich die Einbeziehung von Personen mit verschiedenem religiös-anschaulichen und kulturellem Hintergrund für mein Fach für zentral. Dies hilft, die eigenen Voreingenommenheiten und Selektionen, die durch die eigene Biographie bedingt sind, stärker in Frage zu stellen. Welche Chancen und Risiken sehen Sie für die Bibelwissenschaften? Die Bibelwissenschaften, besser gesagt insbesondere die Exegese des Alten Testaments, stand lange Zeit im Zentrum meines Studiums. Das hat mit meinem Interesse an der Hebräischen Sprache zu tun und mit meinem Hebräischlehrer. Ich fand es faszinierend, die Bibel als historisches literarisches Dokument zu verstehen und sie einzuordnen in die Welt der Religionen und Kulturen des Vorderen Orients. Längerfristig fand ich es allerdings frustrierend, dass so wenig gesellschaftsbezogene Exegese betrieben wird. M. E. hätten die Bibelwissenschaften viel mehr zu aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen zu sagen. So etwas wie eine ‚Befreiungstheologie‘ in europäischem Kontext vermisse ich. Auch fehlt mir, dass es eine stärkere Auseinandersetzung mit verschiedenen anderen Exegesetraditionen gibt. Warum nicht auch sich mit der exegetischen Tradition des Judentums beschäftigen oder mit der Sichtweise von orthodoxen Kirchen auf biblische Texte? Warum nicht auch Parallelen zum Koran heranziehen und mit Koranexegeten über DOI 10.2357/ VvAa-2021-0010 Verstehen von Anfang an 6/ 1 (2021) Hermeneutik diskutieren? Ich würde es als eine große Chance sehen, wenn man heute Bibelwissenschaft nicht nur im konfessionellen Bereich betreibt, sondern gemeinsam mit Orthodoxen, Katholiken, Juden, Muslimen über die Auslegungstraditionen diskutiert, auch in Lehrveranstaltungen. Davon können alle nur profitieren. Zudem meine ich, dass man damit eine weit größere Zahl von Studierenden ansprechen könnte, die an evangelischer oder katholischer Exegese kaum Interesse haben, aber sehr wohl, wenn über die gleichen Texte mit Juden, Muslime oder mit anders geprägten Personen diskutiert wird. Zum Schluss: Was würden Sie den Kollegen und Kolleginnen mit Blick auf die eigene Lehre gerne mitgeben? Die Pflichtlehre für Anfänger nicht nur abspulen, sondern immer wieder neu anregen lassen durch Fragen von Studierenden. Viel stärker die eigene Lehre im Dialog mit anderen Religionen entwickeln. Das ist m. E. eine sehr große Bereicherung und bringt neue Perspektiven. Neue digitale Methoden ausprobieren und das Beste daraufhin überprüfen, ob es praxistauglich ist. Viel stärker auch danach fragen, welche gesellschaftliche Bedeutung Texte von Heiligen Schriften im hiesigen gesellschaftlichen Kontext heute haben. Ich bin überzeugt, dass sie Bedeutung haben. Es sind Texte, in denen grundmenschliche Erfahrungen thematisiert werden und deswegen immer wieder Relevanz entwickeln können. 154 Interview mit … Wolfram Reiss Verstehen von Anfang an 6/ 1 (2021) DOI 10.2357/ VvAa-2021-0010 Interview mit-… Wolfram Reiss 155 translated by David O’Neill Straight away - flash (with a slightly longer exposure time…! ) • Teaching - frustration or pleasure? I enjoy teaching very much. However, in some semesters there was such a rush on the courses that I hardly managed to correct the exams in the standard time. I was often under a lot of pressure to correct the exams after the lecture. The maximum number of students enrolled in the Islam lecture was once just over 500. But that has improved in the meantime. For one thing, I now offer the Introduction to Islam every semester. In addition, two years ago I started designing MC exams that can be corrected automatically via Moodle. It was a big effort to change this, but it has been very worthwhile. This type of exam is not so good, because no coherent knowledge is tested, but it is a real relief for large events. Instead, I now take much more time to answer questions during lectures. • Teaching or research? This is not an alternative for me. For me, there is even a third dimension that is at least as important to me: application-oriented research . By this I mean research that takes up current religious issues in society and provides basic information on them. In addition, contact is sought with practitioners in society in order to elicit, compare and evaluate the real problems and solution strategies that already exist. In this respect, application-oriented research sees itself not only as an interdisciplinary, but also as a transdisciplinary discipline in which practice and science enter into dialogue with each other at eye level. At the University of Vienna, such scientific research that comes into contact with society is now promoted under the label Third Mission . That means research and teaching on current issues in society. For example, I have done research on current interreligious issues in schools, in the army, in hospitals, in prisons, and I have produced documentation in which I had a lot of contact with practitioners from these fields. Among them were pastoral workers and representatives of churches, institutions, psychologists, social pedagogues, lawyers, civil servants and teachers. • Do you prefer the freshman phase or the integration phase (formerly the exam phase)? I like doing both very much. However, the number of compulsory courses for first-year students has become very large in the meantime, so that there are often hardly any opportunities left to offer special courses for Master’s students or doctoral students. I often only manage to offer 1-2 (out of 16) courses per year with more specific questions that are more aimed at students in the higher semesters. DOI 10.2357/ VvAa-2021-0010 Verstehen von Anfang an 6/ 1 (2021) 156 Interview mit-… Wolfram Reiss • New or established? I usually have 2-3 courses per semester that I teach regularly. Of course, there is a lot that is repeated here. However, I have been experimenting with online learning and flipped classroom for 3 years. This enables me to offer a large part of the elementary material via video and to discuss much more with students or answer questions during class time. In this respect, the switch to online teaching was not difficult for me, as I already held some of my lectures digitally anyway. In terms of content, I usually try to completely redesign at least one course per semester. All the others are just revised. • Presentations or group work? Here I keep it more classical. In other words, in seminars I usually call for presentations. In block seminars, when you have a longer period of time at a stretch, I often use group work. A very good experiment was to work on a website together with students. We recently designed a website documenting interfaith activities in Austria. That was very satisfying for the students because a real product was created here that could also be made accessible to others. Most seminar papers are in themselves only for internal academic use, a “job creation” for students and for teachers, but they have no relevance for others and are mostly just filed away in folders. In this project, others were also able to benefit. I think such projects should be offered much more often. • Which experiences and/ or people have had a lasting influence on your teaching? One of the most important people for me was my Hebrew teacher, Dr. Georg Warmuth in Kiel. Through him I developed my interest in Semitic languages. He gave me a lot of courage to learn Semitic languages. First it was Hebrew, then Aramaic, Modern Hebrew, then Ugaritic, then Arabic. I must confess that my first semesters were more like studying Semitic than theology. This continued for quite some time because I studied in Jerusalem. It was here that I first experienced a new approach to language learning: Through the Ulpan HaKayitz (summer language course) at the Hebrew University and the communication-oriented courses, I switched from passive language learning (Latin, Greek, ancient Hebrew) to active language learning (modern Hebrew) and later transferred this to Arabic and intensively studied dialects (first Egyptian dialect, later Syrian-Lebanese dialect). This has left its mark on me to this day. In an Arabic intensive course that I always offer at Whitsun, I retreat with a small group of 10-15 students to a self-catering hut in the Alps, where we conduct an intensive teaching programme for 4 days from 9 a. m. to 2 p. m., including breaks and hikes and cooking together. My experience with this is that the learning progress within these four days is far greater than a comparable teaching programme over the whole semester. In my opinion, such forms of a living and learning community should be used much more often, because the learning success is usually much higher and a group dynamic is created in which everyone is involved. Verstehen von Anfang an 6/ 1 (2021) DOI 10.2357/ VvAa-2021-0010 Interview mit-… Wolfram Reiss 157 This is also shown by the excursions I have conducted to various countries. Even if it was usually only for a very limited time of 1-2 weeks, there are many students for whom this was an initial spark to engage with the Middle East, Islam or oriental culture and languages. I was particularly fascinated by the learning experiences in the Middle East, where I encountered teachers who mostly alternated between 2-3 languages and mostly spoke completely freely with only a few notes. I myself tried to combine this with the European style of teaching. In the lectures I usually have manuscripts worked out word for word. However, I usually never read aloud, but speak freely. The advantage of a fixed prepared manuscript is that you can always come back to it when you digress and check whether you have actually covered the material. It also has the advantage that you can always fall back on it on days when you are not concentrated or are ill. The current issue of our magazine deals with teaching under the conditions of interreligiousness. What significance do you attach to your own life path here? This is of course of utmost importance to me as a religious scholar. I studied in Jerusalem for two years and later spent another year in Cairo as part of a special vicariate. In addition, I visited Israel/ Palestine and Egypt regularly for many years. Later, other countries in the Middle East were added (especially Jordan, Lebanon, Oman). Of central importance was that I also visited religious communities regularly over a longer period of time. During my internship in Cairo, for example, I was a regular at Coptic services and also visited almost all the monasteries at that time. In Jerusalem during my Jewish studies, I attended the Reform synagogue of Tovia Ben Chorin (the son of the somewhat better known Shalom Ben Chorin) for a year. I felt part of the congregation and could sing along with almost all the songs and liturgy. It was similar later with Orthodox services. When I was in charge of the study college for Orthodox scholars in Erlangen, I sometimes took on the tasks of an Orthodox deacon because there were too few participants in the service. This emotional-empirical approach was always very important to me because I had the feeling that I knew from the inside what a Jewish Shabbat service or an Orthodox liturgy “felt” like. When I switched to religious studies, it was drilled into my head that I had to put aside my own imprint. However, I believe that such personal experiences are very important for understanding religions. Today I teach more about Islam. Here I have not had my own experiences for so long through attending Friday prayers. Methodologically, I think the inclusion of people with different religious and cultural backgrounds is central to my subject. This helps to question one’s own biases and selections, which are conditioned by one’s own biography, more strongly. What opportunities and risks do you see for Biblical studies? Biblical studies, or rather especially the exegesis of the Old Testament, was the focus of my studies for a long time. This has to do with my interest in the Hebrew language and with my Hebrew teacher. I found it fascinating to understand the Bible as a historical DOI 10.2357/ VvAa-2021-0010 Verstehen von Anfang an 6/ 1 (2021) 158 Interview mit-… Wolfram Reiss literary document and to place it in the world of religions and cultures of the Near East. In the longer term, however, I found it frustrating that so little socially relevant exegesis was being done. In my opinion, Biblical studies would have much more to say about current social issues. I miss something like a “liberation theology” in an European context. I also miss a stronger engagement with various other exegetical traditions. Why not also deal with the exegetical tradition of Judaism or with the way Orthodox churches view Biblical texts? Why not also draw parallels with the Koran and discuss hermeneutics with Koran exegetes? I would see it as a great opportunity if Biblical studies were not only done in the confessional field, but discussed together with Orthodox, Catholics, Jews, Muslims about the traditions of interpretation, also in courses. Everyone can only benefit from this. In addition, I think that this could appeal to a much larger number of students who are hardly interested in Protestant or Catholic exegesis, but who are very interested when the same texts are discussed with Jews, Muslims or other people. Finally: What would you like to pass on to your colleagues regarding your own teaching? Don’t just reel off the compulsory teaching for beginners, but let it be stimulated again and again by questions from students. Develop your own teaching much more in dialogue with other religions. In my opinion, this is very enriching and brings new perspectives. Try out new digital methods and check the best to see if they are suitable for practice. Ask much more about the social significance of texts of holy scriptures in the local social context today. I am convinced that they have meaning. They are texts in which basic human experiences are thematised and can therefore develop relevance again and again.