eJournals Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik 38/2

Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik
0171-5410
2941-0762
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
2013
382 Kettemann

Hans-Peter Wagner, William Hogarth: Das graphische Werk – ein kommentierter Auswahlkatalog. Trier: WVT, 2013.

2013
Daniel Becker
Rezensionen AAA Band 38 (2013) Heft 2 242 However, she also points to the tremendous resistance which has in no small part changed the scene in the past few years. The “Idle No More” movement is just one of the examples and “resistance through music” has become a major ‘weapon’ in this fight. Knowledge preservation, the preservation of traditions, language, and stories leads us to section four, consisting for the most part of critical essays on individual literary works and their relevance to the theme of the compilation. P. Bakker’s piece about the Michif (mixture of Cree and French) language is an exception, as it can be related to the wider topic of language preservation and revitalization - through, among other things, literature - an issue still highly relevant in North America in the 21 st century. Successful efforts such as those of the Wampanoag, whose efforts concerning language revitalization have led to the first Michif mother tongue speaker in more than a hundred years and/ or language programs such as the one at Bemidji State University in Minnesota, where Ojibwe is taught, are wonderful positive examples. However, unfortunately, indigenous languages are still dying out at an alarmingly fast rate. The last section of the book opens up yet another door, namely film. Whereas new outlets for Native voices and the ability to present themselves authentically are touched upon in the article by E. Gruber, M. Holtz and K. Knopf discuss two features that build on stereotypical representations of indigenous peoples. Viewing them through a critical lens challenges the viewer to re-evaluate and re-assess their interpretations. Festschrifts are a difficult genre and will never find universal acclaim. However, there is a lot of interesting material in this volume and, depending on their focus and specific interests, readers will, in spite of the slightly misleading title, find much inspiring and innovative research. Heidrun Moertl Center for Inter -American Studies University of Graz, Austria Hans-Peter Wagner, William Hogarth: Das graphische Werk - ein kommentierter Auswahlkatalog. Trier: WVT, 2013. Daniel Becker Das Feld der Hogarth-Studien kann heute auf eine mehrere hundert Jahre überdauernde, und unzählige Interpretationsansätze umfassende Entwicklung zurückblicken. Eine Entwicklung welche bereits zu Lebzeiten des bekannten englischen Malers und Graphikers William Hogarth (1697-1764) im 18. Jahr- Rezensionen 243 hundert begann. Neben frühen, moralisierenden Interpretationen, die Hogarths oft als obszön empfundenes Werk einer puritanistischen ‚Reinigung‘ unterziehen wollten, waren es vor allem sich mit der Zeit wandelnde Gesellschaftsdiskurse, die diverse Neuinterpretationen seiner Werke nahelegten und dabei den kritischen Blick auf je unterschiedliche Aspekte seines künstlerischen Schaffens fokussierten. Diese Diversität resultiert zusätzlich auch aus der multidimensionalen Bedeutungskonstruktion in den einzelnen Werken selbst, die durch prägnante Text-Bild Divergenzen sowie intertextuelle und intermediale Referenznetzwerke ein vielseitig-pluralistisches Interpretationspotential entfesseln. Entsprechend schlägt sich diese enorme Spannbreite der Interpretationsansätze auch in der Hogarth-Forschung nieder: Von der Ikonographie über die Darstellung von Sexualität, fashion, race, ‚Pop-Kultur‘, Neurosen oder der Musik bis zur Analyse narrativer Muster sind alle denkbaren Aspekte verhandelt worden. Für Hogarth-Neulinge stellt die so rezipierte Komplexität des Hogarth-Werkes oftmals ein schier unüberwindbares Hindernis dar. Mit William Hogarth: Das graphische Werk (2013) stellt sich nun Hans-Peter Wagner der Aufgabe, die Komplexität von Hogarths Graphiken sowie der damit einhergehenden Forschung zu reduzieren und einen anfängerfreundlichen Zugang zum graphischen Werk des scharfsinnigen englischen Künstlers zu ermöglichen. Als Lehrbuch für literatur-, kultur-, und kunstwissenschaftliche Seminare konzipiert, richtet sich Wagners Auswahlkatalog hierbei vor allem „an Studierende […] der Fächer Anglistik […] und Kunstwissenschaft“ (Vorwort). In Abgrenzung zu bisher veröffentlichen Katalogen (vgl. Hinz/ Krug 1986; Paulson 1989; Hallet/ Ridding 2006) und deren, so Wagner, oft nicht aktuellen methodisch-theoretischen Fundierung, will der Autor hier in exemplarischer Fokussierung auf das graphische Werk, poststrukturalistische Ansätze verwenden, um besonders die oben erwähnte Komplexität und Vielschichtigkeit des Hogarth’schen Werkes in den Mittelpunkt zu stellen und so den Leser für einen produktiven Umgang mit den Graphiken zu sensibilisieren. Diesem übergeordneten Ziel der komplexitätsreduzierten Einführung in Hogarths graphisches Werk wird Wagner in den weitesten Teilen seines Kataloges gerecht. In einem allgemeinen ersten Teil geht Wagner in prägnantpräziser Manier auf allgemeine Aspekte der Biographie, der Produktionsverfahren der Kupferstiche sowie auf Hogarths Innovationen im Bereich der „Repräsentation und Erzählverfahren“ ein (13). Wagner arbeitet hier besonders Hogarths Bedeutung für spätere Entwicklungen der visuellen Kunst (u.a. für Film und Graphic Novels/ Comics [14]) heraus und schafft es somit die Aktualität des Künstlers zu propagieren. Diese allgemeinen Ausführungen zur grundlegenden Orientierung im ‚Hogarth-Universum‘ werden hierbei geschickt durch eine kritische Reflektion des bisherigen Forschungsstandes ergänzt, welche sowohl wichtige Hogarth-Kritiker (z.B. Ronald Paulson) chronologisch verortet als auch Schwerpunkte der Hogarth-Forschung (u.a. der immer noch dominante Ansatz der objektiven Hermeneutik) in ihre jeweiligen historischen und theoretischen Kontexte setzt. Die oben erwähnte Vielschichtigkeit der Interpretationsansätze erfährt somit eine chronologisch- Rezensionen 244 kategoriale Ordnung. Eine Auswahlbibliographie auf neuestem Stand schließt diese Orientierung in der bisherigen Hogarth-Forschung gewinnbringend ab. Der zweite Teil von William Hogarth: Das graphische Werk widmet sich der Präsentation und Kommentierung der wichtigsten graphischen Werke Hogarths selbst. Von frühen Werken wie den amüsanten Hudibras Illustrationen (1726) zu Samuel Butlers gleichnamiger Parodie der Don Quijote Erzählung über die „modern moral subject“-Graphiken A Harlot’s Progress (1732) und A Rake’s Progress (1735), bis zu späteren Werken wie z.B. The Times (1762) sind hier alle wichtigen Bestandteile des graphischen Hogarth-Kanons vertreten. Besonders hervorzuheben ist Wagners strukturierte und leicht zugängliche Kommentierung der Werke: Jedes Werk wird zunächst mit einem kurzen Überblick in den jeweiligen historischen Kontext gesetzt. Vor dem theoretischen Hintergrund des New Historicism (besonders in Anlehnung an Foucaults Diskursanalysen), stellt Wagner hier jeweils die wichtigsten diskursiven und intertextuellen Einflüsse und Kompositionselemente eines Werkes dar. Diese Grundlage erlaubt ihm wiederum die Komplexität der Werke als komplexes Konglomerat konkurrierender Diskurse zu spezifizieren. Nach dieser Sensibilisierung für die vielseitigen diskursiven Einflüsse werden jeweils die einzelnen Werke selbst erörtert. Die gleichzeitige Präsentation von Bild (schwarz-weiß, trotzdem sehr zufriedenstellende Qualität) und Text auf einer Doppelseite erleichtert die kognitive Verarbeitung. Die Kommentare selbst weisen auf Details der Darstellung und deren Bedeutung für die Interpretation der jeweiligen Graphik hin und bieten so einen Leitfaden zur produktiven Lektüre einer typischen Hogarth-Graphik. Wagner nimmt sich hier in der Kürze der Ausführungen zurück, erzwingt keine Interpretationen, weist zugleich aber ‚Eckpfeiler‘ möglicher Bedeutungskonstruktionen auf. Durch die strukturelle Wiederholung dieser Art des Kommentars verfestigt er so - didaktisch sinnvoll - ein Verständnis des interpretativen Vorgehens beim (noch ungeübten) Leser. Dieses anleitende Potential von Wagners Kommentaren kommt vor allem bei der Besprechung der seriellerzählenden Graphiken zur Geltung: Hier erzählen die Kommentare jeweils einzelne Etappen des gesamten Plots, die trotzdem zu jeder Zeit mit den Details der einzelnen Plates verbunden sind. Somit zeichnet er nicht nur die narrativen Linien der jeweiligen Graphik-Serie nach, sondern ermöglicht auch einen sehr gut nachvollziehbaren Zugang zu Hogarths satirischer Kritik, die die Leser durch eine Rekonstruktion der narrativen Elemente leicht kognitiv vernetzen kann. In seiner Kürze und Strukturiertheit sowie seiner theoretischen ‚Offenheit‘, erweist sich dieser Katalog so auch als Übungsbuch zur praktischen Anwendung theoretischer Modelle; ein unerlässliches Feature eines Lehrbuches. Paradoxerweise liegt aber gerade in dieser theoretischen Fundierung bzw. in der Propagierung eines theoretischen Paradigmenwechsels im ersten Teil des Buches eine kleine Schwäche: Während, wie oben erwähnt, der eigentliche Katalog die zu Beginn intendierten, poststrukturalistischen Theorien erfolgreich zur Anwendung bringt, werden die Legitimation und die Dringlichkeit eines Paradigmenwechsels hin zu jenen Theorien im allgemeinen, ersten Teil zu wenig herausgearbeitet. Zunächst liegt dies an Wagners Verhältnis zu Rezensionen 245 dem von ihm kritisierten biographischen Ansatz selbst: Obwohl er von Beginn an seine klare Abneigung gegen dieses Vorgehen kenntlich macht („Von solchen biographischen Interpretationen halte ich allerdings wenig“ [4]), ist das erste Kapitel der Biographie Hogarths gewidmet. Diese biographische Lektüre ist, so Wagner, lediglich der Versuch den Lesern eine typische und in der Forschung immer noch dominante Lesart von Hogarths Werken näherzubringen Doch gerade hier fehlen die Instrumente der Dekonstruktion mittels des von Wagner verwendeten, neuhistorischen Ansatzes: Historische Kontexte und Diskurse des 18. Jahrhunderts, wie man sie für eine Argumentation aus Sicht des New Historicism erwartet, werden hier kaum berücksichtigt, wodurch die Einführung in Hogarths Werke lediglich in oben erwähnter biographischer Lesart verhaftet bleibt. Gemäß Wagners starkem Eintreten für die Macht gesellschaftlicher Diskurse hätte man sich daher eine nähere Explikation eben jener Kontexte direkt zu Beginn gewünscht. Gemäß der Ablehnung des biographisch-intentionalen Ansatzes durch Wagner ist es daher auch überraschend, eine weitere Biographie, dieses Mal in tabellarischer Form, als Ende des ersten Teils zu lesen. Weiterhin stellt die Überblicksdarstellung der Hogarth-Interpretationen über die Jahrhunderte, die, wie oben erwähnt, an sich einen gelungenen ersten Einblick in die Hogarth-Forschung gewährt, die Dominanz des biographischen Ansatzes, nicht klar genug heraus. Hier wird der Fokus zu schnell auf Ronald Paulson gelegt, welchen er als „[d]as beste Beispiel dieser semantisch beschränkten […] Hogarth-Erklärung“ sieht (6). Ansätze des 19. Jahrhunderts (z.B. Henry Austin Dobsons Hogarth-Biographie von 1883) werden völlig außer Acht gelassen. Sieht man von diesen kleineren ‚Unschärfen‘ in der Herausarbeitung der von Wagner gewählten Approaches im theoretischen ersten Teil ab, so stellt William Hogarth: Das graphische Werk ein sehr gut gelungenes Lehrbuch für den Einsatz in literatur-, kultur-, und kunstwissenschaftlichen Seminaren dar. Durch seine übersichtliche Strukturierung, seine klare, nicht unnötigerweise verkomplizierende Sprache, seine Reduktion auf wesentliche Elemente, seine gut gelungene Orientierungshilfe im Feld der Hogarth-Forschung sowie die besonders gelungenen Kommentarsektionen im eigentlichen Auswahlkatalog, wird dieses Werk nicht nur zu einer sehr ansprechenden Hilfe für Hogarth-Neulinge (sowohl Studierende als auch interessierte Laien dürften hier gewinnbringend bedient werden), sondern auch - v.a. aufgrund der übersichtlichen Bibliographie sowie der visuellen Aufmachung des Kataloges selbst - zu einem sehr guten Nachschlagewerk. Für Hogarth-Neulinge oder für Hogarth-Interessierte, die einer Wissensauffrischung bedürfen, ist dieser handliche Auswahlkatalog daher definitiv empfehlenswert und sollte in keiner guten Institutsbibliothek fehlen. Literaturverzeichnis Dobson, Henry Austin (1883). Hogarth. London: Samson Low, Marston, Searle & Rivington.