eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 41/2

Fremdsprachen Lehren und Lernen
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Narr Verlag Tübingen
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2012
412 Gnutzmann Küster Schramm

Englisch als Verkehrssprache in Europa – identitätsstiftendes Medium für junge Europäer?

2012
Claus Gnutzmann
Jenny Jakisch
Joana Koenders
Frank Rabe
© 2012 Narr Francke Attempto Verlag FLuL 41 (2012) • Heft 2 C LAUS G NUTZMANN , J ENNY J AKISCH , J OANA K OENDERS , F RANK R ABE * Englisch als Verkehrssprache in Europa - identitätsstiftendes Medium für junge Europäer? Abstract. Against the backdrop of globalisation and the European integration process, identity concepts of young Europeans are becoming more diverse and complex. It is commonly assumed that language and identity are closely connected and that identities are shaped to a large extent through discursive practices. These interactions no longer take place in the mother tongue alone; in many instances, they are increasingly affected by the wide use of English as a lingua franca (ELF) in Europe. This raises the question whether a European identity should be built upon linguistic diversity, as officially promoted by the European Union, or whether the use of ELF could help to fulfil this unifying function. Drawing on a questionnaire survey conducted at the University of Braunschweig with 1061 students, the article investigates the potential role of ELF in the formation of a common European identity. 1. Einleitung Vor dem Hintergrund der Globalisierung und des Zusammenwachsens Europas werden Identitätsentwürfe junger Europäer zunehmend vielfältiger und komplexer. Unter dem vielschichtigen Geflecht von Faktoren, die den Prozess der Identitätsbildung beeinflussen und zur Entwicklung dynamischer Identitätskonstrukte beitragen, scheint insbesondere der Sprache eine zentrale Bedeutung zuzukommen. So nimmt man an, dass Sprache und Identität untrennbar miteinander verbunden sind und Identitäten durch * Korrespondenzadressen: Prof. Dr. Claus G NUTZMANN , Technische Universität Braunschweig, Englisches Seminar, Bienroder Weg 80, 38106 B RAUNSCHWEIG . E-Mail: c.gnutzmann@tu-bs.de Arbeitsbereiche: Das Englische als Welt- und Wissenschaftssprache und seine Vermittlung, Englische Grammatik und ihre Didaktik, Kontrastive Linguistik und Fehleranalyse, Fachsprachen. Jenny J AKISCH , wissenschaftliche Mitarbeiterin, Technische Universität Braunschweig, Englisches Seminar, Bienroder Weg 80, 38106 B RAUNSCHWEIG . E-Mail: j.jakisch@tu-bs.de Arbeitsbereiche: Englisch als europäische Verkehrssprache, Mehrsprachigkeitsdidaktik, Praktika und Praxis in der Lehrerbildung. Joana K OENDERS , Studienreferendarin am Studienseminar Braunschweig. E-Mail: joana.koenders@gmx.de Arbeitsbereiche: Englisch als Lingua franca in Europa, Darstellendes Spiel als bilinguales Sachfach. Frank R ABE , wissenschaftlicher Mitarbeiter, Technische Universität Braunschweig, Englisches Seminar, Bienroder Weg 80, 38106 B RAUNSCHWEIG . E-Mail: f.rabe@tu-bs.de Arbeitsbereiche: Englisch als Wissenschaftssprache, Wissenschaftliches Schreiben in der Fremdsprache Englisch, Didaktik des Bilingualen Sachfachunterrichts. Englisch als Verkehrssprache in Europa - identitätsstiftendes Medium für junge Europäer? 61 FLuL 41 (2012) • Heft 2 Sprechhandlungen beeinflusst werden. Sprachliches Handeln findet jedoch nicht mehr nur in den jeweiligen Nationalsprachen statt, sondern wird zunehmend auch von anderen Sprachen, insbesondere durch das Englische in seiner Funktion als Lingua franca in Europa, beeinflusst (vgl. J ENKINS 2007; S EIDLHOFER 2011a). Offiziell hat sich die Europäische Union der Förderung individueller Mehrsprachigkeit verschrieben, um die Europa kennzeichnende Situation der sprachlichen und kulturellen Vielfalt („unity in diversity“) bewusst zu erhalten, Verständigung und Mobilität über Sprachgrenzen hinweg zu ermöglichen und die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Identität auf Grundlage der verschiedenen Nationalsprachen unter Europäern zu fördern. Gemäß den Vorgaben der europäischen Sprachenpolitik soll jeder Bürger Europas daher zusätzlich zur Muttersprache über ausbaufähige Kenntnisse in zwei weiteren, vorzugsweise europäischen, Fremdsprachen verfügen („M+2“). Aufgrund des hohen kommunikativen Nutzens des Englischen sowie seiner Präsenz im Alltag junger Europäer ist Englisch allerdings schon längst die de facto Lingua franca Europas. Dass das Englische in interkulturellen Begegnungssituationen das zentrale, nicht selten einzige, Kommunikationsmedium ist, lässt vermuten, dass nicht das Nebeneinander vieler Sprachen, sondern die Verwendung einer gemeinschaftlich geteilten Sprache wie dem Englischen die Kommunikation erleichtern und das gegenseitige Verstehen unter Europäern befördern kann. Insbesondere wenn sich in Europa eine eigene Form des Englischen herausbilden sollte (z.B. Euro-Englisch), die sich beispielsweise in Aussprache, Grammatik und Wortschatz vom britischen und amerikanischen Englisch unterscheidet und somit zur Abgrenzung vom angloamerikanischen Bezugsraum beiträgt, könnte Englisch als Verkehrssprache in Europa zur Entstehung einer gemeinsamen europäischen Identität beitragen. Um zu untersuchen, welche Rolle Englisch als Lingua franca (ELF) in diesem Prozess einnimmt, wurden im Rahmen einer an der Technischen Universität Braunschweig durchgeführten Studie mittels eines anonymisierten Fragebogens Daten von Studierenden des 1. und 2. Studienjahres aus vier verschiedenen Fachrichtungen (Anglistik, Germanistik, Lebenswissenschaften, Maschinenbau) erhoben. 1 Folgende Untersuchungsfragen standen dabei im Vordergrund: 1. Welche Bedeutung messen die Teilnehmer der Studie dem Englischen als Lingua franca bei? 2. Gibt es für die Studierenden bereits so etwas wie eine europäische Identität, und wenn ja, wodurch zeichnet sich diese aus? 3. Was begünstigt aus sprachlicher Perspektive die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Identität: sprachliche Vielfalt oder eine Gemeinschaftssprache wie Englisch? Um diese Fragen beantworten zu können, wird im vorliegenden Beitrag zunächst der Identitätsbegriff in seiner individuellen (Abschn. 2.1) und europäischen Bedeutung 1 Wir danken allen Studierenden und Lehrenden der TU Braunschweig, die an der Erhebung mitgewirkt haben. 62 Claus Gnutzmann, Jenny Jakisch, Joana Koenders, Frank Rabe FLuL 41 (2012) • Heft 2 (Abschn. 2.2) genauer gefasst. Anschließend stellen wir unterschiedliche Positionen zur Rolle des Englischen vor (Abschn. 2.3) und diskutieren das Potenzial von (Euro-) Englisch als Quelle für eine gemeinsame europäische Identität (Abschn. 2.4). Es folgt die Beschreibung des methodischen Vorgehens bei der empirischen Erhebung (Abschn. 3), bevor deren Ergebnisse anhand obiger Leitfragen dargestellt (Abschn. 4) und die zentralen Erkenntnisse der Untersuchung zusammengefasst werden (Abschn. 5). 2. Englisch als identitätsstiftendes Medium in Europa - theoretische Vorüberlegungen 2.1 Sprache als identitätsstiftendes Medium Nach alltagssprachlichem Verständnis gibt der Begriff Identität Auskunft darüber, wer man ist, wie man über sich selbst denkt und wie man von anderen gesehen wird. Fachsprachlich formuliert stellt Identität „das Bewusstsein dar, das ein Individuum von sich selbst hat und ist sowohl auf das Erleben seiner Einmaligkeit als auch auf seine individuelle soziale Verortung bezogen“ (T ENORTH / T IPPELT 2007: 331). Die kulturelle Identität von Individuen und Gemeinschaften wird geprägt von moralischen, gesellschaftlichen und politischen Wertvorstellungen, Religion, der alltäglichen Lebenswelt und der Sprache. Letztere vor allem deshalb, weil Identität durch Abgrenzung gegenüber anderen entsteht und Sprache diese separierende Funktion übernehmen kann, und weil sich Identität durch sprachliches, aber auch nicht-sprachliches, Kommunizieren konstituiert, verändert und weiterentwickelt. Sprachliche Identität bzw. „linguistic identity“ 2 wird von B LOCK (2007: 43) definiert als „relationship between one’s sense of self and different means of communication, understood in terms of language, a dialect or sociolect, as well as multimodality”. Charakteristisch für diese Definition ist, dass sie über das Sprachliche weit hinausgeht, denn der Autor plädiert sogar dafür, „linguistic identity“ durch „multimodal identity“ zu ersetzen, um so den multisensorischen Begleiterscheinungen des Sprachlichen wie „hairstyle, clothing, facial expressions, gait“ (ebd.: 41) besser gerecht zu werden. Wenngleich es richtig ist, dass diese Faktoren für die Identitätsbildung von Individuen und Gruppen von Belang sein können, so erscheinen sie im Rahmen der hier verfolgten und auf die europäische Sprachenpolitik gerichteten Fragestellungen weniger relevant. Aus diesem Grund wurde der vorliegenden Untersuchung ein engerer Begriff sprachlicher Identität zugrunde gelegt, und es wird davon ausgegangen, dass Identität sich durch sprachliches Handeln in verschiedenen Kontexten und unterschiedlichen Formen herausbildet - die Nutzung einer oder mehrerer Fremdsprachen eingeschlossen. Während man in früheren Ansätzen, die von der Einsprachigkeit und Einheitskultur von Sprachgemeinschaften ausgingen, eine Eins-zu-Eins Beziehung von Sprache und 2 Zum Thema Sprache und Identität seien exemplarisch E DWARDS (2009), J ANICH / T HIM -M ABREY (2003), J OSEPH (2004) und K RESIC (2006) genannt. Englisch als Verkehrssprache in Europa - identitätsstiftendes Medium für junge Europäer? 63 FLuL 41 (2012) • Heft 2 ethnischer Identität annahm, scheint in Zeiten der Internationalisierung und Globalisierung sowie der damit verbundenen Zunahme von Mehrsprachigkeit eher ein dynamischer, plurielle Identitäten einschließender Identitätsbegriff angemessen zu sein, denn „[a]t any given time a person’s identity is a heterogeneous set made up of the names or identities, given to and taken up by her“ (T ABOURET -K ELLER 1997: 316). Allerdings bleibt auch bei einem solchen flexibleren Identitätsverständnis offen, in welchem Umfang und mit welcher Qualität sich Veränderungen ergeben: Ist davon auszugehen, dass die Identität eines Menschen im Kern stabil bleibt, sodass sich lediglich Facetten wandeln, oder kann beispielsweise das Erlernen und die häufige Verwendung einer Fremdsprache bewirken, „die linguistisch konzeptualisierten und kulturell präfigurierten narrativ-diskursiven Typen von monokulturellen Identitätskonstrukten grundlegend zu erschüttern“ (W ITTE 2008: 136)? 3 Als Reaktion auf eine solche Bedrohung der eigenen Identität kann eine Distanzierung gegenüber der fremden Sprache erfolgen, aber auch eine zunehmende Akzeptanz derselben und damit ein stärkeres Sich-Einlassen auf das Fremde, ein Sich-Mit-Ihm-Identifizieren, sind vorstellbar (vgl. ebd.). Es stellt sich daher die Frage, welche Auswirkungen die hohe Verbreitung des Englischen auf die Identitätskonstrukte von Europäern hat. 2.2 Gibt es bereits Formen einer europäischen Identität - und wenn ja, wodurch sind sie gekennzeichnet? Im Anschluss an die Überlegungen des vorherigen Abschnitts muss für die Frage, ob bereits Formen einer europäischen Identität existieren, zunächst geklärt werden, was konkret unter dem Begriff ‚europäische Identität‘ verstanden wird. N ISSEN (2004: 21) geht beispielsweise davon aus, dass man von europäischer Identität sprechen kann, wenn „sich Menschen in Europa kognitiv und emotional mit Europa als einem abgrenzbaren Raum verbunden fühlen“. Ist eine solche Verbundenheit mit Europa aber überhaupt vorhanden? 57% der Deutschen gaben in der Eurobarometer-Studie im Herbst 2006 an, sich ‚manchmal‘ oder ‚oft‘ als Europäer zu fühlen, europaweit sind es im Vergleich 54% (vgl. E UROPÄISCHE K OMMISSION 2006: 37). Trotz dieser Zahlen und eines feststellbaren Trends zu einer wachsenden Verbundenheit mit der Europäischen Union unter jungen Europäern (ebd.: 38) ist jedoch fraglich, ob sich diese Haltung auf eine gemeinschaftlich geteilte Auffassung von europäischer Identität gründet. Es ließe sich vermuten, dass viele Bürger sich unter diesem Begriff, der zweifelsohne noch kein feststehender ist, wenig vorstellen können und die Herausbildung einer gemeinsamen europäischen Identität noch in den Anfängen steckt. 4 Eine generelle Verbundenheit mit der EU ist also bei einem Teil der Europäer vorhanden. Bedeutend schwieriger wird es jedoch bei der Frage, wodurch diese Verbun- 3 Zum Verhältnis von Identität und Sprachenlernen vgl. N ORTON (1997, 2000). 4 Vgl. dazu G NUTZMANN (2008: 19) und M OLLIN (2006: 60f.). Ähnlich kommt auch K ÜSTER (2007: 43) zu der Einschätzung, „dass in weiten Teilen der Bevölkerung die Identifikation mit dem Europa-Gedanken nicht bzw. noch nicht sehr ausgeprägt ist“. 64 Claus Gnutzmann, Jenny Jakisch, Joana Koenders, Frank Rabe FLuL 41 (2012) • Heft 2 denheit zustande kommt bzw. welche Werte, Normen, Institutionen usw. diese Identifikation hervorrufen. In der Eurobarometer-Studie von 2011 nennen die Europäer bei dieser Frage mit Abstand die Reisefreiheit (45%) und den Euro (38%) (E UROPÄISCHE K OMMISSION 2011: 36) auf den vorderen Plätzen. Aber auch Geldverschwendung, Frieden, mehr Mitsprache in der Welt, Bürokratie, kulturelle Vielfalt und Demokratie (24-20%) sind Vorstellungen, die die EU-Bürger mit Europa assoziieren (vgl. ebd.: 36). Zudem ist es wahrscheinlich, dass das Christentum als kulturelles Erbe Europas, die gemeinsame Geschichte, kulturelle Ähnlichkeiten und gemeinsame wirtschaftliche und politische Interessen eine wichtige Rolle spielen. Dass Bezugspunkte für eine europäische Identität nicht genau zu bestimmen sind, zeigt jedoch erneut, dass sie erst im Entstehen begriffen ist. Für die meisten Europäer ist zudem die eigene nationale Identität nach wie vor wichtig. Die Europäische Union ist daher darum bemüht, die Identitäten der einzelnen Nationalstaaten zu erhalten (vgl. C AVIEDES 2003: 249). Eine gemeinsame europäische Identität als übergeordnetes Konstrukt muss jedoch nicht im Konflikt mit den nationalen Identitäten stehen und wird diese kaum ablösen oder ersetzen können (vgl. F IELD 1998: 246ff.), zumal ein dynamisches Konzept von Identität, wie es zuvor beschrieben wurde, multiple Identitäten zulässt. 2.3 Englisch als Lingua franca vs. Mehrsprachigkeit - unterschiedliche Positionen zur Rolle des Englischen in Europa Ohne Frage ist die englische Sprache in Europa von zentraler Bedeutung. Allerdings wird dies von der Europäischen Union nur bedingt anerkannt und teilweise sogar tabuisiert (vgl. H OUSE 2006: 91; G NUTZMANN 2008: 21; S EIDLHOFER 2011b: 134), ist doch das Englische offiziell nur eine Nationalsprache unter vielen. Inoffiziell hat sich Englisch jedoch schon längst zur faktischen Lingua franca Europas entwickelt und findet nicht nur Anwendung in interkulturellen Begegnungssituationen, sondern wird in der Regel auch als erste Fremdsprache in den verschiedenen EU-Mitgliedsländern gelernt. Obgleich die Vielfalt der Sprachen und Kulturen ein typisch europäisches Charakteristikum ist, stellt sich die Frage, wie mit dieser Sprachenvielfalt umgegangen werden sollte. Kann die Kommunikation in Europa auf den Nationalsprachen der einzelnen Staaten basieren, oder braucht Europa eine gemeinsame Verkehrssprache, wie z.B. Englisch? Was begünstigt aus sprachlicher Perspektive die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Identität: Der bewusste Erhalt der sprachlichen Vielfalt, wie von der EU-Sprachenpolitik intendiert, oder eine Gemeinschaftssprache wie das Englische, insbesondere in seiner europäischen Ausprägung als Euro-Englisch? Wie bereits oben dargestellt, hat sich die EU dem Erhalt und der Förderung der kulturellen und sprachlichen Vielfalt in Europa verschrieben und setzt sich für das Konzept der Mehrsprachigkeit ein. Die von ihr anvisierte individuelle Mehrsprachigkeit ist dabei nicht zuletzt auch Ausdruck der Sorge vor einer angelsächsischen Vormachtstellung bzw. einer zunehmenden Dominanz angloamerikanischer Werte. Mit dem Anspruch, alle Europäer in die Lage zu versetzen, in mindestens zwei Sprachen kommunizieren zu können (von denen eine Englisch sein kann), ist damit auch das Ziel ver- Englisch als Verkehrssprache in Europa - identitätsstiftendes Medium für junge Europäer? 65 FLuL 41 (2012) • Heft 2 bunden, der drohenden Übermacht des Englischen ein Gegengewicht entgegenzustellen und die europäischen Sprachen zu stärken (vgl. C AVIEDES 2003: 254; F IELD 1998: 251). Zudem spielt bei den sprachenpolitischen Bestrebungen der EU die Sorge um eine mögliche Benachteiligung von Nichtmuttersprachlern des Englischen eine Rolle, müssen diese doch z.T. erheblichen Aufwand betreiben, um entsprechende Kompetenzen im Englischen zu erwerben. Ferner könnte der extensive Gebrauch des Englischen zu Domänenverlusten in den jeweiligen Muttersprachen führen und somit Auswirkungen auf die Entwicklung individueller Identitätsentwürfe haben. So argumentierte M UNDSCHAU (1995: 345) schon vor vielen Jahren: Die Sprache ist […] der Schlüssel zur europäischen Einigung. Der Wille dahin wird an der Qualität des zukünftigen Sprachverhaltens gemessen. Eine europäische Einheitssprache wird es niemals geben. Sprache bedeutet Identität, und mit dem Verlust der eigenen Identität möchte niemand zum Europäer werden. Die Nutzung einer gemeinsamen Sprache innerhalb Europas könnte folglich die existierenden sprachlichen und kulturellen Besonderheiten nicht in angemessener Form widerspiegeln und daher dem plurilingualen Charakter Europas nicht ausreichend Rechnung tragen. Gleichwohl ist zu fragen, inwiefern die beteiligten Europäer sich von einem Sprach- und damit verbundenen möglichen Identitätsverlust betroffen sehen. Gerade junge Europäer, in deren Leben das Englische eine wachsende Bedeutung einnimmt und die häufig in ihrem Alltag vom Englischen umgeben sind, definieren ihre Identität - vermutlich ohne sich dessen bewusst zu sein - schon längst zu einem Teil durch die englische Sprache („Englisch ist cool“). Von vielen Seiten wird die Umsetzbarkeit des Mehrsprachigkeitskonzepts der EU daher in Frage gestellt. So bezeichnen es D E F LORIO -H ANSEN / H U (2007: X) beispielsweise als „utopisch“, dass jeder EU- Bürger über handlungsbezogene Kenntnisse in mindestens zwei Fremdsprachen verfügen soll. Dieser zwar wünschenswerte Anspruch wird momentan tatsächlich noch nicht einmal durch die Schulbildung verwirklicht, da in Deutschland beispielsweise nur Abiturienten zwei Fremdsprachen erlernen müssen, von denen zudem eine Latein sein kann. Des Weiteren wird die Praktikabilität des Anspruchs nach gelebter Mehrsprachigkeit in Europa angezweifelt. Individuelle Mehrsprachigkeit nütze nichts, so S EIDLHO - FER (2011b: 134), wenn sie vom Gegenüber nicht geteilt wird oder wenn man mit einem Sprecher der vielen anderen europäischen Staaten kommunizieren will, deren Sprache man selbst nicht beherrscht. Immerhin gibt es in Europa derzeit 23 offizielle Amtssprachen, von denen in der EU-internen Kommunikation vor allem Englisch, Französisch und Deutsch als Arbeitssprachen verwendet werden. Angesichts der daraus folgenden potenziellen Sprachenkonstellationen erscheint die Möglichkeit, auf eine gemeinsam geteilte Sprache wie das Englische zurückgreifen zu können, weitaus erfolgversprechender. Auch die von der EU präferierte Gleichberechtigung aller europäischen Sprachen hat in der Realität kaum Bestand, denn „it is common knowledge that some languages in the European context are more equal than others“ (H OUSE 2008: 64). So dominiert Englisch nicht nur das schulische Fremdsprachenlernen, sondern fin- 66 Claus Gnutzmann, Jenny Jakisch, Joana Koenders, Frank Rabe FLuL 41 (2012) • Heft 2 det innerhalb Deutschlands auch Einsatz im bilingualen Sachfachunterricht, obwohl dieser ursprünglich - als Resultat des Deutsch-Französischen Kooperationsvertrages von 1963 - auf das Französische ausgerichtet war. Diese sprachliche Hierarchie kann durch das schulische Fremdsprachenangebot nur bedingt durchbrochen werden, da Lerner vor allem Interesse an solchen Sprachen haben, die weit verbreitet und somit in ihren Augen nützlich sind (vgl. S EIDLHOFER 2011b: 139; C OULMAS 1992). Dass das Englische hier eine Sonderrolle einnimmt und im Allgemeinen mit hohen beruflichen Chancen und einem großen persönlichen Nutzen in Verbindung gebracht wird, liegt auf der Hand. Es erscheint daher fraglich, inwiefern ein von der EU gegen den Willen der Bürger auferlegtes Mehrsprachigkeitskonzept von nachhaltigem Erfolg sein kann, denn es gilt: Mehrsprachigkeit lässt sich […] nicht ‚verordnen‘. Die Vorstellung von der zentralen Bedeutung von Verständigung und wechselseitigem Verstehen in Europa wird sich nur dann verwirklichen lassen, wenn die beteiligten Menschen - Schüler, Lehrer, Eltern - für diese Leitidee gewonnen werden können (N EUNER 2005: 176). Trotz der Bestrebungen der EU, Mehrsprachigkeit in Europa zu fördern und zu erhalten, sollte die herausragende Rolle des Englischen in Europa nicht ignoriert werden. 2.4 Das Potenzial von (Euro-)Englisch als Quelle einer gemeinsamen europäischen Identität Es ist deutlich geworden, dass die Quellen einer europäischen Identität oder dem, was sich gerade dazu entwickelt, mannigfaltig und noch unbestimmt sind. Darüber hinaus stellt sich angesichts der zuvor beschriebenen Vormachtstellung des Englischen innerhalb Europas zunehmend die Frage, ob sprachliche Gemeinsamkeiten, wie sie zum Beispiel der Gebrauch des Englischen als europäische Lingua franca herstellen könnte, die Basis für eine europäische Identität bilden, oder ob nicht vielmehr sprachliche Unterschiede, wie im Mehrsprachigkeitsansatz der europäischen Sprachenpolitik verankert, identitätsstiftend sein können. An diesem Vorhaben der EU-Sprachenpolitik kann jedoch kritisiert werden, dass eben jene Vielfalt der Sprachen in der EU die Bildung einer europäischen Kultur verhindere, weil ein wichtiger Aspekt von Kultur, nämlich die gemeinsame Sprache, fehle. Um Gemeinschaft herzustellen, so S EIDLHOFER (2011b: 138), müssen auch Gemeinsamkeiten, wie beispielsweise die Nutzung einer gemeinsamen Sprache, geschaffen werden. Daher wäre es ebenso vorstellbar, dass von der Verwendung der englischen Sprache ein identitätsstiftendes Potenzial für Europa ausgeht. Deshalb sollte überlegt werden, ob die Rolle des Englischen als europäische Verkehrssprache aus (sprachen-)politischen Erwägungen weiterhin eingeschränkt oder ob ihre de facto-Position nicht nur toleriert, sondern sogar unterstützt werden sollte. Ein identitätsstiftendes Potential könnte insbesondere auch von einem sogenannten Euro-English ausgehen, d.h. einer Form des Englischen, die in Europa gesprochen wird und sich bezüglich Aussprache, Grammatik und Wortschatz vom amerikanischen und britischen Englisch unterscheidet. So nehmen Englisch als Verkehrssprache in Europa - identitätsstiftendes Medium für junge Europäer? 67 FLuL 41 (2012) • Heft 2 einige Forscher an, dass ELF nicht nur Medium der paneuropäischen Kommunikation ist, sondern von den Nutzern unter Loslösung von den inner circle-Normen englischer Muttersprachler (K ACHRU 1985) weiterentwickelt und eigenständig geprägt wird. Anhand der Daten des VOICE (Vienna Oxford International Corpus of English) stellten beispielsweise S EIDLHOFER und ihr Team fest, dass ELF-Verständigung von bestimmten strukturellen Merkmalen und Formulierungen gekennzeichnet ist, „which by native-speaker standards would be ,errors‘ but are generally unproblematic and no obstacle to communicative success“ (S EIDLHOFER 2005). Dazu zählen u.a. die Reduzierung der Verbkonjugation durch Verzicht auf das „third-person singular present tense -s“ (she like) oder die Pluralbildung für Nomen, die im Standardenglischen keine Mehrzahl haben (informations, advices) (vgl. ebd.). Zudem kann bereits beobachtet werden, dass gängige Ausdrücke aus den europäischen Sprachen durch den Prozess der discoursal nativization (M ODIANO 2001: 14), d.h. die kommunikative Akzeptanz vormals inkorrekter Phrasen und Ausdrucksweisen, Eingang in das in Europa gesprochene Englisch gefunden haben. Das Englisch, das hier gesprochen wird, weist also bereits einige charakteristische Merkmale 5 auf. Vor dem Hintergrund eines veränderten Anwendungskontextes des Englischen erhalten die damit verbundenen Verstöße gegen die sprachliche Richtigkeit möglicherweise besonders in Lehr-Lern-Kontexten eine andere Bedeutung, denn „learners may well need to be able to talk ,to‘ native speakers of English, but they will not need to be able to talk ,as‘ native speakers of English“ (A LE - XANDER 1999: 27). Es gibt also durchaus Anzeichen für eine spezifische Anpassung des Englischen an nichtmuttersprachliche Kontexte. Ob Euro-Englisch jedoch den Status einer eigenen Varietät für sich beanspruchen kann, ist ebenso umstritten wie die Frage, ob es überhaupt von den Europäern akzeptiert wird oder werden könnte. So argumentiert beispielsweise J AMES (²2008: 140), dass sich die Europäer an den Standardvarietäten des britischen und amerikanischen Englisch orientieren und somit Belege für die Entwicklung eines Euro-English fehlen. Und M ODIANO (2003: 35) gibt zu bedenken, dass ein Euro-Englisch nicht als eigenständige Form des Englischen anerkannt werden würde, solange ein Muttersprachlerideal als Vorbild für das Englischlernen in Europa dominiert und damit eine Sprachenhierarchie besteht. Auch empirische Beweise für die Existenz von Euro-Englisch als endonormative Varietät sind rar, sodass M OLLIN (2006: 1) festhält: „Euro-English seems to be the Yeti of English varieties: everyone has heard of it, but no one has ever seen it“. Wenngleich sich also das in Europa gesprochene Englisch vom britischen und amerikanischen Englisch unterscheidet, kann der Prozess zur Bildung und besonders zur Akzeptanz eines Euro-Englisch - sollte es existieren - jedoch bestenfalls als in den Anfängen befindlich beschrieben werden. Ungeachtet dessen, ob es ein solches Euro-Englisch bereits gibt, könnte in ihm ein besonderes identitätsstiftendes Potential liegen, da es als eigene europäische Form des Englischen eine „neutrale“ Sprache wäre, die unabhängig von den englischen Muttersprachlern und den damit verknüpften Kulturen existieren würde (vgl. G NUTZMANN 5 Weitere Beispiele finden sich bei A LEXANDER (1999: 27 f). 68 Claus Gnutzmann, Jenny Jakisch, Joana Koenders, Frank Rabe FLuL 41 (2012) • Heft 2 2008: 26). Somit wäre es ein vorstellbares Identifikations- und Abgrenzungsmedium für Europäer. Eine eigene Form des Englischen in Europa, die von Nichtmuttersprachlern geformt wird, wäre also ein möglicher Lösungsweg aus dem Dilemma, dass einerseits eine gemeinsame europäische Sprache einer europäischen Identität zuträglich wäre, andererseits aber eine einzige Verkehrssprache in Europa als Bedrohung der Mehrsprachigkeit gesehen wird (vgl. S EIDLHOFER 2011b: 133). Euro-English böte die Möglichkeit, fremdbzw. zweitsprachliche Identitäten zu schaffen, die den sozialen und kulturellen muttersprachlichen Hintergrund der Einwohner der verschiedenen Mitgliedsländer berücksichtigen. Grundlage dafür ist jedoch, dass Euro-English von den Europäern als eigenständige Varietät des Englischen anerkannt und einer Mehrheit der Nutzer des Englischen verwendet wird. Dafür müsste es aber auch in prestigeträchtigen Kontexten, beispielsweise als Unterrichts- und Behördensprache, verwendet werden (vgl. G NUTZMANN 2008: 30). Dies ist allerdings insofern problematisch, als Euro-English häufig mit mangelnder Sprachbeherrschung in Verbindung gebracht wird (vgl. M ODIANO 2003: 35). Folgt man dieser Argumentation, so kann man annehmen, dass Englisch in Europa eher funktionales Kommunikationsmedium bleiben wird, anstatt als eigene Form Symbol einer kulturellen europäischen Identität zu werden. 3. Die empirische Erhebung: Methodisches Vorgehen Um den zuvor diskutierten Fragen nachzugehen, wurden in einer empirischen Erhebung an der Technischen Universität Braunschweig 1061 Studierende aus den Fachrichtungen Anglistik, Germanistik, Lebenswissenschaften und Maschinenbau im 1. und 2. Studienjahr befragt. Die Wahl fiel aus verschiedenen Gründen auf die genannte Zielgruppe: Das Aufwachsen in alltäglicher Präsenz des Englischen lässt vermuten, dass sich ein Einfluss der englischen Sprache auf eine europäische Identität am deutlichsten bei jungen Europäern zeigt. In dieser Hinsicht könnten die Auffassungen der Studierenden als Indikator für einen sprachlich-sozialen Wandel verstanden werden. Zum anderen ist vorstellbar, dass Teilnehmer, die ein sprachliches Fach studieren, eine andere Einstellung zum Themenkomplex haben als Studierende technischer und naturwissenschaftlicher Fächer. Um das entsprechende mögliche Meinungsspektrum einzufangen, erschien es daher wichtig, Studierende verschiedener Studienrichtungen bzw. Wissenschaftskulturen in die Erhebung einzubeziehen. Dass für die Untersuchung ein Fragebogen und somit ein eher quantifizierendes Erhebungsinstrument gewählt wurde, liegt u.a. im Wunsch begründet, über exemplarische Einzelfälle hinausgehende Aussagen treffen zu können und in kurzer Zeit Daten einer großen Anzahl von Teilnehmern zu einem begrenzten thematischen Feld zu erheben. Hinzu kommt die Vertrautheit der Studierenden mit diesem Erhebungsinstrument 6 , sodass Erklärungen zum Ausfüllen auf ein Minimum beschränkt werden können. 6 Bekannt sind Umfragen z.B. aus den am Ende eines Semesters stattfindenden Lehrevaluationen. Englisch als Verkehrssprache in Europa - identitätsstiftendes Medium für junge Europäer? 69 FLuL 41 (2012) • Heft 2 Die Entwicklung des Fragebogens vollzog sich in mehreren, teilweise rekurrierenden Schritten: Basierend auf der wissenschaftlichen Literatur zu den Themenfeldern sprachliche Identität und Englisch als Lingua franca wurden Fragestellungen entwickelt, die im Anschluss in Fragebogenitems überführt wurden. Dieses Vorgehen, auch als „analytisch-nomologisch“ charakterisiert (G ROTJAHN 2003: 495), lässt sich als „die systematische Überprüfung von Hypothesen an der Realität“ (ebd.) beschreiben. Im Gegensatz zu einer explorativ-interpretativen Methodik (ebd.) stehen hier zentrale Annahmen bereits vor der Erhebung fest und sollen mithilfe des Erhebungsinstruments an der Zielgruppe überprüft werden. Die aus den Fragestellungen operationalisierten Items wurden im anschließenden Pretest mit einer Gruppe von Studierenden getestet und danach erneut überarbeitet. Diese Testung hatte u.a. als Ziel, etwaige Verständnisprobleme beim Ausfüllen vor der eigentlichen Erhebung zu klären. Der so entstandene Fragebogen wurde mithilfe der webbasierten Software EvaSys in digitale Form gebracht und für die Umfrage ausgedruckt. Ausschlaggebend für die Umsetzung mit EvaSys war neben der Verfügbarkeit eines attraktiven Layouts vor allem die Möglichkeit, die große Zahl an Fragebögen automatisch einscannen und einer ersten Auswertung unterziehen zu können. Die von EvaSys angebotene Datenaufbereitung beinhaltet u.a. eine Darstellung der absoluten bzw. relativen Häufigkeiten sowie die Berechnung des Mittelwertes, der Standardabweichung und der Enthaltungen. Die Nutzung vorgegebener Antwortoptionen ermöglicht eine dem Gegenstandsbereich angemessene thematische Fokussierung. Eine Erweiterung ausgewählter Items durch die halboffene Antwortkategorie „Sonstiges“ bot den Befragten jedoch die Gelegenheit, zuvor nicht Angegebenes zu ergänzen und so ihre eigene Sichtweise zum Ausdruck zu bringen. Durch eine abschließende offene Frage wurden die Studierenden zudem animiert, sich zum Themenkomplex in eigenen Worten zu äußern und eine individuelle Begründung zu entwickeln, sodass dieses Vorgehen als Kompromiss zwischen der notwendigen Strukturierung des Fragebogens und der Möglichkeit eigener Relevanzsetzung betrachtet werden kann. Die Antworten auf diese Frage werden aus Platzgründen in diesem Beitrag allerdings nur randständig thematisiert. Inhaltlich ist das Erhebungsinstrument in drei Teile gegliedert: Der erste Teil („Allgemeine Angaben“) erfasst personenbezogene Daten (z.B. Semester, Geschlecht) sowie Daten zur Fremdsprachennutzung und (Fremd-)Sprachenkompetenz der Befragten. In Teil zwei („Europa und Sprachenpolitik“) werden die Studierenden zu sprachenpolitischen Ideen wie dem „M+2“-Konzept und zur Rolle Europas für ihre Identitätsbildung befragt. Der dritte und letzte Teil („Englisch in Europa“) befasst sich mit der zukünftigen Rolle des Englischen als Lingua franca in der EU und behandelt Fragen zur Verwendung und Kodifizierung des Englischen. Angesichts des Umstandes, dass nicht alle Studierenden mit dem Thema der Untersuchung vertraut sein dürften, wurde der Begriff „Lingua franca“ durch den leichter verständlichen Ausdruck „Verkehrssprache“ ersetzt und das Konzept „Euro-Englisch“ zunächst kurz erläutert. In der Umfrage werden folgende Fragetypen verwendet: Items, die eine Einordnung zwischen zwei Polen verlangen, wie z.B. „Englisch sollte die einzige offizielle Behördensprache der EU sein“, wurden mit Skalafragen eruiert. Für die meisten Fragen die- 70 Claus Gnutzmann, Jenny Jakisch, Joana Koenders, Frank Rabe FLuL 41 (2012) • Heft 2 ses Typs wurde eine 4-stufige Likert-Skala verwendet (z.B. stimme vollkommen zu, stimme eher zu, stimme eher nicht zu, stimme gar nicht zu). Das Erzwingen einer Positionierung durch das Vermeiden einer neutralen Antwortkategorie (forced choice) soll den „Informationsgehalt“ des Fragebogens erhöhen (vgl. R AAB -S TEINER / B ENESCH 2008: 55) bzw. die Tendenz zu einem mittleren Ankreuzverhalten verringern. Als Ausgleich für diesen ‚Zwang‘ wurde aber eine zusätzliche „weiß nicht“-Kategorie eingeführt. Diese Kombination macht einerseits eine Entscheidung der Befragten erforderlich, andererseits bietet sie den Studierenden die Option auszudrücken, dass sie sich zu diesem Item nicht positionieren können oder wollen. Dadurch sollte vor allem eine fragentypbedingte Verfälschung der Ergebnisse des Fragebogens verhindert werden. Single Choice-Fragen ähneln Skalafragen darin, dass sie nur eine Antwort zulassen. Im Unterschied zu Skalafragen sind die Antwortoptionen nicht skalierbar. Dieser Fragentyp wurde beispielsweise für die Frage nach dem Geschlecht der Teilnehmer eingesetzt (männlich, weiblich). Multiple Choice-Fragen wurden dort verwendet, wo mehrere Antworten zulässig bzw. erwünscht sind, wie z.B. in dem Item „Wo benutzen Sie die englische Sprache? “ (im Studium, im Nebenjob, in der Familie, in der Freizeit, im Urlaub, Sonstiges). Es wird jeweils explizit darauf hingewiesen, welche Fragen mehrere Antworten zulassen. Im Vorfeld der Erhebung wurden der Kontakt zu Lehrenden der ausgewählten Fächer hergestellt, Informationen über das Vorhaben vermittelt und Erhebungstermine festgelegt. Durch die sehr gute Zusammenarbeit mit den Lehrenden gelang es, eine große Anzahl von Studierenden aus den vier Fächern zu befragen. Um eine möglichst hohe Rücklaufquote zu gewährleisten, wurde der anonyme Fragebogen entweder zu Beginn oder gegen Ende der ausgewählten Lehrveranstaltungen persönlich verteilt und nach dem Ausfüllen wieder eingesammelt. Die Bearbeitungszeit betrug durchschnittlich zehn Minuten. Nach der automatisierten Aufbereitung der erhobenen Daten durch EvaSys wurden die so erzielten Resultate unter Rückgriff auf die vorab formulierten Leitfragen und Vorannahmen ausgewertet und analysiert. 4. Ergebnisse Beschreibung der Gruppe: An der Befragung nahmen 53% männliche und 47% weibliche Studierende teil. Dieses scheinbar ausgewogene Geschlechterverhältnis spiegelt allerdings nicht die existierenden disziplinspezifischen Unterschiede zwischen den Fächern wider: Während der Studiengang Maschinenbau vorwiegend von Männern gewählt wird (90% männlich), ist das Geschlechterverhältnis bei den Lebenswissenschaftlern relativ ausgeglichen (43,4% männlich). In den Geisteswissenschaften Anglistik und Germanistik findet sich hingegen ein deutlich höherer Frauenanteil (75,6% und 81,9%). Die sprachliche Zusammensetzung der Teilnehmergruppe gestaltet sich wie folgt: 93% der Befragten geben an, das Deutsche als Muttersprache zu sprechen und über die deutsche Staatsangehörigkeit zu verfügen. Andere stärker vertretene Muttersprachen sind Russisch (1,9%) sowie Polnisch und Türkisch (je 1,7%). Englisch als Verkehrssprache in Europa - identitätsstiftendes Medium für junge Europäer? 71 FLuL 41 (2012) • Heft 2 Die Selbsteinschätzung der Englischkompetenz auf einer Skala von 1 (ausgezeichnet) bis 5 (unzureichend) ergibt für das Mündliche einen Mittelwert von 2,6, die schriftlichen Fähigkeiten werden mit einem Mittelwert von 2,7 nur geringfügig schwächer bewertet. Dies deutet darauf hin, dass die Studierenden sich im Umgang mit dem Englischen verhältnismäßig kompetent fühlen. Es überrascht nicht, dass eine fachspezifische Betrachtung des Ergebnisses Unterschiede offenbart und sich die Gruppe der Anglisten mit einem Mittelwert von 2,3 für das Schriftliche und Mündliche von den anderen Studienfächern abhebt. Dass die Anglisten sich nicht deutlich besser als die anderen Teilnehmer einschätzen, könnte auf eine kritischere Selbsteinschätzung in Bezug auf die eigenen Sprachkenntnisse zurückzuführen sein. Zwischen den anderen Studiengängen ergeben sich keine größeren Differenzen hinsichtlich der vorgenommenen Selbstbeurteilung. Im Folgenden werden die Ergebnisse unter Berücksichtigung der Leitfragen dargestellt. 4.1 Welche Bedeutung messen die Teilnehmer der Studie dem Englischen als Lingua franca bei? Einen ersten Anhaltspunkt für die Bedeutung, die die Teilnehmer der Studie dem Englischen als Lingua franca zuschreiben, bietet die Frage „Wie häufig verwenden Sie das Englische (lesen, schreiben, hören, sprechen)? “, bei der die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, zwischen den Kategorien ‚täglich‘, ‚mehrmals wöchentlich‘, ‚mehrmals im Monat‘, ‚mehrmals im Jahr‘ und ‚überhaupt nicht‘ auszuwählen. Letzteres wurde lediglich von 3,4% der Studierenden gewählt und ist somit vernachlässigbar. Es dominieren die Angaben ‚täglich‘ (34,5%) und ‚mehrmals wöchentlich‘ (33,2%), sodass davon auszugehen ist, dass über die Hälfte der Befragten regelmäßig mit dem Englischen in Kontakt kommen. Da fachspezifische Lehrveranstaltungen mit Ausnahme der Anglistik in den gewählten Studiengängen zu diesem Zeitpunkt nicht auf Englisch stattfinden, ist anzunehmen, dass sich Berührungspunkte mit der Fremdsprache für die Studierenden vor allem im Privatleben oder in universitären Sprachkursen ergeben - eine Vermutung, die durch die Ergebnisse der nächsten Teilfrage („Wo benutzen Sie die englische Sprache? “) gestützt wird. (  Abb. 1, S. 72). Es zeigt sich, dass sowohl die Kategorie ‚Freizeit‘ (Durchschnitt aller Disziplinen: 73,5%) als auch die Option ‚Urlaub‘ (Durchschnitt: 63,1%) sehr häufige Antworten sind, während die Nutzung des Englischen im Studium in Abhängigkeit von der gewählten Fachrichtung wie zu erwarten stärker variiert. In erster Linie verdeutlichen die fächerübergreifend hohen Werte für die Nutzung des Englischen in der Freizeit und im Urlaub, dass Englisch Teil der Lebenswelt der Studierenden ist. Offenbar ist also die Verwendung des Englischen im Privatleben unabhängig vom gewählten Studienfach selbstverständlich. Der Gebrauch von Englisch auf Urlaubsreisen spricht zudem für eine verstärkte Anwendung der Sprache in Lingua franca-Situationen. 72 Claus Gnutzmann, Jenny Jakisch, Joana Koenders, Frank Rabe FLuL 41 (2012) • Heft 2 Abb. 1: „Wo benutzen Sie die englische Sprache? “ Dass Englisch als Lingua franca von den Studierenden für den interkulturellen Austausch genutzt wird, findet sich durch die Ergebnisse des nächsten Items bestätigt. Auf die Frage, ob eine europäische Kommunikation ohne gemeinsame Verkehrssprache auskommen könnte, reagiert die Gruppe ablehnend: 55% wählen die Antwortoption ‚nein‘, 30% entscheiden sich für die ebenfalls Ablehnung zum Ausdruck bringende Kategorie ‚eher nein‘. Dies spricht eindeutig für die Relevanz einer gemeinsamen Lingua franca - und zwar unabhängig vom studierten Fach. Lediglich 15% der Studierenden können sich für Europa ein Kommunikationsmodell, das nicht auf einer gemeinsamen Verkehrssprache basiert, vorstellen. Die von den Studierenden verschiedener Fächer geäußerten Einstellungen variieren hier nur minimal, woraus geschlossen werden kann, dass dem Englischen als Lingua franca ungeachtet des gewählten Studienfaches eine hohe Akzeptanz entgegengebracht wird. Ähnlich deutliche Positionierungen erreicht das Item „Der Gebrauch des Englischen als europäische Verkehrssprache erleichtert die Kommunikation unter Europäern deutlich“: 95% der Befragten stimmen der Aussage zu und wählen die Kategorien ‚ja‘ und ‚eher ja‘; ‚ja‘ kreuzen mit 60% sogar mehr als die Hälfte der Studierenden an. Es gibt bei dieser Frage kaum Enthaltungen (n=13), was als weiterer Indikator dafür gesehen werden kann, dass sich die Befragten einig sind, dass das Englische eine deutliche Erleichterung in der europäischen Kommunikation darstellt. Dies gilt jedoch nicht für die Frage, ob Englisch die einzige offizielle Behördensprache der EU sein sollte. Hier zeigt sich ein insgesamt ablehnendes Bild (64,7% stimmen eher nicht und gar nicht zu). Englisch als Verkehrssprache in Europa - identitätsstiftendes Medium für junge Europäer? 73 FLuL 41 (2012) • Heft 2 Abb. 2: „Englisch sollte die einzige offizielle Behördensprache der EU sein“ Auffällig ist, dass die Antwort der Studierenden des Faches Maschinenbau von den anderen Gruppen abweicht: Fast 20% stimmen dieser Aussage vollkommen zu - ein hoher Wert im Vergleich zu den anderen Gruppen. Selbst die Anglisten, die über eine durchschnittlich höhere Kompetenz im Englischen verfügen dürften, reagieren verhaltener; nur 8% stimmen vollkommen zu. Dies könnte möglicherweise darauf zurückzuführen sein, dass die Gruppe der Maschinenbauer einen ‚unbefangeneren‘ Umgang mit dem Englischen bzw. ein stärker instrumentell geprägtes Sprachverständnis hat 7 , während die Anglisten die Grenzen ihrer Fremdsprachenkompetenzen u.U. bereits erfahren haben. In keiner der vier Gruppen ist jedoch ein deutlicher Wunsch nach behördlicher Einsprachigkeit vorhanden, sodass festgehalten werden kann, dass English only in institutionellen Kontexten von der überwiegenden Mehrheit nicht befürwortet wird. Setzt man dieses Ergebnis mit den Aussagen zur Nutzung des Englischen als europäische Lingua franca (Abb. 1, S. 72) in Verbindung, ließe sich die These aufstellen, dass die Studierenden Englisch als Lingua franca im Privaten als hilfreich empfinden, behördliche Einsprachigkeit jedoch für sie zu weit führt. Möglicherweise resultiert die überwiegend ablehnende Haltung der Studierenden aus dem von der Formulierung der Frage suggerierten Ausschluss aller anderen Sprachen als offizielle europäische Behördensprachen. Man könnte somit vermuten, dass die Nutzung des Englischen - besonders in seiner Funktion als Lingua franca - als positiv und effizient bewertet, ein auf europäischer Ebene verordneter Ausschluss anderer Sprachen aber kritisch gesehen wird. 7 Englisch ist somit für sie eher ein ‚kulturneutrales‘ Medium der Kommunikation als eine Möglichkeit zur Identifikation mit anglophoner Kultur (vgl. die Unterscheidung zwischen Identifikationssprachen und Kommunikationssprachen von H ÜLLEN 1992). 74 Claus Gnutzmann, Jenny Jakisch, Joana Koenders, Frank Rabe FLuL 41 (2012) • Heft 2 Die hohe Akzeptanz des Englischen wird darüber hinaus dadurch offenkundig, dass die Studierenden ihre eigene Muttersprache durch den Gebrauch des Englischen als europäische Verkehrssprache nicht bedroht sehen. Trotz der Tatsache, dass ein Großteil der Befragten das Englische häufig gebraucht (siehe oben), nehmen 72% der Befragten keine Gefahr durch Englisch als Verkehrssprache für ihre L1 wahr. Dieses Ergebnis könnte weiterhin darauf hindeuten, dass die Teilnehmer ihre eigene Muttersprache als gefestigt und gesichert empfinden. Zusammenfassend lässt sich für die 1. Leitfrage (Welche Bedeutung messen die Teilnehmer der Studie dem Englischen als Lingua franca bei? ) festhalten, dass die Studierenden im Englischen als Lingua franca ein effizientes Medium der internationalen Kommunikation sehen, ohne das ein Gemeinwesen wie die EU nicht funktionsfähig wäre. Viele nutzen darüber hinaus aktiv Englisch in ihrer Freizeit und im Urlaub. Trotz dieser gewachsenen Bedeutung und Präsenz des Englischen nehmen die meisten Befragten keine Bedrohung der Muttersprache durch das Englische wahr, sondern scheinen es als Bereicherung zu empfinden. Dieser Aussage, die sich auf das lebensweltliche Umfeld der Studierenden bezieht, steht die überwiegende Ablehnung einer institutionellen Einsprachigkeit auf europäischer Ebene gegenüber. 4.2 Gibt es bereits so etwas wie eine europäische Identität, und wenn ja, wodurch zeichnet sich diese aus? Um der Frage nachzugehen, ob es bereits Formen einer europäischen Identität gibt, sollten die Studierenden zunächst angeben, ob sie sich selbst als Europäer fühlen. 63% der Befragten antworten mit ‚ja‘, 24% mit ‚eher ja‘, sodass insgesamt 87% der Teilnehmer aussagen, sich Europa zugehörig zu fühlen. Daher kann davon ausgegangen werden, dass Europa in der Identitätskonstruktion der Studierenden einen relevanten Bezugspunkt darstellt. Dass keine größeren Unterschiede zwischen den vier Fachrichtungen feststellbar sind, lässt darauf schließen, dass das europäische Selbstverständnis der Befragten sich unabhängig von der gewählten Studienrichtung und den daraus resultierenden (fremd-)sprachlichen Anteilen und Fachkulturen entwickelt. Anders gestaltet sich das Meinungsbild hingegen im Fall der Frage „Gibt es Ihrer Ansicht nach eine europäische Kultur? “ (  Abb. 3, S. 75) Zwar lässt sich hier ein leicht positiver Trend ausmachen, aber der Mittelwert von 2,3 deutet ein annäherndes Gleichgewicht zwischen zustimmenden und ablehnenden Reaktionen an. Die hohe Bandbreite der Antworten zeigt, dass die Studierenden zu diesem Thema offenbar unterschiedlicher Meinung sind. Bezieht man die Ergebnisse der vorherigen Frage mit in die Interpretation ein, wäre vorstellbar, dass die Studierenden sich zwar eindeutig Europa zugehörig fühlen, aber nicht sicher sind, ob man von der Existenz einer gemeinsamen europäischen Kultur ausgehen kann. Obwohl Europas kulturelle Konturen offensichtlich vage bleiben, hat es als Konstrukt einen Einfluss auf die Identität der Befragten. Englisch als Verkehrssprache in Europa - identitätsstiftendes Medium für junge Europäer? 75 FLuL 41 (2012) • Heft 2 Abb. 3: „Gibt es Ihrer Ansicht nach eine europäische Kultur? “ Um Europa als Größe genauer zu fassen, sollten bei der nächsten Frage („Was ist für Sie typisch europäisch? “) aus einer Liste mit 15 vorgegebenen Items 3 Nennungen ausgewählt werden. Es ergibt sich folgende Rangliste 8 : Rang 1: ‚der Euro‘ (58%) Rang 2: ‚Reisefreiheit‘ (47%) Rang 3: ‚Demokratie‘ (38%) Rang 4: ‚Sprachenvielfalt‘ (29%) Rang 5: ‚Menschenrechte‘ (28%) Danach folgen ‚Multikulturalität‘ (25%), ‚Christentum‘ (19%), ‚die Wirtschaftsunion‘ (18%) sowie weitere Nennungen unter der 15%-Grenze. 9 Dass sich der Euro mit deutlichem Vorsprung auf Platz 1 findet, ist u.a. über seine hohe Präsenz in den Medien sowie seinen Symbolcharakter für die EU erklärbar. Über die auf Platz 2 befindliche Reisefreiheit scheint Europa im Gegensatz zu abstrakteren Konzepten besonders für junge Europäer unmittelbar erfahrbar, wie bereits die Nennung von ‚Urlaub‘ als einer der Hauptkontexte für die Benutzung des Englischen verdeutlicht (siehe Abb. 1, S. 72). Darüber hinaus spielen Prinzipien des demokratischen Zusammenlebens offenbar für die individuellen Europa-Entwürfe der Teilnehmer eine wichtige Rolle. Die von der 8 Bei dieser Frage waren drei Antworten auszuwählen, wodurch sich die Summe der Antworten auf insgesamt 300% statt der üblichen 100% beläuft. Die fünf aufgelisteten Aspekte ergeben zusammen 200% und damit zwei Drittel aller gegebenen Antworten. 9 Dazu gehören ‚Mobilität‘, ‚Integration von vielen Staaten‘, ‚eine gemeinsame Politik‘, ‚viele Museen und Theater‘, ‚kritisches Denken‘, ‚Migration‘ und ‚Sonstiges‘. 76 Claus Gnutzmann, Jenny Jakisch, Joana Koenders, Frank Rabe FLuL 41 (2012) • Heft 2 EU dezidiert geförderte Sprachenvielfalt taucht dagegen erst an vierter Stelle auf und erhält nahezu gleich viele Stimme wie das Item ‚Menschenrechte‘. 10 Für die 2. Leitfrage (Gibt es bereits so etwas wie eine europäische Identität, und wenn ja, wodurch zeichnet sich diese aus? ) kann daher zusammenfassend festgehalten werden, dass sich die Studierenden selbst als Europäer sehen, obwohl sie sich uneinig sind, ob eine europäische Kultur überhaupt existiert. Ihr Verständnis einer europäischen Identität scheint eher von Symbolen (wie der europäischen Einheitswährung), individuellen Rechten (‚Reisefreiheit‘) sowie gesellschaftspolitischen Ideen (‚Demokratie‘) als von sprachenpolitischen Vorstellungen (‚Sprachenvielfalt‘) beeinflusst zu sein. Während aus EU-Perspektive der Aspekt der Sprachenvielfalt ein für Europa konstitutives Element ist, sind in der Wahrnehmung der Befragten andere Elemente wichtiger. An diese Überlegungen anknüpfend, widmet sich die 3. Leitfrage der Rolle der Sprache(n) für den Prozess der europäischen Identitätsbildung. 4.3 Was begünstigt aus sprachlicher Perspektive die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Identität: sprachliche Vielfalt oder eine Gemeinschaftssprache wie Englisch? Um herauszufinden, welchen Stellenwert die Studierenden der Sprachenvielfalt in Europa beimessen, wurden sie u.a. mit der Forderung nach individueller Mehrsprachigkeit der Unionsbürger konfrontiert und zu einer Einschätzung der Praktikabilität dieser Vorgabe aufgefordert: (  Abb. 4, S. 77) Etwa die Hälfte der Studierenden hält den Anspruch nach „M+2“ für realistisch, die andere Hälfte glaubt jedoch nicht daran, dass dies umsetzbar ist (Mittelwert 2,4). Da das Abitur als Zulassungsvoraussetzung für ein Hochschulstudium erwarten lässt, dass alle Studierenden zusätzlich zur Muttersprache über Kenntnisse in zwei weiteren Fremdsprachen verfügen und somit prinzipiell mehrsprachig sind, wäre eine positivere Einschätzung der Umsetzbarkeit der Vorgabe denkbar gewesen. Die eher skeptischen Reaktionen könnten jedoch auch auf ein schulisch tradiertes Kompetenzverständnis zurückzuführen sein, d.h. die Vorstellung, man benötige ‚volle‘ Kompetenzen in allen Skills, um als mehrsprachig zu gelten. Dies deckt sich allerdings nicht mit dem Mehrsprachigkeitsverständnis der EU, nach dem auch Teilfertigkeiten zur Erfüllung von „M+2“ ausreichend sind. Darüber hinaus wäre ebenso vorstellbar, dass die Befragten trotz der Tatsache, dass sie selbst mehr als eine Fremdsprache in der Schule gelernt haben, nicht der Meinung sind, dass man dies von allen EU-Bürgern fordern könne. Es 10 Aus methodologischer Perspektive ließe sich hier anmerken, dass die Befragten bei dieser Frage lediglich vorgegebene Antwortoptionen auswählen konnten. Möglicherweise hätte eine offene Frage („Was ist für Sie typisch europäisch? Bitte nennen Sie drei Aspekte.“) zu anderen Ergebnissen geführt und zusätzlich negative Facetten europäischer Kultur beleuchtet. So finden sich beispielsweise in der Eurobarometer-Studie auch Nennungen wie ‚Bürokratie‘ und ‚Geldverschwendung‘. Englisch als Verkehrssprache in Europa - identitätsstiftendes Medium für junge Europäer? 77 FLuL 41 (2012) • Heft 2 ergibt sich also ein gemischtes Meinungsbild hinsichtlich der praktischen Implementierung der von der EU vorgebrachten sprachenpolitischen Vorstellungen. Abb. 4: „Die europäische Union (EU) fordert, dass jeder Europäer zusätzlich zu seiner Muttersprache über Kenntnisse in zwei weiteren Sprachen verfügen soll. Halten Sie diese Forderung für realistisch? “ Weiterhin wurden die Studierenden gefragt, wie sehr sie ihre eigene Identität durch das Englische bestimmt sehen: (  Abb. 5, S. 78) Die Kategorie „ein bisschen“, die von den Befragten mit 39,6% am häufigsten gewählt wird, sticht hervor. Fasst man für eine nach Studiengängen differenzierte Auswertung die Kategorien ‚zu einem großen Teil‘ und ‚deutlich‘ zusammen, zeigt sich, dass Anglistikstudierende ihre eigene Identität erheblich vom Englischen bestimmt sehen (52%), wohingegen die Werte für die Germanisten (19%), Maschinenbauer (15%) und Lebenswissenschaftler (13%) deutlich geringer ausfallen. Dies könnte damit zusammenhängen, dass Studierende der Anglistik viele Berührungspunkte mit angloamerikanischen Inhalten und Themen haben und sich infolgedessen mit diesen identifizieren, wohingegen bei den anderen Gruppen möglicherweise der instrumentelle Charakter des Englischen in seiner Funktion als Lingua franca stärker im Vordergrund steht. Darüber hinaus muss die mit dem Identitätskonzept einhergehende konzeptuelle Vagheit bei der Auswertung der Frage berücksichtigt werden; es ist zu vermuten, dass die Studierenden, auch in Abhängigkeit von der gewählten Disziplin, unterschiedliche Auffassungen davon haben, was Identität ist und wie Sprache die Identitätsbildung beeinflusst. Ob die 78 Claus Gnutzmann, Jenny Jakisch, Joana Koenders, Frank Rabe FLuL 41 (2012) • Heft 2 Verwendung des Englischen als Verkehrssprache aber auch zu einer europäischen Identität beiträgt, wird in der Gruppe unterschiedlich beurteilt: Abb. 6: „Die Verwendung des Englischen als Verkehrssprache trägt zu einer europäischen Identität bei“ Abb. 5: „Die englische Sprache bestimmt meine Identität …“ Englisch als Verkehrssprache in Europa - identitätsstiftendes Medium für junge Europäer? 79 FLuL 41 (2012) • Heft 2 Die Befragten vertreten hier kein einheitliches Meinungsbild, reagieren aber insgesamt leicht ablehnend (Mittelwert 2,6). Die relativ hohe Enthaltungsquote (n=89, 8,4%) könnte auf eine gewisse Unsicherheit bei der Beantwortung der Frage deuten, für die wiederum verschiedene Ursachen denkbar wären, wie z.B. eine bisher eher geringe bewusste Auseinandersetzung mit Identität als Konzept im Allgemeinen sowie dessen europäischer Dimension. Unterschiede zwischen Muttersprachlern und Nichtmuttersprachlern werden von den Studierenden anerkannt: Das Item „Das Englisch, das in Europa von Nichtmuttersprachlern gesprochen wird, unterscheidet sich vom amerikanischen und britischen Englisch (z.B. bezüglich Aussprache, Grammatik, Wortschatz)“ erhält mit 91% für ‚stimme voll zu‘ und ‚stimme zu‘ große Befürwortung (vgl. Frage 1 in Abb. 7). Dies bedeutet aber nicht, dass die Gruppe deshalb eine eigene Form des Englischen innerhalb Europas für legitim oder gar wünschenswert erachtet. Im Gegenteil: Auf die Aussage „In Europa sollte es eine eigene Form der englischen Sprache geben (z.B. Euro- Englisch), die sich in Aussprache, Grammatik und Wortschatz vom britischen oder amerikanischen Englisch unterscheidet“ wird mit heftiger Ablehnung (79% stimmen ‚gar nicht zu‘, 16% stimmen ‚eher nicht zu‘) reagiert (vgl. Frage 2 in Abb. 7). Obwohl sich die Befragten also möglicher Unterschiede zwischen Muttersprachler- und Nichtmuttersprachler-Varietäten bewusst sind, leiten sie daraus keinen Anspruch ab, eine eigene Varietät zu lernen und zu sprechen, sondern bevorzugen eindeutig die Orientierung an native speaker-Standards. Dies könnte damit zusammenhängen, dass der Standardsprache eine höhere Leistungsfähigkeit zugeschrieben wird als der Verwendung von Euro-English. Es verwundert daher nicht, dass sich mit 84% die deutliche Mehrheit der Gruppe dagegen ausspricht, dass ein solches Euro-Englisch dazu beitragen könnte, eine eigene europäische Identität zu schaffen. Die verhältnismäßig hohe Zahl der Enthaltungen (n=121, 11,4%) deutet zudem auf mögliche Schwierigkeiten bei der Beantwortung der Frage hin. (  Abb. 7, S. 80) Die Intensität der Zurückweisung einer solchen europäischen Form des Englischen bekam das Forscherteam in der Erhebungssituation unmittelbar zu spüren: So dachten die Studierenden häufig, es sei Absicht der Projektgruppe, Euro-Englisch einzuführen, und brachten ihre diesbezügliche Kritik in den Freitext-Antworten zum Ausdruck. Hier wurden die Teilnehmer gebeten, ihre Antwort auf das letzte Item des Fragebogens (vgl. Frage 3 in Abb. 7: „Euro-Englisch kann dazu beitragen, eine eigene europäische Identität zu schaffen“) zu erklären („Begründen Sie bitte kurz Ihre Antwort auf die letzte Aussage“). Das Unverständnis äußerte sich beispielsweise in Anmerkungen wie den folgenden 11 : 11 Die Äußerungen der Studierenden wurden im Original-Wortlaut übernommen. Es handelt sich bei den hier abgedruckten Freitext-Antworten um eine Auswahl aus dem Gesamtkorpus. 80 Claus Gnutzmann, Jenny Jakisch, Joana Koenders, Frank Rabe FLuL 41 (2012) • Heft 2 Abb. 7: „Englisch in Europa“ (Fragen 1, 2 und 3) • „Was soll das? Funktioniert doch auch so….“ • „[M]an könnte genauso gut Klingonisch einführen“. • „English ist English! Wenn eine eigene europäische Sprache erfunden werden soll, dann soll es auch eine eigene sein, und kein abgekupfertes English! “ • „Euro-Englisch wäre genauso künstlich wie Esperanto und würde sich deshalb - meiner Meinung nach - nicht durchsetzen, geschweige denn eine europäische Identität schaffen.“ Nur wenige Studierende können dem Vorschlag etwas Positives abgewinnen: • „Englisch ist eine weltweit verbreitete Sprache, die aber längst nicht jeder beherrscht, geschweige denn gut und fließend spricht. Wenn man ein einfacheres Englisch entwickelt (wie es mit „Globish“ einmal versucht wurde), verbindet das auch die, die den Ansprüchen eines nahezu muttersprachlichen Niveaus nicht gewachsen sind.“ • „Ein sog. ‚Bad-Englisch‘ würde als einfaches Kommunikationsmittel aller Europäer vollkommen ausreichen.“ Für die 3. Leitfrage (Was begünstigt aus sprachlicher Perspektive die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Identität: sprachliche Vielfalt oder eine Gemeinschaftssprache wie Englisch? ) kann folgendes Resümee gezogen werden: Die Befragten sind hinsichtlich der Umsetzung der Mehrsprachigkeitsvorstellungen der Europäischen Union geteilter Meinung. Sie sind sich dessen bewusst, dass das Englisch von Nichtmuttersprachlern und somit ihr eigenes Englisch sich vom britischen und amerikani- Englisch als Verkehrssprache in Europa - identitätsstiftendes Medium für junge Europäer? 81 FLuL 41 (2012) • Heft 2 schen Englisch unterscheidet. Gleichwohl spricht sich die überwiegende Mehrheit deutlich gegen die Aufhebung muttersprachlicher Standards sowie die Einführung einer eigenen Form des Englischen in Europa aus und glaubt nicht, dass ein solches Euro- Englisch zur Entwicklung einer europäischen Identität beitragen könnte. 5. Zusammenfassung Ausgehend von der Frage, ob Englisch als Verkehrssprache in Europa eine identitätsstiftende Wirkung entfalten kann, wurden zunächst verschiedene Identitätskonzepte im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen Sprache und Identität diskutiert sowie sprachenpolitische Spannungsfelder in der EU erörtert. Die aus dieser Darstellung entstandenen Leitfragen wurden in einen Fragebogen überführt, der anschließend für eine Umfrage an einer niedersächsischen Universität eingesetzt wurde. Die Ergebnisse können wie folgt zusammengefasst werden: • Die Studierenden schätzen ELF als Kommunikationsmedium, wollen jedoch nicht, dass es in Form eines Euro-English den Status einer Varietät erhält. Sie halten vielmehr an muttersprachlichen Normen der inner circle varieties fest und sehen in diesen die legitimen Vertreter des Englischen. Obwohl sie Unterschiede zwischen muttersprachlichem und nichtmuttersprachlichem Englisch feststellen, leiten sie daraus nicht den Anspruch ab, eine eigene nichtmuttersprachliche Form des Englischen einzufordern. Die Idee des Euro-English als europäisierende und daher identitätsstiftende Alternative zu muttersprachlichen Standards wird von den Studierenden entschieden zurückgewiesen. • Die Studierenden sehen sich selbst als Europäer. Es fällt auf, dass ihre europäische Identität, obwohl unscharf, sich in erster Linie an Gesellschaftsvorstellungen (Reisefreiheit, Demokratie) und Symbolen (Euro) orientiert. Sprachenpolitische Zielvorstellungen wie Sprachenvielfalt nehmen dabei nicht die vordersten Plätze ein, werden aber von den Studierenden als Teil der europäischen Kultur anerkannt. • In Bezug auf individuelle Mehrsprachigkeit sind die Studierenden geteilter Meinung, was mit dem hohen Kommunikationswert von ELF zusammenhängen könnte, den die Teilnehmer fast einstimmig bestätigen. Hier zeigt sich allerdings eine gewisse Ambivalenz in den geäußerten Einstellungen: Obwohl Mehrsprachigkeit zumindest für einen Teil der Befragten als europäischer Wert gelten kann und eine behördliche Einsprachigkeit weitestgehend abgelehnt wird, halten die Studierenden es für unrealistisch, dass alle EU-Bürger zwei Fremdsprachen lernen und die gewünschte Mehrsprachigkeit aktiv leben. Diese Einstellung lässt auf eine Akzeptanz europäischer Zweisprachigkeit schließen, in diesem Fall Deutsch und Englisch. Ob eine europäische Sprachenpolitik, die Mehrsprachigkeit fordern und fördern will, mit diesen Vorstellungen kompatibel ist, darf bezweifelt werden. 82 Claus Gnutzmann, Jenny Jakisch, Joana Koenders, Frank Rabe FLuL 41 (2012) • Heft 2 Insgesamt zeigen die Ergebnisse eine wachsende Bedeutung des Englischen für junge Europäer, die bei sprachenpolitischen Überlegungen nicht länger von der Europäischen Union ausgeklammert werden dürfen. Trotz der Dominanz des Englischen geht von ihm auch eine verbindende Funktion aus, die junge Europäer zweifelsohne bereits für sich entdeckt haben. Literatur A LEXANDER , Richard J. (1999): „Caught in a global trap, or liberated by a lingua franca? Unravelling some aims, claims and dilemmas of the English teaching profession“. In: G NUTZMANN , Claus (Hrsg.): Teaching and Learning English as a Global Language. Native and non-native perspectives. Tübingen: Stauffenburg, 23-39. B LOCK , David (2007): Second Language Identities. London: Continuum. 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