eBooks

Study at home - Erfolg im digitalen Studium

2022
978-3-7398-8199-7
UVK Verlag 
Antje Ries
Stephanie Walter
10.24053/9783739881997

Digital ist normal Sich und das eigene Studium auf einmal vom heimischen PC aus zu organisieren, klingt zunächst verlockend, ist aber ohne Frage eine große Herausforderung. Es fehlt der Austausch mit anderen Studierenden, Dozenten und Beratungsstellen vor Ort, die sonst so toll unterstützen bei der Organisation des eigenen Studiums. Gleichzeitig benötigt es eine große Portion Selbstmotivation! In den gemütlichen eigenen vier Wänden mit jeder Menge digitaler Ablenkung und ohne den ab und zu strengen Blick des Lehrenden ist der innere Schweinehund omnipräsent und gewinnt leider allzu oft die Oberhand. Wichtiger denn je für den Erfolg im Studium sind die Schlüsselkompetenzen Selbstorganisation, Zeitmanagement und Selbstmotivation. Der vorliegende Studienratgeber richtet sich an alle Studierenden, unabhängig von Fachrichtung oder Semester, die sich gerade im Mix aus digitalem und analogen Studienalltag zurechtfinden müssen. Mit wertvollen Tipps und Tricks behalten Sie in Ihrem hybriden Studium alles im Blick, lernen Ihre Zeit effektiv zu organisieren und bleiben stets motiviert!

Study@home Erfolg im digitalen Studium Selbstmotivation, Selbstorganisation, Zeitmanagement 2. Auflage Antje Ries, Stephanie Walter Studieren im Quadrat Was bedeutet Studieren im Quadrat? Erfolgreich studieren, das ist leichter gesagt als getan. Denn zwischen Hörsaal, Bibliothek und Prüfungen gibt es im Studi-Alltag so manche Herausforderung zu meistern. Die UVK-Reihe »Studieren im Quadrat« hilft Ihnen dabei. Bislang sind erschienen: Beruf und Studium: Büffeln nach Feierabend Don‘t Panic! Studienabbruch als Chance Erfolgreich gründen: Start-Up im Studium Gechillt und entspannt durchs Studium Gib endlich ab! Die Abschlussarbeit erfolgreich fertigstellen Los geht’s: Mein Berufseinstig Mein Praktikum: Bewerben, einsteigen, aufsteigen Stay cool: Überzeugend präsentieren im Studium Study@home - Erfolg im digitalen Studium! Vom Studenten zum Chef Antje Ries hat BWL, Germanistik und Soziologie studiert und in über 10 Jahren Unternehmensberatung Projektmanagement von der Pike auf gelernt. Sie ist Geschäftsführerin des Unternehmens WissenReich Bildung & Consulting und kombiniert als Business Coach, Dozent, Trainer und Autor seit 2016 erfolgreich Betriebswirtschaft, Projektmanagement und Erwachsenenbildung … weil Wissen erfolgreich macht. Stephanie Walter hat BWL studiert und sich lange Zeit mit vielfältigen Marketingprojekten beschäftigt. Als zertifizierte Sozialmanagerin gründete sie 2020 das Unternehmen wortgewandt und berät Menschen in Krisen- und Ausnahmesituationen. Dabei unterstützt sie ihre Klienten im Umgang mit neuen Herausforderungen und hilft ihnen ihre persönlichen Ressourcen und Kompetenzen zielgerichtet einzusetzen. Antje Ries, Stephanie Walter Study@home - Erfolg im digitalen Studium! Selbstmotivation, Selbstorganisation, Zeitmanagement 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage UVK Verlag · München B ib l iograf ische Informat ion derDeutschenNat iona lb ibl ioth Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage 2022 1. Auflage 2020 DOI: https: / / doi.org/ 10.24053/ 9783739881997 © UVK Verlag 2022 - ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5, D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de CPI books GmbH, Leck ISBN 978-3-7398-3199-2 (Print) ISBN 978-3-7398-8199-7 (ePDF) ISBN 978-3-7398-0589-4 (ePub) Vorwort Und plötzlich digital - sich und das eigene Studium ganz ungewohnt vom heimischen PC aus zu organisieren, klang zunächst verlockend. Seit nunmehr zwei Jahren zeigt sich jedoch, welch große Herausforderung es tatsächlich ist. Es fehlt der Austausch mit anderen Studierenden, Dozenten und Beratungsstellen vor Ort, die Sie sonst so toll bei der Organisation des eigenen Studiums unterstützen. Gleichzeitig benötigt es eine große Portion Selbstmotivation! In den gemütlichen eigenen vier Wänden mit jeder Menge digitaler Ablenkung und ohne den ab und zu strengen Blick des Lehrenden ist der innere Schweinehund omnipräsent und gewinnt leider allzu oft die Oberhand. Der vorliegende Studienratgeber richtet sich an alle Studierenden, unabhängig von Fachrichtung oder Semester, die sich gerade mit einem Mix aus Online- und Präsenzlehre zurechtfinden müssen. Wichtiger denn je sind nun die Schlüsselkompetenzen Selbstmotivation, Selbstorganisation und Zeitmanagement, auf welche wir in drei Teilen kompakt und mit wertvollen Tipps und Tricks eingehen.  Teil 1 - Besieg den inneren Schweinehund!  Teil 2 - Bring Ordnung ins Chaos!  Teil 3 - Leg jetzt los und bleib am Ball! So behalten Sie im hybriden Studien-Alltag alles im Blick, lernen Ihre Zeit effektiv zu organisieren und bleiben stets motiviert! Unser Dank gilt: ▶ dem Team des Frankfurter Akademischen Schlüsselkompetenz-Trainings (FAST) der Goethe-Universität in Frankfurt. Im Rahmen meiner Workshops, 6 Vorwort die ich dort interdisziplinär halten darf, ist die Idee für diesen Studienratgeber entstanden. ▶ den vielen Studierenden, die im Rahmen meiner Lehrveranstaltungen und universitären Workshops mit ihrem regen Interesse an der Thematik und ihren Fragen viele nützlichen Tipps für diesen Studienratgeber gegeben haben. ▶ Candy Hobracht, die mit ihren kreativen und witzigen Ideen die theoretischen Inhalte visuell aufbereitet und diesem Buch mit ihren Grafiken den nötigen Schwung verliehen hat. ▶ sowie Hendrik Eulberg, der zu all unseren Fragen rund um Selbstmotivation, die verflixte „Aufschieberitis“ und den ungeliebten inneren Schweinehund fachmännischem Rat parat hatte. Gute Argumente, mit Vollgas und Schwung ins neue Semester zu starten? Dann los! Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen unseres Ratgebers und viel Erfolg beim Studieren. Frankfurt und Lorsch, im Januar 2022 Antje Ries und Stephanie Walter Sie haben Fragen? Wünschen sich noch mehr Tipps und Tricks? Haben einen Fehler gefunden, auf den Sie uns vielleicht hinweisen wollen? Sehr gerne! Ihr Feedback ist uns herzlich willkommen. Wir freuen uns über neue Anregungen und neuen Input! Sie dürfen uns kontaktieren unter: antje.ries@wissenreich.de. Inhaltsübersicht Vorwort........................................................................................................................................5 Die digitale Welt - eine neue Realität ................................................................................. 13 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! ................................................................ 21 1 Das eigene Motivationsverhalten ........................................................................................23 2 Das Phänomen „Aufschieben“ ..............................................................................................37 3 Sich selbst motivieren .............................................................................................................44 4 Ideen zur Selbstmotivation ....................................................................................................65 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! .......................................................................................69 1 Das eigene Organisationsverhalten.....................................................................................71 2 Das digitale Semester planen ................................................................................................80 3 Die digitale Vorlesung organisieren....................................................................................98 4 Das Arbeitsumfeld gestalten ......................................................................................... 106 5 Ideen zur Selbstorganisation ......................................................................................... 114 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! ........................................................................... 121 1 Das eigene Zeitverhalten ............................................................................................... 123 2 Die gegebene Zeit sinnvoll nutzen ............................................................................... 135 8 Inhaltsübersicht 3 Das Semester zeitlich planen......................................................................................... 147 4 Ideen für „zu viel“ Zeit ................................................................................................... 163 Literaturhinweise .................................................................................................................. 167 Online-Quellen für weitere Informationen....................................................................... 170 Index ........................................................................................................................................ 173 Inhaltsverzeichnis Was bedeutet Studieren im Quadrat? .........................................................................................2 Vorwort ..............................................................................................................................................5 Die digitale Welt - eine neue Realität ..................................................................... 13 10 praktische Tipps - to go! ........................................................................................................18 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! ............................................................... 21 1 Das eigene Motivationsverhalten ........................................................................ 23 Was ist Motivation? ................................................................................................................23 Was für ein Motivations-Typ bin ich? ................................................................................25 Reicht Motivation allein aus, um Ziele zu erreichen? .....................................................28 Warum man den Rubikon erst überschreiten muss! .......................................................31 2 Das Phänomen „Aufschieben“ ............................................................................. 37 Wie wirkt sich Aufschieben aus? .........................................................................................37 Was sind die Konsequenzen des Aufschiebens? ..............................................................39 Gehört Aufschieben einfach dazu? ......................................................................................40 Was bedeutet es für das digitale Studium? ........................................................................42 3 Sich selbst motivieren ............................................................................................ 44 Wie fange ich an? - Den inneren Schweinehund überwinden ....................................48 10 Inhaltsverzeichnis Wie bleibe ich dran? ‒ Motiviert sein und es auch bleiben! ..........................................58 4 Ideen zur Selbstmotivation ................................................................................... 65 Tipp 1: Kreative Mittagspausengestaltung ........................................................................65 Tipp 2: Virtuell verbunden ....................................................................................................65 Tipp 3: Musik-Sessions im eigenen Wohnzimmer ..........................................................66 Tipp 4: Kults aus vergangenen Jahrzehnten......................................................................66 Tipp 5: Zeit, endlich mal verrückt zu sein .........................................................................67 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! ............................................................................... 69 1 Das eigene Organisationsverhalten .................................................................... 71 Was ist Selbstorganisation? ...................................................................................................71 Was für ein Organisationstyp bin ich? ...............................................................................74 Wie viel Organisation braucht es wirklich? ......................................................................77 2 Das digitale Studium planen................................................................................. 80 Wie behalte ich den Überblick? ............................................................................................80 Wie strukturiere ich meine Studienaufgaben? .................................................................86 Wie sortiere ich meine Studienunterlagen? ......................................................................89 3 Die digitale Vorlesung organisieren ................................................................... 98 Was ist der Unterschied zur Präsenz-Veranstaltung? ....................................................98 Wie bereite ich mich auf eine digitale Vorlesung vor? ..................................................99 Inhaltsverzeichnis 11 Wie bleibe ich in einer digitalen Vorlesung „am Ball“? ...............................................102 Warum ist Kontakt halten so wichtig? .............................................................................104 4 Das Arbeitsumfeld gestalten .............................................................................. 106 Wie gestalte ich meinen Arbeitsplatz? .............................................................................106 Welche Rolle spielen Raumklima, Beleuchtung und Beschallung? ...........................108 Wie schaffe ich eine geeignete Lern-Umgebung? ..........................................................110 5 Ideen zur Selbstorganisation .............................................................................. 114 Tipp 1: Gruppenarbeit trotz Social-Distancing...............................................................114 Tipp 2: Lernen heißt immer noch: Lesen, lesen, lesen..................................................115 Tipp 3: Ernährung - Bleib gesund! ....................................................................................116 Tipp 4: Sport - Beweg dich! ................................................................................................117 Tipp 5: Entspannung, Pausen, Schlaf … ...........................................................................118 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! .................................................................... 121 1 Das eigene Zeitverhalten ..................................................................................... 123 Was ist Zeitmanagement? ...................................................................................................123 Was für ein Zeit-Typ bin ich? .............................................................................................126 Welche Zeit-Gewohnheiten habe ich? .............................................................................129 2 Die gegebene Zeit sinnvoll nutzen .................................................................... 135 Welche Ziele habe ich? .........................................................................................................135 12 Inhaltsverzeichnis Was ist mir wirklich wichtig? .............................................................................................139 Wie setze ich Prioritäten? ....................................................................................................142 3 Das Semester zeitlich planen.............................................................................. 147 Wie plane ich meinen Tag? .................................................................................................147 Wie plane ich meine Woche? ..............................................................................................153 Wie gehe ich mit typischen Zeitfressern um? ................................................................158 4 Ideen für „zu viel“ Zeit......................................................................................... 163 Tipp 1: Family&Friends - Lassen Sie die Telefondrähte glühen! ..............................163 Tipp 2: Bücherlisten entstauben und die Reader endlich lesen! .................................163 Tipp 3: Endlich Ausmisten - Schaffen Sie sich Freiräume! .........................................164 Tipp 4: Studienarbeit und Co. - Arbeiten Sie Ungeliebtes endlich ab! .....................164 Tipp 5: Die Seele baumeln lassen - Belohnen Sie sich selbst! ....................................165 Literaturhinweise .........................................................................................................................167 Online-Quellen für weitere Informationen ...........................................................................170 Index................................................................................................................................................173 Die digitale Welt - eine neue Realität Seit Jahren beschäftigt sich Deutschland mit der Planung, Förderung und Umsetzung von Digitalisierungskonzepten. Davon betroffen sind schon längst nicht mehr nur Unternehmen, sondern auch staatliche Institutionen und das Gesundheitswesen. Die Digitalisierung erstreckt sich nahezu auf alle Lebensbereiche. Neue oder veränderte Geschäftsmodelle entstehen: Autos werden per App geteilt, Sprachen werden online gelernt, Musik und Filme werden gestreamt. Die digitale Transformation hat unser aller Leben bereits grundlegend verändert. Abläufe werden schneller und einfacher, die technologischen Entwicklungen sind rasant und beeinflussen das Informations-, Kommunikations- und Konsumverhalten der Menschen. Im alltäglichen Leben ist es selbstverständlich, digitale Medien zu nutzen. Online-Games, Streaming-Dienste, Messenger-Services und Social Media prägen unser aller Freizeitverhalten. Mit dem steigenden Anspruch an die Nutzung von digitalen Medien steht auch das Bildungswesen vor einer neuen Herausforderung. Mit dem 2019 verabschiedeten „DigitalPakt Schule“ hält die Digitalisierung auch endlich Einzug in deutsche Bildungseinrichtungen: Smarte Whiteboards werden in den Schulen installiert, digitale Arbeitsplätze in den Bibliotheken geschaffen, die ersten Schritte zu interaktiven Lehrmethoden unternommen. Dennoch war es bis zum Auftreten des Corona Virus um digitale Formate in der Lehre an den Hochschulen Deutschlands vielfach noch schlecht bestellt. Plötzlich - quasi über Nacht - mussten Vorlesungen digital abgehalten, personelle und technische Ressourcen bereitgestellt und eine neue Art von Didaktik angewendet werden. Innerhalb weniger Tage haben Regierung, Schulen und Universitäten Pläne für Online-Vorlesungen entwickelt, Plattformen zum Austausch geschaffen, neue Strukturen und Prozesse festgelegt. 14 Die digitale Welt - eine neue Realität Was zu Beginn zugegebenermaßen holprig startete, ist nun zu Ihrer neuen Realität geworden. Homestudying, Distanz- und Hybridunterricht sind Begriffe, die sich längst in Ihrem Sprachgebrauch etabliert haben und aus der Lehre nicht mehr wegzudenken sind. Studenten und Lehrkräfte haben sich wohl oder übel der digitalen Herausforderung gestellt. Technische Schwierigkeiten wurden zumeist überwunden, passendes Equipment hard- und softwareseitig stehen Ihnen bereits zur Verfügung, ausreichende Serverkapazitäten und Bandbreiten wurden geschaffen. Mit den verschiedenen, leider nicht einheitlich verwendeten Unterrichts-Tools sind Sie vertraut, freuen sich auf Break-Out-Sessions und Co. Geblieben ist die Herausforderung, sich im Wechsel zwischen Präsenz- und Onlinelehre zurechtzufinden, das Studieren in den eigenen vier Wänden zu organisieren, neue Strukturen und Prozesse für das eigenständige Lernen zu entwerfen und zu etablieren. Gleichzeitig müssen Sie viel mehr selbst dafür Sorge tragen, motiviert und mit Engagement am Ball zu bleiben. Solch stark einschneidende Veränderungen können einerseits als Chance für etwas Neues empfunden, andererseits als völlige Katastrophe wahrgenommen werden. Sie verlangen auf jeden Fall einiges von Ihnen ab. Die folgende Übung soll Ihnen helfen, das „Chaos“ in Ihrem Kopf zu sortieren. Übung: Meine Vorstellung vom digitalen Semester Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und überlegen Sie, was bisher in Ihrem digitalen Studium richtig gut gelaufen ist. Sehen Sie vielleicht sogar Vorteile im Vergleich zu den bisher genutzten Lehrmethoden? Was hingegen läuft noch nicht so ganz rund? Wo sehen Die digitale Welt - eine neue Realität 15 Sie Optimierungsbedarf? Haben Sie irgendwelche Sorgen und Befürchtungen oder blicken Sie freudig auf das nächste digitale Semester? Wo würden Sie sich auf dem untenstehenden Spektrum der Vorstellungen einordnen? Warum ist es wichtig, dass Sie sich ein Bild vom digitalen Semester, Ihren damit verbundene Sorgen und Ängsten, Vorstellungen und Ideen machen? Die Antwort auf diese Frage ist relativ einfach: Ihre individuellen Vorstellungen wirken sich darauf aus, wie Sie an die kommenden Aufgaben herangehen, wie Sie mit möglichen Problemen und Hindernissen umgehen und die Chancen für sich nutzen werden. Beim Formen von Vorstellungen greifen Sie dabei auf verschiedene Quellen wie zum Beispiel persönliche Erfahrungen zurück. Liegen diese nicht vor, werden Sie Vergleiche zu Situationen mit ähnlichen Anforderungen ziehen oder sich auf Erfahrungen anderer - meist nahestehender Personen mit ähnlichen Fähigkeiten - berufen. 16 Die digitale Welt - eine neue Realität Auf diese Weise lassen sich die verschiedenen Vorstellungen vom rein digitalen Arbeiten erklären. Vielleicht ist die Situation für Sie gänzlich neu, andere Studierende haben bereits Erfahrungen mit digitalem Arbeiten gemacht. Und auch wenn Sie kein Digital Native sind, liegen Ihnen doch bereits vielerlei Informationen vor, die sich auf die Vorstellung eines digitalen Semesters auswirken und Hinweise über Chancen und Risiken geben, die im Homestudying auftreten können. Übung: Chancen und Risiken des digitalen Studiums Denken Sie an Ihre neue, zumeist hybride Arbeitsweise im Studium und die damit verbundenen neuen Herausforderungen: Auf welche Probleme oder Hindernisse sind Sie gestoßen? Welche Chancen und Vorteile bringt die Situation für Sie mit sich? Listen Sie Ihre zentralen Ideen auf: Chancen 1)________________________________________________________________________________ 2)________________________________________________________________________________ 3)________________________________________________________________________________ 4)________________________________________________________________________________ 5)________________________________________________________________________________ Risiken 1)________________________________________________________________________________ 2)________________________________________________________________________________ 3)________________________________________________________________________________ Die digitale Welt - eine neue Realität 17 4)________________________________________________________________________________ 5)________________________________________________________________________________ Würden Sie die von Ihnen angefertigte Liste mit denen Ihrer Kommilitonen vergleichen, fiele Ihnen mit Sicherheit auf, dass es einerseits Probleme gibt, die andere Studenten mit Ihnen teilen, aber auch Risiken, die nur Ihnen aufgefallen sind. Ebenso verhält es sich mit den wahrgenommenen Chancen, die die Situation für Sie mit sich bringen kann. Dies ist völlig natürlich und in erster Linie von den bereits erlebten Situationen und Erfahrungen abhängig, aber auch von Ihrem persönlichen Naturell. Nutzen Sie das erworbene Wissen, um sich der Herausforderung zu stellen. Vertrauen Sie Ihren eigenen Fähigkeiten, suchen Sie den Austausch mit anderen Studierenden, um mögliche Probleme zu lösen, unterstützen Sie sich gegenseitig. Bitte bedenken Sie stets: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“. Nicht alles kann von Anfang an perfekt laufen. Verzweifeln Sie nicht, wenn mal etwas schief geht, geben Sie nicht auf, wenn die digitalen Prozesse und Strukturen noch nicht perfekt passen. „Übung macht den Meister! “ Lassen Sie sich auf die neue Art des Studierens ein, sie ist nun Bestandteil Ihres Lebens. Richten Sie Ihr Augenmerk auf die Chancen, die diese Herausforderungen mit sich bringen und vergessen Sie nicht, sich zwischendurch für Ihre geleistete Arbeit und Ihre erreichten Ziele zu belohnen. 18 Die digitale Welt - eine neue Realität 10 praktische Tipps - to go! [1] Planen Sie Ihren Studien-Tag möglichst genau! Geplantes Handeln beugt Kontrollverlust und Hilflosigkeit vor. Durch geplantes Handeln erlangen Ihr Tag und Ihre Arbeit eine Struktur. So bekommen Sie das Gefühl, einer Situation nicht hilflos ausgeliefert zu sein, sondern diese aktiv zu gestalten. [2] Halten Sie eine Tagesstruktur ein! Struktur hilft gegen Chaos, gibt Sicherheit und stärkt in Stresssituationen. Ihre Tagesstruktur ist mit einem Ritual vergleichbar. Bleiben Sie nicht im Pyjama den ganzen Tag im Bett liegen, sondern handeln Sie wie immer: Aufstehen, sich anziehen, Vorlesungen und Seminare digital besuchen. Passen Sie Ihre Tagesstruktur an die aktuelle Situation an, aber halten Sie Essens-, Schlafens- und Lernzeiten ein. Die digitale Welt - eine neue Realität 19 [3] Bewegen Sie sich! Bewegung bewirkt Wunder im Kopf und wirkt sich positiv auf Ihre Psyche aus. Dafür braucht es kein teures Fitnessstudio-Abo oder einen großen Parcours, Sport ist auch auf engem Raum möglich: Videos und Tutorials im Internet liefern Anregungen und Trainingsprogramme. Jeder Muskelkater ist jetzt ein Erfolg! [4] Besinnen Sie sich auf Ihre Stärken! Diese Ressourcen helfen Ihnen, Krisensituationen durchzustehen. Ressourcen sind alles, was Sie an positiven Erfahrungen in Ihrem Leben gemacht haben, alle Probleme, die Sie schon überwunden und gelöst haben, Ihre Stärken und Talente, alles, was an Fähigkeiten, Neigungen etc. vorhanden ist. Ressourcen sind Kraftquellen. Aktivieren und nutzen Sie diese nun. [5] Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte über Social Media! Verbundenheit mit der Familie oder dem Freundeskreis gibt Ihnen Halt. Nutzen Sie dafür nicht nur kurze und relativ anonyme Textchats, sondern greifen Sie zum Telefon und planen Sie regelmäßig Videochats ein. Fragen Sie Ihren Gesprächspartner doch einmal wieder ganz bewusst: „Was hat dich heute gefreut? “ [6] Konsumieren Sie Medien bewusst und gezielt! Fakten helfen zwar gegen überschwemmende Gefühle, und seriöse und klare Informationen geben Orientierung und Sicherheit. Vermeiden Sie aber ununterbrochenen Medienkonsum. [7] Begrenzen Sie das Grübeln! Grübeln ist eine der vielen Strategien im Umgang mit Stresssituationen. Ein Zuviel verursacht zusätzlichen Stress und damit Demotivation. Überlegen Sie sich daher schon im Vorhinein Tätigkeiten, die Sie ausführen können, 20 Die digitale Welt - eine neue Realität sollten Sie ins Grübeln verfallen. Machen Sie etwas ganz anderes, das Ihnen guttut. Manche Menschen backen, lesen oder schreiben gerne. [8] Führen Sie einfache Entspannungsübungen durch! Angst und Entspannung können nicht gleichzeitig passieren. Daher versuchen Sie einmal Entspannungsübungen, denn diese reduzieren Ängste. Im Internet finden Sie Anleitungen und Tutorials für Entspannungsübungen. [9] Fokussieren Sie sich auf Positives! Der Fokus auf positive Inhalte beruhigt und stabilisiert. Sprechen Sie mit Bezugspersonen und achten Sie auf positive Gesprächsinhalte. Halten Sie sich von Panikmachern fern! Setzen Sie Grenzen und verzichten Sie bewusst darauf, die massenweise kursierenden SMS, E-Mails, Videos, Whats-App- Nachrichten und Meldungen auf sozialen Medien zur Corona-Pandemie zu lesen. [10] Denken Sie daran, Leben bedeutet stetiger Wandel! Wer hätte gedacht, dass die Corona-Pandemie das Leben so auf den Kopf stellen wird! Sie werden mit diesem Virus leben müssen, lassen Sie Ihr Denken, Fühlen und Handeln nicht ausnahmslos von ihm bestimmen. Auch mit Corona ist das Leben lebenswert und bietet vielerlei schöne Momente. Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! „Verschiebe nicht auf morgen, was genauso gut auf übermorgen verschoben werden kann.“ Quelle: Mark Twain Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! 1 Das eigene Motivationsverhalten Was ist Motivation? „Ich lege jetzt gleich los! “ „Da habe ich wirklich Lust drauf! “ „Das kann ich besonders gut! “ All diese Sätze haben etwas gemeinsam: sie sind Ausdruck von Motivation. Aber was ist Motivation überhaupt? Motivation ist die Lust zur Ausführung einer bestimmten Tätigkeit, der Motor menschlichen Handelns. Motivation mobilisiert Handlungen, gibt diesen eine Richtung und ist damit ein entscheidender Faktor zur Erreichung von festgelegten Zielen. Motivation ist dabei in verschiedenen Phasen des Handelns wirksam, u.a. spielt sie eine wichtige Rolle bei der Auswahl einer Handlung aus verschiedenen Handlungsalternativen. Sicherlich ist Ihre Motivation höher, Dinge zu bearbeiten, die Ihnen leicht von der Hand gehen und für die Sie sich interessieren, als Themengebiete zu analysieren, die Ihnen kompliziert und abgehoben erscheinen. Die Motivation hat ebenso einen großen Einfluss auf Ihre Ausdauer und die Intensität, mit der Sie sich mit Aufgaben beschäftigen. Ein Buch über Hundeerziehung zu lesen ist nicht sonderlich spannend. Haben Sie sich aber gerade einen Hund zugelegt, werden Sie das Buch verschlingen, sich Tipps notieren, gleich versuchen diese umzusetzen, sich sogar an dem neu errungenen Wissen erfreuen. Kurzum: Sie sind motiviert. 24 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! Merke Motivation ist der Motor menschlichen Handelns. Motivation setzt den Grundstein für den Beginn von Handlungen, für die Intensität, mit der einer Handlung nachgegangen wird, sowie für die Aufrechterhaltung der Handlung (Ausdauer). Prozesse der Motivation sind maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung von Handlungen beteiligt. „Ich habe keine Lust darauf! “ „Das mache ich lieber morgen! “ „Ich kann das sowieso nicht! “ Diese Sätze haben ebenfalls etwas gemeinsam: sie sind Ausdruck fehlender Motivation und ein Anzeichen für die Volkskrankheit „Aufschieberitis“. Auch Aufschieben kann als zielgerichtetes Handeln betrachtet werden - Ziel des Aufschiebens ist die Vermeidung der Tätigkeit. Was wissenschaftlich sinnvoll erscheint, ist es im wahren Leben nicht immer. Wenn Sie ungeliebte Tätigkeiten vor sich herschieben, immer wieder an sie denken, sie dann aber doch wieder auf die Seite legen, vergeuden Sie schlicht und ergreifend Zeit und Energie. Da kommt schnell mal Frust auf, es wieder einmal nicht geschafft zu haben. Stellen Sie sich einen Wäscheberg vor. Wenn Sie nicht mit dem Waschen beginnen, wird der Berg jeden Tag größer. Irgendwann ist Ihr Kleiderschrank leer. Hätten Sie gleich zu Beginn eine Maschine Wäsche gewaschen, müssten Sie nun nicht einen ganzen Tag dafür opfern. Versuchen Sie sich auch den ungeliebten Tätigkeiten anzunähern. Sie müssen ja nicht gleich Schwarz-, Weiß- und Buntwäsche an einem Tag waschen, eine Maschine reicht. Belohnen Sie sich, wenn Sie die Tätigkeit beendet haben. 1 Das eigene Motivationsverhalten 25 Was für ein Motivations-Typ bin ich? Was motiviert mich? Kann ich mich selbst motivieren oder brauche ich dafür z.B. das Lob eines anderen Menschen? Motivation kann ganz unterschiedliche Quellen haben, die sich individuell unterscheiden. So sind für jeden Menschen unterschiedliche Ziele und Anreize attraktiv. Grundsätzlich kann man zwischen zwei Motivationstypen unterscheiden. Der extrinsische Motivations-Typ Extrinsische Motivation wird von äußeren Faktoren bestimmt. Das bedeutet, dass die Quelle der Motivation in der Erwartung einer positiven Konsequenz Ihres Handelns liegt. Die Ausführung der Handlung ist somit instrumentell, d.h. sie dient der Erreichung bestimmter Konsequenzen. Typische Quellen extrinsischer Motivation sind positive und negative Verstärkung, bspw. durch den Erhalt von Geld oder anderen Belohnungen wie Süßigkeiten oder Lob für das Ausführen der Tätigkeit. Wenn Sie der extrinsische Motivations-Typ sind, fällt es Ihnen schwer sich selbst zu motivieren. Sie sind immer auf einen Anreiz von außen angewiesen. Motivationstipp für den extrinsischen Typ Lob ist Ihr großer Motivator? Vereinbaren Sie einen digitalen Termin mit Ihrem Dozenten oder Professor, in dem Sie ihm Ihre aktuellen Arbeitsfortschritte präsentieren und sich ein Feedback abholen. Sie brauchen etwas Handfestes? Überlegen Sie sich, wie Sie sich selbst motivieren können, in dem Sie die Belohnung für ein erreichtes Ziel schon zu Beginn der Tätigkeit in Aussicht stellen: Wenn ich meine 26 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! Studienarbeit mit 2,0 abschließe, kaufe ich mir das neue Sommerkleid, das mir so gut gefallen hat, oder das gerade erschienene Spiel für die Playstation. Setzen Sie sich selbst Anreize und belohnen Sie sich. Der intrinsische Motivations-Typ Unter intrinsischer Motivation hingegen versteht man eine Motivation, welche sich aus der Person oder aus der Tätigkeit selbst heraus ergibt. Im Gegensatz zur extrinsischen Motivation steht hier kein instrumenteller Zweck der Ausführung der Handlung im Mittelpunkt. Vielmehr geht es in diesem Fall um die Ausführung der Tätigkeit selbst, die mit positiven Gefühlen einhergeht und so motivationssteigernd wirkt. Typische Quellen intrinsischer Motivation sind Neugier und Interesse. Intrinsische Motivation ebnet den Weg interessensbestimmter Handlungen und geht daher häufig mit einem stärkeren persönlichen Bezug und einer höheren Übereinstimmung der Tätigkeit mit eigenen Zielen einher. Wenn Sie ein intrinsischer Motivations-Typ sind, fällt es Ihnen leicht sich selbst zu motivieren, äußere Faktoren spiele dabei keine Rolle. Sie finden die Motivation in Ihrer Tätigkeit z.B. im Erreichen einer bestimmten Note oder darin, dass Sie Experte in einem Themengebiet sind. Sie sind stolz auf Ihre Leistungen und Ihre erreichten Ziele. Eigenlob stinkt? - In diesem Fall nicht! Motivationstipp für den intrinsischen Typ Eigentlich sind Sie als intrinsischer Motivationstyp perfekt auf Homestudying vorbereitet. Sie werden in den neuen Herausforderungen, den digitalen Lehr- und Lernmethoden und dem selbstständigen 1 Das eigene Motivationsverhalten 27 Arbeiten Ihre Motivationsquellen wie von ganz alleine finden. Gönnen Sie sich trotzdem zwischendurch mal eine kleine Belohnung - es wird Ihnen sicherlich guttun. Um herauszufinden, welcher Motivations-Typ Sie sind, können Sie die folgende Übung nutzen: Übung: Persönliche Motivationsanreize Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und überlegen Sie, was für Sie persönlich Anreize sind, die Sie motivieren. Unterscheiden Sie dabei zwischen extrinsischen und intrinsischen Reizen. Notieren Sie Ihre fünf persönlichen größten Anreize. Sind diese eher extrinsischer oder eher intrinsischer Natur? Finden Sie so heraus, welcher Motivationstyp Sie sind! Extrinsische Anreize: 1)_______________________________________________________________________________ 2)_______________________________________________________________________________ 3)_______________________________________________________________________________ 4)______________________________________________________________________________ 5)______________________________________________________________________________ Intrinsische Anreize: 1)______________________________________________________________________________ 28 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! 2)______________________________________________________________________________ 3)______________________________________________________________________________ 4)______________________________________________________________________________ 5)______________________________________________________________________________ Reicht Motivation allein aus, um Ziele zu erreichen? Motivation ist maßgeblich an der Vorbereitung und der Durchführung von Handlungen beteiligt, indem sie zielgerichtetes Handeln in Gang setzt. Mit Ihrer eigenen Motivation haben Sie demnach den Grundstein gelegt, mit den festgelegten Aufgaben zu beginnen und diese abzuarbeiten. Doch wird Motivation alleine genügen, um Ihre Ziele auch tatsächlich zu erreichen? Sind Sie erfolgreich in das digitale Studium gestartet und haben aufmerksam den ersten Vorlesungen gelauscht, stellt sich die Frage, ob Sie auch das ganze Semester motiviert am Ball bleiben können, um am Schluss eine gute Note zu erreichen. Wirkt die Motivation wie ein Schneeball, den man einen schneebedeckten Berg hinabrollt, so dass, wenn die Handlung einmal ins Rollen gekommen ist, deren Durchführung nicht mehr zu stoppen ist, bis der Schneeball, der sich auf seinem Weg zu einer Schneekugel entwickelt hat, am Fuße des Berges angekommen ist? 1 Das eigene Motivationsverhalten 29 Leider ist menschliches Verhalten sehr viel komplexer als das Verhalten des beschriebenen Schneeballs. Die Antwort lautet demnach: Bloße Motivation allein reicht nicht für die Erreichung von Zielen aus. Um von der Zielsetzung tatsächlich zur Zielerreichung zu gelangen, benötigen Sie neben der Motivation auch die Fähigkeit der Selbststeuerung bzw. Selbstregulation. Unter Selbstregulation versteht man die Fähigkeiten zur Steuerung von Emotionen, Handlungen, Aufmerksamkeit, Impulsen und Gedanken. Das bedeutet, dass Sie selbst die Kontrolle über Ihr eigenes Handeln und Erleben haben. Sie sind dafür verantwortlich, fokussiert bei der Sache zu bleiben, sich nicht ablenken zu lassen, den Blick von der WhatsApp-Nachricht auf dem Handy wieder zurück zum eigentlichen Vorlesungsgeschehen zu richten. Gerade wenn Sie ein Thema nicht so sehr interessiert und Ihre Gedanken abschweifen, müssen Sie sich wieder selbst motivieren. Das kostet manchmal richtig viel Kraft und Energie. Die Energie, die Sie für die willentliche Umsetzung von Zielen benötigen, bezeichnet man dabei als Volition oder besser bekannt als Willenskraft. Merke Volition beschreibt die Willenskraft, die Sie benötigen, um Ihre Ziele auch tatsächlich zu erreichen. Grundlage der Volition sind Fähigkeiten der Selbstregulation, also das willentliche Beeinflussen von Handlungen und Erlebnissen. 30 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! Ein weiterer Faktor, der eine essenzielle Rolle im Motivationsprozess spielt, ist der allseits bekannte „innere Schweinehund“. Gerade bei der Erreichung von langfristigen Zielen taucht er immer wieder auf und versucht Sie von Ihrem eigentlichen Weg abzulenken. Grund für das Erwachen des inneren Schweinehunds ist das Ausbleiben einer kurzfristigen Belohnung. Besonders wenn Sie lange auf ein Ziel hinarbeiten müssen, z.B. die Abgabe einer Studienarbeit, kann Ihnen zwischendurch mal die Puste ausgehen. Es scheint viel reizvoller, eine unliebsame Tätigkeit immer wieder aufzuschieben und sich damit zwar kurzfristig zu belohnen (z.B. durch die gewonnenen „freie“ Zeit), als an der Arbeit weiterzuschreiben und den Erfolg nach der Abgabe zu genießen. Jetzt müssen Sie genügend Willenskraft und Motivation aufbringen, um am Ball zu bleiben. Hierfür sind verschiedene Prozesse der Aufmerksamkeitslenkung, der Emotionssowie der Handlungsregulation notwendig. Merke Damit Sie Ihre Ziele effektiv verfolgen und erreichen können, benötigen Sie neben der Motivation auch Willenskraft (Volition). Motivation dient dabei der Zielsetzung und dem Handlungsbeginn, während Volition die Aufrechterhaltung des zielgerichteten Handelns ermöglicht. Volition bedarf dabei des Aufbringens von Energie, um Hürden, die den Arbeitsprozess gefährden, zu überwinden. Diesen Prozess kennt man im Alltag als das Überwinden des inneren Schweinehundes. 1 Das eigene Motivationsverhalten 31 Warum man den Rubikon erst überschreiten muss! Um Erfolg zu haben, müssen Ziele realisiert werden - das gilt im Studium ebenso wie im privaten Umfeld. Im vorangegangenen Abschnitt haben Sie die beiden Begriffe Motivation und Volition kennengelernt, die eine entscheidende Bedeutung für die Zielerreichung haben. Doch wie genau hängen diese beiden Konstrukte zusammen? Warum können Sie Ihre guten Vorsätze häufig nicht in die Tat umsetzten? Mit ihrem Rubikon-Modell liefern die Motivationspsychologen Heinz Heckhausen und Peter M. Gollwitzer einen Aufbau, wie Motivation und Volition eingesetzt werden, um das Ziel am Ende des Prozesses tatsächlich zu erreichen und nicht zwischendurch an den Hürden zu scheitern. Das Rubikon-Modell umfasst vier Handlungsphasen, die die Zusammenhänge zwischen Zielsetzung und Zielerreichung, das heißt zwischen Motivation und Volition darstellen und zielgerichtetes Handeln erklären. Was ist der Rubikon? - Eine kurze Zeitreise! Die Rubikon-Methode basiert auf der Metapher „den Rubikon überschreiten“ und hat ihren Ursprung vor mehr als 2000 Jahren. Damals, um genau zu sein 49 v. Chr., überschritt Julius Cäsar mit seinen Soldaten den kleinen italienischen Grenzfluss Rubikon und löste damit einen Bürgerkrieg aus. Aus diesem Krieg ging Cäsar als Alleinherrscher des antiken Roms hervor. Bei der Überquerung des Flusses soll Caesar die berühmten Worte „alea iacta est“ (die Würfel sind gefallen) gesagt haben. 32 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! Seitdem gilt die Überschreitung des Rubikons als Metapher für eine folgenschwere und weitreichende Entscheidung, die nicht widerrufen werden kann. Der Handlungsverlauf des Rubikon-Modells besteht aus vier aufeinander folgenden Phasen, die jeweils verschiedene Aufgaben an den Handelnden stellen, deren Erfüllung notwendig ist, um in den nächsten Schritt übergehen zu können. Im Folgenden werden die einzelnen Phasen mit ihren phasenspezifischen Anforderungen und Aufgaben vorgestellt. Phase des Abwägens Die erste Phase des Rubikon-Modells stellt die Phase des Abwägens dar. In dieser müssen Sie sich bewusstwerden, welche Wünsche und Anliegen Sie in die Tat umgesetzt wollen, um im Anschluss daraus eine konkrete Zielsetzung abzuleiten. Das bedeutet, dass Sie von den verschiedenen Handlungsoptionen eine auswählen, die dann von einem Wunsch (ich möchte…; ich könnte…) in ein Ziel (ich will…; ich 1 Das eigene Motivationsverhalten 33 werde…) umgewandelt wird. Diesen Schritt der Umwandlung des Wunsches in ein Ziel wird als „Überschreiten des Rubikons“ bezeichnet. Mit dem Überschreiten des Rubikons haben Sie eine unwiderrufliche Entscheidung getroffen. Sie haben sich verpflichtet, das Ziel zu erreichen, Ihr Handeln ist von Entschlossenheit und Sicherheit geprägt. In diesem Moment findet der Übergang von Motivation in Volition statt. Die entstandene Selbstverpflichtung stellt von nun an eine Herausforderung an Ihren Willen dar. Eine Abwendung von Ihrem Ziel (aufgeben, sich umentscheiden) geht mit psychischen Kosten einher (z.B. Enttäuschung, Einbußen im Selbstwert). Zentrale Fragen der Phase des Abwägens Folgende Fragen sollten mit „ja“ beantwortet werden, bevor Sie in die nächste Handlungsphase eintreten: ▶ Haben Sie Ihre Wünsche und Anliegen im Hinblick auf ihre Realisierbarkeit geprüft? ▶ Haben Sie diese verschiedenen Optionen gegeneinander abgewogen? ▶ Haben Sie sich als Ergebnis des Abwägungsprozesses für die Umsetzung eines Wunsches/ Anliegens entschieden? ▶ Haben Sie den verbindlichen Entschluss gefasst, die Umsetzung dieses Wunsches/ Anliegen zu Ihrem Ziel zu machen? 34 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! Phase des Planens Die zweite Phase des Rubikon-Modells umfasst die Zeitspanne zwischen der Entscheidung für ein Ziel und der Umsetzung dieses Ziels. Häufig können Ziele nicht unmittelbar und spontan realisiert werden. Dies gilt insbesondere für umfangreiche und wichtige Vorhaben. Hier gilt es günstige Gelegenheiten abzuwarten und die Voraussetzungen für die Umsetzung von zielförderlichen Handlungen zu schaffen. Zentrale Fragen der Phase des Planens Folgende Fragen sollten mit „ja“ beant- wortet werden, bevor Sie in die nächste Handlungsphase eintreten: ▶ Haben Sie detaillierte Pläne für die Umsetzung Ihres Vorhabens entwickelt? ▶ Beinhalten diese Pläne konkrete Vorsätze bezüglich günstiger Gelegenheiten (wann, wo, wie) für den Beginn der Handlungsumsetzung? ▶ Können Sie die notwendige Energie aufbringen, um die Handlung auch wirklich zu beginnen? Phase der Durchführung Mit dem Beginn einer zielführenden Handlung ist der Übergang in die Phase der Durchführung geschafft. Ob Ihr in der Phase des Planens gefasster Vorsatz tatsächlich zum Beginnen einer Handlung führt, hängt davon ab, wie stark Ihre gefasste 1 Das eigene Motivationsverhalten 35 Intention ist und ob sich Ihnen eine günstige Gelegenheit (z.B. passende Stimmung, Zeit, Ort) für deren Umsetzung bietet. Zentrale Fragen der Phase des Durchführens Folgende Fragen sollten mit „ja“ beantwortet werden, bevor Sie in die nächste Handlungsphase eintreten: ▶ Haben Sie es geschafft, die Durchführung Ihres Vorhabens gegen innere und äußere Einflüsse abzuschirmen? ▶ Haben Sie Energie und Anstrengung aufgebracht, um die Handlung trotz Hindernissen aufrechtzuerhalten? ▶ Haben Sie es geschafft, Ihr Vorhaben nach Unterbrechungen wieder aufzunehmen? ▶ Haben Sie die Durchführung der Handlung bei Zielerreichung beendet? Phase der Bewertung Der Übergang in die letzte Phase des zielgerichteten Handelns erfolgt mit der Zielerreichung. Im Mittelpunkt dieser letzten Phase des Rubikon-Modells steht die Bewertung des Handlungsergebnisses und damit Ihrer Zielerreichung. Dabei vergleichen Sie zum einen das erzielte Ergebnis mit Ihrer ursprünglichen Zielabsicht, zum anderen bewerten Sie Ihren Handlungsprozess. In diesem Zusammenhang werden Sie förderliche oder auch hinderliche Umstände der Zielverwirklichung identifizie- 36 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! ren. Die Ergebnisse dieser Bewertung, die gewonnen Erkenntnisse und gemachten Erfahrungen können Sie dann für zukünftige Tätigkeiten nutzen. Zentrale Fragen der Phase der Bewertung Folgende Fragen sollten mit „ja“ beantwortet werden, bevor Sie den Prozess des zielgerichteten Handelns beenden und sich für die Umsetzung eines neuen Zieles entscheiden können: ▶ Haben Sie das Ergebnis des Prozesses mit Ihren anfänglichen Erwartungen an das Ziel abgeglichen? ▶ Haben Sie den Prozess der Zielerreichung reflektiert und förderliche und hinderliche Umstände identifiziert? ▶ Haben Sie es geschafft, sich von der aktuellen Absicht loszulösen? ▶ ▶ ▶ Mit Kenntnis des Rubikon-Modells sind Sie in der Lage, Ihren eigenen Motivations- und Antriebsprozess zu überprüfen und bei Störungen zeitnah zu intervenieren - das heißt sich selbst zu motivieren. Im Verlauf dieses Ratgebers werden Sie viele hilfreiche Tipps und Tricks zur Selbstmotivation kennenlernen, welche sich in ihrer theoretischen Grundlage immer wieder aus psychologischer Sicht auf das Rubikon-Modell beziehen werden. 2 Das Phänomen „Aufschieben“ Wie wirkt sich Aufschieben aus? Wer kennt es nicht: Man sitzt gemeinsam mit einem Stapel Bücher und geschätzten 50 offenen Tabs im Internetbrowser vor seinem Laptop und versucht verzweifelt, an der Studienarbeit zu arbeiten. Dabei fällt auf, dass der Boden ganz schön dreckig ist, der Wäschekorb schon wieder überquillt und sich das Geschirr zu hohen Türmen aufstapelt. Unter diesen Umständen ist ein Weiterarbeiten ja quasi unmöglich, wie soll man denn in einer solchen Umgebung konzentriert arbeiten können? Also Laptop zu, Wischmopp raus und erst mal die längst überfälligen Arbeiten im Haushalt erledigen. Plötzlich scheinen die sonst so unliebsamen Aufgaben gar nicht mehr so schlimm. Das hier beschriebene Szenario stellt einen typischen Fall von „Aufschieberitis“ dar - die unangenehme Aufgabe des Schreibens der Studienarbeit wird zugunsten anderer (angenehmerer oder einfach weniger unangenehmerer) Aufgaben unterbrochen und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Aufschieben ist ein erlerntes Verhaltensmuster, mit dem Ziel Unangenehmes zu vermeiden und Angenehmes anzustreben. Im Falle es Aufschiebens geht es darum, unangenehme Gefühle wie Langeweile, Frustration oder Angst zu vermeiden. In dem Sie ungeliebte Aufgabe zur Seite legen, eliminieren Sie die Quelle der Frustration und wenden sich etwas Positivem zu. Gleichzeitig geht Aufschieben häufig zusätzlich mit der Aufnahme einer weniger unangenehmen Aufgabe (z.B. putzen) oder sogar einer als angenehm erlebten Tätigkeit (z.B. Freunde treffen) einher. Die neue Tätigkeit reduziert dabei nicht nur 38 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! die unangenehmen Gefühle, sondern ruft positive Gefühle wie Freude, Spaß oder Erfolg hervor, was den positiven Effekt des Aufschiebens zusätzlich verstärkt. Die Liste der Alternativtätigkeiten ist lang, beinahe unbegrenzt. Wenn Sie keine Lust haben Dinge zu tun und völlig unmotiviert sind, fallen Ihnen viele Alternativen ein, die Sie jetzt lieber tun würden. Das können sogar Dinge sein, die Sie normalerweise gar nicht mögen. Hauptsache Sie müssen sich nicht mehr mit der bisherigen Tätigkeit auseinandersetzen. Gerade bei Haushaltstätigkeiten sehen Sie schnell ein Ergebnis, erzielen in wenigen Minuten Erfolge, werden belohnt für das, was Sie geleistet haben. Zufriedenheit und Stolz machen sich breit. Paradoxerweise vergessen Sie dabei ganz, dass Sie eigentlich die Studienarbeit hätten schreiben wollen und Sie mit dem eigentlich zu bearbeitenden Thema keinen Schritt weitergekommen sind. Sie haben Ihr Ziel aus den Augen verloren und sind dabei auch noch äußerst glücklich und zufrieden. Diese „Aufschieberitis“ ist wirklich seltsam. Übung: Meine typischen Aufschiebe-Verhaltensweisen Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und versetzen Sie sich gedanklich zurück in Ihre letzte Prüfungsphase. Erinnern Sie sich an den vorbereitenden Arbeitsprozess und listen Sie Ihre mit der Arbeit verbundenen Gefühle auf: 1)________________________________________________________________________________ 2)________________________________________________________________________________ 3)________________________________________________________________________________ 4)________________________________________________________________________________ 5)________________________________________________________________________________ 2 Das Phänomen „Aufschieben“ 39 Denken Sie darüber nach, welche Aufschiebe-/ Alternativverhaltensweisen Sie in solchen Situationen typischerweise zeigen und listen Sie diese ebenfalls auf. 1)________________________________________________________________________________ 2)________________________________________________________________________________ 3)________________________________________________________________________________ 4)________________________________________________________________________________ 5)________________________________________________________________________________ Und? Haben Sie die Fallen erkannt, die Sie sich immer wieder selbst stellen? Manchmal reicht es, seine eigenen Fehler zu erkennen, um diese zukünftig zu vermeiden. Und wenn Sie mal wieder die gerade begonnene Studienarbeit zur Seite legen, um zu bügeln oder zu putzen, dann lächeln Sie sich selbst an, räumen Sie Bügelbrett und Wischmopp zurück in den Schrank, gönnen sich eine kurze Pause, um sich wieder zu fokussieren und schreiben Sie weiter an Ihrer Studienarbeit. Was sind die Konsequenzen des Aufschiebens? Wie alles im Leben bringt auch das Aufschieben Konsequenzen mit sich! Betrachtet man beispielsweise typische studentische Arbeitsprozesse, so zeigt sich, dass Aufschieben häufiger vorkommt, je weiter der Abgabetermin in der Zukunft liegt. Je näher die Abgabefrist kommt, umso fleißiger scheinen Studierende zu arbeiten. Woran liegt das? Die Beantwortung dieser Frage zeigt ein zentrales Problem des Aufschiebens: Je häufiger Sie zu Beginn der Bearbeitungszeit Ihr Projekt aufschieben, desto kürzer 40 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! wird in logischer Konsequenz das Zeitfenster, in der Sie die Arbeit erledigt müssen. Die gleiche Menge Arbeit in kürzerer Zeit zu erledigen, geht mit erhöhtem Stress und Gefühlen der Verzweiflung und der Wut einher. Bildlich gesprochen führt Aufschieben langfristig gesehen zu einem wachsenden Berg an Arbeit, dessen negative Konsequenzen die positiven Effekte des Aufschiebens deutlich übersteigen. Langfristig gesehen bestrafen Sie sich durch das Aufschieben selbst. Typische Konsequenzen des Aufschiebens ▶ Stress und steigender (Zeit-)Druck ▶ Einbußen in der Qualität der Arbeit ▶ Verpassen von Fristen ▶ Schlechtes Gewissen ▶ Bewertungsängste ▶ Steigerung negativer, mit der Aufgabe verbundener Gefühle ▶ Enttäuschung („Ich hab’s mal wieder nicht geschafft.“) ▶ Selbstabwertung/ Versagensgefühle und -ängste ▶ Abnehmende Motivation Gehört Aufschieben einfach dazu? „Eigentlich wollte ich heute die Welt retten, aber es regnet.“ Überall wo Motivation und Volition eine Rolle spielen, findet sich auch immer die Gefahr des Aufschiebens. Wieso ist dem so? 2 Das Phänomen „Aufschieben“ 41 Motivation und Volition verdeutlichen, dass Sie für die Bewältigung einer Aufgabe Energie aufbringen müssen, insbesondere dann, wenn Sie Hindernisse überwinden, Ablenkungsquellen ausschalten oder Gewohnheiten ändern müssen. Dies entspricht im Sinne des „Lust-Unlust-Prinzips“ nicht der vom Menschen präferierten Handlung. Kurzum: Der Mensch ist von Natur aus faul und sucht den Weg des geringsten Widerstandes. Er sucht - wann immer es ihm möglich ist - das Angenehme und vermeidet das Unangenehme. Das Aufbringen von Energie wird als unangenehm wahrgenommen, da es bedeutet, dass Widerstände (z.B. negative Gefühle) überwunden werden müssen. Aufschieben spielt demnach in allen Phasen des zielgerichteten Handelns eine zentrale Rolle und gefährdet Ihren Arbeitsprozess und damit die verbundene Zielerreichung. In diesem Zusammenhang hat man festgestellt, dass es bestimmte phasenspezifische Aufgaben und Anforderungen gibt, die besonders anfällig für das Aufschieben sind. Die „typischen“ Aufschiebe-Phasen sind:  Übergang zwischen Abwägen und Planen Menschen tendieren dazu, Entscheidungen aufzuschieben. Im Handlungsprozess führt dies dazu, dass keine verbindliche Entscheidung für die Verfolgung eines Zieles getroffen wird, somit kein Ziel definiert wird und der Übergang in die Phase des Planens nicht erfolgen kann.  Handlungsbeginn Menschen neigen darüber hinaus dazu, den Beginn einer Handlung aufzuschieben. Gründe hierfür sind häufig ungünstige und ungenaue Planungen, die sich in der fehlenden Bildung konkreter Vorsätze widerspiegeln. Aber auch eine zu 42 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! detaillierte Planung mit einhergehender mangelnder Flexibilität begünstigt das Aufschieben.  Aufrechterhaltung der Handlung Auch wenn die zielführende Handlung einmal begonnen wurde, fällt es Menschen häufig schwer, diese konsequent zu verfolgen. Aufkommender Konzentrationsverlust, die Ablenkung durch äußere Einflüsse und daraus resultierende Misserfolgserlebnisse stellen eine hohe Herausforderung an Ihre eigene Willenskraft da. Auch die Wiederaufnahme der Handlung nach Unterbrechungen (z.B. nach dem Mittagessen) wird durch diese Aspekte erschwert. Warum ist es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, in welchen konkreten Handlungsphasen man auf Probleme stößt, die Aufschiebe-Verhalten begünstigen? Das Rubikon-Modell bietet nicht nur die Möglichkeit, Probleme zu identifizieren, sondern bietet auch Ansatzpunkte, um den Arbeitsprozess zu vereinfachen und effektiver zu gestalten. So gibt das Modell an, wie der Prozess des zielgerichteten Handelns im Idealfall ablaufen könnte und bietet so Stellschrauben, an denen bei auftretenden Problemen gedreht werden kann. Damit bietet es die Möglichkeit, den identifizierten Problemen zu begegnen und entspannt zum Ziel zu kommen. Was bedeutet es für das digitale Studium? Aufschieben stellt ein erlerntes Verhalten dar und ist im universitären Kontext ein weitverbreitetes Phänomen. Individuelles Aufschiebeverhalten im Hinblick auf das Arbeiten im Homestudying hängt eng mit den bereits gemachten Erfahrungen in diesem Kontext zusammen. So mag es sein, dass Sie bereits festgestellt haben, dass Ihnen das Arbeiten allein zu Hause schwerfällt und Sie den Austausch mit Kommilitonen benötigen, um motiviert zu sein oder dass Sie vor allem allein besonders 2 Das Phänomen „Aufschieben“ 43 gut arbeiten können. Ihre Erfahrungen prägen die Herangehens- und Sichtweise auf das digitale Studium. Zudem stehen Sie vor der Herausforderung, dass bereits etablierte Handlungs- und Verhaltensweisen bei Präsenzveranstaltungen zwar gut funktionieren, diese jedoch nicht 1: 1 auf das digitale Lernen übertragbar sind. Sie können somit nicht immer auf „Altbewährtes“ zurückgreifen und müssen neue Wege gehen. Dies betrifft nicht nur Ihre Motivation, sondern auch Ihr Organisations- und Arbeitsverhalten. Die höhere Komplexität des digitalen Semesters und die damit verbundenen Anforderungen - schließlich müssen Sie sich gefühlt um alles selbst kümmern und sind ein einsamer Reiter in den Weiten des World Wide Webs -können dazu führen, dass Sie Schwierigkeiten verstärkt wahrnehmen und sogar neue, bis dahin unbekannte Probleme auftreten. Praxistipps Erkennen Sie die „Aufschieberitis“ als das an, was sie ist: eine erlernte Verhaltensweise oder ein einstudiertes Denkmuster, welches nur Sie ändern können. Reflektieren Sie Ihr Verhalten, identifizieren Sie Ihre individuellen „Baustellen“ und entwickeln Sie entsprechende Lösungen. 3 Sich selbst motivieren Nun stellt sich eigentlich nur noch die einfache, aber doch komplexe Frage: „Wie soll ich das machen? Wie motiviere ich mich selbst und bleibe es auch? “ Und vor allem: „Wie gewinne ich den Kampf gegen meinen inneren Schweinehund? Wie kann ich das digitale Studium erfolgreich bewerkstelligen? “ In den vorangegangenen Kapiteln haben Sie bereits in der ein oder anderen Übung einen persönlichen und damit lebensnahen Bezug zu der doch sehr theoretischen Motivationslehre hergestellt. Aber das kennen Sie ja sicherlich aus dem eigenen Studium: „Wo keine komplizierte Theorie, da auch keine gelebte Praxis! “ Ohne es zu merken haben Sie bereits damit begonnen eine Problem- und Bedingungsanalyse bezüglich Ihres für die Zielerreichung so hinderlichen Aufschiebeverhaltens durchzuführen. Diese hilft Ihnen nicht nur dabei, Probleme zu identifizieren, sondern auch die Faktoren zu erkennen, die dazu führen, dass Sie Probleme aufrechterhalten anstatt sie einfach zu lösen. Eine Auseinandersetzung mit diesen Faktoren kann dabei sowohl während des Arbeitsprozesses (wenn das Problem schon da ist), als auch vor Beginn des Arbeitsprozesses (um potenziellen Problemen vorzubeugen) sinnvoll sein. Sie hilft Ihnen den Arbeitsprozess insgesamt zu entspannen und aufkommende Frustration zu vermeiden. Wenn Sie Probleme mit dem Aufschieben haben, könnte es - egal in welchem Stadium des Studiums und in welcher Situation Sie sich aktuell befinden - hilfreich für Sie sein, eine kurze Problem- und Bedingungsanalyse durchzuführen. 3 Sich selbst motivieren 45 Übung: Problem- und Bedingungsanalyse Denken Sie an Ihr Studium und das Stadium, in dem Sie sich aktuell befinden, und beantworten Sie folgende Fragen bezüglich Ihres Aufschiebeverhaltens: Welche konkreten Aufgaben und Vorhaben schieben Sie auf? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ Mit welchen Emotionen/ Gedanken gehen diese Aufgaben einher? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ In welchen Situationen (räumlich, zeitlich, …) neigen Sie dazu, diese Aufgaben aufzuschieben? Welche Faktoren dieser Situationen fördern Aufschiebeverhalten? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ 46 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ Welche Aufschiebe-/ Alternativverhaltensweisen zeigen Sie in solchen Situationen? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ Mit welchen Emotionen/ Gedanken geht das Aufschieben einher? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ Welche positiven Auswirkungen gehen (kurz- und langfristig) mit dem Aufschieben für Sie einher? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ 3 Sich selbst motivieren 47 Welche negativen Auswirkungen gehen (kurz- und langfristig) mit dem Aufschieben für Sie einher? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ Unter Einbezug der vorangegangenen Fragen: Was genau hindert Sie daran, effektiv zu arbeiten? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ Wie bereits beschrieben ist das Ziel der Problem- und Bedingungsanalyse die Identifikation von (potenziellen) Problemen sowie von ungünstigen aufrechterhaltenden Faktoren. Sie kann daher immer angewandt werden, wenn Probleme auftreten oder erwartet werden. Die ausführliche Beschäftigung mit dem Problem und den Bedingungen, die zu diesem Problem beitragen, führt dabei zu einem vertieften Verständnis für das Problem. Gleichzeitig liefert sie Ihnen Hinweise darauf, wie Sie den jeweiligen Problemen begegnen, diese vielleicht sogar vermeiden können bzw. an welchen Stellen die Problemlösung ansetzen sollte. Dieses Wissen erleichtert 48 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! Ihnen die Suche nach Lösungen enorm, da Sie eine Idee bekommen, in welche Richtung Sie blicken, welchen Weg Sie einschlagen sollen. Wie fange ich an? - Den inneren Schweinehund überwinden Und da ist er wieder: der altbekannte innere Schweinehund. Ob es darum geht, sich zum Joggen aufzuraffen, aus dem warmen Bett zu steigen oder eben sich an den Schreibtisch zu setzen, um endlich mit der Arbeit an der Studienarbeit zu beginnen - immer wieder stellt sich Ihnen dieser innere Schweinehund in den Weg und verhindert, dass Sie einfach die geplanten Tätigkeiten ausführen. Dem tatsächlichen Beginn der Tätigkeit geht so gut wie immer ein Kampf mit diesem inneren Schweinehund voraus - und das kostet unnötige Kraft und Energie. Wie Sie bereits erfahren haben ist der berühmte Kampf mit dem inneren Schweinehund aus psychologischer Sicht nichts anderes als das Aufwenden von Motivation und Willenskraft, um die belohnende Wirkung des Aufschiebens zu überwinden. Das kostet extrem viel Kraft, Energie und Willensstärke, da Sie freiwillig auf die kurzfristige Belohnung verzichten, um Ihr gestecktes Ziel, das in weiter Ferne zu liegen scheint, erreichen zu können. Es ist nicht verwunderlich, dass die natürliche Tendenz des Menschen jedoch dahingeht, Angenehmes aufzusuchen und Unangenehmes zu vermeiden. Wir füttern lieber den Schweinehund, anstatt ihn zu verjagen. Exkurs: Mein innerer Schweinehund Etwas zu bekämpfen, was man nicht sehen oder greifen kann, wird unter Umständen schwierig sein. Manchmal hilft es daher, abstrak- 3 Sich selbst motivieren 49 ten Phänomenen eine Form zu geben. Nehmen Sie sich daher einige Minuten Zeit und stellen Sie sich Ihren persönlichen inneren Schweinehund vor Ihrem inneren Auge vor. Wie sieht er aus? Wie gelingt es ihm, Sie von der Arbeit abzuhalten? Was bringt er an Eigenschaften und Waffen für den Kampf mit? Malen Sie ein Bild Ihres inneren Schweinehundes in den untenstehenden Kasten. Was bedeutet dies für die Lösung des Problems des inneren Schweinehundes? Wie kann ich diesen nervigen Begleiter meines digitalen Studiums in den Griff bekommen? Der psychologische Hintergrund des Phänomens liefert uns bereits die Waffen für den uns bevorstehenden Kampf: Motivation und Willenskraft. Das bedeutet, Sie können sich am besten für den Kampf mit dem inneren Schweinehund wappnen, indem Sie Methoden der Steigerung von Motivation und Willenskraft anwenden. Mit den folgenden Tipps legen Sie Ihren inneren Schweinehund erfolgreich an die Leine! 50 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! Sich ganz bewusst für das digitale Semester entscheiden Ein besonders leichtes Spiel hat der innere Schweinehund, wenn Sie - im Sinne des Rubikon-Modells - den Rubikon noch nicht überschritten, d.h. das erfolgreiche Absolvieren des digitalen Semesters noch nicht als Ziel festgelegt haben. Das Fehlen einer Zielabsicht führt dazu, dass Sie in einer „Ich müsste vielleicht“-Einstellung verharren, anstatt in eine „Ich will das wirklich“-Einstellung überzugehen. Dadurch gelingt es Ihnen nicht, sich auf die Zielerreichung zu fokussieren. Vielmehr bleibt Ihre Aufmerksamkeit offen für alles andere, was in ihren Augen attraktiver oder interessanter erscheint. Der Übergang von der Phase des Abwägens in die Planungsphase gelingt nicht. Wenn Sie an diesem Punkt eine Handlung beginnen, wird diese sicherlich eher in einem halbherzigen Versuchen münden, der wenig effektiv und produktiv ausfallen wird und so letztendlich zu Frustration führen. Dieses gilt es dringend zu vermeiden. Setzten Sie sich ein klares Ziel und prüfen Sie dieses auf seine Realisierbarkeit. Betrachten Sie dabei die zeitlichen Ressourcen, die Ihnen zur Verfügung stehen sowie die Mittel, die Sie benötigen, um das Ziel zu erreichen. Nehmen Sie dann eine Einschätzung Ihrer eigenen Fähigkeiten für die Bewältigung der Aufgabe vor und treffen Sie Annahmen über situative Komponenten wie günstige Gelegenheiten. Betrachtet man diese Einflussfaktoren in Bezug auf die Einschätzung der Realisierbarkeit, so wird schnell klar, dass nicht alle Komponenten individuell beeinflussbar sind. So wird beispielweise das Abgabedatum für die Studienarbeit durch den Dozenten vorgegeben, wann hingegen Sie jedoch mit der Arbeit beginnen, können Sie wiederum selbst entscheiden. Beziehen Sie trotzdem alle Faktoren in Ihre Betrachtung mit ein. 3 Sich selbst motivieren 51 Praxistipps Bei der Einschätzung der Realisierbarkeit ist eine konkrete Auseinandersetzung mit den Faktoren, auf denen die Einschätzung basiert, unbedingt notwendig, um ein realistisches Bild zu entwickeln. Nehmen Sie sich daher die Zeit, sich Gedanken über die einzelnen Faktoren zu machen. Folgende Tipps können Ihnen dabei helfen, sich mit der Realisierbarkeit auseinanderzusetzen: Schätzen Sie Ihre zeitlichen Ressourcen für das aktuelle Semester ein, indem Sie sich einen Überblick über die Zeitspanne verschaffen, die Ihnen realistisch zur Verfügung steht. Hilfreich kann hierbei ein Kalender sein, in den Sie bereits feststehende Termine sowie alle neu geltenden Fristen eintragen. Machen Sie sich Gedanken darüber, welche Mittel und Ressourcen (z.B. Literatur, Räume für Datenerhebungen, bestimmte Programme) Sie benötigen, um digital studieren zu können. Stehen diese bereits zur Verfügung oder wissen Sie, wie Sie an die benötigten Mittel kommen oder an wen Sie sich wenden müssen? Reflektieren Sie Ihre eigenen Fähigkeiten. Sie haben in Ihrem Studium bereits jede Menge Schlüsselkompetenzen erworben. Machen Sie sich dies bewusst! Ein geeignetes Mindset schaffen Ein wichtiger aufrechterhaltender Faktor für das Aufschiebeverhalten, den sich der innere Schweinehund zunutze macht, sind aufschiebeförderliche Gedanken, Vor- 52 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! stellungen und Einstellungen. Sie sind die Waffen des inneren Schweinehunds, mit denen er versucht, Sie zum Aufschieben zu verführen. Aufschiebeförderliche Gedanken, Überzeugungen und Einstellungen können unterschiedliche Formen annehmen. Typisch sind Rechtfertigungen, Selbstberuhigungen und demotivierende Gedanken. Im schlimmsten Fall können diese sogar zu Selbstabwertungen führen. Zudem können sich aufschiebeförderliche Gedanken auf vielerlei Dinge beziehen, z.B. auf Ihre persönlichen Fähigkeiten hinsichtlich der Aufgabenbewältigung, auf die Anforderungen der Aufgabe an sich oder auf die Gesamtsituation im Allgemeinen. Aufschiebeförderliche Gedanken haben viele Gesichter und lauern hinter jeder Ecke. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: Sie hindern Sie daran, mit Ihrer geplanten Arbeit zu beginnen. Aufschiebeförderlichen Gedanken zu begegnen ist nicht einfach. Es gibt keine pauschalen Strategien, um solche Gedanken zu verändern. Jedoch ist es möglich, sich ein Mindset (d.h. ein bestimmtes Denkmuster und -system) anzueignen, dass einigen dieser Gedanken entgegenwirkt bzw. diesen den Wind aus den Segeln nimmt und so zu einer positiveren und optimistischeren Grundeinstellung gegenüber dem digitalen Studium führt. Praxistipps Beginnen Sie ungünstige Vorstellungen im Hinblick auf das digitale Studium zu hinterfragen und sich mit anderen Sichtweisen auseinanderzusetzen. Es hat sich gezeigt, dass es sich besonders günstig auf das Bewältigen von schwierigen und langfristigen Aufgaben auswirkt, wenn diese als Herausforderung verstanden werden, in deren Bewältigungsprozess man eigene Fähigkeiten prüfen und neue Fähig- 3 Sich selbst motivieren 53 keiten erwerben kann. Dabei wird die Aufgabe als Lernmöglichkeit verstanden und der Fokus liegt auf dem Prozess der Aufgabenbewältigung und nicht auf den Ergebnissen. Diese herausfordernde Sichtweise geht mit einer gesteigerten Motivation („Ich will das Schaffen! “) und einer Freude im Hinblick auf den Arbeitsprozess durch die Aussicht auf Lernzuwachs einher. Durch diese Verbindung der Aufgabe mit positiven Gefühlen und Gedanken, wird das Ziel mehr und mehr von einem Vermeidungsziel („Ich muss das schaffen, damit ich keine negativen Konsequenzen erhalte“) zu einem Annäherungsziel („Ich möchte das schaffen und dabei viel lernen“), was sich wiederum günstig auf das Beginnen und ausdauernde Bearbeiten der Aufgabe auswirkt. Finden Sie für sich selbst einen positiven Zugang zum digitalen Studium. Nehmen Sie sich etwas Zeit und überlegen Sie, wel- chen positiven Blickwinkel man auf die aktuell durchaus außergewöhnliche Situation haben kann. Realistisch planen Zentrale Voraussetzung für den Beginn einer Handlung ist eine gute Vorbereitung und Planung. Studien zeigen, dass eine konkrete Planung die Handlungsausführung wahrscheinlicher macht. Doch wie plant man so ein digitales Semester richtig? 54 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! Häufig ist das Problem, dass sich Studierende ganz und gar auf die Institution Universität verlassen und einfach versuchen, draufloszustudieren. In diesem Fall fehlt dem Studium eine Struktur und die Studierenden verlieren leicht den Überblick. Zeitliche Aspekte und Vorstellungen über Umfang und benötigte Ressourcen finden keine Beachtung. Ein anderes häufiges Problem stellen unrealistische Pläne dar. Studierende nehmen sich mehr vor, als sie in der geplanten Zeit schaffen können. Selbstgesetzte Ziele werden so nicht erreicht und unerledigte Arbeiten türmen sich auf dem heimischen Schreibtisch. Auch hier erfolgt eine falsche Einschätzung der zeitlichen Perspektive und der benötigten Ressourcen. Beide beschriebenen ungünstigen Planungen führen auf kurz oder lang zu Misserfolgserlebnissen und Frustration und im Weiteren zu abnehmender Motivation und zunehmenden Aufschieben. Aufschiebeförderliche Gedanken werden verstärkt, indem das Scheitern auf die eigenen Fähigkeiten bezogen wird. Wie kann man dies verhindern? Praxistipps Damit im Verlauf des Arbeitsprozesses keine Frustration durch ungünstige Planung entsteht, ist es wichtig, die Planung an die zeitlichen und persönlichen Ressourcen und Fähigkeiten anzupassen. Folgende Tipps sollten für eine realistische Planung beachtet werden: Unterteilen Sie das aktuelle Semester ganz bewusst in Teilziele. Nutzen Sie einen Kalender, in den Sie alle wichtigen Termine eintragen und überlegen Sie, wie viel Zeit Ihnen für welche Tätigkeit zur Verfügung steht. ▶ Legen Sie konkrete Zeitfenster für die Bearbeitung der einzelnen Studienfächer fest. 3 Sich selbst motivieren 55 ▶ Berücksichtigen Sie bei der Planung einzelner Arbeitseinheiten Ihre Konzentrationsfähigkeit, die Komplexität der jeweiligen Aufgaben und die verfügbaren zeitlichen Ressourcen. Faustregel: Planen Sie nur etwa 50% dessen ein, was Sie sich ersten Überlegungen nach haben vornehmen wollen. ▶ Unterteilen Sie auch einzelne Arbeitseinheiten in kleinere Teilschritte und planen Sie Pausen ein. Setzen Sie dabei die Arbeitseinheiten nicht zu lang an. ▶ Planen Sie Arbeitseinheiten so, dass Sie mit den unangenehmsten und schwierigsten Aufgaben beginnen und mit leichteren und angenehmeren Arbeiten aufhören, um sich den Arbeitsprozess so angenehm wie möglich zu gestalten und Ihre Konzentrationsfähigkeit optimal zu nutzen. ▶ Definieren Sie auch für Pausen feste Zeiten und Längen. Setzen Sie sich zudem ein Ende für die Arbeitszeit (spätestens um … Uhr ist Schluss! ). ▶ Planen Sie Puffertage ein, für den Fall, dass unvorhergesehene Ereignisse oder dringende Aufgaben anfallen. ▶ Passen Sie Ihre Planung für kommende Arbeitseinheiten aufgrund der im Arbeitsprozess gemachten Erfahrungen an. Wie bereits beschrieben steigert eine konkrete Planung die Wahrscheinlichkeit der Handlungsdurchführung. Jedoch sollten Sie beachten, dass Sie nicht zu kleinschrittig und detailliert planen, da eine solche Planungsstrategie ebenfalls Gefahren birgt. Bleibt vor lauter Planung die Arbeit liegen, so wird der Planungsprozess 56 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! selbst zu einem Aufschiebeverhalten. Zudem birgt eine zu detaillierte Planung die Gefahr der mangelnden Flexibilität, d.h. bei kleinen Abweichungen von der eigenen Planung kommt es zu Gefühlen der Überforderung und Frustration, die wiederum die Basis für abnehmende Motivation und Aufschieben bilden. Effektive Vorsätze fassen Eine zentrale Voraussetzung für den Beginn von Handlungen ist - dem Rubikon- Modell zufolge - die Entwicklung von konkreten Vorsätzen. Dabei werden die abstrakten Zielabsichten der ersten Phase in situationsbezogene Handlungsanweisungen übersetzt. Mit anderen Worten wird das gesetzte Ziel mit konkreten Verhaltensweisen verbunden, die in bestimmten, festgelegten Situationen umgesetzt werden, um sich der Zielerreichung anzunähern. Die Schwelle für den Handlungsbeginn soll gesenkt werden, da das so definierte Verhalten bei Eintreten der Situation fast automatisch und mechanisch ausgelöst wird. Wirksame Vorsätze zeichnen sich demnach dadurch aus, dass sie konkrete Angaben darüber enthalten, in welcher Situation (Ort, Zeit) welches konkrete Verhalten gezeigt werden soll. Je konkreter diese Komponenten beschrieben sind, desto höher fällt die Wahrscheinlichkeit dafür aus, dass das Verhalten umgesetzt wird. Praxistipps Effektive Vorsätze beinhalten klar spezifizierte Angaben über eine Situation, in der ein ganz bestimmtes Verhalten gezeigt werden soll. Folgende Angaben über die Situation sollten in Ihren Vorsätzen enthalten sein: ▶ Angaben über die Zeit (idealerweise genaue Uhrzeit des Beginns sowie möglichst spezifische Angaben über die Dauer der Tätigkeit) 3 Sich selbst motivieren 57 ▶ Angaben über den Ort (idealerweise genaue Ortsangabe mit Bezeichnung des Gebäudes/ Raums) ▶ Angaben über die Art und Weise der Umsetzung (idealerweise Angaben darüber, welche spezifische Tätigkeit wie und mit welchen Mitteln durchgeführt werden soll) Beispiel für einen effektiven Vorsatz „Morgen früh werde ich mich um 09: 00 Uhr an den Schreibtisch in meinem Zimmer setzten und für 2 Stunden an dem Abschnitt über die psychologischen Wirkmechanismen des Aufschiebens an meinem Laptop unter Zuhilfenahme psychologischer Fachliteratur arbeiten.“ Übung: Verfassen von Vorsätzen Nun sind Sie an der Reihe. Nutzen Sie eine der Zielabsichten, die Sie im Hinblick auf das digitale Semester entwickelt haben, und formulieren Sie konkrete Vorsätze, um das Ziel zu erreichen. Zielabsicht: __________________________________________________________________________________ Vorsätze: 1)________________________________________________________________________________ 2)________________________________________________________________________________ 3)________________________________________________________________________________ Überprüfen Sie im Nachgang: Hatte das Fassen dieser Vorsätze den gewünschten Effekt? 58 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! Wie bleibe ich dran? ‒ Motiviert sein und es auch bleiben! Ein weit verbreiteter Irrglaube besagt, dass wenn man den inneren Schweinehund erst einmal überwunden hat, eigentlich nichts mehr schiefgehen kann. Betrachtet man jedoch das Rubikon-Modell, so wird klar, dass dies etwas zu einfach gedacht ist. Natürlich haben Sie durch das Überwinden des inneren Schweinehundes eine große Hürde im Prozess des zielgerichteten Handelns genommen, jedoch gibt der heimtückische Köter nicht so einfach auf. Überwunden bedeutet nicht besiegt und so wird Ihr innerer Schweinehund Sie immer wieder zum Aufschieben verführen wollen. Dementsprechend lauern auch nachdem Sie bereits mit Ihrer Arbeit begonnen haben noch immer Gefahren, entweder in Form von Ablenkungen oder als Unterbrechungen, die es schwierig machen, die Tätigkeit wiederaufzunehmen. Zentrale Aufgabe der Durchführungsphase des Rubikon-Modells ist daher die Abschirmung der Zielhandlung vor inneren und äußeren Einflüssen sowie die Aufwendung von Energie und Anstrengung für die Aufrechterhaltung der Handlung. Kurzum: Sie müssen fokussiert bleiben! Natürlich können Sie auch in dieser Phase des Arbeitsprozesses die in den vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Strategien, Tipps und Tricks anwenden. In diesem Abschnitt werden die bislang beschriebenen Strategien zusätzlich um spezielle Tipps und Tricks für die Aufrechterhaltung der Handlung ergänzt, um so Ihre Ausrüstung für den Sieg über den inneren Schweinhund zu vervollständigen. 3 Sich selbst motivieren 59 Ablenkungen entgegenwirken Wie bereits im vorangegangenen Abschnitt beschrieben, stellen jegliche Ablenkungsquellen ein großes Problem für das konzentrierte Weiterarbeiten dar. Attraktive Alternativen z.B. zum Schreiben an der Studienarbeit können dabei viele Formen annehmen - sei es das Handy, Putzen, aus dem Fenster Schauen oder die willkommene Störung durch das Klingeln des Postboten. All diese Ablenkungen führen zu einer kurzzeitigen Entlastung und führen zu einer Unterbrechung des Arbeitsprozesses, in den man sich im Anschluss wieder hineinfinden muss. Leider gibt es kein Wundermittel, das gegen all diese Ablenkungen hilft, jedoch gibt es verschiedene Tricks und Tipps, um die Quellen von Ablenkungen zu minimieren. Praxistipps ▶ Schaffen Sie sich eine geeignete Umgebung, in der möglichst wenige Ablenkungen zu finden sind. ▶ Verbannen Sie alles von Ihrem Arbeitsplatz, was Sie ablenkt oder Ihre Konzentration stört. Hierzu gehört beispielsweise das Handy. Schalten Sie dieses ggf. aus. ▶ Erschweren Sie sich den Zugang zu Ablenkungsmöglichkeiten. Hierbei können Sie ruhig kreativ werden. ▶ Schauen Sie, dass Sie ausgeschlafen sind, genügend gegessen haben und immer etwas zu trinken an Ihrem Arbeitsplatz haben, um körperlichen Störungen wie Müdigkeit, Magenknurren oder ähnlichem vorzubeugen. ▶ Nehmen Sie sich zu Beginn der Tätigkeit einige Minuten Zeit, um zur Ruhe zu kommen und Ihre Konzentration auf die Aufgabe zu lenken. 60 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! Neben diesen vorbeugenden Maßnahmen, die es mit wenig Anstrengungsaufwand schaffen, Ablenkungen vorzubeugen, gibt es zudem verschiedene Möglichkeiten, Ablenkungen während des Arbeitsprozesses entgegenzuwirken. Dafür benötigen Sie allerdings ein hohes Maß an Selbstkontrolle. Voraussicht ist manchmal leichter als Nachsicht. Lassen Sie sich auf jeden Fall nie entmutigen, sondern bleiben Sie am Ball! Praxistipps Versuchen Sie, die Ablenkung aus einer weniger attraktiven Sicht zu betrachten (z.B. anstatt die Ablenkung als Belohnung zu sehen, diese als langsam wirkendes Gift verstehen). Machen Sie sich die negativen Konsequenzen des Aufschiebens und die positiven Konsequenzen des Dranbleibens bewusst. Bereiten Sie ggf. Zettel oder kleine Sprüche vor, die Ihnen dabei helfen. Sich selbst verstärken Belohnen Sie sich fürs Dranbleiben! Aufschieben ist das Ergebnis eines Konditionierungsprozesses und basiert auf dem Prinzip der (kurzfristigen) Belohnung. Dieses Prinzip können Sie umdrehen und sich selbst zunutze machen, indem Sie sich für das Dranbleiben belohnen. Selbstbelohnung ist ein bewährtes Mittel, um die eigene Motivation zu steigern, und alternativ zum Aufschieben kurzfristige positive Verstärkungen zu schaffen, die dabei helfen, den langen Weg zur Zielerreichung etwas zu versüßen. Womit Sie sich belohnen, ist Ihnen überlassen. Anreize können vom Schokolade- Naschen über einen virtuellen Kinoabend mit Freunden bis hin zum Selbstlob 3 Sich selbst motivieren 61 reichen. Anreize für Selbstbelohnung sind vielfältig und zugleich hoch individuell. Überlegen Sie, was Ihnen guttut! Übung: Meine Belohnungen Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und überlegen Sie, womit Sie sich selbst belohnen könnten. Was tut Ihnen gut? Welche Anreize würden Sie motivieren, dranzubleiben? Notieren Sie hier 5 solcher möglichen Selbstbelohnungen in aufsteigender Reihenfolge (von weniger belohnend bis sehr belohnend): 1)________________________________________________________________________________ 2)________________________________________________________________________________ 3)________________________________________________________________________________ 4)________________________________________________________________________________ Das bloße Festlegen von Belohnungen reicht natürlich nicht aus. Zwar schaffen diese Belohnungen eine attraktive Alternative zu Ablenkungen, jedoch ist es wichtiger, die Belohnungen richtig einzusetzen. Was ist dafür zu tun? Praxistipps ▶ Belohnen Sie sich nicht nur für das große Ganze, sondern auch für das Erreichen selbstgesetzter Zwischenziele sowie für kleine Erfolge (z.B. pünktliches Anfangen). ▶ Belohnen Sie sich zeitnah. 62 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! ▶ Koppeln Sie die Belohnung wirklich an die Zielerreichung. Eine Belohnung wirkt nicht als solche, wenn von vorne hinein klar ist, dass Sie diese unabhängig von Ihrer Arbeit erhalten werden. ▶ Versuchen Sie neben extrinsischen Anreizen auch intrinsische Anreize zu finden und diese einzusetzen. Persönliche Bezüge herstellen Nicht nur Belohnungen für die Teilzielerreichung helfen dabei, ein Ziel attraktiver zu gestalten und so die Motivation für das Dranbleiben an der Zielerreichung zu erhöhen. Auch das Ziel bzw. die Zielformulierung selbst kann dazu beitragen, dass man die Erreichung des Ziels konsequent verfolgt. Was muss ein Ziel dafür mitbringen? Als besonders hilfreich hat sich erwiesen, Ziele so zu setzen, dass sie mit Ihren eigenen Wünschen, Vorstellungen und (Lebens-)Plänen übereinstimmen - so dass sie eine persönliche Relevanz haben. Solche Ziele sind meist intrinsisch motivierte Ziele. Intrinsische Motivation geht mit einer höheren Ausdauer bei der Zielverfolgung einher, da der Prozess der Zielerreichung bereits mit positiven Gefühlen einhergeht und als gewinnbringend bzw. belohnend wahrgenommen wird. Praxistipps Wie können persönliche Bezüge zum digitalen Studium hergestellt werden? Haben Sie schon einmal versucht, das digitale Studium aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten? Stellt es für Sie ein notwendiges Übel dar, das Sie akzeptieren müssen, weil es keine Alter- 3 Sich selbst motivieren 63 native gibt? Oder kann das digitale Studium alternativ als eine Herausforderung wahrgenommen werden, bei der Sie einmal zeigen können, was Sie so draufhaben. Vielleicht hilft es Ihnen sogar dabei, sich auf die digitalen Kontexte im späteren Berufsleben vorzubereiten? Es gibt viele Interpretationsmöglichkeiten und Herangehensweisen an diese Situation. Was ist Ihr persönlicher Bezug dazu? Finden Sie eine für Sie stimmige Interpretation! Das Ziel vor Augen haben Dem Rubikon-Modell zufolge sind für die Aufrechterhaltung des zielgerichteten Verhaltens mentale Bilder des Ziels von großer Bedeutung. Das bedeutet, das Ziel vor den Augen zu haben erleichtert Ihnen die zur Erreichung dieses Ziels notwendigen Schritte einzuleiten und durchzuführen. Wieso ist es so wichtig, das Ziel vor Augen zu haben? Wie im Abschnitt über die theoretischen Hintergründe des Aufschiebens beschrieben, basiert Aufschiebeverhalten darauf, dass eine kurzfristige Belohnung einer erst in Zukunft eintretenden Belohnung bevorzugt wird. Aufgrund dieser zeitlichen Entfernung schwindet der Einfluss des Zieles auf Ihr konkretes Handeln in der Gegenwart, es wird abstrakter und unspezifischer. Das mentale Bild des Ziels wirkt diesem Prozess entgegen. Dadurch, dass sich das Ziel vor Augen geführt wird, wird dieses und damit die mit dem Ziel verbundene, erwartete Belohnung aus der fernen Zukunft in das Hier und Jetzt geholt, wodurch dieses an Relevanz für das aktuelle Verhalten gewinnt. 64 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! Praxistipps ▶ Nehmen Sie sich vor jeder Arbeitseinheit ein paar Minuten Zeit, in denen Sie die Augen schließen und an Ihr Teilziel für diese Einheiten denken. Stellen Sie sich das Ziel vor und versetzen sich in die Emotionen und Gedanken, die mit der Zielerreichung einhergehen hinein. ▶ Überlegen Sie sich, wie Sie sich für die Zielerreichung belohnen können. Denken Sie an alle Einzelheiten der Belohnung und wie diese sich auf Ihre Sinneswahrnehmung auswirkt. ▶ Erstellen Sie sich ein Bild von Ihrem Ziel, dass Sie erreichen wollen und nehmen Sie dieses Bild mit an Ihren Arbeitsplatz. Schauen Sie sich dieses Bild aktiv an, wenn Sie merken, dass Ihre Ausdauer nachlässt. ▶ Entwickeln Sie einen Plan oder ein Bild, auf dem Sie den Weg bis zum Ende des digitalen Semesters mit seinen Zwischenzielen abbilden. Markieren Sie hierauf Ihre Annäherung an das Ziel nach jeder Arbeitseinheit. 4 Ideen zur Selbstmotivation „Motivations-Booster“ für Ihr seelisches Gleichgewicht! Nun haben Sie gelernt, wie wichtig es ist, sich selbst zu motivieren und sich etwas Gutes zu tun. Belohnen Sie sich für Ihre Leistungen, für getane Arbeit, für erreichte Ziele. In Folge finden Sie 5 kreative Ideen, um einmal die Seele baumeln zu lassen, den Stress zu vergessen und einfach nur die Zeit zu genießen. Tipp 1: Kreative Mittagspausengestaltung Sie haben keine Lust, Ihre Mittagspause schon wieder allein auf der Couch zu verbringen? Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang und einem leckeren Eis? Setzen Sie sich einfach im Park auf die Bank und genießen Sie die Sonnenstrahlen, den Duft der Blumen, das Zwitschern der Vögel. Rufen Sie die Menschen an, mit denen Sie normalerweise die Pause verbringen und halten Sie einen Kaffeeklatsch. Tipp 2: Virtuell verbunden Endlich mal wieder in einer lustigen Runde zusammensitzen, gemeinsam kochen und essen, einen Film anschauen, ein Bierchen zischen oder einen Cocktail trinken? Zeitweise war dies sogar möglich, wenn auch unter der Beachtung gewisser Regeln. Wer sich dennoch im Schutz der heimischen vier Wände sicherer fühlt, für 66 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! den ist Videotelefonie eine dankbare Möglichkeit! Genießen Sie einen Abend mit Ihren Freunden - 100%-Corona-sicher auf der eigenen Couch. Es ist nicht das gleiche, es bleibt anders. Aber anders bedeutet nicht immer schlecht. Lassen Sie sich auf diese Art des Zusammenseins ein und erfreuen Sie sich daran. Tipp 3: Musik-Sessions im eigenen Wohnzimmer Die Konzert- und Party-Szene steht weitestgehend und vor allem immer wieder still! Öffentliches Tanzen finden Sie sowieso peinlich? Dann ergreifen Sie jetzt die Chance auf eine virtuelle Party. Viele Künstler veranstalten im Moment Konzerte zum Streamen auf YouTube, Facebook und Co. DJs legen stundenlang für Sie auf, um die Langeweile am Samstagabend zu vertreiben. Nehmen Sie diese Angebote wahr und zappeln Sie zu Hause richtig ab. Tipp 4: Kults aus vergangenen Jahrzehnten Sicherlich kennen Sie den Spruch: „Früher war alles besser! “ Das stimmt nicht wirklich, aber vielleicht haben Sie Lust, ein paar Ideen von früher aufzugreifen? Haben Sie schon einmal Ihr Essen mit Lebensmittelfarbe eingefärbt? Wie schmeckt eigentlich ein blauer Kartoffelsalat oder ein rot-grüner Marmorkuchen? Was 4 Ideen zur Selbstmotivation 67 passiert mit Ihrem Geschmackssinn, wenn Ihr Essen plötzlich ekelig aussieht? Probieren Sie es doch einfach aus. Tipp 5: Zeit, endlich mal verrückt zu sein Sie wollten schon immer mal etwas total Verrücktes oder ganz Besonderes tun, hatten bisher aber keine Zeit, keine Lust und keinen Elan dafür? Nun, dann tun Sie es jetzt! Nutzen Sie die Zeit und den Moment, um besondere Erinnerungen zu schaffen.  Zelten Sie im eigenen Garten und beobachten Sie die Sterne. Vielleicht entdecken Sie sogar die ein oder andere Sternschnuppe.  Malen Sie ein Bild mit Ihrem eigenen Körper. Kleidung aus, Farbe drauf und dann wälzen Sie sich über eine Leinwand oder ein altes Betttuch. Das Ergebnis wird Sie begeistern.  Erfreuen Sie Ihre Nachbarn mit Ihrem musikalischen Talent. Stellen Sie sich einfach auf die Straße und singen laut Ihr Lieblingslied. Mal schauen, was passiert!  Setzen Sie diese Liste beliebig fort … … … … 68 Teil 1 Besieg den inneren Schweinehund! … In diesem Sinne wünschen wir Ihnen nicht nur ausreichend und dauerhaft anhaltende Motivation, sondern vor allem Glück, Zufriedenheit und eine ordentliche Portion Spaß für Ihr digitales Studium! Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! „Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen, ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.“ Quelle: Johann Wolfgang von Goethe 1 Das eigene Organisationsverhalten Was ist Selbstorganisation? Selbstorganisation bedeutet in erster Linie sich selbst zu managen, d.h. Strukturen und Prozesse zu schaffen, die Sie benötigen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Im Rahmen Ihres Studiums gibt es viele festgelegte Strukturen und Abläufe (Semesterpläne, Ablauf von Lehrveranstaltungen, Seminaren und Workshops, Abgabetermine für Hausarbeiten, Hin- und Rückwege zum Unigelände), die Ihren Alltag und Ihr Lernverhalten beeinflussen. Die nicht enden wollende Corona-Pandemie stellt uns immer wieder vor die Herausforderung, etablierte Strukturen und Prozesse an sich eine permanent ändernde Situation anzupassen. Bisweilen wurde Ihnen die Organisation Ihres Studiums weitestgehend durch externe Personen, z.B. die Dozenten und die gesamte Universitätsverwaltung vordefiniert. Durch Semester- und Terminpläne waren Abläufe klar gegliedert, Ihr Tagesablauf von Routine bestimmt. Nun gilt es das Ruder selbst in die Hand zu nehmen. Ein Wechsel zwischen Präsenz-Veranstaltungen und Homestudying am heimischen Schreibtisch gehört mittlerweile zum studentischen Alltag. Klar ist, so schnell wird sich das nicht mehr ändern. Unterschiedlich gestaltete hybride Lehr-Lern-Konzepte sind die neue Art der Lehre und des Lernens. Nichts ist in diesen Tagen so sicher wie die Unbeständigkeit. Was gestern noch galt, kann morgen wieder ganz anders sein. Während am Morgen das erste Seminar noch in Präsenz stattfand, kann die Vorlesung am Nachmittag auf Grund der hohen Teilnehmerzahl nur digital abgehalten werden. Bei all den sich permanent ändernden Regelungen, Vorschriften und daraus resultierenden Gegebenheiten kann man Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! 74 72 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! schon mal den Überblick verlieren. Auch Gruppenarbeiten oder Vorbereitungen auf Referate in Form von gemeinsamen Treffen benötigen neue Organisationsideen. Die Maßnahmen der Corona-Pandemie haben damit nicht nur merkliche Auswirkungen auf Ihr Lern- und Organisationsverhalten, sondern auch auf Ihr soziales Leben. Gemeinsame Pausen mit Kommilitonen, der morgendliche Kaffee in der Cafeteria, das Schwätzchen zwischendurch finden leider nur noch selten statt. Manch ein Studierender hat seine Kommilitonen noch nie in live und in Farbe gesehen. Wenn Sie unter diesen Bedingungen Ihr Studium strukturieren, neue Prozesse festlegen, sich also selbst organisieren, hilft es Ihnen sich an den folgenden Prinzipien zu orientieren.  Schriftlichkeit - Mit To-Do-Listen zum Erfolg Was simpel klingt, erzeugt oft eine große Wirkung. Gerade das Aufschreiben von wichtigen Aufgaben, Terminen und Deadlines ist der erste große Schritt zur Selbstorganisation. Es schafft nicht nur Freiraum im Kopf, sondern sorgt dafür, dass Sie zu jeder Zeit den Überblick behalten und nichts vergessen. Schon das Erstellen einer To-Do-Liste ermöglicht Ihnen eine konzentrierte und 1 Das eigene Organisationsverhalten 73 effektive Arbeitsweise. Zudem verschafft es Ihnen ein befriedigendes Gefühl, wenn Sie die einzelnen Punkte auf der Liste abhaken können und damit visualisieren, was Sie schon alles erreicht und erledigt haben. Ihre To Dos verschriftlichen können Sie sowohl ganz "old school“ mit Zettel und Stift als auch digital mit dem Mobiltelefon oder einem Tablet.  Regelmäßigkeit - Schaffen Sie Routine Durch das Prinzip der Regelmäßigkeit schaffen Sie in Ihrem neu strukturierten Alltag eine Routine. Sie verinnerlichen Abläufe, erkennen Synergieeffekte, können Prozesse optimieren und ähnliche Tätigkeiten zusammenfassen. In der Routine fühlen wir uns grundsätzlich sicher und wohl. Wir wissen, was zu tun ist und wie es getan werden muss. Routine gibt uns Sicherheit und Orientierung - Unsicherheiten gibt es gerade genug. Tägliche Routine führen zu Zeitersparnissen, die Sie wiederum für etwas Anderes einsetzen können.  Einfachheit - As simple as possible Selbstorganisation soll Ihnen Ihren Alltag erleichtern und nicht verkomplizieren. Einfachheit ist die Devise. Verzetteln Sie sich nicht bis ins kleinste Detail, denken Sie in großen Strukturen. Überorganisation ist mindestens genauso schlimm wie keine Organisation.  Kontinuität - Bleiben Sie am Ball Selbstorganisation kommt leider nicht von heute auf morgen. Nehmen Sie sich genügend Zeit, um sich an neue Abläufe und Strukturen zu gewöhnen. Geben Sie einmal ergriffenen Maßnahmen die Chance, wirken zu können, d. h. probieren Sie eine Organisationsmethode nicht nur einmal aus, sondern circa eine Woche lang. Entscheiden Sie dann, ob die Methodik Ihnen weiterhilft oder nicht. Verzweifeln Sie nicht, wenn etwas nicht sofort so funktioniert, wie Sie 74 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! es sich vorgestellt haben. Mit ein bisschen Übung und Erfahrung erreichen Sie Ihre Ziele ganz sicher und profitieren von Ihrer neuen Selbstorganisation.  Konzentration - Lassen Sie sich nicht ablenken Ablenkung ist der größte Feind der Selbstorganisation. Sie werden sehr schnell feststellen, dass beim Homestudying die Ablenkungsquellen viel größer sind als bei einer Präsenz-Veranstaltung. Schalten Sie das Handy und den Fernseher aus; auch Musik ist eine größere Ablenkungsquelle, als Sie denken. Fokussieren Sie sich auf die Sache, die Sie gerade tun, beenden Sie eine Aufgabe, bevor Sie mit einer neuen beginnen. Nur wenn Sie es schaffen, sich auf Ihre Arbeit zu konzentrieren, werden Sie die gewünschten Ergebnisse erzielen und die eigene Selbstorganisation kontinuierlich verbessern. Was für ein Organisationstyp bin ich? Im Rahmen der Selbstorganisation ist es hilfreich zu wissen, welcher Organisationstyp Sie sind. Grundsätzlich spricht man von drei verschiedenen Organisationstypen, allerdings sind diese sehr plakativ und kommen selten in Reinform vor. Verschiedene Abstufungen oder auch Mischtypen sind denkbar. Der Strukturierte Der Strukturierte ist ein Perfektionist. Sein Alltag ist völlig durchorganisiert, er handelt vorausschauend und arbeitet nicht nur mit Tages-, sondern mit Wochen- und Monatsplänen. Sein Arbeitsplatz ist stets ordentlich und sauber, sein Ablagesystem für Lernunterlagen und Co. durchdacht. Der strukturierte Organisationstyp ist diszipliniert, leistungsorientiert und zielgerichtet. Er arbeitet lieber allein als in der Gruppe. Struktur und Ordnung bieten ihm einen geschützten Rahmen, 1 Das eigene Organisationsverhalten 75 in dem er sich sicher und wohl fühlt. Kontrollverlust und Überraschungen führen ihn in eine Krise. Organisationstipps für den Strukturierten Die Strukturierung Ihres Alltags im Rahmen einer Ausnahmesituation wie der Corona-Pandemie stellt Sie sicherlich vor eine große Herausforderung. Sie müssen Ihre Komfortzone und damit Ihre bewährten und sicheren Strukturen verlassen. Doch verzweifeln Sie nicht, viele Dinge können Sie leicht abgeändert auf die sich fortwährend ändernde Situation übertragen. Sicherlich werden Sie sich durch Ihr großes Knowhow und Ihren Erfahrungsschatz sehr schnell neu organisieren. Vielleicht nutzen Sie die Herausforderung als Chance, sich selbst mehr Freiräume zu schenken und sich dadurch einen Ausgleich zu schaffen. Der Chaot Der Chaot hat 1000 Dinge im Kopf, fängt vieles an, macht kaum etwas davon fertig. Er ist unordentlich, unstrukturiert und unpünktlich. Das ist der Grund, warum er häufig Dinge vergisst oder sich an unnötigen Kleinigkeiten aufhält. Seine Unstrukturiertheit hat allerdings auch einen Vorteil: Er kann sich schnell und flexibel auf neue Situationen einstellen. Er ist spontan und probiert gerne neue Dinge aus. Interessanterweise beherrscht er sein Chaos, auch wenn sein Ablagesystem für Außenstehende nicht vorhanden zu sein scheint. 76 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! Organisationstipps für den Chaoten Ein bisschen Chaos ist durchaus liebenswert und menschlich. Allerdings könnten Sie das Homestudying für sich nutzen, um aus alten Mustern auszubrechen und neue Wege (wenigstens teilweise) zu gehen. Vielleicht gefallen Ihnen ja Teilaspekte der Selbstorganisation, die Sie für Ihren Alltag nutzen möchten? Da Sie offen und aufgeschlossen gegenüber Neuem sind, dürfte es Ihnen leichtfallen, sich auf diesem Gebiet zu orientieren und etwas in Ihrem Leben zu verändern. Seien Sie mutig und kreativ, aber bleiben Sie auf jeden Fall so wie Sie sind. Der Unzufriedene Der Unzufriedene fühlt sich im Gegensatz zum Strukturierten und dem Chaoten in seinem Leben nicht wohl. Er ist in der Regel unausgeglichen und gestresst. Dieser Typ strebt nach Struktur und Ordnung, kann dies aber nicht in allen Lebensbereichen umsetzen. Er nimmt sich meist zu viel vor, kann dabei keine Prioritäten setzen, verzettelt sich in Details und verliert den Überblick für das Große und Ganze. Organisationstipp für den Unzufriedenen Es ist wichtig, dass Sie nicht zu viel von sich selbst erwarten. Beginnen Sie in kleinen Schritten eine Struktur aufzubauen z.B. mit einer To-Do-Liste oder einem Tagesplan, greifen Sie nicht gleich nach den 1 Das eigene Organisationsverhalten 77 Sternen. Vielleicht suchen Sie sich einen Sparringspartner, mit dem Sie sich austauschen können und der Sie dabei unterstützt am „Ball zu bleiben“. Das Wichtigste für Sie ist Geduld: Eine Veränderung wird irgendwann zur Gewohnheit. Belohnen Sie sich für erreichte Zwischenergebnisse und tun Sie sich etwas Gutes. Wie viel Organisation braucht es wirklich? Wenn Sie die ersten Schritte in Richtung Selbstorganisation unternehmen, ist es wichtig, den passenden Organisationsgrad zu wählen. Sie wollen Ihr Leben einerseits sicherlich nicht überorganisieren, Freiräume und Flexibilität waren und bleiben wichtig, anderseits soll sich Ihre Mühe lohnen und Sie möchten von den Vorteilen des Selbstmanagements profitieren. Von Unterorganisation spricht man, wenn Strukturen und Prozesse nicht richtig durchdacht und definiert sind. Sie sind dabei so flexibel, dass neue Aufgaben nicht erst in die vorhandene Struktur eingegliedert, sondern jedes Mal Einzelfall-Entscheidungen getroffen werden. Das Gegenstück ist die Überorganisation. Diese ist so starr, dass Neuerungen ebenfalls nur schwer integriert werden können. Die Folgen sind ein Mangel an Flexibilität, kreativen Freiräumen und daraus resultierend die ersten Motivationsprobleme. Es gilt - wie meist im Leben - einen gesunden Mittelweg zu finden. Machen Sie sich vorab über zwei Dinge Gedanken: - Was muss / will ich eigentlich alles organisieren? - Wie detailliert muss ich es organisieren? 78 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! Übung: Wie viel Organisation brauche ich? Hierfür müssen Sie zu Beginn keinen großen Aufwand betreiben. Nehmen Sie ein leeres Blatt Papier und einen Stift und gehen Sie in Gedanken einfach mal Ihren Tagesablauf, die damit verbundenen Tätigkeiten und Aufgaben durch. 1 Das eigene Organisationsverhalten 79 Machen Sie sich einmal bewusst, wie viel Zeit Sie durch digitale Veranstaltungen gewinnen und welche neuen, ungeahnten Freiheiten Sie erlangen. Während Sie bisher morgens die Anreise zur Uni zeitlich einplanen mussten, können Sie im digitalen Studium den Wecker heute einfach mal etwas später stellen oder die Zeit nutzen, um eine Runde Joggen zu gehen. Ungeduscht und ungeschminkt zur Uni? Einfach mal den Jogginganzug anlassen? - Homestudying macht es möglich. 2 Das digitale Studium planen Wie behalte ich den Überblick? Das digitale Studium zu strukturieren und zu planen heißt alle dafür notwendigen Bausteine logisch miteinander zu verknüpfen. Die große Herausforderung ist es, dies nahezu auf sich allein gestellt zu bewältigen. Aber keine Sorge! Glücklicherweise gibt einfache und bewährte Hilfsmittel, die Ihnen dabei helfen können, gut strukturiert Ihren Alltag zu meistern. Beginnen Sie mit einer Sammlung loser Bausteine (Ideen), die Ihnen spontan einfallen. Was steht dieses Semester alles an? Was haben Sie sich vorgenommen? Was 2 Das digitale Studium planen 81 fällt weg, weil es nicht möglich sein wird oder vielleicht auch einfach nicht angeboten wird? Praxistipps Ganz zu Beginn Ihrer Planung kann es hilfreich sein mittels Kreativitätstechniken wie dem Brainstorming, einer Mind-Map oder der KUSS-Methode Ideen für das anstehende digitale Semester zu sammeln. Diese Methoden können Sie allein oder auch mit Studienfreunden (z.B. via Skype) anwenden. Aus den Ergebnissen lässt sich dann zumeist viel einfacher ein Arbeitsplan generieren. Lassen Sie sich Zeit bei der Planung, probieren Sie unterschiedliche Methoden aus oder kombinieren Sie diese, denn es gilt: „Wer die frühen Phasen ignoriert, der bekommt zum Ende Action satt.“ Brainstorming Der Begriff „Brainstorming“ steht für Ideenwirbel oder auch Gedankensturm. Diese Methode eignet sich besonders für schwierige Fragestellungen, mit denen Sie sich zunächst überfordert fühlen, bzw. immer dann, wenn die Kreativität und das Assoziationspotential einer Gruppe genutzt werden sollen (z.B., wenn Sie eine Präsentation für ein Seminar, das nun digital stattfindet, planen sollen). Grundregeln des Brainstormings ▶ Weder die eigenen noch fremde Gedanken dürfen kritisiert werden. 82 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! ▶ „Spinnen“ ist ausdrücklich erlaubt. Alle Gedanken, auch außergewöhnliche und unkonventionelle Ideen, dürfen und sollen sogar frei und ungehemmt zum Ausdruck kommen. ▶ Sie können versuchen, die Ideen der anderen aufzugreifen und zu verfolgen (müssen Sie aber nicht). ▶ Quantität geht vor Qualität: Produzieren Sie möglichst viele Ideen ohne Rücksicht auf deren Verwendbarkeit. Die Sammlung der Ideen sollte maximal 15-20 Minuten dauern. Alles was darüber hinausgeht wird schnell unproduktiv. Natürlich sind gute Ideen und „Gedankenblitze“ aber auch nach Beendigung des Brainstormings zugelassen. Eine für alle sichtbare Mitschrift ist hilfreich, denn sie fördert die Assoziationen der Teilnehmer. Es spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, ob die Dokumentation an einem Flip Chart, einer Metaplanwand, einem digitalen Whiteboard mit oder ohne Karteikarten, oder, wenn Sie allein oder nur zu zweit brainstormen, auf einem Stück Papier stattfindet. Nach der Phase der Ideensammlung wird das Ergebnis ausgewertet. Die Ideen werden geordnet, kumuliert und auf ihre Verwendbarkeit hin überprüft. Es ist ratsam, zwischen den beiden Phasen eine Pause einzulegen, um die Ergebnisse auf sich wirken zu lassen. Mind-Map Beim Mind-Mapping geht es darum, abstrakte Begriffe in einer gehirngerechten Form zu visualisieren. Diese Methode erfolgt idealerweise im Anschluss an ein Brainstorming. So können Verbindungen zwischen einzelnen Gedankenblitzen hergestellt und Ideen weitergedacht werden. Dadurch können auch komplexe Themen, 2 Das digitale Studium planen 83 von denen Sie sich zunächst überfordert fühlten, vertieft, systematisch gegliedert und anschließend mit geeigneten Aufbaustrukturen verdeutlicht werden. Die Mind-Map Methode aktiviert Ihr bildlich-räumliches Denkvermögen. Der Ausgangspunkt Ihres Mind-Maps sollte daher immer ein in der Mitte angebrachter oder dargestellter Begriff sein, der stichwortartig das Thema bzw. die Problemstellung beinhaltet (Beispiel: Studienarbeit im Sommersemester 2021). Versuchen Sie zunächst Hauptpunkte zu entwickeln, sodass das Bild von innen nach außen wächst, wie ein Baum, dessen Stamm sich zunächst in die Hauptäste und dann in immer kleinere Verästelungen verzweigt. 84 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! Detaillieren Sie Ihre Zweige so lange, bis das Thema ausreichend bearbeitet ist, dabei müssen nicht alle Zweige den gleichen Detailgrad haben. Mind-Maps sind immer offene Strukturen und können auch später ergänzt oder verändert werden. Durch Verwendung unterschiedlicher Farben und/ oder Symbole können Sie zusätzlich Namen, Verantwortlichkeiten, Beispiele, Kernthemen, To-Dos, Fragen etc. markieren und somit besonders hervorheben. KUSS-Methode Ein weiteres Planungswerkzeug, vor allem wenn Sie allein und mit wenig Kontakt zu anderen Studierenden arbeiten, ist die sogenannte KUSS-Methode. Durch das Beantworten vier einfacher Fragen können Sie mit dieser Technik auch sehr komplexe Themen greifbar machen und strukturieren. Die von Ihnen bereits gesammelten Informationen dienen dabei als Grundlage für die nähere Betrachtung und Strukturierung Ihres jeweiligen Themas. Übung - KUSS-Methode ▶ K - Was ist klar? Stellen Sie sich zunächst die Frage, welche Fakten Ihnen bereits vorliegen. Welche Informationen haben Sie bereits über den Ablauf Ihres digitalen Studiums bekommen? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ ▶ U - Was ist unklar? Fragen Sie sich dann, welche Themen noch nicht definiert sind. Welche Informationen fehlen Ihnen noch? Woran müssen Sie unbedingt 2 Das digitale Studium planen 85 denken? Was ist in Ihren Augen besonders wichtig? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ ▶ S - Was ist noch strittig? Fragen Sie sich außerdem, wo es Diskussionsbedarf gibt (mit der Prüfungskommission bzgl. der Anerkennung Ihrer Leistungen). Welche Standpunkte vertreten Sie und welche unterschiedlichen Sichtweisen erwarten Sie? Wie könnten Sie darauf reagieren und eventuell sogar vorbeugen? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ ▶ S - Wer sind die Schlüsselpersonen? Zu guter Letzt fragen Sie sich, wer die wichtigsten Personen für den Erfolg Ihres Studiums sind. Dies können Ihre Professoren und Dozenten, aber auch die IT-Abteilung und andere Hilfsorganisationen innerhalb der Universität sein. Welche Personen spielen außerdem eine Rolle? Mit wem werden Sie zusätzlich oder zumindest temporär zusammenarbeiten und an wen kommunizieren Sie Ihre Studienergebnisse? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ Versuchen Sie die für sich und Ihr jeweiliges digitales Studienprojekt sinnvollste Methode oder Methodenkombination herauszufinden. Probieren Sie sich aus und 86 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! nutzen Sie in unterschiedlichen Projektsituation und Team-Konstellationen hin und wieder auch unliebsame Methoden, um deren Vor- und Nachteile herauszufinden. Wie strukturiere ich meine Studienaufgaben? Die Ihnen vorliegenden mehr oder weniger losen Bausteine aller anfallenden Studienaufgaben im digitalen Semester, gilt es im nächsten Schritt zu strukturieren. Dafür überlegen Sie sich zunächst potenziell mögliche Ordnungsstrukturen und wählen dann die für Ihr eigenes Befinden am besten geeignete aus. Hierarchische Ordnung Die am weitesten verbreitete Methode zur Erstellung eines sogenannten Arbeitsstrukturplans, ist die Gliederung in hierarchisch geordnete Arbeitspakete. Sie beginnen auf der obersten Ebene mit einer anstehenden Studienaufgabe und verfeinern dieses immer weiter in Teilaufgaben, Arbeitspakete und Arbeitsschritte (auch Tasks genannt). 2 Das digitale Studium planen 87 Thematische Ordnung Eine weitere Möglichkeit, einen Arbeitsstrukturplan zu entwickeln ist die thematische Anordnung der Gliederungselemente. Ganz ähnlich wie in einem Mind-Map (Tipp: Vielleicht haben Sie ja bereits eines erstellt, dann können Sie dieses weiter nutzen) ordnen Sie die Aufgaben, welche dieses Semester anfallen werden, unterschiedlichen Themenschwerpunkten zu. Jedem Thema ordnen Sie im nächsten Schritt dann die jeweiligen zu beachtenden Aspekte zu. Wenn nötig fahren Sie fort mit einer weiteren Ebene und den notwendigen Teilaspekten oder Unterthemen. Praxistipps Für jede zu planende Studienaufgabe sollten Sie mindesten zwei bis maximal sechs Teilbereiche definieren. Pro Teilbereichsebene sollten 88 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! Sie mindesten drei bis maximal sieben Unterbereiche entwerfen. Alles darüber hinaus wird schnell unübersichtlich und damit schwer kalkulierbar. Dynamische Ordnung Eine dritte Möglichkeit, die an dieser Stelle vorgestellt werden soll, ist die dynamische Gliederung in Arbeitsphasen. Ein so gearteter Arbeitsstrukturplan bildet bereits einen zeitlichen Ablauf ab und kommt damit dem Terminplan (über welchen Sie mehr in Teil 3 erfahren) am nächsten. Gleichzeitig ist diese Methode aber auch am schwierigsten umzusetzen und bedarf etwas Erfahrung mit den typischen Ablaufphasen eines Semesters. Die Methode ist daher nur bedingt einsetzbar, wenn Sie gerade erst zu studieren angefangen haben und dies Ihr erstes Semester ist. Bei diesem Vorgehen stellen Sie auf der obersten Ebene Ihre Semesterphasen dar. Für jede einzelne Phase listen Sie dann die zu erledigenden Aufgaben auf. Neben den hier genannten Möglichkeiten einen Arbeitsstrukturplan für das kommende Semester zu gestalten, gibt es viele weitere Varianten. Denkbar wären auch Strukturierungen nach Tätigkeiten, Personen, Ergebnissen oder Komponenten. Sie werden feststellen, dass nicht jede Struktur zu jedem Studieninhalt und Organisati- 2 Das digitale Studium planen 89 onstyp gleichermaßen gut passt und nicht jede Struktur mit Ihrer individuellen Denkweise vereinbar ist. Daher werden Sie für jedes neue Semester auch eine neue Struktur auswählen und gestalten müssen. Wie sortiere ich meine Studienunterlagen? Datenarchivierung Sie studieren digital. Das bedeutet auch, Sie werden im Laufe des Semesters einen riesengroßen Batzen an digitalen Dokumenten jeglicher Art erhalten und auch selbst produzieren. Dies fängt bereits mit den Informationen zum geänderten Semesterablauf an, geht weiter über die verschiedenen Dokumente zur Planung und Durchführung jeder einzelnen digitalen Veranstaltung (der gute alte „Reader“ ist an den allermeisten Universitäten nun auch digital), nimmt seinen Höhepunkt mit einer Flut von Dokumenten, die Sie selbst zur Organisation Ihrer digitalen Studienarbeit erstellen werden, und endet mit den Dokumenten die zum sauberen Abschluss des Semesters erstellt werden müssen (Hausarbeiten, Prüfungsvorbereitungen etc.). Neben den Dokumenten, die Sie selbst erstellen, werden Sie zudem eine ganze Reihe an Unterlagen erhalten, die Sie für Ihr Studium verwenden können. Dies kann Input seitens Ihrer Professoren und Dozenten oder anderer Studierender sein. Vieles davon wird sich aus Internet- und Literaturrecherchen ergeben. Um in diesem „Berg“ von Dokumenten den Überblick nicht zu verlieren, was ein entscheidender Beitrag zu Ihrem Studienerfolg sein kann, benötigen Sie eine sinnvolle Ordnungsstruktur, die Sie im besten Fall einmal zu Beginn des Semesters festlegen und dann kontinuierlich über den gesamten Verlauf beibehalten und bei Bedarf ausbauen. Damit Ihre Ordnungsstruktur gelingt und auch über einen längeren 90 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! Zeitraum nutzbar ist, müssen Sie zum einen eine Namenskonvention festlegen und zum anderen eine Ablagestruktur für Ihre Dokumente entwickeln. Beides muss genügend Raum für Anpassungen und Neuerungen zulassen, denn häufig wissen Sie zu Beginn noch nicht konkret, in welche Richtung sich das ein oder andere Thema entwickeln wird und was Sie im Detail alles dafür benötigen werden. 2 Das digitale Studium planen 91 Namenskonvention Mit einer Namenskonvention legen Sie fest, wie die Dokumente, die im Rahmen Ihres digitalen Semesters erstellt werden, benannt werden sollen. Dies hilft Ihnen, auf einen Blick und vor allem ohne das Dokument öffnen zu müssen zu erkennen, um welches Dokument es sich handelt und was Sie darin vorfinden werden. Vor allem wenn Sie in einigen Seminaren im Team arbeiten werden, ist dies eine immense Arbeitserleichterung - für alle. Von Ihren eigenen Dokumenten wissen Sie vielleicht noch, was Sie unter welchem Titel abgespeichert haben. Wenn Sie aber mit anderen gemeinsam an Dokumenten arbeiten, können Sie ohne eine eindeutige Benennung nicht wissen, was sich dahinter verbirgt. Im schlimmsten Fall müssen Sie jedes Dokument einzeln öffnen, um eine bestimmte Information zu finden. Eine gute Namenskonvention beginnt immer mit dem Thema, Titel oder dem Namen der Aufgabe (es kann auch ein Kürzel sein). Hauptsache, durch diesen Titel sind alle Dokumente, die damit beginnen, eindeutig zuordenbar. Weiter sollte der Name entweder den Teilaspekt, das Arbeitspaket oder eine Zuordnung zu einer Aufgabe oder einem Arbeitsbereich enthalten. Gefolgt wird dies von einer kurzen Inhaltsbeschreibung oder dem Thema des Dokuments. Am Ende des Dokuments steht immer eine Versionsnummer oder das aktuelle Datum. Gewöhnen Sie sich an, häufig zwischenzuspeichern, und zwar nicht im Dokument selbst, sondern durch erneutes Abspeichern einer neuen Version. Eine sehr gut bewährte Möglichkeit kann es sein, wichtige Dokumente (z.B. Ihre Studienarbeit, an der Sie gerade arbeiten) jeden Tag als eine neue Version (mit dem aktuellen Datum) abzuspeichern und darin weiterarbeiten. Dieses Vorgehen ermöglicht es Ihnen, wann immer es notwendig ist, auf ältere Inhalte zurückzugreifen. Sollte einmal etwas mit Ihrem aktuellen Arbeitsdokument „passieren“ (was auch immer das sein mag), ist der letzte Stand gerade mal einen Tag alt - wie wunderbar! Benennen 92 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! Sie fertige Dokumente mit einem „FINAL“ am Ende, um damit den letzten und endgültigen Stand zu markieren. So finden Sie auch viele Monate später noch den letzten Stand Ihrer Arbeit ohne lange suchen und überlegen zu müssen. Wenn Sie gemeinsam mit anderen an denselben Dokumenten arbeiten, kann auch ein Namenskürzel am Ende des Dokuments hilfreich sein. So erkennen Sie leicht, von wem das Dokument stammt bzw. wer darin die letzte Änderung vorgenommen hat. 2 Das digitale Studium planen 93 Ablagestruktur Egal, ob es sich nur um Ihre eigenen Dokumente handelt oder Sie gemeinsam mit anderen an Dokumenten auf einer digitalen Daten-Plattform arbeiten: Erstellen Sie eine Ablagestruktur, die es Ihnen ermöglicht, neue Dokumente leicht einzuordnen und bestehende Dokumente schnell wiederzufinden. Eine perfekte Grundlage zur Erstellung solch einer Struktur kann übrigens Ihr Arbeitsstrukturplan sein. Legen Sie für jede einzelne Studienaufgabe oder jedes einzelne Arbeitspaket einen Ordner an und gliedern Sie dann jeden dieser Ordner entweder einheitlich oder individuell, je nachdem, wie Sie die jeweilige Tätigkeit im Arbeitsstrukturplan ausdefiniert haben. 94 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! Gewöhnen Sie sich an, Ihre digitalen Arbeitsordner für das Studium von Zeit zu Zeit aufzuräumen. Sortieren Sie Dokumente, die lose auf Ihrem Desktop liegen, entsprechend ihrer Zugehörigkeit ein oder erstellen Sie neue Unterordner, falls es den passenden Unterordner bisher noch nicht gab. Sortieren Sie ältere Versionen und Entwürfe aus. Löschen Sie diese aber nicht, sondern speichern Sie sie in einem Extraordner „ältere Versionen“ ab, um bei Bedarf immer wieder darauf zurückgreifen zu können. Praxistipps Wenn Sie mit mehreren Studierenden an einem Thema zusammenarbeiten, empfiehlt es sich, auf einer gemeinsamen Daten-Plattform, wie z.B. Dropbox, zu arbeiten. Es handelt sich dabei um eine Cloud- Lösung, die es Ihnen ermöglicht, Daten mit anderen zu teilen, um gemeinsam daran arbeiten zu können. 2 Das digitale Studium planen 95 Achten Sie bei der Auswahl Ihrer Daten-Plattform darauf, dass auch Versionsstände verwaltet werden können. Das ist immer dann äußerst nützlich, wenn Sie einmal eine vorherige Version Ihrer Daten wiederherstellen müssen, weil z.B. ein Projektmitglied einen Fehler gemacht hat. Die bekanntesten Anbieter sind: ▶ Dropbox: http: / / www.dropbox.com ▶ Google: https: / / www.google.com/ intl/ drive ▶ Microsoft: https: / / onedrive.live.com Darüber hinaus gibt es natürlich viele weitere digitale Lösungen. Erkundigen Sie sich an Ihrer Universität, ob es vielleicht ein universitätsinternes System gibt oder welche Plattform von Ihrer Universität für das digitale Studium präferiert wird. Semester-Tagebuch Unter einem Semester-Tagebuch können Sie sich eine Art „Logbuch“ vorstellen, in dem chronologisch alle wesentlichen Ergebnisse und Vorkommnisse (so z.B. auch Notizen bzgl. beobachteter Entwicklungen, möglicher Risiken und anstehender Veränderungen) festgehalten werden. Ein Semester-Tagebuch dient dazu jederzeit nicht nur den aktuellen Status, sondern vor allem den bisherigen Weg überblicken zu können. So können frühere Abläufe und bereits getroffene Entscheidungen auch nach längerer Zeit nachvollzogen werden. Ein Tagebuch für Ihr Semester können Sie als ein echtes gebundenes Buch anlegen, was Sie bei allen wichtigen Ereignissen rasch zur Hand haben und in welches Sie 96 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! die wichtigsten Ereignisse und Entscheidungen chronologisch notieren. Es kann aber auch eine zentrale Datei, abgespeichert auf Ihrer gemeinsamen Daten-Plattform, sein (z. B. wenn Sie dieses Semester ein Studienprojekt mit anderen Studierenden durchführen werden). Ein Semester-Tagebuch mag im normalen Studienalltag durchaus etwas „übertrieben“ wirken und hauptsächlich beim Organisationstyp „der Strukturierte“ anzufinden sein - kann aber in einer Ausnahmesituation, die für alle Beteiligten neu und damit komplex und schwer überschaubar ist, durchaus und vor allem für den „Chaoten“ und auch den „Unzufriedenen“ sehr hilfreich und gewinnbringend sein. Praxistipps - Digitale Tools ▶ Egal ob Sie in der Vorlesung digital mitschreiben wollen oder gemeinsam mit Kommilitonen in einer Web-Session Dokumente erstellen und bearbeiten wollen - die rasche digitale Entwicklung der vergangenen Monate haben ein paar kleine feine und vor allem extrem nützliche Apps zur Unterstützung des Studienalltags hervorgebracht. ▶ Buffl: App zur Erstellung digitaler Lernkarten. Die Karten können auch bequem am Rechner erstellt werden, mit der App hat man diese dann immer bei sich. So können auch spontan kurze oder lange Pausen mit individuellen Lernsessions überbrückt werden. 2 Das digitale Studium planen 97 ▶ CamScanner: Tafelbilder abmalen - das war gestern. Mit Hilfe der App können große Bilder oder Papierdokumente einfach abfotografiert und überarbeitet werden. Mit der richtigen Helligkeit, Farbe und Kontrast lassen sich die Bilder als PDF abspeichern und versenden. ▶ DeepL: App zur Übersetzung kurzer und langer Texte. Sehr hilfreich, wenn es mal etwas hängt beim Verständnis fremdsprachiger Literatur. Die Übersetzungsergebnisse lesen sich sehr verständlich und flüssig. Die Liste der zur Verfügung stehenden Sprachen wird ständig erweitert. ▶ Dict.cc: Wörterbuch-App für 51 Sprachen, die man auch ohne Internetverbindung nutzen kann, da einzelne Wortschätze heruntergeladen werden können. Besonders hilfreich, um nur einzelnen Vokabeln schnell nachschlagen zu können. ▶ Studydrive: App zum Teilen von Lernunterlagen, wie Skripten, Mitschriften, Übungen und Lösungen. Durch das hinzufügen der eigenen Uni und der belegten Kurse wird die App zur Schaltzentrale, in der die hochgeladenen Unterlagen aller Nutzer zentral verwaltet werden. ▶ Xodo: PDF-Reader und Editor im App-Format. Damit können Vorlesungsunterlagen auf dem Mobiltelefon nicht nur gelesen, sondern auch bearbeitet und markiert werden. 3 Die digitale Vorlesung organisieren Was ist der Unterschied zur Präsenz-Veranstaltung? Keine Frage - digital studieren ist bequem und spart Zeit. Die tägliche Badroutine kann auf ein Minimum reduziert werden, eine einmal getroffene Kleiderauswahl lässt sich meist die ganze Woche nutzen, der Weg zur „Uni“ beträgt genau 2 Minuten (5, wenn man noch einen Gang zur Kaffeemaschine einlegt). Den Professor sieht man jetzt nicht mehr „live“ (aus der letzten Reihe eines Hörsaals, ausgelegt für 700, gefüllt mit mindestens 1.000 Studierenden), sondern digital direkt vor sich auf dem Bildschirm. So nah dran wie noch nie. Der Unterschied zwischen einer Präsenz- und einer digitalen Veranstaltung liegt auf der Hand und klingt zunächst einmal auch gar nicht übel, ja geradezu verlockend. Aber ist das wirklich so? Die Antwort lautet leider: nein. All die Nachteile und Schwierigkeiten, die Präsenz-Veranstaltungen in der Uni mit sich bringen: lange Anfahrzeiten, überfüllte und stickige Hörsäle, schlecht bis gar nicht funktionierende Technik, laute, pöbelnde Mitstudierende und all das, was Ihnen noch so gerade durch den Kopf gehen mag - hat einen großen Vorteil: Sie sind da! Sie sind anwesend! Sie sind präsent! Und wenn Sie es erst einmal in den Hörsaal oder Seminarraum geschafft haben, können Sie sich noch so sehr Mühe mit der eigenen Ablenkung geben, ein Minimum an Input werden Sie mitnehmen. Da kommen Sie gar nicht drum herum. Bewusst ist Ihnen diese Tatsache wahrscheinlich nie so richtig geworden, aber jetzt wird es das werden. Zuhause in Ihrem digitalen Studium - selbstbestimmt und frei, wie Sie nun sind - werden Sie es leider ganz schnell merken. Das eigene Studium 3 Die digitale Vorlesung organisieren 99 selbst zu organisieren, heißt es selbst zu wollen und es auch selbst in die Hand zu nehmen. Die digitale Vorlesung einfach nur am Desktop laufen zulassen, während Sie frühstücken, die Wäsche machen und Netflix schauen - parallel natürlich - hat leider ganz und gar nicht denselben Effekt wie Ihre Teilnahme an einer Präsenz- Veranstaltung. Im Gegenteil: Sie bekommen nichts davon mit, wenn Sie sich nicht wirklich darauf konzentrieren. Und das liegt ab sofort ganz allein in ihrer Hand. Wie bereite ich mich auf eine digitale Vorlesung vor? Planung ist das halbe Leben, so auch im digitalen Studium. Während sie für eine Präsenzveranstaltung Ihre Tasche packen müssen, gilt es im Homestudying die digitale Vorlesung vorzubereiten und die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. 100 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! Checkliste: Vorbereitung auf die digitale Vorlesung Internet: ▶ Reicht meine Internetbandbreite aus? __________________________________________________________________________________ ▶ Ist meine Verbindung stabil? __________________________________________________________________________________ Vorlesungs-Plattform: ▶ Welche Plattform wird für die digitale Vorlesung genutzt? __________________________________________________________________________________ ▶ Muss ich mir hierfür einen Account erstellen? __________________________________________________________________________________ Tipp: Testen Sie das System vorher und machen Sie sich mit den Funktionen vertraut! Laptop: ▶ Sind meine Kamera und mein Mikrophon aktiviert? __________________________________________________________________________________ ▶ Soll ich mit einem Headset oder Kopfhörern arbeiten? __________________________________________________________________________________ ▶ Habe ich eine Ordnerstruktur zur Ablage meiner Unterlagen? __________________________________________________________________________________ 3 Die digitale Vorlesung organisieren 101 Drucker: ▶ Habe ich eine Möglichkeit, Skripte etc. falls nötig auszudrucken? __________________________________________________________________________________ ▶ Wenn nein, wo kann ich Ausdrucke erstellen lassen und was brauche ich dafür? __________________________________________________________________________________ ▶ Wie ist der Füllstand der Druckerpatronen? __________________________________________________________________________________ ▶ Habe ich genügend Papier? __________________________________________________________________________________ Sonstiges: ▶ Welche Plattform kann ich für Gruppenarbeiten nutzen? __________________________________________________________________________________ ▶ ….…. __________________________________________________________________________________ ▶ …….. __________________________________________________________________________________ 102 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! Wie bleibe ich in einer digitalen Vorlesung „am Ball“? Digitale Vorlesungen sind anstrengend! Es hat sich gezeigt, dass man einer echten Person viel besser und aufmerksamer über einen längeren Zeitraum folgen kann, als dies im virtuellen Raum möglich ist. Dies mag zum einen am höheren Grad der Ablenkbarkeit liegen, denn es gibt einfach viel mehr potenzielle Ablenkungsquellen, aber vor allem an der Distanz und der fehlenden Nähe zum Gegenüber. Digitale Veranstaltungen sind immer ein Stück weit anonymer und unpersönlicher als Face-to-Face-Veranstaltungen, auch wenn diese häufig in großer Runde stattfinden. Diese Distanz schmälert die Aufmerksamkeitsspanne und lässt die Teilnehmer zusehend schneller ermüden. Da hilft nur eins: Geben Sie direkt Rückmeldung, wenn etwas nicht passt. Sei es technischer, organisatorischer oder inhaltlicher Natur. Versetzen Sie sich einmal in die Lage des Lehrenden: Augen rollen, permanentes Gähnen, die berühmten drei Fragezeichen auf der Stirn - alles typische Anzeichen dafür, die letzten fünf Minuten besser noch einmal und auf andere Art und Weise zu wiederholen, sind nun leider Fehlanzeige. Für den Lehrenden ist es gar nicht so einfach zu erkennen, ob Sie, nicht nur virtuell, sondern vor allem geistig noch dabei sind. Und sollte es gar nicht mehr gehen: Bitten Sie um zusätzliche Pausen. Diese sind in digitalen Veranstaltungen noch viel wichtiger als in Präsenz-Veranstaltungen. Besser als 90 Minuten am Stück mit 15-minütigen Pausen dazwischen, sind Inputsessions maximal 45 Minuten mit kurzen Breaks für 5-10 Minuten. Der Lehrende wird es Ihnen danken, wenn Sie ihn darauf hinweisen und alle 45 Minuten aufs Neue aktiv und präsent dabei sind. Versuchen Sie, die Zeit der Pausen auch dafür zu nutzen, mit anderen ins Gespräch zu kommen. 3 Die digitale Vorlesung organisieren 103 „Regeln“ für die digitale Lehr-Veranstaltung ▶ Geben Sie immer Ihren Klarnamen an (das heißt: Vorname und Nachname), Hasi91 oder FlashRider werden weder drannoch ernst genommen - sollte es sich um eine Veranstaltung mit Anwesenheitspflicht handeln, wird der Dozent Sie bzw. Ihr Pseudonym auch nicht in der Anwesenheitsliste finden können ▶ Schalten Sie Ihre Kamera an. Und zwar nicht, damit jeder der anderen Teilnehmer Ihre neue Blümchenbettwäsche oder Ihr handsigniertes Guardians-of-the-Galaxy-Poster bewundern kann, sondern damit Sie am Ball bleiben! Durch die eingeschaltete Kamera sehen nicht nur die Anderen Sie, sondern auch Sie selbst sehen sich - und auch ob Sie noch dabei sind oder bereits abgelenkt und mit etwas ganz anderem beschäftigt sind. ▶ Wenn Sie gerade nicht sprechen, schalten Sie Ihr Mikrofon aus. Ungeplante Störgeräusche (z.B. der Postbote an der Haustür oder der Rasenmäher in Nachbars Garten werden direkt und ungefiltert an alle anderen Teilnehmer übertragen - sehr störend und zuweilen auch ein bisschen peinlich. ▶ Trauen Sie sich! Nur weil Ihr Mikrofon ausgeschaltet ist, heißt das noch lange nicht, dass Sie nichts sagen oder fragen dürfen - Sie sind von Ihrer mündlichen Teilnahme nur einen Klick weit entfernt; nutzen Sie diese Funktionalität und nehmen Sie aktiv am Geschehen teil. 104 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! ▶ Es ist natürlich jedem selbst überlassen - und genau das macht es so schwierig: Die goldene Regel lautet: kein Netflix im TV, kein Angry Birds auf dem Mobiltelefon, kein YouTube auf dem Laptop - zumindest nicht während der Veranstaltung. Warum ist Kontakt halten so wichtig? Was im analogen Studienbetrieb so einfach und allgegenwärtig erscheint, wird im digitalen Semester zur echten Herausforderung: Kommunikation! Auf einmal können Sie sich nicht mehr einfach melden, wenn Sie eine Frage haben, können nicht mehr Ihre Kommilitonen, die im Seminar gerade neben Ihnen sitzen, um Rat fragen, können nicht mehr in die Sprechstunde Ihres Betreuers gehen, um die Agenda und das Literaturverzeichnis für Ihre gerade anstehende Studienarbeit zu besprechen, und können auch nicht mehr im IT-Service-Center vorbeischauen, um Ihren Studenten-Account aktualisieren zu lassen oder Unterstützung bei technischen Problemen zu erhalten. Für all das müssen Sie nun online kommunizieren. Das kann mitunter ganz schön anstrengend sein. Umso wichtiger ist es, dass Sie Kommunikation - und zwar mit Ihren Professoren/ Dozenten, anderen Studierenden sowie den vielfältigen Hilfseinrichtungen Ihrer Universität proaktiv und regelmäßig betreiben und dies als eine der Kerntätigkeiten des digitalen Studierens betrachten. Tipps zur Kommunikation ▶ Vereinbaren Sie mit dem Dozenten und den anderen Studierenden bereits zu Beginn des Seminars, welche Kommunikationswege 3 Die digitale Vorlesung organisieren 105 gewünscht und/ oder gefordert sind - wenn der Dozent nichts dazu vorschlägt, machen Sie selbst einen Vorschlag! ▶ Legen Sie fest, wie Ihnen und allen anderen Teilnehmenden zusätzliche Inhalte bereitgestellt werden. ▶ Wenn gewünscht, nutzen Sie einen E-Mail-Verteiler mit den Adressen aller Kursteilnehmer, um Materialien und Informationen austauschen zu können. ▶ Nutzen Sie, vor allem für Gruppenarbeiten, eine gemeinsame Dropbox (oder ein anderes digitales Speicher-Format), auf die alle (! ) Beteiligten Zugriff haben. ▶ Richten Sie eine Gruppe auf WhatsApp oder Threema (für beide Messenger gibt es Desktop-Versionen) ein und nutzen Sie diese für die „kleine Kommunikation zwischendurch“. 4 Das Arbeitsumfeld gestalten Wie gestalte ich meinen Arbeitsplatz? Bisher war Ihr Arbeitsplatz weitestgehend fremdbestimmt. Die Universität stellte Hörsäle, Seminarräume und Arbeitsplätze in der Bibliothek zur Verfügung und, wenn Sie Glück hatten, konnten Sie auch einen der begehrten Sitzplätze ergattern. Durch das Homestudying erlangen Sie die Freiheit, sich Ihren Arbeitsplatz selbst zu gestalten. Ein gut ausgestatteter Schreibtisch ist hierfür auf jeden Fall eine perfekte Basis. Nutzen Sie außerdem die neu gewonnene Mobilität, um Ihrem Körper etwas Gutes zu tun und um sich ein bisschen Abwechslung zu gönnen. Acht Stunden auf dem gleichen Stuhl in der gleichen Position zu sitzen, schadet bekanntlich dem Rücken. Wie wäre es mit einer Vorlesung im Stehen? Auch ein wenig Hin- und Herlaufen ist erlaubt, solange Ihre Webcam ausgeschaltet ist und Ihr Dozent und Ihre Kommilitonen nicht plötzlich nur noch Ihre schwankende Wohnung statt Sie auf dem Bildschirm sehen. Haben Sie schon einmal einen Sitzball ausprobiert oder eine Session im Liegen? Lernen Sie auf dem Balkon oder im Garten - die strahlende Sonne und die frische Luft kann Ihren Geist zu Höhenflügen motivieren. Die optimale Arbeitsplatzgestaltung gibt es nicht. Schon bei der Betrachtung der Selbstorganisations-Typen konnten Sie feststellen, wie unterschiedlich der perfekte Arbeitsplatz aussehen kann. Überlegen Sie einmal genau, was Ihnen, Ihrem Rücken und damit auch Ihrer Aufmerksamkeit guttun könnte. Seien Sie kreativ und entwickeln Sie Ihr ganz persönliches Arbeitsplatzkonzept. 4 Das Arbeitsumfeld gestalten 107 In der folgenden Abbildung finden Sie die ergonomischen Grundregeln zur Arbeitsplatzgestaltung. Vielleicht können Sie hier zusätzliche Anregungen gewinnen. 108 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! Welche Rolle spielen Raumklima, Beleuchtung und Beschallung? Über die Themen Raumklima und Co. wurden unter dem Stichwort „Humanisierung des Arbeitsplatzes“ ganze Studien verfasst. In diesem Kapitel erhalten Sie die Basic-Facts, die für Ihr neues Homeoffice interessant sind. Das Raumklima wird vor allem von vier Komponenten bestimmt: Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdynamik und Luftqualität.  Temperatur Die Temperatur unterliegt - wie kaum ein anderer Faktor - dem subjektiven Empfinden. Sicherlich kennen Sie das Phänomen: Während Sie selbst noch die Jacke übergezogen haben, sitzt Ihr Tischnachbar schon im T-Shirt da und fächelt sich Luft zu. Trotzdem gibt es folgende Richtwerte für eine optimale Raumtemperatur - im Winter sind es 19 bis 24 °C, und im Sommer werden 23 bis 26 °C als angenehm empfunden. Machen Sie es sich gemütlich, aber schaffen Sie ein Klima, in dem Sie arbeiten können, ohne dass die mollige Wärme Sie träge und müde macht oder Sie so kalte Füße haben, dass Sie sich auf nichts anderes konzentrieren können.  Luftfeuchtigkeit Es versteht sich wahrscheinlich von selbst, dass die Luftfeuchtigkeit nicht mehr als 50% betragen sollte. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie im Dampfbad sitzen, dann sollten Sie dringend etwas dagegen tun.  Luftdynamik Sätze wie: „Hier steht die Luft aber! “ oder „Es zieht! “ sollten Sie in Ihren eigenen vier Wänden nicht sagen müssen. Schaffen Sie sich Ihre eigene Wohlfühlatmosphäre. Der eine empfindet den Ventilator oder das gekippte Fenster als 4 Das Arbeitsumfeld gestalten 109 störend, der andere genießt den leichten Lufthauch - treffen Sie Ihre eigene Entscheidung.  Luftqualität Überraschend, aber wahr: Regelmäßiges Lüften hilft. Wenn Sie den ganzen Tag im gleichen Raum verbringen, nehmen Sie die schlechte Luft um sich herum meist gar nicht mehr wahr. Schicken Sie den „Mief “ in regelmäßigen Abständen nach draußen. Eine Zimmerpflanze ist nicht nur dekorativ, sondern leistet auch einen Beitrag zum Raumklima: Sie wandelt nicht nur CO 2 in Sauerstoff um, sondern verbessert auch die Luftfeuchtigkeit im Raum. Übrigens: Ab und zu mal Staubwischen bewirkt wahre Wunder für Ihre Luftqualität - probieren Sie es aus. Neben dem Raumklima spielt auch die Beleuchtung eine essenzielle Rolle bei der Arbeitsplatzgestaltung. Richtiges Licht ist besonders wichtig, wenn Sie viel am Bildschirm arbeiten. Zu hohe Kontraste oder Spiegelungen können Zwangs- und Fehlhaltungen auslösen. Diese verursachen Beschwerden im Schulter- und Nackenbereich, können Kopfschmerzen, Nervosität und Müdigkeit auslösen. Generell gilt: Natürliches Licht ist besser als künstliches Licht. Allerdings reicht eine Lichtquelle meist nicht aus. Versuchen Sie mehrere Lichtquellen miteinander zu kombi- 110 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! nieren und den Raum gleichmäßig auszuleuchten. Ergo: Im Dunkeln vor dem Laptop sitzen, nur eine Stehlampe in der Ecke anknipsen oder gar den Fernseher als Lichtquelle nutzten, ist nicht sinnvoll. Viele störenden Geräuschquellen, die Sie aus dem Studium kennen, wurden durch Ihr Homestudying schon eliminiert: Der Tischnachbar, der nervös mit dem Kugelschreiber spielt, das Klappern von Tastaturen, die Vibration von Handys usw. Aber auch an Ihrem neuen Arbeitsplatz gilt es die Geräuschkulissen zu minimieren. Unterschätzen Sie die Anstrengung nicht, die Ihre Ohren aufbringen müssen, um stundenlang evtl. durch Kopfhörer den digitalen Vorlesungen zu folgen. Vogelgezwitscher von draußen ist schön, der Lärm einer Baustelle eher zermürbend. Schalten Sie unnötige Lärmquellen wie das Handy, den Fernseher, das Radio während der Konzentrationsphase einfach aus. Ihr Kopf und Ihre Ohren werden es Ihnen danken. Wie schaffe ich eine geeignete Lern-Umgebung? Übung: Was sind günstige Lern-Bedingungen für mich? Aufgrund Ihrer Erfahrungen, die Sie in Ihrem bisherigen Studium gemacht haben, kennen Sie sicherlich Situationen, in denen Sie besonders gut beispielsweise an einer Studienarbeit arbeiten oder für eine Prüfung lernen konnten. Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und denken Sie an solche Situationen. In welchen Situationen konnten Sie bisher besonders gut bzw. überhaupt gar nicht arbeiten? 4 Das Arbeitsumfeld gestalten 111 Positive Lern-Bedingungen 1)________________________________________________________________________________ 2)________________________________________________________________________________ 3)________________________________________________________________________________ 4)________________________________________________________________________________ Negative Lern-Bedingungen 1)________________________________________________________________________________ 2)________________________________________________________________________________ 3)________________________________________________________________________________ 4)________________________________________________________________________________ Sicherlich sind Ihnen einige Situationen eingefallen, in denen Ihnen das Arbeiten leichtgefallen ist. Häufig handelt es sich um Situationen, in denen möglichst wenige Ablenkungsmöglichkeiten zum Tragen kommen. Was ist der Grund hierfür? Was zeichnet geeignete Bedingungen aus? Geeignete Bedingungen für das Umsetzen von Zielen sind darauf ausgelegt, eine Umgebung zu schaffen, in der man sich auf die Verfolgung des gesetzten Zieles konzentrieren kann. Je weniger Ablenkungen im Sinne von möglichen Alternativverhalten in der Umgebung zu finden sind, desto geringer fällt das Risiko aus, sich einem solchen Verhalten hinzugeben. Das Konzentrieren auf die Zielverfolgung bedarf unter diesen Bedingungen weniger Energie. Dementsprechend weniger Aufwand ist es, den inneren Schweinehund zu besiegen. 112 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! Praxistipps: Für Ihre ideale Lern-Umgebung: ▶ Wählen Sie einen Ort aus, den Sie als Ihren digitalen neuen Hauptstudienort festlegen, d.h. einen Ort, an dem Sie nur arbeiten. Vermeiden Sie an Orten zu arbeiten, an denen Sie anderen Tätigkeiten nachgehen (z.B. Bett, Couch, Küchentisch, Lieblingscafé). Wählen Sie zum Arbeiten Orte aus, die wenig Ablenkungsmöglichkeiten bieten. ▶ Achten Sie darauf, dass Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen. Achten Sie dafür auf genügend Arbeitsfläche, bequeme Sitzmöglichkeiten, angenehme Umgebungsbedingungen (Temperatur, Lichtverhältnisse, …) und Ruhe. Gestalten Sie Ihren Arbeitsplatz so, dass er eine gute Atmosphäre ausstrahlt, ohne Sie abzulenken (z.B. mit Kerzen, Snacks, Tee, …). ▶ Minimieren Sie das Risiko für externe Störungen. Schalten Sie Ihr Handy aus, bitten Sie Ihre Mitbewohner darum, Sie nicht zu stören, und wählen Sie sich einen Platz abseits des Hauptgeschehens. ▶ Minimieren Sie Ablenkungsquellen, wenn Sie von zuhause arbeiten. Verbannen Sie Ablenkungsmöglichkeiten wie Tablet, Bücher, Konsolen usw. aus Ihrem Zimmer. Sollte dies nicht möglich sein, erschweren Sie sich den Zugang zu diesen Ablenkungen (z.B. Batterien aus der Fernbedienung nehmen). ▶ Sorgen Sie dafür, dass alle für die Arbeit benötigten Arbeitsmaterialen vorhanden und problemlos erreichbar sind. Vermeiden 4 Das Arbeitsumfeld gestalten 113 Sie unnötiges Aufstehen und Suchen. Auch dieses Verhalten kann nämlich schon als Aufschiebeverhalten wirken! ▶ Nutzen Sie Ihre Erfahrungen! Sie wissen am besten, welche Anforderungen ein Arbeitsplatz erfüllen muss, damit Sie an diesem gut arbeiten können. 5 Ideen zur Selbstorganisation Was bisher gut war, ist auch im digitalen Studium nicht schlecht! In diesem Sinne gilt: Selbstorganisation ist immer auch ein Stück weit sich um sich selbst kümmern. Das bedeutet, sich selbst zu organisieren, und zwar nicht nur in Bezug auf die Inhalte und den Ablauf des Studiums, den eigenen Arbeitsplatz und die zu erledigenden Aufgaben, sondern auch und vor allem in Bezug auf sich als Menschen und als Individuum mit Bedürfnissen. Tipp 1: Gruppenarbeit trotz Social-Distancing „Corona nervt! “, da sind sich alle einig. Manch einer kann die Berichte über Impfungen, entdeckte Virusvarianten und neue Maßnahmenpakete schon nicht mehr hören. Fest steht, Corona wird erst mal bleiben, ob wir wollen oder nicht, und ob sich das Virus irgendwann wieder dahin verzieht, wo es hergekommen ist, bleibt abzuwarten. Außerdem ist klar, die Pandemie hat das Leben grundlegend verändert. Bei Dingen, die bisher für alle selbstverständlich waren, nämlich Großveranstaltungen, ungezwungene gemeinsame Treffen oder der Restaurantbesuch, drückt Corona und sein Regelwerk uns seinen Stempel auf. Ein morgendlicher Austausch bei einem Kaffee in der Mensa, gemütliche Treffen in der Kneipe um die Ecke zur Vorbereitung des nächsten Referats, Gruppenarbeiten und Co. können nur selten wie gewohnt stattfinden. Soziale Vereinsamung ist wohl das Schlagwort, das das Leben seit Anbeginn der Pandemie prägt. Was uns die Pandemie jedoch nicht nehmen kann, sind die Kreativität und die Möglichkeit neue Wege zu gehen. Planen Sie ein Gruppentreffen via Skype, für kurze Absprachen eignen sich auch Gruppen-Calls über WhatsApp. Bereiten Sie sich darauf vor, als würden Sie ins Café gehen. Kochen Sie sich einen Kaffee, stellen Sie einen Snack bereit, machen 5 Ideen zur Selbstorganisation 115 Sie es sich auf der Couch oder im Liegestuhl auf dem Balkon bequem. Schon kann es losgehen. Nutzen Sie den gemeinsamen Austausch nicht nur für fachliche Gespräche, lassen Sie auch mal fünf gerade sein und quatschen einfach ein wenig miteinander. Kommunikation ist ein wichtiges menschliches Bedürfnis, das erfüllt werden will. Lachen ist nicht umsonst Balsam für die Seele. Tipp 2: Lernen heißt immer noch: Lesen, lesen, lesen Es gibt tatsächlich Dinge, die sich auch mit der Umstellung auf Homestudying überhaupt nicht ändern. Studieren bedeutet nach wie vor lesen, lesen und nochmals lesen. Eines ist klar, Lesen macht besonders dann Spaß, wenn Sie das Thema interessiert und Sie nicht nach jedem Abschnitt das Wörterbuch konsultieren müssen, um den Text überhaupt verstehen zu können. Allerdings begegnen Ihnen im Rahmen Ihres Studiums auch immer wieder Lektüren, durch die Sie sich einfach durchkämpfen müssen. Praxistipps Haben Sie eigentlich schon mal darüber nachgedacht, dass Sie beim Lesen nicht nur Informationen aufnehmen, sondern ganz nebenbei Ihren Wortschatz erweitern, Ihre Grammatik verbessern und Ihren Satzbau optimieren? Lesen ist Lernen ohne zu lernen - ist das nicht fantastisch? Bauen Sie Lesedruck ab. Die allermeisten Texte müssen Sie nicht bin in jede klitzekleine Einzelheit verstehen. Quälen Sie sich beim Lesen nicht unnötig, vergeuden Sie keine Zeit und keine Nerven. Mit einer globalen Verstehens-Strategie erreichen Sie meist schon Ihr Ziel. 116 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! Zusätzlich kann es Ihnen helfen, wichtige Textstellen farblich hervorzuheben, wichtige Seiten mit Post-Its zu markieren oder die Hauptaussagen eines Textes auf kleinen Zetteln und in eigenen Worten festzuhalten. Tipp 3: Ernährung - Bleib gesund! Essen ist ein bisschen wie Doping für Körper, Gehirn und Seele. Wenn Sie Ihrem Körper die passenden „Drogen“ geben (Vitamine, Ballaststoffe etc.), versetzen Sie ihn in Leistungsbereitschaft. Denken Sie stets daran: Sie sind zu Hause! Wenn Sie jetzt keine Zeit für eine ausgewogene und gesunde Ernährung haben, wann dann? Hier ein paar Tipps mit denen Sie auf jeden Fall gesund und munter durch den Tag kommen. Grundsätzlich gilt: Viele kleine Mahlzeiten sind besser als wenige große.  Frühstück Ersetzen Sie den morgendlichen Kaffee in der U-Bahn und das schnell gekaufte Croissant vom Bäcker durch ein Müsli mit frischem Obst. Das versorgt Ihren Körper mit Ballaststoffen und Vitaminen und verleiht Ihnen den perfekten Start in den Tag.  Zwischendurch Als kleinen Snack für zwischendurch bereiten Sie sich einen leckeren Smoothie oder eine kleine Rohkostplatte zum Knabbern vor. Auch Nüsse sind für die Konzentration immer gut. Es heißt ja nicht umsonst „Studentenfutter“.  Mittagessen Schnitzelfriedhof - nein danke! Im Laufe des Vormittags sinkt Ihre Konzentration und Sie brauchen einen Energieschub. Zeit für eine Pause. Wenn Sie sich mit einem deftigen Schnitzel verwöhnen, erreichen Sie genau das Gegenteil. 5 Ideen zur Selbstorganisation 117 Ihr Magen ist die nächsten Stunden mit der Verdauung beschäftigt und Ihr Körper nicht bereit, noch andere Dinge zu tun. Geben Sie ihm Futter, aber machen Sie ihn nicht schläfrig. Hühnchen mit Gemüse können eine leckere Alternative sein.  Nachmittags-Goodie Alle Mühe muss belohnt werden: Gönnen Sie sich was Leckeres, es darf auch ungesund sein. Vielleicht ein Espresso mit einem Keks oder ein bisschen Schokolade.  Abendessen Lassen Sie es sich gut gehen, holen Sie aber jetzt bitte nicht alles nach, was Sie den Tag über ausgelassen haben. Tipp 4: Sport - Beweg dich! Sport ist ein absoluter Stresskiller und ein perfekter Ausgleich zu Ihrer sitzenden Tätigkeit. Das Wunderbare ist: Sport geht immer und überall. Gehen Sie im Park oder im Wald joggen. Auch Radfahren ist eine gute Alternative und gleichzeitig auch Erholung für Ihre Augen, die nun täglich auf den Bildschirm starren. Endlich mal ins Weite schauen, den Blick schweifen lassen, die Natur genießen. Viele Fitness- oder Yoga-Studios bieten Kleingruppen oder Online-Kurse für zu Hause an, YouTube ist voll von Sport-Tutorials und Trainingseinheiten. Nicht schon wieder digital, denken Sie? Dann stellen Sie sich Ihr eigenes Sportkonzept zusammen. Sit-ups, Kniebeugen, Liegestütze und Co. bekommen Sie auch ohne Anleitung hin. Tauschen Sie sich mit Freunden aus, starten Sie die „Six-Pack-Challenge“, motivieren Sie sich gegenseitig. Es wird Ihnen guttun. Eines ist sicher - Sie verdanken Corona nicht nur viele Einschränkungen, Herausforderungen und Änderungen in Ihrem Alltag, sondern haben auch etwas ge- 118 Teil 2 Bring Ordnung ins Chaos! schenkt bekommen - nämlich Zeit. Es gibt keine Ausreden mehr. Werden Sie aktiv. Bekommen Sie den Kopf frei und denken Sie mal nicht an die nächste Vorlesung, die nicht angefangene Studienarbeit oder die anstehenden Prüfungen. Konzentrieren Sie sich auf sich selbst, auf Ihren Körper und Ihre Seele. Finden Sie Ihr inneres Gleichgewicht oder lernen Sie es überhaupt erst einmal kennen. Tipp 5: Entspannung, Pausen, Schlaf … Wissenschaftlich gesehen kann man Schlaf nicht nachholen. Wenn Sie sich jetzt vorgenommen haben, an den vorlesungsfreien Tagen den Schlaf der letzten Tage nachzuholen, wird das nicht funktionieren. Ein fester Schlafrhythmus hingegen ist gut für die Gesundheit, für die Erholung und die Konzentration. Die benötigte Schlafdauer variiert jedoch bei jedem Menschen. Als „normales“ Schlafverhalten gelten sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht. Wer über oder unter diesem Durchschnitt liegt, lässt sich als Kurzbzw. Langschläfer einteilen: Kurzschläfer benötigen weniger als sechs Stunden Schlaf, Langschläfer schlafen in der Regel mehr als neun Stunden pro Nacht. Langschläfer sind dabei nicht zwangsläufig besser ausgeschlafen als Kurzschläfer. Stattdessen vermutet man, dass Kurzschläfer effektiver schlafen, während Langschläfer viel träumen und im Schlaf des Öfteren aufwachen. Gönnen Sie sich ausreichend Schlaf, aber schlafen Sie sich nicht müde. 5 Ideen zur Selbstorganisation 119 … In diesem Sinne hoffen wir, dass Sie Ihr persönlicher Organisations-König werden, das Chaos in Ihrem Kopf beseitigen können, um Freiräume für Neues zu schaffen! Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! „Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern viel Zeit, die wir nicht nutzen.“ Quelle: Sokrates, griechischer Philosoph 1 Das eigene Zeitverhalten Was ist Zeitmanagement? Die Zeit läuft. Und läuft. Und läuft. Und immer viel zu schnell. „Wie soll ich das alles nur schaffen? “ „Dafür habe ich keine Zeit! “ „Mein Tag hat doch auch nur 24 Stunden! “ Diese Sätze sind Ihnen sicherlich geläufig und Sie haben mindestens einen davon mit großer Wahrscheinlichkeit schon einmal selbst benutzt. Um den Begriff des Zeitmanagements zu erklären, gibt es viele verschiedene wissenschaftliche Definitionen, die meist mehr für Verwirrung als für Erleuchtung sorgen. Deshalb finden Sie in Folge eine kleine Anekdote, die Ihnen die wichtigsten Informationen zum Thema Zeitmanagement liefert. Praxisbeispiel Ein weiser Professor und Zeitforscher wurde eines Tages gebeten, einen guten Vortag über den sinnvollen Umgang mit der Zeit zu halten. Doch anstatt zügig mit der Vorlesung zu beginnen, betrachtete er seine Zuhörer eine Weile und verkündete dann: „Wir werden ein Experiment durchführen“. Er ging zu einem Tisch, auf dem ein sehr großer Glaskrug stand. Niemand wusste, was das zu bedeuten hatte. Der Professor legte nach und nach ein Dutzend großer Steine in den Krug. Als der Krug bis zum Rand hin gefüllt war, und kein weiterer Stein mehr im Gefäß Platz hatte, fragte er in die Runde: „Ist der Krug jetzt voll? “ „Ja“, kam die einstimmige Antwort. Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! 123 124 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! „Wirklich? “, fragte der Professor. Unsicherheit machte sich unter den Anwesenden breit. Der Professor eilte hinaus in den Vorbereitungsraum und kam mit einem Becher mit kleinen Kieselsteinen zurück. Diese schüttete er sorgfältig über die Steine im Krug, so dass die Steinchen sich verteilen konnten und durch die Lücken zwischen den großen Steinen rieselten. Es passten eine ganze Menge kleiner Steinchen noch in den Krug, bis er so gefüllt war, dass er keine weiteren Kieselsteine mehr aufnehmen konnte. Das Publikum staunte und als der Professor wieder fragte: „Ist der Krug jetzt voll? “, waren alle verunsichert, obwohl der Krug augenscheinlich bis zum Rand gefüllt war. Einer der Zuschauer meinte, „Es sieht so aus, als ob, aber wahrscheinlich ist er es nicht.“ Der Professor lächelte, verschwand erneut und kehrte mit einem Eimer Sand wieder, den er vorsichtig in den Krug rieseln ließ. Der Sand füllt die Räume zwischen den großen Steinen und den Kieselsteinen auf. Und siehe da es passte doch noch allerhand Sand in den Krug hinein, bis auch der Sand bis zum oberen Rand des Gefäßes reichte. Als der Professor fragte, “Ist der Krug nun voll? “, antwortete sein Publikum ohne Zögern: „Nein“. Der Professor verließ noch einmal den Raum und kam mit einer Flasche Bier zurück. Er öffnete sie vor den Augen seiner Zuschauer und schüttete den ganzen Inhalt in den bereits bis oben gefüllten Krug. 1 Das eigene Zeitverhalten 125 „Was sagt Ihnen dieses Experiment? “. Nach einer kurzen Pause sprach er weiter: „Das Experiment macht deutlich, wie entscheidend es beim Auffüllen auf die Reihenfolge ankommt. Nur wenn wir die großen Steine als erstes in den Krug legen, passt alles andere später hinzu. Wenn wir die großen Steine zum Schluss hineinlegen wollten, nach dem Sand und den Steinchen, dann würden wir sie kaum noch unterbringen.“ Der Professor schwieg eine Weile und fragte dann: „Was sind die großen Steine in Ihrem Leben“? Er machte eine Pause und fragte weiter „Ihre Gesundheit? Ihre Familie, Kinder, Freunde? Ein Hobby? Das Umsetzen Ihrer Träume? Was auch immer es ist, setzen Sie es an die erste Stelle. Sonst finden Sie am Ende vielleicht keinen Platz mehr dafür. Denn wenn Sie Ihr Leben mit Kleinigkeiten, wie zu vielen Kieselsteinen und zu viel Sand, füllen, fehlt Ihnen am Ende die Zeit für das, was wirklich wichtig ist. Deshalb fragen Sie sich immer wieder: „Was sind die großen Steine in meinem Leben? “, und legen Sie diese als erstes in den Krug Ihres Daseins“. Vom Sand des Alltags wird immer noch eine Menge reingehen, aber wir vergessen uns nicht und erlauben ihm nicht mehr, uns von unseren Zielen abzubringen. „Und was hat es mit dem Bier auf sich? " fragt ein Student. „Naja, die Erfahrung zeigt: Ihr Terminkalender kann noch so voll sein - Zeit für eine Flasche Bier oder ein anderes Getränk Ihrer Wahl, vorzugsweise natürlich gemeinsam mit guten Freunden, sollten Sie immer übrighaben! “ antwortete der Professor. 126 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! Erst wenn Sie in der Lage sind, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden und Prioritäten zu setzten, können Sie die vorhandene Zeit effektiv nutzen. Denn Zeit vergeht objektiv immer gleich schnell und es steht Ihnen jeden Tag das gleiche Kontingent an Zeit zur Verfügung. Zeit kann man also nicht managen - managen können Sie nur Ihre Arbeitsweise, sich selbst, Strukturen und Prozesse. Was für ein Zeit-Typ bin ich? Gehören Sie zu den Menschen, die schon bei Morgengrauen putzmunter sind und gut gelaunt aus dem Bett kommen? Oder schlafen Sie lieber länger, weil Sie erst müde werden, wenn bereits die ersten Vögel zwitschern? Sind Sie eher eine Lerche, die anfallende Aufgaben vormittags am besten lösen kann, oder gehören Sie zu der Fraktion der Eulen, die morgens überhaupt nicht aus dem Bett kommt, dafür bis spät in die Nacht konzentriert arbeiten kann? Jeder Mensch hat seinen eigenen Biorhythmus. Nach welchem Rhythmus Sie am liebsten leben, bestimmt Ihre innere Uhr. Sie ist der biologische Taktgeber, über den jeder Mensch verfügt. Wie diese Uhr tickt, bestimmen nicht nur Sie und Ihr Wecker, sondern auch Ihre Gene, sie ist nicht veränderbar. Die vielen Strukturen und Zeitpläne, die das Leben bestimmen, sind häufig wider dem natürlichen Biorhythmus. Während Ihnen im Normalfall nichts anderes übrigbleibt, als Ihre Eule oder Lerche zu ignorieren, können Sie im Rahmen des Homestudying Ihren Tagesplan gezielt Ihrem eigenen Biorhythmus anpassen. Wenn Sie gerne einmal länger schlafen, können Sie dies mit gutem Gewissen tun, wenn Sie dafür später zur Hochform auflaufen. Wenn Sie morgens um 8 Uhr bereits am Schreibtisch sitzen, dürfen Sie hingegen schon am Nachmittag Feierabend machen, außer der Vorlesungsplan gibt Ihnen etwas anderes vor. 1 Das eigene Zeitverhalten 127 Praxistipp Legen Sie die wichtigen Tätigkeiten in die Tageszeit, in der Sie in Topform sind, und verlagern Sie die unwichtigen Tätigkeiten in einen Zeitraum, in dem Ihre Konzentration sinkt. Der Biorhythmus ist eine Art innerer Zeitplan, der sich über den gesamten Tag zieht und Ihr Befinden ebenso wie verschiedene Leistungs- und Erschöpfungsphasen beeinflusst. Die Effekte des Biorhythmus äußern sich somit in Ihrem persönlichen Energielevel, der damit verbundenen Produktivität, Ihrer Stimmung und nicht zuletzt in Ihrem Schlafverhalten. 128 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! Mit dem erworbenen Wissen sind Sie in der Lage, Ihren eigenen Biorhythmus zu analysieren und Ihren Tätigkeitsplan daran zu orientieren. Die nächste Übung soll Sie bei der Selbstreflexion unterstützen. Übung: Die eigene Leistungskurve ermitteln Beobachten Sie sich und Ihre täglichen Routinen mindestens eine Woche lang. ▶ Wann fühlen Sie sich wohl? ▶ Wann geht Ihnen die Arbeit kinderleicht von der Hand? ▶ Wann brauchen Sie eine Pause? ▶ Wann haben Sie Ihre besten Ideen? ▶ Wann finden Sie einfach Lösungen? 1 Das eigene Zeitverhalten 129 Schreiben Sie die Ergebnisse in einem Tages-Stunden-Kalender auf und visualisieren Sie so Ihre durchschnittliche Leistungskurve. Mit diesen gewonnen Erkenntnissen planen Sie im nächsten Schritt Ihre Tätigkeiten. Sicherlich werden Sie Ihre Produktivität steigern, effizienter und entspannter arbeiten können. Seien Sie gespannt und überraschen Sie sich selbst! Welche Zeit-Gewohnheiten habe ich? Gewohnheiten sind automatische Prozesse, die Ihnen im Alltag helfen. Diese Routine steuert nicht nur Ihr Verhalten, sondern auch Ihr Denken und Fühlen sowie den Umgang mit Ihnen selbst und anderen. Gewohnheiten lotsen Sie dabei ganz unbewusst durch den Alltag.  In welches Hosenbein steigen Sie morgens zuerst?  Auf welcher Seite beginnen Sie Ihre Zähne zu putzen? 130 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball!  Wann trinken Sie Ihren ersten Kaffee?  Zu welchem Zeitpunkt blicken Sie auf Ihr Smartphone? Ihre Gewohnheiten haben Sie im Laufe des Lebens erlernt und spielen diese jetzt täglich mechanisch ab. Gewohnheiten geben Ihnen die Möglichkeit, routinierte Tätigkeiten nicht immer wieder neu planen und überdenken zu müssen, sondern Entscheidungen vollautomatisch zu treffen. Die Routine verschafft Ihnen die notwendige Zeit, sich mit den wirklich wichtigen Dingen auseinanderzusetzen. Gewohnheiten sind hilfreich und entsprechend häufig anzutreffen, wenn Tätigkeiten bekannt und sehr ähnlich sind. Ein typischer Alltag ist genauso aufgebaut. Er ist von sehr ähnlichen, wiederkehrenden Aufgaben geprägt, die mit Gewohnheiten gelöst werden. Beispielsweise stehen Sie jeden Morgen auf, ziehen sich in der gewohnten Reihenfolge und Weise an, bereiten sich ein Frühstück zu und putzen sich die Zähne. Diese Liste könnte beliebig fortgesetzt werden. Dabei sind nicht nur Ihre Handlungen im privaten Umfeld, sondern auch im Rahmen Ihrer studentischen Tätigkeit von Gewohnheiten geprägt. Wie beinahe alles auf der Welt lassen sich auch Gewohnheiten klassifizieren. Dabei unterscheidet man drei Gewohnheitstypen: Verhaltens-Gewohnheiten Das Gehirn ist so konstruiert, dass es nach mehrmaligem Wiederholen einer Handlung eine Routine dafür entwickelt. Verhaltens-Gewohnheiten laufen automatisch ab und helfen Ihnen, gewisse Handlungen schneller, genauer und sicherer abzuwickeln. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Autofahren. Das Öffnen der Tür, das Anlegen des Sicherheitsgurts, der Blick in den Spiegel, das Lösen der Handbremse, das Starten des Motors - all das sind Handlungen, die Sie sich nicht jeden Tag neu erarbeiten, sondern immer nach dem gleichen Schema abspulen. 1 Das eigene Zeitverhalten 131 Denk-Gewohnheiten In Denk-Gewohnheiten spiegeln sich Ihre Werte und Einstellungen wider. Zudem bestimmen Sie, wie Sie sich selbst und Ihre eigenen Fähigkeiten, aber auch fremde Personen und Dinge einschätzen. Ihre Denk-Gewohnheiten beantworten Ihnen die Fragen, warum Sie eine Person als intelligent oder großzügig wahrnehmen, was Ordnung für Sie bedeutet, was für Sie gut oder schlecht, richtig oder falsch ist. Falls Sie dem Glauben erliegen, dass Ihre Gedanken und Einschätzungen ein Ergebnis sorgfältigen Abwägens sind, liegen Sie falsch. Statt rationalem Denken spielen Sie eine Denkroutine ab. Daher kommt auch das typische Schubladendenken, wenn Sie einer Ihnen nicht bekannten Person begegnen. Innerhalb von Sekunden ordnen Sie diese einem Stereotyp zu, mit abwägendem Beurteilen hat dies rein gar nichts zu tun. Gefühls-Gewohnheiten Denkmuster beeinflussen auch Ihre Gefühlswelt. Empfinden Sie Ablehnung als schmerzhaft? Wie gehen Sie mit schlechten Nachrichten um? Sind Sie eher ein Optimist oder ein Pessimist? Gefühls-Gewohnheiten sind stark von Ihrer Persönlichkeit abhängig und sorgen dafür, dass Sie in bestimmen Situationen häufig mit den gleichen Gefühlen reagieren. Gefühlsgewohnheiten beschreiben unter anderem, wie schnell Sie verärgert, enttäuscht oder gekränkt sind. Welche Emotion löst Kritik Ihres Dozenten bei Ihnen aus? Wieso sind Sie vom Klacken des Kugelschreibers Ihres Kommilitonen genervt? Warum provoziert Sie das Lächeln von Person A, während Sie das Lächeln von Person B zu Höchstleistungen motiviert? 132 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! Übung: Geliebte und gehasste Gewohnheiten (Schritt 1) Werden Sie sich im ersten Schritt Ihren Gewohnheiten bewusst und überlegen Sie, ob Sie diese so beibehalten oder ändern wollen? Verhaltens-Gewohnheiten beibehalten ändern 1)________________________________________________ 2)________________________________________________ 3)________________________________________________ 4)________________________________________________ 5)________________________________________________ Denk-Gewohnheiten beibehalten ändern 1)________________________________________________ 2)________________________________________________ 3)________________________________________________ 4)________________________________________________ 5)________________________________________________ 1 Das eigene Zeitverhalten 133 Gefühls-Gewohnheiten beibehalten ändern 1)______________________________________________ 2)______________________________________________ 3)______________________________________________ 4)______________________________________________ 5)______________________________________________ Das Studium ist ein guter Zeitpunkt, um alte Gewohnheiten abzulegen und neue zu etablieren, da Ihre alte Routine durch die neuen Gegebenheiten in einem gewissen Maße bereits gestört ist. Kennen Sie Ihre Zeitgewohnheiten eigentlich? Passen diese zu Ihrem Biorhythmus? Welche Verhaltensgewohnheiten spulen Sie jeden Tag automatisch ab? Sind diese sinnvoll? Gibt es Denkgewohnheiten, über die Sie sich schon lange ärgern, oder Gefühlsgewohnheiten, die Sie gerne ablegen möchten? Übung: Geliebte und gehasste Gewohnheiten (Schritt 2) Falls Sie im ersten Schritt zu der Erkenntnis gekommen sind, dass es sich lohnen würde, die ein oder andere Gewohnheit ad acta zu legen, gehen Sie jetzt noch einmal in sich und überlegen sich, wie Sie die alte Gewohnheit ersetzten möchten. Beispiel Ich möchte morgens auf nüchternen Magen keinen Kaffee mehr trinken. Dafür trinke ich jetzt Tee. 134 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! Jetzt sind Sie dran! ▶ ______________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________ ▶ ______________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________ ▶ ______________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________ ▶ ______________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________ 2 Die gegebene Zeit sinnvoll nutzen Welche Ziele habe ich? Wir halten fest: Zeit kann man nicht managen - Managen können Sie nur Ihre Arbeitsweise, sich selbst, Strukturen und Prozesse. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Sie eine Vorstellung davon haben, was Sie gerne erreichen möchten. Etwas „managen“, das heißt strukturiert abzuarbeiten, können Sie nur, wenn Sie wissen, warum und wieso Sie dies überhaupt tun. Kurzum: Sie benötigen ein Ziel vor Augen. Zu häufig werden im Studium lediglich die natürlich immer viel zu knappe Zeit und die verbindlichen Endtermine betrachtet. Das Wichtigste an Ihrem Studium sollte aber das Ergebnis sein, schließlich ziehen Sie Ihr Studium nur deshalb überhaupt durch. Am Anfang Ihres digitalen Semesters sollte die Frage nach der Zielsetzung stehen: Was wollen Sie in den kommenden 3 bis 6 Monaten konkret erreichen? Praxistipp Durch eine durchdachte Zielsetzung erfährt Ihr digitales Semester bereits eine erste, wenn auch noch sehr abstrakte Strukturierung. Das Ziel gibt Ihrer Arbeit einen Sinn und eine Richtung und damit eine Daseinsberechtigung. 136 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! Gerade jungen Menschen fällt es häufig schwer, Ziele klar und deutlich und vor allem präzise genug zu formulieren. Tatsächlich handelt es sich dabei aber eher um Wünsche, Idealvorstellungen und Träume, die man vom Studium hat - zumeist leider vollkommen unrealistisch, nicht erfüllbar und vor allem nicht überprüfbar. Das ist auch der Grund, warum Ziele schnell wieder beerdigt und nicht weiterverfolgt werden. Damit Ihnen das nicht passiert, ist es hilfreich, ein Instrument wie z.B. die SMART- Methode (nach George T. Doran) zur Zielformulierung anzuwenden. Methodisch formulierte Ziele stellen sicher, dass diese überprüfbar sind. Das bedeutet, dass der Erfolg oder auch Misserfolg sichtbar gemacht werden kann. Das bloße Benennen von reinen Erwartungen oder unspezifischen Anforderungen genügt nicht, um eine für Ihr digitales Semester notwendige und angemessene Qualitätskontrolle durchzuführen. SMARTe Zielformulierung Die SMART-Methode kennzeichnet sich durch ein fünfstufiges Vorgehen zur Formulierung der eigenen Ziele. Hinter dem Akronym SMART verbirgt sich die Definition von Zielen nach den Kriterien: 2 Die gegebene Zeit sinnvoll nutzen 137  Spezifisch: Ziele dürfen nicht vage oder unpräzise sein. Ziele müssen eindeutig, klar und auf den Punkt genau definiert werden.  Messbar: Die Zielgrößen müssen bestimmbar sein. Das heißt, es müssen bestimmte Kriterien festgelegt werden, nach denen eindeutig der Erfolg oder Misserfolg der Zielsetzung gemessen werden können.  Angemessen: Ziele müssen attraktiv und motivierend sein. Alle an der Zielsetzung Beteiligten sollen das Ziel für erstrebenswert erachten.  Realistisch: Ziele dürfen nicht unmöglich sein. D.h. das Ziel muss im vorgegebenen Zeitrahmen mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen erreichbar sein.  Terminiert: Ziele müssen (immer) mit fixen Daten festgelegt werden können. Das Projekt definiert sich über seine zeitliche Begrenzung mit Anfang und Ende. Dies muss sich bereits in der Zieldefinition widerspiegeln. Machen Sie sich bewusst: Klare Ziele helfen Ihnen, die gegebene und meist stark begrenzte Zeit sinnvoll nutzen zu können. Sobald Sie wissen, wohin die Reise gehen soll, können Sie starten. Und noch ein Tipp: Verschriftlichen Sie Ihre Ziele. Dies kann ein Eintrag in Ihrem Semester-Tagebuch sein, aber genauso gut in großen Lettern als eine Art Slogan über Ihrem Arbeitsplatz platziert werden. Beispiele für SMARTe Ziele  „Ich werde bis heute Nachmittag 14: 00 Uhr die ersten 10 Seiten des Textes aus meiner Veranstaltung ‚Literatur der alten Griechen‘ lesen und mir stichwortartig erste Antwortmöglichkeiten zu den Fragen der Dozentin notieren.“ 138 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball!  „Um auch im digitalen Studium fit zu bleiben, werde ich über die Dauer des gesamten Semesters an 3 Tagen in der Woche jeweils 5 km joggen gehen.“  „Am Samstag werde ich eine Stunde lang die Beispielaufgaben aus meinem Mathe-Tutorium rechnen und Fragen für die nächste Veranstaltung notieren.“ Und jetzt sind Sie dran! Übung: Zielsetzung mittels SMART Schritt 1: Wählen Sie sich ein bestimmtes Ziel für das anstehende Semester aus, welches Sie auf jeden Fall erreichen wollen: __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ Schritt 2: Definieren (das heißt: ausgestalten) Sie Ihr Ziel mit Hilfe der SMART-Kriterien: S: _____________________________________________________________________________ M: _____________________________________________________________________________ A: _____________________________________________________________________________ R: _____________________________________________________________________________ T: _____________________________________________________________________________ Tipp: Die Kontrollfragen der folgenden Tabelle helfen Ihnen dabei! 2 Die gegebene Zeit sinnvoll nutzen 139 Was ist mir wirklich wichtig? Ihnen fällt es schwer, sich Ziele zu setzten? Vielleicht ist die nachfolgende Methode dann eher etwas für Sie. Weg von der Zielfokussierung hin zu der Konzentration auf das Wesentliche ist die Devise. 140 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! Nur: Was ist Ihnen wirklich wichtig? Was ist entscheidend und was ist das, worauf Sie sich täglich konzentrieren sollten? Haben Sie schon einmal von der „Eat the Frog“-Methode gehört? Nein, nun, der Frosch ist derjenige, der Ihnen diese Frage beantworten kann, zumindest wenn es nach Brian Tracy geht, der diese Methode erschaffen hat. Brian Tracy geht davon aus, und das können wir tatsächlich sehr oft an uns selbst beobachten, dass der Mensch gerne jeden Tag aufs Neue mit den eher leichten Dingen beginnen mag, anstatt mit den wirklich wichtigen Dingen anzufangen. Dieses „sich warm machen“ oder auch „erst einmal reinkommen“ in den Arbeitsprozess mag durchaus Sinn machen, kostet aber leider unendlich viel Zeit. Denn gerade all diese kleinen Dinge geben Ihnen zwar einzeln ein gutes Gefühl, rauben Ihnen jedoch in Summe auch Ihre bereits verplante Zeit. Oder würden Sie E-Mails checken, Ihr Social-Media-Profil aktualisieren, WhatsApp-Nachrichten schreiben, Statusmeldungen der besten Freunde prüfen, Spülmaschine ausräumen und Wäsche aufhängen auf Ihre tägliche To-Do-Liste setzen? Wahrscheinlich nein (bzw. das hängt von Ihrem Organisations-Typ ab). Wir beginnen unseren Tag mit Kleinkram und dem Erledigen von „dies und das“, ohne bei der eigentlichen Aufgabe überhaupt anzukommen. Irgendwann ist die Zeit dann so weit fortgeschritten, dass es heute auch nicht mehr lohnt, überhaupt noch damit zu beginnen. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag… Brian Tracys Prinzip beruht auf dem englischen Sprichwort „Eat the frog! “ Was frei übersetzt bzw. interpretiert werden kann mit: „Wenn man jeden Morgen zum Frühstück einen lebendigen Frosch isst, kann man sicher sein, dass einem nichts Schlimmeres mehr an diesem Tag passieren wird.“ Der Frosch steht dabei für die ekeligste, schwierigste - gleichzeitig aber auch wichtigste! - Aufgabe des Tages. Wenn man diese „geschluckt“, das heißt erledigt hat, 2 Die gegebene Zeit sinnvoll nutzen 141 kann einem für den Rest des Tages nichts Schlimmeres mehr passieren. Wie wunderbar! Wenn Sie es schaffen, die Aufgabe mit dem größten Aufschiebe-Potenzial („the Frog“) gleich morgens als allererstes zu erledigen, werden Sie nicht nur für den Rest des Tages ein gutes Gefühlt haben, denn Sie haben es geschafft, sondern auch für den Rest des Tages viel produktiver sein, weil Ihnen alle folgenden Aktivitäten leichter von der Hand gehen werden. Übung: Die eigenen Frösche identifizieren Schritt 1: Aufgaben finden Was sind Ihre nervigsten Aufgaben? Wozu müssen Sie sich am allermeisten überwinden? Was schieben Sie schon seit Ewigkeiten vor sich her? (1) ____________________________________________________________________________ (2) ____________________________________________________________________________ (3) ____________________________________________________________________________ (4) ____________________________________________________________________________ (5) ____________________________________________________________________________ Schritt 2: Aufgaben streichen Welche Aufgaben davon haben keinen direkten Einfluss auf Ihre Ziele bzw. auf Ihr Studium oder das anstehende Semester? Welche dieser Aufgaben bringen Sie im Studium nicht weiter? (1) ____________________________________________________________________________ (2) ____________________________________________________________________________ (3) ____________________________________________________________________________ 142 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! (4) ____________________________________________________________________________ (5) ____________________________________________________________________________ Ergebnis: Alle aufgelisteten Aufgaben, die Sie nicht gleich wieder gestrichen haben, weil sie keine Relevanz haben, sind Ihre Frösche! Beginnen Sie damit - jetzt gleich! Wie setze ich Prioritäten? Nun kann es aber immer noch sein, dass all die Aufgaben, die Sie auf Ihrer großen To-Do-Liste stehen haben (das kann ein einfacher Zettel, eine professionelle Excel- Tabelle oder auch nur ein Gedankenwirrwarr in Ihrem Kopf sein), nicht alle an einem Tag erledigt werden können. Und auch wenn Sie mit dem Frosch am Morgen beginnen, stehen am Abend immer noch offene Punkte auf Ihrer Liste und vermiesen Ihnen die Vorfreude auf einen „entspannten“ nächsten Tag oder ein arbeitsfreies Wochenende. Es wird Zeit, zu priorisieren! Priorität leitet sich ab vom lateinischen Wort „prio“, was erst einmal nur „vor“ bedeutet, aber genau das tatsächlich meint: Priorität haben die Dinge, die vor den anderen Dingen erledigt werden müssen. Eine Methode zur Priorisierung ist das sogenannte Eisenhower-Prinzip, benannt nach dem US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower, der in einer Rede über die beiden Determinanten Dringlichkeit und Wichtigkeit von Problemen referiert hat. Laut dem Pareto-Prinzip sind gerade einmal 20% der Aufgaben, die wir erledigen müssen, wirklich wichtig. Die übrigen 80% sind eher nebensächliche Aufgaben, die 2 Die gegebene Zeit sinnvoll nutzen 143 aber dummerweise meistens dringend sind. Wichtige Aufgaben bringen Sie Ihren Zielen näher, dringende Aufgaben erfordern dagegen Ihre unmittelbare Aufmerksamkeit, haben aber leider keinen großen Einfluss auf die Erreichung Ihrer Ziele. Sie müssen sich im besten Fall genau darauf konzentrieren, was wirklich wichtig und was gleichzeitig dringend ist. Doch leider zeigen viele Menschen eine Tendenz, erst die Nebensächlichkeiten, das was weder wichtig noch dringend ist, anzugehen. Die typische „Aufschieberitis“ setzt ein (mehr dazu erfahren Sie im ersten Teil des Buches). Sie brauchen eine Methodik, um Ihre Aufgaben zunächst klassifizieren und dann priorisieren zu können. Das Eisenhower-Prinzip schlägt dafür zwei Dimensionen zur Kategorisierung vor: Wichtigkeit und Dringlichkeit (die beiden Dinge, von denen schon Eisenhower sprach), aus welchen sich vier Felder oder besser gesagt vier Kategorien bilden lassen. 144 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball!  Kategorie A (Prio A) Dies sind alle Aufgaben, die wichtig und dringend sind. Sie haben die höchste Priorität und müssen sofort, und zwar von Ihnen selbst erledigt werden (z.B. beim Uni-Helpdesk anrufen, um Ihre Anmeldedaten für die digitale Vorlesung heute Nachmittag freischalten zu lassen).  Kategorie B (Prio B) Hierbei handelt es sich um alle Aufgaben, die zwar wichtig sind, aber nicht dringend erledigt werden müssen. Diese Aufgaben müssen Sie zwar selbst erledigen, aber nicht heute. Streichen Sie diese Aufgaben von Ihrer heutigen To- Do-Liste und legen Sie stattdessen gleich einen Termin fest (z.B. Skype-Meeting mit dem Professor zur Besprechung des Studienarbeit-Titels auf nächste Woche Dienstag legen).  Kategorie C (Prio C) Das sind alle Aufgaben, die zwar nicht wichtig, dafür aber besonders dringend sind. Für diesen Typ gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten damit umzugehen: Sie können Aufgaben dieser Art an Andere delegieren (weil Sie nicht wichtig sind) oder Sie können (falls möglich) diese Aufgaben verschieben (z.B. zur Recherche für Ihre Studienarbeit hatten Sie sich drei Bücher ausgeliehen, die in die Bibliothek zurückgebracht werden müssen: Sie könnten Ihren Mitbewohner fragen, ob er heute noch in der Uni unterwegs ist und die Bücher für Sie mitnehmen kann. Oder Sie schauen auf der Internet-Seite der Bibliothek nach, ob Sie die Bücher verlängern könnten bzw. auf Grund der Corona-Beschränkungen veränderte Rückgabebedingungen herrschen).  Kategorie D (Prio D) Und auch dies wird es geben! Aufgaben, die weder wichtig noch dringend sind! Leider werden dies natürlich ausgerechnet die Dinge sein, welche Ihnen am meisten Spaß machen - und trotzdem, hier gilt nur eins: Streichen. 2 Die gegebene Zeit sinnvoll nutzen 145 Übung: Prioirtäten setzen Schritt 1: Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit ordnen Listen Sie alle für den morgigen Tag geplanten Aktivitäten auf und vergeben Sie eine Priorität (A, B, C oder D): Aufgaben A B C D 1)_________________________________________________ 2)_________________________________________________ 3)_________________________________________________ 4)_________________________________________________ 5)_________________________________________________ Schritt 2: Prioritäten prüfen Wie viel Prozent Ihrer Zeit planen Sie für welche Priorisierungs-Kategorie aufzubringen? Prio A) _______________ % Prio B) _______________ % Prio C) _______________ % Prio D) _______________ % Praxistipp Kehren Sie das Pareto-Prinzip um! 80% Ihrer Aufgaben sollten Prio A oder Prio B haben, 20% Ihrer Zeit verwenden Sie für Prio C- Tätigkeiten und alles, was Prio D hat, streichen Sie ganz. 146 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! Es sei denn, Ihre Prio D-Tätigkeiten dienen ganz bewusst der Erholung und Entspannung, dann dürfen Sie diese zeitlich begrenzt und höchst bewusst natürlich gerne einplanen! Wichtig auch für das Arbeiten mit einer priorisierten Aufgabenliste: Verplanen Sie niemals den ganzen Tag, sondern planen Sie genügend Pufferzeiten ein. Eine Tagesplanung, die minutiös 100% des Tages verplant, wird nicht aufgehen und Sie letztendlich nur frustrieren, enttäuschen und vor allem demotivieren. 3 Das Semester zeitlich planen Wie plane ich meinen Tag? Der neue Semesterplan ist draußen und enthält wieder einmal jede Menge Veranstaltungen, teilweise sehr früh am Morgen, teilweise sehr spät am Abend und manche Zeitfenster sind sogar doppelt belegt. Wie soll das Tag für Tag funktionieren? Gerade am Anfang des Semesters herrscht bei den meisten Studierenden ein überwältigendes Chaos, welches es zunächst einmal zu sortieren gilt. Dass die Veranstaltungen nun teilweise über virtuelle Kanäle, teilweise in Präsenz mit unterschiedlichen Einschreibe- und Anmeldeprozeduren laufen, macht die Sache natürlich kein Stück leichter. Es stellen sich unweigerlich die typischen Fragen:  Wie plane ich meinen Tag?  Wie viel Zeit brauche ich eigentlich wofür?  Kann ich das überhaupt alles schaffen? Um dies schnell und übersichtlich zu ermitteln, können Sie die sogenannte ALPEN- Methode (nach Lothar J. Seiwert) nutzen. Diese hilft Ihnen Ihren Uni-Tag und all die noch zu erledigenden Aufgaben so zu strukturieren, dass die zur Verfügung stehende Zeit möglichst produktiv genutzt werden kann. Das bringt Ordnung ins Chaos und kann sogar helfen, Zeit zu sparen. Das Akronym ALPEN steht für die Anfangsbuchstaben des jeweiligen Arbeitsschrittes. Die Anwendung dieser Methodik ist mehr als das reine Erstellen einer To-Do-Liste, denn für jede anstehende Aufgabe gilt es konkret abzuschätzen, wie viel Zeit Sie dafür benötigen und wieviel Zeit Sie insgesamt aufbringen können. So 148 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! zeigt sich schnell, was realistisch an einen Tag erledigt werden kann und was über das Ziel hinausschießt, unrealistisch ist und deswegen priorisiert werden muss. ALPEN-Methode zur Arbeitszeitplanung  Aufgaben definieren Legen Sie fest, was Sie heute alles unbedingt erledigen wollen, z.B. an der digitalen Vorlesung teilnehmen, für Ihre anstehenden Wochen-Aufgaben einen Arbeitsplan erstellen, die Unterlagen für das Seminar, welches nächsten Dienstag beginnt, ausdrucken etc.  Länge (Zeitdauer) schätzen Versuchen Sie möglichst präzise einzuschätzen, wie lange Sie wirklich für die einzelnen Aufgaben benötigen werden. Fragen Sie sich dabei auch: Wie viel Zeit will ich mir dafür nehmen? Ein Beispiel: Man kann Literaturrecherche für 2 Stunden, aber natürlich auch für 2 Tage betreiben. Finden Sie heraus, ob es Termine (z.B. Abgabefristen) zu beachten gibt. Wenn Sie die Summe Ihrer Zeitangaben mit der insgesamt verfügbaren Zeit vergleichen, werden Sie schnell feststellen, ob Ihr Tagespensum überhaupt schaffbar ist. 3 Das Semester zeitlich planen 149  Pufferzeiten einplanen Ganz wichtig: Planen Sie immer genügend Pufferzeiten ein! Seiwert empfiehlt als Richtwert, nicht mehr als circa 60% des Tages zu verplanen. Die Erfahrung zeigt, dass Aufgaben häufig länger als geplant dauern oder etwas Unvorhergesehenes passiert, das Ihren Arbeitsprozess unterbricht. Meist passiert das natürlich immer dann, wenn die Zeit eh schon viel zu knapp bemessen war.  Entscheidung treffen Entscheiden Sie sich: Welche Aufgaben wollen Sie zuerst bearbeiten? Ein Tipp: Denken Sie an den Frosch (siehe: Was ist mir wirklich wichtig? ). Eine Möglichkeit ist es, schwierige und/ oder unangenehme Aufgaben gleich zuerst zu erledigen, weil zu Beginn eines Arbeitsprozesses Ihre Konzentration und Aufnahmebereitschaft noch am größten sein werden.  Nachkontrolle Überprüfen Sie sich selbst: Was ist gut gelungen? Was können Sie morgen besser machen? Was wurde tatsächlich erledigt? Haben Sie die eingeplante Zeit eingehalten bzw. um wie viel haben Sie die geplante Zeit überschritten? Diese Informationen sind wichtig für jede weitere Tagesplanung und lassen Sie von Tag zu Tag besser und vor allem realistischer planen! Übung: ALPEN-Methode zur Tagesplanung ▶ Aufgaben definieren (1) _____________________________________________________________________________ (2) _____________________________________________________________________________ (3) _____________________________________________________________________________ 150 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! ▶ Länge (Zeitdauer) schätzen (1) _____________________________________________________________________________ (2) _____________________________________________________________________________ (3) _____________________________________________________________________________ ▶ Pufferzeiten einplanen (1) _____________________________________________________________________________ (2) _____________________________________________________________________________ (3) _____________________________________________________________________________ ▶ Entscheidung treffen (1) _____________________________________________________________________________ (2) _____________________________________________________________________________ (3) _____________________________________________________________________________ ▶ Nachkontrolle (1) _____________________________________________________________________________ (2) _____________________________________________________________________________ (3) _____________________________________________________________________________ Arbeitszeiten sinnvoll strukturieren Nun haben Sie Ihren Arbeitstag mit Hilfe der ALPEN-Methode sinnvoll geplant. Damit sind Sie bereits einen guten Schritt weitergekommen! Das nächste Problem lässt allerdings nicht allzu lange auf sich warten. So nehmen sich Studierende oft einen ganzen Tag Zeit (gut geplant mittels der ALPEN-Methode), um beispiels- 3 Das Semester zeitlich planen 151 weise an einer Studienarbeit zu arbeiten. Von der gesamten Zeit, in der Sie dabei an Ihrem Schreibtisch sitzen, nutzen Sie dabei jedoch häufig nur einen Bruchteil für effektives Arbeiten. Aber woran liegt das? Übung: Reflektion der eigenen Arbeitszeitnutzung Erinnern Sie sich an die letzte wissenschaftliche Arbeit, die Sie verfasst haben. Denken Sie dabei an einen möglichst konkreten Arbeitstag, an dem Sie sich viel Zeit für die Bearbeitung der Arbeit genommen haben. Wie haben Sie die Zeit genutzt? Wie viel Prozent der Zeit haben Sie tatsächlich für effektives Arbeiten an der Studienarbeit nutzen können? Was haben Sie in der restlichen Zeit gemacht? Markieren Sie die groben prozentualen Anteile für die einzelnen Tätigkeiten, denen Sie in der als Arbeitszeit geplanten Zeitspanne nachgegangen sind, in der untenstehenden Grafik! 152 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! Wenn Sie die von Ihnen bearbeitete Grafik anschauen, zeigt sich vermutlich, dass zum einen die Ablenkungen in Form angenehmerer Tätigkeiten („Ich schau nur mal schnell 5 Minuten auf mein Handy“) und zum anderen die Möglichkeit alternativer Zeitpunkte („Ich habe ja noch 3 Stunden Zeit“) die zentralen Probleme für eine effektive Zeitnutzung sind. Auch Schwierigkeiten, einen Einstieg zu finden verbrauchen häufig viel Zeit und minimieren so das Zeitfenster für effektives Arbeiten. Eine Möglichkeit, diesen Problemen entgegenzuwirken ist eine bessere Strukturierung der Arbeitszeit. Hierbei ist es wichtig, sich klare Zeitfenster zu definieren, die als Arbeitszeitfenster deklariert werden. Daneben sollten auch konkrete Pausenzeiten festgelegt werden, die wiederum sinnvoll gestaltet werden sollten. Praxistipps ▶ Definieren Sie für Ihren Arbeitstag zwei bis drei klar abgegrenzte Arbeitszeitfenster (von … bis …). Beachten Sie bei der Auswahl der Zeitspanne Ihre Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. ▶ Wählen Sie die Startpunkte dieser Zeitfenster klug, indem Sie Ihren Tagesrhythmus (siehe auch: Was für ein Zeit-Typ bin ich? ) in die Planung mit einbeziehen. Fällt es Ihnen beispielsweise schwer, morgens um 8 Uhr mit der Arbeit zu beginnen, so setzen Sie den Startpunkt auf eine spätere Uhrzeit. ▶ Definieren Sie klare Pausenzeiten innerhalb (kurze Pausen) und zwischen (längere Pausen) den Arbeitszeitfenstern. Achten Sie hierbei darauf, dass diese ausreichen, um tatsächlich einen erholenden Effekt zu erzielen. 3 Das Semester zeitlich planen 153 ▶ Versuchen Sie, die definierten Zeitfenster einzuhalten und nicht außerhalb der Arbeitsfenster zu arbeiten (auch wenn Sie gerade gut dabei sein sollten). Dies motiviert im nächsten Zeitfenster rasch wieder mit der Arbeit zu beginnen. Machen Sie keine ungeplanten Pausen während der festgelegten Arbeitszeit. ▶ Planen Sie nach dem Ende des letzten Arbeitszeitfensters ausreichend Zeit für ausgleichende Aktivitäten ein. Dies sollten Aktivitäten sein, die Ihnen Spaß bereiten. Oftmals haben Aktivitäten, die körperliche Ressourcen beanspruchen, nach einem langen Arbeitstag besonders erholende Effekte. Die Strukturierung der Arbeitszeit durch deren Unterteilung in verschiedene Zeitfenster minimiert insbesondere das Risiko, sich auf spätere Zeitpunkte zu fixieren, denen bereits eine bestimmte Aufgabe bzw. Funktion zugewiesen ist. Pausen und ausgleichende Freizeit haben, wenn sie ebenfalls sinnvoll gestaltet werden, einen belohnenden Charakter, der wiederum deren Aufschub auf einen späteren Zeitpunkt reduziert. Wie plane ich meine Woche? Mit Hilfe eines sogenannten Arbeitsstrukturplans können Sie die einzelnen Wochentage, Teilbereiche (z.B. Hauptfach, Nebenfach) und Arbeitspakete (z.B. Seminarvorbereitung, Studienarbeit schreiben) zeitlich planen. Sie haben bereits Kenntnis über Art und Umfang der anfallenden Aufgaben in Ihrem digitalen Semester. Es ist jedoch noch nicht bekannt, in welcher Reihenfolge die einzelnen Vorgänge durchzuführen sind und welche Abhängigkeiten bzw. zwingend notwendigen Voraussetzungen es gibt. 154 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! Im nächsten Schritt planen Sie daher den zeitlichen Ablauf und erstellen einen Terminplan. Sie können dies natürlich sowohl pro Woche als auch pro Monat anlegen. In jedem Falle müssen Sie die logische und zeitliche Abfolge aller Aktivitäten ermitteln und vor allem die Abhängigkeiten der anstehenden Aufgaben herausarbeiten. Beginnen Sie damit, die Dauer der einzelnen Aufgaben zu ermitteln, indem Sie für jeden Vorgang einen Anfang und ein Ende festlegen. Sie werden schnell feststellen: Manche Aufgaben müssen zwingend zeitlich nacheinander durchgeführt werden, da sie abhängig voneinander sind. Andere wiederum können auch parallel durchgeführt werden, da sie nicht in Abhängigkeit zueinander stehen. Aus diesen Zusammenhängen ergibt sich der sogenannte kritische Pfad Ihrer Wochenplanung. Zur Erstellung eines Terminplans für Ihre digitale Arbeitswoche können Sie alle Aufgaben in einer einfachen Vorgangsliste aufführen, einen Arbeitsstrukturplan zur besseren Übersicht anlegen, ein Balkendiagramm oder einen persönlichen Ablaufplan erstellen. Vorgangsliste Die einfachste Darstellungsform eines Terminplans ist die Auflistung aller anfallenden Aufgaben in logisch zeitlicher Reihenfolge in einer sogenannten Vorgangsliste. Solch eine Liste sollte mindestens den Aufgabentitel, eine kurze prägnante Beschreibung der Tätigkeit sowie Vorgänger- und Nachfolgeraufgaben enthalten. Die Benennung von Vorgängern und Nachfolgern ist wichtig für das Verständnis der Abhängigkeiten. Die benötigte Dauer zur Erledigung der einzelnen Arbeitspakete können Sie schätzen und bereits in die Liste eintragen oder dies später während der Terminplanung ergänzen. 3 Das Semester zeitlich planen 155 Arbeitsstrukturplan Ein Arbeitsstrukturplan kann auch als eine Art Organisationsdiagramm verstanden werden. Auf der obersten Hierarchiestufe steht die Aufgabe als Ganzes (z.B. das aktuelle Semester). Auf der zweiten Ebene verteilen sich Fächer, Seminare oder Teilaufgaben. Auch einzelne Aufgaben kann diese Ebene enthalten. Auf der dritten Ebene drängeln sich Arbeitspakete. Sie sind die kleinsten, nicht mehr teilbaren Komponenten. Arbeitspakete sind in sich geschlossen und einzeln bearbeitbar. Ein guter Arbeitsstrukturplan kann als eine Art Checkliste verstanden und genutzt werden. Sie können sowohl Plandaten anfügen, die Arbeitspakete abhaken, wenn sie erledigt sind, oder sogar Verantwortlichkeiten verteilen, wenn Sie im Team arbeiten. 156 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! Balkendiagramm Eine weitere Möglichkeit, Ihre Zeitplanung zu gestalten, ist die Anfertigung eines Balkendiagramms. Dahinter verbirgt sich eine relativ einfache, aber sehr übersichtliche Art, den Ablauf und die Zusammenhänge verschiedener Tätigkeiten darzustellen. Wenn Sie dieses Planungswerkzeug für Ihre Wochenplanung nutzen möchten, legen Sie den Fokus auf die zeitlich logischen Abhängigkeiten. Bestimmte Aufgaben können erst begonnen werden, wenn andere Aufgaben bereits abgeschlossen sind. Manche Arbeitspakete können sogar erst starten, wenn eine ganze Reihe von Vorarbeiten geleistet und abgeschlossen ist. 3 Das Semester zeitlich planen 157 Praxistipp Definieren Sie Meilensteine für Ihre Zeitplanung. Jeder Meilenstein stellt ein Ereignis besonderer Bedeutung dar. Meilensteine an sich haben keine eigene Dauer und sind auch keine eigenständige Aufgabe. Das Erreichen eines Meilensteins gleicht immer der Fertigstellung von etwas. Meilensteine können als die Endpunkte eines Arbeitspakets betrachtet werden. Dadurch sind Sie in der Lage, Ihren eigenen Fortschritt zu überwachen und die Qualität Ihrer Arbeit zu sichern. Ein Meilenstein ist erreicht, sobald der vorgelagerte Arbeitsschritt fertig gestellt wurde und kontrolliert werden kann. Je nachdem, ob Sie Ihre Meilensteine in time erreichen, verschieben müssen oder gänzlich verpassen, wird sich die Qualität Ihrer Semesterplanung darstellen. 158 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! Wie gehe ich mit typischen Zeitfressern um? Unter dem Motto „Holen Sie sich Ihre Zeit zurück“ behandelt dieses Kapitel klassische Zeitfresser und die Möglichkeiten, diesen entgegenzuwirken. Es begegnen Ihnen in Ihrem Alltag nicht nur viele Störquellen, die Sie von Ihrem eigentlichen Vorhaben ablenken, sondern auch tatsächliche Tätigkeiten, die enorm viel Zeit in Anspruch nehmen, aber keine adäquaten Ergebnisse zu Tage fördern. Gloria Mark, Professorin an der University of California in Irvine, die über digitale Ablenkungen forscht, hat herausgefunden, dass es nach einer Ablenkung bis zu 23 Minuten dauern kann, bis Sie wieder zu Ihrer ursprünglichen Aufgabe zurückfinden. Zeitfresser: Smartphone Das Smartphone ist einer der schlimmsten Zeiträuber der heutigen Zeit. Ob ein Anruf, eine WhatsApp-Nachricht, Social-Media-Mitteilungen oder eine eingehende E-Mail: Jeder Signalton führt zu einer Unterbrechung Ihrer aktuellen Tätigkeit. Zusätzlich werfen Sie permanent, vermeintlich routinierte Blicke auf Ihr Display, ohne überhaupt eine Tätigkeit ausführen zu wollen. Praxistipp Schalten Sie das Handy aus (ganz aus! ) oder legen Sie es zumindest in einen anderen Raum, so dass Sie nicht immer wieder dem Drang erliegen, darauf schauen zu müssen. Legen Sie für ganz wichtige Anrufe einen bestimmten Klingelton fest, so dass Sie nicht besorgt sein müssen, diese zu verpassen. 3 Das Semester zeitlich planen 159 Zeitfresser: E-Mails Das permanente Checken von E-Mails kostet extrem viel Zeit, liefert Ihnen allerdings nur selten die gewünschten Informationen. Häufig erhalten Sie einfach nur Spam- oder Werbe-Mails, die nichts mit Ihrer aktuellen Tätigkeit zu tun haben und Sie lediglich von Ihrem eigentlichen Vorhaben ablenken. Praxistipp Legen Sie genaue Zeiten und eine maximale Dauer fest, wann Sie Ihre E-Mails checken, und halten Sie sich auch daran. Zeitfresser: Social-Media, Internet surfen, Facebook und Co. Morgens kurz mal durchs Web surfen, die neusten Posts bei Facebook ansehen und mal eben schnell schauen, was bei Instagram so los ist ... Ohne dass Sie es merken, ist eine Stunde vergangen und Ihr fein säuberlich erarbeiteter Zeitplan gerät schon zu Beginn des Tages ins Wanken. Praxistipp Es ist wichtig, informiert zu sein und soziale Kontakte zu pflegen. Verlagern Sie diese Tätigkeiten auf den späten Nachmittag oder Abend, wenn Sie die wichtigen Aufgaben schon erledigt haben. Dann können Sie genüsslich im Web stöbern, und zwar ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. 160 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! Zeitfresser: Mangelnde Konzentration und Multi-Tasking Die hochgelobte Fähigkeit des Multi-Taskings ist in aller Munde. Falsch angewendet wird dieses Talent allerdings schnell zum absoluten Zeitfresser. Springen Sie nicht permanent von einer Aufgabe zur anderen. Das führt dazu, dass Sie sich immer wieder neu einarbeiten müssen. Bleiben Sie stattdessen konzentriert und fokussiert. Praxistipp Fokussieren Sie sich auf eine Sache und bringen Sie diese zu Ende. Setzen Sie Prioritäten, bearbeiten Sie die wichtigen Dinge zuerst und legen Sie auch mal eine Pause ein. Das spart nicht nur Zeit, sondern verschafft Ihnen auch Erfolgserlebnisse, wenn Sie Aufgaben vollständig abgearbeitet haben. Zeitfresser: Perfektionismus Perfektionismus bedeutet nichts anderes als Vollkommenheit und somit einen Zustand, an dem sich nichts mehr verbessern lässt. Perfektionisten verzetteln sich gerne bis in die kleinsten Details und verlieren dabei den Blick für das Große und Ganze. Sie neigen dazu, bereits in der Planungsphase jede noch so kleine Tätigkeit bedenken zu wollen, ohne den kritischen Faktor „Zeit“ zu beachten. Praxistipp Nehmen Sie ein klein wenig Abstand von dem sehr hoch gesetzten Anspruch der Perfektion. Versuchen Sie stattdessen, Arbeiten so gut 3 Das Semester zeitlich planen 161 wie nötig und nicht so gut wie möglich zu leisten. Das ist ein kleiner, aber zeitbringender Unterschied. Zeitfresser: Unordnung Wo ist denn das Skript für die nächste Vorlesung? Hatte ich nicht gerade noch die To-Do-Liste für heute auf den Tisch gelegt? Wie waren nochmal die Einwahldaten für die digitale Vorlesung? Wer ständig etwas suchen muss, wird viel Zeit für das Finden aufbringen müssen. Unordnung belastet nicht nur Ihr Zeitkontingent, sondern auch Ihren Geist. Praxistipp Schaffen Sie sich eine Ordnung und Struktur. Übertreiben Sie es aber auch nicht, ansonsten wird die Organisation der Ordnung selbst zum Zeitfresser. Übung: Die eigenen Zeitfresser erkennen, beseitigen und nutzen Schritt 1: Zeitfresser erkennen Notieren Sie Ihre Zeitfresser, vielleicht haben Sie ganz andere Zeitfresser als die oben erwähnten. 1)________________________________________________________________________________ 2)________________________________________________________________________________ 3)________________________________________________________________________________ 162 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! 4)________________________________________________________________________________ 5)________________________________________________________________________________ Schritt 2: Zeitfresser beseitigen Legen Sie genaue Regeln fest, wie Sie die Zeitfresser aus Ihrem Alltag und Ihren Gewohnheiten vertreiben wollen. 1)________________________________________________________________________________ 2)________________________________________________________________________________ 3)________________________________________________________________________________ 4)________________________________________________________________________________ 5)________________________________________________________________________________ Schritt 3: Neue Zeit nutzen Freuen Sie sich über Ihre neu gewonnene Zeit und überlegen Sie, für was Sie diese nutzen möchten. 1)________________________________________________________________________________ 2)________________________________________________________________________________ 3)________________________________________________________________________________ 4)________________________________________________________________________________ 5)________________________________________________________________________________ 4 Ideen für „zu viel“ Zeit „Auch mal fünfe gerade sein lassen! “ Durch optimales Zeitmanagement, vorausschauende Planung und die Beseitigung von Zeitfressern haben Sie sich selbst richtig viel freie Zeit geschaffen. Die Mühe hat sich gelohnt. Jetzt dürfen Sie einmal darüber nachdenken, was Sie mit diesem Geschenk anfangen wollen. Zum Abschluss dieses Kapitels finden Sie fünf Ideen für „zu viel“ Zeit. Tipp 1: Family&Friends - Lassen Sie die Telefondrähte glühen! Schon wieder sind Wochen vergangen, ohne dass Sie sich um Ihre Verwandtschaft gekümmert haben? Mal war es zu spät, um mit Opa und Oma zu telefonieren, mal waren Sie im Stress. Jetzt haben Sie endlich Zeit, den Hörer in die Hand zu nehmen und Mama, Papa, Oma, Opa, Tante und Onkel oder auch den ein oder anderen vernachlässigten Freund anzurufen. Es wird nicht nur Sie, sondern auch den Angerufenen freuen, und sicherlich gibt es viel zu erzählen. Vielleicht kreieren Sie sogar ein Ritual und planen Familientelefonate (warum nicht mal mit Videotelefonie? ) zukünftig fest in Ihren Wochenplan mit ein. Tipp 2: Bücherlisten entstauben und die Reader endlich lesen! Die Bücherlisten von diesem Semester liegen noch immer unangetastet in der Ablage auf Ihrem Schreibtisch? Dann geht’s jetzt los. Machen Sie es sich gemütlich und fangen Sie an zu lesen. Nehmen Sie die Bücher mit in den Park, in die Bade- 164 Teil 3 Leg jetzt los und bleib am Ball! wanne, auf die Toilette oder auf den Balkon. Wo Sie lesen, ist letztendlich egal - Hauptsache Sie tun es! Tipp 3: Endlich Ausmisten - Schaffen Sie sich Freiräume! Der Kleiderschrank quillt über, die Küchenschränke sind vollgestopft, das Regal im Wohnzimmer ein reines Chaos? Nutzen Sie die neu gewonnene Zeit, um Ballast loszuwerden. Sortieren Sie alles aus, was Sie nicht mehr brauchen oder schon Ewigkeiten nicht mehr benutzt haben. Vielleicht finden Sie auch einen kleinen Schatz, der unter all dem Unnötigen verborgen war, oder etwas, dass Sie schon lange gesucht haben. Arbeiten Sie sich durch alle Räume. Eventuell können Sie die ein oder andere Sache noch zu Geld machen, Einzelstücke spenden oder verschenken und den Rest einfach wegwerfen. Diese Aktion hat neben der neu geschaffenen Ordnung zwei wundervolle Nebeneffekte: Wer seine Wohnung entmüllt, räumt meist auch seinen Kopf auf, und gleichzeitig schaffen Sie sich Freiräume für Neues. Tipp 4: Studienarbeit und Co. - Arbeiten Sie Ungeliebtes endlich ab! Während des ganzen Uni- und Freizeitstresses des letzten Semesters haben Sie wieder mal keine Zeit gefunden, um endlich die längst fällige Studienarbeit zu schreiben? Dann legen Sie jetzt los. Wenn Sie diese ungeliebten Projekte hinter sich gebracht haben, können Sie sich wieder viel mehr an den schönen Dingen im Leben erfreuen, ohne permanent ein schlechtes Gewissen zu haben. 4 Ideen für „zu viel“ Zeit 165 Tipp 5: Die Seele baumeln lassen - Belohnen Sie sich selbst! Wer so viel geleistet hat, der soll sich auch einmal richtig belohnen dürfen. Lassen Sie die Seele baumeln und tun Sie sich etwas Gutes. Schauen Sie Ihren Lieblingsfilm an, nehmen Sie ein ausgiebiges Sonnenbad, kochen Sie etwas Leckeres. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst. … In diesem Sinne wünschen wir Ihnen Zeit, Mut und Willensstärke, aber auch und noch viel mehr Gelassenheit und Offenheit gegenüber Neuem, damit Sie Ihr digitales Studium erfolgreich absolvieren können! Literaturhinweise Bastian, J. / Groß, L.: Lerntechniken und Wissensmanagement: Wissen erwerben, speichern und verwerten (Studieren, aber richtig). 2. Aufl. Wien (2017). utb-Verlag. Bergmann, M.: Zeitmanagement: Mit Erfolg Produktivität steigern und Selbstorganisation verbessern. 2. Aufl. (2019). Brandt, M.: Der große Uni-Ratgeber: BESTNOTE AUF KNOPFDRUCK - Studienplaner für Deinen Erfolg: Wie Du als Student Selbstdisziplin entwickelst und mit effektivem Zeitmanagement im Studium bessere Noten schreibst. Hamburg (2020). Deci, E. L./ Ryan, R. M.: Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. Erschienen in: Zeitschrift für Pädagogik 39 (1993) 2, S. 223-238. Grolimund, F.: Vom Aufschieber zum Lernprofi: Bessere Noten, weniger Stress, mehr Freizeit. Freiburg im Breisgau (2018), Herder-Verlag. Heckhausen, J./ Heckhausen, H. (Hrsg.): Motivation und Handeln. 3., überarb. & aktual. Aufl. Heidelberg (2006), Springer Medizin Verlag. Hoch, D.: Aufschieberitis bei Studenten. 1. Aufl. Hamburg (2019), tredition GmbH. Höcker, A./ Engberding, M./ Rist, F.: Heute fange ich wirklich an! Prokrastination und Aufschieben überwinden - ein Ratgeber. 1. Aufl. Göttingen (2017), Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG. 168 Literaturhinweise Jarisch, H.: Zeitmanagement im Studium: So wirst du als Student produktiv, findest die richtige Motivation und meisterst dein Semester. Fulda (2018). Kuhl, Julius: Lehrbuch der Persönlichkeitspsychologie. Motivation, Emotion und Selbststeuerung. 1. Aufl. Göttingen (2010), Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG. Licz, M.: Wissenschaftliche Arbeiten endlich fertigschreiben! Mit System und Motivation in nur 8 Schritten zur fertigen Bachelor-, Master und Diplomarbeit. 1. Aufl. (2016), Studieren mit Grips. Martens, J.-U./ Kuhl, J.: Die Kunst der Selbstmotivierung. Neue Erkenntnisse der Motivationsforschung praktisch nutzen. 5., überarb. Aufl. Stuttgart (2013), Verlag W. Kohlhammer GmbH. Mazur, J. E.: Lernen und Verhalten. 6., aktual. Aufl. München (2006), Pearson Deutschland GmbH. Mischel, W.: Der Marshmallow Effekt. Wie Willensstärke unsere Persönlichkeit prägt. 4. Aufl. (2018), Pantheon Verlag. Myers, D. G.: Psychologie. 2., erweit. & aktual. Aufl. Heidelberg (2008), Springer Medizin Verlag. Reichel, T.: 24/ 7-Zeitmanagement: Das Zeitmanagement-Buch für alle, die keine Zeit haben, ein Zeitmanagement-Buch zu lesen. 3. Edition (2021) Verlag Studienscheiss. Ries, A.: Erfolgreich studieren mit Projektmanagement: Mit zahlreichen Praxis- Tipps fürs Online-Studium. 2. Aufl. München (2020), UVK-Verlag. Ries, A.: Gib endlich ab! Die Abschlussarbeit erfolgreich fertigstellen. 1. Aufl. München (2020), UVK-Verlag. Literaturhinweise 169 Ries, A.: Projektmanagement. Schritt für Schritt. 1. Aufl. München (2019), UVK- Verlag. Rothermund, K./ Eder, A.: Allgemeine Psychologie: Motivation und Emotion. 1. Aufl. Wiesbaden (2011), VS Verlag für Sozialwissenschaften. Rudolph, U.: Motivationspsychologie kompakt. 3. Aufl. Weinheim Basel (2013), Beltz Verlag. Schaller, J.: Papierlos studieren: Wissenschaftlich arbeiten in digitalen Zeiten. 1. Aufl. München (2020), utb-Verlag. Steffens, G. / Cadiat, A.-Ch.: Die SMART-Methode: 5 Kriterien für gut definierte Ziele. (2018). Torrance, John R.: Ab sofort produktiver arbeiten: 50+ einfache Hacks, mit denen Sie Ihre Aufgaben besser organisieren, Prokrastination überwinden und Ihr Zeitmanagement perfektionieren (2021), High Performance Media Verlag. Wirtz, M. A. (Hrsg.): Dorsch. Lexikon der Psychologie. 18., überarb. Aufl. Göttingen (2017), Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG. 170 Online-Quellen für weitere Informationen Online-Quellen für weitere Informationen https: / / jitsi.org/ (Digitales Klassenzimmer nutzbar auch für eigene Sessions) https: / / limnu.com/ (Online Whiteboard zur direkten Zusammenarbeit mit Kommilitonen) https: / / miro.com/ (kollaborative Online- und Whiteboard-Plattform) https: / / slack.com/ intl/ de-de/ (Plattform für die Zusammenarbeit von studentischen Projekt-Teams) https: / / www.aok.de/ fk/ betriebliche-gesundheit/ grundlagen/ sicherheit-und-gesundheit-bei-der-arbeit/ https: / / www.blueprints.de/ selbsterkenntnis/ zeitfresser.html https: / / www.br.de/ fernsehen/ ard-alpha/ sendungen/ grundkurs-deutsch/ grund kurs-deutsch-folge-7-lesekompetenz100.html https: / / www.conceptboard.com/ de/ (Metaplanwände aus dem Präsenzraum digital abbilden z.B. Zeichnungen erstellen, Post-it´s kleben) https: / / www.edupad.ch/ p/ HIEw0LcKsz (kollaborativer Texteditor, in welchem man gemeinsam in einem Textdokument arbeiten kann) https: / / www.hochschulforumdigitalisierung.de/ de/ serviceseite-corona https: / / www.karrierebibel.de/ selbstorganisation/ https: / / www.mentimeter.com (digitale Um- und Abfragen leicht erstellen z.B. Multiple Choice, Ranking, Skala, Wortwolke, Offene Antworten, Quiz) Online-Quellen für weitere Informationen 171 https: / / www.mindmeister.de (Plattform zum gemeinsamen Sammeln und Strukturieren von Ideen z.B. Mind Maps) https: / / www.planet-wissen.de/ gesellschaft/ psychologie/ gewohnheiten/ https: / / www.publikationen.dguv.de/ regelwerk/ informationen/ 409/ bildschirmund-bueroarbeitsplaetze-leitfaden-fuer-die-gestaltung https: / / www.reitz-coaching.de/ typgerecht-planen-und-organisieren-so-klappt-esgarantiert-auch-bei-dir/ https: / / www.schulentwicklung.nrw.de/ e/ upload/ lernstand8/ download/ mat_2014/ EN_Kompetenzbereich_Leseverstehen.pdf https: / / www.starkerstart.uni-frankfurt.de/ 45043283/ Schluesselkompetenzen https: / / www.suchsel.net (eigene Kreation von Buchstabenrätseln mit fachspezifischen Termini zum kreativen Lernen) https: / / www.themenmacher.de/ content-marketing/ 10-tipps-waehrend-und-nachdem-webinar/ https: / / www.utopia.de/ ratgeber/ schlafrhythmus-tipps-fuer-gesunden-schlaf/ https: / / yopad.eu/ (kollaborativer Internet-Editor zum gemeinsamen Arbeiten) Index Ablagestruktur 93 Ablenkung 59 ALPEN-Methode 148 Arbeitsplanung 147 Arbeitsplatz 106 Arbeitsumfeld 106 Arbeitszeitplanung 148 Aufschieben 37 Auswirkungen 37 Konsequenzen 39 Verhalten 38 Balkendiagramm 156 Beleuchtung 108 Belohnung 60 Beschallung 108 Biorhytmus 126 Brainstorming 81 Datensicherung 89 digitale Vorlesung 98 digitaler Hauptstudienort 112 Dringlichkeit 143 Eat the Frog 140 Einfachheit 73 Eisenhower-Prinzip 143 Entspannung 118 ergonomische Grundregeln 107 Ernährung 116 Freiraum 164 Gewohnheiten Denk-Gewohnheiten 131 Gefühls-Gewohnheiten 131 Verhaltens-Gewohnheiten 130 Homestudying 16 innerer Schweinehund 30, 48 174 Index Kommunikation 104 Konditionierungsprozess 60 Kontinuität 73 Konzentration 74 Kreativitätstechniken 81 KUSS-Methode 84 Leistungskurve 128 Lern-Bedingungen 111 Lern-Umgebung 110 Meilenstein 157 Mindset 51 Mittagspause 65 Motivation 23 Motivationsanreize 27 Motivations-Booster 65 Motivationsprobeme 77 Motivations-Typ 25 extrinsischer Typ 25 intrinsischer Typ 26 Motivationsverhalten 23 Namenskonvention 91 Orgaisationsdiagramm 155 Organisationsmaß 77 Organisations-Typen chaotischer Typ 75 strukturierter Typ 74 unzufriedener Typ 76 Organisationsverhalten 71 Pareto-Prinzip 142 Pausen 118 Perfektionismus 160 persönlicher Bezug 60 Priorität 142 Problem- und Bedingungsanalyse 44 Produktivität 127 Raumklima 108 Realisierbarkeit 50 Regelmäßigkeit 73 Routine 73, 130 Index 175 Rubikon-Modell 31 Phase der Bewertung 35 Phase der Durchführung 34 Phase des Abwägens 32 Phase des Planens 34 Schlaf 118 Schlafverhalten 127 Schriftlichkeit 72 Selbstmotivation 65 Selbstorganisation 71 Selbstregulation 29 Semesterplanung 80, 147 Semester-Tagebuch 95 Social-Distancing 114 Sport 117 Strukturierung 86 dynamsiche Ordnung 88 hierarchische Ordnung 86 thematische Ordnung 87 Temperatur 108 Überblick 80 Überorganisation 77 Unordnung 161 Unterorganisation 77 verrückt sein 67 Volition 29 Vorgangsliste 154 Vorsätze 56 Wichtigkeit 143 Willenskraft 30 Zeitfresser 158 Zeit-Gewohnheiten 129 Zeitmanagement 123 Zeit-Typen 126 Eule 126 Lerche 126 Zeitverhalten 123 Ziele SMARTe Zielformulierung 136 Zielsetzung 63 ISBN 978-3-7398-3199-2 www.uvk.de Digital ist normal Sich und das eigene Studium auf einmal vom heimischen PC aus zu organisieren, klingt zunächst verlockend, ist aber ohne Frage eine große Herausforderung. Es fehlt der Austausch mit anderen Studierenden, Dozent: innen und Beratungsstellen vor Ort, die sonst so toll unterstützen bei der Organisation des eigenen Studiums. Gleichzeitig benötigt es eine große Portion Selbstmotivation! In den gemütlichen eigenen vier Wänden mit jeder Menge digitaler Ablenkung und ohne den ab und zu strengen Blick der Lehrenden ist der innere Schweinehund omnipräsent und gewinnt leider allzu oft die Oberhand. Wichtiger denn je für den Erfolg im Studium sind die Schlüsselkompetenzen Selbstorganisation, Zeitmanagement und Selbstmotivation. Der vorliegende Studienratgeber richtet sich an alle Studierenden, unabhängig von Fachrichtung oder Semester, die sich gerade im Mix aus digitalem und analogen Studienalltag zurechtfinden müssen. Mit wertvollen Tipps und Tricks behalten Sie in Ihrem hybriden Studium alles im Blick, lernen Ihre Zeit effektiv zu organisieren und bleiben stets motiviert! Antje Ries ist Beraterin, Trainerin, Dozentin und Autorin. Sie unterrichtet in den Fachbereichen Betriebswirtschaft, Marketing und Projektmanagement. Stephanie Walter ist Gründerin des Unternehmens wortgewandt und berät Menschen in Krisen- und Ausnahmesituationen.