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Touristische Beschilderung an deutschen Autobahnen

2020
978-3-7398-8029-7
UVK Verlag 
Sven Groß

Lüneburger Heide, Kölner Dom und Bayerischer Wald! Das sind nur drei Points of Interest, die auf touristischen Schildern an deutschen Autobahnen zu sehen sind. Die Zahl dieser braunen, rechteckigen und großen Unterrichtungstafeln nimmt seit Jahren zu. Doch welche Wirkung haben sie tatsächlich auf Nutzer des motorisierten Individualverkehrs in PKWs und Wohnmobilen? Dieser Frage gehen Wissenschaftler der Hochschule Harz und ein Tourismusberater in dieser Arbeit nach: Sie untersuchen durch qualitative Leitfadeninterviews, Erinnerungstests und eine Onlinebefragung, wie sich Autofahrer an diese Tafeln erinnern und ob sie tatsächlich das Entscheidungsverhalten der Autofahrer, einen Abstecher zum dargestellten touristischen Ziel zu machen, beeinflussen.

ISBN 978-3-7398-3029-2 Lüneburger Heide, Kölner Dom und Bayerischer Wald! Das sind nur drei Points of Interest, die auf touristischen Schildern an deutschen Autobahnen zu sehen sind. Die Zahl dieser braunen, rechteckigen und großen Unterrichtungstafeln nimmt seit Jahren zu. Doch welche Wirkung haben sie tatsächlich auf Nutzer des motorisierten Individualverkehrs in Pkws und Wohnmobilen? Dieser Frage gehen Wissenschaftler der Hochschule Harz und ein Tourismusberater in dieser Arbeit nach: Sie untersuchen durch qualitative Leitfadeninterviews, Erinnerungstests und einer Onlinebefragung, wie sich Autofahrer an diese Tafeln erinnern und ob sie tatsächlich das Entscheidungsverhalten der Autofahrer, einen Abstecher zum dargestellten touristischen Ziel zu machen, beeinflussen. Die Ergebnisse dieser Arbeit bieten spannende Erkenntnisse vor allem für Destinationsmanager und Entscheider in Freizeiteinrichtungen, Verkehrsbehörden sowie in Verbänden. Auch für Tourismusstudierende und -wissenschaftler ist dieses Buch eine spannende Lektüre. Sven Groß (Hg.) Touristische Beschilderung an deutschen Autobahnen Sven Groß (Hg.) Touristische Unterrichtungstafeln: Wahrnehmung, Effekte, Entscheidungsverhalten Touristische Beschilderung an deutschen Autobahnen www.uvk.de Sven Groß (Hg.) Touristische Beschilderung an deutschen Autobahnen Touristische Unterrichtungstafeln: Wahrnehmung, Effekte, Entscheidungsverhalten mit Beiträgen von Georg Felser, Dominik Huber und Christian Reinboth UVK Verlag · München Der Herausgeber Prof. Dr. Sven Groß lehrt Management von Verkehrsträgern an der Hochschule Harz. Eine Publikation des der ISBN 978-3-7398-3029-2 (Print) ISBN 978-3-7398-8029-7 (EPDF) ISBN 978-3-7398-0528-3 (EPUB) Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © UVK Verlag 2020 - ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH & Co. KG Lektorat: Rainer Berger, München Einbandmotiv: © Nadja Hilbig, München Druck und Bindung: CPI, Claussen & Bosse, Leck UVK Verlag Nymphenburger Str. 48 · 80335 München Telefon: 089/ 452174-66 Narr Francke Attempto Verlag GmbH & Co. KG Dischingerweg 5 · 72070 Tübingen Telefon: 07071/ 9797-0 www.narr.de Vorwort In meinen fast 15 Jahren an der Hochschule Harz war ich in mehrere Beratungs- und Forschungsprojekte eingebunden, in der die Frage nach der Kosten-Nutzen-Relation von touristischen Unterrichtungstafeln gestellt wurde - und auch seitens der Presse gab es über die Jahre immer wieder Anfragen bezüglich der Sinnhaftigkeit einer derartigen Beschilderung. Persönlich habe ich die Schilder bei Autofahrten meinerseits zwar häufig wahrgenommen, einen spontanen Besuch der abgebildeten Sehenswürdigkeiten habe ich aber noch nie unternommen. Diese Erfahrungen, weitere Gespräche mit Vertretern der Tourismus- und Verkehrswirtschaft sowohl aus der Tourismus- und Verkehrspolitik als auch Recherchen zum Forschungsstand gaben letztlich den Auslöser, sich genauer mit den touristischen Unterrichtungstafeln zu befassen. Ziel der im Rahmen eines Forschungssemesters durchgeführten Untersuchungen war es herauszufinden, inwiefern sich die touristischen Unterrichtungstafeln an Autobahnen zur Steuerung von Besuchern eignen, d.h. ob sie wahrgenommen und erinnert werden sowie ob sie das Entscheidungsverhalten beeinflussen. Diesen Zielen wurde sich über drei verschiedene methodische Zugänge genähert: Über Leitfadeninterviews und Erinnerungstests sowie über eine Erhebung in einem Online-Panel. Die ersten beiden Studien waren hauptsächlich qualitativ ausgerichtet und wurden als Grundlage für die nachfolgende quantitative Hauptuntersuchung genutzt. Der vorliegende Band präsentiert ausgewählte Ergebnisse dieser drei Untersuchungen erstmals öffentlich. Mögen die gewonnenen Erkenntnisse möglichst vielen öffentlichen und privaten Institutionen helfen, ihre Entscheidungen rund um die „braune Beschilderung“ zu unterstützen. Danksagung Derartige Untersuchungen und diese Veröffentlichung wären nicht ohne die Hilfe vieler Personen möglich gewesen. Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Georg Felser und Dipl.-Wirtsch.- Inf. (FH) Christian Reinboth von der Hochschule Harz sowie Dr. Dominik Huber für die Zusammenarbeit und die Unterstützung bei den Erhebungen, Auswertungen und Verschriftlichung der Ergebnisse. Herzlichen Dank für die Unterstützung auch an Saskia Ricken (B.A.) und Bengt Messner (B.A.) sowie an die Inhaber und Mitarbeiter der Beherbergungsstätten „Hotel Zur Post“ und „Hasseröder Ferienpark“ in Wernigerode. Dank gilt außerdem Frau Erdmute Clemens von der Wernigeröder Tourismus GmbH sowie Prof. Dr. Manuel Sand (Hochschule für Angewandtes Management, Campus Treuchtlingen) für die hilfreichen Anmerkungen. Auch ist allen Probanden sowie kooperierenden Unternehmen (z.B. inspektour GmbH, NIT) und unterstützenden Einrichtungen (z.B. die für Straßenverkehr zuständigen obersten Länderbehörden, Bundesanstalt für Straßenwesen und Forschungsstelle für Straßen- und Verkehrswesen) zu danken. Herrn Rainer Berger vom UVK Verlag danke ich für die abermalige verlegerische Betreuung - seine angenehme und hilfreiche Unterstützung erleichtert die Erstellung einer derartigen Publikation ungemein. Letztlich sei der Forschungskommission der Hochschule Harz, insbesondere dem Vorsitzenden Prof. Dr. Georg Westermann, sowie dem Dekan des Fachbereiches Wirtschaftswissenschaften, Prof. Dr. Reynaldo Valle Thiele, gedankt, die mit Hilfe des sogenannten „Anreizsystems für die Forschung“ diese Untersuchungen mit ermöglicht haben. Außerdem geht ein herzlicher Dank an den Direktor des Instituts für Tourismusforschung, Prof. Dr. Volker Böttcher, der mit der Zusage eines Druckkostenzuschusses diese Publikation überhaupt erst ermöglicht hat. Ferner sei darauf hingewiesen, dass alle Informationen in dieser Veröffentlichung dem Stand der Technik und der Wissenschaft entsprechend und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt wurden. Dennoch kann keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität sowie Exaktheit und daher auch keine Haftung für die Inhalte übernommen werden, unabhängig davon, zu welchem Zweck sie verwendet werden. Wernigerode, November 2019 Sven Groß Hinweis │ Für allgemeine Personen- und Berufsbezeichnungen werden in dieser Arbeit aus Gründen der Lesbarkeit die maskulinen Formen verwandt. Die entsprechenden femininen Formulierungen sind fallweise mitzudenken. Die Leserinnen und Leser werden dafür um Verständnis gebeten. Inhalt Vorwort .....................................................................................................................5 - Abbildungen .......................................................................................................... 13 - Tabellen ................................................................................................................. 15 - Teil A │ Grundlagen der Untersuchungen - von Sven Groß 1 - Problemstellung, Zielsetzung und Forschungsfragen ......... 19 - 2 - Definitorische und theoretische Grundlagen ........................ 27 - Teil B │ Ergebnisse der Leitfadeninterviews - von Sven Groß und Dominik Huber 3 - Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Leitfadeninterviews ...................... 37 - 3.1 - Erhebungsorte und Interviewleitfaden ......................................... 37 - 3.2 - Probanden und Probandenauswahl ............................................... 38 - 3.3 - Pretest und Erhebungszeitraum ..................................................... 41 - 3.4 - Datenaufbereitung und Auswertung ............................................ 41 - 4 - Ergebnisdarstellung ........................................................................ 43 - 4.1 - Wahrnehmung ................................................................................... 44 - 4.1.1 - Wahrnehmung des Designs ............................................................ 44 - 4.1.2 - Wahrnehmung von Zusatzinformationen auf den Unterrichtungstafeln.......................................................... 45 - 4.1.3 - Assoziationen zu den Schildern ..................................................... 46 - 4.1.4 - Positive Anmerkungen ..................................................................... 47 - 4.1.5 - Negative Anmerkungen ................................................................... 48 - 4.2 - Gedächtnis ........................................................................................... 49 - 4.3 - (Entscheidungs-)Verhalten .............................................................. 51 - 4.3.1 - Kurzfristiges (Entscheidungs-)Verhalten ..................................... 51 - 4.3.2 - Mittelfristiges (Entscheidungs-)Verhalten ................................... 55 - 4.3.3 - Langfristiges (Entscheidungs-)Verhalten ..................................... 55 - 4.3.4 - Weitere Auswirkungen auf das (Entscheidungs-)Verhalten ... 57 - 4.4 - Wünsche für die Zukunft................................................................. 59 - 10 Inhalt Teil C │ Ergebnisse der Erinnerungstests - von Sven Groß und Georg Felser 5 - Kurzfassung der Erinnerungstests ............................................. 63 - 6 - Fazit zu den Erinnerungstests ..................................................... 67 - Teil D │ Ergebnisse der Online-Befragung - von Sven Groß und Christian Reinboth 7 - Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Online-Befragung .......................... 71 - 7.1 - Grundgesamtheit, Stichprobenziehung und Quotierungsmerkmale.............................................................. 71 - 7.2 - Fragebogenaufbau.............................................................................. 73 - 7.3 - Probanden und Probandenauswahl ............................................... 73 - 7.4 - Pretest und Erhebungszeitraum ..................................................... 74 - 7.5 - Datenaufbereitung und Auswertung ............................................ 75 - 8 - Ergebnisdarstellung ........................................................................ 77 - 8.1 - Wahrnehmung ................................................................................... 77 - 8.2 - Erinnerungen ...................................................................................... 81 - 8.3 - (Entscheidungs-)Verhalten .............................................................. 87 - 8.3.1 - Spontanes Verhalten ......................................................................... 87 - 8.3.2 - Späterer Besuch von abgebildeten Points of Interest ................ 90 - 8.3.3 - Fahrverhalten...................................................................................... 91 - 8.3.4 - Informationsverhalten ...................................................................... 92 - 8.4 - Zufriedenheit, Weiterempfehlung und Zukunft ........................ 93 - 8.5 - Exkurs: Autobahnkirchen ................................................................ 99 - Teil E │ Diskussion der Ergebnisse, Fazit und Ausblick - von Sven Groß, Georg Felser, Dominik Huber und Christian Reinboth 9 - Beantwortung der Forschungsfragen ........................................ 103 - 10 - Diskussion der Ergebnisse ............................................................ 108 - 11 - Fazit und Ausblick .......................................................................... 115 - Inhalt 11 Literatur ............................................................................................................... 117 - Anhang - Anhang 1 │ Interviewleitfaden und Erhebungsblatt für den Erinnerungstest sowie Einverständniserklärung ......................................................... 127 - Interviewleitfaden..................................................................... 127 - Einstiegsfragen für Erinnerungstest..................................... 132 - Abschlussfragen ........................................................................ 132 - Einverständniserklärung......................................................... 134 - Anhang 2 │ Teilnehmerinformationen....................................................... 136 - Anhang 3 │ Fragebogen der Online-Befragung........................................ 139 - Autoren ................................................................................................................ 149 - Ansprechpartner ................................................................................................ 151 Index .................................................................................................................... 153 - - Abbildungen Abbildung 1: Beispielschild einer touristischen Unterrichtungstafel................................................................. 20 Abbildung 2: Struktur des kognitiven Systems......................................... 28 Abbildung 3: Struktur des Langzeitgedächtnisses.................................... 30 Abbildung 4: Poster zur Teilnehmergewinnung....................................... 39 Abbildung 5: Kodierungsprozess und Datenanalyse ............................... 42 Abbildung 6: Kartenvorlage für den Erinnerungstest ............................. 64 Abbildung 7: Erinnerung an touristische Unterrichtungstafeln und die darauf abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften ...................................................... 81 Abbildung 8: Nutzung einer Fahrt in den Urlaub, um mindestens einmal spontan eine auf einer Unterrichtungstafel abgebildeten Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft zu besuchen......................................................... 89 Abbildung 9: Planung zukünftiger Besuche eines abgebildeten PoI ...................................................................... 91 Abbildung 10: Weiterempfehlung der abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften aufgrund einer Unterrichtungstafel.................................... 95 Abbildung 11: Bewertung der Vorschläge für die Weiterentwicklung der touristischen Unterrichtungstafeln.............................. 96 Abbildung 12: Modell zur Wahrnehmung, Erinnerung und Verhaltensunterstützung durch Unterrichtungstafeln ............................................................ 109 Abbildung 13: Flyerausschnitt für den „Upstalsboom“ ........................... 113 Tabellen Tabelle 1: Anzahl an touristischen Unterrichtungstafeln nach Bundesland ........................................................................... 21 Tabelle 2: Dominante psychische Prozesse beim Entscheidungsverhalten .............................................................. 32 Tabelle 3: Beschreibung der Stichprobe ..................................................... 40 Tabelle 4: Ergebnisse zur Wahrnehmung und freiem Erinnern ........... 43 Tabelle 5: Negative Hinweise im Detail ..................................................... 49 Tabelle 6: Erste Ergebnisse aus den Erinnerungstests ............................ 65 Tabelle 7: Quotierungsmerkmale - Soll- und Ist-Werte ......................... 72 Tabelle 8: Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln auf deutschen Autobahnen......................................................... 77 Tabelle 9: Gedanken bei Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln auf deutschen Autobahnen................. 79 Tabelle 10: Mehrwert durch zusätzliche Informationen auf den touristischen Unterrichtungstafeln........................................... 80 Tabelle 11: Austausch zu touristischen Unterrichtungstafeln mit Mitfahrern ............................................................................... 80 Tabelle 12: Anzahl der erinnerten touristischen Unterrichtungstafeln .................................................................... 81 Tabelle 13: Nutzungshäufigkeit deutscher Autobahnen und Erinnerung an touristische Unterrichtungstafeln bzw. die darauf abgebildeten PoI............................................... 83 Tabelle 14: Nutzungshäufigkeit deutscher Autobahnen und Anzahl der erinnerten touristischen Unterrichtungstafeln............... 84 Tabelle 15: Die bekanntesten Einzelsehenswürdigkeiten, Städte und Landschaften.......................................................................... 85 Tabelle 16: Erinnerungsfähigkeit je nach Art der touristischen Unterrichtungstafel ...................................................................... 86 Tabelle 17: Bedingungen zur Erhöhung der Merkfähigkeit von touristischen Unterrichtungstafeln........................................... 86 Tabelle 18: Anzahl der spontanen Besuche innerhalb der letzten zwölf Monate.................................................................... 88 16 Tabellen Tabelle 19: Anzahl erinnerter touristischen Unterrichtungstafeln und mindestens einmal spontan von Autobahn abgefahren, um PoI zu besuchen...................................................................... 88 Tabelle 20: Maximale Fahrtdauer, um PoI spontan aufzusuchen............ 89 Tabelle 21: Gründe, warum man noch nicht spontan von der Autobahn aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel abgefahren ist ........................................... 90 Tabelle 22: Beeinflussung des Fahrverhaltens auf den deutschen Autobahnen durch die touristischen Unterrichtungstafeln .................................................................... 92 Tabelle 23: Informationsverhalten zu touristischen Unterrichtungstafeln .................................................................... 92 Tabelle 24: Informationsverhalten zu touristischen Unterrichtungstafeln .................................................................... 93 Tabelle 25: Zufriedenheit mit den touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland und deren Wichtigkeit.................................... 93 Tabelle 26: Meinung zur Anzahl an touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland....................................... 95 Tabelle 27: Wünsche für die Zukunft der touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland....................................... 98 Tabelle 28: Bekanntheit der Schilder, die auf Autobahnkirchen hinweisen........................................................................................ 99 Tabelle 29: Besuch einer Autobahnkirche innerhalb der letzten zwölf Monate............................................................. 99 Teil A │ Grundlagen der Untersuchungen von Sven Groß 1 Problemstellung, Zielsetzung und Forschungsfragen Nutzer des motorisierten Individualverkehrs (MIV; z.B. Auto-/ Motorradfahrer) sind häufig auf Informationen und Orientierungshilfen an Straßen angewiesen, auch wenn die Nutzung mobiler Navigationssysteme zugenommen hat. Insbesondere ortsfremde Personen wie Touristen und Tagesbesucher, sind auf Grund ihrer mangelnden Ortskenntnis bei der An- und Abreise sowie im Zielgebiet selbst auf eine derartige Unterstützung angewiesen. Wichtige rechtliche Grundlagen für die (touristische) Beschilderung stellen in Deutschland die Straßenverkehrsordnung (StVO), die „Richtlinien für die wegweisende Beschilderung außerhalb von Autobahnen“ (RWB), die „Richtlinien für die wegweisende Beschilderung auf Autobahnen“ (RWBA) und die „Richtlinien für die touristische Beschilderung“ (RtB) dar. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Regelungen, z.B. für den Fußgänger- und Radverkehr, Reiter und Wasserwanderer. Auch die Beschilderung mit touristischen Unterrichtungstafeln an Autobahnen ist in der Straßenverkehrsordnung (Anlage 3 zu § 42 Absatz 2 StVO) und in den RtB geregelt. In den RtB werden die Grundlagen für eine einheitliche Beschilderung an Straßen für touristisch bedeutsame Ziele und touristische Routen gelegt. Die Ziele dieser Richtlinie bestehen insbesondere darin, eine konsistente und nachvollziehbare Vorgabe für eine einfache Anwendung und Umsetzung zu schaffen, die Beschilderung unter Berücksichtigung grundlegender verkehrstechnischer Aspekte (z.B. Schriftgröße, Standort) zu vereinheitlichen und zu verbessern sowie insgesamt eine eindeutige und sichere Zielführung zu gewährleisten. Die von den Straßenbaubehörden aufgestellten Schilder sind an alle Verkehrsteilnehmer gerichtet, sprechen jedoch v.a. die Bedürfnisse von motorisierten Verkehrsteilnehmern an. Es existieren drei Basisformen der touristischen Beschilderung (vgl. FGSV 2008, S. 8ff.):  Beschilderung von touristisch bedeutsamen Zielen an Straßen außerhalb von Autobahnen (Zeichen 386.1)  Beschilderung von touristischen Routen (Zeichen 386.2)  Beschilderung von touristischen Unterrichtungstafeln an Autobahnen (Zeichen 386.3 „Touristische Unterrichtungstafel“, → Abbildung 1) Hinweisschilder auf touristisch bedeutsame Ziele sind in Deutschland seit den 1950er Jahren bekannt. Die touristischen Unterrichtungstafeln im heutigen Design findet man in (West-)Deutschland seit 1984 - zuvor wurden sie bereits in Frankreich eingeführt. Als erste touristische Un- 20 Teil A: Grundlagen der Untersuchung terrichtungstafeln sollen die „Löwensteiner Berge“ an der A81 kurz vor Heilbronn und die „Burg Teck“ bei Stuttgart aufgestellt worden sein (vgl. Kieser 2011, S. 170; Mikolaschek 1986, S. 137; Steinecke 2013, S. 96f.). Mit dem Zeichen 386.3 wird auf touristisch besonders bedeutsame Ziele hingewiesen, die entweder von der Autobahn aus sichtbar sind oder grundsätzlich nicht weiter als 10 km (Luftlinie) von einer Autobahnanschlussstelle entfernt liegen. In Ausnahmefällen darf auf Ziele in einer größeren Entfernung hingewiesen werden („Ziele mit herausragender touristischer Bedeutung“) und in begründeten Ausnahmefällen dürfen auch mehr als zwei Unterrichtungstafeln zwischen zwei Autobahnknotenpunkten aufgestellt werden (vgl. FGSV 2008, S. 14). Typisch für diese Schilder ist, dass die symbolischen Darstellungen von touristischen Attraktionen oder geographischen Einheiten (wie Landschaften oder Städte) durch eine kurze Bezeichnung ergänzt sind. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Zeichen 386.1 bis 386.3 keine Funktion für die Verkehrsführung haben. In der RtB wird ausgeführt, dass die Schilder zur Unterrichtung über touristisch bedeutsame Ziele dienen und nur eine hinweisende Funktion besitzen (vgl. FGSV 2008, S. 14). Abbildung 1: Beispiel für eine touristische Unterrichtungstafel Quelle: gemeinfrei nach § 5 Abs. 1 UrhG Gab es anfangs noch vergleichsweise wenige dieser Schilder an den deutschen Autobahnen (und Bundesstraßen), so haben diese in den letzten Jahren zugenommen - vor allem nach einer Überarbeitung der rechtlichen Grundlagen im Jahre 2008. Im Gegensatz zu sonstigen Verwaltungsangelegenheiten der Bundesautobahnen sind die Genehmigung und (kartographische) Erfassung der touristischen Unterrichtungstafeln Ländersache. Problemstellung, Zielsetzung und Forschungsfragen 21 Da die Zuständigkeit bei den jeweiligen Bundesländern liegt, existiert kein zentrales Register aller in Deutschland aufgestellten Schilder (vgl. Groß 2017, S. 464). Die genaue Anzahl ist somit schwierig zu bestimmen. Im Jahr 2004 gab es in Deutschland 622 touristische Unterrichtungstafeln, mehrfach aufgestellte Motive wurden hier scheinbar nur einmal gezählt (vgl. Bade 2006, S. 131). Anfang 2020 ist nach Information der zuständigen Länderbehörden davon auszugehen, dass es mehr als 3.400 dieser Schilder gibt (einzelne Zählung jedes Schildes). Bayern mit mehr als 800 Unterrichtungstafeln sowie Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen mit jeweils mehr als 300 Unterrichtungstafeln stechen hervor (→ Tabelle 1). Tabelle 1: Anzahl an touristischen Unterrichtungstafeln an Autobahnen nach Bundesland (ohne Gewähr) Bundesland Anzahl touristischer Unterrichtungstafeln Bundesland Anzahl touristischer Unterrichtungstafeln Baden-Württemberg 345 (01/ 2020) Bayern 836 (01/ 2020) Berlin 1 (05/ 2019) 1 Bremen 8 (01/ 2020) Brandenburg 197 (12/ 2019) Hamburg 3 (01/ 2020) Hessen 216 (01/ 2020) Niedersachsen 274 (01/ 2020) Nordrhein-Westfalen 337 (02/ 2018) Mecklenburg- Vorpommern 184 (12/ 2019) Rheinland-Pfalz 215 (01/ 2020) Saarland 60 (01/ 2020) Sachsen 313 (11/ 2019) Sachsen-Anhalt 149 (05/ 2019) Schleswig-Holstein 121 (01/ 2020) Thüringen 226 (03/ 2019) Quelle: eigene Zusammenstellung in Anlehnung an die schriftlichen Auskünfte der für den Straßenverkehr zuständigen obersten Länderbehörden Nach ausgiebiger Recherche und Auskunft verschiedener Institutionen gibt es für Deutschland bisher keine Studien zur Wahrnehmung, Erinnerungsleistung und/ oder Entscheidungsunterstützung der Reisenden durch diese Unterrichtungstafeln. So wurden die für die RtB zuständige Bundes- 1 Seitens der Verkehrslenkung Berlin (VLB) wurde folgende Stellungnahme übermittelt: „Grundsätzlich gibt es in Berlin die zwischen der VLB als Straßenverkehrsbehörde und dem Baulastträger (SenUVK Abt. V OS) einvernehmlich abgestimmte Verfahrensweise, auf eine touristische Wegweisung im Bereich der Bundesautobahnen in Berlin zu verzichten. Dies begründet sich mit der für eine BAB überdurchschnittlichen Dichte von zwingend notwendigen Verkehrsschildern ergänzt durch die ebenfalls notwendige wegweisende Beschilderung. (…) Zusätzliche Hinweisschilder jeglicher Art, die nicht zwingend erforderlich sind, werden als für verkehrsgefährdend eingeschätzt und daher nicht angeordnet.“ (VLB, 2019) Sowohl die VLB als auch der Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg führen auf der A111 ein Schild „Deutsche Teilung“. Es konnte nicht abschließend geklärt werden, ob es dieses Schild einmal in Berlin und einmal in Brandenburg gibt oder lediglich nur einmal existiert. 22 Teil A: Grundlagen der Untersuchung behörde, die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), die für den Straßenverkehr obersten Länderbehörden aller deutscher Bundesländer, die touristischen Marketingorganisationen der Länder und Landestourismusverbände sowie die (touristische) Fachverbände, wie der Deutsche Tourismusverband (DTV) und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK, Abteilung Tourismus) angefragt. Ziel der Untersuchung ist es daher herauszufinden, in welchem Umfang die touristischen Unterrichtungstafeln an deutschen Autobahnen von Reisenden wahrgenommen werden, inwieweit sie in Erinnerung bleiben und ob hieraus Entscheidungen betreffend den Besuch der dargestellten touristischen Ziele resultieren. Folgende Fragen sollten untersucht werden:  Werden die touristischen Unterrichtungstafeln von den Autofahrern und -insassen auf deutschen Autobahnen wahrgenommen?  Welche Art von Hinweisschildern werden eher wahrgenommen - die Schilder zu Landschaftstypen (wie z.B. Allgäu, Harz, Thüringer Wald,) oder die Schilder zu einzelnen Sehenswürdigkeiten?  Können sich die deutschen Autofahrer und Beifahrer an diese Schilder und die darauf abgebildeten touristischen Sehenswürdigkeiten (Points of Interest, PoI) erinnern? Wenn ja, an wie viele Schilder können sie sich erinnern?  Gibt es Abhängigkeiten zwischen der Erinnerung der Beschilderung und der Nutzungshäufigkeit von Autobahnen oder anderer erhobener Eigenschaften?  Sind Erinnerungstests ein geeignetes Instrument, um die Erinnerung an touristische Unterrichtungstafeln zu messen?  Wie viele Autofahrer sind bereits mindestens einmal von der Autobahn abgefahren, um spontan ein auf einem Schild abgebildetes PoI zu besuchen? Wie viele Autofahrer haben einen PoI bewusst später aufgesucht?  Wie häufig fahren Autofahrer direkt ab, zu welchen Zeiten suchen sie welche Art von PoI auf und welche Fahrtdauer nehmen sie dabei in Kauf?  Haben Autofahrer abgebildete Sehenswürdigkeiten schon einmal an Freunde/ Bekannte weiterempfohlen?  Findet ein Austausch zu den touristischen Unterrichtungstafeln mit den Mitfahrern statt?  Wird die Verkehrssicherheit durch die touristischen Unterrichtungstafeln (positiv oder negativ) beeinflusst?  Welche Wünsche bzw. Ideen haben die Nutzer der deutschen Autobahnen zur Zukunft der touristischen Unterrichtungstafeln? Problemstellung, Zielsetzung und Forschungsfragen 23 Neben diesen Fragestellungen werden weitere Aspekte untersucht, die mit den oben aufgeführten Fragen in Verbindung stehen, die an dieser Stelle jedoch aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht vollständig aufgeführt werden. Stand der Forschung In der wissenschaftlichen Literatur lassen sich unterschiedliche inhaltliche Zugänge zum vorliegenden Themenfeld finden. Diese werden von verschiedenen (Teil-)Disziplinen in die Diskussion eingebracht und reichen von rechtlichen Grundlagen über Handbücher mit Checklisten und Fallstudien sowie Reiseführern (z.B. Sprenger 2014) bis hin zu wissenschaftlichen Beiträgen, die u.a. in Journals und Forschungsberichten publiziert werden. Als (Teil-)Disziplinen lassen sich vornehmlich die Tourismus- und Verkehrsforschung sowie die Psychologie nennen - aber auch Wissenschaftler aus dem Marketing, der Raumforschung und der Geographie arbeiten im Themenfeld der (touristischen) Beschilderung. Inhaltliche Schwerpunkte sind die (touristische) Beschilderung während der An- und Abreise in die besuchte Destination, aber auch vor Ort - sowohl Flughäfen und Freizeiteinrichtungen als auch Hotels und Nationalparks können hierbei Ort der Betrachtung sein. Bei der An- und Abreise steht etwa die Verständlichkeit von Verkehrsschildern im Mittelpunkt der Betrachtung. Forschung zum Verständnis von Verkehrsschildern gibt es seit 1966 (vgl. Zhang/ Chan 2013, S. 1), so dass die Diskussion weit gefächert ist und eine Reihe von methodischen Zugängen genutzt wird (z.B. Befragungen, Eye-Tracking, Simulatoren, Tests/ Versuche (Online und vor Ort)). Beiträge, die das allgemeine Verkehrszeichenverständnis betrachten (z.B. Beijer/ Smiley/ Eizenmann 2004; Färber et al. 2007; McDougall/ Curry/ de Bruijn 1999; Shinar et al. 2003; Zhang/ Chan 2013 und dort genannte Studien aus mehreren Ländern), sind dabei häufiger zu finden als Beiträge, die explizit Touristen als Untersuchungsobjekt in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellen. Wichtige Themen beim allgemeinen Verkehrszeichenverständnis sind u.a. die Einflussfaktoren auf das Verständnis, wie Alter, Bildungsgrad, Fahrerfahrung oder Geschlecht (z.B. Zhang/ Chan 2013). Aber auch das Fahrerblickverhalten (z.B. Beijer/ Smiley/ Eizenmann 2004) sowie die Informationsaufnahme und die daraus abgeleitete Gestaltung von Wegweisern (z.B. Färber/ Färber 2007; Gao et al. 2006; Long/ Kearns 1996) sind Gegenstand der Betrachtungen - so wird u.a. untersucht, ob Texte oder Symbole besser auf Verkehrsschildern zu verstehen sind, 24 Teil A: Grundlagen der Untersuchung welchen Einfluss Farben auf die Wahrnehmung haben oder wie viele Sekunden Lesezeit für Schilder (über Kopf oder seitlich aufgestellt) zur Verfügung stehen, um die maximal wahrnehmbare Anzahl von Zielen auf Autobahn-Schildern und deren Schriftgröße bestimmen zu können. Tourismusbezogene Untersuchungen decken ebenfalls ein breites Themenspektrum ab, jedoch mit etwas anderen Schwerpunkten. 2 So wird auch die Verständlichkeit von (Verkehrs-)Schildern untersucht, u.a. die Wahrnehmung und Verständlichkeit von Straßenschildern bei (internationalen) Touristen (z.B. Dissanayake/ Lu 2001; Dudek et al. 1996). Es wird aber auch der Frage nachgegangen, ob Touristen in einer unbekannten Umgebung (z.B. Thailand) Verkehrszeichen missverstehen und falsch interpretieren oder (unbewusst) gegen die lokalen Verkehrsgesetze verstoßen (vgl. Choocharukul/ Srioongvikrai 2016, S. 4518ff.). Neben Untersuchungen zu Straßenschildern existieren auch Erhebungen, bei denen touristische Informationsschilder auf ihre Verständlichkeit hin beurteilt wurden - Neill/ Hurwitz/ Olsen (2016) ließen beispielsweise fünf Schilder für eine „Tourist-Information“ testen - zunächst mit einer Online-Befragung, dann im Simulator. Darüber hinaus wurden die Zufriedenheit mit der Beschilderung (u.a. Ballantyne et al. 2008, S. 30; Saha 2014, S. 1; Findlay/ Southwell 2004, S. 230), die Wahrnehmung von Straßennamen durch Touristen und der (potenzielle) Zusammenhang mit der Destinationserfahrung (u.a. für Macau bei Yan/ Lee 2014, S. 432ff.), die Bedeutung im Marketing von Destinationen (z.B. Bade 2006, S. 130f.; Steinecke 2013, S. 96f.) sowie die Beobachtung zur Wirksamkeit der Beschilderung (in Wäldern) (z.B. Findlay/ Southwell 2004, S. 230) untersucht. Weitere Beiträge setzen sich mit dem Entscheidungs-, Informations- und Planungsprozess von Reisenden vor und während der Reise sowie mit der Navigation während einer Reise auseinander - und zwar nicht nur für Nutzer des motorisierten Individualverkehrs (d.h. insbesondere Auto, Wohnmobil, Motorrad), sondern auch für Wanderer, Radfahrer, Mountainbiker, Reiter, Wasserwanderer usw. In der touristischen Forschung gibt es eine Reihe von Veröffentlichungen, die das Entscheidungsverhalten oder Teile davon (z.B. Informationsverhalten) untersuchen. Dies spiegelt sich auch in den vorhandenen Modellen des Kauf- und Entscheidungsverhaltens wider. Neben Par- 2 Weitere tourismusbezogene Beiträge, die die Beschilderung bzw. Schilder zum Gegenstand haben, aber inhaltlich nicht zum Kern der Betrachtung zählen, gehen u.a. auf die (mögliche) Beeinflussung des Umweltverhaltens mittels einer Beschilderung in Hotels (z.B. Goldstein/ Cialdini/ Griskevicius 2008, S. 472ff.) ein, die Abfallmitnahme in Nationalparks (z.B. Brown/ Ham/ Hughes 2010, S. 879ff.) oder die Anregung, einen „freiwilligen Eintritt“ zu bezahlen (z.B. Steckenreuther/ Wolf 2013, S. 58ff.). Problemstellung, Zielsetzung und Forschungsfragen 25 tialmodellen gibt es Totalmodelle. Während sich erstere Modelle auf bestimmte Aspekte des Verhaltens beziehen, versuchen Totalmodelle (Struktur-, Simulations- und stochastische Modelle) das gesamte Kauf- oder Entscheidungsverhalten abzubilden (vgl. Kroeber-Riel/ Gröppel- Klein 2013, S. 464ff.). Einen Schwerpunkt der touristischen Forschung bildet der Entscheidungsprozess bei Urlaubsreisen und hierbei insbesondere die Destinationswahl. Diese Beiträge sind für die eigene Untersuchung nicht relevant, sondern primär Untersuchungen zur Bedeutung von Verkehrsschildern für den Informations- und Buchungs-/ Planungsprozess von Reisen (z.B. Ballantyne et al. 2008, S. 22ff.; Pringle 1999) sowie für das spontane Aufsuchen von PoI (vgl. Dahl et al. 2015; Dalbakk/ Dahl 2016), so dass nachfolgend einige ausgewählte Ergebnisse dargestellt werden. So hat etwa Pringle (1999) bei Automotoristen in Australien herausgefunden, dass die befragten Besucher während einer Reise selten Verkehrsschilder nutzen, um Entscheidungen für den Besuch von PoI zu treffen. Eine andere australische Studie zeigt auf, dass für die Unterkunftssuche die sechs wichtigsten Informationsquellen das Internet, die Tourist-Informationen, Reiseführer, Broschüren und die Beschilderung (sowohl „vacany sights“ als auch „roadside signs“) sind. Auf jeden Befragten, der angab, „normale“ Verkehrsschilder als Informationsquelle für die Suche nach einer Unterkunft zu nutzen (5%) kamen zwei Befragte (10%), die „vacancy signs“ beim Vorbeifahren als Informationsquelle für die Unterkunftsentscheidung nutzten (vgl. Ballantyne et al. 2008, S. 22). In einer Studie von norwegischen Wissenschaftlern wurde am Beispiel von Kanada, den USA und Norwegen im Rahmen eines zweistufigen Verfahrens (bestehend aus einer Dokumentation des Inhaltes sowie der Anzahl von Schildern und einer Online-Befragung) untersucht, inwiefern (Verkehrs-)Schilder das Interesse von Motoristen steigern können, um in der Region - zusätzlich zum eigentlichen Ziel - ungeplante Wege bzw. zusätzliche Aktivitäten in Kauf zu nehmen (vgl. Dahl et al. 2015, S. 22). Dabei untersuchten sie die interessenbezogenen Reaktionen der Menschen auf Zeichen (allgemeine Neugier, positive/ negative Emotionen, persönliche Bedeutsamkeit und Langeweile), aber auch wie Menschen davon überzeugt werden (können), als Reaktion auf solche Zeichen zu handeln (vgl. Dalbakk/ Dahl 2016, S. 21f.). Genauere Ergebnisse wurden - nach Auskunft der Autoren - bisher noch nicht veröffentlicht. 26 Teil A: Grundlagen der Untersuchung Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die (touristische) Beschilderung seit vielen Jahren Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen ist, es bisher jedoch so gut wie keine Forschungsbeiträge zur Wahrnehmung, zum (impulsiven) Entscheidungsverhalten und zur Erinnerung von (touristischen) Verkehrsschildern bei Autofahrern gibt (siehe hierzu Bade 2006, S. 130). Auf die Wahrnehmung, aber auch auf die Entscheidungsunterstützung durch die touristischen Unterrichtungstafeln auf Autobahnen sowie auf die Mechanismen der Erinnerung an die Schilder wird im Folgenden genauer eingegangen. 2 Definitorische und theoretische Grundlagen Die verhaltenswissenschaftliche Forschung beschäftigt sich primär mit dem Verhalten von Individuen in verschiedenen Umgebungen (vor allem in der Psychologie), dem Verhalten von Menschen in Gruppen oder Organisationen (vor allem in der Soziologie) sowie dem breiteren Kontext von Verhalten in unterschiedlichen Kulturen (vor allem in der Anthropologie). Die behandelten Themenbereiche auf individueller Verhaltensebene betreffen etwa das Gedächtnis, das individuelle Lernen, die individuelle Entscheidungsfindung, Intelligenz(en), Motivation, Persönlichkeit, Wahrnehmung sowie die Wissensrepräsentation (vgl. Franken 2019, S. 6; Gerrig 2018, S. 4). „Laut […] dem Psychologen Edward C. Tolman […], ist die Grundeinheit des Verhaltens der zweckhafte, zielgerichtete Akt, der von ‚kognitiven Prozessen‘ geleitet ist.“ (Franken 2019, S. 10) Kognitive Prozesse sind Denkvorgänge eines Menschen, die als private, innere Ereignisse stattfinden (z.B. denken, entscheiden, planen, urteilen, wahrnehmen). Das Verhalten gibt somit Hinweise und Einblicke in das Denken und Fühlen eines Menschen, es ist oftmals der einzige Zugang zum (inneren) Erleben (vgl. Gerrig 2018, S. 3). Nach einer aktuell vorherrschenden Perspektive in der Analyse kognitiver Prozesse kann das System, das zwischen dem Inputreiz und dem Verhalten vermittelt, als informationsverarbeitendes System aufgefasst werden. Dieses System erhält einen Reizinput und bearbeitet die ankommenden Informationen, d.h. es transformiert und verändert die hereinkommenden Daten, um einen Output zu erzeugen (vgl. Hagendorf 2011, S. 22). In der folgenden → Abbildung sind einige wichtige Aspekte dieser Sichtweise dargestellt. „Die einzelnen Sinnessysteme verarbeiten die Information aus der Umwelt. Ein Verarbeitungsweg führt dann direkt zur Auswahl bestimmter Handlungen (z.B. Greifen). Auf einem anderen Verarbeitungsweg wird die Information über die selektive Funktion der Aufmerksamkeit eingeschränkt und im Arbeitsgedächtnis mit dem Wissen aus dem Gedächtnis verknüpft. Die resultierende Repräsentation (z.B. Objektrepräsentation ‚Erdbeere‘) gelangt in verschiedene kognitive Teilsysteme wie Sprache (z.B. Benennung) oder Gedächtnis.“ (Hagendorf 2011, S. 22f.) 28 Teil A: Grundlagen der Untersuchung Abbildung 2: Struktur des kognitiven Systems Quelle: Hagendorf 2011, S. 22 Die vorliegende Untersuchung fokussiert sich vor allem auf die visuellen Reize der touristischen Unterrichtungstafeln, ihre Wahrnehmung (inklusive der gezielten Aufmerksamkeit), die Erinnerungsleistung (Gedächtnis) der Wahrnehmenden und deren Entscheidungsverhalten. Daher wird der jeweilige wissenschaftliche Diskussionsstand im Folgenden dargestellt, soweit er für die eigene Untersuchung von Relevanz ist. Die Wahrnehmung kann auf Gegenstände, Vorgänge und Beziehungen eingehen und wird mittels der Sinnesorgane aufgenommen - Menschen können sehen, hören, tasten, schmecken, riechen und empfinden. „Wahrnehmung ist ein Prozess der Informationsverarbeitung: Durch diesen Prozess werden sowohl aufgenommene Umweltreize als auch innere Signale entschlüsselt. Sie bekommen dadurch einen Sinn (Informationsgehalt) für das Individuum und werden zusammen mit anderen Informationen zu einem inneren Bild der Umwelt und der eigenen Person verarbeitet.“ 3 (Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S. 363) Aufmerksamkeit lenkt (selektiert) die Wahrnehmung, so dass nur Reize, die Aufmerksamkeit erzeugen, „[…] bewusst wahrgenommen und effizient weiterverarbeitetet“ (Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S. 367) werden. Unter dem Begriff des Gedächtnisses bezeichnet der Informationsverarbeitungsansatz die Fähigkeit eines Organismus, Informationen aufzunehmen, zu speichern und bei Bedarf wieder abzurufen. Bei dieser Form der Informationsverarbeitung geht es v.a. um den Informationsfluss in 3 Ähnlich wird es auch bei weiteren Autoren umschrieben (vgl. bspw. Gerrig 2018, S. 128ff.; Kunde 2017, S. 822f.). Andere Autoren bleiben auf einer globaleren Ebene, wie bspw. folgende Definition zeigt. „Mit Wahrnehmung bezeichnen wir einen Vorgang der unmittelbaren und aktiven Teilhabe des Geistes an seiner Umgebung.“ (Ansorge/ Leder 2017, S. 1) visuell auditiv olfaktorisch Arbeitsgedächtnis Aufmerksamkeit Gedächtnis Sprache Motorik Planung Definitorische und theoretische Grundlagen 29 die Gedächtnissysteme (Speicher) hinein und wieder heraus. 4 (vgl. Gerrig 2018, S. 254f.) Gegenwärtig werden in der Psychologie mehrere Gedächtnismodelle unterschieden, so etwa das Einspeicher- und verschiedene Mehrspeichermodelle, welche die Informationsverarbeitung aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Das Einspeichermodell postuliert ein einziges Gedächtnissystem, wobei keine separaten Speicher wie bei den Mehrspeichermodellen angenommen werden, sondern verschiedene Ebenen innerhalb einer einzigen Einheit, dem Langzeitgedächtnis. Zwischen diesen Ebenen werden neben automatischen Prozessen der Kodierung - ähnlich wie im Mehrspeichermodell - Kontrollprozesse der Verarbeitung von Informationen bei Gedächtnisleistungen angenommen (vgl. Neath/ Surprenant 2005; Raab/ Unger/ Unger 2016, S. 119). Ein weit verbreitetes Modell zur Segmentierung des Gedächtnisses in verschiedene Komponenten ist das Mehrspeichermodell von Atkinson und Shiffrin (1968). 5 Dabei wird die Einteilung nach den Zeiteigenschaften der Komponenten vorgenommen. Dieses Modell postuliert die Existenz eines sensorischen Speichers sowie eines Kurz- und Langzeitgedächtnisses (vgl. Strobach/ Wendt 2019, S. 33ff.). Dieser Ansatz wird jedoch mehr und mehr als überholt angesehen (vgl. u.a. Buchner/ Brandt 2017, S. 402ff.; Felser 2015, S. 77; Hofmann/ Engelkamp 2017, S. 117; Strobach/ Wendt 2019, S. 33). Die aus dem Mehrspeichermodell von Atkison und Shiffrin stammende Strukturierung des Gedächtnisses in einen Bereich des kurzfristigen Behaltens und des langfristigen Behaltens hat sich trotzdem etabliert. Heute wird für das kurzfristige Behalten jedoch der Begriff des Arbeitsgedächtnisses bevorzugt (vgl. Wentura/ Frings 2013, S. 119). Das Langzeitgedächtnis wird wiederum nach verschiedenen Arten von gespeicherten Inhalten unterschieden. Je nach Autor gibt es drei (vgl. Hofmann/ Engelkamp 2017, S. 5ff.), vier (vgl. Buchner/ Brandt 2017, S. 403; Wentura/ Frings 2013, S. 119) oder mehr Arten von gespeicherten Inhal- 4 Eine weitere Definition umschreibt das Gedächtnis wie folgt: „Der Begriff Gedächtnis fasst alle Systeme und Prozesse zusammen, die der Aufnahme, dem Lernen, der Speicherung und dem Abruf von Informationen dienen. Das Langzeitgedächtnis bildet ein riesiges assoziatives Netzwerk von Informationen (Begriffe, Propositionen, Episoden u.v.m.). Der Prozess des Erinnerns arbeitet rekonstruktiv, Erinnerungen stimmen daher mit den ursprünglichen Erfahrungen meist nicht genau überein.“ (Pfister/ Jungermann/ Fischer 2017, S. 344) 5 Dieser Ansatz ist in einer Erweiterung auch als modales Gedächtnismodell (Murdock 1974) in der Literatur zu finden (vgl. Buchner/ Brandt 2017, S. 402). Darüber hinaus gibt es auch andere Darstellungsweisen, wie sie bspw. bei Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S. 308 zu finden ist. 30 Teil A: Grundlagen der Untersuchung ten (vgl. Anderson 2013, S. 160), wobei die Unterscheidung in deklaratives und nicht-deklaratives Gedächtnis - unabhängig von der genauen Anzahl der Gedächtnis-Arten - weit verbreitet ist (→ Abbildung 3). Auf der einen Seite stehen die Speicherung von erworbenen Strukturen zur Steuerung körperlichen und sprachlichen Verhaltens (prozedurale Gedächtnis) und die daraus abgeleiteten konzeptuellen Strukturen (semantische Gedächtnis). Auf der anderen Seite steht die Speicherung der erlebten Ereignisse in ihrer raum-zeitlichen Verankerung im episodischen Gedächtnis (vgl. Hofmann/ Engelkamp 2017, S. 5ff.). Das prozedurale Gedächtnis enthält somit v.a. die Verhaltensroutinen, die jeder Mensch erworben hat und deren Kenntnis kaum verbalisierbar ist (z.B. Fahrrad fahren). Das semantische Gedächtnis umfasst das verbalisierbare Wissen über die Welt, z.B. Allgemeinwissen oder Definitionen. Die Gültigkeit dieser Informationen ist von der diese speichernden Person unabhängig (Beispiel: „Eine Spinne hat immer acht Beine.“) (vgl. Anderson 2013, S. 160; Felser 2015, S. 79; Wentura/ Frings 2013, S. 119). Letztlich lässt sich das episodische Gedächtnis als das Gedächtnis für orts- und zeitgebundene persönliche Erlebnisse definieren. Das kann das Parken des eigenen Autos, eine Urlaubsreise oder ein Treffen mit Bekannten sein (vgl. Engelkamp 2017, S. 112). Beim episodischen Erinnern ist also immer der spezielle Bezug zum Selbst, das spezielle phänomenale Wiedererleben und die phänomenale zeitliche Einordnung gegeben (vgl. Tulving 1993; Tulving 2005). Abbildung 3: Struktur des Langzeitgedächtnisses Quelle: vgl. Squire 1987, zitiert nach Anderson 2013, S. 160 Unabhängig davon, welcher Ansatz der Gedächtnisstruktur zugrundegelegt wird, setzt die Fähigkeit, Informationen zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzen voraus, dass drei geistige Prozesse ablaufen: Abspei- Langzeitgedächtnis deklaratives Gedächtnis nicht-deklaratives Gedächtnis prozedural (Fähigkeiten) Priming Konditionierung nichtassoziativ (Habituation, Sensibilisierung) semantisch (Fakten) episodisch (Ereignisse) Definitorische und theoretische Grundlagen 31 chern/ Lernen/ Enkodieren (erster Informationsverarbeitungsprozess der zu einer Repräsentation im Gedächtnis führt), Behalten/ Speichern (Aufrechterhalten von enkodierter Information über eine gewisse Zeitspanne hinweg) und Abruf/ Erinnern (Wiedergewinnung gespeicherter Informationen zu einem späteren Zeitpunkt) (vgl. Engelkamp 2017, S. 115; Gerrig 2018, S. 258; Pfister/ Jungermann/ Fischer 2017, S. 344f.; Wentura/ Frings 2013, S. 102). Neben der Wahrnehmung und der Erinnerung geht es in der vorliegenden Studie um die Entscheidung. Sie ist ein kognitiver „[…] Prozess des Wählens zwischen Alternativen, der Auswahl bestimmter Alternativen und die Zurückweisung anderer Möglichkeiten.“ (Gerrig 2018, S. 367) Entscheidungen können unterschiedlich ablaufen, wobei alle Entscheide als Prozess angelegt sind und sich durch Handlungen in der Realität äußern (vgl. Völker 2018, S. 16 und S. 185). „Jeder kennt Entscheidungen, die in Bruchteilen von Sekunden ablaufen, aber auch solche, wie wochen- und monatelang vorbereitet werden. Gelegentlich werden vielfältige Informationsquellen sorgfältig ausgewertet, in anderen Fällen werden Entscheidungen spontan und ohne nennenswerte Informationsgrundlagen getroffen.“ (Kuß/ Tomczak 2007, S. 107) Nach der traditionellen, im angelsächsischen Raum dominanten Sichtweise der Kaufverhaltensforschung, deren Erkenntnisse die Tourismusforschung seit Jahrzehnten auf touristische Sachverhalte anwendet, kann das Entscheidungsverhalten danach differenziert werden, in welchem Ausmaß es kognitiv kontrolliert wird (vgl. Decrop 2006; Hyde/ Decrop 2011; McCabe/ Li/ Chen 2016 und → Tabelle 2). 6 Es wird in (Kauf-)Entscheidungen mit stärkerer kognitiver Kontrolle (z.B. extensiv und limitiert) und Entscheidungen mit schwächerer kognitiver Kontrolle (z.B. Gewohnheitsentscheidungen und impulsive Entscheidungen) unterschieden (vgl. Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S. 460). Während habitualisiertes Verhalten das übliche oder alltägliche Verhalten betrifft, sind impulsive Entscheidungen durch rasches Handeln ge- 6 Eine andere Sichtweise unterscheidet das Entscheidungsverhalten in folgende fünf Typen: automatisierte Entscheidungen (hierzu gehören die meisten Entscheidungen des täglichen Lebens), affektive Entscheidungen (Bauchentscheide unter Zeitdruck, z.B. Situationen im Straßenverkehr, auf die man unmittelbar reagieren muss), intuitive Entscheidungen (Bauchentscheide ohne Zeitdruck, Entscheidung hauptsächlich auf Basis von Gefühlen, wie in Phasen der Verliebtheit), rationale Entscheidungen (Abwägen von Vor- und Nachteilen) und aufgeschobene intuitive Entscheidungen (zuerst Fragestellung verstehen, Vor- und Nachteile von Alternativen abwägen und mit Zeitverzug fällt Entscheidung „über etwas schlafen“) (vgl. Völker 2018, S. 16). 32 Teil A: Grundlagen der Untersuchung prägt, die ungeplant sind und gedanklich kaum kontrolliert werden. Hierunter können auch Bauch- oder Intuitiventscheidungen fallen (vgl. Gigerenzer 2007; Mikels et al. 2011). Extensives Entscheidungsverhalten (sogenannte „echte Entscheidungen“) ist dagegen mit umfassenden, zum großen Teil bewusst ablaufenden Problemlösungsprozessen verbunden. Letztlich liegen bei limitierten Entscheidungen bereits Erfahrungen vor, aus denen mehr oder minder festgefügte Entscheidungskriterien resultieren. In einer derartigen Entscheidungssituation müssen Entscheidungskriterien nicht mehr neu entwickelt werden, vielmehr wird lediglich eine Auswahl aus den zur Verfügung stehenden Alternativen getroffen bzw. werden bereits existierende Entscheidungskriterien modifiziert (vgl. Howard/ Sheth 1969; Kuß/ Tomczak 2007, S. 108). Tabelle 2: Dominante psychische Prozesse beim Entscheidungsverhalten Art der Entscheidung dominante Prozesse emotional kognitiv reaktiv extensiv X X limitiert X habitualisiert X impulsiv X X (Legende: kognitiv: gedankliche Steuerung der Entscheidung; emotional: Aktivierung, v.a. bei biologisch programmierten Emotionen bzw. Interpretation der inneren Erregung; reaktiv: automatische Reagieren in der Handlungssituation) Quelle: Weinberg 1994, S. 174 Vorliegende (Teil-)Studien konzentrieren sich auf eine Reihe theoretischer Ansätze, die zur Untersuchung der Forschungsfragen herangezogen werden - so etwa die visuelle Wahrnehmung und das episodische Gedächtnis im Langzeitgedächtnis. Im Kontext des benannten dreiphasigen Gedächtnismodells steht bei der vorliegenden Untersuchung das Erinnern im Vordergrund - also die Wiedergewinnung gespeicherter Informationen über die touristischen Unterrichtungstafeln an deutschen Autobahnen. Dies gilt sowohl für die qualitativen Leitfadeninterviews und Online-Befragung als auch im Besonderen für die Erinnerungstests. Mit Blick auf die Entscheidungsforschung stehen kognitive Entscheidungen im Fokus - insbesondere die impulsive Entscheidung, spontan aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel von der Autobahn abzufahren. Darüber hinaus sind auch das extensive Entscheidungsverhalten (bspw. bei Plänen für die Zukunft) und limitierte Entscheidungen (z.B. bei Wiederholungsbesuchen) Gegenstand der Untersuchungen. Definitorische und theoretische Grundlagen 33 In vorliegender Studie wurde im ersten Schritt ein qualitativer Forschungsansatz gewählt, um das relativ unerforschte Feld der touristischen Beschilderung an Autobahnen explorativ zu untersuchen und Grundlagen für die darauf aufbauende quantitative Online-Befragung zu schaffen. Mit 29 Probanden wurde zunächst ein ca. 10bis 15minütiges Leitfadeninterview und anschließend ein Erinnerungstest mit 25 dieser Probanden durchgeführt. Mit vier der 29 Studienteilnehmer konnte kein Erinnerungstest durchgeführt werden, da diese nicht über die Autobahn nach Wernigerode angereist waren - und die Art der Anreise aus methodischen Gründen nicht vorgegeben werden konnte. Ausgewählte Ergebnisse der beiden qualitativen Untersuchungen werden im Folgenden im Rahmen der Teile B und C dargestellt, ausgewählte Ergebnisse der quantitativen Online-Erhebung in Teil D. Teil B │ Ergebnisse der Leitfadeninterviews von Sven Groß und Dominik Huber 3 Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Leitfadeninterviews Um das weitgehend unbekannte Untersuchungsfeld der Wahrnehmung und Erinnerung von touristischen Hinweisschildern im Vorfeld der quantitativen Online-Befragung zu erschließen, wurde zunächst ein qualitativer Forschungsansatz gewählt. Im Anschluss an ein Leitfadeninterview mit 29 Probanden wurden Erinnerungstests mit denjenigen Probanden durchgeführt, die das letzte Stück des Weges nach Wernigerode über eine Autobahn zurückgelegt hatten. Im Folgenden werden zunächst die Methodik und anschließend die Ergebnisse der Leitfadeninterviews dargestellt. 3.1 Erhebungsorte und Interviewleitfaden Für die Interviews wurden verschiedene Erhebungsorte in Wernigerode genutzt: Zwei Beherbergungsbetriebe, Räumlichkeiten der Hochschule Harz und Privaträume. Darüber hinaus sollten Probanden an der Tourist-Information und dem angrenzenden Marktplatz in Wernigerode rekrutiert werden. Dies führte trotz mehrmaliger Versuche an Wochentagen und am Wochenende jedoch nicht zu Interviews. Auch nicht zum Erfolg führte die Ansprache von weiteren Beherbergungsbetrieben - die jeweiligen Ansprechpartner gaben keine Rückmeldung oder Zustimmung für die Untersuchung (drei Absagen). Der Interviewleitfaden besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil wurden Hintergrundinformationen (Wohnort, Anreisetag/ -zeitpunkt) und Informationen zur aktuellen Reise aufgenommen. Im zweiten und dritten Teil geht es um die inhaltlichen Themenfelder (z.B. Wahrnehmung, Erinnerung, Verhalten, Image der und Zufriedenheit mit den Unterrichtungstafeln) bzw. soziodemographische Informationen (z.B. Alter, Geschlecht). Zusätzlich wurde ein Erhebungsblatt für den Erinnerungstest und eine Einverständniserklärung vorgelegt, welche die Probanden unterschreiben mussten (→ Anhang 1). 38 Teil B: Ergebnisse der Leitfadeninterviews 3.2 Probanden und Probandenauswahl Mehrere Studien zeigen, dass in der qualitativen Forschung nach 12-17 Interviews eine thematische Sättigung erreicht werden kann. Andere Autoren sprechen eine generelle Empfehlung von 20 bis 50 Interviews für qualitative Forschungsansätze aus (vgl. Francis et al. 2010; Guest/ Brown/ Johnson 2006; Hagaman/ Wutich 2017). Aus diesen Empfehlungen ergab sich das Ziel, mit 20 bis 30 Probanden sowohl das Leitfadeninterview als auch den Erinnerungstest durchzuführen. Hierfür wurden sowohl Touristen (Urlauber und VFR-Reisende („Visiting Friends and Relatives“; vgl. UNWTO 2010, S. 19)) als auch (Tourismus-)Studierende und -Dozierende, die regelmäßig mit dem Auto nach Wernigerode fahren, in die Untersuchung einbezogen. Alle Teilnehmer der Leitfadeninterviews reisen als Nutzer des motorisierten Individualverkehrs (MIV; d.h. Pkw-, Wohnmobil-, Motorrad-Fahrer) auf deutschen Autobahnen. Die Probanden wurden in unterschiedlicher Weise rekrutiert. Zum einem wurden sie von Hotelmitarbeitern gefragt, ob sie am Leitfadeninterview und dem Erinnerungstest teilnehmen möchten (entsprechend eines „Gatekeeper“-Ansatzes, vgl. Creswell 2009, S. 178). Zum anderen wurden sie direkt im Beherbergungsbetrieb oder in der Hochschule Harz bzw. im Umfeld der Hochschule angesprochen. 7 Somit fand eine willkürliche Auswahl statt (vgl. Schnell/ Hill/ Esser 2013, S. 289). Für die Probandengewinnung wurden kleine Give-aways (z.B. Schokolode, Postkarten, Getränke) und Aushänge als Hinweis in den Beherbergungsbetrieben eingesetzt. 7 Es gab eine zweiseitige Teilnehmerinformation, die teilweise ausgehändigt wurde, und bei bestehendem Interesse wurde ein Termin für das Leitfadeninterview und den Erinnerungstest ausgemacht (→ Anhang 2). Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Leitfadeninterviews 39 Abbildung 4: Poster zur Teilnehmergewinnung Quelle: eigene Erstellung Fotos: Peter Wolff Frauen und Männer ab 17 Jahren wurden als Fahrer und Beifahrer in die Untersuchung einbezogen (→ Tabelle 3). In Deutschland ist ab 17 Jahren ein begleitendes Fahren möglich, so dass bei Zustimmung der Erziehungsberechtigten auch 17-jährige Probanden aufgenommen wurden. 40 Teil B: Ergebnisse der Leitfadeninterviews Tabelle 3: Beschreibung der Stichprobe 8 ID Art Alter Geschlecht Fahrleistung pro Jahr Fahrer oder Beifahrer 01 VFR-Reisender 17 männlich 15.-20.000 Fahrer 02 Tourismusstudent 25 männlich 35.-40.000 Fahrer 03 Tourismusstudent 23 weiblich 12.-13.000 Fahrerin 04 Tourismusstudent 24 weiblich > 10.000km Beifahrer 05 Tourismusdozent 61 männlich 23.000 km Fahrer 06 Tourismusdozent 34 weiblich > 10.000 km Fahrer 07 Tourismusdozent 47 männlich < 5.000 km Fahrer 08 Tourismusstudent 22 weiblich 12.000 km Fahrerin 09 Tourismusstudent 21 männlich 15.000 km Fahrer 10 Tourismusstudent 23 weiblich 5.-7.000 km Beifahrerin 11 Tourismusstudent 22 weiblich ca. 15.000 km Fahrerin 12 Tourismusdozent 60 männlich ca. 20.000 km Fahrer 13 Tourismusdozent 43 weiblich ca. 30.000 km Fahrerin 14 Tourismusdozent 48 männlich ca. 40.000 km Fahrer 15 Tourismusdozent 44 weiblich ca. 20.000 km Fahrerin 16 Tourist/ Urlauber 57 männlich ca. 25.000 km Fahrer 17 Tourist/ Urlauber 38 männlich ca. 20.000 km Fahrer 18 Tourist/ Urlauber 67 männlich ca. 15.-20.000 km Fahrer 19 VFR-Reisender 30 weiblich ca. 5.000 km Beifahrer 20 VFR-Reisender 28 männlich ca. 15.000 km Fahrer 21 VFR-Reisender 57 männlich ca. 25.000 km Fahrer 22 Tourist/ Urlauber 50 männlich 15.-20.000 km Fahrer 23 Tourist/ Urlauber 26 weiblich 5.-6.000 km Fahrerin 24 Tourist/ Urlauber 31 weiblich 45.000 km Beifahrerin 25 Tourist/ Urlauber 60 weiblich k.A. Beifahrerin 26 Tourist/ Urlauber 36 männlich 70.000 km Fahrer 27 Tourist/ Urlauber 65 weiblich ca. 10.000 km Beifahrerin 28 VFR-Reisender 26 männlich 16.000 km Fahrer 29 VFR-Reisender 22 männlich 10.-20.000 km Fahrer Quelle: eigene Erhebung 8 Die Reihenfolge der Befragten bestimmt sich nach dem Befragungszeitpunkt. Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Leitfadeninterviews 41 3.3 Pretest und Erhebungszeitraum Vor der eigentlichen Untersuchung wurde ein Pretest des Fragebogens für das Leitfadeninterview mit sechs Personen durchgeführt. Der Fragebogen wurde dabei auf Verständlichkeit, Durchführbarkeit und zeitliche Inanspruchnahme getestet. Darüber hinaus wurde sich mit den eingesetzten Erhebungsmaterialien (z.B. Fragebogen, Diktiergerät) vertraut gemacht. Im Nachgang wurden die eingesetzten Materialen überarbeitet. Der Erhebungszeitraum lag zwischen Anfang März und Anfang Mai 2019. Die Interviews und Erinnerungstests wurden vom Herausgeber sowie zwei studentischen Interviewern durchgeführt, wobei alle Teilnehmer zuvor eine Einverständniserklärung unterschreiben mussten. Die Studierenden wurden im Rahmen einer ca. einstündigen Schulung auf ihre Aufgaben vorbereitet. Die Leitfadeninterviews dauerten zwischen ca. sechs und 18 Minuten. 3.4 Datenaufbereitung und Auswertung Die Datenanalyse basierte auf transkribierten Audioaufzeichnungen und schriftlichen Notizen (Memos), die während der Leitfadeninterviews aufgenommen wurden. Zwei studentische Hilfskräfte wurden in den Transkriptionsprozess einbezogen. Die qualitative Datenanalysesoftware „MaxQDA“ wurde eingesetzt, um den Analyseprozess als Werkzeug zur Speicherung, Organisation und Codierung der Daten zu erleichtern. Die thematische Analyse (Braun/ Clarke 2006) in Kombination mit einem von Mayring (vgl. 2002, S. 114ff.; 2015, S. 65ff.) vorgeschlagenen Ansatz zur qualitativen Inhaltsanalyse bildete die Grundlage für den Analyseprozess (→ Abbildung 5). Basierend auf theoretischen Überlegungen wurden die Kategorien „Wahrnehmungen“, „Erinnerungen“ und „Verhalten“ als Grundlage für weitere induktive Analysen abgeleitet. 42 Teil B: Ergebnisse der Leitfadeninterviews - Abbildung 5: Kodierungsprozess und Datenanalyse Quelle: vgl. Mayring 2002, S. 116 Die Transkriptionen wurden Zeile für Zeile analysiert, um Themen zu identifizieren und zu kodieren (induktiver Ansatz), die dann den zuvor erstellten Kategorien zugeordnet wurden. Nach der Auswertung von fünf Interviews wurde die Logik des Kategoriebildungsprozesses überprüft und die weitere Datenanalyse entsprechend angepasst. Um Vertrauenswürdigkeit und Glaubwürdigkeit im Prozess der qualitativen Datenanalyse zu gewährleisten, wurde für diese Studie ein Triangulationsansatz gewählt (Decrop 1999): Ein zweiter Forscher wurde hinzugezogen, um den Prozess der Datenerfassung und -analyse zu überprüfen. Drei Interviews wurden von beiden Forschern analysiert und die Ergebnisse wurden miteinander verglichen, um die Einhaltung anerkannter Forschungspraktiken zu bestätigen. Forschungsfragen, theoretischer Rahmen Kategorien definieren (deduktiv) Kategorien und Subkategorien definieren Überarbeitung nach der Analyse von fünf Interviews finale Analyse der Daten Interpretation, Ergebnisse anfänglicher Analyseprozess (Forscher Ⅰ): Kategorien und Subkategorien identifizieren (induktiv) Vergleich Forscher Ⅱ: Analyse von drei Interviews Überarbeitung Überarbeitung 4 Ergebnisdarstellung Zunächst ist festzuhalten, dass nahezu alle Probanden die touristischen Unterrichtungstafeln an den deutschen Autobahnen wahrnehmen - lediglich fünf Probanden antworteten explizit mit selten oder nein (→ Tabelle 4). Die Teilnehmer wurden gebeten, Beispiele für Unterrichtungstafeln (freies Erinnern; unabhängig von einer speziellen Anreisestrecke) zu nennen, was nahezu allen Probanden möglich war. Interessant ist, dass auch einige Probanden, die angeben, die Schilder selten wahrzunehmen, Beispiele nennen konnten. Andersherum konnten aber auch zwei Probanden keine Beispiele nennen, obwohl sie angegeben hatten, die Schilder wahrzunehmen. Tabelle 4: Ergebnisse zur Wahrnehmung und freiem Erinnern Gruppe Interview- ID Wahrnehmung Schilder frei erinnert Gruppe Interview- ID Wahrnehmung Schilder frei erinnert Pendler ID-02 ja ja Tourist ID-01 ja ja Pendler ID-03 ja ja Tourist ID-16 ja ja Pendler ID-04 ja nein Tourist ID-17 selten ja Pendler ID-05 ja ja Tourist ID-18 ja ja Pendler ID-06 ja ja Tourist ID-19 ja ja Pendler ID-07 ja ja Tourist ID-20 selten nein Pendler ID-08 ja ja Tourist ID-21 selten ja Pendler ID-09 ja ja Tourist ID-22 ja ja Pendler ID-10 selten ja Tourist ID-23 ja nein Pendler ID-11 ja ja Tourist ID-24 ja ja Pendler ID-12 nein nein Tourist ID-25 ja ja Pendler ID-13 ja ja Tourist ID-26 ja ja Pendler ID-14 ja ja Tourist ID-27 ja ja Pendler ID-15 ja ja Tourist ID-28 ja ja Tourist ID-29 ja ja Quelle: eigene Erhebung Anmerkung: Folgende Frageformulierung wurde genutzt: „Nehmen Sie die auf den Autobahnen stehenden touristischen Unterrichtungstafeln („braune Schilder“) wahr, wenn Sie innerhalb von Deutschland mit dem Pkw unterwegs sind? “ und „Merken Sie sich einige der touristischen Unterrichtungstafeln bzw. die darauf abgebildeten Points of Interest (z.B. Sehenswürdigkeiten, Altstadtkern, National-/ Naturparke), wenn Sie die deutschen Autobahnen nutzen? Wenn ja, können Sie mir einige Beispiele und dazugehörige Autobahnen nennen? “). 44 Teil B: Ergebnisse der Leitfadeninterviews 4.1 Wahrnehmung In Folgenden wird dargestellt, ob die Befragten die Unterrichtungstafeln überhaupt wahrnehmen, was die Befragten an diesen (zuerst) wahrnehmen, welche Gedanken sie sich zu den Unterrichtungstafeln machen und ob sie sich über diese mit ihren Mitfahrern austauschen. Einige Befragte (ID-08, ID-09, ID-13, ID-20 und ID-24) geben explizit an, dass sie die Unterrichtungstafeln wahrnehmen, diese aber schnell wieder vergessen. Es wird daneben auch angegeben, dass die Wahrnehmung je nach Situation unterschiedlich ausfällt. So wird der Geschwindigkeit der Fahrt (ID-02, ID-26), der Umgebung (ID-22) und der Tatsache, ob man als Fahrer oder Beifahrer unterwegs ist, ein Einfluss beigemessen, wobei die Wahrnehmung bei einigen Probanden eher als Beifahrer stattfindet (ID-10, ID-20). O-Ton │ „Das ist natürlich auch immer geschwindigkeitsabhängig, also wenn man ein bisschen flotter unterwegs ist, nehme ich sie eher nur so als Schilder wahr, ohne auf den Inhalt zu achten.“ (ID-02) O-Ton │ „Also, wenn ich selbst fahre, nehme ich sie, glaube ich, weniger wahr, als wenn ich mit Jemandem mitfahre. Weil man dann doch an und ab mal so, bei den Schildern, an denen man vorbeikommt, hinschaut, aber wenn ich selbst fahre, achte ich mehr auf die blauen und gelben Schilder.“ (ID-10) 4.1.1 Wahrnehmung des Designs Bei der Wahrnehmung des Schilderdesigns fällt auf, dass keine einheitliche Wahrnehmung zu existieren scheint. Der Großteil der Befragten gibt jedoch an, dass sie immer zuerst die Zeichnung sehen (ID-02, ID-07, ID-08, ID-13, ID-15, ID-16, ID-17, ID-21, ID-24, ID-26 und ID-28). Andere sehen zuerst die Farbe (braun und weißer Rand) (ID-04, ID-09, ID-23, ID-29) oder erst die Farbe und dann den Text (ID-20, ID-27). Wiederum andere geben an, dass sie zuerst den Text (ID-03, ID-10, ID-23) oder fast nur den Text wahrnehmen (ID-06). Letztlich gibt es auch Personen, die je nach Schild einen anderen Aspekt zuerst sehen (ID-11) oder immer das komplette Schild wahrnehmen (ID-18, ID-19, ID-25). Ergebnisdarstellung 45 4.1.2 Wahrnehmung von Zusatzinformationen auf den Unterrichtungstafeln Die auf einigen touristischen Unterrichtungstafeln vorhandenen Zusatzinformationen (z.B. UNESCO-Weltkulturerbe, Nationalpark oder Metropolregion) scheinen einen unterschiedlichen Einfluss auf die Wahrnehmung und Erinnerungsleistung zu haben. Während einige Befragte angaben, dass diese Schilder besser in Erinnerung bleiben (ID-14, ID-22, ID- 26), hat diese Angabe für viele Befragte aber auch keine Bedeutung - alle Schilder werden ihrer Ansicht nach gleich wahrgenommen und behalten. O-Ton │ „Ich nehme die, glaube ich, alle eher neutral oder gleichwertig auf. Die Informationen, die da drauf stehen, verbinde ich jetzt auch nicht mit großen Emotionen bzw. wenn da jetzt Weltkulturerbe draufsteht, triggert mich das nicht mehr. Ich lese das und fahre weiter.“ (ID-29) Letztlich gibt es auch Befragte, die bei den Zusatzinformationen differenzieren (ID-06, ID-19). Unter (vermeintlich) unbekannteren Begriffen - wie etwa Metropolregion und Geopark - kann man sich nach ihren Angaben weniger vorstellen, so dass diese auch keine bzw. eine geringere Wirkung haben. O-Ton │ „Weltkulturerbe wäre für mich interessanter, Metropolregion finde ich sehr nichtssagend.“ (ID-19) Die Zusatzinformationen werden in ihrer Bedeutung unterschiedlich bewertet. Laut einiger Befragter kann man sich durch sie mehr unter dem jeweiligen PoI vorstellen (ID-03, ID-15, ID-22), weckt ein derartiges Schild eher das Interesse des Betrachters (ID-02, ID-08, ID-16, ID-19, ID- 27 und ID-28), generiert Erwartungen (ID-06) oder regt zum Nachdenken an. Ein Befragter gibt an, dass die Zusatzinformation „Nationalpark“ ihn dazu anregt, über das eigene Umweltverhalten nachzudenken. O-Ton │ „Ja, dies bewirkt etwas anders als bei den ‚normalen‘ Schilder, v.a. mit dem Zusatz Nationalpark verbinde ich gute, unberührte Natur und diese Schilder regen auch an, über das eigene Verhalten, z.B. bzgl. der Umwelt, nachzudenken und zu fragen, was man selbst machen kann.“ (ID-22) Derselbe Proband gibt an, dass er sich Gedanken darüber macht, warum die jeweilige Auszeichnung verliehen wurde. 46 Teil B: Ergebnisse der Leitfadeninterviews O-Ton │ „Das denke ich schon. Denn das sind ja Titel oder Auszeichnungen, die nicht ohne Hintergrund verliehen werden. […] Und ich denke, dass man sich dann mehr Hintergedanken macht: Warum ist das Ganze einmal verliehen worden, was zeichnet diese Region aus? Wäre es mal sinnvoll, da anzuhalten und auch mal einen Abstecher zu machen? Also ich denke schon, dass das wichtig ist.“ (ID-22) 4.1.3 Assoziationen zu den Schildern Unter Assoziationen werden die Gedanken über die und die Zufriedenheit mit den Unterrichtungstafeln sowie die damit in Zusammenhang geäußerten positiven und negativen Anmerkungen zusammengefasst. Es werden sowohl positive als auch negative Gedanken zu den Unterrichtungstafeln gemacht, wobei die positiven Äußerungen überwiegen. Zu den negativen Gedanken kann beispielsweise angeführt werden, dass die Schilder nicht dort platziert sind, wo es aus Sicht des jeweiligen Befragten am meisten Sinn machen würde, Befragte ein schlechtes Gewissen bekommen, da man die einzelnen Points of Interest (PoI) in der eigenen Selbstwahrnehmung als gebildeter Mensch eigentlich kennen bzw. besuchen müsste und dass es aus Sicht einiger Befragter zu viele Schilder gibt und es daher (scheinbar) für die Antragsteller zu einfach ist, ein derartiges Schild aufzustellen. O-Ton │ „Manchmal habe ich auch ein schlechtes Gewissen, weil ich denke, man müsste das als gebildeter Mensch sich da mal anschauen, wenn schon jemand da so ein Schild hinmacht.“ (ID-07) O-Ton │ „Da wo ich wohne, wo ich herkomme […] denke mir ‚Ach, krass. Unsere unbedeutende Landschaft hat auch eine braune Ereignistafel.‘ Und ich denke mir, ok wenn wir schon eine haben, dass es ja nicht so schwierig ist andere Ereignistafeln zu kriegen. Dann assoziiere ich das immer direkt damit.“ (ID-29) Die positiven Gedanken schließen ein, dass sich Befragte an den Unterrichtungstafeln erfreuen, die Schilder als „Wegmarke“ („hier bin ich gerade“) wahrnehmen und sich bei ihrem Anblick ein Heimatgefühl einstellt („zu Hause ankommen“). Einige geben an, dass sie des Öfteren auch feststellen, dass sie Sehenswürdigkeiten nun geographisch verorten können („Manchmal habe ich auch schon gedacht, ach das ist hier, das wusste ich gar nicht.“, ID-03), dass es einen PoI auch „hier“ gibt oder dass sie von diesem PoI noch nie gehört haben und somit über (für sie) neue Sehenswürdigkeiten informiert werden. Darüber hinaus machen sich Probanden Gedanken darüber, was die Unterrichtungstafel Ergebnisdarstellung 47 einem mitteilen sollen, schauen sich um, ob die abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt o.ä. evtl. zu sehen ist und setzen sich mit der Bedeutung eines PoI auseinander (z.B. „KZ Bergen in der Nähe von Hannover“). O-Ton │ „Des Öfteren schaue ich mich dann um, um zu schauen, ob ich das Schloss, das Museum o.ä. von der Autobahn aus sehen kann. Leider ist dies nicht so oft der Fall.“ (ID-16) O-Ton │ „Es ist so, dass ich mir die Schilder gerne als kleinen Wegmarker auch, vor allem bei Strecken wo ich jetzt öfter lang fahre, also bei längeren Fahrten und bei Fahrten, die ich öfter mache, nutze ich die gerne als Wegmarker. […] Aber wenn ich z.B. eine Tour zum ersten Mal fahre, dann nehme ich das eher als Referenzpunkt ‚Ach krass, hier bin ich. Davon habe ich ja schon mal in anderen Medien gehört.‘ Oder ist mir schon mal bekannt vorgekommen, oder auch ‚Das ist ja ein interessanter Fact gerade für die Landschaft.‘ Weil von der Autobahn aus sieht man ja nicht so viel.“ (ID-29) 4.1.4 Positive Anmerkungen Zunächst ist festzuhalten, dass bei einigen Probanden eine positive Grundstimmung festgestellt werden kann, obwohl die Schilder das eigene Verhalten nicht beeinflussen. O-Ton │ „Also ich finde es gut, dass die da sind, wie gesagt. Da weiß man eben wo man ist und auch wenn man nun ein paar Ecken nicht kennt, das kriegt man noch so ein, zwei Infos noch mit. Also [...] ist jetzt für mich keine Entscheidung, dass ich da jetzt abfahre und was machen möchte direkt, aber ist immer so ganz nett zu wissen, so wo man sich gerade befindet, also wo man dran vorbei fährt.“ (ID-23) Um die eigene positive Grundstimmung zu umschreiben, werden Adjektive wie „hilfreich“ (für Beifahrer), „informativ“, „interessant“ und „unterhaltsam“ genutzt. O-Ton │ „Also, ich finde die Bilder eigentlich hilfreich. Und es ist ja auch meistens so, dass sie dann wirklich kurz vor der Ausfahrt auch stehen, die man nehmen müsste, um da hinzukommen.“ (ID-03) O-Ton │ „Ich finde es auch interessant, immer so zu sehen, was denn in der Region ist, wo man so dran vorbeikommt. So zu Informationszwecken und noch mal so, was man denn mal so machen könnte.“ (ID-10) 48 Teil B: Ergebnisse der Leitfadeninterviews O-Ton │ „Ich finde die Tafeln super. Sollten sie ruhig beibehalten, ich finde es halt ein bisschen unterhaltsam sich damit zu beschäftigen und auseinanderzusetzen.“ (ID-28) Einige Probanden steigern diese Aussagen und sehen die Unterrichtungstafeln als Highlight (für Beifahrer) an. Als positive Äußerung wird auch die Pflege bzw. Unterhaltung der Schilder und die Platzierung angeführt. O-Ton │ „Ich halte es im Rahmen einer kulturellen Weiterbildung und eines Aufmerksammachens auf wichtige, interessante Highlights an der Strecke, halte ich es für sehr gut.“ (ID-07) 4.1.5 Negative Anmerkungen Negative Aussagen beziehen sich zum einen auf eine Hinterfragung der Unterrichtungstafeln in Gänze (ID-12, ID-13, ID-14, ID-22) und zum anderen auf Detailaspekte. Auffällig ist, dass die Befragten genaue Aussagen treffen. O-Ton │ „Sonst bin ich an sich grundsätzlich der Meinung, solche Hinweisschilder auf starken befahrenen Bundesstraßen oder Autobahnen, würde ich jetzt nicht zu ausführlich machen, weil die Leute sollen sich eigentlich schon aufs Autofahren konzentrieren, nicht auf irgendwelche Schilder, die rechts und links des Wegesrandes stehen. Da gibt es ja, glaube ich, heute auch durchaus andere Möglichkeiten wie man über solche Sehenswürdigkeiten informieren kann, als da solche Schilder. Ich finde, gerade bei der Verkehrsdichte heute, sollte man sich auf das Wesentliche konzentrieren, zumindest wenn man selber fährt. Und nicht auf Dinge, die abseits sozusagen stattfinden.“ (ID-12) Detaillierte Kritikpunkte lassen sich nachfolgender Tabelle entnehmen. Ergebnisdarstellung 49 Tabelle 5: Negative Hinweise im Detail negative Hinweise Beispiel(e) Schilddesign ■ (braune) Farbe ■ fehlende Angaben (z.B. Ausfahrt, Entfernung) „Also, mir gefällt die Farbe überhaupt nicht, sie ist so gar nicht, man nimmt sie nicht wirklich wahr.“ (ID-13) „Dann ärgere ich mich, dass nicht dran steht, wie weit das weg ist oder ob es jetzt offen ist. Und fahre mit einem unbefriedigtem Gefühl weiter.“ (ID-07) Anzahl der Schilder (zu viele) „Aber wenn zu viele Schilder, jedes kleines Schlösschen, jede kleine Burg, das ist dann einfach zu viel.“ (ID-06) Standort eines spezifischen Schildes „Aber manchmal sind sie trotz alledem ungünstig platziert, also z.B. der Heidepark Soltau […], das Schild da ist halt nicht da, wo man bei der Autobahn runter fahren müsste, direkt, was ja mehr Sinn machen würde.“ (ID-11) Schilder wecken falsche Erwartungen „Bad Münder ist eine touristisch überhaupt nicht attraktive Stadt und da wird mit dem Kur- und Soleheilbad geworben, was in der Art und Weise niemals den touristischen Anspruch, der da erweckt werden würde, evtl. gerecht wird. Das sehe ich nicht als sinnvoll an.“ (ID-02) Transparenz des Auswahlprozesses der Schilder „Ich wünsche mir, dass die Logik klarer wird, die hinter diesen Schildern steckt. Was muss erreicht sein, dass man auf solch einem Schild drauf kann.“ (ID-07) Quelle: eigene Erhebung 4.2 Gedächtnis Eine Strukturierung des Gedächtnisses in einen Bereich des kurzfristigen Behaltens und des langfristigen Behaltens hat sich etabliert (→ Kapitel 2). Wie gezeigt, konnten die meisten Befragten einzelne Unterrichtungstafeln ohne Unterstützung nennen. Es fällt jedoch auf, dass immer nur eine kleine Anzahl an Schildern (meist 2-3 Schilder) benannt werden konnten. Diese bleiben nach Ansicht der Befragten besonders in Erinnerung, wenn die jeweilige Sehenswürdigkeit von der Autobahn aus zu sehen ist (ID-02, ID-25), es sich um besondere Schilder bzw. Sehenswürdigkeiten handelt (ID-09, ID-28), die Schilder in der Heimatregion verortet sind (ID-06, ID-10, ID-14, ID-17, ID-18), sie auf häufig gefahrenen Strecken liegen (ID-08, ID-10, ID-11, ID-14, ID-17, ID-25 und ID-28) oder wenn man als Reisender mehr Zeit hat (u.a. im Urlaub) (ID-02). 50 Teil B: Ergebnisse der Leitfadeninterviews O-Ton │ „Das waren alles irgendwelche Urlaubsreisen oder längere Autofahrten. An irgendwelche schöne Ziele und dementsprechend nehme ich es anders wahr.“ (ID-02) O-Ton │ „Kloß-Welt Heichelheim. Das habe ich mir einfach gemerkt, weil es die Kloß-Welt ist.“ (ID-09) O-Ton │ „Und auf den Standardrouten sind es dann schon die Schilder, die irgendwie in Erinnerung bleiben.“ (ID-14) Andere Probanden geben an, dass keine Benennung eines Schildes möglich ist (ID-04, ID-12), sie nur eine kurze Erinnerungsstütze („Reminder“) sind, dann aber gleich wieder vergessen werden (ID-04, ID-20) bzw. nicht lange im Gedächtnis bleiben (ID-01, ID-05). Von einigen Probanden wird festgestellt, dass sie sich so gut wie an nichts erinnern können und diese Schilder an ihnen vorbeirauschen (ID-05, ID-12, ID- 23). O-Ton │ „Hm, also ich nehme sie schon wahr. Aber sind dann nach einigen Sekunden gleich wieder vergessen. Also, wenn man dann vorbei fährt - ja, man nimmt diese Schilder wahr, aber kurz später ist es dann wieder weg, um ehrlich zu sein.“ (ID-04) O-Ton │ „Ja irgendwie ist es einfach so, wenn man im Auto sitzt und dann saust da irgendwie ein Schild an einem vorbei. Dann ist das jetzt für einen nicht so eine Information. Sonst sind da irgendwelche Schilder ‚in 500 Metern rechts abbiegen‘ oder sowas, dann geht das irgendwie ein bisschen unter. Also das ist keine Informationsquelle, die man irgendwie hat, wo man sich kulturell weiter bildet. Das ist jetzt nicht so als würde ich mir einen Text zu Hause durchlesen über eine Stadt. Das springt dann an einem vorbei. Manchmal sieht man es und manchmal nicht.“ (ID-23) Die Begründungen für die nicht oder nur gering vorhandene Erinnerung reichen von kein Interesse (ID-20, ID-24) und unterschiedlich starker Erinnerung je nach Interessenslage (ID-22), über den eigenen Status als Fahranfänger (ID-04), die Beschäftigung und Konzentration während der Fahrt (ID-12, ID-13) und den Informations-Overload (ID-23) bis hin zu dem Aspekt, dass man am Zielort seiner Fahrt ankommen möchte und sich daher nicht mit diesen Schildern beschäftigt (ID-24). O-Ton │ „Weil ich überwiegend selbst fahre und weil ich tatsächlich, sozusagen, auf das Verkehrsgeschehnis konzentriert bin, weniger auf das was rechts und links der Straße passiert.“ (ID-13) Ergebnisdarstellung 51 O-Ton │ „Das ist wie eine Interessensache. Also wenn man sagt: Naja, das ist nicht meins, was da dran steht, z.B. mit Schlössern. Wenn ich nicht der Mensch bin, der sich so antike Sachen unbedingt angucken will, dann nehme ich das wahr, aber dann ist es auch weg.“ (ID-22) O-Ton │ „Das liegt aber eher daran, dass ich ankommen möchte, das Hotel und die Unterkunft kennenlernen, das Ankommen und dann versuche ich mich zu orientieren und zu planen, was man machen kann.“ (ID-24) 4.3 (Entscheidungs-)Verhalten Beim Verhalten lassen sich sowohl bei einigen Probanden keinerlei Wirkungen verzeichnen als auch eine Spannbreite von kurzüber mittelhin zu langfristigen Verhaltensauswirkungen. 4.3.1 Kurzfristiges (Entscheidungs-)Verhalten Zum kurzfristigen Verhalten lassen sich Änderungen des Fahrverhaltens, spontane Abfahren und ein Austausch mit Mitfahrern zählen. Fahrverhalten Negative Auswirkungen auf das Fahrverhalten bzw. die Verkehrssicherheit scheinen die Unterrichtungstafeln nicht zu haben. Kein einziger Proband vertritt diese Meinung. Es wird jedoch ausgesagt, dass es im Allgemeinen zu viele Schilder an Autobahnen gibt (ID-01), insbesondere zu viele Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder (ID-05) und Verkehrsschilder mit drastischen Motiven (z.B. „tipp, tipp, tot“ steht neben einem zersplitterten und blutverschmierten Handy.), die eher ablenken als die Unterrichtungstafeln. 52 Teil B: Ergebnisse der Leitfadeninterviews O-Ton │ „Ich habe, ehrlich gesagt, eher gedacht bei diesen, mh, Achtungsschildern, die so als Abschreckung aufgestellt werden, wo da immer so zersplitterte Handydisplays und dann steht Dennis (26) durch eine SMS gestorben oder so. Da denke ich mir, OK, sie sollen mir jetzt Angst machen, aber ich brauche so lange, um dieses ganze Bild auf mich wirken zu lassen, weil es ja auch so krasse Bilder sind […]. Sie sollen ja wirklich abschrecken. Da denke ich mir auch manchmal, Ok, das ist vielleicht gefährlicher als einfach kein Schild hinzustellen.“ (ID-05) Zwei Probanden vertreten sogar die These, dass die Unterrichtungstafeln eher eine Verkehrsberuhigung und Abwechslung für die Autofahrer bewirken (ID-06, ID-07). O-Ton │ „Ich glaube sogar, steile These, dass diese Schilder sogar zu mehr Beruhigung im Verkehr führen würden.“ (ID-06) O-Ton │ „Weil sie, weil sie angenehme, ruhige Themen thematisieren, ansprechen, über die man dann nachdenkt, und vielleicht auch vom Gas geht, ähm, vielleicht über ein Konzentrationslager nachdenkt, oder ach wie schön, da kann mal verweilen. Und wenn ich einfach nur statt 150 km/ h 120 km/ h fahre. Ich denke, dass es im Gegenteil eine Autobahn, ähm, eine Autofahrt verkürzt, dass es für Abwechslung sorgt, dass es Impulse setzt, dass der Geist frisch bleibt.“ (ID-07) Austausch mit Mitfahrern Ein Austausch über die Unterrichtungstafeln mit den jeweiligen Mitfahrern findet bei den meisten Befragten statt - es ist aber nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme. Einige bestätigen dies, ohne weitere Beispiele nennen zu können, andere weisen ausdrücklich darauf hin, dass dies „selten stattfindet“ (ID-01), eine „große Ausnahme“ ist (ID-05) oder „vielleicht mal vorgekommen ist“ (ID-20, ID-23). Am anderen Ende der Spannbreite gibt eine Probandin folgendes an: O-Ton │ „Ich lese prinzipiell alle Schilder vor, die ich auf der Autofahrt sehe, das ist so eine Angewohnheit von mir. Und dementsprechend lese ich auch diese braunen Schilder ganz mal vor. Und baue diese in eine Diskussion ein, wenn es sich gerade anbietet.“ (ID-29) Beispiele für einen Austausch mit Mitfahrern sind folgende: Es wird gefragt, ob die Mitfahrer den jeweiligen PoI kennen (ID-01, ID-19), Informationen zu diesem haben (ID-09, ID-19, ID-26) oder eine Empfehlung aussprechen können (ID-26). Es wird auch davon berichtet, wenn der Fahrer bereits den PoI selbst besucht hat (ID-03, ID-10) oder ein be- Ergebnisdarstellung 53 sonders interessanter PoI abgebildet wird (ID-02, ID-03, ID-10, ID-20). Letztlich wird erwähnt, dass die mitfahrenden Kinder über bestimmte Sehenswürdigkeit und Landschaften informiert werden (ID-06). O-Ton │ „Und es ist ja schon so ein bisschen ein Bildungshintergrund, also wenn man den Kindern jetzt sagen kann, hier, wir sind jetzt im Teutoburger Wald, der liegt jetzt hier. Das finde ich schon in Ordnung.“ (ID-06) O-Ton │ „Also, wenn ich das jetzt kenne oder wenn ich Mitfahrer habe, die ich nicht kenne, wie von BlaBlaCar oder anderen Mitfahrgelegenheiten, dann frage ich sie, ob sie vielleicht etwas dazu wissen, wenn ich selber daran interessiert bin.“ (ID-09) O-Ton │ „Ja, wenn es auf den Tafeln bekannte, deutschlandweit bekannte Orte sind oder Kulturerbe oder so etwas ausgeschildert ist, spricht man schon mal drüber. So nach dem Motto: ‚Oh, das ist hier.‘, oder ‚wusste ich gar nicht [...]‘, aber nicht explizit, dass man über jedes Schild redet.“ (ID-20) O-Ton │ „Schon, dass man da halt nachfragt ‚ward ihr da schon mal, könnt ihr das empfehlen‘. Je nachdem wer natürlich jetzt gerade dabei ist.“ (ID26) Wenige Probanden geben an, dass kein Austausch während der Fahrt stattfindet, generell die Unterrichtungstafeln an einem „vorbeigehen“ und sich weder selbst noch mit anderen Personen damit beschäftigt wird (z.B. ID-04, ID-07, ID-12, ID-13, ID-15, ID-24). Ein Proband gibt an, dass während der Fahrt keine Gespräche stattfinden, aber bei Pausen manchmal das ein oder andere Schild thematisiert wird (ID-22). O-Ton │ „Ähm, dass ich verbal da irgendwie Kontakt aufnehme mit den Mitfahrern, das nicht.“ (ID-15) O-Ton │ „Wie gesagt, wenn wir solche Sachen aufnehmen, dann vertagen wir das eigentlich, oder es wird dann beim Zwischenstopp, oder Mittagessen, irgendwas dergleichen, dass man das mal kurz erwähnt. (ID-22) Spontanes Aufsuchen der abgebildeten PoI Auch wenn bei der Mehrheit verschiedene Verhaltensauswirkungen zu beobachten sind, ist das spontane Abfahren von der Autobahn, d.h. eine impulsive Entscheidung, selten zu finden - und zwar bezogen auf Per- 54 Teil B: Ergebnisse der Leitfadeninterviews sonen, die dies überhaupt jemals gemacht haben sowie auf die angegebene Häufigkeit der spontanen Abfahrten. Die Mehrheit der Befragten gibt an, noch nie spontan ein PoI aufgesucht zu haben. O-Ton │ „Ich habe eine Art Reiseführer, wo je Autobahn diese braunen Schilder alle erklärt sind, mit den dazu gehörigen Sehenswürdigkeiten. Das Ding liegt bei mir im Auto und genutzt habe ich das, absichtlich und sinnvoll, maximal 2 oder 3 Mal.“ (ID-05) O-Ton │ „Ja, dies ist bereits mehrmals passiert, z.B. sind wir bei der Wartburg abgefahren und haben sogar spontan eine Übernachtung mehr gemacht als geplant.“ (ID-16) O-Ton │ „Ja, das war tatsächlich bei der KZ-Gedenkstätte Bergen- Belsen. Wo ich dann gesagt habe: ‚OK, wir haben noch irgendwo drei Stunden Luftpuffer‘, wie auch immer und dann sind wir da abgefahren und haben uns das angeschaut, ja.“ (ID-26) Als Begründungen für bisher noch keine spontanen Abfahrten werden folgende genannt. Es gibt ein bestimmtes Ziel, das aufgesucht werden möchte, so dass man möglichst zügig voran- und ankommen möchte. Dies kann sowohl bei privaten als auch dienstlichen Fahrten der Fall sein (ID-12, ID-13, ID-15, ID-17). Auch die Nicht-Wahrnehmung dieser Schilder und das nicht vorhandene Interesse an Abfahrten von der Autobahnen und/ oder Pausen wurde genannt. O-Ton │ „Nein, definitiv nicht, weil ich höchstens dann, äh, da hinfahre, wenn es erklärtes Ziel ist. Aber ich würde nicht aufgrund von so einem Hinweisschild rausfahren.“ (ID-12) O-Ton │ „Also, mh, von der Autobahn jetzt nicht, weil da haben wir immer ein konkretes Ziel und sind so ein bisschen zielgebunden und zeitlich. Und sagen, komm, da wollen wir jetzt hin und machen wir eher weniger Stopps.“ (ID-15) O-Ton │ „Nein. Ich fahre sehr ungern von Autobahnen ab und mache auch sehr ungern Pause. Deswegen ist das für mich keine Option.“ (ID-29) Ergebnisdarstellung 55 4.3.2 Mittelfristiges (Entscheidungs-)Verhalten Mittelfristige Verhaltenswirkungen können das Aufsuchen eines PoI auf der Rückfahrt oder bei einer weiteren späteren Fahrt umfassen. Wie vermutet, wird ein PoI aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel eher im Nachhinein bei der Rückfahrt oder bei weiteren Reisen aufgesucht, d.h. zeitversetzt. O-Ton │ „Ja, Nordhausen, war das wirklich so. Weil es war ein schöner Tag, man hat es, wie gesagt, von der Autobahn her sehen können. Auf der Hinfahrt hatte ich keine Zeit. Auf der Rückfahrt […], da habe ich mich dann wieder erinnert und dann habe ich mich mit Hilfe des Navis tatsächlich dahin navigieren lassen. Zwar nur kurz, aber auch besucht, einfach mal um zu schauen. Weil ich es durchaus interessant fand.“ (ID-02) O-Ton │ „Aber so im Nachhinein schon, denke ich, ja. Weil, also, ich habe so eine Liste mit Ausflugsideen, ja, falls man mal auf Besuch ist, dass man nicht wieder bei null anfängt. Ich schreibe mir oft auf, wenn ich etwas gesehen habe, was mich interessiert und ich halt gerade keine Zeit hab und das Wetter nicht so gut ist, dass man sich dann, hm, daraufhin schon ins Auto gesetzt hat und dann noch mal hingefahren ist.“ (ID-03) O-Ton │ „Also, das hatten wir auch, wenn mein Mann beruflich unterwegs ist. Da haben wir die letzten Herbstferien einfach mal ne Fahrt entlang dieser Route meines Mannes gemacht und sind auf gut Glück abgefahren, aufgrund dieser Schilder.“ (ID-06) O-Ton │ „Goethe-Manufaktur Oldesleben, müsste es sein. Und da bin ich dann einfach vorbei gefahren, auch aufgrund des Schildes, weil ich dann wusste, wo es ist. Und dann hatte ich mal von einem Nachbarn Schokolade von dort geschenkt bekommen und deswegen wollte ich dort auch mal vorbei fahren.“ (ID-09) 4.3.3 Langfristiges (Entscheidungs-)Verhalten Lebensweg-beeinflussende Auswirkungen, in der wissenschaftlichen Literatur auch als „life events“ bezeichnet, und Inspirationen zu zukünftigen Reisen der abgebildeten PoI können zu den langfristigen Verhaltenswirkungen gezählt werden. 56 Teil B: Ergebnisse der Leitfadeninterviews Lebensweg-beeinflussende Auswirkungen „Life events“ sind Schlüsselereignisse, die für einen bestimmten Zeitraum zu einer Veränderung des Verhaltens führen (vgl. Huber/ Milne/ Hyde 2017, S. 30). Eine Befragte berichtet von einem Erlebnis mit den Unterrichtungstafeln, der den Lebensweg ihrer Familie maßgeblich beeinflusst hat. Auf den Weg von Dresden nach Berlin sah sie ein Schild, welches sie dazu inspirierte, im Rahmen einer erneuten Reise nach Berlin einen Tag am See zu verbringen. Hiervon berichtete sie ihren Eltern, die wiederum die Stadt aufgesucht und letztlich ihren Wohnort dorthin verlagert haben. O-Ton │ „Meinen Eltern. Und es ging dann weiter. Es hat ihnen so gut gefallen, dass sie dann dort ein Restaurant aufgemacht haben, also eröffnet haben. Also, es geht wirklich weiter.“ (ID-04) (Reise-)Inspiration für die Zukunft Die Schilder inspirierten einige Probanden (Reise-)Ideen für die Zukunft zu schmieden. Sei es das Aufstellen einer „imaginären Liste“ mit PoI (ID-08), die in Zukunft aufgesucht werden sollen, die Idee einer Reiseroute durch Deutschland anhand der Unterrichtungstafeln (ID-08) oder der Wunsch, das „müsste man mal machen“ (ID-14, ID-15, ID-18, ID-24, ID-26, ID-27). Bei letztgenannten Probanden scheint es so zu sein, dass zwar eine Ansprache stattfindet, der Schritt zur Reiseentscheidung jedoch (noch) fehlt. O-Ton │ „[…], da hab ich so gedacht bei der Fahrt, wenn man mal älter ist, dann kann man doch einfach mal losfahren und so ne Woche anhand der Schilder irgendwas besuchen. Deutschland ist so schön, hat so viel zu bieten [...]. Also, das wäre eigentlich mal ne schöne Reiseroute so, ohne Ziel loszufahren, anhand der Schilder.“ (ID-06) O-Ton │ „Aber es war schon ein paar Mal so, dass ich überlegt hatte, eigentlich müsste man mal. Aber diese Einstellung man müsste mal, das reicht halt noch nicht aus, um eine wirkliche Reiseentscheidung oder so etwas zu treffen. Das ist so die Stufe davor, das regt schon ein bisschen an, aber es motiviert nicht wirklich. Zumindest bei mir war es so.“ (ID-14) Ergebnisdarstellung 57 4.3.4 Weitere Auswirkungen auf das (Entscheidungs-)Verhalten Über alle drei Phasen können die Informationssuche, die Weiterempfehlungsbereitschaft und die Imagebildung zu Verhaltensänderungen führen. Informationsverhalten Während der Großteil der Befragten bisher noch nie Informationen zu den Schildern während oder nach der Fahrt gesucht hat, hat dies bei einigen Befragten bereits (mindestens einmal) stattgefunden. O-Ton │ „Also, das hinterlässt halt nicht so den bleibenden Eindruck, dass man, wenn man zu Hause angekommen ist, da dann direkt wieder daran denken muss und das Bedürfnis hat, das nachzuschlagen. Also, ne.“ (ID-11) Die Informationen werden primär mit dem Smartphone, Tablet oder Laptop im Internet (u.a. bei Google und Wikipedia) gesucht, aber auch über Navigationsgeräte und Tourismus-Organisationen auf Landes- oder Ortsebene angefragt. O-Ton │ „Ich hatte mir dann auch, vor der Reise auch Prospekte vom Land Niedersachen bestellt.“ (ID-06) O-Ton │ „Das war bei der Wartburg, auf dem Weg nach Weimar. Da haben wir tatsächlich, weil wir ein paar Infos zur Wartburg wollten, die wir nicht vorrätig hatten, hat sie tatsächlich gegoogelt. Das konnte sie aber nur als Beifahrer machen.“ (ID-12) O-Ton │ „Das kam schon mal vor. Dass ich mir dann nochmal in Erinnerung gerufen habe, wo ich hergefahren bin und dann habe ich mir quasi schon, als ich beim Schild vorbeigefahren bin, gedacht: ‚Ach, das kannst du dir ja nochmal bei Wikipedia durchlesen.‘ So aus eigenem Interesse über die Region.“ (ID-29) Weiterempfehlung Während ein Austausch mit anderen Mitfahrern bei relativ vielen Probanden zu verzeichnen ist, findet eine Weiterempfehlung der auf den Unterrichtungstafeln dargestellten Sehenswürdigkeiten, Städte und/ oder Landschaften nach der Fahrt so gut wie nicht statt. Nur einige wenige Befragte gaben an, dass sie Empfehlungen aufgrund der Schilder gegeben haben (ID-04, ID-09, ID-24, ID-26 und ID-27) und zwar ihren Eltern, 58 Teil B: Ergebnisse der Leitfadeninterviews Freunden oder Kollegen. Nur zwei Befragte haben bereits entsprechende Empfehlungen von anderen Personen erhalten (ID-01, ID-27). Imagewirkungen Die meisten Befragten geben an, dass ihrer Meinung nach die Unterrichtungstafeln, die Landschaften abbilden bzw. teilweise auch als Begrüßungshinweis für die Region genutzt werden, wie z.B. Franken, Harz, Lüneburger Heide, Rhön, keine Wirkungen bzgl. eines Destinationsimages haben. Einige Probanden kennen diese Landschaftsschilder gar nicht oder berichten, dass sie bei ihnen nichts auslösen, wieder andere haben keine derartigen Schilder in Erinnerungen oder können sich nicht an die dargestellten Inhalte und/ oder Grafiken erinnern. Vielfach wird angegeben, dass durch diese Schilder kein neues Wissen über eine Region vermittelt wird und keine Veränderung der persönlichen Wahrnehmung des Destinationsimages bewirkt wird. O-Ton │ „Also, bewusst wahrgenommen, dass es mich beeinflusst, habe ich jetzt noch nicht. Klar, die Schilder sehe ich auch, die lese ich mir auch kurz durch. Aber im Prinzip, wenn ich irgendwo hinfahre, weiß ich ja ungefähr, in welcher Region ich fahre oder was ich durchfahre. Also sind die Schilder für mich eigentlich irrelevant.“ (ID-09) O-Ton │ „Nein, ich lerne hier gerade, dass es das überhaupt gibt.“ (ID- 12) O-Ton │ „Also ich freue mich immer ein bisschen, wenn ich an diesen Schildern, was heißt ich freue mich, ist eine nette Abwechslung, wenn man die mal so ein bisschen sieht. Ob es jetzt das Image dadurch verbessert, von meiner Seite aus glaub ich nicht.“ (ID-23) Nur wenige Probanden geben explizit an, dass die Schilder aus ihrer Sicht eine Imagewirkung haben. Daneben sind einige Zustimmungen zu verzeichnen, die jedoch undifferenziert sind, d.h., dass zwar eine Zustimmung gegeben wird, aber keine weiteren Hinweise („hat sicherlich Wirkung/ denke schon“, ID-06, ID-20, ID-21, ID-24, ID-25, ID-26, ID-27, ID-28). O-Ton │ „Ich denke schon, wenn man sich das dann angeguckt hat, macht man sich ja dann auch ein Bild ‚es war ok, es war nicht ok‘, je nachdem, ich denke schon, dass das zur Imagebildung beiträgt.“ (ID- 27) Spezifischere Aussagen beziehen sich auf die mehrmals angesprochenen Themen Heimatgefühl, geographische Orientierung in Deutschland Ergebnisdarstellung 59 und Bildungszwecke. Letzteres umfasst sowohl neues Wissen für sich selbst und/ oder die Familie als auch das Auffrischung des eigenen Wissens. O-Ton │ „Ich komme ja aus der Lüneburger Heide. Daher, wenn ich an dem Schild vorbeifahre, ist es direkt so ein Heimatgefühl. Also, dann denke ich direkt, ah ja, fast zu Hause. Und, ähnlich ist es auch, wenn ich in den Harz fahre. […] Und da fühle ich mich, ach hier fast da, schön, Berge. Also, da fühle ich mich direkt so ein bisschen wohl.“ (ID-11) O-Ton │ „Aber schon das Gefühl, jetzt bist du dort, das schon. Ich sage mal, wenn man einfach nur auf der Autobahn fährt, dann nimmt man zwar die Städte wahr, aber man denkt vielleicht nicht, ach jetzt bin ich im Harz. Also, so hat das schon eine Placement-Wirkung, mh, aber ansonsten keine direkte Assoziation.“ (ID-15) O-Ton │ „Bei der Ansicht kommen bestimmte Aspekte, die ich mit einer Region verbinde, in Erinnerung, z.B. Greifvögel, Hirsch und Hexe bei Harz. Oder Erika, Heidschnucke und Schafe bei Lüneburger Heide. Auch wenn sie nicht alle auf den Schildern stehen.“ (ID-16) 4.4 Wünsche für die Zukunft Zunächst fällt auf, dass die Probanden über die Zukunft der Unterrichtungstafeln geteilter Meinung sind. Während einige wenige Probanden die Unterrichtungstafeln abschaffen würden, da sie im aktuellen Design nicht auf sie wirken oder die auf ihnen dargestellten Informationen anders beschaffbar wären (ID-12, ID-14, ID-22), wünschen sich ebenso einige wenige Befragte, dass die Beschilderung zahlenmäßig ausgebaut wird (ID-03, ID-08, ID-28). Es gibt auch Probanden, die die Beschilderung mit Blick auf Gestaltung und Anzahl beim Status Quo belassen möchten (ID-10, ID-16, ID-21, ID-25, ID-27). Darüber hinaus werden einige konkrete Wünsche formuliert, die vor allem die Gestaltung der Schilder betreffen.  Ausweisung von nur nützlichen Informationen  Überarbeitung des Designs (z.B. andere Farbe, auffälligere Gestaltung, individuellere Gestaltung) 60 Teil B: Ergebnisse der Leitfadeninterviews  Ausweisung der Entfernung (km-Angabe) und der Abfahrt (mehrmals) sowie der Öffnungszeiten (einmal)  zweisprachige Schilder (deutsch und englisch) O-Ton │ „Also, da wäre es bestimmt möglich mehr Informationen so unterzubringen, dass der Autofahrer auch eine tatsächliche Handlungsempfehlung bekommt.“ (ID-07) O-Ton │ „Also es gibt den Hinweis, aha, du musst jetzt irgendwo auf der nächsten Abfahrt runter, aber konkret, dann kommen die kleinen braunen Hinweisschilder, die einen dann durch Lande leiten, das ist schon korrekt, aber weiß ich nicht, ob man da vielleicht noch ein Zusatzschild drunter montieren könnte.“ (ID-18) Aber auch eine bessere Platzierung der Schilder, eine Beschränkung auf Freizeiteinrichtungen und eine Ehrlichkeit der aufstellenden Einrichtungen („nicht übertreiben“) werden sich gewünscht. O-Ton │ „Ich würde mir fast eher wünschen, dass es mehr von diesen Tafeln gibt, aber sie auf jeden Fall der Wahrheit entsprechen sollten. Dass man sich dann wirklich darauf verlassen kann, was dahinter steckt. Und ich finde Salzgitter ist doch eine der hässlichsten Städte, die ich kenne und da dann jetzt so eine Wakeboardanlage abzubilden und sich als Freizeitstadt mit Palmen zu brüsten, ist dann finde ich nicht so angebracht. Wenn man das dann wirklich ansteuern sollte ist man einfach nur enttäuscht als Nutzer, Verbraucher, Konsument.“ (ID-28) Die Ergebnisse der Leitfadeninterviews werden in → Kapitel 9 und → Kapitel 10 auf die aufgestellten Forschungsfragen hin ausgewertet und zusammen mit den nachfolgend dargestellten Ergebnissen der Erinnerungstests und Online-Befragung diskutiert. Teil C │ Ergebnisse der Erinnerungstests von Sven Groß und Georg Felser 5 Kurzfassung der Erinnerungstests Erinnerungstests sind in der Marktforschung und dort insbesondere in der Forschung zur Werbewirkung und Produktinformation weit verbreitet (vgl. Felser 2015, S. 68ff.; Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S. 454ff.) „Dies liegt zum einen an der einfachen und schnellen Planung, Durchführung und Auswertung von Erinnerungstests. Zum anderen fußen Erinnerungstests auf der Überlegung, dass die Bekanntheit („awareness“) einer Marke oder eines Produkts eine Voraussetzung für den Werbeerfolg ist.“ (Singh/ Göritz/ Moser 2015, S. 165) Aber auch in der touristischen (Markt-)Forschung finden sich Anwendungsbeispiele, wie z.B. bei MacKay/ Smith 2006, S. 7ff. und Smith/ MacKay 2001, S. 261ff. In Anlehnung an die drei Phasen des Gedächtnisprozesses (vgl. Engelkamp 2017, S. 114ff.; Wentura/ Frings 2013, S. 102, siehe auch oben → Kapitel 2: Definitorische und theoretische Grundlagen) werden auch für die vorliegende Untersuchung drei Phasen unterstellt: [1] Lern-/ Encodierungsphase: Hier werden in der Gedächtnispsychologie Wörter, Bilder o.ä. ausgeteilt und die Probanden aufgefordert, sich diese zu merken. In der Werbewirkungsforschung ist diese Lehrphase beispielsweise mit dem Ansehen eines TV-Werbespots gleichzusetzen. Im durchgeführten Test wurde die Lernphase mit der Anreise nach Wernigerode gleichgesetzt. Während dieser Anreise konnten die Probanden Schilder wahrnehmen und im Gedächtnis abspeichern. [2] Behaltens-/ Retentionsphase: Zeit zwischen Autofahrt und Erinnerungstest. In der Werbewirkungsforschung - insbesondere für den Test von TV-Werbung - sind (trotz gravierender Validitätsprobleme) Recallmessungen weit verbreitet, die 24 Stunden nach der Darbietung der Werbung erfolgen (vgl. Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S. 454). Bei den eigens durchgeführten Erinnerungstests haben die Probanden unterschiedliche Retentionsphasen, da sowohl Touristen (klassische Urlauber und VFR-Reisende, d.h. Bekannten- und Verwandtenbesuche) als auch Personen einbezogen wurden, die täglich, wöchentlich oder mehrmals im Semester nach Wernigerode fahren (Studierende und Dozierende). [3] Abruf-/ Testphase: Nach den Leitfadeninterviews wurde ein kontrollierter Wiedererkennungstest (auch „Yes-No-Ansatz“) angewandt. Dabei wurden den Probanden laminierte Vorlagen von Unterrich- 64 Teil C: Ergebnisse der Erinnerungstests tungstafeln ihrer Anreisestrecke (A7 und A 36) vorgelegt - und zwar sowohl gefälschte als auch reale Schilder (→ Abbildung 6). Hierüber wurden sie bei der Einleitung auch aufgeklärt. Die Probanden hatten zu entscheiden, ob sie sich an diese Schilder erinnern können („Ja, ich kann mich erinnern“, Y) oder nicht („Nein, ich kann mich nicht erinnern“, N) (vgl. Tashchian/ White/ Sukgoo 1988, S. 397). Die Forscher können bei dieser Art des Erinnerungstests prinzipiell jedes beliebige Verhältnis von echten und falschen Anzeigen wählen, aber Ogilvie/ Creelman (1968) empfehlen eine gleiche Anzahl von echten und Distraktor-Anzeigen, um die zuverlässigsten Daten zu bekommen - eine Empfehlung, der auch im vorliegenden Fall, gefolgt wurde. Abbildung 6: Kartenvorlage für den Erinnerungstest Quelle: Landesverwaltungsamt Sachsen- Anhalt 2019 Je nach Anreisestrecke wurden den Probanden unterschiedliche DIN A5- Karten mit entsprechenden Hinweisschildern vorgelegt. Die Probanden sollten sich an möglichst viele Schilder erinnern. Hierbei wurden ihnen jeweils doppelt so viele Karten mit Schildern vorgelegt (sowohl Vorlagen, die sie kennen (könnten), als auch Vorlagen, die sie mit Sicherheit nicht kennen, d.h. Distraktoren), wie sie es tatsächlich auf der entsprechenden Strecke gab. Insgesamt wurden 50 Karten mit touristischen Unterrichtungstafeln vorbereitet. Als Distraktoren wurden sowohl Unterrichtungstafeln verwendet, die nicht im Harz situiert sind, als auch Unterrichtungstafeln, die es auch im Harz gibt, die aber nicht an der von dem Probanden gefahrenen Strecke liegen. Es wurde darauf geachtet, dass die Probanden aus beiden Gruppen Schilder vorgelegt bekamen. In einem Rekognitionstest gibt es zwei Formen richtiger Antworten: Der korrekt wiedererkannte Reiz („Treffer“) und die korrekte Zurückweisung eines Distraktors (vgl. Gerrig 2018, S. 133f.). Dementsprechend Kurzfassung der Erinnerungstests 65 geben die in der folgenden Tabelle enthaltenen richtigen Angaben (als Summe aus den „Treffern“ und den „korrekten Zurückweisungen“), erste Hinweise auf die Erinnerungsleistung der Probanden. Tabelle 6: Erste Ergebnisse aus den Erinnerungstests Gruppe richtige Angaben („recall“) Gruppe richtige Angaben („recall“) Pendler 91,66% Tourist 87,50% Pendler 75,00% Tourist 75,00% Pendler 8,33% Tourist 50,00% Pendler 81,25% Tourist 55,56% Pendler 79,16% Tourist 55,56% Pendler 71,43% Tourist 44,40% Pendler 66,66% Tourist 68,75% Pendler 68,75% Tourist 61,10% Pendler 81,25% Tourist 100% Pendler 75,00% Tourist 56,30% Pendler 71,43% Tourist 62,50% Pendler 66,66% Tourist 75,00% Pendler 87,50% Gesamt 65,97% Gesamt 71,08% Die richtigen Angaben summieren die korrekt wiedererkannten Schilder („Treffer“) und die korrekte Zurückweisung eines Distraktors. Quelle: eigene Erhebung Es zeigt sich, dass die meisten Probanden mehr als 50% korrekte Angaben tätigen - lediglich zwei Probanden erkennen weniger als die Hälfte richtig. Es zeigt sich zudem, dass bei der Gruppe der Pendler im Durchschnitt etwas höhere richtige Angaben zu verzeichnen sind (71,08% zu 65,97%). Es sind jedoch auch immer zwei Fehler denkbar: Entweder wird ein Reiz, der zuvor nicht präsentiert wurde, fälschlicherweise „wiedererkannt“ („falscher Alarm“), oder ein tatsächlich präsentierter Reiz wird nicht wahrgenommen („Auslassungsfehler“). Ein Ergebnis aus dem Rekognitionstest ist nur aussagekräftig, soweit es diese verschiedenen Ereignisse berücksichtigt. Dies leistet etwa der sog. d‘-Wert, zu dessen Bestimmung die falschen Alarme von den Treffern abgezogen werden. Auf diese Weise betont das Maß eine Diskriminationsleistung, nämlich die Fähigkeit, gesehene bzw. bekannte von neuen, unbekannten Unterrichtungstafeln 66 Teil C: Ergebnisse der Erinnerungstests zu unterscheiden. Näheres zur Auswertung der d‘-Werte und weitere Analysen finden sich bei Groß/ Felser 2020. 6 Fazit zu den Erinnerungstests Es kann festgehalten werden, dass bei fast allen Probanden eine freie („recall“, allgemeiner Natur) und gestützte Erinnerungsleistung (bezogen auf Anreisestrecke) beobachtbar ist. Die Teilnehmer können also gesehene von neuen Schildern unterscheiden, so dass die Fähigkeit zu diskriminieren gegeben ist. Diese variiert jedoch bei den einzelnen Probanden: Es gibt Personen, die sich nicht bzw. kaum erinnern können und Personen, die sich stärker erinnern können und sogar von sich selbst behaupten, dass sie ein „fotografisches Gedächtnis“ haben. Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist, dass die Probanden ihre Erinnerungsleistungen mit „sicher“ bis „teilweise sicher“ einschätzen. Wichtig zu erwähnen ist auch, dass aus Sicht der Autoren Erinnerungstests für Forschungszwecke im Tourismus und Verkehr einsetzbar sind und belastbare Ergebnisse liefern. Bis auf eine Probandin sahen sich alle Probanden in der Lage den Erinnerungstest durchzuführen. Diese Probanden haben sich erkennbar ernsthaft mit den ihnen vorgelegten Schildern auseinandergesetzt und ihre Entscheidungen getroffen. Literaturtipp Die weiteren Ergebnisse sind im folgenden Beitrag nachzulesen. Groß, S./ Felser, G.: Touristische Beschilderung - Wahrnehmung und Erinnerung der touristischen Unterrichtungstafeln an deutschen Autobahnen, in: Zeitschrift für Tourismuswissenschaft (ZfTW, geplante Veröffentlichung Anfang 2020) Teil D │ Ergebnisse der Online-Befragung von Sven Groß und Christian Reinboth 7 Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Online-Befragung Im Folgenden werden zunächst die methodischen Grundlagen der durchgeführten Online-Befragung dargestellt. Auf diesen aufbauend werden anschließend ausgewählte Ergebnisse präsentiert. 7.1 Grundgesamtheit, Stichprobenziehung und Quotierungsmerkmale Zur Grundgesamtheit zählen deutschsprachige, in Privathaushalten lebende Internetnutzer zwischen 18 und 75 Jahren, die einen Pkw und/ oder ein Motorrad und/ oder ein Wohnmobil regelmäßig oder gelegentlich privat verwenden oder in diesen Beifahrer sind und die in den letzten zwölf Monaten auf bundesdeutschen Autobahnen unterwegs waren. Laut Onlinestudie von ARD und ZDF verfügten 63,3 Mio. Deutsche (76,5%) im Jahr 2018 über einen eigenen Internetzugang, rund 53,2 Mio. Deutsche nutzten das Internet täglich (vgl. Frees/ Koch 2018, S. 398f.). Laut Statistischem Bundesamt gab es im Jahr 2018 in Deutschland 41,37 Millionen private Haushalte (vgl. Destatis 2019, S. 49) - und nach dem Standardwerk „Verkehr in Zahlen“ verfügten 78,4% aller Personen im Jahr 2017 über einen Pkw (vgl. BMVI 2018, S. 297). Die Stichprobe ist - unter den nachfolgend beschriebenen Einschränkungen einer quotierten Online-Stichprobe - repräsentativ (Konfidenzniveau: 95%, Fehlerspanne: 3%) für die Grundgesamtheit der deutschen Internetnutzer, denen ein Pkw im Haushalt zur Verfügung steht (n = 1.100). Als Merkmale für die Konstruktion der Stichprobe wurden das Alter, das Geschlecht sowie die Herkunft (nach Nielsen-Regionen) verwendet. Datenbasis war dabei zum einem die Studie „Mobilität in Deutschland“ (Alter und Geschlecht) sowie zum anderen dem Panelbetreiber „best4planning“ vorliegende Daten (Herkunft) (→ Tabelle 7). 72 Teil D: Ergebnisse der Online-Befragung Tabelle 7: Quotierungsmerkmale - Soll- und Ist-Werte Merkmal Merkmal Herkunft Soll Ist Alter Soll Ist Nielsen 1 16% 15,5% 18-29 Jahre 17,9% 17,7% Nielsen 2 21% 21,0% 30-39 Jahre 16,2% 16,0% Nielsen 3a 13% 13,3% 40-49 Jahre 19,5% 19,5% Nielsen 3b 15% 14,9% 50-59 Jahre 22,0% 22,2% Nielsen 4 16% 16,2% > 60 Jahre 24,5% 24,6% Nielsen 5 3% 2,9% Geschlecht Soll Ist Nielsen 6 8% 8,2% weiblich 49,6% 49,7% Nielsen 7 8% 8,0% männlich 50,4% 50,3% Quelle: MiD 2019; GIK 2018, S. 277 Bei einer derartigen Quotenstichprobe wird versucht, eine Repräsentativität herzustellen, indem man die Stichprobe so konstruiert, dass sie bekannte Merkmalsverteilungen in der Grundgesamtheit möglichst exakt abbildet. Die grundlegende Annahme ist, dass eine Stichprobe, die bekannte Merkmalsverteilungen im korrekten Verhältnis widergibt, auch für unbekannte Merkmalsverteilungen repräsentativ sein sollte. Diese Annahme ist in der wissenschaftlichen Diskussion umstritten. Da nur Personen mit Internetzugang an der Befragung teilnehmen konnten und hiervon wiederum nur Personen, die Mitglieder des Panels sind, könnten bestimmte Einkommensschichten, Berufsgruppen o.ä. über- oder unterrepräsentiert sein. Als wesentliches Argument für die Repräsentativität und Anwendbarkeit solcher Stichproben wird angeführt, dass sie sich in der Praxis vielfach bewiesen haben und wirtschaftlicher und schneller als Zufallsauswahlen sind. Im vorliegenden Fall musste auf eine quotierte Stichprobe zurückgegriffen werden, da kein vollständiges Verzeichnis der Grundgesamtheit existiert, das für die Realisation einer echten repräsentativen Zufallsauswahl zur Verfügung gestanden hätte. Weitere Nachteile solcher quotierter Auswahlen sind in der Literatur beschrieben, so etwa der Effekt der Selbstselektion bei der Zusammenstellung des Panels oder der Paneleffekt. Durch die Selbstselektion der angeschrieben Panelisten ist „[…] kein repräsentatives Bild der Internetnutzer und noch viel weniger der Bevölkerung gegeben.“ (Fischer 2005, S. 26) Zudem ist zu beobachten, dass die bei Online-Panels für diverse Studien zur Verfügung stehenden Probanden (Panelisten) ihr Verhalten durch die wiederholten Befragungen ändern (der sogenannte Paneleffekt). Jede zusätzliche Befragung führt zu einer Professionalisie- Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Online-Befragung 73 rung der Panelisten, was wiederum einen negativen Einfluss auf die Datenqualität haben kann - so kann etwa das Verhalten in einer Interviewsituation erheblich vom Verhalten Erstbefragter abweichen (vgl. Schnell/ Hill/ Esser 2013, S. 233). Letztlich ist als Limitierung zu nennen, dass nur deutsche Probanden in die Untersuchung einbezogen wurden, aber auch ausländische Pkw-Fahrer die deutschen Autobahnen nutzen und damit die touristischen Unterrichtungstafeln wahrnehmen und die ausgewiesenen PoI besuchen können. Die Interpretation der Ergebnisse hat unter Berücksichtigung der benannten Einschränkungen zu erfolgen. 7.2 Fragebogenaufbau Der Fragebogen besteht aus sieben Teilen mit 41 Fragen (→ Anhang 3). Im ersten Teil wurden Screening- und Demographie-Fragen gestellt, so dass die vorgesehene Quotierung kontrolliert werden konnte und nur Probanden in die eigentliche Befragung aufgenommen wurden, die auch zur Grundgesamtheit gehören. Allen Probanden, die nach dem Screening weitermachen konnten, wurde kurz die Zielsetzung der Untersuchung erläutert und ein Beispiel einer touristischen Unterrichtungstafel mit Hilfe eines Bildes gezeigt. Im zweiten bis fünften Teil der Befragung ging es um die inhaltlichen Themenfelder Wahrnehmung, Erinnerung, Verhalten, Zufriedenheit und zukünftige Entwicklung. Ein Sonderfrageteil widmete sich der Wahrnehmung des Hinweisschildes auf Autobahnkirchen sowie den hiermit verbundenen Entscheidungsprozessen. Im letzten Teil ging es um die Fahrleistung und das Fahrverhalten der Probanden. 7.3 Probanden und Probandenauswahl Die Erhebung wurde an die respondi AG vergeben, die für die Erstellung des filtergeführten Online-Fragebogens, der auch via Smartphone beantwortet werden konnte (Device Agnostic), die Rekrutierung der Probanden, die Durchführung der Datenerhebung, das Hosting des Fragebogens und der Daten während der gesamten Laufzeit der Erhebung sowie die Lieferung der Daten (Rohdaten im SPSS-kompatiblen .sav- Format) verantwortlich war. 74 Teil D: Ergebnisse der Online-Befragung Zunächst wurde eine Softlaunch-Stichprobe angelegt, d.h. es wurde gemäß der Verteilung aus dem Quotenplan eine Zufallsstichprobe aus dem deutschen Panel der respondi AG gezogen, in dem sich Mitte 2019 ca. 100.000 Personen befanden. Nach dem Datencheck wurde zum Start des Full Launches die Stichprobe gemäß der Verteilung aus dem Quotenplan aus dem Panel gezogen. Aus dieser wurden sukzessive Probanden eingeladen. Als diese aufgebraucht war, wurde erneut eine Stichprobe gemäß dem Quotenstand (Verteilung anhand zu diesem Zeitpunkt noch fehlender Merkmalskombinationen) gezogen und aus dieser rekrutiert. Zum Schluss wurde eine Stichprobe ausschließlich aus der Altersgruppe der 18-29-Jährigen gezogen, da diese eine besonders geringen Rücklauf aufwiesen und somit verstärkt rekrutiert werden mussten, um die gewünschte Fallzahl und Quotierung zu erreichen. Insgesamt wurden 6.511 Einladungsmails verschickt - wie viele Einladungen pro Stichprobe im Einzelnen verschickt wurden bzw. welcher Anteil jeweils beantwortet wurde, wurde durch die respondi AG nicht dokumentiert, da dieser Wunsch seitens des Projektleiters nicht rechtzeitig zum Projektstart kommuniziert wurde. 7.4 Pretest und Erhebungszeitraum Vor der eigentlichen Untersuchung wurde ein Pretest mit ausgewählten Personen durchgeführt. Hierfür standen vier Personen (aus Wissenschaft und Tourismuswirtschaft) zur Verfügung. Der Fragebogen wurde dabei auf Verständlichkeit, Durchführbarkeit und für die Beantwortung erforderliche Zeitdauer getestet. Darüber hinaus wurde von Seiten des beauftragten Marktforschungsunternehmens zunächst ein Softlaunch mit 56 Befragten durchgeführt. Im Nachgang wurden die eingesetzten Materialen jeweils überarbeitet - so wurde beispielsweise bei drei Fragen ein durch die Probanden überspringbarer Plausibilitätscheck integriert. Der Erhebungszeitraum lag Ende Juni 2019 - der Softlaunch fand am 21. Juni und die Haupterhebung vom 24. bis 28. Juni statt. Die Befragten benötigten im Durchschnitt ca. 13 Minuten zur Bearbeitung des Fragebogens, der Median lag bei 9 Min. 55 Sekunden. Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Online-Befragung 75 7.5 Datenaufbereitung und Auswertung Die Datenanalyse wurde mit Hilfe der Software SPSS (Version 25) durchgeführt. Zunächst wurden alle Fragen auf Fehler bei den Antworten der Probanden hin überprüft und die offenen Fragen klassiert. Neben einfachen Häufigkeitsdarstellungen wurden Mittelwerte und zugehörige Standardabweichungen (SD) kalkuliert sowie Chi-Quadrat- Tests auf stochastische Unabhängigkeit zweier Merkmale durchgeführt (vgl. Bühl 2014, S. 306ff.):  Standardabweichung (Standard Deviation), ein statistisches Maß für die Streuung eines Merkmals um das Zentrum einer Verteilung.  Beim Chi-Quadrat-Test auf stochastische Unabhängigkeit werden zwei Merkmale (wie etwa die Zugehörigkeit zu einer Alterskohorte und der Pkw-Besitz) auf ihre stochastische Unabhängigkeit geprüft. Hierzu werden die real beobachteten Häufigkeiten mit den zu erwartenden Häufigkeiten bei völliger Unabhängigkeit der Merkmale verglichen. 8 Ergebnisdarstellung Nachfolgend werden zunächst die Ergebnisse zur Wahrnehmung sowie zur Erinnerung dargestellt, um darauf aufbauend auf das (Entscheidungs-)Verhalten (spontane Abfahrt, späteres Aufsuchen, Informationsverhalten und Fahrverhalten), die Zufriedenheit mit den touristischen Unterrichtungstafeln, die Weiterempfehlung derselben und Wünsche für deren zukünftige Gestaltung einzugehen. Die Ausführungen werden mit einem Exkurs zu den Ergebnissen der Teilerhebung zu den Autobahnkirchen abgeschlossen. 8.1 Wahrnehmung Auch bei der Online-Befragung geben so gut wie alle Probanden an, dass sie die touristischen Unterrichtungstafeln entweder als Fahrer und/ oder Beifahrer bei Fahrten auf den deutschen Autobahnen wahrnehmen (→ Tabelle 8). Nur einer von 25 Personen gibt an, dass diese Schilder nicht wahrgenommen werden. Fahrer nehmen die Unterrichtungstafeln etwas häufiger wahr als Beifahrer, dafür geben jedoch auch etwas mehr Fahrer als Beifahrer an, dass sie die Schilder gleich wieder vergessen. Tabelle 8: Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln an deutschen Autobahnen (Mehrfachnennungen möglich) Wahrnehmung in Prozent ja, immer als Fahrer 28,2% ja, meistens als Fahrer 35,7% ja, vereinzelt als Fahrer 16,4% ja, als Fahrer, vergesse sie aber gleich wieder 9,4% ja, immer als Beifahrer 28,9% ja, meistens als Beifahrer 25,5% ja, vereinzelt als Beifahrer 11,8% ja, als Beifahrer, vergesse sie aber gleich wieder 4,0% nein, nehme sie nicht wahr 4,0% Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100) 78 Teil D: Ergebnisse der Online-Befragung Die Gedanken, die den Befragten bei Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln durch den Kopf gehen, sind vielfältig und meist positiv (→ Tabelle 9). Das grundsätzliche Interesse an den dargestellten PoI wird dabei am häufigsten genannt (31,5%). Das „Eigentlich müsste man mal“ reicht - wie die nachfolgenden Auswertungen noch zeigen werden - in vielen Fällen aber offensichtlich noch nicht aus, um eine wirkliche Reiseentscheidung zu treffen. Die Schilder scheinen die Stufe davor abzubilden, sie regen zwar das Interesse am PoI ein wenig an, motivieren aber nur einen Teil der Probanden zu einem tatsächlichen Besuch. Auch vielfältige positive Assoziationen werden von vielen Befragten als häufiger Gedanke angegeben (20,2%). Weiterhin fällt auf, dass die geographische Verortung der PoI eine gewisse Rolle spielt - einerseits dahingehend, dass Wegmarken (wieder)erkannt und mit einem „nach Hause kommen“ assoziiert werden, andererseits dahingehend, dass man bestimmte Sehenswürdigkeiten dank der Beschilderung einer Region zuordnen kann. Wenige Probanden gaben an, dass sie (so gut wie) keine Gedanken zu den Unterrichtungstafeln haben, die Tafeln (meist) ignorieren bzw. so gut wie nicht beachten oder aber diese sehen und (deren Inhalte) gleich wieder vergessen (15,1%). Darüber hinaus stellt ein kleinerer Anteil der Befragten diese Beschilderung generell in Frage und empfindet sie als zu kostenintensiv, nutzlos, langweilig o.ä. (6,0%). Ergebnisdarstellung 79 Tabelle 9: Gedanken bei Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln an deutschen Autobahnen (drei Nennungen möglich) Gedanken in Prozent keine Angabe 6,5% Interesse/ Wunsch PoI aufzusuchen, Ziel für Zukunft, da könnte man mal hinfahren, Ausflugsideen, Neugier 31,5% positive Gedanken, z.B. gute Idee, guter Hinweis, finde Schilder interessant, informativ, Freude, hilfreich, Abwechslung, tolles Schild 20,2% (so gut wie) keine Gedanken, ignoriere sie (meist), beachte sie so gut wie nicht, gesehen und vergessen 15,1% toll/ klasse/ beeindruckend, was Stadt/ Region zu bieten hat, interessanter PoI 13,1% ach/ aha, hier ist das, hier in der Nähe ist dieser PoI, wusste gar nicht, dass dieser PoI hier ist 7,3% gut zu wissen, wo man sich befindet; geographische Zuordnung/ Kenntnisse, zu Hause (Heimatgefühl) 6,3% negative Gedanken zu den Schildern, wie Sinn wird in Frage gestellt, langweilig, Ablenkung, nutzlos, zu hohe Kosten, braucht es diese Schilder 6,0% Interesse an mehr Informationen, wie z.B. Abfahrt, Entfernung, Öffnungszeiten 5,3% Heimatkunde, Kultur, Geschichte und/ oder Wissenserweiterung 4,3% Kenntnis des PoI, Erinnerungen werden wach 3,4% setze mich mit PoI gedanklich auseinander, z.B. was genau dahinter steckt, kann man PoI von Autobahn aus sehen 3,3% Tourismus-Förderung, Tourismus und Tourismus-Werbung 2,9% Sonstiges 2,4% Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100) Auf einigen Schildern finden sich zusätzliche Informationen, wie etwa der Hinweis auf einen Status als UNESCO-Weltkulturerbe, Nationalpark, Naturpark, Biosphärenreservat oder Metropolregion. Den zusätzlichen Mehrwert dieser Informationen bejahen 4 von 5 Personen (82,8% ja, 17,2% nein). 80 Teil D: Ergebnisse der Online-Befragung Diejenigen, für die die zusätzlichen Informationen auf den Schildern eine Bedeutung hat, können sich vor allem mehr unter dem jeweiligen Point of Interest (PoI) vorstellen. Das Interesse am PoI wird bei ebenso vielen geweckt (38,0%), wie die Schilder besser in Erinnerung bleiben (37,6%). Die weiteren Antwortmöglichkeiten und deren Verteilung finden sich in nachfolgender Tabelle. Tabelle 10: Mehrwert durch zusätzliche Informationen auf den touristischen Unterrichtungstafeln (Mehrfachnennungen möglich) Aussage zum Mehrwert in Prozent ja, durch derartige Informationen kann man sich mehr unter jeweiligen PoI vorstellen 49,7% ja, derartige Informationen wecken eher das Interesse für PoI 38,0% ja, Schilder bleiben besser in Erinnerung 37,6% ja, Schilder werden eher wahrgenommen 28,8% ja, derartige Information weckt bestimmte Erwartungen an PoI 21,5% ja, derartige Informationen regen zum Nachdenken an 15,4% ja, sonstiges 0,5% Quelle: eigene Erhebung (n = 874) Sofern die touristischen Unterrichtungstafeln wahrgenommen werden, kann man sich im Auto hierüber mit seinen (ggf. vorhandenen) Mitfahrern austauschen. Mehr als zwei von drei Personen (70,2%) haben sich bereits mindestens einmal mit Mitfahrern über die Schilder ausgetauscht. Fast jeder dritte Befragte (30,7%) tauscht sich sogar häufig mit Beifahrern über die touristischen Unterrichtungstafeln aus (→ Tabelle 11). Im Umkehrschluss fand ein Austausch bisher bei fast jedem Dritten noch nicht statt - entweder waren die Schilder kein Gesprächsthema (20,7%) oder ein Austausch konnte nicht stattfinden, da die Personen (fast) ausschließlich allein mit dem Pkw unterwegs sind (9,1%). Tabelle 11: Austausch zu den touristischen Unterrichtungstafeln mit Mitfahrern Austausch zu touristischen Unterrichtungstafeln in Prozent ja, häufig während der Fahrt 30,7% ja, selten während der Fahrt 32,4% ja, bisher erst einmal während der Fahrt 4,9% ja, nach der Fahrt 2,2% nein, da ich (fast) ausschließlich alleine unterwegs bin 9,1% nein, das ist bisher kein Thema gewesen 20,7% Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100) Ergebnisdarstellung 81 8.2 Erinnerungen Zwei von drei Personen (66,4%) geben an, dass sie sich an touristische Unterrichtungstafeln und die darauf abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften erinnern können (→ Abbildung 7). 43,3% brauchen dabei etwas länger zum Nachdenken, aber fast jedem Vierten Befragten (23,1%) fallen sofort Beispiele ein. Jedem Dritten fallen dagegen - auch nach längerem Nachdenken - keine Beispiele ein. Abbildung 7: Erinnerung an touristische Unterrichtungstafeln und die darauf abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100) Die Mehrheit derjenigen, die sich generell an touristische Unterrichtungstafel erinnern können, kann sich - nach eigener Aussage - an zwei bis drei Schilder erinnern (59,6%). Jeder fünfte kann sich an vier bis fünf Schilder erinnern (20,8%). Nur wenige Probanden geben an, sich an mehr Schilder (6 bis 10 Schilder und mehr als 10 Schilder) erinnern zu können (→ Tabelle 12). Tabelle 12: Anzahl der erinnerten touristischen Unterrichtungstafeln Anzahl an Unterrichtungstafeln in Prozent 1 Schild 15,3% 2-3 Schilder 59,6% 4-5 Schilder 20,8% 6-10 Schilder 2,7% mehr als 10 Schilder 1,5% Quelle: eigene Erhebung (n = 730) 23,1% 43,3% 33,6% Ja, mir fallen sofort Beispiele ein Ja, mir fallen bei längerem Nachdenken Beispiele ein Nein, mir fallen keine Beispiele ein 82 Teil D: Ergebnisse der Online-Befragung Für die Frage ob sich die Probanden überhaupt, d.h. sofort, mit längerem Nachdenken oder gar nicht, an touristische Unterrichtungstafeln erinnern können, spielt offenbar die Nutzungshäufigkeit der Autobahn eine Rolle. Führt man einen Chi-Quadrat-Test auf stochastische Unabhängigkeit durch, wird das Ergebnis mit p < .001 signifikant, d.h. es ist davon auszugehen, dass die beiden Eigenschaften „Häufigkeit der Autobahnnutzung“ und „Erinnerung an touristische Unterrichtungstafeln“ nicht stochastisch unabhängig voneinander sind. Ein Zusammenhang zwischen der auf der Autobahn verbrachten Zeit und dem Vermögen, sich an die Unterrichtungstafeln zu erinnern, darf daher vermutet werden ( 2 (10, N = 1.100) = 34,878, p < .001, → Tabelle 13). Dies lässt sich möglicherweise auf die Lerntheorie des verzögerten Vergessens (vgl. Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S. 455) zurückführen, welche besagt, dass ein Stimulus bei Wiederholung langsamer in Vergessenheit gerät, was laut der Autoren auch „für das Lernen von informativen (nicht von emotionalen) Werbebotschaften gilt.“ (Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S. 456) Somit handelt es sich exakt um die Art von Information, welche die Unterrichtungstafeln transportieren sollen. Ergebnisdarstellung 83 Tabelle 13: Nutzungshäufigkeit deutscher Autobahnen und Erinnerung an touristische Unterrichtungstafeln bzw. die darauf abgebildeten PoI Erinnerung an touristische Unterrichtungstafeln bzw. darauf abgebildete Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften gesamt ja, Beispiele fallen sofort ein ja, Beispiele fallen bei längerem Nachdenken ein nein, fallen keine Beispiele ein Nutzungshäufigkeit der deutschen Autobahnen in letzten 12 Monaten mit Pkw täglich Anzahl 29 51 25 105 erwartete Anzahl 24,2 45,4 35,3 105,0 mehrmals pro Woche Anzahl 71 101 77 249 erwartete Anzahl 57,5 107,7 83,8 249,0 einmal pro Woche Anzahl 34 51 38 123 erwartete Anzahl 28,4 53,2 41,4 123,0 mehrmals pro Monat Anzahl 67 140 91 298 erwartete Anzahl 68,8 129,0 100,2 298,0 einmal pro Monat Anzahl 31 83 65 179 erwartete Anzahl 41,3 77,5 60,2 179,0 mind. einmal in den letzten 12 Monaten Anzahl 22 50 74 146 erwartete Anzahl 33,7 63,2 49,1 146,0 gesamt Anzahl 254 476 370 1100 erwartete Anzahl 254,0 476,0 370,0 1100,0 Quelle: eigene Erhebung 84 Teil D: Ergebnisse der Online-Befragung Innerhalb der Gruppe der Probanden, die sich an wenigstens ein Schild erinnern, lässt sich dagegen kein weiterer Zusammenhang zwischen der Nutzungsintensität der Autobahn und der konkreten Anzahl an erinnerten Schildern konstatieren ( 2 -Test auf stochastische Unabhängigkeit, (10, N = 730) = 10,459, p = .401, → Tabelle 14). Tabelle 14: Nutzungshäufigkeit deutscher Autobahnen und Anzahl der erinnerten touristischen Unterrichtungstafeln Anzahl erinnerter Schilder gesamt 1 Schild 2-3 Schilder > 3 Schilder Nutzungshäufigkeit der deutschen Autobahnen in letzten 12 Monaten mit Pkw täglich Anzahl 18 42 20 80 erwartete Anzahl 12,3 47,7 20,1 80,0 mehrmals pro Woche Anzahl 17 111 44 172 erwartete Anzahl 26,4 102,5 43,1 172,0 einmal pro Woche Anzahl 16 49 20 85 erwartete Anzahl 13,0 50,7 21,3 85,0 mehrmals pro Monat Anzahl 31 118 58 207 erwartete Anzahl 31,8 123,3 51,9 207,0 einmal pro Monat Anzahl 17 71 26 114 erwartete Anzahl 17,5 67,9 28,6 114,0 mind. einmal in den letzten 12 Monaten Anzahl 13 44 15 72 erwartete Anzahl 11,0 42,9 18,0 72,0 gesamt Anzahl 112 435 183 730 erwartete Anzahl 112,0 435,0 183,0 730,0 Quelle: eigene Erhebung Bei der Frage nach der Angabe einer in Erinnerung gebliebenen Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft werden 542 verschiedene Unterrichtungstafeln genannt. Die Verteilung der am häufigsten genannten Schilder ist der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Hierbei fällt auf, dass v.a. Landschaften (wie die Lüneburger Heide, das Ruhrgebiet, die Eifel oder der Harz) häufiger als andere PoI-Typen benannt werden. Als einzelne Sehenswürdigkeit werden die im In- und Ausland bekannten Stätten der Wartburg, des Kölner Doms und der Völkinger Hütte am häufigsten erinnert. Ergebnisdarstellung 85 Tabelle 15: Die bekanntesten Einzelsehenswürdigkeiten, Städte und Landschaften Platz Top-5 der Landschaften Anzahl der Nennungen 1 Lüneburger Heide 16 2 Ruhrgebiet 15 3 Eifel/ Vulkaneifel 13 4 Teutoburger Wald 8 5 Harz 7 5 Schwäbische Alb 7 Top-5 der Einzelsehenswürdigkeiten 1 Wartburg 12 2 Kölner Dom 11 3 Völklinger Hütte 6 4 Europa Park Rust 5 4 Herkules-Denkmal Kassel 5 4 Ulmer Münster 5 4 Limes 5 Top-5 der Städte 1 Heidelberg 7 2 Regensburg, Walhalla 6 3 Metropolregion Nürnberg 5 3 Fächerstadt Karlsruhe 5 5 Barockstadt Fulda 4 5 Riesa 4 5 Weimar 4 5 Würzburg 4 Quelle: eigene Ergebung (n = 730) Neben der Frage, ob sich überhaupt an die touristischen Unterrichtungstafeln erinnert werden kann, wurde auch untersucht, an welche Art von touristischen Unterrichtungstafeln sich am ehesten erinnert werden kann und unter welchen Bedingungen sich die abgebildeten PoI besser gemerkt werden können. Von den fünf untersuchten Schilderarten werden an erster Stelle die Landschaftsschilder (58,2%) genannt. Mit ca. zehn Prozentpunkten Abstand folgen die Bauwerke (48,2%) und Städte (45,3%), die ungefähr gleich häufig genannt werden. Museen und Industriedenkmäler folgen auf den Plätzen vier und fünf (→ Tabelle 16). Dies korrespondiert auch 86 Teil D: Ergebnisse der Online-Befragung mit den Feststellungen zu → Tabelle 15: In freier Erinnerung ergaben sich die meisten Nennungen für konkrete Landschaftsbilder und Einzelsehenswürdigkeiten. Tabelle 16: Erinnerungsfähigkeit je nach Art der touristischen Unterrichtungstafeln (maximal drei Nennungen) Art der Unterrichtungstafeln in Prozent Landschaft 58,2% Bauwerk 48,2% Stadt 45,3% Museum 20,4% Industrie 8,9% Quelle: eigene Erhebung (n = 730) Wie zu erwarten ist, werden vor allem die Schilder am ehesten erinnert, die an häufig gefahrenen Strecken (53,8%) und/ oder in der Heimatregion (44,2%) stehen (→ Tabelle 17). An dritter Stelle wird genannt, dass die Merkfähigkeit erhöht wird, wenn mehr Zeit vorhanden ist (36,2%), um sich mit den Schildern auseinanderzusetzen (z.B. im Urlaub). Die weiteren Bedingungen werden mit Abstand seltener angegeben und scheinen für die Erhöhung der Merkfähigkeit eine geringere Rolle zu spielen. Als sonstige Bedingungen werden bspw. folgende genannt: „Wenn ich Beifahrer bin und wenn Stau ist“, „Wenn ich wüsste, wie ich dort hinkomme“ oder „private Erinnerungen“. Tabelle 17: Bedingungen zur Erhöhung der Merkfähigkeit von touristischen Unterrichtungstafeln (Mehrfachnennung) Bedingung in Prozent Schilder auf häufig gefahrenen Strecken 53,8% Schilder in der Heimatregion 44,2% wenn mehr Zeit vorhanden ist (z.B. im Urlaub) 36,2% PoI ist von der Autobahn aus zu sehen 19,9% wenn ich nicht mehr als 120 km/ h fahre 19,3% PoI ist für mich persönlich etwas Besonderes (z.B. Kloß-Welt, innerdeutsche Grenze) 18,6% wenn ich allein mit dem Auto unterwegs bin 18,2% wenn ich mit mehreren Personen im Auto unterwegs bin 14,7% Sonstiges 1,4% Quelle: eigene Erhebung (n = 730) Ergebnisdarstellung 87 8.3 (Entscheidungs-)Verhalten Im Folgenden geht es um die kognitiven Entscheidungen, insbesondere um die impulsive Entscheidung, spontan aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel von der Autobahn abzufahren. Daneben sind auch das extensive Entscheidungsverhalten (bspw. bei Plänen für die Zukunft) und limitierte Entscheidungen (z.B. bei Wiederholungsbesuchen) relevant (→ Kapitel 2). Entscheidung spontan oder später ein auf einer Unterrichtungstafel abgebildeten PoI aufzusuchen. Letztlich werden Ergebnisse zum Fahr- und Informationsverhalten dargestellt. 8.3.1 Spontanes Verhalten Neben der Information über das Vorhandensein einer bestimmten Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft wünschen sich viele Akteure aus Städten, Landkreisen, (Tourismus-)Marketingorganisationen usw., dass aufgrund der touristischen Unterrichtungstafeln mehr Besucher die jeweiligen PoI aufsuchen. Daher ist von Interesse zu wissen, wie viele Personen die Schilder bewusst wahrnehmen und bereits mindestens einmal spontan von der Autobahn abgefahren sind, um die abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft zu besuchen, wie viele dies im Nachhinein gemacht haben und wie viele dies zukünftig vor haben. Aber auch weitere hiermit verbundene Aspekte, wie z.B. die Häufigkeit dieser Nutzung oder die in Kaufgenommene Fahrdauer, sind von Relevanz. Darüber hinaus ist interessant zu wissen, welche Begründungen angeführt, warum noch nicht spontan eine abgebildete PoI aufgesucht wurde. Um diese Themen soll es im Folgenden gehen. Fast jeder sechste Befragte (17,1%) ist bereits mindestens einmal aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel spontan von einer Autobahn abgefahren, um die abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft zu besuchen. Der Großteil der Befragten hat (auch) innerhalb des letzten Jahres einen spontanen Besuch durchgeführt (87,2%). Im Umkehrschluss geben 12,8% an, zwar bereits irgendwann einmal einen spontanen Besuch eines abgebildeten PoI durchgeführt zu haben, aber nicht innerhalb der letzten zwölf Monate (→ Tabelle 18). Ein (42,0%) oder zwei (23,9%) spontane Besuche fanden innerhalb der letzten zwölf Monate am häufigsten statt. Im Durchschnitt wurde 1,9-mal (SD 2,2; bereinigt um einen Ausreißer) ein abgebildeter PoI aufgesucht - somit sind wenige Besuche pro Jahr festzuhalten. 88 Teil D: Ergebnisse der Online-Befragung Tabelle 18: Anzahl der spontanen Besuche innerhalb der letzten zwölf Monate Anzahl der spontanen Besuche in Prozent kein Besuch 12,8% ein Besuch 42,0% zwei Besuche 23,9% drei Besuche 9,6% vier und mehr Besuche 11,7% Quelle: eigene Erhebung (n = 188) Untersucht wurde auch die Möglichkeit eines Zusammenhangs zwischen dem Erinnerungsvermögen und der Frage, ob Probanden bereits mindestens einmal spontan die Autobahn verlassen haben, um einen PoI aufzusuchen (→ Tabelle 19). Hierfür wurde ein Chi-Quadrat-Test auf stochastische Unabhängigkeit mit den Variablen „Anzahl erinnerter Schilder“ und „Spontane Autobahnabfahrt“ durchgeführt, der zu einem signifikanten Ergebnis führte ( 2 (2, N = 695) = 41,448, p > .001). Es darf daher davon ausgegangen werden, dass beide Variablen nicht unabhängig voneinander sind. Als Erklärung dieses Effekts bieten sich verschiedene Ansätze an (z.B. bessere Wahrnehmung der Schilder führt zu einer höheren Abfahrbereitschaft, eine höhere Abfahrtbereitschaft bzw. bereits durchgeführte Ausflüge verbessern die Erinnerung an die Schilder oder eine höhere Schilderdichte führt sowohl zu einer höheren Wiedererkennungsrate als auch zu mehr Abfahrten). Ob eine dieser möglichen Erklärungen zutrifft, bleibt weiteren Untersuchungen vorbehalten. Tabelle 19: Anzahl erinnerter touristischen Unterrichtungstafeln und mindestens einmal spontan von Autobahn abgefahren, um PoI zu besuchen spontane Abfahrt, um abgebildeten PoI zu besuchen gesamt Ja Nein Anzahl erinnerter Schilder 1 Schild Anzahl 12 91 103 erwartete Anzahl 24,6 78,4 103,0 2-3 Schilder Anzahl 81 333 414 erwartete Anzahl 98,9 315,1 414,0 mehr als 3 Schilder Anzahl 73 105 178 erwartete Anzahl 42,5 135,5 178,0 gesamt Anzahl 166 529 695 erwartete Anzahl 166,0 529,0 695,0 Quelle: eigene Erhebung Ergebnisdarstellung 89 Aus der Gruppe der Befragten, die angegeben haben, bereits spontan von der Autobahn abgefahren zu sein, um einen PoI zu besuchen, gaben 59,0% an, einen solchen Spontanausflug schon mindestens einmal während einer Fahrt in den Urlaub unternommen zu haben. Weitere 21,3% gaben an, bereits mehrfach während einer Fahrt zum Urlaubsort spontan einen PoI aufgesucht zu haben (→ Abbildung 8). Abbildung 8: Nutzung einer Fahrt in den Urlaub, um mindestens einmal spontan eine auf einer Unterrichtungstafel abgebildeten Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft zu besuchen Quelle: eigene Erhebung (n = 188) Bei der maximal in Kauf genommenen Fahrtdauer fällt auf, dass zwei von drei Probanden (65,4%) bereit sind, bis zu 30 Minuten einzusetzen. Es gibt jedoch auch einige Personen, die bereit sind, weitere Strecken in Kauf zu nehmen - bis zu einer Stunde und mehr als eine Stunde maximal in Kauf genommene Fahrtzeit ist ungefähr gleich bedeutend (→ Tabelle 20). Tabelle 20: Maximale Fahrtdauer (ungefähr), um PoI spontan aufzusuchen Fahrtdauer in Prozent bis 10 Minuten 8,0% bis 20 Minuten 29,2% bis 30 Minuten 28,2% bis 40 Minuten 1,6% bis 50 Minuten 3,7% bis 60 Minuten 14,4% 1 h und mehr 14,9% Quelle: eigene Erhebung (n = 188) 59,0% 21,3% 19,7% Ja, einmal Ja, mehrmals Nein 90 Teil D: Ergebnisse der Online-Befragung Da der Großteil der Probanden noch keinen spontanen Besuch unternommen hat, sollen auch die Gründe betrachtet werden, warum noch nie spontan von der Autobahn abgefahren wurde, um einen abgebildeten PoI aufzusuchen. Die wichtigsten Begründungen liegen in der nicht vorhandenen Zeit, um den jeweiligen PoI aufzusuchen, sowie darin, dass man am Ziel ankommen und keinen (längeren) Stopp einlegen möchte (→ Tabelle 21). Es gibt jedoch auch einige Befragte, die mangelndes Interesse angeben (7,4%), die meist mit dem Auto beruflich unterwegs sind oder auf ihrem Arbeitsweg an den Unterrichtungstafeln vorbeikommen (2,4%) und einige Befragten, denen die Schilder noch nie aufgefallen sind (1,3%). Tabelle 21: Gründe, warum man noch nicht spontan von der Autobahn aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel abgefahren ist (eine Nennung möglich) Begründung in Prozent keine Zeit gehabt/ genommen, Zeitplan ließ es nicht zu, keine Zeit für Abstecher 40,7% andere Pläne/ Ziele, von A nach B fahren, am Ziel ankommen 34,0% kein Interesse, keine Lust, PoI nicht interessant genug 7,4% keine Angabe, weiß nicht 5,1% zu wenig Informationen auf Schildern, z.B. keine Ausfahrt angegeben, keine gute Anschlussbeschilderung 2,9% noch nicht daran gedacht, bin nicht spontan (wegen Kinder, Partner) 2,8% bin (meist) beruflich unterwegs, Arbeitsweg 2,4% Schilder bisher noch nicht aufgefallen 1,3% Sonstiges 3,4% Quelle: eigene Erhebung (n = 862) 8.3.2 Späterer Besuch von abgebildeten Points of Interest Neben einer spontanen Abfahrt können die auf den touristischen Unterrichtungstafeln abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften auch ganz bewusst später besucht worden sein bzw. es könnte die Absicht entstanden sein, diese noch zukünftig aufzusuchen. Während fast jeder Zehnte (8,9%) angibt, bereits mindestens einmal unmittelbar auf der Rückfahrt einen zuvor auf einer Unterrichtungstafel wahrgenommen PoI besucht zu haben, gibt etwas mehr als 1/ 3 (35,5%) an, einen wahrgenommenen PoI zu einem späteren Zeitpunkt aufgesucht zu haben. Das Potential für zukünftige Besuche ist relativ hoch: Nahezu zwei von drei Probanden können sich den Besuch eines auf einer Unterrichtungs- Ergebnisdarstellung 91 tafel abgebildeten PoI in Zukunft vorstellen. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass die meisten Befragten mit „ja, eventuell“ antworten (38,3%). Ein Teil (6,2%) ist sich jedoch „ganz sicher“, dass sie in Zukunft eine auf einer touristischen Unterrichtungstafel abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft besuchen wollen (→ Abbildung 9). Abbildung 9: Planung zukünftiger Besuche eines abgebildeten PoI Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100) 8.3.3 Fahrverhalten Wie bei den Grundlagen der Untersuchung gezeigt, hat die Anzahl der touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland in den letzten Jahren erheblich zugenommen (→ Tabelle 1). Während es 2004 in Deutschland 622 touristische Unterrichtungstafeln gab, sind es im Jahre 2019 mindestens 2.919 dieser Schilder. Somit hat es innerhalb von 15 Jahren nahezu eine Verfünffachung gegeben. Diese Zunahme und damit eine häufigere Wahrnehmung von derartigen Schildern könnte das Fahrverhalten von Autofahrern beeinflussen. Nach Meinung der meisten Probanden (67,8%) beeinflussen die touristischen Unterrichtungstafeln das Fahrverhalten jedoch weder positiv noch negativ das Fahrverhalten (→ Tabelle 22). Interessant ist, dass aus Sicht von jedem Siebten (14,7%) eine positive Beeinflussung des Fahrverhaltens im Sinne einer Verkehrsberuhigung stattfindet. Von einer Verkehrsgefährdung durch die Unterrichtungstafeln geht jeder Zwanzigste (5,1%) aus. 6,2% 17,8% 38,3% 30,8% 6,9% Ja, ganz sicher Ja, wahrscheinlich Ja, eventuell Nein, eher nicht Nein, ganz sicher nicht 92 Teil D: Ergebnisse der Online-Befragung Tabelle 22: Beeinflussung des Fahrverhaltens auf den deutschen Autobahnen durch die touristischen Unterrichtungstafeln Beeinflussung in Prozent nein, weder positiv noch negativ 67,8% ja, positiv im Sinne einer Verkehrsberuhigung 14,7% ja, negativ im Sinne einer Verkehrsgefährdung 5,1% ja, und zwar 1,5% weiß nicht 10,8% Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100) 8.3.4 Informationsverhalten Etwas mehr als die Hälfte der Probanden (58,3%) gibt an, dass sich bereits während oder nach einer Autofahrt über eine der abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften informiert hat (→ Tabelle 23). Ein Drittel (33,5%) hat sich selbst nach einer Autofahrt informiert und mehr als einer von Fünf (18,6%) hat dies über den Beifahrer getan. Tabelle 23: Informationsverhalten zu touristischen Unterrichtungstafeln (Mehrfachnennungen möglich) Informationsverhalten in Prozent ja, selbst nach der Fahrt 33,5% ja, mein Beifahrer während der Fahrt 18,6% ja, selbst während der Fahrt 7,8% ja, mein Beifahrer nach der Fahrt 7,2% nein, noch nicht informiert 41,7% Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100) Für diejenigen, die sich informiert haben, steht das Internet als Informationsquelle mit nahezu 90% der Nennungen klar an erster Stelle (→ Tabelle 24). Andere Informationsquellen sind weit abgeschlagen, wobei Freunde/ Bekannte und Familie noch von etwas mehr als einem Fünftel (20,9%) angegeben wird. Andere Informationsquellen wurden von ca. 10 bis 15% derjenigen genutzt, die sich informiert haben. Unter die sonstigen Angaben fallen u.a. Bildbände, Landkarten/ Atlanten und Lexika. Ergebnisdarstellung 93 Tabelle 24: Informationsverhalten zu touristischen Unterrichtungstafeln (Mehrfachnennungen möglich) Informationsquelle in Prozent Internet (z.B. Google, Wikipedia) 87,1% Freunde/ Bekannte/ Familie 20,9% Navigationssystem 14,7% Tourismus-Information 14,0% Broschüren/ Prospekte 10,9% Sonstiges 1,2% Quelle: eigene Erhebung (n = 641) 8.4 Zufriedenheit, Weiterempfehlung und Zukunft Die meisten Befragten sind mit dem Angebot der touristischen Unterrichtungstafeln auf den Autobahnen in Deutschland „zufrieden“ (51,6%) oder „sehr zufrieden“ (13,7%), so dass es nicht verwundert, dass die Gesamtzufriedenheit bei einem Durchschnitt von 2,26 (SD 0,767) liegt (→ Tabelle 25). Es fällt jedoch auf, dass bei der Frage nach der Wichtigkeit die Zustimmung weniger stark ausfällt. Die Angaben verschieben sich in Richtung „teils/ teils“ bis „(sehr) unwichtig“, so dass ein Durchschnitt von 2,58 (SD 1,011) festzustellen ist. Tabelle 25: Zufriedenheit mit den touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland und deren Wichtigkeit Zufriedenheit in Prozent Wichtigkeit in Prozent 1 = sehr zufrieden 13,7% 1 = sehr wichtig 12,6% 2 = zufrieden 51,6% 2 = wichtig 38,2% 3 = teils/ teils 30,7% 3 = teils/ teils 32,9% 4 = unzufrieden 2,8% 4 = unwichtig 11,3% 5 = sehr unzufrieden 1,1% 5 = sehr unwichtig 5,0% Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100) Hinsichtlich der Rezeption der Hinweisschilder könnte ein weiterer psychologischer Effekt von Bedeutung sein, der als Mere-Exposure- Effekt (oder Effekt des bloßen Kontakts/ Darbietung) bekannt ist. Dieser Effekt wurde erstmals in den 1960ern beschrieben: Eine häufige wiederholte Exposition eines Individuums gegenüber einem Stimulus ist 94 Teil D: Ergebnisse der Online-Befragung eine ausreichende Bedingung für die Verbesserung seiner Haltung dazu (vgl. Zajonc 1968, S. 1). Als Mere-Exposure-Effekt wird der Umstand bezeichnet, dass Probanden eingangs neutral bewertete Stimuli, denen sie über längere Zeit wiederholt ausgesetzt sind, mit der Zeit positiver bewerten. Der breit dokumentierte Effekt (vgl. z.B. Zajonc 2011) basiert auf einer unbewussten Präferenzbildung. Er ist unabhängig von kulturellem Hintergrund, demografischen Eigenschaften und der Art des untersuchten Stimulus feststellbar und tritt auch dann auf, wenn die Probanden nicht mit dem Stimulus interagieren oder diesen sogar nicht einmal bewusst wahrnehmen. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass der Effekt bei nur kurz und dafür häufig wahrgenommenen Stimuli besonders ausgeprägt auftritt (vgl. z.B. Bornstein/ D’Agostino 1992). Eine Beeinflussung der Bewertung der Hinweisschilder durch den Mere-Exposure-Effekt scheint auf den ersten Blick plausibel: Es handelt sich um farblich, stilistisch und räumlich gleichförmige Stimuli, die auf ähnliche Art und Weise für kurze Zeitintervalle bewusst oder unbewusst wahrgenommen werden. Da die Frequenz der Wahrnehmung mit der Häufigkeit von Fahrten bzw. mit der Fahrerfahrung zunimmt, wären im Falle des Auftretens des Mere-Exposure-Effekts Abhängigkeiten zwischen der Bewertung der Schilder und dem Alter sowie der Intensität der Autobahnnutzung zu erwarten - immer vorausgesetzt, die Präsenz der Hinweisschilder würde initial mindestens nicht als negativ empfunden. Tatsächlich führt etwa ein Chi-Quadrat-Test auf stochastische Unabhängigkeit für die beiden Variablen „Alter“ und „Zufriedenheit mit den touristischen Hinweisschildern“ zu einem signifikanten Ergebnis. Aufgrund der - in diesem Kontext - willkürlichen Klassierung der Altersangaben sowie aufgrund der Tatsache, dass gut ein Drittel der Zellen der Kontingenztabelle eine Häufigkeit von weniger als 5 aufweist, muss die grundsätzliche Eignung der vorliegenden Daten für eine solche Auswertung allerdings bezweifelt werden. Die Frage, ob der Mere- Exposure-Effekt einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Schilder hat, lässt sich somit anhand der erhobenen Daten nicht schlüssig beantworten; ihr könnte jedoch im Rahmen weiterer Untersuchungen nachgegangen werden. Neben der Zufriedenheit und Wichtigkeit wurde auch untersucht, ob die Anzahl der der touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland aus Sicht der deutschen Autofahrer erhöht, gesenkt oder gleich bleiben soll (→ Tabelle 26). Die Mehrheit der Probanden (51,1%) spricht sich dafür aus, dass die Gesamtzahl an Schildern auf dem aktuellen Niveau bleiben sollte. Andererseits sprechen sich vier von zehn (40,1%) auch für Ergebnisdarstellung 95 eine Erhöhung der Gesamtzahl aus. Nur aus Sicht von knapp jedem Elften (8,8%) sollte die Gesamtzahl reduziert werden. Tabelle 26: Meinung zur Anzahl an touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland Anzahl an Schildern in Prozent Gesamtzahl sollte gleichbleiben (wie Stand Mitte 2019) 51,1% Gesamtzahl sollte erhöht werden (zusätzliche Schilder für Sehenswürdigkeiten, Städte und Landschaften, auf die derzeit noch nicht hingewiesen wird) 40,1% Gesamtzahl sollte reduziert werden 8,8% Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100 ) Fast acht von zehn Befragten (79,8%) haben noch nie eine der abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften aufgrund einer Unterrichtungstafel an Freunde/ Bekannte, Kollegen und/ oder Familienmitglieder weiterempfohlen. Immerhin jeder Fünfte (20,2%) gibt jedoch an, „einmal“ oder „mehrmals“ eine entsprechende Empfehlung vorgenommen zu haben (→ Abbildung 10). Abbildung 10: Weiterempfehlung der abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften aufgrund einer Unterrichtungstafel Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100) Von acht durch die Autoren vorformulierten Ideen für die Zukunft der touristischen Unterrichtungstafeln können drei Gruppen gebildet werden. Die erste Gruppe umfasst zwei Vorschläge, die am interessantesten und wichtigsten eingeschätzt werden und in direktem Zusammenhang mit den Schildern an sich stehen (→ Abbildung 11). Zum einen geht es um die Ergänzung der Entfernung bis zum PoI (km-Angabe) und zum 15,9% 4,3% 79,8% Ja, einmal Ja, mehrmals Nein 96 Teil D: Ergebnisse der Online-Befragung anderen um die Nennung der Ausfahrt, um die abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft aufsuchen zu können. Einer zweiten Gruppe können drei Ideen zugeordnet werden. Hierbei handelt es sich um zwei technologische Entwicklungen (Internetplattform und eine App mit Informationen, Fotos, Links usw. zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten, Städten und Landschaften), die als Zusatzangebot möglich sind, und die Zweisprachigkeit der Schilder. Diese werden als mittelinteressant und -wichtig bewertet. Letztlich gibt es drei Vorschläge, die als weniger interessant und weniger wichtig eingeschätzt werden: Ein individuelleres Design, eine Überarbeitung der Farbgestaltung und eine Beschränkung auf Unterrichtungstafel von öffentlichen Einrichtungen gehören dieser dritten Gruppe an. - Abbildung 11: Bewertung der Vorschläge für die Weiterentwicklung der touristischen Unterrichtungstafeln Skala: 1 = sehr uninteressant, 2 = uninteressant, 3 = teils/ teils, 4 = interessant, 5 = sehr interessant; 1 = sehr unwichtig, 2 = unwichtig, 3 = teils/ teils, 4 = wichtig, 5 = sehr wichtig (Die ursprüngliche Skala (→ Tabelle 25) wurde für diese Darstellung umcodiert.) Ergebnisdarstellung 97 Vorschlag Interesse Wichtigkeit A bei den touristischen Unterrichtungstafeln wird die Entfernung bis zur Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft (km-Angabe) ergänzt 4,16 3,96 B bei den touristischen Unterrichtungstafeln wird die Ausfahrt genannt, um die abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft aufsuchen zu können 4,10 3,91 C die touristischen Unterrichtungstafeln werden in deutscher und englischer Sprache aufgestellt 3,36 3,27 D es wird ein individuelleres Design (z.B. in der Farbwahl, Gestaltung) der touristischen Unterrichtungstafeln ermöglicht 3,14 2,85 E die Farbgestaltung der touristischen Unterrichtungstafeln wird überarbeitet 3,08 2,83 F es wird eine Internetplattform mit Informationen, Fotos, Links usw. zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten, Städten und Landschaften entwickelt 3,66 3,29 G es wird eine App mit Informationen, Fotos, Links usw. zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten, Städten und Landschaften entwickelt 3,48 3,18 H es dürfen nur noch öffentliche Sehenswürdigkeiten, Städte und Landschaften abgebildet werden und keine privaten Einrichtungen mehr 3,07 2,79 Gesamtdurchschnitt 3,50 3,26 Quelle: eigene Erhebung Während zirka ein Viertel der Befragten (26,5%) keine eigenen Wünsche für die Zukunft der touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland angeben, äußert der Großteil der Befragten mindestens einen Wunsch (→ Tabelle 27). Ganz oben in der Liste der Wünsche stehen  die Angabe der Entfernung zum ausgewiesenen PoI,  eine bessere Gestaltung, wie bspw. auffälligere und größere Schilder, und  eine andere Farbe bzw. Farbgestaltung. Obwohl dieser Aspekt bei den obigen Vorschlägen der dritten Gruppe zugeordnet wurde, ist festzustellen, dass dieses Thema doch einigen der 98 Teil D: Ergebnisse der Online-Befragung Befragten wichtig ist. Darüber hinaus zeigen die Daten auf, dass weitere Informationen auf den Schildern gewünscht sind - seien es einerseits weitere, Informationen zum PoI (z.B. Öffnungszeiten, Internetseite des PoI) und andererseits die Angabe der Abfahrt und weitere Beschilderungsvorschläge für die Zielerreichung. Die weiteren Wünsche sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Tabelle 27: Wünsche für die Zukunft der touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland (maximal drei Nennungen möglich) Wünsche für die Zukunft Angaben in % keinen Wunsch genannt 26,5% Entfernung zum PoI angeben 20,2% (allgemein) bessere Gestaltung 18,7% andere Farbe, Farbgestaltung, bunt(er) 14,2% so bleiben wie sie sind, gleichbleibende Qualität sichern, alles gut wie es ist 12,1% weitere, mehr Infos zum PoI (z.B. Öffnungszeiten, Internetseite des PoI) 11,7% mehr Schilder 10,7% Angabe der Abfahrt und weitere Beschilderungsvorschläge 9,5% Digitalisierung (App/ Internet) 5,2% begrenzte Anzahl an Schildern/ weniger Schilder 4,7% auch englische Angabe des PoI 3,1% Schilder an anderer Stelle aufgreifen, z.B. Rastplatz oder kurze Zeit später noch einmal anzeigen 1,9% abschaffen/ alle Schilder weg 1,8% Schilder sichtbarer machen, z.B. Standort optimieren, Reinigung und Beschneidung der umliegenden Bäume/ Sträucher 1,5% Sonstiges 3,5% Quelle: eigene Erhebung (n = 1.099) Ergebnisdarstellung 99 8.5 Exkurs: Autobahnkirchen Die Schilder, die auf Autobahnkirchen hinweisen, sind den meisten Befragten bekannt (→ Tabelle 28). Jeder Vierte gibt jedoch an, dass er derartige Schilder noch nicht gesehen hat. Tabelle 28: Bekanntheit der Schilder, die auf Autobahnkirchen hinweisen (gestützt) Bekanntheit der Autobahnkirchenschilder in Prozent ja, habe ich bereits gesehen 56,1% ja, sehe ich regelmäßig 10,5% nein, habe ich noch nicht gesehen 26,5% weiß nicht 7,0% Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100) Diejenigen, die die Schilder kennen, wurden gefragt, ob sie auch schon einmal eine Autobahnkirche aufgrund eines Hinweisschildes aufgesucht haben. Während jeder Achte dies bejaht (12,4%), geben nahezu neun von zehn Probanden (87,3%) an, dass sie noch nie eine Autobahnkirche aufgrund eines Hinweisschildes aufgesucht haben - 0,3% geben „weiß nicht“ an. Für fast zwei Drittel (63,9%) derjenigen, die eine Autobahnkirche bereits einmal aufgrund eines Hinweisschildes aufgesucht haben, liegt der Besuch mehr als zwölf Monate zurück (→ Tabelle 29). Tabelle 29: Besuch einer Autobahnkirche innerhalb der letzten zwölf Monate Besuch einer Autobahnkirche in Prozent kein Besuch 63,9% ein Besuch 25,2% zwei Besuche 6,8% drei Besuche 1,4% vier Besuche 1,4% fünf Besuche 1,4% Quelle: eigene Erhebung (n = 147) Teil E │ Diskussion der Ergebnisse, Fazit und Ausblick von Sven Groß, Georg Felser, Dominik Huber und Christian Reinboth 9 Beantwortung der Forschungsfragen Auf die eingangs dargestellten Forschungsfragen soll im Rahmen dieses Kapitels zusammenfassend eingegangen werden. Frage │ Werden die touristischen Unterrichtungstafeln von den Autofahrern und -insassen auf Deutschlands Autobahnen wahrgenommen? Wie sich gezeigt hat, werden die touristischen Unterrichtungstafeln an den deutschen Autobahnen vom Großteil der Befragten wahrgenommen - dies konnte sowohl mit den Leitfadeninterviews als auch mit der Online-Befragung nachgewiesen werden. Frage │ Welche Art von Hinweisschildern werden eher wahrgenommen: Die Schilder zu Landschaftstypen (wie z.B. Allgäu, Harz, Thüringer Wald) oder die Schilder zu einzelnen Sehenswürdigkeiten? Bei der Frage nach der Angabe einer in Erinnerung gebliebenen Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft, wurden in der Online- Befragung 542 verschiedene Unterrichtungstafeln genannt. Insbesondere Landschaften (wie die Lüneburger Heide, das Ruhrgeiet, die Eifel oder der Harz) werden aus der freien Erinnerung heraus häufig genannt. Auch bei der gezielten Nachfrage zu den fünf untersuchten Schilderarten werden die Landschaftsschilder (58,2%) an erster Stelle genannt. Mit ca. zehn Prozentpunkten Abstand folgen die Bauwerke (48,2%) und Städte (45,3%), die ungefähr gleich häufig genannt werden. Museen und Industriedenkmäler folgen auf Platz vier und fünf. Frage │ Können sich die deutschen Autofahrer und Beifahrer an diese Schilder und die darauf abgebildeten PoI erinnern? Wenn ja, an wie viele Schilder können sie sich erinnern? Zwei von drei Probanden der Online-Befragung können sich sofort oder nach längerem Nachdenken an Beispiele erinnern. Die Mehrheit derjenigen, die sich generell an touristische Unterrichtungstafeln erinnern können, kann sich an zwei bis drei Schilder erinnern (59,6%). 104 Teil E: Diskussion der Ergebnisse, Fazit und Ausblick Frage │ Welche Gedanken haben die Autobahnnutzer bei Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln? Es wurden sowohl positive als auch negative Gedanken zu den Unterrichtungstafeln berichtet, wobei die positiven (sowohl bei der Online- Befragung als auch bei den Leitfadeninterviews) Äußerungen deutlich überwiegen. Frage │ Gibt es Abhängigkeiten zwischen der Erinnerung der Beschilderung und der Nutzungshäufigkeit von Autobahnen oder anderer erhobener Eigenschaften? Für die Frage, ob sich die Probanden überhaupt, d.h. sofort, bei längerem Nachdenken oder gar nicht an touristische Unterrichtungstafeln erinnern können, spielt offenbar die Nutzungshäufigkeit der Autobahnen eine Rolle. Führt man einen Chi-Quadrat-Test auf stochastische Unabhängigkeit durch, wird das Ergebnis signifikant, d.h. es ist davon auszugehen, dass die beiden Eigenschaften „Häufigkeit der Autobahnnutzung“ und „Erinnerung an touristische Unterrichtungstafeln“ nicht stochastisch unabhängig voneinander sind. Ein Zusammenhang zwischen der auf der Autobahn verbrachten Zeit und dem Vermögen, sich an Unterrichtungstafeln zu erinnern, darf daher vermutet werden. Frage │ Sind Erinnerungstests ein geeignetes Instrument, um die Erinnerung an touristische Unterrichtungstafeln zu messen? Aus Sicht der Autoren sind Erinnerungstests für Forschungszwecke im Tourismus und Verkehr einsetzbar und liefern belastbare Ergebnisse. Die Probanden schätzen ihre Erinnerungsleistungen meist mit „sicher“ bis „teilweise sicher“ ein und bis auf eine Probandin sahen sich alle Probanden dazu in der Lage, den Erinnerungstest durchzuführen. Frage │ Wie viele Autofahrer sind bereits mindestens einmal von der Autobahn abgefahren, um spontan einen auf einem Schild abgebildeten PoI zu besuchen? Auf Basis der Leitfadeninterviews ist festzuhalten, dass das spontane Abfahren von der Autobahn als impulsive Entscheidung eher selten Beantwortung der Forschungsfragen 105 vorkommt. Die Mehrheit der Befragten gibt an, noch nie spontan von der Autobahn abgefahren zu sein, um einen PoI aufzusuchen. Die Online-Befragung offenbart jedoch, dass immerhin knapp jeder sechste Befragte (17,1%) bereits mindestens einmal aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel spontan von einer Autobahn abgefahren ist, um die auf dieser abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft zu besuchen. Der Großteil der Befragten hat (auch) innerhalb des letzten Jahres einen spontanen Besuch durchgeführt (87,2%). Bei den meisten dieser Probanden kam es im Laufe der vergangenen zwölf Monate zu einer oder zwei spontanen Abfahrten. Frage │ In diesem Zusammenhang interessieren auch die Fragen, wie häufig Autofahrer direkt abfahren, zu welchen Zeiten sie aufsuchen und welche Fahrtzeiten sie dafür in Kauf nehmen. Zwei von drei Probanden (65,4%) sind bereit, bis zu 30 Minuten zu investieren, um ein auf einer touristischen Unterrichtungstafeln abgebildeten PoI zu erreichen. Es gibt jedoch auch einige Personen, die bereit sind, längere Fahrzeiten von bis zu einer Stunde oder länger in Kauf zu nehmen, wobei beide Antworten etwa gleich häufig selektiert wurden. In der Gruppe der Befragten, die angeben, bereits spontan von der Autobahn abgefahren zu sein, um einen PoI zu besuchen, gaben 59,0% an, einen solchen Spontanausflug schon mindestens einmal während einer Fahrt in den Urlaub unternommen zu haben. Weitere 21,3% gaben an, bereits mehrfach während einer Fahrt zu einem Urlaubsort spontan einen PoI aufgesucht zu haben. Frage │ Wurde eine der abgebildeten Sehenswürdigkeiten bewusst später aufgesucht? Wie vermutet, wird ein PoI aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel eher im Nachhinein bei der Rückfahrt oder bei weiteren Reisen aufgesucht, d.h. zeitversetzt. Dies kann sowohl auf Basis der Leitfadeninterviews als auch auf Basis der Ergebnisse der Online-Befragung bestätigt werden. Während fast jeder Zehnte (8,9%) bei der Online-Befragung angibt, bereits mindestens einmal unmittelbar auf der Rückfahrt einen zuvor auf 106 Teil E: Diskussion der Ergebnisse, Fazit und Ausblick einer Unterrichtungstafel wahrgenommen PoI besucht zu haben, gibt etwas mehr als ein Drittel (35,5%) an, einen wahrgenommenen PoI bereits mindestens einmal zu einem späteren Zeitpunkt aufgesucht zu haben. Das Potential für zukünftige Besuche als interessant wahrgenommener PoI scheint groß zu sein: Nahezu zwei von drei Probanden der Online- Befragung können sich den Besuch eines auf einer Unterrichtungstafel abgebildeten PoI in Zukunft vorstellen. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass die meisten dieser Befragten lediglich mit „ja, eventuell“ antworten (38,3%). Nur ein kleiner Teil (6,2%) ist sich „ganz sicher“, dass sie in Zukunft eine auf einer touristischen Unterrichtungstafel abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft besuchen werden. Frage │ Haben Autofahrer abgebildete Sehenswürdigkeiten schon einmal an Freunde/ Bekannte weiterempfohlen? Fast acht von zehn Befragten (79,8%) haben noch nie eine der abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften aufgrund einer Unterrichtungstafel an Freunde/ Bekannte, Kollegen und/ oder Familienmitglieder weiterempfohlen. Jeder Fünfte gibt jedoch an, „einmal“ oder „mehrmals“ eine entsprechende Empfehlung vorgenommen zu haben. Frage │ Findet ein Austausch zu den touristischen Unterrichtungstafeln mit den Mitfahrern statt? Ein Austausch über die Unterrichtungstafeln mit den jeweiligen Mitfahrern findet bei einem Teil der Befragten statt - dies kann sowohl mit den Ergebnissen der Leitfadeninterviews als auch mit denen der Online- Befragung untermauert werden. Während sich bei den Leitfadeninterviews ergab, dass sich eher selten zu den PoI ausgetauscht wird, gibt fast jeder dritte Befragte der Online- Befragung an (30,7%), dass er sich häufig über die touristischen Unterrichtungstafeln austauscht. Zudem gab jedoch ein Drittel der Befragten an, noch nie das Gespräch mit einem Mitfahrer über eine touristische Unterrichtungstafel gesucht zu haben. Frage │ Wird die Verkehrssicherheit durch die touristischen Unterrichtungstafeln (positiv oder negativ) beeinflusst? Beantwortung der Forschungsfragen 107 Negative Auswirkungen auf das Fahrverhalten bzw. die Verkehrssicherheit scheinen die Unterrichtungstafeln nicht zu haben. Bei den Leitfadeninterviews hat diese Meinung kein einziger Proband vertreten. Auch bei der Online-Befragung geht nur jeder Zwanzigste (5,1%) von einer Verkehrsgefährdung durch die Unterrichtungstafeln aus. Nach Meinung der meisten Probanden (67,8%) beeinflussen die touristischen Unterrichtungstafeln das Fahrverhalten weder positiv noch negativ. Interessant ist, dass aus Sicht von jedem Siebten (14,7%) sogar eine positive Beeinflussung des Fahrverhaltens im Sinne einer Verkehrsberuhigung stattfindet. Frage │ Welche Wünsche bzw. Ideen haben die Nutzer der deutschen Autobahnen zur Zukunft der touristischen Unterrichtungstafeln? Die bei den Leitfadeninterviews geäußerten Wünsche, die v.a. die Gestaltung der Schilder betrafen, sowie eigene Ideen der Autoren, wurden in der Online-Befragung auf das generelle Interesse und ihre Wichtigkeit hin untersucht. Von diesen vorformulierten Ideen werden zwei Vorschläge als am interessantesten und wichtigsten eingeschätzt: Bei diesen geht um die Ergänzung der Entfernung bis zum PoI (km-Angabe) sowie um die Nennung der Ausfahrt, über die man den jeweils abgebildeten PoI erreichen kann. Auch zwei technologische Entwicklungen (Internetplattform und App mit Informationen, Fotos, Links usw. zu den einzelnen PoI) sowie die Zweisprachigkeit der Schilder erhielten eine vergleichsweise hohe Zustimmung, die Spannbreite der Meinungen geht hier jedoch weiter auseinander. Ein individuelleres Design, eine Überarbeitung der Farbgestaltung und eine Beschränkung auf Unterrichtungstafel von öffentlichen Einrichtungen finden bei den vorformulierten Ideen den wenigsten Anklang. Auch bei den von den Probanden der Online-Befragung frei genannten Vorschlägen steht die Angabe der Entfernung zum ausgewiesenen PoI ganz oben auf Liste. Im Widerspruch zu den oben benannten Ergebnissen der geschlossenen Frage steht, dass eine bessere Gestaltung und eine andere Farbe bzw. Farbgestaltung von einigen Probanden bei der Beantwortung der offenen Frage als wichtige Aspekte benannt wurden. Die Ergänzung weiterer Informationen auf den Schildern wurde bei der 108 Teil E: Diskussion der Ergebnisse, Fazit und Ausblick freien Wunschäußerung ebenfalls noch vergleichsweise häufig genannt (z.B. Öffnungszeiten, Internetseite des PoI). 10 Diskussion der Ergebnisse Die Ergebnisse dieser Studie mit drei methodischen Zugängen haben sowohl theoretische als auch praktische Implikationen. Aufbauend auf den theoretischen Grundlagen und den erzielten Ergebnissen der Leitfadeninterviews wurde ein Modell zur Wahrnehmung, Erinnerung und Verhaltensunterstützung von Autobahn-Unterrichtungstafeln entwickelt (→ Abbildung 12). Das Modell beinhaltet die drei für die Wahrnehmung von touristischer Autobahnbeschilderung ausschlaggebenden Faktoren, deren Aufnahme ins Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis und die draus resultierenden Entscheidungen für die Rezipienten. Die unterschiedlichen Komponenten des Beschilderungsdesigns, wie etwa Farben, Text, Grafik oder Gesamtbild, wirken sich unterschiedlich auf die Erinnerungsfähigkeit der Rezipienten aus. Das kurz-, mittel- und langfristige Entscheidungsverhalten basiert sowohl auf der Merkfähigkeit als auch auf der Wahrnehmung der Beschilderung. Anhand der qualitativen Interviews konnten mehrere Dimensionen des Entscheidungsverhaltens herausgearbeitet werden, wie insbesondere das Aufsuchen von PoI in unterschiedlichen zeitlichen Abständen, das Informationsverhalten und das Verhalten in Bezug auf Weiterempfehlungen. Mit Blick auf die Wahrnehmung und Erinnerung ist festzuhalten, dass die touristischen Unterrichtungstafeln von so gut wie allen Probanden wahrgenommen werden und bei den meisten zumindest teilweise in Erinnerung (Langzeitgedächtnis) bleiben. Hierbei ist zu beachten, dass für diese Wirkungen eine nur sehr geringe Aufmerksamkeit erforderlich ist. Bei den beobachteten Gedächtniseffekten ist ja nicht davon auszugehen, dass die befragten Personen die Schilder besonders beachtet hätten oder gar im Vorbeifahren die Absicht gehabt hätten, sie sich zu merken. Sie dürften eher beiläufig und unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle „encodiert“ worden sein. Dies steht im Einklang mit einer Reihe von Ergebnissen aus der Werbewirkungsforschung, wonach Werbung auch dann einen Effekt hat, wenn sie beiläufig und unbewusst wahrgenommen wird (vgl. Felser 2015, S. 81ff.). Diskussion der Ergebnisse 109 Abbildung 12: Modell zur Wahrnehmung, Erinnerung und Verhaltensunterstützung durch touristische Unterrichtungstafeln Quelle: Gross/ Huber 2019 Touristische Unterrichtungstafeln Grafik Farbe Text komplette Schild Kontext (Situation und Motivation Assoziation Wahrnehmung ja/ nein Erinnerung Arbeitsspeicher (intrapersonal) Langzeitgedächtnis (intrapersonal) ( E n t s c h e i d u n g s - ) V e r h a l t e n kurzfristig mittelfristig langfristig Imagebildung/ -wirkung Weiterempfehlung Informationsverhalten  Fahrverhalten  Austausch im PKW  spontane Abfahrt Abfahrt auf Rückfahrt  lebensbeeinflussend  Inspiration für Zukunft Aufsuchen im Nachhinein 110 Teil E: Diskussion der Ergebnisse, Fazit und Ausblick Bei der Wahrnehmung lassen sich verschiedene Zugänge zu den Schildern finden - mal werden eher die Grafik, der Text, die Farbe, das komplette Schild oder situationsabhängig einer der zuvor genannten Aspekte wahrgenommen. Die Zeichnung wird jedoch am häufigsten von den Probanden genannt. Auch in anderen Studien wird aufgezeigt, dass konkrete Symbole (z.B. Objekte und Personen, mit denen man in der realen Welt vertraut ist) besser wahrgenommen werden als abstrakte Symbole (vgl. Zhang/ Chan 2013). Hierbei können in der eigenen Untersuchung keine alters- oder geschlechtsspezifischen Unterschiede festgestellt werden. Dies steht wiederum im Einklang mit den Ergebnissen von MacKay/ Smith 2006. Deren Erinnerungsstudie von Werbeanzeigen zeigt auf, dass Altersunterschiede im typischen textbasierten Testformat auftreten, aber nicht in einer Situation, in der gerahmte Bilder die Anreize sind. Bei den Gedanken, zu denen es während der Wahrnehmung der Schilder kommt, fällt auf, dass zwischen emotionalen und kognitiven Effekten unterschieden werden kann. Zum einem wird mit Hilfe der Unterrichtungstafeln Wissen vermittelt bzw. angeeignet (z.B. Heimatkunde, Verortung eines PoI), zum anderen lösen sie positive Gedanken und Gefühle aus, wie bspw. Sicherheitsgefühle (z.B. Wegmarken auf einer Reise in den Urlaub) und Heimatgefühle. Auf die Bedeutung von emotionaler Ansprache in der touristischen Vermarktung und deren Einfluss auf zukünftiges Reiseverhalten wurde von Walters, Sparks und Herington (2012) hingewiesen. In ihrer Studie über zukünftige Reiseintentionen und Emotionen und deren Auswirkungen auf touristisches Konsumverhalten stellen die Autoren fest, dass eine ausführliche und qualitätsbestimmte Konsumvorstellung, basierend auf einer emotionalen Reaktion, einen signifikanten Einfluss auf das Kaufinteresse für ein beworbenes Produkt ausüben kann. Dies kann so weit gehen, dass die Konsumenten ihre Kaufentscheidung spontan treffen und einen direkten Kauf tätigen (vgl. Walters/ Sparks/ Herington 2012, S. 380). Wichtig zu erwähnen ist hier auch, dass ein Austausch im Auto vergleichsweise häufig stattfindet (z.B. Diskussion über die PoI, Informationssuche während der Fahrt) und somit stärkere Erinnerungs- und Verhaltenseffekte durch die Schilder zu erwarten sind. Aufgrund dieses Austausches ist weiterhin anzunehmen, dass Entscheidungen zum (spontanen oder späteren) Aufsuchen eines PoI häufig nicht allein getroffen werden. Diese Frage wurde in dieser Untersuchung nicht explizit aufgegriffen, es gibt jedoch mehrere Studien, die auf die wichtige Rolle von (Ehe-)Partnern und Familienmitgliedern bei der Destinationswahl hinweisen (vgl. Bronner/ de Hoog 2008; Kozak 2010). Die Frage, Diskussion der Ergebnisse 111 wie die Entscheidung, spontan abzufahren oder einen PoI später aufzusuchen, zustande kommt, sollte in weiteren Studien untersucht werden. Bei der Mehrheit der Probanden sind verschiedene Verhaltensauswirkungen zu konstatieren, wobei das spontane Abfahren von der Autobahn als impulsive Entscheidung (mit 17% Zustimmung bei der Online- Befragung) nicht die am häufigsten getroffene Entscheidung ist, aber dennoch häufiger auftritt, als von den Autoren im Vorfeld der Untersuchung vermutet. Dies steht im Einklang mit den Untersuchungen von Pringle (1999) und Saha (2014), denen zufolge Besucher während einer Reise selten Beschilderungen verwenden, um Entscheidungen über Attraktionen, Aktivitäten und zu besuchende Orte zu treffen. Wie vermutet, wird ein PoI aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel eher im Nachhinein bei der Rückfahrt und bei weiteren Reisen aufgesucht oder als Inspiration genutzt, d.h. die Wirkungen sind eher zeitversetzt. Die Schilder selbst sind dann zwar nicht immer der alleinige Auslöser für einen Besuch - aber einer von mehreren den Besuch begünstigenden Faktoren. Diese Erkenntnis konnte aus Sicht der Autoren mit der vorliegenden Untersuchung erstmals stichhaltig nachgewiesen werden. Letztlich sei darauf hingewiesen, dass durch die touristischen Unterrichtungstafeln aus Sicht der Befragten keine bis geringe negative Wirkungen auf das Fahrverhalten gegeben sind. Einige Probanden sehen sogar positive Wirkungen auf die Verkehrssicherheit im Sinne einer Verkehrsberuhigung. Auf derartige mögliche Effekte einer Beschilderung wird bereits in anderen Publikationen hingewiesen (vgl. Färber et al. 2007, S. 43). Aufbauend auf den dargelegten Informationen können mehrere praktische Empfehlungen abgeleitet werden. Grundlegend feststellbar ist, dass die Probanden die Unterrichtungstafeln wahrnehmen, sich an diese erinnern können und teilweise auch auf sie reagieren. Wenn also dort, wo Touristen ihre Entscheidungen treffen (z.B. bei der Reisezielentscheidung zu Hause via Internet, Broschüren usw.) auch genau die Motive, sei es durch Skizzen, Zeichnungen oder Bilder, wieder anzutreffen sind, die sie zuvor auf den Unterrichtungstafeln wahrgenommen haben, darf davon ausgegangen werden, dass sich die Mehrheit der Informationssuchenden an die PoI erinnern wird. Hierbei ist zu beachten, dass für diese Wirkung nur eine sehr geringe Aufmerksamkeit erforderlich ist. Wie zuvor bereits geschrieben, dürften sie eher beiläufig und unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle „encodiert“ worden sein, was im Ein- 112 Teil E: Diskussion der Ergebnisse, Fazit und Ausblick klang mit einer Reihe von Ergebnissen aus der Werbewirkungsforschungen steht, wonach Werbung auch dann einen Effekt hat, wenn sie lediglich beiläufig und unbewusst wahrgenommen wird (vgl. Felser 2015, S. 81ff.). Es kann daher verantwortlichen Stellen, wie etwa Destination Management Organisationen (DMOs), Stadt-, Kreisund/ oder Regionalverwaltungen oder touristische Leistungsträgern wie etwa Beherbergungsbetrieben, Verkehrsunternehmen u.ä., empfohlen werden, die Visualisierungen auf den Unterrichtungstafeln auch in ihre sonstigen Kommunikations- und Marketingauftritte zu integrieren. Ein Beispiel aus Ostfriesland zeigt, dass einige Gebietskörperschaften die touristischen Unterrichtungstafeln bereits erfolgreich in ihr Regionalmarketing integriert haben. Seit dem Jahr 2009 wirbt die Ostfriesische Landschaft mit der Ikonographie des Hinweisschildes für den „Upstalsboom“, die einen friesischen Häuptling aus dem 13. Jahrhundert sowie das nahe Aurich zu besichtigende Upstalsboom-Denkmal zeigt, und die an die „Friesische Freiheit“ des 9. Jahrhunderts erinnert. Die Ikonographie des 2009 an der A 28 sowie an der A 38 errichteten Schildes wurde bereits frühzeitig als Wort-Bild-Marke geschützt, für die sogar eine eigene Markensatzung existiert. Diese benennt ausdrücklich als Ziele, „die ikonographische Bedeutung der Friesischen Freiheit im Bewusstsein der Bevölkerung weiter [zu verankern] und als ikonographisches Alleinstellungsmerkmal nach außen [zu kommunizieren].“ Dies unterstreicht, dass die Chancen einer aktivierenden Inwertsetzung der Hinweisschilder für das Regionalmarketing hier erkannt wurden. Die Ikonographie des Upstalsboom-Schildes wird als grafisches Element unter anderem für Flyer und Aufkleber genutzt und ist Gegenstand der Werbeaktion „Friesische Freiheit“ der Ostfriesischen Landschaft, in deren Rahmen Ostfriesinnen und Ostfriesen Fotos einsenden, die Nachdrucke des Schildes an den verschiedensten Orten weltweit zeigen. Der nachfolgende Ausschnitt aus einem Flyer für den „Upstalsboom“ verdeutlicht die Verwendung der Ikonographie des Hinweisschilds in touristischen Werbematerialien. Diskussion der Ergebnisse 113 Abbildung 13: Ausschnitt aus einem touristischen Werbeflyer für den „Upstalsboom“ Quelle: Ostfriesische Landschaft - Kulturagentur 2014, S. 1 114 Teil E: Diskussion der Ergebnisse, Fazit und Ausblick Eine Verknüpfung der Unterrichtungstafeln mit technologischen Komponenten wäre ein Schritt in Richtung der Digitalisierung. So wäre es möglich, eine Internetplattform und/ oder App mit Informationen, Fotos, Links usw. zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten, Städten und Landschaften zu entwickeln. Eine App könnte derart programmiert werden, dass beim Vorbeifahren an einem Schild - bei entsprechender Einstellung auf dem Smartphone - automatisch weitere Informationen zum ausgewiesenen PoI ausgegeben werden. Dies ließe sich z.B. spielerisch als Quiz-App für die Beifahrer umsetzen, so dass kein Autofahrer abgelenkt wird, aber die Pkw-Insassen dennoch dazu angeregt werden, sich über die PoI auszutauschen. Aber auch GPS-basierte Sammelaktionen von einer bestimmten Anzahl an Schildern und damit verbundene Auszeichnungen können die aktuell statischen Schilder zu einem attraktiven interaktiven Tool werden lassen - in Wandergebieten gibt es ähnliche Angebote bereits seit vielen Jahren, wie beispielsweise im Harz (vgl. Lück/ Gross 2016, S. 58ff.). Darüber hinaus wurde von den Probanden immer wieder der Wunsch nach einer Überarbeitung des Designs (z.B. andere Farbe, auffälligere Gestaltung, individuellere Gestaltung), einer Ausweisung der Entfernung (km-Angabe) und der genauen Abfahrt sowie von zweisprachige Schildern (deutsch und englisch) geäußert. Auch hierüber sollten die verantwortlichen Stellen nachdenken. 11 Fazit und Ausblick Auch wenn erste Ergebnisse zur Bedeutung oder genauer zur Wahrnehmung, Erinnerung und Entscheidungsunterstützung der touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland im Rahmen der vorliegenden Publikation präsentiert werden können, verbleibt noch eine Reihe an Wissenslücken, die in weiteren Untersuchungen „genauer unter die Lupe“ genommen werden könnten. Hierzu zählen unter anderem Befragungen an (einzelnen) PoI, um besser abzuschätzen zu können, wie viele Besucher tatsächlich durch eine touristische Unterrichtungstafel auf den jeweiligen PoI aufmerksam geworden sind und daraufhin spontan oder zeitlich versetzt den Weg dorthin gefunden haben. Auch eine Kosten-Nutzen-Betrachtung, also eine Gegenüberstellung der Kosten für die Beantragung, Konzipierung, Montage und Unterhaltung (sowie ggf. Demontage und Entsorgung) der Unterrichtungstafeln sowie des Nutzens, wie etwa der Steigerung der Besucherzahlen sowie ggf. weiterer positiver Effekte (z.B. Imageverbesserung), könnte mit PoI-bezogenen Daten vorgenommen werden. Weitergehende Studien könnten auch eine nähere Evaluierung des Schilderdesigns, der Anordnung der Schilder und deren Informationsgehalt vornehmen, um die Effektivität der Unterrichtungstafeln zu erhöhen. Dabei müssen jedoch nicht nur Marketing- und Imagewirkung der Beschilderung im Auge behalten werden, sondern auch deren Einfluss auf das individuelle Verkehrs- und Fahrverhalten. Dass touristische Unterrichtungstafeln an Autobahnen einen Beitrag zum touristischen Marketing und zur Imagebildung liefern können, konnte im Rahmen dieser Studie aufgezeigt werden. Dabei wurden kurz-, mittel- und langfristige Auswirkungen herausgearbeitet, die einen positiven Beitrag zur touristischen Destinationsentwicklung liefern können. Deutlich wurde jedoch auch, dass eine sorgfältige Auswahl der beschilderten Attraktionen und Sehenswürdigkeiten vorgenommen werden muss, um die Glaubwürdigkeit dieses Instruments sicherzustellen. Schlussendlich sollte die Unterrichtungstafeln auf interessante und „sehenswürdige“ Kultur- und Naturräume und Attraktionen hinweisen und nicht zum Selbstzweck an Autobahnen angebracht werden. Während der Erstellung dieser Untersuchung wurde im September 2019 eine neue App für Android und iOS von der Firma MAQNIFY präsentiert. Mit diesem Audio-Guide können u.a. Audio-Beiträge zu allen touristischen Unterrichtungstafeln (zunächst ausschließlich) in Baden- 116 Teil E: Diskussion der Ergebnisse, Fazit und Ausblick Württemberg abgerufen (in deutscher und englischer Sprache) und weiterführende Links und Informationen empfangen werden sowie eine Navigation zum Ziel erfolgen - siehe hierzu https: / / www.erlebnisguide.info. 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Anhang Anhang 1 │ Interviewleitfaden und Erhebungsblatt für den Erinnerungstest sowie Einverständniserklärung Datum/ Uhrzeit Ort Interviewer ID Interviewleitfaden Bevor wir uns über die touristischen Unterrichtungstafeln (nach der Richtlinie zur touristischen Beschilderung, „braune Beschilderung“, Zeichen 386-3) unterhalten, würde ich Sie gerne ein bisschen besser kennenlernen. [1] „Screening Question“  Sind Sie mit dem Auto (oder Motorrad, Wohnmobil) angereist? [2] Hintergrundinformationen  Woher kommen Sie und wann sind Sie (heute) angekommen? [3] Reise-Informationen  Können Sie mir bitte etwas über Ihre aktuelle Reise erzählen?  Sind Sie alleine oder mit Ihrer Familie angereist?  Warum haben Sie sich Wernigerode als Reiseziel ausgewählt? Was gefällt Ihnen hier besonders?  Waren Sie schon einmal als (Übernachtungs-)Gast in Wernigerode? Wenn ja, das wievielte Mal sind Sie als Gast in Wernigerode? [4] Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln („braune Schilder“) Mögliche Unterfragen:  Nehmen Sie die auf den Autobahnen stehenden touristischen Unterrichtungstafeln („braune Schilder“) wahr, wenn Sie innerhalb von Deutschland mit dem Pkw unterwegs sind?  Welche Gedanken haben Sie, nachdem Sie ein Schild wahrgenommen haben? 128 Anhang  Sprechen Sie hierüber mit Ihren Mitfahrern (oder mit dem Fahrer, wenn Beifahrer befragt wird)? Und worüber sprechen Sie dann genau? Erzählen Sie bitte mehr darüber.  Was nehmen Sie als Erstes wahr, wenn Sie ein Schild entdecken (Farbe, Bilder/ Zeichnungen, Text etc.)? Und lesen Sie während der Autofahrt den gesamten Text auf den Schildern? [5] Erinnerung an die touristischen Unterrichtungstafel Mögliche Unterfragen:  Merken Sie sich (einige) der touristischen Unterrichtungstafeln bzw. die darauf abgebildeten Points of Interest (PoI; z.B. Sehenswürdigkeiten, Altstadtkern, National-/ Naturparke), wenn Sie die deutschen Autobahnen nutzen?  Antwort „Ja“ o Wenn ja, können Sie mir einige Beispiele und dazugehörige Autobahnen nennen? Bleiben manche der Schilder lang im Gedächtnis oder eher immer nur kurzfristige Erinnerung? o An welche Art von Hinweisschildern können Sie sich eher erinnern (und warum ist das so)?  An Schilder zu Landschaftstypen, also eher an die allgemein gehaltenen Schilder (nur für Interviewer: wie z.B. Harz, Thüringer Wald, Allgäu, Lüneburger Heide, Ruhrgebiet) oder zu einzelnen Sehenswürdigkeiten, wie Museum XY oder Freizeitpark Z? (nur für Interviewer: z.B. Besucherplattform Flughafen München, Offenburg-Platz der Verfassungsfreunde, Völkerschlachtdenkmal Leipzig) o Führen zusätzliche Informationen zu einem Bild/ Point of Interest (PoI), dass Sie sich diese Schilder besser merken/ erinnern können (nur für Interviewer: z.B. UNESCO-Weltkulturerbe, Metropolregion XY, National-/ Naturpark, Biosphärenreservat)? Wenn ja, wie können Sie sich das erklären?  Antwort „Nein“  Wenn nein, was meinen Sie, warum können Sie sich diese Schilder nicht merken? Oder haben Sie gar kein Interesse an den Schildern? Anhang 129  Was müsste verändert werden, damit Sie sich mehr hiermit auseinandersetzen? Und sich die Schilder auch merken können? [6] Entscheidungsunterstützung mittels touristischer Unterrichtungstafeln Mögliche Unterfragen:  Sie sind aufgrund der touristischen Unterrichtungstafeln bereits einmal direkt von der Autobahn abgefahren, um den abgebildeten Point of Interest (PoI; z.B. Sehenswürdigkeiten, Altstadtkern, National- / Naturparke) zu besuchen?  Antwort „Ja“ o Wenn ja, wie häufig haben Sie dies bereits gemacht (impulsive Entscheidung) und warum haben Sie dies gemacht? o Können Sie abschätzen, wie oft Sie insgesamt und wie oft im letzten Jahr spontan abgefahren sind? o Wenn ja, welche Fahrtdauer bzw. -strecke sind Sie (ungefähr) bereit gewesen, in Kauf zu nehmen? Und wissen Sie, wie lange die PoI von der Autobahn weg sein dürfen? o Wenn ja, haben Sie auch schon einmal eine der abgebildeten Points of Interest (PoI) bewusst später noch einmal aufgesucht?  Antwort „Nein“  Wenn Sie noch nicht direkt abgefahren sind, haben Sie eine der abgebildeten Points of Interest (PoI) bewusst (aufgrund des Schildes) später aufgesucht? o Können Sie mir hierzu bitte mehr erzählen? Frage (wieder) für alle:  Haben Sie sich im Nachhinein schon einmal über eine der abgebildeten Points of Interest (PoI) informiert, z.B. im Internet oder in einem Reiseführer?  Haben Sie die abgebildeten PoI (z.B. Sehenswürdigkeiten, Altstadtkern, National-/ Naturparke) schon einmal an Freunde/ Bekannte weiterempfohlen? 130 Anhang  Oder haben Ihnen Freunde/ Bekannte bereits eine Empfehlung ausgesprochen?  Antwort „Ja“ o Wenn ja, nach einem eigenen Besuch (durch die Unterrichtungstafel)? oder o Wenn ja, nur aufgrund der Wahrnehmung des Schildes?  Antwort „Nein“ o Wenn nein, warum nicht? [7] Imagebildung durch touristische Unterrichtungstafeln  Trägt ein wiederholtes Vorbeifahren an Landschaftsschildern (nur für Interviewer: z.B. Harz, Lüneburger Heide, Franken, Schwarzwald, Rhön) bei Ihnen mit zur Imagebildung zu den abgebildeten Städten/ Regionen bei? Berichten Sie bitte mehr hierzu! (Imagebildung: Verbinden von bestimmten (geographischen/ landschaftlichen, kulturellen, menschlichen) Eigenschaften, Attraktionen, Tieren o.ä. mit einer Region oder auch Emotionen) [8] Zufriedenheit mit touristischen Unterrichtungstafeln Mögliche Unterfragen:  Wie zufrieden sind Sie mit den touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland? o Sollen diese Ihrer Meinung nach beibehalten werden oder „verschandeln“ Sie eher die Umwelt (z.B. versperren die Sicht, sehen nicht schön aus)? o Sollen diese Ihrer Meinung nach beibehalten werden oder beeinträchtigen Sie die Verkehrssicherheit?  Was würden Sie sich für die Zukunft der touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland wünschen? Anhang 131 [9] Demographie und Co. Darf ich Sie fragen, wie alt Sie sind? ________________ Jahre Können Sie mir bitte sagen, wie hoch Ihre Fahrleistung mit dem Auto pro Jahr (ungefähr) ist? ________________ km Sind Sie eher als Fahrer oder Beifahrer unterwegs? ________________ Geschlecht: weiblich _____ männlich _____ Vielen Dank für Ihre Teilnahme an dem Interview! Kommen wir nun zum Erinnerungstest. 132 Anhang Einstiegsfragen für den Erinnerungstest  Haben Sie bei der Anreise selbst hinter dem Steuer gegessen, als Sie das letzte Stück (ca. 45 Min. vor Wernigerode) gefahren sind. Oder waren Sie die/ der Beifahrer/ in?  Über welche Autobahnen und ggf. Bundesstraßen sind Sie nach Wernigerode angereist?  Welche Abfahrt haben Sie genommen (v.a. wichtig, ob WR-Zentrum oder WR-Nord)  (nur für Interviewer: evtl. Karte mit den möglichen Anreisestrecken vorlegen) Wichtige Information zum Erinnerungstest: ggf. Hinweis an befragte Person: Bitte lassen Sie sich nicht davon beeinflussen, dass die Ausdrucke unterschiedlicher Qualität sind! Die Zuarbeiten der Verkehrsbehörden sind ganz verschieden ausgefallen. Abschlussfragen Zum Ende des Erinnerungstests noch folgende Fragen stellen:  Wie hoch schätzen Sie die Sicherheit Ihrer Auswahl bei den Unterrichtungstafeln ein?  Warum fühlen Sie sich sicher (oder unsicher)? 5er-Skala sehr sicher sicher teils/ teils weniger sicher sehr unsicher Anhang 133 Ergebnisse beim Erinnerungstest (Anzahl Vorlagen insgesamt: __________) Zwei Formen von richtigen Antworten Anzahl  korrekt wiedererkanntes Schild („Treffer“)  korrekte Zurückweisung eines Distraktors („falsches Schild“) Zwei Formen von Fehlern  Schild, das zuvor nicht gesehen werden konnte, wird fälschlicherweise „wiedererkannt“ („falscher Alarm“)  tatsächlich vorhandenes Schild wird nicht erkannt („Auslassungsfehler“) 134 Anhang Einverständniserklärung Projekt: Erinnerung und Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln auf deutschen Autobahnen sowie Beeinflussung der Reiseentscheidung Projektleiter: Prof. Dr. Sven Groß, Hochschule Harz, Institut für Tourismusforschung, Friedrichstraße 57-59, 38855 Wernigerode  Ich habe Informationen zu diesem Forschungsprojekt erhalten und verstanden.  Ich hatte die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die zu meiner Zufriedenheit beantwortet werden konnten.  Ich bin damit einverstanden, dass während des Interviews Aufzeichnungen mit einem Diktiergerät gemacht werden und dass der Inhalt verschriftlicht wird.  Ich wurde darüber aufgeklärt, dass die Teilnahme an der Studie freiwillig erfolgt. Ich kann jeder Zeit meine Teilnahme-Einwilligung zurückziehen, ohne dass mir irgendwelche Nachteile entstehen.  Wenn ich meine Einwilligung zurückziehe, habe ich die Wahl, dass die bisher erhobenen Daten entweder gelöscht oder weiterhin für diese Forschungsarbeit zur Verfügung gestellt werden. Sollten Ergebnisse der Studie bereits bearbeitet bzw. publiziert sein, ist es möglicherweise nicht mehr möglich, meine Daten zu löschen.  Ich stimme einer Teilnahme an der Studie zu.  Ich stimme zu, dass Kontaktinformationen zu Forschungszwecken gespeichert werden und dass ich möglicherweise für Rückfragen noch einmal kontaktiert werde: Ja  Nein   Ich möchte eine Zusammenfassung der Forschungsergebnisse erhalten: Ja  Nein  Unterschrift: ___________________________ Datum: ___________________________ Anhang 135 Name der Teilnehmerin/ des Teilnehmers: _________________________ Kontaktinformationen (optional): _____________________________________________ _____________________________________________ _____________________________________________ Kopie an Interviewpartner übergeben! 136 Anhang Anhang 2 │ Teilnehmerinformationen Projekt: Erinnerung und Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln auf deutschen Autobahnen sowie Beeinflussung der Reiseentscheidung Einladung Sie sind dazu eingeladen, an einem Forschungsprojekt teilzunehmen, das sich mit der touristischen Beschilderung an deutschen Autobahnen („braune Beschilderung“) befasst. Das Projekt wird von Prof. Dr. Sven Groß mit Hilfe studentischer Unterstützung von der Hochschule Harz durchgeführt. Ihre Teilnahme an der Studie ist absolut freiwillig. Hintergrund des Forschungsprojekts Touristische Unterrichtungstafeln (Richtlinie für touristische Beschilderung) gibt es in Deutschland seit 1984. Gab es anfangs noch vergleichsweise wenige dieser Schilder an den deutschen Autobahnen, so haben diese in den letzten Jahren zugenommen - v.a. nach einer Überarbeitung der rechtlichen Grundlagen 2008. Nach eigenen Recherchen gibt es fast 3.000 derartiger Unterrichtungstafeln. Nach ausgiebiger Recherche und Auskunft verschiedener Institutionen gibt es für Deutschland bisher keine Studien zur Wahrnehmung, Wirkung und/ oder Entscheidungsunterstützung der Reisenden dieser Unterrichtungstafeln. Ziel der Untersuchungen ist es festzustellen, ob sich diese Unterrichtungstafeln an Autobahnen zur Steuerung von Besuchern eignen. Im Fokus der Forschung steht die Frage, inwieweit diese touristischen Unterrichtungstafeln in Erinnerung bleiben und ob Handlungen (kurzund/ oder langfristig) daraus resultieren. Das Projekt soll dazu beitragen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und entsprechende Handlungsanweisungen für verschiedene Akteure (v.a. Tourismus-Organisationen und - Verbände) abzuleiten. Ergebnisse der Studie werden in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Warum wurde gerade ich zur Teilnahme an dieser Studie eingeladen? Dieses Forschungsprojekt wird von den Betreibern des Hotels „Zur Post“ unterstützt, da das Betriebskonzept eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis mit der Hochschule Harz vorsieht. Sie wurden als Hotelgast von einer/ m Hotelmitarbeiter/ in angesprochen, an dieser Anhang 137 Studie teilzunehmen. Informationen zu Ihrer Teilnahme an dieser Studie werden nicht an Dritte weitergegeben. Wie kann ich an diesem Forschungsprojekt teilnehmen? Um an dieser Studie teilzunehmen, werden Sie gebeten, eine Einverständniserklärung zu unterschreiben. Damit geben Sie die Zustimmung, dass Sie an der Studie teilnehmen möchten. Die Teilnahme an der Studie ist absolut freiwillig. Die Befragung wird ausschließlich für Forschungszwecke mit einem Audiogerät aufgezeichnet, jedoch nur, wenn Sie dazu Ihr schriftliches Einverständnis geben. Wenn Sie mit der Teilnahme an der Studie einverstanden sind, vereinbaren wir einen Termin im Hotel „Zur Post“ mit Ihnen, der möglichst an Ihrem Anreisetag liegen sollte. Was passiert während des Gesprächs? Diese Studie beinhaltet eine Befragung und einen kurzen Erinnerungstest mit etwa 15-20 Touristen in Wernigerode. Beides zusammen dauert ca. 20-30 Minuten und dreht sich um Ihre Wahrnehmungen, Erinnerungen und Erfahrungen in Zusammenhang mit der touristischen Beschilderung allgemein und im Speziellen bei Ihrer Anreise nach Wernigerode. Worin bestehen mögliche Unannehmlichkeiten und Risiken für Sie? Die ungewohnte Gesprächssituation könnte Sie nervös machen. Wie wird diesen Unannehmlichkeiten begegnet? Wir haben langjährige Erfahrung bei der Durchführung von wissenschaftlichen Studien und werden behutsam mit Ihnen umgehen. Außerdem werden wir Sie zu einem Heiß-Getränk (Kaffee oder Tee) sowie Keksen einladen. Letztlich versichern wir Ihnen, dass ausschließlich die beteiligten Wissenschaftler Zugang zu den aufgezeichneten Daten haben. Sie können Ihre Zustimmung zur Teilnahme an dieser Forschung jederzeit zurückziehen. 138 Anhang Wie wird meine Privatsphäre geschützt? Die erhobenen Daten werden vertraulich behandelt und können nicht mit Ihrem Namen in Verbindung gebracht werden. Ihre Teilnahme an der Studie bleibt anonym. Ergebnisse werden so präsentiert und aufbereitet, dass Ihr Name nicht identifiziert werden kann. Welche Kosten entstehen, wenn ich an der Studie teilnehme? Es entstehen Ihnen keine finanziellen Kosten, wenn Sie an dieser Studie teilnehmen. Die Teilnahme kostet Sie nur ca. 45 Minuten Ihrer Zeit. An wen kann ich mich wenden, wenn ich Bedenken habe? Sollten Sie Bedenken in Zusammenhang mit dieser Studie haben, können Sie sich an den zuständigen Projektleiter wenden: Prof. Dr. Sven Groß (03943/ 659-279) Oder Sie nehmen Kontakt zum Ombudsmann gemäß der Richtlinie zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis an der Hochschule Harz auf: Prof. Dr. Hardy Pundt (03943/ 659-336) Wie bekomme ich Zugang zu den Ergebnissen der Studie? Eine Zusammenfassung der Forschungsergebnisse wird (voraussichtlich) Ende des Jahres 2019 veröffentlicht. Diese können Sie bei Interesse bei Prof. Dr. Groß anfordern. Bitte bewahren Sie hierfür am besten dieses Informationsblatt und die Kopie der Einverständniserklärung auf. Bei weiteren Fragen können Sie Prof. Dr. Groß als verantwortlichen Wissenschaftler kontaktieren. Hochschule Harz, Friedrichstraße 57-59, 38855 Wernigerode Prof. Dr. Sven Groß, sgross@hs-harz.de, 03943/ 659-279 Stand: 04.03.2019 Anhang 3 │ Fragebogen der Online-Befragung Begrüßungstext Sie sind herzlich dazu eingeladen, an einem Forschungsprojekt teilzunehmen, das sich mit der touristischen Beschilderung an deutschen Autobahnen befasst. Das Projekt soll dazu beitragen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und Empfehlungen für verschiedene Akteure abzuleiten. Die erhobenen Daten werden vertraulich behandelt und können nicht mit Ihrem Namen in Verbindung gebracht werden. Ihre Teilnahme an der Studie bleibt anonym und ist freiwillig. Das Projekt wird von Prof. Dr. Sven Groß von der Hochschule Harz durchgeführt und dauert ca. 10 Minuten. Screening- und Demographie-Fragen [1] Alter: [2] Geschlecht: männlich/ weiblich [3] Schulbildung:  (Noch) keinen Bildungsabschluss  Volks-/ Hauptschule  Weiterführende Schule (Mittel-, Real-, Handelsschule)  Abitur, (Fach-)Hochschulreife [4] Berufsstellung:  Vollzeitbeschäftigt (30+ Stunden pro Woche)  Teilzeitbeschäftigt (bis zu 29 Stunden pro Woche)  Ausbildung, Praktikum  Schüler  Student  Umschulung  derzeit arbeitslos  Rentner/ Rentnerin, ehemals in Vollzeit beschäftigt  nicht erwerbstätig (Hausfrau/ Hausmann)  Mutterschaftsurlaub, Elternzeit, Sabbatical  (andere) [5] (monatliches) Haushaltsnetto-Einkommen  unter 500 EUR  500 bis unter 1.000 EUR 140 Anhang  1.000 bis unter 1.500 EUR  1.500 bis unter 2.000 EUR  2.000 bis unter 2.500 EUR  2.500 bis unter 3.000 EUR  3.000 bis unter 3.500 EUR  3.500 bis unter 4.000 EUR  4.000 bis unter 4.500 EUR  4.500 bis unter 5.000 EUR  Über 5.000 EUR  Keine Angabe [6] Bundesland: Aus welchem Bundesland kommen Sie? [7] Steht Ihnen ein eigener Pkw im Haushalt zur Verfügung? Ja, Nein [8] Wie häufig waren Sie in letzten 12 Monaten mit einem Pkw auf deutschen Bundesautobahnen unterwegs?  täglich  mehrmals pro Woche  einmal pro Woche  mehrmals pro Monat  einmal pro Monat  mindestens einmal in den letzten 12 Monaten  seltener Nach dem Screening Ziel der Untersuchungen ist es festzustellen, ob sich die sog. touristischen Unterrichtungstafeln („braune Beschilderung“) zur Steuerung von Besuchern eignen. Im Fokus steht die Frage, inwieweit diese Unterrichtungstafeln wahrgenommen werden, in Erinnerung bleiben und ob Handlungen daraus resultieren. Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln [9] Nehmen Sie die auf den deutschen Autobahnen stehenden touristischen Unterrichtungstafeln („braune Schilder“) wahr? (Mehrfachnennung möglich)  ja, immer als Fahrer  ja, meistens als Fahrer  ja, vereinzelt als Fahrer  ja, als Fahrer, vergesse sie aber gleich wieder  ja, immer als Beifahrer Anhang 141  ja, meistens als Beifahrer  ja, vereinzelt als Beifahrer  ja, als Beifahrer, vergesse sie aber gleich wieder  nein, nehme sie nicht wahr [10] Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie die touristischen Unterrichtungstafeln wahrnehmen? (maximal 3 Nennungen) [11] Haben zusätzliche Informationen auf einem Schild (z.B. UNESCO- Weltkulturerbe, Nationalpark, Naturpark, Biosphärenreservat, Metropolregion) einen Mehrwert für Sie (Mehrfachnennung möglich)?  ja, Schilder werden eher wahrgenommen  ja, Schilder bleiben besser in Erinnerung  ja, durch derartige Informationen kann man sich mehr unter der jeweiligen Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft vorstellen  ja, derartige Informationen wecken eher das Interesse für die jeweilige Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft  ja, derartige Information weckt bestimmte Erwartungen an die jeweilige Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft  ja, derartige Informationen regen zum Nachdenken an  ja, sonstiges  nein, haben keine Bedeutung [12] Haben Sie sich bereits einmal mit Ihren Mitfahrern über diese Schilder ausgetauscht?  ja, häufig während der Fahrt  ja, selten während der Fahrt  ja, bisher erst einmal während der Fahrt  ja, nach der Fahrt  nein, da ich (fast) ausschließlich alleine unterwegs bin  nein, das ist bisher kein Thema gewesen 142 Anhang Erinnerung an die touristischen Unterrichtungstafeln [13] Können Sie sich an touristische Unterrichtungstafeln bzw. die darauf abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften erinnern?  ja, mir fallen sofort Beispiele ein  ja, mir fallen bei längerem Nachdenken Beispiele ein  nein, mir fallen keine Beispiele ein [14] An wie viele touristische Unterrichtungstafeln können Sie sich erinnern?  1 Schild  2-3 Schilder  4-5 Schilder  6-10 Schilder  mehr als 10 Schilder [15] Können Sie bitte eine Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft nennen, die auf einer touristischen Unterrichtungstafel gezeigt wird und Ihnen besonders gut in Erinnerung geblieben ist? [16] An welche Art von touristischen Unterrichtungstafeln können Sie sich am besten erinnern (maximal 3 Nennungen)?  Landschaft  Bauwerk  Stadt  Museum  Industrie [17] Unter welchen Bedingungen können Sie sich die abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften (Point of Interest, PoI) besser merken? (Mehrfachnennungen)  PoI ist von der Autobahn aus zu sehen  PoI ist für mich persönlich etwas Besonderes (z.B. Kloß-Welt, innerdeutsche Grenze)  Schilder in der Heimatregion  Schilder auf häufig gefahrenen Strecken  wenn mehr Zeit vorhanden ist (z.B. im Urlaub)  wenn ich allein mit dem Auto unterwegs bin Anhang 143  wenn ich mit mehreren Personen im Auto unterwegs bin  wenn ich nicht mehr als 120 km/ h fahre  Sonstiges, und zwar Entscheidungsunterstützung mittels touristischer Unterrichtungstafeln [18] Sind Sie bereits einmal aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel spontan von der Autobahn abgefahren, um die abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft zu besuchen?  ja  nein  weiß nicht [19] Wie häufig hat dies innerhalb der letzten 12 Monate stattgefunden? [20] Welche Fahrtdauer sind Sie (ungefähr) bereit in Kauf zu nehmen, um eine auf einer Unterrichtungstafel abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften aufzusuchen? [21] Haben Sie eine Fahrt in den Urlaub bereits mindestens einmal spontan genutzt, um eine auf einer Unterrichtungstafel abgebildeten Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft zu besuchen?  ja, einmal  ja, mehrmals, und zwar ____ Mal  nein [22] Warum sind Sie noch nie spontan von der Autobahn abgefahren, um eine abgebildete Sehenswürdigkeit oder Stadt aufzusuchen? [23] Haben Sie bereits einmal eine der abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaft aufgrund einer Unterrichtungstafel bewusst später aufgesucht?  ja, auf der Rückfahrt  ja, zu einem späteren Zeitpunkt  nein, noch nie 144 Anhang [24] Kam der Besuch der abgebildeten Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft allein durch das Schild zustande?  ja, Unterrichtungstafel war alleiniger Anlass  ja, Unterrichtungstafel war Mitanlass [25] Haben Sie für die Zukunft den Besuch einer, auf einer Unterrichtungstafel abgebildeten, Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft geplant?  ja, ganz sicher  ja, wahrscheinlich  ja, eventuell  nein, eher nicht  nein, ganz sicher nicht [26] Haben Sie sich schon einmal über eine der abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften informiert (Mehrfachnennung möglich)?  ja, selbst während der Fahrt  ja, mein Beifahrer während der Fahrt  ja, selbst nach der Fahrt  ja, mein Beifahrer nach der Fahrt  nein [27] Welche Informationsquellen haben Sie für die Information über eine der abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften genutzt (Mehrfachnennung möglich)?  Internet (z.B. Google, Wikipedia)  Navigationssystem  Freunde/ Bekannte/ Familie  Tourismus-Information  Broschüren/ Prospekte  sonstiges, und zwar Anhang 145 [28] Haben Sie die abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften schon einmal aufgrund einer Unterrichtungstafel an Freunde/ Bekannte, Kollegen und/ oder Familienmitglieder weiterempfohlen?  ja, einmal  ja, mehrmals, und zwar ____ Mal  nein Zufriedenheit [29] Wie zufrieden sind Sie mit den touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland?  sehr zufrieden  zufrieden  teils/ teils  unzufrieden  sehr unzufrieden [30] Wie wichtig sind Ihnen die touristischen Unterrichtungstafeln auf Deutschlands Autobahnen?  sehr wichtig  wichtig  teils/ teils  unwichtig  sehr unwichtig [31] Beeinflussen die touristischen Unterrichtungstafeln Ihrer Meinung nach das Fahrverhalten auf den deutschen Autobahnen?  ja, positiv im Sinne einer Verkehrsberuhigung  ja, negativ im Sinne einer Verkehrsgefährdung  ja, und zwar  nein, weder positiv noch negativ  weiß nicht 146 Anhang [32] Wie stehen Sie zur Anzahl der touristischen Unterrichtungstafeln auf deutschen Autobahnen?  Gesamtzahl sollte gleichbleiben (wie aktuell)  Gesamtzahl sollte erhöht werden (zusätzliche Schilder für Sehenswürdigkeiten, Städte und Landschaften, auf die derzeit noch nicht hingewiesen wird)  Gesamtzahl sollte reduziert werden [33] Wie interessant sind die folgenden Vorschläge aus Ihrer Sicht? Und wie wichtig sind Ihnen die einzelnen Vorschläge? Skala: 1 = sehr interessant, 2 = interessant, 3 = teils/ teils, 4 = uninteressant, 5 = sehr uninteressant und 1 = sehr wichtig, 2 = wichtig, 3 = teils/ teils, 4 = unwichtig, 5 = sehr unwichtig  Bei den touristischen Unterrichtungstafeln wird die Entfernung bis zur Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft (km- Angabe) ergänzt.  Bei den touristischen Unterrichtungstafeln wird die Ausfahrt genannt, um die abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft aufsuchen zu können.  Die touristischen Unterrichtungstafeln werden in deutscher und englischer Sprache aufgestellt.  Es wird ein individuelleres Design der touristischen Unterrichtungstafeln ermöglicht.  Die Farbgestaltung der touristischen Unterrichtungstafeln wird überarbeitet.  Es wird eine Internetplattform mit Informationen, Fotos, Links usw. zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten, Städten und Landschaften entwickelt.  Es wird ein App mit Informationen, Fotos, Links usw. zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten, Städten und Landschaften entwickelt.  Es dürfen nur noch öffentliche Sehenswürdigkeiten, Städte und Landschaften abgebildet werden und keine privaten Einrichtungen mehr. Anhang 147 [34] Was würden Sie sich für die Zukunft der touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland wünschen? (maximal 3 Nennungen) Zusatzfragen zu den Schildern, die auf Autobahnkirchen hinweisen [35] Kennen Sie die Schilder, die auf Autobahnkirchen hinweisen?  ja  nein  weiß nicht [36] Haben Sie schon einmal eine Autobahnkirche aufgrund eines Hinweisschildes aufgesucht?  ja  nein  weiß nicht [37] Wie häufig haben Sie innerhalb der letzten 12 Monate eine Autobahnkirche aufgesucht? Fragen zur Fahrleistung und zum Fahrverhalten [38] Welche Fahrleistung haben Sie mit dem Pkw im letzten Jahr (2018) erreicht? [39] Wie viele Kilometer haben Sie ungefähr auf deutschen Autobahnen verbracht? [40] Wie viel Kilometer Ihrer Autobahnfahrten nehmen Sie ungefähr Ihrem eigenen Bundesland vor? [41] Sind Sie überwiegend als Fahrer oder Beifahrer mit dem Auto auf deutschen Autobahnen unterwegs? Autoren Prof. Dr. Sven Groß Hochschule Harz Institut für Tourismusforschung (ITF) Professur für Management von Verkehrsträgern Friedrichstraße 57-59 │ D-38855 Wernigerode sgross@hs-harz.de Sven Groß ist seit 2005 Professor an der Hochschule Harz. Er ist u.a. Koordinator des Master-Studiengangs „Tourism and Destination Development“ und Mitglied im New Zealand Tourism Research Institute (NZTRI). Seit 2014 ist er wissenschaftlicher Beirat der inspektour GmbH - Tourismus- und Regionalentwicklung und von 2015 bis 2018 hat er im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft (DGT) mitgearbeitet. Er ist darüber hinaus im „Editorial Board“ von „Tourism Review“ und als Reviewer für mehrere (inter-)nationale Fachzeitschriften tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind Tourismus und Verkehr, Travel Management, Abenteuertourismus sowie touristische Marktforschung. Prof. Dr. Georg Felser Hochschule Harz Professur für Markt- und Konsumpsychologie Friedrichstraße 57-59 │ D-38855 Wernigerode gfelser@hs-harz.de Prof. Dr. Georg Felser lehrt seit 2001 an der Hochschule Harz Wernigerode im Studiengang Wirtschaftspsychologie Markt- und Konsumpsychologie. Er studierte von 1984 bis 1991 Psychologie und Philosophie an der Universität Trier. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der unbewußten Beeinflussung von Konsumenten, der Entstehung von Kundenzufriedenheit sowie in der Entscheidungsforschung. Georg Felser ist Autor mehrerer Arbeiten zum Konsumentenverhalten, darunter auch des Lehrbuchs „Werbe- und Konsumentenpsychologie“. Weitere Publikationen beschäftigen sich mit Motivationstechniken sowie Psychologie der Partnerschaft. 150 Autoren Dr. Dominik Huber Dr. Dominik Huber ist diplomierter Sozialgeograph (HU Berlin) und hat am New Zealand Tourism Research Institute (NZTRI) an der Auckland University of Technology in Neuseeland promoviert. Als Mitarbeiter am NZTRI war Dominik Huber in mehreren Projekten involviert, die sich mit der lokalen Dimension des Tourismus befassten. Seine Forschungsschwerpunkte liegen außerdem auf touristischem Reiseverhalten, Seniorentourismus, Co-Kreation von Reiseerlebnissen und Migrationsforschung. Dominik Huber hat in renommierten Fachzeitschriften (International Journal of Tourism Research, Tourist Studies, Tourism Management Perspectives) publiziert, ist Mitglied des Editorial Boards der Zeitschrift e-Review of Tourism Research und war als Reviewer für mehrere (inter-)nationale Fachzeitschriften tätig. Er arbeitet als Researcher für Forschungs- und Innovationsprojekte bei der Outdooractive GmbH. Christian Reinboth Hochschule Harz Stabsstelle Forschung Friedrichstraße 57-59 │ D-38855 Wernigerode creinboth@hs-harz.de Christian Reinboth ist diplomierter Wirtschaftsinformatiker (FH) und Umweltwissenschaftler (M.Sc.). An der Hochschule Harz ist er seit 2013 in der Forschungsverwaltung für die Einwerbung und Bewirtschaftung von Drittmittelprojekten zuständig und arbeitet zudem als Lehrbeauftragter für Statistik am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Er ist Mitgründer des 2006 ins Leben gerufenen An-Instituts HarzOptics GmbH, welches primär in der Entwicklung optischer Hochpräzisionsmesstechnik sowie in der kommunalen Beleuchtungsplanung engagiert ist. Ansprechpartner Hochschule Harz Institut für Tourismusforschung (ITF) Friedrichstraße 57-59 38855 Wernigerode tourismus@hs-harz.de https: / / www.hs-harz.de/ itf/ Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Sven Groß E-Mail: sgross@hs-harz.de Tel.: 0049 (0)3943/ 659 279 Fax: 0049 (0)3943/ 659 5 279 Index A App 115 Audio-Guide 115 Austausch mit Mitfahrer 52 Autobahnkirchen 99 B Beschilderung 19 C Chi-Quadrat-Test 75 D d‘-Wert 65 Datenanalyse 41 Destination Management Organisation (DMO) 112 Digitalisierung 114, 116 Distraktoren 64 E Entscheidung 31 echte 32 impulsive 31 limitierte 32 Verhalten 31, 87 Erinnerung 109 Fähigkeit 86 freie 43 Test 63 F Fahrtdauer maximal in Kauf genommene 89 Fahrverhalten 51 Forschungsfragen 103 freies Erinnern 43 G Gatekeeper-Ansatz 38 Gedächtnis 28 episodisches 30 Langzeit 29, 30 Modelle 29 Prozesse 63 semantisches 30 I Imagewirkung 58 Informationsverhalten 92 Interviewleitfaden 37 K Kaufverhaltensforschung 31 kognitive Prozesse 27 L Lerntheorie des verzögerten Vergessens 82 Life events 56 M Marketing 115 Mere-Exposure-Effekt 93, 94 Mitfahrer 52 Modelle des Kauf- und Entscheidungsverhaltens 24 O Online-Befragung 71 P Point of Interest (PoI) 22 Weiterempfehlung 95 154 Index Q qualitative Inhaltsanalyse 41 Quotenstichprobe 72 R Rekognitionstest 64 Richtlinien für die wegweisende Beschilderung auf Autobahnen 19 S Standardabweichung 75 Stichprobenbeschreibung 40 Straßenverkehrsordnung 19 T touristische Unterrichtungstafel Anzahl 21 Assoziationen 46 Audio-Beiträge 115 Beitrag touristisches Marketing 115 Wahrnehmung 109 Zukunft 97 touristisches Marketing 115 Transkription 42 V Verhalten 87 Fahr- 91 Informations- 92 spontanes 87 Unterstützung 109 verhaltenswissenschaftliche Forschung 27 Verkehrsberuhigung 52 Verkehrssicherheit 51 Verständlichkeit von Verkehrsschildern 23 W Wahrnehmung 28 Modell 109 Weiterempfehlung der Points of Interest 95 der touristischen Unterrichtungstafeln 93 Werbewirkungsforschung 63 Wünsche für die Zukunft der touristischen Unterrichtungstafeln 93 Z Zeichen 386.3 20 Zufriedenheit mit den touristischen Unterrichtungstafeln 93 Zukunft 93, 97 ISBN 978-3-7398-3029-2 Lüneburger Heide, Kölner Dom und Bayerischer Wald! Das sind nur drei Points of Interest, die auf touristischen Schildern an deutschen Autobahnen zu sehen sind. Die Zahl dieser braunen, rechteckigen und großen Unterrichtungstafeln nimmt seit Jahren zu. Doch welche Wirkung haben sie tatsächlich auf Nutzer des motorisierten Individualverkehrs in Pkws und Wohnmobilen? Dieser Frage gehen Wissenschaftler der Hochschule Harz und ein Tourismusberater in dieser Arbeit nach: Sie untersuchen durch qualitative Leitfadeninterviews, Erinnerungstests und einer Onlinebefragung, wie sich Autofahrer an diese Tafeln erinnern und ob sie tatsächlich das Entscheidungsverhalten der Autofahrer, einen Abstecher zum dargestellten touristischen Ziel zu machen, beeinflussen. Die Ergebnisse dieser Arbeit bieten spannende Erkenntnisse vor allem für Destinationsmanager und Entscheider in Freizeiteinrichtungen, Verkehrsbehörden sowie in Verbänden. Auch für Tourismusstudierende und -wissenschaftler ist dieses Buch eine spannende Lektüre. Sven Groß (Hg.) Touristische Beschilderung an deutschen Autobahnen Sven Groß (Hg.) Touristische Unterrichtungstafeln: Wahrnehmung, Effekte, Entscheidungsverhalten Touristische Beschilderung an deutschen Autobahnen www.uvk.de