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Der knöcherne Zigarrenhalter

2014
978-3-7720-5490-7
A. Francke Verlag 
Markus Köhlerschmidt
Stefanie Voigt

Die Schönheit des Bösen und der Zerstörung - das ist ein altes magisches Thema der Menschheitsgeschichte. Für die Moderne und ihre Ästhetik war der Erste Weltkrieg prägend; er räumte gründlich mit alten Weltbildern auf. Diese "Urkatastrophe" hat auch neue Vorstellungen vom Schönen hervorgebracht. Der vorliegende Band untersucht kulturwissenschaftlich, wie sich die Ästhetik des Schreckens bei Ernst Jünger, Georg Trakl, Robert Musil und anderen entwickelte. Es sind erstaunliche und erschreckende Einsichten, die nicht nur literaturgeschichtlich von Bedeutung sind. Wie ist unsere Gegenwart geprägt von dem, was in den Schützengräben gedacht und gefühlt wurde? Warum ist die Schönheitsvorstellung der Gegenwart nicht zu verstehen ohne eine Analyse der Kriegsästhetik? Wir erfahren, wie aktuell das Entdecken einer neuen Schönheitsvorstellung zwischen 1914 und 1918 ist.

Markus Köhlerschmidt Stefanie Voigt Der knöcherne Zigarrenhalter Die ästhetische Lust am Schrecklichen im Ersten Weltkrieg Markus Köhl Stef Die ästhe am Sch im Ersten Der knöcherne Zigarrenhalter Markus Köhlerschmidt Stefanie Voigt Der knöcherne Zigarrenhalter Die ästhetische Lust am Schrecklichen im Ersten Weltkrieg Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. © 2014 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem und säurefreiem Werkdruckpapier. Internet: www.francke.de E-Mail: info@francke.de Printed in the EU ISBN 978-3-7720-8490-4 Inhaltsverzeichnis Einleitung .............................................................................................................. 9 1) Die elementar-ästhetischen Koordinaten des Krieges: Grau, Gräber und Granaten ........................................................................ 11 1.1) Die Farbe der Front, der Geruch des Grabes und das Trommelfeuer der Granaten ............................................... 12 1.2) Die neurasthenischen Folgen ............................................................. 15 2) Die Ausweglosigkeit der Situation - und der Ausweg aus der Ausweglosigkeit ........................................................................................... 17 2.1) Freunde des Krieges: Jünger, Musil und Apollinaire ..................... 18 2.2) Bis zur Zermürbung: Stramm, Trakl und Beckmann ..................... 22 2.3) Ein Diplomat des Krieges: Harry Graf Kessler ................................ 25 3) Die Quintessenz: Das Erhabene ................................................................ 27 3.1) Die Gewalt der Erhabenheit und die Erhabenheit der Gewalt im Laufe der Geschichte ..................................................................... 29 3.2) Die Psychologie: Zwischen Leid und Rausch .................................. 39 3.3) Die Quellen: Zwischen Historiografie, Psychografie und Ästhetiktheorie ..................................................................................... 40 4) Briefe und Hintergründe I: Die Verzauberung durch das Erhabene .... 43 4.1) Der erhabene Tod ................................................................................ 43 4.2) Der erhebende Ekel ............................................................................. 48 4.3) Die Frontzeit als Fermate .................................................................... 50 4.4) Das Paradoxon des lustvollen Traumas ........................................... 54 5) Briefe und Hintergründe II: Die Auswege des Erhabenen .................... 59 5.1) Der Glaube an das Göttliche .............................................................. 60 5.2) Kameradschaft: Männer ohne Frauen ............................................... 63 6) Briefe und Hintergründe III: Die Probleme mit dem Erhabenen .......... 69 6.1) Natur: Die zerschossenen Landschaften .......................................... 69 6.2) Kunst und Philosophie: Das Heroische und das Undarstellbare .. 75 6.3) Licht und Lärm: Die Philosophie des Hellen und Lauten ............. 82 7) Bildtafeln ....................................................................................................... 85 Inhaltsverzeichnis 6 8) Der Untergang: Vom Vorkrieg in die Augustbegeisterung und hin zur November-Depression ........................................................ 101 8.1) Die Gegenwehr der Dichter .............................................................. 103 8.2) Der Krieg der Väter und seine wilhelminische Aufbereitung ..... 108 8.3) Von Schulkriegsphilosophie und neuer Lebenskunst ................. 113 8.4) Resümee: Vom Schönen zum Erhabenen oder Über die ästhetischen Strukturen der Geschichte ......................... 115 Anmerkungen .................................................................................................. 121 Bibliografie ........................................................................................................ 155 I. Quellen und Erinnerungsliteratur zum Krieg .................................... 155 II. Philosophische Quellen ........................................................................ 160 III. Sekundärliteratur ................................................................................. 162 Bildnachweise ................................................................................................... 172 „Ich stelle mir manchmal Friedrich den Großen vor wie er nach sieben Jahren Krieg sich gefühlt haben mag. Er sagt selbst immer, wie mitgenommen er in den letzten Jahren des Krieges gewesen sei. […] Und dann kommt wieder dieses ganz seltsame Gegenempfinden: daß man doch keines dieser Jahre missen möchte in seinem Leben; daß man nicht wünscht, während dieser Zeit noch während eines Teiles dieser Zeit auf einer glücklichen Insel gesessen zu haben; daß man gerade durch die Länge des Ertragens zu gewinnen hofft; daß man auch bei noch Schlimmerem, noch Abstoßenderem dabei sein will, aus Widerstand, aus Lust an Dingen die zum Äußersten führen. Als ob doch in all dem etwas Positives, ein Gewinn, ein Wert, eine Wandlung liege! “ 1 „Ich muß Dir doch meinen Traum von der letzten Nacht mitteilen, der mich lebhaft beschäftigt und mich mit abergläubischer Furcht erfüllen will: Ich war im Krieg, sonderbarerweise mit den Russen. Ich lag in einem Schloß auf Vorposten. Ich kam in ein Zimmer und wie ich eintrete, eilt mir ein schönes, verlockendes Weib entgegen. Ich will sie küssen, und da ich mich ihr nähern will, grinst mich ein Totenschädel an. Einen Augenblick bin ich erstarrt vor Schreck, dann aber küsse ich ihn, küsse ihn so heftig und heiß, dass mir ein Stück seines Unterkiefers zwischen den Lippen bleibt. Im selben Augenblick verwandelt sich der Tod in meine Anna - und dann muß ich aufgewacht sein. Das ist der Traum vom Tod, den ich geküßt habe.“ 2 Einleitung Im Oktober 1915 schreibt Ernst Jünger in seinem Kriegstagebuch: „Heute Nachmittag fand ich […] zwei noch zusammenhängende Finger- und Mittelhandknochen. Ich hob sie auf und hatte den geschmackvollen Plan, sie zu einer Zigarrenspitze umarbeiten zu lassen. Jedoch es klebte […] noch grünlich weißes verwestes Fleisch zwischen den Gelenken, deshalb stand ich von meinem Vorhaben ab“. 3 In der Geschichte der Menschheit hat es immer wieder Zweckentfremdungen des menschlichen Körpers gegeben. Im Barock legten beispielsweise spanische Mönche ihre Kapellen mit den Knochen ihrer verblichenen Kollegen aus, und auch die Französische Revolution mochte noch Hosen aus Menschenleder. 4 Aber die Ästhetisierung des Schreckens erreichte im Ersten Weltkrieg einen bis dato ungekannten Höhepunkt, und die Ästhetik der darauffolgenden Zeit hat sich daran orientiert - an einem ästhetischem Schönheitsempfinden mit gleichzeitig wenig Empathie gegenüber zum Beispiel dem Menschen, dessen Finger- und Mittelhandknochen beinahe zu einer Zigarrenspitze Jüngers geworden wären. Wenn dann im Zweiten Weltkrieg Lampenschirme aus den Häuten getöteter Juden hergestellt wurden, 5 und am Ende des Jahrhunderts manche Menschen meinten, dass die Attentate von 9/ 11 das größte Kunstwerk aller Zeiten seien, 6 dann unter anderem deswegen, weil in den Jahren zwischen 1914 und 1918 etwas Grundsätzliches geschehen war. Es hatte schon vorher so etwas gegeben wie ein verinnerlichtes Genießen von Schrecklichem, zunächst jedoch noch ganz volkstümlich, ohne jeglichen geistesgeschichtlichen Unterbau: in Paris und Metz war es vom 16. bis zum 18. Jahrhundert üblich, die Johannisfeuer mit lebenden Katzen zu bestücken, um sich an diesem Spektakel zu weiden. 7 Die Philosophen diskutierten später fast jegliche Grausamkeit unter dem Oberbegriff der Erhabenheit und natürlich war dieses Phänomen keine genuine Erfindung des Ersten Weltkriegs. Aber in diesem Krieg schwappte es über aus den Büchern der Denker in die Schützengräben der Soldaten. Die neue Lust am Schrecklichen war der Trostpreis nicht nur für die Verlierer des Krieges, sondern für alle Beteiligten und auch für die Nachwelt, und zwar vor allem für unsere Gegenwart, die wie keine vorherige diese Vorgabe internalisiert hat. Wenn heute die Ästhetiktheorien der Philosophen, die Werke der Künstler und die Macher der Medien die Lust am Schrecklichen zelebrieren und Jugendliche verrohen, dann sind das nicht nur philosophische, künstlerische, medienwissenschaftliche oder soziologische Moden, sondern vor allem ist es eine Parallele zu der Zeit vor hundert Jahren, in der genau diese Dinge schon einmal so vorkamen - aber leider ist diese Parallele relativ unerforscht. Zwar wurden viele Texte aus der Zeit des Einleitung 10 Ersten Weltkrieges analysiert und in den Geschichten dieses Krieges und in den Literatur- und Kunstgeschichten fermentiert als der Grundstock des modernen Denkens. Doch zum einen wurden viele Texte dabei auch übergangen, zum Beispiel viele Frontbriefe und Notizen, und zum anderen weicht in vielen dieser Texte das ästhetische Empfinden irgendwann einem Schweigen, das, dem Wesen des Schweigens entsprechend, keinen Weg in die Legenden der Kulturgeschichten fand. Diese stumme Stimme vernehmbar zu machen und den Grenzverlauf zwischen der Lust am Schrecklichen und der Wertung als Perversion vorzuführen, ist das Anliegen dieses Buches - die Atmosphäre des Krieges zu schildern, die Klischees seiner als ästhetisch empfundenen Anblicke und Empfindungen vorzuführen und aus den Briefen meist gefallener Soldaten zu zitieren, ist die dafür verwendete Methode. 1) Die elementar-ästhetischen Koordinaten des Krieges: Grau, Gräber und Granaten Der Erste Weltkrieg begann damit, dass im weit entfernten Sarajevo, am äußersten Rande eines imperialistisch denkenden Europas, in dem jedes Land nach den Besitz- und Waffenständen der Nachbarländer äugte, im Juni 1914 ein Serbe den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand samt Gemahlin erschoss. Als ob Österreich-Ungarn nur auf eine solche Gelegenheit gewartet hätte, erklärte es Serbien den Krieg. „Serbien muss sterbien“. Der Bündnispartner Österreichs, der deutsche Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) erklärte seinerseits, beseelt vom patriotischen Glauben an sein Land, in dieser Stunde der vermeintlichen Gegenwehr auch gleich Frankreich und Russland den Krieg. Er rief im August 1914 seinen ausrückenden Truppen zu, sie seien wieder zu Hause, noch bevor die Blätter fielen - und es wird ihm geglaubt. Denn man glaubte sich im Recht, im Recht zum Kriege ob der deutschen Überlegenheit in allen Dingen, der deutschen Kultur, den deutschen Werten und der deutschen Wirtschaft. Da lag es fatalerweise nahe, auch an die Überlegenheit in der Waffentechnik und an die baldige Rückkehr zu glauben. Der österreichisch-ungarische Generalstab war da pessimistischer. Hier rechnete man mit einem Kriegsende im Mai 1915. 8 Der Sommer des Jahres 1914 war einer der heißesten des noch jungen Jahrhunderts. Es wurden plus 33 Grad Celsius im Schatten gemessen, 9 und alle kriegführenden Nationen beschrieben ihren jeweiligen Aufbruch an die Front wie eine fröhliche Fahrt in die Sommerfrische - zwar geringfügig beeinträchtigt dadurch, dass die Frauen zuhause bleiben mussten, aber unter dem Strich sehr harmonisch, angefangen bei den gemeinen Soldaten bis hin zum dekorierten General. Der damalige Leutnant Erwin Rommel (1891-1944) schrieb: „Die Fahrt ins Feld durch die herrlichen Täler und Auen der Heimat unter dem Jubel aller Volksgenossen ist schön. Die Truppe singt Lied auf Lied“. 10 Diese Lieder singen vom Krieg und von der Begeisterung fürs heroische Sterben, und „Bei jedem Halt wird sie [die Truppe, d.V.] mit Obst, Schokolade und Brötchen überschüttet“. 11 Es begann die große Umdeutung des Geschehens, viele fühlten sich wie von einer Mauer aus Liebe und Rührung umgeben, 12 und auch die Natur wurde anders wahrgenommen: „Nie war die Schönheit Österreichs gewaltiger hervorgetreten als im August 1914, und nie wurde diese Schönheit von Millionen Herzen reiner und stärker wahrgenommen. Dies war nicht Landschaft neben Landschaft, Tal in Tal übergehend: es war ein lebendig Ganzes: das Vaterland“. 13 Relativ kritisch stellt dagegen der österreichische Oberleutnant Constantin Schneider (1889-1945) fest: „Abfahrt! - Mehr ein Triumphzug für heimkehrende Sieger, als ein Abschied für Männer, die erst beweisen sollten, ob sie ihrer Aufgabe und ihrer Würde gewachsen seien“. 14 Aus vielen Ländern Skandinaviens meldeten sich Freiwillige aus Sympathie für die deutsche Kul- Die elementar-ästhetischen Koordinaten des Krieges: Grau, Gräber und Granaten 12 turnation. 15 Der Truppenaufmarsch war optimistisch auf einen schnellen Bewegungsfeldzug ausgerichtet, egal ob per Eisenbahn oder in Form von enormen Marschleistungen mit bis zu 60 Kilometern am Tag. Dann aber erstarrte der Bewegungskrieg an der Westfront zum Stellungskrieg. Niemand auf deutscher Seite hatte mit einem Gleichstand der militärischen Kräfte gerechnet. Die Verluste zeigten sich unverhältnismäßig hoch, und im Herbst 1914 werden beiderseits die Granaten knapp. Die Generalstäbe begannen nun auf einen Zermürbungskrieg zu setzen und den Gegner mit Giftgas und schwerer Artillerie zu attackieren, mit kontrollierten offensiven Nadelstichen. Das heroische Sterben mutierte zum elenden Krepieren, und es entsteht das Trauma des Ersten Weltkrieges, eine neue Art von Krieg, die so vorher nie da gewesen war oder besser gesagt in Europa bisher ignoriert wurde. Denn auch der Russisch-Japanische Krieg (1904-1905), oder auch die Schlussphase des Amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865), kulminierten in einem Stellungskrieg mit hohen Verlusten. Sich der ästhetischen Rezeption dieses Krieges im Sinne der sinnlichen Wahrnehmung des Krieges zu nähern, ist nicht einfach, und beginnt im vorliegenden Fall bei den Wirkungen der neuartigen Waffentechnologien dieses Krieges. Die sind der Grund für die Neuartigkeit nicht nur des Verlaufs des Ersten Weltkrieges, sondern auch für dessen entsprechende grundsätzliche Atmosphäre, deren elementarpsychologische optische, olfaktorische und akustische Merkmale zu maßgeblichen Topoi dieses Krieges werden: Die Front wurde im Laufe der Zeit immer mehr zu einem einheitlich-erdfarbenem Gemisch aus Boden und Leichen, der Geruch glich einer Mischung zwischen Kloake und Grab, und der oft pausenlose Lärm der Einschläge der Raketen und Granaten überstieg jedes Fassungsvermögen der Soldaten. 1.1) Die Farbe der Front, der Geruch des Grabes und das Trommelfeuer der Granaten Im September 1914 verschwand nicht nur im übertragenen Sinne die Sonne, die zu Beginn des Kriegs so schön geschienen hatte. Es kam Dauerregen auf, und der verwandelte mit Hilfe der Artillerie das Kampfgebiet in eine mondähnliche Trichter- und Kraterlandschaft. Wälder wurden abrasiert, Wiesen gab es keine mehr. Alles sah aus, „wie ein in Erstarrung übergegangenes graues Meer“, 16 das sich von der Nordsee bei Nieuport bis zur Schweiz bei Bonfol erstreckte. Das ist ein Landstreifen von nahezu 700 Kilometern Länge. Bei einer durchschnittlichen Breite von etwa 4 Kilometern, ergibt das etwa 2.800 Quadratkilometer Land. 17 Am schlimmsten betroffen waren die Landstriche in Flandern, an der Somme, und natürlich der Großraum von Verdun. Ein Augenzeuge berichtet von dort: „Am 20. [Juni 1916] Abends 9 Uhr geht´s in die Stellung vor. Rasendes Granatenfeuer. In einen früheren Hohlweg hinein. [...] Ihr dürft Euch da nicht etwa etwas Grünes darunter vorstellen. Es gibt keine Farbe außer Die Farbe der Front, der Geruch des Grabes und das Trommelfeuer der Granaten 13 braun, grau und schwarz - es gibt keine Form außer Granatlöchern“. 18 Der Kriegsberichterstatter Wilhelm Scheuermann (1879-1945), der das Schlachtfeld von Verdun im Juni 1916 vom Flugzeug aus besichtigte, beschreibt die Fläche als nicht mehr künstlerisch darstellbar, weil sie das Nichts verkörpere: „wenn das ein Künstler gemalt hätte, so müsste er mitten im Bilde […] die Farben wegradieren, dass ein hässlicher Fleck im Bild entstünde. Nur so wäre der Eindruck des vollkommenen Nichts, des Loches in der Natur, wiederzugeben“. 19 Nur das Giftgas brachte die schillernden Farben Gelb und Violett 20 in diese dunkelbraune Schlammwüste. Paul Nash (1889-1946) schreibt als Kriegsmaler aus Flandern: „Nur der schwarze Regen aus den geschwollenen, grün und blau geschlagenen Wolken [...] bietet in einem solchen Land die richtige Atmosphäre. Der Regen will nicht enden, das Gelb des stinkenden Schlamms wird immer bösartiger, die Granattrichter füllen sich mit grünlichweißlichem Wasser, Wege und Straßen sind von mehreren Zentimetern Schleim bedeckt, die sterbenden schwarzen Bäume harzen und schwitzen, und die Granaten kommen pausenlos [...] sie graben sich in dieses Grab, denn etwas anderes ist dieses Land nicht mehr […] Das Ganze ist unsäglich, gottlos, hoffnungslos“. 21 Die Landschaft selbst wurde im wahrsten Sinn des Wortes zum offenen Grab. 22 Vielfach moderten die unbeerdigten Toten zwischen den Stellungen und waren in ihrem Brechreiz erzeugenden Verwesungsgeruch allgegenwärtig in den Unterständen und Schützengraben: „Die Magennerven sind bis zum Erbrechen gereizt - doch man hat nichts drin in dem knurrenden Ding“. 23 Denn es liegt „alles voll Toter, die hundertmal wieder umgedreht und von neuem zerrissen werden. Ganze Schützenlinien liegen vor den Stellungen, unser Hohlweg gefüllt mit Toten, die schichtenweise übereinander liegen. Keine drei Spatenstiche können wir vorn machen, ohne auf einen Körperteil zu stoßen“. 24 Im Brief eines gefallen Studenten liest man: „Vor unserem Graben lag bis vor kurzem noch eine Menschenhand mit Fingerring, ein paar Meter davon ein Unterarm, von dem zuletzt nur noch die Knochen übrig war. So gut mundet den Ratten das Menschenfleisch. Scheußlich - wer das Gruseln nicht kennt, lernt es hier“. 25 Solcher Schrecken war im Frontgraben Normalität: „Wachte um 9 00 in meinem Erdloch auf und frühstückte. Vor meinem Erdloch liegt ein Engländer, der gestern dahingewühlt ist. Er ist dick und aufgequollen, noch völlig bepackt, von tausenden stahlblauer Fliegen bedeckt. Sein Hinterteil ist durchschlagen, daraus fließt ein schmieriger brauner Saft. Der Kopf ist schwarz wie ein Negerkopf. […] Um 1 00 koche ich mir eine Dose Gulasch. Der Geruch wird durch die Mittagssonne nicht besser. Tausend und abertausend Schmeißfliegen bedecken die Trichterränder“. 26 Ein Soldat schreibt 1918 nach Hause: „Die Leichname der auf beiden Seiten Gefallenen bedecken die Erdoberfläche und verbreiten einen äußerst unangenehmen Geruch. Ich möchte euch bitten Odo-Cologne Wasser zu schicken. Überall zeigen sich Würmer und Giftmücken sowie dicke blauschimmernde Fleischmücken“. 27 Sogar als Ersatz für fehlende Sandsäcke mussten die Leichen der Gegner herhalten. Was wie ein Schauermärchen klingt, war nur bittere Realität, die sich auch in den „Richtlinien für die Ausbildung des Kriegsersatzes“ niederschlug: „Fehlen Sandsäcke [in gestürmten Stellungen], so ist der Graben mit Erde, auch feindlichen Leichen zu verstopfen“. 28 Entsprechend Die elementar-ästhetischen Koordinaten des Krieges: Grau, Gräber und Granaten 14 dankbar war man in den Schützengräben für Zigaretten- und Zigarrenrationen, da die zumindest den Geruchssinn ein wenig erodierten. Auch der Ruf nach Eau de Cologne ist allgegenwärtig. Insbesondere Offiziere orderten das Duftwasser, das im letzten Kriegsjahr mit 5,50 Mark pro Flasche gehandelt wurde, en gros. 29 (Die Soldaten konnten sich teilweise über Tage und Wochen nicht waschen, auch nicht während der warmen Sommermonate.) Der Lärm des Ersten Weltkriegs muss bizarr gewesen sein. Noch heute gibt es für Touristen kurze Simulationen davon in Verdun. Dem Schall von explodierenden Granaten und Geschossen aller Art waren die Kriegsteilnehmer von 1914 bis 1918 in viel stärkerem Maße ausgesetzt als die Veteranen aller vorangegangenen Kriege - nicht nur weil die Artillerie die dominierende Waffengattung des Ersten Weltkriegs ist. Auch die Waffenmenge überschritt alle dagewesenen Dimensionen. So wurden zum Beispiel bei Beginn der deutschen Offensive am 27. Mai 1918 an der Aisne auf einem Abschnitt von 38 km innerhalb von ca. 3 Stunden 2,4 Millionen Granaten verschossen. 30 Der englische Kriegsberichterstatter Philip Gibbs (1877-1962) schrieb darüber: „Der Lärm war noch niederdrückender als die Aussicht auf den nahen Tod. Der Lärm war in seinen Wirkungen entsetzlich. [...] Man konnte die leuchtenden Blitze von einigen der feindlichen Kanonen sehen, ein ohrenbetäubender Lärm kam von ihnen, regelmäßig wie der Donner dahinrollend, von plötzlichen Erschütterungen unterbrochen, die sich durch das Hirn fortpflanzen und wie ein grausiger Auflösungsprozeß im ganzen Körper empfunden werden. [...] Bei Nieuport stand ich nur wenige hundert Meter von einem unserer Kriegsschiffe an der Küste entfernt. Jede Granate, die über die Dünen hineingesandt wurde, war wie ein Donnerkeil des Jupiter; Körper und Seele wanden sich in Qualen“. 31 Ernst Jünger schreibt: „Unaufhörlich schmettern Eindrücke ins Hirn, bläulich sirrende Schwerthiebe, glühende Hammerschläge. Soviel nimmt man wahr, dass man jetzt kaum noch Angst empfinden kann, doch die Dinge, die man wahrnimmt, gleißen in den gespenstischen Farben eines schrecklichen Traumes“. 32 Solcher Lärm bzw. solche „Belagerung des Ohrs“ 33 führte bei vielen zu psychischen Störungen bzw. Verletzungen des zentralen Nervensystems, 34 die unter den Begriffen „Granatenschock“ oder „shell shock“ subsumiert werden. 35 Dabei ist die Vorstellung dieser quasi rein mechanischen Überlastung noch weit entfernt von der psychischen, die zum Beispiel auch das medizinische Personal des deutschen Heeres nicht verschonte. Ein Unterarzt schrieb nach seiner Einlieferung in ein Nervenlazarett im November 1916: „Ich glaube, es sind weniger die Anstrengungen, als all das Grauenhafte, das ich in den letzten Monaten erlebt habe, was meine Gesundheit so erschüttert hat. [...] Ich bin gar so müde und matt, möchte am liebsten einschlafen und nicht wieder aufwachen, ehe Frieden im Lande ist, oder gar nicht“. 36 Die neurasthenischen Folgen 15 1.2) Die neurasthenischen Folgen Aber die Militärpsychiatrie des Ersten Weltkrieges, damals noch weit entfernt von der Vorstellung einer psychisch bedingten posttraumatischen Belastungsstörung, kategorisierte die meisten der eingelieferten Patienten in der Regel nur als Simulanten und Drückeberger 37 und man unterstellte ihnen „eine wunschbedingte, hysterische Symptombildung ohne körperliche Grundlage - also Flucht aus dem Krieg in die Krankheit“. 38 In den Augen der Zeit war es vor allem die Reizüberflutung des Frontalltags, die in vielen Fällen zur Entwicklung dieses neuartigen Syndroms führte, das man heutzutage eher als einen seelischen Zusammenbruch interpretieren würde: „Durch große Überanstrengung besonders der letzten 3 Tage, bei denen unser Schützengraben von der feindl. schweren Artillerie förmlich umgewühlt worden ist, habe ich mir eine Nervenkrankheit zugezogen. [...] Nur wenige Stunden bin ich tagsüber auf, denn diese verflixte Krankheit hat sich auf meine unschuldigen Beine gelegt, so dass ich durch Schmerzen und Lähmung an den Beinen u. rechten Arm an meinem Fortkommen behindert bin“, 39 schrieb ein Soldat bereits im Januar 1915. Die Zahl der dienstuntauglich gewordenen Soldaten durch Nervenleiden, wie Psychosen, Krampfleiden, nervöse Überreizung und starke Zuckungen, stieg seit 1915 kontinuierlich an, so dass der Generaloberarzt und Psychiater Robert Gaupp (1870-1953) 1917 ausführte: „daß die Nervenkranken der Zahl nach weitaus die wichtigste Kategorie aller Kranken unserer Armee darstellen, daß die Nervenlazarette unseres Landes wohl die einzigen sind, die immer vollbelegt sind“. 40 630.000 Soldaten des deutschen Heeres wurden während des Krieges psychiatrisch behandelt, 90% davon wegen „neurasthenischen Schütteltremor“, 41 unkontrollierbaren Schüttelkrämpfen, temporärem Erblinden und Lähmungserscheinungen. 42 Derartige Leiden wurden primär mit Stromstößen behandelt. Ein auf der Nervenstation des Festungs-Lazaretts Warschau diensttuender Sanitätssoldat illustrierte im Mai 1917: „Die Nervenleiden nehmen ja einen großen Teil aller Frontkranken ein [...] Nervenleiden in Anschluß an Lues [Syphilis], rheumatische Lähmungen, Leute bloß mit Kopfschmerzen und die große Klasse der Hysteriker, die aber meist mit Energie u. Elektrizität und kalt Wasser geheilt werden. Nämlich, wenn die Leute zittern kommen sie an den elektrischen Apparat, bekommen eine Vorrichtung mit Pendelkontakt zwischen die Finger, so dass wenn sie zittern der Strom ausgelöst wird und sie sich selbst Schmerzen zufügen. Meist ist nach einmaliger Behandlung das Leiden fast geheilt“, 43 so dass diese Patienten wieder zurück an die Front geschickt werden konnten, wo mit hoher Wahrscheinlichkeit der Tod auf sie wartete. Von denen, die den Krieg überlebten, kamen diejenigen mit neurasthenischen Symptomen in die Nervenheilanstalten und viele derer ohne solche Symptome deuteten in ihren Texten eine andere symptomatische Folge ihrer Erfahrungen an, nämlich die Wortlosigkeit angesichts des Erlebten im Sinne von: „Die Geschichte dieses Krieges wird nie geschrieben werden. Die sie schreiben könnten, werden schweigen. Die sie schreiben, haben sie nicht erlebt“. 44 Viele Kriegsbriefe berichteten von dieser „Reise ins Innere“ 45 und von eben dieser Wortlosigkeit angesichts des Unaussprechlichen: „Der Krieg ist ein schweigsamer Lehrer, und wen er lehrt, der wird schweigsam“. 46 2) Die Ausweglosigkeit der Situation - und der Ausweg aus der Ausweglosigkeit Neurasthenie gilt in der Regel als Reaktion auf traumatisierende Erlebnisse nach physiologischer oder bzw. und psychologischer Überforderung. Diese kann nicht nur in der ständigen Konfrontation mit dem Tod bestehen, sondern auch aufgrund einer Grundhaltung, die eine Rückkehr in die Heimat als vermeintliche Schmach interpretiert. Die Situation für einen dergestalt überforderten Soldaten war im Ersten Weltkrieg im Prinzip aussichtslos. Auf Verständnis seitens der Führungsstäbe war nicht zu hoffen. Im November 1914 in Flandern ließ sich etwa General Christoph von Kiefhaber (1855-1955), „leicht verwundet auf einer Bahre mittragen, und warf Steine auf die Leute, die nicht vorgehen wollten“ 47 oder es nicht mehr konnten, weil sie schon tot waren. Als sich im Verlauf des Krieges Fronttruppe und Generalstäbe zunehmend voneinander entfremdeten, erlebten die einfachen Soldaten ihre Führung: „Die Herren beim schwarzen Kaffee [...] auf der Schloßterrasse [....] Tassen und Löffel glitzerten in der Sonne, der Zigarettenrauch schwebte in einer kleinen Dampfwolke über der vergnügten Gesellschaft [...] Da vorne die Hölle! Und auf der Terrasse musste eben eine Anekdote eingeschlagen haben [...] eine Lachsalve [...] So oft wir draußen im Feuer liegen [...] immer ist als Hintergrund die sonnige Terrasse da“. 48 Auch Besichtigungstouren von Stäben förderten den Zusammenhalt mit der kämpfenden Truppe nicht unbedingt, und vor Verdun wurde ein offensichtlich durchgefrorener Soldat von einem Generalstabsoffizier gefragt: „Frieren Sie? Frieren tun Onanisten, Säufer und Hurenböcke. Was sind Sie? “ 49 Carl Belfrage (1886- 1940), ein schwedischer Offizier, der seinen Dienst quittierte, um auf dann auf deutscher Seite kämpfen zu können, wurde nach dem Krieg zurück in Schweden während eines Manövers von einem Stabsoffizier gefragt, ob es jetzt dort genauso sei wie an der Westfront, und Belfrage antwortete: „Jawohl Herr Oberst. […] Hier ist es genau so. Entweder es kommen überhaupt keine Befehle, oder es kommt am Ende doch einer, der total sinnlos ist“. 50 Als der britische Generalleutnant Sir Launcelot Kigell bei Ypern die vorderste Front besuchen wollte, brach er während der Fahrt in Tränen aus und fragte seinen Begleiter: „Lieber Gott! Schicken wir wirklich unsere Männer hier raus um zu kämpfen? “, 51 und dieser antwortete: „Es wird noch schlimmer weiter vorne“. 52 Nun fordern per se ausweglose Situationen geradezu heraus zu einer Uminterpretation der Umstände - eine vereinfachende Bejahung der Umstände, die auch vor Cambridge-Absolventen nicht haltmachte, war die Folge. So vertraute Kenneth Gordon Garnett (1892-1917) seiner Mutter Folgendes an: „This is all a great game - so very childish - but I am such a child as to love it. And you poor people at home pay for us to play »bears« as we used to do when I was four [years old] … This game is just like that, only more people are playing it”. 53 Auf den ersten Die Ausweglosigkeit der Situation - und der Ausweg aus der Ausweglosigkeit 18 Blick scheint es, als ob viele Schilderungen des Kriegserlebens in den Jahren 1914-1918 aus psychologischer Sicht so funktionieren wie das sogenannte Stockholm-Syndrom: 1973 hatte sich eine Frau im Laufe einer Entführung in Stockholm in ihren Entführer verliebt und so ein namensgebendes Muster vorgelebt, in dem ein Mensch hohem psychischen Druck mit einer Uminterpretation der Lage begegnet. Das Prinzip beider Situationen ist die Umtaufe des Schrecklichen zum Freund. Nun ist dieser Vergleich aber insofern ambivalent, als viele Soldaten durchaus nicht gegen ihren Willen in den Krieg gingen. Viele von ihnen wollten entführt werden, und viele Künstler konstruierten entsprechenden Werke, verbanden die Elemente der Kriegsbegeisterung des Kriegsbeginns mit den genannten ästhetischen Eindrücken der Front und stilisierten ihre Frontzeit zu einem heroischen Akt der Selbsterfahrung im Sinne einer Begegnung mit dem Tod, mit dem Tod der anderen und auch mit der eigenen Sterblichkeit. Alle diese Texte bzw. Kunstwerke sind geprägt von ästhetischer Distanz gegenüber dem Schrecken des Krieges bis hin zu rauschähnlichen Extremzuständen - und sie erwähnen überdurchschnittlich oft den philosophischen Begriff des „Erhabenen“. Diese Künstler sind aufzuteilen in zwei Lager, in Bewältiger des Krieges auf der einen Seite und Überwältigte, die daran zerbrachen. Beiden Gruppen entstammen viele Künstler, die bis heute in ihren jeweiligen Kultursparten wirkungsmächtig und wegweisend waren, und einige von ihnen sollen im Folgenden vermitteln, wie der Krieg von ihnen ästhetisch empfunden und intellektuell interpretiert wurde. 2.1) Freunde des Krieges: Jünger, Musil und Apollinaire Ernst Jünger (1895-1998) bekam im Dezember 1917 das Ritterkreuz des Hohenzollernschen Hausordens und im September 1918 die höchste in Preußen zu vergebende Kriegsauszeichnung, den Pour lé Merite. Er erkor nachhaltig wie kein anderer Literat das Kriegsgeschehen zu einem Kult der scheinbar über alle Welt erhabenen Selbstwahrnehmung. 54 (Und wurde darum auch von der NS-Ideologie gegen seine eigene, antifaschistische Intention verherrlicht.) In seinem 1960 erschienen essayistischen Werk „Sgraffiti“ resümiert er über seine Kriegsteilnahme bzw. den Krieg im Allgemeinen: „In der Betrachtung steckt Freiheit, ja Souveränität. Im Maß, in dem es dem Menschen glückt, sich seine Lage »darzustellen«, sie zum Gegenstande seines betrachtenden Geistes zu machen, löst er sich aus ihr und erhebt sich über sie. Zum Beispiel liegt es kaum in der Freiheit des Einzelnen zu verhindern, daß der Staat ihn auf seine Schlachtfelder schickt. Wohl aber liegt es in seiner Freiheit, den Standort des Beobachters einzunehmen, und damit stellt er den Staat in seine Dienste, etwa als Veranstalter gewaltiger Schauspiele. Das wird ihm freilich nur möglich werden, wenn er zuvor in seiner inneren Arena den Triumph über die Furcht errungen hat“. 55 Nicht nur diese Überwindung der Furcht ist für Jünger lusterzeugend, sondern auch das unmittelbare Erlebnis des Kampfes, ein „Rausch über allen Räuschen“, 56 eine Ek- Freunde des Krieges: Jünger, Musil und Apollinaire 19 stase, in der das Individuum mit der Welt verschmilzt: „Da ist der Mensch wie der brausende Sturm, das tosende Meer und der brüllende Donner. Dann ist er verschmolzen ins All, er rast den dunklen Toren des Todes zu wie ein Geschoß dem Ziel“. 57 Ein derartiger Rausch berührt die Grenze zum subjektiv Absoluten: „So besteht zwischen dem Sturmlauf eines Angriffes und dem Gefühl der Erregung inmitten einer trunkenen Tafelrunde kein großer Unterschied. Die Steigerung des Lebens, der jagende Kreislauf des Blutes, der jähe Wechsel der Empfindungen, des Explodierens von Gedanken im Hirn, das ist die Form des Seins, die sich in ihnen manifestiert“. 58 Dieser „Augenblick, den man halten möchte“, 59 ist bei Jünger wie ein zeitloser Moment, von dem er schreibt, dass es die Zeit wie in einem Vakuum abgesaugt erscheinen lässt. 60 Der Privatdozent Max Wundt schreibt über seine Erfahrungen beim Sturmangriff: „Es ist ein eigentümlicher Erregungszustand, den ich mehr einem Rausch als einem Fieber vergleichen möchte, denn er hat nichts Unangenehmes, besonders die ersten Male nicht. Eher überkommt einen eine gewisse Heiterkeit, [...] Artilleriefeuer im Graben oder hinter Deckungen nur einfach auszuhalten, wirkt dagegen fast nur deprimierend“. 61 Dass diese Art der „Steigerung des Lebens“ 62 in Form von Krieg letztendlich zwecklos und kulturvernichtend ist, leugnet auch Jünger nicht: „Das ist der Krieg. Das Beste und Wertvollste, die höchste Verkörperung des Lebens ist gerade gut genug, in seinen unersättlichen Rachen geschleudert zu werden. Ein Maschinengewehr, nur ein sekundenlanges Gleiten des Gurtes - und diese fünfundzwanzig Mann, mit denen man eine weite Insel kultivieren könnte, hängen im Draht als zerfetzte Bündel, um langsam zu verwesen“. 63 Doch Jünger deutet die Destruktion des Krieges in eine „erhabene Zwecklosigkeit“ 64 um, und gewinnt dem Krieg mediale Qualitäten ab. Denn „[a]lle Ziele sind vergänglich, nur die Bewegung ist ewig, und sie bringt unaufhörlich herrliche und unbarmherzige Schauspiele hervor. Sich in ihre erhabene Zwecklosigkeit zu versenken wie in ein Kunstwerk oder wie in den gestirnten Himmel, das ist nur wenigen vergönnt“ 65 - wobei die Nennung des gestirnten Himmels, ein Bild in Kants „Kritik der praktischen Vernunft“, die klassische Schulbildung und Inspiration Jüngers verrät, und zwar in dem berühmten Satz Kants: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüth mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir“. 66 Allerdings gesteht Kant diesen Anspruch an Würde im Erleben unfassbarer Größe und moralischer Durchdringung allen Menschen zu, Jünger hingegen nur wenigen Übermenschen. Dieser Unterschied zeitigt große ethische Konsequenzen, verleiht dem Jüngerschen Konzept solcher Individualisierung aber ein hohes Maß an psychologisch reizvoller Exklusivität für Menschen mit entsprechenden Bedürfnissen an Aufwertung des eigenen Selbstwertgefühls (wie vielleicht auch des kleinen, aber seinem Eigenverständnis nach elitären Kreises an Jüngern Jüngers nach dem Krieg). Obwohl Jünger den Höhepunkt an Ästhetisierung des Krieges darstellt, steht sein Konzept jedoch stellenweise mit seinen im Schützengraben verfassten Die Ausweglosigkeit der Situation - und der Ausweg aus der Ausweglosigkeit 20 Aufzeichnungen - und damit mit dem ursprünglichen Erleben - in einem gewissen Spannungsverhältnis: Jünger schrieb beispielsweise im Dezember 1915 in sein Tagebuch: „Lange schon bin ich im Krieg, schon manchen sah ich fallen, der wert war zu leben. Was soll dies Morden und immer wieder morden? Ich fürchte, es wird zuviel vernichtet und es bleiben zu wenig, um wieder aufzubauen. [...] Der Krieg hat in mir doch die Sehnsucht nach den Segnungen des Friedens geweckt“. 67 Und im Mai 1917 bemerkt er zynisch: „Gestern bekam ich von Oppen [Kommandeur seines Regiments] wegen irgend einer Kleinigkeit eine Riesenzigarre [Rüge], das stählt die Kriegslust keineswegs. Wenn ich über die grüne Wiese vor mir auf das zerschossene la Baraque sehe, dann muß auch ich, einst so kriegslustiger mir die Frage vorlegen: Wann hat dieser Scheißkrieg ein Ende? “ 68 Dieser Ausdruck zeitweiliger Krisen angesichts eines Krieges bei einem, der sich vom Krieg wahrscheinlich etwas anderes erwartet hatte, (was genau, konnte er wohl selbst nicht präzise formulieren), ging aber auch immer wieder vorüber, so dass er beispielsweise an seinem 21. Geburtstag, am 29. März 1916, resümiert: „Dies Jahr kann ich wohl sagen, kann ich ungetrübt feiern. Mir macht das Kriegsleben jetzt grade den richtigen Spaß, das ständige Spiel mit dem Leben als Einsatz hat einen hohen Reiz, wenn die allgemeine Lebensführung dabei einigermaßen günstig ist“. 69 Dergestalt gibt es auch Bedenken an der Realitätsnähe von Jüngers „Tatsachenberichten“ der Nachkriegszeit, wie zum Beispiel an seinem aus Tagebüchern entstandenem Werk „In Stahlgewittern“. Hierin geht es vor allem um die Stilisierung einer erhabenen Frontkämpfergemeinschaft: Das Werk geriert sich zwar als unmittelbares Echo des Frontgeschehens, entstand aber nach einem ausgefeilten und mehrfach überarbeiteten Kompositionsschema. 70 Auch Robert Musil (1880-1942) sieht eine Wahlverwandtschaft zwischen dem Krieg und entgrenzenden Zuständen. Weite Passagen im „Mann ohne Eigenschaften“ sind dem sogenannten „Anderen Zustand“ gewidmet, 71 Musils Terminus für das Erhabene. Er benennt den „Krieg als Abform des aZ [anderen Zustands]“, 72 und sieht sowohl im Krieg als auch in der Erhabenheit „irrationale Liebesversuche“, 73 die gegen verkrustete gesellschaftliche Strukturen revoltieren und in einer „taghellen Mystik“ 74 aufblitzen. Diese Art der Revolte vollzieht sich für Musil im Zeichen der Todesrituale Krieg und Erhabenheit. Beide manifestieren sich als Grenzüberschreitung auf der Schwelle zwischen Leben und Tod, als ein „Zittern der Grenze“ 75 und dem „Gefühl der Entgrenzung und Grenzenlosigkeit“, 76 das sie mit der Liebe und der Mystik eint, 77 zum Beispiel auch dann, wenn Musil zwischen den Stellungen wie ein Verliebter spazieren ging, und „eine sonderbare innere Freiheit“ 78 in sich fühlte: „In der Nacht bezogen wir [...] eine vorgeschobene Stellung. Sie lag so offen im Tal, dass man uns von oben mit Steinwürfen erschlagen konnte; aber man röstete uns bloß an langsamem Artilleriefeuer.[...] Trotzdem habe ich in jeder solchen Nacht oftmals den Kopf über den Grabenrand gehoben und ihn vorsichtig über die Schulter zurückgedreht wie ein Verliebter: da sah ich dann die Brentagruppe hell himmelblau, wie aus Glas steif gefältelt, in der Nacht stehen. Und gerade in diesen Nächten waren die Sterne groß Freunde des Krieges: Jünger, Musil und Apollinaire 21 und wie aus Goldpapier gestanzt und flimmerten fett wie aus Teig gebacken, [...] wie schön das war, so schön ist nichts im gesicherten Leben. Dann hielt ich es manchmal nicht aus und kroch vor Glück und Sehnsucht in der Nacht spazieren; bis zu den goldgrünen schwarzen Bäumen, zwischen denen ich mich aufrichtete wie eine kleine braungrüne Feder im Gefieder des ruhig sitzenden, scharfschnäbeligen Vogels Tod, der so zauberisch bunt und schwarz ist [...]“. 79 In seiner autobiografischen Erzählung „Die Amsel“ verarbeitet Musil ein Erlebnis, das sich auf den 22. September 1915 datieren lässt. 80 Dabei wurde Musil im Schützengraben am Caldonazzo-See nur knapp von einem per Flugzeug abgeworfenen Fliegerpfeil 81 verfehlt. Er würde später über das Gefühl einer unerschütterlichen Ruhe und lustvollen Sicherheit trotz unmittelbarer Bedrohung schreiben: „und im nächsten Augenblick hatte ich auch schon das sonderbare, nicht im Wahrscheinlichen begründete Empfinden: er trifft! Und weißt du, wie das war? Nicht wie eine schreckende Ahnung, sondern wie ein noch nie erwartetes Glück! Ich wunderte mich zuerst darüber, dass bloß ich das Klingen hören sollte. Dann dachte ich, dass der Laut wieder verschwinden werde. Aber er verschwand nicht. Er näherte sich mir, wenn auch sehr fern, und wurde perspektivisch größer. Ich sah vorsichtig die Gesichter an, aber niemand nahm ihn war. Und in diesem Augenblick, wo ich inne wurde, dass ich allein diesen feinen Gesang hörte, stieg ihm etwas aus mir entgegen: ein Lebensstrahl; ebenso unendlich wie der von oben kommende des Todes“. 82 In seinem Tagebuch beschrieb Musil dieses Erlebnis als Initiationsritus zum Erleben der Metaphysik des Absoluten. Er fühlte eine „Befriedigung es erlebt zu haben. Beinahe Stolz; aufgenommen in eine Gemeinschaft, Taufe“. 83 Das Besondere an diesem Vorfall war nämlich die Exklusivität dieses Vorgangs, da es unwahrscheinlich ist, einen solchen Pfeil herankommen zu hören. 84 Die Wahrscheinlichkeit getroffen zu werden ist geringer als ein Lottogewinn. 85 Die Wahrscheinlichkeit, den Pfeil aber zu hören, ein „dünner, singender, einfacher hoher Laut“, 86 und das zu überleben, ist wohl zwar noch geringer, kam zwar ab und an vor, 87 wurde aber selten so eindrucksvoll geschildert wie im Fall Musils: „Aber das erste, was ich wieder wahrnahm war, dass mich alle ansahen. Ich stand am gleichen Fleck, mein Leib aber war wild zur Seite gerissen worden und hatte eine tiefe, halbkreisförmige Verbeugung ausgeführt. Ich fühlte, dass ich aus einem Rausch erwache, und wusste nicht, wie lange ich fort gewesen war. Niemand sprach mich an; endlich sagte einer: ein Fliegerpfeil! “, 88 Musil war sich der Unwahrscheinlichkeit dieser Szenerie bewusst, diesem „persönliche[n] Auserwähltsein trotz der Statistik“. 89 Dieser Aspekt elitärer Exklusivität und der Anspruch, dass das Phänomen eines so heroisch-erhebenden Erlebens im Krieg nur einem quasi auserwählten Personenkreis - sozusagen einer „ästhetischen Wahrnehmungselite“ - zugänglich ist, 90 teilte Musil mit Jünger (übrigens ebenso wie seine Herkunft aus dem Offiziersstand). Auch auf der Gegenseite wurde der Krieg schriftstellerisch zelebriert, wenn zum Beispiel der französische Dichter Guillaume Apollinaire (1880-1918), der in der Vorkriegszeit vor allem durch pornografische Schriften berüchtigt war, Die Ausweglosigkeit der Situation - und der Ausweg aus der Ausweglosigkeit 22 und in seinen Kriegsgedichten die Front zu einem heiligen Raum („espace sacré“ 91 ) verklärte, das Frontleben mit mönchischer Askese verglich 92 , die bizarre Frontlandschaft mit ästhetisch reizvollen japanischen Gärten, und die Frontkämpfer mit Zen-Mönchen, die im Artilleriefeuer ihre Exerzitien leben - so wie Apollinaire selbst, der seit April 1915 Artillerist an der Front war, und ab November 1915 Sous-Lieutenant der Infanterie. Erst im März 1916 machte ihn eine Kopfverletzung durch Granatsplitter dienstuntauglich, bis zu seinem Tod durch die Spanische Grippe am 9. November 1918. 93 2.2) Bis zur Zermürbung: Stramm, Trakl und Beckmann Mit August Stramm (1874-1915) geht die Reihe der Künstler über in das zweite Lager künstlerischer Stimmen zum Ersten Weltkrieg. Nach diesen anerkannten Stimmen über den Reiz der Extremerfahrung Krieg geben auch die Kriegsbriefe des expressionistischen Lyrikers ein eindrucksvolles Zeugnis von diesen Bewusstseinszuständen - nur zeigt er, wie sehr das vermeintlich erhabene und lustvolle Erleben dieser psychischen Zustände trotz aller positiven Bewertung doch immer auch in der Nähe des Traumas und des seelischen Zusammenbruchs anzusiedeln ist, als eine „eine mentale oder körperliche Überwältigungserfahrung, bei der sich Faszination und Entsetzen mischen“. 94 Denn Stramm kennzeichnet vor allem seine Entwicklung hin von der anfänglichen Faszination zum letztendlichen Entsetzen: Ab April 1915 wurde er als Kompanieführer eines Infanterie-Regiments an der Ostfront eingesetzt. Die offensive Schlacht von Gorlice-Tarnow erforderte erhebliche Anstrengungen: „Märsche von 50, 60 km und dann die Nacht durch am Feind. [...] Wahnsinnige Hitze am Tag. Eisige Kälte in der Nacht. Mondhell! Feenhaft! marschiert marschiert bis 3 Uhr morgens! Wieder Halt! Hoffen auf Schlaf am Wegerand! 10 Minuten! Da kommt Befehl weiter! Rauf auf die Berge. Runter über den Fluß Dunajec. Dann wieder rauf! Es wird hell! Wunderbarer Sonnenaufgang. Rechts von uns die hohe Tatra im ewigen Schnee! Marschieren! Marschieren! Sonnenhitze! Regen von 10 Uhr ab! immer weiter! keine Wege mehr! Nur Geröllspalten! “ 95 Über mehrere Monate hinweg war Stramm permanent ständigem Schlafmangel und ständiger Todesgefahr ausgesetzt. Er pointierte mit einer, alle seine Kriegsbriefe durchziehenden, parataktischen Sprache am 13. Mai 1915 lakonisch: „Große Strapazen, starker Nervenverbrauch. Furchtbare Szenen! Herrliches Wetter! “ 96 Den Durchbruch bei Gorlice erlebte er einerseits zunehmend fatalistisch, andererseits wurde ihm das Ausmaß des Grauens mehr und mehr bewusst: „Seit dem großen Durchbruch bei Gorlice, den wir mitgemacht, ist die Kompagnie täglich nein fast auch nächtlich, jede Nacht, im Gefecht gewesen. Man stumpft furchtbar ab und schert sich um Kugel und Geschoß kaum mehr. Wer fällt, fällt. [...] Die Russen hatten in riesigen Massen unsre Posten überrannt und durchbrochen und standen unmittelbar an der anderen Dammseite und darauf und warfen Handgranaten auf unsere Seite. Flammen, Krachen, Splittern. Als einer der ersten fiel unser lieber, mein geliebter Bis zur Zermürbung: Stramm, Trakl und Beckmann 23 Major v. Gottberg. [...] Ein Augenblick der Betäubung! Dann eine wilde rasende Wut! Es gibt kein Wort dafür! [...] Eine halbe Stunde dauerte alles [...] Da gab es keine Russen mehr, nur noch Leichen [...] Ich habe so etwas noch nicht erlebt, möchte es nicht mehr erleben, und will auch nicht mehr darüber sprechen! Alles in der fahlen Dämmerung des kommenden Morgens! Es war nicht Welt, sondern Unterwelt! “ 97 Angesichts dieser hohen Verluste, die Stramm insbesondere ob seiner exponierten Position als Kompanieführer keine hohe Überlebenswahrscheinlichkeit sicherte, stellte sich im Zuge seines unverwundeten Überlebens ein gewisses Sicherheits- und Erhabenheitsgefühl ein: „Durch all die Not, durch all den Tod hindurch hat ein Schutz etwas unfaßbar heiliges um mich geweht. Es kommt alles erst nachträglich zum Bewusstsein aber dann ist es unfaßbar mit dem Verstande, eigentlich so unfaßbar stellenweise, als wolltest du ohne Schirm durch ein Hagelschauer gehen in der festen Gewißheit, du wirst nicht naß. Du würdest lachen über jeden, der so handelt und doch hier handeln alle fast täglich so - und Gott beweist, daß es möglich ist“. 98 Diese euphorischen Zustände wurden immer virulenter, als sein Bataillon, das er inzwischen selbst führte, in einer kritischen Situation Verstärkung erhielt. Dann notiert Stramm „Und ich wende mich und sehe in ein blutjunges Leutnantsgesicht, [...] und mir meldet, dass das II. Bataillon 267 zu unserer Unterstützung herannahe und er mit der vordersten Kompanie bereits heran sei. Es ist mir selten ein Gesicht so schön erschienen wie das von diesem Leutnant Meissner. Ich hätte ihn umarmen und küssen können“. 99 Doch auch die Kehrseite dieser Medaille trat immer deutlicher hervor. Neben dem Versuch, das Undarstellbare des Erlebens mit: „Es war alles so groß und entsetzlich! Beides Ich kann jetzt noch nichts sagen“ 100 zu beschreiben, wurden krisenhaften Zustände häufiger, und in einem Brief vom Juni 1915 an seinen Verleger und Förderer Herwarth Walden (1878-1941) bezeichnete Stramm seine nervliche Verfassung (nach ständiger Überanstrengung seit April) als schlecht, laut späterer Forschungsmeinung wahrscheinlich klassisch neurasthenisch. 101 Jedoch hielt ihn die Furcht vor einem völligen Zusammenbruch davon ab, sich krank zu melden. 102 Am 18. August 1915 schrieb Stramm nach seiner Rückkehr aus dem Heimaturlaub an seine Frau: „Und als ich zur Kompanie kam. Ich habe geweint. Die ganze Kompanie bestand aus 25 Mann. Alles andere tot, gefallen, verwundet. Die Jungens haben furchtbar geblutet. [...] und mein Bursche erzählte mir, dass die Jungens auch im Gefecht stellenweise nach ihrem Hauptmann gerufen hatten [...] Es ist alles so furchtbar und doch so groß. Wenn nur die Nerven standhalten“. 103 Diese zwischen April und August 1915 verfassten Briefe gelten als ein Zeugnis für Stramms Zerbrechen am Krieg, 104 allerdings immer wieder durch scheinbar motivierte Bewusstseinszustände durchbrochen, die sich in den immer wieder auftauchenden Oxymora „groß und entsetzlich“, 105 „furchtbar und doch so groß“ 106 sowie mit der Steigerung „Grausig! Gewaltig! Groß! “ 107 manifestieren. Diese stilistischen Figuren der Überwältigung und Bewältigung finden sich auch bei den vorangegangenen Autoren - Stramm ging aber noch einen Schritt weiter, wenn er in stärkerem Maße als andere die Realität zunehmend als anhaltend Die Ausweglosigkeit der Situation - und der Ausweg aus der Ausweglosigkeit 24 mystisches Ineinander von Tod und Leben wahrnahm, wie in einem Traum: „Es ist ein Kunstweben. Tod und Leben eins. Leben ist die Fläche und Tod ist der unendliche Raum dahinter. [...] Ewig leben und ewig tot sein ist ein Gefühl. [...] Schlacht und Not und Tod und Nachtigall alles ist eins. Eins! Und Kampf und Schlaf und Traum und Handeln alles ist eins. Es gibt keine Trennung! [...] So kämpfen hungern sterben singen wir. [...] Und über mir scheint eine Hand! Ich schwimme durch alles! Bin alles! Ich! “ 108 Bei Stramm wuchs dieses Erleben im Lauf des Krieges so an, dass er seine lyrische Produktion einstellte, zwar auch durch die mangelnden Ruhephasen bedingt, aber auch aufgrund der zunehmenden Unmöglichkeit, dergestalt undarstellbare Gegensätze wiederzugeben. 109 Hatte er bereits im Oktober 1914 an seinen Verleger und Freund Walden geschrieben: „Wo sind Worte für das Erleben. [...] Ich dichte nicht mehr, alles ist Gedicht umher“, 110 so verstummte er als Dichter in den letzten drei Monaten seines Lebens endgültig: „Schreiben kann ich nicht. Es ist alles zu wirr in mir. Morgen um 4 Uhr greifen wir wieder an“, 111 schrieb er am 27. Juni 1915 von der Ostfront. 112 Und kurz darauf erliegt der Dichter einem Kopfschuss. Am ersten Jahrestag seines Todes wird seiner mit einer Rede gedacht: „Die Kunst ist unmenschlich. Darum wollen wir ihr alle Menschen opfern. Aber solange die Menschen ihr sich nicht selbst opfern, ist die Kunst in Rauch gehüllt. So einfach, wie der Mensch stirbt, so einfach lebt die Kunst“. 113 Der Maler Max Beckmann (1884-1950) schrieb aus der relativen Distanz eines freiwilligen Krankenpflegers: „Draußen das wunderbar großartige Geräusch der Schlacht. Ich ging hinaus durch Scharen verwundeter und maroder Soldaten, die vom Schlachtfeld kamen und hörte diese eigenartige schaurig großartige Musik. Wie wenn die Tore zur Ewigkeit aufgerissen werden ist es, wenn so eine große Salve herüberklingt. Alles suggeriert einem den Raum, die Ferne, die Unendlichkeit“. 114 Und in dieser Distanz bestaunte er den Krieg gelegentlich als Kunstwerk: „Fabelhafte Sachen sah ich. In dem halbdunklen Unterstand halbentkleidete, blutüberströmte Männer, denen die weißen Verbände angelegt wurden. Groß und schmerzlich im Ausdruck. Neue Vorstellungen von Geißelungen Christi“. 115 Zumeist jedoch beschränkte sich Beckmanns Wahrnehmung primär auf die Ästhetik von Farben und Formen (ähnlich wie bei anderen Kriegsdienst leistenden Künstlern, etwa Franz Marc und Otto Dix 116 ). Der Krieg ließ Beckmann gleich einem Filter von Tod, Schmerz, Leid und auch von Mitgefühl abstrahieren. Dadurch empfand er „ein wildes, fast böses Lustgefühl“ 117 am Krieg, 118 und erkannte im Kriegsgeschehen„tiefe Linien der Schönheit im Leiden und Ertragen dieses schaurigen Schicksals“ 119 (zumindest bis zu seinem nervlichen Zusammenbruch im Jahr 1915 und seiner anschließenden Entlassung aus dem Kriegsdienst). Die Frontlinie diente ihm als willkommene Inspiration für seine Zeichnungen und Radierungen: „Heute früh war ich an der staubigen, weißgrauen Front und sah wunderbare verzauberte und glühende Dinge. Brennendes Schwarz, wie goldenes Grauviolett zu zerstörtem Lehmgelb, und fahlen, staubigen Himmel und halb und ganz nackte Menschen mit Waffen und Verbänden. Alles aufgelöst. Taumelnde Schatten. Prachtvoll rosa und aschfarbene Glieder mit dem schmutzigen Weiß der Ein Diplomat des Krieges: Harry Graf Kessler 25 Verbände und dem düstern, schweren Ausdruck des Leides“. 120 - Doch wie gesagt: Dieses Kunstempfinden war für Beckmann wegweisend in die psychiatrische Klinik. Durchaus als Aufbruch zu neuen Betätigungsfeldern und als Ablenkung von seiner Drogensucht sah Georg Trakl (1887-1914) den Ausbruch des Krieges. Er rückte bereits Ende August 1914 als Militärapotheker ins Feld und gelangte in den Kämpfen bei Grodek schnell an die Grenzen seiner körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit: Nachdem er zeitweise mehr als hundert Verwundete alleine versorgen musste, folgten nicht nur die ersten Nervenkoller, sondern auch der erste Selbstmordversuch: Er stürmte ohne Vorwarnung aus einer feuchtfröhlichen Runde, zog eine Waffe und rief, er könne so nicht weiterleben. Bevor Schlimmeres passierte, konnten ihm die Kameraden die Waffe entreißen. Trakl wurde schließlich seines Dienstes entbunden und zur Beobachtung in die psychiatrische Abteilung des Festungslazaretts Krakau verbracht. Hier verblieb er wohl umsorgt und verpflegt. Auch sein Diener, damals Bursche genannt, verblieb ihm. Trakl goß die Erlebnisse in sein wohl berühmtestes Gedicht „Grodek“ und wurde immer depressiver. Ein Freund und Förderer, Ludwig von Ficker, besuchte ihn vor Ort und fand einen Dichter, der sich aufgegeben hatte. Trakl gab Ficker die Verse des Barockdichters Günther mit auf dem Weg: „Oft ist ein früher Tod der beste Lebenslauf“. In der Nacht vom 3. auf den 4. November 1914 brauchte Trakl seine letzten Kokainvorräte auf und starb an einer Herzlähmung, einer (Neben-)Wirkung des Wechselspiels zwischen Entzug und Überdosis. Trakl zerbrach von daher nicht allein am Krieg, sondern vielmehr am Leben, durch das er wie ein großes Kind gewandelt war, hilflos und auf Förderer angewiesen, wie etwa auf den Philosophen Ludwig Wittgenstein, der Trakl mit einem großzügigen Stipendium bedacht hatte (wenngleich Trakl nicht eine Krone davon zu sehen bekam, weil er beim Betreten der Bank stets in Angstzustände verfiel und kein Geld abheben wollte). 121 2.3) Ein Diplomat des Krieges: Harry Graf Kessler Als sich im November 1917 der Diplomat, Schriftsteller und Kunstsammler Harry Graf Kessler (1868-1937) und Rainer Maria Rilke (1875-1926) im Berliner Nobelhotel Adlon zum Frühstück trafen, war bereits die Zeit der Brotkarten und Kohlrübenwinter angebrochen. Im Adlon bedrängte diese beiden Männer aber weniger kulinarische Not als vielmehr ein geistiger Zwist: Denn Rilke sah den Krieg als etwas durch und durch Schreckliches und Verdammenswertes an. Kessler hingegen sah es differenzierter. Der Krieg sei zwar insgesamt „unsinnig und tierisch […] aber in seinen Details in einzelnen Momenten berge er seelische Schönheiten und Offenbarungen, die nur mit denen der Liebe zu vergleichen seien“. 122 Rilke wies dies tief erschüttert zurück und sah nur in der Die Ausweglosigkeit der Situation - und der Ausweg aus der Ausweglosigkeit 26 Kunst die tiefste Offenbarung des Menschen möglich werden, etwa vor einem Werk Michelangelos oder angesichts der Abendstimmung vor dem Schloss Duino an der Adria (dem Namenspaten seiner Duineser Elegien, zu diesem Zeitpunkt schon durch Kriegseinwirkung stark beschädigt). 123 Rilke verweigerte dem Krieg das ästhetische Moment, und auch die Selbstaufopferung so vieler Menschen an der Front, die Kessler tief ergriff, war für Rilke kein Argument für den Wert des Krieges. Er selbst habe das „Opfer seines Lebens an sein Werk […] schon im Frieden erbracht“. 124 Kessler hingegen hatte andere Erfahrungen gemacht, als er von August 1914 bis April 1916 an der West- und Ostfront lag: „Und nun sage ich, der ich die Kunst und die Schönheit ebenso tief wie er selbst empfinde, dass ich […] vom Kriege noch tiefere Eindrücke empfangen habe! Das könne er nicht verstehen“. 125 3) Die Quintessenz: Das Erhabene Egal ob Bewältiger oder Opfer, ob Befürworter oder Kritiker des Krieges, eigentlich gibt es im Umgang mit dem Schrecklichen der Front keine zwangsläufigen Erkennungsmerkmale, die die einzelnen Menschen in jeweils spezifische politische Schubladen indizieren würden. Doch barg das Schreckliche der Front so viel Reiz, dass es Zivilisten mit touristischen Ambitionen anzog, wenngleich dies vordergründig geschah, um deren Rolle als Journalisten, Schriftsteller, Kommunalpolitiker oder Liebesgaben-Transporteure zu erfüllen. 126 In den Aussagen der Soldaten ähnelten sich die Elemente des Umgangs mit dem Schrecklichen an der Front frappierend - und eines davon ist diese Rede vom Schweigen und vom Unaussprechlichen. Werden verschiedene Arten der Überforderung rezipiert, dann werden sie in vielen Fällen auch transferiert auf eine Ebene des Ästhetischen und dementsprechend ist es dann möglich, lustvoll wahrzunehmen, was eigentlich grauenerregend scheint. Da wurde dann das Zucken getroffener Leiber zum orchestralen Gesamtkunstwerk, das Töten zu einer feierlichen Initiations-Feierlichkeit des Männlichen, der Angriff zu einem Rausch, das Befinden zu einem erhabenem Gefühl zwischen grausamer Realität und wohlwollender Selbstwahrnehmung der nur ästhetischen Aspekte des jeweiligen Moments. Diesen Kunstgriff der Psyche, das Kampfgeschehen durch seine Ästhetisierung für die Eigenmotivation zu funktionalisieren, benennt eine gegen Kriegsende 1918 fertig gestellte Dissertation mit dem Titel „Über die Psyche des Infanteristen im Kampfe“. Der Autor Friedrich Schmid hatte als Infanterieoffizier selbst an den Kämpfen des Ersten Weltkriegs teilgenommen 127 und resümierte: „Sturmangriff, wenn man ungedeckt das feindliche Abwehrfeuer durcheilt, oder auf Patrouille, wenn man sich mit wenigen Leuten unmittelbar am Feinde befindet, stellt sich häufig ein Lustgefühl ein, welches sich als Kraft- und Sicherheitsgefühl bezeichnen lässt. Man fühlt sich stark, so daß man sich auch sicher fühlt, obgleich Überlegung einem sagen müsste, daß man sich in größter Gefahr befindet“. 128 Aufgrund der starken Aktivitäten in physischer als auch psychischer Hinsicht befand sich der Soldat im Angriff aufgrund der Reizüberflutung in einem (man würde heutzutage sagen) „Flow-Zustand“, 129 einem subjektiven Einklang von Anforderung und Leistungsfähigkeit, einer „Leichtigkeit“, 130 die den Soldaten in der Todesgefahr ein erhebendes Überlegenheits- und Lustgefühl erleben ließ. 131 Und wieder fiel der Begriff des Erhabenen: „Der Kampf ist ein so ernster und erhabener Vorgang, die Kämpfer sind so von ihrer Gefechtstätigkeit erfüllt, daß Tod und Wunden viel von ihren Schrecken verlieren. [...] Der Blick ins Angesicht des Todes erfüllt das Bewußtsein mit einem Gefühl der Resignation, es ist ein neutrales Gefühl vermischt mit einem Bedauern, daß das Leben zu Ende gehen soll. Diese Resignation tritt ein bei schwerer Verwundung, oder wenn die Lage völlig aussichtslos erscheint, im Schwunge des Kampfes denkt man nicht ans Sterben. [...] Die Quintessenz: Das Erhabene 28 Der kampffreudige Soldat hat im Kampfe nicht das Unlustgefühl der Furcht vor dem Tode oder vor Verwundung“. 132 In den Briefen des englische Lyrikers Wilfried Owen ist von dieser Leichtigkeit zu lesen, zum Beispiel im Oktober 1918 nach einem erfolgreichen Angriff: „I lost all my earthly faculties and fought like an angel. […] I captured a German Machine gun and scores of prisoners. […] I only shot one man with my revolver. […] The rest I took with a smile”. 133 Und wenige Tage später resümierte er erneut ähnlich, als er ein feindliches Maschinengewehr ausgeschaltet hatte: „I scrambled out myself and felt an exhilaration in baffling the Machine Guns by quick bounds from cover to cover. After the shells we had been through, and the gas, bullets were like the gentle rain from heaven”. 134 Die „niedrigere” Bedrohungsstufe durch Gewehrfeuer wurde nach dem überstandenen Sperrfeuer aus Brisanz- und Gasgranaten zu einem Quell der Leichtigkeit, Kugeln zur himmlischen Gabe des herab prasselnden Regens. Und damit schließt sich dann der Kreis all dieser Zitate zur Gegenwart. Unsere Gegenwartskultur ist voll ähnlicher poetischer Beschreibungen der Schönheit des Schrecklichen. Nicht nur in den Medien steigt die Anzahl der Toten und die Menge an Blut mit jedem Jahr, ebenso in den sogenannten schönen Künsten. Und auch die Gewalt im Alltag nimmt zu. Sogar die politisch Korrekten unserer Zeit konsumieren dann am Abend Tarantino-Filme und andere mediale Massaker. Denn die Vernetzung von Gewalt mit künstlerischen Regelwerken wird als rein virtuell eingestuft, als kulturelles Pflichtprogramm und postmodernes Spiel mit Motiven, wenn nicht gar als psychologisch zu rechtfertigender Aggressionsabbau im Bereich des Fiktiven. Auch die zeitgenössische Philosophie unterstützt solche Ansätze mit einer großen Begeisterung für das Virtuelle und den damit verbundenen Möglichkeiten im Internet abseits der Realität Gewalt auszuüben - und so mutiert in manchem Fall alle Wahrnehmung der Realität zu einem Flackern der Bilder, wie den Bildern eines Filmes. Das hatte so schon Ernst Jünger über den Krieg gesagt. Doch war dessen Krieg nicht als Kunstwerk angelegt. Die kollektive Hingabe in der Kriegsbegeisterung eines imperialistischen, autoritätsorientierten Nationalstaates und das individualistische Selbstkonzept der heutigen Zeit wirken scheinbar so diametral, dass es nicht statthaft scheint, heutige Formen der Jugendkriminalität damit in Beziehung zu setzen, wie sich Schüler in der Zeit des Ersten Weltkriegs darüber freuten, wenn sie verkünden konnten, dass ihr Vater aus dem Krieg nicht mehr nach Hause kommen würde. Doch jenseits der verschiedenen Wertesysteme eint beide Zeiten zum einen das Unempathische an der Lust am Leiden anderer und zum anderen die immer wieder auftauchende Formel der Erhabenheit, die in der Beschreibung der Lust dieser Art immer wieder und auffällig oft auftaucht. Dass Erhabenheit noch dazu als wichtigster Begriff der zeitgenössischen Ästhetiktheorie gilt, und derzeit in allen Geisteswissenschaften geradezu boomt, 135 angefangen bei der Philo- Die Gewalt der Erhabenheit und die Erhabenheit der Gewalt 29 sophie über die Literatur- und Medienwissenschaft bis hin zur Psychologie, deutet darauf hin, dass Erhabenheit im Sinne einer Lust am Schrecklichen ein derzeit relevanteres Thema ist, als gemeinhin angenommen wird. Und um die mentalitätsgeschichtliche Parallele zwischen den hier miteinander verglichenen Jahren fortzuführen und mit ihrer Relevanz für die Gegenwart zu verbinden, sollen im nun Folgenden Fragmente dargeboten werden, die eine historische Verortung des Erhabenen in der Lebenswelt des Ersten Weltkriegs belegen. Es soll in den entsprechenden Kapiteln dabei auch vorgeführt werden, welcher historischen Tradition der Gebrauch dieses Begriffs entstammt, wie er sich in dieser Zeit verändert, und welche Folgen das dann für die Gegenwart hatte. 3.1) Die Gewalt der Erhabenheit und die Erhabenheit der Gewalt im Laufe der Geschichte Erhabenheit ist einer der ältesten Begriffe in der Geschichte des menschlichen Sprechens über psychisches Erleben. Ursprünglich war die Erhabenheit ein rhetorischer Fachbegriff für einen bestimmten Stil, den genus sublime bzw. die Wirkung eines kompetenten und begabten Redners auf seine Zuhörer. 136 Später wird die Erhabenheit dann zum philosophischen Fachbegriff zur Umschreibung der extremsten Wahrnehmungszustände, die der Mensch zu rezipieren und zu um-schreiben noch in der Lage ist. Im eigentlichen Sinne zu beschreiben ist dieser Zustand darum nicht mehr, weil er per Definition kognitiv so sehr überfordert, dass rationale Beschreibungssysteme nur zum Teil oder aus subjektiver Sicht überhaupt nicht mehr greifen. Von daher steht das Erhabene zwischen Rationalität und irrationaler Überforderung. Es ist ambivalent, einerseits stresserzeugend wie auch andererseits lusterzeugend. Diese „Theorie des Paradoxes“ 137 wird oft oxymoronisch definiert als eine „negative Lust“ 138 bei Kant oder eine „vermischte Empfindung“ 139 bei Moses Mendelssohn. Die Theorie des Erhabenen changiert demnach von entweder überwältigendem ästhetischem Empfinden bis hin zur Bewältigung der Überwältigung durch ästhetisches Empfinden. Natürlich differieren die bevorzugten kulturellen Techniken zur Handhabung dieser Transgression. Das Wichtige am Term der Erhabenheit im Hinblick auf seine häufige Verwendung im Ersten Weltkrieg ist, dass die Erhabenheit von ihrer ursprünglichen Bedeutung des psychischen Erhobenseins, die Gewalt der Erhabenheit durch rhetorische Kunstfertigkeit übergeht in eine Ästhetik der Gewalt, in die Erhabenheit der Gewalt. Als solche dominiert die Erhabenheit auch die zeitgenössische philosophische Ästhetiktheorie, und zwar mit steigender Tendenz etwa seit dem 18. Jahrhundert. Einige wichtige Stationen dieser 2000jährigen Begriffsgeschichte, von Cicero über Longinus hin zu Kant, Herder, Lyotard und Baudrillard zeigen sich wie Die Quintessenz: Das Erhabene 30 folgt: Bereits die ersten Nennungen der Erhabenheit in der Antike waren mit Krieg, Gewalt und dem Genuss des Schrecklichen konnotiert. Zwar bewertete die römische Antike den Krieg noch als reines Handwerk, bestenfalls als Wissenschaft, aber nicht als Kriegskunst. Nur die Simulation des Krieges in Form von Kampfsport galt eventuell als subjektiv erhebend im Sinne eines psychologischen Lustmoments. 140 In der Gladiatorenarena war erhaben, wer sich nach dem Kampf wieder erhob, also der Gladiator, der aufrecht stehen blieb, wenn alle anderen schon unter der Bürde des Schmerzes zusammenbrachen. 141 Respektabel galt in Rom, wer dem Tod ohne Furcht ins Auge blickte, oder wie später Schiller formuliert: „Groß ist, wer das Furchtbare überwindet. Erhaben ist, wer es, auch selbst unterliegend, nicht fürchtet“. 142 Erhabenheit ist zunächst eine geistige Haltung. Cicero überliefert in diesem Sinne das Schicksal des Tyrannen Theramenes (455-404 v. Chr.), der, zum Tode durch den Schierlingsbecher verurteilt, den Becher voller Heiterkeit leerte und dabei seinen politischen Gegner Kritias verspottete, indem er die letzten Tropfen seines Gifttrunks verschüttet und diese dem schönen Kritias widmet, 143 eine symbolische Handlung, die das Weiterreichen des Gifttrunks an Kritias impliziert. Cicero schrieb: „Quam me delectat Theramenes! quam elato animo est! “ (Wie mir doch die Haltung des Theramenes gefällt, von welch erhabenem Geist er doch ist! 144 ) Diese Bewunderung war einerseits Selbstansporn Ciceros angesichts der eigenen Apokalypse, 145 andererseits eine Kampfansage an Cäsar. Dieser hatte ihn nämlich in seinem Anti-Cato mit Theramenes verglichen, mit besonderem Augenmerk auf das Ende der Geschichte. Diese rhetorische Herausforderung nahm Cicero mit gleicher Feder an und ließ so verlauten, dass auch er gewillt war, gegebenenfalls ähnlich erhaben zu sterben. 146 Zu diesem Zeitpunkt hatte Cicero zunächst auf Seiten des Pompeius im Bürgerkrieg gegen Cäsar gekämpft; er wurde nach der Niederlage von Cäsar zwar begnadigt, hatte sich in der Folge aber nicht ruhig verhalten, sondern eine agitatorische Trauerrede auf Cato verfasst. Cicero hielt Cäsar für einen Tyrannen 147 und zeigte bei seinem Tod zunächst Freude. Die Republik schien gerettet. Aber Marcus Antonius, Cäsars Mitkonsul, führte dessen Kampf fort und gewann ihn. Marc Anton wurde Teil eines neuen Triumvirats, einer Militärdiktatur, die nun begann, ihre politischen Feinde zu eliminieren. Und ganz oben auf der Todesliste stand der Name Ciceros: Am 7. Dezember des Jahres 43 v. Chr. ging dieser bereitwillig seinem Schicksal entgegen und zelebrierte sein Konzept von Erhabenheit in Form einer Ästhetik des stillen Widerstands, der gelassenen Ergebung in das Unausweichliche und der Furchtlosigkeit vor dem Tod, indem er seinen Sklaven, die ihn in einer Sänfte retten wollten, befahl, anzuhalten und auf seine Mörder zu warten. Die schlugen ihm den bereitwillig hingehaltenen Kopf ab und stellten ihn auf dem Capitol aus. 148 Nach dieser ersten Vorankündigung der weiteren Entwicklungen gilt als eigentlicher Grundstock aller Erhabenheitstheorie laut dem offiziellen Kanon aber vielmehr die Schrift „Peri hypsous“: „Über Höhe“ bzw. „Vom Erhabenen“, Die Gewalt der Erhabenheit und die Erhabenheit der Gewalt 31 ursprünglich Kassius Longinus zugeschrieben (aber inzwischen in das Werk eines anonymen Autoren des 1. nachchristlichen Jahrhunderts eingereiht, 149 der eine deutliche geistige Nähe zu Longinus aufweist, und daher als Pseudo- Longinus firmiert). Der Text ist eine Stilschule aus einer Zeit, in der im Zuge einer allgemeinen Begeisterung für rationales Denken damit begonnen wurde, bestimmte Stilmittel zurückzudrängen, die mit auf göttlichem Wahn oder ähnlichen irrationalen Unzugänglichkeiten argumentierten. Peri hypsous jedoch besticht durch den Versuch, neben der Vorführung des obligatorischen rhetorischen Handwerks auch psychologische Regungen zu analysieren, die so stark wirken, dass sie sich vermeintlich jedem rationalisierenden Zugang entziehen. In diesem Kontext wird Erhabenheit mit sprachlicher Gewalt verbunden. Diese Gewalt der Sprache löst im Zuhörer ein Überwältigungsgefühl aus, das als erhaben bezeichnet wird: „Das Übergewaltige nämlich führt die Hörer nicht zur Überzeugung, sondern zur Ekstase; überall wirkt, was uns erstaunt und erschüttert, jederzeit stärker als das Überredende und Gefällige, denn ob wir uns überzeugen lassen, hängt meist von uns selber ab, jenes aber übt eine unwiderstehliche Macht und Gewalt auf jeden Hörer aus und beherrscht ihn vollkommen“. 150 Prototyp der erhabenen Dichtung ist in diesem Falle die Ilias des Homer, eines Dichters der schier geifernden Gewaltexzesse. Denn dieser stürzte sich „mit in die Kämpfe und ihm widerfährt nichts anderes, als dass er rast - wie es Ares tut / der die Lanze schwingt/ oder Feuer fressend tobt durch Gebirge in buschiger Tiefe des Waldes - Schaum steht ihm vor dem Mund“. 151 Bei der Veranschaulichung der Wirkungsweise von erhabener Dichtung dieser Couleur zieht Pseudo-Longinus fast durchgängig Metaphern der Gewalt heran, und zwar sowohl jene der Natur 152 als auch die sozialer Art. 153 Motive von Todesnähe, Furcht und Schrecken prägen weite Passagen dieses Werks, 154 in dem nicht nur eine Analyse des Erhabenen dargeboten wird, sondern auch neue Abbilder des Erhabenen generiert werden. 155 Peri hypsous ist von daher nicht nur die erste umfassende Abhandlung zur rhetorischen Erhabenheit, sondern bietet auch erste systematische Ansätze zur Ästhetisierung der Gewalt und in der Konsequenz ist bereits ab diesem Zeitpunkt zu konstatieren, dass das Erhabene im Kern eine zutiefst inhumane Kategorie darstellt. 156 Dabei ist Peri hypsous mit seinem Gemisch rhetorischer, ethischer, psychologischer, theologischer und metaphysischer Vorstellungen die wohl wichtigste Quelle für die antike Vorstellung von Erhabenheit. Die Schrift sollte sich als äußerst wirkungsträchtig erweisen. Sie wäre beinahe verloren gegangen, hätte nicht im 10. Jahrhundert, im antiken Traditionen noch nahe stehenden Byzanz, ein Kopist eine Abschrift davon angefertigt. Doch ruhte Peri hypsous zunächst einige mittelalterliche Jahrhunderte lang, während die Zeiten allem Anschein nach keinerlei ästhetischer Topoi für die Wahrnehmung von Gewalt um ihrer selbst willen bedurften. Die Scholastiker beschäftigten sich mehr aus kriegsvölkerrechtlicher Sicht mit dem Krieg. Sie fragten wie Thomas von Aquin nach den Gründen für einen gerechten Krieg. Die Quintessenz: Das Erhabene 32 Bezeichnenderweise ist, was ästhetisches Gefallen angeht, in dieser Zeit weniger die Rede von Erhabenheit denn von Schönheit, der Schönheit Gottes in seinen verschiedensten irdischen Abbildern, wie beispielsweise der Kunst, Dichtung und Musik. Auch der gottgewollte Krieg als Teil der christlichen Sozialordnung konnte im Mittelalter schön sein, zum Beispiel im Falle tapferer Ritter wie etwa Karl von Blois (1319-1364). Der wurde gewürdigt als jemand, der mit guter Haltung und das Gesicht dem Feind zugewandt zu sterben vermochte. 157 Mit Hilfe stereotyper Formulierungen wie „Es geschah manch schöne Waffentat“ rechtfertigten die Chronisten adlige Krieger, anonymisierten die Opfer 158 und beschrieben nur einzeln herausragende Personen als erhaben, weil erhoben über das gemeine Soldatenvolk auf einem Pferd sitzend. Großräumige Ästhetisierungen der Gewalt blieben bis zur Renaissance selten. Dann wurden sowohl Peri hypsous als auch die an der Antike orientierte Begeisterung für Longinus und die Erhabenheit als geisteswissenschaftliches Thema in der Renaissance wiederentdeckt. 1667 wurde das Erhabene mit Miltons „Paradise lost“ erstmals modern, in Form des tragenden Konzepts dieser Geschichte: Der dort gefallene Luzifer scheiterte hoch erhobenen Hauptes mit der stolzen Erhabenheit eines Gescheiterten. Boileau, der Hofgeschichtsschreiber des Sonnenkönigs, übersetzte und kommentierte fast zeitgleich Longinus. Ab diesem Moment war dann die Erhabenheit ein Modethema, und der Begriff zentral in der Geisteswissenschaft. Dann wurde die Macht erhabener Gefühle und die Macht der Gewalt von den Ästhetikern des 18. Jahrhunderts aufgegriffen. So knüpfte beispielsweise Bodmer ein analoges Band zwischen der von Pseudo-Longinus dargestellten erhabenen Gewalt der Natur eines Vulkanausbruchs 159 und den Wirkungen des Schießpulvers respektive der Artillerie. 160 Dafür bezog sich Bodmer auf die Lyrik von Martin Opitz: „Man hat den Blitz und schwefellichten Regen / Durch der Geschütze Schlund mit grimmiger Gewalt, / Daß alles Land umher erzittert und erschallt, / Gesehen mit der Luft hin in die Städte fliegen, / Des Rauches Wolcken sind den Wolcken gleich gestiegen, / Der Feuer-Flocken See hat alles überdeckt, / [...]“. 161 Auch der weniger an Militärtheorie interessierte Schriftsteller Immanuel Jacob Pyra (1715-1744), der um 1737 die erste, ausschließlich das Erhabene thematisierende deutschsprachige Schrift hervorgebracht hat, 162 spricht dem Erhabenen eine „höchst nützliche Gewalt“ 163 zu, wenngleich noch im Sinne sprachlicher Gewalt einer theologischen Zweck-Mittel-Relation. Aber auch andere Autoren fokussierten in diesem Jahrhundert den Zusammenhang von erhabenen Gefühlen und Gewalt, und viele nannten das Kind der Gewalt auch beim Namen, nämlich den Krieg. Heutzutage wird aber meistens eher die Theorie dieser Entwicklung zitiert: Diese Zeit des 18. Jahrhunderts sollte nämlich später dafür berühmt werden, dass es die Kategorien der Schönheit und des Erhabenen unter Zuhilfenahme aufwendiger Systematiken voneinander trennte, vor allem kraft des Einsatzes Die Gewalt der Erhabenheit und die Erhabenheit der Gewalt 33 der Herren Dennis, Addison, Browne, Burke und Kant (laut den Legenden der Philosophiegeschichte soll das vor allem letzterem anzulasten sein, doch stammt die These, obwohl auch Burke in die Schuhe gedichtet, eigentlich von Hutcheson). Kant thematisiert 1790 in seiner „Kritik der Urteilskraft“ im Zuge dieser systemtheoretischen Erwägungen den Krieg. Er spricht ihm Erhabenheit zu, sofern „er mit Ordnung und Heiligachtung der bürgerlichen Rechte geführt wird [...] und [dies] macht zugleich die Denkungsart des Volkes, welches ihn auf diese Art führt, nur um desto erhabener, je mehreren Gefahren es ausgesetzt war und sich muthig darunter hat behaupten können“. 164 Kants Argumentation funktioniert ambivalent: Erhabenheit ist einerseits mutige Behauptung eines Volkes in den Gefahren des Krieges; andererseits darf dieser Krieg, insofern erhaben, ausschließlich „mit Ordnung und Heiligachtung der bürgerlichen Rechte geführt“ werden. Erhaben scheint hier also eher die Utopie, denn weniger die faktische Kriegsführung. 165 Weitaus wirkungsmächtiger entwickelte sich Kants Kultivierung der erhabenen Selbstüberforderung, verschiedener Unterarten des Erhabenheitsgefühls, in denen die kognitiven Fassungskapazitäten entweder erstens angesichts mathematisch unfassbarer Größen versagen (wie zum Beispiel angesichts des Sternenhimmels) oder zweitens Auge in Auge mit dynamischen Erhabenheiten, in denen der Betrachter, dem Untergang geweiht, doch die Größe der eigenen Werte größer weiß als die Größe der ihn vernichtenden Natur oder anderweitiger Gewalten. Das Mathematisch-Erhabene überfordert auf erschreckende Weise die kognitive Aufnahmekapazität - das Dynamisch-Erhabene, zu dem er neben der Natur auch Kriege zählt, setzt bei Kant, wie später auch bei Jünger die Überwindung der Furcht voraus: Erst dann „ist die ästhetische Betrachtung ein Stück Freiheit des Geistes, die uns über die Angst der Sinnlichkeit erhebt. So kann der Flieger während der Sommeschlacht singend durch die Granatenbogen fahren, berauscht von der Großartigkeit des Eindrucks der feurigen Linien in der Nacht“. 166 Wichtig für das Folgende wird diese Vorführung der eigenen Nichtigkeit, die in diesem Moment relativ wird bis hin zur Unbedeutendheit. Denn in diesem Moment ereilt einen das Erhabenste aller Gefühle, nämlich das schon erwähnte unzerstörbare Bewusstsein der menschlichen Sittlichkeit und der Menschheit selber. Die Hauptelemente dieser Argumentation, „der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir“, sind eine Art Indizien-Beweis für die Existenz einer höheren Vernunft. „Erhaben ist also die Natur in derjenigen ihrer Erscheinungen, deren Anschauung die Idee ihrer Unendlichkeit bei sich führt“. 167 „Das Gefühl des Erhabenen ist also ein Gefühl der Unlust, aus der Unangemessenheit der Einbildungskraft in der ästhetischen Größenschätzung, zu der Schätzung durch die Vernunft, und eine dabei zugleich erweckte Lust, aus der Übereinstimmung eben dieses Urteils der Unangemessenheit des größten sinnlichen Vermögens mit Vernunftideen, sofern die Bestrebung zu denselben doch für uns Gesetz ist. Es ist nämlich für uns Gesetz (der Vernunft) und gehört zu unserer Bestimmung, alles, was die Natur als Gegenstand der Sinne für uns Großes enthält, in Vergleichung mit Ideen der Vernunft für klein Die Quintessenz: Das Erhabene 34 zu schätzen; und, was das Gefühl dieser übersinnlichen Bestimmung in uns rege macht, stimmt zu jenem Gesetze zusammen. Nun ist die größte Bestrebung der Einbildungskraft in Darstellung der Einheit für die Größenschätzung eine Beziehung auf etwas Absolut-Großes, folglich auch eine Beziehung auf das Gesetz der Vernunft, dieses allein zum obersten Maße der Größen anzunehmen. Also ist die innere Wahrnehmung der Unangemessenheit alles sinnlichen Maßstabes zur Größenschätzung der Vernunft eine Übereinstimmung mit Gesetzen derselben, und eine Unlust, welche das Gefühl unserer übersinnlichen Bestimmung in uns rege macht, nach welcher es zweckmäßig, mithin Lust ist, jeden Maßstab der Sinnlichkeit den Ideen der Vernunft unangemessen zu finden“. 168 Entscheidend wird das sein, was Kant nicht schildert. Denn er strukturiert das menschliche Denken unter nur geringer Zuhilfenahme des Prinzips Gott. Ästhetische Erfahrungen sind maßgeblich, wie man heute sagen würde, psychologisch zu erklären. Ein Großteil seiner weniger prominenten Kollegen wählten zur Beschreibung solcher Erlebnisphänomene Beispiele aus dem Bereich der Kriegsführung - einer von vielen Gründen für eine fortschreitende Ästhetisierung des Krieges unter der Zuhilfenahme der Kategorie des Erhabenen, 169 die alles spätere Denken und vor allem die Rezeption von Gewalt maßgeblich beeinflussen würde. Ein weiterer Zweig dieser Entwicklung hin zur Ästhetisierung von Gewalt ist zu verfolgen ab den 1719 erschienenen „Reflexions critique sur la Poësie et sur la Peinture“ des Jean-Baptiste Dubois (1670-1742). Ausgehend von dieser Schrift breitete sich eine Ästhetik von Schreckensbildern in Literatur und Theater aus. Eine Ursache dieser Infiltration liegt zum Teil im zeitgenössischen Strafsystem, das öffentliche Hinrichtungen mit ihrem Abschreckungs- und Repräsentationscharakter der fürstlichen Souveränität mittels einer festgefügten „Hinrichtungsliturgie“ 170 zu einem „Schreckenstheater“ 171 stilisierte. Dessen Zuschauer waren nicht nur auf die illiteraten Bevölkerungsschichten begrenzt. 172 Noch ein Grund für die zunehmende Nähe von Ästhetik und Kriegsführung wurde auch durch die Vorliebe dieses Jahrhunderts für symmetrische Schlachtordnungen und Marschformationen geschaffen. 173 So schrieb der sächsische Generalmajor und Militärtheoretiker Georg Rudolph Faesch (1720- 1787): „Alle Arten von Schlachtordnungen, die man gebrauchen kann, müssen nach geometrischen Regeln [...] eingerichtet seyn“. 174 Die Vorliebe der absolutistischen Herrscher für perfekt inszenierte Choreografie in Theater und Ballett wurde damit auch auf die Militärchoreografie übertragen. Das Schlachtfeld zu einer neuen Bühne gemacht, auf der die Protagonisten in ästhetischer Ordnung ein blutiges Theaterstück oder Ballett zur Aufführung brachten. 175 Auch sportliche Übungen, die für die militärische Schulung als effektiv galten (Exerzieren, Fechten und Reiten), wurden zum Ausgangspunkt für diese neue Koinzidenz von Symmetrie und wertneutraler Ästhetik. Es entstanden formell-geometrische Übungen und eine ästhetische Choreographie, die dann auch in die Kriegsführung ausstrahlten und erst mit der Wende zum 19. Jahrhundert Die Gewalt der Erhabenheit und die Erhabenheit der Gewalt 35 relativiert wurden im „Zusammenbruch des geometrischen Verhaltens“ 176 in der Kriegskunst, aufgelockerten Schützenlinien und Tirailleurs. Nur behielt der Krieg, und das würde wichtig werden, bei aller Relativierung dieser Einordnungen seine Wertung als ästhetisches Sujet bei. 177. Eine weitere notwendige Bedingung für die zunehmende Ästhetisierung von Gewalt entfällt auf die zunehmende Kongruenz von Ethik und Ästhetik in der Kunst und der Literatur. Für Moses Mendelssohn (1729-1786), der seine Auffassungen in der Auseinandersetzung mit Dubois‘ Werk gewann, 178 gibt es nichts durchwegs Böses in der Welt. 179 Mendelssohn sieht demnach auch den Selbstmord, wenngleich moralisch zu verurteilen, als theatralisch gut an, 180 da auf der Bühne „die Affekterregung des Rezipienten alleiniges Bewertungskriterium ästhetischer Güte sei“. 181 Mit dieser Fundierung gelang es Moses Mendelssohn dem Sujet des Krieges den Weg zum Erhabenen zu bereiten. 182 1771 erschien schließlich seine Schrift „Rhapsodie, oder Zusätze zu den Briefen über die Empfindungen“, die das Erleben des Schlachtfelds aus der distanzierten Sicht des Nichtkombattanten in eine erhabene Erfahrung transformierte: „Nach dem Blutbade [...] eilten alle unsere Bürger auf das mit Leichen besäete Schlachtfeld. Der Weise selbst, der mit Vergnügen durch seinen Tod dieses Uebel verhindert haben würde, watete, nach geschehener Tat durch Menschenblut, und empfand ein schauervolles Ergötzen bey Betrachtung dieser schrecklichen Stätte“. 183 Damit vollzog Mendelssohn die signifikante Wende hin zum Erhabenen. Denn seinen „Betrachtungen über das Erhabene und Naive in den schönen Wissenschaften“ von 1758 spricht er dem Kriegsgeschehen noch jegliche Erhabenheit ab 184 bzw. wertet kriegerische Gewaltbeschreibung als erhaben im Sinne einer erhabenen, weil moralinfreien literarischen Präsentation. 185 Das jedoch sollte sich im Allgemeinen Ästhetik-Diskurs als nicht konsensfähig erweisen. 186 Zum Beispiel beschrieb Johann Gottfried Herder (1744-1803) das Erhabene wie eine evolutionäre Entwicklung ausgehend vom „Krieg aller gegen alle“, 187 der dem „rohen Sinn ein wildes Erhabene“ 188 gibt und es in einem Sublimationsprozess, durch Kunst, Literatur und Naturempfindung bedingt, in eine „erhaben schöne Gedankenklarheit“ 189 verwandelt. 190 Auch die zeitgenössische Geschichtsschreibung des 18. Jahrhunderts verknüpfte Erhabenheit und Krieg miteinander. Erhaben erscheint hier allerdings die Vernichtung des Gegners. So schrieb Johann Wilhelm von Archenholz (1733-1812) im Jahr 1793 über die Pläne Friedrichs II. von Preußen vor der Schlacht von Torgau am 3. November 1760: „Sein Schlachtplan war von der erhabensten Art. Die Österreichische Armee sollte nicht bloß besiegt, sondern ganz vernichtet werden“. 191 Als in der Romantik ein neuer hypsos-Hype einsetzte, hatte der mit dem longinischen Konzept von Erhabenheit nicht mehr viel zu tun. Denn die Romantik liebte den Geniekult und kokettierte mit gescheiterten künstlerischen Existenzen, Nachfolgern von Miltons Luzifer im Geiste (die in den Augen des Longinus einer Themaverfehlung schuldig wären). In Folge dessen und der damit verbundenen Hingabe an das teilweise irrationale Thema Ästhetik ging Die Quintessenz: Das Erhabene 36 die Erhabenheit in diesem Jahrhundert in einer romantischen Wortfeldsuppe der Begriffe ‚Wahrhaftigkeit‘, ‚Erhabenheit‘, ‚Kunstschönes‘ und ‚Schönheit‘ auf bis zur völligen Begriffsauflösung (schon vorher bei Herder sind das Erhabene und das Schöne dann auch keine Gegensätze mehr im eigentlichen Sinne, „sondern Stamm und Aeste eines Baums; sein Gipfel ist das erhabenste Schöne“). 192 So verschwand das allgemeine Interesse am erhabenen Sujet des Krieges allmählich. Karl Theodor Vischer (1807-1887) stellte nur noch lapidar fest, „daß gerade der grobsinnliche Mensch für gewisse Gattungen des Erhabenen der Natur einen Sinn hat, der ihm für höhere Erhabenheit abgeht. Je mehr er sich als bloß sinnliches Wesen fühlt, desto mehr Genuß bietet ihm die Erhabenheit [...] der physischen Tapferkeit in der Schlacht“. 193 Krieg und Kriegserlebnis waren für den Feingeist Vischer zwar noch erhaben, aber in einer nur qualitativ niedrigen Ausprägung, als etwas „geistloses“. 194 Ein Grund hierfür war sicher auch die mangelnde Notwendigkeit, sich während einer Friedensepoche in philosophischer Hinsicht mit dem Krieg auseinanderzusetzen. Vischers Schrift „Über das Erhabene und Komische. Ein Beitrag zur Philosophie des Schönen“ erschien 1837, als die Napoleonischen Kriege mehr als zwei Jahrzehnte zurück - und die Einigungskriege noch in weiter Ferne lagen. Die Einigungskriege von 1866 und 1870/ 71 selbst sind dagegen eine Art blinder Fleck der Erhabenheitstheorie. Selbst die Praktiker dieser Kriege reflektierten darüber relativ nüchtern und ohne Erhabenheitspathos, worauf später noch genauer eingegangen wird. Ab da würde sich kein Denker aus ästhetiktheoretischer Sicht mehr mit dem Krieg befassen, dafür aber umso mehr mit den philosophischen bzw. innerpsychischen Prinzipien des ästhetischen Erlebens. Das ist der Stand der Dinge bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus diesem Untergrund von fast 2000 Jahren Erhabenheitstheorie das Biotop des Bildungsbürgers in Uniform wurde: „Das ganze Leben hier im Feld durchdringt ein erhabener Ernst. Der Tod ist täglicher Genosse, der alles weiht. Man nimmt ihn nicht mehr feierlich und mit großen Klagen. Man wird einfach, schlicht gegenüber seiner Majestät. Er ist wie manche Menschen, die man liebt, wenn sie auch Ehrfurcht und Schauer einflößen“, 195 schrieb der Philosophiestudent Rudolf Fischer im November 1914 von der Westfront. Wie die folgenden Dokumente zeigen, wurde dann im Ersten Weltkrieg aus den Bildungsreisen des 19. Jahrhunderts, die die Menschen auf der Suche nach Erhabenheit vor allem in die Berge geführt hatten, eine neue Art der Bildungsreise, nämlich die an die Front. Die Soldaten des Ersten Weltkriegs verwendeten bevorzugt eben diese Topoi aller Erhabenheitstheorie und passten nichtkriegerische Klischees dieser Tradition, wie zum Beispiel vereinzelte Thesen über die Erhabenheit der Natur oder der Erhabenheit Gottes, der Kriegssituation an - und zwar in so frappierender Art und Weise, dass nur zwei Folgethesen möglich sind: Entweder hatten die Soldaten durchweg eine Die Gewalt der Erhabenheit und die Erhabenheit der Gewalt 37 solide philologisch-philosophische Grundausbildung genossen (das ist nach Analyse der entsprechenden schulischen Laufbahnen nur bei einem Teil der Dokumente wahrscheinlich) oder das ästhetische Erleben von Extremsituationen in Form von typisch erhabenen Denkmustern, vor allem die Gleichzeitigkeit von kognitiven Gegensätzen, das rauschähnliche Empfinden und vor allem die aus sicherer Distanz nicht nachvollziehbare und unempathisch anmutende Gefühlskälte, kennzeichnet eine anthropologische Grundkonstante, die wiederum ihrerseits den Erhabenheitskanon prägt. Wahrscheinlich greifen beide Ansätze ineinander und sind angesichts der gegebenen Extremsituation im Frontgraben auch beide nachvollziehbar, weil die eigene psychische Überlebensfähigkeit sichernd. Weniger nachvollziehbar ist die Tatsache, dass dieser Kanon des gewaltsamen Erhabenheitserlebens nach einer zeitweiligen (vor allem totalitären) Überstrapazierung und einer anschließend dementsprechend langen Sendepause zum Thema Erhabenheit dann ab dem späten 20. Jahrhundert wieder das Denken, die Kultur und Philosophie besetzen würde: So prägten zunächst Gewalt und Todessehnsucht zum Beispiel die Erhabenheitsritual e des Nationalsozialismus. Zentrale Veranstaltungen der Reichsparteitage galten einem pseudoreligiösen Totenkult, etwa für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs oder die sogenannten Gefallenen der Bewegung. Das Ideal schöner Erhabenheit war dementsprechend das Abbild des Frontkämpfers auf den Kriegerdenkmälern: „Die Gesichter, die unterm Stahlhelm auf den Kriegerdenkmälern hervorschauen, sie haben fast überall eine mystisch zu nennende Ähnlichkeit. Eine steile durchfurchte Stirn, eine starke gerade Nase mit kantigem Gerüst, ein festgeschlossener schmaler Mund mit der tiefen Spalte eines angespannten Willens. Die weitgeöffneten Augen blicken geradeaus vor sich hin. Bewusst in die Ferne, in die Ewigkeit. Diese willenhafte Männlichkeit des Frontsoldaten unterscheidet sich merklich vom Schönheitsideal früherer Zeiten: die innere Kraft ist noch deutlicher geworden als zur Zeit der Renaissance und des Barock“. 196 Die Aufmärsche dieser Zeit glichen in ihrer historischen Schlachtensymmetrie und Choreografie den Vorbereitungen auf eine Feldschlacht. Wenngleich dies im 20. Jahrhundert anachronistisch wirken musste, verfehlte gerade das seine erhabene Wirkung nicht. Im Gegensatz zu den spielerisch zwischen schön und erhaben fließenden barocken Gesellschaftsritualen vermittelten die nationalsozialistischen Rituale die Erhabenheit einer Gemeinschaft, die sich freiwillig dem Tod geweiht hatte und diesen in ihren Ritualen vorwegnahm und feierte. Diesem stetigen Werden und Vergehen stand die Ewigkeit der propagierten Werte und der Volksgemeinschaft gegenüber, zum Beispiel indem beim Bau der Repräsentanzgebäude vor allem Naturstein verwendet wurde, ein Anklang an das klassische Erhabenheitssujet des Gebirges, das ebenso Dauerhaftigkeit wie auch Tod und Schrecken symbolisierte. 197 Eine metaphysische Komponente fehlte diesem Gedankengebäude. Mit der Niederlage der totalitären Systeme und ihrer Verwendung der Formspra- Die Quintessenz: Das Erhabene 38 che des Erhabenen kam die philosophische Erhabenheitstheorie größtenteils zum Erliegen (abgesehen von den Thesen bei Lévinas, Weischedel, Adorno). Aber dann wandte sich Jean-François Lyotard (1924-1998) Kants Erhabenheit zu, wandte sie auf die moderne Malerei an und setzte die Diskussion wieder in Gang. Die Grundthese lautete: Erhabenheit ist das Bewusstsein für das Nichtdarstellbare, vor allem für den noch unbekannten-unbenannten Bereich zwischen bereits bekannten-benannten Denkkategorien. Die Erforschung dieses Bereichs ästhetisch zu empfinden, birgt laut Lyotard das höchste aller Gefühle. Eine „Präsenz“, eine Wahrnehmung der eigenen Wahrnehmung. Denn ähnlich wie bei Adorno gibt es auch hier nichts Schönes in der Welt, nur eben diese Wahrnehmung der eigenen Wahrnehmung. Die sei besser das als „Nichts“. Diese Wahrnehmungswahrnehmung ermögliche eine Art von Selbstauslöschung, die damit auch gleichzeitig die Unbill der Welt und der entsprechenden Probleme ausgrenzt, ein Zustand, den die Postmoderne sogar vorsätzlich durch Reizüberflutung versuche zu provozieren. Das sei im Anschluss an Kant das „Erhabene“, die Andersartigkeit in Reinform. Das ginge über in eine globalisierte Stilisierung der (suizidalen Selbst-) Zerstörung. Bei Lyotard „ist das Erhabene ein ästhetischer Grenzbegriff. Es überschreitet die Faßlichkeit der Formen und damit die Gefälligkeit, die ihnen nicht selten anhaftet. Im Gegensatz zum Schönen erschüttert es das Gemüt, es schmerzt und löst Erstaunen aus“. 198 Lyotard benutzt wiederum die Metaphern der Gewalt, um die Entstehungsweise des Erhabenen zu veranschaulichen. Denn er sieht das Erhabene als Kind einer von der Vernunft vergewaltigten Einbildungskraft an: „Das Erhabene ist das Kind der unglückseligen Begegnung von Idee und Form. Unglückselig, weil sich diese Idee so wenig konzessionsbereit, das Gesetz (der Vater) so autoritär, so bedingungslos, die Rücksicht, die es fordert, so ausschließlich zeigt, daß dieser Vater die Zustimmung der Einbildungskraft […] gar nicht erst einholt. Er fordert ihre Retraktion […] Er treibt die Formen auseinander […] Er befruchtet die den Formen hingegebene Jungfrau, ohne Rücksicht auf ihre Gunst. Er fordert nur Rücksicht für sich selbst, für das Gesetz und dessen Realisierung. Er bedarf keiner schönen Natur. Er verlangt gebieterisch nach einer vergewaltigten, überwältigten, erschöpften Einbildungskraft. Sie stirbt bei der Geburt des Erhabenen. Sie glaubt zu sterben […]“. 199 Und diese Verbindung von Erhabenheit und Sterben prägte dann auch alle nachfolgenden Thesen, wie zum Beispiel bei Jean Baudrillard (1929-2007), der im Rahmen seiner Medientheorie provokativ den 11. September 2001 als Medienereignis analysierte und als Ausdruck von Erhabenheit bewertete. Denn wie die Attentäter ihr weltliches Leben für einen Paradiesplatz opferten, erschien ihm ähnlich über alles erhaben, wie der Anblick der einstürzenden Türme als Symbol für die Todessehnsucht eines zerfallenden Systems. Schließlich seien die Türme auf eine Art zusammengebrochen, die weder die Experten noch die Terroristen hatten erahnen können, im Grunde genommen freiwillig und schier suizidal - und darin vergleichbar mit dem modernen Menschen. Der ginge unter in einem Übermaß an medialen Realitäten und würde Die Psychologie: Zwischen Leid und Rausch 39 lebensmüde. Damit endet die Argumentationskette 200 des dergestalt überlasteten Menschen, dem alle schlimmen Ereignisse nur imaginär bzw. wie eine Simulation anmuten würden. Und das wiederum verweist auf die derzeitige Konjunktur bluttriefender Belletristik, brutaler Kinofilme, provokanter Kunst und einer gewissen Tendenz zur ästhetischen Distanz im Umgang mit schreckenserregenden Informationen jedweder Art. 3.2) Die Psychologie: Zwischen Leid und Rausch Ungeachtet der verschiedenen Erscheinungsformen des Gefühls, das die philosophische Tradition als erhaben bezeichnet, sind dabei bestimmte psychische Abläufe vergleichbar: In bestimmten Zuständen der extremen Überreizung reagiert der Mensch unter Umständen ähnlich wie beim Konsum von Drogen. Die Empathie anderen gegenüber wird verringert, erhöht wird dafür unter Umständen der wertneutrale, stark ästhetisch wirksame Input. Sobald dergestalt soziale Ordnungen zerfallen, werden anderweitige Ordnungen veranschlagt. Die Rezeption rein ästhetischer Ordnungen ermöglicht dann ein Durchhalten der Extremsituation bis hin zu einem subjektiv eigenständigen und rauschähnlichen Lustempfinden, ausgelöst durch die Steigerung des Kompetenzgefühls bei der Rezeption dieser ästhetischen Ordnungssysteme und durch die damit wiederum verbundene Steigerung der intrinsischen Motivation. Fehlende Raum-Zeit-Bezüge, wenig Intellektualisierung, das Fehlen von Scham- oder Schuldgefühlen sowie starke intuitive und synästhetische Vernetzung zeichnen diese Art der Wahrnehmung aus. Während, wie schon gesagt, die Psychologen in diesem Falle von einem erhebenden Flow- Erleben sprechen, benennen viele, vor allem ältere Religionen diesen Zustand als Einsicht in göttliche Prinzipien, in denen die persönliche Betroffenheit angesichts von Leid und Elend sich aufgrund von Wiedergeburtsvorstellungen oder starken Kollektivitätsgefühlen relativiert. Viele dieser Kulturen provozieren rituell ein solches, subjektiv erhebendes Gefühl durch Reizentzug - moderne Kulturen kennen aufgrund der Erfindung der modernen Erhabenheit im 18. Jahrhundert und deren Perfektionierung im Ersten Weltkrieg das gegenteilige Prinzip und spezialisieren sich auf das Erzeugen von Erhabenheitsgefühlen durch Reizüberflutung. In beiden Fällen wird die Ich-Vorstellung des sogenannten Normalbewusstseins reduziert. Bei einem teilweisen bis vollständigen Selbstverlust kommt es dann zur Identifikation mit dem akut rezipierten Umfeld; dieser Selbstverlust wird bewusst empfunden, wie ein Aufgeben der eigenen Person. Gerne ist dann die Rede von mystischen „Sterben“ bzw. dem Gefühl einer „Wiederauferstehung“ nach Beendigung dieses Zustands. Wichtig ist, dass es zwei Arten dieses Selbstverlusts gibt: Im Falle einer empathischen Identifikation mit einem anderen Menschen würde dann wahrscheinlich die Bezeichnung der „Liebe“ verwendet; das ist eine von zwei Arten der Erhabenheit. Im anderen Fall wird in Ermangelung eines Die Quintessenz: Das Erhabene 40 menschlichen Gegenübers bzw. einer individualisierenden Abschottung dem Menschlichen anderer gegenüber dieser Zustand oft mit dem Term des „Opferns“ belegt, vor allem in der modernen westlichen Erhabenheitstheorie. Nicht umsonst fällt die Konzeptionierung der modernen Erhabenheit zusammen mit dem Nachlassen kollektiver Zusammengehörigkeiten bzw. dem Erstarken des Phänomens der individualistischen Selbstverwirklichung in einer zunehmend als feindlich wahrgenommenen Welt. Das Gefühl der Erhabenheit wirkt dabei wie ein ästhetischer Schutzwall zur Wahrung letzter Bastionen an Selbstwertgefühl oder vermeintlicher Würde. Diese Logik ist nachvollziehbar im Schützengraben des Ersten Weltkriegs - in der Gegenwartskultur ist sie bedenklich. Das Erleben solcher Gefühle scheint aber in jedem Falle aus psychologischer Sicht eine anthropologische Grundkonstante mit System und philosophischer Tradition zu sein. 3.3) Die Quellen: Zwischen Historiografie, Psychografie und Ästhetiktheorie Trotzdem ergeben moderne Suchmaschinen nur wenig Treffer im Falle einer Verbindung der Begriffe Erhabenheit und Erster Weltkrieg. Bestimmte Topoi aus dem historischen Kanon der Erhabenheitstheorie lassen sich aber in den Quellen zum Ersten Weltkrieg überdimensional häufig wiederfinden. Diese Motive kennzeichnen nicht nur die Texte der bereits genannten bekannten Geistesgrößen, sondern auch und eben vor allem die Feldpost-Briefe. Die bereits vorgestellten Schreiber des Ersten Weltkriegs wurden in den Literaturgeschichten meist individualistisch untersucht, d.h. Differenzen wurden hervorgehoben. Eine bessere Übersicht über die Grundzüge des jeweiligen Denkens dieser Personen aber entsteht vor allem vor dem Hintergrund ihrer vielen Kollegen an der Front: Eine für diese Abhandlung analysierte Feldpost- Edition, die Sammlung von Philipp Witkop (1880-1942), enthält in der Ausgabe von 1928 die Briefe von 121 Kriegsteilnehmern. Davon waren etwa 10 % der Briefe im Sinne dieser Untersuchung fruchtbar - ein hoher Prozentsatz, der auch in der Zielsetzung Witkops begründet liegt, mit seiner Auswahl aus 20.000 analysierten Quellen „das individuelle Leid, das jeweils sichtbare Einzelschicksal“ 201 zu veranschaulichen. 202 Dabei darf ein anderes von Witkop intendiertes Ziel nicht vergessen werden, nämlich eine Mindermeinung als Mehrheitsmeinung zu kommunizieren und den Weltkrieg trotz allem Grauen, das sich in seinen Quellen reichlich ausbreitet, zum seelischen Erlebnis einer geistig unbesiegten Generation zu stilisieren. Zwar ist der Vorwurf, Feldpostbriefe seien gar keine historisch verwertbare Quelle, so alt wie diese selbst: Bereits im ersten Kriegsjahr stellte der Psychologe Georg Wunderle (1881-1950) fest: „Die Feldbriefe werden im Allgemeinen weniger als historische Quellen denn als psychologische Zeugnisse zu werten sein“. 203 Doch zielt diese Kritik im vorliegenden Fall insofern ins Leere, als die analysierten Briefe den Gehalt von Die Quellen: Zwischen Historiografie, Psychografie und Ästhetiktheorie 41 Feldpostbriefen im Sinne der folgenden Untersuchung bestätigen, und zwar als psychologische Quellen unmittelbaren, individuellen Erlebens. General von Kuhl äußerte 1926 vor dem Reichstags-Untersuchungsausschuss, der prüfen sollte, ob die Zerstörungen beim Rückzug in Frankreich konform mit der Haager Landkriegsordnung waren, dass die Inhalte der Feldpostbriefe „mit großer Vorsicht aufzufassen sind, jedenfalls nicht als historische Dokumente, auf die man eine Geschichte des Krieges [...] aufbauen könnte“. 204 Auch Marc Bloch (1886-1944), obwohl selbst Kriegsteilnehmer und Verfechter einer umfassenden, mentalitätsgeschichtlich geprägten histoire totale, sah den Wahrheitsgehalt der Quellen des Ersten Weltkriegs mit ähnlichem Bedenken wie so manche mittelalterliche Überlieferung. Für Bloch wurde in den Feldpostbriefen lediglich der Keim zur Verklärung und Legendenbildung gelegt. Er meinte daher in den Briefen nicht die Individualität des Schreibers zu erkennen, sondern das von Heeresberichten, amtlichen Meldungen oder von den militärischen Vorgesetzten „im Bereich der Wahrnehmung für selbstverständlich“ 205 Gehaltene. Die Briefquellen würden damit zur Spiegelung, in welcher „das Kollektivbewusstsein sich selbst betrachten kann“, 206 werden. Doch zeigen die Quellen vielmehr oft das Verstummen angesichts des Neuen, bisher nicht Vorstellbaren, eine Schockwirkung angesichts einer in seiner Dimension bisher nie da gewesenen kriegerischen Auseinandersetzung. Damit entziehen sich die Briefe mehrheitlich Blochs Lesart von der gesellschaftlichen Selbstverständlichkeit. Und während John Keegan als Vertreter der neueren Forschung den Feldpostbrief als Quelle der Geschichtsschreibung ebenso mit Bedenken sieht, denn damit würde sich der Historiker schlimmstenfalls zum bloßen „Abtipper“ 207 degradieren, stellt auch diese Ansicht eine Mindermeinung der Forschung dar. Denn zum Beispiel mit Peter Knoch kann man schließen, dass die Feldbriefe „authentische Lebenszeugnisse aktueller Lebenserfahrungen [sind] und enthalten deren unmittelbare Interpretation; sie bilden eine Kette von Momentaufnahmen mit einem hohen Aussagewert über die Veränderung des Menschen“. 208 Für Jean Norton Cru (1879-1949) war sogar allein in den Zeugnissen der Frontsoldaten das „wahrhafte“ Kriegserlebnis fundamentiert: „Wenn jemand den Krieg kennt, so ist es der einfache Soldat vom Musketier bis zum Hauptmann; was wir sehen, was wir erleben, das allein ist wirklich; was unserer Erfahrung widerspricht, ist nicht da, gleichgültig woher es stammt [...]“. 209 Für Cru ging es um „témoignage“, so der Titel seines 1930 erschienen Werkes. Er wollte Zeugnis ablegen von der Grausamkeit und den Schrecken des Krieges, 210 von der die Stabsoffiziere und Generäle abstrahierten oder auch nichts wissen wollten. 211 Crus Ansatz schließt folglich die Stimmen der Generäle und ihrer Stabsoffiziere aus, um die Frage nach der Wahrheit über den Krieg aus der Sicht der Hauptleidtragenden zu beantworten und nicht aus der Sicht von älteren Herren mit einer berufsbedingten Demenz gegenüber fremdem Leid. Einer von Crus zugelassenen Kronzeugen des Krieges, George Kimpflin, schrieb resü- Die Quintessenz: Das Erhabene 42 mierend: „Der Frontkämpfer sieht nicht weit. Da er kaum weiß, was er tut, und niemals, wohin er geht, so fehlt ihm der große Überblick. [...] Aber weil sein Gesichtsfeld beengt ist, sieht er genau; weil es begrenzt ist, sieht er scharf. Er sieht nicht viel, aber, was er sieht, sieht er gut. Weil seine eigenen Augen und nicht die der anderen ihn belehren, sieht er, was wirklich ist“. 212 Es gab also für Cru zweierlei Kriegserlebnisse: Die ästhetisch-distanzierten der Nichtkämpfer, Generäle und Bürokraten des Krieges und die hässlich-grauenhaften der Frontkämpfer. Natürlich steht außer Frage, dass es Legendenbildungen gab. 213 So enttarnte Jean Norton Cru an anderer Stelle die Geschichte des Adjudant Péricard, der im April 1915 mit den sprichwörtlich erhebenden Worten „Debout les morts“ (Steht auf, Ihr Toten) auch noch schwerverwundete Soldaten zu einem erfolgreichen Gegenangriff auf die deutschen Stellungen motiviert haben soll, als Legende. Diese Geschichte druckten viele französische Zeitungen, ohne dass den Redakteuren auffiel, dass der Ausspruch „Debout les morts“ durchaus auch weniger erhabene Aspekte besitzt: Im Jahr 1873 kursierte nämlich in den Pariser Kaffeehäusern ein Schlager gleichen Namens, und im militärischen Jargon war es üblich die Soldaten mit dem Ruf „Debout les morts“ zu wecken. 214 Legenden wurden oft weniger durch die Feldpost als durch die Presse transportiert. 215 Eine umfassende Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkrieges auf Grundlage der Feldpostbriefe wurde dennoch nie geschrieben. Das lag zum Teil auch in dem Problem der auszuwählenden Grundgesamtheit begründet, da im Ersten Weltkrieg etwa 28,7 Milliarden Postsachen allein von der deutschen Feldpost befördert wurden. 216 Dass darum die Analyse im Hinblick auf die Entwicklung der philosophischen Vorstellung von Erhabenheit Desiderat blieb, ist angesichts der häufigen Nennung dieses Begriffs bedauerlich. In den Kriegstagebüchern vorhergehender Kriege, etwa des Deutsch-Französischen Krieges 1870/ 1871, wurde das Erhabenheitserlebnis nur äußerst selten kommuniziert, 217 was sich - folgt man Marc Blochs Auffassung - dann aber auch in den Quellen von 1914-1918 widerspiegeln müsste. Denn der Krieg von 1870/ 71 prägte das militärische Kollektivbewusstsein der männlichen deutschen Bevölkerung vor dem Ersten Weltkrieg wie kein anderer Konflikt. 4) Briefe und Hintergründe I: Die Verzauberung durch das Erhabene Der Erste Weltkrieg wurde der Krieg des Erhabenen schlechthin und in seiner Verwendung der klassischen Erhabenheitstopoi charakteristisch, wie zum Beispiel die immer wiederkehrende Motivik vom Tod (Kap. 4.1), zum Ekel (Kap. 4.2), zu dem Gefühl von Zeitlosigkeit (Kap. 4.3) oder dem Erleben eines überwältigenden Traumas (Kap. 4.4). Das sind die meist verwendeten Motive, die die Faszination durch das Erhabene kennzeichnen. Neben dieser Art der Verzauberung beschreiben andere Motive Auswege aus dem Erleben des Schrecklichen, wie zum Beispiel in Form von Religion (Kap. 5.1) oder Kameradschaft (Kap. 5.2). Doch bereits letzteres Kapitel führt dann hin zu impliziten Problemen beim Erleben von „Erhabenheit“, die sich beim Vergleich von Front und Natur ergeben (Kap. 6.1), bei der Bewältigungsstrategie der Kunst (Kap. 6.2) oder bei den philosophischen Belegstellen zu Licht und Lärm im Allgemeinen in Bezug auf Licht und Lärm an der Front im Besonderen (Kap. 6.3). Jeweils in der ersten Hälfte dieser Kapitel werden die Verwendungen dieser Topoi in den Briefen illustriert, in den zweiten Hälften die dazugehörige Verankerung in der Erhabenheitstheorie. 4.1) Der erhabene Tod Die Ästhetik des Sterbens ist in der heutigen Kultur so gut wie nicht mehr vorhanden, und zwar zu verschiedenen Anteilen aufgrund 1) seiner propagandistischen Verwendung in totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts, 2) aufgrund der modernen Verdrängung des Sterbens weg vom Wohnraum hin in die isolierten Räume der Krankenhäuser und Hospize, und 3) wegen der kaum mehr in Anspruch genommenen Perspektive des Sterbens als Übergang in ein jenseitiges Leben. Dass zum Zeitpunkt des Ersten Weltkrieges Sterben ein selbstverständlicherer Teil des Alltags war, ermöglichte auch im Falle des verfrühten Sterbens im Schützengraben entsprechende positive Bewertungen des Todes. Dieses Lustgefühl im Angesicht des Todes spiegelte zwar nicht automatisch eine Sehnsucht nach Selbstzerstörung, nach der Lust am Tod und Untergang wieder, wurde aber oft so expressiv verbis kommuniziert, und zwar nicht nur in der Augustbegeisterung von 1914, sondern selbst noch im Jahr 1917: „Ich muß zur Front. Muß wieder hören, wie die Geschosse röhrend [...] verhallen. [...] Ich kenne übertrieben deutlich die Gefahr. Ich muß aber wieder unter dem Tode leben“. 218 Auch der Philosoph Ludwig Wittgenstein (1889-1951) wurde von dieser Stimmung erfasst: „Komme morgen vielleicht auf mein Ansuchen zu den Aufklärern hinaus. Dann wird für mich erst der Krieg anfangen. Und Briefe und Hintergründe I: Die Verzauberung durch das Erhabene 44 kann sein - auch das Leben! Vielleicht bringt mir die Nähe des Todes das Licht des Lebens“. 219 Dass dies kein Kulturphänomen des deutschen Sprachraumes war, zeigt Claude Templer (1895-1918), der als englischer Offizier im Dezember 1914 in deutsche Gefangenschaft geriet, 1917 fliehen konnte, und im März 1918 an die Front zurückkehrte, die er folgendermaßen beschrieb: „I go into my dream country like a baby, eyes wide with wonder. Ears strained to catch every note of the magic music I hear there. In my dream country is a piper like Hamelin´s piper and I follow him“. 220 Franz Marc (1880-1916) stellte bereits im Frühjahr 1915 lakonisch fest: „Eine derartige Sterbelust u. Opferdrang hat doch die Menschheit noch nie erfasst wie heute. Die Disciplin ist ja nur die Organisation dieses Dranges, dieses Herandrängens an den Tod“. 221 Marc sah diese Opferwilligkeit als naturgegeben an. Die Sturmwellen glichen implizit sprichwörtlichen Lemmingen, 222 die sich über die Klippen zu Tode stürzten. Für den Lyriker Walther Heymann (1882-1915) wäre es zwar „schwer schön“ 223 gewesen verwundet heimzukehren, aber im Kameradenkreis „[f]ür Hunderte sterben [geradezu] „herrlich“. 224 Seine Briefe sind gekennzeichnet durch eine Spaltung des Frontalltags. Auf der einen Seite der Nervenkitzel und die Lust am Spiel auf Leben und Tod - und andererseits die Sehnsucht nach sozialer Sicherheit: „Dein Paket an mich mit Delikatessen und eines mit 2 Flaschen alten Weins. All das und die Liebe trifft mich mitten ins Herz“. 225 In Heymanns letztem überliefertem Brief vom 5. Januar 1915 beschrieb er das Leben sowie den Tod als etwas Herrliches. Beim möglichen eigenen Sterben sei es ihm lediglich „schad um zehn ungeschriebene Bücher“. 226 Auch andere Soldaten trennten zwischen den realen Ereignissen und dem ästhetischen Erleben. Man liest oft von der Anschaffung einer sprichwörtlichen „Hornhaut“ 227 und von der Abstrahierung körperlicher Beeinträchtigungen auf das geistige Erleben: „so erfasst einen hie und da der Ekel, aber das muss ich sagen: der Anblick der Toten selbst mit den schrecklichsten Wunden hat mir gar nichts ausgemacht. Es wird einem beim Anblick dieser traurigen Reste klar, wie wenig dieser Erdenkörper mit der unsterblichen Seele zu tun hat“. 228 Diese Leib-Seele- Differenzierung blieb aber nicht nur als Teil einer Bewältigungsstrategie während des Krieges bestehen, sondern diente der Kriegserinnerungskultur als Stütze, um das Kriegserlebnis in ein zu bejahendes Stahlbad der Seele zu verwandeln. Ernst Jünger hält eine einseitige Bewertung des Krieges als körperlich-negatives Erlebnis für falsch und unwahrhaftig. Gerade die Nähe des Todes schien ein Bewusstsein für das Leben zu evozieren, das die Freude am Dasein im normalen Alltagsleben überstieg: „Wir lachen über die Geschosseinschläge […] Das Leben hat herrliche Momente hier. Vielleicht weil es so nahe am Tode liegt.“(August Stramm). 229 Auch der Lyriker Anton Schnack (1892-1973) rezipierte diesen poetischen Stachel des Todes. In dem Gedicht „Ich trug Geheimnisse in die Schlacht“, das auf seine Erlebnisse in der Schlacht von Arras im September 1918 rekurriert, schrieb er: „Ich trug Geheimnisse in die Schlacht [...] septemberlichen Mövenflug in Silbergrau, den roten Mond von Franken. [...] Der erhabene Tod 45 Trompeten in Konzerten von Beethoven [...] Dies trug ich in den Rauch, emporgewölkt, in einem Hirn, sehr irr und jung. Dies trug ich gegen den Tod, zu Flammen, tausendfach gezackt und wusste dies: [...] Dass ich mich ganze, wunderbare heisse, sehr blaue Nächte über den Silberleib von Annunziata liegen liess, Dass ich durch Böhmen zog, dass ich die Haare lang trug in den Sommerwinden, dass ich im Wahnsinn schrie an einem Julitag [...] Raketen fallen nun ermüdet in den Wind, grün und gespenstisch, verklärend Mitternacht. Aus Dunkel leuchten Tote weiss und bleich“. 230 Die Erhabenheitstheorie trägt zu diesen Beobachtungen bei: Dieser Reiz der Todesnähe bzw. eventueller Nahtoderlebnisse wird in der Literatur zum Begriff der Erhabenheit nach ähnlichen, stereotypen Mustern beschrieben, und zwar sowohl vor als auch nach dem Ersten Weltkrieg, aber mit jeweils verschiedenen philosophischen bzw. später psychologischen Erklärungen: Schon vor Kant gab es bei John Baillie die Vorstellung einer zerstörerischen Form der Erhabenheit, die den Begriff des „dreadful sublime“ 231 geprägt hat. 232 Schiller verknüpfte das Erhabene mit den Metaphern des Todes und Freitodes: So bleibt den physisch schutzlos dem Chaos der Geschichte preisgegebenen Individuen nichts anderes übrig, als „sich in die heilige Freyheit der Geister zu flüchten - wo es kein andres Mittel gibt [...] der Macht der Natur zu widerstehen, als ihr zuvorzukommen und durch eine freye Aufhebung alles sinnlichen Interesse ehe noch eine physische Macht es thut, sich moralisch zu entleiben“. 233 Bei Schiller ist die moralische Selbstentleibung erst der Basisbaustein zum Erhabenen. Denn es gilt im nächsten Schritt sich mit Hilfe des Pathetischen aus der Betroffenheit in die ästhetische Distanz zu flüchten. Das „Pathetische [...] ist eine Inokulation des unvermeidlichen Schicksals, wodurch es seiner Bösartigkeit beraubt, und der Angriff desselben auf die starke Seite des Menschen hingeleitet wird“, 234 womit der Unterliegende sich zum - zumindest seelisch - Unverwundbarem wandelt. 235 In Schillers Denken gilt aber auch eine Handlung, die „vom Vermögen des Willens zeugt, selbst dem mächtigsten aller Instinkte, dem Triebe der Selbsterhaltung, zu widerstehen“, 236 als erhaben. Demnach wäre die lakonische Formel „»Suizid als finale Form der Selbsterhaltung« [...] ein treffendes Fazit für Schillers Dramaturgie des Erhabenen“. 237 Damit kann das Erhabene wiederum als eine Ausprägung des Todestriebs verstanden werden. 238 Denn das Erhabenheitsempfinden ermöglicht es, im Angesicht der Todesgefahr Lust zu verspüren, und sich dieser damit verstärkt auszusetzen. Das Erhabene beraubt damit dem Schrecken des Todes seine Wirkungskraft und gleicht einem Tarnnetz, das über den Abgrund des Todestriebes gespannt ist. Das ist eine Analogie von Friedrich Nietzsche, der das Erhabene als Grenzerscheinung des ästhetischen Scheins ansah, welche zwar einerseits den Schrecken seiner Wirkungskraft beraubte, aber andererseits gerade auch einen Widerspruch aufzudecken vermag 239 , der gerade einen analysierenden Blick „in`s Innere und Schreckliche“ 240 gewährt, also gleichzeitig verhüllenden und offenbarenden Charakter hat. Den Frei-Tod als erhabenen Akt, als „zweckfreies“ Kunstwerk zu denken und zu vollziehen, war dann eine Idee der englischen Romantik, die Thomas Briefe und Hintergründe I: Die Verzauberung durch das Erhabene 46 Chatterton (1752-1770) generierte 241 (dessen eigener „Selbstmord“ mancherorts als ein missglückter Versuch zur Heilung seiner Syphilis-Erkrankung mit Arsen interpretiert wird). 242 Auch für Heinrich von Kleist (1777-1811) war der Selbstmord „Art for the Art’s sake“. 243 Er kleidete seine Abschiedsbriefe in erhabene Rhetorik, und deutete den Selbstzerstörungsakt in eine erhabene Vermählungsfeier mit dem Tod um. 244 Mit derartigen Phänomenen der Verführung durch die Todesnähe befasste sich auch Edgar Allan Poe (1809-1849). In seiner Schrift „Der Alp der Perversheit“ von 1845 sind die folgenden Stellen zu finden: Wir stehen am Rande eines Abgrunds. Wir spähen hinab in den Schlund - es wird uns schlimm und schwindlig. Unser erster Antrieb ist, zurückzuweichen vor der Gefahr. Doch unerklärlicherweise bleiben wir. Ganz langsam gehen Übelkeit und Schwindel und Schauder in einem Gewolk von unbenennbarem Fühlen auf. [...] dennoch ist´s nur ein Gedanke, wennschon ein fürchterlicher, dessen Horror in uns so wildes Entzücken weckt, [...] was wir beim rasend jähen Sturz aus solcher Höhe empfinden würden“. 245 Für Poe war dieser ununterdrückbare Trieb nach dem „Sturz ins Nichts“ 246 nicht rational-intelligibel nachzuvollziehen, womit er diesen Trieb als Perversion der menschlichen Psyche ansah. 247 Aber erst Sigmund Freud (1856-1939) wird, aufbauend auf den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, im Jahr 1920 mit seiner Schrift „Jenseits des Lustprinzips“, den Todestrieb als zentrale Grundlage des menschlichen Verhaltens in die Psychologie einbringen. Dabei bestimmt Freud die menschliche Psyche zunächst als Oxymoron: Sie wird einerseits vom Lustgefühl des Lebenstriebs und andererseits vom Unlustgefühl des Todestriebes geprägt. Beide stehen jedoch nicht in gleichrangiger Koexistenz. Vielmehr steht für Freud das Lustprinzip „geradezu im Dienste der Todestriebe“, 248 was eine nekrophile Prägung der Todestheorie nahelegt. 249 Es ist eine umstrittene Auffassung, 250 den Tod als Zweck des Lebens zu definieren, auch wenn Freud diesen Zweck euphemistisch als Rückführung in einen anorganischen Zustand umschreibt. Ein wohl unbewusster romantischer Vorläufer von Freuds Lehre von Eros und Thanatos findet sich bei Novalis (1772-1801), 251 der in den Lehrlingen zu Saïs“ beim Menschen die „gewaltige Sehnsucht nach dem Zerfließen“ 252 konstatierte, und den Schlaf „als die Flut jenes unsichtbaren Weltmeeres“ 253 bezeichnete, in die der Mensch eintaucht - Ernst Jüngers mystisch-verklärte Sehnsucht nach dem Tod in Form vom „Versinken im Wirbel einer uralten Melodie“ 254 als Teil des kollektiven Gedächtnis des Krieges. Freuds Theorie gewinnt jedoch durch Abgleichung mit medizinischen und philosophischen Schriften der Antike eine gewisse Konsistenz. In den antiken Kulturen wurde der Sexualakt immer mit Verausgabung und Entzug der Lebenskraft verknüpft 255 und lag „am Schnittpunkt eines individuellen Lebens, das dem Tode geweiht ist“. 256 Aus der Eruption dieser Beunruhigung heraus hat die griechisch-römische Antike eine téchne formiert, die einen maßvollen Umgang mit den Lüsten anstrebt. 257 Diese einer „cura sui“ 258 entspringenden Der erhabene Tod 47 Technologien dienen jedoch primär dem Lebenstrieb. Im Freudschen Sinne könnten diese doch wieder sekundär als dem Todestrieb geweiht angesehen werden, da sie durch Mäßigung nur den vorzeitigen Tod vermeiden. Denn die Sexualtriebe intendieren lediglich „eine Verlängerung des Todesweges“. 259 Noch im 18. Jahrhundert hatte Edmund Burke das Erhabene nicht als Ausdehnung des Todesweges sondern vielmehr direkt der Selbsterhaltung dienend 260 angedacht, wenngleich es nicht zur sexuellen Fortpflanzung anregt (diese Aufgabe spricht Burke vielmehr dem Schönen zu). 261 Doch nach Freud sah auch Michel Foucault (1926-1984) in der elementaren Verknüpfung von Sexualität und Tod eine kulturelle Konstante der abendländischen Geschichte, deren Bedeutung exponentiell anstieg: „Der Sex ist den Tod wohl wert. In diesem - rein historischen - Sinn ist der Sex heute vom Todestrieb durchkreuzt. Als das Abendland vor langer Zeit die Liebe entdeckte, hat es ihr einen Preis zugesprochen, der hoch genug war, den Tod wettzumachen. Heute beansprucht der Sex diese Gleichwertigkeit, diese höchste von allen. Und während das Sexualdispositiv den Techniken der Macht erlaubt, das Leben zu besetzen, übt der von diesem Dispositiv fingierte Fixpunkt des Sexes auf jeden einzelnen eine solche Faszination aus, daß man das Donnerrollen des Todes darin hören mag“. 262 Derartige Auffassungen finden sich dann auch im weiteren Umkreis von Poststrukturalismus und Postmoderne wieder: Foucault sieht diese Verknüpfung zwischen Lust und Tod folgendermaßen: „Die Lust scheint mir ein sehr schwieriges Verhalten zu sein. Das ist nicht einfach nur die Dinge genießen. [...] diese Lust ist für mich mit dem Tod verbunden. [...] Weil ich denke, dass die Art Lust, die ich als wahre Lust ansehen würde, so tief, so intensiv wäre, mich so vollständig überschwemmen würde, dass ich es nicht überleben würde. Ich würde daran sterben. Ein Beispiel [...]: Ich bin einmal von einem Auto auf der Straße umgefahren worden. Ich war zu Fuß unterwegs. Und während zweier Sekunden vielleicht hatte ich den Eindruck, dass ich dabei sei zu sterben, und ich habe wahrlich eine sehr, sehr intensive Lust empfunden. Es war ein wunderschöner Tag. Es war gegen sieben Uhr, ein Sommerabend. Die Sonne senkte sich bereits. Der Himmel war herrlich, blau. Dieser Tag, das bleibt eine meiner schönsten Erinnerungen“. 263 Und maßgeblich den Suizid interpretiert Foucault als „Chance auf einen absolut einzigartigen Augenblick“, 264 denn der könne als „ein maßloses Vergnügen [...] dessen geduldige, unermüdliche, aber durchaus nicht fatalistische Vorbereitung das ganze Leben erleuchtet“ 265 zelebriert werden. Derartige Suizidentwürfe lassen sich im Ersten Weltkrieg nicht finden, Selbstmorde gab es auch hier, aber weniger, um ein Kunstkonzept zu verwirklichen, als vielmehr dem Leid zu entrinnen. Militärbeamte erschossen sich, weil sie der Arbeitsüberlastung nicht mehr Stand hielten, 266 Offiziere, weil sie sich den Ansprüchen an ihre Führungskompetenz nicht mehr gewachsen fühlten, und Freiwillige, weil sie mit anderen Erwartungen an die Front gekommen waren, oder auch, weil sie wegen Dienstvergehen fürchteten nicht an die Front zu kommen. Selbstmorde wurden von den Kriegsteilnehmern kaum Briefe und Hintergründe I: Die Verzauberung durch das Erhabene 48 kommentiert. Sie wurden als „Unfälle“ abgehakt, von denen im deutschen Feldheer zwischen 1914 und 1916 1.831 verzeichnet wurden. 267 Der Dichter Siegfried Sassoon (1886-1967) thematisierte Derartiges in seinem 1918 erschienenen Gedicht “Suicide in the trenches”: „I KNEW a simple soldier boy / Who grinned at life in empty joy, / Slept soundly through the lonesome dark, / And whistled early with the lark. / In winter trenches, cowed and glum, / With crumps and lice and lack of rum, / He put a bullet through his brain. / No one spoke of him again”. 268 Ähnlich lakonisch waren manche Formen des Humors im ersten Weltkrieg, nicht nur im Hinblick auf die Karikaturen der Kriegszeitungen oder die Weihnachtskugeln in Granatenform an den heimischen Christbäumen, sondern auch, wenn Ernst Jünger von einem Soldaten berichtete, der scherzhaft Handgranaten über sich explodieren ließ - oder an anderer Stelle schrieb: „Die Gleichgültigkeit dem Tode gegenüber ist klotzig, kaum haben die Sanitäter einen um die nächste Brustwehr geschafft, wird schon wieder gescherzt und gelacht“, 269 und über seinen Kaffee: „Knigge braute mir heute einen Kaffee aus Wasser der Granattrichter. Es ist soviel Lehm darin, dass er aussieht wie Milchkaffee. Ich nenne dieses Labsal die Leichenbrühe“. 270 4.2) Der erhebende Ekel Ähnlich wie der Tod zum Lieferanten erhabener Gefühle wurde, zeigte sich auch Ekel als funktionalisierungsfähig hin zu ästhetischem Potential: Eine Quelle aus dem Jahr 1916 schildert die Umbettung und Bestattung von gefallenen Soldaten: „Im ‚Niemandsland‘, zwischen der russischen und unserer Stellung, lagen noch vom letzten mißlungenen Sturm, seit Monaten unbeerdigt, Grenadiere und Jäger, vierzig Tote. [...] Wir waren so angewidert von der furchtbaren Arbeit an den Leibern der Kameraden, die die Verwesung entsetzlich machte (jedem Soldaten musste die Erkennungsmarke von der Brust genommen werden), dass wir außer uns gerieten“. 271 Entsetzen und Ekel dominierten zunächst, und nachdem die Betreffenden fast schon streikten, begann einer von ihnen klassisches Bildungsgut zu deklamieren. Dies bewirkte eine Wandlung vom Ekelerregenden zum Erhabenen über den Umweg der idealistischen Uminterpretation und der ästhetischen Distanz: „Wenn euer Geist die Verwesung nicht meistert, so meistert sie euren Geist! […] Das machte tiefen Eindruck. Dann sprach er in die dunkle Nacht Verse der Ilias. Das klang so wundervoll, alles schwieg und lauschte gebannt. Da ging ein Leutnant vorbei, ein sonst blasierter Mensch, und sagte ernst: ‚Nur wenige Tote erhalten solchen Grabgesang‘. Von der Ilias kam Otto auf Hölderlin Hymnen, die er in tiefer Ergriffenheit ebenfalls aus dem Gedächtnis sprach. Alle taten nun ihre Arbeit ohne Murren und wie gefeit. Es war so seherisch seelenweitend, die Stimmung um die Toten wurde heroisch durch Ottos Sprache“. 272 (Bei Vischer galt noch: „Was uns nun an diese unendliche Linie der Zeit erinnert, das lässt uns die ganze Kürze und Kleinheit des einzelnen Daseins empfinden“. 273 ) Ernst Jünger schrieb ähnlich angesichts einer Beerdigung: „Ja, da kommen traurige Gedanken, Der erhebende Ekel 49 wenn man auf solchen Sarg starrt, den schon die Fliegen umspielen. Wozu, wozu - - - Und doch, der heroische großartige Eindruck, den dieser unendliche Zug des Todes ausübt, erhebt und stärkt uns Überlebende. So fremd es klingt, hier lernt man wieder Ideale kennen, die volle Hingabe an ein Ideal bis zum grausigem Schlachtentode“. 274 (Der Text berichtet im Folgenden dann von einem im Grab liegenden Leutnant, der noch gestorben war, bevor er von seiner Beförderung erfahren hatte.) Aber nicht alle Gefallenen wurden beerdigt. Nicht selten wurde von mumifizierten Soldaten berichtet: „Es war Juli 1915 vor Warschau. Ich stürmte […] vorwärts und mit einem Mal starrten mich in dem Stoppelacker aus einem Loch zwei Gestalten mit Totenkopf an. Sie hatten ihre Mäntel an. Wahrscheinlich saßen sie da seit vorigem August und waren mittlerweile mumifiziert. Mein Gott, habe ich da einen Schrecken gekriegt. Schlimmer als wer weiß was war diese Konfrontation mit dem Tod“. 275 Vor allem für die Soldaten des amerikanischen Expeditionskorps waren solche Bilder sehr neu und in ihren Kriegsalben viele Erinnerungsfotos wert. 276 Die Erhabenheitstheorie definierte Ekel als festen Bestandteil der modernen Ästhetik-Theorie, aber in den vormodernen Thesen als ein vermeintliches Resultat von Überfluss. Wie zum Beispiel bei Kant, der Ekel vor allem bei zu viel Sex oder zu viel Essen vermutet. Das Ekelgefühl kann dabei sowohl durch einen Exzess des Schönen als auch des Hässlichen ausgelöst werden. 277 Ganz generell sei es klug, den Geruchssinn nicht zu stark auszubilden, da das Leben zu viel Ekel Erregendes bieten würde. Auch spätere Vertreter der Ästhetiktheorie stellten eine Verbindung zwischen beiden Kategorien her, vor allem Johannes Volkelt (1848-1930) versuchte sich an diesem philosophischen Spagat. Er stellte zunächst fest, dass der Ekel zu „den im höchsten Grade gefährlichen stoffartigen Erregungen“ 278 zu zählen sei und sich in Übelkeit und Brechreiz äußere. Es bedarf zur Abschwächung des Ekels eines gewichtigen ästhetischen Mittels, das Volkelt in der Erhabenheit 279 begründet sah: „Und da kommt es also darauf an, daß die Ekelempfindung durch das Gewaltige und Übergewaltige der zerstörenden Kraft ihrer groben Stofflichkeit entkleidet und so ästhetisch erträglich gemacht werde. Indem die feindselige Kraft sich in ekelerregender Weiße äußert, muß sie eben darin ihre Größe derart offenbaren, daß die Ekelempfindung von ihrem gemeinen, aufdringlichen Wirklichkeitsgeschmack befreit und gleichsam in ein feineres Element gehoben wird. Dann liegt eine eigentümliche Art des Furchtbar- Erhabenen vor. Ich nenne sie das Grässlich-Erhabene“. 280 Nicht das Ekel auslösende Objekt sei also erhaben, sondern vielmehr ein anderes, das einen weit stärkeren Sinnesreiz auszulösen vermag. Ernst Jüngers ungenierter Umgang mit Ekel war unter Umständen seiner damaligen Nietzsche-Lektüre geschuldet. Denn Nietzsche sah Ekelgefühle nur durch die kontinuierliche Berührung mit ekelhaften Dingen schwinden. Dass der Ekel auf Sozialisation beruhe und damit auch einer Kulturleistung gleiche, meinte Freud. Er wies damit in die Moderne, die in der Kunst einen Kult des Ekels (die sog. Abject Art) entwickelte, und in die zeitgenössische Briefe und Hintergründe I: Die Verzauberung durch das Erhabene 50 Philosophie, in der Ekel ein enger Verwandter des Erhabenen wird (wenn auch ein unfeiner). Vom Abbau des Ekels als Kulturleistung ist dabei keine Rede, obwohl insbesondere Ekel und Erhabenheit sich so zu widersprechen scheinen wie Krieg und Frieden - oder wie die Bewertung von Ekel bei manch anderen Soldaten, der im Frontalltag die Begegnung mit dem Ekelempfinden anders erlebte als die Ästhetiktheoretiker: Der spätere Dramatiker und Schriftsteller Carl Zuckmayer (1896-1977) schrieb im Mai 1918 aus Flandern lakonisch: „Was habe ich (seit dem letzten Schreiben) erlebt? Offensive. »Kaiserschlacht«. Blut. Cambrai. Blut. Gasgranaten. Kemmelberg. Blut. Ekel. Kurz in Lille. Schnaps. Hure. Saufen. Armentières: Blut. Mord. Blut. Drei Schritte vom Wahnsinn“. 281 Doch nicht immer funktionierte die Überbrückung von Ekelgefühlen durch erhabene Gefühle. Manchmal war auch Gegenteiliges des Fall, wie etwa bei einem Soldaten der das Eiserne Kreuz erhielt: „Da ich ein paar Minuten mit dem Kreuz allein war, hatte ich ganz andere Gedanken, als ich sie mir vordem ausgedacht habe. Es war, als sei das Eisen aus Granatsplittern gemacht. Das geronnene schwarze Blut auf dem todgelben Gesicht, dessen Mund offen steht. Die verkrusteten Eiterverbände, die würgenden Schreie der rauen Kehlen. Das schlappige, brandige Fleisch des Beinstumpfes“. 282 Und manchmal war der Ekel auch gewinnbringend, wenn sich zum Beispiel Soldaten gegenseitig mit Ampullen versorgten, deren Inhalte Geschlechtskrankheiten hervorriefen und in Folge dessen den Aufenthalt im Lazarett ermöglichten. 283 4.3) Die Frontzeit als Fermate Viele Dokumente berichten von einem Gefühl der Zeitlosigkeit, nicht nur bedingt durch traumatische Erlebnisse, sondern auch durch subjektiv nicht fassbare zeitliche und räumliche (Aus-)Dehnungen von Schlacht bzw. Schlachtfeld: „60 Stunden ohne Schlaf in Nässe und Kälte sind endlos“. 284 „Die Nacht sind wir unter Granatenschuß in Stellung gerückt. Den nächsten Tag ein achtstündiges Trommelfeuer. [...] Die Luft wurde zerschlissen von den Geschossen und Splittern. Tausend sausende, pfeifende, wie Hummeln summende Laute in wilder Unregelmäßigkeit“. 285 Oft wog der Mangel an Schlaf schlimmer als die ständige Todesgefahr, das permanente Wachsein, auch in den Ruhezeiten, dann durch Ratten, Läuse und das Artilleriefeuer: „Licht aus. Sofort sind die Ratten und Läuse die Herren im Haus. [...] Jeden Augenblick bin ich darauf gefaßt, daß eine auf meiner Nase landet. [...] Absolut unmöglich hier ein Auge zuzumachen. Gegen Mitternacht beginne ich dann einzudösen. Ein schrecklicher Krach lässt mich auffahren. Artilleriefeuer [...] Zum Leben zu erwachen heißt hier nichts anderes, als zum Elend zu erwachen“. 286 Nur aktive Tätigkeiten erlösten aus dieser Zeitlosigkeit: „Es ist ein eigentümlicher Erregungszustand, den ich mehr einem Rausch als einem Fieber vergleichen möchte, denn er hat nichts Unangenehmes, besonders die ersten Male nicht. Eher überkommt einen eine gewisse Heiterkeit, [...] Artilleriefeuer im Graben oder hinter Deckungen nur einfach auszuhalten, wirkt dagegen fast nur deprimierend“. 287 Die Frontzeit als Fermate 51 Das schrieb auch Max Wundt über seine Erfahrungen beim Sturmangriff. Das Erhabene trat hier typisch postmodern als „eine Ästhetik des Ersten Mals“ 288 bzw. als gewaltsames Durchbrechen eines als unerträglich empfundenen Dauerzustandes auf. In Wochentagen und Monaten rechnete bald niemand mehr, sondern nach Tagen in Frontstellung bzw. in Ruhestellung: „Die Jahreszeiten lösten sich ab, es wurde Winter und wieder Sommer, und man lag immer im Kampf. Man war müde geworden und an das Gesicht des Krieges gewöhnt, aber gerade aus dieser Gewöhnung heraus sah man das Geschehen in einem gedämpften und andersartigen Licht“. 289 Schlachten wurden nicht mehr in Stunden und Tagen geschlagen, sondern über Wochen und Monate hinweg, 290 das Leiden erhielt also absolute Dimensionen. Dabei steigerten sich Stunden im Zeitempfinden des Soldaten oft zur Ewigkeit: „Drei Tage und drei Nächte lang Granate über Granate [...] Stunde um Stunde abwechselnd Deckung und Beobachten. Die Nerven laufen wie Feuerfäden durch den Körper [...] man kämpft um sein Leben tagelang“. 291 Hier tangierte die Zeiterfahrung vielmehr das Schreckliche oder bekam absurde Dimensionen: „wir spüren Drang, uns zu betätigen, die Zeit zu füllen, um uns selbst zu entfliehen. Die Zeit, die uns im Graben schon so unendlich gemartert hat, ein Begriff, der alle denkbare Qual umschließt, eine Kette die nur der Tod zersprengt“. 292 Die Zeit wurde damit zu einer Komponente der es zu entfliehen galt, 293 ein Aspekt, der insbesondere in den Kriegsschriften von Ernst Jünger thematisiert wird. In der Erzählung „Sturm“ reflektierte Jünger darüber, was seine Protagonisten veranlasst, in den Kampfpausen zu Gesprächen über Kunst und Erotik oder im Alkohol Zuflucht zu nehmen, nämlich die damit mögliche „Flucht aus der Zeit“. 294 Die Zeit erschien Jünger jedoch nie als Quelle des Erhabenen. Nur die quasi aus der Zeit herausgehobene Erscheinung des Kampfes war für ihn erhaben und wertvoll: „Man empfindet nur im Rausche, nur in diesem Augenblick, den man halten möchte, ist das Leben etwas Wert“. 295 Viele Künstler unter den Soldaten setzten diese Zeitlosigkeit mit einer inneren Blockierung gleich. Bei August Stramm wird diese Reizüberflutung im Lauf des Krieges so anwachsen, dass er seine lyrische Produktion einstellt, zwar auch durch die mangelnden Ruhephasen aufgrund der Offensive von Gorlice- Tarnow bedingt, aber gerade auch, weil es ihm nicht mehr gelang, das Grauen des Krieges darzustellen. 296 Bereits im Oktober 1914 schrieb Stramm an seinen Verleger und Freund Walden: „Wo sind Worte für das Erleben. [...] Ich dichte nicht mehr, alles ist Gedicht umher“. 297 Auch wenn dieser Ausspruch eher als Aspekt einer euphorischen Überreizung Stramms und weniger als kritische Reflexion über die eigene Produktivität anzusehen ist, war die lyrische Produktion doch bereits gehemmt, und in den letzten drei Monaten seines Lebens verstummte der Dichter Stramm endgültig. 298 Diese Blockierung wurde auch durch posttraumatische Belastungsstörungen gefördert, die aber auch überwunden werden konnte, wie der Fall des englischen Lyrikers Wilfred Owen zeigt. Die Entstehung von Wilfred Owens lyrischem Werk war mit Briefe und Hintergründe I: Die Verzauberung durch das Erhabene 52 dem Trauma des „shell shocks“ verknüpft, es wurde sozusagen als Therapie geschaffen, um dieses Trauma zu überwinden. 299 Selbst wenn Owen seit dem Jahr 1909 Lyrik schuf, die sich stark an die Werke von Keats anlehnten, 300 konnte er erst seit seinen traumatischen Kriegserfahrungen Werke von höchster Individualität und Reife erstellen. Am Anfang stand jedoch die Blockierung, die sich bei Owen darin zeigt, dass er im August 1917, beim Beginn seiner Behandlung im Craiglockhart War Hospital, als „tense, withdrawn, depressed, suffering from nightmares, afflicted with a slight stammer“ 301 charakterisiert wurde. Die Krankengeschichte von Owen begann bereits kurz nach seiner Ankunft an der Front im Januar 1917, so schrieb er am 16. Januar 1917 von seinen ersten verstörenden Erlebnissen nach Hause: „I have suffered seventh hell. I have not been at the front. I have been in front of it. I held an advanced post, that is, a dug out in the middle of No Man´s Land. [...] Those fifty hours were the agony of my happy life. Every ten minutes on Sunday afternoon seemed an hour. I nearly broke down [...]“. 302 Im März 1917 wurde Owen nach einem Sturz in einen verborgenen Schacht, in dem er längere Zeit bewusstlos lag, 14 Tage mit einer schweren Gehirnerschütterung behandelt, 303 und seine Beteiligung an Kampfhandlungen im April 1917 eröffnete ihm zwar ein Erhabenheitsgefühl, das aber durch die gleichzeitig anwachsende Erschöpfung und Nervenüberreizung erkauft wurde: „Then we were caught in a Tornado of Shells. The various waves were all broken up and we carried on like a crowd moving off a cricket field. When I locked back and saw the ground all crawling and wormy with wounded bodies, I felt no horror at all but only an immense exultation a having got through the Barrage.” 304 Wenige Tage später kam der eigentliche Zusammenbruch: “A big shell lit on the top of the bank, just 2 yards from my head. Before I awoke, I was blown in the air right away from the bank“. 305 Nach diesem Vorfall benahm sich Owen nervös und desorientiert und wurde auf Veranlassung seiner Vorgesetzten in medizinische Behandlung überführt. In diesem Zustand kam er in das Offizierskrankenhaus von Craiglockhart und wurde dort als Offizier mit einer Kriegsneurose therapeutisch behandelt 306 (während Mannschaftsdienstgrade elektrogeschockt wurden 307 ). Owen wurde aber weniger eine Psychoanalyse als vielmehr eine ausgeprägte Ergotherapie zuteil. Denn sein behandelnder Arzt Arthur John Brock (1879-1947) hielt nichts von Therapiegesprächen über Alpträume. Folglich gärtnerte Owen, unterrichtete, schwamm, schrieb, und als der ebenfalls eingelieferte Lyriker Siegfried Sassoon 308 ihm zuriet das Sujet des Krieges für seine Dichtung zu nutzen, war aus dem passiven Opfer des Krieges, der aktive Dichter Owen geboren, der seine Alpträume in Gedichte goss und seine geistigen Blockaden überwand. 309 Und auch hierin schließt sich wieder ein Kreis zur Erhabenheitstheorie. Denn in Kants Analytik des Erhabenen findet sich das Motiv der Blockierung, um die Wirkungsweise des Erhabenen zu verdeutlichen. Es stellt sich hier durch eine Überforderung der Urteilskraft ein, angesichts einer unüberschaubar großen Datenmenge, die in keine logische Gesamtstruktur mehr gebracht Die Frontzeit als Fermate 53 werden kann. 310 Aus dem „Gefühl einer augenblicklichen Hemmung der Lebenskräfte“ 311 entspringt damit ein umso stärkeres Lustgefühl: „Denn es ist hier ein Gefühl der Unangemessenheit seiner Einbildungskraft für die Ideen eines Ganzen, um sie darzustellen, worin die Einbildungskraft ihr Maximum erreicht und bei der Bestrebung, es zu erweitern, in sich selbst zurücksinkt, dadurch aber in ein rührendes Wohlgefallen versetzt wird“. 312 Schopenhauers Konzept von „ruhiger Auffassung der Ideen, frei und fremd allem Wollen und allen Nöthen“, der einer äußeren Bedrohung entgegengesetzt wird, gleicht in vielem dem, was Musil einen unendlichen Lebensstrahl nannte, und auch die Konzeption von Lyotard charakterisiert das Erhabene als Zeitphänomen bzw. als ein aus der Zeitlichkeit befreiendes Phänomen, da das Erhabenheitserlebnis die Möglichkeit aufblitzen lässt, „daß nichts geschieht, daß es nicht weitergeht“. 313 Die Erhabenheit kristallisiert sich damit als „mit der Zeit unverträglich“ 314 heraus und generiert ein neues Zeitkonstrukt, durch den das Bewusstsein „außer Fassung“ 315 gebracht wird, da die im Sinngebungsprozess verankerte Zeitvorstellung entwurzelt wird. Das zieht ein Unlustgefühl nach sich. Bei Lyotard entspricht das Erhabene einem Gefühl der „Intensivierung“, 316 das sich in seinem Fall allerdings exklusiv durch die Kunst einstellt. Für solche Intensivierung und für den Versuch, das während der Front-Zeit Erlebte zu fixieren und schriftstellerisch abzubilden, ist diese Zeitlosigkeit problematisch. Das zeigt sich zum Beispiel bei Ernst Jünger: Hier klaffte die Schere zwischen persönlicher Lebenszeit und der Fülle an Erlebnissen und Sinnesreizen weit auseinander. Man sah ihn in Kampf- und Ruhepausen fieberhaft Notizbücher füllen, und er wurde von seinem Gefechtsläufer gefragt: „Herr Leutnant haben wohl immer viel zu schreiben …? “ 317 Selbst als fast 100jähriger wird Jünger noch schriftstellerische Skizzen seines Kriegserlebens zu Papier bringen. Sein zeitlicher Fokus auf den Krieg hatte sich dabei immer mehr verschärft. Während er mit den knapp 300 Seiten der Erstausgabe von „In Stahlgewittern“ eine Zeitspanne von etwa 3½ Jahren umreißt, wird er im „Wäldchen 125“ auf mehreren hundert Seiten die Ereignisse weniger Wochen abhandeln, und „In Feuer und Blut“ thematisiert er nur noch wenige Tage. Ernst Jünger war zeitlebens auf der Suche nach der verlorenen Kriegs-Zeit, und dass ihm im letzten Kriegsjahr Laurence Sternes „Tristram Shandy“ ein ständiger Begleiter war, kann man nur symptomatisch nennen. Das Buch stammt zwar aus dem 18. Jahrhundert, ist aber eine durchaus moderne Auseinandersetzung mit der Diskrepanz zwischen dem Ideenstrom des Schriftstellers, dem Zeitstrom, und der Erosion der Zeit schlechthin 318 - eine Art Memento mori für Ernst Jünger, dem das Buch „wie eine geheime Begleitstimme“ 319 zur äußeren Welt erschien. Es war ihm ein auf das Front-Zeit- Empfinden synchronisiertes Werk, das in gefährlicher Lage vor Angriffen oder noch schwer verwundet im Fieber und Morphiumrausch lesbar blieb und eine „helldunkle Harmonie zu den äußeren Umständen“ 320 hinterließ. Briefe und Hintergründe I: Die Verzauberung durch das Erhabene 54 4.4) Das Paradoxon des lustvollen Traumas Der Umgang mit Tod und Ekel erfordert ein kognitives System, das anders funktioniert als das sogenannte Normalbewusstsein des Alltags. Dieses Überschreiten einer kognitiven Schwelle definiert das Erhabene wirkungsbezogen als „eine mentale oder körperliche Überwältigungserfahrung, bei der sich Faszination und Entsetzen mischen“. 321 So ist das Erhabene immer auch in der Nähe des Traumas und des seelischen Zusammenbruchs anzusiedeln, und was speziell den ersten Weltkrieg betrifft, bestätigte dies zum Beispiel der 20jährige Philosophiestudent Kurt Peterson im Oktober 1914, kurz bevor er fällt, in einem Brief, wenn er schrieb: „Sturmangriff auf Dixmuiden. Furchtbar! Eine Wiederholung des ersten Angriffes. Wieder gescheitert an dem furchtbaren Maschinengewehrfeuer. [...] Wie Blei lag alles am Boden und um uns herum heulte und zischte der Tod. In solcher Nacht kann man zum Greise werden“. 322 Oder eine andere Stimme vom November 1915: „Was haben wir eigentlich alle verbrochen, dass wir hier schlimmer als Tiere herumgehetzt werden, frieren, verlausen, mit zerlumptem Zeug laufen wie Zigeuner und zum Schluß umgebracht werden wie Ungeziefer? Warum machen sie nicht endlich Frieden“. 323 In diesem Sinne argumentierte ein Soldat 1916 von der Westfront in lakonischer Kürze: „Und nach einem Angriff in einem Laufgraben mit Handgranaten und Flammenwerfern ist man gebrandmarkt in der Seele“. 324 Und eine andere Quelle umschrieb den Schützengrabenkrieg so: „Mache einen schulterhohen Graben in deinem Garten, lasse ihn halb voll Wasser laufen und krieche hinein. Alsdann verharre darin zwei bis drei Tage ohne Nahrung. Dazu bestelle dir einen Geisteskranken der aus geeigneter Entfernung mit Revolvern und Maschinengewehren auf dich schießt. So hast du eine Veranstaltung, die dem Kriege völlig gleichkommt“. 325 Dennoch gab es die Koinzidenz von Trauma und Lust. August Stramm schilderte dieses Zusammenhang pragmatisch in der bereits genannten Notiz. 326 Und dieser Widerspruch fruchtete trotz und gerade vor dem Hintergrund eines bis dato ungekannten Schreckens einer völlig veränderten Kriegsführung, einer vervielfachten Waffenwirkung und dementsprechenden Technisierung des Tötens: „Das ist überhaupt das Scheußliche in dem jetzigen Krieg - alles wird maschinenmäßig, man könnte den Krieg eine Industrie gewerbsmäßigen Menschenschlachtens nennen“. 327 Giftgas wurde eingesetzt und die Vielfalt von Verstümmelungen, die der Mensch davontragen konnte, erreichten im Ersten Weltkrieg einen noch nie da gewesenen Höhepunkt 328 (entsprechende Fotobände, wie zum Beispiel das Buch „Krieg dem Kriege“, 329 wurden noch gegen Ende des 20. Jahrhunderts gereicht wie zensierte Buchbände). Doch ist es immer wieder auch der Fall, dass Dinge gar nicht schlimm genug sein konnten, als dass sie nicht ästhetischen Genuss hervorgerufen hätten: 330 „Der Sturm war wirklich schrecklich-schön, das Schönste, aber auch das Schlimmste, was ich erlebt habe. [...] Der Sturm kam - wie eben nur deutsche Infanterie stürmen kann. Herrlich, wie unsere Leute, namentlich die jüngsten, vorgingen, herrlich! Die Offiziere anderer Regimenter, die zusahen, gestanden uns, sie hätten noch nie dergleichen gesehen. Gegen wahnsinniges Maschinengewehrfeuer ging es Das Paradoxon des lustvollen Traumas 55 mit einer Sicherheit vor, die uns niemand nachmachen kann. [...] Der Sturm war herrlich! “ 331 Auch Stendhal delektierte sich als Kommissar der Grande Armée in Russland am Brand von Moskau, „der schönsten Feuersbrunst der Welt“, 332 wie er in seinem Tagebuch schrieb. Ein ästhetischer Genuss, der für Stendhal nur durch die mangelnde Exklusivität getrübt wurde: „Das war ein grandioses Schauspiel, aber man hätte allein sein müssen, um es zu betrachten. Genau das war der traurige Umstand, der mir dem Rußlandfeldzug verdorben hat: ihn mit Leuten machen zu müssen, die auch das Colosseum und die Bucht von Neapel um ihre Größe gebracht hätten“. 333 Dieses Gegensätzliche einer gemischt gleichzeitig schrecklichen, traumatisierenden wie auch schönen Empfindung berichtete ein Feldunterarzt von der Abwehr eines englischen Angriffs: „Es war ein unglaublich schauerlich schöner Anblick zu sehen, wie unser Artillerie- und Maschinengewehrfeuer in die dichten Scharen einschlug“. 334 Diese Euphorie ist nach Elias Canetti (1905-1994), als „Gefühl von Erhabenheit über die Toten“ 335 des Gegners zu interpretieren, über die triumphiert wurde, wenn es den Anschein hatte, dass die höheren Mächte ihnen nicht mehr gewogen waren. 336 Es war ein „Augenblick der Macht“ 337 in dem ansonsten wenig selbstbestimmten Leben an der Front. Ein Brief eines Artillerieoffiziers von der Somme 1916 zeigt dies ebenso: „Neulich fiel eine ganze [Geschütz-] Bedienung von einem Unteroffizier und drei Mann durch Volltreffer während des Sperrfeuers. Da niemand mehr an dem von Toten bedeckten Geschütz schießen wollte, so tat ich`s mit unserem Fähnrich zusammen. Und da, inmitten von Blut und Leichen und im Angesicht des Todes überkam mich ein Glücksgefühl des Sieges über den abgeschlagenen Angriff. Wir haben unserer Bestimmung genügt, wenn die Feinde nicht durchkommen, mögen auch Tausende von uns fallen“. 338 Aber es gab auch andere Schilderungen der Begeisterung an der Front, die schlichtweg nur Positives boten, ohne Begründung in vorangegangener Traumatisierung zu suchen: „I have never, never felt so well, or so happy, or enjoyed anything so much. […] The fighting-excitement vitalizes everything, every sight and word and action”. 339 Diese Ambivalenz zwischen traumatisch Schrecklichem und Schönem, zwischen Schrecken und Schönheit des Krieges findet sich zum Beispiel in einer etymologischen Interpretation des 18. Jahrhunderts von sublimis, also der lateinischen Grundform von Erhabenheit, als Kompositum von super und limas, im Sinne von: „above the slime or mud of this world“, 340 wenn auch mit Einschränkungen. In der entsprechenden philosophischen Theorie wird das Schlachtengeschehen seit dem 18. Jahrhundert von der Ästhetik-Theorie vereinnahmt, so etwa wie Johann Jakob Bodmer (1698-1783), der Geschützfeuer als erhaben bezeichnete. 341 Bei Edmund Burke sind die so gemischten Gefühle, wenn erhaben dann ein „delightful horror a sort of tranquillity tinged with horror“. 342 Nur setzt Burke die physische Sicherheit des Betrachters voraus, 343 die hier im grenzenlosen Ausgeliefertsein an die Feuerwirkung der feindlichen und oft auch der eigenen, Waffen, 344 nicht mehr möglich war. Für Kant ist zunächst der „Mensch, der nicht erschrickt, der sich nicht fürchtet, also der Gefahr nicht weicht“ 345 Gegenstand der Bewunderung. Damit verankert Kant eine Briefe und Hintergründe I: Die Verzauberung durch das Erhabene 56 „vorzügliche Hochachtung für den Krieger [...] weil daran die Unbezwinglichkeit seines Gemüths durch Gefahr erkannt wird“, 346 womit gerade seine Erhabenheit zum Vorschein kommt. Ob der Einzelne trotz vorhandener existenzieller Bedrohung im Erhabenheitsgefühl Sicherheit findet, hängt für Kant von der Abwesenheit der Furcht ab. Denn „wer sich fürchtet, kann über das Erhabene der Natur gar nicht urtheilen“. 347 Allerdings bleibt Kant in dieser Hinsicht ambivalent; einerseits beruht für ihn das Erhabene darauf, „der Natur in uns selbst, mithin auch der außer uns, [...] überlegen zu sein“, 348 und verankert damit den Triumph des Menschen über den Tod. 349 Andererseits begrenzt er das Erhabenheitsgefühl auf Situationen ohne Gefährdung, die als einzige für ihn ohne Furcht ablaufen können. 350 Schiller hingegen räumt in seiner Konzeption die Möglichkeit ein, dass sich ein Erhabenheitsgefühl auch angesichts einer unmittelbaren physischen Bedrohung einstellen kann. So schränkt er das Erhabene nicht auf Situationen ein, bei denen „man sich der Gefahr physisch entzogen weiß, wie z.B. wenn man von einem hohen und wohlbefestigten Geländer in eine große Tiefe oder von einer Anhöhe auf die stürmische See hinabsieht“. 351 Vielmehr verschafft ihm „der Gedanke [..] der Unzerstörbarkeit unseres Wesens“ 352 das nötige Sicherheitsgefühl, das die Erhabenheit bedingt und ihr innewohnt. Auch Schopenhauer, der verschiedene qualitative Ausprägungen des Erhabenen definiert hat, lässt das Erhabene lediglich in der sicheren Zuschauerfunktion möglich werden, wenn er die höchste Stufe des Erhabenen gerade inmitten von Gefahr aufkeimen lässt, inmitten eines Sturms, wenngleich nicht inmitten eines künstlichen Sturms eines Weltkriegs: „wenn wir am weiten, im Sturm empörten Meere stehn: häuserhohe Wellen steigen und sinken [...] der Sturm heult, das Meer brüllt, Blitze aus schwarzen Wolken zucken und Donnerschläge übertönen Sturm und Meer. Dann erreicht im unerschütterten Zuschauer dieses Auftritts die Duplicität seines Bewußtseyns die höchste Deutlichkeit: er empfindet sich zugleich als Individuum, als hinfällige Willenserscheinung, die der geringste Schlag jener Kräfte zertrümmern kann, hülflos gegen die gewaltige Natur, abhängig, dem Zufall Preis gegeben, ein verschwindendes Nichts, ungeheuren Mächten gegenüber; und dabei nun zugleich als ewiges ruhiges Objekt des Erkennens, welches, als Bedingung alles Objekts, der Träger eben dieser ganzen Welt ist und der furchtbare Kampf der Natur nur seine Vorstellung, es selbst in ruhiger Auffassung der Ideen, frei und fremd allem Wollen und allen Nöthen. Es ist der volle Eindruck des Erhabenen“. 353 So wurde bis etwa zu dieser Zeit das Erhabene verschiedentlich durch die Metapher von einem „Abgrund mit Geländer“ 354 charakterisiert. Das Erhabenheitserleben auf dem Schlachtfeld zeigte sich jedoch nur am Abgrund mit nicht real, sondern vielmehr nur virtuell vorhandenem Geländer mit Aussicht auf ein Phänomen, das epochenübergreifend bei vielen Kriegen beschrieben wird. Ein Phänomen das bei vielen Kriegen wahrnehmbar wird: Ein Kriegsberichterstatter machte im Vietnamkrieg die Erfahrung, „wie wunderschön 50- Kaliber-Leuchtspurgeschosse sein konnten, während sie auf dich zukamen, wenn du nachts im Hubschrauber flogst, so langsam und anmutig [...] ein Traum, so weit weg von allem das dir Böses tun konnte. Du konntest dann eine vollkommene heitere Das Paradoxon des lustvollen Traumas 57 Gelassenheit empfinden, eine Erhabenheit, die dich über den Tod hinaushob, aber das dauerte nie sehr lange. Ein Treffer irgendwo am Helikopter bracht dich zurück [...]“. 355 Aus der Sicht der Postmodernen fungiert eben dieses Erleben solcher Erhabenheit als „das spirituelle Atom-Kraftwerk der Vernunft: es entzieht den Sinnen in einer eben diesen Sinnen absolut unvorstellbaren Form deren gesamte Energie“. 356 Das Erhabenheitserlebnis opfere damit die Rationalität der Vernunft einem temporären Zustand des Wahns, einem „overflow“ der Einbildungskraft, der aufgrund eines „Spasmus im Denken“ 357 entstehe, um „für einen Augenblick das Absolute „gleichsam anschaulich“ 358 zu machen. Dieser Aspekt des Wahns im Erhabenen wird bei Lyotard in Anlehnung and Kant und wiederum als Enthusiasmus 359 separiert: „Der Enthusiasmus, diese äußerst schmerzvolle Lust, ist ein »Affekt«, eine starke Gefühlsaufwallung, und als solche blind, und er kann also, schreibt Kant, kein »Wohlgefallen der Vernunft verdienen« [...]. Er ist gar eine dementia, ein »Wahnsinn«, in dem die Einbildungskraft »zügellos« ist“. 360 Die objektiv negative Realität wird „durch einen genialen Trick verwandelt zum bloßen Punkt, von dem aus wie von einem Widerlager das Vernunft-Subjekt sich abstößt in die Sphäre der intelligiblen Selbstbehauptung“, 361 die einen subjektiven ästhetischen Genuss entstehen lässt, in dem das Absolute und Unzerstörbare des menschlichen Wesens gerade aufgrund seiner realen Vernichtung aufblitzt. 362 „Die Möglichkeit des Nichts aktualisiert also faktisch die Intensität des Jetztseins. Das Erhabene kündigt das Nichts an, aber so, daß das Erhabene nicht Nichts ist, sondern vielmehr das Ereignis, die Initialzündung, die Präsenz“. 363 So sehen Postmoderne wie Böhme und Lyotard das Erhabene. Erhabenheits-Empfinden und Traumatisierung können hier fließend ineinander übergehen, weil beide durch starke Umweltreize evoziert werden. 364 Aspekte der Traumatisierung können als Bestandteil des Erhabenheitserlebens qualifiziert werden, und zwar im Sinne eines mehrstufigen Prozesses, so wie es zum Beispiel der Literaturwissenschaftler Thomas Francis Weiskel (1945-1974) in seiner Erhabenheitstheorie getan hat. Während in einer ersten Phase zwischen Subjekt und Objekt noch eine harmonische Beziehung besteht, 365 bricht diese in der zweiten Phase zusammen: „Surprise or astonishment is the affective correlative, and there is an immediate intuition of a disconcerting disproportion between inner and outer. Either mind or object is suddenly in excess - and then both are, since their relation has become radically indeterminate”. 366 Im Falle des durch Schrecken ausgelösten „negative sublime“ konkretisiert Weiskel die zweite Phase noch und verbindet sie mit der Erfahrung eines Traumas: „In the second or traumatic phase of the negative sublime, the mind is overwhelmed, but because this state has been associated with gratification it is unconsciously and irresistibly attractive”, 367 eine Erfahrung, der „eine Ästhetik des Ersten Mals“ 368 eignet, wie sie sich auch mit anderen postmodernen Auffassungen von Erhabenheit deckt. Aber was hier zunächst selbst wie ein Phantasma wirkt, kann doch durch die moderne Psychologie und Gehirnforschung bestätigt werden: In einer Aus- Briefe und Hintergründe I: Die Verzauberung durch das Erhabene 58 nahmesituation, wie sie der Krieg im Besonderen darstellt, wird stressbedingt die Aktivität der linken Gehirnhälfte, die für rationales Denken zuständig ist, reduziert. 369 Fortan übernimmt die rechte Gehirnhälfte das Ruder und ermöglicht eine ästhetische Umdeutung der Realität. Das Erhabenheitsgefühl ist damit als Schutzmaßnahme des Gehirns zu begreifen, die einerseits als Sedativum (Affektleere), andererseits als Stimulation (Lustgefühl) oder mit Nietzsches Worten „als Reizmittel und Pfeffer auf Ermüdete“ 370 wirkt bzw. mit den Worten der modernen Psychologie wie eine posttraumatischen Belastungsstörung ab einer gewissen, individuell verschiedenen Reizschwelle. 371 Damit werden nicht nur Erhabenheitsgefühle möglich, sondern auch Halluzinationen, wie sie etwa bei der Verteidigung von Mons im August von 1914 belegt sind: Hier sollen den englischen Soldaten Engel erschienen sein, die sie dazu motivierten, in einer aussichtslosen Situation die angreifenden Deutschen zurückzuschlagen. Derartige „Wunder“ sind demnach nur ein evolutionsbiologischer Trick, der dazu beitragen soll, Krisen zu bewältigen. Bereits antike Quellen berichten darüber. 372 Weitere Beispiele für solche Wunder sind, dass Ernst Jünger das Gefecht in den „flackernden Bildern eines Filmes“ 373 erschien und Wilfred Owen sich beim Angriff schwebend wie ein Engel vorkam. 5) Briefe und Hintergründe II: Die Auswege des Erhabenen Der Krieg stimulierte die Vorstellungskraft. 374 Neben der Sublimierung des Erlebten durch Kunst, wie zum Beispiel der Vielzahl an verfasster Kriegslyrik, wuchsen noch andere Verarbeitungsbzw. Bewältigungsmechanismen. Halt gaben auch die Religion oder die Kameradschaft, beides auch gerne in den Sonderformen, wie sie die Erhabenheitstheorie kennt und veranschlagt. Doch bergen diese Wege der Bewältigung Gefahren. Was die Kirche und die Religion angeht, so hatten, als der Krieg im November 1918 schließlich zu Ende gegangen war, nicht nur Millionen ihr Leben verloren, sondern viele der Überlebenden ihren Glauben. Die Kirchenaustritte, die seit Kriegsausbruch 1914 stagnierten, stiegen nun rapide an und der Dichter Hans Marchwitza (1890-1965) stellte über seinen Glaubensverlust fest: „Mein Gott verjammerte vor Verdun im Drahtverhau“. 375 Im August 1917 wurde auch Rudolf Binding (1867-1938) Zeuge der unwürdigen Beisetzung von neunundsechzig Toten in einem Massengrab und nahm sich mit seinen Kameraden das gegenseitige Gelöbnis ab, beim Ableben keinen Militärpfarrer am Grabe zu dulden: „Wenn man so einen Gottesdiener ansieht, muß man zu der Überzeugung gelangen, dass der Herrgott das Christentum allmählich eingehen lassen will wie eine Topfpflanze“. 376 Noch während des Krieges taten viele die im Kriegsdienst stehende Religionsgemeinschaft als hohles Pathos ab und führten ein bewusst heidnisches Leben mit dem Drang, das Diesseits, wenn möglich, zu genießen, ohne sich auf ein imaginäres Jenseits vorzubereiten. Aussagen wie „Jede Granate ist wie das heilige Sakrament für mich“ 377 können aus dieser Perspektive heraus mit peinlicher Berührtheit aufgenommen werden - oder mit Gelächter. Auch der Respekt vor sakralen Gebäuden ging im Lauf des Krieges zurück, was vor dem Krieg einer Schändung gleichgekommen wäre, war jetzt nur noch einige ironische Bemerkungen wert: „In der Kirche fiel mir ein wunderbares marmornes Taufbecken auf, das leider einige Freigeister vollgeschissen hatten“. 378 Die christlichen Kirchen hatten sich diese Missachtung hart erarbeitet. Der evangelische Divisionspfarrer Schettler vertrat etwa die Meinung, dass das Töten des Gegners eine heilige Pflicht sei, die es ohne Schwäche auszuführen gelte. Dann wäre dies sogar einem Gottesdienst vergleichbar 379 und Religionslehrer verkündeten ihren Schülern das Paradies als Lohn für den Heldentod. 380 Neben solchen Kriegshysterikern gab es auch Feldgeistliche, die darum bemüht waren, das Leid durch echte Seelsorge zu lindern - mit einer hoffentlich baldigen Beendigung des Krieges wurde deswegen aber nicht zwangsläufig argumentiert, wenn überhaupt. Und was den Glauben an die Kameradschaft anging, Briefe und Hintergründe II: Die Auswege des Erhabenen 60 so war auch hier eine vergleichbare Abnahme dieses Glaubens im Laufe der Zeit zu verzeichnen, auch weil die Kameraden schlichtweg fielen. 5.1) Der Glaube an das Göttliche Die Empfindung so ästhetisch erhabener Zwecklosigkeit als Selbstzweck, also einer Welt ohne Gott, 381 wie sie zum Beispiel Ernst Jüngers Kriegsaufzeichnungen und Schriften prägte, 382 war nicht der Regelfall. Oft begegnet einem auch die religiöse Begründung oder Konnotation der erlebten Gefühlsqualitäten. So schrieb zum Beispiel nach der englischen Offensive bei Arras im April 1917 der Mathematik-Student Willi Bohle: „Und als ich dann gestern aus dem Feuerbereich heraus war, da habe ich nicht gewußt, was ich vor lauter Freude und Dank gegen Gott tun soll, ob lachen oder weinen. Der ganze Mensch ist ein Gebet. Welch eine übermenschliche Kraft verleiht Gott denen, die ihn gefunden haben! Ich bin so reich, bin so geborgen und glücklich“. 383 Josef Englin (1898-1918), für den 2003 ein Seligsprechungsprozess eingeleitet wurde, schrieb: „Während mein Kamerad vor Aufregung zittert […] liege ich ruhig in meinem Loch und stelle mir vor, eine Granate reißt mich in Stücke, und es überfällt mich kein Gruseln. Im Gegenteil, hinter dieser Vorstellung schimmert ein glücklicheres Sein durch. […] Kommt eine [Granate], - nun, in Gottes Namen“. 384 Auch viele andere Quellen belegen die Geborgenheit im Glauben: „Ich hatte ja schon manches Granatfeuer mitgemacht [...] aber solch einen betäubenden Höllenlärm hatte ich noch nie erlebt. [...] Wir duckten unsere Köpfe unter den Rand [des Bachbetts] herunter; sausender Wind und Fetzen flogen über uns hinweg. Ich holte mir Kraft beim Herrn der Heerscharen; ich las meinen Leuten mit lauter Stimme - ich mußte fast schreien in dem Getöse - Psalm 91 vor und rief Gott in inbrünstigem, lautem Gebet um Hilfe an, im Sprechen immer wieder durch das Krachen der in unserer Nähe aufschlagenden Granaten und platzenden Schrapnells unterbrochen. Und das Gebet half! Bald ließ das Granatfeuer an Heftigkeit nach“. 385 So schrieb ein angehender Theologe im September 1914 aus Frankreich. Und ungeachtet aller anderweitigen Abkehr von der Kirche sahen sich auch an der Heimatfront die Kirchengemeinden einer nie da gewesenen Zahl von Abendmahlsteilnehmern gegenüber, die sich in der Zeit der Krise und Not auf ihre religiösen Wurzeln besannen. An der Front wurde die Religiosität zunehmend zur Stütze der Moral, wenngleich sie kein längeres Leben gewährleisten konnte, aber doch die Machtlosigkeit des Frontalltags zu überbrücken half. Otto Hahn (1879-1969), rationaler Naturwissenschaftler, späterer Entdecker der Kernspaltung und Leutnant eines Regimentsstabs, schrieb über einen Weihnachtsgottesdienst des Jahres 1914: „Als ich heute abend nach Messines kam, in den Klosterhof einbog, in dessen zerschossenen Kellern der Regimentsstab liegt, da war gerade ein Weihnachtsgottesdienst der bayrischen Truppen. [...] sie hörten die Worte des Geistlichen an, der klar und ruhig und ohne Pathos sprach. Dann sangen sie alle „Stille Nacht“. Die Luft war sehr neblig und kalt, der Mond war durch den Nebel ein bisschen schwächer, aber es war hell genug zum Sehen. So stand da die schwarze Mauer von Menschen, umringt von zerfallenen Der Glaube an das Göttliche 61 Kirchentrümmern, wo noch gestern die Granaten hineinplatzten, und sangen mit verhaltenen Stimmen das alte liebe Lied. Es war ergreifend und in dieser Umgebung unvergesslich“. 386 Gerade der Katholizismus mit seinen feierlichen und festgefügten Ritualen soll geholfen haben, ein letztes Maß an Selbstbestimmtheit und Sicherheit zu bewahren, wie ein Protestant meinte: „Am nächsten Morgen Versammlung der Quartiermacher an der Kirche von Tarzo. Es war noch fast dunkel und feierlich läuteten die Glocken. Richtig, es war ja dritter Advent! [...] Kirchgänger kamen von allen Seiten herbei. Jetzt stieg der Geistliche im Talar die Stufen hinauf: hier muß Segantini seine „Frühmesse“ gemalt haben! Die anderen kamen noch nicht! Da band ich mein Pferd an, trat ein die Kirche und mischte mich unter die kniende Gemeinde. Am Altar flackerten Kerzen und herrlich erklang die Orgel. - Es gibt doch Zeiten im Leben, in denen unser protestantischer Kult viel zu nüchtern ist“. 387 Folglich entwickelte sich häufig ein erhabenes Gefühl der Unverletzbarkeit durch das Praktizieren des Glaubens: „Man möchte den Zufall berechnen, wenn die Granaten immer näher einschlagen, dass der Dreck auf einen geworfen wird. Aber ich war wunderbar ruhig. Da fand ich wieder das Wort: „Gott und ich“, hielt es für gut und lächelte. Die Heiligen, von denen die Pfeile abfallen und das Feuer niederschlägt, so wunderbar die Bewahrung“. 388 Ohne Religion auf eine rein psychische Überlebenstechnik reduzieren zu wollen, sind religiöse Rituale im Felde als Brücke 389 zu einer Zone, die dem Einzelnen eine mystisch erlebte Sphäre 390 von Unzerstörbarkeit bzw. Unzerstörbarkeit zumindest der religiösen-ethischen Werte bot - ähnlich wie auch Kant das Erhabene definiert. Andererseits konnte sich das Glaubenserlebnis, mit vaterländischem Pathos verschmolzen, auch zu einer Ekstase steigern, die ebenfalls die Grundanforderungen einzelner Indizien philosophischer Erhabenheit erfüllt: „Eine herrliche Rauschstimmung, für sein Vaterland zu kämpfen, hebt uns an die goldgesäumten Wolken, dass wir alle Bedenken tief auf der Erde lassen. [...] Ich habe die Seele der Welt in mir rauschen hören, der Glanz ihrer Liebe hat mich mir selber enthoben. Ich fühle mich im Glauben fest an Gott gebunden“. 391 Dergestalt wurde die Religiosität zum Instrument, um dem Grauen seinen Schrecken zu nehmen, indem eine transzendentale Erhabenheit verinnerlicht wurde, welche der irdischen Existenz jegliche Bedeutung nahm: „Hier ist Krieg, Krieg in seiner allerschrecklichsten Form - und Gottesnähe in höchster Spannung. Es wird nun Ernst. Aber ich bin so innerlich frei und froh. „Laßt mich gehen - daß ich Jesum möge sehen.“ Es muß doch schön sein, Gott zu schauen, seine Herrlichkeit und alles, wonach ich mich mit menschlichem Unverstand sehnte und plagte, seinen Frieden. O, ich denke viel ans Jenseits, mit Freude. Vor dem Gericht bangt mir nicht“ schrieb ein Theologiestudent 1916 aus Verdun wenige Wochen vor seinem Tod. 392 Möglich war auch die Uminterpretation der irdischen Existenz zu einer zu überwindenden Scheinwelt: „Die echte Liebe ist das einzige, was über diese Scheinwelt hinausragt, sie ist das Ewige, und wenn man sie erfaßt, dann ist man über alles sogenannte Furchtbare erhaben“, 393 bemerkte ein Kriegsteilnehmer 1915 aus Flandern. Briefe und Hintergründe II: Die Auswege des Erhabenen 62 Die Bewältigung des Frontalltags selbst wurde verklärt zum sakralen Akt, zum Gottesdienst und Gottesnähe: „Solche Tage schaffen andere Menschen. Die nicht nach Dank und Auszeichnungen fragen, denen das, das sie erlebt haben, viel zu heilig ist, als dass sie einen Lohn wünschten. Wo der Lohngedanke aufhört beginnt die Zone in der Gott wohnt“. 394 schrieb ein Soldat nach den verlustreichen Kämpfen an der Somme im Jahr 1916. Von der Sublimierung des Göttlichen und der göttlichen Erfahrung durch die Religion bis hin zur Selbstapotheose des in Erhabenheitsgefühlen badenden Individuums war es nur ein Schritt: „In solchen Momenten Führer sein mit klarem Kopfe, heißt der Gottähnlichkeit nahe sein. Wenige sind auserlesen“, 395 notierte Ernst Jünger nach einigen mehr oder weniger militärisch erfolgreichen Patrouillenunternehmen im Juni 1917. 396 In Jüngers Konzeption steht zwar einerseits Ekstase und Überwältigung im Vordergrund, da das Erhabene einem „Zustand des Heiligen“ 397 gleichgesetzt wird. Andererseits entäußerte sich das Gefühl des Erhabenen für Jünger in seiner nächsten Stufe als ein Bewältigungsgefühl, da es die Selbstherrschaft gewährleiste, und neben kühler Distanz eine „Gottähnlichkeit“ 398 hervorrufe. Ernst Jünger stilisierte sich daher folgerichtig in den „Stahlgewittern“ zum Messias, der in dunkler Nacht seine zwölf Jünger um sich scharrt und sie aussendet, 399 was aber wohl eher als stilistischer Ausgleich zur Hilflosigkeit des wenige Stunden vorher Geschehenen fungieren sollte: Am 19. März 1918 explodierte nämlich eine Granate in seiner Kompanie, die mindestens 100 Menschen tötete oder verwundete und den Kompaniechef Jünger einen Nervenzusammenbruch erleiden ließ. 400 Selbst in seinem Stahlgewitterbuch räumt Jünger ein, dass er „blindlings in die Nacht“ 401 hinaus gerannt sei. Ein derart tiefer Blick „in den äußersten Abgrund des Schreckens“ 402 war selbst für Jünger zuviel. Selbstüberhöhungen sind also immer auch Symptome für Krisen und die Weigerung, sich diese einzugestehen. Überhöhungen mit Anlehnung an christliches Vokabular kam übrigens oft den über dem Schlachtfeld erhobenen Artillerie- und Aufklärungsfliegern zu, 403 den Eroberern einer neuen räumlichen Dimension. Ein Bombenflieger schrieb im Jahr 1915, man sei „über alles Irdische erhaben, ruhig und sicher dahinfliegend, kommt man sich wie Gott vor! Tief unten auf der Erde lag es wie ein Kranz von Rauch um die Stadt: nichts als krepierende Granaten. Die Brände lohten zum Himmel auf, die ganze Erde war zerwühlt und aufgerissen - ein schauriger Anblick! [...] Wie ein Gott schwebt man über all diesen Schauern und schleudert Blitze auf den Feind! “ 404 Trotzdem wurde in einem Brief nicht ohne Grund angefragt: „Wer soll da noch an einen Gott glauben [...]? Das lässt sich nicht begreifen, aber gefühlt hab’ ich etwas, was mich mit dem Erhabenen verband, noch über allem Schrecken und Dreckigen hinweg, ich kann’s nicht nennen, aber im stärksten Granatfeuer gab es mir eine unendliche Ruhe und Sicherheit, es war etwas, was über Mensch und Natur hoch darüber stand [...]“. 405 Bei dem Erhabenheitstheoretiker Pseudo-Longinus wird der Schöpfer erhabener Dichtung quasi als „Teil der göttlichen Macht und Gewalt“ 406 eingebunden, das Erhabene selbst wird zur göttlichen Manifestati- Kameradschaft: Männer ohne Frauen 63 on. 407 Bereits das Barockzeitalter knüpfte an diese Thematik an. Denn das Erhabenheitsgefühl war hier ein Brennstab im Reaktor der menschlichen Seele, der dem „Menschen seine ganze Energie fühlen macht“ 408 und ihn „Gott ähnlicher“ 409 werden ließ. So sah dies zumindest Johann Georg Schlosser (1739- 1799) in seinem - an Pseudo-Longinus angelehnten - „Versuch über das Erhabene“ von 1781. 410 Dass in allen diesen Fällen der religiösen Überhöhung das unter Umständen zu erbringende Opfer des eigenen Lebens als notwendiges Opfer begriffen wird, entspricht dem signifikantesten Begriff vor allem der modernen Erhabenheitstheorie, dem des schon genannten Opferns. In diesem Fall diente die Religion oft dazu, Distanz zum Schrecken zu gewinnen, indem das zu erbringende Opfer 411 Sinn erhält als eine Gegengabe für das weitaus wertvollere ewige Leben. Nicht zuletzt enthält die Etymologie der, in Eucharistiebzw. Abendmahlsfeier empfangenen „fast schon immateriellen Oblate die oblatio, das »zum Opfer Dargebrachte«“, 412 was bei den Kriegsteilnehmern einerseits eine starke Identifikation mit dem Opfertod Christi auslöste, 413 andererseits das eigene Opfer rituell antizipierte. So konnte Walter Flex (1887-1917) feststellen: „Der Tod auf dem Schlachtfeld ist Nachahmung der Passion Christi.“ 414 Damit sprach Flex übrigens keine Minderheitenmeinung aus. Denn dieser Grundtenor zieht sich auch durch sein bekanntestes Werk, dem 1916 erschienenen „Wanderer zwischen beiden Welten“, von dem bis Kriegsende etwa 250.000 Exemplare verkauft wurden. Darin heißt es: „Großen Seelen ist der Tod das größte Erleben. Wenn der Erdentag zur Rüste geht und sich die Fenster der Seele, die farbenfrohen Menschenaugen verdunkeln wie Kirchenfenster am Abend, blüht in dem verdämmernden Gottestempel des sterbenden Leibes die Seele wie das Allerheiligste am Altar unter der ewigen Lampe in dunkler Glut und füllt sich mit dem tiefen Glanze der Ewigkeit“. 415 5.2) Kameradschaft: Männer ohne Frauen Das letzte Element, das die Zwangsgemeinschaft an der Front erst möglich und erträglich machte, war sozialer Gemeinsinn, im damaligen Sprachduktus Kameradschaft genannt: „Oh, die Kameradschaft - davon habt Ihr zu Haus ja keine Ahnung, wie schön, wie groß, wie herrlich das ist, was hinter dem Worte „Kameradschaft“ verborgen liegt“. 416 Ein Rechtswissenschaftsstudent schrieb darüber: „Das Schönste von allem ist vielleicht die Kameradschaft im Felde, deren immer erneute Beweise einem das Herz erheben. [...] Wichtiger noch als dieses allgemeine, unpersönliche Verhältnis ist natürlich die persönliche Kameradschaft von Mann zu Mann, unter denen, die fortwährend aufeinander angewiesen sind -an keinem andern Maßstab vielleicht ist man so geneigt, die Menschen in gute und schlechte zu teilen [...] Das Schöne ist nun, dass die Sorte schlecht [...] noch recht häufig war, jetzt aber fast ausgestorben ist; denn der Krieg zwingt uns ja, uns aneinander-zuschließen, Briefe und Hintergründe II: Die Auswege des Erhabenen 64 jeder weiß ja, wie sehr er vom andern abhängig ist“. 417 Kameradschaft war unabdingbar, um im Feld überleben zu können. Die Männer lebten Tag und Nacht zusammen, man aß und schlief zusammen: „Und in langen Gesprächen im Schützengraben und Quartier, die mir die schönsten Stunden des Krieges verschafft haben, habe ich ihm auf den Grund der Seele schauen dürfen [...]“, 418 schrieb ein Kriegsteilnehmer bereits im Dezember 1914. Man starb zusammen oder füreinander 419 oder riskierte zumindest sein Leben bei dem Versuch, Verwundete zu retten 420 . Diese Frontkameradschaft, die bei weitem über das hinausging, was wir heute als Freundschaft bezeichnen, setzte ein dichtes „Gewebe von Gefühlen“ 421 voraus, ein Gewebe, das wohl tendenziell gegen Ende des Krieges aufgeweicht wurde, insbesondere durch die hohen Verluste und daraus resultierenden personellen Fluktuationen bedingt. Aber gänzlich zertrennt wurde es nie. Ein Vizefeldwebel schrieb über den Abschied von seinem verwundeten Kameraden: „‚Es wird aber einsam für mich werden.‘ sagte ich. [...] Uns stehen die Tränen in den Augen. [...] Ich bin jetzt ganz verlassen! [...] Wenn wir nun wieder in unsere alte Stellung kommen sollten, wie soll ich das bloß aushalten. Wir waren jede freie Stunde zusammen [...]“. 422 Bemerkenswert an dieser Abschiedsszene ist ein zeitgleich stattfindender Angriff der Russen, bei dem der Abschiednehmende dringend als Zugführer benötigt wird, sich aber von einem Untergebenen vertreten lässt. 423 Und während der Tod der Feinde so positiv bewertet wurde, so dass Jünger zu einem „Blattschuss“ gratuliert wurde, es teilweise (auch unter hoch gebildeten Menschen) Abschusslisten und sogar Ansichtspostkarten von gefallenen Gegnern gab, hinterließ der Tod von Kameraden dagegen oft ein traumatisches Gefühl der Leere: „Wenn Ihr wüsstet, was er mir war! Die Freundschaft im Kriege ist viel tiefer als unter friedlichen Verhältnissen. [...] Gestern vor 8 Tagen saßen wir zusammen unter dem Kruzifix auf der Höhe bei St. Erme und sahen nieder auf eine selten schöne Frühlingslandschaft im Abendsonnenschein. Wie oft fanden sich unsere Augen im gegenseitigen Verständnis [...] Ich werde ihn nie vergessen können“. 424 Dabei wurde der Schutzmantel des emotional unbewegten Frontkämpfers nicht nur vor den Empfängern der Feldpost, sondern auch unmittelbar vor dem Kameradenkreis fallen gelassen: „Ich habe viel Leid erfahren. Mein bester Kamerad, mein einziger Freund in der Kompagnie ist gefallen. [...] wenn er mich sah, lachten ihm Güte und Treue und Lebenslust aus den Augen. Ich habe geweint vor den anderen, als ich die Nachricht empfing“. 425 Doch wurde in vielen Fällen die Ewigkeit der Freundschaft beschworen, egal ob der Freund tot oder lebendig war: So beschwor etwa der Medizinstudent Otto Scheibe, in einem Brief an die Eltern seines gefallenen Freundes, 426 die Ewigkeit und Unzerstörbarkeit der Freundesliebe angesichts des Todes: „Ich war sein einziger Freund und er mein einziger. Mit ihm ist mir das Teuerste, was ich außer meiner Mutter noch gehabt habe, ins Grab gesunken. Aber glauben Sie mir, er ist nicht tot für mich, nein er lebt, aus dem Tod ist er mir auferstanden zum ewigen Kameradschaft: Männer ohne Frauen 65 Leben. Eine heiße Liebe hat uns stets aneinander gekettet, und diese Liebe kann uns niemand nehmen auch nicht der Tod! Ja diese Liebe ist noch inniger, noch heißer geworden, nachdem er sein teures Leben noch mit seinem warmen Herzblut geadelt hat. Du, lieber Freund, bist mir treu geblieben bis in den Tod. Herr gib mir die Kraft, daß auch ich ihm die Treue halte bis an mein Ende.“ 427 Doch schreibt er dann später an seine Mutter: „Bete nicht um mein Leben, es ist umsonst, bete nicht, daß ich Dir gesund aus dem Krieg zurückkehre“. 428 Am 16. Juli 1918 verstarb Scheibe aufgrund einer Ruhrerkrankung im Lazarett von Montigny bei Doai. 429 Auch die Beziehung zwischen Offiziersstab und Mannschaft wurde an manchen Stellen als kameradschaftlich beschrieben. Im Oktober 1918 berichtete ein deutscher Offizier in der Berliner Zeitung im Hinblick auf sich wandelnde Verhältnisse an der Front: „Daß der Schwung von 1914 etwas abgeflaut ist, machen die Kriegsjahre. Aber da sind Momente, die doch erhebend wirken. So in meinem Regiment haben sich die Herren [Offiziere] freiwillig das Wort gegeben, in diesen schweren Tagen nur mehr Mannschafskost zu essen mit der Mannschaft ...“ 430 (was natürlich gegen Ende des Krieges wie eine eher zynische Kategorie von Erhebendem anmutet.) Natürlich gab es aber auch genau gegenteilige Äußerungen zum Thema Freundschaft und Kameradschaft: Für den Psychologen Paul Plaut, selbst seit 1915 Kriegsteilnehmer, gab es eigentlich nur puren Egoismus im Schützengraben. Er veröffentlichte im Jahr 1920 eine Studie über die „Psychographie des Kriegers“, in der die Bedeutung einer situationsbezogenen, zweckorientierten Kameradschaft nicht abgestritten, wenngleich stark relativiert wurde: „Menschen die heute zusammen im Trommelfeuer gelegen oder im gleichen Unterstand gewohnt haben, werden morgen voneinander getrennt: der eine fällt, der andere wird verwundet, [...] so entstehen Lücken, die numerisch alsbald wieder ausgefüllt werden. [...] Tod und Verwundung wurde das alltägliche Bild, täglich kamen und gingen sie, daß man oft kaum Zeit und Gelegenheit fand, sich mit Namen zu kennen, geschweige denn, daß man sich persönlich näher kommen konnte. So folgte notwendigerweise daraus, daß man in erster Linie für sich selbst sorgte - jeder wurde sich selbst der nächste“. 431 Während solches Nachlassen entsprechender Verbundenheitsgefühle zum Beispiel in der englischen Armee weniger zu konstatieren war, 432 könnte derartiges wohl zu den Zersetzungserscheinungen des deutschen Heeres gegen Kriegsende gerechnet werden: „Es ist der Begriff der Kameradschaft im Kriege so viel gepriesen worden. Was Kameradschaft wirklich bedeutet, haben wir erst gelernt, als sie nicht mehr existierte. Die Jungen, in entbehrungsreichen Jahren ohne väterliche Autorität aufgewachsen, liefen bis auf Ausnahmen davon oder ließen sich fangen. Sie waren nicht bereit, um des tapferen Nachbarn willen auszuhalten, sie wollten nur ihren Kopf retten, gleichgültig, was den Kameraden nebenan geschah. Woher sollten sie auch von dem Zusammenhalten der alten Frontsoldaten wissen, da sie nicht die Zeit hatten, sich in die Frontgemeinschaft hineinzuleben“. 433 So schrieb der Physiker Hans Kopfermann, der 1914 als Freiwilliger in den Weltkrieg zog und bei Kriegsende als Leutnant ausschied, in seinen Memoiren. Im englischen Nachkriegsdiskurs wurde schließlich so- Briefe und Hintergründe II: Die Auswege des Erhabenen 66 gar eine Trennung zwischen Kameradschaft und Freundschaft konstruiert, wobei Kameradschaft als dominierendes, unpersönliches Band zwischen den Kriegsteilnehmern angesehen wurde. 434 Freundschaft fungierte als weitaus intensiveres, individuelleres Band, das zudem eher die Ausnahme darstellte: 435 „Good comradship takes the place of friendship.“ 436 Verschiedentlich wurde dieses dichte Gefühlsgewebe der Frontkameradschaft als Indiz für häufig gelebte Homosexualität angesehen, zum Beispiel von dem (homosexuellen) Philosophen Michel Foucault. 437 Natürlich ist der Verdacht der Homosexualität in einer völlig frauenlosen Umgebung ein schwer zu widerlegender Verdacht, ebenso wie die in den entsprechenden Texten veranschlagte Nähe zum Tod als Anspielung auf den so genannten kleinen Tod des Orgasmus als rituelle Antizipation des Todes - doch ist die Unterstellung latenter Homosexualität natürlich Spekulation, noch dazu eine nie eindeutig zu verifizierende, da damals einen Strafrechtsbestand darstellend und in den Quellen bestenfalls, wenn überhaupt, chiffriert. In seiner Erzählung „Opfergang“ schrieb Fritz von Unruh über die erste Flandernschlacht des Jahres 1914: „Als unser Gesang ausgeklungen war, glänzten Felder weiß und bleich. Schöne Leiber begruben wir. Aber wir fühlten es; Reife wird kommen dereinst“. 438 Eine Verbindung der Kategorien Tod und Liebe ist in manchen Quellen allerdings tatsächlich nachweisbar, wie die Memoiren von C. F. Paddington belegen: „He lay as he had fallen, in an attitude of running, struck by three shrapnel bullets in the back - not running away but carrying a message [...] His grey eyes were open, and his mouth showed strong with teeth. I looked on him and loved him […]”. 439 An anderer Stelle ist die Rede vom Übergang heterosexueller Beschützerinstinkte der vorgesetzten Offiziere im Fürsorge- und Beziehungsgeflecht zum Untergebenen in Richtung homophiler Sublimierung: 440 „The tenderness and overwhelming desire of the man in a heterosexual relationship to protect his love are transferred to the officer´s care and compassion for his men“. 441 Auch die Erhabenheitstheorie kennt die Verbindung von Tod und Eros, und das wiederum reicht einer alten Tradition der Disziplin die Hand, die Homophilie als ästhetische Kategorie des Erhabenen bereits in der Antike begründet, in der Renaissance wiederentdeckt und im Zuge der Antikenbegeisterung des 18. Jahrhunderts erneut aufgriff. 442 Zum Beispiel definiert Kant Männer als dezidiert erhaben, und zwar im Gegensatz zu Frauen, die innerhalb seiner doppelten Ästhetik nur schön, aber nicht erhaben sein können: „Das Frauenzimmer hat ein angebornes stärkeres Gefühl für alles, was schön, zierlich und geschmückt ist“, 443 und daher schicke es „sich für sie eben so wenig, daß sie nach Schießpulver, als für die Mannspersonen, daß sie nach Bisam riechen sollen“. 444 Frauen sind darum schön, weil nicht erhaben, und noch dazu in der Regel klein, lispelnd und dem Kindchenschema unterworfen. Dagegen hat der Mann einen erhabenen Verstand und kann sich mit Gewalt und Krieg befassen. 445 Männer-Heros und Männer-Eros waren seit der griechischen Antike eng miteinander verwoben. In diesem Sinne notierte Harry Graf Kessler im Kameradschaft: Männer ohne Frauen 67 Jahr 1915 in sein Tagebuch, dass ein neuer Offizierstypus heranreifen würde, jung, bildhübsch, gestählt und mutig wie die Helden der griechischen Antike: „Frühere Kriege haben nicht diese Gestaltungskraft gehabt […] Man trifft hier oft jenen schönen losgelösten Ausdruck, der auf griechischen Grabstelen so ergreifend ist. […] Der griechische Todesgott, der schöne Jüngling mit sanften Schwingen, nicht das pathetische Skelett herrscht hier […] Wird ihre Schönheit verblühen, wenn die Früchte dieses Krieges reif werden? “ 446 Dieser Tradition entstammt die Verbindung von klassischer Formsprache und der Konnotation des Erhabenen zum Beispiel in der Darstellung heroischer Denkmäler. Auch die Führung der SA wollte an den Ersten Weltkrieg und das vermeintlich dort erlebte „egalitäre Erlebnis der Kameradschaft in den Schützengräben im Angesicht des Todes“ 447 anknüpfen. Nicht zuletzt waren etwa 75% der SA-Gruppenführer bzw. Obergruppenführer Veteranen des Ersten Weltkriegs. 448 Sowohl über die (Front-) Kameradschaft des Ersten Weltkriegs, als auch der SA kann festgestellt werden, „dass es in ihren Zirkeln zu einer Sublimierung [...] mannmännlicher Beziehungen kam. Die in einer Zeit der radikalen Umbrüche auf allen Ebenen das Selbstwertgefühl der Betroffenen stützte und steigerte“. 449 Auch die Erhabenheitstheorie der Antike wie auch die der Postmoderne nennt dann eine einschlägige Verbindung von Eros und Tod. 450 Bereits in den antiken Auffassungen galt die homophile Lebensform als erhaben, 451 da sie zur Überwindung bzw. Sublimierung der Lüste beitragen sollte, „weil die unwürdigen Lüste darin nicht vorkommen und weil sie notwendigerweise eine Freundschaft einschließt, die sich nicht von der Tugend scheiden lässt“. 452 Ein modernes Beispiel für diese Verbindung ist die Transgressionstheorie von George Bataille, der vor allem Homosexualität als eine transgressive Sexualität zum Tode ansieht. 453 Die Homosexualität ist für ihn eine grenzüberschreitende Erfahrung, die seit der Entstehung der christlichen Sexualmoral als undarstellbar gilt, und daher mit postmodernen Thesen zur Erhabenheit als Undarstellbarem konvergiert, 454 so wie all die bislang genannten Phänomene der Erfahrung von Überforderung, Tod, Ekel und auch Religion sowie dem Heiligen. 455 Foucault sieht in der Homosexualität sogar eine zentrale Voraussetzung dafür, dass die Kriegsteilnehmer den Ersten Weltkrieg überhaupt durchstehen konnten: „Was weiß man denn, abgesehen von ein paar Floskeln über Kameradschaft und Blutsbrüderschaft und von ein paar zersplitterten Zeugnissen, schon über jene Gefühlstornados und inneren Stürme, die es in manchen Augenblicken da vielleicht gegeben hat? Und man kann sich fragen, was die Leute diese absurden und grotesken Kriege, diese infernalischen Massaker trotz allem hat durchstehen lassen ... ein Gewebe von Gefühlen zweifellos. Ich möchte nicht behaupten, dass sie deshalb weiterkämpften, weil sie ineinander verliebt waren. Doch Ehre, Mut, sein Gesicht nicht verlieren dürfen, sich opfern, mit und vor den Kameraden aus dem Schützengraben kommen - all das setzte ein Raster sehr intensiver Gefühle voraus. Es geht hier nicht darum zu sagen: „Aha, da haben wir also die Homosexualität“. Diese Art von Geschwätz ist mir zuwider. Bestimmt liegt hier aber eine, wenngleich Briefe und Hintergründe II: Die Auswege des Erhabenen 68 nicht die einzige Voraussetzung, die jenes infernalische Leben ermöglichte, in dem die Typen wochenlang im Morast, Kadavern, und Scheiße herumwateten, fast vor Hunger starben und am Morgen des Angriffs völlig weggetreten waren“. 456 Andere Thesen der Forschung gehen sogar noch weiter, und sehen in übersteigernder Weise im Ersten Weltkrieg eine Kanalisierung der homosexuellen Neigungen der englischen und deutschen Vorkriegsgesellschaft. 457 Dass diese Auffassungen dergestalt einen Großteil empathischer Kameradschaftsvorstellungen als potentiell eigennützig, weil sexuell intendiert veranschlagen, wirft einen Schatten auf diese Philosophie, ebenso wie die stellenweise anzufindende Argumentationsweise, nach der alles Nichtgesagte ein Eingeständnis der Homosexualität bedeute. 458 Übrigens gibt es auch eine Gegenmeinung, nach der vor allem Kriege gerade dann als erhaben angesehen wurden, wenn Frauen am Kampf partizipierten bis zum Tode. 459 6) Briefe und Hintergründe III: Die Probleme mit dem Erhabenen Die vorangegangenen Unterpunkte über Erhabenheitstheorie deuten an, wie problematisch diese Disziplin an sich ist. Während die Hauptmotive dieser Disziplin, die Würde des Todes, die eigene Größe gegenüber dem Ekel und die Lust am Trauma sich gut in diese Theorie einfügen und das Göttliche oder der Wert beständiger Freundschaft bzw. Kameradschaft nur leichte Umsetzungsprobleme zeitigen, führt der Topos der Natur die Schwäche der Erhabenheitstheorie vor. Zwar funktioniert dieser Topos ähnlich konstant wie die bereits vorgeführten anderen Topoi, aber hier kippt das Erhabenheitssystem und die Lust an der Natur weicht der Lust am Zerstörten, das entweder vor dem Kontrast eines einzelnen Vögelchens oder der Ahnung einer Jahreszeit umso stärker wirkt oder den Vogel oder den Wetterwechsel als Ausdruck einer ewig wirksamen Natur begreift, die den Kriegen der Menschen relativ unbeteiligt gegenübersteht. 6.1) Natur: Die zerschossenen Landschaften Ein weiterer Topos der Erhabenheitstheorie ist die Kraft bzw. die Ursprünglichkeit der Natur: Lewis Milestone lässt seine Verfilmung von Remarques Roman „Im Westen nichts Neues“ damit enden, dass der Held des Films von Vogelsang abgelenkt zum Opfer eines Scharfschützen wird. Was wie eine pathetische Verklärung des Heldentods wirkt, hätte jedoch Realität sein können. Denn neben den Ratten ließen sich auch Vögel nicht vertreiben. Richard Dehmel berichtete 1916 von einem ruhigeren Frontabschnitt im Elsass: „an dem rings befestigten Saum der Kuppe nisten noch immer die Singvögel und zwitschern und pfeifen den ganzen Tag, ohne sich durch die Knallerei im geringsten stören zu lassen. Ich beobachtete ein Rotkehlchen, in dessen Nähe eine Granate einschlug, so daß es mit Schutt bespritzt wurde; es schüttelte sich, dann hüpfte es flatternd auf den nächsten Haselzweig und sang ein Liedchen so fehlerlos, als ob nichts geschehen wäre“. 460 Doch flatterten solche Vögel durch zerstörte Natur, durch eine Inversion der romantischen Einheit des Menschen mit der friedlichen Natur, in der Schützengraben und Mensch schließlich miteinander zur Landschaft verwucherten - ein Faszinosum für die Kriegsteilnehmer, zumindest wenn nur der Feind betroffen war: „Am meisten wurde das befestigte Waldstück La Wavrille von unseren schweren Granaten heimgesucht, und selbst sechs Einschläge unserer 42- Zentimeter-Mörser konnten wir wahrnehmen. Starke Bäume, Wurzeln, Steine und zuweilen auch menschliche Körper wirbelten haushoch in der Luft herum, man konn- Briefe und Hintergründe III: Die Probleme mit dem Erhabenen 70 te das Waldstück mit einem feuerspeienden Vulkan vergleichen. Für uns, die wir unbelästigt vom Gegner am Südrande des Caureswaldes hinter Bäumen gedeckt lagen, war diese ein schaurig-schönes Schauspiel“. 461 Die damaligen Schäden an der Natur sind zum Teil bis heute nicht vernarbt. In direkter Nähe zu Massengräbern, beschönigend auch Helden-Sammelgräber genannt, mussten sich die Lebenden tiefer eingraben, als die Toten lagen, um der vernichtenden Kraft der Artillerie zu entgehen oder um die gegnerischen Stellungen zu unterminieren. Die Soldaten sahen sich nun als Maulwürfe und Wesen der Unterwelt. Nicht zuletzt ersann in dieser Umgebung ein englischer Nachrichtenoffizier mythische Welten mit zahllosen Fabelwesen, die sich mit den Mächten des Bösen erbitterte Schlachten liefern, gerade auch in unterirdischen Festungen. Gemeint ist John Ronald Reuel Tolkien (1892-1973), der mit seiner „Herr der Ringe“-Trilogie auch die eigenen Fronterlebnisse bewältigte. Für den Dichter August Stramm (1874-1915) waren die Unterstände Ausdruck einer neuen Wohnkultur: „neben mir aus der Wand ringeln sich einige Regenwürmer. Das ist die Ästhetik des 20. Jahrhunderts“. 462 Diese Wohnästhetik wiederum diente dem Schutz vor der „Ethik des 20. Jahrhunderts“, 463 verkörpert vom ständigen Beschuss und Artilleriefeuer. Die Front hatte nicht mehr viel mit Natur gemein. Lebensraum für größere Säugetiere war kaum mehr vorhanden. Wildschweine, Rehwild und Hirsche begannen größere Wanderungsbewegungen aus der Kampfzone heraus. Nur die Ratten und Mäuse blieben, und wurden allgegenwärtig: „Licht aus. Sofort sind die Ratten […] die Herren im Haus. [...] Jeden Augenblick bin ich darauf gefaßt, daß eine auf meiner Nase landet. [...] Absolut unmöglich hier ein Auge zuzumachen“. 464 In den deutschen Soldatenzeitungen wurden die Ratten sogar als französische Militäreinheiten verulkt, als „Französische Pioniere“, 465 welche die Stellungen auf beiden Seiten der Front unterminierten. Läuse und Flöhe waren unter den bedenklichen hygienischen Bedingungen ebenso häufige Untermieter. Wasser zum Waschen war in Stellung Mangelware, hier dienten Konservendosen als Waschzuber; daher entstanden hinter der Front Badeanstalten. 466 Weniger einer Ästhetisierung als eher einer Mystifizierung wurde das so entstandene und sogenannte Niemandsland unterworfen. Es wurde zur terra maledicta, deren Betreten - sei es zum Angriff oder auf Patrouille - als Grenzerfahrung und damit fast schon wieder als erhaben wahrgenommen wurde. 467 Die Landschaft der Front gleicht dem Sujet des „locus terribilis“, der in der Barocklyrik als Vorstufe des erhabenen Ortes entdeckt wurde: Insbesondere Liebende wurden an diesen verbannt, damit sie ihre Beständigkeit und Treue beweisen konnten, quasi als Helden und Märtyrer der Liebe. Diese Orte zeichneten sich dadurch aus, dass sich dort „Furcht und Schrecken gatten“ 468 sowie Ekel und Gefahr herrschten: „Wo lauter Dorn und Pusch / wo nichts nicht als Gefahr / Wo nichts / als wildes Wild / wo giftig Ottern pfeiffen“. 469 Insbesondere Johann Beer (1655-1700) erweiterte den locus terribilis noch um den Aspekt des Unheimlichen, womit er auch als Vorläufer der Schauer- und Schreckens- Natur: Die zerschossenen Landschaften 71 literatur des 18. Jahrhunderts gelten kann. 470 Der „locus terribilis“ war damit das geistesgeschichtliche, barocke Pendant zum realen Niemandsland des Ersten Weltkrieges, vor allem in der Verwendung des Topos einer Ruine. Auch das zerstörte Ypern bot einem englischen Kriegsteilnehmer „einen wunderbaren Anblick - unheimlich, grotesk und selbstverständlich trostlos, aber äußerst interessant. [...] Dagegen haben die alten Ruinen von Pompeji [...] einfach nichts zu bieten“. 471 Auch aus der deutschen Perspektive heraus klingt das ähnlich: „Wir sind wieder in der Feldstellung vor Reims. Pompeji kann unter der Vesuvasche nicht ruhiger dagelegen sein, wie diese Ruinenstadt in der Champagne, heute vor unseren Augen“. 472 Löst man sich von der ethischen Beurteilung, so waren derartige Stimmen nichts Neues. Denn die Idee, dass der Ruine ein ästhetischer Moment innewohne, den man sich nicht erklären könne, entsprang der Urheberschaft Petrarcas. Im Barock wurde die Ruine dann sogar zum Mittelpunkt einer Ästhetik des Erhabenen, deren Aufgabe darin liegt den Schein des Schönen zu zerstören, um dem Schock Platz zu machen. 473 Und im Ersten Weltkrieg wurde der Schock dann auch als schön benannt und der Kontrast zwischen unzerstörter künstlerisch-schöner und zerstörter grauenvollerhabener Landschaft zumeist mit den Terminus „Schönheit“ umschrieben: „Ich fühle mich beglückt in der Schönheit der Natur. Dieser sommerliche Herbst Renoirs am Kanal und der Aisne. Die ewig gleißende, rauschende Rusterdeichallee. Die umhegten Weiden verblauen am Rande im Dunste des Wassers, das verwischt grün-blau mit mattem Spiegel erscheint. Diese treibende grüne Wildnis ist eingesponnen in Sommerfäden: herbstliche, weichgetönte Flocken. [...] Die Ruinen der Stadt sind pastosweiß in der Hitze. Manchmal gibt es hier schon die „klassische“ Landschaft Poussins oder Böcklins. Ich spüre, wie das Künstlerische schon in der Landschaft bedingt ist. Ich habe vom goldenen Überfluß der Welt getrunken, was die Wimpern fassen konnten“. 474 Für den englischen Lyriker Wilfred Owen (1893-1918) war so etwas, trotz aller Ästhetik, ein Ort des Schreckens: „pock-marked like a body of foulest disease and its odour is the breath of cancer. […] No Man`s Land under snow is like the face of the moon chaotic, cratter -ridden, uninhabitable, awful, the abode of madness”. 475 Für Ernst Jünger hingegen war es ein Ort tiefer geistiger Erfahrung, wo das eigentliche Leben pulsierte („Unvergeßlich sind solche Augenblicke auf nächtlicher Schleiche“). 476 Im Niemandsland wurde für Jünger ein Spiel um Alles oder Nichts, Leben oder Tod gespielt. Aus dem feldgrauen Soldaten im Niemandsland, aus dem Wanderer in verbrannten Wäldern würde er schließlich den Typus des Waldgängers formieren. Da für Ernst Jüngers schriftstellerisches Verständnis der Erste Weltkrieg zeitlebens prägend war, darf es daher nicht verwundern, dass derartige Thesen erst 1951 im geschichtsphilosophischen Essay „Der Waldgang“ formiert wurden. Der Waldgänger ist für Jünger ebenso wie der Frontkämpfer jemand, der einen Todesgang wagt, wenn auch häufig nur noch in symbolischer Form. Briefe und Hintergründe III: Die Probleme mit dem Erhabenen 72 Die Erhabenheitstheorie sieht die Erfahrung der Natur als erhaben und seit John Dennis (1657-1734) grundsätzlich als mit Natursystemen verbunden an, die sich nicht mehr im Gleichgewichtszustand befinden: 477 Stürme, Überschwemmungen, Erdbeben 478 prägten dieses Bild maßgeblich. Entscheidend ist der Kontrast zwischen zerstörter und bewahrter Kultur bzw. Natur, der auch in unmittelbarer Nähe des Schlachtfelds bzw. auf diesem selbst gegeben war. Und dementsprechend funktioniert ein oft erkennbares Muster des Rests einer kulturellen Idee in der Tradition der Erhabenheitstheorie, sei es Kultur oder Natur inmitten einer zerstörten Umgebung (zerstörter Natur oder Kultur). Wilfred Owen beschrieb zum Beispiel in einem Brief an seine Mutter vom April 1917, wie er vier Tage und Nächte ohne Schlaf in einem schneebedeckten Schützengraben unter ständigem Artilleriebeschuss verbrachte. Er schrie „I kept alive on brandy, the fear of death, and the glorious prospect of the cathedral town just below us, glittering with the morning”. 479 Owen empfand die Fassade der gotischen Basilika von St. Quentin, die seinem Schützengraben so gegenüberlag, dass er Details mit seinem Fernglas erkennen konnte, als erhabenes Subjekt, das ihn neben dem Genuss von Alkohol und Todesangst am Leben erhielt und ihm wie eine verbleibende Kulturinsel in einem Meer von Zerstörung erschien. Für Ernst Jünger stellte sogar der Unterstand im Schützengraben, auch „Heldenkeller“ genannt, eine solche Rückzugsmöglichkeit dar, in der er sich auch noch im Sommer 1918 wie ein „Einsiedel im Grünen“ 480 wohl fühlt, trotz Dreck und Krätze, die er sich in seiner Klause zugezogen hatte: 481 „Gerade in dieser kleinen Kulturinsel inmitten der drohenden Wüstenei wurde zuweilen ein Gefühl wach, das jede Kultur vor ihrem Untergange mit dem Schimmer eines letzten und höchsten Luxus umhüllt: das Gefühl einer gänzlichen Zwecklosigkeit [...] Unsere Lage erinnerte mich an die der Schiffsgesellschaft Sindbads des Seefahrers, die fröhlich auf dem Rücken eines ungeheuren Fisches landete, Zelte aufschlug und sich um die Feuer scharte“. 482 Intakte Natur, sobald vorhanden, wurde von den Kriegsteilnehmern daher in verbleibenden Mußestunden als „locus amoenus“ wahrgenommen, der als erhabener Kontrast zum Schrecken des Schlachtfelds fungierte: „Heute habe ich wiederum eine wundervolle Wanderung durch den frühlingsknospenden Bergwald gemacht, es hatte die Nacht geregnet, [...] Über saftige Wiesen, durch die Weinberge immer höher hinauf bis in den Wald. Vom Waldrande noch ein prächtiger Blick zurück ins Tal, auf die Maas und auf die dahinterliegenden Höhen, wo unsere und der Franzosen Gräben liegen. Käme nicht von dort ab und zu das Donnern der Geschütze, oder das Gewehrfeuer, man vergäße ganz das Krieg ist, so friedlich sieht die Landschaft aus“. 483 Dieser Kontrast wurde dann auch insbesondere von den Angehörigen des Projekts „Künstler in Uniform“ kommuniziert. Franz Marc (1880- 1916) empfand bei den Ritten, die er mit einer Munitionskolonne zur Front unternahm, die Landschaften und Stimmungen als erhaben: „Es waren jetzt wieder wundervolle Herbsttage, schwerer Frost und ganz weiße Morgen; es ist groß- Natur: Die zerschossenen Landschaften 73 artig, bei Sternenlicht losreiten oder fahren u. dann die Sonne kommen sehen, die den weißen glitzernden Reif löst“. 484 Dass Derartiges keine Spätfolge der deutschen Romantik war, zeigt der englische Lyriker Siegfried Sassoon (1886-1967). Auch bei ihm tauchte der Kontrast zwischen dem Kriegsgeschehen und der davon unbeeindruckten Natur als Quell des Erhabenen auf. So erlebte er zunächst noch aus sicherer Entfernung die Kämpfe an der Somme im Juli 1916: „An evening of massed stillness, and smoky silhouettes. Albert and its tall trees were flat grey-blue outlines and the shattered tower might have been a huge tree. There were figures of soldiers against the sky, and horses; and everything was quiet […] only the distant thud of gunfire broke the peace, and that sounded more like someone kicking footballs - a soft bumping, miles away. Low in the west pale-orange beams were streaming down on to the far-stretching country”. 485 Sassoon wusste ganz genau, dass dort auch im symbolischen Sinne kein Cricket- oder Fußballspiel im Gange war, sondern blutiger Ernst. Denn er befand sich im Juli 1916, als er diese Notiz in sein Tagebuch eintrug, bereits über ein Jahr an der Westfront. Auch für den Juristen Dr. Karl Rosner (1885-1985) verschwand der Krieg auf dem Vormarsch durch Serbien fast völlig hinter dem Naturerlebnis: „Der Austritt aus dem Gebirge wird erreicht […] Nach Süden eröffnet sich eine Aussicht, die alles erlebte an Farbenpracht übertrifft. Märchenhaft schön leuchtet und glänzt es herauf in silbergrau, in violett und in goldocker. Der Blick erinnert an die Farbwirkung jener griechischen Bilder von Rottmann in der Münchner Neuen Pinakothek. […] Unendliche Ruhe und Weltabgeschiedenheit spricht aus dieser Erde. Ist denn wirklich Krieg? “ 486 In der eigentlichen Kampfeszone blieb dagegen oft nur der Sternenhimmel als unversehrter Teil der Natur übrig, worüber der Medizinstudent Otto Scheibe während einer Nachtwache reflektierte: „Ich stand auf Sperrfeuerposten und konnte meinen Gedanken nachgehen. Die Größe und Erhabenheit des Sternenhimmels hielt mich gefesselt und ich entsann mich längst vergangener Jahre, wenn ich einmal als Kind staunend vor der Pracht der Sterne stille stand. Jetzt stehe ich wieder da und wie anders sehen sie doch heute aus [...] wie wird einem all die Liebe totgedrückt, von den Greueln des Krieges; da liegt vor mir der Kadaver eines Pferdes, der Leib gedunsen, blutig und vom Dreck strotzend, ein Wagen hat ihn fast 100 m geschleift, sein Kopf liegt daneben im Graben, nicht weit weg davon liegt die Leiche eines Unbekannten [...] Kopfschuß, die welken Züge sind bald nicht mehr erkennbar [...] Ein unendlicher Gegensatz, auf der einen Seite der Mensch mit seinem kurzen, leidvollen Leben [...] Auf der anderen Seite, die sich ewig gleich bleibende erhabene Größe und Schönheit der Natur“. 487 Im Wechsel der Jahreszeiten lieferte die Natur andere Zeichen von kriegsunabhängiger Konstanz und Größe. Denn während es in der Kampfstellung das ganze Jahr über Winter blieb und die wenigen verbliebenen Bäume kein Laub mehr trugen, genügte dagegen „[e]in kräftiger Nachtmarsch: und die aufgehende Sonne bestrahlt die blühendste Frühlingslandschaft in weichem Grün und frohen Farben. Selbst das schwere Regengrau der Wolken wird über dem frischen Grün von Wald und Wiese zu einer kräftigen Farbe, während auch das bisschen Himmelsblau, nach dem wir aus dem Graben spähen, uns nicht Farbe bringt. In der Tat ist nicht Briefe und Hintergründe III: Die Probleme mit dem Erhabenen 74 nur die Versetzung in die Zauberlandschaft des Frühlings nach mehreren Wochen Stilliegens in den Gräben wie eine Offenbarung, ein Vertauschen der Farblosigkeit und Dumpfheit mit strahlender Farbenpracht“. 488 Und darin war die Natur wie ein über alle Dinge erhabenes Phänomen: „Die Natur verkündigt die Liebe und wir suchen den Haß … Darüber breitet die Natur nur ihr Lächeln … wie die Mona Lisa mit dem unfassbar holdseligen, und doch so zweideutigen Lächeln“. 489 Was die Natur-Anteile der Erhabenheitstheorie angeht, so galt dort insbesondere die Eroberung neuer Naturräume als ein Quell des Erhabenen. Bereits in Kants Auffassung des Naturerhabenen geht es um „Subjektermächtigung und Naturbeherrschung“, 490 so wie dann im Ersten Weltkrieg auch der Krieg auf alle möglichen Naturräume ausgedehnt wurde, sei es im Hochgebirge, den arabischen Wüsten oder in der Luft. Wenn Ernst Jünger bevorzugt insbesondere die Metaphorik des Natur-Erhabenen verwandte, dann griff er damit auf die philosophische Ästhetik des 18., aber vor allem des 19. Jahrhunderts zurück. Arthur Schopenhauer (1788-1860) kategorisierte zwei landschaftliche Typen, die zwar beide Erhabenheitsgefühle auslösen würden, aber in unterschiedlicher Qualität: Die erste und niedrigste Stufe stellt für ihn eine einsame, von Menschen und Tieren entvölkerte Naturlandschaft dar, da hier „dem Zustand des reinen Erkennens, in seiner Ruhe und Allgenügsamkeit, als Kontrast, eine Erinnerung an die Abhängigkeit und Armseligkeit des eines steten Treibens bedürftigen Willens beigemischt ist“. 491 Das ist dann die Vorstufe des erhabenen Landschaftsbildes, mit Wasserfällen, Bergen, Schluchten, aber ohne Mensch und Tier. Die nächste Stufe Schopenhauers ist dagegen schon postmodern zu nennen, denn sie setzt eine kahle, völlig unbewachsene und abstoßende Landschaft voraus, in der „durch die gänzliche Abwesenheit des zu unsrer Subsistenz nöthigen Organischen, der Wille schon geradezu beängstigt [wird]: die Oede gewinnt einen furchtbaren Charakter; unsere Stimmung wird mehr tragisch: Die Erhebung zum reinen Erkennen geschieht mit entschiedenerem Losreißen des Willens, und indem wir im Zustand des reinen Erkennens beharren, tritt das Gefühl des Erhabenen deutlich hervor“. 492 Und diese Stimmung erinnert dann an den späteren Nietzsche: „Nachts, vor dem bestirnten Himmel: / - Oh dieser todtenstille Lärm! “ 493 Mit dem Oxymoron des totenstillen Lärms wird bei Nietzsche die Verhüllung von Weltbestimmung und Geschichte umschrieben, die ohne Gott letztlich sinn- und deutungslos geworden ist und einem planlosen Chaos gleicht. 494 Das Entscheidende ist in allen Fällen die geistige Größe vor dem Hintergrund der wie auch immer gearteten, in diesem Fall wie auch immer zerschossenen Natur: „Wenn das Schöne auf einem Traum des Wesens beruht, so das Erhabene auf einem Rausch des Wesens. Der Sturm auf dem Meere, die Wüste, die Pyramide, ist das Erhabene der Natur [...] Das Übermaß des Willens bringt die erhabenen Eindrücke hervor, die überladenen Triebe. Die schaurige Empfindung der Unermesslichkeit des Willens. Das Maaß des Willens bringt [lediglich] die Schönheit hervor“. 495 Kunst und Philosophie: Das Heroische und das Undarstellbare 75 Doch sind das philosophische Thesen über zerstörte Landschaften, die - als singuläre Erscheinung betrachtet - nicht generell als erhaben wahrgenommen wurden, weil die nötige äußere und auch vielfach innere Distanz der Soldaten zu diesem Objekt fehlte. Sie lebten mitten in dieser Mondlandschaft und waren nur selten externen Betrachter die sich aus sicherer Entfernung an diesem ästhetischen Kontrastprogramm hätten weiden können. Der durchaus naturverbundene Jagdschriftsteller Hermann Löns (1866-1914) brachte das schon im Herbst 1914 ernüchternd auf den Punkt: „Ein Schweineleben“. 496 6.2) Kunst und Philosophie: Das Heroische und das Undarstellbare Franz Marc schrieb, dass ihm beim Tarnen von Geschützständen die Kunst zugute käme, wenn er die Tarnnetze in kubistischer Manier bemale. Abgesehen von diesem praktischen Aspekt ist auch der anderweitige Umgang mit Kunst im Ersten Weltkrieg ein Paradebeispiel vom Umgang mit Erhabenem. Auch hier stellt der Erste Weltkrieg eine Zäsur dar, die auf Mensch und Tier angewandt wurde: „Ein verwundetes Pferd. Ein schönes Pferd mit edel geschnittenen Gesichtszügen, ständig wiehernd im Kreise herumlaufend. Ein Blutstrahl sprang aus der Seite im Bogen zur Erde. Ich dachte an die Darstellung des Lammes in alten Bildern des van Eyck. Es schien die verwundete Unschuld [...] Endlich schoß es jemand mit der Pistole nieder“. 497 Auch die vom Schlamm bedeckten Toten wurden verklärt zur „Bronzestatue. Er hatte ein schönes Gesicht, einen hübsch geformten, von kurzem lockigem Haar umrahmten Kopf und sah eher wie ein Kunstwerk aus als wie ein Mensch”. 498 Diese Ästhetik hat ihre Vorbilder in den Antikenbeschreibungen eines Johann Joachim Winckelmann (1717-1768), der zerstörte Statuen, wie etwa den Torso vom Belvedere, als Gipfelpunkt der Schönheit inszenierte 499 und dabei in einer „erotisierende[n] Versenkung“ 500 schwelgte. Auch der Todeskampf des Laokoon war für Winckelmann von erhabener Größe. Er trennte dabei nie zwischen Schönheit und Erhabenheit, 501 sondern versuchte sich an der Vereinheitlichung beider Begriffe im Falle dieses, samt seiner Kinder mit dem Tod ringenden Mannes. Was die Kunst des Ersten Weltkriegs angeht, so gilt der damalige Expressionismus und die Auseinandersetzung mit schrecklichen Erlebnissen als eine maßgebliche von vielen möglichen Geburtsstunden der modernen Kunst. Bereits die expressionistische Kunsttheorie der Vorkriegsjahre legte einen entsprechenden Werdegang vor: Walter Heymann, der die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg in einer Künstlerkolonie an der kurischen Nehrung verbrachte, stilisierte den Menschen zum Sandkorn im Getriebe der Weltgeschichte, vergleichbar mit Schillers erhabenen „Chaos der Weltgeschichte“. Im nächsten Schritt wurde der Mensch für Heymann zum Teil der Landschaft, zum Sandkorn, zum Nichts in der Düne der Ewigkeit, 502 was schon fast wie die Antizi- Briefe und Hintergründe III: Die Probleme mit dem Erhabenen 76 pation des Massenschicksals Weltkrieg wirkt: „Doch ich, geboren / Aus kreisend Poren, / werde verloren / Formloser als ein Stumpf / Ich, ohne Glied und Rumpf / […] Ich bin ein Webe / Und bin ein Nebelzug, / den Wind zusammentrug / Ich erhebe mich / Doch sink ich bald genug / […] Nachts kalte Geisterwand / In Sonne Widerbrand, / ich bin der helle Rand / darin das Meer verzischt / Ich bin nur Sand“. 503 Derartiges wurde dann auch mit dem Terminus des Erhabenen erfasst. Eine Ausstellung expressionistischer Landschaftsbilder der kurischen Nehrung eröffnete Heymann mit seinen, auf dem Gipfel einer Düne gemachten Empfindungen: „Der Gedanke, auf einem Gipfel zu sein, gibt einem - das ist typisch - wieder und wieder die Einsamkeit als Allgefühl, als schwebe man dahin, habe das Irdische überwunden, das der schauende Blick überlegen und von fern zusammenfaßt. Und je mehr der Blick ins Weite und Hohe steigt, um so einheitlicher scheint das All. Erhabenheit wächst empor, wächst schon weit über den Wanderer hinaus. Noch klingt ihm aus allen Fernen etwas von ewigem Wandel großer Himmelskörper wie Riesenschritt der Jahreszeiten, Tanz der Stunden, Gesang der Sphären entgegen, da beginnt der Schreck des Grenzenlosen…“. 504 Von der Ideologie des expressionistischen Landschaftsbildes hin zur Kriegslandschaft des Ersten Weltkriegs war es daher nur noch ein kleiner Schritt. Nur wenige Jahre später würde Heymann dann Derartiges wieder kennenlernen, allerdings nicht mehr auf einer Ostseedüne, sondern im Schützengraben vor Soissons in Nordfrankreich. 505 Für Heymann prallten im Erhabenen Geschichtsphilosophie und Natur aufeinander und lösen einen Schock des völlig Neuen aus. Genau das wurde dann eine Grundfeste der modernen Kunsttheorie. Der Anspruch des völlig Undarstellbaren und Unerwarteten mutierte zum Mantra der modernen Malerei. Heymanns Formel: „So ist nicht Ende / so ist Wende“ wurde im späten 20. Jahrhundert zu „The Sublime ist now“, dem Arbeitsmotto des postmodernen Malers Barnett Newman, der für große, damals ganz neuartige monochrome Farbflächen berühmt wurde. Sein berühmtestes Bild „Vir Heroicus Sublimis“ ist eine rote Farbfläche mit vertikalen Streifen, die keine bildliche Darstellung eines erhabenen und heroischen Menschen zeigt, sondern vielmehr den Schock des Erhabenen in der Seele darstellt und im Idealfall beim Betrachter auslöst. Genau genommen entspricht diese Interpretation dem Ansatz des Philosophen Henri-Frédéric Amiel (1821-1881), nach dem romantisch jede Landschaft mit einem Seelenzustand vergleichbar sei. 506 Dementsprechend wären die Landschaften des Ersten Weltkriegs ein Sinnbild einer durch völlig Unerwartetes und Überforderndes zerrütteten Seele. Wenn die Erhabenheits- und vor allem die Kunsttheorie lehrplanträchtig diese Entwicklung als Evolution hin zur Moderne bzw. Postmoderne kultivierte, wird dabei gerne eine Geschichte des Ersten Weltkriegs unterschlagen: Die belgische Stadt Löwen wurde im August 1914 durch ein Missverständnis ausradiert. Die deutschen Truppen glaubten sich von belgischen Zivilisten und Freischärlern beschossen. In der aufkommenden Panik der auf die Stadt zurückgedrängten Truppen, wurde die ganze Stadt systematisch geplündert Kunst und Philosophie: Das Heroische und das Undarstellbare 77 und über 1.000 Häuser wurden in Brand gesteckt. 248 Einwohner starben. Dabei schonten die Botschafter aus dem Land der Dichter und Denker auch die berühmte Bibliothek und Universität nicht. Tausende mittelalterlicher Handschriften und Inkunabeln des 15. Jahrhunderts gingen in Rauch und Asche auf. 507 Trotzdem wurde in einem im September 1914 erfolgten „Aufruf an die Kulturwelt“, den 92 deutsche Künstler, Schriftsteller, aber auch Wissenschaftler - darunter Max Liebermann, Gerhard Hauptmann und Max Planck - unterzeichneten, die Zerstörung Löwens (Louvains) als Notwehr verharmlost und gleichzeitig gelobt, den Krieg zu Ende zu kämpfen, und zwar als Kulturvolk, das die ethischen Fundamente seiner geistigen Ahnen, Goethe, Beethoven und Kant verinnerlicht habe. 508 Der 1917 gefallene Dichter Walter Flex schrieb: „Mein Glaube ist, dass der deutsche Geist im August 1914 und darüber hinaus eine Höhe erreicht hat, wie sie kein Volk vordem gesehen hat“. 509 - Sigmund Freud (1856-1939) sah sich angesichts dessen mit einer bisher nie da gewesenen Situation konfrontiert, in der „so viele der klarsten Intelligenzen verwirrt“ 510 und verführt worden seien. Und es gibt noch weitere Schlaglichter, die den Umgang mit Kunst aller Art im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg beleuchten: Denn wenn es auch bei den Fronttruppen trotz erheblicher physischer und psychischer Beanspruchung immer wieder Phasen der Ruhe und dann vor allem auch quälender Langeweile gab, konnten diese Zeiten mit Lektüre überbrückt werden. Dafür sorgten vielerorts aus dem Boden schießende Soldatenzeitungen. Die hatten als Programm gemeinsam die Überhöhung der eigenen Kräfte ironische Herabsetzung des Gegners und vor allem eine Verharmlosung des Krieges. Neben Soldatenzeitungen fand aber auch primär klassisches Bildungsgut Absatz, und natürlich Bücher, die Symbol für ein friedvolles, selbstbestimmtes Leben waren. Ein Beispiel dafür ist Carl Larssons (1853-1919) „Das Haus in der Sonne“, ein Bilderbuch mit Aquarellen des Künstlers von seinem Haus, seiner Familie und seinen Tieren inmitten der friedlichen schwedischen Landschaft. Ebenfalls ein Bestseller des Schützengrabens, mit 120.000 verkauften Kriegsexemplaren, war Rilkes „Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“, ein Buch, das weniger den Wunsch nach einem friedlichen Landleben in die Seele projizierte, als vielmehr die Bejahung des eigenen Opfertodes. Ein Kriegsteilnehmer schrieb: „Ich weiß nicht, ob ich den Krieg so leicht ertragen hätte, wären nicht Weise von Liebe und Tod und das Stundenbuch meine ständigen Begleiter gewesen. […] Wir Jünger in Rilke sind trotzdem immer um eine tapfere, anständige Haltung bemühte Soldaten gewesen - denn lehrte der Cornet Christoph etwas anderes? “ 511 Also galt es, die Front mit derartigen geistigen Waffen zu versorgen: Es gab Aufrufe zu Geld-Buchspenden, und im November 1914 wurde propagiert, dass nicht das Land mit dem größtem Heer siegen würde, sondern das Land mit der größten Bibliothek. Ein kriegswichtiger Verlag, auch aufgrund des fronttauglichen Formats seiner Bücher, war Philipp Reclam in Leipzig. Der konnte zwischen August 1914 und Januar 1918 über fünfzig Briefe und Hintergründe III: Die Probleme mit dem Erhabenen 78 Millionen Bände seiner Universalbibliothek verkaufen. Viele Dankesbriefe von Frontsoldaten an den Verlag haben sich erhalten, 512 aber auch Klagebriefe: „Oft sind ihre Bücher gar nicht aufzutreiben“. 513 Im Gegensatz dazu standen politische Schriften und Kriegspropaganda in den Feldbuchhandlungen und Divisionsbüchereien im Überfluss zur Verfügung, wurden aber kaum frequentiert. Es ist erstaunlich, dass in diesen Einrichtungen auch Antikriegsschriften für jedermann erhältlich waren: „Hier fand ich René Schickeles Weiße Blätter, die letzten Ausgaben der Fackel von Karl Kraus und Franz Pfemferts Aktion, die radikalste Wochenschrift, die vielleicht je in Berlin publiziert worden ist, die Heimstätte aller Kriegsgegner, Rebellen und kompromisslosen Poeten. Die literarische und künstlerische Liberalität dieses strammen kaiserlichen Regimes, in dem die Brotkarte und das Kriegsgesetz herrschten, ist [...] kaum mehr zu begreifen“. 514 Durch solche Lektüre wurde in manchem Fall der Weltkrieg gar eine Art Bildungserlebnis, auch und gerade für die, die vor dem Krieg kaum mit klassischer Literatur in Kontakt gekommen waren: „Neulich erlebte ich in unserem Unterstande etwas, das mich mächtig verblüfft und erfreut hat. Da lieh ich mir von einem Kameraden, einem Kaufmann, Goethes Gedichte. […] Da bat mich einer meiner Leute etwas vorzulesen. […] Während ich las kam einer nach dem anderen aus der Schlafhöhle gekrochen und hörte zu. Da war ein Fabrikarbeiter, ein Bauernknecht usw., aber die konnten gar nicht genug Goethe bekommen. […] eine Stimmung war da im Unterstand - so eine Goethebegeisterung habe ich noch gar nicht erlebt“, 515 - was dem Verfasser dieser Quelle, einem Akademiker, wahrscheinlich in einer Friedenszeit nicht passiert wäre. Und so wurde das gemeinschaftliche Literaturerlebnis ab und an zum Moment der Geborgenheit, in dem der Einzelne Teil eines großen Ganzen an Bildung und Bildungsgemeinschaft wurde. Sofern die Soldaten dann auch noch das Glück hatten, aus der Kampfzone in das Etappengebiet zu gelangen, wurde neben anderen Sinnesfreuden auch dem Kunsttourismus gefrönt. Der Maler Max Beckmann, dem seine Tätigkeit als freiwilliger Krankenpfleger anscheinend genügend Zeit für solche Vergnügen ließ, schrieb: „Wunderbare Breugels habe ich gesehen, herrliche Rogger van der Wyden, [...] der intensivste Eindruck war aber wohl ein wunderbares Portrait von Cranach. Ein Mann mit schräg stehenden Augen, Bart und Pelz gegen eine leere Wand, und einige unbekannte deutsche Primitive, die durch ihre fast brutale, rohe Innigkeit, ihre robuste, fast bäurische Kraft mir wunderbar erschienen. Diese Bilder haben mich wieder unendlich angeregt und mich gestärkt. Ich fühlte mich ihnen allen nahe und war zu Hause in Feindesland“. 516 Die Ausnahmesituation des Frontalltags ermöglichte also neue Interpretationsmuster, zumal dann, wenn sich in der Fremde Kunst deutscher Maler fand. Die Kunst wurde zur Klammer, die das weltanschauliche Gewölbe zusammenhielt. Im Frontgebiet selbst gab es aber insgesamt nur noch wenig museale Möglichkeiten, da viele Kunstwerke entweder zerstört oder in Museumsmagazinen sichergestellt waren: „Aber wie man in Gent vergebens nach dem Altar, in Brügge nach den Memlings, so sucht man in Antwerpen umsonst nach Rubens und von Dyk. Verhängte Rahmen in den Kir- Kunst und Philosophie: Das Heroische und das Undarstellbare 79 chen zeigen, wo man sie einst verehrte“. 517 Nur für Leute mit Zeit und Rang gab es eigene kleine Vernissagen: „Die Memlings und andere Schätze stehen in Gewölben und werden dem seltenen Beschauer auf Bestellung ans Tageslicht gebracht“, 518 schrieb Rudolf Binding, damals als Rittmeister im Generalstab tätig. Sofern die Kriegsteilnehmer dann mit dieser dergestalt unzerstörten Kunst konfrontiert wurden, finden sich häufig Belege für eine überreiztes ästhetisches Empfinden, das von der modernen Psychologie „Stendhal-Syndrom“ 519 getauft wurde: Das „Stendhal-Syndrom“ ist eine durch Kunst ausgelöste Reizüberflutung, die zu Lustgefühlen und einem darauffolgenden Zusammenbruch führt. Stendhal war der erste dokumentierte Fall, und damit Namensgeber dieses Phänomens. Während seines langjährigen Italienaufenthalts von 1814-1821 kam Stendhal auch nach Florenz, und er besichtigte die Kirche „Santa Croce“, die die Grabmäler von Michelangelo, Galilei und Macchiavelli beherbergt und mit opulenten Fresken von Giotto di Bondone und Volterrano ausgemalt ist. Hierüber berichtete Stendhal in einer Tagebuchnotiz vom 22. Januar 1817: „Volterranos Sybillen haben mir vielleicht die heftigste Freude eingeflößt, die mir die Malerei je bereitet hat. Ich befand mich schon bei dem Gedanken, in Florenz zu sein, und durch die Nähe der großen Männer, deren Gräber ich gesehen hatte, in einer Art Ekstase. Ich war in die Betrachtung erhabenster Schönheit versunken, die ich ganz dicht vor mir sah und gleichsam berühren konnte. Meine Erregung war an dem Punkt angelangt, wo sich die himmlischen Gefühle, die uns die Kunst einflößt, mit den menschlichen Leidenschaften vereinen. Als ich Santa Croce verließ, hatte ich starkes Herzklopfen; in Berlin nennt man das einen Nervenanfall; ich war bis zum Äußersten erschöpft und fürchtete umzufallen“. 520 Stendhal, obwohl gedienter Unterleutnant der Kavallerie und kriegserfahren, wurde von der „beauté sublime“ 521 der Freskomalerei übermannt und bricht zusammen - so zumindest lautete die offizielle Version von Stendhal. Allerdings ist es auch möglich, dass sich das Ganze bereits ein paar Jahre früher - nämlich im Jahre 1811 - und auch weit weniger spektakulär abgespielt hat. Denn in Stendhals Tagebuch finden wir eine Notiz über einen Florenzbesuch vom 26. September 1811, in der er über die Sybillen Volterras schreibt „Ich war fast zu Tränen gerührt. Sie steigen mir wieder in die Augen, während ich dies hier schreibe. Ich habe niemals etwas so Schönes gesehen. Ich brauche Ausdruck, oder schöne Frauengesichter. Alle diese Gesichter sind zauberhaft und klar, nichts ist unpräzise [...] Mein Gott ist das schön“. 522 Dieser Extremfall einer Kunstüberdosierung, die man auch „cultural-overflow“ 523 taufen könnte, verzeichnete auch Dostojewski. Ihm geschieht Derartiges vor einem Holbein-Gemälde 524 in Basel, 525 und in seinem Fall lag das noch dazu an einer bisweilen zu diagnostizierenden Korrelation dieses Syndroms mit Epilepsieerkrankungen. 526 Im vorliegenden Falle verbindet dieses Syndrom, das bis heute viele Touristen in Florenz ereilt, diese mit manchen Teilnehmern des Ersten Weltkriegs mit charakteristischen Eingrenzungen: Zunächst tritt das Stendhal-Syndrom bevorzugt bei sensiblen Individualreisenden mit traumatischen Vorerlebnis- Briefe und Hintergründe III: Die Probleme mit dem Erhabenen 80 sen auf. 527 Vorzugsweise geschieht Derartiges im Alter zwischen 18 und 40 Jahren, was auch für die Kriegsdienstleistenden des Ersten Weltkriegs zutraf. Ferner waren die Kriegsteilnehmer sensibilisiert für derartige ästhetische Reize, und damit wirkten diese in manchem Fall wie ein Glas Wasser, das einem Verdurstenden gereicht wird. Es führt zu einer Art Schock, in abgemilderten Fällen wie ein mystisches Erleben: Der Gutsherr, Übersetzer und Dichter Bernhard von der Marwitz (1890-1918) nutzte einen Zwischenhalt in Freiburg, um das Münster zu besichtigen: „Wie Blut und Regen schimmern die düstern Glasfenster. […] Mächtig heben sich die kühlen Säulenrippen zum höchsten Gewölbe. […] Hier spricht nicht das Einzelne, nicht der Schmuck, nicht das Kapitäl […] hier spricht das Innere der Kathedrale zugleich mit einem tiefen mystischen Geheimnis“. 528 Vom Kölner Dom berichtete ein Soldat während eines Lazarettaufenthaltes: „Die Glasfenster sind kalt und verwirrt. Aber plötzlich kommt einer Farbe ihre Stunde. Sie wird prächtig wie die Gloriole eines Heiligen. Die Wintersonne verfängt sich gelb und rot am Gestein, oder im Dunste des Raumes und Traumes schwebt ein Schein. [...] In den Säulen die sich verjüngen, ist schweres, ständiges Neigen, aber nie der Zusammensturz. Es ist kein totes, geradliniges, senkrechtes Umschreiben des Raumes [...] Das Dom-Äußere soll man nicht im Stehen, sondern ringsumgehend betrachtend. Dann fühlt man, wie sich Harmonien um Harmonien ergeben“. 529 Ähnliches geschah Franz Marc angesichts des Straßburger Münsters: „im Münster machten die wunderbaren Glasfenster den stärksten Eindruck; Kandinsky reicht sehr nahe an diese Kunst heran, steht ihr sogar merkwürdig nahe; ich war ganz betroffen.“ 530 Ein Jahr später zog es Marc, inzwischen zum Offizier befördert, wieder zum Straßburger Münster: „ich hab mir als Weihnachtsgeschenk einen Tag Urlaub genommen um das geliebte Münster wiederzusehen, das mich vor einem Jahr so tief erregte“. 531 Derartige Ausbrüche waren nicht konfessionsgebunden und betrafen auch jüdische Kriegsteilnehmer: „In Straßburg angekommen hatte ich das Glück, das Innere des Münsters zu sehen. Einfach gesagt: Herrlich. So etwas habe ich doch noch nicht gesehen“, 532 notierte der aus Berlin stammende Landsturmmmann Karl Levit. Allerdings ist es kein Novum des 20. Jahrhundert, Gotik mit Erhabenheit zu konnotieren. Dieses Sujet wurde bereits von der ästhetischen Theorie des 16. und 17. Jahrhunderts formiert: John Milton (1608-1674) und Edmund Spenser (1552-1599) verbanden das Gotische erstmals „eng mit der Idee des Erhabenen und seiner verstörenden Wirkung“ 533 auf den Menschen und bauten damit eine weitgehend unbekannte Brücke zur Postmoderne. Das 19. Jahrhundert, von Romantik und Schönheitsdenken geprägt, sah die Gotik dagegen als Schwebezustand zwischen Schönheit und Erhabenheit an, zumindest bei vollem Tageslicht. Im dämmernden Lichteinfall stelle sich dann „ein ganz ungemeiner, rein erhabener Eindruck“ 534 ein. 535 Das Erhabene in der Kunst lässt sich aber nicht alleine auf die Schablone der Gotik reduzieren, Derartiges funktioniert bei Sakralbauten jeglichen Baustils. Denn in diesen wird eine Differenz spürbar, ein Kontrast, verkörpert einerseits im „Spüren der eigenen Anwesenheit im Raume und der verlorenen, gewissermaßen haltlosen Anwesenheit im übergroßen Kunst und Philosophie: Das Heroische und das Undarstellbare 81 Raum“. 536 Zudem wird im Krieg zusätzlich noch ein Kontrast zwischen dem unzerstörbaren Raum der Transzendenz und der Endlichkeit und Verletzlichkeit des menschlichen Daseins geschaffen: „Das Bild war grauenhaft schön. Der verstaubte Altar schwach beleuchtet von einigen Kerzen. In den zerfetzten Fenstern streitet die eben aufsteigende, noch müde Winterdämmerung mit den Nebelschwaden der Nacht um Einlaß“. 537 Und diese Diskrepanz zeigt sich auch in zerstörten Häusern: „Am Morgen stöberte ich in einem Haus herum, das sicher einem Antiquitätenliebhaber gehört haben muß. Es war von mehreren Granaten zerschlagen […] Ganze Schränke voll Porzellan standen an den Wänden, auf dem Boden wild verstreut lagen die kleinen zierlichen Lederbände des 18t en Jahrhundert “. 538 Ein solches Schreckenspanoptikum mit dem Reiz einer Geisterbahn beinhaltete oftmals auch die tote Zivilbevölkerung in den zerstörten Häusern. Das Ganze paarte sich in manchem Moment noch mit dem Gefühl, in einem Museum mit Selbstbedienungsladen zu stöbern, ohne die Schätze jedoch nutzen zu können: „Es ist ein Jammer, dass dies alles so verkommen und verderben muß, doch bei unserer schwierigen Annäherung kann jedes Gepäckstück mehr vom Übel sein“. 539 Auch auf Seiten der Philosophie gibt es bei genauerer Betrachtung maßgebliche Parallelen zum Konstrukt des Unsagbaren in der Kunst und zur Relativierung von Ikonen des Faches. Stellvertretend hierfür ist der Philosoph Wittgenstein, im November 1914 in der Umgebung von Krakau stationiert (von wo aus er Trakl besuchen wollte, was allerdings erst zwei Tage nach dessen Tod gelang). Der Philosoph versah damals seinen Dienst auf einem Wachschiff, das auf der Weichsel patrouilliert. Neben gelegentlichen Feuergefechten und harter körperlicher Arbeit feilte er an philosophischen Problemen: „Am besten kann ich jetzt arbeiten, während ich Kartoffeln schäle“. 540 Der Kriegsfreiwillige war unglücklich, denn er wurde von Kameraden und Vorgesetzten wegen seiner akademischen Bildung geschunden, und der philosophische Durchbruch blieb aus; vielmehr notierte er in seinem, in einer Geheimschrift verfassten Tagebuch (denn neben seinen offiziellen Tagebüchern gab es auch diese anderen): „Ob mir der erlösende Gedanke kommen wird, ob er kommen wird? ? ! ! Gestern und heute onaniert 541 […] Bin wieder sehr sinnlich und onaniere / fast jeden Tag: So geht es nicht weiter“. 542 Nach einem Intermezzo in einer Artilleriewerkstätte suchte Wittgenstein schließlich den Ausweg aus der ihn seiner Meinung nach umgebenden Gemeinheit und Sündhaftigkeit, nämlich an der Front, wurde aber zu einem, der bevorzugt ungedeckt auf seinem Posten stand - was die anderen Soldaten irritierte, ihm aber gute Leistungen ermöglichte. So vollzog sich Wittgensteins Metamorphose vom Leidenden zum Selbstbestimmten: Er wurde nicht nur zum Offizier befördert und erhielt die bronzene und silberne Tapferkeitsmedaille, er spendete eine Million Kronen für den Ankauf einer 30cm-Mörsers und er verwandelte sich außerdem in einen schöpferischen Denker, der sich zunehmend wie ein „Prinz im verwünschten Schloß auf dem Aufklärerstand“ 543 fühlte. Seine Gedanken lichteten s Briefe und Hintergründe III: Die Probleme mit dem Erhabenen 82 sich und es wurde ihm der Zweck jeglichen Philosophierens offenbar, nämlich „die logische Klärung der Gedanken“. 544 Die brachte ihn dann dazu, jegliche philosophische Antinomie auf die Fehlanwendung von Sprache zu reduzieren. Bis Kriegsende waren für Wittgenstein damit alle philosophischen Probleme gelöst. Andere begannen aber erst, als er selbst in italienische Kriegsgefangenschaft geraten war und sich sein Bruder angesichts des Zusammenbruchs der k.u.k. Monarchie erschossen hatte. Ob Wittgenstein letztendlich besagtes „Licht des Lebens“ gefunden hat, lässt sich aus seinen Tagebüchern nicht rekonstruieren - am Schluss des Krieges steht vielmehr das beredte Schweigen seines, „Tractatus logico-philosophicus“, nämlich der berühmte Satz: „Worüber man nicht reden kann, darüber soll man schweigen“. 545 Wiederum eigentlich eine perfekte Umsetzung der Erhabenheitstheorie auf syntaktischer Ebene. 6.3) Licht und Lärm: Die Philosophie des Hellen und Lauten Wie sehr lustvolle Kriegsbeschreibung und Erhabenheitstheorie korrelieren, zeigen auch die Hintergründe zu den brieflichen Hinweisen auf Licht und Lärm an der Front: Als erhaben gelten in der ästhetischen Theorie auch visuelle Effekte, hervorgerufen durch den Wechsel von Licht und Dunkelheit. Für Edmund Burke ist insbesondere „ein Licht das bald erscheint und bald verschwindet, und dies immer wieder, [...] noch schrecklicher als völlige Finsternis“, 546 und damit Quell des Erhabenen was auch Vischer so sieht. 547 Burke hätte damit, aus sicherer Distanz versteht sich, 548 einen erheblichen ästhetischen Genuss bei der Beobachtung von nächtlichen Artillerieduellen verspürt. Räumliche Distanz in Einheit mit ästhetischer Distanz und Lust erlebte auch Edlef Köppen auf dem Schornstein einer Kohlenzeche im Artois, die imaginäre Sicherheit eines über dem Schlachtfeld (körperlich) erhobenen Artilleriebeobachters: „Ein überwältigender Anblick. Sie vergessen, daß ein Fehltritt oder das Versagen der Arme genügt, um 40 Meter in den Schacht hinabzustürzen. Sie vergessen, daß Krieg ist. Sie schauen nur. Man hat einen weiten Ausblick, Man sieht ein gewaltiges Feuerwerk. Der Horizont scheint ganz nahe gerückt. Überall blitzt es. Überall schlagen Flammen auf. Weiße Leuchtkugeln gehen in einem feinen Bogen gegen den schwarzen Himmel entzünden sich zu einer großen Sonne und schweben langsam wieder zur Erde. Rote Strahlen schießen hoch, werden leuchtende Bälle“. 549 Auch Franz Marc sah dies (zumindest im September 1914 noch) so, als er seiner Frau schrieb: „Diese Artilleriekämpfe haben etwas unsagbar Imposantes u. Mystisches“ 550 oder aber: „Wir ritten nach Frankreich hinein, [...] vor uns eine riesige Feuerlinie von deutscher Fußartillerie“. 551 Diese Erscheinungen manifestierten sich für Marc als erhaben, imposant und mystisch. Das ließ ihn eine implizite ästhetische Brücke zu den Theoretikern des 18. Jahrhunderts schla- Licht und Lärm: Die Philosophie des Hellen und Lauten 83 gen, was er ob seines Malstils jedoch kaum für möglich gehalten hätte. Delightful horror durch Lichtphänomene empfanden auch andere Soldaten: „Rechts von uns am ganzen Horizont das wunderbar prächtige Bild des nächtlichen Kampfes. Leuchtkugeln, Leuchtraketen, Scheinwerfer, das Aufblitzen der abschießenden Geschütze, Gewehrgeknatter. Alles gewöhnte Bilder, nur verstärkt. Die Nacht lebt! Es ist wundervoll! Wenn nur diese Ungewissheit nicht wäre“. 552 Man fühlt sich zuweilen an die Beschreibung eines Feuerwerks durch Barocklyriker, wie etwa Johann Klaij erinnert: „Plötzlich […] steigen hinter dem Wald auf französischer Seite geheimnisvolle Feuerzeichen auf, nämlich Leuchtkugeln, hintereinander in langer Reihe. Senkrecht schweben sie hinauf zu den Sternen wie ein Dutzend feuriger Kugeln, die von einem Feuerdrachen gespieen werden. […] Die Feuerballen haben inzwischen eine große Höhe erreicht, als sie auf einmal stehen bleiben und anfangen, eine Figur zu bilden: ein prachtvolles Dreieck von glänzenden Monden entsteht am Himmel. Dieses neue Gestirn stellt selbst den schönen Orion in den Schatten. […] Mitten in dieses Spiel mengen sich weiße und grüne Raketen, spielen Scheinwerfer und blitzen explodierende Schrapnells. […] Lange starrt der Blick auf diese mächtigen Illumination, die wie ein Märchen aus Tausend und Einer Nacht ist“. 553 Keinen verklärenden ästhetischen Blick hatte hingegen Ernst Jünger für derartige Lichteffekte übrig. Sie waren ihm lediglich das Zeichen für die baldige Eröffnung des Kampfes, was jedoch ein wiederum wohliges Erschauern ereilen ließ: „Ein Feuerwerk von Leuchtkugeln strahlte Mittagshelle auf das mit dichten Rauchschwaden behängte Vorgelände. Diese Augenblicke, in denen die volle Besatzung in höchster Spannung hinter der Brüstung stand, hatten etwas Zauberhaftes; sie erinnerten an jene atemlose Sekunde vor einer entscheidenden Vorführung, während deren die Musik abbricht und die große Beleuchtung eingeschaltet wird“. 554 Ernst Jünger sah darin keinen ästhetischen Wert, sondern vielmehr einen metaphysische Wahrheit sichtbar werden: „Ab und zu, beim Schein einer Leuchtkugel, sah ich Stahlhelm an Stahlhelm, Klinge an Klinge blinken und wurde von einem Gefühl der Unverletzbarkeit erfüllt. Wir konnten zermalmt, aber nicht besiegt werden“. 555 Durch den unwirklichen flackernden Schein der Leuchtkugeln erkannte Jünger demnach die Unzerstörbarkeit des menschlichen Wesens, als ob im „Urnebel“ 556 des Krieges die Urbilder mit ihren Abbildern verknüpft werden. 557 Hier geht Jünger mit Freud konform, der bereits in der Frühphase des Ersten Weltkriegs 558 die Wiederkehr des Urmenschen erkennen wollte, und eine Entsublimierungskette in Gang gesetzt sah. 559 Das flackernde Licht, das die Leuchtkugeln auf den Schützengraben warfen, steht damit auch als Metapher für das Licht der Höhlenbewohner des Paläolithikums. In Jüngers Kriegsschriften wird daher häufig auf die Prähistorie rekurriert. In der Erzählung „Sturm“ malen die Protagonisten ihren Unterstand in Anlehnung an die Höhlenmalereien der Crô-Magnon-Menschen aus. 560 In den Systematisierungen der Erhabenheitstheorie von Burke und Vischer finden sich auch die Aspekte der Akustik, die Vischer als Erhabenheit des Schalls bezeichnete. 561 Burke sieht die erhabenen Leidenschaften insbesondere durch akustische Sinnesreizungen geweckt: „Das Geräusch gewaltiger Wasser- Briefe und Hintergründe III: Die Probleme mit dem Erhabenen 84 fälle oder tosender Stürme, das Dröhnen von Gewittern oder Geschützen erweckt im Gemüt eine Empfindung von Großem und Furchtbarem“. 562 Später erlebte der Schriftsteller Stendhal (1783-1842) in der Schlacht von Bautzen im Mai 1813 diese Wirkung ähnlich. Er schrieb aus sicherer Entfernung: „Von Mittag bis drei Uhr nachmittags sahen wir alles, was man von einer Schlacht sehen kann, das heißt: nichts. Der Genuß liegt in der Aufregung, die einem das Bewußtsein erweckt, dass sich um uns etwas abspielt, von dem man weiß es ist schrecklich. Der majestätische Kanonendonner verstärkt die Wirkung. Er passt vortrefflich zum ganzen Eindruck. Wenn die Geschütze ein scharfes, pfeifendes Geräusch hervorbrächten, so würde es einen wohl nicht so ergreifen. Ich habe das Gefühl, ein pfeifendes Geräusch wäre grausig, aber niemals so schön wie der rollende Kanonendonner“. 563 7) Bildtafeln Bild 1: Kriegstourismus 1914 zerstörte Festung in Longwy „Im Hintergrund ich auf Steinen sitzend, vorn Schwester Lina“. Bildtafeln 86 Bild 2: Im Inneren der Kirche von Esen (Flandern). Bildtafeln 87 Bild 3: Zerstörte Kirche in Frankreich. Bild 4: Ein mit sakraler Kunst verzierter Unterstand. Bildtafeln 88 Bild 5: „Gefallene in der zerschossenen Kirche von Montfaucon“ (um 1916). Bild 6: Aus dem Fotoalbum eines Artilleristen: „zus[ammen]geschossene engl[ische] Bespannung“. Bildtafeln 89 Bild 7: Bergung von Gefallenen. Bildtafeln 90 Bild 8: Beerdigungskommando. Bildtafeln 91 Bild 9: Abtransport von Gefallenen. Bild 10: Deutscher Soldatenfriedhof in Frankreich um 1917. Bildtafeln 92 Bild 11: Erinnerungsfoto aus dem 2. Kriegsjahr: „zerwühlter französischer Schützengraben mit totem, von Ameisen ausgefressenem Engländer. Aufgenommen 9.7.1915 bei Hollebecke“. Bildtafeln 93 Bild 12: Opfer des Krieges an einer Straße in Frankreich. Bild 13: Feldgottesdienst bei Hendecourt, Juni 1918. Bildtafeln 94 Bild 14: Mars und Musen: „Im Schlossgarten zu W. Diana u[nd] Stahlhelm! ? März 1917“. Bildtafeln 95 Bild 15: In einer Geschützstellung. Bildtafeln 96 Bild 16: Stellung mit Gefallenen bei Zonnebeke (Belgien). Bild 17: Typisches Postkartenmotiv aus dem Ersten Weltkrieg. Derartige Motive wurden auch an Angehörige in der Heimat verschickt. Bildtafeln 97 Bild 18: „Gasangriff“. Bild 19: Stellungssystem an der Westfront. Bildtafeln 98 Bild 20: Luftaufnahme der Stellungen bei Vaulx-Vraucourt (Nordfrankreich) im Juli 1918. Bildtafeln 99 Bild 21: „The morning after the first battle of Passchendaele” (Oktober 1917). Ein Bild des berühmten australischen Fotografen Frank Hurley (1885-1962), das als ästhetische Inszenierung des Krieges entstand. Es handelt sich um eine Montage, die aus mehreren Negativen zusammengesetzt wurde. 8) Der Untergang: Vom Vorkrieg in die Augustbegeisterung und hin zur November-Depression Im Sommer 1918 schrieb der damalige Major Ludwig Beck (1880-1944), dass die deutsche Frontlinie im Sommer 1918 nur noch von einem dünnen Spinnwebennetz an Kämpfern gehalten würde. Bataillone mit einer Sollstärke von 850 Mann verfügten faktisch nur noch über 200 Mann. 564 Die deutschen Truppen waren von Grippe-Epidemien und Mangelernährung geschwächt und die Begeisterung sei ebenso ranzig wie die Verpflegung gewesen, notierte Rudolf Binding im August 1918 in sein Tagebuch. 565 Nach heutigen, an der menschlichen Belastbarkeit orientierten Standards hätte man einen Waffenstillstand um jeden Preis schließen müssen. Dass die Begeisterung bereits zu Beginn des Stellungskriegs, im Herbst 1914 nachgelassen hatte, musste sich die militärische Führung auf ihre eigenen Fahnen schreiben lassen. Denn neben dem preußischen stellte sogar das bayerische Kriegsministerium fest, dass die Behandlung der Kriegsfreiwilligen durch die Unteroffiziere entwürdigend sei und diese Art des Umgangs abgestellt werden sollte. 566 Allerdings drängt sich der Eindruck auf, dass das Kriegsministerium nur von den eigentlichen Schuldigen ablenken wollte. Denn Übergriffe und Beleidigungen luden sich auch immer mehr Offiziere aufs Gewissen. Ein bayerischer Major rief seinen ruhebedürftigen Soldaten, die sich nach Wochen das erste warme Essen bereiteten, zu: „Ihr Rindviecher seid nicht mehr wert als Kanonenfutter“. 567 Derartiges war wohl keine einmalige Entgleisung, sondern die Regel. Mannschaftssoldaten mussten sich oft wegen geringfügiger Vergehen schlagen oder an Bäume binden lassen. 568 In der österreichisch-ungarischen Armee gab es sogar noch Stockhiebe auf das nackte Gesäß. Erst 1916 wurden derartige Archaismen zurückgedrängt: „Mit der Verhängung des strengen Arrestes, der durch zeitweiliges Anbinden an einen Baum od. dgl. verbüßt wird, kann gar nicht sparsam genug umgegangen werden, denn diese Strafe wird vor den Leuten als das Ehrgefühl verletzend empfunden und sollte daher nur angewendet werden, wenn das Vergehen […] eine ehrlose Gesinnung erkennen lässt“. 569 Andere Strafen wurden dagegen präsenter: Wenn einem Mannschaftssoldaten in diesem System der Willkür 570 die Nerven durchgingen und er nicht mehr in Stellung vorgehen wollte, dann konnte das zu seinem Todesurteil werden: 571 Insbesondere aus der Schlacht von Verdun sind zahlreiche Fälle belegt, in denen sich Mannschaftssoldaten verweigerten 572 und dafür erschossen wurden. Derartiges geschah mit ausdrücklicher Billigung der Generalität: „Knallen Sie die Kerls über den Haufen, wenn Sie sie bei feiger Drückebergerei abfassen“. 573 Offiziere konnten sich auf subtilere und ungefährlichere Weise verweigern. Sie meldeten sich mit einem Nervenkoller krank, kamen Vom Vorkrieg in die Augustbegeisterung und hin zur November-Depression 102 dann in das für diese Fälle vorgesehene Bad Pyrmont oder Borkum zur Kur und später in Heimatgarnison. Das Offizierskorps blieb auch während des Krieges ein hermetischer Zirkel. Der Aufstieg von Mannschaftssoldaten ohne Gymnasialbildung in den Offiziersstand blieb auch bei fachlicher Eignung ausgeschlossen und Berufsunteroffiziere wurden nur in Ausnahmefällen zum Offizier ernannt. 574 Auch war es möglich, den Krieg sowohl als einfacher Soldat zu beginnen als auch zu beenden, und zwar ohne jegliche Beförderung. 575 Das gleiche galt für Ordensverleihungen - während man sich als Stabsoffizier nur durch Selbstmord vor dem Eisernen Kreuz schützen konnte 576 (so ein zeitgenössisches Bonmot 577 ), war der Mannschaftssoldat weniger privilegiert. 578 Bildungsbürger konnten sich damit häufiger über Beförderungen und Orden freuen und waren dann im Offiziersstand bevorzugt bei Ernährung, Besoldung und Beurlaubung. 579 Als Vorgesetzte a priori bildeten sie den Kitt im Gefüge des deutschen Heeres und vermochten die „erhabene Ausschaltung des Großhirns“ 580 auch über das Augusterlebnis hinaus bis Kriegsende aufrecht zu erhalten. Die heutzutage als geflügeltes Wort bekannt gewordene „Augustbegeisterung“ war in Wirklichkeit nämlich nicht so verbreitet wie häufig angenommen. Es gab ein klares Stadt-Land-Gefälle. Während in den europäischen Großstädten fast alle Bevölkerungsschichten von Euphorie erfasst wurden, war man auf dem Lande realistischer und konnte verwaisten Feldern und requirierten Pferdebeständen nichts Erhebendes abgewinnen. 581 Für den Theaterkritiker und Herausgeber der „Weltbühne“, Siegfried Jacobsohn (1881- 1926), war die Kriegsbegeisterung sowieso nicht als solche zu qualifizieren. Vielmehr glaubte er „an eine Massenhypnose, der selbst ausgepichte Skeptiker nicht widerstehen können, an alle Erscheinungen einer Kriegspsychose, an Scham vor dem Nebenmann […] an Selbstbetäubung, an die Flucht vor den nächstliegenden Befürchtungen in ein Allgemeingefühl, an was sonst ihr wollt - an Begeisterung im unverfälschten Sinn des Wortes glaub ich nicht“. 582 Dass sich Jacobsohn im August 1914 auf Sylt befand, wo keine Kriegsbegeisterung zu vermelden war, wird seine Meinung noch gestärkt haben. Die Zeitungen und Extrablätter waren jetzt von Kriegsdemagogie getränkt. Kritischer Journalismus war fortan nicht mehr gefragt: „Man wünschte eine feldgraue Uniform auch der öffentlichen Meinungsmacher“. 583 Daher widmeten sich auch die Geisteswissenschaften zunehmend erhebenden Themen im Sinne der kriegerischen Mobilmachung: So erschien 1917 in Berlin eine Doktorarbeit zur barocken Longinus-Rezeption beim Erzfeind England. 584 Darin wird den englischen Dichtern und Denkern eine nur unzureichende Durchdringung der Materie zugestanden. Die Engländer hätten Longinus Schrift „Vom Erhabenen“ nicht verstanden. Die Untersuchung weist in wehrkraftfördernder Weise auf die Verachtung der irdischen Dinge bei Longinus hin, aber auch darauf, dass es für Longinus „nicht der Weltfriede [sei], der die großen Naturen verdirbt sondern vielmehr dieser endlose Krieg, den unsere Begierden führen“. 585 Die Gegenwehr der Dichter 103 Währenddessen blieb den einfachen Frontsoldaten weniger Muße für solche hehren Erwägungen und erhabenen Zeilen. Vielmehr wurde schon im Februar 1915 ein symptomatischer, durchaus bodenständigerer Text verfasst, nämlich ein anonymer Drohbrief an den deutschen Kronprinzen Wilhelm (1882- 1951). Der bekleidete Generalsrang, führte zeitweilig eine Armee und war wegen einer gewissen Affinität zur französischen Weiblichkeit oder durch seine Angewohnheit, von der Front kommende Truppen im Tennisdress zu begrüßen, der Arbeit im Stab häufig fernzubleiben, um sich dafür umso intensiver seinen Pferden zu widmen, nicht nur bei seinen Untergebenen unbeliebt: „Sr. Hoheit dem deutschen Kronprinzen -Mehrere verwundete Soldaten teilen Ihnen mit, dass, wenn Sie uns nochmals so plötzsinniger weise ins Feuer jagen wie sie dies schon öfter mit uns gemacht haben, dann werden wir Ihnen eine Portion Kugel in den Hintern jagen dass Sie auch wissen wie diese schmecken“. 586 Gegen Kriegsende liest man im Feldpostbrief eines Zöglings des Reichenheimschen Waisenhauses in Berlin an den Direktor Sigmund Feist 587 : „Es heißt immer die Menschheit steht auf einer hohen Kulturstufe. Ja die Kulturstufe ist so hoch, daß alles, was Menschenhand geschaffen hat, an der ganzen Front von Flandern bis zum Elsaß in Grund und Boden geschossen wird“. 588 In solchen eher halbamtlichen Briefen war vom Krieg als ästhetischem Ereignis nicht viel die Rede. 8.1) Die Gegenwehr der Dichter Als Musterbeispiele für die „Augustbegeisterung“ müssen häufig die expressionistischen Dichter herhalten. Doch bildeten sie ungeachtet derartiger Überpauschalisierungen eine höchst inhomogene Gruppe. Natürlich gab es viele, die im August 1914 die erhebenden Zeiten priesen, zum Beispiel Richard Dehmel (1863-1920), der zum Kriegsbeginn eine „Predigt an das deutsche Volk in Waffen“ beisteuerte: „Deutsche Soldaten, ihr seid wert eurer Ahnen; / Fühlt euch nur immer noch als Germanen! / Füsilier, wenn du das linke Auge schließt / Und mit sicherm Visier in die Feindesrotte/ schießt, / Dann lebt Odin wieder in dir auf“. 589 Allerdings änderte sich Dehmels Begeisterung an der Front recht schnell, auch wenn er, als Dichter hofiert, bereits im Januar 1915 zum Leutnant befördert wurde. Er glaubte dann nicht mehr an die Sache für die er kämpfen musste und hatte für die Bildungsbürger im Offiziersrock, lediglich Verachtung übrig: „Natürlich steht unter diesen Reserveleutnants der Hurrapatriotismus in üppigster Blüte […] Ein französischer Bauer, der nicht schreiben kann […] ist wirklich kein so krasser Barbar wie der normale deutsche Bildungsphilister“. 590 Als Dehmel den Roten Adler Orden 4. Klasse verliehen bekam, wollte er ihn ablehnen, denn er sei schließlich auch kein viertklassiger Dichter. Erst als man ihm mitteilte, dass derartige Auszeichnungen eigentlich nur Offiziere ab dem Majorsrang erhalten würden, zeigte er sich versöhnt und nahm die Ehrung entgegen. Das relativiert seinen Einsatz für den Pazifismus. Doch schrieb er schon 1914 ein Gedicht namens „Erhabene Stunde“, das den Vom Vorkrieg in die Augustbegeisterung und hin zur November-Depression 104 Segnungen des Weltfriedens und dem Schweigen der Waffen gewidmet war. 591 Andere Schreiber waren bereits bei Kriegsausbruch verzweifelt, so wie der Expressionist Alfred Lichtenstein (1889-1914), der kurz zuvor seinen Wehrdienst beendet hatte und unverzüglich wieder einrücken musste. 592 Lichtenstein flüchtete sich daher in das Einzige für ihn dem Krieg gebührende Stilmittel, nämlich die Groteske: „Wenn die Traurigkeit in Verzweiflung ausartet, soll man grotesk werden. Man soll spaßeshalber weiter leben. Soll versuchen, in der Erkenntnis, dass das Dasein aus lauter brutalen, hundsgemeinen Scherzen besteht, Erhebung zu finden“. 593 Im August 1914 zeichnete er im Gedicht „Romantische Fahrt“ sein Selbstbild auf dem Weg zur Front: „Die rauchende Zigarette in dem schiefen Mund, / Faul wie ein Mönch, sehnsüchtig wie ein Hund / - Baldriantropfen hat er an das Herz gedrückt - / Im gelben Mond urkomisch ernst, verrückt“. 594 Nicht nur sein Selbstbild wurde für Lichtenstein durch den Krieg deformiert. Auch die Welt verzerrte sich zur bösartigen Fratze: „Die Erde verschimmelt im Nebel / Der Abend drückt wie Blei / […] Wie schlechte Lumpen qualmen / Die Dörfer am Horizont. / Ich liege gottverlassen / In der knatternden Schützenfront. / Viel kupferne feindliche Vögelein / Surren um Herz und Hirn…“. 595 Derartiges schrieb Lichtenstein über die Schlacht bei Saarburg, der er als Gefreiter eines bayerischen Infanterieregiments beiwohnte. Es blieben ihm nur noch wenige Wochen, bevor er am 25. September 1914 selbst der Groteske des Krieges zum Opfer fiel. In dieser kurzen Zeit enttarnte er noch die opfersehnsuchtsvolle Kriegslyrik eines Theodor Körner (1793-1813) als Heuchelei, insbesondere mit seinem etwas anderen „Gebet vor der Schlacht“: „Sieh, ich möchte gern noch leben, / Kühe melken, Mädchen stopfen […] Sieh, ich bete gut und gerne / Täglich sieben Rosenkränze, / Wenn du, Gott, in deiner Gnade / Meinen Freund, den Huber oder / Meier, tötest, mich verschonst“. 596 Gerrit Engelke (1890-1918) war weniger Expressionist als vielmehr realistischnaturalistischer Arbeiterdichter, der eine sehr strikte Antikriegsposition bezog. Engelke stammte aus einfachen Verhältnissen und hatte nach einer handwerklichen Ausbildung über die Abendkurse einer Kunstgewerbeschule zur Malerei und schließlich zur Dichtung gefunden. Er fand den Anschluss an die Literatenkreise hauptsächlich durch Richard Dehmels Förderung. Das Bemerkenswerte an Engelke war, dass er trotz pazifistischer Grundeinstellung die Zurückstellung vom Kriegsdienst ablehnte, wohl auch unter dem Einfluss Dehmels. Engelkes Lyrik ist dagegen völlig unabhängig von seinem Mentor. Denn sie ruft zur radikalen Versöhnung zwischen den Fronten auf und war damit aus damaliger Sicht eigentlich wehrkraftzersetzend. Das Gedicht „An die Soldaten des großen Krieges“ beschwört die Gemeinsamkeiten der einfachen Frontsoldaten, unabhängig von ihrer Nationalität, und klagt die Torheit der Regierenden an: „Herauf! aus Gräben, Lehmhöhlen, Betonkellern, / Steinbrüchen! Heraus aus Schlamm und Glut, Kalkstaub und Aasgerüchen! Herbei! Kameraden! Denn von Front zu Front, von Feld zu Feld / Komme euch allen der neue Die Gegenwehr der Dichter 105 Feiertag der Welt! Stahlhelme ab, Mützen, Käppis! und fort die Gewehre! [...] Ich war Soldat und Mann und Pflichterfüller, so wie du, Dürstend, schlaflos, krank - auf Marsch und Posten immerzu. Stündlich vom Tode umstürzt, umschrien, umdampft, Stündlich an Heimat, Geliebte, Geburtsstadt gekrampft [...] Du Brite aus London, York, Manchester, / Soldat, Kamerad, in Wahrheit Mitmensch und Bester [...] Hier meine Hand, daß sich nun Hand in Hand zum Kreise binde / Und unser neuer Tag uns echt und menschlich finde“. 597 Für Engelke war nicht der Krieg erhebend, vielmehr der Verzicht auf Krieg und Gewalt zugunsten einer neuen liebevollen Mitmenschlichkeit: „Von Front zu Front und Feld zu Feld: „Laßt singen uns den Feiertag der neuen Welt! / Aus aller Brüsten dröhne eine Bebung: / Der Psalm des Friedens, der Versöhnung, der Erhebung! “ 598 Diese Verse entstanden 1918 und konnten erst nach Kriegsende veröffentlich werden. Sowohl Gedicht als auch Autor hätten die Kriegszensur nicht schadlos überstanden. Engelke hätte sogar eine militärstrafrechtliche Disziplinierung gedroht, möglicherweise verbunden mit einer Zuchthaus- oder Gefängnisstrafe. 599 Das aber hätte Engelke das Leben gerettet, denn am 13. Oktober 1918 starb er in einem englischen Feldlazarett in St. Quentin, nachdem er verwundet in Gefangenschaft geraten war. Ähnlich kritische Weltanschauungen kamen auch auf von der anderen Seite des Schützengrabens, so bei Ellis Humphrey Evans (1887-1917). Dieser hatte es, zumindest aus publikationstechnischer Sicht, besser als Engelke. Denn er konnte sein Oppositionsgut als gebürtiger Waliser unter dem Schleier der kymrischen Sprache verbergen. Mit Ellis Evans begegnen wir dem Typus des dichtenden Farmers und Schäfers, der bereits vor dem Krieg erfolgreich an verschiedenen walisischen Wettbewerben teilnimmt. So bekam er ab 1907 mehrere Preise für seine Gedichte und führt ab 1910 den Künstlernamen „Hedd Wyn“ (Weißer Friede). Die Titel seiner Gedichte erhielten zwar durchaus konventionelle Titel, wie „Rhyfel“ (Der Krieg) und „Yr Arwr“ (Der Held), aber inhaltlich wird darin die Zweck- und Gottlosigkeit des Krieges angeprangert. Das Verschwinden der walisischen Kultur schlechthin, verkörpert von der verstummenden Harfe, die vom Schlachtenlärm abgelöst wird. Auch Gott hatte sich für ihn abgewendet. Denn er ließ zu, dass seine Söhne geschlachtet werden, wie bei einem alttestamentarischen Brandopfer. Bereits in Evans früheren Gedichten wurde der Krieg angeklagt und hinterfragt, so etwa in dem Gedicht Plant Trawsfynydd (Die Kinder von Trawsfynydd). 600 Dennoch wurde der Dichter selbst Soldat, aber nicht aus Begeisterung, sondern um seinem jüngeren Bruder Derartiges zu ersparen. Denn nach Einführung der Wehrpflicht für unverheiratete Männer waren Zurückstellungen nur noch für kriegswichtige Personen möglich. Die Landwirtschaft war zwar kriegswichtig, aber die Farm der Evans war nicht groß genug für zwei Zurückstellungen. Einer der Söhne musste geopfert werden. Als Hedd Wyn im Januar 1917 in eleganten roten Lackschuhen die Kaserne betrat, sah er sich, wie er schrieb, einer Welt ohne Poesie preisgegeben. Nicht nur die Schuhe Vom Vorkrieg in die Augustbegeisterung und hin zur November-Depression 106 wurden ihm gestohlen, vielmehr bot er reichlich Reibungsfläche für seine Vorgesetzten, die den häufig verträumt Wirkenden schunden. Aber er fügte sich stoisch dem Unausweichlichen. Denn dass der Krieg eine totalitäre Zeitenwende bedeutete, war ihm schon 1914 klar geworden. In seiner Sprache war der Krieg ein schwarzer Fleck („Y Blotyn Du“), der alles überwuchert und dem einzelnen das Recht auf den heimatlichen Sternenhimmel nehmen wird. Im Juni 1917 befand er sich dann mit dem 15. Bataillon der „Royal Welch Fusiliers“ in Frankreich und Belgien. Die Stimmung war gedrückt: „Heavy weather, heavy soul, heavy heart. That is an uncomfortable trinity, isn’t it? ” 601 schrieb er nach Hause. Dennoch berührte ihn die Schönheit der flandrischen Landschaft: „I never saw a land more beautiful in spite of the curse that has landed upon it. The trees are as beautiful as the dreams of old kings”. 602 Vor Beginn der 3. Flandern-Schlacht gelang es ihm noch, ein 500zeiliges Gedicht mit dem Titel „Yr Arwr“ (Der Held) fertigzustellen und durch die englische Militärzensur zu schleusen, mit seinem neuen Pseudonym „Fleur-de-Lis“ (= Lilie; als Symbol für Frankreich). Darin werden zunächst mythologische Helden wie Artus und Prometheus beschworen, die einem neuen Helden weichen, der durch seine Verbindung mit der Tochter des Sturms und seinem freiwilligen Opfertod die Menschheit zu einer neuen, friedlicheren und glücklicheren Welt führt. Dieses Gedicht gelangte an die Jury des „National Eisteddfod“, eines noch heute stattfindenden Festivals für walisische Musik und Dichtung, und kam prompt in die engere Wahl für den „bardic chair“. Das war der höchste walisische Preis für Dichtung, der zu dieser Zeit in Wales vergeben wurde, ein kunstvoll geschnitzter Armlehnstuhl, fast einem Thron vergleichbar, was er dem Symbolgehalt nach auch ist. Aber der Autor hatte da schon andere Sorgen. Denn am 31. Juli 1917 begann die 3. Flandern-Schlacht, deren Ziel die deutschen U-Boot-Basen in Flandern waren. Hedd Wyns Einheit erreichte zwar die erste deutsche Linie, geriet dann aber in schweres Artilleriefeuer. Hier wurde er schwer am Rücken verwundet und auf einen Hauptverbandsplatz gebracht, wo er starb. Seine letzten überlieferten Worte, unter der Einwirkung einer vom Sanitäter verabreichten Morphiumspritze, waren: „Yes, I am very happy“. 603 Hedd Wyn war eines von 31.000 alliierten Opfern an diesem Tag in Flandern, darunter auch der gleichaltrige irische Dichter Francis Ledwidge (1887-1917). 604 Am 6. September 1917 wurde in Birkenhead der „Bardic-Chair“ des „National Eisteddfod“ verliehen, und zwar an „Fleur-de- Lis“ alias „Hedd Wyn“ alias Ellis Evans, der diese Auszeichnung also posthum erhielt, was die Kommission zu diesem Zeitpunkt aufgrund des Pseudonyms noch nicht wusste. Die Einheit des United Kingdom wurde beschworen, und so war auch der Premierminister Lloyd George zugegen, um den Preis zu übergeben. Nachdem die Identität des Gewinners enthüllt war, wurde der Stuhl, der in diesem Jahr übrigens von einem aus Flandern stammenden Schnitzer hergestellt worden war, schwarz drapiert und über rund 150 Kilometer auf die Farm der Evans nach Trawsfynydd überführt. Das sind Mythen, die Nationen im Krieg zusammenschmieden. Auch die Presse be- Die Gegenwehr der Dichter 107 richtete darüber ausführlich. Nach dem Krieg wurde Hedd Wyns bisherige bescheidene Grabinschrift 605 auf dem „Artillery Wood Cemetry“ in Boezinge noch um die Inschrift „Y PRIFHARDD HEDD WYN“ („Der Barde Hedd Wyn“) erweitert. 606 Die Beispiele von Gerrit Engelke und Hedd Wyn zeigen, dass es auch unabhängig von den dominierenden Pro-Kriegsdiskursen möglich war, zu einer kritischen Meinung zu gelangen, die noch zwischen Wahn und Wirklichkeit des Krieges zu unterscheiden vermochte. Dass diese Stimmen gerade nicht dem klassischen Bildungsbürgertum zuzurechnen waren, ist kein Zufall. Denn gerade diese Gesellschaftskreise konnten sich der Lust am Krieg nur unzureichend entziehen. Hier wurde der Krieg vielmehr zum der Universität ebenbürtigen Bildungserlebnis, zur erhabenen Weihe. Dem Professor der Archäologie Ludwig Curtius (1874-1954) wurde die erste Granate, die neben ihm als Blindgänger einschlug, Quell unbeschreiblicher geistiger Freiheit, und er bedauerte sehr, nur als Artillerist ausgebildet zu sein und nicht für den „Nahkampf Mann gegen Mann mit Gewehr oder Säbel“. 607 Derartige Tendenzen waren aber nach Kriegsende noch nicht am Ende. Vielmehr berauschten sich die Besiegten an ihrer Niederlage. So schreibt Werner Beumelburg (1899- 1963) dem Kampf gerade angesichts der Niederlage erhabene Dimensionen zu: „Schwerer senkt sich die Last des Krieges auf die gebeugten Schultern der Wenigen, der Stummen, der Pflichterfüller, der Unwandelbaren [...] Sie sehen längst wohin die Reise geht, wenn sie auch nicht darüber sprechen. [...] Ausharren ohne Glauben und ohne Hoffnung - nur aus Pflichtgefühl, das ist die letzte, die größte Forderung“. 608 Daraus wurde dann der Mythos des im Feld unbesiegten deutschen Heeres, das nur durch unfähige Politiker um den gerechten Sieg geprellt wurde. Sogar eine siebenbändige Schriftenreihe mit dem Titel „Im Felde unbesiegt“ erschien. Weitaus schlimmer als das Zitat an sich ist die Tatsache, dass es von einem Veteranen des Ersten Weltkrieges stammt, der es als studierter Historiker eigentlich hätte besser wissen müssen, es aber nicht besser wissen wollte und mit seinen Schriften vielmehr gegen die pazifistischen Bestrebungen eines Erich Maria Remarque anschrieb, dessen Sichtweise des Weltkrieges nicht von allen geteilt wurde. So war es etwa Friedrich Lehmann „ein Gebot zur Pflicht“, 609 seine Kriegstagebücher „nach dem Lesen jener unmännlichen Bücher junger Greise“ 610 zu veröffentlichen. Zu der Zeit wurde nicht nur die moralische Überlegenheit des deutschen Frontsoldaten vom deutschen Nachkriegsdiskurs propagiert, sondern auch die ästhetische: Der 1916 von Deutschland eingeführte Stahlhelm, der die Pickelhaube abgelöst hatte, wurde zum bildlichen Symbol deutscher Überlegenheit: „Verglichen mit den kümmerlichen Gestalten der französischen und englischen Stahlhelme hat Deutschland durch die in der ganzen Welt beachtete edle Form des Stahlhelmes seine künstlerische Überlegenheit besonders augenfällig dargetan“. 611 Die graue Uniform (vor dem Ersten Weltkrieg waren die Uniformen sehr viel dekorativer und bunter) wurde stilisiert zu einem Ausdruck fast mönchischer Askese: Vom Vorkrieg in die Augustbegeisterung und hin zur November-Depression 108 „Wie der schlanke, schöne Mensch in dem abgetragenen grauen Rock wie ein Pilger den Berg hinabzog, die lichten grauen Augen ganz voll Glanz und zielsicherer Sehnsucht, war er wie Zarathustra, der von den Höhen kommt, oder der Goethesche Wanderer“. 612 Die weniger ästhetische Seite des Krieges, verkörpert von den mehr als zwei Millionen deutschen Kriegsinvaliden, wurde dagegen zunehmend ausgeklammert: Bereits 1918 erschien unter dem Titel „Schaffensfreude und Lebenskunst“ ein Benimmratgeber für Kriegsbeschädigte, der diese dazu anhielt, ihre Leiden nicht in exhibitionistischer Weise darzustellen. 613 Auch Kriegsversehrte, die betteln mussten, weil ihre Invalidenrente nur symbolischen Wert hatte, wurden von der Mehrheit als Beitrag zur so genannten Verhässlichung deutscher Städte und Straßen wahrgenommen. 614 Auf der Siegerseite genossen die Kriegsversehrten dagegen im weitaus stärkeren Maße das Interesse der Politik, allerdings nicht allein aus Fürsorge, sondern auch aus ganz realpolitischen Gründen: So platzierte der französische Ministerpräsident Clemenceau bei der Unterzeichnung des Versailler Vertrages fünf Invaliden der französischen Armee mit schwersten Gesichtsverletzungen in einer Fensternische, um die deutsche Delegation zu brüskieren und unter moralischen Druck zu setzen. Die Reaktion der deutschen Delegation ist nicht überliefert. 615 Nach Kriegsende waren demnach auf der alliierten Seite nur wenige nachdenkliche und versöhnliche Stimmen zu vernehmen. Der Vertrag von Versailles legte zumindest den Keim für weitere, noch folgenschwerere Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts, und Mahnungen wie die von Siegfried Sassoon (1886-1967) verhallten weitgehend ungehört: „Do you remember the dark months you held the sector at Mametz - / The nights you watched and wired and dug and piled sandbags on parapets? / Do you remember the rats; and the stench / of corpses rotting in front of the front-line trench - / And dawn coming, dirty-white, and chill with a hopeless rain? / Do you ever stop and ask, "Is it all going to happen again? […] Have you forgotten yet? ...Look up, and swear by the green of the spring that you'll never forget”. 616 8.2) Der Krieg der Väter und seine wilhelminische Aufbereitung Der Erste Weltkrieg bietet von den ästhetischen Konzepten her ein völlig neues Bild von Krieg. Das zeigt zum Beispiel der Vergleich mit anderen vorangegangenen Kriegen, wie etwa dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/ 71. Hier ergeben die unmittelbaren Quellen ein rationales und weitgehend nüchternes Bild. Erhabenes im Sinne emotionaler Gefühlsausbrüche war hier eher die Ausnahme und auf die ersten Kriegswochen beschränkt. Im August 1870 überblickte der bayerische Infanterist Florian Kühnhauser vor seiner Feuertaufe die Schlachtfelder von Wörth und Fröschweiler und schrieb: „da rollte sich plötzlich das ganze Schlachtbild vor unseren Augen auf [...] Wohl mancher von meinen Kameraden wird sich noch an diesen schauerlich schönen Über- Der Krieg der Väter und seine wilhelminische Aufbereitung 109 blick über das Schlachtengetümmel erinnern können. [...] Man glaubte die Erde speie Feuer, die Hölle öffne sich“. 617 Im Dezember 1870 beschrieb derselbe Protagonist schon viel abgeklärter den Weihnachtsgottesdienst: „Wohl selten habe ich einer kirchlichen Feier mit solcher Rührung angewohnt als damals; freilich waren auch die äußerlichen Verhältnisse dazu angetan“. 618 Nur vereinzelt sind Passagen zu finden, die einen ästhetischen Wert des Krieges beschwören: „Wie blitzten und funkelten die stattlichen Männer in ihren glänzenden Rüstungen, wie deutlich stachen die dunklen Rosse vom weißen Erdboden ab! Ja, eine Schlacht zu sehen ist schön, unbeschreiblich schön“, 619 notierte im Dezember 1870 ein hessischer Kriegsfreiwilliger. Ein Artillerieoffizier berichtete ernüchtert von den Kämpfen bei St. Privat im August 1870, bei denen die deutsche Artillerie auch unter den eigenen Truppen Verluste durch friendly fire verursachte: „Es ist entsetzlich, fürchterlich! Unsere armen braven Leute, die tapferen Kameraden. Alles, Alles dahin, Alles todt, vernichtet, grässlich verstümmelt! Ich schäme mich ordentlich, noch zu leben“. 620 Bei Theodor Fontane (1819-1898) wird der Krieg zwar mit Pathos dargestellt, allerdings ohne sich der Kategorie des Erhabenen zu bedienen. Er beschrieb den Angriff der preußischen Garde auf St. Privat im August 1870: „In ganzen Garben sanken sie dahin, die großen schönen Garde-Leute [...] Ganze Sektionen stürzten; aber die zerrissenen Linien schlossen sich wieder, und stumm, ohne einen Schuß zu tun, rückten die Bataillone weiter hügelan“, 621 allerdings hätten die Soldaten auch keine andere Wahl gehabt. Ein Zurückgehen wurde von den Unteroffizieren durchaus auch mit Waffengewalt, verhindert. 622 Paul von Hindenburg (1847-1934) war als junger Leutnant in St. Privat zugegen und schreibt später in seinen Memoiren: „Der Vorgang wirkt ebenso erschütternd wie imponierend. Hinter den wie gegen ein Hagelwetter vorstürmenden Massen bedeckt sich das Gelände mit Toten und Verwundeten, aber die brave Truppe drängt unaufhaltsam vorwärts. Immer und immer wieder wird sie von ihren Offizieren und Unteroffizieren, die bald von den tüchtigsten Grenadieren und Füsilieren ersetzt werden müssen, auf- und vorgerissen“. 623 Das Resultat waren dann 8.000 Gefallene, Verwundete und Vermisste innerhalb weniger Stunden. Das geschah nur, weil der Kommandeur des Gardekorps den Umgehungsangriff der sächsischen Verbündeten nicht abwarten wollte, weil er diesen keine Erfolge gönnte. Der Major Hans von Kretschmann (1832-1899) brachte das Ganze auf den folgenden Punkt: „Eine verrückte Führung, ließ sie Verluste erleiden, die nie ersetzt werden können“. 624 Allein das Garde-Schützen-Bataillon verzeichnete 174 Tote bzw. Schwerverwundete, 625 inklusive dem Kommandeur und noch etwa die gleiche Zahl an leichter Verwundeten. Aber von einem eigentlichen Erhabenheitserlebnis, wie es die westliche Kulturwelt der Gegenwart in ihren philosophischen Seminaren bearbeitet, ist hier nichts festzustellen, vielmehr etwas von einem Flow-Erlebnis der Pflichterfüllung, das gar nicht über sich selbst reflektierte und damit schon fast wieder mit dem Terminus der asiatischen Erhabenheit und der dortigen Anforderung an Pflichtgefühl bis in den Tod gefangen werden kann. „Wir standen und viele starben“, 626 schrieb ein einfacher Soldat bei St. Privat la Montagne. Es galt in diesem Sinne, Schmerzen ohne Vom Vorkrieg in die Augustbegeisterung und hin zur November-Depression 110 Gefühlsregung hinzunehmen. Ein Soldat, dem die Hand zerschossen worden war und der damit nicht ohne Grund vor Schmerzen schrie, musste sich von seinem Offizier anhören: „‚Will er das Maul halten‘. Die Hand, aus der das Blut sehr stark floß, an der Hosennaht antwortete er gehorsam: ‚Jawohl, Herr Premierleutnant‘, und ging dann still zurück, um sich verbinden zu lassen“. 627 Ebenfalls in diese Richtung geht eine Anekdote aus erster Hand, die folgendes berichtet: „General von Manstein findet im Lazareth einen Feldwebel des Regiments seines Sohnes: ‚Wie geht es meinem Sohne? ‘ ‚O, gut, Exzellenz, er ist sehr wohl.‘ ‚Er ist doch nicht verwundet? “ ‚Nein, Exzellenz, er hatte das Glück, den Heldentod zu sterben.‘ Der General wendete sich ohne ein Wort zu sagen an den nächsten Verwundeten, um ihn nach seinem Ergehen zu fragen“. 628 Trotz solcher Anekdoten scheint das Maß an Entwürdigung, dem die Soldaten des Ersten Weltkriegs ausgesetzt waren, den Krieg von 1870/ 71 noch zu übersteigen. Denn vor allem das könnte begründen, warum dann so sehr ein Gegenpol an ästhetischen Mustern, an Topoi des Erhabenen benutzt wurde, wohl um zumindest ein Mindestmaß an Würde, und damit auch an Widerstandsfähigkeit sichern. Und wenn nicht das, dann zumindest die Option einer lustvollen Selbstaufgabe, ausgelöst durch physische und kognitive Überlastung. Eine weitere Ursache für das veränderte ästhetische Empfinden im und am Ersten Weltkrieg lag auch darin begründet, dass die gymnasial- und universitär ausgebildeten Schichten im Heer weit überrepräsentiert waren. Dafür spricht allein die Zahl der 16.000 im Weltkrieg gefallenen deutschen Studenten, 629 also etwa ein Viertel der im Sommersemester 1914 Immatrikulierten. Und im Sommer 1918 befanden sich 57.382 Männer im deutschen Heer, die im Zivilberuf Studenten waren. 630 Natürlich gab es auch bereits 1870 Kriegsteilnehmer von Gymnasien und Universitäten. Aber diese waren eine Minderheit. Denn in Preußen genossen im Jahr 1864 nur etwa 3 % der Schüler eine gymnasiale Ausbildung und nur 0,05 % der männlichen Bevölkerung nahmen überhaupt ein Studium auf. 631 Sofern man den Quellen Glauben schenken darf, befanden sich bestenfalls etwa 4.500 deutsche Studenten 632 im Feldheer, was etwa 0,45 %, der während des gesamten Krieges in Frankreich eingesetzten 1.000.000 Soldaten betrug. 633 Auch wenn diese Bildungsschichten die Kriegserinnerungsliteratur in erheblichem Maß geprägt haben, 634 sind sie nicht repräsentativ für das Kriegserleben der Mehrheit, in deren Bedürfnispyramide der ästhetische Genuss am Krieg nicht verankert war. Sie sahen also keine erhabene Weihe im Krieg. Dafür waren allein schon die Verpflegungs- und Bekleidungsprobleme zu verheerend. Im Herbst 1870 gingen viele, insbesondere bayerische Mannschaftssoldaten barfuß und in Lumpen, weil die Schuhe und Uniformen verschlissen waren. Ausgehungert war man zudem, weil der Nachschub nie ausreichende Versorgung sicherte. 635 Ein bayerischer Soldat konnte sich im Herbst 1870 zum ersten Mal nach Kriegsbeginn, wieder im Spiegel betrachten und sah wenig erhebendes: „Wie erschrak ich […] Das Haupt bereits ohne Haare, einer Glatze gleich, das vor Magerkeit entstellte Gesicht, in Der Krieg der Väter und seine wilhelminische Aufbereitung 111 dem ein unordentlicher, struppiger, junger Vollbart wucherte; sämtliche Zähne im Munde lose und unrein“. 636 Derartiges erschien 1906 in anonymer Form. Es entsprach wohl zu wenig dem Zeitgeist, als dass der Autor seinen Namen darauf hätte setzen wollen. Ebenfalls im Jahr 1906 konterkarierte der Schuster Wilhelm Voigt alias Hauptmann von Köpenick den ästhetischen Schein der wilhelminischen Gesellschaft. Denn nur mit dem systematischen Ausschalten des Großhirns, das für Logik und Rationalität zuständig ist, konnte ein vom jahrelangen Gefängnis gezeichneter älterer und ungepflegter Herr als Hauptmann des exklusiven, von der Adelswelt durchsetzten Ersten Garderegiments zu Fuß, durchgehen. Wilhelm II. hatte die Pointe des Ganzen nicht verstanden. Er soll begeistert über die Wirkung einer deutschen Garde-Offiziersuniform gewesen sein und begnadigte den „Hauptmann von Köpenick“, nachdem dieser die Hälfte seiner Haftzeit abgesessen hatte. Nur die Berliner- Volkszeitung bemerkte scharfsinnig: „Der Held von Köpenick, er hat den Zeitgeist richtig erfasst. Er steht auf der Höhe intelligentester Würdigung moderner Machtfaktoren“. 637 Der Korrespondent der Zeitung sah auch einen groteskentsetzlichen Sieg des militärischen Gehorsams über den gesunden Menschenverstand. Er hätte noch hinzufügen können, den Sieg einer ästhetischen Ideologie über das Individuum. Auch das Erhabene basiert auf einer Illusion, wie bereits gezeigt wurde, und war sehr wirkungsmächtig im gesellschaftlichen Getriebe verankert. Schriftsteller wie Theodor Fontane konnten mit der folgenden Aussage, zu einer vergangen Epoche gezählt werden: „Was mir fehlte, war: Sinn für Feierlichkeit“. 638 Die Renaissance des Erhabenen im Wilhelminischen System konvergierte dabei insbesondere mit dem Interesse am Barock. Im Kunsthandwerk hatte der Pseudo-Barock- und der Pseudo-Rokoko-Stil den noch um 1870 dominierenden Pseudo-Renaissance-Stil abgelöst. Deutsche Silberschmieden produzierten, und exportierten im großen Stile neobarocke Silberwaren. 639 1888, im Jahr der Thronbesteigung Kaiser Wilhelms II., erschien vom Schweizer Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin (1865-1945) eine Schrift mit dem Titel: „Renaissance und Barock. Eine Untersuchung über Wesen und Entstehung des Barockstils in Italien“. Wölfflin gestand hierin den Barockkünstlern dasselbe zu, was man insbesondere über die wilhelminische Gesellschaft sagen kann, nämlich eine überspannte, krankhafte Nervosität zu verkörpern. Mit der Wiederentdeckung des Barocks fand folglich auch die barocke Erhabenheit ein Einfallstor in die Gesellschaft. Der Ästhetiker Johann Volkelt (1848-1930) begann die Erhabenheit kaputt zu systematisieren. Er sah sie überall wirken. Aber „was als erhaben auftritt klingt hohl“, 640 stellt Adorno später treffend fest. Das Thema Erhabenheit war damit in der Philosophie für lange Zeit hinfällig geworden, aber es gab ja noch die Praxis: Das wilhelminische Deutschland wurde vom Diskurs des militärisch Erhabenen überwuchert, neobarocke Uniformen 641 dominierten die Paraden der Potsdamer Garderegimenter, man entdeckte das friderizianische Zeitalter und natürlich den Deutsch-Fran- Vom Vorkrieg in die Augustbegeisterung und hin zur November-Depression 112 zösischen Krieg 642 wieder. Viele Schlachten des Deutsch-Französischen Krieges bekamen Kultstatus, natürlich die Schlacht von Sedan, bei der Kaiser Napoleon III. gefangen wurde, oder Vionville - Mars La Tour (16. August 1870), wo Ulanen und Kürassiere eine verlustreiche, aber erfolgreiche Attacke gegen französische Infanterie und Artillerie führten. Aber erst die nächste Generation machte aus ihnen die Helden eines „erhabenen Todesrittes“. 643 Die Realität war nämlich eine andere, denn der Kommandeur dieser „Erhabenen“ sträubte sich zunächst in altpreußischem Ungehorsam vor diesem Kamikaze- Einsatz. Ein Generalstabsoffizier hat dazu folgendes überliefert: „Die Ataque [...] wurde ausgeführt nachdem der betr. General mindestens [eine] ¾ Stunde sich geweigert hatte“. 644 Nur ein Dichter wie Ferdinand Freiligrath (1810-1876) vermochte mit seiner „Trompete von Vionville“ ein durch und durch erhabenes Kriegsgedicht dieser Ereignisse abzuliefern, das bis 1918 in keinem deutschen Schulbuch fehlen durfte. 645 Die Simulation des Krieges bei Manövern und Schlachtengedenkfeiern gewann dabei immer mehr einen spielerischen Charakter, was wiederum barocken Vorbildern Rechnung trägt. 646 Aber es war nicht nur ein Spiel für die Erwachsenen. Auch die Kinderstuben wurden indoktriniert. Kriegspädagogik würde man Derartiges heute nennen, was beispielsweise in der Praxis dazu führte, dass die Spielplätze eine Standardausstattung mit Holzschwertern und Gewehren erhielten. Im Ersten Weltkrieg „erzogen“ dann oftmals diese Kinder ihre Daheimgebliebenen erwachsenen Angehörigen zu vaterländischer Gesinnung. 647 Verfasser kritischer Vorkriegs-Studien, die zu dem Schluss kamen, dass der nächste Krieg in einen jahrelangen Stellungskrieg ausufern würde, der nur noch als Selbstmord zu bezeichnen sei, wurden als Fantasten abgestempelt. 648 Die Erkenntnisse aus dem russisch-japanischen Krieg (1904-1905) wurden daher nur sehr zögerlich umgesetzt. Die Bedeutung des Maschinengewehrs zwar erkannt, aber in der Praxis nicht forciert. 649 Die Vorstellung vom Krieg war die eines fröhlichen Manövers oder bestenfalls die einer schauerlich-schönen Erwachsenenbeschäftigung, einer Geisterbahn mit echten Toten. Davon blieb nach dem 2. August 1914 nicht viel übrig, nur das Gerüst der Erhabenheit, an das man sich in seiner Not klammern konnte (wie die vorherigen Kapitel gezeigt haben). Damit ist in groben Zügen das ästhetiktheoretische Korsett umrissen, das die Wahrnehmung des Ersten Weltkriegs prägte. Schlussendlich kommt eine Wahrnehmungsdifferenz zum Vorschein: Einerseits 1914 die ästhetisierende Selbstbespiegelung, das „Gottähnlich“ 650 werden im Krieg, andererseits 1870 eine weitgehend rationale Berichterstattung ohne ausgeprägte ästhetische (Selbst-) Reflexion. Friedrich Schlegel schrieb: „Es ist gleich tödlich für den Geist, ein System zu haben und keines zu haben. Er wird sich also entscheiden müssen, beides zu verbinden“. 651 Das Hinübergleiten in den Krieg von 1914 zeigte, dass es nicht nur für den Geist tödlich sein kann, wenn eine Gesellschaft ganz von einer ästhetischen Ideologie dominiert und berauscht wird. Von Schulkriegsphilosophie und neuer Lebenskunst 113 8.3) Von Schulkriegsphilosophie und neuer Lebenskunst Für die Schulphilosophie gestaltete sich der Erste Weltkrieg durchaus fruchtbar: Einerseits sah man im „Krieg eine der fruchtbarsten Stoffquellen für philosophische Erkenntnisse“, 652 und „sogar die empirische Vorbedingung zum philosophischen Gedanken.“ 653 Aber darüber hinaus wurde auch eine ganz neuartige Klaviatur bedient. Denn was zu Kants Zeiten noch unmöglich gewesen wäre, wurde jetzt möglich. Der Philosoph und der Soldat wurden als metaphysische Einheit gesehen, quasi „beide unter dem Damoklesschwert der Ewigkeit“ 654 stehend und kämpfend. Dem folgend schickte der Philosoph Helmuth Falkenfeld (1893-1954) der kämpfenden Truppe nachstehende Lebenshilfe mit auf den Weg: „Im gegenwärtigen Kriege aber ist der philosophische Gedanke noch viel mehr. Er ist die einzige Möglichkeit, den beiden korrumpierenden Folgen zu entgehen, die die moderne Schlacht im einzelnen auslöst. Diese beiden Folgen sind: Abstumpfung und Überreizung“. 655 Einzig das Philosophieren schütze vor dem eigentlichen Schrecken des Krieges, nämlich Langeweile und Angst. Insbesondere die Angst sei in ästhetischer Sicht niederdrückend und entmenschlichend. Worüber zu philosophieren sei. Das überlässt Falkenfeld der geistigen Freiheit seiner zahlreichen Leser. Darunter war auch Martin Heidegger. Heidegger jedenfalls hat seine eigenen Schlüsse aus dieser Schrift und dem Ersten Weltkrieg gezogen. Als ihm bei der Davoser Disputation im Jahr 1929 ein schwer kriegsbeschädigter Mann entgegenhielt, dass die Hauptaufgabe der Philosophie im Verhindern des Krieges bestünde, entgegnete Heidegger ihm mit Hohn, man könne diese Zeiten eben nur überstehen, wenn man hart sei, und schließlich sei er mit dieser Einstellung gesund aus dem Krieg gekommen (den er übrigens in der Etappe verbracht hatte). 656 Auch wenn diese Anekdote umstritten ist und durchaus auch bestritten wird, spiegelt sie die Haltung im akademischen Milieu vom Ersten Weltkrieg bis in die späten 1920er Jahre wider. Der Krieg als philosophisch-theologisches Erweckungserlebnis, das befreiend wirkte und eine lustvolle Teilhabe am Chaos sicherte, war in diesen Kreisen eine weit verbreite Auffassung: „So bin ich zu dem Schluß von der großen Spaltung zwischen Kunst und Krieg gekommen. Aber wie im Grunde nirgend in der Welt zwei Ding so könnten gespalten sein, dass nicht eine schöne, wenn auch leichtgebaute Brücke von einem zum anderen führte, so hat sich mir in tröstender Aussicht eine neue, tiefere und unendlich wertvollere Verbindung zwischen beiden eröffnet. Im richtigen, wahrhaftigen Erleben des Krieges als eines Weltgeschehens liegt diese wunderbare, einigende Kraft [...] so gibt uns das Erleben des Krieges eine Befreiung von endlichen Schranken und einen tiefen, wohltätigen, berauschenden Trunk aus dem Becher des Chaos. [...] Im Uferlosen klammert sich unser Anker in den festesten Boden, in den der Religion. Und aus dem Boden der Religion, der erhöhten Menschlichkeit, wächst das höhere Kunstwerk. So wird das mystische Erleben des opfervollen Kriegstodes die heilig reine Quelle, in der sich Dinge beider Welten gleich labevoll spiegelt“. 657 Vom Vorkrieg in die Augustbegeisterung und hin zur November-Depression 114 Ähnliche Ansichten vertraten auch die Mitglieder der Freimaurerlogen, die sich an der Front zu Feldlogen zusammenschlossen und den Krieg als Werkzeug für den Umbau der damaligen Welt zu einer besseren Welt betrachteten: „in dieser Zeit […] als eine ungeheure Zeit des Umbaus, wo die lebendigen Steine der Menschheit […] auf ihre Tauglichkeit geprüft werden. Es scheint ein Umbau von Grund aus zu werden. Wer wird Fundament und Grundmauer? Wer Dachstock und Zierrat, wer aber wird als verworfener Baustein am Graben liegen? “ 658 Insbesondere auf die Bedeutung der Freimaurerrituale für den Erhalt der Wehrkraft weisen die Quellen hin: „Die Feldlogen haben eine Kraft der inneren Erbauung, wie sie nur selten die Feldgottesdienste oder die Ansprachen besonders begabter Offiziere erreichen können. […] Welch eine Auffrischung bietet ihm [dem Soldaten] aber die Feldloge, wenn er von der Front kommend im Etappengebiet einen maurerischen Tempel betreten kann […] Er kehrt zurück, als ob er einen Urlaub im Genesungsheim beendet hätte, er hat neue Kraft zu ernster Pflichterfüllung gesammelt, ja in manchen Fällen wird man von einer Wiedergeburt der moralischen Kraft reden dürfen“. 659 Die Feldlogen erfreuten sich einer wachsenden Beliebtheit. Die Loge „Stern von Brabant“ in Brüssel konnte zum Beispiel während ihres Bestehens von Dezember 1915 bis November 1918 insgesamt 163 Mitglieder verzeichnen. 660 An West- und Ostfront sind ca. 21 Feldlogen nachweisbar, viele mit phantasievollen Namen, wie „Moselwacht in Metz“ oder „Gral an der Schelde“. Insbesondere der Historiker und Feldlogengründer Wilhelm Ohr (1877-1916) verbreitete die Gedanken der Einheit von Freimaurerei und Krieg. So sah etwa die freimaurerische Humanität als etwas zur Härte Erziehendes an, 661 was ihn im Einzelfall davor zurückhielt, einem Freimaurerbruder bei der Zurückstellung seines Sohnes vom Frontdienst zu helfen: „Wir erfüllen als Maurer nur dann unsere Pflicht, wenn wir stärker sind als die anderen, wenn wir noch bessere Deutsche, noch todesmutigere Kämpfer […] sind als alle die anderen, die von den Segnungen unseres Bundes nichts wissen. […] Nein, die br[üderliche] Liebe, die uns verbindet, hindert uns, Ihrem Wunsche auch nur das kleinste Maß von Berechtigung zuzugestehen. Ihr lieber Sohn soll durchhalten! […] Die Feldloge jedenfalls hat nur eine Pflicht: den Geist im Heer zu pflegen […] Kein falsches Mitgefühl mit elterlicher Weichheit darf unseren Willen bewegen“. 662 Wilhelm Ohr selbst befand sich zu dieser Zeit schon als Offizier an der Westfront, blieb trotz Verwundung auf seinem Posten und fiel im Juli 1916 an der Somme. In einem seiner letzten Briefe verschmolz er nochmals die Freimaurerei mit dem Krieg: „Von St. Quentin habe ich die Nachricht, daß bei einem Fliegerangriff der kleine französische Tempel, in dem die Feldloge arbeitete in Rauch und Flammen aufgegangen ist. Du kannst dir denken, wie diese Nachricht auf mich wirkte. Ich dachte an alle Stunden der Erhebung und Erbauung, die ich […] in diesem kleinen Tempel hatte. Diese Erinnerung stärkte mich sehr und fühle jetzt so: ich brauche des Tempels nicht mehr, das Schlachtfeld ist jetzt mein Tempel, das Granatloch mein Altar, die Handgranate mein Hammer“. 663 Ironischerweise wurde die Tätigkeit der Feldlogen nach Kriegsende und insbesondere im Nationalsozialismus als wehrkraftzerset- Resümee: Vom Schönen zum Erhabenen 115 zend eingestuft und damit als mitverantwortlich für die Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg interpretiert. 664 8.4) Resümee: Vom Schönen zum Erhabenen oder Über die ästhetischen Strukturen der Geschichte In jedem Krieg gibt oder gab es mehr oder weniger starke Tendenzen zur Ästhetisierung und damit zur Bewältigung des Geschehens. Aber der Erste Weltkrieg war in diesem Sinne herausragend und wirkte nachhaltig wie kein anderer. Er muss es aus verschiedenen Gründen sein, nicht nur der neuen Waffentechnologien und seiner Materialschlachten wegen. Er hatte eine ähnliche, Ordnungen umwälzende Wirkung wie die Französische Revolution, nur dem 20. Jhdt. entsprechend viel weitreichendere. Auch war der Zweite Weltkrieg eine direkte Folge des Ersten, nur mit neuen zusätzlichen Mechanismen an Gewalt und einer enorm niedrigeren Hemmschwelle, und die Erhabenheit war ebenso ein Auslöser wie auch die Folge dieser Entwicklung. Erst das konnte faschistische Systeme ermöglichen. Und die Vorstufe dessen war damals die Rede von der Erhabenheit. Die literarisch verarbeiteten Erfahrungsberichte oder unmittelbar vom Kriegsschauplatz aus verfassten Briefe und Aufzeichnungen sprechen immer wieder von der Erhabenheit bzw. umschreiben das Fronterlebnis als Begegnung mit dem Erhabenen an sich. Derartige Topoi sind nur vor dem genannten geistesgeschichtlichen Hintergrund erklärbar, und dieser zeigt beim Gegenlesen mit den Theorien der philosophischen Ästhetik, dass im Ersten Weltkrieg der Diskurs über das Erhabene, also das deskriptive Wissen über das Erhabene, mit einem Diskurs des Erhabenen in Form narrativer Erlebnistexte zusammenprallt. So entstanden neue, ästhetische Deutungsmuster des Krieges. Der Erste Weltkrieg offeriert viele Arten des Erhabenheitsdiskurses. Der Kanon dieses Begriffs changiert nicht nur quantitativ zwischen den verschiedenen Waffengattungen (bei den Infanteristen wurden ästhetische Empfindungen im erheblich stärkeren Maß in Aufzeichnungen und Feldpostbriefen kanalisiert, als etwa bei technisch geprägten Waffengattungen wie der Artillerie und der Fliegertruppe 665 ), sondern auch zwischen qualitativen Unterarten, zwischen einem Mittel der Kriegspropaganda, dem Einschwören der Heimatfront und einem inoffiziellen Diskurs an der Front als Bewältigungshilfe des Erlebten. Es ist bemerkenswert, dass der Erhabenheitsdiskurs nicht den offiziellen Propagandastellen zu verdanken war: Organe wie die Feldpresseabteilung nahmen zwar Einfluss auf die Artikel der Schützengrabenzeitungen, aber eher um die darin vorherrschende beißende Kritik und Ironie abzumildern als eine eigene ideologische Strategie zu verfolgen. Hingegen zielte der im Juli 1917 eingeführte „Vaterländische Unterricht“ darauf ab, den Durchhaltewillen bis zum „Siegfrieden“ zu stärken. In der Praxis wirkte der Unter- Vom Vorkrieg in die Augustbegeisterung und hin zur November-Depression 116 richt aber oftmals kontraproduktiv, wenn angesichts gekürzter Brotrationen auf die kriegswirtschaftlich unbedenkliche Lage des deutschen Reiches hingewiesen wurde. Der „Vaterländische Unterricht“ wurde letztlich in der Truppe als Zeichen für eine drohende Niederlage gedeutet. Lediglich Theater- und Filmvorführungen wurden dankbar angenommen. Sofern aber Lehrfilme über den Schützengrabenkrieg gezeigt wurden, herrschte zum Teil offener Un mut. Anders verhielt es sich mit den mehrheitlich im Selbstverlag herausgegebenen, privaten Gedenkschriften 667 für gefallene Freunde und Angehörige, 668 die eine mythologisch-erhabenen Stilisierung des Opfertodes und des Krieges bewirkten. Ein Student schrieb über seinen gefallenen Lehrer: „Gestern abend kam die kleine Cron-Gedächtnisschrift an. Das schlichte Vermächtnis eines schlichten Kämpfers und Helden. - Der hohe Freund und Lehrer lebt wieder. [...] Und nun habe ich die wenigen Briefe gelesen. [...] Eine letzte Stunde hat der Lehrer gehalten. Und da hat er mir seine Seele gezeigt. [...] Der Wunsch wird wach, solchem Vorbild nachzustreben“. 669 In die gleiche Richtung tendierten die seit dem Ersten Kriegsjahr in Zeitungen und als Buch veröffentlichten Feldpostbriefe aller sozialen, regionalen und religiösen Bevölkerungsgruppen. Das Erhabene wirkte somit als Ideologie, die eine ideell-religiöse Identifikation für säkular-militärische Zwecke zu funktionalisieren vermochte. Derartiges war durchaus keine Einzelerscheinung des wilhelminischen Deutschlands. Insbesondere in Italien erschienen bis Kriegsende etwa 1.400 solcher Gedächtnisschriften, 670 Italien wurde dergestalt nicht umsonst das Ursprungsland des Futuristischen Manifests, das den Krieg als erhebendes Ereignis feierte. 671 Die häufige Verwendung des Begriffs der Erhabenheit im Ersten Weltkrieg ist zwar erfassbar (so etwa bei Tatbeschreibungen für Auszeichnungen 672 ), ihre wichtigste Implikation aber der Natur der Sache gemäß nicht: Wenn erhabene Gefühle erlebt werden, seien sie anteilig eher aktiv initiiert (aufgrund selbsterfüllender Erwartungen, geschürt durch die schulische Vorbildung) oder passiv aufgezwungen (aufgrund massiver physischer und psychischer Überforderung), dann liegt es in der Natur des Erhabenen, dass an der Grenze zum Nicht-mehr-Sagbaren Dinge eben tatsächlich nicht mehr in Worte gefasst werden können, allerhöchstens nur in vorgegebene Formeln des Nicht- Sagbarens. Die häufige Verwendung des wichtigsten all dieser Formeln des Unsagbaren, nämlich die traditionellen Umschreibungen des Sujets des Erhabenen, ist deutlich nachweisbar. Somit war die Briefkultur des Ersten Weltkriegs damit auch eine Kultur des (Ver-)Schweigens. 673 Es bleibt damit nur ein Näherungsversuch, das Undarstellbare - also das Paradoxon aus den sich konträr gegenüberstehenden Begriffspaaren Lust/ Unlust bzw. schön/ schrecklich - darzustellen 674 , in dem alles „wie aufgelöst in dem Gefühl der unendlichen Weite und Höhe und dem furchtbaren Gefühl des Neuen“ 675 erscheint. Das Erhabene wird zum Spiegel des Frontalltags, denn „Erhabenheit, Angst, Ekel [..] Verlorensein stehen einander näher als das gipserne Pathos des ersten Schlüsselwortes dieser Begriffskette“ 676 zunächst evoziert. 666 - Resümee: Vom Schönen zum Erhabenen 117 Da erhabene Gefühle aber den Texten nach und dem Krieg entsprechend neben anderen Emotionen stehen, wie Angst, Wut, Frustration oder affiliativen Gemeinschaftsgefühlen, so ist das Erhabene allenfalls wie ein Zerrspiegel des Frontlebens. Oder um es mit den einfachen Worten eines Kriegsteilnehmers nach der Schlacht zu sagen: „Unser Großherzog [Friedrich August von Oldenburg] ritt kreuz und quer durch die Kornfelder und suchte selbst mit nach Verwundeten. In der Dunkelheit begrüßte er uns und sagte: 91er haben sich brav gemacht. Haben sie auch. Divisionskommandeur sagte: Ihr habt gezeigt, daß [Ihr] noch die alten 91er seid. Das erhebt etwas, aber schrecklich ist der Krieg doch, u. an solchen Tagen läßt die sonst immer lustige Stimmung der Soldaten merklich nach“. 677 Die trotz allem quantitativ und qualitativ durchaus aussagekräftigen Mengen an Belegstellen des Erhabenheitsbegriffs zeigen jedoch: Erhabenheitsempfinden hat für die Kriegsteilnehmer eine wichtige Rolle als evolutionsbiologisch determinierte und mentalitätsgeschichtlich fermentiert Bewältigungsstrategie des Kriegsgrauens gespielt. Diese Art der Bewältigung des Frontalltags basiert damit auf den Basisbausteinen von Kameradschaft, Religion und Kunst, denen die Brille der ästhetiktheoretischen Allgemeinbildung des damaligen Bildungsbürgertums übergestülpt wurde. Davon abzugrenzen ist das Erhabenheitsgefühl im Kampf. Es gleicht einem Überwältigungs- und Sicherheitsgefühl, das aus psychologischer Sicht als Lesart des Todestriebs aufgefasst werden kann. Als Nebeneffekt wird durch das so entstehende Sicherheitsgefühl die Wahrscheinlichkeit der soldatischen Verweigerung in Todesgefahr minimiert. Diese Ausprägungen des Erhabenen tauchten zwar fragmentarisch in den Quellen auf, werden aber vielfach überblendet durch die beiden Extreme von Selbststilisierung zum erhabenen Übermenschen bzw. der völligen Banalisierung und Normalisierung des Frontalltags. Doch fehlen neben diesen Schablonen in vielen der Quellen die persönlichen Äußerungen, so dass der Mensch mit seiner facettenreichen Empfindungswelt durch den Krieg und eine neu generierte Sprache in vielen dieser Texte ausgelöscht geworden zu scheint wie „am Meeresufer ein Gesicht aus Sand“. 678 Und in diesem Moment des Nicht-mehr-Fassbaren verknüpfen sich Ästhetik und historisches Geschehen zu einem fest gewobenen Band. Vielleicht ist der zentrale Arbeitsmodus der Geschichte in diesem Moment auch nur vom Erhabenen aus zu denken 679 - im Sinne eines evolutionsbiologischen kognitiven Ziels, das auf das Erhabenheitserleben hin programmiert ist und den Menschen angesichts von Bedrohungen in einem wechselseitigen Bezug von erhaben-bedrohlichem Ereignis und erhabener Wahrnehmung lebens-, handlungs- und auf eine bestimmte ästhetisch distanzierte Art lustempfindungsfähig erhält. Damit sind nicht nur in historischen Revolutionen erhabene Aspekte freizulegen, sondern auch das Erhabenheitsempfinden selbst gleicht einer Revolution des Bewusstseins und der Wahrnehmung, die die Kreisbahnen der „normalen“ Gefühlswelt sprengt, um dem Schock durch plötzlich hereinbrechende Veränderungen, wie Kriege, Attentate und Revolutionen ein Vom Vorkrieg in die Augustbegeisterung und hin zur November-Depression 118 probates Mittel entgegenzusetzen, das einerseits durch seine Affektleere beruhigend wirkt, andererseits Lust vermittelt, und folglich zum Erhalt der Handlungsfähigkeit beiträgt und eine Lähmung der Handlungsfähigkeit durch die über das Lustempfinden wiederum gesteigerte Eigenmotivation verhindert. Damit ist der Befund des Erhabenen im vorliegenden Falle ein weitgehend negativer, da durch die Erhabenheit des Schrecklichen Gewaltexzesse und Kriege erleichtert werden. Zwischen Wahn und Wirklichkeit kann dann nur noch bedingt unterschieden werden, ebenso wenig wie zwischen dem Auslöser und der Funktion dieses Systems, oder mit den Worten des Kulturwissenschaftlers Hartmut Böhme ausgedrückt: „Die Ästhetik der Erhabenheit, als Struktur, die in den anthropogenen Katastrophenszenarien unserer Tage wirkt, ist die Verführung, der Angst vor dem Ende dadurch zu entkommen, daß man es macht“. 680 Diese vorsätzliche Vorwegnahme des eigenen Endes im Namen der Erhabenheit ist ein entsprechendes Muster, aufgrund dessen sich zum Beispiel Amokläufer in sehr vielen Fällen der traditionellen Erhabenheitsterminologie verschreiben, sowohl bewusst als auch unbewusst. Der amerikanische Literaturwissenschaftler Thomas Weiskel (1945-1974), der eine so allgemeingültige psychoanalytisch-semiotische Deutung des Romantic Sublime geschrieben hat, dass sie auch für die sowohl den Ersten Weltkrieg als auch für die nachfolgenden Epochen und deren jeweilige Erhabenheiten psychologische Gültigkeit besitzt, beschrieb das Erhabene als eine transzendierende Erfahrung mit derzeit steigender Nachfrage bei zunehmender Technisierung und abnehmendem Idealismus im Alltag. Erhabenheit ist laut Weiskel ein Abbruch von Erkennungsmechanismen des Denkens, oder eigentlich die Legitimation dieses Abbruchs, ein Informationsstop nach außen bei gleichzeitiger Energieerhaltung im Inneren. Man wird nicht nur von außen überfordert, sondern überfordert sich selbst. Phasenweise schafft es dieser Vorgang, dem Geschehen eine transzendente, oft idealistische Ordnung zu unterstellen. Die einen reduzieren dann die erlebte Komplexität und denken sich Metaphern dafür aus. Die anderen produzieren neue Komplexität, um aus der Welt flüchten zu können. Angeblich seien das aus psychologischer Sicht eher die, die sich gerade auf der narzisstischen Flucht vor einem übermächtigen Vaterbild befinden und deswegen eindeutige Statements ebenso scheuen wie den Vater persönlich. Nun scheint aber auch der Glaube an die Psychologie bisweilen Glaubenssache. Eine Kontinuitätslinie des Erhabenen im Sujet von Krieg, Gewalt und Tod bzw. eine neue Mode der Simulation von Gewalt und Überforderung ist in der Gegenwartskultur jedoch augenfällig. Denn mit „der Erhabenheitsästhetik stellt sich die männliche Ästhetik jene Power-Droge bereit, die bis heute ihre Wirkung tut“. 681 Das Kontinuum der gesellschaftlichen Funktion des Erhabenen lautet: Ästhetisierung des Schrecklichen - eine These, die derzeit ihre Bestätigung findet anhand der Renaissance des Erhabenheitsbegriffes in nahezu allen Geisteswissenschaften, und zwar in Vereinigung mit einer neuen Lust Resümee: Vom Schönen zum Erhabenen 119 am Schrecklichen, wie sie vorher nicht da war. Nun ist das Erhabene per se, wie gezeigt, aber nicht problematisches Bildungsbürgergut, sondern auch eine anthropologische Grundkonstante des ästhetischen Erlebens mit Sinn und Zweck. Nicht wenige wichtige Aussagen bedeutender Religionen wären unter diesem Aspekt zu subsumieren. James Elkins proklamierte: „Armes Erhabenes: Relikt aus anderen Jahrhunderten, beständig missbraucht“. 682 Aber die Ästhetik des Schrecklichen, gebunden in dem einen maßgeblichen Teil der klassischen Erhabenheitsterminologie kursiert auf eine vorher so nie selbstreflektierte Art und Weise. Es ist vielleicht der wichtigste Pfeiler des modernen Denkens und es funktioniert wie ein nie verarbeitetes Trauma. Vielleicht ist es kein Zufall, dass diese philosophische Spielart der Erhabenheitstheorie eigentlich hauptsächlich in Deutschland, Frankreich und Amerika vorkommt, in den wichtigsten kriegsführenden Nationen beider Weltkriege. Der Bedarf an Erhabenheit ist so groß wie der Indiz seiner Simulationen, und eine von vielen möglichen ist der Schrecken über das Schreckliche und die Lust an der eigenen Überforderung. Diese Art der kontrollierten Selbstaufgabe ist Teil jedweder Kultur. Nur bereitete man im Kaiserreich bevorzugt die barocke Form von Erhabenheit wieder auf, inklusive einer besonders ausgeprägten Lust am Grusel und Schrecken, so wie zum Beispiel vor allem das 18. Jahrhundert mehr als jedes andere Menschenhaut zu Trommeln, Hosen oder Andenken an die Türkenkriege umfunktionalisierte. 683 Zudem kreuzt sich diese Entwicklung damit, dass seit dem Ersten Weltkrieg die traditionell dafür zuständigen Systeme wie die religiösen Kollektive oder das Gemeinschaftsgefühl im Kaiserreich einem neuen Individualismus wichen, der nach dem Zweiten Weltkrieg dann das Erleben von Erhabenheit dominieren sollte. Wenn heutzutage Simulationen der Schrecklichen trotz aller ohnehin schon vorhandenen Schrecklichkeiten gesucht oder produziert werden, wirkt das wie die Suche nach einer neuen Transzendenz. Die alten Religionen oder sozialen Systeme sind mittlerweile zum großen Teil säkularisiert bzw. geben eigentlich nur mehr ethische Richtlinien, aber keine mystischen Erfahrungspotentiale mehr vor. Das heißt, sie binden den Menschen in kognitive Systeme ein, während andererseits der Bedarf an befreienden Erfahrungen steigt. Entgrenzende Erfahrungen befreien zwar eventuell auch von Vernunft oder sozialem Verhalten. Aber sie bergen Glücksgefühle, und wenn ein Defizit an solchen Gefühlen da ist, dann organisiert sich das System Psyche diese Impulse eben anderweitig. Freud sagte schon 1915, dass der Mensch die Gefahr und den Tod braucht, so wie die heutigen Menschen scheinbar ihre rohen Videospiele, den Extremsport und bluttriefende Krimis. Entscheidend scheint auf den ersten Blick lediglich, wie sehr mit diesen Techniken das rationale Großhirn sich zugunsten eines lustbringenden Flow-Erlebens ausschalten lässt. Erst auf den zweiten Blick fühlt man sich an kulturelle Techniken erinnert, die eben diesen Zustand auch nichtkriegerisch initiieren können, und Vom Vorkrieg in die Augustbegeisterung und hin zur November-Depression 120 relativiert sich die Überzeugungskraft von Freuds Todestriebthese, wenn man bedenkt, dass die eigentlich von einer sadomasochistisch veranlagten Patientin Carl Gustav Jungs, von Sabina Spielrein stammt 684 - oder etwa von Freuds Untersuchungsgegenstand Leonardo da Vinci, der schrieb: „Jetzt siehst du, dass deine Hoffnung und dein Wunsch in die Heimat, zum ersten Sein zurückzukehren, dem Streben des Schmetterlings nach dem Feuer gleicht, und dass der Mensch nicht bemerkt, dass er nur den eigenen Verfall und das Ende herbeisehnt“. 685 Nun, 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg ist es vielleicht wieder möglich, noch ganz andere, an unserer Zeit und an gegenwärtigen Notwendigkeiten orientierte Formen der Erhabenheit zu generieren und dadurch neue oder vielleicht auch nur verlorene kulturelle Möglichkeiten von Schönheitsempfinden wieder zu gewinnen. Denn „Verlorenes wieder zu gewinnen [gleicht] auf alle Fälle … dem Vorstoß hinter die feindlichen Linien … um die Toten zu holen und zu begraben“. 686 Anmerkungen 1 Binding, Rudolf G.: Aus dem Kriege, Potsdam ²1940, S. 290. 2 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 17. Dezember 1914, S. 147. 3 Jünger, Ernst: Kriegstagebuch 1914-1918, Stuttgart 2010, 17.X.15, S. 51. 4 Vgl. Meyers Konversationslexikon, 11. Bd., Leipzig, Wien 1890, S. 473. 5 Vgl. Jacobsen, Mark: The Lampshade. A Holocaust Detective Story from Buchenwald to New Orleans, New York 2010. 6 Vgl. Stockhausen, Karlheinz: „Huuuh! “ Das Pressegespräch am 16. September 2001. im Senatszimmer des Hotel Atlantic in Hamburg mit Karlheinz Stockhausen, in: MusikTexte Nr.91 (2002), S. 76 f. 7 Vgl. Hengerer Mark: Die verbrannten Katzen der Johannisnacht: ein frühneuzeitlicher Brauch in Paris und Metz, zwischen Feuer und Lärm, Konfessionskrieg und kreativer Chronistik, in: Herrmann, Bernd (Hg.): Beiträge zum Göttinger Umwelthistorischen Kolloquium 2010-2011, Göttingen 2011, S. 101-145. 8 „Das Ministerium aber rechnete seit der Kriegserklärung Rußlands mit einem langen Krieg, der bis zum Mai des folgenden Jahres [1915] dauern würde. Das kam uns ebenso unabsehbar, als gänzlich unwahrscheinlich vor“, schreibt der der damalige Oberleutnant Constantin Schneider (1889-1945) in seinen Kriegserinnerungen. (Schneider, Constantin: Die Kriegserinnerungen 1914-1919. Eingeleitet und herausgegeben von Oskar Dohle, Wien, Köln, Weimar 2003, S. 30). 9 Vgl. Willnitz, Karl: Seitengewehr pflanzt auf, Berlin 1936, S. 22. 10 Rommel, Erwin: Infanterie greift an. Erlebnis und Erfahrung, Potsdam 2 1942, S. 8 f. 11 Ebd. 12 Vgl. etwa: Schüßler, Willi: Feldzugsbriefe eines Pastors im Waffenrock, Breslau 6 1916, S. 17. 13 Hofmannsthal, Hugo von: Aufbauen, nicht einreißen, in: Ders.: Reden und Aufsätze II. 1914-1924, Frankfurt am Main 1979, S. 384. 14 Schneider, Constantin: Die Kriegserinnerungen 1914-1919. Eingeleitet und herausgegeben von Oskar Dohle, Wien, Köln, Weimar 2003, S. 27. 15 Nahezu 2.000 finnische Freiwillige erhielten während des Ersten Weltkrieges in Hohenlockstedt (Schleswig Holstein) ihre militärische Ausbildung, mit dem ursprünglichen Ziel eines Partisaneneinsatzes in Finnland, das damals noch Teil des russischen Reiches war. Seit Mai 1916 kämpften die Freiwilligen schließlich als preußisches Jägerbataillon Nr. 27 an der Ostfront. Nach der Unabhängigkeitserklärung Finnlands im Dezember 1917 bildeten sie dann den Kern der finnischen Befreiungsarmee. Während es sich bei den finnischen Freiwilligen überwiegend um Studenten handelte, bildeten Berufsoffiziere den Kern der schwedischen Freiwilligen. Die genaue Zahl der Schweden im deutschen Heer lässt sich jedoch nicht mehr ermitteln. (Vgl. Kesselring, Agilolf: Des Kaisers „finnische Legion“. Die finnische Jägerbewegung im Ersten Weltkrieg im Kontext der deutschen Finnlandpolitik, Berlin 2005; Gyllenhaal, Lars/ Westberg, Lennart: Swedes at war: Willing Warriors of a Neutral Nation 1914-1945, Bedford 2010). 16 Kriegsberichte des Korps Rhenania zu Tübingen, Nr. 19, S. 620 f., zitiert nach Münch, Matti: Verdun: Mythos und Alltag einer Schlacht, München 2006, S. 55. 17 Vgl. Keegan, John: Der Erste Weltkrieg. Eine europäische Tragödie, Reinbek bei Hamburg 2001, S. 265 u. S. 432. 18 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, S. 264. Anmerkungen 122 19 Scheuermann: Über dem Schlachtfeld von Verdun, in: Armee-Zeitung, Nr. 216, 2. Kriegsjahr, 3.06.1916, S. 7 zitiert nach Münch, Matti: Verdun: Mythos und Alltag einer Schlacht, München 2006, S. 51. 20 „Es sieht grauenhaft aus. Jetzt erkennt man, dass auch die weißen Stämme mit einer lilaroten schmierigen Flüssigkeit bespritzt sind. Und man sieht kleine, flache Sprengtrichter. Frische Erde. Ja der Feind hat also wohl geschossen, ohne dass man es hörte.“ (Köppen, Edlef: Heeresbericht, München 2005, (Erstauflage 1930), S. 335). 21 Nash, Paul: Brief vom 16. November 1917, in: Ders., Outline: An Autobiography and Other Writings, London 1949, S. 210 f., zitiert nach: Eksteins, Modris: Tanz über Gräben. Die Geburt der Moderne und der Erste Weltkrieg, Reinbek bei Hamburg 1990, S. 224. 22 Damit wurde eine neue Stufe der Unkultur erreicht, darin waren sich alle Kriegsteilnehmer einig. Die „Errungenschaft“ des 19. Jahrhunderts, dass „jedermann ein Recht auf seinen kleinen Kasten für seine kleine persönliche Verwesung“ habe, wie Foucault festgestellt hatte, war damit obsolet geworden. (Foucault, Michel: Andere Räume, in: Barckhoff, Karlheinz (Hg.): Aisthesis. Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer neuen Ästhetik, Leipzig 1992, S. 42). 23 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom Mai 1915, S. 191. 24 Jünger, Ernst: Kriegstagebuch 1914-1918, Stuttgart 2010, 28.VIII.16, S. 177. 25 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 17. Oktober 1915, S. 244. 26 Jünger, Ernst: Kriegstagebuch 1914-1918, Stuttgart 2010, 26. VIII. 1916, S. 171. 27 Zitiert nach: Latzel, Klaus: Die misslungene Flucht vor dem Tod. Töten und Sterben vor und nach 1918, in: Duppler, Jörg/ Groß, Gerhard P. (Hgg.): Kriegsende 1918. Ereignis - Wirkung - Nachwirkung, München 1999, S. 191. 28 Richtlinien für die Ausbildung des Kriegsersatzes 1916. Mit Genehmigung des Kgl. Preuß. Kriegsministeriums und des Königl. Stellvertretenden Generalkommandos des Gardekorps bearbeitet und herausgegeben vom Kommando des Ersatzbataillons 2. Garde-Reserve-Regiments, Berlin 2 1916, S. 69. 29 Vgl. Brief Leutnant Murr, (8. Kompanie, Landwehr Infanterie Regiment 123), vom 2. Juli 1918, an den Betreiber der Engelapotheke Colmar, Berthold Zivi (Privatbesitz). 30 Vgl. Linnenkohl, Hans: Vom Einzelschuß zur Feuerwalze. Der Wettlauf zwischen Technik und Taktik im Ersten Weltkrieg, Koblenz 1990, S. 270. 31 Gibbs, Philip: Im Granatfeuer, in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt vom 27.11.1914, Nr. 329. Erstes Morgenblatt, zitiert nach Encke, Julia: Augenblicke der Gefahr. Der Krieg und die Sinne. 1914-1934. München 2006, S. 152 f. 32 Jünger, Ernst: Der Kampf als inneres Erlebnis, in: ders.: Sämtliche Werke, Zweite Abteilung Essays I, Band 7, Stuttgart 1980, S. 90 f. 33 Lethen, Hemuth: Knall an sich: Das Ohr als Einbruchstelle des Trauma, in: Mülder-Bach, Inka (Hg.): Modernität und Trauma. Beiträge zum Zeitenbruch des Ersten Weltkriegs, Wien 2000, S. 195. 34 Kaufmann, Doris: «Widerstandsfähige Gehirne» und «kampfunlustige Seelen». Zur Mentalitäts und Wissenschaftsgeschichte des I. Weltkriegs, in: Hagner, Michael (Hg.), ECCE CORTEX. Beiträge zur Geschichte des modernen Gehirns, Darmstadt 1999, S. 210 f. 35 Ein prominenter Vertreter dieser Patientengruppe ist der englische Lyriker Wilfred Owen, der aufgrund der Einwirkung einer Granate die in seiner unmittelbaren Nähe explodierte zum shell-shock Patienten wurde („A big shell lit on the top of the bank, just 2 yards from my head. Before I awoke, I was blown in the air right away from the bank“). Owen wurde daraufhin von Juni - November 1917 in einem Nervenlazarett in Schottland behandelt wurde. (Zitat: Owen Wilfred: Collected Letters, (Hg.) Owen, Harold/ Bell, John, London 1967, S. 452; vgl. Stallworthy, John: Wilfred Owen, Oxford 1998, S. 182 - 184; S. 189 ff.). Anmerkungen 123 36 KFBA, Akte Steglitzer Feldpostbriefe: Brief W. Pfuhl v. 17.11.1916, zitiert nach: Ulrich, Bernd: Die Augenzeugen. Deutsche Feldpostbriefe in Kriegs- und Nachkriegszeit 1914- 1933, Essen 1997, S. 210. 37 Kaufmann, Doris: «Widerstandsfähige Gehirne» und «kampfunlustige Seelen». Zur Mentalitäts und Wissenschaftsgeschichte des I. Weltkriegs, in: Hagner, Michael (Hg.), ECCE CORTEX. Beiträge zur Geschichte des modernen Gehirns, Darmstadt 1999, S. 213. 38 Ebd., S. 214 f. 39 KFBA, Akte Steglitzer Feldpostbriefe: Brief Franz Müller v. 21.1.1915, zitiert nach: Ulrich, Bernd: Die Augenzeugen. Deutsche Feldpostbriefe in Kriegs- und Nachkriegszeit 1914- 1933, Essen 1997, S. 209. 40 Gaupp, Robert: Die Nervenkranken des Krieges, ihre Beurteilung und Behandlung. Ein Wort zur Aufklärung und Mahnung an weite Kreise unseres Volkes (Vortrag), Stuttgart 1917, S. 4; vgl. auch Ulrich, Bernd: Die Augenzeugen. Deutsche Feldpostbriefe in Kriegs- und Nachkriegszeit 1914-1933, Essen 1997, S. 207-214. 41 Vgl. Vogt, Martin: Medizin in zwei Weltkriegen. Bericht über einen Workshop des Komitees der Bundesrepublik Deutschland in der internationalen Gesellschaft für die Geschichte des Zweiten Weltkrieges im Institut für Europäische Geschichte in Mainz, in: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 20 (1997), S. 325. 42 Vgl. Hofer, Georg: Nerven-Korrekturen. Ärzte, Soldaten und die „Kriegsneurosen“ im Ersten Weltkrieg, in: zeitgeschichte 27 (2000), S. 257 f. 43 Hank, Sabine/ Simon, Herrmann (Bearb.): Feldpostbriefe Jüdischer Soldaten 1914-1918, Briefe ehemaliger Zöglinge an Sigmund Feist, Direktor des Reichenheimschen Waisenhauses in Berlin, Band 1, Teetz 2002, Brief Nr. 146 vom 6. Mai 1917, S. 167. 44 Binding, Rudolf G.: Aus dem Kriege, Potsdam 2 1940, Silvester 1914, S. 61. 45 Eksteins, Modris: Tanz über Gräben. Die Geburt der Moderne und der Erste Weltkrieg, Reinbek bei Hamburg 1990, S. 314 ff. 46 Binding, Rudolf: Aus dem Kriege: Weg einer Wandlung, Frankfurt am Main 1925, Brief von Ostern 1915, S. 83. 47 Britting, Georg: Frühe Werke. Prosa, Dramen, Gedichte 1920 bis 1930, Hrsg. von Walter Schmitz in Zusammenarbeit mit Hans Ziegler, München 1987, Anhang, S. 574 48 Latzko, Andreas, zitiert nach Werth, German: Verdun. Die Schlacht und der Mythos, Bergisch Gladbach 3 1987, S. 226. 49 Werth, German: Verdun. Die Schlacht und der Mythos, Bergisch Gladbach 3 1987, S. 228. 50 Belfrage, Carl: Wahnwitz der Westfront. Aus dem Tagebuch des schwedischen Hauptmanns Carl Belfrage Stockholm 2005, S. 262. 51 Zitiert nach: Englund, Peter: Menschheit am Nullpunkt. Aus dem Abgrund des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2001, S. 39. 52 Ebd. 53 Housman, Laurence (Hg.): War Letters of Fallen Englishmen, London 1930, Kenneth Gordon Garnett, Brief vom 1. November 1915, S. 110. 54 Vgl. hierzu auch Hoffmann, Thorsten: Konfigurationen des Erhabenen. Zur Produktivität einer ästhetischen Kategorie in der Literatur des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Berlin/ New York 2006, S. 270 ff. 55 Jünger, Ernst: Sgraffiti, Stuttgart 1960, S. 110. 56 Jünger, Ernst: Der Kampf als inneres Erlebnis, in: ders.: Sämtliche Werke, Zweite Abteilung Essays I, Band 7, Stuttgart 1980, S. 54. 57 Ebd. 58 Ebd. 59 Ebd., S. 53. 60 Vgl. zum Begriff „Zeit absaugen“ bei Ernst Jünger: Meyer, Martin: Ernst Jünger, München 1993, S. 34. Anmerkungen 124 61 Wundt, Max: Erinnerungen an den Weltkrieg 1914-1918, UAT 228/ 10, S. 22 f., zitiert nach: Paletschek, Sylvia: Tübinger Hochschullehrer im Ersten Weltkrieg: Kriegserfahrungen an der „Heimatfront“ Universität und im Feld, in: Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Dieter Langewiesche, Hans-Peter Ullmann (Hgg.): Kriegserfahrungen. Studien zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkrieges, Essen 1997, S. 103. 62 Jünger, Ernst: Sturm, in: ders.: Sämtliche Werke, Dritte Abteilung Erzählende Schriften, Band 15, Stuttgart 1978, S. 54. 63 Ebd., S. 73 f. 64 Ebd., S. 103. 65 Ders.: Der Kampf als inneres Erlebnis, in: ders.: Sämtliche Werke, Zweite Abteilung Essays I, Band 7, Stuttgart 1980, S. 103. 66 Kant, Immanuel: Kritik der Praktischen Vernunft, in: Ders.: Werke. Akademie-Ausgabe, Berlin 1968, Bd. V, Beschluss, S. 161 f. 67 Jünger, Ernst: Kriegstagebuch 1914-1918, Stuttgart 2010, 1.XII.15, S. 62 f. 68 Ebd., 24.V.17, S. 258. 69 Ebd., 29.III.16, S. 95. 70 Vgl. Böhme, Ulrich: Fassungen bei Ernst Jünger, Meisenheim 1972, passim; Encke, Julia: Augenblicke der Gefahr. Der Krieg und die Sinne. 1914-1934. München 2006, S. 97 ff. 71 Vgl. hierzu Hajduk, Stefan: Die Figur des Erhabenen: Musils ästhetische Transgression der Moderne, Würzburg 2000. 72 Musil, Robert: Tagebücher, 2. Bde., Hg. Adolf Frisé, Reinbek 1983, Bd. II., S. 1071 73 Ebd., S. 1196. 74 Musil, Robert: Der Mann ohne Eigenschaften, II., Aus dem Nachlass, Reinbek bei Hamburg 2005, S. 1089. 75 Ders.: Der Mann ohne Eigenschaften, I., Zweites Buch, Reinbek bei Hamburg 21 2006, S. 765. 76 Ebd. 77 Vgl. Ebd. 78 Ders.: Die Amsel - Bilder, Stuttgart 1996, S. 16. 79 Ebd., S. 14 f. 80 Vgl. Corino, Karl: Robert Musil, Eine Biographie, Reinbek bei Hamburg 2003, S. 541 f. und S. 730. 81 Fliegerpfeile waren Stahlpfeile in der Größe eines Bleistifts, mit einem Gewicht von „20 g, die Länge ist 12 cm, der Durchmesser 0,8“ cm. (Berliner klinische Wochenschrift, 1914, S. 1745) Fliegerpfeile waren in Kanistern am Rumpf des Flugzeugs befestigt, und konnten vom Cockpit des Piloten ausgeklinkt werden. (Bowen, Ezra: Kampfflieger des Ersten Weltkriegs, Eltville 1993, S. 53). 82 Musil, Robert: Die Amsel, Stuttgart 1996, S. 17. 83 Musil, Robert: Tagebücher, Aphorismen Essays und Reden, Hg. Adolf Frisé, Hamburg 1955, S. 175. 84 Vgl. Berz, Peter: Der Fliegerpfeil. Ein Kriegsexperiment Musils an den Grenzen des Hörraums, in: Hörisch, Jochen/ Wetzel, Michael (Hg.), Armaturen der Sinne. Literarische und technische Medien 1870-1920, München, 1990, S. 277. 85 Insbesondere gegen die Fesselballons der Luftschifferabteilungen wurden die Fliegerpfeile eingesetzt, so berichtet ein deutscher Offizier: „Dagegen besuchen uns häufig französische Flieger, die vergebens Bomben abwarfen, da sie bei unserem Schnellfeuer sich nicht tief wagen, dagegen werfen sie 16 Zentimeter lange Stahlpfeile in Bündeln ab. Eine furchtbare Waffe, wenn aus großer Höhe das 20 Gramm schwere Geschoß ein Ziel erreicht, schlimmer als Schrapnelle und Bomben.“ (Krack, Otto (Hg.): Das deutsche Herz, Feldpostbriefe unserer Helden, Berlin 1915, S. 179). 86 Musil, Robert: Nachlass zu Lebzeiten, in: Ders., Gesammelte Werke, Reinbek bei Hamburg 2 1981, Bd. 7, S. 556. Anmerkungen 125 87 Ein Militärarzt berichtet aus der Gegend von Rheims über den Abwurf von Fliegerpfeilen: „In der letzten Nacht wurde eine Anzahl derartiger Pfeile auf eine Pionierkompanie herabgeworfen. Verletzt wurde niemand. Die Soldaten gaben an, daß man beim Einschlagen in die Erde ein dumpfes Geräusch höre, einige wollen auch das Zischen der durchschnittenen Luft bemerkt haben.“ (Berliner klinische Wochenschrift 1914, S. 1745; vgl. auch Krack, Otto (Hg.): Das deutsche Herz. Feldpostbriefe unserer Helden, Berlin 1915, S. 175). 88 Musil, Robert: Die Amsel, Stuttgart 1996, S. 19). 89 Ders.: Ein Soldat erzählt, in: ders., Gesammelte Werke, Hamburg 1981, S. 754. 90 Vgl. Jünger, Ernst: Der Kampf als inneres Erlebnis, in: ders.: Sämtliche Werke, Zweite Abteilung Essays I, Band 7, Stuttgart 1980, S. 103. 91 Roudaut, Jean: Le temps et l`espace sacré dans la poésie d`Apollinaire, in: Critique 14 (1958), S. 690-708. 92 „Ascese soul les peupliers et les frênes […] ne petite hutte dans la forêt” (Apollinaire, Guilaume: Œuvres en prose complètes III, Paris 1993, 13, 3.5). 93 Vgl. Rehage, Georg Philipp: Wo sind Worte für das Erleben. Die lyrische Darstellung des Ersten Weltkrieges in der französischen und deutschen Avantgarde, Heidelberg 2003, S. 42-45. 94 Hoffmann, Thorsten: Konfigurationen des Erhabenen. Zur Produktivität einer ästhetischen Kategorie in der Literatur des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Berlin/ New York 2006, S. 6. 95 Stramm, August: Brief vom 29.4.1915, in: Ders.: 25 Briefe an seine Frau, Hrsg. von Lothar Jordan, in: Adler, J.D./ White, J. J. (Hg.), August Stramm, Kritische Essays und unveröffentlichtes Quellenmaterial aus dem Nachlaß des Dichters, Berlin 1979, S. 144. 96 Ebd., Brief vom 13.5.1915, S. 146. 97 Ebd., Brief vom 20.5.1915, S. 147. 98 Ebd., Brief vom 27.5.1915, S. 148. 99 Ebd., Brief vom 05.6.1915, S. 150. 100 Ebd. 101 Adler, Jeremie: Die Briefe von August Stramm an Nell und Herwarth Walden, in: ders. (Hg.), August Stramm Alles ist Gedicht. Briefe Gedichte Bilder Dokumente, Zürich 1990, S. 86. 102 „Ich bin seelisch furchtbar runter. Kranke Ofiziere kommen nicht in die Heimat. Unter keinen Umständen. Da sind hier Pflegeanstalten. Da würde ich sicher aber ganz zusammenbrechen. So bleibe ich hier bei meiner Truppe, kommandiere, schieße, höre es um mich herumschießen, pfeiffen, fast gefühllos ohne Bewusstwerden. Bekannte Gesichte liegen starr. Tot. Neue tauchen auf alles gleich Manchmal fühle ich einfach wie ein Toter. Ich komme mir längst tot vor.“ (Stramm, August: Brief vom 27.06.1915, in: Stramm, August: Alles ist Gedicht, Briefe Gedichte Bilder Dokumente, Hg. Jeremy Adler, Zürich 1990, S. 57 f.). 103 Stramm, August: Brief vom 18.08.1915, in: Ders.: 25 Briefe an seine Frau, Hrsg. von Lothar Jordan, in: Adler, J.D./ White, J. J. (Hg.), August Stramm, Kritische Essays und unveröffentlichtes Quellenmaterial aus dem Nachlaß des Dichters, Berlin 1979, S. 152. 104 Jordan, Lothar: Familie und Krieg. Zu August Stramms Briefen an seine Frau, in: Adler, J. D./ White, J.J. (Hg.), August Stramm. Kritische Essays und unveröffentlichtes Quellenmaterial aus dem Nachlaß des Dichters, Berlin 1979, S. 121. 105 Stramm, August: Brief vom 05.6.1915, in: Ders.: 25 Briefe an seine Frau, Hrsg. von Lothar Jordan, in: Adler, J.D./ White, J. J. (Hg.), August Stramm, Kritische Essays und unveröffentlichtes Quellenmaterial aus dem Nachlaß des Dichters, Berlin 1979, S. 150. 106 Ebd., Brief vom 18.08.1915, S. 152. 107 Stramm, August: Brief vom 27.05.1915, in: Stramm, August: Alles ist Gedicht, Briefe Gedichte Bilder Dokumente, Hg. Jeremy Adler, Zürich 1990, S. 55. 108 Ders.: Brief vom 27.05.1915, in: ebd., S. 56. Anmerkungen 126 109 Vgl. Rehage, Georg Philipp: Wo sind Worte für das Erleben. Die lyrische Darstellung des Ersten Weltkrieges in der französischen und deutschen Avantgarde, Heidelberg 2003, S. 31. 110 Stramm, August: Brief vom 06.10.1914, in: Stramm, August: Alles ist Gedicht, Briefe Gedichte Bilder Dokumente, Hg. Jeremy Adler, Zürich 1990, S. 22. 111 Ders.: Brief vom 27.06.1915, in: Ebd., S. 57. 112 Vgl. Rehage, Georg Philipp: Wo sind Worte für das Erleben. Die lyrische Darstellung des Ersten Weltkrieges in der französischen und deutschen Avantgarde, Heidelberg 2003, S. 169 u. S. 209. 113 Walden, Herwarth: Ruf an August Stramm. Rede zum ersten Sturm-Kunstabend in der Kunstausstellung „Der Sturm“ am ersten September 1916, in: Stramm, August: Alles ist Gedicht, Briefe Gedichte Bilder Dokumente, Hg. Jeremy Adler, Zürich 1990, S. 136. 114 Beckmann, Max: Briefe im Kriege 1914/ 1915, München/ Zürich 1984, Brief vom 11.10.1914, S. 18. 115 Ebd., Brief vom 04.05.1915, S. 55. 116 Jürgens-Kirchhoff, Annegret: „Sterbelust und Opferdrang“ Die Erotisierung des Krieges, in: Gestrich, Andreas (Hg.), Gewalt im Krieg. Ausübung, Erfahrung und Verweigerung von Gewalt in Kriegen des 20. Jahrhunderts (= Jahrbuch für Historische Friedensforschung 4, 1995), Münster 1995, S. 75 - 98. 117 Beckmann, Max: Briefe im Kriege 1914/ 1915, München/ Zürich 1984, Brief vom 04.05.1915, S. 52. 118 Jürgens-Kirchhoff, Annegret: „Sterbelust und Opferdrang“ Die Erotisierung des Krieges, in: Gestrich, Andreas (Hg.), Gewalt im Krieg. Ausübung, Erfahrung und Verweigerung von Gewalt in Kriegen des 20. Jahrhunderts (= Jahrbuch für Historische Friedensforschung 4, 1995), Münster 1995, S. 90. 119 Beckmann, Max: Briefe im Kriege 1914/ 1915, München/ Zürich 1984, Brief vom 24.05.1915, S. 67. 120 Ebd., Brief vom 08.06.1915, S. 72. 121 Vgl. Weichselbaum, Hans: Georg Trakl. Eine Biographie mit Bildern, Texten und Dokumenten, Salzburg 1994, S. 165-178. 122 Kessler, Harry Graf: Das Tagebuch, Stuttgart 2006, 6. Band 1916-1918, Notiz vom 2. November 1917, S. 182. 123 Vgl. Schneider, Constantin: Die Kriegserinnerungen 1914-1919. Eingeleitet und herausgegeben von Oskar Dohle, Wien, Köln, Weimar 2003, S. 394. 124 Kessler, Harry Graf: Das Tagebuch, Stuttgart 2006, 6. Band 1916-1918, Notiz vom 2. November 1917, S. 182. 125 Ebd. 126 Vgl. Heymel, Charlotte: Touristen an der Front. Das Kriegserlebnis 1914-1918 als Reiseerfahrung in zeitgenössischen Reiseberichten. Münster: 2007, S. 61 ff.; Mühlhausen, Walter/ Papke, Gerhard (Hgg.): Kommunalpolitik im Ersten Weltkrieg: Die Tagebücher Erich Koch-Wesers 1914 bis 1918, München 1999, S. 130 ff. 127 Vgl. Schmid, Friedrich: Über die Psyche des Infanteristen im Kampfe, Greifswald 1919, S. 7. 128 Ebd., S. 49. 129 Vgl. Csikszentmihaly, Mihaly: Das Flow-Erlebnis. Jenseits von Angst und Langeweile im Tun aufgehen. Stuttgart 1975, S. 58 ff. Voigt, Stefanie: Das Geheimnis des Schönen. Über menschliche Kunst und künstliche Menschen oder: Wie Bewusstsein entsteht, Münster/ New York/ München/ Berlin 2005, S. 158 ff. 130 Goleman, Daniel: Emotionale Intelligenz, München 1996, S. 53 ff. 131 Vgl. Schmid, Friedrich: Über die Psyche des Infanteristen im Kampfe, Greifswald 1919, S. 49. 132 Schmid, Friedrich: Über die Psyche des Infanteristen im Kampfe, Greifswald 1919, S. 47 f. Anmerkungen 127 133 Owen, Wilfred: Collected Letters, (Hg.) Owen, Harold/ Bell, John, London 1967, S. 580. 134 Ebd., S. 581 135 Vgl. hierzu Voigt, Stefanie. Erhabenheit. Über ein großes Gefühl und seine Opfer, Würzburg 2011. 136 Die Fähigkeit Erhabenheit hervorzurufen, ist hier zunächst als rhetorisches Instrument zu verstehen. (Vgl. Barone Paul: Schiller und die Tradition des Erhabenen, Berlin 2004, S. 31 ff.). 137 Pries, Christine: Einleitung, in: Ders. (Hg.), Das Erhabene. Zwischen Grenzerfahrung und Größenwahn, Weinheim 1989, S. 6. 138 Kant, Immanuel: Kritik der Urteilskraft, in: Ders.: Werke. Akademie-Ausgabe, Berlin 1968, Bd. V, § 23, S. 245. 139 Mendelssohn, Moses: Ästhetische Schriften in Auswahl, hg. Von Otto F. Best, Darmstadt 1974, S. 130. 140 Die Gladiatorenkämpfe würden „aufs Erhabene im dunklen Sinn des Wortes“ zielen, so Sloterdijk. Die Kämpfe seien so etwas wie eine „Immanenzmaschine“ des Erhabenen gewesen. (Sloterdijk, Peter: Spielen mit dem, was mit uns spielt. Über die physischen und metaphysischen Wurzeln des Sports zwischen griechischem Stadion und römischer Arena, in: NZZ vom 14./ 15. Juni 2008, Nr. 137, S. 28). 141 Vgl. ebd. 142 Schiller, Friedrich: Über das Erhabene, in: Ders: Nationalsausgabe, Weimar 1963, S. 185. 143 Xenophon: Hellenische Geschichte, in: Ders.: Werke, Bd. 13, Stuttgart 1831, 2. Buch, S. 1669. 144 Cicero: Gespräche in Tusculum, München 1997, I, S. 96. 145 Vgl. Süß, Wilhelm: Cicero. Eine Einführung in seine philosophischen Schriften (mit Ausschluß der staatsphilosophischen Werke), Wiesbaden 1966, S. 294. 146 Vgl. Lefèvre, Eckard: Philosophie unter der Tyrannis. Ciceros Tusculanae Disputationes, Heidelberg 2008, S. 234 ff. 147 Vgl. Ebd. 148 Vgl. Plutarch: Biographien des Plutarchs, Wien, Prag 1796, S. 374-380. 149 Vgl. Häußler, Reinhard: Zur Datierung der Schrift vom Erhabenen, in: Kühnert, B./ Riedel, V./ Gordesiani, R. (Hg.), Prinzipat und Kultur im 1. und 2. Jahrhundert, Wissenschaftliche Tagung der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Iwane- Dshawachischwili-Universität Tbilissi 27.-30. Oktober 1992 in Jena, Bonn 1995, S.141 - 163; Beil, Ulrich J.: „Rhetorische Phantasia. Ein Beitrag zur Archäologie des Erhabenen“ in: ARCADIA 28 (1993), S. 225-255). 150 Pseudo-Longinus: Vom Erhabenen, Griechisch-deutsch, Hrsg. von Reinhardt Brandt, Darmstadt 1966, 1, S. 4. 151 Ebd., S. 9. 152 „[...] während das Erhabene, wo es am rechten Ort hervorbricht, den ganzen Stoff wie ein plötzlich zuckender Blitz zerteilt und schlagartig die geballte Kraft des Redners offenbart.“ (Pseudo- Longinus: Vom Erhabenen, Griechisch-deutsch, Hrsg. von Reinhardt Brandt, Darmstadt 1966, 1, S.4). 153 Vgl. Menninghaus, Winfried: Zwischen Überwältigung und Widerstand. Macht und Gewalt in Longins und Kants Theorien des Erhabenen, in: POETICA. Zeitschrift für Sprach- und Literaturwissenschaft, 23 (1991), S. 5. 154 Vgl. Hertz, Neil: Eine Longinus-Lektüre, in: Ders., Das Ende des Weges. Die Psychoanalyse und das Erhabene, Frankfurt am Main 2001, S. 12 ff. 155 Ebd., S. 17. 156 Man ist versucht Thomas Weiskel zu zitieren, der schrieb „A humanistic sublime is an oxymoron.“ Allerdings war dies ganz auf metaphysische Aspekte gemünzt, da nach Weiskel das Erhabene ohne eine Vorstellung vom Jenseits untergehe, und er auch selbst in seiner Untersuchung abbricht, ohne die religiösen Komponenten des Erhabenen zu Anmerkungen 128 untersuchen. (Weiskel, Thomas: The Romantic Sublime: Studies in the Structure and Psychology of Transcendence, Baltimore/ London 1976, S. 3; Elkins, James: Gegen das Erhabene, in: Hoffmann, Roald/ Whyte, Iain Boyd (Hgg.): Das Erhabene in Wissenschaft und Kunst. Über Vernunft und Einbildungskraft, Berlin 2010, S. 108 f.). 157 Froissart, Jean: Chroniques. Livres I: Le manuscrit d´Amiens, hg. George T. Diller, Genf 1991-1993, Bd. 3, S. 348. 158 Vgl. Prietzel, Malte: Der Tod auf dem Schlachtfeld. Töten und Sterben in der Chronistik des Hundertjährigen Kriegs, in: Emich, Birgit/ Signori, Gabriela (Hgg.): Kriegs / Bilder in Mittelalter und Früher Neuzeit, Berlin 2010, S. 70 ff. 159 „Auch das Flämmchen, das wir auf Erden entfacht haben, bewundern wir deshalb, weil es sein Licht rein bewahrt, nicht mehr als die Himmelslichter, die sich oft verdunkeln, noch halten wir es für staunenswerter als die Krater des Ätna, dessen Ausbrüche Steine und ganze Felsmassen aus der Tiefe emporschleudern und manchmal Ströme des erdgeborenen, elementaren Feuers ergießen.“ (Pseudo-Longinus: Vom Erhabenen, Griechisch-deutsch, Hrsg. von Reinhardt Brandt, Darmstadt 1966, 35,4). 160 Vgl. Zelle, Carsten: Angenehmes Grauen. Literaturhistorische Beiträge zur Ästhetik des Schrecklichen im 18. Jahrhundert, Hamburg 1987. S. 280; Menninghaus, Winfried: Zwischen Überwältigung und Widerstand. Macht und Gewalt in Longins und Kants Theorien des Erhabenen, in: POETICA. Zeitschrift für Sprach- und Literaturwissenschaft, 23 (1991), S. 5. 161 Bodmer, Johann Jakob: Kritische Betrachtungen über die Poetischen Gemälde der Dichter, Frankfurt 1971, S. 276. 162 Vgl. Zelle, Carsten: Einleitung, in: Ders. (Hg.): Immanuel Jacob Pyra: Über das Erhabene. Mit einer Einleitung und einem Anhang mit Briefen Bodmers, Langes und Pyras, Frankfurt am Main/ Bern/ New York/ Paris 1991, (= Trouvaillen; Bd. 10), S. 11. 163 Pyra, Immanuel Jacob: Fortsetzung des Erweises, daß die G*ttsch*dianische Sekte den Geschmack verderbe. Wegen der so genannten Hällischen Bemühungen zur Beförderung der Critik. Berlin 1744, Reprint: Hildesheim/ New York 1974, S. 62. 164 Kant, Immanuel: Kritik der Urteilskraft, in: Ders.: Werke. Akademie-Ausgabe, Berlin 1968, Bd. V, § 28, S. 263. 165 Vgl. etwa: Möbius, Sascha: Mehr Angst vor dem Offizier als vor dem Feind? Eine mentalitätsgeschichtliche Studie zur preußischen Taktik im Siebenjährigen Krieg, Saarbrücken 2007, passim. 166 Nohl, Herman: Die ästhetische Wirklichkeit. Eine Einführung, Frankfurt am Main 3 1961, S.99. 167 Kant, Immanuel: Kritik der Urteilskraft, in: Ders.: Werke. Akademie-Ausgabe, Berlin 1968, Bd. V, § 26, S. 255. 168 Ebd., § 27, S. 257. 169 Vgl. White, Hayden: The Politics of Historical Interpretation: Discipline and De- Sublimation, in: Critical Inquiry 9 (1982), S. 113 ff. 170 Foucault, Michel: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses, Frankfurt am Main 1977, S. 66. 171 Ebd., S. 67. 172 Vgl. Ebd., S. 63 ff.; Zelle, Carsten: Angenehmes Grauen. Literaturhistorische Beiträge zur Ästhetik des Schrecklichen im achtzehnten Jahrhundert, Hamburg 1987, S. 58 f.; Wertheimer, Jürgen (Hg.): Ästhetik der Gewalt. Ihre Darstellung in Literatur und Kunst, Frankfurt am Main 1986, S. 218 f. 173 Vgl. Schwarzer, Stefanie: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die Ästhetisierung kriegerischer Ereignisse in der Frühen Neuzeit, München 2006, S. 124. 174 Faesch, Georg Rudolph: Regeln und Grundsätze der Kriegskunst aus den besten Schriftstellern, welche über diese Wissenschaft geschrieben habe, in gewisser Ordnung zusammen getragen, 4 Bde. Leipzig 1771-1774, Bd. 1, S. 13. Anmerkungen 129 175 Vgl. Bartels, Klaus: Die Erhabenheit des Krieges, der Technik und des Mordes. Eine neue Ordnung der Dinge bei Heinrich von Kleist, in: Gutjahr, Ortrud/ Segeberg, Harro (Hg.): Klassik und Antiklassik, Goethe und seine Epoche, Würzburg 2001, S. 255 f. 176 Eichberg, Henning: Die Rationalität der Technik ist veränderlich. Festungsbau im Barock, in: Troitzsch, Ulrich/ Wohlauf, Gabriele (Hg.): Technik-Geschichte. Historische Beiträge und neuere Ansätze, Frankfurt am Main 1980, S. 227. 177 Vgl. ebd., S. 225 ff. 178 Vgl. Zelle, Carsten: Verwöhnter Geschmack, schauervolles Ergötzen und theatralische Sittlichkeit. Zum Verhältnis von Ethik und Ästhetik in Moses Mendelssohns ästhetischen Schriften, in: Gerhard, Anselm (Hg.): Musik und Ästhetik im Berlin Moses Mendelssohns, Tübingen 1999, S. 104 ff. 179 Vgl. Mendelssohn, Moses: Über die Empfindungen, in: Ders., Schriften zur Philosophie und Ästhetik, Bearbeitet von Fritz Bamberger, Faksimile-Neudruck der Ausgabe Berlin 1929, Stuttgart/ Bad Canstatt 1971, S. 306. 180 „Im Leben ist nichts sittlich gut, das nicht in unsrer Vollkommenheit gegründet ist; auf der Schaubühne hingegen ist es alles, was in der heftigen Leidenschaft seinen Grund hat. Der Zweck des Trauerspiels ist Leidenschaften zu erregen. Daher ist der Selbstmord theatralisch gut.“ (Mendelssohn, Moses: Über die Empfindungen, in: Ders., Gesammelte Schriften. Jubiläumsausgabe, Band 1: Schriften zur Philosophie und Ästhetik, Bearbeitet von Fritz Bamberger, Faksimile-Neudruck der Ausgabe Berlin 1929, Stuttgart/ Bad Canstatt 1971, S. 306. 181 Zelle, Carsten: Verwöhnter Geschmack, schauervolles Ergötzen und theatralische Sittlichkeit. Zum Verhältnis von Ethik und Ästhetik in Moses Mendelssohns ästhetischen Schriften, in: Gerhard, Anselm (Hg.): Musik und Ästhetik im Berlin Moses Mendelssohns, Tübingen 1999, S. 109. 182 Ebd., S. 111. 183 Mendelssohn, Moses: Rhapsodie oder Zusätze zu den Briefen über die Empfindungen. In: Ders., Gesammelte Schriften, Band 1: Schriften zur Philosophie und Ästhetik, Bearbeitet von Fritz Bamberger, Faksimile-Neudruck der Ausgabe Berlin 1929, Stuttgart/ Bad Canstatt 1971, S. 383 f. 184 Vgl. Ders.: Betrachtungen über das Erhabene und das Naive in den schönen Wissenschaften, In: Ders.: Gesammelte Schriften, Jubiläumsausgabe, Band 1: Schriften zur Philosophie und Ästhetik, Bearbeitet von Fritz Bamberger, Faksimile-Neudruck der Ausgabe Berlin 1929, Stuttgart/ Bad Canstatt 1971, S. 194 und S. 206. 185 Ebd., S. 207 f. 186 Vgl. Hoffmann, Torsten: Konfigurationen des Erhabenen. Zur Produktivität einer ästhetischen Kategorie in der Literatur des ausgehenden 20. Jahrhunderts, Berlin/ New York 2006, S. 269. 187 Herder, J. G.: Kalligone. Vom Erhabenen und vom Ideal. Dritter Teil, in: Ders., Sämtliche Werke XXII, Hg. Bernhard Supan, Berlin 1880, (ND Hildesheim 1967), S. 231 188 Ebd. 189 Ebd., S. 236. 190 Vgl. auch Vierle, Andrea: Die Wahrheit des Poetisch Erhabenen, Studien zum dichterischen Denken. Von der Antike bis zur Postmoderne, Würzburg 2004, S. 168. 191 Archenholz, Johann Wilhelm von: Geschichte des siebenjährigen Krieges in Deutschland von 1756 bis 1763, 1793, in: Kunisch, Johannes (Hg.), Aufklärung und Kriegserfahrung, Klassische Zeitzeugen zum Siebenjährigen Krieg, Frankfurt am Main 1996, S. 349. 192 Herder, Johann Gottfried: Kalligone. Vom Erhabenen und vom Ideal. Dritter Teil, in: Ders., Sämtliche Werke XXII, Hg. Bernhard Supan, Berlin 1880, (ND Hildesheim 1967), S. 240. 193 Vischer, Friedrich Theodor: Über das Erhabene und das Komische und andere Schriften zur Ästhetik, hg. V on W. Oelmüller, Frankfurt am Main 1967, S. 156. Anmerkungen 130 194 Ebd. 195 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, S. 19. 196 Rosenberg, Alfred: Der Mythus des 20. Jahrhunderts, München 1930, S. 445 f. 197 Vgl. Böhme, Hartmut: Das Steinerne, Anmerkungen zur Theorie des Erhabenen aus dem Blick des Menschenfremdesten, in: Pries, Christine (Hg.), Das Erhabene. Zwischen Grenzerfahrung und Größenwahn, Weinheim 1989, S. 127 ff. 198 Goetze, Martin: Die Kunst des Unbestimmten. Lyotards Ästhetik des Erhabenen, online unter: http: / / archiv.sicetnon.org/ artikel/ kunst/ lyt.htm. 199 Lyotard, Jean-Francois: Die Analytik des Erhabenen, Kant-Lektionen, Die Kritik der Urteilskraft, §§ 23 - 29, München 1994, S. 201. 200 Vgl. Baudrillard, Jean: Der Geist des Terrorismus. Hg. von Peter Engelmann, Wien 2002. 201 Hettling, Manfred/ Jeismann, Michael: Der Weltkrieg als Epos. Philipp Witkops „Kriegsbriefe gefallener Studenten“, in: Hirschfeld, Gerhard/ Krumeich, Gerd/ Renz, Irina (Hgg.): „Keiner fühlt sich hier mehr als Mensch ...“. Erlebnis und Wirkung des Ersten Weltkriegs, Essen 1993, S. 181. 202 Vgl. ebd., S. 181 f.; Witkop, Philipp: Vorwort, in: Ders. (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, Herausgegeben in Verbindung mit den deutschen Kultusministerien, Leipzig, Berlin 1918, S. III. 203 Wunderle, Georg: Das Seelenleben unter dem Einfluß des Krieges. Eine psychologische Skizze, Eichstätt 1914, S. 27. 204 WUA, 4. Reihe, II. Ab., Bd. 4, Sitzung vom 4.2.1926 / Sachverständiger Gen. D. Inf. V. Kuhl, S. 143, zitiert nach: Ulrich, Bernd: Die Augenzeugen. Deutsche Feldpostbriefe in Kriegs- und Nachkriegszeit 1914-1933, Essen 1997, S. 251. 205 Bloch, Marc: Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, München 1985, S. 84. 206 Ebd. 207 Keegan, John: Das Antlitz des Krieges. Die Schlachten von Azincourt 1415, Waterloo 1815 und an der Somme 1916, Frankfurt/ New York 1991, S. 33. 208 Knoch, Peter: Kriegserlebnisse als biografische Krise, in: Gestrich, Andreas/ Knoch, Peter/ Merkel, Helga (Hgg.): Biographie - sozialgeschichtlich, Göttingen 1988, S. 88; vgl. auch Kilian, Katrin Anja: Das Medium Feldpost als Gegenstand interdisziplinärer Forschung. Archivlage, Forschungsstand und Aufbereitung der Quelle aus dem Zweiten Weltkrieg, Diss. TU Berlin 2001, online unter: http: / / www.feldpost-archiv.de/ pdf/ diss-kkilian.pdf. 209 Cru, Jean Norton: Wo ist die Wahrheit über den Krieg? , Eine kritische Studie mit Berichten von Zeitzeugen, Potsdam 1932, S. 18. 210 Beupré, Nicolas: Deutsche und französische Frontschriftsteller des Ersten Weltkrieges (1914 - 1920). Versuche einer Vergleichsstudie, in: Arbeitskreis Militärgeschichte e.V., Newsletter 23 (2004), Nr. 2, online unter: http: / / akmilitaergeschichte.de/ download/ zip/ NL23.pdf , S. 15. 211 Auch auf der anderen Seite des Schützengrabens war diese Entfremdung, und damit die Dichotomie des Kriegserlebens virulent. Dies veranlasste den englischen Schriftsteller und Lyriker Siegfried Sassoon dazu, 1916, ein noch während des Krieges veröffentlichtes Gedicht über den Zynismus der Stabsoffiziere zu schreiben: „I were fierce, and bald, and short of breath, / I’d live with scarlet Majors at the Base / And speed glum heroes up the line to death. / You’d see me with my puffy petulant face, / Guzzling and gulping in the best hotel, / Reading the Roll of Honour. ‘Poor young chap,’ / I’d say—‘I used to know his father well; / Yes, we’ve lost heavily in this last scrap.’/ And when the war is done and youth stone dead, / I’d toddle safely home and die—in bed.” (Sasson, Siegfried: Base Details, in: ders., Counter-Attack and Other Poems, New York 1918, S. 25). 212 Cru, Jean Norton: Wo ist die Wahrheit über den Krieg? , Eine kritische Studie mit Berichten von Zeitzeugen, Potsdam 1932, S. 107. Anmerkungen 131 213 Marc Bloch sieht den Raum zwischen vorderer und rückwärtiger Frontlinie als „Zone der Legendenbildung“ an., in der die Nachrichten von den gut informierten Stäben, repräsentiert durch Telefonisten, Meldegänger und Artilleriebeobachter im Kontakt mit dem Frontkämpfer der vordersten Linie zur Legende vermischten. (Bloch, Marc: Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, München 1974, S. 112). 214 Vgl. Cru, Jean Norton: Wo ist die Wahrheit über den Krieg? Eine kritische Studie mit Berichten von Zeitzeugen, Potsdam 1932, S. 44 ff. 215 Marc Bloch sieht den Raum zwischen vorderer und rückwärtiger Frontlinie als „Zone der Legendenbildung“ an., in der die Nachrichten von den gut informierten Stäben, repräsentiert durch Telefonisten, Meldegänger und Artilleriebeobachter im Kontakt mit dem Frontkämpfer der vordersten Linie zur Legende vermischten. (Bloch, Marc: Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, München 1974, S. 112). 216 Vgl. Knoch, Peter: Feldpost - eine unentdeckte Quellengattung, in: Geschichtsdidaktik 11 (1986), S. 156. 217 Vgl. etwa: Müller, Thomas (Hg.): Erlebnisse eines Thüringers im Krieg gegen Frankreich 1870/ 71, Bad Langensalza 2006, hier wird das Erleben in einer klaren, nichts ästhetisierenden oder beschönigenden Sprache überliefert. 218 Witkop,Wittg Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 10.09.1917, S. 337. 219 Wittgenstein, Ludwig: Tagebuch vom 4. Mai 1916, zitiert nach: Macho, Thomas: Wittgenstein, München 2001, S. 43. 220 Housman, Laurence (Hg.): War Letters of Fallen Englishmen, London 1930, Captain Claude Templer, Brief vom April 1918, S. 275. 221 Marc, Franz: Briefe aus dem Feld, Nach den Originalen herausgegeben von Klaus Lankheit und Uwe Steffen, München, Zürich 1993, Brief vom 13.04.1915, S. 67. 222 Der Massensuizid von Lemmingen ist heute aus zoologischer Sicht nicht mehr haltbar, es handelt sich vielmehr um eine Legende. (Vgl. hierzu Chitty, Dennis: Do lemmings commit suicide? : beautiful hypotheses and ugly facts, Oxford 1996, S. 8). 223 Heymann, Walther: Kriegsgedichte und Feldpostbriefe, München 4 1915, S. 134. 224 Ebd. 225 Ebd., S. 133. 226 Ebd., S. 134. 227 Rosner, Karl: Kriegstagebuch, 26. April 1916, in: Sauer, Andreas (Hg.): Heilig soll der Grundsatz „Krieg dem Kriege sein“! Die Erinnerungen Karl Rosners an seine Kriegserlebnisse im Jahre 1916, Erfurt 2008, S. 103. 228 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 9. November 1914, S. 34. 229 Stramm, August: Brief vom 29.04.1915, in: Ders.: Alles ist Gedicht, Briefe Gedichte Bilder Dokumente, Hg. Jeremy Adler, Zürich 1990, S. 54 230 Schnack, Anton: Ich trug Geheimnisse in die Schlacht, zitiert nach: Bridgwater, Patrick: The German Poets of the First World War, London/ Sidney 1985, S. 114 f. 231 „The sublime dilates and elevates the soul, fear sinks and contracts it; yet both are felt upon viewing what is great and awful. And we cannot conceive a deity armed with thunder without being struck with a sublime terror; but if we regard him as the infinite source of hapiness, the benign dispenser of benefits, it is not then the dreadful, but the joyous sublime we feel. From these associations there arises different kinds of sublime, where yet the sublime is the predominant.“ (Baillie, John: An essay on the sublime, 1747, in: Sashfield, Andrew./ Bolla, Peter de (Hgg.), The sublime: a reader in British eighteenth-century aesthetic theory, Cambridge 1996, S. 97). 232 Vgl. Zelle, Carsten: Das Erhabene, in: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Hg. Gert Ueding, Band 2: Bie - Eul, Darmstadt 1994, Rdn. 1368. Anmerkungen 132 233 Schiller, Friedrich: Über das Erhabene, in: Ders.: Sämtliche Werke, 5. Band, Erzählungen/ Theoretische Schriften, München 1975, S. 805. 234 Ebd. 235 Vgl. Schulz, Georg-Michael: Tugend, Gewalt und Tod. Das Trauerspiel der Aufklärung und die Dramaturgie des Pathetischen und des Erhabenen, Tübingen 1988, S. 312 f. 236 Schiller, Friedrich: Über das Pathetische, in: Ders.: Sämtliche Werke, 5. Band, Erzählungen/ Theoretische Schriften, München 1975, S. 531. 237 Zelle, Carsten: Die doppelte Ästhetik der Moderne, Revisionen des Schönen von Boileau bis Nietzsche, Stuttgart/ Weimar 1995, S. 183, Fn. 300. 238 Vgl. Menninghaus, Winfried: Zwischen Überwältigung und Widerstand. Macht und Gewalt in Longins und Kants Theorien des Erhabenen, in: POETICA. Zeitschrift für Sprach- und Literaturwissenschaft, 23 (1991), S. 11. 239 Vgl. hierzu Lipperheide, Christian: Die Ästhetik des Erhabenen bei Friedrich Nietzsche. Die Verwindung der Metaphysik der Erhabenheit, Würzburg 1999, S. 24 ff.; Zelle, Carsten: Die doppelte Ästhetik der Moderne, Revisionen des Schönen von Boileau bis Nietzsche, Stuttgart/ Weimar 1995, S. 335. 240 Nietzsche, Friedrich: in: Ders., Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe in 15 Bd., hg. Von Colli, G./ Montinari, M., Bd. 1, München 1980, S. 65. 241 Bohrer, Karl Heinz: Plötzlichkeit. Zum Augenblick des ästhetischen Scheins, Frankfurt am Main 1981, S. 161. 242 Vgl. hierzu Heizmann, Jürgen: Chatterton oder Die Fälschung der Welt, Heidelberg 2009. 243 Bohrer, Karl Heinz: Plötzlichkeit. Zum Augenblick des ästhetischen Scheins, Frankfurt am Main 1981, S. 162. 244 Ebd., S. 162 ff. 245 Poe, Edgar Allan: Der Alp der Perversheit, in: ders., Das gesamte Werk in 10 Bänden, (Hg.), Schumann, Kuno/ Wollschläger, Hans, Bd. 4, Olten 1976, S. 833 ff. 246 Ebd. 247 Vgl. Meyer, Martin: Ernst Jünger, München 1993, S. 121 f. 248 Freud, Sigmund: Jenseits des Lustprinzips, in: Ders.: Studienausgabe in 10 Bänden, Bd. 3: Das Unbewußte, Frankfurt am Main 2000, S. 271. 249 Vgl. Lambertino, Antonio: Ist der Todestrieb ursprünglich? Eine Antwort auf die Freudsche Theorie, in: Dynamische Psychiatrie 24 (1991), S. 127. 250 Ebd., S. 123-134. 251 Vgl. Böhme, Hartmut: Das Steinerne, Anmerkungen zur Theorie des Erhabenen aus dem Blick des „Menschenfremdesten“, in: Pries, Christine (Hg.), Das Erhabene. Zwischen Grenzerfahrung und Größenwahn, Weinheim 1989, S. 141. 252 Novalis: Die Lehrlinge zu Saïs, in: Ders., Werke in einem Band, Hg. Hans-Joachim Mähl, Richard Samuel, München 1995, S. 228. 253 Ebd. 254 Jünger, Ernst: Sturm, in: ders.: Sämtliche Werke Dritte Abteilung Erzählende Schriften, Band 15, Stuttgart 1978, S. 74. 255 Vgl. Foucault, Michel: Der Gebrauch der Lüste, Sexualität und Wahrheit 2, Frankfurt am Main 1989, S. 171 - 179. 256 Ders.: Der Gebrauch der Lüste, Sexualität und Wahrheit 2, Frankfurt am Main 1989, S. 172. 257 Vgl. Ders.: Die Sorge um sich, Sexualität und Wahrheit 3, Frankfurt am Main 1989, S. 63 ff., S. 89 f., S. 153 f. und S. 163. 258 Ebd., S. 60 ff. 259 Freud, Sigmund: Jenseits des Lustprinzips, Jenseits des Lustprinzips, in: Ders.: Studienausgabe in 10 Bänden, Bd. 3: Das Unbewußte, Frankfurt am Main 2000, S. 249. Anmerkungen 133 260 Burke, Edmund: Philosophische Untersuchung über den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und Schönen, Hamburg 1989, S. 72 ff.; Vgl. Böhme, Hartmut: Das Steinerne, Anmerkungen zur Theorie des Erhabenen aus dem Blick des „Menschenfremdesten“, in: Pries, Christine (Hg.), Das Erhabene. Zwischen Grenzerfahrung und Größenwahn, Weinheim ²1989, S. 125. 261 Vgl. Burke, Edmund: A Philosophical Enquiry into the Origin of Our Ideas of the Sublime and Beautiful, Notre Dame/ London 1986, S. 42 f. 262 Foucault, Michel: Der Wille zum Wissen, Sexualität und Wahrheit 1, Frankfurt am Main 1989, S. 150. 263 Ders.: Interviewt von Stephen Riggins, in: Ders.: Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst, Frankfurt am Main 2007, S. 165. 264 Ders.: Ein so schlichtes Vergnügen, in: Ders.: ‚Ästhetik der Existenz, Schriften zur Lebenskunst, Frankfurt am Main 2007, S. 48. 265 Ebd. 266 Vgl. Kalb, Georg: Das K.B. 10. Feldartillerie Regiment. Nach den Kriegsakten und Mitteilungen ehemaliger Angehöriger des Regiments, München 1934, S. 19. 267 Vgl. Seeßelberg, Friedrich: Der Stellungskrieg 1914-1918 auf Grund amtlicher Quellen und unter Mitwirkung namhafter Fachmänner technisch, taktisch und staatswissenschaftlich dargestellt, Berlin 1926, S. 454. 268 Sassoon, Siegfried: Sucide in the Trenches, in: Ders.: Counter Atack and other poems, New York 1918, S. 31. 269 Jünger, Ernst: Kriegstagebuch 1914-1918, Stuttgart 2010, 8.X.15, S. 48. 270 Ebd., 14.III.17, S. 226. 271 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1933, Brief vom Februar 1915, S. 338 f. 272 Ebd., S. 339. 273 Vischer, Friedrich Theodor: Über das Erhabene und das Komische und andere Schriften zur Ästhetik, hg. Von W. Oelmüller, Frankfurt am Main 1967, S. 80. 274 Jünger, Ernst: Kriegstagebuch 1914-1918, Stuttgart 2010, 3.VII.16, S. 148 f. 275 Osburg, Wolf-Rüdiger (Hg.): „Und plötzlich bist du mitten im Krieg…“. Zeitzeugen des Ersten Weltkrieges erinnern sich, Münster 2000, S. 323. 276 Vgl. Ferguson, Niall: Der falsche Krieg. Der erste Weltkrieg und das 20. Jahrhundert, München 2001, S. 337. 277 Dabei kann aber das Hässliche und Ekelhafte grundsätzlich als deplazierte Materie verstanden werden (wie zum Beispiel bei Diderot: Der nennt dafür eine verstümmelte Eiche, die vor dem Fenster eines Hauseigentümers, diesem selbst hässlich, einem Maler hingegen schön erscheine. (Vgl. Chaouli, Michel: Ekel Oder: Wie sich van Goghs Ohr entfaltet. Untersuchung eines peinlich körperlichen Begriffs, in: DIE ZEIT 29/ 1999, online unter: http: / / www.zeit.de/ 1999/ 29/ 199929.t_ekel_.xml). 278 Volkelt, Johannes: System der Ästhetik, 2. Band: Die Ästhetischen Grundlagen, München 2 1910, S. 160. 279 Ebd. 280 Ebd. 281 Zuckmayer, Carl: Als wär`s ein Stück von mir, Horen der Freundschaft, Frankfurt am Main 1996, S. 293. 282 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 14. September 1917, S. 337. 283 Vgl. Hiesgen, Karl Paul: Von Verdun bis Stinnes, Hamburg-Bergedorf 1929, S. 16. 284 Jünger, Ernst: Kriegstagebuch 1914-1918, Stuttgart 2010, (Heft 1), 8. Januar 1915, S. 11 f. 285 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 25.10.1916, S. 335. Anmerkungen 134 286 Delvert, Charles: Carnets, 12. Januar 1916, S. 129 f., zitiert nach Eckstein, Modris: Tanz über Gräben, Frankfurt am Main 1990, S. 236. 287 Wundt, Max: Erinnerungen an den Weltkrieg 1914-1918, UAT 228/ 10, S. 22 f., zitiert nach: Paletschek, Sylvia: Tübinger Hochschullehrer im Ersten Weltkrieg: Kriegserfahrungen an der „Heimatfront“ Universität und im Feld, in: Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Dieter Langewiesche, Hans-Peter Ullmann (Hgg.): Kriegserfahrungen. Studien zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkrieges, Essen 1997, S. 103. 288 Schrott, Raoul: Tropen. Über das Erhabene, Inventarium II, München 1998, S. 211. 289 Jünger, Ernst: In Stahlgewittern, Stuttgart 33 1992, S. 292. 290 Vgl. Keegan, John: Das Antlitz des Krieges. Die Schlachten von Azincourt 1415, Waterloo 1815 und an der Somme 1916, Frankfurt/ New York 1991, S. 360. 291 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, S 342. 292 Jünger, Ernst: Der Kampf als inneres Erlebnis, in: ders.: Sämtliche Werke, Zweite Abteilung Essays I, Band 7, Stuttgart 1980, S. 73. 293 Das Ausgeliefertsein, das Gekettet sein an die Zeit ist auch Gegenstand eines Gedichts von Wilfred Owen, der einen Wintertag im Schützengraben von der Dämmerung bis zur Nacht beschreibt: „The poignant misery of dawn begins to grow .../ We only know war lasts, rain soaks, and clouds sag stormy./ Dawn massing in the east her melancholy army/ Attacks once more on ranks, on shivering ranks of grey, / But nothing happens/ […] Slowly our ghosts drag home: glimpsing the sunk fires, glozed/ With crusted dark-red jewels; crickets jingle there; / For hours the innocent mice rejoice: the house is theirs; / Shutters and doors, all closed: on us the doors are closed,-/ We turn back to our dying.” (Owen, Wilfred: The Poems of Wilfred Owen, Edited by Jon Stallworthy, London 2000, “Exposure”, S. 162 f.). 294 Jünger, Ernst: Sturm, in: ders.: Sämtliche Werke Dritte Abteilung Erzählende Schriften, Band 15, Stuttgart 1978, S. 20. 295 Ebd., S. 53. 296 Vgl. Rehage, Georg Philipp: Wo sind Worte für das Erleben. Die lyrische Darstellung des Ersten Weltkrieges in der französischen und deutschen Avantgarde, Heidelberg 2003, S. 31. 297 Stramm, August: Brief vom 06.10.1914, in: Stramm, August: Alles ist Gedicht, Briefe Gedichte Bilder Dokumente, Hg. Jeremy Adler, Zürich 1990, S. 22. 298 Vgl. Rehage, Georg Philipp: Wo sind Worte für das Erleben. Die lyrische Darstellung des Ersten Weltkrieges in der französischen und deutschen Avantgarde, Heidelberg 2003, S. 169 u. S. 209. 299 Vgl. Hipp, Daniel: The Poetry of Shell Shock. Wartime Trauma and Healing in Wilfred Owen, Ivor Gurney and Siegfried Sassoon, London 2005, S. 52. 300 Vgl. Hipp, Daniel: The Poetry of Shell Shock. Wartime Trauma and Healing in Wilfred Owen, Ivor Gurney and Siegfried Sassoon, London 2005, S. 62. 301 Norgate, Paul: Shell Shock and Poetry: Wilfred Owen at Craiglockhart Hospital, in: English 36 (1987), S. 1-35. 302 Owen, Wilfred: Collected Letters, hg. von Owen, Harold, Bell, John, London 1967, S. 427. 303 Ebd., S. 443. 304 Ebd., S. 452. 305 Ebd. 306 Craiglockhart stand unter der Leitung von Dr. William Halse Rivers (1864-1922), der seinen Patienten eine „Psychoanalyse light“, das heißt ohne triebtheoretische Fundierung, angedeihen ließ. Vgl. O.V.: Therapie und Begutachtung psychischer Traumata im Spiegel der Belletristik - Teil 1: Der Erste Weltkrieg aus britischer Perspektive, in: Psychiatrische Praxis 33 (2006), S. 401 - 405; Shepard, B.A.: War of Nerves. Soldiers and Psychiatrists 1914-1994. London, 2002, S. 87f. Anmerkungen 135 307 Insbesondere der Neurologe Lewis Ralph Yealland (1884-1954) behandelte hysterische Lähmungen von Mannschaftsdienstgraden mit Elektroschocks. Wohlgemerkt Mannschaftsdienstgrade, denn aufgrund des Standesunterschieds wurde Offizieren Derartiges nicht zugemutet. (Vgl. O. V.: Therapie und Begutachtung psychischer Traumata im Spiegel der Belletristik - Teil 1: Der Erste Weltkrieg aus britischer Perspektive, in: Psychiatrische Praxis 33 (2006), S. 401-405, online unter: http: / / www.thieme-connect.com/ ejournals/ html/ psychiat-praxis/ doi/ 10.1055/ s-2006- 956986). 308 Sassoon entstammte, im Gegensatz zu Owen, der englischen Oberschicht, hatte in Cambridge studiert und sich als „war poet“ bereits einen Namen gemacht, 1917 erschien mit „The old Huntsman“ eine Sammlung von Kriegsgedichten. Auch in der Armee war Sassoon eine schillernde Persönlichkeit, seine Tollkühnheit hat ihm den Spitznamen „Mad Jack“ eingebracht und das „Military Cross“. Im Sommer 1917 verfasste er einen Aufruf in dem er die militärische Führung für das Mit Owen verband ihn neben dem Offiziersrang und der Vorliebe zur Lyrik, die Homosexualität. (Vgl. Moorcroft Wilson, Jean: Siegfried Sassoon, The Making of a War Poet 1886-1918, London 2002, S. 197 und passim). 309 Vgl. Shepard, Ben: A War of Nerves: Soldiers and Psychiatrists in the Twentieth Century, Harvard 2003, S. 93 f.; Cäsar, Adrian: Taking it like a man: Suffering, sexuality and the war poets - Wilfred Owen - Siegfried Sassoon - Robert Graves - Rupert Brooke, Manchester 1993, S. 148 f. 310 Vgl. Hertz, Neil: Zum Bild der »Blockierung« in den Schriften über das Erhabene, in: Ders.: Das Ende des Weges. Die Psychoanalyse und das Erhabene, Frankfurt am Main 2001, S. 58. 311 Kant,Immanuel: Kritik der Urteilskraft, in: Ders.: Werke. Akademie-Ausgabe, Berlin 1968, Bd. V, § 23, S. 245. 312 Ebd., § 26, S. 252. 313 Lyotard, Jean-Francois: Das Erhabene und die Avantgarde, in: Merkur 38 (1984), S. 153. 314 Ders.: Heidegger und die Juden, Wien 1988, S. 45. 315 Ders.: Das Erhabene und die Avantgarde, in: Merkur 38 (1984), S. 152. 316 Ebd., S. 159. 317 Marquardt, Wilhelm: Als Gefechtsläufer bei Ernst Jünger im Sommer 1918, in: Wimbauer, Tobias (Hg.): Anarch im Widerspruch. Neue Beiträge zu Werk und Leben der Gebrüder Jünger, Schnellroda 2004, S. 178. 318 Vgl. hierzu Henke, Christoph: Tristrams Zeitprobleme: Verzögerungen, Anachronismen und subjektive Zeit in Laurence Sternes Tristram Shandy, in: Middeke, Martin (Hg.): Zeit und Roman: Zeiterfahrung im historischen Wandel und ästhetischer Paradigmenwechsel vom sechzehnten Jahrhundert bis zur Postmoderne, Würzburg 2002, S. 91-110. 319 Jünger, Ernst: Das Abenteuerliche Herz. Zweite Fassung. Figuren und Capriccios, in: Ders.: Auswahl aus dem Werk in Fünf Bänden, Stuttgart 1994, 4. Bd., S. 16. 320 Ebd. 321 Hoffmann, Thorsten: Konfigurationen des Erhabenen. Zur Produktivität einer ästhetischen Kategorie in der Literatur des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Berlin/ New York 2006, S. 6. 322 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 27.10.1914, S. 110. 323 Ebd., Brief vom 27.11.1915, S. 162. 324 Ebd., Brief vom 25.10.1916, S. 335. 325 Binding, Rudolf: Aus dem Kriege, Potsdam 2 1940, 5. August 1915, S. 98. 326 Stramm, August: 25 Briefe an seine Frau, Hrsg. von Lothar Jordan, in: Adler, J.D./ White, J. J. (Hg.), August Stramm, Kritische Essays und unveröffentlichtes Quellenmaterial aus dem Nachlaß des Dichters, Berlin 1979, Brief vom 13.5.1915, S. 146. Anmerkungen 136 327 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 4. Februar 1915, S. 101. 328 Vgl. Keegan, John: Das Antlitz des Krieges. Die Schlachten von Azincourt 1415, Waterloo 1815 und an der Somme 1916, Frankfurt/ New York 1991, S. 313 ff.; Sofsky, Wolfgang: Zeiten des Schreckens. Amok, Terror, Krieg, Frankfurt am Main 2002, S. 142 ff. 329 Friedrich, Ernst: Krieg dem Kriege! Guerre à la Guerre! War against War! Oorlog aan den Oorlog! , Bd. 1, Berlin 1924; Bd. 2, Berlin 1926. 330 In diesem Sinne können auch die Briefe des Expressionisten August Stramm interpretiert werden, der aus den Kämpfen in den Karpathen folgendes berichtet: „Der Sturm kommt. Das fühlt jeder. Will aber auch jeder. Wir brennen. Lachend stürmen wir. Wir lachen über die Geschosseinschläge und lassen uns in unserm Wohlbehagen nicht stören. [...] Das Leben hat herrliche Momente hier. Vielleicht weil es so nahe am Tode liegt.“ (Stramm, August: Brief vom 29.04.1915, in: Stramm, August: Alles ist Gedicht, Briefe Gedichte Bilder Dokumente, Hg. Jeremy Adler, Zürich 1990, S. 54) Und 1 Monat später heißt es aus Galizien: “Seit I Mai dauernd in schweren Kämpfen! Tag und Nacht! Gewaltige Strapazen. Grausig! Gewaltig! Groß! Wir haben Gorlice gestürmt Dann schwere Verfolgung. Große Schlachten.“ (Stramm, August: Brief vom 27.05.1915, in: Stramm, August: Alles ist Gedicht, Briefe Gedichte Bilder Dokumente, Hg. Jeremy Adler, Zürich 1990, S. 55). 331 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, Herausgegeben in Verbindung mit den deutschen Kultusministerien, Leipzig, Berlin 1918, Brief vom 12.10.1915, S. 48 f. 332 Stendhal: Œevres intimes, Hg. von V. Del Litto, Paris 1981 - 1982, Bd. 1, S. 833. 333 Ebd.; deutsche Übersetzung bei: Nerlich, Michael: Stendhal, mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek bei Hamburg 1993, S: 53 f. Exklusivität, Pathos und schaurigschöne Eindrücke sind die Konstanten von Stendhals Erhabenheitserlebnis, in diesem Sinne ist er aber reiner Praktiker. In der Geschichte Erhabenheitstheorie hat er keine Spuren hinterlassen, lediglich in seinem Roman Henry Brulard charakterisiert er die Feuertaufe des Protagonisten als Offenbarung des Erhabenen, was als biografische Reminiszenz Stendhals zu werten ist, und auf seine Feuertaufe im Mai 1800 bei „Bard“ in der Lombardei verweist, auf die er immer wieder zurückkommt, und die ihm wichtiger war als seine „Feuertaufe“ im Bereich der Sexualität (Vgl. Alter, Robert: Stendhal: Eine kritische Biographie, Frankfurt am Main/ Berlin/ Wien 1985, S. 76 f.). 334 Jordan, Hermann (Hg.): Blätter der Erinnerung an die im Kriege 1914-1919 Gefallenen der Universität Erlangen, Leipzig/ Erlangen 1920, Brief von Walter Patzig vom 7.09.1918, S. 379. 335 Canetti, Elias: Masse und Macht, Frankfurt am Main 2003, S. 259. 336 Vgl. Ebd., S. 259 f. 337 Ebd. 338 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, S. 284. 339 Housman, Laurence (Hg.): War Letters of Fallen Englishmen, London 1930, Greenfell, Julian Henry Francis: Brief vom 3. November 1914, S. 118. 340 Beattie, James: Dissertations Moral and Critical, London 1783, S. 606; vgl. hierzu insbesondere Cohn, Jan/ Miles, Thomas H.: The Sublime: In Alchemy, Aesthetics and Psychoanalysis, in: Modern Philology, 74 (1976-1977), S. 289-304. 341 Bodmer beruft sich dabei wiederum auf Autoren des 17. Jahrhunderts, insbesondere auf Opitz und sein 1633 entstandenes Gedicht „Vesuvius“: „Wir haben in die Schlacht / Den Donner selbst geholt, und etwas aufgebracht, / Das Glut und Eisen speyt, für dem die Mauren fallen, / Die Thürme Sprünge thun, Gebürg und Thal erschallen, / Die wilde See erschrickt [...] Wir mischen uns zusammen / Die Elemente selbst, und fordern mit den Flammen / Das blaue Himmels-Dach, so gantz bestürzet steht, / Wann unsers Pulvers Macht dem Feind entgegen geht, / Und führt ihn in die Luft [...] Diese [...] letztern Stellen enthalten nach meinem Bedüncken geschickte Exempel von dem Erhabenen, zu welchem sie mit Recht zu zehlen sind.“ Anmerkungen 137 (Bodmer, Johann Jakob: Kritische Betrachtungen über die Poetischen Gemälde der Dichter, Frankfurt 1971, S. 276 f.). 342 Burke, Edmund: A Philosophical Enquiry into the Origin of our Ideas of the Sublime and Beautiful, Oxford/ New York 1990, Part IV, Section VII. 343 Vgl. Barone, Paul: Schiller und die Tradition des Erhabenen, Bielefeld 2004, S. 54. 344 Das Phänomen des „friendly fire“ ist keine Erfindung der US-Army, vielmehr war es ein häufiges Phänomen im Ersten Weltkrieg, dass Artillverbände zu Verlusten der eigenen Seite betrugen. Dies war einerseits dadurch bedingt, dass Reserveverbände unerfahren im Schießen aus verdeckter Feuerstellung waren, andererseits auch durch den Materialverschleiß und Unklarheiten über den Frontverlauf, sprich die eigene Infanterielinie. (Vgl. etwa Werth, German: Verdun. Die Schlacht und der Mythos, Bergisch Gladbach 3 1987, S. 178 f. und S. 242). 345 Kant, Immanuel: Kritik der Urteilskraft, in: Ders.: Werke. Akademie-Ausgabe, Berlin 1968, Bd. V, § 28, S. 262. 346 Ebd. 347 Ebd., § 28, S. 261. 348 Ebd., § 29, S. 269. 349 Hoffmann, Thorsten: Konfigurationen des Erhabenen. Zur Produktivität einer ästhetischen Kategorie in der Literatur des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Berlin/ New York 2006, S. 29. 350 Kant, Immanuel: Kritik der Urteilskraft, in: Ders.: Werke. Akademie-Ausgabe, Berlin 1968, Bd. V, § 28, S. 260 ff. 351 Schiller: Vom Erhabenen, in: ders. Sämtliche Werke, Hrsg. von Gerhard Fricke, Herbert G. Göpfert, Bd. 5, München 1960, S. S. 497 f. 352 Ebd., S. 498. 353 Schopenhauer, Arthur: Die Welt als Wille und Vorstellung, in: Ders.: Sämtliche Werke, Bd. 2, Wiesbaden 1949, S. 241 f. 354 Eibl, Karl: Abgrund mit Geländer. Bemerkungen zur Soziologie der Melancholie und des „angenehmen Grauens“ im 18. Jahrhundert, in Aufklärung 8 (1993), S. 10. 355 Herr, Michael: An die Hölle verraten. „Dispatches“, Reinbek 1987, S. 132. 356 Böhme, Hartmut: Vergangenheit und Gegenwart der Apokalypse, in: Ders.: Natur nd Subjekt, Frankfurt am Main 1988, S. 394. 357 Lyotard, Jean-Francois: Die Analytik des Erhabenen, Kant-Lektionen, §§ 23-29, München 1994, S. 70. 358 Ebd., S. 176. 359 „Der Enthusiasmus ist eine Modalität des erhabenen Gefühls. Die Einbildungskraft versucht, eine unmittelbare, sinnliche Darstellung für eine Idee der Vernunft (denn das Ganze ist ein Gegenstand der Idee, etwa die Gesamtheit praktisch-vernünftiger Wesen) zu liefern, scheitert jedoch daran und empfindet damit ihre Kraftlosigkeit, entdeckt aber zugleich ihre Bestimmung, die darin besteht, ihre Übereinstimmung mit den Ideen der Vernunft durch eine passende Darstellung zu realisieren. Aus diesem gestörten Bezug folgt, daß man - anstatt eines Gefühls für den Gegenstand - ein Gefühl »für die Idee der Menschheit in unserem Subjekt« empfindet.“ (Ders.: Der Widerstreit, München 1989, S. 273). 360 Ebd., S. 275. 361 Böhme, Hartmut: Vergangenheit und Gegenwart der Apokalypse, in: Ders.: Natur und Subjekt, Frankfurt am Main 1988, S. 394. 362 Vgl. ebd., S. 395 f. 363 Groß, Stefan: Lyotards ästhetische Konzeption, in: TABULA RASA, Jenenser Zeitschrift für Kritisches Denken, Ausgabe 13, 1997, online unter: http: / / www.tabvlarasa.de/ 13/ index.php. Anmerkungen 138 364 Vgl. in diesem Zusammenhang Schauder, Silke: Trauma der Schönheit oder Schönheit des Traumas? Notizen zur Pietà Michelangelos, in: Hampe, Ruth (Hg.): Trauma und Kreativität: Therapie mit künstlerischen Medien, Bremen 2003, S. 333-343. 365 Weiskel, Thomas: The Romantic Sublime: Studies in the Structure and Psychology of Transcendence, Baltimore/ London 1976, S. 23. 366 Ebd., S. 24. 367 Ebd., S. 105. 368 Schrott, Raoul: Tropen. Über das Erhabene, Inventarium II, München 1998, S. 211. 369 Vgl. hierzu Jaynes, Julian: Der Ursprung des Bewußtseins durch den Zusammenbruch der bikameralen Psyche, Reinbek bei Hamburg 1988. 370 Nietzsche, Friedrich: in: Ders., Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe in 15 Bd., Hgg. Giorgio Colli/ Mazzino Montinari, Bd. 8, München 1980, S. 443. 371 Als deren Vorstufe kann man pointiert formuliert das Erhabene betrachten. Vgl. hierzu Kaufmann, Doris: «Widerstandsfähige Gehirne» und «kampfunlustige Seelen». Zur Mentalitäts und Wissenschaftsgeschichte des I. Weltkriegs, in: Hagner, Michael (Hg.), ECCE CORTEX. Beiträge zur Geschichte des modernen Gehirns, Darmstadt 1999, S. 211 und S. 217. 372 Vgl. hierzu Wheeler, Graham: Battlefield Epiphanies in Ancient Greece: A Survey, in: Digressus the internet journal for the classical world 4 (2004), S. 1-14, online unter: http: / / www.digressus.org/ articles/ 2004pp01-14-art-wheeler.pdf; Brugger, Peter/ Regard, Marianne/ Landis, Thoedor/ Oelz, Oswald: Hallucinatory Experiences in Extreme-Altitude Experiences, in: Neuropsychiatry, Neuropsychology and Behavioral Neurology 12 (1999), S. 67-71. 373 Jünger, Ernst: Feuer und Blut, in: Ders., Sämtliche Werke, Band 1, Stuttgart 1978, S. 487. 374 Vgl. Eksteins, Modris: Tanz über Gräben. Die Geburt der Moderne und der Erste Weltkrieg, Reinbek bei Hamburg 1990, S. 314 ff. 375 Marchwitza, Hans: 1918 - Vor Verdun, in: Ders.: Unter uns. Erzählungen, Berlin 1977, S. 113. 376 Binding, Rudolf G.: Aus dem Kriege, Potsdam 2 1940, 2. August 1917, S. 262. 377 Hein, Alfred: Eine Kompagnie Soldaten. In der Hölle von Verdun, München 1929, S. 50. 378 Jünger, Ernst: Kriegstagebuch 1914-1918, Stuttgart 2010, 14.XII.16, S. 209. 379 Vgl. Schettler, Adolf: In Gottes Namen durch! Für die deutschen Streiter in Heer und Flotte, Berlin 1915. 380 Vgl. Römer, Heinrich/ Stoltenhoff, Hans: Geschichte als Erlebnis. Reden im Evangelischen Pädagogium Godesberg, Godesberg 1927, S. 81. 381 Wie sie etwa Jean Paul illustrierte. In seinem Roman „Siebenkäs“ findet sich die „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei“, darin lässt Jean Paul den toten Christus berichten: „Ich ging durch die Welten, ich stieg in die Sonnen und flog mit den Milchstraßen durch die Wüsten des Himmels; aber es ist kein Gott. Ich stieg herab, so weit das Sein seine Schatten wirft und schauete in den Abgrund und rief: «Vater wo bist du? » Aber ich hörte nur den ewigen Sturm, den niemand regiert, und der schimmernde Regenbogen aus Wesen stand ohne eine Sonne, die ihn schuf, über dem Abgrunde und tropfte hinunter. Und als ich aufblickte zur unermesslichen Welt nach dem göttlichen Auge, starrte sie mich mit einer leeren Augenhöhle an; und die Ewigkeit lag auf dem Chaos und zernagte es und wiederkäuete sich.“ (Paul, Jean: Siebenkäs, Hg. Klaus Pauler, München 1991, S. 373). 382 Vgl. King, John: Wann hat dieser Scheißkrieg ein Ende? Writing and Rewriting the First World War, Schnellroda 2003, passim. 383 Witkop, Philipp (Hg.): „Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 15. April 1917, S. 301. 384 Engling, Josef: Briefe und Tagebuchnotizen, Teil III, Neuwied o.J. [1980], S. 235. 385 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, S. 309. Anmerkungen 139 386 Hahn, Otto: Brief vom 25. Dezember 1914, Warneton, abgedruckt in: FAZ vom 24. Dezember 2008, Nr. 301, S. N 3. 387 Schmitt-Stölting, Hans: Im Blickfeld des Scherenfernrohrs. Kriegsbriefe eines Artilleristen, Leipzig 1930, S. 189 . Aus ästhetiktheoretischer Sicht wurde die Eucharistiefeier auch begriffen als „göttliche Inszenierung als sublimierende Verwandlung der Natur", und damit als ein Eingriff Gottes in die physische Welt. (Bertrand-Pfaff, Dominik: Martin Deutingers Ästhetik. Eine theologisch-ethische Untersuchung, in: Magazin für Theologie und Ästhetik 37/ 2005, Online unter: http: / / www.theomag.de/ 37/ dbp1.htm). 388 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 25.10.1916, S. 335. 389 Vgl. hierzu Eliade, Mircea: Das Heilige und das Profane, Vom Wesen des Religiösen, Frankfurt am Main 1990, S. 27 f. 390 Vgl. Mersch, Dieter: Ereignisdenken bei Derrida und Lyotard, online unter: http: / / www.momo-berlin.de/ Mersch_Ereignis.html. 391 Unruh, Fritz von: Brief an Paul Schlenther vom 21.2.1915, DLA Marbach, zitiert nach: Korte, Hermann: Der Krieg in der Lyrik des Expressionismus. Studien zur Evolution eines literarischen Themas, Bonn 1981, S. 119. 392 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, S. 165. 393 Ebd., S. 57. 394 Ebd., Brief vom 20./ 30.09.1916, S. 291. 395 Jünger, Ernst: Kriegstagebuch 1914-1918, Stuttgart 2010, 19.VI.17, S. 271. 396 Vgl. hierzu auch Ders.: In Stahlgewittern, Stuttgart 32 1992, S. 164 ff. 397 Ders.: Der Kampf als inneres Erlebnis, in: ders.: Sämtliche Werke, Zweite Abteilung Essays I, Band 7, Stuttgart 1980, S. 54. 398 Ders.: Kriegstagebuch, Stuttgart 2010, 17.VI.17, S. 271. 399 Vgl. ders.: In Stahlgewittern, Stuttgart 32 1992, S. 273. Vgl. auch Mergenthaler, Volker: Versuch, ein Dekameron des Unterstandes zu schreiben. Zum Problem narrativer Kriegsbegegnung in den frühen Prosatexten Ernst Jüngers, Heidelberg 2001, S. 75 f. 400 Vgl. ders.: Kriegstagebuch 1914-1918, Stuttgart 2010, 19.III.18, S. 373 f. 401 Ders.: In Stahlgewittern, Stuttgart 32 1992, S. 252. 402 Ebd. 403 Vgl hierzu etwa: Potempa, Harald: Die Königlich Bayerische Fliegertruppe 1914-1918, Frankfurt am Main 1997. 404 O. V.: Wie ein König mit Bomben beladen, zitiert nach Krauss, Karl: Widerschein der Fackel, München 1956, S. 177 f. 405 Jordan, Hermann (Hg.): Blätter der Erinnerung an die im Kriege 1914-1919 Gefallenen der Universität Erlangen, Leipzig, Erlangen 1920, Otto Scheibe, Brief vom 20. November 1917, S. 347. 406 Hertz, Neil: Eine Longinus-Lektüre, in: Ders., Das Ende des Weges. Die Psychoanalyse und das Erhabene, Frankfurt am Main 2001, S. 12. 407 Vgl. ebd., S. 11 ff. 408 Schlosser, Johann Georg: Versuch über das Erhabene, in: Longin, Vom Erhabenen mit Anmerkungen und einem Anhang. Übers. Von Johann Georg Schlosser, Leipzig 1781, S. 275. 409 Ebd., S. 284. 410 Vgl. Zelle, Carsten: Schrecken und Erhabenheit. Mündigkeit, Selbstgefühl und das aufgeklärte Subjekt am Ende des 18. Jahrhunderts, in: Herding, Klaus/ Stumpfhaus, Bernhard (Hg.): Pathos, Affekt, Gefühl. Die Emotionen in den Künsten, Berlin/ New York 2004, S. 410 f. 411 Auch die Wahrnehmung des Erhabenen deutet Lyotard in Anlehnung an Kant als eine Opfer-Ökonomie, denn es geht um „die Beraubung der Einbildungskraft durch sie selbst, indem sie nach einem anderen Gesetz als dem des empirischen Gebrauchs zweckmäßig bestimmt Anmerkungen 140 wird. (B 117) Im Gegenzug erhält die Einbildungskraft „eine Erweiterung und Macht, welche größer ist als die, welche sie aufopfert, deren Grund aber ihr selbst verborgen ist, statt dessen sie die Aufopferung oder die Beraubung und zugleich die Ursache fühlt, der sie unterworfen ist.“ (B 117) Diese Opfer-Ökonomie „erfordert die Zerstörung [...] des Gegebenen, des »reichhaltigen« Geschenks, des »Stoffs« [...] der freien natürlichen Formen um dafür als Gegengabe das Undargestellte zu erhalten.“ (Lyotard, Jean-Francois: Die Analytik des Erhabenen, Kant- Lektionen, §§ 23-29, München 1994, S. 210). 412 Böhme, Hartmut: Transsubstantiation und symbolisches Mahl. Die Mysterien des Essens und die Naturphilosophie, in: Zum Naturbegriff der Gegenwart. Kongressdokumentation zum Projekt „Natur im Kopf“, Stuttgart 21.-26. Juni 1993, Stuttgart 1994, Bd. 1, S.141. 413 „Und heute Abend versinke ich für unabsehbare Zeit in dem Irrsinn des Schützengrabens. [...] Ihr Menschen da, mit euren Mühen und Freuden, eurem Tun und Denken seid so seltsam schemenhaft. Sah so Christus die Welt, als er zum Himmel fuhr? “ (Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 19. Juni 1918, S. 345). 414 Flex, Walter: Nachtgedanken. Ein Feldpostbrief, in: Ders.: Gesammelte Werke, 8. Aufl., München o. J., Bd. 1, S. 300. 415 Ders.: Der Wanderer zwischen beiden Welten, 781. bis 824. Tausend, München o.J., S. 77 f. 416 Witkop, Phillip (Hg.) : Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, S. 158. 417 Ebd., S. 26 f. 418 Ebd., S. 27. 419 Vgl. Foucault, Michel: Von der Freundschaft als Lebensweise, in: Ders.: Von der Freundschaft, Berlin 1991, S. 91 f. 420 Ein Philosophiestudent schrieb im Oktober 1914 aus Flandern: „Die letzten drei Verwundeten vom ersten Sturm lagen noch draußen. Immer nur einer konnte geholt werden. Der Feind achtet nicht auf die hilfebringenden Bemühungen. Er verdoppelt das Feuer. [...] Zwei Verwundete lagen noch da. „Einen kann ich nur nehmen. Wer will noch warten? “ „Nimm ihn“, sagt der jüngere wie selbstverständlich [...] „Aber nicht wahr, Kamerad, du lässt mich nicht im Stich? “ Impulsiv reichte ich ihm die Hand. Damit war ich gebunden. Nichts sollte mich zum dritten Male in das Feuer treiben, hatte ich mir gelobt. Aber die Seelengröße des Verwundeten musste diesen Vorsatz umwerfen. Ich bin Gott sei Dank kein Lump und Wortbrüchiger geworden. Der Leutnant wollte mich nicht gehen lassen. Am Abend ließ er es zu.“ (Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, S. 111). 421 Foucault, Michel: Von der Freundschaft als Lebensweise, in: Von der Freundschaft, Berlin 1991, S. 91 f. 422 Witkop, Phillip (Hg.) : Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, S. 228 f. 423 „[...] vorne ist kein Feldwebel und es sieht wild aus. Wie krachen die Handgranaten. Die Artillerie tobt. [...] Nach einiger Zeit kommt Fähnrich Brehmer. Ich bitte ihn, mich für einen Augenblick zu vertreten. Ich möchte Willem so gern noch einmal sprechen. [...] So kann ich ihm Lebewohl sagen.[...] Ich muß wieder in die Sappe! Gerade komme ich zur rechten Zeit, denn Panje greift an. Dicht kommt er über den Berg, aber die Handgranaten treiben ihn mit schweren Verlusten zurück.“ (Witkop, Phillip (Hg.) : Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 24.07.1916, S. 228). 424 Witkop, Phillip (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 19. Mai 1916, S. 200 f. 425 Ebd., Brief vom 26.10.1917, S. 343. 426 Eugen Göhring war am 21.03.1918 bei Estrées als Leutnant der Reserve gefallen, ebenso wie Scheibe trat er als Rekrut dem 10. bayerischen Feldartillerieregiment in Erlangen bei. (Vgl. Jordan, Hermann (Hg.): Blätter der Erinnerung an die im Kriege 1914-1919 Gefallenen der Universität Erlangen, Leipzig/ Erlangen 1920, S. 128 f.). 427 Jordan, Hermann (Hg.): Blätter der Erinnerung an die im Kriege 1914-1919 Gefallenen der Universität Erlangen, Leipzig/ Erlangen 1920, Otto Scheibe, Brief vom 7.04.1918, S. 289. Anmerkungen 141 428 Ebd., Brief vom 25.04.1918, S. 319. 429 Ebd., S. 143. 430 Berliner Zeitung am Mittag, Nr. 144, vom 18.10.1918, zitiert nach: Ulrich, Bernd: Die Augenzeugen. Deutsche Feldpostbriefe in Kriegs- und Nachkriegszeit 1914-1933, Essen 1997, S. 77. 431 Plaut, Paul: Psychographie des Kriegers, in: Zeitschrift für angewandte Psychologie, Beiheft 21, 1920, S. 82. 432 „One evening we could be all together in a cosy room […] A single machine-gun or a few shells might wipe out the whole picture within a week.” (Sassoon, Siegfried: The Complete Memoirs of George Sherston, London 1952, S. 421). 433 Kopfermann, Hans, zitiert nach: Schlüpmann, Klaus: Vergangenheit im Blickfeld eines Physikers. Hans Kopfermann 1895-1963 (Eine Wissenschaftsstudie) online unter: http: / / www.aleph99.org/ etusci/ ks/ t1a1.htm. 434 Plaut, Paul: Psychographie des Kriegers, in: Zeitschrift für angewandte Psychologie, Beiheft 21, 1920, S. 82; vgl. auch Ulrich, Bernd: Die Augenzeugen. Deutsche Feldpostbriefe in Kriegs- und Nachkriegszeit 1914 -1933, Essen 1997, S. 294 ff. 435 Vgl. Cole, Sarah: Modernism, Male Friendship, And The First World War, Cambridge 2003, S. 140 ff. 436 Mit dieser Formel kann die Bewertung des soldatischen Beziehungsgeflechts durch die englische Nachkriegsgesellschaft umrissen werden. Manning, Frederic: Her Privates We, London 1930, S. 143. 437 Vgl. Foucault, Michel: Von der Freundschaft als Lebensweise, in: Ders.: Von der Freundschaft, Berlin 1991, S. 91 f. 438 Unruh, Fritz von: Opfergang, Berlin 1919, S. 12. 439 Panichas, George Andrew (Hg.): Promise of Greatness: The War of 1914-1918, London 1968, S. 164. 440 Vgl. Hipp, Daniel: The Poetry of Shell Shock. Wartime Trauma and Healing in Wilfred Owen, Ivor Gurney and Siegfried Sassoon, London 2005, S. 89. 441 Stephen, Martin: The Price of Pity: Poetry, History, and Myth in the Great War, London 1996, S. 190. 442 Vgl. Halpern, Richard: Shakespeare’s Perfume. Sodomy and Sublimity in the Sonnets, Wilde, Freud, and Lacan. University of Pennsylvania Press: Philadelphia 2002. 443 Kant, Immanuel: Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen, in: Ders.: Werke, Akademie-Ausgabe, Berlin 1968, Bd. II, S. 229. 444 Ebd., S. 230. 445 Ebd., S. 229. 446 Kessler, Harry Graf: Das Tagebuch, Stuttgart 2008, 5. Band: 1914-1916, Notiz vom 16. Nov. 1915, S. 506 f. 447 Merkl, Peter H.: Making of a Stormtrooper, Princeton 1980, S. 112. 448 Vgl. Schuster, Martin: Die SA in der nationalsozialistischen Machtergreifung in Berlin und Brandenburg 1926 - 1934, Diss. TU Berlin 2005, S. 100, online unter: http: / / edocs.tu-berlin.de/ diss/ 2004/ schuster_martin.pdf. 449 Wahl, Hans Rudolf: Männerbünde, Homosexualitäten und politische Kultur im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Überlegungen zur Historiografie der SA, in: ZfG 52 (2004), S. 224. 450 Vgl. Korte, Hermann: Der Krieg in der Lyrik des Expressionismus. Studien zur Evolution eines literarischen Themas, Bonn 1981, S. 120. 451 Vgl. Foucault, Michel: Der Gebrauch der Lüste, Sexualität und Wahrheit 2, Frankfurt/ M. 1989, S. 18, S. 43 und passim; Foucault, Michel: Die Sorge um sich, Sexualität und Wahrheit 3, Frankfurt am Main 1989, S. 277 f. 452 Plutarch: Amatorius, zitiert nach Foucault, Michel: Die Sorge um sich, Sexualität und Wahrheit 3, Frankfurt am Main 1989, S. 258. Anmerkungen 142 453 Vgl. Bataille, George: Der Heilige Eros, Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1974. 454 Vgl. Halpern, Richard: Shakespeare’s Perfume. Sodomy and Sublimity in the Sonnets, Wilde, Freud, and Lacan. University of Pennsylvania Press: Philadelphia 2002, S. 8 f. und S. 89. 455 Vgl. Heimerl, Theresia: „Des Todes Entzückungen“. Überlegungen zum Verhältnis von Eros und Tod, online unter: http: / / www.querelles-net.de/ forum/ forum19/ . 456 Foucault, Michel: Von der Freundschaft als Lebensweise, in: Von der Freundschaft, Berlin 1991, S. 91 f. Vgl. Foucault, Michel: Der Gebrauch der Lüste, Sexualität und Wahrheit 2, Frankfurt/ M. 1989, S. 18, S. 43 und passim; Foucault, Michel: Die Sorge um sich, Sexualität und Wahrheit 3, Frankfurt am Main 1989, S. 277 f. 457 Cäsar, Adrian: Taking it like a man: Suffering, sexuality and the war poets - Wilfred Owen - Siegfried Sassoon - Robert Graves - Rupert Brooke, Manchester 1993; vgl. in diesem Zusammenhang auch: Lessenich, Rolf: Homoerotik in der englischen Schützengrabenlyrik des Ersten Weltkriegs, in: Forum Homosexualität und Literatur 43 (2003), S. 25-42. 458 Genau dies nimmt aber auch ein Teil der Gegenpartei für sich in Anspruch, die amerikanischen „queer theorists“. Diese wollen z.B. bei Shakespeare unaussprechbares Homoerotisches zwischen allen Zeilen gelesen haben, und feiern Shakespeare deswegen als Gründer einer rhetorischen Tradition namens „poetics of sublimation“, die in Sodomie und Erhabenheit Wilde und Lacan miteinander verbinde. Auch den klassischen Theorien des Schönen wäre dann das Fehlen homoerotischer Impulse anzulasten, wie beispielsweise Winckelmanns Bewertung griechischer Statuen und deren bei Hegel beschriebenes „Zerfließen“ androgynen Charakters. (Vgl. Halpern, Richard: Shakespeare’s Perfume. Sodomy and Sublimity in the Sonnets, Wilde, Freud, and Lacan, Philadelphia 2002). 459 Was beispielsweise in der Revolution von 1848 geschah, unter den Berliner März Gefallenen befanden sich nicht zuletzt 11 Frauen. Die Gegner der Revolution beschreiben die kämpfenden Frauen mit einer Mischung aus Furcht, Faszination und Spott: „Frauen auf den Barrikaden wurden trunkene Mänaden, die in phantastischem Aufputze mit Pistolen, Säbeln, Musketen und Picken bewaffnet, die ernste Volksbewegung zur frivolen Farce erniedrigten. Sie wurden endlich lüsterne Phryneen, die im nächtlichen Dunkel ihr unkeusches Boudoir zwischen den Barrikaden aufschlugen und sich kannibalisch wohlfühlten, wenn ihre Hingebung, in des Wortes verwegenster Bedeutung,[…] einen großen Zuspruch fand.“ (Reschauer, Heinrich/ Smets, Moritz: Das Jahr 1848, Bd. 2, Wien 1872, S. 282 f.). 460 Dehmel, Richard: Zwischen Volk und Menschheit: Kriegstagebuch, Berlin 1919, S. 405; vgl. auch den Bericht über „Feuerwirkungen auf Tiere“ in der Liller Kriegszeitung. Sommerlese 1916, der Auslese Dritter Band, Hg. Von Hauptmann d.L. Hoecker, Lille 1916, S. 248. 461 Foerster, Wolfgang (Hg.): Wir Kämpfer im Weltkrieg, Feldzugsbriefe und Kriegstagebücher von Frontkämpfern aus dem Material des Reichsarchivs, Berlin 1929, S. 255. 462 Stramm, August: Brief vom 5. März 1915, in: Adler, Jeremy (Hg.): August Stramm. Alles ist Gedicht. Briefe, Gedichte, Bilder, Dokumente, Zürich 1990, S. 44. 463 Ebd. 464 Delvert, Charles: Carnets, 12. Januar 1916, S. 129 f., zitiert nach Eckstein, Modris: Tanz über Gräben, Reinbek bei Hamburg 1990, S. 236. 465 Liller Kriegszeitung. Sommerlese 1916, der Auslese Dritter Band, Hg. Von Hauptmann d.L. Hoecker, Lille 1916, S. 230. 466 Vgl. Tauber, Peter: Vom Schützengraben auf den grünen Rasen. Der Erste Weltkrieg und die Entwicklung des Sports in Deutschland, Münster 2008, S. 241 f. u. S. 248. 467 Vgl. Löschnigg, Martin: Der Erste Weltkrieg in deutscher und englischer Dichtung, Heidelberg 1994, S. 42 f. Anmerkungen 143 468 Schoch, Johann Georg: Neu-erbaueter Poetischer Lust- und Blumen-Garten, Leipzig 1660, S. 18. 469 Neumark, Georg: Fortgepflantzter Musikalisch-Poetischer Lustwald, Jena 1657, Bd. 2, S. 265. 470 Vgl. Garber, Klaus: Der locus amoenus und der locus terribilis. Bild und Funktion der Natur in der deutschen Schäfer- und Landlebendichtung des 17. Jahrhunderts, Köln, Wien 1974, S. 257-264. 471 Gamble, J. W.: Brief vom 23. Dezember 1915, zitiert nach: Eksteins, Modris: Tanz über Gräben. Die Geburt der Moderne und der Erste Weltkrieg, Reinbek bei Hamburg 1990, S. 323 f. 472 Rosner, Karl: Kriegstagebuch, 16. April 1916, in: Sauer, Andreas (Hg.): Heilig soll der Grundsatz „Krieg dem Kriege sein“! Die Erinnerungen Karl Rosners an seine Kriegserlebnisse im Jahre 1916, Erfurt 2008, S. 98. 473 Vgl. Böhme, Hartmut: Die Ästhetik der Ruinen, in: Kamper, D./ Wulff, Christoph (Hgg.): Der Schein des Schönen, Göttingen 1989, S. 287-304. 474 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, Herausgegeben in Verbindung mit den deutschen Kultusministerien, Leipzig, Berlin 1918, Brief vom 5.09.1917, S. 152. 475 Owen, Wilfred: Collected Letters, (Hg.) Owen, Harold/ Bell, John, London 1967, S. 429, Brief vom 19. Januar 1917. 476 Jünger, Ernst: In Stahlgewittern, Stuttgart 33 1992, S. 79. 477 Vgl. Treptow, Elmar: Die erhabene Natur. Entwurf einer ökologischen Ästhetik, Würzburg 2001, S. 19 ff. 478 Kant vergleicht das Erhabene wirkungsbezogen mit einem Erdbeben, indem er naturwissenschaftliche Metaphern zur Charakterisierung des Erhabenen benutzt: „Das Gemüth fühlt sich in der Vorstellung des Erhabenen in der Natur bewegt [...] Diese Bewegung kann [...] mit einer Erschütterung verglichen werden, d. i. mit einem schnellwechselnden Abstoßen und Anziehen eben desselben Objects.“ (Kant, Immanuel: Kritik der Urteilskraft, § 27, 258) Hier wirkte in Kants Bewusstsein das Erdbeben von 1755 in Lissabon nach, bei dem vermutlich nahezu ein Viertel der 250.000 Einwohner Lissabons ums Leben kamen. Ein Ereignis, das eine Zäsur für die Zeitgenossen darstellte, die mit den Wirkungen des 11. September für die westliche Welt vergleichbar ist. Damit wurde auch die Theodizeekonzeption von Leibnitz, und seine These von „der Besten aller möglichen Welten“, in Frage gestellt. (Vgl. Ray, Gene: Terror and the Sublime in Art and Critical Theory. From Auschwitz to Hiroshima to September 11, New York 2005, S. 26 ff.). 479 Owen, Wilfred: Collected Letters, hg. von Owen, Harold und Bell, John, London 1967, S. 449 f. 480 Jünger, Ernst: Kriegstagebuch 1914-1918, Stuttgart 2010, 9.VI.18, S. 401. 481 Ebd., 21.VI.18, S. 405. 482 Jünger, Ernst: Sturm, in: Ders.: Sämtliche Werke Dritte Abteilung Erzählende Schriften, Band 15, Stuttgart 1978, S. 33. 483 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 4.05.1915, S. 141. 484 Marc, Franz: Briefe aus dem Feld, Nach den Originalen herausgegeben von Klaus Lankheit und Uwe Steffen, München, Zürich 1993, Brief vom 18.11.1914, S. 28. 485 Sassoon, Siegfried: Diaries 1915-1918, Edited and introduced by Rupert Hart-Davis, London 1983, 1916 July 19, S. 95 f. 486 Rosner, Karl: Kriegstagebuch, 27. Februar 1916, in: Sauer, Andreas (Hg.): Heilig soll der Grundsatz „Krieg dem Kriege sein“! Die Erinnerungen Karl Rosners an seine Kriegserlebnisse im Jahre 1916, Erfurt 2008, S. 60. Anmerkungen 144 487 Jordan, Hermann (Hg.): Blätter der Erinnerung an die im Kriege 1914 - 1919 Gefallenen der Universität Erlangen, Leipzig/ Erlangen 1920, Otto Scheibe, Brief vom 20. November 1917, S. 346 f. 488 Brief von Unteroffizier Hans Müller an Professor Alexander Cartellieri, vom 12. Mai 1916, in: Bechmann, Denis/ Mestrup, Heinz (Hgg.): „Wann wird das Morden ein Ende nehmen? “ Feldpostbriefe und Tagebucheinträge zum Ersten Weltkrieg, Erfurt 2008, S. 277. 489 Witkop Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 22. Dezember 1915, S. 197. 490 Böhme, Hartmut: Das Steinerne. Anmerkungen zur Theorie des Erhabenen aus dem Blick des Menschenfremdesten, in: Pries, Christine (Hg.): Das Erhabene. Zwischen Grenzerfahrung und Größenwahn, Weinheim 1989, S. 125. 491 Schopenhauer, Arthur: Die Welt als Wille und Vorstellung, in: Ders.: Sämtliche Werke, Bd. 2, Wiesbaden 1949, S, 241. 492 Ebd. 493 Nietzsche, Friedrich: Nachgelassene Fragmente, in: Ders., Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe in 15 Bd., Hgg. Giorgio Colli/ Mazzino Montinari, Bd. 9, München 1980, Herbst 1881 12 [1], S. 576. 494 Vgl. Zelle, Carsten: Die doppelte Ästhetik der Moderne. Revisionen des Schönen von Boileau bis Nietzsche, Stuttgart/ Weimar 1995. 495 Nietzsche, Friedrich: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden, München 1980, Bd. 7, S. 149. 496 Löns, Hermann: Leben ist Sterben, Werden, verderben. Das verschollene Kriegstagebuch, Frankfurt am Main, Berlin 1988, Notiz vom 15.9.1914, S. 39. 497 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe deutscher Studenten, Gotha 2 1916, Brief vom 18. Oktober 1914, S. 78. 498 Robertson, Heather: A Terrible Beauty: The Art of Canada at War, Toronto 1977, S. 92, zitiert nach: Eksteins, Modris: Tanz über Gräben. Die Geburt der Moderne und der Erste Weltkrieg, Reinbek bei Hamburg 1990, S. 324. 499 „Ich sehe hier den vornehmsten Bau der Gebeine dieses Leibes, den Ursprung der Muskeln und den Grund ihrer Lage und Bewegung, und dieses alles zeigt sich wie eine von der Höhe der Berge entdeckte Landschaft, über welche die Natur den mannichfaltigen Reichthum ihrer Schönheiten ausgegossen. So wie dessen luftige Höhen sich mit einem sanften Abhang in gesenkte Thäler verlieren, dahier sich schmälern und dort erweitern: so mannichfaltig, prächtig und schön erhaben sich hier schwellende Hügel von Muskeln, um welche sich oft unmerkliche Tiefen, gleich dem Strome des Mäanders, krümmen, die weniger dem Gesichte, als dem Gefühle, offenbar werden.“ (Winckelmann, Johann Joachim: Torsobeschreibung, in: Pfotenhauer, Helmut/ Bernauer, Markus/ Miller, Norbert (Hgg.), Frühklassizismus. Position und Opposition, Frankfurt am Main 1995, S. 177). 500 Pfotenhauer, Helmut: Kommentar, in: Ders./ Bernauer, Markus/ Miller, Norbert (Hgg.), Frühklassizismus. Position und Opposition: Winckelmann, Mengs, Heinse, Frankfurt am Main 1995, S. 526. 501 Gleiches gilt für manche Quelle des Ersten Weltkriegs: „Man sieht auch unvergessliche Schönheit: ich sah junge Soldaten, Kriegsfreiwillige, wie schlafend in der Stellung der Ariadne auf Naxos, die den schnell eintretenden Tod ganz ruhig und freundlich erwartet hatten, als würden sie dadurch kräftig zu vielen Taten des Lebens. Alles dies vereint sich zu einem grauenvollen Bilde des Verderbens und zeigt sich in seiner herbsten Kraft und Schönheit.“(Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe deutscher Studenten, Gotha 2 1916, Brief vom 14. September 1914, S. 63 f.). 502 Vgl. Sacha, Magdalena I.: Der Topos Masurens als verlorenes Paradies in der deutschsprachigen Literatur Ostpreußens, in: Neumann, Bernd/ Albrecht, Dietmar/ Talarczyk, Anmerk And poln 503 Hey 504 Ders 1983 505 Vgl. 506 Ami 31.1 507 Vgl. wen 508 Vgl. ruf „ im E 509 Win 1917 510 Freu Fran 511 Hein Lieb am M 512 Vgl. Grea 513 Brie Janu 514 Zuc Mai 515 Witk Juli 516 Beck 517 Feld Aug End 2008 518 Bind 519 Die der reise sow auch und 1989 atr 6 http 520 Sten Hg. 521 Ders 522 Sten zun 523 Mai unte 524 Es h Jüng ungen drzej (Hgg.): L nisch-baltischen ymann, Walter: N s.: zitiert nach: 3, S. 20. . hierzu: Heyma iel, Henri-Frédé 0.1852, S. 76. . Schivelbusch, n August 1914 b . hierzu Ungern „An die Kultur Ersten Weltkrieg ndegg, Walter E 7, S. 281. ud, Sigmund: Z nkfurt am Main n, Alfred: Corne be und Tod des Main 1974, S. 28 . Natter, Wolfg atness” in Germ ef des Armierun uar 1917 (Privatb kmayer, Carl: A in 1994, S. 286. kop, Philipp (H 1916, S. 242. kmann, Max: Br dpostbrief von V gust 1915, in: Be de nehmen? “ F 8, S. 193. ding, Rudolf G.: Psychologin Gr Taufe gehoben enden fest. Als wohl solche psy h psychischer A d Tönen) benen 9; Edson, José A 63 (2005), S. 110 p: / / www.scielo ndhal: Rom, Nea Manfred Naum s., Voyages en I ndhal: Œevres i g: Nerlich, Mich iwald, Stefan: D er: http: / / www handelt sich um gere im Jahr 152 Literatur, Grenz n Ostseeraums a Nehrungsbilder Nidden und s ann, Walther: Kr éric: Fragments Wolfgang: Eine is Mai 1940, Fra n-Sternberg, Jür rwelt“. Das Man g. Mit einer Dok ggert (Hg.): Bri Zeitgemäßes üb 1974, S. 34. et und Feldsold s Cornets Chris 87 f. gang G.: Litera many, New Hav ngssoldaten Sie besitz). Als wär´s ein S Hg.) : Kriegsbrie riefe im Kriege 1 Vizefeldwebel W echmann, Denis eldpostbriefe u : Aus dem Krieg raziella Magher n. Sie stellte es i Symptome kon chosomatischer Art (Störung de nnen. (Vgl. Mag Amancio: Dosto 0, online unter: o.br/ pdf/ anp/ v apel und Floren mann), S. 229 f. Italie, Paris 1973 intimes, Hg. vo hael: Stendhal, R Der florentinisch w.stefanmaiwald m die Darstellun 21 schuf. zen, Erinnerun als einer Literatu r, Königsberg 1 seine Maler, H riegsgedichte u d`un journal in e Ruine im Kri ankfurt am Main rgen von/ Unge nifest der 93 un kumentation, St iefe von Walter ber Krieg und dat, abgedruckt stoph Rilke, Tex ature at War, 1 ven, London 199 evert an den V Stück von mir. H efe gefallener S 1914/ 1915, Mün Walter Stück an s/ Mestrup, Hein und Tagebuche ge, Potsdam 2 19 rini aus Florenz insbesondere be nnte sie aufgru r (Brustschmerz es Realitätssinn gherini, Graziel evski and Stend v63n4/ a34v63n4 nz, Berlin 3 1985 3, S. 480. on V. Del Litto, Reinbek bei Ham he Kultur-Scho d.com/ pages/ le ng des Toten Ch ngsräume. Erku urlandschaft, W 909, S. 79 f. Hg. Landsmanns nd Feldpostbrie ntime, Paris 194 ieg der Geister. n 1993. ern-Sternberg, W nd die Anfänge tuttgart 1996. Flex, München Tod, in: Ders.: in: Simon, Walt xt-Fassung und 1914-1940. Rep 99, S. 124 f. u. S. Verlag Philipp R Horen der Freu Studenten, Mün nchen 1984, Brie n Professor Car nz (Hgg.): „Wan einträge zum E 940, Brügge, Jun z hat dieses um ei kunstsinnige und ihrer langjä zen, Schwäche, ns, wiederholte lla: La Sindrom dhal´s Syndrom 4.pdf). (= Gesammelte , Paris 1981, S. mburg 1993, S. 5 ock, in: Merian esen_schreiben/ hristus im Grab undungen des Würzburg 2004, S schaft Ostpreuß efe, München 4 1 9, Tagebucheint Die Bibliothek Wolfgang von: D e der Kriegspro o.J., Brief vom Studienausgab ter (Hg.): Die W d Dokumente, F resenting the „ 139 ff. Reclam junior, undschaft, Fran nchen 1928, Brie ef vom 17.04.191 rtellieri in Jena, nn wird das Mo Ersten Weltkrieg ni 1917, S. 244. mstrittene Phäno n, sensiblen Ind hrigen Untersu Schweißausbrü Perzeption von me di Stendhal, me, in: Arq Neur Werke in Einze 783. Deutsche 50. 1/ 2006: Floren / merian.htm. e, die Hans Hol 145 deutsch- S. 96 ff. ßen, Leer 1915 trag vom k von Lö- Der Aufopaganda 28. April be Bd. 9, Weise von Frankfurt „Time of vom 16. nkfurt am ef vom 4. 15, S. 40. , vom 24. orden ein eg, Erfurt omen aus dividualuchungen üche) als n Farben , Florenz ropsiquielbänden, Übersetnz, online olbein der Anmerkungen 146 525 Seine Frau war Augenzeugin dieses Erlebnisses, und schreibt darüber in ihren Memoiren: „During the journey to Geneva, we stopped in Basle to visit the museum, where there was a painting that my husband had heard about. This was a picture by Hans Holbein, representing Christ after his inhuman martyrdom, now taken down from the cross and in the process of decomposition. The visions of the tumescent face, full of bloody wounds, was terrible. The painting had an oppressive impact on Fyodor Mikhailovich. He remained standing in front of it as if stunned. […] When I returned after fifteen or twenty minutes, I found him stuck in the same place, in front of painting. His agitated face presented a kind of fear, something that I had noted more than once before, in the first moments of an epileptic attack. I calmy took my husband by the arm, led him to another room and sat him down on a bench, ecpecting the attack at any moment. Thankfully this did not happen. He calmed down little by little and left the museum, but he insisted on going back there again to see this painting that had impressed him so much”. (Dostoiévski, Anna Griegorievna: Carnets - Correspondance de F.M. Dostoiévski et A.G. Dostoiévska, Vol. I., Moskau 1986, S. 342-344). 526 Edson, José Amancio: Dostoevski and Stendhal´s Syndrome, in: Arq Neuropsiquiatr 63 (2005), S. 1099 - 1103, online unter: http: / / www.scielo.br/ pdf/ anp/ v63n4/ a34v63n4.pdf. 527 Vgl. Magherini, Graziella: „Mi sono innamorato di una statua“. Oltre la Sindrome di Stendhal./ „I´ve Fallen in Love with a Statue“. Beyond the Stendhal Syndrome, Florenz 2007, S. 254 ff. und passim. 528 Königswald, Harald von (Hg.): Stirb und Werde. Aus Briefen und Kriegstagebuchblättern des Leutnants Bernhard von der Marwitz, Breslau 1931, S. 212. 529 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, S. 336. 530 Marc, Franz: Briefe aus dem Feld, Nach den Originalen herausgegeben von Klaus Lankheit und Uwe Steffen, München, Zürich 1993, Brief vom 24.09.1914, S. 13. 531 Ebd., Brief vom 20./ 21.12.1915, S. 126. 532 Hank, Sabine/ Simon, Herrmann (Bearb.): Feldpostbriefe Jüdischer Soldaten 1914 - 1918, Briefe ehemaliger Zöglinge an Sigmund Feist, Direktor des Reichenheimschen Waisenhauses in Berlin, Band 2, Teetz 2002, Brief Nr. 423, vom 7. März 1917, S. 429. 533 Miller, Norbert: Strawberry Hill. Horace Walpole und die Ästhetik der schönen Unregelmäßigkeit, München, Wien 1986, S. 120. 534 Vischer, Friedrich Theodor: Über das Erhabene und das Komische und andere Schriften zur Ästhetik, hg. Von W. Oelmüller, Frankfurt am Main 1967, S. 78. 535 „Eine bedeutende gotische Kirche ist schon bei vollem Tageslichte durch ihre Konstruktion und ihre gedämpfte Beleuchtung erhaben, doch kann das Auge bei Einzelheiten verweilen, die dem Eindrucke des Schönen das Übergewicht verschaffen; man trete aber in der Dämmerung ein, so kann ein ganz ungemeiner, rein erhabener Eindruck gar nicht ausbleiben. Gotische Türme, wie der Straßburger und der Stephansturm, stehen im Mondlichte noch gewaltiger als im Sonnenlichte wie Symbole einer ernsten Geisterwelt vor uns.“ (Vischer, Friedrich Theodor: Über das Erhabene und das Komische und andere Schriften zur Ästhetik, hg. Von W. Oelmüller, Frankfurt am Main 1967, S. 78). 536 Böhme, Gernot: Atmosphäre. Essays zur neuen Ästhetik, Frankfurt/ Main 1995, S. 97 537 Pfeilschifter, Georg (Hg.): Feldbriefe katholischer Soldaten, 2. Teil: Aus Ruhestellung und Etappe, Freiburg 1918, Brief Nr. 265, S. 146. 538 Jünger, Ernst: Kriegstagebuch 1914-1918, Stuttgart 2010, 1.IX.16, S. 181. 539 Ebd. 540 Wittgenstein, Ludwig: Geheime Tagebücher. 1914-1916. Hg. und dokumentiert von Wilhelm Baum, Wien 1991, Notiz vom 15.9.14, S. 22. 541 Ebd., Notiz vom 17.101.15, S. 32. 542 Ebd., Notiz vom 17.2.15, S. 58. 543 Ebd., Notiz vom 5.5.16, S. 70. Anmerkungen 147 544 Ders.: Tractatus logico-philosophicus, Werkausgabe Teil I, Frankfurt am Main 1984, 4.112. 545 Ebd., Satz 7. 546 Burke, Edmund: Philosophische Untersuchung über den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und Schönen, Hamburg 2 1989, S. 123. 547 „Unter der Kategorie der Bewegung erscheint auch das Licht als erhabener Gegenstand. Nicht an sich, sondern als Kommendes und Gehendes ist es erhaben, indem es in seiner Ausbreitung und Bewegung als Kraft erscheint.“ (Vischer, Friedrich Theodor: Über das Erhabene und das Komische und andere Schriften zur Ästhetik, hg. Von W. Oelmüller, Frankfurt am Main 1967, S. 88). 548 „Wenn Gefahr oder Schmerz zu nahe auf uns eindringen, so sind sie unfähig, uns irgendein Frohsein zu verschaffen; sie sind dann schlechthin schrecklich. Aber aus einer gewissen Entfernung und unter gewissen Modifikationen können sie froh machen“. (Burke, Edmund: Philosophische Untersuchung über den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und Schönen, Hamburg 2 1989, I. Teil, Kapitel 7, S. 73). 549 Köppen, Edlef: Heeresbericht, München 2005, (Erstauflage 1930), S. 173. 550 Marc, Franz: Briefe aus dem Feld, Nach den Originalen herausgegeben von Klaus Lankheit und Uwe Steffen, München, Zürich 1993, Brief vom 6.09.1914, S. 9. 551 Ebd., Brief vom 2.09.1914, S. 7. 552 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 25.12.1914, S. 180. 553 Rosner, Karl: Kriegstagebuch, 30. April 1916, in: Sauer, Andreas (Hg.): Heilig soll der Grundsatz „Krieg dem Kriege sein“! Die Erinnerungen Karl Rosners an seine Kriegserlebnisse im Jahre 1916, Erfurt 2008. S. 107 f. 554 Jünger, Ernst: In Stahlgewittern, Stuttgart 33 1992, S. 87. 555 Ebd., S. 113. 556 Jünger, Ernst: Sturm, in: ders.: Sämtliche Werke Dritte Abteilung Erzählende Schriften, Band 15, Stuttgart 1978, S. 27. 557 Vgl. in diesem Zusammenhang auch: Meyer, Martin: Ernst Jünger, München 1993, S. 314. 558 Die Essays „Die Enttäuschungen des Krieges“ und „Zeitgemäßes über Krieg und Tod“ erschienen bereits im Frühjahr 1915. 559 Vgl. Meyer, Martin: Ernst Jünger, München 1993, S. 75 ff. 560 „In Mannshöhe wies ein unvollendeter Tierfries Mammute und Elentiere im Stile der Höhlenmenschen von Crô-Magnon auf, die Sturm während der langen Regenzeit des vorigen Herbstes mit der für nachtleuchtende Grabenschilder bestimmten Phosphorfarbe gemalt und die Hugershoff durch das Bildnis einer ungefügten Venus von Willendorf vervollständigt hatte.“ (Jünger, Ernst: Sturm, in: Ders.: Sämtliche Werke Dritte Abteilung Erzählende Schriften, Band 15, Stuttgart 1978, S. 22). 561 Vischer, Friedrich Theodor: Über das Erhabene und das Komische und andere Schriften zur Ästhetik, hg. Von W. Oelmüller, Frankfurt am Main 1967, S. 84 f. 562 Burke, Edmund: Philosophische Untersuchung über den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und Schönen, Hamburg ²1989, S. 121. 563 Stendhal: OEevres intimes, Hg. von V. Del Litto, Paris 1981, S. 869. Deutsche Übersetzung: Stendhal: Die Kartause von Parma, Hg. Friedrich von Oppeln-Bronikowski, Berlin 1921 (= Gesammelte Werke Bd. 2), S. XI. 564 Vgl. Deist, Wilhelm: Verdeckter Militärstreik im Kriegsjahr 1918? , in: Wette, Wolfram (Hg.): Der Krieg des kleinen Mannes. Eine Militärgeschichte von Unten, München, Zürich 1992, S. 146-167. 565 Vgl. Binding, Rudolf G.: Aus dem Kriege, Potsdam 2 1940, 12. August 1918, S. 355. Anmerkungen 148 566 Vgl. Ulrich, Bernd: Die Desillusionierung der Kriegsfreiwilligen von 1914, in: Wette, Wolfram (Hg.): Der Krieg des kleinen Mannes. Eine Militärgeschichte von unten, München 1992, S. 117. 567 Zitiert nach Ulrich, Bernd: Die Augenzeugen. Deutsche Feldpostbriefe in Kriegs- und Nachkriegszeit 1914 -1933, Essen 1997, S. 59. 568 Vgl. Ulrich, Bernd: Die Desillusionierung der Kriegsfreiwilligen von 1914, in: Wette, Wolfram (Hg.): Der Krieg des kleinen Mannes. Eine Militärgeschichte von unten, München 1992, S. 117. 569 Richtlinien für die Ausbildung des Kriegsersatzes 1916. Mit Genehmigung des Kgl. Preuß. Kriegsministeriums und des Königl. Stellvertretenden Generalkommandos des Gardekorps bearbeitet und herausgegeben vom Kommando des Ersatzbataillons 2. Garde-Reserve-Regiments, Berlin 2 1916, S. 298, Fn. *. 570 Vgl. hierzu Richert, Dominik: Beste Gelegenheit zum Sterben. Meine Erlebnisse im Kriege 1914-1918, München 1989, S. 70 und S. 170. 571 Vgl. ebd., S. 31. 572 Vgl. Werth, German: Verdun. Die Schlacht und der Mythos, Bergisch Gladbach 1987, S. 412; Lehmann, Friedrich: Wir von der Infanterie, München 1929, S. 100. 573 Zitiert nach: Werth, German: Verdun. Die Schlacht und der Mythos, Bergisch Gladbach 1987, S. 412. 574 Es gab lediglich die Möglichkeit für Portepeeunteroffiziere den Dienstgrad eines Feldwebelleutnants zu erlangen, diese waren aber nur Offiziere zweiter Klasse, die noch dem jüngsten Leutnant untergeben waren. Derartige Hierarchien zeigten sich auch in ihrer Uniformierung, denn Feldwebelleutnants trugen zwar Leutnantsschulterstücke, aber auch die Rangabzeichen der Unteroffiziere am Kragen, die dann als so genannte „Kainsmale“ bezeichnet wurden. In England bildete sich zeitgleich der Begriff des „temporary gentleman“ heraus, das waren Offiziere auf Kriegsdauer, die danach diesen Status wieder verloren. 575 Vgl. exemplarisch BayHstA., Abt. IV Kriegsarchiv, KrsStR 13218 (8./ 20. FAR): Der Werdegang eines Kanoniers, der am 12. August 1914 als Ersatzreservist einrückte und im Mai 1919, ohne befördert zu werden, wieder als Kanonier aus dem Heeresdienst ausschied, dabei handelte sich nicht um den Angehörigen einer Heimatformation sondern um einen Soldaten, der 1915 in Flandern, 1916 an der Somme und in den Karpathen kämpfte, 1917 wieder in Flandern war, und 1918 an der Offensive am Chemin des Dames teilnahm. Als Kriegsauszeichnung wurde ihm lediglich das Bayerische Militärverdienstkreuz 3. Klasse mit Schwertern verliehen, trotz guter Führung und ohne verhängte Disziplinarstrafen. 576 Richard Dehmel stellte bereits im Februar 1915 über die Offiziere im Stab seines Regiments fest: „Und alle haben sie das E.K. [Eiserne Kreuz] und fast keiner hat ein Gefecht mitgemacht. Bei den Frontoffizieren ist deshalb die Achtung vor diesen mannhaften Ehrenzeichen schon nahezu auf Null gesunken; man nennt es „«das Vereinsabzeichen»“. (Dehmel, Richard: Zwischen Volk und Menschheit. Kriegstagebuch, Berlin 1919, S. 184 f.). 577 Vgl. Werth, German: Verdun. Die Schlacht und der Mythos, Bergisch Gladbach 3 1987, S. 140. 578 „Habe wieder einmal Pech gehabt. Ich war zu Kaisers Geburtstag wieder fürs Eiserne Kreuz erster Klasse eingereicht, aber auch wieder vergeblich. Immer schnappt mir´s ein anderer weg, einer von den sogenannten „besseren Menschen“. Das ist nun das drittemal gewesen, dass es mir so ging“ schrieb der Landwirt Klaus Hofer im Februar 1918. (Abel, Hans Karl (Hg.): Briefe eines elsässischen Bauernburschen aus dem Weltkriege an einen Freund 1914 - 1918, Stuttgart, Berlin 1922, S. 119). 579 Vgl. hierzu Molthagen, Dietmar: Das Ende der Bürgerlichkeit? Hamburger und Liverpooler Bürgerfamilien im Ersten Weltkrieg, Göttingen 2007. Anmerkungen 149 580 Fuchs, W.: Kriegspsychologisches, in: Münchener Medizinische Wochenschrift vom 18. April 1916, S. 565. 581 Vgl. Ziemann, Benjamin: Front und Heimat: Ländliche Kriegserfahrungen im südlichen Bayern 1914-1923, Essen 1997, passim. 582 Jacobsohn, Siegfried: Die ersten Tage, Konstanz 1916, S. 29 f. 583 Ebd., S. 32. 584 Rosenberg, Alfred: Longinus in England bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, Berlin 1917. Es sei angemerkt dass der Autor nicht mit dem gleichnamigen Chefideologen des Nationalsozialismus identisch ist, es handelt sich vielmehr um einen Berliner Philosophiestudenten, der am 27. April 1917 seine mündliche Doktorprüfung absolvierte. 585 Ebd., S. 76. 586 HstA/ MA Stuttgart, M 77/ 1, Bd. 119/ 103, zitiert nach: Ulrich, Bernd: Die Augenzeugen. Deutsche Feldpostbriefe in Kriegs- und Nachkriegszeit 1914 - 1933, Essen 1997, S. 62. 587 Vgl. Hank, Sabine/ Simon, Herrmann (Bearb.): Feldpostbriefe Jüdischer Soldaten 1914 - 1918, Briefe ehemaliger Zöglinge an Sigmund Feist, Direktor des Reichenheimschen Waisenhauses in Berlin, Teetz 2002. 588 Hank, Sabine/ Simon, Herrmann (Bearb.): Feldpostbriefe Jüdischer Soldaten 1914 - 1918, Briefe ehemaliger Zöglinge an Sigmund Feist, Direktor des Reichenheimschen Waisenhauses in Berlin, Band 2, Teetz 2002, Brief Nr. 702 von Paul Wohlgemuth vom 14. August 1918, S. 678. 589 Dehmel, Richard: Kriegs-Brevier, Leipzig 1917, S. 19 f. 590 Ders.: Zwischen Volk und Menschheit: Kriegstagebuch, Berlin 1919, S. 185 591 Ebd., S. 78 und S. 180. 592 Vgl. Vollmer, Hartmut: Alfred Lichtenstein - zerrissenes Ich und verfremdete Welt. Ein Beitrag zur Erforschung der Literatur des Expressionismus, Aachen 1988, S. 179. 593 Lichtenstein, Alfred: Dichtungen, hg. Von Klaus Kanzog und Hartmut Vollmer, Zürich 1989, S. 190. 594 Ebd., S. 118. 595 Ebd., S. 123. 596 Ebd., S. 120. 597 Engelke, Gerrit: Rhythmus des neuen Europa, Jena 1921, S. 104-109. 598 Ebd., S. 108. 599 Aus dem Jahr 1914 ist ein Fall überliefert, bei dem sich ein bayerischer Unteroffizier, auf dem Briefweg, bei Bekannten über die schlechte Organisation der Feldküche („Saustall“) beschwerte, und insbesondere den Reserve-Offizieren nur mehr den „Hanswurst“- Status zuerkannte. Der Brief gelangte auf dunklen Kanälen an das bayerische Kriegsministerium, woraufhin ein Verfahren eingeleitet wurde, das mit der Verurteilung zu einer einjährigen Gefängnisstrafe endete. Nach 1915 wurden für derartige Fälle Feldstrafgefangenenabteilungen gegründet, die für Rodungs- und Schanzarbeiten eingesetzt wurden, damit sich die Delinquenten nicht mehr im Gefängnis „ausruhen“ konnten. (Vgl. Ulrich, Bernd: Die Augenzeugen. Deutsche Feldpostbriefe in Kriegs- und Nachkriegszeit 1914 - 1933, Essen 1997, S 64 f.). 600 Vgl. zum Krieg in Hedd Wyns Lyrik insbesondere: Lloyd, David Tecwin: Llên Cyni a Rhyfel, Llandysul 1987. 601 Evans, Ellis, zitiert nach: Llwyd, Alan: Stori Hedd Wyn Bard y Gaddair Ddu. The Story of Hedd Wyn The Poet of the Black Chair, Llandybie 2009, S. 93. 602 Ebd. 603 Evans, Ellis, zitiert nach: Llwyd, Alan: Stori Hedd Wyn Bard y Gaddair Ddu. The Story of Hedd Wyn The Poet of the Black Chair, Llandybie 2009, S. 141. 604 Vgl. Koch, John T.: Celtic Culture: a historical encyclopedia, Santa Barbara 2006, Vol II, S. 722 f. Anmerkungen 150 605 „61117 PTE. E .H. EVANS 15/ R. WELCH FUS. 31 - 7 - 17”(Vgl. Llwyd, Alan: Stori Hedd Wyn Bard y Gaddair Ddu. The Story of Hedd Wyn The Poet of the Black Chair, Llandybie 2009, S. 159). 606 Vgl. auch Banks, Glyn Welden: Hedd Wyn-Poet as Hero, in: Ahlquist, Anders/ Banks, Glyn Welden, u.a. (Hgg.): Celtica Helsingiensia. Proceedings from a Symposium on Celtic Studies, Helsinki 1996, S. 1 - 10. 607 Curtius, Ludwig: Deutsche und antike Welt. Lebenserinnerungen, Stuttgart 1950, S. 402 f. 608 Beumelburg, Werner: Sperrfeuer um Deutschland, Oldenburg 1929, S. 464 f. 609 Lehmann, Friedrich: Wir von der Infanterie. Tagebuchblätter eines bayerischen Infanteristen aus fünfjähriger Front- und Lazarettzeit, München 1929, S. 8. 610 Ebd. 611 Seeßelberg, Friedrich: Der Stellungskrieg 1914 - 1918 auf Grund amtlicher Quellen und unter Mitwirkung namhafter Fachmänner technisch, taktisch und staatswissenschaftlich dargestellt, Berlin 1926, S. 444, Fn. *. 612 Flex, Walter: Gesammelte Werke, 8. Aufl., München o. J., Bd. 1, S. 191. 613 Vgl. Schwenk, Ludwig: Schaffensfreude und Lebenskunst. Ein Handbuch für junge Männer, insbesondere für junge Soldaten und Kriegsbeschädigte, Stuttgart 1918. 614 Vgl. Kienitz, Sabine: „Fleischgewordenes Elend“ Kriegsinvalidität und Körperbilder als Teil einer Erfahrungsgeschichte des Ersten Weltkrieges, in: Buschmann, Nikolaus/ Horst, Carl (Hgg.): Die Erfahrung des Krieges. Erfahrungsgeschichtliche Perspektiven von der Französischen Revolution bis zum Zweiten Weltkrieg, Paderborn, München, Wien, Zürich 2001, S. 234 ff. 615 Vgl. Kolb, Eberhard: Der Frieden von Versailles, München 2005, S. 9. 616 Sassoon, Siegfried: Collected Poems, London 1961, S. 119. 617 Kühnhauser, Florian: 1870-71. Kriegserinnerungen eines Soldaten des königlich bayerischen Infanterie-Leibregiments, Waging am See 2002, S. 31 f. 618 Ebd., S. 203. 619 Pape, Justus: Auf nach Frankreich! Kriegsfreiwillig bei den Dreiundachtzigern 1870/ 71, Stuttgart o.J., S. 73. 620 Weimarische Zeitung, Jg. 1870, Nr. 2002/ Blatt 1, zitiert nach, Steinbach, Matthias: Abgrund Metz. Kriegserfahrung, Belagerungsalltag und nationale Erziehung im Schatten einer Festung 1870/ 71, München 2002, S. 41. 621 Fontane, Theodor: Aus den Tagen der Okkupation. Eine Osterreise durch Nordfrankreich und Elsaß-Lothringen 1871, Berlin 2000, S. 321. 622 Vgl. Steinbach, Matthias: Abgrund Metz. Kriegserfahrung, Belagerungsalltag und nationale Erziehung im Schatten einer Festung 1870/ 71, München 2002, S. 39. 623 Hindenburg, Paul von: Aus meinem Leben, Leipzig 1920, S. 34. 624 Kretschmann, Hans von: Kriegsbriefe aus den Jahren 1870/ 71, hg. von Lily Braun, Stuttgart 6 1904, Brief vom 21. August 1870, S. 70. 625 Vgl. Verlust-Liste Nr. 52 und 116, hg. Königliche Geheime Oberhofbuchdruckerei, Berlin 1870. 626 Zitiert nach: Uhle-Wettler, Franz: Höhe- und Wendepunkte deutsche Militärgeschichte, Hamburg u.a. 2000, S. 125. 627 Uebe, Theodor: Schlichte Erinnerungen aus großer Zeit, Berlin 3 1912, S. 153. 628 Es handelte sich um Generalleutnant Albrecht von Manstein (1805-1878), der hier den Tod seines Sohnes Benno von Manstein, Hauptmann im 2. Hannoverschen Infanterieregiment Nr. 77, zur Kenntnis nehmen musste. Dieser war im Gefecht bei Styring (6. August 1870) durch Unterleibsschuss verwundet worden, und starb am nächsten Tag in Saarbrücken. Zitat: Kretschmann, Hans von: Kriegsbriefe aus den Jahren 1870/ 71, hg. von Lily Braun, Stuttgart 6 1904, Brief vom 21. August 1870, S. 70; vgl. hierzu auch: Lignitz, Victor von: Aus drei Kriegen: 1866, 1870/ 71, 1877/ 78, Berlin 1904, S. 31. Anmerkungen 151 629 Vgl. Jarausch, Konrad H.: Deutsche Studenten 1800-1970, Frankfurt am Main 1970, S. 109; vgl. hierzu auch Zirlewagen, Marc (Hg.): „Wir siegen oder fallen“. Deutsche Studenten im Ersten Weltkrieg, Köln 2008. 630 Schulze, Friedrich/ Ssymank, Paul: Das deutsche Studententum von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart 1931, München 4 1932, S. 453. 631 Vgl. Engel, Ernst: Beiträge zur Geschichte und Statistik des Unterrichts, insbesondere des Volksschul-Unterrichts, in: Zeitschrift des Königlich Preussischen Statistischen Bureaus 9 (1869), S. 113. 632 Vgl. Bauer, Ludwig (Hg.): Der Deutschen Hochschulen Antheil am Kampfe gegen Frankreich, Leipzig 1873, S. 477. 633 Vgl. Becker, Frank: Bilder von Krieg und Nation. Die Einigungskriege in der bürgerlichen Öffentlichkeit Deutschlands 1864-1913, München 2001, S. 166 f. 634 Vgl. Kühlich, Frank: Die deutschen Soldaten im Krieg von 1870/ 71. Eine Darstellung der Situation und der Erfahrungen der deutschen Soldaten im Deutsch-Französischen Krieg, Frankfurt am Main 1995, S. 31 f. u. S. 97. 635 Ebd., S. 199-257 m.w.N. 636 Anonymus: Meine Kriegserlebnisse. Heitere und ernste Erinnerungen eines bayerischen Kriegsveteranen an den Feldzug gegen Frankreich 1870/ 71. München 1906. S. 67. 637 Berliner-Volkszeitung, zitiert nach: Hauptmann von Köpenick, in: Berliner- Volkszeitung, zitiert nach: Porombka, Stephan: Felix Krulls Erben: Die Geschichte der Hochstapelei im 20. Jahrhundert, Berlin 2001, S. 58. 638 Fontane, Theodor: Gedichte, hg. von Joachim Krueger und Anita Golz, Berlin 1989, Bd. 1, S. 31 f. 639 Vgl. Richter, Ernst-Ludwig: Altes Silber. Imitiert - Kopiert - Gefälscht, München 1983, S. 18 ff. 640 Vgl. Adorno, Theodor Wiesengrund, Ästhetische Theorie, Frankfurt am Main 1969, S. 294. 641 Vgl. Kraus, Jürgen: Vom Bunten Rock zum Kampfanzug. Uniformentwicklung vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart, Ingoldstadt 1987 (= Veröffentlichungen des Bayerischen Armeemuseum; 9), S. 60 ff. 642 Während zwischen 1872 und 1880 lediglich ca. 30 Kriegserinnerungen erschienen, waren es allein in den Jahren 1896 und 1897 mehr als 60 Publikationen in erster oder weiterer Auflage. Vgl. etwa: Eisenach, Joseph: Erinnerungen an den Feldzug 1870/ 71. Aus dem Tagebuch eines ehem. Angehörigen des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nro.4. Coblenz 1896; Mewes, Karl: Leiden und Freuden eines kriegsfreiwilligen hallenser Studenten vom Regiment Nr.86 in den Kriegsjahren 1870-1871. Nach dem Tagebuche und Briefen an die Eltern dargestellt von Karl Mewes, Magdeburg, Leipzig 1898; Meyer, Alfred G.: Vor fünfundzwanzig Jahren. Feldzugsbriefe eines Kriegsfreiwilligen. Leipzig 1896; Mücke, Fritz: 1866. 1870/ 71. Erinnerungen eines Alten Gardejägers. Neudamm 1899; Pfeiffer, A.: Straßburg-Belfort-Paris. Kriegs-Erlebnisse eines Festungs- Artilleristen. Magdeburg 1912; Pfeil, Richard Graf von: Vor vierzig Jahren. Persönliche Erlebnisse und Bilder aus großer Zeit. Schweidnitz 1911. (Vgl. hierzu auch Kühlich, Frank: Die deutschen Soldaten im Krieg von 1870/ 71. Eine Darstellung der Situation und der Erfahrungen der deutschen Soldaten im Deutsch-Französischen Krieg, Frankfurt am Main u.a. 1995, S. 23 ff. und S. 453-470). 643 Köhler, Viktor: Das Kürassier Regiment Nr. 7, seine Geschichte, Halberstadt 1935, S. 34. 644 Kretschmann, Hans von: Kriegsbriefe aus den Jahren 1870/ 71, hg. von Lily Braun, Stuttgart 6 1904, Brief vom 25. August 1870, S. 76. 645 „Sie haben Tod und Verderben gespien: / Wir haben es nicht gelitten. / Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterien, / wir haben sie niedergeritten. / Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt, / tief die Lanzen und hoch die Fahnen, / so haben wir sie zusammengesprengt, - / Kürassiere wir und Ulanen. / Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt; / wohl wichen sie unsern Hieben, / doch Anmerkungen 152 von zwei Regimentern, was ritt und was stritt, / unser zweiter Mann ist geblieben. / Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft, / so lagen sie bleich auf dem Rasen, / in der Kraft, in der Jugend dahingerafft, - / nun, Trompeter, zum Sammeln geblasen! / Und er nahm die Trompet, und er hauchte hinein; / da, die mutig mit schmetterndem Grimme / uns geführt in den herrlichen Kampf hinein, / der Trompete versagte die Stimme. / Nur ein klanglos Wimmern, ein Schrei voll Schmerz, / entquoll dem metallenen Munde; / eine Kugel hatte durchlöchert ihr Erz, - / um die Toten klagte die wunde! / Um die Tapfern, die Treuen, die Wacht am Rhein, / um die Brüder, die heut gefallen, - / um sie alle, es ging uns durch Mark und Bein, / erhub sie gebrochenes Lallen. / Und nun kam die Nacht, und wir ritten hindann, / rundum die Wachtfeuer lohten; / die Rosse schnoben, der Regen rann - / und wir dachten der Toten, der Toten! “ (Freiligrath, Ferdinand: Gesammelte Dichtungen, Stuttgart 1870, Bd. 4, S. 71 f.). 646 Vgl. Felsner, Marcus: Rococo. Mozarts Cosi fan tutte und die Kultur des 18. Jahrhunderts, Würzburg 2010, S. 206 m.w.N. 647 Vgl. Rürup, Ingeborg: “Es entspricht nicht dem Ernste der Zeit, daß die Jugend müßig gehe”. Kriegsbegeisterung, Schullalltag und Bürokratie in den höheren Lehranstalten Preußens 1914, in: Berliner Geschichtswerkstatt e.V. (Hg.): August 1914. Ein Volk zieht in den Krieg, Berlin 1989, S. 181-193. 648 Vgl. insbesondere die 6bändige Studie des Polen Johann von Bloch, die 1899 in deutscher Übersetzung, unter dem Titel „Der Krieg“ erschien. 649 Vgl. Raths, Ralf: Vom Massensturm zur Stosstrupptaktik. Die deutsche Landkriegtaktik im Spiegel von Dienstvorschriften und Publizistik 1906-1918, Freiburg 2009, S. 149 f. 650 Jünger, Ernst: Kriegstagebuch 1914-1918, Stuttgart 2010, 19.VI.17, S. 271. 651 Schlegel, Friedrich: Athenäums-Fragmente, Stuttgart 1997, S. 82. 652 Falkenfeld, Helmuth: Die Musik der Schlachten. Aufsätze zur Philosophie des Krieges, Berlin 2 1916, S. 57. 653 Ebd. 654 Ebd. 655 Ebd. 656 Vgl. Schneeberger, Guido: Nachlese zu Martin Heidegger. Dokumente zu seinem Leben und Denken, Bern 1962, S. 4; Schnepf, Robert: Metaphysik und Kriegserlebnis. Martin Heidegger und die Musik der Schlachten von Hellmuth Falkenfeld, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 54 (2006), S. 201-219. 657 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe deutscher Studenten, Gotha 2 1916, Brief vom 9. Oktober 1915, S. 54 f. 658 Ohr, Wilhelm: Der Humanitäre Gedanke und der Krieg, in: Ders.: Aus einem Jahr Feldlogenarbeit, München 1916, S. 23. 659 Ders.: Der Geist der Feldloge, in: Ders.: Aus einem Jahr Feldlogenarbeit, München 1916, S. 26. 660 Vgl, Appel, Wilhelm: Geschichte der Feldloge «Stern von Brabant» im Orient Brüssel, Berlin 1931, S. 89. 661 Vgl. Ohr, Wilhelm: Der Humanitäre Gedanke und der Krieg, in: Ders.: Aus einem Jahr Feldlogenarbeit, München 1916, S. 23. 662 Ders.: Feldlogenbrief an einen besorgten Vater, in: Ders.: Aus einem Jahr Feldlogenarbeit, München 1916, S. 39. 663 Ders.: Brief an Julie Ohr, vom 19. Juli 1916, in: Ohr, Julie (Hg.): Aus den letzten Lebenswochen von Wilhelm Ohr. Denen, die ihn lieb hatten, gewidmet, Frankfurt am Main 1917, S. 28. 664 Vgl. Hasselbacher, Friedrich: Volksverrat der Feldlogen im Weltkriege, Berlin, Magdeburg 1935. 665 Vgl. etwa die folgenden Feldposteditionen in denen die Protagonisten rational ohne Gefühlsausbrüche ihre Erleben dokumentierten: Maier, Reinhold: Feldpostbriefe aus Anmerkungen 153 dem Ersten Weltkrieg 1914-1918, Stuttgart 1966; Schmidt-Stölting, Hans, Im Blickfeld des Scherenfernrohrs. Kriegsbriefe eines Artilleristen, Leipzig 1930. 666 Vgl. Lipp, Anne: Meinungslenkung im Krieg. Kriegserfahrungen deutscher Soldaten und ihre Deutung 1914 - 1918, Göttingen 2003, S. 54-84: Oppelt, Ulrike: Film und Propaganda im Ersten Weltkrieg: Propaganda als Medienrealität im Aktualitäten- und Dokumentarfilm, Stuttgart 2002. 667 Vgl. etwa: Rupprecht, Wilhelm/ Rupprecht, Bertha: Heinrich Rupprecht zum Gedächtnis, Göttingen 1914; Staercke, Max: Dem Gedächtnis des in Gott ruhenden Prinzen Friedrich Wilhelm zu Lippe. Jugend, Leben, Heldentod, Detmold 1914; Gradmann, Eugen (Hg.): Zur Erinnerung an Walter Gradmann, Stuttgart 1915; Spanier, M.: Leutnant Sender - Blätter der Erinnerung für seine Freunde, Hamburg 1915; Schulz, Adalbert: Eine Schülerpredigt zum 24. Okt. 1915 (Zu freundlichem Gedenken an den Jahrestag des Heimganges Eures Mitschülers Hans Seitz, 14. Nov. 1914), München 1915; Unser Walter - zu seinem Andenken geschrieben von seiner Mutter. Weihnachten 1915. Zur Erinnerung an Walter Wolff, Referendar und Leutnant d. R. und Kompanieführer im Braunschw. Inf.-Reg. 22. Geb. am 30. Dezember 1889; gestorben am 16. Mai 1915, o.O. 1915; Früh Vollendet! Zum Gedächtnis von Gustav Adolf Schneider, Student der Medizin und Sanitäts-Gefreiter. Von seinem Vater, Nürnberg 1916; Wie Gott will! Zur Erinnerung an den Heldentod von Hans Kaiser, Leutnant im akt. 5. Bad. Inf.-Rgt. Kaiser Friedrich III. Nr. 114 (Konstanz). Gefallen am 15.April 1916 an der Westfront, Heidelberg 1916; Crasemann, Theodor Edgar: Kriegsbriefe 1914-1915. Von Regierungsrat Dr. Theodor Edgar Crasemann. Leutnant und Kompagnieführer der 10. Kompagnie, 3.Bataillon, Landwehr- Infanterie-Regiment No. 84, 35.Reserve-Division - Bug-Arme, Hamburg o.J. [1916/ 17]; Rügamer, Wilhelm: Ein Held des Weltkrieges 1914-1916, Münnerstadt 1916; Wedler, Otto: Ein Turnerschicksal in Feldbriefen. Dem Andenken meines im Osten gebliebenen Sohnes gewidmet, Hamburg 1916; Beck, Alban: Ein Gottsucher in Uniform. Lebensbild eines Priester- und Ordenskandidaten nach dessen eigenen Angaben in Briefen gezeichnet, Münnerstadt 1917; Lüters, Heinrich: Der Heldentod unserer beiden, für das Vaterland gefallenen Söhne, Aachen 1917; Presber, Rudolf (Hg.): Der Leutnant von Knebel- Doeberitz. Hinterlassene Briefe an seine Schwester, Berlin 1917; Schulze, Berthold: Aus dem Seelenleben dreier jungen Kriegshelden, Berlin 1917; Monar, Carl Ludwig: Requiem für einen Gefallenen. zum Gedächtnis des Todestages meines einzigsten Freundes Gereon Abs, der am 17. Oktober 1916 in Flandern den Heldentod starb, Leipzig 1918; Rohden, Gustav von (Hg.): Zwei Brüder. Feldpostbriefe und Tagebuchblätter, 2 Bände, Tübingen 2 1918; Weckerling, Ferdinand (Hg.): Kriegs-Tagebuch des im Felde gefallenen Leutnants d. R. Wilhelm Egly, Friedberg in Hessen 1918; Zum Gedächtnis an Anton van Senden. Denen, die ihn lieb haben, o.O. o. J. [1918/ 1919]. 668 Für Italien liegt eine statistische Untersuchung vor, die als Initiatoren derartiger Schriften zu mehr als 70 % Familienangehörige und Freunde benennt, auf Institutionen wie Universitäten und Kommunen entfielen lediglich 3,6 % der Publikationen. Auch für Deutschland ist Derartiges zu konstatieren. (Vgl. Janz, Oliver: Das symbolische Kapital der Trauer. Nation, Religion und Familie im italienischen Gefallenenkult des Ersten Weltkriegs. Statistischer Anhang, online unter: http: / / www.dhi-roma.it/ janz_gedenkschriften.html, S. 94, Tabelle 17.1). 669 Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1928, Brief vom 13. Dezember 1916, S. 298. 670 Vgl. Janz, Oliver: Das symbolische Kapital der Trauer. Nation, Religion und Familie im italienischen Gefallenenkult des Ersten Weltkriegs, Tübingen 2009; Ders.: Per un’Italia più grande. Zum Gefallenenkult im italienischen Bürgertum während des Ersten Weltkriegs. In: Friedhelm Boll (Hg.): Volksreligiosität und Kriegserleben, Münster 1997 (= Jahrbuch für Historische Friedensforschung 6, 1997), S.137-156; Ders.: Das symbolische Kapital der Trauer. Nation, Religion und Familie im italienischen Gefallenenkult des Anmerkungen 154 Ersten Weltkriegs. Statistischer Anhang, online unter: http: / / www.dhi-roma.it/ janz_ gedenkschriften.html, S. 8, Tabelle 1. 671 Umbro Apollonio: Der Futurismus. Manifeste und Dokumente einer künstlerischen Revolution 1909-1918. Köln 1972, S.30-36. Übersetzung: Christa Baumgarth und Helly Hohenemser. 672 So heißt es in der Tatbeschreibung zur Verleihung des Bayerischen Militär-Max-Joseph- Ordens an den Leutnant Friedrich Raffler (1883-1980): „Durch 14 Stiche schwer verletzt, rettet er sich zu den Kameraden […] zurück; einen 15.Stich erhält er, als der Feind auch dort eindringt. Trotzdem bemüht er sich unausgesetzt weiter um die Bergung der wichtigen Papiere, bis sie ihm endlich unversehrt in die Hände gelegt werden. Durch seine ganz außergewöhnliche Tapferkeit, seltene Todesverachtung und Geistesgegenwart in erhabener vorbildlicher Pflichterfüllung hat Raffler schwerem Schaden vorgebeugt.“ (Bayerisches Kriegsarchiv (Bearb.): Bayerns Goldenes Ehrenbuch, gewidmet den Inhabern der höchsten bayerischen Kriegsauszeichnungen aus dem Weltkrieg 1914/ 18, München 1928, S. 39). 673 Vgl. Reimann, Aribert: Die heile Welt im Stahlgewitter. Deutsche und englische Feldpost aus dem Ersten Weltkrieg, in: Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Dieter Langewiesche, Hans-Peter Ullmann (Hgg.): Kriegserfahrungen. Studien zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkrieges, Essen 1997, S. 131 ff. 674 Vgl. Pries, Christine: Einleitung, in: Das Erhabene. Zwischen Grenzerfahrung und Größenwahn. (Hg.) Christine, Pries, Weinheim 1989, S. 6 ff. 675 So Max Beckmann über einen, wiederholt während des Krieges erlebten Weltuntergangstraum, der sein Kriegserlebnis wieder spiegelt. (Beckmann, Max: Briefe im Kriege 1914/ 1915, München 1984, S. 68, Brief vom 24.05.1915). 676 Zelle, Carsten: Die doppelte Ästhetik der Moderne. Revisionen des Schönen von Boileau bis Nietzsche, Stuttgart/ Weimar 1995, S. 169. 677 Wiechmann, Gerhard (Hg.): „Man kann sagen, daß der Krieg ein lebensgefährlicher Sport ist“. Oldenburgische Lehrer und Seminaristen erleben den Weltkrieg 1914 - 1918, Oldenburg 2002, Brief Gerhard Uhlhorn, vom 2. Juli 1915, S. 85. 678 Foucault, Michel: Die Ordnung der Dinge: Eine Archäologie der Humanwissenschaften, Frankfurt am Main 1969, S. 414. 679 Vgl. Richir, Marc: Inwiefern hat die Geschichte Sinn? Zur kollektiven Erfahrung des Erhabenen, in: Staudigl, Michael/ Trinks, Jürgen (Hg.): Ereignis und Affektivität. Zur Phänomenologie sich bildenden Sinns, Wien 2007, S. 18. 680 Böhme, Hartmut: Vergangenheit und Gegenwart der Apokalypse, in: Ders., Natur und Subjekt, Frankfurt am Main 1988, S. 397. 681 Wehrli, Beatrice: Wenn die Sirenen schweigen. Gender studies. Intertext im Kontext, Würzburg 1998, S. 90. 682 Elkins, James: Gegen das Erhabene, in: Hoffmann, Roald/ Whyte, Iain Boyd (Hgg.): Das Erhabene in Wissenschaft und Kunst. Über Vernunft und Einbildungskraft, Berlin 2010, S. 112. 683 Vgl. Münch, Paul: Das Jahrhundert des Zwiespalts. Deutschland 1600-1700, Stuttgart 1999, S. 160; in diesem Zusammenhang auch Nowasadtko, Jutta: Scharfrichter und Abdecker. Der Alltag zweier "unehrlicher Berufe in der frühen Neuzeit, Paderborn 1994, S. 167-171. 684 Spielrein veröffentlichte 1912 eine Schrift mit dem Titel “Die Destruktion als Ursache des Werdens“, in der sie Freuds Lehre vom Todestrieb weitgehend antizipierte, was nur noch von einer Mindermeinung der Forschung bestritten wird. 685 Leonardo da Vinci, zitiert nach Mereschkowski, Dimitri Sergejewitsch: Leonardo da Vinci. Ein biographischer Roman, Leipzig 1977, S. 556; vgl. hierzu auch: Clemenz, Manfred: Freud und Leonardo. Eine Kritik psychoanalytischer Kunstinterpretation, Frankfurt am Main 2003, S. 112 f. 686 James, Henry, zitiert nach: Schama, Simon: Wahrheit ohne Gewähr. Über zwei historische Todesfälle und das Vexierbild der Geschichte, Berlin 1991, S. 305. Bibliografie I. Quellen und Erinnerungsliteratur zum Krieg Abel, Hans Karl (Hg.): Briefe eines elsässischen Bauernburschen aus dem Weltkriege an einen Freund 1914-1918, Stuttgart, Berlin 1922. Adler, J.D./ White, J. J. (Hgg.): August Stramm, Kritische Essays und unveröffentlichtes Quellenmaterial aus dem Nachlaß des Dichters, Berlin 1979. Anonymus: Meine Kriegserlebnisse. Heitere und ernste Erinnerungen eines bayerischen Kriegsveteranen an den Feldzug gegen Frankreich 1870/ 71. München 1906. Apollinaire, Guilaume: Œuvres en prose complètes, Bd. III, Paris 1993. Appel, Wilhelm: Geschichte der Feldloge «Stern von Brabant» im Orient Brüssel, Berlin 1931. 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Christian Niemeyer Die dunklen Seiten der Jugendbewegung Vom Wandervogel zur Hitlerjugend 2013, 272 Seiten €[D] 29,99/ SFr 40,10 ISBN 978-3-7720-8488-1 Die zentrale Ausgangsthese dieser detektivisch angelegten, spannend zu lesenden Arbeit lautet, dass die in diesem Zeitraum dominierende Quellenedition von Werner Kindt als Indiz für ein erinnerungspoli- werden muss, dem durch die NS-Zeit schwer belastete, der Jugendbewegung entstammende Historiker angehörten. Gegen diese Tendenzen sucht der Verfasser die wahren Zusammenhänge zwischen dem Steglitzer Wandervogel und der Hitlerjugend aufzudecken. Die Ergebnisse, dargeboten unter der provokanten Leitfrage nach einer Erziehung vor Auschwitz und festgemacht an zentralen völkischen Ideologemen wie Antisemitismus und Antislawismus, sind aufrüttelnd, schockierend und zerstören endgültig den Mythos, den Jugendbewegungsveteranen jahrzehntelang und wider besseres Wissen verbreitet haben. Narr Francke Attempto Verlag GmbH+Co. KG ! " " #$ # % &'* 6" " 8: * * " ; &'* 6" " 8: * * 88 < = >? %B www.attempto-verlag.de JETZT BES TELLEN! G. Figal / G. Knapp (Hrsg.) Krieg und Frieden #$ C O > P R U$ X B P B Y ! "8\^ ! _ X `q { \_^""RX; 8^ " ISBN 978-3-89308-430-2 |C ^ % U 8*'! % } B ~ ? C ? B <$ B ; B > ? % ~ B >  B %  B # < X $ ? $< %‚ Das erste Pariser Tagebuch ~ P O ƒ C # „  B C%  … U † ~ #  B C ‡ > X ; B  B X << X B  ; ˆ C † ‰  B > B U ‡ # > X > B Narr Francke Attempto Verlag GmbH+Co. KG • Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen Tel. +49 (07071) 9797-0 • Fax +49 (07071) 97 97-11 • info@francke.de • www.francke.de JETZT BES TELLEN! Harald Kleinschmidt Geschichte des Völkerrechts in Krieg und Frieden 2013, 512 Seiten geb. €[D] 49,00/ SFr 65,50 ISBN 978-3-7720-8450-8 Das Völkerrecht hat eine mehr als 4000 Jahre lange Geschichte. Bis in das 17. Jahrhundert regelte es als Gewohnheitsrecht in verschiedenen Teilen der Welt die Beziehungen zwischen staatlich organisierten Gemeinschaften in Krieg und Frieden. Seither ging von Europa das zunehmende Bestreben aus, das Völkerrecht nicht nur gewohnheitsmäßig anzuwenden, sondern auch durch allgemeine Verträge zwischen mehreren Parteien zu setzen. Diese europäische Vertragspraxis fand zunächst auch in Amerika Anwendung und wurde seit Beginn des 19. Jahrhunderts verstärkt auch auf andere Teile der Welt ausgedehnt. Harald Kleinschmidt beschreibt den Strukturwandel des Völkerrechts vom Alten Vorderen Orient bis zur Gegenwart vor dem Hintergrund der mediterran-europäischen, islamischen und ostasiatischen Rechtstraditionen. Auf der Grundlage rechtsrelevanter Texte altsumerischen, altägyptischen, hethitischen, griechischen und römischen Ursprungs sowie der abendländisch-lateinischen, arabischen und ostasiatischen Kulturen verortet Kleinschmidt die Faktoren Völkerrechtsentwicklung sowohl im praktischen Handeln von Herrschern und Regierungen als auch in den jeweils zeittypischen Theorien des Rechts des Staats und der zwischenstaatlichen Beziehungen. Die Schönheit des Bösen und der Zerstörung - das ist ein altes, ein magisches Thema der Menschheitsgeschichte. Für die Moderne und ihre Ästhetik war der Erste Weltkrieg prägend; er räumte gründlich mit alten Weltbildern auf. Diese „Urkatastrophe“ hat auch neue Vorstellungen vom Schönen hervorgebracht. Die vorliegende kulturwissenschaftliche Analyse zeigt, wie sich die Ästhetik des Schreckens bei Ernst Jünger, Georg Trakl, Robert Musil und anderen entwickelte. Daraus ergeben sich erstaunliche und erschreckende Einsichten und Fragen. Wie ist unsere Gegenwart geprägt von dem, was in den Schützengräben gesehen, gedacht und gefühlt wurde? Warum ist die Schönheitsvorstellung der Gegenwart nicht zu verstehen ohne einen Blick auf die Kriegsästhetik? Warum kann Vernichtung schön sein? t des Bösen und der Zerstörung - ltes, ein magisches Thema der eschichte. Für die Moderne und war der Erste We WW ltkrieg prägend; er ich mit alten We WW ltbildern auf. ff Diephe“ hat auch neue Vo VV rstellungen hervorgebracht. Die vorliegende chaft ff liche Analyse zeigt, wie sich des Schreckens bei Ernst Jünger, Robert Musil und anderen entwiergeben sich erstaunliche und er- Einsichten und Fragen. Wie ist unart geprägt von dem, was in den en gesehen, gedacht und gefü ff hlt m ist die Schönheitsvorstellung der cht zu verstehen ohne einen Blick sthetik? Wa WW rum kann Ve VV rnichtung