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Romanische Philologie im 19. und frühen 20. Jahrhundert

2010
978-3-8233-7504-3
Gunter Narr Verlag 
Alexander M. Kalkhoff

Die Romanische Philologie als universitäres Fach bildete sich konzeptuell und institutionell in einem vielgestaltigen Prozess im 19. und frühen 20. Jahrhundert heraus. Die vergleichende institutionengeschichtliche Perspektive, die Einblicke in die Entstehung des Faches an den Universitäten Heidelberg, Rostock, Halle, Berlin und Hamburg bietet, zeigt, dass die vom traditionellen Begriff der Philologiesuggerierte Einheit des romanistischen Objektbereichs durch ideengeschichtliche, wissenschaftsgeschichtliche und bildungspolitische Entwicklungen bereits von Beginn an in Frage gestellt wird.

ROMANICA MONACENSIA Romanische Philologie im 19. und frühen 20. Jahrhundert Institutionengeschichtliche Perspektiven von Alexander M. Kalkhoff Romanische Philologie im 19. und frühen 20. Jahrhundert ROMANICA MONACENSIA herausgegeben von Wulf Oesterreicher, Gerhard Regn, Wolf-Dieter Stempel und Rainer Warning Band 78 · 2010 Alexander M. Kalkhoff Romanische Philologie im 19. und frühen 20. Jahrhundert Institutionengeschichtliche Perspektiven Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.d-nb.de> abrufbar. © 2010 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier. Internet: www.narr.de E-Mail: info@narr.de Printed in Germany ISSN 0178-1294 ISBN 978-3-8233-6504-4 Dem Andenken meiner Eltern gewidmet In der letzen Etatsberathung des Abgeordnetenhauses forderte der Abg. Mommsen bekanntlich Seminarien für neuere Sprachen an den Universitäten. Vom Ministertische wurde nur eine ziemlich unbefriedigende Erwiderung gegeben. Mit Bezug darauf wird uns aus dem Leserkreise unseres Blattes geschrieben: „Es wird seit langer Zeit ein leidenschaftlicher Kampf zwischen der classischen und modernen Philologie geführt, [...]. Die moderne Philologie sagt zur älteren Schwester, indem sie an die Thür der Universitäten pocht, nicht etwa: Ote-toi, que je m’y mette - o nein! Sie bittet nur um ein Plätzchen neben den schwellenden Kissen der durch den langen Besitz hartherzig Gewordenen; aber diese, wie der ganze Troß Derjenigen, die dem Traditionellen huldigen (sei’s im Senat, der Facultät oder im Ministerium) sind ihre Gegner und als Bundesgenossen hat das Aschenbrödel nur Eines, aber das Mächtigste: den Willen und Drang der Zeit! “ Parlamentarische Nachrichten, Beilage zur Voss’schen Zeitung vom 19. Januar 1878 Inhalt Vorwort und Danksagung................................................................................ 8 0. Einleitung………………………………………………………………....... 9 1. Institutionengeschichte als Kultur- und Wissenschaftsgeschichte..... 13 2. Einzeldarstellungen 2.1 Heidelberger Romantik, Mittelalterphilologie und (Alt-)Romanische Philologie Universität Heidelberg, 1803-1930…………………....................... 23 2.2 Von einer ästhetisch-rhetorischen Gelehrtenkultur zu den neuphilologischen Fachwissenschaften Universität Rostock, 1805-1933……................................................. 62 2.3 Von der Dante-Philologie zur Romanischen Philologie Universität Halle, 1801-1913…..........................................................95 2.4 Vergleichende Literaturgeschichte, Lehrerausbildung und das Prestige von Diezens neuer Wissenschaft Universität Berlin, 1810-1936….......................................................130 2.5 Romanistik zwischen Wirtschaft, Kulturpolitik und Wissenschaft Allgemeines Vorlesungswesen/ Kolonialinstitut/ Universität Hamburg, 1895-1933 ....................................................180 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 3.1 Universitäre Infrastruktur…………………………………………..223 3.2 Theoretische Reflexion des neusprachlichen Studiums…………232 3.3 Romanistische Forschungsprogramme…………………………....241 3.4 Schulischer Französischunterricht………………………………....252 3.5 Fachwissenschaftliche Kommunikation und Identität………..... 259 4. Die Geschichte der Romanischen Philologie im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte - ein Resümee............ 263 5. Dokumente und Quellen 5.1 Tabellarische Übersicht über die Lehrstuhl- und Seminardaten für die Romanische Philologie an allen deutschen Universitäten zwischen ca. 1800 und 1933.................................... 277 5.2 Anlagen.............................................................................................. 286 5.3 Verzeichnis der verwendeten Archivmaterialien......................... 302 5.4 Bibliografie.......................................................................................... 309 5.5 Personenindex.................................................................................... 352 ................... Vorwort und Danksagung Die hier vorliegendende überarbeitete Fassung meiner Untersuchung zur Institutionengeschichte der Romanischen Philologie entstand zwischen 2004 und 2008 als Dissertationsschrift im Verbund des wissenschaftsgeschichtlichen Forschungsprojekts Disziplingenese. Zur Entstehung der romanischen Philologie im Deutschland des 19. Jahrhunderts am Institut für Romanistik der Universität Regensburg. Mein Dank gebührt deshalb zuerst meiner Betreuerin Maria Selig (Universität Regensburg), die die Entstehung dieser Arbeit stets kompetent und wohlwollend unterstützt hat. Besonderer Dank gilt auch meinem Zweitgutachter Wulf Oesterreicher (LMU München), dessen sachliche Kritik in die Überarbeitung einfloss und der mir die Veröffentlichung in der Reihe Romanica Monacensia beim Gunter Narr Verlag Tübingen ermöglichte. Meiner Mitschreiterin im Forschungsprojekt, Johanna Wolf (Universität Kassel), danke ich für die unzähligen inspirierenden Gespräche sowie für ihre Zusammenarbeit auf Kolloquien und bei unseren Publikationen. Danken möchte ich auch all jenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Archiven und Bibliotheken, ohne deren Zuarbeit diese Untersuchung gar nicht hätte zustande kommen können; nennen möchte ich hier die Universitätsarchive Heidelberg, Rostock, Halle und Berlin, die Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte der Universität Hamburg, die Staatsarchive Berlin und Hamburg, das Generalstaatsarchiv Karlsruhe, das Landeshauptarchiv Schwerin, das Bundesarchiv Berlin Lichterfelde, die Staatsbibliothek zu Berlin und die Universitätsbibliothek Regensburg. Beim Gunter Narr Verlag Tübingen möchte ich mich für die Aufnahme meiner Schrift ins Verlagsprogramm und für die tatkräftige und freundliche Unterstützung bei der Erstellung der Druckvorlage bedanken. Aber auch meiner Familie und meinen Freunden gilt besonderer Dank, da sie mir durch ihre Hilfe bei den kleineren und größeren Katastrophen, die den mühevollen Weg der letzten Jahre immer wieder pflasterten, Rückhalt gaben und die mir durch ihre Ablenkung Erholung und Inspiration ermöglichten. Regensburg und Berlin, im Winter 2009/ 10 Alexander M. Kalkhoff 0. Einleitung Die Konturen eines eigenständigen Universitätsfachs gewinnt die Romanische Philologie an den deutschen Universitäten konzeptuell und institutionell ein erstes Mal zwischen ca. 1820 und 1880. Zu späteren Zeitpunkten erlebt die Romanistik - wie jedes andere soziokulturelle Gebilde auch - zum Teil nicht unerhebliche Modifikationen, deren Triebkräfte wiederum in veränderten gesellschaftlich-ökonomischen Gegebenheiten gründen. Zunächst war es jedoch von existenzieller Bedeutung, dass erste Fachvertreter einen originären Objektbereich, ein Methodenarsenal, Lehrstühle, Seminare, Bibliotheken, eine Nachfrage bei Studierenden, eine soziale Identität, fachspezifische Kommunikationsnetze und eine gesellschaftlich anschlussfähige Funktion ihres Faches schufen. Dass dies nicht von einem Tag auf den anderen geschehen konnte, liegt schon allein in Anbetracht der Vielzahl dieser einzelnen Dimensionen der Fachgenese und deren sich bei genauerer Betrachtung entfaltenden internen Komplexität auf der Hand. Aus diesen Aspekten greift die vorliegende Untersuchung die institutionelle Dimension heraus, um an ihr Divergenzen und Konvergenzen einer komplexen und letztlich kontingenten Fachgeschichte zu ergründen. Der methodische Ansatz der Institutionengeschichte ist in einem besonderen Maße geeignet, die Geschichte eines Faches zu rekonstruieren, da die Herausbildung und Entwicklung seiner Institutionen das Zusammenspiel von Ideen-, Methoden-, Sozial-, Berufs- und Kulturgeschichte auf mikrostruktureller Ebene abbildet. Mithin sind Institutionen gleichsam Produkte und Repräsentanten kultureller Epochen und unterliegen wie diese beständigem Wandel. Darüber hinaus besitzen sie durch ihre raumzeitliche materielle Existenz einen besonders hohen sinnlichen Anschauungswert und so lassen sich überbrachte Gebäude, Einrichtungsgegenstände, Bücher, Ernennungs- und Gründungsurkunden auch für den heutigen Zeitgenossen noch immer „erfahren“ und „begreifen“. Movens für die Untersuchung war die zugegebenermaßen eher impressionistische denn empirisch abgesicherte Feststellung, dass im oftmals rudimentären historischen Bewusstsein vieler Romanisten die Geschichte unseres Faches irgendwie im fernen Dunkel des 19. Jahrhunderts beginnt und dass der gegenwärtige Zustand des Faches sowohl in Hinblick auf mögliche Forschungsobjekte und Methoden als auch auf seine institutionellen Strukturen (Institute, Seminare, Fachverbände, Fachzeitschriften usw.) als gegeben und der Zeit enthoben wahrgenommen werden. Gespeist wird ersteres aus vor allem älteren ideengeschichtlichen Darstellungen, in denen das Erscheinen der Diezschen Grammatik der romanischen Sprachen (1836, 1838, 1844) und seines Etymologischen Wörterbuchs der romanischen Sprachen (1853) gerne zum 0. Einleitung 10 Gründungsmythos der Romanischen Philologie verklärt werden (u.a. Nerlich 1996, 400f.; Jehle 2001, 43; Selig 2007, 37). Letzteres kann als kognitive Strategie des in die aktuelle Forschung involvierten forschenden Subjekts interpretiert werden, die Geschichte des Faches auszublenden bzw. im besten Falle als Erfolgsgeschichte einer gerichteten und logischen Vervollkommnung - und damit auch seines eigenen Beitrags - darzustellen, worauf schon Thomas S. Kuhn in seinem Essay über die Dynamik wissenschaftlicher Forschung hingewiesen hat (Kuhn 1973, 181-190). Das Problem ist nun - und hier setzt die vorliegende Arbeit an - dass sich die individuellen Entwicklungsszenarien an den verschiedenen Universitätsstandorten von Anbeginn sowohl gegen die Vorstellungen von quasi-mythischen Gründungs- und Entwicklungsmomenten als auch gegen die im Begriff der Romanischen Philologie enthaltenen Idee von der Einheit des Objektbereichs (Sprachen und Literaturen aller romanischen Völker) und der Methode (philologische Methode) sperren (siehe auch Selig 2008). In fünf detaillierten Einzeldarstellungen rekonstruiert diese wissenschaftsgeschichtliche Studie mögliche Wege zu einem in der synchronen Sicht gerne als homogen wahrgenommenen Universitätsfach Romanische Philologie respektive Romanistik. Durch die Arbeit am Detail und den Vergleich der Darstellungen gleichermaßen soll eine kritische Fachgeschichte möglich gemacht werden, die das Spannungsfeld zwischen Spezifika (Divergenz) und homogenisierende Tendenzen (Konvergenz) zur Kenntnis nimmt und dieses nicht von vornherein nivellierenden Gesamtdarstellungen zum Opfer bringt. Im ersten Kapitel werden zunächst wissenschafts- und geschichtstheoretische Aspekte des Untersuchungsgegenstandes erörtert. Als zentrale Fluchtpunkte der eingenommenen Perspektive sind eine dialektische Geschichtsauffassung, ein Bewusstsein von der hermeneutischen Deutung geschichtlicher Prozesse und die Theorie der sozialen Differenzierung (Systemtheorie) zu nennen. Den weitaus umfangreichsten Teil der Studie bildet die Rekonstruktion fünf möglicher Wege der Romanischen Philologie zu einem institutionalisierten Universitätsfach im 19. und frühen 20. Jahrhundert an den Universitäten Heidelberg, Rostock, Halle, Berlin und Hamburg. Begründet liegt die Auswahl dieser fünf von den im Untersuchungszeitraum möglichen 25 deutschen Universitätsstandorten in ihrer - zugegebenermaßen apriorisch postulierten - Exemplarität und Repräsentativität hinsichtlich Geografie, Größe, Bedeutung, Alter und Reformbereitschaft. Ordnungskriterium für die Abfolge der Darstellungen ist das Gründungdatum der einzelnen Universität: Heidelberg 1386, Rostock 1419, Halle 1694, Berlin 1810 und Hamburg 1919. Innerhalb des Untersuchungszeitraums (ca. 1800-1933) variieren die einzelnen Darstellungen vor allem in Hinblick auf den Ausgangspunkt teilweise beträchtlich. Als Kriterium 0. Einleitung 11 für den Beginn einer Rekonstruktion galt die sich institutionell niederschlagende Beschäftigung mit neuphilologischen Themen (deutsche, französische, englische Sprache und Literatur) zunächst vor allem in Form von speziellen Lehrveranstaltungen, später in Lehrstuhl- und Seminargründungen. Dargestellt wird die Entwicklung von diesen ersten zaghaften Anfängen zu einer institutionell abgesicherten Romanistik - oder, um in Yakov Malkiels Maschinenmetapher zu sprechen - zu „einer straff organisierten, glatt funktionierenden Romanistik - einer gut eingeölten Maschine“ (Malkiel 1984, 82). Jedoch wurde darauf Bedacht genommen, die Untersuchungen vor oder spätestens mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten enden zu lassen, da die Geschichte der Romanistik während des Dritten Reiches gerade bei institutioneller Kontinuität einer eigenen historischen Reflexion und Aufarbeitung bedarf (hier exemplarisch Hausmann 2000). Die Materialbasis bilden vornehmlich Archivdaten aus Lehrstuhl-, Seminar- und Personalakten der entsprechenden Universitäts-, Landes- und Staatsarchive, wobei sich der Autor der Differenz zwischen Aktendokumentation und historischer Wirklichkeit bewusst ist (siehe auch Olesko 1989, 10). Zeitgenössische Berichte und neuere Forschungsergebnisse wurden, wo sie vorlagen, hinzugezogen. Da der Autor die Meinung teilt, dass weder die ideellen noch die institutionellen Entwicklungen der Romanischen Philologie ohne Bezug zum gesellschaftlichen Ganzen ablaufen, thematisiert das dritte Kapitel synoptisch die konzeptuellen Verschiebungen innerhalb der universitären Umwelt (Philosophische Fakultät, Universitätsseminar, Professionalisierung der Romanisten), die sukzessive Kristallisation eines fachspezifischen Studiengangs in ihrer Dialektik mit ministeriell-administrativen und schulpraktischen Forderungen für die Französischlehrerausbildung, Themen und Methoden romanistischer Forschungen in Anbetracht technologischer Entwicklungen und ideologischer Implikationen sowie die Herausbildung einer disziplinären Infrastruktur (Fachzeitschriften, Tagungen und Fachverband). Der vierte und abschließende Teil ist der Versuch, über die Einzeluntersuchungen hinaus die Entwicklungstendenzen der deutschen Romanistik insgesamt im Bewusstsein der Spannung zwischen Ideen- und Institutionengeschichte zu synthetisieren. Dabei soll der überaus wichtigen Frage nachgegangen werden, inwiefern institutionelle Faktoren die kognitiven Strukturen unseres Faches beeinflusst haben. Der Material- und Dokumentationsteil enthält eine tabellarische Übersicht aller Lehrstuhl- und Seminardaten der deutschen Romanistik zwischen ca. 1800 und 1933, Kopien wichtiger institutionengeschichtlicher Dokumente der untersuchten Romanistiken, ein Verzeichnis aller verwendeten Archivmaterialien, eine umfangreiche thematische Bibliografie und ein Personenregister. 1. Institutionengeschichte als Kultur- und Wissenschaftsgeschichte De manière générale, il faut bien accepter que le fait que les sciences aient une histoire nous dit quelque chose sur la nature des sciences et de leurs objets. (Auroux 1987, 21) Unter Wissenschaftsgeschichte versteht man in aller Regel die Geschichtsschreibung und Methodenreflexion der Naturwissenschaften (u.a. Kuhn 1962; Canguilhem 1979), die über institutionelle Strukturen (spezielle Lehrstühle, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte) sowie ein reflektiertes Begriffs- und Methodeninstrumentarium verfügt. Dem gegenüber liegt die historische Reflexion geisteswissenschaftlicher Disziplinen zumeist in den Händen interessierter Fachvertreter und geschieht nicht selten nebenbei anlässlich von Dienst- oder Institutsjubiläen (Hammerstein 1984). Bezeichnenderweise wird in der Linguistik, die zwischen Geistes- und Naturwissenschaften anzusiedeln ist, eine lebhafte theoretische Grundlagendiskussion geführt. 1 Während jedoch in den Naturwissenschaften und der Medizin die Methoden- und Fachgeschichte integraler Bestandteil des Studiums ist, nehmen Geisteswissenschaftler ihre Fächer zumeist aus einer synchronischen Perspektive wahr. Dass dies nicht immer so war, offenbart ein Blick in die für das 19. Jahrhundert charakteristischen Enzyklopädien, in denen die jeweilige Ideen- und Fachgeschichte zum Grundlagenwissen gehörten (für die Romanische Philologie u.a. Gröber 1888, 1-139); darüber hinaus entstanden umfangreiche Monografien über die Geschichte der einzelnen Philologien. 2 In Vergangenheit und Gegenwart der Romanistik gab und gibt es jedoch Wissenschaftler, denen die Fachgeschichte ein besonderes Anliegen war bzw. ist: u.a. Karl Voretzsch, Yakov Malkiel, Jürgen Storost, Hans Helmut Christmann und Frank-Rutger Hausmann. Zwischen 1891 und 1915 gab Karl Vollmöller sogar eine speziell fach- und institutionengeschichtliche romanistische Fachzeitschrift, den Kritischen Jahresbericht über die Fortschritte der Romanischen Philologie, heraus. Für die neuere Zeit ist seit den späten 1970er Jahren ein zunehmendes ideen-, fach-, personen- und institutionengeschichtliches Forschungsinteresse in Germanistik, Anglistik, Slawistik, Skandinavistik, Klassischer Philologie und Orientalis- 1 Koerner 1976; Oesterreicher 1977; Oesterreicher 1979; Schmitter 1982; Schmitter 1987; Koerner 1989; Niederehe 1990; Schmitter 2003. 2 Deutsche Philologie: Raumer 1870; Klassische Philologie: Bursian 1883. 1. Institutionengeschichte als Kultur- und Wissenschaftsgeschichte 14 tik zu beobachten. 3 In der Romanistik sind in den zurückliegenden Jahrzehnten mehrere historische Studien veröffentlicht worden. Neben der Behandlung allgemeiner Probleme einer fachspezifischen Geschichtsschreibung 4 wurde vor allem die Entwicklung von Standorten, die nicht selten das Arbeitsumfeld ihrer Verfasser bilden, beschrieben. 5 Darüber hinaus erschienen mehrere Sammelbände 6 und wurde die Geschichte der Romanistik nach verschiedenen thematischen Kriterien beleuchtet: die Romanistik im Dritten Reich 7 , die Entwicklung der Hispanistik/ Lateinamerikanistik, Italianistik und Lusitanistik 8 oder der Einfluss der deutschen Romanistik auf die französische Entwicklung. 9 Auch liegen zahlreiche personengeschichtliche 10 und ideengeschichtliche 11 Studien vor. Trotz dieser recht umfänglichen Geschichtsschreibung sind jedoch synthetisierende und vergleichende Perspektiven selten 12 und von einigen Fachkollegen wird deshalb nicht ohne Grund das Fehlen einer Geschichte der Romanistik reklamiert (u.a. Tietz 1988, 131; Briesemeister 2001, 562). 3 Germanistik: Wyss 1979; Bahner/ Neumann 1985; Meves 1987; Fohrmann 1989; Weimar 1989; Fohrmann/ Vosskamp 1991; Wyss 1991; Gaul-Ferenschild 1993; Fohrmann/ Voßkamp 1994; Hermand 1994; Bluhm 1997; Danneberg/ Höppner/ Klausnitzer 2005; Fohrmann 2005; Lelke 2005; Anglistik: Haenicke 1979; Haenicke 1981; Haenicke 1982; Finkenstaedt 1983; Haenicke/ Finkenstaedt 1992; Müller-Schwefe 2006; Slawistik: Materialien zur Geschichte der Slavistik in Deutschland 1982-1987; Hamm/ Wytrzens 1985; Zeil 1994; Skandinavistik: Zernack 2005; Hoffmann 2010; Klassische Philologie: Most 2001; Most 2002; Orientalistik: Mangold 2004; Rabault-Feuerhahn 2008. 4 Ricken 1977; Bahner 1981; Erfurt 1991; Gauger 1991; Nerlich 1996; Jehle 2001. 5 Berlin: Trabant 1988; Storost 2001a; Bonn: Hirdt 1993; Dresden: Gärtner 1991; Frankfurt a.M.: Erfurt 2001; Tognoli 2001; Göttingen: Krapoth 2001; Greifswald: Thiele 1991; Halle: Haßler 1991; Hamburg: Settekorn/ Lütjen 1984; Settekorn 1990; Settekorn 1991; Werz 2002; Heidelberg: Lehmann 1967; Rothe 1973; Rothe 1986; Jena: Albrecht 1991; Militz/ Schweickard 1996; Leipzig: Schnelle 1977; Perl 1991; Bochmann 1999; Bochmann 1999a; Delphis 2001; Kube/ Middell 2001; Bochmann/ de Toro 2009; München: Seidel- Vollmann 1977; Münster: Lausberg 1980. 6 Cerquiglini/ Gumbrecht 1983; Nies/ Reinhold 1988; Bochmann/ Erfurt 1991; Harsch- Niemeyer 1995; Estelmann et al. 2003. 7 Deutsche und österreichische Romanisten 1989; Franzbach 1990; Hausmann 1990; Hausmann 1993; Kaltz 1994; Bräutigam 1997; Hausmann 1998; Hausmann 2000. 8 Hispanistik/ Lateinamerikanistik: Arbor 119 (1984); Stegmann 1987; Tietz 1988; Franzbach 1990; Briesemeister 1991; Schrader 1991; Bräutigam 1997; Meyer-Minnemann 2002; Wieland/ Süselbeck/ Eilers 2010; Italianistik: Die italienische Sprachwissenschaft 1991; Hausmann 1996; Lusitanistik: Perl/ Pfeiffer 1988; Kalwa 2004. 9 Philologiques, Bd. 1 (1990); Werner 1991; Werner 1991a; Philologiques, Bd. 4 (1996). 10 Kabatek/ Murguía 1997; Gumbrecht 2002; Ertler 2007. 11 Iordan 1962; Rohlfs ²1966, 7-13; Vidos 1975, 23-191; Köppen 1977; Stierle 1979; Gauger/ Oesterreicher/ Windisch 1981; Bahner 1983; Gumbrecht 1984; Niederehe/ Schlieben-Lange 1987; Tagliavini 1998; Oesterreicher 2000; Lexikon der romanistischen Linguistik, Bd. 1,1 (2001), 1-591. 12 Christmann 1985; Briesemeister 2001; Storost 2001; Lieber 2002a; Holtus/ Sánchez Miret 2008. 1. Institutionengeschichte als Kultur- und Wissenschaftsgeschichte 15 Die Geschichte einer Wissenschaft kann nun auf verschiedenen Wegen erforscht, interpretiert und geschrieben werden. Ideen- und methodengeschichtliche Ansätze nehmen vor allem die Entwicklung von Theorien und deren methodisch-apparative Umsetzungen (Paradigmen, Forschungsprogramme) in den Blick und blenden die sozialen und institutionellen Aspekte des Wissenschaftsbetriebs weitgehend aus - Jürgen Erfurt spricht deshalb von der Konstituierung einer „Höhenkammwissenschaft“ (Erfurt 2001, 47). Demgegenüber fokussieren externalistische Betrachtungsweisen die Bedingtheit von Wissenschaft durch ihre soziale und kulturelle Umwelt (Canguilhem 1979, 28). So untersuchen soziologische bzw. sozialgeschichtliche Ansätze die Interaktion von Individuen, die Machtverteilung in Gruppen, die Rolle der sozialen Herkunft, die Professionalisierung einzelner Forschergruppen usw. 13 Personengeschichtliche bzw. biografische Ansätze betrachten die besonderen Leistungen und Verdienste einzelner Fachvertreter für die Entwicklung ihrer Disziplin, haben aber ansatzbedingt zumeist einen eingeschränkten Fokus. An den geistig-diskursiven Aspekten von Wissenschaftsgeschichte, i.e. das Zustandekommen wissenschaftlicher und disziplinärer Diskurse sowie das Entstehen von intellektuellen Stimmungen, Denkräumen und -mustern zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten, sind Diskursanalyse, Wissensarchäologie und Konstellationsforschung interessiert. 14 Der für diese Untersuchung gewählte institutionengeschichtliche Ansatz 15 begreift Wissenschaft als eine institutionell konditionierte soziale Praxis bzw. System (Bruch 2000, 45), die ihrerseits den Charakter wissenschaftlicher Disziplinen 16 sowie lokaler, regionaler und nationaler Wissenschaftstraditionen in einem entscheidenden, aber oftmals von der Wissenschaftsgeschichtsschreibung verkannten Maße bestimmen (Lingelbach 2007, 110 ) . Wissenschaft und ihre Entwicklungen können in dieser Perspektive als das Ergebnis einer Dialektik zwischen Ideen- und Institutionengeschichte (Olesko 1989, 11) sowie zwischen Wissenschaft und gesellschaftlichem Entwicklungsstand (Bahner 1983, 30) historisch interpretiert werden. Die Offenlegung des Eingebundenseins von Wissenschaft, der ‘science in context’ (Bruch 2000, 37), dekonstruiert mithin den Mythos und die Ideologie von reiner zweckfreier Wissenschaft. 13 Bourdieu 1984; Bourdieu 1991; Hültenschmidt 1985; Hültenschmidt 2000; Stichweh 1994. 14 Foucault 1969; Foucault 1971; Gipper/ Schmitter 1979; Brush 1987; Mulsow/ Stamm 2005; zum neuphilologischen und linguistischen Diskurs im 19. Jahrhundert siehe u.a. Wolf 2008. 15 Allgemein: Brocke 1999; Schubring 2000; Lingelbach 2007; Romanistik: Christmann 1985; Hültenschmidt 1987; Storost 2001; Storost 2001a; Kalwa 2004; Bochmann/ de Toro 2009; Germanistik: Meves 1987; Meves 1994; Geschichte: Lingelbach 2003. 16 Kohler 1982, 7: „Briefly, the argument is that biochemist’s programmatic conceptions of their discipline were shaped by institutional contexts and relationships, such as channels of recruitment, political alliances, and service roles.” 1. Institutionengeschichte als Kultur- und Wissenschaftsgeschichte 16 Institutionengeschichte kann als Analyse von Institutionalisierungsmechanismen (Ausschließung, Begrenzung, diskursive Regeln) gar Teil einer umfassenden Ideologiekritik von Wissenschaft sein (Leventhal 2003, 372- 374). In diesem Sinne stellt Institutionengeschichte eine erkenntnisreiche Ergänzung von ideen-, sozial- und personengeschichtlichen Betrachtungsweisen zu einer ganzheitlichen Fachgeschichte dar (Erfurt 2001, 50). 17 Wenngleich diese Studie einen stark empirischen Einschlag hat, so muss sie sich doch vorab einigen wissenschaftstheoretischen und historiografischen Fragen stellen. Als Ausgangspunkte dieser Reflexion dienen hierbei (i) der nicht triviale Hinweis auf den Unterschied zwischen Natur- und Geisteswissenschaften sowie (ii) zwischen Ideen- und Institutionengeschichte und (iii) ein Problembewusstsein für Geschichtsschreibung im Allgemeinen. Traditionellerweise wird zwischen natur- und geisteswissenschaftlicher Forschung ein fundamentaler Unterschied postuliert, der sich auch in der historischen Dynamik niederschlage. 18 Erinnert sei hier an die seinerzeit bahnbrechende Arbeit The Structure of Scientific Revolutions von Thomas S. Kuhn aus dem Jahre 1962, in dem Kuhn für die diachrone Entwicklung der Naturwissenschaften die Begriffe ‘Paradigma’, ‘normale Wissenschaft’ und ‘Paradigmenwechsel’ respektive ‘wissenschaftliche Revolution’ entwickelt. Obwohl Kuhn die Gültigkeit der von ihm erkannten historischen Dynamik des Paradigmenwechsels für die Sozialbzw. Geisteswissenschaften expressis verbis negiert (Kuhn 1973, 34 und 210ff.), entbrannte in der Folgezeit eine lebhafte Diskussion darüber, inwieweit sich die Kuhnschen Konzepte auch für die Historiografie geisteswissenschaftlicher Disziplinen nutzbar machen ließen. 19 Ergebnis ist ein verschwommener Paradigmenbegriff, der als Etikett für bestimmte geisteswissenschaftliche Strömungen, Methoden und Schulen verwendet wird, aber im Grunde nichts mehr über ihre historische Dynamik, dem ursächlichen Anliegen Kuhns, aussagt. 20 Der Kern des Kuhnschen Paradigmenbegriffs bestand nämlich in der unwiederbringlichen chronologischen Sukzession und nicht in der synchronischen Kopräsenz konkurrierender Theorien und Methoden, wie sie in den Geistes- und Sozialwissenschaften vorherrscht. Wenn nun Kuhn diese Theorie- 17 Der von Wulf Oesterreicher verfochtenen Unterscheidung zwischen Disziplin (z.B. Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft) und Fach (z.B. Romanische, Deutsche, Englische Philologie) und mithin zwischen Disziplinen- und Fachgeschichte trägt auch der Autor Rechnung (Oesterreicher 2009, 81-86). 18 Für einen differenzierenden Blick siehe Oexle 1998. 19 Koerner 1974; Koerner 1976; Koerner 1976a; Oesterreicher 1977; Gessinger 1977; Thilo 1989, hier besonders S. 82-114; Schlieben-Lange 1996. 20 Um den problematischen Paradigmenbegriff zu umgehen, bezeichnet der Autor die sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert herausbildenden Komplexe aus Methoden und spezifischen Fragestellungen der Romanischen Philologie als Forschungsprogramme (zum Konzept ‘programme de recherche’ siehe Auroux 1987, 26). 1. Institutionengeschichte als Kultur- und Wissenschaftsgeschichte 17 und Lösungspluralität als Ausschlusskriterium für die Möglichkeit von geisteswissenschaftlichen Paradigmenwechseln und damit letztlich auch von paradigmengeleiteter Normalwissenschaft betrachtet, so kann in der ihr zugrunde liegenden Subjektivität und ideologischen Verortung aber auch die konstitutive differentia specifica geisteswissenschaftlicher Forschung gesehen werden. 21 Für die Geisteswissenschaften muss nämlich ein zwangsläufiger Zusammenhang von Erkenntnis und Interesse in Betracht gezogen werden 22 , dessen Grundlagen sozial, historisch und ideologisch bedingt sind und als solche erkannt werden können (Foucault 1969). Für die Geschichte der Geisteswissenschaften bedeutet dies, dass sie grundsätzlich anders als die der Naturwissenschaften verläuft, da tiefgreifende Veränderungen in den Geisteswissenschaften als ein Wechsel in der Aufmerksamkeit, als eine Verschiebungen des Fokus’ zu begreifen sind, wohingegen ein neues naturwissenschaftliches Paradigma ein älteres vollständig ablöst. Ältere geisteswissenschaftliche Fragestellungen existieren dahingegen neben neueren bzw. können zu einem späteren Zeitpunkt in die aktuelle Forschung zurückkehren. Muss sich nun eine Ideengeschichte der Romanischen Philologie vornehmlich den gerade evozierten Fragen nach dem Wesen des Beschreibungsgegenstandes (Objektbereich) und dessen historischer Dynamik stellen, blickt die Institutionengeschichte aus einem kulturgeschichtlichen und soziologischen Winkel auf die Wandlungsprozesse von Wissenschaft. Neben einer aus dem Untersuchungsgegenstand resultierenden besonders hohen Anschaulichkeit (Gebäude, Bibliotheken, Institute, Gründungsdokumente, Vorlesungsverzeichnisse, Einrichtungsgegenstände usw.) liegt der entscheidende Vorzug des institutionengeschichtlichen Ansatzes darin, dass sich anhand der vergleichsweise stetigen Geschichte von Institutionen Kontinuitäten, Wandel und Brüche von soziokulturellen Problemstellung- 21 Oesterreicher 1977, 268ff.; Oesterreicher 1979, 37-46; Thilo 1989, 101-113. 22 Hans-Georg Gadamer zitiert nach Thilo 1989, 113: „Offenbar kann man nicht im selben Sinne von einem identischen Gegenstand der Erforschung in den Geisteswissenschaften sprechen, wie das in den Naturwissenschaften am Platze ist, wo die Forschung immer tiefer in die Natur eindringt. Bei den Geisteswissenschaften ist vielmehr das Forschungsinteresse, das sich der Überlieferung zuwendet, durch die jeweilige Gegenwart und ihre Interessen in besonderer Weise motiviert. Erst durch die Motivation der Fragestellung konstituiert sich überhaupt Thema und Gegenstand der Forschung. Die geschichtliche Forschung ist mithin getragen von der geschichtlichen Bewegung, in der das Leben selbst steht, und läßt sich nicht teleologisch von dem Gegenstand her begreifen, dem ihre Forschung gilt. Ein solcher Gegenstand an sich existiert offenbar überhaupt nicht. Das gerade unterscheidet die Geisteswissenschaften von den Naturwissenschaften. Während der Gegenstand der Naturwissenschaften sich idealiter wohl bestimmen läßt als das, was in der vollendeten Naturerkenntnis erkannt wäre, ist es sinnlos, von einer vollendeten Geschichtserkenntnis zu sprechen, und eben deshalb ist auch die Rede von einem Gegenstand an sich, dem diese Forschung gilt, im letzten Sinne nicht einlösbar.“ 1. Institutionengeschichte als Kultur- und Wissenschaftsgeschichte 18 en verfolgen und historisch erkennen lassen. Institutionen als raumzeitliche Manifestationen kultureller Epochen zeichnen sich nämlich durch eine relative Beständigkeit aus. 23 Die aus dieser Beständigkeit resultierende institutionelle Wandlungsträgheit manifestiert sich gerade in kulturellen Umbruchphasen oftmals als Reformunwille, Widerspenstigkeit, Verzögerung und manchmal Unfähigkeit, auf neue Anforderungen zu reagieren - auf deren Folie uns dringliche Anliegen und Bedürfnisse einer Epoche vorgeführt werden (z.B. die zögerliche Institutionalisierung der neusprachlichen Lehrerausbildung an den deutschen Universitäten im 19. Jahrhundert). So kann Institutionengeschichte Teil einer Kulturgeschichte werden, in der man sich entlang des mehr oder minder festen Dispositivs einer Institution durch Topoi und Probleme der Vergangenheit bewegt (Tschopp/ Weber 2007, 15). Darüber hinaus kann Institutionengeschichte die institutionell bedingten Produktionsbedingungen von Wissen offen legen, die aus einer Dialektik zwischen dem Eigensinn des forschenden Subjekts (eigene Ideen, Forschungsvorhaben und Visionen, subjektive Auffassung von den Leistungen des Faches und Selbstverständnis) und den Zwängen bzw. der Logik der Organisationsstrukturen (universitäre Lehre, finanzielle und apparative Ressourcen, ministeriell-administrative Forderungen, Respektierung wissenschaftlicher Normen der scientific community, Normierung und Standardisierung der Forschungsthemen durch Publikationsorgane, Karrieremuster, akademischer Habitus usw.) resultieren. Mithin arbeiten neuere institutionengeschichtliche Ansätze neben den faktisch materiellen, organisatorischen Strukturen (Lehrstühle, Seminare, Institute, Bibliotheksbestände, Verbände, Tagungen, Zeitschriften usw.) auch den Einfluss dieser institutionellen Rahmenbedingungen auf die kognitive Gestaltung einer Wissenschaftsdisziplin heraus (Lingelbach 2007, 110-118). Triebkräfte für den Wandel wissenschaftlicher Institutionen sind deshalb neben sozio-ökonomischen Faktoren auch in der Tätigkeit der Wissenschaftler selber zu suchen, deren Arbeit und Visionen auf die äußere und innere Gestaltung eines Faches einwirken. Soziologisch betrachtet 24 , sind wissenschaftliche Institutionen „stabile sozialstrukturelle Arrangements, in denen das Interesse an Wissenschaft 23 Stichweh 1984, 62f.: „Wissenschaftliche Institutionen dienen den in sie eingebundenen Personen als Garanten der Realität der von ihnen verfolgten Interessen. Sie sichern den Personen identifizierbare Positionen im Sozialsystem und eventuell auch Beschäftigungsrollen. Über den Wechsel der Personen und Generationen hinaus ermöglichen Institutionen die Kontinuität der Wissenschaft als einer Wirklichkeit, die die an ihr beteiligten Personen übersteigt.“ 24 Auroux 1987, 26: „(iv) une science est un complexe de trois composants : (a) un composant théorique : O (b) un composant sociologique : S (c) un composant pratique : P. Les composants sont eux-mêmes des complexes, par exemple le composant théorique comprend des théorie, des concepts, des méthodes, des programmes de recherche, des données, des protocoles expérimentaux, etc….Le composant sociolo- 1. Institutionengeschichte als Kultur- und Wissenschaftsgeschichte 19 institutionelle Gestalt gewinnt“ (Stichweh 1984, 62) bzw. Handlungsräume, in denen sich soziale Macht artikuliert (Bourdieu 1984; 1991; 1994). Aufgrund ihres sozialen Charakters müssen Institutionen immer auch in ihrer Dialektik zum gesamtgesellschaftlichen Entwicklungsstand (Ökonomie, Politik, Entwicklung der Wissenschaften) betrachtet werden, da ihr Entstehen, Wandel und Erhalt aus dem komplexen Zusammenspiel von sozialer, politischer, ökonomischer und diskursiver Macht resultiert. Eine der Grundannahme der soziologisch orientierten Wissenschaftstheorie ist 25 , dass Wissenschaft als ein sozio-historisches Phänomen aus der Aktivität des Menschen entspringt. 26 Im Gegensatz zur rationalen Wissenschaftstheorie, die wissenschaftliche Theorien als autonome, rational-logischen Gesetzen folgende Gebilde begreift, interpretiert die Wissenssoziologie Wissen, Theorien und Wahrheit als soziale Übereinkünfte, die im komplexen Zusammenspiel zwischen Individuen als sinnträchtige Kommunikation zustande kommen. In Anbetracht der für die Wissenserzeugung und Wissenskommunikation konstitutiven sozialen Komponente untersucht die soziologische Forschung vor allem die soziale Organisation dieser Kommunikationszusammenhänge, i.e. Akteursrollen, soziale Herkunft und soziale Identität, Machtverteilung, Entstehung, Wandel, Form und Steuerbarkeit von sozialen Institutionen usw. (u.a. Plessner 1966; Weingart 1976; Bourdieu 1984). Nachteil einer überwiegend soziologisch ausgerichteten Wissenschaftsgeschichte ist jedoch, dass sie ähnlich wie die rationale Wissenschaftstheorie - jetzt nur spiegelverkehrt - wichtige Aspekte von Wissenschaftsentwicklung theoriebedingt ausblendet. Wissenschaft als Ganzes ist aber immer mehr als nur reine Theorie oder reine soziale Interaktion bzw. Kommunikation. Bei aller berechtigter Kritik an beiden kontrapunktischen Theorieansätzen, die nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein soll, erscheint es dennoch plausibel, die Herausbildung, den Wandel und die Formen wissenschaftlicher Institutionen als Teilaspekte von Wissenschaftsgeschichte soziologisch zu beschreiben. Ein anerkanntes soziologisches Modell zur theoretischen Beschreibung solcher Prozesse im Rahmen der sozialen Evolution ist die Theorie der sozialen Differenzierung respektive Systemtheorie (Luhmann 1984). Wenngleich zentrale Aspekte dieses Theoriekomplexes erkenntnistheoretisch und geschichtsphilosophisch durchaus problematisch und kritikwürdig sind (Tyrell 1978; Mayntz et al. 1988, 11-44; Schwanitz 1990, 101-103), so liefert die gique comprend des institutions, des carrières, des filières de formation, des compétences individuelles, et … Le composant pratique comprend globalement des intérêts au sens où Habermas (1968) emploie ce mot.“ 25 Einen Überblick geben u.a. Weingart 2003; Knoblauch 2005. 26 Auroux 1987, 27: „Une ‘science’ est une pure abstraction, plus ou moins justifiée, au même titre qu’une langue ; ce qui existe, ce sont des activités et des produits scientifiques réalisés par des hommes vivant et travaillant dans des circonstances déterminées. C’est de là qu’il faut partir.“ 1. Institutionengeschichte als Kultur- und Wissenschaftsgeschichte 20 Systemtheorie doch ein plausibles und reflektiertes Begriffsinventar für die Beschreibung von Ausdifferenzierungs- und Institutionalisierungsprozessen. Für die vorliegende Untersuchung sollen vor allem theorieintegrierende Versuche nutzbar gemacht werden, die darin bestehen, Geschichtlichkeit und synchrone Strukturdifferenzen sozialer Teilsysteme mit der Theorie der sozialen Differenzierung sinnvoll zu verbinden (u.a. Mayntz et al. 1988; Becker 2004). Zentrale Konzepte der Theorie der sozialen Differenzierung und Systemtheorie sind ‘funktionelles Teilsystem’ (oder ‘gesellschaftliches Teilsystem’ bzw. ‘Funktionssystem’), ‘Ausdifferenzierung’, ‘System-Umwelt-Differenz’, ‘Autopoiesis’ und ‘Inklusion’. Funktionelle Teilsysteme werden im Sinne komplexer Konfigurationen von sozialem Handeln als „gesellschaftsweit institutionalisierte, funktionsspezifische Handlungszusammenhänge“ begriffen (Mayntz et al. 1988, 17f.), deren konstituierendes Moment eine um einen spezifischen Sinn organisierte Kommunikation ist. Besonders bedeutungsvolle Teilsysteme moderner Gesellschaften sind Familie, Religion, Politik, Wirtschaft, Erziehungssystem, Wissenschaft 27 , Kunst und Sport. Jedes der funktionellen Teilsysteme kann über spezifische Leistungen, die es für andere Teilsysteme erbringt, an diese angebunden sein und aus dieser leistungsbasierten Anbindung einen Teil seiner gesellschaftlichen Relevanz beziehen (z.B. Leistungen des Wissenschaftssystems für die Wirtschaft). Systembildung wird in Analogie zu biologistischen Modellen als die Ausdifferenzierung umweltdistinkter Kommunikations- und Handlungszusammenhänge verstanden, d.h. als ein Prozess der Differenzerzeugung in einem zuvor homogenen Feld (Erzeugung von Heterogenität). Als Stufen der Ausdifferenzierung werden die Herausbildung eines gesellschaftlich anerkannten speziellen Handlungssinns, die Ausdifferenzierung spezieller Handlungsrollen und die formale Organisation (Institutionalisierung) unterschieden (ebenda, 20). In Gang gehalten werden die Differenzierungsprozesse durch die Differenzierung selber, weil jeder Differenzierungsvorgang, der eine soziale Problemlösung im Prozess der sozialen Evolution darstellt, neue soziale Probleme schafft, die wiederum gelöst werden müssen. Differenzierung auslösende Faktoren können endogen (z.B. Konkurrenz) oder exogen (Vorgänge in der Systemumwelt) sein. Haben sich neue funktionelle Teilsysteme aus ihrer Umwelt und gegenüber anderen Teilsystemen ausdifferenziert und haben sie die Stufe der formalen Organisation erreicht, d.h. werden sie durch die Gesellschaftsmitglieder als Teilsysteme wahrgenommen, wird auch ihre Binnenstruktur durch Innendifferenzierung immer komplexer, was wiederum zu immer größerer Arbeitsteiligkeit innerhalb des Teilsystems führt (Problem der prinzipiellen Endlosigkeit dieser Differenzierungsprozesse). Da die neuere Systemtheorie erkannte, dass die Fähigkeit der Systeme zur Grenzziehung und Grenzerhaltung das konstitutive Moment für die Differenz 27 Münch 1974; Luhmann 1968; Münch 1984, 200-260; Stichweh 1988. 1. Institutionengeschichte als Kultur- und Wissenschaftsgeschichte 21 zwischen Teilsystemen und zur jeweiligen Umwelt ist, wurde die ursprüngliche dekompositionale Theorie in eine Theorie selbstreferentieller Systeme umgewandelt (Luhmann 1984, 22-29; Mayntz et al. 1988, 14). Der Systembegriff im Rahmen einer Theorie selbstreferentieller Systeme veränderte sich dahingehend, dass er sich aus seinem Verhältnis zu seiner Umwelt, d.h. durch die System-Umwelt-Differenz, ergibt. Die grundlegende Operation, die Systeme zur Grenz- und damit zur Systemerhaltung durchführen müssen, ist die der Autopoiesis. Autopoiesis ist die Fähigkeit des Systems, sich selbst erhalten, wandeln und erneuern zu können, indem es unablässig seine System-Umwelt-Differenz durch systeminterne Operationen reproduziert. Dazu muss das System den Unterschied zwischen Identität (systemkonstituierend) und Differenz (zur Systemumwelt) erkennen. Schafft das System es nicht, diese System-Umwelt-Differenz zu reproduzieren, kann es in der Evolution nicht bestehen. Niklas Luhmann überträgt dieses biologische Modell auf psychische und soziale Systeme, die im Gegensatz zu organischen und neurophysiologischen Systemen durch Sinn konstituiert werden (Luhmann 1984, 64). Wichtig für die gesellschaftsweite Etablierung und Ausdehnung von funktionellen Teilsystemen ist ihre progressive Öffnung hin zur Gesellschaft, d.h. die Inklusion neuer Gesellschaftsmitglieder (Stichweh 1988a). Wissenschaftsgeschichte kann so im Rahmen der Theorie sozialer Differenzierung bzw. Systemtheorie als Prozess der Ausdifferenzierung aus einem zuvor homogenen Feld (Wissenschaftssystem) und als Prozess der Innendifferenzierung (wissenschaftliche Disziplinen als Teilsysteme des Wissenschaftssystems) geschrieben werden (u.a. Stichweh 1984). Umweltdifferenzierendes Moment des Wissenschaftssystems und seiner Teilsysteme ist eine wissenschaftliche Kommunikation, deren spezieller Sinn in einer methodischen Wahrheitssuche besteht. Institutionalisierung von Wissenschaft als organisatorisches Formgebungsverfahren kann als Indiz für erfolgreiche Ausbzw. Innendifferenzierung von wissenschaftlichen Teilsystemen interpretiert werden. Wenngleich wir nunmehr über probate Beschreibungsinstrumente und Theorien verfügen, muss sich diese historische Arbeit - wie jede andere Geschichtsschreibung auch - als deutende Geschichtserzählung erkennen und als solche bescheiden. Aus der unausweichlichen Subjektivität des Historikers resultiert nämlich immer nur eine relative Objektivität historischer Erkenntnis, so dass es von einem einzigen historischen Ereignis stets mehrere Geschichten geben kann (Schmitter 1982, 192). Auch ist die Frage nach dem Wesen von Fortschritt, der in der gängigen Wissenschaftshistoriografie zumeist teleologisch als wachsende Erkenntnis und zunehmendes Bewusstsein abgebildet wird, von keiner geringen Bedeutung. Peter Schmitter entlarvt die geschichtsphilosophischen Prämissen gängiger Wissenschaftsgeschichte als ein idealistisches Konstrukt Hegelscher Provenienz. Noch immer wirke die Fortschrittshypothese Hegels in der Ge- 1. Institutionengeschichte als Kultur- und Wissenschaftsgeschichte 22 schichtsschreibung fort und beeinflusse dort Konzeption und Bewertung wissenschaftlichen Fortschritts: Geschichte sei der „vernünftige, nothwendige Gang des Weltgeistes“, dessen finaler Zweck im „Bewußtseyn des Geistes von seiner Freiheit“ liege (Hegel zitiert nach Schmitter 1982, 29). Doch ist Geschichte, zumal Wissenschaftsgeschichte überhaupt ohne globalen Fortschritt sinnvoll denkbar? Schmitter differenziert diese Fragestellung, indem er zwischen Geschichtsphilosophie (Geschichte als Teleologie) und der menschlichen Kognition (Idee der Totalität als regulative Funktion des auf Transzendenz gerichteten menschlichen Geistes) unterscheidet (Schmitter 1982, 52f.). Der menschliche Geist lege, obwohl der Gesamtverlauf der Geschichte, bestehend aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, empirisch nicht fassbar ist, die Idee der Totalität über die Objekte historischer Aussagen und konstruiere dadurch einen sinnträchtigen Gesamtzusammenhang geschichtlicher Prozesse. So gründe auch die Idee vom wissenschaftlichen Fortschritt als einem unendlichen Streben nach Erkenntnisgewinn letztlich in der menschlichen Kognition. Fortschritt und Wahrheit werden zu einer Interpretationsfrage, die zudem nur in Kenntnis der jeweils geltenden Zielvorstellungen und Konventionen einer Wissenschaftlergemeinde angemessen beantwortet werden kann (Schmitter 1982, 191; Rorty 2003, 343-427). Rein handlungspraktisch konstituieren Historiker Geschichte narrativ in Geschichtstexten (u.a. Eckel 2007, 201-215), die in Abgrenzung zu fiktionalen Texten jedoch bestimmten Wahrheitskriterien genügen müssen. Diesen versuchen Historiker zu genügen, indem sie die Geschichtserzählung mit empirischem Quellen- und Datenmaterial verknüpfen, wobei sie aus arbeitsökonomischen Gründen zumeist aus der Fülle der historischen Daten bewusst oder unbewusst eine subjektive Auswahl treffen. Durch Faktenselektion bzw. lückenhafte Überlieferung entsteht eine diskontinuierliche Zeitstruktur, die der Historiker narrativ auffüllen muss, was ein altbekanntes Problem der Geschichtsschreibung darstellt. 28 Da nun eine objektive historische Erkenntnis nicht möglich ist, erkennt sich auch die vorliegende Untersuchung als ein Deutungsversuch unter anderen, der sich allein im Verbund mit anderen Arbeiten im Sinne einer Perspektivenvielfalt einer relativen Objektivität annähert (Trabant 1988, XIIf.; Höppner 1995). 28 Wilhelm von Humboldt 1821, 585-587: „Die Aufgabe des Geschichtschreibers ist die Darstellung des Geschehenen. Je reiner und vollständiger ihm diese gelingt, desto vollkommener hat er jene gelöst. [...] Das Geschehene aber ist nur zum Theil in der Sinnenwelt sichtbar, das Uebrige muss hinzu empfunden, geschlossen, errathen werden. [...] Zwei Wege also müssen zugleich eingeschlagen werden, sich der historischen Wahrheit zu nähern, die genaue, partheilose, kritische Ergründung des Geschehenen, und das Verbinden des Erforschten, das Ahnden des durch jene Mittel nicht Erreichbaren.“ 2. Einzeldarstellungen 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 2.1.1 Klassifikation und Lehrangebot Klassifikation 25; 1803-1839: Neue Sprachkunde 27; 1842-1871: Privatdozentur und Extraordinariat für neuere Sprachen 28; 1871-1882: Deutsche und Altromanische Philologie und Seminargründung 29; 1882-1930: Romanische Philologie und Neufranzösisch 29 2.1.2 Lehrstuhlentwicklung 2.1.2.1 Diskontinuierliche Lehrstuhlentwicklung (1804-1885): Anton Sar (Professor für Französische Sprache 1804-1817) 33; Emil Ruth (Privatdozent für neuere Sprachen 1844-1867; Extraordinarius für neuere Sprachen 1867-1869) 33; Eugen Laur (Privatdozent 1869-1875; Extraordinarius für Französisch 1876-1885) 34; 2.1.2.2 Das Ordinariat für Germanische und Altromanische Philologie (1871-1888): Karl Bartsch (Ordinarius für germanische und altromanische, insbesondere altfranzösische Sprache und Literatur 1871-1888) 35; 2.1.2.3 Das Ordinariat für Romanische Philologie (1890-1929): Fritz Neumann (Ordinarius für Romanische Philologie 1890- 1923) 36; Ernst Robert Curtius (Ordinarius für Romanische Philologie 1924- 1929) 38; 2.1.2.4 Das Extraordinariat für Romanische Philologie (1882- 1890): Fritz Neumann (Privatdozent 1878-1882; Extraordinarius für Romanische Philologie 1882) 40; Emile Freymond (Extraordinarius für Romanische Philologie 1884-1890) 41; 2.1.2.5 Das Extraordinariat für Neufranzösisch (1900-1930): Friedrich Schneegans (Extraordinarius für Romanische Philologie insbesondere für modernes Französisch 1900-1915) 42; Leonardo Olschki (Extraordinarius für Romanische Philologie (neufranzösische Sprache und Literatur 1918-1930) 43; 2.1.2.6 Vosslers Extraordinariat: Karl Vossler (Extraordinarius für Romanische Philologie 1902-1909) 45 2.1.3 Seminar und Seminarbibliothek Das Seminar für neuere Sprachen (1873), ab 1877 germanisch-romanisches Seminar 46; Romanisches Seminar (1924) 52; Seminarbibliothek 53 2.1.4 Die romanischen Lektorate 54 2.1.5 Synopse 58 2. Einzeldarstellungen 24 2.1 Heidelberger Romantik, Mittelalterphilologie und (Alt-) Romanische Philologie: Universität Heidelberg 1 , 1803-1930 Baden, wo die Geistesrichtung des Volkes eine vorwiegend praktische ist, wo die empirische Kenntniss der fremden Sprachen in einem Masse verbreitet ist wie kaum in einem zweiten deutschen Gebiete gleichen Umfangs, sollte doch auch im Stande sein, dem wissenschaftlichen Betrieb dieser Studien die geeigneten Einrichtungen zu schaffen. (Martin 1872, 22) Die Heidelberger Universität wird 1386 vom Kurfürsten Ruprecht I. als General-Studium zu Heidelberg gestiftet und ist damit nach Prag und Wien die dritte Universitätsgründung auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (zur Geschichte der Universität Heidelberg siehe u.a. Friedrich 1903; Semper Apertus 1985). Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert gerät die Badische Landesuniversität in Verfall und steht durch den Verlust linksrheinischer Besitzungen vor dem finanziellen Ruin. Gerettet wird die Universität Heidelberg durch das im Rahmen der umfassenden Reorganisation des badischen Staates am 13. Mai 1803 von Kurfürst Karl Friedrich erlassene „Dreyzehnte Organisations- Edikt“, das der Universität eine staatliche und kirchliche Finanzierung zusichert. Aber nicht nur die Finanzen werden zu Beginn des 19. Jahrhunderts neu geordnet, sondern auch der eher mittelmäßige Lehrkörper gegen namhafte Gelehrten ausgetauscht. Für die Philosophische Fakultät, die 1803 gerade einmal über vier Ordinarien verfügt, können z.B. der Altertumsforscher Friedrich Creuzer, der Orientalist Friedrich Wilken, die Philologen Johann Heinrich Voss und August Boeckh, der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel sowie der Historiker Friedrich Christoph Schlosser gewonnen werden (Baumgarten 1997, 35-38). Es sind die Namen, mit denen sich der neuhumanistisch-idealistische und romantische Geist, der die Heidelberger Universität des 19. Jahrhunderts prägen wird, verbindet. Die Glanzepoche der naturwissenschaftlichen Fächer setzt dahingegen erst um 1850 ein und ist durch Persönlichkeiten wie die Physiker Philipp Jolly und Gustav Kirchhoff, den Physiologen und Physiker Hermann von Helmholtz, den Chemiker Robert Bunsen sowie den Mathematiker Leo Koenigsberger geprägt (Baumgarten 1997, 66-68). Trotz dieser prominen- 1 Die Universität in Heidelberg heißt bis 1804 Hohe Schule zu Heidelberg, bis 1805 Universität zu Heidelberg, im Sommersemester 1805 Ruprecht-Carolinische Universität zu Heidelberg, bis 1806 Kurfürstlich Badische Ruprecht-Karolinische Universität zu Heidelberg und ab dem Wintersemester 1806/ 07 Großherzoglich Badische Ruprecht-Karolinische Universität zu Heidelberg. 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 25 ten Gelehrten in den philosophisch-historischen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern sind es jedoch die Rechtwissenschaften, welche den außerordentlichen Ruf und die Anziehungskraft der Heidelberger Universität im 19. Jahrhundert ausmachen (Wolgast 1985, 4). Dass die Universitätsreform erfolgreich ist, belegt die Tatsache, dass die Gesamtfrequenz der Studierenden im 19. Jahrhundert - abgesehen von einem Rückgang zu Beginn der 1830er Jahren - kontinuierlich zunimmt: 1807: 417, 1817: 363, 1818: 415, WS 1818/ 19: 603, 1827: 721, 1837: 457, 1847: 870, 1857: 606, 1867: 690, 1877: 766 und 1886: 1.036 (Zahlen nach: Almanach Heidelberg 1886, 60ff.). Was jedoch den ordentlichen Lehrkörper der Heidelberger Philosophischen Fakultät im 19. und frühen 20. Jahrhundert anbetrifft, resümiert Baumgarten, dass ihm in den 1910er Jahren gerade einmal 14 (im Vorlesungsverzeichnis: 16) Ordinarien verteilt über die insgesamt 12 Lehrfächer der Philosophischen Fakultät angehören, womit Heidelberg in dieser Hinsicht zu den Schlusslichtern der deutschen Hochschulen gehört (Baumgarten 1997, 37f.). Administrativ untersteht die Universität Heidelberg dem Ressort Kultus und Unterricht, Wissenschaft und Künste, welches zwischen 1803 und 1881 dem Innenministerium und anschließend bis 1911 dem Justizministerium des Großherzogtums Baden beigeordnet ist und in der Residenzstadt Karlsruhe seinen Sitz hat. Erst 1911 wird ein eigenständiges Ministerium des Kultus und Unterrichts geschaffen, das allerdings 1933 wieder mit dem Justizministerium zusammengefasst wird. Bis zum Thronverzicht im Jahr 1918 ernennt der jeweils regierende Großherzog die zu berufenden Professoren auf Empfehlung der einzelnen Fakultäten persönlich. 2 2.1.1 Klassifikation und Lehrangebot Klassifikation Die 1803 als traditionelle Vierfakultätenuniversität faktisch neu gegründete Heidelberger Universität klassifiziert die Lehrgegenstände ihrer internen Struktur entsprechend nach „Gottes-, Rechts-, Arzneigelehrtheit und Weltweisheit“ (später: „Theologische Vorlesungen, Rechtswissenschaft, Medicinische Wissenschaften, Zur philosophischen Facultät gehörige Lehrgegenstände“; ab 1891: „Theologische, Juristische, Medizinische, Philosophische und Naturwissenschaftlich-mathematische Fakultät“). Vom Anfang des Untersuchungszeitraumes an sind die neueren Sprachen im Lehrangebot der Philosophischen Fakultät vertreten, die zunächst unter der Rubrik „Sprachkunde“ bzw. „Neuere Sprachkunde“ und zwischen 2 Als wissenschaftsgeschichtliche Untersuchungen zur Heidelberger Romanistik bzw. Neuphilologie liegen chronologisch geordnet vor: Bartsch 1883; Lehmann 1967; Rothe 1973; Christmann 1985, 35-37; Rothe 1986; Baumgarten 1997, 37; Storost 2001, 1249 und 1256. 2. Einzeldarstellungen 26 1807 und 1832 unter der Rubrik „Philologie und Alterthumskunde“ mit wechselnden Unterbezeichnungen „Neue Sprachkunde“, „Neuere Sprachen“ bzw. „Lectoren für ältere und neurer Sprachen“ aufgeführt sind: Gottesgelehrtheit. [...] Rechtsgelehrtheit. [...] Arzneigelehrtheit. [...] Weltweisheit. [...] Mathematik. [...] Geschichtskunde. [...] Staatswirthschaftliche Wissenschaften. [...] Sprachkunde. [...] Ausländische lebende Sprachen. [...] Freie Künste. [...] (Sommersemester 1803; Hervorhebung durch den Verfasser) 1832 wird die eigenständige Rubrik für neuere Sprachen innerhalb von „Philologie und Alterthumskunde“ aufgehoben und der mittlerweile nur noch von Lektoren erteilte Französisch-, Englisch- und Italienischunterricht erscheint ab dem Sommersemester 1832 ganz am Ende des Vorlesungsverzeichnisses gemeinsam mit dem Zeichen-, Musik-, Tanz-, Fecht-, Reit- und Schwimmunterricht („Zum Privatunterricht in der französischen Sprache erbietet sich“). Ab dem Wintersemester 1839/ 40 verschwindet der Unterricht in romanischen Sprachen sogar gänzlich aus dem Vorlesungsverzeichnis und findet erst wieder mit den Vorlesungen und Privatissima des Privatdozenten Georg Hartwig zum Wintersemester 1842/ 43 Eingang in die Rubrik „Philologie“ (kurz darauf wieder „Philologie und Alterthumskunde“, später „Philologie, Altertumskunde und Geschichte der antiken Kunst“): IV. Philosophische Fakultät. A. Philosophie. [...] B. Philologie. [...] Germanisch-romanisches Seminar. [...] C. Geschichte. [...] D. Staats- und Cameralwissenschaften. [...] (Sommersemester 1891; Hervorhebung durch den Verfasser) 1927 wird das mittlerweile ansehnlich angewachsene Feld der Philologie, Altertumskunde und Sprachwissenschaft in sieben eigenständige Untergruppen aufgeteilt. Im Zuge dieses Vorganges werden die romanistischen Lehrgegenstände im Wintersemester 1927/ 28 erstmals eigenständig unter „f) Romanisch Philologie“ im Vorlesungsverzeichnis klassifiziert: IV. Philosophische Fakultät. 1. Philosophie, Psychologie und Pädagogik. [...] 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 27 2. Altertumskunde, Archäologie. [...] 3. Philologie. a) Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft. [...] b) Orientalische und asiatische Philologie. [...] c) Klassische Philologie. [...] d) Germanische Philologie. [...] e) Englische Philologie. [...] f) Romanische Philologie. [...] g) Slavische Sprachen. [...] 4. Geschichte. [...] 5. Neuere Kunstgeschichte und Musik. [...] 6. Geographie. [...] 7. Staats- und Kameralwissenschaften. [...] 8. Zeichnen, Stenographie und Vortragskunst. [...] (Wintersemester 1927/ 28; Hervorhebung durch den Verfasser) 1803-1839: Neue Sprachkunde Dieser erste Abschnitt zwischen der Universitätsneugründung 1803 und den 1840er Jahren ist namentlich durch den Universitätssprachmeister Johann Heinrich Hof(f)meister, den ordentlichen Professor für Französische Sprache Anton Sar (siehe Kapitel 2.1.2.1) und den Ordinarius für Klassische Philologie Johann Heinrich Voss geprägt. Hof(f)meister unterrichtet zwischen 1801 und 1839 Französisch, Englisch, Italienisch und selten Spanisch, Sar liest zwischen 1803 und 1817 über französische Literatur und gibt „Unterricht zur gründlichen Erlernung der französischen Sprache“ („Grundsätze und Eigenheiten dieser Sprache“, „ächte Aussprache“, „Uebungen im französischen Style und der französischen Literatur“, „Vorlesungen über die Fehler gegen den Geist der französischen Sprache“, Boileau, Übungen im Schreiben französischer Briefe, „über den richtigen Gebrauch der Zeiten im Französischen“, „über seltene französische Ausdrücke“) und Voss gibt zwischen 1815 und 1822 neben seinen klassischphilologischen Vorlesungen Unterricht in der spanischen Sprache. Neben Sar, Hof(f)meister und Voss tauchen sporadisch Namen von Sprachlehrern und Privatdozenten auf, die zu Themen der neueren Sprachen, Literatur und Geschichte lesen und lehren: Sommersemester 1807: Schreiber („Die Geschichte der französischen Literatur“), Sommersemester 1808: S. Michaelis (Emundts-Trill 1997, 295f.) („Theorie der Französischen Sprache (Boinvilliers Grammaire)“, „Ueber die Synonymen, Tropen und Figuren der Französischen Sprache“, „Ideologie oder Theorie des Denk- und Sprachvermögens (nach den Eléments d’Idéologie von Destutt-Tracy)“, „Cours de littérature française“), Sommersemester 1818: Nicolas Meyer („Französische Litteratur und Sprache“). 1817 wird der Theologe, Klassischer Philologe, Staatswissenschaftler, Bibliothekar und Historiker Friedrich Christoph Schlosser (1776-1861) als Ordinarius für Geschichte an die Universität Heidelberg berufen, wo er bis 2. Einzeldarstellungen 28 zu seinem Tod 1861 an der Philosophischen Fakultät unterrichtet (Drüll 1986, 235f.). Seinen mannigfaltigen Interessen entsprechend, liest Schlosser innerhalb der historischen Wissenschaften auch über neuere, insbesondere über französische Kultur-, Politik- und Literaturgeschichte (Sommersemester 1826: „Uebersicht der Geschichte der Cultur und Literatur der neueren Zeit“, Sommersemester 1843: „Politische Geschichte des Jahrzehnts 1887 bis 1897, abwechselnd mit der classischen französischen und deutschen Literatur der letzten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts“). Trotz dieser ersten Versuche, die französische, italienische und spanische Sprache, Literatur, Kultur und Geschichte wissenschaftlich zu behandeln, ist diese Periode dennoch maßgeblich durch den Sprachlernunterricht charakterisiert. Ab den 1820er Jahren wird innerhalb der philologischen Wissenschaften ausschließlich sprachpraktischer Unterricht angeboten (Französisch und Italienisch). 1842-1871: Privatdozentur und Extraordinariat für neuere Sprachen Sieht man von Schlossers historischen Vorlesungen zur europäischen Kultur- und Literaturgeschichte ab, so tritt Mitte 1839 eine Unterbrechung des Unterrichts in den romanischen Sprachen an der Universität Heidelberg ein, der erst wieder zum Wintersemester 1842/ 43 durch Georg L. Hartwig (Emundts-Trill 1997, 276) aufgenommen wird. Novum hierbei ist, dass Hartwig Privatdozent für neuere Sprachen und kein Lektor bzw. Sprachlehrer ist. Bis 1843 liest Hartwig über englische, spanische sowie französische Literatur und Sprache (englische Grammatik, Shakespeare, Byron, Cervantes, Montesquieu, Stil- und Sprechübungen) und erteilt englischen, französischen und spanischen Privatunterricht. Hartwigs Nachfolger, Emil Ruth (siehe Kapitel 2.1.2.1), ebenfalls Privatdozent für neuere Sprachen, liest zwischen 1844 und 1869 über italienische Grammatik und Literatur (Dante, Goldoni, Geschichte der italienischen Poesie bis zum Ende des 16. Jahrhunderts) und gibt Privatissima zu französischer und italienischer Sprache. Nach Ruths Tod tritt ab dem Wintersemester 1869/ 70 der Privatdozent für das Fach Französische Literatur (ab 1875 Extraordinarius für Französisch) Eugen Laur (siehe Kapitel 2.1.2.1) seine Lehrtätigkeit an und liest bis 1885 über französische und deutsche Literaturgeschichte (Enzyklopädie des Studiums der französischen Sprache, französische Metrik, Theorie des deutschen Stils, „La prononciation française et la diction“, „Grammaire historique de la langue française“) und leitet im 1873 gegründeten Seminar für neuere Sprachen als Lehrer der neufranzösischen Sprache Übungen im mündlichen und schriftlichen Gebrauch des Französischen sowie französische Lektürekurse an. Sprachpraktischen Französisch- und Italienischunterricht erteilen Sprachlehrer und Lektoren. 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 29 1871-1882: Deutsche und Altromanische Philologie und Seminargründung Zwischen 1871 und 1888 liest Karl Bartsch (siehe Kapitel 2.1.2.2) über Themen der deutschen, provenzalischen, französischen und englischen Sprache und Literatur: deutsche Metrik, deutsche Mythologie, deutsche Lyriker des 12. Jahrhunderts, Walther von der Vogelweide, Parzival, Nibelungenlied, Lieder der Minnesänger, deutsche Literaturgeschichte, Goethes Faust, deutsche Literatur des 19. Jahrhunderts, Althochdeutsch, neuhochdeutsche Grammatik, Enzyklopädie der Germanischen Philologie, provenzalische Literatur und Literaturgeschichte, historische Grammatik der französischen Sprache, Altfranzösisch, altfranzösische Pastourellen, Ulfila und Shakespeare. Im 1873 unter seiner Ägide gegründeten Seminar für neuere Sprachen (ab 1877 germanisch-romanisches Seminar) leitet Bartsch seine Studenten zur Textkritik mittelalterlicher Handschriften sowie zur altdeutschen, altfranzösischen und altenglischen Lektüre an (siehe Kapitel 2.1.3). Neben dem Seminardirektor Bartsch, der vornehmlich die altsprachlichen Übungen der deutschen und romanischen Abteilung leitet, geben der Privatdozent Eugen Laur neufranzösische und der Extraordinarius Wilhelm Ihne englische Übungen: B. Philologie und Alterthumskunde. [...] Deutsche Metrik: Hofrath Bartsch; privatim 3mal wöchentlich. Erklärung der Gedichte Walther’s von der Vogelweide: Derselbe; privatim 3mal wöchentlich. [...] C. Historische Fächer. [...] Geschichte der provenzalischen Literatur: Hofrath Bartsch; privatim 3mal wöchentlich. (Sommersemester 1871) 1882-1930: Romanische Philologie und Neufranzösisch Ab 1878 liest Fritz Neumann (siehe Kapitel 2.1.2.3 und 2.1.2.4) zunächst als Privatdozent und im Sommersemester 1882 als Extraordinarius über romanistische und anglistische Themen: Vulgärlatein, provenzalische und altfranzösische Literatur, altfranzösische Grammatik, Enzyklopädie des Studiums der Romanischen Philologie, Aucassin et Nicolette, Geschichte der altfranzösischen Nationalliteratur und historische Grammatik der englischen Sprache; im Seminar erteilt er altenglische und altfranzösische Übungen: Interpretation der ältesten französischen Sprachdenkmäler: Dr. Neumann; 2mal wöchentlich. [...] Germanisch-romanisches Seminar. [...] II. Englischer Curs. Altenglische Uebungen, Freitag von 6-7 Uhr: Dr. Neumann. [...] III. Französischer Curs. 2. Einzeldarstellungen 30 Altfranzösische Uebungen (14. u. 16. Jahrh.), Donnerstag von 6-7 Uhr: Dr. Neumann. [...] (Wintersemester 1878/ 79) Nach dem raschen Fortgang Neumanns nach Freiburg wird 1884 Emile Freymond das vakante Extraordinariat für Romanische Philologie übertragen (siehe Kapitel 2.1.2.4). Zwischen 1884 und 1890 liest Freymond über französische Metrik, französische Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts, Chrétien de Troyes, altfranzösische Literatur, höfische Dichtkunst, Rabelais, Boccaccio, provenzalische Sprachdenkmäler, provenzalische Grammatik, französische Grammatik, französische Syntax, französische Lautlehre, französische Formenlehre und gibt im germanisch-romanischen Seminar altfranzösische Übungen, französisch-deutsche und deutsch-französische Übungen, französische Lektüre, altprovenzalische Übungen sowie neufranzösische metrische Übungen: B. Philologie und Alterthumskunde. [...] Französische Metrik: Dr. Freymond; 3mal wöchentlich. Lecture et interprétation de morceaux choisis de la littérature française du XVIe siècle, d’après la chrestomathie de Darmesteter et Hatzfeld, cours pratique : Derselbe; 2mal wöchentlich. Germanisch-romanisches Seminar. [...] III. Französischer Curs. Altfranzösische Uebungen (13. Jahrh.), Dienstag und Samstag von 9-10 Uhr: Dr. Freymond. [...] (Sommersemester 1884) 1890 wird Neumann auf das neu geschaffene Ordinariat für Romanische Philologie nach Heidelberg zurückberufen, wo er zwischen 1890 und 1923 über alt- und neufranzösische Literatur, Literaturgeschichte und Sprache, Provenzalisch und Vulgärlatein liest: vulgärlateinische Grammatik, historische Grammatik des Französischen, Altfranzösisch, Provenzalisch, historische Syntax des Französischen, vergleichende Grammatik des Provenzalischen und Altfranzösischen, historische Lautlehre, historische Formenlehre, Geschichte und Grammatik der neufranzösischen Schriftsprache, französische Literaturgeschichte, Aucassin et Nicolette, Chrétien de Troyes, Geschichte der dramatischen Dichtung vor der Renaissance, französische Literatur des Mittelalters, älteste Denkmäler der französischen Poesie und Prosa (9. und 10. Jahrhundert) und französisches Theater. Als Direktor des germanisch-romanischen Seminars leitet Neumann zum wissenschaftlichen Arbeiten an und gibt provenzalische, alt- und neufranzösische Übungen: Vulgärlateinische Grammatik, als Einleitung in das Studium der romanischen Sprachen (mit besonderer Berücksichtigung des Französischen): Prof. Neumann; Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9-10 Uhr. [...] Geschichte der dramatischen Dichtung in Frankreich vor der Renaissance: Prof. Neumann; Mittwoch von 6-7 Uhr. 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 31 Interpretation der altfranzösischen Novelle „Aucassin et Nicolete“: Derselbe; Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 3-4 Uhr. [...] Germanisch-romanisches Seminar. [...] II: Romanische Abteilung. a. Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete der romanischen Philologie (für Vorgerücktere): Prof. Neumann: privatissime; b. Altfranzösische Uebungen für Anfänger (Alexiuslied): Derselbe; 1 Stunde. (Wintersemester 1890/ 91) 1923 emeritiert, bleibt Neumann noch bis 1930 in den Lehrbetrieb der Heidelberger Romanistik eingebunden; sein Lehrangebot umfasst u.a.: sprachhistorische Interpretation des Leodegarliedes, Praktikum zur historischen französischen Grammatik, vergleichende Grammatik des Altfranzösischen und Provenzalischen, französische Sprachgeschichte, historische Lautlehre des Französischen und sprachhistorische Interpretation der altfranzösischen Passion Christi des 10. Jahrhunderts. Der 1892 zum Lektor der französischen Sprache ernannte Friedrich Schneegans unterrichtet zwischen 1892 und 1897 als Lehrer am germanischromanischen Seminar, zwischen 1897 und 1901 als Privatdozent und zwischen 1901 und 1915 als Extraordinarius für Neufranzösisch (siehe Kapitel 2.1.2.5) französische Literatur, Sprache und Sprachpraxis: französische Literatur des 15. bis 19. Jahrhunderts, Rabelais, Villon, Molière, Diderot, Rousseau, Lamartine, französische Romantik, französische und provenzalische Lektüre, ausgewählte Probleme der französischen Syntax, Übersetzungs- und Sprechübungen, Sprech- und Schreibübungen, Übungen im mündlichen und schriftlichen Gebrauch des Französischen sowie französische Aussprache: Uebersicht über die französische Literatur des 19. Jahrhunderts: Prof. Schneegans; Dienstag, Donnerstag und Freitag von 11-12 Uhr. Ausgewählte Kapitel aus der französischen Syntax mit Uebungen: Derselbe; Mittwoch von 12-1 Uhr. [...] Germanisch-romanisches Seminar. [...] II. Romanische Abteilung. [...] Prof. Schneegans: Uebungen im mündlichen und schriftlichen Gebrauche des Französischen (für Hörer aller Fächer) [...] (Sommersemester 1901) Zwischen 1898 und 1909 unterrichtet Karl Vossler als Lektor und Assistent am germanisch-romanischen Seminar (1898-1900), als Privatdozent (1900- 1903) und als Extraordinarius (1903-1909) (siehe Kapitel 2.1.2.6) vornehmlich italienische Sprache und Literatur, aber auch französische, provenzalische und spanische Literatur und Literaturgeschichte sowie romanische Sprachwissenschaft gehören zu seinen Unterrichtsgegenständen: sprachpraktische Übungen im Italienischen, italienische Literatur des 13. Jahrhunderts bis zur Neuzeit, italienischer Humanismus, italienische Elemente 2. Einzeldarstellungen 32 in der französischen Literatur der Renaissance, Dante, historische Grammatik des Italienischen, romanische Verslehre, französische und provenzalische Literatur des Mittelalters in Italien, altprovenzalische Literaturgeschichte, Lyrik der Troubadours, Einführung in das Studium der romanischen Sprachwissenschaft, Einführung in das Studium des Altprovenzalischen und Einführung in das Studium des Spanischen mit Lektüre: Dr. Vossler, Assistent: Übungen im mündlichen und schriftlichen Gebrauche des Italienischen (für Hörer aller Fächer) [...] (Wintersemester 1898/ 99) Mit dem Ausscheiden Vosslers wird ab dem Wintersemester 1909/ 10 Leonardo Olschki mit dem Italienischlektorat betraut (siehe Kapitel 2.1.2.5), in dessen Rahmen er italienische Literatur (Dante, ritterliches Epos) unterrichtet und sprachpraktische Übungen in Italienisch und Spanisch im germanisch-romanischen Seminar gibt. Ab 1914 liest Olschki zunächst bis 1918 als Privatdozent, von 1918 bis 1930 als Extraordinarius und von 1930 bis 1933 als Ordinarius über Themen der französischen, italienischen, spanischen und romanischen Literatur, Kultur, Sprache und Geschichtsschreibung: Molière, Voltaire, französische Prosa des 17. und 19. Jahrhunderts, französische Literatur der Aufklärung, Dante, spanische Literatur des Mittelalters, Frankreichs Kultur im Mittelalter im Spiegel seiner Dichtung, romanische Literatur und Kultur des Mittelalters, französische Altertumskunde, französische Sprach- und Kulturgeografie, Einführung in die Romanische Philologie und die mittellateinische Schriftsprache (Dante), Einführung in die humanistische Literatur (Erasmus von Rotterdam), empirische Grammatik des Altfranzösischen, französische Sprache und Literatur im 16. Jahrhundert, Geschichte der französischen Historiografie, französische Geschichtsschreibung der Neuzeit (1500 bis 1870) und des 19. Jahrhunderts sowie Hilfswissenschaften der Romanischen Philologie. Im germanisch-romanischen Seminar (ab 1924 Romanisches Seminar) leitet er zum wissenschaftlichen Arbeiten an und gibt neufranzösischen, italienischen und spanischen Sprachunterricht, französische Grammatik mit besonderer Berücksichtigung der Syntax, Übungen zur französischen Wortgeschichte, französische Übersetzungs- und Stilübungen, Übungen zur italienischen Literatur der Renaissance, Lektüre und Interpretation altprovenzalischer Texte, altfranzösische Übungen und leitet zur Kritik und Interpretation französischer, italienischer und spanischer Autoren an (Villon, Descartes, Boileau, Voltaire, Molière, Lafontaine, Boccaccio, Cervantes): Erklärung der „göttlichen Komödie“: Lektor Olschki [...] Germanisch-romanisches Seminar. [...] II. Romanische Abteilung. [...] Lektor Dr. Olschki: Praktische Übungen zur Erlernung der italienischen Sprache [...] Einführung in das Studium der spanischen Sprache [...] privatissime und gratis. (Wintersemester 1909/ 10) 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 33 Zwischen 1924 und 1930 liest der Ordinarius Ernst Robert Curtius (siehe Kapitel 2.1.2.3) über Themen der französischen Literatur und Kultur: französische Romantik, französische Kritik im 19. Jahrhundert, französische Literatur des 18. Jahrhunderts, Erklärung altfranzösischer Texte, Einführung in die französische Kultur, französische Literatur im Zeitalter Flauberts und Dante. Im seit 1924 eigenständigen Romanischen Seminar leitet er Übungen zur Literaturgeschichte, Methodik der Interpretation neufranzösischer Texte sowie französischen Geistes- und Kulturgeschichte an: Die französische Romantik, Mo Di 5-6. E. R. Curtius. Erklärung von Dantes “Inferno”, Mi Do 5-6. E. R. Curtius. Germanisch-romanisches Seminar. [...] II. Romanische Abteilung. Literarhistorische Uebungen, Fr. 6-8. E. R. Curtius. (Sommersemester 1924) Von Lektoren und Sprachlehrern werden regelmäßig Französisch und Italienisch, sporadisch Spanisch und ab 1929 Portugiesisch angeboten. 2.1.2 Lehrstuhlentwicklung 2.1.2.1 Diskontinuierliche Lehrstuhlentwicklung (1804-1885) Anton Sar (Professor für Französische Sprache 1804-1817) Anton Sar (1747-1817), 1747 in Metz geboren, wird 1791 aus seiner Stellung als Lehrer für Philosophie und Theologie am Metzer Seminar auf den Lehrstuhl für Dogmatik an die Theologische Fakultät (katholische Abteilung) der Universität Heidelberg berufen. 1804 wechselt Sar in die Philosophische Fakultät, wo ihm bis zu seinem Tod 1817 eine ordentliche Professur für Französische Sprache übertragen wird. Als Autor auf letzterem Gebiet tritt er durch Manières allemandes de parler français (Heidelberg, 1808) in Erscheinung. Am 5. März 1817 verstirbt Sar in Heidelberg. (Biografische Angaben aus: Drüll 1986, 232) Emil Ruth (Privatdozent für neuere Sprachen 1844-1867; Extraordinarius für neuere Sprachen 1867-1869) Der am 14. Februar 1809 in Hanau geborene Emil (Carl Friedrich) Ruth (1809-1869) studiert ab 1828 in Marburg, München und Heidelberg, promoviert 1832 in Heidelberg und legt 1837 in Karlsruhe das Staatsexamen im Fach Französisch ab. Nachdem Ruth zwischen 1840 und 1844 eine protestantische Erziehungsanstalt in Florenz geleitet hatte, habilitiert er sich am 29. Juni 1844 in Heidelberg. Als romanistische Publikationen liegen von ihm vor: Geschichte der italienischen Poesie (Leipzig, 1844), Studien über Dante Allighieri (Tübingen, 1853), Geschichte des italienischen Volkes unter der Napo- 2. Einzeldarstellungen 34 leonischen Herrschaft als Grundlage einer neuesten Geschichte Italiens (Leipzig, 1859) und Geschichte von Italien vom Jahr 1815 bis 1850 (Heidelberg, 2 Bde., 1867). Ruth tritt 1865 als Gründungsmitglied der Deutschen Dante- Gesellschaft bei (Witte, H. 1971, 200). Am 28. August 1869 verstirbt Ruth in Heidelberg. 3 In Drülls Heidelberger Gelehrtenlexikon ist vermerkt, dass Ruth am 4. April 1838 die Erlaubnis erhält, englische und französische Vorlesungen an der Universität Heidelberg halten zu dürfen (Drüll 1986, 228), jedoch sind keine seiner frühen Lehrveranstaltungen im Vorlesungsverzeichnis aufgeführt. Erst nachdem sich Ruth im Sommer 1844 habilitiert hat, sind seine Vorlesungen ab dem Wintersemester 1844/ 45 verzeichnet. 1847 beantragt Ruth, den Professorentitel führen zu dürfen, was jedoch mit pro und contra unter den Fakultätsmitgliedern beantwortet wird, so dass sein Gesuch im Januar 1848 vom Innenministerium abgelehnt wird (UAH: PA 2176, ohne Blattzählung). Erst am 18. Dezember 1867, nur knapp zwei Jahre vor seinem Tod, entschließt sich das Ministerium, Ruth ein Extraordinariat zu übertragen, im Rahmen dessen er bis zum Sommer 1869 ausschließlich über Dante liest. Eugen Laur (Privatdozent 1869-1875; Extraordinarius für Französisch 1876-1885) Im April 1869 wird Eugen Laur (*1825) zur Habilitation für das Fach Französische Literatur an der Universität Heidelberg zugelassen, so dass er ab dem Wintersemester 1869/ 70 entsprechende Lehrveranstaltungen anbieten darf. Neben seiner Tätigkeit als Privatdozent ist Laur sprachpraktischer Lehrer am Seminar für neuere Sprachen. Am 23. Dezember 1875 wird Laur auf Grundlage eines Gutachtens von Karl Bartsch der Charakter eines außerordentlichen Professors verliehen (UAH: PA 1913, ohne Blattzählung). Das Dienstverhältnis zwischen Laur und der Universität Heidelberg wird im Juni 1885 aufgrund gesundheitlicher Probleme (Lungenkatarr) gelöst, so dass seine Lehrtätigkeit mit dem Sommersemester 1885 endet und Emile Freymond zu seinem Nachfolger ernannt wird. 4 3 Biografische Angaben aus: Storost 1961, 85f. = FN 8; Drüll 1986, 228. 4 Biografische Angaben aus: Almanach Heidelberg 1886, 91. Obwohl Laur zwischen 1869 und 1885 an der Universität Heidelberg lehrt und 1875 zum Extraordinarius ernannt wird, ist er nicht in Drüll 1986 verzeichnet. 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 35 2.1.2.2 Das Ordinariat für Germanische und Altromanische Philologie (1871-1888) Karl Bartsch (Ordinarius für germanische und altromanische, insbesondere altfranzösische Sprache und Literatur 1871-1888) Der am 25. Februar 1832 im schlesischen Sprottau geborene Karl (Friedrich Adolf Konrad) Bartsch (1832-1888) studiert ab 1849 zunächst Klassische Philologie in Breslau, geht dann 1851 nach Berlin, wo er Angelsächsisch, Altnordisch, Wilhelm Grimms germanistische und Heymann Steinthals provenzalische Vorlesungen hört und ihn der Berliner Provenzalist Karl August Friedrich Mahn in die Troubadourstudien einführt. Nachdem sich Bartsch im März 1853 in Halle zu einem germanistischen Thema promoviert hat („De veteris theodiscae linguae praesertim Otfridi arte metrica“), reist er nach Paris, London und Oxford, um Troubadourhandschriften zu kopieren, und arbeitet anschließend zwischen 1855 und 1857 als Kustos am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Zum Jahresende 1857 wird Bartsch als ordentlicher Professor für deutsche und neuere Literatur an die Universität Rostock berufen (siehe Kapitel 2.2.2.2) und wechselt 1871 auf den Heidelberger Lehrstuhl für Germanische und Romanische Philologie. Bartsch, dessen Forschungen und Lehrveranstaltungen sich sowohl über das deutsche und als auch das romanische Mittelalter erstrecken (Mahn 1863, 10f.), gilt neben seinem Lehrer Mahn als einer der frühen deutschen Provenzalisten (Paris 1864, 441); so ist er u.a. Autor und Herausgeber des Provenzalischen Lesebuchs (Elberfeld, 1855), der Denkmäler der provenzalischen Litteratur (Stuttgart, 1856), der Chrestomathie provençale (Elberfeld, 1868), des Grundrisses zur Geschichte der provenzalischen Literatur (Elberfeld, 1872) und der germanistischen Fachzeitschrift Germania (1869-1877). Am 19. Februar 1888 stirbt Bartsch in Heidelberg. 5 Am 3. Juli 1870 verstirbt der Heidelberger Altgermanist Karl Adolf Wilhelm Holtzmann (1810-1870) (Drüll 1986, 118f.). Holtzmann, zwischen 1852 und 1870 Heidelberger Ordinarius für altdeutsche Sprache und Literatur, hatte neben Germanistik auch Sanskrit und Allgemeine Sprachwissenschaft vertreten. Da das Expertengremium der Philosophischen Fakultät (Professoren Zeller, Köchly, Wattenbach, Weil und Stark) die Fortführung dieses Spektrums bei gleichzeitiger Ausdehnung auf das Altromanische für erforderlich hält, empfiehlt es der Fakultät, zwei Ordinarien zu berufen (Lehmann 1967, 219f.). Für die Vertretung des germanischen und altromanischen Zweiges wird Karl Bartsch aus Rostock vorgeschlagen: 5 Biografische Angaben aus: Ehrismann 1888; ADB, Bd. 47 (1903), 749-752; NDB, Bd. 1 (1953), 613; Storost 1961, 85f., hier besonders FN 8; Lehmann 1967, 219-222; Burkhardt 1976, 34f.; Haenicke 1981, 2f.; DBE, Bd. 1 (1995), 310; UAR: PA Bartsch; LHAS: 5.2-1, Nr. 4530; UAH: PA 1315. 2. Einzeldarstellungen 36 Über die Besetzung der Professur für germanische und altfranzösische Sprache und Literatur hat uns Herr Hofrath Gervinus auf unser Ersuchen die beiliegende gutachtliche Äußerung zukommen lassen. Mit ihm stimmt ein zweiter von uns zu Rathe gezogener Fachmann von anerkannter Autorität, Professor Dr. A. v. Keller in Tübingen, in seinem Urtheil über den von ihm an erster Stelle vorgeschlagenen, Prof. Bartsch in Rostock, und in der Erklärung überein, daß dieser Gelehrte unbedingt vor allen anderen für eine Berufung zum Nachfolger Holtzmanns in’s Auge gefaßt werden sollte. Indem wir uns der Ansicht dieser Sachkundigen anschließen, enthalten wir uns auch für die Lehrstelle aus denselben Gründen wie bei der anderen, vorerst weiterer Vorschläge. (Zeller, Köchly, Wattenbach, Weil und Stark am 14. Oktober 1870 an die Philosophische Fakultät zitiert nach Lehmann 1967, 219) Da die finanziellen Mittel für zwei Ordinariate fehlen und Sanskrit an der Universität Heidelberg wenigstens durch Salomon Lefmann (1831-1912) (Drüll 1986, 158f.) vertreten wird, entscheidet sich das Karlsruher Ministerium lediglich für Berufungsverhandlungen für den germanistischaltromanischen Zweig mit Bartsch. Bartsch willigt rasch ein, so dass er bereits am 14. Januar 1871 gegen eine jährliche Besoldung von 3300 Talern auf das Heidelberger Ordinariat berufen werden kann (Innenministerium an das Akademische Directorium der Universität Heidelberg am 23. Januar 1871): Die Wiederbesetzung der durch den Tod des Hofraths Holtzmann erledigten Lehrstelle btr. Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben nach höchster Entschließung aus Gr. Staatsministerium vom 14. d. M. No. 27. gnädigst geruht, den ordentlichen Professor K. Bartsch in Rostock unter Verleihung des Charakters als Hofrath zum ordentlichen Professor der germanischen und altromanischen, insbesondere altfranzösischen Sprache und Literatur an der hiesigen Universität zu ernennen. [...] (UAH: PA 1315 Bartsch, ohne Blattzählung) 2.1.2.3 Das Ordinariat für Romanische Philologie (1890-1929) Fritz Neumann (Ordinarius für Romanische Philologie 1890-1923) Fritz (Friedrich Heinrich Georg) Neumann (1854-1934) wird am 23. April 1854 im mecklenburgischen Warnemünde geboren. Nach seinem Studium der Deutschen und Romanischen Philologie in Berlin und Heidelberg promoviert Neumann 1876 in Heidelberg („Die germanischen Elemente“), wo er anschließend bei der Universitätsbibliothek als Hilfsarbeiter angestellt wird. Im April 1878 habilitiert sich Neumann in Heidelberg für romanische und englische Sprache und Literatur („Zur Laut- und Flexionslehre des Altfranzösischen hauptsächlich aus pikardischen Urkunden von Vermandois“) und wird dort am 16. Januar 1882 zum außerordentlichen Professor für Romanische Philologie ernannt. Noch im selben Jahr übernimmt Neumann das erste etatmäßige Extraordinariat für Romanische Philologie an der Universität Freiburg i. Br. und verlässt Heidelberg. 1890 erreicht ihn 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 37 ein Ruf auf das seit Bartschs Tod vakante Heidelberger Ordinariat, welches er am 4. Juni 1890 antritt und bis zu seiner Emeritierung am 31. März 1923 innehat. Zu seinen prominenten Schülern zählen Emil Levy (1855-1918), Karl Vossler und Leonardo Olschki. 6 Publizistisch tritt Neumann zwischen 1880 und 1929 als Mitherausgeber des Literaturblattes für germanische und romanische Philologie und als Autor der Enzyklopädie Die romanische Philologie, ein Grundriß (Leipzig, 1886) in Erscheinung. 1909 wird Neumann in die Heidelberger Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Am 3. Februar 1934 stirbt er in Heidelberg. 7 Nachdem durch Karl Bartschs Tod die germanistisch-altromanische Professur im Februar 1888 vakant geworden und zum Wintersemester 1888/ 89 mit dem Germanisten Theodor Wilhelm Braune (1850-1926) neu besetzt worden war, beantragt die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg am 22. Mai 1889 beim Akademischen Senat, dass eine eigenständige ordentliche Professur für Romanische Philologie eingerichtet werde (Universitätsverwaltung an das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts am 5. Juni 1889): Großher. Ministerium unterbreiten wir beifolgenden Antrag der philosophischen Facultät vom 22. vor. Mts., btr. die Gründung einer ordentlichen Professur für romanische Philologie, mit dem ergebensten Bemerken, daß sowohl der Große Senat als der Engere Senat seinen Antrag einstimmig angenommen haben. (UAH: RA 6840, ohne Blattzählung) Das Ministerium erwidert am 9. Juni 1889, dass es die Gründung eines Ordinariats für Romanische Philologie im Rechnungsjahr 1890/ 91 „in Erwägung ziehen werde“. Auf den Tag genau ein Jahr später löst das Ministerium sein Versprechen ein, indem es am 9. Juni 1890 mitteilt, dass der Großherzog den 1882 nach Freiburg i. Br. gewechselten Fritz Neumann (siehe Kapitel 2.1.2.4) am 4. Juni 1890 auf das mit den Mitteln des vakanten Extraordinariats neu geschaffene Ordinariat für Romanische Philologie nach Heidelberg zurückberufen hat: 8 6 Hausmann 2000, 176: „Dieser [Friedrich Neumann. A.d.V.] war ein nervöser, hypochondrischer und menschenscheuer Gelehrter, zudem nicht ganz frei von Chauvinismus […] Neumann hatte nur wenig publiziert, verwandte dafür aber große Mühe auf seine Kollegs. Er war im Fach nicht unumstritten, eine Schülerschaft bei ihm nicht unbedingt ein Qualitätsausweis, der die Karriere beschleunigte. Die Ausnahme, die die Regel bestätigte, war Vossler, zu dem Friedrich [Hugo Friedrich. A.d.V.] über Neumann in Kontakt blieb.” 7 Biografische Angaben aus: Meier 1955; Drüll 1986, 191f.; DBE, Bd. 7 (1998), 383; Hausmann 2000, 176f.; UAH: PA 5163. 8 Jährliche Besoldung Neumanns: Februar 1891: 5000 Mark (plus 760 Mark Wohnungsgeld), Juli 1905: 5600 Mark (plus 1200 Mark Wohnungsgeld), August 1907: 5800 Mark (plus 1200 Mark Wohnungsgeld), Juli 1908: 6300 Mark (plus 1200 Mark Wohnungsgeld), August 1912: 6600 Mark (plus 1200 Mark Wohnungsgeld), Januar 1916: 6900 2. Einzeldarstellungen 38 Die Professur für romanische Philologie an der Universität Heidelberg btr. I. Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben mit allerhöchster Staatsministerial-Entschließung d. d. Schloß Baden den 4. Juni 1890 No. 294 gnädigst geruht, dem ordentlichen Professor der romanischen Philologie an der Universität Freiburg Dr. Fritz Neumann die ordentliche etatmäßige Lehrstelle für romanische Philologie an der Universität Heidelberg zu übertragen und demselben einen jährlichen Gehalt von 4000 M - Viertausend Mark - nebst dem gesetzlichen Wohnungsgeld und eine Entschädigung für Zugskosten im Betrage von 1000 M - Eintausend Mark - zu bewilligen, sowie den Einkommensaufschlag auf 4760 M, nämlich an Gehalt auf 4000 M und an Wohnungsgeld auf 760 M festzusetzen. [...] (UAH: PA 5163, ohne Blattzählung) Zum Jahresende 1922 teilt das Karlsruher Ministerium des Kultus und Unterrichts Neumann via Engerem Senat mit, dass er durch eine neue Gesetzeslage aufgrund seines Alters - Neumann ist zu diesem Zeitpunkt 68 Jahre alt - in den Ruhestand versetzt wird (UAH: PA 5163, ohne Blattzählung). Nach seiner Emeritierung 1924 erhält Neumann einen Lehrauftrag für vulgärlateinische Sprachwissenschaft und lehrt noch bis 1930 als „inaktiver ordentlicher Professor“ an der Universität Heidelberg. Ernst Robert Curtius (Ordinarius für Romanische Philologie 1924-1929) Ernst Robert (Gustav Tassilo) Curtius (1886-1956) wird am 14. April 1886 im elsässischen Tann geboren. Ab dem Wintersemester 1903/ 04 studiert Curtius Sanskrit, Vergleichende Sprachwissenschaft und Neue Philologien in Straßburg, Berlin und Heidelberg. 1908 legt er das Staatsexamen „Mit Auszeichnung“ ab, promoviert am 28. Februar 1910 bei Gustav Gröber in Straßburg („Einleitung zu einer neuen Ausgabe der Quatre livres des reis“) und habilitiert sich am 22. Oktober 1913 bei Heinrich Schneegans an der Universität Bonn („Ferdinand Brunetière“). Nach seinem Kriegsdienst (1914-1916) wird Curtius 1919 auf einen außerordentlichen Lehrstuhl nach Bonn, 1920 auf einen ordentlichen Lehrstuhl nach Marburg und am 21. Dezember 1923 auf den durch Neumanns Emeritierung vakant gewordenen ordentlichen Lehrstuhl für Romanische Philologie nach Heidelberg berufen. In den folgenden Jahren lehnt Curtius mehrere Rufe anderer deutscher Universitäten ab (1927: Frankfurt am Main, 1928: Köln, 1930 und 1946: Hamburg, 1946: Tübingen), nimmt aber zum Wintersemester 1929/ 30 den Ruf auf ein Ordinariat für Romanische und später Mittellateinische Philologie nach Bonn an. Zu seinen Publikationen zählen u.a.: Die literarischen Wegbereiter des neuen Frankreich (Potsdam, 1919), Die Französische Kultur (Stuttgart, 1931), Deutscher Geist in Gefahr (Stuttgart, 1933), Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter (Bern, 1948) sowie Französischer Geist im Mark (plus 1200 Wohnungsgeld), März 1919: 7300 Mark (plus 1200 Mark Wohnungsgeld). 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 39 20. Jahrhundert (Bern, 1952). Nach seiner Emeritierung 1951 verlegt Curtius seinen ständigen Wohnsitz nach Rom, wo er am 19. April 1956 stirbt. 9 Am 7. August 1923 schlägt die Philosophische Fakultät Eduard Wechssler auf Platz 1 sowie Ernst Robert Curtius und Karl Voretzsch auf Platz 2 pari loco für die Wiederbesetzung des Ordinariats für Romanische Philologie vor und drängt gleichzeitig ausdrücklich auf den Erhalt der beiden romanistischen Lehrstühle: Die Philosophische Fakultät legt Wert darauf, dass bei der Wiederbesetzung des durch Fritz Neumanns Zuruhesetzung freiwerdenden Ordinariats die zur Zeit bestehenden beiden Lehrstühle für romanische Philologie erhalten bleiben. Sie sieht deshalb davon ab, den gegenwärtigen Inhaber des Extraordinariats, Leonardo Olschki, für das Ordinariat in Vorschlag zu bringen [...] (GLAK: 235 29888, ohne Blattzählung; Hervorhebung wie im Original) Das Kultusministerium entscheidet sich letztendlich für Curtius und teilt dem Engeren Senat am 29. Dezember 1923 mit, dass es Curtius zum 1. April 1924 berufen werde: 10 Die Wiederbesetzung des Lehrstuhls für romanische Philologie an der Universität Heidelberg. I Das Staatsministerium hat unterm 21.12.1923 beschlossen, den ordentlichen Professor Dr. Ernst Robert C u r t i u s an der Universität Marburg mit Wirkung vom 1. April 1924 zum ordentlichen Professor für romanische Philologie an der Universität Heidelberg zu ernennen, ihm einen monatlichen Grundgehalt von 1 820 000 M,- und - vorbehaltlich des Rückersatzes, falls er vor Ablauf von fünf Jahren den badischen Staatsdienst wieder verlassen sollte - Ersatz der Umzugskosten in Höhe des vertretbaren, tatsächlichen Aufwands zu gewähren und auszusprechen, dass ihm die Zeit seit seiner Habilitation auf das für die Emeritierung und die Hinterbliebenenversorgung massgebende Dienstalter angerechnet werde. [...] (UAH: PA 3499, ohne Blattzählung; Sperrung wie im Original) Zum Wintersemester 1929/ 30 nimmt Curtius einen Ruf nach Bonn an. Die Philosophische Fakultät schlägt am 14. Januar 1930 in einer ersten Liste auf Platz 1 pari loco Ernst Gamillscheg (Berlin) und Karl Jaberg (Bern) und auf Platz 2 Walther von Wartburg (Leipzig) vor. Jedoch entscheidet sich das Ministerium für den Kandidaten der zweiten Liste, den Heidelberger Extraordinarius für Romanische Philologie Leonardo Olschki (siehe Kapitel 2.1.2.5) (Badisches Staatsministerium an den Kultusminister am 3. Juni 1930): Das Staatsministerium hat auf den Vortrag des Ministers des Kultus und Unterrichts vom 8. Mai 1930 Nr. A 10154 beschlossen, den planmässigen ausser- 9 Biografische Angaben aus: NDB, Bd. 3 (1957), 447f.; Drüll 1986, 42; DBE, Bd. 2 (1995), 413; Gumbrecht 2002, 49-71; UAH: PA 3499. 10 Monatliche Besoldung Curtius’: 28. November 1924: 675 Mark (plus 102 Mark Wohnungsgeld und 15,54 Mark Ortszuschlag), 8. Dezember 1924: insgesamt 861,39 Mark, 26. April 1926: insgesamt: 879, 75 Mark, 6. Juli 1926: insgesamt 935,85 Mark. 2. Einzeldarstellungen 40 ordentlichen Professor für romanische Philologie an der Universität Heidelberg Dr. Leonardo Olschki, dem für seine Person die akademischen Rechte und die Amtsbezeichnung eines ordentlichen Professors verliehen sind, mit Wirkung vom 1. Mai 1930 an zum ordentlichen Professor für romanische Philologie an der Universität Heidelberg zu ernennen und ihm einen jährlichen Grundgehalt von 10 600 RM nebst Wohnungsgeldzuschuss Tarifklasse II zu bewilligen. [...] (GLAK: 235 2988, ohne Blattzählung) 2.1.2.4 Das Extraordinariat für Romanische Philologie (1882-1890) Fritz Neumann (Privatdozent 1878-1882; Extraordinarius für Romanische Philologie 1882) Anfang 1878 beantragt Fritz Neumann (zur Biografie Neumanns siehe Kapitel 2.1.2.3) bei der Universität Heidelberg, sich habilitieren zu dürfen. Der Engere Senat leitet das „Gesuch des Dr. phil. Fritz Neumann aus Schwerin um Zulassung zur Habilitation für romanische und englische Sprache und Litteratur btr.“ am 2. März 1878 an das Innenministerium weiter, das am 6. März 1878 zustimmend antwortet (UAH: PA 5163, ohne Blattzählung). Neumann habilitiert sich daraufhin am 5. April 1878 mit der Schrift „Zur Laut- und Flexionslehre des Altfranzösischen hauptsächlich aus pikardischen Urkunden von Vermandois“ und unterrichtet anschließend zwischen 1878 und 1882 als Privatdozent für Romanische Philologie in Heidelberg. Am 25. November 1881 beantragt Karl Bartsch beim Ministerium die Einrichtung eines Extraordinariats für Romanische Philologie, das mit Neumann besetzt werden solle (GLAK: 235/ 3226, ohne Blattzählung). Als Argument dient Bartsch hierbei eine Aufstellung aller Ordinarien und Extraordinarien für Deutsche, Romanische und Englische Philologie an den deutschen, österreichischen und Schweizer Universitäten, wo es fast ausnahmslos üblich sei, dass das weite Feld der neuphilologischen Studien in den Händen mehrerer Professoren liegt. Auch für Bartsch war das germanistisch-romanistische Wissensgebiet mittlerweile zu umfangreich geworden, als dass es nur von einem Ordinarius vertreten werden könnte: [...] Ich erlaube mir daher in erster Linie den Antrag auf Errichtung eines Extraordinariates für die romanische Philologie zu stellen, und dafür den Privatdozenten Dr. Neumann vorzuschlagen. Es wurde s. Z. Professor Ihne zum Extraordinarius für englische Sprache und Literatur ernannt mit einem Gehalte von 1000 Gulden, einschließlich seiner Mitwirkung am Seminar. Die gleiche Summe dem Vertreter des Romanischen und Altenglischen zu gewähren scheint mir billig, da das Gebiet ein viel umfaßenderes ist. [...] (GLAK: 235/ 3226, ohne Blattzählung; Hervorhebung wie im Original) Das Ministerium lässt sich überzeugen und verleiht am 16. Januar 1882 dem Germanisten Otto Behaghel (1854-1936) und dem Romanisten/ Anglisten Neumann den Charakter außerordentlicher Professoren. Neumann 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 41 verlässt jedoch nur wenige Monate später Heidelberg in Richtung Freiburg i. Br. Emile Freymond (Extraordinarius für Romanische Philologie 1884-1890) Emile Freymond (1855-1918), am 9. Juli 1855 in Breslau geboren, studiert ab 1876 an den Universitäten Breslau, Berlin und Straßburg. An letzterer promoviert Freymond 1882 („Über den reichen Reim bei altfranzösischen Dichtern bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts“) und geht anschließend nach Heidelberg, wo er sich am 31. Juli 1883 für das Fach Romanische Philologie habilitiert („Über Jongleurs und Menestrels“) und 1884 zum Extraordinarius ernannt wird. Zum Wintersemester 1890/ 91 nimmt Freymond einen Ruf auf ein Ordinariat für Romanische Philologie an die Universität Bern an und wechselt 1901 nach Prag, wo er am 9. Mai 1918 verstirbt. Als romanistische Veröffentlichungen liegen von Freymond vor: Über den reichen Reim bei altfranzösischen Dichtern bis zum Anfang des XIV. Jahrhunderts (Halle, 1882), Précis de la littérature française au moyen âge (Paris, 1886) und Artus’ Kampf mit dem Katzenungetüm. Eine Episode der Vulgata des Livre d’Artus, die Sage und ihre Lokalisierung in Savoyen (Halle, 1899). 11 Da Fritz Neumann bereits zum Sommersemester 1882 das im Januar desselben Jahres begründete Heidelberger Extraordinariat für Romanische Philologie zugunsten seines Freiburger Rufs aufgibt, regt Bartsch an, dass sich der frisch promovierte Freymond 1883 zum Privatdozenten im Fach Romanische Philologie habilitiert und ihm ab dem Wintersemester 1883/ 84 die Übungen im germanisch-romanischen Seminar übertragen werden. Im März 1884 beantragt Bartsch bei der Universitätsverwaltung, dass Freymonds Leistungen, die er für das Seminar erbringt, durch einen Lehrauftrag vergütet werden (Bartsch an den Engeren Akademischen Senat am 7. März 1884): Mit Bezug auf den Erlaß Hohen Ministeriums vom 4. d. M. erlaube ich mir folgendes zu bemerken. Vor mehreren Jahren bereits habe ich bei der philosophischen Facultät den Antrag auf Errichtung einer außerordentlichen Professur für romanische Philologie gestellt, welcher Antrag von Facultät und Senat unterstützt aber vom Ministerium abgelehnt wurde, weil es für das vorletzte Budget zu spät kam. Seitdem haben sich durch die Berufung des Prof. Neumann die Verhältnisse hier geändert. Ich mußte darauf Bedacht nehmen, wieder eine jüngere Kraft zu gewinnen, da die alleinige Vertretung der germanistischen und romanistischen Fächer, welche nur hier auf einem Ordinarius ruht, nachgerade undurchführbar ist. Auf meine Anregung hat Dr. Freymond sich hier habilitiert und gleich in diesem ersten Semester sich trefflich bewährt; seine Vorlesungen, wie wohl sie nicht mehr in das Vorlesungsverzeichnis kommen konnten, sind von 22, resp. 18 Zuhörern besucht worden und fanden den, wie ich weiß, Beifall. Ihn zu einer außerordentlichen Professur vorzuschlagen, wäre verfrüht; ich be- 11 Biografische Angaben aus: Almanach Heidelberg 1886, 146; Jaberg 1918; Drüll 1986, 73. 2. Einzeldarstellungen 42 halte mir, wie ich in meinem Berichte an das Ministerium hervorhob, einen derartigen Antrag ev. später vor. Wohl aber scheint mir, da Dr. Freymond ganz unbemittelt ist, eine Unterstützung in Form einer Remuneration gerechtfertigt. Herr Präsident Nokk, mit welchem ich im Frühjahr 1883 über diese Sache sprach, sagte mir, daß jährlich 1200 Mark mir immer zur Verfügung ständen [...]. (UAH: RA 6418, ohne Blattzählung; Hervorhebung wie im Original) Obwohl sich Bartsch hier selber zurückhaltend in Hinblick auf ein zukünftiges Extraordinariat Freymonds äußert, ernennt ihn das Justizministerium am 27. Juli 1884 zum außerordentlichen Professor und erteilt ihm einen mit 2400 Mark dotierten Lehrauftrag für Romanische Philologie (GLAK: 235/ 29888, ohne Blattzählung). Zum Wintersemester 1890/ 91 scheitet Freymond aufgrund des an ihn ergangenen Rufs auf den ordentlichen Lehrstuhl für Romanische Philologie an die Universität Bern aus dem Heidelberger Lehrkörper aus (Ministerium an den Engeren Senat am 9. Februar 1890): Nach einer Mitteilung des Professors Dr. E. Freymond hat derselbe einen an ihn ergangenen Ruf als ordentlicher Professor der romanischen Philologie von der Universität Bern angenommen und gedenkt demselben im Herbste d. J. Folge zu leisten. Der Engere Senat wird beauftragt, die philosophische Facultät zu Vorschlägen für die Wiederbesetzung des hierdurch in Erledigung kommende Extraordinariats zu veranlassen und dieselben unter Beifügung seiner Meinungsäusserung vorzulegen. (UAH: RA 6840, ohne Blattzählung) In der Beratung der Philosophischen Fakultät vom 24. April 1890 wird als Nachfolger Freymonds der Freiburger Ordinarius Fritz Neumann empfohlen (Bericht der Philosophischen Fakultät in: GLAK: 235/ 29888, ohne Blattzählung), der tatsächlich am 4. Juni 1890 nach Heidelberg berufen wird. Mit der Berufung Neumanns endet vorerst das erste Heidelberger Extraordinariat für Romanische Philologie, dessen Ressourcen in die Begründung des ersten eigenständigen Ordinariats für Romanische Philologie fließen (siehe Kapitel 2.1.2.3). 2.1.2.5 Das Extraordinariat für Neufranzösisch (1900-1930) Friedrich Schneegans (Extraordinarius für Romanische Philologie insbesondere für modernes Französisch 1900-1915) Friedrich (Eduard) Schneegans (1867-1942), am 5. Mai 1867 in Straßburg geboren, beginnt 1885 sein Studium an der Universität Straßburg, das er 1891 mit einer Promotion und dem Staatsexamen für das höhere Lehramt abschließt. 1892 ernennt ihn die Universität Heidelberg gegen ein jährliches Gehalt von 1500 Mark zum Lektor der französischen Sprache („Lehrer am Germanisch-romanischen Seminar“) (GLAK: 235/ 3352, ohne Blattzählung). Nachdem sich Schneegans 1897 im Fach Romanische Philologie habilitiert hat, wird ihm 1900 ein Extraordinariat übertragen. Im September 1915 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 43 verlässt Schneegans auf eigenen Antrag hin die Universität Heidelberg (UAH: RA 6840, ohne Blattzählung) und arbeitet ab 1916 als Ordinarius im Schweizerischen Neuenburg und ab 1919 als Gymnasialprofessor in Straßburg, wo ihn 1926 die dortige Universität zum Extraordinarius und 1928 zum Ordinarius für Romanische Philologie ernennt. 1936 wird Schneegans emeritiert und verstirbt am 11. März 1942 in Saint-Gaudens (Frankreich). 12 Am 16. November 1900 verleiht das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts dem Französischlektor und Privatdozenten Friedrich Schneegans den „Charakter eines außerordentlichen Professors“ und überträgt ihm einen mit 3200 Mark vergüteten Lehrauftrag für Romanische Philologie mit dem Schwerpunkt Neufranzösisch (GLAK: 235/ 3352, ohne Blattzählung). Nur knapp zwei Jahre später entschließt sich das Staatsministerium Schneegans’ Extraordinariat in ein etatmäßiges Extraordinariat umzuwandeln (Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts an den Engeren Senat am 29. Juli 1902): Die Errichtung einer etatmässigen ausserordentlichen Professur für romanische Philologie insbesondere für modernes Französisch an der Universität Heidelberg betr. Seine Königliche Hoheit der Grossherzog haben mit Allerhöchster Staatsministerialentschliessung aus St. Moritz, den 23. Juli d. J. gnädigst geruht, den ausserordentlichen Professor an der Universität Heidelberg Dr. Friedrich Schneegans zum etatmässigen ausserordentlichen Professor der romanischen Philologie zu ernennen, demselben einen Gehalt von jährlich 3200 M Dreitausend zweihundert Mark neben dem gesetzlichen Wohnungsgeld der Tarifabteilung (Dienstklasse) D zu bewilligen, sowie den Einkommensanschlag desselben auf 4100 M Viertausend einhundert Mark, nämlich an Gehalt auf 3200 M und an Wohnungsgeld auf 900 M festzusetzen. [...] (UAH: RA 6840, ohne Blattzählung; Hervorhebung wie im Original) Leonardo Olschki (Extraordinarius für Romanische Philologie (neufranzösische Sprache und Literatur) 1918-1930) Leonardo Olschki (1885-1961) wird am 15. Juli 1885 in Verona (Italien) als deutscher Reichsangehöriger geboren. Nach Studien in Florenz, Rom, München, Straßburg und Heidelberg absolviert Olschki sowohl seine Promotion (1. Dezember 1908: „G.B. Guarinis Pastor Fido in Deutschland. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts“) als auch seine Habilitation (21. Juni 1913: „Der ideale Mittelpunkt Frankreichs im Mittelalter in Wirklichkeit und Dichtung“) an der Universität Heidelberg. 1918 wird Olschki zum Extraordinarius für Romanische Philologie an der Universität Heidelberg ernannt, 1924 mit der Amtsbezeichnung und den Rechten eines ordentlichen Professors ausgestattet und 1930 auf das durch Curtius’ Weggang vakante Heidelberg Ordinariat berufen. Während einer 12 Biografische Angaben aus: Drüll 1986, 241. 2. Einzeldarstellungen 44 Gastprofessur an der Königlichen Universität Rom (1932-1938) wird Olschki 1933 aufgrund seiner jüdischen Abstammung im Rahmen des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Ab 1939 lehrt der in die Vereinigten Staaten von Amerika emigrierte Olschki an den Universitäten Baltimore (1939/ 40) und Berkeley (1940-1950), wo er am 7. Dezember 1961 verstirbt. 13 Zwischen seiner Promotion (1908) und Habilitation (1913) arbeitet Olschki zunächst als Lektor an der Universität Heidelberg. Ab 1913 darf er Vorlesungen und Übungen als Privatdozent und Italienischlektor anbieten, wofür er jährlich mit 2000 Mark vergütet wird. Als Anfang Oktober 1915 Friedrich Schneegans aus dem Lehrkörper der Universität Heidelberg ausscheidet, wird Olschki auf Antrag Neumanns mit einem vergüteten Lehrauftrag für Neufranzösisch ausgestattet. Laut Ministerium habe die Vergütung Olschkis, 200 Mark für die Vorlesungsstunde und 100 Mark für die Übungsstunde pro Semester, „zu Lasten der Mittel für die erledigte etatmäßige außerordentliche Professur für Neufranzösisch zu erfolgen“ (UAH: RA 6840, ohne Blattzählung). Da eben jenes durch den Weggang Schneegans erledigte Extraordinariat während der Kriegsjahre nicht sofort wiederbesetzt wird, sieht sich der Ordinarius Neumann veranlasst, sich beim Ministerium über die andauernde Vakanz zu beschweren. Nach dieser Intervention fordert dann endlich das Kultusministerium die Philosophische Fakultät am 3. Juli 1918 auf, Vorschläge für die Wiederbesetzung der Professur zu unterbreiten, worin sich die Fakultät der Empfehlung Neumanns, Leonardo Olschki auf das Extraordinariat zu berufen, anschließen wird (UAH: RA 6840, ohne Blattzählung). Am 11. September 1918 teilt das Ministerium dem Engeren Senat mit, dass Olschki zum 1. Oktober 1918 zum außerordentlichen Professor ernannt worden sei: Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben mit Allerhöchster Staatsministerialentschliessung d. d. Karlsruhe, den 4. September d. J. No. 972 gnädigst geruht, mit Wirkung vom 1. Oktober d. J. an den Privatdozenten Dr. Leonhard Olschki an der Universität Heidelberg zum etatmäßigen ausserordentlichen Professor für romanische Philologie daselbst zu ernennen und ihm neben dem gesetzlichen Wohnungsgeld von 900 M, einen Gehalt von 2500 M zu bewilligen. [...] (UAH: RA 6840, ohne Blattzählung) Im Januar 1924 verleiht das Staatsministerium Olschki, der weiterhin das Lektorat für Italienisch und Spanisch gegen ein jährliches Honorar von 1600 Mark innehat, die akademischen Rechte und die Amtbezeichnung eines ordentlichen Professors (UAH: PA 5213, ohne Blattzählung). 14 1930 13 Biografische Angaben aus: Drüll 1986, 196f.; Deutsche und österreichische Romanisten 1989, 310-312; UAH: PA 5213. 14 Olschkis monatliche Vergütung nach der Inflation: 1924: 508,98 Mark, November 1924: 526,32 Mark, Dezember 1924: 571,71 Mark, Juni 1925: 609, 45 Reichsmark, April 1926: 614,04 Reichsmark, Juni 1927: 651,78 Reichsmark. 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 45 wird Olschki auf das durch Curtius’ Weggang frei gewordene Heidelberger Ordinariat berufen, so dass im Juni desselben Jahres die Verhandlungen über die Wiederbesetzung des nunmehr vakanten Extraordinariats beginnen. Die Philosophische Fakultät schlägt auf Platz 1 Friedrich Schürr (Graz), auf Platz 2 pari loco Helmut Hatzfeld (Frankfurt am Main) und Heinrich Kuen (Leipzig) vor; von denen schließlich Hatzfeld 1932 den Zuschlag für das Heidelberger Extraordinariat erhält (Deutsche und österreichische Romanisten 1989, 282-284). 2.1.2.6 Vosslers Extraordinariat Karl Vossler (Extraordinarius für Romanische Philologie 1902-1909) Karl (Robert Heinrich) Vossler (1872-1949) wird am 6. September 1872 in Hohenheim bei Stuttgart geboren. Ab 1891 studiert er Deutsche und Romanische Philologie in Tübingen, Straßburg (bei Gustav Gröber), Genf, Rom und Heidelberg. In Heidelberg promoviert Vossler am 15. Oktober 1897 („Das deutsche Madrigal. Geschichte seiner Entwicklung bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts“) und wird als Assistent am germanisch-romanischen Seminar angestellt. Nachdem er sich am 10. November 1899 bei Fritz Neumann in Heidelberg habilitiert hat („Poetische Theorie in der italienischen Frührenaissance“), arbeitet Vossler als Privatdozent in Heidelberg und bekommt im Oktober 1902 das dortige Italienischlektorat übertragen. Im November 1902 wird Vossler auf ein Heidelberger Extraordinariat für Romanische Philologie berufen, erhält im Mai 1909 einen ordentlichen Lehrstuhl in Würzburg und wechselt 1911 an die Universität München, wo er bis zu seiner Emeritierung 1938 forschen und lehren wird. Vosslers Forschungs- und Publikationsschwerpunkte bilden die französische, italienische und spanische Literatur, Sprache und Kultur im Geiste einer 1904 in seinem Werk Positivismus und Idealismus in der Sprachwissenschaft programmatisch verkündeten neoidealistischen Philologie. Er ist Autor u.a. von: Die Göttliche Komödie (Heidelberg, 1907-1910), Italienische Literaturgeschichte (Heidelberg, 1914), Frankreichs Kultur im Spiegel seiner Sprachentwicklung (Heidelberg, 1921), Geist und Kultur in der Sprache (Heidelberg, 1925), Die romanischen Kulturen und der deutsche Geist (München, 1926), Lope de Vega und sein Zeitalter (München, 1932), Einführung in die spanische Dichtung des goldenen Zeitalters (Hamburg, 1939), Aus der romanischen Welt (Leipzig, 1940), Poesie der Einsamkeit in Spanien (München, 1940). Vossler ist Mitglied der Münchner (1916), der Wiener (1937) und der Berliner (1949) Akademie der Wissenschaften. Am 19. September 1949 stirbt Vossler in München. 15 15 Biografische Angaben aus: Schalk 1949; Drüll 1986, 278f.; DBE, Bd. 10 (1999), 260f.; Storost 2001a, 484-491; Gumbrecht 2002, 24-48; UAH: PA 2383. 2. Einzeldarstellungen 46 Im Oktober 1897 stellt die Universität Heidelberg den frisch promovierten 25-jährigen Vossler als Assistent am germanisch-romanischen Seminar für sprachpraktische Übungen der italienischen Sprache an. Nachdem sich Vossler 1899 über ein literaturwissenschaftliches Thema der italienischen Literatur habilitiert hat, wird der Privatdozent im Oktober 1902 sowohl zum vergüteten Lektor der italienischen Sprache als auch auf Empfehlung der Philosophischen Fakultät 16 am 10. November desselben Jahres zum nichtetatmäßigen Extraordinarius ernannt. 17 1909 nimmt Vossler einen Ruf auf ein Ordinariat für Romanische Philologie an die Universität Würzburg an, so dass zum Sommersemester 1909 von seinem Heidelberger Lehrauftrag entbunden wird und das für Vossler geschaffene Extraordinariat endet. 2.1.3 Seminar und Seminarbibliothek Wünschenswerth wäre es, um das Studium der neueren Sprachen zu concentriren, ihm ebenso wie dem der altklassischen Philologie, wie dem der Geschichte Seminarien einzurichten. Wie bereits im Eingang bemerkt wurde, hat der Abgeordnete M ü l l e r diesen Antrag in der Kammer gestellt. Auch das Muster, das er dafür genannt hat, kann man nur durchaus als solches anerkennen: das Tübingen Seminar, dessen Leitung Herrn Professor v o n K e l l e r übergeben ist, als dessen Lehrer ferner ein Nationalfranzose und ein Nationalengländer angestellt sind. (Martin 1872, 22) Das Seminar für neuere Sprachen (1873), ab 1877 germanischromanisches Seminar Anfang Januar 1873 fordert das Karlsruher Innenministerium den Engeren Senat und die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg auf, die von den Badischen Landständen und der Großherzoglichen Regierung gewünschte Gründung eines Seminars zur Ausbildung neusprachlicher Lehramtskandidaten zu erörtern sowie die hierzu notwendigen Seminarstatuten auszuarbeiten und dem Ministerium vorzulegen (Ministerium des Innern an den Engeren Senat am 8. Januar 1873): 16 Rathgen, Dekan der Philosophische Fakultät an den Engeren Senat der Universität Heidelberg am 26. Oktober 1902: „Die philosophische Facultät hat einstimmig beschlossen an das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts die Bitte um Verleihung des Charakters eines außerordentlichen Professors an den Privatdozenten Dr. K. Vossler zu richten. Ich bitte diesen Antrag an das hohe Ministerium befürwortend übermitteln zu wollen. [...]“ (UAH: PA 2383, ohne Blattzählung). 17 Vosslers jährliche Vergütung als Lektor der italienischen Sprache: 1902-1908: 2000 Mark, 1908: 2400 Mark. Vosslers Honorare als Extraordinarius: 1902-1909: ca. 70 bis 150 Mark pro Semester aus der Kasse der Universitätsquästur. 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 47 Die Errichtung eines Seminars für neuere Sprachen an der Universität Heidelberg betr. An den engeren Senat der Universität Heidelberg: Der bei der letzten Tagung der Landstände geäußerte Wunsch, es möge das wissenschaftliche Studium der neueren Sprachen an unseren Hochschulen durch Errichtung eines Seminars für diese Disciplinen gefördert werden, begegnete der Anschauung der Gr. Regierung um so mehr, als schon das Bedürfniß unserer Mittelschulen die Heranbildung wissenschaftlich gebildeter Lehrkräfte für den deutschen, französischen und englischen Unterricht dringend gebietet. Eine Ueberbürdung der Candidaten der Philologie wird dadurch nicht eintreten, da wir bei der bevorstehenden Revision der Verordnung vom 5. Januar 1867 über die Vorbereitung zu dem öffentlichen Dienst eines wissenschaftlichen Lehrers an den Mittelschulen in der Richtung vorzugeben beabsichtigen, daß die Anforderungen auf dem Gebiete der classischen Philologie für diejenigen ermäßigt werden, welche sich als Lehrer der neueren Sprachen auszubilden gedenken. Das Seminar hätte nach unserer Anschauung die Förderung des Studiums der deutschen, französischen und englischen Sprache durch Bearbeitung wissenschaftlicher Fragen und Vornahme der entsprechenden Uebungen zur Aufgabe und wäre von dem derzeitigen Vertreter der germanischen und altromanischen Sprache und Literatur Herrn Hofrath Bartsch zu leiten. Wir sind natürlich bereit, die nothwendigen Mittel für den Beizug der unumgänglich erforderlichen Hülfskräfte sowie einen kleinen Betrag für die Verwilligung von Preisen zur Verfügung zu stellen. Erwünscht wäre es nur hiebei, wenn der oder die zur Unterstützung des Directors beizuziehenden Docenten zunächst gegen Bewilligung von Remunerationen gewonnen werden könnten. Sollte Herr Hofrath Bartsch den Wunsch hegen, eines oder das andere in anerkannter Wirksamkeit stehende Seminar für neuere Sprachen anderer deutscher Hochschulen näher kennen zu lernen, so könnten wir einem solchen Vorhaben nur dankend zustimmen. Wir veranlassen hiernach den engeren Senat in Verbindung mit der philosophischen Fakultät die Errichtung eines Seminars für neuere Sprachen an der dortigen Hochschule in Erörterung zu ziehen und den Entwurf eines Seminarstatuts nebst Vorschlägen bezüglich der Lehrkräfte nur thunlich bald vorzulegen. Jolly. (UAH: RA 6418, ohne Blattzählung) Prompt kommt die Heidelberger Philosophische Fakultät der Aufforderung des Innenministeriums nach und reicht am 30. Januar 1973 den Entwurf der Seminarstatuten nebst praktischen Hinweisen zur Seminargründung ein. So sollen pro Semester drei Prämien à 25 Gulden vergeben, die Zahl der wöchentlichen Übungsstunden je Sprache zunächst auf zwei beschränkt sowie eine Seminarbibliothek, die einmalig 250 Gulden und dann jährlich 50 Gulden erhält, gegründet werden (GLAK: 235/ 3226, ohne Blattzählung). Zum Zweck und zur Organisation des neu zu gründenden Seminars heißt es im Statutenentwurf: Statuten des Seminars für neuere Sprachen zu Heidelberg. § 1. Das Seminar für neuere Sprachen hat den Zweck, das wissenschaftliche und praktische Studium derselben zu fördern, insbesondere die künftigen Lehrer der neueren Sprachen an Gymnasien und Realschulen für ihren Beruf vorzubereiten. 2. Einzeldarstellungen 48 § 2. Die neueren Sprachen, welche in dem Seminar behandelt werden, sind zunächst das Deutsche, das Französische und das Englische. § 3. Die Uebungen des Seminars sind schriftliche und mündliche. Jene bestehen in wissenschaftlichen und stylistischen Ausarbeitungen, diese in Interpretationsübungen und mündlichen Vorträgen. § 4. Jede der drei Sprachen bildet einen Cursus für sich, und es steht den Theilnehmern frei, sich die Curse zu wählen. § 5. Zur Theilnahme an den Seminarübungen ist jeder Studierende berechtigt, der wissenschaftliche Sprachkenntnisse, besonders in der betreffenden Sprache besitzt. Auch soll es gestattet sein, als Zuhörer den Uebungen beizuwohnen. Theilnehmer wie Auscultanten haben sich am Beginn des Semesters bei dem Director zu melden. § 6. Für die Theilnahme an den Uebungen wird ein Honorar nicht entrichtet. § 7. Jedes ordentliche Mitglied ist verpflichtet, den von ihm gewählten Cursen regelmäßig beizuwohnen und im Verhinderungsfalle sich zu entschuldigen. § 8. Jedes ordentliches Mitglied muß im Laufe des Semesters wenigstens eine wissenschaftliche Arbeit liefern. § 9. Dauernder Unfleiß eines Mitgliedes berechtigt den Director dasselbe von den Uebungen auszuschließen. § 10. Am Schlusse jedes Semesters werden den fleißigsten Mitgliedern Prämien im Betrage von 25 fl. ertheilt. Ueber die Vertheilung entscheidet der Director nach vorausgegangener Berathung mit den übrigen Lehrern. § 11. Wer aus dem Seminar austritt, kann auf seinen Wunsch von dem Director ein Zeugniß über seine Leistungen im Seminar erhalten. (Fassung vom 30. Januar 1873; GLAK: 235/ 3226, ohne Blattzählung; Anlage Heidelberg) Nachdem der Engere Senat den Statutenentwurf und die für die Gründung des neusprachlichen Seminars an der Universität Heidelberg notwendigen Schritte gebilligt hat 18 , genehmigt am 5. März 1873 auch das Karlsruher Innenministerium die Seminarstatuten 19 und überträgt die Seminarleitung 18 Engere Senat an Ministerium des Innern am 6. Februar 1873: „In Erledigung des hohen Erlasses vom 8. Januar d. J. No. 422. beehren wir uns Großher. Ministerium des Innern unter Vorlage des Berichtes der philosophischen Facultät und des von derselben ausgearbeiteten Statuten-Entwurfs ergebenst zu berichten: Der engere Senat, mit der von hohem Ministerium des Innern beabsichtigten Einrichtung eines Seminars für neuere Sprachen an hiesiger Universität einverstanden, billigt den von der philosophischen Facultät vorgelegten Entwurf der Seminar-Statuten [...] Die Gründung einer Seminar-Bibliothek halten auch wir für unumgänglich, während die für die erste Anlage beantragte Summe von fl. 250.-, sowie der Jahresbeitrag von fl. 50.nach unserem unmaßgeblichen Erachten keineswegs zu hoch gegriffen sind. Ebenso halten wir es endlich für höchst wünschenswerth, daß ein Paar Arbeitszimmer, in welchen die Seminar-Bibliothek aufgestellt würde, und die in gleicher Weise für das Seminar für classische Philologie [? ] eingerichtet werden, ein Wunsch, welcher auch durch die beiden Herren Directoren des letztgenannten Seminars getheilt wird.“ (GLAK: 235 3226, ohne Blattzählung) 19 Aufgrund der Aktenlage ist davon auszugehen, dass die Seminarstatuten von 1873 zumindest bis zur Teilung der Seminars in ein Deutsches, Romanisches und Engli- 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 49 dem amtierenden Ordinarius für Germanische und Altromanische Philologie Karl Bartsch, der „im Interesse der Sache“ einwilligt, „wiewohl die Vertretung des germanistischen und romanistischen Gebietes in Vorlesungen [ihm] schon mehr Arbeit als [ihm] lieb war auferlegte“ (Bartsch 1883, 238). 20 Durch den gleichen Verwaltungsakt erhält der Privatdozent Eugen Laur einen mit jährlich 500 Gulden vergüteten Lehrauftrag für Französisch, dem Privatdozenten Wilhelm Ihne (1821-1901) wird der Charakter eines außerordentlichen Professors nebst Lehrauftrag für Englisch gegen eine Vergütung von jährlich 500 Gulden verliehen, das jährliche „Aversum“ für das Seminar mit 200 Gulden (150 Gulden für Prämien und 50 Gulden für den Bibliotheksunterhalt) festgesetzt 21 sowie einmalig 250 Gulden zur Gründung der Seminarbibliothek bewilligt (UAH: RA 6418, ohne Blattzählung). Das mit dem Sommersemester 1873 in seine Wirksamkeit tretende Seminar für neuere Sprachen 22 ist in drei Abteilungen (Curse) organisiert, eine für Deutsche, eine für Romanische und eine für Englische Philologie. Bartsch ist hauptsächlich für den Deutschen sowie den Romanischen Kurs und der Extraordinarius Ihne für den Englischen Kurs zuständig. Jede der drei Abteilungen bietet zunächst ca. 12 ordentlichen Mitglieder Gelegenheit zum wissenschaftlichen Studium der neueren Philologien. In einem frühen Seminarbericht vom 5. Mai 1874 führt Bartsch die Zahl von insgesamt 40 Mitglieder für alle drei Abteilungen auf, zu denen auch Studie- sches Seminar 1924 in Kraft blieben. Abgedruckt sind die Statuten in: Almanach Heidelberg 1886, 226 und Lehmann 1967, 233. 20 Bartsch beschreibt 1882 den Gründungskontext des Heidelberger neusprachlichen Seminars wie folgt (Bartsch 1883, 237f.): „Als ich 1871 nach Heidelberg berufen wurde, fand ich kein Seminar vor. Auch private Übungen hielt mein Vorgänger A. Holtzmann nicht, weil seine zunehmende Schwerhörigkeit ihm die Leitung derselben fast unmöglich machte. [...] 1872 teilte mir das Ministerium mit, dass es die Absicht habe, ein ‘Seminar für neuere Sprachen’ zu begründen, falls ich die Leitung desselben übernehmen wolle. Im Interesse der Sache glaubte ich das nicht ablehnen zu dürfen, wiewohl die Vertretung des germanistischen und romanistischen Gebietes in Vorlesungen mir schon mehr Arbeit als mir lieb war auferlegte. So trat das Seminar Ostern 1873 ins Leben, die Bibliothek ein Jahr später. Es wurde zunächst, mit dem Vorbehalt einer Erweiterung, auf das Deutsche, Französische und Englische beschränkt, und vertauschte einige Jahre nachher (1877) die nicht ganz geschickt gewählte Benennung ‘Seminar für neuere Sprachen’ mit der jetzigen ‘germanisch-romanisches Seminar’. Das Altfranzösische wurde schon im zweiten Semester in den Studienplan aufgenommen, wie auch das Altenglische bald hinzutrat. In einem Kurse von vier Semestern, welcher die verschiedenen Entwicklungsstufen des Deutschen, Französischen und Englischen umfasst, schliesst sich der Cyklus der Übungen ab.“ 21 Jahresbudget des Seminars zwischen 1902 und 1924: 1902: 1350 Mark; 1904: 2000 Mark; 1914: 2000 Mark; 1915: 1600 Mark; 1916: 1400 Mark; 1917: 1300 Mark; 1918: 1500 Mark; 1924: 400 Mark. 22 Im Sommersemester 1873 sind im Vorlesungsverzeichnis zunächst nur die „Uebungen einer deutschen Gesellschaft“ verzeichnet. 2. Einzeldarstellungen 50 rende anderer Fakultäten gehören. Hier sind es vor allem Studierende der Juristischen Fakultät, die das Seminar nutzen, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Eingang ins Vorlesungsverzeichnis findet das Seminar für neuere Sprache zum Wintersemester 1873/ 74: 23 Im Seminar für neuere Sprachen. I. Deutscher Curs. Althochdeutsche Uebungen: Geh. Hofr. Bartsch [...] Neuhochdeutsche Uebungen (16. Jahrhundert): Derselbe [...] II. Französischer Curs. 1. Obere Abtheilung. Altfranzösische Uebungen: Geh. Hofr. Bartsch [...] Deutsch-Französische Uebungen (Göthe’s Clavigo): Dr. Laur [...] 2. Untere Abtheilung. Deutsch-Französische Uebungen: Derselbe [...] 3. Gemeinschaftlich. Französische Lectüre (17. Jahrhundert): Derselbe [...] III. Englischer Curs. Englische Lectüre [...]: Professor Ihne [...] Deutsch-englische Uebungen [...]: Derselbe [...] (Wintersemester 1873/ 74) Bartsch, der bereits zwischen 1858 und 1871 in Rostock das deutsch-philologische Seminar geleitet hat, stellt auch in Heidelberg das gründliche textkritische Studium mittelalterlicher Handschriften ins Zentrum der Seminarübungen. Trotz dieser starken textphilologischen Akzentuierung zerfallen die beiden fremdsprachlichen Kurse des Seminars inhaltlich in einen sprachpraktisch-literarischen und in einen historisch-philologischen Teil - eine Trennung, die sich übrigens später in der Unterscheidung zwischen dem Extraordinariat für Romanische Philologie und dem für Neufranzösische fortsetzen wird. Zur Unterstützung des vor Arbeit überbordenden Bartschs genehmigt 1877 das Innenministerium, Stellvertreter für die Seminarübungen gegen ein Semesterhonorar anstellen zu dürfen (altdeutsche Übungen: Otto Behaghel (1878-1883); altfranzösische Übungen: Fritz Neumann (1878-1882), Emile Freymond (1883-1890); altenglische Übungen: Fritz Neumann (1878-1882), Ferdinand Holthausen (1886-1888)). Untergebracht ist das Seminar zunächst im Gebäude Augustinergasse 7, wo es über einen eigenen Hörsaal und ein Arbeitszimmer für die Seminarmitglieder, in dem sich auch die Seminarbibliothek befindet, verfügt (Almanach Heidelberg 1886, 226). 1906 bezieht das Seminar Räume im Seminarienhaus (Augustinergasse 15). 1887 wird der Seminardirektor Bartsch aus gesundheitlichen Gründen von seinen Lehrverpflichtungen beurlaubt und bis 1888 durch den Indo- 23 Das Seminar für neuere Sprachen heißt ab 1877 germanisch-romanisches Seminar und firmiert ab dem Sommersemester 1878 unter diesem Namen im Vorlesungsverzeichnis. 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 51 germanisten Hermann Osthoff (1847-1909) vertreten. Als die Universität Heidelberg nach dem Tod Bartschs 1888 den Germanisten Theodor Wilhelm Braune (1850-1926) nach Heidelberg beruft, wird ihm seiner Stellung entsprechend auch die Seminardirektion übertragen. Am 21. Juli 1890 ernennt das Karlsruher Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts den neu berufenen Ordinarius für Romanische Philologie Fritz Neumann zum Mitdirektor des germanisch-romanischen Seminars, so dass fortan die Seminarleitung auf zwei Schultern ruht. Um die Jahrhundertwende erreichen die drei Abteilungen des germanisch-romanischen Seminars Mitgliederzahlen von über 100 Mitgliedern pro Semester (Sommersemester 1900: 134, Wintersemester 1900/ 01: 111, Sommersemester 1901: 113, Wintersemester 1901/ 02: 100, Sommersemester 1902: 129, Wintersemester 1902/ 03: 133 (Quelle der Zahlen: GLAK: 235/ 3226, ohne Blattzählung)), welche die gestiegene Bedeutung der neuphilologischen Studiengänge an der Universität Heidelberg im Übergang zum 20. Jahrhundert vor Augen führen. Im Sommer 1923 gründet der 1919 als Nachfolger Braunes nach Heidelberg berufene Germanist Friedrich Panzer (1870-1956) ein eigenständiges Deutsches Seminar, dass im Herbst desselben Jahres endgültig aus dem Verbund des germanisch-romanischen Seminars herausgelöst wird (UAH: RB 6618, Bd. 1, ohne Blattzählung). Dieser separatistische Schritt Panzers veranlasst auch die noch verbliebenen Mitdirektoren für Englische und Romanische Philologie, Johannes Hoops (1865-1949), Ernst Robert Curtius und Leonardo Olschki, am 1. Mai 1924 beim Ministerium des Kultus und Unterrichts die Auftrennung in eigenständige Seminare zu beantragen: Nachdem im vorigem Herbst das Deutsche Seminar aus dem Verband der Abteilungen des Germanisch-Romanischen Seminars losgelöst und verselbständigt worden ist, erscheint es wünschenswert, dass nunmehr auch die Verbindung der beiden noch übrigen Abteilungen des Seminars gelöst wird, und dass sie als selbständige Seminare unabhängig voneinander verwaltet werden. Der gegenwärtige Zeitpunkt ist zum Vornehmen dieser Trennung der natürlich gegebene, weil mit dem Beginn des Sommersemesters die Leitung der romanistischen Abteilung des Seminars in neue Hände übergeht. Die unterzeichneten Seminardirektoren bitten deshalb das Ministerium, anordnen zu wollen, dass aus der englischen und der romanistischen Abteilung des Germanisch-Romanischen Seminars - ungeachtet des Weiterbestehens der räumlichen Vereinigung - mit Wirkung vom 1.4.1924 an ein Englisches Seminar und ein Romanisches Seminar mit getrennten Aversen und getrennter Verwaltung geschaffen werden. Der baldige Erlass dieser Verordnung wäre deshalb erwünscht, weil in der Katalogisierung der Bibliotheken und in der Organisation der Verwaltung der Seminare verschiedene Veränderungen in Aussicht genommen sind, die erst nach dem amtlichen Vollzug der Trennung der Seminare durchgeführt werden können. (GLAK: 235/ 3226, ohne Blattzählung; Hervorhebung wie im Original) 2. Einzeldarstellungen 52 Romanisches Seminar (1924) Am 13. Mai 1924 teilt das Karlsruher Kultusministerium dem Engeren Senat mit, dass sich die beiden noch verbliebenen Abteilungen des germanisch-romanischen Seminars zum 1. April 1924 zu einem eigenständigen Romanischen und einem Englischen Seminar mit eigenen Jahresbudgets 24 umbilden dürfen: Das Germanisch-romanische Seminar der Universität Heidelberg betr. [...] Den Antrag der Professoren Dr. Hoops, Dr. Curtius und Dr. Olschki entsprechend werden aus den beiden Abteilungen des germanisch-romanischen Seminars unter Lösung der bisherigen Verbindung jedoch unbeschadet des Weiterbestehens der räumlichen Vereinigung mit Wirkung vom 1. April 1924 an zwei selbständige Seminare - ein englisches Seminar und ein romanisches Seminar - mit getrennten Aversen bebildet. Von dem bisherigen gemeinsamen Aversum der beiden Seminarabteilungen wird jedem Seminar die Hälfte zugeschieden. Wegen entgiltiger Festsetzung der Aversen ergeht Entschliessung nach Genehmigung des Staatsvoranschlags für 1924/ 25. [...] (UAH: RB 6605, ohne Blattzählung) Die Übungen des nunmehr eigenständigen Romanischen Seminars sind erstmals zum Wintersemester 1924/ 25 im Vorlesungsverzeichnis aufgeführt: Romanisches Seminar. Literarhistorische Uebungen [...] E. R. Curtius. Uebungen zur Syntax des Neufranzösischen […] L. Gerstner. Lektüre eines neufranzösischen Schriftstellers [...] L. Gerstner. Lecture expliquée; lexicologie-traduction; prononciation; conversation. la France, ses institutions, ses coutumes, ses usages […] Söllner. (Wintersemester 1924/ 25) Nach der Umbildung zum Romanischen Seminar arbeiten in den 1920er Jahren im Durchschnitt insgesamt sieben Romanisten am Seminar: die beiden Ordinarien und Direktoren Curtius und Olschki, der Emeritus Neumann, ein Lektor für Französisch (Jourdan, Francillon), ein Lektor für Italienisch (Pellegrini) und die beiden mit Lehrkursen beauftragten Lehrer für Französisch Sofie Söllner und L. Gerstner. 24 Jahresbudget des Romanischen Seminars zwischen 1924 und 1932: 1924: 400 Mark; 1926: 800 Mark; 1928: 1200 Reichsmark; 1930: 1140 Reichsmark; 1932: 1000 Reichsmark. Zum Vergleich beträgt das Jahresbudget 1924 für das Deutsche Seminar 700 Mark. Das Englische Seminar erhält zunächst die gleiche Summe wie das Romanische Seminar (1924: 400 Mark), muss sich aber anschließend mit einem geringeren Betrag begnügen (1926/ 27: 600 Mark; 1928/ 29: 1000 Mark; 1930/ 31: 855 Mark; 1932/ 33: 750 Mark). 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 53 Untergebracht ist das Romanische Seminar weiterhin im Seminarienhaus in der Augustinergasse 15. Seminarbibliothek Im Zuge der Gründung des Seminars für neuere Sprachen an der Universität Heidelberg bewilligt das Karlsruher Innenministerium im März 1873 einen einmaligen Zuschuss zur Bibliotheksgründung in Höhe von 250 Gulden und jährliche 50 Gulden zum Erhalt und Ausbau derselben: Dem Seminar wird ein Aversum von jährlichen - zweihundert Gulden - nämlich 150 fl für Prämien / : für 1873 für das Sommersemester mit 75 fl : / und 50 fl für die Bibliothek / : für 1873 vom 15 März an : / sodann ein einmaliger ausserordentlicher Zuschuß von - zweihundertfünfzig Gulden - zur Begründung der Bibliothek zugewiesen. (UAH: RA 6418, ohne Blattzählung; Hervorhebung wie im Original) Doch das Ministerium erweist sich großzügiger als 1873 angedacht, denn bereits 1874 bewilligt es einen weiteren außerordentlichen Zuschuss in Höhe von 500 Gulden „zur Vervollständigung der Bibliothek“. In den folgenden Jahren baut der Seminardirektor Karl Bartsch seiner wissenschaftlichen Vision einer Mittelalterphilologie gemäß vornehmlich den germanistischen und altromanischen Bestand der Seminarbibliothek aus. Als nach Bartschs Tod Fritz Neumann auf das neu gegründete Heidelberger Ordinariat für Romanische Philologie berufen wird, stellt dieser im Bibliotheksbestand empfindliche Lücken bei der klassischen französischen Literatur fest, wie er in einem Bittschreiben vom 10. November 1890 dem Ministerium der Justiz, des Cultus und Unterrichts mitteilt: Da die Lehrthätigkeit des im Frühjahr 1888 verstorbenen Vertreters der germanischen und romanischen Philologie Geh. Rath Professor Dr. Karl Bartsch hauptsächlich nach der germanischen Seite neigte, und das Fach der romanischen Philologie noch keine selbständige Vertretung in einer ordentlichen Professur hatte, so erfuhr durch eine Reihe von Jahren hindurch die germanistische Abtheilung der germanisch-romanischen Seminar-Bibliothek eine durch jene Sachlage gerechtfertigte unverkennbare Begünstigung. [...] Einzelne Zweige der romanischen Philologie sind zwar bei Neuanschaffungen einigermaßen berücksichtigt worden; andere weisen dagegen empfindliche Lücken auf. So vor allem das Gebiet der classischen Litteratur Frankreichs im 17. Jahrhundert, ein Gebiet, mit dem sich unsere Studierende als spätere Lehrer des Französischen besonders eingehend zu beschäftigen Veranlassung haben. [...] (GLAK: 235 3226, ohne Blattzählung; Hervorhebung wie im Original) Den von Neumann in diesem Zusammenhang beantragte Zuschuss in Höhe von 500 Mark lehnt das Ministerium „bei dem derzeitigen Stand der Universitätsmittel“ ab. Erst 1891 gewährt das Ministerium einmalig 250 Mark. In den Akten sind für die kommenden Jahre folgende außerordentliche Zuschüsse belegt: 1914: 400 Mark, 1924: 100 Goldmark (im Zuge von 2. Einzeldarstellungen 54 Curtius’ Berufung), 1925: 600 Mark (für die romanische Abteilung), 1927: 300 Reichsmark, 1927: 800 Mark, 1929: 1000 Reichsmark (für beide Abteilungen), 1930: 500 Reichsmark und 1931: 450 Reichsmark. 1927 verkauft der Emeritus Neumann der Heidelberger Universitätsbibliothek seine Privatbibliothek, deren Wert auf 14000 Reichsmark festgesetzt wird. Von diesem Ankauf gehen nur die Dubletten der Universitätsbibliothek in den Bestand der Seminarbibliothek über, alle anderen Werke bleiben bei der Universitätsbibliothek (GLAK: 235/ 30032, ohne Blattzählung). 2.1.4 Die romanischen Lektorate 25 Neuere Sprachen sind seit der Reorganisation der Heidelberger Universität im Jahre 1803 im Lehrangebot der Philosophischen Fakultät fest verankert. 26 Die größte Kontinuität bei den romanischen Sprachen weist Französisch gefolgt von Italienisch auf; Spanisch und Portugiesisch werden im Untersuchungszeitraum nur sporadisch und erst ab den 1920er Jahren kontinuierlich angeboten. Die Sprach- und Literaturkurse der Sprachlehrer, Lektoren und Professoren sind in den Rubriken „Neue Sprachkunde“, „Philologie und Alterthumskunde“, „Philologie“ respektive „Zum Privat-Unterricht erbieten sich“ aufgeführt, wobei zwischen einem Sprachunterricht, der unter dem philologischen Lehrangebot der Philosophischen Fakultät, und dem, der am Ende des Vorlesungsverzeichnisses firmiert, unterschieden wird. Wenngleich bei dieser Klassifikation auch inhaltliche Unterschiede auszumachen sind - im ersteren besteht eine Tendenz zu literarischen Inhalten, während es im letzteren vordergründig um praktischen Sprachgebrauch geht - so ist doch die Unterscheidung in erster Linie eine Standesangelegenheit. Sprachunterricht geben nämlich in Heidelberg sowohl ordentliche und außerordentliche Professoren, Universitätslektoren und Universitätssprachlehrer, Seminarassistenten und Seminarlehrer sowie privatwirtschaftlich agierende Sprachlehrer, deren Prestige in der hier genannten Reihenfolge abnimmt. 1888 wendet sich die Verwaltung der Universität Gießen an die Heidelberger Philosophische Fakultät, da jene ihr Lektorenwesen neu ordnen wollte; die Antwort Heidelbergs verdeutlicht diese Statushierarchie: 25 UAH: RB 7508/ 1: Lektorat der französischen Sprache. 1918-1960; RB 7508/ 4: Lektorate für Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Rumänisch. 1925-1950; RB 7508/ 6: Lektorat für Portugiesisch. 1937-1941. 26 Im Dreyzehnten Organisations-Edikt (1803) wird der neusprachliche Unterricht der „bildenden Section“ zugeschlagen: „In der b i l d e n d e n S e c t i o n sollen vorhanden seyn, vier Exercitien-Meister für Reiten, Fechten, Tanzen und Zeichnen, und zwey Sprachmeister für englisch, französisch und italienisch.“ (wiederabgedruckt in Almanach Heidelberg 1886, 31; Sperrung wie im Original) 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 55 An unserer Universität ist nur ein Lektor angestellt für französ. Sprache, der als solcher einen Gehalt bezieht; er ist Privatdozent. Im german. roman. Seminar erteilt ferner der Assistent Unterricht in der italienischen Sprache, wofür er besonders honoriert wird. Bei Prüfungen wirken dieselben nicht mit. Neben den Lektoren ist es einigen In- und Ausländern, nach vorheriger Prüfung ihrer Befähigung, gestattet worden, sich als „Privatlehrer“ im Lektionskatalog zu empfehlen [...]. Diese erhalten keine Vergütung u. stehen auch in keiner näheren Beziehung zur Universität, erteilen Unterricht als „Privatlehrer“ in ihren Wohnungen. (UAH: RA 6872, ohne Blattzählung; Hervorhebung wie im Original) Charakteristisch für den sprachpraktischen Unterricht an der Universität Heidelberg ist, dass er von Anfang an auch von Professoren gegeben wird, wodurch die traditionell klar markierte soziale Trennlinie zwischen Lektoren und Professoren verschwimmt. Bei diesen Professoren handelt es sich entweder um Inhaber spezieller neusprachlicher Professuren oder Vertreter anderer Fächer: Anton Sar, Ordinarius für Französische Sprache (siehe Kapitel 2.1.2.1), gibt zwischen 1804 und 1817 Französisch, Johann Heinrich Voss, Ordinarius für Klassische Philologie, unterrichtet zwischen 1813 und 1823 Spanisch und bietet Cervantes-Interpretationen an, Georg Hartwig, Privatdozent für neuere Sprachen, unterrichtet zwischen 1842 und 1843 Spanisch und Französisch, Emil Ruth, Privatdozent und Extraordinarius für neuere Sprachen (siehe Kapitel 2.1.2.1), lehrt zwischen 1844 und 1869 neben italienischer Literatur Französisch und Italienisch und Eugen Laur, Privatdozent und Extraordinarius für Französisch (siehe Kapitel 2.1.2.1), erteilt zwischen 1869 und 1885 Übungen im mündlichen und schriftlichen Gebrauch des Französischen und bietet französische Lektürekurse an. Auch wenn heute über den Inhalt dieses professoralen Sprachunterrichts nur gemutmaßt werden kann, so legen doch die Ankündigungen im Vorlesungsverzeichnis nahe, dass es sich hierbei um einen stark literaturbezogenen Sprachunterricht gehandelt haben muss, dessen primäres Interesse der Lektüre klassischer Autoren galt und in diesem Sinne als philologisch zu bezeichnen wäre. Mit der Gründung des Seminars für neuere Sprachen (1873) geht eine funktionale Differenzierung des sprachpraktischen Unterrichts einher, i.e. Seminarübungen und Sprachunterricht für Hörer aller Fakultäten. Denn, obwohl das Seminar prinzipiell allen Studierenden der Universität Heidelberg offen steht (§5 der Seminarstatuten), so dienen doch seine wissenschaftlichen und sprachpraktischen Übungen dem neuphilologischen Studium, d.h. der Ausbildung zum höheren neusprachlichen Lehramt. Sprachunterricht für Hörer aller Fakultäten geben weiterhin privat agierende Sprachlehrer und Lektoren. Klassifikatorisch artikuliert sich dieser Unterschied bis 1919 dadurch, dass die Privatdozenten, Extraordinarien und Lehrer am germanisch-romanischen Seminar unter „Philologie und Alterthumskunde“ bzw. „Philologie“ und die Sprachlehrer am Ende des 2. Einzeldarstellungen 56 Vorlesungsverzeichnisses unter „Zum Privat-Unterricht erbieten sich“ aufgeführt sind. Französisch Anton Sar (1803-1817): Professor für Französische Sprache (siehe Kapitel 2.1.2.1); Sprachpraxis und französische Literatur Johann Heinrich Hof(f)meister (1801-1839): 27 Universitätssprachmeister für Französisch, Italienisch und Englisch S. Michaelis (1808-1810): Sprachpraxis und französische Literatur Nicolas Meyer (1818) J. F. Riant (1819-1820): Lektor; Sprachpraxis und französische Literatur Lambert (1820/ 21) Du Bois (1820-1822) Schmitt (1823-1825) Franz Xaver Dunzinger (1823-1836): 28 Lektor; Französisch und Englisch Gigandet (1823-1824) Damance (1824-1837) Tourtille-Sangrain (1824-1828) Moreau (1835) Georg L. Hartwig (1843): Privatdozent Pfeffer (1844-1845): Sprachlehrer für Französisch und Italienisch Emil Ruth (1844-1869): Privatdozent, ab 1867 Extraordinarius für neuere Sprachen (siehe Kapitel 2.1.2.1) Junod (1848-1853): Sprachlehrer für Französisch Richard (1851-1875): Sprachlehrer für Französisch Plarr (1857-1860) Emil Otto (1857-1878): Lektor Charbonnier (1860-1869): Sprachlehrer für Französisch Jerome W. Zimmer (1863-1896): Sprachlehrer für Französisch und Italienisch 27 Johann Heinrich Hof(f)meister (um 1772-1839) (Emundts-Trill 1997, 282) an den Senat am 25. Oktober 1801: „Hochlöblicher Senat! Durch den Unterricht, den ich seit beynahe 3 Jahren in der französischen, italienischen und englischen Sprache allhier ertheile, kann ich mir schmeicheln für mich nicht ungünstige Proben meiner Kenntnisse in denselben, gegeben zu haben. Ich hörte daß die Stelle eines Lehrers der französischen und italiänischen Sprachen bey hiesiger hohen Schule schon seit geraumer Zeit erledigt seye. - Ich nehme demnach die Freyheit Einen Hochlöblichen Senat unterthänig gehorsamst zu bitten, mir diese Stelle gnädig verleihen zu wollen.“ (UAH: PA 1739, ohne Blattzählung) 28 Akademischer Senat an Dunzinger am 26. Juli 1823: „Dem academischen Senat in Heidelberg wird auf seinen Bericht vom 27 v. Mts. No. 101 eröffnet, daß dem Gesuch des Sprachlehrers Dunzinger um Aufnahme in den Lectionen-Catalog vermöge Rescripts vom 14 d. No. 9293 unter der Bedingung willfahrt worden ist, daß er auf eine Unterstützung aus Universitäts oder Staatsmitteln nicht zu rechnen habe.“ (UAH: PA 1492, ohne Blattzählung) 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 57 Eugen Laur (1869-1885): Privatdozent und Extraordinarius für Französisch (siehe Kapitel 2.1.2.1) Deppe (1869-1883): Sprachlehrer für Französisch Philippe (1869-1903): Sprachlehrer für Französisch Emile Freymond (1884-1890): Extraordinarius für Romanische Philologie (siehe Kapitel 2.1.2.4) Friedrich Schneegans (1892-1915): Französischlektor, Lehrer am germanisch-romanischen Seminar, Privatdozent und ab 1901 Extraordinarius für Neufranzösisch (siehe Kapitel 2.1.2.5); Seminarübungen (Sprachpraxis, französische Literatur und Grammatik) Philipp A. Meeser (1895-1919): Sprachlehrer für Französisch Sofie Söllner (ab 1920): Lehrerin am germanisch-romanischen Seminar; französische Sprachpraxis (Konversation, Übersetzung und Grammatikübungen) und Landeskunde L. Gerstner (ab 1923): Lehrer am germanisch-romanischen Seminar bzw. Romanischen Seminar; Sprachpraxis, Grammatik und französische Lektüre Jourdan (1926-1928): Lektor; Sprachpraxis und moderne französische Literatur (u.a. Gide, Proust, Mallarmé, Valery, Claudel und französische Surrealisten) Francillon (ab 1928): Lektor; Sprachpraxis und moderne französische Literatur Italienisch Johann Heinrich Hof(f)meister (1801-1839): Universitätssprachmeister für Französisch, Italienisch und Englisch Louis Brucalassi (1805-1810): Sprachmeister, ab 1808 Lektor für Italienisch und Spanisch Weber von Candolle (1812/ 13): Sprachlehrer für Italienisch Pfeffer (1844-1845): Sprachlehrer für Französisch und Italienisch Emil Ruth (1844-1869): Privatdozent, ab 1867 Extraordinarius für neuere Sprachen (siehe Kapitel 2.1.2.1) Jerome W. Zimmer (1863-1896): Sprachlehrer für Französisch und Italienisch Ph. Ballio (1893-1894) Karl Vossler (1897-1909): Assistent am germanisch-romanischen Seminar, Privatdozent, ab 1902 Italienischlektor (siehe Kapitel 2.1.2.6); italienische Seminarübungen Leonardo Olschki (1909-1930): Italienischlektor, ab 1918 neben dem Lektorat Extraordinarius für neufranzösische Sprache und Literatur (siehe Kapitel 2.1.2.5); Italienisch, selten Französisch und Spanisch Pellegrini (ab 1926): Italienischlektor; Sprachpraxis, italienische Literatur und Kultur 2. Einzeldarstellungen 58 Spanisch und Portugiesisch Johann Heinrich Voss (1807-1823): Ordinarius für Klassische Philologie; Sprachpraxis und spanische Literatur: u.a. „In der Spanischen Sprache ist Herr Professor Voß erbötig Unterricht zu ertheilen“, „Spanische Sprache, nebst Interpretation des Don Quixote und der Schauspiele des Calderon“ Louis Brucalassi (1805-1810): Sprachmeister, ab 1808 Lektor für Italienisch und Spanisch; Sprachpraxis und spanische Literatur (Cervantes) Friedrich August Haubold Boersch (1812/ 13): Klassischer Philologe; unterrichtet Spanisch und Portugiesisch Nicolaus Vögele (1820-1822): Spanisch und Englisch Ph. Ballio (1893-1894) Leonardo Olschki (1909-1930): Italienisch- und Spanischlektor 29 , ab 1918 neben dem Lektorat Extraordinarius für neufranzösische Sprache und Literatur (siehe Kapitel 2.1.2.5); Italienisch, selten Französisch und Spanisch; der Spanischunterricht ruht ab 1911; ab 1917 „nach Wunsch und Bedarf“, ab den 1920er Jahren wieder regelmäßig Pastor (ab 1929): Lektor; Spanisch, Portugiesisch, spanische Literatur (u.a. neuere spanische Literatur, Cervantes) und Kultur („Imperialismo y Catolicidad en el Renacimiento español“) 2.1.5 Synopse Romanische Sprachen und Literaturen sind an der Universität Heidelberg über den gesamten Untersuchungszeitraum (1803-1930) hinweg nahezu ununterbrochen vertreten. Die größte Kontinuität weist Französisch gefolgt von Italienisch auf, wohingegen Spanisch eher sporadisch unterrichtet wird; Portugiesisch tritt erst Ende der 1920er Jahre hinzu. Die frühen Entwicklungssequenzen zwischen 1803 und 1871 ergeben insgesamt ein eher heterogenes Bild. In diesem Zeitabschnitt erteilen neben den zahlreichen und häufig wechselnden Lektoren und Sprachlehrern ordentliche und außerordentliche Professoren sowie Privatdozenten wissenschaftlichen Unterricht in den genannten romanischen Sprachen und Literaturen: Anton Sar (Ordinarius für Französische Sprache) unterrichtet zwischen 1804 und 1817 Französisch, Johann Heinrich Voss (Ordinarius für Klassische Philologie) gibt zwischen 1813 und 1823 praktischen Spanischunterricht nebst Interpretation literarischer Texte, Friedrich Christoph Schlosser (Ordinarius für Geschichte) liest zwischen 1817 und 29 Kultusministerium an den Engeren Senat am 17. Mai 1909: „Das dem Herrn Dr. Leonardo Olschki mit Erlaß vom 7. d. Mts. Nr. B. 6095 übertragene Lektorat der italienischen Sprache wird dem Ersuchen der Großh. Direktion des germanisch-romanischen Seminars entsprechend auf die spanische Sprache erweitert.“ (UAH: RA 6872, ohne Blattzählung) 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 59 1852 über mittelalterliche und neuere Literatur- und Kulturgeschichte, Georg Hartwig (Privatdozent für neuere Sprachen) liest zwischen 1842 und 1843 über spanische und französische Literatur und Sprache, Emil Ruth (Privatdozent und Extraordinarius für neuere Sprachen) liest zwischen 1844 und 1869 über italienische Literatur und Eugen Laur (Privatdozent und Extraordinarius für Französisch) liest zwischen 1869 und 1885 französische Literaturgeschichte. Bemerkenswert ist, dass die meisten der hier aufgeführten Dozenten keinen Dünkel hegen, auch sprachpraktischen Unterricht zu geben, wodurch inhaltlich gelegentlich die ansonsten sozial klar markierte Trennlinie zwischen Lektorat und Professur verschwimmt. Auch wenn heute nichts mehr über den tatsächlichen Inhalt dieses professoralen Sprachunterrichts gesagt werden kann, so lassen sich dennoch Schlüsse aus den Ankündigungen und der Klassifikation der sprachpraktischen Lehrveranstaltungen im Vorlesungsverzeichnis ziehen. Demnach muss es sich bei diesem Unterricht um einen stark literaturbezogenen Sprachunterricht gehandelt haben, dessen primäres Interesse der Lektüre klassischer Autoren galt und in diesem Sinne als philologisch zu bezeichnen wäre. Auch klassifikatorisch artikuliert sich dieser Unterschied: Herrscht zwar im Vorlesungsverzeichnis weitgehend Egalität - sowohl der Sprachunterricht der Universitätsdozenten als auch der Lektorenunterricht sind unter „Philologie und Alterthumskunde“ verzeichnet - so gibt es dennoch am Ende des Vorlesungsverzeichnisses eine Rubrik für privaten Sprachunterricht, der sich an Hörer aller Fakultäten richtet. Inhaltlich ist diese erste Epoche der romanischen Sprach- und Literaturstudien an der Universität Heidelberg vor allem durch Forschungsprogramme der deutschen Romantik mit ihrem universalen Geschichtsbild geprägt. So liest beispielsweise Voss im Zuge der romantischen Spanienbegeisterung über Cervantes und Calderón, Ruth über Dante und der Historiker Schlosser über Literaturgeschichte als integraler Bestandteil einer universalen Menschheitsgeschichte (Lehmann 1967, 209f.). Nach dieser ersten, heterogenen Phase beginnt 1871 mit der Berufung Karl Bartschs auf das Heidelberger Ordinariat für Germanische und Altromanische Philologie eine neue Etappe für die Heidelberger Romanistik, in der die Romanische Philologie mit einem neuen wissenschaftlichen Duktus an der Universität Heidelberg Einzug hält und wichtige institutionelle Prozesse initiiert werden. Bartsch, der schon während seiner Rostocker Zeit (1858-1871) durch die Gründung des deutsch-philologischen Seminars (1858) und die konsequente Anwendung der philologisch-kritischen Methode auf mittelalterliche Texte institutionelle und methodische Impulse gegeben hatte (siehe Kapitel 2.2.3), führt auch in Heidelberg seine Vision einer europäischen Mittelalterphilologie fort. Den institutionellen Rahmen dieser Entwicklung bilden sein germanisch-romanisches Ordinariat und das 1873 unter seiner Ägide ins Leben tretende Heidelberger neu- 2. Einzeldarstellungen 60 sprachliche Universitätsseminar (Seminar für neuere Sprachen, ab 1877 germanisch-romanisches Seminar). Welche herausgehobene Bedeutung das neusprachliche Seminar für die Heidelberger Philosophische Fakultät besitzt, belegt der Umstand, dass zum Gründungszeitpunkt und noch lange darüber hinaus als vergleichbare wissenschaftliche Einrichtungen nur ein philologisches Seminarium, ein archäologisches Institut, ein staatswissenschaftliches Seminar und naturwissenschaftliche Anstalten für Physik, Chemie, Zoologie sowie Botanik bestehen. Obgleich das neu geschaffene Seminar dazu bestimmt ist, künftige Französisch-, Englisch- und Deutschlehrer für den höheren Schuldienst auszubilden (siehe Seminarstatuten), so betont dennoch Bartsch stets den wissenschaftlichen Charakter dieses Vorgangs, welcher immer nur die Beherrschung der historisch-philologischen Methode zum Ziel haben könne (Bartsch 1883, 239f.). Die sprachpraktische Ausbildung legt man fortan in die Hände eines wissenschaftlich ausgebildeten Sprachlehrers (Eugen Laur), da Bartsch nicht glaubt, dass einfache Lektoren die sprachpraktische Ausbildung der Neuphilologen gewährleisten könnten. 30 Für den Französisch- und Italienischunterricht für Hörer aller Fakultäten sind fortan die verbleibenden Sprachlehrer und Lektoren („Zum Privat-Unterricht erbieten sich“) zuständig. Da auch für Bartsch das sich ständig erweiternde Gebiet der Neuphilologie nicht mehr alleine zu bewältigen ist, beantragt er 1881 die separate Errichtung eines Extraordinariats für Romanische Philologie und löst damit einen neuerlichen Institutionalisierungsschub in Richtung auf eine autonome Vertretung der Romanischen Philologie an der Universität Heidelberg aus. Als das Ministerium im Januar 1882 zustimmt und Fritz Neumann zum Extraordinarius für Romanische Philologie ernennt, sind die Romanische, Englische und Deutsche Philologie ein erstes Mal eigenständig in Form von Extraordinarien an der Universität Heidelberg vertreten: Wilhelm Ihne für Englische, Otto Behaghel für Deutsche und Fritz Neumann für Romanische Philologie. Nachdem Bartschs Lehrstuhl 1888 mit dem Germanisten Theodor Wilhelm Braune wiederbesetzt und Emile Freymond, Neumanns Nachfolger auf dem romanistischen Extraordinariat, 1890 an die Universität Bern berufen worden war, wandelt das Karlsruher Justizministerium auf Antrag der Philosophischen Fakultät das vakante Extraordinariat 1890 in ein Ordinariat für Romanische Philologie um, auf das es Fritz Neumann aus Freiburg 30 Bartsch 1883, 239f.: „Bei der Behandlung der französischen und englischen Sprache liegt die Rücksichtnahme auf den künftigen Lehrerberuf nahe. Denn die mündliche und schriftliche Beherrschung beider Sprachen, die vom Lehrer erwartet wird, soll durch das Seminar begründet werden. Man sage nicht, dass das von Lektoren geleistet werden kann. Ja, wenn die Lektoren philologisch und linguistisch geschult sind, wenn sie mit der Lautphysiologie sich hinreichend beschäftigt haben, um Fehler der Aussprache in ihren Gründen verstehen, erklären und beseitigen zu können - solche Lektoren lass’ ich mir gefallen. Aber sie werden selten genug sein.“ 2.1 Universität Heidelberg, 1803-1930 61 i. Br. nach Heidelberg zurückberuft. Sieht man demnach von Bartsch, der die Germanische und Altromanische Philologie gleichermaßen vertreten hatte, und den frühen Lehrstühlen für Französisch bzw. neuere Sprachen (Sar, Ruth, Laur) ab, so wird an der Universität Heidelberg erst 1890 ein eigenständiges Ordinariat für Romanische Philologie begründet. Neumann führt inhaltlich und methodisch das philologisch-textkritische und historisch-vergleichende Forschungsprogramm seines Lehrers Bartsch fort, so dass sich seine eigenen Arbeiten und sein Lehrprofil fast ausschließlich über ältere Sprachstufen und historische Grammatik erstrecken. Da es aber in Hinblick auf die zeitgemäße Lehrerausbildung immer dringlicher wird, auch das Gegenwartsfranzösisch wissenschaftlich zu vertreten, wird 1900 ein Extraordinariat für Neufranzösisch geschaffen, auf das der Lektor und Privatdozent Friedrich Schneegans berufen wird. Bereits zwischen 1892 und seiner Berufung auf das Extraordinariat hatte Schneegans die offizielle Bezeichnung „Lehrer am Germanisch-romanischen Seminar“ getragen. Dass der sprachpraktische Unterricht durch einen Professor vertreten ist, knüpft in gewisser Weise an die ältere Heidelberger Tradition der Lehrstühle für Französisch und neuere Sprachen an und artikuliert die Vorbehalte der Neuphilologen gegen nicht wissenschaftlich geschulte Sprachlehrer. 1920 und 1923 werden Sofie Söllner respektive L. Gerstner als Lehrer der französischen Sprache am germanisch-romanischen bzw. Romanischen Seminar angestellt. Die Zahl romanistischer Lehrveranstaltungen pro Semester bleibt bis zur Berufung Bartschs 1871 mit drei bis fünf (inklusive Lektorenunterricht) weitgehend konstant, steigt erst in den 1870er Jahren auf durchschnittlich sechs bis acht (exklusive privatem Lektorenunterricht für Hörer aller Fakultäten) und steigt auch im frühen 20. Jahrhundert selten über neun bis zehn hinaus. 2. Einzeldarstellungen 62 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 2.2.1 Klassifikation und Lehrangebot Klassifikation 64; 1805-1852: Ästhetik, Rhetorik und neuere Literaturgeschichte 66; 1858-1894: Deutsche und neuere Literatur 67; 1897-1933: Germanistische, Romanische und Englische Philologie 69 2.2.2 Lehrstuhlentwicklung 2.2.2.1 Ordinarii für Philosophie, Ästhetik, Rhetorik und neuere Literaturgeschichte (1805-1852): Johann Friedrich Pries (Ordinarius für Philosophie 1805-1832) 70; Victor Aimé Huber (Ordinarius für Ästhetik, Kunstgeschichte und Rhetorik 1833-1836) 71; Christian Wilbrandt (Ordinarius für Ästhetik und neuere Literatur 1837-1852) 73; 2.2.2.2 Das Ordinariat für deutsche und neuere Literatur (1858-1894): Karl Bartsch (Ordinarius für deutsche und neuere Literatur 1858-1871) 74; Reinhold Bechstein (Ordinarius für deutsche und neuere Literatur 1871-1894) 75; 2.2.2.3 Das Extraordinariat und Ordinariat für Romanische Philologie (1897-1933): Rudolf Zenker (1897 Extraordinarius, 1905 Ordinarius für Romanische Philologie bis 1933) 77 2.2.3 Seminar und Seminarbibliothek Das philosophisch-ästhetische Seminar (1839) 80; Das deutsch-philologische Seminar (1858) 82; Das romanisch-englische Seminar (1898) und das Romanische Seminar (1916/ 17) 83; Seminarbibliothek 86 2.2.4 Die romanischen Lektorate 88 2.2.5 Synopse 91 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 63 2.2 Von einer ästhetisch-rhetorischen Gelehrtenkultur zu den neuphilologischen Fachwissenschaften: Universität Rostock, 1805-1933 Mecklenburg bot für Huber gar mancherlei, was ihm anziehend und sympathisch war. Es ist - und war es damals noch mehr - ein Land durchaus eigener Art, gleichsam ein Charakterkopf unter den deutschen Kleinstaaten mit scharf geschnittenen Zügen, ein vereinzeltes Stück aus einer andern Zeit und von einer andern Art, wie die übrigen Länder. [...] Auf der andern Seite lastete aber damals der Mangel an allem geistigen Leben gar schwer auf Mecklenburg. So stolz es darauf sein konnte, die Rechtskontinuität in seinen öffentlichen Einrichtungen bewahrt zu haben, so sehr litt es darunter, daß es nur ein kleines Land war [...]. (Elvers 1874, 21-23) Die 1419 gegründete Universität Rostock gehört im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zu den kleinsten und rückständigsten Universitäten Deutschlands (Baumgarten 1997, 205f.). Als Landesuniversität des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin untersteht sie administrativ dem Schweriner Justizministerium, Abteilung für Unterrichtsangelegenheiten (später Großherzogliches Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten bzw. Ministerium für Unterricht), und die Professoren werden bis 1918 vom jeweils regierenden Großherzog direkt bestallt (zur Rostocker Universitätsgeschichte im 19. und frühen 20. Jahrhundert siehe u.a. Geschichte der Universität Rostock, Bd. 1 (1969), 85-153). Aufgrund der geringen Gesamtbevölkerung des Großherzogtums (1816: 308.166, 1910: 639.958 Einwohner) und der fehlenden Strahlkraft des Rostocker Lehrkörpers besuchen nur wenige Studenten die Universität Rostock: 1800 ca. 60, 1840 ca. 100, 1865 ca. 150, 1885 ca. 260, 1895 ca. 420, 1905 ca. 560 Studierende (Zahlen nach Geschichte der Universität Rostock, Bd. 1 (1969), 85-94). Proportional zu dieser niedrigen Gesamtfrequenz ist die Rostocker Philosophische Fakultät neben Erlangen die am wenigsten besuchte Deutschlands (Baumgarten 1997, 206). Was die Vertretung romanischer Studien an der Universität Rostock vor unserem Untersuchungszeitraum betrifft, sei auf die „Nachricht von einem besondren Professore Lingvæ Gallicæ extraordinario, zu Rostock“ aus dem Jahr 1743 verwiesen (Weitere Nachrichten, von gelehrten Rostockschen Sachen. 1743, 335-341), in der es heißt, es habe bereits 1659 Pläne gegeben, eine gesonderte Lehrkanzel für die Lingua Gallica an der Universität Rostock einzurichten. Obwohl die Bestallungsurkunde für Franciscus Marseville von Herzog Christian ausgestellt wurde, verliert sich alles Weitere dieses Unternehmens im Dunkel der Geschichte. Eine Überprüfung dieser Angabe scheitert auch daran, dass gerade die Vorlesungsverzeichnisse für die 2. Einzeldarstellungen 64 Semester nach 1659 fehlen, so dass wir diese Nachricht als anekdotisches Kuriosum zur Kenntnis zu nehmen haben. Verbürgt hingegen ist, dass in den Rostocker Vorlesungsverzeichnissen ab 1742 Kurse „in linguis exoticis, praesertim Anglica, Italica, et Gallica“ verzeichnet sind, ohne jedoch die Namen der Sprachlehrer zu nennen. 31 2.2.1 Klassifikation und Lehrangebot Klassifikation Bis 1842 werden im Rostocker Vorlesungsverzeichnis (Index Lectionum) die Lehrveranstaltungen nach dem Status der Dozenten als ordentliche oder außerordentliche Professoren bzw. Privatdozenten hierarchisiert und in einem zweiten Schritt nach den Fakultäten spezifiziert. Die neusprachlichen Lehrveranstaltungen der Professoren sind unter der Rubrik „Lectiones professorum publicorum ordinarium in facultate philosophica“ verzeichnet und der englische und französische Lektorenunterricht ist vor dem Reit-, Zeichen- und Musikunterricht am Ende des Vorlesungsverzeichnisses aufgeführt: LECTIONES PROFESSORUM PUBLICORUM ORDINARIORUM. IN FACULTATE THEOLOGICA. […] IN FACULTATE JURIDICA. […] IN FACULTATE MEDICA. […] IN FACULTATE PHILOSOPHICA. […] LECTIONES PROFESSORUM PUBLIC. EXTRAORDINARIORUM. IN FACULTATE THEOLOGICA. […] IN FACULTATE JURIDICA. […] IN FACULTATE MEDICA. […] IN FACULTATE PHILOSOPHICA. […] LECTIONES DOCTORUM PRIVATORUM. IURIDICAE. […] MEDICAE. […] PHILOSOPHICAE. […] Bibliotheca et Museum […] Gallicam, Anglicam, aliasque linguas exoticas discendi occasio non deficit. […] artem equitandi, pingendi et musicam […] horti Academiae herbarii. (Sommersemester 1833; Hervorhebung durch den Verfasser) Zwischen 1842 und 1882 sind die Lehrveranstaltungen nach ihrer Zugehörigkeit zu den Fakultäten und intern nach dem Status der Dozenten geordnet: 31 Als wissenschaftsgeschichtliche Untersuchungen zur Rostocker Romanistik bzw. Neuphilologie liegen chronologisch geordnet vor: Bartsch 1883, 237; Bechstein 1883; Geschichte der Universität Rostock 1419-1969, Bd. 1 (1969), 139; Haenicke 1979, 219-224; 125 Jahre Germanistik an der Universität Rostock 1858-1983 (1983); Storost 2001, 1256. 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 65 INDEX LECTIONUM. IN ORDINE THEOLOGICO. […] IN ORDINE IURIDICO. […] IN ORDINE MEDICO. […] IN ORDINE PHILOSOPHICO. […] Bibliotheca […] Gallicam, Anglicam, aliasque linguas exoticas discendi occasio non deficit. (Wintersemester 1842/ 43; Hervorhebung durch den Verfasser) Ab dem Wintersemester 1882/ 83 sind die Lehrveranstaltungen nach einem dreifachen Ordnungsprinzip verzeichnet: (1.) nach dem Status der Dozenten, (2.) nach den Lehrgegenständen innerhalb der einzelnen Fakultäten und (3.) nach den Vorlesungszeiten. Innerhalb der Lehrgegenstände der Philosophischen Fakultät erhalten die neusprachlichen Lehrveranstaltungen eine eigenständige Rubrik „Neuere Philologie“. Bereits ab dem Sommersemester 1884 fällt die Unterteilung in Klassische, Neuere und Orientalische Philologie wieder weg und alle Sprach- und Literaturstudien werden zu „Philologie“ zusammengefasst. Erst ab dem Sommersemester 1907 wird die Rubrik „Philologie“ - jetzt in „Vergleichende Sprachwissenschaft“, „Orientalische Philologie“, „Klassische Philologie und Altertumskunde“ und „Neuere Philologie“ - wieder aufgegliedert: I. Uebersicht der Vorlesungen nach der Ordnung der Lehrer in den Fakultäten. [...] II. Uebersicht der Vorlesungen nach den Lehrgegenständen. Theologische Wissenschaften. [...] Rechtswissenschaften. [...] Medizinische Wissenschaften. [...] Zur philosophischen Fakultät gehörige Lehrgegenstände. Philosophie. [...] Philologie. a. Classische. [...] b. Neuere. [...] c. Orientalische. [...] Geschichte. [...] Mathematik und Naturwissenschaften. [...] Staatswissenschaften. [...] Künste [...] III. Uebersicht der Vorlesungen nach Tagesstunden. [...] (Wintersemester 1882/ 83; Hervorhebung durch den Verfasser) Ab dem Wintersemester 1926/ 27 erscheint die Germanistik als eigene Rubrik und die Romanische und Englische Philologie werden nur noch kurz als „Neuere Philologie“ geführt, da sie bereits zum Sommersemester 1928 jeweils eigenständige Rubriken erhalten. 2. Einzeldarstellungen 66 PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT. [...] Orientalische Philologie. [...] Klassische Philologie. [...] Germanistik. [...] Neuere Philologie. [...] (Wintersemester 1926/ 27; Hervorhebung durch den Verfasser) PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT. [...] Orientalische Philologie. [...] Vergleichende Sprachwissenschaft. [...] Klassische Philologie. [...] Germanistik. [...] Romanische Philologie. [...] Englische Philologie. [...] (Sommersemester 1928) 1805-1852: Ästhetik, Rhetorik und neuere Literaturgeschichte Zwischen 1806 und 1832 sind neben den philosophiegeschichtlichen Vorlesungen die deutschen Stilübungen und die Interpretationen englischer Autoren des Ordinarius’ für Philosophie Johann Friedrich Pries (siehe Kapitel 2.2.2.1) im Vorlesungskatalog verzeichnet: JOH. FRID. PRIES [...] Stili germanici praecepta docebit, et bene scribendi exercitationes instituet. (Wintersemester 1806) JOH. FRID. PRIES [...] Privatissime linguae anglo britannicae cultoribus selecta recentiorum Angliae poetarum opera illustrabit, quorum collectionem Commilitonum primo usui satis acommodatam c. Wiedemannus curavit et inscripsit: Modern english poems. […] (Wintersemester 1820) Victor Aimé Huber (siehe Kapitel 2.2.2.1) liest zwischen 1833 und 1836 über deutsche, französische, englische, spanische, portugiesische und italienische Literatur und Literaturgeschichte sowie über europäische Geschichte; privatissime erteilt er Englisch-, Französisch-, Spanisch-, Portugiesisch- und Italienischunterricht: D. VICTOR AIM. HUBER has proponit lectiones. Privatim 1) Literarum Historiam universalem ita docebit, ut in po sis historia paullo diutius versetur; 2) Historiam horum trium saeculorum […] Publice disseret de historia belli Hispanorum pro recuperanda libertate gesto. Privatissime exponet de scriptoribus Anglorum, Gallorum, Hispanorum, Lusitanorum atque Italorum. […] (Sommersemester 1833) Zwischen 1837 und 1852 liest Christian Wilbrandt als ordentlicher Professor für Ästhetik und neuere Literatur (siehe Kapitel 2.2.2.1) über Philosophiegeschichte, Ästhetik, griechische, deutsche und englische Literatur. Die Übungen des 1839 unter seiner Leitung gegründeten philosophisch-ästhetischen Seminars (siehe Kapitel 2.2.3) erscheinen ab dem Wintersemester 1839 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 67 im Vorlesungsverzeichnis („Exercitationes Seminarii philosophico-aesthetici“): D. CHRISTIANUS WILBRANDT privatim I. senis diebus h. X historiam philosophiae; II. quaternis diebus h. XI. historiam literarum Germanicarum enarrabit; III. privatissime, sed gratis, binis diebus h. XI. Parcival, carmen epicum Wolframi ab Eschenbach, (editum a Lachmann) cum auditoribus leget et ipsos interpretari jubebit. (Wintersemester 1837/ 38) In den 1840er Jahren liest der Historiker Karl Hegel, zunächst Extraordinarius, seit 1847/ 48 Ordinarius, über mittelalterliche und neuere Geschichte (besonders französische Geschichte zwischen 1789 und 1815), politische Theorie und Dante: D. CAROLUS HEGEL, P.P.E., [...] 3) privatissime sed gratis Dantis comoediam divinam interpretabitur bis p. h. h. IV - V. (Wintersemester 1842/ 43) D. CAROLUS HEGEL, P.P.E., 1) publice artem politicam ex libris Platonis, Aristotelis, Machiavelli, Montesquievii et Rousseauvii exponet bis per hebd. […] (Sommersemester 1846) Nachdem bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die Sprachlehrer und Lektoren der französischen Sprache anonym geblieben waren, übernimmt 1847 namentlich Jules Vivant Robert das französische Lektorat (siehe Kapitel 2.2.4). Da sich Robert im selben Jahr zum Privatdozenten für französische Sprache und Literatur habilitiert, liest er ab dem Sommersemester 1848 bis 1905 neben seinem Sprachunterricht („cours pratique de français“ für Hörer aller Fakultäten sowie „exercitationes in eorum usum moderabitur, qui linguae Gallicae magistri aliquando futuri sint“ und „cours de français de 4 semaines pendant les vacances pour professeurs d’écoles“ für künftige und gegenwärtige Französischlehrer) auch über mittelalterliche und neuere französische Literatur, französische Sprachgeschichte und französische Grammatik: D . J u l i u s R o b e r t 1) binis per hebd. h. diebus continuabit lectiones de scriptoribus Gallicis, qui saeculo decimo octavo floruerunt; 2) item binis diebus de lingua Gallica scholas practicas habebit. (Sommersemester 1848) 1858-1894: Deutsche und neuere Literatur 1857 wird Karl Bartsch als Professor für deutsche und neuere Literatur nach Rostock berufen (siehe Kapitel 2.2.2.2), wo er zwischen dem Sommersemester 1858 und dem Wintersemester 1870/ 71 über Themen der Deutschen, Romanischen, Englischen und Nordischen Philologie liest: Metrik, Mythologie, Wolfram von Eschenbachs Parzival, Nibelungenlied, Goethes Faust, Schiller, historische Grammatik des Deutschen, neudeutsche Grammatik, Dantes Göttliche Komödie, vergleichende Grammatik der romani- 2. Einzeldarstellungen 68 schen Sprachen, Altfranzösisch, provenzalische Grammatik und Literatur, Calderóns Dramen, die Edda, Gotisch (Ulfila) und Shakespeare: D . C a r o l u s B a r t s c h , P. P. O. Des., 1) publice carmina Waltheri, qui dicitur „von der Vogelweide“, secundum Lachmanni editionem singulis p. h. horis explicabit; privatim 2) linguae provincialis locos ex enchiridio C. Bartschi (Elberfeldae a. 1855) sumtos addito grammaticae provincialis brevi conspectu trinis horis exponet; 3) literarum germanicarum historiae priorem partem trinis horis persequetur; 4) anglicam grammaticam tractabit itemque Julium Caesarem Shakespeari trinis scholis interpretabitur. (Sommersemester 1858) Ab dem Wintersemester 1858/ 59 werden auch die Übungen des seit 1852 ruhenden philosophisch-ästhetischen Seminars, das unter Bartschs Regie ins deutsch-philologische Seminar umgewandelt wird (siehe Kapitel 2.2.3), wieder aufgenommen, wo fortan ausschließlich germanistische Themen - aber auch einmal provenzalische Literatur (Sommersemester 1865) - auf dem Lehrplan stehen: Seminarii philologici teutonici exercitationes moderari perget, in quo carmina lyrica germanica et provincialia medii aevi selecta ex libris suis „Deutsche Liederdichter” (1864) et „Provenzalisches Lesebuch” (1855) interpretabitur. (Sommersemester 1865) Zum Sommersemester 1871 übernimmt Reinhold Bechstein den Lehrstuhl für deutsche und neuere Literatur (siehe Kapitel 2.2.2.2), auf dem er in den kommenden 23 Jahren bis 1894 über folgende Themen lesen wird: Hartmann von Aue, Tristan und Isolde, Walther von der Vogelweide, Iwein, Parzival, Nibelungenlied, Ulrich von Liechtenstein, Rolandslied, Mittelhochdeutsch, Gotisch, Provenzalisch, Altfranzösisch, deutsche Handschriftenkunde, deutsche Sprachgeschichte, Dialekte und Grammatik, deutsche Metrik, neuere deutsche Literatur (Kleist, Goethe, Uhland), Grammatik der romanischen Sprachen, historische französische Grammatik, romanische Wortbildung und altsächsische Grammatik. Seine Seminarübungen sind ausschließlich Themen der Deutschen Philologie gewidmet: D . R e i n h o l d u s B e c h s t e i n , P. P. O. Des., 1) syntaxin linguae theodiscae docebit ter per hebd.; 2) carmina Waltheri qui dicitur „von der Vogelweide“ interpretabitur quater per hebd.; 3) cum sodalibus Seminarii germanico-philologici exercitationes instituet de lingua et scriptis Germanorum. (Sommersemester 1871) Etwa zeitgleich mit Bechstein nimmt der Realgymnasiallehrer Felix Lindner zum Sommersemester 1874 seine Lehrtätigkeit als Privatdozent für neuere Sprachen auf (siehe Kapitel 2.2.2.2). Zwischen 1874 und 1897 liest Lindner gleichermaßen zu Themen der Englischen und Romanischen Philologie und veranstaltet sprachpraktische Übungen in Englisch und Französisch: historische englische und französische Grammatik, Alt- und Mittelenglisch, Altfranzösisch, englische und französische Literatur des Mittelalters (Beowulf, Le roman de la rose, Aucassin et Nicolette, Li dis dou vrai 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 69 aniel, La chanson de Roland), neuere englische und französische Literatur (Shakespeare, Byron, Fielding, Scott, Dickens, Molière), Dante, französische Syntax, neuenglische und neufranzösische Grammatik, englische Lautlehre, englische und französische Sprechübungen sowie neuenglische Übungen. Ab 1897 liest Lindner in Arbeitsteilung mit Rudolf Zenker bis 1917 ausschließlich über anglistische Themen und leitet die englische Abteilung des 1898 gegründeten romanisch-englischen Seminars: D . F e l i x L i n d n e r , 1) privatim grammaticam Anglicam docebit ter p. h. diebus Lunae, Mercurii, Veneris h. V-VI; 2) publice Molieri comoediam cui inscriptum est „Le Misanthrope” bis per hebd. diebus Martis et Jovis h. V-VI interpretabitur. (Sommersemester 1874) Französischen Sprachunterricht erteilt weiterhin Jules Vivant Robert. 1897-1933: Germanistische, Romanische und Englische Philologie 1897 wird Rudolf Zenker auf das neu geschaffene Extraordinariat für Romanische Philologie berufen (siehe Kapitel 2.2.2.3). Zwischen 1897 und 1932 liest Zenker über mittelalterliche und neuere französische Literatur (Chrétien de Troyes, Chanson de Roland, Alfred de Vigny, französische Renaissanceliteratur, Molière, Boileau, Lafontaine, Hugo, französische Lyrik des 19. Jahrhunderts, neufranzösische Metrik), Alt- und Mittelfranzösisch, historische Grammatik der französischen Sprache, Einführung in das Studium der Französischen Philologie, französische und italienische Grammatik, Provenzalisch und Dante. Im romanisch-englischen Seminar (ab Wintersemester 1916/ 17 Romanisches Seminar) leitet Zenker die romanische Abteilung (u.a. italienische Sprachkurse und paläographische Übungen): Dr. Rudolf Zenker, ausserordentlicher Professor. 1. Geschichte der französischen Literatur im Mittelalter (von den Anfängen bis zum 16. Jahrhundert) [...] 2. Grammatik der provenzalischen Sprache nebst Erklärung ausgewählter Texte [...] 3. Einführung ins Italienische [...] 4. Romanisch-englisches Seminar: Rolandslied [...] (Sommersemester 1898) Französischen Sprachunterricht erteilt noch bis 1905 Jules Vivant Robert, der ab 1907 in schneller Folge durch verschiedene Lektoren und Sprachlehrer ersetzt wird. Eine größere zeitliche Kontinuität setzt erst wieder ab dem Zwischensemester 1919 mit den Kursen von Helene Spehr ein, die bis zum Sommersemester 1934 das Französischlektorat vertritt. 2. Einzeldarstellungen 70 2.2.2 Lehrstuhlentwicklung 2.2.2.1 Ordinarii für Philosophie, Ästhetik, Rhetorik und neuere Literaturgeschichte (1805-1852) Johann Friedrich Pries (Ordinarius für Philosophie 1805-1832) Johann Friedrich Pries (1776-1832) wird am 29. September 1776 in Ribnitz geboren. Nach dem Besuch der Großen Stadtschule in Rostock studiert er ab 1794 Theologie, Philosophie und Philologie in Rostock und Göttingen. Die Philosophische Fakultät der Universität Rostock erteilt ihm 1803 die licentia legendi und beruft ihn 1805 zum ordentlichen Professor für Philosophie. Am 20. Januar 1832 stirbt Pries in Rostock. Der Universitätsprofessor Pries, der selber dichtet und seit 1818 ordentliches Mitglied des Berliner Vereins für deutsche Sprache ist, erteilt neben seinen philosophischen Kursen auch praktische deutsche Stilübungen. Des Englischen mächtig, interpretiert er zudem klassische englische Autoren, so dass er 1826 für die seit dem Tod Newingtons vakante englische Lektorenstelle kandidiert. Der überlieferte Antrag der Philosophischen Fakultät beim Landesherrn zeigt deutlich, dass es den Fakultätsmitgliedern um die Schaffung eines über den rein praktischen Sprachunterricht hinausgehenden Lektorats geht, für das sie immerhin einen ihrer Ordinarien für würdig halten: Wir wünschen die Wiederbesetzung jener Stelle überhaupt, da wir in der Englischen Sprache ein fruchtbares Bildungsmittel, auch der academischen Jugend, nicht verkennen. Insbesondere aber scheint es uns für diese Jugend wünschenswerth und vortheilhaft, daß der Unterricht in der genannten Sprache nicht von einem gewöhnlichen Sprachlehrer, sondern von einem Lehrer gegeben werde, der auch zugleich fähig ist, mit den classischen Autoren der Englischen Nation bekannt zu machen, und ihre großen Dichter zu erklären. Da sich nun in dieser Eigenschaft unser College, der Professor Pries, nicht allein durch seine Bearbeitungen Miltons und durch seine Schrift über Shakespeares Hamlet amtlich ausgewiesen hat, sondern uns allen auch bey mehrern Gelegenheiten hinlänglich bekannt geworden ist, daß derselbe vollkommen fähig sey, die Englische Sprache sowohl schreiben als sprechen zu lehren, so glauben wir nicht ohne hinreichenden Grund, Ew. H. die allerunterthänigste Bitte vortragen zu dürfen: Allerhöchst dieselben wollen geruhen, die akademische Lectorenstelle der Englischen Sprache unserem Collegen, dem Professor Pries, allergnädigst zu verleihen. [...] Rostock, 19. Januar 1827. (UAR: PA Pries, Bl. 44) Vom Ausgang der Verhandlungen mit Landesherrn und Ministerium ist nichts überliefert, doch sind von 1827 bis 1832, dem Todesjahr Pries’, regelmäßig Lehrveranstaltungen zu Shakespeare, Byron und anderen englischen Autoren im Vorlesungsverzeichnis aufgeführt. Durch diesen englischen Literaturunterricht und seine deutschen Stilübungen werden an der Universität Rostock erstmals neusprachliche Themen von einem Professor der Philosophischen Fakultät im Geiste eines ästhetisch-rhetorischen For- 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 71 schungsprogramms wissenschaftlich vertreten. Der ästhetisch-rhetorische Einschlag des Lehrstuhls ist sogar so stark, dass Pries’ Nachfolger Victor Aimé Huber nicht mehr für Philosophie, sondern für die Fächer Ästhetik, Kunstgeschichte und Rhetorik berufen wird. Victor Aimé Huber (Ordinarius für Ästhetik, Kunstgeschichte und Rhetorik 1833-1836) Victor Aimé Huber (1800-1869) wird am 10. März 1800 als Sohn von Therese Huber, der Tochter des Göttinger Altphilologen Christian Gottlob Heyne, in Stuttgart geboren. In seiner Kindheit und Jugend lernt er Französisch, Englisch, Spanisch und Italienisch. Nach seinem Medizinstudium in Göttingen promoviert Huber 1820 in Würzburg und es folgen ausgedehnte Reisen nach Frankreich, Spanien, Portugal, Italien und Großbritannien. 1828 geht er nach Bremen, wo er zunächst an der Handelsschule und später am Gymnasium die Fächer Geschichte und neuere Sprachen unterrichtet. 1832 wird Huber zum ordentlichen Professor für Ästhetik, Kunstgeschichte und Rhetorik an die Universität Rostock, 1836 als ordentlicher Professor für abendländische Literatur nach Marburg und 1843 zum ordentlichen Professor der neueren Philologie, Literatur und Literaturgeschichte an die Berliner Universität berufen (siehe Kapitel 2.4.2.1). Von Ausbildung Mediziner und von Beruf Literaturhistoriker 32 , betätigt sich Huber auch in beträchtlichem Umfang als konservativer Sozialpolitiker, so beteiligt er sich 1851 an der Gründung der Konservativen Partei Preußens und setzt sich für die Integration der Arbeiterklasse in die bürgerliche Gesellschaft nach englischem Vorbild ein. 1851 reicht Huber beim Preußischen Kultusministerium sein Entlassungsgesuch ein und verlässt Berlin in Richtung Wernigerode, wo er sich bis zu seinem Tod am 19. Juli 1869 ausschließlich sozialpolitischen Ideen und Theorien widmet. 33 1832 nimmt Huber einen Ruf der Universität Rostock an, wo er am 3. Mai 1833 zum „ordentlichen Professor der Aesthetik, Kunstgeschichte und Rhetorik an dortiger Academie mit Sitz und Stimme in der philosophischen Facultät“ bestallt wird (UAR: PA Huber, Bl. 1). Als Huber nach einer beschwerlichen Reise „auf den unergründlichen, gänzlich unchaussirten Wegen“ Mecklenburgs (Elvers 1874, 21), Sinnbild für die Entlegenheit seiner neuen Wirkungsstätte, in Rostock eintrifft, ist er zum einen von der 32 Im Zusammenhang mit einer misslungenen Bewerbung um eine Professur in Göttingen, für die der Historiker und Germanist Georg Gottfried Gervinus (1805-1871) 1836 den Zuschlag erhält, bezeichnet sich Huber selber als Experten für romanische Sprachen und Literaturen: „Abgesehen von den romanischen Sprachen und Litteraturen, - meinem speciellen Feld, - ist er [Gervinus. A.d.V.] mir gewiß ebenbürtig, wenn nicht mehr.” (Huber zitiert nach Elvers 1874, 40). 33 Biografische Angaben aus: Elvers 1872-1874; ADB, Bd. 13 (1881), 249-258; Risop 1910, 65-80; Lenz, Bd. 2,2 (1918), 56-61; NDB, Bd. 9 (1972), 688f.; Haenicke 1981, 85; Heilfurth 1986; DBE, Bd. 5 (1997), 199; UAR: PA Huber. 2. Einzeldarstellungen 72 nahezu durch den Zeitgeist unbeschadeten Staats- und Universitätsverfassung des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin fasziniert, zum anderen vom kläglichen Zustand der Philosophischen Fakultät und vom gänzlich daniederliegenden Geistesleben Rostocks abgestoßen. 34 Da die knapp 60 Studenten aller Fakultäten nur eine geringe geistige Schwerkraft entwickeln können, ist das fehlende Interesse für Literatur, Geschichte und Sprachen allerdings wenig verwunderlich und so werden Hubers Vorlesungen und Sprachkurse nur von wenigen Studierenden besucht 35 und müssen manches Mal ganz ausfallen: (19.7.1835) Wenn ich Ihnen seither von meinen Vorlesungen nichts geschrieben habe, so hat das seinen sehr guten Grund darin, daß ich keine zu Stande gebracht habe. Vier Stunden Englisch mit 3 bis 4 Scholaren, eigentlich privatissime, nur daß nichts dafür bezahlt wird, sind kaum zu rechnen. [...] Ich hatte Geschichte von Europa vom Ende des fünfzehnten Jahrhunderts bis zum Westphälischen Frieden und Geschichte der Poesie der romanischen Völker angekündigt, - dazu hat sich aber auch nicht ein Liebhaber gefunden, wie denn überhaupt weder in diesem, noch im vorigen Semester irgend ein historisches oder litterarhistorisches Collegium [...] zu Stande gekommen ist. [...] Keinen Zuhörer haben ist die Regel, und es gilt, als sei es so in der Ordnung. (Huber an seinen Schwiegervater, zitiert nach Elvers 1874, 36f.) Nachdem Pries deutsche Sprache und englische Literatur an der Universität Rostock ein erstes Mal wissenschaftlich vertreten hat, steht Hubers Professur neben seinen historischen und anglistischen Themen erstmals für die Vertretung der deutschen, französischen, spanischen, portugiesischen und italienischen Literatur und Literaturgeschichte sowie für ein breitgefächertes romanisches Sprachangebot (Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Italienisch). Leider ist seinem ambitionierten Wirken in Rostock nur eine kurze Frist gesetzt, da er, durch Konflikte mit der Regierung und durch eine wenig befriedigende Lehrtätigkeit zermürbt, bereits 1836 ein früheres Angebot Kassels, in den hessischen Universitätsdienst zu treten, aufgreift. So verlässt Huber bereits im Herbst 1836 Rostock in Richtung 34 Huber an den Schwiegervater (13.12.1833), zitiert nach Elvers 1874, 35f.: „Unser Universitätsleben geht seinen schläfrigen Gang. Mein Publikum über altteutsche Poesie hat indessen mehr Interesse gefunden, als ich erwartete, und ich habe ein volles Auditorium, was mir um des Gegenstandes willen besonders lieb ist. [...] Aber (abgesehen von den Anderen) die philosophische Facultät liegt wirklich gar zu sehr im Argen, und wenn es irgend mit dem Geist der Jugend besser werden sollte, so muß bei den Lehrern angefangen werden. [...] Am traurigsten steht es hier aber mit den historischen Studien und mit Allem, was in das Gebiet des Schönen, Kunst und Poesie, fällt. [...] Und das Schöne? In Europa giebt es wohl (Rußland rechne ich nicht zu Europa) keinen Winkel, wo dieser Hebel des geistigen Lebens in der ganzen Bevölkerung so völlig fehlt, als hier.“ 35 Ein handschriftlicher Zettel Hubers vom 30. Mai 1833 in seiner Personalakte verzeichnet beispielsweise fünf „Zuhörer in der Litteraturgeschichte“ (UAR: PA Huber, ohne Blattzählung). 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 73 Marburg, wo er im Mai 1836 zum ordentlichen Professor für abendländische Literatur an die hessische Landesuniversität berufen worden war. Christian Wilbrandt (Ordinarius für Ästhetik und neuere Literatur 1837- 1852) Christian (Ludwig Theodor) Wilbrandt (1801-1867) wird am 15. März 1801 in Neukirchen geboren. Nach dem Studium der Philosophie und Klassischen Philologie an der Universität Berlin arbeitet Wilbrandt als Gymnasiallehrer in Heiligenstadt, ab 1825 an der Landesschule Pforta und ab 1828 an der Großen Stadtschule in Rostock. 1837 wird Wilbrandt zum ordentlichen Professor für Ästhetik und neuere Literatur an die Universität Rostock berufen. Im Revolutionsjahr 1848 beteiligt er sich an der Mecklenburgischen constituierenden Versammlung und ist Mitglied der Abgeordnetenkammer. Nach der Aufhebung der mecklenburgischen Verfassung wird Wilbrandt am 7. Juli 1852 aus dem Universitätsdienst entlassen und befindet sich ab 1853, in den Rostocker Hochverratsprozess verstrickt, in zweijähriger Untersuchungshaft. Wilbrandt stirbt am 25. Juni 1867 in Doberan. 36 Nur wenige Monate nach dem Fortgang Hubers wird im Frühjahr 1837 der Gymnasiallehrer Wilbrandt auf den vakanten Rostocker Lehrstuhl berufen (jährliche Anfangsbesoldung: 700 Taler): Paul Friedrich, von Gottes Gnaden Großherzog von Mecklenburg. [...] Da wir, zur Wiederbesetzung des durch den Abgang des Professors Huber erledigten Lehrstuhls an Unserer dortigen Universität den bisherigen Lehrer an der Stadtschule daselbst Christian Wilbrandt zum ordentlichen Professor der Aesthetik und neuern Literatur mit Sitz und Stimme in der philosophischen Facultät, unter der Verpflichtung, dies Lehramt sofort anzutreten, berufen und bestallt haben [...] 23. März 1837 (UAR: PA Wilbrandt, Bl. 5 recto et verso folio) Nachdem Wilbrandt durch seine politischen Aktivitäten für den Staatsdienst untragbar geworden war, wird er am 7. Juli 1852 aus dem Universitätsdienst relegiert (UAR: PA Wilbrandt, Bl. 12f.). Bereits auf der Fakultätsversammlung vom 29. Oktober 1852 regt der Historiker Karl Hegel an, neben der anstehenden Wiederbesetzung des philologischen Lehrstuhls auch die des Lehrstuhls für neuere Literatur beim Schweriner Ministerium zu beantragen (UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 156, ohne Blattzählung), woran sich die Philosophische Fakultät mit folgender Stellungnahme vom 6. November 1852 anschließt: Als diejenigen Disciplinen, welche hierbei, im Hinblick auf das Bedürfniß der gesammten Universität, am meisten zu berücksichtigen sein würden, glaubt die Facultät die Philologie, die altdeutsche Sprache und Litteratur, sowie die neuer Litteraturgeschichte im Allgemeinen bezeichnen zu müssen. (UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 156, ohne Blattzählung; Hervorhebung wie im Original) 36 Biografische Angaben aus: DBE, Bd. 10 (1999), 495; UAR: PA Wilbrandt. 2. Einzeldarstellungen 74 Aus den Anträgen der Philosophischen Fakultät wird deutlich, dass bei der Wiederbesetzung des neusprachlichen Lehrstuhls großer Wert darauf gelegt wird, dass sich sein zukünftiger Inhaber sowohl in Deutscher Philologie als auch in allgemeiner europäischer Literaturgeschichte auskennt, wenngleich die Fakultätsmitglieder in ihrem Vorschlag vom 13. Mai 1853 37 den Lehrstuhlschwerpunkt eindeutig zu Gunsten der deutschen Sprache und Literatur verschieben: Wenn nun diese Professur die neuere Literatur, für die sie hauptsächlich bestimmt ist, nach verschiedenen Richtungen hin vertreten kann und darum auch bisher eine sehr verschiedenartige Besetzung erfahren hat, so ist doch die unterzeichnete philosophische Facultät bei der Auswahl der dem verehrlichen Concil zu präsentirenden 6 Namen von der Ansicht ausgegangen, daß es uns vor Allem auf die Vertretung der Deutschen Sprache und Literatur in ihrem ganzen Umfange ankommen müßte, wobei jedoch nicht unberücksichtigt zu lassen, wie ganz besonders erwünscht für eine kleinere Universität, wie die hiesige, es sei, eine tüchtige Lehrkraft in einem Docenten zu gewinnen, der außer seiner Fachwissenschaft noch andere verwandte Disciplinen mit zu übernehmen im Stande wäre. (UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 156, ohne Blattzählung; Hervorhebung wie im Original) Aus finanziellen Gründen lehnt das Ministerium 1853 die Anstellung eines ordentlichen Professors ab und bewilligt einstweilen nur ein Extraordinariat, dessen Besetzung allerdings scheitert. Erst als 1855 der Universitätsprofessor Diemer verstirbt und dessen Gehalt ab Ostern 1856 disponibel wird, regt der Vizekanzler Carl Friedrich von Both einen erneuten Anlauf zur Wiederbesetzung des neusprachlichen Lehrstuhls an, der schließlich 1858 mit Karl Bartsch besetzt werden wird. 2.2.2.2 Das Ordinariat für deutsche und neuere Literatur (1858-1894) Karl Bartsch (Ordinarius für deutsche und neuere Literatur 1858-1871) Nach Wilbrandts Relegation blieb der Rostocker neusprachliche Lehrstuhl fünf Jahre unbesetzt. Erst Ende Dezember 1857 wird Karl Bartsch (1832- 1888) (zur Biografie Bartschs siehe Kapitel 2.1.2.2) zum ordentlichen Professor für deutsche und neuere Literatur von Nürnberg nach Rostock berufen und mit jährlich 800 Talern besoldet: Friedrich Franz von Gottes Gnaden Großherzog von Mecklenburg. Wir haben den bisherigen Conservator der Bibliothek des germanischen Museums in Nürnberg, Doctor Karl Bartsch daselbst zum ordentlichen Professor der deutschen und neueren Literatur mit Sitz und Stimme in der philosophischen Fa- 37 Platz 1: Karl Müllenhoff (Kiel), 2: Karl Weinhold (Graz), 3: Rochus Freiherr von Liliencron (Jena), 4: Wilhelm Müller (Göttingen), 5: Friedrich Ludwig Karl Weigand (Gießen), 6: Heinrich Rückert (Breslau); Friedrich Zarncke (Leipzig) wird auch in Betracht gezogen. 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 75 cultät dieser Hochschule ernannt [...]. 29. December 1857. (UAR: PA Bartsch, Bl. 2) Wie von den Mitgliedern der Philosophischen Fakultät 1853 angedacht, liest Bartsch ab dem Sommersemester 1858 bis zum Wintersemester 1870/ 71 neben alt- und neudeutscher Sprache und Literatur auch über Themen der Romanischen und Englischen Philologie. Seinem Schwerpunkt Deutsche Philologie entsprechend, wandelt Bartsch 1858 das seit 1852 ruhende philosophisch-ästhetische Seminar seines Vorgängers Wilbrandt in ein deutsch-philologisches Seminar um. Dort werden nun fortan überwiegend germanistische Themen behandelt, wodurch sich das Seminar trotz seiner prinzipiellen Offenheit für Hörer aller Fakultäten zusehends von einer allgemeinbildenden Einrichtung zu einem germanistischen Fachseminar entwickeln wird (siehe Kapitel 2.2.3). Trotz beträchtlicher Eingriffe Bartschs in die wissenschaftliche Infrastruktur (Seminar und Bibliothek) müssen die Bedingungen für seine germanistischen bzw. neuphilologischen Forschungen an der Rostocker Universität eher bescheiden gewesen sein, so dass Bartsch 1871 die Möglichkeit, an die Universität Heidelberg zu wechseln, im Interesse seiner eigenen Fortentwicklung ergreift: Ew. Magnificenz und dem hochverehrlichen Concilium erlaube ich mir die ergebenste Mittheilung zu machen, daß ich einen Ruf als Professor der germanischen und romanischen Philologie an die Universität Heidelberg erhalten habe. Wenn ich mich entschloßen, demselben Folge zu leisten, so bestimmte mich der erklärliche Wunsch nach einer ausschreitenderen akademischen Thätigkeit, als sie mir die hiesigen Verhältnisse der Natur der Sache nach bieten konnten. [...] (UAR: PA Bartsch, Bl. 13) Reinhold Bechstein (Ordinarius für deutsche und neuere Literatur 1871- 1894) (Ludwig Bernhard Matthäus) Reinhold Bechstein (1833-1894) wird am 12. Oktober 1833 in Meiningen geboren. Bechstein studiert 1854 in Leipzig bei Friedrich Zarncke, 1855/ 56 in München, 1856/ 57 in Jena u.a. bei August Schleicher und 1857 in Berlin u.a. bei Franz Bopp, Moriz Haupt und Karl Lachmann Sprachwissenschaft, Philologie und Geschichte. Nachdem er zum Jahresende 1858 in Jena promoviert hat („Die Aussprache des Mittelhochdeutschen“), arbeitet er bis 1859 als Hilfsarbeiter im Archiv des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. 1861 geht Bechstein nach Leipzig, um sich unter dem Germanisten Zarncke auf seine akademische Laufbahn vorzubereiten. 1866 habilitiert sich Bechstein im Fach Deutsche Philologie („Zum Spiel von den zehn Jungfrauen“) an der Universität Jena, wo er 1869 zum außerordentlichen Professor für Deutsche Philologie berufen wird. Bereits zwei Jahre späte erhält Bechstein einen ordentlichen Ruf 2. Einzeldarstellungen 76 für deutsche und neuere Literatur nebst Leitung des deutsch-philologischen Seminars in der Nachfolge Karl Bartschs nach Rostock. Am 5. Oktober 1894 stirbt Bechstein in Rostock. 38 Anfang 1871 wird Bechstein vom Schweriner Ministerium zum Ordinarius für deutsche und neuere Literatur nach Rostock berufen (jährliche Anfangsbesoldung: 1200 Taler): Friedrich Franz von Gottes Gnaden Großherzog von Mecklenburg. Da Wir der gnädigsten Entschließung geworden sind, dem außerordentlichen Professor an der Universität Jena, Dr. Reinhold Bechstein, die durch den Abgang des Professors Bartsch vacante ordentliche Professur der deutschen und der neueren Literatur an Unserer Landes-Universität zu verleihen mit der Verpflichtung, dieses Lehramt auf Ostern d. J. anzutreten [...]. (UAR: PA Bechstein, Bl. 48) In Hinblick auf sein Lehrprofil setzt Bechstein genau wie sein Vorgänger Bartsch seinen Lehrauftrag für deutsche und neuere Literatur im Sinne eines das deutsche, französische und angelsächsische Mittelalter sowie die neuere deutsche Sprache und Literatur umfassenden Programms um. Seine eigenen Forschungen erstrecken sich darüber hinaus über Sprache und Literatur des 16. Jahrhunderts, Richard Wagner, Tristan, Spiel von den zehn Jungfrauen, Wissenschaftsgeschichte sowie Phonologie. Im Dezember 1880 beantragt Bechstein bei der Philosophischen Fakultät, dass ein eigenständiges Extraordinariat für Romanische und Englische Philologie begründet werde (UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 174, ohne Blattzählung). Obwohl sich die Fakultät bereits im Januar 1881 zu einem solchen Antrag beim Ministerium entschließt, wird der von Bechstein geforderte eigenständige neusprachliche Lehrstuhl erst 1897 Wirklichkeit (siehe Kapitel 2.2.2.3). Als kleiner Etappensieg bis dorthin kann gelten, dass 1891 der Rostocker Realgymnasiallehrer (Ordinarius der Prima des Realgymnasiums, Große Stadtschule) und Privatdozent der neueren Sprachen (Max Arthur Wilhelm) Felix Lindner (1849-1917) ein Extraordinariat für neuere Sprachen - jedoch ohne Lehrauftrag und ohne Gehalt - verliehen bekommt. Lindner, der sowohl 1872 in Rostock promoviert als auch sich im Wintersemester 1873/ 74 habilitiert hatte, unterrichtete bereits seit 1874 als Privatdozent an der Universität Rostock. In seiner Funktion als Privatdozent und Extraordinarius für neuere Sprachen unterrichtet Lindner Englisch und Französisch bis 1897 gleichermaßen. Im Zuge der Schaffung je eines außerordentlichen Lehrstuhls für Romanische und Englische Philologie erhält Lindner 1897 einen mit 2400 Mark dotierten Lehrauftrag für alt- und neuenglische Sprache und Literatur (UAR: PA Lindner) und vertritt daraufhin bis 1917 ausschließlich die Englische Philologie in seinen Vorle- 38 Biografische Angaben aus: ADB, Bd. 47 (1903), 752f.; Internationales Germanistenlexikon 2003, 108-110; UAR: PA Bechstein. 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 77 sungen und in der englischen Abteilung des 1898 gegründeten romanischenglischen Seminars (siehe auch Haenicke 1981, 116f.). Mit Bechsteins Tod 1894 wird der Lehrstuhl für deutsche und neuere Literatur in ein Ordinariat für Germanistische Philologie umgewandelt, auf das 1895 der Münchner Germanist und Literaturhistoriker Wolfgang Golther (1863-1945) berufen wird (UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 157, ohne Blattzählung). 2.2.2.3 Das Extraordinariat und Ordinariat für Romanische Philologie (1897-1933) Rudolf Zenker (1897 Extraordinarius, 1905 Ordinarius für Romanische Philologie bis 1933) Rudolf Zenker (1862-1941) wird am 17. August 1862 in Dresden geboren. Nachdem die Familie nach Erlangen übergesiedelt ist, besucht Zenker zwischen 1872 und 1880 das Gymnasium und beginnt anschließend an der dortigen Universität das Studium der Klassischen Philologie und orientalischen Sprachen. Sein Studium der Klassischen Philologie setzt er in Leipzig und Berlin fort und studiert anschließend sechs Semester neuere Sprachen in Berlin und Straßburg. Am 13. August 1886 promoviert Zenker in Romanischer und Englischer Philologie sowie Germanistik an der Universität Erlangen und habilitiert sich am 31. Juli 1889 für Romanische Philologie in Würzburg, wo er bis 1897 als Privatdozent tätig ist. Zwischen 1892 und 1896 hält er sich mehrmals länger in Frankreich, Italien und der Schweiz auf. Im Juni 1897 wird Zenker von der Universität Rostock zum außerordentlichen Professor für Romanische Philologie ernannt und am 1. April 1905 zum Ordinarius befördert. 52-jährig wird er 1914 zum Kriegsdienst eingezogen, wird aber bereits 1915 aufgrund einer Unabkömmlichkeitsbescheinigung der Universität nach Rostock zurückgeschickt, da mit einer gravierenden Schädigung des Unterrichts in Romanischer Philologie zu rechnen gewesen wäre. Am 1. August 1933 wird Zenker emeritiert und verstirbt am 16. Februar 1941 in Rostock. (UAR: PA Zenker) Bis mit Zenker das erste Mal ein Neuphilologe exklusiv für Romanische Philologie an die Universität Rostock berufen wird, werden zwischen Antragstellung und Realisierung 16 Jahre vergehen, deren Verlauf nahezu lückenlos in den Akten des Schweriner Justizministeriums und der Rostocker Philosophischen Fakultät dokumentiert ist (LHAS: 5.12-7/ 1 Nr. 1263; UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 174). Wie oben bereits erwähnt, regt Reinhold Bechstein zum Jahresende 1880 bei der Philosophischen Fakultät an, neben seinem Ordinariat für deutsche und neuere Literatur ein Extraordinariat für Romanische und Englische Philologie zu schaffen. Zügig beantragen die Fakultätsmitglieder am 28. Januar 1881 beim Schweriner Justizministerium, Abteilung für Unterrichtsangelegenheiten, in abgewandelter 2. Einzeldarstellungen 78 Form sogar ein Ordinariat und ein Seminar für Romanische Philologie, was allerdings am 7. Februar 1881 abgelehnt wird. Dem Misslingen des ersten Antrages zum Trotz wiederholt die Fakultät ihr Anliegen am 30. März 1885, am 10. November 1885 und am 15. Juli 1887. Jedoch wird ein jedes Mal aufgrund fehlender Finanzen ablehnend beschieden. Nach fast zehnjähriger Unterbrechung unternehmen die Fakultätsmitglieder am 23. April 1896 einen erneuten Versuch, fügen aber ihrem Antrag auf Schaffung einer außerordentlichen Professur für Romanische Philologie und eines neusprachlichen (romanisch-englischen) Seminars das in den früheren Anträgen fehlende Argument der wissenschaftlichen Ausbildung von Französisch- und Englischlehrern, wie es an allen anderen deutschen Universitäten üblich sei, hinzu (LHAS: 5.12-7/ 1 Nr. 1263, Bl. 10). Ob es dieses Argument ist, welches das Finanzministerium am 13. Februar 1897 dazu bewegt, je 2400 Mark für ein Extraordinariat für Romanische und für Englische Philologie zu bewilligen, ist aus den Akten nicht ersichtlich, aber wahrscheinlich. In jedem Fall erkennt das Schweriner Ministerium an, dass sich die einzelnen neuphilologischen Disziplinen so weit auseinander entwickelt haben, dass sie eigener disziplinärer Vertretungen bedürfen: Diesseits [vom Schweriner Ministerium. A.d.V.] wird anerkannt, daß der Professor für germanische Philologie nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft nicht auch das Fach für neuere Sprachen genügend vertreten kann, und an und für sich eine Abhülfe in dieser Beziehung noththut. 14. Januar 1897. An das Vizekanzellariat. (UAR: PA Lindner, Bl. 46) Nachdem die beiden Extraordinariate finanziell ausgestattet und die grundlegenden Bedenken des Ministeriums hinsichtlich des Nutzens der Romanischen und Englischen Philologie ausgeräumt sind, können die beiden Extraordinariate zum Wintersemester 1897/ 98 berufen werden: Rector und Konzil der Landesuniversität werden hiedurch davon in Kenntnis gesetzt, daß das unterzeichnete Ministerium mit Landesherrlicher Vollmacht beschlossen hat, Michaelis d. J. an der Universität ein Extraordinariat für die Romanische Litteratur und ein Extraordinariat für die Englische Litteratur mit Lehrauftrag und Gehalt zu errichten. Schwerin, den 2. April 1897 (UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 174, ohne Blattzählung) Wie oben erwähnt, erhält der Rostocker Felix Lindner, der zwar seitens der Fakultät nicht als Experte für Englische Philologie eingeschätzt wird, aufgrund seiner langjährigen Verdienste um die Vertretung der neueren Sprachen an der Universität den Zuschlag für den vergüteten Lehrauftrag für englische Sprache und Literatur (siehe Kapitel 2.2.2.2). Wenn nun die Besetzung des englischen Extraordinariats eine Hausberufung war, so schlägt die Philosophische Fakultät im Mai 1897 in üblicher Verfahrensweise für das romanische Extraordinariat (Lehrauftrag für Romanische Philologie, insbesondere für alt- und neufranzösische Sprache und Literatur, Leitung des prospektierten neusprachlichen Seminars sowie Teilnahme an höheren 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 79 Schulamtsprüfungen) Heinrich Schneegans aus Straßburg, Oskar Schultz- Gora aus Berlin und Rudolf Zenker aus Würzburg als geeignete Kandidaten vor. Dem erstplatzierten Privatdozenten Schneegans wird zeitgleich zu den Rostocker Berufungsverhandlungen eine besser dotiertes Extraordinariat in Straßburg angeboten, woraufhin er in Rostock um ein Ordinariat bittet, was abgelehnt wird und die Verhandlungen schlagartig beendet (UAR: K 73/ 489). Da auch Schultz-Goras Wechsel von Berlin nach Rostock von den Fakultätsmitgliedern als „höchst zweifelhaft“ eingestuft wird, weil er als Extraordinarius weniger als in Berlin, wo er als Privatdozent die Kollegiengelder der zahlreichen Studierenden erhält, verdienen würde, erscheint die Berufung des drittplatzierten Zenkers wahrscheinlicher und wird von der Fakultät empfohlen. 39 Gemäß dieser Empfehlung wird Zenker am 14. Oktober 1897 in den Mecklenburg-Schwerinschen Staatsdienst aufgenommen: 40 Johann Albrecht von Gottes Gnaden Herzog zu Mecklenburg, Regent des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin. Da Wir der gnädigsten Entschließung geworden sind, dem Privatdocenten Dr. Rudolf Zenker in Würzburg eine Lehrstelle für romanische Philologie an der Landesuniversität zu Rostock zu verleihen mit der Verpflichtung, dieses Lehramt sofort anzutreten [...] 14. October 1897 (UAR: PA Zenker, Bl. 10) Nur fünf Jahre nach Zenkers Einritt in die Rostocker Universität beantragt die Philosophische Fakultät am 28. Februar 1903, Zenker zum ordentlichen Professor zu befördern, was aber aus Etatgründen abgelehnt wird. Erst 1905 bewilligt das Finanzministerium die 4200 Mark für ein Ordinariat, so dass Zenker am 14. April 1905 zum ordentlichen Professor befördert werden kann. 1932 erkrankt Zenker schwer, so dass er ab dem 19. November 1932 vom Hamburger Privatdozenten Fritz Schalk (1902-1980) vertreten werden muss. Auf Grundlage eines neuen Erlasses über das Diensthöchstalter von Hochschullehrern wird Zenker am 1. April 1933 mit einer jährlichen Pension von 11940 Reichsmark in den Ruhestand versetzt und Schalk am 1. Oktober 1933 zum außerordentlichen Professor an die Universität Rostock berufen. 39 LHAS: 5.12-7/ 1 Nr. 1263, Bl. 22: „Ganz bestimmt würde einem Rufe folge leisten der an 3. Stelle im Promemoria der philosophischen Facultät genannte Dr. Zenker, der wissenschaftlich mit Dr. Schultz-Gora auf gleichem Fuße steht und den Vorzug hat jünger an Jahren, aber älter in der academischen Karriere als jener zu sein.“ 40 Jährliche Besoldung Zenkers: 1897: 2400 M, 1900: 2700 M, 1903: 3000 M, 1905: 4200 M, 1907: 4600 M, 1909: 5000 M, 1913: 5400 M, 1917: 6200 M, 1920: 30000 M (UAR: PA Zenker, Bl. 103; LHAS: 5.12-7/ 1 Nr. 1263). 2. Einzeldarstellungen 80 2.2.3 Seminar und Seminarbibliothek Das philosophisch-ästhetische Seminar (1839) Das 1839 an der Universität Rostock gegründete philosophisch-ästhetische Seminar gilt gemeinhin als das erste neusprachliche Seminar an einer deutschen Universität (Storost 2001, 1256). Die Idee hierzu entsteht, als zu Jahresbeginn 1838 die Statuten des Rostocker Philologischen Seminars überarbeitet werden sollen und angeregt wird, ein historisches Institut nach dem Vorbild des Berliner Historikers Leopold Ranke und ein philosophisch-ästhetisches Institut zur „Erklärung ausgezeichneter Werke der neueren, insonderheit der deutschen Literatur“ (Both zitiert nach Bechstein 1883, 5) zu errichten. Der Vizekanzler der Universität Carl Friedrich von Both (1789-1875), ein passionierter Literaturkenner und -liebhaber 41 , greift diesen Gedanken enthusiastisch auf und sichert ihm seine Unterstützung zu, wobei er sich der innovativen Kraft dieser Initiative bewusst ist: [...] Dagegen habe ich die Idee der Errichtung eines philosophisch-aesthetischen Seminars, welches meines Wissens noch auf keiner Universität existirt, mit großer Lebhaftigkeit ergriffen, da ein solches Institut mir durchaus zeitgemäß erscheint und der Errichtung desselben bei der nicht zu bezweifelnden Tüchtigkeit des Professors Wilbrandt zu dessen Leitung nichts im Wege steht. […] 10. April 1838. Both (LHAS: 5.12-7/ 1 Nr. 1608, Bl. 38 recto et verso folio) Both setzt im April 1838 den Rostocker Professor für Ästhetik und neuere Literatur Christian Wilbrandt über die Verhandlungen mit der Landesregierung hinsichtlich der Seminargründung in Kenntnis und fordert diesen auf, seine wissenschaftlichen und pädagogischen Gedanken für ein beim zuständigen Schweriner Justizministerium einzureichendes Gutachten zu unterbreiten. Dieses Gutachten wird im Mai 1838 durch das Ministerium erwidert: Unterthänigste Bemerkungen zu Act. 13 betreffend ein an der Rostocker Universität zu begründendes philosophisch-ästhetisches Seminar. 1. Bei der Gründung eines solchen Instituts schien nach der Anlage zu Act. 12 Absicht sein zu müssen: Studirenden aus allen Facultäten Gelegenheit zu einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit der National-Literatur und derjenigen verwandter oder die Bildung der neuern Zeit vermittelnder Völker zu verschaffen. Das Bedürfnis einer solchen Beschäftigung ist für jeden Gebildeten vorhanden und die Besseren unter den Studirenden werden ihre Mußestunden, statt sie in Bier- und Weinhäusern zu verbringen, zu allen Zeiten in ähnlicher Weise verwendet haben. Angemessen wäre aber, auch denen, welche in sich selber nicht Aufforderung genug zu einer solchen neben ihren Facultätsstudien hergehenden Beschäftigung haben, einen Anhaltspunkt zu gewähren. Nebenbei würde also erreicht: den Sinn für erheiternd bildende Studien anzuregen und für die folgende Lebenszeit an sie, wenn sie einmal lieb gewonnen sind, zu fesseln. Eine Vereini- 41 Both schenkt 1875 seine etwa 900 Bände umfassende Spezialsammlung zu Goethe, Schiller und zur Weimarer Klassik der Rostocker Universitätsbibliothek. 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 81 gung möglichst vieler Studirenden zu allgemein wissenschaftlichen Zwecken wäre demnach die zu lösende Aufgabe. […] Schwerin den 9. Mai 1838. (LHAS: 5.12-7/ 1 Nr. 1608, Bl. 46 recto et verso folio; Hervorhebung wie im Original) Pädagogischer Auftrag des zu gründenden Seminars müsse demnach nicht nur sein, sowieso bereitwillige, sondern überhaupt möglichst viele Studierende zur erbaulichen Beschäftigung mit deutscher und neuerer Literatur zu motivieren. Nachdem das Finanzministerium im November 1838 35 Taler zur Unterhaltung und 100 Taler für den Seminardirektor bewilligt und der Großherzog am 12. Februar 1839 Wilbrandts Entwurf der Seminarstatuten (LHAS: 5.12-7/ 1 Nr. 1608, Bl. 57-61 recto et verso folio) bestätigt hat, nimmt das philosophisch-ästhetische Seminar zum Wintersemester 1839/ 40 seine Arbeit unter der Leitung Wilbrandts auf. Zur Bestimmung des Seminars heißt es in den Seminarstatuten: §. 2. Das philosophisch-aesthetische Seminarium hat die zweifache Bestimmung: 1, diejenige wissenschaftliche Erkenntniß, welche die theoretischen Vorträge über philosophische und aesthetische oder literaturhistorische Disciplinen in größerem Zusammenhange mitzutheilen haben, durch eigene Forschungen der Studirenden über einzelne dahin einschlagende Fragen theils zu vermitteln, theils zu befestigen und zu beleben; 2, ihre Gewandtheit in der Handhabung der deutschen Sprache sowohl in Bezug auf schriftliche, als auf mündliche Darstellung zu befördern. §. 3. Die zuerst gedachte Bestimmung begränzt im Allgemeinen den Kreis der zu verhandelnden Gegenstände nach folgender Erwägung. Jeder Zweig der Wissenschaft enthält, abgetrennt von den übrigen, eine positive Lehre und eigenthümliche Erkenntnisweise, und giebt die Tüchtigkeit für einen bestimmten Lebensberuf; die Theorie und Praxis, womit derselbe sein Ziel erreicht, sind auf keine Weise in ein anderes Gebiet hereinzuziehen, und bleiben daher von den Bestrebungen des Seminariums ausgeschlossen. Auf der andern Seite aber giebt es kaum eine Disciplin, welche nicht, aus ihrer eigenthümlichen Form der Auffassung und Behandlung ihres Stoffes heraustretend, die auf ihrem Boden gezogenen Früchte in Früchte für die menschliche Intelligenz überhaupt zu verwandeln vermöchte und verwandelte. Indem solche Verwandlungen doch auch immer einen eigenen Character haben, vermöge der Einflüsse von Sitten, Denkweisen, Instituten und Sprache der Nation, innerhalb welcher sie vorgehen, constituirt deren Gesammtheit eine nationale Literatur als das Medium für einen geistigen Austausch, welcher die Gelehrten der verschiedenen Fächer zu einem Stande der wissenschaftlich Gebildeten eines Volkes verbindet. Für die Aneignung, Erhaltung und Weiterförderung dieser allgemeinen Wissenschaftlichkeit, welche zugleich jetzt ein besonderes Feld der Studien geworden ist, hat die Thätigkeit des Seminars mitzuwirken. [...] (LHAS: 5.12-7/ 1 Nr. 1608, Bl. 57 verso folio f.; Hervorhebung wie im Original) Das Hörern aller Fakultäten offen stehende Seminar, das Bechstein zufolge vor allem von Theologen und Juristen besucht wird (Bechstein 1883, 5), führt in Form von schriftlichen Abhandlungen und mündlichen Vorträgen in deutscher Sprache in Themen der deutschen und neueren europäischen Literatur, der Geschichte, der Philosophie sowie der Ästhetik ein. 2. Einzeldarstellungen 82 Bechsteins Aussage über den Besucherkreis des Seminars steht diejenige Bartschs gegenüber, der zufolge hauptsächlich künftige Gymnasiallehrer das Seminar besuchten: „Es [das philosophisch-ästhetische Seminar. A.d.V.] hatte den Zweck, hauptsächlich für die Behandlung des deutschen Unterrichts in den oberen Klassen der Gymnasien die künftigen Lehrer vorzubereiten [...]“ (Bartsch 1883, 237). Ohne diese oder jene Aussage bestätigen oder widerlegen zu können, sprechen doch der in den Statuten niedergelegte pädagogische Auftrag und die Unmöglichkeit, ein philologisches Staatsexamen im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein abzulegen (Bartsch 1883, 237), eher für einen allgemeinbildenden Charakter des Seminars. Pädagogische Mission ist nämlich, durch das Medium der Literatur eine allgemeine Bildung im Geiste einer literarästhetisch-rhetorischen Wissenskultur für die heranwachsenden Wissenschaftler zu liefern, die sie als Mitglieder einer gebildeten Gemeinschaft auszeichnet. Dieser allgemeinbildende studienbegleitende Charakter hebt das Rostocker Seminar deutlich von der pädagogisch-philologischen Tradition der Philologischen Seminare an den Preußischen Universitäten ab, denen es vornehmlich um höhere Lehrerbildung geht (siehe Kapitel 3.2). Wenn nun zwar das philosophisch-ästhetische Seminar weniger streng fachwissenschaftliche respektive pädagogisch-didaktische Ziele verfolgt, so gehen doch aus seinen Reihen zukünftige Fachwissenschaftler wie der Leipziger Germanist Friedrich Zarncke und der Kunsthistoriker Friedrich Eggers hervor (Bechstein 1883, 6). Infolge der Dienstenthebung des liberalen Wilbrandts stellt das Seminar 1852 seine Arbeit vorübergehend ein. Das deutsch-philologische Seminar (1858) Zu Ostern 1858 nimmt Karl Bartsch seine Lehrtätigkeit an der Universität Rostock auf, die auch die Leitung des seit sechs Jahren ruhenden philosophisch-ästhetischen Seminars beinhalt. Gegenüber dem Vizekanzler und Tutor des Seminars Both regt Bartsch an, das bestehende Seminar in ein deutsch-philologisches Seminar umzuwandeln (LHAS: 5.12-7/ 1 Nr. 1608, Bl. 87ff.). Mit den neuen Seminarstatuten vom 11. Juni 1858 begründet Bartsch damit das erste germanistische Fachseminar an einer deutschen Universität (Bartsch 1883, 237): §. 2. Das deutsch-philologische Seminarium hat die zweifache Bestimmung: 1, diejenige wissenschaftliche Erkenntniß, welche die Vorträge über ältere und neuere deutsche Literatur, sowie über deutsche Alterthümer und Mythologie mittheilen, durch eigene Forschungen der Studirenden zu befestigen und zu beleben; 2, ihre Gewandtheit in der Handhabung der deutschen Sprache sowohl in Bezug auf schriftliche als auf mündliche Darstellung zu befördern. [...] § 4. Jeder Studirende, gleichviel von welcher Facultät, ist zur Theilnahme an diesen Uebungen berufen und berechtigt. Insbesondere werden diejenigen, welche sich 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 83 einem Lehrfache widmen wollen, sich zum Eintritt in das Seminarium aufgefordert finden. (LHAS: 5.12-7/ 1 Nr. 1608, Bl. 91f.) Wenngleich in den neuen Statuten die Anlehnung an das ältere philosophisch-ästhetische Seminars deutlich zu spüren ist, so wird doch Bartsch in den folgenden Jahren alles dafür tun, das Seminar stärker als bisher fachwissenschaftlich und auf textphilologische Forschungsarbeit auszurichten. Die Seminaristen, Bartsch beginnt 1858 mit sechs Studierenden, üben sich vor allem in Textkritik mittelalterlicher deutscher Handschriften. Nur einmal, im Sommersemester 1865, behandelt Bartsch, der als Professor für deutsche und neuere Literatur auch über Provenzalisch und Altfranzösisch liest, provenzalische Texte. 1864 beantragt Bartsch bei Both, eine eigenständige Seminarbibliothek begründen zu dürfen, was ihm gewährt wird (LHAS: 5.12-7/ 1 Nr. 1608, Bl. 98ff.). Unmittelbar bevor Bartsch nach Heidelberg wechselt und sein Nachfolger Reinhold Bechstein die Leitung des deutsch-philologischen Seminars übernimmt, treten am 4. Februar 1871 die von Bartsch überarbeiteten Seminarstatuten in Kraft, in denen zwar der Passus zu den rhetorischen Übungen in deutscher Sprache gestrichen ist, die aber auch weiterhin Hörer aller Fakultäten prinzipiell zum Eintritt berechtigen (UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 158, ad Bl. 3). 42 Das romanisch-englische Seminar (1898) und das Romanische Seminar (1916/ 17) Im Zuge der Errichtung der beiden Extraordinariate für Romanische und Englische Philologie fragt das Schweriner Justizministerium im Juni 1897 bei der Universität Rostock an, ob ein eigenständiges neusprachliches Seminar zu gründen oder das bestehende deutsch-philologische Seminar zu erweitern sei: Nachdem nun beschlossen worden ist, daß Michaelis d. J. neben der ordentlichen Professur für die Germanische und neuere Litteratur ein Extraordinariat für das Englische und ein Extraordinariat für das Romanische errichtet werden soll, fragt es sich, ob für die Zwecke dieser beiden Extraordinariate ein weiteres Seminar zu errichten oder das deutschphilologische Seminar nach der einen Richtung oder nach beiden Richtungen hin zu erweitern ist. [...] Schwerin, den 15. Juni 1897. (UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 178, ohne Blattzählung) Auch die Fakultätsmitglieder teilen diese Sorge, empfehlen aber dem Vizekanzellariat, ein eigenständiges neusprachliches Seminar mit eigener fachwissenschaftlicher Bibliothek zu errichten: 42 Erst mit den Seminarstatuten von 1909 (UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 158, ad Bl. 5) wird das deutsch-philologische Seminar ein exklusiv fachwissenschaftliches Seminar: „§ 1. Das deutsche Seminar ergänzt die deutsch-philologischen Vorlesungen, indem die Studierenden durch mündliche und schriftliche Übungen mit den wissenschaftlichen Hilfsmitteln und Methoden bekannt gemacht und zu selbständigen Forschungen angeleitet werden sollen.“ 2. Einzeldarstellungen 84 Nachdem zwei selbständige neusprachliche außerordentliche Professuren neben der ordentlichen Professur für deutsche Philologie eingerichtet werden sollen, empfiehlt es sich dringend, ein ebenso selbständiges neusprachliches (romanisch-englisches) Seminar zu errichten. Dieses Seminar muß mit genügenden Geldmitteln zur Beschaffung der unentbehrlichsten wissenschaftlichen Hilfsmittel, von denen hier für diese Fächer völliger Mangel herscht (sic! ), ausgestattet werden. Rostock, den 9. Juli 1897. Die philosophische Facultät. (LHAS: 5.12- 7/ 1 Nr. 1621, Bl. 23 verso folio) Im Oktober 1897 teilt das Schweriner Ministerium der Universität Rostock mit, dass es dieser Empfehlung entspricht und einmalig 500 Mark zur Begründung einer Seminarbibliothek sowie jährlich 80 Mark für Preisfragen zur Verfügung stellt: Die philosophische Fakultät hat dem Vicekanzellariat gegenüber unter dem 9. Juli d. J. hervorgehoben, daß nach Errichtung zweier außerordentlicher Professuren für neuere Sprachen die Bildung eines besonderen Romanisch-Englischen Seminars als Universitätsinstituts angezeigt erscheint. Das unterzeichnete Ministerium hat beschlossen, auf diesen Vorschlag einzugehen, und wolle die philosophische Fakultät ein Statut für ein Französisch-Englisch-philologisches Seminar zur Landesherrlichen Bestätigung hierher vorlegen. Für die erste Einrichtung der Seminarbibliothek einschließlich der Büchergestelle sollen sogleich zur Universitätsrechnung Johannis 1897/ 98 außeretatmäßig 500 M, Fünfhundert Mark, bewilligt werden. Auch erscheint es dem unterzeichneten Ministerium zweckmäßig für das Seminar eine oder zwei Prämien auszusetzen, allerdings können hierfür jährlich nur 80 M zur Verfügung gestellt werden. Was den Wunsch betrifft das neue Seminar mit dem Deutsch-philologischen Seminar in das Gebäude des ehemaligen hygienischen Instituts zu verlegen, so soll derselbe demnächst in Erwägung genommen werden. Vorerst wird auch das neue Seminar in einem Raum des Universitätsgebäudes unterzubringen sein, und werden die Direktoren des Seminars sich dieserhalb mit dem Rektor in Verbindung zu setzen haben. Schwerin, 25. Oktober 1897. Großherzoglich Mecklenburgisches Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten. (UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 178, ohne Blattzählung) Nachdem das Ministerium Anfang 1898 den Entwurf der Seminarstatuten gebilligt hat, kann das romanisch-englische Seminar zu Ostern 1898 unter der Leitung Rudolf Zenkers (romanische Abteilung) und Felix Lindners (englische Abteilung) die Arbeit aufnehmen. Über Bestimmung, zu erteilende Übungen, Aufnahmebedingungen und allgemeine Regeln des Seminars heißt es in den Satzungen für das Romanisch-Englische Seminar (Satzungen für das Romanisch-Englische Seminar an der Landes-Universität zu Rostock 1898; UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 178, Bl. 3; Anlage Rostock): §. 1. Das Romanisch-Englische Seminar soll durch mündliche und schriftliche, theoretische und praktische Uebungen neben den Vorlesungen die Studirenden der neueren Sprachen befähigen sich die für das spätere Lehramt nöthige Ausbildung anzueignen und eigene Forschungen mit Erfolg anzustellen. Zur Theilnahme an den Uebungen sind auch Studirende anderer Facultäten berechtigt, 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 85 vorausgesetzt, daß sie den Besitz der hierfür nothwendigen Kenntnisse nachweisen. [...] §. 3. An den Interpretationsübungen und an Französischen und Englischen Vorträgen müssen sich alle Mitglieder des Seminars betheiligen. [...] §. 4. Die Zahl des ordentlichen Mitglieder des Seminars ist für jede Abtheilung auf zehn beschränkt. Hospitiren ist mit Erlaubnis des Direktors gestattet. Vor dem Beginn der Uebungen haben sich die Studirenden, welche Mitglieder des Seminars werden wollen, bei dem betreffenden Direktor zu melden, der die Aufnahme nach seinem Ermessen von einer Prüfung abhängig machen darf. [...] §. 6. Die Direktoren der Englischen und der Romanischen Abtheilung des Seminars erhalten zur Ergänzung der Seminarbibliothek jährlich einen durch den Universitäts-Etat bestimmte Summe. [...] (UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 178, Bl. 3) Obwohl das neu geschaffene Fachseminar für je zehn Studierende der Romanischen und Englischen Philologie bestimmt ist, wird die Rostocker Tradition des einstigen philosophisch-ästhetischen Seminars, dass Hörer aller Fakultäten an den Seminarübungen teilnehmen dürfen, fortgeführt. Neu ist, auch im Vergleich zu den Statuten des deutsch-philologischen Seminars, dass die fachspezifische Ausbildung zum neuphilologischen Lehramt hervorgehoben wird. Erwähnenswerte Nebensache ist, dass sich an der Prämienfrage eine Diskussion über den Stellenwert der neusprachlichen Philologien gegenüber der bereits etablierten Klassischen und Deutschen Philologie entzündet, die aber zu Gunsten der Gleichbehandlung aller Studierenden entschieden wird, so dass auch das romanisch-englische Seminar jährlich zwei Prämien à 40 Mark für herausragende Seminarleistungen ausschütten kann. Im Gründungsjahr 1898 bezieht das romanisch-englische Seminar einen Raum im Universitätshauptgebäude; im April 1921 wird dem Seminar ein Zimmer im so genannten Palaisgebäude zugewiesen und kehrt schließlich 1930 wieder ins Hauptgebäude zurück. Neben diesen beengenden räumlichen Verhältnissen ist das Seminar auch finanziell nicht sehr üppig ausgestattet. So stehen dem Seminar zwischen 1898 und 1918 neben den jährlichen Prämien von insgesamt 80 Mark nur ungefähr 100 bis 200 Mark im Jahr zur Verfügung, die ausschließlich für den Unterhalt der Seminarbibliothek verwendet werden. Nehmen anfänglich sieben bis zehn ordentliche Mitglieder an den Seminarübungen teil, so steigt deren Anzahl zu Beginn des neuen Jahrhunderts auf 13 bis 14 und bleibt dann für lange Zeit unverändert. Die Namen, Studienfächer und Herkunftsorte der Seminaristen erscheinen in den Jahresberichten des Seminars, die für den Zeitraum zwischen 1903 und 1946 lückenlos überliefert sind (UAR: K 73/ 1144/ 1) bzw. in Bechsteins Jubiläumsschrift von 1883 aufgeführt sind (Bechstein 1883, 13-16). Neben Angaben zur Mitgliederstruktur gewähren diese jährlich vom Seminardirektor dem Universitätskuratorium zu erstattenden Berichte auch einen interessanten Einblick in die Tätigkeit und die Probleme des Seminars: 2. Einzeldarstellungen 86 Im Sommersemester 1929 hatte das Seminar 30 Mitglieder, von denen sich 25 als ordentliche, 5 als ausserordentliche Mitglieder beteiligten. [...] Gelesen wurde Alfred de Vigny „Poésies“. Schriftliche Arbeiten [...]. Im Wintersemester 1929/ 30 betrug die Zahl der Mitglieder 32, von denen 24 ordentliche, 8 ausserordentliche Mitglieder waren. Gegenstand der Uebungen bildeten die Fabeln Lafontaines in literarhistorisch vergleichender Behandlung. [...] Die Seminarbibliothek wurde sowohl zu Ende des Sommers als des Wintersemesters einer Revision unterzogen. Obgleich die Seminarräume nur zu bestimmten Stunden unter Aufsicht von Mitgliedern geöffnet sind, die die Bücherentnahme zu überwachen haben, fehlten beide Male wieder eine beträchtliche Anzahl von Büchern ohne Leihschein. [...] Zenker. (UAR: K 72/ 97, Bl. 89a) Scheinbar lautlos vollzieht sich 1916 die Aufspaltung des romanisch-englischen Seminars in ein Romanisches und ein Englisches Seminar (ab dem Wintersemester 1916/ 17 so im Vorlesungsverzeichnis aufgeführt), da in den Akten keinerlei Spuren einer vorausgehenden Diskussion zu finden sind. Ab November 1932 vertritt Fritz Schalk den erkrankten Zenker in der Seminardirektion. Nach Schalks Berufung auf den Rostocker Lehrstuhl (1933) legt er am 4. Juli 1933 dem Universitätskuratorium seinen ersten Jahresbericht vor, in dem er die Arbeitsbedingungen des Seminars wie folgt schildert: Die Arbeitsbedingungen im Seminar sind sehr ungünstig; es steht überhaupt kein Direktorenzimmer zur Verfügung und so kleiner Bibliotheks- und Leseraum, dass kaum 15 Studenten Platz zum Arbeiten haben. Dazu kommt, das Lexica und Zeitschriften theils überhaupt nicht vorhanden, theils nur in der Universitätsbibliothek zugänglich sind. (UAR: K 73/ 1144/ 1, Bl. 101) Wenngleich unser Untersuchungszeitraum 1933 endet, sei doch ein Ausblick auf die folgenden Jahre gestattet, da sich mit Schalk und seinem Seminarassistenten Harri Meier (UAR: PA Meier) (ebenfalls seit 1933 in Rostock) eine personelle und konzeptuelle Verklammerung zwischen der Hamburger und Rostocker Romanistik ergibt. Schalk, zuvor Assistent am Hamburger Seminar für romanische Sprachen und Kultur, und Meier, zuvor Assistent am Hamburger Ibero-Amerikanischen Institut (siehe Kapitel 2.5.3), bauen nämlich das unter Zenker fast ausschließlich auf französische Sprache und Literatur beschränkte Lehr- und Forschungsprofil der Rostocker Romanistik in Richtung auf eine Universalromanistik mit Betonung der Iberoromanistik aus. Der Ordinarius Schalk vertritt Französisch und Italienisch und der Assistent Meier Spanisch und Portugiesisch (zu Schalk und Meier siehe auch Franzbach 1990). Seminarbibliothek Im Zuge der Gründung des romanisch-englischen Seminars bewilligt das Großherzoglich Mecklenburgische Ministerium, Abteilung für Unterrichts- 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 87 Angelegenheiten, 500 Mark zur Grundstocklegung für eine eigenständige Seminarbibliothek (25. Oktober 1897): Für die erste Einrichtung der Seminarbibliothek einschließlich der Büchergestelle sollen sogleich zur Universitätsrechnung Johannis 1897/ 98 außeretatmäßig 500 M, Fünfhundert Mark, bewilligt werden. [...] (UAR: Phil. Fak. 1419- 1945, Nr. 178, ohne Blattzählung) Zwischen 1898 und 1902 werden für Bücherankäufe und Zeitschriftenabonnements insgesamt 1832 Mark ausgegeben (UAR: K 72/ 97, Bl. 16), was abzüglich der Einmalzahlung in Höhe von 500 Mark ein jährliches Budget von gerade einmal 325 Mark für beide Abteilungen des Seminars ausmacht. 1902 wird das Seminar, das in den ersten vier Jahren seines Bestehens regelmäßig die bewilligten Mittel überzieht, zur Einhaltung der Haushaltsdisziplin aufgefordert und die Etatüberschreitung in Höhe von 200 Mark abgelehnt (UAR: K 72/ 97, Bl. 16). In den folgenden Jahren gibt das Seminar pro Studienjahr zwischen 100 und 200 Mark für seine Bibliothek aus, was gerade einmal für die nötigsten Neuanschaffungen und einige wenige Zeitschriftenabonnements ausreicht. 1918 bittet Zenker bei der Universitätsverwaltung, den Seminaretat für die Handbibliothek auf jährliche 400 Mark nebst dem Prämiengeld von insgesamt 80 Mark aufzustocken, was zum Wintersemester 1919/ 20 genehmigt wird (UAR: K 72/ 97, Bl. 60f.). Bedingt durch steigende Preise und Inflation steigt die bewilligte jährliche Summe weiter an (Mai 1921: 600 Mark, Juni 1921: 1000 Mark, Oktober 1923: 50.000.000.000 (fünfzig Milliarden) Mark, November 1923: 2.000.000.000.000 (zwei Billionen) Mark) und stabilisiert sich anschließend auf ähnlich niedrigem Niveau wie vor der Inflation. Um trotz der geringen Geldmittel das Nötigste anzuschaffen, wird ab 1930 von den Seminarmitgliedern ein Semesterbeitrag von 2 Mark erhoben. Geführt wird die Bibliothek durch ein ordentliches Seminarmitglied, das die Bestände verwaltet und neue Seminaristen in die Bibliotheksbenutzung einführt. 1933 wird das Romanische Seminar aufgefordert, alle Bände der Seminarbibliothek für die Universitätsversicherung aufzulisten, wodurch ein Gesamtbestand von 1520 Bänden bilanziert wird (LHAS: 5.12-7/ 1, Nr. 1608, Bl. 203). Trotz dieses Bestandes schildert der neu berufene Schalk in einem Schreiben an das Schweriner Unterrichtsministerium (1. Juni 1933) ernüchternd den Zustand der Seminarbibliothek: Leider fehlen an der Rostocker Universität noch wesentliche Voraussetzungen, um die Romanische Philologie in diesem wissenschaftlich einzig möglichen Sinn zu lehren und dem Studenten zu einer lebendigen und festgegründeten Erkenntnis werden zu lassen. Ich darf darauf hinweisen, dass das Romanische Seminar etwa 10 italienische Bücher besitzt, dass kein einziges spanisches Buch vorhanden ist (von portugiesischen, rumänischen und katalanischen ganz abgesehen), dass die moderne französische Literatur kaum vertreten und dass auch die klassische Literatur in den kritischen Ausgaben, die jeder Philologe kennen und benutzen muss (z.B. die Grands Ecrivains), weder in der Universitäts- 2. Einzeldarstellungen 88 bibliothek noch im Seminar zugänglich ist. [...] Eine einmalige Subvention von RM 1200.-würde es mir schon ermöglichen, eine dem heutigen Stand der Forschungen entsprechende Bibliothek im Romanischen Seminar zu vereinigen, die den Vergleich mit den Seminarbibliotheken auch der kleineren Nachbaruniversitäten (z.B. Greifswald) nicht mehr zu scheuen brauchte. (LHAS: 5.12-7/ 1, Nr. 1621, Bl. 129 recto et verso folio; Hervorhebung wie im Original) 2.2.4 Die romanischen Lektorate Englische, italienische und französische Sprachkurse sind in den Rostocker Indices Lectionum seit 1742 regelmäßig verzeichnet („linguis exoticis, praesertim Anglica, Italica, et Gallica“), ohne dass jedoch die Namen der Sprachlehrer respektive Lektoren explizit genannt werden. Ein eigenständiges romanisches Lektorat gibt es im Untersuchungszeitraum nur für Französisch, das im November 1847 dem in Rostock ansässigen Franzosen Jules Vivant Robert (1820-1905) übertragen wird. Da Robert im selben Jahr die venia legendi im Fach Französische Sprache und Literatur an der Rostocker Philosophischen Fakultät erworben hatte (Probevortrag: „Coup d’œil général sur la littérature française au dixneuvième siècle“), darf er als Privatdozent neben seinem sprachpraktischen Lektorenunterricht auch Vorlesungen über französische Literatur, Literaturgeschichte, Grammatik und Sprachgeschichte halten. 1852 ersucht Robert beim Schweriner Ministerium um eine Ernennung zum Extraordinarius für französische Sprache und Literatur. Da sich jedoch die begutachtende Rostocker Philosophische Fakultät gegen eine Beförderung Roberts ausspricht, lehnt das Ministerium ab (UAR: PA Robert, Bl. 24). Ähnliche Gesuche werden auch 1892 und 1898 abgelehnt, wobei ihm jedoch 1898 aus Anlass seines 50. Dienstjubiläums immerhin eine regelmäßige Besoldung zuerkannt wird. Im Todesjahr Roberts beantragt die Philosophische Fakultät am 5. August 1905 beim Schweriner Ministerium, je ein Lektorat für Französisch und Englisch einzurichten und die zu ernennenden Lektoren fortan fest zu besolden: Im Interesse des Gedeihens der neusprachlichen Studien an unserer Hochschule halten wir es für erforderlich, daß solche Übungen auch fernerhin abgehalten werden, und wir glauben die Angelegenheit benutzen zu sollen, gleichzeitig auch die Anstellung eines Lektors der englischen Sprache zu beantragen, in der sich praktisch auszubilden den Studierenden in jüngster Zeit keine Gelegenheit geboten war. [...] Als Begründung für die Notwendigkeit der Anstellung französischer und englischer Lektoren dürfte genügen der Hinweis auf die Tatsache, daß fast sämtliche deutsche Universitäten solche Lektoren schon besitzen. [...] Einen Lektor für Französisch besitzen somit, außer Rostock, alle deutschen Hochschulen. [...] Die Ausfüllung der in Rede stehenden empfindlichen Lücke im Unterrichtsprogramm unserer Hochschule scheint um so mehr geboten, als die Zahl der Neuphilologen sich neuerdings in aufsteigender Richtung bewegt (31 in diesem Semester). [...] Und nicht nur für die Neuphilologen, sondern noch 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 89 für eine ganze Reihe anderer Lehrfächer ist die Notwendigkeit gründlicher Kenntnis in der französischen und englischen Sprache gegeben, wie denn überhaupt im Interesse der Allgemeinbildung Gelegenheit hierfür an der Universität geschaffen werden muß [...] Als Gehalt für jeden Lektor dürften 1000 - 1200 Mark genügen; die Remuneration des Dr. Robert betrug 400 Mark. (UAR: K 73/ 788, Bl. 1; Hervorhebung wie im Original) Am 20. Juli 1906 wiederholen die Fakultätsmitglieder ihren Antrag unter Hinweis, dass jetzt 47 Neuphilologen in Rostock studierten und auch die Universitäten Würzburg und Erlangen endlich Lektorate für französische und englische Sprache eingerichtet hätten, womit Rostock nun die einzige deutsche Universität sei, an der es keine neusprachlichen Lektorate gebe, so dass schließlich zum Wintersemester 1907/ 08 das - allerdings entgegen den Plänen der Philosophischen Fakultät weiterhin unbesoldete - Französischlektorat neu besetzt wird. Da sich auch in den folgenden Jahren die Situation des neusprachlichen Unterrichts an der Universität Rostock aufgrund der prekären Lage der Lektoren nicht grundlegend verbessert - so waren beispielsweise die beiden kurzzeitig in Rostock tätigen Lektoren mehrmals nicht zum Unterricht erschienen, obwohl die Zahl der Neuphilologen auf über 70 angestiegen war - beantragen die Fakultätsmitglieder 1910 abermals die Besoldung der Lektorenstelle: Einem hohen Grossherzoglichen Ministerium beehren wir uns die ergebenste Bitte zu unterbreiten, für Anstellung eines Lektors der französischen Sprache einen jährlichen Gehalt von 1200 Mark bewilligen zu wollen. Wenn wir davon absehen, nochmals um Bewilligung der gleichen Summe für einen englischen Lektor einzukommen, so geschieht das nicht deshalb, weil wir etwa ein englisches Lektorat für entbehrlich hielten, sondern nur, weil uns das französische Lektorat zunächst als das dringendere Bedürfnis erscheint. Die mit Herrn Dr. Lavoipière und Herrn de Fautereau gemachten Erfahrungen zeigen, dass ein gänzlich unbesoldetes Lektorat der französischen Sprache den Anforderungen des Unterrichts nicht Genüge leistet; die französischen Herren, die keinen Gehalt beziehen, fühlen auch keine Verpflichtungen und üben ihre Lehrtätigkeit in einer unregelmässigen Weise aus, wodurch dann die Hörer schliesslich verscheucht werden. (UAR: K 73/ 788, Bl. 20; Hervorhebung wie im Original) Dem diesen Antrag vorausgehenden ministeriellen Einwand, die Studenten könnten privaten Sprachunterricht nehmen, erwidert die Fakultät, dass das neusprachliche Universitätsstudium spezifische Bedürfnisse habe, i.e. Lehrveranstaltungen zur neueren französischen Literatur, die die privaten Sprachschulen, denen es zumeist nur um Praxis und kaufmännische Korrespondenz ginge, nicht befriedigen könnten. In Erfüllung geht der lang gehegte Wunsch nach einem besoldeten Lektorat endlich 1911, als das Ministerium die beantragten 1200 Mark schließlich bewilligt (UAR: K 73/ 788, Bl. 33). Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird es aber zusehends schwieriger, einen muttersprachlichen Französischlektor zu 2. Einzeldarstellungen 90 gewinnen 43 , weshalb die beiden deutschen Französischlehrerinnen Elise Lohmann (1918/ 19) und Helene Spehr (1919-1934) das französische Lektorat vertreten. Eigenständige Lektorate bzw. Planstellen für Sprachlehrer des Italienischen, Spanischen und Portugiesischen werden an der Universität Rostock erst in den 1930er Jahren geschaffen. Neben einigen Italienischkursen des Lehrstuhlinhabers Rudolf Zenker zwischen 1897 und 1933 werden italienische Sprach- und Lektürekurse systematisch erst ab 1933 durch den Seminarassistenten Harri Meier angeboten; ein eigenständiges Italienischlektorat wird zum Wintersemester 1938/ 39 geschaffen. Spanisch und Portugiesisch werden im Untersuchungszeitraum nicht unterrichtet; erst nach der Berufung Fritz Schalks und der Anstellung des Seminarassistenten Harri Meier werden ab 1934 spanische und ab 1937 portugiesische Sprachkurse angeboten sowie ein spanischer und portugiesischer Bücherbestand in der Seminarbibliothek aufgebaut. 44 Französisch 45 Jules Vivant Robert (1847-1905): Lektor der französischen Sprache und Privatdozent der französischen Sprache und Literatur; Sprachpraxis, französische Literatur, Grammatik und Sprachgeschichte Clair-François Lavoipière (1907-1909): Lektor der französischen Sprache; Sprachpraxis und französische Literatur Paul de Fauterau (1909/ 10): Sprachpraxis und französische Literatur Carré (1910/ 11): Sprachpraxis und französische Literatur M. E. Isnard 46 (1912): Sprachpraxis und französische Literatur Louis Angé (1913-1915): Sprachpraxis und französische Literatur 43 Der Vizekanzler an das Ministerium am 5. Juli 1916: „Im übrigen wird es nicht ganz leicht sein, eine passende Persönlichkeit als französischen Lektor zu finden, da Franzosen, Belgier u. französische Schweizer von vorne herein ausgeschlossen sind u. Deutschschweizer sowie Elsass-Lothringer, auf die Professor Zenker hinwies, abgesehen von anderen Bedenken vielfach nicht die richtige Aussprache haben werden, auf die Professor Zenker grossen Wert legt. [...] Überhaupt kann ich aber ein sehr dringendes Bedürfnis für die Neuanstellung eines französischen Lektors während der Kriegsdauer nicht anerkennen, wenn es auch bei der Vorlesungstätigkeit des Professor Zenker störend hervortreten mag, dass manche seiner Zuhörer nur mangelhafte Vorkenntnisse in der französischen Sprache besitzen.“ (UAR: K 73/ 788, Bl. 50) 44 UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 186: Lektorat für Spanisch. 1931-1944; Phil. Fak. 1419- 1945, Nr. 187: Lektorat für Portugiesisch. 1936-1939. 45 UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 181: Lektorat für Französisch. 1895-1944. 46 Isnard, der Vorlesungen zur französischen Literatur halten möchte, wird dieser Wunsch den Universitätsstatuten gemäß verwehrt, da er im Gegensatz zu seinem Vorgänger Robert nicht habilitiert ist. Großherzogliches Justizministerium an das Vizekanzellariat am 14. Oktober 1911: „Der Lektor gibt nach § 87 Absatz 1 der Satzungen technischen Unterricht; für wissenschaftliche Vorlesungen bedarf er der venia legendi, die nach § 96 der Satzungen erworben wird.“ (UAR: K 73/ 788, Bl. 38) 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 91 Elise Lohmann (1918/ 19): Sprachpraxis und französische Literatur Helene Spehr (1919-1934): Oberlehrerin und Studienrätin, Lektorin der französischen Sprache; Sprachpraxis und französische Literatur Italienisch 47 Rudolf Zenker (1897-1933): Extraordinarius und ab 1905 Ordinarius für Romanische Philologie (siehe Kapitel 2.2.2.3); gibt neben seinen Vorlesungen auch Italienischkurse Harri Meier (ab 1933): Seminarassistent; Sprachpraxis, italienische Lektürekurse Mario Marcolini: Gründung eines eigenständigen Italienischlektorats zum Wintersemester 1938/ 39 2.2.5 Synopse Angaben, einen speziellen Lehrstuhl für französische Sprache im 17. Jahrhundert geschaffen zu haben, können nach vorliegender Datenlage weder bestätigt noch widerlegt werden und müssen im Anekdotischen verbleiben. Historisch verbürgt ist hingegen französischer und italienischer Sprachunterricht an der Universität Rostock seit dem 18. Jahrhundert. Für den Untersuchungszeitraum (1805-1933) kann ein nahezu lückenloser Lektorenunterricht in französischer Sprache konstatiert werden; die Lektorate für Italienisch, Spanisch und Portugiesisch werden erst in den 1930er Jahren geschaffen. An der Universität Rostock werden seit dem frühen 19. Jahrhundert neusprachliche Themen durch Professoren behandelt, von denen jedoch keiner ausgebildeter Romanist ist, noch geben sie exklusiv romanistische Lehrveranstaltungen: 1805-1832 gibt Johann Friedrich Pries (Ordinarius für Philosophie) deutsche Schreib- und Stilübungen sowie Interpretationen englischer Autoren, 1833-1836 liest Victor Aimé Huber (Ordinarius für Ästhetik, Kunstgeschichte und Rhetorik) über deutsche, französische, englische, spanische, portugiesische und italienische Literatur und gibt englischen, französischen, spanischen und portugiesischen Sprachunterricht, 1837-1852 liest Christian Wilbrandt (Ordinarius für Ästhetik und neuere Literatur) über Philosophie, Ästhetik, mittelalterliche deutsche Literatur und Shakespeare, 1857-1871 liest Karl Bartsch (Ordinarius für deutsche und neuere Literatur) über Themen der Deutschen, Französischen, Provenzalischen und Englischen Philologie, 1871-1894 liest Reinhold Bechstein (Ordinarius für deutsche und neuere Literatur) über mittelalterliche deutsche, französische und angelsächsische Literatur sowie über neuere deutsche Sprache und Literatur. Wenngleich sich zwar Jules Vivant Robert 1847 47 UAR: Phil. Fak. 1419-1945, Nr. 182: Lektorat für Italienisch. 1932-1945. 2. Einzeldarstellungen 92 in Rostock für das Fach Französische Sprache und Literatur habilitiert und als Privatdozent zwischen 1847 und 1905 neben seinem praktischen Französischunterricht Vorlesungen über französische Literatur hält, so lehnen es doch sowohl die Rostocker Philosophische Fakultät als auch das Schweriner Ministerium ab, ihn zum außerordentlichen Professor zu befördern. Ebenfalls auf dem speziellen Gebiet der neueren Sprachen habilitiert sich 1874 Felix Lindner in Rostock, so dass er zwischen 1874 und 1897 über anglistische und romanistische Themen lesen darf. Einen besoldeten Lehrauftrag für englische Sprache und Literatur erhält Lindner aber erst 1897 im Zuge der Begründung des außerordentlichen Lehrstuhls für Englische Philologie. Erst 1897 wird mit Rudolf Zenker ein Romanist auf den neu geschaffenen außerordentlichen Lehrstuhl für Romanische Philologie berufen, den er, 1905 zum Ordinarius befördert, bis 1933 innehat. Dass sich in Rostock die Weichen in Richtung auf eigenständige Lehrstühle für Deutsche, Romanische und Englische Philologie nicht erst mit dem Tod Bechsteins stellen, belegt ein Blick in die Akten der Philosophischen Fakultät. Noch während seiner Amtzeit beantragt Bechstein 1880 beim Ministerium, eine außerordentliche Professur für Romanische und Englische Philologie zu schaffen. Jedoch konkretisiert sich dieses Vorhaben erst mit Bechsteins Tod (1894), da sein Ordinariat in einen Lehrstuhl für Germanistische Philologie umgewandelt und 1895 mit dem Germanisten Wolfgang Golther besetzt wird. Die Abtrennung der romanistischen und anglistischen Anteile von der einstigen neusprachlichen Professur mündet 1897 in die ministerielle Entscheidung, jeweils eigenständige Extraordinariate für Romanische und Englische Philologie sowie ein romanisch-englisches Seminar zu begründen. Mit den Berufungen Golthers und Zenkers sowie der Besoldung Lindners gibt es ab 1897 für alle neusprachlichen Philologien eine eigenständige Vertretung an der Universität Rostock: eine ordentliche Professur für Germanistik (Golther), eine außerordentliche Professur für Romanische Philologie (Zenker) und eine außerordentliche Professur für Englische Philologie (Lindner). Ohne einen zwangläufig notwendigen Sinnzusammenhang ex post in der Lehrstuhlentwicklung hin zu einer eigenständigen Professur für Romanische Philologie konstruieren zu wollen, lässt sich doch konstatieren, dass durch die Berufungen der Rostocker Philosophischen Fakultät in einem ersten Schritt aus dem philosophisch-ästhetischen Ordinariat ein deutsch-neusprachliches und in einem zweiten Schritt ein rein germanistisches Ordinariat bei gleichzeitiger Gründung zweier Extraordinariate für Romanische und Englische Philologie geschaffen werden. Diese Rostocker Entwicklung kann nun als Spiegelbild der Dynamik und Differenzierungslogik der deutschen Wissenschaft im 19. Jahrhundert und als Wandel von einer gelehrten ästhetisch-rhetorischen Wissenskultur, der es vornehmlich um die Offenlegung universeller ästhetischer Prinzipien bei 2.2 Universität Rostock, 1805-1933 93 gleichzeitiger Aneignung einer elitären Gelehrtenkultur geht, zu einem fachwissenschaftlichen Spezialwissen interpretiert werden. Reflektiert wird diese inhaltliche und methodische Veränderung der professoralen Lehraufträge auch im Entwicklungsgang des neusprachlichen Seminars. Ging es im 1839 gegründeten philosophisch-ästhetischen Seminar vornehmlich darum, „zu einem Stande der wissenschaftlich Gebildeten eines Volkes“ und zur „Gewandtheit in der Handhabung der deutschen Sprache“ zu erziehen, weshalb prinzipiell alle literarischen, ästhetischen, philosophischen und kunstgeschichtlichen Fragestellungen des europäischen Kulturkreises in Betracht kamen, so schränkt Karl Bartsch ab 1858 den Gegenstandsbereich des umgewandelten deutsch-philologischen Seminars auf deutsche Sprache und Literatur im Sinne des philologischtextkritischen Forschungsprogramms ein. Wenngleich unter Bartschs Federführung die Entwicklung zum germanistischen Fachseminar initiiert und vorangetrieben wird, so steht doch das deutsch-philologische Seminar per Statutengewalt auch weiterhin allen Rostocker Studierenden offen. Noch kurz bevor Bartsch nach Heidelberg wechselt, werden 1871 die neuen Seminarstatuten beschlossen und der allgemeinbildende Charakter des Seminars weiter dadurch geschwächt, dass der Passus zur rhetorischen Gewandtheit gestrichen wird. Gänzlich zum germanistischen Fachseminar wir das deutsch-philologische Seminar jedoch erst durch die Statuten von 1909, in denen festgelegt wird, dass das Seminar die germanistischen Vorlesungen praktisch zu ergänzen habe. Der Vergleich mit den Preußischen Seminargründungen, denen es von vornherein um die praktisch-didaktische Ausbildung zum höheren Lehramt geht, lässt deutlich das allgemeinbildende ästhetisch-rhetorische Moment der Rostocker Gründung hervortreten, das sich allerdings im Laufe des 19. Jahrhunderts zu Gunsten philologischer Fachwissenschaften und der fachwissenschaftlichen Lehrerbildung verflüchtigt. Was das 1897 gegründete romanisch-englische Seminar (ab 1916 Romanisches Seminar) anbetrifft, so war es von Anfang an dazu bestimmt, die Studierenden der beiden neusprachlichen Philologien auf ihr künftiges Lehramt fachwissenschaftlich vorzubereiten. Da jedoch die 1898 bestätigten Statuten Studierende aller Fakultäten zu den Seminarübungen zulassen, muss auch für das romanisch-englische Seminar zumindest theoretisch der Anspruch auf eine allgemeinbildende Wirkung angenommen werden. Mit der Berufung Fritz Schalks und der Anstellung des Seminarassistenten Harri Meier erfährt die Rostocker Romanistik, die sich unter Zenker ausschließlich über Themen der französischen Sprache und Literatur erstreckt hat, ab 1932 einen Ausbau zur Universalromanistik (Französisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch). Durch Schalk und Meier steht Rostock in personeller und konzeptueller Verbindung zur Hamburger Romanistik. 2. Einzeldarstellungen 94 Romanistische Lehrveranstaltungen, die nicht bloß praktischer Sprachunterricht sind, finden mit den literarhistorischen Vorlesungen Hubers ab 1833 Eingang in das Lehrprogramm der Universität Rostock. Nachdem Huber 1836 Rostock verlassen hat, werden die Vorlesungen über französische Literatur erst wieder 1847 durch den Privatdozenten Robert aufgenommen. Quantitativ nimmt die Anzahl der romanistischen Lehrveranstaltungen im Laufe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu. Sind es anfänglich im Durchschnitt zwei Veranstaltungen pro Semester (Huber, Robert), so steigt deren Anzahl um die Wende zum 20. Jahrhundert mit der Berufung Zenkers auf durchschnittlich vier pro Semester, bleibt während der Amtszeit Zenkers stabil und steigt erst Anfang der 1930er Jahre weiter auf über zehn Veranstaltungen pro Semester an (Schalk, Meier). 2.3 Universität Halle, 1801-1913 95 2.3 Universität Halle, 1801-1913 2.3.1 Klassifikation und Lehrangebot Klassifikation 98; 1801-1822: Reiten, Fechten, Tanzen und Parlieren 99; 1822-1865: Lehrstuhl für südlich europäische Sprachen und Literaturen 100; 1865-1876: Boehmer, Schuchardt, Gründung des Seminars für Romanische Philologie 101; 1876-1913: Romanische Philologie unter Hermann Suchiers Ägide 101 2.3.2 Lehrstuhlentwicklung 2.3.2.1 Italienische Sprache und Philosophie (1815-1820): Ernst Wilhelm Gottlieb Wachsmuth (Lektor der italienischen Sprache und Extraordinarius für Philosophie 1815-1820) 103; 2.3.2.2 Extraordinariat und Ordinariat für südlich europäische Sprachen und Literaturen (1822-1866): Ludwig Gottfried Blanc (1822 Extraordinarius, 1833 Ordinarius für südlich europäische Sprachen und Literaturen bis 1866) 105; 2.3.2.3 Das Extraordinariat und Ordinariat für romanische Sprachen (1866-1913): Eduard Boehmer (1866 Extraordinarius, 1868 Ordinarius für romanische Sprachen und Literaturen bis 1872) 108; Hugo Schuchardt (Ordinarius für romanische Sprachen 1873- 1876) 111; Hermann Suchier (Ordinarius für romanische Sprachen 1876- 1913) 113 2.3.3 Seminar und Seminarbibliothek Das Seminar für Romanische Philologie (1875) 115; Seminarbibliothek 120 2.3.4 Die romanischen Lektorate 121 2.3.5 Synopse 126 2. Einzeldarstellungen 96 2.3 Von der Dante-Philologie zur Romanischen Philologie: Universität Halle, 1801-1913 Ich bin nicht gesonnen, den vorgezeichneten Plan für die Organisation dieses Zweiges des Universitäts=Unterrichts sofort in vollem Umfange auszuführen. Ich behalte mir insbesondere den Antrag auf Begründung jener Stipendien für die nächstjährigen Etats=Berathungen vor. Zu der Einrichtung von Seminarien für romanisch=englische Philologie erachte ich es zunächst für gerathen nur an denjenigen beiden Universitäten zu schreiten, an welchen ich durch die aus ihrem Kreise selbst hervorgegangenen Anträgen schon jetzt gewiß bin, daß die neuen Anstalten mit Liebe und Verständniß gepflegt werden werden (sic! ), dies sind Halle und Marburg, ob und wie bald auch an anderen Universitäten solche Seminarien zu begründen sein werden, muß ich von dem Ergebniß der Ermittlungen abhängen lassen, welche ich demnächst zu veranstalten beabsichtige. (Kultusminister Falk an den Finanzminister Camphausen am 20. August 1874, in: GSPK: Rep. 76 Va, Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. I, Bl. 94ff.) Vorläuferinstitution der 1694 gegründeten Universität Halle ist die zwischen 1680 und 1693 in Halle bestehende Ritterakademie, auf der junge Adlige und begüterte Bürgersöhne standesgemäß auf ihr späteres soziales Leben vorbereitet werden. Neben Reiten, Fechten, Tanzen, Mathematik und Philosophie werden die jungen Männer auch in Französisch, Italienisch und Englisch unterrichtet. Um 1800 ist Halle die wichtigste Preußische Universität, zu deren Lehrkörper u.a. der Philologe Friedrich August Wolf, der Naturforscher Henrik Steffens sowie die Theologen Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher und Chodowiecki gehören. Durch die politischen und sozialen Wirren der Napoleonischen Kriege verliert die Universität des ab 1806 französisch besetzten Halle herausragende Lehrer und viele ihrer Studierenden an die neu gegründete Berliner Universität. 1806 wird die Universität sogar auf Befehl Napoleons für anderthalb Jahre aufgehoben und erst durch einen Huldigungseid der verbliebenen Professoren 1808 wiedereröffnet. Nach den Befreiungskriegen werden im Zuge der territorialen Neuordnung Deutschlands die Universitäten Wittenberg und Halle 1817 zur Vereinigten Königlichen Friedrichs-Universität zusammengeschlossen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ändert sich durch den steigenden Bedarf an Naturwissenschaftlern, Technikern und Agronomen das Lehrprofil der Universität und die Zahl der Studierenden steigt nach Zeiten des Niedergangs wieder kräftig auf 1600 im Jahr 1890 an. Gemäß den neuen methodi- 2.3 Universität Halle, 1801-1913 97 schen Erfordernissen werden in den 1860er und 1870er Jahren mehrere geistes- und naturwissenschaftliche Seminare und Institute gegründet. 48 Im Laufe des 19. Jahrhunderts steigt die Philosophische Fakultät der Universität Halle gemessen an der Zahl der Neuimmatrikulierten zur größten Fakultät auf (1820: 114 Theologen, 51 Juristen, 22 Mediziner, 13 Philosophen; 1880: 86 Theologen, 30 Juristen, 43 Mediziner, 156 Philosophen) (Zahlen nach Conrad 1894). Auch die Zahl der an der Philosophischen Fakultät tätigen Professoren und Privatdozenten stiegt an (1830/ 31: 15 ordentliche, 12 außerordentliche Professoren und 12 Privatdozenten; 1892/ 93: 24 ordentliche, 22 außerordentliche Professoren und 26 Privatdozenten), wohingegen die Anzahl der Lehrkräfte an der Theologischen Fakultät weitgehend konstant bleibt (1830/ 31: 9 ordentliche, 3 außerordentliche Professoren und ein Privatdozent; 1892/ 93: 7 ordentliche, 2 außerordentliche Professoren und 3 Privatdozenten). 49 Administrativ untersteht die Universität Halle zunächst dem Preußischen Innenministerium, Sektion für das Unterrichtswesen, und ab 1817 dem neu gegründeten Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten (seit 1910 Ministerium der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten). 1884 wird dem provenzalischen Dichter und Philologen Felibrige Frederi Mistral in Anerkennung seiner künstlerischen und wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Provenzalischen Philologie die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät verliehen (Voretzsch 1926, 28f.). Für die Geschichte der halleschen Romanistik ist nicht unerheblich, dass Maximilian David Niemeyer (1841-1911), der Enkel von August Hermann Niemeyer, 1869 in Halle den Max Niemeyer Verlag (zunächst Lippert’sche Buchhandlung) gründet; ein Verlag, der mit der Entwicklung der seinerzeit noch jungen Romanischen, Englischen und Deutschen Philologie untrennbar verbunden ist (u.a. ab 1877 Zeitschrift für romanische Philologie, hrsg. von Gustav Gröber, und Anglia. Zeitschrift für englische Philologie, hrsg. von Richard Wülker und Moritz Trautmann). Niemeyer wird 1894 die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Halle verliehen (Baldinger 1995; Harsch-Niemeyer 1995). 50 48 Zur Geschichte der Universität Halle siehe u.a. Schrader 1894; 250 Jahre Universität Halle 1944; 450 Jahre Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1946; Stern 1952; Berg/ Hartwich 1994; Berg 2002. 49 Zahlen nach Conrad 1894, 7-10; siehe auch Amtliches Verzeichnis des Personals und der Studierenden der Königlichen Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg 1822- 1921/ 22. 50 Als wissenschaftsgeschichtliche Untersuchungen zur Hallenser Romanistik bzw. Neuphilologie liegen chronologisch geordnet vor: Schrader 1894, Bd. 2, 76 und 279f.; Voretzsch 1905; Voretzsch 1906; Voretzsch 1905b; Voretzsch 1926; Storost 1951/ 52; Klemperer 1952; Storost 1961; Haidan 1990; Haßler 1991; Schiller 1997; Kalkhoff 2004; Werner 2005. 2. Einzeldarstellungen 98 2.3.1 Klassifikation und Lehrangebot Klassifikation Zwischen 1801 und 1808 erscheint der neusprachliche Unterricht gemeinsam mit den gymnastischen und musischen Künsten unter der Rubrik „LINGUAE HODIERNAE ET ARTES GYMNASTICAE“ am Ende des Vorlesungsverzeichnisses: V. LINGUAE HODIERNAE ET ARTES GYMNASTICAE 1) […] linguae Gallicae […] 2) Polonicae linguae […] 3) Scholas linguae Italicae et Hispanicae [...]; Anglicae ; Gallicae […] 4) In Hippodromo Regio equitandi modos oftendet ANDRE. 5) Artem Saltandi monstrabunt LANGHANSII sen. et jun. 6) Artem musicam tradet HEISE (Wintersemester 1803; Hervorhebung durch den Verfasser) Mit der Wiedereröffnung der Universität Halle werden die Lehrveranstaltungen ab dem Wintersemester 1808 neu klassifiziert; erstmals erscheinen die neueren Sprachen vom Musik-, Zeichen-, Fecht- und Reitunterricht unabhängig: X. PHILOLOGICAE (Altphilologie, orientalische Sprachen und Literaturen) XI. ARTIUM ELEGANTIORUM SCHOLAE (Musik- und Zeichenunterricht) XII. LINGUARUM RECENTIORUM SCHOLAE (neuere Sprachen) XIII. CORPORIS EXERCITATIONUM LUDI (Reiten und Fechten) (Wintersemester 1808; Hervorhebung und Anmerkungen durch den Verfasser) 1822 wird Ludwig Gottfried Blanc zum außerordentlichen Professor für südliche europäische Sprachen ernannt, wodurch erstmals romanistische Themen unter dem professoralen Lehrangebot der Philosophischen Fakultät klassifiziert werden; der Unterricht der Lektoren und Sprachlehrer ist separat am Ende des Vorlesungsverzeichnisses aufgeführt: III. ORDINIS PHILOSOPHICI 1. PROFESSORUM ORDINARIORUM. [...] 2. PROFESSORUM EXTRAORDINARIORUM. L. G. BLANC 1) publice binis per hebd. lectionibus Boilavii artem poeticam explicabit rationem inprimis habiturus artis metricae, etymologiae judiciorumque de venustate poetica inter Francogallos fere obtinentium. 2) bis p. h. Elementa linguae Italicae, ejusque historiam tradet, hisque lectionibus isogogen dabit ad futuras de literatura Italica commentationes. (Wintersemester 1822; Hervorhebung durch den Verfasser) Ein bedeutsamer Umbruch in der Klassifikation des neusprachlichen Objektbereichs findet zum Sommersemester 1823 statt; Klassische Philologie, 2.3 Universität Halle, 1801-1913 99 orientalische sowie neuere Sprachen und Literaturen werden fortan gemeinsam als Sprachstudien klassifiziert: IX. Philologie und neuere Sprachen. (I) Klassische Philologie (II) Morgenländische Sprachen (III) Neuere europ. Sprachen (Sommersemester 1823; Hervorhebung durch den Verfasser) Diese Umstrukturierung in der Klassifikation bedeutet, dass das Lehrangebot der Universität Halle statt wie bisher nach dem sozialen Status der Universitätslehrer (Ordinarius, Extraordinarius, Privatdozent, Exerzitienmeister) fortan nach der Zugehörigkeit zu Objektbereichen klassifiziert wird und in diesem Sinne die sich im 19. Jahrhundert vollziehende Verschiebung von der vertikalen (sozial geregelten) zur horizontalen (disziplinär geregelten) Organisation der Wissenschaften widerspiegelt (Stichweh 1984, 14ff.). 1895 erhält die Romanische Philologie im Hallenser Vorlesungsverzeichnis eine eigenständige Rubrik: IX. Philologie und Sprachwissenschaft 1. Allgemeine und vergleichende. 2. Orientalische. 3. Altklassische. 4. Deutsche. 5. Englische. 6. Romanische. (Wintersemester 1895/ 96; Hervorhebung durch den Verfasser) 1801-1822: Reiten, Fechten, Tanzen und Parlieren Zwischen 1801 und 1822 gehören die Hallenser Lektoren und Sprachlehrer wie zu Zeiten der Ritterakademie und frühen Universität zu den so genannten Exerzitienmeistern. Sprachpraktisch werden Französisch, Italienisch, Spanisch, Englisch und Polnisch unterrichtet. Um 1800 zeugt die in späteren Jahren nie wieder erreichte Anzahl an Französischlehrern von der außerordentlichen Bedeutung des universitären Französischunterrichts: V. LINGUAE HODIERNAE ET ARTES GYMNASTICAE 1) CHODOWIECKI, Linguae Gallicae Lector publ. Regius, lectiones Gallicas habebit ex munif. Reg. Hor. I - II 2) Polonicae linguae praelectiones habebit ex munif. Reg. Praeceptor publice constituendus. 3) Scholas linguae Italicae et Hispanicae BOSELLI, linguae Italicae Lector publ. Reg., habebit; Gallicae habebunt, BOSELLI, WÖLFEL, MONDOT, GRAND- PONT, DE LEMBERTIE, LE FEVRE. (Wintersemester 1801) 2. Einzeldarstellungen 100 Mit den thematisch breit gefächerten Lehrveranstaltungen des Italienischlektors und Extraordinarius’ für Philosophie Ernst Wilhelm Gottlieb Wachsmuth (siehe Kapitel 2.3.2.1) - klassische, italienische, spanische und englische Literatur, Metrik, Rhetorik, philosophische und einzelsprachliche Grammatik, Universal- und neuere europäische Geschichte, italienischer und englischer Sprachunterricht - finden erstmals ab dem Wintersemester 1815 auch romanisch-literarische Themen Eingang ins Lehrprofil der Universität Halle (siehe auch Voretzsch 1905, 11-14): Italicae linguae institutiones offert W A C H S M U T H I U S qui etiam Torquati Tassonis Hierosolymam liberatam interpretabitur. (Wintersemester 1815) 1822-1865: Lehrstuhl für südlich europäische Sprachen und Literaturen 1822 wird Ludwig Gottfried Blanc zum Extraordinarius und 1833 zum Ordinarius für südlich europäische Sprachen und Literaturen ernannt (siehe Kapitel 2.3.2.2). Schier unermüdlich liest Blanc zwischen 1822 und 1865 über französische und italienische Literatur, Literaturgeschichte und Grammatik: Molière, Boileau, Racine, französisches Drama, Hugo, französische und italienische Literaturgeschichte, Dante, Boccacio, Tasso, Ariost, Petrarca, französische und italienische Grammatik sowie italienische Sprachgeschichte; wobei Molière, Dante, französische und italienische Literaturgeschichte sowie italienische Grammatik klare Schwerpunkte bilden (siehe auch Voretzsch 1905, 34-38; Lieber 1994, 470f.): L. G. BLANC 1) publice binis per hebd. lectionibus Boilavii artem poeticam explicabit rationem inprimis habiturus artis metricae, etymologiae judiciorumque de venustate poetica inter Francogallos fere obtinentium. 2) bis p. h. Elementa linguae Italicae, ejusque historiam tradet, hisque lectionibus isogogen dabit ad futuras de literatura Italica commentationes. (Wintersemester 1822) Wenngleich in Blancs Lehrprofil die neueren Erkenntnisse der historischvergleichenden Romanistik gänzlich fehlen (u.a. Diez, Raynouard), so korrigiert der allgemeine Sprachwissenschaftler August Friedrich Pott (1802- 1887) dieses Manko, indem er zwischen 1845 und 1868 über Ursprung, Etymologie und Vergleich der romanischen Sprachen liest und so das historisch-vergleichende Forschungsprogramm dennoch Eingang in das Lehrangebot der Hallenser Romanistik findet (Voretzsch 1905b, 9): 51 Eine Vergleichung der Romanischen Sprachen giebt Hr. Prof. P o t t . (Sommersemester 1845) Neben den Vorlesungen Blancs und Potts ist der Sprach- und Literaturunterricht der Lektoren und Sprachlehrer weiterhin separat am Ende des 51 Potts romanistische Vorlesungen fallen zeitlich mit seinem mehrteiligen Aufsatz „Das Latein im Übergang zum Romanischen“ (Pott 1853/ 54) zusammen; zu A. F. Pott als Romanist siehe Werner 2005. 2.3 Universität Halle, 1801-1913 101 Vorlesungsverzeichnisses aufgeführt; als romanische Sprachen werden Französisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch unterrichtet. 1865-1876: Boehmer, Schuchardt, Gründung des Seminars für Romanische Philologie Ab dem Sommersemester 1865 führt Eduard Boehmer (siehe Kapitel 2.3.2.3) einerseits mit Themen wie Dante, Molière und italienischer Literaturgeschichte die Lehrtradition seines Vorgängers Blanc fort, erweitert andererseits aber auch beträchtlich das Lehrprofil der Hallenser Romanistik um vergleichende Grammatik, Altfranzösisch (Chanson de Roland), Provenzalisch, Spanisch (Calderón) und Portugiesisch (Camões). Ab dem Wintersemester 1867/ 68 veranstaltet Boehmer Übungen seiner romanischen Gesellschaft, der Vorgängerinitiative des 1875 offiziell gegründeten Seminars für Romanische Philologie: Erklärung von Dante’s göttlicher Komödie: Prof. D. Boehmer. [...] Erklärung des 1855 von Bartsch herausgegebenen „Provenzalischen Lesebuch“ nebst den Elementen dieser Sprache: Derselbe. (Sommersemester 1867) Grammatik der romanischen Sprachen, vornehmlich der französischen: Prof. D. Boehmer. [...] Uebungen seiner romanischen Gesellschaft leitet einmal wöchentlich, privatissime und gratis: Derselbe. (Wintersemester 1867/ 68) 1873 übernimmt Hugo Schuchardt das Hallenser Ordinariat für romanische Sprachen (siehe Kapitel 2.3.2.3). Zwischen Ostern 1873 und Jahresanfang 1876 liest Schuchardt über das vergleichende Studium der romanischen Sprachen, spanische, italienische und provenzalische Grammatik, über altfranzösische (Chanson de Roland), italienische (Ariost, Boccaccio) sowie französische (Corneille, Molière) Literatur und leitet die Übungen in der romanischen Gesellschaft. Im Oktober 1875 wird Schuchardt die Direktion des neu gegründeten Seminars für Romanische Philologie übertragen, das seinen Lehrbetrieb jedoch erst Ostern 1877 unter Hermann Suchier aufnehmen wird (siehe Kapitel 2.3.3). 1876-1913: Romanische Philologie unter Hermann Suchiers Ägide Hermann Suchier (siehe Kapitel 2.3.2.3) bietet zwischen 1876 und 1913 Vorlesungen und Seminarübungen zu Themen der französischen, provenzalischen, italienischen, spanischen sowie rumänischen Sprache und Literatur an: altfranzösische Sprachdenkmäler, Aucassin et Nicolette, historische Grammatik der französischen Sprache, neufranzösische Grammatik, französische Lautgeschichte, heutige Aussprache des Französischen, Übungen mit dem französischen Sprachatlas, romanische Mundarten Frankreichs, ältere und neuere französische Literaturgeschichte, französische Verslehre, französisches Volksepos, Molière, Hugo, provenzalische Grammatik und Literatur, Dante, Cervantes, Calderón, rumänische Sprachkurse, rumäni- 2. Einzeldarstellungen 102 sche Literatur, Einleitung in die Romanische Philologie und Vulgärlatein. Neben seinen Vorlesungen leitet Suchier die Übungen des Romanischen Seminars und ab 1902 die des Proseminars: 52 Die ältesten Denkmäler der französischen Sprache erklärt, Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 8-9 Uhr, privatim: Prof. D. S u c h i e r . [...] Portugiesisch lehrt Mittwoch von 8-9 Uhr, öffentlich: D e r s e l b e . [...] Uebungen im romanischen Seminar, Dienstag und Freitag um 9 Uhr, gratis: D e r s e l b e . (Sommersemester 1877) Unter Suchiers Leitung erfährt die Hallenser Romanistik einen beträchtlichen inhaltlichen und personellen Ausbau und die Zahl der romanistischen Lehrveranstaltungen steigt auf 10 bis 15 Vorlesungen bzw. Seminarübungen pro Semester an. In der Lehre wird Suchier zum einen durch in Halle für das Fach der Romanischen Philologie habilitierte Privatdozenten unterstützt (von 1891 bis 1901 durch Ferdinand Heuckenkamp für Französisch, von 1891 bis 1892 durch Karl Voretzsch für Französisch, von 1893 bis 1904 durch Eduard Wechssler für Portugiesisch, Spanisch, Französisch, Provenzalisch sowie Keltologie und zwischen 1904 und 1911 durch Bernhard Schädel für Spanisch, Katalanisch, Italienisch und Französisch (siehe auch Voretzsch 1905b, 17-20; Haßler 1991, 137)) und zum anderen unterrichten Berthold Wiese Italienisch, Jules Simon Französisch und Provenzalisch sowie Otto Bremer Phonetik. Die Nachfolge Suchiers tritt ab dem Sommersemester 1913 Karl Voretzsch an, der bis 1947 vornehmlich über altfranzösische Themen der Romanischen Philologie lesen wird: Geschichte und Encyclopädie der Romanischen Philologie, privatim, Dienstag bis Freitag von 9-10 Uhr, Prof. Dr. N. N. [...] Einführung in das Studium des Altprovenzalischen, privatim, Mittwoch und Sonnabend von 10-11 Uhr, Prof. Dr. N. N. [...] Als Vertreter der Romanischen Philologie ist inzwischen Professor Dr. Carl Voretzsch berufen, welcher die in diesem Verzeichnis unter der Bezeichnung „Prof. Dr. N. N.“ angezeigten Vorlesungen und Übungen halten wird. (Sommersemester 1913) 52 Victor Klemperer schreibt über Suchiers Wissenschaftsverständnis: „An Interesse für die modernere französische Literatur fehlte es ihm nicht, er berücksichtigte sie in seinen Vorlesungen, er hatte eine besondere Liebe zu Molière [...]. Aber im ganzen bedeutete ihm die Beschäftigung mit den Neueren - die Neuestes waren verpönt und den Journalisten überlassen - doch wohl mehr den angenehmen Nachtisch als das nährende Hauptgericht der Mahlzeit. Strenge Wissenschaftlichkeit bewies er und hatten zumeist seine Schüler zu erweisen an den sprachlichen und stoffgeschichtlichen Problemen des Mittelalters.“ (Klemperer 1952, 318) 2.3 Universität Halle, 1801-1913 103 2.3.2 Lehrstuhlentwicklung 2.3.2.1 Italienische Sprache und Philosophie (1815-1820) Ernst Wilhelm Gottlieb Wachsmuth (Lektor der italienischen Sprache und Extraordinarius für Philosophie 1815-1820) Ernst Wilhelm Gottlieb Wachsmuth (1787-1866) wird am 28. Dezember 1787 in Hildesheim geboren. Ab 1803 studiert Wachsmuth Theologie in Halle. Finanzielle Nöte zwingen ihn jedoch, 1805 eine Stelle als Lehrer an der Klosterschule in Magdeburg anzunehmen, wo er sich dem Studium der alten und neuen Sprachen widmet. Wachsmuth promoviert 1811 an der Philosophischen Fakultät der Universität Halle und wird im gleichen Jahr zum Subrektor am Gymnasium im anhaltinischen Zerbst „bestallt“. 1815 siedelt Wachsmuth nach Halle über, wo er an den Franckeschen Stiftungen eine Gymnasiallehrerstelle und an der Universität die Stelle eines Italienischlektors antritt. Nach erfolgter Habilitation wird er 1816 zum außerordentlichen Professor für Philosophie an die Hallenser Philosophische Fakultät berufen. 1820 folgt Wachsmuth einem Ruf als Professor für alte und neuere Sprachen an die Universität Kiel, wo ihm auch die Leitung des Philologischen Seminars anvertraut ist. Stehen in den ersten Jahren seiner wissenschaftlichen Tätigkeit Sprachen und Literaturen im Zentrum seines Interesses, so widmet er seine Aufmerksamkeit immer mehr der neueren Geschichte. 1825 wird er zum Professor der Geschichte an die Universität Leipzig berufen, wo er sich nun ausschließlich der historischen Forschung widmet. Am 23. Januar 1866 stirbt Wachsmuth im Alter von 78 Jahren in Leipzig. 53 Die Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Halle erlangt Wachsmuth 1811 durch seine „Dissertatio inauguralis philosophica sistens comparationem grammaticam linguae gallicae et italicae cum matre latina“. Sie ist die einzige der Nachwelt überlieferte romanistische Arbeit Wachsmuths, die gemeinhin als eine der ersten wissenschaftlichen Leistungen der modernen Romanistik gilt und deren wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung vor allem darin besteht, dass sie noch vor den Arbeiten François Raynouards und Friedrich Diez’ liegt (Voretzsch 1905, 14-23). 54 Im Dezember 1814 bewirbt sich Wachsmuth um die Stelle eines Lektors für italienische Sprache bei der Universität Halle: 53 Biografische Angaben aus: ADB, Bd. 40 (1896), 423f.; Voretzsch 1905, 6-23; Voretzsch 1905b, 7; Voretzsch 1906, 142f.; DBE, Bd. 10 (1999), 267. 54 Wachsmuth selber erkennt die Unzulänglichkeit seiner Arbeit in einem im Dezember 1814 verfassten Brief an: „In questo studio m’avvisai di comparar queste de lingue moderne colla madre Latina, e tre anni fa ne feci pubblicar la dissertazione, per la quale aveva ottenuto la dignità di dottore, e che, a dir vero, adesso trovo molto imperfetta, dopo aver studiato la lingua Spagnuola e la lingua Provenzale, seconda madre delle tre lingue figlie del Latino, delle quale ho parlato.“ (UAHalle: Rep. 4, Nr. 937, ohne Blattzählung). 2. Einzeldarstellungen 104 Illustrissimo Signore, Padrone mio colendissimo, La confidenza, della quale mio veggo onorato, essendo reputato degna, d'una carica di maestro alle scuole unite di Halle [Vereinigte Schulen der Frankeschen Stiftungen. A.d.V.], m’è tanto più stimabile e cara, che in caso che fossi scelto maestro, un altra mia brama potrebbe adempirsi. Da molti anni in quà mi sono occupato delle lingue moderne, nate del latino, principalmente ho messo ogni mio studio ad imparar a fondo la lingua Italiana, come la più armoniosa, delicata ed aggradevole figlia della maestosa madre. [...] Adesso si mostra la vista di trovar un largo campo per la studio favorito, e questa speme mi rallegra tanto, che bisogna communicar a V.S. la mia gioja, ed il proposito d’insegnar la lingua Italiana, e di far lezioni pubbliche sovra la sua letteratura. (UAHalle: Rep. 4, Nr. 937, ohne Blattzählung) Von Anfang an passt Wachsmuth, der zum Sommersemester 1815 seine Lektorentätigkeit aufnimmt, nicht so recht in das tradierte Bild eines Lektors oder Sprachlehrers. So fragt er beispielsweise noch vor seinem Amtsantritt bei der Philosophischen Fakultät an, ob er auch ohne Habilitation eine Vorlesung über das Thema seiner Dissertation halten darf, was ihm auch gewährt wird (Voretzsch 1905, 7f.). Nach erfolgreicher Habilitation bewirbt sich Wachsmuth 1816 beim Preußischen Innenministerium um ein Extraordinariat für Philosophie, worin er durch den Dekan Schulz gegenüber den Fakultätsmitgliedern unterstützt wird: Da H. D. Wachsmuth kein gewöhnlicher Sprachmeister ist, sondern Philosophie und Geschichte mit seiner Kenntnis alter und neuer Sprachen verbindet, so halte ich meines Bedünkens dafür, daß er zu einer Profess. extraordinaria bestens zu empfehlen sey, ohne jedoch meiner hochgeehrter Herren [Collegen] Gutachten vorzugreifen, um welches ich hierdurch ergebenst ersuche. (Schulz zitiert nach Voretzsch 1905, 8f.) Im September 1816 wird Wachsmuth wunschgemäß zum außerordentlichen Professor für Philosophie berufen, wodurch ihm - gemessen an den Themen seiner Lehrveranstaltungen (Literatur, Rhetorik, Grammatik, Geschichte und Sprachunterricht) - der Sprung vom Lektorat in eine gewissermaßen (neu-)sprachliche Professur gelingt. Karl Voretzsch interpretiert Wachsmuths Bitte, ihn zum Professor für Philosophie und nicht für neuere Sprachen und Literaturen zu ernennen, als einen Ausdruck seiner „Abneigung dagegen für einen bloßen Sprachlehrer zu gelten“ (Voretzsch 1905, 11). Jedoch ließe sich hieraus ebenso gut eine wissenschaftliche Auffassung von Sprache und Literatur im Sinne einer übereinzelsprachlichen philosophischen Grammatik respektive einer ästhetisch-rhetorischen Wissenskultur ableiten. Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, dass in den 1810er Jahren eine neusprachliche Professur ausgesprochen ungewöhnlich gewesen wäre. Unbestreitbar ist jedoch, dass Wachsmuth mit seiner Laufbahn ein erstes Mal die Grenze überschreitet, die lange Zeit die Lektoren vom professoralen Lehrkörper der Philosophischen Fakultät trennte. In seiner Zwischenstellung - der Extraordinarius Wachsmuth ist auch weiterhin Lektor für Italienisch und Englisch - mar- 2.3 Universität Halle, 1801-1913 105 kiert er den Ausgangspunkt für einen eigenständigen neusprachlichen Lehrstuhl an der Universität Halle, an den sein Nachfolger Ludwig Gottfried Blanc 1821 argumentativ anknüpfen wird. 2.3.2.2 Extraordinariat und Ordinariat für südlich europäische Sprachen und Literaturen Ludwig Gottfried Blanc (1822 Extraordinarius, 1833 Ordinarius für südlich europäische Sprachen und Literaturen bis 1866) Ludwig Gottfried Blanc (1781-1866) wird am 19. September 1781 in der französischen Kolonie in Berlin geboren. Nach bestandener Reifeprüfung besucht er zwischen 1801 und 1805 das Theologische Seminar des französischen Gymnasiums und ersetzt ab 1806 den nach Berlin scheidenden Chodowiecki bei der französisch-reformierten Gemeinde in Halle. Als Feldprediger des Preußischen Heeres nimmt Blanc an den Befreiungskriegen teil. 1822 wird Blanc zum Extraordinarius für südlich europäische Sprachen an der Universität Halle ernannt und 1833 zum Ordinarius befördert. Auf romanistischem Gebiet liegen mehrere Veröffentlichungen zu Dante (siehe weiter unten) und seine Grammatik der italiänischen Sprache (Halle, 1844) vor. Zur Aufgabe seiner Lehr- und Forschertätigkeit zwingt ihn 1865 ein Schlaganfall, an dessen Folgen er am 18. April 1866 in Halle verstirbt. 55 Am 29. August 1821 bewirbt sich Blanc beim außerordentlichen Regierungsbevollmächtigen v. Witzleben, die Relais- und Kontrollinstanz des Preußischen Kultusministeriums an der Universität Halle, um eine Professur der südlich romanischen Sprachen: Schon längst man bei der hiesigen Universität es als einen Mangel empfunden, daß die neueuropäischen Sprachen und namentlich die südlichen nicht, wie es überall mit den alten Sprachen der Fall ist, einen Gegenstand wissenschaftlicher Behandlung und Vortrags ausmachen. Der Herr Professor Wachsmuth hat soviel ich weiß, den ersten nicht unglücklichen Versuch in dieser Hinsicht gemacht, aber seine Stelle ist nach seinem Abgang nicht wieder besetzt worden. [...] Überhaupt aber möchte es zu den überaus seltenen Ausnahmen gehören, daß ein Nationalfranzose sich, wie etwa der verstorbene Villers, die allgemeinere wissenschaftliche Bildung aneigne, welche billig von einem deutschen akademischen Lehrer verlangt wird: die gründliche Kenntnis und Würdigung sowohl der eignen als besonders der verwandten fremden Sprachen und Litteraturen pflegt den Eingebohrenen andrer als der deutschen Länder bekanntlich meist abzugehn. [...] Sollten Euer Hochwohlgeboren und ein hochzuverehrender Senat hiesiger Universität diese Absicht theilen und meinen Wünschen nicht entgegen sein, so wage ich es Euer Hochwohlgeboren ganz gehorsamst zu ersu- 55 Biografische Angaben aus: Neues Konversations-Lexikon, Bd. 3 (1868), 538f.; Witte 1869; ADB, Bd. 2 (1875), 688; Voretzsch 1905, 24; Voretzsch 1905b, 7-9; Voretzsch 1906, 141f.; Lieber 1994, 466; DBE, Bd. 1 (1995), 555. 2. Einzeldarstellungen 106 chen, Einem hohen Ministerium den Vorschlag zu thun, mir die Professur der südlich romanischen Sprachen zu ertheilen. Ich muß auf diese Bezeichnung des Amtes dringen, theils weil eigentlicher elementarmäßiger Sprachunterricht oder Sprachmeisterei mir dem Bedürfnis der Universität fremd zu sein scheint, und auch meiner Neigung durchaus widerspricht, theils weil die bisherigen Lektorate offenbar in der öffentlichen Meinung und in der der Studierenden besonders allzutief gesunken sind, und eben aus diesem Grunde wie ich mit Bestimmtheit weis, von Seiten Eines hohen Ministerii bei den neu errichteten Universitäten zu Berlin und Bonn keine Lektoren, sondern Professoren der südlich europäischen Sprachen angestellt worden sind. Vorläufig würde ich mich gern mit dem von Herrn Professor Wachsmuth früher bezogenen Gehalt begnügen, [...] (Blanc zitiert nach Voretzsch 1905, 25- 27) Blancs Argument, in Berlin und Bonn seien statt Lektoren „Professoren der südlich europäischen Sprachen“ angestellt worden, ist nicht ganz richtig. Friedrich Wilhelm Valentin Schmidt wurde nämlich 1821 in Berlin zum außerordentlichen Professor „im Fache der Litteratur insbesondere der neueren Sprachen“ (UAHUB: Universitätskurator, 319, Bl. 19) berufen und Friedrich Diez 1822 in Bonn als Lektor für südwesteuropäische Sprachen angestellt. 56 Trotz dieser kleinen Ungenauigkeit wird Blanc unter Zustimmung v. Witzlebens, des Dekans Schütz, der Fakultätsmitglieder und des akademischen Senats 57 vom Preußischen Kultusminister v. Altenstein 1822 zum außerordentlichen Professor „der südeuropäischen Sprachen und ihrer Litteraturen“ (Voretzsch 1905, 29) berufen. Dass für Blanc 1822 in Zeiten „kahler Dürftigkeit [...] und ängstliche[r] Sparsamkeit“ (v. Treitschke zitiert nach Hertzberg 1893, Bd. 3, 457) ein vergüteter Lehrstuhl geschaffen wird, ist auch als Zeichen sozialer Anerkennung seiner Verdienste in den Befreiungskriegen sowie als Domprediger und vielleicht weniger als wissenschaftliche Notwendigkeit zu lesen. Besonders deutlich wird diese Personengebundenheit des Blancschen Lehrstuhls noch einmal 1866 im Licht der Diskussion um seine Wiederbesetzung hervortreten. Am 17. März 1833 wird Blanc auf Initiative des Preußischen Kultusministeriums sogar zum Ordinarius „für das Fach der romanischen Sprachen und ihrer Litteratur“ (Voretzsch 1905, 31) befördert, wenngleich seine Vorlesungen „allerdings nicht zahlreich besucht“ (Kurator Delbrück zitiert nach Voretzsch 1905, 30) sind. In Hinblick auf Blancs Lehrprofil überrascht, dass er entgegen dem ab den 1830/ 40er Jahren durchaus fachlich Erwartbaren historische Grammatik, Altfranzösisch und Provenzalisch nicht behandelt, sondern er auch 56 Diez wird erst 1830 zum Ordinarius für mittlere und neuere Literaturen berufen. 57 Im Gutachten der Fakultät und des akademischen Senats heißt es: „Es war nur Eine Stimme darüber: 1. Dass es ein wahrer Gewinn für die Universität sein würde, eine Professur über südeuropäische Sprachen und Litteraturen zu haben; 2. dass H. W. Blanc völlig dazu geeignet sei, diese Stelle auszufüllen, dass aber 3. Sprachmeister für Französisch und Englisch dabei stets nötig seien“ (Voretzsch 1905, 28) 2.3 Universität Halle, 1801-1913 107 weiterhin auf seine etablierten Themen wie Molière, Dante sowie italienische Literaturgeschichte und Grammatik setzt (siehe Kapitel 2.3.1 „1822- 1865: Lehrstuhl für südlich europäische Sprachen und Literaturen“). Diese Absenz ist umso erstaunlicher, da Blancs wissenschaftlicher Nachlass durchaus den seinerzeit aktuellen Forschungsstand reflektiert (zu einer ausführlichen Beschreibung des Blancschen Nachlasses siehe Lieber 1994, 469 und 474-478). So erstaunt es nicht, dass Blanc sein wissenschaftliches Renommee vor allem durch Dantephilologische Forschungen und nicht im Rahmen des historisch-vergleichenden Forschungsprogramms erwirbt (Lieber 1994, 468f.; Lieber 2002). Als Autor verfasst Blanc auf dem Gebiet der Dante- Philologie: Die beiden ersten Gesänge der göttlichen Komödie, mit Rücksicht auf alle früheren Erklärungsversuche (Halle, 1832), Vocabulario Dantesco ou Dictionnaire critique et raisonné de la Divine Comédie de Dante Allighieri (Leipzig, 1852), Versuch einer bloss philologischen Erklärung mehrere dunklen und streitigen Stellen der Göttlichen Komödie (Halle, 2 Bde., 1861, 1865) sowie seine Übersetzung Die Göttliche Komödie von Dante Alighieri (Halle, 1864). Gemeinsam mit dem Juristen und Dante-Philologen Karl Witte (1800-1883), der 1838 von Breslau nach Halle wechselt, organisiert Blanc den Hallenser Dantekreis und beide Forscher sind in das weit verzweigte Kommunikationsnetz deutscher Dante-Philologen eingebunden (siehe auch Storost 1961, 80-84; Witte, H. 1971, 148; zum Forschungsprogramm Dante-Philologie siehe Kapitel 3.4). Neben den Hallenser Dantephilologen Karl Witte und Eduard Boehmer (siehe Kapitel 2.3.2.3) tritt auch Blanc im September 1865, d.h. nur wenige Monate vor seinem Tod, schriftlich als Gründungsmitglied der Deutschen Dante-Gesellschaft bei (Witte, H. 1971, 200). Es besteht eine Kontroverse darüber, ob mit Ludwig Gottfried Blanc in Halle oder mit Friedrich Diez in Bonn die erste spezifisch romanistische Professur begründet worden sei (pro Halle ist z.B. Karl Voretzsch, pro Bonn ist z.B. Edmund Stengel: siehe Voretzsch 1905, 5 = FN 1; Klemperer 1952, 315f.). Voretzsch besteht darauf, dass dieser Streit zugunsten Halles entschieden werden müsse, da zwar richtig sei, dass Blancs Professur erst drei Jahre nach Diez’ Beförderung zum Ordinarius in eine ordentliche umgewandelt wurde, aber Blanc „das Studium der romanischen Sprachen und Literaturen zuerst als ein fest abgeschlossenes, in sich und nach außen einheitliches Forschungs- und Lehrgebiet erkannt, und eine in demselben Sinne umgrenzte Lehrtätigkeit zugewiesen erhalten und ausgeübt“ (Voretzsch 1905, 5 = FN 1) habe. Diez, der 1821 als Lektor der südwesteuropäischen Sprachen, ab 1823 als Extraordinarius und ab 1830 als Ordinarius für mittlere und neuere Literaturen bei der Universität Bonn angestellt wurde, trug zudem in der Bezeichnung seines Lehrstuhls weniger eine geografische (die Romania betreffend), als vielmehr eine epochale Eingrenzung (mittlere und neuere Sprachen) des Objektbereichs. Victor 2. Einzeldarstellungen 108 Klemperer, dem dieser Streit „unwesentlich und pedantisch“ (Klemperer 1952, 315) scheint, fällt ein versöhnliches Urteil, wenngleich der Halle zugeneigte Richterspruch unverkennbar ist: In Halle zuerst kommt es zur strengen Selbstbesinnung und Selbstbeschränkung der romanischen Philologie. Gewiß nicht hier allein, aber in sehr hohem Maße gerade hier legt man das gediegenste Fundament der neuen Fachwissenschaft und fördert sie weitgehend. (Klemperer 1952, 316) 2.3.2.3 Das Extraordinariat und Ordinariat für romanische Sprachen (1866- 1913) Eduard Boehmer (1866 Extraordinarius, 1868 Ordinarius für romanische Sprachen und Literaturen bis 1872) (Carl) Eduard Boehmer (1827-1906) wird am 24. Mai 1827 in Stettin geboren. In Halle und Berlin studiert Boehmer Evangelische Theologie und Philologie. 1854 habilitiert er sich in Halle zum Privatdozenten der Theologie („De Apocalypsi Joannea ex rebus vatis aetate gestis explicanda“) und wird im selben Jahr zum Kustos der Hallenser Universitätsbibliothek ernannt. Kirchengeschichtliche Forschungen zur spanischen Reformationsgeschichte führen den Spanischkundigen nach Spanien; als Veröffentlichungen auf diesem Gebiet liegen von Boehmer u.a. vor: Franzisca Hernandes und Frai Franzisco Ortez. Anfänge reformatorischer Bewegungen in Spanien unter Kaiser Karl V. (Leipzig, 1865), Spanish reformers of two centuries from 1520 (Straßburg, 3 Bde., 1874, 1883, 1904). Neben seiner theologischen Lehr- und Forschertätigkeit an der halleschen Theologischen Fakultät beschäftigt sich Boehmer auch mit Dantephilologischen Studien und gehört mit Witte und Blanc zum Hallenser Dante-Kreis. Im September 1865 nimmt Boehmer an der Gründungssitzung der Deutschen Dante-Gesellschaft, zu deren Sekretär er gewählt wird, teil. Ab dem Sommersemester 1865 vertritt Boehmer den erkrankten Blanc, nach dessen Ableben er 1866 zum außerordentlichen Professor für romanische Sprachen und Literaturen berufen und 1868 zum Ordinarius befördert wird. Als Romanist übersetzt Boehmer Handschriften Juan de Valdés’ (Hundertzehn göttliche Betrachtungen. Juan de Valdés (Halle, 1870)), gibt zwischen 1867 und 1871 gemeinsam mit Karl Witte das Jahrbuch der Deutschen Dante-Gesellschaft (1867, 1869, 1871) heraus (Storost 1961, 94-97), ist zwischen 1871 und 1895 Herausgeber der Fachzeitschrift Romanische Studien und tritt als Autor mehrerer Bücher in Erscheinung (u.a. Über Dantes Monarchie (Halle, 1866), Über Dante’s Schrift De vulgari eloquentia. Nebst einer Untersuchung des Baues der Danteschen Canzonen (Halle, 1868), Die provenzalische Poesie der Gegenwart (Halle, 1870), Verzeichniss Räthoromanischen Literatur (Bonn, 1883)). 1872 folgt Boehmer einem Ruf auf ein Ordinariat für romanische Sprachen an die neu gegründete 2.3 Universität Halle, 1801-1913 109 Reichsuniversität Straßburg, wo er bis zu seiner frühen Emeritierung 1879 lehrt. Boehmer stirbt am 5. Februar 1906 in Lichtenthal bei Baden-Baden. 58 Im April 1866 verstirbt an den Folgen eines Schlaganfalls der Ordinarius Blanc, der bereits seit dem Sommersemester 1865 von Boehmer vertreten wurde. Noch am Sterbetag Blancs, dem 18. April 1866, ergeht an den Kultusminister Heinrich von Mühler in Berlin durch den Universitätskanzler folgende Mitteilung, wodurch die Diskussion über die Wiederbesetzung des Blancschen Lehrstuhls 59 eröffnet ist: Abermals befinde ich mich in der Lage, das Ausscheiden eines der älteren Mitglieder hiesiger Universität aus den Kreisen der letzteren anzeigen zu müssen, indem der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät, Dr. Blanc, in der Mittagsstunde des heutigen Tages in Folge allmählicher Entkräftung im Alter von 84 Jahren 7 Monaten verschieden ist. Ob die philosophische Fakultät sich zu Anträgen auf Ersatz für den Verewigten bezüglich des von ihm vertretenen Lehrzweige veranlaßt finden möchte, dürfte abzuwarten seyn. (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. VIII, Bl. 35) Diese Passage macht deutlich, dass die Hallenser Romanistik auch 1866 - Blancs Berufung zum Extraordinarius liegt zu diesem Zeitpunkt 44 Jahre zurück - noch immer nicht über die Sicherheiten einer institutionell verfestigten, d.h. einer sich automatisch perpetuierenden Struktur verfügt. Es sei vorweggenommen, dass es ein letztes Mal sein wird, dass die Hallenser Romanistik auf die Initiative und das Wohlwollen der Philosophischen Fakultät angewiesen ist (ob sie sich „veranlaßt finden möchte“ das durch Blanc vertretene Lehrgebiet zu erhalten). Dass sie es tut, belegt der Umstand, dass die Fakultätsmitglieder im Juli 1866 den Privatdozenten Boehmer aufgrund seiner Sprachkenntnisse und seiner evangelischen Konfession für ein Extraordinariat empfehlen (Kurator Beurmann am 2. August 1866 ans Berliner Kultusministerium): Eurer Excellenz überreiche ich gehorsamst einen Bericht der hiesigen philosophischen Fakultät vom 11ten vor. Mts., in welchem dieselbe darauf anträgt, die durch den Tod des Professors Dr. Blanc erledigte Professur der romanischen Sprachen, dem Privatdozenten in der theologischen Fakultät und Custos an der hiesigen Universitätsbibliothek, Licentiaten Dr. Boehmer zu übertragen. Es ist ein Separat-Votum des Professors Dr. Bergk vom 9ten v. Mts. beigefügt 60 , wel- 58 Biografische Angaben aus: Voretzsch 1905b, 9-12; Storost 1961; UAHalle: Rep. 27, Nr. 848. 59 Siehe GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. VIII, Bl. 57-69: „die Wiederbesetzung der durch den Tod des Professor Dr. Blanc erledigten Professur betreffend.“ 60 Separat-Votum Bergks vom 9. Juni 1866 (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. VIII, Bl. 67f.): Bergk wendet ein, dass Französisch und Englisch und weniger Italienisch und Spanisch an der Universität gelehrt werden müssten, da vor allem künftige Lehrer der Gymnasien und höheren Realschulen die 2. Einzeldarstellungen 110 cher dem gedachten Antrage sich zwar anschließt, jedoch der Ansicht ist, daß in dem Fakultätsberichte zu viel Gewicht auf die italiänische und spanische Sprache gelegt ist, während seiner Meinung nach die Vertretung der französischen und englischen Sprache als erstes Bedürfnis geltend gemacht werden müsse. Auch ich habe gegen den Antrag nichts zu erinnern und bin überzeugt, daß Dr. Boehmer die erforderlichen Kenntnisse und sonstigen Eigenschaften besitzt, um diesem Lehrfache mit Erfolg vorstehen zu können. [...] und ich stelle gehorsamst anheim den Privatdozenten Dr. Boehmer zum außerordentlichen Professor in der hiesigen philosophischen Fakultät für das Fach der romanischen Sprachen zu ernennen, und ihm eine vom 1ten Januar knJ. ab zahlbare Besoldung von 400 RM jährlich zu bewilligen. (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. VIII, Bl. 57-59) Der Bericht der Philosophischen Fakultät vom 11. Juli 1866, in dem Boehmer empfohlen wird, ist dem Schreiben Beurmanns beigefügt. In ihm attestieren die Fakultätsmitglieder der Romanischen Philologie wissenschaftliche und gesellschaftliche Relevanz und plädieren für die Fortführung romanistischer Studien an der Universität Halle: Euer Excellenz erlaubt sich die philosophische Fakultät der Universität Halle- Wittenberg [? ] Bericht und Antrag mit der Bitte um hochgeneigte Erwägung und Berücksichtigung ehrerbietigst vorzulegen. Durch den am 18. April d. J. erfolgten Tod des Professors L. G. Blanc ist die ordentliche Professur der romanischen Sprachen und Literaturen erledigt worden, welche derselbe seit dem Jahre 1833 bekleidet hatte, mit Recht berühmt und vom In- und Auslande geschätzt als Forscher zumeist über italienische Literatur, insonderheit über Dante, aber auch wohlverdient durch seine akademische Lehrthätigkeit, die sich namentlich auch über das Französische erstreckte. Je dankbarer die philosophische Facultät sich der Verdienste dieses Mannes auf dem Gebiete der romanischen Philologie zu erinnern hat, desto ernstlicher und dringender muß sie die Wiederbesetzung seines Lehrstuhls wünschen, damit nicht die bereits seit einem Menschenalter eingebürgerte akademische Tradition durch Unterbrechung beeinträchtigt oder verkümmert werde, und gleichzeitig auch der wissenschaftliche und der praktische [? ], welcher durch Gründung dieser Professur an hiesiger Universität erzielt [? ]. Demnach gerade hat die romanische Philologie eine solche wissenschaftliche Ausbildung und Bedeutung gewonnen, daß sie einer besondern Vertretung neben der klassischen und germanistischen nicht [? ] entbehren kann, und nicht minder fordert das unmittelbare Interesse der höheren Schulen, daß ihren künftigen Lehrern der neueren Sprachen ausreichende Gelegenheit geboten werde, sich eine dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft entsprechende gründliche und methodische Bildung auch auf diesem philologischen Gebiete zu erwerben. Die philosophische Facultät hat es demgemäß für ihre Pflicht erachtet, ernstlich und [? ] zu erwägen, [? ] Männer für [? ] Ausfüllung dieser empfindlichen Lücke in Betracht zu ziehen und schließlich in Vorschlag zu bringen sein würden. Leider [? ] sie in der Auswahl unter den überhaupt nicht zahlreichen Gelehrten, auf welche sie ihre Blicke richten konnte, noch [? ] beschränkt Studierenden bildeten, was die Philosophische Fakultät „vollständig ignoriert und mit beredtem Stillschweigen übergeht.“ 2.3 Universität Halle, 1801-1913 111 durch notwendige confessionelle und finanzielle Rücksichten. Dem einige treffliche Forscher, wie Mussafia und [? ] Wolf, mußten als Katholiken nach den Statuten der Universität unberücksichtigt bleiben, andere, wie Ebert, befinden sich in Stellungen, welche ihre Berufung wohl so gut wie gänzlich vereiteln würden. Sollte sich aber die Facultät in denjenigen durch die Lage der Dinge nothwendig gebotenen Grenzen halten, innerhalb deren der jetzt wirklich erreichbaren zu liegen schien, so müßte sie auch hier wiederum von Männern wie Lemcke, Theod. Müller, Holland, Tobler, Rochat u.a., [? ] und [? ] Um so schätzbarer [? ], daß sich ein unserer Universität selbst in dem Dr. phil und Lic. Theol. Ed. Boehmer, Privatdocenten der theologischen Facultät und Custos der Königlichen Universitäts-Bibliothek, ein Mann darbot, den die Facultät als wohl befähigt und geeignet erachten dürfte. (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. VIII, Bl. 60ff.; Hervorhebung wie im Original; schwer leserlich) Dieser Empfehlung folgend, verleiht die Philosophische Fakultät Boehmer am 26. September 1866 ein Extraordinariat (jährliche Besoldung: 400 Mark) (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. VIII, Bl. 78) 61 ; 1868 wird Boehmer zum Ordinarius befördert. 1872 nimmt der gesundheitlich angeschlagene Boehmer 62 einen Ruf auf ein Ordinariat für Romanische Philologie an die neu gegründete Kaiser- Wilhelm-Universität in Straßburg an, worüber der Universitätskurator Rödenbeck den Kultusminister Adalbert Falk am 10. September 1872 in Kenntnis setzt und hinzufügt: „Wegen Wiederbesetzung der Stelle behalte ich mir weitere Anträge gehorsamst vor“ (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. X, Bl. 209). Hugo Schuchardt (Ordinarius für romanische Sprachen 1873-1876) Hugo (Ernst Mario) Schuchardt (1842-1927), am 4. Februar 1842 in Gotha geboren, studiert ab 1859 in Jena zunächst Rechtswissenschaften, ab 1860 Philologie u.a. bei August Schleicher, wechselt 1861 nach Bonn, wo er bei Friedrich Ritschl und Otto Jahn studiert. 1864 promoviert Schuchardt in Bonn bei Friedrich Diez und Ritschl („De sermonis Romani plebei vocalibus“). Nach längeren Aufenthalten in Genf und Rom habilitiert sich Schuchardt 1870 an der Universität Leipzig mit der Schrift „Über einige Fälle bedingten Lautwandels im Churwälschen“ und der Probevorlesung „Über die Klassifikation der romanischen Mundarten“. Seine dreijährige Leipzi- 61 Boehmers Gesuch, neben seiner Lehrtätigkeit an der Philosophischen Fakultät auch weiterhin als Privatdozent an der Theologischen Fakultät unterrichten zu dürfen, wird vom Ministerium mit der Bemerkung „geht m. E. gar nicht an“ (GSPK: I. HA, Rep 76 Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. VIII, Bl. 58 verso folio) zurückgewiesen. Seine Stelle als Kustos der Universitätsbibliothek (jährliche Vergütung: 400 Mark) behält er bei. 62 Wegen eines Leberleidens und der Anlage zur Tuberkulose bittet Boehmer am 18.12.1871 um Entbindung von seiner Stelle als Kustos der Universitätsbibliothek Halle unter Beibehaltung seines Gehaltes (1150 RM). 2. Einzeldarstellungen 112 ger Privatdozentur endet 1872 mit der Berufung zum ordentlichen Professor für romanische Sprachen an die Universität Halle, wo er durch seinen Bildungsgang der erste ausgebildete Romanist auf dem romanistischen Lehrstuhl ist. Bereits drei Jahre später übernimmt Schuchardt 1876 auf Betreiben von Johannes Schmidt und Adolfo Mussafia die Professur für Romanische Philologie an die Universität Graz, wo er in den folgenden Jahrzehnten zu Kreolistik, Keltologie und Baskologie arbeitet. Auf romanistischem Gebiet veröffentlicht Schuchardt u.a.: Der Vokalismus des Vulgärlateins (Leipzig, 3 Bde. 1866-1868), Kreolische Studien (Wien, 9 Bde., 1882- 1891), Über die Lautgesetze. Gegen die Junggrammatiker (Berlin, 1885), Romanische Etymologien (Wien, 2 Bde., 1898/ 99) und Die iberische Deklination (Wien, 1907). 1900 lässt Schuchardt sich pensionieren, unternimmt aber weiterhin Forschungsreisen und arbeitet zu sprachwissenschaftlichen und philosophischen Fragestellungen. Am 21. April 1827 stirbt Schuchardt in Graz. 63 Nachdem Eduard Boehmer Ende September 1872 aus dem Hallenser Dienstverhältnis ausgeschieden ist, schlagen die Fakultätsmitglieder zügig - und ohne grundsätzliche Diskussion darüber, ob es sinnvoll sei, das romanistische Lehrgebiet fortzuführen oder nicht - Hugo Schuchardt als Nachfolger Boehmers vor, den sie aufgrund seiner Publikationen und Lehrtätigkeit an der Universität Leipzig für qualifiziert halten (Fakultätsbericht): Die philosophische Fakultät bringt für den durch die Versetzung des Professors Boehmer nach Straßburg erledigten Lehrstuhl für romanische Sprachen in dem s. p. r. beigefügten Dekanatsbericht vom 23. d. M. den Privatdozenten Dr. Hugo Schuchardt in Leipzig in Vorschlag. Sie gedenkt in ihrem Bericht noch zweier anderer hier etwa in Betracht kommenden Concurrenten, des Dr. Stengel (zur Zeit in Rom) und des außerordentlichen Professors Dr. Groeber in Zürich; allein sie giebt aus den im Bericht erörterten Gründen dem Dr. Schuchardt in dem Maaße den Vorzug, daß sie nur diesen allein in Vorschlag bringen zu sollen glaubt. Eure Excellenz bitte ich deshalb gehorsamst, hochgeneigtest dem Antrage der Fakultät deferiren zu wollen. Der Curator der Universität. Roedenbeck. (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. X, Bl. 222) Am 13. November 1872 benachrichtigt das Kultusministerium Schuchardt, dass ihn die Philosophische Fakultät für den zu besetzenden Lehrstuhl empfohlen hat und stellt ihm eine jährliche Besoldung von 1200 Mark in Aussicht. Schuchardt, den das Angebot „mit grösster Genugthuung erfüllt“, wird am 6. Dezember 1872 zum ordentlichen Professor für romanische Sprachen berufen und tritt zum Sommersemester 1873 seine Lehrverpflichtung an. 63 Biografische Angaben aus: Voretzsch 1905b, 12f.; Richter 1929; DBE, Bd. 9 (1998), 167; Storost 2001a, 300-308; Wunderli 2001, 129f. 2.3 Universität Halle, 1801-1913 113 Jedoch muss der gesundheitlich angeschlagene Schuchardt, dessen Lehrveranstaltungen noch bis zum Ende des Sommersemesters 1876 im Vorlesungsverzeichnis aufgeführt sind, bereits im Februar 1876 seine Lehrtätigkeit unterbrechen. Während eines zweimonatigen Kuraufenthalts bittet Schuchardt im Juni 1876 um die Entlassung aus dem Preußischen Staatsdienst, da ihm sein Arzt empfohlen habe, ins gesündere Klima der Stadt Graz zu wechseln. Schuchardts Dienstverhältnis endet zum 1. Oktober 1876 (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. XII, Bl. 50-58). 64 Hermann Suchier (Ordinarius für romanische Sprachen 1876-1913) Erst an den Namen der zwei folgenden Ordinarien, die beide ihr ganzes Lebenswerk in Halle schufen, hängt der Ruhm und sozusagen der spezifische Geruch der Hallenser Romanistik. H e r m a n n S u c h i e r hat von 1876 bis 1914 in Halle gelehrt, nach ihm K a r l V o r e t z s c h , weit über seine Emeritierung im Jahre 1935 hinaus und fast bis zu seinem Tode als Achtzigjähriger im Januar 1947 [...]. (Klemperer 1952, 317) Hermann Suchier (1848-1914) wird am 11. Dezember 1848 in Karlshafen als Abkömmling französischer Hugenotten geboren. Nach der Reifeprüfung in Rinteln studiert er ab 1866 Germanische, Englische und Romanische Philologie, orientalische Sprachen sowie Vergleichende Sprachwissenschaft in Marburg und Leipzig u.a. beim Romanisten Adolf Ebert und Germanisten Friedrich Zarncke. Suchier promoviert 1871 in Leipzig („Über das niederrheinische Bruchstück der Schlacht von Aleschanz“; sein Rigorosum erstreckt sich über Romanische Philologie, Germanistik und Sanskrit) und habilitiert sich 1873 in Marburg („Über die Quelle Ulrichs von dem Türlîn und die älteste Gestalt der Prise d’Orange“) für das Fach Romanische und Englische Philologie. Nach jeweils kurzen Dienstverhältnissen in Zürich und Münster wird Suchier 1876 zum Professor für romanische Sprachen an die Universität Halle berufen. Unter seiner 37 Jahre währenden Führung erfolgt der maßgebliche institutionelle Ausbau zur modernen Romanistik (Seminar, Bibliothek, Erweiterung des Sprach- und Lehrprofils usw.). Rufe nach Straßburg (1879) und Leipzig (1890) lehnt er ab, führen aber jeweils zu einer Erhöhung seiner Besoldung. Suchier, dessen wissenschaftliche Tätigkeit vor allem in der Edition und Kritik altfranzösischer 64 Bereits am 10. August 1875 hatte Schuchardt das Preußische Kultusministerium darüber informiert, dass er einen Ruf an die Universität Graz erhalten habe; er erklärt sich aber nach einer Gehalterhöhung um jährlich 1350 Mark bereit, in Halle zu bleiben (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. XI., Bl. 259f.). 2. Einzeldarstellungen 114 und altprovenzalischer Texte besteht, gibt ab 1879 die Schriftenreihe Biblioteca Normannica heraus; 1893 wird seine Altfranzösische Grammatik veröffentlicht. Die Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen macht ihn zu ihrem Ehrenmitglied (ASNS, Bd. 120 (1908), 186). Am 3. Juli 1914 stirbt Suchier in Halle. 65 Noch bevor das Dienstverhältnis Hugo Schuchardts zum 1. Oktober 1876 offiziell endet, treten am 14. Juli 1876 die Fakultätsmitglieder zusammen, um über die Nachfolge auf dem romanistischen Lehrstuhl zu beraten. Als Ergebnis ihrer Beratung empfehlen sie Hermann Suchier (Münster) und Wendelin Förster (Prag) gleichermaßen: In Folge Euer Hochwohlgeboren Schreibens vom 27ten Juni (N° 1933.) hat sich die Fakultät in ihrer Sitzung vom 14ten über die Vorschläge entschieden, welche Sie wegen Wiederbesetzung der durch den Abgang des Herrn Collegen Schuchardt mit dem 1ten October a.c. vacant werdenden ordentlichen Professur schon im Wintersemester seine Thätigkeit bei uns beginne. Seit dem Februar a.c. hat nämlich der von uns scheidende Professor Schuchardt krankheitshalber keine Vorlesungen gehalten. Seit dieser Zeit also haben die Studierenden gar keine Gelegenheit gehabt sich an hiesiger Universität mit den romanischen Sprachen zu beschäftigen, da auch der Lector für dieselben seit dem Tode des Dr. Hollmann nicht mehr existiert. Die schläunigste Wiederbesetzung dieser Stelle ist daher dringendstes Bedürfniß und bittet daher die Fakultät Euer Hochwohlgeboren um möglichstbaldige Beförderung der Angelegenheit nach Berlin unter Unterstützung unserer Bitte, Seine Excellenz möchte die Gnade haben, dahin zu wirken, daß die erledigte Professur so besetzt werden möge, daß der zu berufende Professor seine Vorlesungen mit dem Anfang des Wintersemesters beginnen könne. Einstimmig erlaubt sich die Facultät folgende Vorschläge zu machen: Sie bringt in erster Linie die Herren Professoren Suchier und Förster in Vorschlag und zwar so, daß sie die Berufung eines Jeden von Beiden als gleich wünschenswerth und erfreulich für unsere Universität bezeichnet. Dr. Hermann Suchier, ordentlicher Professor in Münster, hat sich nicht nur mit der romanischen Philologie, welche das Hauptgebiet seiner wissenschaftlichen Thätigkeit bildet, sondern auch mit germanistischen Studien eifrig beschäftigt, so daß ihn bei der Behandlung seines speciellen Faches ein weiterer Ueberblick und ein umfassenderer Gesichtskreis zu Gebote steht, als dies sonst vielfach der Fall sein dürfte. Ebenso frei wie von Einseitigkeit ist er von Oberflächlichkeit; seiner Arbeiten zeigen sowohl gründliche und methodische Untersuchung wie ein scharfsinniges und selbständiges Urtheil. In dem praktischen Gebrauch der französischen Sprache hat er sich durch wiederholten und längeren Aufenthalt in Frankreich Übung erworben. [...] W. Heintz. (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. XII, Bl. 62ff.) Das Preußische Kultusministerium entscheidet, den sich bereits im Preußischen Staatsdienst befindlichen Suchier von Münster (Provinz Westfalen) 65 Biografische Angaben aus: Voretzsch 1905b, 13-17; Deutsches Biographisches Jahrbuch, Bd. 1 (1925), 314; Haenicke 1981, 187f.; DBE, Bd. 9 (1998), 623; Suchier, W. 1938; UAHalle: PA 15801. 2.3 Universität Halle, 1801-1913 115 nach Halle zu versetzen (Kultusminister Adalbert Falk an Kurator Rödenbeck am 19. August 1876): 66 Auf den Bericht vom 22. v. M. - N° 2208 - benachrichtige ich Ew. Hochwohlgeboren, daß ich als Ersatz für den ausgeschiedenen Professor Dr. Schuchardt, den ordentlichen Professor an der Akademie zu Münster Dr. Suchier vom 1. Oktober d. J. ab in gleicher Eigenschaft in die philosophische Facultät der dortigen Universität versetzt und demselben zugleich die von dem Schuchardt geführte Direction des Seminars für romanische Philologie übertragen habe. Als Professor ist dem Suchier eine Besoldung von jährlich 4500 M [...] und der tarifmäßige Wohnungsgeldzuschuß von 540 M [...] beigelegt worden. [...] Falk. (UAHalle: PA 15801, Suchier, ohne Blattzählung) 1913 zwingt der Gesundheitszustand den 65-jährigen Suchier, sein Ordinariat niederzulegen und aus dem Lehrbetrieb auszuscheiden. Noch im selben Jahr wird der Suchier-Schüler Karl Voretzsch (1867-1947) vom Kieler auf den Hallenser romanistischen Lehrstuhl berufen. 67 2.3.3 Seminar und Seminarbibliothek Das Seminar für Romanische Philologie (1875) 1875 werden an der Universität Halle eigenständige Seminare für Deutsche, Romanische und Englische Philologie gegründet. Vorläuferinstitutionen dieser neusprachlichen Seminare sind die als Privatinitiative vom Germanisten Julius Zacher (1816-1887) zum Sommersemester 1865 gegründete deutsche Gesellschaft, die zum Wintersemester 1867/ 68 vom Romanisten Eduard Boehmer gegründete romanische Gesellschaft und die zum Wintersemester 1872/ 73 vom Anglisten Benno Tschischwitz (1828- 1890) gegründete englische Gesellschaft (siehe Vorlesungsverzeichnisse 1865-1875). Treibende Kräfte bei der Ausarbeitung der Statuten für alle drei neusprachlichen Seminare sind der Germanist Zacher und der Anglist Karl (Friedrich) Elze (1821-1889). 68 So verfasst Zacher, seit 1863 Ordinarius für Deutsche Philologie in Halle, einen „Entwurf der Verfassung für das Seminar für deutsche Philologie“ (UAHalle: Rep. 4 Nr. 256, ohne Blattzählung). 66 Jährliche Besoldung Suchiers: 1876: 4500 Mark, 1879: 5500 Mark, 1890: 7200 Mark, 1898: 7800 Mark, 1905: 8000 Mark. Neben seiner Besoldung gewährt im die Universitätskasse mehrmals Zuschüsse für Reisen nach Frankreich und England, wo er in Bibliotheken mittelalterliche Handschriften kopiert: 800 Mark (1886), 600 Mark (1889), 200 Mark (1896) und 400 Mark (1901) (UAHalle: PA 15801). 67 Zu Voretzschs Leben und wissenschaftlichem Schaffen siehe Storost 1951/ 52; UAHalle: PA 16520 und PA 29651. 68 Ein Vergleich der Reglements für die neusprachlichen Seminare mit der „Verfaßung des Philologischen Seminars“ (1817) (UAHalle: Rep. 4, Nr. 256, ohne Blattzählung), das sich wiederum an der Verfassung des noch älteren Theologischen Seminars orientiert hatte, zeigt deren konzeptuelle Nähe. 2. Einzeldarstellungen 116 Elze, seit 1875 Hallenser Extraordinarius für englische Sprache und Literatur, entwirft in Erwartung der Seminargründung ein Reglement für das Englische Seminar, das, so ein Schreiben des Kultusministeriums, auch als Vorlage für das Reglement des Seminars für Romanische Philologie verwendet worden ist: Indem ich die Leitung des Seminars für englische Philologie dem außerordentlichen Prof. Dr. Elze u. die des Seminars für Romanische Philologie dem ordentlichen Prof. Dr. Schuchardt übertrage, will ich gleicher Zeit die beiliegenden im Anschluß an den Elze’schen Entwurf festgestellten Reglement für die beiden Seminare einführen. (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. XI, Bl. 263) Der Romanist Schuchardt, der nachweislich keine eigenen Statuten für das Seminar für Romanische Philologie entworfen hat, spielt dennoch im Konzeptualisierungsprozess der neusprachlichen Seminare keine geringe Rolle. Aus wissenschaftlichen Gründen lehnt Schuchardt die seit den 1860er Jahren an den deutschen Universitäten durchaus übliche romanisch-englische Doppelstruktur der Lehrstühle und Seminare (Christmann 1985a, 23- 27) ab, da diese einzig den Bedürfnissen der Schulen entspreche. 69 Am 28. Juni 1874 spricht sich so das Kuratorium der Universität Halle gegenüber dem Preußischen Kultusministerium für die Gründung zweier eigenständiger Seminare für Romanische und Englische Philologie aus. 70 Diesem Vorschlag zustimmend, beantragt am 20. August 1874 der Kultusminister Adalbert Falk beim Preußischen Finanzministerium für die Universität Halle die finanziellen Mittel für eine Professur für Englische Philologie, für eine zusätzliche Lektorenstelle sowie für zwei getrennte Seminare für Romanische und Englische Philologie. Dass Halle in dieser Hinsicht eine Sonderrolle spielt, belegt der Umstand, dass Falk für die Universität Marburg lediglich die Finanzen für ein Romanisch-englisches Seminar beantragt. Falk begründet die zusätzlichen Kosten für den institutionellen Ausbau der Neueren Philologien damit, dass die Förderung neusprachlicher Studien zur höheren Lehrerbildung eine legitime Forderung der Zeit und die Trennung der Ordinariate für Romanische und Englische Philologie durch die verstärkte Hinwendung der Lehrstuhlinhaber zu jeweils einer Sprache zu rechtfertigen sei (Kultusminister Falk an den Finanzminister Camphausen am 20.8.1874; Anlage Halle 1): 69 Siehe Schuchardts Artikel „Französisch und Englisch“ (Schuchardt 1875), der in den Akten des Kultusministeriums abgelegt worden ist (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 1, Tit. VII, Nr. 30, Bl. 11ff.); siehe auch Textausschnitt und Argumentation Schuchardts in Kapitel 3.4 dieser Arbeit. 70 Dieser Antrag des Hallenser Kuratoriums ist in den Akten nicht überliefert; das Datum kann aber aus dem Anschreiben vom 25.10.1875 (siehe weiter unten) rekonstruiert werden. Auch wenn der Antrag verschollen ist, kann daraus geschlussfolgert werden, dass die Initiative zur Gründung getrennter neusprachlicher Seminare von Halle ausging. 2.3 Universität Halle, 1801-1913 117 Dem wachsenden Bedürfniß unserer höhern Schulen nach wissenschaftlich gebildeten Lehrern der modernen fremden Sprachen, insbesondere der französischen und englischen, zusammen mit der steigenden innern Entwicklung unserer romanisch-englischen Philologie entsprechen die bisher an unseren Universitäten für diesen Theil der Sprachwissenschaften bestehenden Einrichtungen nur sehr unzureichend. Für die doppelte in dieser Hinsicht zu stellenden Aufgabe: die wissenschaftliche Kenntniß der neuern Sprachen und Litteraturen zu vermitteln und für den Unterricht in denselben an den höhern Schulen vorzubereiten, genügt regelmäßig ein einzelner Professor nicht; es wird meistens sein Interesse und seine Kenntnisse überwiegend der einen, sei es der romanischen, sei es der englischen Seite der modernen Philologie zugewendet sein, die andere dagegen zurücktreten. Es wird also im Allgemeinen erforderlich werden, zwei Ordinarien anzustellen, den einen für die englische, den anderen für die romanischen Sprachen und Litteraturen. (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. I, Bl. 94) Nachdem die finanziellen Mittel bewilligt worden sind, sendet das Kultusministerium am 25. Oktober 1875 die beiden Seminarreglements nach Halle und genehmigt, dass in Halle getrennte Seminare für Englische und Romanische Philologie bestehen dürfen: Auf Ew. Excellenz Bericht v. 28. Juni v. J. N. 1747 genehmige ich, daß die bei dortiger Universität ins Leben tretenden Seminare für englische u. romanische Philologie nicht als Theile eines einheitlichen Seminars, sondern als selbständige Anstalten behandelt werden, zwischen welchen die ausgeworfene Dotation gleich getheilt wird. [...] Ew. Exzellenz wollen hiernach das weiter Erforderliche veranlassen. gez. Greiff. (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. XI, Bl. 263) Bereits am 4. November 1875 erstattet der Kurator Rödenbeck dem Rektor und dem Akademischen Senat Bericht, dass an der Universität Halle ein Historisches Seminar und drei neusprachliche Seminare eingerichtet worden seien: Eure Magnificenz und den akademischen Senat benachrichtige ich ergebenst, daß bei der hiesigen Universität von des Herrn Ministers Excellenz 1., ein in zwei selbständigen Abtheilungen unter besonderen Directoren zerfallendes historisches Seminar, 2., ein Seminar für deutsche, daneben 3., ein solches für englische und 4. ein dergleichen für Romanische Philologie eingerichtet worden ist. Zu Directoren dieser Institute sind [...] ad 4 der Herr Professor Dr. Schuchardt ernannt. [...] (UAHalle: Rep. 4, Nr. 256, ohne Blattzählung) Das auf den 25. Oktober 1875 datierte „Reglement für das Seminar für Romanische Philologie an der Universität zu Halle“ (UAHalle: Rep. 6, Nr. 1177, ohne Blattzählung; Anlage Halle 2) enthält neben Bestimmungen zur äußeren Organisation wie Mitgliederzahl, Aufnahmebedingungen, Dauer des Studiums, Bibliotheksmodalitäten, finanzielle Ausstattung und Berichterstattung durch den Direktor zwei Paragraphen zu Zweck und Inhalt der Seminarübungen: 2. Einzeldarstellungen 118 § 1. Der Zweck des Seminars für Romanische Philologie ist, strebsamen Studirenden unter gebührender Berücksichtigung der Bedürfnisse der Gymnasien und anderer höheren Lehranstalten, anregende Gelegenheit und methodische Anleitung zu fruchtbarer und selbständiger Arbeit auf dem Gebiete der Romanischen Philologie zu geben. [...] § 8. Die Uebungen des Seminars können sich über alle Gebiete und Disziplinen der Romanischen Philologie erstrecken, und sollen in Uebungen in Textkritik und Texterklärung, Referaten, Kritiken, Erörterungen wissenschaftlicher und praktischer Fragen, Vorträgen und schriftlichen Ausarbeitungen bestehen. Wöchentlich sind mindestens zwei Seminar-Stunden abzuhalten. Gewandtheit im mündlichen und schriftlichen Gebrauch der modernen romanischen Sprachen, namentlich der französischen, ist thunlichst zu fördern. (UAHalle: Rep. 6, Nr. 1177, ohne Blattzählung) Das Reglement von 1875 bleibt bis zu seiner vollständigen Überarbeitung 1914 zur „Satzung für das Romanische Seminar der Königlichen Friedrichs- Universität zu Halle“ (UAHalle: Rep. 6, Nr. 1177) unverändert in Gebrauch. Gelten 1875 die Bedürfnisse der höheren Schulen als programmatische Richtschnur für die Arbeit des Seminars, so rücken 1914 das wissenschaftliche Studium und die praktische Beherrschung der romanischen Sprachen ins Zentrum, wenngleich auch weiterhin künftige Gymnasial- und Realschullehrer die Hauptklientel des Seminars bilden: § 1. Das Romanische Seminar bezweckt die Förderung des wissenschaftlichen und des praktischen Studiums der romanischen Sprachen und Literaturen. § 2. Die Übungen zerfallen in wissenschaftliche und praktische. Die wissenschaftlichen Übungen bezwecken, die Teilnehmer in den verschiedenen Disziplinen der Romanischen Philologie unter angemessener Berücksichtigung der französischen Sprache und der übrigen romanischen Sprachen methodisch auszubilden und zu selbständiger wissenschaftlicher Arbeit anzuleiten. Die praktischen Übungen bezwecken die Vervollkommnung vorgeschrittener Studierender im praktischen Gebrauch der französischen Sprache. (UAHalle: Rep. 6, Nr. 1177, ohne Blattzählung) In den 1894 von Suchier und seinem Kollegen, dem Anglisten Albrecht Wagner (1850-1909), herausgegebenen Rathschlägen für die Studierenden des Französischen und des Englischen an der Universität Halle werden pädagogischer Auftrag und Aufnahmemodalitäten der Seminare für Romanische und Englische Philologie präzisiert: Die Seminarübungen fallen, in so weit sie rein praktische Zwecke verfolgen, unter das sub C Gesagte [C. Praktische Übungen in Vorlesungen. A.d.V.]. Durch die vom Fachprofessor geleiteten Übungen der ordentlichen Mitglieder des Seminars sollen diese Mitglieder in philologischer Methode geschult und überhaupt zur selbständigen wissenschaftlichen Arbeit angeleitet werden. Sie sollen daher selbstthätig fremdsprachliche Texte übersetzen, erklären und philologisch bearbeiten, wissenschaftliche Fragen schriftlich behandeln und in mündlichen Vorträgen darüber berichten. Die ordentliche Mitgliedschaft des Romanischen Seminars in Halle hat zur Voraussetzung, dass der Bewerber die Hauptvorlesungen bereits gehört und sich ihren Inhalt angeeignet habe, was nicht wohl vor 2.3 Universität Halle, 1801-1913 119 dem fünften Semester der Fall sein kann. Doch ist den jüngern gestattet, den Übungen beizuwohnen. In das Englische Seminar können Studenten in jüngeren Semestern als ausserordentliche Mitglieder eintreten. Für beide Seminare gilt, dass zur Erwerbung der ordentlichen Mitgliedschaft eine vor dem Director des Seminars abgelegte Prüfung erforderlich ist. (Suchier/ Wagner 1894, 9f.) Über Arbeit und wissenschaftlichen Ertrag des Romanischen Seminars seit 1877 erstattet Suchier 1903 in einer kleinen Broschur Bericht (Suchier 1903): In den Anfangsjahren nimmt das kostenfreie Seminar zunächst 8 und ab 1884 15 Studierende ab dem 5. Semester nach bestandener Eingangsprüfung als ordentliche Mitglieder auf, wenngleich diese Maximalzahlen „von der wirklichen Mitgliederzahl nicht immer erreicht wurden“ (Suchier 1903, 3). In wöchentlich zwei Stunden behandeln die Seminarmitglieder altfranzösische Texte und tragen ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse in deutscher Sprache vor (siehe auch Voretzsch 1905b, 21). Die aus der mündlichen Behandlung hervorgehenden schriftlichen Arbeiten müssen anschließend dem Seminarleiter zur Kontrolle vorgelegt werden. Zum Sommersemester 1900 wird ein auf das Romanische Seminar vorbereitendes Proseminar unter der Leitung von Suchier eingerichtet. Der sprachpraktische Unterricht der beiden Lektoren für Italienisch und Französisch ist für die ordentlichen Seminarmitglieder obligatorisch. Zwischen 1877 und 1903 verfügt das Seminar über nur einen unzureichenden Raum, bezieht dann im Sommersemester 1903 vier Räume im neu errichteten Melanchthonianum und verfügt fortan über ein Bibliothekszimmer, ein Lese- und Arbeitszimmer, einen Hörsaal bzw. ein Übungszimmer sowie ein Zimmer für den Seminarleiter. Suchier fügt seinem Bericht eine Liste mit den zwischen 1877 und 1903 entstandenen 133 wissenschaftlichen Arbeiten (Promotionen und Publikationen in Fachzeitschriften) der Seminarmitglieder bei. Das Staatsexamen für das höhere Lehramt an Realgymnasium und Oberrealschule können die Studierenden der Romanischen Philologie nach einer Mindeststudiendauer von drei Jahren ablegen. Voraussetzungen für eine neuphilologische Promotion an der Hallenser Philosophischen Fakultät sind ebenfalls ein dreijähriges Studium und wenigstens der Abschluss des Realgymnasiums: §3. Die Zulassung deutscher Bewerber zur Promotion ist an den Nachweis der Reife einer deutschen neunstufigen höheren Lehranstalt geknüpft. Das Reifezeugnis eines humanistischen Gymnasiums berechtigt zur Bewerbung in allen Fächern der philosophischen Fakultät. Fällt die Dissertation in das Fach der neueren Fremdsprachen, der Mathematik, der naturwissenschaftlichen Disziplinen, der Erdkunde, Landwirtschaftslehre oder Nationalökonomie, so gewährt auch das Reifezeugnis eines Realgymnasiums die Berechtigung zur Promotion. Zur Bewerbung in denselben Fächern, jedoch mit Ausschluß der neueren Fremdsprachen, berechtigt das Reifezeugnis einer neunklassigen Oberrealschule. (Statuten der philosophischen Fakultät der Königlichen vereinigten Friedrichs- Universität Halle-Wittenberg. Anhang: Promotionsordnung 1906, 27) 2. Einzeldarstellungen 120 Ingesamt entstehen bis 1913 unter Suchiers methodischer und inhaltlicher Anleitung 210 wissenschaftliche Arbeiten mit den Schwerpunkten altfranzösische Dialekte, Wilhelmsepik und Molière (für eine Übersicht siehe Voretzsch 1926, 13-25). Neben seinen eigenen Forschungen zieht Suchier auch systematisch wissenschaftlichen Nachwuchs heran, so gehen aus dem Hallenser Seminar folgende Universitätsdozenten hervor: Karl Pietsch (Chicago), Ferdinand Heuckenkamp (Greifswald), Charles Bonnier (Liverpool), Karl Voretzsch (Tübingen, Kiel, Halle), Auguste Doutrepont (Lüttich), Eduard Wechssler (Marburg, Berlin), Walther Suchier (Göttingen), Werner Mulertt (Halle, Danzig, Innsbruck, Halle) und Gerhard Moldenhauer (Voretzsch 1926, 30). Unter Suchier habilitieren sich mit den folgenden Themen für das Fach der Romanischen Philologie: 1891 Ferdinand Heuckenkamp 71 („Dit de la rose von Christine von Pizan“), 1891 Karl Voretzsch 72 („Über die Sage von Ogier dem Dänen“), 1895 Eduard Wechssler 73 (siehe Kapitel 2.4.2.2) („Über die verschiedenen Redaktionen des Robert von Borron zugeschriebenen Graal-Lancelot-Cyclus“) und 1903 Bernhard Schädel (siehe Kapitel 2.5.2.1) („Untersuchungen zur katalonischen Lautentwicklung“) (Suchier 1903, 5; Voretzsch 1905b, 17-20; Haßler 1991, 137). Seminarbibliothek Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Romanischen Seminars (1875- 1900) gibt der Privatdozent und Verwalter der Seminarbibliothek Ferdinand Heuckenkamp einen Bibliothekskatalog heraus (Heuckenkamp 1901), in welchem er auch die „Einrichtung des Seminar-Lokals und die Benutzung der Bibliothek“ in den ersten Jahren des Bestehens impressionistisch schildert. In den Gründungsjahren befindet sich das Seminar mit seiner Bibliothek am Domplatz 1 und zieht 1889 in die Jägerstraße 1 um. Bis zum 71 Ferdinand Heuckenkamp (1862-1938): ab 1882 Studium der Romanischen Philologie, Philosophie und Geschichte in Genf, München, Straßburg und Halle; 1887 Promotion in Halle; 1891 Habilitation in Halle; 1891-1894 Französischlektorat in Halle; 1891- 1901 Privatdozentur in Halle; 1901 Extraordinariat, ab 1921 Ordinariat für Romanische Philologie in Greifswald; 1927 Emeritierung. Einen interessanten Einblick in die prekäre Lebenssituation des Privatdozenten Heuckenkamp und in sein schwieriges Verhältnis zu Suchier gibt sein 29-seitiges Exposé „Über meine Stellung an der Universität Halle und über meine Anschauungen, insofern sie sich auf die Entwicklung der romanischen Philologie an deutschen Universitäten beziehen“ (1899 an das Preußische Kultusministerium) (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 38, Bd. VIII, ohne Blattzählung). 72 Karl Voretzsch (1867-1947): 1890 Promotion in Halle; 1891 Habilitation in Halle; 1891-1892 Privatdozentur in Halle; 1892-1903 Extraordinariat und 1903-1910 Ordinariat für Romanische Philologie in Tübingen; 1910-1913 Ordinariat in Kiel; 1913-1935 Ordinariat in Halle; 1935 Emeritierung; Vertretung des Hallenser Lehrstuhls zwischen 1944 und 1947 (Storost 1951/ 52; DBE, Bd. 10 (1999), 254). 73 UAHalle: Rep. 21 Abt. III Nr. 142. 2.3 Universität Halle, 1801-1913 121 Umzug in das neu errichtete Melanchthonianum (1903) stehen Seminar und Bibliothek nur ein kleiner Raum ohne ausreichende Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung: Der Bibliotheksraum ist ein einfenstriges Zimmer und hat eine Bodenfläche von 6 Schritt in der Länge und 4 Schritt in der Breite. Das Mobiliar besteht aus 2 Stühlen, einem Tisch (120 mal 90 cm), einem zusammenlegbaren Lesepult, einem Stehpult mit einer 70 cm breiten Schreibfläche und einem mit dem Pulte verbundenen Schränkchen. [...] In früherer Zeit pflegten die Mitglieder des roman. Seminars den grösseren und besser eingerichteten Raum des angrenzenden englischen Seminars zum Aufenthalt mitzubenutzen. (Heuckenkamp 1901, VIII) 74 Für die Bibliotheksbenutzung bedeutet dies, dass die Seminarbibliothek anfänglich eine reine Ausleihbibliothek ist. Neben dem Raummangel erschwert zusätzlich die äußerst knapp bemessene Öffnungszeit von wöchentlich einer Stunde ihre Benutzung. 75 Das jährliche Budget für Buchzukäufe beträgt seit 1877 300 Mark (Heuckenkamp 1901, V; Voretzsch 1926, 8), so dass die Seminarbibliothek 1902 über einen Bestand von 695 Werken verfügt (Suchier 1903, 5). Von Anfang an baut Suchier neben dem Buchbestand eine umfangreiche Sammlung von Abschriften und Fotografien mittelalterlicher Handschriften auf, zu deren Anfertigung er mehrmals selber in französische und englische Bibliotheken reist (Reisekostenzuschüsse der Universitätskasse für Suchier in den Jahren 1886, 1889, 1896 und 1901). Nach dem Umzug ins Melanchthonianum wird die Seminarbibliothek 1903 Präsenzbibliothek zuzüglich einer separaten Ausleihbibliothek für französische und spanische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts (Voretzsch 1926, 8). Noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird der jährliche Bibliotheksetat von 300 auf 400 Mark angehoben. 2.3.4 Die romanischen Lektorate 76 Französischer und italienischer Sprachunterricht ist über den gesamten Untersuchungszeitraum (1801-1913) kontinuierlich im Lehrangebot der Universität Halle vertreten. Anfänglich gibt es jedoch nur eine besoldete 74 Der von Heuckenkamp erwähnte Bibliothekstisch ist noch heute im Hallenser Institut für Romanistik in Gebrauch. 75 Heuckenkamp (Exposé von 1899): „Seit Jahren ist nun die Seminarbibliothek, die täglich von früh bis abends den Studenten zur Verfügung stehn sollte, eine einzige Stunde in der Woche geöffnet [...].“ (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 38, Bd. VIII, Exposé S. 22; Hervorhebung wie im Original). 76 GSPK: 1822-1889: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. I; 1890-1905: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. II; 1905- 1918: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. III.; UAHalle: Rep. 4, Nr. 937; Rep. 4, Nr. 938; Rep. 6, Nr. 394; Rep. 6, Nr. 395. 2. Einzeldarstellungen 122 Lektorenstelle für Französisch; ein eigenständiges und vergütetes Italienischlektorat wird erst 1889 im Rahmen der Gründung einer italienischen Abteilung des Romanischen Seminars geschaffen. Wenngleich eine spanische Seminarabteilung erst 1933 an der Universität Halle eingerichtet wird (Schiller 1997, 9) und Portugiesisch erst in den 1930er Jahren zu den regelmäßig angebotenen Lehrgegenständen an der Universität Halle hinzutritt, so können doch beide Sprachen und Literaturen auf eine lange, wenn auch sporadische Vertretung im Lehrangebot zurückblicken. Ausgangspunkt des akademischen Fremdsprachenunterrichts in Halle ist die 1680 gegründete Ritterakademie, auf der junge Adlige und begüterte Bürgersöhne u.a. in Französisch, Italienisch und Englisch unterrichtet werden. 1694 übernimmt die neu gegründete Friedrichs-Universität die Sprachlehrer und Exerzitienmeister der Ritterakademie in ihren Lehrkörper. Obwohl ohne allzu großes soziales Prestige noch hinter den Reit- und Fechtlehrern im Vorlesungsverzeichnis aufgeführt, sind die Lektoren- und Sprachlehrerstellen besonders unter in Halle lebenden Nachfahren der französischen Glaubensflüchtlinge begehrt (siehe auch Schiller 1997). Von der Universität vergütet ist nur der Universitätslektor (Lector publicus) 77 , dessen Amt dementsprechend gefragt ist und das sich nicht selten mehrere Lektoren teilen müssen. Eine erste amtliche Regelung des Hallenser Französischlektorats, die „Instruction für den Lector publicus in der französischen Sprache an der Königl. Friedrichs-Universität zu Halle“, stammt aus dem Jahr 1806 (UAHalle: Rep. 6, Nr. 394, ohne Blattzählung). Darin ist festgelegt, dass der Sprachunterricht „unentgeldlich“ (sic! ) ist; zwei Hauptklassen, eine für Anfänger und eine für Fortgeschrittene, angeboten werden müssen; die Zahl der Schüler auf 30 zu begrenzen ist, wobei der Lektor jeden Schüler aufnehmen muss, der vom Aufseher einen Zulassungsschein mitbringt; wer länger als eine Woche unentschuldigt fehlt, durch ein „fleißigeres Subject“ zu ersetzen ist; der wöchentliche Unterricht sechs Stunden umfasst, wovon drei für Grammatik und Übersetzung eines Autors und drei zum Sprechen und Schreiben verwendet werden sollen; die Studierenden in regelmäßigen Abständen Aufsätze oder Übersetzungen ins Französische zur Bewertung vorlegen müssen; der Lektor in Französisch erklären und beurteilen soll, „damit die Zuhörer recht viel Gelegenheit erhalten, ihr Ohr an das Französische und insbesondere an den besten Accent desselben zu gewöhnen“ sowie der Lektor zu zusätzlichen Privatstunden verpflichtet ist. 1815 wird Ernst Wilhelm Gottlieb Wachsmuth als Italienischlektor bei der Universität Halle angestellt. 78 Wachsmuth, der neben seinem Extraordi- 77 Die jährliche Besoldung des Lektors Chodowiecki, von 1801 bis 1804 an der Universität Halle, betrug 200 Taler (Schrader 1894, Bd. 1, 636). 78 Ministerium des Innern, Abtheilung für den Cultus und öffentlichen Unterricht an den Rektor Niemeyer am 17.11.1814: „Das Ministerium des Innern eröffnet Ew. Hoch- 2.3 Universität Halle, 1801-1913 123 nariat für Philosophie zwischen 1815 und 1820 auch Italienisch, Spanisch und Englisch unterrichtet, ist kein Sprachmeister im gewöhnlichen Sinne, da seine Lehrveranstaltungen neben Sprachpraxis auch englische, italienische und spanische Literatur umfassen, wodurch er die argumentative Grundlage für das spätere Extraordinariat für südlich europäische Sprachen Ludwig Gottfried Blancs schafft (siehe Kapitel 2.3.2.1). Paradoxerweise gerät der Unterricht in romanischen Sprachen in den 1870er Jahren, den Gründerjahren der deutschen Romanistik, durch den Tod des langjährigen Lektors Hollmann ins Straucheln und so findet zwischen 1873 und 1876 an der Universität Halle kein Französischunterricht statt. 79 Diese dreijährige Unterbrechung, in die auch die Gründung des Hallenser Seminars für romanische Philologie fällt, ist sicherlich zu einem nicht unbeträchtlichen Teil dem labilen Gesundheitszustand des Ordinarius’ Hugo Schuchardt geschuldet, da sich die Situation mit der Berufung Hermann Suchiers ab 1877 wieder bessert. Das seit 1873 ruhende Französischlektorat wird zum Sommersemester 1878 mit Bernhard Wardenburg wiederbesetzt und die Kontinuität des Französisch- und Italienischunterrichts trotz zuweilen häufig wechselnder Lektoren fortgeführt. Mit der Gründung der Seminare für Romanische und Englische Philologie (1875) kommt den Lektoren, deren Unterricht nunmehr integraler Bestandteil des neuphilologischen Studiums in Form von sprachpraktischen Seminarübungen geworden war, eine neue Rolle zu, was mit einer Aufwertung ihrer Arbeit und ihres Status’ einhergeht. So streben die beiden Seminardirektoren Hermann Suchier und Karl Elze eine der veränderten Situation Rechnung tragende Reform des Lektorenwesens an, die eine einträgliche staatliche Vergütung und die Ernennung der Lektoren zu „akademischen Sprachlehrern“ beinhalten sollte. Niederschlag findet dieser Reformwille in einer neuen „Instruktion“ für den universitären Französisch- und Englischunterricht aus dem Jahre 1877 (UAHalle: Rep. 4, Nr. 938, ohne Blattzählung). Größere Wertschätzung als ihre Kollegen an anderen Preußischen Universitäten erfahren die Hallenser Lektoren auch in einer ver- würden auf den wiederholten Antrag wegen Anstellung des Subrektors Wachsmuth in Zerbst als Lector der italienischen Sprache bei dortiger Universität, daß hierbei für jetzt demselben nur überlassen werden kann, den in der italienischen Sprache zu erteilenden Unterricht, wie gewöhnlich, den Studierenden durch einen Anschlag anzubieten, allenfalls auch im Lektions-Catalog sich aufführen zu lassen. Ob er aber als Lector der italienischen Sprache mit Gehalt wird angestellt werden, und ob letzteres überhaupt wird Statt finden können, wird sich erst bei Regulierung des Etats bestimmen lassen.“ (UAHalle: Rep. 4, Nr. 937, ohne Blattzählung) 79 Schuchardt bietet zwar im Sommersemester 1876 „sonstige schriftliche und mündliche Uebungen“ für Französisch an, die aber aufgrund seiner Erkrankung kaum stattgefunden haben dürften. Zum Jahresende 1876 wechselt Schuchardt nach Graz, so dass im Wintersemester 1876/ 77 erstmalig im Untersuchungszeitraum überhaupt keine romanistische Lehrveranstaltung an der Universität Halle angeboten wird. 2. Einzeldarstellungen 124 gleichsweise guten Entlohnung; eine Aufstellung der jährlichen Lektorengehälter aus dem Jahr 1889 weist folgende Zahlen aus: Halle 1000 Mark, Berlin 600 Mark, Marburg 900 Mark und Bonn 900 Mark. 80 Über diesen lokalen Reformerfolg hinaus will der Kultusminister Adalbert Falk 1877 das Lektorenwesen des im selben Jahr neu gegründeten Berliner Romanisch-englischen Seminars nach den Plänen Suchiers und Elzes reformiert wissen (siehe Kapitel 2.4.3). Eine einheitliche für alle Lektoren im Preußischen Staatsdienst geltende Regelung wird erst 1897 geschaffen („Die Lehrtätigkeit der Lektoren für neuere Sprachen an den Preußischen Universitäten“). Um die Jahrhundertwende erfolgt eine grundlegende Neukonzeption der sprachpraktischen Komponente des Romanistikstudiums, auf deren Grundlage die Lektoren fortan verpflichtet sind, Vorlesungen in ihrer Muttersprache zu halten, und die sprachpraktische Ausbildung der Studierenden durch das Curriculum eines sechssemestrigen Cours pratique gradué strukturiert wird. Die Studierenden der Romanischen Philologie durchlaufen in jeweils wöchentlich zwei Stunden einen unteren (cours inférieur), mittleren (cours moyen) und oberen Kurs (cours supérieur) mit einer Dauer von je zwei Semestern. Neben Ausspracheübung, Konversation, freiem Vortrag und Aufsatzredaktion werden im cours supérieur auch schulpraktische Übungen (enseignement scolaire en français) durchgeführt (Suchier 1903, 4f.). Französisch Chodowiecki (1801-1804): Theologe, Lector publicus für Französisch und Italienisch Boselli (1801-1806): Sprachlehrer für Französisch, Italienisch und Spanisch Wölfel (1801): Sprachlehrer für Französisch Mondot (1801): Sprachlehrer für Französisch Grandpont (1801): Sprachlehrer für Französisch de Lambertie (1801): Sprachlehrer für Französisch Le Fevre (1801): Sprachlehrer für Französisch Abbé Masnier (1806-1822): Lector publicus für Französisch Lesti-Boudoir (1810): Masnier und Lesti-Boudoir teilen sich die Lektorenstelle 80 GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. I, Bl. 272. Anfang der 1890er Jahre beantragt der beim Preußischen Kultusministerium für Personalangelegenheiten zuständige Friedrich Theodor Althoff, die Remuneration aller im Preußischen Staatsdienst stehenden Französischlektoren auf jährlich 1650 Mark anzuheben (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. II, Bl. 48f.). Auch wenn über den Ausgang der Verhandlungen mit dem Finanzministerium nichts bekannt ist, so erfahren wir doch durch ein späteres Schriftstück, dass der Hallenser Lektor Albert Counson 1906 jährlich 1500 Mark verdient. 2.3 Universität Halle, 1801-1913 125 Beck (1822): Lektor; Französisch, Italienisch und Englisch Hollmann (1834-1873): Lektor; Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Englisch, Holländisch, Griechisch, Latein und Hebräisch Bernhard Wardenburg (1878-1888): Lektor für Französisch Charles Bonnier (1888): Lektor für Französisch Alfred Odin (1889): Lektor für Französisch Auguste Doutrepont (1890): Lektor für Französisch George Doutrepont (1891): Lektor für Französisch Ferdinand Heuckenkamp (1891-1894): Lektor für Französisch Jules Simon (1894-1901): Lektor für Französisch Albert Counson (1902-1907): Lektor für Französisch Jean Maria Carré (1907-1908): Lehramtsassistent, Lektor für Französisch Victor Michel (1908-1912): Lektor für Französisch Clair-François Lavoipière (ab 1912): Lektor für Französisch Italienisch Chodowiecki (1801-1804): Theologe, Lector publicus für Französisch und Italienisch Boselli (1801-1806): Sprachlehrer für Französisch, Italienisch und Spanisch; z.B. „Scholas linguae Italicae et Hispanicae“ (Wintersemester 1801/ 02) Wahl (1809): Sprachlehrer für Italienisch Capello (1810-1811): Sprachlehrer für Italienisch Penzel (1814-1815): Sprachlehrer für Italienisch, Französisch und Englisch Ernst Wilhelm Gottlieb Wachsmuth (1815-1820): Lektor für Italienisch und Extraordinarius für Philosophie (siehe Kapitel 2.3.2.1); Italienisch, Spanisch und Englisch; Sprachpraxis und Literatur Beck (1816): ab 1820 Lektor; Italienisch, Französisch und Englisch; Sprachpraxis, italienische Literatur und Grammatik Ludwig Gottfried Blanc (1822-1866): Extraordinarius für südlich europäische Sprachen (siehe Kapitel 2.3.2.2); gibt in den ersten Jahren seiner Amtszeit mehrmals „Anfangsgründe der italienischen Sprache“ Hollmann (1834-1873): Lektor; Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Englisch, Holländisch, Griechisch, Latein und Hebräisch Berthold Wiese (1889-1932): Oberrealschulprofessor; das Italienischlektorat wird Wiese 1889 im Zuge der Gründung einer eigenständigen italienischen Abteilung des Romanischen Seminars übertragen; 1925 in den Ruhestand versetzt, unterrichtet Wiese bis 1932, seinem Todesjahr (UAHalle: PA 17028); Sprachpraxis, Altitalienisch und italienische Literatur 81 81 u.a. „Erklärung ausgewählter altitalienischer, besonders dialektischer Texte nach Monaci, Crestomazia italiana dei primi secoli I, im romanischen Seminar [...]. Italienische Uebungen, Fortsetzung der Lectüre von Leopardis’s Pensieri; Uebersetzung von 2. Einzeldarstellungen 126 Spanisch und Portugiesisch Boselli (1801-1806): Sprachlehrer für Französisch, Italienisch und Spanisch; z.B. „Scholas linguae Italicae et Hispanicae“ (Wintersemester 1801/ 02) Ernst Wilhelm Gottlieb Wachsmuth (1815-1820): Lektor für Italienisch und Extraordinarius für Philosophie (siehe Kapitel 2.3.2.1); Italienisch, Spanisch und Englisch; Sprachpraxis und Literatur; z.B. „Hispanicae linguae institutiones continuabit; Cervantis Numantiam interpretabitur“ (Sommersemester 1816) Hollmann (1834-1873): Lektor; Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Englisch, Holländisch, Griechisch, Latein und Hebräisch; z.B. „Spanisch, privatim“ (Sommersemester 1873) und „Portugiesisch, öffentlich“ (Wintersemester 1868/ 69) Hermann Suchier (1876 und 1913): Ordinarius für romanische Sprachen (siehe Kapitel 2.3.2.3); unterrichtet vereinzelt hispanistische Themen, z.B. spanische Grammatik und Calderóns La vida es sueño sowie lusitanistische Themen, z.B. „Portugiesisch lehrt Mittwoch von 8-9 Uhr“ (Sommersemester 1877) Eduard Wechssler (1893-1904): Privatdozent für Romanische Philologie; unterrichtet vereinzelt hispanistische und lusitanistische Themen, z.B. „Spanische Grammatik“, Cervantes Don Quijote (Sommersemester 1896), „Einführung ins Portugiesische“ und Camões’ Lusiaden (Sommersemester 1900) Bernhard Schädel (1904-1911): Privatdozent für Romanische Philologie; unterrichtet vereinzelt hispanistische Themen, z.B. „Einführung ins Spanische“ (Wintersemester 1905/ 06) 2.3.5 Synopse Romanische Sprachen und Literaturen sind an der Universität Halle über den gesamten Untersuchungszeitraum (1801-1913) hinweg vertreten; zu einer Unterbrechung des romanistischen Lehrangebots kommt es allein im Wintersemester 1876/ 77. Unter den romanischen Sprachen weisen Französisch und Italienisch die größte Kontinuität auf; Spanisch und Portugiesisch sind zwar über den gesamten Zeitraum vertreten, werden aber eher sporadisch angeboten; gegen Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts werden auch Provenzalisch, Rumänisch und Katalanisch angeboten. Zwischen 1801 und 1822 ist der neusprachliche Unterricht an der Universität Halle durch das tradierte Tätigkeitsfeld der Lektoren bzw. Sprachmeister, in dem es vordergründig um Sprachfertigkeit geht, defi- Goethes italienischer Reise, nach Baragiola, ital. Uebungsbibliothek [...].“ (Wintersemester 1889/ 90). 2.3 Universität Halle, 1801-1913 127 niert. Jedoch werden die Grenzen zwischen traditionellem Lektorat und Professur auch schon vor 1822 durch die Lehrveranstaltungen des zwischen 1815 und 1820 in Halle lehrenden Lektors und außerordentlichen Professors für Philosophie Ernst Wilhelm Gottlieb Wachsmuth durchbrochen. Neben seinem Sprachunterricht bietet Wachsmuth nämlich Interpretationen literarischer Werke an und hält in seiner Funktion als Extraordinarius Vorlesungen über philosophische Grammatik und Sprachenvergleich. 1822 wird für den Domprediger Ludwig Gottfried Blanc auf eigenen Antrag hin ein Extraordinariat für südlich europäische Sprachen geschaffen (1833 Beförderung zum Ordinarius). Lehrstuhlgründung und Berufung sind personengebunden und können als Zeichen sozialer Anerkennung (Verdienste Blancs in den Befreiungskriegen und als Domprediger) gelesen werden. Ab 1823 werden in den Hallenser Vorlesungsverzeichnissen die Klassische Philologie, die neueren und die orientalischen Sprachen als gemeinsamer Objektbereich „IX. Philologie und neuere Sprachen“ (Sprach- und Literaturstudien) klassifiziert. Blanc arbeitet sowohl als Lehrer (Dante, Tasso, Ariost, Petrarca, Molière, französische und italienische Literaturgeschichte und Grammatik), als auch als Forscher (Dante, italienische Literatur) im Rahmen des romantischen Forschungsprogramms - und hier der Dante-Philologie im Besonderen. Seine nachgelassenen Exzerpte zeigen jedoch, dass Blanc das sich ab den 1830er Jahren etablierende historischvergleichende Forschungsprogramm der Romanischen Philologie rezipiert, ohne wissenschaftlich etwas im Sinne dieses Forschungsprogramms beizutragen oder in dessen Kommunikationszusammenhänge eingebunden zu sein. Dieses forschungsmethodische Defizit, das durch Blancs lange Lehrtätigkeit bis 1865 andauert, kompensiert ab den 1840er Jahren der Allgemeine Sprachwissenschaftler August Friedrich Pott durch seine Vorlesungen über Ursprung, Etymologie und Vergleich der romanischen Sprachen. Dauerhaften Eingang in das Lehrangebot der Hallenser Romanistik finden historisch-vergleichende Themen als Bestandteil eines mittlerweile anerkannten forschungsprogrammatischen Curriculums der Romanischen Philologie (siehe Kapitel 3.3) ab 1865 durch Blancs Nachfolger, den Theologen Eduard Boehmer. Boehmer, seines Zeichens selber Dantephilologe, bildet damit inhaltlich das Bindeglied bzw. den Übergang zwischen der stark Dantephilologischen Färbung der frühen Hallenser Romanistik und dem seit der Jahrhundertmitte deutschlandweit anerkannten Forschungsprogramm der Romanischen Philologie (siehe auch Storost 1961). Aber Boehmer ist nicht nur inhaltlich Bindeglied, sondern er steht auch für die institutionelle Kontinuität und Perpetuierung des Hallenser Lehrstuhls nach dem Tod Blancs (1866). Die Entscheidung der Philosophischen Fakultät, den Blancschen Lehrstuhl in Anbetracht der wissenschaftlichen Fortschritte der Romanischen Philologie und der Französisch- 2. Einzeldarstellungen 128 lehrerausbildung durch die Berufung Boehmers zum Extraordinarius für romanische Sprachen und ihre Literatur (1866) fortbestehen zu lassen, ist nämlich von großer institutionsgeschichtlicher Bedeutung, da sie die institutionelle Autonomisierung des romanistischen Lehrstuhls in Halle markiert. Boehmer, 1868 zum Ordinarius befördert, geht 1872 nach Straßburg und der romanistische Lehrstuhl wird ohne vorherige Diskussion über dessen Sinn und Nutzen (wie 1866) mit Hugo Schuchardt (Ordinarius für romanische Sprachen) wiederbesetzt. Schuchardt ist nach den Theologen Blanc und Boehmer der erste ausgebildete Romanist auf dem Hallenser Lehrstuhl. In seine Amtszeit fällt die Gründung zweier voneinander unabhängiger Seminare für Romanische und Englische Philologie (25. Oktober 1875). Auch wenn Schuchardt keine eigenen Seminarstatuten ausgearbeitet hat (die Statuten des Romanischen Seminars orientieren sich an Karl Elzes Entwurf für das Anglistische Seminar), so geschieht doch die Gründung der getrennten Seminare ganz in seinem Sinne, da er aus wissenschaftlichen Gründen die ansonsten in Preußen übliche romanisch-englische Doppelstruktur für Lehrstühle und Seminare ablehnt. Aus dem Schriftverkehr zwischen Kultusministerium, Finanzministerium und Universitätskuratorium kann geschlossen werden, dass die separate Seminargründung auf die Initiative der Universität Halle zurückgeht (der eigentliche Antrag ist in den vorliegenden Akten nicht überliefert). Den ordentlichen Lehrbetrieb nimmt das Seminar für Romanische Philologie erst 1877 auf, nachdem 1876 Schuchardt nach Graz gegangen und Hermann Suchier auf das Hallenser Ordinariat berufen worden war. Was die forschungsprogrammatische Dynamik der Hallenser Romanistik seit Blanc anbetrifft, kann festgehalten werden, dass Blanc für eine Entwicklungsetappe der Romanischen Philologie steht, in der verschiedene Wege möglich sind (romantisches Forschungsprogramm, Dante-Philologie, philologisch-textkritisches Forschungsprogramm). In den 1860er Jahre repräsentiert dann Boehmer die durch die historisch-vergleichende Methode induzierte forschungsprogrammatische Homogenisierung der Romanischen Philologie (historisch-vergleichendes Forschungsprogramm) (siehe auch Oesterreicher 2000, 187f.). Der innovative Schuchardt ist zu kurz in Halle (1873-1876), um die Hallenser Romanistik forschungsprogrammatisch nachhaltig zu beeinflussen. Mit Suchier und seinen Mitarbeitern Ferdinand Heuckenkamp (1891-1901), Karl Voretzsch (1891-1892), Eduard Wechssler (1893-1904) und Bernhard Schädel (1904-1911) wird das Feld möglicher romanistischer Forschungen ausgeweitet (Mundartenforschung, Phonetik, Keltologie, Portugiesisch, Spanisch, Provenzalisch, Rumänisch, Katalanisch usw.) (positivistische und neo-idealistische Forschungsprogramme). 2.3 Universität Halle, 1801-1913 129 Quantitativ nimmt der Umfang romanistischer Lehrveranstaltungen (Lektoren- und Professorenunterricht) im Laufe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu: Werden in den 1820er und 1830er Jahren zwei bis drei romanistische Lehrveranstaltungen pro Semester angeboten, so steigt deren Zahl im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts auf acht bis zehn und um die Jahrhundertwende bzw. im frühen 20. Jahrhundert auf bis zu 15 an. Parallel zu den Lehrveranstaltungen steigt in der Amtszeit Suchiers auch die Anzahl der Lehrkräfte: 1878: Suchier und Bernhard Wardenburg (Französischlektor); 1895: Suchier, Berthold Wiese (Italienischlektor), die Privatdozenten Wechssler, Heuckenkamp, Jules Simon (Französisch, Provenzalisch) und Otto Bremer 82 (Phonetik). Will man dem Zufall bei der vergleichsweise frühen Herausbildung der Romanistik in Halle keine allzu große Macht einräumen, so müssen neben Faktoren der inneren Entwicklung der Romanischen Philologie im 19. und frühen 20. Jahrhundert auch solche Faktoren beachtet werden, die in Halle ein Klima schufen, in dem philologische Studien besonders gut gedeihen und sich früher entfalten konnten als anderenorts in Deutschland. Hier sind zu nennen die ins 18. Jahrhundert zurückreichende Grammatikografie der morgenländischen Sprachen an den Franckeschen Stiftungen im Rahmen der pietistischen Missionstätigkeit in Indien, die pädagogisch-philologische Tradition des aus dem Pädagogischen Seminar 1787 hervorgegangenen Philologischen Seminars unter Friedrich August Wolf (siehe Kapitel 3.2) sowie die Siedlungsgeschichte der in Halle bzw. in Preußen lebenden Hugenotten, aus deren Kreis einige der Hallenser Romanisten stammen. 82 Otto Bremer (1862-1936), Privatdozent für Deutsche Philologie, trägt verschiedene phonetische Apparate zusammen (Edison Phongraph, Parolograph, Kymographion etc.) und baut ab 1910 an der Universität Halle die „Phonetische Sammlung“ auf (Empirische Phonetik) (Stock/ Hollmach 1994). 2. Einzeldarstellungen 130 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 2.4.1 Klassifikation und Lehrangebot Klassifikation 132; 1810-1813: Neuere Sprachen und Literatur 133; 1814- 1851: Dante, neuere Literatur und Literaturgeschichte 133; 1851-1867: interim 135; 1867-1936: Romanische Philologie 135 2.4.2 Lehrstuhlentwicklung 2.4.2.1 Neuere Sprachen, Literatur und Literaturgeschichte (1821-1851): Friedrich Wilhelm Valentin Schmidt (Extraordinarius für Literatur und neuere Sprachen 1821-1831) 140; Victor Aimé Huber (Ordinarius für neuere Philologie, Literatur und Literaturgeschichte 1843-1851) 141; 2.4.2.2 Das Ordinariat für Romanische Philologie (1870-1936): Adolf Tobler (1867 Extraordinarius, 1870 Ordinarius für Romanische Philologie bis 1910) 143; Heinrich Morf (Ordinarius für Romanische Philologie 1910-1920) 147; Eduard Wechssler (Ordinarius für Romanische Philologie 1920-1936) 148; 2.4.2.3 Extraordinarien relativ zur Romanischen Philologie (1880-1919): Ludwig Geiger (1874 Privatdozent der neueren Geschichte (Literatur- und Kulturgeschichte), 1880 Extraordinarius bis 1919) 149; Stefan Waetzoldt (Extraordinarius für Neufranzösisch 1890-1894) 150; Oskar Schultz-Gora (1893 Privatdozent, 1900 unbesoldeter Extraordinarius bis 1904) 150; François Émile Haguenin und Adolf Rambeau (Extraordinarien für neuere Sprachen 1901-1917) 151; 2.4.2.4 Das Extraordinariat für Romanische Philologie (1919-1925): Erhard Lommatzsch (Extraordinarius für Romanische Philologie 1919-1921) 152; Max Leopold Wagner (Extraordinarius für Romanische Philologie 1922-1925) 153 2.4.3 Seminar und Seminarbibliothek Das romanisch-englische Seminar (1877), Seminar für romanische Philologie (1896) 154; Seminarbibliothek 162 2.4.4 Die romanischen Lektorate 164 2.4.5 Außeruniversitäre Institutionen in ihrem Verhältnis zur Berliner Romanistik Die Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen (1857) 168; Das Berliner Seminar für Lehrer der neueren Sprachen (1859) 170; Die Akademie für moderne Philologie (1872) 171; Die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin 172; Die Diez-Stiftung (1880) 173; Das Seminar für Orientalische Sprachen (1887) 174 2.4.6 Synopse 175 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 131 2.4 Vergleichende Literaturgeschichte, Lehrerausbildung und das Prestige von Diezens neuer Wissenschaft: Universität Berlin 83 , 1810-1936 Es müsste sich also darum handeln, auch an der Berliner Universität eine der Würde des Faches angemessene Vertretung der romanischen Philologie zu schaffen, und es war nicht länger zu verkennen, dass man das Vorbild für diese Neuschöpfung allein in der exakten Forschungsmethode zu suchen hatte, wie sie unter FRIEDRICH DIEZENs Ägide an der Bonner Hochschule längst heimisch geworden war. D e r F r ü h l i n g d e s J a h r e s 1 8 6 7 b r a c h a n u n d m i t i h m w a r a u c h f ü r d i e L a n d e s h a u p t s t a d t d i e Z e i t d e r E r f ü l l u n g g e k o m m e n . (Risop 1910, 88) Nachdem Preußen 1807 durch die Beschlüsse des Friedens von Tilsit die bisherige Landesuniversität Halle an Frankreich verloren hatte, wird 1810 im Zuge der Preußischen Bildungsreform in Berlin eine neue Hochschule eröffnet (siehe auch Kapitel 3.1). 84 Obwohl die Philosophische Fakultät, hier besonders die Klassische Philologie, eine herausragende Rolle im 19. Jahrhundert spielt und die neueren Sprachen von Anbeginn an der neu gegründeten Universitäten vertreten sind, kommt es in Berlin zu einer unerwartet späten institutionellen Etablierung der Romanischen Philologie, die im engeren Sinne erst mit der Berufung Adolf Toblers 1867 angesetzt werden kann. Auch wird die Untersuchung zeigen, dass wichtige Impulse für die Institutionalisierung der Romanischen Philologie in Berlin nicht nur von der universitären Differenzierungslogik, sondern gerade auch von außeruniversitären neuphilologischen Einrichtungen, i.e. die Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen, das Berliner Seminar für Lehrer der neueren Sprachen, die Akademie für moderne Philologie und die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften, ausgehen. Administrativ untersteht die Berliner Universität bis 1817 der Sektion für das Unterrichtswesen des Preußischen Innenministeriums, ab 1817 dem neu gegründeten Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten (seit 1910 Ministerium der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten) und ab 1918 dem Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. Die erste romanistische Promotion an der Berliner Universität legt im Mai 1852 der Dichter Paul Heyse (1830-1914) ab („Über den Refrain in der 83 Die Universität in Berlin heißt zwischen 1810 und 1827 Berliner Universität und zwischen 1828 und 1945 Friedrich-Wilhelms-Universität. 84 Zur Geschichte der Universität Berlin siehe u.a. Köpke 1860; Lenz 1910-1918; Weischedel 1960; Muhlack 1978; Becker 2004a; zum Berliner Lehrkörper zwischen 1810 und 1945 siehe Asen 1955. 2. Einzeldarstellungen 132 Poesie der Troubadoure“), der zuvor in den Jahren 1849 und 1850 neben Kunstgeschichte Romanische Philologie bei Friedrich Diez und Nicolaus Delius in Bonn studiert hatte. Da der Ordinarius für neuere Philologie, Literatur und Literaturgeschichte Victor Aimé Huber 1851 Berlin verlassen hatte, saßen der Philologe August Immanuel Bekker und der Germanist Moriz Haupt Heyses Rigorosum vor (Lenz, Bd. 2,2 (1918), 308). 85 2.4.1 Klassifikation und Lehrangebot Klassifikation Zum Wintersemester 1810/ 11 erscheint das erste Vorlesungsverzeichnis der neu gegründeten Berliner Universität; in ihm sind die Lehrveranstaltungen nicht mehr nach den traditionellen vier Fakultäten und dem sozialen Status der Dozenten, sondern nach Fachgebieten, zu denen von Anfang an die neueren Sprachen und Literaturen gehören, klassifiziert: Theologische Wissenschaften. (ab WS 1811/ 12: Gottesgelahrtheit.) Rechtswissenschaft. Heilkunde. Philosophische Wissenschaften. Mathematische Wissenschaften. Naturwissenschaften. Kameralistische Wissenschaften. Schöne Künste. Historische Wissenschaften. Alterthumskunde. Philologische Wissenschaften. Neuere Sprachen und Literatur. Fechten und Voltigiren. Oeffentliche gelehrte Anstalten. (Wintersemester 1810/ 11; Hervorhebung durch den Verfasser) Ab dem Sommersemester 1813 werden die neueren Sprachen und Literaturen unter der Rubrik „Philologische Wissenschaften“ (klassische, orientalische, semitische und neuere Sprachen und Literaturen), die zwischen 1815 und 1823 „Philologie“ heißt, klassifiziert. 85 Als wissenschaftsgeschichtliche Untersuchungen zur Berliner Romanistik bzw. Neuphilologie liegen chronologisch geordnet vor: Hahn/ Mangold 1907; Risop 1910; Lommatzsch 1911; Steinhoff 1965; Trabant 1988; Storost 2001a, 170-362; Margarete Steinhoff erwähnt in ihrem Aufsatz von 1965 (S. 124, Anmerkung 2) ein unveröffentlichtes Maschinenexemplar mit dem Titel „Geschichte des Romanischen Instituts von 1810-1960“; leider konnte ich trotz intensiver Recherche diesen Text nicht ausfindig machen. 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 133 1810-1813: Neuere Sprachen und Literatur Unter der Rubrik „Neuere Sprachen Literatur“ sind zwischen 1810 und 1813 Lehrveranstaltungen zur deutschen, französischen, italienischen, spanischen und englischen Sprache und Literatur verzeichnet: Neuere Sprachen und Literatur. [...] Eine Einleitung in die Geschichte der ältern deutschen Poesie überhaupt und insonderheit in das Nibelungen-Lied wird vortragen und dies Gedicht in der Ursprache grammatisch und antiquarisch erklären, Herr Prof. von der Hagen 3 Stunden wöchentlich. [...] Zum Privatunterricht in der Italienischen und Englischen Sprache erbietet sich Hr. Montucci; [...] in der Spanischen Herr de Liano; [...] in der Französischen die Herrn Prediger Reclam und Theremin. (Wintersemester 1810/ 11) 1814-1851: Dante 86 , neuere Literatur und Literaturgeschichte Ab 1814 lesen die Akademiemitglieder Wilhelm Uhden 87 und Ernst Heinrich Toelken 88 über Dante respektive Shakespeare: Dante’s divina commedia erklärt Herr Uhden, Mitgl. d. Königl. Akad. d. Wissenschaft, und zwar in diesem halben Jahre das Fegefeuer Dienst. und Freit. Von 12-1 Uhr. (Wintersemester 1814/ 15) Die historischen Stücke des Shakspeare (sic! ) erklärt Herr Dr. Toelken privatim. (Sommersemester 1815) Sprachpraktischer und literarinterpretatorischer Unterricht in den neueren Sprachen ist durch Lektoren vertreten: Im Englischen unterrichten Herr Lector Dr. Beresford, welcher Miltons verlorenes Paradies Dienstags und Freitags von 12-1 Uhr öffentlich erklären wird, und Herr Dr. Seymour. (Sommersemester 1816) Zwischen 1819 und 1832 liest der Extraordinarius für Literatur und neuere Sprachen Friedrich Wilhelm Valentin Schmidt (siehe Kapitel 2.4.2.1) über deutsche (Geschichte der deutschen Poesie, deutsche Balladen und Romanzen, Hans Sachs), italienische (Dante, Boccaccio, Tasso), spanische 86 Zur Tradition der Dante-Vorlesungen an der Berliner Universität siehe Steinhoff 1965. 87 Der Jurist Wilhelm Uhden (1763-1835) ist Wilhelm von Humboldts Vorgänger in Rom und teilt dessen Begeisterung für das klassische Altertum; unter W. v. Humboldt ist Uhden Staatsrat in der Unterrichtsabteilung; 1808 zum Auswärtigen Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften in die Historische Klasse (Archäologie) gewählt, erhält er 1810 den Status eines Ordentlichen Mitgliedes; „Lesendes Akademiemitglied 1813 für italienische Literatur u. Archäologie, ausgesch. 1826“ (Asen 1955, 203). 88 Ernst Heinrich Toelken (1785-1869), Ordinarius für Kunstgeschichte und Mythologie an der Berliner Universität und Konservator der Antikensammlung, ist von 1833 bis 1869 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste (Sektion für die Bildenden Künste). 2. Einzeldarstellungen 134 (Calderón) und französische (Le Chastoiement d’un Père à son Fils „und verbindet damit Bemerkungen über den Ursprung und Zusammenhang der neueren Sprachen, welche aus dem Lateinischen hervorgegangen sind“, Racine) Literatur sowie über neuere Literaturgeschichte: Ueber die Italiänischen Gedichte aus dem Sagenkreis Karls des Großen, Mittwochs von 4-5 Uhr, Herr Dr. Schmidt, unentgeltlich. Geschichte der Literatur der mittlern und neuern Zeiten, Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags von 4-5 Uhr, derselbe, privatim. (Sommersemester 1819) Ab dem Sommersemester 1820 bietet der Lektor Karl Friedrich Franceson (siehe Kapitel 2.4.4) neben französischem, italienischem und spanischem Sprachunterricht romanische Literaturgeschichte und Interpretation literarischer Texte an: Herr Lector Franceson wird unentgeltlich die Geschichte der Italiänischen, Spanischen und Französischen Litteratur Mont. u. Donnerst. Von 5 bis 6 Uhr lehren, privatim Dante’s Divina commedia Mittwochs und Sonnabends von 12- 1 Uhr, Calderons Dramen Dienst. Und Freit. Von 4-5 Uhr, und Molières Comödien Dienst. Und Freit. Von 5-6 Uhr erklären und privatissime Französische Stilübungen veranstalten. (Sommersemester 1820) Nach Schmidts plötzlichem Tod im Jahr 1831 ruht der Berliner literarhistorische Lehrstuhl bis 1843; in jenen Jahren unterrichten die Lektoren Fabio Fabbrucci Italienisch und Französisch, Franceson Französisch, Italienisch und Spanisch, D. von Seymour sowie Thomas Solly Englisch. 89 1843 wird Victor Aimé Huber (siehe Kapitel 2.4.2.1) als Ordinarius für neuere Philologie, Literatur und Literaturgeschichte berufen. Seine zwischen 1845 und 1851 gehaltenen literarhistorischen und staatswissenschaftlichen Vorlesungen erstrecken sich über italienische (Dante), englische (Shakespeare, Byron, Chaucer, vergleichende Geschichte des englischen und spanischen Dramas), spanische (Moreto, Calderón, Geschichte des spanischen Dramas), portugiesische (Camões) und europäische Literaturgeschichte (vom Ende des Römischen Reiches bis zur Gegenwart) sowie über politische Themen (gegenwärtiger Zustand Großbritanniens, gegenwärtigen Zustand Frankreichs, „Über die sog. socialen Fragen, besonders in Beziehung auf Proletariat u. Pauperismus u. dessen Abhülfe“) (zu Hubers Vorlesungen siehe auch Risop 1910, 71f.): Über das Leben, die Zeit und die Werke Dante’s liest Hr. Prof. Huber Montags und Donnerstags von 5-6 Uhr öffentlich. Shakspeare’s (sic! ) Hamlet erklärt Hr. Prof. Huber Dienstags und Freitags von 5-6 Uhr privatim. (Sommersemester 1845) 89 Artikel der Leipziger Allgemeinen Zeitung über den Zustand der Berliner Universität vom 16. August 1839, hier zum Studium der neueren Sprachen: „Von den neuern Sprachen wird das Italienische, Französische, Spanische und Englische von den Lektoren Fabbrucci, Franceson und v. Seymour gelehrt; sehr vermißt werden Vorlesungen über neuere Literaturgeschichte.“ 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 135 Für das Wintersemester 1845/ 46 kündigt der Privatdozent Nicolaus Delius 90 einmalig eine Vorlesung über vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen an: Die vergleichende Grammatik der Romanischen Sprachen trägt Hr. Dr. Delius Montags, Dienstags, Donnerstags u. Freitags von 3-4 Uhr privatim vor. (Wintersemester 1845/ 46) 1851-1867: interim Zwischen dem Ausscheiden Hubers (1851) und der Berufung Adolf Toblers (1867) werden Französisch, Englisch und Italienisch an der Berliner Universität abermals ausschließlich von Lektoren unterrichtet. Übungen zur französischen, italienischen und englischen Stenographie bietet ab dem Sommersemester 1863 der Lektor für Stenographie Michaelis an und der Sprachwissenschaftler Heymann Steinthal (1823-1899), seit 1863 Extraordinarius für Sprachwissenschaft, liest mehrmals über provenzalische Sprache und Literatur und gibt Privatunterricht in romanischen Sprachen: Die französische Stenographie lehrt derselbe [Michaelis. A.d.V.] nach seinem Buche Nouveau système de sténographie française, Sonnabends von 6-7 Uhr öffentlich. Zu Privatissimis in der deutschen, französischen und englischen Stenographie erbietet sich derselbe. (Wintersemester 1863/ 64) Ausgewählte Gedichte der Troubadours wird nach einem Abrisse der provenzalischen Grammatik Hr. Prof. Steinthal öffentlich erklären [...] Die neueren Sprachen, besonders die Romanischen, wird derselbe privatim behandeln vierstündig [...] (Sommersemester 1864) 1867-1936: Romanische Philologie Zwischen 1867 und 1910 sind die romanistischen Vorlesungen und Seminarübungen des Extraordinarius’ (ab 1870 Ordinarius) für Romanische Philologie Adolf Tobler (siehe Kapitel 2.4.2.2) im Vorlesungsverzeichnis aufgeführt (zu Toblers Lehrveranstaltungen siehe auch Risop 1910, 101ff.). Thematisch erstrecken sich diese über das Provenzalische (provenzalische Sprache, Literatur und Literaturgeschichte), das Altfranzösische (Chrétien des Troyes, altfranzösische Sprache und Literatur, historische Grammatik), das Neufranzösische (Verslehre, Syntax, Laut- und Formenlehre), das Ita- 90 Im Mai 1842 habilitiert sich der Anglist Nikolaus Delius (1813-1888) in Berlin. Auf Antrag der Philosophischen Fakultät soll ihm das seit dem Tod Seymours (1842) vakante Englischlektorat übertragen werden, was jedoch vom Ministerium abgelehnt wird. Ostern 1846 verlässt Delius Berlin in Richtung Bonn, wo ihm der anglistische Lehrstuhl übertragen wird. (Lenz, Bd. 2,2 (1918), 68f.) 2. Einzeldarstellungen 136 lienische (Dante, italienische Grammatik), das Spanische (Cervantes) sowie über philologische Methodik (philologische Kritik und Hermeneutik): Die provenzalische Sprache lehrt Hr. Prof. T o b l e r dreimal wöchentlich privatim. Altfranzösische Grammatik, mit Erklärung des Chevalier au lyon, trägt d e r s e l b e dreimal wöchentlich öffentlich vor. (Wintersemester 1867/ 68) Im romanischen Seminar Übungen an den altprovenzalischen Texten, Prof. T o b l e r , Mittwochs, 5-7 Uhr, privatissime und unentgeltlich. (Wintersemester 1877/ 78) In der universitären Lehre wird Tobler durch mehrere Privatdozenten und Extraordinarien unterstützt: Der Privatdozent und spätere Extraordinarius für neuere Geschichte Ludwig Geiger (siehe Kapitel 2.4.2.3) liest zwischen 1874 und 1919 über französische (französische Literatur und Literaturgeschichte des 16., 17. und 18. Jahrhunderts und der Gegenwart, Rousseau, Molière, Racine, Corneille), italienische (italienische Literaturgeschichte, Petrarca, Literaturgeschichte der Renaissance und des Humanismus in Italien und Deutschland) und allgemeine Literatur- und Kulturgeschichte (Literaturgeschichte von der Renaissance bis zur Gegenwart, französische Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts). Zwischen 1885 und 1891 gibt der 1884 in Berlin habilitierte Privatdozent Eduard Schwan Lehrveranstaltungen zu altfranzösischer und provenzalischer Sprache und Literatur. Der Realschullehrer und Extraordinarius für Neufranzösisch Stefan Waetzoldt (siehe Kapitel 2.4.2.3) unterrichtet zwischen 1890 und 1895 neuere und neueste französische Literatur und gibt im Romanischen Seminar neufranzösische Übungen; ein Novum im Lehrprofil der Berliner Romanistik ist seine Übung „Methodik des französischen Unterrichts (mit Bezug auf die Lehrpläne von 1892)“ im Sommersemester 1892. Wilhelm Cloetta bietet zwischen 1892 und 1894 Lehrveranstaltungen zum Altfranzösischen, zur romanischen Sprachwissenschaft, zum französischen Drama, zur Laut- und Formenlehre des Französischen und zur italienischen Grammatik sowie neufranzösische Übungen an. Das Lehrprofil des 1893 habilitierten Privatdozenten und späteren Extraordinarius’ Oskar Schultz-Gora (siehe Kapitel 2.4.2.3) umfasst zwischen 1893 und 1905 Provenzalisch, Altfranzösisch, französische Literatur und Literaturgeschichte (romantische Dichtung in Frankreich, Voltaire, Rousseau, Literaturgeschichte vom 16. bis zum 19. Jahrhundert), Namenskunde (provenzalische und nordfranzösische Personennamen), französische Grammatik, Phonetik und Syntax sowie Seminarübungen (französische Sprechübungen, altfranzösische Übungen). Zwischen 1902 und 1916 liest der außerordentliche Professor für neuere Sprachen François Émile Haguenin (siehe Kapitel 2.4.2.3) über französische Literatur des 17., 18. und 19. Jahrhunderts sowie über kulturhistorische Themen Frankreichs. Georg Ebeling, Privatdozent an der Berliner Universität, lehrt ab dem Sommersemester 1905 bis 1913 Altfranzösisch, 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 137 historische französische Grammatik, älteste französische Sprachdenkmäler, Rolandslied (literarhistorisch), Syntax des heutigen Französisch, Provenzalisch und Altitalienisch und gibt im Romanischen Seminar altfranzösische und provenzalische Übungen. Ab 1906 unterrichtet der Extraordinarius für neuere Sprachen Adolf Rambeau (siehe Kapitel 2.4.2.3) französische, spanische, portugiesische, italienische Phonetik („Erklärung und Lesen phonetischer Texte“), Spanisch (Spanisch für Anfänger, Cervantes Don Quijote, Calderón, Tirso de Molina, Lope de Vega), Italienisch (Dante, Manzoni, Tasso, italienische Grammatik) und Portugiesisch; seine Lehrtätigkeit endet 1918. 1910 folgt Heinrich Morf Tobler auf dem Lehrstuhl für Romanische Philologie (siehe Kapitel 2.4.2.2). Morfs Lehrveranstaltungen umfassen zwischen 1910 und 1920 folgende Themen: Phonetik des Neufranzösischen auf historischer Grundlage, Geschichte der französischen Literatur im 17., 18. und 19. Jahrhundert sowie historische Grammatik; im Romanischen Seminar: sprachgeografische Übungen, altprovenzalische und altfranzösische Übungen, Einführung in die Romanische Philologie, Dante, Petrarca, Boccaccio, französische Syntax und Übungen zur romanischen Sprachgeschichte; im Romanischen Proseminar: altfranzösische Übungen, französische Literatur des Mittelalters und der Renaissance: Geschichte der französischen Literatur im Zeitalter der Renaissance, Prof. Morf [...]. Romanisches Seminar: Sprachgeographische Übungen an neufranzösischen Mundarten auf Grund des ‘Atlas linguistique de la France’, Prof. Morf [...]. (Sommersemester 1910) 1919 wird an der Berliner Universität ein Extraordinariat für Romanische Philologie geschaffen und mit Erhard Lommatzsch besetzt (siehe Kapitel 2.4.2.4). Lommatzsch, der bereits seit 1913 als Privatdozent in der Lehre tätig ist, liest bis 1921 über altfranzösische Grammatik, historische französische Syntax, mittelalterliche romanische Literaturen und Literaturgeschichte, Altprovenzalisch, Einführung in die Romanische Philologie, französische Wortbildungs- und Wortbedeutungslehre, Mittelfranzösisch, französische Literatur (französische Literatur des 16. Jahrhunderts, französisches Drama, französische Lyrik, Du Bellay, Hugo) und italienische Literatur (Dante, Petrarca, Boccaccio); im Romanischen Proseminar erteilt er altfranzösische Übungen: Altfranzösische Grammatik, Dr. Lommatzsch [...]. Romanisches Proseminar (in Vertretung von Prof. Morf): Altfranzösische Übungen [...]. Romanisches Seminar (in Vertretung von Prof. Morf): Übungen über romanische Novellistik des Mittelalters (Wintersemester 1913/ 14) Dem 1915 in Berlin habilitierten Privatdozenten Max Leopold Wagner wird 1922 das vakante Extraordinariat für Romanische Philologie übertragen (siehe Kapitel 2.4.2.4). Wagners Lehrveranstaltungen umfassen zwischen 1915 und 1925 Vulgärlatein, historische italienische und spanische Gram- 2. Einzeldarstellungen 138 matik, historische Lautlehre des Spanischen, Portugiesischen, Katalanischen und Französischen, Alt- und Neuprovenzalisch, Altfranzösisch, italienische und spanische Literatur und Literaturgeschichte, „Hilfsmittel, Methoden und Ziele beim Studium der romanischen Philologie, für Anfänger“, Sardisch, neuspanische Wortbildungslehre und Syntax, sprachgeografische Übungen sowie spanische Sprachgeschichte; im Romanischen Seminar: spanische Übungen: Einführung in das Vulgärlatein (Urromanische), Dr. Max Leopold Wagner [...]. Erklärung eines altfranzösischen Textes, mit Übungen [...]. Historische Grammatik der italienischen Sprache [...] (Wintersemester 1915/ 16) Nach dem Tod Morfs wird 1920 Eduard Wechssler auf das Berliner Ordinariat für Romanische Philologie berufen (siehe Kapitel 2.4.2.2). Zwischen 1920 und 1936 liest Wechssler über französische Syntax, französische Phonetik, französische Sprachgeschichte, französische Literatur (altfranzösische Literaturgeschichte, französisches Volkslied, Rabelais, Molière, Racine, französische Literatur des 17., 18. und 19. Jahrhunderts, jüngste französische Literatur), italienische Literatur (Dante), spanische Literatur (Cervantes, spanische Literaturgeschichte), altprovenzalische Literatur sowie über Kultur- und Geistesgeschichte („Grundlagen der deutschen und französischen Geistesbildung“, französische Geistesgeschichte, „Französische Zivilisation und deutsche Kultur“); im Romanischen Proseminar: phonetische Übungen, Chrétien de Troyes, Rolandslied, Altfranzösisch, Altprovenzalisch, Vulgärlatein; im Romanischen Proseminar: Altfranzösisch, Aucassin et Nicolette: Syntax des Französischen (Grundlegung und Normen), Prof. Wechssler [...]. Geschichte der französischen Literatur von 1873-1914 [...]. Im Romanischen Seminar: Die Verskunst des jüngsten Frankreich [...] (Sommersemester 1920) Ab dem Wintersemester 1921/ 22 werden an der Berliner Universität jeweils zweisemestrige Englisch-amerikanische und Ibero-amerikanische Sprach- und Kulturkurse für Studierende aller Fakultäten angeboten (veranstaltet vom Beirat für die Auslandsstudien). Inhalte des letzteren, dessen Leitung Wechssler übertragen wird, sind sprachpraktischer Unterricht in Spanisch und Portugiesisch sowie Vorträge über Literatur, Landeskunde, Geschichte, Wirtschaft, Staat und Gesellschaft Lateinamerikas. Später treten noch ebenfalls von Wechssler geleitete Französische und Italienische Sprach- und Kulturkurse hinzu. Zwischen 1922 und 1926 unterrichtet der in Berlin habilitierte Privatdozent Gerhard Rohlfs Neuprovenzalisch (Mistral), Probleme der französischen Wortgeschichte, französische Syntax, altfranzösische Literaturgeschichte, Mittelfranzösisch, Altprovenzalisch, Altitalienisch, Altfranzösisch, Altspanisch, Dante, romanische Phonetik sowie Einführung in die romanische Sprachwissenschaft (Hilfsmittel, Methoden, Aufgaben). 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 139 Nach dem abrupten Ende von Wagners Lehrtätigkeit übernimmt 1925 Ernst Gamillscheg das Berliner Extraordinariat, wobei ihm jedoch der Status eines Ordinarius’ zuerkannt wird (siehe Kapitel 2.4.2.4). Ab dem Sommersemester 1926 bis zum Ende unseres Untersuchungszeitraums liest Gamillscheg über folgende Themen: Einführung in die Romanische Philologie, historische französische Syntax, französische Flexions-, Wortbildungs-, Satz-, Laut- und Formenlehre, Rolandslied, Mittelfranzösisch, Altitalienisch, italienische Laut- und Formenlehre, Einführung ins Rumänische, Altrumänisch, provenzalische Grammatik, spanische Syntax, spanische Laut- und Formenlehre, altspanische Epik, Cantar de mio Cid, germanisch-romanische Wechselbeziehungen sowie germanische Siedlungen im Römischen Imperium; im Romanischen Seminar: „Aufnahme mundartlicher Texte nach den Sprechplatten der Lautbibliothek“, sprachgeografische Übungen, spanische Syntax, romanische Ortsnamenkunde sowie Übungen am französischen Sprachatlas; im Romanischen Proseminar: altfranzösische und provenzalische Übungen sowie Cervantes: Einführung in das Studium der romanischen Philologie, Prof. Gamillscheg [...]. Historische Laut- und Flexionslehre des Spanischen [...]. Im Romanischen Proseminar: Altfranzösische Übungen [...]. Im Romanischen Seminar: Rabelais [...]. (Sommersemester 1926) 1929 erhält Max Kuttner (1862-1931) einen unvergüteten Lehrauftrag für Übungen in der sprachwissenschaftlichen Abteilung des Romanischen Proseminars, wo er bis 1931 Metrik, „wissenschaftlicher Kommentar zur Schulgrammatik“ sowie Alt- und Mittelfranzösisch unterrichtet Die in den ersten Jahrzehnten der Berliner Universitätsromanistik nur sporadisch und stiefmütterlich behandelte schulpraktischen Belange des neusprachlichen Unterrichts werden ab 1930 vom Psychologischen Institut übernommen: Grundfragen der neusprachlichen Didaktik, Prof. Walter Hübner [...]. (Sommersemester 1930) Privatdozent Walter Mönch liest ab 1935 bis zum Ende des Untersuchungszeitraums über französische und provenzalische Literatur des Mittelalters, französische Literatur der Renaissance, des 17. Jahrhunderts und der Romantik; im Romanischen Proseminar gibt er altfranzösische Übungen und Machiavelli. Als romanische Sprachen werden von Lektoren und Sprachlehrern Französisch, Italienisch, Rumänisch (Lektorat ab 1912), Spanisch (Lektorat ab 1922) und Portugiesisch (Lektorat ab 1923) unterrichtet (siehe Kapitel 2.4.4). 2. Einzeldarstellungen 140 2.4.2 Lehrstuhlentwicklung 2.4.2.1 Neuere Sprachen, Literatur und Literaturgeschichte (1821-1851) Friedrich Wilhelm Valentin Schmidt (Extraordinarius für Literatur und neuere Sprachen 1821-1831) Friedrich Wilhelm Valentin Schmidt (1787-1831) wird am 16. September 1787 als Sohn des Prorektors des Berliner Kölnischen Gymnasiums (Gymnasium zum Grauen Kloster) Heinrich Valentin Schmidt in Berlin geboren. Nach bestandener Reifeprüfung geht Schmidt 1806 zum Studium der Theologie nach Halle und kehrt 1809 nach Berlin zurück, wo er zwischen 1809 und 1822 an seines Vaters Schule zunächst das Seminar für gelehrte Schulen absolviert (Lelke 2003, 61) und später als Lehrer arbeitet. Schmidt, der sich neben seiner Gymnasiallehrertätigkeit mit neueren Literaturen beschäftigt (Risop 1910, 11), habilitiert sich am 9. Januar 1819 in Berlin („Die Kirchentrennung von England (La Cisma de Inglaterra), Schauspiel Calderóns de la Barca, verglichen mit Shakespeares Heinrich dem achten“). 1821 wird er auf das an die Berliner Universität neu gegründete literaturgeschichtliche Extraordinariat berufen und 1822 zum Kustos der Königlichen Bibliothek ernannt. Seine literaturvergleichenden Forschungen als Suche nach einem die Weltliteratur vereinenden Geist sind ganz dem romantischen Denken verhaftet. Wenngleich sein Plan, eine umfassende Geschichte der romantischen Poesie mit Dante und Shakespeare als Mittelpunkt zu schreiben, nicht zur Ausführung kommt, so setzt doch Schmidt mit seinen methodologischen Überlegungen Standards für die vergleichende Literaturforschung, als deren Begründer er gilt. Schmidt veröffentlicht u.a.: Beiträge zur Geschichte der romantischen Poesie (Berlin, 1818), Rolands Abentheuer in hundert romantischen Bildern (Berlin/ Leipzig, 3 Bde., 1819-1820), Über die italienischen Heldengedichte aus dem Sagenkreis Karls des Großen (Berlin, 1820), Balladen und Romanzen Bürger’s, Stolberg’s und Schiller’s auf ihre Quellen zurückgeführt (Berlin, 1827). Während der Choleraepidemie des Jahres 1831 verstirbt Schmidt am 12. Oktober in Berlin. 91 In den 11 Jahren, die zwischen der Universitätsgründung (1810) und der Berufung Schmidts (1821) liegen, werden die neueren Sprachen und Literaturen durch Lektoren (Französisch, Italienisch, Englisch) und die Akademiemitglieder Wilhelm Uhden (Dante) und Ernst Heinrich Toelken (Shakespeare, Dante) vertreten. 92 Etwa zeitgleich werden zwischen 91 Biografische Angaben aus: Stengel 1886, 15-21; ADB, Bd. 32 (1891), 14-16; Risop 1910, 23-31; Lenz, Bd. 2,1 (1910), 31. 92 Lenz, Bd. 1 (1910), 610f.; Sperrung wie im Original: „Die n e u e r e n S p r a c h e n wurden auch in diesen Jahren noch ebenso stiefmütterlich behandelt, wie im Jahre 1810 von der Einrichtungskommission, und der Literaturgeschichte erging es kaum besser. [...] Für d a s I t a l i e n i s c h e ließ sich U h d e n , der (im Herbst 1814) gleichzeitig mit Ideler die philosophische Doktorwürde erhielt, seit dem Wintersemester 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 141 Universität, Unterrichtsverwaltung und dem Königshaus Verhandlungen über einen neu zu schaffenden Lehrstuhl für neuere Literatur und Literaturgeschichte geführt, für den entweder August Wilhelm Schlegel oder Ludwig Tieck gewonnen werden sollen (Risop 1910, 26; Lenz, Bd. 2,1 (1910), 26-31) (Kultusminister Freiherr vom Stein zu Altenstein an König Friedrich Wilhelm III.): Auf der hiesigen Universität werden noch Vorträge über die Literatur im Allgemeinen und die des neuern Europa insonderheit, namentlich über die Geschichte der deutschen Sprache ungern vermisst, die zumal an einer Anstalt wie diese nicht fehlen dürfen. Es würde aber gewiss sehr schwierig gewesen sein, für dieses Fach einen tüchtigen Lehrer zu finden, wenn nicht der rühmlich bekannte Gelehrte August Wilhelm Schlegel sich hätte geneigt finden lassen, eine Lehrstelle bei hiesiger Universität anzunehmen [...] (Altenstein zitiert nach Risop 1910, 22) Am 2. Juli 1818 ergeht an A.W. Schlegel ein Ruf an die Berliner Universität. Da A.W. Schlegel jedoch ablehnt und in Bonn bleibt, entscheidet sich das Preußische Kultusministerium für den Berliner Privatdozenten und Gymnasiallehrer Friedrich Wilhelm Valentin Schmidt, der am 28. April 1821 zum Professor „im Fache der Litteratur insbesondere der neueren Sprachen“ berufen wird (UAHUB: Universitätskurator, 319, Bl. 19). Victor Aimé Huber (Ordinarius für neuere Philologie, Literatur und Literaturgeschichte 1843-1851) Am 28. Juni 1843 ergeht an Victor Aimé Huber (1800-1869) (zur Biografie Hubers siehe Kapitel 2.2.2.1) der Ruf für das Berliner Ordinariat „der neueren Philologie, Litteratur und Litteraturgeschichte“, das er am 18. Juli 1843 antritt (Universitätskuratorium an den Kultusminister Johann Albrecht Friedrich Eichhorn): Ew. Hochwohlgeboren benachrichtige ich hierdurch, daß in Folge Allerhöchster Ordre vom 28ten v. Mts. der bisherige Professor an der Universität Marburg, Dr. Huber, zum ordentlichen Professor der neueren Philologie, Litteratur und Litteraturgeschichte in der philosophischen Facultät der hiesigen Universität berufen worden ist. Berlin den 18ten Juli 1843. (UAHUB: Universitätskurator, 322, Bl. 26) Dass ihn Friedrich Wilhelm IV. „sowohl wegen seiner wissenschaftlichen Leistungen als wegen seiner Gesinnung“ (Elvers 1874, 116) mit einer un- 1813/ 14 gewinnen. Er hat mehrere Jahre hindurch Dantes Gedichte erklärt. Auch T ö l k e n nahm sich ab und zu des großen Florentiners an, dessen Gestalt sich mit der Ausbreitung der mystisch-romantischen Stimmungen dieser Jahre neu belebte. Für das F r a n z ö s i s c h e gab es seit Lianos Rücktritt überhaupt keinen Lehrer mehr. Das englische Lektorat übernahm, nachdem Grashoff, der das Italienische mit bestritten hatte, Michaelis 1812 ausgeschieden, Dr. Seymour und neben ihm vom Sommer 1817 ab Dr. Beresford, der aber schon im Sommer 1819 starb.“ 2. Einzeldarstellungen 142 gewöhnlich hohen Einstiegsbesoldung von 1800 Talern nach Berlin holt, bleibt nicht ohne Neid und Argwohn. Verbunden mit Hubers Berufung ist die Gründung und Leitung einer literarischen Zeitschrift, die auch tatsächlich zwischen 1845 und 1848 zweimal jährlich als die konservativen Janus, Jahrbücher deutscher Gesinnung, Bildung und Tat erscheinen. In seiner Geschichte der Berliner Romanistik erwähnt Alfred Risop, dass der Berufung Hubers Verhandlungen über die Schaffung einer speziellen Dante- Professur an der Berliner Universität vorausgehen (Risop 1910, 67f.). Wenngleich es zu dieser institutionellen Ausdifferenzierung und Spezialisierung nicht kommt, so wird doch Huber auch gerade wegen seiner Dante-Kenntnisse vom Kultusministerium ausgewählt. Jedoch sind Hubers Vorlesungen nur spärlich besucht, was zum einen daran liegt, dass die von Huber behandelten Themen keine prüfungsrelevanten Inhalte sind, da zu diesem Zeitpunkt das neuphilologische Staatsexamen noch nicht existiert, und zum anderen mit seinem schwerfälligen Vortragsstil sowie seiner politisch-konservativen Gesinnung zusammenhängt. 93 Da es ihm so weder die Berliner Studentenschaft noch die mehrheitlich liberalen Fakultätsmitglieder leicht machen, sich mit der spröden Preußischen Mentalität zu arrangieren (zu Hubers Berliner Zeit siehe Heilfurth 1986, 114-128), bittet Huber bereits 1845 ein erstes Mal beim Kultusministerium darum, sein Dienstverhältnis aufzulösen. 94 Trotz 93 Wilhelm Grimm an Dahlmann (14. Juni 1843) zitiert nach Heilfurth 1986, 115: „Nun ist auch Huber berufen [...] sowohl als Professor an der Universität, wo er, soviel ich urtheilen kann, wenig Eindruck machen wird, er hat keine Lehrgabe, als auch, und wahrscheinlich ist das die Hauptsache, um eine politische Zeitschrift zu gründen.“ Huber an seinen Schwiegervater (27. November 1844) zitiert nach Elvers 1874, 171f.: „Es ist einmal ein schwieriger, dornenvoller Weg, den ich hier zu gehen habe, und neben den erfreulichen Möglichkeiten haben wir die unerfreulichen Wahrscheinlichkeiten und Gewißheiten nicht übersehen, als ich mich entschloß, hierher zu kommen. Species facti ist nun zunächst, daß sich zu dem vierstündigen Privatcolleg über Dante Niemand gemeldet hat, so daß es ganz wegfällt. Das Publikum über Moreto dagegen ist ziemlich besucht, - gemeldet haben sich 8 bis 9, vorhanden sind bisher immer 15 bis 20 gewesen. Außerdem bin ich veranlaßt worden, noch ein Publikum über Geschichte des spanischen Dramas anzufangen, wozu sich auch 8 bis 9 Zuhörer gemeldet haben. [...] Jedenfalls hielt ich es für meine Pflicht, keine Gelegenheit der Art zu versäumen, um meine akademische Wirksamkeit Schritt für Schritt und Klein bei Klein zu erkämpfen und zu begründen, da es im ersten Anlauf und im Großen einmal verfehlt ist. Daß die Schuld zum Theil an mir, besonders an Vortrag und Form liegt, erkenne ich vollkommen an. [...] Dazu kommen dann die unmittelbar persönlichen Hetzereien und Verkehrungen, die so weit gehen, daß mir zwei Docenten, sonst ganz wackere Leute, erklärt haben, sie könnten für meine Zeitschrift nichts liefern, weil sie sonst keine Zuhörer bekämen. Gegen eine solche Impopularität ist schwer anzukämpfen, zumal wenn man bei den Examinas (sic! ) nicht mitzureden hat; [...].“ 94 Huber an Kultusminister Eichhorn zitiert nach Elvers 1874, 174: „[...] immer bleibt die düstere, nackte Thatsache vor meinem Bewußtsein, lastet auf ihm: daß ich ein academiae inutile pondus bin - und zwar in pecuniärer Hinsicht ein sehr schweres.“ 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 143 beschwichtigender Worte aus dem Kultusministerium sucht Huber noch mehrmals um Entlassung nach, die ihm letztlich zum 1. Juli 1851 gewährt wird (UAHUB: Universitätskurator, 322, Bl. 77). 2.4.2.2 Das Ordinariat für Romanische Philologie (1870-1936) Adolf Tobler (1867 Extraordinarius, 1870 Ordinarius für Romanische Philologie bis 1910) Adolf Tobler (1835-1910) wird am 23. Mai 1835 in Hirzel (Kanton Zürich) geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums studiert Tobler zunächst Klassische und Germanische Philologie in Zürich und geht 1856 für zwei Semester an die Universität Bonn, wo er bei Friedrich Diez und Nicolaus Delius Romanische Philologie studiert. In Bonn lernt Tobler Moriz Haupt und Gaston Paris kennen. 1857 promoviert Tobler in Zürich („Darstellung der lateinischen Conjugation und ihrer romanischen Gestaltung nebst einigen Bemerkungen zum provenzalischen Alexanderliede“). Im Anschluss an Aufenthalte in Italien und Frankreich arbeitet Tobler zwischen 1861 und 1866 als Professor für Französisch und Italienisch an der Kantonsschule Solothurn und von 1866 bis 1867 als Lehrer an der Kantonsschule Bern. Im Februar 1867 habilitiert er sich an der Universität Bern und wird noch im Juni desselben Jahres auf das neu geschaffene Extraordinariat für Romanische Philologie an die Universität Berlin berufen (1870 Beförderung zum Ordinarius). Toblers Interesse gilt vor allem dem altfranzösischen Wortschatz, wenngleich die Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse erst postum durch Erhard Lommatzsch (siehe Kapitel 2.4.2.4), der 1925 mit der Herausgabe des Altfranzösischen Wörterbuchs beginnt, besorgt wird. Von Tobler liegen u.a. folgende romanistische Publikationen vor: Gedichte von Jehan de Condet nach der casanatensischen Handschrift (Stuttgart, 1860), Mittheilungen aus altfranzösischen Handschriften, Bd. 1: Aus der Chanson de geste von Auberi nach einer vaticanischen Handschrift (Leipzig, 1870), Li dis dou vrai aniel. Die Parabel von dem ächten Ringe. Französische Dichtung des dreizehnten Jahrhunderts, aus einer Pariser Handschrift (Leipzig, 1871), Vom französischen Versbau alter und neuer Zeit (Leipzig, 1880), Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik (Leipzig, 5 Reihen, 1886-1912). 95 1881 tritt Tobler 95 Sowohl Toblers Lehrveranstaltungen als auch seine wissenschaftlichen Arbeiten (Übersicht über Toblers Veröffentlichungen in Risop 1910, 93-99) zeigen Toblers Stellung zwischen traditioneller Philologie und moderner Sprachwissenschaft. Aufgabe der Romanischen Philologie müsse einerseits „ein Bemühen um Kenntnis und Verständnis der in sprachlicher Form gegebenen Bezeugungen zeitlich und örtlich und national und persönlich bestimmten geistigen Lebens“ (Tobler 1890, 7f.) und andererseits das Erkennen der in den romanischen Sprachen wirkenden diachronen Gesetzmäßigkeiten sein (historisch-psychologische Sprachauffassung). Historische Sprachforschung dürfe kein Selbstzweck, d.h. keine rein positive Sprachwissenschaft, 2. Einzeldarstellungen 144 der Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen bei, deren Vorsitz er zwischen 1895 und 1905 übernimmt (zur Rolle Toblers in der Gesellschaft siehe ASNS 124 (1910), 237-246). Im gleichen Jahr wird Tobler als Ordentliches Mitglied in die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin aufgenommen. Zwischen 1890 und 1891 ist er Rektor der Berliner Universität. Tobler stirbt am 18. März 1910 noch vor dem offiziellen Ende seiner Amtszeit in Berlin. 96 Zwischen Hubers Emeritierung (1851) und Toblers Berufung auf das neu zu schaffende Extraordinariat für Romanische Philologie (1867) liegen ganze 16 Jahre, in denen die neueren Sprachen und Literaturen nur in Form von Lektorenunterricht vertreten sind. 97 Dass die Unterbrechung so lange währte, liegt allerdings nicht an der Universität, sondern am zögerlichen Verhalten des Kultusministeriums. Bereits am 22. Dezember 1859 hatte August Immanuel Bekker im Auftrag der Philosophischen Fakultät einen Antrag auf Errichtung einer außerordentlichen Professur für romanische Sprachen formuliert, für die sowohl der Lehrer Ludwig Herrig (1816- 1889) als auch der Sprachwissenschaftler Eduard Mätzner (1805-1902) in Betracht kommen: sein, sondern müsse zum Erkennen „des gesamten Reichtums der Menschennatur“ (Tobler 1890, 8) führen. Siehe auch Meyer-Lübke 1913: „T. [Tobler. A.d.V.] war in erster Linie Philologe. Er ging vom literarischen Denkmal aus; es voll und ganz zu verstehen, zu würdigen nach seinem Inhalte, nach seiner Stellung zu anderen Denkmälern, nach seiner Sprache, es so auf sich wirken zu lassen, wie es nach der Auffassung des Verfassers auf die Zeitgenossen wirken mußte, betrachtete er als das Ziel, das man erreichen sollte.“ 96 Biografische Angaben aus: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1910, 1698; Meyer-Lübke 1910; Morf 1910a; Risop 1910, 88-116; Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, Bd. 15 (1913), 85-87; Lommatzsch 1954, 160-162; Malkiel 1984, 59- 70; Krapoth 1996; DBE, Bd. 10 (1999), 53; Storost 2001a, 240-247; UAHUB: Universitätskurator Personalia: T 069. 97 Lenz, Bd. 2,2 (1918), 308f.; Sperrung wie im Original: „Als das Feld der Philologie im eigentlichen Sinne galt nach wie vor die griechisch-römische Welt. Fachvertreter der r o m a n i s c h e n Sprachen und Literaturen blieben nach Hubers Abgang die Lektoren Franceson und Fabbrucci, während das Englische, seitdem Delius 1843 ausgeschieden, in den Händen eines Solly war. Daß Wollheim sich auf Hubers Gebiet betätigte und Gosche oder Steinthal gelegentlich dorthin gerieten, geschah ohne Auftrag. War es einmal (wie beim Rigorosum des jungen Heyse, der aus Bonn von Diez und Delius herkam) notwendig, aus der Fakultät einen Examinator für diese Studien zu bestellen, so hatte man dafür Bekker oder Haupt [...]. Daß sie die neueren Sprachen einer wissenschaftlichen Behandlung für würdig hielten, hatten beide durch das eigene Beispiel bewiesen; wie es die Fakultät schon vor Jahren durch ihr Gutachten über Delius bestätigt hatte [...]. Aber die Lektoren, die Sprachmeister, auch nur Kollegen zu nennen, hielten die gestrengen Hüter der klassischen Schulung unter ihrer Würde, und bis zu dem Antrage auf Einrichtung eines Lehrstuhls reichte ihre Liebe für diese Art von Philologie doch nicht. Einzig die d e u t s c h e P h i l o l o g i e war dieser Ehre theilhaftig geworden.“ 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 145 An unserer Universität vertritt kein Professor, wie in Bonn auf eine wissenschaftlich so ausgezeichnete Weise Prof. Dietz (sic! ), die romanischen Sprachen und ihre Geschichte und Literatur - und doch hat die romanische Philologie in unserer Zeit neben der deutschen an und für sich und für die historischen Studien eine große Bedeutung. Es lag daher der unterzeichneten philosophischen Facultät die Frage nahe, wie weit die eingetretene Erledigung der französischen Lectur Gelegenheit und Mittel biete, die bezeichnete Lücke auszufüllen. Es erschien ihr dazu die Gründung einer Professur und zwar die Gründung einer außerordentlichen geeignet. [...] In diesem Sinne hat die Facultät nach einem geeigneten Manne gesucht und einige Erkundigungen eingezogen. [...] Wenn nun für den vorliegenden Zweck die genannten Gelehrten [Theodor Müller, Adolf Ebert, Nicolaus Delius. A.d.V] aus der Betrachtung ausscheiden, so bleiben zur Wahl zwei Männer übrig, welche Berlin in andern Kreisen der Thätigkeit besitzt, Professor Dr. Herrig, Lehrer am k. Kadettenhause und am Friedrichsgymnasium und an der damit verbundenen Realschule, und Professor Dr. Maetzner, Director der städtischen Töchterschule. Professor Herrig, ein bewährter Lehrer [...] hat in seinen Schriften [...] vorzugsweise das Bedürfnis der Schulen, namentlich der Realschulen im Auge. [...] Director Maetzner dagegen erscheint mehr als forschender Philolog [...] Beide Männer würden im Stande sein, wenn es sich um die an der Universität vermißte Vorbildung von Lehrern der neuern Sprachen für den Bedarf der Gymnasien und besonders der Realschulen handelt, Uebungen in einem Seminar für neuere Sprachen zu leiten. Die Facultät würde indessen rein praktische Uebungen, welche als solche hinter der Höhe des Universitätsunterrichts zurückbleiben würden, von der Universität fern zu halten wünschen. Soll sich dieser ganze Zweig des Unterrichts in Vorlesungen und Seminarübungen ebenbürtig dem übrigen philologischen Unterricht anschließen, so kommt es darauf an, daß auch praktisch ein Mann von philologischem Zuge und philologischer Methode ihn vertrete. In dieser Beziehung glaubt die Facultät dem Director Maetzner den Vorzug zuerkennen zu müssen. [...] Auf wen daher auch die Wahl falle, so bittet die Facultät, falls Ew. Excellenz den in seinen Gründen dargelegten Antrag genehm halten sollten, Ew. Excellenz wollen hochgeneigtest Sorge tragen, daß die außerordentliche Professur der romanischen Sprachen, welche in Obigem statt der erledigten Lectur vorgeschlagen worden, genügend ausgestattet werde. [...] (UAHUB: Phil. Fak., 1458, Bl. 208- 210; hier zitiert nach Storost 2001a, 227-230) Der Antrag bleibt jedoch ohne Erfolg (siehe auch ASNS 124 (1910), 241- 243). Erst der Etat für das Jahr 1867 sieht dann endlich die Mittel für die Schaffung eines Ordinariats für Romanische Philologie vor. In der Philosophischen Fakultät kommt man überein, dass der neue Lehrstuhl nur mit einem Romanisten aus der Bonner Schule zu besetzen sei 98 , wodurch die Schulpraktiker Mahn und Mätzner endgültig ausscheiden. Dekan Moriz Haupt wendet sich zwecks Beurteilung Toblers an den befreundeten Friedrich Diez (Tobler 1894, 152-154), der ihm am 4. Februar 1867 antwortet: 98 Haupt an Diez zitiert nach Tobler 1894, 152: „Dass wir [die Philosophische Fakultät. A.d.V.] nur einen Philologen der aus Ihrer [Diez’. A.d.V.] Schule hervorgegangen ist vorschlagen dürfen steht uns fest.” 2. Einzeldarstellungen 146 Ihre sehr geehrte Anfrage kann ich in Kürze damit beantworten, dass ich mich mit Ihnen [...] durchaus einverstanden erkläre. Ich hatte Gelegenheit, Tobler hier in Bonn, wo er, wenn ich nicht irre, zwei Semester studiert hat, genauer kennen zu lernen [...]. Gewiss würden Sie einen liebenswürdigen Collegen an ihm gewinnen. [...] Auch an Mahn habe ich gedacht [...], über seinen Beruf aber zum akademischen Lehrer habe ich kein Urtheil; gewiss haben Sie dies alles selbst schon erwogen. (Tobler 1894, 153) Mit dieser Fürsprache Diez’ und dem Votum der Philosophischen Fakultät ergeht im Mai 1867 an Tobler der Ruf für das Berliner Extraordinariat, so dass Tobler, nachdem er aus dem Schweizer Staatsdienst entlassen worden ist, am 29. Juni 1867 zum außerordentlichen Professor „für das Fach der romanischen Sprache“ ernannt werden kann (UAHUB: Universitätskurator, T 69, Bl. 2). 99 Nur knapp zwei Jahre später fordert der Kultusminister Heinrich von Mühler die Fakultätsmitglieder auf, zur Beförderung Toblers zum Ordinarius Stellung zu nehmen. Wenngleich sich die Professoren durchaus wohlwollend über Toblers Lehre und Forschung äußern, so ist dennoch in der Antwort vom 17. Dezember 1869 ihr Erstaunen über die schnelle Beförderung ganz offensichtlich: Ew. Excellenz fordern unter dem 17ten November die ehrerbietigst unterzeichnete Facultät auf, sich über die bei Ew. Excellenz in Anregung gebrachte Beförderung des außerordentlichen Professors Dr. Tobler zum Ordinarius zu äußern. Dabei gereicht es der Facultät zunächst zu lebhafter Befriedigung, daß ihr über Professor Tobler abzugebendes Urtheil sich in vollem Maße bewährt hat. Seine Vorlesungen sind besucht, in seinen Uebungen hat er eine Anzahl arbeitender Theilnehmer, und wenn auch keine größeren literarischen Werke von ihm vorliegen, so hat er doch in Recensionen und namentlich in seinen “Beiträge aus altfranzösischen Handschriften”, deren ersten Theil in diesem Jahre erschienen ist, ein sehr anerkennswerthe Gelehrsamkeit, saubere Methode, sowie ein bedeutendes kritisches Talent an den Tag gelegt. Da nun für das Fach der romanischen Sprachen eine ordentliche Professur begründet worden ist, so unterliegt es nach dem Ermessen der Facultät keinen Zweifel, daß Professor Tobler sich vollkommen würdig gezeigt hat, dieselbe zu bekleiden. Die Facultät wäre aus eigenem Antrieb noch nicht darauf gekommen, die Beförderung in Anregung zu bringen, da Professor Tobler erst seit Michaelis 1867 seine hiesige Wirksamkeit begonnen hat; sollten jedoch Ew. Excellenz aus besonderen Gründen die Beförderung schon jetzt für zweckmäßig erachten, so hat die Facultät keine Veranlassung sich dagegen auszusprechen. Decan und Professoren der philosophischen Facultät der hiesigen Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität. Curtius d.z. Dekan. [...] (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 2, Tit. IV, Nr. 47, Bd. X, Bl. 167 recto et verso folio) 99 Jährliche Besoldung Toblers: 1867: 1000 Taler, 1870: 1500 Taler. 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 147 Da aber substantiell nichts einzuwenden ist, wird Tobler am 31. Januar 1870 zum ordentlichen Professor befördert (UAHUB: Universitätskurator, T 69, Bl. 4). 1909 bittet Tobler um seine Emeritierung, die ihm zu Ende März 1910 gewährt wird; jedoch verstirbt Tobler noch vor dem offiziellen Ende seiner Amtszeit am 18. März 1910. Heinrich Morf (Ordinarius für Romanische Philologie 1910-1920) (Wilhelm) Heinrich Morf (1854-1921) wird am 23. Oktober 1854 in Münchenbuchsee (bei Bern) geboren. Sein Studium der Klassischen, Indogermanischen und Romanischen Philologie in Zürich und Straßburg schließt er 1877 in Straßburg durch Promotion ab („Die Wortstellung im altfranzösischen Rolandslied“). Obwohl Morf nicht habilitiert ist, wird er 1879 an der Universität Bern zum Extraordinarius für Romanische Philologie ernannt, ebenda 1882 zum Ordinarius befördert, 1889 auf das Züricher, 1901 auf das Frankfurter (Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften) und schließlich 1910 auf das Berliner Ordinariat für Romanische Philologie berufen. 1911wird er als Ordentliches Mitglied in der Nachfolge Toblers in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Morfs Veröffentlichungen sind vor allem literaturwissenschaftlicher und kulturkundlicher Natur; er ist Autor u.a. von: Deutsche und Romanen in der Schweiz (Zürich, 1901), Geschichte der französischen Literatur im Zeitalter der Renaissance (Straßburg, 1914), Auswahl aus den Werken des Gregor von Tours (Heidelberg, 1922) und Die romanischen Literaturen und Sprachen (postum, Leipzig, 1925). Zwischen 1903 und 1914 gibt Morf das Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen heraus. Morf stirbt am 23. Januar 1921 in Freienhof bei Thun (Schweiz). 100 Da Tobler bereits 1909 um seine Emeritierung gebeten hatte und sich das Kultusministerium daraufhin um einen Nachfolger kümmern konnte, wird Tobler, der noch vor dem offiziellen Ende seiner Dienstzeit im März 1910 verstirbt, schon zum Sommersemester 1910 durch Morf ersetzt. Morf erhält zum Jahresanfang 1910 seinen Ruf auf den Berliner Lehrstuhl (Kultusministerium an Morf am 15. Januar 1910): Es ist mir erfreulich, Sie im Verfolg der in meinem Auftrage mit Ihnen geführten Verhandlungen davon in Kenntnis zu setzen, daß Seine Majestät der Kaiser und König Allergnädigst geruht hat, Sie zum ordentlichen Professor in der Philosophischen Fakultät der Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin zu ernennen. Indem ich Ihnen die darüber ausgefertigte, unterm 10. Januar d. Js. Allerhöchst vollzogene Bestallung beifolgend übersende, verleihe ich Ihnen in der genannten Fakultät das durch Emeritierung des Professors Tobler zur Erledigung kommende Ordinariat mit der Verpflichtung, die romanische Philologie in 100 Biografische Angaben aus: NDB, Bd. 18 (1997), 100-102; Storost 2001a, 292-299; UAHUB: Universitätskurator Personalia: M 247. 2. Einzeldarstellungen 148 ihrem gesamten Umfange in Vorlesungen und Übungen zu vertreten; zugleich bestelle ich Sie zum Direktor des Seminars für romanische Philologie. [...] (UAHUB: Universitätskurator Personalia: M 247, Bd.1) Ab 1918 wird der kranke Morf durch Erhard Lommatzsch vertreten und 1920 bittet er um die Entbindung von seinen Dienstverpflichtungen, die ihm im Mai 1920 gewährt wird. Eduard Wechssler (Ordinarius für Romanische Philologie 1920-1936) (Johann) Eduard (Friedrich) Wechssler (1869 -1949) wird am 19. Oktober 1869 in Ulm geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums studiert Wechssler in Tübingen, Heidelberg und Halle Romanische und Germanische Philologie. Sowohl Promotion (1893) als auch Habilitation (1895, „Über die verschiedenen Redaktionen des Robert von Barron zugeschriebenen Graal- Lancelot-Cyklus“) absolviert er an der Universität Halle unter der wissenschaftlichen Anleitung Hermann Suchiers. Zwischen 1893 und 1904 arbeitet Wechssler als Privatdozent in Halle, wo er für Portugiesisch, Spanisch und Keltisch verantwortlich ist (siehe Kapitel 2.3.2.3 und 2.3.3). Ab 1901 vertritt er den beurlaubten Eduard Koschwitz an der Universität Marburg, wo ihm 1904 das Extraordinariat für Romanische Philologie übertragen und er 1909 zum Ordinarius befördert wird. 1920 folgt Wechssler Morf auf dem Berliner Lehrstuhl für Romanische Philologie, den er bis 1936 innehat. 1936 wird er Direktor des in Berlin neu gegründeten Instituts für Portugal und Brasilien. Wechsslers Forschungen erstrecken sich vor allem über die französische und provenzalische Literatur, Kultur und Geistesgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit; er ist Autor folgender Werke: u.a. Das Kulturproblem des Minnesangs (Halle, 1909), Esprit und Geist (Bielefeld, Leipzig, 1927) und Hellas im Evangelium (Berlin, 1936). Am 21. Januar 1949 stirbt Wechssler in Sontheim (Kreis Heidenheim). 101 1919 wird Wechssler das Berliner Ordinariat für Romanische Philologie übertragen, so dass es zum Sommersemester 1920 von der Universität Marburg nach Berlin wechselt (Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an Wechssler am 18. Dezember 1919): Im Verfolg der in meinem Auftrage mit Ihnen geführten Verhandlungen versetze ich Sie vom 1. April kommenden Jahres ab in die Philosophische Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und verleihe Ihnen in dieser Fakultät ein etatmäßiges Ordinariat mit der Verpflichtung, die romanische Philologie in ihrem gesamten Umfange in Vorlesungen und Übungen zu vertreten. Zugleich bestelle ich Sie zum Direktor des Seminars für romanische Philologie. [...] (UAHUB: Universitätskurator Personalia: W 068, Bd. 2, Bl. 3) 101 Biografische Angaben aus: DBE, Bd. 10 (1999), 365; UAHUB: Universitätskurator Personalia: W 068; UAHalle: Rep. 21 Abt. III Nr. 142. 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 149 Auf Grundlage des Gesetzes zur Neuregelung des Diensthöchstalters wird Wechssler 1936 von seiner Dienstpflicht an der Universität Berlin entbunden. Bis 1937 vertritt er jedoch den vakanten Berliner Lehrstuhl, der 1938 mit Emil Winkler (1891-1942) neu besetzt wird. 2.4.2.3 Extraordinarien relativ zur Romanischen Philologie (1880-1919) Die im Folgenden beschriebenen Lehrstühle der Berliner Romanistik ergeben insgesamt ein disparates Bild, was vor allem daran liegt, da sie Entwicklungen abbilden, aus denen keine erkennbaren institutionellen Kontinuitäten wie beim Ordinariat und beim späteren Extraordinariat für Romanische Philologie resultieren. Ludwig Geiger (1874 Privatdozent der neueren Geschichte (Literatur- und Kulturgeschichte), 1880 Extraordinarius bis 1919) Ludwig (Moritz Philipp) Geiger (1848-1919), am 5. Juni 1848 in Breslau geboren, studiert Philosophie, orientalische Sprachen und Geschichte in Heidelberg, Göttingen, Bonn und Paris. 1873 habilitiert sich Geiger in Berlin für das Fach der neueren Geschichte („Urteile griechischer und römischer Schriftsteller über Juden und das Judentum“) und gibt ab 1874 als Privatdozent Lehrveranstaltungen zur deutschen, romanischen und allgemeinen Literatur- und Kulturgeschichte. 1880 wird Geiger zum Extraordinarius ernannt. Seine Forschungsschwerpunkte bilden die Geschichte des europäischen Humanismus, die Geschichte der Juden in Deutschland und Goethe; er ist Autor u.a. von: Nikolaus Ellenbog, ein Humanist und Theologe des 16. Jahrhunderts (Wien, 1870), Petrarca (Leipzig, 1874), Renaissance und Humanismus in Italien und Deutschland (Berlin, 1882), Goethe und die Seinen (Leipzig, 1908) und Goethe, Sein Leben und Schaffen (Berlin/ Wien 1910). Seine publizistische Tätigkeit umfasst auch die Herausgabe des Goethe- Jahrbuchs, der Zeitschrift für Geschichte der Juden in Deutschland und der Zeitschrift für vergleichende Literaturgeschichte. Geiger stirbt am 9. Februar 1919 in Berlin. 102 1880 ernennt die Berliner Philosophische Fakultät den Privatdozenten für neuere Geschichte (Schwerpunkt Literatur- und Kulturgeschichte) Ludwig Geiger zum Extraordinarius. In seiner Zwischenstellung zwischen Germanistik, Romanistik, Geschichte und vergleichender Literaturgeschichte erweitert Geiger das Lehrprofil der frühen Berliner Romanistik um kulturkundliche und literaturgeschichtliche Aspekte. Damit knüpft Geiger, der von seiner Ausbildung und seinem Forschungsprofil her kein Romanist im engeren Sinne ist, an die Berliner Tradition einer vergleichenden Literaturgeschichte an. 102 Biografische Angaben aus: Risop 1910, 102f.; NDB, Bd. 6 (1964), 144; Holthausen 1991; UAHUB: Universitätskurator Personalia: G 039. 2. Einzeldarstellungen 150 Stefan Waetzoldt (Extraordinarius für Neufranzösisch 1890-1894) (Christian) Stefan Waetzoldt (1849-1904) wird am 3. Juni 1849 in Hennersdorf (Schlesien) geboren. Sein Studium der Germanischen und Romanischen Philologie in Marburg und Berlin schließt Waetzoldt 1875 durch Promotion an der Universität Halle ab („Untersuchungen über die Literatur der Tageszeitendichtung, über die Handschrift, die Metrik, den Lautstand, die Formenlehre und den Wortschatz des Pariser Textes“). Anschließend arbeitet er als Privaterzieher, ab 1878 als Oberlehrer an den Unterrichtsanstalten des Klosters St. Johannes in Hamburg und 1886 wird er zum Direktor der Königlichen Elisabethschule in Berlin (Höhere Mädchenschule, Realanstalt) ernannt. Neben seiner Tätigkeit im Schuldienst unterrichtet Waetzoldt auch an der Berliner Universität (1889-1894), ist Mitglied der Prüfungskommission für Französisch und Englisch für den Mädchenunterricht, ist Mitglied der Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen und hat zeitweise die Schriftleitung des Archivs für das Studium der neueren Sprachen inne. 1894 tritt er in den Schulverwaltungsdienst mit Stationen in Magdeburg, Breslau und Berlin. Am 1. Juni 1904 stirbt Waetzoldt in Berlin. 103 Ab 1889 gibt Waetzoldt neufranzösische Übungen im Romanischen Seminar. Am 18. Januar 1890 ernennt ihn die Berliner Universität sogar zum Extraordinarius und erteilt ihm den Lehrauftrag, „eine ein- oder zweistündige Vorlesung über französische Sprache und Literatur und wöchentlich vier Stunden neufranzösische Übungen, davon mindestens zwei Stunden im romanischen Seminar“ (UAHUB: Universitätskurator Personalia: W 008, Bl. 1) zu geben. Inhaltlich sind die Lehrveranstaltungen des Schulpraktikers Waetzoldt nah an den Bedürfnissen des späteren Lehrerberufes (u.a. Methodik des französischen Sprachunterrichts); auch äußert er sich explizit in Hinblick auf die universitäre neusprachliche Lehrerausbildung (Waetzoldt 1892). Bereits 1894 scheidet jedoch Waetzoldt auf eigenen Wunsch hin wieder aus dem Universitätsdienst aus. Oskar Schultz-Gora (1893 Privatdozent, 1900 unbesoldeter Extraordinarius bis 1904) Oskar Schultz (ab 1896 Schultz-Gora) (1860-1942) wird am 25. September 1860 im westpreußischen Gora geboren. Nach dem Abitur studiert er neuere Sprachen in Heidelberg, Genf, Leipzig und Berlin. 1883 promoviert Schultz in Berlin („Die Lebensverhältnisse der italienischen Trobadours“), wo er auch das Staatsexamen ablegt, und arbeitet zwischen 1885 und 1992 als Gymnasiallehrer im sächsischen Altenburg. 1893 habilitiert sich Schultz 103 Biografische Angaben aus: Bachmann 1893, 14; Löschhorn 1904; UAHUB: Universitätskurator Personalia: W 008. 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 151 an der Berliner Universität, wo er anschließend bis 1904 lehrt. 1904 wird Schultz-Gora auf das Königsberger Ordinariat für Romanische Philologie, 1911 nach Straßburg und 1919 nach Jena berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1928 lehrt. Auf romanistischem Gebiet liegen von ihm u.a. folgende Veröffentlichungen vor: Die provenzalischen Dichterinnen (Altenburg, 1888), Un testament littéraire de Jean-Jacques Rousseau (Halle, 1897), Zwei altfranzösische Dichtungen (Halle, 1899), Altprovenzalisches Elementarbuch (Heidelberg, 1906) und Ausgewählte Novellen von Prosper Mérimée (Leipzig, 1906). Schultz-Gora stirbt 1942 in Jena. 104 Der sich 1893 in Berlin habilitierte Schultz-Gora unterrichtet zunächst als Privatdozent; 1900 wird ihm ein unbesoldetes Extraordinariat übertragen, das er bis zu seinem Ruf nach Königberg 1904 innehat. François Émile Haguenin und Adolf Rambeau (Extraordinarien für neuere Sprachen 1901-1917) François Émile Haguenin (1872-1924), „Professeur français, chargé de mission en Allemagne“, wird 1901 für seine Tätigkeit als Französischlehrer am Seminar für Orientalische Sprachen (siehe Kapitel 2.4.5) zum Extraordinarius ernannt und unterricht in dieser Funktion auch am Romanischen Seminar (UAHUB: Universitätskurator Personalia: H 041). Seine Tätigkeit an der Berliner Universität endet jedoch abrupt mit Kriegsausbruch 1914 (über eine geheimdienstliche Tätigkeit Haguenins vor 1914 wird gemutmaßt). In den Kriegsjahren ist Haguenin Chef des Pressebüros der französischen Botschaft in Bern (französischer Geheimdienst), das die französische Regierung über innenpolitische Vorgänge in Deutschland informiert. 105 Haguenins diplomatische bzw. geheimdienstliche Aktivitäten bei Kriegsende gingen in die Geschichte als „Mission Haguenin“ ein (Hartmann 2003). (Paul Theobald) Adolf Rambeau (1852-1918) wird 1906 von der Berliner Universität zum Extraordinarius für englische, italienische und spanische Sprache ernannt und unterrichtet parallel ab 1906 als Englischlehrer am Seminar für Orientalische Sprachen (UAHUB: Universitätskurator Personalia: R 015). Seine didaktischen Publikationen sind von der Sorge eines verbesserten neusprachlichen Unterrichts getragen (u.a. Rambeau 1886; 1888; 1893); um die Jahrhundertwende firmiert Rambeau auch als Mitheraus- 104 Biografische Angaben aus: Wer ist’s? 1909, 1282; Risop 1910, 111-113; Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender 1940/ 41, Bd. 2, 714; UAHUB: Universitätskurator Personalia: Sch 299. 105 Interessant ist in diesem Zusammenhang die konzeptuelle Parallele zum Nachrichten- und Archivdienst und zur Nachrichtenstelle des Hamburgischen Kolonialinstituts während des Ersten Weltkriegs (siehe Kapitel 2.5.3), zumal personelle Verflechtungen zwischen dem Berliner Seminar für Orientalische Sprachen und dem Hamburgischen Kolonialinstitut bestanden. 2. Einzeldarstellungen 152 geber der Zeitschrift Die Neueren Sprachen. Seine Tätigkeit in Berlin endet 1917. 2.4.2.4 Das Extraordinariat für Romanische Philologie (1919-1925) Erhard Lommatzsch (Extraordinarius für Romanische Philologie 1919- 1921) Erhard (Friedrich) Lommatzsch (1886-1975) wird am 2. Februar 1886 in Dresden geboren. An der Berliner Universität promoviert er 1910 („System der Gebärden, dargestellt auf Grund der mittelalterlichen Literatur Frankreichs“) und habilitiert sich 1913 für das Fach Romanische Philologie („Gautier de Coincy als Satiriker“). Zwischen 1913 und 1919 ist Lommatzsch Privatdozent und zwischen 1919 und 1921 Extraordinarius für Romanische Philologie in Berlin. 1921 wird er auf das Greifswalder und 1928 auf das Frankfurter Ordinariat berufen, wo er bis 1954 lehrt. Lommatzschs wissenschaftliche Arbeiten erstrecken sich über das Gebiet der mittelalterlichen romanischen Literatur- und Sprachgeschichte; er ist Autor u.a. von: Blumen und Früchte im altfranzösischen Schrifttum (Mainz, 1966), Leben und Lieder der provenzalischen Troubadours (Frankfurt a. M., 1972). Bleibendes Renommee erwarb er sich vor allem durch die von ihm begonnene Herausgabe des Altfranzösischen Wörterbuchs (Berlin, Wiesbaden, 1925-2002, 11 Bände), die er auf der Materialbasis der von seinem Lehrer Adolf Tobler nachgelassenen ca. 20000 Zetteln besorgte. Lommatzsch stirbt am 20. Januar 1975 in Frankfurt a. M.. 106 Nachdem Lommatzsch bereits seit seiner Habilitation 1913 als Privatdozent an der Universität Berlin gearbeitet hat, wird er 1919 zum Extraordinarius für Romanische Philologie ernannt (Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an Lommatzsch am 7. Januar 1919): Das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hat Sie Im Verfolg der mit Ihnen Geführten Verhandlungen zum außerordentlichen Professor in der Philosophischen Fakultät der Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin ernannt. Indem Ihnen die darüber ausgefertigte Bestallung übersandt wird, werden Sie verpflichtet, in der genannten Fakultät die romanische Philologie in Ergänzung der Lehrtätigkeit des Fachordinarius und im Einvernehmen mit diesem in Vorlesungen und Übungen zu vertreten. (UAHUB: Universitätskurator Personalia: L 210, Bl. 1) 106 Biografische Angaben aus: Christmann 1991; Storost 2001a, 330-339; UAHUB: Universitätskurator Personalia: L 210. 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 153 Max Leopold Wagner (Extraordinarius für Romanische Philologie 1922- 1925) Max Leopold Wagner (1880-1962) wird am 17. September 1880 in München geboren. Von 1899 bis 1904 studiert Wagner Allgemeine Sprachwissenschaft und Romanische Philologie in München, Paris, Florenz und Würzburg und promoviert 1907 in Würzburg („Lautlehre der südsardischen Mundarten“). Bevor er sich 1915 an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität im Fach Romanische Philologie habilitiert, arbeitet Wagner als Lehrer an den Deutschen Schulen in Istanbul und Mexiko (1907-1812) und als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Hamburgischen Kolonialinstitut (1912- 1913). 1922 überträgt ihm die Berliner Universität das planmäßige Extraordinariat für Romanische Philologie, wird aber bereits 1924 vermutlich infolge des Bekanntwerdens seiner Homosexualität emeritiert. 107 Mit einer staatlichen Pension ausgestattet, lebt Wagner in den folgenden Jahren in Italien und auf Sardinien. 1947 beruft in die Universität Coimbra zum Professor und die Universität Illinois betraut ihn mit einer Gastprofessur. Anfang der 1950er Jahre siedelte Wagner nach Washington D.C. über. Wagners wissenschaftliches Verdienst besteht vor allem darin, als erster Sprachwissenschaftler systematisch die sardischen Dialekte untersucht und beschrieben zu haben; er ist Autor u.a. von: Lautlehre der südsardischen Mundarten. Mit besonderer Berücksichtigung der um den Gennargentu gesprochenen Varietäten (Halle, 1907), Beiträge zur Kenntnis des Judenspanischen von Konstantinopel (Wien, 1914), Die spanisch-amerikanische Literatur in ihren Hauptströmungen (Leipzig, 1924), La lingua sarda. Storia, spirito e forma (Bern, 1951) und Dizionario etimologico sardo (Heidelberg, 3 Bde., 1960-1964). Am 9. Juli 1962 stirbt Wagner in Washington D.C. 108 Wagner, der bereits seit 1921 am Berliner Seminar für romanische Philologie spanische Übungen gegeben hat, wird 1922 das durch Lommatzschs Fortgang nach Greifswald frei gewordene Berliner Extraordinariat für Romanische Philologie übertragen. Zugleich wird Wagner zum Mitdirektor des Seminars für romanische Philologie ernannt, wo er insbesondere mit der Leitung des spanischen Teils des Seminars betraut ist (Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an Wagner am 25. März 1922): Im Verfolg der in meinem Auftrage mit Ihnen geführten Verhandlungen habe ich Sie zum außerordentlichen Professor in der Philosophischen Fakultät der Universität zu Berlin ernannt. Indem ich Ihnen die darüber ausgefertigte Bestallung übersende, verleihe ich Ihnen in der genannten Fakultät das durch 107 In Wagners Personalakte (UAHUB: Universitätskurator Personalia: W 019) finden sich mehrere Hinweise auf einen Sittlichkeitsprozess gegen ihn, ohne jedoch den Tatbestand explizit zu benennen. 108 Biografische Angaben aus: Rohlfs 1962; Malkiel 1963; UAHUB: Universitätskurator Personalia: W 019. 2. Einzeldarstellungen 154 den Weggang des Professors Lommatzsch freigewordene planmäßige Extraordinariat mit der Verpflichtung, die romanische Philologie, insbesondere auch die spanische Philologie in Vorlesungen und Übungen zu vertreten. [...] (UAHUB: Universitätskurator Personalia: W 019, Bl. 4) 1924 wird Wagner von seinen amtlichen Verpflichtungen entbunden und für das laufende Wintersemester beurlaubt. Nachfolger Wagners auf dem Extraordinariat wird 1925 durch die maßgebliche Unterstützung des ebenfalls aus Österreich stammenden Berliner Anglisten Alois Brandl der österreichische Romanist Ernst Gamillscheg (1887-1971) 109 (Malkiel 1988, 64), dem allerdings ein persönliches Ordinariat bei Vergütung wie ein Extraordinarius übertragen wird (Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an Gamillscheg am 1. August 1925): Namens des Preußischen Staatsministeriums habe ich Sie zum ordentlichen Professor in der Philosophischen Fakultät der Universität zu Berlin ernannt. Indem ich Ihnen die darüber ausgefertigte Bestallung übersende, verleihe ich Ihnen in dieser Fakultät die durch das Ausscheiden des Professors Wagner freigewordene planmäßige Professur mit der Verpflichtung die romanische Philologie in Vorlesungen und Übungen zu vertreten. Zugleich ernenne ich Sie zum Direktor des Seminars für romanische Philologie. Wie Ihnen bekannt, handelt es sich bei Ihrer Bestallung um die Ernennung zum persönlichen Ordinarius. Es finden deshalb in bezug auf Ihr Diensteinkommen die für planmäßige Extraordinariate geltenden Bestimmungen auf Sie Anwendung. [...] (UAHUB: Universitätskurator Personalia: G 017, Bl. 19) 2.4.3 Seminar und Seminarbibliothek Das romanisch-englische Seminar (1877), Seminar für romanische Philologie (1896) 110 Noch bevor 1877 das romanisch-englische Seminar mit staatlicher Unterstützung an der Berliner Universität gegründet wird, veranstaltet Adolf Tobler privat romanistische Übungen in seiner ab 1868 wöchentlich zusammen- 109 Ernst Gamillscheg (1887-1971): 1905-1910 Studium der Romanischen Philologie in Wien und Paris; 1908 Promotion in Wien („Die romanischen Elemente in der deutschen Mundart von Lusern“); 1913 Habilitation in Wien („Studien zur Vorgeschichte einer romanischen Tempuslehre“); 1916 Extraordinariat, ab 1919 Ordinariat in Innsbruck; 1925-1945 persönliches Ordinariat in Berlin (Besoldung wie ein Extraordinarius); 1946-1955 Ordinariat in Tübingen (Malkiel 1988; Storost 2001a, 320-330). 110 Siehe Tobler 1893; Tobler 1905; Tobler 1910; Risop 1910, 103ff.; Jahresberichte des Seminars in: GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 2, Tit. X, Nr. 88, Bd. I, Bl. 21f., Bl. 35, Bl. 37, Bl. 41f., Bl. 47, Bl. 50f.; weitere Seminarberichte in: Tobler 1905; Seminarakte im GSPK (1876-1929): HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 2, Tit. X, Nr. 88, Bd. I und Bd. II; Seminarakte im UAHUB (1877-1935): Philosophische Fakultät 1810-1945: 68; Seminarakte im BArch (1929-1938): R 4901/ 1374. 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 155 tretenden romanischen Gesellschaft (siehe Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1868 und 1877). Im Rahmen der Berufung von Julius Zupitza (1844-1895) auf das neu gegründete Berliner Ordinariat für Englische Philologie scheint es im Mai 1876 an der Zeit zu sein, „der Errichtung eines Seminars für die neusprachlichen Philologien an der hiesigen Universität näher zu treten“ (Kultusminister Adalbert von Falk an Tobler am 5. Mai 1876: Bl. 2). 111 Tobler wird aufgefordert, sich mit Zupitza in Verbindung zu setzen und dem Minister noch vor Ablauf des Sommersemesters 1876 Vorschläge für eine Seminargründung zu übermitteln. Bereits Ende Juni liegt Falk der gemeinsame Statutenentwurf vor (Bl. 7f.; Anlage Berlin), so dass er am 19. August 1876 beim Finanzministerium die finanzielle Ausstattung des Seminars beantragen kann: Mein ganz ergebenstes Ersuchen richtet sich hiernach auf Ew, geneigte Zustimmung dazu, dass in den Staathaushaltsetat pro 1877/ 78 1. die Dotation für ein romanisch englisches Seminar an der hiesigen Universität in Höhe von 3200 M, 2. für einen Lector und Lehrer der französischen und einen dergleichen der englischen Sprache an dem Seminar bey der hiesigen Universität Remunerationen von je 1200 M, zusammen 2400 M unter die dauernden Mehrausgaben aufgenommen werden. (Bl. 4 verso folio) Anstelle der beantragten insgesamt 5600 Mark jährlicher Ausstattung bewilligt das Finanzministerium gerade einmal 750 Mark und lehnt die Anstellung der beiden Lektoren im Etatjahr 1877/ 78 ab (Bl. 5). Am 27. März 1877 teilt Falk der Philosophischen Fakultät mit: Durch den Staatshaushalts-Etat pro 1. April 1877/ 78 sind mit jährlich 750 M die Mittel zur Begründung eines romanisch-englischen Seminars bei der hiesigen Universität bereit gestellt worden. Ich habe die Direktion desselben den ordentlichen Professoren Dr. Dr. Tobler und Zupitza und insbesondere dem ersteren die Leitung der Abteilung für die romanischen, dem letzteren die der für die englische Sprache mit der Aufforderung übertragen, das Seminar bereits mit dem Beginn des bevorstehenden Sommersemesters ins Leben treten zu lassen. Falk. (UAHUB: Phil. Fak., 68, Bl. 1) Neben den vom Finanzministerium bewilligten 750 Mark für Sachausgaben und Prämien (500 Mark für die romanische und 250 Mark für die englische Abteilung) gewährt das Kultusministerium dem Seminar einen einmaligen Zuschuss von 2000 Mark für die Gründung einer Seminarbibliothek. Darüber hinaus regt Falk die Wiederbesetzung des durch den Tod Fabbruccis vakanten Lektorats nach Hallenser Muster an, wodurch die Lektoren akademische Sprachlehrer würden (Bl. 12f.). In der Tat sind die fehlenden Lektoren ein Problem für die prospektierte Arbeit des romanischenglischen Seminars, das ohne praktischen Sprachunterricht seine Ziel- 111 Alle Blattangaben ohne weitere Signaturangabe beziehen sich auf: GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 2, Tit. X, Nr. 88, Bd. I. 2. Einzeldarstellungen 156 setzungen, i.e. die Verbindung von wissenschaftlicher und sprachpraktischer Ausbildung, nicht erreichen kann (Seminarstatuten): 1. das romanisch-englische Seminar an der philosophischen Facultät der Universität zu Berlin hat die Bestimmung, Studierenden dieser Universität Anleitung zum selbständigen wissenschaftlichen Studium der romanischen Sprachen (vorzugsweise des Französischen) und des Englischen, sowie der romanischen (namentlich der französischen) und der englischen Literatur zu geben; ferner Gelegenheit zur Uebung im mündlichen und im schriftlichen Gebrauche der bezeichneten Sprachen, endlich Anweisung zu derjenigen Behandlung der Grammatik des Französischen und des Englischen sowie englischen und französischen Lesestoffes, welche den Bedürfnissen der Gymnasien und der Realschulen entspricht. (Bl. 7, Hervorhebung wie im Original) Aufgrund der ablehnenden Haltung des Finanzministeriums hinsichtlich der finanziellen Ausstattung der neusprachlichen Lektorate müssen Falk, Tobler und Zupitza eine kostenneutrale Lösung finden. Gänzlich mittellos sind sie dabei jedoch nicht, da sie seit dem Tod Fabbruccis (1876) über sein jährliches Gehalt von 1200 Mark verfügen können. Anfang Oktober 1877 schlägt Falk vor, diese Summe unter zwei Lektoren, die gleichzeitig zu wöchentlich zwei Stunden Sprachunterricht für die Seminarmitglieder verpflichtet wären, aufzuteilen ( Bl. 23). Im Februar 1878 werden Adolf Gaspary 112 ohne Gehalt als Lektor der italienischen Sprache und Arthur Napier mit einem jährlichen Gehalt von 600 Mark als Lektor der englischen Sprache eingestellt (Bl. 26 recto et verso folio); das französische Lektorat wird trotz bereitstehendem Gehalt erst 1880 mit Louis Feller wiederbesetzt: Die Übungen des romanisch-englischen Seminars leiten die Proff. Tobler und Zupitza unter Mitwirkung der Lectoren Dr. Gaspary und Napier. (Vorlesungsverzeichnis für das Sommersemester 1879) Das zwischen 1877 und 1896 im administrativen Verbund bestehende romanisch-englische Seminar wird jährlich wechselnd von Tobler und Zupitza geleitet. Sowohl die romanische als auch die englische Abteilung können bis zu 12 ordentliche Seminarmitglieder aufnehmen, die vor Eintritt ins Seminar „durch eine Arbeit über ein gegebenes Thema oder in einem Colloquium diejenige Vertrautheit mit den im Seminar zu behandelnden Gegenständen nachzuweisen vermögen, welche zu nutzbringender Theilnahme an den vorzunehmenden Uebungen erforderlich ist“ (Seminarstatuten). In den Anfangsjahren steht dem Seminar in den Vormittagsstunden ein Hörsaal, in dessen Vorzimmer die Seminarbibliothek aufgestellt ist, als gemeinsamer Arbeitsraum im Universitätsgebäude 112 Adolf (Robert) Gaspary (1849-1892): ab 1875 Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und Romanischen Philologie in Berlin; 1878 Habilitation in Berlin; 1878- 1880 Italienischlektorat in Berlin; 1880-1883 Extraordinariat und 1883-1892 Ordinariat für Romanische Philologie in Breslau; 1891-1892 Ordinariat für Romanische Philologie in Göttingen (Storost 2001a, 238 FN). 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 157 zur Verfügung. Die wöchentlich zweistündigen Seminarübungen 113 , zu denen auch Gasthörer zugelassen werden können, finden unter der Anleitung Toblers statt: Die Gegenstände der gemeinsamen Übungen des Seminars, das niemals als eine Anstalt zur Vorbereitung auf bestimmte Prüfungen (etwa im Französischen! ) gedacht war, werden in ziemlich regelmäßigem Wechsel den verschiedenen Disziplinen der romanischen Philologie entnommen, so weit tunlich in der Weise, daß je ein Semester hindurch das Seminar bei dem Studiengebiete verweilt, das im vorhergehenden Semester den Gegenstand einer Privatvorlesung des Direktors gebildet hat [...] jedenfalls aber nicht bloß rezeptiv sich mit dem vorher in Vorlesungen behandelten Gegenstand zu beschäftigen. So kommen in möglichst regelmäßiger Reihenfolge Neufranzösisch (unter Anwendung der Fremdsprache im Seminar selbst), Altfranzösisch, Provenzalisch, Italienisch zur Behandlung, auch Spanisch ist gelegentlich an die Reihe gekommen. Wie Sprachen und Texte wechselten, so auch die Arten philologischer Arbeit, die an ihnen geübt wurden: Interpretation, Textkritik, Etymologie, Studium der Wortbildung usw.“ (Tobler 1910, 231) Finden zwar die Belange der Gymnasien und Realschulen in den Seminarstatuten von 1876 explizit Erwähnung, so ist dies doch vor allem in fachwissenschaftlicher Hinsicht gemeint. Die praktisch-didaktische Vorbereitung auf das Französischlehramt verweist Tobler aus dem Zuständigkeitsbereich des Seminars in die sprachpraktischen Übungen der Lektoren und der seit dem Wintersemester 1902/ 03 am Seminar tätigen Sprachassistenten (Tobler 1910, 232). Über die zwischenmenschlichen Möglichkeiten des Seminars schreibt Tobler, dass es „einen lebendigeren persönlichen Verkehr zwischen den Lehrern und wenigstens einem Teile ihrer Schüler“ (Tobler 1893, 500) ermögliche. Glaubt man allerdings dem Bericht Wilhelm Meyer-Lübkes in seinem Nachruf auf Tobler, so muss die Atmosphäre zwischen Tobler und seinen Schülern eine stets streng an den Arbeitergebnissen orientierte und in nur wenigen Fällen eine persönliche gewesen sein: Als Lehrer war er streng, namentlich in früheren Jahren gegen die Studierenden mehr abweisend als entgegenkommend. In sein Seminar nahm er nur zwölf Mitglieder auf, auch als die Hörer zu Hunderten zählten, und diese zwölf behandelte er nicht immer mit Samthandschuhen. Aber wo er ernstes Streben und Begabung erkannte, konnte er aufmuntern, und bei näherer Bekanntschaft konnte man gewahren, daß die Kälte und Rauheit nur dem Bedürfnis entsprang, 113 Seminarbericht des Studienjahres 1877/ 78: „Die Übungen im Wintersemester bestanden in der romanischen Abtheilung unter Leitung von Professor Tobler in der Kritik und Erklärung der Lieder des Raimbaut von Vaqueiras, [...]. Im Sommersemester liess Professor Tobler die altfranzösische Erzählung von Flor und Blancheflor erklären, Lector Dr. Gaspary trug den Mitgliedern das nothwendigste über italienische Aussprache und Formenlehre vor und liess sie die ersten drei Capitel von Manzoni’s Promessi Sposi übersetzen. [...]“ (Bl. 35 recto et verso folio; Hervorhebung wie im Original). 2. Einzeldarstellungen 158 alles, was Halbheit, Flachheit, Schein war oder sein konnte, von sich abzuwehren. Eine vorwiegend innerliche Natur, die sich schwer gab, nicht oft das Bedürfnis empfand, sich zu geben, daher, was sie sich abrang, allzu leicht herber erschien, als es war. (Meyer-Lübke 1913, 87) In ähnlicher Weise äußert sich auch Alfred Risop über „die nachsichtslose Strenge seiner Anforderungen und die Unerbittlichkeit seiner Kritik“ (ASNS 124 (1910), 240), die manchen Studenten davon abgehalten haben, sich bei Tobler prüfen zu lassen. Etwas konzilianter formuliert es Heinrich Morf in seinem Nachruf auf Tobler: Er war vor allem streng, unerbittlich streng gegen sich selbst. Er lebte ganz seiner Pflicht. Es war alles kernig und tüchtig an ihm. Er hatte jene Zurückhaltung, jene Herbheit, die so oft das Angebinde tiefer Wahrhaftigkeit ist. [...] Auch ich habe wohl, wie jeder, seine Herbheit erfahren. Sie war die Schwester seiner Liebe und Freundschaft. (ASNS 124 (1910), 257) Getrennt in eigenständige Seminare für Romanische und Englische Philologie wird das romanisch-englische Seminar auf Wunsch des neu berufenen Professors für Englische Philologie Alois Brandl (1855-1940) zum Sommersemester 1896 (Tobler 1910, 230f.) 114 ; die jährliche Dotation für das neue Romanische Seminar beträgt weiterhin 500 Mark (Kultusministerium an Brandl und Tobler am 31. Dezember 1895): An den Mitdirektor des romanisch-englischen Seminars der Kgl. Fr. Wilh. Univ. Prof. Dr. Brandl. Dem von Ew. pp. geäußerten Wunsche entsprechend genehmige ich hiermit, daß vom nächsten Sommersemester ab bei der hiesigen Universität ein besonderes Seminar für englische Sprache & Literatur in den Räumen im II. Stockwerk des Hauses Dorotheenstraße No. 5 eingerichtet wird [...]. (Bl. 103) An den Mitdirektor des romanisch-englischen Seminars der Kgl. Fr. Wilh. Univ. Prof. Dr. Tobler. Abschrift (v. 1) übersende ich Ew. pp. zur ges. Kenntnißnahme, indem ich Ihnen zugleich die Direktion des danach vom nächsten Sommersemester ab ins Leben tretenden besonderen Seminars für romanische Sprache & Literatur übertrage. Dasselbe verbleibt in dem bisher vom romanisch-englischen Seminar benutzten Raume im Universitätsgebäude. (Bl. 104) Bis März 1903 ist das Romanische Seminar im Universitätsgebäude untergebracht, zieht dann in die Dorotheenstraße 94 und kann 1906 zwei Arbeits- und Bibliothekszimmer sowie ein Direktorenzimmer im Neubau 114 Aufgehoben wird auch die obligatorische romanisch-englische Bindung für die Promotion (ohne genaue Datierung): „Um dem Fache die Tiefe möglichst zu wahren und der Zerstreuung zu wehren, beschloß die Fakultät, daß in der Doktorprüfung nicht mehr wie bisher das Englische mit dem Französischen verbunden sein müsse, sondern daß es auch mit deutscher Philologie als mit der natürlichen Vorstufe der englischen verknüpft werden dürfe; Altnordisch wurde dabei als ausreichendes Nebenfach erlaubt [...].“ (Brandl 1910, 236). 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 159 Dorotheenstraße 5/ 6 beziehen. 115 Da jedoch die neuen Räume zu klein sind, müssen die Seminarübungen, an denen auch Nichtmitglieder teilnehmen dürfen, in einem Universitätshörsaal durchgeführt werden. Mit der Berufung Heinrich Morfs zieht das Seminar 1911 in den Neubau des Aulagebäudes Behrenstrasse 40, wo es fortan über drei Räume - einem Bibliotheks- und Übungsraum, einem Direktorensowie einem Bibliothekars- und Lektorenzimmer - verfügt (Bl. 226ff.). Die Zahl der ordentlichen Seminarmitglieder wird in den Seminarberichten zwischen 1877 und 1905 stets mit 12 angegeben; noch 1911 spricht Morf im Zusammenhang mit der Erhebung von Semesterbeiträgen von 12 ordentlichen Mitgliedern. 116 Was allerdings die Gesamtzahl aller Studierenden der Romanischen Philologie anbetrifft, kann nur auf der Grundlage verschiedener Angaben gemutmaßt werden. Beispielsweise spricht der Anglist Brandl von einem Verhältnis von 20 ordentlichen Seminarmitgliedern zu 179 „Seminarbenützern“ im Wintersemester 1901/ 02 für die Englische Philologie (Brandl 1910, 238). Dass auch die Zahl der Studierenden der Romanischen Philologie im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert ansteigt, belegt ein bereits weiter oben zitierter Ausschnitt aus Meyer-Lübkes Nachruf auf Tobler, in dem er von Hunderten Hörern spricht (Meyer-Lübke 1913, 87). Auch zeugen der Ankauf 25 neuer Stühle für das Romanische Seminar (1911), da „die Bestuhlung des neuen romanischen Seminars im Aulagebäude sich als für die grosse Besucherzahl unzureichend herausgestellt hat“ (Bl. 241), und die Klagen über Raummangel vom Zuwachs an Studierenden der Romanischen Philologie (Morf an das Kultusministerium am 14. November 1910): Die bisherige Einrichtung, nach welcher das romanische Seminar nur 1 oder 1½ Dutzend Studenten zugänglich ist - aus Raummangel - , ist natürlich bei dem grossen Andrange neusprachlicher Studierender einfach unhaltbar. [...] In welchem Masse aber die Zahl der Seminarmitglieder gesteigert werden kann, muss zukünftigen Erfahrungen anheimgegeben werden. Die Zukunft wird lehren, ob es möglich ist, im romanischen Seminar einen Betrieb einzurichten, wie z.B. das englische Seminar ihn im Laufe der Jahre entwickelt hat. Jedenfalls 115 Althoff an die Baukommission am 10. Januar 1905: „Dieser Entwurf schafft im Erdgeschoß neben geräumigen Aborten und einer Kleiderablage das Englische Seminar mit 100 qm Grundfläche, im ersten Obergeschoß einen Hörsaal mit 250 Plätzen und daneben das Romanische Seminar mit rund 76 qm Grundfläche, dessen Direktorzimmer zugleich als Ablegeraum für den im Hörsaal lesenden Dozenten benutzbar ist.“ (Bl. 144). 116 Morf an das Kultusministerium am 28. Januar 1911: „Die Mitgliedschaft des roman. Seminars wird, nachdem sie jahrzehntelang auf die Zahl 12 beschränkt war, nicht von einem Semester zum andern in die Hunderte wachsen, sondern sie wird allmälig zunehmen und es ist in keiner Weise zu erwarten, dass etwa schon im nächsten Jahre eine grosse Summe an Semesterbeiträgen eingehen wird. Das roman. Seminar wird neben dem englischen, das bis jetzt allein die neusprachlichen Studierenden beitragspflichtig machte, allmälig seine Frequenzverhältnisse verbessern.“ (Bl. 215f.) 2. Einzeldarstellungen 160 sollten die Räume für das romanische Seminar jetzt so gewählt werden, dass eine solche Entwicklung möglich ist. (Bl. 209f.) Aus den Reihen der ordentlichen Mitglieder des romanisch-englischen respektive Romanischen Seminars gehen zahlreiche Berliner Lehrer, viele Mitglieder der Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen (siehe Kapitel 2.4.5) (z.B. Alfred Risop, Seminarmitglied im Studienjahr 1877/ 78 und A. Ohlert 1879/ 80) sowie Lektoren und Privatdozenten des Berliner Lehrstuhls für Romanische Philologie (z.B. Eugène Pariselle, Seminarmitglied im Studienjahr 1879/ 80, Wilhelm Cloetta 1881/ 82 und Oskar Schultz 1881/ 82) hervor. Konnte Eduard Wechssler zwischen seiner eigenen Berufung auf das Berliner Ordinariat (1920) und der Berufung Ernst Gamillschegs auf ein persönliches Ordinariat (1925) alleinig die Macht eines traditionellen Großordinarius’ ausüben, so kommt es ab 1925 zu erheblichen Spannungen zwischen den beiden ordentlichen Professoren. Der Konflikt zwischen den Beiden mündet 1929 in einem Antrag Wechsslers auf Trennung des Romanischen Seminars in eine literaturwissenschaftliche (Wechssler) und eine sprachwissenschaftliche (Gamillscheg) Abteilung (Verwaltungsdirektor der Universität an das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung am 14. Oktober 1929): Professor W e c h s s l e r hat mir gegenüber die dringende Bitte ausgesprochen, dass das Romanische Seminar, das jetzt eine einheitliche Einrichtung ist und der alle zwei Jahre wechselnden Leitung der beiden Ordinarien untersteht, in zwei selbständige Abteilungen, und zwar eine literaturwissenschaftliche und eine sprachwissenschaftliche zerlegt werden möge. Der Grund für diesen Plan liegt darin, dass zwischen den beiden Ordinarien, Professor Wechssler und Professor Gamillscheg, seit einiger Zeit dauernde Unstimmigkeiten wegen der Seminarleitung bestehen. Diese Unstimmigkeiten haben zu sehr unerfreulichen Reibungen, in welche auch die wissenschaftlichen Hilfsarbeiter hineingezogen sind, geführt, und Professor Wechssler ist der Ansicht, dass nur dann ein gedeihliches Zusammenarbeiten der beiden Ordinarien im Seminar erzielt werden könne, wenn eine Trennung erfolgt. Ich überreiche in der Anlage den Entwurf für eine Seminarsatzung, die unter diesem Gesichtspunkt aufgestellt worden ist. 117 117 „Entwurf einer Satzung für das Romanische Seminar der Universität Berlin. 1) Das Romanische Seminar der Universität Berlin besteht aus zwei selbständigen Abteilungen, einer literaturwissenschaftlichen und einer sprachwissenschaftlichen. 2) Die Leitung der literaturwissenschaftlichen Abteilung liegt derzeit bei Professor Wechssler, die der sprachwissenschaftlichen derzeit bei Professor Gamillscheg. Jedem der beiden Direktoren ist ein wissenschaftlicher Hilfsarbeiter beigegeben, dessen Dienstobliegenheiten jeder Direktor selbst regelt. Die beiden Hilfsarbeiter sollen grundsätzlich in ihren Bezügen gleichgestellt sein bleiben. 3) Die Bücherei der literaturwissenschaftlichen Abteilung umfasst vorzugsweise Literatur, Philosophie, Kunst- und Kulturgeschichte, die der sprachwissenschaftlichen Abteilung vorzugsweise Grammatik, Metrik, Dialektforschung, Volkskunde und Wörterbücher. 4) Die Verwaltung und Ergänzung der Bücherei wird derartig getrennt, dass der literatur- 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 161 Professor Gamillscheg will gegen die Trennung des Seminars in zwei Abteilungen keinen Einspruch erheben, obwohl er sich dazu für berechtigt hält, weil er bei seiner Berufung zum Direktor des Gesamtseminars ernannt worden sei. Mit dem Satzungsentwurf ist Professor Gamillscheg im allgemeinen einverstanden. Er wünscht nur, dass in Ziffer 13 ein Zusatz folgenden Inhalts eingefügt werde: „In Angelegenheiten der gemeinsamen Seminarverwaltung (vgl. Ziffer 12) unterstehen die wissenschaftlichen Hilfskräfte gleicherweise beiden Direktoren“. Gegen diesen Zusatz hat Professor Wechssler scharfen Widerspruch eingelegt. Er wünscht unter allen Umständen, dass durch die beabsichtigte Neureglung jede Einflussnahme des Leiters der einen Abteilung auf die der anderen Abteilung zugeteilten wissenschaftlichen Hilfskräfte ausgeschlossen werde. Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass die einheitliche abwechselnde Leitung des Seminars einer Trennung in zwei Abteilungen vorzuziehen ist. Ich wissenschaftliche Teil der Standbibliothek und die Ausleihbibliothek dem literaturwissenschaftlichen Leiter, der sprachwissenschaftliche Teil der Standbibliothek und die Tobler- und Tiktin-Bibliotheken dem sprachwissenschaftlichen Leiter zufallen. 5) Die laufenden und neubestellten Zeitschriften werden möglichst zu gleichen Teilen ihrem Inhalte gemäss auf die beiden Abteilungen verteilt. 6) Um Doppelanschaffungen zu vermeiden, werden die beiden Direktoren sich gegenseitig rechtzeitig Mitteilungen über die von ihnen beabsichtigten Neuanschaffungen vorlegen. 7) Aus der Standbibliothek dürfen Werke an niemanden ausgeliehen werden. 8) Für die Standbibliothek wird ein einheitlicher Katalog geführt, in den die für jede Abteilung neu beschafften Werke von den betreffenden Hilfsarbeitern rechtzeitig eingetragen werde. 9) Die Räume sind so verteilt, dass der Hautsaal beiden Abteilungen gemeinsam gehört. Das kleinere Direktorenzimmer erhält der literaturwissenschaftliche, das grössere der sprachwissenschaftliche Direktor. Das grössere Assistentenzimmer, welches die Ausleihbibliothek enthält, benutzt der literaturwissenschaftliche, das kleinere Assistentenzimmer der sprachwissenschaftliche Hilfsarbeiter. 10) Die Direktoren üben gemeinsam in den Räumen des Seminars das Hausrecht aus oder lassen es durch ihre Hilfsarbeiter ausüben. 11) Die dem Seminar planmässig zur Verfügung stehenden Mittel stehen den beiden Abteilungen zu gleichen Teilen zur Verfügung. Jeder Abteilungsdirektor verfügt über seinen Anteil selbständig. 12) Folgende Angelegenheiten werden für beide Abteilungen gemeinsam und einheitlich verwaltet: 1) Die Ausgabe der Seminarkarten; 2) die Einziehung der Schlüsselgelder; 3) die Bestellung der regelmässigen Aufsicht im Seminar. In der Leitung dieser Geschäfte wechseln die beiden Direktoren jährlich am 1. Oktober ab. Zur Erledigung dieser Geschäfte können sie ihre Hilfsarbeiter heranziehen. 13) Hilfsarbeiter, Lektoren und sonstige Lehrkräfte unterstehen ausschliesslich dem Direktor der betreffenden Abteilung, dessen Weisungen sie zu folgen haben. Will ein Abteilungsdirektor die Tätigkeit dieser Persönlichkeiten beanstanden, so wendet er sich an den betreffenden Abteilungsdirektor. 14) Von den zurzeit angestellten sechs Lektoren sind der eine französische (Olivier), der italienische und der portugiesische Lektor ausschliesslich dem Direktor der literaturwissenschaftlichen Abteilung zugeteilt; der andere französische (Gauthier), der spanische und rumänische Lektor dem Direktor der sprachwissenschaftlichen Abteilung. Künftig zu bestellende Lektoren sind entsprechend einer Abteilung zuzuweisen. 16) Beide Direktoren entscheiden gemeinsam über allgemeine Bestimmungen, die den Seminarbetrieb betreffen, sowie über den Ausschluss von Seminarmitgliedern.“ (BArch: R 4901 Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung: 1374, Bl. 7-9 recto et verso folio; Hervorhebung wie im Original). 2. Einzeldarstellungen 162 habe mich aber davon überzeugt, dass im vorliegenden Falle ein einigermassen reibungsloses Zusammenarbeiten der beiden Ordinarien in der einheitlichen Seminarleitung nicht erzielt werden wird, und dass unter den obwaltenden Umständen die Trennung nicht vermieden werden kann. Allerdings möchte ich empfehlen, die beabsichtigte Neureglung nicht endgültig zuzulassen und den Vorbehalt zu machen, dass bei einer Neubesetzung eines der Ordinariate auf den jetzt bestehenden Zustand der einheitlichen Leitung zurückgegriffen wird. (BArch: R 4901 Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung: 1374, Bl. 6 recto et verso folio; Sperrung wie im Original) Stimmt 1929 das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung zunächst nur der versuchsweisen Trennung auf zwei Jahre und unter der Bedingung, dass keine Mehrkosten für das Ministerium entstehen, zu, 118 so wird die Trennung in zwei Abteilungen 1932 bestätigt, da sie sich bewährt habe (BArch: R 4901 Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung: 1374, Bl. 112f. und 119f.). Seminarbibliothek Für die Grundstocklegung einer Seminarbibliothek des neu gegründeten romanisch-englischen Seminars sieht der Preußische Staatsetat 1877/ 78 eine Einmalzahlung in Höhe von 2000 Mark vor, wovon zwei Drittel an die romanische (1330 Mark) und ein Drittel an die englische Abteilung (670 Mark) gehen (Bl. 11 und 19; Tobler 1910, 230). Im gleichen Verhältnis gehen die ab 1877 jährlich ausgeschütteten 750 Mark an die romanische (500 Mark) und an die englische Seminarabteilung (250 Mark), die ausschließlich für den Ankauf von Büchern und Handschriften sowie für laufende Zeitschriftenabonnements verwendet werden. Noch 1910 erwähnt Tobler diesen sicherlich unzureichenden Betrag in seiner Seminarbeschreibung, ohne sich jedoch darüber zu beklagen (Tobler 1910, 232). 119 118 Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an den Verwaltungsdirektor der Universität am 5. November 1929: „Auf den Bericht vom 14.10.1929 - V.D. 441 - erkläre ich mich damit einverstanden, dass zur Vermeidung weiterer Unstimmigkeiten zwischen den Direktoren des Romanischen Seminars der Universität versuchsweise die Trennung des Seminars in zwei Abteilungen, eine literaturwissenschaftliche und eine sprachwissenschaftliche erfolgt und die Leitung dieser Abteilungen sowie die Verwaltung der für beide Abteilungen verbleibenden gemeinsamen Angelegenheiten nach Massgabe der von Ihnen im Entwurf vorgelegten ‚Satzung für das Romanische Seminar’ ohne den in Ihrem Bericht erwähnten Zusatz zu Ziff. 13 geregelt wird. Diese Regelung gilt zunächst versuchsweise für die Dauer von zwei Jahren und unter der Voraussetzung, dass Ansprüche auf Erhöhung der Seminardotation daraus nicht hergeleitet und bauliche Veränderungen der Seminarräume vermieden werden.“ (BArch: R 4901 Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung: 1374, Bl. 10) 119 Tobler 1910, 232: „Er [der Seminarist. A.d.V.] soll sich nicht zur Untätigkeit gezwungen glauben, wenn ihm dies oder jenes wichtige Buch abgeht [...]. Er ist zu beglück- 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 163 Bereits 1878 drängt das Kultusministerium auf eine Katalogisierung der erworbenen Bücher und Handschriften (Bl. 28), worauf Zupitza erwidert, dass eine Katalogisierung erst dann sinnvoll sei, wenn entschieden ist, wo und wie die Seminarbibliothek aufgestellt wird. 120 Jedoch belässt es das Ministerium nicht bei dieser Antwort, sondern fordert den Seminardirektor auf, ein vorläufiges „Control-Verzeichnisses“ anzufertigen, um die verwendeten Geldmittel nachzuweisen. Die Anfertigung eines systematischen Kataloges wird auf die Zeit nach Klärung der Raumfrage verschoben. Im Juni 1878 entscheiden Rektor und Senat, die Seminarbibliothek im Vorzimmer des Hörsaals 18 neben den für pharmakologische Vorlesungen notwendigen Apparaturen aufzustellen. 121 Tobler schreibt in seinem Seminarbericht für das Studienjahr 1880/ 81 über die Bibliothek: Die Seminarbibliothek hat auch in diesem Jahre den zu ihrer Benutzung berechtigten Studirenden gute Dienste geleistet; sie würde denselben in noch ganz anderem Maße von Nutzen sein, wenn sie nicht in einem Zimmer aufgestellt wäre, das den Seminaristen zum Arbeiten bloß in den Vormittagsstunden zur Verfügung steht, während daran sie durch Vorlesungen in Anspruch genommen zu sein pflegen. (Bl. 47 verso folio) Der Einzug des Seminars in einen einzigen kleinen Arbeits- und Bibliotheksraum im Dachgeschoss des Universitätsgebäudes leistet zwar der Raumnot nur wenig Abhilfe, jedoch kann dadurch die Seminarbibliothek in eine Präsenzbibliothek umgewandelt werden, wodurch fortan den Seminarmitgliedern immer alle Bücher zur Verfügung stehen (Brandl 1910, 233). 1893 beauftragt das Kultusministerium Mitarbeiter der Universitätsbibliothek, einen alphabetischen Zettelkatalog für den Bestand der romanisch-englischen Seminarbibliothek anzufertigen. Jedoch ist dieser Katalog, der dem Seminar selber gar nicht zur Verwendung steht, nur eine Bestandsaufnahme und nicht für bibliographische Recherchen geeignet. Am 12. Mai 1893 beantragt die Seminardirektion beim Kultusministerium, die in den zurückliegenden 15 Jahren erworbenen Bücher und Handschriften durch Spezialisten der Universitätsbibliothek systematisch kata- wünschen, wenn er schon als Seminarist gelernt hat, sich nach der Decke zu strecken.“ 120 Zupitza ans Kultusministerium: „Über die Art der Aufstellung werden wir uns aber erst dann entscheiden können, wenn uns eine Localität definitiv eingeräumt worden sein wird. Trotzdem wir uns mit einer Bitte um eine solche schon am Anfange des vorigen Semesters an Rector und Senat gewendet, sind wir leider bis zum heutigen Tage ohne jeden Bescheid geblieben. Die Bücher stehen vorläufig auf dem Hausflur des Universitätsgebäudes, auf welchem eine Catalogisierung unter allen Umständen sehr schwierig sein dürfte, im Winter aber geradezu unausführbar ist.“ (Bl. 30f.) 121 Brandl 1910, 233: „Aufgestellt war sie zunächst in einem abgelegenen Hörsaal in einem Schrank, der sich einmal die Woche öffnete, damit die Seminarmitglieder Bücher entlehnen konnten.“ 2. Einzeldarstellungen 164 logisieren zu lassen (Bl. 87). Nachdem das Ministerium und der Direktor der Universitätsbibliothek zugestimmt haben, wird 1894 der Bestand der Seminarbibliothek in einem systematischen und einem Standortkatalog erfasst. Im Zuge der 1896 vollzogenen administrativen Trennung des romanischenglischen Seminars in eigenständige Seminare für Romanische und Englische Philologie wird auch der gemeinsame Bibliotheksbestand geteilt. Das Romanische Seminar verbleibt mit seiner Bibliothek im bis dahin gemeinsam genutzten Raum im Universitätsgebäude und das Englische Seminar zieht in die Dorotheenstraße 5. Die Bibliothek des Romanischen Seminars ist sowohl Präsenzals auch Ausleihbibliothek; letztere kann gegen einen Semesterbeitrag von 5 Mark in Anspruch genommen werden (Bl. 112). Bibliotheksverwaltung, Einführung neuer Seminaristen, Kontakt zur Buchbinderei, Katalogisierung der Neuzugänge und Inventur obliegen dem Seminarsenior, ohne dass er hierfür vergütet wird. Im Zuge der Berufung Heinrich Morfs (1911) bewilligt das Finanzministerium 3000 Mark für den Ausbau der Seminarbibliothek (Bl. 184f.). Toblers Arbeitsbibliothek, die ca. 3000 Bände und mehrere tausend Separata umfasst und deren Wert Morf mit 15000 Mark veranschlagt, wird 1910 der Berliner Universität von den hinterbliebenen fünf Kindern Toblers zur Schenkung angeboten (Bl. 186ff.). Einzige Bedingung ist, dass sie als „Adolf-Tobler-Bibliothek“ in den Räumen des Romanischen Seminars aufgestellt wird und als Ganzes erhalten bleibt. Die Universität nimmt die Schenkung dankend an, jedoch bewilligt das Kultusministerium erst nach mehreren Bittschreiben Morfs die für die Aufstellung der Sammlung in den im April 1911 bezogenen neuen Seminarräumen (Behrenstraße 40) notwendigen 1400 Mark. 2.4.4 Die romanischen Lektorate 122 Seit der Eröffnung der Berliner Universität zum Wintersemester 1810/ 11 gehört der sprachpraktische Unterricht in Französisch, Italienisch und Spanisch zum festen Lehrangebot („Neuere Sprachen und Literatur“), wobei der Französisch- und Italienischunterricht die größte Kontinuität aufweist. Das reiche Angebot an italienischer Sprache und Literatur muss vor allem in den Gründungsjahren der Universität in Zusammenhang mit der Diskussion um die Schaffung einer eigenständigen Dante-Professur gesehen werden. Obwohl spanische und portugiesische Sprache und Literatur von Anbeginn sporadisch angeboten werden, gründet die Berliner Universität erst in den 1920er Jahren eigenständige Lektorate für Spanisch und Portugiesisch. Rumänisch tritt erst ab 1912 zum Lehrangebot hinzu. 122 GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 2, Tit. IX, Nr. 9, Bde. I-V; UAHUB: Universitätskurator, 319 und 322. 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 165 Klassifikatorisch firmiert der Sprachunterricht nur in den Anfangsjahren in der lateinischen Version des Vorlesungsverzeichnisses ganz traditionell gemeinsam mit dem der Fecht- und Turnlehrer unter „Recentiorum linguarum doctrina artiumque gymnasticarum exercitatio“. Bereits zum Sommersemester 1813 geht der Lektorenunterricht, dessen Ankündigung sich kaum von dem der Professoren unterscheidet, in der alle Philologien umfassenden Rubrik „Philologische Wissenschaften“ auf: Dantes Purgatorio erklärt Hr. Prof. F . W . V a l e n t . S c h m i d t öffentlich. Geschichte der neueren Poesie liest Mont. Dienst. Mittw. Donnerst. von 8 - 9 Uhr D e r s e l b e . [...] Dantes Divina Komödia erklärt in Italienischer Sprache Hr. Lector F a b b r u c c i unentgeltlich. Italienische Schriftsteller nach dem Wunsche seiner Zuhörer erklärt D e r s e l b e viermal wöchentlich in noch zu bestimmenden Stunden. Anfangsgründe der Italienischen Sprache lehrt D e r s e l b e privatissime. [...] Einige Französische Tragödien wird Hr. Lector F r a n c e s o n erklären, und in Französischer Sprache die Geschichte des Trauerspiels bei den Franzosen erzählen. Zu Privatissimis im Französischen, Italienischen und Spanischen erbietet sich D e r s e l b e . (Wintersemester 1829/ 30) Neben ihren öffentlichen und kostenlosen Lehrveranstaltungen zur Literatur und Literaturgeschichte sind die bei der Universität angestellten Lektoren verpflichtet, bei Bedarf Studierenden aller Fakultäten Sprachunterricht privatissime zu geben, wofür sie ein Honorar erheben dürfen. Modifiziert wird diese Regelung des Lektorenunterrichts erst mit der Gründung des romanisch-englischen Seminars (1877), als festgelegt wird, dass die angestellten Lektoren den ordentlichen Seminarmitgliedern kostenlosen Sprachunterricht erteilen müssen (Tobler 1893, 498; Morf 1910, 230). 123 In den Anfangsjahren sticht Karl Friedrich Franceson (1782-1859) aus dem Tross der traditionellen Lektoren und Sprachlehrer sowohl durch die Bandbreite seiner Lehrveranstaltungen als auch durch seine Publikationstätigkeit hervor. 124 Franceson, der zwischen 1820 und 1858 neben französi- 123 Tobler 1893, 498f.: „Gleichzeitig hat man die Lektoren, d.h. die Lehrer romanischer Sprachen, die bis dahin, in mehr oder minder loser Verbindung mit der Universität, den Studierenden Unterricht im praktischen Gebrauche der lebenden fremden Idiome zu erteilen, auch Vorträge in diesen gegen Entgelt zu halten berechtigt gewesen waren, mit den Seminarien in Verbindung gebracht, hat man sie für den an diesen (ohne Entgelt seitens der Seminaristen) zu gebenden Unterricht von Staates wegen besoldet und der Leitung der als Seminardirektoren bezeichneten Professoren unterstellt.“ Das Jahreseinkommen des Berliner Französischlektors beträgt in den 1880er Jahren nur 600 Mark, im Vergleich hierzu: Halle: 1000 Mark, Marburg und Bonn: 900 Mark (Aufstellung von 1889 in: GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. I, Bl. 272). 124 Franceson publiziert mehrere grammatische, lexikographische und literaturwissenschaftliche Werke: Essai sur la question: Si Homère a connu l'usage de l'écriture et si les deux poèmes de l'Iliade et de l'Odysée sont en entier de lui (Berlin, 1818), Neue französische 2. Einzeldarstellungen 166 schen, italienischen und spanischen Stil-, Schreib- und Übersetzungsübungen und Sprachkursen auch über Literatur, Literaturgeschichte und Grammatik liest, wird hierfür vom Preußischen Kultusministerium für eine neusprachliche Professur in Betracht gezogen. Jedoch scheitert der Plan des Kultusministers Karl Freiherr vom Stein zu Altenstein am Einwand Karl Augusts Freiherr von Hardenberg, der zunächst die institutionellen Belange der Chemie, Physik und Astronomie geregelt sehen will (Lenz, Bd. 2,1 (1910), 31f.; siehe auch Risop 1910, 39ff.). Französisch Prediger Reclam (1810-1811) Prediger Theremin (1810-1811) Karl Friedrich Franceson (1820-1858): Lektor; Französisch, Italienisch, Spanisch, französische Literatur (u.a. Corneille, Voltaire, Racine, Boileau, Molière, Hugo), französische Grammatik (u.a. „Vergleichende Grammatik der Französischen, Italienischen und Spanischen Sprache) A. Schmitz (1834-1837): Lektor; Französisch, Italienisch, Holländisch, Englisch, Latein Fabio Fabbrucci (1838-1876): Lektor; Französisch, Italienisch Louis Feller (1880/ 81-1886): Lektor; neben Sprachpraxis auch französische Literatur Erneste Muret (1886-1887) Bernard Bouvier (1889-1890) Stefan Waetzoldt (1890-1895): neufranzösische Seminarübungen (Disputationen, phraseologische Übungen, Übersetzungen), französische Literatur, Methodik des Französischunterrichts Eugène Pariselle (1895-1924): Lektor für Französisch; neufranzösische Seminarübungen, französische Literatur, französische Phonetik Cyprien Francillon (1902-1915): Lektor am Seminar für Orientalische Sprachen Sprachlehre für Deutsche. Zum Gebrauch in Schulen und im Selbstunterricht (Berlin, 1813- 1821), Grammatik der spanischen Sprache nach einem neuen System bearbeitet (Berlin, 1822), Grammatik der italienischen Sprache nach einem neuen System bearbeitet (Berlin, 1822), Über den Roman Gil Blas oder Beantwortung der Frage: Ist Le Lage der ursprüngliche Verfasser des Gil Blas? (Berlin, 1825), Neues Spanisch-Deutsches und Deutsch-Spanisches Wörterbuch (Leipzig, 1829), Tesoro de la lengua y literatura Castellana. Coleccion de piezas escogidas de autores clásicos de los mejores siglos. Con notas críticas y literarias. Prosa (Leipzig, 1840), Schul- und Reisewörterbuch (Spanisch-Deutsch, Deutsch-Spanisch) (Leipzig, 1846), Vollständiges praktisches Lehrbuch der spanischen Sprache. Für den ersten Unterricht in neuen Lectionen oder Lehrgängen besonders für den Selbstunterricht eingerichtet (Leipzig, 1849), Teatro español escogido ó Coleccion de las mejores comedias, antiguas y modernas, que se representan actualmente en los teatros de España (Leipzig, 1851). 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 167 Paul Pfeffer (1917-1924): Französischlehrer am Seminar für Orientalische Sprachen Paul Gautier (1920 bis nach 1936): Lektor für Französisch; Übungen im Neufranzösischen Proseminar, französische Literatur Paul Milléquant (1920-1926): Lektor für Französisch; neben Sprachpraxis auch französische Landeskunde und französische Literatur Edouard Olivier-Henrion (1926 bis nach 1936): Lektor für Französisch Italienisch Montucci (1810-1811) Karl Grasshoff (1811-1812) Karl Friedrich Franceson (1820-1858): Lektor; Italienisch, Französisch, Spanisch, italienische Literatur (u.a. italienische Literaturgeschichte, Dante, Ariost, Petrarca, italienische Ritterpoesie) Fabio Fabbrucci (1829-1876): neben Sprachpraxis auch italienische Literatur (u.a. Dante, Boccaccio, Tasso, italienische Literaturgeschichte) und italienische Grammatik Adolf Gaspary (1878-1881): Lektor für Italienisch; italienische Seminarübungen Giuseppe Rossi (1881-1896): Lektor für Italienisch; neben Sprachpraxis auch italienische Literatur (u.a. Manzoni, Dante) und italienische Grammatik Oscar Hecker (1896-1924): Lektor für Italienisch; italienische Seminarübungen Adolf Rambeau ( 1906-1917): Extraordinarius für englische, italienische und spanische Sprache (siehe Kapitel 2.4.2.3) Michele Petrone (1923 bis nach 1936): Lektor Spanisch Liano (1810/ 11) Karl Friedrich Franceson (1820-1858): Lektor; Spanisch, Französisch, Italienisch, spanische Literatur (u.a. Calderón, Lope de Vega, Cervantes, Moreto) und spanische Grammatik Adolf Tobler (1867-1910): Extraordinarius, Ordinarius für Romanische Philologie (siehe Kapitel 2.4.2.2); Spanischkurse (1868/ 69, 1871, 1874, 1878, 1903) und Vorlesungen über Cervantes (1881, 1885, 1887, 1894) P. von Mugica (1897 -1914): Spanischlehrer am Seminar für Orientalische Sprachen Ramiro de Palacios (1900-1907): Spanischlehrer am Seminar für Orientalische Sprachen Adolf Rambeau (1906-1917): Extraordinarius für englische, italienische und spanische Sprache (siehe Kapitel 2.4.2.3) Damaso Alonso (1922-1923): Lektor für Spanisch 2. Einzeldarstellungen 168 Cesáreo Fernández (1923-1940): Lektor für Spanisch Portugiesisch Joano da Providencia Sousa e Costa (1923-1926, wieder ab 1933): Lektor für Portugiesisch de Almeida (1926): Lektor für Portugiesisch Brand-o (1928): Lektor für Portugiesisch Aurelio Quintanilha (1928-1933): Lektor für Portugiesisch Antonio Augusto Rodrigues (1933): Lektor für Portugiesisch Fernando Moreira (1934-1939): Lektor für Portugiesisch Rumänisch Hariton Tiktin (1912-1925): Lektor für Rumänisch; neben Sprachpraxis auch historische Grammatik des Rumänischen und rumänische Sprachgeschichte; Rumänischlehrer am Seminar für Orientalische Sprachen Vasile Lutia (1925-1942): Lektor für Rumänisch 2.4.5 Außeruniversitäre Institutionen in ihrem Verhältnis zur Berliner Romanistik Die Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen (1857) 1907 resümieren Odwart Hahn und Wilhelm Mangold, dass sich die ferne Geschichte der Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen „wie alle Anfänge der Geschichte im Dunkel der Sage“ verliere (ASNS 119 (1907), 275). Trotz der beklagten dürftigen Datenbasis gewähren einige zeitgenössische Beschreibungen 125 , Sitzungsberichte (u.a. ASNS 112 (1904), 149; ASNS 120 (1908), 162-192) und der zur 150. Wiederkehr der Gründung herausgegebene Jubiläumsband (Kinzel 2007) Einblicke in die Vergangenheit der Gesellschaft. Die Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen wird am 26. Oktober 1857 unter maßgeblicher Beteiligung von Ludwig Herrig (1816- 1889) 126 , Professor am Berliner Friedrichs-Realgymnasium, gegründet. Sie 125 Siehe u.a. Mahn 1863, 15-17; Paris 1864, 441f.; Mushacke 1870, 25-27; ASNS 82 (1889), XXIf.; ASNS 119 (1907), 273-302; Risop 1910a. 126 Ludwig Herrig wird am 12. Mai 1816 in Braunschweig geboren. Zwischen 1834 und 1837 absolviert er das akademische Triennium an den Universitäten Göttingen und Halle. 1837 legt Herrig das theologische Examen in Wolfenbüttel ab, wird 1838 Lehrer am Braunschweiger Obergymnasium und promoviert im selben Jahr an der Universität Tübingen über ein philosophisches Thema. 1842 nimmt er eine Oberlehrerstelle für Deutsch, Französisch, Englisch, Religion, Latein, Geschichte und Geografie an der Real- und Gewerbeschule in Elberfeld an und gründet 1846 gemeinsam mit Heinrich Viehoff die Zeitschrift Archiv für das Studium der neueren Sprachen. 1851 nimmt Herrig eine Stelle als Lehrer in Berlin an; 1852 wird ihm der Professorentitel verliehen. Herrig ist Mitglied der Königlichen Prüfungskommission. Nach wechselnden Anstellungen geht Herrig 1878 mit der Verlegung der Berliner Hauptkadetten- 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 169 „bildete sich aus einer freien Zusammenkunft befreundeter Männer, deren geistiger Mittelpunkt Prof. Dr. Herrig war, und schloss sich enger aneinander zu wissenschaftlicher Thätigkeit, weil bis dahin ein wissenschaftliches Studium des Französischen und Englischen für die Schule noch nicht existirte“ (Mushacke 1870, 25). In den Vereinsstatuten aus dem Jahr 1870 (abgedruckt in Mushacke 1870, 25f.) setzt sich die Gesellschaft folgendes Ziel: Die Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen beschäftigt sich mit der Grammatik, Geschichte und Litteratur der neueren Sprachen und bezweckt, das Studium derselben vom wissenschaftlichen und pädagog.-didaktischen Standpunkte zu fördern. (Mushacke 1870, 25) Gemeinsam mit dem Trierer Realschullehrer Heinrich Viehoff (1804-1886) hatte Herrig bereits 1846 die erste neuphilologische pädagogisch-didaktische Zeitschrift, das Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, gegründet. 1858 übernimmt Herrig die alleinige Leitung der Zeitschrift und macht sie zum Organ der Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen (ASNS 119 (1907), 276). 127 Herrig ist von der Überzeugung beseelt, dass nur durch fachwissenschaftlich und pädagogisch geschulte Lehrer ein guter und nützlicher Neusprachenunterricht geleistet werden könne. 128 Von der wechselseitigen Beziehung zwischen Herrigs Gesellschaft und der sich etablierenden Berliner Neuphilologie zeugen die Namen einiger Mitglieder (u.a. Karl August Friedrich Mahn, Eugène Pariselle, Stefan Waetzoldt) und die der Vorsitzenden (1857-1889: Ludwig Herrig, 1889-1895: Julius Zupitza, 1895-1905: Adolf Tobler). Ehrenmitglieder sind u.a. Friedrich Diez und Heinrich Viehoff. Die nur im Winterhalbjahr zwischen September und Mai stattfindenden jährlichen 15 Sitzungen der Gesellschaft sind mit wissenschaftlichen Vorträgen zu neuphilologischen Themen und mit sich daran anschließenden Abendgesellschaften gefüllt. 1907 blickt die Gesellschaft auf ca. 750 Sitzungen mit ungefähr 1700 Fachvorträgen für die ersten vergangenen 50 Jahren zurück. Gehalten werden diese Vorträge von fähigen Mitgliedern im Konzertsaal des Berliner Schauspielhauses vor einem breiten Publikum. Der Erlös aus den Eintrittsgeldern kommt jungen Neuphilologen als Reisestipendien zugute. Mitglied kann werden, wer sich den Zielen der Gesell- anstalt als Studiendirektor nach Lichterfelde. Noch vor seinem 50-jährigen Dienstjubiläum lässt sich Herrig 1885 pensionieren. Herrig stirbt am 17. Januar 1889 in Berlin. (ASNS 82 (1889), I-XXIV) 127 Schriftleitung des Archivs für das Studium der neueren Sprachen in der Nachfolge Herrigs: Julius Zupitza, Stefan Waetzoldt, Adolf Tobler, Alois Brandl und Heinrich Morf. 128 Herrig und Viehoff im Vorwort des ersten Bandes (ASNS 1 (1846), 1): „[...] und betrachten es ferner als erwiesen, daß das Studium der Sprachen und Literaturen der neuern Culturvölker, wenn es auf die rechte Weise betrieben wird wahres Humanitätsstudium ist, daß in ihm eine reiche Quelle ächt menschlicher Bildung fließt.“ 2. Einzeldarstellungen 170 schaft verpflichtet und in geheimer Abstimmung zwei Drittel aller Stimmen erhält (1857: 14, um die Jahrhundertwende: ca. 120 Mitglieder; bis 1907: insgesamt 600 Mitglieder). Nach dem Vorbild der Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen entstehen im 19. und 20. Jahrhundert in ganz Deutschland und Europa neuphilologische Vereine. Das Berliner Seminar für Lehrer der neueren Sprachen (1859) 129 Im Februar 1859 schlägt Ludwig Herrig dem Preußischen Kultusministerium, das seinerseits seit 1855 den Plan verfolgt, Lehramtskandidaten durch didaktisch begabte Lehrer auf das neusprachliche Lehramt vorzubereiten (Wiese 1868, 67), die Gründung eines Universitätsseminars für neusprachliche Lehrer vor (Risop 1910, 86). 130 Zugleich betont er die Notwendigkeit, neuphilologische Lehrstühle an allen Universitäten zu gründen. Aufgrund von Vorbehalten der Berliner Universität gegenüber der praktischen Lehrerausbildung wird 1860 das unter Herrigs Leitung stehende Seminar für Lehrer der neueren Sprachen dem Berliner Friedrichs-Gymnasium angegliedert: A n l e i t u n g z u m U n t e r r i c h t i n d e n n e u e r e n S p r a c h e n . Nachricht vom Jahre 1861: „Seit Ostern v. J. ist mit dem Friedrichsgymnasium hieselbst ein unter Leitung des Prof. Dr. Herrig gestelltes Institut zur Ausbildung von Lehrern für die neueren Sprachen verbunden. Die Zahl der ordentl. Mitglieder ist für jetzt auf 3 festgesetzt. Als ordentl. Mitglieder werden nur solche Schulamtscandidaten aufgenommen, welche vor einer K. wissenschaftl. Prüfungscommission das Examen pro facult. docendi bestanden haben. Außerdem werden Hospitanten zugelassen, die auch aus den Studirenden gewählt werden können, wenn sie mindestens 4 Semester bereits absolvirt haben. Sämmtl. Mitglieder des Instituts werden in schriftl. Ausarbeitungen und freien Vorträgen in den betreff. Sprachen geübt, und erhalten eine specielle Anleitung für das prakt. Lehramt. Die ordentlichen Mitglieder wohnen anfangs dem Unterricht der Prof. H. in verschiedenen Classen bei, um eine Anschauung seines Verfahrens zu gewinnen, später ertheilen sie selbst im Beisein des Prof. H. in einzelnen Classen Unterricht. Die Theilnahme an diesen Uebungen beschränkt sich für die ordentl. Mitglieder in der Regel auf ein Semester. Mittellosen wird, wenn sie sich durch gute Leistungen hervorgethan haben, eine Unterstützung gewährt.“ (Wiese 1868, 68; Hervorhebung wie im Original) 129 Zur Geschichte des Seminars siehe ASNS 82 (1889), XVIIIf.; Mangold 1902, 193; Haenicke 1979, 224-226; Christmann 1985, 32. 130 Das 1787 in Berlin gegründete Königlich Pädagogische Seminar für gelehrte Schulen, das zwischen 1819 und 1867 von August Boeckh geleitet wird, behandelt zwar pädagogisch-didaktische Fragen, trägt aber mit seiner strikt klassisch-philologischen und historischen Ausrichtung einzig den Belangen des humanistischen Gymnasiums Rechung und fordert geradezu die Initiative der Realpädagogen heraus (Wiese 1868, 53-58; Fischer 1888; Schubrig 2000, 272; Lelke 2003, 60-64). 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 171 Die Gründung des Berliner Seminars für Lehrer der neueren Sprachen steht in der administrativen Entwicklungslogik der Verbürokratisierung des höheren neusprachlichen Lehramts durch das Preußische Kultusministerium, das 1866 erstmals explizit mit den neuen Preußischen Prüfungsordnungen geregelt wird (Führ 1985, 428). Herrig ist auch Mitglied der Königlichen Prüfungskommission. Die Übungen des neusprachlichen Lehrerseminars bestehen in der Besprechung eigener wissenschaftlicher Arbeiten in französischer oder englischer Sprache, im Einüben literarischer und pädagogischer Vorträge, in französischen und englischen Übersetzungen, Hospitationen und eigenen Unterrichtsversuchen. Bereits 1876 haben mehr als 200 Lehrer das Seminar Herrigs besucht. Trotz Gründung des romanisch-englischen Seminars an der Berliner Universität (1877), bleibt das Seminar für Lehrer der neueren Sprachen als schulpraktische Einrichtung bestehen (Wiese 1888, Bd. 2, 19). 1878 legt Herrig durch seinen Wechsel zur Berliner Hauptkadettenanstalt nach Lichterfelde (bei Berlin) die Seminarleitung nieder. Herrigs Nachfolger sind Schnatter, Direktor des Französischen Gymnasiums, für die französische Abteilung und F. Scholle, Oberlehrer an der Dorotheenstädtischen Realschule, für die englische Abteilung (danach: Schulze und Wilhelm Mangold). Die Akademie für moderne Philologie (1872) 131 Als tatkräftige Konsequenz aus der Forderung nach besserer Ausbildung neusprachlicher Lehrer gründet Ludwig Herrig mit der Unterstützung der Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen im Oktober 1872 die Akademie für moderne Philologie. Ihre Aufgabe sieht die Akademie in der fachwissenschaftlichen sowie sprach- und unterrichtspraktischen Lehrerausbildung auf universitärem Niveau (Thomas 1875, 55f.). Vorlesungen und Übungen an der Akademie geben u.a. Herrig (englische und französische Literatur, praktische Unterrichtsübungen), Karl August Friedrich Mahn (italienische und provenzalische Grammatik und Literatur), Eduard Mätzner (schwedische Sprache), Eugène Pariselle (französische Sprachpraxis); an Sprachen sind Alt- und Neufranzösisch, Englisch, Italienisch, Spanisch, Provenzalisch, Gotisch, Schwedisch, Dänisch, Russisch und Deutsch vertreten (zu den Vorlesungen und Übungen der Akademie siehe ASNS 51 (1873), 287f.; ASNS 52 (1874), 478-480). Nachdem sich jedoch die institutionelle Situation der Berliner Neuphilologie durch die Berufung Adolf Toblers (1867) und Julius Zupitzas (1876) sowie durch die Gründung des romanisch-englischen Seminars (1877) maßgeblich verändert hatte, wird die Akademie 1880 wieder geschlossen. 131 Zur Geschichte der Akademie für moderne Philologie siehe ASNS 82 (1889), XXIIf. 2. Einzeldarstellungen 172 Die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin 132 Zu Beginn des 19. Jahrhunderts finden in schneller Folge zwei Reorganisationen (1809, 1912) der im Jahr 1700 gegründeten Akademie statt (Harnack 1900; Grau 1993). 1809 gibt sich die Akademie eine neue Struktur und neue Statuten, ohne sich jedoch in ihrem Verhältnis zur bereits abzeichnenden Universitätsgründung zu positionieren. Im Zuge der Preußischen Bildungsreform (1809/ 10) plädiert Wilhelm von Humboldt für klar abgesteckte Tätigkeitsfelder von Akademie (Wissensproduktion) und Universität (Wissensverbreitung) (W. v. Humboldt 1809/ 10), die trotz inhaltlicher und institutioneller Unabhängigkeit personell miteinander verbunden bleiben sollten, i.e. das Recht als Akademiemitglied, Vorlesungen an der Universität zu halten. 133 Akademiemitglieder, die sich im 19. Jahrhundert u.a. mit romanistischen Themen beschäftigen, sind der Sprachforscher Wilhelm von Humboldt (1767-1835), der Jurist und Archäologe Wilhelm Uhden (1763-1835), der Philologe August Immanuel Bekker (1785-1871) und der Germanist Jacob Grimm (1785-1863). Das Interesse dieser Wissenschaftler an den romanischen Sprachen und Literaturen ist heterogener Natur: W. v. Humboldts romanische Sprachforschungen stehen im weitaus größeren Zusammenhang einer Vergleichenden Anthropologie; Uhdens Interesse gilt Dante; Bekker ediert neben ca. 400 griechischen Texten auch provenzalische, altfranzösische und altitalienische Handschriften (acht seiner 12 Akademieabhandlungen beziehen sich auf altfranzösische bzw. provenzalische Literatur); J. Grimms Interesse an altspanischen Liedern und Volkserzählungen (Silva de romances viejos (Wien, 1815)) folgt der romantischen Idee einer Vergleichenden Literaturgeschichte, Altprovenzalisch und Altfranzösisch zieht er bei der Edition deutscher Handschriften zu Rate (Kabilinski 1914). Im Zuge der allmählichen Anerkennung und Etablierung der Romanischen Philologie werden ab der Jahrhundertmitte deutsche und ausländische Romanisten als Mitglieder in die Akademie aufgenommen. 1845 wird auf Vorschlag Bekkers Friedrich Diez (1794-1876) zum Korrespondierenden Mitglied gewählt, der sich durch seine Grammatik der romanischen 132 Einen ausführlichen Überblick über die personelle, ideelle und institutionelle Vertretung romanischer Studien an der Berliner Akademie gibt Jürgen Storost (2001a, Bd. 1: 19. Jahrhundert: 170-267, erste Hälfte 20. Jahrhundert: 268-362). 133 Grau 1993, 137: „Die Akademie blieb 1812 entgegen den in eine andere Richtung zielenden Vorstellungen eine selbständige Einrichtung in Verbindung mit der Universität. Diese Verbindung war jedoch außer der vorläufig noch gemeinsamen Nutzung einiger Einrichtungen wie der Sternwarte weniger eine institutionelle als vielmehr eine personelle dank des Vorlesungsrechts der Ordentlichen Mitglieder und der Tatsache, daß Berufungen von Professoren an die Universität in den folgenden Jahrzehnten in vielen Fällen auch unter dem Gesichtspunkt der Akademiewürdigkeit der jeweiligen Persönlichkeit erfolgten.“ 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 173 Sprachen (Bonn, 1836-1844) qualifiziert hatte; zum Auswärtigen Mitglied steigt Diez erst 1872 auf. Der Sprachwissenschaftler und Ethnologe Lorenz Diefenbach (1806-1883), der sich durch sprachvergleichende Forschungen und Zuarbeiten zum Diezschen Etymologischen Wörterbuch (Bonn, 1854) hervorgetan hatte, wird 1861 auf Empfehlung J. Grimms zum Korrespondierenden Mitglied gewählt. Das erste Ordentliche romanistische Akademiemitglied ist Adolf Tobler, der 1881 mit der maßgeblichen Unterstützung des Germanisten Karl Müllenhoff (1818-1884) in die Akademie aufgenommen wird. In seiner Funktion als Ordentliches Mitglied verfolgt Tobler die nationale und internationale Entwicklung der Romanischen Philologie und kann Vertreter seines Faches als Auswärtige und Korrespondierende Mitglieder vorschlagen. Auf Vorschlag Toblers werden 1882 der französische Mediävist Gaston Paris (1839-1903) zum Korrespondierenden und 1899 zum Auswärtigen Mitglied, 1887 der italienische Dialektologe Graziadio Isaia Ascoli (1829-1907) zum Korrespondierenden Mitglied, der Österreicher Adolfo Mussafia (1835-1905) zum Korrespondierenden Mitglied und 1900 der Deutsche Gustav Gröber (1844-1911) zum Korrespondierenden Mitglied gewählt. Die Diez-Stiftung (1880) 134 Noch im Sterbejahr Friedrich Diez’ (1876) bildet Tobler in Berlin ein Comité zur Gründung einer Diez-Stiftung, zu dessen Unterstützern die Romanisten Adolf Ebert (Leipzig), Gustav Gröber (Breslau), Hermann Suchier (Halle), der Anglist Julius Zupitza (Berlin), der Germanist Karl Müllenhoff (Berlin), die Berliner Neuphilologen Ludwig Herrig, Karl August Friedrich Mahn und Eduard Mätzner sowie die Berliner Historiker Theodor Mommsen und Heinrich von Sybel gehören. Nachdem Wilhelm I. 1880 der Stiftung die Rechte einer juristischen Person verliehen hat, werden die Statuten verfasst und Tobler zum Vorsitzenden gewählt. Zweck der Stiftung ist die Prämierung herausragender wissenschaftlicher Leistungen auf dem Gebiet der Romanischen Philologie: 135 Der Zweck der Stiftung ist, wissenschaftliche Arbeiten aus dem Gebiete der romanischen Sprachwissenschaft und der Geschichte der Litteraturen der romani- 134 Zur Geschichte der Diez-Stiftung siehe Storost 1989; 1990; 1994; 2001a, Bd. 1, 234-240. 135 Zwischen 1884 und 1924 werden folgende Wissenschaftler prämiert: 1884: Pio Rajna für Sulle origini dell’epopea francese (Florenz, 1884); 1888: Adolf Gaspary für Geschichte der italienischen Literatur (Berlin, 1885); 1892, 1896 und 1900: Wilhelm Meyer-Lübke für Grammatik der romanischen Sprachen (Leipzig, 1890-1899) und Italienische Grammatik (Leipzig, 1890); 1904: Emil Levy für Provenzalisches Supplement-Wörterbuch (Leipzig, 1894-1924); 1908: Jules Gilliéron und Edmond Edmont für Atlas linguistique de la France (Paris, 1902ff.); 1912: Kristoffer Nyrop für den 3. Band der Grammaire historique de la Langue française (Kopenhagen, 1908); 1924: Walther von Wartburg für Französisches Etymologisches Wörterbuch (Basel, 1924ff.). 2. Einzeldarstellungen 174 schen Völker zu fördern ohne Rücksicht auf die Nationalität der Verfasser.“ (§1 der Statuten von 1880 zitiert nach Storost 2001a, 237) Nach dem Tod Toblers (1910) übernimmt Heinrich Morf, der Tobler auf dem Lehrstuhl und in der Akademie folgt, den Vorsitz der Stiftung. Während des Ersten Weltkriegs ruhen die Stiftungsaktivitäten und 1923 wird das Stiftungskapital durch die Inflation entwertet. Gänzlich zu existieren hört die Diez-Stiftung jedoch erst auf, als das wenige noch verbliebene Stiftungskapital in das nationalsozialistische Winterhilfswerk überführt wird. Das Seminar für Orientalische Sprachen (1887) 136 Am 27. Oktober 1887 wird an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität auf der Grundlage des Reichsgesetzes vom 23. Mai 1887 das Seminar für Orientalische Sprachen als eine vom Deutschen Reich und Preußen gemeinsam verwaltete Hochschule gegründet. Credo dieser kolonialpolitischen Staatsinstitution ist die Verbindung von Theorie und Praxis in Form einer „angewendeten Wissenschaft“ (Hartmann 1913, 614), die durch Sprach- und Realienkunde zum Verständnis fremder Eigenart führen soll. Zum Seminardirektor wird der Ordinarius für orientalische Sprachen Eduard Sachau ernannt. Anfänglich wird das stark sprachlich ausgerichtete Seminar von Aspiranten für den Dolmetscherdienst beim Auswärtigen Amt besucht. Später gehören designierte Auslandslehrer, Kolonialbeamte, Offiziere der kolonialen Schutztruppen, Reichspostbeamte, Geschäftsleute, Mediziner, Missionare, Ethnologe und interessierte Studenten zu den Hörern des Seminars (Wintersemester 1913/ 14: insgesamt 541 Hörer). Neben Chinesisch, Japanisch, Hindustani, Arabisch, Persisch, Türkisch und Suaheli gehören auch seit 1888 Neugriechisch, Russisch, seit 1901 Englisch, Französisch, Spanisch, seit 1906 Rumänisch und seit 1912 Portugiesisch als so genannte Ergänzungssprachen zum Spektrum der praktischen Sprachausbildung. 137 Englisch unterrichtet u.a. Adolf Rambeau und Französisch u.a. François Émile Haguenin (siehe Kapitel 2.4.2.3) - beide geben auch romanistische Lehrveranstaltungen an der Universität. Neben der sprachlichen Ausbildung wird 1892 eine Abteilung für koloniale Realienkunde geschaffen (u.a. Vorlesungen über Religion, Sitten, Geografie, Statistik, neuere Geschichte, Tropenhygiene, Islamkunde, Welthandel, 136 Sachau 1912; Hartmann 1913; Deutsches Kolonial-Lexikon, Bd. 3 (1920), 347f. 137 Sachau 1912, 35f.: „Im Laufe der Jahre trat an das Seminar, abgesehen von dem bisher besprochenen Unterrichtssystem, noch ein weiteres Bedürfnis heran, das nicht anders als durch eine besondere Einrichtung innerhalb der Anstalt befriedigt werden konnte. Es wurde als wesentlich anerkannt, daß den künftigen linguistischen Beamten des auswärtigen Dienstes neben ihrem Hauptstudium eine Gelegenheit zur Erlernung der russischen, eventuell der spanischen Sprache geboten werde, aber auch darüber hinaus: daß ihnen Gelegenheit geboten werde, sich im Englischen und Französischen im mündlichen und schriftlichen Ausdruck zu üben [...].“ 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 175 Handelspolitik). Insgesamt besteht so die Ausbildung am Seminar für orientalische Sprachen aus sprachlichen (orientalische, afrikanische, europäische Kolonialsprachen), kulturkundlich-historischen und naturwissenschaftlichtechnischen Komponenten. 138 Das Seminar verfügt über eine eigene Bibliothek, veröffentlicht eine Reihe von ca. 30 Lehrbüchern und gibt die Mitteilungen des Seminars für Orientalische Sprachen (1898ff.) und das Archiv für das Studium Deutscher Kolonialsprachen (1902ff.) heraus. Bis zur Gründung des Hamburgischen Kolonialinstituts (1908) (siehe Kapitel 2.5), dessen Personal zum Teil aus Berlin stammen wird, besitzt das Berliner Seminar das Monopol für die Ausbildung deutscher Kolonialbeamter. Sowohl in Hamburg als auch in Berlin zerplatzen jedoch mit der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg und dem im Versailler Vertrag geregelten Verlust aller deutscher Kolonien die Pläne einer eigenständigen Auslandsakademie. Entsprechend den einstigen kolonialpolitischen Schwerpunkten Südostasien und Afrika führt das Seminar für Orientalische Sprachen in der Weimarer Republik seine wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen Kulturkreisen fort und vollzieht nicht wie das Hamburgische Kolonialinstitut eine Hinwendung zu Lateinamerika, Spanien und Portugal. Ein von der Universität völlig unabhängiges Ibero-Amerikanisches Institut wird in Berlin erst 1930 gegründet (Kalwa 2004, 169-188; 75 Jahre Ibero- Amerikanisches Institut Preußischer Kulturbesitz 2005). 2.4.6 Synopse Französische, italienische, spanische und portugiesische Sprache und Literaturen werden an der Berliner Universität vom Gründungsjahr 1810 an von Lektoren, Sprachlehrern, Akademiemitgliedern, Professoren und Privatdozenten unterrichtet. Nahezu ununterbrochen angeboten werden im Untersuchungszeitraum jedoch nur Französisch und Italienisch; Spanisch und Portugiesisch werden nach immer wieder längeren Unterbrechungen kontinuierlich erst mit der Gründung eigenständiger Spanisch- und Portugiesischlektorate Anfang der 1920er-Jahre unterrichtet; 1912 tritt ein Rumänischlektorat hinzu. Klassifikatorisch wird der neusprachliche Unterricht an der Berliner Universität bereits ab 1813 durch die Rubrik „Philologische Wissenschaften“ erfasst (alte, morgenländische, semitische und neuere Sprachen und Literaturen), was als ein Indiz dafür gelesen werden kann, dass die neueren Sprachen und Literaturen schon sehr früh als würdige und vollwertige 138 Hartmann 1913, Sp. 617: „Es ist ein ‚Seminar für Auslandskunde’ geworden, in dem allerdings die Sprachen auch weiterhin eine besonders hohe Stellung einnehmen werden und müssen, weil das Wesen einer völkischen Gruppe dem Gruppenfremden zunächst in der Sprache sich offenbart [...].“ 2. Einzeldarstellungen 176 wissenschaftliche Objekte betrachtet wurden. In diese Richtung geht auch der Plan des Kultusministeriums aus den 1830er Jahren, für den Lektor Karl Friedrich Franceson eine neusprachliche Professur zu schaffen, wenngleich dieses Vorhaben am Widerstand zugunsten von Belangen naturwissenschaftlicher Institute scheitert. Darüber hinaus verfolgte man bereits seit Universitätsgründung den Plan, einen Lehrstuhl für neuere Literaturen zu gründen, für den man niemand geringen als August Wilhelm Schlegel oder Ludwig Tieck zu gewinnen hoffte. A. W. Schlegel, der 1818 auch tatsächlich nach Berlin berufen wird, entscheidet sich jedoch gegen Berlin und für seinen Verbleib an der Universität Bonn. Somit erfährt die prospektierte Lehrstuhlgründung ihre Erfüllung erst 1821 mit der Berufung des romantischen Literaturforschers Friedrich Wilhelm Valentin Schmidt zum Professor „im Fache der Litteratur insbesondere der neueren Sprachen“. Schmidt liest im romantischen Geist einer vergleichenden Literaturgeschichte über deutsche, italienische, französische und spanische Literatur des Mittelalters und des klassischen Zeitalters. Nach Schmidts plötzlichem Tod 1831 verhandeln Fakultät und Kultusministerium über die Schaffung einer eigenständigen Dante-Professur. Wenngleich es hierzu nicht kommt, so wird 1843 der Literaturhistoriker Victor Aimé Huber doch gerade wegen seiner ausgewiesenen Dantephilologischen Kenntnisse zum ordentlichen Professor „der neueren Philologie, Litteratur und Litteraturgeschichte“ von Marburg nach Berlin berufen. Der streitbare Huber, der sich neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer sozialkonservativ politisch engagiert, scheidet 1851 auf eigenen Wunsch aus dem Dienstverhältnis aus, womit das romantische Projekt einer vergleichenden Literaturbetrachtung an der Berliner Universität endet. Denn, als im Dezember 1859 der Altphilologe Immanuel Bekker im Auftrag der Berliner Philosophischen Fakultät einen Antrag auf Schaffung eines Extraordinariats für romanische Sprachen formuliert, so geschieht dies unter explizitem Verweis auf die durch Friedrich Diez begründete neue Wissenschaftlichkeit der Romanischen Philologie. Für den zu gründenden Lehrstuhl werden die beiden Berliner Lehrer Ludwig Herrig und Eduard Mätzner in Betracht gezogen, wobei letzterem als Privatforscher der Vorzug gegeben wird. Weshalb der Antrag letztlich jedoch ohne Erfolg blieb, konnte vom Autor nicht rekonstruiert werden; sicherlich spielten aber Vorbehalte gegenüber den Kandidaten, die beide im schulischen Umfeld agierten, und fehlende Geldmittel eine Rolle für das zögerliche Verhalten des Kultusministeriums. Da von Seiten des Preußischen Staates demnach zunächst nichts für die immer dringlicher empfundene akademische und schulpraktische Ausbildung der Neusprachenlehrer geschieht, greifen einige tatkräftige Neuphilologen um den Realgymnasialprofessor Herrig zur Eigeninitiative und gründen 1857 die Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen und 1859 das Seminar für Lehrer der neueren Sprachen am Friedrichs-Realgymnasium. Wie weit Her- 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 177 rigs und seiner Anhänger Engagement für die Lehrerausbildung ging, belegen die Aktivitäten der von der Berliner Gesellschaft 1872 gegründeten Akademie für moderne Philologie, die künftigen Neuphilologen bis 1880 eine fachwissenschaftliche Ausbildung auf universitärem Niveau bot. Wenngleich Herrig in den 1860er und 1870er Jahren eine erstaunliche Aktivität entwickelt und durch Gesellschaft, Seminar und Akademie gleich mehrere Lanzen für die Berliner Neuphilologie bricht, so wird er doch ebenso wenig wie der favorisierte Mätzner auf den 1859 geplanten Lehrstuhl für romanische Sprachen berufen. 1866 reguliert und administriert das Preußische Kultusministerium erstmalig explizit das neusprachliche Staatsexamen, wodurch eine staatliche Förderung des neuphilologischen Studiums an den Preußischen Universitäten immer dringlicher wird. Im Staatsetat des Jahres 1867 ist dann auch endlich die finanzielle Ausstattung für ein romanistisches Extraordinariat an der Berliner Universität vorgesehen, für das laut einhelliger Meinung der Fakultätsmitglieder jetzt sogar nur noch ein direkter Diez-Schüler in Frage kommt, weshalb sich der Dekan Moriz Haupt mit der Bitte an Diez wendet, er möge seinen einstigen Schüler Adolf Tobler beurteilen. Mit Tobler, der im Mai 1867 zum Extraordinarius für Romanische Philologie ernannt und im Januar 1870 zum Ordinarius befördert wird, etablieren sich - wie von den Fakultätsmitgliedern intendiert - das philologisch-textkritische, das historisch-vergleichende und das junggrammatische Forschungsprogramm, mithin die neueren und neuester Strömungen romanistischer Spitzenforschung, an der Berliner Universität. Während Toblers Amtszeit (1867-1910) wird die Berliner Romanistik sowohl in personeller als auch in forschungsprogrammatischer Hinsicht beträchtlich ausgebaut; neben ihm unterrichten und forschen mehrere in Berlin habilitierte Privatdozenten und Extraordinarien: Ludwig Geiger (1874-1919), Eduard Schwan (1885- 1891), Stephan Waetzoldt (1890-1895), Wilhelm Cloetta (1892-1894), Oskar Schultz-Gora (1893-1905), François Émile Haguenin (1902-1916), Georg Ebeling (1905-1913) und Adolf Rambeau (1906-1918). Ein weiteres wichtiges institutionengeschichtliches Datum der frühen Berliner Romanistik ist die Gründung des aus Toblers romanischer Gesellschaft (1868-1877) hervorgehenden romanisch-englischen Seminars nebst Seminarbibliothek 1877. Zunächst besteht das Seminar als gemeinsamer Verbund mit dem anglistischen Lehrstuhl Julius Zupitzas, bis dessen romanisch-englische Doppelstruktur 1896 im Zuge der Berufung des Anglisten Alois Brandl aufgelöst und die romanische Abteilung als Seminar für romanische Philologie fortgeführt wird. Obwohl zukünftige Lehrer der neueren Sprachen die Hauptklientel des Seminars bilden, betont Tobler stets den fachwissenschaftlichen Charakter der Seminarübungen und weist die schulpraktisch-didaktische Lehrerausbildung von sich, die jedoch auch nach 1877 an dem von Herrig gegründeten Seminar für Lehrer der neueren 2. Einzeldarstellungen 178 Sprachen am Friedrichs-Realgymnasium fortgeführt wird. Über das Lehrerseminar hinaus haben die anderen oben erwähnten außeruniversitären neuphilologischen Institutionen - die Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen und die Akademie für moderne Philologie - keinen weiteren institutionellen und konzeptionellen Einfluss auf die Entwicklung der Berliner Universitätsromanistik, wenngleich beide Domänen personell und ideell miteinander verflochten sind. So sind stets Dozenten und Lektoren der universitären Neuphilologie Mitglieder in „Herrigs Gesellschaft“ gewesen (u.a. Karl August Friedrich Mahn, Eugène Pariselle und Stefan Waetzoldt), haben den Vorsitz übernommen (u.a. Julius Zupitza und Adolf Tobler) und das Vereinsorgan, das Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, herausgegeben (u.a. Adolf Tobler und Heinrich Morf). 1881 wird Tobler eine ganz besondere Ehre zuteil, als er zum ersten Ordentlichen Mitglied für Romanische Philologie in die Preußische Akademie der Wissenschaften gewählt wird. Wenngleich es an der Berliner Akademie eine lange Tradition romanischer Forschung, Edition und universitärer Lehre gab (u.a. Wilhelm von Humboldt, Wilhelm Uhden, August Immanuel Bekker und Jacob Grimm), so erkennt die Akademie erst mit diesem Schritt der Romanischen Philologie den Status einer autonomen Wissenschaftsdisziplin zu. In den folgenden Jahren werden namhafte deutsche und ausländische Romanisten als Korrespondierende und Auswärtige Mitglieder aufgenommen (u.a. Gaston Paris, Graziadio Isaia Ascoli, Adolfo Mussafia und Gustav Gröber) und ein enges Band zwischen der Berliner Universitätsromanistik und einer Akademiemitgliedschaft geflochten (u.a. Heinrich Morf und Ernst Gamillscheg). Nachdem Tobler und seine Mitarbeiter über vier Jahrzehnte das Profil der Berliner Romanistik im Rahmen der oben genannten Forschungsprogramme maßgeblich bestimmt hatten, ändert sich der Charakter des Berliner Ordinariats unter seinen Nachfolgern Heinrich Morf zwischen 1910 und 1920 sowie Eduard Wechssler zwischen 1920 und 1936 in Richtung französische und romanische Literatur, Kultur und Geistesgeschichte 139 , wobei die traditionellen diachronen Themen der Romanischen Philologie, i.e. Altfranzösisch, Altprovenzalisch, historische Grammatik, selbstredend 139 In einem Schreiben der Berufskommission hinsichtlich der Nachfolge Wechsslers heißt es am 15.7.1936: „Bei dem folgenden Vorschlag zur Besetzung des durch Emeritierung Professor Wechssler’s freigewordenen Lehrstuhls für Romanische Philologie an der Berliner Universität wurden folgende Erwägungen berücksichtigt: Die durch Heinrich Morf begründete und durch Eduard Wechssler fortgeführte Tradition soll nach Möglichkeit fortgeführt werden. Der Inhaber des Lehrstuhls soll also in den Mittelpunkt seiner Forschungen und seines Unterrichts die Literatur und Geistesgeschichte Frankreichs stellen, er soll aber auch mit den Hauptepochen der anderen romanischen Literaturen vertraut sein, namentlich soweit diese für die allgemeine Geistesbildung von Einfluss geworden sind.“ (UAHUB: Universitätskurator Personalia: W 068). 2.4 Universität Berlin, 1810-1936 179 auch weiterhin im Lehrangebot vertreten sind. Einen institutionellen Ausbau erfährt die Berliner Romanistik 1919 mit der Schaffung eines Extraordinariats für Romanische Philologie, auf dem die beiden Sprachwissenschaftler Erhard Lommatzsch zwischen 1919 und 1921 sowie Max Leopold Wagner zwischen 1922 und 1925 agieren. 1925 fließt die finanzielle Ausstattung dieses Extraordinariats in das „persönliche Ordinariat“ Ernst Gamillschegs, wodurch fortan zwei Ordinarien - Wechssler mit literaturwissenschaftlichem und Gamillscheg mit sprachwissenschaftlichem Schwerpunkt - in Berlin lehren und forschen. Eine zusätzliche inhaltliche Erweiterung der Berliner Romanistik im Untersuchungszeitraum ist die ab den 1920er Jahren zu verzeichnende Hinwendung zu hispanistischen und iberoamerikanischen Themen infolge eines verstärkten politischen und wirtschaftlichen Interesses der infolge des Ersten Weltkrieges außenpolitisch weitgehend isolierten Weimarer Republik. So wird u.a. 1921 an der Berliner Universität ein zweisemestriger Spanisch-südamerikanischer Sprach- und Kulturkursus für Studierende aller Fakultäten eingerichtet (Spanisch, Portugiesisch, kultur- und landeskundliche Vorträge), dessen Leitung dem Ordinarius Wechssler übertragen wird. Insgesamt steigt die Zahl der romanistischen Lehrveranstaltungen pro Semester im Laufe des 19. Jahrhunderts von anfänglich drei bis vier auf sieben bis acht in der Jahrhundertmitte und auf 15 bis 20 im frühen 20. Jahrhundert. 2. Einzeldarstellungen 180 2.5 Hamburg, 1895-1933 2.5.1 Klassifikation und Lehrangebot Klassifikation 184; 1895-1907: Allgemeines Vorlesungswesen 186; 1908/ 09- 1918: Kolonialinstitut und Allgemeines Vorlesungswesen 187; 1919-1933: Hamburgische Universität 189 2.5.2 Lehrstuhlentwicklung 2.5.2.1 Das Ordinariat für romanische Sprachen und Kultur (1911-1933): Bernhard Schädel (Ordinarius für romanische Sprachen und Kultur 1911- 1926) 191; Walther Küchler (Ordinarius für romanische Sprachen und Kultur 1927-1933) 192; 2.5.2.2 Das Extraordinariat für ibero-romanische Philologie (1924-1928), ab 1928 Ordinariat für romanische Sprachen: Fritz Krüger (Extraordinarius für ibero-romanische Philologie 1924-1928; Ordinarius für romanische Sprachen 1828-1945) 196 2.5.3 Seminar, Ibero-amerikanisches Institut und Seminarbibliothek Das Seminar für romanische Sprachen und Kultur am Hamburgischen Kolonialinstitut (1911-1919) und an der Hamburgischen Universität (1919- 1933) 198; Das Ibero-amerikanische Institut (1917-1928) 203; Seminarbibliothek 209 2.5.4 Die romanischen Lektorate 212 2.5.5 Synopse 218 2.5 Hamburg, 1895-1933 181 2.5 Romanistik zwischen Wirtschaft, Kulturpolitik und Wissenschaft: Allgemeines Vorlesungswesen/ Kolonialinstitut/ Universität Hamburg, 1895-1933 Wie der hamburgische Kaufmann in seinem Büro in seiner Tätigkeit als Handels- und Schiffsherr Austausch der materiellen Güter bewirkt und die Erdteile zusammenbringt, so sollen Professoren und Studenten in ihren Hör- und Arbeitssälen mit ihren wissenschaftlichen Zielsetzungen und Methoden die geistigen Güter der Welt dem Verständnis erschließen. (Walther Küchler in: Hamburger Fremdenblatt vom 12. Mai 1928) Die aufgrund ihrer Komplexität vielleicht nicht gänzlich erschöpfend darzustellende Entwicklungsgeschichte der Hamburger Romanistik im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert nimmt hier fünf Teilaspekte in den Blick: das Allgemeine Vorlesungswesen zwischen 1895 und 1919, die Romanistik am Hamburgischen Kolonialinstitut zwischen 1910 und 1919, das 1911 gegründete Seminar für romanische Sprachen und Kultur, das 1917 ins Leben tretende Ibero-amerikanisches Institut und die Romanistik im Rahmen der 1919 eröffneten Hamburgischen Universität. Sollen über die Darstellung des historischen Datenmaterials hinaus auch Antworten auf die Spezifität der Hamburger Entwicklung gegeben werden, muss der Entwicklungsprozess auf der Folie der deutschen Kolonialpolitik und der Kontroverse innerhalb der Hamburger Bürgerschaft und des Senats um eine Universitätsneugründung betrachtet werden. Extrempole letzterer bilden konservative Ablehnung (Selbstbeschränkung Hamburgs als Handelsmetropole, unwägbare Kosten einer Universität, gesellschaftliche Ansprüche der Professoren) und liberale Befürwortung. Zentralgestirn der Befürworter ist ab 1891 Senatssyndikus, Mitglied der Hamburger Oberschulbehörde, Senator und just zur Universitätsgründung 1919 kurzzeitiger Bürgermeister Werner von Melle (1853-1937), der unermüdlich die Hamburger Universitätsgründung als sein Lebenswerk vorantreibt. Kraftfeld dieser Auseinandersetzung bildet die Frage nach Sinn und Nutzen einer Universität für die Freie und Hansestadt Hamburg, der sich auch v. Melle nicht entziehen kann und die er stets raffiniert, den neuen historischen Parametern entsprechend beantwortet. Bis zum Versailler Vertrag 1919 oszilliert die Antwort zwischen allgemeiner Bürger- und Lehrerbildung sowie den überseeischen Interessen der Hafen- und Handelsstadt Hamburg und nimmt Gestalt in Form des Allgemeinen Vorlesungswesens (zur Geschichte des Allgemeinen Vorlesungswesens siehe Klussmann 1901) und Hamburgischen Kolonialinstituts (zur Geschichte des Hamburgischen Kolonialinstituts siehe Deutsches Kolonial-Lexikon, Bd. 2 (1920), 2. Einzeldarstellungen 182 12 und Ruppenthal 2007) an. 1911 wird das vom Hamburger Kaufmann Edmund Siemers gestiftete Vorlesungsgebäude auf der Moorweide seiner Bestimmung übergeben (Krause 2001), das fortan dem Wunsch nach einer eigenen Hamburger Universität eine materielle Präsens verleiht - ein Wunsch, der erst nach dem Ende des Ersten Weltkrieges Wirklichkeit werden soll. In einer ihrer ersten Sitzungen beschließt die sozialdemokratische Mehrheit der ersten demokratisch gewählten Hamburger Bürgerschaft im Frühjahr 1919, eine Universität in Hamburg zu gründen (Amtsblatt vom 1. April 1919). Institutionell geht diese neue Universität aus dem Hamburgischen Kolonialinstitut, dem Allgemeinen Vorlesungswesen und dem allgemeinen Krankenhaus Eppendorf hervor. Am 10. Mai 1919 wird die Hamburgische Universität mit einer Rechts- und Staatswissenschaftlichen, einer Medizinischen, einer Philosophischen und einer Mathematisch- Naturwissenschaftlichen Fakultät sowie einer angegliederten Volkshochschule feierlich eröffnet (zur Geschichte der Universität Hamburg siehe u.a. Universität Hamburg 1969 und Fouquet 1999). 1921 wird das 1919 beschlossene Vorläufige Gesetz, betreffend die Hamburgische Universität und die Volkshochschule (wiederabgedruckt in Fouquet 1999, 280f.) durch ein Hochschulgesetz ersetzt (Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 17, ausgegeben am 6. Februar 1921, S. 65; wiederabgedruckt in Fouquet 1999, 321-349), das die spezifisch Hamburger auslandskundliche (Auslands- und Kolonialkunde) und allgemeinbildende Tradition (Allgemeines Vorlesungswesen und zur Universität gehörende Volkshochschule) fortschreibt: Der Senat verkündet das nachstehende, von der Bürgerschaft beschlossene Gesetz: [...] Die Universität. 1. Abschnitt. Die Universität im Allgemeinen. § 4. Die Hamburgische Universität hat die Aufgabe, durch Forschung und Lehre die Wissenschaften zu pflegen und zu verbreiten. Bei Erfüllung dieser Aufgabe hat die Universität besonders für die Förderung der Auslands- und Kolonialkunde zu sorgen. [...] § 7. Die Universität umfaßt zur zeit folgende Fakultäten. 1. die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, 2. die Medizinische Fakultät, 3. die Philosophische Fakultät, 4. die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät. [...] 4. Abschnitt. Das Allgemeine Vorlesungswesen der Fakultät. § 25. Die Universität hat innerhalb ihres Allgemeinen Vorlesungswesens dafür Sorge zu tragen, daß auch nichtstudentische Besucher durch die Teilnahme an Vorlesungen und Übungen, die besondere Kenntnisse voraussetzen, ihre Bildung erweitern und vertiefen können. Sie hat bei diesen Veranstaltungen insbesondere die Auslands- und Kolonialstudien zu berücksichtigen. [...] 4. Teil. Die Volkshochschule. § 46. Die Volkshochschule dient der Bildung des gesamten Volkes. Sie gewährt allen Volksgenossen die Möglichkeit einer lebendigen Teilnahme an der Kultur. Die Volkshochschule ist keine Fachschule. (StA HH: Universität I, D 20.1 Band 1, Bl. 19a) Chronologisch dem neuen Hochschulgesetz von 1921 vorausgegangen waren die Gründung der Deutschen Auslands-Arbeitsgemeinschaft Hamburg durch etwa 70 Hamburger Körperschaften Anfang 1920, die als wirtschafts- 2.5 Hamburg, 1895-1933 183 und kulturpolitische Interessenvertretung Hamburgs alle stadtstaatlichen Auslandsaktivitäten bündeln sollte, und die Gründung eines Ausschusses für Auslandsstudien an der Universität. Welchen Einfluss die Arbeitsgemeinschaft und der Ausschuss auf die Entwicklung der Hamburgischen Universität haben, illustriert ein Zitat des damaligen Rektors Thilenius aus dem 1921 von der Arbeitsgemeinschaft herausgegebenen Buch Hamburg in seiner politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung: Die Lehrtätigkeit des Kolonialinstituts übernahm die Universität mit erweiterten Zielen: wenn allen Deutschen, die ins Ausland gehen, in Hamburg das wissenschaftliche Rüstzeug geboten wird, dessen sie für eine erfolgreiche Betätigung bedürfen, so muß auch der in der Heimat verbleibende Deutsche die Möglichkeit haben, sich ernsthafte Kenntnisse über das Ausland zu erwerben, die er dann weitertragen kann in Schule und Volk. Der Universitätssenat hat darum aus allen Dozenten, die sachliche Beziehungen zum Auslande haben, einen Ausschuß für Auslandsstudien gebildet. Er teilt sich, den Kulturgebieten entsprechend, in je eine germanische, anglo-amerikanische, romano-amerikanische, asiatische, afrikanische, indo-ozeanische Gruppe. Jede von ihnen erhält einen Beirat aus Kaufleuten und Angehörigen anderer praktischer Berufe, stellt ihren Lehrpan auf und sorgt für die Beschaffung von Unterrichtsmitteln. So übernimmt der Ausschuß für Auslandstudien die bewährte Überlieferung des Kolonialinstituts; er betont die Eigenart der Hamburgischen Universität, die eben in den Auslandsfächern wesentlich über jede andere deutsche Universität hinausgeht. (Thilenius zitiert nach v. Melle 1924, 681) Dadurch, dass die neu gegründete Universität am kulturkundlichen und praxisorientierten Bildungsprogramm ihrer Vorläuferinstitutionen festhält, behält auch die Hamburger Romanistik ihren pragmatischen auf die Ibero- Romania bezogenen Charakter, der sie von der textphilologischen mediävistischen Tradition anderer deutscher Universitätsstandorte deutlich abhebt. Aber ebenso wenig wie romantisch-idealistische Philologie ist ein sprachwissenschaftlicher Positivismus junggrammatischer Provenienz gefragt. Die ökonomische Praxis der Handelsmetropole Hamburg gibt vielmehr die Leitlinien für eine lebendige und gegenwartsbezogene Kultur- und Sprachkenntnis vor, welche die Hamburger Romanistik durch ihren Bezug auf die für die deutsche Außen- und Handelspolitik gerade der Zwischenkriegszeit wichtigen lateinamerikanischen Staaten sowie Spanien und Portugal umsetzt. 140 140 Als wissenschaftsgeschichtliche Untersuchungen zur Hamburger Romanistik bzw. Neuphilologie liegen chronologisch geordnet vor: Hamburgisches Kolonialinstitut 1911-1914; Schädel 1916; Schädel 1916a; v. Melle 1923, 321f. und 690-692; v. Melle 1924, 438-440, 446f. und 678-681; Grossmann 1927; Settekorn/ Lütjen 1984; Settekorn 1990; Settekorn 1991; Settekorn 1992; Settekorn 2001, 1643f.; Meyer-Minnemann 2002; Kalwa 2004, 17-76 und 87-158; Ruppenthal 2007, 243-245. 2. Einzeldarstellungen 184 2.5.1 Klassifikation und Lehrangebot Klassifikation Als zum Wintersemester 1908/ 09 das Hamburgische Kolonialinstitut den Lehrbetrieb aufnimmt, bleibt parallel hierzu das Allgemeine Vorlesungswesen bestehen. Da zunächst im Kolonialinstitut keine Sprachkurse vorgesehen sind - es findet sich im ersten Vorlesungsverzeichnis lediglich der Hinweis „Ferner sind in Aussicht genommen: Kursus im Englischen“ - tauchen Sprachen und Literaturen nur im Verzeichnis des Allgemeinen Vorlesungswesens auf: I. Kolonialinstitut [...] II. Allgemeines Vorlesungswesen Verzeichnis der allgemeinen Vorlesungen und Übungen I. Theologie [...] II. Rechtswissenschaft [...] III. Staatswissenschaft [...] IV. Medizin [...] V. Philosophie [...] VI. Geographie und Völkerkunde [...] VII. Geschichte [...] VIII. Kriegswissenschaft [...] IX Literatur und Sprachwissenschaft [...] X. Musik [...] XI. Bildende Künste [...] XII. Bau- und Ingenieurwissenschaft [...] XIII. Fischerei [...] XIV. Mathematik [...] XV. Astronomie und Nautik [...] XVI. Physik [...] XVII. Chemie [...] XVIII. Mineralogie und Geologie [...] XIX. Zoologie [...] XX. Botanik [...] XXI. Zusammenstellung der naturwissenschaftlichen Oberlehrerinnenkurse [...] XXII. Kurse an der Pharmazeutischen Lehranstalt [...] (Wintersemester 1908/ 09; Hervorhebung durch den Verfasser) Sprachen sind am Kolonialinstitut erst ab dem Sommersemester 1909 aufgeführt: I. Allgemeine Kolonialvorlesungen 1. Geschichte, Rechts- und Staatswissenschaften. [...] 2. Geographie und Ethnologie. [...] II. Spezielle Kolonialvorlesungen 1. Sprachen. [...] 2. Kolonialverwaltung. [...] 2.5 Hamburg, 1895-1933 185 3. Kolonialwirtschaft. [...] III. Technische Hilfsfächer [...] IV. Fertigkeiten (Sommersemester 1909; Hervorhebung durch den Verfasser) Nach den Seminargründungen am Kolonialinstitut Anfang der 1910er Jahre erhalten die romanischen Sprachen ab dem Wintersemester 1911/ 12 eine eigene Rubrik: 5. Sprachen a) Phonetik [...] b) Afrikanische Sprachen […] c) Orientalische Sprachen [...] d) Ostasiatische Sprachen [...] e) Romanische Sprachen [...] f) Englisch [...] g) Neugriechisch [...] (Wintersemester 1911/ 12; Hervorhebung durch den Verfasser) Als die aus dem Allgemeinen Vorlesungswesen und dem Hamburgischen Kolonialinstitut hervorgehende Hamburgische Universität im Januar 1919 ihren Lehrbetrieb aufnimmt, sind die romanistischen Lehrveranstaltungen unter der Rubrik „Literatur- und Sprachwissenschaft“ verzeichnet: Rechtswissenschaft. [...] Medizin. [...] Geisteswissenschaften. Philosophie. [...] Geschichte. [...] Volkswirtschaftslehre. [...] Literatur- und Sprachwissenschaft. [...] Orientalische Philologie. [...] Völkerkunde. [...] Kunstwissenschaft. [...] Naturwissenschaften. [...] (Wintersemester 1919; Hervorhebung durch den Verfasser) Ab dem Wintersemester 1919/ 20 wird die Romanische Philologie innerhalb des Lehrangebots der Philosophischen Fakultät eigenständig klassifiziert: Philosophische Fakultät A. Philosophie [...] B. Geschichte [...] C. Völkerkunde [...] D. Philologie 1. Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft (nebst Phonetik) [...] 2. Klassische Philologie [...] 2. Einzeldarstellungen 186 3. Germanische Philologie [...] 4. Englische Philologie [...] 5. Romanische Philologie [...] 6. Slavische Philologie [...] 7. Westasiatische Sprachen [...] 8. Indische Sprachen [...] 9. Ostasiatische Sprachen [...] 10. Afrikanische Sprachen [...] 11. Südseesprachen [...] (Wintersemester 1919/ 20; Hervorhebung durch den Verfasser) 1895-1907: Allgemeines Vorlesungswesen 1895 nimmt das durch v. Melle reformierte Allgemeine Vorlesungswesen seinen Lehrbetrieb auf, das in institutioneller und ideeller Hinsicht die Tradition des zwischen 1613 und 1883 bestehenden Hamburger Akademischen Gymnasiums, der im Laufe des 19. Jahrhunderts gegründeten Wissenschaftlichen Anstalten (Botanischer Garten, Sternwarte, Chemisches Staatslaboratorium, Physikalisches Staatslaboratorium, Laboratorium für Warenkunde und Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten) und des 1892 gebildeten Professorenkonvents fortführt (Klussmann 1901). Das Spektrum der wissenschaftlichen Vorlesungen und praktischen Übungen richtet sich vornehmlich an Berufspraktiker (Kaufleute, Ärzte, Juristen, Lehrer usw.) und an ein breites bildungsbürgerliches Hamburger Publikum. Finanziert wird das Allgemeine Vorlesungswesen durch die Hamburger Oberschulbehörde und durch die von den Teilnehmern zu entrichtenden Gebühren. Um für das Allgemeine Vorlesungswesen namhafte Wissenschaftler zu gewinnen sowie um Forschungsreisen und wissenschaftliche Publikationen finanziell zu unterstützen, wird 1907 die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung gegründet. Die Vortrags- und Übungsaktivitäten des Allgemeinen Vorlesungswesens bestehen aus Gastvorträgen und Sprachpraktika. Französische und spanische Praktika zur Lehrerfortbildung geben Schulpraktiker (Oberlehrer Hering; Schaefer, Oberlehrer an der Klosterschule Wandsbek-Marienthal; Röttiger, Direktor der Realschule in Eppendorf). Die einem breiten Hamburger Publikum offenstehenden allgemeinbildenden Vorlesungen über die großen romanischen Literaturen werden von aus- und inländischen Gastdozenten (z.B. Bernard Bouvier aus Genf; Professor Baron Guglielmo Locella, Kgl. Italienischer Vice-Consul aus Dresden; Ludwig Geiger aus Berlin) zumeist geblockt und in der entsprechenden Fremdsprache vorgetragen (v. Melle 1923, 321f.): Oberlehrer Hering: Französisches Practikum. Freie Vorträge über Themata aus der französischen Litteratur und den Realien. Lectüre von Maxime du Champ: Paris. Discussion des Gelesenen in französischer Sprache. Schwierigere Dictate und stilistische Uebungen. Uebertragung von Schillers kleineren philosophischen Schriften. [...] Pietro Farulli: Italienische Litteratur-Geschichte (Fort- 2.5 Hamburg, 1895-1933 187 setzung). Die italienische Litteratur in den Jahrhunderten der Renaissance (in italienischer Sprache). [...] Leopoldo de Selva: De la literatura castellana (Ueber spanische Litteratur). In spanischer Sprache. [...] (Wintersemester 1899/ 1900) 1908/ 09-1918: Kolonialinstitut und Allgemeines Vorlesungswesen 1908 wird als wichtiger strategischer Schritt in Richtung Universität das Hamburgische Kolonialinstitut gegründet. Durch seine thematische und inhaltliche Ausrichtung auf die überseeischen Interessenssphären der Hamburger Kaufleute und Handelsunternehmungen im Rahmen der kolonialen Expansionspolitik des Deutschen Kaiserreiches hatte dieses Projekt v. Melles die Zustimmung des ansonsten ablehnenden Hamburger Senats und der Bürgerschaft erhalten. Aufgabe des Kolonialinstituts sei, Kaufleute, Juristen, Mediziner und angehende Kolonialbeamte mit speziellem Fachwissen über ihre spätere Einsatzgebiete auszustatten. 141 Parallel zum Kolonialinstitut, das zum Wintersemester 1908/ 09 seinen Lehrbetrieb aufnimmt, bleibt das Allgemeine Vorlesungswesen bestehen, welches das altbekannte Profil aus einer Mischung von Sprachpraktika für Lehrer und allgemeinbildenden Vorlesungen fortführt. Die Lektoren des Kolonialinstituts lesen in den allermeisten Fällen zu landeskundlichen und literarischen Themen ihres Kulturkreises in der durch sie vertretenen Fremdsprache: IX Literatur und Sprachwissenschaft [...] Professor Bernard Bouvier (Genf): Racine et la tragédie classique française. In französischer Sprache. 4. bis 16. Januar 8-9, Aula Wilhelm-Gymnasium. [...] Professor Masterman (Birmingham): British Institutions. In englischer Sprache. 5. bis 19. Dezember 8-9, Aula Wilhelm-Gymnasium. [...] Frau Pia Gelati: Studi sulla letteratura italiana contemporanea. In italienischer Sprache. Di. 8-9, 6. Oktober bis 8. Dezember, Hörs. D. [...] Cortijo: Glorias de España. Berühmte Männer Spaniens. In spanischer Sprache. 14tägig, Mi. 8-9, 7. Oktober bis 3. März, Hörs. F. [...] Übungen und Praktika [...] Die deutschen, französischen, englischen und spanischen Praktika sind insbesondere für Lehrer und Lehrerinnen bestimmt und sollen der wissen- 141 Ausschnitt aus Diplomprüfungsordnung von 1909: „II. Zweck der Prüfung. Die Diplomprüfung soll dem Kandidaten die Möglichkeit geben, den Beweis einer allgemeinen Kolonialbildung und einer speziellen Vorbereitung für eine oder mehrere Kolonien oder für einen bestimmten Beruf zu erbringen. Sie ist für die vom Reichskolonialamt entsandten Hörer obligatorisch. [...] V. Gegenstände der Prüfung. [...] Für einzelne Berufe sind bestimmte Haupt- und Nebenfächer vorgeschrieben; weitere Haupt- oder Nebenfächer kann der Prüfling frei wählen. [...] 8.) Sprachen (Werden Sprachen als Hauptfach gewählt, so kann außer der Beherrschung der Anfangsgründe (Nebenfach) der Nachweis verlangt werden, daß der Prüfling einen einfachen Zeitungsartikel oder historischen Text ins Deutsche zu übersetzen und einen Brief über ein gegebenes Thema in der Fremdsprache zu schreiben vermag. In den Eingeborenensprachen der Kolonien muß er bei er Prüfung als Hauptfach außerdem im Stande sein, eine einfache Unterhaltung in der betreffenden Sprache mit einem Eingeborenen zu führen).“ (StA HH: Kolonialinstitut, C XI a, Bl. 27ff.; Hervorhebung wie im Original) 2. Einzeldarstellungen 188 schaftlichen Fortbildung dienen. [...] Professor Dr. Röttiger: Französisches Praktikum. Die moderne französische Lyrik. [...] Einführung ins Altfranzösische: Die historische Formenlehre unter besonderer Berücksichtigung der neufranzösischen Grammatik. [...] Dr. Schaefer: Französisches Praktikum. Léon Levrault: Les genres littéraires. […] Durchnahme der Tempus- und Moduslehre auf sprachphilosophischer Grundlage. […] Cortijo: Spanisches Praktikum: Cervantes : Don Quijote de la Mancha […]. (Wintersemester 1908/ 09) Die romanistischen Lehrveranstaltungen am Kolonialinstitut sind zunächst als französischer, spanischer, portugiesischer, italienischer und rumänischer Sprachunterricht konzipiert (siehe Kapitel 2.5.4). Ergänzt um wissenschaftliche Vorlesungen und Seminarübungen werden die Lehrveranstaltungen durch die Berufung Bernhard Schädels (1910) (siehe Kapitel 2.5.2.1), die Gründung des Seminars für romanische Sprachen und Kultur (1911) (siehe Kapitel 2.5.3) und die Anstellung Fritz Krügers als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter (1911). Schädel unterrichtet zwischen 1911 und 1919 sowohl am Allgemeinen Vorlesungswesen als auch am Hamburgischen Kolonialinstitut. Im ersteren liest er über die Entstehung, Entwicklung, Mundarten und Sprachgeografie der romanischen Sprachen, „Methoden der Mundartenforschung im Gelände“, Provenzalisch, Altfranzösisch, französische Phonetik („mit besonderer Berücksichtigung der Spracherlernung“ bzw. „mit Hör- und Artikulationsübungen unter besonderer Berücksichtigung des neusprachlichen Unterrichts in der Schule“), Dantes Göttliche Komödie, das spanische Drama sowie spanische Sprache und Kultur. Im letzteren lehrt er allgemeine und französische Phonetik, „Anleitung zur Benutzung der Sprechmaschine beim Unterrichten fremder Sprachen und beim eigenen Studium“, Probleme der Sprachgeografie „mit besonderer Berücksichtigung der romanischen Übersee“, spanische Sprache, Literatur und Kultur, historische Grammatik des Spanischen und französische Literatur des 19. Jahrhunderts: Prof. Dr. Schädel: Grundzüge der allgemeinen Phonetik unter besonderer Berücksichtigung des Französischen. Mit Demonstrationen und Lichtbildern, 1stündig. Di. 5-6. (Sommersemester 1911) Der wissenschaftliche Hilfsarbeiter Krüger gibt zwischen 1913 und 1919 im Allgemeinen Vorlesungswesen altfranzösische Leseübungen, Anfänge der französischen Sprache und Literatur, historische Syntax der französischen Sprache und Übungen zur französischen Sprachentwicklung; am Kolonialinstitut gibt er als einzige Lehrveranstaltung die Einführung in das Studium des Katalanischen. Eine Aufstellung aller 21 romanistischer Lehrveranstaltungen des Kolonialinstituts und des Allgemeinen Vorlesungswesens für das Sommersemester 1914 verdeutlicht die drei tragenden Säulen des Hamburger 2.5 Hamburg, 1895-1933 189 Lehrprofils: Sprachpraxis, Spanien- und Südamerikakunde sowie Lehreraus- und Lehrerfortbildung: Hamburgisches Kolonialinstitut Dr. Renard: Französisch, Kursus IA, IB und II Dr. Llorens: Spanisch, Kursus IA, IB und II Dr. Krüger: Praktischer Kursus zur Einübung der spanischen Aussprache Dr. Slataper: Italienisch, Kursus IA, IB und II Ey: Portugiesisch, Kursus I und II Allgemeines Vorlesungswesen Dr. Renard: Molière (in französischer Sprache) Dr. Llorens: Organización política de las republicas sudamericanas (in spanischer Sprache) Dr. Slataper: Venezia e lo sviluppo della sua coltura (in italienischer Sprache) Wissenschaftliche Übungen und Praktika Dr. Krüger: Lateinischer Anfängerkursus Prof. Dr. Schädel: Übungen des romanischen Seminars. Die Anfänge der romanischen Geschichtsschreibung, Besprechungen von Fragen aus dem Gebiet der spanischen und südamerikanischen Sprachkunde Dr. Krüger: Französisches Praktikum. Für Neuphilologen und Lehrerinnen. Explication d’auteurs français de la Renaissance Dr. Slataper: Italienisches Praktikum für Hörer mit literarischen und historischen Interessen. Lettura e commento dei Promessi Sposi Dr. Llorens: Spanisches Praktikum für Fortgeschrittene mit literarischen Interessen und ausreichender Kenntnis der Sprache. Estudio de un autor contemporáneo sudamericano (Salaverría, Por tierra argentina) (Sommersemester 1914) 1919-1933: Hamburgische Universität Im Januar 1919 nimmt die Hamburgische Universität ihren Lehrbetrieb auf. Bernhard Schädel wird in den Universitätslehrkörper übernommen und lehrt bis zu seinem frühen Tod 1926 neben kulturkundlichen (lateinamerikanische und spanische Auslandskunde, Deutschtum und Einwanderung in Lateinamerika, auslandspolitische Zeitungskunde) auch traditionelle romanisch-philologische (mittelalterliche französische Literatur, französische und provenzalische Sprachgeschichte, Chrestien de Troyes, Enzyklopädie der Romanischen Philologie) und romanistisch-sprachwissenschaftliche Themen (romanische Phonetik „mit besonderer Berücksichtigung der Schule und mit praktischen Übungen in französischer Aussprache“, romanische Sprachwissenschaft, Italienisch, Spanisch, Altspanisch, Katalanisch, wissenschaftliches Arbeiten): Prof. Dr. Schädel: 1. Einführung in das Studium der romanischen Sprachen und Literaturen. [...] 2. Die Haupterscheinungen der Laut- und Formenentwicklung des Französischen an Hand der Interpretation eines altfranzösischen Textes. [...] 3. Übungen im Seminar für romanische Sprachen und Kultur für romanistisch Fortgeschrittene Thema und Zeit nach Vereinbarung. (Wintersemester 1919) 2. Einzeldarstellungen 190 Der sprachpraktische Lektorenunterricht im Französischen, Spanischen, Portugiesischen, Italienischen und Rumänischen wird auch nach der Universitätsgründung mit stark iberoromanischer Note fortgeführt (siehe Kapitel 2.5.4). Einige Lektoren geben wie zu Zeiten des Kolonialinstituts auch Lehrveranstaltungen zu sprach- und literaturwissenschaftlichen Themen: Byhan, der seit 1916 am Osteuropäischen Seminar Rumänisch unterrichtet, gibt Kurse in historischer und synchroner Grammatik des Rumänischen, Díaz de la Réd liest 1919 über lateinamerikanische Literatur, Brauns über französische Schulschriftsteller, Lucien Brulez bietet ab 1919 Übungen zur französischen Literatur des 17. Jahrhunderts und zu Rousseau an, Montesinos liest 1921/ 22 über das moderne Spanien, „Aspectos del derecho mercantil español“ sowie „El romanticismo en España“ und Scimè ab dem Wintersemester 1921/ 22 über italienische Literatur. Die Lehrstuhlinhaber Schädel und ab 1928 Walther Küchler werden bei der fachwissenschaftlichen Ausbildung der Studierenden durch wissenschaftliche Hilfsarbeiter unterstützt. Der Hilfsarbeiter Fritz Krüger unterrichtet ab 1919 spanische und französische Sprachwissenschaft, spanische Auslandskunde und einige literarische Themen wie Cervantes und Dante im Romanischen Seminar. Rudolf Grossmann, seit 1919 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Ibero-amerikanischen Institut, gibt vor allem kulturkundliche Lehrveranstaltungen (Praktikum zur spanisch-amerikanischen Auslandskunde, das spanische Amerika, neueres Geistesleben im spanischen Amerika, lateinamerikanische Kulturprobleme, Grundlagen des spanischen Geisteslebens in den La Plata-Staaten, südamerikanische Gegenwartsprobleme), aber auch einige literaturwissenschaftliche Veranstaltungen (spanisches Epos, katalanische Literatur, argentinische Gauchopoesie, spanische und lateinamerikanische Lyrik seit der Romantik). Hermann Urtel liest ab 1919 über mundartliche Literatur Frankreichs, den psychologischen Roman in Frankreich zwischen 1880 und 1900, Prosakunst der französischen Romantik, Altfranzösisch, französischen Naturalismus und leitet zum literaturwissenschaftlichen Arbeiten an. Ab dem Wintersemester 1920/ 21 unterrichtet Bieler brasilianische Auslandskunde und Frohberger spanische Literatur der Gegenwart. Der 1925 zum wissenschaftlichen Hilfsarbeiter aufgestiegene Wilhelm Giese unterrichtet über die kulturelle Entwicklung Spaniens und Portugals, die Geschichte der altfranzösischen Literatur, die romanische Hausforschung und den psychologischen Roman in Brasilien. Fritz Schalk, seit 1927 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter, gibt Bücherkunde auf dem Gebiet der französischen und italienischen Philologie, Lektüre eines lateinischen Textes für Romanisten, Lektüre eines mittelfranzösischen Textes, Interpretation von Texten des ausgehenden 18. Jahrhunderts und Interpretation von Rabelais. 1924 wird der wissenschaftliche Hilfsarbeiter Fritz Krüger für das neu geschaffene Extraordinariat für Iberoromanische Philologie (ab 1928 Ordi- 2.5 Hamburg, 1895-1933 191 nariat für romanische Sprachen) ernannt (siehe Kapitel 2.5.2.2), in dessen Rahmen er spanische Phonetik, spanische Syntax, Altspanisch, spanische Epik, Cervantes, spanische Literatur, spanische Auslandskunde, Katalanisch, historische französische Syntax, Südfranzösisch, französische Sprachgeschichte, Einführung in die Romanische Philologie, romanische Wortgeschichte, Provenzalisch, Dante, sprachgeographische Übungen, Praxis volkskundlicher und mundartlicher Untersuchungen im Gelände und Anleitung zur Arbeit mit Sprachatlanten unterrichtet. Zum Wintersemester 1927/ 28 nimmt Schädels Nachfolger Walther Küchler (siehe Kapitel 2.5.2.1) seine Lehrtätigkeit an der Hamburger Universität auf und liest bis 1933 über die Aufgaben und Methoden der Literaturgeschichte, La Bruyère, neufranzösische Erzählkunst, die geistige Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Deutschland in der Neuzeit und französische Gegenwartsliteratur. 2.5.2 Lehrstuhlentwicklung 2.5.2.1 Das Ordinariat für romanische Sprachen und Kultur (1911-1933) Bernhard Schädel (Ordinarius für romanische Sprachen und Kultur 1911-1926) Bernhard (Anton Otto) Schädel (1878-1926) wird am 13. Oktober 1878 in Gießen geboren. Zwischen 1898 und 1899 studiert er Romanische Philologie in Heidelberg bei Fritz Neumann, im Wintersemester 1899/ 1900 in Grenoble und im Sommersemester 1900 in Zürich bei Heinrich Morf. 1901 hält sich Schädel für Dialektstudien drei Monate in Nordwestitalien auf, deren Ergebnisse das Material für seine 1902 bei der Universität Tübingen eingereichten Dissertation liefern („Die Mundart von Ormea: Beiträge zur Laut- und Konjugationslehre der nordwestitalienischen Sprachgruppe“). Während des Wintersemesters 1902/ 03 arbeitet Schädel in Gustav Gröbers Romanischem Seminar an der Universität Straßburg. Anschließend reist er nach Spanien, um Datenmaterial für seine Habilitation über die neukatalanische Sprache zusammenzutragen, die er 1903 bei der Universität Halle einreicht („Untersuchungen zur katalonischen Lautentwicklung“). Zwischen 1904 und 1911 arbeitet Schädel als Privatdozent unter Hermann Suchier in Halle und wird 1910 auf das neu geschaffene Ordinariat für romanische Sprachen und Kultur nach Hamburg berufen. Während des Ersten Weltkrieges ist Schädel „als Referent der iberoamerikanischen Abteilung des Wirtschafsdienstes beim Nachrichtenoffizier Hamburg des Generalstabs des Feldheeres tätig“ (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: I 359, Bd. 9, Bl. 3) und wird für diese Tätigkeit für das Auswärtige Amt gegen Kriegsende sogar von seinen Dienstverpflichtungen im Romanischen Seminar entbunden. Als romanistische Veröffentlichungen liegen von Schädel vor: u.a. Untersuchungen zur katalanischen Laut- 2. Einzeldarstellungen 192 entwicklung (Halle, 1904), Mundartliches aus Mallorca (Halle, 1905), Manual de fonètica catalana (Köthen, 1908), Über Schwankungen und Fehlergrenzen beim phonetischen Notieren (Halle, 1910), Beiträge zur romanischen Sprachgeographie (Hamburg, 1915) und Unsere kulturellen Beziehungen zu Südamerika vor und nach dem Kriege (Leipzig/ Berlin, 1915). 1924 gründet er die Zeitschrift Iberica, Zeitschrift für spanische und portugiesische Auslandskunde. Am 9. September 1926 verstirbt Schädel im Alter von nur 48 Jahren in Hamburg. 142 Im September 1910 beschließen Senat und Bürgerschaft der Stadt Hamburg, zwei ständige Professuren für englische und romanische Sprache und Kultur mit Sitz und Stimme im Professorenrat einzurichten. Auf das anglistische Ordinariat wird Wilhelm Dibelius (1876-1931) berufen. Für den romanistischen Lehrstuhl schlägt der Senator und Präsens der Hamburger Oberschulbehörde Werner von Melle den Hallenser Privatdozenten Bernhard Schädel vor (Oberschulbehörde, Sektion für die Wissenschaftlichen Anstalten an v. Melle am 17. Dezember 1910): Der Herr Präsens [v. Melle. A.d.V] referiert über die Besetzung der neubewilligten Professur für romanische Sprachen und Kultur und empfiehlt, die Professur dem Privatdozenten an der Universität Halle, Dr. Bernhard Schädel, zu übertragen. Dr. Schädel sei 1878 in Gießen geboren und habe sich nach absolviertem Studium in Halle habilitiert. Sie Sektion beschließt einstimmig: den Herrn Präsens zu ersuchen, Einem Hohen Senate vorzuschlagen, in die Professur für romanische Sprachen und Kultur den Privatdozenten an der Universität Halle, Dr. Bernhard Schädel, zu berufen. [...] gez. Förster. (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: I 359, Bd. 2, Bl. 1) Der Hamburger Senat stimmt dem Vorschlag v. Melles und der Oberschulbehörde zu und ernennt am 21. Dezember 1910 Schädel zum Ordinarius für romanische Sprachen und Kultur (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: I 359, Bd. 2, Bl. 3) 143 , woraufhin Schädel zum 4. Januar 1911 offiziell aus dem Lehrkörper der Hallenser Universität ausscheidet und zum Sommersemester 1911 seine Lehrverpflichtungen in Hamburg antritt. Walther Küchler (Ordinarius für romanische Sprachen und Kultur 1927- 1933) Der am 19. Juli 1877 in Essen geborene (Karl Friedrich) Walther Küchler (1877-1953) studiert zwischen 1897 und 1900 Romanische und Germanische Philologie an der Universität Leipzig, wo er im Juni 1900 promoviert 142 Biografische Angaben aus: Kalwa 2004, 33-42; UAHalle: PA 13566 Schädel; GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 38, Bd. IX, Bl. 142ff.; StA HH: Hochschulwesen - Dozenten und Personalakten: I 359. 143 Besoldung Schädels: Februar 1911: 8000 Mark, Februar 1912: 9000 Mark, Juni 1912: 10000 Mark, Juni 1916: 11000 Mark, April 1920: 16800 Mark, 1921: 34320 Mark. 2.5 Hamburg, 1895-1933 193 („Marie-Joseph Chéniers dramatische und lyrische Dichtung“). Anschließend arbeitet Küchler von 1901 bis 1905 als Deutschlektor an den Universitäten Nancy und Ithaca (New York). Nach seiner Rückkehr nach Deutschland habilitiert er sich am 19. Juli 1906 in Gießen für Romanische Philologie und Vergleichende Literaturgeschichte („Die ‚Cent Nouvelles nouvelles’, ein Beitrag zur Geschichte der französischen Novelle“) und lehrt dort bis 1911 als Privatdozent. 1911 wird Küchler auf das Würzburger Extraordinariat und 1922 auf das Wiener Ordinariat für Romanische Philologie berufen. 1927 übernimmt Küchler das Hamburger Ordinariat für romanische Sprachen und Kultur mit den Schwerpunkten französische und italienische Literatur, Kultur und Geistesgeschichte. Zwischen 1915 und 1922 ist er Mitherausgeber der Zeitschrift Die Neueren Sprachen; 1928 begründet Küchler die vom Hamburger Seminar für romanische Sprachen und Kultur herausgegebene kulturkundliche Zeitschrift Volkstum und Kultur der Romanen mit, die er bis 1933 mit herausgibt. Seinen literaturwissenschaftlichen Forschungsschwerpunkt bildet die französische Literatur; hier veröffentlicht er u.a.: Französische Romantik (Heidelberg, 1908), Ernest Renan (Gotha, 1921), Molière (Leipzig, 1929) und Arthur Rimbaud: Bildnis eines Dichters (Heidelberg, 1948). Zum Jahresende 1933 wird Küchler auf Grundlage des § 6 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Dem vorausgegangen waren eine anonyme Flugblattaktion (Küchler wurden „pazifistisch-liberale Äußerungen sowie mangelnde nationale Gesinnung“ vorgeworfen) und Anfeindungen faschistischer Studenten (Deutsche und österreichische Romanisten 1989, 22-24; Settekorn 1991, 759-762; StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: I 256, Bd. 5). Nach Kriegsende wird Küchler rehabilitiert und ordentlich emeritiert; bis 1950 lehrt er als Honorarprofessor an der Universität München. Küchler stirbt am 2. August 1953 in Benediktbeuern (Oberbayern). 144 Nach dem Tod Bernhard Schädels (1926) berät die Philosophische Fakultät über die Wiederbesetzung des vakanten Lehrstuhls für romanische Sprachen und Kultur und schlägt am 2. März 1927 dem Hamburger Senat Ernst Robert Curtius (Heidelberg), Walther Küchler (Wien), Hanns Heiss (Freiburg) und Kurt Glaser (Marburg) vor, wobei sie Küchler eindeutig präferiert. Aber bevor die Fakultätsmitglieder die einzelnen Berufungsvorschläge erläutern, machen sie geltend, dass aufgrund der wissenschaftlichen Ausdifferenzierung ein zweites romanistisches Ordinariate zu schaffen sei. Das bereits bestehende solle sich dem französisch-italienischen Bereich widmen und habe vor allem die Bedürfnisse der höheren Lehrerbildung ins Auge zu fassen. Neu begründet werden solle hingegen ein 144 Biografische Angaben aus: Deutsche und österreichische Romanisten 1989, 296f.; DBE, Bd. 6 (1997), 141; Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1950, 1128; StA HH: Hochschulwesen - Dozenten und Personalakten: I 256. 2. Einzeldarstellungen 194 iberoromanisches Ordinariat, auf das Fritz Krüger (siehe Kapitel 2.5.2.2) zu berufen wäre: Die Entwicklung der romanistischen Studien an der Hamburgischen Universität führt notwendig zu einer Teilung des vorhandenen einen Ordinariats. Wenn schon an binnenländischen Universitäten zwei Lehrstühle für das umfangreiche Gebiet bestehen, so kommt in Hamburg noch hinzu, daß hier das iberische Gebiet ganz besonders berücksichtigt werden muß. Dabei ist es nicht angängig, das französisch-italienische Gebiet hinter das iberische zurücktreten zu lassen, schon allein mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Lehrerbildung. Die Fakultät beantragt daher zunächst die Umwandlung des Extraordinariats für ibero-romanische Philologie in ein Ordinariat für romanische Sprachen und Kulturen mit der Maßgabe, daß dieses Ordinariat vor allem das iberische Gebiet pflegt, für welches die Fakultät bereits einen vortrefflichen Vertreter in Herrn Professor Dr. Krüger besitzt. Unter dieser Voraussetzung wird die Aufgabe des zu berufenden Ordinarius für romanische Sprachen und Kulturen in erster Linie das französisch-italienische Gebiet sein. Da ferner die linguistische Seite der Romanistik durch Herrn Krüger vertreten ist, so handelt es sich jetzt darum, einen Gelehrten zu gewinnen, dessen Interessen hauptsächlich der Literatur- und Geistesgeschichte zugewandt sind. Solchen Anforderungen würde Robert C u r t i u s in Heidelberg entsprechen. Die Fakultät verzichtet aber darauf, ihn vorzuschlagen, weil sie sicher zu wissen glaubt, daß er seinen jetzigen Wirkungskreis nicht zu verlassen gedenkt. Die Fakultät nennt an erster Stelle Walter K ü c h l e r , geboren 1877 zu Essen. Er ist zur Zeit ordentlicher Professor in Wien. Er hat sich 1906 in Gießen habilitiert und ist 1911 als ordentlicher Professor nach Würzburg berufen worden. [...] Walter Küchler wird als erfolgreicher und gewissenhafter Lehrer gerühmt. Die Wirkung seines Vortrags ist ebenso in der Vollendung in der Form wie in dem Eindruck begründet, der von der Geschlossenheit und inneren Durchbildung seiner Persönlichkeit ausgeht. In dieser Persönlichkeit vereinigt sich in besonders glücklicher Weise eine ausgezeichnete Begabung künstlerischer und menschlicher Deutung und klarer, sprachlich sorgfältig durchgestalteter Darstellung mit reifer, kritischer Besonnenheit und innerer Selbständigkeit. [...] In seinem geistigen Wesen verbindet sich mit lebhafter Beweglichkeit eine gewisse, fast spröde Kraft, die ihm den Mut gibt, unabhängig seinen eigenen Weg zu gehen und die in dem Glauben an die Idee wurzelt. [...] Demnächst nennt die Fakultät Hanns H e i s s , geboren am 29. Mai 1877 in München. Habilitiert 1907 Würzburg; nach Bonn umhabilitiert 1909, ordentlicher Professor 1914 Dresden, 1919 Freiburg. [...] An dritter Stelle schlägt die Fakultät den ao. Professor an der Universität Marburg, Herrn Dr. Kurt G l a s e r , vor. (StA HH: Universität I, D 20.2 Band 1 und 2, ohne Blattzählung; Hervorhebung wie im Original) Senat und Hochschulbehörde schließen sich dem Fakultätsvorschlag an 145 , so dass die Hochschulbehörde am 20. September 1927 der Universität mit- 145 Senatsprotokoll vom 31. August 1927: „Herr Senator Krause trägt in Vertretung von Herrn Senator de Chapeaurouge vor, daß die Philosophische Fakultät der Universität für die durch den Tod von Professor Dr. Schädel frei gewordene Professur für romanische Sprachen und Kultur den ordentlichen Professor an der Universität Wien Dr. phil. Walther Küchler an erster Stelle vorgeschlagen habe. [...] Die Hochschulbehörde 2.5 Hamburg, 1895-1933 195 teilt, dass der Senat Küchler zum 1. Oktober 1927 zum planmäßigen ordentlichen Professor an der Philosophischen Fakultät der Hamburgischen Universität ernannt habe. 146 (StA HH: Universität I, D 20.2, Bde. 1 und 2, ohne Blattzählung). Als Küchler zum Wintersemester 1927/ 28 seine Tätigkeit an der Universität Hamburg aufnimmt, haben sich bereits einige der für die Hamburger Romanistik seit Schädel üblichen Koordinaten verschoben. Als Konflikt war scheinbar vorprogrammiert, dass der wissenschaftliche Beirat des Ibero-amerikanischen Instituts, noch bevor ein Nachfolger Schädels hätte eingreifen können, am 25. Oktober 1926 beschlossen hatte, fortan dass Institut als eine vom Seminar für romanische Sprachen und Kultur unabhängige Einrichtung unter der zunächst kommissarischen Direktion durch Rudolf Grossmann fortzuführen (siehe Kapitel 2.5.3). 147 Neben diesen institutionellen Veränderungen setzt Küchler auch inhaltlich neue Akzente für das romanistische Ordinariat, wie er es nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt im Mai 1928 im Hamburger Fremdenblatt zum Ausdruck bringt: Das Fach der romanischen Sprachen und Kulturen an der Hamburgischen Universität hat die Aufgabe, die Wissenschaft der romanischen Philologie in einem Geiste zu pflegen, der den Anschauungen und Bedürfnissen der heutigen Menschen gerecht zu werden sucht. Das bedeutet nicht Verzicht auf den historischen Standpunkt. [...] Die romanische Philologie hat Generationen hindurch in der Erforschung der mittelalterlichen Sprache und Literatur der romanischen Völker fast ihre einzige Aufgabe gesehen. [...] Die Beschäftigung mit zeitgenössischen Problemen galt bis vor kurzem, ja gilt auch heute manchmal noch als unwissenschaftlich [...]. Es ist nicht nötig, in Hamburg die Notwendigkeit der Beschäftigung mit zeitgenössischen Problemen zu verteidigen. Nötig ist eher, die Berechtigung des historischen Studiums bei bewußter Einstellung auf die Gegenwartsforderungen in Sprach- und Kulturwissenschaften zu erweisen. [...] Hamburgs Gesicht ist nach Übersee gerichtet. Aber mag die Universität auch noch so sehr auf diese Richtung Rücksicht nehmen, sie wäre nicht Universität, wenn sie nicht allseitiger und umfassender ihre Ziele gesteckt hätte. Um beim Romanischen zu bleiben: es war ein schwerer Irrtum, das Französische so stark habe sich dem Vorschlage der Fakultät angeschlossen, und der Herr Referent beantrage, Professor Dr. phil. Walther Küchler auf den 1. Oktober 1927 zum planmäßigen ordentlichen Professor in der Philosophischen Fakultät an der Hamburgischen Universität zu ernennen. Der Senat beschließt demgemäß.“ (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: I 256, Bd. 1, Bl. 1) 146 Jährliche Besoldung Küchlers: 1927: 14000 Mark, 1933: 12500 Reichsmark. 147 Wolfgang Settekorn, der vornehmlich das Verhältnis zwischen Küchler und seinen Hamburger Kollegen im Rahmen der durch eine Flugblattaktion faschistischer Studenten ausgelösten Zwangspensionierung untersucht, weist auf dieses Konfliktpotenzial hin (Settekorn 1990, 759), lässt aber unerwähnt, dass die Abtrennungsbestrebungen in die Zeit vor Küchlers Amtsantritt reichen und dass die Entflechtung des Instituts und des Seminars maßgeblich durch den wissenschaftlichen Beirat und dem kommissarischen Direktor Rudolf Grossmann betrieben worden sind. 2. Einzeldarstellungen 196 zurückzudrängen, wie es vielfach geschehen ist. Frankreich und Deutschland können nicht aneinander vorbeigehen. Frankreichkunde kann in Hamburg neben Spanischkunde bestehen, ja muß auch in Hamburg bestehen; denn Hamburg ist auch Deutschland, und Deutschland muß aus zeitlicher Not und ewigem Schicksalsgebot sich mit Frankreich auseinandersetzen; und wo immer an einer deutschen Universität romanische Sprachen und Kulturen erforscht und gelehrt werden, muß im brennenden Mittelpunkt das deutsch-französische Kulturproblem stehen. (Hamburger Fremdenblatt vom 12. Mai 1928, Beilage, S. 5) Indem Küchler das deutsch-französische Kulturproblem ins Zentrum der Universitätsromanistik und seines eigenen romanistischen Arbeitens stellt, erweitert er das Profil der Hamburger Romanistik, deren vordergründiges Interesse seit 1911 die iberoamerikanische Kulturkunde bildete, um eine gegenwartsbezogene Frankreichkunde. Durch Küchlers französisch-italienische Schwerpunktsetzung und die Entflechtung des Seminars vom Iberoamerikanischen Institut entfernt sich die Hamburger Universitätsromanistik zusehends von den kaufmännisch-kulturpolitischen Zielsetzungen ihrer Gründerzeit und nähert sich im Rahmen des kulturkundlichen und literaturwissenschaftlichen Forschungsprogramms der traditionellen Romanistik an. Nach der Zwangspensionierung Küchlers 1933 wird der Lehrstuhl für romanische Sprachen und Kultur nicht wiederbesetzt und seine Ressourcen für die Schaffung eines Ordinariats für Vor- und Frühgeschichte verwendet (Universität Hamburg 1969, 226). 2.5.2.2 Das Extraordinariat für ibero-romanische Philologie (1924-1928), ab 1928 Ordinariat für romanische Sprachen Fritz Krüger (Extraordinarius für ibero-romanische Philologie 1924-1928; Ordinarius für romanische Sprachen 1828-1945) Fritz (Otto) Krüger (1889-1974) wird am 7. Dezember 1889 in Spremberg (Niederlausitz) geboren. Nach dem Abitur am Realgymnasium Zittau (1908) studiert Krüger Romanische Philologie in Tübingen und Halle, wo er Bernhard Schädel kennen lernt. Im Oktober 1911 promoviert Krüger in Gießen („Sprachgeographische Untersuchungen in Languedoc und Roussillon“); zwischenzeitlich war er im April 1911 Schädels Assistent am Hamburger Seminar für romanische Sprachen und Kultur geworden. 148 Während des Ersten Weltkriegs leistet Krüger zwischen Februar 1915 und November 1918 Kriegsdienst. Nach Kriegsende erwirbt er im Oktober 1919 seine venia legendi für Romanische Philologie an der Universität Hamburg („Studien zur Lautgeschichte westspanischer Mundarten auf Grund von Untersuchungen an Ort und Stelle“). 1924 ergeht an Krüger eine Hausberu- 148 Jährliche Besoldung Krügers als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter: 1911: 1800 M, 1912: 2400 M, 1913: 3000 M, 1915: 3300 M, 1919: 4500 M, 1920: 4800 M. 2.5 Hamburg, 1895-1933 197 fung auf das neu geschaffene Extraordinariat für ibero-amerikanische Philologie, das 1928 in ein Ordinariat für romanische Sprachen umgewandelt wird. 1926 ernennt ihn die Real Academia Española in Madrid zum Korrespondierenden Mitglied. Auf romanistischem Gebiet liegen u.a. folgende Werke vor: Die Gegenstandskultur Sanabrias und seiner Nachbargebiete (Hamburg, 1925), Die Hochpyrenäen (Hamburg, 1936) und El léxico rural del noroeste ibérico (Madrid, 1947). Aufgrund allzu großen Nähe zum nationalsozialistischen Regime wird Krüger 1945 auf Anordnung der britischen Militärregierung aus seinem Dienstverhältnis an der Universität Hamburg entlassen und geht nach Argentinien, wo er ab 1949 an der Universidad Nacional de Cuyo (Mendoza) arbeitet. Am 17. August 1974 stirbt Krüger in Mendoza. 149 Ab 1920 gibt es in Hamburg Verhandlungen, eine Professur für Kultur und Geschichte Lateinamerikas einzurichten und diese mit Prof. Ernesto Quesada (1858-1934) aus Buenos Aires zu besetzen. Der argentinische Soziologe, Jurist, Publizist, Historiker und Sprachwissenschaftler Quesada hatte nämlich dem Hamburger Senat angeboten, seine ca. 82000 Bände umfassende Privatbibliothek, deren Wert Experten auf 6 Mio. Mark schätzten, im Ibero-amerikanischen Institut aufzustellen, wofür er als Gegenleistung einen ordentlichen Lehrstuhl für Kultur und Geschichte Lateinamerika an der Hamburgischen Universität mit lebenslangem Professorengehalt erwartete (StA HH: Universität I, A 110.2). Letztendlich scheiterten diese Verhandlungen jedoch an der angespannten Haushaltslage des Hamburger Staates, so dass Quesada seine Bibliothek 1928 dem Preußischen Staat schenkte, die dort den Grundstock des 1930 in Berlin gegründeten Ibero-Amerikanischen Institutes bildete (75 Jahre Ibero-Amerikanisches Institut 2005, 8). Dass aber der Plan, eine derartige Professur zu begründen, nie ganz fallen gelassen wurde, belegt der Umstand, dass, nachdem die schwersten Auswirkungen der Inflation von 1923 überwunden waren, sich der Hamburger Senat 1924 entschließt, ein Extraordinariat für ibero-amerikanische Philologie zu schaffen und hierfür den Privatdozenten Fritz Krüger vorzuschlagen (Senatsprotokoll vom 26. September 1924): Herr Senator Krause für Herrn Bürgermeister Petersen trägt vor, daß die Oberschulbehörde für die durch Nachtrag zum Staatshaushaltsplan 1924 geschaffene planmäßige außerordentliche Professur für ibero-amerikanische Philologie den Privatdozenten Professor Dr. Fritz Otto Krüger vorschlage. Dr. Krüger ist seit April 1911 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Seminar für romanische Sprachen und Kultur und seit 1919 habilitiert. Juni 1923 hat er die Amtsbezeichnung Professor erhalten. [...] Die Hochschulbehörde beantragt, den Privatdozenten Professor Fritz Otto Krüger, Phil. Dr., auf den 1. Oktober 1924 zum planmäßigen 149 Biografische Angaben aus: Settekorn 1991, 762-769; Kalwa 2004, 46-52; StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: IV 1193. 2. Einzeldarstellungen 198 außerordentlichen Professor in der Philosophischen Fakultät zu ernennen. Der Senat beschließt antragsgemäß. (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: IV 1193, Bd. 2, Bl. 31) Krügers Extraordinariat („beamteter planmäßiger außerordentlicher Professor“), das ihm der Senat ab dem 1. Oktober 1924 verleiht, wird im Januar 1929 rückwirkend zum 1. Oktober 1928 in ein Ordinariat für romanische Sprachen mit iberoromanischem Schwerpunkt umgewandelt (Senatsprotokoll vom 2. Januar 1929): Herr Senator de Chapeaurouge trägt vor, daß die Bürgerschaft mit dem 1. Nachtrag zum Staathaushaltsplan für das Rechnungsjahr 1928 die Umwandlung der außerordentlichen Professur für ibero-amerikanische Philologie in eine ordentliche Professur für romanische Sprachen beschlossen habe. Für das Ordinariat komme nach dem Vorschlag der Philosophischen Fakultät der bisherige Inhaber des Extraordinariats Professor Fritz Krüger, Phil. Dr., in Frage. [...] Der Senat beschließt demgemäß. (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: IV 1193, Bd. 2, Bl. 58) Nachdem sein Kollege Walther Küchler mit Wirkung zum 31. Dezember 1933 nach § 6 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in den Ruhestand versetzt worden ist, bleibt Krüger bis zum Ende der nationalsozialistischen Diktatur alleiniger romanistischer Ordinarius und Seminardirektor in Hamburg. 2.5.3 Seminar, Ibero-amerikanisches Institut und Seminarbibliothek Das Seminar für romanische Sprachen und Kultur am Hamburgischen Kolonialinstitut (1911-1919) und an der Hamburgischen Universität (1919-1933) 150 Mit seiner Berufung zum Ordinarius an die Hamburger Wissenschaftlichen Anstalten und ans Kolonialinstitut beginnt Bernhard Schädel Anfang April 1911 im Vorlesungsgebäude, Rothenbaumchaussee 36, im Rahmen des Kolonialinstituts ein Seminar für romanische Sprachen und Literatur einzurichten, das am 15. Mai 1911 für den Benutzerverkehr geöffnet wird. Im ersten Tätigkeitsbericht des Seminars aus dem Studienjahr 1910/ 11 schreibt Schädel über das neu gesteckte Aufgabenfeld und die dazu erforderlichen Hilfsmittel: Es [das Seminar. A.d.V.] unterstützt - im Rahmen des Kolonialinstituts - die kolonialen und überseeischen Studien durch die Pflege des praktischen Sprachunterrichts im Französischen, Italienischen, Spanischen und Portugiesischen, durch die Pflege der auf romanische Überseeländer bezüglichen wissenschaftlichen Studien, insbesondere linguistischer, volkskundlicher und kulturgeschichtlicher Art. Da die romanistischen, insbesondere auf die spanisch-portu- 150 Siehe auch Kalwa 2004, 33-72. 2.5 Hamburg, 1895-1933 199 giesischen Länder, Süd- und Mittelamerika, bezüglichen Überseestudien in Deutschland entweder überhaupt nicht gepflegt werden oder sie sich erst in ihrem Anfangsstadium befinden, war für das hamburgische romanistische Seminar sowohl in der Organisation des wissenschaftlichen und praktischen Lehrbetriebs als auch beim Ausbau der Bibliothek von vornherein durch enge Anlehnung an die Ergebnisse und Methoden der reich entwickelten europäischen Romanistik eine solide Grundlage zu schaffen. Die für die Bedürfnisse des allgemeinen und fachwissenschaftlichen Vorlesungswesens erforderliche Einrichtung der Studien und Informationsmittel sowie des Lehrbetriebs, der dem romanistischen Lehrbetrieb an Universitäten in methodischer Hinsicht entspricht, war daher zugleich eine notwendige Voraussetzung für eine sprach- und kulturwissenschaftliche Bearbeitung der romanischen Übersee, mit deren Vorbereitung im Sommersemester 1911 begonnen wurde. (Hamburgisches Kolonialinstitut, Bericht 1910/ 11, 24f.) Das Tätigkeitsfeld des Seminars erstreckt sich so über französische, italienische, spanische und portugiesische Sprachpraxis und auf Lateinamerika bezogene „linguistische, volkskundliche und kulturgeschichtliche“ Spezialstudien, für die Schädel zu Recht den Status einer Innovation beansprucht. Der neusprachliche Sprachunterricht in den west- und südeuropäischen Sprachen, den es schon seit 1909 am Kolonialinstitut gibt, erfreut sich von Anbeginn größter Beliebtheit. So lernen beispielsweise um 1911 insgesamt 106 Hörer und Hospitanten Französisch, Spanisch, Italienisch und Portugiesisch und 110 Englisch, wohingegen nur neun Chinesisch, sieben Japanisch, drei Arabisch und 13 Suaheli lernen (siehe Kapitel 2.5.5). Die Seminarbibliothek mit ihren einschlägigen Fachzeitschriften und romanischen Tageszeitungen wird im ersten Jahr ihres Bestehens von durchschnittlich vier Lesern pro Tag genutzt. Wie Schädel in seinem Bericht von 1911 hervorhebt, wird der Auf- und Ausbau einer iberoamerikanischen Spezialbibliothek das Hauptaugenmerk des Seminars bilden. Den Mitarbeiterstamm des Seminars bilden Schädel als Direktor, Fritz Krüger als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter, jeweils ein Hilfsarbeiter für Französisch, ein Hilfsarbeiter für Spanisch, ein Hilfsarbeiter für Italienisch und die Portugiesischlektorin Luise Ey. 151 Noch 1918 war Schädel gemeinsam mit seinem Kollegen Ludolph Brauer für einen neuen Typus einer „Hamburgischen wissenschaftlichen Anstalt“, die den ökonomischen Interessen der Hamburger Kaufleute genauso wie der bürgerlichen Allgemeinbildung genügen sollte, und dezidiert gegen eine traditionelle Universität eingetreten (Brauer/ Schädel 1918). Die Realität des im Versailler Vertrag geregelten Verlust aller deut- 151 Im Vorlesungsverzeichnis des Wintersemesters 1912/ 13 präsentiert sich das Seminar wie folgt: „Seminar für romanische Sprachen und Kultur. Direktor: Prof. Dr. Schädel [...]. Dr. Wagner, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter für Italienisch [...]. Dr. Krüger, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter [...]. Dr. Lavoipière, Hilfsarbeiter für Französisch [...]. Dr. Rubió y Balaguer, Hilfsarbeiter für Spanisch [...].“ 2. Einzeldarstellungen 200 schen Kolonien anerkennend, modifiziert jedoch Schädel seine wissenschaftsorganisatorischen Pläne. Im Februar 1919 plädiert Schädel gegenüber dem zum Bürgermeister aufgestiegenen Werner von Melle für eine „modern geartete Universität auf demokratischer Grundlage“, in der das Seminar für romanische Sprachen und Kultur und das Ibero-amerikanische Institut unter veränderten Vorzeichen ihren Platz finden sollen: Ew. Magnifizenz beehre ich mich ergebenst mitzuteilen, daß ich die Voraussetzungen für die Durchführung des von mir in Gemeinschaft mit Professor Brauer und anderen entworfenen Planes einer „Hamburgischen wissenschaftlichen Anstalt“ als durch den Kriegsausgang und die neuen Bedürfnisse des Staates größtenteils hinfällig geworden betrachte und daher, unter Aufrechterhaltung der in Betracht kommenden Grundgedanken jenes Planes bezüglich der Weiterentwicklung der auf meinem Fachgebiet geschaffenen Sondereinrichtungen, für die beschleunigte Errichtung einer modern gearteten Universität auf demokratischer Grundlage eintrete. (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: IV 925, ohne Blattzählung) Wie von Schädel gewünscht, werden im Zuge der Universitätsgründung (1. April 1919) das Seminar für romanische Sprachen und Kultur und das mit ihm personell und inhaltlich verflochtene Ibero-amerikanische Institut in Form eines eigenständigen Universitätsinstituts der Philosophischen Fakultät angegliedert. Beide zu einer Einheit verschmolzene Einrichtungen behalten zunächst trotz der neuen universitären Rahmenbedingungen ihren kulturpolitischen Charakter, die ihre Aufgabe vor allem darin sehen, Ausreisewillige und an Lateinamerika interessierte Kaufleute besonders während der großen Ausreisewelle in der ersten Hälfte der 1920er Jahre zu informieren. Dass diese Aufgabe die Kapazitäten des nach wie vor im selben kleinen Souterrainraum untergebrachten Seminars bei Weitem übersteigt, liegt auf der Hand. In einem Schreiben an den Staatskommissar für die Hamburgische Universität vom 24. Januar 1921 schildert der Seminardirektor Schädel die Problemlage: Im Hinblick auf den starken Raummangel des Seminars für romanische Sprachen und Kultur beehre ich mich Nachfolgendes ergebenst zu berichten. Es existiert in Hamburg eine außerordentlich große Zahl von Interessenten, denen an einer Beschäftigung mit den heutigen Landesverhältnissen und mit dem praktischen Leben in Lateinamerika gelegen ist, da sie entweder beruflich damit zu tun haben (Kaufleute) oder nach dem spanischen Amerika oder Brasilien auszuwandern beabsichtigen. Die an die Universität Hamburg gerichtete Forderung, daß sie die Auslandskunde zu pflegen habe, beruht ganz in erster Linie, vielfach sogar ausschließlich auf den in Hamburg vorhandenen starken Lateinamerikainteressen. Es handelt sich bis jetzt fast durchweg um Persönlichkeiten, die weder Neigung noch Möglichkeit haben als “Studenten“ im üblichen Sinne zu figurieren oder zu arbeiten, ohne deshalb, in häufigen Fällen, in ihren Fähigkeiten bei einem Studium des Auslandes hinter dem Durchschnitt des Studenten zurückzustehen. [...] Da mit Vorlesungen allein den Bedürfnissen dieser Interessengruppe nicht gedient wäre, wie es das Seminar, und hier insbesondere 2.5 Hamburg, 1895-1933 201 das Ibero-amerikanische Institut, sowie des Weiteren das Weltwirtschaftsarchiv besitzt, vollkommen unentbehrlich sind, sieht sich das Seminar gezwungen, im Allgemeinen Vorlesungswesen für das Sommersemester 1921 erstmalig, als einstweilen ständige Einrichtung, Praktika über Brasilien (Dr. Bieler) und über das spanische Amerika (Dr. Grossmann) anzukündigen. Nach genauester Prüfung der Sachlage steht jedoch für das Seminar von vornherein fest, daß die gegenwärtigen Raumverhältnisse eine Durchführung dieser Praktika unmöglich machen. [...] Es arbeiten zurzeit, abgesehen von dem Unterzeichneten, zum Teil während des ganzen Tages, im Seminar 1) drei wissenschaftliche Mitarbeiter (Dr. Krüger, Dr. Bieler, Dr. Grossmann) (ab 1. II als vierter: Dr. Pröbster), 2) von den Lektoren die Herren Montesinos, Armalot und Dr. Brulez, 3) fluktuierend: auswärtige Professoren, 4) technische Angestellte des Seminars, 5) die Studenten des Französischen und Spanischen. [...] Zur Kennzeichnung der Sachlage kann die Tatsache dienen, daß die hamburgischen Lateinamerikainteressen sich auf Brasilien, die La Plataländer, die Andenstaaten, Zentralamerika und Mexiko beziehen, daß ein quantitativ ungeheurer Drang nach Auswanderung und nach vorherigem Studium sich auf alle diese Länder bezieht und das eine kürzlich von Herrn Dr. Bieler auf Wunsch des Reichsauswanderungsamtes außerhalb der Universität und des Vorlesungswesens eröffnete Serie von Informationsvorträgen über Brasilien von 600 Teilnehmern besucht wird. Aus vielfältigem Anlaß ist mir bekannt, daß der Universität ein vollständiges Versagen hinsichtlich der Auslandskunde vorgeworfen wird und daß man in den Kreisen außerhalb der Universität zu solchen Vorwürfen und zu geringschätzender Beurteilung in erster Linie deshalb kommt, weil Praktika über das moderne Lateinamerika, die jedem Gebildeten, auch dem nichtstudentischen, zugänglich sind, fehlen. Bis jetzt haben solche, von einer relativ kleinen Zahl von Universitätshörern besucht, als Proseminarübungen der Universität, stattgefunden, ohne daß das eigentliche Interessentenpublikum, das geradezu künstlich fern zu halten der Raummangel des Seminars gebietet, davon Notiz genommen hätte. [...] (StA HH: Universität I, K 20.1.375, Bl. 1f.) Stark ist Schädels Argument, dass „[d]ie an die Universität Hamburg gerichtete Forderung, daß sie die Auslandskunde zu pflegen habe, [...] ganz in erster Linie, vielfach sogar ausschließlich auf den in Hamburg vorhandenen starken Lateinamerikainteressen [beruht]“, womit er damit die auf Süd- und Mittelamerika gerichtete Iberoromanistik zum Kern der Hamburgischen Bildungsinteressen erhebt und diese ins Zentrum der Hamburger Universität stellt. 152 Dass dies vom Hamburger Senat anerkannt wird, 152 In der Tat muss es in den 1920er Jahren ein großes Interesse an Spanisch seitens verschiedener Hamburger Berufsgruppen gegeben zu haben, wie externe Anfragen an das Seminar nach Spanischprüfungen belegen (Schädel an den Universitätssenat am 24. Januar 1923): „An das Seminar für romanische Sprachen und Kultur haben sich mehrfach Interessenten mit der Anfrage gewandt, ob das Seminar eine Prüfung von Angehörigen verschiedener Berufe in der spanischen Sprache vornehmen würde. Diese Anfragen sind dadurch verursacht, dass angesichts der wachsenden Bedeutung des Spanischen das Bedürfnis, vorhandene Kenntnisse amtlich festgestellt zu sehen und hierüber ein Zeugnis zu besitzen, sich vermehrt.“ (StA HH: Universität I, K 20.1.375, Bl. 5) 2. Einzeldarstellungen 202 belegt der Umstand, dass das Seminar und das Ibero-amerikanische Institut in Zeiten größter wirtschaftlicher Not neue großzügige Räume erhalten. Beide Institutionen beziehen Anfang 1924 insgesamt 44 Räume in der Rothenbaumchaussee 5 und 36, wo neben Verwaltung und Repräsentation auch eine großzügige Bibliothek, vier Hörsäle mit insgesamt 76 Plätzen und ein Lehrmittelarchiv für die Lehrbelange des Seminars Platz finden. 1929 verlegt das Seminar seinen Sitz nach Bornplatz 1/ 3, wo es bis zum Ende unseres Untersuchungszeitraumes verbleiben wird. Zum Wintersemester 1919/ 20 werden die romanistische, die französische, die spanische, die portugiesische und die italienische Abteilung des Seminars gegründet. Als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter wird mit Seminargründung im April 1911 Fritz Krüger (siehe Kapitel 2.5.2.2) angestellt, wo er bis zu seiner Ernennung zum Extraordinarius 1924 in dieser Funktion arbeitet. Als Bibliothekar des Seminars und bis 1927 auch des Ibero-amerikanischen Instituts wird im März 1923 Wilhelm Giese (1895-1990) angestellt. 1925 steigt Giese zum wissenschaftlichen Hilfsarbeiter am Seminar auf und 1935 wird seine Stelle, nachdem er sich am 19. Juli 1930 in Hamburg einschlägig habilitiert hatte („Volkskundliches aus den Hochalpen des Dauphiné“), in die eines wissenschaftlichen Angestellten umgewandelt (zu Wiese siehe auch Kalwa 2004, 52-72). Der Wiener Romanist Fritz Schalk (1902-1980) wird, nachdem er sich am 25.März 1927 promoviert hatte, zum 1. Oktober 1927 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter mit einer monatlichen Vergütung in Höhe von 350 Mark am Hamburger Seminar eingestellt, wo er vor allem die Seminarbibliothek auf französisch-italienischem Gebiet ausbaut. Im Februar 1932 habilitiert sich Schalk in Hamburg und vertritt ab November desselben Jahres den erkrankten Rudolf Zenker in Rostock, dessen Lehrstuhl ihm zum 1. Oktober 1933 übertragen wird (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: IV 2010). Neben Krüger (18. Oktober 1919), Giese (19. Juli 1930), Schalk (Februar 1932) habilitieren sich in Hamburg für Romanische Philologie Hermann Urtel (24. November 1919) und Rudolf Grossmann (27. Februar 1925) (StA HH: Universität I, D 50.1 Band 1). Als Zeitschriften gibt das Seminar die Revue de Dialectologie Romane mit ihren Beiheften Bulletin de Dialectologie Romane (1909-1914) und La Cultura sudamericana, das Organ des 1916 gegründeten Hamburgischen Ibero-amerikanischen Vereins, heraus. Die zwischen 1928 und 1944 vom Romanischen Seminar herausgegebene Zeitschrift Volkstum und Kultur der Romanen illustriert die methodische Verwurzelung der so genannten „Hamburger Schule“ im kulturkundlichen Forschungsprogramm „Wörter und Sachen“, dem es um eine volkskundlich-sprachwissenschaftliche Beschreibung der durch Industrie und allgemeinen Kulturzerfall bedrohten Reste authentischer bäuerlich-ländlicher romanischer Volkskulturen ging (Beitl/ Chiva 2.5 Hamburg, 1895-1933 203 1992; Settekorn 2001). Wie Wolfgang Settekorn betont, waren „Wörter und Sachen“ mit der nationalsozialistischen Volkstumsideologie kompatibel (Settekorn 1990, 763), so dass sich das Seminar nach 1933 sowohl inhaltlich als auch ideologisch bestens in die neuen Umstände schickte. 153 Das Ibero-amerikanische Institut (1917-1928) 154 Am 17. Dezember 1917 gründet die Ibero-amerikanische Gesellschaft E.V. (1916 als Ibero-amerikanischer Verein gegründet) mit der infrastrukturellen und finanziellen Unterstützung des Hamburgischen Staates das Ibero-amerikanische Institut, dessen Leitung dem Romanisten und Direktor des Seminars für Romanische Sprachen und Kultur am Hamburger Kolonialinstitut Bernhard Schädel übertragen wird. 155 Das gegen Ende des Ersten Weltkrieges entstehende lateinamerikakundliche Spezialinstitut führt zunächst als Nachrichten- und Archivdienst paramilitärische Aufgaben für das Auswärtige Amt fort 156 , zu deren Erfüllung Schädel 157 sogar 1917 von seinen Dienstverpflichtungen gegenüber dem Seminar entbunden wird. Zwischen Kriegsende und der 1923 einsetzenden Inflation beraten die Institutsmitarbeiter in direkter Zusammenarbeit mit dem Reichswanderungsamt zahlreiche deutsche Ausreisewillige hinsichtlich ihrer Übersiedelung nach Lateinamerika und der Kontakt zum während des Ersten Weltkrieges neutralen Spanien wird ausgebaut. 153 Settekorn 1990, 763: „Der Seminaralltag war von 1933 an zutiefst nationalsozialistisch geprägt. Vom zentralen Gegenstand her bestand Übereinstimmung mit der faschistischen Volkstumsideologie. Personell hatte das Seminar bei der Entlassung Küchlers seine Linientreue manifestiert [...].“ 154 Siehe auch Bruch 1990; Kalwa 2004, 87-158. 155 Zu Charakteristik, Werdegang und Aktivitäten des Ibero-amerikanischen Instituts siehe auch den umfangreichen Bericht, der unmittelbar nach dem Tod Schädels 1926 durch seinen Nachfolger Rudolf Grossmann zusammengestellt wurde (StA HH: Universität I, K 20.1.200, Bl. 91ff.). 156 Die im August 1914 gegründete Nachrichtenstelle des Hamburgischen Kolonialinstituts hatte die Aufgabe, die neutralen Staaten (Skandinavien, Spanien, Portugal und die amerikanischen Staaten) an der französischen und englischen Kriegszensur vorbei mit Informationen über die deutsche Politik, Wirtschaft und Kriegsführung zu versorgen. Neben den in deutscher Sprache verfassten Mitteilungen für das Ausland wurden für Amerika, Spanien, Portugal und Italien auch fremdsprachliche Propagandahefte gedruckt und versendet (v. Melle 1924, 438-440). 157 In einer Selbstauskunft Schädels über seine Militärverhältnisse an die Hamburgische Oberschulbehörde vom 15. November 1916 heißt es: „Ueber meine Militärverhältnisse teile ich ergebenst mit, dass ich Oberleutnant der Landwehr-Feldartillerie zweiten Aufgebots bin, und, nach abgeleistetem Dienst im Felde und in der Garnison seit längerer Zeit aus gesundheitlichen Gründen aus meiner Garnisonsdienststelle beim Paketdepot Hamburg entlassen, zur Zeit als Referent der iberoamerikanischen Abteilung des Wirtschaftsdienstes beim Nachrichtenoffizier Hamburg des Generalstabs des Feldheeres tätig bin.“ (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: I 359, Bd. 9, Bl. 3) 2. Einzeldarstellungen 204 Sowohl personell als auch räumlich ist das Ibero-amerikanische Institut fest mit dem Seminar für romanische Sprachen und Kultur des Hamburgischen Kolonialinstituts bzw. ab 1919 der Hamburgischen Universität verbunden. Dass dies anfänglich vom Universitätssenat nicht durchweg so gesehen wird, belegt die im Juni 1921 getroffene Entscheidung, zwar dem Seminar, aber nicht dem Institut einen ständigen Hörsaal zu überlassen (StA HH: Universität I, K 20.1.200, Bl. 4ff.), so dass sich Schädel am 16.Juni 1921 zu einer Klärung des Institutsstatus' als einer „hamburgischen wissenschaftlichen Anstalt“ gegenüber der Verwaltung genötigt fühlt: Das Romanische Seminar und das Ibero-amerikanische Institut sind vollständig miteinander verschmolzen, besitzen die gleiche Leitung, das gleiche Personal, die gleiche Verwaltung und das gleiche Lokal und erfreuen sich der gleichen Unabhängigkeit von irgendwelchen ausserakademischen oder kaufmännischen Instanzen. Der Unterschied besteht darin, dass das Romanische Seminar eine Anstalt für Kultur und Sprachen sämtlicher romanischen Länder ist, während das Ibero-amerikanische Institut sich nur auf das spanisch-portugiesische Ausland bezieht, ausser Sprache und Kultur jedoch weitere Wissensstoffe behandelt. Das Ibero-amerikanische Institut ist kein Privatinstitut, auch nicht ein Verein, sondern eine besondere Unternehmung des Romanischen Seminars unter besonderem Namen, die von dem Senatskommissar für die Hamburgische Universität als solche anerkannt und genehmigt sowie mit besonderem Personal versehen ist und die in Bezug auf die Aufbringung der Mittel mit jeglicher Sonderunternehmung einer hamburgischen wissenschaftlichen Anstalt, die unter Verwendung von privaten Spenden erfolgt, vollkommen identisch ist. (StA HH: Universität I, K 20.1.200, Bl. 6 recto et verso folio) Wenngleich auf Schädels Einwand hin besagter Hörsaal auch dem Iberoamerikanischen Institut ohne einer jeden Nutzung vorausgehenden Genehmigung überlassen wird, so fordert doch der Senat Schädel auf, das Verhältnis des Instituts zur Universität eindeutig zu klären, worauf er am 22. Juli 1921 antwortet: Ihrem Wunsche, für die Zwecke des Universitätssenats weitere Orientierung über das Ibero-amerikanische Institut zu erhalten, würde ich nur durch sehr umfangreiche Berichte nachkommen können, da das Ibero-amerikanische Institut eine ausserordentliche weitverzweigte Arbeitsorganisation darstellt. [...] Die Tatsache, dass das Ibero-amerikanische Institut weder im Haushalt der Universität noch in deren Institutsverzeichnis figuriert, erklärt sich daraus, dass für die Arbeiten des Instituts staatliche Mittel für sachliche Unkosten nicht in Anspruch genommen wurden, sowie daraus, dass das Institut, wie verschiedene andere auslandskulturpolitisch orientierte Institute dieser Art durch eine Verbindung mit dem seiner Natur nach schwerfälligen Geschäftsgang einer Hochschule vollständig leistungsunfähig werde würde. (StA HH: Universität I, K 20.1.200, Bl. 9 recto et verso folio) Noch deutlicher wird Schädel, als er rückblickend in einem Bericht an die Hochschulbehörde vom 2. Juli 1924 über die Rechtsform des Instituts schreibt: 2.5 Hamburg, 1895-1933 205 Eine besondere, juristisch festgelegte Rechtsform hat das Institut niemals besessen und benötigt. Es stellt eine Erweiterung des Seminars dar, die durch meine persönliche Initiative ohne Inanspruchnahme des Staates entfaltet und in ihren Anfängen, während der Zeit von 1917-1923, von einem zu diesem Zweck gegründeten Förderungsverein, eben der Ibero-amerikanischen Gesellschaft E.V. ideell und materiell unterstützt wurde, vor allem jedoch die erforderlichen Beziehungen zu den Hamburgischen Interessentenkreisen und dem Ausland unterhielt. Während intern und vom Standpunkt des Hamburgischen Staates betrachtet das Seminar und das Institut identisch sind, tritt letzteres als - in Deutschland z.Zt. einzige - Vermittlungsanstalt für den wissenschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen Deutschland und den spanisch-portugiesischen Ländern und als Anstalt für ibero-amerikanische Auslandskunde unter seinem besonderen Namen auf, wie es diese seine Aufgaben erheischen.“ (StA HH: Universität I, K 20.1.200, Bl. 100ff.) Neben der vor allem in den Anfangsjahren direkten Indienstnahme des Ibero-amerikanischen Instituts durch staatliche Institutionen wie dem Auswärtigen Amt und dem Reichswanderungsamt obliegt dem Institut das weite Feld „der Vermittlung und Förderung wissenschaftlicher Beziehungen aller Art zwischen Deutschland einerseits und Spanien, Portugal sowie den lateinamerikanischen Republiken andererseits“, wie Schädel am 2. März 1921 dem Verband der deutschen Hochschulen mitteilt (StA HH: Universität I, K 20.1.200, Bl. 3). Zu diesem Zweck werden auslandskundliche Vorträge, spanische und portugiesische Sprachkurse sowie Abendgesellschaften veranstaltet und Iberica, Zeitschrift für spanische und portugiesische Auslandskunde herausgegeben. 158 Insgesamt verfolgt das Institut ausschließlich auslandskundliche Zielsetzungen im Sinne einer lebenspraktischen Verwertbarkeit durch Informationssuchende, was sich auch darin zeigt, dass dem Wissenschaftlichen Rat des Ibero-amerikanischen Instituts kein einziger Philologe angehört. 159 1926 wird sogar die Bedingung, philologisch ausgebildet zu sein, um zum Institutsdirektor ernannt zu werden, fallen gelassen. Als weitere wirtschafts- und kulturpolitische Maßnahme des Hamburger Staates und der Hamburgischen Universität für die Zusammenarbeit mit der iberoamerikanischen Welt wird am 6. März 1922 das Centro ibero-ameri- 158 In der kurz nach Schädels Tod (1926) verfassten „Charakteristik des Instituts“ heißt es: „Das Ibero-amerikanische Institut ist eine der Hamburgischen Universität als selbständige Zweigeinrichtung des Seminars für romanische Sprachen und Kulturen angegliederte Anstalt für den Kulturaustausch zwischen Deutschland und den spanisch-portugiesischen Ländern sowie für die Pflege der ibero-amerikanischen Auslandskunde, die eine der besonderen Aufgaben der Hamburgischen Universität bildet.“ (StA HH: Universität I, K 20.1.200, Bl. 91; Hervorhebung wie im Original) 159 Wissenschaftlicher Rat: Prof. Dr. Ludolf Brauer (ärztlicher Direktor des Allgemeinen Krankenhauses Eppendorf), Prof. Dr. B. Nocht (Direktor des Instituts für Schiffs- und Tropenkrankheiten), Prof. Dr. A. Voigt (Direktor des Instituts für angewandte Botanik) und Prof. Dr. W. Weygandt (Direktor der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg). 2. Einzeldarstellungen 206 cano de Hamburgo E.V. als eine Art Gesellschaftsklub gegründet, dessen Vorsitzender der Hamburger Bürgermeister Arnold Diestel ist. Erklärtes Ziel ist es, Hamburger Interessenten aus Wirtschaft und Politik mit konsularischen Vertretern und Angehörigen der iberoamerikanischen Kolonien in einem geselligen Rahmen zusammenzuführen. Bereits 1923 wird das Centro ibero-americano de Hamburgo E.V. wieder aufgehoben, nachdem sich zuvor im selben Jahr die Ibero-amerikanische Gesellschaft E.V. aufgrund der vollständigen Entwertung des Vereinskapitals durch die Inflation aufgelöst hatte. Das gesamte verbliebene sächliche Vermögen der Gesellschaft, allem voran der Bücher- und Zeitschriftenbestand der Bibliothek sowie wissenschaftliche Materialien, gehen an das Institut und dadurch in den Besitz des Hamburgischen Staates über. Von diesem Zeitpunkt ab führt das Iberoamerikanische Institut alle den iberischen und lateinamerikanischen Kultur- und Wirtschaftsraum betreffende wissenschaftlichen, kulturellen, publizistischen und gesellschaftlichen Aufgaben in alleiniger Vertretung. Tatkräftige Unterstützung erfährt das Institut dadurch, dass die Finanzdeputation des Hamburger Senats am 4. September 1924 erklärt, dass das Institut nunmehr offiziell die Räume und das Personal des Romanischen Seminars nutzen darf. Wie hoch die auslandskundlichen Aktivitäten der Hamburgischen Universität, vertreten auch durch das Ibero-amerikanische Institut, angebunden sind, belegt die Liste der ehrenamtlichen Mitglieder des 1923 geschaffenen Beirats für die ibero-amerikanischen Auslandsstudien der Hamburgischen Universität: Generalkonsul des Königreichs Spanien, Generalkonsul der Argentinischen Republik, General- und Vizekonsul von Kuba, Generalkonsul und Konsul der Vereinigten Staaten von Mexiko, Generalkonsul von Kolumbien, Generalkonsul der Republik Ecuador, Konsul von Bolivien, Generalkonsul von Venezuela, Konsul von Uruguay, Generalkonsul von Honduras, Generalkonsul von Guatemala, Generalkonsul von Peru und Konsul der Dominikanischen Republik. Im Frühjahr 1924 beziehen das Seminar für romanische Sprachen und Kultur und das Ibero-amerikanische Institut, deren Verwaltung zuvor in einem kleinen Souterrainraum im Vorlesungsgebäude, Rothenbaumchaussee 36, untergebracht war, repräsentative Räume in den Häusern Rothenbaumchaussee 5 und 36. Beide Einrichtungen verfügen fortan über insgesamt 44 Räume mit einer Gesamtgrundfläche von 763 m² für Verwaltung, wissenschaftliches Arbeiten, Lehrveranstaltungen (76 Hörsaalplätze), Sitzungen, Besucherempfang, Bibliothek, Lehrmittelarchiv, eine kleine Hausdruckerei und Buchbinderei, deren großzügiger Charakter von Rudolf Grossmann 1927 fotografisch dokumentiert worden ist (Grossmann 1927). Einen Eindruck von Art und Umfang des Bibliotheksbestandes und der Aktivitäten des Ibero-amerikanischen Instituts vermittelt ein Artikelausschnitt des Hamburgischen Fremdenblattes vom 17. Dezember 1927: 2.5 Hamburg, 1895-1933 207 Eine S p e z i a l b i b l i o t h e k von etwa 13000 Bänden und 2500 Karten umfasst Landeskunde, Geschichte, Literatur, Sprachforschung, Völkerkunde, Wirtschaft, Recht und Kunst der ibero-amerikanischen Länder, ergänzt durch eine gehaltvolle Sammlung von Lehr- und Anschauungsmitteln, dabei Sprachplatten, Diagrammen, Epi- und Diaskopmaterial usw. Lebhaft entfaltete sich die briefliche und mündliche A u s k u n f t s - u n d B e r a t u n g s t ä t i g k e i t in wissenschaftlichen und praktischen Fragen, über Reisegelegenheit, Studienmöglichkeit usw. So wurden 1924 nicht weniger als 30000 direkte mündliche und telephonische und nahezu 29000 schriftliche Auskünfte gegeben. Eifrig betätigte sich das Institut durch L e h r g ä n g e in Spanisch und Portugiesisch, sowie durch Unterricht über kulturelle und wirtschaftliche Verhältnisse der Ibero-amerikanischen Welt, woran in weniger als drei Jahren nahezu 2000 Hörer teilnahmen. (StA HH: Universität I, K 20.1.200, Bl. 83; Sperrung wie im Original) Um die immer komplexer werdenden Aktivitäten des Ibero-amerikanischen Instituts besser zu organisieren, werden am 30. Juli 1926 eine mexikanische, eine brasilianische, eine argentinische und eine zentralamerikanische Sektion mit eigenen Satzungen zur „Förderung der Beziehungen zwischen dem wissenschaftlichen und allgemein-kulturellen Leben Deutschlands und [dem entsprechenden Land bzw. Region]“ konstituiert. Gemäß dieser dezidiert kulturpolitischen Zielsetzung sind aus dem Arbeitsbereich der Sektionen „eine inner- oder aussenpolitische Betätigung, die Auskunftserteilung für privatwirtschaftliche Zwecke, die Einrichtung eines wirtschaftlichen Geschäftsbetriebes, die Durchführung von Handels- oder auswanderungspolitischen Massnahmen, die Berufs- und Auswanderungsberatung und die Vermittlung von Stellen“ grundsätzlich ausgeschlossen (StA HH: Universität I, K 20.1.200, Bl. 49). Während das Institut Mitte der 1920er Jahre auf beträchtliche organisatorische und wissenschaftliche Erfolge blicken kann, verstirbt plötzlich am 9. September 1926 Bernhard Schädel im Alter von nur 48 Jahren. In dieser Situation wird Rudolf Grossmann vom Wissenschaftlichen Rat des Ibero-amerikanischen Instituts kommissarisch zum Direktor ernannt und erste Tendenzen der Loslösung des Instituts vom romanistischen Lehrstuhl artikuliert: Herr Dr. Großmann teilt mit, daß der wissenschaftliche Rat ihn mit der vorläufigen Weiterführung des Ibero-amerikanischen Instituts betraut habe, er bringt zum Ausdruck, daß auch bei Neubesetzung des Ordinariats ihm eine verhältnismäßig unabhängige Weiterführung des Instituts erwünscht sei. (16. September 1926) (StA HH: Universität I, K 20.1.200, Bl. 48) Nur wenige Wochen nach Schädels Tod treten am 25. Oktober 1926 der Wissenschaftliche Rat (Prof. Brauer, Prof. Sieveking und Prof. Weygandt), die Präsidenten der einzelnen Sektionen (Prof. Fülleborn und Konsul Schüler) sowie Grossmann als stellvertretender Direktor des Ibero-amerikanischen Instituts unter dem juristischen Beirat von Dr. Kück zusammen und beschließen gemeinsam folgende Neuerungen: 2. Einzeldarstellungen 208 1. Das Ibero-amerikanische Institut wird eine selbständige Institution unter Leitung eines selbständigen Direktors. 2. Das Institut wird keiner bestimmten Fakultät, sondern der Universität als solcher unterstellt. Als Vorbild für seine organische Struktur wird diejenige des Hamburgischen Weltwirtschaftsarchivs empfohlen. 3. Der Staat übernimmt den Etat des Instituts; daneben wird eine laufende Unterstützung des Instituts durch private Zuwendungen aus dem Kreise seiner Förderer und Freunde angestrebt. 4. Für die Persönlichkeit des Institutsdirektors ist eine rein philologische Ausbildung nicht unbedingte Voraussetzung. 5. Die bisher im Dienste des Instituts tätigen wissenschaftlichen und technischen Angestellten werden vom Institut übernommen. (StA HH: Universität I, K 20.1.200, Bl. 56f.) Das Bestreben, das Ibero-amerikanische Institut als unabhängige Institution zu führen, muss im Zusammenhang mit den etwa zeitgleich ablaufenden Bemühungen, in Berlin ein Ibero-amerikanisches Zentralinstitut zu gründen, gesehen werden. Die Kritik Hamburgs, ein solches Institut in Berlin anzusiedeln, artikuliert sich als diese tatkräftige Intervention zugunsten der Handels- und Hafenstadt Hamburgs, die schon allein durch ihre unzähligen Auslandskontakte als einzig sinnvoller Standort für eine solche Zentraleinrichtung in Betracht zu ziehen sei. Bevor jedoch das Hamburger Ibero-amerikanische Institut gemäß den Zielvereinbarungen vom Oktober 1926 im November 1928 von Seminar und Philosophischer Fakultät unabhängig wird und die Rechtsform einer Stiftung des privaten Rechts erhält 160 , vergehen nahezu zwei Jahre, die vermutlich darauf verwendet werden, das notwendige Stiftungskapital zusammenzutragen. Die Personalkosten, der größte Kostenfaktor des Instituts, werden durch einen Beschluss der Hamburger Bürgerschaft vom 6. Juni 1928 vom Staat Hamburg übernommen. Zu Zweck, Vermögens- und Finanzierungsangelegenheiten der neuen Stiftung heißt es in der auf den 13. November 1928 datierten und per Senatsbeschluss vom 26. November 1928 genehmigten Stiftungsurkunde: Zweck der Stiftung ist, sich mit den Rechts-, Wirtschafts-, sozialen und kulturellen Leben der ibero-amerikanischen Länder zu befassen, zur Erschließung der ibero-amerikanischen Länder für Deutschland und zu der Erweckung des Verständnisses für Deutschland im Ibero-Amerikaner beizutragen. Die in der Bibliothek des Seminars für romanische Sprachen und Kultur vorhandenen Bücherbestände, die sich nicht auf sein Arbeitsgebiet beziehen, werden vorbehaltlich des Eigentums des hamburgischen Staates dem Ibero-amerikanischen Institut zur Benutzung überlassen. Der hamburgische Staat übernimmt ferner laut Beschluss der Bürgerschaft vom 6. Juni 1928 die Kosten der Besol- 160 Eine Stiftung des privaten Rechts ist eine juristische Person des Privatrechts; sie ist kein Verein und hat keine Mitglieder; der Stiftungszweck wird aus den Pachtbzw. Zinserträgen des Stiftungsvermögens verwirklicht, wobei das Stiftungsvermögen nicht verbraucht werden darf. Die privatrechtliche Stiftung des Hamburger Iberoamerikanischen Instituts besteht bis 1945, das dann als eigenständiges Ibero-amerikanisches Forschungsinstitut an das romanistische Universitätsseminar zurückkehrt. 2.5 Hamburg, 1895-1933 209 dung des Direktors des Instituts, zweier wissenschaftlicher Hilfsarbeiter und zweier Büroangestellten. Zur Verstärkung des Eigenvermögens der Stiftung sollen private Mittel in jeder Form herangezogen werden. (StA HH: Universität I, K 20.1.200, Bl. 72f.) Im Dezember 1928 wird der geborene Deutsch-Argentinier Privatdozent Rudolf Grossmann (1892-1980), der seit Schädels Tod die Geschäfte des Instituts kommissarisch führt, zum Direktor des Ibero-amerikanischen Instituts ernannt. Grossmann, der zwischen 1910 und 1917 neuere Sprachen, Philosophie und Kunstgeschichte in Marburg, München und Leipzig studiert und sich im Wintersemester 1923/ 24 in Hamburg für das Fach der Romanischen Philologie mit einer philologisch-kulturgeschichtlichen Arbeit („Das ausländische Sprachgut im Spanischen des Rio de la Plata“) habilitiert hatte, war seit 1919 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Iberoamerikanischen Institut gewesen (Meier 1952; Kalwa 2004, 97-102). Als Zeitschriften gibt das Ibero-amerikanische Institut zwischen 1917 und 1919 die Mitteilungen der Ibero-amerikanischen Gesellschaft, zwischen 1917 und 1918 die Mitteilungen aus Spanien, zwischen 1919 und 1921 Spanien, Zeitschrift für Auslandskunde und ab 1924 Iberica, Zeitschrift für spanische und portugiesische Auslandskunde heraus (Grossmann 1927, 7). Seminarbibliothek Bereits im ersten Seminarbericht aus dem Jahr 1911 kommentiert der Seminardirektor Bernhard Schädel ausführlich Umfang und Tätigkeit der für das neu gegründete Seminar zentralen Bibliothek, deren Bestandsschwerpunkte Allgemeine Sprachwissenschaft, Phonetik, Sprachgeografie, Mundartenforschung und Volkskunde des romanischen Sprachgebiets bilden: Die Bibliothek des Seminars, in der 81 Zeitschriften und Periodika (darunter Tageszeitungen aus den wichtigeren romanischen Ländern) aufliegen, erfreute sich reger Benutzung sowohl von Seiten fachwissenschaftlicher Interessenten als auch der Hörer des Kolonialinstituts. Vom 15. Mai bis 31. September betrug die Frequenzziffer 548 (bis 31. Dezember 1911: 874). Im Sommersemester 1911 wurde mit der systematischen Sammlung von Informationsmaterialien romanistischer Art, die sich auf die in Betracht kommenden Überseeländer beziehen, begonnen. Insbesondere besitzt das Seminar eine B i b l i o g r a p h i e in Form von Kartenregistern, in der sämtliche Neuerscheinungen aus dem Gebiet der romanischen Sprachkunde (von 1908 ab), unter Einschluß der Zeitschriftenaufsätze, enthalten sind. Sie umfaßt die Abteilungen: Allgemeine Sprachwissenschaft, Phonetik, Sprachgeographie, Volkskunde, Sprachkunde im Einzelnen (nach einzelnen Sprach- und Mundartengebieten geographisch geordnet), Grenzgebiete. Sie ist, ebenso wie die Mehrzahl der aufliegenden Zeitschriften, von der internationalen Gesellschaft für romanische Mundartenforschung (Société internationale de dialectologie romane), deren beide Zeitschriften (Revue und Bulletin de dialectologie romane) im Seminar redigiert werden, zur Verfügung gestellt und wird fortlaufend durch das neueste bibliographische Material 2. Einzeldarstellungen 210 ergänzt. Das Studium der romanischen Sprachgeographie wurde durch die Erwerbung der 1920 Karten des Atlas linguistique de la France von Gilliéron und Edmont, der ein reiches, noch fast unbearbeitetes Rohmaterial enthält und die Methoden der romanischen Sprachforschung in neue Bahnen zu lenken berufen ist, ermöglicht. Zur Förderung der wissenschaftlichen und praktischen Sprachkunde wurde mit der Anlage einer Sammlung von nach linguistischen Gesichtspunkten hergestellten romanischen Phonogrammen begonnen. Ihr Ausbau soll in den nächsten Semestern erfolgen. zur Unterstützung der phonetischen Studien wurden die notwendigsten Apparate angeschafft. Der alphabetische und ein systematischer Katalog sind in den Herbstferien 1911 zu Ende geführt worden und werden fortlaufend weitergeführt. (Hamburgisches Kolonialinstitut, Bericht 1910/ 11, 25f.; Sperrung wie im Original) Genauso wie Personal, Verwaltung und Lokalitäten sind auch die Bibliotheksbestände des Romanischen Seminars und des Ibero-amerikanischen Instituts unauflöslich miteinander verwoben. Verstärkt wird diese Verquickung, als der Institutsbestand, der zunächst de jure Eigentum der Iberoamerikanischen Gesellschaft E.V. ist, nach deren Auflösung 1923 in Hamburgisches Staatseigentum übergeht. Als im Frühjahr 1924 Seminar und Institut neue Räume erhalten, wird der in nur einem Katalog erfasste romanistische Gesamtbestand im Haus Rothenbaumchaussee 5 aufgestellt (Schädel an die Hamburger Hochschulbehörde am 2. Juli 1924): Die auf Spanien, Portugal und Lateinamerika bezüglichen Bestände der Bibliothek des Seminars sind mit denjenigen des Instituts bibliothekarisch, d.h. in Bezug auf Aufstellung, Inventarisierung und Verwaltung vereinigt und zusammen mit diesen im Hause Rothenbaumchaussee 5 untergebracht. Ebendort befinden sich die Verwaltungen des Seminars und des Instituts, die intern vollkommen identisch sind [...]. Die Bestände des Instituts an Büchern, Zeitschriften, Zeitungen, Karten und sonstigen wissenschaftlichen Materialien, die im Hause No. 5 untergebracht sind und durch die Auslandstätigkeit des Instituts fortlaufend vermehrt werden, sind sämtlich dadurch Staatseigentum geworden, dass ich sie, nachdem die Ibero-amerikanische Gesellschaft E.V. sich 1923 aufgelöst hatte, als Staatseigentum, wie das schon bei der Gründung des Instituts beabsichtigt war, übernahm und verwaltete. (StA HH: Universität I, K 20.1.200, Bl. 100ff.) Nach dem Tod Schädels (1926) bilanziert der zunächst kommissarisch eingesetzte Institutsdirektor Rudolf Grossmann in einem Sonderdruck der Zeitschrift Iberica (Grossmann 1927) und in einem Zeitungsartikel des Hamburgischen Fremdenblattes vom 17. Dezember 1927 die Aktivitäten und Einrichtungen des Instituts. Zu ihnen gehören auch die umfangreichen Spezialsammlungen und Archive der Seminarbzw. Institutsbibliothek, deren Bestände „die unerläßliche Grundlage für die romanischen Auslandsstudien der Universität einerseits, sowie für die literarische Orientierung der deutschen Wissenschaft andererseits“ bilden (Grossmann 1927, 6). 1927 verfügt die Bibliothek über einen Bestand von ungefähr 13000 Bänden zur iberoamerikanischen Landeskunde, Geschichte, Literatur, Sprache, 2.5 Hamburg, 1895-1933 211 Volkskunde, Wirtschaft, zu Recht und Kunst sowie über etwa 2500 Karten. Dieser deutschlandweit einmalige Bibliotheksbestand kann von auswärtigen Interessenten über den „interlokalen Leihverkehr der deutschen Bibliotheken“ genutzt werden. Neben dem Bestand an Monografien und Landkarten besitzt die Bibliothek ein iberoamerikanisches Informationsarchiv, für das die Bibliotheksangestellten die Artikel von ca. 30 der 200 laufenden Fachzeitschriften nach themenspezifischen Aspekten auswerten, katalogisieren und archivieren. Entsprechend dem Forschungsschwerpunkt „Wörter und Sachen“ beherbergt die Bibliothek neben Drucksachen auch eine umfangreiche Sammlung an Sprachplatten, Diapositiven, Diagrammen und Bildern für Epidiaskopvorführungen, die in einem Lehr- und Anschauungsmittelarchiv zusammengefasst sind und für Informations- und Lehrveranstaltungen genutzt werden. Fachspezifische Neuerscheinungen der iberoamerikanischen Länder werden in den vom Iberoamerikanischen Institut herausgegebenen Organen, Mitteilungen der Iberoamerikanischen Gesellschaft (1917-19), Mitteilungen aus Spanien (1917-18), Spanien, Zeitschrift für Auslandskunde (1919-21) und Iberica (ab 1924) systematisch bibliographiert. Die Mittel für den Ankauf der Bücher stammen wie fast alle ökonomischen Vorgänge des Romanischen Seminars und des Ibero-amerikanischen Instituts aus einer Mischfinanzierung durch den Hamburger Senat und private Spenden. Vielmehr noch als Geldmittel dürften beim Bestandsausbau Buchschenkungen im Rahmen der kulturpolitischen Aktivitäten und Verflechtungen der Hamburger Romanistik mit entsprechenden Kulturinstitutionen wie Botschaften, Konsulate und Kulturinstitute der iberoromanischen Länder eine Rolle gespielt haben. Die romanistischen Fachzeitschriften werden in jedem Fall durch den Tausch gegen die vom Seminar herausgegebenen Zeitschriften erworben. Zum Ende unseres Untersuchungszeitraums ist der Bibliotheksbestand noch einmal um 5000 auf insgesamt 18000 Bände gewachsen und das Bildarchiv beträchtlich ausgebaut worden (Fritz Krüger im Hamburger Tageblatt vom 3. Juni 1934): In der Bibliothek des Seminars, die mehr als 18000 Bände umfaßt, nimmt die ibero-romanische Literatur mit 11000 Bänden einen bemerkenswerten Platz ein. Werke über Volkskunde, Sprachwissenschaft, Literaturgeschichte, Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Philosophie, Religion, Kunst, Geschichte, Anthropologie, Geographie, Wirtschaft und Recht Spaniens und Portugals, der spanischen und portugiesischen Kolonien sowie Latein-Amerikas geben ein umfassendes Bild der betreffenden Lande. Darüber hinaus haben es sich die Leiter des Seminars angelegen sein lassen, die Bibliothek durch wertvolle Sammlungen, die sogar in den Beständen der ibero-romanischen Länder eine Seltenheit darstellen, zu ergänzen. Ein Bildarchiv mit 4000 Originalaufnahmen, die von Mitgliedern des Seminars auf Forschungsreisen gewonnen wurden, eine Sammlung von 1200 Diapositiven sowie ein Archiv von Spezialzeichnungen leisten wertvolle Hilfe zur Veranschaulichung und zum Verständnis der südli- 2. Einzeldarstellungen 212 chen Romania. Die führenden wissenschaftlichen Zeitschriften des In- und Auslandes erwirbt das Institut auf dem Wege des Austausches; etwa 170 fremdsprachliche Zeitschriften laufen regelmäßig ein (davon allein 30 portugiesische). Als Gegengabe verschickt das Seminar die von ihm herausgegebene Zeitschrift „Volkstum und Kultur der Romanen“. [...] Es kann deshalb nicht überraschen, daß selbst ausländische Gelehrte bei der Bücherei des Hamburger Instituts um Spezialliteratur nachgesucht haben. („Hamburgs Seminar für romanische Sprachen und Kultur“ in: Hamburger Tageblatt vom 3. Juni 1934) 2.5.4 Die romanischen Lektorate Französisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch sind im Untersuchungszeitraum (1895-1933) sowohl in den Lehrveranstaltungen des Allgemeinen Vorlesungswesens (1895-1918), des Hamburgischen Kolonialinstituts (1908-1918) und der Hamburgischen Universität (1919-1933) vertreten. 1909 werden ein Französischlektorat und 1910 ein Italienischlektorat sowie ein Portugiesischlektorat am Kolonialinstitut geschaffen. Ab 1912 stellt das Seminar für romanische Sprachen und Kultur so genannte wissenschaftliche Hilfsarbeiter für einzelne romanische Sprachen, z.B. für Spanisch und Katalanisch, an, deren Aufgabe sowohl die sprachpraktische als auch die kulturkundliche und literaturwissenschaftliche Ausbildung der Studierenden ist. Katalanisch bietet im Wintersemester 1911/ 12 Fritz Krüger an, ein Angebot, das mangels Nachfrage jedoch wieder eingestellt wird, und Rumänisch unterrichtet zwischen 1916 und 1919 Byhan am Osteuropäischen Seminar. Am 22. Juli 1909 beantragt der Professorenrat des Hamburgischen Kolonialinstituts, französischen, portugiesischen und spanischen Sprachunterricht als Vorbereitung auf den Auslandseinsatz im Orient und in Lateinamerika einzurichten: Sprachen: Aus den bereits oben aufgeführten Gründen für die Heranziehung von Kaufleuten ist auch die Vermehrung der Sprachkurse erwünscht. Entsprechend den zur Zeit der Verhandlungen unterliegenden Studienplänen für Kaufleute, die nach Afrika, dem Orient und dem lateinischen Amerika gehen, oder sich nach Ostasien wenden, ist die Kenntnis folgender Sprachen notwendig: Orient: Französisch, für Ägypten auch Englisch, ferner Arabisch oder Neugriechisch; für das lateinische Amerika ist Spanisch oder Portugiesisch notwendig; für Ostasien Chinesisch oder Japanisch. Außer den afrikanischen Sprachen wird bereits Englisch, Arabisch, Chinesisch gelehrt. Herr Dr. HAGEN wird ferner nach Vereinbarung lesen „Japanisch für Anfänger“. Kurse im Französischen, Spanischen und Portugiesischen und Neugriechischen würden einzurichten sein [...]. Da indessen nicht zu übersehen ist, ob sich ausreichend Hörer für die neuen Sprachkurse finden werden, so wird vorgeschlagen, mit den Dozenten keine absolut festen Abmachungen zu treffen, sondern die Vereinbarungen vorbehaltlich des Zustandekommens der Kurse abzuschließen. (StA HH: Kolonialinstitut, C I a 6 b, Bl . 1 recto et verso folio) 2.5 Hamburg, 1895-1933 213 Glaubt der Professorenrat 1909 noch nicht so recht an den Erfolg der Sprachkurse - im Antrag ist die Schutzklausel eingebaut, dass die Sprachlehrer nur bei Zustandekommen der Kurse einzustellen seien - so kann der Professorenrat bereits 1911 für die romanischen Sprachen eine Ausdifferenzierung in Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse beantragen. 161 Eine vermutlich aus dem Jahr 1911 stammende „Übersicht über die von den Hörern und Hospitanten belegten Vorlesungen mit Rücksicht auf die Sprachkurse“ 162 ermöglicht einen interessanten Einblick in die soziale Zusammensetzung der Sprachkurse: Berufe Engl. I, II&III Franz. I&II Spanisch I&II Portug. I&II Ital. I (Harris) (Lavoipière) (Cortijo) (Ey) (Caliza) Kaufleute/ Bankbeamte 28 23 19 5 3 Theologen 1 Juristen 12 1 Zollbeamte 3 2 Bureaubeamte 13 5 Sonst. Beamte 9 2 2 Studenten 1 1 1 Lehrer (einschließlich Oberlehrer) 22 14 3 3 2 Lehrerinnen & Beamtinnen 4 8 4 2 Landwirte 3 1 Verschiedene Berufe 5 4 1 weibliche Hörer ohne Beruf 1 1 1 Zur Sprachenwahl kann festgehalten werden, dass von den insgesamt 117 Hörer und 158 Hospitanten des Fachbereichs „Sprachen“ 110 Englisch und 106 romanische Sprachen, davon 62 Französisch, 25 Spanisch, 9 Portugiesisch und 10 Italienisch, belegen, womit beide Sprachgruppen etwa gleichauf liegen und mit Abstand am meisten Sprachschüler vereinen. Im Vergleich dazu belegen nur 13 Lerner Suaheli, neun Chinesisch, sieben Japanisch und drei Arabisch. In Hinblick auf die soziale Stellung der 161 StA HH: Kolonialinstitut, C I b 7 Band 1, WS 1911/ 12, Bl. 2: „Der Professorenrat beantragt ferner, den Unterricht in den romanischen Sprachen in der Weise einzurichten, daß der Kursus I mit jedem Semester von neuem beginnt, der Kursus II für Anfänger sich über zwei Semester erstreckt, und der Kursus für Fortgeschrittene mehrere Semester hindurch besucht werden kann. Für jeden Kursus genügen zwei Wochenstunden durchs Semester.“ 162 StA HH: Professorenrat des Kolonialinstituts, E II 10.2, ohne Blattzählung, vermutlich 1911. 2. Einzeldarstellungen 214 Kursteilnehmer treten die beiden Berufsgruppen „Kaufleute/ Bankbeamte“ und „Lehrer (einschließlich Oberlehrer)“ deutlich hervor, was sicherlich den eingangs erwähnten bildungspolitischen Absichten der Hamburger Bürgerschaft, i.e. Allgemein- und Fortbildung Hamburger Bürger und bestimmter Berufsgruppen, vollauf entsprochen haben muss. Jedoch kollidiert dieser große Andrang eines außeruniversitären Publikums auf die Englisch-, Französisch- und Spanischkurse mit den wissenschaftlichen Ansprüchen und Kapazitäten des Kolonialinstituts. Nach einer Besprechung des Senatskommissars für das Kolonialinstitut mit Vertretern des Kaufmännischen Beirats und des Professorenrats am 27. April 1912 wird der Zugang zu den Sprachkursen bereits zum Sommersemester 1912 durch besondere Auflagen erschwert und auf die Hörer des Kolonialinstituts eingeschränkt: Herr Professor Dr. Rathgen führt aus, daß am Kolonialinstitut ursprünglich Unterricht in modernen Sprachen nicht vorgesehen sei. Bei Hörern habe sich aber sofort das Bedürfnis für Unterricht im Englischen und Französischen herausgestellt, so daß Kurse für diese Sprachen hätten eingerichtet werden müssen. Diese hätten sich rasch entwickelt, da sich in der Stadt herumgesprochen habe, daß man am Kolonialinstitut besonders guten Sprachunterricht billig erhalten könne. Dies habe zur Folge gehabt, daß die Kurse bald überfüllt worden seien und zwar zum Teil mit weniger geeigneten Elementen, so daß die Hörer des Kolonialinstituts, für die die Kurse doch eigentlich bestimmt seien, dabei zu kurz gekommen seien. [...] Herr Professor Dr. Dibelius schließt sich den Ausführungen von Herrn Professor Rathgen an und fügt hinzu, daß Hospitanten aus der Stadt das Niveau der Kurse gedrückt hätten. Andererseits hätten die Sprachlehrer des Kolonialinstituts ein Interesse daran, mit großen Zahlen Eindruck zu machen, und seien infolgedessen zu wenig kritisch bei der Zulassung gewesen. [...] Herr Professor Schädel bemerkt weiter, daß in den Sprachen, die er vertrete, das Niveau besonders niedrig gewesen sei. Es sei nicht viel mehr als in einer Berlitz-School geleistet worden, was allerdings vielleicht auch an den Lehrern gelegen habe. Bei der bisherigen Freiheit des Zutritts zu den Kursen sei es aber unmöglich, das geistige Niveau zu heben. [...] In der weiteren Besprechung wurde Einvernehmen darüber erzielt, daß die jetzigen Beschränkungen für den Besuch der Sprachkurse aufzuheben, daß die Sprachkurse in erster Linie den Hörern des Kolonialinstituts zugänglich zu machen und daß andere Interessenten nach genügender Prüfung der Vorbildung nur dann zuzulassen sind, falls noch Platz vorhanden ist. [...] Die Bedingungen sollen auch für das Sommersemester 1912 schon in Kraft treten. (StA HH: Professorenrat des Kolonialinstituts, G I 1.4, ohne Blattzählung) Die Lektorenhonorare setzen sich während der Zeit des Kolonialinstituts aus den Kursgebühren und einer festen Vergütung in Höhe von 250 Mark pro Semesterwochenstunde zusammen. Erst mit der Universitätsgründung erhalten die Lektoren neben den Kursgebühren eine feste jährliche Besoldung (1920: 2400 Mark, 1922: 26800 Mark, 1927: 5400 Mark, 1932: 4200 Mark). Die hierfür von den Lektoren zu erbringenden Leistungen sind in 2.5 Hamburg, 1895-1933 215 der „Regelung der Dienst- und Besoldungsverhältnisse der Lektoren der Hamburgischen Universität“ vom 24. August 1925 festgelegt: § 2. Pflichten: Den Lektoren liegt es ob, die Ausbildung der Studierenden im mündlichen und schriftlichen Gebrauch der betreffenden Sprache nach besten Kräften zu fördern und zu diesem Zwecke Übungen und Vorlesungen in dem in jedem Einzelfalle besonders vereinbarten Umfange abzuhalten. Daneben stehen die Lektoren dem betreffenden Seminar zur Unterstützung von Studierenden sowie zu anderen Seminararbeiten im Umfange von mindestens 3 Stunden täglich, auch während der Semesterferien, zur Verfügung. (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: IV 1776, Bl. 159) Bemerkenswert ist die vergleichsweise hohe Qualifikation der Hamburger Lektoren, die zumeist ein wissenschaftliches Studium absolviert und vor Amtsantritt promoviert haben bzw. während ihrer Dienstzeit an ihrer wissenschaftlichen Qualifikation und akademischen Karriere arbeiten. In ihrem Sprachunterricht machen sie sich oftmals die neueren sprachwissenschaftlichen Erkenntnisse, vornehmlich der Phonetik, zunutze und arbeiten mit den vom Seminar angeschafften phonetischen Sprachlernapparaturen. 1912 bilanziert der Seminardirektor Schädel gegenüber Senat und Bürgerschaft den romanischen Sprachunterricht wie folgt: Der praktische Unterricht in lebenden Sprachen wird schon jetzt im wesentlichen von wissenschaftlich gebildeten Lehrkräften aus den betreffenden Ländern erteilt, ist stufenmäßig aufgebaut und erstreckt sich auf sechs romanische Kultursprachen (Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Katalanisch, Italienisch, Rumänisch). Auch hierin zeigt das Seminar insofern eine besondere Eigenart, als die romanischen Universitätsseminare den romanischen Sprachunterricht, unter Beeinträchtigung ihres wissenschaftlichen Lehrbetriebes, auf das Französische und eventuell das Italienische zu beschränken gezwungen sind. (Schädel zitiert nach v. Melle 1923, 692) Französisch Clair-François Lavoipière (1909-1913): 163 Lektor für Französisch; Sprachpraxis (Kolonialinstitut) und Frankreichkunde (Allgemeines Vorlesungswesen); u.a. „La France contemporaine“ (Wintersemester 1911/ 12), „Les provinces de la France“ (Sommersemester 1912) Renard (1914-1915): Lektor für Französisch 163 Clair-François Lavoipière (*1878): Promotion in Philologie romane, Littératures modernes et Philosophie; Lektor für Französisch an der tschechischen Universität Prag (1904-1907), an der Universität Rostock (1907-1909), am Hamburgischen Kolonialinstitut (1909-1912) und ab 1912 an der Universität Halle; Vergütung: 500 Mark im Wintersemester 1909/ 10 (zwei Stunden), 1200 Mark im Sommersemester 1910 (vier Stunden) (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: II 218). 2. Einzeldarstellungen 216 Paul Gautier (1915-1916): Lektor für Französisch; u.a. „Praktische Einübung der französischen Aussprache auf phonetischer Grundlage, mit Benutzung der Sprechmaschine“ Brauns (1917-1919): Professor Lucien Brulez (1919-1946): 164 Lektor für Französisch Italienisch Giulio Edmondo Panconcelli-Calzia (1910-1912): 165 Lektor für Italienisch Max Leopold Wagner (1912-1913): wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Seminar für romanische Sprachen und Kultur; Lektor für Italienisch; Sprachpraxis, Kulturkunde und Literatur: u.a. „Aspetto generale della Vita Italiana“ (Wintersemester 1912/ 13), „mittelfranzösische Schriftsteller“ (Sommersemester 1913) Slataper (1913-1914): Lektor für Italienisch Drago (1915): Lektor für Italienisch Scimè (1921-1922): Lektor für Italienisch Piero Meriggi (1922-1940): 166 Lektor für Italienisch 164 Lucien Brulez (1891-1982): Promotion in Jura (1914, Universität Brüssel) und an der Philosophischen Fakultät der Universität Jena (1918); Lektor für Französisch an der Universität Hamburg (1919-1946); 1946 zwangsweise Repatriierung durch die Belgische Militärmission; jährliche Vergütung: 1919: 2400 Mark, 1.9.1921: 9880 Mark, 1.10.1921: 28900 Mark, 1927: 450 Reichsmark, 1932: 5200 Reichsmark, 1941: 6000 Reichsmark (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: IV 1376). 165 Giulio Edmondo Panconcelli-Calzia (1878-1966): Studium der Romanischen Philologie, Experimentellen Phonetik, Physik und Physiologie (1898-1902); Promotion an der Pariser Faculté des Lettres (1904); Lektor für Italienisch an der Universität Marburg (1906-1910), an der Universitär Gießen (1908-1910) und an der Frankfurter Akademie für Handels- und Sozialwissenschaften (1910); ab 1910 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Seminar für afrikanische Sprachen und Leiter des Phonetischen Laboratoriums (Seminar für Kolonialsprachen) am Hamburgischen Kolonialinstitut (jährliche Vergütung: 2400 Mark, ab 1912: 3000 Mark); Vergütung als Italienischlektor: 250 Mark pro Semesterwochenstunde; ab 1914 wissenschaftlicher Assistent; 1918 Ernennung zum Extraordinarius für Phonetik; 1919 Habilitation im Fach Phonetik (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: II 312 und IV 1408; Universität I, D 50.1 Bd. 1). 166 Piero Meriggi (1899-1982): 1930 Habilitation im Fach Allgemeine Vergleichende Sprachwissenschaft in Hamburg; 1940 zwangsweise Aufgabe seiner Stellung an der Universität Hamburg: Der Streit um Meriggi reicht ins Jahr 1938 zurück, als im Zusammenhang mit dem Antrag der Hamburger Philosophischen Fakultät, Meriggi zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor zu ernennen, die jüdische Abstammung des Großvaters seiner Frau bekannt wurde. Zwar ernennt ihn das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung am 29. Dezember 1939 zum Dozenten (Beamter auf Widerruf), telegrafiert aber bereits am 28. März 1940 an die Hamburger Universität: „Beauftrage ich Sie das Dienstverhältnis des italienischen Lektors Meriggi rechtzeitig vor dem 1. April zum 1. Oktober 1940 vorsorglich zu kündigen = fuer Reichserziehungsministerium Harmjanz“ (StA HH: Staatsverwaltung - Allgemeine Abteilung, B V 92 c UA 57, ohne Blattzählung) und fordert die Universität auf, Meriggis Ernennungsurkunde nach Berlin zurückzusenden. In 2.5 Hamburg, 1895-1933 217 Spanisch Luis Cortijo (1906-1912): 167 seit 1906 Gastdozent am Allgemeinen Vorlesungswesen; Praktika für Spanischlehrer; u.a. „Glorias de España. Berühmte Männer Spaniens. In spanischer Sprache“, „Spanisches Praktikum: Cervantes: Don Quijote de la Mancha“ (Wintersemester 1908/ 09) Jorge Rubió y Balaguer (1912-1913): wissenschaftlicher Hilfsarbeiter für Spanisch und Katalanisch am Seminar für romanische Sprachen und Kultur; liest auch für das Allgemeine Vorlesungswesen über spanische Landeskunde; u.a. „Aspectos de la moderna vida española“ (Wintersemester 1912/ 13) E. Llorens (1914-1918): wissenschaftlicher Hilfsarbeiter für Spanisch und Katalanisch am Seminar für romanische Sprachen und Kultur; u.a. „Praktische Einübung der spanischen Aussprache auf phonetischer Grundlage, mit Benutzung der Sprechmaschine“ (Wintersemester 1915/ 16) Díaz de la Réd (1918-1919) Montesinos (1921-1922) Arnalot (1921/ 22) Brauns (1922-1930): Professor Franz Hermann Kluge (ab 1930): 168 promovierter Diplomvolkswirt; wissenschaftlicher Hilfsarbeiter für Spanisch am Seminar für romanische Sprachen und Kultur Elisa Llorente-Sola (Barber) (1932-1940): Lektorin für Spanisch Portugiesisch Luise Ey (1910-1922): 169 Lektorin für Portugiesisch welchem Maße die Affäre um Meriggi Wellen schlägt, belegt der Umstand, dass seine Entlassung sogar von italienischer Seite gefordert wird, wie es in einem Schreiben der Vertretung der Hansestadt Hamburg in Berlin an die Staatsverwaltung von Hamburg vom 29. März 1940 heißt: „Auf der kürzlich in Rom stattgefundenen Tagung des deutsch-italienischen Kulturausschusses wurde Dr. Meriggi von massgebender italienischer Seite als ausgesprochener Anti-Faschist bezeichnet. Die Italiener hätten die strickte (sic! ) Forderung gestellt, dass Dr. Meriggi nicht länger in Hamburg als Lektor der italienischen Sprache tätig sein solle.“ (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: IV 1776, Bl. 123). 167 Luis Cortijo: spanischer Vizekonsul in Hamburg und Direktor der Hamburger Berlitz School of Languages; seit 1906 Gastdozent des Allgemeinen Vorlesungswesens; unterrichtet zwischen 1909 und 1912 Spanisch am Hamburgischen Kolonialinstitut; wird aber 1912 nicht als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter übernommen und scheidet sichtlich enttäuscht aus den Diensten des Kolonialinstituts aus (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: II 54). 168 StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: IV 1324. 169 1910 bietet Ey erstmalig zwei dreistündige Anfängerkursen an (Vergütung: 150 Mark pro Semesterwochenstunde); da jedoch die Nachfrage nicht allzu groß ist, wird das Kursangebot reduziert, aber nicht abgeschafft: Professorenrat an v. Melle am 30.11.1911: „Die portugiesischen Kurse von Fräulein Ey sind auf einen 2stündigen 2. Einzeldarstellungen 218 Eduard P. Salzer (1915-1917): wissenschaftlicher Hilfsarbeiter für Portugiesisch am Seminar für romanische Sprachen und Kultur 2.5.5 Synopse Wesensmerkmal Hamburger Wissenschaft, an der prinzipiell alle Hamburger Bürger und Berufsgruppen partizipieren können, ist ihr pragmatischer und praxisorientierter Charakter, was in einem besonderen Maße auch für die Romanistik gilt. Dienen zunächst die vornehmlich sprachpraktischen Kurse des Allgemeinen Vorlesungswesens (1895-1919) der Lehrerfortbildung, so weiß sich die Hamburger Romanistik nach Gründung des Kolonialinstitutes (1908) funktional im Sinne einer iberischen und lateinamerikarelevanten Auslands-, Kultur- und Sprachkunde an die neue Institution anzubinden. Der 1910 nach Hamburg berufene Romanist Bernhard Schädel scheint mit dieser Justierung der Hamburger Romanistik den Nerv seiner Zeit zu treffen und entwirft sogar mit seinem Kollegen Ludolph Brauer eine in Hamburg zu schaffenden Hochschule, in deren Zentrum sie die Kultur- und Auslandskunde stellen (Brauer/ Schädel 1918). Sowohl Schädels eigene Dialektforschungen als auch seine Lehrveranstaltungen zeigen, dass Schädel, obwohl er auch traditionelle provenzalische, altfranzösische, literarhistorische und historischgrammatische Themen behandelt, vor allem im Rahmen der positivistischen Forschungsprogramme des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts agiert (Dialektologie, Sprachgeografie, Katalanistik, Phonetik); neu hinzu tritt das vom Hamburger Senat geforderte kulturkundliche Moment. Mit der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg und dem im Versailler Vertrag (1919) geregelten Verlust aller deutschen Kolonien zerplatzen die überseeischen Expansionspläne des deutschen Imperialismus und damit auch die einer kolonialkundlichen Hochschule in Hamburg. Günstig wirkt sich allerdings für die Hamburger Romanistik aus, dass sich Spanien, Portugal und die südamerikanischen Staaten während des Ersten Weltkriegs neutral verhalten hatten, was zu einem lebhaften kulturellen und wirtschaftlichen Interesse des ansonsten außenpolitisch isolierten Deutschlands führt. So lässt auch Schädel seine Hochschulpläne von 1918 fallen und plädiert für eine moderne demokratische Hamburger Universität, in die sich das 1911 am Kolonialinstitut gegründete Seminar für romanische Sprachen und Kultur und das 1917 gegründete Ibero-amerikanische Insti- Anfängerkurs beschränkt worden, weil nur 2 Hörer den Unterricht besuchen. den Kursus ganz aufzuheben empfiehlt sich nicht.“ (StA HH: Professorenrat des Kolonialinstituts, E IX 6, Bl. 7); 1913 drängt Schädel, Ey durch einen wissenschaftlichen Hilfsarbeiter zu ersetzen, aufgrund einer studentischen Petition darf sie jedoch vorerst bleiben; da der 1915 eingestellte Eduard P. Salzer bereits 1917 wieder ausscheidet, unterrichtet Ey bis 1922 (StA HH: Hochschulwesen - Dozenten- und Personalakten: II 87). 2.5 Hamburg, 1895-1933 219 tut integrieren sollten. Trotz des neuen institutionellen Rahmens und der sich daraus ergebenden Verwissenschaftlichung wenden sich Schädel und seine Mitarbeiter auch nach 1919 nicht ausschließlich den traditionellen diachronischen Themen der Romanistik deutscher Provenienz zu, sondern führen ihr unkonventionelles modernes Lehr- und Forschungsprogramm (Phonetik, Dialekt- und Mundartenforschung, Gegenwartssprache, Kultur- und Auslandskunde) für die Ausbildung von Lehrern und Wissenschaftlern fort. Das Ibero-amerikanische Institut, das in den letzten Kriegsjahren in der Pflicht des Nachrichtendienstes des Auswärtigen Amtes gestanden hatte, übernimmt während der großen Auswanderungswelle Anfang der 1920er Jahre wichtige Informations- und Auskunftsdienste für das Reichswanderungsamt. 170 Diese für die Hamburger Romanistik charakteristische institutionelle Duplizität von Seminar und Institut ist die spiegelbildliche Entsprechung der Inhaltsmischung aus Romanischer (Text-)Philologie und Kulturkunde bei gleichzeitiger funktionaler Differenzierung in Lehrerausbildung und auslandskundlichen Informationsdienst. Bilden ab 1919 vor allem französische, spanische und italienische Literatur, auf den Schulunterricht abzielender Sprachunterricht sowie allgemeine Themen der Romanischen Philologie wie Provenzalisch und Altfranzösisch die Lehrgegenstände am Seminar für romanische Sprachen und Literatur, so wurden im Seminar vor 1919 und am Ibero-amerikanischen Institut ab 1917 vor allem sprachliche, historische und politische Themen der iberischen und iberoamerikanischen Welt behandelt. Durch die Personalunion Schädels als Seminar- und Institutsdirektor tritt diese funktionale Differenzierung zwischen 1910 und 1926 nur undeutlich hervor, wobei eine klare Trennung sicherlich von Schädel auch nicht beabsichtigt war. Erst als nach dem Tod Schädels 1926 die Institutsleitung kommissarisch auf Rudolf Grossmann übertragen und Walther Küchler 1928 auf das Hamburger Ordinariat für romanische Sprachen und Kultur berufen wird, beginnen sich diese institutionellen und inhaltlichen Verflechtungen aufzulösen. Das Ibero-amerikanische Institut wird, auch weil die deutsche Auswanderungswelle nach 170 Das Hamburger Hochschulgesetz von 1921 macht deutlich, dass auch die neu gegründete Hamburgische Universität nicht auf ihre auslands- und kolonialkundliche Ausrichtung verzichtet. Werner von Melle hebt zwar die außeruniversitären natur-, politik- und wirtschaftswissenschaftlichen Einrichtungen hervor, betont aber die herausragende Bedeutung der Sprach- und Kulturinstitute für die Lösung der gestellten Aufgabe: „Die Bedeutung dieser auslandskundlichen Lehrtätigkeit beruht selbstverständlich nicht nur auf den Einrichtungen der Philosophischen Fakultät. Es braucht hier in der Beziehung nur an das Welt-Wirtschafts-Archiv, das Institut für auswärtige Politik, das Seminar für ausländisches Recht, das Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten, das Institut für angewandte Botanik und die Kurse für überseeische Landwirtschaft erinnert zu werden. Ihren eigentlichen Mittelpunkt aber findet sie doch in den Sprach- und Kulturinstituten [...].“ (v. Melle 1924, 681). 2. Einzeldarstellungen 220 Übersee Mitte der 1920er Jahre spürbar nachlässt, mehr und mehr zu einem iberischen und iberoamerikanischen Kulturinstitut für Kaufleute dieses Sektors und das Seminar für romanische Sprachen und Kultur nähert sich unter Küchlers Führung, dessen Forschungsschwerpunkte die Literatur- und Kulturgeschichte Frankreichs und Italiens bilden, inhaltlich den anderen deutschen Universitäten an. 171 Grund für die immer wieder gesuchte Praxisnähe der Hamburger Romanistik ist der vergleichsweise große politische Druck seitens des Hamburger Senats und der Bürgerschaft, deren Mehrheit sich wegen der zu erwartenden hohen Kosten und dem nicht unmittelbar ersichtlichen Nutzen für die Stadt Hamburg bis 1919 vehement gegen eine Universitätsgründung ausgesprochen hatte. Wie alle wissenschaftlichen Anstalten, Institute und Seminare der Hamburgischen Universität muss sich die Hamburger Romanistik immer wieder hinsichtlich ihrer Relevanz für die ökonomische Praxis der Stadt Hamburg positionieren 172 , was ihr letztlich immer nur durch den Bezug auf den Handel und Kulturkontakt mit Spanien, Portugal und Südamerika gelingt. Vor 1910 hat es in Hamburg weder eine ständige romanistische Professur noch eine dauerhafte romanistische Einrichtung im Sinne eines Lehrer- oder wissenschaftlichen Seminars gegeben. Die romanistischen Lehrveranstaltungen des Allgemeinen Vorlesungswesens wurden von Hamburger Lehrern sowie von aus- und inländischen Gastdozenten gegeben. Erst als sich der Hamburger Senat 1910 entschließt, ein Ordinariat für romanische Sprachen und Literatur einzurichten und dieses mit Bernhard Schädel aufgrund seiner Forschungsschwerpunkte Spanisch und Katalanisch zu besetzen, beginnt die Institutionengeschichte der Hamburger Romanistik im eigentlichen Sinne. Weitere wichtige Meilensteine dieser frühen Etappe der universitären Romanistik sind die Gründung des Seminars für romanische Sprachen und Literatur (1911), die Gründung des Ibero-amerikanischen Instituts (1917) und die Übernahme dieser unter Schädels Ägide gegründeten romanistischen Einrichtungen und seines eigenen Lehrstuhls an die 1919 gegründete Hamburgische Universität. 1924 entschließt sich der Hamburger Senat einen zweiten romanistischen Lehrstuhl zunächst als Extraordinariat und ab 1929 als Ordinariat mit dem Schwerpunkt Iberoamerika- 171 Auch nach der nationalsozialistischen Machtergreifung weiß sich die Hamburger Romanistik, den neuen politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten entsprechend, praxisrelevant aufzustellen. Fritz Krüger, seit der Zwangspensionierung Küchlers 1933 alleiniger Fachvertreter, hebt die für Hamburg stets tragende Kulturkunde und Forschungsrichtung „Wörter und Sachen“, die mit der Rassen- und Kulturideologie des Dritten Reichs durchaus kompatibel sind, zu Leitmotiven romanistischer Forschungen in Hamburg. 172 z.B. Rundschreiben der Universitätsleitung an alle Anstalten, Institute und Seminare der Universität vom 4. Mai 1929 „Tätigkeit der Institute für die Praxis“ (StA HH: Universität I, K10.3, Bl. 38). 2.5 Hamburg, 1895-1933 221 nische Philologie zu schaffen, auf das Fritz Krüger berufen wird. Schädels Nachfolger wird 1928 der Wiener Romanist Walther Küchler, der 1933 zwangsweise in den Ruhestand versetzt wird. Der Schädel-Küchlersche Lehrstuhl wird während des Dritten Reichs nicht wiederbesetzt und seine Ressourcen 1934 für die Errichtung eines ordentlichen Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichte verwendet. Quantitativ steigt die Zahl der romanistischen Lehrveranstaltungen von anfänglich ungefähr sechs Sprach- und Literaturkursen pro Semester auf ca. 20 in den 1910er und 1920er Jahren. 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 3.1 Universitäre Infrastruktur Tout le nord de l’Allemagne est rempli d’universités les plus savantes de l’Europe. Dans aucun pays, pas même en Angleterre, il n’y a autant de moyens de s’instruire et de perfectionner ses facultés. A quoi tient donc que la nation manque d’énergie, et qu’elle paraisse en général lourde et bornée, quoiqu’elle renferme un petit nombre d’hommes peut-être les plus spirituels de l‘Europe ? C’est à la nature des gouvernements, et non à l’éducation qu’il faut attribuer ce singulier contraste. L’éducation intellectuelle est partfaite en Allemagne, mais tout s’y passe en théorie […] L’impartialité naturelle à l’esprit des Allemands les porte à s’occuper des littératures étrangères, et l’on ne trouve guère d’hommes un peu au-dessus de la classe commune en Allemagne à qui la lecture de plusieurs langues ne soit familière. En sortant des écoles on sait déjà d’ordinaire très bien le latin et même le grec. L’éducation des universités allemandes, dit un écrivain français, commence où finit celle de plusieurs nations de l’Europe. Non seulement les professeurs sont des hommes d’une instruction étonnante ; mais ce qui les distingue surtout, c’est un enseignement très scrupuleux. En Allemagne on met de la conscience dans tout, et rien en effet ne peut s’en passer. (de Staël [1813] 1968, 137-142) Den institutionellen Rahmen für die Etablierung der Romanischen Philologie als eigenständiges Universitätsfach bildet die Philosophische Fakultät in einem engeren und die Universität als übergeordnetes Organisationsprinzip in einem weiten Sinne. Jedoch etabliert sich das neue Fach nicht voraussetzungsfrei an der Philosophischen Fakultät. Vielmehr steht ihre disziplinäre und institutionelle Verankerung in der Entwicklungsdynamik eines grundlegenden Funktionswandels der Philosophischen Fakultät im 19. Jahrhundert 1 , den Walter Höflechner bezogen auf die Ausdifferenzierung der geisteswissenschaftlichen Disziplinen als „eine[n] der faszinierendsten Prozesse in der neueren Wissenschaftsgeschichte“ bezeichnet (Höflechner 1999, 310). Faszinierend ist dieser Prozess wohl deshalb, weil gerade die Philosophische Fakultät, in die man sich traditionellerweise 1 Zur Universitätsgeschichte und Geschichte der Philosophischen Fakultät im 19. und frühen 20. Jahrhundert siehe u.a. Münch 1984, 248-255; Stichweh 1984, 7-93; Stichweh 1987; Turner 1987; Schwingers 1999, 255-401; Weber 2002; Buchholz 2004; Geschichte der Universität in Europa, Bd. 3 (2004). 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 224 nicht immatrikulierte und die ursprünglich dazu diente, sich auf ein medizinisches, juristisches oder theologisches Studium vorzubereiten, zum Motor eines atemberaubenden disziplinären, institutionellen und professionellen Ausdifferenzierungsvorganges wird (Bruch 1999, 392) und damit über den sozialen Mechanismus des Aufstiegs durch Bildung maßgeblich zur Modernisierung Deutschlands beiträgt (Titze 1999, 356). Dieser Funktionswandel der Philosophischen Fakultät, dessen Triebkräfte in der spezifischen intellektuellen, kulturellen, sozialen und ökonomischen Situation Preußens liegen, führte zur Struktur der modernen Wissenschaftssystematik, wie sie auch heute noch weitgehend gilt 2 , und machte die deutsche Universität am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der westlichen Welt zum Exportschlager (u.a. Schalenberg 2002). Um diese tiefgreifende Veränderung wertschätzen zu können, lohnt es sich, diesen Prozess von verschiedenen Ebenen her zu betrachten: (i) ideologisch, (ii) wissenssystematisch und (iii) institutionell. Ideologisch vorbereitet wird die Umberwertung der Philosophischen Fakultät und der daraus entspringende Umbau der deutschen Universität durch Beiträge von Philosophen, Wissenschaftlern und Bildungsplanern im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert. So behandelt Immanuel Kant in seiner 1798 veröffentlichten Schrift Streit der Facultäten das Verhältnis der Philosophie zu den anderen Wissenschaften, insbesondere zur Theologie und tritt für eine strikte Trennung zwischen Glauben (Theologie) und Vernunft (Philosophie) ein. Indem Kant sich argumentativ auf die Universalität von Vernunft und Wahrheit beruft, gelingt es ihm, die Philosophische Fakultät von den unmittelbaren staatlichen Interessen zu entkoppeln und wissenschaftlich über die drei Berufsfakultäten zu stellen. Die Philosophische Fakultät, die bislang auf den Übergang in eine der drei Berufsfakultäten vorbereitete, sollte fortan einzig auf Grundlage der Vernunft die wissenschaftlichen Standards für alle Fakultäten setzen, wodurch Kant die institutionell und kulturell verfestigte Rangfolge der Fakultäten mit weit reichender Wirkung auf die Wissenschaftsorganisation in Frage stellte: Nun nennt man das Vermögen, nach der Autonomie, d.i. frei (Prinzipien des Denkens überhaupt gemäß) zu urteilen, die Vernunft. Also wird die Philosophische Fakultät, darum, weil sie für die Wahrheit der Lehren, die sie aufnehmen, oder auch nur einräumen soll, stehen muß, in so fern als frei und nur unter der Gesetzgebung der Vernunft, nicht der der Regierung stehend gedacht werden müssen. Auf der Universität muß aber auch ein solches Departement gestiftet, d.i. es muß eine Philosophische Fakultät sein. In Ansehung der drei obern dient sie dazu, sie zu kontrollieren und ihnen eben dadurch nützlich zu werden, weil auf Wahrheit ([als] der wesentlichen und ersten Bedingung der Gelehrsamkeit 2 Jarausch 1991, 319: „Zugleich Folge und Ursache der Frequenzexpansion war ein Differenzierungsprozeß, welcher die relativ homogene heuhumanistische Universität in ein breitgefächertes Hochschulsystem verwandelte, das schließlich in einem modernen Forschungs- und Lehretypus konvergierte.“ 3.1 Universitäre Infrastruktur 225 überhaupt) alles ankommt, die Nützlichkeit aber, welche die oberen Fakultäten zum Behuf der Regierung versprechen, nur ein Moment vom zweiten Range ist. (Kant [1798] 2005, 27) 1802 hält Friedrich Wilhelm Joseph Schelling an der Universität Jena seine wissenschaftspropädeutischen Vorlesungen über die Methode (Lehrart) des academischen Studiums. Schellings Gedanken zur Organisation und Durchführung von Wissenschaft in Freiheit und selbstbestimmter Produktivität gelten gemeinhin als Ursprung der modernen deutschen Universitätsidee, die im Credo ‘Freiheit und Einheit der Wissenschaften’ der durch Wilhelm von Humboldt initiierten Reform des höheren preußischen Bildungswesens ihren Niederschlag finden. Der voranschreitenden Ausdifferenzierung des Wissens stellt Schelling die Einheit stiftende Philosophie als übergeordnetes und ordnendes Prinzip entgegen, da nur im gemeinsamen Streben aller Fachrichtungen nach der in der absoluten Erkenntnis liegenden Wahrheit die organische Einheit der Wissenschaften gewahrt werden könne. 3 Wissenschaft sei das Streben nach Teilhabe am göttlichen Urwissen, das sich in den realen Erscheinungen der Natur offenbare und vom Menschen erkannt (empirische Naturerkenntnis) und in ein ideales Wissen übertragen werden müsse (philosophische Spekulation). Indem Schelling jede der einzelnen Wissenschaften in ein spezifisches Verhältnis zur Philosophie setzt, kann er sie von unmittelbarer staatlicher und gesellschaftlicher Nutzbeziehung freisprechen und Wissenschaft als „an sich selbst unbedingtes Wissen“ definieren (Schelling [1802/ 03] 1990, IX). Getrotzt werden könne der Gefahr, dass der reine jugendliche Geist durch gemeine und praktische Zwecke verderbe, nur durch Anleitung zum selbsttätigen Studium und Denken: „Alle Regeln, die man dem Studieren vorschreiben könnte, fassen sich in der einen zusammen: Lerne nur, um selbst zu schaffen.“ (Schelling [1802/ 03] 1990, 35). Den vorläufigen Höhepunkt des Umbewertungsprozesses der Philosophischen Fakultät bildet die Berliner Universitätsgründung (1810) (siehe auch Turner 1987, 223-227). Äußerer Anlass zur Gründung einer Universität in Berlin ist der Friedensvertrag von Tilsit (1807), auf dessen Grundlage Preußen alle Besitzungen westlich der Elbe und damit auch die preußische Landesuniversität Halle an Frankreich abtreten muss. Mit Planung und Durchführung der Universitätsneugründung wird zunächst 1807 Karl Friedrich von Beyme und 1809 Wilhelm von Humboldt betraut. 4 Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher und Wilhelm von Humboldt, Protagonisten der im Vorfeld der Neugründung geführten wissenschafts- und bildungstheoretischen Dis- 3 Vergleiche auch Steffens 1809, 113: „[...] daß die erste Facultaet, die euch zur wissenschaftlichen Selbstbildung einladet, die philosophische sey. Denn ein jeder wird gestehen, daß die Weisheit nicht von den mannigfaltigen Wissen verschieden, vielmehr der ordnende und belebende Geist desselben sey.“ 4 Weischedel 1960; Menze 1975; Muhlack 1978; Becker 2004a. 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 226 kussion, knüpfen an die von Kant und Schelling angestoßene Umbewertung der Philosophischen Fakultät an. Die Universität, so Fichte, müsse als „Schule der Kunst des wissenschaftlichen Verstandesgebrauches“ (Fichte [1807] 1960, 34) bei den Studierenden einen philosophischen Geist erzeugen, der es ihnen erlaube, den Lernstoff philosophisch zu durchdringen und von einem höheren Standpunkt aus zu beurteilen. Um dies zu erreichen, müsse der Unterricht im Geist der Sokratischen Schule zu „einer fortlaufenden Unterredung“ (ebenda, 36) zwischen Lehrer und Schüler umgestaltet und alle praktischen Studien wie Medizin oder Lehrerbildung in eigenständige Spezialeinrichtungen ausgegliedert werden. Schleiermachers Universitätskonzeption hingegen verteidigt die historisch gewachsene deutsche Vierfakultätenuniversität, die er aber unter die Führung der Philosophischen Fakultät gestellt sehen will (Schleiermacher [1808] 1960, 141-145). Im Intermediären zwischen höherer Schulbildung und Forschungsakademie fände die Universität in der Erziehung zu einem philosophischen Geist und in der Anleitung zur Selbsttätigkeit ihre Bestimmung. W.v. Humboldt leitet seine Universitätsidee aus dem Beitrag der Universitäten zu einer „moralischen Kultur der Nation“ ab, deren innerstes Wesen aus einer Verbindung von objektiver Wissenschaft mit subjektiver Bildung bestehe (W.v. Humboldt [1809/ 10] 1960, 193). Die Humboldtsche universitas litterarum gründet sich auf der Einheit von Lehre und Forschung sowie allseitiger humanistischer Bildung. Als moralische Bildungsanstalt dürfe die Universität weder vorbereitendes Gymnasium noch Spezialschule sein und könne nur im Klima absoluter staatlicher Freiheit gedeihen. Für Kant, Schelling, Fichte, Schleiermacher und W.v. Humboldt ist die Idee von Wissenschaft als organisches Ganzes so bestimmend, dass sie ohne Einbettung in ein übergeordnetes philosophisches System nicht sinnvoll gedacht werden kann. Nur indem sich empirische Erfahrung mit in der menschlichen Vernunft gründenden philosophischen Spekulation vereine, könne der forschende Mensch zum wahren Wissen vordringen. In diesem Sinne verkörpere die Philosophische Fakultät geradezu die Idee der neuen „philosophischen“ Universität, was die Theologische, Juristische und Medizinische Fakultät anzuerkennen habe. Neben dieser ideologischen Flankierung forcieren der explosionsartige Wissenszuwachs und die sukzessive Ablösung von rationaler Spekulation durch empirisch-historische Erkenntnisweisen im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert ganz pragmatisch auf der Handlungsebene neue organisatorische Muster an der Philosophischen Fakultät sowohl in wissenssystematischer als auch in institutioneller Hinsicht (Stichweh 1984, 7-93). Wichtige Impulse gehen hierbei von den aufgeklärten protestantischen so genannten Reformuniversitäten - zunächst - Göttingen, Halle und - ab 1810 - Berlin aus. Während die drei Berufsfakultäten auch unter sich wandelnden historischen Bedingungen ihre Studierenden mit einem auf den 3.1 Universitäre Infrastruktur 227 Vollzug klar definierter Handlungsmuster ausgerichteten Wissen zu versorgen hatten (Pastoren, Priester, Rechtsanwälte, Richter, Ärzte), wurden die neuen Wissensbestände und -formen unter der Philosophischen Fakultät subsumiert und führten dort zur Ansiedlung neuer Fächer und Spezialisierung bestehender Lehrstühle (Disziplinierung) sowie zur Konstruktion neuer Berufsrollen (Professionalisierung) (Lundgreen 1999; Stichweh 1999). Als wissenschaftssystematischen Effekt weichte dieser Ausdifferenzierungsschub die noch für das 18. Jahrhundert verbindliche Hierarchie des Wissens (z.B. Metaphysik der Natur über Erdbeschreibung) und der Erkenntnisformen (Vernunfterkenntnis über Empirie) zu Gunsten einer funktionellen disziplinären Ordnung auf (siehe auch Luhmann 1980-1995). D.h. Fächer, Wissensbestände und Erkenntnisweisen traten mehr oder weniger gleichberechtigt nebeneinander und dienten fortan gleichermaßen dem Streben nach Erkenntnis und waren nicht mehr Vorstufen einer theologischen oder philosophisch-spekulativen Wahrheit. Das Hereinbrechen des prinzipiell unendlichen empirischen Materials in das Bewusstsein der Forscher sowie der Verlust von Ordnung und Hierarchie führte zunächst an der Philosophischen Fakultät, später an der ganzen Universität zu einem neuen wissenschaftlichen Ethos: Wissenschaftlichkeit bedeutete zunehmend statt Bewahrung und Vermittlung gesicherten Wissens kognitive Problemlösung bei gleichzeitig offenem Problemhorizont (Stichweh 1984, 36-38). In diesem Sinne wurde das Programm Kants, die Philosophische Fakultät zur erkenntnismethodischen Leitfakultät zu machen, verwirklicht. Da Wissenschaft - wie wir sie in der westlichen Kultur als professionellen Handlungsvollzug in Lehre und Forschung verstehen - auf institutionelle Strukturen angewiesen ist, stellte die sukzessive Neustrukturierung des Wissens ab 1800 die institutionelle Frage neu. 5 Als Antwort stieg die Universität zur „wichtigste[n] institutionelle[n] Umwelt moderner Wissenschaft“ auf (Stichweh 1984, 75), worin sich die deutsche von der westeuropäischen Entwicklung unterschied, da dort die Akademien die Orte wissenschaftlicher Forschung blieben. Wissenschaftspolitisch gründen die institutionellen respektive wissenschaftsinfrastrukturellen Modifikationen der deutschen Universität im Laufe des 19. Jahrhunderts i.d.R. in den 5 Stichweh 1984, 62; Hervorhebung wie im Original: „Aber disziplinäre Gemeinschaften sind angewiesen auf wissenschaftliche Institutionen, die als organisatorische Infrastruktur der disziplinär restrukturierten Wissenschaft fungieren können. Vorhandensein, Entstehung und Wachstum solcher Institutionen entscheidet darüber, ob der im Kommunikationssystem entstandene Druck in Richtung auf disziplinäre Differenzierung institutionelle Realisierungsmöglichkeiten findet. In dieser Sicht erscheint dann der Übergang zur Disziplinendifferenzierung auch als Krise der traditionellen Institutionalisierungsformen der Wissenschaft - als Krise, in der das Schicksal fortschreitender disziplinärer Differenzierung von institutionellen Konfigurationen abhängig ist, deren Genese, Fortdauer und Veränderung natürlich auch in Kausalzusammenhängen verankert ist, die andere als die der Wissenschaft selbst sind.“ 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 228 preußischen Bemühungen um eine Reform des höheren Bildungswesens seit den 1780er Jahren. 6 Von eminenter Bedeutung war die konsequente Trennung von Sekundär- und Tertiärbildung spätestens seit der Preußischen Bildungsreform (1809/ 10), wodurch zum einen die Universitäten - und hier besonders die Philosophische Fakultät - von wissenspropädeutischen Aufgaben entlastet und zum anderen Gymnasium als Zugangsregulator bzw. Selektionsmechanismus und Universität als Fortsetzung der höheren Bildung funktional aufeinander bezogen wurden (Titze 1999, 355). Indem Wissensbestände, die in den ursprünglichen septem artes liberales der alten Artistenfakultät gründen, von der Universität ins Gymnasium verschoben wurden, wurden an der Philosophischen Fakultät Kräfte und Kapazitäten frei, die innovativ gesättigt werden konnten. Nicht ohne Grund sieht deshalb der Soziologe Rudolf Stichweh in der funktionalen Entlastung der Universität „das eigentliche Geheimnis des durch die Universität inaugurierten wissenschaftsgeschichtlichen Umbruchs“ des 19. Jahrhunderts (Stichweh 1988, 61). Da nun die Philosophische Fakultät durch Funktions- und Strukturwandel ihre traditionelle Klientel - die Studierenden aller Fakultäten in Vorbereitung ihres eigentlichen Berufstudiums - weitgehend einbüßte, musste sie sich zum Zweck des Systemerhalts neuen Gruppen zuwenden, was wiederum die Konstruktion neuer akademischer Berufe nach sich zog (Ökonomen, Verwaltungsbeamte, Gymnasiallehrer, Chemiker, Meteorologen usw.). Die Bildungsforscher Peter Lundgreen und Hartmut Titze betonen die herausragende Bedeutung der Gymnasiallehrerausbildung in diesem Prozess (u.a. Lundgreen 1999; Titze 1999) - und Lundgreen spitzt es so zu: „Die neue Philosophische Fakultät wurde seit 1810 zur Berufsfakultät der Gymnasiallehrer.“ (Lundgreen 1999, 321), wobei er das Spannungsfeld zwischen Lehrerausbildung einerseits und Entwicklungslogik der Wissenschaften andererseits nicht aus dem Blick verliert, wodurch deutlich wird, dass die Gymnasiallehrerausbildung stets nebenher lief. 7 Über die Komplementarität von Gymnasium und Hochschule und der funktionell-strukturellen Neujustierung der Philosophischen Fakultät hinaus sind es vor allem zwei weitere institutionelle Faktoren, die den innovativen Charakter der modernen preußisch-deutschen Universität im 19. Jahrhundert ausmachen, die die Wissensproduktion ansteigen lassen und die Bewunderung und Nachahmung in anderen deutschen Staaten und im Ausland hervorrufen: (1.) die neue Lehrer-Forscher-Rolle mit den instituti- 6 Zur preußischen Hochschul- und Wissenschaftspolitik siehe u.a. Brocke 1980; Brocke 1991; Blanke 1994; Brocke 2004. 7 Lundgreen 1999, 324: „Es versteht sich, daß die hierin erkennbare Ausdifferenzierung von Fächern keine ‚Rücksicht’ nahm auf berufliche Verwertungschancen in außeruniversitären Arbeitsmärkten, sondern einzig und allein dem Erkenntnisfortschritt unter dem Forschungsimperativ geschuldet war.“ 3.1 Universitäre Infrastruktur 229 onellen Dispositiven Habilitation und Privatdozentur sowie der quasi religiös-moralischen Verpflichtung zum Hervorbringen neuen Wissens und (2.) die neuen aktivischen Lehrmethoden der forscherzentrierten Vorlesung und des Universitätsseminars (Stichweh 1999, 340-346). War der Arbeitsauftrag des Hochschullehrers des 18. Jahrhunderts vor allem die Bewahrung und Übermittlung gesicherten Wissens, so bildet sich ab 1800 ein neues Rollenverständnis professionellen Handelns heraus, das darin besteht, dass von jedem Universitätsprofessor eigene Forschungsarbeit erwartet wird, was sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem regelrechten Forschungsimperativ auswächst (Turner 1981). Die Verpflichtung zum Forschen erschließt einerseits immer mehr neues Wissens, löst aber andererseits auch einen Profilierungsdruck vor allem auf nachstrebende Wissenschaftlergenerationen aus. Als Folge werden Wissensbereiche immer klein- und arbeitsteiliger bearbeitet oder neu strukturiert, was wiederum institutionelle Konsequenzen hat, da eine akademische Karriere i.d.R. eine Anstellung als Professor zum Ziel hat. Hier wirkt sich das deutsche Habilitationsverfahren vorteilhaft aus, da es mit Zustimmung der Fakultät und des zuständigen Ministeriums prinzipiell den Erwerb der Lehrbefugnis an Universitäten (venia legendi) auch für noch nicht etablierte Wissensbereiche ermöglicht. Zwar geht der habilitierte Privatdozent damit immer das Risiko ein, keine passende Anstellung zu finden, jedoch scheint dieses Risiko gering, da die neuen Habilitationen das Universitätssystem unter institutionellen Ausdifferenzierungsdruck setzen und zumeist zu einer Anstellung führen. 8 Das von den preußischen Bildungsreformern 1809/ 10 vertretene Postulat von der Einheit von Lehre und Forschung gewichtet das Verhältnis zwischen Hochschullehrern und Studierenden grundlegend neu: Wissensvermittlung und Wissenserzeugung verschmelzen zu einem kollektiven Prozess, an dem beide Seiten gleichermaßen teilhaben können und sollen (Stichweh 1984, 86). Handlungspraktisch bedeutet dies, dass die Dozenten in ihren Lehrveranstaltungen nicht mehr nur das gesicherte Schulwissen anderer vortragen, sondern in der Lehrsituation ihre Gedanken entwickeln und eigene Forschungserträge vorstellen. Es ist vor allem das Seminar, das in seiner konstitutiven Dialogizität idealiter die neue aktivische Auffassung von Wissenschaft repräsentiert und dessen konzeptueller Kern, die methodisch geleitete praktische Arbeit am Untersuchungsobjekt, den Ausgangspunkt spezialisierter Fachstudien bildet. Ältere und neuere Untersuchungen zur Geschichte des Universitätsseminars heben die Genealogie zwischen den Fachseminaren, wie sie im Laufe des 19. Jahrhunderts an allen deutschen Universitäten gegründet werden (Historische, Mathematische, Staatswissenschaftliche, Romanische, Anglistische usw. Seminare), mit 8 Zur Geschichte der Habilitation und Privatdozentur siehe u.a. Busch 1959; Ebel 1969, 57f.; Schmeiser 1994, hier besonders S. 30-42. 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 230 dem Philologischen Seminar Gesnerschen, Heyneschen und Wolfschen Zuschnitts und seine initiale Zweckbindung an die Gymnasiallehrerausbildung hervor. 9 Im Kontrast zu diesen vornehmlich deskriptiven Studien versucht William Clark, die zum modernen Universitätsseminar führenden Triebkräfte aufzuspüren, welche er in der spezifischen sozialen, politischen und ökonomischen Situation Deutschlands im 19. Jahrhundert zu finden glaubt. Für Clark ist das Seminar „the conceptual space of private interests enframed by reason of state“ (Clark 1989, 134), in dem das forschende Subjekt eine dialektische Zweckbeziehung mit den staatlichen und ökonomischen Interessen der sich entwickelnden kapitalistischen Gesellschaft eingeht (siehe auch Weber 1919, 5; Busch 1959, 69-72). Was die Gründung neusprachlicher Seminare anbetrifft, so werden diese nach anfänglichen individuellen Versuchen (Rostock, Greifswald, Tübingen) systematisch in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs (1871-1918) an allen deutschen Universitäten gegründet (siehe tabellarische Übersicht in Kapitel 5.1). 10 Rückblickend wird Adolf Tobler in seinem Beitrag zur Chicagoer Universitätsausstellung 1893 über die Gründung Romanischer Seminare schreiben: Seit ungefähr fünfzehn oder zwanzig Jahren ist zu den Mitteln, mit denen von Staates wegen die romanischen Studien gefördert werden, an den meisten Universitäten die Einrichtung der S e m i n a r i e n hinzugetreten. Damit ist zu dauernder staatlicher Veranstaltung geworden, was vielfach unter dem Namen „Übungen“, „Gesellschaften“ u. dgl. schon zuvor durch die Professoren aus eigenem Antrieb ins Leben gerufen war, ist aber jetzt durch Gewährung besonderer, einzig dieser Bestimmung vorbehaltener und den Seminaristen jederzeit offener Räumlichkeiten, sowie alljährlich ausbezahlter Beträge behufs Gründung und Unterhaltung von Fachbibliotheken, wenn nicht an allen, so doch an vielen Universitäten, zu gesteigerter Wirksamkeit erhoben. (Tobler 1893, 498; Sperrung wie im Original) Landesherrliche und ministerielle Gunst - mithin ihre materielle Existenzgrundlage - finden die zu gründenden neusprachlichen Seminare im Verweis auf die Ausbildung zum höheren Lehramt. Doch schon Karl Bartsch, der 1858 an der Universität Rostock das erste germanistische Seminar an einer deutschen Universität und 1873 in Heidelberg das Seminar für neuere Sprachen gründet, stellt inhaltlich das textkritische Studium mittelalterlicher Handschriften ins Zentrum der Seminarübungen (Bartsch 1883). Auch wenn hauptsächlich künftige Gymnasial- und Realschullehrer des Deutschen, Französischen und Englischen die Seminare aufsuchten, so dürften doch die Seminarübungen nicht aufgrund allzu großer Nähe zum Lehrbe- 9 Wundt 1912/ 13; Erben 1913; Paulsen ³1921, Bd. 2, 16ff. und 210-229; Meves 1987; Weimar 1989; Brocke 1999; Hültenschmidt 2000; Schubring 2000; Wolf/ Kalkhoff 2010, 79f. 10 Siehe auch Christmann 1985, 29-39; Hültenschmidt 2000. 3.1 Universitäre Infrastruktur 231 ruf zu einem „geistigen Proletariat“ erziehen. Alleiniges Ziel müsse die „Einführung in die philologische Methode, Gewöhnung an philologisches Denken“ sein (Bartsch 1883, 239), wobei philologisches Denken vor allem die Kenntnis der älteren Sprachstufen meint. 11 In diesem Sinne konzipiert Bartsch das neusprachliche Seminar als Fachseminar, das sich methodisch an Karl Lachmanns historisch-kritischer Editionspraxis orientiert und dessen Übungen sich ausschließlich über mittelalterliche Texte erstrecken. Bartsch, der wie Lachmann in seinen eigenen Forschungen Klassische und Mittelalterliche Philologie verbindet, überträgt diesen methodischen und inhaltlichen Kern auf das neusprachliche Universitätsseminar, wodurch Bartsch das Scharnier zwischen klassisch-philologischer und neuphilologischer Seminartradition bildet. Natürlich werden auch Stimmen laut, die den neusprachlichen Universitätsseminaren vorzugsweise sprachpraktische und didaktisch-pädagogische Funktionen zuweisen würden (u.a. Herrig/ Viehoff 1848, 233). Wenngleich Inhalte und Schwerpunkte der neusprachlichen Seminare von Universität zu Universität variiert haben mögen und sich die starke Betonung der textkritischen Mittelalterphilologie im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert verflüchtigt und durch andere Themen ersetzt wird, so konstituiert doch die Dualität - Anleitung zum wissenschaftlichen Studium der neueren Sprachen durch Professoren und Assistenten sowie Gelegenheit zum mündlichen und schriftlichen Gebrauch der Fremdsprache unter der Aufsicht von Lektoren - die Arbeit im Seminar. Personell setzen sich die neuphilologischen Seminare zumeist wie folgt zusammen: ein Ordinarius, den das entsprechende Kultusministerium zum Seminardirektor ernannt hat 12 , ein oder mehrere Lektoren für den sprachpraktischen Unterricht, ein Seminarassistent, der zunächst für die Verwaltung der Seminarbibliothek, später auch zur Entlastung der Ordinarien in der Lehre für die Vermittlung von Grundlagenwissen zuständig ist 13 und last but not least Studierende, deren Anzahl bis zur Jahrhundertwende 10-12 kaum überschreitet und die vom Ordinarius als besonders förderungswürdige Studierende handverlesen zum Seminar zugelassen werden. Im Zuge des Ausbaus der Universitäten zum „Groß- 11 Bartsch 1883, 240: „Dass im englischen und französischen Seminar die historischphilologische Schulung, also gründliche Beschäftigung mit dem Altfranzösischen und Altenglischen, ein zweiter Hauptgesichtspunkt ist, erachte ich als selbstverständlich. Denn der Ausschluss derselben muss die verderblichsten Folgen haben.“ 12 In den romanisch-englischen Seminaren ist der Ordinarius für Romanische Philologie für die romanische und der Ordinarius für Englische Philologie für die englische Abteilung des Seminars zuständig; beide Abteilungen werden getrennt verwaltet. Bei Berufungen ab den 1860er Jahren ist die Gründung eines entsprechenden Seminars bzw. einer entsprechenden Abteilung zumeist im Rahmen der Ernennung gefordert. 13 Zur Geschichte des Assistentur siehe Bock 1972, für die geisteswissenschaftlichen Disziplinen bis 1920 besonders S. 162-170. 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 232 betrieb“ und dem damit einhergehenden Anstieg der Studierendenzahlen 14 verliert die Seminarmitgliedschaft ihren exklusiven Status. Infrastrukturell werden die Seminare und Seminarbibliotheken zumeist als Institute fortgeführt und das Seminar wird zu einer normalen Lehrveranstaltung (Proseminar usw.). 3.2 Theoretische Reflexion des neusprachlichen Studiums [...] gegenwärtig wollen wir uns auf einen Theil des Ganzen beschränken, der so in die Augen fallend hervortritt, daß es wundern muß, weshalb, so viel wir wissen, noch Niemand auf diesen Mangel aufmerksam gemacht und die p r i n c i p m ä ß i g e R e c h t l o s i g k e i t u n d d i e daraus folgende V e r n a c h l ä s s i g u n g d e r n e u e r n S p r a c h e n a u f d e n U n i v e r s i t ä t e n öffentlich gerügt hat. (Heintze 1842, 340) Das neuphilologische Studium im Sinne eines auf einer eigenen Fachwissenschaft gründenden Universitätsstudiums bildet sich allmählich im Laufe des 19. Jahrhunderts heraus, wobei die Konstituierungsprozesse an den einzelnen Universitäten stark individuelle Züge tragen können, wie es die institutionengeschichtlichen Untersuchungen im zweiten Teil dieser Arbeit aufzeigen. Wie auch immer sich die neuphilologischen Inhalte und Methoden an den einzelnen Universitäten füllen, ist dennoch festzuhalten, dass sich etwa zwischen 1830 und 1880 neuphilologische Fachwissenschaften, i.e. Romanische und Englische Philologie, konstituieren, die verstärkt ab der zweiten Hälfte der 1870er Jahre institutionalisiert werden und fortan nicht mehr aus dem Fächerkanon der Philosophischen Fakultät wegzudenken sind. Stimuliert wird dieser Prozess durch die allmähliche Verbürokratisierung des neusprachlichen Lehramtes mittels staatlicher Prüfungsordnungen ab der Jahrhundertmitte (u.a. ab 1854 in Bayern und ab 1866 in Preußen; siehe auch Haenicke 1982) und die theoretische Reflexion über den Wert und die Stellung der neueren Sprachen im deutschen Bildungssystem. Lehrer, Bildungstheoretiker und Wissenschaftler publizie- 14 Zu den Frequenzzahlen für ‚Sprach- und Kulturwissenschaften’ an den deutschen Universitäten zwischen 1830 und 1941 siehe Titze 1987, absolut: S. 86-89, relativ: S. 90-93; an den preußischen Universitäten zwischen 1820 und 1941 siehe ebenda, absolut: S. 94-97, relativ: S. 98-102; für ‚Alte und neue Philologie und Geschichte’ zwischen 1886 und 1925 siehe ebenda, absolut und relativ: S. 122f.; für die ‚Einzelfachströme des Fachbereichs Sprach- und Kulturwissenschaften’ (u.a. ‚Neue Sprachen’) an den deutschen und preußischen Universitäten zwischen 1925 und 1941 siehe ebenda, absolut und relativ: S. 124-128; für ‚Neue Sprachen’ an den deutschen und preußischen Universitäten zwischen 1924 und 1941 siehe ebenda, absolut und relativ: S. 131. 3.2 Theoretische Reflexion des neusprachlichen Studiums 233 ren ab den späten 1830er Jahren Gedanken über die als dringend notwendig und zeitgemäß empfundene Institutionalisierung der neueren Philologien sowie über Begriff, Umfang und curricularen Ablauf neusprachlicher Universitätsstudien. 15 Die im Folgezeitraum erschienenen Texte lassen sich systematisch zu mindestens drei Textsorten zusammenfassen: (1.) allgemeine Gedanken über das neuphilologische Studium, (2.) Enzyklopädien des neuphilologischen Studiums und (3.) hodegetische Schriften (Studienablaufempfehlungen). Unter die erste Kategorie fallen Texte, in denen neusprachliche Lehrstühle gefordert werden, über den angemessenen Inhalt und Ablauf neusprachlicher Studien nachgedacht sowie die Rolle der Neuphilologie im Bildungssystem reflektiert wird 16 und in denen über das Verhältnis der Neuphilologie zur Lehrerausbildung und deren zeitgemäße Reform nachgedacht wird. 17 Die zweite Kategorie fasst Texte, die sich der Frage stellen, welche Themenbereiche zu einem angemessenen wissenschaftlichen Studium der neueren Sprachen gehören. 18 Praktische Ratschläge zum Ablauf eines neuphilologischen Universitätsstudiums für Studierende der neueren Sprachen geben die Texte der dritten Kategorie 19 , zu denen auch die Kapitel über die Gestaltung des neuphilologischen Studiums in den Enzyklopädien geschlagen werden können (u.a. Körting 1884, 192-244; Körting 1896, 88-112). Trotz der Heterogenität der Diskussion lassen sich die Wünsche und Forderungen für das universitäre Studium der Neuphilologie zusammenfassen: Ging es zwischen ca. 1840 und 1860 zunächst vor allem darum, neuphilologische Lehrstühle und die Autonomie des neuphilologischen Studiums einzufordern, um den künftigen neusprachlichen Lehrern eine wissenschaftliche Ausbildung jenseits des reinen Lektorenunterrichts zu gewähren, so ist die spätere Diskussion, die ab den späten 1870er Jahren parallel zur Institutionalisierung der Englischen und Romanischen Philologie stattfindet, vor allem eine Auseinandersetzung über die Inhalte und 15 Seidel-Vollmann 1977, 31-33; Christmann 1986; Christmann 1987; Kalkhoff 2007. 16 Heintze 1842; Keller 1842; Georg 1843; Mager 1843; Elze 1845; Friedemann 1847a; Herrig/ Viehoff 1848; „Professuren der neueren Sprachen“ 1848; „Die moderne Philologie und die Universitäten der Neuzeit“ 1850; Mahn 1863; Elze 1865; Kortegarn 1871; „Das Studium der neueren Sprachen“ 1878; Mahn 1881; Bluhm 1882; Asher 1883; Hilmer 1884; Koschwitz 1884; Ihne 1886; Körting 1887; Körting 1887a; Körting 1887b; Tobler 1890; Tobler 1893; Schneegans 1912; Heuckenkamp 1920. 17 Mager 1843; Martin 1872; Thomas 1875; Breymann 1876; Asher 1881; Stengel 1881; Körting 1882; Asher 1883; Breymann 1883; Danker 1883; Breymann 1885; Viëtor 1887; Waetzoldt 1892; Banner 1894; Walter 1901; Fries 1910; Voretzsch 1914. 18 Schmitz 1859 (1860; 1861; 1864); Schmitz 1866-72; Körting 1884-1888; Neumann 1886; Elze 1887; Körting 1888; Gröber 1888; Körting 1896; Gröber 1897-1902; Gröber ²1904- 06; Meyer-Lübke ²1909. 19 Storm 1881; Viëtor 1888; Wie studiert man neuere Philologie und Germanistik? 1892; Suchier/ Wagner 1894; Koschwitz 1897; Gaßmeyer 1903; Viëtor 1910; Wechssler/ Viëtor 1910; Schneegans 1912; Ettmayer 1919. 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 234 Anforderungen des neuphilologischen Studiums. Dabei ist man sich im Kern einig, dass das Studium der Neuphilologie eine wissenschaftlichtheoretische (historisch-philologisch) und eine praktische (sprachpraktisch und pädagogisch-didaktisch) Ausbildungskomponente umfassen müsse: Ich [Hermann Breymann. A.d.V.] kann also die Frage nach dem Ziele des neusprachlichen Universitätsstudiums nur dahin beantworten, daß dasselbe von vornherein ein d o p p e l t e s sein muß: 1. ein theoretisch-wissenschaftliches und 2. ein praktisches. Das theoretisch-wissenschaftliche ist die Hauptsache und muß daher auch stets an erster Stelle genannt werden. [...] Wahrlich, es scheint mir hohe Zeit, mit aller Nachdrücklichkeit noch einmal darauf hinzuweisen, daß eine solche Beherrschung [der neueren Sprachen. A.d.V.] eine wesentliche Vorbedingung für eine erfolgreiche Ausübung des Lehrerberufes ist, und daß für die Studierenden die Erlangung jener Fähigkeit durchaus notwendig und durch die Bedürfnisse des Staatsdienstes bedingt sind. (Breymann 1885, 6-8; Sperrung wie im Original) Jedoch wird das neuphilologische Lager durch die überaus emotional verhandelte Frage gespalten (siehe u.a. Asher 1883, 219-221), mit welchem Gewicht und zu welchem Zeitpunkt des Studiums die angemessene mündliche und schriftliche Beherrschung der neueren Sprachstufe erworben werden soll. Für die einen ist das neuphilologische Studium vor allem eine theoretische Ausbildung, deren vorderstes Ziel die profunde Kenntnis der älteren Sprachstufe sein soll und deren praktische Komponente außerhalb der Universität nach Abschluss der dreijährigen wissenschaftlichen Ausbildung stattfinden könne (Körting 1882, 49ff.). Hierzu solle der Staat großzügig Reisestipendien vergeben und ein neusprachliches Institut in Paris und London in Analogie zum Archäologischen Institut in Rom und Athen gründen (Körting 1882, 51ff.; Rolfs 1885). Für andere hingegen ist die sprachpraktische Ausbildung in der Gegenwartssprache integraler Bestandteil des Universitätsstudiums, zumal künftige Französisch- und Englischlehrer die große Mehrheit der Studierenden bilden: 20 Der Zweck der weitaus größeren Zahl der Studierenden der neueren Sprachen an den Universitäten ist unleugbar, sie an höheren und Mittelschulen zu lehren. Nur die geringste Minorität, die sich auf eine akademische Carriere oder Professur vorzubereiten beabsichtigt, kann sich auf das rein philologische Studium beschränken und das eigentliche Studium der neueren Sprachen dabei aus den Augen lassen. (Asher 1883, 221) Dieser universitäre Sprachunterricht dürfe aber kein „Bonnenunterricht“ sein (Polemik Hermann Breymanns gegen David Asher siehe Asher 1883, 221), sondern müsse von philologisch geschulten Lehrkräften erteilt werden, denn zu tief sitzt die Angst, in die vorwissenschaftliche Phase des lektorenmäßigen Unterrichts der neueren Sprachen zurückzufallen, aus der man sich mühsam seit den 1840er Jahren emporgearbeitet hat. 20 Asher 1881; Asher 1883; Breymann 1885; Viëtor 1888; Viëtor 1910. 3.2 Theoretische Reflexion des neusprachlichen Studiums 235 Überschaut man die konzeptuelle Reflexion des neusprachlichen Studiums im 19. Jahrhundert, lassen sich zwei Metaentwürfe herausstellen: Erster entwirft das neusprachliche Studium respektive moderne Philologie als einen unzertrennlichen Komplex aus deutscher, französischer und englischer Sprache, Literatur und Kultur, der die geistigen Erzeugnisse der neueren europäischen Kulturetappe zum Gegenstand hat (siehe Kapitel 3.3). 21 Diese maßgeblich von Karl Mager und Karl Friedrich Elze angelegte Hermeneutik der Moderne gründet einerseits ideologisch und geschichtsphilosophisch in der deutschen Romantik und im deutschen Idealismus sowie andererseits in schulpraktischen Belangen, denen zufolge die neusprachliche Fächerkombination Französisch und Englisch als Einheit analog zum altsprachlichen Unterrichtsmodell betrachtet wird: Mit der alten Doppel-Philologie, der griechisch-römischen, hat die aus dem Gebiete der romanisch-germanischen Sprachwissenschaft für uns zu Einem Fach sich gestaltende französisch-englische Philologie, abgesehen von allen anderen Beziehungen, Dieses gemein, daß die Doppelung derselben theoretisch und practisch begründet ist. Die theoretische Begründung, in dem verwandtschaftlichen und historischen Zusammenhange jedes Schwesterpaares gegeben, erscheint keineswegs als die hauptsächlichste. Die practische Begründung, welche in dem mit der Zeit gewordenen und gewachsenen (resp. wachsenden) Bedürfniß der Lernenden liegt, sie ist es, die jede der beiden Doppel-Philologien zu Einer Fachwissenschaft, zu Einem Berufsfach macht (resp. mehr und mehr machen wird). (Schmitz 1866, III) Der zweite Entwurf verneint hingegen die innere Einheit von Französisch und Englisch aus fachwissenschaftlichen Gründen und plädiert für die Etablierung unabhängiger Einzelphilologie an den Universitäten und für getrennte Fachlehrer der französischen und englischen Sprache an den Schulen bzw. nimmt diese als gegeben hin: 22 Ich habe es mit angesehen wie man zwei junge Leute verschiedenen Geschlechts lange Zeit hindurch in allen Gesellschaften neben einander setzte, weil man glaubte sie liebten sich: indessen war ganz das Gegentheil der Fall, und schließlich mußten dieß auch die Kurzsichtigen bemerken. Ganz ähnlich ist es dem Französischen und Englischen in unserem Unterrichtssystem ergangen. Die Schulen, welche überhaupt das Englische aufgenommen haben, pflegen es in dieselbe Hand wie das Französische zu legen; auf den Universitäten hat es sich gleich anfangs an das Französische angeklammert und auf den Lehrstuhl der Romanischen Philologie eingeschmuggelt. Es gibt jemanden dem diese in Prüfungsvorschriften und Professorenbestallungen niedergelegten Thatsachen so zu Kopfe gestiegen sind, daß er ‚ein eigenes wissenschaftliches Fach, die französisch-englische, oder die neuere Philologie, proclamirt,‘ und die kühne That 21 Keller 1842; Heintze 1842; Mager 1843; Elze 1845; Herrig/ Viehoff 1848; Schmitz 1859; Martin 1872; Thomas 1875. 22 Schuchardt 1875; Körting 1882; Breymann 1885; Körting 1884; Gröber 1888; Gröber ²1904-06; Schneegans 1912, 6. 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 236 durch Errichtung eines großartigen Scherbenberges gefeiert hat. [...] Das Griechenthum hat in Stoff und Form einen solchen Einfluß auf das Römerthum ausgeübt, daß wir das letztere nicht wirklich verstehen ohne das erstere genau zu kennen, [...] Hingegen bildet zweifellos die englische Philologie einen Ausschnitt aus der germanischen Philologie, und die französische einen solchen aus der romanischen. Nicht einmal berühren sich die beiden Hauptgebiete hier besonders eng: denn zwischen Französisch und Deutsch besteht seit mehr als tausend Jahren eine Wechselwirkung, die das Deutsche vollkommen berechtigen würde als drittes in die neugegründete ‚neuere Philologie‘ einzutreten. [...] Für wünschenswerth also erachte ich, um es in wenigen Worten zu wiederholen, daß das Französische im Unterricht durchgängig vom Englischen getrennt, [...]. (Schuchardt 1875) Zentrales Thema der meisten Beiträge zur Diskussion des neusprachlichen Studiums ist dessen anzustrebende Verwissenschaftlichung, die nur über eine Distanznahme zum stets abschätzig betrachteten Lektorenunterricht (u.a. Heintze 1842, 346) geschehen könne. In der frühen Diskussion glaubt man, eine Verwissenschaftlichung des Studiums der neueren Sprachen vor allem durch die organisatorische und methodische Analogie zum altsprachlichen Studium zu erreichen. Literaturkenntnis, Literaturgeschichte und Grammatik bilden den Kern dieser frühen Studienentwürfe (Heintze 1842, 342; Mager 1843, 112f.), deren Ziel es ist, die in der Sprache und Literatur niedergelegte Wesensart der modern-europäischen Völker wissenschaftlich zu durchdringen und zu erkennen. Geradezu ins Auge fällt die Ähnlichkeit des Entwurfs Karl Magers mit denen Friedrich August Wolfs (1839) und August Boecks (1877). Mager, der das Studium der neueren Sprachen als Einheit betrachtet und Philologie als umfassende Partizipation an fremdem Geistes- und Kulturleben fasst (Mager 1844, 7f.), entwirft einen umfassenden Studienaufbau, der sich aus den Komponenten „Sprache“ (Deutsch, Latein, Französisch, Englisch, vergleichende Grammatik, Philosophie der Sprache), „Litteratur“ (deutsche, französische, englische Literaturgeschichte und Literaturtheorie, Hermeneutik und Kritik, Handschriftenkunde) sowie „Leben“ (Geografie, Statistik, Geschichte, Staatslehre) zusammensetzt. Im Zuge der sich entfaltenden Wirksamkeit der Diezschen Grammatik der romanischen Sprachen (1836-44) und der Anwendung der Lachmannschen Methode auf mittelalterliche Handschriften u.a. durch Karl Bartsch werden in späteren Entwürfen der neuphilologischen Wissenschaftlichkeit immer mehr die historische Kenntnis der neueren Sprachen und die philologisch-textkritische Methode zugrunde gelegt (u.a. Breymann 1876; Körting 1882; Breymann 1885): Aber nicht nur Wesen und Bedeutung der Philologie, sondern auch die specielle Behandlung der einzelnen Sprachen wurde eine andere. An Stelle der logischen Begründung der grammatischen Formen trat jetzt die historisch-vergleichende. (Breymann 1876, 10) 3.2 Theoretische Reflexion des neusprachlichen Studiums 237 Neufranzösisch dagegen - das darf man kühn behaupten - kann, wenigstens in sprachlicher Hinsicht (denn in litterargeschichtlicher liegt allerdings die Sache etwas günstiger) überhaupt wissenschaftlich nicht erkannt werden und verstanden werden ohne gründliche Kenntniss des Altfranzösischen, bezugsweise ohne Kenntniss der die Entwicklung der französischen Sprache von ihrem Anbeginne an beherrschenden lautlichen, flexivischen und syntaktischen Tendenzen. (Körting 1882, 73) Nachdem sich die ersten thematischen und methodischen Komponenten der wissenschaftlichen Neuphilologie herauskristallisiert und die Forschungen auf dem Gebiet der Englischen und Romanischen Philologie erste stattliche Ergebnisse vorzuweisen haben, verfassen Neuphilologen fachspezifische Enzyklopädien (Stierle 1979, 280-284). Diese Kompendien, die ihre Vorlage in den im 19. Jahrhundert gebräuchlichen Enzyklopädien für Klassische Philologie finden 23 , bieten den Studierenden der neueren Sprachen eine Orientierungshilfe für ihr Universitäts- und Selbststudium. Nachdem 1858 Carl Sachs seinen „Vorschlag zu einer Encyklopädie der modernen Philologie“ im Archiv für das Studium der neueren Sprachen unterbreitet hatte (Sachs 1858), veröffentlicht Bernhard Schmitz 1859 die erste Enzyklopädie für das Studium der neueren Sprachen: Unter den Mitteln nun, welche sich aufbieten ließen, diesen Übelständen entgegenzuwirken, schien mir eine encyclopädische Darlegung alles Dessen, was zum wissenschaftlichen Studium der neueren Sprachen gehört, eins der wirksamsten zu sein. Denn wie man von jenen schwachen Beurtheilern unseres Faches meistens wird annehmen müssen: Sie wissen nicht, w a s s i e t h u n , so kann ich auf Grund einer ausgedehnten Erfahrung zuversichtlich behaupten, die schwachen Pfleger unseres Faches sind in der Regel sowohl willig als auch in ihrer Weise thätig, sie sind mehr rathals thatlos, mit anderen Worten: Sie wissen nicht, w a s s i e t h u n s o l l e n . (Schmitz 1859, Vf.; Sperrung wie im Original) Schmitz Enzyklopädie fasst das Studium der neueren Sprachen als Studium der französischen und englischen Sprache und Literatur und soll dem künftigen Lehrer der neueren Sprachen Orientierung geben. Als 1882 Gustav Körting seine viel beachteten programmatischen Gedanken und Bemerkungen über das Studium der neueren Sprachen auf deutschen Hochschulen publiziert, reklamiert er das Fehlen einer brauchbaren Enzyklopädie für das neuphilologische Studium. Schmitz Enzyklopädie verwirft er als wertlos und gefährlich, weil sie einer „falschen“ Auffassung von Neuphilologie folge (Körting 1882, 58). Da aber die Neuphilologie noch in voller Entwicklung begriffen sei, dürften, so Körting, dem Studierenden keine festen Studieninhalte vorgegeben werden, vielmehr müsse das Studium vor allem zu methodischer Arbeit anleiten: 23 Wolf 1807; Ast 1808; Matthiä 1835; Wolf 1839; Boeckh 1877. 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 238 Als H a u p t a u f g a b e des Universitätsunterrichts betrachte ich n i c h t die Ueberlieferung wissenschaftlichen Materials. [...] Hauptaufgabe des Universitätsunterrichts ist, w i s s e n s c h a f t l i c h e M e t h o d e z u l e h r e n , z u m e t h o d i s c h e r F o r s c h u n g a n z u l e i t e n . (Körting 1882, 59f.; Sperrung wie im Original) Den beklagten Übelstand behebt Körting selber, als er ab 1884 mit seiner vierbändigen Encyklopädie und Methodologie der romanischen Philologie (Körting 1884-1888) die erste umfassende Aufbereitung des zeitgenössischen Forschungsstandes der Romanischen Philologie für die Zwecke des Universitätsstudiums vorlegt (siehe auch Stierle 1979, 280). Körtings Enzyklopädie enthält einen einführenden Teil zu Begriff, Umfang, Geschichte und Studium der Philologie, der Romanischen Philologie und deren Hilfswissenschaften, einen zweiten Teil über romanische Lautlehre, Morphologie, Syntax, Stilistik und Sprachgeschichte sowie einen dritten Teil als Überblick über die romanischen Einzelphilologien (Französisch, Provenzalisch, Katalanisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Rätoromanisch und Rumänisch). Vier Jahre später, 1888, beginnt der Breslauer Ordinarius für Französisch und Englisch Gustav Gröber mit der Herausgabe seines monumentalen Grundrisses der romanischen Philologie (Gröber 1888; 1897-1902; ²1904-06) (siehe auch Malkiel 1984, 78f.). Im Gegensatz zu Körting gibt Gröber neben der Romanischen Philologie und Sprachwissenschaft (Band 1) einen umfassenden Überblick über die Geschichte und Theorie der romanischen Literaturen (französische, provenzalische, katalanische, portugiesische, spanische, italienische, rätoromanische, rumänische Literatur) und über die so genannten Grenzwissenschaften der Romanischen Philologie (romanische Geschichte, Staatengeschichte, Kulturgeschichte, Kunstgeschichte und Wissenschaftsgeschichte) (Bände 2,1; 2,2; 2,3). Um 1880 kann man von einer auf fachwissenschaftlicher Grundlage, d.h. im Rahmen des historisch-vergleichenden Forschungsprogramms, redefinierten Neuphilologie sprechen, die der gesellschaftlichen Legitimation durch die Lehrerausbildung nicht mehr direkt bedarf und sich ihrer eigenen Wissenschaftlichkeit vollends bewusst ist: Die Frage nach der B e r e c h t i g u n g einer romanischen Philologie ist danach nicht mehr zu beantworten. Auch ein Zweifel daran, ob sie als eine W i s s e n s c h a f t , in strengem Wortsinne, gelten dürfe, kann nach den Leistungen der letzten 50 Jahre auf verschiedenen ihrer Gebiete und nach jener Erwartung der Vertreter der indogermanischen Sprachwissenschaft nicht mehr bestehen. (Gröber 1888, 141; Sperrung wie im Original) Mehr oder weniger fest etabliert ist auch das Curriculum für das Studium der Romanischen oder Englischen Philologie, dessen Inhalte i.d.R. historische Grammatik, moderne Grammatik (Formenlehre, Syntax, Metrik, Synonymik, Etymologie), Lautphysiologie, neuphilologische Enzyklopädie sowie Literaturgeschichte und Interpretationen einzelner Autoren vom 3.2 Theoretische Reflexion des neusprachlichen Studiums 239 Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert sind. In den verstärkt ab den späten 1870er Jahren gegründeten Seminaren für Romanische und Englische Philologie finden i.d.R. textkritische Übungen und Lektüre mittelalterlicher Autoren statt. Ergänzt wird das wissenschaftliche Studium durch sprachpraktischen Lektorenunterricht. Die einst geforderte pädagogisch-didaktische Ausbildung zum künftigen neusprachlichen Lehramt wird in aller Regel der erlangten Wissenschaftlichkeit zum Opfer gebracht und aus dem Hochschulstudium ausgeschlossen: 24 Keinesfalls aber wird es billig sein, für eine bei manchen Lehrern etwa sich zeigende Unzulänglichkeit des Könnens den Universitätsunterricht in romanischer Philologie verantwortlich zu machen. Dieser hat es zunächst mit Wissenschaft, nicht mit irgend welchen Fertigkeiten zu thun. Wenn er die künftigen Lehrer des Französischen besonders berücksichtigt, da sie doch die Mehrzahl derer bilden, die ihn aufsuchen, so wird dies vor allem im Hinblick auf ihre wissenschaftliche Ausbildung geschehn sollen, bei der es steht, ob das, was sie lehren, und ob sie selbst bei Schülern, Amtsgenossen und in der öffentlichen Meinung der Wertschätzung teilhaft werden, deren andre Lehrfächer und ihre würdigen Vertreter sich erfreuen, und ob sie vermögen auf Verstand, Gemüt und Charakter ihrer Schüler fördernd einzuwirken. (Tobler 1890, 26) Auch wenn die Romanische Philologie nicht mehr direkt der Schule bedarf, um ihre gesellschaftliche und wissenschaftliche Relevanz zu begründen, so bringen doch die Forderungen der Neusprachlichen Reformbewegung nach einer tiefgreifenden Umgestaltung des schulischen Neusprachenunterrichts (siehe Kapitel 3.4) auch das neuphilologische Universitätsstudium in den 1880er und 1890er Jahren unter Zugzwang. Die von den Reformern geforderte kommunikative Kompetenz als pädagogisches Ziel des neusprachlichen Unterrichts (u.a. Waetzoldt 1892, 46) verlangt nämlich nach Lehrern, die selber gekonnt Neufranzösisch bzw. -englisch sprechen, was bei der Gestaltung des neuphilologischen Studiums im Sinne Körtings und Gröbers nur selten der Fall ist. Neu gefordert werden vor allem wissenschaftliche Ausspracheschulung (Phonetik), kulturkundliche Vorlesungen, eine stärkere Berücksichtigung der neufranzösischen Sprache und Literatur während des Universitätsstudiums, die mögliche Trennung von Französisch und Englisch, die Umgestaltung der Prüfungsordnungen sowie ein verbesserter schulischer Fremdsprachenunterricht als Vorbereitung auf das neuphilologische Studium. 25 Was den neuphilologischen Lehrkörper an den Universitäten anbetrifft, der sich allmählich und parallel zu den oben beschriebenen Entwicklungen herausbildet, erweist sich die Institution der Privatdozentur als großer Vorzug des deutschen Universitätssystems (siehe Kapitel 3.1): 24 Zur „Asymmetrie zwischen Forschungsinteressen der Hochschullehrer und den Lernbedürfnissen künftiger Sprachlehrer“ siehe auch Gumbrecht 1984, 71-73. 25 Asher 1883; Breymann 1885; Viëtor 1887; Waetzoldt 1892; Banner 1894; Walter 1901. 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 240 Cela est bon à dire en Allemagne, où l’admirable institution des Privat-Docenten permet en effet aux jeunes gens d’enseigner ce qu’il veulent, sous la condition d’être docteurs, et avec la perspective d’une chaire officielle s’ils la méritent; mais en France, le moyen de faire entendre un enseignement non enregistré ? (Paris 1864, 439; Hervorhebung wie im Original) Bereits 1843 hatte Karl Mager die staatliche Förderung von Habilitationen im Fach der Modernen Philologie gefordert, um die neu zu schaffenden neusprachlichen Lehrstühle mit geeigneten Wissenschaftlern zu besetzen (Mager 1843, 108f.). Institutionell geschieht jedoch für die Neuphilologie in der Restaurationsphase nach 1848 nur wenig an den deutschen Universitäten und so fordert 1863 Karl August Friedrich Mahn auf der Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Meißen, endlich Eigeninitiative zugunsten der längst überfälligen Schaffung neuphilologischer Lehrstühle zu ergreifen und den Staat durch Habilitationen im Fach der Romanischen Philologie unter Druck zu setzen: Es bedarf dazu keineswegs unumgänglich erst der Anregung oder Aufforderung von Seiten der Regierungen, in deren Natur es weniger liegt, Neues zu finden und auf die Bahn zu bringen, als das bereits durch die kräftige Initiative der Individuen [...]. Es brauchen in Zukunft nur jungen befähigte Männer diesen Studien mit Eifer und Erfolg sich zu widmen, und nachher als Docenten an den Universitäten sich zu habilitieren, um ihre Wissenschaft in echt philologischer Weise zu lehren; dann werden wohl auch, wenn sie sich durch ihr Wissen und ihre Geschicklichkeit auszeichnen und sich auf diese Weise Zuhörer zu verschaffen verstehen, die Professuren und Lehrstühle nicht ausbleiben, wie sie für Sanskrit und das Altdeutsche auch nicht ausgeblieben sind [...] aber es darf nicht darauf gewartet werden, bis es geschieht, sondern es musz von den sich dafür interessirenden Individuen selbst frisch die Hand angelegt werden. Aide-toi, et le ciel t’aidera. (Mahn 1863, 9f.) So werden immer wieder begabte Romanisten von ihren Hochschullehrern angespornt, sich zu habilitieren; beispielsweise soll die Habilitation Gustav Gröbers durch die Aufforderung und Empfehlung Adolf Eberts und Adolf Toblers zustande gekommen sein (Curtius 1951, 431). Dass die Strategie der Habilitation in Romanischer Philologie letztlich erfolgreich war, belegt der Umstand, dass spätestens in den 1890er Jahren an fast allen deutschen Universitäten Ordinarien und Extraordinarien für Romanische Philologie existieren (Tobler 1893, 497; Storost 2001, 1247-1254). Als Fazit der Entwicklung und des Wandels des neusprachlichen Studiums im 19. und frühen 20. Jahrhundert stehen zwei Zitate, deren Datierung (1843 und 1914) in etwa die zeitlichen Extrempole der vorliegenden Untersuchung bilden: Wir begleiten den Lehrer neuerer Sprachen und Litteraturen auf die Universität. Hier aber sehen wir uns vergeblich am schwarzen Brett und im Lectionskatalog um: wir können auf der Universität omne scibile et quaedam alia erlernen, für 3.3 Romanistische Forschungsprogramme 241 mongolische Sprachen und die Hieroglyphen gibt es Lehrer, nur was wir eben brauchen, moderne Philologie, findet sich nicht. (Mager 1843, 107) Tritt nun der Jüngling - oder die Jungfrau, die wir heutzutage weniger als je vergessen dürfen - an die Pforten der Alma Mater heran, lesen sie dort am Schwarzen Brett oder vorher im Vorlesungsverzeichnis die Ankündigungen der Professoren, so finden sie da vieles, an das sie bei Ergreifung ihres Berufes nicht gedacht haben: außer Französisch noch Provenzalisch, Italienisch, Spanisch, gelegentlich sogar Katalanisch, Portugiesisch, Rätoromanisch, Rumänisch, dazu Vulgärlatein oder enzyklopädische Vorlesungen, neben den Vorlesungen Übungen, Proseminar, Seminar mit bestimmten Vorbedingungen für die Zulassung. Kurz, sie sehen, daß hier n i c h t b l o ß f r a n z ö s i s c h e , s o n d e r n r o m a n i s c h e P h i l o l o g i e getrieben wird. (Voretzsch 1914, 18; Sperrung wie im Original) 3.3 Romanistische Forschungsprogramme Ein durch die Pietät geforderter Schmuck jedes neuphilologischen Seminarzimmers endlich ist ein Bildniss von Diez, dem Begründer der neuphilologischen Wissenschaft. (Körting 1882, 70) Ohne die zahlreichen Untersuchungen zur Ideen- und Wissenschaftsgeschichte der Romanischen Philologie, romanischen Sprachwissenschaft respektive Romanistik 26 oder der Sprachwissenschaft überhaupt 27 an dieser Stelle erschöpfend erfassen, wertschätzen oder gar summarisch wiedergeben zu wollen, soll dieses Kapitel vielmehr den Bedürfnissen der vorliegenden Arbeit dienen. Die holzschnittartige Zusammenfassung romanistischer Forschungsmethoden, -ziele und -themen zu Forschungsprogrammen soll in erster Linie eine Orientierungshilfe durch das institutions- und personengeschichtliche Material, hier vor allem auf das Lehr- und Forschungsprofil der untersuchten Romanisten bezogen, für das 19. und frühe 20. Jahrhundert sein (siehe auch Lieber 2002a, 835-838). Den eigentlichen Forschungsprogrammen vorangestellt sei als distinkte Form der Beschäftigung mit neueren Sprachen an deutschen Universitäten 26 Gröber 1888, 1-139; Gröber ²1904-06, 1-185; Meyer-Lübke 1930; Rohlfs 1950; Viscardi 1955; Iordan 1962; Rohlfs ²1966, 7-13; Vàrvaro 1968; Vidos 1975, 23-191; Köppen 1977; Seidel-Vollmann 1977, 14-25; Stierle 1979; Gauger/ Oesterreicher/ Windisch 1981; Bahner 1983; Gumbrecht 1984; Niederehe/ Schlieben-Lange 1987; Baldinger 1995; Tagliavini 1998; Oesterreicher 2000; Lexikon der romanistischen Linguistik, Bd. 1,1 (2001), 1-591; Coseriu/ Meisterfeld 2003-2008. 27 Steinthal 1850; Benfey 1869; Thomsen 1927; Pedersen 1962; Sebeok 1966; Mounin 1967; Arens 1969; Robins 1973; Parret 1976; Christmann 1977; Morpurgo Davies 1998; Auroux 2000; Trabant 2003; Haßler/ Volkmann 2004. 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 242 im 19. Jahrhundert die weit in die Vergangenheit reichende Tradition des durch Lektoren, Sprachmeister bzw. Sprachlehrer erteilten Fremdsprachenunterrichts (i.d.R. Französisch, Italienisch, Englisch), die ihren Ursprung nicht selten im Fächerkanon so genannter Ritterakademien als Vorbereitung auf eine gesellschaftliche Teilhabe am ständischen Leben hat. 28 Dieser Sprachunterricht, dessen Ziel in kommunikativer Kompetenz besteht (gehobene fremdsprachliche Konversation und Korrespondenz), ist in aller Regel für Hörer aller Fakultäten konzipiert und wird als direkt von den Studierenden zu vergütender Privatunterricht erteilt. Viele Lektoren beschränken sich jedoch nicht nur auf reinen Sprachunterricht, sondern behandeln in ihren Kursen auch fremdsprachige Literaturen. Trotz kärglicher Entlohnung und geringem sozialen Prestige sind die Lektoren- und Sprachlehrerstellen besonders unter ortsansässigen Muttersprachler begehrt, deren Namen oftmals gar nicht oder bestenfalls mit denen der Reit-, Tanz- und Fechtlehrer am Ende der Vorlesungsverzeichnisse aufgeführt sind. Glück hat, wer ein offizielles Lektorenamt, zumeist für Französisch, erhält, weil ihm diese Stellung ein wenn auch geringes, so doch regelmäßiges Einkommen neben den studentischen Kollegiengeldern beschert; wer nur Sprachlehrer ist, muss durch die Kursgebühren für sein eigenes Auskommen sorgen. Die fachliche Qualifikation zum Sprachmeister besteht allein darin, die zu lehrende Sprache als Muttersprache zu sprechen oder sie durch längere Auslandsaufenthalte erworben zu haben. Dieser sprachpraktische Lektorenunterricht wird parallel zur Etablierung und Institutionalisierung der neuphilologischen Fachwissenschaften weiterexistieren und ist in gewisser Weise mit den heutigen universitären Fremdsprachenzentren vergleichbar. Im Zuge der Gründung neuphilologischer Seminare werden sprachpraktische Übungen integraler Bestandteil des neuphilologischen Studiums und manchmal den bereits an den Universitäten vorhandenen Lektoren übertragen. In aller Regel erhalten diese, nun an die Seminare angebundenen Lektoren eine ordentliche Anstellung bei der Universität, die wiederum mit einer geregelten staatlichen Vergütung und einer sozialen Aufwertung einhergeht. Die romantisch-idealistischen Forschungsprogramme der Romanischen Philologie Das romantische Forschungsprogramm hat seine Wurzeln im spezifischen Gang der deutschen Geistesgeschichte zwischen ca. 1770 und 1830, der Zeit der deutschen Romantik. 29 Prominente Romantiker, die sich mit romanischen Sprachen und Literaturen beschäftigen, sind August Wilhelm von 28 Rambeau 1895; Voretzsch 1904, 4-6; Christmann 1985, 7f.; Schiller 1997; Lieber 1995. 29 Bartsch 1881; Tobler 1887; Richert 1914; Narr 1971; Fiesel 1973; Arens ²1974, 155-159; Gipper/ Schmitter 1979; Schnädelbach 1983; Lüdtke 2001, 29-33. 3.3 Romanistische Forschungsprogramme 243 Schlegel (1767-1845), Friedrich von Schlegel (1772-1829), Joseph von Görres (1776-1848), Friedrich Wilhelm Valentin Schmidt (1787-1831), Ludwig Tieck (1773-1853), Ludwig Uhland (1787-1862), Wilhelm Grimm (1786- 1859) und Jacob Grimm (1785-1863). Durch den Vergleich der europäischen Nationalliteraturen, Sprachen und Kulturen soll der gemeinsame Kern des als kulturell homogen gedachten europäischen Kulturraumes offen gelegt werden. Ganz im Sinne romantischen Denkens, dass sich dieser imaginierte europäische Urgeist am reinsten in den frühestes und entlegensten literarischen Zeugnissen der europäischen Kulturvölker manifestiert und erhalten habe, wenden sich die Forscher den ältesten überlieferten Sprach- und Literaturdenkmälern sowie peripheren europäischen Nationen wie Spanien und Portugal zu. Historisch und politisch steht die romantische Bewegung in dialektischer Verbindung mit der europäischen Nationenbildung und Abwendung von der römischen Antike als Folge der Napoleonischen Kriege (für einen differenzierten Blick siehe Gumbrecht 1984). An den Universitäten halten nun vermehrt oftmals fachfremde Professoren literarhistorische Vorlesungen (vor allem über Shakespeare, Dante, Petrarca, Boccaccio, Cervantes, Calderón, Camões) oder es werden eigenständige Lehrstühle für neuere Literaturen gegründet (Christmann 1985, 8-11). Laut Gertrud Richert schwindet ab 1836 der direkte Einfluss der deutschen Romantik auf die Romanische Philologie (Richert 1914, 78- 93), die sich durch Friedrich Diez zu einer selbständigen Wissenschaft im Sinne einer historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft entwickelt und sich dadurch vom ursprünglichen romantischen Projekt zusehends entfernt. Ganz im romantischen Geist befangen, entwickelt sich im frühen 19. Jahrhundert eine Dante-Begeisterung, die als Dante-Philologie einen nicht unbeträchtlichen Einfluss auf die zeitgenössische wissenschaftliche Behandlung der italienischen Sprache und Literatur an den deutschen Universitäten hat. In mehreren deutschen Städten schließen sich in der ersten Jahrhunderthälfte um prominente Dante-Forscher so genannte Dante- Kreise zusammen: in Breslau um Karl Witte (1800-1883) und Karl Ludwig Kannegießer (1781-1864), in Bonn um Friedrich Diez (1794-1876), in Halle um Karl Witte und Ludwig Gottfried Blanc (1781-1866), in Heidelberg um Friedrich Christoph Schlosser (1776-1861) und in Dresden um Johann von Sachsen alias Philalethes (1801-1873). Die meisten der hier genannten sind Hochschullehrer und halten als im engeren Sinne Nicht-Romanisten - Witte ist Jurist und Schlosser Historiker - Vorlesungen über Dante. Anlässlich des 600. Geburtstages Dantes gründet Witte 1865 in Dresden unter der Schirmherrschaft Johanns von Sachsen die Deutsche Dante-Gesellschaft (1865: 20, 1867: 90, 1872: 137 Mitglieder). Aufgabe der Gesellschaft ist die kritische Herausgabe von Dantes Werken und der alten Dante-Kommentare, die Gründung einer Dante-Bibliothek und die Herausgabe eines Jahr- 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 244 buches (Deutsches Dante-Jahrbuch 1867-1877, 4 Bde.) (siehe „Statuten“, wiederabgedruckt in Goetz 1940, 63f.). Aufgrund der nachlassenden Vitalität der Gesellschaft wird 1877 das Dante-Jahrbuch eingestellt und als 1883 Witte verstirbt, scheint das Schicksal der Dante-Gesellschaft besiegelt zu sein; erst 1914 wird Hugo Daffner (1882-1936) die Gesellschaft neu begründen. 30 Unter Einfluss der idealistischen Geschichtsphilosophie Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770-1831) und des unter der Ägide Wilhelm von Humboldts als Philologie des Klassischen Altertums respektive Altertumswissenschaft institutionell und kulturell fest verankerten Neuhumanismus kristallisiert sich um 1840 das Projekt einer Philologie der europäischen Moderne heraus. Verbunden ist dieses Projekt mit den Namen Adelbert von Keller (1812-1883), Karl Mager (1810-1858), August Fuchs (1818-1847) (Storost 1984) und Karl Friedrich Elze (1821-1889), die in ihren Entwürfen (Keller 1842; Mager 1844; Fuchs 1844b; Elze 1845) konzeptionelle Pionierarbeit für die Neuphilologie leisten (Kalkhoff 2007, 436-439). Das moderne Europa (Hegel: „Greisenalter“), das nach Orient (Hegel: „Kindes- und Knabenalter“) und griechisch-römischer Antike (Hegel: „Jünglings- und Mannesalter“) eine der „drei Hauptphasen der welthistorischen Entwicklung des Geistes“ verkörpere (Keller 1842, 264), bedürfe in Analogie zur Orientalischen und Klassischen Philologie einer hermeneutischen Wissenschaft zum methodisch abgesicherten Verständnis des modernen europäischen Kulturlebens. Ergebnis ist eine ideologisch überhöhte Neuphilologie, die auch in späteren Konzeptionen ihre idealistischen Spuren nicht ganz tilgen kann und der man durch die Etablierung einer positivistisch ausgerichteten romanischen Sprachwissenschaft zu entfliehen sucht. 31 Neben der begrifflichen Analogie zwischen Klassischer und Moderner Philologie 32 , gibt es auch einen wichtigen methodischen Transfer (Lehmann 1978). Karl Lachmann (1793-1851), der neben Friedrich August Wolf (1759- 1824) und Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher (1768-1834) als Wegbereiter der textkritischen Methode zur Rekonstruktion und Edition fragmentarisch überlieferter antiker Schriften gilt, legt durch die Anwendung der strengen texteditorischen Kriterien auch auf altdeutsche Handschriften den Grundstein für das philologisch-textkritische Forschungsprogramm der Neuphilologie. Die textkritische Methode besteht darin, nachdem die überlieferten Handschriften durch Fehlertypen zu Handschriftenfamilien (Stammbäume) zusammengefasst worden sind, den Text des Archetypus zu rekonstruieren und in diesem, wenn nötig, Fehler zu verbessern (Emen- 30 Goetz 1940; Storost 1961; Witte, H. 1971; Buck 1991; Lieber 2002. 31 Zur Problematisierung des Verhältnisses zwischen Philologie und Sprachwissenschaft siehe u.a. Curtius, G. 1862a; Christmann 1974; Jäger 1987; Koerner 1989; Swiggers 1989 und Eto 2003. 32 Zum Verhältnis von klassisch-philologischer Hermeneutik und Neuphilologie siehe Stierle 1979. 3.3 Romanistische Forschungsprogramme 245 dation) (Timpanaro ²1971; Hunger 1987). So gibt der Germanist Jacob Grimm (1785-1863) 1815 die altspanischen Silva de romances viejos heraus und zieht für die Herausgabe deutscher Handschriften seine altprovenzalischen und altfranzösischen Sprachkenntnisse zu Rate (Kabilinski 1914). August Immanuel Bekker (1785-1871), Klassischer Philologe, ediert neben griechischen auch provenzalische, altfranzösische und altitalienische Handschriften. Als Germanist und Romanist wendet Karl Bartsch (1832- 1888) die Lachmannsche Methode auf altdeutsche, altprovenzalische, altfranzösische sowie altenglische Handschriften an und erhebt die textkritische Methode und Handschriftenkunde (Paläographie) zu Sinn und Zweck der praktischen neuphilologischen Ausbildung im Seminar (Bartsch 1883, 241-245). Eine eindeutige Zuordnung dieser Forscher zur Deutschen, Englischen oder Romanischen Philologie ist nicht möglich, da sie sprachen- und disziplinenunspezifisch Handschriften des europäischen Mittelalters untersuchen und edieren. Als Romanist wendet die Lachmannsche Methode u.a. Friedrich Diez an, der neben seinen sprachwissenschaftlichen Forschungen die Altromanischen Sprachdenkmale (Bonn, 1846), die Altromanischen Gedichte (Bonn, 1852) und die Altromanischen Glossare (Bonn, 1865) ediert (Wunderli 2001, 134-136). Das romanistische Forschungsprogramm, das auch unser heutiges Bild der Romanischen Philologie im 19. Jahrhundert dominant prägt, ist das historisch-vergleichende Forschungsprogramm. Als Gründungsakte werden traditionell das Erscheinen der dreibändigen Grammatik der romanischen Sprachen (1836, 1838, 1844) und des Etymologischen Wörterbuchs der romanischen Sprachen (1853) von Friedrich Diez (1794-1876) angesetzt. Diez überträgt in seiner historischen Grammatik die Prinzipien, die Jacob Grimm in seiner Deutschen Grammatik (1819; ²1822-1837) auf die germanische Sprachfamilie angewendet hat, auf sechs romanische Sprachen (Italienisch, Rumänisch, Spanisch, Portugiesisch, Provenzalisch und Französisch). Die Methode Diez’, durch den diachronen Vergleich grammatischer Formen (Laute, Morphologie, Syntax) und der Etymologie die Genealogie der romanischen Sprachen und Dialekte offen zu legen (Diez 1836, III; Diez ²1861, VII) und sie nach gesicherten sprachwissenschaftlichen Kriterien zu klassifizieren, steigt zur wissenschaftlichen Methode der Romanischen Philologie sui generis auf (Oesterreicher 2000, 185f.; Wunderli 2001, 139- 150). Trotz empirischer Materialbasis und präziserer Methodizität bleibt die Romanische Philologie Diezschen Zuschnitts ihren idealistischen Grundlagen weitgehend verhaftet (siehe auch Bahner 1983, 23-28). 1863 hält der Lehrer, Provenzalist und Etymologe Karl August Friedrich Mahn (1802-1887) seinen in der Fachwelt viel beachteten Vortrag Über die Entstehung, Bedeutung, Zwecke und Ziele der romanischen Philologie, der eine zeitgenössische Bestandsaufnahme der Romanischen Philologie ist. Von bleibendem Wert ist, dass Mahn in seinem Vortrag die romanistischen 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 246 Entwicklungen zu einem Curriculum für das neuphilologische Studium zusammenfasst und dadurch der Romanischen Philologie für die kommenden Jahre, vermittelt durch Gaston Paris (1839-1903) sogar bis nach Frankreich, forschungsprogrammatisch die Richtung weist. 33 Probate romanistische Forschungs- und Lehrobjekte seien Literaturgeschichte, historische und vergleichende Grammatik, wissenschaftliche Grammatik der romanischen Gegenwartssprachen, bedeutende Schriftsteller (Molière, Racine, Lafontaine, Dante, Petrarca, Ariost, Tasso, Calderón, Cervantes, Camões), älteste Sprachdenkmäler, Provenzalisch, Altfranzösisch, Altitalienisch, Altspanisch, Altportugiesisch und besonders Altprovenzalisch (Mahn 1863, 12). Die positivistischen Forschungsprogramme der Romanischen Philologie Um die Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es verstärkt Versuche, die Sprachwissenschaft respektive Linguistik als exakte Naturwissenschaft zu etablieren und die Philologie in den Zuständigkeitsbereich der Geschichtswissenschaften zu verweisen. Wohl am deutlichsten werden diese Bestrebungen in der Sprachtheorie August Schleichers (1821-1868) artikuliert: Die Wissenschaft nämlich, welche zwar zunächst die Sprache zum Object hat, dieselbe aber doch vorzugsweise nur als Mittel betrachtet um durch sie in das geistige Wesen und Leben eines oder mehrerer Volksstämme einzudringen ist die P h i l o l o g i e und sie gehört wesentlich der Geschichte an. Ihr gegenüber steht die L i n g u i s t i k , diese hat die Sprache als solche zum Object und sie hat direct mit dem geschichtlichen Leben der die Sprachen redenden Völkern Nichts zu schaffen, sie bildet einen Theil der Naturgeschichte des Menschen. (Schleicher 1850 (1983), 1; Sperrung wie im Original) Ohne, dass seine biologistisch-evolutionistische Theorie direkten Einfluss auf die Romanistik gehabt hätte (Oesterreicher 2000, 188; Wunderli 2001, 138f.), ist sie doch Reflex einer Entwicklung der Sprachforschung hin zu einem sprachwissenschaftlichen Positivismus und zu dessen Radikalisierung in der junggrammatischen Strömung. So vollzieht sich in der zweiten Jahrhunderthälfte ein Dominanzwechsel zugunsten positivistischer Forschungsprogramme, die ihre Bestimmung im Sammeln, Ordnen und Interpretieren positiver Sprachdaten zu finden glauben. Das positivistische Forschungsprogramm par excellence ist das junggrammatische Forschungsprogramm (u.a. Paul 1880; Einhauser 1989; Jaritz 1990, Schneider 2001). Fokussiert werden von den Junggrammatikern ausschließlich die historischen und gegenwärtigen Lautformen individueller Diskurse, da sie die einzig positiv fassbaren Daten menschlicher Sprache darstellten (Osthoff/ Brugman 1878, III). Ihre Forschungsposition gipfelt im Postulat von der ausnahmslosen Gültigkeit der Lautgesetze, durch das 33 Paris 1864; Werner 1991; Werner 1991a; Swiggers 2001, 1280. 3.3 Romanistische Forschungsprogramme 247 sie versuchten, die Sprachwissenschaft in den Rang einer objektiven Naturbzw. Gesetzeswissenschaft zu erheben. Als prominentester Vertreter des junggrammatischen Forschungsprogramms innerhalb der deutschen Romanistik gilt Wilhelm Meyer-Lübke (1861-1936), der die junggrammatische Doktrin vom Primat der lautlichen Formen auf die historische Grammatik der romanischen Sprachen in ihren verschiedenen Ausprägungen (Literatursprache, gesprochene Sprache, Dialekte) überträgt (Malkiel 1984, 80-82). Einen ebenfalls stark junggrammatischen Anstrich haben die diachronen und dialektologischen Forschungen Eduard Schwans (1858-1893), Adolf Toblers (1835-1910), Hermann Suchiers (1848-1914), Wendelin Försters (1844-1915), Adolfo Mussafias (1835-1905) und Gustav Gröbers (1844- 1911) (Oesterreicher 2000, 188; Schneider 2001, 180-184). Theoretisch angegriffen wird die junggrammatische Sprachwissenschaft von romanistischer Seite durch Hugo Schuchardt (Schuchardt 1885), durch die sprachgeografischen und dialektologischen Forschungen ab den 1870er Jahren, die die Doktrin von der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze zu Fall bringen, sowie durch Karl Vosslers Fundamentalkritik an der „Afterwissenschaft des radikalen Positivismus“ (Vossler 1904, 4) (siehe auch Robins 1973, 50-52). Weitere romanistische Forschungsprogramme, die zwar die junggrammatische Doktrin von der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetzte ablehnen und durch ihre Forschungsergebnisse unterminieren, jedoch ebenfalls positivistisch im Sinne einer umfangreichen Sprachdatenerhebung zu bezeichnen sind, sind die in den 1870er Jahren von dem Italiener Graziadio Isaia Ascoli (1829-1907) zur wissenschaftlichen Untersuchung der romanischen Dialekte begründete Dialektologie (Wunderli 2001, 125f. und 151- 153) und die um die Jahrhundertwende durch Jules Gilliéron (1854-1926) zur kartographischen Darstellung dialektalen Sprachmaterials begründete Sprachgeografie (Wunderli 2001, 153-156; Grassi 2001). Als Dialektologe und Feldforscher begründet Bernhard Schädel (1878-1926) um die Jahrhundertwende die Katalanistik. Das wohl am ehesten den Ansprüchen naturwissenschaftlichen Forschens genügende Fach der (Experimental-) Phonetik wird gegen Ende des 19. Jahrhunderts von dem Franzosen Jean-Pierre Rousselot (1846-1924) begründet (Principes de phonétique expérimentale, 2 Bde. Paris, 1897, 1901). Vor allem als Hilfswissenschaft spielt die Phonetik für die Romanistik eine wichtige Rolle (Wunderli 2001, 158f.). Neo-idealistische Forschungsprogramme der Romanischen Philologie 1904 und 1905 veröffentlicht Karl Vossler (1872-1949) Positivismus und Idealismus in der Sprachwissenschaft respektive Sprache als Schöpfung und 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 248 Entwicklung (Heidelberg, 1905) und löst dadurch eine Kontroverse über Wesen und Status von Sprache und Sprachwissenschaft aus. 34 Der rein positiven Erforschung der Lautformen in der Etymologie setzt Hugo Schuchardt (1842-1927) seine neo-idealistische dialektologische Methode Wörter und Sachen entgegen. Im frühen 20. Jahrhundert untersuchen u.a. Wilhelm Meyer-Lübke (1861-1936), Karl Jaberg (1877-1959), Max Leopold Wagner (1880-1962), Jakob Jud (1882-1952), Leo Spitzer (1887- 1960), Fritz Krüger (1889-1974) und Wilhelm Giese (1895-1990) neben sprachinternen vor allem kulturelle und soziale Aspekte der Wortgeschichte. 35 Schuchardt gilt auch als Begründer der Kreolistik. In den 1880er Jahren begründet Michel Bréal (1832-1915) die linguistische Teildisziplin der Semantik (Essai de sémantique, science des significations. Paris, 1897). Für Bréal, der die spekulative wie die naturwissenschaftliche Sprachkonzeption gleichermaßen ablehnt, ist Sprache das kreative Produkt des menschlichen Geistes, deren Bedeutungen nicht isoliert mit dem Lautkörper verbunden sind, sondern durch den grammatischen Kontext mitbestimmt und beständigem Wandel (Sprach- und Bedeutungswandel als Konstituens von Sprache) unterworfen sind (Wunderli 2001, 167f.). Die literatur- und kulturwissenschaftlichen Forschungsprogramme der Romanischen Philologie Nachdem die Romanisten des 19. Jahrhunderts in Forschung und Lehre die romanischen Sprachen und Literaturen in aller Regel gleichermaßen behandelt haben 36 - zumeist jedoch mit stark sprachwissenschaftlicher Ausrichtung, da ihnen die literarischen Zeugnisse oftmals nur Datenbasis für sprachhistorische Untersuchungen sind und weniger um ihres ästhetischen Wertes willen untersucht werden - differenzieren sich im frühen 20. Jahr- 34 Stempel 2001; zur kontroversen Aufnahme des Vosslerschen Sprachkonzepts siehe Klemperer/ Lerch 1922; Jaberg 1926 und Rohlfs 1926. 35 Beitl/ Chiva 1992; Settekorn 2001; Wunderli 2001, 160f.; Schmitt 2001; zur Rolle August Fuchs’ (1818-1847) bei der Begründung der Vergleichenden Dialektologie siehe Malkiel 1968. 36 Vergleiche z.B. Gröber 1888, 149f.; Sperrung wie im Original: „Somit ergibt sich also, bei einer Bestimmung der Aufgabe und des Gebietes der romanischen Philologie von dem Begriffe der Philologie überhaupt aus, eine allgemeinere Formel, die sich nicht allzuweit entfernt von einem schon früher einmal für sie gebrauchten Ausdruck, wonach ihr Zweck und Ziel ‚hauptsächlich Erforschen und Erkennen der romanischen Sprachen und Litteraturen’ [Mahn 1863, 9. A.d.V.] ist, und was sie leisten kann, hat sie im letzten Zeitraum ihrer Entwicklung zu leisten in Wirklichkeit begonnen. Die ‚ F o r s c h u n g ü b e r d i e u n v e r s t ä n d l i c h g e w o r d e n e u n d u n v e r s t a n d e n e r o m a n i s c h e R e d e ’ gipfelt in der Erkenntnis der Entwicklung künstlerisch gestalteter romanischer Rede und romanischer Sprache, die nur, soweit sie Muttersprachen ist, unmittelbar verstanden wird, aber auch als solche nicht ausreicht, um sie oder ein Erzeugnis künstlerischer Rede in ihr nach der geschichtlichen Seite hin wahr aufzufassen.“ 3.3 Romanistische Forschungsprogramme 249 hundert Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft aus. 37 Diese disziplinäre und institutionelle Ausdifferenzierung hat, wie Wolf-Dieter Stempel betont, weniger etwas mit vermehrter Wissensproduktion und Spezialisierung zu tun, sondern gründet vielmehr in der fundamentalen wissenschaftssystematischen Verschiedenheit von Sprach- und Literaturwissenschaft (Stempel 1988, 51), die wiederum persönliche Vorlieben hervorruft. Konzeptuell vorbereitet wird die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts immer stärker werdende kulturkundliche und (literar-) ästhetische Ausrichtung der Romanischen Philologie durch Karl Vosslers Neo- Idealismus (Vossler 1904; 1913), der die kulturellen Aspekte von Sprache und Literatur (wieder) in den Vordergrund stellt. Wie kaum ein anderes historisches Ereignis erschüttert der Erste Weltkrieg (1914-1918) die deutsche Romanistik, dessen „Kriegs-Trümmerfeld“, wie Spitzer noch 1927 schreibt, das „seelische Hinterland“ der Romanistikstudenten bilde (Spitzer 1927, 243). 38 Die Niederlage Deutschlands stellt ganz grundsätzlich die gesellschaftliche Relevanz romanistischer Themen, hier besonders der französischen, in Schule und Universität in Frage und stört nachhaltig das persönliche Verhältnis vieler Romanisten zu Frankreich, Italien und Portugal. 39 Auf dem ersten Neuphilologentag seit Kriegsausbruch ringen 1920 in Halle die deutschen Neuphilologen um Antworten auf diese existenzielle Frage. Eine mögliche Antwort glauben sie in einer stärker kulturkundlich ausgerichteten Romanistik zu finden, welche als eine Kulturkunde die spezifischen Unterschiede zwischen den romanischen Kulturen und der deutschen Kultur herausstellen soll (Kroymann/ Ostermann 1977, 144-151; Settekorn/ Lütjen 1984). Vertreter des kulturkundlichen Forschungsprogramms innerhalb der Romanistik sind u.a. der Hamburger Fremdsprachendidaktiker Eduard Schön und Eduard Wechssler (1869-1949). 40 Leo Spitzer (1887-1960) kritisiert diese verglei- 37 Zur Problematik der Einheit der Romanischen Philologie siehe Stierle 1979, 272-288; Stempel 1988; Swiggers 1989 und Selig 2008. 38 Zur Problematisierung des Ersten Weltkrieges im Verhältnis zur deutschen Romanistik siehe Schuchardt 1915; Schultz-Gora 1916 und Wechssler 1918; einen Überblick über die romanistischen Forschungen während des Ersten Weltkriegs gibt Vossler 1919, 17-64. 39 Schuchardt 1915, 15: „Dem Italien aber das von alledem übrigbleibt, sende ich einige Verse aus Metastosios ‚Verlassener Dido’. Der Anfang lebt als geflügeltes Wort: Passò quel tempo, Enea, che Dido a te pensò (Die Zeit ist vorbei, Aeneas, daß Dido an dich dachte); ihn kann ich mir aus persönlichen Gründen nicht aneignen, wohl aber wüßte ich nicht wie der Widerstreit zwischen meinen einstigen und meinen jetzigen Gefühlen sich besser ausdrücken ließe als in dem Darauffolgenden: Spenta è la face, sciolta è già la catena, E del tuo nome io mio rammento appena (Erloschen ist die Fackel, zerrissen ist das Band Und deines Namens entsinne ich mich kaum noch).“ 40 Schön: Sinn und Form einer Kulturkunde im französischen Unterricht der Höheren Schule (Leipzig/ Berlin, 1925); Wechssler: Die Franzosen und wir. Der Wandel in der Schätzung 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 250 chende Kulturkunde Schönschen und Wechsslerschen Zuschnitts, da diese immer nur auf Unterschiede und Abgrenzung aus sei. Für Spitzer bestehe vielmehr die Aufgabe einer kulturkundlichen Romanistik in der Wiederherstellung der fruchtbringenden Dialektik zwischen Deutsch- und Romanentum (Spitzer 1927, 252). Ab der Jahrhundertwende, verstärkt in den 1910er und 1920er Jahren, differenziert sich eine eigenständige romanistische Literaturwissenschaft heraus (Selig 2008, 20). Ein früher Reflex dieses Prozesses sind die drei Teilbände des 2. Bandes des Grundrisses der romanischen Philologie von Gustav Gröber, die als Novum neben den textphilologischen Quellen und Methodik einen umfassenden Überblick über die romanischen Literaturen geben (Gröber 1897-1902). Der Bonner Ordinarius Heinrich Schneegans (1863-1914) fordert in seiner Konzeption einer zeitgemäßen Romanischen Philologie die verstärkte Hinwendung zur modernen Literatur, damit die Neuphilologie durch die Übermittlung eines modernen Kulturideals zum Gegenstück des klassischen Humanitätsstudiums werde (Schneegans 1912, 1-10). 41 Leo Spitzers (1887-1960) Stilstudien zu den romanischen Literaturen sind der Versuch, Sprach- und Literaturwissenschaften in einem sprachanalytischen Textverständnis zu integrieren. 42 Spitzers neo-idealistische Philologie gründet in den Theorien Karl Vosslers und Benedetto Croces (1866-1952). Oskar Schultz-Gora (1860-1942) sieht in seiner Bestandsaufnahme der Romanistik 1921 sogar den durch den Kriegsausgang versperrten Zugang zu altfranzösischen Handschriften als Chance für ihre Neuausrichtung, denn endlich könne sich die deutsche Romanistik bislang vernachlässigten literaturwissenschaftlichen Themen widmen, wobei er jedoch eine gewisse Distanz zum aktuellen Frankreich anempfiehlt (Schultz-Gora 1921). Der Romanist Victor Klemperer (1881-1960) plädiert für eine idealistische Literaturwissenschaft (Klemperer 1929) und widmet deutscher Eigenart 1871-1914 (Jena, 1915) und L'Esprit français. Ein Lesebuch zur Wesenskunde Frankreichs (Frankfurt a. M., 1926) 41 Schneegans 1912, 11: „Die Erfahrungen, die man hinsichtlich des humanistischen Kulturideals gemacht hat, sollten uns Neuphilologen, die wir so gerne das Schlagwort des modernen Kulturideals in den Mund nehmen, recht vorsichtig machen. Wie steht es damit? Wie soll es durch die modernen Sprachen erreicht werden? Tadellose Hin- und Herübersetzung, Beherrschung der grammatischen Regeln, Sprechen, Kenntnis der Realien äußerer Art, führt das alles dazu? Gewiß nicht. Was aber dann? Die Antwort kann meines Erachtens nur lauten: Tiefes Eindringen in den Geist der großen modernen Schriftsteller und damit Begreifen der Eigenart unserer Nachbarvölker. Also Lektüre und zwar verständnisvolle Lektüre, d. h. Lektüre, die sich vor allem auf den Inhalt, nicht so sehr auf die Form bezieht, also Erfassen der psychischen und geschichtlichen Persönlichkeit des Schriftstellers. Und wenn wir mit den alten Griechen und Römers wetteifern wollen, da sind uns die Besten und Größten unserer modernen Schriftsteller gerade gut genug.“ 42 Die Wortbildung als stilistisches Mittel exemplifiziert an Rabelais (Halle, 1910); Stilstudien (München, 1928); Romanische Stil- und Literaturstudien (Marburg, 1931). 3.3 Romanistische Forschungsprogramme 251 sich in seinen eigenen Forschungen ausschließlich der französischen Literatur. 43 Abschließend sei angemerkt, dass eine klare chronologische Sukzession und eine daraus entspringende Periodisierung der romanistischen Forschungsprogramme praktisch unmöglich ist (siehe auch Wunderli 2001, 123). Sinnvoller ist es deshalb, von beobachtbaren Dominanzverhältnissen unter, aber auch innerhalb der Forschungsprogrammen zu sprechen. Ist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die deutsche Sprachwissenschaft maßgeblich durch Romantik und philosophischen Idealismus geprägt (romantisches Forschungsprogramm, Dante-Philologie, Moderne Philologie, Textphilologie, historisch-vergleichendes Forschungsprogramm), so setzen sich dort ab der Jahrhundertmitte ein neuer empirischer Wissenschaftsbegriff und ein naturwissenschaftlicher Erkenntniswillen zusehends durch (junggrammatisches Forschungsprogramm, Dialektologie, Sprachgeografie, Kreolistik, Katalanistik, Phonetik). Für die Romanische Philologie bedeutet diese Verschiebung ein Zurückdrängen der mystisch aufgeladenen Philologie und das Erstarken der positivistischen Sprachwissenschaft, die das positive Erkennen sprachlicher Formen über das romantisch-idealistische Projekt einer den Menschen im Medium der Sprache erkennenden Anthropologie und Selbststeigerung des Individuums stellt (siehe auch Bahner 1983, 28). Jedoch brechen sich nach einer Phase verschärften Positivismus’ innerhalb der Romanischen Philologie die für das Wesen der Philologie konstitutiven hermeneutisch-idealistischen Anteile im Neo-Idealismus Vosslers und in den entsprechenden sprachwissenschaftlichen Forschungsprogrammen (Wörter und Sachen, Semantik) sowie in der Etablierung nunmehr eigenständiger Literatur- und Kulturwissenschaften (kulturkundliches Forschungsprogramm, romanistische Literaturwissenschaft) nach 1900 wieder Bahn. Entwicklungsstrukturell kann man eine relative forschungsprogrammatischer Homogenität in der Nachfolge Diez’ bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts konstatieren, der sich eine Phase der Vervielfachung und Gleichzeitigkeit verschiedener romanistischer Theorien und Methoden anschließt (Oesterreicher 2000, 187-190; Wunderli 2001, 123). Trotz dieser Öffnung gegenüber anderen Forschungsansätzen bleibt die Romanische Philologie methodisch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein eine stark historisch-evolutiv ausgerichtete Wissenschaft. 43 Die moderne französische Prosa 1870-1920 (Berlin, 1923); Die französische Literatur von Napoleon bis zur Gegenwart (4 Bde., Berlin, 1925-31). 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 252 3.4 Schulischer Französischunterricht Die Aufgabe, durch den grammatischen Unterricht in einer fremden Sprache die Grundlagen sprachlich-formaler Bildung bei den Schülern herzustellen, ist an den Realgymnasien im Wesentlichen durch den lateinischen Unterricht zu erfüllen; an den Ober-Realschulen fällt diese Aufgabe dem Unterrichte im Französischen zu. Die Stellung der Ober-Realschulen als Lehranstalten allgemeiner Bildung ist wesentlich dadurch bedingt, daß für die Methodik des französischen Unterrichts, insbesondere in den drei untersten Klassen, dieser Gesichtspunkt volle Berücksichtigung finde. (Preußischer Lehrplan von 1882 in: Christ/ Rang 1985, Bd. 2, 65f.) Neben den institutionellen und wissenschaftssystematisch-disziplinären Differenzierungsprozessen des universitären Subsystems, spielt die funktionelle Dialektik zwischen Romanischer Philologie und schulischem Französischunterricht eine wichtige Rolle (Gumbrecht 1984, 70-73). Die Forderungen von Bildungstheoretikern, Lehrern und später auch Kultusministerien nach universitär ausgebildeten Neuphilologen für den schulischen Fremdsprachenunterricht ab den 1840er Jahren 44 bilden eine nicht geringe Triebkraft für die Institutionalisierung der Romanischen Philologie im 19. Jahrhundert (Christmann 1985, 19-23; Christmann 1985a, 557f.). So erstaunt es wenig, dass im offiziellen Diskurs zahlreiche Argumente für die Schaffung von Lehrstühlen und Seminaren für Romanische Philologie vornehmlich in schulpraktischen Belangen gründen (Stierle 1979, 277-280). Nach anfänglich schleppender und eher sporadischer Realisierung dieser Forderungen setzt in der zweiten Hälfte der 1870er Jahre eine beachtliche Institutionalisierungswelle für die Romanische Philologie ein. Hochschulprofessoren, Studierende der Romanischen Philologie, Gymnasial- und Realschullehrer sowie Schüler sind fortan Teil einer temporär stabilen Endloszirkulation von Ausbildung und Selbstreproduktion im Bildungssystem (Weimar 1989, 418) und tragen so zur Etablierung des neuen Universitätsfachs bei. Die französische Sprache wird im 19. und frühen 20. Jahrhundert an höheren Bildungsanstalten (Gymnasium, Realgymnasium, Oberrealschule, Reformgymnasium und Reformrealgymnasium), an mittleren Realschulen, an Industrie- und Handelsschulen sowie an Mädchenschulen (höhere Töchterschule, Lyzeum, Oberlyzeum) unterrichtet. 45 Welchen Umfang der 44 Mager 1838; Mager 1843; Mager 1844; Fuchs 1844a; Friedemann 1847; Herrig/ Viehoff 1848; Herrig/ Viehoff 1851. 45 Baumgarten 1860; Dickmann 1896/ 97; Mangold 1902; Rülcker 1969; Christmann 1976; Köppen 1977a; Kroymann/ Ostermann 1977; Hültenschmidt 1978; Christ 1989; Hand- 3.4 Schulischer Französischunterricht 253 Französischunterricht in den einzelnen Schultypen einnimmt und welche Rolle ihm die Bildungsplaner zuweisen, hängt von den, aus dem gesellschaftlichen Auftrag der Bildungseinrichtungen resultierenden pädagogischen Zielsetzungen ab, wodurch er stets auch sozial und politisch wirkt (Hültenschmidt 1978, hier besonders S. 188-190; Christ 1989, 176). Sind es am humanistischen Gymnasium zunächst vor allem periphere praktische Aspekte, die für einen Französischunterricht sprechen, so wird an den Realanstalten der formal-bildende und ästhetisch-erziehende Wert der französischen Sprache und Literatur von den einzelnen Schultypen graduell jeweils stärker oder schwächer in den Vordergrund gestellt. So übernimmt das Französische im Bereich der höheren Bildung an den Realanstalten - hier besonders an den höheren Mädchenschulen und ab 1882 an der Oberrealschule - den pädagogischen Auftrag der formal-logischen Geistschulung, die bisher alleine der lateinische Sprache vorbehalten war (Kalkhoff i.Dr.); plastisch spricht deshalb Erika Hültenschmidt vom Französischen als dem „Latein der bürgerlichen Mittelschicht“ (Hültenschmidt 1978, 193). Trotz dieser bildungsideologischen Überhöhung des neusprachlichen Unterrichts (Geistbildung, sittliche und ästhetische Erziehung) bilden die ökonomischen Erfordernisse der einsetzenden Industrialisierung Deutschlands das Movens für die verstärkte Gründung von Realanstalten ab ca. 1850 (siehe auch Romberg 1979, 254-298). Bildungstheoretische Verankerung findet der neusprachliche Unterricht im 19. Jahrhundert zunächst vor allem im Konzept der „modern-europäischen Bildung“ des Lehrers und Realpädagogen Karl Mager (1844, 25), der dem neusprachlichen Fremdsprachenunterricht eine zentrale Rolle in seiner Realpädagogik zuweist (Mager 1838; 1843; 1844). Dieses als Partizipation an herausragenden Geistesleistungen der modern-europäischen Kulturvölker Deutschland, Frankreich und England entworfene Konzept trägt untrüglich idealistische Züge und bildet das realpädagogisch-bürgerliche Pendant zum altsprachlichen Unterricht des humanistischen Gymnasiums. In den 1880er Jahren schließen sich nunmehr fachwissenschaftlich ausgebildete Neuphilologen zur Neusprachlichen Reformbewegung als Emanzipationsbewegung gegen das dominante altsprachliche Modell mit seiner zentralen Grammatik-Übersetzungsmethode zusammen (Riedl 2004, 128-153). Radikal zugespitzt werden die Forderungen der Bewegung in Wilhelm Viëtors (1850-1918) Streitschrift Der Sprachunterricht muß umkehren (Viëtor 1882) und in Gustav Wendts (1827-1912) Reformthesen (Wendt, G. 1898/ 99). 46 Als Siegerin aus der vielgestaltigen und fruchtbaren Reformdebatte (Breymann 1895) geht jedoch eine vermittelnde Position hervor, die buch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 4 (1991), 256f.; Finkbeiner 1996, 162-164; Doff 2005; Wolf/ Kalkhoff 2010. 46 Zur Reform des Französischunterrichts siehe u.a. Rambeau 1886, 1-31 und Rambeau 1888. 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 254 Grammatik, Lektüre und aktive Sprachbeherrschung gleichermaßen im Unterricht berücksichtigt (Vermittelnde Methode) und die bis weit ins 20. Jahrhundert für den neusprachlichen Unterricht bestimmend bleiben wird. 47 Vor und nach dem Ersten Weltkrieg gibt es in der Fremdsprachendidaktik einen Richtungsstreit zwischen den Anhängern einer utilitaristischen Realienkunde und einer den idealistischen Bildungsprämissen verhafteten Kulturkunde. Ein kulturkundlich akzentuierter Fremdsprachenunterricht solle den Schüler zu einer Kenntnis der fremden, aber auch der eigenen Kultur führen (Folientheorie). 48 1925 wird dann die Kulturkunde in den Richtlinien zur Preußischen Gymnasialreform als übergeordnetes didaktisches Prinzip festgeschrieben (Kroymann/ Ostermann 1977, 149-151). 49 Lehrpläne, Abiturprüfungsanforderungen und Stundentafeln für den Französischunterricht aller Schultypen in den einzelnen deutschen Staaten zwischen 1700 und 1945 sind in der umfangreichen Materialsammlung zum fremdsprachlichen Unterricht von Herbert Christ und Hans-Joachim Rang verzeichnet (Christ/ Rang 1985, „Französisch“ in den Bänden 2, 3, 6 und 7). Vier ältere Ministerialerlasse für den höheren Französischunterricht (1831-1832) finden sich in der Zusammenstellung amtlicher Verordnungen für das Preußische Gymnasium und die höheren Bürgerschulen von Johann Ferdinand Neigebaur (Neigebaur 1835, 142-145). Gerade die älteren Dokumente - die erste von Christ und Rang dokumentierte Anweisung „Von der frantzösischen (sic! ) Sprache“ stammt aus dem Jahr 1721 (Christ/ Rang 1985, Bd. 3, 7) - zeigen auf, dass Französisch stets Unterrichtgegenstand höherer Bildung war und für alle höheren Bildungsanstalten ein solider Französischunterricht angestrebt wurde. Sind es jedoch zunächst weltbürgerliche Motive, die das Erlernen der französischen Sprache zum Gemeingut höherer bürgerlicher Bildung machen, so differenziert sich das deutsche Bildungssystem ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in starkem Maße durch die Sprachenwahl aus. Bleiben nämlich Griechisch und Latein das Medium gelehrter, von einer unmittelbaren lebensweltlichen Verwertbarkeit befreiten Bildung, so avancieren Französisch und Englisch zu deren Substituten auf den Realanstalten. Vorloren geht dabei der aus dem 18. Jahrhundert stammende Anspruch, an einer Kommunikation eines aufgeklärten Weltbürgertums aktiv partizipieren zu können, da der moderne Fremdsprachenunterricht, hier besonders der Französischunterricht, nach dem Modell des altsprachlichen Unterrichts zusehends philologisiert wird. 47 Zu den bildungs- und sprachtheoretischen Grundlagen der modern-europäischen Bildung und der Neusprachlichen Reformbewegung siehe Wolf/ Kalkhoff 2010. 48 Schön 1925; Hinrichs/ Kolboom 1977; Hinrichs/ Kolboom 1977a; Settekorn/ Lütjen 1984. 49 Zur Geschichte der neusprachlichen Didaktik und Methodik siehe auch Rülcker 1969; zum Verhältnis von Sprachtheorie und Sprachunterricht siehe auch Christmann 1976. 3.4 Schulischer Französischunterricht 255 Neben gesellschaftspolitischen Gründen (Hültenschmidt 1978, 189) kann als Ursache für diesen Transformationsprozess auch ein grundlegender Wandel im neusprachlichen Lehrkörper ausgemacht werden: Unterrichten im ausgehenden 18. Jahrhundert zumeist muttersprachliche Sprachmeister Französisch im privaten und schulischen Kontext mit stark anwendungsorientierter Ausrichtung (Christ 1989,174), so übernehmen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Zuge der Verstaatlichung des höheren Bildungswesens wissenschaftlich ausgebildete Lehrer anderer Fächer (Philologie, Theologie, Mathematik) den Französischunterricht (Mangold 1902, 192; Storost 2001, 1241-1243; Riedl 2004, 84-88). Ins Zentrum des am altsprachlichen Modell orientierten Französischunterrichts stellen diese Lehrer das Durchdringen des grammatischen Systems, die Lektüre klassischer Autoren und die schriftsprachlich-reproduktive Übersetzungskompetenz. 50 Erst mit der allmählichen Etablierung der Romanischen und Englischen Philologie an den Universitäten sowie der Verankerung der neueren Sprachen in den Prüfungsordnungen für das höhere Lehramt, in Bayern für Französisch seit 1854 und in Preußen mit der Neuregelung der Prüfungsordnungen seit 1866 (Führ 1985, 428 und 432), kann von einem neuphilologischen Lehramt im eigentlichen Sinne gesprochen werden. Mit diesen neuen, fachwissenschaftlich ausgebildeten und die Erkenntnisse ihres Faches vermittelnden Französischlehrern 51 gelangen auch dem lebendigen Gegenstand angemessene Lehrmethoden und Unterrichtsziele wie aktive mündliche und schriftliche Kommunikationsfähigkeit (wieder) in den neusprachlichen Schulunterricht. In welchem Maße höhere Bildung im 19. und frühen 20. Jahrhundert vor allem ein umfangreicher Fremdsprachenunterricht in Latein und Griechisch auf dem humanistischen Gymnasium, in Latein auf dem Realgymnasium und in Französisch auf der Oberrealschule ist (siehe auch Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 3 (1987), 192-195), verdeutlichen die Stundenübersichten der höheren Preußischen Bildungseinrichtungen zwischen 1837 und 1901 für den alt- und neusprachlichen Unterricht in ihrem Verhältnis zum Gesamtumfang aller Fächer: 50 Siehe Anweisungen der Preußischen Unterrichtsverwaltung für den Französischunterricht in: Christ/ Rang 1985, Bd. 3, 18f. (1831), 25-27 (1867), 36 (1882), 38 (1883) und 47-49 (1886). 51 Lehrerberuf als „vermittelnde Profession“ siehe Stichweh 1987, 254. 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 256 Gymnasium (9-jähriger Kursus) 1837 1856 1882 1892 1901 Latein 86 86 77 62 68 Griechisch 42 42 40 36 36 Französisch 12 17 21 19 20 Englisch -- -- -- -- -- Wochenstunden aller Fächer 280 268 268 252 259 Tabelle 1: Wochenstunden des Fremdsprachenunterrichts am Gymnasium für 9 Jahre, Zahlen nach Christ/ Rang 1985, Bd. 7, 23ff. Realschule I. Ordnung (ab 1882 Realgymnasium) (9-jähriger Kursus) 1859 1882 1892 1901 Latein 44 54 43 49 Griechisch -- -- -- -- Französisch 34 34 31 29 Englisch 20 20 18 18 Wochenstunden aller Fächer 285 280 259 262 Tabelle 2: Wochenstunden des Fremdsprachenunterrichts am Realgymnasium für 9 Jahre, Zahlen nach Christ/ Rang 1985, Bd. 7, 75ff. Oberrealschule (1879 aus den Gewerbeschulen hervorgegangenen) (9-jähriger Kursus) 1882 1892 1901 Latein -- -- -- Griechisch -- -- -- Französisch 56 47 47 Englisch 26 25 25 Wochenstunden aller Fächer 276 258 262 Tabelle 3: Wochenstunden des Fremdsprachenunterrichts an der Oberrealschule für 9 Jahre, Zahlen nach Christ/ Rang 1985, Bd. 7, 129ff. Ohne die Präsenz neusprachlichen Unterrichts im deutschen Bildungssystem der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts leugnen zu wollen, kann man jedoch von einer institutionell geregelten Sozial- und Professionalisierungsgeschichte des neusprachlichen Lehrkörpers im engeren Sinne erst ab ca. 1850 sprechen (Bölling 1983, 9-52; Führ 1985; Christ 1989, 174f.). Zum 3.4 Schulischer Französischunterricht 257 einen gehen die Anforderungen an das höhere neusprachliche Lehramt, wie oben erwähnt, in Bayern 1854 und in Preußen 1866 in die Prüfungsordnungen ein, wodurch Französisch erst in vollem Umfang zu einem staatlich regulierten und anerkannten Unterrichtsfach aufsteigt. Zum anderen setzt die standespolitische und fachwissenschaftliche Organisation der Neuphilologen mit der Gründung entsprechender Fachverbände erst ab den 1860er Jahren ein. Diese spielen durch ihre Verhandlung sozialer Fragen wie Ausbildung, Besoldung und Beamtenstatus sowie fachwissenschaftlicher Probleme eine entscheidende Rolle bei der identitären Konstruktion der Neuphilologen. Sieht man von den mit vordergründig standespolitischen Fragen beschäftigten 1843 respektive 1844 gegründeten Verein Deutscher Realschulmänner und Berliner Gymnasiallehrerverein ab (Führ 1985, 446-448), so ist die 1863 in Meißen ins Leben tretende germanistisch-romanistische Sektion des 1837 gegründeten Vereins deutscher Philologen und Schulmänner die erste neuphilologische Interessenvertretung für alle deutschsprachigen Länder (siehe Kapitel 3.5). Ursache und Wirkung gleichermaßen des soziokulturellen Aufstiegs der Neuphilologen sind Konzeption und Institutionalisierung der universitären Fachausbildung zum höheren neusprachlichen Lehramt (siehe Kapitel 3.2). Reflektiert wird dieser Prozess durch die Gründung von Lehrstühlen und Seminaren für Romanische Philologie verstärkt ab ca. 1870 und durch die Prüfungsordnungen für das höhere neusprachliche Lehramt u.a. 1854 und 1866. Erwarben Französischlehrer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre Qualifikation vornehmlich durch ein Studium der Klassischen Philologie, der Theologie oder gar der Mathematik und im günstigsten Fall durch einige wenige sprachpraktische Kurse bei muttersprachlichen Lektoren, so ermöglicht das Fachstudium der Romanischen und/ oder Englischen Philologie einen identitären Referenzrahmen, der wiederum zur Abgrenzung gegenüber anderen sozialen Gruppen dienen konnte. In welchem Maße sich diese nunmehr fachspezifisch ausgebildeten Neuphilologen als Wissenschaftler und Pädagogen gleichermaßen verstehen, belegt der Umstand, dass sie wie ihre Kollegen anderer Fächer neben ihrer Lehrtätigkeit wissenschaftlich publizieren (Varnhagen 1877; 1893; Kuhfuß 1976; Kössler 1987-1991). So zählt Walter Kuhfuß für das 19. Jahrhundert insgesamt 162 von Gymnasiallehrern und 112 von Realpädagogen verfasste wissenschaftliche Abhandlungen zur französischen Sprache in den Schulprogrammen, wobei er eine verstärkte Zunahme realpädagogischer Arbeiten ab 1874 konstatiert (Kuhfuß 1976, 351f. = Anmerkungen 10 und 11). Neben diesen vornehmlich schulinternen Programmabhandlungen (Varnhagen 1877, I-IX) veröffentlichen neuphilologische Fachlehrer aber auch in neusprachlich-didaktischen Fachzeitschriften wie dem bereits 1846 gegründeten Archiv für das Studium der neueren Sprachen (Stempel 1964, 2- 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 258 7), der 1893 gegründeten Zeitschrift Die neueren Sprachen und der 1902 gegründeten Zeitschrift für den französischen und englischen Unterricht. Die staatlichen Bemühungen um den institutionellen Ausbau der Neuphilologie an den Universitäten ab der Reichsgründung 1871 korrelieren mit einem großen Stellenzuwachs für Oberlehrer im Zuge des extensiven Ausbaus der Sekundärbildung (Titze/ Nath/ Müller-Benedict 1985). Als sich bereits ab ca. 1880 die Berufsaussichten für das höhere Lehramt durch Sättigung des Systems wieder verschlechtern (Herrlitz/ Titze 1976, 349- 353), sind auch die Lehrer der neueren Sprachen betroffen. So dauert es beispielsweise 1893 durchschnittlich 6 Jahre, bis ein Neuphilologe mit einer Festanstellung im höheren Schuldienst rechnen kann, was gerade Abiturienten aus unteren Sozialschichten vom Lehramtsstudium abhält. Als um die Jahrhundertwende durch die restriktiv Politik des Preußischen Kultusministeriums bereits wieder ein Lehrermangel eintritt, sind gerade Lehrer für die neueren Sprachen besonders nachgefragt, so dass das Kultusministerium 1902 die Aufnahme eines neuphilologischen Studiums empfiehlt (Herrlitz/ Titze 1976, 362f.). Nachdem das Gymnasium bereits 1870 an die Realschule I. Ordnung (ab 1882 Realgymnasium) Zugeständnisse hinsichtlich eines eingeschränkten Zugangs zum Lehramtsstudium der Mathematik, der Naturwissenschaften und der neueren Sprachen gemacht hatte und seit 1879 der Abschluss der lateinlosen Oberrealschule zum Studium an den Technischen Hochschulen berechtigte (Paulsen ³1921, 564ff.), stellen um die Jahrhundertwende ein kaiserlicher Erlass vom 26. November 1900 und die Lehrpläne und Lehraufgaben für die höheren Schulen in Preußen von 1901 (Christ/ Rang 1985, Bd. 2, 82-85, Bd. 3, 81-83, Bd. 7, 47) die Weichen für die prinzipielle Gleichberechtigung der Abschlüsse von Gymnasium, Realgymnasium und Oberrealschule (Paulsen ³1921, 746-748). Bedingt durch Verzögerungen bei der Umsetzung der Beschlüsse, bedeutet dies für Französisch, dass es spätestens ab 1907 als erste Fremdsprache der Oberrealschule gleichermaßen wie das Latein der Gymnasien und Realgymnasien zum vollwertigen Universitätsstudium qualifiziert (Führ 1985, 427). 3.5 Fachwissenschaftliche Kommunikation und Identität 259 3.5 Fachwissenschaftliche Kommunikation und Identität Wenn man von dem Herausgeber jeder periodischen Schrift mit Recht verlangen darf, daß er sich beim Beginn derselben über Gegenstand, Zweck und Umfang eines Unternehmens ausspreche, wovon er zunächst nur schwache Anfänge und kleine Fragmente dem Publikum zur Ansicht vorlegen kann: so erscheint diese Forderung bei einer Zeitschrift, wie die hier angekündigte, welche sich ein neues Feld zur Bearbeitung ausersehen hat und so in gewisser Hinsicht als die erste ihrer Art gelten kann, doppelt gerechtfertigt. (Ludwig Herrig & Heinrich Viehoff in: Archiv für das Studium der neueren Sprachen 1 (1846), 1) Rudolf Stichweh spricht im Zusammenhang mit der Herausbildung des Wissenschaftlers modernen Zuschnitts im Laufe des 19. Jahrhunderts von einer „progressiven Pluralisierung der organisatorischen Infrastruktur“ (Stichweh 1984, 91). Moderne Wissenschaft organisiere und institutionalisiere sich nicht mehr nur an einem Ort, etwa wie im 18. Jahrhundert an den wissenschaftlichen Akademien, sondern die neuen disziplinären Gemeinschaften konstituierten sich neben der eigentlichen universitären und privaten Forschungsarbeit durch weitere Organisations- und Kommunikationsformen wie Fachverband, Fachkonferenz und Fachzeitschrift. Die erste neuphilologische Fachvereinigung aller deutschsprachigen Länder ist die 1863 in Meißen begründete germanistisch-romanistische Sektion des Vereins deutscher Philologen und Schulmänner. 1872 werden Französisch und Englisch zu einer eigenständigen neusprachlichen Vereinssektion zusammengefasst, deren Mitglieder ab 1880 regelmäßig tagen (Storost 2001, 1241-1243). Der erste wirklich eigenständige neusprachliche Verein wird jedoch erst 1886 als Deutscher Neuphilologen-Verband auf dem ersten Allgemeinen Deutschen Neuphilologentag in Hannover unter Beteilung eines der wichtigsten Protagonisten der Neusprachlichen Reformbewegung, Wilhelm Viëtor (1850-1918), gegründet. 52 Als Wandergesellschaft treten seine Mitglieder in einem etwa zweijährigen Turnus (Unregelmäßigkeiten infolge des Ersten Weltkrieges) in Städten des deutschsprachigen Raumes zusammen, um über neuphilologische Themen zu debattieren. 53 52 Verhandlungen des ersten allgemeinen deutschen Neuphilologentages 1886; Stengel 1886; Stengel 1886/ 87; Rhode 1887. 53 Verhandlungen des Allgemeinen Deutschen Neuphilologentages, 12 Bde. 1886-1906; Bericht über die Verhandlungen der Tagung des Allgemeinen Deutschen Neuphilologen-Verbandes, 9 Bde. 1909-1930. 3. Aspekte der Institutionalisierung der Romanischen Philologie 260 1846 wird die erste neuphilologische Fachzeitschrift, das Archiv für das Studium der neueren Sprachen, von den beiden Lehrern Ludwig Herrig (1816-1889) und Heinrich Viehoff (1804-1886) gegründet. Parallel zur verstärkten Institutionalisierung der Romanischen und Englischen Philologie an den deutschen Hochschulen setzt in den 1870er Jahren eine zweite, weitaus stärkere Gründungswelle von neuphilologischen Zeitschriften ein. 54 Für die Romanische und Englische Philologie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts sind folgende deutsche Zeitschriftenprojekte aufzuführen: 55 (a) Schulzeitschriften (vornehmlich Erörterung pädagogischer und didaktischer Fragen des neusprachlichen Unterrichts, aber auch fachwissenschaftliche Beiträge): • Archiv für das Studium der neueren Sprachen (1846ff.) • Zeitschrift für das Gymnasialwesen (1847-1912) • Die neueren Sprachen. Zeitschrift für Forschung und Unterricht auf dem Fachgebiet der modernen Fremdsprachen (1893-1943; 1952-1994) • Zeitschrift für den französischen und englischen Unterricht (1935-1943: Zeitschrift für neusprachlichen Unterricht; 1943-1944: Zeitschrift für neuere Sprachen) (1902-1944) und (b) romanistische und anglistische Fachzeitschriften: • Jahrbuch für romanische und englische (Sprache und) Literatur (1859-1876) • Jahrbuch der deutschen Dante-Gesellschaft (1867-1877; 1920ff.) • Romanische Studien (1871-1895) • Zeitschrift für romanische Philologie (1877ff.) • Englische Studien (1877-1944) • Anglia (1878-1966) • Zeitschrift für neufranzösische Sprache und Literatur (ab 1888: Zeitschrift für französische Sprache und Literatur) (1879-1966) • Romanische Forschungen (1883-1950) • Kritischer Jahresbericht über die Fortschritte der romanischen Philologie (1892-1915) • Germanisch-romanische Monatsschrift (1909-1943; 1950ff.) In diesen neuphilologischen Fachorganen werden i.d.R. sowohl schulpraktische als auch fachwissenschaftliche Fragestellungen erörtert, Fachkollegen rezensieren wichtige Neuerscheinungen auf dem Gebiet der Neuphilologie und verfassen Nachrufe auf dahingeschiedene Romanisten und Anglisten. So lassen wissenschaftliche Fortschritte auf dem Gebiet der Neuphilologie, Lehrstuhl- und Seminargründungen, spezialisiertes und spezialisie- 54 Siehe auch Stempel 1964; Baldinger 1977; Haenicke 1979, 336-242; Baldinger 1995; Briesemeister 2001, 570f.; Schweickard 2001; Storost 2001, 1259-1264; Schrott 2003. 55 Einteilung in „Schulzeitschriften“ und „Fachzeitschriften“ nach Storost 2001, 1259. 3.5 Fachwissenschaftliche Kommunikation und Identität 261 rendes neuphilologisches Hochschulstudium, soziale und professionelle Organisation der Neuphilologen in Fachverbänden, fachinterne Kommunikation, soziale Anerkennung durch Kollegen an Schule und Universität, Nachfrage durch die Kultusministerien, Aufnahme von Französisch und Englisch in den Kanon der höheren Bildung, Selbstreflexivität und Selbstverständnis sowie die emanzipatorische Revolte gegen die Klassische Philologie in Form der Neusprachlichen Reformbewegung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, besonders deutlich etwa um 1880, eine neuphilologische Identität entstehen, die sich selbstbewusst artikuliert: Es ist der neuphilologentag, wie Ihnen bekannt ist, eine einrichtung, die nicht auf ein hohes alter zurückblicken kann. Erst zum 6. mal sammeln sich die neuphilologen, um gemeinschaftliche dinge zu besprechen, die ihnen im wissenschaftlichen studium und in der praxis begegnet sind, um über theorie und praxis in der schule einen austausch zu haben, wo jeder bietet, was ihm in den letzten jahren nach dieser richtung entgegengetreten ist. Befremden hat es manchen können, dass wir, die wir uns mit so großem pomp neuphilologen nennen, uns in den hallen eines gebäudes vereinigen, in dem jeder stein uns predigt: hier ist es die klassische zeit, der diese räume geweiht sind [...]. Das gymnasium ist es gewesen, von wo das ganze geschlecht ausgegangen ist, das die neuere philologie begründet hat; im gymnasium haben wir den lebensodem geschöpft, der uns vor das katheder der universitäten geführt hat, um dort dem treu zu bleiben, was wir am gymnasium an gesitteter kultur geschöpft haben. Kein bruch besteht zwischen moderner und klassischer philologie. Die universitäten sind es zuerst gewesen, wo die forderungen der neuen zeit sich immer mächtiger vordrängten, wo sie wartung gefunden haben; sie haben es ermöglicht, dass ein lehrstuhl nach dem andern allmählich für neuere philologie sich erschlossen hat, dass in derselben weise, wie die klassischen philologen gegeistert sitzen zu den füssen ihrer lehrer, so jetzt auch hunderte von modernen philologen begeistert sitzen zu den füssen ihrer lehrer, die nicht minder begeistert sie einführen in die kultur der neueren völker. Vom gymnasium sind wir ausgegangen zu den universitäten, welche diese neue disziplinen in den neuen körper der universitas aufgenommen haben. Von da sind wir ins leben gekommen, wo wir als neuphilologen, jeder in seiner art, wirken, aber dennoch nach einem ziele streben; der eine, der als licht der wissenschaft auf der universität wirkt, der andere, der in der schule arbeitet, der dritte, der durch wort und schrift das, was er in der schule erreicht hat, den andern kollegen mitteilt; sie alle gehen demselben ziele nach. (Prof. K. Fr. Müller, Vorsitzender des Neuphilologischen Vereins in Karlsruhe auf dem 6. Neuphilologentag zu Karlsruhe, 14. und 15. Mai 1894, in: Die neueren Sprachen 2 (1894), 153f.) 4. Die Geschichte der Romanischen Philologie im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte - ein Resümee 1 Tritt nun der Jüngling - oder die Jungfrau, die wir heutzutage weniger als je vergessen dürfen - an die Pforten der Alma Mater heran, lesen sie dort am Schwarzen Brett oder vorher im Vorlesungsverzeichnis die Ankündigungen der Professoren, so finden sie da vieles, an das sie bei Ergreifung ihres Berufes nicht gedacht haben: außer Französisch noch Provenzalisch, Italienisch, Spanisch, gelegentlich sogar Katalanisch, Portugiesisch, Rätoromanisch, Rumänisch, dazu Vulgärlatein oder enzyklopädische Vorlesungen, neben den Vorlesungen Übungen, Proseminar, Seminar mit bestimmten Vorbedingungen für die Zulassung. Kurz, sie sehen, daß hier n i c h t b l o ß f r a n z ö s i s c h e , s o n d e r n r o m a n i s c h e P h i l o l o g i e getrieben wird. (Voretzsch 1914, 18) Noch einmal zurück zur Theorie: Die spezifische Leistung des institutionengeschichtlichen Ansatzes besteht darin, dass er die Dialektik zwischen der Entwicklung der Ideen und den Institutionen, in denen die Ideen entstehen und zirkulieren, in den Blick nimmt und mithin den institutionellen Aspekt von Wissenschaft nicht als triviales Alltagsgeschäft ausblendet. Auch wenn uns die rationale Wissenschaftstheorie und Ideengeschichte zuweilen glauben machen will, dass sich wissenschaftliche Ideen und Theorien maßgeblich nach rationalen Kriterien entwickeln, so gilt auch in der Wissenschaft, dass das materielle Sein auf das Bewusstsein einwirkt. Setzt man die Ideenproduktion der betreffenden Wissenschaftler (Konzeptionen, Forschungsprojekte, Publikationen usw.) mit institutionellen Faktoren (universitäre Infrastruktur, Anforderungen an die Ausbildung, finanzielle und materielle Ressourcen usw.) in Beziehung, so kann einiges Licht in das Dunkel der kognitiven Struktur eines Faches gebracht werden - d.h. in unserem Fall, warum im Rahmen der Romanistik so und nichts anders gedacht und agiert wurde und wird. 1 1985 legt Hans Helmut Christmann eine gelungene Synopse der Etablierung der Neuphilologie und hier besonders der Englischen Philologie als Universitätsfach an den deutschen Hochschulen im 19. Jahrhundert vor, welche die auch hier vertretene Position von einem komplexen Zusammenspiel zwischen Disziplinierung (Methode, Objektbereich), Professionalisierung und institutionellen Faktoren (Universität, Schule, Ministerien usw.) für die Fachgeschichte teilt. Die 2001 von Jürgen Storost vorgelegte fachgeschichtliche Synthese richtet dagegen ihr Augenmerk vor allem auf institutionelle Faktoren (Fachverband, Professuren, Seminare und Fachzeitschriften). 4. Im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte 264 Ab ovo: Am Anfang war nichts oder nicht viel, bestenfalls ein paar Ideen und eine Hand voll Lektoren an jeder Universität. Um aber in der modernen Wissenschaftssystematik des 19. Jahrhunderts platziert zu werden, mussten die ersten Romanisten symbolisches Kapital anhäufen und institutionelles Gewicht erstreiten, d.h. sie mussten einen ‚sichtbaren’, den Normen deutscher Wissenschaft genügenden und gesellschaftlich relevanten Objektbereich konstituieren. Initiiert und in Gang gehalten wurde diese Entwicklung einerseits durch ideologische (philosophische, wissenschafts- und erkenntnistheoretische Vorgaben) und andererseits durch subjektive und institutionelle Faktoren. Dass hierbei der lektorenmäßige Sprachunterricht der einstigen frühneuzeitlichen Universität nur eine äußerst marginale Rolle spielte, ist mehrfach erkannt worden und gehört sicherlich zu den Kuriositäten unserer Fachgeschichte. 2 Zwar gab es immer wieder eine Durchlässigkeit zwischen Lektorat und einer weiteren akademischen Karriere als Romanist - so wurde 1821 Friedrich Diez als Lektor für Spanisch, Italienisch und Portugiesisch bei der Universität Bonn angestellt und in manchen Lebensläufen diente die Lektorenstelle als Zwischenstation bzw. Übergangslösung für den ansonsten mittellosen Assistenten bzw. Privatdozenten (u.a. Karl Vossler in Heidelberg und Adolf Gaspary in Berlin) - jedoch bestand zwischen beiden Sphären kein systematischer Zusammenhang. Ab ca. 1875 werden die Lektorate funktionell an die neugegründeten Neusprachlichen Seminare angebunden, jedoch steht die zuweilen gering schätzte Sprachpraxis im Kontrast zur wissenschaftlichen Komponente des neuphilologischen Studiums. Hier wird deutlich, dass es der Romanischen Philologie, so wie sie das deutsche Wissenschaftssystem des 19. Jahrhunderts hervorgebracht hat, nie primär um praktische Sprachbeherrschung, sondern vielmehr um das ideale Erkennen diachroner und später auch synchroner Sprach- und Entwicklungsgesetze ging. Medias in res: Die maßgebenden ideologischen Projekte, die die Herausbildung einer romanistischen Fachwissenschaft im frühen 19. Jahrhundert begleiten und befördern, sind die deutsche Romantik, der philosophische Idealismus und der Historismus. 3 Es ist vor allem die Hinwendung zur Vergangenheit und hier im Besonderen zum europäischen Mittelalter, für das eine Art unverfälschtes Volksbewusstsein mit stark germanischer Note angenommen wurde, die den romantischen Gestus konstituiert. Die anti- 2 Voretzsch 1904, 6: „So war der Zusammenhang der neuen Lehrstühle mit den bisherigen Lektorenstellen im ganzen ein sehr äusserlicher, er bezog sich im wesentlichen auf die Verwandtschaft der Materie, während die Behandlung derselben hier und dort eine total verschiedene war.“ 3 Zum Verhältnis zwischen Philologie, Geisteswissenschaften und Historismus siehe Frühwald 1994. 4. Im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte 265 klassischen, antiaufklärerischen und damit im Kontext der Napoleonischen Kriege antifranzösischen Töne sind unüberhörbar (siehe hierzu ausführlich Nerlich 1996). Über das idealistische Theorem vom Volksgeist, der sich in Sprache in Literatur manifestiert (Johann Gottfried Herder, Johann Gottlieb Fichte), sollte eine deutsche Nation unabhängig von staatlichen und territorialen Realitäten im Idealen geschaffen werden. Mittelalterphilologie wurde dadurch geradezu eine patriotische Unternehmung. Mittels vergleichender Literaturbetrachtung und Edition früher volkssprachlicher Texte sann man danach, den ursprünglichen Geist der Menschheit und später den Volksgeist der jeweiligen Nationen zu erkennen. So sind Friedrich und August Wilhelm Schlegel, Jacob Grimm sowie August Immanuel Bekker aufgrund ihrer romanisch-philologischen Forschungen und Editionsprojekte durchaus als Romanisten avant la lettre zu bezeichnen. Erste zaghafte Versuche der Institutionalisierung dieser romantischen Idee einer vergleichenden Literaturgeschichte, in der romanische Literaturen immerhin eine Schlüsselrolle einnahmen (Dante, Cervantes, Camões), fanden an den Universitäten Berlin (1810) und München (1826) statt. Aufs engste verbunden mit diesem Projekt einer vergleichenden Literaturgeschichte ist auch das Ansinnen, spezielle Dante-Professuren in Berlin, Halle und München zu schaffen, da sich Dante im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert eines außerordentlich großen bildungsbürgerlichen Interesses erfreute. Mit dem Schwinden der romantischen Idee einer paneuropäischen Kultur und Literatur und dem Erstarken nationalen Denkens ab den 1830er Jahren wurde diesen literaturgeschichtlichen Lehrstühlen die ideologische Grundlage entzogen - statt Weltliteratur nun nationale Literatur, statt Weltgeist Nation. Wenngleich diese literaturgeschichtlichen Lehrstühle in ihrer ursprünglichen Form nicht fortgeführt wurden, so bilden sie doch den Ausgangspunkt konzeptuell für eine Vergleichende Literaturwissenschaft sowie institutionell und wissenssystematisch für den Objektbereich der neueren Sprachen und Literaturen, die später nach dem Nationenprinzip in Deutsche, Englische und Romanische Philologie aufgespalten werden. Ein Kind des romantischen Zeitgeistes ist letztlich auch die historisch-vergleichende Grammatik, die Friedrich Diez in Anlehnung an die Deutsche Grammatik (1819-1837) des Germanisten Jacob Grimm als Methode für die Romanische Philologie fruchtbar gemacht hat. 4 Mit seiner dreibändigen Grammatik der romanischen Sprachen (1836, 1838, 1844) war es Diez einerseits gelungen, der Romanischen Philologie eine Methode sui generis zu geben, 4 Hans-Martin Gauger zählt vier Bedingungen für die Herausbildung der Sprachwissenschaft im 19. Jahrhundert auf: (i) die Entdeckung des Sanskrit, (ii) eine affektive Hinwendung zur Vergangenheit, (iii) die Autonomisierung der Sprachstudien und (iv) die Herausbildung eines historischen Bewusstseins (Historismus); wobei die vierte Bedingung den entscheidenden Faktor bildete (Gauger 1984, 62; Gauger 1991, 29-34). 4. Im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte 266 die sich in Folge leitmotivisch durch die romanistischen Forschungen bis in die Gegenwart ziehen wird, und andererseits den Objektbereich idealiter als Gesamtheit aller romanischen Sprachen präfiguriert und somit die Ausdifferenzierung eigenständiger romanischer Einzelphilologien (Spanische, Italienische usw. Philologie) für die Zukunft weitgehend ausschließt. 5 Methodisch-didaktisch lehnt sich die Romanische Philologie zunächst an die Arbeitsweise der Klassischen Philologie mit ihrem zentralen Instrumentarium der Textkritik und dem dafür geeigneten institutionellen Dispositiv des Philologischen Seminars an. Nachdem Karl Lachmann die textkritische Methode der Klassischen Philologie auf altdeutsche Handschriften angewendet hatte, überträgt Karl Bartsch diese Methode auch auf altprovenzalische, altfranzösische und altenglische Handschriften. Hierfür gründet Bartsch 1858 an der Universität Rostock das erste germanistische Universitätsseminar überhaupt und leistet damit den methodischen und institutionellen Transfer zwischen Klassisch-philologischem und Neuphilologischem Seminar. Indem die entstehenden Neuphilologien an die europäisch-humanistische Tradition der Philologie anknüpfen, stellen auch sie den Text ins Zentrum ihrer Bemühungen (Sprache und Literatur). Frühe Versuche, eine alle Lebensbereiche der modernen Völker umfassende Kulturkunde z.B. eines Karl Friedrich Elzes in Analogie zu August Boeckhs enzyklopädischen Entwurf einer Altertumswissenschaft zu schaffen (Elze 1845), müssen deshalb noch bis weit ins 20. Jahrhundert auf ihre Umsetzung warten. 6 Da nun die Romanischen Philologen zeigen, dass auch sie in der Lage sind, ihre Texte auf der Grundlage gesicherter Methoden zu untersuchen, und mit der Diezschen Grammatik und seinem Etymologischen Wörterbuch (1853) wissenschaftliche Standards geschaffen waren, stand einer Inkorporation ihres Faches in den Organismus der Universität nichts mehr im Wege. Durch das Beugen der Romanischen Philologie unter das strenge methodische Diktat deutscher Wissenschaft - etwas pauschal: Lautgesetze, objektive Literaturgeschichte und Empirie statt Spekulation und Herzensergießungen - wird sie als philologische Wissenschaft respektive objektive Philologie (Leventhal 2003, 364) verwirklicht und steht damit im Kontrast zu den französischen Lettres und angelsächsischen Humanities. Hier erweist sich auch die Möglichkeit, die das deutsche Universitätssys- 5 Allen Unkenrufen zum Trotz hält auch heute noch der Diezsche „Zement“ das Fach Romanistik zusammen - Be(Ver-)wunderung inbegriffen: „Das bringt mich abschließend zu der Frage nach den Gründen für die verblüffende Assimilations- und Beharrungsfähigkeit einer universitären Disziplin wie der Romanistik. Selbst die inzwischen erfolgte Ausgliederung eines französischen, spanischen, italienischen usw. Fachverbandes aus dem ursprünglichen Romanistenverband, die so unwiderruflich ist wie der Zerfall der ehemaligen Sowjetunion, hat nichts daran geändert, daß die Disziplingrenzen existieren.“ (Jehle 2001, 42); siehe hierzu ausführlicher Nerlich 1996, 399f. und Jehle 2001. 6 Zu Begriff und Umfang der Neuphilologie im 19. Jahrhundert siehe Kalkhoff 2007. 4. Im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte 267 tem bietet, sich für noch nicht etablierte Wissenschaftszweige habilitieren zu können, als äußerst förderlich. So erwarben ab den 1840er Jahren immer mehr Nachwuchswissenschaftler auf speziell neuphilologischem Gebiet ihre akademische Lehrbefugnis, die dann als Privatdozenten dem Markt zur Verfügung standen (Christmann 1985, 22f.). In aller Regel führte das sicherlich nicht ganz ungewagte Unternehmen der Habilitation auf unbekanntem Terrain zur Schaffung neuer ordentlicher und der für die Frühphase der Romanistik weitaus üblicheren außerordentlichen Professuren für Romanische Philologie. Forschungsprogrammatisch bewirkte Diez’ methodische Vorlage eine Homogenisierung der romanistischen Forschungslandschaft bis weit ins 20. Jahrhundert hinein, da sie zum Maßstab wurde, an dem sich noch lange alle Romanisten messen lassen mussten. So kommt beispielsweise 1867 bei der Besetzung des neu geschaffenen prestigeträchtigen Lehrstuhls für Romanische Philologie an der Berliner Universität einzig und allein der Diez-Schüler Adolf Tobler in Betracht, der von den verantwortlichen Instanzen in Universität und Ministerium sehr bewusst als neuer Typus des romanistischen Wissenschaftlers wahrgenommen wird. Sind noch bis in die 1860er Jahre durchaus individuelle Entwicklungen beobachtbar (u.a. Halle: Dante-Philologie um Ludwig Gottfried Blanc, Marburg: abendländische bzw. neuere Sprachen und Literaturen um Victor Aimé Huber, Rostock und Heidelberg: europäische Mittelalterphilologie um Karl Bartsch), so konvergieren romanistische Forschung und Lehre spätestens ab den 1870er Jahren inhaltlich und methodisch. Institutionell gespiegelt werden die beachtlichen Entwicklungen auf dem Feld der romanistischen Forschung in einer systematischen Gründung von Lehrstühlen, Seminaren und Bibliotheken für Romanische Philologie an allen deutschen Universitäten ab Mitte der 1870er Jahre (siehe tabellarische Übersicht in Kapitel 5.1). 7 Sowohl die neuen institutionellen Strukturen an den Universitäten und die damit einhergehende Professionalisierung des Romanischen Philologen als auch die verstärkt in den 1870er Jahren ins Leben tretenden Fachzeitschriften (u.a. die 1877 gegründete Zeitschrift für romanische Philologie) und der 1886 gegründete Deutsche Neuphilologen- Verband dienen den romanistischen Fachwissenschaftlern als Inklusionsbzw. Ausschließungsmechanismus gegenüber ihrer Umwelt - hier im Besonderen gegenüber Amateurwissenschaft, Privatgelehrtheit und später auch gegenüber der neusprachlichen Lehrerschaft an den Schulen. Wer 7 Diese Beobachtung ist weniger an den Lehrstuhlgründungen, die insgesamt heterogen sowohl in Hinblick auf Chronologie und Benennung vonstatten gehen, als vielmehr an den Seminargründungen festzumachen. Jedoch zeigen die Lehrstuhldaten, dass in den 1870er und 1880er Jahren eine Veränderung in der Klassifikation abläuft: Wurden ältere Lehrstühle i.d.R. in Hinblick auf den Objektbereich ‘Neuere Sprachen und Literaturen’ klassifiziert, so werden die Lehrstühle ab den 1870er Jahren systematisch mit dem Etikett ‘Romanische Philologie’ versehen. 4. Im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte 268 nicht dazu gehört, wird nicht als Romanist-Wissenschaftler wahrgenommen, was noch heute gilt. Institutionalisierung und inhaltlich-methodische Engführung führen dazu, dass um 1880 von einer romanistischen Fachwissenschaft im engeren Sinn mit abgestecktem Bezugsrahmen gesprochen werden kann. Für den Zeitgenossen ist mithin klar, was unter dem Etikett Romanische Philologie foschungsprogrammatisch firmiert und vom universitären Curriculum zu erwarten ist, sollte sich dieser für ein Studium der Romanischen Philologie entscheiden: historische und moderne Laut- und Formenlehre vornehmlich des Französischen, Italienischen, Provenzalischen und Spanischen, Syntax, Metrik, Etymologie, Lautphysiologie, Literaturgeschichte, Interpretation ausgewählter Autoren (Molière, Racine, Lafontaine, Dante, Petrarca, Ariost, Tasso, Calderón, Cervantes, Camões), Sprachdenkmäler des romanischen Mittelalters, gelegentlich Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts (u.a. Boileau, Rousseau, Hugo), Altfranzösisch und Altprovenzalisch. Ergänzt wird das Studium durch Seminarübungen und sprachpraktischen Lektorenunterricht. Es ist auch die Zeit der ersten großen synoptischen und enzyklopädischen Darstellungen des zeitgenössischen Wissensstandes und der Forschungsergebnisse für die Romanische Philologie: Zwischen 1884 und 1888 erscheint die vierbändige Encyklopädie und Methodologie der romanischen Philologie von Gustav Körting und 1888 der erste Band von Gustav Gröbers monumentalem Grundriss der romanischen Philologie (3 Bde., 1888- 1902). Aufs engste verflochten ist die Herausbildung einer romanistischen Fachwissenschaft mit der systematischen Etablierung des Französischunterrichts an den ab den 1850er Jahren gegründeten höheren realpädagogischen Bildungsanstalten (höhere Bürgerschule, Realschule, Realgymnasium, Oberrealschule). Wenn sich nun die Romanische Philologie in den Dienst der Ausbildung zum höheren neusprachlichen Lehramt stellt, so ist sie doch kein singulärer Fall, da sie nur das macht, was die meisten Fächer der Philosophischen Fakultät auch tun: aus dem konsequenten Ausbau des höheren Bildungswesens Kapital für die eigene Entwicklung schlagen. Dass die Verbindung zur Schule aber oftmals nur rein rhetorisch gemeint ist, zeigen die kontroverse Debatte über Aufbau und Inhalt des neuphilologischen Studiums (1840er bis 1880er Jahre), das große Unbehagen der Neusprachlichen Reformbewegung (1880er Jahre) hinsichtlich der inadäquaten Lehrerausbildung sowie die Kritik und spätere Wiederaufhebung der an schulischen Belangen orientierten romanisch-englischen Doppelstrukturen einer Modernen Philologie (1890er Jahre). Aber auch das höhere Schulsystem selber setzt dem Französischunterricht gehörig zu. Den Aufstieg zum ‚höheren Bildungsmittel’ begleicht das Französische mit seiner Ferne zur lebensweltlichen Kommunikation - zu stark wirken das alles bestimmende Ideologem von der Bildung des Selbst im Idealen sowie die normative alt- 4. Im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte 269 sprachliche Didaktik mit ihrer Grammatik-Übersetzungs-Methode und dem Anspruch einer formal-logischen Schulung (Kalkhoff i.Dr.). Erwarben zunächst in Ermangelung eines eigenständigen fachwissenschaftlichen Studiums Altphilologen und Mathematiklehrer automatisch die Lehrbefugnis für Französisch, so drängen mit der allmählichen institutionellen und sozio-kulturellen Anerkennung der Romanischen Philologie immer mehr fachspezifisch ausgebildete Französischlehrer in die Schulen, so dass es nur eine Frage der Zeit war, dass sich diese Lehrer zur Neusprachlichen Reformbewegung Mitte der 1880er Jahre formierten, einer Bewegung, die sich vehement für eine den modernen Fremdsprachen angemessene Methodik einsetzte. Jedoch standen romanistische Fachwissenschaft und die Belange des schulischen Französischunterrichts nie wirklich im Einklang. Gingen die Seminargründungen zumeist auf ministerielle Initiativen zur verbesserten Lehrerausbildung zurück, so waren die dort behandelten Gegenstände in den meisten Fälle ausschließlich fachwissenschaftlich motiviert und orientierten sich in den seltensten Fällen an den realen Bedürfnissen künftiger Fremdsprachenlehrer. Ebenso geriet das vor allem in den 1860er und 1870er Jahren dominierende Modell romanisch-englischer Doppelprofessuren und Seminare (u.a. an den Universitäten Breslau, Göttingen, Greifswald, Gießen, Kiel, Königsberg, Marburg, München und Würzburg) in die Kritik, da diese statt der fachwissenschaftlichen Logik folgend zu sehr nach den Bedürfnissen der neuphilologischen Lehrerausbildung ausgerichtet waren, so dass diese in den 1890er Jahren wieder zugunsten eigenständiger Fachvertretungen entflochten wurden (Christmann 1985, 27f.). Die Diskrepanz zwischen Fachwissenschaft und schulischem Fremdsprachenunterricht, die auch heute noch besteht, beruht vor allem darauf, dass beide Funktionssysteme, Wissenschaft und Schule, verschiedene autopoietische Verfahren nutzen: Wahrheitscode hier und pädagogischer Diskurs dort. Wie stark die systemische Selbsterhaltung wirkt, zeigt das Beispiel Berlin: Als ab 1859 über ein Extraordinariat für Romanische Philologie an der Berliner Universität verhandelt wird, scheiden die beiden überaus engagierten Lehrer und Neuphilologen Ludwig Herrig und Eduard Mätzner vor allem deshalb aus, weil die Fakultätsmitglieder einen Wissenschaftler in ihren Reihen haben wollen, den sie 1867 im Diez-Schüler Adolf Tobler finden; die Systemlogik geht noch weiter: 1877 wird trotz des bereits bestehenden außeruniversitären von Herrig geleiteten Berliner Seminars für Lehrer der neueren Sprachen ein romanisch-englisches Seminar an der Universität gegründet. Wenngleich sich die beiden Sphären Universität und Schule kommunikatorisch voneinander abgrenzen, so sind sie doch funktional aufeinander bezogen, da einerseits das Französischlehramt das Berufsziel der allermeisten Studierenden der Romanischen Philologie ist und andererseits die Romanische Philologie ihre Studierenden aus der Schar derjenigen rekrutiert, die selber Französischunterricht als Schüler 4. Im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte 270 hatten. So bildet der schulische Französischunterricht den immer wieder durchschimmernden Hintergrund für die Entwicklung des Faches Romanische Philologie, das aus diesem Grund i.d.R. das Studium des Französischen und nicht das aller romanischen Idiome meint, wobei sich dieser Einfluss maßgeblich auf die Sprachenwahl, nicht aber auf die Inhalte der Forschungen auswirkt. 8 Die wissenschaftspolitischen Bemühungen des Zweiten Deutschen Kaiserreichs (1871-1918) um eine verstärkte Wissenschaftsförderung und dem damit einhergehenden Ausbau der Universitäten zu „Großbetrieben“ im Zuge der sich beschleunigenden Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft wirken sich auch günstig auf die Entwicklung der Romanischen Philologie aus. Und so ist ein weiteres Kuriosum der Geschichte, dass sich die institutionelle, personelle und inhaltliche Ausdifferenzierung der Romanischen Philologie ausgerechnet in den Jahren nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/ 71) und in einem Klima verschärften Deutsch- Nationalismus’ beschleunigt. Ausgangspunkt dieses Wachstumsschubs ab ca. 1870 sind Fördermaßnahmen der preußischen Hochschulverwaltung (finanzielle Ausstattung, Befürwortung der Etablierung neuer Wissenschaftszweige, konsequenter Ausbau des höheren Bildungssystems) unter den Kultusministern Heinrich von Mühler (Amtszeit 1862-1872) und Adalbert Falk (Amtszeit 1872-1879) sowie dem für Hochschulfragen zuständigen Ministerialbeamten Friedrich Theodor Althoff (Amtszeit 1882- 1907). 9 Die anderen Länder des Deutschen Reiches schließen sich zumeist in den 1880er Jahren dieser Entwicklung an, so dass spätestens in den 1890er Jahren alle Universitäten über Professuren (i.d.R. ein Ordinariat) und Seminare für Romanische Philologie verfügen. Um die Jahrhundertwende und im frühen 20. Jahrhundert werden dann weitere, zumeist außerordentliche Lehrstühle für Romanische Philologie geschaffen. So sind die Jahrzehnte zwischen ca. 1875 und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs die Goldgräberjahre einer international renommierten und geschätzten deutschen und österreichischen Romanistik. Noch heute nutzen Romanisten die in jenen Jahren bewerkstelligten Grundlagenforschungen zum Altfranzösischen u.a. von Wendelin Förster (Bonn), Eduard Boehmer (Halle, Straßburg), Hermann Suchier (Halle), Philipp August Becker (Leipzig) und Karl Voretzsch (Halle) sowie zum Provenzalischen u.a. von Carl Appel (Breslau) und Oskar Schultz-Gora (Berlin, Königsberg, Straßburg, Jena). Sowohl methodisch (historische Grammatik) als auch institutionell (Seminarübungen) lehnen sich europäische und nordamerikanische Uni- 8 Inwieweit die Schule ein wichtiger Faktor für die Fachentwicklung ist, zeigt die gegenwärtige Verschiebung innerhalb der Romanistik zugunsten hispanistischer Anteile, die in Beziehung zur massiven Etablierung der spanischen Sprache an den Gymnasien ab den 1990er Jahren steht. 9 Brocke 1980; Jarausch 1991; Brocke 2004; Eckel 2008, 12-33. 4. Im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte 271 versitäten an das deutsche Vorbild an. 10 Ausländische Studierende reisen nach Deutschland, um dort romanistischer Spitzenforschung beizuwohnen - so studieren die französischen Romanisten Gaston Paris, Joseph Bédier, Michel Bréal und Paul Meyer zeitweise in Deutschland - und lesen deutsche Fachliteratur (Werner 1991a; Chevalier 2000, 119). Voller Bewunderung erstattet 1886 der Belgier Maurice Wilmotte dem belgischen Innen- und Erziehungsminister Bericht über die „excellence de l’enseignement de la philologie romane en Allemagne“ (Wilmotte 1886, 3). Jeweils ein Jahr hatte Wilmotte in Deutschland bei Hermann Suchier (Halle) und Adolf Tobler (Berlin) sowie in Frankreich bei Gaston Paris und Paul Meyer (beide Paris) studiert. Und wie konnte es anders sein: Als Schlussfolgerung seiner Beobachtungen in Deutschland und Frankreich, das bereits dem deutschen Modell gefolgt war, empfiehlt er auch der belgischen Regierung, diese neue Wissenschaft, „cette branche de science bien nationale“ (ebenda, 29), endlich an den belgischen Universitäten zu etablieren. In Frankreich werden an der 1868 gegründeten École pratique des Hautes-Études, wo Gaston Paris Romanische Philologie lehren wird, Seminare nach deutschem Vorbild eingerichtet und ab den 1860er Jahren romanistische Fachzeitschriften gegründet: Revue critique d’histoire et de littérature (1866), Revue des Langues romanes (1870) und Romania (1872). Jedoch setzt sich das deutsche Modell einer Romanischen Philologie weder konzeptuell noch institutionell in Frankreich gänzlich durch, zumal sich vor dem Hintergrund der schwelenden deutsch-französischen Konflikte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts auch kritische Stimmen gegen die zwar bewunderte, aber pedantische deutsche Philologie und den „culte de la science germanique“ erheben, die dem feinsinnigen französischen Wesen nicht entsprächen (siehe hierzu Christmann 1985, 29). Dem deutschen Neuphilologen hingegen sticht im Ausland vor allem die Absenz neuphilologischer Dispositive und methodischer Strenge ins Auge. Im anglistischen Fachblatt Englische Studien fasst der an der Universität Cambridge als lecturer arbeitende Karl Breul 20 Hauptpunkte zusammen, „in denen das studium der neueren sprachen in Cambridge von dem auf deutschen hochschulen betriebenen sich unterscheidet“ (Breul 1888, 268-270). 11 Wenngleich wenigstens seit 1886 in Cambridge eine spezielle Prüfung im Fach ‘Medieval and Modern Languages’ (Deutsch und Französisch) existiert, so wird diese doch nur von sehr wenigen angestrebt (1886: 4 Examinanden), da das neusprachliche 10 Zum Einfluss des deutschen Modells einer Romanischen Philologie auf die französische Entwicklung siehe u.a. Werner 1990; Werner 1991; Espagne 1997; Geschichte der Universität in Europa, Bd. 3 (2004), 364f.; Desmet/ Lauwers/ Swiggers 2000, 191-193. 11 Hier zwei symptomatische Befunde: „[...] 4. Seminararbeit in deutscher weise ist unbekannt und vorläufig noch kaum durchführbar. Die selbstthätigkeit der studenten ist überhaupt geringer. [...] 20. Ein nicht unbeträchtlicher theil der hiesigen studenten wendet sich überhaupt später nicht dem lehrberuf zu.“ 4. Im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte 272 Studium zumeist eine „labour of love“ ist (ebenda, 262) und i.d.R. nicht zur Qualifikation für ein neusprachliches Lehramt genutzt wird. Parallel zum institutionellen Ausbau und der soziokulturellen Anerkennung der Romanischen Philologie an den deutschen Hochschulen vollzieht sich auch eine Ausdifferenzierung hinsichtlich möglicher Untersuchungsobjekte und deren methodischer Erforschung, wenngleich die historische Grammatik ihre Führungsposition behaupten kann. Als Schlaglichter dieser Entwicklung seien genannt: (i) die positivistisch ausgerichteten Forschungen junggrammatischer Provenienz, der romanischen Dialektologie und der Phonetik (u.a. Wilhelm Meyer-Lübke und Bernhard Schädel), (ii) die neo-idealistische Gegenreaktion durch Wörter und Sachen, Vergleichende Dialektologie, Kreolistik und Semantik (u.a. Karl Vossler und Hugo Schuchardt) und (iii) die sich seit der Jahrhundertwende verselbständigenden literaturwissenschaftlichen Forschungen (u.a. Leo Spitzer, Ernst Robert Curtius, Hanns Heiss und Walther Küchler). Zudem setzt sich um die Wende zum 20. Jahrhundert zusehends das Bewusstsein durch, dass neben der diachronen Dimension auch die gegenwärtige Sprachstufe wissenschaftliche Dignität besitzt und deshalb an den Universitäten vertreten sein sollte. Es ist aber vor allem die angemessene Lehrerausbildung, die diesem Bewusstsein von Anfang an zuträglich war und sich ein erstes Mal vehement durch die Neusprachliche Reformbewegung in den 1880er Jahren Gehör verschafft hatte. Institutionell hat dies zur Folge, dass um 1900 einerseits speziell neufranzösische Professuren gegründet und andererseits die Lektoren neben ihrem sprachpraktischen Unterricht zu Lehrveranstaltungen über Gegenwartsliteratur, Kultur- und Landeskunde verpflichtet werden. Forschungen zur gesprochenen Sprache gepaart mit technologischem Fortschritt und Untersuchungen lebender romanischer Kulturen veranlassen darüber hinaus einige Universitäten, phonetische Apparaturen anzuschaffen (z.B. Otto Bremer in Halle und Bernhard Schädel in Hamburg) sowie Bild- und Tonarchive anzulegen (hier vor allem in Hamburg). Bezogen auf den zentralen Untersuchungsgegendtand der Philologie, den Text, lässt sich sagen: Auch innerhalb innovativer Romanistikkonzeptionen büßen Sprache und Literatur ihre zentrale Stellung nie ganz ein, jedoch wird das textuelle Referenzkorpus beträchtlich erweitert - neben Buch und Handschrift treten Tageszeitung, Zeitschrift, Statistik, Landkarte, Foto, Dia usw. Romanistische Lehrstuhl- und Seminargründungen, die explizit auf Bedürfnisse der modernen kapitalistischen Industriegesellschaft reagieren und deren Credo eine praxisnahe Ausbildung ist, finden in Dresden, Frankfurt a.M. und Hamburg statt. An der Dresdner Polytechnischen Schule (ab 1890 Technische Hochschule) wird 1885 Wilhelm Scheffler zum Extraordinarius „für französische und englische technische Sprache, Parlamentsstenographie, fremdsprachliche, insbesondere französische, englische und norwegische Stenographie“ ernannt, unter dessen Ägide 1909 das dortige 4. Im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte 273 Seminar für technische Sprache gegründet wird. Scheffler steht damit für eine neue Ära in der neusprachlichen Ausbildung, die durch ihre Verknüpfung von Fachsprache und Landeskunde „auf eine höhere Mobilität der Ingenieure, Ökonomen und Lehrer abzielt“ (Gärtner 1991, 130). 1901 wird in Frankfurt a.M. die Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften gegründet, deren Studentenschaft sich aus künftigen Kaufleuten, Verwaltungsangestellten sowie Lehrern für Handels- und Gewerbeschulen zusammensetzt. Gründungsrektor ist der Schweizer Romanist Heinrich Morf, dessen neuartiges Romanistikkonzept zahlreiche Reformforderungen des neusprachlichen Unterrichts und Studiums des ausgehenden 19. Jahrhunderts aufgreift: Gegenwartssprache, Phonetik, lebendige Vermittlung romanischer Kulturen und Studienaufenthalte im Ausland (Erfurt 2001, 45), womit er das dominante „Diez-Groebersche Modell der Romanistik“ kräftig unterminiert (Tognoli 2001, 59). Wie schockierend das für traditionelle Romanisten gewesen sein muss, bezeugt die ablehnende Haltung des befreundeten Tobler gegenüber der Bitte Morfs, Studierende nach Frankfurt zum Studium der Romanischen Philologie zu schicken: Kurz, ich sehe da Schwierigkeiten in Menge auf allen Seiten und finde andererseits nichts, was mich veranlassen könnte, einem jungen Manne Frankfurt als Studienort eher als eine deutsche Universität mit leidlich besetztem roman. Katheder zu empfehlen, sobald ich von Ihrer Person absehe. (Tobler zitiert nach Tognoli 2001, 60). Wenngleich es hier nicht direkt gegen Morf geht, der sich in seinen Lehrveranstaltungen auch um traditionelle Gegenstände der Romanischen Philologie kümmert und bemüht ist, eine „rom. Abtheilung für Studierende der neueren Sprachen, und nicht für Kaufleute“ einzurichten (Morf zitiert nach Tognoli 2001, 61), so ist doch die Kritik am institutionellen Rahmen alles andere als missverständlich. An das 1908 gegründete Hamburgische Kolonialinstitut wird 1911 Bernhard Schädel als ordentlicher Professor „für romanische Sprachen und Kultur“ berufen, wo er noch im selben Jahr ein gleichnamiges Seminar gründet (siehe Kapitel 2.5). Durch die Verschränkung von Auslandskunde, Kolonialwissenschaften (Tropenmedizin, Geografie, Politik usw.) und Spracherwerb richtet sich das Kolonialinstitut an die kaufmännische Praxis des Hamburger Überseehandels, wodurch es sich Zustimmung und finanzielle Mittel der ansonsten gegenüber einer Hochschulgründung abgeneigten Hamburger Bürgerschaft erhofft. Ideologisch verankert ist die Gründung des Kolonialinstituts im durch die kolonialistischen Expansionspläne des Deutschen Kaiserreichs beschleunigten Vorhaben, eine kolonialwissenschaftliche Hochschule in Deutschland zu gründen, um künftigen Kaufleuten, Kolonialbeamten, Tropenmedizinern usw. eine adäquate Ausbildung zu gewährleisten. Auch nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem damit einhergehenden Verlust aller deutschen Kolonien behält die 1919 gegründete Universität 4. Im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte 274 Hamburg ihr auslandskundliches Profil bei. Die Hamburger Romanistik richtet sich jetzt verstärkt nach Lateinamerika, Spanien und Portugal aus und gilt damit als Keimzelle der modernen deutschen Hispanistik/ Lateinamerikanistik. So wie sich die idealistisch gestimmte Romanische Philologie des 19. Jahrhunderts über die Anbindung an das Bildungssystem gesellschaftliche Relevanz und materielle Ressourcen gesichert hatte, bezieht sich nun die „industrialisierte“ Romanistik (Bruch 2000, 41) funktionell auf die Systeme Wirtschaft und Politik, wobei auch hier verschiedene kommunikatorische Verfahren die Systemgrenzen gewährleisten (Wahrheitscode versus Geldverkehr und Macht) und letztlich zu ihrer Abspaltung führen. In allen drei Fällen - Dresden, Frankfurt a.M. und Hamburg - wird nämlich die funktionelle Bindung ab den 1920er Jahren wieder zugunsten einer autonomen Universitätsromanistik sukzessive gelöst. Sowohl Victor Klemperer (ab 1920 Ordinarius in Dresden) als auch Erhard Lommatzsch (ab 1928 Ordinarius in Frankfurt a.M.) und Walther Küchler (ab 1928 Ordinarius in Hamburg) wenden sich in ihrer Lehre und Forschung wieder textphilologischen Themen und Methoden zu. Als Konsequenz wird die wirtschafts- und kulturpolitisch engagierte Ibero-Romanistik außeruniversitär institutionalisiert: Deutsch-Südamerikanisches Institut in Aachen (1912), Deutsch-Südamerikanisches und Iberisches Institut in Köln (1917); Ibero-amerikanisches Institut in Hamburg (1917-1928 zur Universität gehörend, ab 1928 unabhängig); Ibero-Amerikanisches Forschungsinstitut in Bonn (1923), Ibero- Amerikanisches Institut in Berlin (1930), Deutsch-Portugiesisches Forschungsinstitut (1932) und Portugiesisch-Brasilianisches Institut (1934) in Köln, Institut für Portugal und Brasilien in Berlin (1936) (Kalwa 2004). In ihren Grundfesten erschüttert wird die tüchtige und international ausstrahlende deutsche Romanistik durch den Ersten Weltkrieg (1914- 1918) und dessen Folgen. Förmlich über Nacht verwandelten sich große Teile ihrer geistigen Heimat in Feindesland, ein Umstand, der sich im Kriegseinsatz im Felde und nach der deutschen Niederlage zu einer wahrhaft identitären und existentiellen Krise auswuchs. Als Remedium empfehlen sich die Neuphilologen auf ihrem ersten Nachkriegstreffen (Halle, 1920) eine nunmehr chauvinistische Kulturkunde, die die geistige Durchdringung der romanischen Völker als Feindaufklärung instrumentalisiert (Folientheorie). Zweiter wichtiger Effekt - vor allem infolge der außenpolitischen Isolation Deutschlands durch den Versailler Vertrag (1919) - ist die verstärkte Hinwendung der deutschen Romanistik nach den politisch neutralen iberoromanischen Ländern sowie Süd- und Mittelamerika, was zur Etablierung einer weitgehend eigenständigen deutschen Hispanistik respektive Lateinamerikanistik ab den 1920er Jahren führte (Kalkhoff 2010, 89f.). Richten wir abschließend unseren Blick auf die wissenssystematische Strukturierung der neuphilologischen Fächer, wie sie im 19. Jahrhundert 4. Im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte 275 an den deutschen Universitäten als Deutsche, Englische, Romanische, Nordische und Slawische Philologie institutionalisiert worden sind. Das zeitgenössische eurozentristische und idealistisch-kulturgeniale Denken - Frankreich, England und Deutschland als Suprematie der modernen Zivilisation - ermöglicht zunächst nur die Aufmerksamkeit für den romanischen und germanischen Sprach- und Kulturraum. Bezeichnenderweise wird in der Frühphase die Neuphilologie eine Modern-europäische Philologie in Analogie zur Klassischen und Orientalischen Philologie konzeptualisiert (u.a. Mager 1844). Erst später tritt unter besonderen argumentativen Anstrengungen der Slawische Kulturkreis hinzu, hierbei greift Karl Krumbacher 1909 auf nichts geringeres als auf christliche Einheitsbeschwörungen zurück: „Dreifach geteilt ist die christliche Welt. Germanen, Romanen und Slawen sind es, aus denen sie sich zusammenbaut.“ (Krumbacher 1909, 337). Die Romanische Philologie bezieht ihre fachliche Einheit aus den zu einer Sprachfamilie zusammengefassten romanischen Sprachen und einem als ideale Einheit gedachten romanischen Kulturraum, der Romania (Objektbereich). 12 Wissenssystematische Vorlage boten Erkenntnisse der Indogermanistik und der historisch-vergleichenden Grammatik, innerhalb derer die romanischen Sprachen durch ihre zwar bruchstückhafte, aber überlieferte (vulgär-)lateinische Basis zudem ein Paradebeispiel waren. Eine über Sprachfamilie und Kulturraum definierte Fachstruktur wäre auch für eine Germanische Philologie möglich gewesen, wie sie Jacob Grimm in seiner Deutschen Grammatik 1819 präfiguriert. Jedoch zerfällt die Germanische Philologie in drei Fächer: Deutsche, Englische und Nordische Philologie 13 , was maßgeblich damit zusammenhängt, dass die Deutsche Philologie als Nationalphilologie der Deutschen konzeptualisiert und politisiert wurde (Burkhardt 1976, 170-191; Fohrmann 1989). Die Nordische Philologie geht sowohl konzeptuell (ab ca. 1850) als auch institutionell (1880er Jahre) aus der Deutschen Philologie hervor (Hoffmann 2010, 1-6). Die Englische Philologie wurde zunächst gemeinsam mit der Romanischen Philologie als Moderne Philologie verwirklicht, kann sich aber nach der Auflösung der romanisch-englischen Doppelstrukturen ab den 1890er Jahren als Einzelphilologie bis heute erhalten. Selbstverständlich blieb ein gelegentliches wissenssystematisches Gerangel um die von allen drei Philologien in Anspruch genommene diachrone Basis (Gotisch, Angelsächsisch, Altnordisch usw.) nicht aus (u.a. Christmann 1985, 12-15). Die an den deutschen Universitäten konzeptuell früh vertretene Slawische Philologie geht institutionell erst relativ spät ab ca. 1870 und überaus zögerlich aus der Indogermanistik, welche die kulturellen Vorbehalte der idealistisch 12 Einzig die Hispanistik versucht seit dem frühen 20. Jahrhundert in nennenswerter Weise aus der Fachsystematik der Romanischen Philologie auszuscheren, was weniger für die Hispanistik, mehr für die Lateinamerikanistik gelungen ist. 13 Später tritt noch die Niederlandistik hinzu. 4. Im Kreuzungsbereich zwischen Ideen- und Institutionengeschichte 276 gestimmten Neuphilologie nicht teilt, hervor (Schaller 1985, 98-116). Wie die Romanische Philologie wird das Fach Slawische Philologie durch den Objektbereich slawische Sprachen und slawischer Kulturraum strukturiert. Die Romanische Philologie, wie sie im 19. Jahrhundert konzeptualisiert und institutionalisiert wurde, verkörpert Ideologeme der bürgerlichen Gesellschaft (u.a. Meritokratie, objektive zweckfreie Wissenschaft, Historismus, Kultur- und Zivilisationsbegriff), die ihre Spuren in der kognitiven Struktur unseres Faches hinterlassen haben. Obwohl die Romanische wie die Englische Philologie letztlich auf Belange der gesellschaftlichen Entwicklung reagieren (Französisch und Englisch als Welt- und Handelssprachen), werden sie als Wissenschaft in die moderne Universität inkorporiert. Dort leisten sie ihren Beitrag zur Zirkulation und Akkumulation symbolischen Kapitals der bürgerlichen Schicht - u.a. Französisch als „Latein der bürgerlichen Mittelschicht“ (Hültenschmidt 1978, 193). Verdeckt werden die Funktionen, welche die Neuphilologie für das Bildungssystem (Ausbildung zum neusprachlichen Lehramt) und Wirtschaftssystem (Lateinamerikanistik, technische französische Sprache) ausübt, durch das Ideologem von einer wertfreien objektiven Wissenschaft. À suivre: Von den Desiderata für weitere institutionengeschichtliche Forschungen der Romanischen Philologie erscheinen mir drei Sachverhalte besonders bedeutsam: (i) Eine Untersuchung der Ausschließungsmechanismen romanistischer Institutionen (Promotionen, Habilitationen, Staatsexamina, Fachverbände, Fachzeitschriften usw.), wie sie Robert S. Leventhal vorschlägt, um zu einem tieferen Verständnis der ideologischen Grundlagen unseres Faches zu gelangen (Leventhal 2003, 372-374); (ii) Weitere Detailuntersuchungen von Romanistiken, wobei mir Straßburg, von wo wichtige Impulse für die gesamte deutsche Wissenschaftslandschaft ab 1870 ausgehen (Craig 1984, 41-52), und Dresden besonders vielversprechend und lohnenswert erscheinen; es wäre hierbei an eine Geschichte der Romanistik unter den Bedingungen der Industrialisierung und Reichsgründung zu denken; (iii) Die Erörterung der Frage, inwiefern im internationalen Vergleich auch institutionelle Faktoren für das Entstehen verschiedener nationaler Romanistiktraditionen verantwortlich sind (für Frankreich siehe bereits Chevalier 2000). 5. Dokumente und Quellen 5.1 Tabellarische Übersicht über die Lehrstuhl- und Seminardaten für die Romanische Philologie an allen deutschen Universitäten zwischen ca. 1800 und 1933 1 Universität (Gründung) Lehrstuhlinhaber (Amtszeit) Bemerkungen zu den Lehrstühlen Seminar (Gründung) Berlin (1810) Friedrich Wilhelm Valentin Schmidt (1821-1831) Victor Aimé Huber (1843-1851) Adolf Tobler (1867-1910) Ludwig Geiger (1874-1919) Stefan Waetzoldt (1890-1900) Oskar Schultz-Gora (1893-1904) Heinrich Morf (1910-1920) Erhard Lommatzsch (1913-1921) Eduard Wechssler (1920-1936) Max Leopold Wagner (1922-1925) Ernst Gamillscheg (1925-1945) Extraordinariat für Literatur und neuere Sprachen Ordinariat für neuere Philologie, Literatur und Literaturgeschichte Extraordinariat, ab 1870 Ordinariat für Rom. Phil. Privatdozent, ab 1880 Extraordinariat für Literatur- und Kulturgeschichte Extraordinariat für Romanische Philologie Privatdozent, ab 1900 Extraordinariat für Rom. Phil. Ordinariat für Romanische Philologie Privatdozent, ab 1919 Extraordinariat für Rom. Phil. Ordinariat für Romanische Philologie Extraordinariat für Romanische Philologie persönliches Ordinariat für Romanische Phil. (Besoldung wie Extraordinariat) Romanischenglisches Seminar (1877), Seminar für romanische Philologie (1896) Bonn (1818) Friedrich Diez (1821-1876) Lektor, ab 1823 Extraordinariat für mittlere und neuere Literatur, ab 1830 Ordinariat 1 Quellen: Kritischer Jahresbericht über die Fortschritte der Romanischen Philologie 1891- 1915; Voretzsch 1904; Behrens 1907; Seidel-Vollmann 1977; Haenicke 1979; Lausberg 1980; Haenicke 1981; Christmann 1985; Albrecht 1991; Gärtner 1991; Perl 1991; Thiele 1991; Militz/ Schweickard 1996; Erfurt 2001; Kube/ Middell 2001; Storost 2001; Tognoli 2001. 5. Dokumente und Quellen 278 Charles Monnard (1846-1865) Nikolaus Delius (1846-1872) Wilhelm Bischoff (1872-1888) Wendelin Foerster (1876-1908) Heinrich Schneegans (1908-1914) Wilhelm Meyer- Lübke (1915-1929) Leo Spitzer (1921-1925) Ernst Robert Curtius (1929-1951) Ordinariat für romanische Sprachen und Literaturen Lektor, ab 1855 Extraordinariat, ab 1866 Ordinariat (Doppelprofessur) Extraordinariat für Französisch und Englisch (sprachpraktische Ausbildung) Ordinariat für Romanische Philologie Extraordinariat für Romanische Philologie Ordinariat für Romanische Philologie Seminar für romanische Sprachen (1878), Romanisch- Englisches Seminar (1888) (getrennte Verwaltung: Romanisches und Englisches Seminar) Breslau (1702, 1811) Karl Ludwig Kannegiesser (1823-1843) Eduard Mall (1871-1873) Gustav Gröber (1874-1880) Adolf Gaspary (1880-1891) Carl Appel (ab 1892) Privatdozent für neuere Sprachen und Literaturen Privatdozent für Romanische und Englische Phil. Ordinariat für Romanische und Englische Philologie Extraordinariat, 1883 Ordinariat für Romanische Philologie Romanischenglisches Seminar (1876) Dresden (1828: Technische Bildungsanstalt, 1851: Polytechnische Schule, 1890: Technische Hochschule) Wilhelm Scheffler (1885-1913) Richard Koppel (1892-1898) Hanns Heiss (1913-1919) Victor Klemperer (1920-1935) Extraordinariat für französische und englische technische Sprache & fremdsprachliche Stenographie Extraordinariat für engl., ital. und span. Spr. u. Lit. Professur für romanische Sprachen und Literaturen Ordinariat für romanische Sprachen und Literaturen Seminar für technische Sprache (1909) Auslandsseminar der Technischen Hochschule Dresden (1917/ 18) Seminar für romanische Sprachen (1920) Erlangen (1743) Christian Martin Winterling (1823-1884) Alfons Kissinger (1875-1877) Privatdozent, ab 1834 Extraordinariat für neuere Sprachen Ordinariat für neuere Sprachen (Doppelprofessur) 5.1 Tabellarische Übersicht 279 Karl Vollmoeller (1877-1881) Hermann Varnhagen (1881-1898) Heinrich Schneegans (1898-1914) Julius Pirson (1901-1959) Extraordinariat für neuere Sprachen (Doppelprofessur) Ordinariat für neuere Sprachen (Doppelprofessur), ab1898 Ordinariat für Englische Philologie Ordinariat für Romanische Philologie Extraordinariat für Romanische Philologie Romanisch- Englische Sozietät (1885), Seminar für Romanische und Englische Philologie (1890), ab 1901 eigenständige Seminare Frankfurt am Main (1901: Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften, 1914: Universität) Heinrich Morf (1901-1910) Matthias Friedwagner (1911-1928) Erhard Lommatzsch (1928-1954) Ordinariat für Romanische Philologie Neusprachliches Seminar (1901), Romanisches Seminar (1904) Freiburg im Breisgau (1460) Ernst Martin (1868-1874) Fritz Neumann (1882-1890) Gottfried Baist (1891-1918) Hanns Heiss (1919-1935) Friedrich Schürr (1919-1925) Extraordinariat, ab 1872 Ordinariat für Deutsche Phil. (mit Lehrauftrag für Rom. und Engl. Phil.) Extraordinariat, ab 1883 Ordinariat für Roman. Phil. Italienischlektor und Privatdozent, ab 1925 Extraordinariat für Rom. Phil. Seminar für neuere Sprachen (1874) (Ernst Martin und Hermann Paul) Romanisches Seminar (1882) Gießen (1607) Johann Valentin Adrian (1823-1864) Ludwig Lemcke (1867-1884) Karl Ludwig Pichler (1879-1900) Adolf Birch-Hirschfeld (1884-1890) Otto Behaghel (1888-1936) Extraordinariat, ab 1824 Ordinariat für neuere Sprachen und Literatur Ordinariat für neuere Sprachen (Doppelprofessur) Extraordinariat Ordinariat für neuere Sprachen (Doppelprofessur) Ordinariat für Germanische und Romanische Philologie Romanischenglische Gesellschaft (1870) Praktisches Seminar für neuere Sprachen (1879) Romanisch- Englisches Seminar (1889) 5. Dokumente und Quellen 280 Dietrich Behrens (1891-1929) Ordinariat für neuere Sprachen Romanisches Seminar (1908) Göttingen (1737) Theodor Müller (1852-1881) Karl Vollmöller (1881-1891) Adolf Gaspary (1891-1892) Albert Stimming (1892-1921) Alfons Hilka (1921-1939) Wilhelm Kellermann Walter Suchier (1921-1953) Extraordinariat, ab 1867 Ordinariat für neuere Sprachen und Literatur (Doppelprofessur) Ordinariat für Romanische Philologie Romanische Gesellschaft Seminar für neuere Sprachen (1882), ab 1888 getrennte Abteilungen für Romanisch und Englische Philologie Greifswald (1456) Bernhard Schmitz (1852-1881) Hermann Varnhagen (1878-1881) Eduard Koschwitz (1881-1896) Eduard Stengel (1896-1913) Ferdinand Heuckenkamp (1901-1927) Gustav Thurau (1907-1918) Alfons Hilka (1918-1921) Erhard Lommatzsch (1921-1928) Eduard von Jan (1929-1932) Lektor der neueren Sprachen, ab 1866 Extraordinariat für neuere Sprachen Privatdozent, ab 1881 Extraordinariat (Doppelprofessur) Ordinariat für neuere Sprachen Extraordinariat, ab 1921 Ordinariat für Romanische Philologie Privatdozent, ab 1913 Ordinariat für Romanische Philologie Seminar für französische und englische Philologie (1869) (als Privatinitiative Schmitz’ ohne staatliche Förderung), Romanisch- Englische Sozietät (1881) Romanisch- Englisches Seminar (1886) Romanisches Seminar (1911) Halle (1694) Ludwig Gottfried Blanc (1822-1866) Extraordinariat, ab 1833 Ordinariat für südlich europäische Sprachen und Literaturen 5.1 Tabellarische Übersicht 281 Eduard Boehmer (1866-1872) Hugo Schuchardt (1873-1876) Hermann Suchier (1876-1913) Karl Voretzsch (1913-1935/ 1947) Extraordinariat, ab 1868 Ordinariat für romanische Sprachen und Literaturen Ordinariat für romanische Sprachen Seminar für Romanische Philologie (1875) Hamburg (1908: Hamburgisches Kolonialinstitut, 1919: Universität) Bernhard Schädel (1911-1926) Walther Küchler (1927-1933) Fritz Krüger (1924-1945) Ordinariat für romanische Sprachen und Kultur Extraordinariat für iberoromanische Philologie, ab 1928 Ordinariat für romanische Sprachen Seminar für romanische Sprachen und Kultur (1911) Heidelberg (1386) Anton Sar (1804-1817) Emil Ruth (1844-1869) Eugen Laur (1869-1885) Karl Bartsch (1871-1888) Fritz Neumann (1878-1882, 1890-1923) Emile Freymond (1884-1890) Friedrich Schneegans (1900-1915) Karl Vossler (1902-1909) Leonardo Olschki (1918-1930) Ernst Robert Curtius (1924-1929) Helmut Hatzfeld (1932-1935) Professor für Französische Sprache Privatdozent, ab 1867 Extraordinariat für neuere Sprachen Privatdozent, ab 1876 Extraordinariat für Franz. Ordinariat für germanische und altromanische Sprache und Literatur Privatdozent, 1882 Extraordinariat, ab 1890 Ordinariat für Romanische Philologie Extraordinariat für Romanische Philologie Extraordinariat für Rom. Phil. (Neufranzösisch) Extraordinariat für Romanische Philologie Extraordinariat für Rom. Phil. (neufranzösische Sprache und Literatur Ordinariat für Romanische Philologie Extraordinariat für Romanische Philologie Seminar für neuere Sprachen (1873), germanisch-romanisches Seminar (1877) Romanisches Seminar (1924) Jena (1558) Oscar Ludwig Bernhard Wolff (1826-1851) Reinhold Bechstein (1867-1871) Extraordinariat für Literatur der lebenden Sprachen Deutsche Philologie 5. Dokumente und Quellen 282 Eduard Sievers (1871-1883) Rudolf Thurneysen (1882-1886) Wilhelm Meyer- Lübke (1887-1890) Dietrich Behrens (1890-1891) Eduard Schwan (1892-1893) Wilhelm Cloetta (1893-1909) Leo Wiese (1909-1911) Ernst Hoepffner (1911-1919) Oscar Schultz-Gora (1919-1928) Heinrich Gelzer (1928-1945) Extraordinariat, ab 1876 Ordinariat für Deutsche Philologie mit Lehrauftrag für Romanische Philologie Privatdozent, ab 1884 Extraordinariat für Romanische und Keltische Phil. Extraordinariat für Romanische Philologie Extraordinariat, ab 1893 Ordinariat für Rom. Phil. Extraordinariat, ab 1895 Ordinariat für Rom. Phil. Extraordinariat, ab 1910 Ordinariat für Rom. Phil. Ordinariat für Romanische Philologie Extraordinariat für Rom. Phil. (Italienisch) Neusprachliches Seminar (1885) Seminar für Romanische Sprachen (1894) Kiel (1665) Ernst Wilhelm Gottlieb Wachsmuth (1820-1825) Albert Stimming (1876-1892) Gustav Körting (1892-1913) Karl Voretzsch (1910-1913) Ordinariat für alte und neue Sprachen Extraordinariat, ab 1880 Ordinariat für neuere fremde Sprachen (Doppelprofessur), ab 1889 nur Romanische Philologie Ordinariat für Romanische Philologie Romanisch- Englisches Seminar (1885) Romanisches Seminar (1911) Köln (1388, 1901 Handelshochschule, 1919: Universität) Etienne Lorck (1901-1927) Leo Spitzer (1930-1933) Hugo Friedrich (1933-1936) Fritz Schalk (ab 1937) Ordinariat für romanische Sprachen Ordinariat für Romanische und Vergleichende Phil. Assistent, verwaltet das Seminar Ordinariat für Romanische Philologie Französisches Seminar (1912), Romanisches Seminar (1920) Königsberg (1544) Jakob Schipper (1871-1876) Alfons Kissner (1877-1901) Extraordinariat, ab 1872 Ordinariat für neuere Sprachen (Doppelprofessur) Trennung der Doppelprofessur 1894 Romanisch- Englisches Seminar (1878) 5.1 Tabellarische Übersicht 283 Eduard Koschwitz (1901-1904) Oskar Schultz-Gora (1904-1911) Ordinariat für Romanische Philologie Leipzig (1409) Adolf Ebert (1862-1890) Hugo Schuchardt (1870-1873) Adolf Birch-Hirschfeld (1892-1917) Philipp August Becker (1920-1930) Gustav Weigand (1892-1930) Walther von Wartburg (1929-1939) Ordinariat für Französisch und Englisch, ab 1873 Ordinariat für Rom. Phil. Privatdozent Ordinariat für Romanische Philologie außerplanmäßige Professur für romanische Sprachen Ordinariat für Romanische Philologie Akademisch- Neuphilologischer Verein (1878) Romanische Gesellschaft (1879 von Birch- Hirschfeld gegründet) Englisch- Romanisches Seminar (1892) Romanisches Seminar (1919) Institut für rumänische Sprache (1893) Marburg (1527) Victor Aimé Huber (1836-1843) Carl Hinkel (1845 -1854) Adolf Ebert (1856-1862) Ludwig Lemcke (1863-1867) Wilhelm Treitz (1868-1869) Edmund Stengel (1873-1896) Eduard Koschwitz (1896-1901) Alfons Kissner (1901-1905) Eduard Wechssler (1901-1920) Leo Spitzer (1925-1930) Ordinariat für abendländische Literatur Extraordinariat für abendländische Sprachen Extraordinarius für neuere Sprachen Extraordinariat, ab 1865 Ordinariat für neuere Sprachen und abendländische Literatur (Doppelprofessur) Ordinariat für abendländische Sprachen (Doppelprofessur), ab 1880 nur Romanische Philologie ab 1901 Vertretung, 1904 Extraordinariat, ab 1909 Ordinariat für Rom. Phil. Romanisch- Englisches Seminar (1875) 5. Dokumente und Quellen 284 München (1826) Konrad Hofmann (1853-1890) Hermann Breymann (1875-1910) Karl Vossler (1911-1937) Eugen Lerch (1921-1930) Hans Rheinfelder (1931-1963) 1853 Extraordinariat, 1856 Ordinariat für Germ. Phil., 1869 Prof. für altromanische Sprachen und Literatur Ordinariat für Romanische und Englisch Philologie (Doppelprofessur; Trennung 1892) Ordinariat für Romanische Philologie Extraordinariat für Rom. Phil. (Sprachwissenschaft) 1946 Ordinariat für Romanische Philologie Seminar für neuere Sprachen und Literatur (1876) Seminar für romanische und englische Philologie (1892), Seminar für romanische Philologie (1913) Münster (1780) Bernhard ten Brink (1870-1873) Eduard Mall (1873-1874) Hermann Suchier (1875-1876) Gustav Körting (1876-1892) Hugo Andresen (1892-1911) Leo Wiese (1911-1929) Eugen Lerch (1930-1934) Ordinarius für abendländische Sprachen und Lit. Extraordinariat für neuere Sprachen Ordinariat für neuere Sprachen Ordinariat für Romanische Philologie Romanisch- Englisches Seminar (1886) Romanisches und Englisches Seminar (1892) Romanisches Seminar (1905) Rostock (1419) Victor Aimé Huber (1833-1836) Christian Wilbrandt (1837-1852) Karl Bartsch (1858-1871) Reinhold Bechstein (1871-1894) Rudolf Zenker (1897-1933) Ordinariat für Ästhetik, Kunstgesch. und Rhetorik Ordinariat für Ästhetik und neuere Literatur Ordinariat für deutsche und neuere Literatur Ordinariat für deutsche und neuere Literatur Extraordinariat, ab 1905 Ordinariat für Romanische Philologie Philosophischästhetisches Seminar (1839) Deutschphilologisches Seminar (1858) Romanischenglisches Seminar (1898), Romanisches Seminar (1916/ 17) Straßburg (1621, 1872) Eduard Boehmer (1872-1879) Gustav Gröber (1880-1909) Ordinariat für Romanische Philologie Seminar für neuere Sprachen (1872), Romanisches Seminar (1874) 5.1 Tabellarische Übersicht 285 Heinrich Schneegans (1890-1898) Wilhelm Cloetta (1909-1910) Oskar Schultz-Gora (1911-1919) Ernst Hoepffner (ab 1919) Italienischlektorat, ab 1897 Extraordinariat (für Neufranzösisch und Italienisch) Ordinariat für Romanische Philologie Tübingen (1477) Adelbert von Keller (1841-1883) Karl Moriz Rapp (1846-1880) Wilhelm Ludwig Holland (1853, 1866-1891) Jakob Stürzinger (1892) Karl Voretzsch (1892-1909) Josef Haas (1909-1926) Gerhard Rohlfs (1926-1938) Extraordinariat, ab 1844 Ordinariat für germanische Sprache und Literatur Extraordinariat für moderne Philologie 1853 Titular-Extraordinariat für Romanische und Germanische Philologie, 1866 Extraordinariat für neuere Sprachen Extraordinariat für Romanische Philologie Extraordinariat, ab 1903 Ordinariat für Romanische Philologie Seminar für neuere Sprachen (1867) Seminar für neuere Philologie (1901), Romanisches Seminar (1906) Würzburg (1582) Eduard Mall (1874-1890) Rudolf Zenker (1890-1897) Jacob Stürzinger (1892-1902) Heinrich Schneegans (1902-1908) Karl Vossler (1909-1911) Walther Küchler (1911-1922) Arthur Franz (1922-1929) Ordinariat für neuere Sprachen (Doppelprofessur) Privatdozent Ordinariat für neuere Sprachen (Doppelprofessur) Ordinariat für Romanische Philologie Seminar für romanische und englische Philologie (1892) Romanisches Seminar (1902) 5. Dokumente und Quellen 286 5.2 Anlagen Anlage Heidelberg_001: „Statuten des Seminars für neuere Sprachen zu Heidelberg“ (1873) (GLAK: 235/ 3226, ohne Blattzählung) 5.2 Anlagen 287 Anlage Heidelberg_002: „Statuten des Seminars für neuere Sprachen zu Heidelberg“ (1873) (GLAK: 235/ 3226, ohne Blattzählung) 5. Dokumente und Quellen 288 Anlage Rostock_001: „Satzungen für das Romanisch-Englische Seminar“ (1898) (UAR: Philosophische Fakultät 1419-1945: Nr. 178, ohne Blattzählung) 5.2 Anlagen 289 Anlage Rostock_002: „Satzungen für das Romanisch-Englische Seminar“ (1898) (UAR: Philosophische Fakultät 1419-1945: Nr. 178, ohne Blattzählung) 5. Dokumente und Quellen 290 Anlage Rostock_003: „Satzungen für das Romanisch-Englische Seminar“ (1898) (UAR: Philosophische Fakultät 1419-1945: Nr. 178, ohne Blattzählung) 5.2 Anlagen 291 Anlage Rostock_004: „Satzungen für das Romanisch-Englische Seminar“ (1898) (UAR: Philosophische Fakultät 1419-1945: Nr. 178, ohne Blattzählung) 5. Dokumente und Quellen 292 Berlin, den 20. August 1874 An den Königlichen Staats= und Finanzminister Herrn Camphausen. Excellenz. Dem wachsenden Bedürfniß unserer höhern Schulen nach wissenschaftlich gebildeten Lehrern der modernen fremden Sprachen, insbesondere der französischen und englischen, zusammen mit der steigenden innern Entwicklung unserer romanisch=englischen Philologie entsprechen die bisher an unseren Universitäten für diesen Theil der Sprachwissenschaften bestehenden Einrichtungen nur sehr unzureichend. Für die doppelte in dieser Hinsicht zu stellenden Aufgabe: die wissenschaftliche Kenntniß der neuern Sprachen und Litteraturen zu vermitteln und für den Unterricht in denselben an den höhern Schulen vorzubereiten, genügt regelmäßig ein einzelner Professor nicht; es wird meistens sein Interesse und seine Kenntnisse überwiegend der einen, sei es der romanischen, sei es der englischen Seite der modernen Philologie zugewendet sein, die andere dagegen zurücktreten. Es wird also im Allgemeinen erforderlich werden, zwei Ordinarien anzustellen, den einen für die englische, den anderen für die romanischen Sprachen und Litteraturen. In gleicher Weise ferner und fast sogar noch mehr wie für die classischen Philologien ist neben den systematischen Vorlesungen die Einrichtung von Seminarien nothwendig, zur Einführung in ein zweckmäßiges eigenes Studium der fremden Litteraturen, zur Anleitung für eine verständige Selbstschulung im mündlichen und schriftlichen Gebrauch der fremden Sprache und für richtige Behandlung der Grammatik und Lektüre in der Schule. An diesen Seminarien (deren übrigens an außerpreußischen Universitäten bereits mehrere bestehen) wird auch den Lectoren oder ihnen gleich qualifizirten Docenten oder außerordentlichen Professoren eine Betheiligung zuzuweisen sein, um den practischen oder conversationellen Sprachunterricht für die Studirenden des Fachs angemessen zu gestalten. Endlich wird es sich empfehlen auf die Einrichtung einer größeren Zahl von Reisestipendien für Studirende der neuern Sprachen Bedacht zu nehmen, welche dadurch in den Stand gesetzt werden sollen nach Beendigung ihrer Universitätsstudien sich durch zeitweiligen Aufenthalt in dem Lande, dessen Sprache sie sich gewidmet haben, darin weiter auszubilden. Ich bin nicht gesonnen, den vorgezeichneten Plan für die Organistition dieses Zweiges des Universitäts=Unterrichts sofort in vollem Umfange auszuführen. Ich behalte mir insbesondere den Antrag auf Begründung jener Stipendien für die nächstjährigen Etats=Berathungen vor. Zu der Anlage Halle 1_001: Brief des Kultusministers Falk an den Finanzminister Camphausen wegen der Bewilligung der Mittel für die neusprachlichen Seminare in Halle und Marburg (1874) (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va: Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. I, Bl. 94ff.) 5.2 Anlagen 293 Einrichtung von Seminarien für romanisch=englische Philologie erachte ich es zunächst für gerathen nur an denjenigen beiden Universitäten zu schreiten, an welchen ich durch die aus ihrem Kreise selbst hervorgegangenen Anträgen schon jetzt gewiß bin, daß die neuen Anstalten mit Liebe und Verständniß gepflegt werden werden, dies sind Halle und Marburg, ob und wie bald auch an anderen Universitäten solche Seminarien zu begründen sein werden, muß ich von dem Ergebniß der Ermittlungen abhängen lassen, welche ich demnächst zu veranstalten beabsichtige. Auch mit der Vermehrung des Personals kann nicht auf einmal vorgegangen werden, da es schwer sein würde, sofort für eine ganze Reihe neuer Stellen des Fachs geeignete Persönlichkeiten zu finden und die vorhandene Besetzung der Professuren für neuere Sprachen ein verschiedenes Vorgehen erlaubt bez. nothwendig macht. Ich beschränke mich dementsprechend darauf, an Ew. pp. das Ersuchen um Hochihre [? ] gefällige Zustimmung zur Aufnahme I. folgender dauernder Mehrausgaben in den Staatshaushaltsetat pro 1875 zu richten: 1. bei der Universität Halle: 1600 Thlr. = 4800 Mark nebst dem tarifmäßigen Wohnungsgeldzuschuß von 180 Thlr. = 540 Mark für einen ordentlichen Professor der englischen Sprache und Litteratur, 53 Thlr. = 159 Mark zur Erhöhung des Gehalts der bis jetzt vorhandenen einzigen Lectorstelle von 247 auf 300 Thlr.; 300 Thlr. = 900 Mark für eine neuzubegründende zweite Lectorstelle; 500 Thlr. = 1500 Mark als Dotation für ein Seminar für romanische und englische Philologie. Ich erlaube mir zur Erläuterung dieser Anträge folgende ganz ergebenste Bemerkungen hinzuzufügen: Mit dem dortigen Professor der romanischen Sprache und Litteratur wirkte bis Ostern d. J. der seitdem als ordentlicher Professor an das Polytechicum in Zürich Dr. von Tschischwitz als Privatdocent für das Englische in gedeihlichster Weise zusammen und es gelang ihnen eine erhebliche Zahl von Studirenden der neuern Sprachen um sich zu versammeln. Durch seinen Weggang würde, da der in seinem Specialfach sehr tüchtige Ordinarius des Romanischen das Englische nicht zu übernehmen im Stande ist, die gelehrte gute Grundlage verschwinden, wenn nicht baldigst die Berufung einer tüchtigen Kraft für das Englische die Tradition des dortigen Studiums der modernen Philologie aufrecht erhält. Ich erachte es aber auch Anlage Halle 1_002: Brief des Kultusministers Falk an den Finanzminister Camphausen wegen der Bewilligung der Mittel für die neusprachlichen Seminare in Halle und Marburg (1874) (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va: Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. I, Bl. 94ff.) 5. Dokumente und Quellen 294 umso mehr für geboten, dem dringenden Antrage der dortigen Facultät nach schläuniger Berufung eines Ordinarius zu genügen, als jede Stärkung des Lehrpersonals und jede Vermehrung der Anziehungskraft der dortigen Universität in irgend welchem Fach gegenüber der für Halle doppelt gefährlichen Leipziger Universität ganz besonders wünschenswerth ist. Die Schaffung eines bloßen Extraordinariats würde illusorisch sein, da bei der großen Spärlichkeit tüchtiger Vertreter des Englischen die Gewinnung eines solchen als außerordentlichen Professor überhaupt nicht oder doch nur auf ganz kurze Zeit gelingen würde. Hinsichtlich der Lectorenstellen kommt in Betracht, daß der einzige Lector für französische, englische und italienische Sprache Dr. Hollmann am 29. Dezember v. J. verstorben ist. Ich habe die Stelle bisher nicht besetzt, weil sich eine Persönlichkeit, welche alle genannten Sprachen wirklich genügend lehren könnte, nicht finden ließ. Es werden also zwei Lectoren, der eine für die französische, der andere für die englische Sprache angestellt werden müßen und seitens der Facultät sind mir auch bereits geeignete Personen dafür benannt worden. Um aber die von mir beabsichtigte Betheiligung derselben am Seminar herstellen zu können, bedarf es meines Erachtens des liquidirten, höhern Ansprüche an ihre Thätigkeit rechtfertigenden Gehalts von 300 Thlrn. Das Seminar selbst wird in zwei, unter die Direction der beiden Ordinarien zu stellende Abtheilungen, für romanische und bez. für englische Philologie zu theilen sein. Die Dotation von 500 Thlrn. Soll theils für die Seminarbibliothek, theils für Prämien und etwaige sonstige sächliche Ausgaben Verwendung finden. 2. bei der Universität Marburg: 600 Thlr. = 1800 Mark für zwei Lectoren, 400 Thlr. = 1200 Mark für ein Seminar für romanische und englische Philologie. Ich glaube für Marburg diese Bewilligungen umsomehr befürworten zu sollen, als die dortige Universität überhaupt als erste von allen in Deutschland eine Professur für romanisch=englische Philologie besessen hat, welche seither durchweg von namhaften Gelehrten bekleidet worden ist. Auch ihrem jetzigen Vertreter ist es gelungen eine ansehliche Zuhörerzahl an sich zu ziehen, und ich wünsche ihm durch das Seminar und die Assistenz von Lektoren eine weitere Entfaltung seiner Lehrthätigkeit zu ermöglichen, indem ich bemerke, daß er in dringenster Weise um die Einrichtung eines Seminars gebeten hat. Letzteres wird ungefähr den selben Umfang wie in Anlage Halle 1_003: Brief des Kultusministers Falk an den Finanzminister Camphausen wegen der Bewilligung der Mittel für die neusprachlichen Seminare in Halle und Marburg (1874) (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va: Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. I, Bl. 94ff.) 5.2 Anlagen 295 Halle erhalten müßen, vorläufig freilich unter der einheitlichen Leitung des einzigen Fachprofessors; doch wird seine Dotation etwas geringer bemessen werden können als dort. Was die Lectorenstelle betrifft, die bislang in Marburg ganz fehlten, so erlaube ich mir die ergebenste Bemerkung, daß dieselben für Marburg neben ihrer Verwendung für das Seminar auch insofern ein Bedürfniß sind, als ohne eine Anstellung, welche einen Theil des Lebensunterhalts sichert, sich nur schwer ein tüchtiger Sprachlehrer in Marburg niederlassen wird, so daß durch die beantragte Creirung der beiden Lectorate auch dem Bedürfniß der Studentenschaft im Allgemeinen nach Sprachunterricht eine wünschenswerthe Abhülfe gegeben werden wird. II. Endlich ersuche ich Ew. p. ganz ergebenst, um Ihre geneigte Zustimmung zu der einmaligen Bewilligung von 500 Thlrn. = 1500 Mark für das Seminar für romanische und englische Philologie in Halle, und ebenfalls 500 Thlr. = 1500 Mark für das gleiche Seminar in Marburg zur ersten Begründung von Seminarbibliotheken, deren weitere Fortführung demnächst aus den beantragten Dotationen zu geschehen haben wird. Falk. Anlage Halle 1_004: Brief des Kultusministers Falk an den Finanzminister Camphausen wegen der Bewilligung der Mittel für die neusprachlichen Seminare in Halle und Marburg (1874) (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va: Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. I, Bl. 94ff.) 5. Dokumente und Quellen 296 Anlage Halle 2_001: „Reglement für das Seminar für Romanische Philologie an der Universität zu Halle“ (1875) (UAHalle: Rep. 6, Nr. 1177, ohne Blattzählung) 5.2 Anlagen 297 Anlage Halle 2_002: „Reglement für das Seminar für Romanische Philologie an der Universität zu Halle“ (1875) (UAHalle: Rep. 6, Nr. 1177, ohne Blattzählung) 5. Dokumente und Quellen 298 Anlage Berlin_001: „Entwurf von Statuten für das romanisch-englische Seminar an der Universität zu Berlin“ (1876) (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va: Sekt. 2, Tit. X, Nr. 88, Bd. I, Bl. 7f. recto et verso folio) 5.2 Anlagen 299 Anlage Berlin_002: „Entwurf von Statuten für das romanisch-englische Seminar an der Universität zu Berlin“ (1876) (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va: Sekt. 2, Tit. X, Nr. 88, Bd. I, Bl. 7f. recto et verso folio) 5. Dokumente und Quellen 300 Anlage Berlin_003: „Entwurf von Statuten für das romanisch-englische Seminar an der Universität zu Berlin“ (1876) (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va: Sekt. 2, Tit. X, Nr. 88, Bd. I, Bl. 7f. recto et verso folio) 5.2 Anlagen 301 Anlage Berlin_004: „Entwurf von Statuten für das romanisch-englische Seminar an der Universität zu Berlin“ (1876) (GSPK: I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va: Sekt. 2, Tit. X, Nr. 88, Bd. I, Bl. 7f. recto et verso folio) 5. Dokumente und Quellen 302 5.3 Verzeichnis der verwendeten Archivmaterialien Die geschichtliche Entwicklung dieser Professuren für mittelalterliche und neuere Philologie ist noch nicht geschrieben, und meist bedarf es eingehender Studien an Ort und Stelle, um sich über die Entstehung der älteren Professuren dieser Art völlige Klarheit zu verschaffen. (Voretzsch 1904, 6) Universität Heidelberg Universitätsarchiv Heidelberg (UAH) Personalakten: PA 1315: Karl Bartsch. 1871-1888. PA 1460: Damance. 1826-1836. PA 1492: Franz Xaver Dunzinger. 1823-1828. PA 1739: Johann Heinrich Hoffmeister. 1800-1845. PA 1751: Carl Adolf Holtzmann. 1852-1870. PA 1913: Eugen Laur. 1869-1885. PA 2073: Otto. 1819. PA 2142: J. Riant. 1819-1820. PA 2175: Emil Ruth, Band 1. 1837-1838. PA 2176: Emil Ruth, Band 2. 1844-1867. PA 2178: Anton Sar. 1799-1813. PA 2212: Friedrich Christoph Schlosser. 1827-1861. PA 2379: Nicolaus Voegele. 1819-1823. PA 2383: Karl Vossler. 1899-1910. PA 2384: Heinrich Voss. 1809-1822. PA 3499: Ernst Robert Curtius. 1924-1929. PA 5163: Fritz Neumann. 1878-1943. PA 5213: Leonardo Olschki. 1913-1964. Rektorat bis 1918 (RA): RA 6418: Germanisch-romanisches Seminar (für neuere Sprachen). 1873-1887. RA 6419: Germanisch-romanisches Seminar (für neuere Sprachen). 1888-1918. RA 6840: Romanische Philologie. 1889-1918. RA 6870: Die Besetzung von Lektorenstellen - Allgemeines. 1856-1922. RA 6872: Lektorstelle für Italienisch und Spanisch. 1888-1918. Rektorat ab 1918 (RB): RB 6605: Englisches (Anglistisches) Seminar. 1924-1958. RB 6617: Germanisch-Romanisches Seminar. 1920-1924. RB 6618, Band 1: Deutsches Seminar. 1923-1944. RB 6653: Romanisches Seminar. 1924-1959. RB 7508/ 1: Lektorat der französischen Sprache. 1918-1960. RB 7508/ 4: Lektorate für Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Rumänisch. 1925- 1950. 5.3 Verzeichnis der verwendeten Archivmaterialien 303 RB 7508/ 6: Lektorat für Portugiesisch. 1937-1941. RB 7633: Lehrstuhl für Romanische Philologie. 1919-1946. Generallandesarchiv Karlsruhe (GLAK) Kultusministerium, II. Hochschulabteilung, einzelne Universitäten, Spezialia, Universität Heidelberg (235): 235/ 3226: Die Errichtung eines Seminars für neuere Sprache an der Universität Heidelberg, nun das germanisch-romanische Seminar. 1873-1924. 235/ 3352: Die Sprachmeister fremder Sprachen (Lectoren) und deren Gesuche um Erlaubnis Unterricht ertheilen, auch Vorlesungen über Sprache und Literatur halten zu dürfen. 1823-1926. 235/ 29888: Die Errichtung einer Lehrstelle für romanische Philologie an der Universität Heidelberg, deren Besetzung bzw. die Professuren für romanische Philologie betr. 1884-1951. 235/ 29955: Englisches Seminar. 1924-1956. 235/ 30032: Romanisches Seminar. 1924-1950. Universität Rostock Universitätsarchiv Rostock (UAR) Personalakten: PA Bartsch: Carl Bartsch. 1857-1871. PA Bechstein: Reinhold Bechstein. 1871-1895. PA Huber: Victor Aimé Huber. 1833-1838. PA Lindner: Felix Lindner. 1873-1917. PA Meier: Harri Meier. 1933-1941. PA Pries: Johann Friedrich Pries. 1803-1832. PA Robert: Jules Vivant Robert. 1846-1905. PA Wilbrandt: Christian Wilbrandt. 1837-1852. PA Zenker: Rudolf Zenker. 1897-1941. Kurator: K 72/ 97: Romanisch-englisches Seminar. 1897-1917. K 73/ 489: Berufungsverhandlung Dr. Schneegans. 1897. K 73/ 788: Lektorat für romanische Sprachen (Französisch, Italienisch, Portugiesisch). 1905-1946. K 73/ 940: Lehrstuhl für romanische Philologie. 1936-1939. K 73/ 1144/ 1: Jahresberichte. 1903-1946. Philosophische Fakultät 1419-1945: Nr. 156: Wiederbesetzung des Lehrstuhls für neuere Sprachen und Literaturen. 1852-1857. Nr. 157: Lehrstuhl für deutsche und neuere Literatur. 1894-1934. Nr. 158: Statuten des Deutsch-philologischen Seminars. 1858-1913. Nr. 160: 75-Jahrfeier des Deutsch-philologischen Seminars. 1933. Nr. 174: Einrichtung eines Lehrstuhls für Romanische und Englische Philologie. 1880-1897. Nr. 178: Romanisch-englisches Seminar/ Romanisches Seminar. 1897-1944. Nr. 179: Lehrstuhl für Romanische Philologie. 1897-1932. Nr. 180: Wiederbesetzung des Lehrstuhls für Romanische Philologie. 1936-1937. 5. Dokumente und Quellen 304 Nr. 181: Lektorat für Französisch. 1895-1944. Nr. 182: Lektorat für Italienisch. 1932-1945. Nr. 183: Jahresberichte des Romanischen Seminars. 1933-1943. Nr. 184: Bibliothek des Romanischen Seminars. 1933-1942. Nr. 186: Lektorat für Spanisch. 1931-1944. Nr. 187: Lektorat für Portugiesisch. 1936-1939. Landeshauptarchiv Schwerin (LHAS) Ministerium für Unterricht, Kultur, geistliche und Medizinalangelegenheiten: 5.12-7/ 1 Nr. 1263: Ordinariat für romanische Literatur. 1881-1948. 5.12-7/ 1 Nr. 1264: Ordinariat für englische Literatur. 1891-1946. 5.12-7/ 1 Nr. 1608: Deutsch-philologisches Seminar. 1838-1942. 5.12-7/ 1 Nr. 1621: Romanisch-englisch-philologisches Seminar. 1897-1942. 5.12-7/ 1 Nr. 1622: Romanisch-englisches Seminar. 1898-1928. 5.12-7/ 1 Nr. 1623: Englisches Seminar. 1918-1942. 5.12-7/ 1 Nr. 1624: Assistent des Romanischen Seminars. 1934-1945. Kabinett III: 5.2-1, Nr. 3851: Professor Reinhold Bechstein in Rostock. 1871-1894. 5.2-1, Nr. 3900: Realgymnasiallehrer/ außerordentlichen Professor Felix Lindner in Rostock. 1880-1902. 5.2-1, Nr. 4530: Professor Karl Bartsch in Rostock. 1864-1888. Universität Halle Universitätsarchiv Halle (UAHalle) Personalakten: PA 4915: Otto Bremer. PA 13566: Bernhard Schädel. PA 15801: Hermann Suchier. PA 16520: Karl Voretzsch. PA 17028: Berthold Wiese PA 29651: Karl Voretzsch. Rep. 4, Nr. 256: Akten betreffend allgemeine Angelegenheiten der Philologischen Seminare (Historisches, für Klassische, Deutsche, Englische und Romanische Philologie). 1787-1948. Rep. 4, Nr. 937: Acta betreffend die Anstellung und Entlassung der Lektoren und Sprachlehrer. Rep. 4, Nr. 938: Akten gen. betreffend Lektoren, Sprachlehrer, Hilfslehrer, besondere Lehraufträge. 1875-1942. Rep. 6, Nr. 394: Acta die Anstellung der Sprachmeister bey der Universität betreffend. Anfang 1800. Rep. 6, Nr. 395: Acta die Anstellung der Sprachlehrer bei der Universität betreffend. Rep. 6, Nr. 1177: General-Acten betreffend das Seminar für romanische Philologie. Anfang 1875. Rep. 6 Nr. 1407: Personalbogen des Lehrkörpers der Universität. Rep. 21 Abt. III Nr. 142: Durchgeführte Habilitationen. 1891-1895. (u.a. Eduard Wechssler) 5.3 Verzeichnis der verwendeten Archivmaterialien 305 Rep. 21 Abt. III Nr. 145: Durchgeführte Habilitationen. 1903-1905. (u.a. Bernhard Schädel) Rep. 27, Nr. 848: Promotions- und Habilitationsunterlagen. 1853-1972. (u.a. Eduard Boehmer) Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem (GSPK) I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va: Sekt. 1, Tit. IX, Nr. 6, Bd. I.: Acta betreffend: die allgemeinen Bestimmungen über die Lektoren bei den Universitäten. Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. VIII: Acta betreffend: die Anstellung und Besoldung der außerordentlichen und ordentlichen Professoren in der philosophischen Fakultät der Universität zu Halle. Januar 1866 bis Juni 1868. Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. XI: Acta betreffend: die Anstellung und Besoldung der außerordentlichen und ordentlichen Professoren in der philosophischen Fakultät der Universität zu Halle. Januar 1873 bis Dezember 1875. Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 34, Bd. XII: Acta betreffend: die Anstellung und Besoldung der außerordentlichen und ordentlichen Professoren in der philosophischen Fakultät der Universität zu Halle. Januar 1876 bis Juni 1879. Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 38, Bd. V: Acta betreffend: die Privatdozenten in der philosophischen Fakultät der Universität Halle und deren Remuneration. Januar 1868 bis Dezember 1876. Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 38, Bd. VIII: Acta betreffend: die Privatdozenten der philosophischen Fakultät der Universität Halle und deren Remuneration. Juli 1895 bis September 1900. Sekt. 8, Tit. IV, Nr. 38, Bd. IX: Acta betreffend: die Privatdozenten der Philosophischen Fakultät der Universität Halle und deren Remuneration. Oktober 1900 bis Dezember 1907. Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. I: Acta betreffend: den französischen, englischen und italienischen Sprachunterricht auf der Universität zu Halle und die Anstellung und Besoldung der dazu erforderlichen Sprachlehrer. Februar 1822 bis Dezember 1889. Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. II: Acta betreffend: den französischen, englischen und italienischen Sprachunterricht auf der Universität zu Halle und die Anstellung und Besoldung der dazu erforderlichen Sprachlehrer. Januar 1890 bis März 1905. Sekt. 8, Tit. IX, Nr. 3, Bd. III: Acta betreffend: den französischen, englischen und italienischen Sprachunterricht auf der Universität zu Halle und die Anstellung und Besoldung der dazu erforderlichen Sprachlehrer. April 1905 bis Juni 1918. Sekt. 8, Tit. XIX, Nr. 38, Bd. I: Acta betreffend: den Neubau eines zweiten Auditorien- und Seminargebäudes bei der Universität zu Halle. Universität Berlin Universitätsarchiv Humboldt-Universität zu Berlin (UAHUB) Philosophische Fakultät 1810-1945: 68: Das romanisch-englische Seminar. 1877-1935. 1454 bis 1477: Die Anstellung von Professoren und Lektoren, 24 Bde.1811-1933. 5. Dokumente und Quellen 306 Universitätskurator: 319: Die Anstellung von Professoren und Lectoren. 1819-1821. 322: Die Anstellung von Professoren und Lectoren. 1841-1871. 323: Acta betreffend die Anstellung der Professoren. 1873-1888. Universitätskurator Personalia: G 017: Ernst Gamillscheg, 2 Bde. 1913-1946. G 039: Ludwig Geiger. 1880-1922. H 041: François-Emile Haguenin. 2 Bde. 1901-1914. K 443: Max Kuttner. 1929-1961. L 210: Erhard Friedrich Lommatzsch. 1919-1921. M 237: Emil Ernst Walter Mönch. 3 Bde. 1935-1938. M 247: Heinrich Wilhelm Morf. 2 Bde. 1910-1936. R 015: Paul Theobald Adolf Rambeau. 2 Bde. 1906-1925. Sch 299: Oscar Schultz-Gora. 1900-1904. T 069: Adolf Tobler. 1867-1910. W 008: Stefan Waetzoldt. 1890-1894. W 019: Max Leopold Wagner. 1922-1940. W 068: Johann Eduard Friedrich Wechssler (Wechßler). 4 Bde. 1895-1952. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem (GSPK) I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va: Sekt. 2, Tit. IV, Nr. 6, Bd. IV: Acta betreffend: die Anstellung und Besoldung der außerordentlichen und ordentlichen Professoren bei der Universität zu Berlin. Oktober 1838 bis November 1839. Sekt. 2, Tit. IV, Nr. 47, Bd. I: Acta betreffend: die Anstellung und Besoldung der außerordentlichen und ordentlichen Professoren in der philosophischen Fakultät der Universität zu Berlin. September 1843 bis Dezember 1846. Sekt. 2, Tit. IV, Nr. 47, Bd. IX: Acta betreffend: die Anstellung und Besoldung der außerordentlichen und ordentlichen Professoren in der philosophischen Fakultät der Universität zu Berlin. Juni 1867 bis März 1869. Sekt. 2, Tit. IV, Nr. 47, Bd. X: Acta betreffend: die Anstellung und Besoldung der außerordentlichen und ordentlichen Professoren in der philosophischen Fakultät der Universität zu Berlin. April 1869 bis März 1870. Sekt. 2, Tit. X, Nr. 88, Bd. I: Acta betreffend: das Seminar für romanische und englische Philologie bei der Universität zu Berlin. 1876-1912. Sekt. 2, Tit. X, Nr. 88, Bd. II: Acta betreffend: das Seminar für romanische Philologie bei der Universität Berlin. Januar 1913 bis September 1929. Sekt. 2, Tit. IX, Nr. 9, Bd. I: Acta betreffend: den französischen, italienischen, spanischen, englischen und holländischen Sprachunterricht auf der Universität zu Berlin und die Anstellung und Besoldung der dazu erforderlichen Lehrer. Juli 1818 bis Mai 1843. Sekt. 2, Tit. IX, Nr. 9, Bd. II: Acta betreffend: den französischen, italienischen, spanischen, englischen und holländischen Sprachunterricht auf der Universität zu Berlin und die Anstellung und Besoldung der dazu erforderlichen Lehrer. Juni 1843 bis Februar 1877. Sekt. 2, Tit. IX, Nr. 9, Bd. III: Acta betreffend: den französischen, italienischen, spanischen und holländischen Sprachunterricht auf der Universität zu Berlin und die 5.3 Verzeichnis der verwendeten Archivmaterialien 307 Anstellung und Besoldung der dazu erforderlichen Lehrer. März 1877 bis September 1894. Sekt. 2, Tit. IX, Nr. 9, Bd. IV: Acta betreffend: den französischen, italienischen, spanischen und englischen Sprachunterricht auf der Universität zu Berlin und die Anstellung und Besoldung der dazu erforderlichen Lehrer. Oktober 1894 bis Dezember 1906. Sekt. 2, Tit. IX, Nr. 9, Bd. V: Acta betreffend: die Lektoren an der Universität Berlin. Januar 1907 bis September 1914. Sekt. 2, Tit. X, Nr. 152, Bd. I: Acta betreffend: das Seminar für englische Sprache und Literatur bei der Universität Berlin. Dezember 1895 bis Dezember 1916. Bundesarchiv Berlin Lichterfelde (BArch) R 4901 Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung: 1374: Acta betreffend: das Seminar für romanische Philologie bei der Universität Berlin. 1929-1938. Allgemeines Vorlesungswesen/ Kolonialinstitut/ Universität Hamburg Staatsarchiv Hamburg (StA HH) Hochschulwesen - Dozenten und Personalakten: I 256: Personalakte Prof. Dr. Küchler, 5 Bde. 1927-1946. I 359: Personalakten des Professors Dr. Bernhard Schädel, 10 Bde. 1910-1967. II 54: (Vorlesungswesen) L. Cortijo. 1906-1912. II 87: (Vorlesungswesen) Fräulein Louise Ey. 1908-1916. II 218: (Vorlesungswesen) Dr. Lavoipière. 1906-1913. II 312: (Vorlesungswesen) Dr. Panconcelli-Calzia. 1910-1915. II 416: (Vorlesungswesen) Professor Dr. Schädel. 1911-1917. IV 36: Elisa Llorente-Sola (Barber). IV 571: Walther Küchler. IV 704: Armando Pinho de Marais. IV 925: Bernhard Schädel. IV 1193: Friedrich Krüger. IV 1324: Franz Hermann Kluge. IV 1376: Lucien Brulez. IV 1408: Prof. Dr. phil. Dr. med. h.c. Guilio Edmondo Panconcelli-Calzia. IV 1776: Dr. Piero Meriggi. IV 2010: Dr. Schalk. 1927-1935. Kolonialinstitut: C I a 6 b: Lehrplan Französisch. 1909. C I a 6 c: Lehrplan Spanisch. 1909-1911. C I a 6 d: Lehrplan Portugiesisch. 1909-1911. C I a 6 i: Lehrplan Rumänisch. 1912. C I a 6 l: Lehrplan Südamerikanische Sprachen. 1914. C I b 7 Band 1: Lehrplan. Spezielles. 1910-1914. C XI a: Diplomprüfung. a) Allgemeine Prüfungsordnung. 1909-1915. 5. Dokumente und Quellen 308 Professorenrat des Kolonialinstituts: E II 10.2: Lehrplan (Sprachen) Allgemeines. 1908-1914. E IX 6: Lehr- und Stundenplan für das Sommersemester 1911. 1910-1911. G I 1.4: Klagen in kaufmännischen Kreisen über eine Erschwerung bei der Zulassung zu den Kursen in den modernen europäischen Sprachen. 1912. Staatsverwaltung - Allgemeine Abteilung: B V 92 c UA 56: Dr. Wilhelm Giese: Ernennung zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor. 1938-1940. B V 92 c UA 57: Dr. Piero Meriggi: Ernennung zum Dozenten (Beamter), Kündigung des Dienstverhältnisses. 1938-1940. Universität I: A 110.2: Errichtung einer Professur für Kultur und Geschichte Lateinamerikas. Besetzung mit Prof. Ernesto Quesada, Buenos Aires. 1920-1923. A 130.1.1: Lektorate Allgemeines. 1929-1958. A 130 2.6: Lektorat für die portugiesische Sprache. 1928-1956. A 130 2.11: Lektorat für spanische Sprachen. 1940-1962. A 130 2.17: Lektorat für Italienisch. 1940-1957. D 20.1 Band 1: Regelungen zur Besetzung von ordentlichen und außerordentlichen Professuren. 1919-1931. D 20.2 Band 1 und 2: Ernennungen von ordentlichen und außerordentlichen Professoren. 1919-1934. D 50.1 Band 1: Habilitationen, Umhabilitationen und Erteilung der Lehrberechtigung (venia legendi) an Privatdozenten. 1919-1930. D 70.1: Besetzung von Lektorenstellen, Einzelfälle. 1921-1935. K10.1.1 Band 1: Die wissenschaftlichen Institute, Laboratorien, Seminare und Anstalten. Allgemeines. 1919-1953. K10.3: Beziehungen der Wissenschaftlichen Anstalten, Institute und Seminare zur Praxis. 1929. K 20.1.50: Centro Ibero-americano de Hamburgo. 1922. K 20.1.100: Seminar für englische Sprache und Kultur. 1927-1956. K 20.1.200 Band 1: Ibero-amerikanisches Institut. 1920-1944. K 20.1.206: Italienisches Kulturinstitut (Instituto di Cultura Italiana). 1935-1960. K 20.1.375: Seminar für romanische Sprachen und Kultur. 1921-1963. 5.4 Bibliografie 309 5.4 Bibliografie 75 Jahre Ibero-Amerikanisches Institut Preußischer Kulturbesitz (2005). Berlin. 125 Jahre Germanistik an der Universität Rostock 1858-1983. Autorenkollektiv unter der Leitung von Joseph Pischel (1983). Rostock (Beiträge zur Geschichte der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock; 5). 250 Jahre Universität Halle. Streifzüge durch ihre Geschichte in Forschung und Lehre (1944). Halle: Niemeyer. 300 Jahre Universität Halle: 1694-1994. 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Tübingen: Niemeyer. 352 5.5 Personenindex Adrian, Johann Valentin 279 Almeida, de 168 Alonso, Damaso 167 Althoff, Friedrich Theodor 124, 159, 270 Andresen, Hugo 284 Angé, Louis 90 Appel, Carl 270, 278 Arnalot 217 Ascoli, Graziadio Isaia 173, 178, 247 Asher, David 234 Baist, Gottfried 279 Ballio, Ph. 57, 58 Bartsch, Karl (Friedrich Adolf Konrad) 23, 29, 34, 35, 36, 37, 40, 41, 42, 47, 49, 50, 53, 59, 60, 61, 62, 67, 68, 74, 75, 76, 82, 83, 91, 93, 101, 230, 236, 245, 266, 281, 284 Bechstein, Reinhold (Ludwig Bernhard Matthäus) 62, 68, 75, 76, 77, 81, 83, 85, 91, 92, 281, 284 Beck 125 Becker, Philipp August 270, 283 Bédier, Joseph 271 Behaghel, Otto 40, 50, 60, 279 Behrens, Dietrich 280, 282 Bekker, August Immanuel 132, 144, 172, 176, 178, 245, 265 Beyme, Karl Friedrich von 225 Bieler 190, 201 Birch-Hirschfeld, Adolf 279, 283 Bischoff, Wilhelm 278 Blanc, Ludwig Gottfried 95, 98, 100, 101, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 123, 125, 127, 128, 243, 267, 280 Boeckh, (Philipp) August 24, 170, 236, 266 Boehmer (Böhmer), (Carl) Eduard 95, 101, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 115, 127, 128, 270, 281, 284 Boersch, Friedrich August Haubold 58 Bonnier, Charles 120, 125 Bopp, Franz 75 Boselli 124, 125, 126 Both, Carl Friedrich von 74, 80, 82, 83 Bouvier, Bernard 166, 186, 187 Brand-o 168 Brandl, Alois 154, 158, 159, 169, 177 Brauer, Ludolph 199, 200, 205, 207, 218 Braune, Theodor Wilhelm 37, 51, 60 Brauns 190, 216, 217 Bréal, Michel 248, 271 Bremer, Otto 102, 129, 272 Breul, Karl 271 Breymann, Hermann 234, 284 Brink, Bernhard ten 284 Brucalassi, Louis 57, 58 Brulez, Lucien 190, 201, 216 Bunsen, Robert 24 Byhan 190, 212 Capello 125 Carré 90 Carré, Jean Maria 125 Charbonnier 56 Chodowiecki 96, 105, 122, 124, 125 Christ, Herbert 254 Christmann, Hans Helmut 13, 263 Clark, William 230 Cloetta, Wilhelm 136, 160, 177, 282, 285 Cortijo, Luis 187, 213, 217 Counson, Albert 124, 125 Creuzer, Friedrich 24 Croce, Benedetto 250 5. Dokumente und Quellen 5.5 Personenindex 353 Curtius, Ernst Robert (Gustav Tassilo) 23, 33, 38, 39, 43, 45, 51, 52, 54, 193, 194, 272, 278, 281 Daffner, Hugo 244 Dahlmann 142 Damance 56 Delius, Nicolaus 132, 135, 143, 144, 145, 278 Deppe 57 Díaz de la Réd 190, 217 Dibelius, Wilhelm 192, 214 Diefenbach, Lorenz 173 Diestel, Arnold 206 Diez, Friedrich 100, 103, 106, 107, 111, 132, 143, 144, 145, 146, 169, 172, 173, 176, 241, 243, 245, 251, 264, 265, 269, 277 Doutrepont, August 120, 125 Doutrepont, George 125 Drago 216 Dunzinger, Franz Xaver 56 Ebeling, Georg 136, 177 Ebert, Adolf 111, 113, 145, 173, 240, 283 Edmont, Edmond 173, 210 Eichhorn, Johann Albrecht Friedrich 141, 142 Elze, Karl Friedrich 115, 116, 123, 128, 235, 244, 266 Erfurt, Jürgen 15 Ey, Luise 189, 199, 213, 217 Fabbrucci, Fabio 134, 144, 155, 156, 165, 166, 167 Falk, Adalbert von 96, 111, 115, 116, 124, 155, 156, 270 Fauterau, Paul de 90 Feller, Louis 156, 166 Fernández, Cesáreo 168 Fichte, Johann Gottlieb 225, 265 Förster, Wendelin 114, 247, 270, 278 Franceson, Karl Friedrich (auch Charles Frédéric) 134, 144, 165, 166, 167, 176 Francillon, Cyprien 52, 57, 166 Franz, Arthur 285 Freymond, Emile 23, 30, 34, 41, 42, 50, 57, 60, 281 Friedrich, Hugo 282 Friedrich Wilhelm III. 141 Friedrich Wilhelm IV. 141 Friedwagner, Matthias 279 Frohberger 190 Fuchs, August 244, 248 Gadamer, Hans-Georg 17 Gamillscheg, Ernst 39, 139, 154, 160, 178, 179, 277 Gaspary, Adolf (Robert) 156, 157, 167, 173, 264, 278, 280 Gauger, Hans-Martin 265 Gautier, Paul 167, 216 Geiger, Ludwig (Moritz Philipp) 130, 136, 149, 177, 186, 277 Gelzer, Heinrich 282 Gerstner, L. 52, 57, 61 Giese, Wilhelm 190, 202, 248 Gigandet 56 Gilliéron, Jules 173, 210, 247 Glaser, Kurt 193, 194 Golther, Wolfgang 77, 92 Görres, Joseph von 243 Grandpont 124 Grasshoff 167 Grimm, Jacob 172, 173, 178, 243, 245, 265, 275 Grimm, Wilhelm 35, 142, 243 Gröber, Gustav 38, 45, 97, 173, 178, 191, 238, 239, 240, 247, 250, 268, 278, 284 Grossmann, Rudolf 190, 195, 201, 202, 203, 206, 207, 209, 210, 219 Haas, Josef 285 Haguenin, François Émile 130, 136, 151, 174, 177 Hahn, Odwart 168 Hardenberg, Karl August Freiherr von 166 Hartwig, Georg L. 26, 28, 55, 56, 59 Hatzfeld, Helmut Antony 45, 281 Haupt, Moriz 75, 132, 143, 144, 145, 177 Hausmann, Frank-Rutger 13 354 Hecker, Oscar 167 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 21, 24, 244 Hegel, Karl 67, 73 Heiss, Hanns 193, 194, 272, 278, 279 Helmholtz, Hermann von 24 Herder, Johann Gottfried 265 Hering 186 Herrig, Ludwig 144, 145, 168, 169, 170, 171, 173, 176, 177, 259, 260, 269 Heuckenkamp, Ferdinand 102, 120, 121, 125, 128, 129, 280 Heyne, Christian Gottlob 71 Heyse, Paul 131, 144 Hilka, Alfons 280 Hinkel, Carl 283 Hoepffner, Ernst 282, 285 Höflechner, Walter 223 Hofmann, Konrad 284 Hof(f)meister, Johann Heinrich 27, 56, 57 Holland, Wilhelm Ludwig 285 Hollmann 114, 123, 125, 126 Holthausen, Ferdinand 50 Holtzmann, Karl Adolf Wilhelm 35, 36, 49 Hoops, Johannes 51, 52 Huber, Therese 71 Huber, Victor Aimé 62, 63, 66, 71, 72, 73, 91, 94, 130, 132, 134, 135, 141, 142, 144, 176, 267, 277, 283, 284 Hültenschmidt, Erika 253 Humboldt, Wilhelm von 22, 133, 172, 178, 225, 244 Ihne, Wilhelm 29, 40, 49, 50, 60 Isnard, M. E. 90 Jaberg, Karl 39, 248 Jahn, Otto 111 Jan, Eduard von 280 Johann von Sachsen (alias Philalethes) 243 Jolly, Philipp 24 Jourdan 52, 57 Jud, Jakob 248 Junod 56 Kannegießer, Karl Ludwig 243, 278 Kant, Immanuel 224, 226, 227 Keller, Adelbert von 36, 46, 244, 285 Kellermann, Wilhelm 280 Kissinger, Alfons 278 Kissner, Alfons 282, 283 Kirchhoff, Gustav 24 Klemperer, Victor 102, 108, 250, 274, 278 Kluge, Franz Hermann 217 Koenigsberger, Leo 24 Koppel, Richard 278 Körting, Gustav 233, 237, 238, 239, 268, 282, 284 Koschwitz, Eduard 148, 280, 283 Krüger, Fritz Otto 180, 188, 189, 190, 194, 196, 197, 198, 199, 201, 202, 211, 212, 220, 221, 248, 281 Krumbacher, Karl 275 Küchler, Karl Friedrich Walther 180, 190, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 198, 203, 219, 220, 221, 272, 274, 281, 285 Kuen, Heinrich 45 Kuhfuß, Walter 257 Kuhn, Thomas S. 10, 16 Kuttner, Max 139 Lachmann, Karl 67, 75, 231, 244, 266 Lambert 56 Lambertie, de 124 Laur, Eugen 23, 28, 29, 34, 49, 50, 55, 57, 59, 60, 61, 281 Lavoipière, Clair-François 89, 90, 125, 199, 213, 215 Le Fevre 124 Lemcke, Ludwig 279, 283 Lerch, Eugen 284 Lesti-Boudoir 124 Leventhal, Robert S. 276 Levy, Emil 37, 173 Liano 133, 141, 167 5. Dokumente und Quellen 5.5 Personenindex 355 Liliencron, Rochus Freiherr von 74 Lindner, Felix (Max Arthur Wilhelm) 68, 69, 76, 78, 84, 92 Llorens, E. 189, 217 Llorente-Sola (Barber), Elisa 217 Locella, Guglielmo 186 Lohmann, Elise 90, 91 Lommatzsch, Erhard (Friedrich) 130, 137, 143, 148, 152, 153, 154, 179, 274, 277, 279, 280 Lorck, Etienne 282 Lutia, Vasile 168 Mager, Karl (Carl) 235, 236, 240, 244, 253 Mahn, Karl August Friedrich 35, 145, 146, 169, 171, 173, 178, 240, 245 Malkiel, Yakov 11, 13 Mall, Eduard 278, 284, 285 Mangold, Wilhelm 168, 171 Marcolini, Mario 91 Marseville, Franciscus 63 Martin, Ernst 279 Masnier (Abbé) 124 Mätzner (Maetzner), Eduard 144, 145, 171, 173, 176, 269 Meeser, Philipp A. 57 Meier, Harri 86, 90, 91, 93, 94 Melle, Werner von 181, 186, 187, 192, 200, 217, 219 Meriggi, Piero 216 Meyer, Nicolas 27, 56 Meyer, Paul 271 Meyer-Lübke, Wilhelm 157, 159, 173, 247, 248, 272, 278, 282 Michaelis 27, 56, 135 Michel, Victor 125 Milléquant, Paul 167 Mistral, Felibrige Frederi 97, 138 Moldenhauer, Gerhard 120 Mommsen, Theodor 173 Mondot 124 Monnard, Charles 278 Montesinos 190, 201, 217 Montucci 133, 167 Moreau 56 Moreira, Fernando 168 Morf, (Wilhelm) Heinrich 130, 137, 138, 147, 148, 158, 159, 164, 169, 174, 178, 191, 273, 277, 279 Mugica, P. von 167 Mühler, Heinrich von 109, 146, 270 Mulertt, Werner 120 Müllenhoff, Karl 74, 173 Müller, Theodor 280 Müller, Wilhelm 74 Muret, Erneste 166 Mussafia, Adolfo 111, 112, 173, 178 Napier, Arthur (Sampson) 156 Neumann, Fritz (Friedrich Heinrich Georg) 23, 29, 30, 31, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 44, 45, 50, 51, 52, 53, 54, 60, 191, 279, 281 Niemeyer, August Hermann 97 Niemeyer, Maximilian David 97 Nyrop, Kristoffer 173 Odin, Alfred 125 Oesterreicher, Wulf 8, 16 Ohlert, A. 160 Olivier-Henrion, Edouard 167 Olschki, Leonardo 23, 32, 37, 39, 40, 43, 44, 51, 52, 57, 58, 281 Otto, Emil 56, 191, 196 Palacios, Ramiro de 167 Panconcelli-Calzia, Giulio Edmondo 216 Panzer, Friedrich 51 Paris, Gaston 143, 173, 178, 246, 271 Pariselle, Eugène 160, 166, 169, 171, 178 Pastor 58 Pellegrini 52, 57 Penzel 125 Petrone, Michele 167 Pfeffer 56, 57 Pfeffer, Paul 167 Philippe 57 Pichler, Karl Ludwig 279 Pirson, Julius 279 Plarr 56 356 Pott, August Friedrich 100, 127 Pries, Johann Friedrich 62, 66, 70, 72, 91 Providencia Sousa e Costa, Joano da 168 Quesada, Ernesto 197 Quintanilha, Aurelio 168 Rajna, Pio 173 Rambeau, (Paul Theobald) Adolf 130, 137, 151, 167, 174, 177 Rang, Hans-Joachim 254 Ranke, Leopold 80 Rapp, Karl Moriz 285 Raynouard, François-Juste-Marie 100, 103 Reclam 133, 166 Renard 189, 215 Rheinfelder, Hans 284 Riant, J. F. 56 Richard 56 Richert, Gertrud 243 Risop, Alfred 71, 134, 141, 142, 160 Ritschl, Friedrich 111 Robert, Jules Vivant 23, 67, 69, 88, 89, 90, 91, 94 Rodrigues, Antonio Augusto 168 Rohlfs, Gerhard 138, 285 Rossi, Giuseppe 167 Röttiger 186, 188 Rousselot, Jean-Pierre 247 Rubió y Balaguer, Jorge 199, 217 Rückert, Heinrich 74 Ruprecht I, Kurfürst 24 Ruth, Emil (Carl Friedrich) 23, 28, 33, 34, 55, 56, 57, 59, 61, 281 Sachau, Eduard 174 Sachs, Carl 237 Salzer, Eduard P. 218 Sar, Anton 23, 27, 33, 55, 56, 58, 61, 281 Schädel, Bernhard 102, 120, 126, 128, 180, 188, 189, 190, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 198, 199, 200, 201, 203, 204, 205, 207, 209, 210, 214, 215, 218, 219, 220, 247, 272, 273, 281 Schaefer 186, 188 Schalk, Fritz 79, 86, 87, 90, 93, 94, 190, 202, 282 Scheffler, Wilhelm 272, 278 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph 225 Schipper, Jakob 282 Schlegel, August Wilhelm von 141, 176, 243, 265 Schlegel, Friedrich von 243, 265 Schleicher, August 75, 111, 246 Schleiermacher, Friedrich Ernst Daniel 96, 225, 244 Schlosser, Friedrich Christoph 24, 27, 28, 58, 243 Schmidt, Friedrich Wilhelm Valentin 106, 130, 133, 134, 140, 141, 165, 176, 243, 277 Schmidt, Johannes 112 Schmitt 56 Schmitz, A. 166 Schmitz, Bernhard 237, 280, 281 Schnatter 171 Schneegans, Friedrich (Eduard) 23, 31, 42, 43, 44, 57, 61, 281 Schneegans, Heinrich 38, 79, 250, 278, 279, 285 Scholle, F. 171 Schön, Eduard 249 Schuchardt, Hugo (Ernst Mario) 95, 101, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 123, 128, 247, 248, 272, 281, 283 Schultz (ab 1896 Schultz-Gora), Oskar 79, 130, 136, 150, 151, 177, 250, 270, 277, 282, 283, 285 Schulze 171 Schürr, Friedrich 45, 279 Schwan, Eduard 136, 177, 247, 282 Scimè 190, 216 Selig, Maria 8 Settekorn, Wolfgang 195 Seymour, D. von 133, 134, 141 Siemers, Edmund 181 Sievers, Eduard 282 Simon, Jules 102, 125, 129 5. Dokumente und Quellen 5.5 Personenindex 357 Slataper 189, 216 Söllner, Sofie 52, 57, 61 Solly, Thomas 134, 144 Spehr, Helene 69, 90, 91 Spitzer, Leo 248, 249, 250, 272, 278, 282, 283 Steffens, Henrik 96 Stein zu Altenstein, Karl Sigismund Freiherr vom 141, 166 Steinthal, Heymann 135, 144 Stempel, Wolf-Dieter 249 Stengel, Edmund 107, 112, 280, 283 Stichweh, Rudolf 259 Stimming, Albert 280, 282 Storost, Jürgen 13, 172, 263 Stürzinger, Jakob 285 Suchier, Hermann 95, 101, 102, 113, 114, 115, 118, 119, 120, 123, 126, 128, 129, 148, 173, 191, 247, 270, 281, 284 Suchier, Walter 280 Sybel, Heinrich von 173 Theremin 133, 166 Thurau, Gustav 280 Thurneysen, Rudolf 282 Tieck, Ludwig 141, 176, 243 Tiktin, Hariton 161, 168 Tobler, Adolf 111, 130, 131, 135, 136, 137, 143, 144, 145, 146, 147, 152, 154, 155, 156, 157, 158, 159, 161, 163, 164, 167, 169, 171, 173, 174, 177, 178, 230, 240, 247, 267, 269, 271, 273, 277 Toelken, Ernst Heinrich 133, 140 Tourtille-Sangrain 56 Trautmann, Moritz 97 Treitz, Wilhelm 283 Tschischwitz, Benno 115 Uhden, (Johann Daniel) Wilhelm (Otto) 133, 140, 172, 178 Uhland, Ludwig 243 Urtel, Hermann 190, 202 Varnhagen, Hermann 279, 280 Viehoff, Heinrich 168, 169, 259, 260 Viëtor, Wilhelm 253, 259 Vögele, Nicolaus 58 Vollmöller, Karl 13, 279, 280 Voretzsch, Karl 13, 39, 97, 102, 104, 107, 113, 115, 120, 121, 128, 270, 281, 282, 285 Voss, Johann Heinrich 24, 27, 55, 58 Vossler, Karl (Robert Heinrich) 23, 31, 32, 37, 45, 46, 57, 247, 249, 250, 251, 264, 272, 281, 284, 285 Wachsmuth, Ernst Wilhelm Gottlieb 95, 100, 103, 104, 105, 122, 123, 125, 126, 127, 282 Waetzoldt, (Christian) Stefan (Stephan) 130, 136, 150, 166, 169, 177, 178, 277 Wagner, Albrecht 118 Wagner, Max Leopold 130, 137, 138, 139, 153, 154, 179, 199, 216, 248, 277 Wahl 125, 145 Wardenburg, Bernhard 123, 125, 129 Wartburg, Walther von 39, 173, 283 Weber von Candolle 57 Wechssler (Wechßler), (Johann) Eduard (Friedrich) 39, 102, 120, 126, 128, 129, 130, 138, 148, 149, 160, 178, 249, 277, 283 Weigand, Friedrich Ludwig Karl 74 Weigand, Gustav 283 Weinhold, Karl 74 Wendt, Gustav 253 Wiese, Berthold 102, 125, 129 Wiese, Leo 282, 284 Wilbrandt, Christian (Ludwig Theodor) 62, 66, 73, 74, 75, 80, 81, 82, 91, 284 Wilhelm I. 173 Wilken, Friedrich 24 Wilmotte, Maurice 271 Winkler, Emil 149 Winterling, Christian Martin 278 358 Witte, Karl 107, 108, 243 Wolf, Friedrich August 96, 129, 236, 244 Wolf, Johanna 8 Wölfel 124 Wolff, Oscar Ludwig Bernhard 281 Wülker, Richard 97 Zacher, Julius 115 Zarncke, Friedrich 74, 75, 82, 113 Zenker, Rudolf 62, 69, 77, 79, 84, 86, 87, 90, 91, 92, 93, 94, 202, 284, 285 Zimmer, Jerome W. 56, 57 Zupitza, Julius 155, 156, 163, 169, 171, 173, 177 5. Dokumente und Quellen Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Postfach 25 60 · D-72015 Tübingen · Fax (0 7071) 97 97-11 Internet: www.narr.de · E-Mail: info@narr.de All’oggetto della presente analisi non è stato dedicato, fino ad oggi, alcun lavoro: si tratta di forme di ripetizione dell’italiano parlato, del tipo “ si chiama Novoli si chiama ”. L’autrice si avventura dunque su terreni di ricerca del tutto nuovi e realizza un lavoro d’analisi completo nella multidimensionalità di prospettiva: dalla retorica classica alle diverse sottodiscipline della linguistica moderna. Ne deriva una profonda ed acuta analisi, basata su un ricco corpus di parlato spontaneo. L’originale concezione di olisticità dei costrutti-eco, fa di questa analisi un lavoro particolarmente interessante. Francesca Dovicchi Costrutti-eco nell’italiano parlato Da ‚ripetizione‘ a ‚cardinalità’ Romanica Monacensia, Band 79 2010, XVIII, 236 Seiten, €[D] 58,00/ SFr 98,00 ISBN 978-3-8233-6549-5