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Kurzwortbildung im Deutschen und Schwedischen

2016
978-3-8233-7999-7
Gunter Narr Verlag 
Barbara Lux

Dieser Band behandelt vergleichend das Phänomen der Kurzwortbildung im Deutschen und im Schwedischen. Auf der Grundlage von selbst erstellten Korpora werden phonologische Aspekte wie Silbenzahl und Silbenstruktur der Belege sowie die Pluralbildung substantivischer Kurzwörter analysiert. Dabei zeigt sich, dass das Deutsche und das Schwedische Kurzwörter und andere Wortschatzeinheiten an der Peripherie des Lexikons wie etwa Fremdwörter sehr unterschiedlich behandeln. Während das Deutsche verschiedene Wortschatzbereiche recht stark isoliert, hat das Schwedische eher integrative Züge. Neben konkreten Erkenntnissen über das phonologische und grammatische Verhalten von Kurzwörtern in den Untersuchungssprachen macht diese Arbeit deutlich, dass zwischen dem Deutschen und dem Schwedischen tiefgreifende Unterschiede in der Behandlung der Peripherie des Wortschatzes bestehen. Damit sind die Ergebnisse nicht nur für die Kurzwortforschung, sondern auch für die Lexik des Deutschen und des Schwedischen im Allgemeinen interessant.

www.narr.de TBL Tübinger Beiträge zur Linguistik Dieser Band behandelt vergleichend das Phänomen der Kurzwortbildung im Deutschen und im Schwedischen. Auf der Grundlage von selbst erstellten Korpora werden phonologische Aspekte wie Silbenzahl und Silbenstruktur der Belege sowie die Pluralbildung substantivischer Kurzwörter analysiert. Dabei zeigt sich, dass das Deutsche und das Schwedische Kurzwörter und andere Wortschatzeinheiten an der Peripherie des Lexikons wie etwa Fremdwörter sehr unterschiedlich behandeln. Während das Deutsche verschiedene Wortschatzbereiche recht stark isoliert, hat das Schwedische eher integrative Züge. Neben konkreten Erkenntnissen über das phonologische und grammatische Verhalten von Kurzwörtern in den Untersuchungssprachen macht diese Arbeit deutlich, dass zwischen dem Deutschen und dem Schwedischen tiefgreifende Unterschiede in der Behandlung der Peripherie des Wortschatzes bestehen. Damit sind die Ergebnisse nicht nur für die Kurzwortforschung, sondern auch für die Lexik des Deutschen und des Schwedischen im Allgemeinen interessant. 556 Lux Kurzwortbildung im Deutschen und Schwedischen Kurzwortbildung im Deutschen und Schwedischen Eine kontrastive Untersuchung phonologischer und grammatischer Aspekte Barbara Lux Kurzwortbildung im Deutschen und Schwedischen Tübinger Beiträge zur Linguistik herausgegeben von Gunter Narr 556 Barbara Lux Kurzwortbildung im Deutschen und Schwedischen Eine kontrastive Untersuchung phonologischer und grammatischer Aspekte © 2016 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Ver‐ lages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Überset‐ zungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Internet: www.narr.de E-Mail: info@francke.de Satz: pagina GmbH, Tübingen Printed in Germany ISSN 0564-7959 ISBN 978-3-8233-6999-8 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio‐ nalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. 1. 9 2. 13 2.1 13 2.2 17 2.2.1 22 2.2.2 30 2.2.3 35 2.3 43 2.4 49 2.4.1 50 2.4.2 57 3. 68 3.1 68 3.2 89 4. 95 4.1 95 4.1.1 96 4.1.2 112 4.2 126 4.2.1 127 4.2.2 148 4.3 178 4.4 184 5. 187 5.1 188 Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gegenstand der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Darstellung und Eingrenzung des Untersuchungsgegenstands Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter . . . . . . . . Akronyme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurzwörter im engeren Sinne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonderfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abgrenzung des Phänomens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturüberblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Forschung zu deutschen Kurzwörtern . . . . . . . . . . . . . . Forschung zu schwedischen Kurzwörtern . . . . . . . . . . Vorgehensweise und erste Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeitungskorpora . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wörterbuchkorpora . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silbenzahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Deutsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schwedisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silbenstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Endsilben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Silbenstruktur ganzer Kurzwörter . . . . . . . . . . . . . Vergleich der silbischen Eigenschaften deutscher und schwedischer Kurzwörter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weitere Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Pluralbildung von Kurzwörtern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1 188 5.1.2 196 5.2 218 5.2.1 218 5.2.2 224 5.3 242 6. 245 6.1 245 6.2 253 6.3 256 6.4 263 7. 275 281 291 292 292 324 340 362 Die Pluralbildung im deutschen Normalwortschatz . . Die Pluralbildung im deutschen Kurzwortschatz . . . . . Die Pluralbildung schwedischer Kurzwörter . . . . . . . . . . . . . . Die Pluralbildung im schwedischen Normalwortschatz Die Pluralbildung im schwedischen Kurzwortschatz . Vergleich der Pluralbildung deutscher und schwedischer Kurzwörter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Phonologische Unterschiede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grammatische Unterschiede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Orthographische Unterschiede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Integration weiterer peripherer Wortschatzeinheiten in den Untersuchungssprachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fazit und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Symbole und Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) . . . . . Anhang 2: Deutsches Wörterbuchkorpus (Rechtschreib-Duden) . . . Anhang 3: Schwedisches Zeitungskorpus (Dagens Nyheter) . . . . . . Anhang 4: Schwedisches Wörterbuchkorpus (Svenska Akademiens Ordlista) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorwort Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine leicht überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im Sommersemester 2015 an der Philosophischen Fa‐ kultät der Eberhard Karls Universität Tübingen angenommen wurde. Den langen Weg zur abgeschlossenen Promotion haben viele Personen begleitet, denen ich danken möchte. Irene Rapp hat mich schon während meines Studiums in meiner Leidenschaft für Sprachwissenschaft bestärkt. Ihr danke ich für das in mich das gesetzte Ver‐ trauen und die Betreuung und Begutachtung meiner Arbeit. Damaris Nübling danke ich dafür, dass sie trotz vielfältiger weiterer Aufgaben bereit war, die Zweitbegutachtung meiner Arbeit zu übernehmen, für viele kon‐ struktive Hinweise und angenehme Begegnungen. Stefanie Gropper hat mir im Studium der Skandinavistik viel Raum gegeben, meinen linguistischen Herzensthemen nachzugehen und mich auf dem Weg zur Promotion immer unterstützt, wofür ich ihr herzlich danke. Elke Ronneberger-Sibold, Torsten Leuschner, Ruth Lemey und Damaris Nüb‐ ling haben mir schwer zugängliche Literatur zur Verfügung gestellt - herzlichen Dank dafür. Stefan Engelberg danke ich für hilfreiche Anmerkungen und seine Teilnahme am Promotionskolloqium. Hans Raab und Charlotta Gullberg danke ich dafür, dass sie als schwedische Muttersprachler viele Fragen zum Kurzwortgebrauch beantwortet haben. Ein besonders herzliches Dankeschön gilt Sebastian Veelken für das Betreiben von www.doktorandenforum.de, das mir immer wieder eine große Hilfe war. Ohne die Unterstützung meiner wunderbaren Mitstreiter im virtuellen Schreib‐ treff hätte ich diese Arbeit nicht abschließen können; ihnen danke ich von Herzen für Motivation und Gesellschaft. Ich danke Matt Smith, der mir stets ein Vorbild an Durchhaltevermögen war, für seine Inspiration und Kreativität. Johannes Hilliges und Dorothea Kuhmann danke ich für hilfreiche Ge‐ spräche. All meinen Freunden danke ich dafür, dass sie mich auf dem Promotionsweg ermutigt und unterstützt haben. Meinem Mann und meinen Kindern danke ich von Herzen für ihre fortwäh‐ rende Unterstützung und ihre Geduld, die in manchen Arbeitsphasen stark stra‐ paziert wurde. 1 Da viele Lexeme im Deutschen und Schwedischen sehr ähnliche Formen haben, werden die Bedeutungen schwedischer Belege nur dann angegeben, wenn sie sich nicht oh‐ nehin aufgrund ihrer hohen Ähnlichkeit zum Gegenwartsdeutschen von selbst ergeben. 1. Einleitung Sowohl im Gegenwartsdeutschen als auch im Gegenwartsschwedischen sind Kurzwörter verschiedener Art wie dt. Abi < Abitur, Kripo < Kriminalpolizei und LKW < Lastkraftwagen oder schwed. mick < mikrofon, koll < kontroll und mc < motorcykel ‚Motorrad‘ 1 nicht nur im schriftlichen, sondern auch im mündlichen Sprachgebrauch ein häufiges Phänomen. Nachdem sie im 20. Jahrhundert von sprachpflegerischer Seite oft als Sprachverfall gegeißelt wurden, z. B. als „Hot‐ tentottensprache“ in Muttersprache (1927: 250) oder von Webinger (1944: 108 f.) als „Unart“, „Verkrüppelungen“ und „Verstümmelungen unserer heiligen Mut‐ tersprache“, sind Kurzwörter heutzutage in vielen Fällen selbstverständlicher Bestandteil der Kommunikation. Die vorliegende Arbeit widmet sich dem Phä‐ nomen der Kurzwortbildung im Deutschen und Schwedischen aus synchroner Sicht und untersucht anhand von eigens für diese Arbeit erstellten Kurzwort‐ korpora vor allem phonologische und grammatische Aspekte von Kurzwörtern in den Untersuchungssprachen. Gerade schwedische Kurzwörter sind noch eher spärlich erforscht. Bis auf einige kürzere Arbeiten, die in Kapitel 2.4.2 vorgestellt werden, existieren keine detaillierten Beschreibungen schwedischer Kurzwörter. Besonders Untersu‐ chungen, die auf einer größeren Datengrundlage basieren, waren bislang ein Desiderat (vgl. Nübling 2001: 196, Nübling/ Duke 2007: 231). Die vorliegende Ar‐ beit soll den Auftakt dazu bilden, diese Forschungslücke zu schließen und eine produktive Forschung zu schwedischen Kurzwörtern zu etablieren. Da diese Arbeit einen der ersten Schritte auf dem Weg zu einer empirisch begründeten schwedischen Kurzwortforschung darstellt, lag eine kontrastive Ausrichtung der Untersuchung nahe. Auf diese Weise können die Ergebnisse der deutschen Kurzwortforschung produktiv für das Schwedische genutzt werden. Aufgrund der engen Verwandtschaft mit dem Schwedischen und der Tatsache, dass zu deutschen Kurzwörter bereits eine produktive Forschung vorhanden ist, bot sich das Deutsche als Vergleichssprache an. Trotz der engen Verwandtschaft der Untersuchungssprachen zeigen sich neben Gemeinsamkeiten auch deutliche Unterschiede zwischen deutschen und schwedischen Kurzwörtern, die sowohl strukturelle und grammatische Aspekte betreffen als auch auf grundlegendere Unterschiede zwischen den Untersuchungssprachen zurückzuführen sind. Neben generellen Unterschieden im phonologischen System geht es dabei auch um die Frage, in welchem Umfang Kurzwörter und andere periphere Wort‐ schatzelemente in das jeweilige Sprachsystem integriert werden. Aus prakti‐ schen Gründen beschränkt sich die Analyse auf die Standardvarietäten der Un‐ tersuchungssprachen, d. h. dialektale Besonderheiten und regionale Kurzwörter werden nicht berücksichtigt. Es liegt auf der Hand, dass in einer sprachver‐ gleichenden Arbeit die Ausführungen zu den Einzelsprachen weniger detailliert ausfallen als bei einer Arbeit, die sich auf eine Untersuchungssprache be‐ schränkt. Im Gegenzug lassen sich gewisse einzelsprachliche Charakteristika erst im Vergleich zu einer anderen Sprache deutlich erkennen. Das Phänomen der Kurzwortbildung berührt faszinierenderweise sehr viele Teilbereiche der Sprachwissenschaft wie Phonologie, Morphologie, Semantik, Pragmatik, Lexikologie und Soziolinguistik, die allesamt zu detaillierten Be‐ trachtungen einladen. Im Rahmen einer einzelnen Untersuchung ist es jedoch keinesfalls möglich, all diese Gesichtspunkte zu berücksichtigen, ohne dass die Diskussion in Oberflächlichkeiten verharrt. Statt eines Rundumschlags, der ver‐ sucht ist, sämtliche interessanten Aspekte der Kurzwortbildung zu berücksich‐ tigen, soll der Fokus vielmehr auf einige ausgewählte Punkte gelegt werden, die auf der Basis von eigens für diese Arbeit erstellten Korpora ausführlich disku‐ tiert werden. Hierbei handelt es sich um die Fragen nach den präferierten pho‐ nologischen Strukturen bei Kurzwörtern in den Untersuchungssprachen sowie nach dem Verhalten von Kurzwörtern bei der Pluralflexion. Zu diesen Fragen werden jeweils detaillierte Korpusauswertungen vorgenommen, auf deren Grundlage Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem Deutschen und dem Schwedischen diskutiert werden. Eine derartige Beschäftigung mit grund‐ sätzlichen Fragen zu präferierten Strukturen bei Kurzwörtern ist notwendig und schafft die Voraussetzungen dafür, dass in späteren Arbeiten weitere Aspekte kontrastiv untersucht werden können. Als übergeordnete Thematik hat sich dabei die Frage herauskristallisiert, in welchem Verhältnis Kurzwörter in den Untersuchungssprachen zueinander und zu den restlichen Lexemen des Wortschatzes der jeweiligen Sprache stehen. Zu diesem Zweck wird schließlich auch eine Analogie zu Fremdwörtern gezogen, womit gezeigt wird, dass Kurzwörter wie auch Fremdwörter zur Peripherie des Wortschatzes einer Sprache gehören und dass solche peripheren Lexeme in ein‐ zelnen Sprachen in unterschiedlichem Umfang in das Sprachsystem integriert werden. So ist das Schwedische im Hinblick auf diverse Aspekte wie Orthogra‐ 1. Einleitung 10 phie, Aussprache und Flexion weit integrativer als das Deutsche, das Kontraste zwischen peripheren und zentralen Wortschatzelementen weitgehend erhält. Die vorliegende Untersuchung beginnt mit der Erläuterung des genauen Un‐ tersuchungsgegenstandes und der Vorgehensweise, ehe phonologische und grammatische Eigenschaften der gesammelten Kurzwortbelege ausgewertet werden und schließlich die Ergebnisse im Hinblick auf den Grad der Integration von Kurzwörtern in das jeweilige Sprachsystem der Untersuchungssprachen diskutiert werden. In Kapitel 2 wird zunächst der Untersuchungsgegenstand dargestellt und eine Typologie verschiedener Kurzworttypen vorgestellt, an‐ hand derer sowohl die deutschen als auch die schwedischen Belege klassifiziert werden. Außerdem werden Kurzwörter von weiteren Phänomenen abgegrenzt, die in dieser Arbeit nicht behandelt werden. Schließlich folgt noch ein Überblick über die bisher erfolgte Forschung zu deutschen und schwedischen Kurzwör‐ tern, wobei besonderes Augenmerk auf die bislang wenig rezipierten schwedi‐ schen Arbeiten zur Kurzwortbildung gelegt wird. Dabei fällt auf, dass die in der deutschen Forschung verwendete Terminologie zwar nicht immer einheitlich ist, sich im Schwedischen dagegen bislang noch gar keine Kurzwortterminologie etablieren konnte, was auch daran liegt, dass das Phänomen der Kurzwortbil‐ dung im Schwedischen mitunter sehr unterschiedlich weit gefasst wird. Darauf folgt in Kapitel 3 eine Darstellung der genauen Vorgehensweise bei der Erstellung der Kurzwortkorpora, die dieser Arbeit zugrunde liegen. Gleich‐ zeitig werden erste Ergebnisse präsentiert, was die Häufigkeiten von Kurzwör‐ tern insgesamt und die Verteilung einzelner Kurzworttypen in den Korpora an‐ geht, wobei zentrale von weniger zentralen Kurzworttypen abgegrenzt werden. Der Großteil der Korpusauswertung erfolgt jedoch in den Kapiteln 4 und 5. Zunächst werden in Kapitel 4 phonologische Aspekte der in den Korpora ent‐ haltenen Belege diskutiert, genauer gesagt die Silbenzahl und die Silbenstruktur, d. h. das Vorkommen von offenen und geschlossenen Silben. Dies führt zu der Feststellung, dass in den Kurzwortschätzen der Untersuchungssprachen ten‐ denziell solche Strukturen bevorzugt werden, die einen Gegensatz zu den Le‐ xemen der entsprechenden Normalwortschätze bilden. Diese Tendenz ist jedoch einzelsprachlich unterschiedlich stark ausgeprägt. Kapitel 5 widmet sich schließlich einem grammatischen Aspekt, nämlich der Pluralflexion, die beson‐ ders gut geeignet ist, um Unterschiede zwischen den Untersuchungssprachen und den Zusammenhang zwischen phonologischer Struktur und Pluralmarkie‐ rung aufzuzeigen. Hierzu werden die substantivischen Belege der Kurzwort‐ korpora ausgewertet und im Hinblick darauf untersucht, mit welchen Mitteln sie Plural markieren. Dabei zeigt sich, dass bei deutschen Kurzwörtern über‐ wiegend andere Wege der Pluralmarkierung beschritten werden als im restli‐ 1. Einleitung 11 chen deutschen Sprachsystem. Statt des üblichen Reduktionssilbenplurals bilden deutsche Kurzwörter meist eine Pluralform mit dem Suffix -s. Bei dem Kurzworttyp der Buchstabierwörter wie LKW < Lastkraftwagen tritt außerdem eine weitere Besonderheit auf: Belege dieses Typs bilden häufig endungslose Pluralformen, was jedoch nicht dem im deutschen Pluralsystem bekannten Nullplural entspricht, sondern als Flexionslosigkeit, also eine Art Pseudo-Null‐ plural, einzustufen ist. Schwedische Kurzwörter nutzen zur Pluralmarkierung dagegen weitgehend die üblichen Mittel des schwedischen Pluralsystems und unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht wesentlich von anderen schwedi‐ schen Substantiven. In Kapitel 6 werden schließlich die Ergebnisse der Auswertungskapitel zu‐ sammengeführt. Die in den vorigen Kapiteln festgestellten Kontraste zwischen den Untersuchungssprachen lassen sich auf tiefer liegende Unterschiede zu‐ rückführen. Im Hinblick auf silbenstrukturelle Präferenzen beruhen die Gegen‐ sätze darauf, dass das Deutsche eher als Akzent- oder Wortsprache, das Schwe‐ dische jedoch eher als Silbensprache anzusehen ist, in beiden Sprachen jedoch im Kurzwortschatz ein gewisser Gegenpol zum Normalwortschatz geschaffen werden soll. Die unterschiedliche Art der Pluralflexion von Kurzwörtern wird als Indiz dafür gesehen, zu welchem Grad Kurzwörter und andere periphere Wortschatzeinheiten in das deutsche und schwedische Sprachsystem integriert werden. Zu diesem Zweck wird eine ausführliche Analogie zu der Behandlung von Fremdwörtern in den Untersuchungssprachen hergestellt, die zeigt, dass Fremdwörter, die wie auch Kurzwörter zur Peripherie des Wortschatzes zu rechnen sind, in beiden Sprachen ähnlich wie Kurzwörter behandelt werden. Sowohl Kurzwörter als auch Fremdwörter zeigen im Deutschen deutlich stär‐ kere Unterschiede zu zentraleren Wortschatzeinheiten als im Schwedischen, sodass man von Tendenzen zur Isolation peripherer Wortschatzeinheiten im Deutschen und von Tendenzen zur Integration derselben im Schwedischen sprechen kann. Kapitel 7 fasst schließlich die Ergebnisse der vorliegenden Un‐ tersuchung zusammen und gibt einen Ausblick auf weitere Aspekte zur Kurz‐ wortbildung im Deutschen und Schwedischen, deren Erforschung lohnenswert wäre. Im Anhang sind abschließend die Belege der Kurzwortkorpora aufgeführt. 1. Einleitung 12 2 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Arbeit bei Personenbezeichnungen durchgängig das generische Maskulinum verwendet, welches männliche und weibliche Personen einschließt. 2. 2.1 Gegenstand der Untersuchung Um eine fundierte Diskussion der Eigenschaften von deutschen und schwedi‐ schen Kurzwörtern zu ermöglichen, müssen zunächst natürlich einige grund‐ legende Punkte geklärt werden. Daher widmet sich dieses Kapitel der Darstel‐ lung des genauen Untersuchungsgegenstandes und der Erläuterung der in dieser Arbeit verwendeten Kurzworttypologie sowie einer Abgrenzung von ver‐ wandten Prozessen, ehe schließlich ein Überblick über die bisher erfolgte For‐ schung zu deutschen und schwedischen Kurzwörtern erfolgt. Darstellung und Eingrenzung des Untersuchungsgegenstands Zwischen Kurzwörtern und anderen Wortbildungsprodukten wie Komposita, Derivaten oder Konversionsprodukten bestehen fundamentale Unterschiede: Während bei den Wortbildungsverfahren Komposition und Derivation der Komplexitätsgrad zunimmt und bei der Konversion zumindest erhalten bleibt, ist ein Kurzwort weniger komplex als seine Ausgangsform, die im Folgenden Vollform genannt wird. Des Weiteren findet bei der Kurzwortbildung weder ein Wortartwechsel statt noch entsteht anfangs eine neue Bezeichnung. Aufgrund dieser Besonderheiten der Kurzwortbildung wird sie von einigen Autoren 2 auch nicht zur Wortbildung gerechnet (z. B. Nübling 2001: 169 f., Fleischer/ Barz 2007: 52, Ronneberger-Sibold 2007: 276) oder als Sonderfall derselben eingestuft (z. B. Kobler-Trill 1994: 20). In anderen Arbeiten wird Kurzwortbildung dagegen als eigener „Wortbildungstyp“ (Schippan 1963: 63) aufgefasst. Es ist die Rede von „subtraktiver Wortbildung“ (Bellmann 1977: 142 und Fleischer 2000: 894), „Re‐ duktion“ (Greule 1996: 203) oder „reduzierende[n] Wortbildungsarten“ (Dona‐ lies 2007: 95). Zur Wortbildung wird Kurzwortbildung unter anderem auch bei Polenz (1980: 170), Barz (2006: 720) und Römer/ Matzke (2010: 157) gezählt. Wie im Laufe dieser Arbeit gezeigt werden wird, können sich Kurzwörter außer in der Wortlänge durchaus in etlichen Punkten von ihren Vollformen unter‐ 3 Vgl. auch die Argumentation für den Wortstatus von Kurzwörtern bei Vieregge (1978) und Vieregge (1983). scheiden, weshalb ich Kurzwörter als Wortbildungsprodukte und nicht nur als bloße Varianten ihrer Vollformen betrachte, auch wenn die Kurzwortbildung ein weniger prototypisches Wortbildungsverfahren als beispielsweise Kompo‐ sition und Derivation darstellt. 3 Jedes Kurzwort wird aus einer längeren Vollform gebildet, die ein mehrsil‐ biges Lexem oder auch ein Syntagma wie dt. Gesellschaft mit beschränkter Haf‐ tung > GmbH oder schwed. automatisk databehandling > adb ‚elektronische Da‐ tenverarbeitung‘ sein kann. Aus dieser Vollform, die zumindest zum Zeitpunkt der Kurzwortbildung noch parallel zu dem betreffenden Kurzwort existiert, wird eine kürzere Form gebildet, die sich sowohl graphisch als auch lautlich von der längeren Vollform unterscheidet. Je nach Kurzworttyp können unterschiedliche Segmente der Vollform wie Buchstaben, Silbenteile, Silben oder Morpheme Be‐ standteil des Kurzworts werden. Die genaue Bildungsweise verschiedener Kurz‐ worttypen in den Untersuchungssprachen wird in Kapitel 2.2 erläutert. Dass ein Kurzwort und seine Vollform zumindest anfangs parallel im Wort‐ schatz existieren, bedeutet, dass zunächst ein Synonym der Vollform entsteht. Wie eng diese Synonymie zu verstehen ist, wird in der Literatur sehr unter‐ schiedlich gesehen. Für einige Autoren gehört die Synonymie von Kurzwort und Vollform zwingend zur Definition eines Kurzworts, so auch in der spärlich vor‐ handenen Literatur zu schwedischen Kurzwörtern (Wessén 1958: 19, Tekniska Nomenklaturcentralen 1977: 45). Bei deutschen Autoren ist die Rede von „se‐ mantischen Dubletten“ (Kobler-Trill 1994: 20) und „Kurzwortvarianten“ (Bell‐ mann 1980: 374), die an Stelle der Vollform gebraucht werden können. Weber (2002: 457) ist dagegen der Ansicht, ein Beharren auf eine mögliche Variation mit der Vollform enge „den Gegenstand unzweckmäßig ein, weil sie die seman‐ tisch interessanteren Fälle von vornherein ausklammert“. Michel (2011: 159) nimmt wiederum ein Kontinuum zwischen totaler und partieller Synonymie von Kurzwort und entsprechender Vollform an, wobei die letztere laut Michel über‐ wiegt. Die meisten Autoren gehen davon aus, dass sich Kurzwort und Vollform zumindest im Hinblick auf Konnotationen unterscheiden und daher auch nicht in allen Kontexten austauschbar sind. Völlige Synonymie zwischen Kurzwort und Vollform, die nicht nur den semantischen Gehalt, sondern auch Konnota‐ tionen, Stilebene, Register etc. umfasst, wird meines Wissens von keinem Autor postuliert. Wenn auch die Meinungen über den genauen Grad der anzunehm‐ enden Synonymie auseinandergehen, herrscht doch weitgehend Einigkeit da‐ rüber, dass zwischen einem Kurzwort und seiner Vollform gewisse funktionale 2. Gegenstand der Untersuchung 14 4 Selbstverständlich kann sich auch die Formseite einer Lexikoneinheit im Lauf der Zeit verändern. Dieser Aspekt soll im Moment jedoch außen vor bleiben, da es in diesem Abschnitt um die inhaltliche Frage nach Synonymie von Kurzwort und Vollform geht. 5 Der Terminus „Kurzform“ wird in dieser Arbeit in einem weiteren Sinne gebraucht als „Kurzwort“. Unter einer Kurzform verstehe ich ganz allgemein eine Lexikoneinheit, an deren Entstehung ein Kürzungsprozess beteiligt war, ohne dass zu diesem Zeitpunkt zwingend eine zugehörige Vollform vorhanden war. Unterschiede bestehen, sodass beide Formen eben nicht in sämtlichen Kontexten problemlos austauschbar sind. In der Diskussion um die Synonymie von Kurzwort und Vollform wird meines Erachtens zu wenig berücksichtigt, dass das Verhältnis eines Kurzworts zu seiner Vollform nicht statisch, sondern dynamisch ist, worauf bereits Hofrichter (1977: 19) hinweist. Wie alle Wortschatzeinheiten unterliegen sowohl Kurz‐ wörter als auch ihre Vollformen einem gebrauchsbedingten Wandel (vgl. z. B. Bellmann 1980: 380), d. h. die Inhaltsseite eines Kurzworts und/ oder seiner Voll‐ form kann sich durch einen bestimmten Sprachgebrauch oder zusätzliche Kon‐ notationen verändern 4 , was auch die Synonymie zwischen den beiden Wort‐ schatzeinheiten verändern bzw. sogar auflösen kann. Eine mögliche Verdrängung der Vollform, wie sie im Deutschen beispielsweise bei Kino < Ki‐ nematograph und im Schwedischen nahezu bei bil < automobil erfolgt ist, wird auch von diversen Autoren angesprochen (vgl. z. B. Pohl 1991, Schröder 2000: 97 f., Weber 2002) und wäre durchaus eine eigene, groß angelegte diachrone Untersuchung wert. Da der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit jedoch auf phonologischen und grammatischen Gesichtspunkten liegt, kann eine ausführ‐ liche Diskussion semantischer Aspekte der Kurzwortbildung in diesem Rahmen nicht erfolgen. Gerade bei Eigennamen ist häufig zu beobachten, dass sich der Bezug der Kurzform 5 zu seiner Langform auflöst. In etlichen Fällen ist die Vollform gar nicht mehr in Gebrauch, wie etwa bei dt. DEKRA < Deutscher Kraftfahr‐ zeug-Überwachungsverein. Nicht einmal die DEKRA selbst verwendet heutzu‐ tage noch die Vollform ihres Namens. In diesem Fall hat außerdem ein Genus‐ wechsel vom Maskulinum zum Femininum stattgefunden, was ein weiteres Indiz für die Verselbständigung dieser Kurzform ist. In einigen Fällen hat die Kurzform sogar eine Änderung der Vollform überdauert. So wurde die Organi‐ sation REFA 1924 als Reichsausschuß für Arbeitszeitermittlung gegründet. Im Lauf der Jahre wurde der Verband mehrfach umbenannt, die Kürzung REFA jedoch beibehalten. Seit 1995 lautet der vollständige Name REFA - Verband für Arbeitsgestaltung, Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung e. V. und enthält demnach keinen Verweis mehr auf die ursprüngliche Vollform der Kür‐ 2.1 Darstellung und Eingrenzung des Untersuchungsgegenstands 15 zung. Eine ähnliche Situation liegt bei dem schwedischen Beleg AMF < arbets‐ marknadsförsäkring ‚schwed. Versicherung‘ vor. Die Vollform ist außer Ge‐ brauch gekommen und der offizielle Name des Versicherungsunternehmens lautet inzwischen AMF Pensionsförsäkring AB . Solche Belege, bei denen syn‐ chron keinerlei Beziehung mehr zwischen Kurz- und Vollform festzustellen ist, wurden nicht in die Belegsammlung aufgenommen. In anderen Fällen ist da‐ gegen der Bezug zur Vollform noch nicht völlig verblasst; derartige Belege wurden berücksichtigt, auch wenn davon auszugehen ist, dass die Relation zur Vollform irgendwann ganz verschwinden wird. Wie bei der Diskussion des Grades der Synonymie zwischen Kurzwort und Vollform bereits angeklungen ist, nehme ich generell an, dass die Beziehung eines Kurzworts zu seiner Voll‐ form dynamisch und einem stetigen Wandel unterworfen ist. Einzelne Kurz‐ wortbelege befinden sich demnach an unterschiedlichen Punkten auf einer Skala zwischen enger und völlig gelöster Beziehung zu ihrer Vollform. Eine detaillierte und systematische Darstellung solcher Loslösungsprozesse bleibt aktuell jedoch ein Desiderat für künftige Arbeiten mit einer stärkeren diachronen Ausrichtung. Eigennamen werden in früheren Arbeiten zur Kurzwortbildung unterschied‐ lich behandelt. Nübling (2001: 170) schließt diese z. B. explizit aus ihrer Betrach‐ tung aus und konzentriert sich lediglich auf „Appellativa, die von reduktiven Techniken Gebrauch machen“. Andere Autoren wie Vieregge (1983), Greule (1996), Schröder (2000) oder Steinhauer (2007) untersuchen jedoch auch Eigen‐ namen. Ronneberger-Sibold (1992: 24) weist darauf hin, dass die Sprachbenutzer im Fall von Eigennamen nur eine geringe Freiheit haben, eine Kürzung zu ak‐ zeptieren oder zu verändern, da durch die Präsenz des Eigennamens in den Me‐ dien etc. „ein gewisser normativer Zwang“ bestehe. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass in den jeweiligen Einzelsprachen für Eigennamen und Ap‐ pellativa dieselben Kürzungstechniken zur Verfügung stehen. Im Laufe dieser Arbeit zeigt sich, dass bei sämtlichen Kurzworttypen tatsächlich sowohl appel‐ lativische als auch propriale Belege vorkommen, bei der Verteilung jedoch starke Frequenzunterschiede bestehen. Zwischen Eigennamen und Appellativa besteht ein wesentlicher Funktions‐ unterschied. Während Appellativa das Objekt, auf das sie referieren, gleichzeitig beschreiben, identifizieren Eigennamen es nur. Da Eigennamen keine Bedeu‐ tung oder lexikalische Semantik haben, referieren sie direkt und eindeutig auf den Namenträger (vgl. Nübling/ Fahlbusch/ Heuser 2012: 28-38). Diese Unter‐ schiede zwischen Eigennamen und Appellativa machen eine gesonderte Be‐ trachtung sinnvoll, weshalb Eigennamen bei der Erstellung der Korpora als solche gekennzeichnet und in die Belegsammlungen aufgenommen wurden. Die in den deutschen und schwedischen Zeitungskorpora belegten Eigennamen sind 2. Gegenstand der Untersuchung 16 6 Weitere kontrastiv ausgerichtete Arbeiten zum Deutschen und Schwedischen, die ver‐ schiedene linguistische Teilbereiche betreffen, finden sich in den - allerdings nicht ganz aktuellen - Aufstellungen in Braunmüller (1977) und Nikula (2001). 2.2 überwiegend den Namenklassen der Objektnamen und Personennamen (z. B. dt. Schweini < Bastian Schweinsteiger, schwed. Bäckis < Nicklas Bäckström) zuzu‐ rechnen. Zu den Objektnamen zählen vor allem Namen von Unternehmen und Institutionen (z. B. dt. DJB < Deutscher Judo-Bund, schwed. ABF < Arbetarnas bildningsförbund). Aus Platzgründen liegt der Schwerpunkt der Analysen in den folgenden Kapiteln allerdings in erster Linie auf den Appellativa; es wird jedoch auch immer ein kurzer Ausblick auf die Situation bei den Eigennamen gegeben. Die bisherige Forschung zu deutschen und schwedischen Kurzwörtern wird in Kapitel 2.4 diskutiert. Eine längere, sprachvergleichende Untersuchung zur Kurzwortbildung in den beiden Sprachen liegt bislang allerdings noch nicht vor. Lediglich die kürzeren Arbeiten von Nübling (2001), Wahl (2002) und Nübling/ Duke (2007) beschäftigen sich erstmals mit einem Vergleich deutscher und schwedischer Kurzwörter. 6 Einige der in diesen Texten angesprochenen Punkte sollen in der vorliegenden Arbeit auf der Basis einer empirischen Grundlage ausführlich betrachtet werden. Durch die kontrastive Betrachtungsweise können einzelsprachliche Besonderheiten, was den Umgang der Untersu‐ chungssprachen mit Kurzwörtern oder auch weiteren peripheren Lexikonein‐ heiten angeht, besser herausgearbeitet werden. Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter Ehe in Kapitel 2.3 das Phänomen der Kurzwortbildung von verwandten Phäno‐ menen abgegrenzt wird und in Kapitel 2.4 ein Überblick über die bisher erfolgte Forschung zu deutschen und schwedischen Kurzwörtern gegeben wird, soll zu‐ nächst die in dieser Arbeit verwendete Kurzworttypologie vorgestellt werden. Da bei der Diskussion der bisherigen Kurzwortforschung immer wieder einzelne Kurzworttypen zur Sprache kommen werden, ist es sinnvoll, dem Forschungs‐ überblick und der Abgrenzung des Phänomens eine Diskussion der einzelnen Kurzworttypen voranzustellen, sodass die in dieser Arbeit verwendete Termi‐ nologie geklärt ist und sich etwaige abweichende Einteilungen anderer Autoren besser einordnen lassen. Da sich besonders die deutsche Kurzwortforschung sehr intensiv mit Kurzworttypologien befasst hat, sind die Diskussion der Klas‐ sifikation und der dazu erfolgten Forschung natürlich eng miteinander verzahnt, wodurch sich einzelne Doppelungen nicht ausschließen lassen. 2.2 Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter 17 7 Eine ausführliche Kritik dieser Ansätze findet sich auch in Steinhauer (2000: 29 ff.). Steinhauer stützt sich in ihrer Arbeit auf die Einteilung von Greule (1996), wonach in einem ersten Schritt die Qualität der Segmente innerhalb des Kurzworts zu einer Klas‐ sifikation in Buchstabenkurzwörter, Silbenkurzwörter, Morphemkurzwörter und Mischkurzwörter führt. Innerhalb dieser Gruppen wird weiter nach der Anzahl der Segmente aus der Vollform differenziert, nach der Position der Segmente in der Vollform (z. B. Kopfwörter) und danach, ob die Kurzform frei oder gebunden vorkommt. Diese Vorgehensweise ist konsequent und daher dem Ansatz von Kobler-Trill vorzuziehen, geht aber dennoch in erster Linie ebenfalls von der Beziehung zwischen Kurz- und Vollform aus, während die Struktur des Kurzworts gar nicht berücksichtigt wird. Was die Klassifizierung von Kurzwörtern betrifft, herrscht in der Forschungs‐ literatur keine Einigkeit. Im Wesentlichen lassen sich zwei Ansätze mit unter‐ schiedlicher Schwerpunktsetzung unterscheiden, die im Folgenden kurz skiz‐ ziert werden sollen. Dem ersten Ansatz folgen für das Deutsche Autoren wie Bellmann (1980), Kobler-Trill (1994), die in ihren Arbeiten eine sehr differen‐ zierte und komplexe Typologie der unterschiedlichen Typen von Kurzwörtern erstellt, und Fleischer/ Barz (2007). Gemeinsam ist diesen Ansätzen, dass sie vom Verhältnis von Kurz- und Vollform ausgehen und primär zwischen uni- und multisegmentalen Kurzwörtern unterscheiden, wobei Erstere aus einem zusam‐ menhängenden Teil der Vollform, Letztere aus mehreren diskontinuierlichen Elementen bestehen. Unisegmentale Kurzwörter werden weiter danach unter‐ gliedert, welcher Teil der Vollform als Kürzung erhalten bleibt und bilden dem‐ entsprechend Kopfwörter, Rumpfwörter und End- oder Schwanzwörter. Multi‐ segmentale Kurzwörter werden häufig danach klassifiziert, welcher Art die aus der Vollform entnommenen Elemente sind, ob es sich beispielsweise um Initialen oder Silbenteile handelt, und danach, ob die Kurzwörter als Buchstabenfolge oder lautlich gebunden ausgesprochen werden. Zu kritisieren ist bei solchen Ansätzen vor allem die uneinheitliche Vorgehensweise, da für ein- und dieselbe Ebene der Hierarchie unterschiedliche Kriterien Anwendung finden. Bei uni‐ segmentalen Kurzwörtern ist beispielsweise die Position in der Vollform ein Klassifizierungskriterium, bei den multisegmentalen Kurzwörtern dagegen un‐ abhängig von der Position die Qualität des Segments - also Buchstabe, Silbe/ Silbenteil oder Morphem - und die Aussprache. 7 Im Gegensatz dazu richtet eine andere Forschungsrichtung ihr Augenmerk verstärkt auf die Struktur des Kürzungsproduktes, ohne jedoch den Kürzungs‐ prozess auszuschließen. Dieser Ansatz findet sich erstmals bei Ronneberger-Si‐ bold (1992) und wird von Nübling (2001) und Nübling/ Duke (2007) aufgegriffen. Ebenso folgen Wahl (2002) sowie Leuschner (2008) der von Nübling modifi‐ zierten Klassifikation. Dieser Einteilung, die in den Arbeiten von Nübling, Wahl und Leuschner bereits auf schwedische Kurzwörter bezogen wurde, soll auch 2. Gegenstand der Untersuchung 18 8 Die Relation zwischen Kurz- und Vollform liefert durchaus wichtige und interessante Erkenntnisse, sollte jedoch nicht der einzige Blickwinkel sein, aus dem Kurzwörter betrachtet werden. diese Arbeit folgen, da angesichts des in Kapitel 2.4 näher ausgeführten termi‐ nologischen Wirrwarrs die Etablierung einer zumindest annähernd einheitli‐ chen Terminologie wünschenswert ist. Dies gilt in besonderem Maße für die Diskussion der noch wenig erforschten schwedischen Kurzwörter. Hier soll an die in den oben genannten Arbeiten erfolgte fruchtbare Diskussion angeknüpft und diese weitergeführt werden. Darüber hinaus erachte ich es für sinnvoll, auch den sprachlichen Output zu berücksichtigen. Es ist davon auszugehen, dass den Sprechern nahezu jedes sprachlich komplexe Material als Grundlage für eine Kürzung dienen kann und dass die Kürzungsprodukte bevorzugt eine bestimmte lautliche Gestalt aufweisen, die einzelsprachlich unterschiedlich sein kann. Daher sollte sich eine Klassifizierung nicht ausschließlich auf das Verhältnis von Kurz- und Vollform stützen, sondern die Struktur der Kurzwörter einbe‐ ziehen. 8 Was die Terminologie angeht, treten die Vertreter dieses Ansatzes jedoch nicht für eine völlige Abkehr von etablierten Begriffen ein. Etliche Begriffe wie „Kopfwort“ für Kürzungen des Typs Abi < Abitur nehmen Bezug auf die Stelle, die das Kurzwort ursprünglich in der Vollform eingenommen hat. Dies führt dazu, dass die Unterschiede zwischen verschiedenen Typologien bei der Benen‐ nung einzelner Kurzworttypen häufig eher gering erscheinen und es diverse Überschneidungen zwischen Klassifikationsansätzen der verschiedenen Au‐ toren gibt. Die Gegensätze zwischen einzelnen Ansätzen werden vor allem bei der Zuordnung mehrerer Kurzworttypen zu Kurzwortgruppen deutlich. Zu der Kurzwortgruppe der Kurzwörter im engeren Sinne bei Nübling (2001) gehören beispielsweise nicht nur unisegmentale Kurzwörter, sondern auch diskontinu‐ ierliche Kurzwörter wie Flak < Flugabwehrkanone, die aus verschiedenen Ele‐ menten der Vollform bestehen. In einer Typologie, die lediglich von der Bezie‐ hung des Kurzworts zur Vollform ausgeht, müssten solche Belege hingegen mit Buchstabierwörtern wie Kfz < Kraftfahrzeug gruppiert werden, die ebenfalls aus mehreren Segmenten der Vollform bestehen. Der Hauptunterschied liegt also in der Herangehensweise bei der Typologisierung: Während bei einer Klassifika‐ tion wie der von Kobler-Trill (1994) der Kürzungsprozess den alleinigen Aus‐ gangspunkt der Klassifikation darstellt, wird bei den Ansätzen nach Ronne‐ berger-Sibold (1992) außerdem das Kürzungsprodukt, also der Output des Kürzungsprozesses, berücksichtigt. Leuschner (2008: 250) weist darauf hin, dass sich eine derartige den Output integrierende Typologie besonders gut für kon‐ trastive Untersuchungen eignet, da sie genau die Kurzworttypen zu einer Kurz‐ 2.2 Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter 19 wortgruppe - diejenige der Kurzwörter im engeren Sinne - zusammenfasst, die bei Vergleichen phonologischer Aspekte die interessantesten Ergebnisse liefern. Daher nutzt auch die vorliegende sprachvergleichende Arbeit die in Nübling (2001: 170-184) beschriebene Typologie, die in Tabelle 1 dargestellt ist. Kurzwörter i. w. S eigentliche Kürzungen Akronyme Buchstabierwörter Lautinitialwörter Silbeninitialwörter Kurzwörter i. e. S. Kopfwörter Endwörter diskontinuierliche Kurz‐ wörter Sonderfälle Pseudoableitungen Kürzungskomposita gebundene Kürzungen elliptische Kürzungen Tabelle 1: Typologie deutscher Kurzwörter nach Nübling 2001: 172 Die Unterscheidung zwischen eigentlichen Kürzungen und Sonderfällen als Zwischenebene geht auf Ronneberger-Sibold (1992) zurück, da sie neue, frei vorkommende Wortwurzeln von solchen Kürzungen unterscheidet, die ent‐ weder nur gebunden vorkommen, bei denen gleichzeitig Suffigierung erfolgt oder die nach morphologischen Gesichtspunkten gekürzt sind (vgl. Nübling 2001: 172). Auch wenn diese Unterscheidung für die vorliegende Arbeit nicht zentral ist, erleichtert eine derartige Aufteilung der einzelnen Kurzworttypen in die Kurzwortgruppen Akronyme, Kurzwörter i. e. S. und Sonderfälle die Hand‐ habung und wird daher beibehalten. Wenn in dieser Arbeit von Kurzwörtern die Rede ist, sind damit jedoch stets die Kurzwörter im weiteren Sinne - also sämtliche Kurzworttypen - gemeint. Wo nur Kurzwörter i. e. S. gemeint sind, wird dies explizit erwähnt. Auch wenn Nüblings Einteilung aus Gründen der Kontinuität komplett über‐ nommen wird, lassen sich doch vereinzelt Kritikpunkte vorbringen, die aller‐ 2. Gegenstand der Untersuchung 20 dings bereits auf Ronneberger-Sibolds (1992: 7-17) Kategorisierung zurück‐ gehen. So liegen den verschiedenen Kurzwortgruppen verschiedene Klassifizierungskriterien zugrunde. Die Kurzwörter im engeren Sinne gehen aus unterschiedlichen Kürzungsprozessen hervor, ähneln sich aber im Output und bilden daher eine Kurzwortgruppe. Silbeninitialwörter und Lautinitialwörter werden hingegen nach der Bildungsweise zu den Akronymen gerechnet, auch wenn sie strukturell mehr Gemeinsamkeiten mit den Kurzwörtern im engeren Sinne als mit Buchstabierwörtern aufweisen (vgl. das Kopfwort Sani < Sanitäter mit dem Silbeninitialwort Schiri < Schiedsrichter und dem Lautinitialwort Ufo < unbekanntes Flugobjekt). Des Weiteren kann etwa der Begriff des Kürzungskompositums missver‐ standen werden. Zu verstehen ist er als Kompositum, dessen Erstglied aus einer Kürzung besteht. Er könnte jedoch auch dahingehend interpretiert werden, dass einem Kürzungskompositum ein Kompositum zugrunde liegen muss, das dann teilweise gekürzt wird. Diese Auffassung wäre jedoch unpräzise und würde nicht alle möglichen Fälle abdecken. Kürzungen wie E-Musik und H-Milch liegt zum Beispiel als Vollform kein Kompositum zugrunde, sondern die Phrase ernste Musik bzw. haltbare Milch. Auch im Schwedischen sind derartige Belege nicht zwangsläufig Kürzungen eines Kompositums, vgl. no-ämnen < naturorienterande ämnen ‚naturwissenschaftliche Schulfächer‘. Um der terminologischen Konti‐ nuität willen wird der Begriff des Kürzungskompositums allerdings trotzdem beibehalten. Auch der Typ der Silbeninitialwörter, bei anderen Autoren auch Silbenkurz‐ wörter oder Silbenwörter genannt, muss kritisiert werden. Der Begriff impli‐ ziert, dass ganze Silben aus der Vollform in das Kurzwort eingehen, während dies jedoch äußerst selten der Fall ist. In der Regel besteht ein sogenanntes Sil‐ benwort lediglich aus Silbenteilen der Vollform. In Schupo < Schutzpolizei wird beispielsweise von der ersten Silbe nur der Onset und der Silbenkern ohne die Koda übernommen; die vollständige erste Silbe der Vollform lautet Schutz. Ge‐ meint ist mit diesem Begriff dagegen vermutlich, dass bei Kurzwörtern diesen Typs alle Silben des Kurzworts als Ganzes aus der Vollform entnommen wurden, was sich durch diesen Terminus jedoch nicht unmittelbar erschließt. Da aber trotz dieses Einwands die überwiegende Mehrheit der Autoren von Silbenwör‐ tern, Silbeninitialwörtern oder Silbenkurzwörtern spricht, soll diese Begriff‐ lichkeit auch in der vorliegenden Arbeit beibehalten werden und von Silben‐ initialwörtern die Rede sein. Um den terminologischen Apparat nicht noch weiter zu belasten, wurden sämtliche Einzeltypen aus Nüblings Typologie mit ihren Bezeichnungen übernommen. 2.2 Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter 21 9 „Abkürzung“, „Verstümmelung“, „Unterbrechung“, „Ellipsenwort“, „Initialwort“ und „Kurzwort“. Sämtliche im Lauf dieser Arbeit in Fußnoten angegeben Übersetzungen schwedischer Termini oder Zitate stammen von der Verfasserin. 10 Gemeint sind damit bei Ronneberger-Sibold Kurzwörter im engeren Sinne. 2.2.1 Während im Deutschen verschiedene ausdifferenzierte Typologien mitei‐ nander konkurrieren, existiert für das Schwedische keine einheitliche, etablierte Typologie. In der linguistischen Forschung zum Schwedischen wurde die Kurz‐ wortbildung bislang generell nur wenig thematisiert (siehe dazu ausführlicher Kapitel 2.4.2). Im Hinblick auf die Terminologie ist die Situation im Schwedi‐ schen noch unklarer als im Deutschen, da dort verschiedene Begriffe wie „för‐ kortning“, „stympning“, „avbrytning“, „ellipsord“, „initialord“ und „kortord“ 9 bei unterschiedlichen Autoren teilweise synonym oder auch als Ober- oder Unter‐ begriffe voneinander verwendet werden. Aus diesem Grund soll nach dem Vor‐ bild von Nübling (2001) die für diese Arbeit etablierte deutsche Terminologie auch der Ausgangspunkt für die Analyse der schwedischen Belege sein. Wo in der Literatur bereits schwedische Termini für einen bestimmten Kurzworttyp vorgeschlagen wurden, werden diese im entsprechenden Unterkapitel erwähnt. In den folgenden Unterkapiteln sollen daher die in dieser Arbeit verwendeten Kurzworttypen nach Nübling (2001) anhand deutscher und schwedischer Bei‐ spiele vorgestellt werden. Akronyme Zur Gruppe der Akronyme zählen nach Nübling (2001: 171-174) Buchstabier‐ wörter, Lautinitialwörter und Silbeninitialwörter. Gemeinsam ist diesen Typen, dass das Kurzwort aus mehreren initialen Segmenten der Vollform (Buchstaben, Lauten oder Silbenteilen) besteht. Nach der Terminologie von Kobler-Trill (1994) handelt es sich bei Akronymen durchweg um multisegmentale Kurzwörter. Bis auf den Typ der Silbeninitialwörter werden Akronyme kaum spontan im münd‐ lichen Sprachgebrauch gebildet, sondern entstehen meist in der Schriftsprache, da zur Bildung von Akronymen in sehr viel höherem Maße Bezug auf die mor‐ phologische Ausgangsstruktur genommen werden muss als bei der Bildung von Kurzwörtern i. e. S. Ronneberger-Sibold (1992: 64) formuliert es folgendermaßen: „Die Akronymie ist also in mehreren Hinsichten eine sehr viel intellektuellere Kürzungstechnik als die Bildung von Kurzwörtern 10 .“ Trotz der unterschiedli‐ chen Bildungsweise unterscheiden sich Akronyme in vielen Punkten nicht grundlegend von Kurzwörtern im engeren Sinne. Im Lauf der Arbeit wird sich zeigen, dass Akronyme etwa in phonologischer Hinsicht zum Großteil die bei 2. Gegenstand der Untersuchung 22 11 Umlaute werden im Deutschen gewöhnlich in das restliche Alphabet integriert, sodass Ä in Lexika wie A behandelt wird und im Alphabet auf A folgt, während im Schwedi‐ schen Umlaute am Ende des Alphabets angeführt werden. Um den Vergleich der beiden Alphabete zu erleichtern, werden in dieser Tabelle auch die deutschen Umlaute am Ende des Alphabets angegeben. 2.2.1.1 Buchstabierwörter Kurzwörtern im engeren Sinne beobachteten Präferenzen teilen. Es ist also durchaus gerechtfertigt, sie als Teil der Kurzwortbildung zu betrachten. Bei Buchstabierwörtern werden die Anfangsbuchstaben von Bestandteilen der Vollform, zum Beispiel von Lexemen einer Wortgruppe oder Morphemen eines Kompositums, zu einem Kurzwort zusammengefügt und mit den entsprech‐ enden Buchstabennamen ausgesprochen. Die Aussprache der Buchstaben des deutschen und schwedischen Alphabets ist in Tabelle 2 angegeben. Wie daraus zu erkennen ist, gibt es dabei bis auf wenige Unterschiede große Übereinstim‐ mungen zwischen den Untersuchungssprachen. Im Deutschen haben 19 von 29, im Schwedischen sogar 22 von 29 Buchstabennamen einen vokalischen Aus‐ laut. Dies ist besonders im Hinblick auf die Silbenstruktur der Kurzworttypen der Buchstabierwörter und Kürzungskomposita (siehe Kapitel 4.2) von Bedeu‐ tung, da Kurzwörter, die ganz oder teilweise mit Buchstabennamen gebildet werden, zwangsläufig einen hohen Anteil offener Silben enthalten. das deutsche Alphabet 11 das schwedische Alphabet A [aː] A [ɑː] B [beː] B [beː] C [tseː] C [seː] D [deː] D [deː] E [eː] E [eː] F [ɛf] F [ɛf] G [geː] G [geː] H [haː] H [hoː] I [iː] I [iː] J [jɔt] J [jiː] K [kaː] K [koː] 2.2 Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter 23 12 Da meines Wissens keine Kurzwörter existieren, die ein scharfes S enthalten, wurde es nicht in diese Aufstellung aufgenommen. 13 Erst seit der 13. Auflage von Svenska Akademiens Ordlista 2006 wird <w> als separater Buchstabe behandelt; zuvor wurde <w> als Variante von <v> betrachtet. das deutsche Alphabet das schwedische Alphabet L [ɛl] L [ɛl] M [ɛm] M [ɛm] N [ɛn] N [ɛn] O [oː] O [ɷː] P [peː] P [peː] Q [kuː] Q [kʉː] R [ɛr] R [ær] S 12 [ɛs] S [ɛs] T [teː] T [teː] U [uː] U [ʉː] V [faʊ] V [veː] W [veː] W 13 [ˇdɵbːɘl ̩veː] X [iks] X [ɛks] Y ['ʏpsilɔn] Y [yː] Z [t͡sɛt] Z [ˇsɛːta] Ä [ɛː] Å [oː] Ö [øː] Ä [ɛː] Ü [yː] Ö [øː] Tabelle 2: deutsches und schwedisches Alphabet Beispiele für propriale und appellativische deutsche und schwedische Buchsta‐ bierwörter finden sich in Tabelle 3. Dieser Kurzworttyp ist im Deutschen sehr produktiv und deutlich häufiger als im Schwedischen, wie in Kapitel 3 deutlich werden wird. 2. Gegenstand der Untersuchung 24 14 „Initialwörtern“. 15 „Initialabkürzungen“. 16 „Akronymen“. deutsche Buchstabierwörter schwedische Buchstabierwörter AOK < Allgemeine Ortskrankenkasse AIK < Allmänna Idrottsklubben - ‚allgemeiner Sportklub‘ GEZ < Gebühreneinzugszentrale FP < Folkpartiet Liberalerna ‚Volkspartei die Liberalen‘ IHK < Industrie- und Handelskammer KTH < Kungliga Tekniska Högskolan ‚Königlich Technische Hochschule‘ MG < Maschinengewehr mc < motorcykel ‚Motorrad‘ Tabelle 3: deutsche und schwedische Buchstabierwörter Typischerweise werden Eigennamen wie Namen von Organisationen auf diese Weise gebildet, z. B. dt. VDMA < Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbau und schwed. LRF < Lantbrukarnas riksförbund ‚Reichsverband der Landwirte‘. Zum einen legen es deren oft sehr komplexe Vollformen nahe, eine gekürzte Form zu bilden, die in der Alltagskommunikation leichter zu handhaben ist. Des Weiteren ist die Akronymisierung eine Opakisierungsstrategie, mit der appel‐ lativische Interpretationen verhindert werden, die möglicherweise nicht mehr mit dem Referenten kompatibel sind, weil sich beispielsweise die Produktpalette oder die Ausrichtung der Organisation geändert hat. Doch auch appellativische Buchstabierwörter werden in beiden Untersu‐ chungssprachen durchaus gebildet, z. B. dt. AB < Anrufbeantworter oder schwed. vd < verkställande direktör ‚Geschäftsführer‘. Während diese im Deutschen recht häufig sind, ist ihre Frequenz im Schwedischen dagegen deutlich geringer; dort werden für Appellativa eher andere Kürzungsarten bevorzugt. Im Schwedischen ist bei Belegen dieses Typs die Rede von „initialord“ 14 (z. B. bei Laurén 1972: 3), „initialförkortningar“ 15 oder „akronymer“ 16 , wobei in der ge‐ samten Kurzwortterminologie im Schwedischen noch klare Abgrenzungen und etablierte Begrifflichkeiten fehlen, wie in Kapitel 2.4.2 erläutert wird. Nübling (2001: 173) weist darauf hin, dass das Schwedische einen Sondertyp der Buchstabierwörter kennt, bei dem die Schreibung der Aussprache angenä‐ hert wird, indem die Buchstabennamen ausgeschrieben werden. Das auch im Deutschen existierende Kurzwort TV < Television wird im Schwedischen dem‐ nach teve geschrieben. Dasselbe gilt für behå < bysthållare ‚Büstenhalter‘. Dieses Verfahren ist dem Deutschen nicht grundsätzlich unbekannt, wird jedoch bei 2.2 Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter 25 17 Die Organisation KTIB änderte 2011 ihren Namen zu Telekområdgivarna. 2.2.1.2 Lautinitialwörter Appellativa nicht angewandt. Es finden sich lediglich Beispiele für Eigennamen nach diesem Muster, so Vaude < von Dewitz und Edeka < Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin. Ein weiterer Sonderfall der Buchstabierwörter, der bislang in der Forschungs‐ literatur noch nicht beschrieben wurde, ist im Schwedischen zu beobachten. Diese Belege, die ich hier als teilgebundene Buchstabierwörter bezeichnen möchte, werden wie gewöhnliche Buchstabierwörter gebildet, es wird jedoch nur ein Teil des Kurzworts mit Buchstabennamen ausgesprochen und ein wei‐ terer Teil phonetisch gebunden, z. B. KTIB < Konsumenternas tele-, tvoch inter‐ netbyrå  17 ‚Beratungsdienst für Medienkonsumenten‘ mit der Aussprache [koːtib] oder HSAN < Hälsooch sjukvårdens ansvarsnämnd ‚Amt für medizini‐ sche Verantwortung‘ mit der Aussprache [hoːsan]. Teilgebundene Buchstabier‐ wörter stellen damit eine Art Mischung aus Buchstabierwörtern und Lautiniti‐ alwörtern dar. Bei sämtlichen in den Korpora dieser Arbeit verzeichneten Belegen dieses Typs handelt es sich um Eigennamen. Appellativa dieses Typs sind bislang nicht belegt. Die Bildungsweise von Lautinitialwörtern ist identisch mit der von Buchsta‐ bierwörtern; die beiden Typen unterscheiden sich lediglich in der Aussprache. Lautinitialwörter werden als phonetisch gebundene Wörter ausgesprochen. Auch dieser Typ kommt in beiden Sprachen vor, er ist allerdings deutlich sel‐ tener als die häufigen Buchstabierwörter, da seine Bildung sehr viel stärkeren Restriktionen unterliegt. Während innerhalb eines Buchstabierworts im Grunde alle Buchstabenkombinationen möglich sind, müssen bei der Bildung eines Lautinitialworts die Initialen der Vollform so gewählt werden, dass sie ein in der jeweiligen Sprache aussprechbares und phonologisch wohlgeformtes Wort er‐ geben. Tabelle 4 enthält Beispiele für propriale und appellativische deutsche und schwedische Lautinitialwörter. deutsche Lautinitialwörter schwedische Lautinitialwörter APO < außerparlamentarische Opposi‐ tion Bris < Barnens rätt i samhället ‚schwed. Kinderschutzorganisation‘ Bams < Bild am Sonntag Sifo < Svenska Institutet för opinionsundersökningar ‚schwed. Meinungsfor‐ schungsinstitut‘ 2. Gegenstand der Untersuchung 26 18 Ufo wird manchmal auch als Entlehnung des englischen Kurzworts ufo < unidentified flying object eingestuft. Da zum einen engl. ufo ein Buchstabierwort ist und dt. Ufo dagegen als phonetisch gebundenes Wort ausgesprochen wird und zudem eine eigene deutsche Vollform dazu existiert, betrachte ich Ufo als deutsches Kurzwort, dessen Vollform eine Lehnübersetzung ist. 19 Anders als bei diskontinuierlichen Kurzwörtern, bei denen ein der Vollform entnom‐ menes Segment mitunter auch nur zwei Buchstaben umfasst (z. B. Flak < Flugabwehr‐ kanone), ist die Verbindung der Graphemkombination <st> jedoch besonders eng, wes‐ halb Asta als Lautinitialwort und nicht als diskontinuierliches Kurzwort eingeordnet wird. 20 Interessant ist an dem Beleg DEFA auch, dass ein Bestandteil der Vollform AG < Akti‐ engesellschaft bereits ein Kurzwort ist und hier weiter gekürzt wird. 21 „Initialwörter/ Initialabkürzungen“. 22 „Akronyme“. deutsche Lautinitialwörter schwedische Lautinitialwörter GAU < größter anzunehmender Unfall FoU < forskning och utveckling ‚Forschung und Entwicklung‘ Ufo < unbekanntes Flugobjekt 18 vab < vård av sjukt barn ‚Freistellung von der Arbeit zur Pflege eines kranken Kindes‘ Tabelle 4: deutsche und schwedische Lautinitialwörter In einigen Fällen wird nicht nur ein Anfangsbuchstabe, sondern ein etwas grö‐ ßerer Teil der Vollform übernommen. So wird etwa bei dt. AS tA < Allgemeiner Studentenausschuss die silbeninitiale Konsonantenverbindung <st> über‐ nommen. 19 Dadurch bleibt der Zusammenhang zur Vollform besser erhalten, was bei der schriftlichen Kommunikation dem Leser die Verarbeitung erleich‐ tert. Bei Belegen wie DEFA < Deutsche Film- AG wird neben reinen Initialen auch eine initiale Verbindung aus zwei Graphemen in die Kurzform übernommen, um deren Aussprechbarkeit als Lautinitialwort zu gewährleisten. 20 Einen Son‐ derfall stellt der deutsche Beleg Dax < Deutscher Aktienindex dar. Hier gehen die Initialen der ersten beiden Morpheme der Vollform in das Kurzwort ein; statt der dritten Initiale enthält die Kurzform jedoch das finale Graphem <x>. Da‐ durch erhält das Lautinitialwort eine geschlossene statt eine offene Silbe. Es ist jedoch anzunehmen, dass in erster Linie die prägnantere Gestaltung des Schrift‐ bilds ausschlaggebend für diese Bildungsweise war. Möglicherweise soll <x> Technik und Fortschritt evozieren. Im Schwedischen werden Lautinitialwörter in der Regel wie auch Buchsta‐ bierwörter „initialord/ initialförkortningar“ 21 oder „akronymer“ 22 genannt. Meist wird begrifflich nicht zwischen Buchstabierwörtern und Lautinitialwörtern dif‐ 2.2 Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter 27 23 „die Akronyme, d. h. Initialwörter, bei denen die Buchstabenfolge als Wort gelesen werden kann“. 24 „Ferner sollte man beachten, dass Akronyme eigentlich nicht gleichbedeutend mit Ini‐ tialwörtern sind, sondern nur eine Unterkategorie derselben.“ 2.2.1.3 Silbeninitialwörter ferenziert. Interessanterweise spricht Laurén (1972: 7) für das Schwedische nur bei Lautinitialwörtern von Akronymen: „akronymerna, dvs. initialord, där boks‐ tavsföljden kan läsas som ett ord“ 23 und betont: „Man bör ytterligare observera att akronymer egentligen inte är liktydigt med initialord, utan endast en un‐ deravdelning av dem.“ 24 (3) Lauréns Kategorisierung dieser Kurzworttypen ist damit genau gegensätzlich zu der in dieser Arbeit vorgenommenen. Während bei ihm ein Akronym ein Untertyp eines Initialworts ist, ist in dieser Arbeit Akronym der Oberbegriff, unter dem verschiedene Arten von Initialwörtern zusammengefasst werden. Durch die gebundene Aussprache beansprucht im Gegensatz zu den Buch‐ stabierwörtern nicht jede aus der Vollform entnommene Initiale eine eigene Silbe, sodass hier Kurzwortbildungen mit einer geringeren Silbenzahl als im Fall der Buchstabierwörter entstehen. So sind auch einsilbige Lautinitialwörter mög‐ lich, während es zumindest im Deutschen keine einsilbigen Buchstabierwörter gibt, die aus nur einer Initiale bestehen müssten. Diese sind im Schwedischen belegt, aber auf die Parteinamen beschränkt (siehe dazu Kapitel 4.1.2). Bei ei‐ nigen deutschen Kurzwörtern ist eine alternative Aussprache als Buchstabier‐ wort oder als Lautinitialwort möglich, beispielsweise bei RAF < Rote Armee Fraktion oder FAZ < Frankfurter Allgemeine Zeitung. Für das Schwedische sind mir keine derartigen Beispiele bekannt. Durch den Typ der Lautinitialwörter können beabsichtigt oder unbeabsich‐ tigt Homonymien zu Lexemen des Normalwortschatzes entstehen, so beispiels‐ weise dt. ERNA < Eigene Rufnummer-Ansage, was gerade bei Produkt- und Un‐ ternehmensnamen ein gern genutztes Mittel ist. Als letzte Untergruppe der Akronyme sind schließlich die Silbeninitialwörter zu nennen, die anders als die anderen Akronymtypen primär in der gespro‐ chenen Sprache entstehen. Dabei wird das Kurzwort aus mehreren initialen Silben (z. B. dt. Kripo < Kriminalpolizei) oder Silbenteilen (dt. Schiri < Schieds‐ richter) von verschiedenen Konstituenten der Vollform gebildet. In manchen Fällen werden auch Teile übernommen, die etwas mehr als eine Silbe umfassen (z. B. dt. Europol < Europäisches Polizeiamt, schwed. komvux < kommunal vuxen‐ 2. Gegenstand der Untersuchung 28 25 Diese Fälle könnten alternativ auch als diskontinuierliche Kurzwörter betrachtet werden (siehe Kapitel 2.2.2.3). 26 „Kombinationen unterschiedlicher Kürzungen“. utbildning ‚kommunale Erwachsenenbildung‘). 25 Im Deutschen ist dieser Typ auf verschiedenen sprachlichen Ebenen sehr produktiv und erzeugt neben vielen Augenblicksbildungen wie Wama < Waschmaschine auch eine Vielzahl von Eigennamen wie Kikuwe < Kinder-Kultur-Werkstatt und Beki < Landesiniti‐ ative Bewusste Kinderernährung. Ein Blick auf die schwedischen Daten ergibt jedoch ein anderes Bild. Hier finden sich nur sehr wenige Belege nach diesem Bildungsmuster. Dennoch sind Silbeninitialwörter kein „ausschließlich deut‐ sches Phänomen“, wie Nübling (2001: 173) meint. Die Frequenz der Silbeniniti‐ alwörter ist im Schwedischen zwar sehr niedrig; das Vorkommen der Belege zeigt jedoch, dass die Bildung dieses Kurzworttyps nicht per se unmöglich ist, sondern lediglich andere Bildungen präferiert werden. Etwas vorsichtiger for‐ muliert Wahl (2002: 49) und spricht von einer „Randerscheinung“ im Schwedi‐ schen. Die geringe Verbreitung dieses Typs im Schwedischen dürfte der Grund dafür sein, dass es keinen speziellen Terminus für diesen Kurzworttyp gibt, sondern Belege dieser Art von Laurén (1976: 321) unter „kombinationer av olika reduktioner“ 26 aufgeführt werden. Damit fasst Laurén Silbeninitialwörter nicht als als eigenständigen Kurzworttyp mit eigener Bildungsweise auf, sondern als Ausnahme, bei der mehrere der regulären Kürzungsverfahren kombiniert werden. Bei der Bildung von Silbeninitialwörtern scheint es in noch höherem Maße als bei den Buchstabier- und Lautinitialwörtern von der phonologischen Struktur abzuhängen, welche Teile der Vollform letztlich Eingang in das Kurz‐ wort finden. deutsche Silbeninitialwörter schwedische Silbeninitialwörter Kita < Kindertagesstätte flextid < flexibel arbetstid ‚flexible Arbeitszeit‘ Juso < Jungsozialist genrep < generalrepetition ‚General‐ probe‘ Mofa < Motorfahrrad kombo < kompisboende ‚Mitbewohner‘ Trafo < Transformator säpo < säkerhetspolisen ‚schwed. Nach‐ richtendienst‘ Tabelle 5: deutsche und schwedische Silbeninitialwörter 2.2 Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter 29 2.2.2 2.2.2.1 Kopfwörter Kurzwörter im engeren Sinne Zu den Kurzwörtern im engeren Sinne zählen bei Nübling (2001: 172) Kopf‐ wörter, Endwörter und diskontinuierliche Kurzwörter. Bei Kopf- und Endwör‐ tern handelt es sich um unisegmentale Kurzwörter, die aus einem zusammen‐ hängenden Teil der Vollform bestehen. Der Typ der diskontinuierlichen Kurzwörter ähnelt diesen Typen im Output sehr, weshalb er vermutlich schon bei Ronneberger-Sibold (1992: 8) zur selben Obergruppe gezählt wird. In der Bil‐ dungsweise unterscheidet er sich dadurch, dass das Kurzwort nicht nur aus einem zusammenhängenden Teil der Vollform, sondern aus mehreren diskon‐ tinuierlichen Teilen besteht. Im Bezug auf die Bildungsweise ist die Gruppe der Kurzwörter im engeren Sinne also heterogen. Die Gestalt der einzelnen Typen weist jedoch große Ähnlichkeiten auf, weshalb sie im Sinne einer Typologie, die auch den Output berücksichtigt, zu einer Kurzwortgruppe zusammengefasst werden. Eine hohe Übereinstimmung besteht auch zwischen der phonologischen Struktur von Kopfwörtern und Silbeninitialwörtern. In Kapitel 4 zeigt sich, dass unterschiedliche Verfahren der Kurzwortbildung ähnliche Outputs erzeugen. Welches Kürzungsverfahren im Einzelfall zur Anwendung kommt, scheint also von Material und Struktur der Vollform abzuhängen, lässt sich aber nicht immer abschließend klären. Aufgrund ihrer einfacheren Bildungsweise sind Kurzwörter i. e. S. nicht zwangsläufig auf eine schriftliche Vorlage angewiesen, sondern können auch im mündlichen Sprachgebrauch entstehen. Häufig sind sie stark nähesprachlich im Sinne von Koch/ Oesterreicher (1985). Der weitaus häufigste Typ der Kurzwörter im engeren Sinne sind Kopfwörter. Sie entstehen durch eine Art Apokope, d. h. das hintere Segment der Vollform fällt ohne Rücksicht auf Morphemgrenzen weg. Das Kurzwort besteht also aus dem kontinuierlichen verbleibenden Anfangsteil. In beiden Untersuchungs‐ sprachen können sowohl Eigennamen wie dt. Katha < Katharina oder schwed. Carro < Carolina - oft Rufnamen in hypokoristischer Funktion oder Toponyme - als auch Appellativa auf diese Weise gekürzt werden (siehe Tabelle 6). deutsche Kopfwörter schwedische Kopfwörter Kö < Königsallee Åtvid < Åtvidabergs Fotbollförening Abo < Abonnement cigg < cigarett 2. Gegenstand der Untersuchung 30 27 Einzelheiten zur phonologischen Struktur einzelner Kurzworttypen und von Kurzwör‐ tern im Allgemeinen werden in Kapitel 4 ausführlich erörtert. 28 „Kurzwörtern“. 29 „Reduktion des Endes“. 30 „Unterbrechung“. deutsche Kopfwörter schwedische Kopfwörter Mathe < Mathematik temp < temperatur Navi < Navigationsgerät vicka < vikariera ‚vertreten‘ Tabelle 6: deutsche und schwedische Kopfwörter Formale Ähnlichkeiten bestehen besonders zwischen deutschen Kopfwörtern und manchen Silbeninitialwörtern und Pseudoableitungen (vgl. Nübling 2001: 174 f.), was wiederum bestätigt, dass ein Großteil der gesamten Kurzwortbildung ähnliche Strukturen erzeugt. 27 Eventuell haben im Deutschen auf -i endende Kopfwörter wie Zivi < Zivildienstleistender die Entstehung von Pseudoablei‐ tungen auf -i wie Pulli < Pullover durch Analogiebildung begünstigt. Für das Schwedische spricht Laurén (1976: 311) im Hinblick auf Kopfwörter von „kortord“ 28 , die durch „final reduktion“ 29 entstanden sind. Er kommt zwar darauf zu sprechen, dass Kürzungen mit oder ohne Rücksicht auf Morphem‐ grenzen erfolgen können, leitet daraus aber keine unterschiedlichen Kurzwort‐ typen ab. Andere schwedische Bezeichnungen für Kopfwörter sind „avbryt‐ ning“ 30 (z. B. bei Svenblad 2003: XI ) oder „ellips“ (z. B. bei Malmgren 1994: 72). Ein interessanter Unterschied zwischen dem Deutschen und dem Schwedi‐ schen betrifft die Wortarten, die Kopfwörter bilden können. Deutsche Kopf‐ wörter sind fast ausschließlich Substantive. Daneben gibt es nur sehr wenige Adjektive depri < deprimiert, die jedoch eine eingeschränkte Flexion und Syntax aufweisen, d. h. sie sind nicht flektierbar und können nur prädikativ vor‐ kommen. Im Schwedischen machen Substantive zwar ebenfalls den größten Teil der Kopfwörter aus, doch auch verbale Kopfwörter wie bomba < bombardera ‚bombardieren‘ und galva < galvanisera ‚galvanisieren‘ sind nicht selten. Gene‐ rell ist die Kurzwortbildung im Schwedischen nicht so stark auf Substantive beschränkt wie im Deutschen. Diese Offenheit gegenüber verschiedenen Wort‐ arten deckt sich insofern mit dem Bild, das sich im Lauf dieser Arbeit von der schwedischen Kurzwortbildung ergeben wird, als sie sich in verschiedener Hin‐ sicht deutlich flexibler zeigt als die deutsche. 2.2 Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter 31 31 Weitere Überlegungen zur Produktivität einzelner Kurzworttypen finden sich in Kapitel 3.1. 32 „Unterbrechung“. 33 „Kurzwörter“. 34 „Reduktion des Anfangs“. 2.2.2.2 Endwörter Das Gegenstück zu Kopfwörtern bilden Endwörter, von manchen Autoren auch als Schwanzwörter bezeichnet: Sie entstehen durch eine Art Aphärese, d. h. der vordere Teil der Vollform wird ohne Berücksichtigung von Morphemgrenzen getilgt. Derartige Bildungen sind in beiden Untersuchungssprachen nur mar‐ ginal vertreten. Besonders für das Deutsche ist fraglich, ob es sich hierbei über‐ haupt um einen produktiven Kurzworttyp handelt, da es keine Belege für genuin deutsche Endwörter gibt. 31 Sämtliche mir bekannten deutschen appellativischen Endwörter können auch als Lehnkurzwörter interpretiert werden, die bereits gekürzt oder zusätzlich zu ihrer Vollform entlehnt wurden. Dies gilt beispiels‐ weise für die häufig angeführten Belege Bus < Omnibus oder Cello < Violoncello oder auch Fax < Telefax. Eine gewisse Produktivität bei Endwörtern lässt sich im Deutschen am ehesten für Personennamen annehmen, da manche Rufnamen wie Lotte < Charlotte oder Tina < Bettina zu Endwörtern gekürzt werden. Im Schwedischen werden Endwörter oft nicht von Kopfwörtern abgegrenzt und ebenfalls als „avbrytning“ 32 oder „ellips“ bezeichnet. Für Laurén (1976: 304) sind diese Kurzwörter „kortord“ 33 durch „initial reduktion“ 34 . Endwörter sind im Schwedischen etwas häufiger als im Deutschen und können nicht immer als Lehnkurzwörter interpretiert werden, was dafür spricht, dass durch diesen Kürzungstyp tatsächlich produktiv Kurzwörter entstehen können, wenngleich dieser Prozess marginal bleibt. Bei sämtlichen schwedischen Belegen bleiben die endbetonten Segmente der Vollform erhalten. In Tabelle 7 sind deutsche und schwedische appellativische Endwörter zusammengestellt, wobei für die deut‐ schen Belege wie gesagt die Einschränkung gilt, dass dieser Typ vermutlich nicht produktiv ist und die Belege auch als Lehnkurzwörter interpretiert werden könnten. deutsche Endwörter schwedische Endwörter Bus < Omnibus bil < automobil ‚Auto‘ Cello < Violoncello goja < papegoja ‚Papagei‘ 2. Gegenstand der Untersuchung 32 35 „Kombinationen unterschiedlicher Kürzungen“. 36 Siehe Kapitel 2.2.3.4. 2.2.2.3 Diskontinuierliche Kurzwörter deutsche Endwörter schwedische Endwörter Fax < Telefax sessa < prinsessa ‚Prinzessin‘ Tabelle 7: deutsche und schwedische Endwörter Ein noch seltenerer Typ von kontinuierlichen Kurzwörtern ist das sogenannte Rumpfwort (vgl. Kobler-Trill 1994: 64 f.), bei dem lediglich ein mittlerer Teil der Vollform erhalten bleibt. Beispiele hierfür beschränken sich im Deutschen auf Kürzungen von Rufnamen wie Basti < Sebastian und Lisa < Elisabeth. Im Schwe‐ dischen ist die Situation ähnlich; es lassen sich nur sehr wenige Belege unter den Appellativa finden, nämlich komp < ackompanjemang ‚Begleitung‘ und kollo < barnkoloni ‚Ferienlager‘, die bei Laurén (1976: 321) unter „kombinationer av olika reduktioner“ 35 fallen. In allen Fällen bleibt der Teil erhalten, der den Haupt‐ akzent trägt. Von den angeführten Beispielen ist allerdings lediglich komp ein eindeutiges Rumpfwort; bei kollo ist auch eine andere Bildungsweise denkbar. Es könnte auch durch eine elliptische Kürzung 36 von barnkoloni zu koloni und eine anschließende Reduzierung auf ein Kopfwort entstanden sein. Da der Typ der Rumpfwörter so marginal ist und nicht produktiv zu sein scheint, soll er im Weiteren außen vor bleiben und wurde auch nicht als eigener Kurzworttyp in die Typologie aufgenommen. Anders als Kopf- und Endwörter bestehen diskontinuierliche Kurzwörter nicht aus einem zusammenhängenden Teil der Vollform. Meist wird ein Anfangsteil der Vollform, der mehr oder weniger als die erste Silbe umfassen kann, mit einem weiteren der Vollform entnommenen Segment kombiniert. Die Bildungsweise ist also nicht einheitlich; auf Morphem- oder Silbengrenzen scheint keine Rück‐ sicht genommen zu werden. Vermutlich ist die Schaffung eines phonologisch wohlgeformten Outputs das Hauptkriterium dafür, welche Segmente der Voll‐ form übernommen werden. Auch dieser Typ, für den in Tabelle 8 propriale und appellativische Beispiele zusammengestellt sind, ist im Deutschen und Schwe‐ dischen relativ selten, was bedeutet, dass die Kopfwörter die prototypischen Vertreter der Kurzwörter im engeren Sinne sind. 2.2 Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter 33 37 „Teleskopwörter“. 38 „Kurzwort“. 39 „Kurzwörter“ durch „Reduktion der Mitte“. 40 „Kombinationen unterschiedlicher Kürzungen“. deutsche diskontinuierliche Kurz‐ wörter schwedische diskontinuierliche Kurz‐ wörter taz < die Tageszeitung Skop < Skandinavisk Opinion Aktiebolag Epo < Erythropoetin koll < kontroll Flak < Flugabwehrkanone milo < militärområde ‚Militärgebiet‘ Krad < Kraftrad synka < synkronisera ‚synchronisieren‘ Tabelle 8: deutsche und schwedische diskontinuierliche Kurzwörter Der schwedische Begriff „teleskopord“ 37 deckt den Teil der diskontinuierlichen Kurzwörter ab, bei denen Segmente von Anfang und Ende der Vollform kom‐ biniert werden, z. B. moped < motorvelociped. Einen weiter gefassten Begriff, der den Kurzworttyp der diskontinuierlichen Kurzwörter wie in dieser Typologie definiert bezeichnet, gibt es im Schwedischen nicht. Entsprechende Belege werden allgemein als „ellips“ oder „kortord“ 38 betitelt. Für Laurén (1976) sind derartige Beispiele „kortord“ durch „medial reduktion“ (306) 39 oder „kombina‐ tioner av olika reduktioner“ 40 (321). Zuweilen werden manche der eigentlich den diskontinuierlichen Kurzwör‐ tern zuzurechnenden Belege wie stins < stationsinspektör ‚Bahnhofsvorsteher‘ und pryo < praktisk yrkesorientering ‚berufsorientierende Praktika‘ fälschlicher‐ weise zu den Lautinitialwörtern gezählt. Im Fall von stins werden aus der Voll‐ form jedoch deutlich mehr als die Initialen entnommen. Vom ersten Morphem {stations} werden die ersten beiden Grapheme übernommen, vom zweiten Teil der Vollform jedoch ein noch größerer Teil. Die Graphemfolge <ins> steht zwar am Anfang des Morphems {inspektör}, macht aber letztlich sogar mehr als eine ganze Silbe aus und kann somit eigentlich nicht mehr als Initiale bezeichnet werden. Wenn es sich nicht um ein Lautinitialwort handelt, muss dieser Beleg demnach als diskontinuierliches Kurzwort analysiert werden. Ein ähnlicher Fall liegt bei dem Beleg pryo vor. Auch hier umfasst das anlautende <pr> mehr als eine Initiale, weshalb auch dieser Beleg meiner Meinung nach zu den diskonti‐ nuierlichen Kurzwörtern gerechnet werden sollte, wenn auch dieser Fall we‐ niger eindeutig ist als stins. 2. Gegenstand der Untersuchung 34 41 Laut Kotsinas (2003b: 9) und Kotsinas (2003a: 227 f.) ist -is heutzutage bei schwedischen Neubildungen rückläufig, wohingegen -o in der Jugendsprache zunehmend an Bedeu‐ tung gewinnt, was von ihr zumindest teilweise mit dem Einfluss von auf -o auslau‐ tenden Kurzwörtern wie favvo < favorit, miffo < missfoster ‚Missgeburt‘ und reko < re‐ korderlig ‚zuverlässig‘ begründet wird. 2.2.3 2.2.3.1 Pseudoableitungen Bei den schwedischen Belegen fällt wieder auf, dass neben Substantiven wei‐ tere Wortarten diskontinuierliche Kurzwörter bilden. Adjektive wie deppad < deprimerad ‚deprimiert‘ sind dabei eher selten, doch Verben wie gratta < gratu‐ lera ‚gratulieren‘ und impa < imponera ‚imponieren‘ sind unter den diskontinu‐ ierlichen Kurzwörtern relativ häufig. Sonderfälle Neben den Gruppen der Akronyme und der Kurzwörter im engeren Sinne führt Nübling (2001) die Gruppe der Sonderfälle an. Hier sind diejenigen Kurzwort‐ typen zusammengefasst, bei deren Bildung neben der Kürzung auch andere Prozesse eine Rolle spielen oder die distributionelle Besonderheiten aufweisen. Diese Gruppe ist sehr heterogen, da die Gemeinsamkeit der darin enthaltenen Typen in erster Linie darin besteht, dass sie sich von den Gruppen der Akronyme und der Kurzwörter i. e. S. deutlich unterscheiden. Die Sonderfälle umfassen Pseudoableitungen, bei denen Suffigierung und Kürzung gleichzeitig eintreten, Kürzungskomposita und gebundene Kürzungen, deren Distribution eingeschränkt ist, sowie elliptische Kürzungen, bei denen semantische Gesichtspunkte einen stärkeren Einfluss auf den Output haben als phonologische. Pseudoableitungen sind ein in beiden untersuchten Sprachen äußerst verbrei‐ tetes und produktives Phänomen. Bei einer Pseudoableitung „wird von der Voll‐ form i. d. R. unisegmental eine einsilbige, konsonantisch auslautende Kopfform gebildet und diese im Deutschen mit -i, im Schwedischen mit -is suffigiert“ (Nübling 2001: 176). Mögliche Suffixe sind nicht nur -i bzw. -is, sondern im Deutschen auch -o (Realpolitiker < Realo), -e (Lesbe < Lesbierin), -er (Elfer < Elf‐ meter) und seltener -a (Reala < Realpolitikerin) sowie im Schwedischen -o (fyllo < fyllerist ‚Säufer‘), -e (sosse < socialdemokrat) und -a (bibbla < bibliotek). Im Vergleich zu der großen Menge an Pseudoableitungen auf -i bzw. -is bleiben Bildungen mit anderen Suffixen jedoch marginal; daher soll in erster Linie auf Erstere eingegangen werden. 41 Als zugrunde liegende Formen können Lexeme 2.2 Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter 35 42 „Reduktion des Endes“. 43 „Abkürzung und Suffixableitung“. unterschiedlicher Wortarten dienen; die Resultate sind in beiden Sprachen je‐ doch überwiegend Substantive, wenn auch Adjektive möglich sind, die aber nicht flektierbar sind und nur prädikativ verwendet werden (dt. supi < super, logo < logisch und schwed. avis < avundsjuk ‚eifersüchtig‘, pretto < pretentiös ‚arrogant‘). Des Weiteren existieren im Schwedischen auch Interjektionen als Pseudoableitungen; diese beschränken sich meines Wissens aber auf die beiden viel zitierten Beispiele grattis < gratulerar ‚Glückwunsch‘ und tjänis/ tjenis < tjä‐ nare ‚Servus‘ und sind eher als Randerscheinungen einzustufen. Wie auch die meisten Kurzwörter i. e. S. entstammen Pseudoableitungen dem mündlichen Sprachgebrauch; zudem sind sie besonders nähesprachlich. Kot‐ sinas (2003b: 9) ordnet zumindest neue Pseudoableitungen sogar dem Slang zu, wenngleich sie darauf hinweist, dass die Lexeme bei häufigem Gebrauch solche diastratischen Merkmale mit der Zeit verlieren können. Sehr häufig bezeichnen Pseudoableitungen Personen (dt. Ami < Amerikaner, schwed. kändis < känd person ‚Prominente(r)‘), häufig werden sie auch zu Personennamen (dt. Andi < Andreas, schwed. Sigge < Sigvard) gebildet. Dabei enthalten sie oft eine hypo‐ koristische (dt. Schweini < Bastian Schweinsteiger oder schwed. Bäckis < Nicklas Bäckström) oder auch pejorative Note (dt. Transe < Transvestit, schwed. transa < transvestit). Weitere Beispiele für propriale und appellativische Pseudoablei‐ tungen im Deutschen und Schwedischen sind in Tabelle 9 zusammengestellt. deutsche Pseudoableitungen schwedische Pseudoableitungen Poldi < Lukas Podolski Svennis < Sven-Göran Eriksson Fundi < Fundamentalist kondis < konditori ‚Konditorei‘ Hunni < Hunderteuroschein multis < multinationellt företag ‚multinationales Unternehmen‘ Ossi < Ostdeutscher stammis < stammkund ‚Stammkunde‘ Tabelle 9: deutsche und schwedische Pseudoableitungen Laurén (1976: 316) ordnet Pseudoableitungen unter „final reduktion“ 42 ein, d. h. in derselben Kategorie wie Kopfwörter, weist jedoch darauf hin, dass genauere Untersuchungen dieses Phänomens erforderlich sind. Nübling (2001: 176) spricht von „förkortning och suffixavledning“ 43 , womit die beiden bei Pseudo‐ 2. Gegenstand der Untersuchung 36 44 „is-Wörtern“. 2.2.3.2 Kürzungskomposita ableitung gleichzeitig stattfindenden Prozesse benannt werden. Ansonsten ist in der schwedischen Literatur von „is-ord“ 44 die Rede (z. B. bei Inghult 1968), wobei dieser Terminus die anderen möglichen Suffixe ausklammert. Sowohl im Deutschen als auch im Schwedischen gibt es ibzw. -is-Bildungen, die nicht auf einer Kürzung beruhen, sondern bei denen das Suffix direkt an ein ungekürztes Lexem tritt, z. B. dt. Schlaffi < schlaff, Hirni < Hirn und schwed. tjockis ‚dicker Mensch‘ < tjock ‚dick‘, mjukis ‚Kuscheltier‘ < mjuk ‚weich‘. Diese Bildungen werden in dieser Arbeit jedoch nicht berücksichtigt, da es sich dabei um reine Suffigierungen ohne Kürzungsvorgang handelt und man folglich auch nicht von Kurzwörtern sprechen kann. Dadurch, dass i- und is-Bildungen mit und ohne Kürzung vorkommen können, handelt es sich hier um einen Grenz‐ bereich der Kurzwortbildung, d. h. Pseudoableitungen stellen keine prototypi‐ schen Kurzwörter dar. Wie bei der Diskussion der Kopfwörter bereits angeklungen ist, weisen deut‐ sche Pseudoableitungen formale Ähnlichkeit mit manchen auf -i auslautenden Kopfwörtern wie Abi < Abitur und Zivi < Zivildienstleistender auf. Anhand for‐ maler Kriterien lässt sich in solchen Fällen nicht eindeutig klären, ob es sich um Kopfwörter oder suffigierte Kürzungen handelt. Da eine Suffigierung in solchen Fällen nicht nachweisbar ist, sollen nach Nübling (2001: 176) derartige Belege als Kopfwörter eingestuft werden. Es wäre in weiteren Arbeiten zu prüfen, inwie‐ weit hier Analogiebildung eine Rolle spielt, da eventuell hochfrequente Kopf‐ wörter auf -i zu der Produktivität der Pseudoableitungen beigetragen haben könnten. Für das Schwedische, das keine auf -is endenden Kopfwörter kennt, kommt dieser Erklärungsansatz für die hohe Produktivität der Pseudoablei‐ tungen nicht in Frage. Kürzungskomposita sind ebenfalls in beiden Untersuchungssprachen verbreitet. In den meisten Fällen ist die Vollform dieser Kurzwörter ein Kompositum; sie kann allerdings auch eine Wortgruppe sein. Charakteristisch für Kürzungskom‐ posita ist nun, dass der erste Teil des Kompositums oder der Wortgruppe akro‐ nymisch auf einen oder mehreren Buchstaben gekürzt wird und der zweite Teil ungekürzt bleibt (siehe Tabelle 10). In beiden Untersuchungssprachen besteht der gekürzte Teil in den allermeisten Fällen aus ein oder zwei Buchstaben; es finden sich lediglich im Deutschen wenige Belege mit einem auf drei Buchstaben gekürzten Erstglied wie ABC -Waffen < atomare, biologische und chemische Waffen. 2.2 Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter 37 45 Der Terminus „Normalwortschatz“ hat sich u. a. durch die wiederholte Verwendung bei Ronneberger-Sibold (1992) in der deutschen Kurzwortforschung als Gegensatz zum Kurzwortschatz, der als Menge von Kurzwörtern einer Sprache verstanden wird, etab‐ liert. Auch in der vorliegenden Arbeit wird er in diesem Sinne verwendet und ist sy‐ nonym zu den Begriffen „zentraler Wortschatz“ und „Gemeinwortschatz“ zu verstehen. Vgl. zu Fragen der Wortschatzdefinition auch Munske (2002: 1388) und die Überle‐ gungen auf Seite 195ff. Der gekürzte Teil eines Kürzungskompositums wird mit den Buchstaben‐ namen ausgesprochen und kann nicht isoliert vorkommen. Als Kürzungskom‐ positum wird daher das gesamte Kompositum und nicht nur der gekürzte Teil betrachtet. Die Bildungsweise von Kürzungskomposita ist nicht rein phonolo‐ gisch bedingt, sondern berücksichtigt Morphemgrenzen, da eine oder mehrere Initialen von Morphemen der Vollform den ersten Teil des Kürzungskomposi‐ tums bilden und das Zweitglied ein ganzes Morphem der Vollform ist. Die beiden Teile eines Kürzungskompositums werden meist durch einen Bindestrich ver‐ bunden. Im Deutschen werden die gekürzten Teile groß geschrieben; im Schwe‐ dischen kann die Orthographie zum Teil schwanken. Dort ist es bei einigen stark in den Normalwortschatz 45 integrierten Kürzungskomposita möglich, auf den Bindestrich zu verzichten und sie bezüglich der Schreibung dem Normalwort‐ schatz anzugleichen, z. B. ubåt < undervattensbåt ‚Unterseeboot‘. deutsche Kürzungskomposita schwedische Kürzungskomposita D-Radio < Deutschlandradio a-kassa < arbetslöshetskassa ‚Arbeitslosenkasse‘ AT-Motor < Austauschmotor f-skatt < företagsskatt ‚Unternehmens‐ steuer‘ O-Saft < Orangensaft i-land < industriland ‚Industriestaat‘ P-Konto < Pfändungsschutzkonto so-ämne < samhällsorienterade ämne ‚gemeinschaftskundliches Schulfach‘ Tabelle 10: deutsche und schwedische Kürzungskomposita Da der gekürzte Teil meist bis auf eine oder zwei Initialen gekürzt wird, ent‐ stehen sehr viele Homonyme zwischen den gekürzten Teilen (z. B. dt. U-Boot < Unterseeboot, U-Haft < Untersuchungshaft; schwed. p-piller < preventivpiller ‚An‐ tibabypille‘, p-plats < parkeringsplats ‚Parkplatz‘). Die Existenz eines Zweitglieds verhindert jedoch, dass es dabei zu ernsthaften Verständnisschwierigkeiten kommt. 2. Gegenstand der Untersuchung 38 46 „falsche Initialwörter“. 47 „Reduktion der Mitte“. 48 „Mischformen“ oder „Mischwörtern“. 49 „Zusammensetzungen“. 2.2.3.3 Gebundene Kürzungen In der Regel ist der gekürzte Teil fest mit einem bestimmten Zweitglied ver‐ bunden, doch es gibt auch Fälle, in denen sich der akronymische Teil einer Kür‐ zung auch mit weiteren Morphemen zu einem Kompositum verbinden kann, z. B. dt. SB -Bäcker, SB -Tankstelle; schwed. e-faktura ‚elektronische Rechnung‘, e-deklaration ‚elektronische Steuererklärung‘. In der schwedischen Literatur werden Kürzungskomposita sehr unterschied‐ lich behandelt. Laurén (1972: 13 f.) weist ihnen einen Status zwischen Initial‐ wörtern und Kurzwörtern zu und bezeichnet sie als „falska initialord“ 46 . Bei Laurén (1976: 309 f.) ist dann jedoch die Rede von durch „medial reduktion“ 47 entstandenen „blandformer“ oder „blandord“ 48 . Bei anderen Autoren fallen Kürzungskomposita unter die Initialwörter (z. B. Josefsson 2001, Teleman/ Hell‐ berg/ Andersson 1999) oder werden gar nicht erwähnt (z. B. Hultman 2003). Svenblad (2003: XIII ) spricht dagegen von „sammansättningar“ 49 , da er ein Kürz‐ ungskompositum nicht als Einheit, sondern als Kompositum aus einer Kürzung und einem weiteren Lexem betrachtet. Mit den Kürzungskomposita eng verwandt sind die gebundenen Kürzungen, die ebenfalls nicht frei vorkommen. Bei einer gebundenen Kürzung wird „das Erst‐ glied oder ein präponiertes Adjektiv kopfwortartig reduziert und mit dem Zweitglied fest kombiniert“ (Nübling 2001: 182), wobei die zugrunde liegende Vollform nicht zwingend ein Kompositum sein muss. In einigen Fällen erfolgt die Bildung der gebundenen Kürzung nicht kopfwortartig, sondern nach dem Muster der Silbeninitialwörter (dt. Schuko- < Schutzkontakt) oder diskontinu‐ ierlichen Kurzwörter (dt. Fla-Panzer < Flugabwehrpanzer). Die meisten gebun‐ denen Kürzungen sind nicht auf ein bestimmtes Zweitglied festgelegt, sondern können sich mit unterschiedlichen Morphemen verbinden. Dies unterscheidet sie von den Kürzungskomposita, die in der Regel fest an ein bestimmtes Zweit‐ glied gebunden sind. Da es allerdings bei beiden Typen Ausnahmen gibt, d. h. Kürzungskomposita mit unterschiedlichen Zweitgliedern und gebundene Kürz‐ ungen mit festem Zweitglied existieren, eignet sich dieses Kriterium nicht für eine definitorische Abgrenzung dieser beiden Typen. In der bisherigen Kurz‐ wortforschung wurden diese nicht-prototypischen Kürzungskomposita und ge‐ bundenen Kürzungen und die mit ihnen verbundene Abgrenzungsproblematik bislang jedoch kaum thematisiert. In dieser Arbeit werden Kürzungskomposita 2.2 Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter 39 50 Bei Konfixen und Kürzungskomposita besteht dagegen kaum Verwechslungsgefahr, da Letztere durch ihr charakteristisches Erscheinungsbild mit Initialen als Erstglied leicht zu erkennen sind. 51 Die Häufigkeit der einzelnen Kurzworttypen in den Korpora dieser Arbeit wird in Ka‐ pitel 3 dargestellt. 52 „Reduktion der Mitte“. und gebundene Kürzungen also nur durch ihre Bildungsweise und nicht durch ihre Distribution voneinander unterschieden: Kürzungskomposita entstehen nach dem Muster der Buchstabierwörter, gebundene Kürzungen werden da‐ gegen wie Kopfwörter, in manchen Fällen auch wie Silbeninitialwörter oder diskontinuierliche Kurzwörter gebildet. Gemeinsam ist beiden Typen, dass der gekürzte Teil nicht frei vorkommen kann. Zwischen gebundenen Kürzungen und Konfixen bestehen gewisse Ähnlich‐ keiten, da beide semantischen Gehalt haben und nicht frei vorkommen können. Wie bei der Abgrenzung beider Phänomene in Kapitel 2.3 ausführlich dargelegt werden wird, werden Konfixe in dieser Arbeit nicht als Kurzwörter betrachtet, auch wenn die Grenzziehung im Einzelfall schwierig sein kann. Der Unterschied liegt darin, dass eine gebundene Kürzung auf eine Vollform zurückgeführt werden kann und zumindest anfangs in einer lexikalischen Variation zu der‐ selben steht, während die Wortbildung mit Konfixen direkt und ohne die Zwi‐ schenstufe einer Vollform erfolgt. 50 Belege für den Kurzworttyp der gebundenen Kürzungen finden sich in beiden Sprachen (siehe Tabelle 11), wenngleich dieser Typ im Schwedischen etwas häufiger ist als im Deutschen. 51 Die wenigen Beispiele für gebundene Kürz‐ ungen, die Laurén (1976) für das Schwedische nennt, werden unter „medial re‐ duktion“ 52 eingeordnet. deutsche gebundene Kürzungen schwedische gebundene Kürzungen Ku'damm < Kurfürsten (Kurfürsten‐ damm) psykförsvaret < psykologiska försvaret ‚psychologische Verteidigung‘ Iso- < Isolier (z. B. Isomatte) eko- < ekonomisk (z. B. ekobrott ‚Wirt‐ schaftskriminalität)‘ Pharma- < pharmazeutisch (z. B. Pharma‐ industrie) fys- < fysisk (z. B. fystränare ‚Fitness‐ trainer‘) Schuko - < Schutzkontakt (z. B. Schuko‐ stecker) rea- < reaktions (z. B. reaplan ‚Düsenflug‐ zeug‘) Tabelle 11: deutsche und schwedische gebundene Kürzungen 2. Gegenstand der Untersuchung 40 2.2.3.4 Elliptische Kürzungen In letzter Zeit lässt sich im Deutschen vermehrt beobachten, dass ehemals ge‐ bundene Kürzungen wie Schoko < Schokolade nun auch frei vorkommen. Scheller-Boltz (2008) analysiert dieses Phänomen anhand des Belegs bio als ein paralleles Vorkommen von gleichlautenden Konfixen und frei vorkommenden Kurzwörtern. Möglich ist stattdessen allerdings auch eine Analyse, wonach ein Kurzwort die Kurzwortklasse wechselt und aus einer gebundenen Kürzung ein Kopfwort wird. So weist beispielsweise Steinhauer (2000: 38) darauf hin, dass Reha < Rehabilitation nicht mehr nur als Erstglied in Komposita wie Reha‐ zentrum vorkommen, sondern auch allein stehen kann. Es dürfte lohnenswert sein, diese Tendenz zur Eigenständigkeit gebundener Kürzungen bei der zu‐ künftigen Forschung im Blick zu behalten. Es ließe sich sogar spekulieren, ob gebundene Kürzungen bei häufigem Gebrauch automatisch zu freien Mor‐ phemen werden und diese Kategorie somit eine Art Übergangskategorie dar‐ stellt. Die Tatsache, dass gebundene Kurzwörter nur in Verbindung mit einem Zweitglied vorkommen können, macht sie wie auch die Kürzungskomposita zu Sonderfällen der Kurzwortbildung, die keine prototypischen Vertreter der Kurz‐ wörter sind, sondern sich am Rand dieses Phänomens bewegen. Wie bei Kopf- und Endwörtern bleiben bei dem in beiden Untersuchungsspra‐ chen produktiven Kurzworttyp der elliptischen Kürzungen kontinuierliche An‐ fangsbzw. Endsegmente der Vollform erhalten, weshalb sie zuweilen unter Kopfwörter und Endwörter subsumiert werden (z. B. bei Vieregge 1978, Wahl 2002 und Fleischer/ Barz 2007). In einem wichtigen Punkt unterscheiden sie sich jedoch von diesen Kurzwörtern i. e. S.: Die Bildung von elliptischen Kürzungen erfolgt nicht in erster Linie nach phonologischen, sondern nach morphologi‐ schen Kriterien. Die zugrunde liegende Vollform, in der Regel ein Kompositum, wird stets auf ein Morphem gekürzt. Dies kann das Erst- oder Zweitglied der Vollform sein (dt. Blei < Bleistift, Rad < Fahrrad; schwed. flyg < flygplan ‚Flug‐ zeug‘, skiva < grammofonskiva ‚Schallplatte‘ und weitere propriale und appel‐ lativische Beispiele in Tabelle 12). Diese von Kurzwörtern i. e. S. abweichende Bildungsweise spricht dafür, elliptische Kürzungen gesondert zu erfassen und sie der Gruppe der Sonderfälle zuzuordnen. Des Weiteren werden durch ellip‐ tische Kürzung keine neuen Wortwurzeln geschaffen, sondern es finden ledig‐ 2.2 Typologie deutscher und schwedischer Kurzwörter 41 53 Aus diesem Grund zählt Ronneberger-Sibold (1992) elliptische Kürzungen auch nicht zur Kurzwortbildung. Da hier jedoch der Einteilung von Nübling (2001) gefolgt wird, werden elliptische Kürzungen mit aufgenommen. Dass elliptische Kürzung nicht als Kurzwörter i. e. S., sondern nur als Sonderfall der Kurzwortbildung eingeordnet werden, weist m. E. in ausreichendem Maße auf die Unterschiede zwischen diesem Phänomen und Kopfbzw. Endwörtern hin. 54 „Kurzwörter“ oder „Ellipsenwörter“. 55 „Reduktion des Endes bzw. des Anfangs“. lich bisher gebundene Wurzeln eine freie Verwendung (vgl. Nübling 2001: 183 und Ronneberger-Sibold 1992: 14 f.). 53 Die Abgrenzung von elliptischen Kürzungen und Kopfwörtern ist nicht immer eindeutig, da sich z. B. bei Entlehnungen selten nachweisen lässt, ob den Sprachbenutzern die fremdsprachlichen Morphemgrenzen bewusst sind. In dieser Arbeit wird davon ausgegangen, dass naive Sprachbenutzer diesbezüglich weitgehend unkundig sind, es sei denn, das getilgte Morphem wird im Deut‐ schen bzw. Schwedischen ebenfalls frei verwendet. Fälle wie das deutsche bi < bisexuell werden daher als elliptische Kürzungen betrachtet, da sexuell im Deut‐ schen ein freies Morphem ist. Belege wie Piano < Pianoforte, bei denen das ge‐ tilgte fremdsprachliche Morphem forte nicht zum Inventar freier Morpheme des Deutschen gehört, werden hingegen zu den Kopfwörtern gezählt. deutsche elliptische Kürzungen schwedische elliptische Kürzungen Union < Christlich Demokratische Union Deutschlands Moderna < Moderna museet Hort < Kinderhort dricks < drickspengar ‚Trinkgeld‘ Nicki < Nickipullover kort < vykort ‚Ansichtskarte‘ Pille < Antibabypille termos < termosflaska ‚Thermosflasche‘ Tabelle 12: deutsche und schwedische elliptische Kürzungen In der schwedischen Kurzwortliteratur wird nicht zwischen elliptischen Kürz‐ ungen und Kopf- und Endwörtern differenziert. Entsprechende Belege, die nach der hier verwendeten Einteilung zu elliptischen Kürzungen zählen würden, werden wie auch Kurzwörter i. e. S. als „kortord“ oder „ellipsord“ 54 bezeichnet. Auch in der Typologie von Laurén (1976) werden elliptische Kürzungen zu‐ sammen mit Kopfbzw. Endwörtern unter „final“ bzw. „initial reduktion“ 55 auf‐ geführt. Bei Lauréns Belegen werden zwar elliptische Kürzungen getrennt von Kopfbzw. Endwörtern aufgeführt, die Unterschiede zwischen diesen Typen 2. Gegenstand der Untersuchung 42 56 „ganze Morpheme oder Morphemteile“. 2.3 jedoch bis auf die Anmerkung, es könnten „hela morfem eller delar av morfem“ 56 getilgt werden, nicht thematisiert. Abgrenzung des Phänomens Nach der Vorstellung der verschiedenen Kurzworttypen sollen Kurzwörter nun von anderen Phänomenen abgegrenzt werden, an denen ebenfalls Kürzungs‐ prozesse beteiligt sind, die ich jedoch nicht zur Kurzwortbildung zähle. Dabei folge ich in dieser Arbeit der heute im deutschen Sprachraum weit verbreiteten Unterscheidung zwischen Kurzwort und Abkürzung, wonach Abkürzungen reine Schriftformen sind, die mit ihrer Vollform gesprochen werden und keine eigene Lautform haben. Diese Differenzierung geht auf Henrik Berg‐ strøm-Nielsen zurück, wobei für ihn Kurzwörter eine Untergruppe der Abkür‐ zungen darstellen. Ein Kurzwort unterscheidet sich von einer Abkürzung da‐ durch, dass „die Aussprache der Schreibung folgt. Der Unterschied zwischen Abkürzung und Kurzwort liegt also in der Aussprache.“ (Bergstrøm-Nielsen 1952: 2) Abkürzungen wie z. B. für zum Beispiel oder d. h. für das heißt im Deut‐ schen oder f. d. für före detta ‚ehemalig‘ oder t. ex. für till exempel ‚zum Beispiel‘ im Schwedischen werden wie ihre Vollform gesprochen. Kurzwörter haben da‐ gegen eine eigene, ebenfalls gekürzte Aussprache. So werden beispielsweise dt. EDV oder schwed. adb als Buchstabenfolgen ausgesprochen und nicht in die entsprechenden Vollformen elektronische Datenverarbeitung oder automatisk databehandling ‚elektronische Datenverarbeitung‘ aufgelöst. Im Gegensatz zu Abkürzungen, bei denen lediglich die graphische Seite gekürzt wird, betrifft der Kürzungsprozess bei Kurzwörtern sowohl die graphische als auch die lautliche Seite, was ihnen deutlich mehr Eigenständigkeit verleiht als den auf die schrift‐ liche Kommunikation beschränken Abkürzungen. In der schwedischen Lite‐ ratur wird dies jedoch nicht immer so gehandhabt, sodass teilweise auch schrift‐ liche Abkürzungen gemeinsam mit Akronymen vom Typ mc < motorcykel ‚Motorrad‘ behandelt werden (so beispielsweise Sigurd 1979, Svenblad 1998 oder Kjellin 2005, hingegen Svenska Språknämnden 2000 mit einer Trennung zwi‐ schen rein schriftlichen Kürzungen und solchen mit eigener Aussprache). Auch wenn sich diese Differenzierung zwischen Kurzwörtern und Abkürzungen in der schwedischen Forschung bislang nicht etabliert hat, wird sie in dieser Arbeit auf die Belege beider Untersuchungssprachen angewendet. Das bedeutet, dass 2.3 Abgrenzung des Phänomens 43 57 Da es sich um keine Kurzwortbeziehung handelt, bei der Elemente aus der Vollform in das Kurzwort Eingang finden, ist hier statt von „Vollform“ von „Langform“ die Rede. Abkürzungen, also rein schriftliche Kürzungen, nicht erfasst und diskutiert werden, sondern als Belege nur Kurzwörter berücksichtigt werden. Neben Abkürzungen wurden reine Lehnkurzwörter ausgeschlossen, d. h. be‐ reits gekürzt entlehnte Elemente wie das im Rechtschreib-Duden belegte bit < binary digit oder das in Rechtschreib-Duden und SAOL verzeichnete CD / cd < compact disc, bei denen die Kurzwortbildung in einer Fremdsprache - häufig im Englischen - und nicht im Deutschen oder Schwedischen erfolgt ist. Solche Be‐ lege werden direkt als Kürzung entlehnt und geben daher keinen Aufschluss über die Mechanismen der Kurzwortbildung im Deutschen bzw. Schwedischen oder über bevorzugte Lautstrukturen deutscher und schwedischer Kurzwörter. Häufig ist den Sprechern der Zielsprache auch gar nicht bewusst, dass die Le‐ xeme in der Herkunftssprache auf einem Kürzungsvorgang beruhen. Lehnkurz‐ wörter wurden daher nicht erfasst und explizit untersucht. In Kapitel 6.4 wird jedoch auf Gemeinsamkeiten von Kurzwörtern und Entlehnungen eingegangen. Ebenfalls von der Betrachtung ausgeschlossen werden Lehnkurzwörter, deren ursprüngliche Vollform Grundlage für eine Lehnübersetzung war, die nun im Deutschen bzw. Schwedischen parallel zu dem Lehnkurzwort existiert und als dessen Vollform fungiert, auch wenn zwischen den Bestandteilen der Lang‐ form und der Kurzform nicht zwangsläufig eine enge Beziehung besteht. Dies kommt besonders bei Eigennamen, insbesondere bei Namen von Unternehmen und Organisationen vor. Der englischen Kürzung EFTA liegt beispielsweise die Vollform European Free Trade Association zugrunde. Ins Deutsche und ins Schwedische entlehnt wurde lediglich die Kürzung; die Vollform resultierte in der deutschen bzw. schwedischen Lehnübersetzung Europäische Freihandelszone bzw. Europeiska frihandelssammanslutningen, die wie die Vollform eines deut‐ schen bzw. schwedischen Kurzworts gebraucht wird. Ein vergleichbarer Fall liegt bei UNO < United Nations Organisation vor. Diese Kurzform wird viel häu‐ figer gebraucht als das deutsche Kurzwort VN , dafür jedoch mit der deutschen Langform 57 Vereinte Nationen kombiniert. Im Schwedischen existiert für diese Organisation eine lehnübersetzte Vollform (Förenta nationerna), aus der ein schwedisches Kurzwort ( FN ) gebildet wurde. Nicht alle Sprachen gehen jedoch so vor. Das Französische behandelt beispielsweise derartige Beispiele anders. Es wird eine Lehnübersetzung gebildet, die dann Grundlage für ein französisches Kurzwort wird, z. B. OTAN < Organisation du traité de l’Atlantique Nord. Das Schwedische kennt bei diesem Beispiel interessanterweise beide Kurzformen, sowohl NATO als auch OTAN ; eine schwedische Vollform wie nordatlantiska 2. Gegenstand der Untersuchung 44 58 Für dieses Phänomen existieren viele Termini, so z. B. auch Blend, Kofferwort, Wort‐ verschmelzung, Portmanteau-Wort. Im Schwedischen ist meist die Rede von teleskop‐ ord oder portmanteau, manchmal auch blandning. Eine Abgrenzung der Kontaminati‐ onen von anderen Wortbildungs- und -schöpfungsprozessen findet sich in Elsen (2008). fördragsorganisationen oder atlantpakten ist jedoch nur wenig gebräuchlich, wobei im Deutschen lediglich die Kurzform NATO , häufig mit der lehnüber‐ setzten Vollform Nordatlantikpakt gebraucht wird. Ein appellativisches Beispiel für dieses Phänomen ist NGO für die englische Phrase non-governmental orga‐ nization. Im Deutschen wird die englische Kürzung parallel zu einer lehnüber‐ setzten Vollform Nichtregierungsorganisation verwendet. Das entsprechende deutsche Kurzwort NRO findet dagegen nur selten Gebrauch. Im Schwedischen ist neben dem Lehnkurzwort NGO die Rede von einer icke-statlig organisation ‚nicht-staatliche Organisation‘. Auch wenn diese Kombination einer Entleh‐ nung und einer längeren Lehnübersetzung höchst interessant ist, wurden der‐ artige Lehnkurzwörter vom Typ EFTA , zu denen eine morphologisch unabhän‐ gige Langform existiert, die wie die Vollform eines Kurzworts gebraucht wird, nicht in die Kurzwortkorpora dieser Arbeit aufgenommen, da es sich dabei nicht um Kurzwortbildung an sich mit einer im Deutschen bzw. Schwedischen ent‐ standenen Kürzung aus einer zugehörigen Vollform handelt. Nicht berücksichtigt werden Kunstwörter (z. B. dt. Persil) und Wortkreu‐ zungen oder Kontaminationen 58 (z. B. dt. Botel < Boot u. Hotel, schwed. jaguon < jaguar u. lejon ‚Kreuzung eines Jaguars mit einem Löwen‘), zu denen nie eine Vollform im tatsächlichen Sprachgebrauch existiert hat, auch wenn diese im Rechtschreib-Duden zum Teil als Kurzwörter gekennzeichnet werden (z. B. im Fall von Bionik < Biologie u. Technik). Im Bereich der Eigennamen, besonders der Unternehmens- und Produktnamen, wird eine Langform oftmals bereits im Hinblick auf die Kürzung entwickelt, sodass es sich letztlich um ein Kunstwort handelt und nicht um eine auf der natürlichen Sprachentwicklung beruhende Kürzung. Im Fall des Eigennamens Ce BIT wurde beispielsweise die Langform Centrum der Büro- und Informationstechnik später zu Centrum für Büroautoma‐ tion, Informationstechnologie und Telekommunikationstechnik geändert, was kei‐ nerlei Auswirkungen auf die Kurzform hatte. Insbesondere bei Namen von Firmen und Organisationen dient eine Langform häufig nur dazu, eine eingän‐ gigere Kurzform zu bilden, ohne dass tatsächlich beide Formen in Gebrauch sind, wie beispielsweise auch im Fall von Mitropa, das durch einen Kürzungsvorgang aus der Mitteleuropäischen Schlaf- und Speisewagen Aktiengesellschaft ent‐ standen ist oder dem deutschen Naturschutzbund NABU , dessen sperrige Lang‐ form Naturschutz, Artenschutz, Biotopschutz, Umweltschutz den wenigsten Spre‐ chern bekannt sein dürfte bzw. häufig durch die naheliegende Langform 2.3 Abgrenzung des Phänomens 45 59 Einführendes zu Konfixen und zum Konfixbegriff findet sich bei Donalies (2000) und Elsen (2005). 60 Die Belege stammen aus den Zeitungstexten, die dem Zeitungskorpus dieser Arbeit zugrunde liegen. Naturschutzbund ersetzt wird. Ein schwedisches Beispiel ist das ehemalige Un‐ ternehmen Mack< Mathiasson, Andersson, Collin och Key, dessen Name jedoch seit der Mitte des 20. Jahrhunderts auch bzw. heutzutage ausschließlich als Ap‐ pellativum mack ‚Tankstelle‘ verwendet wird. Des Weiteren werden Konfixe ausgeschlossen, d. h. gebundene Wortbildungs‐ elemente mit lexikalischer Bedeutung, die basisfähig, in unterschiedlichem Maße produktiv und miteinander kombinierbar sind wie biblio- oder tele-. 59 Es kann mitunter vorkommen, dass Konfixe freie Formen entwickeln (z. B. das Ge‐ müse ist bio); diese sind jedoch nicht das Resultat eines Kürzungsvorgangs, „weil sie keine gleichwertige Variante zu ihrer vermeintlichen Basis darstellen.“ (Do‐ nalies 2000: 154) Das Unterscheidungskriterium ist also auch hier die Existenz einer Vollform, wobei es gerade bei dem Kurzworttyp der gebundenen Kürz‐ ungen zu Grenzfällen kommen kann. Anhand der deutschen Beispiele öko und bio soll hier kurz aufgezeigt werden, welche Überlegungen für die Abgrenzung von Kurzwörtern und Konfixen an‐ gestellt werden müssen (vgl. dazu auch die Ausführungen von Kobler-Trill 1994: 109 ff.). Beide Beispiele kommen überwiegend in Komposita vor (z. B. Öko‐ bauer, Ökotourismus, Ökosprit, Biogemüse, Bioladen  60 ). Öko und bio scheinen also Konfixe zu sein, die reihenbildend sind und darüber hinaus inzwischen auch freie Formen entwickelt haben (er ist öko, sie steht auf bio). Als primär anzusehen sind in diesem Fall jedoch die gebundenen Konfixformen. Da jedoch zu diversen, wenn auch nicht allen, Belegen eine Langform existiert und in Gebrauch ist, was individuell geprüft werden muss, stellt sich doch wieder die Frage, ob öko und bio nicht als Kurzwörter zu analysieren sind. Es wurde daher am 10. 03. 2012 eine kurze Google-Suche unter „Seiten auf Deutsch“ durchgeführt, deren Ergebnisse in Tabelle 13 zusammenstellt sind. „Bioladen“: 2 180 000 Treffer „biologischer Laden“: 6 Treffer, davon keiner sinnvoll „Biogemüse“: 478 000 Treffer „biologisches Gemüse“: 26 300 Treffer „Ökosprit“: 34 700 Treffer „ökologischer Sprit“: 9 Treffer, aber alle sinnvoll 2. Gegenstand der Untersuchung 46 61 Da es hier nicht um eindeutige Kurzwörter geht, spreche ich nicht von Vollformen, sondern von Langformen. 62 In phonologischer Hinsicht wirken sie als offene Zweisilber mit je zwei Vollvokalen jedoch durchaus wie typische Kurzwörter, vgl. Demo < Demonstration und die Diskus‐ sion phonologischer Aspekte von Kurzwörtern in Kapitel 4. 63 Auch von Fleischer/ Barz/ Schröder (2012: 279) wird angenommen, dass sich die frei vor‐ kommende Form bio aus dem Konfix bioentwickelt hat. „Ökotourismus“: 1 640 000 Treffer „ökologischer Tourismus“: 43 600 Treffer Tabelle 13: Verteilung der Kurz- und Langformen von bio und öko in einer Google-Suche Im Fall von Bioladen ist biodemnach eindeutig ein Konfix, da die Langform 61 keine verwertbaren Treffer erzielte. Bei Biogemüse stellt sich die Situation etwas anders dar, da die Langform durchaus in Gebrauch zu sein scheint, wenn auch deutlich seltener als die Kurzform. Hier wäre zunächst zumindest die Möglich‐ keit in Betracht zu ziehen, dass es sich um ein Kurzwort handelt. Im Fall von Ökosprit zeigen die Inhalte der Treffer für die Langform, dass Synonymität durchaus gegeben zu sein scheint; von einer Varianz von Kurz- und Langform ist aufgrund der extremen Frequenzunterschiede in der Praxis jedoch nicht aus‐ zugehen. Eher möglich scheint eine Varianz dagegen bei Ökotourismus. Es bleibt unklar, warum zwischen Ökosprit und Ökotourismus solche Unterschiede be‐ stehen, da der semantische Gehalt des Bestandteils ökoin diesen Beispielen ja ähnlich ist. Insgesamt ergibt sich also weder für bionoch für ökoein eindeu‐ tiges Bild. Die Belege, bei denen eine Kurzwortyanalyse möglich scheint, wären jedoch nicht als prototypische, sondern höchstens als periphere Kurzwörter einzuordnen. 62 Da für bio- und ökoallenfalls im Einzelfall eine Analyse als Kurzwort überhaupt möglich gewesen wäre, wurden sämtliche Belege dieser Art als Konfixe gewertet und nicht in die Kurzwortkorpora dieser Arbeit auf‐ genommen. Bio < Biologieunterricht ist dagegen ein eindeutiges Kurzwort. Die freie Form Öko im Sinne von „umweltbewusster Mensch“ ist hingegen kein Kurzwort, sondern eine aus dem Konfix ökoentstandene freie Form. Eine dif‐ ferenzierte Betrachtung dieser Problematik bietet Scheller-Boltz (2008), der zu der Schlussfolgerung kommt, dass Bio/ bio drei verschiedene Vorkommen hat: als gebundenes Konfix in Komposita wie Bioprodukt, als Kurzwort und als ex‐ pressives Modewort. Das Kurzwort kann wie oben erwähnt die Kurzform von Biologieunterricht sein; daneben analysiert Scheller-Boltz einen Teil der frei vor‐ kommenden Belege von bio als Kurzwörter, die ihre konkrete Bedeutung im Äußerungskontext erhalten. 63 So handelt es sich in der Äußerung „Ich kaufe nur 2.3 Abgrenzung des Phänomens 47 64 Generell ist anzumerken, dass die SAOL noch weniger Anmerkungen und Definitionen enthält als der Rechtschreib-Duden. 65 Zur Behandlung von Kurzwörtern in Wörterbüchern siehe auch Balnat (2011: 149- 166), der ebenfalls eine „mangelnde Konsequenz“ (165) bei der Behandlung von Kurz‐ wörtern feststellt. noch Bio“ für ihn um ein Kurzwort für Bioprodukte (254). Schließlich entfällt laut Scheller-Boltz ein Teil der freien Vorkommen von Bio/ bio auf Fälle, in denen es ein „expressives Modewort“ (256) ist. Es lässt sich in diesen Fällen weder als Konfix noch als Kurzwort einordnen und hat „lediglich eine expressive Funk‐ tion“ (255). Diese Art der Verwendung findet sich vor allem in der Werbe- und Marketingsprache, z. B. bei dem von diversen Herstellern oder Verkäufern von Bioprodukten benutzten Slogan „Wir lieben bio.“ Problematisch ist die Frage nach der Abgrenzung des Phänomens der Kurz‐ wortbildung auch deshalb, weil nahezu jeder Autor eine etwas andere Abgren‐ zung vornimmt und daher ein wirklich exakter Vergleich der Daten und Ergeb‐ nisse stark erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht wird. Der Kennzeichnung der Einträge durch den Rechtschreib-Duden kann nicht gefolgt werden, da völlig unklar ist, welche Kriterien ihr zugrunde liegen. Die von mir als Kurzwörter eingestuften Belege sind im Rechtschreib-Duden teils mit „Kurzw.“ oder „Kurz‐ wort“ (wie im Fall von Abi < Abitur), „kurz für“ (wie bei Info < Information), teils nur durch Angabe der Vollform (wie bei EKG < Elektrokardiogramm) gekenn‐ zeichnet. Andererseits markiert der Rechtschreib-Duden Einträge als Kurz‐ wörter, die nach den oben erläuterten Kriterien eindeutig ausgeschlossen werden, z. B. Wortkreuzungen wie Edutainment aus education und entertainment oder das Lehnkurzwort bit < binary digit. Auch der Eintrag Alufolie, den ich als Kompositum aus dem Kurzwort Alu < Aluminium und dem Zweitglied Folie betrachte, wird vom Rechtschreib-Duden als Kurzwort für Aluminiumfolie an‐ gegeben. In SAOL werden Kurzworteinträge nicht explizit markiert; in etlichen Fällen wird jedoch die zugehörige Vollform zusätzlich angegeben (wie bei labb < laboratorium), was letztlich auch eine Art Markierung darstellt. Dies ist aller‐ dings auch nicht bei jedem Kurzwortbeleg der Fall und kann daher nicht als eindeutiges Kriterium für den Status als Kurzwort gewertet werden. 64 Bei der Erstellung der Korpora musste daher jeder Beleg separat dahingehend geprüft werden, ob er ein Kurzwort im Sinne dieser Arbeit ist. 65 In der vorliegenden Arbeit werden Kurzwörter sämtlicher Wortarten unter‐ sucht, im Unterschied zu diversen anderen Arbeiten zu deutschen Kurzwörtern, die sich auf Substantive beschränken (z. B. Bellmann 1980, Vieregge 1983 oder Greule 1996). Bei Kobler-Trill (1994: 15) findet sich sogar die Behauptung, nur Substantive seien mögliche Vollformen für die Kurzwortbildung. Eine ähnliche 2. Gegenstand der Untersuchung 48 2.4 Sicht vertritt Greule (1992: 59), der den Wortstatus einer Kürzung daran fest‐ macht, ob sie genus- und artikelfähig ist. Da diese Kriterien ohnehin nur auf Substantive angewendet werden können, werden andere Wortarten damit un‐ nötigerweise ausgeschlossen. Die Einschätzung, deutsche Kurzwörter könnten nur Substantive sein, kann nicht geteilt werden, da es auch im Deutschen Ge‐ genbeispiele für Kurzwörter anderer Wortarten gibt, ohne dass diese in einem sekundären Wortbildungsprozess aus einem Kurzwort gebildet worden wären. Zwar sind Substantive unter den deutschen Kurzwörtern bei Weitem am häu‐ figsten, vereinzelt finden sich aber durchaus auch Belege anderer Wortarten, die nicht ausgeschlossen werden sollten. So existieren die umgangssprachlichen gekürzten Verben funzen < funktionieren und telen < telefonieren sowie eine ganze Reihe von gekürzten Adjektiven wie bi < bisexuell oder assi < asozial, deren Flexion jedoch eingeschränkt ist. Sie können meist nur prädikativ und nicht attributiv verwendet werden, vgl. sie ist bi vs. eine *bie Frau. Auch bei der Kür‐ zung der Präposition über in Verbindung mit einer Altersangabe wie bei Ü30 < über 30 kann von einem Kurzwort ausgegangen werden, da eine passende Voll‐ form existiert und die Kürzung eine graphisch und eine lautlich gekürzte Seite hat. Während Verben und Präpositionen als Kurzwörter im Deutschen nur Ein‐ zelfälle darstellen, sind die Belege von adjektivischen Kurzwörtern etwas häu‐ figer, allerdings im Verhältnis zu den substantivischen Kurzwortbildungen zu‐ gegebenermaßen sehr selten. Auch wenn bei Kurzwortbildung im Deutschen in erster Linie Substantive entstehen, zeigt die Existenz nicht-substantivischer Kurzwörter, dass Kurzwortbildung bei anderen Wortarten auch im Deutschen nicht per se unmöglich ist. Gerade bei einem deutsch-schwedischen Vergleich ist eine Betrachtung sämtlicher Wortarten unbedingt angezeigt, da im Schwe‐ dischen neben gekürzten Substantiven auch etliche gekürzte Verben wie arra < arrangera ‚arrangieren‘ und seltener auch gekürzte Adjektive wie poppis < po‐ pulär auftreten. Besonders die Kurzwortverben werden im Laufe der Arbeit immer wieder thematisiert. Literaturüberblick Hinsichtlich der Kurzwortforschung besteht eine starke Asymmetrie zwischen dem deutschen und dem schwedischen Sprachraum. Während sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts durchaus eine produktive Forschung zu deutschen Kurz‐ wörtern etabliert hat, müssen Nübling/ Duke (2007: 227) feststellen: „Eine Kurz‐ wortforschung hat im skandinavischen Sprachraum bisher nicht stattgefunden.“ Aus diesem Grund wird die deutsche Kurzwortforschung im Folgenden in etwas 2.4 Literaturüberblick 49 2.4.1 geraffter Form behandelt und für eine detailliertere Darstellung auf die sehr ausführlichen Schilderungen des Forschungsstandes zu deutschen Kurzwörtern bei Kobler-Trill (1994: 33-58) und Balnat (2011: 19-101) verwiesen. Für das Schwedische stellt sich die Lage dagegen völlig anders dar: In Grammatiken und Wortbildungslehren werden Kurzwörter meist nur äußerst knapp erwähnt, und nur sehr wenige Arbeiten beschäftigen sich überhaupt ausführlicher mit Kurz‐ wörtern. Diese bislang wenig rezipierten Arbeiten zu schwedischen Kurzwör‐ tern sollen daher in diesem Kapitel näher betrachtet werden. Die Diskrepanz zwischen den Untersuchungssprachen im Grad der Erfor‐ schung der Kurzwortbildung wird in dieser Arbeit dazu genutzt, um die durch die vielfältige Kurzwortforschung im Deutschen gewonnenen Erkenntnisse auf das Schwedische zu übertragen. Für deutsche Kurzwörter existierende Termini und Klassifikationen werden daher auch auf schwedische Kurzwörter ange‐ wendet. Damit wird zum einen eine einheitliche Terminologie für Sachverhalte im Schwedischen geschaffen, was bislang vermisst wurde, zum anderen sind identische Begriffe unerlässlich, um einen Vergleich zweier Sprachen überhaupt zu ermöglichen. Forschung zu deutschen Kurzwörtern Grundlegend für die neuere Forschung zur Kurzwortbildung im Deutschen ist Henrik Bergstrøm-Nielsens Artikel von 1952 „Die Kurzwörter im heutigen Deutsch“. Darin erfolgt statt einer bis dahin vorherrschenden lediglich sprach‐ stilistischen Kritik eine der ersten sachlichen Untersuchungen des Phänomens. Aufbauend auf der in Kapitel 2.3 bereits erörterten Unterscheidung zwischen auf die Schrift beschränkten Abkürzungen und Kurzwörtern, die auch eine laut‐ liche Kürzung aufweisen, differenziert Bergstrøm-Nielsen die Kurzwörter weiter und teilt sie in vier Typen ein, die er ausführlich bespricht und unter anderem unter den Aspekten Orthografie, Genus, Flexion, Artikelgebrauch und Wortbildungsmöglichkeiten betrachtet. Damit stellt sein Artikel eine sehr aus‐ gewogene Arbeit dar, die das Phänomen der Kurzwortbildung von vielen Seiten beleuchtet. Im Unterschied zur vorliegenden Arbeit berücksichtigt Berg‐ strøm-Nielsen jedoch auch Kunstwörter wie Persil < Perborat + Silikat und Osram < Osmium + Wolfram. Eine zum Entstehungszeitpunkt der Kürzung tatsächlich vorhandene Vollform scheint für ihn kein Kriterium für die Wertung eines Be‐ legs als Kurzwort gewesen zu sein; sein Kurzwortbegriff ist also deutlich weiter gefasst als in der vorliegenden Arbeit. 2. Gegenstand der Untersuchung 50 Zu deutschen Kurzwörtern sind bislang fünf Dissertationen erschienen, die das Phänomen der Kurzwortbildung aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Schwerpunkten beleuchten. Es handelt sich dabei um Hof‐ richter (1977), Vieregge (1978), Kobler-Trill (1994), Steinhauer (2000) und Balnat (2011). Die erste Dissertation über Kurzwörter im Deutschen war Werner Hof‐ richters Arbeit „Zu Problemen der Abkürzung in der deutschen Gegenwarts‐ sprache“ (Hofrichter 1977). Im Titel klingt bereits an, dass Hofrichters Interesse über Kurzwörter an sich hinausgeht. Abkürzung ist für ihn der Oberbegriff für sämtliche gekürzten Formen, ob sie nun graphisch und lautlich oder nur gra‐ phisch gekürzt sind (12). Kurzwörter sind für ihn „ihrer Herkunft nach Abkür‐ zungen“ (34), die jedoch „auf Grund lautlicher, semantischer und morphologi‐ scher Besonderheiten“ eine Zwischenstellung zwischen Abkürzungen und Vollformen einnehmen. In Hofrichters Arbeit kann man einen Versuch sehen, alle relevanten Aspekte der Kurzwortbildung zu bearbeiten: Von einer Klassifi‐ kation der Abkürzungen über Morphologie und Semantik thematisiert Hof‐ richter viele interessante Aspekte, wobei er jedoch aufgrund der Abgrenzung seines Untersuchungsgegenstands stets auch reine Schriftkürzungen im Blick hat. Hofrichter erarbeitet eine gründliche und systematische Klassifikation für Kurzwörter und Abkürzungen, die jedoch wenig intuitiv ist und zu sehr kom‐ plizierten Ergebnissen führt. Die Klassifikation erfolgt auf mehreren Ebenen: Zunächst werden prozess-orientiert, d. h. nach der Bildungsweise, verschiedene Abkürzungstypen wie linear, nicht-linear etc. unterschieden. Erst als zweites Kriterium folgt die Existenz einer eigenen Lautform. Bergstrøm-Nielsens grund‐ legende Unterscheidung zwischen Kurzwörtern und Abkürzungen spielt also für Hofrichter durchaus eine Rolle, allerdings ist die Existenz einer gekürzten Lautform nur ein Kriterium unter vielen. Schließlich wird bei Hofrichter noch nach Getrennt- oder Zusammenschreibung und Groß- oder Kleinschreibung differenziert. Abkürzungen mit gleichen Merkmalen fasst Hofrichter zu soge‐ nannten Kombinationsklassen zusammen, die er mit unterschiedlichen Kenn‐ zeichnungen für die verschiedenen Klassifikationsebenen versieht. Dies liefert ihm Kennzeichnungen wie 1.1 A I a für ein Buchstabierwort wie Lkw < Last‐ kraftwagen (64). Diese Art der Klassifikation ist zwar sehr präzise, aufgrund der sehr sperrigen Kennzeichnungen aber für die konkrete Kurzwortdiskussion kaum nutzbar. Ein Jahr nach Hofrichters Arbeit erschien die Dissertation von Werner Vier‐ egge mit dem Titel „Aspekte des Gebrauchs und der Einordnung von Kurz- und Kunstwörtern in der deutschen Sprache - eine Analyse mit Hilfe einer EDV -Anlage“ (Vieregge 1978). Darin sieht Vieregge Abkürzungen als Oberbe‐ griff für reine Schriftkürzungen, Maßeinheiten, Kurzwörter sowie Kunstwörter. 2.4 Literaturüberblick 51 Er differenziert zwar zwischen Kurzwörtern und Kunstwörtern, behandelt in seiner Arbeit jedoch im Gegensatz zu der vorliegenden Arbeit auch Letztere, fasst den Untersuchungsgegenstand also ebenfalls weiter. Es werden die „Kurz‐ wortgruppen“ der Abbreviationen, Kunstwörtern und fremdsprachlichen Kürz‐ ungen unterschieden (42). Bei Vieregges Abbreviationen, die im Wesentlichen den Kurzwörtern im Sinne der vorliegenden Arbeit entsprechen, wird schließ‐ lich weiter nach Kurzwörtern aus Initialen, Kurzwörtern aus größeren Bestand‐ teilen, Klappwörtern aus einer Initiale und einem Lexem wie U-Boot < Unter‐ seeboot, Kopfwörtern und Endwörtern differenziert. Auch Vieregge betrachtet Kurzwörter unter einer Reihe von Aspekten wie Klassifikation, Flexion und Be‐ ziehung zur Vollform. Er beschäftigt sich mit dem bereits bei Hofrichter (1977: 19 f.) erwähnten Phänomen, dass die Beziehung zwischen Kurzwort und Voll‐ form nicht statisch ist und sich ein Kurzwort zunehmend verselbständigen und eventuell sogar seine Vollform verdrängen kann (z. B. Vieregge 1978: 66 ff.). Die Grundlinie seiner Arbeit ist eine Argumentation für den Wortstatus von Kurz‐ wörtern, wie auch etwas später in Vieregge (1983). Zu einem ähnlichen Zeitpunkt wie die Arbeiten von Hofrichter und Vieregge erschienen zwei Artikel von Günter Bellmann (Bellmann 1977 und Bellmann 1980), die eine neue Kurzwortklassifikation mit einer Unterteilung in uniseg‐ mentale und multisegmentale Kurzwörter mit jeweils mehreren Untertypen vorstellen, die bis heute von vielen Autoren übernommen wurde. Auch die Arbeiten von Albrecht Greule lassen Bellmanns Einfluss erkennen. Nachdem er sich in Greule (1983/ 84) und Greule (1986) zunächst nur mit i-Bild‐ ungen auseinandergesetzt hatte, weitete er sein Interesse anschließend auf das gesamte Kurzwort-Phänomen aus und behandelte in einer Reihe von Aufsätzen (Greule 1992, 1996 und 2007) Kurzwortbildung als Teil der Wortbildung. Er ent‐ wickelte eine neue Typologie, in der Kurzwörter zunächst danach unterschieden werden, welcher Art die aus der Vollform übernommenen Segmente sind. Dabei differenziert Greule zwischen Buchstaben-Kurzwörtern, Silben-Kurzwörtern, Mischtypen und Morphem-Kurzwörtern (Greule 1992: 60 f. und Greule 1996: 197 f.). Erst an nachgeordneter Stelle folgt dann eine von Bellmann inspirierte Unterscheidung zwischen unisegmentalen und multisegmentalen Kurzwörtern. Eine umfassende und richtungsweisende Dissertation zur Kurzwortbildung im Deutschen erschien 1994 mit Dorothea Kobler-Trills Arbeit „Das Kurzwort im Deutschen. Eine Untersuchung zu Definition, Typologie und Entwicklung“. Neben einer ausführlichen Diskussion der bisher erfolgten Kurzwortforschung und einer ebenfalls detaillierten Abgrenzung von verwandten Phänomen liegt der Schwerpunkt von Kobler-Trills Arbeit auf der Erstellung einer neuen Kurz‐ worttypologie. In ihrer grundsätzlichen Einteilung folgt Kobler-Trill Bellmann, 2. Gegenstand der Untersuchung 52 66 Siehe zur Typologie auch Kapitel 2.2. indem sie Kurzwörter zunächst nach der Anzahl ihrer Segmente klassifiziert, also unisegmentale von nicht-unisegmentalen Kurzwörtern unterscheidet. Letz‐ tere teilt sie wiederum in multisegmentale und partielle Kurzwörter auf. An‐ schließend wird nach der Qualität dieser Segmente (Buchstaben, Silben etc.) und ihrer Position in der Vollform differenziert (Kobler-Trill 1994: 87). Ein Großteil der Klassifizierungskriterien sind demnach in den Arbeiten von Kobler-Trill und Greule identisch und unterscheiden sich lediglich in der Priorisierung, was den‐ noch zu unterschiedlichen Ergebnissen bei der Einteilung von Kurzwörtern führt. Neben der Vorstellung ihres typologischen Ansatzes enthält Kobler-Trills Arbeit außerdem auch einen empirischen Teil, der sich jedoch auf die nicht-uni‐ segmentalen Kurzworttypen beschränkt. Die Dissertation von Kobler-Trill wurde stark rezipiert und dürfte vermutlich eine der am häufigsten zitierten Arbeiten zum Thema Kurzwortbildung im Deutschen darstellen. Auch in zwei späteren Artikeln beschäftigte sich Kobler-Trill weiter mit der Thematik der Kurzwörter (Kobler-Trill 1997 und 2002). Zu einem ähnlichen Zeitpunkt wie Kobler-Trills Dissertation entstand die Habilitationsschrift von Elke Ronneberger-Sibold mit dem Titel „Die Lautgestalt neuer Wurzeln. Kürzungen und Kunstwörter im Deutschen und Französischen“ (Ronneberger-Sibold 1992). Diese Arbeit ist eine kontrastive Untersuchung von Kurzwörtern und Kunstwörtern im Deutschen und Französischen mit umfang‐ reichen auf der Grundlage von Wörterbüchern erstellten Korpora, deren Belege vor allem im Hinblick auf phonologische Kriterien wie Silbenzahl und -struktur ausgewertet werden. Ronneberger-Sibolds Hauptthese ist, dass die Bildung von Kurzwörtern und Kunstwörtern Sprachbenutzern die Möglichkeit bietet, losge‐ löst von den Regularitäten des Normalwortschatzes und des regulären Sprach‐ wandels einen alternativen Wortschatz mit neuen Wörtern zu schaffen, die sich strukturell vom Normalwortschatz unterscheiden und phonologisch für Arti‐ kulation und Perzeption optimiert sind. In ihrer Klassifikation der Kurzwörter folgt Ronneberger-Sibold interessanterweise weder Bellmann noch Greule, son‐ dern erarbeitet eine eigene Typologie, bei der zwischen Kurzwörtern im engeren Sinne, Akronymen und Sonderfällen unterschieden wird. 66 Bei der Habilitati‐ onsschrift von Ronneberger-Sibold handelt es sich meines Wissens um die erste längere kontrastive Arbeit zur Kurzwortbildung, der auch die vorliegende Ar‐ beit hilfreiche Anregungen verdankt. Im Gegensatz zu Ronneberger-Sibolds Ar‐ beit stützen sich die Korpora dieser Arbeit jedoch nicht nur auf Wörterbuch‐ daten, sondern auch auf Zeitungsdaten, wodurch auch Aussagen zu Gebrauchsfrequenzen möglich sind. 2.4 Literaturüberblick 53 Auf Ronneberger-Sibolds Habilitationsschrift folgten in den nächsten Jahren eine ganze Reihe von kürzeren Arbeiten zum Thema Kurzwortbildung (z. B. Ronneberger-Sibold 1995a, 1995b, 1996, 1997, 1998, 2000, 2001 und 2007). Auch in diesen Arbeiten liegt der Schwerpunkt meist auf der phonologischen Struktur der Kurzwörter; in einigen Fällen wird Kurzwortbildung auch im Zusammen‐ hang mit Sprachwandel erörtert. Aus dem Jahr 2000 stammt Anja Steinhauers Dissertation „Sprachökonomie durch Kurzwörter. Bildung und Verwendung in der Fachkommunikation“ (Steinhauer 2000), die mit der Betrachtung von Kurzwörtern in Fachsprachen einen neuartigen Schwerpunkt setzt. Auch Steinhauer beschäftigt sich einge‐ hend mit der Klassifikation von Kurzwörtern. So findet sich bei ihr eine aus‐ führliche Diskussion von Kobler-Trills Ansatz, den sie letztlich aufgrund einiger Unstimmigkeiten verwirft (vgl. Steinhauer 2000: 34-42). Für ihre eigene Arbeit greift Steinhauer schließlich auf die Arbeiten von Albrecht Greule zurück und erstellt eine modifizierte Klassifikation in Anlehnung an ihn, auf die wiederum Greule (2007: 120) zurückgreift. Später folgten von Steinhauer noch zwei allge‐ meinere Artikel zur deutschen Kurzwortbildung (Steinhauer 2001 und 2007). Des Weiteren ist Anja Steinhauer seit der 5. Auflage die Herausgeberin des Duden-Wörterbuchs der Abkürzungen (Steinhauer 2005). Darin werden im ein‐ leitenden Kapitel Kurzwörter einerseits von Abkürzungen und andererseits von Kunstwörtern abgegrenzt. Im Register sind Abkürzungen, Kurzwörter und Kunstwörter dann jedoch ohne weitere Kennzeichnung gemeinsam aufgeführt. Einige Arbeiten widmen sich speziell den i-Bildungen, so Werner (1996), Féry (1997) und Köpcke (2002). Diese Autoren diskutieren Belege, die nach der Ty‐ pologie der vorliegenden Arbeit zu den Pseudoableitungen, Kopfwörtern und Silbeninitialwörtern gehören, sowie Belege, die außerhalb des Rahmens der Kurzwortbildung in meinem Sinne stehen. In den erwähnten Arbeiten wird deutlich, dass die Outputorientierung bei i-Bildungen eine große Rolle spielt, d. h. durch verschiedene Prozesse werden i-Bildungen mit einer bestimmten Struktur erzeugt, nämlich einem zweisilbigen Trochäus auf -i. In mehreren Artikeln widmet sich Sascha Michel der Kurzwortbildung im Deutschen (Michel 2006, 2011 und 2014), zum Teil auch mit einem Schwerpunkt auf Fachsprachen (Girnth/ Michel 2008 und Michel 2009). Dabei plädiert er für eine stärkere Berücksichtigung der parole bei der Erstellung von Definitionen und Typologien und bemängelt eine zu starke Fixierung der existierenden Kurz‐ 2. Gegenstand der Untersuchung 54 67 Diese Forderung nach einer stärkeren empirischen Ausrichtung und einer stärkeren Berücksichtigung der parole gilt bei Michel für die gesamte Wortbildungsforschung (vgl. Elsen/ Michel 2009). wortforschung auf die Ebene der langue, die den tatsächlichen Sprachgebrauch nicht berücksichtigt (z. B. Michel 2006: 71 f.). 67 Nach Ronneberger-Sibolds oben angeführter Habilitationsschrift zu Kurz‐ wörtern im Deutschen und Französischen von 1992 sind nur noch wenige wei‐ tere kontrastive Arbeiten zur Kurzwortbildung erschienen. Dabei handelt es sich mit Nübling (2001) um einen deutsch-schwedischen Vergleich und mit Leuschner (2008) um einen Vergleich deutscher und niederländischer Kurz‐ wörter. Des Weiteren existieren Abschlussarbeiten, die ebenfalls deutsche Kurz‐ wörter sprachvergleichend behandeln: Wahl (2002) mit einem Vergleich mit dem Schwedischen und Lemey (2002) mit einem Vergleich mit dem Niederländi‐ schen. Aufgrund ihres Status als Abschlussarbeiten beinhalten diese Arbeiten jedoch keine ausführlichen und systematischen Belegsammlungen. Detaillierte Vergleiche deutscher Kurzwörter mit den Kürzungen anderer Sprachen sind demnach also bislang sehr selten. Diese Lücke schließt die vorliegende Arbeit mit der Analyse deutscher und schwedischer Kurzwörter auf empirischer Grundlage. Bei der neuesten Dissertation zu deutschen Kurzwörtern handelt es sich um Vincent Balnats „Kurzwortbildung im Gegenwartsdeutschen“ (Balnat 2011). Auf einen ausführlichen Forschungsbericht folgt eine kritische Diskussion von Kobler-Trills Kurzwortbegriff und -definition, wobei Balnat selbst einen recht weiten Kurzwortbegriff vertritt: „Als KW werden nicht nur traditionelle Bil‐ dungstypen […] betrachtet, sondern auch graphische Abkürzungen, Klapp‐ wörter, Wortkreuzungen und einige Kunstwörter.“ (Balnat 2011: 288) Wie schon Michel (2006) plädiert auch Balnat für eine prototypische Definition von Kurz‐ wörtern. Demnach haben prototypische Kurzwörter gewisse Eigenschaften, während nicht-prototypische Kurzwörter nicht alle dieser Kriterien erfüllen (vgl. Balnat 2011: 145). Für sein Kurzwortkorpus berücksichtigt Balnat wiederum nur prototypische Kurzwörter. Es ist jedoch festzustellen, dass Balnats Daten‐ auswahl für sein Kurzwortkorpus keine systematische Grundlage zu haben scheint (9). Seine Belege sind eher zur Illustration geeignet und erlauben auf‐ grund der willkürlichen Datenzusammenstellung aus diversen Quellen keine quantitativen Aussagen zur Frequenz verschiedener Kurzworttypen. Generell fasst Balnat das Untersuchungsfeld seiner Dissertation recht weit. So berück‐ sichtigt er nicht nur entlehnte Kurzwörter, die keine deutsche Vollform haben, sondern auch chatspezifische Kürzungen wie hdl < hab dich lieb, GN 8 < Gute Nacht, g < grins und als nichtsprachliche Kurzformen sogar Smileys wie : -). Der 2.4 Literaturüberblick 55 68 Der Abriss in diesem Unterkapitel beschränkt sich lediglich auf eigenständige Arbeiten zur Kurzwortbildung. Daneben wird das Phänomen der Kurzwortbildung auch in di‐ versen Grammatiken und Wortbildungslehren angesprochen. Großteil dieser chatspezifischen Kürzungen sind für Balnat allerdings nur Kurz‐ formen und keine Kurzwörter. Diesen Charakteristika der Chatkommunikation widmet er ein ganzes Kapitel seiner Arbeit und hat eigens ein Korpus dazu er‐ stellt, sodass sich letztlich ein nicht geringer Teil der Arbeit nicht mit Kurzwör‐ tern im eigentlichen Sinn, sondern mit einem benachbarten Phänomen beschäf‐ tigt. Eine derartige Beschäftigung mit nicht-prototypischen Kurzwörtern und verwandten Phänomenen ist sicher sinnvoll, da gerade die neuen Medien Kom‐ munikationsformen hervorbringen, die ein spannendes und lohnenswertes Un‐ tersuchungsfeld darstellen. Nichtsdestotrotz ist ein solches Vorgehen nicht für einen Vergleich mit einer Sprache wie dem Schwedischem geeignet, zu der noch kaum Kurzwortforschung vorhanden ist. Da für das Schwedische zunächst Grundlagen der Kurzwortforschung etabliert werden müssen, sollte sich auch die den Vergleich liefernde deutsche Seite vor allem auf grundsätzliche Fragen und prototypische Kurzwörter konzentrieren. Trotz der vielen einschlägigen Veröffentlichungen 68 zur Kurzwortbildung im Deutschen hat sich bislang keine einheitliche Terminologie herausgebildet, da die einzelnen Autoren das Phänomen der Kurzwortbildung unterschiedlich ab‐ grenzen. So zählen manche Autoren auch Kunstwörter (z. B. Ronneberger-Si‐ bold 1992) und/ oder Lehnkurzwörter zur Kurzwortbildung (z. B. Balnat 2011). Während auf ein Morphem gekürzte Kurzwörter wie Ober < Oberkellner für manche Autoren einen eigenen Kurzworttyp darstellen (z. B. für Greule 1992) oder unabhängig davon, dass der gekürzte Teil ein Morphem ist, unter andere Kurzworttypen subsumiert werden (z. B. von Schippan 1963), sind sie für andere Autoren überhaupt kein Bestandteil der Kurzwortbildung (z. B. für Ronne‐ berger-Sibold 1992). Diese Beispiele machen deutlich, dass die Auffassungen einzelner Autoren darüber, was genau Gegenstand der Kurzwortbildung ist, teils erheblich voneinander abweichen. Auch bei der Klassifikation der Kurzwort‐ typen finden sich zum Teil beträchtliche Unterschiede zwischen den Arbeiten verschiedener Verfasser. Obwohl in vielen Arbeiten durchaus Themen wie das Flexionsverhalten oder die Wortbildungsmöglichkeiten von Kurzwörtern ange‐ sprochen werden, stehen im Zentrum der Diskussion der deutschsprachigen Kurzwortforschung meist typologische Fragen. Eine empirisch basierte Arbeit, die sowohl phonologische als auch auch grammatische Aspekte näher be‐ leuchtet, war bislang ein Desiderat, das die vorliegende Arbeit erfüllen soll. 2. Gegenstand der Untersuchung 56 69 „Abkürzung“. 70 „den Wegfall von Morphemen“. 71 „eine syntaktische Entwicklung, die durch die morphologische Struktur der Sprache mechanisch bedingt ist“. 72 „nach bestimmtem Muster, die bewusst zu einem bestimmten Zweck gemacht wurde“. 73 „rein graphischen Abkürzungen“. 2.4.2 Forschung zu schwedischen Kurzwörtern Wie bereits mehrfach angeklungen ist, hat eine Auseinandersetzung mit der Kurzwortbildung im Schwedischen bisher nur sporadisch stattgefunden. Auch wenn das Phänomen der Kurzwortbildung im Schwedischen weder selten noch unbekannt ist, wird es in Grammatiken und Wortbildungslehren meist nur knapp erwähnt. Oft beschränkt sich diese Erwähnung auch auf bestimmte Kurz‐ worttypen wie Buchstabierwörter, während detaillierte Analysen auf der Grundlage eines systematisch erstellten Korpus ganz fehlen. Zur Schließung dieser Forschungslücke will diese Arbeit beitragen. Auffällig ist im schwedi‐ schen Diskurs, dass sich noch immer keine konsequente Differenzierung zwi‐ schen Abkürzungen und Kurzwörtern durchgesetzt hat. Häufig werden beide Phänomene - oder zumindest Abkürzungen zusammen mit Akronymen - ge‐ meinsam unter dem Begriff „förkortning“ 69 behandelt. Eine frühe Erwähnung finden Kurzwörter in Erik Wellanders Arbeit „En el‐ lipsteori“ von 1921, die sich ausführlich mit Ellipsen beschäftigt, die für Wel‐ lander im Grunde ein syntaktisches Phänomen und durch „bortfallet av morfem“ 70 gekennzeichnet sind (Wellander 1921: 31). Von den Kurzworttypen im Sinne dieser Arbeit trifft dies allerdings lediglich auf den Typ der elliptischen Kürzungen zu. Weitere Kurzworttypen werden von Wellander in einer Abgren‐ zung seiner Ellipsen von weiteren Phänomenen kurz angesprochen. Diese führen teils zu ähnlichen Resultaten wie Ellipsen, sind jedoch durch andere Prozesse entstanden (53). Dazu gehören Kürzungen wie labbis < laboratorium oder städ < städerska ‚Putzfrau‘, die laut Wellander Analogiebildungen zu echten Ellipsen sind (51). Im Gegensatz zu echten Ellipsen handelt es sich bei diesen Analogiebildungen nicht um „en syntaktisk utveckling, mekaniskt betingad av språkets morfologiska struktur“ 71 , sondern um eine Bildung „efter bestämt mönster, gjord med medveten avsikt i bestämt syfte“ 72 (52). Des Weiteren grenzt Wellander Ellipsen von „rent grafiska förkortningar“ 73 ab, von denen einige je‐ doch bereits mündlich realisiert werden wie stins < stationsinspektör ‚Bahnhofs‐ vorsteher‘ und lok < lokomotiv ‚Lokomotive‘, was von Wellander in sprachpfle‐ gerischer Absicht kritisiert wird (53). Er beobachtet hier also einen Übergang von einer auf den Schriftgebrauch beschränkten Abkürzung zu einem Kurzwort 2.4 Literaturüberblick 57 74 „andere bewusst erzeugte Abkürzungen, bei denen die Verstümmelung nicht graphisch bedingt ist, sondern ganz willkürlich zu sein scheint“. 75 „Diese Erscheinung düfte jedoch in der modernen Sprache kaum eine größere Rolle spielen“. 76 „Monografien über Arten von Ellipsen und Abkürzungstypen z. B. im Schwedischen würden zu interessanten und teilweise überraschenden Ergebnissen führen, nicht zu‐ letzt für die historische Syntax.“ 77 „Verstümmelung, d. h. Kürzung eines Wortes ohne Veränderung seiner Bedeutung“. 78 „Kurzwörter“. 79 „Buchstabenwörter oder Initialwörter“. mit einer eigenen Lautform. Schließlich nennt er noch „andra med medveten avsikt gjorda förkortningar, där stympningen icke är grafiskt betingad utan fö‐ refaller vara rent godtyckligt“ 74 (54), zu denen er Beispiele wie bil < automobil ‚Auto‘ zählt. Wellanders Prognose zu letztgenanntem Phänomen hat sich aller‐ dings nicht erfüllt: „Denna företeelse torde dock knappast spela någon större roll i det moderna språket“ 75 (54). Auch wenn Wellanders Hauptinteresse nicht Kurzwörtern, sondern Ellipsen gilt, zeigt seine Arbeit, dass bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Schwedischen unterschiedliche Kurzworttypen existierten. Zudem findet sich bereits bei Wellander eine Forderung nach einer ausführlicheren Auseinandersetzung mit verschiedenen Kürzungstypen im Schwedischen: „Monografier över ellipsarter och förkortningstyper t. ex. i svenskan skulle ge intressanta och delvis överraskande resultat, inte minst för den historiska syntaxen.“ 76 (Wellander 1921: 56) Im zweiten Band von Elias Wesséns „Svensk språkhistoria“, der sich mit Wortbildung beschäftigt (Wessén 1958: 19), wird die Kurzwortbildung als Teil der schwedischen Wortbildung aufgeführt. Dabei nennt Wessén den Wortbil‐ dungsprozess „ellips“ oder „stympning, d. v. s. förkortning av ett ord utan fö‐ rändring av dess betydelse“ 77 , die Resultate dieses Prozesses jedoch „kortord“ 78 . Die Beispiele, die er für Kurzwörter angibt, zählen nach der in dieser Arbeit verwendeten Typologie (vgl. Kapitel 2.2) vor allem zu den Kurzwörtern im en‐ geren Sinne; doch auch Silbeninitialwörter, Kürzungskomposita und elliptische Kürzungen sind unter den Belegen. Von diesen Kurzwörtern grenzt Wessén so‐ genannte „bokstavsord eller initialord“ 79 ab, die vor allem Organisationen oder Unternehmen bezeichnen und entweder gebunden (z. B. Saco < Sveriges Akade‐ mikers Central Organisation ‚Zentralorganisation schwedischer Akademiker‘) oder mit Buchstabennamen (z. B. K. B. < Kungliga biblioteket ‚Königliche Bibli‐ othek‘) ausgesprochen werden. Speziell zu dem Thema der schwedischen is-Bildungen erschienen mit Inghult (1968) und Blume (1976) zwei Aufsätze. Inghult stellt in seiner Arbeit fest, dass den substantivischen is-Bildungen verschiedene Wortbildungsmuster zugrunde 2. Gegenstand der Untersuchung 58 80 „elliptische Bildungen“. 81 „Nebenformen zu bestimmten Grundwörtern“. 82 „Initialwörtern“. 83 „Die Terminologie im Zusammenhang mit dieser Art von Wortbildung ist nicht ganz gefestigt. Auch die Abgrenzung von Initialwörtern ist nicht klar.“ 84 „Abkürzungen“. 85 „Ellipse, Zeichenfunktion und sprachliche Ökonomie. Eine Studie zur schwedischen Wortbildung“. liegen, von denen „ellipsbildningar“ 80 am häufigsten sind (10). Bei diesen werden mehrsilbige Lexeme bis auf die erste Silbe, die meist ein Morphem ist, bzw. direkt vor dem zweiten Vokal gekürzt und mit -is suffigiert, z. B. spädis < spädbarn ‚Säugling‘ oder biblis < bibliotek. Auf gleiche Weise können auch adjektivische is-Bildungen wie bergis < bergsäker ‚todsicher‘ entstehen. Die entstandenen is-Bildungen sind für Inghult „biformer till bestämda grundord“ 81 (11). Des Wei‐ teren können is-Wörter durch reine Suffigierungen von ungekürzten Substan‐ tiven, Adjektiven oder Verben gebildet werden, was jedoch über den Gegenstand dieser Arbeit hinausgeht. Auch wenn sich Inghults Interesse lediglich auf is-Bildungen beschränkt, liefert seine Arbeit neben einer nützlichen Analyse der Bildungsmuster einen weiteren Beleg dafür, dass der Terminus „ellips“ im Schwedischen für einen an der Wortbildung beteiligten Kürzungsvorgang ver‐ wendet wird. Herbert Blumes Betrachtung der schwedischen is-Bildungen (Blume 1976) geht dagegen über die Wortbildung hinaus und legt den Schwer‐ punkt auf die Frage nach dem zeichentheoretischen Status des Suffixes -is, ohne sich zu Fragen der Kurzwortterminologie zu äußern. Nach Wellander (1921), der ja im Grunde nur elliptische Kürzungen mitbe‐ handelt, sind die Arbeiten von Christer Laurén bis heute die ausführlichsten Texte zur schwedischen Kurzwortbildung. Laurén beschäftigt sich zunächst in der 1972 erschienenen Arbeit „Initialord i svenskan“ mit „initialord“ 82 , die aus Initialen einer längeren Form gebildet werden. Schon zu Beginn seiner Arbeit findet sich der Hinweis: „Terminologien i samband med detta slag av ordbildning är inte helt stadgad. Avgränsningen av initialord är inte heller klar.“ 83 (3) Für Laurén selbst sind Initialwörter eine Untergruppe der „förkortningar“ 84 ; der Terminus „akronym“ bezieht sich hingegen auf Initialwörter mit gebundener Aussprache und ist kein Oberbegriff, sondern ein Untertyp der Initialwörter (3). Schließlich werden Initialwörter unter diversen Aspekten wie Rechtschreibung, Aussprache und diversen grammatischen Gesichtspunkten betrachtet. Von größerer Relevanz für die schwedische Kurzwortforschung ist jedoch Lauréns 1976 veröffentliche Arbeit „Ellips, teckenfunktion och språklig eko‐ nomi. En studie i svensk ordbildning“ 85 . Darin weitet Laurén seinen Untersu‐ chungsgegenstand auf Kurzwörter im Allgemeinen aus und setzt sich auch mit 2.4 Literaturüberblick 59 86 „Kurzwort“. 87 Wie anhand der Arbeiten von Wellander (1921) und Wessén (1958) deutlich wurde, hat der Begriff der Ellipse im Zusammenhang mit Kurzwörtern im Schwedischen eine ge‐ wisse Tradition. Mit Blick auf die neuere linguistische Forschung und um Verwirrung zu vermeiden, soll in dieser Arbeit der Begriff „Ellipse“ jedoch dem syntaktischen Phä‐ nomen, wie es z. B. von Klein (1993) beschrieben wurde, vorbehalten bleiben. 88 „Reduktion des Anfangs, der Mitte und des Endes“. 89 „radikale Reduktion“. 90 „Initialwörtern“. 91 „(übrigen) Kurzwörtern“. 92 „aussprechbare Initialwörter (oft Akronyme gekannt)“. 93 „Reduktion der Mitte“. typologischen und terminologischen Fragen auseinander. Nach einer Abgren‐ zung von Kurzwörtern in seinem Sinne von anderen Phänomenen beschäftigt sich Laurén vor allem mit Sprachökonomie und den Gründen, die zur Entste‐ hung von Kurzwörtern führen, ehe er die von ihm unterschiedenen Kurzwort‐ typen ausführlich diskutiert. Dabei verwendet er unterschiedliche Bezeich‐ nungen für verschiedene Kürzungsprozesse und deren Resultate. Als Oberbegriff für sämtliche Kurzwörter wählt Laurén „kortord“ 86 ; den Prozess, der zu diesen führt, bezeichnet er als „ellips“ (291) 87 . An Kürzungsvorgängen werden „initial“, „medial“, „final reduktion“ 88 sowie Kombinationen dieser drei Kürz‐ ungstypen (z. B. säpo < säkerhetspolisen ‚schwedischer Nachrichtendienst, wörtl. Sicherheitspolizei‘) unterschieden. Die Unterscheidung basiert darauf, ob der Anfang (z. B. cykel < bicykel ‚Fahrrad‘), die Mitte (z. B. kemtvätt < kemisk tvätt ‚chemische Reinigung‘) oder das Ende der Vollform gekürzt wird (z. B. el < elekt‐ ricitet). Als weiteren Kürzungstypen führt Laurén „radikal reduktion“ 89 (318 ff.) an, der zur Bildung von Initialwörtern führt. Bei der Benennung der Kürzungs‐ produkte unterscheidet Laurén zunächst grob zwischen „initialord“ 90 und „(öv‐ riga) kortord“ 91 (291) und weist ausdrücklich darauf hin, dass Initialwörter für ihn ein Untertyp der Kurzwörter sind. Ein Untertyp der Initialwörter sind wie‐ derum „uttalbara initialord (ofta kallade akronymer)“ 92 (319). Auch die durch „medial reduktion“ 93 gebildeten Kurzwörter als Wortbildungsprodukte werden noch weiter differenziert. Im Hinblick auf die Bildungsweise handelt es sich dagegen um eine relativ undifferenzierte Kategorie, in der diverse Phänomene wie gebundene Kürzungen, Kürzungskomposita, Klammerformen, Kunstwörter und Wortkreuzungen zusammengefasst werden, wobei die drei zuletzt ge‐ nannten Gruppen keine Kurzwörter im Sinne dieser Arbeit sind (vgl. Kap. 2.3). Lauréns Terminologie ist in Tabelle 14 zusammengefasst. Darin werden auch die in dieser Arbeit verwendeten deutschen Entsprechungen der Begriffe ange‐ 2. Gegenstand der Untersuchung 60 94 Die Bezeichnung „blandord“ ‚Mischwort‘ oder „blandform“ ‚Mischform‘ für Kurzwörter wie p-plats < parkeringsplats ‚Parkplatz‘ halte ich generell für irreführend, da damit auch Wortkreuzungen oder Blends gemeint sein könnten. geben, wobei diejenigen Termini, die keine Kurzwörter im Sinne dieser Arbeit sind, in der Spalte mit den deutschen Begriffen eingeklammert sind. Bildungsweise Resultat deutsche Entsprechung ellips kortord Kurzwortbildung, Kurz‐ wörter initial reduktion kortord Endwörter, elliptische Kürzungen medial reduktion kortord, klammerformer, teleskopord, blandord 94 gebundene Kürzungen, diskontinuierliche Kurz‐ wörter, (Klammerformen), (Kunstwörter), (Wortkreu‐ zungen), Kürzungskompo‐ sita final reduktion kortord Kopfwörter, elliptische Kürzungen kombinationer av olika re‐ duktioner kortord Silbeninitialwörter, Rumpfwörter, Mischkurz‐ wörter radikal reduktion initialord, akronymer Buchstabierwörter, Laut‐ initialwörter Tabelle 14: Typologie schwedischer Kurzwörter nach Laurén 1976 mit deutschen Ent‐ sprechungen Mit der Verwendung von nicht zusammenhängenden Termini für Kürzungs‐ vorgang und -produkt folgt Laurén zwar Wessén (1958), der auch von Ellipse als Prozess und Kurzwort als Resultat spricht. Problematisch ist bei diesem Vor‐ gehen jedoch, dass kein erkennbarer Zusammenhang zwischen den Begrifflich‐ keiten für Vorgang und Resultat existiert. Der Zusammenhang zwischen Ellipse und Kurzwort erschließt sich weit weniger intuitiv als derjenige zwischen Kurz‐ wortbildung und Kurzwort, weshalb in dieser Arbeit Letzteres bevorzugt wird. Außerdem bringt diese Art von doppelter Terminologie eine weitere Aufblä‐ hung des terminologischen Apparats mit sich, was angesichts des Strebens nach einer schlanken Terminologie nicht sinnvoll erscheint. 2.4 Literaturüberblick 61 95 „Teleskopwörter“. 96 „Initialwörter“. 97 „Damit sind Wörter gemeint, die aus den Initialen oder einigen der ersten Buchstaben von aufeinanderfolgenden Wörtern oder Kompositonsgliedern gebildet werden.“ 98 „Teleskopwörter“. Im Unterschied zu Laurén befasst sich die Veröffentlichung der Tekniska No‐ menklaturcentralen ( TNC ) „Om teknikens språk“ von 1977 nicht ausschließlich mit Kurzwörtern, sondern generell mit der Fachsprache der Technik. In dem Teil zur Wortbildung werden jedoch Kurzwörter neben anderen Wortbildungsver‐ fahren unter „ellips“ aufgeführt (45-48). Anders als bei Laurén (1976) ist hier Ellipse sowohl der Terminus für den Wortbildungsprozess als für auch das Re‐ sultat dieses Prozesses. In einer knappen Darstellung werden vier verschiedene Typen von Ellipsen unterschieden: Unter „typerna el och bil“ werden Beispiele für Kopf- und Endwörter, gebundene Kürzungen und Kürzungskomposita an‐ geführt. Als weitere Typen werden Akronyme, Klammerformen und „teleskop‐ ord 95 “, d. h. Wortkreuzungen genannt, wobei Klammerformen und Wortkreu‐ zungen in der vorliegenden Arbeit nicht zu den Kurzwörtern gerechnet werden. Akronyme oder „initialord“ 96 werden bei TNC als Synonyme gesehen und fol‐ gendermaßen definiert: „Man menar därmed ord som bildas av initialerna eller några av de första bokstäverna i ord eller sammansättningsleder som följer på varandra“ 97 (Tekniska Nomenklaturcentralen 1977: 47). Unter den angeführten Beispielen finden sich jedoch nicht nur Akronyme im Sinne dieser Arbeit, son‐ dern auch Lehnkurzwörter, Kunstwörter und diskontinuierliche Kurzwörter (z. B. milo < militärområde ‚Militärgebiet‘). Tabelle 15 veranschaulicht die Ein‐ teilung der Kurzworttypen bei TNC und ihre deutschen Entsprechungen. Auch hier sind diejenigen Begriffe, die keine Kurzwörter im Sinne dieser Arbeit be‐ zeichnen, eingeklammert. Ein Vergleich mit Tabelle 14 zeigt, dass es bis auf die Begriffe „ellips“ für Kurzwörter allgemein und „teleskopord“ 98 bei der Einteilung und Terminologie keine Gemeinsamkeiten zwischen Laurén und TNC gibt. Kurzworttyp deutsche Entsprechung typerna el och bil Kopfwörter, Endwörter, Rumpfwörter, diskontinuierliche Kurzwörter, gebun‐ dene Kürzungen, Kürzungskomposita klammerformer (Klammerformen) akronymer/ initialord Buchstabierwörter, Lautinitialwörter, (Lehnkurzwörter), diskontinuierliche Kurzwörter, Mischkurzwörter, (Kunst‐ wörter) 2. Gegenstand der Untersuchung 62 99 „Verstümmelung (auch Reduktion, Kürzung oder Ellipse genannt; wenn man die Auf‐ merksamkeit auf die Sequenz legt, die erhalten bleibt, könnte man alternativ auch von Extraktion sprechen)“. 100 „Ellipsenwort (Stummelwort, Reduktionswort oder Kurzwort)“. 101 „Abkürzung“. 102 „Initialabkürzungen oder Akronyme“. Kurzworttyp deutsche Entsprechung teleskopord (Wortkreuzungen) Tabelle 15: Typologie schwedischer Kurzwörter nach Tekniska Nomenklaturcentralen 1977 mit deutschen Entsprechungen Noch mehr terminologische Verwirrung stiftet die Arbeit von Stig Eliasson, die bei der Betrachtung eines phonologischen Prozesses - einer Konsonantenge‐ mination bei schwedischen Hypokorismen und manchen Kurzwörtern - das Thema Kurzwortbildung am Rande streift. Zum Phänomen der Kurzwortbil‐ dung heißt es dort: „stympning (även kallad reduktion, kortning eller ellips; om man mer vill rikta uppmärksamheten på den bevarade sekvensen, skulle man alternativt kunna tala om extrahering)“ 99 (Eliasson 1979: 342). Für die Kürzung‐ sprodukte fallen die Begriffe „ellipsord (stympord, reduktionsord eller kort‐ ord)“ 100 (343). Eliassons Formulierungen zeigen deutlich, dass im Schwedischen zu jenem Zeitpunkt keine etablierte Kurzwortterminologie vorhanden war, woran sich bis heute allerdings kaum etwas geändert hat. Ein Beispiel für die terminologische Verquickung von Abkürzungen und Kurzwörtern liefert Sigurd (1979). In dem Aufsatz „Förkortningarna och det moderna samhället“ diskutiert Bengt Sigurd unter dem Begriff „förkortning“ 101 sowohl auf die Schrift beschränkte Abkürzungen als auch Buchstabierwörter und Lautinitialwörter. Dabei zeigt er durchaus ein Bewusstsein dafür, dass zwi‐ schen Abkürzungen und Kurzwörtern ein Unterschied besteht, da er „initial‐ förkortningar eller akronymer“ 102 (5) gesondert erwähnt. Dennoch werden beide Phänomene auch im empirischen Teil, einer Frequenzuntersuchung, unter dem Begriff „förkortningar“ zusammengefasst, was die Empirie für die Kurzwort‐ diskussion quasi unbrauchbar macht, da nicht nachvollziehbar ist, welcher An‐ teil an Sigurds Abkürzungen auf Kurzwörter entfällt. Kurzwörter im engeren Sinne, also Kopfwörter, Endwörter und diskontinuierliche Kurzwörter, finden bei Sigurd dagegen keine Erwähnung. Kürzungskomposita wie i-land < indust‐ riland ‚Industrieland‘ werden als Kompositum einer Initialkürzung mit einem gewöhnlichen Lexem analysiert (6). Für Sigurd gehören zu den „förkort‐ 2.4 Literaturüberblick 63 103 „Abkürzungen“. 104 „Unterbrechungen“. 105 „Zusammenziehungen“. 106 „Initialabkürzungen/ Akronymen“. 107 Frühere Auflagen wurden noch von der Vorgängerorganisation Svenska Språk‐ nämnden herausgegeben. 108 „Abkürzungen“. 109 „Unterbrechungen“. 110 „Zusammenziehungen“. 111 „Initialabkürzungen“. 112 „Kurzwörter“. 113 „Die Abkürzung ist dann zu einem gewöhnlichem Wort, einem Kurzwort geworden.“ ningar“ 103 also Abkürzungen und einige Kurzworttypen im Sinne der vorlie‐ genden Arbeit, während andere nicht darunter fallen, was einmal mehr zeigt, dass ein einheitliches Verständnis der Begrifflichkeiten in der schwedischen Kurzwortforschung noch aussteht. Auch in dem von Ralf Svenblad herausgegebenen „Norstedts förkortnings‐ ordbok“, das 1998 in der ersten und 2003 in der zweiten Auflage erschien, wird weder im einleitenden Text noch im Register zwischen Abkürzungen und Kurz‐ wörtern differenziert. Unabhängig von der Aussprache unterscheidet Svenblad zwischen „avbrytningar“ 104 wie uppl. < upplaga ‚Auflage‘, „sammandrag‐ ningar“ 105 wie ngt < något ‚etwas‘ und „initialförkortningar/ akronymer“ 106 wie BVC < barnavårdscentral ‚Kinderfürsorgeamt‘ (Svenblad 2003: XI ). Kürzungs‐ komposita werden hier nicht als eigener Kürzungstyp, sondern als Komposita aus einer „initialförkortning“ und einem weiteren Lexem analysiert ( XIII ). Einer der wenigen schwedischen Texte, der eine Differenzierung zwischen auf die Schrift begrenzten Abkürzungen und auch mündlich realisierbaren Kurzwörtern enthält, sind die von Språkrådet herausgegebenen „Svenska skriv‐ regler“ 107 . Allerdings unterscheidet sich auch hier die Einteilung von der in der deutschen Kurzwortforschung üblichen. Als Arten von „förkortningar“ 108 werden wie in „Nordstedts förkortningsordbok“ „avbrytningar“ 109 und „sam‐ mandragningar“ 110 , die nur im schriftlichen Sprachgebrauch vorkommen, sowie „initialförkortningar“ 111 , die schriftlich und mündlich realisiert werden können, unterschieden. Bei den Initialabkürzungen wird weiter zwischen einer Aus‐ sprache nach Buchstabennamen und einer phonetisch gebundenen Aussprache differenziert (Språkrådet 2008: 142 f.). Eine eigene Lautform haben daneben auch „kortord“ 112 wie temp < temperatur, die aus ursprünglich reinen Schriftkür‐ zungen hervorgegangen sind. „Förkortningen har då blivit ett vanligt ord, ett kortord.“ 113 (141) Kurzwörter im engeren Sinne werden hier also deutlich von Akronymen abgegrenzt. Obwohl letztere auch eine eigene Aussprache auf‐ 2. Gegenstand der Untersuchung 64 weisen und dekliniert werden können, wird ihnen ein geringerer Wortcharakter zugestanden als Kurzwörtern im engeren Sinne, und sie werden mit den Ab‐ kürzungen gruppiert. Diese Einteilung wird in Tabelle 16 veranschaulicht. förkortning kortord avbrytning sammandragning initialförkortning Tabelle 16: Typologie schwedischer Kurzwörter nach Svenska skrivregler 2008 Eine kontrastive Ausrichtung in der schwedischen Kurzwortforschung findet sich erstmals bei Nübling (2001). In Ermangelung einer etablierten schwedi‐ schen Terminologie stützt sich Damaris Nüblings Vergleich von deutschen und schwedischen Kurzwörtern auf die deutsche Kurzwortforschung und lehnt sich im Hinblick auf die Kurzworttypologie an Ronneberger-Sibold (1992) an. In Nüblings Artikel werden viele interessante Aspekte der Kurzwortbildung the‐ matisiert; ein besonderer Schwerpunkt liegt neben einer Vorstellung der ver‐ schiedenen Kurzworttypen auf phonologischen Eigenschaften deutscher und schwedischer Kurzwörter. Dabei weist Nübling wiederholt darauf hin, dass im Hinblick auf eine eingehendere Untersuchung schwedischer Kurzwörter eine Forschungslücke besteht (z. B. Nübling 2001: 196), zu deren Schließung die vor‐ liegende Arbeit beiträgt. Eine Diskussion schwedischer Kurzwörter in einem skandinavistischen Rahmen bieten Nübling/ Duke (2007). Janet Duke und Da‐ maris Nübling diskutieren hier Kurzwörter im Schwedischen, Dänischen, Nor‐ wegischen und Isländischen, wobei für keine der genannten skandinavischen Sprachen bislang eine systematische Kurzwortforschung existiert. Eine empi‐ risch fundierte Kurzwortanalyse ist also für alle skandinavischen Sprachen ein Forschungsdesiderat. Schließlich existieren zwei von Nübling (2001) inspirierte Abschlussarbeiten vom Anfang dieses Jahrtausends, die schwedische Kurzwörter ebenfalls aus einem kontrastiven Blinkwinkel diskutieren. Lemey (2002) beschäftigt sich vor allem mit deutschen und niederländischen Kurzwörtern, zieht jedoch immer wieder auch englische und schwedische Kurzwörter heran und kommt zu der Schlussfolgerung, dass niederländische Kurzwörter „im Hinblick auf struktu‐ relle und morphologische Eigenschaften eine Zwischenposition zwischen deut‐ schen und schwedischen Kurzwörtern“ (87) einnehmen. Wahl (2002) untersucht dagegen deutsche und schwedische Kurzwörter, die sie ebenfalls anhand deut‐ scher Typologien klassifiziert und anschließend unter verschiedenen Aspekten diskutiert. Als einer der ersten Schritte beim Vergleich deutscher und schwedi‐ 2.4 Literaturüberblick 65 114 „Abkürzung“. 115 „Kurzwörter“. 116 „Initialwörtern“. 117 Auch in der auf Deutsch verfassten schwedischen Grammatik von Birgitta Ramge werden „Kurzwörter“ und „Initialwörter“ unterschieden (Ramge 2012: 335 f.). scher Kurzwörter ist die Arbeit von Gisela Wahl und die von ihr zusammenge‐ tragene Belegsammlung sehr hilfreich, auch wenn für eine intensivere schwe‐ dische Kurzwortforschung nach wie vor systematisch erstellte Korpora nötig sind, die einen detaillierteren Vergleich mit dem Deutschen ermöglicht. Dazu will die vorliegende Arbeit beitragen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Menge der Diskussionsbei‐ träge über schwedische Kurzwörter relativ gering ist und deutlich weniger Ar‐ beiten existieren, die sich explizit mit Kurzwortbildung befassen, als dies für das Deutsche der Fall ist. Hinzu kommt, dass die wenigsten Arbeiten das gesamte Kurzwortphänomen, wie es in dieser Arbeit verstanden wird, im Blick haben. Häufig wird von vornherein nur ein Kurzworttyp betrachtet (z. B. Pseudoablei‐ tungen bei Inghult 1968 und Blume 1976 oder elliptische Kürzungen bei Wel‐ lander 1921), oder die Darstellung der Kurzwortbildung wird auf wenige Typen verkürzt (z. B. bei Kjellin 2005 auf Akronyme). Auch wenn die Kurzworttypo‐ logie im Deutschen nicht einheitlich ist, wie in Kapitel 2.4.1 erläutert wurde, herrscht im Vergleich zum Schwedischen dennoch eine relativ große Einigkeit über gewisse Grundbegriffe. So ist die im Deutschen übliche Abgrenzung von Abkürzungen und Kurzwörtern aufgrund des Kriteriums der eigenen Aus‐ sprache im Schwedischen nicht etabliert. Häufig wird „förkortning“ 114 als Ober‐ begriff für sowohl Abkürzungen als auch Kurzwörter gebraucht, teils sind mit diesem Begriff aber auch nur Abkürzungen und Akronyme bzw. wenige Kurz‐ worttypen gemeint. Wenn der Begriff „kortord“ 115 überhaupt verwendet wird, bezeichnet er häufig nur Kurzwörter im engeren Sinne und wird „initialord“ 116 gegenübergestellt (so z. B. bei Josefsson 2001: 64 oder Hultman 2003: 34 f.). 117 Dass „kortord“ das gesamte Spektrum an Kurzworttypen abdeckt wie der deutsche Terminus „Kurzwörter“, kommt kaum vor. Als Besonderheit der schwedischen Diskussion ist weiter zu nennen, dass immer wieder der Begriff „ellips“ für das Phänomen der Kurzwortbildung verwendet wird (z. B. auch bei Malmgren 1994: 72 f.). Teils wird damit nur der Kürzungsprozess bezeichnet, teils aber auch die Resultate dieser Kürzung. Doch auch wenn die Rede von „ellips“ ist, herrscht bei den verschiedenen Autoren keine Einigkeit darüber, welche Kurzworttypen dazu gezählt werden. Aus diesem Grund wird bei der vorliegenden Arbeit auf die im Vergleich zum Schwedischen doch recht homogene Terminologie der deutschen Kurzwortfor‐ 2. Gegenstand der Untersuchung 66 schung zurückgegriffen und diese auch auf die schwedischen Belege ange‐ wendet. Abschließend werden in Tabelle 17 die in der schwedischen Literatur am häufigsten verwendeten Termini für Kurzwörter oder einzelne Kurzwort‐ typen samt ihren deutschen Übersetzungen aufgeführt. schwedischer Terminus deutsche Übersetzung ellips Ellipse förkortning Abkürzung initialord/ initialförkortning Initialwort/ Initialkürzung akronym Akronym kortord Kurzwort avbrytning Unterbrechung teleskopord Wortkreuzung klammerform Klammerform Tabelle 17: Termini der schwedischen Kurzwortforschung Dass die konkreten Inhalte der einzelnen Begriffe bei der Verwendung durch unterschiedliche Autoren nicht zwangsläufig deckungsgleich sein müssen, dürfte in diesem Unterkapitel deutlich geworden sein. Auch wenn „Kurzwort“ die Übersetzung des schwedischen „kortord“ ist, können wie oben ausgeführt beträchtliche Unterschiede hinsichtlich des Bedeutungsumfangs bestehen. 2.4 Literaturüberblick 67 3. 3.1 Vorgehensweise und erste Ergebnisse Für mehrere Arbeiten zur Kurzwortbildung im Deutschen wurden bereits em‐ pirische Kurzwortdaten erhoben (vgl. beispielsweise Kobler-Trill 1994, Ronne‐ berger-Sibold 1992 oder Steinhauer 2000), was unabdingbar ist, wenn der tat‐ sächliche Sprachgebrauch im Hinblick auf dieses Phänomen untersucht werden soll. Leider existieren für das Schwedische hingegen keine größeren Untersu‐ chungen dieser Art, weshalb Damaris Nübling an verschiedenen Stellen aus‐ drücklich Analysen schwedischer Kurzwörter auf Grundlage einer größeren Datenmenge fordert, beispielsweise in Nübling (2001: 196): „Auch hier wären eingehendere Untersuchungen vonnöten, ebenso was die Quantität von Kurz‐ wörtern betrifft.“ Die vorliegende Arbeit liefert nun eine derartige größere Da‐ tenbasis, auf deren Grundlage dann vergleichende Aussagen über Kurzwörter im Deutschen und Schwedischen - auch in quantitativer Hinsicht - getroffen werden können. Daher wurden für das Deutsche und das Schwedische je zwei Korpora erstellt. Dabei handelt es sich jeweils um ein Korpus aus Zeitungsdaten, das das Kern‐ korpus darstellt, sowie um eine Belegsammlung aus Wörterbuchdaten, die als Kontrollkorpus fungiert. Die Vorgehensweise bei der Erstellung der Korpora sowie erste Ergebnisse in Form der Häufigkeiten unterschiedlicher Kurzwort‐ typen in den Untersuchungssprachen sollen im Folgenden kurz erläutert werden. Zeitungskorpora Die Datengewinnung erfolgte in zwei Schritten: Aus deutschen und schwedi‐ schen Tageszeitungen wurde je ein Zeitungskorpus erstellt, anhand dessen die tatsächliche Verwendung von Kurzwörtern im Sprachgebrauch untersucht werden konnte. Zusätzlich wurden aus deutschen und schwedischen Wörter‐ buchdaten Belegsammlungen erstellt, die als Kontrollkorpora dienen sollen (siehe Kapitel 3.2). Dass die Datengrundlage für die Kernkorpora aus Zeitungs‐ texten besteht, hat mehrere Gründe. Zeitungstexte können als Abbild des ge‐ genwärtigen Sprachgebrauchs angesehen werden, in dem sich auch aktuelle sprachliche Entwicklungen erkennen lassen (vgl. Ptashnyk 2009: 4 f.). Sie sind in 118 Auch Carlsson (2004) arbeitet bei einer sprachvergleichenden Arbeit zum Deutschen und Schwedischen u. a. mit diesen Zeitungen. 119 Dies liegt v. a. an der unterschiedlichen Gestaltung der beiden Zeitungen. DN enthält deutlich mehr Bilder, größere Überschriften, insgesamt kürzere Artikel und mehr Wer‐ bung als die SZ. der Regel in der Standardsprache abgefasst und somit variantenübergreifend, d. h. sie verzichten weitgehend auf reine fach- oder gruppensprachlichen Merk‐ male und Dialektgebrauch. Des Weiteren zeichnet sie eine thematische Vielfalt aus, wodurch die Gefahr vermindert wird, dass Belege eines bestimmtes Wort‐ feldes überrepräsentiert sind. Allerdings ist die Frequenz mancher Kurzworttypen registerspezifisch. So werden wie bereits erwähnt manche Kurzworttypen wie Silbeninitialwörter oder Pseudoableitungen überwiegend in der mündlichen Kommunikation ge‐ bildet und sind daher in Zeitungstexten weniger häufig zu finden. Eine Unter‐ suchung anderer Textsorten oder Kommunikationsformen wie z. B. von Chat oder gesprochener Sprache würde hinsichtlich der Frequenz dieser Kurzwort‐ typen sicher zu etwas anderen Ergebnissen führen. Trotz dieser Einschränkung gilt, dass die Zeitungssprache für die Zwecke der vorliegenden Arbeit und die erstmalige systematische Betrachtung schwedischer Kurzwörter aufgrund der oben angeführten Vorteile meiner Meinung nach am besten geeignet ist. Für die Zeitungskorpora der vorliegenden Untersuchung wurden die Süd‐ deutsche Zeitung ( SZ ) und Dagens Nyheter ( DN ) als deutsche bzw. schwedische überregionale Tageszeitung mit hohem Verbreitungsgrad ausgewählt. 118 Da sich die durchschnittlichen Ausgaben der Süddeutschen Zeitung und von Dagens Ny‐ heter in ihrer Textmenge stark unterscheiden 119 , wurden 12 Ausgaben der SZ und 24 Ausgaben der DN ausgewertet, um in beiden Untersuchungssprachen ein ähnlich großes Textvolumen zu erreichen. Sämtliche analysierten Zeitungs‐ ausgaben stammen aus dem Mai 2010. Bei der Auswertung wurden nach der in Kapitel 2.3 dargelegten Abgrenzung sämtliche Kurzwörter inklusive Eigen‐ namen erfasst, die in sämtlichen Artikeln, Überschriften, Bildunterschriften, Leserbriefen sowie zum Text gehörigen Tabellen der gesamten untersuchten Zeitungsausgabe vorkamen. Nicht berücksichtigt wurde lediglich der Text von Werbeanzeigen, Fernseh- und Radioprogrammen, Rätseln und Comics. Inner‐ halb jedes Teilkorpus wurden das jeweilige Kurzwort, seine Vollform sowie weitere relevante Informationen, etwa zu Wortart, Silbenzahl, Silbenstruktur, Pluralbildung etc. erfasst. Die Auswertung der Daten erfolgte in einer Tabel‐ lenkalkulation. Als Grundlage für Aussagen über Häufigkeiten von Kurzwörtern und ein‐ zelnen Kurzworttypen wurde die gesamte Textmenge jedes Korpus in einer 3.1 Zeitungskorpora 69 120 Dennoch ist nicht auszuschließen, dass vereinzelt Kurzwörter übersehen wurden. Auf‐ grund der großen Gesamtzahl von Belegen dürften solche Ungenauigkeiten jedoch kaum ins Gewicht fallen. Hochrechnung überschlägig ermittelt. Dazu wurde je Zeitung - also für die Süddeutsche Zeitung und Dagens Nyheter - die Wortmenge einer gesamten Aus‐ gabe gezählt und durch die Zahl der Textseiten dieser Ausgabe geteilt. Die somit ermittelte Zahl der Textwörter pro Zeitungsseite wurde mit der Anzahl der ge‐ samten Textseiten für alle untersuchten Ausgaben multipliziert. Dadurch ergibt sich eine gesamte Menge von ca. 970 000 Wörtern Zeitungstext für das Deutsche und von ca. 880 000 Wörtern für das Schwedische. Im Vergleich zu anderen Korpora, die teilweise mehrere Millionen Textwörter umfassen, ist dies offen‐ sichtlich eine relativ geringe Menge. Dabei ist allerdings zu beachten, dass ver‐ schiedene Kurzwörter derart unterschiedliche Strukturen aufweisen können, dass die Suche nach Belegen in den Zeitungstexten nicht durch elektronisches Filtern durchgeführt werden konnte. Auf diese Weise hätte lediglich nach bereits bekannten Belegen gesucht werden können; neue, noch nicht erfasste Kurz‐ wörter wären dabei allerdings unentdeckt geblieben. Um möglichst alle vor‐ handenen Kurzwortbelege extrahieren zu können, blieb eine manuelle Durch‐ sicht der Texte die einzige Möglichkeit. Dieser hohe Aufwand diktierte die Grenzen des Umfangs dieser Korpora. 120 Manche Kurzwörter wie dt. Auto < Automobil oder schwed. bil < automobil ‚Auto‘ sind in den untersuchten Zeitungstexten sehr häufig. Um zwischen den einzelnen Vorkommen eines bestimmten Kurzworts und dem Kurzwortlexem an sich unterscheiden zu können, wurde bei der Erfassung der Kurzwortbelege zwischen Types und Tokens unterschieden. Auto beispielsweise ist demnach ein Type, der im deutschen Zeitungskorpus in Gestalt von 278 Tokens vorkommt. In den untersuchten Ausgaben der Süddeutschen Zeitung wurden insgesamt 5945 Tokens Kurzwortbelege gefunden, die sich auf 449 unterschiedliche Types verteilen. Jeder Type kommt also im Schnitt 13 Mal vor. Setzt man die Menge der Kurzworttokens in Beziehung zu der geschätzten gesamten Wortzahl der deutschen Zeitungsausgaben, so ergibt sich, dass 0,61 % des deutschen Textvo‐ lumens aus Kurzwörtern besteht. Geringfügig höher ist die Menge der Kurz‐ wörter in Dagens Nyheter. Hier enthält der Zeitungstext 6469 Kurzworttokens, was 0,74 % der Textmenge entspricht. Die schwedischen Tokens verteilen sich auf 384 Types; der einzelne schwedische Type ist also mit durchschnittlich knapp 17 Vorkommen etwas häufiger als sein deutsches Pendant. Diese Zahlen zeigen, dass sich der Anteil von Kurzwörtern im Zeitungstext in beiden Spra‐ chen mit weniger als einem Prozent des Textvolumens auf einem ähnlichen Niveau bewegt. 3. Vorgehensweise und erste Ergebnisse 70 Auffällig ist der hohe Anteil an Eigennamen unter den Kurzwortbelegen in beiden Sprachen, ganz besonders allerdings im Deutschen, wo Eigennamen sogar die Mehrheit der Zeitungsbelege ausmachen. 66,78 % der Belege aus der Süddeutschen Zeitung sind Eigennamen wie GEZ < Gebühreneinzugszentrale, le‐ diglich ein Drittel der deutschen Zeitungsbelege ist den Appellativa zuzu‐ rechnen. Die Appellativa unter den Kurzwörtern spielen also im Sprachge‐ brauch der untersuchten deutschen Zeitungstexte verglichen mit den Eigennamen eine untergeordnete Rolle und stellen bezogen auf den gesamten deutschen Zeitungstext nur 0,2 % der Wörter. Bei den schwedischen Daten ist dagegen das Verhältnis zwischen Appellativa und Eigennamen etwas ausgewo‐ gener: Die knappe Mehrheit der schwedischen Zeitungsbelege sind Appellativa, die folglich 0,38 % des gesamten Zeitungstexts ausmachen. Durch Kurzwortbil‐ dung gebildete Eigennamen sind in den schwedischen Zeitungstexten zwar sel‐ tener als in den deutschen, dennoch entfällt knapp die Hälfte der erfassten schwedischen Kurzwortbelege auf Eigennamen wie ABF < Arbetarnas Bild‐ ningsförbund ‚Bildungsverband der Arbeiter‘. Da Eigennamen unter den Kurz‐ wörtern also offensichtlich eine wichtige Rolle spielen, wird im Verlauf dieser Arbeit immer wieder gesondert auf Eigennamen eingegangen werden, auch wenn der Schwerpunkt der Untersuchung wie in Kapitel 2.3 erläutert auf Ap‐ pellativa liegt. Tabelle 18 veranschaulicht die genaue Verteilung von Appellativa und Eigennamen in den beiden Zeitungskorpora. Korpus Wortschatz‐ bereich prozentuale Häufigkeit Tokens Types deutsches Zei‐ tungskorpus Appellativa 33,22 % 1975 161 Eigennamen 66,78 % 3970 288 schwedisches Zeitungs‐ korpus Appellativa 51,62 % 3339 180 Eigennamen 48,38 % 3130 204 Tabelle 18: Verteilung von Appellativa und Eigennamen in den Zeitungskorpora Kobler-Trill (1994: 154 ff.) ermittelt in ihrer Arbeit für verschiedene Zeitungs‐ jahrgänge eine sogenannte Kurzwortdichte, einen Quotienten, der die Zahl der Kurzwörter auf 1000 Wörter Zeitungstext angibt, wobei Kobler-Trill sich in ihrer Korpusuntersuchung auf Akronyme und Kürzungskomposita beschränkt und die Kurzwörter i. e. S. sowie einen Großteil der Kurzwortypen aus der Gruppe der Sonderfälle außer Acht lässt. Der von ihr ermittelte Quotient bewegt 3.1 Zeitungskorpora 71 sich für ihre Auswertungen von Zeitungstexten aus dem Jahr 1989 je nach un‐ tersuchter Zeitung und Zeitungsteil zwischen 10,7 und 22,6. Rechnet man meine Ergebnisse aus der SZ auf Kobler-Trills Quotienten um, erhält man lediglich eine Kurzwortdichte von 6,13. Dieses Ergebnis ist zunächst überraschend, da nicht davon auszugehen ist, dass der Kurzwortgebrauch zwischen 1989 und 2010 stark abgenommen hat. Eine Erklärung für die Diskrepanz könnte zum einen darin liegen, dass sich Kobler-Trill nicht auf deutsche Kürzungen beschränkt, sondern auch Lehnkurzwörter aus anderen Sprachen wie engl. Nato < North Atlantic Treaty Organization und Laser < Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation in ihr Korpus aufgenommen hat, die zum Teil sehr frequent sind. Des Weiteren beziehen sich Kobler-Trills Zahlen nicht auf gesamte Zeitungsaus‐ gaben, sondern lediglich auf bestimmte ausgewählte Seiten wie Titelblatt, Wirt‐ schafts- und Sportteil (150). Da in der vorliegenden Arbeit hingegen ganze Zei‐ tungsausgaben ausgewertet wurden, gehen in mein Korpus auch Zeitungsteile wie das Feuilleton ein, die tendenziell eine sehr geringe Menge an Kurzwörtern aufweisen und somit die Gesamtfrequenz an Kurzwörtern senken. Zusammen‐ fassend lässt sich feststellen, dass auf Grund unterschiedlicher Ansätze zur Ab‐ grenzung des betrachteten Phänomens und der unterschiedlichen Materialaus‐ wahl die Vergleichbarkeit der beiden deutschen Korpora leider sehr begrenzt ist. Für das Schwedische existiert meines Wissens bislang kein systematisch er‐ stelltes Kurzwortkorpus, mit dem ein Vergleich hätte vorgenommen werden können. Wie sich im Folgenden zeigen wird, sind die einzelnen Kurzworttypen in den Kurzwortkorpora unterschiedlich stark vertreten. Daher lag es nahe, eine Un‐ terscheidung zwischen gebräuchlichen und weniger gebräuchlichen Kurzwort‐ typen vorzunehmen, um sich in den Analysen dieser Arbeit vor allem den ge‐ bräuchlichen Kurzworttypen widmen zu können, was in der bisherigen deutschen Kurzwortforschung noch keine Tradition hat. Zunächst wurde die Anwendbarkeit klassischer Verfahren der Korpuslinguistik wie der Produktivi‐ tätsberechnung nach Baayen (1992) oder der Ermittlung von Type-Token-Ver‐ hältnissen untersucht. Diese führen jedoch zu keinen verwertbaren Ergeb‐ nissen, was im Folgenden kurz skizziert werden soll. Mit Hilfe der Produktivitätsberechnung sollte die Wahrscheinlichkeit ermittelt werden, mit der Neubildungen nach dem untersuchten Wortbildungsmuster entstehen, wobei im vorliegenden Fall einzelne Kurzworttypen wie Buchstabierwörter, Kopfwörter und Endwörter als unterschiedliche Wortbildungsmuster aufgefasst werden. Hintergrund ist folgende Annahme: Entfallen bei einem Kurzworttyp viele Tokens auf nur wenige Types, ist davon auszugehen, dass es sich um etab‐ lierte Lexeme handelt, die „eine gewisse Formelhaftigkeit aufweisen“ (Scherer 3. Vorgehensweise und erste Ergebnisse 72 121 Dabei ist n1 die Anzahl der Hapax legomena und N die Zahl der Tokens des jeweiligen Wortbildungsmusters. 2006: 37) und dass kaum neue Bildungen nach diesem Muster gebildet werden. Finden sich unter den Types eines Wortbildungsmusters hingegen viele selten belegte Bildungen, ist es wahrscheinlich, dass das entsprechende Muster von Sprechern produktiv zur Bildung neuer Belege eingesetzt wird. Eine zentrale Rolle kommt dabei Hapax legomena zu, also Types, die nur ein einziges Mal im Korpus belegt sind. „Je höher der Anteil der Einmalbelege, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Muster Neubildungen hervorbringt.“ (Scherer 2006: 37) In seiner zentralen Arbeit zu morphologischer Produktivität leitet Baayen (1992: 115) die Formel her, mit der die Produktivität eines Wortbildungs‐ musters berechnet werden kann: P = n 1 / N 121 P „expresses in a very real sense the probability that new types will be encoun‐ tered when the item sample is increased.“ (Baayen 1992: 115) Damit soll P ein Instrument darstellen, mit dem unabhängig von der tatsächlichen Anzahl von im Korpus belegten Types zwischen produktiven und unproduktiven Mustern unterschieden werden kann (117). P stellt jedoch keinen absoluten Wert in dem Sinne dar, dass man ab einem bestimmten Wert für P von der Produktivität eines Wortbildungsmusters ausgehen könnte. Stattdessen muss der ermittelte Wert immer zu den für andere Wortbildungsmuster ermittelten Werten in Relation gesetzt werden, um letztlich Aussagen darüber treffen zu können, ob ein be‐ stimmtes Muster produktiv ist. Bereits Baayen selbst weist allerdings auf Grenzen seines Verfahrens hin: So wird P bei sehr großen Datenmengen mit einer sehr hohen Zahl von Tokens immer kleiner und tendiert allmählich gegen Null, da die Wahrscheinlichkeit, noch nicht belegte Bildungen zu finden, immer geringer wird. Doch auch sehr kleine Datenmengen können problematisch sein. Ist ein Wortbildungsmuster nur in Gestalt weniger Tokens vertreten, worunter einige Hapax legomena sind, kann der Wert für P vergleichsweise hoch ausfallen, was jedoch in diesem Fall nicht zwangsläufig ein Zeichen für echte Produktivität ist. Bei einer nur ge‐ ringen Belegzahl kann das Vorhandensein von Hapax legomena auf Zufall be‐ ruhen, oder die Hapax legomena können statt Neubildungen auch veraltete Le‐ xeme sein, die nur noch selten gebraucht werden. Die Berechnung der Produktivitätswerte (P-Werte) für die Belege meiner Zeitungskorpora führte zu widersprüchlichen Resultaten, die in den Tabellen 19 und 20 aufgeführt sind. Bereits auf den ersten Blick wird klar, dass diese Ver‐ hältnisse nicht die sprachliche Realität abbilden. Laut dieser Ergebnisse sind 3.1 Zeitungskorpora 73 etwa deutsche Endwörter doppelt so produktiv wie Kopfwörter, und die sehr seltenen gebundenen Kürzungen sind der produktivste deutsche Kurzworttyp. Tatsächlich sind Buchstabierwörter einerseits viel frequenter und andererseits deutlich leichter zu bilden als die gebunden ausgesprochenen Lautinitialwörter, da sie deutlich weniger Restriktionen unterliegen. Dennoch haben deutsche Lautinitialwörter laut dieser Ergebnissen eine vier Mal so hohe Produktivität wie Buchstabierwörter. Im Schwedischen sind gemäß den ermittelten Werten Lautinitialwörter am produktivsten, während Buchstabierwörter nahezu völlig unproduktiv sind. Der Grund dafür, dass diese Ergebnisse nicht verwertbar sind, dürfte in den teilweise sehr geringen Belegzahlen zu suchen sein. Geringe Be‐ legzahlen eines Wortbildungsmusters scheinen das Verfahren zur Produktivi‐ tätsberechnung unzuverlässig und äußerst anfällig für Zufälligkeiten zu ma‐ chen. So erzielen gerade besonders schwach belegte Kurzworttypen wie deutsche Endwörter oder schwedische Rumpfwörter ungewöhnlich hohe Pro‐ duktivitätswerte, da sich das Vorhandensein von Hapax legomena bei einer ge‐ ringen Anzahl von Tokens relativ stark auswirkt. deutsches Zeitungskorpus P-Wert Type-Token- Verhältnis alle Belege 0,02 1: 13,24 Appellativa 0,02 1: 12,20 Eigennamen 0,02 1: 13,83 Buchstabierwörter (Appellativa) 0,02 1: 14,42 Lautinitialwörter (Appellativa) 0,08 1: 3,71 Silbeninitialwörter (Appellativa) 0,15 1: 2,71 Kopfwörter (Appellativa) 0,01 1: 14,36 Endwörter (Appellativa) 0,02 1: 24 diskontinuierliche Kurzwörter (Appellativa) 0 1: 8 Pseudoableitungen (Appellativa) 0,02 1: 15,5 Kürzungskomposita (Appellativa) 0,03 1: 9,26 gebundene Kürzungen (Appellativa) 0,33 1: 1,5 elliptische Kürzungen (Appellativa) 0,06 1: 8,58 Tabelle 19: Produktivitätswerte und Type-Token-Verhältnisse im deutschen Zeitungs‐ korpus 3. Vorgehensweise und erste Ergebnisse 74 schwedisches Zeitungskorpus P-Wert Type-Token- Verhältnis alle Belege 0,02 1: 16,85 Appellativa 0,02 1: 18,55 Eigennamen 0,02 1: 15,34 Buchstabierwörter (Appellativa) 0,009 1: 38,5 Lautinitialwörter (Appellativa) 0,6 1: 1,25 Silbeninitialwörter (Appellativa) 0,14 1: 3,5 Kopfwörter (Appellativa) 0,03 1: 9,16 Endwörter (Appellativa) 0,003 1: 155,5 Rumpfwörter (Appellativa) 0,17 1: 2 diskontinuierliche Kurzwörter (Appellativa) 0,01 1: 11,43 Pseudoableitungen (Appellativa) 0,04 1: 5 Kürzungskomposita (Appellativa) 0,03 1: 9,12 gebundene Kürzungen (Appellativa) 0,06 1: 7,71 elliptische Kürzungen (Appellativa) 0,02 1: 14,26 Tabelle 20: Produktivitätswerte und Type-Token-Verhältnisse im schwedischen Zei‐ tungskorpus Baayen (1992: 122 ff.) versucht die Abhängigkeit des Produktivitätswerts von der Anzahl der Tokens dadurch auszugleichen, dass er zum errechneten P-Wert die Anzahl der Types eines Wortbildungsmusters hinzuzieht und damit die globale Produktivität ermittelt. Für die Zeitungsdaten der vorliegenden Arbeiten wurden daher auch die Types durch Ermittlung der Type-Token-Verhältnisse berücksichtigt, was sich jedoch ebenfalls als problematisch herausstellte. The‐ oretisch müsste - wie oben dargelegt - ein geringes Type-Token-Verhältnis ein Anzeichen dafür sein, dass ein Wortbildungsmuster rege genutzt wird. Dass dies nicht pauschal gilt, zeigen die Auswertungen meiner Zeitungskorpora (siehe die rechten Spalten der Tabellen 19 und 20). Demnach ist ein niedriges Verhältnis von Types zu Tokens nicht zwangsläufig ein Zeichen für spontane, neue Bil‐ dungen mit dem Potential für viele Neubildungen; es kann sich auch ganz profan um ein seltenes Muster handeln, das aber nicht gleichzeitig hochfrequent ist. Bei deutschen gebundenen Kürzungen ist beispielsweise davon auszugehen, 3.1 Zeitungskorpora 75 122 Ronneberger-Sibold (1992: 32) klammert in ihren Darstellungen alle Werte ein, denen eine absolute Zahl von fünf oder weniger Belegen entspricht. Da ihre Korpora nur Wörterbuchdaten enthalten, handelt es sich dabei ohnehin stets um Types. 123 Von produktiven und nicht produktiven Kurzworttypen kann hier nicht gesprochen werden, da die Differenzierung wie erläutert nicht auf eine Produktivitätsberechnung zurückgeht. Eine Korrelation zwischen Zentralität und Produktivität ist dennoch an‐ zunehmen. dass sie nur wenig produktiv sind. Gleichzeitig sind sie auch selten (6 Tokens auf 4 Types). Das bedeutet aber nicht, dass sie ein produktives Wortbildungs‐ muster wären, das viele spontane Neubildungen hervorbringt. Ebenso wenig spricht ein hohes Type-Token-Verhältnis zwingend für ein erstarrtes, formel‐ haftes Wortbildungsmuster. Es ist durchaus möglich, dass ein Wortbildungs‐ muster einige hochfrequente Types hervorgebracht hat, die durchaus formelhaft sind, daneben aber auch spontane Neubildungen hervorbringt. So sehe ich die Sachlage etwa bei deutschen Buchstabierwörtern und Kopfwörtern, die auf‐ grund einiger hochfrequenter Types wie WM < Weltmeisterschaft und Auto < Automobil ein recht hohes Type-Token-Verhältnis haben, aber dennoch alles andere als unproduktive, erstarrte Wortbildungsmuster sind, sondern meiner Einschätzung nach die zentralen Mittel für Neubildungen bei deutschen Kurz‐ wörtern darstellen. Aufgrund der teilweise sehr geringen Belegzahlen mancher Kurzworttypen und der oben skizzierten Problempunkte ergab sich also, dass weder die Pro‐ duktivitätsberechnung nach Baayen noch die Berücksichtigung der Type-Token-Verhältnisse für die Zwecke dieser Untersuchung das passende In‐ strument waren, um zwischen gebräuchlichen und weniger gebräuchlichen Kurzwortypen zu differenzieren. Eine Unterscheidung zwischen unterschied‐ lich stark genutzten Kurzworttypen sollte dennoch vorgenommen werden, wozu in Anlehnung an Ronneberger-Sibold (1992) 122 diejenigen Kurzworttypen, die bei den Appellativa der Zeitungskorpora mit bis zu fünf Types belegt sind, als wenig frequent klassifiziert wurden. Auch Baayen (1992: 123 ff.) weist darauf hin, dass die Typenfrequenz ein Instrument bei der Beurteilung der Produkti‐ vität von Wortbildungsprozessen sein kann. Insgesamt wurden drei Frequenz‐ stufen unterschieden: Kurzworttypen mit geringer Frequenz, die mit bis zu fünf Types belegt sind, Typen mit mittlerer Frequenz mit zwischen sechs und zehn Belegen und Kurzworttypen mit hoher Frequenz, von denen mehr als zehn Types verzeichnet sind. 123 Diese Differenzierung lieferte die folgenden Ergeb‐ nisse, die in den Tabellen 21 und 22 zusammengestellt sind. Mit der Konzentra‐ tion auf Types bei der Berücksichtigung gebräuchlicher Kurzworttypen werden genau jene Kurzworttypen als hochfrequent markiert, die man intuitiv als be‐ 3. Vorgehensweise und erste Ergebnisse 76 sonders elementar eingestuft hätte und die auch in der bisherigen Kurzwort‐ forschung prominent diskutiert wurden. Frequenzstufe Kurzworttyp Anzahl Types Kurzworttypen mit hoher Frequenz Buchstabierwörter 57 Kopfwörter 42 Kürzungskomposita 19 elliptische Kürzungen 12 Kurzworttypen mit mittlerer Frequenz Pseudoableitungen 10 Lautinitialwörter 7 Silbeninitialwörter 7 Kurzworttypen mit geringer Frequenz gebundene Kürzungen 4 Endwörter 2 diskontinuierliche Kurz‐ wörter 1 Tabelle 21: Frequenzstufen appellativischer deutscher Kurzworttypen (Zeitungskorpus) Damit sind im deutschen Zeitungskorpus vier Kurzworttypen hochfrequent. Die Analysen in den folgenden Kapiteln konzentrieren sich vorrangig auf diese Typen. In geringerem Maße wird auf Typen mit mittlerer Frequenz eingegangen, während Kurzworttypen mit geringer Frequenz nur am Rande behandelt werden. Frequenzstufe Kurzworttyp Anzahl Types Kurzworttypen mit hoher Frequenz Buchstabierwörter 39 Kopfwörter 32 Pseudoableitungen 27 elliptische Kürzungen 27 Kürzungskomposita 16 diskontinuierliche Kurz‐ wörter 14 3.1 Zeitungskorpora 77 Frequenzstufe Kurzworttyp Anzahl Types Kurzworttypen mit mittlerer Frequenz gebundene Kürzungen 7 Silbeninitialwörter 6 Kurzworttypen mit geringer Frequenz Lautinitialwörter 4 Endwörter 4 Rumpfwörter 3 Tabelle 22: Frequenzstufen appellativischer schwedischer Kurzworttypen (Zeitungs‐ korpus) Im schwedischen Zeitungskorpus finden sich dagegen sogar sechs Kurzwort‐ typen mit hoher Frequenz. Dabei handelt es sich um dieselben Typen, die auch im deutschen Zeitungskorpus stark belegt sind; zusätzlich weisen im Schwedi‐ schen auch diskontinuierliche Kurzwörter und Pseudoableitungen eine hohe Frequenz auf. Die Frequenz der diskontinuierlichen Kurzwörter ist darauf zu‐ rückzuführen, dass diesem Typ im Schwedischen auch diverse gekürzte Verben angehören. Pseudoableitungen haben im Deutschen im Gegensatz zum Schwe‐ dischen nur eine mittlere Frequenz, bewegen sich mit zehn Types allerdings an der Grenze zu den hochfrequenten Kurzworttypen. Insgesamt zählen also in beiden Untersuchungssprachen dieselben Kurzworttypen zu den gebräuch‐ lichsten, und die Analysen in den folgenden Kapiteln beschränken sich in beiden Sprachen weitgehend auf Typen mit hoher und mittlerer Frequenz. Die erhobenen Kurzwortdaten werden in Kapitel 4 anhand phonologischer Kriterien und in Kapitel 5 hinsichtlich ihrer Pluralflexion ausführlich analysiert. An dieser Stelle sollen lediglich die Häufigkeiten der unterschiedlichen in Ka‐ pitel 2.2 vorgestellten Kurzworttypen grob skizziert werden. Im Folgenden wird immer wieder zwischen der Anzahl der Tokens, also dem konkreten Vor‐ kommen im Text, und der Anzahl der Types unterschieden. Es wird jeweils da‐ rauf hingewiesen, ob sich die genannten Zahlen auf Types oder Tokens beziehen. Bei der Häufigkeit einzelner Kurzworttypen zeigen sich einerseits starke Paral‐ lelen zwischen den Untersuchungssprachen und andererseits innersprachlich beträchtliche Unterschiede zwischen einzelnen Kurzworttypen. 3. Vorgehensweise und erste Ergebnisse 78 124 Eine Addition der Häufigkeiten der verschiedenen Kurzworttypen ergibt nicht immer exakt 100 %, da in beiden Sprachen auch Mischkurzwörter vorkommen, die jedoch keinen eigenen Typus darstellen, sondern lediglich in seltenen Fällen aus einer Kom‐ bination verschiedener Kurzworttypen gebildet werden, z. B. dt. KapMuG < Kapitalan‐ leger-Musterverfahrensgesetz (Kombination von Kopfwort und diskontinuierlichem Kurzwort) oder schwed. Stoffis < Christoph (Kombination von Endwort und Pseudoab‐ leitung). Auf Grund ihres äußerst geringen Vorkommens und fehlender Gemeinsam‐ keiten zwischen einzelnen Belegen wurden sie in die obigen Aufzählungen nicht in‐ tegriert. Eine graphische Übersicht über die Gebrauchshäufigkeiten der einzelnen Kurzworttypen im deutschen Zeitungskorpus liefert Abbildung 1. 124 Abbildung 1: Häufigkeit der Kurzworttypen bei den Belegen des deutschen Zeitungs‐ korpus (Tokenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Deutlich zu erkennen ist die Dominanz der Buchstabierwörter im Korpus der Süddeutschen Zeitung. So beträgt der Unterschied zwischen Buchstabierwörtern wie LKW < Lastkraftwagen und dem zweithäufigsten Kurzworttyp, den Kopf‐ wörtern, mehr als 60 Prozentpunkte. Demzufolge sind Buchstabierwörter auch der prominenteste Vertreter der Gruppe der Akronyme, in der Lautinititial‐ wörter wie Bafa < Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und Silben‐ initialwörter wie Kita < Kindertagesstätte nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Auch in der Gruppe der Kurzwörter im engeren Sinne dominiert ein Typ, nämlich die Kopfwörter wie Deo < Deodorant, während Endwörter und diskontinuierliche Kurzwörter marginal bleiben. Einzig in der Gruppe der Son‐ derfälle ist die Häufigkeitsverteilung gleichmäßiger und es gibt keinen domi‐ nierenden Typ. Während Pseudoableitungen wie Fundi < Fundamentalist, Kürz‐ 3.1 Zeitungskorpora 79 ungskomposita wie O-Ton < Originalton und elliptische Kürzungen wie Tochter < Tochtergesellschaft Häufigkeiten von um die 3 % aufweisen, haben lediglich die gebundenen Kürzungen wie Ku'damm < Kurfürstendamm eine verschwindend geringe Häufigkeit. Zum Vergleich sind in Abbildung 2 die Typenfrequenzen der deutschen Be‐ lege angegeben. Auch bei der Betrachtung der Typenfrequenz sind Buchsta‐ bierwörter mit großem Abstand der häufigste Kurzworttyp, wenngleich der Abstand zu den anderen Kurzworttypen etwas geringer ist als bei der Token‐ frequenz, was darauf hinweist, dass etliche der belegten Buchstabierwörter eine sehr hohes Vorkommen haben. Abbildung 2: Häufigkeit der Kurzworttypen bei den Belegen des deutschen Zeitungs‐ korpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Diese Ergebnisse decken sich mit denjenigen aus der neuesten Untersuchung zu deutschen Kurzwörtern, Michel (2014: 70 f.), in der ebenfalls ein sehr hoher Anteil von Buchstabierwörtern feststellt und geschlussfolgert wird: „Die Typensowie die Tokenfrequenz der multisegmentalen Kurzwörter übersteigen die Frequenzen der unisegmentalen und partiellen Kurzwörtern um ein vielfaches“. Ein Blick auf die schwedischen Belege aus Dagens Nyheter, deren Verteilung in Abbildung 3 dargestellt ist, zeigt ein ähnliches Bild wie im Deutschen. 3. Vorgehensweise und erste Ergebnisse 80 Abbildung 3: Häufigkeit der Kurzworttypen bei den Belegen des schwedischen Zei‐ tungskorpus (Tokenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Der Abstand zwischen Buchstabierwörtern wie GD < generaldirektör, die den tokenfrequenziell weitaus häufigsten Typ darstellen, und allen weiteren Kurz‐ worttypen fällt nur wenig geringer aus als im Deutschen. Wie auch im Deut‐ schen spielen die anderen beiden Akronymtypen, Lautinitialwörter wie FoU < forskning och utveckling ‚Forschung und Entwicklung‘ und Silbeninitialwörter wie kombo < kompisboende ‚Mitbewohner‘, keine große Rolle. Die Kurzwort‐ gruppen der Kurzwörter im engeren Sinne und der Sonderfälle sind mit 16,9 % und 12,59 % der Gesamtbelege ähnlich groß. Auch die Häufigkeiten der Kurz‐ worttypen innerhalb der Kurzwortgruppen ähneln denen im Deutschen. So sind bei den Kurzwörtern i. e. S. Kopfwörter wie korre < korrespondent häufig, da‐ neben jedoch auch Endwörter, worauf später noch eingegangen wird. Diskon‐ tinuierliche Kurzwörter wie koll < kontroll sind deutlich seltener und Rumpf‐ wörter wie komp < ackompanjemang ‚Begleitung‘ marginal. Von den zur Gruppe der Sonderfälle gehörigen Kurzworttypen sind wie im Deutschen elliptische Kürzungen wie plan < flygplan ‚Flugzeug‘ am häufigsten, gefolgt von Pseudo‐ ableitungen wie stammis < stammkund, Kürzungskomposita wie p-plats < park‐ eringsplats und gebundenen Kürzungen wie automat- < automatisk. Bei der Ver‐ teilung der Gesamtbelege auf die verschiedenen Kurzworttypen lassen sich also deutliche Parallelen zwischen den Untersuchungssprachen feststellen. Betrachtet man dagegen die Typenfrequenz der schwedischen Zeitungsdaten, relativiert sich die Häufigkeit der Endwörter, denn es wird deutlich, dass der vergleichsweise hohe Anteil von Endwörtern an den Gesamtbelegen in Abbil‐ dung 3 auf nur wenige hochfrequente Types zurückzuführen ist: Auf bil < au‐ 3.1 Zeitungskorpora 81 tomobil entfallen 497 und auf buss < omnibus(s) 123 Tokens. Aus der in Abbildung 4 angegebenen Typenfrequenz der schwedischen Zeitungsbelege geht deutlich hervor, dass Kopfwörter viel häufiger gebildet werden: Das Korpus enthält 35 Types von Kopfwörtern und lediglich 4 Types von Endwörtern. Abbildung 4: Häufigkeit der Kurzworttypen bei den Belegen des schwedischen Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Auch im Hinblick auf die Typenfrequenz belegen die Buchstabierwörter sehr deutlich den ersten Platz. Dennoch liegt die Typenfrequenz der Belege dieses Kurzworttyps beinahe 20 % unter der Tokenfrequenz (vgl. Abb. 3). Dies zeigt, dass unter den Buchstabierwörtern sehr gebräuchliche Belege mit einer hohen Tokenfrequenz sind wie etwa der Eigenname AIK < Allmänna Idrottsklubben ‚Allgemeiner Sportklub‘ oder das Appellativum vd < verkställande direktör ‚Ge‐ schäftsführer‘. Im Gegensatz zum Deutschen ist die Verteilung der weiteren Kurzworttypen typenfrequenziell etwas ausgeglichener, da auch Kopfwörter, Lautinitialwörter, Pseudoableitungen und elliptische Kürzungen je knapp 10 % der Belege ausmachen. Appellativa der Zeitungskorpora Während sich die bisherigen Angaben auf die gesamten Zeitungsbelege bezogen haben, ergeben sich bei einer getrennten Untersuchung von Appellativa und Eigennamen große Unterschiede zwischen diesen Beleggruppen, die eine nähere Betrachtung wert sind. Dazu wird in Abbildung 5 zunächst die Tokenfrequenz der appellativischen Belege des deutschen Zeitungskorpus dargestellt. 3. Vorgehensweise und erste Ergebnisse 82 Abbildung 5: Häufigkeit der Kurzworttypen bei den appellativischen Belegen des deut‐ schen Zeitungskorpus (Tokenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Ins Auge sticht sofort der hohe Anteil der Kopfwörter, die fast ein Drittel der Appellativa ausmachen. Dass der Anteil der Kopfwörter bei der Betrachtung der Gesamtbelege deutlich niedriger ist (10,34 %), lässt sich darauf zurückführen, dass das Gesamtkorpus zu zwei Dritteln aus Eigennamen besteht und diese an‐ dere Bildungsweisen bevorzugen, wie sich bei der Untersuchung der Eigen‐ namen bestätigen wird. Buchstabierwörter stellen zwar auch bei den deutschen Appellativa den häufigsten Kurzworttyp dar, allerdings ist ihre Dominanz weit weniger stark ausgeprägt als bei den Gesamtbelegen. Stattdessen sind auch Kürzungskomposita, Pseudoableitungen und in geringerem Maße elliptische Kürzungen häufiger. Die gesonderte Betrachtung der Appellativa ergibt also eine etwas gleichmäßigere Verteilung der Belege auf die verschiedenen Kurz‐ worttypen als im Gesamtkorpus. Auch die in Abbildung 6 dargestellte typen‐ frequenzielle Verteilung fällt ähnlich aus. 3.1 Zeitungskorpora 83 Abbildung 6: Häufigkeit der Kurzworttypen bei den appellativischen Belegen des deut‐ schen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Das Phänomen, dass die Dominanz der Buchstabierwörter bei einer Beschrän‐ kung auf appellativische Belege weniger stark ausgeprägt ist als im Gesamt‐ korpus, zeigt sich auch bei den schwedischen Zeitungsdaten (siehe Abbildung 7). Neben Buchstabierwörtern sind hier vor allem Endwörter, Kopfwörter und elliptische Kürzungen stark vertreten. Abbildung 7: Häufigkeit der Kurzworttypen bei den appellativischen Belegen des schwe‐ dischen Zeitungskorpus (Tokenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern 3. Vorgehensweise und erste Ergebnisse 84 Der recht hohe Wert für Endwörter bei der Tokenfrequenz relativiert sich je‐ doch - wie auch bei den Ergebnissen für die Gesamtbelege - bei einer Betrach‐ tung der Typenfrequenz (siehe Abbildung 8). Eine geringe Anzahl hochfre‐ quenter Types führt also dazu, dass Endwörter tokenfrequenziell der zweithäufigste Kurzworttyp im schwedischen Zeitungskorpus sind, während sie bei der Betrachtung der Typenfrequenz mit nur vier Types an vorletzter Stelle der Häufigkeit stehen. Typenfrequenziell sind hingegen Kopfwörter auch im Schwedischen deutlich häufiger als Endwörter und folgen recht dicht auf die Buchstabierwörter, die nur noch ein gutes Fünftel der Belege ausmachen. Abbildung 8: Häufigkeit der Kurzworttypen bei den appellativischen Belegen des schwe‐ dischen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Eigennamen der Zeitungskorpora Abschließend soll auch noch die Verteilung der Kurzworttypen bei den Eigen‐ namen unter Ausschluss der Appellativa beleuchtet werden, wobei sich deut‐ liche Unterschiede zwischen den beiden Wortschatzbereichen offenbaren. Die bei der Diskussion der Appellativa angestellten Vermutungen bestätigen sich, wonach Buchstabierwörter das zentrale Bildungsmittel für Eigennamen dar‐ stellen und Kopfwörter und andere Kurzworttypen weitgehend zu vernachläs‐ sigen sind. Dabei gibt es verblüffende Parallelen zwischen den Untersuchungs‐ sprachen (siehe die Abbildungen 9 und 10): Sowohl im deutschen als auch im schwedischen Zeitungskorpus machen Buchstabierwörter etwa 90 % der Kurz‐ worttokens aus; einzig Lautinitialwörter erreichen mit um die 5 % eine nen‐ nenswerte Frequenz, während alle anderen Kurzworttypen zu vernachlässigen sind. 3.1 Zeitungskorpora 85 Abbildung 9: Häufigkeit der Kurzworttypen bei den Eigennamen unter den Belegen des deutschen Zeitungskorpus (Tokenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Abbildung 10: Häufigkeit der Kurzworttypen bei den Eigennamen unter den Belegen des schwedischen Zeitungskorpus (Tokenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Auch eine Betrachtung der Typenfrequenzen (siehe die Abbildungen 11 und 12) ergibt nur geringfügig andere Werte. Hier sind ebenfalls Buchstabierwörter dominant. Lediglich bei den schwedischen Eigennamen ist der Anteil der Laut‐ initialwörter mit 16,18 % der Types vergleichsweise hoch, während der Anteil der Buchstabierwörter dementsprechend niedriger ist. Nicht-akronymische Kurzworttypen bleiben dennoch in beiden Untersuchungssprachen marginal. 3. Vorgehensweise und erste Ergebnisse 86 Abbildung 11: Häufigkeit der Kurzworttypen bei den Eigennamen unter den Belegen des deutschen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Abbildung 12: Häufigkeit der Kurzworttypen bei den Eigennamen unter den Belegen des schwedischen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Entstehen Eigennamen durch Kurzwortbildung, scheinen also sowohl im Deut‐ schen als auch im Schwedischen fast ausschließlich Akronyme, insbesondere Buchstabierwörter, gebildet zu werden. Sämtliche Kurzworttypen der Kurz‐ wörter im engeren Sinne und Sonderfälle weisen sowohl tokenals auch ty‐ penfrequenziell äußerst geringe Häufigkeiten auf und kommen damit bei Ei‐ gennamen quasi nicht vor. Man kann daher mit Fug und Recht behaupten, dass 3.1 Zeitungskorpora 87 ein typisches propriales Kurzwort im Deutschen und im Schwedischen ein Ak‐ ronym - meist ein Buchstabierwort - ist. Für diese Korrelation von Eigennamen und Akronymie gibt es gute Gründe. Wie bereits in Kapitel 2.2.1.1 angeklungen ist, haben Eigennamen - besonders Namen von Unternehmen oder Organisationen, die im Zeitungskorpus sehr häufig sind - oft sehr umfangreiche Vollformen und weisen damit ein großes Kürzungspotential auf. Eine Kürzung zu einem Buchstabierwort oder Lautini‐ tialwort macht den derartigen Eigennamen besser handhabbar und erleichtert zudem auch die Aussprechbarkeit und Memorierbarkeit. Des Weiteren ist die Akronymisierung eine Opakisierungsstrategie, mit der etwaige appellativische Interpretationen, die in der Vollform noch vorhanden sein können und mittler‐ weile mit dem Referenten inkompatibel sind, ausgeblendet werden. Die hier angeführten Daten zeigen eindrücklich, dass bei der Entstehung des appellativischen und des proprialen Wortschatzes unterschiedliche Mecha‐ nismen zum Einsatz kommen und dass sich die Untersuchungssprachen dahin‐ gehend sehr ähnlich verhalten. Während Eigennamen fast ausschließlich Buch‐ stabierwörter sind, spielen bei den Appellativa auch einige andere Kurzworttypen wie Kopfwörter eine wichtige Rolle. Die Dominanz von Buchstabierwörtern unter den Eigennamen, die in beiden Untersuchungssprachen in ähnlichem Ausmaß zu beobachten ist, beeinflusst natürlich auch die Ergebnisse des Gesamtkorpus. Eine auf Appellativa be‐ schränkte Betrachtung, wie sie in den Abbildungen 5 bis 8 dargestellt ist, ergibt ein deutlich ausgewogeneres Bild der Verteilung der unterschiedlichen Kurz‐ worttypen. Da der Anteil von Eigennamen an den Zeitungsbelegen jedoch wie erwähnt sehr hoch ist und im Fall des deutschen Zeitungskorpus sogar die Zahl der Appellativa übersteigt, weisen die Gesamtbelege ebenfalls einen hohen An‐ teil der bei Eigennamen präferierten Buchstabierwörtern auf. Da sich gezeigt hat, dass für Eigennamen und Appellativa unterschiedliche Kürzungsprozesse bevorzugt werden, muss auch im weiteren Verlauf der Arbeit zwischen diesen beiden Wortschatzbereichen differenziert werden. Aus Platzgründen ist es leider nicht möglich, beide Bereiche in derselben Ausführlichkeit zu besprechen. Der Schwerpunkt der Analysen wird daher auf den Appellativa liegen, während die Situation bei den Eigennamen gelegentlich zum Vergleich herangezogen werden wird. 3. Vorgehensweise und erste Ergebnisse 88 125 Eine exakte Abbildung des Gemeinwortschatzes ist natürlich illusorisch, doch die Summe der Einträge im Duden kann für die Zwecke dieser Arbeit als ausreichende Annäherung gelten. Laut eigenen Angaben erfasst der Duden „den für die Allgemein‐ heit bedeutsamen Wortschatz der deutschen Sprache“ (Duden 2006a: 11). Im schwedi‐ schen Wörterbuch SAOL heißt es: „Det måste tydligt sägas att denna lista är ett urval, att den utan svårighet skulle ha kunnat göras åtskilligt större, intill det ohanterliga.“ (SAOL 2006: V) (‚Es muss deutlich gesagt werden, dass diese Liste eine Auswahl dar‐ stellt, dass man sie problemlos deutlich größer hätte machen können, bis zum Punkt der Unhandlichkeit.‘) 126 Im Folgenden auch kurz „Rechtschreib-Duden“ oder „Duden“ genannt. 3.2 Wörterbuchkorpora Ergänzend zu den Zeitungskorpora wurden Kontrollkorpora aus Wörterbuch‐ daten erstellt. Dazu wurden je ein deutsches und ein schwedisches allgemeines Wörterbuch ausgewertet und sämtliche darin verzeichneten Kurzwörter erfasst. Im Gegensatz zu den Zeitungsdaten entstammen die Wörterbuchdaten nicht dem tatsächlichen dynamischen Sprachgebrauch, sondern einer statischen und lexikographisch bearbeiteten Abstraktion des Gemeinwortschatzes 125 . Die deutschen Wörterbuchdaten stammen aus der 24. Auflage des Duden-Wörterbuchs „die deutsche Rechtschreibung“ 126 von 2006. Als allge‐ meines Wörterbuch eignet sich dieses gut für eine Untersuchung des Gemein‐ wortschatzes. Die darin verzeichneten Einträge sind etablierte Lexeme, d. h. reine Augenblicksbildungen werden ausgeschlossen. Gerade im Hinblick auf den Bereich der Kurzwörter, der sich schnell und stark wandelt und viele Neu‐ bildungen hervorbringt, hat die Benutzung eines derartigen Wörterbuchs den Vorteil, dass in die Belegsammlung nicht nur reine ad-hoc-Bildungen, sondern Belege eingehen, die sich durchgesetzt haben, weil sie von den Sprachbenutzern offensichtlich als sinnvolle Ergänzung des Wortschatzes gesehen werden. Laut Ronneberger-Sibold (1996: 266) stellt die Aufnahme in den Normalwortschatz einer Sprachgemeinschaft zudem eine Art Filter dar, den nur Kurzformen mit einer bevorzugten Lautstruktur passieren können. Der Rechtschreib-Duden von 2006 verzeichnet in 130 000 Einträgen sowohl Appellativa als am Rande auch Eigennamen. Diese wurden nach den in Ka‐ pitel 2.3 dargelegten Kriterien auf Kurzwörter durchgesehen. Wörterbuchbe‐ lege sind selbstverständlich immer Types, da keine konkreten sprachlichen Ein‐ heiten (Tokens) vorkommen. Im Rechtschreib-Duden wurden 586 Kurzwortbelege gefunden. Darunter sind 92 regional markierte Belege, die bei‐ spielsweise nur in der Schweiz, in Österreich oder in gewissen bundesdeutschen Regionen verbreitet sind. Diese wurden zwar erfasst, aber von sämtlichen Be‐ rechnungen ausgenommen, da die Korpora Kurzwortbelege der deutschen Stan‐ 3.2 Wörterbuchkorpora 89 127 Eine Untersuchung von regionalen Unterschieden im Kurzwortgebrauch wäre sicher‐ lich interessant, würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Zu Abkürzungen und Kurzwörtern im österreichischen Deutsch siehe z. B. Grzega (1999). dardsprache verzeichnen und und eine möglichst gute Vergleichbarkeit mit den schwedischen Daten ermöglichen sollen. 127 Es verbleiben also bereinigt um re‐ gionale Belege 494 Kurzworteinträge im Duden, was 0,38 % der Einträge ent‐ spricht. Von diesen Belegen sind 129, also 26,11 %, Eigennamen wie beispiels‐ weise ADAC < Allgemeiner Deutscher Automobil-Club. Mit einem guten Viertel liegt demnach der Anteil der Eigennamen an den Kurzwörtern des Recht‐ schreib-Dudens deutlich niedriger als im Zeitungskorpus, in dem zwei Drittel der Kurzwortbelege auf Eigennamen entfallen. Bei einem allgemeinen Wörter‐ buch liegt es jedoch nahe, dass in erster Linie Appellativa erfasst werden; zudem zeigen sich hier auch Unterschiede zwischen der statischen Erfassung einer Sprachstufe in einem Wörterbuch und dem tatsächlichen Sprachgebrauch. Werden die Eigennamen herausgerechnet und nur Appellativa betrachtet, liegt der Anteil der Kurzwörter an der Gesamtzahl der deutschen Einträge bei 0,28 % und damit noch niedriger als im Zeitungskorpus. Da das dem schwedischen Wörterbuchkorpus zugrunde liegende Wörter‐ buch SAOL generell keine Eigennamen verzeichnet (s. u.), werden im weiteren Verlauf dieser Arbeit auch die im Duden belegten Eigennamen nicht berück‐ sichtigt. Falls nicht gesondert darauf hingewiesen wird, beziehen sich alle wei‐ teren Auswertungen des deutschen Wörterbuchkorpus also lediglich auf die appellativischen Kurzwörter aus dem Rechtschreib-Duden. Ein Vergleich der Ergebnisse aus dem Wörterbuchkorpus mit denen des Zei‐ tungskorpus bringt Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede zum Vorschein. Wie Abbildung 13 zeigt, sind Buchstabierwörter wie BWL < Betriebswirtschaftslehre auch im Wörterbuchkorpus der häufigste Kurzworttyp, gefolgt von elliptischen Kürzungen, Kopfwörtern, Pseudoableitungen und Kürzungskomposita. Damit stimmen die beiden deutschen Korpora im Hinblick auf frequente und weniger frequente Kurzworttypen prinzipiell überein. 3. Vorgehensweise und erste Ergebnisse 90 128 Zum Vergleich mit dem Zeitungskorpus sei an dieser Stelle nochmals auf die Abbil‐ dungen 5 und 6 hingewiesen (Appellativa des deutschen Zeitungskorpus). Abbildung 13: Häufigkeit der Kurzworttypen bei den appellativischen Belegen des deut‐ schen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern Eine nähere Betrachtung der typenfrequenziellen Verteilung der Kurzworttypen bei den Appellativa in Kern- und Kontrollkorpus ergibt, dass das Zeitungskorpus deutlich mehr Kopfwörter enthält als das Wörterbuchkorpus (25,93 % vs. 16,99 %). 128 Andererseits sind elliptische Kürzungen in den Zeitungsdaten deut‐ lich seltener als im Wörterbuch (7,41 % vs. 18,90 %). Diese Zahlen sind dafür verantwortlich, dass die Gruppe der Kurzwörter i. e. S. im Kernkorpus an zweiter, im Kontrollkorpus jedoch erst an dritter Stelle der Häufigkeiten steht, wo sie nur knapp 20 % der Kurzwortbelege stellt. Ein kurzer Blick auf die sonst nicht berücksichtigten Eigennamen des deutschen Wörterbuchkorpus offen‐ bart, dass wie auch im Kernkorpus Buchstabierwörter mit Abstand der präfe‐ rierte Kurzworttyp sind: 82,95 % der Eigennamen sind Buchstabierwörter, und die verschiedenen Akronymtypen zusammengenommen stellen 95,36 % der Be‐ lege unter den Eigennamen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass zwischen den einzelnen Kurz‐ worttypen deutlich größere Unterschiede in der Vorkommenshäufigkeit be‐ stehen als ursprünglich vermutet. Die Gruppe der Akronyme wird eindeutig von den Buchstabierwörtern, die der Kurzwörter im engeren Sinne von den Kopfwörtern dominiert. Einzig die Gruppe der Sonderfälle umfasst neben dem marginalen Typ der gebundenen Kürzungen mehrere prägnante Mitglieder. Es existieren zwar innerhalb der deutschen Kurzwortbildung vielfältige Möglich‐ 3.2 Wörterbuchkorpora 91 129 Für allgemeine Informationen über SAOL siehe Malmgren (1994: 101 ff.) sowie die Bei‐ träge in Gellerstam (2009b). 130 „Prestige und weiter Verbreitung“. 131 Ein im Hinblick auf Umfang und Aktualität vergleichbares allgemeines schwedisches Wörterbuch, das auch Eigennamen verzeichnet, war leider nicht verfügbar. 132 Eine Untersuchung anderer Textsorten wie Werbetexte, Chatkommunikation o. Ä. hätte vermutlich einen höheren Anteil von Kurzwörtern ergeben. keiten zur Bildung von Kurzwörtern; häufig genutzt werden jedoch nur wenige Typen. Selbst der Typ der Silbeninitialwörter, der laut Nübling/ Duke (2007: 232) „im Deutschen außerordentlich stark vertreten und hoch produktiv“ ist, ist in beiden Korpora nur mit einer relativ geringen Anzahl von Belegen vertreten. Möglicherweise dienen Silbeninitialwörter vornehmlich der Erzeugung von Augenblicksbildungen und sehr informellen Bildungen wie Wama < Waschma‐ schine und Tamu < Tagesmutter, die weder Eingang in Wörterbücher noch in Zeitungstexte finden. Bei den Eigennamen sind Akronyme, vor allem Buchsta‐ bierwörter, in beiden deutschen Korpora derart häufig, dass sie als das Stan‐ dardverfahren für die Bildung von Eigennamen durch einen Kurzwortbildungs‐ prozess betrachtet werden können. Als Pendant zum Rechtschreib-Duden wurde für die schwedische Beleg‐ sammlung das allgemeine Wörterbuch „Svenska Akademiens Ordlista“ ( SAOL ) in der 13. Auflage von 2006 ausgewählt. 129 Dieses Wörterbuch mit „prestige och stora spridning“ 130 (Teleman 2003: 121) entspricht mit 125 000 Einträgen in Um‐ fang und Aktualität dem Rechtschreib-Duden. Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch darin, dass die SAOL keine Eigennamen verzeichnet 131 und folg‐ lich mehr Appellativa enthält als der Rechtschreib-Duden. Trotz dieses leichten Ungleichgewichts stellt die SAOL die beste Grundlage für einen Vergleich mit dem Rechtschreib-Duden dar. Auch die 360 Kurzwortbelege unter den Einträgen in der SAOL wurden um die vorhandenen fünf regional markierten Belege be‐ reinigt. Damit verbleiben 355 Kurzwörter, d. h. 0,28 % der Einträge der SAOL . Damit bewegt sich der Anteil der Kurzwörter in Rechtschreib-Duden und SAOL auf exakt demselben Niveau, das allerdings auch in etwa dem Anteil von Ap‐ pellativa in den Zeitungstexten entspricht 132 (0,2 % für das Deutsche und 0,38 % für das Schwedische). Die untersuchten Wörterbücher bilden also den tatsäch‐ lichen Kurzwortgebrauch im Hinblick auf die Frequenz realistisch ab, wenn es auch Unterschiede bei der Häufigkeit einzelner Kurzworttypen gibt. Dieses Er‐ gebnis ist insofern überraschend, als von Wörterbüchern eine gewisse konser‐ vative Tendenz erwartet worden war, die vor der Aufnahme allzu vieler Kurz‐ wörter zurückschreckt und zu einer niedrigeren Kurzwortfrequenz führt als im tatsächlichen Sprachgebrauch. 3. Vorgehensweise und erste Ergebnisse 92 133 Zum Vergleich sei nochmals auf die Abbildungen 7 und 8 (Appellativa des schwedischen Zeitungskorpus) hingewiesen. Auch für die schwedischen Wörterbuchdaten soll im Folgenden die Typen‐ verteilung kurz aufgezeigt werden (siehe Abbildung 14). Abbildung 14: Häufigkeit der Kurzworttypen bei den appellativischen Belegen des schwedischen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern Diese Verteilung der Kurzworttypen unterscheidet sich jedoch fundamental von den Ergebnissen des schwedischen Kernkorpus, das in seinen Tendenzen nahe am Deutschen liegt. 133 Vor allem der unterschiedliche Status der Akronyme sticht hervor. Sind die Akronyme, allen voran die Buchstabierwörter, im schwe‐ dischen Zeitungskorpus mit typenfrequenziell mit 27,22 % und tokenfrequen‐ ziell sogar mit 45,76 % die größte Gruppe unter den Appellativa, können nur magere 8,73 % aller Wörterbuchbelege den Akronymen zugeordnet werden. Stattdessen sind elliptische Kürzungen und Pseudoableitungen besonders häufig, was die Gruppe der Sonderfälle zur stärksten Gruppe im schwedischen Kontrollkorpus macht. Der Vergleich des deutschen Kernkorpus mit dem Kontrollkorpus ergibt große Übereinstimmungen. Da bei den schwedischen Korpora das Gegenteil der Fall ist, stellt sich die Frage, ob die SAOL den tatsächlichen Sprachgebrauch weniger akkurat widerspiegelt als der Rechtschreib-Duden, da die Ergebnisse des Zeitungskorpus ja belegen, dass Buchstabierwörter im Schwedischen häufig gebraucht werden. Bei der Diskussion der bisherigen schwedischen Kurzwort‐ forschung in Kapitel 2.4.2 wurde deutlich, dass im Schwedischen bislang keine 3.2 Wörterbuchkorpora 93 Kurzworttypologie und -terminologie existiert, die das gesamte Phänomen der Kurzwortbildung, wie es in dieser Arbeit verstanden wird, erfasst. In den schwe‐ dischen Texten zu Kurzwörtern klingt oft an, dass Akronymen generell und Buchstabierwörtern im Besonderen ein geringerer Wortstatus zugestanden wird als Belegen, die den Kurzwörtern im engeren Sinne zuzurechnen sind. Generell werden Akronyme eher mit Abkürzungen gruppiert als mit anderen Kurzwort‐ typen. Eine derartige Denkweise könnte zu einer eher konservativen Einstellung der SAOL gegenüber Buchstabierwörtern beigetragen haben, sodass Belege dieses Kurzworttyps generell dispräferiert werden und möglichst nicht oder erst bei starker Lexikalisierung in das Wörterbuch aufgenommen werden, was dazu führt, dass nur wenige und weit verbreitete Buchstabierwörter wie mc < motor‐ cykel ‚Motorrad‘ oder tv < television Eingang in die SAOL gefunden haben. Dass zwischen dem Rechtschreib-Duden und der SAOL solch große Unterschiede im Hinblick auf die Häufigkeiten bestehen, dürfte also damit zusammenhängen, dass bei der Wörterbucherstellung der Wortstatus von Buchstabierwörtern un‐ terschiedlich bewertet worden ist. 3. Vorgehensweise und erste Ergebnisse 94 134 Eine Ausnahme stellen lediglich die zur Gruppe der Sonderfälle zählenden Pseudoab‐ leitungen dar, bei denen es vorkommen kann, dass Voll- und Kurzform gleich lang, i. d. R. zweisilbig, sind. In Fällen wie dt. Trabi < Trabant oder schwed. dagis < daghem ‚Kindertagesstätte‘ wird die durch Kürzung erreichte Reduktion der Silbenzahl durch die zusätzliche Silbe des Suffixes wieder ausgeglichen. Bei den meisten Pseudoablei‐ tungen umfasst der gekürzte Teil jedoch mehr als eine Silbe, sodass das Kurzwort in‐ klusive Suffix letztlich dennoch kürzer ist als die Vollform, z. B. dt. Realo < Realpoli‐ tiker. 4. 4.1 Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern Im Folgenden sollen nun die weiteren Ergebnisse der Korpusanalysen darge‐ stellt und erörtert werden. Ehe in Kapitel 5 das Verhalten substantivischer Kurz‐ wörter bei der Pluralflexion untersucht wird, werden zunächst phonologische Gesichtspunkte behandelt. Dieser zentrale Aspekt der Kurzwortbildung wurde in Arbeiten zu diesem Phänomen lange nur am Rande erwähnt und erstmals in der Arbeit von Ronneberger-Sibold (1992) systematisch erforscht. Zu Recht wurden in der Kurzwortforschung seither die phonologischen Besonderheiten von Kurzwörtern, vor allem die Anzahl und Struktur ihrer Silben, wiederholt thematisiert (vgl. z. B. Ronneberger-Sibold 1995b, 1996, Nübling 2001, Wahl 2002, Nübling/ Duke 2007). Wie sich zeigen wird, spielt die phonologische Struktur des entstehenden Kurzworts bei dessen Bildung vor allem im Deut‐ schen eine entscheidende Rolle. Des Weiteren werden in diesem Bereich ein‐ zelsprachliche Besonderheiten deutlich, die sich nicht zuletzt darin äußern, dass phonologische Präferenzen unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Silbenzahl Eine wesentliche phonologische Eigenschaft ist die Länge von Kurzwörtern, gemessen in der Anzahl von Silben. In jedem Fall liegt im Vergleich zur Vollform eine Reduktion der Silbenzahl vor. 134 Doch zwischen einzelnen Kurzworttypen kann die Länge von Kurzwörtern beträchtlich variieren. Auch beim Vergleich der deutschen und schwedischen Daten zeigen sich erhebliche Unterschiede, was die Verteilung und Häufigkeit unterschiedlich langer Kurzwörter angeht. Eigennamen und Appellativa können im Hinblick auf Silbenzahlen und -struk‐ turen ebenfalls stark voneinander abweichen, da wie in Kapitel 3 dargestellt die 4.1.1 Eigennamen überwiegend Buchstabierwörter sind. Neben einer Darstellung der Ergebnisse der Korpusauswertung sollen im Folgenden auch jeweils Vergleiche zwischen Kurz- und Normalwortschatz sowie zwischen den beiden unter‐ suchten Sprachen angestellt werden. Um eine Verzerrung der Ergebnisse durch etwaige hochfrequente Types zu vermeiden und eine möglichst gute Vergleich‐ barkeit der Resultate der Zeitungs- und Wörterbuchkorpora zu gewährleisten, basieren die Darstellungen zu den Zeitungskorpora in der Regel auf der Typen‐ frequenz. Wo zusätzlich auch von der Tokenfrequenz die Rede ist, wird explizit darauf hingewiesen. Deutsch Die Auswertung der Appellativa der deutschen Kurzwortkorpora, wie sie in den Abbildungen 15 und 16 veranschaulicht wird, ergibt eine klare Präferenz für zweisilbige Kurzwörter. Viel seltener sind Einsilber und Dreisilber, während noch längere Belege nur eine sehr geringe Rolle spielen. Bei Belegen mit drei oder mehr Silben handelt es sich überwiegend um Buchstabierwörter wie PMS < prämenstruelles Syndrom oder elliptische Kürzungen wie Emmentaler < Em‐ mentaler Käse. Dabei ist die Verteilung der Silbenzahlen in Kern- und Kontroll‐ korpus sehr ähnlich. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 96 Abbildung 15: Verteilung der Silbenzahlen bei den Appellativa des deutschen Zeitungs‐ korpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Silben‐ zahl: 2,06 Betrachtet man statt der typenfrequenziellen die tokenfrequenzielle Verteilung der Silbenzahlen bei den Zeitungsdaten, fällt die Präferenz für Zweisilber noch deutlich stärker aus: In diesem Fall bestehen nämlich 83 % der Zeitungstokens aus zwei Silben, was zeigt, dass zweisilbige Kurzwörter eine besonders hohe Gebrauchshäufigkeit haben. 4.1 Silbenzahl 97 Abbildung 16: Verteilung der Silbenzahlen bei den Appellativa des deutschen Wörter‐ buchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Silbenzahl: 2,16 Im Hinblick auf die Silbenzahl bestehen große Unterschiede zwischen den ein‐ zelnen Kurzworttypen, weshalb im Folgenden die Wortlänge bei den hochfre‐ quenten deutschen Kurzworttypen kurz dargestellt werden soll. Buchstabier‐ wörter etwa sind aufgrund ihrer Bildungsweise zumindest potenziell etwas länger als andere Kurzworttypen, da jeder Buchstabe dieser Kurzwörter bereits eine eigene Silbe beansprucht, was von den Korpusbelegen bestätigt wird (siehe Tabelle 23). Silbenzahl 1 2 3 4 5 deutsches Zeitungs‐ korpus (Typen‐ frequenz) Ø: 2,63 prozen‐ tuale Häu‐ figkeit 0 % 40,35 % 56,14 % 3,51 % 0 % Anzahl Types 0 23 32 2 0 deutsches Wörter‐ buch‐ korpus Ø: 2,64 prozen‐ tuale Häu‐ figkeit 0 % 44,09 % 48,82 % 6,30 % 0,79 % Anzahl Types 0 56 62 8 1 Tabelle 23: Silbenzahlen deutscher Buchstabierwörter (Appellativa) 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 98 Im Gegensatz zu den Appellativa aller Kurzworttypen bestehen demnach deut‐ sche Buchstabierwörter am häufigsten aus drei Silben und sind damit im Durch‐ schnitt etwa eine halbe Silbe länger als die Gesamtbelege. Zweisilber sind eben‐ falls stark vertreten, doch deutlich längere Formen mit vier oder mehr Silben wie ÖPNV < öffentlicher Personennahverkehr, die bei Buchstabierwörtern vom Konstruktionsprinzip her problemlos möglich wären, scheinen vermieden zu werden. Der prägnanteste Unterschied zwischen Buchstabierwörtern und den Gesamtbelegen ist das Fehlen von Einsilbern. Allerdings würde die Reduktion eines Kompositums oder einer Nominalphrase auf eine einzige Initiale einen maximalen Verlust von Transparenz und Motiviertheit bedeuten, was beim De‐ kodieren zu einem deutlich erhöhten Aufwand für den Hörer führen würde und zahlreiche Homonymien erzeugen würde. Vermutlich werden im Deutschen keine einsilbigen Buchstabierwörter gebildet, um diese potentiellen Kommuni‐ kationshindernisse zu umgehen. Bei einer tokenfrequenziellen Betrachtung der Zeitungsbelege verschiebt sich die Wortlänge jedoch zugunsten der Zweisilber, die dann mit 86,37 % den größten Teil der Tokens von Buchstabierwörtern stellen. Am häufigsten genutzt werden also zweisilbige Buchstabierwörter, auch wenn diese typenfrequenziell lediglich an zweiter Stelle rangieren. Die weiteren Akronymtypen Lautinitialwörter und Silbeninitialwörter weisen beide nur eine mittlere Frequenz auf und werden deshalb nicht im Detail erörtert, fließen jedoch in die Analyse der Gruppe der Akronyme ein. Obwohl die Bildungsweise von Lautinitialwörtern mit derjenigen von Buchstabierwör‐ tern identisch ist, können aufgrund ihrer phonetisch gebundenen Aussprache auch sehr umfangreiche Vollformen auf eine geringe Silbenzahl verdichtet werden, was dazu führt, dass in beiden deutschen Korpora nur ein- und zwei‐ silbige Belege dieses Kurzworttyps vorhanden sind. Silbeninitialwörter sind hingegen mehrheitlich zweisilbig, vereinzelt auch dreisilbig. Da bei diesem Kurzworttyp mehrere initiale Silbenbzw. Silbenteile der Vollform kombiniert werden, kann es offensichtlich keine einsilbigen Silbeninitialwörter geben. Be‐ trachtet man die Gruppe der Akronyme zusammengenommen, ergibt sich fol‐ gendes in den Abbildungen 17 und 18 veranschaulichte Bild: 4.1 Silbenzahl 99 Abbildung 17: Verteilung der Silbenzahlen bei den appellativischen Akronymen des deutschen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern, durch‐ schnittliche Silbenzahl: 2,49 In dieser Kurzwortgruppe sind also Zwei- und Dreisilber fast gleich häufig, während sehr kurze, d. h. einsilbige, und sehr lange Belege, d. h. Kurzwörter mit mehr als drei Silben, nur marginal vertreten sind. Abbildung 18: Verteilung der Silbenzahlen bei den appellativischen Akronymen des deutschen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Sil‐ benzahl: 2,51 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 100 135 Dabei ist anzumerken, dass Ronneberger-Sibold Wörterbuchdaten untersucht hat, nicht aber den tatsächlichen Kurzwortgebrauch. 136 Im Übrigen greift Nübling (2001) auf Ronneberger-Sibolds Ergebnisse zurück, weshalb ihre Arbeit an dieser Stelle nicht gesondert erwähnt wird. Ein Vergleich mit den Werten, die Ronneberger-Sibold (1992: 60) für ihre Gruppe der Akronyme, die auch der meinigen entspricht, ermittelt hat, ergibt eine noch etwas stärkere Tendenz zur Zweisilbigkeit als bei den hier ermittelten Ergeb‐ nissen. 135 136 Ronneberger-Sibolds Werte ergeben 62,5 % für Zweisilber, 34,1 % für Dreisilber und 3,4 % für Einsilber, d. h. eine durchschnittliche Wortlänge von 2,3 Silben. Wenngleich dreisilbige Akronyme in meinen Korpora etwas häufiger und die durchschnittlichen Belege um 0,2 Silben länger sind, stimmen Ronne‐ berger-Sibolds Resultate damit grundsätzlich mit den meinigen überein. Wesentlich stärker ist die Tendenz zur Zweisilbigkeit bei dem Kurzworttyp der Kopfwörter. Wie in Tabelle 24 dargestellt besteht die große Mehrheit deut‐ scher Kopfwörter aus zwei Silben; lediglich im Wörterbuchkorpus sind gut 20 % der Belege dieses Typs einsilbig wie Kat < Katalysator. Belege mit mehr als zwei Silben sind in beiden Korpora sehr selten. Silbenzahl 1 2 3 4 deutsches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) Ø: 1,91 prozentuale Häufigkeit 9,52 % 83,33 % 4,76 % 2,38 % Anzahl Types 4 35 2 1 deutsches Wör‐ terbuchkorpus Ø: 1,84 prozentuale Häufigkeit 22,58 % 70,97 % 4,84 % 1,61 % Anzahl Types 14 44 2 1 Tabelle 24: Silbenzahlen deutscher Kopfwörter (Appellativa) Kopfwörter sind gleichzeitig auch der dominierende Kurzworttyp in der Gruppe der Kurzwörter im engeren Sinne, der noch die nur schwach belegten Endwörter und diskontinuierlichen Kurzwörter angehören, und haben daher auch maßgeb‐ lichen Einfluss auf die Ergebnisse dieser gesamten Kurzwortgruppe, die in den Abbildung 19 und 20 veranschaulicht werden. 4.1 Silbenzahl 101 Abbildung 19: Verteilung der Silbenzahlen bei den appellativischen Kurzwörtern i. e. S. des deutschen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Silbenzahl: 1,98 Die Tendenz zur Zweisilbigkeit ist bei den Kurzwörtern im engeren Sinne noch stärker ausgeprägt als bei den deutschen Akronymen. Anders als bei den Ak‐ ronymen folgen an zweiter Stelle jedoch Einsilber, während Dreisilber keine große Rolle spielen. Die Ergebnisse des Kontrollkorpus bestätigen diese Ten‐ denzen für die Gruppe der Kurzwörter im engeren Sinne, wenn auch die Ver‐ teilung mit zwei Dritteln Zweisilber und knapp einem Drittel Einsilber etwas gleichmäßiger ausfällt als im Kernkorpus. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 102 Abbildung 20: Verteilung der Silbenzahlen bei den appellativischen Kurzwörtern i. e. S. des deutschen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Silbenzahl: 1,93 Vergleicht man diese Werte mit Ronneberger-Sibolds Ergebnissen für ihre Kurz‐ wörter, die hier den Kurzwörtern im engeren Sinne entsprechen (vgl. Ronne‐ berger-Sibold 1992: 46), zeigt sich eine grundsätzliche Übereinstimmung. Auch bei Ronneberger-Sibold werden Zweisilber präferiert (66,7 %), gefolgt von Ein‐ silbern (28,1 %) und seltenen Dreisilbern (5,3 %); die durchschnittliche Wort‐ länge beträgt 1,77 Silben. Im Zeitungskorpus der vorliegenden Arbeit treten die in den Wörterbuchkorpora beobachteten Präferenzen der Kurzwörter i. e. S. noch stärker hervor, da dieses den tatsächlichen Sprachgebrauch abbildet und offensichtlich präferierte Kurzwortstrukturen im Sprachgebrauch besonders häufig eingesetzt werden. Die weiteren deutschen Kurzworttypen mit hoher Frequenz sind Kürzungs‐ komposita und elliptische Kürzungen. Pseudoableitungen, die sich an der Schwelle zur hohen Frequenz bewegen, werden im Folgenden ebenfalls analy‐ siert. Bei den Kürzungskomposita, deren Silbenzahlen in Tabelle 25 aufgeführt sind, beziehen sich die Angaben nur auf die Länge des gekürzten Teils. Silbenzahl 1 2 3 deutsches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) Ø: 1,47 prozentuale Häu‐ figkeit 63,16 % 31,58 % 5,26 % Anzahl Types 12 6 1 4.1 Silbenzahl 103 Silbenzahl 1 2 3 deutsches Wör‐ terbuchkorpus Ø: 1,41 prozentuale Häu‐ figkeit 68,97 % 20,69 % 10,34 % Anzahl Types 20 6 3 Tabelle 25: Silbenzahlen deutscher Kürzungskomposita (Appellativa) Wie erwartet sind Kürzungskomposita deutlich kürzer als die bisher betrach‐ teten Kurzworttypen, da sie stets in Verbindung mit einem ungekürzten Zweit‐ glied auftreten. Mit etwa zwei Dritteln der Belege besteht der größte Teil der Kürzungskomposita aus Einsilbern wie wie U-Bahn < Untergrundbahn. Darauf folgen Zweisilber, während dreisilbige Kürzungskomposita wie HNO -Arzt < Hals-Nasen-Ohren-Arzt nur vereinzelt belegt sind. Elliptische Kürzungen bestehen in beiden Korpora am häufigsten aus zwei Silben (siehe Tabelle 26). Kurioserweise sind im Zeitungskorpus elliptische Kürzungen mit drei Silben überhaupt nicht belegt, obwohl sie im Wörterbuch‐ korpus über 20 % der appellativischen Belege dieses Typs ausmachen. Diese Diskrepanz muss als zufällig angesehen werden, da es keinen nachvollziehbaren Grund für das Fehlen dreisilbiger elliptischer Kürzungen im Zeitungskorpus gibt. Bei elliptischen Kürzungen wird auf ein Morphem der Vollform gekürzt, welches durchaus dreisilbig sein kann. Dass Dreisilber dieses Typs existieren, beweist das Dudenkorpus mit Belegen wie Parmesan < Parmesankäse zur Ge‐ nüge. Generell zeigt das Wörterbuchkorpus bei den elliptischen Kürzungen eine größere Variation als das Zeitungskorpus. Silbenzahl 1 2 3 4 deutsches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) Ø: 2,0 prozentuale Häufigkeit 16,67 % 75 % 0 % 8,33 % Anzahl Types 2 9 0 1 deutsches Wör‐ terbuchkorpus Ø: 2,10 prozentuale Häufigkeit 20,29 % 53,62 % 21,74 % 4,35 % Anzahl Types 14 37 15 3 Tabelle 26: Silbenzahlen deutscher elliptischer Kürzungen (Appellativa) 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 104 Pseudoableitungen sind klassischerweise zweisilbig, wie aus Tabelle 27 hervor‐ geht. Einsilbigkeit ist nicht möglich, da das Suffix bereits eine ganze Silbe be‐ ansprucht. Vereinzelt kommen jedoch auch Pseudoableitungen mit drei oder vier Silben vor (z. B. Realo < Realpolitiker, Marathoni < Marathonläufer). Die Tendenz zur Zweisilbigkeit fällt im Zeitungskorpus eindeutiger aus als im Wör‐ terbuchkorpus, in dem immerhin fast ein Sechstel der Pseudoableitungen mehr als zwei Silben umfasst. Silbenzahl 1 2 3 4 deutsches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) Ø: 2,11 prozentuale Häufigkeit 0 % 88,89 % 11,11 % 0 % Anzahl Types 0 8 1 0 deutsches Wör‐ terbuchkorpus Ø: 2,24 prozentuale Häufigkeit 0 % 84,85 % 6,06 % 9,09 % Anzahl Types 0 28 2 3 Tabelle 27: Silbenzahlen deutscher Pseudoableitungen (Appellativa) Die recht heterogene Gruppe der Sonderfälle als Ganzes, zu der noch die nur schwach belegten gebundenen Kürzungen zählen, besteht folglich ebenfalls überwiegend aus Ein- und Zweisilbern, wie aus den Abbildungen 21 und 22 hervorgeht. Mit einer durchschnittlichen Wortlänge von weniger als zwei Silben ähnelt diese Kurzwortgruppe den Kurzwörtern im engeren Sinne. 4.1 Silbenzahl 105 Abbildung 21: Verteilung der Silbenzahlen bei den appellativischen Sonderfällen des deutschen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern, durch‐ schnittliche Silbenzahl: 1,73 Lediglich das Wörterbuchkorpus verzeichnet mit knapp 15 % einen nennens‐ werten Anteil dreisilbiger Sonderfälle. Abbildung 22: Verteilung der Silbenzahlen bei den appellativischen Sonderfällen des deutschen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Sil‐ benzahl: 1,97 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 106 137 Ronneberger-Sibold (1992: 72) postuliert: „Pseudoableitungen […] können von einer bis zu drei Silben haben“. In der im Anhang zu ihrer Habilitationsschrift angeführten Be‐ legsammlung taucht auch tatsächlich unter den Pseudoableitungen ein einziger ein‐ silbiger Beleg auf: Japs < Japaner. In der Ausgabe des Rechtschreib-Dudens von 2006, die die Datenbasis für das Wörterbuchkorpus der vorliegenden Arbeit ist, ist dieser Beleg jedoch nicht mehr enthalten. Da dies der einzige von Ronneberger-Sibold ange‐ führte Fall für eine einsilbige Pseudoableitung ist, gehe ich weiterhin davon aus, dass Pseudoableitungen in der Regel mindestens zwei Silben umfassen. Die Gruppe der Sonderfälle taucht in dieser Form bei Ronneberger-Sibolds Aus‐ wertungen nicht auf. Lediglich für Pseudoableitungen gibt sie an, der „aller‐ größte Teil“ sei zweisilbig (Ronneberger-Sibold 1992: 72), allerdings ohne Zahlen zu nennen. 137 Ihre Beobachtung deckt sich mit den hier ermittelten Werten, wo‐ nach Pseudoableitungen mehrheitlich zweisilbig sind. Silbenzahlen der proprialen Kurzwörter Schließlich soll noch kurz dargestellt werden, wie sich die Eigennamen unter den Kurzwortbelegen des Zeitungskorpus im Hinblick auf die Silbenzahl ver‐ halten. Hier lässt sich deutlich eine Verschiebung hin zu längeren Kurzwörtern beobachten (siehe Abbildung 23). Abbildung 23: Verteilung der Silbenzahlen bei den Eigennamen des deutschen Zeitungs‐ korpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Silben‐ zahl: 2,86 Anders als bei den Appellativa sind unter den Eigennamen nicht Zweisilber die häufigste Form, sondern Dreisilber, die mehr als 60 % der Belege stellen. Dass 4.1 Silbenzahl 107 138 Vgl. zu diesem Kurzwort auch die zweisilbige Alternative ZI < Zentralinstitut für Kunst‐ geschichte. Bezeichnenderweise ist das Buchstabierwort im Zeitungskorpus mit 10 To‐ kens vertreten, während die fünfsilbige elliptische Kürzung nur einmal vorkommt. die Tendenz zu längeren Formen geht, ist neben einer höheren durchschnittli‐ chen Wortlänge auch daran zu erkennen, dass selbst Viersilber wie VDMA < Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbau noch deutlich häufiger sind als Einsilber wie Bams < Bild am Sonntag. Des Weiteren sind bei den Eigennamen auch deutlich längere Formen belegt als bei den Appellativa. Während die längsten appellativischen Belege aus vier Silben bestehen, sind bei den Eigen‐ namen auch Kurzwörter von bis zu sechs Silben belegt (z. B. AGV NBZ < Ar‐ beitgeberverband Neue Brief- und Zustellerdienste). Auch elliptische Kürzungen, die auf ein Morphem der Vollform gekürzt werden, können vielsilbig sein, z. B. Zentralinstitut < Zentralinstitut für Kunstgeschichte  138 . Doch selbst wenn derart lange Kurzwörter unter den Eigennamen möglich sind, bleiben sie eher selten, und die Mehrheit der Eigennamen des deutschen Zeitungskorpus beschränkt sich auf zwei oder drei Silben. Mit einer durchschnittlichen Länge von 2,86 Silben sind die proprialen Kurzwörter um 0,8 Silben länger als die appellativi‐ schen Kurzwörter aller Kurzworttypen und um 0,88 Silben länger als die Kurz‐ wörter im engeren Sinne des Zeitungskorpus. Dass Eigennamen etwas länger sind als Appellativa, war allerdings zu erwarten, da ihnen mitunter sehr kom‐ plexe Vollformen zugrunde liegen. Gerade bei Buchstabierwörtern, bei denen die meisten Morpheme der Vollform in Form einer Initiale Eingang in das Kurz‐ wort finden und jeweils mit einer Silbe zu Buche schlagen, erzeugt dies tenden‐ ziell höhere Silbenzahlen. Da Buchstabierwörter zudem der bevorzugte Bil‐ dungstyp für Eigennamen sind, führt dies auch generell zu längeren Kurzwortformen bei Eigennamen. Vergleich mit dem Normalwortschatz Ronneberger-Sibolds Arbeit enthält auch einen Vergleich zum Normalwort‐ schatz des Deutschen, der auf der statistischen Untersuchung von Ortmann (1980) basiert (vgl. Ronneberger-Sibold 1992: 102 ff.). Da keine neueren Unter‐ suchungen vorhanden sind, die in Umfang und Detailreichtum vergleichbar wären, wird sich auch die vorliegende Arbeit auf die von Ronneberger-Sibold 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 108 139 Sehr problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass keine sprachstatistischen Ar‐ beiten existieren, die den aktuellen Sprachstand des Gegenwartsdeutschen zum Inhalt haben. Sowohl die Arbeiten von Ortmann als auch die Sprachstatistik von Meier (1967) arbeiten mit den von Kaeding erhobenen Daten, die 1897/ 98 erstmals publiziert wurden und somit kaum mehr repräsentativ für die Gegenwartssprache sein dürften. Auch Menzeraths Daten (vgl. Menzerath 1954), die auf einem Aussprachewörterbuch von 1921 basieren, sind nicht gerade aktuell. Eine aktuelle Sprachstatistik des Deutschen, die die Verteilung der Silbenzahlen beinhaltet, ist also ein äußerst dringendes Desiderat. Für die vorliegende Arbeit müssen leider die vorhandenen Statistiken genügen. Die Aussagen über den Normalwortschatz beziehen sich also auf deutlich weniger aktuelle Daten als die Aussagen über den Kurzwortschatz. Diese Diskrepanz kann jedoch in dem begrenzten Rahmen dieser Dissertation nicht beseitigt werden. Die von Kaeding er‐ mittelten Daten entstammen verschiedenen Textsorten; es handelt sich also nicht um Wörterbuchdaten, sondern um Daten aus dem tatsächlichen Sprachgebrauch. 140 Menzerath (1954: 96 ff.) ermittelt dagegen 34,12 % Dreisilber, 31,27 % Zweisilber, 17,80 % Viersilber und 10,98 % Einsilber. Die längsten Wörter unter seinen Daten bestehen aus 9 Silben. Auch wenn bei Menzerath Zweisilber nicht der häufigste Typ sind, zeigen auch seine Ergebnisse im Vergleich zu den starken Präferenzen des Kurzwortschatzes eine gleichmäßigere Verteilung der einzelnen Silbenzahlen. Sowohl bei Menzerath als auch bei Ortmann bzw. Kaeding decken Zwei-, Drei- und Viersilber zusammen über 80 % der erfassten Belege ab. genannten Zahlen beziehen. 139 Demnach beträgt die durchschnittliche Wort‐ länge im Normalwortschatz 2,55 Silben. Am häufigsten sind zweisilbige Wort‐ formen (41,7 %), gefolgt von Dreisilbern mit 31,2 %. Eine Übersicht über die Ver‐ teilung der Silbenzahlen im Normalwortschatz liefert Abbildung 24, in der Wortformen von bis zu acht Silben aufgeführt sind, wobei mehr als vier Silben umfassende Wortformen von sehr niedriger Frequenz sind. 140 4.1 Silbenzahl 109 Abbildung 24: Verteilung der Silbenzahlen im Normalwortschatz nach Ronneberger-Si‐ bold (1992: 103), durchschnittliche Silbenzahl: 2,55 Vergleicht man die Kurzwortbelege mit dem Normalwortschatz, stellt man zu‐ nächst fest, dass im Normalwortschatz eine weitaus größere Variation im Hin‐ blick auf die Wortlänge besteht. Zwar sind Zweisilber sowohl im Normalwort‐ schatz als auch im Kurzwortschatz die häufigste Form; im Normalwortschatz machen sie jedoch nicht einmal die Hälfte der Fälle aus. Bei den Kurzwörtern fällt die Präferenz für Zweisilbigkeit dagegen je nach Kurzworttyp sehr viel eindeutiger aus. Bei etlichen Kurzworttypen wie Kopfwörtern oder auch Pseu‐ doableitungen ist Zweisilbigkeit mit einer Häufigkeit von über 80 % gemäß den Ergebnissen des Zeitungskorpus sogar fast die Norm. Des Weiteren umfasst der Normalwortschatz acht verschiedene Wortlängen von Einbis Achtsilber, wo‐ hingegen sich der in den Korpora dieser Arbeit erfasste appellativische Kurz‐ wortschatz auf vier Längen, nämlich Einbis Viersilber, beschränkt. Statt Drei‐ silber sind bei den Kurzwörtern Einsilber die zweithäufigste Form. Diese Silbenzahl, die vor allem bei den Sonderfällen, aber auch bei den Kurzwörtern im engeren Sinne eine wichtige Rolle spielt, rangiert im Normalwortschatz noch hinter den Viersilbern. Des Weiteren weist der Normalwortschatz etliche Formen auf, die mit bis zu acht Silben deutlich länger sind als sämtliche hier erfassten Kurzwörter. In Tabelle 28 sind die durchschnittlichen Silbenzahlen des Normalwort‐ schatzes und der diskutierten Kurzwortgruppen zusammenfassend aufgeführt, 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 110 um einen besseren Überblick zu gewährleisten. Dabei wird deutlich, dass zwi‐ schen Akronymen und dem Normalwortschatz kaum Unterschiede in der durch‐ schnittlichen Wortlänge bestehen. Der Kurzwortschatz als Ganzes und beson‐ ders die Gruppen der Kurzwörter im engeren Sinne und der Sonderfälle sind hingegen durchschnittlich mehr als eine halbe Silbe kürzer als die Lexeme des Normalwortschatzes. Die Eigennamen unter den Kurzwörtern, die überwiegend akronymisch sind, liegen in der Wortlänge sogar noch über dem für den Nor‐ malwortschatz ermittelten Durchschnitt, der sich allerdings lediglich auf Ap‐ pellativa bezieht. Wortschatzbereich durchschnittliche Silben‐ zahl appellativische Kurz‐ wörter Zeitungskorpus 2,06 Wörterbuchkorpus 2,16 Akronyme (Appellativa) Zeitungskorpus 2,49 Wörterbuchkorpus 2,51 Kurzwörter im engeren Sinne (Appellativa) Zeitungskorpus 1,98 Wörterbuchkorpus 1,93 Sonderfälle (Appellativa) Zeitungskorpus 1,73 Wörterbuchkorpus 1,97 propriale Kurzwörter (Zeitungskorpus) 2,86 Normalwortschatz 2,55 Tabelle 28: durchschnittliche Silbenzahlen im deutschen Kurzwortschatz und Normal‐ wortschatz Wie erwartet sind die Kurzwortbelege kürzer als der Normalwortschatz, den‐ noch fallen die Unterschiede weniger gravierend aus als erwartet. Ein-, Zwei- und Dreisilber zusammengenommen machen 97,52 % der appellativischen Ge‐ samtbelege des Zeitungskorpus und 95,62 % der Belege des Wörterbuchkorpus aus, also die überwältigende Mehrheit der gesamten Kurzwortbelege. Beim Normalwortschatz kommen diese drei Silbenzahlen zusammengenommen je‐ doch ebenfalls auf 84,30 % der Fälle. Gemeinsam ist sowohl dem Kurzals auch dem Normalwortschatz, dass zweisilbige Formen am häufigsten vorkommen, wenngleich diese Präferenz sehr unterschiedlich ausgeprägt ist und bei man‐ 4.1 Silbenzahl 111 4.1.2 chen Kurzworttypen fast schon einer Ausschließlichkeit nahekommt. Ronne‐ berger-Sibold (1992: 103) weist darauf hin, dass Kurzwörter „absolut gesehen, keineswegs wesentlich kürzer sind als die Wortformen des Normalwort‐ schatzes“, jedoch eine stärkere Präferenz zu zweisilbigen Strukturen zeigen. Deutsche Kurzwörter nutzen mehrheitlich keineswegs die maximale Kürze in Gestalt von Einsilbigkeit. Stattdessen belegen die Korpora dieser Arbeit eine sehr starke Tendenz zur Zweisilbigkeit im deutschen Kurzwortschatz. Dies liegt daran, dass im Deutschen trochäische Wortformen mit einem Wechsel von be‐ tonten und unbetonten Silben angestrebt werden, um einen Zusammenprall der Akzente zwischen Einsilbern möglichst zu vermeiden. Um dies zu erreichen, sind Zweisilber auch im Kurzwortschatz das beste Mittel. Die Verhältnisse im Schwedischen sollen im nächsten Unterkapitel beleuchtet werden. Schwedisch Auch in den schwedischen Kurzwortkorpora ist die Mehrheit der Appellativa zweisilbig, wie aus den Abbildungen 25 und 26 hervorgeht. Daneben spielen Einsilber eine größere Rolle als im Deutschen, während Kurzwörter mit mehr als zwei Silben deutlich seltener sind. Abbildung 25: Verteilung der Silbenzahlen bei den Appellativa des schwedischen Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Sil‐ benzahl: 1,88 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 112 Auch bei einer Betrachtung der Tokenfrequenz der Zeitungsbelege bleibt der Anteil zweisilbiger Kurzwörter mit 60,50 % auf demselben Niveau; stattdessen erhöht sich der Anteil der Einsilber auf 34,68 %, während die Häufigkeit der Dreisilber entsprechend abnimmt. Dies bedeutet, dass unter den einsilbigen Kurzwörtern Belege mit einer hohen Gebrauchshäufigkeit sind. Abbildung 26: Verteilung der Silbenzahlen bei den Appellativa des schwedischen Wör‐ terbuchkorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Silbenzahl: 1,75 Insgesamt zeigen schwedische Kurzwörter also eine Tendenz zur Ein- und Zweisilbigkeit. In beiden schwedischen Korpora stellen Ein- und Zweisilber ge‐ meinsam um die 90 % der Kurzwortbelege und sind damit eindeutig die bevor‐ zugten Formen des appellativischen Kurzwortschatzes. Im Gegensatz zum Deut‐ schen spielen dreisilbige Kurzwörter im Schwedischen keine große Rolle. Damit sind Zweisilber zwar in beiden Untersuchungssprachen am häufigsten, doch mit 1,88 bzw. 1,75 Silben sind schwedische Kurzwörter im Durchschnitt noch kürzer als ihre deutschen Pendants. Wie im Deutschen sollen im Folgenden auch für das Schwedische die Silben‐ zahlen der hochfrequenten Kurzworttypen dargestellt werden. Die Wortlängen schwedischer Buchstabierwörter sind in Tabelle 29 angegeben. 4.1 Silbenzahl 113 141 SAOL ist an sich ein Eigenname, der im konkreten Textzusammenhang jedoch appel‐ lativisch verwendet wird („i nästa SAOL“ ‚in der nächsten SAOL‘) und daher hier in die Auswertung der Appellativa einfließt. 142 Unter den schwedischen Eigennamen gibt es anders als im Deutschen durchaus einsil‐ bige Buchstabierwörter, was an späterer Stelle zur Sprache kommen wird. Silbenzahl 1 2 3 4 schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) Ø: 2,41 prozentuale Häufigkeit 0 % 61,54 % 35,90 % 2,56 % Anzahl Types 0 24 14 1 schwedisches Wörterbuch‐ korpus Ø: 2,21 prozentuale Häufigkeit 0 % 78,95 % 21,05 % 0 % Anzahl Types 0 15 4 0 Tabelle 29: Silbenzahlen schwedischer Buchstabierwörter (Appellativa) Mit einer Ausnahme bestehen sämtliche in den schwedischen Korpora belegten appellativischen Buchstabierwörter aus zwei oder drei Silben, wobei Zweisilber wie vd < verkställande direktör ‚Geschäftsführer‘ deutlich überwiegen. Bei der Ausnahme handelt es sich um ein viersilbiges Buchstabierwort, das in Gestalt von zwei Tokens vorkommt: SAOL < Svenska Akademiens Ordlista  141 . Einsilbige Buchstabierwörter sind bei den Appellativa nicht belegt. 142 Im Vergleich zu den Ergebnissen für alle Kurzworttypen sind schwedische Buchstabierwörter dem‐ nach durchaus länger als das durchschnittliche Kurzwort, da sie durch ihre Aussprache mit Buchstabennamen tendenziell mehr Silben umfassen als andere Kurzworttypen. Anders als im Deutschen werden bei schwedischen Kurzwör‐ tern dieses Typs jedoch längere Formen mit mehr als drei Silben konsequent vermieden, obwohl sie problemlos zu konstruieren wären. Schwedische Buch‐ stabierwörter tendieren also noch stärker zur Kürze als deutsche. Der nur im Schwedischen vorhandene Typ der teilgebundenen Buchstabierwörter be‐ schränkt sich in den hier erhobenen Daten auf die Eigennamen und kommt bei den Appellativa nicht vor. Für die gesamte Gruppe der Akronyme, der neben den hochfrequenten Buch‐ stabierwörtern noch Lautinitialwörter und Silbeninitialwörter angehören, er‐ gibt sich die in den Abbildungen 27 und 28 veranschaulichte Verteilung der Silbenzahlen. Da der Großteil der akronymischen Belege wie bereits erläutert auf Buchstabierwörter entfällt, stimmen die Ergebnisse der Gruppe der Akro‐ nyme im Wesentlichen mit denen der Buchstabierwörter überein. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 114 Anders als im appellativischen Kurzwortschatz als Ganzem, wo Ein- und Zweisilber das Gros der Belege stellen, verschiebt sich bei den schwedischen Akronymen also die Verteilung hin zu etwas längeren Belegen, d. h. zu Zwei- und Dreisilbern, während kürzere oder längere Belege nur vereinzelt auftau‐ chen. Im Gegensatz zu deutschen Akronymen, bei denen Zwei- und Dreisilber nahezu ausgewogen verteilt sind, ist die Tendenz zur Zweisilbigkeit bei schwe‐ dischen Akronymen allerdings deutlich stärker ausgeprägt. Abbildung 27: Verteilung der Silbenzahlen bei den appellativischen Akronymen des schwedischen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Silbenzahl: 2,28 4.1 Silbenzahl 115 Abbildung 28: Verteilung der Silbenzahlen bei den appellativischen Akronymen des schwedischen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Silbenzahl: 2,10 Die Kopfwörter der schwedischen Korpora (siehe Tabelle 30) lassen ein relativ ausgewogenes Verhältnis zwischen Ein- und Zweisilbern erkennen. Die im Deutschen sehr stark ausgeprägte Tendenz zur Zweisilbigkeit besteht im Schwe‐ dischen nicht, stattdessen spielen Einsilber wie el < elektricitet eine zentrale Rolle, wodurch die durchschnittliche Wortlänge um 0,41 bzw. 0,35 Silben kürzer ist als im Deutschen. Silbenzahl 1 2 3 schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) Ø: 1,50 prozentuale Häu‐ figkeit 50 % 50 % 0 % Anzahl Types 16 16 0 schwedisches Wörterbuch‐ korpus Ø: 1,49 prozentuale Häu‐ figkeit 56,58 % 40,79 % 2,63 % Anzahl Types 43 31 2 Tabelle 30: Silbenzahlen schwedischer Kopfwörter (Appellativa) 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 116 143 Die Kurzwortverben der schwedischen Korpora gehören allesamt der ersten Konjuga‐ tion an, sodass das auslautende -a tatsächlich Teil des Wortstamms ist. Diskontinuierliche Kurzwörter zählen im Schwedischen anders als im Deut‐ schen zu den hochfrequenten Kurzworttypen. Laut den in Tabelle 31 aufge‐ führten Ergebnissen bestehen diskontinuierliche Kurzwörter bevorzugt aus zwei Silben. Dass Zweisilber bei diesem Kurzworttyp gegenüber Einsilbern deutlich stärker vertreten sind, lässt sich in erster Linie darauf zurückführen, dass die meisten gekürzten Verben zu diesem Kurzworttyp gehören und zwei‐ silbig sind. 143 Silbenzahl 1 2 3 schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) Ø: 1,81 prozentuale Häu‐ figkeit 25 % 68,75 % 6,25 % Anzahl Types 4 11 1 schwedisches Wörterbuch‐ korpus Ø: 2,0 prozentuale Häu‐ figkeit 10 % 80 % 10 % Anzahl Types 4 32 4 Tabelle 31: Silbenzahlen schwedischer diskontinuierlicher Kurzwörter Wie aus den Abbildungen 29 und 30 hervorgeht, verzeichnet die gesamte Gruppe der schwedischen Kurzwörter im engeren Sinne, zu der neben Kopfwörtern und diskontinuierlichen Kurzwörtern noch die schwach belegten Endwörter und Rumpfwörter gehören, deutlich mehr Einsilber als die Gruppe der schwedischen Akronyme und auch als die deutschen Kurzwörter i. e. S. und ist im Durchschnitt etwa eine halbe Silbe kürzer. 4.1 Silbenzahl 117 Abbildung 29: Verteilung der Silbenzahlen bei den appellativischen Kurzwörtern i. e. S des schwedischen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Silbenzahl: 1,57 In beiden Untersuchungssprachen bestehen Kurzwörter im engeren Sinne dem‐ nach vornehmlich aus ein oder zwei Silben. Während bei dieser Kurzwortgruppe im Deutschen jedoch eine klare Tendenz zu Zweisilbern zu erkennen ist, sind die Verhältnisse im Schwedischen ausgewogener. Zwar sind Zweisilber in beiden schwedischen Korpora die häufigste Struktur, allerdings sind sie längst nicht so eindeutig präferiert wie bei den deutschen Kurzwörtern im engeren Sinne. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 118 144 Hier ist auch eine alternative Analyse als diskontinuierliches Kurzwort möglich. Abbildung 30: Verteilung der Silbenzahlen bei den appellativischen Kurzwörtern i. e. S des schwedischen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnitt‐ liche Silbenzahl: 1,65 Pseudoableitungen bestehen im Schwedischen fast ausschließlich aus zwei Silben, wie aus Tabelle 32 hervorgeht. In den schwedischen Korpora findet sich lediglich ein einsilbiger Beleg (gubbs < gubbar ‚Alte‘), der seine Kürze der Er‐ setzung des Pluralsuffixes -ar durch das Suffix -s verdankt, welches der Koda der Stammsilbe zugeschlagen wird. Vereinzelt finden sich Belege für drei- oder viersilbige Pseudoableitungen (z. B. kursare < kursdeltagare  144 ‚Kursteilnehmer‘, ståuppare < ståuppkomiker ‚Stand-up-Comedian‘), die allerdings sehr selten sind. Deren ungewöhnliche Länge kommt in erster Linie dadurch zustande, dass das an den gekürzten Teil tretende Suffix -are bereits zweisilbig ist. Silbenzahl 1 2 3 4 schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) Ø: 2,11 prozentuale Häufigkeit 0 % 92,59 % 3,70 % 3,70 % Anzahl Types 0 25 1 1 schwedisches Wörterbuch‐ korpus Ø: 2,04 prozentuale Häufigkeit 2,90 % 94,20 % 2,90 % 1,45 % 4.1 Silbenzahl 119 Silbenzahl 1 2 3 4 Anzahl Types 1 65 2 1 Tabelle 32: Silbenzahlen schwedischer Pseudoableitungen (Appellativa) Die Wortlänge bei den recht häufigen elliptischen Kürzungen reicht von einer bis drei Silben, wobei die durchschnittliche Silbenzahl unter zwei Silben liegt (siehe Tabelle 33). Während die Verteilung von ein- und zweisilbigen elliptischen Kürzungen im Wörterbuch nahezu ausgeglichen ist, weisen die Belege des Zei‐ tungskorpus eine stärkere Tendenz zur Zweisilbigkeit auf. Silbenzahl 1 2 3 schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) Ø: 1,85 prozentuale Häu‐ figkeit 25,93 % 62,96 % 11,11 % Anzahl Types 7 17 3 schwedisches Wörterbuch‐ korpus Ø: 1,64 prozentuale Häu‐ figkeit 44,71 % 47,06 % 8,24 % Anzahl Types 38 40 7 Tabelle 33: Silbenzahlen schwedischer elliptischer Kürzungen (Appellativa) Schwedische Kürzungskomposita bestehen in etwa zwei Dritteln der Fälle aus einer Silbe, z. B. f-skatt < företagsskatt ‚Unternehmenssteuer‘ (siehe Tabelle 34). Die restlichen Belege entfallen auf Zweisilber wie no-ämne < naturorienterande ämne ‚naturbezogenes Schulfach‘. Anders als im Deutschen sind in den schwe‐ dischen Korpora keine dreisilbigen Kürzungskomposita belegt. Da diese auch bei den deutschen Belegen nur vereinzelt vorkommen, besteht bezüglich der Wortlänge für diesen Kurzworttyp eine grundsätzliche Übereinstimmung zwi‐ schen den Untersuchungssprachen. Silbenzahl 1 2 schwedisches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) Ø: 1,38 prozentuale Häufig‐ keit 62,50 % 37,50 % Anzahl Types 10 6 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 120 Silbenzahl 1 2 schwedisches Wör‐ terbuchkorpus Ø: 1,35 prozentuale Häufig‐ keit 65 % 35 % Anzahl Types 13 7 Tabelle 34: Silbenzahlen schwedischer Kürzungskomposita (Appellativa) Wie bei den Kurzwörtern im engeren Sinne besteht bei der Gruppe der Sonder‐ fälle, zu der noch die gebundenen Kürzungen mit mittlerer Frequenz zählen, die Mehrzahl der Belege aus zwei Silben, wie aus den Abbildungen 31 und 32 her‐ vorgeht. Damit sind die Silbenzahlen für die Gruppe der Sonderfälle im Deut‐ schen und im Schwedischen ähnlich verteilt und die durchschnittliche Wort‐ länge liegt in sämtlichen Korpora unter zwei Silben. Abbildung 31: Verteilung der Silbenzahlen bei den appellativischen Sonderfällen des schwedischen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Silbenzahl: 1,81 Es konnte hier also gezeigt werden, dass in den schwedischen Korpora zweisil‐ bige Kurzwörter in sämtlichen Kurzwortgruppen am häufigsten sind. Auch zwischen den beiden Untersuchungssprachen bestehen viele Parallelen im Hin‐ blick auf die Wortlänge. Lediglich die deutschen Kurzwörter im engeren Sinne zeigen eine besonders starke Präferenz für Zweisilber, die im Schwedischen nicht in derselben Weise vorhanden ist. Die Kurzwörter i. e. S. scheinen demnach 4.1 Silbenzahl 121 die Gruppe von Kurzworttypen zu sein, in der sich einzelsprachliche Merkmale und Unterschiede am deutlichsten manifestieren. Abbildung 32: Verteilung der Silbenzahlen bei den appellativischen Sonderfällen des schwedischen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Silbenzahl: 1,74 Wie bereits erwähnt existieren zu schwedischen Kurzwörtern bislang kaum statistische Untersuchungen. Einige Zahlen finden sich jedoch in Nübling (2001) und Wahl (2002). Nübling bezeichnet ihre Belegsammlung als „unvollständig, doch nicht unrepräsentativ“ (186); es finden sich aber keine Angaben dazu, wie und nach welchen Kriterien ihre Belegsammlung erstellt wurde. Konkrete Zahlen werden nur für wenige Kurzworttypen angeführt. Demnach sind die Kopfwörter ihrer Belegsammlung zu 82 % einsilbig und zu 18 % zweisilbig. Der Wert für Einsilber ist zwar deutlich höher als bei den hier vorgestellten Ergeb‐ nissen, bei denen einsilbige Kopfwörter zwar häufig sind, aber nicht die Mehr‐ heit stellen. Bei den gebundenen Kürzungen ermittelt Nübling 73,7 % Einsilber, 21 % Zweisilber und 5,3 % Dreisilber. Da gebundene Kürzungen im Schwedi‐ schen nicht zu den hochfrequenten Kurzworttypen gehören, wurde ihre Sil‐ benzahl in der obigen Diskussion nicht ausführlich berücksichtigt. Um die Er‐ gebnisse dieser Arbeit mit Nüblings Resultaten vergleichen zu können, sind sie trotz ihrer geringen Belegzahl in Tabelle 35 aufgeführt. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 122 145 Ihre Belegsammlung ist jedoch unsystematisch aus verschiedenen Quellen erstellt (vgl. Wahl 2002: 4), wobei lediglich darauf geachtet wurde, dass alle Kurzworttypen vertreten sind. Während dieses Vorgehen für eine Magisterarbeit durchaus ausreichend ist, wird dadurch dennoch der direkte Vergleich mit den Ergebnissen der systematisch erstellten Korpora dieser Arbeit erschwert. Silbenzahl 1 2 3 schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) Ø: 1,43 prozentuale Häu‐ figkeit 71,43 % 14,29 % 14,29 % Anzahl Types 5 1 1 schwedisches Wörterbuch‐ korpus Ø: 1,55 prozentuale Häu‐ figkeit 50 % 45,45 % 4,55 % Anzahl Types 11 10 1 Tabelle 35: Silbenzahlen schwedischer gebundener Kürzungen (Appellativa) Besonders die Werte des Zeitungskorpus stimmen mit Nüblings Ergebnissen in der Präferenz für Einsilber überein. Lediglich im Wörterbuchkorpus herrscht ein nahezu ausgewogenes Verhältnis von ein- und zweisilbigen gebundenen Kürzungen. Wahl (2002: 82 ff.) analysiert substantivische Kurzwörter in mehreren Gruppen. 145 Zunächst betrachtet sie substantivische Kurzwörter im engeren Sinne, wobei 61 % ihrer Belege einsilbig, 35 % zweisilbig und 4 % dreisilbig sind. Dann erweitert sie die zu betrachtende Gruppe um gebundene Kürzungen und erhält folgende Ergebnisse: 57 % einsilbig, 39 % zweisilbig und 4 % dreisilbig. Wahls Ergebnisse decken sich also insofern mit denen aus Nübling (2001), als Einsilber die bevorzugte Form sind. Diese Präferenz fällt jedoch im Hinblick auf Prozentzahlen weniger eindeutig aus als bei Nübling, allerdings betrachtet Wahl nicht nur Kopfwörter, sondern die gesamte Gruppe der Kurzwörter im engeren Sinne. Wie oben gezeigt wurde, bestehen die Kurzwörter im engeren Sinne aus den Korpora der vorliegenden Arbeit am häufigsten aus zwei Silben, auch wenn Einsilber ebenfalls eine wesentliche Rolle spielen. Allerdings gehören zu diesen Belegen auch etliche Verben, die stets zweisilbig sind, während Wahls Auswer‐ tung sich nur auf Substantive bezieht, was die Vergleichbarkeit der Ergebnisse stark einschränkt. Dennoch zeigen Wahls Zahlen, dass Einsilber für schwedi‐ sche Kurzwörter zentral sind, was von den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit bestätigt wird. Wahls Ergebnisse fließen auch in Nübling/ Duke (2007) ein. Dort wurde kein eigenes Korpus erstellt, sondern Bezug auf Wahls Ergebnisse ge‐ nommen (Nübling/ Duke 2007: 238). 4.1 Silbenzahl 123 Silbenzahlen der proprialen Kurzwörter Schließlich sollen auch für das Schwedische die Verhältnisse bei den Eigen‐ namen unter den Kurzwörtern betrachtet werden (siehe Abbildung 33). Abbildung 33: Verteilung der Silbenzahlen bei den Eigennamen des schwedischen Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern, durchschnittliche Sil‐ benzahl: 2,43 Dabei zeigt sich wie im Deutschen im Vergleich zu den appellativischen Kurz‐ wörtern eine Verschiebung hin zu längeren Formen. Der Anteil von Zweisilbern wie Afa < Arbetsmarknadens Försäkringsaktiebolag ‚schwed. Versicherungsge‐ sellschaft‘ und Dreisilbern wie AIK < Allmänna Idrottsklubben ‚Allgemeiner Sportklub‘ ist im Zeitungskorpus genau gleich hoch. Bei einer tokenfrequen‐ ziellen Betrachtung der Zeitungsdaten sind zweisilbige Eigennamen mit 59,87 % jedoch deutlich häufiger als Dreisilber (26,88 %), d. h. Zweisilber haben eine hö‐ here Gebrauchshäufigkeit. Auffällig ist der im Vergleich zu den Appellativa relativ geringe Anteil von Einsilbern wie Bris < Barnens rätt i samhället ‚schwed. Kinderschutzorganisa‐ tion‘ (11,76 %) bei den Eigennamen. Besonders interessant ist in diesem Zusam‐ menhang, dass bei den Eigennamen durchaus einsilbige Buchstabierwörter vor‐ kommen, was weder bei den schwedischen Appellativa noch bei deutschen Appellativa oder Eigennamen der Fall ist. Dabei handelt es sich in sämtlichen Fällen um Parteinamen, z. B. C < Centerpartiet ‚Zentrumspartei‘, M < Moderata samlingspartiet ‚Moderate Sammlungspartei‘ oder V < Vänsterpartiet ‚Links‐ partei‘. Insgesamt ist der Anteil sehr kurzer Formen bei den Eigennamen jedoch geringer als im appellativischen Kurzwortschatz, während längere Formen eine größere Rolle spielen. Wie die Existenz von proprialen Kurzwörtern mit einer 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 124 146 Eine aktuelle Untersuchung des schwedischen Normalwortschatzes im Stil von Meier (1967) und Ortmann (1980) ist ein dringendes Desiderat. Länge von bis zu sechs Silben zeigt, sind auch deutlich längere Konstruktionen möglich als bei den appellativischen Kurzwörtern. Diese Unterschiede zwischen Appellativa und Eigennamen im Kurzwortschatz decken sich mit den zum Deutschen gemachten Beobachtungen (siehe Kapitel 4.1.1) und sind in beiden Sprachen auf die Komplexität der oft syntagmatischen Vollformen der gekürzten Eigennamen zurückzuführen. Vergleich mit dem Normalwortschatz Zur Wortlänge im schwedischen Normalwortschatz existieren leider keine mit Ortmann (1980) vergleichbaren Auswertungen, was sehr bedauerlich ist. 146 Somit ist ein statistisch fundierter Vergleich zum Normalwortschatz, wie er für die deutschen Kurzwörter erfolgt ist, nicht möglich, sondern es muss von dem allgemeinen Eindruck ausgegangen werden, wonach das Schwedische generell zu kürzeren Lexemen neigt als das Deutsche. Danach sind schwedische Lexeme sowohl im Kurzwortschatz als auch im Normalwortschatz tendenziell kürzer als deutsche. Für den schwedischen Kurzwortschatz lässt sich abschließend fest‐ stellen, dass er anders als der deutsche Kurzwortschatz nicht darauf abzielt, tro‐ chäische Strukturen zu erzeugen, sondern verstärkt Einsilber bildet. Diese Ten‐ denz ist allerdings nicht so stark wie die Neigung deutscher Kurzwörter zur Zweisilbigkeit, da Zweisilber im schwedischen Kurzwortschatz bei den meisten Kurzworttypen sogar die häufigste Form sind. Das Deutsche zeigt also für seine Kurzwörter stärkere Tendenzen zu einer bestimmten Silbenzahl, während das Schwedische eine größere Flexibilität beweist, solange die Kurzwörter nicht mehr als zwei Silben umfassen. Abschließend ist in Tabelle 36 nochmals die durchschnittliche Länge der ver‐ schiedenen Kurzwortgruppen zusammengefasst, wobei wie bereits erwähnt für den Normalwortschatz kein Wert vorhanden ist. Wortschatzbereich durchschnittliche Silben‐ zahl appellativische Kurz‐ wörter Zeitungskorpus 1,88 Wörterbuchkorpus 1,75 Akronyme (Appellativa) Zeitungskorpus 2,28 Wörterbuchkorpus 2,10 4.1 Silbenzahl 125 4.2 Wortschatzbereich durchschnittliche Silben‐ zahl Kurzwörter im engeren Sinne (Appellativa) Zeitungskorpus 1,57 Wörterbuchkorpus 1,65 Sonderfälle (Appellativa) Zeitungskorpus 1,81 Wörterbuchkorpus 1,74 propriale Kurzwörter (Zeitungskorpus) 2,43 Tabelle 36: durchschnittliche Silbenzahlen im schwedischen Kurzwortschatz In der Übersicht zeigt sich, dass vor allem die Gruppen der Kurzwörter im en‐ geren Sinne und die Sonderfälle mit Werten von weniger als zwei Silben beson‐ ders stark zur Kürze tendieren, wohingegen Akronyme und Eigennamen etwa eine halbe bis dreiviertel Silbe länger sind. Diese Verteilung entspricht der Si‐ tuation im Deutschen (vgl. Tabelle 28), wobei dort die Belege insgesamt etwas länger sind und die durchschnittliche Wortlänge etwa zwei Silben beträgt. Silbenstruktur Neben der Wortlänge, d. h. der Anzahl der Silben, ist die Silbenstruktur ein we‐ sentliches Merkmal der Phonologie von Kurzwörtern. Dabei unterscheidet man offene Silben, die auf Vokal enden und somit eine leere Koda aufweisen, von geschlossenen Silben, bei denen ein oder mehrere Konsonanten die Koda be‐ setzen. Offene Silben werden mit {, geschlossene mit } dargestellt. Es ist durchaus lohnenswert, bei der Untersuchung der Silbenstruktur von Kurzwörtern zwischen der Struktur der Endsilben und der Struktur ganzer Kurzwörter zu differenzieren. Die Untersuchungssprachen zeigen nämlich nicht nur bei der Struktur von Endsilben klare Tendenzen, sondern auch im Hinblick auf die Silbenstruktur ganzer Kurzwörter. Im Folgenden sollen nach Untersu‐ chungssprachen getrennt zunächst die Endsilben der Kurzwortbelege und in einem zweiten Schritt die allgemeine Silbenstruktur der Kurzwortbelege aus den Korpora betrachtet werden. Des Weiteren soll ein Vergleich mit den Ergebnissen der bisherigen Kurzwortforschung zu beiden Sprachen erfolgen. Besonders im Hinblick auf die Silbenstruktur ganzer Kurzwörter im Schwedischen betritt die vorliegende Arbeit Neuland. Die wenigen existierenden Arbeiten, die sich mit der phonologischen Struktur schwedischer Kurzwörter beschäftigen, beziehen 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 126 4.2.1 4.2.1.1 Die Endsilben deutscher Kurzwörter sich neben der Silbenzahl in erster Linie auf die Struktur der Endsilben und äußern sich nicht zur silbischen Gestalt ganzer Kurzwörter. Endsilben Zunächst sollen die Endsilben der deutschen und schwedischen Kurzwortbelege aus den Korpora dieser Arbeit ausgewertet werden, wobei gegensätzliche Ten‐ denzen zwischen den Untersuchungssprachen offenbar werden: Während deut‐ sche Kurzwörter überwiegend vokalisch auslauten, zeigen schwedische Kurz‐ wörter eine relativ ausgewogene Verteilung von offenen und geschlossenen Silben. Auch bei der Betrachtung der Struktur der Endsilben wird auf die hoch‐ frequenten Kurzworttypen eingegangen, die zum Teil Besonderheiten auf‐ weisen. Im Folgenden werden zunächst ebenfalls nur die Ergebnisse für die Appellativa unter den Kurzwortbelegen aufgeführt und Eigennamen später separat be‐ trachtet. Die Belege beider deutscher Korpora zeigen eine eindeutige Präferenz für offene Endsilben, wie aus den Abbildungen 34 und 35 hervorgeht. Abbildung 34: Endsilben der Appellativa des deutschen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern 4.2 Silbenstruktur 127 Abbildung 35: Endsilben der Appellativa des deutschen Wörterbuchkorpus, absolute Be‐ legzahlen in Klammern Diese Präferenz bestätigt sich auch bei der Betrachtung einzelner Kurzwort‐ typen weitgehend, wie Tabelle 37 für die deutschen appellativischen Buchsta‐ bierwörter illustriert. Dabei muss erwähnt werden, dass bei diesem Kurzworttyp ohnehin ein hoher Anteil offener Silben zu erwarten war, da die meisten Buch‐ stabennamen vokalisch auslauten (vgl. Kapitel 2.2.1.1). Die Tatsache, dass der Anteil offener Endsilben bei den gesamten Appellativa jedoch ähnlich hoch ist wie bei den Buchstabierwörtern, zeigt, dass ein vokalischer Auslaut bei deut‐ schen Kurzwörtern auch unabhängig von äußeren Zwängen generell präferiert wird. Endsilbe { } deutsches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 80,70 % 19,30 % Anzahl Types 46 11 deutsches Wör‐ terbuchkorpus prozentuale Häu‐ figkeit 74,80 % 25,20 % Anzahl Types 95 32 Tabelle 37: Endsilben deutscher Buchstabierwörter (Appellativa) Eine tokenfrequenzielle Betrachtung der Zeitungsdaten liefert dagegen andere Ergebnisse. Danach ist die Verteilung des Auslauts mit 48,54 % offenen und 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 128 51,46 % geschlossenen Endsilben nahezu ausgeglichen. Eine genauere Analyse der konkreten Belege ergibt, dass der Type WM < Weltmeisterschaft besonders stark vertreten ist und in Gestalt von 346 Tokens vorkommt, da zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der untersuchten Zeitungsausgaben die Fußballweltmeis‐ terschaft 2010 kurz bevorstand und in den Medien sehr präsent war. Die To‐ kenfrequenz wird also durch einen hochfrequenten Ausreißer stark beeinflusst, wohingegen derartige Verzerrungen der Ergebnisse bei der Typenfrequenz aus‐ geschlossen sind. Die starke Tendenz zu vokalischem Auslaut gilt auch für die gesamte Gruppe der Akronyme einschließlich der Lautinitialwörter und Silbeninitialwörter, wie die Abbildungen 36 und 37 veranschaulichen. Abbildung 36: Endsilben der appellativischen Akronyme des deutschen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Abbildung 37: Endsilben der appellativischen Akronyme des deutschen Wörterbuch‐ korpus, absolute Belegzahlen in Klammern 4.2 Silbenstruktur 129 Bei den in den Kurzwortkorpora belegten Kopfwörtern erreichen offene End‐ silben sogar noch höhere Werte (siehe Tabelle 38). Bei einer tokenfrequenziellen Betrachtung der Zeitungsbelege nimmt die Tendenz zu offenen Endsilben schon beinahe die Form von Ausschließlichkeit an: In diesem Fall lauten 97,68 % der Zeitungsbelege dieses Kurzworttyps vokalisch aus (z. B. Abo < Abonnement). Endsilbe { } deutsches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 90,48 % 9,52 % Anzahl Types 38 4 deutsches Wör‐ terbuchkorpus prozentuale Häu‐ figkeit 85,48 % 14,52 % Anzahl Types 53 9 Tabelle 38: Endsilben deutscher Kopfwörter (Appellativa) Auch die gesamte Gruppe der Kurzwörter im engeren Sinne, zu der neben den Kopfwörtern noch die schwach belegten Endwörter und diskontinuierlichen Kurzwörter zählen, zeigt eine deutliche Präferenz für offene Endsilben, wie die Abbildungen 38 und 39 veranschaulichen. Abbildung 38: Endsilben der appellativischen Kurzwörter i. e. S. des deutschen Zeitungs‐ korpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 130 Abbildung 39: Endsilben der appellativischen Kurzwörter i. e. S. des deutschen Wörter‐ buchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern Bei einer genauen Betrachtung der Belege der Kurzwörter im engeren Sinne fällt auf, dass viele der Belege mit geschlossener Endsilbe einsilbig sind. Daher soll im Folgenden kurz überprüft werden, ob ein Zusammenhang zwischen der Sil‐ benzahl eines Kurzworts und der Struktur seiner Endsilbe besteht. Wie aus den Tabellen 39 und 40 hervorgeht, weisen einsilbige Kurzwörter sämtlicher Kurz‐ worttypen tatsächlich einen deutlich höheren Anteil geschlossener Endsilben als mehrsilbige Belege. Im Wörterbuchkorpus lautet demnach sogar die Mehr‐ heit der Einsilber konsonantisch aus. Endsilbe { } deutsches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 62,50 % 37,50 % Anzahl Types 15 9 deutsches Wör‐ terbuchkorpus prozentuale Häu‐ figkeit 46,03 % 53,97 % Anzahl Types 29 34 Tabelle 39: Endsilben deutscher Einsilber sämtlicher Kurzworttypen (Appellativa) 4.2 Silbenstruktur 131 Endsilbe { } deutsches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 86,13 % 13,87 % Anzahl Types 118 19 deutsches Wör‐ terbuchkorpus prozentuale Häu‐ figkeit 84,05 % 15,95 % Anzahl Types 253 48 Tabelle 40: Endsilben deutscher Mehrsilber sämtlicher Kurzworttypen (Appellativa) Das abweichende Verhalten der Einsilber kann damit erklärt werden, dass bei nur einer zur Verfügung stehenden Silbe der Informationsgehalt verdichtet werden muss, was eine Silbe mit gefüllter Koda, die dadurch distinktiver ist, am ehesten leisten kann. Nach dieser Betrachtung des Zusammenhangs von Silbenzahl und Struktur der Endsilbe sollen schließlich noch die hochfrequenten Kurzworttypen aus der Gruppe der Sonderfälle betrachtet werden. Dazu sind in Tabelle 41 zunächst die Ergebnisse zu deutschen Kürzungskomposita aufgeführt, die ebenfalls eine starke Tendenz zu offenen Endsilben zeigen. Neben der bei deutschen Kurz‐ wörtern zu beobachtenden generellen Präferenz offener Endsilben kommt bei Kürzungskomposita der Faktor hinzu, dass der gekürzte Teil eines Kürzungs‐ kompositums wie auch bei Buchstabierwörtern mit Buchstabennamen ausge‐ sprochen wird, die mehrheitlich auf Vokal auslauten, was naturgemäß zu einem hohen Anteil offener Endsilben führt. Endsilbe { } deutsches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 84,21 % 15,79 % Anzahl Types 16 3 deutsches Wör‐ terbuchkorpus prozentuale Häu‐ figkeit 89,66 % 10,34 % Anzahl Types 26 3 Tabelle 41: Endsilben deutscher Kürzungskomposita (Appellativa) 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 132 147 Dies gilt auch für das seltenere Suffix -er (z. B. Elfer < Elfmeter, Linkser < Linkshänder), das aus einem vokalischen / r/ besteht. Elliptische Kürzungen zeigen ebenfalls eindeutige Tendenzen zu vokalischem Auslaut wie bei Mezzo < Mezzosopran, wie aus Tabelle 42 hervorgeht. Geschlos‐ sene Endsilben wie in Tief < Tiefdruckgebiet sind in der Minderheit, aber durchaus möglich. Endsilbe { } deutsches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 75 % 25 % Anzahl Types 9 3 deutsches Wör‐ terbuchkorpus prozentuale Häu‐ figkeit 69,57 % 30,43 % Anzahl Types 48 21 Tabelle 42: Endsilben deutscher elliptischer Kürzungen (Appellativa) Pseudoableitungen, die sich an der Grenze zwischen mittlerer und hoher Fre‐ quenz bewegen, sind insofern ein besonderer Fall, als sie im Deutschen aus‐ nahmslos offene Endsilben aufweisen (siehe Tabelle 43), da alle für diesen Kurz‐ worttyp infrage kommenden Suffixe lediglich aus einem Vokal bestehen 147 : -i (z. B. Ami < Amerikaner), -o (z. B. Realo < Realpolitiker), -a (z. B. Reala < Realpo‐ litikerin) und -e (z. B. Transe < Transvestit). Endsilbe { } deutsches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 100 % 0 % Anzahl Types 9 0 deutsches Wör‐ terbuchkorpus prozentuale Häu‐ figkeit 100 % 0 % Anzahl Types 33 0 Tabelle 43: Endsilben deutscher Pseudoableitungen (Appellativa) 4.2 Silbenstruktur 133 Für die gesamte Gruppe der Sonderfälle, die neben den genannten Typen noch die schwach belegten gebundenen Kürzungen umfasst, ergibt sich in beiden deutschen Korpora ebenfalls eine Präferenz für offene Endsilben (siehe die Ab‐ bildungen 40 und 41). Abbildung 40: Endsilben der appellativischen Sonderfälle des deutschen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Damit reiht sich die Gruppe der Sonderfälle in die Reihe der übrigen deutschen Kurzwortgruppen ein. Die starke Tendenz deutscher Kurzwörter zu offenen Endsilben gilt demnach für sämtliche Kurzwortgruppen und alle untersuchten Kurzworttypen. Abbildung 41: Endsilben der appellativischen Sonderfälle des deutschen Wörterbuch‐ korpus, absolute Belegzahlen in Klammern 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 134 Endsilben der proprialen Kurzwörter Abschließend soll ein Blick auf die Verhältnisse bei den Eigennamen des deut‐ schen Zeitungskorpus geworfen werden, die sich nicht von den Tendenzen bei den Appellativa unterscheiden und in den meisten Fällen ebenfalls vokalisch auslauten wie z. B. EZB < Europäische Zentralbank (siehe Abbildung 42). Damit fügen sich die Eigennamen des deutschen Zeitungskorpus in das Muster der appellativischen Kurzwörter mit einer eindeutigen Tendenz zu offenen End‐ silben ein. Zudem bestehen die Eigennamen des Zeitungskorpus vornehmlich aus Buchstabierwörtern, deren Aussprache mit Buchstabennamen ohnehin für einen hohen Anteil vokalisch auslautender Endsilben sorgt. Abbildung 42: Endsilben der Eigennamen des deutschen Zeitungskorpus (Typenfre‐ quenz), absolute Belegzahlen in Klammern Vergleich mit dem Normalwortschatz Ronneberger-Sibold kommentiert Endsilben nicht separat, sondern analysiert nur die Silbenstruktur ganzer Kurzwörter. Daher kann ein Vergleich mit ihren Ergebnissen erst an späterer Stelle erfolgen (siehe Kapitel 4.2.2.1). Lediglich für Einsilber, bei denen die Endsilbe ja gleichzeitig die einzige Silbe darstellt, wird sowohl für einsilbige Kurzwörter im engeren Sinne als auch für einsilbige Ak‐ ronyme eine Präferenz geschlossener Silben genannt (Ronneberger-Sibold 1992: 47, 63), was sich insofern mit den oben dargelegten Ergebnissen deckt, als bei Einsilbern sämtlicher Kurzworttypen geschlossene Endsilben deutlich häufiger auftreten als bei mehrsilbigen Formen, wie in Tabelle 39 gezeigt wurde. Auch bei Ronneberger-Sibolds Angaben zum Normalwortschatz werden mit Ausnahme der Einsilber keine separaten Werte für Endsilben angegeben. Wie‐ derum in Anlehnung an Ortmann (1980) wird festgestellt, dass Einsilber auch im Normalwortschatz bevorzugt geschlossene Silben haben. Ronneberger-Si‐ 4.2 Silbenstruktur 135 4.2.1.2 Die Endsilben schwedischer Kurzwörter bold begründet dies mit einer stärkeren Distinktivität und somit verbesserten Informationsübertragung (vgl. Ronneberger-Sibold 1992: 105). Die maximale Kürze von Einsilbern scheint also dazu zu führen, dass bei Einsilbern im Normal- und im Kurzwortschatz gleichermaßen verstärkt auf gefüllte Kodas, d. h. ge‐ schlossene Endsilben, zurückgegriffen wird, um trotz der Kürze möglichst viel Information zu übermitteln. Die neuere Arbeit von Duanmu (2009: 213) ermittelt 25,02 % offene und 74,98 % geschlossene Endsilben für Simplizia und bestätigt damit die Tendenz des Normalwortschatzes zu konsonantischem Auslaut. Bei der Analyse der Belege aus den schwedischen Korpora zeigen sich deutliche Unterschiede zu der starken Präferenz offener Endsilben bei deutschen Kurz‐ wörtern. Die Verteilung der Endsilben ist im Schwedischen sehr viel ausgegli‐ chener als im Deutschen, wie aus den Abbildungen 43 und 44 hervorgeht. Abbildung 43: Endsilben der Appellativa des schwedischen Zeitungskorpus (Typenfre‐ quenz), absolute Belegzahlen in Klammern Selbst die leichte Mehrheit konsonantisch auslautender Belege im Wörterbuch‐ korpus deutet eher auf ausgewogene Verhältnisse als auf derartig starke Ten‐ denzen hin, wie sie für die deutschen Kurzwörter festgestellt wurden. Ein ein‐ gehender Vergleich der silbischen Eigenschaften von Kurzwörtern in beiden Sprachen erfolgt in Kapitel 4.3. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 136 Abbildung 44: Endsilben der Appellativa des schwedischen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern Nachdem für die Appellativa aller Kurzworttypen also eine recht ausgewogene Verteilung von offenen und geschlossenen Endsilben ermittelt wurde, soll im Folgenden geprüft werden, ob dies auch für die Kurzworttypen gilt, die im Schwedischen eine hohe Frequenz aufweisen. Die Verhältnisse bei schwedi‐ schen Buchstabierwörtern sind in Tabelle 44 dargestellt. Endsilbe { } schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 74,36 % 25,64 % Anzahl Types 29 10 schwedisches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häu‐ figkeit 63,16 % 36,84 % Anzahl Types 12 7 Tabelle 44: Endsilben schwedischer Buchstabierwörter (Appellativa) Demnach überwiegen in beiden Korpora bei schwedischen Buchstabierwörtern offene Endsilben, auch wenn deren Anteil geringer ausfällt als bei den deutschen Belegen dieses Kurzworttyps. Während der Umstand, dass offene Silben bei Buchstabierwörtern durch die Aussprache mit Buchstabennamen konstrukti‐ onsbedingt häufig sind, im Deutschen die generelle Tendenz von Kurzwörtern zu offenen Endsilben bestätigt bzw. sogar noch verstärkt, entsteht im Schwedi‐ schen ein gewisser Widerspruch zwischen der im gesamten Kurzwortschatz 4.2 Silbenstruktur 137 ausgewogenen Verteilung von offenen und geschlossenen Silben und den struk‐ turellen Gegebenheiten bei Buchstabierwörtern. Bei einer tokenfrequenziellen Betrachtung der Buchstabierwörter des Zei‐ tungskorpus sinkt der Anteil offener Endsilben interessanterweise auf 47,34 %, wodurch geschlossene Endsilben in der Mehrzahl sind. Dies ist allerdings auf einen hochfrequenten Beleg zurückzuführen: Da die untersuchten Zeitungs‐ ausgaben im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft erschienen, enthalten sie den Type VM < världsmästerskap ‚Weltmeisterschaft‘ überdurchschnittlich oft, näm‐ lich in Gestalt von 573 Tokens, was natürlich die Anzahl von Buchstabierwör‐ tern mit geschlossener Endsilbe erhöht. Die oben angeführte Typenfrequenz zeigt jedoch, dass auch schwedische Buchstabierwörter insgesamt eine Tendenz zu vokalischem Auslaut haben. Die Verteilung der Endsilben bei der gesamten Gruppe der Akronyme, der noch die schwach belegten Lautinitialwörter und Silbeninitialwörter ange‐ hören, ist aus den Abbildungen 45 und 46 ersichtlich. Demnach sind wie im Deutschen offene Endsilben bei Akronymen am häufigsten, allerdings liegt im Schwedischen der Anteil geschlossener Endsilben mit einem knappen Drittel im Zeitungskorpus und beinahe der Hälfte im Wörterbuchkorpus deutlich höher als im Deutschen. Abbildung 45: Endsilben der appellativischen Akronyme des schwedischen Zeitungs‐ korpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Es existiert bei schwedischen Akronymen also keine so starke Tendenz zu vo‐ kalischem Auslaut wie im Deutschen; stattdessen kann man vielmehr eher von einer Tendenz zu einer ausgewogenen Verteilung von offenen und geschlos‐ senen Endsilben sprechen. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 138 148 Wie bereits erwähnt gehören sämtliche Kurzwortverben der schwedischen Korpora zur ersten Konjugation, d. h. das auslautende -a ist tatsächlichTeil des Wortstammes. Abbildung 46: Endsilben der appellativischen Akronyme des schwedischen Wörterbuch‐ korpus, absolute Belegzahlen in Klammern Auch schwedische Kopfwörter zeigen eine recht ausgeglichene Verteilung der beiden Arten von Endsilben mit einer leichten Tendenz zu konsonantischem Auslaut, wie aus Tabelle 45 hervorgeht. Endsilbe { } schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 46,88 % 53,13 % Anzahl Types 15 17 schwedisches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häu‐ figkeit 40,79 % 59,21 % Anzahl Types 31 45 Tabelle 45: Endsilben schwedischer Kopfwörter (Appellativa) Allerdings sind Kopfwörter einer derjenigen Kurzworttypen, die auch gekürzte Verben hervorbringen. Da besonders im Wörterbuchkorpus etliche der Kopf‐ wortbelege (9,21 %) Verben wie bomba < bombardera ‚bombardieren‘ oder vulka < vulkanisera ‚vulkanisieren‘ sind, die stets vokalisch auslauten 148 , stellt sich die Frage, inwiefern der hohe Anteil offener Endsilben auf gekürzte Verben zu‐ rückzuführen ist. Dazu wurden die substantivischen Kopfwortbelege getrennt 4.2 Silbenstruktur 139 ausgewertet, was zu einem Anteil von 53,33 % geschlossener Endsilben im Zei‐ tungskorpus und 66,18 % im Wörterbuchkorpus führte. Selbst bei einer Be‐ schränkung auf Substantive lauten also je nach Korpus ein Drittel bis knapp die Hälfte der Kopfwörter vokalisch aus. Gekürzte Verben sind also nicht der einzige Grund für den hohen Anteil offener Endsilben bei den Kopfwörtern der Korpora; vielmehr scheint das Schwedische ohnehin ein relativ ausgewogenes Verhältnis der beiden Arten von Auslaut anzustreben. Damit bildet es einen Gegensatz zum Deutschen, bei dessen Kopfwörtern eine geradezu erdrückende Dominanz of‐ fener Endsilben herrscht. Im Fall der diskontinuierlichen Kurzwörter zeigt das Wörterbuchkorpus eine stärkere Tendenz zu offenen Endsilben als das Zeitungskorpus (siehe Tabelle 46). Endsilbe { } schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 57,14 % 42,86 % Anzahl Types 8 6 schwedisches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häu‐ figkeit 70,00 % 30,00 % Anzahl Types 28 12 Tabelle 46: Endsilben schwedischer diskontinuierlicher Kurzwörter (Appellativa) Da der Anteil gekürzter Verben wie chocka < chockera ‚schockieren‘ und kolla < kontrollera an den Belegen der diskontinuierlichen Kurzwörtern noch höher ist als im Fall der Kopfwörter, werden im Folgenden die Substantive wieder ge‐ trennt gewertet, um herauszufinden, ob ein Zusammenhang zwischen dem hohen Anteil offener Endsilben und der Menge gekürzter Verben besteht. In diesem Fall kehrt sich tatsächlich die Präferenz um und 83,33 % der substanti‐ vischen Belege des Zeitungskorpus und 73,30 % der Belege des Wörterbuch‐ korpus lauten konsonantisch aus. Bei diesem Kurzworttyp besteht also eine Korrelation zwischen dem Vorkommen gekürzter Verben und einem hohen An‐ teil offener Endsilben. Im Hinblick auf die ganze Gruppe der Kurzwörter im engeren Sinne zeigt sich jedoch eine eher ausgewogene Verteilung der Endsilben (siehe die Abbildungen 47 und 48). 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 140 Abbildung 47: Endsilben der appellativischen Kurzwörter i. e. S. des schwedischen Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern In beiden schwedischen Korpora ist die Verteilung von offenen und geschlos‐ senen Endsilben demnach nahezu ausgeglichen. Einen gewissen Beitrag zu der Häufigkeit offener Endsilben leisten sicherlich die gekürzten Verben bei den Kopfwörtern und vor allem bei den diskontinuierlichen Kurzwörtern. Doch auch unabhängig von diesem Faktor offenbaren schwedische Kurzwörter eine große Flexibilität hinsichtlich der Gestalt ihrer Endsilbe und lassen anders als deutsche Kurzwörter (siehe die Abbildungen 38 und 39) keine starken Präfe‐ renzen erkennen. Abbildung 48: Endsilben der appellativischen Kurzwörter i. e. S. des schwedischen Wör‐ terbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern Die weiteren hochfrequenten Kurzworttypen des Schwedischen zählen alle zu der heterogenen Gruppe der Sonderfälle. Bei Pseudoableitungen sind grund‐ 4.2 Silbenstruktur 141 sätzlich offene und geschlossene Endsilben möglich, da die weiteren neben dem Suffix -is möglichen Suffixe -a (z. B. strippa < stripteasedansös ‚Stripperin‘), -e (z. B. brasse < brasilianare ‚Brasilianer‘), -are (z. B. ståuppare < ståuppkomiker ‚Stand-up-Comedian‘) und -o (z. B. fyllo < fyllerist ‚Säufer‘) sämtlich auf einen Vokal enden bzw. in den meisten Fällen sogar nur aus einem Vokal bestehen. Obwohl hier lediglich einem konsonantisch auslautenden Suffix gleich vier vo‐ kalisch auslautende Suffixe gegenüberstehen und somit gleich mehrere Alter‐ nativen verfügbar sind, wird in etwa zwei Drittel der Fälle das Suffix -is (z. B. stammis < stammkund ‚Stammkunde‘) eingesetzt, sodass insgesamt geschlos‐ sene Endsilben überwiegen (siehe Tabelle 47). Damit verhalten sich schwedische Pseudoableitungen gegensätzlich zu deutschen, die keine Variation im Hinblick auf die Struktur der Endsilben zulassen und nur vokalisch auslautende Belege dieses Typs aufweisen. Endsilbe { } schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 29,63 % 70,37 % Anzahl Types 8 19 schwedisches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häu‐ figkeit 34,78 % 65,22 % Anzahl Types 24 45 Tabelle 47: Endsilben schwedischer Pseudoableitungen (Appellativa) Ähnliche Tendenzen wie die Pseudoableitungen zeigen die elliptische Kür‐ zungen, bei denen in beiden Korpora etwa drei Viertel der appellativischen Be‐ lege konsonantisch auslautet (siehe Tabelle 48). Damit bildet dieser Kurzworttyp im Hinblick auf die Struktur der Endsilbe einen Gegensatz zu den entsprech‐ enden deutschen Belegen. Endsilbe { } schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 25,93 % 74,07 % Anzahl Types 7 20 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 142 Endsilbe { } schwedisches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häu‐ figkeit 24,71 % 75,29 % Anzahl Types 21 64 Tabelle 48: Endsilben schwedischer elliptischer Kürzungen (Appellativa) Die Kürzungskomposita der schwedischen Korpora zeigen wie in Tabelle 49 dargestellt hingegen eine sehr eindeutige bzw. nahezu ausschließliche Präferenz für offene Silben, die dem Umstand geschuldet sein dürfte, dass der gekürzte Teil eines Kürzungskompositums aus Buchstabennamen besteht, die meist vo‐ kalisch auslauten (z. B. p-plats < parkeringsplats ‚Parkplatz‘). In dieser Hinsicht stimmen schwedische Kürzungskomposita im Wesentlichen mit deutschen überein. Endsilbe { } schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 93,75 % 6,25 % Anzahl Types 15 1 schwedisches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häu‐ figkeit 95,00 % 5,00 % Anzahl Types 19 1 Tabelle 49: Endsilben schwedischer Kürzungskomposita (Appellativa) Da bis auf die Kürzungskomposita alle Typen der Gruppe der Sonderfälle ge‐ schlossene Endsilben bevorzugen, weist auch die Gesamtgruppe, zu der noch die gebundenen Kürzungen gehören, diese Präferenz auf, wie aus den Abbil‐ dungen 49 und 50 hervorgeht. 4.2 Silbenstruktur 143 Abbildung 49: Endsilben der appellativischen Sonderfälle des schwedischen Zeitungs‐ korpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Abbildung 50: Endsilben der appellativischen Sonderfälle des schwedischen Wörter‐ buchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Einsatz von offenen und ge‐ schlossenen Endsilben im schwedischen Kurzwortschatz deutlich flexibler ge‐ handhabt wird als im Deutschen. Während sämtliche deutschen Kurzworttypen sehr stark zu offenen Endsilben tendieren, ergeben die Auswertungen der schwedischen Belege kein derart eindeutiges Bild: Buchstabierwörter und Kürz‐ ungskomposita lauten überwiegend vokalisch aus, elliptische Kürzungen und Pseudoableitungen dagegen konsonantisch, während die Verteilung offener und geschlossener Endsilben bei Kopfwörtern relativ ausgewogen ist. Nur teilweise kann dies mit äußeren Zwängen erklärt werden, die zu einem höheren Anteil offener Endsilben führen, wie der überwiegend vokalische Auslaut von Buch‐ stabennamen, aus denen Buchstabierwörter und Kürzungskomposita gebildet 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 144 werden, oder der Anteil von Verben bei Kopfwörtern und diskontinuierlichen Kurzwörtern im Wörterbuchkorpus. Diese Faktoren schränken zwar tatsächlich die Möglichkeit ein, eine etwaige Präferenz für geschlossene Endsilben konse‐ quent umzusetzen. Doch auch dort, wo keine derartigen Zwänge bestehen, wird die Möglichkeit zum konsonantischen Auslaut nicht konsequent genutzt. Dies bedeutet, dass im schwedischen Kurzwortschatz keine so starken Präferenzen existieren wie im Deutschen; stattdessen scheint eher ein relativ ausgewogenes Verhältnis der Endsilbentypen mit gewisser Tendenz zu konsonantischem Aus‐ laut angestrebt zu werden. Nübling (2001) kommentiert Endsilben nicht separat, sondern nur im Rahmen ihrer generellen Diskussion der Silbenstruktur der Kurzwörter, weshalb ein Vergleich mit ihren Ergebnissen erst später erfolgt. Wahl (2002: 85 f.) setzt die Verteilung offener und geschlossener Endsilben nicht in Relation zu den unter‐ schiedlichen Kurzworttypen, sondern zur Silbenzahl der Kurzwörter. Allerdings begrenzt sie ihre Auswertung von Anfang an auf Substantive und untersucht auch lediglich Kurzwörter im engeren Sinne. Dabei stellt sie bei Einsilbern eine völlige Dominanz geschlossener Endsilben fest, was von meinen Daten bestätigt wird: Einsilbige Kurzwörter im engeren Sinne haben im Zeitungskorpus in 95,45 % (Typenfrequenz) und im Wörterbuchkorpus in 96,08 % der Fälle eine geschlossene Endsilbe; Wahl kommt sogar auf 100 %. Einsilbige Kurzwörter im engeren Sinne lauten also nahezu ausschließlich konsonantisch aus. Für Zwei‐ silber ermittelt Wahl ein nahezu ausgewogenes Verhältnis der beiden Arten von Endsilben mit leichter Tendenz zur geschlossenen Endsilbe. Dieses Ergebnis bestätigt sich in den Daten dieser Arbeit jedoch nicht, da hier mit 85,00 % bzw. 80,56 % der überwiegende Teil der substantivischen zweisil‐ bigen Appellativa unter den Kurzwörtern im engeren Sinne des Zeitungsbzw. Wörterbuchkorpus eine offene Endsilbe aufweisen (z. B. metta < metadon ‚Me‐ thadon‘, toa < toalett ‚Toilette‘). Während einsilbige Kurzwörter im engeren Sinne im Schwedischen also fast immer aus einer geschlossenen Silbe bestehen, kann diese Präferenz für Zweisilber anhand der vorliegenden Daten nicht be‐ stätigt werden. Dies ist erstaunlich, da zunächst gekürzte Verben im Verdacht standen, geschlossene Endsilben zu verhindern. Da jedoch auch substantivische Kurzwörter im engeren Sinne mit mehr als einer Silbe keine Dominanz ge‐ schlossener Endsilben zeigen, scheint ein konsonantischer Auslaut bei mehrsil‐ bigen Belegen nicht zwingend erforderlich zu sein. Setzt man, wie in Kapitel 4.2.1.1 für das Deutsche erfolgt, die Silbenzahlen nicht nur für die Kurzwörter im engeren Sinne, sondern für alle Kurzworttypen und sämtliche Wortarten in Relation zur Struktur der Endsilbe, erhält man die in Tabelle 50 aufgeführten Ergebnisse für Einsilber. 4.2 Silbenstruktur 145 Endsilbe { } schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 21,74 % 78,26 % Anzahl Types 10 36 schwedisches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häu‐ figkeit 13,79 % 86,21 % Anzahl Types 16 100 Tabelle 50: Endsilben schwedischer Einsilber sämtlicher Kurzworttypen (Appellativa) Die Einsilber unter den schwedischen Belege zeigen damit in beiden Korpora klare Tendenzen zu geschlossenen Endsilben. Bei den einsilbigen Belegen mit offener Endsilbe handelt es sich fast ausschließlich um Kürzungskomposita, die durch die Aussprache mit Buchstabennamen nicht frei in der Gestaltung ihrer Endsilbe sind. Während Einsilbigkeit bei schwedischen Kurzwörtern also quasi mit geschlossenen Endsilben korreliert, sinkt der Anteil an Kurzwörtern mit geschlossenen Endsilben bei zwei oder mehr Silben drastisch, wie Tabelle 51 für die schwedischen Mehrsilber verdeutlicht. Endsilbe { } schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 61,94 % 38,06 % Anzahl Types 83 51 schwedisches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häu‐ figkeit 58,16 % 41,84 % Anzahl Types 139 100 Tabelle 51: Endsilben schwedischer Mehrsilber sämtlicher Kurzworttypen (Appellativa) In mehr als der Hälfte der Fälle lauten mehrsilbige schwedische Kurzwörter also vokalisch aus. Diese Werte entsprechen nicht der oft postulierten klaren Präfe‐ renz schwedischer Kurzwörter für geschlossene Endsilben (vgl. z. B. Nübling 2001: 186, Nübling/ Duke 2007: 238), die sich allerdings meist auch nur auf wenige Kurzworttypen und lediglich auf Substantive bezieht und zudem auf relativ ge‐ ringen Belegzahlen basiert. Nichtsdestotrotz unterscheiden sich schwedische Kurzwörter deutlich von der sehr eindeutigen Präferenz des Deutschen für of‐ 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 146 fene Endsilben bei mehrsilbigen Kurzwörtern, da immerhin rund 40 % der schwedischen Mehrsilber konsonantisch auslauten. Die vorliegende Auswer‐ tung hat deutlich gezeigt, dass selbst Fälle wie gekürzte Verben oder Buchsta‐ bierwörter, in denen äußere Zwänge einen höheren Anteil geschlossener End‐ silben verhindern, nicht der einzige Grund dafür sein können, dass eine etwaige Tendenz zu geschlossenen Endsilben im Schwedischen weniger stark ausge‐ prägt ist als diejenige zu offenen Endsilben im Deutschen. Vielmehr scheint im schwedischen Kurzwortschatz eher ein ausgewogenes Verhältnis der beiden Arten von Endsilben angestrebt zu werden. Damit erweist sich das Schwedische flexibler als das Deutsche, was sich auch im Hinblick auf andere Aspekte be‐ stätigt, wie im Verlauf dieser Arbeit deutlich werden wird. Endsilben der proprialen Kurzwörter Schließlich werden die schwedischen Eigennamen des Zeitungskorpus be‐ trachtet (siehe Abbildung 51). Abbildung 51: Endsilben der Eigennamen des schwedischen Zeitungskorpus (Typenfre‐ quenz), absolute Belegzahlen in Klammern Auch hier ist das Verhältnis von offenen und geschlossenen Endsilben nahezu ausgewogen. Die leichte Tendenz zu offenen Silben ist darauf zurückzuführen, dass 90 % der Eigennamen Buchstabierwörter sind. Im Vergleich zum Deut‐ schen, wo mehr als drei Viertel der Eigennamen vokalisch auslauten, erscheint die Verteilung zwischen offenen und geschlossenen Endsilben jedoch immer noch recht ausgeglichen. 4.2 Silbenstruktur 147 4.2.2 4.2.2.1 Die Silbenstruktur deutscher Kurzwörter Die Silbenstruktur ganzer Kurzwörter Nachdem die Analyse der Endsilben für deutsche Kurzwörter eine sehr eindeu‐ tige Präferenz offener Silben, für schwedische Kurzwörter hingegen eine große Flexibilität im Hinblick auf die Silbenstruktur ergeben hat, soll die Betrachtung nun auf die Silbenstrukturen ganzer Kurzwörter ausgeweitet werden. Während es im Fall der Endsilben nur zwei Varianten - vokalischen oder konsonantischen Auslaut - gibt, existieren für die Silbenstrukturen ganzer mehrsilbiger Kurz‐ wörter sehr viele verschiedene mögliche Silbenkombinationen. Interessanter‐ weise kristallisieren sich trotz der vielfältigen Möglichkeiten dennoch in beiden Untersuchungssprachen präferierte Strukturen für ganze Kurzwörter heraus. Ich folge hier der Darstellung von (Duden 2006b: 46 f.) und gehe davon aus, dass im Deutschen betonte Silben mit ungespanntem Vokal nicht offen sein können. Mittlere Konsonanten von Wörtern wie Robbe und Ratte sind daher als ambi‐ silbische Konsonanten gleichzeitig Koda der Erstsilbe und Onset der Zweitsilbe. Folglich gilt auch für diverse Kurzwörter mit vergleichbarer Struktur wie bei‐ spielsweise Abi < Abitur oder Uni < Universität, dass sie eine durch einen ambi‐ silbischen Konsonanten geschlossene Erstsilbe und somit die Silbenstruktur } { aufweisen. Kurzwörter mit einem gespannten Vokal in der Erstsilbe wie Deko < Dekoration benötigen dagegen keine ambisilbischen Konsonanten und haben die Silbenstruktur {{ mit zwei offenen Silben. Betrachtet man nicht nur Endsilben, sondern die Silbenstrukturen ganzer Kurzwörter, stellt man im Deutschen eine große Varianz fest. Das Zeitungs- und das Wörterbuchkorpus enthalten bei einer Betrachtung sämtlicher Belege je 25 unterschiedliche Kombinationen aus offenen und geschlossenen Silben, wobei es sich dabei nicht in allen Fällen um dieselben Silbenkombinationen handelt. Die Gesamtzahl möglicher Silbenkombinationen für deutsche Kurzwörter liegt noch höher, da auch weitere Silbenstrukturen möglich sind, die in den Korpora dieser Arbeit nicht belegt sind. Für eine detaillierte Analyse sollen die Eigen‐ namen unter den Belegen zunächst wieder ausgeklammert und später getrennt betrachtet werden. Beschränkt man sich auf die Appellativa, sind im Zeitungs‐ korpus 16 und im Wörterbuchkorpus 21 verschiedene Silbenstrukturen ver‐ treten. In den Abbildungen 52 und 53 sind diejenigen Silbenstrukturen aufge‐ führt, die mit mehr als fünf Types belegt sind, also im Sinne der in Kapitel 3.1. diskutierten Frequenzstufen eine mittlere bis hohe Frequenz aufweisen. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 148 Abbildung 52: Verteilung der Silbenstrukturen bei den Appellativa des deutschen Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern In beiden Korpora sind demnach offene Zweisilber wie Deko < Dekoration mit der Struktur {{ mit Abstand am häufigsten, gefolgt von Zweisilbern mit ge‐ schlossener Erst- und offener Zweitsilbe wie Kombi < Kombination. Somit sind etwa die Hälfte der deutschen appellativischen Kurzwörter zweisilbig mit of‐ fener Endsilbe. Interessanterweise scheinen Zweisilber aus zwei geschlossenen Silben wie MS < multiple Sklerose bei deutschen Kurzwörtern vermieden zu werden, denn sie machen mit zwei Belegen im Zeitungskorpus und vier Belegen im Wörterbuchkorpus lediglich etwa ein Prozent der appellativischen Belege aus. Ab einer Wortlänge von drei Silben verteilen sich die Belege aufgrund der höheren Zahl von möglichen Silbenkombinationen auf eine größere Menge von unterschiedlichen Silbenstrukturen, sodass die Frequenz der einzelnen Struk‐ turen sinkt. Dennoch sind Dreisilber aus drei offenen Silben der Form {{{ wie AKW < Atomkraftwerk in beiden Korpora gut vertreten. 4.2 Silbenstruktur 149 Abbildung 53: Verteilung der Silbenstrukturen bei den Appellativa des deutschen Wör‐ terbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern Diese Befunde zeigen, dass sich die starke Tendenz zu offenen Silben im deut‐ schen Kurzwortschatz nicht nur auf die Gestalt der Endsilbe bezieht, sondern auch wortintern gilt. Auch im Hinblick auf die Silbenstrukturen ganzer Kurzwörter sollen nun die Verhältnisse bei den hochfrequenten Kurzworttypen untersucht werden. Auf‐ grund der vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten von offenen und geschlos‐ senen Silben ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass einzelne Silbenstrukturen ganzer Wörter sowohl im Kernals auch im Kontrollkorpus genau denselben Platz in der Reihenfolge der Häufigkeiten einnehmen. Stattdessen lässt sich all‐ gemeiner feststellen, dass je nach Kurzworttyp bestimmte Strukturen in beiden Korpora häufiger sind und andere eher vermieden werden. Bei deutschen appellativischen Buchstabierwörtern etwa sind im Zeitungs‐ korpus elf und im Wörterbuchkorpus 18 Strukturvarianten verzeichnet, wovon in Tabelle 52 diejenigen Varianten aufgeführt sind, die in mindestens einem der 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 150 Korpora mit mehr als fünf Types belegt sind. Es ist deutlich zu erkennen, dass offene Silben bei Buchstabierwörtern nicht nur am Wortende, sondern auch wortintern eine große Rolle spielen, wozu auch der überwiegend vokalische Auslaut der meisten Buchstabennamen beiträgt. Buchstabierwörter, die kom‐ plett aus geschlossenen Silben bestehen und beispielsweise die Strukturen }} oder }}} haben, sind im Zeitungskorpus gar nicht und im Wörterbuchkorpus nur sehr schwach belegt, z. B. MS < multiple Sklerose. Silbenstruktur {{ {{{ }{{ }{ {{} {} {}{ deut‐ sches Zei‐ tungs‐ korpus (Typenfre‐ quenz) prozen‐ tuale Häu‐ figkeit 24,56 % 21,05 % 10,53 % 8,77 % 7,02 % 7,02 % 8,77 % Anzahl Types 14 12 6 5 4 4 5 deut‐ sches Wörter‐ buch‐ korpus prozen‐ tuale Häu‐ figkeit 26,77 % 14,17 % 7,87 % 11,02 % 10,24 % 4,72 % 5,51 % Anzahl Types 34 18 10 14 13 6 7 Tabelle 52: Silbenstrukturen deutscher Buchstabierwörter (Appellativa) Die Präferenz offener Silben gilt für die gesamte Gruppe der deutschen Akro‐ nyme inklusive Lautinitialwörter und Silbeninitialwörter, wie aus den Abbil‐ dungen 54 und 55 hervorgeht. 4.2 Silbenstruktur 151 Abbildung 54: Verteilung der Silbenstrukturen bei den Akronymen des deutschen Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Demnach werden Akronyme präferiert aus offenen Silben gebildet. Dabei müssen sie nicht zwingend komplett aus offenen Silben bestehen, sollten aber auf jeden Fall offene Silben enthalten. Gänzlich aus geschlossenen Silben be‐ stehende Kurzwörter scheinen nach Möglichkeit vermieden zu werden. Völlig geschlossene Zwei- und Dreisilber, d. h. die Strukturen }} und }}}, sind äußerst selten bzw. gar nicht erst in beiden Korpora belegt. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 152 Abbildung 55: Verteilung der Silbenstrukturen bei den Akronymen des deutschen Wör‐ terbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern Ronneberger-Sibolds Beobachtungen zu deutschen Akronymen ergeben eben‐ falls eine starke Präferenz für offene Silben (vgl. Ronneberger-Sibold 1992: 61, Nübling 2001: 187). Da Ronneberger-Sibolds Berechnungen für die einzelnen Kurzwortgruppen jeweils in Abhängigkeit von der Silbenzahl durchgeführt wurden, habe ich ebenfalls entsprechende Berechnungen vorgenommen, um eine bessere Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Dabei ist zu beachten, dass Ron‐ neberger-Sibold anders silbifiziert als ich, da sie für das Deutsche keine Ambi‐ silbizität bzw. Silbengelenke annimmt (vgl. Ronneberger-Sibold 1992: 43). Folg‐ lich dürfte Ronneberger-Sibold ohne die Annahme ambisilbischer Konsonanten höhere Werte für offene Silben im Wortinneren erhalten, wodurch konkrete Prozentzahlen nur bedingt vergleichbar sind. Für Endsilben spielt dieser Punkt 4.2 Silbenstruktur 153 149 Die Präferenzreihenfolge ergibt sich aus der abnehmenden Häufigkeit einer Struktur unter den Belegen. In Anlehnung an Ronneberger-Sibold wird hier davon ausgegangen, dass Frequenz mit Präferenz korreliert, dass also bevorzugte sprachliche Strukturen besonders häufig vorkommen. 150 Eine Präferenz wird im Folgenden durch „>“ markiert. 151 „=“ steht bei einer Präferenzreihenfolge für eine Gleichrangigkeit zweier Strukturva‐ rianten. dagegen keine Rolle. Anhand von Präferenzreihenfolgen 149 sollen dennoch die Ergebnisse beider Arbeiten verglichen werden (siehe Tabelle 53). Trotz der er‐ wähnten Einschränkungen hinsichtlich der Ambisilbizität decken sich Ronne‐ berger-Sibolds Präferenzreihenfolgen weitgehend mit den oben dargelegten Er‐ gebnissen. Bei dreisilbigen Akronymen unterscheidet sich die exakte Abfolge der einzelnen Typen im Mittelfeld der Präferenzen zwar etwas von den Ergeb‐ nissen dieser Arbeit, am Anfang und Ende der Präferenzreihenfolge stimmen die Ergebnisse jedoch überein und zeigen damit deutlich, welche Strukturen präferiert und dispräferiert sind. Beide Korpora dieser Arbeit sowie Ronne‐ berger-Sibolds Daten zeigen dieselbe Tendenz: Offene Silben sind bevorzugt, und je mehr geschlossene Silben eine Kurzwortstruktur enthält, desto seltener ist sie. Korpus Ein‐ silber Zweisilber Dreisilber Ronneberger- Sibold 1992 } > { 150 {{ > }{ > {} > }} {{{ > }{{ > {{} > {}{ > {}} > }}{ > }}} Zeitungskorpus (Typenfrequenz) } = 151 { {{ > }{ > {} > }} {{{ > }{{ > {{} = {}{ > {}} > }{} = }}{ Wörterbuchkorpus (Typenfrequenz) } > { {{ > }{ > {} > }} {{{ < {{} >}{{ < {}{ > {}} = }}{ > }}} Tabelle 53: Präferenzreihenfolgen bei appellativischen deutschen Akronymen in meh‐ reren Korpora Die dem gesamten Kurzwortschatz entsprechende Präferenz für offene Silben findet sich auch bei den Kopfwörtern (siehe Tabelle 54). Silbenstruktur {{ }{ } { deutsches Zei‐ tungskorpus prozentuale Häufigkeit 52,38 % 28,57 % 4,76 % 4,76 % 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 154 Silbenstruktur {{ }{ } { (Typenfre‐ quenz) Anzahl Types 22 12 2 2 deutsches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häufigkeit 40,32 % 29,03 % 12,90 % 9,68 % Anzahl Types 25 18 8 6 Tabelle 54: Silbenstrukturen deutscher Kopfwörter (Appellativa) Die gesamte Gruppe der Kurzwörter im engeren Sinne, die Endwörter und dis‐ kontinuierliche Kurzwörter einschließt, weist deutlich weniger unterschied‐ liche Strukturen auf als die Gruppe der Akronyme, da die Mehrzahl der Kurz‐ wörter i. e. S. aus nur ein oder zwei Silben besteht, wodurch sich insgesamt eine geringere Zahl an Kombinationsmöglichkeiten ergibt als bei den Akronymen, die einen höheren Anteil drei- und viersilbiger Belege enthalten. Abbildung 56: Verteilung der Silbenstrukturen bei den appellativischen Kurzwörtern i. e. S. des deutschen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klam‐ mern Die Abbildungen 56 und 57 veranschaulichen die Verteilung der häufigsten Sil‐ benstrukturvarianten bei den Kurzwörtern i. e. S. der deutschen Korpora und zeigen eindeutige Präferenzen für Zweisilber mit offener Endsilbe. Dies ist be‐ sonders insofern interessant, als der hohe Anteil offener Silben bei diesen Be‐ legen anders als im Fall der Buchstabierwörter nicht auf die lautlichen Gege‐ 4.2 Silbenstruktur 155 benheiten des Alphabets zurückgeführt werden kann. Die Tendenz zu offenen Silben bei deutschen Kurzwörter i. e. S. basiert also nicht auf strukturellen Zwängen, vielmehr wird tatsächlich angestrebt, Kurzwörter aus möglichst vielen offenen Silben zu erzeugen. Abbildung 57: Verteilung der Silbenstrukturen bei den appellativischen Kurzwörtern i. e. S. des deutschen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern Ronneberger-Sibold (1992: 47) ermittelt für die Kurzwörter im engeren Sinne, bei ihr nur Kurzwörter genannt, exakt dieselben Präferenzreihenfolgen, wie sie in beiden Korpora der vorliegenden Arbeit zu erkennen sind (siehe Tabelle 55). Korpus Einsilber Zweisilber Dreisilber Ronneberger- Sibold 1992 } > { {{ > }{ > {} {{{ Zeitungskorpus (Typenfrequenz) } > { {{ > }{ > {} {{{ Wörterbuchkorpus (Typenfrequenz) } > { {{ > }{ > {} {{{ Tabelle 55: Präferenzreihenfolgen bei appellativischen deutschen Kurzwörtern i. e. S. in mehreren Korpora 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 156 Die Strukturvariante aus zwei geschlossenen Silben (}}) scheint im deutschen Kurzwortschatz systematisch vermieden zu werden, denn sie ist weder in Ron‐ neberger-Sibolds Korpus noch in meinen Korpora unter den Appellativa ent‐ halten. Dreisilber bestehen, sofern sie bei Kurzwörtern im engeren Sinne über‐ haupt vorkommen, in allen Korpora ausschließlich aus drei offenen Silben wie Cabrio < Cabriolet. Auffällig ist dabei vor allem, dass die Präferenzen sowohl bei Akronymen als auch bei Kurzwörtern im engeren Sinne eine sehr ähnliche bzw. identische Reihenfolge einnehmen (vgl. dazu auch Ronneberger-Sibold 1992: 62). Dies zeigt, dass für deutsche Kurzwörter präferierte Strukturen existieren, die nicht ausschließlich auf äußere Faktoren wie die lautlichen Eigenschaften des Alphabets zurückzuführen sind. Es werden also unabhängig davon, durch welche konkrete Kürzungstechnik ein Kurzwort entstanden ist, dieselben Out‐ putstrukturen angestrebt: „Eine mehrsilbige deutsche Wortkürzung ist vorzugs‐ weise aus offenen Silben aufgebaut. Wenn aber geschlossene verwendet werden, dann möglichst am Wortanfang.“ (Ronneberger-Sibold 1992: 63) Die Sprecher streben also bei der Kurzwortbildung ganz bestimmte Silbenstrukturen an, auch wenn sie sich dabei unterschiedlicher Mittel bedienen, um diese zu erreichen. Ronneberger-Sibold spricht in diesem Zusammenhang von „komplementäre[n] Techniken zur Realisierung derselben silbischen Gestalten“ (Ronneberger-Si‐ bold 1992: 64). Die starken Tendenzen zu gewissen bevorzugten Silbenstrukturen betreffen vor allem die Typenfrequenz, die Grundlage der obigen Ausführungen ist. Bei der Bildung von Kurzwörtern durch verschiedene Kürzungstechniken werden im Deutschen demnach bevorzugt offene Silben eingesetzt. Das bedeutet jedoch nicht immer, dass die Kurzwörter mit präferierter Struktur auch zwangsläufig diejenigen sind, die im Sprachgebrauch am häufigsten verwendet werden, da für die Sprachbenutzer beim tatsächlichen Sprachgebrauch nicht nur eine mög‐ lichst optimale Silbenstruktur eine Rolle spielt, sondern die Wahl einer lexika‐ lischen Einheit weitaus komplexer ist. Wie bereits erwähnt, besteht das Zei‐ tungskorpus aus Zeitungsausgaben, die kurz vor der Fußballweltmeisterschaft 2010 erschienen. Dieses Fußballturnier und die Vorbereitung darauf waren daher wichtige Themen in vielen Artikeln des vorliegenden Zeitungsmaterials. In diesem Zusammenhang wurde das Buchstabierwort WM < Weltmeisterschaft mit insgesamt 347 Tokens im Zeitungskorpus wie bereits erwähnt sehr oft ge‐ braucht. Seine Silbenstruktur {} mit einer geschlossenen Endsilbe erreicht bei einer tokenfrequenziellen Betrachtung eine Häufigkeit von 48,54 % der Buch‐ stabierwörter und ist damit die häufigste Struktur im Zeitungskorpus. Bei dieser Silbenstruktur handelt es sich zwar nicht um diejenige, die bei Kurzwörtern generell am stärksten präferiert wird und die man nach der typenfrequenziellen 4.2 Silbenstruktur 157 Analyse in dieser Häufigkeit erwartet hätte, doch der Bedarf an genau diesem sprachlichen Zeichen scheint für den Sprachbenutzer schwerer zu wiegen als der Einsatz eines Kurzworts mit geschlossener Endsilbe. Auf diese Art und Weise können auch Silbenstrukturen, die an sich als weniger optimal erachtet werden, im Sprachgebrauch eine überraschende Häufigkeit erlangen. Schließlich sollen die Silbenstrukturen der hochfrequenten Kurzworttypen aus der Gruppe der Sonderfälle betrachtet werden. Da bei den Kürzungskom‐ posita bis auf offene Einsilber wie Ü-Wagen < Übertragungswagen keine Struk‐ turvariante in einem der Korpora mehr als fünf Types aufweist, sind in Tabelle 56 stattdessen die drei häufigsten der insgesamt sieben belegten Varianten auf‐ geführt, um überhaupt einen Vergleich zu ermöglichen. Silbenstruktur { {{ }{ deutsches Zeitungs‐ korpus (Typenfrequenz) prozentuale Häufigkeit 57,89 % 15,79 % 5,26 % Anzahl Types 11 3 1 deutsches Wörter‐ buchkorpus prozentuale Häufigkeit 62,07 % 10,34 % 10,34 % Anzahl Types 18 3 3 Tabelle 56: Silbenstrukturen deutscher Kürzungskomposita (Appellativa) Bei den elliptischen Kürzungen (siehe Tabelle 57) verzeichnet das Wörterbuch‐ korpus mit fünfzehn unterschiedlichen Strukturvarianten eine viel stärkere Va‐ riation als das Zeitungskorpus, das lediglich vier unterschiedliche Silbenstruk‐ turen für diesen Kurzworttyp enthält. Auch bei den elliptischen Kürzungen sind demnach Zweisilber mit offener Endsilbe wie Vize < Vizepräsident/ -vorsitzender und Kasko < Kaskoversicherung die zentralen Strukturvarianten. Silbenstruktur {{ }{ {{{ } deutsches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) prozen‐ tuale Häu‐ figkeit 33,33 % 41,67 % 0 16,67 % Anzahl Types 4 5 0 2 deutsches Wör‐ terbuchkorpus prozen‐ tuale Häu‐ figkeit 18,84 % 27,54 % 7,25 % 17,39 % 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 158 Silbenstruktur {{ }{ {{{ } Anzahl Types 13 19 5 12 Tabelle 57: Silbenstrukturen deutscher elliptischer Kürzungen (Appellativa) Bei den Pseudoableitungen sind nur zwei Silbenstrukturen bei mehr als fünf Types vertreten, nämlich Zweisilber mit offener Endsilbe (siehe Tabelle 58). Strukturvarianten mit geschlossener Endsilbe sind schon allein aufgrund der vokalisch auslautenden Suffixe für deutsche Pseudoableitungen nicht möglich. Silbenstruktur {{ }{ deutsches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 33,33 % 55,56 % Anzahl Types 3 5 deutsches Wör‐ terbuchkorpus prozentuale Häu‐ figkeit 23,33 % 60,00 % Anzahl Types 7 18 Tabelle 58: Silbenstrukturen deutscher Pseudoableitungen (Appellativa) Bei einer tokenfrequenziellen Analyse der Pseudoableitungen zeichnet sich da‐ gegen im Zeitungskorpus eine Dominanz der Struktur {{ mit 90,26 % der Belege ab, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass der Type Profi < Professional sehr häufig vorkommt. Für die Gruppe der Sonderfälle als Ganzes, die auch die schwach belegten gebundenen Kürzungen einschließt, ergibt sich das in den Abbildungen 58 und 59 dargestellte Bild: 4.2 Silbenstruktur 159 Abbildung 58: Verteilung der Silbenstrukturen bei den appellativischen Sonderfällen des deutschen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Wie bei den anderen deutschen Kurzwortgruppen zeigen damit auch die Son‐ derfälle eine deutliche Tendenz zu offenen Silben. Abbildung 59: Verteilung der Silbenstrukturen bei den appellativischen Sonderfällen des deutschen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 160 Die Gruppe der Sonderfälle taucht als solche bei Ronneberger-Sibold nicht auf; es wird lediglich der Typ der Pseudoableitungen erwähnt (Ronneberger-Sibold 1992: 72). Dieser zeigt dieselben Präferenzen wie die Akronyme und Kurzwörter im engeren Sinne, nämlich möglichst viele offene Silben bei Mehrsilbern und geschlossene Silben bei Einsilbern, allerdings werden von Ronneberger-Sibold für Pseudoableitungen keine konkreten Zahlen genannt. Auch wenn meine Daten keine einsilbigen Pseudoableitungen enthalten (siehe Fußnote 137), deckt sich Ronneberger-Sibolds Beobachtung ansonsten weitgehend mit den Ergeb‐ nissen dieser Arbeit. Silbenstrukturen der proprialen Kurzwörter Schließlich soll ein kurzer Blick auf die Silbenstrukturen bei den 287 Eigen‐ namen des Zeitungskorpus geworfen werden, die sich auf insgesamt 24 Vari‐ anten verteilen, wovon diejenigen, die bei mehr als fünf Types auftreten, in Abbildung 60 aufgeführt sind. Die Variation ist hier also noch etwas größer als bei den Appellativa. 4.2 Silbenstruktur 161 Abbildung 60: Verteilung der Silbenstrukturen bei den Eigennamen des deutschen Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Bei den deutschen Eigennamen bestätigt sich die Tendenz zum Einsatz offener Silben, die auch im appellativischen Kurzwortschatz beobachtet wurde. Viele Eigennamen bestehen komplett aus offenen Silben wie Schweini < Bastian Schweinsteiger oder VDA < Verband der Automobilindustrie, andere nur zum Teil wie FDP < Freie Demokratische Partei oder Kf W < Kreditanstalt für Wieder‐ aufbau. Eigennamen, die ausschließlich aus geschlossenen Silben bestehen, spielen hingegen lediglich eine untergeordnete Rolle. Bis darauf, dass die Ei‐ gennamen des Zeitungskorpus generell etwas länger sind als die appellativi‐ schen Kurzwortbelege, zeigen sie dieselben Tendenzen zu offenen Silben, ins‐ besondere im Auslaut. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 162 152 Die Angabe, Einsilber bestünden zu 100 % aus geschlossenen Silben, ist damit zu er‐ klären, dass Ronneberger-Sibold 1992: 104 f. nur mit den häufigsten Wortstrukturtypen arbeitet und lediglich ein gutes Drittel von Ortmanns Wortformen übernommen hat. Offene Einsilber wie Fee, Kuh etc. gehören anscheinend nicht zu diesen häufigen Struk‐ turen und tauchen in dieser Auswahl aus Ortmanns Daten nicht auf. Vergleich mit dem Normalwortschatz Ein Vergleich mit den Silbenstrukturen des Normalwortschatzes erfolgt wieder über Ronneberger-Sibolds Aufbereitung von Ortmanns Daten (vgl. Ronne‐ berger-Sibold 1992: 104.), die in Tabelle 59 wiedergegeben ist. Einsilber Zweisilber Dreisilber } {} }} {{ }{ {{} }{} {}} 100 % 56 % 22,9 % 12,6 % 8,5 % 38 % 32,6 % 29,4 % Tabelle 59: Silbenstrukturen des deutschen Normalwortschatzes nach Ronneberger- Sibold 1992: 104 Demnach präferieren Einsilber im Normalwortschatz ganz eindeutig - nämlich zu 100 % - geschlossene Silben 152 , wohingegen in den Kurzwortkorpora der vorliegenden Arbeit das Verhältnis von offenen und geschlossenen Silben bei Einsilbern wesentlich ausgeglichener ist. Wie in Kapitel 4.2.1.1 diskutiert wurde, ist der Anteil geschlossener Silben bei einsilbigen Kurzwörtern zwar höher als bei mehrsilbigen, aber dennoch deutlich niedriger als im Normalwortschatz. Sogar bei Einsilbern zeigt sich also im Kurzwortschatz ein verstärkter Gebrauch von offenen Silben. Auch bei der Betrachtung mehrsilbiger Strukturen zeigen sich große Unter‐ schiede zwischen Kurz- und Normalwortschatz. Die Präferenzreihenfolge für Zweisilber im Normalwortschatz ist {} > }} > {{ > }{. An letzter Stelle rangieren im Normalwortschatz also genau die beiden Strukturen mit offener Endsilbe, die im Kurzwortschatz bei sämtlichen Kurzworttypen deutlich präferiert werden und die als einzige Silbenstrukturvariante bis auf jeweils eine Ausnahme bei schwach belegten Kurzworttypen bei jedem Kurzworttyp vertreten sind, nämlich {{ und }{. Im Normalwortschatz werden also offensichtlich auch bei Mehrsilbern geschlossene Endsilben bevorzugt. Die im Kurzwortschatz häufige Form aus drei offenen Silben ({{{), die bei sämtlichen Kurzworttypen die häu‐ figste dreisilbige Form ist - bei den Kurzwörtern im engeren Sinne beider Kor‐ pora sogar die einzig belegte dreisilbige Struktur - taucht im Normalwortschatz bei den von Ronneberger-Sibold erwähnten Formen dagegen gar nicht auf. Dort 4.2 Silbenstruktur 163 4.2.2.2 Die Silbenstruktur schwedischer Kurzwörter ist die Rangfolge für Dreisilber {{} > {}{ > {}}, d. h. präferiert werden wieder Struk‐ turen mit einer geschlossenen Endsilbe. Ronneberger-Sibold (1992: 105) fasst die Präferenzen des Normalwortschatzes folgendermaßen zusammen: „Eine mehr‐ silbige deutsche Wortform endet vorzugsweise mit einer geschlossenen Silbe. Die anderen Silben sind nach Möglichkeit offen. (Besteht diese Möglichkeit nicht, so ist es besser, mehrere geschlossene Silben im Wort zu verwenden, als eine offene am Wortende.)“ Der deutsche Kurzwortschatz nutzt demnach also konsequent Strukturen, die dem Normalwortschatz entgegengesetzt sind, vor allem im Hinblick auf die Endsilben. Bei der Analyse der schwedischen Kurzwortdaten fällt zunächst auf, dass bei den Appellativa deutlich weniger unterschiedliche Silbenstrukturvarianten ver‐ treten sind als im Deutschen. Bei der Betrachtung der gesamten Belege, also Appellativa und Eigennamen zusammen, wird dieser Unterschied noch nicht deutlich, da im deutschen Zeitungskorpus 25 und im schwedischen 24 Varianten von Silbenstrukturen belegt sind. Beschränkt man sich jedoch wie in Kapitel 4.2.2.1 zunächst auf appellativische Belege, reduziert sich die Zahl der belegten Silbenstrukturen sowohl im Zeitungsals auch im Wörterbuchkorpus auf je 13 im Gegensatz zu 16 bzw. 21 Varianten im Deutschen. Der Grund hierfür dürfte darin liegen, dass schwedische Kurzwörter tendenziell etwas kürzer sind als deutsche (siehe Kapitel 4.1.2), weshalb die verschiedenen Kombinationsmög‐ lichkeiten für vier- und fünfsilbige Kurzwörter fast gar nicht bzw. lediglich für Eigennamen benötigt werden. Die genaue Verteilung der Silbenstrukturvarianten, die bei den Appellativa der schwedischen Korpora mit mehr als fünf Types belegt sind, ist in den Ab‐ bildungen 61 und 62 dargestellt. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 164 Abbildung 61: Verteilung der Silbenstrukturen bei den Appellativa des schwedischen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Es wird einerseits deutlich, dass geschlossene Silben in schwedischen Kurzwör‐ tern deutlich häufiger vorkommen als in deutschen. Im schwedischen Kurz‐ wortschatz sind Kurzwörter, die komplett aus geschlossenen Silben bestehen, wie beispielsweise permis < permission ‚Urlaub‘ keine Seltenheit, während der‐ artige Strukturen im deutschen Kurzwortschatz konsequent vermieden werden. Anderseits sind auch offene Silben durchaus Bestandteil schwedischer Kurz‐ wörter. Im schwedischen Zeitungskorpus stellen Zweisilber aus zwei offenen Silben sogar die häufigste Struktur dar, wobei es sich bei den entsprechenden Belegen nur in wenigen Fällen um gekürzte Verben handelt, die ohnehin voka‐ lisch auslauten. Die Mehrzahl der offenen Zweisilber der schwedischen Korpora entfällt tatsächlich auf Substantive wie bio < biograf ‚Kino‘ oder BB < barn‐ bördshus ‚Entbindungsklinik‘. Der Vergleich mit den deutschen Kurzwortkor‐ pora ergibt, dass silbische Gestalten, die im Deutschen sehr frequent sind, zum Beispiel Zweisilber mit offener Endsilbe, im Schwedischen zwar etwas seltener 4.2 Silbenstruktur 165 sind, aber durchaus vorkommen. Strukturen, die im Schwedischen eine große Rolle spielen, wie Zweisilber mit geschlossener Endsilbe, sind im Deutschen hingegen äußerst selten. Dies deutet auf eine hohe Toleranz des schwedischen Kurzwortschatzes hin, der zwar eine leichte Präferenz für geschlossene Silben hat, aber auch offene zulässt. Der deutsche Kurzwortschatz dagegen scheint nicht nur offene Silben zu präferieren, sondern darüber hinaus geschlossene Silben dezidiert zu vermeiden. Abbildung 62: Verteilung der Silbenstrukturen bei den Appellativa des schwedischen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern Wie bereits in Kapitel 4.2.1.2 erwähnt, gibt es äußere Faktoren, die das Vor‐ kommen offener Silben in schwedischen Kurzwörtern begünstigen. Dies ist etwa bei den Buchstabierwörtern der Fall, bei denen aufgrund der vielen auf Vokal auslautenden Buchstabennamen relativ wenige geschlossene Silben und kaum komplett aus geschlossenen Silben bestehende Kurzwörter möglich sind. Die schwedischen Korpora enthalten deutlich weniger Buchstabierwörter als ihre deutschen Pendants und verteilen sich auf zehn Strukturvarianten im Zei‐ 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 166 153 Als Ereignis von internationalem Interesse ist das Thema der Fußballweltmeisterschaft in beiden Zeitungskorpora sehr präsent und hat eine hohe Gebrauchshäufigkeit des deutschen Kurzworts WM und seiner schwedischen Entsprechung VM zur Folge. tungskorpus und sechs Varianten im Wörterbuchkorpus. Dabei kommt in beiden Korpora nur die Struktur {{ wie AB < aktiebolag ‚Aktiengesellschaft‘ auf mehr als fünf Belege. Um eine bessere Vergleichbarkeit der Silbenstrukturen zu ermöglichen, sind in Tabelle 60 die vier häufigsten der Silbenstrukturvarianten der schwedischen Korpora angegeben, auch wenn die Belegzahlen in den drei letzten Spalten sehr niedrig sind. Der Untertyp der Buchstabierwörter, die teil‐ gebundenen Buchstabierwörter, kommt nur bei Eigennamen vor und wird an dieser Stelle nicht berücksichtigt. Silbenzahl {{ {{{ }{{ {} schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häufig‐ keit 43,59 % 12,82 % 10,26 % 7,69 % Anzahl Types 17 5 4 3 schwedisches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häufig‐ keit 42,11 % 15,79 % 0 % 21,05 % Anzahl Types 8 3 0 4 Tabelle 60: Silbenstrukturen schwedischer Buchstabierwörter (Appellativa) Betrachtet man statt der Types die Tokens der Buchstabierwörter des Zeitungs‐ korpus, fallen die Ergebnisse dagegen anders aus. In diesem Fall erreicht die zweisilbige Struktur {}, die nur mit drei Types belegt ist, eine Häufigkeit von 48,20 % der appellativischen Buchstabierwörter. Der Grund für diese Auffällig‐ keit ist, dass zu diesen Types der Beleg VM < världsmästerskap ‚Weltmeister‐ schaft‘ gehört, der aufgrund der damals bevorstehenden Fußballweltmeister‐ schaft in Form von 573 Tokens sehr frequent ist. 153 Des Weiteren trägt in einem geringeren Ausmaß auch der Beleg EM < Europamästerskap ‚Europameister‐ schaft‘ (72 Tokens) zu einem höheren Anteil dieser Silbenstruktur im Zeitungs‐ korpus bei. Für die Gruppe der Akronyme als Ganzes ergibt sich die in den Abbildungen 63 und 64 veranschaulichte Verteilung der Silbenstrukturen, wonach in beiden Korpora offene Zweisilber am häufigsten sind. 4.2 Silbenstruktur 167 Abbildung 63: Verteilung der Silbenstrukturen bei den appellativischen Akronymen des schwedischen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Da die Gesamtzahl der akronymischen Belege mit 49 Belegen im Zeitungs‐ korpus und 31 im Wörterbuchkorpus relativ niedrig ist, erreichen im Zeitungs‐ korpus nur die offenen Zweisilber und im Wörterbuchkorpus daneben noch geschlossene Zweisilber überhaupt mehr als fünf Belege. Nichtsdestotrotz wird deutlich, dass offene Silben nicht nur bei deutschen, sondern auch bei schwe‐ dischen Akronymen eine zentrale Rolle spielen. Darüber hinaus sind besonders im schwedischen Wörterbuch auch geschlossene Zweisilber der Struktur }} stark vertreten, die im Deutschen eher vermieden werden. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 168 Abbildung 64: Verteilung der Silbenstrukturen bei den appellativischen Akronymen des schwedischen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern Während die Betrachtung schwedischer Akronyme noch keine grundsätzlichen Unterschiede zum Deutschen zutage gebracht hat, ist dies bei den Kurzwörtern im engeren Sinne anders. Wie bereits bei Leuschner (2008: 250) vermutet, ist dies generell die Kurzwortgruppe, bei der sich einzelsprachliche Besonderheiten am deutlichsten manifestieren. So ist etwa die Hälfte der schwedischen Kopfwörter ein geschlossener Einsilber wie sax < saxofon (siehe Tabelle 61), was damit als bevorzugte Struktur für Kopfwörter gelten kann. Dennoch kommen offene Silben bei Kopfwörtern sowohl im Wortinnern als auch am Wortende durchaus vor, wie die weiteren Strukturen in Tabelle 61 beweisen (z. B. rea < realisation ‚Ausverkauf ‘, tenta < tentamen ‚Prüfung‘). Nicht aufgenommen sind Silben‐ strukturen, die mit weniger als sechs Types in den Korpora vertreten sind. Silbenstruktur } }{ {{ schwedisches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häufigkeit 46,88 % 25,00 % 18,75 % Anzahl Types 15 8 6 schwedisches Wör‐ terbuchkorpus prozentuale Häufigkeit 53,95 % 25,00 % 11,84 % Anzahl Types 41 19 9 Tabelle 61: Silbenstruktur schwedischer Kopfwörter (Appellativa) 4.2 Silbenstruktur 169 Die existierenden Arbeiten zu schwedischen Kurzwörtern, die allerdings auf deutlich kleineren Belegsammlungen basieren, äußern sich nur sehr knapp zu den Silbenstrukturen ganzer Kurzwörter. Nübling (2001: 186 ff.) postuliert eine Präferenz des schwedischen Kurzwortschatzes für geschlossene Silben, nennt aber nur für die Kopfwörter ihrer Belegsammlung konkrete Zahlen. Demnach sind 81,82 % geschlossene Einsilber; 15,15 % haben die Struktur {{ und 3,03 % die Struktur {}. Die oben diskutierten Ergebnisse meiner Kurzwortkorpora stimmen mit diesen Werten nur teilweise überein. Wie bei Nübling sind zwar auch in den Korpora dieser Arbeit geschlossene Einsilber die häufigste Form bei Kopfwör‐ tern; allerdings sind sie mit etwa der Hälfte der Belege weit weniger dominant. Die Häufigkeit offener Zweisilber ({{) bei Nüblings Daten entspricht den hier ermittelten Werten. Die Struktur }{, auf die in meinen Kurzwortkorpora ein Viertel der Kopfwörter entfallen, wird von Nübling hingegen gar nicht erwähnt. Insgesamt zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit für Kopfwörter eine weniger stark ausgeprägte Tendenz zu geschlossenen Einsilbern und einen hö‐ heren Anteil offener Silben als bei Nübling. Bei den diskontinuierlichen Kurzwörtern haben nur zwei Strukturvarianten mehr als fünf Types (siehe Tabelle 62). Silbenstruktur }{ {{ schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häu‐ figkeit 42,86 % 14,29 % Anzahl Types 6 2 schwedisches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häu‐ figkeit 47,50 % 20,00 % Anzahl Types 19 8 Tabelle 62: Silbenstrukturen schwedischer diskontinuierlicher Kurzwörter (Appellativa) Die Prominenz der Zweisilber mit offener Endsilbe bei diesem Kurzworttyp ist zumindest teilweise darauf zurückzuführen, dass im Kernkorpus 50 % und im Kontrollkorpus 60 % der diskontinuierlichen Kurzwörter Verben wie synka < synkronisera oder repa < repetera ‚proben‘ sind, die sämtlich zweisilbig sind und vokalisch auslauten. Schließt man allerdings Verben aus und betrachtet nur die substantivischen Belege dieses Kurzworttyps, sind dagegen geschlossene Ein‐ silber wie koll < kontroll mit 50 % der Types im Zeitungskorpus und 26,67 % im Wörterbuchkorpus die häufigste Form. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 170 Bei der gesamten Gruppe der Kurzwörter im engeren Sinne, die außerdem die weniger frequenten Endwörter und Rumpfwörter umfasst, sind geschlossene Einsilber am häufigsten, gefolgt von zweisilbigen Strukturen mit offener End‐ silbe (siehe die Abbildungen 65 und 66). Alle weiteren Silbenstrukturvarianten sind nur schwach belegt. Abbildung 65: Verteilung der Silbenstrukturen bei den appellativischen Kurzwörtern i. e. S. des schwedischen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klam‐ mern Anders als bei den Akronymen spielt bei den Kurzwörter i. e. S. die Struktur des geschlossenen Einsilbers eine wichtige Rolle. Im Vergleich zu den deutschen Kurzwörtern i. e. S. werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich: In beiden Sprachen sind Zweisilber mit offener Endsilbe häufig genutzte Silben‐ strukturen im Kurzwortschatz. Während geschlossene Einsilber bei deutschen Kurzwörtern im engeren Sinne nur eine untergeordnete Rolle spielen, sind sie im Schwedischen eine zentrale Silbenstruktur. Andererseits ist die bei deutschen Kurzwörtern äußerst wichtige Form der offenen Zweisilber im Schwedischen zwar durchaus möglich und präsent, wird aber nicht dermaßen stark präferiert wie im Deutschen, was ein Zeichen für die Flexibilität des schwedischen Kurz‐ wortschatzes ist. 4.2 Silbenstruktur 171 Abbildung 66: Verteilung der Silbenstrukturen bei den appellativischen Kurzwörtern i. e. S. des schwedischen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern Beim Kurzworttyp der Pseudoableitungen dominieren aufgrund der Suffigie‐ rung zweisilbige Strukturen (siehe Tabelle 63). Im Vergleich zum Deutschen fällt wieder der sehr viel höhere Anteil geschlossener Silben auf. Die Struktur aus zwei geschlossenen Silben wie kondis < konditori ‚Konditorei‘, die im deutschen Kurzwortschatz weitgehend vermieden wird, stellt bei schwedischen Pseudo‐ ableitungen fast die Hälfte der Belege. Silbenstruktur }} }{ {} schwedisches Zeitungs‐ korpus (Typenfrequenz) prozentuale Häufig‐ keit 48,15 % 22,22 % 22,22 % Anzahl Types 13 6 6 schwedisches Wörter‐ buchkorpus prozentuale Häufig‐ keit 44,93 % 24,64 % 18,84 % Anzahl Types 31 17 13 Tabelle 63: Silbenstrukturen schwedischer Pseudoableitungen (Appellativa) Der Kurzworttyp der elliptischen Kürzungen zeigt im Hinblick auf die Silben‐ struktur eine größere Variation und weniger eindeutige Präferenzen als die meisten anderen Kurzworttypen (siehe Tabelle 64), da hier keine einheitliche Bildungsweise vorliegt, sondern lediglich auf ein Morphem der Vollform gekürzt wird, das naturgemäß verschiedene silbische Gestalten haben kann. Die Belege 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 172 dieses Kurzworttyps verteilen sich relativ ausgewogen auf unterschiedliche Strukturvarianten, wobei geschlossene Silben eine zentrale Rolle spielen (z. B. kyl < kylskåp ‚Kühlschrank‘, termos < termosflaska ‚Thermosflasche‘). Silbenstruktur } }} {} {{ }{ schwedisches Zeitungs‐ korpus (Ty‐ penfrequenz) prozentuale Häufigkeit 25,93 % 18,52 % 29,63 % 11,11 % 3,70 % Anzahl Types 7 5 8 3 1 schwedisches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häufigkeit 43,53 % 15,29 % 11,76 % 9,41 % 8,24 % Anzahl Types 37 13 10 8 7 Tabelle 64: Silbenstrukturen schwedischer elliptischer Kürzungen (Appellativa) Schwedische Kürzungskomposita zeigen dagegen eine Tendenz zu offenen Silben, da die Aussprache mit Buchstabennamen zwangsläufig zu einem hö‐ heren Anteil offener Silben führt. Dabei ist allerdings nur die Struktur des of‐ fenen Einsilbers so häufig, dass sie mit mehr als fünf Types vertreten ist. Um dennoch einen gewissen Vergleich zu ermöglichen, enthält Tabelle 65 neben dieser Struktur noch zwei weitere, auch wenn diese nur geringe Frequenzen erreichen. Silbenstruktur { {{ }{ schwedisches Zei‐ tungskorpus (Typen‐ frequenz) prozentuale Häufigkeit 56,25 % 25,00 % 12,50 % Anzahl Types 9 4 2 schwedisches Wör‐ terbuchkorpus prozentuale Häufigkeit 65,00 % 15,00 % 15,00 % Anzahl Types 13 3 3 Tabelle 65: Silbenstrukturen schwedischer Kürzungskomposita (Appellativa) In der gesamten Gruppe der Sonderfälle, zu der noch die gebundenen Kürzungen gehören, ist nicht eine einzelne Silbenstruktur vorherrschend, sondern es zeigt sich eine große Variation (siehe die Abbildungen 67 und 68). 4.2 Silbenstruktur 173 Abbildung 67: Verteilung der Silbenstrukturen bei den appellativischen Sonderfällen des schwedischen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Am häufigsten sind bei den Sonderfällen demnach in beiden Korpora Silben‐ kombinationen, die komplett aus geschlossenen Silben bestehen. Dennoch sind offene Silben weder wortintern noch im Auslaut eine Seltenheit. Abbildung 68: Verteilung der Silbenstrukturen bei den appellativischen Sonderfällen des schwedischen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 174 Wie erwähnt sind Aussagen zu Silbenstrukturen ganzer schwedischer Kurz‐ wörter spärlich und basieren auf sehr viel geringeren Belegzahlen. Nüblings Werte zu schwedischen Kopfwörtern wurden oben bereits kommentiert. Die Auswertung von Wahl (2002) konzentriert sich im Wesentlichen auf Endsilben. Zur Silbenstruktur ganzer Kurzwörter findet sich neben der Aussage, dass Ein‐ silber stets geschlossen sind, lediglich eine Angabe zu zweisilbigen substanti‐ vischen Kurzwörtern im engeren Sinne: Demnach ist der häufigste Typ mit 30 % ein Zweisilber aus zwei geschlossenen Silben. Dies bestätigt sich in meinen Daten nicht, da hier diese Silbenstruktur eine eher untergeordnete Rolle spielt. Im Hinblick auf die Erstsilben zweisilbiger Kurzwörter im engeren Sinne er‐ mittelt Wahl ein recht ausgewogenes Verhältnis zwischen offenen und ge‐ schlossenen Silben mit leichter Mehrheit für die geschlossenen Silben, was auch meiner Beobachtung entspricht. Die neueste Arbeit zu schwedischen Kurzwörtern, Nübling/ Duke (2007), die sich im Wesentlichen auf Wahls Ergebnisse stützt, enthält auch keine detail‐ lierten Auswertungen zu Silbenstrukturen. Es wird jedoch die Behauptung ge‐ troffen: „Für das Schwedische lässt sich für sämtliche Kurzworttypen die Ten‐ denz zu geschlossenen Einsilbern feststellen“ (Nübling/ Duke 2007: 237). Wie oben herausgearbeitet wurde, ist der geschlossene Einsilber tatsächlich eine im schwedischen Kurzwortschatz viel genutzte Struktur und wird gerade bei Kopf‐ wörtern durchaus präferiert; dies trifft jedoch längst nicht auf alle Kurzwort‐ typen zu, zum Beispiel nicht auf Buchstabierwörter, Silbeninitialwörter und Pseudoableitungen, die allesamt stets mehrsilbig sind. Die Aussage „Auch bei den Zweisilbern überwiegt die geschlossene Silbe. Im Gegensatz zu den deut‐ schen Zweisilbern (s. u.) kommt es im Schwedischen häufig zu zwei geschlos‐ senen Silben (Typ per.mis, kon.dis).“ (Nübling/ Duke 2007: 239) deckt sich eben‐ falls nicht völlig mit den Ergebnissen dieser Arbeit. Es trifft sicherlich zu, dass geschlossene Silben bei schwedischen Kurzwörtern häufiger sind als bei deut‐ schen, wo sie bei Mehrsilbern möglichst vermieden werden. Wie die obige Ana‐ lyse der Kurzwortkorpora der vorliegenden Arbeit gezeigt hat, sind jedoch auch offene Silben bei schwedischen Mehrsilbern keinesfalls selten, und die Vertei‐ lung zwischen vokalischem und konsonantischem Auslaut ist eher ausgegli‐ chen. Bei Pseudoableitungen und elliptischen Kürzungen zeigen sich die von Nübling angesprochenen Tendenzen deutlicher als bei den Kurzwörtern im en‐ geren Sinne. Bei diesen beiden Kurzworttypen gehört der angeführte Zweisilber aus zwei geschlossenen Silben tatsächlich zu den häufigsten Formen. Da diese Berechnung in Kapitel 4.2.2.1 auch für das Deutsche durchgeführt wurde und mit konkreten Zahlen belegte Aussagen zur Silbenstruktur in den bisherigen Arbeiten zu schwedischen Kurzwörtern ohnehin spärlich sind, 4.2 Silbenstruktur 175 154 Bei den Sonderfällen liegen in beiden Korpora die Prozentzahlen der zweisilbigen Strukturen recht dicht beieinander, sodass sich die Verteilung zwischen 15 % und 38 % je Struktur bewegt. Die offenen Zweisilber sind also nicht so selten wie die Strukturen, die bei den anderen Kurzwortgruppen am Ende der Präferenzfolge stehen. wurden auch für das Schwedische die Silbenstrukturen für jede Kurzwortgruppe in Abhängigkeit von der Silbenzahl ermittelt. Diese sind in Tabelle 66 in Form von Präferenzreihenfolgen dargestellt. Kurzwort‐ gruppe Korpus Ein‐ silber Zweisilber Dreisilber Akro‐ nyme Zeitungs‐ korpus (Typen‐ frequenz) } > { {{ > }} > {} > }{ {{{ > }{{ > }{} = {{} > {}{ Wörterbuch‐ korpus } > { {{ > }} > {} > }{ {{{ > }{} Kurz‐ wörter i. e. S. Zeitungs‐ korpus (Typen‐ frequenz) } > { }{ > {{ > {} > }} {{} Wörterbuch‐ korpus } > { }{ > {{ > {} > }} {{{ = {{} = }{} Sonder‐ fälle Zeitungs‐ korpus (Typen‐ frequenz) } > { }} > {} > }{ > {{ {{{ > }{} Wörterbuch‐ korpus } > { }} > }{ > {} > {{ 154 {{{ > {{} = }{{ > {}}= }{} = }}} Tabelle 66: Silbenstrukturen schwedischer Kurzwortgruppen in Abhängigkeit von der Silbenzahl Danach weisen sämtliche Kurzwortgruppen, d. h. Akronyme, Kurzwörter im engeren Sinne und Sonderfälle, bei Einsilbern eine Präferenz für geschlossene Silben auf. Bei den Zweisilbern bestehen gewisse Unterschiede zwischen den einzelnen Kurzwortgruppen, wobei die Gruppe der Sonderfälle die einzige Kurzwortgruppe ist, bei der völlig geschlossene Zweisilber am stärksten präfe‐ riert werden. Es gibt folglich also keine generelle Tendenz dazu, dass zweisilbige Kurzwörter im Schwedischen möglichst komplett aus geschlossenen Silben be‐ stehen, dies gilt höchstens für einzelne Kurzworttypen wie die Pseudoablei‐ tungen. Insgesamt ist auch bei der Betrachtung der Zweisilber eine eher ausge‐ wogene Verteilung von offenen und geschlossenen Silben zu beobachten. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 176 Dreisilbige Kurzwörter sind gar nicht für sämtliche Kurzworttypen belegt, doch die vorhandenen Belege nutzen überwiegend offene Strukturen. Eine Dominanz geschlossener Silben kann noch weniger als bei den Zweisilbern postuliert werden. Silbenstrukturen der proprialen Kurzwörter Schließlich soll noch ein kurzer Blick auf die bei den Eigennamen des schwedi‐ schen Zeitungskorpus vertretenen Silbenstrukturen geworfen werden. Wie auch im Fall der deutschen Eigennamen ist hier die Vielfalt an belegten Silben‐ strukturen größer als bei den Appellativa: Insgesamt sind 23 verschiedene Sil‐ benkombinationen verzeichnet. Die häufigste Silbenstruktur ist wie in Abbil‐ dung 69 dargestellt ein Zweisilber aus zwei offenen Silben (z. B. Saco < Sveriges akademikers centralorganisation ‚Zentralorganisation schwedischer Akade‐ miker‘), während alle anderen Strukturvarianten deutlich seltener sind. Abbildung 69: Verteilung der Silbenstrukturen bei den Eigennamen des schwedischen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern 4.2 Silbenstruktur 177 155 Zu dieser Struktur des geschlossenen Einsilbers gehören auch diverse Buchstabier‐ wörter, die Parteinamen abkürzen (siehe Kapitel 4.1.2), z. B. M < Moderata Samlings‐ partiet ‚Moderate Sammlungspartei‘. 4.3 Da knapp die Hälfte der im Zeitungskorpus belegten Eigennamen drei oder mehr Silben umfasst, verteilen sich die Belege natürlich auf eine größere Zahl an Sil‐ benkombinationen. Der im schwedischen appellativischen Kurzwortschatz be‐ liebte geschlossene Einsilber spielt bei den Eigennamen unter den Kurzwörtern eine deutlich kleinere Rolle. 155 Die Silbenstrukturen der Eigennamen sind also länger als im appellativischen Kurzwortschatz und enthalten einen höheren Anteil offener Silben, da die Eigennamen zu einem Großteil - zu über 90 % - aus Buchstabierwörtern bestehen. Doch auch wenn offene Silben bei schwedi‐ schen Eigennamen sehr präsent sind, bleibt ihr Anteil deutlich geringer als bei deutschen Eigennamen, während geschlossene Silben stärker vertreten sind. Vergleich mit dem Normalwortschatz Ein auf statistischen Auswertungen beruhender Vergleich mit dem schwedi‐ schen Normalwortschatz kann leider nicht vorgenommen werden, „weil eine Beschreibung der prototypischen Strukturprinzipien des Normalwortschatzes in der Form, wie sie Ronneberger-Sibold für das Deutsche ermittelt hat, nicht vorliegt.“ (Nübling 2001: 190) Man kann sich nur auf generelle Aussagen stützen, wonach der schwedische Normalwortschatz generell offene Silben bevorzugt (vgl. Nübling 2001: 190, Bannert 1998: 74). Da in den schwedischen Kurzwort‐ korpora dieser Arbeit ein eher ausgewogenes Verhältnis von offenen und ge‐ schlossenen Silben mit gewissen Tendenzen zu geschlossenen Silben beobachtet wurde, unterscheidet sich der schwedische Kurzwortschatz im Hinblick auf die Silbenstruktur also vom Normalwortschatz, allerdings bei weitem nicht in einer solchen Deutlichkeit, wie es im Deutschen der Fall ist. Silbenstrukturelle Prä‐ ferenzen sind demnach im schwedischen Kurzwortschatz weniger stark ausge‐ prägt als im deutschen, was ihn diesbezüglich flexibler erscheinen lässt. Vergleich der silbischen Eigenschaften deutscher und schwedischer Kurzwörter Die wesentlichen Unterschiede zwischen deutschen und schwedischen Kurz‐ wörtern, die in den vorigen Unterkapiteln bereits angerissen wurden, sollen im Folgenden nochmals zusammengefasst und erklärt werden. Im Hinblick auf Silbenzahlen, d. h. die konkrete Länge von Kurzwörtern, teilen das Deutsche und das Schwedische bei den Appellativa die Präferenz für 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 178 zweisilbige Kurzwörter, während Eigennamen tendenziell etwas länger sind (siehe Tabelle 67). Wortschatzbereich deutsch schwedisch Zeitungskorpus (Typenfrequenz) Kurzwörter gesamt 2,60 2,17 Appellativa 2,06 1,88 Eigennamen 2,86 2,43 Wörterbuchkorpus 2,16 1,75 Tabelle 67: durchschnittliche Silbenzahlen im deutschen und schwedischen Kurzwort‐ schatz Zumindest im Deutschen gilt die Präferenz für Zweisilber auch für den Nor‐ malwortschatz, mit einer durchschnittlichen Wortlänge von 2,55 ist sie dort al‐ lerdings weniger eindeutig als im Kurzwortschatz. Für den schwedischen Nor‐ malwortschatz existieren leider keine statistischen Auswertungen, doch Zweisilber dürften auch hier eine zentrale Rolle spielen. In beiden Sprachen rangieren in allen Kurzwortgruppen die Zweisilber vor kürzeren oder längeren Strukturen. Gewisse Unterschiede bestehen darin, wie stark die Tendenz zur Zweisilbigkeit ausgeprägt ist und in der durchschnittlichen Wortlänge. Für beide Untersuchungssprachen gilt demnach, dass Zweisilber eine optimale Struktur für die Kommunikation sind, da sie sowohl im Kurzals auch im Nor‐ malwortschatz markant vertreten sind. Im Unterschied zum Normalwortschatz sind sehr lange Formen mit mehr als drei Silben hingegen bei deutschen Kurz‐ wörtern sehr selten und bei schwedischen fast gar nicht vorhanden. Der Kurz‐ wortschatz konzentriert sich in beiden Sprachen auf ein bis drei Silben. Ganz offensichtlich wird mit dem Kurzwortschatz angestrebt, mit kürzeren Struk‐ turen als im Normalwortschatz erfolgreich zu kommunizieren. Bei der durchschnittlichen Wortlänge zeigt sich im schwedischen Kurzwort‐ schatz eine noch stärkere Tendenz zur Kürze als im deutschen. Je nach Wort‐ schatzbereich sind schwedische Kurzwörter 0,18 bis 0,43 Silben kürzer als deut‐ sche, da Einsilber häufig und längere, d. h. drei oder vier Silben umfassende, Kurzwörter sehr selten sind. Selbst bei Buchstabierwörtern, die durch die An‐ einanderreihung von Buchstabennamen prinzipiell eine beliebige Länge errei‐ chen können, werden die Bildungsmöglichkeiten längst nicht ausgeschöpft. Der deutsche Kurzwortschatz konzentriert sich dagegen deutlich weniger stark auf 4.3 Vergleich der silbischen Eigenschaften deutscher und schwedischer Kurzwörter 179 156 Für die ausführliche Darstellung dieses Sachverhalts siehe Kapitel 4.2.1.1. sehr kurze Konstruktionen, da etwa ein Viertel seiner Belege aus drei oder mehr Silben bestehen. Dass schwedische Kurzwörter tendenziell kürzer sind als deut‐ sche, spiegelt vermutlich die Situation im Normalwortschatz wider, wo im Schwedischen ebenfalls kürzere Lexeme vorherrschen dürften als im Deutschen. Aufgrund fehlender statistischer Untersuchungen zum schwedischen Normal‐ wortschatz kann dies wie bereits erwähnt allerdings nicht verifiziert werden. Dennoch ist davon auszugehen, dass dort Einsilber deutlich häufiger vor‐ kommen als im deutschen Normalwortschatz. Im Vergleich zum Deutschen zeigt das Schwedische also einen Hang zur Kürze, der sich im Kurz- und vermutlich auch im Normalwortschatz manifestiert. Deutlich größere Unterschiede zwischen den Untersuchungssprachen zeigen sich beim Auslaut von Kurzwörtern und der Silbenstruktur ganzer Kurzwörtert (siehe Tabelle 68). Wortschatzbereich deutsch schwedisch End‐ silben Silbenstrukturen ganzer Kurz‐ wörter End‐ silben Silbenstrukturen ganzer Kurz‐ wörter Zeitungs‐ korpus (Typenfrequenz) Kurz‐ wörter gesamt { {{{ < {{ < }{ < {}{ { ≈ } {{ < } < }{ < {} Appella‐ tiva { {{ < }{ < {{{ < { { ≈ } {{ < } < }{ < }} Eigen‐ namen { {{{ < {{ < {}{ < }{{ { ≈ } {{ < } < }{ < {} Wörterbuchkorpus { {{ < }{ < } < {{{ { ≈ } } < }{ < }} < {{ Tabelle 68: präferierte Silbenstrukturen deutscher und schwedischer Kurzwörter Im Hinblick auf Endsilben zeigen sämtliche deutschen Kurzwortschatzbereiche und Kurzworttypen klare Tendenzen zu offenen Silben, während im Schwedi‐ schen die Verteilung von vokalischem und konsonantischem Auslaut insgesamt eher ausgewogen und abhängig vom Kurzworttyp ist. Eine gewisse Ausnahme stellen in beiden Sprachen einsilbige Kurzwörter dar, die verstärkt geschlossene Silben nutzen. 156 Die Neigung zu geschlossenen Silben bei Einsilbern gilt auch für den deutschen Normalwortschatz (vgl. Ronneberger-Sibold 1992: 105) und 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 180 vermutlich auch für den schwedischen, wenngleich dazu keine Auswertungen vorliegen. Diese tendenzielle Übereinstimmung im Hinblick auf die Struktur von Einsilbern dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass bei nur einer einzigen vor‐ handenen Silbe das zur Verfügung stehende phonologische Material in beson‐ derem Maße maximal nutzbar gemacht werden muss. Da geschlossene Silben distinktiver sind, gewährleisten sie somit eine bessere Informationsübertra‐ gung. Bei der Betrachtung der Silbenstrukturen ganzer Kurzwörter zeigen deutsche Kurzwörter für sämtliche Wortschatzbereiche sowohl wortintern als auch am Wortende sehr klare Tendenzen zum Gebrauch offener Silben, wohingegen ge‐ schlossene Silben eindeutig dispräferiert werden. Schwedische Kurzwörter nutzen hingegen sowohl offene als auch geschlossene Silben. Die Thesen von Nübling (2001: 186 ff.) und Wahl (2002: 87), wonach das Schwedische eindeutige Präferenzen für geschlossene Silben aufweist, können daher anhand der grö‐ ßeren Datengrundlage der vorliegenden Arbeit nicht völlig bestätigt werden, da die hier für den gesamten schwedischen Kurzwortschatz festgestellten Ten‐ denzen deutlich schwächer ausgeprägt sind als die Tendenzen des deutschen Kurzwortschatzes. Allerdings stützen sich sowohl Nübling als auch Wahl auf deutlich kleinere Belegsammlungen und konzentrieren sich weitgehend auf Teilmengen der Kurzwörter, in erster Linie auf substantivische Kurzwörter im engeren Sinne, was die Allgemeingültigkeit ihrer Aussagen für den gesamten Kurzwortschatz einschränkt. Zudem wird nicht deutlich, wie systematisch ihre Belegsammlungen erstellt wurden. Nüblings Aussage „Im Vergleich zum deut‐ schen Kurzwortschatz kultiviert das Schwedische weitaus stärker den geschlos‐ senen Silbentyp“ (2001: 187) kann zwar durchaus bestätigt werden, da der Anteil geschlossener Endsilben im Schwedischen gegenüber dem Deutschen tatsäch‐ lich deutlich höher liegt, doch die zu beobachtenden Tendenzen sind im deut‐ schen Kurzwortschatz wesentlich stärker ausgeprägt als im schwedischen. Im Verhältnis zum Normalwortschatz besteht im Deutschen ein klarer Ge‐ gensatz zwischen Kurz- und Normalwortschatz, im Schwedischen findet da‐ gegen keine starke Abgrenzung statt. Während im schwedischen Normalwort‐ schatz offene Silben vorherrschen (vgl. Bannert 1998: 74), zeigt der Kurzwortschatz ein ausgewogeneres Bild, wobei die genaue Frequenz offener und geschlossener Silben vom Kurzworttyp abhängt. Der Kurzwortschatz weist also gewisse Unterschiede zum Normalwortschatz auf, allerdings handelt es sich dabei nur um leichte Tendenzen und nicht um starke Präferenzen wie im Deut‐ schen. Unterschiede zwischen den Einzelsprachen bestehen demnach sowohl in der Ausgestaltung der Präferenzen für die Silbenstrukturen von Kurzwörtern als auch darin, wie stark diese Präferenzen ausgeprägt sind. Der schwedische 4.3 Vergleich der silbischen Eigenschaften deutscher und schwedischer Kurzwörter 181 Kurzwortschatz ist folglich im Hinblick auf die Silbenstruktur flexibler und stärker integriert als der deutsche. Neben der Tatsache, dass die Kurzwortbildung in beiden untersuchten Spra‐ chen den Sprachbenutzern eine Möglichkeit bietet, Silbenstrukturen zu nutzen, die sich vom Normalwortschatz abheben, was wie erwähnt in unterschiedlich großem Umfang genutzt wird, soll im Folgenden erklärt werden, welche Vorteile offene Silben bei deutschen und geschlossene Silben bei schwedischen Kurz‐ wörtern mit sich bringen. Die offenen Kurzwortsilben des Deutschen entspre‐ chen der universell bevorzugten Silbenstruktur und sind generell die unmark‐ ierte Struktur (vgl. Hall 2000: 215). Offene Silben sind vorteilhaft für die Performanz der Sprachbenutzer, da sie leichter auszusprechen sind als geschlos‐ sene Silben und vom Hörer leichter analysiert werden können (vgl. Ronne‐ berger-Sibold 1992: 124). Des Weiteren sind sie offensichtlich kürzer als ge‐ schlossene Silben, was gerade für die Kurzwortbildung ein zusätzlicher Vorteil ist. Die zu beobachtende Flexionsarmut deutscher Kurzwörter (siehe Kapitel 5.1.2) dient auch dazu, die präferierte Struktur der offenen Endsilben zu erhalten. Genitiv und Plural werden höchstens durch -s markiert, in vielen Fällen jedoch gar nicht, und die wenigen Adjektive des Kurzwortschatzes wie depri < depri‐ miert oder logo < logisch sind sämtlich nicht flektierbar. Nübling (2001: 190) spricht in diesem Zusammenhang von Demorphologisierungstendenzen. Wenn deutsche Kurzwörter geschlossene Silben enthalten, befinden sich diese meist am Wortanfang, da dies die prominenteste Stelle des Wortes ist und der Vorteil geschlossener Silben, nämlich ihre Distinktivität, dort im Sinne der Informati‐ onsübertragung am meisten bewirken kann (vgl. Nübling 2001: 189). Angesichts der Vorteile, die offene Silben für die Performanz haben, und der Tatsache, dass das Schwedische diese im Normalwortschatz bereits nutzt, stellt sich die Frage, warum der schwedische Kurzwortschatz nicht ebenfalls stark mit offenen Silben operiert und welchen Vorzug geschlossene Silben bieten. Zum einen wird durch den verstärkten Einsatz geschlossener Silben auch im schwe‐ dischen Kurzwortschatz ein gewisser Gegensatz zum Normalwortschatz er‐ zeugt. Des Weiteren sehen Nübling (2001: 190 ff.) und Nübling/ Duke (2007: 240 ff.) einen Erklärungsansatz in der Flexionsmorphologie des Schwedischen, die im Gegensatz zum Deutschen auch bei Kurzwörtern erhalten bleibt (siehe Ka‐ pitel 5.2.2). Dabei ist der suffigierte Definitartikel unproblematisch, da es so‐ wieso unterschiedliche Allomorphe für konsonantischen Auslaut (-en im Utrum und -et im Neutrum) und vokalischen Auslaut (-n im Utrum und -t im Neutrum) des Substantivs gibt. Offene Endsilben bei Kurzwörtern und auch bei manchen Fremdwörtern können dagegen bei der Pluralbildung in einigen Fällen zu Schwierigkeiten führen (vgl. dazu auch Teleman 2003: 120). Die Wahl des Plu‐ 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 182 157 Die Pluralallomorphe des Schwedischen lauten -or, -ar -er, -r, -n oder -ø. Die Pluralen‐ dung -or tritt i. d. R. an zweisilbige Utra auf unbetontes -a wie krona - kronor ‚Krone‘. Die Pluralendung -ar tritt an diverse konsonantisch auslautende Utra sowie auf Utra auf unbetontes -e und einsilbige Utra mit Vokalendung wie by - byar ‚Dorf ‘. Den Plural mit -er bilden viele einsilbige Utra auf Konsonant wie sak - saker ‚Sache‘. Die Endung -r tritt an einige vokalisch auslautende Utra wie sko - skor. Das Pluralallomorph -n erhalten Neutra, die auf Vokal enden wie hjärta - hjärtan ‚Herz‘. Konsonantisch aus‐ lautende Neutra bleiben dagegen ohne Pluralendung, z. B. barn - barn ‚Kind‘, ebenso Utra mit gewissen Endungen, meist Berufs- oder Nationalitätsbezeichnungen, wie lä‐ kare - läkare ‚Arzt‘. 158 Eine ausführlichere Darstellung der Pluralbildung im schwedischen Normalwortschatz und Kurzwortschatz erfolgt in Kapitel 5.2. 159 Von dieser Unsicherheit bei vokalisch auslautenden Kurz- und Fremdwörtern zeugen auch zahlreiche Diskussionen in sprachpflegerischen Publikationen und Anfragen bei Språkrådet, ehemals Svenska Språknämnden, einer staatlichen Organisation zur Sprachpflege (vgl. dazu auch Molde 1978 und Mattson 1979). 160 Wie von Molde (1978: 8 f.) empfohlen. ralallomorphs 157 wird weitgehend von Genus und Stammauslaut des betreff‐ enden Substantivs gesteuert. 158 Durch diese regelhafte Pluralbildung ist es den Sprechern relativ leicht möglich, auch bei unbekannten Wörtern aus einer vor‐ liegenden Pluralform auf die zugrunde liegende Singularform zu schließen. Hier könnten nun Kurzwörter mit offenen Endsilben für Verwirrung sorgen. Die Neutra darunter lassen sich noch relativ einfach in das schwedische System eingliedern, indem Wörter mit vokalischem Auslaut das Suffix -n und Wörter mit konsonantischen Auslaut eine endungslose Pluralform erhalten. In Fällen von mehrsilbigen Utra auf unbetonten Vokal außer -a oder -e herrscht jedoch oft Unsicherheit ob der korrekten Pluralformen bzw. die Verwendung der exis‐ tierenden Pluralallomorphe könnten falsche Rückschlüsse auf die Grundform zulassen. 159 Würde beispielsweise zu bio < biograf ‚Kino‘ der naheliegende Plural *bior gebildet 160 , könnte man analog zu väska - väskor ‚Tasche‘ fälschlicherweise eine zugehörige Singularform * bia annehmen. Die alternative Pluralform *bioer enthielte dagegen einen unerwünschten Hiat, und eine endungslose Pluralform ist in der Regel konsonantisch auslautenden Neutra vorbehalten und wäre für bio nicht systemgemäß. Im konkreten Fall von bio besteht die Lösung in einem Ausweichplural. Im Fall der Pluralisierung wird die Vollform hinzugezogen und in den Plural gesetzt wird, was zu der Pluralform biografer führt. Hat ein Wort dagegen eine geschlossene Endsilbe, werden derartige Probleme von vornherein vermieden, da für die Sprachbenutzer relativ klar ist, welche Pluralform zu wählen ist. Da offene Silben andererseits aber wie erwähnt offensichtlich Per‐ formanzvorteile bieten, werden sie im schwedischen Kurzwortschatz trotzdem genutzt und nicht etwa in dem Maße vermieden wie geschlossene Silben im 4.3 Vergleich der silbischen Eigenschaften deutscher und schwedischer Kurzwörter 183 161 Dass das Schwedische neben dem Druckakzent auch einen musikalischen Akzent in Form von akutem oder gravem Akzent besitzt, soll in diesem Zusammenhang außer Acht bleiben. 4.4 deutschen Kurzwortschatz. Dies könnte ein Grund dafür sein, weshalb die sil‐ benstrukturellen Verhältnisse im Schwedischen sehr viel ausgewogener sind als im Deutschen. Weitere Aspekte Diverse weitere interessante phonologische Aspekte der Kurzwortbildung können im Rahmen dieser Arbeit leider nur sehr grob angerissen und nicht anhand der Korpora systematisch untersucht werden, wären aber in zukünf‐ tigen Arbeiten zum schwedischen Kurzwortschatz eine eingehendere Betrach‐ tung wert. Von Interesse wäre beispielsweise eine ausführliche Untersuchung der Ak‐ zentmuster deutscher und schwedischer Kurzwörter (vgl. dazu auch Ronne‐ berger-Sibold 1992: 57 f. und 71 f. für das Deutsche). Die Bildungsweise von Kopf- und Endwörtern scheint darauf ausgelegt zu sein, einen möglichst salienten Teil der Vollform zu erhalten, was entweder der Anfangsteil oder der Akzent tra‐ gende Teil sein kann. Kopfwörter etwa haben sowohl im Deutschen als auch im Schwedischen vornehmlich Initialakzent. 161 In beiden Sprachen gilt für diesen Kurzworttyp, dass überwiegend Vollformen nicht-nativen Ursprungs gekürzt werden, die keinen Initialakzent haben. Im Rahmen des Kürzungsvorgangs wird der Akzent dann beim Kopfwort zum Initialakzent wie bei dt. 'Akku < Akku‐ mu'lator, 'Tacho < Tacho'meter, 'Schoko < Schoko'lade und schwed. 'metta < me‐ ta'don ‚Methadon‘, 'korre < korrespon'dent ‚Korrespondent‘, cigg < ciga'rett ‚Zi‐ garette‘. Dadurch bleibt der Anfangsteil der Vollform erhalten, sodass der Wortbeginn von Kurz- und Vollform eine maximale Ähnlichkeit aufweist, was dem Hörer die Perzeption erleichtert. Bei schwedischen Endwörtern scheint dagegen stets die betonte Silbe der Vollform erhalten zu bleiben wie bei sessa < prin'sessa ‚Prinzessin‘, bil < auto‐ mo'bil ‚Auto‘, kopter < heli'kopter ‚Helikopter‘. Der Vorteil des identischen Wort‐ beginns von Kurzwort und Vollform ist bei Endwörtern nicht vorhanden, wo‐ durch es für den Hörer schwieriger ist, den Zusammenhang mit der Vollform herzustellen. Wie zum Ausgleich für diese Perzeptionserschwernis beginnt das Endwort stattdessen mit der prominentesten - nämlich der Akzent tragenden - Silbe der Vollform, was dem Hörer wiederum die Perzeption erleichtert. Im 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 184 162 Interessant ist jedoch, dass manche Kleinkinder während des Spracherwerbs für eine gewisse Zeit appellativische Endwörter produzieren, z. B. Lade < Schokolade, Sik < Musik (eigene Beobachtung). In diesen Fällen bleibt ebenfalls der Akzent tragende Teil der Vollform erhalten. Dies gilt auch für den Bereich der Rufnamen, in dem im Deutschen Endwörter gebildet werden, z. B. Tina < Bettina, Hannes < Johannes. Deutschen sind Endwörter dagegen so selten, dass man kaum von einem pro‐ duktiven Typ für Appellativa ausgehen kann. 162 Buchstabierwörter haben in beiden Sprachen Finalakzent, vgl. dt. AB 'M < Ar‐ beitsbeschaffungsmaßnahme, MP 'U < medizinisch-psychologische Untersuchung, schwed. bv'c < barnavårdscentral ‚Kinderfürsorgeamt‘, G'D <generaldirektör ‚Ge‐ neraldirektor‘. Im Deutschen kann sich der Akzent bei häufigem Gebrauch des entsprechenden Kurzworts schließlich auf die Erstsilbe verlagern oder es können zwei Akzentmuster parallel existieren, wie etwa im Fall von ' LKW / LK 'W < Lastkraftwagen geschehen ist. Leider ist an dieser Stelle kein Raum, um diesem Phänomen systematisch nachzugehen. Ein weiterer interessanter Aspekt aus dem Bereich der Phonologie betrifft die Vokalverteilung im Kurzwortschatz. Im deutschen Normalwortschatz ist der mittlere Zentralvokal Schwa der häufigste Vokal; im Kurzwortschatz kommt er dagegen außer in einigen elliptischen Kürzungen wie Pille < Antibabypille kaum vor. Stattdessen tauchen in deutschen Kurzwörtern auch in unbetonter Silbe Vollvokale wie o - i - a auf (z. B. Mikro < Mikrofon, Quali < Qualifikation, Reha < Rehabilitation), was im Normalwortschatz seit der Nebensilbenabschwächung im Mittelhochdeutschen kaum der Fall ist. Eine ausführliche Darstellung dieses Sachverhalts und der genauen Phonemverteilung findet sich in Ronneberger-Si‐ bold (1992: 123 ff.). Ein wichtiger Grund für die Häufung von Vollvokalen im deutschen Kurzwortschatz ist neben der Abgrenzung vom Normalwortschatz auch die Tatsache, dass sehr häufig bereits die dem Kurzwort zugrunde liegende Vollform nicht der typischen deutschen Lautstruktur mit Reduktionssilben im Auslaut entspricht. Es handelt sich also um eine wechselseitige Beziehung zwi‐ schen dem Ausgangsmaterial und der Outputorientierung der Kurzwortbildung. Die Vollformen deutscher Kurzwörter, vor allem der Kurzwörter im engeren Sinne, sind in vielen Fällen Fremdwörter, die besagte Vollvokale bereits ent‐ halten, wodurch es naheliegt, dass diese Vokale auch in das Kurzwort über‐ nommen werden. Andererseits wird im Sinne einer Outputorientierung ohnehin angestrebt, dass sich Kurzwörter vom zentralen Wortschatz, der im Auslaut Re‐ duktionssilben bildet, unterscheiden. Da Fremdwörter zudem oft viele Silben umfassen und für viele Sprecher kompliziert auszusprechen sind, sind sie in verschiedener Hinsicht äußerst attraktive Kandidaten für die Vollformen von 4.4 Weitere Aspekte 185 163 Die Lautstruktur ist natürlich nicht der einzige Grund, weshalb zu einem Lexem ein Kurzwort gebildet wird. Da es an dieser Stelle jedoch um phonologische Aspekte geht, werden semantische und pragmatische Aspekte der Kurzwortbildung nicht berück‐ sichtigt. Kurzwörtern. 163 Für das Schwedische ist die Frage der Vokalverteilung jedoch weniger relevant, da sich dort kein reduzierter Nebensilbenvokalismus entwi‐ ckelt hat und folglich Vollvokale auch in Nebensilben nicht ungewöhnlich sind (vgl. Kürschner 2008: 64). In Kapitel 6.4 wird dieser Sachverhalt nochmals auf‐ gegriffen. 4. Phonologische Eigenschaften von Kurzwörtern 186 164 In etlichen Fällen gehört ein Kurzwort einer anderen Kategorie an als seine Vollform. So ist die Nominalphrase multinationaler Konzern die Grundlage für das Kopfwort Multi, das lediglich ein Nomen und keine ganze Phrase ist. 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern Während phonologische Aspekte der Kurzwortbildung vor allem seit Ronne‐ berger-Sibold (1992) in den letzten Jahren zu Recht einige Aufmerksamkeit er‐ fahren haben, stand die Grammatik von Kurzwörtern, wie zum Beispiel ihre Flexion, ihr Genus und ihr syntaktisches Verhalten, bislang deutlich weniger im Fokus. Zwar wurden bereits seit Bergstrøm-Nielsen (1952) gewisse Punkte, wie die Wortbildungsmöglichkeiten von Kurzwörtern oder ihre vom Normalwort‐ schatz abweichende Flexion, wiederholt angesprochen und von Ronne‐ berger-Sibold (2007) eine ausführlichere Analyse der grammatischen Merkmale deutscher Kurzwörter vorgelegt, die auch auf funktionale Aspekte der Kurz‐ wortgrammatik eingeht. Dennoch liegt der Fokus der meisten existierenden Arbeiten zu Kurzwörtern im Deutschen oder Schwedischen auf anderen - meist typologischen - Gesichtspunkten, wobei grammatische Fragen nur angerissen werden. Eine systematische Untersuchung grammatischer Aspekte auf der Grundlage einer größeren Datenbasis fehlt bislang. Zur Schließung dieser Lücke trägt die vorliegende Arbeit bei. Aus praktischen Gründen ist es leider nicht möglich, sämtliche interessanten Aspekte des grammatischen Verhaltens von Kurzwörtern, derer es vom Flexionsverhalten über Wortbildungsmöglichkeiten mit Kurzwörtern und Kategoriewechsel 164 viele gibt, zu beleuchten. Statt ver‐ schiedene Punkte lediglich anzureißen, soll daher nur ein grammatischer As‐ pekt, nämlich die Pluralbildung substantivischer Kurzwörter, herausgegriffen und eingehender untersucht werden. Die Pluralbildung eignet sich für dieses Vorgehen besonders gut, da die beiden Untersuchungssprachen hier ein sehr unterschiedliches Verhalten zeigen und zudem die phonologische Struktur eines Substantivs in beiden Sprachen einen der Einflussfaktoren auf die Pluralmar‐ kierung darstellt. Um die Pluralbildung bei Kurzwörtern einordnen zu können, ist es not‐ wendig, zunächst die Möglichkeiten der regulären Pluralbildung im Normal‐ wortschatz darzustellen. Da sich die vorliegende Arbeit primär mit Kurzwort‐ bildung beschäftigt, ist in diesem Kapitel jedoch kein Raum für eine ausführliche Diskussion der vielfältigen theoretischen Ansätze zur deutschen und schwedi‐ 5.1 5.1.1 schen Pluralbildung, sondern es muss bei einem kurzen Abriss der Pluralbildung im Normalwortschatz bleiben. Daher soll in diesem Kapitel in je einem eigenen Unterkapitel die Pluralbildung im deutschen bzw. schwedischen Normalwort‐ schatz grob skizziert werden, ehe die Pluralformen der in den Korpora ver‐ zeichneten substantivischen Kurzwörter analysiert werden und ihre Verteilung erläutert wird. Auf dieser Grundlage wird schließlich die Pluralmarkierung des Kurzwortschatzes mit derjenigen des Normalwortschatzes verglichen, bevor ein Vergleich zwischen deutschen und schwedischen Kurzwörtern gezogen wird. Besonders im Deutschen zeigt sich dabei, dass die besondere phonologische Struktur von Kurzwörtern und ihre Stellung im Wortschatz die Markierung der Pluralformen beeinflusst, da Phonologie und Flexion im Bereich der Pluralbil‐ dung eng miteinander verwoben sind. Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter Wie im Folgenden deutlich werden wird, unterscheidet sich die Pluralmarkie‐ rung bei den Substantiven aus den deutschen Kurzwortkorpora deutlich von den im Normalwortschatz gängigen Pluralmarkierungen. Während im Normal‐ wortschatz Pluralformen überwiegend dermaßen gebildet werden, dass die Wortform auf eine Reduktionssilbe - also eine Silbe mit Schwa, vokalischem / r/ oder einem silbischen Konsonanten - endet (vgl. Neef 1998a: 30), gilt diese Präferenz für den Kurzwortschatz offensichtlich nicht. Dort herr‐ schen mit -s suffigierte Pluralformen vor, die zudem meist einen Vollvokal in der Endsilbe aufweisen. Des Weiteren spielt auch der Nullplural eine Rolle, wobei ich zeigen werde, dass man bei endungslosen Pluralformen zwei unter‐ schiedliche Phänomene unterscheiden muss. Die Pluralbildung im deutschen Normalwortschatz An dieser Stelle sollen die Regularitäten der Numerusflexion bei deutschen Sub‐ stantiven kurz dargestellt werden. Die Substantivflexion ist ein weites und viel diskutiertes Forschungsfeld, dessen Aufarbeitung an dieser Stelle eindeutig zu weit führen würde. Ausführliche und teils kontroverse Diskussionen zum deut‐ schen Pluralsystem finden sich beispielsweise in Werner (1969), Augst (1975), Augst (1979), Mugdan (1977), Köpcke (1993), Wegener (1995), Neef (1998a) und Kürschner (2008). Für den Kontext der vorliegenden Arbeit reicht es aus darzu‐ legen, auf welche Art der Plural an deutschen Substantiven markiert werden 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 188 165 Vgl. dazu den Vergleich von Pluralallomorphie in zehn germanischen Sprachen in Dammel/ Kürschner/ Nübling (2010). Kriterien zur Bestimmung der Komplexität sind dort neben der Zahl der Allomorphe auch die Frage nach der Komplexität der einge‐ setzten Techniken sowie der Konditionierung der Pluralmarkierung. So ist Grundform‐ flexion weniger komplex als Stammflexion, Nullmarkierung oder eine Fusion von Kasus- und Numerus-Suffixen, und Auslautkonditionierung ist weniger komplex als semantische Konditionierung oder Genuskonditionierung. 166 Die Gegenüberstellung von Singular- und Pluralformen erfolgt in der vorliegenden Ar‐ beit anhand der Notation mit Gedankenstrich. Angegeben werden stets die Nomi‐ nativ-Singular-Form und die Nominativ-Plural-Form. kann, um eine Grundlage für den anschließenden Vergleich mit den Pluralmar‐ kierungen der Kurzwörter aus den Korpora dieser Arbeit zu erarbeiten. Das deutsche Flexionssystem ist relativ komplex 165 und bietet verschiedene Möglichkeiten der Pluralmarkierung. In den meisten Fällen erfolgt einerseits eine Pluralmarkierung direkt am Substantiv, was durch Suffigierung, Umlaut oder eine Kombination beider Prozesse geschehen kann, wobei auch Plural‐ formen möglich sind, die mit der entsprechenden Singularform formal identisch sind. Die Markierung am Substantiv erfolgt in den meisten Fällen durch Grund‐ formflexion anhand verschiedener Pluralsuffixe (z. B. Schiff - Schiffe, Katze - Katzen, Kind - Kinder). Es gibt jedoch auch Fälle von Stammflexion, da Umlaut als Pluralmarker morphologisiert ist und alleine (z. B. Garten - Gärten) oder in Verbindung mit einem Suffix (z. B. Maus - Mäuse, Mann - Männer) den Plural anzeigen kann. Neben der Markierung am Substantiv selbst zeigen auch die Pluralform des bestimmten Artikels und die Kongruenz von in der Nominal‐ phrase enthaltenen Adjektiven den Numerus an. So wird in der Nominalphrase die braunen Hunde der Plural gleich an drei Stellen markiert: am Substantiv selbst durch Suffigierung, am Artikel und am kongruierenden Adjektiv. In dem hier relevanten Zusammenhang mit Kurzwortbildung reicht es jedoch aus, die Mar‐ kierung direkt am Substantiv zu betrachten, da sich Unterschiede zwischen Kurz- und Normalwortschatz allein in diesem Bereich manifestieren und das Verhalten bei Artikelgebrauch und Numeruskongruenz in der Nominalphrase in beiden Bereichen des Lexikons identisch ist. Bei einer rein strukturalistischen Betrachtungsweise und unter Ausschluss von unregelmäßigen Pluralformen wie Atlas - Atlanten  166 ergeben sich zunächst neun verschiedene Möglichkeiten, wie der Plural an einem deutschen Substantiv gekennzeichnet werden kann (siehe Tabelle 69). 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 189 167 Beim Nullplural gibt es unterschiedliche Meinungen dazu, ob technisch ein eigenes Nullsuffix -Ø anzusetzen ist. Diese Frage ist an dieser Stelle jedoch letztlich unerheblich; von Bedeutung ist, dass es im deutschen Normalwortschatz endungslose Pluralformen gibt (z. B. Kuchen - Kuchen). Die Verwendung des Zeichens Ø im Rahmen dieser Arbeit dient lediglich der Kennzeichnung des endungslosen Plurals ohne Aussage darüber, wie dieser theoretisch zu bewerten ist. Pluralmarkierung Genus Beispiel -en v. a. Feminina, schwache Masku‐ lina Last - Lasten -n v. a Feminina, schwache Masku‐ lina Katze - Katzen -e v. a. Maskulina, Neutra Hund - Hunde -e + Umlaut v. a. Maskulina Turm - Türme -er v. a. Maskulina, Neutra Kind - Kinder -er + Umlaut v. a. Maskulina, Neutra Wald - Wälder -Ø v. a. Maskulina, Neutra Balken - Balken -Ø + Umlaut v. a. Maskulina, Neutra Apfel - Äpfel -s sämtliche Genera Opa - Opas Tabelle 69: Möglichkeiten der Pluralmarkierung deutscher Substantive Allerdings weisen manche dieser neun Möglichkeiten der Pluralmarkierung einen engen Zusammenhang auf und lassen sich zusammenfassen, wobei die Zahl der Pluralallomorphe in der Literatur sehr unterschiedlich angegeben wird. So wird beispielsweise das Allomorph -(e)n zuweilen als zwei separate Allo‐ morphe -n und -en aufgefasst (z. B. in Duden 2006b: 182). Die unterschiedlichen Angaben zur Menge der deutschen Pluralallomorphe lässt sich dadurch er‐ klären, dass verschiedene Autoren einen unterschiedlichen Allomorphiebegriff zugrunde legen, ohne dass dies deutlich wird, da stets nur von „Allomorphen“ die Rede ist. Grundsätzlich lassen sich ein formaler und ein inhaltlicher Mor‐ phembegriff unterscheiden, was für die Interpretation des Terminus „Allo‐ morph“ von Relevanz ist (siehe dazu auch Kürschner 2008: 13). Bei einem in‐ haltlich basierten Morphembegriff werden für das Deutsche die Suffixe -en, -n, -e, -er, -Ø  167 und -s als Allomorphe des Morphems {Plural} eingeordnet, da durch sie das inhaltliche Konzept des Plurals sprachlich realisiert wird. Bei diesem Vorgehen bleibt jedoch völlig unberücksichtigt, dass beispielsweise -en und -n 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 190 in komplementärer Distribution stehen. Die Verteilung der Varianten hängt davon ab, ob das betreffende - meist feminine - Substantiv auf Konsonant (außer -el und -er) auslautet, in welchem Fall -en zum Zuge kommt wie bei Last - Lasten; nach Vokal (außer Diphthong) oder -el oder -er steht hingegen -n wie in Katze - Katzen. Dieser phonologische Zusammenhang zwischen -en und -n wird bei einem rein inhaltlich basierten Ansatz nicht beachtet, und -en steht dort schlicht als gleichwertige Variante neben -n, -e, -er, -Ø und -s. Ein formal ba‐ sierter Ansatz ordnet dagegen -en und -n als Allomorphe des Basismorphems -(e)n ein, stellt jedoch keine Beziehung zu dem variantenlosen Suffix -er oder zu -e her, die in diesem Ansatz eigene Morpheme darstellen, obgleich eindeutige inhaltliche Bezüge vorliegen. Eine Lösung für dieses Dilemma erarbeitet Kürschner (2008: 14 ff.) in Anlehnung an Haspelmath (2002: 28 f.). Dort werden inhaltliche und formale Aspekte zusammengeführt und „suppletive“ von „pho‐ nologischen Allomorphen“ unterschieden. Suppletive Allomorphe haben keinen phonologischen, aber einen inhaltlichen Bezug zueinander, in diesem Fall, dass sie an einem Substantiv Plural markieren. Auf einer untergeordneten Ebene werden des Weiteren phonologische Allomorphe unterschieden, die pho‐ nologisch aufeinander bezogen und komplementär distributiert sind, wie im Deutschen die phonologischen Allomorphe - en und -n des suppletiven Allo‐ morphs -(e)n. „Der Begriff des suppletiven Allomorphs erlaubt damit, unter‐ schiedlichste Verfahren zur Kennzeichnung der gleichen Funktion zu be‐ zeichnen und zueinander in Bezug zu setzen, ohne dass die Verfahren dabei Probleme für den Allomorphiebegriff mit sich bringen.“ (Kürschner 2008: 16) Diese differenzierte Betrachtungsweise von Allomorphie soll auch für die vor‐ liegende Arbeit übernommen werden. Tabelle 70 illustriert in Anlehnung an Kürschner (2008: 14) die beiden Arten von Allomorphen anhand deutscher Bei‐ spiele. Zur Vereinfachung ist Umlaut in dieser Darstellung nicht berücksichtigt; abhängig vom theoretischen Standpunkt wäre es jedoch möglich, ihn als pho‐ nologisches Allomorph bei den verschiedenen Suffixen zu integrieren oder als eigenes suppletives Allomorph anzusetzen. Morphem {Plural} Suppletive Allomorphe -er -(e) -(e)n -s Phonologische Allomorphe / ɐ/ Kinder / ə/ Tische / n/ Katzen / s/ Omas / -/ Löffel / ən/ Frauen Tabelle 70: Suppletive und phonologische Pluralallomorphe des Deutschen 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 191 Die Verteilung der verschiedenen Mittel der Pluralmarkierung ist zwar sehr komplex, jedoch nicht arbiträr. Verschiedene Aspekte können die Wahl einer Pluralmarkierung beeinflussen (vgl. dazu detailliert auch Kürschner 2008: 17 f. und 200 ff.). Im Wesentlichen hängt die Pluralform deutscher Substantive von Genus und lautlicher Gestalt des jeweiligen Substantivs ab. Generell ist bei der Numerusflexion deutscher Substantive eine Opposition zwischen Feminina und Nicht-Feminina zu beobachten. So tritt das Pluralsuffix -(e)n vor allem an Fe‐ minina, während Maskulina und Neutra ihre Pluralformen meist mit -e, -Ø oder -er kennzeichnen, wobei hier in manchen Fällen zusätzlich Umlaut auftritt. Genus ist jedoch nicht der einzig wirksame Konditionierungsfaktor. Zum einen sind für ein Genus mehrere suppletive Pluralallomorphe möglich, deren Vertei‐ lung anhand weiterer Faktoren bestimmt wird. Andererseits können in man‐ chen Fällen sonstige Merkmale zu einer Pluralmarkierung führen, die der durch das Genus regulär konditionierten Markierung widerspricht. So können mor‐ phologische Merkmale wie Derivationssuffixe ein bestimmtes Pluralsuffix ver‐ langen. Das Wortbildungssuffix -nis führt beispielsweise unabhängig vom Genus immer zu einer Pluralmarkierung mit -e, vgl. das Geheimnis - die Ge‐ heimnisse, die Bedrängnis - Bedrängnisse. Auch semantische Merkmale können bestimmte Pluralmarkierungen kondi‐ tionieren. Die Klasse der sogenannten schwachen Maskulina im Deutschen, deren Mitglieder überwiegend das semantische Merkmal [+belebt] aufweisen, konditioniert das ansonsten überwiegend auf Feminina angewandte Pluralsuffix -(e)n, z. B. der Junge - Jungen, der Bär - Bären. Das Kriterium der Belebtheit trifft allerdings nicht auf alle Fälle zu (vgl. der Automat - Automaten) und kann daher nicht der einzig ausschlaggebende Konditionierungsfaktor sein. Schließlich können phonologische Faktoren bei der Wahl der Pluralmarkie‐ rung eine Rolle spielen. In einigen Sprachen sind prosodische Merkmale wie die Silbenzahl des Stammes oder die Akzentposition von Bedeutung für die Wahl eines Pluralsuffixes; diese kann jedoch auch vom Auslaut abhängen. Im Nie‐ derländischen ist beispielsweise die Silbenzahl der konditionierende Faktor: Während Einsilber den Plural durch Suffigierung von -en markieren, tritt -s an die meisten Zweisilber; des Weiteren ist bei Mehrsilbern auf -e auch -n möglich (vgl. Dammel/ Kürschner/ Nübling 2010: 608). Die Pluralsuffixe des Niederländi‐ schen sind also so verteilt, dass die erzeugten Pluralformen wie auch im Deut‐ schen möglichst eine trochäische Gestalt aufweisen. Im Deutschen gilt für alle Genera, dass die Pluralform bei nativen Substan‐ tiven so gebildet wird, dass in der Regel eine Wortstruktur aus betonter Silbe mit Vollvokal gefolgt von einer unbetonten Silbe ohne Vollvokal entsteht, also eine trochäische Struktur mit Reduktionssilbe. Neef (1998a: 34 ff.) führte dafür 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 192 den Begriff des „Reduktionssilbenplurals“ ein, der einen Trochäus mit schwa‐ haltiger Endsilbe als Output anstrebt. Beim Reduktionssilbenplural sind die suppletiven Pluralallomorphe abhängig vom Genus verteilt; es unterscheiden sich dabei wie oben dargelegt in erster Linie Feminina von Nicht-Feminina (vgl. Dammel/ Kürschner/ Nübling 2010: 600). Allerdings decken die Pluralmarkie‐ rungsmöglichkeiten des Reduktionssilbenplurals nicht den gesamten deutschen Wortschatz ab. Neben dem Reduktionssilbenplural existiert ein weiterer Plu‐ raltyp, der Pluralformen durch Suffigierung von -s kennzeichnet und vor allem in peripheren Teilen des deutschen Wortschatzes wie bei Fremdwörtern (z. B. Date - Dates), Onomatopoetika (z. B. Kuckuck - Kuckucks) und bei auf Vollvokal auslautenden Substantiven (Oma - Omas) zum Einsatz kommt. Die Eigen‐ schaften des s-Plurals, die sich fundamental von denen des Reduktionssilben‐ plurals unterscheiden, werden detaillierter in Kapitel 5.1.2 im Zusammenhang mit der Pluralisierung von Kurzwörtern erörtert. Zuletzt sind irreguläre Pluralformen zu nennen, bei denen keiner der oben genannten Konditionierungsfaktoren greift (z. B. Pharao - Pharaonen, Visum - Visa). Bei diesen unregelmäßigen Pluralisierungen, die sich in der Regel auf Fremdwörter beschränken, bezieht sich die Konditionierung direkt auf das je‐ weilige Lexem. Die Pluralform kann nicht anhand äußerer Faktoren wie Genus, morphologischer Struktur oder Prosodie erschlossen werden, sondern muss mit dem Substantiv gelernt werden. Es handelt sich also um lexikalische Konditio‐ nierung. Eine Übersicht über die verschiedenen im Deutschen wirksamen Kon‐ ditionierungsfaktoren für die Pluralmarkierung bietet Tabelle 71 nach Kürschner (2008: 17). Konditionierungsfaktor Zuweisungskriterium lexikalische Konditionierung idiosynkratische Zuweisung Genuskonditionierung Genus semantische Konditionierung semantische Merkmale, z. B. Belebtheit morphologische Konditionierung morphologische Aspekte, z. B. Wortbil‐ dungssuffixe phonologische Konditionierung Prosodie (z. B. Silbenzahl, Akzentposition) Auslaut Tabelle 71: Konditionierungsfaktoren für die Selektion von Pluralmarkierungen 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 193 168 Das Pluralsuffix -er ist heute nicht mehr produktiv. Da es aber bei vielen dem Nähebe‐ reich zuzuordnenden Substantiven wie Mann - Männer, Kind - Kinder auftritt, die eine sehr hohe Tokenfrequenz aufweisen, ist es dennoch stabil und nicht unmittelbar davon bedroht, abgebaut und durch andere Allomorphe ersetzt zu werden. Über diese knappe Darstellung der Möglichkeiten der Pluralbildung im deut‐ schen Normalwortschatz hinaus ist an dieser Stelle kein Raum für eine aus‐ führliche Diskussion der deutschen Pluralbildung und der Produktivität diverser Allomorphe. Um die für diese Arbeit relevante Gegenüberstellung von Normal- und Kurzwortschatz vornehmen zu können, reicht die Feststellung aus, dass im Normalwortschatz die Pluralallomorphe des Reduktionssilbenplurals -(e)n, -er  168 , -(e) und außerdem das Pluralsuffix -s vorkommen. Das Suffix -e und der Nullplural werden wie in Tabelle 70 dargestellt häufig zu einem suppletiven Allomorph mit komplementär distributierten phonologischen Allomorphen zu‐ sammengefasst, vgl. beispielsweise von Wegener (1995: 18), Neef (1998b: 245), Ronneberger-Sibold (2004: 1268 f.), da der Nullplural bei Nicht-Feminina dann eingesetzt wird, wenn die Singularform bereits auf eine Reduktionssilbe endet (z. B. der Spaten - Spaten) und sonst -e suffigiert wird (z. B. der Tisch - Tische). Feminina haben nie eine endungslose Pluralform, da in ihrem Fall die Nomina‐ tivform des bestimmten Artikels die im Singular und im Plural identische Formen aufweist. Da der Artikel also bei Feminina nicht zur Numerusidentifi‐ kation beitragen kann, erfordern feminine Substantive eine overte Pluralmar‐ kierung am Substantiv. Bei den Suffixen -e, -er und -Ø kann zusätzlich Umlaut auftreten. Auch beim Umlaut gibt es Regularitäten; so führt das Suffix -er bei umlautfähigem Vokal immer zu Umlaut (z. B. das Haus - Häuser, aber mit nicht umlautfähigem Vokal das Kind - Kinder), -(e)n hingegen nie. Bei -(e) ist Umlaut dagegen fast aus‐ schließlich bei Maskulina und Feminina möglich (die Laus - Läuse), tritt jedoch bei Maskulina auch bei umlautfähigem Vokal nicht immer ein (vgl. der Hund - Hunde), vgl. z. B. Mugdan 1977: 79 ff., Wegener 1995: 18, Neef 1998b: 252 f.). Wie gezeigt wurde, herrscht im deutschen Normalwortschatz durch diese Vielfalt an Markierungsmöglichkeiten eine große Varianz. In Duden (2006b: 226) ist eine auf der Arbeit von Mugdan (1977: 97) beruhende Häufigkeitsver‐ teilung angegeben, wonach die häufigsten Pluralformen sowohl im Wörterbuch, d. h. nach Typenfrequenz, als auch in den von Mugdan ausgewerteten Texten, d. h. nach Tokenfrequenz, -(e)n, -e und der Nullplural sind. Mugdan (1977: 97) führt die Werte für die verschiedenen Pluralendungen im Zusammenhang mit Kasusflexion auf. Da dieses Kapitel jedoch ausschließlich die Kennzeichnung des Plurals und nicht die Substantivflexion an sich behandelt, wurde dieser As‐ 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 194 pekt außer Acht gelassen und Mugdans Werte für die einzelnen Pluralendungen addiert und in Tabelle 72 zusammengefasst. Pluralendung Typenfrequenz Tokenfrequenz -(e)n 56,5 % 55,0 % -e 23,9 % 31,2 % -Ø 13,3 % 9,5 % -er 2,3 % 3,1 % -s 2,6 % 0,92 % Tabelle 72: Häufigkeiten deutscher Pluralendungen nach Mugdan 1977 Das Suffix -e und der Nullplural werden hier separat aufgeführt, weil für sie eigene Werte angegeben waren und sich eine detaillierte Darstellung anbietet. Außerdem spielt der Nullplural im Zusammenhang mit der Pluralisierung von Kurzwörtern eine wichtige Rolle, weshalb die Angaben zu seiner Rolle im Nor‐ malwortschatz von Relevanz sind. Man kann jedoch natürlich auch die Werte für -e und -Ø addieren, wodurch noch deutlicher wird, dass dieses Allomorph -(e) zusammen mit -(e)n das zentrale Mittel der Pluralmarkierung im deutschen Normalwortschatz ist. In der Häufigkeit weit abgeschlagen liegen die Allo‐ morphe -er (z. B. Kind - Kinder) und -s (z. B. Kamera - Kameras). Formen mit Umlaut sind leider nicht separat aufgeführt. Von besonderer Bedeutung für den Vergleich zum Kurzwortschatz ist dabei, dass das Pluralallomorph -s im Normalwortschatz sowohl bei der Typenals auch bei der Tokenfrequenz an letzter Stelle rangiert. In Mugdans Texten kommt es bei weniger als einem Prozent der Substantive vor, und auch in seinem Wör‐ terbuchkorpus macht es nur 2,6 % der Pluralmarkierungen aus. Der s-Plural ist also zwar durchaus Teil des deutschen Flexionssystems, so tritt er an native und nicht-native Wörter auf betonten oder unbetonten Vollvokal oder Diphthong (z. B. Oma - Omas, Nackedei - Nackedeis, Menü - Menüs), allerdings ist er be‐ sonders im Vergleich zu den häufigen Suffixen -(e)n und -(e) bei Weitem nicht die Standardform, sondern beschränkt sich auf gewisse Randbereiche des Lexi‐ kons wie Fremdwörter. Das Suffix -s hebt sich auch dadurch von den anderen Möglichkeiten der Pluralmarkierung ab, dass es nie an Reduktionssilben tritt und auch im Gegensatz zu den schwahaltigen Pluralsuffixen keine erzeugt. „[Es] hält gegenüber dem Reduktionssilbenplural die phonologische Struktur der 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 195 5.1.2 Basis konstant, d. h. es führt nicht zu Resilbifizierungen und hebt die Auslaut‐ verhärtung nicht auf.“ (Dammel/ Kürschner/ Nübling 2010: 602) Wie sich im Fol‐ genden zeigen wird, macht gerade dieser Aspekt das s-Allomorph zu einem ge‐ eigneten Kandidaten für die Pluralisierung von Kurzwörtern und stellt im Kurzwortschatz die zentrale Variante der Pluralmarkierung dar. Die Pluralbildung im deutschen Kurzwortschatz Das Allomorph -s ist in beiden deutschen Korpora die mit Abstand häufigste Pluralendung (z. B. Deo < Deodorant - Deos), wie aus den Abbildungen 70 und 71 ersichtlich wird, die die Verteilung der verschiedenen Möglichkeiten der Plu‐ ralmarkierung bei den appellativischen Substantiven der deutschen Kurzwort‐ korpora veranschaulichen. Diese Angaben basieren auf den Korpusbelegen, be‐ ziehen sich jedoch nicht auf konkrete im Text vorkommende Pluralformen. Bei der Erstellung der Zeitungskorpora wurden vielmehr die reinen Lemmata er‐ fasst, nicht die konkreten Vorkommen von Singular- oder Pluralformen der je‐ weiligen Kurzwörter. Zu jedem substantivischen Korpusbeleg wurde notiert, in welcher Art und Weise er üblicherweise den Plural markiert. Bei den Substan‐ tiven, die auch im Rechtschreib-Duden verzeichnet waren, wurden diese An‐ gaben übernommen. Wo dies nicht möglich war, wurde durch Internetrecher‐ chen und informelle Sprecherbefragungen ermittelt, welche Pluralformen zu den jeweiligen Belegen üblich sind. Das Wörterbuchkorpus enthält ohnehin nur Lemmata mit den im Duden genannten Angaben zur Pluralbildung. Auf die derart ermittelten Informationen zu den Pluralformen beziehen sich sämtliche statistischen Angaben in diesem Kapitel. 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 196 Abbildung 70: Verteilung der Pluralsuffixe bei den appellativischen Substantiven des deutschen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Ausgenommen von der Auswertung wurden nicht pluralfähige Appellativa wie die Singulariatantum All < Weltall, Alu < Aluminium oder Mathe < Mathe‐ matik; des Weiteren fließen gebundene Kürzungen und Kürzungskomposita nicht in die Auswertungen zur Pluralbildung mit ein, da deren Pluralformen unabhängig von der erfolgten Kürzung auf dem ungekürzten Zweitglied be‐ ruhen (z. B. U-Boot < Unterseeboot - U-Boote) und folglich keine Aussagen über die Mechanismen zur Pluralmarkierung im Kurzwortschatz erlauben. Im Fall von Pluraldubletten, bei denen die entsprechende Pluralendung nicht die ein‐ zige, sondern eine von mehreren möglichen Varianten ist wie bei LKW < Last‐ kraftwagen - LKW / LKW s, wurden für die einzelnen Endungen anteilige Werte angesetzt, was der Grund für die Dezimalzahlen bei den angegebenen Beleg‐ zahlen ist. 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 197 169 Bei diesem Beleg gibt der Duden eine endungslose Pluralform als einzige Möglichkeit an; im alltäglichen Sprachgebrauch und bei Internetbelegen wurde jedoch auch die Pluralform KFZs beobachtet. 170 Vgl. dazu z. B. auch Wegener (2003) und Duden (2006b: 193 u. 228 ff.). Abbildung 71: Verteilung der Pluralsuffixe bei den appellativischen Substantiven des deutschen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern Eine bedeutende Alternative zur Pluralbildung mit -s scheinen im Kurzwort‐ schatz demnach lediglich endungslose Pluralformen darzustellen. Neben Fällen, in denen ein solcher Nullplural die einzig mögliche Pluralform ist, wie bei KFZ < Kraftfahrzeug - KFZ 169 kann er auch als eine von mehreren Alternativen fun‐ gieren, besonders als Alternative zu suffigiertem -s (z. B. KZ < Konzentrations‐ lager - KZ / KZ s). Bei über zehn Prozent der Types in beiden Korpora existieren mehrere Pluralvarianten, was auf eine gewisse Unsicherheit im Sprachgebrauch ob der korrekten Pluralform hinweist und einen Gegensatz zum Normalwort‐ schatz darstellt, wo solche Schwankungsfälle wie Bogen - Bogen/ Bögen nur be‐ grenzt auftreten. 170 Die Substantive der Korpora, die ausschließlich endungslose Pluralformen verwenden, sind größtenteils Buchstabierwörter wie MdB < Mit‐ glied des Bundestages - MdB und elliptische Kürzungen wie Perser < Persertep‐ pich - Perser. Da es sich bei elliptischen Kürzungen um ganze freie Morpheme handelt, weisen sie meist auch die Lautstruktur des Normalwortschatzes auf. Alle in den Korpora dieser Arbeit belegten elliptischen Kürzungen, die en‐ dungslose Pluralformen bilden, sind Nicht-Feminina, wovon die meisten auf 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 198 171 Im Fall von Korn < Kornbranntwein - Korn dient der Nullplural in Verbindung mit dem maskulinen Genus auch dazu, Verwechslungen mit dem homonymen Neutrum Korn - Körner zu vermeiden. 172 Vgl. die Substantive mit gleichem Genus und ähnlicher Lautstruktur wie Eimer - Eimer oder Müller - Müller, die keine Pseudoableitungen sind. 173 Entgegen der Angaben im Duden ist im tatsächlichen Sprachgebrauch daneben auch die Pluralform Parsecs möglich, wie Internetbelege und die Angaben diverser informell befragter Sprecher belegen. eine Reduktionssilbe auslauten. Diese Eigenschaften konditionieren regulär den Nullplural (z. B. Außen < Außenspieler - Außen, Ober < Oberkellner - Ober). 171 Im Wörterbuchkorpus finden sich des Weiteren auch vereinzelte Fälle von Pseu‐ doableitungen, die endungslose Pluralformen bilden. Dabei handelt es sich stets um Pseudoableitungen mit dem Suffix -er wie Kriminaler < Kriminalbeamter - Kriminaler oder Elfer < Elfmeter - Elfer. Auch hier gilt, dass sich diese Belege durch Lautstruktur und Genus nahtlos in den Reduktionssilbenplural ein‐ fügen. 172 Schließlich enthält das Wörterbuchkorpus auch ein Silbeninitialwort und ein diskontinuierliches Kurzwort, die keine Pluralmarkierung erhalten. Hierbei handelt es sich um die Belege Parsec < Parallaxensekunde - Parsec 173 und atü < Atmosphärenüberdruck - atü, die als Maßeinheiten grundsätzlich en‐ dungslos bleiben. Endungslose Pluralformen beschränken sich bei den Kurz‐ worttypen also vor allem auf Akronyme und Sonderfälle. Kurzwörter im en‐ geren Sinne bleiben mit Ausnahme des genannten atü und der diskontinuierlichen Kurzwörter Flak - Flugabwehrkanone - Flak/ Flaks und Pak < Panzerabwehrkanone - Paks/ Pak im Plural nicht endungslos, sondern mar‐ kieren den Plural mit einem Suffix. Der s-Plural sowie endungslose Pluralformen decken also den Großteil der in den Korpora belegten Kurzwortbelege ab. Die sonstigen Pluralmarkierungs‐ möglichkeiten des deutschen Normalwortschatzes, d. h. die Suffixe des Reduk‐ tionssilbenplurals, bleiben im Kurzwortschatz marginal. Nur vereinzelte Belege bilden den Plural durch Suffigierung von -n, z. B. Pille < Antibabypille - Pillen oder Transe < Transvestit - Transen. In sämtlichen Fällen handelt es sich dabei jedoch um auf Schwa auslautende elliptische Kürzungen oder Pseudoablei‐ tungen mit femininem Genus oder in einzelnen Fällen um schwache Maskulina, die folglich nicht die für Kurzwörter typische Lautstruktur mit Vollvokal in der Endsilbe aufweisen, sondern sich durch Schwaauslaut in den Reduktionssilben‐ plural des Normalwortschatzes einfügen. Diese Belege erhalten also das Suffix -(e)n wie Feminina des Reduktionssilbenplurals. Eine Pluralmarkierung durch Suffigierung von -s ist in diesen Fällen nicht möglich, vgl. *Pilles, *Transes. Das phonologische Allomorph -en ist in beiden Korpora zusammengenommen nur zwei Mal neben -s als Variante für den Plural eines Buchstabierworts vertreten, 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 199 174 Von Seiten mehrerer Sprecher wurde mir bestätigt, dass die genannten Pluralformen tatsächlich so ausgesprochen werden; es handelt sich dabei also nicht um reine Schreib‐ abkürzungen. 175 Eine nicht repräsentative kurze Google-Suche auf deutschsprachigen Internetseiten ergab, dass in diesen Fällen der en-Plural eher von Fachleuten gewählt wird, z. B. bei FHen von Hochschulangehörigen und bei KVen von Ärzten, der s-Plural dagegen eher von Journalisten und Forennutzern. 176 Von Wegener (2003: 127) wird eine Schwankung zwischen s-Plural und e-Plural als Zei‐ chen für eine fortschreitende Assimililation eines Fremdworts, in diesem Fall Labor, gewertet, die darin mündet, dass die Pluralform mit -s von derjenigen mit Reduktions‐ silbe verdrängt wird. 177 Vgl. auch die morphologische Konditionierung von Pluralallomorphen durch Suffixe (z. B. Irrtum - Irrtümer) oder den Plural von Komposita, wo das rechte Glied ausschlag‐ gebend ist für die Pluralmarkierung des gesamten Kompositums (z. B. Gartenzaun - Gartenzäune vs. Gärten). als alleinige Pluralmöglichkeit jedoch nicht verzeichnet. Bei den Beispielen han‐ delt es sich um FH < Fachhochschule - FH s/ FH en und KV < Kassenärztliche Ver‐ einigung - KV s/ KV en. 174 175 Interessanterweise sind beide Buchstabierwörter, die einen Reduktionssilbenplural erlauben, Feminina. Die phonologischen Allo‐ morphe -en und -n sind in den Abbildungen 70 und 71 getrennt voneinander aufgeführt, da sie im Kurzwortschatz in unterschiedlichen Kontexten auftreten. So ist bei oben genannten Buchstabierwörtern trotz vokalischen Auslauts nur -en möglich und nicht -n, vgl. * FH n. Mit dem Pluralsuffix -e gebildete Pluralformen sind im Kurzwortschatz eben‐ falls sehr selten. Bei dem Kopfwort Labor < Laboratorium ist -e neben -s eine mögliche Pluralendung (Labors/ Labore) 176 . Des Weiteren gibt es eine geringe Zahl von Belegen (insgesamt sieben Types), die den Plural ausschließlich durch Suffigierung von -e bilden. Dabei handelt es sich in sämtlichen Fällen entweder um nicht-feminine elliptische Kürzungen wie Blei < Bleistift - Bleie, die als Mor‐ pheme des Normalwortschatzes ohnehin einen Reduktionssilbenplural bilden, oder um Kurzwörter anderer Kurzworttypen, die auf <x> enden und folglich aus phonologischen Gründen nach einem Sibilanten kein -s-Suffix verwenden können, z. B. Sax < Saxofon - Saxe oder Audimax < Auditorium maximum - Au‐ dimaxe. Zu diesen Fällen zählt auch der hochfrequente Type Bus < Omnibus - Busse, bei dem Kurzwort und Vollform dieselbe Pluralmarkierung einsetzen (vgl. Omnibusse). Im Fall von Bus ist noch festzuhalten, dass bei Endwörtern der rechte Bestandteil der Vollform erhalten bleibt. Da das Deutsche rechtsköpfig ist, d. h. die Flexion generell vom rechten Element ausgeht, ist in diesen Fällen beim Kurzwort auch keine andere Pluralendung zu erwarten als bei der zuge‐ hörigen Vollform. 177 Dies gilt generell für alle Endwörter, von denen das Deut‐ sche ja nur sehr wenige aufweist (vgl. auch Fax < Telefax - Faxe vs. Telefaxe) und 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 200 178 Vgl. mit anderem Pluralsuffix auch Platte < Schallplatte - Platten vs. Schallplatten. ebenso für diejenigen elliptischen Kürzungen, bei denen auf das Zweitglied des ursprünglichen Kompositums gekürzt wurde (z. B. Hort < Kinderhort - Horte vs. Kinderhorte). 178 Umlaut, der als Pluralmarker im Deutschen ohnehin nicht mehr produktiv ist, kommt auch bei Kurzwörtern in aller Regel nicht vor. Ausnahmen sind le‐ diglich einige elliptische Kürzungen, die das nach der Kürzung übrig gebliebene Morphem in den für dieses Morphem üblichen Plural setzen, z. B. Tochter < Tochtergesellschaft - Töchter oder Bruch < Einbruch - Brüche. Bei Belegen anderer Kurzworttypen ist lediglich eine umlauthaltige Pluralform für das diskontinu‐ ierliche Kurzwort Krad < Kraftrad verzeichnet, das analog zu Rad - Räder die Pluralform Kräder bildet. Ich gehe davon aus, dass Umlaut als Art der Stamm‐ flexion für den Kurzwortschatz ohnehin nicht geeignet wäre, da der Zusam‐ menhang zwischen Singular- und Pluralform möglichst transparent gehalten werden soll, was bei Kurzwörtern, die an der Peripherie des Lexikons stehen, von größerer Relevanz ist als bei Lexemen des zentralen Wortschatzes. Die Fle‐ xion des Kurzwortschatzes ist also möglichst transparent, um potentielle Kom‐ munikationshindernisse zu vermeiden. Aus den hier dargestellten Ergebnissen geht hervor, dass der s-Plural bei Substantiven des deutschen Kurzwortschatzes dominiert, während die Suffixe des Reduktionssilbenplurals im Kurzwortschatz fast keine Rolle spielen. Ledig‐ lich endungslose Pluralformen erreichen neben dem Suffix -s noch eine nen‐ nenswerte Häufigkeit. Auffällig ist dabei der Frequenzunterschied zwischen en‐ dungslosen Pluralformen und dem Suffix -e, was die Frage aufwirft, ob diese beiden Pluralmarkierungen im Kurzwortschatz keine phonologischen Allo‐ morphe des suppletiven Allomorphs -(e) sind bzw. ob es sich bei den endungs‐ losen Pluralformen in den Kurzwortkorpora tatsächlich um den auch im Nor‐ malwortschatz vorkommenden Nullplural handelt oder nicht vielmehr um das gänzliche Ausbleiben der Flexion. Für diese These spricht auch, dass im Kurz‐ wortschatz beobachtete endungslose Pluralformen im Gegensatz zum Null‐ plural des Normalwortschatzes nicht genussensitiv sind, sondern wie -s an sämtliche Genera treten können, vgl. die BLZ < Bankleitzahl - BLZ , das AKW < Atomkraftwerk - AKW , der OP < Operationssaal - OP . Es zeigt sich also, dass das oberste Zuweisungskriterium für Pluralmarkierungen im Normalwort‐ schatz - Genus - im Kurzwortschatz keine Rolle spielt, sondern hier fast aus‐ schließlich mit -s oder völliger Flexionslosigkeit operiert wird. Wie oben bereits angedeutet, hat die Dominanz des Pluralsuffixes -s im Kurz‐ wortschatz vor allem phonologische Gründe. In Kapitel 4 wurde deutlich, dass 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 201 179 Abgesehen davon ist Umlaut als Pluralmarker ohnehin nicht mehr produktiv. die phonologische Gestalt der Kurzwörter bei ihrer Bildung eine zentrale Rolle spielt und - gerade bei den Kurzwörtern im engeren Sinne - bevorzugt zwei‐ silbige Trochäen mit offener Endsilbe geschaffen werden. Daher liegt es nahe, dass diese Gestalt auch in den Pluralformen weitgehend erhalten bleiben soll. Beim Gebrauch von -s zur Pluralmarkierung bleibt die Silbenzahl im Gegensatz zu den schwahaltigen Flexiven -e, -er und -en konstant und ein in der Singular‐ form vorhandener Trochäus wird erhalten. Der Einsatz von schwahaltigen Fle‐ xiven würde zudem in vielen Fällen zu einem Hiat in der Pluralform führen, der neben dem Verlust der trochäischen Form auch schwierig auszusprechen wäre, vgl. *Autoe, *Autoer oder *Autoen. Eine Pluralform *Auton würde dieses Problem zwar umgehen, scheidet jedoch aus, weil das suppletive Allomorph -(e)n auf Feminina und schwache Maskulina beschränkt ist und daher nicht bei dem Neutrum Auto angewendet werden kann. Die Variante *Auten analog zu Konto - Konten ist ebenfalls keine Option, da die eintretende Stammflexion die Identi‐ fikation der Pluralform mit dem Singularstamm deutlich erschweren würde. Ebenso wenig kommt eine Pluralmarkierung mit reinem Umlaut in Frage, da sie das Kurzwort seiner Vollform phonologisch zu stark entfremden würde, was potentielle Kommunikationsprobleme zur Folge haben könnte. 179 Der s-Plural bietet hier den Vorteil, dass er nie mit Stammflexion einhergeht und die Singu‐ larform nur minimal verändert, wodurch ein maximaler Grad an Transparenz erreicht wird. Dies ist besonders bei Kurzwörtern wichtig, um zu gewährleisten, dass der Hörer die Pluralform auch dem entsprechenden Singularstamm zu‐ ordnen und den Bezug zur Vollform herstellen kann. Im Gegensatz zu den schwahaltigen Pluralallomorphen des Normalwortschatzes beansprucht -s keine eigene Silbe, was nicht nur der Erhaltung des Trochäus dient, sondern auch die Kurzwörter möglichst kurz hält. Schließlich wird durch den Einsatz von -s eine Resilbifizierung verhindert, wie sie zum Beispiel bei Hund - Hun.de, Ter.min - Ter.mi.ne eintritt, da -s einfach zu der Koda der Endsilbe hin‐ zutritt (z. B. Proll < Prolet - Prolls) bzw. diese erzeugt (z. B. Di.no < Dinosaurier - Di.nos). Anders als der Nullplural, der zum Großteil ebenfalls die phonologi‐ schen Vorteile des s-Plurals bietet, entspricht eine Pluralmarkierung durch das Suffix -s zudem dem ikonischen Prinzip im Sinne der Markiertheitstheorie, wo‐ nach ein Mehr an Inhalt auch durch ein Mehr an Form wiedergegeben wird (vgl. Mayerthaler 1980: 23 und Wurzel 1984: 23 f.). Tabelle 73 liefert eine Übersicht über die genannten Vorteile des s-Plurals für den Kurzwortschatz. 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 202 Eigenschaften des s-Plurals Silbenzahl bleibt konstant Vermeidung eines Hiats keine Stammflexion keine Resilbifizierung Genusunabhängigkeit Kürze maximale Transparenz von Singular- und Pluralform Ikonizität durch Formveränderung gegenüber der Singularform Tabelle 73: Vorteile des s-Plurals für den Kurzwortschatz Der s-Plural ist also ein Mittel, um die besondere phonologische Struktur deut‐ scher Kurzwörter auch in der Pluralform zu bewahren. Für den Normalwort‐ schatz sind die oben aufgeführten Vorteile des Suffixes -s dagegen von gerin‐ gerer Bedeutung, da dort bei der Bildung von Pluralformen nicht allein die Bewahrung der Lautgestalt im Vordergrund steht, sondern ein komplexes Ge‐ flecht von Faktoren - angeführt vom Genus - an der Auswahl der korrekten Pluralmarkierung beteiligt ist, wie es in der groben Skizze der Pluralbildung des Normalwortschatzes in Kapitel 5.1.1 angeklungen ist. In der Literatur wird weitgehend davon ausgegangen, dass Kurzwörter nicht zum zentralen Wortschatz des Deutschen gehören, sondern an der Peripherie des Lexikons stehen (vgl. beispielsweise Köpcke 1993: 91, Neef 1998a: 29 und Wegener 2003: 145 f.). Peripherie und Zentrum werden in der Regel als Skala gesehen, auf der verschiedene Zwischenstufen möglich sind. Köpcke (1993: 91 ff.) nimmt einen Kern des Lexikons an, der aus hochfrequenten und sehr ge‐ bräuchlichen Lexemen besteht, die den Sprechern so stark präsent sind, dass sie gegenüber einem Systematisierungsdruck des Sprachsystems immun sind, wo‐ durch Irregularitäten bestehen bleiben können. Zwischen Kern und Peripherie befindet sich das regelgeleitete System, worauf der Großteil der Lexeme des 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 203 180 Noch stärker differenziert Filipec (1996: 272), der innerhalb des Systems Zentrum, Über‐ gangssphäre, Peripherie und eine Grenzsphäre zu anderen Systemen unterscheidet. Anders als bei Köpcke (1993) ist die Peripherie bei Filipec also noch Teil des Systems. Gleichzeitig nennt er 14 Faktoren, anhand derer die Zugehörigkeit zu einzelnen Wort‐ schatzbereichen bestimmt werden kann. Dabei weist Filipec darauf hin, dass nicht alle Faktoren in jedem Einzelfall eine Rolle spielen müssen (264), wenn auch das Kriterium der Frequenz besonders relevant zu sein scheint. Eine eingehendere theoretische Be‐ trachtung der Fragen von zentralen und peripheren Wortschatzbereichen ist dennoch auch heute noch ein Forschungsdesiderat. Eisenberg (2011: 92 f.) hingegen lehnt es ab, von Zentrum und Peripherie im Wortschatz zu sprechen und arbeitet stattdessen neben einer Kerngrammatik mit verschiedenen grammatischen Bereichen für Teilwort‐ schätze. Lexikons entfällt. 180 Zur Peripherie gehörende Lexeme unterliegen ebenfalls keinem oder nur geringem Systematisierungsdruck und können sich dadurch wiederum von zentraleren Lexemen unterscheiden. Abbildung 72 veranschau‐ licht die unterschiedlichen von Köpcke genannten Bereiche des Lexikons. Da‐ nach ist der Kern der zentralste Teil des Lexikons, während die Zentralität ein‐ zelner Lexeme zur Peripherie hin immer stärker abnimmt. Der in dieser Arbeit und in anderen Arbeiten zur Kurzwortbildung immer wieder verwendete Begriff „Normalwortschatz“ ist dabei als synonym zu dem Begriff „zentraler Wort‐ schatz“ zu verstehen. Abbildung 72: Kern, System und Peripherie des Wortschatzes Die Frage, anhand welcher Kriterien ein Lexem als mehr oder weniger zentral oder peripher zu klassifizieren ist, wird dabei nicht immer ausführlich diskutiert, sondern oft nur angerissen bzw. anhand von Beispielen illustriert. Ist für Köpcke (1982: 117) die Frequenz eines Lexems noch das alleinige Kriterium für eine Zu‐ ordnung zu Kern oder Peripherie, spricht er sich später dagegen aus, das Krite‐ 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 204 181 Eine weitere Diskussion von Fremdwörtern und deren Gemeinsamkeiten mit Kurz‐ wörtern erfolgt in Kapitel 6.4. rium der Frequenz zu stark zu bewerten, kommt aber dennoch zu folgender Definition von Peripherie: „Die Wörter, die nur eine sehr niedrige Frequenz und Ausbreitung aufweisen und nur von sehr spezifischen Sprechergruppen benutzt werden […] zähle ich zur Peripherie des Gesamtlexikons. Hier finden sich Neu‐ prägungen, Lehnwörter, Fremdwörter, Kurzwörter, Fachausdrücke usw., die noch nicht in die Alltagssprache eingedrungen sind und auf die folglich kaum Systematisierungsstrategien gewirkt haben können.“ (Köpcke 1993: 93) Dem‐ nach würden nicht sämtliche Kurzwörter zur Peripherie zählen, sondern nur diejenigen mit einer geringen Gebrauchsfrequenz. Wegener (2003: 145) nennt dagegen zwei andere Kriterien zur Bestimmung der Peripherie des Wort‐ schatzes: ein phonologisches Kriterium, nämlich Auslaut auf Vollvokal, und ein pragmatisches, wonach „das Nomen […] aufgrund seiner Funktion oder Neuheit einen speziellen semiotischen Status [hat] und […] deshalb auf transparente Flexionsformen angewiesen [ist].“ Danach bedingt entweder die Phonologie oder die Funktion oder Neuheit des betreffenden Substantivs die transparente Flexion mit dem s-Plural. Bei den oben genannten Autoren werden Kurzwörter zusammen mit nicht- und teil-assimilierten Fremdwörtern (Café - Cafés), Ono‐ matopoetika (Kuckuck - Kuckucks), Neologismen (Handy - Handys) und Eigen- und Produktnamen (Opel - Opels) als Lexemgruppe an der Peripherie des Lexi‐ kons eingeordnet; bei Wegener ist die Rede von einer Gruppe der „speziellen Nomen“ (145), bei Marcus u. a. (1995: 229 f.) von „noncanonical words“. Auffallend ist, dass sich die meisten der von den verschiedenen Autoren ge‐ nannten Lexemgruppen an der Peripherie des Wortschatzes in einem oder meh‐ reren Punkten von einem „typische[n] Kernsubstantiv“ (Eisenberg 2011: 19) des Deutschen unterscheiden, sei es beispielsweise durch Endbetonung (Café), dem Auftreten von Vollvokalen in Nebensilben (Kuckuck) oder der Silbenzahl (Arte‐ fakt). Während ein typisches einfaches Substantiv des Deutschen entweder ein Einsilber oder ein trochäischer Zweisilber mit einer Reduktionssilbe im Auslaut ist, ist diese Lautstruktur bei den peripheren Wortschatzgruppen kaum ver‐ treten. Eisenberg (2011) bezieht diese Unterscheidung zwischen typischen und nicht-typischen Formen zwar auf den Gegensatz zwischen nativen und nicht-nativen Wörtern; sie lässt sich jedoch problemlos von Fremdwörtern an sich auf weitere nicht-typische Wortschatzeinheiten ausweiten, da diese für den naiven Sprecher genauso fremde oder nicht-typische Merkmale aufweisen wie echte Fremdwörter. 181 Auch Wegeners phonologisches Kriterium des Auslauts auf Vollvokal ist letztlich ein fremdes oder nicht-typisches Merkmal. In dieser 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 205 Arbeit wird also davon ausgegangen, dass Kurzwörter einen Teil der Peripherie des Wortschatzes ausmachen, wobei die Peripherie sich vor allem dadurch de‐ finiert, dass ihre Mitglieder im Vergleich zum restlichen Sprachsystem auffällige Merkmale aufweisen, was ihre Form und/ oder Flexion betrifft; Frequenz spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Die Diskussion um zentrale und periphere Teile des Lexikons wird in Kapitel 6.4 wieder aufgegriffen. Offenbar dominieren bei der Zuweisung von Pluralallomorphen für Substan‐ tive an der Peripherie des Lexikons andere Konditionierungsfaktoren als bei den Substantiven des zentralen Wortschatzes. Deutsche Kurzwörter teilen mit den genannten anderen Lexemtypen an der Peripherie des Wortschatzes die Ten‐ denz, den Plural durch die Suffigierung von -s zu markieren. Der transparente s-Plural im Kurzwortschatz, der die Lautgestalt der Kurzwörter weitgehend in‐ takt lässt, steht folglich dem Regelplural des Normalwortschatzes mit Redukti‐ onssilbe diametral entgegen. Zur Illustration der Unterschiede der Pluralmarkierung in Kurz- und Nor‐ malwortschatz werden in Abbildung 73 die bereits in Kapitel 5.1.1 zitierten Häufigkeiten der Pluralsuffixe nach Mugdan (1977: 97) abgebildet. Es handelt sich hierbei um die Darstellung der Typenfrequenz, die sich jedoch nicht grund‐ legend von der Tokenfrequenz unterscheidet (siehe Tabelle 72). Ein Vergleich der Abbildungen 70 und 71 mit Abbildung 73 macht deutlich, dass die Verteilung der verschiedenen Pluralmarker im Normalwortschatz und im Kurzwortschatz genau entgegengesetzt verläuft. Da in Mugdans Daten die phonologischen Al‐ lomorphe -en und -n nicht getrennt aufgeführt sind, sind sie auch in der vorlie‐ genden Abbildung zusammengefasst. Doch selbst wenn man bei den Kurzwort‐ daten die Werte für -en und -n ebenfalls addiert (was 2,38 % im Kern- und 3,82 % Kontrollkorpus ergibt), ist der deutliche Abstand zu der Häufigkeit von 56,50 % im Normalwortschatz klar zu erkennen. Offensichtlich markieren die Substan‐ tive des Kurzwortschatzes den Plural genau mit der Möglichkeit, die im Nor‐ malwortschatz marginal ist, während die Varianten des regulären Pluralsystems kaum genutzt werden. 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 206 182 Dezimalzahlen bei der Angabe der Belegzahlen sind hier und in den folgenden Dar‐ stellungen auf mehrere Pluralvarianten zurückzuführen, die jeweils anteilig berück‐ sichtigt wurden. Abbildung 73: Verteilung der Pluralsuffixe im deutschen Normalwortschatz (Tokenfre‐ quenz nach Mugdan 1977) Die Pluralbildung einzelner Kurzworttypen Im Folgenden soll auf mehrere Kurzworttypen näher eingegangen werden, deren Pluralverhalten nennenswerte Abweichungen von den oben dargestellten Ergebnissen für alle Appellativa zeigt, wobei die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kurzworttypen im Bereich der Pluralbildung weniger stark aus‐ geprägt sind als die in Kapitel 4 bei Silbenzahl und -struktur aufgeführten. Von besonderem Interesse sind dabei einmal mehr die hochfrequenten Kurzwort‐ typen und die Pseudoableitungen, die bereits in phonologischer Hinsicht aus‐ führlich diskutiert wurden. Lediglich die hochfrequenten Kürzungskomposita sind hiervon ausgenommen, da sich ihre Pluralbildung an dem ungekürzten Zweitglied orientiert und daher hier nicht berücksichtigt wird. Auffälligkeiten zeigt zunächst die Gruppe der Buchstabierwörter, deren Pluralverhalten in Ta‐ belle 74 dargestellt wird. 182 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 207 Pluralmarkierung -s -Ø -en sons‐ tige deutsches Zeitungs‐ korpus (Typenfrequenz) prozentuale Häufigkeit 73,91 % 25,00 % 1,09 % 0 % Anzahl Types 34 11,5 0,5 0 deutsches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häufigkeit 64,37 % 33,91 % 0,57 % 1,15 % Anzahl Types 56 29,5 0,5 1 Tabelle 74: Pluralmarkierungen deutscher Buchstabierwörter (Appellativa) Bei etwa einem Drittel der Belege sind mehrere Pluralvarianten möglich, meist das Suffix -s und eine endungslose Pluralform wie im Fall von LKW < Lastkraft‐ wagen - LKW s/ LKW . Der Anteil von Schwankungsfällen bei der Pluralbildung ist bei Buchstabierwörtern also recht hoch, was auf eine gewisse Unsicherheit der Sprachbenutzer hinsichtlich der korrekten Pluralformen hindeutet. Der hohe Anteil an Schwankungsfällen in Verbindung mit der oben erwähnten Ge‐ nusunabhängigkeit des Nullplurals im Kurzwortschatz ist ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich bei den endungslosen Pluralformen des Kurzwortschatzes, die bei Buchstabierwörtern verstärkt vorkommen, um ein generelles Unter‐ bleiben der Flexion handelt. Ich vermute, dass auf Seiten der Sprachbenutzer eine gewisse Unsicherheit besteht, inwiefern Belege wie BLZ < Bankleitzahl - BLZ / ? BLZ s tatsächlich als flektierbare Wörter aufzufassen sind. Dazu trägt auch die Schreibung mit Initialen - meist sogar Versalien - bei, wodurch Buchsta‐ bierwörter optisch einen geringeren Wortcharakter haben als andere Kurzwort‐ typen. Ich gehe davon aus, dass Buchstabierwörter von Sprachbenutzern un‐ terschiedlich eingeschätzt werden: Ein Teil der Sprachbenutzer sieht sie unbewusst als weniger worthaft an als andere Kurzworttypen und unterlässt die Flexion ganz; in diesen Fällen spreche ich von einem Pseudo-Nullplural, der sich in Vorkommen und Eigenschaften deutlich vom Nullplural des Redukti‐ onssilbenplurals unterscheidet. Ein anderer Teil der Sprachbenutzer behandelt Buchstabierwörter hingegen wie andere Kurzwörter auch und markiert ihre Pluralformen mit suffigiertem -s. Nicht näher eingegangen werden kann an dieser Stelle auf die Genitivflexion. Es soll lediglich angemerkt werden, dass auch bei der Markierung des Genitivs beim Kurzworttyp der Buchstabierwörter verstärkt Schwankungsfälle auf‐ treten, d. h. Fälle, in denen mehrere Varianten - in der Regel eine Suffigierung mit -s oder eine Nullmarkierung - möglich sind. Dies ist bei knapp 30 % der 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 208 appellativischen Buchstabierwörter des Zeitungskorpus der Fall, z. B. bei AB < Anrufbeantworter - des AB / AB s oder KZ < Konzentrationslager - des KZ / KZ s. Generell bleibt bei Buchstabierwörtern ein höherer Anteil der Belege im Genitiv endungslos als bei anderen Kurzworttypen. Während dies bei Feminina auch im Normalwortschatz die Regel ist, betrifft dies bei Buchstabierwörtern sämtliche Genera, vgl. das AG < Amtsgericht - des AG , der LA < Lastenausgleich - des LA . Dies ist ein Hinweis darauf, dass es sich hier analog zu dem erwähnten Pseudo-Nullplural ebenfalls um ein Ausbleiben der Flexion handelt und deut‐ sche Buchstabierwörter generell zur Flexionslosigkeit neigen, wodurch sie sich von anderen Kurzworttypen abheben. Der Kurzworttyp der Kopfwörter weist hingegen in anderer Hinsicht Beson‐ derheiten bei der Pluralflexion auf (siehe Tabelle 75). Pluralmarkierung -s -e -en deutsches Zeitungs‐ korpus (Typenfrequenz) prozentuale Häufigkeit 96,25 % 1,25 % 2,50 % Anzahl Types 38,5 0,5 1 deutsches Wörter‐ buchkorpus prozentuale Häufigkeit 95,19 % 4,81 % 0 % Anzahl Types 49,5 2,5 0 Tabelle 75: Pluralmarkierungen deutscher Kopfwörter (Appellativa) Bei Kopfwörtern spitzt sich die Tatsache, dass -s das übliche Allomorph für Kurzwörter zu sein scheint, bis beinahe zum Punkt der Ausschließlichkeit zu (z. B. Mikro < Mikrofon - Mikros). Endungslose Pluralformen kommen bei diesem Kurzworttyp gar nicht vor, und die wenigen Belege mit e-Plural lauten weitge‐ hend auf / s/ aus und sind daher aus phonologischen Gründen gezwungen, auf eine andere Pluralmarkierung auszuweichen, vgl. Sax < Saxofon - Saxe. Fälle mit schwankendem Pluralgebrauch kommen im Gegensatz zu den Buchstabierwör‐ tern bei deutschen Kopfwörtern bis auf das bereits erwähnte Labors/ Labore nicht vor. Dies kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass die Sprachbenutzer bei Kopfwörtern anders als bei Buchstabierwörtern anscheinend kaum im Zweifel sind, welche Pluralform korrekt ist. Unter Kopfwörtern ist der Anteil von Be‐ legen mit der in Kapitel 4 herausgearbeiteten typischen Lautstruktur der deut‐ schen Kurzwörter, nämlich einem Zweisilber mit offener Endsilbe auf Vollvokal, besonders hoch. Diese Belege eignen sich besonders gut für eine Pluralmarkie‐ rung durch die Suffigierung von -s, da hier die oben diskutierten und in Tabelle 73 aufgeführten Vorteile von -s besonders zum Tragen kommen. Dies resultiert 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 209 in einer Korrelation der oben genannten Lautstruktur mit einer extrem hohen Häufigkeit des s-Plurals bei den Kopfwörtern und erklärt auch die geringe Zahl der Schwankungsfälle. Auch die Pseudoableitungen der deutschen Korpora, die ebenfalls mehrheit‐ lich zweisilbig sind und auf Vollvokal auslauten, tendieren stark zum s-Plural (siehe Tabelle 76). Pluralmarkierung -s -Ø -n deutsches Zeitungs‐ korpus (Typenfre‐ quenz) prozentuale Häufigkeit 100 % 0 % 0 % Anzahl Types 9 0 0 deutsches Wörter‐ buchkorpus prozentuale Häufigkeit 67,24 % 12,07 % 20,67 % Anzahl Types 19,5 3,5 6 Tabelle 76: Pluralmarkierungen deutscher Pseudoableitungen (Appellativa) Während im Zeitungskorpus -s das ausschließliche Pluralallomorph ist (z. B. Pulli < Pullover - Pullis), enthält das Wörterbuchkorpus auch etliche Pseudoab‐ leitungen auf Schwa, die allesamt Feminina oder schwache Maskulina sind und folglich den Reduktionssilbenplural mit dem phonologischen Allomorph -n bilden (z. B. Tanke < Tankstelle - Tanken). Bei Pseudoableitungen auf -er, die jedoch nur vereinzelt belegt sind, ist die Pluralform endungslos, z. B. Elfer < Elfmeter - Elfer, was ebenfalls der regulären Pluralbildung des Normalwort‐ schatzes entspricht. Bei den Pseudoableitungen zeigt sich einmal mehr die Ab‐ hängigkeit des Suffixes -s von der Lautgestalt des Singularstammes: Bei auf Vollvokal auslautenden Belegen kommt -s zum Einsatz, bei Pseudoableitungen auf Reduktionssilbe greifen hingegen die Regularitäten des Normalwort‐ schatzes. Als letzter im Hinblick auf die Pluralbildung erwähnenswerter Kurzworttyp sind die elliptischen Kürzungen zu nennen, deren Pluralverhalten aus Tabelle 77 ersichtlich wird. Pluralmarkierung -s -Ø -e -n sonstige deutsches Zeitungs‐ korpus (Typenfre‐ quenz) prozentuale Häu‐ figkeit 45,45 % 27,27 % 0 % 9,09 % 18,18 % Anzahl Types 5 3 0 1 2 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 210 Pluralmarkierung -s -Ø -e -n sonstige deutsches Wörter‐ buch‐ korpus prozentuale Häu‐ figkeit 53,23 % 34,68 % 4,03 % 4,84 % 3,23 % Anzahl Types 33 21,5 2,5 3 2 Tabelle 77: Pluralmarkierungen deutscher elliptischer Kürzungen (Appellativa) Zwar ist das Suffix -s auch hier das häufigste Mittel der Pluralmarkierung (z. B. Mini < Minirock - Minis), was ein Indiz dafür ist, dass elliptische Kürzungen in der Tat Teil der Kurzwortbildung sind. Andererseits kommen anders als beim gesamten Kurzwortschatz neben dem häufigen Nullplural (z. B. Ober < Ober‐ kellner - Ober) auch die Allomorphe -n (z. B. Schnucke < Heidschnucke - Schnu‐ cken) und -e (Blei < Bleistift - Bleie) zum Einsatz. Diese größere Variation als bei anderen Kurzworttypen ist dem Umstand geschuldet, dass elliptische Kürz‐ ungen ganze freie Morpheme des Normalwortschatzes sind und bei entsprech‐ ender Lautstruktur in vielen Fällen den regulären Reduktionssilbenplural für das entsprechende Morphem bilden. Da deutsche Kurzwörter eine ganz bestimmte Silbenstruktur - einen zwei‐ silbigen Trochäus mit offener Endsilbe auf Vollvokal - bevorzugen, soll ab‐ schließend noch ein Blick auf die Verteilung der Pluralmarker in Abhängigkeit von der Struktur der Endsilbe geworfen werden. Bei den Appellativa mit offener Endsilbe, die im deutschen Kurzwortschatz ja deutlich in der Mehrheit sind (siehe Kapitel 4.2.1.1), ist bei der Pluralisierung das Suffix -s als einzige oder eine von mehreren Pluralvarianten mit Abstand am häufigsten, wie die Abbildungen 74 und 75 deutlich machen. 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 211 Abbildung 74: Verteilung der Pluralsuffixe bei Appellativa des deutschen Zeitungskorpus mit offener Endsilbe (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Beide deutsche Korpora zeigen dabei dieselben Tendenzen, wenngleich die Häu‐ figkeit des s-Plurals bei den vokalisch auslautenden Substantiven des Zeitungs‐ korpus etwa zehn Prozent höher ist. Welche Vorteile der s-Plural für Substantive mit dieser typischen Lautgestalt deutscher Kurzwörter bringt, wurde bereits ausführlich erörtert. Endungslose Pluralformen treten bei Belegen mit offener Endsilbe dagegen nur bei wenigen Kurzworttypen wie Buchstabierwörtern oder 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 212 183 Trotz <r> im Schriftbild handelt es sich hierbei um eine offene Endsilbe mit vokali‐ siertem r. 184 Diese Ausnahme ist jedoch dadurch zu erklären, dass Maßbezeichnungen mit masku‐ linem oder neutralen Genus bei der Verwendung in Messkonstruktionen, was bei atü überwiegend der Fall sein dürfte, keine Pluralflexion aufweisen (vgl. Duden 2006b: 178). elliptischen Kürzungen auf (z. B. Tilsiter  183 < Tilsiter Käse - Tilsiter). Die oben angestellten Überlegungen zum Pseudo-Nullplural legen nahe, dass es sich bei den endungslosen Formen je nach Kurzworttyp um unterschiedliche Phäno‐ mene handelt. Elliptische Kürzungen auf -er erhalten demnach den regulären Nullplural des Reduktionssilbenplurals, bei den Belegen vom Typ der Buchsta‐ bierwörter handelt es sich hingegen um das Unterbleiben der Flexion und damit um einen Pseudo-Nullplural. Bezeichnenderweise enthält keines der beiden Korpora ein Kurzwort im engeren Sinne mit offener Endsilbe, das eine en‐ dungslose Pluralform bildet. Ausnahme ist lediglich das diskontinuierliche Kurzwort atü < Atmosphärenüberdruck - atü im Duden 184 . Insgesamt bleiben andere Pluralendungen als -s und -Ø, z. B. der bereits mehrfach erwähnte n-Plural bei Pseudoableitungen auf -e (Lesbe < Lesbierin - Lesben), bei offener Endsilbe marginal. 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 213 Abbildung 75: Verteilung der Pluralsuffixe bei Appellativa des deutschen Wörterbuch‐ korpus mit offener Endsilbe, absolute Belegzahlen in Klammern Vergleicht man mit diesen Ergebnissen, wie häufig die verschiedenen Plural‐ markierungen bei Kurzwörtern mit geschlossener Endsilbe vorkommen (siehe die Abbildungen 76 und 77), fällt zunächst auf, dass das Suffix -s bei konsonan‐ tischem Auslaut deutlich seltener ist, da -s bei geschlossener Endsilbe anders als bei Auslaut auf Vollvokal nicht mehr die übliche Lösung für die Pluralmarkie‐ rung ist. Stattdessen sind endungslose Pluralformen frequenter und im Wör‐ terbuchkorpus sogar die häufigste Form der Pluralmarkierung. Kurzwörter im engeren Sinne sind dabei allerdings sehr selten, da diese mehrheitlich vokalisch 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 214 auslauten und folglich in der Kategorie von Kurzwörtern mit geschlossener Endsilbe nur schwach repräsentiert sind. Abbildung 76: Verteilung der Pluralsuffixe bei Appellativa des deutschen Zeitungskorpus mit geschlossener Endsilbe (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Zusammenfassend lässt sich im Hinblick auf die Korrelation zwischen Struktur der Endsilbe und Pluralmarkierung festhalten, dass bei Kurzwörtern mit offener Endsilbe das Pluralsuffix -s deutlich häufiger die alleinige Möglichkeit der Plu‐ ralmarkierung darstellt als bei Kurzwörtern mit geschlossener Endsilbe. Die Pluralsuffixe des Reduktionssilbenplurals bleiben jedoch auch bei konsonan‐ tisch auslautenden Kurzwortbelegen selten. 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 215 185 Ausnahmen sind die erwähnten Fälle, in denen sich die Lautstruktur des Kurzworts in den Reduktionssilbenplural einfügt wie bei gewissen elliptischen Kürzungen oder Pseu‐ doableitungen auf -e oder -er. Bei Kurzwörtern im engeren Sinne ist Genus dagegen tatsächlich bedeutungslos. 186 Siehe die Skizze der deutschen Pluralbildung in Kapitel 5.1.1. Abbildung 77: Verteilung der Pluralsuffixe bei Appellativa des deutschen Wörterbuch‐ korpus mit geschlossener Endsilbe, absolute Belegzahlen in Klammern Insgesamt zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen der Pluralbildung im Kurzwortschatz und im Normalwortschatz. Zunächst lässt sich feststellen, dass Genus im Kurzwortschatz keine Rolle bei der Konditionierung der Pluralallo‐ morphe spielt, 185 beim Reduktionssilbenplural des Normalwortschatzes hin‐ gegen ein wichtiger Faktor für die Zuweisung der Pluralallomorphe ist. Wäh‐ rend im Normalwortschatz grob gesagt Feminina andere Pluralallomorphe konditionieren als Maskulina und Neutra, 186 tritt das Suffix -s an Kurzwörter aller drei Genera, vgl. die Demo < Demonstration - Demos, der Akku - Akkumu‐ lator - Akkus, das Abo < Abonnement - Abos. Für die Konditionierung der Plu‐ ralallomorphe bei Kurzwörtern scheinen neben ihrem Status an der Peripherie des Wortschatzes stattdessen in erster Linie phonologische Kriterien relevant zu sein, wie bei der obigen Diskussion der Endsilbenstruktur und der Vorteile des s-Plurals deutlich wurde. 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 216 187 Die einzige mir bekannte Ausnahme ist der Beleg die Ex < Ex-Freudin/ -Frau/ -Partnerin - Ex. Hier ist aufgrund des Sibilanten im Auslaut keine Pluralisierung durch -s möglich. Weitere für Feminina mögliche Suffigierungen scheiden aufgrund entstehender Ho‐ mophonien zu Echse und Echsen aus. Dies dürfte der Grund dafür sein, dass in diesem Fall die Pluralform des korrespondierenden Maskulinums Ex < Ex-Freund/ -Mann/ -Partner gewählt wird. Auch endungslose Pluralformen treten in allen Genera auf. Allerdings sind hier zwei Fälle zu unterscheiden: Elliptische Kürzungen und Pseudoableitungen auf -e und -er fügen sich auf Grund ihrer Lautstruktur in den Reduktionssilben‐ plural ein und sind sehr wohl genussensitiv. Wie auch im Normalwortschatz kommt der Nullplural dabei lediglich bei Maskulina und Neutra vor. 187 Bei Buch‐ stabierwörtern sind endungslose Pluralformen hingegen wie erwähnt bei allen drei Genera möglich. Da sich diese Möglichkeit auf den Kurzworttyp der Buch‐ stabierwörter beschränkt, die ohnehin von manchen Sprechern als weniger worthaft angesehen werden können, ist davon auszugehen, dass es sich hier nicht um den Nullplural des Reduktionssilbenplurals handelt, sondern um schlichtes Ausbleiben der gesamten Flexion. Bei Fällen dieses Pseudo-Nullplu‐ rals ist häufig auch eine Pluralvariante mit dem Suffix -s möglich, was bei den erwähnten elliptischen Kürzungen und Pseudoableitungen nie der Fall ist. Dieser Unterschied im Auftreten von Schwankungsfällen ist ein weiteres Indiz dafür, dass es sich um zwei verschiedene Formen der Endungslosigkeit handelt. Bei den meisten Kurzwörtern handelt es sich um einen eher jungen Teil des Lexikons, in dem auch viele Augenblicksbildungen und Neologismen entstehen. Sprachbenutzer haben also im Umgang mit vielen Kurzwörtern weniger Routine als beim Gebrauch etablierter Lexeme des Normalwortschatzes. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass Schwankungsfälle mit mehreren Pluralvarianten im Ver‐ gleich zum Normalwortschatz häufiger sind. Dieser Faktor und der Aufbau der Buchstabierwörter aus Initialen, was sie eventuell weniger worthaft erscheinen lässt als andere Kurzworttypen, können Anlass für einen Teil der Sprachbe‐ nutzer sein, diesen Kurzworttyp gänzlich unflektiert zu lassen. Die hier dargestellten Ergebnisse decken sich grundsätzlich mit den Aussagen in der Kurzwortliteratur. Wie eingangs erwähnt wurde die Pluralflexion von Kurzwörtern bislang mit Ausnahme von Ronneberger-Sibold (2007), die die für Ronneberger-Sibold (1992) erhobenen Daten jedoch ohne Nennung von Zahlen zugrunde legt, nicht ausführlich diskutiert. Ansonsten wird in der Literatur größtenteils lediglich auf die im Vergleich zum Normalwortschatz „auffällige Flexionsarmut“ (Nübling 2001: 190) und den häufigen Gebrauch von -s als Plu‐ ralmarker sowie die Möglichkeit von endungslosen Pluralformen hingewiesen (vgl. bereits Bergstrøm-Nielsen 1952, später u. a. Leuschner 2008). Diese Aus‐ 5.1 Die Pluralbildung deutscher Kurzwörter 217 188 So zum Beispiel von Kürschner (2008: 176), gegenteilig jedoch Teleman/ Hellberg/ Andersson (1999: 112 f.). Eine vertiefte Diskussion dieser Frage würde an dieser Stelle jedoch zu weit führen. 5.2 5.2.1 sagen konnten nun durch die obige Auswertung bestätigt werden, da hier deut‐ lich gezeigt werden konnte, dass im Gegensatz zu der vielfältigen Allomorphie des Normalwortschatzes Pluralität am Substantiv im Kurzwortschatz überwie‐ gend mit dem Suffix -s markiert wird, um den durch die Kurzwortbildung er‐ zeugten Trochäus auch im Plural zu erhalten. Des Weiteren wurde deutlich, dass sich endungslose Pluralformen bei Buchstabierwörtern von dem regulären Null‐ plural des Reduktionssilbenplurals unterscheiden und stattdessen von fehlender Flexion auszugehen ist. Es handelt sich also um einem Pseudo-Nullplural. Die Pluralbildung schwedischer Kurzwörter Bei der folgenden Analyse der Pluralbildung im schwedischen Kurzwortschatz im Vergleich zum Normalwortschatz lassen sich deutliche Unterschiede zu den im Deutschen beobachteten Verhältnissen erkennen. Anders als im Deutschen fügen sich schwedische Kurzwörter weitgehend in die reguläre Pluralbildung des schwedischen Sprachsystems ein, indem sie dieselben Mittel der Pluralmar‐ kierung wie Lexeme des Normalwortschatzes nutzen. Dennoch zeigt sich, dass einige Pluralallomorphe im Kurzwortschatz häufiger oder weniger häufig sind als im restlichen Wortschatz. Analog zur Darstellung der Situation im Deutschen wird im Folgenden zunächst die Pluralbildung im schwedischen Normalwort‐ schatz skizziert, ehe eine ausführliche Darstellung der Pluralbildung der in den schwedischen Kurzwortkorpora enthaltenen appellativischen Substantive er‐ folgt. Die Pluralbildung im schwedischen Normalwortschatz Das schwedische Flexionssystem ist generell weniger komplex als das deutsche, da Kasus weitgehend abgebaut wurde und neben Definitheit nur Numerus direkt am Substantiv angezeigt wird (vgl. Dammel/ Kürschner/ Nübling 2010: 597). Le‐ diglich der Genitiv (vgl. fisk-ar-na-s ‚Fisch-Pl-Def/ Pl-Poss‘) wurde nicht kom‐ plett abgebaut; allerdings bezieht er sich als phrasaler Possessivmarker heute auf die ganze Nominalphrase anstatt nur auf das Substantiv, weshalb er nicht von allen Autoren als Kasus eingestuft wird. 188 Was die Komplexität des Plural‐ systems selbst angeht, so weisen beide hier untersuchten Sprachen einen ähn‐ 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 218 189 Siehe auch FN 165. 190 Im Folgenden werden jeweils die Formen des unbestimmten Plurals angegeben. Im Fall von Definitheit tritt an diese Form noch ein Definitheitssuffix. 191 Definitheit wird in solchen Fällen doppelt markiert. 192 An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass die Verwendung des Zeichens Ø und die Rede von „Nullsuffix“ oder „Nullallomorph“ keine Stellungnahme zu der Frage beinhaltet, wie endungslose Pluralformen theoretisch zu bewerten sind, siehe auch FN 167. lichen Grad an Komplexität auf, wobei das Deutsche auf der von Dammel/ Kürschner/ Nübling (2010: 616) erstellten Komplexitätsskala zur Pluralallomor‐ phie der germanischen Sprachen genau eine Position vor dem Schwedischen steht. 189 Ähnlich wie das Deutsche kennt das Gegenwartsschwedische verschiedene Mittel, um den Plural am Substantiv kenntlich zu machen. In den meisten Fällen handelt es sich um Grundformflexion, wobei der Plural durch ein Suffix markiert wird, z. B. stol - stolar  190 ‚Stuhl‘. Die Suffixe -or und -ar führen bei gewissen Auslauten des Substantivstammes allerdings zu einer Tilgung des Auslauts und damit zu Stammflexion, z. B. väska - väskor ‚Tasche‘ und kille - killar ‚Junge‘. Eine andere Art der Stammflexion durch Umlaut ist bei einigen Substantiven wie man - män ‚Mann‘ oder tand - tänder ‚Zahn‘ noch erhalten, bei Neubil‐ dungen aber nicht mehr produktiv. Des Weiteren existieren im Schwedischen auch endungslose Pluralformen wie bord - bord ‚Tisch‘. Neben der Markierung direkt am Substantiv wird im Schwedischen Numerus durch Kongruenz von in der Nominalphrase enthaltenen Adjektiven und durch das Definitheitssuffix in der gesamten Nominalphrase angezeigt. Das Definitheitssuffix, das selbst ge‐ nusabhängig in mehreren Allomorphen auftritt, hat im Plural eine andere Form als im Singular, vgl. stol-en ‚Stuhl-Def/ Sg‘ vs. stol-ar-na ‚Stuhl-Pl-Def/ Pl‘ und hus-et ‚Haus-Def/ Sg‘ vs. hus-en ‚Haus-Def/ Pl‘. In der Nominalphrase de nya bilderna ‚die neuen Bilder‘ markieren gleich vier Stellen den Plural: der be‐ stimmte Artikel de, das kongruierende Adjektiv, das Pluralsuffix -er am Sub‐ stantiv sowie das Definitheitssuffix -na. 191 Für die Diskussion der Pluralbildung im Kurzwortschatz genügt es jedoch, sich auf die Pluralmarkierung am Sub‐ stantiv selbst zu konzentrieren. Generell kann die Pluralmarkierung direkt am Substantiv durch die in Tabelle 78 aufgeführten Suffixe, darunter ein Nullsuffix 192 , erfolgen. 5.2 Die Pluralbildung schwedischer Kurzwörter 219 193 Im Gegenwartsschwedischen gibt es zwei Genera: Utrum und Neutrum. Etwa 75 % der schwedischen Substantive sind nach Ramge (2012: 31) Utra. 194 Siehe die Diskussion zu suppletiven und phonologischen Allomorphen in Kapitel 5.1.1. 195 „relativ unschwedische“. Pluralmarkierung Genus 193 Beispiel -or nur Utra gata - gator ‚Straße‘ -ar nur Utra hund - hundar -er v. a. Utra, wenige Neutra sak - saker ‚Sache‘ -r v. a. Utra, wenige Neutra tå - tår ‚Zehe‘ -n nur Neutra bi - bin ‚Biene‘ -Ø v. a. Neutra, Utra mit be‐ stimmten Derivationssuf‐ fixen hus - hus ‚Haus‘ -s v. a. Utra schlager - schlagers Tabelle 78: Möglichkeiten der Pluralmarkierung schwedischer Substantive Wie auch beim Deutschen herrscht auch beim Schwedischen in der Literatur keine Einigkeit darüber, wie viele Pluralallomorphe für das Standardschwedi‐ sche anzusetzen sind. Auch hier hängt die Antwort davon ab, ob der Analyse ein inhaltlicher oder ein formaler Morphembegriff zugrunde liegt. 194 So gehen Dammel/ Kürschner/ Nübling (2010) und Hultman (2003: 57) von sechs Allomor‐ phen aus, Josefsson (2001: 29), Ramge (2012: 35 ff.) und Ritte (2004: 6 ff.) hingegen nur von fünf, da Substantive mit -er- und -r-Plural dort im Sinne eines supple‐ tiven Allomorphs mit zwei phonologischen Allomorphen zu einer Deklinati‐ onsklasse zusammengefasst werden. Svenska Akademiens Grammatik arbeitet mit den sechs von Dammel/ Kürschner/ Nübling genannten, nennt allerdings sogar das in sonstigen Grammatiken meist ausgeklammerte Pluralsuffix -s als seltene und „relativ osvenskt“ 195 Möglichkeit der Pluralmarkierung (Teleman/ Hellberg/ Andersson 1999: 79). Braunmüller differenziert hingegen zunächst streng strukturalistisch noch stärker und kommt sogar auf elf Allomorphe (vgl. Braunmüller 2007: 51), die er jedoch durch Ausklammerung von Sonderfällen und den Einsatz phonologischer Regeln auf sechs reduziert. Generell sind sämtliche in Tabelle 71 aufgeführten Konditionierungsfaktoren für die deutsche Pluralmarkierung auch im Schwedischen wirksam. Die Zuwei‐ sung der Pluralallomorphe im Schwedischen erfolgt zunächst nach Genus. „För flertalet substantiv ger sig därför deklinationstillhörigheten (dvs. pluralsuffixet) 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 220 196 „Für die meisten Substantive ergibt sich daher die Deklinationszugehörigkeit (d. h. das Pluralsuffix) aus dem Genus des Substantivs im Zusammenspiel mit der phonotakti‐ schen Struktur des Stammes.“ ur substantivets genus i kombination med stammens fonotaktiska struktur.“ (Teleman/ Hellberg/ Andersson 1999: 63) 196 In den ersten vier Deklinations‐ klassen finden sich vor allem Utra und in den Klassen fünf und sechs vor allem Neutra. Bei den Neutra kommt Auslaut als sekundärer Steuerungsfaktor hinzu, d. h. der Nullplural und das Suffix -n sind komplementär distributiert: Konso‐ nantisch auslautende neutrale Substantive bleiben im Plural endungslos; Neutra auf Vokal suffigieren dagegen -n. Bei den r-haltigen Suffixen der Utra liegt zwar die Vermutung nahe, dass es sich ebenfalls um phonologische Allomorphe eines suppletiven Allomorphs -(V)r handelt. Unterhalb der Ebene des Genus lassen sich allerdings keine festen Kriterien für die Verteilung der Allomorphe finden (vgl. Dammel/ Kürschner/ Nübling 2010: 598 und Kürschner 2008: 202), weshalb folglich weiter von vier separaten suppletiven Allomorphen ausgegangen werden muss. Gemeinsam ist der Pluralmarkierung aller Klassen, dass stets eine Pluralform mit geschlossener Endsilbe erzeugt wird. In dieser Arbeit werden daher die Pluralendungen -n und -Ø für Neutra als phonologische Allomorphe eines suppletiven Allomorphs -(n) aufgefasst und die r-haltigen Suffixe als je eigene suppletive Allomorphe eingestuft (siehe Ta‐ belle 79). Bei zwei Pluralendungen sind durch morphologische Konditionierung Ausnahmen von der Genuskonditionierung möglich: Das Suffix -er markiert nicht nur den Plural vieler Utra, sondern auch von Neutra mit bestimmten Suf‐ fixen wie -eri, z. B. bageri - bagerier ‚Bäckerei‘. Ebenso erhalten Utra mit be‐ stimmten Derivationssuffixen wie -are den ansonsten Neutra vorbehaltenen Nullplural, z. B. läkare - läkare ‚Arzt‘. Morphem {Plural} suppletive Allo‐ morphe -or -ar -er -r -(n) phonolo‐ gische Al‐ lomorphe / ur/ flicka - flickor ‚Mädchen‘ / ar/ båt - båtar ‚Boote‘ / ɘr/ röst - röster ‚Stimmen‘ / r/ ko - kor ‚Kühe‘ / -/ brev - brev ‚Briefe‘ n/ äpple - äpplen ‚Äpfel‘ Tabelle 79: Suppletive und phonologische Pluralallomorphe des Schwedischen 5.2 Die Pluralbildung schwedischer Kurzwörter 221 Eine sehr ausführliche Darstellung der verschiedenen Deklinationen unter Be‐ rücksichtigung sämtlicher Sonderfälle findet sich in Teleman/ Hellberg/ Andersson (1999: 62-89). An dieser Stelle sollen die verschiedenen Pluralallo‐ morphe nur kurz dargestellt werden, um anschließend den Vergleich zum Kurz‐ wortschatz ziehen zu können. Einen Überblick über die eben aufgeführten Häu‐ figkeiten der verschiedenen Pluralformen im Normalwortschatz nach Kürschner (2008: 200 f.) bietet Tabelle 80. Das suppletive Allomorph -(n) wurde dabei in seine phonologischen Allomorphe -Ø und -n aufgeteilt, um eine mög‐ lichst differenzierte Darstellung zu erreichen. Die Zahlen stammen aus Zei‐ tungstexten und beziehen sich auf die Tokenfrequenz. Eine Untersuchung zur Typenfrequenz schwedischer Pluralformen liegt leider bislang nicht vor. Pluralendung Häufigkeit (Tokenfrequenz) -er 30,78 % -Ø 21,31 % -ar 19,74 % -or 7,58 % -n 4,10 % -r 2,15 % -s 0,25 % Tabelle 80: Häufigkeit schwedischer Pluralendungen nach Kürschner 2008 basierend auf Allén 1971 Das Suffix -or tritt nur an Utra, darunter vor allem an Substantive, die auf un‐ betontes -a auslauten (z. B. väska - väskor ‚Tasche‘), wobei der Auslaut der Stammform in diesen Fällen wegfällt. Die häufige Pluralendung -ar tritt eben‐ falls nur an Utra, allerdings an Singularstämme auf Konsonant, Langvokal oder unbetontes -e. Auch hier kann in manchen Fällen Stammflexion auftreten (z. B. nyckel - nycklar ‚Schlüssel‘). Die größte Deklinationsklasse markiert den Plural durch das Suffix -er. Hierzu zählen vor allem Utra, aber auch wenige Neutra. Gerade die Suffixe -er und -ar haben strukturell gesehen eine große Schnitt‐ menge, sodass nicht voraussagbar ist, mit welchem Suffix ein utrales Substantiv den Plural markiert. So tritt -er an manche Substantive mit konsonantischem Auslaut, Mehrsilber mit Endbetonung (kanin - kaniner ‚Kaninchen‘), aber auch diverse andere Fälle, was diesen Typ sehr komplex macht. Die Pluralendung -r 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 222 197 „die aufgrund ihrer Bedeutung oder aufgrund ihrer phonotaktischen Gestalt noch fremde Merkmale aufweisen“. wird in manchen Grammatiken als phonologisches Allomorph der Deklinati‐ onsklasse -er zugeschlagen, von Teleman/ Hellberg/ Andersson (1999) und Dammel/ Kürschner/ Nübling (2010) aber als eigene Klasse analysiert. Hierzu gehören Utra mit vokalischem Auslaut (z. B. sko - skor ‚Schuh‘). Das Suffix -n tritt an vokalisch auslautende Neutra (z. B. hjärta - hjärtan ‚Herz‘). Ein Null‐ plural tritt hingegen bei konsonantisch auslautenden Neutra (z. B. brev - brev ‚Brief ‘) und bei Utra mit bestimmten Wortbildungssuffixen auf (z. B. lärare - lärare ‚Lehrer‘). Manche Autoren führen schließlich -s als siebte Deklination auf (vgl. z. B. Teleman/ Hellberg/ Andersson 1999: 79 f., Kürschner 2008: 202). Diese Pluralen‐ dung findet sich vor allem bei utralen Fremdwörtern, „som ännu har en främ‐ mande prägel genom sin betydelse eller genom sin fonotaktiska form“ 197 (z. B. evergreen - evergreens ‚Evergreen‘), wobei das betreffende Substantiv nicht zwangsläufig auch in der Herkunftssprache mit -s pluralisiert worden sein muss. Mit einer Häufigkeit von 0,25 % in Zeitungstexten hat -s eine äußerst geringe Frequenz. Da diese Art der Pluralmarkierung also sehr selten ist, sich in einigen Fällen nicht gut in das schwedische Flexionssystem mit suffigiertem Artikel einfügt und zudem sprachpflegerisch umstritten ist (vgl. Wellander 1973: 91), wird sie in vielen, vor allem knapperen, Darstellungen der schwedischen Plu‐ ralbildung ausgeklammert. Anders als beim Deutschen s-Plural bleibt hier un‐ klar, inwiefern es sich hier um eine produktive Form der Pluralmarkierung han‐ delt. So zweifelt Kürschner (2008: 202) generell die Produktivität des s-Plurals bei nativen Substantiven an. Da -s als Pluralsuffix im Schwedischen also ein marginales Phänomen bleibt und auch für den Kurzwortschatz keinerlei Rele‐ vanz hat, wird es in den folgenden Betrachtungen dieser Arbeit nicht berück‐ sichtigt. Insgesamt wird also deutlich, dass im schwedischen Normalwortschatz sechs Möglichkeiten der Pluralmarkierung am Substantiv produktiv sind, wobei diese Produktivität je nach Suffix unterschiedlich hoch ist. Aufgrund ihrer Frequenz besonders zentral sind die Suffixe -er und -ar sowie der Nullplural. Im Folgenden soll nun untersucht werden, inwiefern die Mittel der Pluralmarkierung des Nor‐ malwortschatzes auch im Kurzwortschatz verwendet werden. 5.2 Die Pluralbildung schwedischer Kurzwörter 223 5.2.2 Die Pluralbildung im schwedischen Kurzwortschatz Bei der Analyse der Substantive aus den schwedischen Kurzwortkorpora zeigt sich deutlich, dass sich anders als im Deutschen die Flexion des Kurzwort‐ schatzes nicht wesentlich von derjenigen des Normalwortschatzes unter‐ scheidet. Bis auf das Randphänomen des s-Plurals sind alle schwedischen Plu‐ ralallomorphe auch im Kurzwortschatz vertreten, wie aus den Abbildungen 78 und 79 hervorgeht. Die Pluralformen wurden auch für das Schwedische wie in Kapitel 5.1.2 dargelegt ermittelt, d. h. ihnen liegen die Lemmata der Korpora zugrunde. Nicht berücksichtigt wurden Singulariatantum wie el < elektricitet ‚Elektrizität‘, die keine Pluralformen bilden, und Pluraliatantum wie NPF < neu‐ ropsykiatriska funktionsnedsättningar ‚neuropsychiatrische Erkrankungen‘, die bereits im Plural stehen. Des Weiteren fließen gebundene Kürzungen und Kürz‐ ungskomposita nicht in diese Auswertung mit ein, da deren Pluralformen un‐ abhängig von der Kürzung auf dem ungekürzten Zweitglied beruhen wie u-land < utvecklingsland - u-länder ‚Entwicklungsland‘. Abbildung 78: Verteilung der Pluralsuffixe bei den appellativischen Substantiven des schwedischen Zeitungskorpus (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern In beiden schwedischen Korpora sind dabei die Suffigierung von -ar (z. B. cabb < cabriolet - cabbar ‚Cabriolet‘) sowie der Nullplural (z. B. labb < laboratorium - 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 224 198 Hier und im Folgenden wurden wie auch im Unterkapitel zum deutschen Kurzwort‐ schatz auch die Fälle anteilig berücksichtigt, in denen die jeweilige Pluralmarkierung nicht die einzig mögliche ist, sondern mehrere Pluralvarianten existieren (z. B. cigg < ciggarret - cigg/ ciggar ‚Zigarette‘), was interessanterweise deutlich seltener der Fall ist als bei deutschen Kurzwörtern. Dezimalzahlen bei den Belegzahlen sind auf derartige Schwankungsfälle zurückzuführen. labb) die häufigsten Arten der Pluralmarkierung 198 und sogar noch häufiger als im Normalwortschatz (siehe Tabelle 80). Betrachtet man hingegen die Token‐ frequenz der Zeitungsdaten, erreichen beide Formen noch höhere Werte von 52,51 % für -ar und 39,80 % für den Nullplural, da hochfrequente Types den Plural entsprechend markieren, vgl. bil < automobil - bilar, buss < omnibus(s) - bussar und VM < världsmästerskap - VM ‚Weltmeisterschaft‘. Abbildung 79: Verteilung der Pluralsuffixe bei den appellativischen Substantiven des schwedischen Wörterbuchkorpus, absolute Belegzahlen in Klammern Der Nullplural und die Suffigierung von -ar sind also die mit Abstand häufigsten Formen der Pluralmarkierung im schwedischen Kurzwortschatz. Die anderen Pluralallomorphe des Normalwortschatzes sind zwar durchaus ebenfalls belegt; sie sind jedoch deutlich seltener als das Suffix -ar und der Nullplural. So rangiert das Suffix -or (z. B. tenta < tentamen - tentor ‚Prüfung‘) zwar in beiden Korpora an dritter Stelle der Häufigkeit, weist jedoch einen erheblichen Abstand zu den Werten der beiden häufigeren Pluralformen auf. Anders als im Deutschen bleibt 5.2 Die Pluralbildung schwedischer Kurzwörter 225 im Schwedischen die Genuskonditionierung der Pluralmarkierung auch im Kurzwortschatz enthalten. So treten die r-haltigen Suffixe weitgehend an utrale Kurzwörter, während neutrale Kurzwörter mittels -n und dem Nullplural plu‐ ralisiert werden. Genus ist also sowohl im Normalwortschatz als auch im Kurz‐ wortschatz der primäre Konditionierungsfaktor der Pluralmarkierung. So bildet das Utrum cabb < cabriolet - cabbar den Plural durch Suffigierung von -ar, wäh‐ rend das strukturell sehr ähnliche Neutrum labb < laboratorium - labb system‐ gemäß einen Nullplural bildet. Interessanterweise spielt das häufigste Pluralallomorph des schwedischen Normalwortschatzes, -er, im Kurzwortschatz eine deutlich untergeordnete Rolle. Während es im Normalwortschatz in ca. 30 % der Fälle auftritt, sind es im Zeitungskorpus nur verblüffend niedrige 3,41 % und auch im als Kontrollkorpus fungierenden Wörterbuchkorpus lediglich 5,81 % der Appellativa, die ihren Plural mit diesem Suffix bilden. Für diese enorme Diskrepanz gibt es zunächst keinen klar ersichtlichen Grund. Möglich und wahrscheinlich ist, dass mehrere Faktoren zusammenspielen. So markiert -er im Normalwortschatz den Plural diverser Strukturen, die im Kurzwortschatz schlichtweg nicht vorhanden sind. Beispielsweise tritt -er im Normalwortschatz unter anderem an mehrsilbige Lehn- und Fremdwörter mit betonter Endsilbe (z. B. affär - affärer ‚Geschäft)‘. Diese Struktur ist unter den Kurzwörtern kaum vertreten, ein Beispiel ist noch mobil < mobiltelefon - mobiler. Ebenso ist -er das Pluralsuffix für Wortbildungen mit diversen nicht-nativen Suffixen wie -and, -ion, -itet etc. (z. B. doktorand - doktorander). Belege solcher Art sind aufgrund des Kürzungsvorgangs im Kurz‐ wortschatz natürlich ebenfalls nicht enthalten. Die Suffixe -er und -ar können teilweise in demselben Umfeld auftreten, zum Beispiel bei konsonantisch aus‐ lautenden einsilbigen Utra (vgl. Hultman 2003: 60). Derartige Strukturen sind im schwedischen Kurzwortschatz an sich recht häufig, allerdings bildet die über‐ wiegende Mehrheit von utralen geschlossenen Einsilbern in beiden Kurzwort‐ korpora den Plural mit -ar statt -er (z. B. mick - mikrofon - mickar, tabb < tabu‐ lator - tabbar), auch wenn die entsprechende Vollform einen er-Plural bildet (vgl. mikrofoner, tabulatorer). Eine der wenigen Ausnahmen stellt mim < pan‐ tomim - mimer dar. Offensichtlich wird das Suffix -er im Kurzwortschatz selbst in Fällen, in denen es im Normalwortschatz ein natürliches Mittel der Plural‐ markierung wäre, vermieden und stattdessen das Suffix -ar eingesetzt. Ein Er‐ klärungsansatz dafür, dass einsilbige Utra auf Konsonant -er als Pluralform meiden und stattdessen auf -ar ausweichen, besteht darin, dass -er bei Einsilbern im Normalwortschatz in etlichen Fällen mit Umlaut einhergeht (z. B. stad - städer ‚Stadt‘, rot - rötter ‚Wurzel‘). Bei Kurzwörtern würde der Einsatz von Umlaut den Stamm des Kurzworts im Plural verfremden und die Transparenz 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 226 199 Ausnahmen sind lediglich die Verwandtschaftsbezeichnungen mo(de)r - mödrar ‚Mutter‘ und dotter - döttrar ‚Tochter‘. 200 „Wo bei neuen oder weniger bekannten Wörtern Zweifel aufkommt, sollte ar der Vorzug gegeben werden.“ verringern, was die Identifikation mit der Vollform erschweren und damit ein potentielles Kommunikationshindernis darstellen könnte. Auch im deutschen Kurzwortschatz werden Umlaut und Stammflexion konsequent vermieden. Bei dem Pluralsuffix -ar sind derartige Schwierigkeiten jedoch von vornherein aus‐ geschlossen, da -ar generell nicht in Kombination mit Umlaut auftritt. 199 Even‐ tuell wird aus diesem Grund bei utralen geschlossenen Einsilbern konsequent auf das alternative Suffix -ar ausgewichen, das den Plural rein additiv ohne po‐ tenziellen Umlaut markiert, wodurch der Wortkörper möglichst wenig ver‐ fremdet wird. Bereits Wellander (1973: 90) weist darauf hin, dass im Zweifelsfall das Suffix -ar der Alternative -er vorzuziehen sei: „Då vid nya eller mindre kända ord tvekan uppstår bör företräde ges åt ar.“ 200 Wellander macht zudem darauf aufmerksam, dass Substantive mit er-Plural oft eine abstraktere Bedeutung aufweisen als diejenigen mit ar-Plural (vgl. Wel‐ lander 1973: 90, außerdem auch Linell 1977: 98 f.). Da viele Belege der Kurzwort‐ korpora, für die strukturell sowohl -er als auch -ar in Frage kämen, eine relativ konkrete Bedeutung haben (vgl. kyl < kylskåp ‚Kühlschrank‘, sax < saxofon, synt < synthesizer), könnte diese Präferenz für konkrete Inhalte zur Erklärung der Tendenz zu dem Suffix -ar beitragen. Linell (1977: 96 ff.) betrachtet -ar sogar als die häufigste und unmarkierte Pluralendung für Utra, was jedoch von Teleman/ Hellberg/ Andersson (1999: 69 ff.) nicht gestützt wird, wonach -er die bedeu‐ tendste und häufigste schwedische Pluralendung ist. Da -ar im Gegensatz zu dem schwahaltigen -er einen Vollvokal enthält, ist es zudem salienter und hat damit nach Köpcke (1993: 82-85) eine größere Signalstärke als -er. Folglich stellt -ar eine noch eindeutigere Pluralmarkierung dar, was im schwedischen Kurz‐ wortschatz offensichtlich bevorzugt wird. Dass das Suffix -ar im Kurzwortschatz gegenüber -er bevorzugt wird, scheint also auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein. Die Suffixverteilung scheint außer vom Genus zunehmend von der phonologischen und prosodi‐ schen Gestalt der Substantive abzuhängen. Da etliche Strukturen, die -er suffi‐ gieren würden, im Kurzwortschatz nicht oder kaum vertreten sind, sinkt damit auch die Vorkommenshäufigkeit dieses Suffixes. Wo bei utralen Kurzwörtern genusbedingt kein wortkörperschonender Nullplural möglich ist und struktur‐ bedingt sowohl -er als auch -ar in Frage kommen, wird das Suffix mit der hö‐ heren Signalstärke gewählt, sodass der formale Plural möglichst deutlich mar‐ kiert wird. Des Weiteren bietet -ar den Vorteil einer rein additiven 5.2 Die Pluralbildung schwedischer Kurzwörter 227 201 Der Beleg bil ist allerdings der einzige mir bekannte Fall, in dem ein Endwort oder eine auf den rechten Teil gekürzte elliptische Kürzung eine anderere Flexion aufweist als die entsprechende Vollform. 202 Hier muss leider der Tokenfrequenz des Normalwortschatz die Typenfrequenz der Kurzwortkorpora gegenübergestellt werden, da die bereits mehrfach diskutierten hoch‐ frequenten Types des schwedischen Zeitungskorpus sonst die Ergebnisse zu stark ver‐ zerren würden. Angaben für den Normalwortschatz, die auf der Typenfrequenz be‐ ruhen, sind leider nicht verfügbar. Pluralmarkierung ohne potentiellen Umlaut, der den Wortkörper verfremden würde. Die Daten der schwedischen Kurzwortkorpora deuten darauf hin, dass der schwedische Kurzwortschatz im Rahmen der vom Pluralsystem zulässigen Möglichkeiten diejenigen bevorzugt, die den Wortkörper des Kurzwortsubstan‐ tivs schonen und möglichst wenig verfremden, nämlich den Nullplural und das Suffix -ar. Einen weiteren Hinweis darauf, dass die oben erwähnte Verteilung der Suffixe -er und -ar im Kurzwortschatz nicht zufällig ist, sondern -er tatsächlich zu‐ gunsten von -ar vermieden wird, liefert der bereits erwähnte Beleg bil < auto‐ mobil ‚Auto‘. Da das Schwedische wie das Deutsche rechtsköpfig ist, ist bei diesem Endwort, bei dem der rechte Teil der Vollform erhalten bleibt, keine andere Flexion zu erwarten als bei der zugehörigen Vollform. Die Pluralform der Vollform lautet jedoch automobiler, während das Kurzwort den Plural mit -ar markiert (bilar). Entgegen des Prinzips der Rechtsköpfigkeit wird hier bei einem Endwort für das Kurzwort ein anderes Pluralsuffix als für die Vollform verwendet, was darauf hindeutet, dass das Suffix -er bei Kurzwörtern tatsächlich vermieden werden soll. 201 Die restlichen Pluralsuffixe des schwedischen Flexionssystems, -r für Utra (z. B. stereo < stereoanläggning - stereor ‚Stereoanlage‘) und -n für vokalisch aus‐ lautende Neutra (z. B. foto < fotografi - foton ‚Fotografie‘), spielen weder im Kurznoch im Normalwortschatz eine große Rolle. In beiden Korpora markieren sie nur bei einem recht geringen Anteil der Appellativa den Plural, was jedoch auch ihrer Häufigkeit im schwedischen Normalwortschatz entspricht, wie aus dem direkten Vergleich in Tabelle 81 hervorgeht. Darin werden dem in Kürschner (2008: 200 f.) zitierten Zeitungskorpus für den Normalwortschatz die beiden Kurzwortkorpora der vorliegenden Arbeit gegenübergestellt. 202 Pluralmarkierung Normalwortschatz (Tokenfrequenz) Zeitungskorpus (Typenfrequenz) Wörterbuchkorpus -ar 19,74 % 38,07 % 38,13 % -Ø 21,31 % 38,07 % 33,08 % 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 228 Pluralmarkierung Normalwortschatz (Tokenfrequenz) Zeitungskorpus (Typenfrequenz) Wörterbuchkorpus -or 7,58 % 7,95 % 11,62 % -n 4,10 % 7,95 % 4,55 % -er 30,78 % 3,41 % 6,82 % -r 2,15 % 3,41 % 5,81 % Tabelle 81: Verteilung schwedischer Pluralmarkierungen in mehreren Korpora Der Vergleich von Normalwortschatz, Kernkorpus und Kontrollkorpus zeigt mit Ausnahme von -er ähnliche Tendenzen in der Verteilung der Pluralmarkie‐ rungen. Allerdings sind das Suffix -ar und der Nullplural im Kurzwortschatz noch deutlich frequenter als im Normalwortschatz, während das Pluralsuffix -er wie bereits diskutiert stark an Boden verliert und fast bedeutungslos wird. Die Pluralbildung einzelner Kurzworttypen Im Folgenden sollen diejenigen Kurzworttypen angesprochen werden, die in ihrer Pluralflexion Besonderheiten gegenüber den Ergebnissen für alle Appel‐ lativa aufweisen. Interessanterweise sind es dabei im Schwedischen und im Deutschen exakt dieselben Kurzworttypen, die auffällig sind (vgl. S. 199 ff.). Auch wenn der schwedische Kurzwortschatz insgesamt stärker die Regulari‐ täten des Sprachsystems für die Pluralbildung nutzt, ist auch bei den schwedi‐ schen Buchstabierwörtern eine deutlich eingeschränkte Allomorphie zu be‐ obachten (siehe Tabelle 82). Pluralmarkierung -Ø -ar -n nur Voll‐ form schwedisches Zei‐ tungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häufig‐ keit 56,82 % 27,27 % 6,82 % 9,09 % Anzahl Types 12,5 6 1,5 2 schwedisches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häufig‐ keit 70,00 % 30,00 % 0 % 0 % Anzahl Types 7 3 0 0 Tabelle 82: Pluralmarkierungen schwedischer Buchstabierwörter (Appellativa) 5.2 Die Pluralbildung schwedischer Kurzwörter 229 203 Vgl. hierzu jedoch auch den alternativen Plural durch Gebrauch der Vollform televisi‐ onsapparater. 204 Laut der Angabe in SAOL ist dieser Beleg nicht flektierbar, was allerdings durch den tatsächlichen Sprachgebrauch widerlegt ist. 205 Das Wörterbuchkorpus enthält dagegen kein Buchstabierwort mit n-Plural und be‐ schränkt sich damit auf nur zwei Pluralvarianten: Suffigierungen mit -ar und endungs‐ lose Pluralformen. Die Pluralformen bei den Belegen dieses Kurzworttyps verteilen sich fast aus‐ schließlich auf Suffigierungen von -ar (z. B. teve < televisionsapparat - tevear  203 ) und endungslose Pluralformen (z. B. mc < motorcykel - mc ‚Motorrad‘), die deut‐ lich häufiger sind als bei den Kurzwörtern aller Kurzworttypen. Während beide Korpora einen beträchtlichen Anteil von nicht pluralfähigen Belegen wie adb < automatisk databehandling ‚elektronische Datenverarbeitung‘ enthalten, sind die weiteren Pluralsuffixe -er, -r und -or bei den Buchstabierwörtern der Kurz‐ wortkorpora gar nicht belegt. Lediglich das Suffix -n ist im Zeitungskorpus bei einem Type belegt ( ID < identitetshandling/ identitetskort - ID : n ‚Personalaus‐ weis‘ 204 ) und bei einem weiteren Type eine Alternative zu einer endungslosen Pluralform ( AB < aktiebolag - AB : n/ AB ‚Aktiengesellschaft‘). 205 Der Beleg ID weist ein schwankendes Genus auf und wird auch in SAOL mit beiden Genera aufgeführt. Der Grund für diese Genusschwankung liegt darin, dass es zwei mögliche Vollformen für dieses Buchstabierwort gibt. Abhängig davon, ob ein Sprecher dem Kurzwort das Utrum identitetshandling oder das Neutrum identi‐ tetskort zugrunde legt, behandelt er auch das Kurzwort als Utrum bzw. Neutrum. Ist Letzteres der Fall, so ergibt sich für ein Neutrum mit vokalischem Auslaut ganz regulär eine Pluralform mit suffigiertem -n. Ein wesentlicher Unterschied zu der Situation bei deutschen Buchstabier‐ wörtern ist das Fehlen von Schwankungsfällen. Während bei deutschen Buch‐ stabierwörtern über die Hälfte der Belege zwei mögliche Pluralvarianten hat, in der Regel eine endungslose und eine mit -s suffigierte Form, scheinen die Plu‐ ralformen im Schwedischen recht stabil zu sein. Im Wörterbuchkorpus ist über‐ haupt kein Buchstabierwort mit schwankendem Pluralgebrauch verzeichnet, und auch das Zeitungskorpus enthält lediglich den oben erwähnten Beleg AB , der endungslos bleiben oder -n suffigieren kann. Ähnlich wie bei dem Beleg ID ist die Suffigierung mit -n die reguläre Pluralmarkierung für das vokalisch aus‐ lautende Neutrum AB . Zur Wahl stehen hier also entweder eine mit den Regu‐ laritäten des Normalwortschatzes konforme Pluralmarkierung oder der gene‐ relle Verzicht auf Flexion. Dass solche Fälle im Schwedischen nur vereinzelt vorkommen, ist ein Indiz dafür, dass grundsätzlich deutlich weniger Zweifel ob der korrekten Pluralform zu bestehen scheinen als im Deutschen. 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 230 In einigen wenigen Fällen wird bei der Pluralbildung auf die Vollform zu‐ rückgegriffen, wie im Fall von SK < sportklubb - sportklubbar. Zu dem jeweiligen Kurzwort wird also überhaupt keine Pluralform gebildet, sondern im Fall der Pluralisierung auf die Pluralform der Vollform ausgewichen. Dies betrifft meist Kurzwörter, bei denen die Singularform weitaus häufiger gebraucht wird als die Pluralform. Wo Buchstabierwörter jedoch pluralisiert werden, geschieht dies bis auf die erwähnten seltenen Fälle von n-Plural fast ausschließlich durch endungslose oder mit -ar suffigierte Pluralformen. Damit zeigen Buchstabierwörter eine im Vergleich zum Normalwortschatz oder auch zum gesamten schwedischen Kurz‐ wortschatz eingeschränkte Pluralflexion und weisen gleichzeitig eine Ähnlich‐ keit mit deutschen Buchstabierwörtern auf, die ebenfalls sehr starken Gebrauch von endungslosen Pluralformen machen und sich im Wesentlichen auf diese und eine Suffigierung durch -s beschränken. Auch wenn bei schwedischen Kurz‐ wörtern die Alternative zu einer endungslosen Pluralform bei Buchstabierwör‐ tern kein Ausweichplural wie wie -s, sondern ein regulärer Plularmarker wie -ar ist, zeigt dieser Kurzworttyp dennoch eine eingeschränkte Flexion. Der Grund hierfür könnte darin liegen, dass Buchstabierwörter aufgrund ihrer Schreibung durch Buchstabennamen einen geringeren Wortcharakter auf‐ weisen als andere Kurzworttypen. Orthographisch weisen sie im Schwedischen zudem die Besonderheit auf, dass Suffixe mit Doppelpunkt angeschlossen werden. Dies betrifft sowohl Pluralsuffixe (vd < verkställande direktör - vd: ar ‚Geschäftsführer‘) als auch das Definitheitssuffix (Sg. Def. vd: n) und die phrasale Possessivmarkierung (vd: s). Buchstabierwörter heben sich also, gerade im schriftlichen Sprachgebrauch, sowohl von anderen Kurzworttypen als auch vom Normalwortschatz optisch deutlich ab. Wie für deutsche Buchstabierwörter soll daher nun auch für die schwedischen postuliert werden, dass der verstärkte Gebrauch des Nullplurals bei diesem Kurzworttyp als Unterbleiben der Flexion und damit als Pseudo-Nullplural zu verstehen ist und nicht etwa auf eine en‐ dungslose Pluralform wie bei den Neutra des Normalwortschatzes zurückzu‐ führen ist. Interessanterweise ist der Nullplural bei schwedischen Buchstabier‐ wörtern nicht ausschließlich auf Neutra beschränkt, wie die utralen Belege mc < motorcykel - mc und bvc < barnavårdscentral - bvc ‚Kinderfürsorgeamt‘zeigen. Diese Beispiele werden als Beleg dafür gewertet, dass der Anwendungsbereich des ansonsten auf Neutra und Utra mit bestimmten Wortbildungssuffixen fest‐ gelegten Nullplurals bei Buchstabierwörtern keine Gültigkeit mehr hat und es sich folglich um ein anderes Phänomen handelt. Analog der ab Seite 200 darge‐ stellten Situation deutscher Buchstabierwörter kann man daher auch im Schwe‐ dischen von einem Pseudo-Nullplural sprechen. Mit dem Aufbrechen der Ge‐ 5.2 Die Pluralbildung schwedischer Kurzwörter 231 206 Auch hier wurden mehrere Pluralvarianten jeweils anteilig berücksichtigt. nuskonditionierung der Pluralbildung durch den Pseudo-Nullplural und der reduzierten Verwendung der im Normalwortschatz gängigen Pluralmarker - wenn endungslose Formen als flexionsloser Pseudo-Nullplural interpretiert werden, ist das Suffix -ar quasi die einzige produktive Pluralmarkierung bei Buchstabierwörtern - unterscheidet sich die Pluralmarkierung schwedischer Buchstabierwörter also doch beträchtlich von der Pluralflexion des schwedi‐ schen Normalwortschatzes. Einen starken Kontrast zu den Buchstabierwörtern bildet der Kurzworttyp der Kopfwörter, dessen Pluralverhalten in Tabelle 83 dargestellt wird. Pluralmarkierung -Ø -ar -or -n -er -r nur Voll‐ form schwedi‐ sches Zei‐ tungs‐ korpus (Typenfre‐ quenz) prozen‐ tuale Häufig‐ keit 26,19 % 26,19 % 19,05 % 14,29 % 0 % 0 % 14,29 % Anzahl Types 5,5 5,5 4 3 0 0 3 schwedi‐ sches Wör‐ terbuch‐ korpus prozen‐ tuale Häufig‐ keit 42,16 % 22,55 % 7,84 % 9,80 % 9,80 % 5,88 % 1,96 % Anzahl Types 21,5 11,5 4 5 5 3 1 Tabelle 83: Pluralmarkierungen schwedischer Kopfwörter (Appellativa) Bei diesem Typ sind im Wörterbuchkorpus sämtliche Pluralformen des Nor‐ malwortschatzes vertreten; im Zeitungskorpus fehlen dagegen Kopfwörter, die im Plural -er oder -r suffigieren. Am häufigsten ist in beiden Korpora der Null‐ plural (z. B. arr < arrangement - arr, ex < exemplar - ex ) 206 und der ar-Plural (z. B. sax < saxofon - saxar). Anders als bei den Buchstabierwörtern handelt es sich bei endungslosen Pluralformen von Kopfwörtern jedoch um den regulären Nullplural des schwedischen Pluralsystems, da es sich bei den entsprechenden Belegen um konsonantisch auslautende Neutra handelt. Der Nullplural bei den Kopfwörtern ist also wie im Normalwortschatz primär durch Genus und se‐ kundär durch den Auslaut gesteuert. 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 232 Das Suffix -n ist bei den Kopfwörtern etwas häufiger als im Normalwort‐ schatz, da diverse Kopfwörter vokalisch auslautende Neutra sind, an die regulär das Suffix -n tritt, z. B. intro < introduktion - intron. Hierbei handelt es sich um eine wechselseitige Beziehung, da der Großteil von Substantiven mit n-Plural auf Kopfwörter entfällt, was wiederum den höheren Anteil des n-Suffixes bei diesem Kurzworttyp erklärt. Das Zeitungskorpus enthält einige wenige Kopfwortbelege, bei denen für die Pluralbildung stets auf die Vollform ausgewichen wird, z. B. bio < biograf - bio‐ grafer ‚Kino‘ oder rehab < rehabilitering - rehabiliteringar ‚Rehabilitation‘. Auch in diesen Fällen werden die betreffenden Kurzwörter in der Regel im Singular gebraucht (vgl. etwa die feste Wendung gå på bio ‚ins Kino gehen‘), sodass kein dringender Bedarf an einer eigenen Pluralform zu bestehen scheint. Abgeschlagen bleibt das im Normalwortschatz so frequente Suffix -er: Das Zeitungskorpus erhält kein einziges Kopfwort, das den Plural durch -er markiert, und im Wörterbuchkorpus handelt es sich um nur fünf Belege, z. B. accept < accepterad växel - accepter ‚akzeptierter Wechsel‘. Schwankungsfälle mit meh‐ reren möglichen Pluralformen sind auch bei den Kopfwörtern selten und be‐ schränken sich auf Einzelfälle. Zwei Pluralvarianten gibt es beispielsweise bei demo < demonstration - demor/ demoer oder cigg < ciggarret - cigg/ ciggar. Ins‐ gesamt herrscht bei den Kopfwörtern eine deutlich größere Varianz hinsichtlich der Pluralmarkierung als bei den Buchstabierwörtern. Die Verteilung der Plu‐ ralmarkierungen bei den Kopfwörtern ähnelt vielmehr derjenigen im Normal‐ wortschatz und ist gekennzeichnet von einer starken Allomorphie. Des Weiteren ist die Pluralbildung der Pseudoableitungen erwähnenswert (siehe Tabelle 84). Pluralmarkierung -ar -Ø -or -n schwedisches Zeitungskorpus (Typenfrequenz) prozentuale Häufig‐ keit 70,00 % 20,00 % 5,00 % 5,00 % Anzahl Types 14 4 1 1 schwedisches Wörterbuch‐ korpus prozentuale Häufig‐ keit 65,31 % 12,24 % 20,41 % 2,04 % Anzahl Types 32 6 10 1 Tabelle 84: Pluralmarkierungen schwedischer Pseudoableitungen (Appellativa) 5.2 Die Pluralbildung schwedischer Kurzwörter 233 207 Vgl. auch die Wortbildungsprodukte auf -are im Normalwortschatz wie läkare - läkare ‚Arzt‘, die ebenfalls endungslose Pluralformen bilden, da das Suffix -are morphologisch den Nullplural konditioniert. Die meisten Kurzwörter dieses Typs sind mit -is suffigiert. Ist die entstandene Pseudoableitung ein Utrum, erhält sie das Pluralsuffix -ar, z. B. loppis < lopp‐ marknad - loppisar ‚Flohmarkt‘. Ebenfalls mit -ar markieren Pseudoableitungen auf -e ihre Pluralformen, z. B. sosse < socialdemokrat - sossar ‚Sozialdemokrat‘, wobei in diesen Fällen Stammflexion auftritt. Zahlenmäßig überwiegen aller‐ dings Bildungen mit dem Suffix -is, was -ar zum häufigsten Pluralsuffix für Pseudoableitungen macht. In einigen Fällen ist eine Pseudoableitung auf -is jedoch ein Neutrum, was aufgrund des konsonantischen Auslauts dann sys‐ temgemäß den Nullplural zur Folge hat (z. B. dagis < daghem - dagis ‚Kinderta‐ gesstätte‘). Den Nullplural erhalten auch Pseudoableitungen auf das Suffix -are wie ståuppare < ståuppkomiker ‚Stand-up-Comedian‘. 207 Des Weiteren ist bei diesem Kurzworttyp noch das Pluralsuffix -or belegt, das beim Pseudoableitungssuffix -a gemeinsam mit Stammflexion auftritt (z. B. frissa < frisörska - frissor ‚Friseurin‘) und bei etlichen Substantiven dieses Typs im Wörterbuchkorpus den Plural markiert, bei den Zeitungsbelegen hingegen kaum vertreten ist, da dort die entsprechenden Bildungen auf -a selten sind. In beiden Korpora nur marginal vertreten ist schließlich der n-Plural bei neutralen Pseudoableitungen auf -o wie fyllo < fyllerist - fyllon ‚Trinker‘. Bei diesem Kurz‐ worttyp gar nicht belegt sind hingegen Pluralformen mit den Suffixen -er und -r. Pseudoableitungen zeigen also wieder eine etwas reduzierte Allomorphie. Dennoch ist der Fall anders gelagert als bei den Buchstabierwörtern und dem dort auftretenden Pseudo-Nullplural. Endungslose Pluralformen beim Typ der Pseudoableitungen sind stets entweder durch neutrales Genus und konsonan‐ tischen Auslaut oder durch das Suffix -are morphologisch konditioniert. Auch die anderen belegten Pluralmarkierungen lassen sich auf die im schwedischen Pluralsystem gängigen Mechanismen zurückführen. Die gegenüber dem Nor‐ malwortschatz eingeschränkte Allomorphie ist schlichtweg darauf zurückzu‐ führen, dass Pseudoableitungen durch ihre Suffixe nur bestimmte Lautstruk‐ turen bzw. Endungen erzeugen und daher nicht die lautliche Diversität des Normalwortschatzes widerspiegeln. Fälle mit schwankendem Pluralgebrauch sind bei diesem Kurzworttyp überhaupt nicht belegt, was dafür spricht, dass keine Unsicherheit bei der Zuweisung der Pluralmarkierungen besteht. Der Kurzworttyp der elliptischen Kürzungen zeigt schließlich bei der Vertei‐ lung der Pluralsuffixe die größte Variation unter allen Kurzworttypen (siehe Tabelle 85). Sämtliche Formen des Normalwortschatzes sind hier vertreten, und 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 234 208 Analog verhält sich hekto < hektogram. die Verteilung ähnelt bis auf die Frequenz des Suffixes -er derjenigen, die oben für den gesamten Kurzwortschatz angegeben wurde. Pluralmarkierung -Ø -ar -er -r -or -n nur Voll‐ form schwedi‐ sches Zei‐ tungs‐ korpus (Typenfre‐ quenz) prozen‐ tuale Häufig‐ keit 29,55 % 22,73 % 9,09 % 9,09 % 4,55 % 2,27 % 22,73 % Anzahl Types 6,5 5 2 2 1 0,5 5 schwedi‐ sches Wör‐ terbuch‐ korpus prozen‐ tuale Häufig‐ keit 38,24 % 36,76 % 6,62 % 6,62 % 5,88 % 1,47 % 4,41 % Anzahl Types 26 25 4,5 4,5 4 1 3 Tabelle 85: Pluralmarkierungen schwedischer elliptischer Kürzungen (Appellativa) Am häufigsten sind auch bei elliptischen Kürzungen in beiden Korpora die Suf‐ figierung von -ar (z. B. bei spark < sparkstötting - sparkar ‚Tretschlitten‘) und endungslose Pluralformen (z. B. flyg < flygplan - flyg ‚Flugzeug‘), wobei der Nullplural in diesen Fällen stets systemgemäß bei konsonantisch auslautenden Neutra auftritt. Der er-Plural kommt zwar bei einigen Belegen vor (z. B. mobil < mobiltelefon - mobiler oder konvalj < liljekonvalj - konvaljer ‚Maiglöckchen‘) und ist etwas häufiger als bei den restlichen Kurzworttypen, dennoch bleibt ein starker Kontrast zu der herausragenden Rolle bestehen, die -er im Normalwort‐ schatz einnimmt. Auch die Suffixe -r (z. B. servo < servomotor/ servomekanism - servor ) und -or (skiva < grammofonskiva - skivor ‚Schallplatte‘) sind in beiden Korpora vertreten, wenngleich nur mit geringen Belegzahlen. Das Pluralsuffix -n existiert bei den Belegen dieser Korpora lediglich als Variante neben dem Nullplural in Fällen von Maßeinheiten, die entweder gänzlich unflektiert bleiben oder gemäß neut‐ ralem Genus und vokalischem Auslaut im Plural -n suffigieren können wie kilo - kilogram - kilo/ kilon. 208 Dies sind allerdings auch die einzigen Fälle von schwan‐ kendem Pluralgebrauch bei diesem Kurzworttyp. Schließlich gibt es vor allem 5.2 Die Pluralbildung schwedischer Kurzwörter 235 im Zeitungskorpus einige Belege, die für die Pluralisierung auf die Vollform ausweichen, z. B. mikro < mikrovågsugn - mikrovågsugnar ‚Mikrowellenherd‘. Bei den elliptischen Kürzungen der schwedischen Korpora tritt letztlich das aus dem gesamten Kurzwortschatz bekannte Muster auf: Die Mehrzahl der Be‐ lege markiert den Plural mit -ar oder bleibt endungslos, während die restlichen Pluralsuffixe des Normalwortschatzes zwar vorhanden, aber verhältnismäßig selten sind. Dies gilt in besonderem Maße für das im Normalwortschatz sehr stark vertretene Suffix -er, das bei sämtlichen Kurzwortypen nur eine unterge‐ ordnete Rolle spielt. Schließlich soll noch wie im Deutschen die Pluralisierung schwedischer Kurzwörter im Zusammenhang mit der Struktur der Endsilbe betrachtet werden (siehe die Abbildungen 80 und 81). 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 236 Abbildung 80: Verteilung der Pluralsuffixe bei Appellativa des schwedischen Zeitungs‐ korpus mit offener Endsilbe (Typenfrequenz), absolute Belegzahlen in Klammern Bei appellativischen Kurzwörtern mit offener Endsilbe ist in den schwedischen Korpora eine relativ ausgewogene Verteilung der unterschiedlichen Pluralallo‐ morphe zu beobachten; eine Ausnahme stellt lediglich -er dar, das wie oben dargelegt im Kurzwortschatz kaum vertreten ist. Das Suffix -er ist bei keinem Beleg mit offener Endsilbe die einzig mögliche Form der Pluralmarkierung. Bei den Zeitungsdaten ist es gar nicht vertreten, doch das Wörterbuchkorpus ent‐ hält mehrere Belege mit Pluraldubletten, bei denen in SAOL -er als mögliche 5.2 Die Pluralbildung schwedischer Kurzwörter 237 209 Bei diesem Beleg gibt SAOL -er als mögliches Pluralsuffix neben -r an; im tatsächlichen Sprachgebrauch und bei der Befragung schwedischer Muttersprachler konnte jedoch lediglich die Pluralform expor bestätigt werden. Pluralvariante neben -r oder -Ø angegeben wird, z. B. expo < exposition - expor/ expoer  209 ‚Messe‘. Abbildung 81: Verteilung der Pluralsuffixe bei Appellativa des schwedischen Wörter‐ buchkorpus mit offener Endsilbe, absolute Belegzahlen in Klammern Der bedeutendste Unterschied zwischen den beiden schwedischen Korpora ist die hohe Frequenz von -or im Wörterbuchkorpus, welche darauf zurückzu‐ führen ist, dass unter den Wörterbuchbelegen etliche Pseudoableitungen mit 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 238 210 Diese Angaben umfassen allerdings sowohl den Pseudo-Nullplural der Buchstabier‐ wörter als auch den regulären Nullplural der restlichen Kurzworttypen. dem Suffix -a enthalten sind und diese einen Großteil der Substantive stellen, die einen or-Plural bilden. Schwedische Kurzwörter mit geschlossener Endsilbe, was die Mehrheit der Belege ist, liefern dagegen in einigen Punkten andere Ergebnisse (siehe die Ab‐ bildungen 82 und 83). So spielt der Nullplural eine deutlich größere Rolle als bei vokalisch auslautenden Kurzwortbelegen, was aufgrund der Regularitäten der schwedischen Pluralflexion zu erwarten ist, da der Nullplural im Normalwort‐ schatz an Neutra mit geschlossener Endsilbe tritt. Abbildung 82: Verteilung der Pluralsuffixe bei appellativischen Kurzwörtern des schwe‐ dischen Zeitungskorpus mit geschlossener Endsilbe (Typenfrequenz), absolute Beleg‐ zahlen in Klammern Über 40 % der Belege mit geschlossener Endsilbe bilden endungslose Plural‐ formen wie labb < laboratorium - labb. 210 Ein noch größerer Anteil der konso‐ nantisch auslautenden Belege bildet den Plural durch die Suffigierung von -ar wie sax < saxofon - saxar. Im Gegensatz zu den Kurzwörtern mit offener Endsilbe gibt es bei den Belegen mit geschlossener Endsilbe auch einige Kurzwörter, die 5.2 Die Pluralbildung schwedischer Kurzwörter 239 211 Eine Ausnahme ist -or, das im Normalwortschatz an einige Utra auf Konsonant tritt, z. B. ros - rosor ‚Rose‘. das Suffix -er als ausschließliches Mittel der Pluralmarkierung nutzen, z. B. mim < pantomim - mimer ‚Pantomime‘. Diese Fälle sind jedoch deutlich seltener als die häufigeren Pluralformen -ar und -Ø und bleiben im Kurzwortschatz generell marginal. Der Kontrast zur Situation im Normalwortschatz, wo -er das häufigste Suffix ist, bleibt bestehen. Gegenüber den Belegen mit offener Endsilbe ist die Allomorphie also reduziert und beschränkt sich vor allem auf die Allomorphe -Ø und -ar sowie in geringerem Maße -er. Die Pluralallomorphe -or, -r und -n kommen bei konsonantisch auslautenden Kurzwörtern gar nicht vor, was al‐ lerdings ihrer Verteilung im Normalwortschatz entspricht, wo sie ebenfalls überwiegend an Singularformen mit vokalischem Auslaut treten. 211 Im Kurz‐ wortschatz scheint sich dies bis zum Punkt der Ausschließlichkeit zu verstärken. Abbildung 83: Verteilung der Pluralsuffixe bei appellativischen Kurzwörtern des schwe‐ dischen Wörterbuchkorpus mit geschlossener Endsilbe, absolute Belegzahlen in Klam‐ mern 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 240 212 „selbstverständlich leicht an vorhandene Flexionsmuster angepasst werden“. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Struktur der Endsilbe wie auch im Normalwortschatz besonders bei den Neutra entscheidend für die Zuweisung des Pluralallomorphs ist, d. h. zumindest bei neutralen Kurzwörtern ist nach dem Faktor Genus der Auslaut entscheidend für die Konditionierung der Pluralmar‐ kierung. Neutrale Kurzwörter mit geschlossener Endsilbe (z. B. labb < laborato‐ rium, lok < lokomotiv, manus < manuskript) erhalten den Nullplural, während neutrale Belege mit offener Endsilbe (z. B. foto < fotografi, kollo < barnkoloni ‚Ferienlager‘, fyllo < fyllerist ‚Trinker‘) im Plural -n suffigieren. Bei den Utra stellt der Auslaut allerdings kein derart eindeutiges Zuweisungskriterium für die Plu‐ ralmarkierung dar. Dennoch zeigen sich auch hier Präferenzen: Die Suffixe -or und -r kommen in den hier verwendeten Kurzwortkorpora nur bei Belegen mit offener Endsilbe vor, -er als einzige Möglichkeit der Pluralmarkierung dagegen nur bei geschlossener Endsilbe. Lediglich die Allomorphe -ar und -Ø sind wie oben dargestellt bei beiden Endsilbentypen vertreten. Wie im Normalwortschatz ist also die Pluralallomorphie im Kurzwortschatz zunächst genuskonditioniert, d. h. im Kurzwortschatz sind grundsätzlich dieselben Konditionierungsfaktoren der Pluralmarkierung wirksam wie im Normalwortschatz. Für Neutra ist da‐ rüber hinaus die Struktur der Endsilbe von zentraler Bedeutung für die Wahl der Pluralform, für Utra stehen dagegen mehrere Allomorphe zur Verfügung, die nicht komplementär distributiert sind, sondern deren Zuweisung weitaus komplexer ist. In der spärlich vorhandenen Literatur zur Kurzwortbildung im Schwedischen findet sich meist die Aussage, die Pluralbildung bei schwedischen Kurzwörtern unterscheide sich vornehmlich dadurch von derjenigen bei deutschen Kurz‐ wörtern, dass sie mit der Flexion im Normalwortschatz übereinstimme und nicht wie im Deutschen eine reduzierte Allomorphie aufweise (vgl. Nübling/ Duke 2007: 241, Wahl 2002: 77 ff.). In seiner Untersuchung von schwedischen Akro‐ nymen setzt sich Laurén (1972) kaum mit Pluralmarkierung auseinander, was vor allem daran liegt, dass der Großteil seiner Belege Eigennamen sind und keine Pluralformen bilden. Die wenigen Appellativa seiner Belegsammlung können „naturligtvis lätt anpassas till existerande böjningsmönster“ 212 (9). Detaillierte Korpusanalysen zur Pluralbildung schwedischer Kurzwörter liegen bislang nicht vor. Lediglich Wahl (2002: 77) gibt an, dass die meisten Utra ihres Korpus ihren Plural auf -ar bilden und bei den Neutra der Nullplural überwiegt, ohne dies jedoch mit Zahlen zu belegen. Die oben dargelegte ausführliche Analyse der Pluralbildung schwedischer Kurzwörter bestätigt diese Aussagen im Wesentlichen. Statt wie im Deutschen 5.2 Die Pluralbildung schwedischer Kurzwörter 241 5.3 einen Transparenz- oder Ausweichplural einzusetzen, operieren schwedische Kurzwörter mit den Pluralallomorphen des Normalwortschatzes und weisen eine deutlich größere allomorphische Vielfalt auf als das Deutsche. Dennoch deckt sich die Pluralbildung der Kurzwörter nicht in allen Punkten mit derje‐ nigen des Normalwortschatzes, sondern die obige Analyse ergibt ein differen‐ zierteres Bild, als es bislang in der Literatur gezeichnet wurde. Wie herausge‐ arbeitet wurde, treten nicht alle Pluralallomorphe bei allen Kurzworttypen und Endsilbenstrukturen auf. In einigen Fällen, vor allem bei den Buchstabierwör‐ tern, herrscht eine im Vergleich zum Normalwortschatz reduzierte Allomorphie, und es lässt sich wie im Deutschen ein Pseudo-Nullplural beobachten, der als Flexionslosigkeit interpretiert werden muss. Der wohl prägnanteste Unter‐ schied zwischen schwedischem Kurz- und Normalwortschatz im Hinblick auf Pluralmarkierung ist wohl die unterschiedliche Frequenz des Suffixes -er, das im Normalwortschatz fast ein Drittel aller Pluralformen markiert und im Kurz‐ wortschatz überraschenderweise nur eine untergeordnete Rolle spielt bzw. bei einigen Kurzworttypen gar nicht vorkommt. Diese bei der Korpusanalyse dieser Arbeit beobachtete Vermeidung von -er bzw. das Ausweichen auf -ar bei der Pluralmarkierung schwedischer Kurzwörter ist ein Phänomen, das bislang in der Literatur noch nicht beschrieben wurde. Vergleich der Pluralbildung deutscher und schwedischer Kurzwörter In der vorangegangenen Analyse wurde die Pluralmarkierung der Kurzwörter in den Korpora dieser Arbeit untersucht. Diverse einzelsprachliche Unter‐ schiede zwischen den Untersuchungssprachen wurden hierbei in den vorigen Unterkapiteln bereits kurz angesprochen. Diese sollen im Folgenden zusam‐ mengefasst werden. Der augenfälligste Unterschied zwischen deutscher und schwedischer Pluralbildung im Kurzwortschatz ist sicherlich der Grad, zu dem Kurzwörter in das Flexionssystem der jeweiligen Sprache integriert sind. Bei deutschen Kurzwörtern wird überwiegend ein strukturbewahrender Transpa‐ renzplural mit dem Suffix -s eingesetzt oder die Flexion unterbleibt wie im Fall der Buchstabierwörter ganz, wodurch sich daher die Pluralmarkierung des Kurzwortschatzes deutlich von derjenigen des Normalwortschatzes abhebt. Da‐ gegen werden schwedische Kurzwörter größtenteils in das schwedische Flexi‐ onssystem integriert, d. h. bei substantivischen Kurzwörtern wird Pluralität mit denselben Markern angezeigt wie bei Substantiven des Normalwortschatzes. 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 242 Wie in Kapitel 5.1.2 deutlich wurde, kommen im deutschen Kurzwortschatz weitgehend andere Mittel der Pluralmarkierung zum Einsatz als im Normal‐ wortschatz. Der im Normalwortschatz wirksame Konditionierungsfaktor Genus spielt im Kurzwortschatz keine Rolle. Stattdessen stellt das im Normalwort‐ schatz eher seltene Suffix -s bei Kurzwörtern aller Genera die gängige Form der Pluralmarkierung dar. Neben -s erreichen nur endungslose Pluralformen eine bedeutende Häufigkeit. Besonders bei Buchstabierwörtern ist jedoch zu bezwei‐ feln, ob es sich bei endungslosen Pluralformen tatsächlich um den regulären Nullplural des Normalwortschatzes handelt; stattdessen ist vielmehr von gene‐ reller Flexionslosigkeit, das heißt einem Pseudo-Nullplural auszugehen. Weitere Pluralallomorphe des Normalwortschatzes wie -en oder -e kommen nur selten und lediglich bei den Sonderfällen angehörigen Kurzworttypen vor und sind stets durch Genus und Lautstruktur des jeweiligen Kurzworts motiviert. Andere Mittel der Pluralmarkierung wie Umlaut werden bei Kurzwörtern in der Regel ganz vermieden. Das bei der Kurzwortbildung vornehmlich eingesetzte supple‐ tive Pluralallomorph -s lässt die phonologische Struktur des jeweiligen Kurz‐ worts möglichst intakt, da es weder die Silbenzahl erhöht noch zu Resilbifizie‐ rung oder Stammflexion führt. Mit dieser strukturbewahrenden Art der Pluralflexion weist der Kurzwortschatz eine gegenüber dem Normalwortschatz und dessen Reduktionssilbenplural deutlich reduzierte Flexion auf, was dazu beiträgt, die beiden Wortschatzbereiche voneinander abzugrenzen. Im Schwedischen stellt sich die Situation dagegen ganz anders dar. Auf schwedische Kurzwörter wird nicht per se ein Ausweichplural angewendet, sondern sie fügen sich in das schwedische Flexionssystem ein und erhalten wie die Substantive des Normalwortschatzes eine von Genus und diversen weiteren Faktoren abhängige Pluralmarkierung. Die Faktoren, die im Normalwortschatz den Plural konditionieren, sind also auch im Kurzwortschatz wirksam, wodurch die Pluralallomorphe des schwedischen Pluralsystems auch im Kurzwortschatz zum Einsatz kommen und in beiden Wortschatzbereichen ähnlich frequent sind. Eine Ausnahme ist lediglich wie in Kapitel 5.2.2 dargelegt das Pluralsuffix -er, das im Normalwortschatz sehr häufig ist und im Kurzwortschatz vermieden bzw. von -ar verdrängt zu werden scheint. Insofern hat -ar im Kurzwortschatz durchaus gewisse Züge eines Ausweichplurals, der aufgrund einer ähnlichen Verteilung dort zum Zuge kommt, wo auch -er möglich gewesen wäre, aber vermieden werden soll. Abgesehen von dieser Tendenz zur Vermeidung von -er im Kurzwortschatz ist bei schwedischen Kurzwörtern insgesamt dennoch eine große Anpassung an das restliche Sprachsystem zu beobachten, sodass sie in diesem Punkt wie auch bei der bevorzugten Silbenstruktur dem Deutschen ebenfalls diametral entgegenstehen. 5.3 Vergleich der Pluralbildung deutscher und schwedischer Kurzwörter 243 Die Untersuchungssprachen beschreiten bei der Frage nach der Anpassung von Kurzwörtern an das jeweilige Flexionssystem also unterschiedliche Wege: Im deutschen Kurzwortschatz ist das vielschichtige Konditionierungssystem des Normalwortschatzes nur bedingt wirksam. Selbst eine phonologische Konditi‐ onierung des Suffixes -s durch vokalischen Auslaut wie im zentralen Wortschatz kann nicht postuliert werden, da sich der Einsatzbereich des s-Plurals im Kurz‐ wortschatz nicht auf offene Endsilben beschränkt. Im Wesentlichen markieren deutsche Kurzwörter ihre Pluralformen mit anderen Mitteln als die Lexeme des Normalwortschatzes, was dazu beiträgt, den Kurzwortschatz vom Normalwort‐ schatz zu isolieren. Im schwedischen Kurzwortschatz sind dagegen dieselben Konditionierungsfaktoren wie im Normalwortschatz - primär Genus - wirksam, und schwedische Kurzwörter werden weitgehend mit den Mitteln des regulären Flexionssystems pluralisiert. Dadurch existiert keine so klare und of‐ fensichtliche Abgrenzung der beiden Wortschatzbereiche wie im Deutschen. Dass schwedische Kurzwörter bei der Pluralbildung im Gegensatz zum Deut‐ schen in das restliche Sprachsystem integriert werden, ist kein isoliertes Vor‐ kommen. Wie in Kapitel 6 gezeigt werden wird, neigt das Schwedische generell zur Anpassung von Kurzwörtern an native Muster, während die im Deutschen stattfindenden Prozesse dazu führen, dass der Kurzwortschatz als ein vom Nor‐ malwortschatz deutlich getrennter Wortschatzbereich wahrgenommen wird. 5. Die Pluralbildung von Kurzwörtern 244 6. 6.1 Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede Nachdem in den Kapiteln 4 und 5 die Kurzwortbelege aus den dieser Arbeit zugrunde liegenden Korpora im Hinblick auf Phonologie und Pluralflexion un‐ tersucht wurden, sollen in diesem Kapitel nun diese Ergebnisse rekapituliert und im Hinblick auf tiefer liegende Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Schwedischen analysiert werden. Die an den Korpusdaten beobachteten Eigen‐ schaften von Kurzwörtern deuten auf generelle Unterschiede zwischen den beiden Untersuchungssprachen hin, die über die Frage der Kurzwortbildung hi‐ nausgehen. Es wird vermutet, dass man von der Behandlung von Kurzwörtern in den Untersuchungssprachen darauf schließen kann, in welchem Umfang in der entsprechenden Sprache generell Lexeme an der Peripherie des Wort‐ schatzes in das Sprachsystem integriert werden, was zu der These führt, dass das Deutsche diesbezüglich generell isolierende, das Schwedische hingegen in‐ tegrierende Tendenzen aufweist. Phonologische Unterschiede Bei der Analyse der phonologischen Eigenschaften der erfassten Kurzwortbe‐ lege wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Schwedischen deutlich. Ähnlichkeiten bestehen besonders im Hinblick auf die Wortlänge der Kurzwörter, während sich die bevorzugten Silbenstrukturen in beiden Sprachen voneinander unterscheiden. Aus Tabelle 67, die nachfolgend als Tabelle 86 erneut wiedergegeben ist, geht hervor, dass sowohl deutsche als auch schwedische Kurzwörter zur Zweisilbigkeit tendieren, wobei deutsche Kurzwörter durchschnittlich etwa eine halbe Silbe länger sind als schwedische. Die deutschen Kurzwortkorpora enthalten einen höheren Anteil an relativ langen Kurzwörtern, die aus drei oder mehr Silben bestehen, während bei den schwedischen Daten neben Zweisilbern vor allem einsilbige Belege stark ver‐ treten sind. Wie in Kapitel 4.1 ausführlich dargestellt wurde, können einzelne Kurzworttypen ein davon abweichendes Verhalten aufweisen. So treten etwa in beiden Sprachen bei Buchstabierwörtern deutlich mehr dreisilbige Strukturen (z. B. dt. AKW < Atomkraftwerk, schwed. LÖH < läkemedelsöveranvändnings‐ huvudvärk ‚medikamentinduzierter Kopfschmerz‘) auf als bei anderen Kurz‐ 213 Zweisilbige Kopfwörter in den schwedischen Korpora sind in vielen Fällen Verben wie arra < arrangera ‚arrangieren‘. worttypen, während Kürzungskomposita stärker zur Einsilbigkeit neigen (z. B. dt. P-Konto < Pfändungsschutzkonto, schwed. f-skatt < företagsskatt ‚Unterneh‐ menssteuer‘) als der Kurzwortschatz als Ganzes. Besonders bei den Kopfwörtern manifestieren sich einzelsprachliche Unterschiede dadurch, dass deutsche Kopf‐ wörter klar zur Zweisilbigkeit tendieren (z. B. Akku < Akkumulator), während die meisten schwedischen Kopfwörter einsilbig sind 213 (z. B. el < elektricitet). Auf alle Kurzworttypen gesehen kommen jedoch in beiden Sprachen Zweisilber am häufigsten vor. Wortschatzbereich deutsch schwedisch Zeitungskorpus (Typenfrequenz) Kurzwörter gesamt 2,60 2,17 Appellativa 2,06 1,88 Eigennamen 2,86 2,43 Wörterbuchkorpus 2,16 1,75 Tabelle 86: durchschnittliche Silbenzahlen im deutschen und schwedischen Kurzwort‐ schatz Bemerkenswerter sind jedoch die markanten Unterschiede im Bereich der Sil‐ benstruktur, d. h. dem Vorkommen von offenen und geschlossenen Silben. Die beiden Untersuchungssprachen lassen in den Kurzwortkorpora unterschiedlich stark ausgeprägte strukturelle Präferenzen erkennen, die im Gegensatz zuei‐ nander und zu dem Normalwortschatz der jeweiligen Sprache stehen. So zeigt das Deutsche im Kurzwortschatz - besonders bei den Kurzwörtern im engeren Sinne - eine recht eindeutige Präferenz für offene, also vokalisch auslautende Silben. Die häufigste Struktur in den deutschen Kurzwortkorpora dieser Arbeit besteht aus zwei offenen Silben wie in Demo < Demonstration. Im Wortinneren sind jedoch auch geschlossene Silben durchaus möglich, was zumindest teil‐ weise durch die Existenz ambisilbischer Konsonanten wie in Abi < Abitur be‐ dingt ist, die zwangsläufig eine geschlossene Erstsilbe erzeugen. Was Endsilben betrifft, ist die Bevorzugung eines vokalischen Auslauts dagegen eindeutig. Le‐ diglich bei einsilbigen Kurzwörtern kommt auch eine größere Menge konso‐ nantisch auslautender Belege vor. Im deutschen Normalwortschatz bestehen Einsilber zwar ebenfalls bevorzugt aus einer geschlossenen Silbe; diese Präfe‐ 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 246 renz gilt aber im Gegensatz zum Kurzwortschatz dort auch für mehrsilbige Le‐ xeme, die bevorzugt einen konsonantischen Auslaut aufweisen. Die in den Kurzwortkorpora sehr häufigen Strukturen aus mehreren offenen Silben kommen im Normalwortschatz dagegen kaum vor. Damit steht im Deutschen der Kurzwortschatz dem Normalwortschatz im Hinblick auf die präferierte Sil‐ benstruktur, gerade bei Endsilben, diametral entgegen. Die Situation im Schwedischen weist hierzu insofern Parallelen auf, als sich auch hier die Strukturpräferenzen des Kurzwortschatzes tendenziell von denen des Normalwortschatzes unterscheiden. Schwedische Kurzwörter enthalten einen deutlich höheren Anteil geschlossener Silben als deutsche, was wiederum in besonderem Maße für Endsilben gilt. Eine der häufigsten Strukturen bei schwedischen Kurzwörtern ist ein Einsilber mit einer geschlossenen Silbe wie kval < kvalificering ‚Qualifikation‘. Allerdings sind die Tendenzen zu einem be‐ stimmten Silbentyp wesentlich weniger stark ausgeprägt als im Deutschen; vielmehr besteht insgesamt ein eher ausgewogenes Verhältnis von offenen und geschlossenen Silben mit nur leichten Tendenzen zu geschlossenen Silben. Da der schwedische Normalwortschatz jedoch offene Silben bevorzugt, bildet auch im Schwedischen der Kurzwortschatz einen gewissen Kontrast zum Normal‐ wortschatz. Einerseits liegen demnach im deutschen und schwedischen Kurzwortschatz im Hinblick auf bevorzugte Silbenstrukturen gegensätzliche Verhältnisse vor, da bei deutschen Kurzwörtern offene, bei schwedischen hingegen eher ge‐ schlossene Silben bevorzugt werden, vor allem bei den Endsilben. Andererseits stimmen beide Untersuchungssprachen dahingehend überein, dass sie in ihrem jeweiligen Kurzwortschatz verstärkt solche Strukturen erzeugen, die sich von den Strukturen abheben, die im jeweiligen Normalwortschatz vorherrschen. Diese Ergebnisse, wie sie auch von Ronneberger-Sibold wiederholt für das Deutsche und das Französische beschrieben wurden (vgl. z. B. Ronneberger-Si‐ bold 1992: 153, wo die Rede ist von einer „Umkehrung der Verhältnisse im Nor‐ malwortschatz“) widersprechen demnach der von Kreidler (2000: 960) aufge‐ stellten Behauptung, Kurzwörter, besonders Kurzwörter im engeren Sinne, fügten sich in die kanonische Struktur einer Sprache ein: „Shortened forms ty‐ pically resemble other words of the same language.“ Seine Analyse „German clippings [d. h. Kurzwörter i. e. S.] may end in vowel or consonant“ ist irrefüh‐ rend, da sie die eindeutigen Präferenzen für offene Endsilben bei deutschen Kurzwörtern, wie sie sowohl in dieser Arbeit als auch beispielsweise bei Ron‐ neberger-Sibold (1992) ermittelt wurden, außer Acht lässt. Die silbenstrukturellen Präferenzen des Schwedischen wurden - jedoch auf einer deutlich geringeren Datengrundlage - bereits bei Nübling (2001), Wahl 6.1 Phonologische Unterschiede 247 (2002) und Nübling/ Duke (2007) beschrieben. Die Korpusuntersuchung der vor‐ liegenden Arbeit ergab, dass diese Präferenzen zwar vorhanden sind, im Schwe‐ dischen jedoch sehr viel weniger eindeutig ausfallen als im Deutschen. Nicht bei allen Kurzworttypen sind geschlossene Silben in der erwarteten Häufigkeit vorhanden. Teilweise ist dies äußeren Zwängen geschuldet: Buchstabennamen werden überwiegend mit offenen Silben ausgesprochen, was bei manchen Kurz‐ worttypen wie Buchstabierwörtern (z. B. ÖB < överbefälshavare ‚Oberbefehls‐ haber‘) und Kürzungskomposita (z. B. p plats < ‚parkeringsplats‘) naturgemäß den Anteil offener Silben erhöht. Auch im Fall gekürzter Verben (z. B. impa < imponera), die auf -a auslauten und damit automatisch offene Silben produ‐ zieren, können geschlossene Endsilben nicht realisiert werden. Die Tatsache, dass nicht die bei Kurzwörtern tendenziell präferierten geschlossenen Silben bzw. Endsilben vorkommen, ist also in einigen Fällen dem Kurzworttyp oder der Wortart geschuldet. Dass derartige Fälle jedoch nicht vermieden werden bzw. auf andere Konstruktionen ausgewichen wird, zeigt, dass das Schwedische im Hinblick auf die Durchsetzung der Strukturpräferenzen flexibler ist als das Deutsche. Bei dem oben angeführten schwedischen Beleg ÖB wäre beispiels‐ weise auch eine gebundene Aussprache [ø: b] möglich, sodass die Kurzwort‐ konstruktion bei identischer Bildungsweise als Lautinitialwort statt als Buch‐ stabierwort realisiert werden könnte. Dies ist aber weder bei diesem konkreten noch bei vergleichbaren Belegen der Fall. Die Erzeugung offener Silben wird also nicht nur in Kauf genommen, sondern bei schwedischen Kurzwörtern scheint anders als im Deutschen mit seinen sehr eindeutigen Präferenzen ge‐ nerell eher ein ausgewogenes Verhältnis der verschiedenen Silbentypen mit nur leichten Tendenzen zu geschlossenen Silben angestrebt zu werden. Abbildung 84 veranschaulicht, wie sich die beiden Untersuchungssprachen im Hinblick auf die Phonologie von Kurzwörtern verhalten: Der deutsche und der schwedische Kurzwortschatz bilden sowohl einen Kontrast zueinander als auch zum Normalwortschatz der jeweiligen Sprache. Dabei fällt dieser Kontrast wie erwähnt im Schwedischen wesentlich geringer aus als im Deutschen. Der schwedische Kurzwortschatz ist also in phonologischer Hinsicht stärker in das gesamte Sprachsystem integriert als der deutsche, der einen eindeutigen Ge‐ genpol zum Normalwortschatz darstellt. 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 248 214 Zu Silbensprachen und Wortbzw. Akzentsprachen allgemein vgl. beispielsweise Auer/ Uhmann (1988) und Auer (2001). 215 Auer (2001: 1392) zählt das Schwedische zu den Akzentsprachen, wogegen jedoch von Nübling/ Schrambke (2004: 287 f.) überzeugend argumentiert wird. Abbildung 84: unterschiedliche Präferenzen bezüglich der Silbenstruktur im deutschen und schwedischen Kurzwortschatz und Normalwortschatz Die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem schwedischen Normal‐ wortschatz lassen sich unter anderem darauf zurückführen, dass das Deutsche eher Merkmale einer Akzent- oder auch Wortsprache, das Schwedische hin‐ gegen Merkmale einer Silbensprache zeigt (vgl. Nübling 2001: 190, Nübling/ Schrambke 2004, Nübling/ Duke 2007: 239 und Kürschner 2008: 63). 214 215 Wäh‐ rend Silbensprachen tendenziell stärker auf den Sprecher ausgerichtet sind und durch einfache Silbenstrukturen eine leichte Aussprache ermöglichen, sind Wortsprachen eher hörer-orientiert und kennzeichnen phonologische Wörter, um eine leichte Dekodierung der Äußerung zu gewährleisten. Demnach werden im Deutschen eher Informationseinheiten wie Morpheme oder Wörter opti‐ miert, während im Schwedischen eine optimale Silbenstruktur, das heißt ideal‐ erweise CV , angestrebt wird. Wie in Kapitel 4.3 erläutert, werden in beiden Sprachen bei der Kurzwortbildung als output-orientiertem Prozess bevorzugt solche Strukturen erzeugt, die im Normalwortschatz unterrepräsentiert sind. 6.1 Phonologische Unterschiede 249 Dies hat zur Folge, dass bei der Kurzwortbildung die einzelsprachlich verschie‐ denen Verhältnisse des Normalwortschatzes umgekehrt werden und sich folg‐ lich im Hinblick auf die präferierte Silbenstruktur nicht nur die Normalwort‐ schätze des Deutschen und des Schwedischen, sondern auch die jeweiligen Kurzwortschätze diametral gegenüberstehen. Wie die Auswertung in Kapitel 4 gezeigt hat, kann diese Umkehrung einzelsprachlich unterschiedlich stark aus‐ geprägt sein. Ein Aspekt, der in Kapitel 4.4 nur angerissen werden konnte, jedoch in die Thematik des Verhältnisses von Kurzwortschatz und Normalwortschatz eben‐ falls hineinspielt, ist die Vokalverteilung im Kurzwortschatz. Auch wenn zu diesem Punkt keine statistische Korpusauswertung durchgeführt wurde, fällt sofort auf, dass im Deutschen der Kurzwortschatz auch im Auslaut Vollvokale aufweist (z. B. Akku < Akkumulator, Deo < Deodorant, Ami < Amerikaner), was im Normalwortschatz aufgrund der Nebensilbenabschwächung nicht der Fall ist. Der häufigste Vokal des Normalwortschatzes, der mittlere Zentralvokal Schwa, spielt im deutschen Kurzwortschatz dagegen kaum eine Rolle. Ein der‐ artiger Kontrast zwischen Kurzwortschatz und Normalwortschatz besteht im Schwedischen hingegen nicht. Dort kommen sowohl bei Kurzwörtern als auch im regulären Wortschatz die meisten Vokale auch in Nebensilben vor und der Kurzwortschatz zeigt an dieser Stelle keine wesentlichen Unterschiede zum Normalwortschatz. Auch dieser Faktor trägt dazu bei, dass der Kontrast zwi‐ schen Kurzwortschatz und Normalwortschatz im Schwedischen weniger mar‐ kant ausfällt als im Deutschen. Abschließend erfolgt - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - noch eine Auf‐ stellung deutscher und schwedischer Kurzwortbelege, die auf eine etymologisch verwandte Vollform zurückzuführen sind. Sie enthält keine Angaben dazu, in‐ wiefern sich die Belege im Hinblick auf Gebrauchshäufigkeit oder Stilebene entsprechen; es geht lediglich darum, aufzuzeigen, wie sich aus einer ähnlichen Vollform unterschiedliche oder auch ähnliche Kurzwörter entwickelt haben. Diese Übersicht, wie sie in ähnlicher Weise auch bei Nübling (2001: 188) und Nübling/ Duke (2007: 238) zu finden ist, zeigt deutlich, dass schwedische und deutsche Prozesse zur Kurzwortbildung zum Teil sehr unterschiedlich verlaufen können, vgl. die Paare Quali - kval oder Labor - labb. In früheren Arbeiten wurde jedoch nicht darauf eingegangen, dass es durchaus etliche Fälle gibt, in denen die Ergebnisse der Kürzungsvorgänge in den Untersuchungssprachen identisch oder sehr ähnlich ausfallen, vgl. BH - behå/ bh, Kilo - kilo, U-Boot - ubåt. Solche Fälle sind daher in Tabelle 87 grau hinterlegt. Es zeigt sich, dass es trotz unter‐ schiedlicher Tendenzen in der Kurzwortbildung der Untersuchungssprachen 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 250 216 Noch bei Nübling/ Duke (2007: 244) heißt es, im Schwedischen gäbe es kein Pendant zum deutschen Kurzwort Demo. In der SAOL von 2006, die Grundlage des Wörterbuch‐ korpus dieser Arbeit ist, ist der Beleg allerdings enthalten. Eine kurze, nicht repräsen‐ tative Google-Suche ergab, dass das Kurzwort demo < demonstration auch im Schwe‐ dischen existiert, allerdings deutlich weniger Treffer ergibt als das deutsche Demo. auch nicht wenige Übereinstimmungen gibt, die sich nicht ausschließlich auf nicht-native Belege beschränken. deutsches Kurzwort schwedisches Kurzwort Bedeutung AG AB ‚Aktiengesellschaft‘ Alki alkis ‚Alkoholiker‘ Alu al ‚Aluminium‘ Assi -ass ‚Assistent‘ Auto bil ‚Automobil‘ BH behå/ bh ‚Büstenhalter‘ Blei blyerts ‚Bleistift‘ Bus buss ‚Omnibus‘ Cabrio cabb ‚Cabriolet‘ Demo demo 216 ‚Demonstration‘ Dia dia ‚Diapositiv‘ Disko/ Disco disko/ disco ‚Diskothek‘ Eel- ‚elektrisch/ elektronisch‘ EM EM ‚Europameisterschaft‘ Ex ex ‚Ex-Partner(in)‘ Foto foto ‚Fotografie‘ Heli kopter ‚Helikopter‘ Info info ‚Information‘ Isoisoler- ‚Isolier-‘ Kilo kilo ‚Kilogramm‘ Labor labb ‚Laboratorium‘ 6.1 Phonologische Unterschiede 251 deutsches Kurzwort schwedisches Kurzwort Bedeutung Logo logo/ logga ‚Logotyp‘ Lok lok ‚Lokomotive‘ Marathon mara ‚Marathonlauf ‘ Mathe matte ‚Mathematik‘ Maximax ‚Maximal-/ Maximum‘ Mens mens ‚Menstruation‘ Mikro mick ‚Mikrofon‘ Multi multis ‚multinationaler Konzern‘ Nazi nasse ‚Nationalsozialist‘ Porno porr ‚Pornografie‘ Profi proffs ‚Professional‘ Quali kval ‚Qualifikation‘ Reha rehab ‚Rehabilitation‘ Sozi sosse ‚Sozialdemokrat‘ Synchro synk ‚Synchronisation‘ Synthi synt ‚Synthesizer‘ Transe transa ‚Transvestit‘ TV teve/ tv ‚Television‘ U-Boot ubåt ‚Unterseeboot‘ Zippe cigg ‚Zigarette‘ Zoo zoo ‚zoologischer Garten‘ Tabelle 87: etymologische Entsprechungen bei deutschen und schwedischen Kurzwör‐ tern Insgesamt wurde deutlich, dass Kurzwörter in beiden Untersuchungssprachen strukturelle Unterschiede zum Normalwortschatz aufweisen. Im Schwedischen beschränken sich die Kontraste zwischen Kurzwortschatz und Normalwort‐ schatz neben der Wortlänge im Wesentlichen auf die präferierte Gestalt der Silben. Zudem sind die Präferenzen bestimmter Strukturen im schwedischen 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 252 6.2 Kurzwortschatz deutlich weniger stark ausgeprägt als im Deutschen, wodurch das Schwedische bezüglich phonologischer Merkmale flexibler erscheint. Bei deutschen Kurzwörtern sind dagegen nicht nur die silbenstrukturellen Präfe‐ renzen deutlicher zu erkennen, sondern die Vokalverteilung im Kurzwortschatz weist zusätzlich peripherie-typische Besonderheiten auf. Im Vergleich zum Deutschen haben schwedische Kurzwörter also mehr Ge‐ meinsamkeiten mit dem Normalwortschatz und heben sich weniger deutlich von Lexemen des zentralen Wortschatzes ab. Schwedische Kurzwörter sind also phonologisch stärker in das restliche Sprachsystem integriert als deutsche. Im weiteren Verlauf dieses Kapitels wird sich zeigen, dass sich dieser höhere Grad der Integration ins Sprachsystem auch auf andere Bereiche jenseits der Phono‐ logie erstreckt und dass sich diese Integration nicht nur auf Kurzwörter beziehen lässt, sondern Kurzwörter in dieser Hinsicht als stellvertretend für periphere Wortschatzeinheiten gelten können. Grammatische Unterschiede Bei der Analyse der phonologischen Aspekte von deutschen und schwedischen Kurzwörtern hat sich gezeigt, dass die Unterschiede zwischen Kurzwörtern und Lexemen des zentralen Wortschatzes im Deutschen deutlich stärker ausgeprägt sind als im Schwedischen. Noch prägnanter tritt dieser Kontrast zwischen den Untersuchungssprachen bei der Untersuchung grammatischer Merkmale von Kurzwörtern hervor. Die Betrachtung der Pluralbildung deutscher und schwe‐ discher Kurzwörter, wie sie in Kapitel 5 anhand der substantivischen Korpus‐ belege erfolgt ist, hat gezeigt, dass die Pluralflexion deutscher Kurzwörter einen deutlichen Kontrast zu derjenigen des restlichen Wortschatzes bildet, während schwedische Kurzwörter stark in das reguläre Flexionssystem integriert sind. Der deutsche Kurzwortschatz weist eine im Vergleich zu der sehr komplexen Pluralflexion des Normalwortschatzes stark verschlankte Variante der Plurali‐ sierung auf: Statt der sieben möglichen Formen der Pluralmarkierung im Nor‐ malwortschatz beschränkt sich der Kurzwortschatz im Wesentlichen auf zwei Möglichkeiten, eine Suffigierung mit -s oder die Bildung einer endungslosen Pluralform, was in erster Linie bei Buchstabierwörtern vorkommt und letztlich als generelles Ausbleiben der Flexion gewertet werden muss, wie in Kapitel 5.1.2 gezeigt und als Pseudo-Nullplural bezeichnet wurde. Die sonstigen im Normal‐ wortschatz gebräuchlichen Pluralsuffixe des Reduktionssilbenplurals kommen nur vereinzelt bei manchen Kurzworttypen vor und können an dieser Stelle 6.2 Grammatische Unterschiede 253 217 Eine ausführliche Diskussion der Verteilung der Pluralmarker in den deutschen Kurz‐ wortkorpora dieser Arbeit findet sich in Kapitel 5.1.2. vernachlässigt werden. 217 Sowohl das Pluralsuffix -s als auch der Pseudo-Null‐ plural wirken strukturbewahrend. Durch den Einsatz dieser Mittel bleibt die phonologische Gestalt des Kurzworts weitgehend erhalten, da es dabei weder zu Stammflexion noch zu Resilbifizierung, Hiaten oder einer Veränderung der Silbenzahl kommt. Die im Normalwortschatz üblichen Pluralformen enden hin‐ gegen in der Regel auf schwahaltige Reduktionssilben (vgl. Katzen, Kinder, Tage). Damit unterscheiden sich die Pluralformen des regulären Wortschatzes deutlich von den Pluralformen der Kurzwörter, die meist Vollvokale in den End‐ silben aufweisen (vgl. Abo < Abonnement - Abos, Kita < Kindertagesstätte - Kitas, MTA - medizinisch-technische(r) Assistent(in) - MTA / MTA s). Deutsche Kurzwörter nutzen bei der Pluralbildung also nicht die ganze Bandbreite der Möglichkeiten des Normalwortschatzes, sondern weichen auf zwei Mittel der Pluralmarkierung aus, die es erlauben, die phonologische Struktur des ent‐ sprechenden Kurzworts in besonderem Maße zu erhalten. Damit zeigt der deut‐ sche Kurzwortschatz eine „auffällige Flexionsarmut“ (Nübling 2001: 190) und lässt andere Prioritäten erkennen als der Normalwortschatz, bei dem es in erster Linie darauf ankommt, trochäische Pluralformen auf Reduktionssilben zu er‐ zeugen. Die Situation im schwedischen Kurzwortschatz stellt sich hingegen ganz an‐ ders dar: Kurzwörter werden im Schwedischen grundsätzlich in das reguläre Flexionssystem integriert, d. h. sämtliche Pluralmarker des Sprachsystems werden auch auf Kurzwörter angewendet. Wie die Korpusanalyse in Kapitel 5 ergeben hat, entsprechen sich die Verhältnisse im Kurz- und Normalwortschatz dabei jedoch nicht völlig, da einige Suffixe im Kurzwortschatz häufiger oder weniger häufiger gebraucht werden als im restlichen Wortschatz. So treten das Suffix -ar (z. B. propp < proposition - proppar ‚Antrag‘, bil < automobil - bilar) und der Nullplural (z. B. cert < certifikat - cert ‚Zertifikat‘, dagis < daghem - dagis ‚Kindertagesstätte‘) bei Kurzwörtern besonders häufig auf. Stattdessen kommt das im Normalwortschatz sehr prominente Pluralsuffix -er im Kurzwortschatz eher selten vor (z. B. bei mobil < mobiltelefon - mobiler). Trotz dieser Unter‐ schiede zwischen Kurz- und Normalwortschatz lässt sich feststellen, dass die Pluralflexion schwedischer Kurzwörter im Wesentlichen auf die Möglichkeiten der regulären Pluralmarkierung zurückgreift und keinen grundsätzlichen Ge‐ gensatz zum restlichen Sprachsystem bildet. Damit liegen auch im Hinblick auf die Pluralbildung von Kurzwörtern in den Untersuchungssprachen entgegen‐ gesetzte Verhältnisse vor: Im Deutschen unterscheidet sich die Pluralflexion des 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 254 218 Zu beachten ist dabei, dass es hier um den Grad der Integration von Kurzwörtern in das restliche Sprachsystem geht. Mit dem Begriff „Isolation“ ist fehlende Integration ge‐ meint, was einen Kontrast zwischen Kurz- und Normalwortschatz erzeugt. Der hier verwendete Begriff „Isolation“ ist nicht mit dem Begriff des isolierenden Sprachbaus (auch analytischer Sprachbau) im Gegensatz zum synthetischen Sprachbau zu ver‐ wechseln. Kurzwortschatzes deutlich von der regulären Pluralisierung, der Kurzwort‐ schatz ist also in dieser Hinsicht quasi isoliert vom restlichen Sprachsystem. Im Schwedischen überschneidet sich dagegen die Pluralmarkierung von Kurzwör‐ tern zum Großteil mit derjenigen des Normalwortschatzes, und es sind dieselben Konditionierungsfaktoren wirksam. Der schwedische Kurzwortschatz zeigt sich folglich als weitgehend integriert in das restliche Sprachsystem. Dazu trägt si‐ cherlich bei, dass schwedische Kurzwörter auch in lautlicher Hinsicht keinen so starken Kontrast zum restlichen Wortschatz bilden wie deutsche Kurzwörter. Zum einen sind silbenstrukturelle Präferenzen bei schwedischen Kurzwörtern weniger stark ausgeprägt, zum anderen hat im Schwedischen keine Nebensil‐ benabschwächung stattgefunden. Dadurch sind schwedische Kurzwörter pho‐ nologisch stärker in das Sprachsystem integriert als deutsche Kurzwörter, deren lautliche Gestalt mit Vollvokalen in den Endsilben und einem hohen Anteil of‐ fener Silben in einem starken Kontrast zum restlichen Wortschatz steht. Da jedoch auch im schwedischen Kurzwortschatz gewisse Kontraste zum Normalwortschatz vorhanden sind, lässt sich die integrative Tendenz des Schwedischen im Bereich der Phonologie noch nicht so klar erkennen. Anhand der Ergebnisse für die Pluralflexion von Kurzwörtern zeigt sich allerdings deut‐ lich, dass im Schwedischen Kurzwörter generell stärker in das restliche Sprach‐ system integriert werden, während deutsche Kurzwörter im Kontrast zum Nor‐ malwortschatz stehen. Daher möchte ich für diesen Sachverhalt eine neue Terminologie einführen und von Tendenzen zur Integration von Kurzwörtern im Schwedischen und Tendenzen zu deren Isolation 218 im Deutschen sprechen. Abbildung 85 veranschaulicht das Verhältnis zwischen den Kurz- und Normal‐ wortschätzen der Untersuchungssprachen im innersprachlichen und zwischen‐ sprachlichen Vergleich im Hinblick auf die Pluralflexion. 6.2 Grammatische Unterschiede 255 6.3 Abbildung 85: Verhältnis der Pluralsysteme im deutschen und schwedischen Kurzwort‐ schatz und Normalwortschatz Während sich die Flexionssysteme der Normalwortschätze hinsichtlich ihrer Komplexität ähneln, bestehen deutliche Unterschiede zwischen der Art der Plu‐ ralflexion im deutschen und im schwedischen Kurzwortschatz. Zudem unter‐ scheidet sich das Verhältnis zwischen Kurz- und Normalwortschatz in beiden Sprachen: Während im Deutschen ein Gegensatz zwischen der Pluralflexion im Kurz- und im Normalwortschatz besteht, ist dies im Schwedischen nicht der Fall, da beide Wortschatzbereiche im Wesentlichen dieselben Formen der Pluralmar‐ kierung nutzen. Orthographische Unterschiede Ein weiterer Bereich, in dem der Grad der Integration des Kurzwortschatzes in das Sprachsystem deutlich wird, ist die Orthographie. Auch hier zeigen die Un‐ tersuchungssprachen ein divergierendes Verhalten: Während deutsche Kurz‐ wörter eine Schreibung wahren, die den Bezug zur Vollform bewahrt, wird bei schwedischen Kurzwörtern die Schreibung unabhängig von der graphischen Gestalt der Vollform der Aussprache angepasst. Hier ist ein Geflecht verschie‐ 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 256 219 Bei dem Beleg Limo < Limonade ist neben der Aussprache [lɪmo] mit ungespanntem Vokal auch die Variante [liːmo] mit gespanntem Vokal möglich, die sich wiederum mit der üblichen Schreibung <Limo> deckt. dener Faktoren wirksam: Zum einen kommen in beiden Sprachen ihre jeweils spezifischen Schreibprinzipien zur Anwendung; zum anderen fügt sich das be‐ schriebene Verhalten in die bereits für die Phonologie und Pluralbildung be‐ schriebenen Tendenzen der Flexibilität und Integration im Schwedischen und der Isolation im Deutschen ein. Es ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, im Detail auf die Schriftsysteme der Untersuchungssprachen einzugehen. Es sollen lediglich die Schreibprinzi‐ pien skizziert werden, die für die Schreibung von Kurzwörtern in den Untersu‐ chungssprachen besonders relevant sind. In der deutschen Orthographie nimmt etwa das Morphemkonstanzprinzip einen hohen Stellenwert ein. Demnach sollen sich die Varianten eines Morphems, zum Beispiel die Singular- und Plu‐ ralformen eines Substantivstammes, in der Schreibung möglichst wenig unter‐ scheiden. Die Formen <Haus> und <Häuser> sind sich beispielsweise graphisch weitaus ähnlicher als lautlich, vgl. [haus] vs. [hɔizɐ]. Dieses Streben nach einer Bewahrung der graphischen Gestalt von Morphemen, das die Wiedererkennung unterschiedlicher Formen eines Morphems erleichtert, legitimiert eine hohe Anzahl von Abweichungen vom Prinzip der 1: 1-Entsprechung zwischen Phonem und Graphem (vgl. auch Nübling u. a. 2010: 186 ff.). Aufgrund der hohen Relevanz des Morphemkonstanzprinzips im Deutschen zeigen nun auch deut‐ sche Kurzwörter eine hohe orthographische Ähnlichkeit mit ihrer Vollform. Bei der Bildung deutscher Kurzwörter bleibt in der Regel die Schreibung des aus der Vollform entnommenen Teils erhalten, auch wenn die Orthographie dann nur noch bedingt Rückschlüsse auf die Aussprache erlaubt. So wird Abo < Abonne‐ ment trotz Silbengelenk, d. h. ambisilbischem Konsonanten, nicht *<Abbo> ge‐ schrieben (vgl. zur Gelenkschreibung z. B. Fuhrhop 2009: 19 und Eisenberg 2006: 76 ff.). In Tabelle 88 sind weitere ähnliche Beispiele zusammengestellt. Kurzwort Vollform alternative Schreibung mit Silbengelenk Abi Abitur *Abbi Abo Abonnement *Abbo Ami Amerikaner *Ammi Krimi Kriminalfilm/ -roman *Krimmi Limo 219 Limonade *Limmo 6.3 Orthographische Unterschiede 257 220 Hier ist auch die alternative Transkription [ɑ.bo] möglich, die nach Eisenberg (2006: 36) den tiefen hinteren Vokal [ɑ] enthält. Ich folge jedoch der Darstellung in Hall (2000: 25), die diesen Vokal für das Deutsche nicht annimmt. 221 Die meisten dieser alternativen Schreibungen sind jedoch nur in höchst informellen Kontexten, d. h. in Chats oder solchen Internetforen, in denen die Nutzer generell wenig auf Orthographie achten, belegt. Lediglich der Beleg Ammi ist mir als alternative Schreibung außerhalb dieser Kontexte begegnet. 222 Lediglich bei dem Beleg Trabi/ Trabbi < Trabant sind die Schreibvarianten ohne bzw. mit Doppelkonsonant etwa gleich verbreitet und auch beide im Rechtschreibduden ver‐ zeichnet. Kurzwort Vollform alternative Schreibung mit Silbengelenk Mini Minirock *Minni Promi Prominente(r) *Prommi Reli Religionsunterricht *Relli Sani Sanitäter *Sanni Trafo Transformator *Traffo Uni Universität *Unni Tabelle 88: deutsche Kurzwörter mit morphologischer Schreibung In diesen Beispielen werden die Silbengelenke nicht graphisch markiert und könnten Lesern, denen das entsprechende Wort unbekannt ist, eine Aussprache ohne Silbengelenk, also mit offener Erstsilbe, wie [a: .bo] 220 im Gegensatz zur tatsächlichen Aussprache [aḅo] nahelegen. In der dritten Spalte werden alter‐ native Schreibungen angegeben, die sich stärker an der Aussprache orientieren, d. h. den ambisilbischen Konsonanten auch graphisch abbilden, was einen Wi‐ derspruch zum Prinzip der Morphemkonstanz erzeugt. 221 Die gängige Schrei‐ bung der betreffenden Kurzwörter, wie sie auch in den Korpora belegt ist, ist die in der ersten Spalte genannte. 222 Die übliche Schreibung für Kurzwörter mit ambisilbischen Konsonanten steht also in engem Zusammenhang mit der Schreibung der Vollform und orientiert sich nicht primär an lautlichen Prinzi‐ pien. Bei Belegen wie Akku < Akkumulator, Assi < Assistent und Rolli < Rollkragen‐ pullover handelt es sich insofern um eine andere Situation, als der Doppelkon‐ sonant in der Schreibung bereits in der Vollform erhalten ist und in der Kurz‐ wortschreibung beibehalten wird. In diesen Fällen ist es möglich, mit der 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 258 223 Lediglich schwedische Buchstabierwörter sind durch den Anschluss der Definitheits- und Pluralsuffixe mit Doppelpunkt (z. B. mc: n) optisch auffällig. 224 Auch das schwedische Schriftsystem kann im Rahmen dieser Arbeit nicht eingehend besprochen werden. Für eine detaillierte Darstellung siehe Lindqvist (2001). Eine Zu‐ sammenstellung der wichtigsten Graphem-Phonem-Zuordnungen im Schwedischen findet sich in Lindqvist (2007: 177-190). Schreibung gleichzeitig das Silbengelenk graphisch zu verdeutlichen sowie die Morphemkonstanz zu erhalten. Die Schreibung von Kurzwörtern ist also aufgrund der Priorisierung des Morphemkonstanzprinzips im Deutschen überwiegend konservativ. Durch die hohe Gewichtung des Morphemkonstanzprinzips fügen sich die Kurzwörter zwar einerseits in die Prinzipien der deutschen Rechtschreibung ein, erzeugen jedoch im Hinblick auf die graphische Behandlung von Silbengelenken gleich‐ zeitig eine Opposition zum restlichen Wortschatz. Gerade im Fall von Kurzwör‐ tern, die ja nur einen Teil der Vollform wiedergeben, hat dieses Vorgehen bei schriftlicher Kommunikation den Vorteil, dass die Leser durch eine derart kon‐ servative Schreibung die korrekte Vollform eines Kurzworts leichter erschließen können. So wie die Verwendung des s-Plurals für Kurzwörter bewirkt, dass der Zusammenhang zwischen Plural- und Singularform möglichst offensichtlich ist, wirkt auch die Schreibung deutscher Kurzwörter strukturbewahrend und er‐ leichtert den Lesern die Dekodierung. Während deutsche Kurzwörter in ihrer Schreibung konservativ sind und den Bezug zur Vollform aufrechterhalten, ist im Schwedischen das Gegenteil der Fall. Dort wird der graphische Zusammenhang zwischen Kurzwort und Vollform gelockert, um Kurzwörter möglichst stark in das schwedische Schriftsystem zu integrieren. 223 Wie anhand von Schreibungen wie djur [jʉːr] ‚Tier‘, ljus [jʉːs] ‚Licht‘ oder kille [kilɘ] ‚Junge‘ versus kind [ɕind] ‚Wange‘ deutlich wird, herrscht auch im Schwedischen keine 1: 1-Entsprechung zwischen Phonemen und Graphemen, dennoch besteht „ein ziemlich regelhaftes Abbildungsverhältnis zwischen Gra‐ phie und Aussprache.“ (Braunmüller 2007: 29) 224 Im Unterschied zum Deutschen spielt aber im Schwedischen das phonographische Prinzip, wonach eine Einheit der Schreibung einer gesprochenen Einheit entspricht, eine deutlich größere Rolle als das Morphemkonstanzprinzip. Dabei ist das Prinzip der Morphemkon‐ stanz auch im Schwedischen durchaus vorhanden und als „samhörighet‐ sprincip“ ‚Zusammengehörigkeitsprinzip‘ bekannt. Es sorgt dafür, dass auch bei lautlich sehr verschiedenen Flexionsformen eines Morphems wie bei skära ‚schneiden‘ [ʃæːra] und skar ‚schneiden-Prät.‘ [skaːr] der Zusammenhang zwi‐ schen den Formen erhalten bleibt. Insgesamt ist das schwedische Schriftsystem 6.3 Orthographische Unterschiede 259 225 Zur Entwicklung der schwedischen Orthographie seit 1800 und diversen Rechtschreib‐ reformen siehe z. B. Teleman (2003: 77-93), Gellerstam (2006) und Hellberg (2006). 226 Wie in Kapitel 4.4 angeklungen ist, haben schwedische Kopfwörter meist Initialakzent. jedoch als etwas flacher als das deutsche (vgl. Nübling u. a. 2010: 177) und das Morphemkonstanzprinzip als weniger relevant einzuordnen als im Deut‐ schen. 225 Daher wird auch die Schreibung schwedischer Kurzwörter stärker an ihre Lautung angepasst als im Fall der deutschen Kurzwörter. Beispiele dafür, dass die Schreibung der Lautung angepasst wird, liefern eine ganze Reihe von schwedischen Kurzwörtern, die in der Schreibung einen Dop‐ pelkonsonanten aufweisen, obwohl dieser in der entsprechenden Vollform nicht vorhanden ist. Hintergrund ist die schwedische Silbenbalance, wonach betonte Silben im heutigen Schwedischen immer lang sind und entweder aus einem Langvokal und einem kurzem Konsonanten oder einem Kurzvokal mit einem langem Konsonanten oder einem Konsonantencluster bestehen (siehe z. B. Braunmüller 2007: 31 und Lindqvist 2007: 158 ff.). Die Vollformen der in Tabelle 89 zusammengestellten Beispiele haben allesamt keinen Initialakzent, was be‐ deutet, dass die Erstsilbe in der Vollform nicht zwingend lang sein muss. Bei der Bildung der aufgeführten Kopfwörter und Pseudoableitungen wird die Erstsilbe der Vollform inklusive des Kurzvokals übernommen. Dadurch wird sie zur be‐ tonten Silbe 226 , was aber zur Folge hat, dass die Akzent tragende Silbe nun nicht lang ist. Um die Silbenbalance wiederherzustellen, erfährt der Konsonant in der Koda der betonten Silbe eine Dehnung, die graphisch wiederum durch einen Doppelkonsonanten angezeigt wird, so zum Beispiel bei cigarett > cigg ‚Ziga‐ rette‘. Die Kurzwörter werden also zum einen phonologisch integriert, da sie wie alle anderen schwedischen Lexeme die Silbenbalance einhalten müssen; zum anderen bedingt diese phonologische Integration eine orthographische In‐ tegration, die dazu führt, dass abweichend von der Schreibung der Vollform und entgegen des Morphemkonstanzprinzips die Konsonantengemination gra‐ phisch abgebildet wird (vgl. Nübling/ Duke 2007: 240). Kurzwort mit Doppelkonsonant Vollform ˇbaggis baga'tell ‚Bagatelle‘ cabb cabrio'let cigg ciga'rett labb labora'torium legg legitima'tion ‚Ausweis‘ 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 260 Kurzwort mit Doppelkonsonant Vollform ˇmatte mathema'tik ˇmetta meta'don mick mikro'fon ˇmoppe mo'ped porr pornogra'fi propp proposi'tion ‚Antrag‘ tabb tabu'lator vibb vibra'tion ‚Schwingung‘ vick vikari'at ‚Vertretung‘ Tabelle 89: schwedische Kurzwörter mit Doppelkonsonant Bei den in Tabelle 89 aufgeführten Belegen handelt es sich um schwedische Kurzwörter, die eine solche in der Vollform nicht enthaltene graphische Kon‐ sonantendoppelung aufweisen, deren Ursprung in der phonologischen Wieder‐ herstellung der Silbenbalance bei der Bildung des Kurzworts liegt. Um die Sil‐ benbalance zu gewährleisten, wurde bei unverändertem Kurzvokal der Konsonant geminiert, was in der Schreibung mit Doppelkonsonanten bzw. im Fall von <k> wie bei vick < vikariat ‚Vertretung‘ in der Geminatenschreibung <ck> reflektiert wird. Nur bei Kurzwörtern, deren betonte Erstsilbe ein Konso‐ nantencluster in der Koda aufweist und dadurch bereits lang ist (z. B. mens < menstruation), ist eine derartige Gemination nicht erforderlich. Auf diese Weise erhalten schwedische Kurzwörter eine im Vergleich zu ihren deutschen Pen‐ dants relativ lautnahe Schreibweise, auch wenn dadurch möglicherweise die Zuordnung eines Kurzworts zu seiner Vollform erschwert wird. Das Schwedische scheint also Kurzwörter generell stärker in das Sprach‐ system zu integrieren als das Deutsche. Dafür spricht die größere Flexibilität im Hinblick auf silbenstrukturelle Präferenzen, die Integration in das reguläre Fle‐ xionssystem, wie sie bei der Pluralmarkierung deutlich wurde, die eben ange‐ sprochene Anpassung der Schreibung an die Aussprache, die Möglichkeit zur Zusammenschreibung gängiger Kürzungskomposita wie ubåt < undervattensbåt ‚Unterseeboot‘ (vgl. dt. U-Boot vs. *Uboot) sowie die Existenz von schwedischen Kurzwort-Appellativa mit phonographischer Verschriftung wie die Buchsta‐ bierwörter behå < bysthållare ‚Büstenhalter‘ oder teve < television. Bei diesen 6.3 Orthographische Unterschiede 261 Belegen, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Alltag vieler Menschen eine hohe Gebrauchshäufigkeit aufweisen dürften, wurde die Schreibung der Aus‐ sprache der Buchstabennamen angepasst. In beiden Fällen ist aber auch eine Schreibung als konventionelles Buchstabierwort möglich, das heißt BH und TV / tv. Es muss jedoch auch angemerkt werden, dass die beiden angeführten und in der Literatur viel zitierten Belege die einzigen Appellativa der schwedischen Korpora sind, bei denen diese phonographische Verschriftung beobachtet werden konnte. Ansonsten beschränkt sich dieser Prozess auf Eigennamen wie Esselte < Sveriges Litografiska Tryckerier. Im Deutschen ist diese Art der Schrei‐ bung ausschließlich Eigennamen vorbehalten, z. B. Edeka < Einkaufsgenossen‐ schaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin oder Vaude < Albrecht von Dewitz. Dass im Deutschen im Gegensatz zum Schwedischen keine Schreibvarianten BH / *Beha oder TV / *Tevau üblich sind, obwohl die Gebrauchs‐ häufigkeit dieser Begriffe etwa derjenigen im Schwedischen entsprechen dürfte, ist ein weiteres Indiz dafür, dass der deutsche Kurzwortschatz in geringerem Maße in das restliche Sprachsystem integriert ist wie der schwedische. Statt‐ dessen wird im Deutschen die Trennung von Kurz- und Normalwortschatz da‐ durch konserviert, dass die Kurzwörter stark ausgeprägte silbenstrukturelle Präferenzen und ein deutlich reduziertes Flexionssystem aufweisen sowie kei‐ nerlei orthographische Anpassung zeigen. Ein weiterer Hinweis darauf, dass der schwedische Kurzwortschatz flexibler ist als der deutsche, ist die Tatsache, dass die Kurzwortbildung im Schwedischen verschiedene Wortarten betrifft, während sie sich im Deutschen fast ausschließ‐ lich auf Substantive beschränkt. Im schwedischen Wörterbuchkorpus sind im‐ merhin 17,18 % der Belege keine Substantive, im deutschen Wörterbuchkorpus hingegen nur 3,01 %. Des Weiteren sind die nicht substantivischen Belege im Schwedischen eher flektierbar als im Deutschen, also auch in dieser Hinsicht integrierter. Gekürzte Verben fügen sich etwa problemlos in das schwedische Flexionssystem ein und gehören allesamt der ersten Konjugation an. Unter den schwedischen gekürzten Adjektiven sind sogar Belege, die flektierbar sind (z. B. schizzad < schizofren, deppad < deprimerad), was bei deutschen Kurzwortadjek‐ tiven nie der Fall ist. All diese Beobachtungen bekräftigen die Vermutung, dass der schwedische Kurzwortschatz eine größere Flexibilität aufweist als der deut‐ sche. 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 262 227 Siehe die Diskussion in Kapitel 5.1.2. 228 Eisenberg (2011: 18) verwendet den Begriff „Kernwortschatz“, der aus morphologisch einfachen, nativen Stämmen besteht, als Gegensatz zum Fremdwortschatz. Damit wird der Begriff anders gebraucht als in dem in Abbildung 72 vorgestellten Modell, in dem der Kernwortschatz lediglich aus besonders gebräuchlichen Lexemen besteht, die immun gegenüber Systematisierungsdruck sind. Um Verwirrung zu vermeiden, wird der Terminus „Kernwortschatz“ hier nur in letzterem Sinne und nicht wie bei Eisenberg gebraucht. Als Gegensatz zum Fremdwortschatz ist stattdessen vom heimischen oder nativen Wortschatz die Rede. 6.4 Die Integration weiterer peripherer Wortschatzeinheiten in den Untersuchungssprachen In den vorherigen Unterkapiteln wurde gezeigt, dass Kurzwörter im Deutschen und im Schwedischen vor allem in grammatischer und orthographischer Hin‐ sicht unterschiedlich stark in das restliche Sprachsystem integriert werden. Doch nicht nur im Umgang mit Kurzwörtern, sondern auch mit Fremdwörtern, die wie Kurzwörter ebenfalls der Peripherie des Wortschatzes angehören 227 , zeigen beide Untersuchungssprachen ein gegensätzliches Verhalten, das aus Analogiegründen im Folgenden kurz erörtert werden soll. Während das Schwe‐ dische dazu neigt, Fremdwörter in verschiedener Hinsicht zu integrieren, be‐ stehen im Deutschen starke Kontraste zwischen Fremdwörtern und nativen Le‐ xemen, die den in dieser Arbeit diskutierten Unterschieden von Normalwortschatz und Kurzwortschatz nicht unähnlich sind. Der deutsche Fremdwortschatz weist einige Eigenschaften auf, die er eher mit dem Kurz‐ wortschatz als mit dem Normalwortschatz teilt. Als Fremdwort soll ein Lexem in dieser Arbeit nach Eisenberg (2011: 29) dann gelten, „wenn es Eigenschaften hat, die es von den Wörtern des Kernwort‐ schatzes unterscheidet“ 228 , wobei es sich dabei um phonologische, morphologi‐ sche oder orthographische Merkmale handeln kann. Ein typisches einfaches Kernsubstantiv des Deutschen hat beispielsweise eine trochäische Struktur und ist entweder ein Einsilber oder ein Zweisilber aus einer Vollsilbe und einer Re‐ duktionssilbe (vgl. Eisenberg 2011: 19 u. 21 ff.). Ein voll integriertes, ursprünglich entlehntes Lexem wie Mauer, das auf das lateinische murus zurückgeht, ist in diesem Sinne lediglich etymologisch fremd, nicht aber aus synchroner Perspek‐ tive. Dass es sich um eine Entlehnung handelt, ist für Sprecher ohne vertiefte etymologische Kenntnisse nicht zu erkennen. Der dafür gebräuchliche Begriff des Lehnworts ist im Zusammenhang dieser Arbeit überflüssig, da hier lediglich nach fremd und nicht-fremd unterschieden wird. Es ist durchaus möglich, dass nicht entlehnte Lexeme wie Wacholder oder Forelle fremde, also vom zentralen Wortschatz abweichende, Eigenschaften aufweisen - in diesen Fällen im Hin‐ 6.4 Die Integration weiterer peripherer Wortschatzeinheiten 263 229 Für eine detaillierte und aktuelle Diskussion von Fremdwörtern im Deutschen und weiterführende Literaturhinweise siehe Eisenberg (2011). blick auf Silbenzahl und Akzentmuster - und von naiven Sprechern als fremd eingestuft werden. Das Gros der einfachen nativen Substantive entspricht je‐ doch dem typischen Muster des Einsilbers oder trochäischen Zweisilbers auf Reduktionssilbe. Im Hinblick auf die Vokalverteilung heben sich im Deutschen sowohl der Kurzwortschatz als auch der Fremdwortschatz deutlich vom zentralen Wort‐ schatz ab. Während native Lexeme in unbetonten Silben meistens reduzierte Vokale aufweisen (vgl. Katze, Hammer, Auge), enthalten Fremdwörter und Kurz‐ wörter auch in Nebensilben Vollvokale, vgl. die Fremdwörter Konto, Vakuum, Lady, Mokka, Büro, Aquädukt, Joghurt und die Kurzwörter Schoko < Schoko‐ lade, Demo < Demonstration, Alu < Aluminium oder Assi < Assistent. Nicht außer Acht gelassen werden sollte dabei, dass die Grundlage für eine Kurzwortbildung, also die entsprechende Vollform, überdurchschnittlich häufig ein Fremdwort ist, in dem die Vollvokale bereits enthalten sind. Dieser enge Bezug zwischen Kurz‐ wortschatz und Fremdwortschatz dürfte einer der Gründe für die sehr ähnliche Vokalverteilung in beiden Wortschatzbereichen sein, wie es bereits in Kapitel 4.4 angeklungen ist. Die Unterschiede zwischen Fremdwortschatz und Normalwortschatz be‐ schränken sich im Deutschen aber nicht nur auf das Vorkommen von Vollvo‐ kalen in unbetonter Silbe, sondern betreffen auch die Aspekte Aussprache, Schreibung und Flexion. Es muss nochmals betont werden, dass an dieser Stelle keine erschöpfende oder auch nur annähernd adäquate Diskussion der Integ‐ ration von Fremdwörtern im Deutschen erfolgen kann. 229 Es sollen lediglich aus Analogiegründen die in Untersuchungssprachen vorherrschenden Tendenzen bei der Behandlung von Fremdwörtern skizziert werden, was nicht heißt, dass diese in jedem konkreten Einzelfall auch zur Anwendung kommen. So besteht im Deutschen eine generelle Tendenz zur phonologischen Transferenz. Das Deutsche verfügt über diverse Mechanismen zur Integration fremder Lautstrukturen, die in Eisenberg (2011: Kap. 4) dargestellt werden. Die Existenz lautlicher Integrationsprozesse führt jedoch in den meisten Fällen nicht zu einer völligen Anpassung an native Lautstrukturen. Beispiele für eine lautliche In‐ tegration liefern die Ersetzung von Nasalvokalen in Fremdwörtern aus dem Französischen (z. B. Balkon [bal'kõː] zu [bal'koːn]) oder die Monophthongisie‐ rung von Diphthongen in Anglizismen wie bei Baby (['beɪbi] zu ['beːbi]). Oft handelt es sich jedoch lediglich um eine teilweise Integration, die nicht verhin‐ dert, dass ein gewisser Grad an Fremdheit bestehen bleibt. So ist das Fremdwort 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 264 230 In vielen Fällen ist jedoch auch eine alternative Aussprache ohne Nasalvokal möglich. 231 Auch hier muss wieder darauf hingewiesen werden, dass eine ausführliche Diskussion der Fremdwortgraphie des Deutschen an dieser Stelle nicht zu leisten ist. Einen ersten Überblick liefern Eisenberg (2006: 89-94), Fuhrhop (2009: 32-37) und Eisenberg (2011: 316-353), zur Schreibung von Fremdwörtern im Deutschen siehe außerdem Munske (2010) und Neef (2010). Garage insofern integriert, als das französische Maskulinum im Deutschen zu einem Femininum wird und daher das finale <e> nicht wie in der Gebersprache stumm bleibt, sondern typisch für Feminina als Schwa gesprochen wird, was zu einer wortfinalen Reduktionssilbe führt. Dennoch bleibt durch die Dreisilbigkeit und den im nativen Phoneminventar nicht vorhandenen stimmhaften Frikativ [ʒ] eine gewisse Fremdheit erhalten. Trotz diverser lautlicher Integrationsvor‐ gänge bleibt die Aussprache von Fremdwörtern im Deutschen vergleichsweise nah an der Originalaussprache, auch wenn sie nicht mit ihr identisch ist. Dass das Deutsche bei der Integration von Fremdwörtern relativ konservativ ist, wird vielfach erst im Vergleich zu anderen Sprachen deutlich. Gerade die schwedi‐ schen Beispiele, die später in diesem Kapitel angeführt werden, lassen erkennen, dass deutsche Fremdwörter vergleichsweise wenig integriert sind. In diesem Zusammenhang ist die Arbeit von Munske (1984) erwähnenswert, in der un‐ tersucht wird, in welchem Umfang aus dem Französischen entlehnte Lexeme in verschiedene germanische Sprachen integriert werden. Dazu vergleicht Munske 190 französische Lexeme mit Nasalvokal, die in fast alle germanischen Sprachen entlehnt wurden, im Hinblick auf ihre phonologische und graphematische In‐ tegration in den einzelnen Sprachen. Dabei stellt Munske fest, dass im Deut‐ schen von gebildeten Sprechern bis zu 60 % der Nasalvokale der Gebersprache beibehalten wurden (240) 230 , was im Vergleich zu den anderen untersuchten Sprachen ein recht hoher Anteil ist. „In German and Dutch the nasal vowels have been retained to a large extent. […] By contrast the Scandinavian languages have nowhere retained the nasal vowels but have regularly integrated them phonemically.“ (Munske 1984: 254) Oben wurde festgestellt, dass deutsche Kurzwörter eine konservative Schrei‐ bung aufweisen, die sich stärker an der graphischen Gestalt der jeweiligen Voll‐ form als an der Aussprache orientiert. Auch hier kann man eine Analogie zum Fremdwortschatz erkennen, denn auch die Fremdwortgraphie des Deutschen ist vergleichsweise konservativ, wie sich vor allem im Vergleich zum Schwedi‐ schen zeigen wird (siehe S. 261 f.). Generell gelten die Schreibprinzipien des Deutschen und ihre Gewichtung für Fremdwörter nur bedingt bzw. sind im Fremdwortschatz andere Regeln wirksam. 231 So gelten für entlehnte Wörter an‐ dere Graphem-Phonem-Zuordnungen als für den nativen Wortschatz. Man 6.4 Die Integration weiterer peripherer Wortschatzeinheiten 265 denke nur an die im nativen Vokabular unübliche Graphemfolge <ou> in vielen Gallizismen, die [u] (Boutique) oder [uː] (Tour) gesprochen wird, oder an die Graphemfolge <th> in vielen Gräzismen (Thema), die ebenso [t] gesprochen wird wie <t> in heimischen Lexemen (Tür). Es gibt auch Fälle, bei denen die Aussprache eines Fremdworts an sich nicht auffällig ist, da die entsprechende Lautstruktur auch nativ sein könnte, die Schreibung des betreffenden Lexems jedoch seinen fremden Ursprung erkennen lässt. So lässt die Schreibung von Shop für die Lautfolge [ʃɔp] den englischen Ursprung erkennen; bei einem nativem Lexem wäre hingegen die Schreibung *Schopp zu erwarten. Ein ähnliches Beispiel ist Typ, das lautlich völlig unauffällig ist, jedoch anstatt der zu erwartenden Schreibung *Tüp graphisch fremd wirkt. In den meisten Fällen beschränken sich nicht-native Merkmale eines Fremd‐ worts aber nicht auf die Orthographie, sondern betreffen auch die Aussprache und bzw. oder die Flexion. Es lässt sich also festhalten, dass bei Fremdwörtern im Deutschen abgesehen von der Großschreibung von Substantiven weitgehend die ursprüngliche Or‐ thographie der Gebersprache erhalten bleibt, z. B. Feuilleton, Mail, Thriller, Sym‐ pathie. Es gibt zwar vor allem bei älteren Gallizismen durchaus Mechanismen zur graphischen Integration, doch selbst in Fällen wie Büro < bureau oder Likör < liqueur unterscheidet sich das graphisch etwas angepasste Fremdwort noch deutlich von einem typischen nativen Substantiv. Mit der Rechtschreibreform 1996 wurden einige Änderungen eingeführt, die zu einer stärkeren graphema‐ tischen Integration mancher Fremdwörter führen, z. B. Delphin > Delfin, Thun‐ fisch > Tunfisch, Ketchup > Ketschup. Diese wurden allerdings nur als Varianten neben den bisherigen, konservativeren Schreibungen eingeführt und haben sich bis heute nicht durchgesetzt. So ergab eine Google-Suche auf deutschen Inter‐ netseiten vom 12. 01. 2016 8790 Treffer für „Thunfisch ist“ und nur 1820 Treffer für die neuere Schreibung „Tunfisch ist“. Da zudem die Mehrzahl der Fremd‐ wörter von den Neuerungen der Reform unberührt blieb, bleibt die deutsche Fremdwortgraphie auch nach der Rechtschreibreform konservativ. Ein wich‐ tiger Grund für diese vergleichsweise konservative Fremdwortgraphie dürfte sein, dass eine starke orthographische Integration von Fremdwörtern die Her‐ kunft der Wörter verdunkeln und sie damit auch weniger international machen würde. Auch im Bereich der Orthographie sind also deutliche Unterschiede zwischen zentralen und peripheren Wortschatzbereichen wie dem Fremdwort‐ schatz zu erkennen, was die Analogie zwischen den peripheren Lexikonberei‐ chen Fremdwortschatz und Kurzwortschatz bestätigt. Der Kontrast zwischen der Pluralmarkierung im Normalwortschatz durch den Reduktionssilbenplural und der Dominanz des s-Plurals im Kurzwortschatz 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 266 232 Eine ausführlichere Darstellung der Pluralflexion von Fremdwörtern im Deutschen liefert Eisenberg (2011: 212-236). 233 Morphologisch sehr gut integrieren lassen sich nicht-feminine Anglizismen auf -er wie Computer und Gangster, die bereits eine Reduktionssilbe im Auslaut aufweisen und damit systemgemäß Nullplurale bilden. 234 Siehe zu Fremdwörtern im Schwedischen auch Teleman (2003: 170 ff.), zu Entlehnungs‐ wegen Gellerstam (1994). wurde in Kapitel 5.1 ausführlich dargestellt. Eine ähnliche Situation liegt im deutschen Fremdwortschatz vor. Grob gesagt werden auch hier nicht automa‐ tisch Pluralformen auf Reduktionssilbe gebildet; stattdessen sind der s-Plural (Jobs, Songs, Toreros, Mangos, Bonbons), nicht-native Pluralformen (Terminus - Termini, Visum - Visa) und in gewissen Fällen Stammflexion (Villa - Villen) besonders häufig. 232 Die morphologische Integration fremder Substantive ist zwar durchaus möglich und kommt auch vor 233 (z. B. Kostüme, Balkone), was in vielen Fällen jedoch zur parallelen Existenz verschiedener Pluralvarianten wie bei Kontos vs. Konten führt (vgl. dazu auch Wegener 2003). Festzuhalten bleibt dennoch, dass die Mehrzahl der Fremdwörter im Deutschen in der Regel nicht wie typische native Substantive je nach Genus unterschiedliche trochäische Pluralformen auf Reduktionssilbe bildet, sondern andere Formen der Plural‐ markierung zum Einsatz kommen, was einmal mehr die Parallelität von Kurz‐ wortschatz und Fremdwortschatz bestätigt. Insgesamt lassen sich in den Bereichen Vokalverteilung, Orthographie und Flexion deutliche Kontraste zwischen nativem und nicht-nativem Wortschatz erkennen, die stark an die im Verlauf dieser Arbeit erläuterten Unterschiede zwischen Kurzwortschatz und Normalwortschatz erinnern. Dass Kurzwörter ebenso wie Fremdwörter als Wortschatzbereiche an der Peripherie des Lexikons einzustufen sind, ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Deutsche generell den Kontrast zwischen zentralen und peripheren Teilen des Lexikons konser‐ viert. Grundlegende Bestrebungen, die Peripherie in das zentrale Sprachsystem zu integrieren, sind nicht zu erkennen; ich spreche daher von Tendenzen zur Isolation unterschiedlicher Wortschatzbereiche im Deutschen. Dagegen zeigt das Schwedische nicht nur bei Kurzwörtern, sondern auch bei anderen peripheren Wortschatzbereichen wie Fremdwörtern deutlich stärkere Tendenzen zur Integration in das Sprachsystem. Die analoge Behandlung von Kurzwörtern und Fremdwörtern in beiden Untersuchungssprachen liefert Hin‐ weise darauf, in welchem Umfang periphere Bestandteile des Lexikons generell integriert werden. Wie oben für das Deutsche soll im Folgenden nun kurz die Behandlung von Fremdwörtern im Schwedischen skizziert werden. 234 6.4 Die Integration weiterer peripherer Wortschatzeinheiten 267 235 Ein gewisses Ungleichgewicht zwischen betonter und unbetonter Silbe besteht den‐ noch, da in unbetonter Silbe im Schwedischen nur Kurzvokale vorkommen (Lindqvist 2007: 103, vgl. auch Nübling/ Schrambke 2004: 288 und Kürschner 2008: 64). Abhängig von der exakten Position im Verhältnis zur betonten Silbe ist eine unterschiedliche Anzahl an Vokalen möglich. Trotz dieser leichten Asymmetrie zwischen betonter und unbetonter Silbe bleibt festzuhalten, dass das Schwedische im Vergleich zum Deutschen auch in Nebensilben eine große Vielfalt an Vokalen aufweist und nicht auf reduzierte Vokale beschränkt ist. Während ein Merkmal von Fremdwörtern im Deutschen die Existenz von Vollvokalen in unbetonter Silbe ist, trifft dies auf Fremdwörter im Schwedischen nicht zu, da sich dort keine Vokalreduktion in Nebensilben entwickelt hat. Voll‐ vokale in Nebensilben sind also auch im heimischen schwedischen Wortschatz nicht ungewöhnlich 235 (z. B. flicka ‚Mädchen‘, sparris ‚Spargel‘, bonde ‚Bauer‘, till salu ‚zu verkaufen‘), womit sich die Vokalverteilung folglich nicht als Kriterium zur Abgrenzung nativer und nicht-nativer Lexeme eignet. Das Fehlen dieses Gegensatzes im Nebensilbenvokalismus stellt zwar keinen integrativen Vorgang des schwedischen Sprachsystems dar, ist aber dennoch ein Umstand, der dazu beiträgt, dass der Kontrast zwischen nativen und nicht-nativen Lexemen im Schwedischen weniger stark ausgeprägt ist als im Deutschen. Tatsächliche Integrationsvorgänge lassen sich jedoch in den Bereichen Aus‐ sprache, Orthographie und Flexion beobachten. Die lautliche Integration von Fremdwörtern soll hier anhand der Behandlung von Diphthongen illustriert werden. Da es im Schwedischen keine genuin phonologischen Diphthonge gibt (siehe Braunmüller 1980: 33 und Lindqvist 2007: 73), sind Diphthonge in zu ent‐ lehnenden Wörtern ein auffallend fremdes Merkmal, das meist beseitigt wird. Es existieren mehrere Möglichkeiten, um potentielle Diphthonge in Fremdwör‐ tern aufzulösen (vgl. Braunmüller 2007: 36 f. und Lindqvist 2007: 95), wobei die konkrete Integrationsstrategie meist lexemabhängig ist. Möglich ist eine Reali‐ sierung als Verbindung aus Vokal und Halbvokal (mejl ‚Mail‘ [mɛjl]) oder im Fall von eu als Vokal und Frikativ [ev] (z. B. eunuch [ev'nɵk]), das Einfügen einer Junktur, d. h. die Aufspaltung des Diphthongs in zwei Einzelvokale (z. B. neutral [neɵ'tral]) oder seltener eine Monophthongisierung durch Unterdrückung des zweiten Bestandteil des Diphthongs (z. B. eufemism ‚Euphemismus‘ [efe'mism], auktion [ak'ʃuːn]). Die Beibehaltung des Diphthongs ist zwar prinzipiell auch möglich (z. B. Europa [eu'roːpa] ), wirkt dann aber lautlich fremd. In vielen Fällen bestehen mehrere Aussprachevarianten nebeneinander. Auf die Häufigkeit sol‐ cher Aussprachedubletten weist auch Munske (1984: 249 ff.) hin. Die von ihm betrachteten Nasalvokale, die im Deutschen oft erhalten bleiben, werden in den skandinavischen Sprachen generell phonemisch integriert (245). 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 268 Sowohl im Deutschen als auch im Schwedischen existieren also Mecha‐ nismen zur lautlichen Integration von Fremdwörtern, die an dieser Stelle nicht im Detail betrachtet werden können. Im zwischensprachlichen Vergleich zeigt sich jedoch, dass sich in vielen Fällen die Aussprache im Schwedischen noch etwas stärker von der ursprünglichen Aussprache in der Gebersprache unter‐ scheidet als im Deutschen, vgl. beispielsweise schwed. jobb [jɔb] und dt. Job [ʤɔp] mit der englischen Aussprache job [dʒɒb]. Auch wenn in beiden Unter‐ suchungssprachen eine Vokalveränderung eintritt, bleibt anders als im Schwe‐ dischen im Deutschen die anlautende Affrikate erhalten, was die Ähnlichkeit zur ursprünglichen Aussprache stärker beeinflusst als die Veränderung durch die Auslautverhärtung am Wortende, die im Schwedischen nicht eintritt (vgl. Frauenfelder/ Floccia 1999: 13 f.). Generell lässt sich sagen, dass das Schwedische Fremdwörter noch stärker an native Lautstrukturen anpasst als das Deutsche. Des Weiteren finden viele Integrationsvorgänge auf dem Gebiet der Ortho‐ graphie statt. Viele Fremdwörter erhalten eine Schreibung, die schwedischen Schreibprinzipien und Graphem-Phonem-Zuordnungen entspricht, auch wenn dadurch der Ursprung des betreffenden Lexems gegebenenfalls verschleiert wird und sie weniger eindeutig als Internationalismen zu erkennen sind. So spricht Braunmüller (2007: 20) davon, dass „sich auch die (zahlreichen) Fremd‐ wörter im Schwedischen [der schwedischen Graphie] tendentiell bereits nach kurzer Zeit anzuschließen pflegen.“ Die orthographische Integration von Fremd‐ wörtern ins Schwedische im Lauf der Geschichte thematisieren Teleman (2003: 88-93), Gellerstam (2003) und Gellerstam (2009a). Graphische Integration erfolgt zum Beispiel durch die Anpassung der Schrei‐ bung ursprünglicher Diphthonge an die schwedische Aussprache oder den Wegfall eines stummen <e> am Wortende bei vielen Anglizismen; die Beispiele strejk < strike und tejp < tape veranschaulichen beide Phänomene. Viele Fremd‐ wörter erhalten durch graphische Integration eine Schreibung, die sie im Ver‐ gleich zu nativen Wörtern optisch völlig unauffällig macht (vgl. dejt ‚Date‘ vs. lejt Supinum von leja ‚mieten‘ oder kår ‚Korps‘ vs. sår ‚Wunde‘), worauf auch Munske (1984: 251) hinweist. Im Schwedischen sind auch native Sondergra‐ pheme bei der Fremdwortschreibung geläufig (fåtölj, kår), was im Deutschen selten und überwiegend auf ältere Gallizismen wie Likör beschränkt ist. Gerade im Bereich der Orthographie zeigt sich der unterschiedliche Grad der Integra‐ tion von Fremdwörtern im Deutschen und im Schwedischen in besonderem 6.4 Die Integration weiterer peripherer Wortschatzeinheiten 269 236 Es muss darauf hingewiesen werden, dass sich diese etymologisch verwandten Lexeme in der Bedeutung unterscheiden können. So bezeichnet etwa schwed. följetong einen Fortsetzungsroman und nicht den Kulturteil einer Zeitung. 237 Vgl. hierzu jedoch das häufigere native Synonym krockkudde. Maße. Die Gegenüberstellung von etymologisch verwandten Beispielen 236 im Deutschen und Schwedischen in Tabelle 90 macht dies deutlich. deutsche Fremdwörter schwedische Fremdwörter Akteur aktör Baby bebis/ bäbis/ bebi/ baby Bouillon buljong Corps/ Korps kår Enquete enkät Fauteuil fåtölj Feuilleton följetong Mail mejl/ mail Phalanx falang Rave rejv/ rave Talent talang Toilette toalett Tabelle 90: unterschiedliche Schreibung deutscher und schwedischer Fremdwörter Allerdings weist Gellerstam (2003: 72) darauf hin, dass neue Entlehnungen heute nicht mehr so stark oder schnell integriert werden (vgl. z. B. server, airbag  237 ), da die Hauptquelle für Entlehnungen heutzutage Englisch ist und in der Bevöl‐ kerung deutlich bessere Englischkenntnisse vorhanden sind als früher. Doch auch wenn neuere Anglizismen aktuell weniger stark integriert werden, herrscht im schwedischen Fremdwortschatz dennoch ein hoher Grad an gra‐ phischer Integration, was besonders im Vergleich zum Deutschen deutlich wird. Auch im Hinblick auf die Flexion sind Fremdwörter im Schwedischen gut integriert. „Selbst fremdländische Lexeme können ohne weiteres wie einheimi‐ sche Wörter in flexivischer Hinsicht behandelt werden“ (Braunmüller 2007: 51). Die meisten Fremdwörter markieren ihre Pluralform abhängig vom Genus 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 270 238 Vgl. dazu den Gegensatz zwischen dt. Genus - Genera und schwed. genus - genus. 239 Die Verwendung des Fremdwortplurals auf -ta wie bei schema - schemata ‚Schema‘ gilt heute als veraltet (Svenska Språknämnden 2000: 70); stattdessen wird der reguläre Plural für vokalisch auslautende Neutra verwendet: schema - scheman. 240 Siehe auch die Erläuterung zum s-Plural im Schwedischen in Kapitel 5.2.1. 241 Siehe die in Kapitel 4.3 dargestellte Situation bei Kurzwörtern. durch die regulären nativen Pluralmarker. So kommen im schwedischen Fremd‐ wortschatz sämtliche Pluralsuffixe des Normalwortschatzes zum Einsatz, etwa die Vr-Suffixe bei den Utra reporter - reportrar, film - filmer und pizza - pizzor sowie der Nullplural und das Suffix -n bei den Neutra abonnemang - abonne‐ mang und piano - pianon. Fremdwortplurale sind im Schwedischen eher selten 238 239 , selbst das Pluralsuffix -s, (z. B. fan - fans), das auch von sprachpfle‐ gerischer Seite nicht empfohlen wird 240 (vgl. Svenska Språknämnden 2000: 70, SAOL 2006: XII f.). Nicht integrierte Fremdwörter, vor allem mit offener Endsilbe, können bei der Pluralbildung problematisch sein, da sie sich in einigen Fällen nicht gut in das Flexionssystem mit suffigiertem Definitartikel einfügen. 241 Ebenso kann es zu Problemen führen, wenn Anglizismen mit -s pluralisiert werden. Im Fall von *containersen könnte etwa die bestimmte Form Plural fälschlicherweise als definite Singularform (*containers-en) eingeordnet werden (vgl. Gellerstam 2009a: 116 f.), weshalb man in der Regel den nicht-nativen Plu‐ ralmarker -s vermeidet und stattdessen ein natives Suffix verwendet: con‐ tainrar. Trotz dieser vereinzelten Problemfälle ist der Grad der grammatischen Integration von Fremdwörtern in das Schwedische hoch. Anders als im Deut‐ schen, wo viele Fremdwörter den Sonderplural mit -s nutzen, erfolgt im Schwe‐ dischen die Pluralmarkierung von Fremdwörtern ebenso wie die von Kurzwör‐ tern anhand der regulären Möglichkeiten des Sprachsystems, was darauf hindeutet, dass im Schwedischen Tendenzen zur Integration peripherer Wort‐ schatzbereiche bestehen und nicht wie im Deutschen Kontraste zwischen Peri‐ pherie und Zentrum des Wortschatzes aufgebaut und konserviert werden. Für den Aspekt der Behandlung von Fremdwörtern in den Untersuchungs‐ sprachen wurde somit deutlich, dass im Hinblick auf den Grad der Integration von Entlehnungen fundamentale Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Schwedischen bestehen. In beiden Sprachen werden Fremdwörter ähnlich wie Kurzwörter behandelt, was die lautliche, orthographische und morpholo‐ gische Integration angeht. Kurzwörter und Fremdwörter sind die beiden Wort‐ schatzgruppen der Peripherie, die sowohl im Hinblick auf die Typenals auch auf die Tokenfrequenz am häufigsten sind und somit prominente Vertreter der Peripherie darstellen. Doch auch andere Wortschatzbereiche, die der Peripherie zugerechnet werden, wie Substantivierungen von Interjektionen und Partikeln, 6.4 Die Integration weiterer peripherer Wortschatzeinheiten 271 242 Im Projekt Deutscher Wortschatz der Universität Leipzig (www.wortschatz.uni-leipzig.de) hat Auto die Häufigkeitsklasse 7 (Stand 26. 06. 2013) und ist damit noch häufiger als das Kernsubstantiv Kind, für das die Häufigkeitsklasse 8 angegeben ist. Onomatopoetika, Eigennamen und Neologismen (vgl. Köpcke 1993: 93 und We‐ gener 2003: 145 f.) scheinen im Sprachvergleich ein ähnliches Verhalten wie Kurzwörter und Fremdwörter zu zeigen, auch wenn ein detaillierter Vergleich dieser Wortschatzbereiche in den Untersuchungssprachen noch aussteht. So bildet etwa im Deutschen die substantivierte Partikel Nein - Neins den für die Peripherie typischen s-Plural, während ihre schwedische Entsprechung, das Neutrum nej - nej systemgemäß den Nullplural bildet. Ebenso suffigiert die substantivierte Interjektion Stopp - Stopps im Deutschen -s, während sie im Schwedischen als Neutrum stopp - stopp regulär eine endungslose Pluralform hat. Auch bei Produktnamen findet man einen derartigen Gegensatz, man ver‐ gleiche dt. Tempo - Tempos mit schwed. festis - festisar ‚Fruchtgetränk‘. Ausgehend von diesen Beobachtungen ergibt sich die Schlussfolgerung, dass die Beziehung zwischen zentralen und peripheren Wortschatzbereichen im Deutschen und im Schwedischen generell anders gelagert ist. Im Deutschen be‐ stehen zwischen Zentrum und Peripherie deutliche Unterschiede beispielsweise im Hinblick auf Orthographie und Flexion; selbst sehr gebräuchliche Lexeme wie Auto behalten ihre fremden Merkmale bei und werden nur selten in jeglicher Hinsicht integriert. Obwohl Auto ein zentrales Lexem in der Alltagskommuni‐ kation ist und eine sehr hohe Gebrauchshäufigkeit aufweist 242 , zeigt es keine Tendenzen zu einer weiteren Integration in das Sprachsystem. Die Existenz nicht-nativer Merkmale - in diesem Fall des Auslauts auf Vollvokal - scheint schwerer zu wiegen als die Gebrauchsfrequenz und die zentrale Stellung in der Alltagskommunikation und ausreichend dafür zu sein, dass sich Auto dem Sys‐ tematisierungsdruck des deutschen Sprachsystems widersetzen kann. Hier kommt es zu dem paradoxen Fall, dass ein für die Alltagskommunikation zen‐ trales Lexem aufgrund seiner Lautstruktur dennoch in der Peripherie verhaftet bleibt und sich bezüglich seiner Flexion wie ein peripheres Wortschatzelement verhält. Für die in Kapitel 5.1.2 diskutierte Frage nach der Definition von Peri‐ pherie bedeutet dies, dass Frequenz offenbar eine wesentlich geringere Rolle spielt als oftmals angenommen. Stattdessen scheint die phonologische Struktur eines Lexems deutlich mehr dazu beizutragen, ein Lexem als peripher einzu‐ ordnen, selbst wenn der Neuheitsstatus des betreffenden Belegs längst der Ver‐ gangenheit angehört. Das Deutsche zeigt also bei der Behandlung der Peripherie des Wortschatzes isolierende Tendenzen, indem es Kontraste bewahrt. Das Ge‐ genteil ist jedoch im Schwedischen der Fall: Dort werden periphere Wortschatz‐ 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 272 einheiten relativ stark in das allgemeine Sprachsystem integriert, was sich bei‐ spielsweise anhand von Schreibung und Flexion zeigt. Zwischen Zentrum und Peripherie des schwedischen Wortschatzes sind keine starken Kontraste zu er‐ kennen; das Schwedische neigt also offensichtlich zur Integration peripherer Wortschatzbereiche. Abbildung 86 illustriert das unterschiedliche Verhalten der Untersuchungssprachen im Hinblick auf Isolation und Integration. Abbildung 86: Kontinuum zwischen Isolation und Integration peripherer Lexeme Es ist davon auszugehen, dass es sich bei Isolation und Integration peripherer Lexikoneinheiten um Punkte auf einer ein Kontinuum abbildenden Skala han‐ delt und keine der Untersuchungssprachen einen der Pole dieser Skala darstellt. So weisen im Schwedischen nicht sämtliche Lexeme am Rande des Wortschatzes dieselben Merkmale auf wie zentrale Lexeme, während im Deutschen periphere Lexeme nicht komplett isoliert sind, sondern durchaus Integrationsmecha‐ nismen existieren. Es ist zumindest zu bezweifeln, ob völlige Isolation und völ‐ lige Integration in natürlichen Sprachen überhaupt vorkommen oder nur rein theoretische Möglichkeiten sind. Dennoch treten im Vergleich der Untersu‐ chungssprachen die unterschiedlichen Tendenzen zur Isolation bzw. Integration peripherer Wortschatzbereiche deutlich hervor. Diese Annahme einer grundle‐ gend unterschiedlichen Behandlung peripherer Wortschatzeinheiten erklärt auch die in dieser Untersuchung beobachteten grammatischen und orthogra‐ phischen Unterschiede zwischen Kurzwörtern im Deutschen und im Schwedi‐ schen. Dabei ist nicht außer Acht zu lassen, dass auch systematische Unter‐ 6.4 Die Integration weiterer peripherer Wortschatzeinheiten 273 schiede zwischen den Untersuchungssprachen zu den unterschiedlichen Graden der Integration peripherer Wortschatzeinheiten beitragen. Da im Schwedischen keine Nebensilbenabschwächung erfolgt ist, weisen zentrale Lexeme des schwe‐ dischen Normalwortschatzes ohnehin eine größere Ähnlichkeit mit Fremdwör‐ tern oder Kurzwörtern auf, als dies im Deutschen der Fall ist. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Wortschatzbereichen sind somit weniger stark ausge‐ prägt als im Deutschen, wodurch auch eine stärkere Integration peripherer Le‐ xeme naheliegend und natürlich ist und es zudem bei der Integration dieser Elemente weniger starke Kontraste zu überbrücken gibt. Ausgehend von den Ergebnissen dieser auf Kurzwörter ausgerichteten Arbeit ist eine ausführliche Untersuchung weiterer peripherer Wortschatzbereiche wie Eigennamen, Onomatopoetika, Neologismen, etc. im Hinblick auf ihren Grad der Integration in das deutsche bzw. schwedische Sprachsystem als Desiderat zu nennen. 6. Diskussion einzelsprachlicher Unterschiede 274 7. Fazit und Ausblick In der vorliegenden Untersuchung erfolgte erstmals eine Gegenüberstellung von deutschen und schwedischen Kurzwörtern auf der Grundlage von syste‐ matisch erstellten Belegsammlungen. Sowohl im Deutschen als auch im Schwe‐ dischen ist das Phänomen der Kurzwortbildung ein produktives Wortbildungs‐ verfahren und erzeugt mittels unterschiedlicher Kürzungsverfahren Kurzwörter wie dt. Akku < Akkumulator, Soko < Sonderkommission und AKW < Atomkraft‐ werk oder schwed. el < elektricitet, koll < kontroll und vd < verkställande direktör ‚Geschäftsführer‘. Als Untersuchungssprache wurde neben dem Schwedischen, zu dem bislang noch keine produktive Kurzwortforschung vorhanden ist, das Deutsche ausgewählt, dessen Kurzwortbildung bereits in diversen Arbeiten un‐ tersucht wurde. Auf diese Weise kann die deutsche Kurzwortforschung etwa in terminologischer und typologischer Hinsicht als Ausgangspunkt für die Unter‐ suchung schwedischer Kurzwörter dienen. So wird in Kapitel 2 zunächst der genaue Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit dargestellt. Darauf folgt die Vorstellung der Typologie, die für die Klas‐ sifikation der Belege der Kurzwortkorpora dieser Arbeit genutzt wird. Diese orientiert sich an Nübling (2001: 172) und unterscheidet insgesamt zehn Kurz‐ worttypen, die sich zu den Gruppen Akronyme, Kurzwörter im engeren Sinne und Sonderfälle zusammenfassen lassen. Des Weiteren werden Kurzwörter von verwandten Phänomen, die jedoch nicht zur Kurzwortbildung zu rechnen sind, abgegrenzt, ehe schließlich ein Überblick über die bisherige Forschung zu deut‐ schen und schwedischen Kurzwörtern erfolgt, wobei besonders die spärlich vorhandenen schwedischen Arbeiten ausführlich diskutiert werden. In Kapitel 3 wird zunächst erläutert, wie die dieser Arbeit zugrunde liegenden Kurzwortkorpora erstellt wurden. Für jede Untersuchungssprache wurde je‐ weils ein Kernkorpus mit Kurzwörtern, die aus Zeitungstexten der Süddeutschen Zeitung und Dagens Nyheter gewonnen wurden, sowie ein Kontrollkorpus mit Wörterbuchbelegen erstellt, wozu sämtliche Einträge des Duden-Wörterbuchs die deutsche Rechtschreibung und von Svenska Akademiens Ordlista auf Kurz‐ wörter hin untersucht wurden. Im Anschluss an die Darstellung der Vorge‐ hensweise werden erste Ergebnisse vorgestellt. Dabei handelt es sich sowohl um die generelle Häufigkeit von Kurzwörtern sowie um die Verteilung der ein‐ zelnen Kurzworttypen in den Untersuchungssprachen. Dabei bewegt sich das Vorkommen von Kurzwörtern sowohl im Deutschen als auch im Schwedischen mit weniger als einem Prozent des Textvolumens der untersuchten Zeitungs‐ texte auf einem relativ geringen Niveau, wobei darunter auch viele Eigennamen sind. Bei einer Beschränkung auf appellativische Belege ist die Kurzwortfre‐ quenz noch deutlicher geringer, was die Wörterbuchdaten bestätigen. Im Ver‐ hältnis zu den restlichen in den Wörterbüchern und Zeitungstexten enthaltenen Lexemen sind Kurzwörter demnach in beiden Untersuchungssprachen eine Randerscheinung. Bei der Frage danach, wie häufig Belege einzelner Kurzwort‐ typen sind, lassen sich dagegen durchaus einzelsprachliche Unterschiede be‐ obachten. So sind etwa appellativische Buchstabierwörter im Deutschen deut‐ lich häufiger als im Schwedischen, wo dieser Kurzworttyp weitgehend gekürzten Eigennamen vorbehalten ist. Der Großteil der Korpusauswertung ist jedoch in den Kapiteln 4 und 5 ent‐ halten. In Kapitel 4 werden die Belege der Kurzwortkorpora im Hinblick auf phonologische Aspekte ausführlich untersucht. Zunächst wird anhand der Sil‐ benzahl die Länge der Kurzwortbelege analysiert, wobei sich keine fundamen‐ talen Unterschiede zwischen den Untersuchungssprachen feststellen lassen. Anschließend werden die Belege dahingehend untersucht, welche Silbenstruk‐ turen sowohl bei ihren Endsilben als auch bei den ganzen Kurzwörtern vor‐ kommen. Die Auswertung erfolgt dabei nicht nur für die Gesamtbelege, sondern wird auch nach Kurzworttypen aufgeschlüsselt. Dabei zeigt sich ein gegensätz‐ liches Verhalten der Untersuchungssprachen, die wiederum in ihren Kurzwort‐ schätzen solche Strukturen bevorzugen, die einen gewissen Kontrast zu den häufigsten Strukturen des Normalwortschatzes bilden. Während sich deutsche und schwedische Kurzwörter bei der Länge der Kurzwörter nicht stark unter‐ scheiden, werden bei der Frage nach offenen oder geschlossenen Silben unter‐ schiedliche Präferenzen deutlich, da deutsche Kurzwörter stark zu offenen und schwedische Kurzwörter eher zu geschlossenen Silben tendieren. Dabei sind silbenstrukturelle Präferenzen im Deutschen wesentlich stärker ausgeprägt als im Schwedischen, das sich diesbezüglich als flexibler erweist. Kapitel 5 beleuchtet schließlich einen grammatischen Aspekt der Kurzwort‐ bildung, genauer gesagt die Pluralflexion substantivischer Kurzwörter. Dabei wird untersucht, welche Pluralformen die Appellativa der Kurzwortkorpora bilden. Es zeigt sich, dass die meisten deutschen Kurzwörter nicht den sonst im Deutschen üblichen Reduktionssilbenplural (z. B. Hunde, Eimer, Katzen, Kinder) bilden, sondern im Plural -s suffigieren (z. B. Demos, Azubis). Dies gilt vor allem für Kurzwörter im engeren Sinne und Silbeninitialwörter, während bei Buch‐ stabierwörtern oft zwei Pluralvarianten möglich sind: entweder ein s-Plural oder eine endungslose Pluralform (z. B. AKW s/ AKW ). Diese wird jedoch nicht 7. Fazit und Ausblick 276 als der reguläre Nullplural des deutschen Pluralsystems, sondern als ein gene‐ relles Ausbleiben der Flexion eingestuft und folglich als Pseudo-Nullplural be‐ zeichnet. Schwedische Kurzwörter unterscheiden sich im Hinblick auf die Plu‐ ralflexion dagegen kaum von sonstigen schwedischen Lexemen, sondern nutzen überwiegend die im schwedischen Pluralsystem üblichen Suffixe. In Kapitel 6 werden schließlich die Ergebnisse der Korpusauswertungen im Hinblick auf tiefer liegende Unterschiede zwischen den Untersuchungssprachen interpretiert. Die in den vorherigen Kapiteln auf der Grundlage der Kurzwort‐ korpora erarbeiteten einzelsprachlichen Unterschiede im Bereich der Phono‐ logie werden damit erklärt, dass das Schwedische eine Silben- und das Deutsche eine Akzent- oder Wortsprache ist, der Kurzwortschatz in beiden Sprachen je‐ doch darauf ausgelegt ist, einen gewissen Kontrast zum Normalwortschatz zu bilden. Die Unterschiede bei der Pluralflexion lassen sich darauf zurückführen, dass Kurzwörter im Schwedischen generell stärker in das restliche Sprach‐ system integriert werden als im Deutschen. Im Rahmen dessen wird auch ein Blick auf die Schreibung von Kurzwörtern geworfen, wobei sich zeigt, dass schwedische Kurzwörter tendenziell stärker den für das Schwedische typischen Schreibungen angepasst werden, während deutsche Kurzwörter den Bezug zur Vollform erhalten und ihre Schreibung kaum anpassen. Ausgehend von diesen Beobachtungen wird aus Analogiegründen erörtert, in welchem Umfang die Untersuchungssprachen Fremdwörter im Hinblick auf Aussprache, Schreibung und Flexion integrieren. Dabei zeigt sich, dass das Verhalten von deutschen und schwedischen Kurzwörtern mit dem Verhalten von Fremdwörtern in der jewei‐ ligen Sprache korreliert. Da sowohl Kurzwörter als auch Fremdwörter als Be‐ standteile der Peripherie des Wortschatzes gelten und dabei sogar die promi‐ nentesten Vertreter derselben sein dürften, ist davon auszugehen, dass das in dieser Arbeit beschriebene Verhalten von Kurzwörtern nicht nur kurzwortspe‐ zifisch ist. Vielmehr wird anhand von Kurzwörtern deutlich, in welchem Ausmaß periphere Wortschatzeinheiten generell in den Untersuchungsspra‐ chen integriert werden. Dabei zeigt sich, dass das Deutsche dazu tendiert, die lexikalische Peripherie zu isolieren, während das Schwedische Tendenzen zu ihrer Integration zeigt. Für die Zukunft ist eine detailliertere Untersuchung weiterer peripherer Wortschatzbereiche wie Eigennamen, Onomatopoetika, Kunstwörter, Neologismen, substantivierte Interjektionen etc. im Hinblick auf deren Integration in das deutsche und schwedische Sprachsystem wünschens‐ wert. Dabei wird sich zeigen, ob die in dieser Arbeit für Kurzwörter und Fremd‐ wörter beobachteten Tendenzen zur Isolation oder Integration in das Sprach‐ system tatsächlich generell für sämtliche periphere Wortschatzeinheiten gelten. 7. Fazit und Ausblick 277 Die vorliegende Arbeit bietet erstmals eine Untersuchung schwedischer Kurzwörter auf der Grundlage einer größeren Datenbasis. Dabei werden neben der Häufigkeit einzelner Kurzworttypen besonders Fragen der phonologischen Struktur und der Flexion diskutiert und mit der Situation im deutschen Kurz‐ wortschatz verglichen. Erst dieser kontrastive Blickwinkel macht deutlich, dass im Deutschen und Schwedischen nicht nur im Hinblick auf Kurzwörter, sondern generell beim Umgang mit peripheren Lexikoneinheiten unterschiedliche Stra‐ tegien genutzt werden. Lohnenswert wäre in künftigen Arbeiten eine Erweiterung der empirischen Basis um diachrone Komponenten. In vielen Fällen ändert sich der Status eines Kurzworts im Lauf der Zeit, sodass der Bezug zu dessen Vollform zunächst ge‐ lockert wird und mitunter ganz verloren gehen kann, wie es etwa im Fall von dt. Kino < Kinematograph und schwed. kompis ‚Kumpel‘ < kompanjon ‚Teilhaber‘ geschehen ist. Denkbar ist eine Darstellung dieses Sprachwandelprozesses an‐ hand einer Skala, an deren einem Ende ein Kurzwort und die zugehörige Voll‐ form synonym sind, in lexikalischer Variation zueinander stehen und der Zu‐ sammenhang beider Formen den meisten Sprechern bewusst ist. In der Mitte der Skala ist ein Kurzwort häufiger als seine Vollform, die aber noch in Gebrauch ist, wenn auch der Zusammenhang zwischen beiden Formen eventuell nicht mehr allen Sprechern bewusst ist. Auf semantischer Ebene kann sich die Be‐ deutung des Kurzworts so weit verschoben haben, dass nur noch Teilsynonymie besteht. Am anderen Ende der Skala wären Belege wie Kino einzuordnen, die ihre Vollform verdrängt haben, sodass diese obsolet oder stark veraltet ist und ein Zusammenhang beider Formen den meisten Sprechern gar nicht mehr be‐ wusst ist. Zwischen den genannten Punkten auf der Skala sind natürlich noch diverse Zwischenabstufungen denkbar, die vom Grad der Synonymie, der mög‐ lichen Variation und dem Grad der Verdrängung der Vollform abhängen. Dieses Modell wäre selbstverständlich noch differenziert auszuarbeiten und empirisch zu begründen. Es gibt noch viele weitere Aspekte, unter denen schwedische und auch deut‐ sche Kurzwörter beleuchtet werden können. Neben phonologischen und gram‐ matischen Merkmalen sind beispielsweise auch soziolinguistische Aspekte und Fragen zur Wortbildung von Interesse, die in der vorliegenden Arbeit keinen Raum hatten. Während diverse Kurzwörter ihren Ursprung in Fachsprachen haben (vgl. auch Steinhauer 2000), siedelt Kotsinas (2003b) die Entstehung von anderen Kurzwörtern im Slang an. Eine differenzierte Betrachtung der Fragen, zu welchen Lexemen von welchen Sprechern unter welchen Umständen Kurz‐ wörter gebildet werden sowie die Frage, von welchen Faktoren es abhängt, dass 7. Fazit und Ausblick 278 sich manche Kurzwörter im Wortschatz etablieren und etwaige diastratische Markierungen ablegen können, wäre sicher lohnenswert. Eine ganz andere Perspektive nimmt die Untersuchung der Wortbildungs‐ möglichkeiten von Kurzwörtern ein. Kurzwörter sind nicht nur Produkte eines Wortbildungsprozesses, der selbst wiederum recht unterschiedliche Gestalt haben kann, sondern manche Kurzwörter bieten Sprachbenutzern auch gerade im Hinblick auf Komposition Möglichkeiten, die ihnen mit der jeweiligen Voll‐ form nicht offenstehen (vgl. dt. LRS -Behandlung vs. *Lese-Recht‐ schreib-Schwäche-Behandlung oder schwed. adb-användare ‚ EDV -Nutzer‘ vs. *automatisk databehandlingsanvändare). Obwohl zu deutschen Kurzwörtern bereits eine reiche Forschung existiert, sind längst nicht alle Fragen geklärt; für das Schwedische, dessen Kurzwortfor‐ schung noch ganz am Anfang steht, gilt dies umso mehr. Auch wenn nicht alle Aspekte schwedischer Kurzwörter im Laufe dieser Untersuchung diskutiert werden konnten, ist doch ein erster Schritt auf dem Weg zur Erforschung dieses faszinierenderen Phänomens im Schwedischen getan, dem hoffentlich noch viele weitere folgen werden. 7. Fazit und Ausblick 279 Literaturverzeichnis Allén, Sture (1971): Nusvensk frekvensordbok baserad på tidningstext. 2 Lemman. Data linguistica 4. Stockholm: Almqvist & Wiksell. Auer, Peter (2001): „Silben- und akzentzählende Sprachen.“ In: Haspelmath, Martin/ König, Ekkehard/ Oesterreicher, Wulf/ Raible, Wolfgang (Hg.): Language typology and language universals. An international handbook. Handbücher zur Sprach- und Kom‐ munikationswissenschaft 20.2. Berlin/ New York: Walter de Gruyter, 1391-1399. Auer, Peter/ Uhmann, Susanne (1988): „Silben- und akzentzählende Sprachen. Literatur‐ überblick und Diskussion.“ In: Zeitschrift für Sprachwissenschaft 7.2, 214-259. 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D. außer Dienst Buchstabier‐ wort 2 {{ 1 Abi Abitur Kopfwort 2 }{ 1 Abo Abonnement Kopfwort 2 }{ 6 ABS Aktions‐ bündnis gegen Studienge‐ bühren Buchstabier‐ wort 3 {{} 2 ABS Anti-Blockier- System Buchstabier‐ wort 3 {{} 1 AC Athletenclub Buchstabier‐ wort 2 {{ 2 ADAC Allgemeiner Deutscher Au‐ tomobil-Club e. V. Buchstabier‐ wort 4 {{{{ 10 AdK Akademie der Künste Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 AG Arbeitsge‐ meinschaft Buchstabier‐ wort 2 {{ 1 AG Aktiengesell‐ schaft Buchstabier‐ wort 2 {{ 40 AGF Arbeitsge‐ meinschaft Fernsehfor‐ schung Buchstabier‐ wort 3 {{} 2 AGV NBZ Arbeitgeber‐ verband Neue Brief- und Zu‐ stellerdienste Buchstabier‐ wort 6 {{{}{} 2 Anhang 292 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens AHBR Allgemeine Hypotheken‐ bank Rhein‐ boden AG Buchstabier‐ wort 4 {{{} 4 AIP Arzt im Prak‐ tikum Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 Akku Akkumulator Kopfwort 2 }{ 6 AKL Antikapitalisti‐ sche Linke Buchstabier‐ wort 3 {{} 1 AKW Atomkraft‐ werk Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 All Weltall elliptische Kür‐ zung 1 } 2 Alu Aluminium Kopfwort 2 {{ 1 Ami Amerikaner Pseudoablei‐ tung 2 }{ 1 Antifa antifaschisti‐ sche Aktion Kopfwort 3 }{{ 1 AOK Allgemeine Ortskranken‐ kasse Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 Arag Allgemeine Rechts‐ schutz-Versi‐ cherungs-AG Lautinitialwort 2 {} 1 ARD Arbeitsge‐ meinschaft der öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland Buchstabier‐ wort 3 {}{ 52 Asta Allgemeiner Studierenden‐ ausschuss Lautinitialwort 2 }{ 3 Auto Automobil Kopfwort 2 {{ 278 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 293 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens avj Arbeitsge‐ meinschaft von Jugendbuch‐ verlagen Buchstabier‐ wort 3 {{} 1 Azubi Auszubil‐ dende/ r Silbeninitial‐ wort 3 {{{ 1 BA Bezirksaus‐ schuss Buchstabier‐ wort 2 {{ 2 BA Bundesagentur für Arbeit Buchstabier‐ wort 2 {{ 8 Bafa Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon‐ trolle Lautinitialwort 2 {{ 1 Bafin Bundesanstalt für Finanz‐ dienstleis‐ tungsaufsicht Lautinitialwort 2 {} 21 Bafög Bundesausbil‐ dungsförde‐ rungsgesetz Lautinitialwort 2 {} 3 Bams Bild am Sonntag Lautinitialwort 1 } 1 BaSt Bundesanstalt für Straßen‐ wesen Lautinitialwort 1 } 1 Bawag Bank für Arbeit und Wirtschaft Lautinitialwort 2 {} 6 BayernLB Bayerische Landesbank Mischkurz‐ wort 4 {}}{ 64 BBI Berlin Bran‐ denburg Inter‐ national Buchstabier‐ wort 3 {{{ 3 BBL Basketball Bundesliga Buchstabier‐ wort 3 {{} 1 BC Basketball Club Buchstabier‐ wort 2 {{ 1 Anhang 294 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens BCE Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 BDA Bundesvereini‐ gung der Ar‐ beitgeberver‐ bände Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 BDGW Bundesvereini‐ gung Deut‐ scher Geld- und Wertdienste Buchstabier‐ wort 4 {{{{ 1 BDLI Bundesver‐ band der Luft- und Raum‐ fahrtindustrie Buchstabier‐ wort 4 {{}{ 4 BDR Bund Deut‐ scher Rad‐ fahrer Buchstabier‐ wort 3 {{} 5 BEE Bundesver‐ band Erneuer‐ bare Energie Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 BfR Bundesamt für Risikobewer‐ tung Buchstabier‐ wort 3 {}} 1 Bf V Bundesamt für Verfassungs‐ schutz Buchstabier‐ wort 3 {}{ 1 BG Basketballge‐ meinschaft Buchstabier‐ wort 2 {{ 4 BGA Bundesver‐ band Groß- und Außen‐ handel Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 BGH Bundesge‐ richtshof Buchstabier‐ wort 3 {{{ 11 BIA Bürgerinitia‐ tive Ausländer‐ stopp Lautinitialwort 2 {{ 2 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 295 243 Die in diesem Korpus erfassten Belegen des Kurzworts BMW bezeichnen alle das Un‐ ternehmen, nicht die von diesem produzierten Fahrzeuge. Das Substantiv BMW in der Bedeutung ‚Fahrzeug der Marke BMW‘ wird nicht als Kurzwort eingeordnet, da der Prozess der Metonymie zu einer derartigen Bedeutungsverschiebung geführt hat, dass nicht einmal mehr von partieller Synonymie zwischen Kurz- und Vollform ausgegangen werden kann. Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens BIP Bruttoinlands‐ produkt Lautinitial‐ wort / Buchsta‐ bierwort 1 } 10 BIZ Bank für inter‐ nationalen Zahlungsaus‐ gleich Lautinitialwort 1 } 1 BKA Bundeskrimi‐ nalamt Buchstabier‐ wort 3 {{{ 5 BLLV Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnen‐ verband Buchstabier‐ wort 4 {}}{ 1 BMF Bundesminis‐ terium der Fi‐ nanzen Buchstabier‐ wort 3 {}} 2 BMW 243 Bayerische Motoren Werke Buchstabier‐ wort 3 {}{ 52 BND Bundesnach‐ richtendienst Buchstabier‐ wort 3 {}{ 11 BR Bayerischer Rundfunk Buchstabier‐ wort 2 {} 13 BRD Bundesre‐ publik Deutschland Buchstabier‐ wort 3 {}{ 1 BSG Bundessozial‐ gericht Buchstabier‐ wort 3 {}{ 3 BSH Bosch Siemens Hausgeräte Buchstabier‐ wort 3 {}{ 6 BTT Bundes-Tor‐ warttrainer Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 Anhang 296 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens BUND Bund für Um‐ welt und Na‐ turschutz Deutschland Buchstabier‐ wort 4 {{}{ 2 Bus Autobus/ Omnibus Endwort 1 } 47 BVB Ballspielverein Borussia 09 e. V. Dortmund Buchstabier‐ wort 3 {{{ 5 BVB Bundesvereini‐ gung Bauwirt‐ schaft Buchstabier‐ wort 3 {{{ 3 BVG Berliner Ver‐ kehrs-Betriebe Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 BVI Bundesver‐ band Invest‐ ment und Asset Manage‐ ment Buchstabier‐ wort 3 {{{ 3 BW-Bank Baden-Würt‐ tembergische Bank Kürzungskom‐ positum 2 {{ 1 BWL Betriebswirt‐ schaftslehre Buchstabier‐ wort 3 {{} 1 BZA Bundesver‐ band Zeitarbeit Buchstabier‐ wort 3 {}{ 2 Cabrio Cabriolet Kopfwort 3 {{{ 5 CDU Christlich-De‐ mokratische Union Deutschlands Buchstabier‐ wort 3 {{{ 342 Cello Violincello Endwort 2 }{ 1 Chauvi Chauvinist Kopfwort 2 {{ 1 CHE Centrum für Hochschulent‐ wicklung Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 Conti Continental Kopfwort 2 }{ 1 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 297 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens CSU Christlich-So‐ ziale Union Buchstabier‐ wort 3 {{{ 146 CT Computerto‐ mografie Buchstabier‐ wort 2 {{ 19 CVM Centrum für Verhandlung und Mediation Buchstabier‐ wort 3 {{} 1 D-Mark Deutsche Mark Kürzungskom‐ positum 1 { 11 D-Radio Deutschland‐ radio Kürzungskom‐ positum 1 { 1 DAPD Deutscher Auslandsdepe‐ schendienst Buchstabier‐ wort 4 {{{{ 1 DAV Deutscher Alpenverein Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 DAV Deutscher Anwaltverein Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 Dax Deutscher Aktienindex Lautinitialwort 1 } 56 DB Deutsche Bank Buchstabier‐ wort 2 {{ 2 DBP Deutschlands beste Party‐ band Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 DBS durchschnitt‐ liche Bilanz‐ summe Buchstabier‐ wort 3 {{} 1 DBV Deutscher Bad‐ minton-Ver‐ band Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 ddp Deutscher De‐ peschendienst Buchstabier‐ wort 3 {{{ 12 DDR Deutsche De‐ mokratische Republik Buchstabier‐ wort 3 {{} 52 Anhang 298 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens DDT Dichlordiphe‐ nyltrichlore‐ than Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 DEB Deutscher Eis‐ hockey-Bund Buchstabier‐ wort 3 {{{ 14 Deko Dekoration Kopfwort 2 {{ 2 DEKT Deutscher Evangelischer Kirchentag Buchstabier‐ wort 4 {{{{ 2 DEL Deutsche Eis‐ hockey Liga Buchstabier‐ wort 3 {{} 15 Demo Demonstration Kopfwort 2 {{ 10 Deo Deodorant Kopfwort 2 {{ 3 DFB Deutscher Fußballbund Buchstabier‐ wort 3 {}{ 60 DFL Deutsche Fuß‐ ball Liga Buchstabier‐ wort 3 {}} 4 DFS Deutsche Flug‐ sicherung Buchstabier‐ wort 3 {}} 3 DFWR Deutscher Forstwirt‐ schaftsrat Buchstabier‐ wort 4 {}{} 2 DG Deutsche Ge‐ sellschaft für Christliche Kunst Buchstabier‐ wort 2 {{ 1 DGB Deutscher Ge‐ werkschafts‐ bund Buchstabier‐ wort 3 {{{ 28 DHB Deutscher Handballbund Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 Dia Diapositiv elliptische Kür‐ zung 2 {{ 1 DIHK Deutscher In‐ dustrie- und Handelskam‐ mertag Buchstabier‐ wort 4 {{{{ 2 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 299 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens DIK Deutsche Is‐ lamkonferenz Buchstabier‐ wort 3 {{{ 3 Disco/ Disko Discothek/ Diskothek Kopfwort 2 }{ 13 Dispo Dispositions‐ kredit Kopfwort 2 }{ 1 DIW Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Buchstabier‐ wort 3 {{{ 3 DJB Deutscher Judo-Bund Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 DKB Deutsche Kre‐ ditbank Buchstabier‐ wort 3 {{{ 7 DKP Deutsche Kommunisti‐ sche Partei Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 DKV Deutsche Krankenversi‐ cherung Buchstabier‐ wort 3 {{{ 5 DLA Deutsches Li‐ teraturarchiv Marbach Buchstabier‐ wort 3 {}{ 1 DLM Direktoren‐ konferenz der Landesmedie‐ nanstalten Buchstabier‐ wort 3 {}} 1 DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Buchstabier‐ wort 3 {}} 5 DLV Deutscher Leichtath‐ letik-Verband Buchstabier‐ wort 3 {}{ 6 DNS Desoxyribo‐ nukleinsäure Buchstabier‐ wort 3 {}} 10 Dokfest Dokumentar‐ filmfestival Silbeninitial‐ wort 2 }} 5 Anhang 300 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens Dokfilm Dokumentar‐ film gebundene Kürzung 1 } 1 Doku Dokumentar‐ film Kopfwort 2 {{ 5 DOSB Deutscher Olympischer Sportbund Buchstabier‐ wort 4 {{}{ 12 dpa Deutsche Presse-Agentur Buchstabier‐ wort 3 {{{ 16 DSB Deutscher Sportbund Buchstabier‐ wort 3 {}{ 1 DSC Deutscher Sportclub (z. B. DSC Arminia Bielefeld) Buchstabier‐ wort 3 {}{ 1 DSDS Deutschland sucht den Su‐ perstar Buchstabier‐ wort 4 {}{} 1 DSO Deutsches Symphonieor‐ chester Berlin Buchstabier‐ wort 3 {}{ 2 DSW Deutsches Stu‐ dentenwerk Buchstabier‐ wort 3 {}{ 2 DSW Deutsche Schutzvereini‐ gung für Wert‐ papierbesitz Buchstabier‐ wort 3 {}{ 3 DTB Deutscher Turner-Bund Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 DTB Deutscher Ten‐ nisbund Buchstabier‐ wort 3 {{{ 6 DTM Deutsche Tou‐ renwagen- Masters Buchstabier‐ wort 3 {{} 1 dtv Deutscher Ta‐ schenbuch‐ verlag Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 301 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens DVA Deutsche Ver‐ lagsanstalt Buchstabier‐ wort 3 {{{ 3 DVV Deutscher Volleyball- Verband Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 DWD Deutscher Wetterdienst Buchstabier‐ wort 3 {{{ 6 DZ Bank Deutsche Zentral-Ge‐ nossenschafts‐ bank Kürzungskom‐ positum 2 {} 4 E- (E-An‐ trieb, -Auto, -Bücher, -Fahrzeug, -Gitarre, -Mini, -Mobil) elektrisch/ elektronisch/ Elektro- Kürzungskom‐ positum 1 { 31 EC-(Karte) Eurocheque‐ karte Kürzungskom‐ positum 2 {{ 5 EEG Erneuerbare Energien-Ge‐ setz Buchstabier‐ wort 3 {{{ 6 EGMR Europäischer Gerichtshof für Menschen‐ rechte Buchstabier‐ wort 4 {{}} 4 EGT Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätig‐ keit Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 EGU Europäische Geowissen‐ schaftliche Union Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 EKD Evangelische Kirche in Deutschland Buchstabier‐ wort 3 {{{ 13 Elphi Elbphilhar‐ monie Silbeninitial‐ wort 2 }{ 1 Anhang 302 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens EM Europameis‐ terschaft Buchstabier‐ wort 2 {} 34 EnBW Energie Baden-Würt‐ temberg AG Buchstabier‐ wort 4 {}{{ 3 Epo Erythropoetin diskontinuier‐ liches Kurz‐ wort 2 {{ 8 ESP elektronisches Stabilitätspro‐ gramm Buchstabier‐ wort 3 {}{ 11 ETH Eidgenössische Technische Hochschule Buchstabier‐ wort 3 {{{ 3 EU Europäische Union Buchstabier‐ wort 2 {{ 389 EuGH Europäischer Gerichtshof Buchstabier‐ wort 4 {{{{ 8 Euro Europameis‐ terschaft Kopfwort 2 {{ 2 EVP Europäische Volkspartei Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 EWE Energieversor‐ gung Weser-Ems Aktiengesell‐ schaft Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 EZB Europäische Zentralbank Buchstabier‐ wort 3 {}{ 185 FAB Facettenblo‐ ckade Buchstabier‐ wort 3 }{{ 1 FC Fußballclub Buchstabier‐ wort 2 }{ 185 FCA Fußball-Club Augsburg 1907 e. V. Buchstabier‐ wort 3 }{{ 11 FCI Fußballclub In‐ golstadt Buchstabier‐ wort 3 }{{ 2 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 303 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens FCK 1. Fußball-Club Kaiserslautern Buchstabier‐ wort 3 }{{ 4 FCKW Fluorchlorkoh‐ lenwasserstoff Buchstabier‐ wort 4 }{{{ 1 FCN 1. Fußballclub Nürnberg Buchstabier‐ wort 3 }{} 2 FCR Duis‐ burg Fußballclub Rumeln 2001 Duisburg e. V. Buchstabier‐ wort 3 }{} 2 FDJ Freie Deutsche Jugend Buchstabier‐ wort 3 }{} 1 FDP Freie Demo‐ kratische Partei Buchstabier‐ wort 3 }{{ 340 FES Friedrich- Ebert- Stiftung Buchstabier‐ wort 3 }{} 1 FF USV Jena Frauenfußball Universitäts‐ sportverein Jena e. V Buchstabier‐ wort 5 }}{}{ 1 FFC Frauenfußball‐ club Buchstabier‐ wort 3 }}{ 1 FFF FilmFernseh‐ Fonds Bayern Buchstabier‐ wort 3 }}} 1 FFH- Fauna, Flora, Habitat-Richt‐ linie/ -Gebiet Kürzungskom‐ positum 3 }}{ 1 FH Fachhoch‐ schule Buchstabier‐ wort 2 }{ 4 Foto Fotografie Kopfwort 2 {{ 69 FPD Freiheitliche Partei Deutschlands Buchstabier‐ wort 3 }{{ 1 FSV Fußball- und Sportverein Buchstabier‐ wort 3 }}{ 5 Anhang 304 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens FU Freie Univer‐ sität Berlin Buchstabier‐ wort 2 }{ 1 Fundi Fundamenta‐ list Pseudoablei‐ tung 2 }{ 3 G & D Giesecke & Devrient Buchstabier‐ wort 2 {{ 1 Gasag Berliner Gas‐ werke Aktien‐ gesellschaft Mischkurz‐ wort 2 }} 2 GAU größter anzu‐ nehmender Unfall Lautinitialwort 1 } 10 GdP Gewerkschaft der Polizei Buchstabier‐ wort 3 {{{ 3 GDV Gesamtver‐ band der Deut‐ schen Versi‐ cherungswirtschaft Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 Gema Gesellschaft für musikali‐ sche Auffüh‐ rungs- und me‐ chanische Vervielfälti‐ gungsrechte Lautinitialwort 2 {{ 5 Gestapo Geheime Staatspolizei Silbeninitial‐ wort 3 {{{ 10 GEW Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 GEW Gesellschaft für Energie und Wirtschaft in Gelsenkir‐ chen Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 GEZ Gebührenein‐ zugszentrale Buchstabier‐ wort 3 {{} 7 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 305 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens GFK glasfaserver‐ stärkter Kunst‐ stoff Buchstabier‐ wort 3 {}{ 1 GKV Gesetzliche Krankenversi‐ cherung Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 GmbH Gesellschaft mit be‐ schränkter Haftung Buchstabier‐ wort 4 {}{{ 22 Grizzly Grizzlybär elliptische Kür‐ zung 2 }{ 7 GSW Gemeinnüt‐ zige Siedlungs- und Woh‐ nungsbaugesellschaft Buchstabier‐ wort 3 {}{ 16 GWD Grün-Weiß Dankersen Minden Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 GZSZ Gute Zeiten, schlechte Zeiten Buchstabier‐ wort 4 {}{} 1 Haka harter Kern Lautinitialwort 2 {{ 1 HBL Handball-Bun‐ desliga Buchstabier‐ wort 3 {{} 4 HC Hockeyclub Buchstabier‐ wort 2 {{ 3 HDW Howaldts‐ werke-Deut‐ sche Werft GmbH Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 HEI Haus der Ei‐ genarbeit Lautinitialwort 1 { 2 Heidelce‐ ment Heidelberg Ce‐ ment diskontinuier‐ liches Kurz‐ wort 4 {}{} 1 Anhang 306 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens Helaba Landesbank Hessen-Thü‐ ringen Giro‐ zentrale Silbeninitial‐ wort 3 {{{ 2 Heli Helikopter Kopfwort 2 {{ 11 Hertha BSC Hertha Ber‐ liner Sport- Club Buchstabier‐ wort 3 {}{ 19 HEZ Helfereinsatz‐ zentrale Buchstabier‐ wort 3 {{} 1 HNA Hessische/ Niedersächsi‐ sche Allge‐ meine Buchstabier‐ wort 3 {}{ 1 HR Hessischer Rundfunk Buchstabier‐ wort 2 {} 2 HRK Konferenz der Hochschulrek‐ toren Buchstabier‐ wort 3 {}{ 2 HSG Handballspiel‐ gemeinschaft Buchstabier‐ wort 3 {}{ 4 HSH Nord‐ bank hamburgischschleswigholsteinische Nordbank Buchstabier‐ wort 3 {}{ 4 HSV Hamburger Sportverein Buchstabier‐ wort 3 {}{ 59 HSV Ham‐ burg Handball Sport Verein Ham‐ burg Buchstabier‐ wort 3 {}{ 2 HVB Hypovereins‐ bank Buchstabier‐ wort 3 {{{ 12 HWWI Hamburgi‐ sches Welt‐ wirtschaftsin‐ stitut Buchstabier‐ wort 4 {{{{ 2 ICE Intercityex‐ presszug Buchstabier‐ wort 3 {{{ 5 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 307 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens ICM Internationales Congress Center Mün‐ chen Buchstabier‐ wort 3 {{} 2 Ifo Institut für Wirtschafts‐ forschung Lautinitialwort 2 {{ 5 IG Industriege‐ werkschaft Buchstabier‐ wort 2 {{ 21 IGD Islamische Ge‐ meinde Deutschlands Buchstabier‐ wort 3 {{{ 4 IGMG Islamische Ge‐ meinschaft Milli Görüs Buchstabier‐ wort 4 {{}{ 5 IHK Industrie- und Handels‐ kammer Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 IKB Industriekreditbank Buchstabier‐ wort 3 {{{ 25 ILA Internationale Luft- und Raumfahrtaus‐ stellung Lautinitialwort 2 {{ 3 IM inoffizieller Mitarbeiter Buchstabier‐ wort 2 {} 1 Info Information Kopfwort 2 }{ 10 Inifes Internationales Institut für Em‐ pirische Sozial‐ ökonomie Lautinitialwort 3 {{} 1 IÖW Institut für ökologische Wirtschafts‐ forschung Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 Anhang 308 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens IQWiG Institut für Qualität und Wirtschaftlich‐ keit im Ge‐ sundheits‐ wesen Lautinitialwort 2 }} 1 IT Informations‐ technologie Buchstabier‐ wort 2 {{ 7 IW Institut der deutschen Wirtschaft Buchstabier‐ wort 2 {{ 3 IWF Internationaler Währungs‐ fonds Buchstabier‐ wort 3 {{} 71 IZA Institut zur Zu‐ kunft der Ar‐ beit Buchstabier‐ wort 3 {}{ 2 JuLi Junge Liberale Silbeninitial‐ wort 2 {{ 1 Juso Jungsozialist Silbeninitial‐ wort 2 {{ 7 K + S Kali und Salz Aktiengesell‐ schaft Buchstabier‐ wort 2 {} 1 KaDeWe Kaufhaus des Westens Buchstabier‐ wort 3 {{{ 5 KapMuG Kapitalan‐ leger-Muster‐ verfahrensge‐ setz Mischkurz‐ wort 2 }} 1 Kat Katamaran Kopfwort 1 } 5 KBV Kassenärzt‐ liche Bundes‐ vereinigung Buchstabier‐ wort 3 {{{ 8 KEK Kommission zur Ermittlung der Konzentra‐ tion im Medi‐ enbereich Buchstabier‐ wort 3 {{{ 13 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 309 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens Kf W Kreditanstalt für Wieder‐ aufbau Buchstabier‐ wort 3 {}{ 40 Kfz Kraftfahrzeug Buchstabier‐ wort 3 {}} 8 KG Kommanditge‐ sellschaft Buchstabier‐ wort 2 {{ 4 KGaA Kommanditge‐ sellschaft auf Aktien Buchstabier‐ wort 4 {{{{ 1 KHI Kunsthistori‐ sches Institut Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 Kika Kinderkanal Silbeninitial‐ wort 2 {{ 2 Kilo Kilogramm elliptische Kür‐ zung 2 {{ 15 Kita Kindertages‐ stätte Silbeninitial‐ wort 2 {{ 4 Klinik Klinikum Kopfwort 2 {} 1 Klo Klosett Kopfwort 1 { 4 KMK Kultusminis‐ terkonferenz Buchstabier‐ wort 3 {}{ 3 Kö Königsallee Kopfwort 1 { 1 Kombi Kombination Kopfwort 2 }{ 1 Koop kooperative Schule Kopfwort 2 {} 1 KP Kommunisti‐ sche Partei Buchstabier‐ wort 2 {{ 3 Krimi Kriminal‐ roman/ -film Kopfwort 2 {{ 9 Kroko Krokodilleder Kopfwort 2 {{ 1 Ku'damm Kurfürsten‐ damm gebundene Kürzung 1 { 2 Anhang 310 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens KVB Kölner Ver‐ kehrs-Betriebe Buchstabier‐ wort 3 {{{ 4 KVR Kreisverwal‐ tungsrat Buchstabier‐ wort 3 {{} 7 KZ Konzentrati‐ onslager Buchstabier‐ wort 2 {} 17 Labor Laboratorium Kopfwort 2 {{ 21 LB Landesbank Buchstabier‐ wort 2 }{ 1 LBBW Landesbank Baden-Würt‐ temberg Buchstabier‐ wort 4 }{{{ 2 LED lichtemittie‐ rende Diode Buchstabier‐ wort 3 }{{ 1 LKA Landeskrimi‐ nalamt Buchstabier‐ wort 3 }{{ 1 Lkw/ LKW Lastkraft‐ wagen Buchstabier‐ wort 3 }{{ 18 Lok Lokomotive Kopfwort 1 } 7 LSV Löwen Sport‐ rechte Ver‐ marktungs‐ agentur Buchstabier‐ wort 3 }}{ 10 LV Linksvertei‐ diger Buchstabier‐ wort 2 }{ 4 LWB Lutherischer Weltbund Buchstabier‐ wort 3 }{{ 2 Mala Malerwerk‐ statt Pseudoablei‐ tung 2 {{ 1 Mathe Mathematik Kopfwort 2 }{ 3 MDR Mitteldeut‐ scher Rund‐ funk Buchstabier‐ wort 3 }{} 3 Mezzo Mezzosopran elliptische Kür‐ zung 2 }{ 1 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 311 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens MHC Mannheimer Hockeyclub Buchstabier‐ wort 3 }{{ 3 Mikro Mikrofon Kopfwort 2 {{ 5 Miro Miroslav Kopfwort 2 {{ 2 MK Münchner Kammerspiele Buchstabier‐ wort 2 }{ 2 Mofa Motorfahrrad Silbeninitial‐ wort 2 {{ 3 MRT Magnetreso‐ nanztomogra‐ phie Buchstabier‐ wort 3 }}{ 4 MSV Meidericher Spielverein 02 e. V. Duisburg Buchstabier‐ wort 3 }}{ 6 MTTC Iphitos Münchner Tennis- und Turnierclub Iphitos Buchstabier‐ wort 4 }{{{ 2 Multi multinatio‐ naler Konzern Kopfwort 2 }{ 5 Mutti Mutter Pseudoablei‐ tung 2 }{ 1 MVG Münchner Ver‐ kehrsgesell‐ schaft Buchstabier‐ wort 3 }{{ 1 MVV Münchner Ver‐ kehrs- und Ta‐ rifverbund Buchstabier‐ wort 3 }{{ 2 MVZ Medizinisches Versorgungs‐ zentrum Buchstabier‐ wort 3 }{} 2 Nabu/ NABU Naturschutz‐ bund Deutsch‐ land Lautinitialwort 2 {{ 4 Nada Nationale Anti-Doping- Agentur Lautinitialwort 2 {{ 12 Anhang 312 244 Bei diesem Beleg sind auch alternative Analysen als Pseudoableitung, diskontinuierli‐ ches Kurzwort oder Kopfwort möglich. Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens Nadel‐ streifen Nadelstreifen‐ anzug elliptische Kür‐ zung 4 {}{} 1 Navi Navigations‐ system Kopfwort 2 {{ 2 Nazi 244 Nationalsozia‐ list Silbeninitial‐ wort 2 {{ 69 Nazinationalsozia‐ listisch gebundene Kürzung 2 {{ 1 NDR Norddeutscher Rundfunk Buchstabier‐ wort 3 }{} 9 NGG Gewerkschaft Nahrung, Ge‐ nuss, Gast‐ stätten Buchstabier‐ wort 3 }{{ 9 NOK Nationales Olympisches Komitee Buchstabier‐ wort 3 }{{ 3 NordLB Norddeutsche Landesbank Mischkurz‐ wort 3 }}{ 2 NPD Nationaldemo‐ kratische Partei Deutschlands Buchstabier‐ wort 3 }{{ 12 NRW Nord‐ rhein-West‐ falen Buchstabier‐ wort 3 }}{ 114 NRZ Neue Ruhr Zei‐ tung/ Neue Rhein Zeitung Buchstabier‐ wort 3 }}} 1 NS Nationalsozia‐ lismus/ nati‐ onal-sozialis‐ tisch Kürzungskom‐ positum 2 }} 24 NSDAP Nationalsozia‐ listische Deut‐ Buchstabier‐ wort 5 }}{{{ 3 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 313 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens sche Arbeiter‐ partei O-Ton Originalton Kürzungskom‐ positum 1 { 2 OB Oberbürger‐ meister/ in Buchstabier‐ wort 2 {{ 13 ÖKT Ökumenischer Kirchentag Buchstabier‐ wort 3 {{{ 14 OLG Oberlandesge‐ richt Buchstabier‐ wort 3 {}{ 4 OP Operation Buchstabier‐ wort 2 {{ 3 OP Operationssaal Buchstabier‐ wort 2 {{ 3 OSZE Organisation für Sicherheit und Zusam‐ menarbeit in Europa Buchstabier‐ wort 4 {}}{ 3 P-Konto Pfändungs‐ schutzkonto Kürzungskom‐ positum 1 { 4 PDS Partei des De‐ mokratischen Sozialismus Buchstabier‐ wort 3 {{} 5 PET Positronen- Emissions-To‐ mographie Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 Photo Photographie Kopfwort 2 {{ 1 Piano Pianoforte Kopfwort 3 {{{ 3 PIK Potsdam-In‐ stitut für Kli‐ mafolgenfor‐ schung Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 Pille Antibabypille elliptische Kür‐ zung 2 }{ 61 Pkw/ PKW Personenkraft‐ wagen Buchstabier‐ wort 3 {{{ 10 Anhang 314 245 Bei diesem Beleg ist auch eine alternative Aussprache als Lautinitialwort möglich. Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens Poldi Lukas Podolski Pseudoablei‐ tung 2 }{ 4 Politbüro Politisches Büro gebundene Kürzung 2 {} 2 Porno pornografi‐ scher Film/ Roman Kopfwort 2 {{ 1 Profi Professional Pseudoablei‐ tung 2 {{ 136 Prolo Prolet Pseudoablei‐ tung 2 {{ 1 Promi Prominente/ r Kopfwort 2 }{ 7 PRT Periradikuläre Therapie Buchstabier‐ wort 3 {}{ 2 PUA Parlamentari‐ scher Untersu‐ chungsaus‐ schuss Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 Pulli Pullover Pseudoablei‐ tung 2 }{ 2 Quali Qualifikation Kopfwort 2 }{ 2 Rad Fahrrad elliptische Kür‐ zung 1 } 1 RAF 245 Rote Armee Fraktion Buchstabier‐ wort 3 }{} 3 RAG Ruhrstahl Ak‐ tiengesell‐ schaft Buchstabier‐ wort 3 }{{ 1 RB Leipzig RasenBallsport Leipzig Buchstabier‐ wort 2 }{ 3 RB Salzburg Red Bull Salz‐ burg Buchstabier‐ wort 2 }{ 2 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 315 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens RBB Rundfunk Berlin-Bran‐ denburg Buchstabier‐ wort 3 }{{ 11 Realo Realpolitiker Pseudoablei‐ tung 3 {{{ 3 Reha Rehabilitation Kopfwort 2 {{ 2 Retro Retrospektive Kopfwort 2 {{ 3 Roller Motorroller elliptische Kür‐ zung 2 }{ 2 RSHA Reichssicher‐ heitshauptamt Buchstabier‐ wort 4 }}{{ 3 RWE Rheinisch- Westfälisches Elektrizitäts‐ werk Buchstabier‐ wort 3 }{{ 13 RWGV Rheinisch- Westfälischer Genossen‐ schaftsverband Buchstabier‐ wort 4 }{{{ 2 RWTH Rheinisch- Westfälische Technische Hochschule Buchstabier‐ wort 4 }{{{ 1 S-Bahn Schnellbahn/ Stadtbahn Kürzungskom‐ positum 1 } 15 SA Sturmabtei‐ lung Buchstabier‐ wort 2 }{ 1 SachsenLB Landesbank Sachsen Buchstabier‐ wort 2 }{ 1 SB- (z. B. SB-An‐ gebot) Selbstbedie‐ nungs- Kürzungskom‐ positum 2 }{ 2 SBB Stiftung Be‐ gabtenförde‐ rung beruf‐ liche Bildung Buchstabier‐ wort 3 }{{ 5 Anhang 316 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens SC Sport-Club Buchstabier‐ wort 2 }{ 9 SCC Sport-Club Charlotten‐ burg Berlin Buchstabier‐ wort 3 }{{ 2 SCF Sport-Club Freiburg Buchstabier‐ wort 3 }{} 1 Schiri Schiedsrichter Silbeninitial‐ wort 2 {{ 2 Schoki Schokolade Pseudoablei‐ tung 2 {{ 2 Schoko Schokolade Kopfwort 2 {{ 4 Schumi Michael Schu‐ macher Pseudoablei‐ tung 2 {{ 5 Schweini Bastian Schweinsteiger Pseudoablei‐ tung 2 {{ 1 SdK Schutzgemein‐ schaft der Ka‐ pitalanleger Buchstabier‐ wort 3 }{{ 1 SDS Sozialistischer Deutscher Stu‐ dentenbund Buchstabier‐ wort 3 }{} 2 Sechzig Turn- und Sportverein München von 1860 elliptische Kür‐ zung 2 }} 1 SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands Buchstabier‐ wort 3 }{{ 5 SEK Spezialeinsatz‐ kommando Buchstabier‐ wort 3 }{{ 5 SG Neu‐ kölln Schwimmge‐ meinschaft Neukölln Buchstabier‐ wort 2 }{ 1 SOEP sozio-ökono‐ misches Panel Lautinitialwort 1 } 1 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 317 246 Eine alternative Analyse als Pseudoableitung ist möglich. Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens Soffin Sonderfonds Finanzmarkts‐ tabilisierung Lautinitialwort 2 }} 6 Sozi 246 Sozialdemo‐ krat Kopfwort 2 {{ 3 SPD Sozialdemo‐ kratische Partei Deutschlands Buchstabier‐ wort 3 }{{ 455 SRG Schweizer‐ ische Radio- und Fernseh‐ gesellschaft Buchstabier‐ wort 3 }}{ 2 SS Schutzstaffel Buchstabier‐ wort 2 }} 15 Stasi Staatssicher‐ heit Silbeninitial‐ wort 2 {{ 6 StGB Strafgesetz‐ buch Buchstabier‐ wort 4 }{{{ 1 SV Sportverein Buchstabier‐ wort 2 }{ 27 SVR Sachverständi‐ genrat für In‐ tegration und Migration Buchstabier‐ wort 3 }{} 1 SWR Südwestdeut‐ scher Rund‐ funk Buchstabier‐ wort 3 }{} 1 SZ Süddeutsche Zeitung Buchstabier‐ wort 2 }} 88 T-Aktie Telekomaktie Kürzungskom‐ positum 1 { 1 T-Frage Torwartfrage Kürzungskom‐ positum 1 { 1 TA Triumph-Adler Buchstabier‐ wort 2 {{ 2 Anhang 318 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens taz die Tageszei‐ tung diskontinuier‐ liches Kurz‐ wort 1 } 9 TdL Tarifgemein‐ schaft deut‐ scher Länder Buchstabier‐ wort 3 {{} 1 THW Turnverein Hassee-Win‐ terbek Buchstabier‐ wort 3 {{{ 6 Tochter Tochtergesell‐ schaft elliptische Kür‐ zung 2 }{ 1 Trabi Trabant Pseudoablei‐ tung 2 }{ 4 Trafo Transformator Silbeninitial‐ wort 2 }{ 1 TSG Turn- und Sportgemein‐ schaft Buchstabier‐ wort 3 {}{ 6 TSV Turn- und Sportverein Buchstabier‐ wort 3 {}{ 9 TTF Tischtennis‐ freunde Lieb‐ herr Ochsen‐ hausen Buchstabier‐ wort 3 {{} 1 TU Technische Universität Buchstabier‐ wort 2 {{ 3 TuS Koblenz Turn- und Spielvereini‐ gung Koblenz Lautinitialwort 1 } 1 TÜV Technischer Überwa‐ chungsverein Lautinitialwort 1 } 20 TV Television Buchstabier‐ wort 2 {{ 68 TV Turnverein Buchstabier‐ wort 2 {{ 2 tz Tageszeitung Buchstabier‐ wort 2 {} 1 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 319 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens U-Bahn Untergrund‐ bahn Kürzungskom‐ positum 1 { 36 U-Boot Unterseeboot Kürzungskom‐ positum 1 { 10 U-Haft Untersu‐ chungshaft Kürzungskom‐ positum 1 { 2 Ü40 über 40 Kürzungskom‐ positum 1 { 1 UDV Unfallfor‐ schung der Versicherer Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 Ufo unbekanntes Flugobjekt Lautinitialwort 2 {{ 2 UHC Uhlenhorster Hockey-Club Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 Uli Hoeneß Ulrich Hoeneß Pseudoablei‐ tung 2 }{ 2 Uni Universität Kopfwort 2 }{ 21 Union Christlich-De‐ mokratische Union Deutschlands elliptische Kür‐ zung 2 }} 56 Union Europäische Union elliptische Kür‐ zung 2 }} 22 USK Unterstüt‐ zungskom‐ mando Buchstabier‐ wort 3 {}{ 8 UV- (z. B. UV-Licht) ultraviolett Kürzungskom‐ positum 2 {{ 3 V-Mann Vertrauens-/ Verbindungs‐ mann Kürzungskom‐ positum 1 { 1 VBE Verband Bil‐ dung und Er‐ ziehung Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 VCD Verkehrsclub Deutschland Buchstabier‐ wort 3 {{{ 4 Anhang 320 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens VCI Verband Che‐ mischer In‐ dustrie Buchstabier‐ wort 3 {{{ 3 VDA Verband der Automobilin‐ dustrie Buchstabier‐ wort 3 {{{ 5 VDIK Verband der Importeure von Kraftfahr‐ zeugen Buchstabier‐ wort 4 {{{{ 1 VDMA Verband deut‐ scher Ma‐ schinen- und Anlagenbau Buchstabier‐ wort 4 {{}{ 4 VdV Vereinigung der Vertrags‐ fußballspieler Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 Velo Veloziped Kopfwort 2 {{ 1 ver.di/ Verdi Vereinte Dienstleis‐ tungsgewerk‐ schaft Silbeninitial‐ wort 2 }{ 10 VfB Verein für Be‐ wegungsspiele Buchstabier‐ wort 3 {}{ 28 VfL Verein für Lei‐ besübungen Buchstabier‐ wort 3 {}} 50 VfR Verein für Ra‐ senspiele Buchstabier‐ wort 3 {}} 1 VGH Verwaltungs‐ gerichtshof Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 Vize Vizepräsi‐ dent/ -vorsit‐ zender elliptische Kür‐ zung 2 {{ 10 VKA Vereinigung der kommu‐ nalen Arbeit‐ geberverbände Buchstabier‐ wort 3 {{{ 2 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 321 247 Die Tokens dieses Kurzworts bezeichnen allesamt das Unternehmen VW und nicht die von diesem produzierten Fahrzeuge. Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens VKB Versicherungs‐ kammer Bayern Buchstabier‐ wort 3 {{{ 5 VP Bank Verwaltungs- und Privatbank Kürzungskom‐ positum 2 {{ 4 VW 247 Volkswagen Buchstabier‐ wort 2 {{ 16 VZ (z. B. Schüler-VZ) Verzeichnis Kürzungskom‐ positum 2 {} 22 VZBV Verbraucher‐ zentrale Bun‐ desverband Buchstabier‐ wort 4 {}{{ 1 Wada Welt-Anti-Do‐ ping-Agentur Lautinitialwort 2 {{ 3 WASG Wahlalterna‐ tive Arbeit und soziale Gerech‐ tigkeit Buchstabier‐ wort 4 {{}{ 1 WAZ Westdeutsche Allgemeine Zeitung Lautinitialwort 1 } 42 WDR Westdeutscher Rundfunk Buchstabier‐ wort 3 {{} 13 WestLB Westdeutsche Landesbank Mischkurz‐ wort 3 }}{ 5 WG Wohngemein‐ schaft Buchstabier‐ wort 2 {{ 2 WIW Wirtschaft im Wettbewerb Buchstabier‐ wort 3 {{{ 1 WM Weltmeister‐ schaft Buchstabier‐ wort 2 {} 347 Wüba Württembergi‐ sche und Badi‐ sche Versiche‐ rungs-AG Silbeninitial‐ wort 2 {{ 2 Anhang 322 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silbenstruktur Tokens ZDF Zweites Deut‐ sches Fern‐ sehen Buchstabier‐ wort 3 }{} 55 ZdK Zentralko‐ mitee der deut‐ schen Katho‐ liken Buchstabier‐ wort 3 }{{ 5 Zentralin‐ stitut Zentralinstitut für Kunstge‐ schichte elliptische Kür‐ zung 5 }}}{} 1 ZI Zentralinstitut für Kunstge‐ schichte Buchstabier‐ wort 2 }{ 10 ZIA Zentrale Intel‐ ligenz Agentur Buchstabier‐ wort 3 }{{ 1 Ziem Zentrum für Islam in Eu‐ ropa - Mün‐ chen Lautinitialwort 1 } 7 ZK Zentralko‐ mitee Buchstabier‐ wort 2 }{ 1 ZKA Zentraler Kre‐ ditausschuss Buchstabier‐ wort 3 }{{ 2 ZKM Zentrum für Kunst und Me‐ dientechno‐ logie Buchstabier‐ wort 3 }{} 3 ZMD Zentralrat der Muslime in Deutschland Buchstabier‐ wort 3 }}{ 5 Zoo zoologischer Garten Kopfwort 1 { 4 ZVAB Zentrales Ver‐ zeichnis Anti‐ quarischer Bü‐ cher Buchstabier‐ wort 4 }{{{ 4 Anhang 1: Deutsches Zeitungskorpus (Süddeutsche Zeitung) 323 Anhang 2: Deutsches Wörterbuchkorpus (Rechtschreib-Duden) Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur AB Anrufbeantworter Buchstabierwort 2 {{ ABC- Waffen atomare, biologische und chemische Waffen Kürzungskompo‐ situm 3 {{{ ABF Arbeiter- und Bauernfa‐ kultät Buchstabierwort 3 {{} Abi Abitur Kopfwort 2 }{ ABM Arbeitsbeschaffungs‐ maßnahme Buchstabierwort 3 {{} A-Bombe Atombombe Kürzungskompo‐ situm 1 { Abo Abonnement Kopfwort 2 }{ ABS Anti-Blockier-System Buchstabierwort 3 {{} a. D. außer Dienst Buchstabierwort 2 {{ ADHS Aufmerksamkeitsde‐ fizit- und Hyperaktivi‐ täts-Syndrom Buchstabierwort 4 {{{} ADS Aufmerksamkeitsde‐ fizit-Syndrom Buchstabierwort 3 {{} AG Aktiengesellschaft Buchstabierwort 2 {{ AG Arbeitsgemeinschaft Buchstabierwort 2 {{ AG Amtsgericht Buchstabierwort 2 {{ AK Armeekorps Buchstabierwort 2 {{ AK Arbeitskreis Buchstabierwort 2 {{ AKH Allgemeines Kranken‐ haus Buchstabierwort 3 {{{ Akku Akkumulator Kopfwort 2 }{ Akü‐ sprache Abkürzungssprache gebundene Kür‐ zung 2 {{ AKW Atomkraftwerk Buchstabierwort 3 {{{ Anhang 324 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Alg/ ALG Arbeitslosengeld Buchstabierwort 3 {}{ Alki Alkoholiker Pseudoableitung 2 }{ Alu Aluminium Kopfwort 2 {{ Ami Amerikaner Pseudoableitung 2 }{ AO Abgabenordnung Buchstabierwort 2 {{ APO, Apo außerparlamentarische Opposition Lautinitialwort 2 {{ assi asozial Pseudoableitung 2 }{ Assi Assistent/ in Kopfwort 2 }{ Assi Asoziale/ r Pseudoableitung 2 }{ AstA Allgemeiner Studieren‐ derausschuss Lautinitialwort 2 }{ Asti Asti spumante Kopfwort 2 }{ ASU Abgassonderuntersu‐ chung Lautinitialwort 2 {{ A. T. Altes Testament Buchstabierwort 2 {{ Atmo Atmosphäre Kopfwort 2 }{ AT-Motor Austauschmotor Kürzungskompo‐ situm 2 {{ atü Atmosphärenüberdruck diskontinuierliches Kurzwort 2 {{ AU Abgasuntersuchung Buchstabierwort 2 {{ Audimax Auditorium maximum Silbeninitialwort 3 {{} Au-pair Au-pair-Mädchen elliptische Kürzung 2 {{ Außen Außenspieler elliptische Kürzung 2 {} Auto Automobil Kopfwort 2 {{ AVG Angestelltenversiche‐ rungsgesetz Buchstabierwort 3 {{{ Azubi Auszubildende/ r Silbeninitialwort 3 {{{ B. A. Bachelor of Arts Buchstabierwort 2 {{ Anhang 2: Deutsches Wörterbuchkorpus (Rechtschreib-Duden) 325 248 Alternativ ist eine Analyse als diskontinuierliches Kurzwort möglich. Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur BaföG/ Bafög Bundesausbildungsför‐ derungsgesetz Lautinitialwort 2 {} BAT Bundesangestelltentarif Buchstabierwort 3 {{{ BGS Bundesgrenzschutz Buchstabierwort 3 {{} BH Büstenhalter Buchstabierwort 2 {{ bi bisexuell elliptische Kürzung 1 { BIP Bruttoinlandsprodukt Lautinitialwort 1 } Blei Bleistift elliptische Kürzung 1 { BLZ Bankleitzahl Buchstabierwort 3 {}} Bock Bockbier elliptische Kürzung 1 } Botox 248 Botulinumtoxin Silbeninitialwort 2 {} Bruch Einbruch elliptische Kürzung 1 } Btx Bildschirmtext Buchstabierwort 3 {{} Bus Autobus/ Omnibus Endwort 1 } BVG Bundesversorgungsge‐ setz Buchstabierwort 3 {{{ BWL Betriebswirtschafts‐ lehre Buchstabierwort 3 {{} BWV Bach-Werke-Ver‐ zeichnis Buchstabierwort 3 {{{ Cello Violoncello Endwort 2 }{ CT Computertomografie Buchstabierwort 2 {{ Demo Demonstration Kopfwort 2 {{ Deo Deodorant Kopfwort 2 {{ depri deprimiert/ depressiv Pseudoableitung 2 {{ Dia Diapositiv elliptische Kürzung 2 {{ Diesel Dieselkraftstoff elliptische Kürzung 2 {} Anhang 326 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur DIN Deutsche Industrie- Norm Lautinitialwort 1 } Dino Dinosaurier Kopfwort 2 {{ Direx Direktor Kopfwort 2 {} Disco/ Disko Discothek/ Diskothek Kopfwort 2 }{ Dispo Dispositionskredit Kopfwort 2 }{ D-Mark Deutsche Mark Kürzungskompo‐ situm 1 { DNS Desoxyribonuklein‐ säure Buchstabierwort 3 {}} Doku Dokumentation/ Doku‐ mentarfilm Kopfwort 2 {{ Döner Dönerkebab elliptische Kürzung 2 {{ DV Datenverarbeitung Buchstabierwort 2 {{ Dynamo Dynamomaschine elliptische Kürzung 3 {{{ D-Zug Durchgangszug Kürzungskompo‐ situm 1 { EC-Karte/ ec-Karte Eurochequekarte Kürzungskompo‐ situm 2 {{ EDV elektronische Datenver‐ arbeitung Buchstabierwort 3 {{{ EG Erdgeschoss Buchstabierwort 2 {{ EKG Elektrokardiogramm Buchstabierwort 3 {{{ Elfer Elfmeter Pseudoableitung 2 }{ E-Lok elektrische Lokomotive Kürzungskompo‐ situm 1 { EM Europameisterschaft Buchstabierwort 2 {} Emmen‐ taler Emmentaler Käse elliptische Kürzung 4 }}{{ E-Musik ernste Musik Kürzungskompo‐ situm 1 { Anhang 2: Deutsches Wörterbuchkorpus (Rechtschreib-Duden) 327 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur E-Pass elektronischer Pass Kürzungskompo‐ situm 1 { Epo/ EPO Erythropoetin diskontinuierliches Kurzwort 2 {{ E-Post elektronische Post Kürzungskompo‐ situm 1 { EQ emotionaler Quotient Buchstabierwort 2 {{ Ersti Erstsemester Pseudoableitung 2 {{ ESP elektronisches Stabili‐ tätsprogramm Buchstabierwort 3 {}{ Eurocity Eurocityzug elliptische Kürzung 4 {{}{ E-Werk Elektrizitätswerk Kürzungskompo‐ situm 1 { Ex Exfreund/ in/ Exmann/ Exfrau elliptische Kürzung 1 } Fax Telefax Endwort 1 } FCKW Fluorchlorkohlenwas‐ serstoff Buchstabierwort 4 }{{{ FdH Friss die Hälfte Buchstabierwort 3 }{{ FH Fachhochschule Buchstabierwort 2 }{ FHS Fachhochschule Buchstabierwort 3 }{} FKK Freikörperkultur Buchstabierwort 3 }{{ Flak Flugabwehrkanone diskontinuierliches Kurzwort 1 } Fla-Panzer Flugabwehrpanzer gebundene Kür‐ zung 1 { Fleiver‐ kehr Flug-Eisenbahn-Güter‐ verkehr gebundene Kür‐ zung 1 { Foto Fotografie Kopfwort 2 {{ Foto Fotoapparat elliptische Kürzung 2 {{ Fox Foxterrier elliptische Kürzung 1 } Fox Foxtrott Kopfwort 1 } Anhang 328 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Fuffi Fünfzigeuroschein Pseudoableitung 2 }{ Fundi Fundamentalist Pseudoableitung 2 }{ GAU größter anzunehm‐ ender Unfall Lautinitialwort 1 { Glyx glykämischer Index diskontinuierliches Kurzwort 1 } GmbH Gesellschaft mit be‐ schränkter Haftung Buchstabierwort 4 {}{{ GMD Generalmusikdirektor/ in Buchstabierwort 3 {}{ Gummi Gummiband elliptische Kürzung 2 }{ Gummi Radiergummi elliptische Kürzung 2 }{ Hänger (Fahrzeug)anhänger elliptische Kürzung 2 }{ Harzer Harzer Käse elliptische Kürzung 2 {{ Hasch Haschisch Kopfwort 1 } Helle helles Bier elliptische Kürzung 2 }{ hetero heterosexuell elliptische Kürzung 3 {{{ Hetero Heterosexueller elliptische Kürzung 3 {{{ Hiwi Hilfswilliger Silbeninitialwort 2 {{ H-Milch haltbare Milch Kürzungskompo‐ situm 1 { HNO-Arzt Hals-Nasen-Ohren-Arzt Kürzungskompo‐ situm 3 {}{ Hoch Hochdruckgebiet elliptische Kürzung 1 } Holländer Holländer Käse elliptische Kürzung 3 }}{ Homo Homosexueller elliptische Kürzung 2 {{ Hool Hooligan Kopfwort 1 } Hort Kinderhort elliptische Kürzung 1 } Hunni Hunderteuroschein Pseudoableitung 2 }{ IC Intercityzug Buchstabierwort 2 {{ Anhang 2: Deutsches Wörterbuchkorpus (Rechtschreib-Duden) 329 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur ICE Intercityexpresszug Buchstabierwort 3 {{{ IG Industriegewerkschaft Buchstabierwort 2 {{ IHK Industrie- und Handels‐ kammer Buchstabierwort 3 {{{ Info Informationsblatt Kopfwort 2 }{ Info Information Kopfwort 2 }{ IQ Intelligenzquotient Buchstabierwort 2 {{ IR Interregiozug Buchstabierwort 2 {} Iso- (z. B. Isomatte) Isoliergebundene Kür‐ zung 2 {{ IT Informationstechno‐ logie Buchstabierwort 2 {{ IVF In-vitro-Fertilisation Buchstabierwort 3 {{} Jabo Jagdbomber Silbeninitialwort 2 {{ Jumbo Jumbojet elliptische Kürzung 2 }{ JVA Justizvollzugsanstalt Buchstabierwort 3 }{{ Kasko Kaskoversicherung elliptische Kürzung 2 }{ Kat Katalysator Kopfwort 1 } Kfz Kraftfahrzeug Buchstabierwort 3 {}} KG Kommanditgesellschaft Buchstabierwort 2 {{ KGaA Kommanditgesellschaft auf Aktien Buchstabierwort 4 {{{{ Kilo Kilogramm elliptische Kürzung 2 {{ Kita Kindertagesstätte Silbeninitialwort 2 {{ KKW Kernkraftwerk Buchstabierwort 3 {{{ Klo Klosett Kopfwort 1 { km/ h Kilometer je Stunde Buchstabierwort 3 {}{ KMK Kultusministerkonfe‐ renz Buchstabierwort 3 {}{ Anhang 330 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Knofi Knoblauch Pseudoableitung 2 {{ Kombi Kombinationskraft‐ wagen Kopfwort 2 }{ Kombi Kombination Kopfwort 2 }{ Korn Kornbranntwein elliptische Kürzung 1 } Krad Kraftrad diskontinuierliches Kurzwort 1 } Krimi Kriminalroman/ -film Kopfwort 2 {{ Kriminale Kriminalbeamter/ -be‐ amtin Pseudoableitung 4 {{{{ Kriminaler Kriminalbeamter Pseudoableitung 4 {{{{ Kripo Kriminalpolizei Silbeninitialwort 2 {{ Kroko Krokodilleder Kopfwort 2 {{ Kuli Kugelschreiber Pseudoableitung 2 {{ Kümo Küstenmotorschiff Silbeninitialwort 2 {{ Kurze Kurzschluss Pseudoableitung 2 {{ KV Kassenärztliche Verei‐ nigung Buchstabierwort 2 {{ KWK Kraft-Wärme-Kopplung Buchstabierwort 3 {{{ KZ Konzentrationslager Buchstabierwort 2 {} LA Lastenausgleich Buchstabierwort 2 }{ Labor Laboratorium Kopfwort 2 {{ Lesbe Lesbierin Pseudoableitung 2 }{ LFA Länderfinanzausgleich Buchstabierwort 3 }}{ LG Landesgericht Buchstabierwort 2 }{ Limburger Limburger Käse elliptische Kürzung 3 }{{ Limo Limonade Kopfwort 2 }{ Linkser Linkshänder Pseudoableitung 2 }{ Lkw/ LKW Lastkraftwagen Buchstabierwort 3 }{{ Anhang 2: Deutsches Wörterbuchkorpus (Rechtschreib-Duden) 331 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur logo logisch Pseudoableitung 2 {{ Lok Lokomotive Kopfwort 1 } LP Langspielplatte Buchstabierwort 2 }{ LRS Lese-Recht‐ schreib-Schwäche Buchstabierwort 3 }}} LSG Landschaftsschutzge‐ biet Buchstabierwort 3 }}{ LSG Landessozialgericht Buchstabierwort 3 }}{ M. A. Magister/ Magistra Ar‐ tium/ Master of Arts Buchstabierwort 2 }{ Makro Makrobefehl elliptische Kürzung 2 {{ Marathon Marathonlauf elliptische Kürzung 3 {{} Marathoni Marathonläufer Pseudoableitung 4 {{{{ Mark Deutsche Mark elliptische Kürzung 1 } Maxi Maxikleid elliptische Kürzung 2 }{ Maxi Maxirock/ -mantel elliptische Kürzung 2 }{ MAZ magnetische Bildauf‐ zeichnung Lautinitialwort 1 } MD Musikdirektor/ in Buchstabierwort 2 }{ MdB/ M. d. B. Mitglied des Bundes‐ tages Buchstabierwort 3 }{{ MdL/ M. d. L. Mitglied des Landtages Buchstabierwort 3 }{} MG Maschinengewehr Buchstabierwort 2 }{ Mini Minirock elliptische Kürzung 2 }{ MKS Maul- und Klauen‐ seuche Buchstabierwort 3 }{} Mofa Motorfahrrad Silbeninitialwort 2 {{ mono monofon Kopfwort 2 {{ MP Maschinenpistole Buchstabierwort 2 }{ Anhang 332 249 Bei diesem Beleg sind auch alternative Analysen als Pseudoableitung, diskontinuierli‐ ches Kurzwort oder Kopfwort möglich. Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur MPi Maschinenpistole Mischkurzwort 2 }{ MPU medizinisch-psycholo‐ gische Untersuchung Buchstabierwort 3 }{{ MS multiple Sklerose Buchstabierwort 2 }} MTA medizinisch-techni‐ sche/ r Assistent/ in Buchstabierwort 3 }{{ Multi multinationaler Kon‐ zern Kopfwort 2 }{ M-und-S- Reifen Matsch-und-Schnee- Reifen Kürzungskompo‐ situm 3 }}} Navi Navigationssystem Kopfwort 2 {{ Nazi 249 Nationalsozialist Silbeninitialwort 2 {{ NE-Metall Nichteisenmetall Kürzungskompo‐ situm 2 }{ Net Internet Endwort 1 } Nicki Nickipullover elliptische Kürzung 2 }{ NOK Nationales Olympischer Komitee Buchstabierwort 3 }{{ NS Nationalsozialismus/ nationalsozialistisch Kürzungskompo‐ situm 2 }} OB Oberbürgermeister/ in Buchstabierwort 2 {{ o. B. ohne Befund Buchstabierwort 2 {{ Ober Oberkellner elliptische Kürzung 2 {{ OBM Oberbürgermeister/ in Buchstabierwort 3 {{} OdF Opfer des Faschismus Buchstabierwort 3 {{} OHG offene Handelsgesell‐ schaft Buchstabierwort 3 {{{ OLG Oberlandesgericht Buchstabierwort 3 {}{ OP Operationssaal Buchstabierwort 2 {{ Anhang 2: Deutsches Wörterbuchkorpus (Rechtschreib-Duden) 333 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur OP Operation Buchstabierwort 2 {{ Open Air Open Air-Konzert/ -Fes‐ tival elliptische Kürzung 3 {}{ Open End Open End-Veranstal‐ tung elliptische Kürzung 3 {}} Open Source Open Source-Software elliptische Kürzung 3 {}} ÖPNV öffentlicher Personen‐ nahverkehr Buchstabierwort 4 {{}{ O-Saft Orangensaft Kürzungskompo‐ situm 1 { Ösi Österreicher Pseudoableitung 2 {{ Ossi Ostdeutsche/ r Pseudoableitung 2 }{ O-Ton Originalton Kürzungskompo‐ situm 1 { Pak Panzerabwehrkanone diskontinuierliches Kurzwort 1 } Paprika Paprikaschote elliptische Kürzung 3 }{{ Parmesan Parmesankäse elliptische Kürzung 3 {{} Parsec Parallaxensekunde Silbeninitialwort 2 {} Perser Perserteppich elliptische Kürzung 2 {{ Perso Personalausweis Kopfwort 2 {{ PH Pädagogische Hoch‐ schule Buchstabierwort 2 {{ Piano Pianoforte Kopfwort 3 {{{ Piccolo/ Pikkolo Piccoloflöte elliptische Kürzung 3 }{{ Pille Antibabypille elliptische Kürzung 2 }{ Pils Pils[e]ner Bier elliptische Kürzung 1 } Pin-up Pin-up-Girl elliptische Kürzung 2 }} Pkw/ PKW Personenkraftwagen Buchstabierwort 3 {{{ Anhang 334 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur PMS prämenstruelles Syn‐ drom Buchstabierwort 3 {}} Pneu Pneumatik Kopfwort 1 { Pneu Pneumothorax Kopfwort 1 { Po Popo Kopfwort 1 { Politpolitisch gebundene Kür‐ zung 2 {} Pommes Pommes frites Kopfwort 2 }} Porno pornografischer Film/ Roman Kopfwort 2 {{ Premier Premierminister elliptische Kürzung 2 {{ Prof Professor/ in Kopfwort 1 } Profi Professional Pseudoableitung 2 {{ Proll Prolet Kopfwort 1 } Promi Prominente/ r Pseudoableitung 2 }{ PS Pferdestärke Buchstabierwort 2 {} PTA pharmazeutisch-techni‐ sche/ r Assistent/ in Buchstabierwort 3 {{{ Pulli Pullover Pseudoableitung 2 }{ Quadro Quadrofonie Kopfwort 2 {{ Radio Radiogerät/ -apparat elliptische Kürzung 3 {{{ Reala Realpolitikerin Pseudoableitung 3 {{{ Realo Realpolitiker Pseudoableitung 3 {{{ Regens‐ burger Regensburger Wurst elliptische Kürzung 4 {}{{ Reha Rehabilitation Kopfwort 2 {{ Reli Religionsunterricht Kopfwort 2 {{ Rep Republikaner Kopfwort 1 } Repro Reproduktion Kopfwort 2 {{ Anhang 2: Deutsches Wörterbuchkorpus (Rechtschreib-Duden) 335 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Rh-Faktor Rhesusfaktor Kürzungskompo‐ situm 2 }{ RNS Ribonukleinsäure Buchstabierwort 3 }}} Rolli Rollkragenpullover Pseudoableitung 2 }{ Rosé Roséwein elliptische Kürzung 2 {{ RTA radiologisch-techni‐ sche/ r Assistent/ in Buchstabierwort 3 }{{ Sadomaso Sadomasochismus Kopfwort 4 {{{{ Sani Sanitäter Kopfwort 2 }{ Sanka/ Sankra Sanitätskraftwagen Silbeninitialwort 2 }{ Saudi Saudi-Araber elliptische Kürzung 2 {{ Sax Saxofon Kopfwort 1 } SB- Selbstbedienungs- Kürzungskompo‐ situm 2 }{ S-Bahn Schnellbahn/ Stadtbahn Kürzungskompo‐ situm 1 } Schiri Schiedsrichter Silbeninitialwort 2 {{ Schnucke Heidschnucke elliptische Kürzung 2 }{ Schoko Schokolade Kopfwort 2 {{ Schopf Haarschopf elliptische Kürzung 1 } Schuko- Schutzkontakt (z. B. Schukostecker) gebundene Kür‐ zung 2 {{ Schupo Schutzpolizei Silbeninitialwort 2 {{ Schupo Schutzpolizist Silbeninitialwort 2 {{ Schützer Knie-/ Ohrenschützer elliptische Kürzung 2 }{ SG Sportgemeinschaft Buchstabierwort 2 }{ Anhang 336 250 Eine alternative Analyse als Pseudoableitung ist möglich. Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur SMV Schülermitverantwor‐ tung/ Schülermitver‐ waltung Buchstabierwort 3 }}{ Sozi 250 Sozialdemokrat Kopfwort 2 {{ Stapler Gabelstapler elliptische Kürzung 2 {{ Starr‐ krampf Wundstarrkrampf elliptische Kürzung 2 {} Steno Stenografie Kopfwort 2 {{ Steno Stenogramm Kopfwort 2 {{ stereo stereofon Kopfwort 3 {{{ Stereo Stereofonie Kopfwort 3 {{{ Stereo Stereotypplatte Kopfwort 3 {{{ StGB Strafgesetzbuch Buchstabierwort 4 }{{{ StPO Strafprozessordnung Buchstabierwort 4 }{{{ Studi Student/ in Pseudoableitung 2 {{ Stuka Sturzkampfflugzeug Silbeninitialwort 2 {{ StVO Straßenverkehrsord‐ nung Buchstabierwort 4 }{{{ StVZO Straßenverkehrs-Zulas‐ sungs-Ordnung Buchstabierwort 5 }{{}{ SU Sowjetunion Buchstabierwort 2 }{ Super Superbenzin elliptische Kürzung 2 {{ supi super Pseudoableitung 2 {{ SV Sportverein Buchstabierwort 2 }{ SV Sozialversicherung Buchstabierwort 2 }{ SV Schülervertretung Buchstabierwort 2 }{ SZR Sonderziehungsrecht Buchstabierwort 3 }}} Tacho Tachometer Kopfwort 2 {{ Anhang 2: Deutsches Wörterbuchkorpus (Rechtschreib-Duden) 337 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur T-Aktie Telekomaktie Kürzungskompo‐ situm 1 { Tanke Tankstelle Pseudoableitung 2 }{ Tb Tuberkulose Buchstabierwort 2 {{ Tbc/ TbK Tuberkulose Buchstabierwort 3 {{{ TEE Trans-Europ-Express Buchstabierwort 3 {{{ Tetra Tetrachlorkohlenstoff elliptische Kürzung 2 {{ TH Technische Hochschule Buchstabierwort 2 {{ Tief Tiefdruckgebiet elliptische Kürzung 1 } Tilsiter Tilsiter Käse elliptische Kürzung 3 }}{ Tö Toilette Kopfwort 1 { TOP Tagesordnungspunkt Lautinitialwort 1 } Toto Totalisator Pseudoableitung 2 {{ Touri Tourist Kopfwort 2 {{ Trabbi/ Trabi Trabant Pseudoableitung 2 }{ Trafo Transformator Silbeninitialwort 2 }{ Transe Transvestit Pseudoableitung 2 }{ TSV Turn- und Sportverein Buchstabierwort 3 {}{ TU Technische Universität Buchstabierwort 2 {{ Turbo Turbolader elliptische Kürzung 2 {{ TuS Turn- und Sportverein Lautinitialwort 1 } TV Turnverein Buchstabierwort 2 {{ U-Bahn Untergrundbahn Kürzungskompo‐ situm 1 { U-Boot Unterseeboot Kürzungskompo‐ situm 1 { Ufo/ UFO unbekanntes Flugobjekt Lautinitialwort 2 {{ Anhang 338 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur U-Haft Untersuchungshaft Kürzungskompo‐ situm 1 { UKW Ultrakurzwelle Buchstabierwort 3 {{{ U-Musik Unterhaltungsmusik Kürzungskompo‐ situm 1 { Uni Universität Kopfwort 2 }{ UVultraviolett (z. B. UV-Licht) Kürzungskompo‐ situm 2 {{ Ü-Wagen Übertragungswagen Kürzungskompo‐ situm 1 { VHS Volkshochschule Buchstabierwort 3 {{} Vibromas‐ sage Vibrationsmassage gebundene Kür‐ zung 2 {{ V-Mann Vertrauens-/ Verbin‐ dungsmann Kürzungskompo‐ situm 1 { VPS Videoprogrammier‐ system Buchstabierwort 3 {{} VR Volksrepublik Buchstabierwort 2 {} VWL Volkswirtschaftslehre Buchstabierwort 3 {{} Wessi Westdeutsche/ r Pseudoableitung 2 }{ WG Wohngemeinschaft Buchstabierwort 2 {{ WM Weltmeisterschaft Buchstabierwort 2 {} Zippe Zigarette Pseudoableitung 2 }{ Zivi Zivildienstleistende/ r Kopfwort 2 {{ ZK Zentralkomitee Buchstabierwort 2 }{ Zoo zoologischer Garten Kopfwort 1 { ZPO Zivilprozessordnung Buchstabierwort 3 }{{ Z-Soldat Zeitsoldat Kürzungskompo‐ situm 1 } Anhang 2: Deutsches Wörterbuchkorpus (Rechtschreib-Duden) 339 Anhang 3: Schwedisches Zeitungskorpus (Dagens Nyheter) Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens a-kassa arbetslöshets‐ kassa Kürzungskom‐ positum 1 { 60 AB aktiebolag Buchstabierwort 2 {{ 23 ABA Aktiebolag Aerobolag Buchstabierwort 3 {{{ 2 ABF Arbetarnas bild‐ ningsförbund Buchstabierwort 3 {{} 6 Aco Apotekens Com‐ posita Lautinitialwort 2 {{ 1 AD Arbetsdomstolen Buchstabierwort 2 {{ 2 Afa Arbetsmarkna‐ dens Försäkringsaktiebolag Lautinitialwort 2 {{ 5 AGB avgångsbidrags‐ försäkring Buchstabierwort 3 {{{ 1 AGS avtalsgruppsjuk‐ försäkring Buchstabierwort 3 {{} 1 AIK Allmänna Id‐ rottsklubben Buchstabierwort 3 {{{ 236 AKU Arbetskraftsun‐ dersökningarna Lautinitialwort 2 {{ 1 akut akutmottagning elliptische Kür‐ zung 2 {} 2 Als amyotrofisk late‐ ralskleros Lautinitialwort 1 } 1 AP-fond allmän pensions‐ fond Kürzungskom‐ positum 2 {{ 18 ARN Allmänna Rekla‐ mations‐ nämnden Buchstabierwort 3 {}} 1 AT allmäntjänstgöring Buchstabierwort 2 {{ 1 Anhang 340 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens Åtvid Åtvidabergs Fot‐ bollförening Kopfwort 2 }} 2 automat- (z. B. auto‐ matvapen) automatisk gebundene Kür‐ zung 3 {{} 2 AV After Visning Buchstabierwort 2 {{ 1 AV alternativt val‐ system Buchstabierwort 2 {{ 3 basket basketboll elliptische Kür‐ zung 2 }} 14 BB barnbördshus Buchstabierwort 2 {{ 5 BBU Blinda Barns Ut‐ veckling Buchstabierwort 3 {{{ 1 behå bysthållare Buchstabierwort 2 {{ 5 Bengan Bengt-Åke Gustafsson Pseudoableitung 2 }} 1 BEO barnoch el‐ evombudet Lautinitialwort 2 {{ 8 bil automobil Endwort 1 } 497 bio biograf Kopfwort 2 {{ 17 BK bollklubb Buchstabierwort 2 {{ 1 BKN bostadskredit‐ nämnd Buchstabierwort 3 {{} 5 BNP bruttonational‐ produkt Buchstabierwort 3 {}{ 96 BP Idrottsförening Bromma pojkarna Buchstabierwort 2 {{ 44 brasse brasilianare Pseudoableitung 2 }{ 6 Bris Barnens rätt i samhället Lautinitialwort 1 } 7 buskis buskteater Pseudoableitung 2 }} 2 buss omnibus/ omni‐ buss Endwort 1 } 123 Anhang 3: Schwedisches Zeitungskorpus (Dagens Nyheter) 341 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens bvc barnavårds‐ central Buchstabierwort 3 {{{ 2 Bäckis Nicklas Bäck‐ ström Pseudoableitung 2 }} 1 C Centerpartiet Buchstabierwort 1 { 14 cab/ cabb cabriolet Kopfwort 1 } 1 Carro Carolina Klüft Kopfwort 2 }{ 4 cello violoncell Rumpfwort 2 }{ 1 Centern Centerpartiet elliptische Kür‐ zung 2 }} 13 chauf chaufför Kopfwort 1 } 1 cigg cigarett/ cigarrett Kopfwort 1 } 2 CSN Centrala studie‐ stödsnämnden Buchstabierwort 3 {}} 21 CUF Centerpartiets ungdomsför‐ bund Lautinitialwort 1 } 2 cykel bicykel elliptische Kür‐ zung 2 }} 87 dagis daghem Pseudoableitung 2 {} 13 deckare detektiv‐ roman/ -film Mischkurzwort 3 }{{ 10 DEJA Delegationen för jämställdhet i skolan Lautinitialwort 2 {{ 1 dekis dekadent Pseudoableitung 2 {} 2 deppad deprimerad diskontinuierli‐ ches Kurzwort 2 }} 1 deppig deprimerad Pseudoableitung 2 }} 3 DFFG De förenade FNL-grupperna Buchstabierwort 4 {}}{ 1 DI Dagens Industri Buchstabierwort 2 {{ 1 Anhang 342 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens DIF Djurgårdens Idrottsförening Lautinitialwort 1 } 11 DN Dagens Nyheter Buchstabierwort 2 {} 404 DO diskrimineringsombudsmannen Buchstabierwort 2 {{ 1 Dramaten Kungliga Dra‐ matiska Teatern elliptische Kür‐ zung 3 {{} 14 DRK Demokratiska Republiken Kongo Buchstabierwort 3 {}{ 1 e- (z. B. e-handel) elektronisk Kürzungskom‐ positum 1 { 19 EBM ekobrottsmyn‐ digheten Buchstabierwort 3 {{} 1 ECB Europeiska cen‐ tralbanken Buchstabierwort 3 {{{ 19 EFA Energiföreta‐ gens arbetsgi‐ varförening Lautinitialwort 2 {{ 1 EFS Europeiska fack‐ liga samorgani‐ sationen Buchstabierwort 3 {}} 1 EFS Evangeliska Fosterlandsstif‐ telsen Buchstabierwort 3 {}} 2 EG Europeiska ge‐ menskapen Buchstabierwort 2 {{ 2 EGF Eskilstuna Gym‐ nastikförening Buchstabierwort 3 {{} 1 EI Energimarknadsinspektionen Buchstabierwort 2 {{ 3 EIO Elektriska Instal‐ latörsorganisa‐ tion Lautinitialwort 2 {{ 5 EKN Exportkredit‐ nämnden Buchstabierwort 3 {{} 7 Anhang 3: Schwedisches Zeitungskorpus (Dagens Nyheter) 343 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens eko- (z. B. ekobrott) ekonomisk gebundene Kür‐ zung 2 {{ 2 el elektricitet Kopfwort 1 } 88 el- (z. B. el‐ gitarr) elektrisk gebundene Kür‐ zung 1 } 42 EM Europamästerskap Buchstabierwort 2 {} 72 EMS Elektronmusik‐ studio Buchstabierwort 3 {}} 1 EMU Ekonomiska och monetära uni‐ onen Lautinitialwort 2 {{ 14 epo/ EPO erytropoetin diskontinuierli‐ ches Kurzwort 2 {{ 1 ESO Expertgruppen för studier i of‐ fentlig ekonomi Lautinitialwort 2 {{ 9 EST Esbjörn Svensson Trio Buchstabierwort 3 {}{ 1 ESV Ekonomistyr‐ ningsverket Buchstabierwort 3 {}{ 7 EU Europeiska uni‐ onen Buchstabierwort 2 {{ 603 ex exemplar Kopfwort 1 } 1 f-skatt företagsskatt Kürzungskom‐ positum 1 } 1 fack fackförening elliptische Kür‐ zung 1 } 74 FAI Fackligt aktiva för integration Lautinitialwort 1 { 1 FBK Färjestads Boll‐ klubb Buchstabierwort 3 }{{ 1 FF Fotbollsförening Buchstabierwort 2 }} 24 FI Feministiskt Ini‐ tiativ Lautinitialwort 2 }{ 2 Anhang 344 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens FI Finansinspekti‐ onen Buchstabierwort 2 }{ 6 FiB Folket i Bild Lautinitialwort 1 } 1 fjortis fjortonåring Pseudoableitung 2 {} 1 flyg flygplan elliptische Kür‐ zung 1 } 6 FN Förenta Nation‐ erna Buchstabierwort 2 }} 118 FOI Totalförsvarets forskningsinstitut Buchstabierwort 3 }{{ 5 foto fotografi Kopfwort 2 {{ 34 FoU Forskning och utveckling Lautinitialwort 2 {{ 1 FP Folkpartiet libe‐ ralerna Buchstabierwort 2 }{ 34 FPE försvarets plane‐ ringsoch eko‐ nomisystem Buchstabierwort 2 }{{ 2 FPU Folkpartiets ung‐ domsförbund Buchstabierwort 3 }{{ 1 FRA Försvarets radio‐ anstalt Buchstabierwort 3 }}{ 2 fralla franskbröd Pseudoableitung 2 }{ 1 frys frysskåp elliptische Kür‐ zung 1 } 1 FSI Forsknings‐ gruppen för sam‐ hällsoch infor‐ mationsstudier Buchstabierwort 3 }}{ 3 funka fungera diskontinuierli‐ ches Kurzwort 2 }{ 14 funkis funktionalism Pseudoableitung 2 }} 10 fys- (z. B. fystest) fysisk gebundene Kür‐ zung 1 } 5 Anhang 3: Schwedisches Zeitungskorpus (Dagens Nyheter) 345 251 Bei diesem Beleg ist auch eine alternative Analyse als diskontinuierliches Kurzwort möglich. Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens fysio fysioterapeut elliptische Kür‐ zung 3 {{{ 1 GD generaldirektör Buchstabierwort 2 {{ 1 genrep 251 generalrepeti‐ tion Silbeninitialwort 2 }} 9 GI glykemiskt index Buchstabierwort 2 {{ 1 GIH Gymnastikoch idrotthögskolan Buchstabierwort 3 {{{ 3 GK Göta Källare Buchstabierwort 2 {{ 2 GK Golfklubb Buchstabierwort 2 {{ 1 godis godsaker Pseudoableitung 2 {} 5 goja papegoja Endwort 2 {{ 1 Gotte Gottfrid Pseudoableitung 2 }{ 8 gratta gratulera diskontinuierli‐ ches Kurzwort 2 }{ 15 grattis jag gratulerar Pseudoableitung 2 }} 3 Grönan Gröna Lund elliptische Kür‐ zung 2 {} 1 GY Gymnasieskola (z. B. GY 2011) Buchstabierwort 2 {{ 2 gympa gymnastik Kopfwort 2 }{ 1 H & M Hennes & Mau‐ ritz Buchstabierwort 2 {} 6 HBK Halmstads Boll‐ klubb Buchstabierwort 3 {{{ 2 hbt homosexuella, bisexuella och transpersoner Buchstabierwort 3 {{{ 1 HC Hockey Club Buchstabierwort 2 {{ 1 Anhang 346 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens HD Högsta dom‐ stolen Buchstabierwort 2 {{ 8 HIF Helsingborgs Id‐ rottsförening Buchstabierwort 3 {{} 14 HNS Hästnäringens nationella stif‐ telse Buchstabierwort 3 {}} 5 HQ Hagström & Qvi‐ berg Buchstabierwort 2 {{ 13 HRF Hotelloch re‐ staurangfacket Buchstabierwort 3 {}} 5 HSAN Hälsooch sjuk‐ vårdens ansvars‐ nämnd teilgebundenes Buchstabierwort 2 {} 1 HUI Handelns utred‐ ningsinstitut Lautinitialwort 1 { 7 husse husbonde Pseudoableitung 2 }{ 6 HV Husqvarna Vät‐ terstad 1971 Buchstabierwort 2 {{ 4 HV skola Handarbetets vänners skola Buchstabierwort 2 {{ 2 i-land industriland Kürzungskom‐ positum 1 { 6 ID/ id identitetshand‐ ling Buchstabierwort 2 {{ 2 id- (z. B. id-kort) identifikations-/ identitets- Kürzungskom‐ positum 2 {{ 5 IF Idrottsförening Buchstabierwort 2 {} 9 IF Industrifacket Metall Buchstabierwort 2 {} 9 IFA/ Ifa Interesse‐ gruppen för assistansberätti‐ gade Lautinitialwort 2 {{ 2 Anhang 3: Schwedisches Zeitungskorpus (Dagens Nyheter) 347 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens IFK Idrottsföre‐ ningen Kamra‐ terna Buchstabierwort 3 {}{ 66 IFN Institutet för nä‐ ringslivsforsk‐ ning Buchstabierwort 3 {}} 1 IG icke godkänt Buchstabierwort 2 {{ 1 IK Idrottsklubb Buchstabierwort 2 {{ 3 info information Kopfwort 2 }{ 1 intro introduktion Kopfwort 2 }{ 1 IP Idrottsplats Buchstabierwort 2 {{ 10 IRM Institutet för Re‐ klamoch Me‐ diestatistik Buchstabierwort 3 {}} 1 IT/ it informations‐ teknik Buchstabierwort 2 {{ 18 IVA Kungliga Ingen‐ jörsvetenskaps‐ akademien Lautinitialwort 2 {{ 1 JK Justitiekanslern Buchstabierwort 2 {{ 2 JO justitieom‐ budsman Buchstabierwort 2 {{ 5 JVM juniorvärlds‐ mästerskap Buchstabierwort 3 {{} 1 jympa gymnastik Kopfwort 2 }{ 1 k-märk‐ ning kulturmärkning Kürzungskom‐ positum 1 { 2 KAK Kungliga Auto‐ mobilklubben Buchstabierwort 3 {{{ 2 Kalle Khalil Pseudoableitung 2 }{ 3 kändis känd person Pseudoableitung 2 }} 27 Karolinska Karolinska Uni‐ versitetssjuk‐ huset elliptische Kür‐ zung 4 {{}{ 7 Anhang 348 252 Alternativ ist auch eine Analyse möglich, wonach das Verb kolla auf Grundlage des Kurzworts koll gebildet wurde und kein eigenes Kurzwort darstellt. Da mit kontrollera jedoch eine synonyme Vollform existiert, wird kolla als eigenständiges Kurzwort ein‐ gestuft. In vergleichbaren Fällen wurde ähnlich entschieden. Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens KB Kungliga biblio‐ teket Buchstabierwort 2 {{ 14 kbt kognitiv beteen‐ deterapi Buchstabierwort 3 {{{ 4 KD Kristdemokra‐ terna Buchstabierwort 2 {{ 32 KF Kooperativa för‐ bundet Buchstabierwort 2 {} 12 KFF Kalmar Fotbolls‐ förening Buchstabierwort 3 {}} 1 KFUK- KFUM Kristliga Före‐ ningen av Unga Kvinnor och Kristliga Före‐ ningen av Unga Män teilgebundenes Buchstabierwort 6 {}}{}} 1 KI Karolinska Insti‐ tutet Buchstabierwort 2 {{ 1 kilo kilogram elliptische Kür‐ zung 2 {{ 19 KO Konsumentom‐ budsmannen Buchstabierwort 2 {{ 5 koll kontroll diskontinuierli‐ ches Kurzwort 1 } 24 kolla 252 kontrollera diskontinuierli‐ ches Kurzwort 2 }{ 24 kollo barnkoloni Rumpfwort 2 }{ 2 kombo kompisboende Silbeninitialwort 2 }{ 1 komp ackompanje‐ mang Rumpfwort 1 } 3 kompa ackompanjera Rumpfwort 2 }{ 1 Anhang 3: Schwedisches Zeitungskorpus (Dagens Nyheter) 349 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens komvux kommunal vuxenutbildning Silbeninitialwort 2 }} 3 kondis konditori Pseudoableitung 2 }} 1 korre korrespondent Kopfwort 2 }{ 2 kpist kulsprutepistol Mischkurzwort 2 {} 1 KS Karolinska Uni‐ versitetssjuk‐ huset Buchstabierwort 2 {} 2 KSSF Kommittén för bevarande av Storstockholms sydöstra frilufts‐ områden Buchstabierwort 4 {}}} 3 KTH Kungliga Tek‐ niska Högskolan Buchstabierwort 3 {{{ 19 KTIB Konsumenternas tele-, tvoch in‐ ternetbyrå teilgebundenes Kurzwort 2 {} 2 KU konstitutions‐ utskottet Buchstabierwort 2 {{ 3 kursare kursdeltagare Pseudoableitung 3 }{{ 1 KVA Kungliga Veten‐ skapsakademien Buchstabierwort 3 {{{ 3 kvadrat kvadratmeter elliptische Kür‐ zung 2 {} 1 kval kvalificerings‐ match Kopfwort 1 } 48 kvala kvalificera sig diskontinuierli‐ ches Kurzwort 2 {{ 11 kvart kvartsfinal elliptische Kür‐ zung 1 } 4 kyl kylskåp elliptische Kür‐ zung 1 } 2 labb laboratorium Kopfwort 1 } 2 Anhang 350 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens las/ Las lagen om anställ‐ ningsskydd Lautinitialwort 1 } 16 LFV Luftfartsverket Buchstabierwort 3 }}{ 2 LHC Linköpings Hockey Club Buchstabierwort 3 }{{ 2 LiTHe Blås Linköpings tek‐ niska högskolans Blås-corps Mischkurzwort 3 {{} 1 LKAB Luossavaara-Kii‐ runavaara Aktie‐ bolag Buchstabierwort 4 }{{{ 7 LO Landsorganisati‐ onen Buchstabierwort 2 }{ 34 lodis lodare Pseudoableitung 2 {} 1 LÖH läkemedelsöver‐ användningshuvudvärk Buchstabierwort 3 }{{ 1 lok lokomotiv Kopfwort 1 } 5 loppis loppmarknad Pseudoableitung 2 }} 4 LOV Livgardets offi‐ cerares veteran‐ förening Buchstabierwort 3 }{{ 2 LRF Lantbrukarnas Riksförbund Buchstabierwort 3 }}} 6 lss lagen om stöd och service till vissa funktions‐ hindrade Buchstabierwort 3 }}} 1 LVU lagen om vård av unga Buchstabierwort 3 }{{ 1 M Moderata sam‐ lingspartiet Buchstabierwort 1 } 61 Mange Magnus Pääjärvi Svensson Pseudoableitung 2 }{ 1 manus manuskript Kopfwort 2 {} 23 Anhang 3: Schwedisches Zeitungskorpus (Dagens Nyheter) 351 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens mara maratonlopp Kopfwort 2 {{ 1 matte matematik Kopfwort 2 }{ 4 matte matmor Pseudoableitung 2 }{ 5 max maximal Kopfwort 1 } 9 max maximum Kopfwort 1 } 4 mc motorcykel Buchstabierwort 2 }{ 10 metta metadon Kopfwort 2 }{ 2 MFF Malmö Fotboll‐ förening Buchstabierwort 3 }}} 4 mikro mikrovågsugn elliptische Kür‐ zung 2 }{ 3 MMS Mediamätning i Skandinavien Buchstabierwort 3 }}} 1 mobb- (z. B. mobboffer) mobbning gebundene Kür‐ zung 1 } 1 mobil mobiltelefon elliptische Kür‐ zung 2 {} 34 Moderna Moderna museet elliptische Kür‐ zung 3 {}{ 8 moms mervärdesom‐ sättningsskatt diskontinuierli‐ ches Kurzwort 1 } 22 MP Miljöpartiet de Gröna Buchstabierwort 2 }{ 74 MSAB Melker Schör‐ ling Aktiebolag Buchstabierwort 4 }}{{ 2 MSB Myndigheten för samhällsskydd och beredskap Buchstabierwort 3 }}{ 1 MVG mycket väl god‐ känd Buchstabierwort 3 }{{ 1 nazism nationalsocia‐ lism diskontinuierli‐ ches Kurzwort 3 {{} 4 nazist nationalsocialist diskontinuierli‐ ches Kurzwort 2 {} 3 Anhang 352 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens NK Nordiska Kom‐ paniet Buchstabierwort 2 }{ 5 NKS Nya Karolinska Sjukhuset Buchstabierwort 3 }{} 25 NM Nordiska Mäs‐ terskap Buchstabierwort 2 }} 2 NO-ämne naturorienter‐ ande ämne Kürzungskom‐ positum 2 }{ 2 NPF neuropsykiat‐ riska funktions‐ nedsättningar Buchstabierwort 3 }{} 1 NTI Nordens Tekni‐ kerinstitut Ak‐ tiebolag teilgebundenes Buchstabierwort 2 }{ 1 Nya Karo‐ linska Nya Karolinska Sjukhuset elliptische Kür‐ zung 6 {{{{}{ 17 OPS offentlig-privata samverkan Buchstabierwort 3 {{} 12 OS Olympiska spelen Buchstabierwort 2 {} 79 p- (z. B. p-plats) parkerings- Kürzungskom‐ positum 1 { 6 PA-råd personaladmi‐ nistriva råd Kürzungskom‐ positum 2 {{ 1 PBO privat blåsning av det offentliga Buchstabierwort 3 {{{ 1 permis permission Pseudoableitung 2 }} 2 pers personer Kopfwort 1 } 1 pingis ping pong Pseudoableitung 2 }} 6 plan flygplan elliptische Kür‐ zung 1 } 5 PO pressombuds‐ mannen Buchstabierwort 2 {{ 5 PON Pressens Opini‐ onsnämnd Buchstabierwort 3 {{} 1 Anhang 3: Schwedisches Zeitungskorpus (Dagens Nyheter) 353 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens poppis populär Pseudoableitung 2 }} 2 porr pornografi Kopfwort 1 } 11 PPM Premiepensions‐ myndighetet Buchstabierwort 3 {{} 1 pretto pretentiös person Pseudoableitung 2 }{ 1 proffs professionell person diskontinuierli‐ ches Kurzwort 1 } 37 progg- (z. B. proggtider) progressiv gebundene Kür‐ zung 1 } 1 psyk- (z. B. psykförs‐ varet) psykologisk gebundene Kür‐ zung 1 } 1 PTS postoch telesty‐ relsen Buchstabierwort 3 {{} 2 PUB Paul U. Berg‐ ström Lautinitialwort 1 } 12 PV personvagnar Buchstabierwort 2 {{ 2 rea realisation Kopfwort 2 {{ 6 rea realisera Kopfwort 2 {{ 1 real realexamen elliptische Kür‐ zung 2 {} 1 rehab rehabilitering Kopfwort 2 {} 7 repa repetera diskontinuierli‐ ches Kurzwort 2 {{ 2 RFSU Riksförbundet för sexuell up‐ plysning teilgebundenes Buchstabierwort 3 }}{ 3 romkom romantisk ko‐ medi Silbeninitialwort 2 }} 1 RTS Reseoch Turist‐ näringen i Sve‐ rige Buchstabierwort 3 }{} 1 Anhang 354 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens Rufs Regional utveck‐ lingsplan för Stockholmsre‐ gionen Lautinitialwort 1 } 4 S Sveriges social‐ demokratiska ar‐ betareparti Buchstabierwort 1 } 104 SAC Sveriges Arbe‐ tares Centralor‐ ganisation Buchstabierwort 3 }{{ 15 Saco Sveriges akade‐ mikers central‐ organisation Lautinitialwort 2 {{ 6 Saf/ SAF Sveriges Arbet‐ givareföre‐ ningen Lautinitialwort 1 } 5 Sanktan S: t Ericscupen elliptische Kür‐ zung 2 }} 4 SAOL Svenska Akade‐ miens Ordlista Buchstabierwort 4 }{{{ 2 sax saxofon Kopfwort 1 } 2 SBAB Sveriges Bos‐ tadsfinansiering‐ saktiebolag Buchstabierwort 4 }{{{ 13 SBN Saknade barns nätverk Buchstabierwort 3 }{} 1 SBU Statens bered‐ ning för medi‐ cinsk utvärde‐ ring Buchstabierwort 3 }{{ 9 SCA Svenska Cellu‐ losa Aktiebolag Buchstabierwort 3 }{{ 4 SCB Statistiska cent‐ ralbyrån Buchstabierwort 3 }{{ 33 SCR Sveriges Cam‐ pingoch Stug‐ företagares Riks‐ organisation Buchstabierwort 3 }{} 2 Anhang 3: Schwedisches Zeitungskorpus (Dagens Nyheter) 355 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens SD Sverigedemo‐ kraterna Buchstabierwort 2 }{ 12 SEB Skandinaviska Enskilda Banken Buchstabierwort 3 }{{ 61 Sef Svensk elitfot‐ boll Lautinitialwort 1 } 7 SEF Svenska Elektri‐ kerförbundet Lautinitialwort 1 } 2 Seko facket för service och kommunika‐ tion Silbeninitialwort 2 {{ 8 semi semifinal elliptische Kür‐ zung 2 {{ 2 sfi svenskundervis‐ ning för invand‐ rare Buchstabierwort 3 }}{ 8 SHB Svenska Han‐ delsbanken Buchstabierwort 3 }{{ 1 SHR Sveriges hotelloch restaurang‐ företagare Buchstabierwort 3 }{} 7 Sifo/ SIFO Svenska insti‐ tutet för opinion‐ sundersökningar Lautinitialwort 2 {{ 11 Sis Statens instituti‐ onsstyrelse Lautinitialwort 1 } 1 Sisab Skolfastigheter i Stockholm Ak‐ tiebolag Lautinitialwort 2 {} 1 SK sportklubb Buchstabierwort 2 }{ 8 SK schackklubb Buchstabierwort 2 }{ 1 SKB Svensk kärn‐ bränslehante‐ ring Buchstabierwort 3 }{{ 1 SKF Svenska Kulla‐ gerfabriken Buchstabierwort 3 }{} 15 Anhang 356 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens skiva grammofonskiva elliptische Kür‐ zung 2 {{ 86 SKL Sveriges kom‐ muner och landsting Buchstabierwort 3 }{} 23 Skop Skandinavisk Opinion Aktie‐ bolag diskontinuierli‐ ches Kurzwort 1 } 5 skräckis skräck‐ roman/ -film Pseudoableitung 2 }} 2 SKTF Sveriges kom‐ munaltjänste‐ mannaförbund Buchstabierwort 4 }{{} 1 skådis skådespelare Pseudoableitung 2 {} 6 SL Storstockholms Lokaltrafik Buchstabierwort 2 }} 45 SLA Skogsoch land‐ arbetarsgivare‐ förbundet teilgebundenes Buchstabierwort 2 }{ 1 SLU Sveriges lant‐ bruksuniversitet Buchstabierwort 3 }}{ 2 SM Svenska mäs‐ terskap Buchstabierwort 2 }} 48 SMHI Sveriges meteo‐ rologiska och hydrologiska in‐ stitut Buchstabierwort 4 }}{{ 9 SNF Svenska Natur‐ skyddsföre‐ ningen Buchstabierwort 3 }}} 1 SNH Samverkan för nätbaserad högs‐ koleutbildning Buchstabierwort 3 }}{ 5 SNS Studieförbundet Näringsliv och Samhälle Buchstabierwort 3 }}} 7 SO-ämne samhällsorien‐ terande ämne Kürzungskom‐ positum 2 }{ 2 Anhang 3: Schwedisches Zeitungskorpus (Dagens Nyheter) 357 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens social socialtjänst elliptische Kür‐ zung 2 {} 1 SOMsamhälle, opio‐ nion, medier (z. B. SOM-institut) Kürzungskom‐ positum 1 } 9 sosse socialdemokrat Pseudoableitung 2 }{ 3 SPF Svensk Pilotföre‐ ning Buchstabierwort 3 }{} 1 SR Sveriges Radio Buchstabierwort 2 }} 25 SSAB Svenskt Stål Ak‐ tiebolag Buchstabierwort 4 }}{{ 13 SSAG Svenska Sälls‐ kapet för antro‐ pologi och geo‐ grafi Buchstabierwort 4 }}{{ 1 SSK Södertälje Sport‐ klubb Buchstabierwort 3 }}{ 4 SSR Sveriges Socio‐ nomers Riksför‐ bund Buchstabierwort 3 }}} 8 SSU Sveriges social‐ demokratiska ungdomsför‐ bund Buchstabierwort 3 }}{ 2 stammis stammkund Pseudoableitung 2 }} 3 stark starköl elliptische Kür‐ zung 1 } 1 stereo stereoanlägg‐ ning elliptische Kür‐ zung 3 {{{ 1 STF Svenska Turist‐ förening Buchstabierwort 3 }{} 1 STI Stockholms Te‐ kniska Institut Buchstabierwort 3 }{{ 1 Stoffis Christoph Mischkurzwort 2 }} 1 STP särskild tilläg‐ spension Buchstabierwort 3 }{{ 1 Anhang 358 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens Strama Strategigruppen mot ökad antibi‐ otikaresistens diskontinuierli‐ ches Kurzwort 2 {{ 1 student studentexamen elliptische Kür‐ zung 2 {} 7 ståupp ståuppkomik elliptische Kür‐ zung 2 {} 4 ståuppare ståuppkomiker Pseudoableitung 4 {}{{ 2 SvD Svenska Dagb‐ ladet Buchstabierwort 3 }{{ 4 Svennis Sven-Göran Eriksson Pseudoableitung 2 }} 27 SVT Sveriges Televi‐ sion Buchstabierwort 3 }{{ 74 SYL-grupp Söderorts grupp mot yrkesoch livsstilkriminella Kürzungskom‐ positum 1 } 2 synka synkronisera diskontinuierli‐ ches Kurzwort 2 }{ 1 synt/ synth synthesizer Kopfwort 1 } 11 system systembolag elliptische Kür‐ zung 2 }} 2 Säpo Säkerhetspolisen Silbeninitialwort 2 {{ 6 Söder Södermalm elliptische Kür‐ zung 2 {} 2 Sös Södersjukhuset diskontinuierli‐ ches Kurzwort 1 } 4 t-bana tunnelbana Kürzungskom‐ positum 1 { 6 TCO Tjänstemannens Centralorganisa‐ tion Buchstabierwort 3 {{{ 12 teko-in‐ dustri textiloch kon‐ fektionsindustri gebundene Kür‐ zung 2 {{ 1 tenta tentamen Kopfwort 2 }{ 2 Anhang 3: Schwedisches Zeitungskorpus (Dagens Nyheter) 359 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens termos termosflaska elliptische Kür‐ zung 2 }} 1 teve television Buchstabierwort 2 {{ 116 TF tryckfrihetsför‐ ordning Buchstabierwort 2 {} 1 TFF Trelleborgs Fot‐ bollsförening Buchstabierwort 3 {}} 3 TFF Hammarby Ta‐ langfotbollsföre‐ ning Buchstabierwort 3 {}} 5 TFY trygghetsförsäk‐ ring vid yrkes‐ skada Buchstabierwort 3 {}{ 3 TGL tjänstegruppliv‐ försäkring Buchstabierwort 3 {{} 1 TK tennisklubb Buchstabierwort 2 {{ 1 toa toalett Kopfwort 2 {{ 2 trummis trumslagare Pseudoableitung 2 }} 17 TT Tidningarnas Telegrambyrå Buchstabierwort 2 {{ 34 TU Tidningsutgi‐ varna Buchstabierwort 2 {{ 2 tv/ TV television Buchstabierwort 2 {{ 239 u-land utvecklingsland Kürzungskom‐ positum 1 { 11 ubåt undervattensbåt Kürzungskom‐ positum 1 { 5 UC Upplysnings Centralen Buchstabierwort 2 {{ 1 UD Utrikesdeparte‐ mentet Buchstabierwort 2 {{ 25 UF Ung företag‐ samhet Buchstabierwort 2 {} 3 Anhang 360 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur Tokens UIF Upsala Idrottför‐ eningen Buchstabierwort 3 {{} 1 UKON Ulf Karl Olof Nilsson Lautinitialwort 2 {} 1 UNT Upsala Nya Tid‐ ning Buchstabierwort 3 {}{ 1 UR Utbildningsradion Buchstabierwort 2 {} 59 UVultraviolett Kürzungskom‐ positum 2 {{ 1 V Vänsterpartiet Buchstabierwort 1 { 47 vab vård av sjukt barn Lautinitialwort 1 } 2 vd/ VD verkställande direktör Buchstabierwort 2 {{ 180 vibb vibration Kopfwort 1 } 2 video videofilm elliptische Kür‐ zung 3 {{{ 12 VM världsmäster‐ skap Buchstabierwort 2 {} 573 YGL yttrandefrihets‐ grundlagen Buchstabierwort 3 {{} 1 Zäta Hendrik Zetter‐ berg Kopfwort 2 }{ 1 zoo zoologisk träd‐ gård Kopfwort 1 { 1 ÖB överbefälhavare Buchstabierwort 2 {{ 7 ÖHAL Östersunds Högre Allmänna Läroverk Lautinitialwort 2 {} 1 ÖSK Örebro Sport‐ klubb Buchstabierwort 3 {}{ 12 Anhang 3: Schwedisches Zeitungskorpus (Dagens Nyheter) 361 Anhang 4: Schwedisches Wörterbuchkorpus (Svenska Akademiens Ordlista) Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur accept accepterad växel Kopfwort 2 }} adb automatisk databehand‐ ling Buchstabierwort 3 {{{ a-kassa arbetslöshetskassa Kürzungskompo‐ situm 1 { akut akutmottagning elliptische Kürzung 2 {} alkis alkoholist Pseudoableitung 2 }} alkolås alkohollås gebundene Kür‐ zung 2 }{ alu arbetslivsutveckling Lautinitialwort 2 }{ AP-fond allmän pensionsfond Kürzungskompo‐ situm 2 {{ arr arrangemang Kopfwort 1 } arra arrangera Kopfwort 2 }{ ass assurerad försändelse Kopfwort 1 } AT/ at allmäntjänstgöring Buchstabierwort 2 {{ avis avundsjuk Pseudoableitung 2 {} avtapp avtappning elliptische Kürzung 2 }} ax acceleration Kopfwort 1 } axa accelerera Kopfwort 2 }{ baggis bagatell Pseudoableitung 2 }} bakis bakfull Pseudoableitung 2 {} baryt bariumsulfat diskontinuierliches Kurzwort 2 {} basket basketboll elliptische Kürzung 2 }} bastu badstuga Silbeninitialwort 2 }{ basuna basunera diskontinuierliches Kurzwort 3 {{{ Anhang 362 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur behå/ bh bysthållare Buchstabierwort 2 {{ bergis bergsäker Pseudoableitung 2 }} bil automobil Endwort 1 } bio biograf Kopfwort 2 {{ blyerts blyertspenna elliptische Kürzung 2 {} bomba bombadera Kopfwort 2 }{ brasse brasilianare Pseudoableitung 2 }{ brådis bråttom Pseudoableitung 2 {} buskis buskteater Pseudoableitung 2 }} buss omnibus/ omnibuss Endwort 1 } bästis bästa vän Pseudoableitung 2 }} cabb cabriolet Kopfwort 1 } cert certifikat Kopfwort 1 } chark charkuteri Kopfwort 1 } chili chilipeppar elliptische Kürzung 2 }{ chocka chockera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ cigg cigarett/ ciggarrett Kopfwort 1 } cp/ CP cerebral pares Buchstabierwort 2 {{ cykel bicykel elliptische Kürzung 2 }} dagis daghem Pseudoableitung 2 {} deckare detektivroman/ -film Mischkurzwort 3 }{{ dekis dekadent Pseudoableitung 2 {} demo demonstration Kopfwort 2 {{ deppad deprimerad diskontinuierliches Kurzwort 2 }} deppig deprimerad Pseudoableitung 2 }} dia diapositiv elliptische Kürzung 2 {{ Anhang 4: Schwedisches Wörterbuchkorpus (Svenska Akademiens Ordlista) 363 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur diffa differera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ disko/ disco diskotek Kopfwort 2 }{ dricks drickspengar elliptische Kürzung 1 } dubbla dubblera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ dugga duggregna diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ eelektronisk Kürzungskompo‐ situm 1 { EKG elektrokardiogram Buchstabierwort 3 {{{ ekoekologisk gebundene Kür‐ zung 2 }{ ekoekonomisk gebundene Kür‐ zung 2 }{ el elektricitet Kopfwort 1 } EM Europamästerskap Buchstabierwort 2 {} ex exemplar Kopfwort 1 } ex exman/ -fru/ -pojkvän/ -flickvän elliptische Kürzung 1 } expo exposition Kopfwort 2 }{ fabla fabulera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ fack fackförening elliptische Kürzung 1 } farstu förstuga Kopfwort 2 {} fixer- (z. B. fixer‐ medel) fixeringsgebundene Kür‐ zung 2 }} fjortis fjortonåring Pseudoableitung 2 {} flextid flexibel arbetstid Silbeninitialwort 2 }} flint flintskalle elliptische Kürzung 1 } Anhang 364 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur flyg flygplan elliptische Kürzung 1 } flytt flyttning elliptische Kürzung 1 } flås flåsning elliptische Kürzung 1 } fm- (z. B. fm-sän‐ dare) frekvens-modulerad Kürzungskompo‐ situm 2 }} fob fritt ombord Lautinitialwort 1 } fota fotografera diskontinuierliches Kurzwort 2 {{ foto fotografi Kopfwort 2 {{ fralla franskbröd Pseudoableitung 2 }{ franska franskbröd Pseudoableitung 2 }{ frissa frisörska Pseudoableitung 2 }{ fritids/ fritis fritidshem elliptische Kürzung 2 {} frys frysskåp elliptische Kürzung 1 } funka fungera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ funkis funktionalism Pseudoableitung 2 }} fyllo fyllerist Pseudoableitung 2 }{ fön hårfön elliptische Kürzung 1 } galva galvanisera Kopfwort 2 }{ gegga geggamoja elliptische Kürzung 2 }{ genrep generalrepetition Silbeninitialwort 2 }} gengas generatorgas Silbeninitialwort 2 }} glossar glossarium Kopfwort 2 }} gnuggis gnuggbild Pseudoableitung 2 }} godis godsaker Pseudoableitung 2 {} godis godisbit elliptische Kürzung 2 {} Anhang 4: Schwedisches Wörterbuchkorpus (Svenska Akademiens Ordlista) 365 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur goja papegoja Endwort 2 {{ gott godsaker Kopfwort 1 } gratta gratulera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ grattis jag gratulerar Pseudoableitung 2 }} gubbs gubbar Pseudoableitung 1 } gympa/ jympa gymnastisera Kopfwort 2 }{ gympa gymnastik Kopfwort 2 }{ gyngynekologisk gebundene Kür‐ zung 1 } hallåa hallåkvinna Pseudoableitung 3 }{{ hasch haschisch Kopfwort 1 } hbt homosexuella, bisexu‐ ella och transpersoner Buchstabierwort 3 {{{ hekto hektrogram elliptische Kürzung 2 }{ hela helbutelj Pseudoableitung 2 {{ hemlis hemlighet Pseudoableitung 2 }} hundring hundralapp Pseudoableitung 2 }} husse husbonde Pseudoableitung 2 }{ hydraulhydraulisk gebundene Kür‐ zung 2 {} högran högra handen elliptische Kürzung 2 }} ID/ id identitetshandling Buchstabierwort 2 {{ ididentifikations-/ identi‐ tets- Kürzungskompo‐ situm 2 {{ i-land industriland Kürzungskompo‐ situm 1 { impa imponera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ info information Kopfwort 2 }{ Anhang 366 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur intensiv intensivvårdavdelning elliptische Kürzung 3 }}} intro introduktion Kopfwort 2 }{ isoler- (z. B. isoler‐ band) isoleringsgebundene Kür‐ zung 3 {{} IT/ it informationsteknik Buchstabierwort 2 {{ kem- (z. B. kemtvätt) kemisk gebundene Kür‐ zung 1 } kema kemtvätta diskontinuierliches Kurzwort 2 {{ kilo kilogram elliptische Kürzung 2 {{ klapper klappersten elliptische Kürzung 2 }} klassa klassificera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ k-märk‐ ning kulturmärkning Kürzungskompo‐ situm 1 { koll kontroll diskontinuierliches Kurzwort 1 } kolla kontrollera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ kollo barnkoloni Rumpfwort 2 }{ kolos kolmonoxid Pseudoableitung 2 {} kombikombinationsgebundene Kür‐ zung 2 }{ komp ackompanjemang Rumpfwort 1 } kompa ackompanjera Rumpfwort 2 }{ kompledig kompensationsledig gebundene Kür‐ zung 1 } komradio kommunikationsradio gebundene Kür‐ zung 1 } komvux kommunal vuxenutbild‐ ning Silbeninitialwort 2 }} kondis konditori Pseudoableitung 2 }} Anhang 4: Schwedisches Wörterbuchkorpus (Svenska Akademiens Ordlista) 367 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur kondis kondition Pseudoableitung 2 }} konka konkursa diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ konvalj liljekonvalj elliptische Kürzung 2 }} korp- (z. B. korpfot‐ boll) korporationsgebundene Kür‐ zung 1 } korr korrektur Kopfwort 1 } kor‐ rschack korrespondensschack gebundene Kür‐ zung 1 } kort vykort elliptische Kürzung 1 } krocka krockera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ kross krossmaskin elliptische Kürzung 1 } kulspets kulspetspenna elliptische Kürzung 2 }} kursa konkursa Endwort 2 }{ kursare kursdeltagare Pseudoableitung 3 }{{ kval kvalificeringsmatch Kopfwort 1 } kvalkvalificeringsgebundene Kür‐ zung 1 } kvala kvalificera sig diskontinuierliches Kurzwort 2 {{ kvart kvartsfinal elliptische Kürzung 1 } kyl kylskåp elliptische Kürzung 1 } kådis kondom Pseudoableitung 2 {} kändis känd person Pseudoableitung 2 }} labb laboratorium Kopfwort 1 } labba laborera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ lager lageröl elliptische Kürzung 2 {} legg legitimationskort Kopfwort 1 } Anhang 368 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur lekis lekskola Pseudoableitung 2 {} livs livsmedelbutik elliptische Kürzung 1 } lix läsbarhetsindex Lautinitialwort 1 } lodis lodare Pseudoableitung 2 {} logga logotyp Pseudoableitung 2 }{ logo logotyp Kopfwort 2 {{ lok lokomotiv Kopfwort 1 } loppis loppmarknad Pseudoableitung 2 }} läsk läskedryck Kopfwort 1 } löp löpsedel elliptische Kürzung 1 } manus manuskript Kopfwort 2 {} mara maratonlopp Kopfwort 2 {{ marg marginal Kopfwort 1 } marka marketenteri Pseudoableitung 2 }{ maskis maskeradbal Pseudoableitung 2 }} matte matematik Kopfwort 2 }{ matte matmor Pseudoableitung 2 }{ max maximal Kopfwort 1 } maxa maximera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ mbl/ MBL medbestämmandelagen Buchstabierwort 3 }{} mc motorcykel Buchstabierwort 2 }{ memo memorandum Kopfwort 2 {{ mens menstruation Kopfwort 1 } mick mikrofon Kopfwort 1 } mikro mikrovågsugn elliptische Kürzung 2 }{ milo militärområde diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ Anhang 4: Schwedisches Wörterbuchkorpus (Svenska Akademiens Ordlista) 369 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur mim pantomim Endwort 1 } miniminiatyrgebundene Kür‐ zung 2 }{ mobb- (z. B. mob‐ boffer) mobbning gebundene Kür‐ zung 1 } mobil mobiltelefon elliptische Kürzung 2 {} moms mervärdesomsätt‐ ningsskatt diskontinuierliches Kurzwort 1 } mono monofoni Kopfwort 2 {{ moppe mopped Kopfwort 2 {{ motell motorhotell diskontinuierliches Kurzwort 2 {} ms/ MS multipel skleros Buchstabierwort 2 }} multis multinationellt företag Pseudoableitung 2 }} munta muntlig tentamen Pseudoableitung 2 }{ mysko mystisk Pseudoableitung 2 }{ nasse nazist Pseudoableitung 2 }{ nattis natthem Pseudoableitung 2 }} nazism nationalsocialism diskontinuierliches Kurzwort 3 {{} negativ negativbild elliptische Kürzung 3 {{} noja paranoia Endwort 2 {{ nonchig nonchalant Pseudoableitung 2 }} no-ämne naturorienterande ämne Kürzungskompo‐ situm 2 }{ nöt nötkreatur elliptische Kürzung 1 } oms omsättningsskatt Kopfwort 1 } opkonst optisk konst gebundene Kür‐ zung 1 } OS Olympiska spelen Buchstabierwort 2 {} Anhang 370 253 Bei diesem Beleg ist auch eine alternative Analyse als Ableitung von dem substantivi‐ schen Kopfwort porr möglich, wonach das Adjektiv kein Kurzwort wäre. Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur pang pensionat Kopfwort 1 } parmesan parmesanost elliptische Kürzung 3 }{} pass passbud elliptische Kürzung 1 } pass passning elliptische Kürzung 1 } pejl pejlinstrument elliptische Kürzung 1 } permis permission Pseudoableitung 2 }} pers personbästa Kopfwort 1 } pers personer Kopfwort 1 } pingis pingpong Pseudoableitung 2 }} pm/ PM promemoria Buchstabierwort 2 {} pocket pocketbok elliptische Kürzung 2 }} polo polotröja elliptische Kürzung 2 {{ poppis populär Pseudoableitung 2 }} porr pornografi Kopfwort 1 } porrig 253 pornografisk Pseudoableitung 2 }} p-piller preventivpiller Kürzungskompo‐ situm 1 { p-plats parkeringsplats Kürzungskompo‐ situm 1 { prao praktisk arbetslivsori‐ entering diskontinuierliches Kurzwort 2 {{ pretto pretentiös Pseudoableitung }{ 2 proffs professionell person diskontinuierliches Kurzwort 1 } propp proposition Kopfwort 1 } propp propedeutisk kurs Kopfwort 1 } Anhang 4: Schwedisches Wörterbuchkorpus (Svenska Akademiens Ordlista) 371 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur pryo praktisk yrkeslivsorien‐ tering diskontinuierliches Kurzwort 2 {{ psyk- (z. B. psyksjuk) psykisk/ psykologisk/ psykiatrisk gebundene Kür‐ zung 1 } punka punktering Pseudoableitung 2 }{ punktis punktering Pseudoableitung 2 }} p-vakt parkeringsvakt Kürzungskompo‐ situm 1 { pytt pyttipanna Kopfwort 1 } rack racket Kopfwort 1 } radio radioapparat elliptische Kürzung 3 {{{ raka raksträcka diskontinuierliches Kurzwort 2 {{ rea realisation Kopfwort 2 {{ rea- (z. B. reamotor) reaktionsgebundene Kür‐ zung 2 {{ regnbåge regnbågsforell Pseudoableitung 3 }{{ rek rekommenderad post‐ försändelse Kopfwort 1 } reka rekognoscera diskontinuierliches Kurzwort 2 {{ reko rekorderlig Kopfwort 2 {{ relikt reliktartad elliptische Kürzung 2 {} rens rensmaskin elliptische Kürzung 1 } rep repetition Kopfwort 1 } repa repetera diskontinuierliches Kurzwort 2 {{ repro- (z. B. re‐ proteknik) reproduktionsgebundene Kür‐ zung 2 {{ Rh-faktor rhesusfaktor Kürzungskompo‐ situm 2 }{ Anhang 372 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur riks rikssamtal elliptische Kürzung 1 } rå rådjur elliptische Kürzung 1 { sabb sabotage Kopfwort 1 } sabba sabotera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ sax saxofon Kopfwort 1 } schizzad schizofren Pseudoableitung 2 }} semi semifinal elliptische Kürzung 2 {{ sensiträ‐ ning sensitivitetsträning gebundene Kür‐ zung 2 }{ servo servomotor/ -mekanism elliptische Kürzung 2 }{ sessa prinsessa Endwort 2 }{ skilje skiljeställe elliptische Kürzung 2 }{ skissa skissera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ skiva grammofonskiva elliptische Kürzung 2 {{ skocka ärtskocka elliptische Kürzung 2 }{ skrilla skridsko Pseudoableitung 2 }{ skummis skumraskfigur Pseudoableitung 2 }} skådis skådespelare Pseudoableitung 2 {} sladdis sladdbarn Pseudoableitung 2 }} slas slashas elliptische Kürzung 1 } SM svenskt mästerskap Buchstabierwort 2 }} snabbis snabbt samlag Pseudoableitung 2 }} sniff sniffning elliptische Kürzung 1 } social socialtjänst elliptische Kürzung 2 {} sosse socialdemokrat Pseudoableitung 2 }{ so-ämne samhällsorienterande ämne Kürzungskompo‐ situm 2 }{ Anhang 4: Schwedisches Wörterbuchkorpus (Svenska Akademiens Ordlista) 373 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur spark sparkstötting elliptische Kürzung 1 } sparring sparringpartner elliptische Kürzung 2 }} stammis stammkund Pseudoableitung 2 }} stereo stereoanläggning elliptische Kürzung 3 {{{ stereo stereofoni Kopfwort 3 {{{ stins stationsinspektör diskontinuierliches Kurzwort 1 } stor storsegel elliptische Kürzung 1 } straff straffspark elliptische Kürzung 1 } strippa stripteasedansös Pseudoableitung 2 }{ ståuppare ståuppkomiker Pseudoableitung 4 {}{{ stäv ordstäv elliptische Kürzung 1 } sudd suddgummi elliptische Kürzung 1 } sval svalskåp elliptische Kürzung 1 } svett svettig elliptische Kürzung 1 } synare avsynare elliptische Kürzung 3 {{{ synk synkronisering Kopfwort 1 } synka synkronisera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ synt synthesizer Kopfwort 1 } syntet syntetisk material Kopfwort 2 }} syo studieoch yrkesorien‐ tering Lautinitialwort 2 {{ syo syokonsulent elliptische Kürzung 2 {{ system systembolag elliptische Kürzung 2 }} såpa såpopera Pseudoableitung 2 {{ säpo/ Säpo säkerhetspolisen Silbeninitialwort 2 {{ tabb tabulator Kopfwort 1 } Anhang 374 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur taxvärde taxeringsvärde gebundene Kür‐ zung 1 } t-bana tunnelbana Kürzungskompo‐ situm 1 { teko-in‐ dustri textiloch konfektions‐ industri gebundene Kür‐ zung 2 {{ telekom telekommunikation Kopfwort 3 {{} telex telexmeddelande elliptische Kürzung 2 {} temp temperatur Kopfwort 1 } tenorist tenorsaxofonist diskontinuierliches Kurzwort 3 {{} tenta tentamen Kopfwort 2 }{ tenta tentera diskontinuierliches Kurzwort 2 }{ termos termosflaska elliptische Kürzung 2 }} teve/ tv television Buchstabierwort 2 {{ tillfreds tillfredsställd elliptische Kürzung 2 }} tjuga tjugakronorssedel elliptische Kürzung 2 {{ tjänis/ tjenis tjänare Pseudoableitung 2 {} toa toalett Kopfwort 2 {{ toto totalisator Pseudoableitung 2 {{ tradjazz traditionell jazz diskontinuierliches Kurzwort 2 }} transa transvestit Pseudoableitung 2 }{ trattis trattkantarell Pseudoableitung 2 }} trav travtävling elliptische Kürzung 1 } trench trenchcoat elliptische Kürzung 1 } tri trikloretylen Kopfwort 1 { trummis trumslagare Pseudoableitung 2 }} Anhang 4: Schwedisches Wörterbuchkorpus (Svenska Akademiens Ordlista) 375 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur t-sprit teknisk sprit Kürzungskompo‐ situm 1 { tungotal tungomålstalande Silbeninitialwort 3 {{} tvättomat tvättautomat diskontinuierliches Kurzwort 3 }{} ubåt undervattensbåt Kürzungskompo‐ situm 1 { u-hjälp utvecklingshjälp Kürzungskompo‐ situm 1 { u-land utvecklingsland Kürzungskompo‐ situm 1 { uläge undervattensläge Kürzungskompo‐ situm 1 { utilism utillitarism diskontinuierliches Kurzwort 4 {{}} uttagsau‐ tomat uttagningsautomat gebundene Kür‐ zung 2 }} utvik utvikningsbild elliptische Kürzung 2 }} uä-barn utomäktenskapligt barn Kürzungskompo‐ situm 2 {{ va vatten och avlopp Buchstabierwort 2 {{ vad vadställe elliptische Kürzung 1 } vang vangstycke elliptische Kürzung 1 } vd verkställande direktör Buchstabierwort 2 {{ vibb vibration Kopfwort 1 } vichy vichyvatten elliptische Kürzung 2 {{ vick vikariat Kopfwort 1 } vika vikariera Kopfwort 2 }{ video videoapparat elliptische Kürzung 3 {{{ vind vindspel elliptische Kürzung 1 } VM världsmästerskap Buchstabierwort 2 {} Anhang 376 Kurzwort Vollform Kurzworttyp Silben‐ zahl Silben‐ struktur vulka vulkanisera Kopfwort 2 }{ vänstran vänstra handen elliptische Kürzung 2 }} ymp ympkvist elliptische Kürzung 1 } ytter yttre anfallsspelare elliptische Kürzung 2 }} zoo zoologisk trädgård Kopfwort 1 { åk åkdon elliptische Kürzung 1 } åk åkning elliptische Kürzung 1 } överlapp överlappning elliptische Kürzung 3 {}} Anhang 4: Schwedisches Wörterbuchkorpus (Svenska Akademiens Ordlista) 377 www.narr.de TBL Tübinger Beiträge zur Linguistik Dieser Band behandelt vergleichend das Phänomen der Kurzwortbildung im Deutschen und im Schwedischen. Auf der Grundlage von selbst erstellten Korpora werden phonologische Aspekte wie Silbenzahl und Silbenstruktur der Belege sowie die Pluralbildung substantivischer Kurzwörter analysiert. Dabei zeigt sich, dass das Deutsche und das Schwedische Kurzwörter und andere Wortschatzeinheiten an der Peripherie des Lexikons wie etwa Fremdwörter sehr unterschiedlich behandeln. Während das Deutsche verschiedene Wortschatzbereiche recht stark isoliert, hat das Schwedische eher integrative Züge. Neben konkreten Erkenntnissen über das phonologische und grammatische Verhalten von Kurzwörtern in den Untersuchungssprachen macht diese Arbeit deutlich, dass zwischen dem Deutschen und dem Schwedischen tiefgreifende Unterschiede in der Behandlung der Peripherie des Wortschatzes bestehen. Damit sind die Ergebnisse nicht nur für die Kurzwortforschung, sondern auch für die Lexik des Deutschen und des Schwedischen im Allgemeinen interessant. 556 Lux Kurzwortbildung im Deutschen und Schwedischen Kurzwortbildung im Deutschen und Schwedischen Eine kontrastive Untersuchung phonologischer und grammatischer Aspekte Barbara Lux