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Interkulturelle Linguistik als Forschungsorientierung in der mitteleuropäischen Germanistik

2017
978-3-8233-9076-3
Gunter Narr Verlag 
Csaba Földes

Die thematisch um ein aktuelles Forschungsparadigma zentrierten Beiträge des Sammelbandes gehen auf den IV. Kongress des Mitteleuropäischen Germanistenverbandes (MGV) im April 2014 an der Universität Erfurt zurück. Es geht bei diesen hier ausgewählten Aufsätzen um Perspektiven, Methoden und Ergebnisse der sich verstärkt etablierenden Forschungsorientierung ,interkulturelle Linguistik', die gerade, aber nicht nur in der spezifischen mitteleuropäischen Germanistik - an der Schnittstelle zwischen dem deutschen Sprachraum und den angrenzenden Nachbarkulturen - zunehmend eine programmatische Rolle spielt.

Beiträge zur Interkulturellen Germanistik Herausgegeben von Csaba Földes Band 8 Csaba Földes (Hrsg.) Interkulturelle Linguistik als Forschungsorientierung in der mitteleuropäischen Germanistik Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie, detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.d-nb.de abrufbar. © 2017 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Internet: www.narr.de E-Mail: info@narr.de Druck: Universitätsdruckerei der Pannonischen Universität Veszprém Arbeitsnummer: 2016/ 132 Printed in Hungary ISSN: 2190-3425 ISBN: 978-38233-9076-3 --- Inhalt - -- - - - Vorwort -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- VII - - - Lívia-Adamcová - | - Phonetik - und - Orthoepie - vor - dem - Hintergrund - der - Interkulturalitätsforschung -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 1 - - Boris-Blahak - | - Franz - Kafkas - (literarische) - Exophonie - und - ihr - Prager - stadttopographischer - Kontext -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 15 - - Bianka-Burka - | - Verschiedene - Sprach(varietät)en - in - der - Darstellung - einer - grenzenüberschreitenden - Fahrt - in - Terézia - Moras - Roman - „Das - Ungeheuer“ -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 35 - - Pavel-N.-Donec - | - „Präzedenz ‐ Phänomene“ - als - nominative - Peripherie -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 53 - - Karl-Hohensinner - | - Nicht ‐ autochthone - Familiennamen - in - Österreich: - Gibt - es - ein - „Böhmisches - Muster“ - bei - der - Kartierung - von - Familiennamen? -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 63 - - Meliha-Hrustić - | - Verwandtschaftsbeziehungen - und -‐ bezeichnungen - im - Deutschen - und - im - Bosnischen - - - Kulturelle - Unterschiede - als - Übersetzungsproblem - . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 81 - - Evgenija-Kakzanova - | - Eponymische - Internationalismen - mythologischer - Herkunft - unter - kulturwissenschaftlichem - Aspekt -- . . . . . . . . -- 95 - - Felicja-Księżyk - | - Der - deutschsprachige - Traditionsraum - in - Polen - am - Beispiel - ausgewählter - Bereiche - der - Rechtssprache -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 105 - - Alexander-Minor/ Leonid-Tetjuev - | - Sprachsituation - der - Wolgadeutschen - im - Russischen - Zarenreich -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 119 - - VI - Inhalt - - Márta-Murányi‐Zagyvai - | - Kurzwortkomposita - als - sprachlicher - Schmelztiegel - von - Kulturen -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 131 - - Lyubov-Nefëdova - | - Sprachfallen: - Wie - kann - man - sie - umgehen? - Über - den - Umgang - mit - „falschen - Freunden“ - des - Deutschen - und - des - Russischen -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 149 - - Adina‐Lucia-Nistor - | - Einzugsgebiete - der - Siebenbürger - Sachsen - in - Deutschland - nach - ihren - Familiennamen -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 167 - - Olha-Popovych - | - Was - vergleicht - man - eigentlich? - Zur - Konzeptualisierung - von - Sprechhandlungen - im - interkulturellen - Vergleich -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 179 - - Milote-Sadiku - | - Eigennamen - als - Komponenten - der - Phraseologismen - im - Deutschen - und - im - Albanischen -- . . . . . . . . . . . . . . . . -- 195 - - Tanja-Seliazneva - | - Metaphorische - Grundlagen - der - landeskundlichen - Kode ‐ Realien - und - ihre - Manifestation - in - einem - interkulturellen - Kommunikationskontext -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 205 - - Patricia-Şerbac - | - Rumäniendeutsch - - - Zentrum - oder - Peripherie? - Einflüsse - des - Rumänischen - auf - die - deutsche - Schriftsprache - in - Rumänien -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 223 - - Péter-Urbán - | - Mehrsprachige - Zeitschriften - im - Bratislava - der - Zwischenkriegszeit -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 241 - - Bertold-Wöss - | - Familiennamen - auf -‐ inger - in - den - Nachfolgestaaten - der - österreichischen - Monarchie -- . . . . . . . . . . . . . . . . -- 251 - - Erminka-Zilić/ Alma-Čović‐Filipović - | - Sprachlich ‐ kulturelle - Kontakte - zwischen - Bosnien ‐ Herzegowina - und - der - Österreich ‐ Ungarischen - Monarchie - in - der - Presse -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 265 - - - Herausgeber - und - Beiträger(innen) -- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -- 283 - --- Vorwort - -- - - - Der - Mitteleuropäische - Germanistenverband - (MGV) - hat - vom - 10.-12.04.2014 - sei ‐ nen - 4. - Kongress - mit - dem - Titel - „Zentren - und - Peripherien - - - Deutsch - und - seine - interkulturellen - Beziehungen - in - Mitteleuropa“ - an - der - Universität - Erfurt - veran ‐ staltet. - Ausgerichtet - wurde - der - Kongress - vom - Präsidenten - des - MGV, - Prof. - Dr. - Dr. - Csaba - Földes, - und - seinem - Lehrstuhl - für - Germanistische - Sprachwissen ‐ schaft. - Die - Veranstaltung - stand - unter - der - Schirmherrschaft - von - Frau - Christine - Lieberknecht, - Ministerpräsidentin - des - Freistaates - Thüringen. - - Eingeladen - wurden, - wie - auch - schon - bei - den - letzten - drei - Kongressen - in - Dresden - (2003), - Olmütz - (2007) - und - Wien - (2010), - Germanistinnen - und - Germa ‐ nisten - aus - vielen - Regionen - Mitteleuropas, - aber - auch - darüber - hinaus, - die - sich - mit - der - Sprache - und - der - Kultur - des - mitteleuropäischen - Raums - beschäftigen. - Nach - dem - Grundkonzept - der - Veranstalter - sollte - sich - der - Kongress - - - dem - Selbstverständnis - des - MGV - als - interkultureller - und - grenzüberschreitender - Ver ‐ band - entsprechend - - - nicht - nur - mit - den - „Zentren“ - der - deutschen - Sprache - und - Kultur - auseinandersetzen, - sondern - auch - mit - den - „Peripherien“, - welche - die - har ‐ ten - Sprachgrenzen - relativieren - und - Wechselbeziehungen - zwischen - diesen - er ‐ möglichen. - Neben - Deutschland, - Österreich - und - der - Schweiz - gibt - es - doch - meh ‐ rere - „Zentren“ - in - Mitteleuropa, - in - denen - Varietäten - der - Sprache - Deutsch - ge ‐ sprochen - werden - und/ oder - reiche - deutschsprachige - kulturelle - Traditionen - be ‐ stehen. - Diese - Zentren - - - im - wörtlichen - Sinne - als - Mittelpunkte - betrachtet - - - kön ‐ nen - somit - auch - als - Sprachinseln - oder - deutschsprachige - Kultur ‐- bzw. - Traditi ‐ onsräume - bezeichnet - werden. - Außerhalb - der - Zentren - befindet - sich - die - jeweili ‐ ge - Peripherie, - welcher - nur - zu - häufig - eine - Randstellung - zugesprochen - wird. - Die - sogenannten - Peripherien - sind - aber - wichtige - Konnexe, - da - sie - verschiedene - Zen ‐ tren - verbinden - und - so - auch - Beziehungen - zwischen - den - einzelnen - Sprachen - Mitteleuropas - herstellen. - Die - deutsche - Sprache, - als - Sprache - im - Zentrum - Euro ‐ pas, - hat - sich - aus - Sicht - sowohl - der - diachronen - als - auch - der - synchronen - Sprach ‐ wissenschaft - als - Mittlerin - zwischen - den - Kulturen - erwiesen. - Von - Bedeutung - ist - dabei - ist - vor - allem - die - spezifische - Dynamik, - die - vom - Spannungsverhältnis - zwi ‐ schen - Zentrum - und - Peripherie - ausgeht, - wobei - Strukturen - und - Normen - von - „Zentralität“ - von - den - Peripherien - (den - „Rändern“) - her - relativiert - bzw. - unter - Umständen - re ‐ interpretiert - werden - können. - VIII - Vorwort - Nicht - nur - die - Linguistik, - sondern - auch - weitere - Bereiche - der - Germanistik, - wie - die - Literaturwissenschaft - und - die - Fachdidaktik - Deutsch - bzw. - Deutsch - als - Fremdsprache, - erweitern - in - letzter - Zeit - ihre - Forschungsthemen - zunehmend - um - eine - interkulturelle - Perspektive. - Der - 4. - Kongress - des - MGV - hatte - u.a. - das - Ziel, - eine - Bestandsaufnahme - der - interkulturell - orientierten - Germanistik - mit - Bezug - auf - Mitteleuropa - zu - bieten, - aber - auch - neue - einschlägige - Forschungsan ‐ sätze - zur - Sprache - zu - bringen - und - zu - diskutieren. - Folglich - war - der - Bogen - der - Vorträge - über - die - Linguistik - hinaus - viel - weiter - gespannt. - ‚Deutsch‘ - ist - bei - wei ‐ tem - nicht - nur - ein - sprachliches - Phänomen, - sondern - konnotiert - alle - histori ‐ schen, - politischen, - kulturellen - und - künstlerischen - Zusammenhänge, - die - in - ei ‐ nem - politisch ‐ geographischen - Raum - situiert - sind - (oder - waren), - in - dem - die - Er ‐ eignisse - des - 20. - Jahrhunderts - das - gewachsene, - aber - keineswegs - immer - span ‐ nungsfreie - Verhältnis - von - Deutschen - im - Kontext - der - baltischen, - slawischen, - ungarischen - und - anderen - Kulturen - noch - weiter - zerrüttete. - So - thematisieren - die - meisten - Beiträge - das - sich - als - Kulturraum - und - als - (Groß ‐ )Region - begreifbare - Mitteleuropa - im - Hinblick - auf - seine - (kultur ‐ )historischen - und - sprachlichen - Kommunikationsformen - sowie - Wandlungen, - Wechsel ‐- bzw. - Transferbeziehun ‐ gen, - Identitätsprägungen, - aber - auch - Konflikte - und - Kontroversen. - Letztlich - geht - es - darum, - Mitteleuropa - in - gesamteuropäischen - und - globalen - Zusammenhän ‐ gen - aus - germanistischer - Sicht - zu - (re ‐ )perspektivieren. - - In - diesem - Sinne - gab - es - Vorträge - interkulturell - und - mitteleuropabezogen - ar ‐ beitender - Wissenschaftlerinnen - und - Wissenschaftler - zu - folgenden - großen - dis ‐ ziplinären - Themenkomplexen: - - - Sprache - und - Interkulturalität, - - - Literatur - und - Interkulturalität, - - - Lernen, - Studieren, - Lehren - und - Forschen - im - In ‐- und - Ausland, - - - Kulturwissenschaftliche - Forschung. - Insofern - ist - es - eine - genuine - Aufgabe - des - MGV, - immer - wieder - die - Frage - danach - zu - stellen, - in - welcher - Weise - sich - ‚das - Deutsche‘ - in - (Ost ‐ )Mitteleuropa - präsen ‐ tiert - und - welche - Ausformungen - es - in - Sprache - und - Literatur - im - Laufe - der - Jahr ‐ hunderte - bis - heute - erfährt. - - Der - vorliegende - Band - „Interkulturelle - Linguistik - als - Forschungsorientierung - in - der - mitteleuropäischen - Germanistik“ - umfasst - einen - Teil - der - thematisch - spe ‐ ziell - interkulturell ‐ linguistisch - ausgerichteten - Kongressbeiträge, - welche - eine - zunehmend - relevante - Stoßrichtung - in - der - Germanistik - Mitteleuropas - definie ‐ ren. - - Für - die - kompetente - und - vielseitige - Unterstützung - bei - der - Realisierung - des - Kongresses - und - beim - Zustandekommen - dieses - Bandes - danke - ich - meinem - Lehr ‐ stuhlteam - herzlich, - insbesondere - Herrn - Dr. - des. - Ronny - Schulz - (Tagungssekre ‐ - Vorwort - IX - tariat) - und - Herrn - PD - Dr. - Markus - Hartmann, - akad. - Oberrat - (Lektorierung - und - Redaktion). - - Die - anderen - Kongressvorträge, - die - zur - Publikation - vorgelegt - worden - sind, - werden - in - folgenden - Bänden - veröffentlicht: - - - Földes, - Csaba - (Hrsg.): - Zentren - und - Peripherien - - - Deutsch - und - seine - inter ‐ kulturellen - Beziehungen - in - Mitteleuropa. - Tübingen: - Gunter - Narr - Verlag - 2017 - (Beiträge - zur - Interkulturellen - Germanistik; - 7). - - - Földes, - Csaba/ Haberland, - Detlef - (Hrsg.): - Nahe - Ferne - - - ferne - Nähe. - Zentrum - und - Peripherie - in - deutschsprachiger - Literatur, - Kunst - und - Philosophie. - Tü ‐ bingen: - Gunter - Narr - Verlag - 2017 - (Beiträge - zur - Interkulturellen - Germanistik; - 9). - - - Földes, - Csaba - (Hrsg.): - Themenfelder, - Erkenntnisinteressen - und - Perspekti ‐ ven - in - der - Germanistik - in - Mitteleuropa. - Tübingen: - Gunter - Narr - Verlag - 2017 - (Beiträge - zur - Interkulturellen - Germanistik; - 10). - Mögen - sich - diese - Publikationen - als - eine - wertvolle - Bereicherung - für - die - Reihe - „Beiträge - zur - Interkulturellen - Germanistik“ - erweisen - und - die - akademische - Zu ‐ sammenarbeit - vor - allem - in - mitteleuropäischen - Wissenschaftskontexten, - aber - auch - darüber - hinaus, - befruchten. - - - Erfurt, - im - Herbst - 2016 - Csaba - Földes - Phonetik - und - Orthoepie -- vor - dem - Hintergrund - der - Interkulturalitätsforschung - Lívia - Adamcová - (Bratislava/ Pressburg) - Zusammenfassung - Die - veränderten - Anforderungen - auf - dem - Arbeitsmarkt - in - der - Slowakei - (und - in - Europa) - stellen - die - Universitätsausbildung - vor - neue - Herausforderungen. - Seit - Anfang - des - 21. - Jahrhunderts - erlebt - man - in - Bezug - auf - Bildung - und - Ausbildung - einen - Paradigmenwech ‐ sel - von - der - Wissensorientierung - hin - zur - Kompetenzorientierung. - Neue - Schlagworte - sind - „autonomes - Lernen“, - „kulturelle - und - interkulturelle - Kompetenz“, - „Kommunikati ‐ onskompetenz“, - „Kooperationskompetenz“, - „kreative - Schreib ‐- und - Textkompetenz“ - u.a. - Infolge - der - Globalisierungstendenzen - in - Europa - nimmt - auch - die - Nachfrage - nach - inter ‐ kulturell - kompetenten - Akteuren - zu - (vgl. - Li - 2011). - Damit - hängt - auch - die - Hörverstehens ‐ kompetenz - in - der - Fremdsprache - aufs - engste - zusammen. - Der - Erwerb - der - phonologi ‐ schen - Kompetenz - ist - aus - der - Perspektive - der - Auslandsgermanistik - mit - dem - Erwerb - von - interkultureller - Kompetenz - verbunden: - Die - Entwicklung - und - Förderung - der - interkultu ‐ rellen - Kompetenz - in - Beziehung - zur - Vermittlung - phonologischer - Kenntnisse - und - Fertig ‐ keiten - gehört - demzufolge - zu - Kern ‐- oder - Schlüsselkompetenzen - im - Prozess - des - Fremd ‐ sprachenerwerbs. - Im - Beitrag - wird - darauf - hingewiesen, - dass - sich - wegen - der - Vielfältigkeit - der - deutschen - Sprache - verschiedene - Perspektiven, - Herausforderungen - und - Konsequen ‐ zen - für - den - Germanistikunterricht - und - dessen - Erforschung - eröffnen, - wie - etwa - Plurizen ‐ trik, - Regionalität, - Sprechsprache, - Standardaussprache, - informelle - Stile - u.v.a.m. - Das - An ‐ liegen - der - hier - vorgelegten - Ausführungen - besteht - darüber - hinaus - auch - darin, - For ‐ schungsmöglichkeiten - aus - interkultureller - Sicht - aufzuzeigen, - um - zu - einem - tieferen - Verständnis - dieses - wichtigen - Teilbereichs - der - Linguistik - zu - gelangen - und - um - die - Fähig ‐ keit - zur - interkulturellen - Kommunikation - zu - entwickeln. - 1 - Einleitendes - Der - Beitrag - setzt - sich - zum - Ziel, - verschiedene - theoretische - Überlegungen - mit - empirischen - Beobachtungen - zum - Thema - Orthoepie - vor - dem - Hintergrund - der - Interkulturalitätsforschung - zu - verknüpfen - und - darzustellen. - Auf - die - Bedeutung - interkultureller - Verständnisprobleme - wird - mehrfach - hingewiesen - werden. - Eine - wesentliche - Idee - dabei - ist, - dass - theoretisch ‐ praktische - phonetische - (segmenta ‐ le - und - suprasegmentale) - Erfahrungen - und - Beobachtungen - dazu - beitragen, - die - Sprechrealität - im - Gegenwartsdeutschen - (hauptsächlich - im - Bereich - der - Aus ‐ landsgermanistik) - besser - zu - verstehen - und - zu - realisieren. - Beim - Sprechen - ist - 2 - Adamcová - nämlich - auch - die - p h o n o l o g i s c h e - K o m p e t e n z - als - Grundlage - für - den - Erwerb - der - Standardlautung - von - grundlegender - Bedeutung: - Die - an - der - Kom ‐ munikation - Teilnehmenden - beziehen - sich - auf - einen - spezifischen - sozialen - und - kulturellen - Kontext - und - stellen - ihn - im - Prozess - der - Kommunikation - selbst - her. - Sie - werden - Träger - und - Vermittler - sprachlicher - und - kultureller - Werte - und - Nor ‐ men, - und - es - wird - erkennbar, - dass - sie - dazu - u.a. - auch - eine - solide - phonologische - Basis - benötigen. - Sie - beinhaltet - die - Kenntnis - der - Laut ‐ Graphem ‐ Relationen, - des - Phonemsystems - und - seine - Distributions ‐- bzw. - Verknüpfungsregeln, - die - korrek ‐ te - Aussprache - sprachlicher - Einheiten, - die - Betonungsregeln - (Suprasegmentalia) - u.v.a.m. - Der - vorliegende - Beitrag - setzt - sich - nicht - zum - Ziel, - auf - das - phonologi ‐ sche - und - orthoepische - Wissen - detailliert - einzugehen, - sondern - vielmehr - auf - sei ‐ ne - Bedeutung - für - die - Interkulturalitätsforschung - hinzuweisen. -- - Der - im - zweiten - Teil - des - Beitrags - dargestellte - methodologische - Ansatz - nimmt - die - phonologische - Kompetenz - und - ihre - Praxis - als - transmediales - und - zu ‐ gleich - multimodales - Zeichenhandeln - ernst, - das - verschiedenartig - aufbereitet - sein - kann. - Im - abschließenden - Ausblick - wird - eine - Perspektive - skizziert, - die - mehr - denn - je - die - Untersuchung - des - sprechsprachlichen - Wissens - und - Tuns - des - Sprechenden - erlaubt - und - fördert. - 2 - Einige - Bemerkungen - zur - Interkulturalitätsforschung - Zur - Problematik - der - interkulturellen - Kommunikation - sind - bisher - zahlreiche - (teils - kontroverse) - Publikationen - erschienen - (vgl. - z.B. - Földes - 2003, - Kaunzner - 2011, - Kiklewicz - 2011). - Zum - besseren - Verständnis - der - Grundlagen - der - Interkultu ‐ ralitätsforschung - und - der - interkulturellen - Kommunikation - ist - etwa - das - Werk - von - Földes - (2007) - empfehlenswert, - das - sich - Begriffsbestimmungen, - For ‐ schungsfragen, - Methoden - und - Perspektiven - dieses - Bereichs - systematisch - und - komplex - widmet. - Mit - Recht - weist - Földes - darauf - hin, - dass - zur - Interkulturalitäts ‐ forschung - die - Linguistik - bis - jetzt - nicht - hinreichend - Stellung - bezogen - hat - und - dass - die - Begriffe - „Kommunikation“, - „Kultur“ - und - „Interkulturalität“ - in - der - Fachwelt - ungenügend - voneinander - abgegrenzt - wurden - und - ihre - Relationen - mangelhaft - diskutiert - werden. - Er - (2007: - 10) - sagt: - Die - Globalisierung - schreitet - mit - rasantem - Tempo - voran - und - bewirkt - auf - weiten - Strecken - eine - Multikulturalisierung - postmoderner - Gesellschaften, - was - zu - einem - deutlichen - Anstieg - interkultureller - Begegnungen - verschiedenster - Art - führt, - d.h. - die - dadurch - wachsende - Zahl - von - unbeantworteten - Fragen - zur - Kultur, - Interkul ‐ turalität - und - kommunikativen/ interkulturellen - Kompetenz - erfordert - gezielte - be ‐ griffliche - Reflexion. - - Phonetik - und - Orthoepie - in - der - Interkulturalitätsforschung - 3 - Das - Problem - der - Interkulturalität - hat - die - Diskussion - um - die - Germanistikaus ‐ bildung - am - Ende - des - 20. - Jahrhunderts - entscheidend - mitgeprägt. - Dass - dies - nicht - nur - für - den - Bereich - Auslandsgermanistik, - sondern - international - von - Be ‐ deutung - war, - ist - allgemein - bekannt. - Diese - Tatsache - ist - auch - insofern - nicht - un ‐ wichtig, - als - dadurch - auf - die - Rolle - des - Fremdsprachenunterrichts - bei - der - in - den - letzten - Jahren - stark - diskutierten - Globalisierung - hingewiesen - wird: - Die - Ver ‐ schiedenheit - der - Sprachen - bildet - nicht - das - Haupthindernis - bei - der - weltweiten - Kommunikation. - Vielmehr - wurde - bewiesen, - dass - die - noch - feiner - differenzier ‐ ten - Kulturen - und - die - Differenzen - zwischen - ihnen - in - der - Sprache - einen - Ver ‐ mittlungspunkt - finden, - der - ihre - Unterschiedlichkeit - kommunizierbar - und - ver ‐ ständlich - machen - kann - (vgl. - Wierlacher/ Bogner - 2003, - Adamcová - 2009). -- - Interkulturellen - Verständnisproblemen - widmet - sich - wissenschaftlich, - termi ‐ nologisch - und - methodologisch - auch - die - Linguistik. - Nach - einer - Unterbrechung - in - den - 90er - Jahren - des - 20. - Jahrhunderts - wurde - ein - Spektrum - neuer - Konzepte - und - Erkenntnisse - vorgelegt, - die - Földes - (2003: - 57) - folgendermaßen - charakteri ‐ siert: - - Interkulturelle - Linguistik - verspricht - ein - reizvolles - theorie ‐ , - problem ‐- und - phäno ‐ menorientiertes - Forschungsfeld - mit - einem - breit - gefächerten - und - komplexen - Portfolio - zu - werden. - Daher - müsste - sie - sich - ein - integratives - und - äußerst - dynami ‐ sches - und - zudem - genuin - inter ‐- bzw. - transdisziplinäres - Forschungsparadigma - zu ‐ legen. - Zu - seinen - methodischen - Besonderheiten - zählt, - dass - es - Untersuchungen - zu - Strukturen, - Manifestationen - und - Wirkungen - kulturenübergreifender - Kon ‐ traste - und - Kontakte - sowie - zur - interkulturellen - Kommunikation - im - weitesten - Sinne - mit - sozial ‐- und - kulturwissenschaftlichen - Studien - (und - z.T. - mit - Aspekten - interkulturellen - Lernens) - verbindet. -- Wögerbauer - (2003: - 159) - fährt - in - diesem - Sinne - fort: - Aus - der - Diskussion - um - Interkulturalität - ergibt - sich - für - den - praktischen - Fremd ‐ sprachenunterricht - nicht - bloß - ein - neuer - ‚landeskundlicher‘ - Schwerpunkt, - son ‐ dern - eine - tatsächliche - methodische - Erweiterung. - Dem - Sprachunterricht - wird - ei ‐ ne - große - Verantwortung - für - interkulturelle - Verständigung - und - Austausch - zuge ‐ wiesen, - er - soll - die - Reflexion - der - eigenen - Bedingtheit - sowohl - seitens - der - Lehren ‐ den - als - auch - der - Studierenden - fördern, - usw. - - - eine - Verantwortung, - die - - - will - man - es - bescheiden - formulieren - - - dem - Fach - sicherlich - um - einiges - zu - groß - ist. - Das - gilt - umso - mehr, - als - es - noch - bedeutende - Probleme - für - den - Unterricht - selbst - gibt. - Der - weltweite - Globalisierungs ‐- und - Ökonomisierungsprozess - führt - in - allen - ge ‐ sellschaftlichen - Prozessen - und - Lebenssituationen - (auch - im - Bildungswesen) - zu - enormen - Strukturänderungen. - In - der - Auslandsgermanistik - werden - die - Fremd ‐ 4 - Adamcová - sprachen - nicht - mehr - allein - als - Bildungssprachen - zum - Erwerb - des - Bildungsgu ‐ tes - der - Denker - und - Dichter - erlernt, - sondern - in - zunehmendem - Maße - praxisori ‐ entiert, - in - der - Anpassung - an - die - praktischen - Erfordernisse - der - globalisierten - Berufswelt. - Dies - zeigt - sich - u.a. - im - weltweiten - Versuch - der - Integrierung - des - i n t e r k u l t u r e l l e n , - ökonomischen - und - rechtswissenschaftlichen - Unter ‐ richts - in - die - Fremdsprachenausbildung - (vgl. - Bolten - 2001, - Cothram - 2002, - Dues ‐ berg - 2006, - Vollstedt/ Walter - 2007, - Zhao - 2002). - - Dieser - Prozess - hängt - u.a. - damit - zusammen, - dass - die - Europäische - Union - wächst - und - sich - ständig - erweitert. - Die - dabei - entstehenden - Probleme - werden - vor - allem - unter - wirtschaftlichen, - k u l t u r e l l e n - und - s p r a c h l i c h e n - As ‐ pekten - diskutiert. - Daraus - ergibt - sich - eine - Ausweitung - im - inhaltlichen - Sinne - auch - auf - Bereiche - jenseits - der - Wirtschaft. - Auch - Werte - und - kulturelle - Traditio ‐ nen - spielen - verstärkt - eine - Rolle. - Damit - ist - explizit - gesagt, - dass - die - europäische - Integration - auch - eine - kulturelle - Komponente - beinhaltet. - Mit - dem - ökonomi ‐ schen - Zusammenwachsen - Europas - stellt - sich - in - zunehmendem - Maße - das - Prob ‐ lem, - gemeinsame - europäische - Identität - anzunehmen - und - Entscheidungen - zu - treffen, - eine - europäische - Solidarität - zu - entwickeln - und - dabei - aus - einer - kultu ‐ rellen - Identität - mit - gemeinsamen - Haltungen, - Ansichten, - kulturellen - Wertvor ‐ stellungen - und - Weltsichten - schöpfen - zu - können. - Dieser - Prozess - führt - in - ganz - Europa - auch - im - Bildungswesen - zu - großen - Strukturänderungen - und - zur - Entste ‐ hung - neuer - universitärer - Studiengänge. - Alte - Studiengänge, - z.B. - Germanistik - oder - Deutsch - als - Fremdsprache, - passen - ihre - Ziele - und - Lehrveranstaltungen - diesem - Trend - an. - In - der - Auslandsgermanistik - wird - die - deutsche - Sprache - nicht - mehr - zum - Erwerb - von - Basiskenntnissen - in - Deutsch - und - über - Deutschland - er ‐ lernt, - sondern - in - zunehmendem - Maße - praxisorientiert: - Die - Auslandsgermanis ‐ tik - passt - sich - an - die - praktischen - Erfordernisse - der - globalisierten - Berufswelt - an. - Dies - spiegelt - sich - u.a. - im - weltweiten - Versuch - der - Einbeziehung - der - interkultu ‐ rellen - Kommunikation - in - die - Germanistikausbildung - der - Gegenwart - wider - (vgl. - Cothram - 2002, - Duesberg - 2006). - - Eines - der - meistdiskutierten - Themen - der - Interkulturalitätsforschung - in - Deutschland - der - letzten - Jahre - ist - der - Verlust - der - Stellung - des - Deutschen - als - Wissenschaftssprache. - Man - spricht - sogar - von - der - Erosion - der - Rolle - des - Deut ‐ schen - als - Fremd ‐- bzw. - Arbeitssprache - in - den - letzten - zwanzig - Jahren - und - ver ‐ sucht, - Lösungen - zu - finden - und - die - Situation - zu - stabilisieren - und - zu - verbessern. - Es - entsteht - nämlich - leicht - der - Eindruck, - die - internationale - Kommunikation - lie ‐ ße - sich - heute - allein - mit - der - globalen - lingua - franca - Englisch - bewältigen. - Doch - bestehen - nach - wie - vor - mehrere - internationale - Sprachen - fort, - die - nicht - nur - aus - Tradition - weiterhin - rund - um - die - Welt - als - Fremdsprachen - erlernt - werden. - Be ‐ sondere - Aufmerksamkeit - gilt - dabei - der - Frage, - inwieweit - die - Einbindung - der - deutschsprachigen - Länder - in - die - Europäische - Union - die - internationale - Stellung - der - deutschen - Sprache - fördert. - Im - vorliegenden - Beitrag - wird - die - Auffassung - - Phonetik - und - Orthoepie - in - der - Interkulturalitätsforschung - 5 - vertreten, - dass - ein - simpler - Monolingualismus - nicht - als - funktionales - Lösungs ‐ modell - erscheinen - kann - und - darf. - Wie - auch - neuere - Untersuchungen - zeigen, - muss - das - Ziel - eine - ausgewogene - Mehrsprachigkeit - sein, - in - der - das - Deutsche - aufgrund - seiner - Traditionen, - aber - auch - seiner - heutigen - Stellung - eine - systemati ‐ sche - Rolle - spielen - sollte - (vgl. - Földes - 2007). - Es - gilt - - - mindestens - in - Mitteleuropa - - - attraktive - Ziele - für - die - Wiederherstellung - des - Deutschen - als - Wissenschafts ‐- und - Arbeitssprache - zu - initiieren; - jedoch - haben - sich - neue - Gegebenheiten - diesen - günstigen - Konstellationen - in - den - Weg - gestellt, - unter - anderem - die - Finanzkrise - mehrerer - Universitäten, - die - Unsicherheiten - bei - der - Nachwuchsrekrutierung - und - das - Interesse - für - neuere - Märkte - wie - z.B. - China, - Russland, - Südamerika - oder - Afrika. -- - Was - die - slowakischen - Hochschulen - und - Universitäten - angeht, - so - wurde - Germanistik - im - 20. - Jahrhundert - traditionell - im - engeren - Sinne - als - Philologie - der - deutschen - Sprache - und - Literatur - bzw. - ihre - Didaktik - gelehrt. - Dazu - kam - in - der - zweiten - Hälfte - des - 20. - Jahrhunderts - (in - verstärktem - Maße - nach - der - sog. - kom ‐ munikativ ‐ pragmatischen - Wende - in - der - Linguistik - nach - 1970) - das - pragmati ‐ sche - Interesse, - im - Deutschen - Kompetente - mit - praxisorientierten - Fertigkeiten - auszubilden - (vgl. - Adamcová - 2009). - Das - Grundstudium - beinhaltete - fast - aus ‐ schließlich - das - Sprachlernen, - während - das - Hauptstudium - neben - der - weiteren - Sprachausbildung - durch - sprachwissenschaftliche - und - literarische - Lehrveran ‐ staltungen - mit - Einführungscharakter - ergänzt - wurde. - Außerdem - kamen - die - für - die - Auslandsgermanistik - typischen - Lehrveranstaltungen - wie - Landeskunde, - Übersetzen, - Dolmetschen, - Fachsprache - und - andere - berufsorientierte - Fächer - hinzu. -- - Die - Situation - hat - sich - in - den - letzten - Jahren - im - Hinblick - auf - die - Praxisaus ‐ richtung - der - Germanistikausbildung - entscheidend - verändert: - Es - werden - neue - Curricula, - Lehrkonzepte, - Lehrveranstaltungen, - Methoden - und - neue - Unter ‐ richtsorganisationsformen - eingeführt. - Wahlweise - soll - jede - Universität - entspre ‐ chend - ihren - Charakteristika - und - Stärken - ihre - Fremdsprachenausbildung - mit - einem - oder - mehreren - Fächern - im - Bereich - von - Kultur, - Jura, - Wirtschaft, - Politik, - Didaktik - usw. - kombinieren. - - Im - Rahmen - der - Interkulturalitätsforschung - sind - in - den - letzten - Jahren - meh ‐ rere - Teilgebiete - bzw. - Ausrichtungen - entstanden. - Bereiche - wie - Interkulturelle - Kommunikation, - Interkulturelle - Linguistik - und - Interkulturelle - Germanistik - sind - in - den - letzten - Jahren - in - Mode - gekommen. - Man - widmet - ihnen - viel - Auf ‐ merksamkeit - auf - Kongressen, - in - wissenschaftlichen - Periodika - und - Kongress ‐ bänden. - Einen - Beweis - für - die - intensive - Erforschung - der - Interkulturalitätsprob ‐ lematik - auf - linguistischer - Basis - stellt - auch - der - 2002 - begründete - Mitteleuropäi ‐ sche - Germanistenverband - dar - (vgl. - www.mgv‐portal.eu), - der - sich - zum - Ziel - setzt, - im - Sinne - des - Aufbruchs - von - 1989 - und - der - anschließenden - EU ‐ Erweite ‐ 6 - Adamcová - rungen - an - der - konzeptionellen - und - institutionellen - Neuorientierung - des - Fa ‐ ches - Germanistik - in - den - mitteleuropäischen - Ländern - mitzuwirken. - - Bedeutende - Probleme - im - Bereich - der - Interkulturellen - Linguistik - ergeben - sich - auf - mehreren - sprachlichen - Ebenen - - - auch - im - orthoepischen - Bereich, - der - wesentlich - zum - Problem - der - Verständlichkeit - beiträgt. - Aus - diesem - Grunde - sol ‐ len - im - Folgenden - einige - wichtige - Problembereiche - der - Phonetik - und - der - Pro ‐ sodie - vor - dem - Hintergrund - der - Interkulturalitätsforschung - kurz - skizziert - wer ‐ den. -- 3 - Zum - Stellenwert - der - Phonetik - in - der - Interkulturalitätsforschung - Zur - Kommunikationsfähigkeit - gehört - eine - angemessene - Aussprache; - Kommu ‐ nikation - ist - häufiger - durch - Aussprachemängel - gefährdet - als - durch - Grammatik ‐ fehler - (vgl. - Mebus - u.a. - 1987), - und - beim - Sprechen, - im - Gespräch - mit - Fremden, - kommt - es - oft - zu - Missverständnissen, - weil - die - Sprecher - die - Sprache - auf - unter ‐ schiedlichem - Niveau - beherrschen, - einen - Dialekt, - ein - Jargon - - - also - kein - Stan ‐ darddeutsch - sprechen - oder - keine - angemessene - Aussprache - verwenden. - Was - ist - aber - eine - „angemessene - Aussprache“? - Ist - es - das - Ziel - des - Fremdsprachenler ‐ nens, - eine - muttersprachenähnliche - Aussprache - zu - erreichen? - Eine - solche - kann - sinnvoll - sein - für - bestimmte - Ziele - und - wenn - mit - dem - Erwerb - der - neuen - Sprache - ein - bestimmter - Identitätsaspekt - angesprochen - wird. - Aussprache - kann - von - Ler ‐ nenden - dazu - eingesetzt - werden, - „um - ihre - Identität - zu - bewahren - oder - um - zu - zeigen, - dass - eine - andere - Identität - angestrebt - wird“ - (Apeltauer - 1987: - 28). - Von - der - sozialen - Umgebung - beeinflusst - und - aufgrund - von - physiologischen - Verän ‐ derungen - und - steigendem - Alter - sind - die - Lernenden - nicht - mehr - in - der - Lage, - aufmerksam - genug - zwischen - eigener - Produktion - und - Umfeld - zu - unterschei ‐ den. - Im - institutionell - gesteuerten - Lernen - spielen - Identitätsaspekte - auch - eine - Rolle - für - die - jeweils - unterschiedlichen - Aussprachelernerfolge - und -‐ misserfolge, - unmittelbarer - ist - jedoch - die - Bedeutung, - die - der - Aussprache - in - der - Lernzielbe ‐ stimmung - und - der - Unterrichtsgestaltung - zugesprochen - wird - (vgl. - Hirschfeld - 2011). - - Für - Kelz - (1999: - 35) - geht - es - bei - der - phonetischen - Lernzielgestaltung - nicht - darum, - die - Aussprachekompetenz - von - Muttersprachlern - zu - imitieren, - sondern - ein - Ziel - für - die - Aussprache - zu - definieren, - das - sich - weder - an - größtmöglichen - Ab ‐ weichungen - von - der - ausgangssprachlichen - Lautung, - noch - an - größtmöglicher - Annäherung - an - die - zielsprachliche - Lautung - orientiert, - sondern - vielmehr - an - größtmöglicher - Akzeptanz - durch - den - Sprecher - der - Zielsprache. - - Phonetik - und - Orthoepie - in - der - Interkulturalitätsforschung - 7 - Es - gehe - also - nicht - darum - zu - fragen, - inwieweit - sich - der - Sprachlerner - den - artiku ‐ latorischen - Vorgaben - des - native ‐ speakers - annähert, - sondern - vielmehr, - inwie ‐ weit - der - native ‐ speaker - die - Sprachsignale - des - Sprachlerners - verarbeiten - kann. - Die - Fixierung - auf - die - Aussprache - von - muttersprachlichen - Sprechern - sei - nicht - nur - ein - unrealistisches, - sondern - auch - ein - oft - überflüssiges - und - unter - ökonomi ‐ schen - Aspekten - nicht - zu - vertretendes - Lernziel. - Das - klingt - funktional - und - ein ‐ leuchtend, - birgt - aber - ein - Problem. - Die - muttersprachlichen - Rezipienten - verar ‐ beiten - die - Sprachsignale - des - Sprachlerners - nicht - nur - auf - der - Ebene - der - Bedeu ‐ tung; - mit - der - Aussprache - eines - Sprechers - einher - gehen - Statuszuordnungen, - in ‐ nerhalb - einer - Sprache - in - Bezug - auf - verschiedene - regionale - und - soziale - Varietä ‐ ten, - bei - Fremdsprachen - u.a. - dadurch, - dass - im - Alltag - Gesprächspartner - eine - muttersprachenähnliche - Aussprache - häufig - mit - der - Qualität - der - Fremdspra ‐ chenbeherrschung - insgesamt - gleichsetzen, - und - dadurch, - dass - gute - Aussprache - dazu - führt, - dass - Zuhörer - eher - dazu - neigen, - Fehler - im - Bereich - von - Grammatik - und - Wortschatz - zu - überhören. - - Ausspracheprobleme - von - Lernenden - können - unterschiedliche - Gründe - ha ‐ ben, - z.B. - altersspezifische - Defizite - im - Wahrnehmungs ‐- und - Artikulationsbe ‐ reich - oder - Unterschiede - im - Phoneminventar - der - Ausgangs ‐- und - der - Zielspra ‐ che. - Sie - können - aber - auch - Ergebnis - eines - schlecht - geplanten - und/ oder - durch ‐ geführten - Unterrichts - sein. - Für - die - Phonetikübungen - gilt, - dass - sie - sich - in - neue ‐ ren - Lehrwerken - allzu - oft - nur - auf - Übungen - zum - Phoneminventar - beschränken, - wobei - die - Intonation - häufig - ausgeblendet - wird, - was - gerade - bei - kommunikativ - orientierten - Lehrwerken - negativ - auffällt. - Dies - äußert - sich - in - der - Missachtung - der - Intonation - durch - Fortgeschrittene - u.a. - darin, - dass - die - Sprechmelodie - zu - stark - oder - zu - schwach - bewegt - ist, - dass - akzentuierte - Silben - durch - Verlängerung - der - Tonhöhe - zu - stark - von - den - vorhergehenden - Silben - abgehoben - werden, - dass - ein - terminaler - Schluss - gesetzt - wird, - wo - ein - progredienter - Verlauf - zu - erwarten - ist, - oder - darin, - dass - Wortgruppen - durch - Pausen - zerrissen - werden. - Im - Ausspra ‐ cheunterricht - solle - man - sich - deshalb - nicht - nur - mit - Lauten, - sondern - ebenfalls - mit - Intonation - (Auf - und - Ab - der - Tonhöhe), - Akzentuierung - (Stärker ‐- und - Schwächerwerden - des - Tondrucks) - und - Rhythmik - (langsamere - und - schnellere - Folge - der - Silben) - beschäftigen - (vgl. - Hirschfeld/ Reinke - 2012). - Rhythmus - und - In ‐ tonation - bestimmen - die - Gliederung - und - Verständlichkeit - des - Gesagten - und - übermitteln - die - Untertöne, - die - eine - Äußerung - als - sachlich, - erregt, - höflich - oder - erstaunt - markieren. - Notwendig - ist - deshalb - schon - früh - der - Einbezug - der - emoti ‐ onalen - Ebene - und - der - Kommunikationssituation - in - den - Fremdsprachenerwerb - und - in - den - Fremdsprachenunterricht. -- - Wenn - es - im - Unterricht - „Deutsch - als - Fremdsprache“ - und - im - Germanistik ‐ studium - um - die - Phonetik - geht, - dann - interessieren - die - Lehrer - in - Theorie - und - Praxis - mindestens - zwei - große - Komplexe: - Zum - einen - handelt - es - sich - um - die - Frage, - was - es - zu - vermitteln - gibt, - d.h. - welche - Ausspracheformen, - ‐ normen - und - 8 - Adamcová - ‐ varietäten - der - Zielsprache - sich - als - Gegenstand - des - Lehrens - und - Lernens - emp ‐ fehlen. - Zum - anderen - geht - es - darum, - wie - die - Vermittlung - dieses - Gegenstandes - erfolgen - kann. - In - dem - Bestreben, - auch - Unkonventionelles - und - Phantasievolles - in - den - Fremdsprachenunterricht - einzubeziehen, - sind - in - der - letzten - Zeit - viele - neue - Wege - beschritten - worden. - Zweifellos - wurden - dadurch - nicht - nur - die - metatheoretischen - Diskurse - belebt, - sondern - hat - auch - die - praktische - Anwen ‐ dung - der - Resultate - zahlreiche - neue - Impulse - erhalten. - Dies - gilt - aber - nur - bedingt - f ü r - die - Phonetik. - Sie - spielt - im - Hinblick - auf - ihre - Wertigkeit - im - Kommunikati ‐ onsakt - und - im - Spracherwerbsprozess - eine - große - Rolle - v.a. - vor - dem - Hinter ‐ grund - der - I n t e r k u l t u r a l i t ä t s f o r s c h u n g - (vgl. - Hirschfeld/ Siebenhaar - 2013, - Hirschfeld/ Reinke - 2012). - Ausgehend - von - dem - oben - Genannten - kann - man - feststellen, - dass - in - den - letzten - Jahren - der - Inhalt, - die - Ziele - und - Resultate - des - phonetischen - Unterrichts - heftig - diskutiert - werden. - Eines - der - wichtigsten - Ziele - ist - meines - Erachtens - der - Erwerb - der - Standardaussprache - im - Spannungsfeld - von - Norm - und - Realisation - in - konkreten - Kommunikationssituationen - (vgl. - Krech - 1999). -- - Die - Standardaussprache - verändert - sich - in - unterschiedlichen - Kommunikati ‐ onssituationen - zu - den - sog. - Formstufen - oder - phonostilistischen - Varianten - des - Deutschen - (vgl. - dazu - Meinhold - 1973). - In - verschiedenen - Situationen - und - ausge ‐ wählten - Anwendungsbereichen - sind - unterschiedliche - Grade - der - Artikulations ‐ präzision - ü blich - (von - der - strengen - Hochlautung - bis - hin - zur - lässigen - Form - der - Umgangslautung - und - des - Dialekts). - Das - bedeutet, - dass - Koartikulation, - Aspira ‐ tion, - Assimilation, - Elision - und - Junktur - situationsspezifisch - auftreten - und - eine - soziale - und - stilistische - Funktion - aufweisen. - Im - Zusammenhang - mit - phonosti ‐ listischen - Differenzierungen - treten - textsortenabhängig - auch - emotionale - Diffe ‐ renzen - auf. - Davon - sind - Segmente - und - auch - Suprasegmentalia - betroffen. - Aus - diesem - Grunde - tritt - in - den - letzten - Jahren - die - Prosodieforschung - intensiver - in - den - Vordergrund - linguistischer - und - interkulturell - ausgeprägter - Forschung - (vgl. - Neuber - 2001, - Hirschfeld/ Neuber - 2010). -- - Prosodische - Ereignisse - haben - immer - eine - materielle - und - eine - immaterielle - (mentale) - Seite - und - können - daher - einerseits - empirisch - und - anderseits - empi ‐ risch ‐ theoretisch - beschrieben - werden. - Sie - bilden - einen - multiparametrischen - Merkmalskomplex - aus - Melodieführung, - Lautheit - und - Lautheitsdifferenz, - Ak ‐ zent, - Sprechgeschwindigkeit - (Tempo) - und - Tempowechsel, - Sprechrhythmus, - Pausen - (individuell - bedingt), - Stimmqualität, - Stimmausdruck - (Timbre) - und - Ge ‐ samtdauer - der - prosodischen - Erscheinung. - Die - Einzelmerkmale - der - prosodi ‐ schen - Erscheinung - können - in - unterschiedlichen - Kombinationen - auftreten - und - sich - wechselseitig - kompensieren. - Unter - dem - Gesichtspunkt - des - Spracherwerbs - und - ‐ gebrauchs - sind - selbstverständlich - insbes. - die - Funktionen - prosodischer - Muster - interessant - - - Neuber - (2001: - 100) - spricht - von - ihrer - „Polyfunktionalität“. - Mit - „Polyfunktionalität - der - Prosodie“ - ist - gemeint, - dass - identische - Signalpara ‐ - Phonetik - und - Orthoepie - in - der - Interkulturalitätsforschung - 9 - meter - und - ‐ kombinationen - mindestens - die - folgenden - sieben - Funktionen - bzw. - Funktionskomplexe - ausüben - können: - a) - indexikalische - (also - auf - Merkmale - der - sprechenden - Person - bezogene) - Funk ‐ tion, - b) - phonologische - Funktion/ Monosemierungs ‐- und - Disambiguierungsfunktion - (die - Sicherung - der - semantischen - Eindeutigkeit), - c) - Markierung - des - Äußerungsakzents/ Fokusbildung, -- d) - Gliederungsfunktion/ rhythmische - Funktion/ Zeitparameter, - e) - Emphasensignalisation, - f) - emotionssignalisierende - Funktion, -- g) - paraprosodische - bzw. - biophonetische - Funktion - (Neuber - 2001: - 100). - Alle - genannten - Funktionen - der - Prosodie - spielen - bei - der - Übermittlung - pragma ‐ tischer - Informationen - im - Bereich - der - Bedeutung - von - Äußerungen - eine - wichti ‐ ge - Rolle. - Deshalb - sollte - die - Prosodie - meines - Erachtens - zum - festen - Bestandteil - des - interkulturell - ausgerichteten - Germanistikstudiums - gehören - (vgl. - Hirsch ‐ feld/ Reinke - 2012). - - Es - wurde - in - der - linguistischen - Forschung - mehrfach - bewiesen, - dass - die - pho ‐ nologische - Kompetenz - integraler - Bestandteil - der - interkulturellen - Kompetenz - ist. - Die - Fähigkeit, - verschiedene - professionelle, - gesprächs ‐- und - rederhetorische - kommunikative - Aufgaben - erfolgreich - und - angemessen - zu - erfüllen, - ist - ein - we ‐ sentliches - Ziel - des - Fremdsprachenerwerbs - und - zugleich - der - interkulturellen - Kommunikation. - Dass - dies - ein - ehrgeiziges - Ziel - ist - und - der - Weg - dahin - mühe ‐ voll, - liegt - auf - der - Hand. - Einen - solchen - Weg - bieten - Disziplinen, - die - den - Gegen ‐ stand - „Förderung - kommunikativer - Kompetenz“ - beinhalten, - wie - z.B. - Rhetorik, - Gesprächsforschung, - Interkulturelle - Kommunikation - und - Phonetik/ Sprechwis ‐ senschaft - (vgl. - Schwarze/ Bose - 2013: - 74). - Hirschfeld/ Reinke - (2012) - betonen, - dass - phonologische - Kompetenzen - und - Fertigkeiten - zusammen - mit - anderen - - - sprachlichen, - soziolinguistischen, - pragmatischen - und - interkulturellen - - - Kom ‐ petenzen - entwickelt - werden - müssen. - Diese - Ansicht - wird - auch - hier - vertreten - und - hervorgehoben, - dass - die - Aussprachekompetenz, - die - die - Studierenden - an - den - Universitäten - erwerben - sollen, - folgende - Schwerpunkte - beinhalten - müsste: - a) - die - phonetische - Kompetenz - (Identifizierung - der - lautlichen - Eigenschaften - der - Fremdsprache); - b) - die - phonologische - Kompetenz - (Diskriminierung - der - Phoneme - sowie - der - Su ‐ prasegmentalia - in - der - Zielsprache - - - es - geht - hier - um - das - Erkennen - der - Be ‐ sonderheiten - der - Fremdsprache); - c) - die - artikulatorische - Kompetenz - (Artikulationsbasis - der - Fremdsprache); - 10 - Adamcová - d) - die - Kenntnis - der - richtigen - Lautung - (z.B. - ob - ein - Vokal - lang - oder - kurz - ist, - ob - ein - Plosiv - aspiriert - ist - oder - nicht, - auf - welcher - Silbe - ein - Wort - betont - ist); - e) - die - Kenntnis - der - Laut ‐ Schrift ‐ Beziehungen; - f) - die - Redegestaltung - - - Pausierung, - Dynamik - der - Rede - (vgl. - Adamcová - 2009). - Das - breite - Spektrum - der - Aussprachekompetenz - und - ihre - Beherrschung - verhilft - den - Ausländern, - die - Sprechsprache - gemäß - den - pragmatischen, - sprachwissen ‐ schaftlichen, - soziokulturellen - usw. - Anforderungen - besser - zu - beherrschen - und - sich - die - interkulturellen - Nuancen - vor - Augen - zu - halten. -- - Bei - der - Frage - der - Lernzielbestimmung - im - Bereich - der - Phonetik - und - Ortho ‐ epie - wird - oft - die - Frage - nach - der - Norm - des - Deutschen - und - die - Notwendigkeit - ihrer - Umsetzung - im - Studium - diskutiert - - - also - die - Frage - nach - der - Toleranz ‐ schwelle - im - Allgemeinen. - Kaunzner - (2001: - 232) - äußert - sich - dazu - folgenderma ‐ ßen: -- Muttersprachliche - Kompetenzen - in - der - Aussprache - der - Fremdsprachen - werden - von - Lernenden - äußerst - selten - erzielt. - Sie - bilden - die - Obergrenze, - eine - Maximal ‐ forderung, - die - nicht - das - realistische - Ziel - der - Ausspracheschulung - sein - kann. - Ebenso - wenig - kann - die - Untergrenze - und - Minimalanforderung, - das - reine - ‚Sich ‐ Verständlich ‐ Machen‘ - ein - befriedigendes - Niveau - darstellen, - vor - allem, - wenn - es - um - eine - universitäre - Ausbildung - geht. -- Demnach - soll - das - Phonetik ‐ Modell - für - die - Studierenden - der - Germanistik - auf - hohem - Niveau - angesetzt - sein, - d.h. - sie - sollen - sich - meiner - Ansicht - nach - die - Stan ‐ dardaussprache - aneignen, - die - laut - Duden - (2005: - 34f.) - folgende - Züge - hat: - [a)] - Sie - ist - eine - Gebrauchsnorm, - die - der - Sprechwirklichkeit - nahe - kommt. - Sie - er ‐ hebt - jedoch - keinen - Anspruch - darauf, - die - vielfältigen - Schattierungen - der - ge ‐ sprochenen - Sprache - vollständig - widerzuspiegeln. - […] - [b)] - Sie - ist - einheitlich. - Varianten - (freie - Varianten - und - Phonemvariation) - werden - ausgeschaltet - oder - auf - ein - Mindestmaß - beschränkt. - Börner - (1995: - 227) - unterscheidet - zwischen - den - Normen - produktiver - und - rezep ‐ tiver - Art. - Das - bedeutet, - dass - fortgeschrittene - Studierende - sehr - wohl - lernen - sollten, - auch - eine - dialektal - gefärbte - Aussprache - zu - verstehen. - Er - schreibt: - Rezeptiv - sollte - der - Lernende, - nachdem - seine - Aussprache - hinreichend - gefestigt - ist, - zur - Förderung - des - Hörverstehens - mit - wichtigen - Varietäten - und - Substan ‐ dards - vertraut - gemacht - werden. - Vor - allem - für - Dolmetscher, - Diplomaten, - Politiker, - Journalisten - usw. - ist - dies - von - großer - Wichtigkeit, - denn - ihr - Beruf - erfordert - nicht - nur - ausgezeichnete - - Phonetik - und - Orthoepie - in - der - Interkulturalitätsforschung - 11 - Sprachkenntnisse, - sondern - auch - entsprechende - Kompetenzen - im - interkulturel ‐ len - (landeskundlichen, - kulturellen, - medialen, - textuellen, - rhetorischen - usw.) - Bereich. - Der - hier - vorliegende - Beitrag - unterstützt - diese - Forderung - durch - pho ‐ netische - Zielrichtungen, - die - die - Aneignung - und - Anwendung - der - Standardaus ‐ sprache - bestätigen: - a) - das - richtige - Hören - schulen - und - damit - das - Hörverstehen - stimulieren; - b) - das - richtige - (orthoepisch - korrekte) - Sprechen - schulen - und - damit - die - Rede - gestalten; - c) - f ü r - die - Lautsprache - sensibilisieren - (und - Unterschiede - zur - eigenen - Sprache - erkennen); - d) - Hemmungen - beim - Sprechen - abbauen - und - damit - zur - mündlichen - Kommu ‐ nikation - befähigen; - e) - bei - Fortgeschrittenen - einerseits - die - „Korrektive - Phonetik“ - praktizieren - und - andererseits - auch - Varietäten - verstehen; - f) - kreatives - „selbstgesteuertes - Lernen“ - einführen, - das - gewisses - Metawissen - voraussetzt; - g) - Hauptmerkmale - der - Interkulturalitätsforschung - in - das - gegenwärtige - Ger ‐ manistikstudium - unbedingt - miteinbeziehen - (vgl. - Adamcová - 2009). - 4 - Ausblick - In - den - gegenwärtigen - Forschungen - zur - Interkulturalität - dominieren - Linguis ‐ ten, - Philosophen, - Kulturologen, - Soziologen, - Psycholinguisten - u.a. - Das - spiegelt - die - gegenwärtige - Situation - in - der - Sprachwissenschaft - wider. - Kiklewicz - (2011: - 59) - behauptet: - In - der - Linguistik - beschäftigen - sich - hauptsächlich - Forscher - mit - der - Problematik - [und - Aspekten - der - interkulturellen - Kommunikation: - L.A.] - im - Bereich - der - ange ‐ wandten - Sprachwissenschaft, - nämlich - im - Bereich - der - Übersetzungswissenschaft - und - der - Glottodidaktik. - Zu - den- Faktoren, - die - das - Interesse - an - interkulturellen - Aspekten - zwischen ‐ menschlicher - Kommunikation - erhöhen, - gehören - die - Globalisierung, - der - Trans ‐ kulturalismus, - die - Belebung - der - Sprachkontakte, - der - vermehrte - Informations ‐ austausch - usw. - Gelungene - Kommunikation - erfordert - heutzutage - mehr - als - die - Kenntnis - von - Sprachen. - Es - geht - nicht - um - Worte, - es - geht - vielmehr - um - die - Kom ‐ munikationskontexte - und - um - viele - kontextuelle - Feinheiten. - Die - Interkulturali ‐ tätsforschung - impliziert - Interaktion - mit - Personen - unterschiedlicher - kulturel ‐ ler, - sprachlicher, - ethnischer, - sexueller, - religiöser - und - beruflicher - Orientierung. - 12 - Adamcová - Das - Verständnis - der - Sprachfunktionen - und - des - Sprachgebrauchs - in - der - sozia ‐ len - Interaktion - hat - tiefgreifende - Auswirkungen - auf - die - Interpretationsfertigkei ‐ ten - der - Kommunikanten. - - Die - Interkulturalitätsforschung - gibt - uns - zahlreiche - Möglichkeiten - und - Im ‐ pulse, - die - fremdsprachliche - Gesprächskompetenz - der - Lernenden - zu - fördern. - Kaunzner - (2001: - 54) - betont, - dass - interkulturell - gesprächsfähig - derjenige - ist, - der - in - jeweils - spezifischen - Sprechsituationen - notwendige - kommunikative - Hand ‐ lungsentscheidungen - treffen - und - sprechsprachlich - angemessen - handeln - kann. - Er - soll - in - der - Lage - sein, - situationsangemessen - die - Gesprächsorganisation - zu - re ‐ geln, - das - Thema - zielbezogen - zu - bearbeiten - und - die - Beziehung - so - zu - gestalten, - dass - Verständigung - erreicht - werden - kann. - Gesprächsfähigkeit - stützt - sich - dabei - auch - auf - phonetisch ‐ phonologische - Kenntnisse - und - Kompetenzen. - Es - ist - also - daran - zu - arbeiten, - mit - Hilfe - von - Phonetik - und - Körperausdruck - die - rhetorische - Absicht - wirkungsvoll - zu - verdeutlichen. - Um - kommunikative - Fähigkeiten - in - der - Fremdsprache - auszubilden, - ist - der - interdisziplinäre - Blick - unabdingbar. - Diszi ‐ plinen, - die - sich - seit - jeher - mit - der - Förderung - der - Rede, - des - Gesprächs - und - der - Kommunikation - beschäftigen, - geben - hierzu - fundierte - Anregungen - und - emp ‐ fehlen, - an - reale - Sprechanlässe - anzuknüpfen, - um - die - Lernenden - in - ihren - Fähig ‐ keiten, - Interessen - und - Bedürfnissen - ernst - zu - nehmen - (vgl. - Schwarze/ Bose - 2013). - Zu - solchen - Disziplinen - gehören - eindeutig - auch - die - Phonetik, - Orthoepie - und - Prosodie. -- 5 - Literatur - Adamcová, - Lívia - (2009): - Die - Rolle - der - interkulturellen - Kommunikation - und - der - münd ‐ lichen - Kompetenz - im - Deutschen. - In: - Fórum - cudzích - jazykov - 1. - S. - 7-16. - Apeltauer, - Ernst - (1987): - Gesteuerter - Zweitspracherwerb. - Voraussetzungen - und - Konse ‐ quenzen - für - den - Unterricht. - Ismaning. - Bolten, - Jürgen - (2001): - Interkulturelle - Kompetenz. - Erfurt. - Börner, - Werner - (1995): - Ausspracheübungen. - In: - Bausch, - Karl ‐ Richard/ Christ, - Herbert/ - Krumm, - Hans ‐ Jürgen - (Hrsg.): - Handbuch - Fremdsprachenunterricht. - 3., - überarb. - u. - erw. - Aufl. - Tübingen. - (UTB - für - Wissenschaft. - Große - Reihe; - 8042/ 8043). - S. - 226-228. - Cothram, - Bettina - (2002): - Wirtschaftsdeutsch - in - den - USA: - Vom - Experiment - zum - etab ‐ lierten - Programm. - In: - Hartmann, - Daniela/ O’Mahony, - Niamh - (Hrsg.): - Wirtschafts ‐ deutsch: - Dimensionen. - München. - Duesberg, - Peter - (2006): - Aktuelle - Tendenzen - weltweit - und - Herausforderungen - für - die - deutschsprachigen - Länder. - In: - Informationen - Deutsch - als - Fremdsprache - 33. - S. - 411- 437. - Földes, - Csaba - (2003): - Interkulturelle - Linguistik. - Vorüberlegungen - zu - Konzepten, - Prob ‐ lemen - und - Desiderata. - Veszprém/ Wien. - (Studia - Germanica - Universitatis - Vesprimi ‐ ensis, - Supplement; - 1). - - Phonetik - und - Orthoepie - in - der - Interkulturalitätsforschung - 13 - Földes, - Csaba - (2007): - Interkulturelle - Kommunikation: - Positionen - zu - Forschungsfragen, - Methoden - und - Perspektiven. - Veszprém/ Wien. - (Studia - Germanica - Universitatis - Ves ‐ primiensis, - Supplement; - 7). - Hirschfeld, - Ursula - (2011): - Phonetik - 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dominierten - Stadtraum - so ‐ zialisierter - Jude - glaubte - Kafka, - nach - allen - Seiten - artikulatorisch - aufzufallen: - gegenüber - Österreichern - durch - einen - „böhmakelnden“ - Sprechklang, - gegenüber - Reichsdeutschen - durch - österreichische - Sprachmerkmale, - gegenüber - Tschechen - durch - deutsche - Interfe ‐ renzen - in - seinem - zweitsprachlichen - Tschechisch. - Hinzu - kam - das - antisemitische - Ver ‐ dikt - des - latenten - jüdischen - „Mauschelns“. - Da - Kafka - mit - seiner - Sprache - das - Ausdrucks ‐ medium - seiner - Literatur - einer - Zwangsdiagnose - unterworfen - sah, - etablierte - sich - bei - ihm - das - Autostereotyp - eines - soziobiographisch ‐ topographisch - bedingten - sprachlichen - Defi ‐ zits. - Vor - dem - Sprache ‐ Nation ‐ Begriff - des - 19. - Jahrhunderts - hatte - dies - Auswirkungen - auf - seine - Gruppenidentifikation, - auf - sein - schriftstellerisches - Selbstbild - und - auf - seine - Litera ‐ tur. - Der - Beitrag - skizziert - die - Facetten - von - Kafkas - m u l t i p l e r - E x o p h o n i e - und - untersucht - ihren - Niederschlag - in - seinem - Prosawerk. - 1 - „Reines - und - unversetztes - Hochdeutsch“ - im - Kontext - des - Prager - Multilingualismus - Als - der - Prager - deutsche - Schriftsteller - Johannes - Urzidil - anlässlich - seines - 70. - Ge ‐ burtstages - in - der - Presse - lesen - musste, - er - sei - ein - „deutschschreibender - Tsche ‐ che“, - wies - er - diese - Behauptung - brüsk - zurück. - Dass - er - v.a. - seine - Sprachfertigkeit - im - Deutschen - geschmälert - sah, - verdeutlichte - er, - als - er - verkündete, - das - Idiom - der - Prager - deutschen - Schriftsteller - sei - nichts - Geringeres - als - das - reine - und - unversetzte - Hochdeutsch. - Es - ist - die - deutsche - Sprache. - Wenn - wir - uns - zum - Schreiben - niedersetzen, - müssen - wir - nicht - erst - aus - einem - tagsüber - im - Leben - und - Treiben - gebrauchten - Dialekt - zu - einem - besonderen - andersartigen - Deutsch - umschalten. - Dies - vielleicht - unterscheidet - uns - von - den - meisten - anderen - deutschen - Autoren - (Urzidil - 1972: - 207-209). - Dass - Urzidil - hier - Sprachattitüden - verbreitete, - die - vielen - Deutsch ‐ Pragern - jüdi ‐ scher - Herkunft - gemeinsam - waren, - lässt - sich - aus - zeitnahen - Äußerungen - Max - Brods - schließen, - der - ebenso - vehement - auf - der - Mustergültigkeit - des - mutter ‐ sprachlichen - Deutsch - in - Prag - bestanden - hatte: - 16 - Blahak - In - den - deutschsprechenden - Schichten - Prags, - die - deutsche - Schulen - besucht - hat ‐ ten, - wurden - jene - Anklänge - an - das - Tschechische, - die - sich - etwa - in - den - deutschen - Stil - der - Schularbeiten - einschlichen, - immer - strengstens - als - grobe - Fehler, - als - „Pra ‐ gismen“ - oder - „Tschechismen“ - verfolgt - und - ausgemerzt, - ja - sogar - noch - besonders - empfindlich - verlacht. - [S]o - muß - man - wissen, - daß - es - nie - einem - gebildeten - Deutsch ‐ Prager - eingefallen - wäre, - sich - eines - solchen - „Angleichens - an - die - Sprache - der - Nachbarn“ - schuldig - zu - machen - (Brod - 1960: - 219f.). - Beide - Statements - erfolgten, - als - die - Prager - Sprachlandschaft - längst - nicht - mehr - existierte; - beide - Verfasser - waren - sichtlich - darum - bemüht, - die - eigene - Gruppen ‐- und - Literatursprache - Deutsch - ex - post - von - jeglichem - Sprachenkontakt - mit - dem - Prager - Tschechisch - auszunehmen, - ja, - sie - darüber - hinaus - als - Idealnorm - zu - de ‐ klarieren - - - und - beiden - ist - gemeinsam, - dass - sie - an - anderer - Stelle - explizit - Franz - Kafka - zur - Untermauerung - ihrer - Behauptungen - anführen. - - Spätestens - hier - stößt - man - auf - Widersprüche; - denn - gerade - Kafka - hatte - im ‐ mer - wieder - festgehalten, - er - falle - gegenüber - gewissen - Gruppen - muttersprachli ‐ cher - Deutsch ‐ Sprecher - artikulatorisch - auf. - Es - liegt - nahe, - diese - E x o p h o n i e 1 - auf - den - Prager - Multilingualismus - und - die - besondere - sprachsoziologische - Situa ‐ tion - der - Deutsch ‐ Prager - jüdischer - Herkunft - mit - Zweitsprache - Tschechisch - zu ‐ rückzuführen. - Dieser - stadttopographische - Kontext - war - durch - folgende - Parame ‐ ter - bestimmt: - Durch - einen - hauptsächlich - tschechischen - Zuzug - während - der - In ‐ dustrialisierung, - durch - eine - beträchtliche - Abwanderung - von - der - deutschen - zur - tschechischen - Sprachgemeinschaft - und - durch - eine - höhere - natürliche - Wachs ‐ tumsrate - der - tschechischen - Bevölkerung - waren - die - deutschsprachigen - Prager - im - Laufe - des - 19. - Jahrhunderts - zu - einer - immer - kleineren - Minderheit - geworden. - Um - 1900 - machten - sie - nur - noch - 7,7 - % - der - städtischen - Population - aus, - wobei - sie - zu - einem - beträchtlichen - Anteil - (39 - %) - jüdischer - Herkunft - waren. - Soziale - und - wirtschaftliche - Faktoren - trugen - dabei - wesentlich - zur - Abgrenzung - von - der - tschechischen - Mehrheit - bei: - Die - Volkszählungsstatistik - des - Jahres - 1910 - etwa - zeigt, - dass - ca. - 70 - % - der - berufstätigen - deutschsprachigen, - dagegen - nur - etwa - 40 - % - der - tschechischsprachigen - Bürger - Prags - entweder - selbstständig - oder - qua ‐ lifizierte - Angestellte - waren. - Umgekehrt - stellten - fast - 50 - % - der - tschechischspra ‐ chigen, - dagegen - nur - 22 - % - der - deutschsprachigen - Stadtbewohner - Arbeiter - und - Tagelöhner. - Bis - zu - zwei - Drittel - der - Deutsch ‐ Prager, - darunter - die - Familie - Kafka, - -------------------------------------------------------- 1 -- E x o p h o n i e - (Anderssprachigkeit) - wird - hier - nicht - im - übertragenen - Sinn - als - „S c h r e i b e n - in - einer - anderen - als - der - Muttersprache“ - verwendet, - wie - dies - z.T. - vorgeschlagen - wurde - (vgl. - z.B. - Stockhammer/ Arndt/ Naguschewski - 2007: - 17-21). - Stattdessen - wird - der - Terminus - nach - der - wörtlichen - Bedeutung - des - ihm - zugrunde - liegenden - griechischen - éxō - (außerhalb) - und - phōnē΄ - (Stimme, - Laut) - als - „Andersklang ‐ lichkeit“ - verstanden, - als - sprachliche - Auffälligkeit - eines - Sprechers - innerhalb - einer - Gruppe - von - Sprechern - der - gleichen - Sprache. - - Kafkas - Exophonie - und - ihr - Prager - Kontext - 17 - gehörten - somit - dem - Besitz ‐- und - Bildungsbürgertum - an - (vgl. - Cohen - 1981: - 92f., - 100-107). - - Im - Folgenden - sind - zunächst - die - Facetten - der - angedeuteten - „Andersklang ‐ lichkeit“ - Kafkas - zu - beschreiben; - im - Anschluss - soll - gezeigt - werden, - dass - es - sich - bei - ihr - nicht - (nur) - um - eine - literarische - Selbstinszenierung - handelte, - und - schließlich - gilt - es, - ihre - psychologischen - Auswirkungen - auf - Kafka - als - Prager - „Modellsprecher“ - und - „ ‐ schreiber“ - des - Deutschen - zu - erläutern - - - Auswirkun ‐ gen, - die - nicht - zuletzt - in - seiner - Literatur - Niederschlag - gefunden - haben. - 2 -- Die - Facetten - der - m u l t i p l e n - E x o p h o n i e - Franz - Kafkas - 2.1 - Der - „böhmakelnde - Sprechklang“ - Am - 7. - April - 1920 - berichtete - Kafka - aus - seinem - Kurort - Meran - Brod - in - einem - Brief - von - einem - Gespräch - mit - zwei - in - seiner - Unterkunft - logierenden - österreichi ‐ schen - Offizieren: - Nach - den - ersten - Worten - kam - hervor, - daß - ich - aus - Prag - bin, - beide, - der - General - […] - und - der - Oberst - kannten - Prag. - Ein - Tscheche? - Nein. - Erkläre - nun - in - diese - treu ‐ en - deutschen - militärischen - Augen, - was - Du - eigentlich - bist. - Irgendwer - sagt: - „Deutschböhme“, - ein - anderer - „Kleinseite“[.] - Dann - legt - sich - das - Ganze - und - man - ißt - weiter, - aber - der - General - mit - seinem - scharfen, - im - österreichischen - Heer - phi ‐ lologisch - geschulten - Ohr - ist - nicht - zufrieden, - nach - dem - Essen - fängt - er - wieder - den - Klang - meines - Deutsch - zu - bezweifeln - an - […]. - Nun - kann - ich - das - mit - meinem - Ju ‐ dentum - zu - erklären - versuchen. - Wissenschaftlich - ist - er - jetzt - zwar - zufriedenge ‐ stellt, - aber - menschlich - nicht - (Kafka - 2013: - 117). - Die - hier - geschilderte - sprachliche - „Entlarvung“ - dürfte - Kafka - getroffen - haben, - zumal - sein - Deutsch - vor - Ort - schon - drei - Tage - zuvor - als - „Prager - Deutsch“ - (Kafka - 2013: - 115) - aufgefallen - war. - Die - Zuordnungen, - die - Kafka - nach - Nennung - seines - Herkunftsortes - erfuhr, - stellen - dabei - Facetten - eines - bereits - zum - Stereotyp - ver ‐ festigten - Bildes - dar, - das - um - 1920 - außerhalb - Böhmens - vom - in - Prag - gesproche ‐ nen - Deutsch - verbreitet - gewesen - sein - muss. - Die - Schlagwörter - „Tscheche“, - „Kleinseite“, - „Prager - Deutsch“ - und - „Deutschböhme“ - haben - dabei - neben - einer - topographischen - v.a. - eine - sozi(olekt)ale - Komponente - gemeinsam: - Sie - verorten - den - Bezeichneten - in - gesellschaftlichen - Gruppen, - welchen - man - ein - Deutsch - nachsagte, - das - in - abgestuftem - Ausmaß - von - tschechischen - Sprachmustern - über ‐ lagert - sei. - - Diese - Etikettierungen - lassen - sich - auf - Schleicher - (1851) - zurückführen, - der - als - erster - eine - Anzahl - von - Bohemismen - aufgelistet - hatte, - die - in - das - böhmische - 18 - Blahak - Deutsch - eingedrungen - seien. - Bereits - zu - Kafkas - Lebzeiten - beschrieb - Ritschel - (1893: - 129) - das - sog. - „Prager - Deutsch“ - als - Idiom - niedriger - sozialer - Schichten, - deren - muttersprache -č echisch - war, - oder - […] - die - von - kindesbeinen - an - […] - nur - ein - vom -č echischen - lautlich - beeinflußtes - deutsch - sprechen - hörten. - Sichtlich - abschätzig - sprach - Egon - Erwin - Kisch - (1917: - 4) - von - einem - „deutsch ‐ tschechische[n] - Kauderwelsch“, - das - er - v.a. - auf - der - Kleinseite - lokalisierte - (vgl. - Kisch - 1992: - 248), - Pavel - Eisner - (1946: - 490) - sogar - von - einem - „místní - jazykový - zmetek, - zrozený - ze - špatného - vzd ě lání - a - mizern ě jšího - smýšlení“ - („örtlichen - sprachlichen - Bastard, - hervorgegangen - aus - schlechter - Bildung - und - noch - er ‐ bärmlicherer - Gesinnung“ 2 ); - und - auch - Brod - (1960: - 219) - äußerte - reserviert, - „Pra ‐ ger - Deutsch“ - werde - „von - Tschechen, - die - sich - deutsch - ausdrücken - wollten, - ge ‐ sprochen - […], - kaum - aber - von - Deutschen.“ - - Etwas - überraschend - bezeugten - allerdings - gerade - Brod - und - Johannes - Urzidil, - wenn - auch - verhalten, - tschechische - Anklänge - in - Kafkas - Deutsch, - wie - man - sie - in - Meran - zu - hören - vermeint - hatte. - Urzidil - (1966: - 79) - hielt - diese - für - „familienbe ‐ dingt“, - denn - Kafkas - Eltern - hätten - „noch - den - unüberhörbaren - Ton - der - tschechi ‐ schen - Provinz - beibehalten“. 3 - Brod - (1965: - 324) - erinnerte - sich - schließlich - nicht - nur - vage - an - eine - „leichte - Durchsetzung - mit - Prager - […] - Elementen - der - Wortge ‐ bung - und - des - Tonfalls“, - sondern - räumte - auch - explizit - ein, - „,Pragismen‘, - die - ei ‐ ne - Beeinflussung - des - deutschen - Stils - durch - die - tschechische - Syntax - darstellen“ - (Brod - 1954: - 300), 4 - in - Kafkas - postumen - Texten - vorgefunden - zu - haben - - - „[v]er ‐ -------------------------------------------------------- 2 -- Übersetzungen - tschechischer - Zitate - sind, - so - nicht - anders - angegeben, - die - des - Verfas ‐ sers - (B.B.). - 3 -- Vor - diesem - Hintergrund - konnte - auch - die - Zuordnung - „Deutschböhme“ - (s.o.) - einen - kontaktsprachlich - b e l a s t e t e n - Sprecher - bezeichnen, - sofern - er - nicht - aus - den - kompakten - deutschen - Siedlungsgebieten - des - Landes - stammte. - In - diesem - Kontext - hatte - Fritz - Mauthner - (1918: - 51) - die - These - in - Umlauf - gebracht, - die - Deutschen - in - In ‐ nerböhmen - stellten - sich - latent - rezeptiv - wie - produktiv - „auf - die - slawische - Ausspra ‐ che“ - ein. - 4 -- Vergleiche - in - Kafkas - Autograph - die - zahlreichen - Ellipsen - obligatorischer - Artikel - und - Infinitivkonjunktionen - - - z.B. - die-er-in - Hand-hielt - (Pe.13/ 25), - bis-auf-{den}-Hinauswurf - (Sv.118/ 20) - bzw. - ob- es- richtig-war,- so - {zu} - handeln - (Pv.225/ 4-5), - was- sollte- uns- zwin‐ gen- Sie- auf(n A >z)unehmen - (Sv.153/ 7-8), - ferner - Kafkas - Schwankungen - im - Gebrauch - der - Präpositionen - an - und - auf - - - z.B. - oben-an-der-Decke - (N1.396/ 19) - × - oben-auf-der-De‐ cke - (Dv.159/ 19), - Sterne- am- Himmel - (N1.191/ 17) - × - auf- dem- Himmel- die- Sterne - (N1.142/ 23-24). - Zum - sprachkontrastiv - bedingten - Auftreten - entsprechender - Interfe ‐ renzen - bei - tschechischen - Deutschsprechern - vgl. - u.a. - Skála - (1991: - 139), - Bednarský - (2002), - Rinas - (2003: - 162f.) - und - Štícha - (2003: - 395f., - 574-575, - 577f., - 581f., - 673f.); - zur - Diskussion - der - angeführten - Phänomene - bei - Kafka - s. - Blahak - (2015: - 354-358, - 487-502, - 515-522). - Seiten ‐ / Zeilen ‐ Angaben - erfolgen - im - Weiteren - nach - der - „Kritischen - Ausga ‐ - Kafkas - Exophonie - und - ihr - Prager - Kontext - 19 - einzelte - Fehler - aus - Unachtsamkeit“ - (Brod - 1969: - 150), - wie - er - bagatellisierend - hinzusetzte. 5 - 2.2 - Das - „latente - Mauscheln“ - Wie - ungern - sich - Kafka - einen - tschechischen - Akzent - nachsagen - ließ, - zeigte - er, - als - er - sich - in - Meran - als - Jude - zu - erkennen - gab. - Zu - hinterfragen - wäre - hier - Bin ‐ ders - (1996: - 207f.) - Gedankenspiel, - Kafka - hätte - durch - sein - „Outing“ - versucht, - sich - als - Spross - einer - bilingualen - jüdischen - Familie - auszuweisen, - auf - den - die - tschechische - Phonetik - spürbarer - einwirken - konnte - als - auf - nichtjüdische - Deutsch ‐ Prager, - für - die - Tschechisch - meist - nur - eine - Fremd ‐- oder - Zweitsprache - war. - Denn - hätte - diese - Absicht - vorgelegen, - dann - hätte - Kafka - dem - Meraner - Pub ‐ likum - bewusst - gleich - zwei - stigmatisierende - Komplexe - stereotyper - sprachlicher - Vorurteile - - - den - der - tschechischen - u n d - den - der - jüdischen - - - angeboten - und - die - damit - verbundene - zweifach - diskriminierende - Wirkung - riskiert. - Angesichts - der - unbehaglichen - Situation, - in - der - er - sich - geradezu - physiologisch - kategorisiert - sah, - kann - hiervon - kaum - die - Rede - sein. - - Indem - er - seine - jüdische - Herkunft - offen - legte, - eröffnete - Kafka - den - Gästen - der - Pension - nämlich - wissentlich - ein - anderes - Assoziationsspektrum: - Vor - dem - Sprache ‐ Nation ‐ Begriff - des - 19. - Jahrhunderts, - der - Muttersprache - und - ethnische - Herkunft - aufs - Engste - verknüpfte, 6 - wurde - Juden - von - antisemitischen - Kreisen - unterstellt, - sie - seien, - da - sie - sich - „geliehener“ - Sprachen - bedienten, - grundsätzlich - unfähig, - diese - authentisch - zu - sprechen. 7 - Wenig - später - sollte - Kafka - das - Stereo ‐ -------------------------------------------------------- be“ - der - „Schriften, - Tagebücher, - Briefe“ - Franz - Kafkas - (KKA): - Kafka - (1983a-b), - abgek.: - S; - Kafka - (1990b-c), - abgek.: - P; - Kafka - (1992a-b), - abgek.: - N2; - Kafka - (1993a-b), - abgek.: - N1; - Kafka - (1994/ 1996), - abgek.: - D; - Kafka - (2002a-b), - abgek.: - V. - Ein - e - vor - der - Angabe - verweist - auf - editorische - Eingriffe, - ein - v - bezeichnet - Varianten - Kafkas, - wiedergegeben - durch - die - Zeichen - [a]: - Streichung, - {b}: - Einfügung, - (e>i): - Überschreibung, - c A : - Ansatz - zu - einem - Buchstaben, - [m]: - nicht - sicher - erkennbar. - Textzitate - erfolgen - kursiv. - 5 -- Zu - phonetischen - Auffälligkeiten - der - deutschen - Hochsprache - in - Prag - in - ihrer - Spät ‐ phase - s. - Bachmann - (2013). - 6 -- Auch - Kafka - unterschied - z.B. - bei - der - Verwendung - der - Begriffe - „Italien“, - „Italiener“ - oder - „italienisch“ - nicht - nach - der - staatlichen - Zugehörigkeit - zu - Italien, - Österreich ‐ Ungarn - oder - zur - Schweiz - (vgl. - Blahak - 2012a: - 187). - Die - Bewohner - der - Schweiz - teilte - er - umgekehrt - in - Deutsche, - Franzosen - und - Italiener - ein - (Kafka - 1990a: - 983f.). - 7 -- Zu - den - judenfeindlichen - Sprachkonzepten - im - deutschen - Sprachraum - zu - Kafkas - Lebzeiten - s. - Kremer - (2007). - 20 - Blahak - typ - des - latenten - jüdischen - „Mauschelns“ 8 - sogar - selbst - kolportieren, - als - er - schrieb, - dass -- in - dieser - deutsch ‐ jüdischen - Welt - kaum - jemand - etwas - anderes - als - mauscheln - kann, - das - Mauscheln - im - weitesten - Sinn - genommen, - […] - nämlich - als - die - laute - oder - stillschweigende - oder - auch - selbstquälerische - Anmaßung - eines - fremden - Be ‐ sitzes, - den - man - nicht - erworben, - sondern - durch - einen - (verhältnismäßig) - flüchti ‐ gen - Griff - gestohlen - hat - und - der - fremder - Besitz - bleibt, - auch - wenn - nicht - der - ein ‐ zigste - Sprachfehler - nachgewiesen - werden - könnte - (Kafka - 1958: - 336). - Kafkas - notgedrungene - Bereitschaft, - seine - sprachliche - Auffälligkeit - lieber - mit - den - Sprachdefiziten - unvollkommen - assimilierter - Juden - als - mit - den - tschechi ‐ schen - Interferenzen - im - Deutsch - gewisser - sozialer - Gruppen - Böhmens - assoziiert - zu - sehen, - gibt - insofern - zu - denken - und - wirft - die - Frage - auf, - ob - hier - nicht - ein - in - jedem - Fall - abzuwehrendes - (tschechisches) - Stigma - durch - ein - als - „schwächer“ - empfundenes - anderes - (jüdisches) - entkräftet - werden - sollte. - - Tatsächlich - deutete - Kafka, - gerade - wenn - er - mit - Freunden - über - Sprachrich ‐ tigkeit - diskutierte, - immer - wieder - an, - er - schließe - nicht - aus, - dass - sein - Deutsch - mit - ethnolektalen 9 - Relikten - des - Jiddischen - behaftet - sei, - dass - er - als - „Halbdeut ‐ scher“ - (Kafka - 2013: - 72) - ein - „Deutsch, - das - wir - von - unsern - undeutschen - Müttern - noch - im - Ohre - haben“ - (Kafka - 2005: - 343), - spreche. - In - der - Wendung - verfolget-nur - glaubte - er - die - Abtönungspartikel - mit - einer - spezifisch - jüdischen - adhortativen - Semantik - zu - verwenden - (vgl. - Kafka - 2013: - 359). - Dass - sich - hinter - diesen - im - Ton - literarischer - Selbstinszenierung - gehaltenen - Äußerungen - mehr - Selbsterkenntnis - verbarg, - als - Kafkas - überzeichnete - Darstellung - des - Mauschelns - vordergründig - nahelegt, - deutet - ein - unscheinbares - Detail - aus - obigem - Brief - an: - Unter - den - Sprachproben, - die - das - Deutsche - mit - jiddischer - Tönung - angeblich - trefflich - illus ‐ trierten, - zitierte - Kafka - aus - Karl - Kraus’ - (1921) - Satire - Literatur-oder-Man-wird-doch- da- sehn - nämlich - ausgerechnet - das - Beispiel - „,er - schreibt. - Über - wem? ‘“ - (Kafka - 1958: - 337). - Genau - dieses - jiddische - vem 10 - findet - sich - häufig - unter - den - Interroga ‐ tivpronomen - in - Kafkas - Prosa - - - bei - Verben, - die - im - Deutschen - den - Akkusativ - re ‐ -------------------------------------------------------- 8 -- Mit - „Mauscheldeutsch“ - wurden - um - 1900 - in - Deutschland - und - Österreich - Varietäten - des - Deutschen - mit - jiddischen - Anklängen - oder - auf - jiddischem - Substrat - bezeichnet - (vgl. - Althaus - 2002: - 293). - 9 -- „Ethnolekt“ - wird - hier - als - Varietät - einer - Sprache - definiert, - die - ihren - Sprecher - als - An ‐ gehörigen - einer - ethnischen - Gruppe - markiert, - die - ursprünglich - eine - andere - Sprache - oder - Varietät - verwendete - (vgl. - Clyne - 2000: - 86). - 10 -- Es - repräsentiert - dt. - wem - und - wen - (vgl. - Weissberg - 1988: - 163, - 267; - Lockwood - 1995: - 65; - Jacobs - 2005: - 187). - - Kafkas - Exophonie - und - ihr - Prager - Kontext - 21 - gieren. 11 - So - lässt - sich - vermuten, - dass - Kafka - hinter - der - als - Fremdzitat - getarnten - Frage - eine - Selbsterkenntnis, - wenn - man - will: - ein - „(Ein ‐ )Geständnis“ - über - sein - eigenes - Deutsch - verbarg; - oder - - - wie - es - Thomas - Mann - (1980: - 196) - in - Doktor- Faustus - formulierte: - „Es - gab - kein - besseres - Beispiel - für - das - Zitat - als - Deckung, - die - Parodie - als - Vorwand.“ 12 - 2.3 - Österreichische - „Sprachfehler“ - Dass - Kafka - den - Wunsch - nach - überregionaler - Rezeption - mit - vielen - Prager - deut ‐ schen - Schriftstellern - teilte, - lässt - sich - bereits - daraus - folgern, - dass - er - Buchpubli ‐ kationen - mit - Vorzug - in - Leipziger - (Rowohlt, - Kurt - Wolff) - und - Berliner - (Schmie ‐ de) - Verlagen - zu - realisieren - versuchte. 13 - Mit - Blick - auf - seine - Literatursprache - muss - es - Kafka - daher - besonders - unangenehm - gewesen - sein, - gegenüber - Expo ‐ nenten - der - reichsdeutschen - Norm - sprachlich - aufzufallen, - v.a. - wenn - dies - Kor ‐ rekturen - nach - sich - zog, - die - als - „österreichisch“, - mundartlich - oder - „falsch“ - ein ‐ gestufte - Stellen - seiner - Prosa - betrafen. - In - Jugendjahren - hatte - sich - Kafka - zwar - ein - Deutsch - mit - „österreichischer - Färbung“ - (Kafka - 1999a: - 45) - attestiert. 14 - -------------------------------------------------------- 11 -- Beispiele - lauten - u.a. - K.- verstand- nicht- genau- we(m>n) - er- meinte - (Pv.273/ 26-27), - we(m>n) - begrüßt-Ihr? - (Sv.313/ 24), - we(m>n) - es-betreffe - (Sv.318/ 3-4), - We(m>n) - suchst- Du? -(Sv.366/ 21), - An-we(m>n) - sollen-wir-denn-denken? - (Sv.381/ 19), - um-we(m>n) - es-sich- handelt - (Vv.28/ 20), - We(m>n) - kennst- Du? - (Vv.319/ 19), - an- we(m>n) - er- gerichtet- ist - (N2v.557/ 14-15); - zur - Diskussion - des - Flexionsphänomens - bei - Kafka - s. - Blahak - (2015: - 439-441). - 12 -- Vergleiche - weitere, - phonetische - Merkmale - des - (West ‐ )Jiddischen - in - Kafkas - Prosa ‐ deutsch, - so - die - Affrizierung - des - (oberdt.) - stimmlosen - [s] - im - Anlaut - - - z.B. - ([Z A ]>S)a‐ che- (Pv.10/ 14), - (z>s)agte - (Pv.135/ 11) - und - (Z>S)essel - (N1v.414/ 10), - die - Realisierung - der - Affrikata - [t ͜ s] - im - Auslaut - als - [s] - - - z.B. - Schmu(ss>tz) - (N1v.320/ 27), - Trape(s>z) - (Dv.319/ - 26-320/ 13,2*) - und - Fußpi[ß]{tz}en- (Dv.297/ 1), - die - stimmlose - Aussprache - von - [v] - im - Anlaut - als - [f] - - - z.B. - (f>w)ickelte - (Pv.280/ 2), - Haus(f>w)irtin - (Vv.78/ 8) - und - (F>W)är‐ me - (N1v.317/ 21) - - - sowie - die - Wiedergabe - der - Affrikata - [p ͜ f] - im - Anlaut - als - [f], - im - In ‐- und - Auslaut - dagegen - als - [p] - - - z.B. - (F>P)ferd - (Vv.74/ 23), - ge(f>p){f}legten - (N1v.387/ 1) - und - kramp(h>fh)aft- (N2.474/ 27). - Zur - Einordnung - als - jiddisch - vgl. - Beranek - (1961: - 280, - 293; - 1965: - 60-63, - 66f.), - Weissberg - (1988: - 107, - 116) - und - Timm - (1987: - 292); - zur - Diskussion - der - genannten - Phänomene - bei - Kafka - s. - Blahak - (2010: - 303-313; - 2015: - 256- 271). - 13 -- Kürzere - Prosa - erschien - dagegen - v.a. - in - österreichischen - bzw. - Prager - Periodika - und - Tageszeitungen; - s. - hierzu - im - Detail - die - Angaben - in - Kafka - (1996). - 14 -- In - der - Tat - erhärten - die - z.T. - dezidiert - ostmittelbairischen - Lautungsmerkmale - in - Kafkas - Varianten - den - Eindruck - eines - „austrophonen“ - (Blahak - 2008: - 93) - Sprechers - des - Deutschen. - Hierbei - handelt - es - sich - u.a. - um - e ‐ Apokopen - in - den - Präfixen - ge ‐ / be ‐- wie - g(lu A >el)üftet - (Sv.41/ 9), - wegg(a>e)gangen - (Sv.426/ 24,35*) - und - b(h A >e)handeln - 22 - Blahak - Gleichwohl - propagierte - sein - strenger, - sprachpuristisch - konzipierter - Deutsch ‐ unterricht - am - Staats‐Gymnasium-mit-deutscher-Unterrichtssprache-in-Prag‐Alt‐ stadt- die - Sprache - der - deutschen - Klassiker - (v.a. - Goethes) - als - Ideal - (vgl. - Binder - 1979: - 197-203) - und - folgte - einem - Grammatiklehrwerk - (Kummer - 1892), - das - un ‐ verkennbar - reichsdeutsche - Normvorstellungen - berücksichtigte. - - Dass - er - im - Deutschen - Reich - sprachlich - als - „Österreicher“ - auffiel - und - es - so ‐ gar - zu - intervarietären - Verständigungsschwierigkeiten - auf - hochsprachlicher - Ebene - kommen - konnte, - erlebte - Kafka - u.a. - 1912 - in - Stapelburg - im - Gespräch - mit - einheimischen - Mädchen: - Ich - biete - ihnen - meine - „Brause“ - an, - sie - trinken, - die - Älteste - zuerst. - Mangel - einer - wahren - Verkehrssprache. - Ich - frage, - ob - sie - schon - genachtmahlt - haben, - vollständi ‐ ges - Unverständnis, - Dr. - Sch. - fragt, - ob - sie - schon - Abendbrot - gegessen - haben, - be ‐ ginnende - Ahnung, - […] - erst - bis - der - Friseur - fragt, - ob - sie - gefuttert - haben, - können - sie - antworten - (Kafka - 1990a: - 1050). - Gerade - Exponenten - des - reichsdeutschen - Standards - führten - Kafka - immer - wie ‐ der - vor - Augen, - dass - die - ihm - vertraute - Prager - Schriftpraxis - erheblich - von - den - Normerwartungen - einer - potentiellen - reichsdeutschen - Leserschaft - abwich. - Wel ‐ ches - Verunsicherungspotential - dem - innewohnte, - zeigte - Kafkas - Reaktion - auf - die - editorischen - Eingriffe - seiner - Leipziger - Verlagslektoren - in - seine - Prosa: - Im - Zuge - der - Publikation - der - „Verwandlung“ - (1915) - brachte - die - Beanstandung - zwei ‐ er - von - Kafka - bis - dato - als - normkonform - betrachteter - Phänomene - - - die - Kon ‐ struktion - vergessen-an - + - Akk. 15 - und - die - Vergleichsadjunktion - als - nach - dem - Po ‐ sitiv 16 - - - Kafka - zu - der - Überzeugung, - bisher - zwei - (Prag ‐ bedingte) - Sprachfehler - begangen - zu - haben, - die - er - ab - sofort - unbedingt - vermeiden - müsse. - Zeitgenössi ‐ sche - Normkodizes - belegen - zwar, - dass - die - erste - der - beiden - Formen - um - 1910 - in - der - ganzen - K. ‐ u. ‐ k. ‐ Monarchie, - die - zweite - sogar - gemeindeutsch - schriftfähig - war. - Dennoch - nahm - Kafka - die - Korrektur 17 - durch - reichsdeutsche - Normautoritä ‐ -------------------------------------------------------- (Vv.142/ 14), - Entrundungen - wie - M(e>ö)glich - (Pv.131/ 11), - T(ie>h)ür - (Pv.179/ 26) - und- tre(i>u) - (N1v.229/ 21), - l ‐ Vokalisierungen - wie - das- Se(b>lb)stverständlichste-(Pv.239/ 5), - Wö(bu>lb)ung - (N1v.69/ 20) - und-füh{l}ten - (Vv.203/ 26) - sowie - au ‐- und - ei ‐ Monophthon ‐ gierungen - wie - Riesenma(l>u)lwürfen - (N1v.205/ 12),- ([o]>au)fgenommen - (Vv.403/ 20), - [die- ganze- Bre{i}te] - (Pv.140/ 16) - und - jede - Fe(e>i)nheit - (Vv.393/ 7); - zur - Diskussion - der - bewussten - Phänomene - bei - Kafka - s. - Blahak - (2008: - 85-88; - 2015: - 203-208, - 226-233, - 279-285). - 15 -- Vergleiche - z.B. - wir- vergaßen- an- den- Untersuchungsrichter - (P.81/ 2), - Auch- ich- habe- daran-vergessen - (P.45/ 26-27). - 16 -- Vergleiche - z.B. - ebenso-gerecht-als-unvermeidlich - (P.110/ 8), - soviel-Zeit-als-Du-brauchst - (P.292/ 6). - 17 -- Vergleiche - Dv.129/ 17, - Dv.162/ 4, - Dv.165/ 7-8, - Dv.196/ 4-5 - sowie - Dv.147/ 21-22. - - Kafkas - Exophonie - und - ihr - Prager - Kontext - 23 - ten - nicht - nur - für - die - anstehende - Publikation - hin; - er - implementierte - sie - darüber - hinaus - in - seinem - literarischen - wie - informellen - Sprachgebrauch: - Denn - seit - je ‐ nen - Verlagseingriffen - tauchten - die - bewussten - Formen - weder - in - seiner - Prosa - noch - in - seinem - Tagebuch - auf - bzw. - wurden, - wo - sie - Kafka - doch - noch - einmal - ver ‐ sehentlich - „unterliefen“, - im - Zuge - von - Sofortkorrekturen - getilgt - (vgl. - Blahak - 2014: - 36-44). -- - Dass - auch - „Laienexperten“, - so - sie - aus - dem - Deutschen - Reich - stammten, - Kaf ‐ ka - in - der - Angemessenheit - seines - Sprachgebrauchs - verunsichern - konnten, - zeigt - plastisch - sein - jahrelanger - „,bis‘ ‐ Streit“ - (Kafka - 2005: - 327) - mit - der - Berlinerin - Feli ‐ ce - Bauer - über - die - temporale - Subjunktion - bis, - die - Kafka - u.a. - auch - verwendete, - um - Vorzeitigkeit - auszudrücken. 18 - Als - im - Oktober - 1917 - seine - Versuche - scheiter ‐ ten, - mithilfe - des - Grimm’schen - Wörterbuchs - die - Zulässigkeit - des - ihm - geläufigen - Gebrauchs - nachzuweisen - (vgl. - Kafka - 2005: - 345, - 756), - zog - dies - sein - Selbstwert ‐ gefühl - sichtbar - in - Mitleidenschaft: - Und - sie - behält - Recht - und - würde - weiterhin - Recht - behalten, - […] - wenn - sie - mich - zurechtweist - als - ich - dem - Kellner - sage: - Bringen - Sie - die - Zeitung, - bis - sie - ausgelesen - ist - (Kafka - 1990a: - 722). - Auch - in - diesem - Fall - implementierte - Kafka - die - Korrektur: - Denn - nach - September - 1917 - verschwand - das - besagte - bis - - - nach - den - Kodizes - diachron - übrigens - ein - Grenzfall - des - österreichischen - Standards - - - vollständig - aus - Kafkas - Prosa - und - Ta ‐ gebüchern - (vgl. - Blahak - 2014: - 33-36). - 2.4 - Der - „verräterische“ - deutsche - Akzent - Nicht - vergessen - werden - darf, - dass - Kafka - nicht - nur - auffiel, - wenn - er - deutsch, - sondern - auch, - wenn - er - tschechisch - sprach. - Das - über - lange - Zeit - kolportierte - Bild - von - Kafka - als - vollkommen - bilingualem - Sprecher - des - Deutschen - und - Tschechischen 19 - ist - bereits - ad - acta - gelegt. - Schon -Č ermák - (1994: - 64-66) - erkann ‐ te, - dass - die - Sprache - der - tschechischen - Briefe - Kafkas - z.T. - auf - Sprachmustern - des - Deutschen - basierte. - Die - eingehende - Analyse - dieser - Korrespondenz - lässt - letzt ‐ lich - den - Schluss - zu, - dass - Kafkas - produktive - Tschechisch ‐ Kompetenz - be ‐ schränkt - und - erkennbar - vom - Deutschen - beeinflusst - war. - Tschechisch - war - so ‐ mit - nur - eine - Zweitsprache - für - ihn, - seine - deutsch ‐ tschechische - Bilingualität - ist - als - asymmetrisch - einzustufen - (Nekula - 2000: - 284) - - - wenngleich - sich - ein - steter - -------------------------------------------------------- 18 -- Vergleiche - z.B. - Bis- er- es-wünscht; - nicht- früher - (P.15/ 20), - erst- antworten,- bis- sie- höfli‐ cher-war - (V.89/ 26-27). - 19 -- Vertreten - wurde - es - u.a. - von - Hermsdorf - (1957), - Loužil - (1963), - Wagenbach - (1964) - und - Heintz - (1983). - 24 - Blahak - Kontakt - Kafkas - mit - dem - Tschechischen - durch - Schule, - Elternhaus, - Bekannten ‐ kreis, - Arbeitsplatz, - Lektüre - und - Freizeitaktivitäten - belegen - lässt. 20 - - Kafka - (1990a: - 271) - selbst - hielt - sich - zwar - zugute, - mit - Leuten - einfacherer - Schichten - „ein - flüssiges -Č echisch“ - zu - sprechen; - zugleich - gab - er - aber - „Irrtümer“ - dabei - zu. - Tschechische - Muttersprachler, - die - ihn - kannten, - wie - etwa - Marie - Jelín ‐ ková ‐ Veselá, - stellten - fest: - „Am - Akzent - seines - sonst - fehlerfreien - Tschechisch - war - zu - erkennen, - dass - er - kein - Tscheche - war“ - (zit. - n. -Č ermák - 1989: - 224). - Andere - Ohrenzeugen, - z.B. - Kafkas - Nichte - Marianne - Steiner ‐ Pollak, - erinnerten - sich, - Kaf ‐ kas - Tschechisch - sei - sprachlich - korrekt, - aber - doch - „jakoby - zadrhávající“ - („ir ‐ gendwie - stockend“; - zit. - n. - Nekula - 2003: - 204) - gewesen; - und - auch - einer - seiner - tschechischen - Arbeitskollegen - berichtete, - Kafka - habe - tschechisch - „immer - mit - kleinen - Pausen - und - wie - mit - äußerster - Konzentration“ - (Krofta - 2005: - 98) - gespro ‐ chen, - was - u.U. - auf - ein - angestrengtes - Bemühen, - Fehler - zu - vermeiden, - schließen - lässt. - Nicht - zuletzt - glaubte - Kafka, - seine - Gefühle - in - seiner - Zweitsprache - nicht - adäquat - äußern - zu - können, - und - bat - seine - Geliebte - Milena - Jesenská - insofern, - „zwing - mich - nur - nicht -č echisch - zu - schreiben“ - (Kafka - 2013: - 183). - - Dabei - hatte - er, - als - er - 1908 - bei - der - Arbeiter ‐ Unfall ‐ Versicherungs ‐ Anstalt - ein - Stellengesuch - einreichte, - die - Angabe, - „der - deutschen - und - böhmischen - Sprache - in - Wort - und - Schrift - mächtig“ - zu - sein, - in - der - tschechischen - Fassung - durch - die - Attribuierung - „úpln ě “ - (vollständig) - erweitert - und - sogar - mit - „František - Kafka“ - (Kafka - 1999a: - 85f.) - gezeichnet. - Nach - Gründung - der - Tschechoslowakischen - Re ‐ publik - wurde - Kafkas - Rolle - als - unvollkommen - zweisprachiger - Jude - an - seinem - Arbeitsplatz - mit - einem - Mal - schwieriger. - Denn - nun - wurde - die - bisher - nur - for ‐ mell - gültige - utraquistische - Praxis - in - beiden - Landessprachen - im - Dienst - faktisch - eingefordert - (vgl. -Č ermák - 1994: - 63). - Da - er - sich - persönlicher - Defizite - im - Tsche ‐ chischen - bewusst - war, - ließ - Kafka, - um - den - Anschein - aufrecht - zu - erhalten, - Gesu ‐ che - an - seinen - tschechischen - Vorgesetzten - Dr. - Bed ř ich - Odstr č il - strategisch - durch - seinen - Schwager - Josef - David - „in - schönes - Tschechisch“ - (Kafka - 1974: - 100) - bringen, - weil, - wie - er - einräumte, - „[s]eine - Sprachkenntnisse - gegenüber - dem - un ‐ fehlbaren - Tschechisch - des - Direktors - zum - Aufbauschen - nicht - ausreich[t]en“ - (Kafka - 2013: - 128). - Als - sich - Kafkas - Kur ‐ Urlaub - in - Matliary - Mitte - März - 1921 - dem - Ende - zuneigte, - bat - er - Max - Brod, - in - seinem - Namen - bei - Odstr č il - eine - Verlänge ‐ rung - zu - erwirken. - Seine - „taktischen“ - Instruktionen - hierbei - werfen - ein - aussage ‐ kräftiges - Licht - auf - seine - Positionierung - als - deutschsprachiger - Jude - gegenüber - einem - ihm - vorgesetzten - Tschechen: - Odstr č il, - so - Kafka, - sei - immer - freundlich - zu - ihm - gewesen, - allerdings - z.T. - auch - aus - politischen - Gründen, - denn - er - konnte - den - Deutschen - gegenüber - sagen, - er - habe - einen - der - ihrigen - au ‐ ßerordentlich - gut - behandelt, - aber - im - Grunde - war - es - doch - nur - ein - Jude. - […] - Das - -------------------------------------------------------- 20 -- Siehe - hierzu - im - Detail - M ě š ť an - (1984: - 301-308) - und - Nekula - (2003: - 183-247). - - Kafkas - Exophonie - und - ihr - Prager - Kontext - 25 - Gespräch - wird - sicher - ins - Allgemeine - abgelenkt - werden - […]. - Da - könntest - Du - viel ‐ leicht - […] - flüchtig - erwähnen, - daß - ich - öfters - von - seiner - geradezu - schöpferischen - Sprachkraft - gesprochen - und - erst - durch - ihn - das - gesprochene - Tschechisch - bewun ‐ dern - gelernt - habe - (Kafka - 1958: - 308). - Vor - allem - der - sprachnational - (antideutsch) - bestimmte - Antisemitismus, - auf - den - die - größtenteils - deutschsprachigen - Juden - Prags - in - tschechischen - Kreisen - trafen - (vgl. - Hilsch - 1979: - 26; - McCagg - 1989: - 178), - musste - Kafka - seine - sprachliche - „Er ‐ kennbarkeit“ - als - bedrohliches - Defizit - erscheinen - lassen. - Besonders - 1920 - wurde - Prag - durch - antisemitische - Ausschreitungen - erschüttert, 21 - die - Kafka - besorgt - zur - Kenntnis - nahm: - Die - ganzen - Nachmittage - bin - ich - jetzt - auf - den - Gassen - und - bade - im - Judenhaß. - „Prašivé - plemeno“ - [räudige - Rasse] - habe - ich - jetzt - einmal - die - Juden - nennen - hören. - Ist - es - nicht - das - Selbstverständliche, - daß - man - von - dort - weggeht, - wo - man - so - ge ‐ haßt - wird - […]? - [Einfügung: - B.B.] - (Kafka - 2013: - 370f.). - Kafkas - Selbstdarstellung, - die - nur - durch - permanente - Inszenierung - aufrecht - zu - erhalten - war, - sollte - mit - der - Zeit - fast - zu - einem - persönlichen - Trauma - werden - (vgl. -Č ermák - 1994: - 59): - Was - soll - ich - aber - armer - Junge - […] - jetzt - tun, - nachdem - ich - nun - schon - einmal - die - Lüge - meines - prachtvollen - Tschechisch, - eine - Lüge, - die - wahrscheinlich - niemand - glaubt, - in - die - Welt - gesetzt - habe - […]? - (Kafka - 1974: - 153). - 3 - Psychologische - Auswirkungen - auf - Franz - Kafkas - Sprachbewusst ‐ sein - Insgesamt - entsteht - der - Eindruck, - dass - Kafka - offenbar - in - der - Gewissheit - lebte, - sprachlich - nach - allen - Seiten - hin - aufzufallen, - sozusagen - im - Bewusstsein - einer - m u l t i p l e n - E x o p h o n i e : - Sprach - oder - schrieb - er - deutsch, - so - fiel - er - Reichs ‐ deutschen - durch - österreichische - Sprachmerkmale - auf, - die - (wie - durch - seine - Leipziger - und - Berliner - Verleger) - z.T. - negativ - sanktioniert - wurden; - Österreicher - glaubten - dagegen, - tschechische - Artikulationsmerkmale - bei - ihm - wahrzuneh ‐ men; - er - selbst - wiederum - argwöhnte, - in - seinem - Deutsch - seien - ethnolektal ‐ jiddi ‐ sche - Anklänge, - ein - „latentes - Mauscheln“, - hörbar; - und - sprach - er - tschechisch, - dann - konnte - ihn - jeder - Tscheche - anhand - seines - Akzents - als - „Deutschen“ - identi ‐ -------------------------------------------------------- 21 -- Zu - den - antijüdischen - Ausschreitungen, - Denk ‐- und - Handlungsweisen - im - Prager - öf ‐ fentlichen - Raum, - bes. - in - der - Gründungsphase - der - Tschechoslowakischen - Republik, - s. - im - Detail - Koeltzsch - (2012: - 151-177). - 26 - Blahak - fizieren. - Da - Kafka - bei - drei - dieser - vier - E x o p h o n i e n - mit - seiner - Sprache - zu ‐ gleich - das - Ausdrucksmedium - seiner - Literatur - einer - kritischen - Zwangsdiagnose - unterworfen - sah, - konnte - sich - bei - ihm - das - unterschwellige - Autostereotyp - eines - soziobiographisch - und - topographisch - bedingten - (mutter)sprachlichen - Defizits - etablieren. - Vor - dem - Sprache ‐ Nation ‐ Begriff - der - Zeit - musste - dieses - Stigma - Aus ‐ wirkungen - auf - sein - schriftstellerisches - Selbstbild - und - auf - sein - öffentliches, - mit ‐ telbar - auch - auf - sein - literarisches - Agieren - haben. - Denn - die - bürgerliche - Erzie ‐ hung - des - 19. - Jahrhunderts, - die - auch - Kafka - als - Kind - durchlaufen - hatte, - sah - in - der - Sprache - das - zentrale - Formelement - bürgerlicher - Kultur. - Ihr - enges - Verhält ‐ nis - zur - Bildung - hatte - einen - regelrechten - Topos ‐ Charakter - erhalten. - Hoch ‐ sprachliche - Ausbildung - nach - bestimmten - Normen - wurde - zur - „ersten - Bürger ‐ pflicht“, - während - die - Opposition - „richtig - - - falsch“ - in - der - zweiten - Jahrhundert ‐ hälfte - stetig - an - Bedeutung - zunahm - (vgl. - Linke - 1996: - 232-235). - - Diesen - Anforderungen, - so - musste - es - ihm - vorkommen, - schien - Kafka - nicht - gerecht - zu - werden. - Als - Sohn - aus - tschechischen - Landgemeinden - nach - Prag - zu ‐ gezogener - Eltern - jüdischer - Herkunft - hob - er - sich - sprachlich - offenbar - sogar - von - Mitgliedern - seiner - eigenen - sozialen - Gruppe - (dem - „Prager - Kreis“) - ab, - deren - El ‐ tern - z.T. - in - Prag - alteingesessen - waren - bzw. - aus - überwiegend - deutschen - Sprach ‐ gebieten - stammten. 22 - Wie - sollte - er - unter - diesen - Umständen - an - eine - überregio ‐ nale - Rezeption - seiner - Prosa - glauben - können? - Die - idealistisch - überzeichnete - „reine“ - Hochsprache - bar - regionaler - Anklänge, - die - Brod - und - Urzidil - - - erkennbar - als - Wunsch ‐ Projektion - - - im - Nachhinein - den - Prager - deutschen - Autoren - nach ‐ sagten, - ließ - sich, - abgesehen - von - ihrer - generellen - Unmöglichkeit, - innerhalb - des - Prager - Multilingualismus - in - keinem - Fall - verwirklichen: - Die - im - Prager - Schrift ‐ tum - präsente - Divergenz - zwischen - reichsdeutschen, - österreichischen - und - Pra ‐ ger - Normvorstellungen, - das - Neben ‐- und - Miteinander - des - Tschechischen, - bai ‐ risch ‐ österreichischer - Stadtmundarten - und - verschiedener - Soziolekte - des - Deut ‐ schen - mit - tschechischen - („Prager“, - „Kleinseitner“, - „Kucheldeutsch“) - und - jiddi ‐ schen - Anteilen - („Mauscheldeutsch“) - führten - diesen - Gedanken - von - vornherein - ad - absurdum. - 4 - Das - Motiv - der - E x o p h o n i e - in - Kafkas - Prosaschriften - Vor - diesem - psychologischen - Hintergrund, - der - sich - aus - der - multilingualen - To ‐ pographie - Prags, - der - „sprachliche[n] - Diaspora“ - (Binder - 1996: - 186f.) - der - sich - Deutsch - deklarierenden - Minderheit - im - slavophonen - Stadtraum - und - der - beson ‐ -------------------------------------------------------- 22 -- Der - Vater - Brods - z.B. - stammte - aus - einer - seit - Langem - in - Prag - ansässigen - Familie; - Brods - Mutter - kam - aus - dem - deutsch - besiedelten - Morchenstern/ Smržovka - in - Nord ‐ böhmen - (vgl. - Brod - 1969: - 113-115). - - Kafkas - Exophonie - und - ihr - Prager - Kontext - 27 - deren - ethnisch ‐ sozialen - Situation - der - deutsch ‐ assimilierten, - meist - zweisprachi ‐ gen - Juden - ergab, - ist - der - Topos - der - E x o p h o n i e - in - Kafkas - Prosaschriften - zu - deuten. - Kafkas - fundamentale - Skepsis - gegenüber - der - Möglichkeit - sprachlicher - Verständigung - und - der - Repräsentationsfähigkeit - der - Sprache - überhaupt - ist - in - der - Forschung - längst - erkannt - und - als - Teil - der - europäischen - Sprachkritik - um - 1900 - gedeutet - worden. 23 - Den - wissenschaftlichen - Konsens - in - dieser - Hinsicht - bringt - Schmidt - (2007: - 34f.) - treffend - wie - folgt - auf - den - Punkt: - [W]ie - die - beständig - erprobten - und - revidierten - Lektüren - und - Schriftexegesen, - die - Kafka - immer - wieder - seinen - Protagonisten - zumutet, - enden - zumeist - auch - deren - Dialoge - in - Missverständnis - und - Verwirrung. - […] - Der - Zweifel - am - Wort - in - Schrift - und - Rede, - am - ,Zeichen‘ - selbst, - in - seiner - verbalen - wie - ikonographischen - Gestalt, - hat - damit - nicht - nur - in - den - poetischen - Bildern - und - Motivkomplexen - von - Kafkas - Werk, - sondern - auch - - - inhaltlich - - - in - der - von - ihm - behandelten - Thematik - unver ‐ kennbar - Spuren - hinterlassen, - und - zwar - innerhalb - wie - außerhalb - der - epischen - Schriften. - Dem - facettenreichen - Motiv - der - sprachlichen - Auffälligkeit - wurde - dagegen - bis ‐ her - keine - Aufmerksamkeit - geschenkt. - Nach - dem - bisher - Gesagten - scheint - seine - nähere - Betrachtung - allerdings - lohnend. - Denn - offenbar - wurzelt - es - in - den - Selbstzweifeln - eines - Schriftstellers - an - seiner - Zugehörigkeit - zu - derjenigen - Sprachgemeinschaft, - deren - Idiom - das - Medium - seiner - Literatur - war. - Es - reflek ‐ tiert - somit - ein - psychologisch - belastetes - Verhältnis - zwischen - Autor - und - poten ‐ zieller - Leserschaft. - - Auch - wenn - er - in - falscher - Bescheidenheit - für - sich - in - Anspruch - nahm, - „kein - Sprachtalent“ - (Kafka - 1990a: - 508) - zu - sein, - ist - Kafka - gerade - in - der - auditiven - Wahrnehmung - eine - ausgeprägte - Sensibilität - zu - bescheinigen. - Fing - sein - „schrecklich - aufmerksame[s] - Ohr“ - (Kafka - 1999b: - 45) - exophone - Sprachnuancen - bei - nicht - muttersprachlichen - Sprechern - des - Deutschen - auf, - dann - veranlasste - ihn - dies, - seine - Wahrnehmungen - und - Reflexionen - zu - protokollieren: - So - verfolg ‐ te - er - den - jiddischen - Unterton - im - Deutsch - der - Lemberger - Schauspielerin - Tschissik, - als - diese - ihm - „mit - den - großen - aber - natürlichen - Vokalen - ihrer - Aus ‐ sprache“ - (Kafka - 1990a: - 232) - für - einen - Blumenstrauß - dankte; - in - seiner - Meraner - Pension - fiel - ihm - eine - Mitbewohnerin - durch - ihr - „unangenehmes - Ungarisch ‐ Deutsch, - süßlich - aber - hart“ - (Kafka - 2013: - 376), - auf. - Besonders - zogen - dabei - Fälle - p o t e n z i e r t e r - E x o p h o n i e - Kafkas - Aufmerksamkeit - auf - sich: - Wenn - Inter ‐ ferenzen - aus - einer - ersten - in - einer - zweiten - Fremdsprache - (oder - umgekehrt) - spürbar - wurden - und - den - Sprecher - zweifach - als - exophon - markierten, - drängte - dies - Kafka - förmlich - zu - philologischen - wie - poetischen - Analysen. - Auf - einer - Zug ‐ fahrt - notierte - er - sich - z.B. - einmal: - -------------------------------------------------------- 23 -- Siehe - hierzu - bes. - Thieberger - (1979), - Heintz - (1983), - Alt - (1985) - und - Spector - (2008). - 28 - Blahak - Gefahren - mit - einem - jüdischer - Goldarbeiter. - Er - ist - aus - Krakau, - etwas - über - 20 - Jah ‐ re - alt, - war - 2 - ½ - Jahre - in - Amerika - […]. - Sein - Deutsch - unruhig - gemacht - von - engli ‐ schen - Betonungen - und - Wendungen, - der - Jargon - kann - sich - ausruhn - so - stark - ist - das - Englische - (Kafka - 1990a: - 978-980). - Hier - verfolgte - er - auch - einen - Streit - der - Frauen - nachts - im - Coupee, - dessen - Lampe - sie - verhängt - haben. - Wie - die - liegende - Französin - aus - dem - Dunkel - schrie - […]. - Der - griechische - Arzt - aus - meinem - Coupee - gab - ihr - in - schlechtem - klaren - scheinbar - auf - der - deutschen - Sprache - ba ‐ sierten - Französisch - ausdrücklich - Unrecht - (Kafka - 1990a: - 981f.). - Aufgrund - der - starken - Verzahnung - von - Fiktionalem - und - Nichtfiktionalem - in - Kafkas - Schriften - überrascht - es - nicht, - dass - diese - unvermeidlichen - Akte - des - Se ‐ zierens - fremder - wie - eigener - E x o p h o n i e - auch - in - Kafkas - Prosa - immer - wieder - zum - Zug - kommen. - Namentlich - die - Handlung - des - „Verschollenen“ - wird - ab ‐ schnittsweise - von - ihnen - bestimmt. - Dass - sich - Kafkas - persönlicher - Notstand - hier - niedergeschlagen - haben - könnte, - wird - plausibel, - wenn - man - die - amerikanische - Fabel - vom - „aus - Prag - in - Böhmen“ - (Kafka - 2002a: - 171) - stammenden - deutschen - Exulanten - Karl - Roßmann, - der - von - Exponenten - kakanischer - Völker - bedrängt - wird, - als - Parabel - auf - die - sprachlich ‐ kulturelle - Bedrängnis - der - deutschsprachi ‐ gen - Minderheit - Prags - im - slavophonen - Stadtraum - liest - (vgl. - Blahak - 2012b: - 233- 236). - Wenn - die - vor - dreißig - Jahren - aus - Wien - nach - Amerika - emigrierte - Oberkö ‐ chin - des - Hotels - Occidental - nur - noch - „in - einem - stark - englisch - betonten - Deutsch“ - (Kafka - 2002a: - 172) - zu - reden - vermag, - befindet - sie - sich - in - eben - derjeni ‐ gen - sprachtopographischen - Situation, - die - den - Prager - Deutschen - mit - Blick - auf - den - Einfluss - ihrer - tschechischen - Umgebung - nachgesagt - wurde. - Dass - das - ent ‐ sprechende - Umfeld - im - Roman - punktuell - sogar - dezidiert - als - „slavisch“ - markiert - wird, - dass - die - E x o p h o n i e - slavophoner - Gestalten - im - Englischen - (decodiert: - im - Deutschen) - mit - Akten - physischer - Zudringlichkeit - gegenüber - dem - Protago ‐ nisten - einhergeht, - lässt - diese - Interpretation - noch - stimmiger - anmuten: - Inzwischen - waren - auch - die - Gepäckträger - […] - aufmerksam - geworden - und - hatten - sich - in - dichtem - Ring - hinter - Karl - versammelt, - der - nun - auch - nicht - einen - Schritt - hätte - zurücktreten - können - und - überdies - unaufhörlich - in - den - Ohren - das - Durch ‐ einander - der - Stimmen - dieser - Gepäckträger - hatte, - die - in - einem - gänzlich - unver ‐ ständlichen - vielleicht - mit - slavischen - Worten - untermischten - Englisch - mehr - pol ‐ terten - als - redeten - (Kafka - 2002a: - 280f.). - Haben - Kafkas - Prosafiguren - eine - „ungewöhnliche - Aussprache“, - so - können - sie - meist - nur - mit - Verzögerung, - „erst - im - Nachklang - verstand[en]“ - (Kafka - 1993a: - 273) - werden; - wird - diese - E x o p h o n i e - verschärft, - so - erweist - sich - das - Mitge ‐ - Kafkas - Exophonie - und - ihr - Prager - Kontext - 29 - teilte - als - „nur - schwer“ - (Kafka - 1990b: - 274), - „nicht - jedem - verständlich“ - (Kafka - 2002a: - 418), - lässt - sich - nur - „sehr - wenig - von - dem - Gesagten - auffassen“ - (Kafka - 2002a: - 256). - Entstellt - der - Fremdklang - die - Sprache - derart, - dass - man - „nur - unver ‐ ständliche[n] - Gesang“ - (Kafka - 1990c: - 300) - zu - hören - vermeint, - so - führt - dies - zur - Krise - der - Kommunikation - und - schließlich - zu - ihrem - Abbruch. - Die - aussagekräf ‐ tigste - Passage - in - Kafkas - Werk - stellt - in - dieser - Hinsicht - wohl - die - Eingangsszene - des - Dom ‐ Kapitels - im - „Proceß“ - dar: - Obwohl - Josef - K. - italienisch - und - französisch - spricht, - codieren - dialektale - Interferenzen - sowohl - die - Muttersprache - als - auch - das - Französische - des - süditalienischen - Geschäftsfreundes - seiner - Bank - derart, - dass - schließlich - jede - weitere - Kommunikation - sinnlos - erscheint - und - verweigert - wird: - „Vorläufig - gab - er - [Josef - K.: - B.B.] - es - auf, - den - Italiener - verstehen - zu - wollen“ - (Kafka - 1990b: - 274). - K.s - „Abschalten“ - wird - explizit, - als - er - sich - selbst - dabei - er ‐ tappt, - „daß - er - in - der - Zerstreutheit - gerade - hatte - aufstehen, - sich - umdrehn - und - weggehn - wollen“ - (Kafka - 1990b: - 275). -- - Die - deutlichste - Referenz - auf - den - Schriftsteller - findet - sich - indes - in - den - Vari ‐ anten - zur - Erzählung - „Beim - Bau - der - chinesischen - Mauer“: - Hier - führt - die - E x o ‐ p h o n i e - Einzelner - zu - ihrem - Ausschluss - aus - größeren - endophonen - Gemein ‐ schaften: - [N]un - wurde - einmal - ein - Flugblatt - der - Aufständischen - durch - einen - Bettler, - der - je ‐ ne - Provinz - durchreist - hatte, - in - das - Haus - meines - Vaters - gebracht. - […] - Plötzlich - fing - alles - zu - lachen - an, - das - Blatt - wurde - im - Gedränge - zerissen - […]. - Warum? - Der - Dialekt - der - Nachbarprovinz - ist - von - dem - unsern - wesentlich - verschieden - und - dies - drückt - sich - auch - in - gewissen - Formen - der - Schriftsprache - aus, - die - für - uns - einen - et ‐ was - altertümlichen - Charakter - haben. - Kaum - hatte - nun - der - Priester - 2 - derartige - Sätze - gelesen, - war - man - schon - entschieden - […], - schüttelte - man - lachend - den - Kopf - und - wollte - nichts - mehr - hören - (Kafka - 1993b: - 298f.). 24 - Demnach - umgeben - topographisch - bedingte - sprachliche - Sonderformen - das - Ge ‐ schriebene - - - mag - es - an - sich - auch - von - ernstem - Charakter - sein - - - mit - der - Aura - des - Lächerlichen, - führen - zur - Abwertung - seines - Inhalts. - Die - öffentliche - Nicht ‐ beachtung - eines - derartigen - Schrifttums - durch - die - sich - im - originären - Besitz - der - Hochsprache - wähnende - endophone - Leser ‐- bzw. - Hörerschaft - ist - ein - Akt, - der - pa ‐ rabolisch - auf - die - Aussichten - einer - regionalsprachlich - markierten - Literatur - zu - Kafkas - Zeit - verweist. - In - diesem - Kontext - ist - die - bei - Kafka - offenbar - latent - vor ‐ handene - Bangigkeit, - sprachlich - aufzufallen, - zu - verstehen: - Sie - war - mehr - als - das - Gefühl, - stigmatisiert - zu - sein; - sie - betraf - sein - Selbstverständnis - als - Autor - mit - überregionalen - Publikationsambitionen - - - als - Angst, - aufgrund - einer - durch - den - -------------------------------------------------------- 24 -- Die - in - der - KKA - verzeichneten - Autokorrekturen - Kafkas - wurden - hier - bereits - in - das - Textzitat - integriert. - 30 - Blahak - Prager - Multilingualismus - bedingten - sprachlichen - Andersartigkeit - für - die - Mehr ‐ heit - seiner - Sprachgemeinschaft - „unlesbar“ - zu - sein. - 5 - Literatur - Alt, - Peter ‐ André - (1985): - Doppelte - Schrift, - Unterbrechung - und - Grenze. - Franz - Kafkas - Po ‐ etik - des - Unsagbaren - im - Kontext - der - Sprachskepsis - um - 1900. - In: - Jahrbuch - der - Deut ‐ schen - Schillergesellschaft - 29. - 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in - zwei - Teilen. - Wien/ Leipzig. - Mann, - Thomas - (1980): - Doktor - Faustus. - Das - Leben - des - deutschen - Tonsetzers - Adrian - Le ‐ verkühn - erzählt - von - einem - Freunde. - Frankfurt - am - Main. - Mauthner, - Fritz - (1918): - Erinnerungen. - I. - Prager - Jugendjahre. - München. - Urzidil, - Johannes - (1966): - Da - geht - Kafka. - München. - Urzidil, - Johannes - (1972): - Bekenntnisse - eines - Pedanten. - Erzählungen - und - Essays - aus - dem - autobiographischen - Nachlaß. - Zürich/ München. - Verschiedene - Sprach(varietät)en - in - der - Darstellung - einer - grenzenüberschreitenden - Fahrt - in - Terézia - Moras - Roman - „Das - Ungeheuer“ - Bianka - Burka - (Klein ‐ Winternheim) - Zusammenfassung - Das - Thema - des - Beitrags - bilden - verschiedene - Sprach(varietät)en - in - Terézia - Moras - neu ‐ estem - Roman - „Das - Ungeheuer“, - die - sowohl - in - der - Darstellung - der - Fahrt - der - Hauptfigur - Darius - Kopp - durch - mehrere - Länder - als - auch - in - der - Übersetzung - der - hinterlassenen - Ta ‐ gebuchdateien - von - Kopps - verstorbenen - Frau - Flora - in - verschiedenen - Formen - vorkom ‐ men. - In - diesem - Sinne - werden - Sprach(varietät)en - in - zwei - Textkontexten - untersucht, - die - im - Roman - auch - visuell, - nämlich - durch - eine - schwarze - Linie - voneinander - getrennt - wer ‐ den. - Es - wird - zum - einen - anhand - ausgewählter - Beispiele - dargestellt, - wie - Elemente - ande ‐ rer - Sprachen - in - den - untersuchten - deutschsprachigen - Textkontexten - auf - verschiedenen - sprachlichen - Ebenen - auftreten. - Zum - anderen - wird - im - Hinblick - auf - ihre - Rolle - anhand - inhaltlich ‐ sprachlicher - Aspekte - festgestellt, - dass - sie - in - der - Darstellung - der - Fahrt - in - vie ‐ len - Fällen - für - die - Veranschaulichung - von - Kommunikationssituationen, - Redebeiträgen - bzw. - Gedanken - von - Figuren - und - für - die - Wiedergabe - von - Aufschriften - verwendet - wer ‐ den. - In - Bezug - auf - die - deutsche - Übersetzung - von - Floras - Tagebuch - wird - anhand - ausge ‐ wählter - Beispiele - gezeigt, - wie - die - in - ihm - verwendeten - ungarischen - Elemente - auf - ihre - Muttersprache - verweisen - und - inwieweit - durch - sie - bzw. - durch - Verweise - auf - die - ungari ‐ sche - Literatur - zwei - Sprach ‐- und - Literaturkulturen - in - Verbindung - gebracht - werden. - In - die - Interpretation - werden - sowohl - Aspekte - der - sprachlichen - Gestaltung - als - auch - literari ‐ sche - Aspekte - miteinbezogen. - 1 - Einleitung: - Zielsetzung - und - Methoden - Im - vorliegenden - Beitrag 1 - soll - aufgezeigt - werden, - wie - verschiedene - Sprach(varie ‐ tät)en - bzw. - Aspekte - verschiedener - Sprachkulturen - zur - Darstellung - einer - gren ‐ zenüberschreitenden - Fahrt - der - Hauptfigur - und - der - Gedanken - ihrer - verstorbe ‐ nen - Frau - in - ihren - Tagebuchdateien - in - Terézia - Moras - neuestem - deutschsprachi ‐ gen - Roman - „Das - Ungeheuer“ - beitragen. - Dabei - wird - anhand - ausgewählter - Er ‐ scheinungsformen - von - Sprach(varietät)en - darauf - fokussiert, - welche - Rolle - sie - in - -------------------------------------------------------- 1 -- Die - im - Beitrag - dargestellten - Ergebnisse - wurden - im - Rahmen - eines - durch - die - Fritz - Thyssen - Stiftung - geförderten - Forschungsaufenthalts - am - Lehrstuhl - für - Germanisti ‐ sche - Sprachwissenschaft - der - Universität - Erfurt - zum - Thema - „Sprach(varietät)en - in - deutschsprachigen - literarischen - Texten - anhand - ausgewählter - Beispiele“ - erarbeitet. - 36 - Burka - der - dargestellten - Geschichte - erfüllen - und - wie - sie - zur - Anwesenheit - mehrerer - Stimmen - in - dem - im - Jahre - 2013 - mit - dem - Deutschen - Buchpreis - ausgezeichneten - Roman - beitragen. - Die - Rolle - ausgewählter - Elemente - von - Sprach(varietät)en - wird - im - Hinblick - auf - thematische - Aspekte - der - Geschichte - und - auf - sprachliche - Aspekte - der - jeweiligen - deutschsprachigen - Textkontexte - festgestellt, - wobei - eine - interdisziplinäre - Herangehensweise - angewandt - wird: - Neben - der - Erfassung - und - Beschreibung - von - Erscheinungsformen - bestimmter - Sprach(varietät)en - im - Text - unter - linguistischem - Gesichtspunkt, - die - auf - der - graphematischen, - morpho ‐ syn ‐ taktischen - und - lexiko ‐ semantischen - Ebene - des - untersuchten - Textes - festgestellt - werden - können, - werden - im - Bereich - von - Erscheinungsformen - und - Funktionen - verschiedener - Sprach(varietät)en - im - literarischen - Textkontext - auch - literarische - Aspekte - miteinbezogen: - In - diesem - Kontext - wird - bei - der - Interpretation - auf - ein - selbstgeführtes - Interview - mit - der - Autorin - verwiesen, - wodurch - im - Rahmen - der - Analyse - auch - ihre - Bemerkungen - miteinbezogen - werden - können. - Die - durchge ‐ führte - Untersuchung - soll - zur - Erforschung - der - Rolle - von - Elementen - verschiede ‐ ner - Sprach(varietät)en - anhand - des - neuesten - literarischen - Werks - von - Terézia - Mora - beitragen - und - zeigen, - wie - Aspekte - verschiedener - Sprachen - in - den - deutschsprachigen - Roman - miteinbezogen - werden - bzw. - wie - zwischen - der - deut ‐ schen - und - der - ungarischen - Sprache - in - den - im - Roman - dargestellten - Tagebuch ‐ dateien - eine - Verbindung - hergestellt - wird. -- 2 - Die - Autorin - und - ihr - Roman - „Das - Ungeheuer“ - Terézia - Mora - wurde - im - Jahre - 1971 - in - Sopron - (Ungarn) - geboren - und - ist - in - der - Nähe - der - österreichisch ‐ ungarischen - Grenze - im - Dorf - Pet ő háza - auf - der - ungari ‐ schen - Seite - zweisprachig - (Deutsch ‐ Ungarisch) - aufgewachsen. - Seit - 1990 - lebt - sie - in - Berlin - und - arbeitet - als - Autorin - und - Übersetzerin. - Ihre - früheren - Werke, - der - Erzählband - „Seltsame - Materie“ - (1999) - und - die - Romane - „Alle - Tage“ - (2004) - und - „Der - einzige - Mann - auf - dem - Kontinent“ - (2009), - wurden - mit - verschiedenen - Prei ‐ sen - ausgezeichnet - und - bilden -−- wie - auch - ihr - neuestes - Werk -−- einen - wichtigen - Teil - der - deutschsprachigen - Gegenwartsliteratur. - Neben - ihrer - schriftstelleri ‐ schen - Tätigkeit - ist - die - Autorin - auch - als - Übersetzerin - bekannt; - sie - hat - verschie ‐ dene - Werke - von - Péter - Esterházy, - István - Örkény, - Péter - Zilahy - und - Lajos - Parti - Nagy - übersetzt. -- - In - ihrem - neuesten - Roman - „Das - Ungeheuer“ - wird - dargestellt, - wie - Darius - Kopp - den - Tod - seiner - Frau - durch - seine - Trauer - zu - verarbeiten - versucht. - Kopp, - der - auch - in - Moras - zweitem - Roman - „Der - einzige - Mann - auf - dem - Kontinent“ - die - Hauptfigur - ist, - hat - in - der - IT ‐ Branche - als - Angestellter - des - Unternehmens - Fidelis - Wireless - für - drahtlose - Netzwerke - gearbeitet, - und - mit - seiner - Frau - hat - ihn - eine - große - Liebe - verbunden. - Seine - Frau, - Flora, - die - aus - Ungarn - nach - Berlin - kam, - litt - - Sprach(varietät)en - in - Terézia - Moras - Roman - „Das - Ungeheuer“ - 37 - aber - unter - Depression - und - konnte - auch - im - Berufsleben - keine - Erfolge - errei ‐ chen. - Statt - ihren - Traumberuf - zu - verwirklichen - und - als - Übersetzerin - zu - tätig - zu - sein, - arbeitete - sie - z.B. - als - Kellnerin - in - einer - Strandbar 2 - und - versuchte, - ihrem - Mann - zu - verheimlichen, - wie - tief - ihre - Depression - in - Wirklichkeit - war. - Sie - ist - 38 - Jahre - alt, - als - sie - sich - das - Leben - nimmt. - Zu - Beginn - der - Geschichte - „Das - Unge ‐ heuer“ - ist - sie - tot. - Zuerst - hat - Kopp - seinen - Job - und - danach - die - Liebe - seines - Le ‐ bens - verloren. - Er - trauert - zuerst - zehn - Monate - lang - zwischen - den - vier - Wänden - ihrer - einst - gemeinsamen - Wohnung - in - Berlin; - sein - Tagesablauf - besteht - aus - Fernsehen - und - Pizza. - Danach - macht - er - sich - aber - auf - den - Weg, - da - er - für - Floras - Asche - einen - würdigen - Ort - finden - möchte. - Zuerst - fährt - er - nach - Ungarn, - in - das - Land, - aus - dem - Flora - stammt, - und - nimmt - auch - das - Tagebuch - seiner - verstorbe ‐ nen - Frau - mit, - dessen - größten - Teil - sie - auf - Ungarisch - verfasst - hat. - Da - Kopp - aber - die - ungarische - Sprache - nicht - versteht, - hat - er - die - Tagebuchdateien - von - einer - Studentin, - Judit, - ins - Deutsche - übersetzen - lassen. - Diese - Übersetzung - liest - er - während - seiner - Fahrt. - Die - Tagebuchdateien - erscheinen -−- durch - eine - horizonta ‐ le - schwarze - Linie - getrennt - −- unter - Kopps - Road ‐ Novel. - Die - Linie - markiert - zu ‐ gleich - eine - Grenze - zwischen - zwei - Welten, - nämlich - der - Ober ‐- und - der - Unter ‐ welt. 3 - Die - Technik, - wie - Mora - Floras - Stimme - bzw. - Texte - in - die - Geschichte - mit ‐ einbezieht, - wurde - auch - von - der - Jury - des - Deutschen - Buchpreises - gelobt. 4 - So - be ‐ gleiten - Floras - Texte - ihren - ehemaligen - Mann - auf - seiner - Fahrt, - die - aber - nicht - in - Ungarn - endet. - Er - fährt - nämlich - weiter - durch - verschiedene - Länder, - wie - Kroati ‐ en, - Albanien, - die - Türkei, - Georgien, - Armenien - und - Griechenland. - Während - sei ‐ ner - Grenzüberschreitungen - begegnet - er - vielen - Personen, - von - denen - er - in - Be ‐ -------------------------------------------------------- 2 -- Auch - nach - ihrer - Ankunft - in - Deutschland - fand - sie - nur - wenige - Arbeitsmöglichkeiten - und - an - vielen - Arbeitsstellen - wurde - sie - ausgenutzt. - 3 -- „Die - Frau - musste - eine - Stimme - bekommen. - Und - wie - ist - das, - eine - bekannte - Technik, - wenn - eine - tote - Person - sprechen - soll - in - einem - Buch, - und - das - halt - nicht - über - Rück ‐ blenden - passiert, - dann - passiert - das - eben - durch - hinterlassene - Aufzeichnungen, - also - dieses - Tagebuch. - Diese - Verschiedenartigkeit, - die - Möglichkeit, - nicht - mit - einer - Text ‐ sorte - zu - arbeiten, - sondern - mit - vielen - verschiedenen, - kam - mir - sehr - verlockend - vor, - und - das - hat - mich - sofort - interessiert. - Und - im - Grunde, - im - selben - Augenblick - war - auch - die - Idee - da, - da - machen - wir - es - so, - oben - die - Darius - Kopps - Reise - durch - die - Ober ‐ welt, - und - darunter - die - Unterwelt, - wo - die - tote - Frau - wohnt - und - wo - also - auch - ihre - Texte - wohnen. - Und - dann - soll - das - auch - zu - sehen - sein - auf - der - Seite.“ - (Trauerarbeit - als - Roadmovie. - Terézia - Mora - im - Gespräch - mit - Ulrike - Timm, - www.deutschlandradio- kultur.de/ trauerarbeit‐als‐roadmovie.954.de.html? dram: article_id=264467, - Stand: - 26.05.2015). - 4 -- In - ihrer - Stellungnahme - heißt - es, - dass - es - der - Autorin - gelungen - ist, - „zwei - Charaktere, - die - sich - im - Leben - verfehlten, - und - zwei - Textformen - miteinander - in - Verbindung - zu - setzen. - Terézia - Mora - vereint - hohes - literarisches - Formbewusstsein - mit - Einfühlungs ‐ kraft. - ‚Das - Ungeheuer‘ - ist - ein - tief - bewegender - und - zeitdiagnostischer - Roman.“ - (www.deutscher‐buchpreis.de/ de/ 639550/ , - Stand: - 26.05.2014). - 38 - Burka - zug - auf - seine - Trauer - bestimmte - Hinweise - bekommt - (vgl. - Burka - 2015a: - 18), - wie - zum - Beispiel - von - Christina, - die - ebenfalls - eine - Witwe - ist - und - Kopp - davon - er ‐ zählt, - wie - sie - ihre - Trauer - erlebt - hat: - Da - verläuft - eine - Grenze. - Zwischen - den - Lebenden - und - den - Toten - verläuft - eine - Grenze. - […] - Man - kann - es - sich - nicht - vorstellen, - aber - mit - der - Zeit - nimmt - die - Trau ‐ er - ab - und - auch - alle - anderen - Gefühle. - Ein - Lebendiger - kann - nicht - mit - einem - To ‐ ten - leben, - so - ist - es - einfach - (Mora - 2013a: - 647). - Am - Ende - fällt - ihm - ein, - was - Floras - würdiger - Begräbnisort - sein - könnte, - wobei - der - Prozess - der - Suche - als - Buße - gilt - (vgl. - Burka - 2015a: - 19). -- 3 - Zu - Erscheinungsformen - und - Funktionen - von - Sprach(varietät)en - in - literarischen - Texten 5 - In - Bezug - auf - die - Erforschung - literarischer - Texte - bildet - in - der - Forschungsland ‐ schaft - die - Untersuchung - von - Erscheinungsformen - verschiedener - Sprach(varie ‐ tät)en - sowohl - aus - thematischem - als - auch - aus - sprachlichem - Blickwinkel - einen - relevanten - Bereich. - Dabei - spielt - die - Frage, - welche - Rolle - die - von - Autor(inn)en - in - ihren - Texten - verwendeten - Sprach(varietät)en - einnehmen, - eine - wichtige - Rolle, - bei - deren - Feststellung - sowohl - der - Inhalt - ihrer - Werke - als - auch - sprachliche - und - thematische - Aspekte - der - jeweiligen - Textkontexte, - in - denen - die - untersuchten - Elemente - vorkommen, - intensiv - mitberücksichtigt - werden - müssen. - Auch - die - Vielfalt - der - Begriffe 6 , - mit - denen - verschiedene - Formen - des - Vorkommens - von - Sprachen - in - literarischen - Textkontexten - (in - vielen - Fällen - in - Werken - von - zwei ‐- oder - mehrsprachigen - Autor(inn)en) - bezeichnet - werden, - deutet - auf - die - große - Relevanz - und - den - allzeit - aktuellen - Charakter - des - Themenbereichs - hin. - Im - Rah ‐ men - der - Erforschung - des - Vorhandenseins - mehrerer - Sprach(varietät)en - in - Tex ‐ -------------------------------------------------------- 5 -- In - diesem - Kapitel - wird - die - Vielfalt - von - Formen - und - Funktionen - von - Elementen - ver ‐ schiedener - Sprach(varietät)en - in - Texten - anhand - ausgewählter - Beispiele - der - For ‐ schungsliteratur - veranschaulicht. - 6 -- Verwendet - werden - z.B. - Mehrsprachigkeit, - „innertextliche[r] - Multilingualismus“ - (Knauth - 2004: - 266), - sprachliche - Heterogenität - (Heinemann - 1998: - 109), - Polyphonie - (vgl. - z.B. - Baumberger - 2012), - „Heterolingualität“ - (Kilchmann - 2012c: - 115), - „Translingu ‐ alität“ - in - Bezug - auf - eine - Art - „Durchquerung - von - Sprachen“ - (Kilchmann - 2012a: - 12f.), - „Sprachlatenz“ - (Chiellino - 2002: - 43), - „evidente - Dialogizität“, - „latente - Dialogizität“ - (s. - Cornejo - 2010: - 171), - explizite - und - implizite - Mehrsprachigkeit - (Schmeling - 2004: - 221f.), - Multilingualität - (Schmeling - 2004). - Diese - Begriffe - wurden/ werden - abhängig - von - sprachlich ‐ thematischen - und - literarischen - Aspekten - in - Bezug - auf - unterschiedliche - Werke - verwendet. - - Sprach(varietät)en - in - Terézia - Moras - Roman - „Das - Ungeheuer“ - 39 - ten - werden - auch - in - Bezug - auf - die - Formen - des - Wechsels - zwischen - ihren - Ele ‐ menten - in - den - jeweiligen - Textkontexten - unterschiedliche - Termini - angewandt, - die - auch - in - linguistischen - Untersuchungen - verwendet - werden. - Während - für - solche - Fälle, - in - denen - „der - Wechsel - in - eine - andere - Sprache - für - einen - längeren - Redeanteil“ - (Gymnich - 2007: - 68) - vollzogen - wird, - häufig - der - deutsche - Begriff - „Sprachwechsel“ - oder - der - englische - Terminus - „code - switching“ - (Gymnich - 2007: - 68) - verwendet - werden, - werden - im - Hinblick - auf - die - Mischung - von - Elementen - unterschiedlicher - Sprachen - die - Termini - „Sprachmischung“ - oder - „Sprachenmi ‐ schung“ - angewandt. - Im - Bereich - der - Mischung - von - Elementen - verschiedener - Sprachen - wird - ferner - ein - Unterschied - in - Bezug - auf - die - Art - der - verwendeten - Elemente - gemacht: - Schmitz ‐ Emans - (2004a: - 14f.) - unterscheidet - dementspre ‐ chend - zum - einen - solche - Sprachenmischungsphänomene, - die - „aus - Elementen - konventioneller - Sprachen“ - bestehen, - zum - anderen - solche, - die - als - „Kunst ‐- und - Phantasiesprachen“ - fungieren. 7 - - Mit - Ausdrücken, - Sätzen - und - Textpassagen, - die - in - anderen - Sprach(varie ‐ tät)en - in - Werken - vorkommen - und - die - nach - der - Feststellung - von - Kilchmann - (2012a: - 13) - auch - „im - gesamten - Korpus - der - neueren - deutschen - Literatur“ - beob ‐ achtet - werden - können, - setzen - sich - verschiedene - literaturwissenschaftliche - und - interdisziplinäre - Untersuchungen - auseinander, - in - denen - man - sich - neben - der - Manifestation - anderer - Sprachen - in - Form - von - Schriftzeichen 8 , - Morphemen - (vgl. - Gymnich - 2007: - 65), - Wörtern, - Sätzen - und - Textteilen - auch - mit - Arten - von - Inter ‐ ferenzen - (vgl. - z.B. - Riatsch - 1998: - 89) - und - Sprachenmischungsphänomenen - be ‐ schäftigt. - Neben - diesen - Phänomenen - wird - das - Vorhandensein - anderer - Spra ‐ chen - in - Texten - auch - in - Form - von - Übersetzungen - aus - anderen - Sprachen - in - die - Sprache - der - jeweiligen - Textkontexte, - wie - z.B. - in - Lehnübersetzungen - (vgl. - z.B. - Skiba - 2010: - 330, - Stra ň áková - 2010) - oder - in - „buchstäbliche[n] - Übersetzung[en]“ - (Kilchmann - 2012c: - 115), - untersucht. - Im - Falle - dieser - Erscheinungsformen - kann - im - Hinblick - auf - die - Art - ihrer - Miteinbeziehung - in - die - Haupttexte - bzw. - auf - die - Sprachkenntnisse - der - Leser - je - nach - Textkontext - eine - Vielfalt - möglicher - Funkti ‐ onen - festgestellt - werden. - Diejenigen - fremdsprachigen - Elemente, - die - von - Lesern - nicht - verstanden - werden - (Gymnich - 2007: - 71), - können - z.B. - als - „Marker - von - Alte ‐ rität“ - (vgl. - Gymnich - 2007: - 11; - Skiba - 2010) - auftreten. 9 - Dementsprechend - können - Übersetzungen - bzw. - Erläuterungen - von - Elementen - anderer - Sprachen - in - der - Sprache - der - jeweiligen - Textkontexte - sowohl - hinsichtlich - der - Figuren - (wenn - für - -------------------------------------------------------- 7 -- Zur - Verwendung - von - Kunstsprachen - bzw. - „kunstsprachliche[r]“ - Wörter - (Kilchmann - 2012b: - 71) - in - Texten - s. - auch - Kurlenina - (2010) - und - Kilchmann - (2012b). - 8 -- Zur - Rolle - von - Schriftzeichen - aus - anderen - Sprachen, - wie - z.B. - zum - Ausdruck - einer - sprachlichen - Alterität, - s. - Schmitz ‐ Emans - (2004b). - 9 -- Zur - Rolle - von - Sprachkenntnissen - der - Leser - im - Hinblick - auf - fremdsprachige - Elemen ‐ te - in - Texten - s. - auch - Heinemann - (1998: - 114), - Skiba - (2010: - 327). - Zum - Ausdruck - einer - kulturellen - Alterität - durch - bestimmte - Sprachen - s. - auch - Lauterbach - (2002). -- 40 - Burka - sie - etwas - erklärt - wird) - als - auch - hinsichtlich - der - Leser - der - Verständlichkeit - (Baumberger - 2012: - 100) - und - in - bestimmten - Textkontexten - einer - „kulturelle[n] - Aufklärung“ - (Cornejo - 2010: - 176) - dienen. - Fremdsprachige - Elemente - können - u.a. - für - die - Nachahmung - von - Kommunikationsstrategien - (Gymnich - 2007: - 63) - und - „Kommunikationsverhalten[…]“ - (Gymnich - 2007: - 68) - gebraucht - werden - und - „materielle[…] - oder - immaterielle[…] - Dimension“ - anderer - Kulturen - referieren - (Gymnich - 2007: - 67). - Durch - die - Integration - von - Elementen - anderer - Sprachen - und - Sprachvarietäten - bzw. - durch - bestimmte - „mischsprachliche[…] - Elemente“ - ist - es - ebenso - möglich, - auf - Aspekte - von - „Sprachrealität[en]“ - zu - verweisen - (Baumberger - 2012: - 100), - verschiedene - „handlungsimmanente[…]“ - (Heinemann - 1998: - 109) - Aspekte - zu - markieren - und - dementsprechend - u.a. - zur - Charakterisie ‐ rung - von - Figuren - beizutragen - (vgl. - z.B. - Ayad - 1980: - 120; - Baumberger - 2012: - 95; - Richter - 1995). - Elemente - anderer - Sprachen, - wie - z.B. - der - Muttersprache - von - Fi ‐ guren - können - in - Texten - ferner - mit - Emotionen - verbunden - werden - (vgl. - Cornejo - 2010). - Die - Miteinbeziehung - von - Aspekten - anderer - Sprachen - und - Kulturen - u.a. - im - Hinblick - auf - Formen - der - Mehrsprachigkeit, - die - Erzählperspektive 10 - und - In ‐ tertextualität - wurde/ wird - auch - mit - Konzepten - von - Inter ‐- bzw. - Transkulturali ‐ tät - in - bestimmten - Werken - in - Verbindung - gebracht. - Unter - den - in - literarischen - Texten - benutzten - Varietäten - wurde - in - erster - Linie - im - Hinblick - auf - Elemente - von - Dialekten - festgestellt, - dass - deren - Integration - in - Texte - je - nach - Textkontext - zur - Veranschaulichung - von - „Realitätseffekte[n] - der - mündlichen - Sprechsituati ‐ on“ - (Baumberger - 2012: - 99), - Lokalkolorit - (vgl. - z.B. - Spillner - 2009: - 1549) - bzw. - be ‐ stimmter - Merkmale - der - Figurencharakterisierung - (Baumberger - 2012: - 95) - in - der - sprachlichen - Gestaltung - genutzt - werden - kann. - Ebenso - tragen - die - in - Werken - abgebildeten - Aussprachemerkmale - von - Figuren - zu - ihrer - Charakterisierung - bei, - wobei - durch - sie - die - Veranschaulichung - eines - Lokalkolorits - und - eine - gewisse - Authentizität - ermöglicht - wird - (vgl. - Spillner - 2009: - 1549; - Baumberger - 2012). 11 - - - -- -------------------------------------------------------- 10 -- Siehe - dazu - z.B. - die - Untersuchungen - von - Chiellino - (2002) - und - Esselborn - (2010: - 282f.). - In - Bezug - auf - die - Mehrsprachigkeit - wird - von - Chiellino - die - „Sprachlatenz“ - als - ein - Aspekt - des - interkulturellen - Romans - betrachtet. - Unter - einer - latenten - Sprache - versteht - er - „die - Sprache - der - kulturellen - Herkunft - der - Protagonisten“ - oder - „die - Spra ‐ che - der - Raum/ Zeit ‐ Konstellation, - in - der - das - Werk - zum - Teil - angesiedelt - ist“ - (Chiellino - 2002: - 43). - 11 -- Zu - weiteren - Aspekten - s. - die - obigen - Untersuchungen. - - Sprach(varietät)en - in - Terézia - Moras - Roman - „Das - Ungeheuer“ - 41 - 4 - Zur - Rolle - von - Sprach(varietät)en - in - der - Darstellung - von - Kopps - Fahrt - - - ausgewählte - Beispiele - Unter - den - Sprachen, - die - in - der - Darstellung - von - Kopps - Fahrt - verwendet - wer ‐ den, - erfüllt - das - Englische - eine - wichtige - Rolle, - da - es - in - vielen - Fällen - als - eine - Ver ‐ mittlungssprache - zwischen - dem - deutschen - Muttersprachler - Kopp - und - anderen - Figuren, - denen - er - begegnet, - fungiert. 12 - Elemente - des - Englischen - erscheinen - dementsprechend - auch - in - solchen - Gesprächen, - die - er - während - seines - Aufent ‐ haltes - in - Ungarn - führt, - wenn - bestimmte - Gesprächspartner - der - deutschen - Spra ‐ che - nicht - mächtig - sind. - Das - Englische - manifestiert - sich - in - der - Darstellung - die ‐ ser - Interaktionen - in - Form - von - Lexemen - und - Sätzen, - durch - die - auf - einen - Teil - der - von - den - Kommunikationspartnern - verbalisierten - Informationen - verwiesen - wird, - wie - es - auch - in - Beleg - Nr. - 1 - gesehen - werden - kann. - Hier - ist - Kopp - in - dem - un ‐ garischen - Dorf - angekommen, - in - dem - seine - ehemalige - Frau - Flora, - deren - erster - Vorname - Teodóra - war, - früher - lebte. - Da - er - über - sie - und - über - ihr - damaliges - Le ‐ ben - Informationen - erhalten - möchte, - fragt - er - einige - Leute - im - Dorf, - ob - sie - sie - kannten. - In - der - Wiedergabe - der - Gespräche - erscheinen - sowohl - englische - als - auch - ungarische - Elemente, - die - im - Text - kursiv - hervorgehoben - wurden. - Am - An ‐ fang - der - Situation - deuten - die - englischen - Elemente - in - der - Redewiedergabe - von - Figuren - auf - die - für - die - Kommunikation - verwendete - Sprache - zwischen - Kopp - und - den - Befragten - hin, - wobei - die - Bedeutung - von - vielen - dieser - Elemente - in - der - Darstellung - noch - vor - ihrer - Integration - in - der - Sprache - des - Textkontextes, - d.h. - auf - Deutsch, - wiedergegeben - wird. - Später - wird - neben - dem - Englischen - auch - das - Ungarische - für - die - Veranschaulichung - bestimmter, - von - Figuren - verbalisierter - Informationen - angewandt, - da - die - Frauen, - die - Teodóra - noch - gekannt - haben, - sich - untereinander - auf - Ungarisch - äußern. 13 - Diese - Äußerungen - werden - aber - für - Kopp - von - einem - weiteren - Teilnehmer - der - Kommunikationssituation - übersetzt, - damit - er - auch - alles - versteht. - Die - deutsche - Wiederholung - des - ungarischen - Aus ‐ drucks - Édes- Istenem- (auf - Deutsch: - Guter- Gott) - im - Text - hat - dementsprechend - die - Funktion - zu - veranschaulichen, - dass - die - ungarischen - Redeanteile - für - die - Hauptfigur - in - eine - andere, - für - sie - auch - bekannte - Sprache - übersetzt - werden. - Die - Andersartigkeit - der - ungarischen - Sprache - aus - der - Perspektive - des - Protagonisten - wird - u.a. - in - seiner - deutschen - Gedankenwiedergabe - markiert, - als - ihm - eine - un ‐ -------------------------------------------------------- 12 -- Im - Roman - „Der - einzige - Mann - auf - dem - Kontinent“ - werden - auch - englische - Elemente - verwendet, - die - in - vielen - Fällen - als - Elemente - der - Vermittlungssprache - zwischen - Da ‐ rius - Kopp - und - seinen - englischsprachigen - Chefs - erscheinen - (vgl. - auch - Burka - 2014: - 210ff.). - Mit - Elementen - der - englischen - Sprache - im - Roman - „Der - einzige - Mann - auf - dem - Kontinent“ - habe - ich - mich - ferner - in - Burka - (2016) - beschäftigt. - 13 -- In - der - Darstellung - des - Gesprächs - erscheinen - aber - auch - viele - ihrer - Äußerungen - auf - Deutsch. - 42 - Burka - garische - Äußerung - nach - ihrer - Realisation - nicht - sofort - übertragen - wird, - und - deshalb - deren - Bedeutung - für - ihn - zuerst - verborgen - bleibt: - (Nr. - 1) - Meine - Frau, - sagt - Darius - Kopp. - My-wife. - Flora - Meier. - Meier - Teodóra. - Sie - hat - hier - gelebt. - She-used-to-live-here. - […] - You-should-ask-the-women-in-the-spa, - sagt - er - und - deutet - zum - Eingang - des - Bades. - Seine - Aussprache - ist - gut. - Er - sagt: - spa. - Der - Wirt - nickt. - Er - sagt - etwas - auf - Ungarisch, - wiederholt - mutmaßlich, - was - der - Zwerg - gesagt - hat. - The- old- women, - sagt - der - Zwerg - und - muss - nun - wieder - so - grinsen - wie - die - ganze - Zeit - zuvor. - Thank-you, - sagt - Darius - Kopp. - Thank-you-all. - […] - Guten - Tag. - Sprechen - Sie - deutsch? - […] - Flora - Meier. - Teodóra. - Teodóra - Meier. - Ich - bin - ihr - Mann. - A-Teodóra? - Was - ist - mit - ihr? - Sie - ist - gestorben. - Meghalt, - übersetzt - jemand, - der - es - versteht. - […] - Eine - schlägt - das - Kreuz. - Édes- Istenem. - Guter - Gott. - […] - Sie - reden - untereinander, - besprechen - etwas. - Hát,- meghaltak- valamennyien. - Darius - Kopp - dreht - den - Kopf - hin - und - her. - Könnte - jemand - eine - Sprache - sprechen, - die - ich - verstehe? - Es - wird - ihm - übersetzt: - Jetzt - sind - alle - tot. - Édes-Istenem. - Die - Großmutter - ist - also - auch - tot? - Ja, - sie - liegt - hier - auf - dem - Friedhof. - Die - Mari - liegt - woanders. - Das - ist - die - Mutter. - [...] - Pesten- van- a- Mari? - Ja, - das - kann - sein, - sie - liegt - in - Pest - [Hervorhebungen - im - Original] - (Mora - 2013a: - 139-142). - Der - größte - Teil - der - Gesprächssituation - wird - im - Text - auf - Deutsch - wiedergege ‐ ben, - in - dem - der - Verweis - auf - die - Vermittlungssprachen - durch - englische - und - deutsche - Ausdrücke - geschieht. - Die - hier - verwendeten - englischen - und - ungari ‐ schen - Elemente, - die - auf - der - Darstellungsebene - in - den - deutschsprachigen - Text ‐ kontext - durch - satzexterne - und - satzinterne - Kode ‐ Umschaltungen 14 - eingefügt - werden, - sollen - zur - authentischen - Darstellung - der - geschilderten - Situation - bei ‐ tragen, - indem - sie - bestimmte - Redebeiträge - von - Figuren - markieren. -- - Ungarische - Elemente - erscheinen - auch - an - manchen - Stellen - von - Gesprächen - zwischen - Kopp - und - einem - Kurier, - Zoltán, - in - Budapest, - zwischen - denen - das - Englische - als - Vermittlungssprache - fungiert. - In - einem - Dialog - zwischen - den - bei ‐ den - Figuren - wird - auch - ein - für - die - ungarische - Sprache - charakteristisches - mor ‐ phologisches - Merkmal - veranschaulicht, - als - Zoltán - Kopps - Nachnamen - nicht - richtig - verstanden - hat - und - nach - seinem - Vornamen - statt - Kopp - ka - gehört - hat. - Da - von - der - Hauptfigur - zuerst - ihr - Vorname - genannt - wurde - und - danach - der - von - -------------------------------------------------------- 14 -- Zum - Begriff - der - Kode ‐ Umschaltung - s. - Földes - (2005: - 210ff.). - - Sprach(varietät)en - in - Terézia - Moras - Roman - „Das - Ungeheuer“ - 43 - Zoltán - falsch - gehörte - Nachname, - werden - diese - beiden - Namen - vom - Gesprächs ‐ partner - Zoltán - als - Dariuska- verstanden, - in - welcher - Konstruktion - der - Vorname - Darius - mit - dem - ungarischen - Diminutivsuffix - ka - versehen - wird - und - deshalb - als - „[d]er - kleine - Darius“ - interpretiert - wird. - Dieses - für - die - ungarische - Sprache - cha ‐ rakteristische - morphologische - Merkmal - wird - im - Text - auf - der - Darstellungsebe ‐ ne - auch - auf - Deutsch - in - der - Form - von - Zoltáns - Frage - nach - der - Diminutivform - verdeutlicht: 15 - (Nr. - 2) - Ich - heiße - auch - wie - mein - Vater. - Aha? - By-the-way, - wie - heißt - du? - Darius. - Kopp. - Dariuska? - Der - kleine - Darius? - Nein, - Kopp. - Like: -the-head - [Hervorhebungen - im - Original] - (Mora - 2013a: - 192). - Im - Roman - verursacht - aber - nicht - nur - die - ungarische - Sprache - Verständnis ‐ schwierigkeiten, - wie - es - in - Kopps - Fall - beobachtet - werden - kann. - Schwierigkeiten - in - der - Kommunikation - zeigen - sich - auch - in - solchen - Fällen, - wo - die - jeweilige - Ver ‐ mittlungssprache - von - einem - der - Gesprächspartner - nicht - gut - beherrscht - wird. - Eine - solche - Kommunikationssituation - wird - dargestellt, - als - eine - Frau - in - Albani ‐ en - sich - mit - Kopp - verständigen - möchte. - Sie - ist - die - Großmutter - einer - Studentin, - Oda, - die - mit - der - Hauptfigur - bis - nach - Albanien - gefahren - ist. 16 - Danach - wurde - Darius - aber - krank - und - als - er - wieder - zu - sich - kommt, - findet - er - nur - die - Oma - im - Haus. - In - ihrer - Äußerung - You-was-malato - manifestieren - sich - Elemente - verschie ‐ dener - Sprachen - in - Form - einer - Sprachenmischung: - Die - Äußerung - besteht - hier - nämlich - aus - dem - englischen - Personalpronomen - you, - aus - der - Verbform - was - und - aus - dem - italienischen - Adjektiv - malato, - was - hier - auf - die - Ausdrucksweise - bzw. - die - Sprachkenntnisse - der - Frau - hindeutet. - An - dieser - Stelle - erfüllt - die - Spra ‐ chenmischung - auf - der - lexikalischen - und - syntaktischen - Ebene - die - Funktion, - Strategien - zur - Lösung - der - Kommunikationsschwierigkeit - zu - veranschauli ‐ chen. 17 - Dass - in - der - geschilderten - Situation - durch - die - Sprachenmischung - das - -------------------------------------------------------- 15 -- Obwohl - Zoltán - und - Kopp - sich - auf - Englisch - unterhalten, - werden - die - von - ihnen - reali ‐ sierten - Inhalte - in - vielen - Fällen - auf - der - Darstellungsebene - auf - Deutsch - wiedergege ‐ ben. - 16 -- Zwischen - Oda - und - Kopp - ist - die - Vermittlungssprache - Englisch. - Im - Rahmen - der - Ver ‐ wendung - dieser - Sprache - werden - Odas - Aussprachemerkmale - an - manchen - Stellen - auch - im - Text - abgebildet, - wie - es - im - Fall - ihrer - Frage - „Enfemili? “ - [Hervorhebung - im - Original] - (Mora - 2013a: - 250) - zu - Tage - tritt. -- 17 -- Zur - Verwendung - fremdsprachiger - Elemente - für - die - Darstellung - von - Kommunikati ‐ onsstrategien - in - anderen - Textkontexten - vgl. - auch - Gymnich - (2007). -- 44 - Burka - Ziel - erreicht - wird, - zeigt - sich - in - der - deutschsprachigen - Wiederholung - des - Satz ‐ inhaltes - seitens - Kopp: - „Ja, - ich - war - krank“: -- (Nr. - 3) - Sie - spricht - beileibe - nicht - so - viel - wie - ihre - Enkeltochter, - vielleicht, - weil - uns - die - ge ‐ meinsame - Sprache - fehlt, - sie - schneidet - Grimassen. - Hört - etwas, - nickt - oder - schüt ‐ telt - den - Kopf, - schneidet - eine - Grimasse. - Mal - spricht - sie - albanisch, - mal - italienisch, - mit - beidem - ist - Kopp - nicht - geholfen, - die - Großmutter - schneidet - eine - Grimasse - und - wechselt - zu - einem - kaum - verständlichen - Englisch. - Schließlich - wird - wenigs ‐ tens - so - viel - klar: - Doktor. - Dass - ein - Doktor - kommen - wird. - You-was-malato. - Ja, - ich - war - krank. - Wait, - sagte - die - Großmutter - streng - [Hervorhebungen - im - Original] - (Mora - 2013a: - 309). - Neben - dem - Englischen - werden - in - bestimmten - Situationen - auch - russische - Ele ‐ mente - mit - dem - Ziel - der - Verständigung - in - Kopps - Äußerungen - miteinbezogen. - Sie - erscheinen - in - seiner - Gedankenwiedergabe - und - in - der - Redewiedergabe - von - Figuren - in - solchen - Gesprächssituationen, - deren - Schauplätze - solche - Länder - sind, - in - denen - die - russische - Sprache - oft - verwendet - wird, - wie - z.B. - in - Armenien - und - Georgien. - Da - die - Hauptfigur - sich - mit - den - Zöllnern - an - der - georgischen - Grenze - auf - Englisch - nicht - verständigen - kann, - versucht - sie - ihre - Russischkennt ‐ nisse - wiederzubeleben, - indem - sie - einige - Ausdrücke - auf - Russisch - zu - realisieren - versucht, - wie - z.B. - in - Beleg - Nr. - 4 - den - Satz - U-menja-njet-dollari, - der - durch - lateini ‐ sche - Umschrift - im - Text - veranschaulicht - wird: - (Nr. - 4) - U- menja- njet- dollari, - sagte - Darius - Kopp. - Daraufhin - nickte - der - Ältere - [Hervorhe ‐ bungen - im - Original] - (Mora - 2013a: - 478). - Andere - Sprachen - erscheinen - im - Roman - während - Kopps - Fahrt - durch - den - östli ‐ chen - Teil - von - Europa - auch - in - Form - von - Schriftzeichen - aus - anderen - Schriftsys ‐ temen, - die - auf - der - graphematischen - Ebene - des - Textes - im - folgenden - Beleg - der - Veranschaulichung - der - von - der - Hauptfigur - gelesenen - Aufschriften - dienen. - Durch - ihre - Integration - in - den - deutschsprachigen - Textkontext - wird - möglich, - den - Lesern - aus - der - Perspektive - des - reisenden - Protagonisten - darzustellen, - was - er - sieht - bzw. - liest, - wobei - durch - seine - Gedankenwiedergabe - auch - die - Gefühle - vermittelt - werden, - die - die - Aufschriften - zusammen - mit - den - Gebäuden - der - Ge ‐ gend - in - ihm - hervorrufen. - Dementsprechend - erfüllen - sie - im - Text - die - Rolle - visu ‐ eller - Markierungen, - wodurch - zugleich - Aspekte - von - Authentizität - in - die - darge ‐ stellte - Geschichte - miteinbezogen - werden: - - Sprach(varietät)en - in - Terézia - Moras - Roman - „Das - Ungeheuer“ - 45 - (Nr. - 5) - Der - ausgeschilderte - Erdrutsch - ist - auch - schon - älter, - die - Umfahrungsempfehlung - unmissverständlich, - auch - wenn - es - nur - kyrillische - und - armenische - Buchstaben - dazu - gibt. - Ein - wenig - fühle - ich - mich - wie - auf - einer - Zeitreise. - Kyrillische - Aufschrif ‐ ten, - graubraune, - graugelbe, - graurosane - Tuffsteinbauten, - ein - Ϻ агазин , - ein - Ϻ ар‐ кет . - Solange - sie - noch - bestand, - habe - ich - es - nie - in - die - Sowjetunion - geschafft, - den ‐ noch - ist - mir, - als - würde - ich - das - alles - kennen - (Mora - 2013a: - 542f.). - 5 - Zur - Rolle - der - ungarischen - Sprache - in - Floras - Tagebuch - Den - größten - Teil - ihrer - Tagebuchdateien - hat - Flora - auf - Ungarisch - verfasst 18 , - ob ‐ wohl - sie - nach - Ansicht - ihres - Mannes - so - tat, - als - ob - „sie - mit - ihrer - Herkunft - abge ‐ schlossen“ - hätte, - wie - es - sich - aus - seiner - Gedankenwiedergabe - in - den - folgenden - Zeilen - herausstellt: - Ich - wollte - etwas - herausfinden. - Und - wissen - Sie, - was - ich - herausgefunden - habe? - Dass - meine - Frau, - die - die - ganze - Zeit - so - tat, - als - hätte - sie - mit - ihrer - Herkunft - abge ‐ schlossen, - die - nie - ein - Wort - ungarisch - sprach, - alles, - was - sich - in - diesem - Laptop - befand, - auf - Ungarisch - verfasst - hat. - Wie - kann - sie - sagen, - die - Vergangenheit - ist - die - Vergangenheit, - und - dann - die - ganze - Zeit - ein - geheimes - Leben - mit - dieser - Sprache - führen? - Eine - Affäre. - Als - hätte - sie - mich - die - ganze - Zeit - belogen. - Wozu - heiratet - so - jemand? - (Mora - 2013a: - 60). - Diese - Auffassung - der - Hauptfigur - wird - von - der - Autorin - als - „naiv“ - bezeichnet, - da - das - Verhältnis - zwischen - einer - Person - und - ihrer - Muttersprache - nicht - aufgeho ‐ ben - werden - kann: -- […] - Es - ist - nämlich - so: - Wenn - Darius - Kopp - wirklich - glaubt, - dass, - wenn - jemand - sagt, - er - würde - sich - nicht - mehr - mit - seiner - Muttersprache - beschäftigen, - dies - auch - stimme, - dann - ist - er - naiv. - Ich - halte - das - nicht - für - möglich. - Du - kannst - die - Sprache, - die - dir - deine - Mama - beigebracht - hat, - nicht - vergessen. - Das - ist - einfach - so. - Du - kannst - die - Auswirkung - dieser - Sprache, - also - vorausgesetzt, - du - hast - sie - noch - im - Erwachsenenalter - gesprochen, - auf - dein - Denken - und - dein - Fühlen - nicht - ausschal ‐ ten, - es - wird - immer - da - sein. - [...] - (Burka - 2015a: - 10). - -------------------------------------------------------- 18 -- Die - fiktional - originale - (größtenteils - ungarische) - Version - des - Tagebuchs - befindet - sich - auf - der - Webseite - der - Autorin - mit - dem - Titel - „Jáf“, - der - ein - Anagramm - des - ungari ‐ schen - Verbs - fáj - (auf - Deutsch - ‚es - tut - weh‘) - ist, - worauf - auch - im - Roman - verwiesen - wird - (vgl. - auch - Mora - 2013a: - 653). - Das - Tagebuch - beinhaltet - ferner - deutschsprachige - Datei ‐ en, - in - denen - sich - u.a. - verschiedene - Tests, - Beschreibungen - von - Nebenwirkungen - von - Medikamenten - usw. - befinden. -- 46 - Burka - Im - Tagebuch - erfüllt - Floras - Muttersprache, - das - Ungarische, - eine - hervorgehobe ‐ ne - Rolle, - da - Kopps - Frau - es - als - Sprache - ihrer - „geheimen - Kommunikation - mit - sich - selbst“ - (Burka - 2015a: - 11) - gewählt - hat. - 19 - Obwohl - die - Studentin - Judit - die - auf - Ungarisch - verfassten - Teile - ins - Deutsche - übertragen - hat, - kommt - in - vielen - Datei ‐ en - das - Ungarische - in - expliziter - Form, - z.B. - in - Form - ungarischer - Lexeme - und - Sätze, - vor. - Ungarische - Elemente - können - zum - Beispiel - in - den - Dateinamen - vor ‐ gefunden - werden, - die - von - der - Studentin - nicht - ins - Deutsche - übertragen - wur ‐ den. - Diese - Dateinamen - bieten - aber - auch - Lesern - mit - ungarischen - Sprachkennt ‐ nissen - verschiedene - Deutungsmöglichkeiten - oder - eventuelle - Missverständnisse - dadurch, - dass - in - vielen - Dateinamen - die - im - Ungarischen - notwendigen - Akzente - weggelassen - wurden, - wie - es - auch - im - Falle - des - Dateititels - nagymama- örült - zu - sehen - ist. - In - dieser - Datei - erscheint - die - Wiedergabe - der - Bedeutung - des - Titels - in - der - ersten - Zeile - des - dem - Titel - folgenden - Textteils - mit - kleinen - Anfangsbuchsta ‐ ben - „die - großmutter - war - auch - wahnsinnig“. - Obwohl - der - Dateiname - nagymama- örült - von - Lesern - mit - ungarischen - Sprachkenntnissen - verstanden - werden - kann, - erschließt - sich - die - gemeinte - Bedeutung - des - Titels - auch - für - sie - erst - nach - dem - Lesen - der - ersten - deutschsprachigen - Zeile - des - Tagebucheintrags. - Im - ungari ‐ schen - Ausdruck - nagymama- örült - ist - nämlich - das - Wort - örült - die - Vergangen ‐ heitsform - des - Verbs - „freut - sich - (über - etwas - oder - auf - etwas)“ - in - der - dritten - Per ‐ son - Singular. - In - diesem - Fall - würde - also - der - Dateiname - auf - Deutsch - Die- Groß‐ mutter-hat-sich-gefreut - bedeuten. - Nach - der - ersten - Zeile - des - ins - Deutsche - über ‐ setzten - Textes - „die - großmutter - war - auch - wahnsinnig“ - stellt - sich - aber - heraus, - dass - im - Dateititel - das - ungarische - Adjektiv - őrült- (auf - Deutsch - wahnsinnig) - ge ‐ meint - ist. - Durch - das - Weglassen - des - langen - Akzentzeichens - kann - der - Titel - also - auch - von - zweisprachigen - Lesern - erst - nach - dem - Lesen - der - ersten - deutschen - Zei ‐ le - verstanden - werden. -- (Nr. - 6) - [Datei: - nagymama_örült] - die - großmutter - war - auch - wahnsinnig - der - normale - grad - des - wahnsinns - die - normale - abweichung - was - deswegen - noch - die - hölle - ist - […] - (Mora - 2013a: - 269). - Über - die - Vorgehensweise, - dass - viele - Dateinamen - mit - ihren - originalen - ungari ‐ schen - Titeln - im - Roman - ohne - Akzente - erscheinen, - äußert - sich - die - Autorin - fol ‐ gendermaßen: - -------------------------------------------------------- 19 -- Zu - ungarischen - Elementen - und - zur - Übersetzung - in - Floras - Tagebuch - vgl. - auch - Burka - (2015b). - - Sprach(varietät)en - in - Terézia - Moras - Roman - „Das - Ungeheuer“ - 47 - […] - In - der - Geschichte - kann - man - es - so - erklären, - dass - die - junge - Frau - nicht - daran - gedacht - hat, - auch - die - Dateinamen - zu - übersetzen, - bzw. - sie - evtl. - absichtlich - hat - stehen - lassen, - damit - Darius - Kopp - die - entsprechenden - Dateien - wiederfinden - kann. - Dafür - müssen - die - Dateinamen - stehen - bleiben, - und - der - Dateiname - ist - halt - meistens - ungarisch - und - dann - noch - dazu - ohne - vessz ő k, - ohne - Akzente. - Das - heißt, - es - ist - dann - selbst - für - den - Leser, - der - ein - bisschen - Ungarisch - kann, - schwierig - her ‐ auszufinden, - was - genau - gemeint - ist, - ja, - selbst - für - den - ungarischen - Muttersprach ‐ ler. - Er - muss - ein - bisschen - nachdenken, - was - jetzt - dieser - Titel - bedeutet. - Und - das - sollte - im - Buch - stehen, - um - daran - zu - erinnern, - dass - es - für - Darius - Kopp - da - eine - Sperre - gibt, - ja, - dass - es - eigentlich - vorgesehen - war, - dass - er - das - nicht - verstehen - soll. - Und - das - soll - dann - jedes - Mal - mit - dem - Dateinamen - nochmal - aufgerufen - wer ‐ den - (Burka - 2015a: - 10). - Darauf, - dass - ein - großer - Teil - des - im - Roman - erscheinenden - Tagebuchs - eine - Übersetzung - ist, - verweisen - auch - explizit - die - Anmerkungen - der - Übersetzerin - Ju ‐ dit, - die - an - manchen - Stellen - nach - den - ins - Deutsche - übersetzten - Zeilen - stehen. - An - bestimmten - Stellen - wird - auch - auf - Unterschiede - zwischen - der - Struktur - der - ungarischen - und - der - deutschen - Sprache, - d.h. - zwischen - der - originalen - Sprache - vieler - Tagebuchdateien - und - der - Zielsprache, - verwiesen. - Ein - Unterschied - zwi ‐ schen - den - zwei - Sprachen - auf - der - morphematischen - Ebene - kann - in - Beleg - Nr. - 7 - beobachtet - werden, - in - dem - zwei - Alternativen - für - die - Übersetzung - des - ungari ‐ schen - Dateinamens - angegeben - werden. - In - der - deutschen - Übersetzung - des - Da ‐ teinamens - ismeretlen_ismerös 20 - (Unbekannte/ r-Bekannte/ r) - wird - durch - Schräg ‐ striche - und - die - nach - diesen - stehenden - Endungen - darauf - verwiesen, - dass - aus - dem - ungarischen - Ausdruck - nicht - erkennbar - ist, - welches - Geschlecht - der/ die - Be ‐ zeichnete - hat. - Da - aber - im - Falle - deutscher - Substantive - das - Genus - markiert - wer ‐ den - muss, - stehen - in - der - deutschen - Übersetzung - zwei - Alternativen - für - die - Übertragung - des - ungarischen - Inhalts - ins - Deutsche, - wobei - auf - den - Unterschied - zwischen - den - Strukturen - der - zwei - Sprachen - durch - die - Genusmarkierungen - ver ‐ wiesen - wird. -- (Nr. - 7) - [Datei: - ismeretlen_ismerös] - Unbekannte/ r - Bekannte/ r - […] - (Mora - 2013a: - 634). - Neben - den - Dateinamen - erscheint - das - Ungarische - auch - in - Form - von - Überset ‐ zungen - an - den - Stellen, - wo - Flora - Gedichte - ungarischer - Dichter - ins - Deutsche - übertragen - hat. - Neben - den - deutschen - Übersetzungen - erscheinen - an - diesen - Stellen - auch - die - ungarischen - Zeilen, - wie - z.B. - im - Fall - des - Gedichts - „Önarckép“ - des - ungarischen - Dichters - Pilinszky - János - (vgl. - Mora - 2013a: - 308). - Durch - die - An ‐ -------------------------------------------------------- 20 -- Mit - langem - Akzent: - ismeretlen-ismerős. - 48 - Burka - wesenheit - ungarischer - Zitate - bzw. - deutscher - Übersetzungen - von - Texten - unga ‐ rischer - Autoren - wird - auf - der - sprachlich ‐ thematischen - Ebene - verdeutlicht, - wel ‐ che - Rolle - in - Floras - Leben - die - ungarische - Literatur - gespielt - und - wie - sie - sie - in - Form - von - Anspielungen - auch - in - die - Wiedergabe - ihrer - Gedanken - aufgenommen - hat. - Die - ungarische - Literaturkultur - kommt - nämlich - im - Text - u.a. - auch - zum - Vor ‐ schein, - wenn - im - Rahmen - von - Floras - Gedankenwiedergabe - Verweise - auf - ungari ‐ sche - Dichter, - wie - z.B. - auf - József - Attila - erscheinen. - Im - folgenden - Beleg - aus - der - ungarischen - Version - des - Tagebuchs - ist - die - Zeile - „Nincsen - anyám, - sem - apám, - se - istenem, - se - hazám“ - eine - Anspielung - auf - die - ersten - Zeilen - von - József - Attilas - Ge ‐ dicht - „Tiszta - szívvel“, - die - in - der - deutschen - Übersetzung - kursiv - hervorgehoben - wurde: - (Nr. - 8a) - Nem - akarok - mélyebbre - menni. - Ehhez - én - nem - vagyok - elég - er ő s. - Nem - akarom - maradéktalanul - feltárni - az - okokat. - Hiszen - kézenfekv ő ek. - Senki - gyereke - vagyok. - Nincsen - anyám, - sem - apám, - se - istenem, - se - hazám. - Ez - az - ok. - És - most - azt - mondja - meg, - ezt - hogyan - lehet - megjavítani - (Mora - 2013b: - 59). - - (Nr. - 8b) - Ich - will - nicht - tiefer - gehen. - Ich - bin - dem - nicht - gewachsen. - Ich - will - die - Ursachen - nicht - restlos - aufdecken. - Sie - liegen - doch - auf - der - Hand. - Ich - bin - ein - Niemandskind. - Mutter- tot,- der- Vater- fort,- weder- Gott- noch- Heimatort. - Das - ist - die - Ursache. - Und - jetzt - sagen - Sie - mir, - wie - man - da - was - reparieren - soll - [Hervorhebungen - im - Origi ‐ nal] - (Mora - 2013a: - 277). - Verweise - auf - das - Werk - des - Dichters - werden - ferner - in - Form - von - Zitaten - in - Flo ‐ ras - Beschreibungen - aufgenommen, - wie - das - Attribut - „‚nyers, - különös ‐ édes‘“ - (Mora - 2013b: - 8) - aus - dem - Gedicht - „Eszmélet“, - das - als - „»von - seltsam - süß ‐ herbem - Geschmack«“ - in - der - deutschen - Übersetzung - des - Tagebuchs - wiedergegeben - wird - und - sowohl - im - ungarischen - Original - als - auch - in - der - deutschen - Überset ‐ zung - zwischen - Anführungszeichen - erscheint: - (Nr. - 9) - Sag - ein - Bild - für - Osteuropa: - Lungenentzündung - in - einem - dreckigen - Zug. - Ein - an ‐ deres - ist, - dass - ich - zwischen - Schienen - liege, - auf - öligem, - rußigem - Schotter, - nachts, - wenn - es - auf - dem - Dorf - kaum - mehr - Geräusche - gibt. - An - meinem - Mund - ein - Un ‐ kraut - »von - seltsam - süß ‐ herbem - Geschmack«. - Ich - spüre, - wie - es - zwischen - meinen - Zähnen - knirscht - (Mora - 2013a: - 107). - Die - Verweise - auf - Textstellen - aus - der - ungarischen - Literatur - und - die - Darstellung, - dass - Flora - bestimmte - ungarische - Gedichte - bzw. - Texte - ins - Deutsche - übertragen - hat, - tragen - auch - zur - Charakterisierung - ihrer - Figur - bei. - Durch - die - Übersetzun ‐ - Sprach(varietät)en - in - Terézia - Moras - Roman - „Das - Ungeheuer“ - 49 - gen - werden - ferner - Aspekte - der - zwei - Sprach ‐- und - Literaturkulturen - in - Verbin ‐ dung - gebracht, - die - in - ihrem - Leben - von - großer - Bedeutung - waren: - Floras - Ver ‐ hältnis - zur - Literatur - kommt - in - ihren - Dateien - u.a. - in - Form - von - Anspielungen - und - von - Zitaten - aus - Werken - verschiedener - Autoren - zum - Ausdruck. - Neben - Verweisen - auf - ungarische - Autoren - befinden - sich - im - Tagebuch - auch - Verweise - auf - andere - Autoren, - wie - z.B. - Jean - Améry, - Roland - Barthes - und - Thomas - Bern ‐ hard, - die - thematisch - in - die - jeweiligen - Dateien - eingefügt - werden. - Die - von - Flora - zitierten - Gedanken - können - dementsprechend - in - bestimmten - Fällen - mit - ihrem - seelischen - Zustand - oder - mit - der - Beschäftigung - mit - ihrer - Depression - in - Verbin ‐ dung - gebracht - werden, - die - sie - am - Ende - nicht - überwinden - konnte. - - Aus - den - im - Beitrag - dargestellten - Beispielen - kann - man - sehen, - dass - Elemente - verschiedener - Sprachen - im - Roman - in - beiden - Textkontexten, - d.h. - sowohl - in - Kopps - Fahrt - als - auch - in - Floras - Tagebuch, - wichtige - Funktionen - erfüllen. - Wäh ‐ rend - aber - in - Kopps - Road ‐ Novel - Elemente - anderer - Sprachen - in - vielen - Fällen - in - der - Darstellung - von - Kommunikationssituationen - zwischen - Figuren - verwendet - werden - und - dementsprechend - deren - Stimmen - veranschaulichen, - haben - Ele ‐ mente - des - Ungarischen - in - der - deutschen - Übersetzung - von - Floras - hinterlasse ‐ nen - Texten - eine - andere - Rolle. - Sie - verweisen - u.a. - in - Form - von - Dateinamen - auf - ihre - Muttersprache, - die - von - Kopp - nicht - verstanden - wird. - Aspekte - der - ungari ‐ schen - Sprach ‐- und - Literaturkultur - werden - ferner - in - Form - literarischer - Anspie ‐ lungen - und - Zitate - kunstvoll - in - die - Übersetzung - miteinbezogen. - Diese - Aspekte - bzw. - die - Bezugnahme - auf - andere - literarische - Texte - tragen - zum - Dialog - von - Lite ‐ raturkulturen - in - der - deutschen - Übersetzung - des - Tagebuchs - bei, - dessen - größten - Teil - Flora - in - ihrer - Muttersprache - verfasst - hat, - die - sie - für - die - Kommunikation - mit - sich - selbst - verwendet - hat. -- 6 - Literatur - Ayad, - Aleya - Ezzat - (1980): - Sprachschichtung - und - Sprachmischung - in - der - deutschen - Lite ‐ ratur - und - das - Problem - ihrer - Übersetzung. - Diss. - Univ. - Freiburg. -- Baumberger, - Christa - (2012): - Die - Polyphonie - von - Wirtshausgesprächen. - Zu - Gast - bei - Jere ‐ mias - Gotthelf, - Friedrich - Glauser, - Pedro - Lenz - und - Arno - Camenisch. - In: - Zeitschrift - für - interkulturelle - Germanistik - 3. - S. - 91 − 107. - Burka, - Bianka - (2014): - Erscheinungsformen - der - Mehrsprachigkeit - 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(Entstehung - von - Kopien - dieser - Phäno ‐ mene) - in - sozialer - Interaktion -→- (4) - volle - oder - abgewandelte - Wiederholung - der - (meis ‐ tens - verbalen) - Elemente - von - Präzedenzphänomenen - im - sozialen - Diskurs. - Im - sprachli ‐ chen - Kode - spielen - die - Replikanten - die - Rolle - nominativer - Peripherie - für - gewisse - Situati ‐ onen, - Handlungen, - menschliche - Qualitäten - usw. - 1 - Linguokulturologie - und - „Präzedenz ‐ Phänomene“ - als - deren - Gegen ‐ stand - Die - L i n g u o k u l t u r o l o g i e - ist - seit - etwa - anderthalb - Jahrzehnten - ein - gängi ‐ ger - Begriff - im - wissenschaftlichen - Diskurs - der - Russländischen - Föderation - und - der - anderen - GUS ‐ Länder. - - Wie - es - scheint, - ist - dieser - Begriff - zunächst - einmal - als - Versuch - entstanden, - den - sowjetischen - Terminus - „lingvostranovedenie“ - (L i n g u o l a n d e s k u n d e) - ins - Englische - zu - übersetzen. - Aus - diesem - Versuch - hat - sich - inzwischen - eine - gan ‐ ze - wissenschaftliche - Richtung - entwickelt, - die - sich - weithin - von - der - Linguolan ‐ deskunde - verselbständigt - hat - und - mehrere - Forschungsansätze - umfasst, - welche - sich - auch - aus - der - „inneren - Form“ - des - Terminus - ableiten - lassen: --  Sprache - wirkt - sich - auf - die - Wirklichkeit - und - somit - auf - die - Kultur - aus - - - die ‐ sen - Forschungsansatz - kann - man - als - „neohumboldtianisch“ - bezeichnen, - denn - er - widmet - sich - Problemen - wie - der - Sapir ‐ Whorf ‐ Hypothese, - der - un ‐ terschiedlichen - „Kartierung“ - in - einzelnen - Sprachen - u.a.m.; --  S p r a c h e - ist - gleich - Kultur - - - gemeint - sind - dabei - solche - Fälle, - wo - die - Spra ‐ che - den - reinen - Kode ‐ Charakter - verliert - und - ins - Ästhetische, - Ludische - u.ä. - umschlägt: - Phraseologie, - Paremiologie, - Metaphorik; -- 54 - Donec -  Kultur - wirkt - sich - auf - die - Sprache - aus - und - schlägt - sich - in - ihr - nieder - - - im - Prinzip - ließen - sich - zum - Gegenstand - dieses - Ansatzes - alle - landeskundlich - (kulturspezifisch) - markierten - Erscheinungen - der - Sprache - zählen - (Realien ‐ wörter, - bestimmte - Eigennamen - usw.), - aber - in - der - Linguokulturologie - hat - man - sich - dabei - vorerst - hauptsächlich - auf - sog. - „Präzedenz ‐ Phänomene“ - (PPh)-konzentriert. - Besonders - aktiv - wurde - die - Problematik - der - PPh - in - der - Linguokulturologie ‐ Schule - der - Moskauer - Universität - erforscht - - - vgl. - Zacharenko - et - al. - (1997), - aber - inzwischen - verwenden - den - entsprechenden - Terminus - auch - viele - andere - For ‐ scher - in - ihren - Untersuchungen, - z.B. - Slyškin - (2000), - Grišaeva - (2004), - Prochorov - (2004), - vor - allem - in - der - ehemaligen - UdSSR; - allmählich - sickert - er - aber - auch - ins - Ausland - durch, - nicht - zuletzt - durch - die - Studien - in - der - Reihe - „Beiträge - zur - Inter ‐ kulturellen - Germanistik“ - (BIG) - - - vgl. - etwa - Cingerová/ Motyková - (2011). - - Trotzdem - bleiben - gewisse - Fragen - sowohl - in - Bezug - auf - die - Bezeichnung - der - betreffenden - Kategorie - als - auch - auf - deren - Umfang - offen. - Erstens - sprach - Karau ‐ lov, - der - eigentliche - Begründer - der - Präzedenz ‐ Theorie, - nicht - über - PPh, - sondern - über - Präzedenz ‐ Texte, - zu - welchen - er - (2010: - 216) - Texte, - die - für - die - Persönlichkeit - in - kognitiver - und - emotionaler - Beziehung - rele ‐ vant - sind, - einen - überpersönlichen - Charakter - haben, - d.h. - auch - der - breiteren - Um ‐ gebung - dieser - Persönlichkeit - bekannt - sind - und - auf - die - sie - (diese - sprachliche - Per ‐ sönlichkeit) - wiederholt - in - ihrem - Diskurs - zurückgreift, - zählte. - - Ein - weiteres - Merkmal - der - Präzedenz ‐ Texte - wäre, - nach - Karaulov - (2010: - 217), - deren - „Reinterpretierbarkeit“ - in - den - anderen, - nichtverbalen - Kunstgattungen, - wie - dramatischen - Inszenierungen, - Oper, - Ballett, - Malerei, - Skulptur - usw. - Es - sei - hier - auf - zwei - wichtige - Eigenschaften - von - Präzedenz ‐ Texten - (und - wohl - häufiger - von - deren - Elementen) - hingewiesen: - wiederholtes - Zurückgreifen - auf - diese - Texte - sowie - die - Möglichkeit - ihrer - extraverbalen - Verkörperung. - - Wie - gesagt, - spricht - Karaulov - nicht - über - die - PPh, - erwähnt - aber - die - sog. - „Hin ‐ weise“ - auf - Präzedenz ‐ Texte, - und - zwar: - Zitation, - Texttitel, - Name - des - Autors - oder - einer - handelnden - Person - (2010: - 218), - was - offensichtlich - zur - Entwicklung - der - Präzedenztheorie - im - Geiste - der - Moskauer - Schule - der - Linguokulturologie, - wo - die - PPh - zur - Basis ‐ Forschungseinheit - avancierten, - beitrug. - - Einige - Zweifel - wirft - allerdings - schon - der - Ausgangsterminus - auf - - - das - russi ‐ sche - precedent - entspricht - wohl - am - ehesten - dem - deutschen - „Prä|ze|dẹnz|fall, - der - (bildungsspr.): - Fall,- der- für- zukünftige,- ähnlich- gelagerte- Situationen- rich‐ tungweisend-ist,-als-Muster-dient“ - (Duden - 2001: - 1235). - Wie - man - sieht, - überwiegt - hier - die - normative - Komponente - der - Bedeutung, - die - vor - allem - für - die - Jurispru ‐ - „Präzedenz ‐ Phänomene“ - als - nominative - Peripherie - 55 - denz - charakteristisch - ist. - Wie - es - scheint, - dürfte - das - Tiefenmerkmal - der - Präze ‐ denz - jedoch - die - „Wiederholbarkeit“ - sein. - - Zweitens - lenkt - der - Terminus - die - Aufmerksamkeit - automatisch - auf - die - Gene ‐ se - des - entsprechenden - „Phänomens“ - und - nicht - auf - die - Besonderheiten - seiner - wiederholten - Verwendung. - - Drittens - wirkt - die - Wahl - von - „Phänomen“, - der - vielleicht - allgemeinsten - Kate ‐ gorie - in - der - Wissenschaft, - für - die - Rolle - der - Basisforschungseinheit - etwas - be ‐ fremdlich. - Und - in - der - Tat - ist - es - wirklich - schwer, - unter - einen - Begriff - so - ver ‐ schiedenartige - Erscheinungen - wie - S i t u a t i o n , - T e x t , - N a m e , - Ä u ß e ‐ r u n g - (dabei - sowohl - verbalen - als - auch - nichtverbalen - Charakters) - zu - vereinen, - wie - es - die - Vertreterin - der - Moskauer - Linguokulturologie ‐ Schule - Krasnych - (2006: - 47-49) - tut. - 2 - Präzedenzsituationen, -‐ handlungen - und -‐ ereignisse - Wie - es - scheint, - ist - für - die - Erklärung - dessen, - was - man - unter - PPh - versteht, - ein - komplizierteres - Beschreibungsmodell - notwendig, - dessen - Schlüsselelement - die - Entstehung - einer - P r ä z e d e n z s i t u a t i o n - (PS) - wäre. - - Unter - S i t u a t i o n - wird - ggf. - eine - statische - Konfiguration - von - Wirklich ‐ keitselementen - (u.a. - Zeit, - Raum - sowie - andere - Begleitumstände) - verstanden. - Sofern - sich - diese - durch - eine - äußere - Einwirkung - verändert, - haben - wir - es - mit - ei ‐ ner - H a n d l u n g - zu - tun - (die - u.a. - durch - das - Vorhandensein - des - Elements - „Agens“ - [„Actor“] - charakterisiert - ist) 1 , - wenn - sich - diese - Veränderung - kraft - inne ‐ rer - Ursachen - vollzogen - hat, - mit - einem - Ereignis - (gekennzeichnet - durch - das - Vor ‐ handensein - des - Elements - „Teilnehmer“). - Im - Hinblick - auf - den - Gegenstand - der - vorliegenden - Erörterung - könnte - von - P r ä z e d e n z h a n d l u n g - (PH) - und - P r ä z e d e n z e r e i g n i s - (PE) - gesprochen - werden. - - Der - situative - Fokus - kann - unterschiedlich - eingestellt - werden, - abhängig - vom - Blickwinkel: - von - der - Situation - „hier - und - jetzt“ - bis - hin - zur - geopolitischen - Lage - in - der - Welt. - Auf - verschiedenen - Ebenen - können - auch - die - Modifikationen - dieser - Situationen - betrachtet - werden: - Mikro ‐ , - Media ‐ , - Makro ‐- und - Megahandlungen - ( ‐ Ereignisse). - - -------------------------------------------------------- 1 -- Die - Möglichkeit - einer - solchen - Herangehensweise - haben - seinerzeit - de - Beaugrande - und - Dressler - erwähnt - (1981: - 101). - - 56 - Donec - Präzedenz‐- - Situation- - (statische - Konfiguration - von -------- Zeit, ------- Raum, ------- anderen - Begleitumständen) - - (verbal - und - extraverbal) - - Handlung - - - - - Ereignis - --------- (+ - Agens, - Instrument - usw.) - - - ------------------ (+ - Teilnehmer) - - Das - erläuterte - 4 ‐ Etappen ‐ Modell - der - PPh ‐ Genese - sowie - die - Anerkennung - des - komplexen - Mehrkomponenten ‐- und - Mehrebenencharakters - von - PS, - PH - und - PE - und - deren - Elemente - könnte - die - innere - Widersprüchlichkeit - der - früheren - linguokulturologischen - Ansätze - in - Bezug - auf - die - PPh - beseitigen. - - Illustriert - werden - soll - das - Gesagte - am - Beispiel - einiger - deutscher - PPh, - die - mit - der - Reformation - in - Deutschland - und - speziell - mit - der - Person - Martin - Luther - verbunden - sind. - - Die - „Megasituation“ - in - Deutschland - (wie - allgemein - in - West ‐- und - Mitteleu ‐ ropa) - lässt - sich - zu - Beginn - des - 16. - Jahrhunderts - als - Verfall - der - katholischen - Geistlichkeit, - und - zwar - der - Institutionen - des - Papentums - und - des - Mönchtums, - und - als - Vertrauenskrise - ihnen - gegenüber - seitens - der - einfachen - und - vornehme ‐ ren - Gemeindemitglieder - und - des - niederen - Klerus - beschreiben. - Etwa - im - Zeit ‐ raum - 1517-1648 - hat - eine - gewaltige - Verschiebung - dieser - Konfiguration, - - - mit - an ‐ deren - Worten - - - das - „Megaereignis“ - der - Reformation - stattgefunden. - Wie - jedes - Megaereignis - hat - es - aus - einer - großen - Menge - von - Ereignissen - und - Handlungen - unterer - Ebenen - bestanden. - - Einer - der - wichtigsten - Akteure - und - Teilnehmer - an - diesen - Handlungen - und - Ereignissen - (und - eben - solche - werden - unter - dem - Terminus - „Präzedenzname“ - in - der - linguokulturologischen - Schule - der - Staatlichen - Universität - Moskau - verstan ‐ den) - war, - wie - oben - erwähnt, - Martin - Luther, - auf - den - viele - PPh - der - deutschen - Linguokultur - zurückgehen. - - Speziell - ist - den - meisten - Deutschen - die - PH - (die - eigentlich - als - Beginn - der - Re ‐ formation - gilt) - bekannt, - als - er - am - 31. - Oktober - 1517 - an - die - Türen - der - Wittenber ‐ ger - Schlosskirche - die - berühmten - 95 - Thesen - schlug. -- - Hier - hat - ganz - offensichtlich - eine - Medien ‐ Handlung - eines - nichtverbalen - Charakters - stattgefunden, - obschon - sie - vielmals - „reinterpretiert“ - wurde - im - Sin ‐ ne - von - Karaulow, - vgl. - einen - Abschnitt - aus - dem - Roman - von - E. - Neutsch - „Auf - der - Suche - nach - Gatt“, - in - dem - der - Hauptheld - dieses - Romans - auf - dem - Karneval - sei ‐ nen - Nebenbuhler - antrifft, - der - das - Kostüm - von - M. - Luther - trägt: - - „Präzedenz ‐ Phänomene“ - als - nominative - Peripherie - 57 - Am - Tisch - sitzt - der - M ö nch- aus- Wittenberg. - Kutte - und - Doktorhut. - Wie - auf - dem - Kupferstich - von - Cranach. - […] - La ß - uns - reden, - Gatt. - - - Wor ü ber - denn, - Herr - Augus‐ tiner? - […] - Prost - denn, - Martin-Luther, - sage - ich. - […] - l äß t - du - sie - denn - in - Ruhe, - The‐ senanschl ä ger? - […] - Er - ist - im - Vorteil, - ich - sp ü re - es. - Er - ist - das - sanftlebende- Fleisch- von-Wittenberg - (Neutsch - 1973: - 317). - Vergleiche - den - erwähnten - Kupferstich - von - Cranach: - - Abb. - 1: - L. - Cranach - d. - Ä.: - „Martin - Luther - als - Augustinermönch - mit - Doktorhut“, - 1521 - Ein - entsprechendes - Bild - haben - wohl - viele - Träger - der - deutschen - Linguokultur - vor - Augen. - - Nicht - weniger - bekannt - ist - in - der - deutschen - linguokulturellen - Gemeinschaft - das - „geflügelte - Wort“ - von - Luther: - „Hier - stehe - ich. - (Gott - helfe - mir! ) - Ich - kann - nicht - anders! “. - Es - soll - bei - dem - Makroereignis - „Reichstag - zu - Worms“ - (1521) - aus ‐ gesprochen - worden - sein, - bei - dem - die - Spitze - des - Reiches - versucht - hatte, - Luther - dazu - zu - zwingen, - seinen - Kampf - gegen - das - Papsttum - aufzugeben. - 58 - Donec - Abb. - 2: - A. - von - Werner: - „Luther - 1521 - auf - dem - Reichstag - zu - Worms“, - 1877 - Diese - Mikropräzedenzhandlung - trägt - eindeutig - verbalen - Charakter - (und - ge ‐ hört - somit - zur - Gruppe - von - Präzedenzäußerungen - in - den - Termini - der - Moskau ‐ er - linguokulturologischen - Schule). - Aber - es - ist - nicht - ihr - einziger - Unterschied - zur - Präzedenzhandlung - des - Thesenanschlags. - Sie - ist - nämlich - zum - P r o t o t y p - für - die - Bezeichnung - einer - ganzen - Klasse - von - mehr - oder - weniger - ähnlichen - Si ‐ tuationen/ Handlungen - geworden. - - An - dieser - Stelle - ist - es - zweckmäßig, - die - Theorie - der - semantischen - Prototy ‐ pen - ausführlicher - zu - erläutern. - In - der - Linguistik - ist - sie - durch - die - Arbeiten - der - amerikanischen - Forscherin - Rosh - populär - geworden. - Sie - hat - festgestellt, - dass - Objekte - nicht - nur - nach - dem - taxonomischen - Prinzip - (auf - der - Grundlage - inte ‐ graler - und - differenzieller - Merkmale) - kategorisiert - werden - können, - sondern - auch - nach - dem - Prinzip - „Kern“ - - - „Peripherie“ - (1973). - Den - Kern - einer - solchen - Menge - bilden - die - sog. - „besten - Repräsentanten“ - der - Klasse, - die - entweder - deren - meiste - Merkmale - in - sich - vereinen - oder - einfach - in - der - Wirklichkeit - am - häufigs ‐ ten - vorkommen. - Diese - „besten“ - oder - „frequentesten“ - Repräsentanten - einer - Klasse - nennt - man - P r o t o t y p e n . - Als - Beispiele - für - unsere - Region - können - et ‐ wa - „Spatz“ - für - die - Klasse - „Vögel“, - „Apfel“ - für - „Obst“, - „Auto“ - für - „Verkehrsmit ‐ tel“ - usw. - fungieren. - - In - den - meisten - Fällen - konzentrierten - sich - die - Forscher - auf - die - Subklassen ‐ prototypen - vor - dem - Hintergrund - der - Makrokategorien - („Spatz“ - ist - ja - auch - eine - riesige - Subklasse, - die - Millionen - - - wenn - nicht - Milliarden - - - Vögel - umfasst). - Eine - der - wenigen - Ausnahmen - bildet - die - Äußerung - des - amerikanischen - Linguisten - Lakoff, - der - in - seiner - Prototypentypologie - die - sog. - „Muster“ - hervorhob - und - in - der - unter - illustrativem - Material - das - einzige - Mal - ein - Eigenname - auftaucht: - - „Präzedenz ‐ Phänomene“ - als - nominative - Peripherie - 59 - Wir - haben - eine - Vorstellung - über - die - Muster ‐ Baseballspieler - bekommen: - solche - wie - Babe - Ruth, - Willie - Mays, - Sandy - Koufax - u.a. - Die - Vorstellung - von - Mustern - wird - in - den - Sprachkonstruktionen - wie - „ein - typischer - Babe - Ruth“, - „noch - ein - Willie - Mays“ - usw. - ausgedrückt - (1988: - 35). - Es - scheint, - dass - die - individuellen - Prototypen - von - Klassen - nicht - unbedingt - zur - Kategorie - der - „Muster“ - gehören - müssen. - Für - viele - Objekt ‐ , - Situationen ‐ , - Hand ‐ lungs ‐- und - Ereignisklassen - existieren - I d i o ‐ P r o t o t y p e n , - die - aus - aktuellem - Geschehen, - literarischen - Werken, - Spiel ‐- und - Trickfilmen, - Liedern, - Witzen - usw. - stammen - und - in - den - kollektiven - Thesaurus - des - Soziums - eingegangen - sind - (bzw. - zu - M e m s - geworden - sind, - wie - man - zu - den - Zeiten - des - Internets - zu - sagen - pflegt). - - Diese - Konstellation - kann - man - mit - dem - folgenden - Diagramm - illustrieren: - - Klassen ‐ Prototyp - - - - - - - - - - - Klasse - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -- - - - - - - - - Idio ‐ Prototyp - - - Wenn - man - z.B. - versucht, - einen - Prototyp - für - die - Klasse - „Insekten“ - zu - bestim ‐ men, - dann - könnten - diese - Rolle - mehrere - Gattungen - beanspruchen: - etwa - Käfer, - Ameisen - oder - Bienen. - Bei - den - letzteren - wiederum - ließe - sich - für - Deutschland - leicht - ein - Idioprototyp - finden - - - nämlich - die - Biene-Maja. - - Mit - anderen - Worten - sollte - die - Charakteristik - „Aktualität - im - linguokulturel ‐ len - Bewusstsein“ - zu - den - Prototypmerkmalen - „Erfassung - der - meisten - Klassen ‐ merkmale“ - und - „Frequenz“ - hinzugefügt - werden. -- - Nicht - jede - PS, - PH, - PE - hat - das - Potenzial, - prototypisch - zu - werden. - In - diesem - Sinne - hatte - die - extraverbale - Handlung - „Thesenanschlag“ - von - M. - Luther - viel - weniger - Chancen, - prototypisch - zu - werden - als - die - verbale - Äußerung - Hier- stehe- 60 - Donec - ich.- Ich- kann- nicht- anders! , - denn - als - Referens - der - letzteren - kann - eine - sehr - große - Zahl - von - Situationen/ Handlungen - auftreten, - in - denen - der - Sprecher - nicht - auf - seine - Prinzipien - zu - verzichten - bereit - ist, - auch - wenn - das - ihm - in - der - Zukunft - Schwierigkeiten - bereiten - kann. - - Viel - mehr - Präzedenzprototypen - als - in - der - Sphäre - der - Situationen - und - Ereig ‐ nisse - lassen - sich - unter - den - Agenten - und - Teilnehmern - der - PH/ PE - finden. - In - den - meisten - Fällen - sind - es - reale - Menschen - oder - fiktive - Personen - aus - der - Mytholo ‐ gie, - religiösen - Sagen, - Märchen, - literarischen - Werken - usw., - die - in - ihrer - Gesamt ‐ heit - ein - breites - Spektrum - von - menschlichen - Qualitäten - abdecken, - u.a.: -  Äu ß eres: - Rapunzel - - langes - Haar; - Rübezahl - - langer - Bart; - Kobold - - Hässlichkeit, - kleiner - Wuchs; --  moralische - und - charakterliche - Qualitäten: - Nibelungen - - Treue, - Verläss ‐ lichkeit; - Faust -- Strebsamkeit; - Rudenz -- Tapferkeit; - M.- Kohlhaas -- Eh ‐ renhaftigkeit; - Goetz- von- Berlichingen - - Grobheit - (vgl. - das - sog. - Goetz ‐ Zi ‐ tat); -  intellektuelle - Qualitäten: - Reineke- Fuchs - - Hinterlist; - Schildbürger - - Dummheit; -  spezifische - Tätigkeiten - und - Handlungen: - Dornröschen - (oder - Friedrich-Bar‐ barossa) - - langer - Schlaf; - Gralshüter - - Bewachen; - Rumpelstilzchen - - Springen; - W.-Tell -- Treffsicherheit - beim - Schießen; -  persönliche - Situation: - Gretchen - - ethischer - Entscheidungszwang - (Gret‐ chenfrage). - Wie - also - oben - gezeigt - wurde, - stellt - die - Präzedenz - nur - eine - Etappe - des - Prozes ‐ ses - dar, - der - in - den - Termini - der - PPh - beschrieben - wird. - In - Wirklichkeit - durch ‐ läuft - die - Genese - der - entsprechenden - Phänomene - mindestens - vier - Etappen, - die - bei - der - Analyse - berücksichtigt - werden - müssen: - (1) - Entstehung - einer - P r ä z e ‐ d e n z s i t u a t i o n , - einer - P r ä z e d e n z h a n d l u n g - (einschließlich - des - A g e n s ), - eines - P r ä z e d e n z e r e i g n i s s e s - (einschließlich - des - T e i l n e h ‐ m e r s ) - →- (2) - Entwicklung - dieser - zum - individuellen - Prototyp - einer - Gegen ‐ stands ‐ , - Situations ‐ , - Handlungs ‐ , - Ereignisklasse - →- (3) - Wiederholung - (Entste ‐ hung - von - Kopien - dieser - Phänomene) - in - sozialer - Interaktion - →- (4) - volle - oder - abgewandelte - Wiederholung - der - (meistens - verbalen) - Elemente - von - Präzedenz ‐ phänomenen - im - sozialen - Diskurs. -- - Für - die - Wiederholung, - Selbstkopierung - einer - Erscheinung, - eines - Pro ‐ gramms - usw. - gibt - es - in - der - Wissenschaft - (vor - allem - in - der - Kybernetik, - der - Sys ‐ temtheorie - und - in - der - Biologie) - mehrere - Termini, - und - zwar - R e k u r r e n z - (Rekursion), - I t e r a t i o n - und - R e p l i k a t i o n . - - Die - beiden - erstgenannten - Begriffe - haben - den - Nachteil, - dass - sie - in - der - Sprachwissenschaft - bereits - besetzt - sind: - So - spricht - man - in - der - Textlinguistik - - „Präzedenz ‐ Phänomene“ - als - nominative - Peripherie - 61 - über - die - Rekurrenz - der - thematisch - gebundenen - Lexik - als - Mittel - der - Textkohä ‐ renz - und - in - der - Grammatik - über - die - iterativen - Verben. - In - diesem - Sinne - er ‐ scheint - der - Terminus - Replikation - gewinnbringender, - zumal - sich - davon - einfa ‐ cher - terminologische - Derivate - ableiten - lassen; - so - kann - man - etwa - die - Präze ‐ denzphänomene - R e p l i k a n t e n - nennen, - und - ihre - wiederholte - Verwendung - im - Diskurs - R e p l i k a t e . - - Schematisch - kann - der - Replikationsprozess - wie - folgt - dargestellt - werden: - Präzedenzsituation - - - - Kopiesituation - Präzedenzhandlung -→- Replikanten - → Kopiehandlung - →- Diskurs - →- Replikate - Präzedenzereignis - - - - Kopieereignis - und - deren - Elemente -- - - und - deren - Elemente - Als - Quelle - von - Replikanten - können - sowohl - die - reale - als - auch - die - fiktive - Welt - der - Kunstwerke - fungieren. - - Die - Gesamtheit - solcher - Replikanten - bildet - eine - Art - p a r a l l e l e n - K o d e - für - das - herkömmliche - sprachliche - System, - zumindest - in - Bezug - auf - manche - sei ‐ ner - Fragmente. - - Aus - der - Sicht - der - Onomasiologie - lassen - sie - sich - als - konnotativ, - pragmatisch - und - ludisch - gefärbte - Peripherie - der - Nominationsmittel - einer - Sprache - betrach ‐ ten. - - Die - Existenz - dieses - parallelen - Kodes - wurde - von - der - Sprachwissenschaft - lan ‐ ge - vernachlässigt, - und - es - gilt, - dieses - Manko - zu - beheben. - Es - geht - vor - allem - um - die - maximal - mögliche - Erfassung - des - entsprechenden - Materials - und - die - einge ‐ hende - Analyse - des - Funktionierens - seiner - Repräsentanten - im - öffentlichen - Dis ‐ kurs. - 3 - Literatur - Beaugrande, - Robert ‐ Alain - de/ Dressler, - Wolfgang - U. - (1981): - Einführung - in - die - Textlin ‐ guistik. - Tübingen. - Cingerová, - Nina/ Motyková, - Katarína - (2011): - Präzedenznamen - im - Kontext - der - Interkul ‐ turalität: - Das - Beispiel - „Gorbi“. - In: - Földes, - Csaba - (Hrsg.): - Interkulturelle - Linguistik - im - Aufbruch. - Das - Verhältnis - von - Theorie, - Empirie - und - Methode. - Tübingen - (Beiträ ‐ ge - zur - Interkulturellen - Germanistik; - 3). - S. - 175-183. - Duden. - Deutsches - Universalwörterbuch - (2001): - Hrsg. - von - der - Dudenredaktion. - 4. - neu - bearb. - u. - erw. - Aufl., - Mannheim. - Grišaeva, - Ljudmila - I. - (2004): - Precedentnye - fenomeny - kak - ku ľ turnye - skrepy - (k - tipologii - precedentnych - fenomenov). - In: - Grišaeva, - Ljudmila - I./ Popova, - Marija - K./ Titova, - Vla ‐ 62 - Donec - dimir - T. - (Red.): - Fenomen - precedentnostni - i - preemstvennos ť- ku ľ tur. - Voronež. - S. - 15- 46. - Karaulov, - Jurij - N. - (2010): - Russkij - jazyk - i - jazykovaja - li č nos ť . - Moskva. - Krasnych, - Veronika - (2002): - Etnopsicholingvistika - i - lingvokulturologija: - Kurs - lekcij. - Moskva. - Lakoff, - George - (1988): - Myšlenie - v - zerkale - klassifikatorov. - In: - Petrov, - V.V./ Gerasimov, - V.I. - (Red.): - Novoe - v - zarubežnoj - lingvistike - 23. - Moskva. - S. - 12-51. - Prochorov, - Jurij - E. - (2004): - Dejstvite ľ nos ť . - Tekst. - Diskurs. - Moskva. - Rosch, - Eleanor - H. - (1973): - On - the - Internal - Structure - of - Perceptual - and - Semantic - Catego ‐ ries. - In: - Moore, - Timothy - E. - (Ed.): - Cognitive - Development - and - the - Acquisition - of - Language. - London/ New - York. - S. - 111-114. - Slyškin, - Gennadij - G. - (2000): - Ot - teksta - k - simvolu. - Lingvoku ľ turnye - koncepty - precedent ‐ nych - tekstov - v - soznanii - i - diskurse. - Moskva. - Zacharenko, - Irina - V./ Krasnych, - Viktorija - V./ Gudkov, - Dmitrij - B. - (1997): - Kognitivnaja - ba ‐ za - i - precedentnyje - fenomeny - v - sisteme - drugich - jedinic - i - v - kommunikacii. - In: - Vestnik - Moskovskogo - universiteta. - Serija - 9. - Filologija - 3. - S. - 62-75. - Quellen - Neutsch, - Erik-(1973): - Auf - der - Suche - nach - Gatt. - Halle - an - der - Saale. - Nicht ‐ autochthone - Familiennamen - in - Österreich: - Gibt - es - ein - „Böhmisches - Muster“ - bei - der - Kartierung - von - Familiennamen? - Karl - Hohensinner - (Linz) - Zusammenfassung 1 - Legt - man - für - die - Republik - Österreich - Verteilungskarten - von - Familiennamen - (FN) - und - deren - Bestandteilen - an, - so - zeigt - sich - eine - Vielfalt - von - charakteristischen - und - wieder ‐ kehrenden - Verteilungen - (hier - genannt - „Muster“). - Dabei - stellt - sich - die - Frage: - Gibt - es - Namen - bzw. - Namenteile, - die - eine - gemeinsame - Verteilung - aufweisen? - Wenn - dies - so - ist, - welche - sind - es? - Worauf - beruht - diese - Verteilung - - - auf - gemeinsamer - autochthoner - Ent ‐ stehung - oder - auf - einer - gemeinsamen - Wanderungsbewegung? -- - In - diesem - Beitrag - wird - versucht, - tschechische - und - deutsche - Namen, - welche - auto ‐ chthon - im - ehemaligen - Königreich - Böhmen - (das - sind - die - ehemaligen - österreichischen - Kronländer - Böhmen, - Mähren - und - Österreichisch ‐ Schlesien) - gebildet - wurden, - in - ihren - sekundären - Verbreitungsgebieten - in - der - heutigen - Republik - Österreich - zu - beschreiben. - Grundlage - der - Darstellung - sind - die - am - Ende - des - Artikels - beigefügten - Kartierungen. - Gibt - es - also - auf - dem - heutigen - österreichischen - Staatsgebiet - ein - „Böhmisches - Muster“, - welches - die - Binnenmigration - im - Altösterreichischen - Staat - anzeigt? - 1 - Gedanken - zur - Familiennamenkartierung - und - Etymologisierung - im - Allgemeinen - Die - Kartierung - von - Wörtern - und - Namen - sowie - deren - Teilen, - wie - Morphemen - und - Phonemen, - ist - eine - seit - langer - Zeit - übliche - Methode, - um - die - Ergebnisse - von - Feldforschungen - zu - präsentieren, - um - sich - Sachverhalten - zu - nähern - und - um - Fragestellungen - überhaupt - entwickeln - zu - können. - - Nachdem - die - Kartierung - von - Familiennamen - (FN) - bzw. - deren - Teilen - heute - im - Bereich - der - Wissenschaft - üblich - und - mittlerweile - auch - den - Laien - zugäng ‐ lich - ist, - stellt - sich - die - Frage, - wie - die - Interpretation - solcher - Verteilungsbilder - er ‐ folgen - kann. - Oft - liegen - wenige - oder - nicht - bekannte - Faktoren - vor, - ohne - deren - Kenntnis - die - Interpretation - schwierig - ist. - Die - Unterscheidung - zwischen - Berufs ‐- und - Herkunftsnamen - ist - manchmal - nur - mit - Hilfe - historischer - Texte - möglich. - -------------------------------------------------------- 1 -- Der - vorliegende - Text - geht - auf - den - gleichnamigen - Vortrag - des - Verfassers - in - der - von - Herrn - Prof. - Dr. - Peter - Ernst - und - Herrn - Dr. - Gerhard - Rampl - geleiteten - Sektion - 2 - unter - dem - Titel - „Onomastik“ - zurück. - 64 - Hohensinner - Manche - Namen - und - Namenteile - sind - nur - verständlich, - wenn - man - die - Vertei ‐ lung - anderer - Namen - kennt. - Beispielsweise - wird - der - für - Österreich - untypische - FN - Gloning - in - seiner - Verteilung - in - Oberösterreich - klarer, - wenn - man - bemerkt, - dass - in - dieser - Gegend - der - FN - Schwab - ebenfalls - auffällig - häufig - auftritt. - Der - FN - Gloning - ist - in - Schwaben - häufig - und - das - Verbreitungsgebiet - in - Österreich - somit - ein - sekundäres. - - Allgemein - bekannt - sind - die - Anfertigung - von - Röntgenbildern - in - der - Medizin - und - die - auswertende - Beurteilung - dieser - durch - die - Mediziner. - Diese - erkennen - an - oft - nur - sehr - kleinen - Veränderungen - zu - vorangegangenen - Aufnahmen - den - Verlauf - von - Krankheit - oder - Heilung, - indem - Flächen - aus - Hell ‐ Dunkel ‐ Schattie ‐ rungen - gedeutet - werden. - Gibt - es - in - der - Verteilung - von - FN - und - deren - Bildungs ‐ teilen - ebenfalls - Muster, - die - sich - wiederholen - und - die - Zuweisung - eines - Namens - in - eine - bestimmte - Kategorie - wahrscheinlich - machen? - Gibt - es - schablonenhafte - Wiederholungen? - Könnte - man - markanten - Verteilungen - Namen - geben - und - da ‐ mit - interdiziplinär - arbeiten? - - In - diese - Richtung - geht - seit - langem - der - Begriff - „Slawengrenze“ - in - Österreich. - Damit - ist - jene - rekonstruierte - Linie - gemeint, - an - der - die - frühmittelalterliche - Sla ‐ wenbesiedlung - endete - und - ab - der - Richtung - Westen - auffällig - mehr - romanische - Restbevölkerung - nachweisbar - ist, - was - zu - den - verschiedensten - toponomasti ‐ schen - und - nicht ‐ toponomastischen - Auswirkungen - führt - und - sich - möglicher ‐ weise - sogar - auf - die - Häufigkeitsverteilung - der - Blutgruppen - innerhalb - der - Bevöl ‐ kerung - auswirkt. - - Nachdem - in - Zukunft - viele - Verteilungskarten - von - FN - in - Österreich - aus - dem - Bereich - der - germanistischen - und - slawistischen - Namenkunde - zu - erwarten - sind, - soll - der - Blick - dabei - auch - immer - in - Richtung - von - sich - wiederholenden - Vertei ‐ lungen - geschärft - sein. - Solche - könnte - man - dann - ein - „Muster“ - nennen. - Haben - al ‐ so - Namen - aus - dem - ehemaligen - Königreich - Böhmen - (Böhmen, - Mähren - und - Ös ‐ terreichisch ‐ Schlesien) - ein - bestimmtes - Verteilungsmuster - auf - dem - Gebiet - der - heutigen - Republik - Österreich? - Die - Einwanderung - sowohl - deutschsprachiger - Personen - und - tschechischsprachiger - Personen - in - den - österreichischen - Donau ‐ raum - ist - gut - dokumentiert. - Es - war - eine - Massenerscheinung. - Hinsichtlich - der - tschechischen - Wanderung - ist - bekannt, - dass - die - Stadt - Wien - von - tschechischen - Nationalisten - um - 1900 - mit - der - stehenden - Wendung - „das - Grab - des - tschechi ‐ schen - Volkes“ - charakterisiert - wurde, - da - dermaßen - viele - Tschechen - dorthin - wanderten - und - relativ - schnell - sprachlich - „verdeutscht“, - also - integriert - wurden. - Literatur - dazu - ist - im - Bereich - „Österreichische - Geschichte“ - und - „Wiener - Stadt ‐ geschichte“ - leicht - greifbar. - Auch - Adressbücher - aus - der - damaligen - Zeit - geben - ein - klares - Bild. - - Gibt - es - also - ein - „Böhmisches - Muster“? - Dies - wäre - eine - Verteilung, - welche - sich - immer - dann - zeigt, - wenn - ein - Name - oder - Namenteil, - der - autochthon - in - den - Böhmischen - Ländern - verbreitet - und - auch - in - Österreich - häufig - ist, - kartiert - wird. - - Nicht ‐ autochthone - Familiennamen - in - Österreich - 65 - Es - wäre - praktikabel, - sagen - zu - können: - Die - Verteilung - dieses - Merkmals - oder - Namens - entspricht - dem - Böhmischen - Muster, - deshalb - liegt - eine - Einwanderung - aus - diesem - Kronland - nahe. -- - Wenn - man - urkundliche - Belege - recherchieren - will, - um - einen - Namen - in - sei ‐ ner - Entwicklung - zu - dokumentieren, - und - seine - Etymologie - mit - möglichst - gro ‐ ßer - Sicherheit - erstellen - bzw. - Hinweise - auf - die - Vorfahren - heute - lebender - Perso ‐ nen - geben - will, - so - sollte - man - wissen, - in - welchem - Archiv - oder - in - welcher - Pfarre - man - die - Suche - beginnen - sollte. - Sinnvolle - urkundliche - Belege - zu - einem - heute - vorhandenen - FN - kann - man - nur - aus - dessen - historischem - Verbreitungsgebiet - gewinnen. - Alles - andere - bleibt - vage. - Wie - die - meisten - Wissenschaften - ist - auch - die - Sprachwissenschaft - gut - beraten, - wahre - Aussagen - zu - machen. - (Möglichen - Fragen, - was - „Wissenschaft“ - ist - und - was - jemand - unter - „wahr“ - verstehen - kann, - wird - hier - nicht - weiter - nachgegangen.) - Was - seitens - der - Wissenschaft - rekonstru ‐ iert - wird, - sollte - auch - in - der - Vergangenheit - real - so - in - der - Welt - vorgekommen - und - deshalb - mit - Quellenmaterial - unterlegt - sein. - Die - Rekonstruktion - sollte - ei ‐ nem - Sachverhalt - in - der - Vergangenheit - möglichst - nahe - kommen. - Eine - Rekon ‐ struktion - kann - auch - lediglich - glaubhaft - sein, - z.B. - innerhalb - der - Fachwelt - und - der - interessierten - Laienwelt, - und - sich - bei - genauer - Prüfung - als - irreal - zeigen. - - Um - ein - Beispiel - zu - geben: - Vogelbezeichnungen - wie - Zeisig,- Amsel,- Fink - tre ‐ ten - als - Familiennamen - auf. - Warum - wurde - diese - Tierbezeichnung - auf - einen - Menschen - übertragen? - Glaubhafte - Erklärungen - wären: -- - - Die - Person - konnte - den - Laut - des - Vogels - imitieren. - - - Die - Person - hatte - ein - Abbild - dieses - Vogels - als - Hauszeichen. - - - Die - Person - handelte - mit - diesen - Vögeln. - - - Die - Person - sah - aus - oder - verhielt - sich - wie - ein - Vogel - dieser - Art. - Eine - Rekonstruktion - auf - Basis - von - Archivmaterial - ist - mir - in - dieser - Frage - zur - Zeit - nicht - zugänglich, - könnte - aber - jederzeit - auftauchen, - z.B. - wenn - jemand - eine - quellenreiche - Studie - zu - den - Vogelhändlern - aus - dem - Tiroler - Zillertal - vorlegte - und - diese - Vogelhändler - z.B. - für - das - Überschreiten - der - Staatsgrenze - nach - Bay ‐ ern - namentlich - dokumentiert - worden - wären - und - die - FN - entsprechende - Cha ‐ rakteristika - hätten. -- - Früher - wurde - im - Bereich - der - FN - stark - mit - Glaubhaftigkeit - gearbeitet. - Heute - muss - mit - Beweisen - gearbeitet - werden. - Es - ist - schwer - abschätzbar, - wie - viele - In ‐ formationen - Archive - für - den - Bereich - der - FN - enthalten. - Soweit - ich - in - meinem - Bereich - sehe, - explodieren - historische - Belegsammlungen - richtiggehend. - In - eini ‐ gen - Jahren - wird - man - historische - Namenbelege - in - Originaltranskription - mit - Quellenangaben - in - einer - Datenbank - haben, - die - allein - für - Österreich - in - die - Hunderttausende - gehen - werden. - Ist - dann - noch - die - entsprechende - Software - 66 - Hohensinner - vorhanden, - lassen - sich - daran - noch - viel - mehr - Fragestellungen - abarbeiten, - als - es - am - ohnehin - schon - sehr - weitläufigen - synchronen - Material - möglich - ist. - - Bis - vor - wenigen - Jahren - herrschte - noch - die - Meinung - vor, - man - könne - mit - Mitteln - der - germanistischen - bzw. - slawistischen, - romanistischen - und - der - finno ‐ ugristischen - Sprachwissenschaft - die - meisten - FN - in - Österreich - etymologisieren. - Diese - Meinung - wird - man - heute - nicht - mehr - vertreten - können. - Es - ist - hier - eine - Problematik - berührt, - die - all - diejenigen - betrifft, - welche - auf - den - Wunsch - schrift ‐ lich - einsendender - oder - mündlich - anfragender - Personen - hin - deren - FN - entgelt ‐ lich - oder - unentgeltlich - erklären. - Je - mehr - Möglichkeiten - es - gibt, - einen - FN - einer - Zeitepoche, - einem - Dialekt, - einer - Sprache, - einer - Gegend, - einer - Position - in - der - Kulturgeschichte - usw. - zuzuweisen, - desto - leichter - und - sicherer - ist - das - Ergebnis - erstellt. - - Historisch - nicht - haltbare - Etymologien - werden - in - Zukunft - noch - schonungs ‐ loser - ans - Tageslicht - gezogen - und - zitiert - werden; - dies - liegt - an - den - strengen - Richtlinien - der - Forschungsfinanzierung, - welche - darauf - besteht, - den - „Fort ‐ schritt - in - der - Wissenschaft“ - genau - zu - beweisen. -- - Bei - aller - geforderten - Abstützung - der - Namendeutungen - durch - Belege - und - Archivquellen - ist - natürlich - festzuhalten, - dass - man - dies - nur - fordern - kann, - wenn - dieses - Material - auch - existiert. - Dies - ist - im - Bereich - der - FN - sehr - oft - der - Fall. - In - anderen - Bereichen - der - Namenkunde - ist - dies - nicht - zu - fordern, - weil - es - nicht - möglich - wäre. - Deutungen - von - Gewässernamen - und - sehr - alter - Ortsnamen - sind - oft - auf - Rekonstruktion - angewiesen, - da - dies - die - einzige - Möglichkeit - darstellt, - dem - Bedeutungsgehalt - nahe - zu - kommen. - In - diesen - Fällen - kennt - die - Wissen ‐ schaft - aber - die - Belegsituation - genau, - weitere - Belege - mit - Aussagekraft - sind - nicht - zu - erwarten, - somit - ist - Rekonstruktion - sinnvoll. - 2 - FN ‐ Schichten - in - Österreich - Namenkunde - ist - oft - nicht - frei - von - politischer - Ideologie. - Besonders - in - Öster ‐ reich - mit - seinem - im - 20. - Jahrhundert - mehrfach - wechselnden - nationalen - Selbst ‐ verständnis - ist - hier - Vorsicht - geboten. - Als - Beispiel - kann - hier - die - über - Jahrzehn ‐ te - bis - in - die - jüngste - Vergangenheit - geführte - Ortsnamendebatte - im - südlichsten - Bundesland - Kärnten - (slowenisch - Koroška) - dienen, - die - in - letzten - Jahren - in - der - Berichterstattung - der - Medien - einen - Fixplatz - hatte. - - Bei - allen - Möglichkeiten, - Namen - zu - kategorisieren, - will - ich - hier - - - auch - zur - besseren - Einordnung - des - vermuteten - „Böhmischen - Musters“ - - - folgende - Eintei ‐ lung - der - in - Österreich - vorhandenen - FN - verwenden: - Ein - Name - kann - auto ‐ chthon - sein, - zum - Altbestand - gehören, - Wanderungsname - und - Name - von - in - Ös ‐ terreich - lebenden - Ausländern - sein. - - Nicht ‐ autochthone - Familiennamen - in - Österreich - 67 - A u t o c h t h o n e - Namen - sind - solche, - welche - auf - dem - Gebiet - der - heutigen - Re ‐ publik - entstanden - sind. - Dazu - gehören - neben - den - aus - den - bairischen - und - ale ‐ mannischen - Dialekten - stammenden - Namen - auch - eine - erheblich - große - Anzahl - slowenischer - Namen - (diese - vor - allem - in - Kärnten) - und - ungarischer - Namen - (z.B. - der - in - Ostösterreich - sehr - häufige - ungarische - FN - Horvat- in - verschiedenen - Schreibweisen). - Auch - die - kroatischen - Namen - in - Ostösterreich - dürften - hier - ge ‐ bildet - worden - sein, - da - die - große - Kroatenwanderung - nach - Norden - vor - dem - Festwerden - der - FN - erfolgt - sein - dürfte. - Näheres - fällt - hier - in - den - Bereich - der - Sla ‐ wistik. - - Unter - dem - F N ‐ A l t b e s t a n d - der - Republik - Österreich - verstehe - ich - jene - FN, - welche - zum - Zeitpunkt - der - Grenzziehung - nach - dem - Ersten - Weltkrieg - in ‐ nerhalb - dieser - Grenzen - bei - den - österreichischen - Staatsbürgern - vorhanden - wa ‐ ren. - Für - den - Abschluss - der - Grenzziehung - nehme - ich - hier - das - Jahr - 1921 - an. - Es - handelt - sich - um - e r e r b t e - N a m e n , - also - nicht - um - Namen - von - Ausländern. - Großteils - waren - die - Vorfahren - der - heutigen - Namensträger - Altösterreichische - Staatsbürger, - die - aus - ab - 1918 - weggefallenen - Teilen - des - alten - Staates - stammten. - Zu - einem - geringen - Teil - sind - auch - Namen - aus - ehemaligen - Nachbarstaaten - wie - armenische - Namen - aus - der - Türkei - oder - Namen - aus - dem - russischen - Zarenreich - ererbt - worden, - da - Personen - von - dort - vor - allem - nach - Wien - kamen - und - dort - auch - Kirchen - und - Klöster - errichteten. - - Als - dritte - Gruppe - kann - man - die - jungen - W a n d e r u n g s n a m e n - ansehen, - welche - Personen - und - Familien - tragen, - welche - nach - 1921 - eingewandert - sind - und - die - österreichische - Staatsbürgerschaft - besitzen, - z.B. - türkische - Namen. - - K e i n e - ö s t e r r e i c h i s c h e n - F N - tragen - nach - dieser - Sichtweise - jene - Personen, - die - in - Österreich - leben, - aber - nicht - die - Staatsbürgerschaft - besitzen. - Dies - ergibt - sich - aus - der - geltenden - Gesetzeslage, - dass - die - Österreichische - Nati ‐ on - als - die - Summe - der - Staatsbürger - definiert - ist. - Manch - andere - Staaten - bestim ‐ men - ihren - Nationsbegriff - wieder - anders. - Hier - kann - z.B. - eine - Religion, - eine - Sprache, - eine - Abstammung - zur - Grundlage - der - Nation - werden. - (Grund)gesetze - geben - darüber - meist - Auskunft, - besonders - wenn - es - um - Einbürgerung - nicht - im - Staat - geborener - Personen - geht. - - In - der - Praxis - wird - die - Unterscheidung - aber - schwer - sein, - da - viele - österreichi ‐ sche - FN - auch - im - Ausland - vorkommen. - Um - ein - Beispiel - zu - geben: - Namen - mit - dem - südslawischen - Namenbildungssuffix - ‐ itsch, - wie - Markowitsch,-Petrowitsch,- Jankowitsch - (in - unterschiedlichen - Schreibweisen), - können - allen - genannten - Na ‐ menschichten - angehören. - Manchmal - können - die - vielen - Verschriftlichungsvari ‐ anten - (‐its, - ‐ich, - ‐ics, - ‐ic - und - andere - mehr) - eine - Zuordnung - ermöglichen, - über - den - einzelnen - Menschen - lässt - sich - aber - wenig - sagen, - wenn - man - nicht - den - Stammbaum - kennt - oder - der - Vorname - in - eine - Richtung - weist. - 68 - Hohensinner - Nach - dieser - Einteilung - gehören - die - Namen, - welche - das - von - mir - vermutete - B ö h m i s c h e - M u s t e r - bilden, - zur - zweiten - Kategorie, - dem - A l t b e s t a n d - bzw. - den - e r e r b t e n - N a m e n . - 3 - Das - Suffix - ‐ ček - und - weitere - FN - nach - vermutetem - Böhmischem - Muster - Als - typisch - tschechisch - aber - auch - typisch - wienerisch - können - die - tschechischen - FN ‐ Formen - mit - dem - diminuierenden - Suffix -‐ ček - gelten. - Sie - treten - auch - als -‐ cek - (dies - am - häufigsten), - ‐ tschek, - ‐czek - und - ‐ csek - auf. - Sie - haben - die - Häufigkeit - ei ‐ nes - mittelfrequenten - bair. ‐ österr. - Namentyps. - Es - handelt - sich - also - um - kein - Exotikum - oder - um - ein - randständiges - Vorkommen, - sondern - um - einen - wesentli ‐ chen - Namentyp - in - Österreich - bzw. - um - FN - der - Kategorie - des - A l t b e s t a n ‐ d e s . - - Zieht - man - die - Anzahl - der - Telefonanschlüsse - österreichweit - heran - (s. - Tab. - 1; - entnommen - aus - der - Software - GEOGEN) - und - stellt - man - ‐ček - neben - andere - häu ‐ fige - Suffixe, - die - aus - der - autochthonen, - bairischen - Schicht - kommen - (‐bacher - bzw.- ‐böck, - ‐hofer - und - ‐ dorfer - als - Ableitungen - zu - Hofnamen, - Gewässernamen - und - Ortsnamen - auf - ‐bach, -‐ hof-und - ‐dorf), - so - zeigt - sich, - dass - das - Suffix -‐ ček - et ‐ wa - in - derselben - Größenordnung - vorhanden - ist - und - alles - andere - als - eine - Selten ‐ heit - darstellt. - Siehe - hierzu - auch - Abb. - 1 - und - Abb. - 2 - in - Kap. - 5. - - Suffix- Anzahl-Telefonanschlüsse-- ‐hofer- 43.773 - ‐bacher- 18.706 - ‐dorfer- 12.214 - ‐böck- 11.706 - ‐cek/ ‐czek/ ‐csek/ ‐tschek- 11.489 - Tab. - 1: - Absolute - Häufigkeit - verschiedener - Namensuffixe - in - Österreich - Natürlich - stellt - sich - die - Frage, - ob - nicht - ab - 1918 - Personen - aus - der - Tschechoslo ‐ wakei - nach - Österreich - gekommen - sind - und - dadurch - eine - Unschärfe - entstehen - kann. - Dies - dürfte - zu - vernachlässigen - sein. - Die - Republik - Österreich - hatte - durch - die - zeitgeschichtlichen - Ereignisse - 1945/ 46 - und - 1968 - - - sozialwissenschaftlich - ge ‐ sprochen - - - keine - nennenswerten - Wanderungsgewinne - aus - der - Tschechoslowa ‐ kei. - Dies - ist - auch - durch - die - Tatsache - bedingt, - dass - ab - dem - Ende - des - 1. - Welt ‐ kriegs - bis - ca. - 1950 - mehr - als - hunderttausend - Personen - die - Republik - Österreich - Richtung - Tschechoslowakei - verließen, - welche - man - gegenrechnen - kann. - - Auch - die - Tatsache, - dass - die - sowjetische - Besatzung - Ostösterreichs - (1945- 1955) - keine - Personen - ohne - österreichische - Staatsbürgerschaft - in - ihrem - Macht ‐ - Nicht ‐ autochthone - Familiennamen - in - Österreich - 69 - bereich - duldete, - macht - hier - die - Zeitgeschichte - zu - keinem - wesentlichen - Faktor. - Die - meisten - der - sogenannten - „Volksdeutschen“ - wurden - abgeschoben, - ebenso - die - bis - 1945 - ins - Land - gekommenen - „Reichsdeutschen“. - Eine - gewisse - Rolle - in - der - heutigen - FN ‐ Landschaft - spielen - die - FN - der - Deutschen - aus - den - damaligen - jugoslawischen - Sprachinseln. - Sie - kamen - bereits - einige - Zeit - vor - Kriegsende - in - Österreich - an - und - sind - bis - heute - z.B. - in - Oberösterreich - südlich - der - Donau - zu - finden, - wo - sie - unter - US ‐ amerikanischer - Besatzung - bleiben - konnten. - - Ein - weiterer - Faktor, - der - eine - Unschärfe - ausmachen - könnte, - sind - Namenän ‐ derungen - aus - nationalistischen - Gründen. - Diese - sind - zwar - bekannt, - waren - aber - nicht - als - Massenerscheinung - nachweisbar. - Bekanntheit - erlangte - Ende - des - 20. - Jahrhunderts - die - seinerzeitige - Namensänderung - in - der - Familie - des - österrei ‐ chischen - Bundespräsidenten - und - ehemaligen - UN ‐ Generalsekretärs - Kurt - Wald ‐ heim, - dessen - Vater - Wenzl- Watzlawik - (tschech. - Václavík - in - der - Bedeutung - ‚Wenzelchen‘) - den - FN - in - Waldheim - ändern - ließ. - Der - Spott - mehrerer - Zeitungs ‐ kolumnisten - ergoss - sich. - Ob - eine - betont - deutschnationale - Einstellung - die - Ur ‐ sache - für - diese - Änderung - war - oder - ob - der - damals - in - Ostösterreich - eventuell - noch - durchsichtige - FN - in - Kombination - mit - dem - Vornamen - (Wenzl- Wenzel‐ chen - zu - heißen, - könnte - sehr - wohl - von - der - Umwelt - als - komisch - aufgefasst - wor ‐ den - sein) - dazu - geführt - hatte, - mag - dahingestellt - bleiben. - - Die - FN - auf - ‐ček - werden - deshalb - als - Indikator - herangezogen, - weil - sie - häufig - und - gut - greifbar - sind. - Man - könnte - auch - die - typisch - tschechischen - FN - von - Zeit ‐ wörtern - in - der - ‐l‐Form - heranziehen - und - sie - mit - den - Namen - auf - ‐ček - verglei ‐ chen. - Die - ‐l‐Form - wird - im - Tschechischen - gebraucht, - um - z.B. - Vergangenheit - auszudrücken. - FN - dieses - Typs - sind - sehr - häufig. - Prominentes - Beispiel - war - der - österreichische - Bundespräsident - Thomas - Klestil. - Markant - und - in - österreichi ‐ schen - Witzen - als - typisch - wienerisch - konnotiert - empfunden - sind - Pospischil - und - Nawratil - als - Namen - Wiener - Hausfrauen, - die - gerne - tratschen - („Sagt - die - Frau - Pospischil - zur - Frau - Nawratil - …“). - - Häufige - und - typische - tschechische - Namen - sind - Swoboda, - Prochazka, - Vesely, - Němec - (zu - den - Nomina - Freiheit, - Spaziergang, - dem - Adjektiv - fröhlich - und - der - Herkunftsbezeichnung - der- Deutsche), - s. - hierzu - Abb. - 3, - Abb. - 4 - und - Abb. - 8 - in - Kap. - 5. - - Sucht - man - nach - typischen - deutschen - Namen, - welche - in - den - Böhmischen - Ländern - ihren - Ursprung - haben - und - aufgrund - der - Dialektverhältnisse - in - Do ‐ nauösterreich - so - nicht - gebildet - wurden, - so - kann - man - die - FN - Schulz, - Scholz, - Schubert - und - Langer - (versus - donauösterreichisch - Lang) - heranziehen. - Sie - sind - typisch - und - zeigen - auch - ein - entsprechendes - Verbreitungsgebiet - (s. - hierzu - Abb. - 5 - und - Abb. - 6 - in - Kap. - 5). - - Die - Gesamtbevölkerung - der - Böhmischen - Länder - hatte - einen - Anteil - von - et ‐ wa - 25 - % - bis - 30 - % - an - Deutschsprachigen, - wobei - Volkszählungsergebnisse - je - nach - staatlicher - Situation - schwanken. - Geht - man - von - dieser - ungefähren - Zahl - 70 - Hohensinner - aus, - so - könnte - man - annehmen, - dass - auch - die - Einwanderung - geringer - war - und - z.B. - ostmitteldeutsche - FN - weniger - häufig - vertreten - sind. - Dazu - ist - auch - festzu ‐ halten, - dass - die - Bewohner - des - deutschsprachigen - Böhmerwaldes, - sofern - solche - eingewandert - sind, - heute - nur - sehr - schwer - nachzuweisen - sind. - Dies - liegt - an - der - Dialektähnlichkeit - zu - Ober ‐- und - Niederösterreich. - - Von - Interesse - ist - es - weiters, - deutsche - und - tschechische - FN - aus - Böhmen - mit - gleicher - Bedeutung - zu - finden. - Dies - dürfte - bei - dem - tschech. - FN - Veselý/ Wessely - und - dem - deutschsprachigen - FN - Fröhlich - der - Fall - sein - (s. - hierzu - Abb. - 8 - in - Kap. - 5). - Das - Adjektiv - fröhlich - erscheint - im - Donauraum - als - solches - meist - kaum - er ‐ kennbar - in - den - FN - Freller/ Fröhler/ Fröller. - - Es - gibt - aber - auch - FN, - die - man - leicht - für - böhmisch - hält, - die - aber - auch - auf - dem - Gebiet - der - heutigen - Republik - in - kleinen - geografischen - Bereichen - auto ‐ chthon - sind. - Als - Beispiel - seien - hier - das - Namenpaar - Novák/ Nowak - - - Neumann - genannt. - Der - Name - Novák - findet - sich - auch - am - österreichischen - Südrand, - wo - er - aller - Wahrscheinlichkeit - aus - einem - slowenischen - Dialekt - stammt. - Der - dazu - pa ‐ rallele - deutsche - Name - Neumann - zeigt - eine - vermutlich - autochthone - Verbrei ‐ tung - in - einem - Teil - der - Steiermark - (s. - hierzu - Abb. - 7 - in - Kap. - 5). - 4 - Abschließende - Bemerkungen - Aus - den - Kartierungen - ist - ersichtlich, - dass - mehrere - häufige - tschechische - und - ostmitteldeutsche - FN - aus - dem - ehemaligen - Königreich - Böhmen - eine - flächige - Verteilung - aufweisen, - die - jener, - welche - das - Suffix - ‐ ček - zeigt, - ungefähr - ent ‐ spricht. - Mit - dem - derzeitigen - Werkzeug - der - Kartierung - mithilfe - der - Software - GEOGEN - ist - ein - Abgleich - eines - Namens - mit - der - Verteilung - von -‐ ček - erst - ab - ei ‐ nem - Auftreten - von - mindestens - 500 - Telefonanschlüssen - sinnvoll, - da - zu - viele - Quellen - der - Unschärfe - gegeben - sind. - Für - diese - Studie - wurden - wesentlich - mehr - Verteilungskarten - angefertigt, - als - hier - präsentiert - werden - können. - Problema ‐ tisch - ist - die - Kartierung - nach - politischen - Bezirken. - Dies - wirkt - sich - z.B. - in - Ober ‐ österreich - aus: - Meist - wird - bei - einem - vermuteten - Böhmischen - Muster - auch - der - Bezirk - Urfahr ‐ Umgebung - eingefärbt, - etwas - weniger - oft - der - Bezirk - Steyr ‐ Land - und - Bezirke - im - Braunkohleabbaugebiet - am - Hausruck - (ein - Bergrücken). - Ver ‐ mutlich - handelt - es - sich - dabei - jeweils - nur - um - wenige - politische - Gemeinden, - welche - bewirken, - dass - der - ganze - Bezirk - eingefärbt - wird - und - somit - auffällige - Unschärfen - entstehen. - Es - ist - zu - erwarten, - dass - mittelfristig - eine - genauere - Kar ‐ tierung - möglich - wird - und - dann - das - B ö h m i s c h e - M u s t e r - sinnvoll - in - Wor ‐ ten - beschrieben - werden - kann. - Als - Aufgabe - der - Zukunft - in - der - österreichischen - Familiennamenforschung - wäre - die - Suche - nach - weiteren - Verteilungsmustern - und - deren - Beschreibung - wünschenswert. - So - wäre - es - günstig, - nach - schwäbi ‐ schen - Inseln - zu - suchen, - denn - manche - Schwabenzüge - endeten - bereits - in - Öster ‐ - Nicht ‐ autochthone - Familiennamen - in - Österreich - 71 - reich. - Auch - ein - südalpines - Muster - wäre - beschreibbar, - hinsichtlich - der - unter ‐ scheidenden - Merkmale - südlich - und - nördlich - des - Alpenhauptkammes. - - Die - über - tausendjährige - Westgrenze - des - ungarischen - Staates, - welche - nun - innerhalb - der - Republik - Österreich - liegt, - bedingt - ebenfalls - divergierende - Vertei ‐ lungen. - Die - Frage - des - bairisch ‐ alemannischen - Nebeneinanders - im - Westen - Ös ‐ terreichs - wird - eine - große - Anzahl - von - Fragestellungen - bedingen. - Somit - soll - die - Darstellung - des - B ö h m i s c h e n - M u s t e r s - einen - Anfang - machen - in - der - dif ‐ ferenzierteren - areallinguistischen - Betrachtungsweise - der - österreichischen - Fa ‐ miliennamen, - welche - die - Zukunft - bringen - kann. - - Diese - Thematik - wird - hier - erstmals - publiziert. - Wer - aufgrund - von - schriftli ‐ chem - Material - Karten - produziert - und - in - diesem - unpublizierten - Material - wie ‐ derkehrende - Muster - zu - entdecken - glaubt, - ist - oft - nicht - frei - von - Subjektivität. - Die - Bearbeitung - dieses - Themas - ist - aus - einem - allgemeinen - Interesse - für - die - Ver ‐ teilung - von - FN - in - Österreich - und - die - dort - möglicherweise - vorhandenen - Muster - entstanden, - welches - als - Grundlage - für - verschiedene - Publikationen - und - Projek ‐ te - dient - und - dienen - soll. - 5 - Anhang: - Verteilungskarten - Die - Verteilungskarten - wurden - mit - dem - Programm - GEOGEN - auf - der - Basis - der - österreichischen - Telefonanschlüsse - von - 2005 - gefertigt. - Die - Kartierung - erfolgte - auf - Bezirksbasis - und - relativ, - mit - Schwellwerten - 150 - und - Schrittweite - 300, - d.h. - ein - Bezirk - wird - ab - 150 - Vorkommen - pro - Mio. - in - dunklerem - Hellgrau - eingefärbt, - die - Schrittweite - zwischen - den - nachfolgenden - Kategorien - beträgt - jeweils - 300. - Ab - 1200 - Vorkommen - pro - Mio. - wird - der - Bezirk - im - dunkelsten - Grau - eingefärbt. - - - - - - - 72 - Hohensinner - - - Abb. - 1: - Verteilungen -‐ hofer-bzw. - ‐dorfer- - Nicht ‐ autochthone - Familiennamen - in - Österreich - 73 - - - Abb. - 2: - Verteilungen -‐ böck - bzw. -‐ cek/ ‐ czek/ ‐ csek/ ‐ tschek- 74 - Hohensinner - - - Abb. - 3: - Verteilung - Swoboda/ Svoboda - bzw. - Pro[c]haska/ Pro[c]hazka- - Nicht ‐ autochthone - Familiennamen - in - Österreich - 75 - - - Abb. - 4: - Verteilung - Nemec/ Nemetz/ Niemetz - bzw. - Schubert/ Subert/ Subrt- 76 - Hohensinner - - - Abb. - 5: - Verteilungen - Schol[t]z - bzw. - Schul[t]z- - Nicht ‐ autochthone - Familiennamen - in - Österreich - 77 - - - Abb. - 6: - Verteilungen - Langer - bzw. - Lang- 78 - Hohensinner - - - Abb. - 7: - Verteilungen - Neumann-bzw.-Novak/ Nowak- - Nicht ‐ autochthone - Familiennamen - in - Österreich - 79 - - - Abb. - 8: - Verteilungen - Fröhlich-bzw. - Wes[s]ely/ Veseli/ Vesely- Verwandtschaftsbeziehungen - und -‐ bezeichnungen - im - Deutschen - und - im - Bosnischen - - - Kulturelle - Unterschiede - als - Übersetzungsproblem - Meliha - Hrusti ć- (Tuzla) - Zusammenfassung - Es - wäre - eine - Illusion - zu - denken, - dass - die - Verwandtschaftsterminologie - in - unterschiedli ‐ chen - Kultur ‐- und - Sprachgemeinschaften - identisch - sei - und - dass - das - Übersetzen - dieser - Wörter - problemlos - verlaufen - könne. - Die - gesellschaftliche - Organisation - spiegelt - sich - sprachlich - gerade - bei - diesen - Termini - stark - wieder, - so - dass - man - überrascht - ist, - wie - viele - Unterschiede - auf - diesem - Gebiet - festzustellen - sind. - Das - deutsche - Wort - Geschwister - exis ‐ tiert - im - Bosnischen - gar - nicht, - viele - Verwandtschaftsbezeichnungen - aus - dem - Bosni ‐ schen - haben - keine - Entsprechung - im - Deutschen. - So - sind - die - Verwandtschaftsbezeich ‐ nungen - ein - Gebiet, - das - voll - von - unechten - lexikalischen - Lücken - ist, - die - vom - Übersetzer - irgendwie - gefüllt - werden - müssen. - Als - Kultur ‐- und - Sprachmittler - sind - die - Übersetzer - ge ‐ fragt, - Lösungen - für - solche - Lücken - schnell - zu - finden, - da - sie - die - Verhältnisse - in - beiden - Kulturen - kennen - sollten; - leider - ist - es - manchmal - so, - dass - man - sogar - in - der - Mutterspra ‐ che - und - in - der - eigenen - Kultur - Defizite - bei - der - Verwendung - der - Verwandtschaftstermi ‐ nologie - feststellen - muss, - die - dann - weiterhin - für - übersetzerische - Schwierigkeiten - sorgen - können. - 1 - Einführung - Der - Begriff - „Kultur“ - wird - heutzutage - häufig - verwendet, - ohne - eine - einheitliche - Definition. 1 - Eine - dieser - Definitionen - besagt - Folgendes: - Kultur - ist - ein - von - den - Mitgliedern - der - Kulturgemeinschaft - geteiltes - Verhalten, - das - einem - Wissen - um - die - Normen - des - Wahrnehmens - und - Bewertens - entspringt, - auf - Weltbildern - und - Wertvorstellungen - aufbaut - und - soziale - Beziehungen - und - spezifische - Hand ‐ lungsmuster - zur - Folge - hat - (vgl. - Kelz - 2002). - Diese - spezifischen - und - kulturbezo ‐ genen - Handlungsmuster - spiegeln - sich - natürlich - in - der - jeweiligen - Sprache - wi ‐ der. - Kulturen - unterscheiden - sich - voneinander, - weil - die - Lebensbedingungen - ebenso - wie - die - geografischen - und - historischen - Voraussetzungen - unterschied ‐ lich - sind. - Durch - die - Geschichte - und - verschiedene - mitwirkende - Verhältnisse - wird - jede - Kultur - durch - eine - andere - beeinflusst - und - umgekehrt. - Diese - Beson ‐ -------------------------------------------------------- 1 -- In - der - Literatur - wird - von - etwa - 300 - Definitionen - des - Begriffes - Kultur - gesprochen, - oh ‐ ne - einen - einheitlichen - Nenner - (vgl. - Roche - 2001: - 10). - 82 - Hrusti ć- derheiten - werden - vom - Individuum - durch - die - sprachliche - oder - eine - andere - Art - Kommunikation - erworben, - so - dass - meistens - alle - Mitglieder - einer - Kulturge ‐ meinschaft - über - dieselben - Wertvorstellungen - und - Handlungsmuster - verfügen, - die - sich - mehr - oder - weniger - von - den - Wertvorstellungen - und - Handlungsmus ‐ tern - einer - anderen - Kulturgemeinschaft - unterscheiden. - All - diese - Unterschiede - werden - in - der - jeweiligen - Sprache - erfasst, - so - dass - die - eine - Sprache - mehr - oder - weniger - über - Ausdrücke - verfügt, - die - in - der - gegebenen - Kulturgemeinschaft - von - Bedeutung - sind, - während - diese - Ausdrücke - in - der - anderen - Gemeinschaft - gar - nicht - existieren - müssen. - Unterschiedliche - Aspekte - des - alltäglichen - Lebens - wer ‐ den - in - unterschiedlichen - Kulturgemeinschaften - unterschiedlich - konzeptuali ‐ siert, - was - sich - in - der - Sprache - niederschlägt. - In - diesem - Beitrag - sollen - die - Unter ‐ schiede - in - der - Konzeptualisierung - von - Verwandtschaftsrelationen - zwischen - dem - Deutschen - und - Bosnischen - näher - untersucht - werden. - Dabei - soll - auch - auf - die - Übersetzungsschwierigkeiten - bei - diesen - Termini - hingewiesen - werden, - was - eigentlich - der - wahre - Ansporn - für - diese - Untersuchung - war. - Bei - vielen - Studen ‐ tengenerationen - waren - nämlich - Schwierigkeiten - bei - der - Übersetzung - der - Ver ‐ wandtschaftstermini - festzustellen, - nicht - nur - kontrastiv - gesehen - (also - im - Ver ‐ gleich - Deutsch ‐ Bosnisch), - sondern - auch - in - der - eigenen - Sprache. - Das - bosnische - Verwandtschaftssystem - scheint - nämlich - aus - zweierlei - Gründen - sehr - kompli ‐ ziert - zu - sein: - 1., - weil - es - so - viele - Bezeichnungen - für - fast - jeden - Angehörigen - der - Familie - gibt, - und - 2., - weil - diese - Termini - auch - religiös - bedingt - sind, - was - im - wei ‐ teren - Verlauf - der - Arbeit - näher - erklärt - werden - soll. - 2 - Sechs - Systeme - der - Verwandtschaftsterminologie - - V e r w a n d t s c h a f t s b e z e i c h n u n g e n - nehmen - Bezug - auf - verwandt ‐ schaftliche - Beziehungen - innerhalb - einer - Familie, - die - durch - die - Gesellschaft - de ‐ finiert - sind. - Die - Konzeptualisierung - von - Verwandtschaft - folgt - den - Regeln - der - sozialen - Organisation - der - Gemeinschaft, - in - welcher - der - Terminus - akzeptiert - ist. -- - Die - V e r w a n d t s c h a f t s b e z i e h u n g - drückt - die - Art - der - Verwandt ‐ schaft - von - Personen - aus, - darüber - hinaus - auch - ihrer - (angeheirateten) - Schwäger ‐ schaft. - Die - Verwandtschaftsterminologie - ist - das - zentrale - Forschungsfeld - der - Ethnosoziologie, 2 - wo - untersucht - wird, - wie - Personen - in - bestimmten - Verwandt ‐ -------------------------------------------------------- 2 -- Bei - der - Bearbeitung - der - Verwandtschaftsterminologie - war - festzustellen, - dass - dieses - Thema - eigentlich - ein - wahres - interdisziplinäres - Thema - ist, - das - im - Rahmen - der - An ‐ thropologie, - Soziologie, - Ethnosoziologie, - Ethnologie, - Ethnolinguistik - und - Linguistik - untersucht - wird. - Eigentlich - sollte - der - Kernansatz - dieser - Arbeit - ein - rein - linguisti ‐ - Verwandtschaftsbezeichnungen - im - Deutschen - und - im - Bosnischen - 83 - schaftsverhältnissen - benannt - oder - ob - sie - mit - einem - Terminus - zusammenge ‐ fasst - werden. - Linguistisch - gesehen - ist - dieses - Gebiet - insofern - problematisch, - als - unterschiedliche - Termini - für - unterschiedliche - Verwandte, - aber - auch - gleiche - Termini - für - unterschiedliche - Verwandte - gebraucht - werden. - Verwandtschafts ‐ beziehungen - lassen - sich - nach - folgenden - Prinzipien - herstellen - (vgl. - Rasuly ‐ Pale ‐ czek - 2006: - 12-82): - a) - durch - Beziehungen, - die - auf - Blutsverwandtschaft - basieren, - b) - durch - Beziehungen, - die - auf - Verbindung - durch - Heirat - (Affinalität, - Ver ‐ schwägerung) - basieren; - c) - die - dritte - Möglichkeit - sind - fiktive - Verwandtschaftsbeziehungen, - z.B. - Adop ‐ tion, - Patenschaft - usw. - In - dieser - Arbeit - sind - die - ersten - zwei - von - Belang. - Die - für - diese - Relationen - ge ‐ brauchten - Termini - sind - in - jeder - kulturellen - und - sprachlichen - Gesellschaft - sehr - wichtig, - da - sie - ein - breites - soziales - Spektrum - abdecken, - wie - z.B. - Blutverwandt ‐ schaft, - Tod, - Heirat, - Erbschaft - usw. - Juristisch - gesehen - handelt - es - sich - um - ein - wichtiges - Thema, - das - gesetzlich - ganz - genau - definiert - wird. -- - In - der - ethnosoziologischen - Literatur - gibt - es - Versuche, - die - Gesellschaftssys ‐ teme - nach - der - Verwandtschaftsterminologie - zu - teilen. - Diese - Versuche - sind - na ‐ türlich - lobenswert; - leider - scheint - es - unmöglich, - alle - Systeme - in - bestimmte - Gruppen - einzuteilen, - so - dass - es - immer - wieder - Sprachgemeinschaften - gibt, - die - bei - dem - einen - oder - anderen - Punkt - nicht - in - die - erwähnte - Gruppe - hineinpassen. - Mehrere - Ethnologen - haben - sich - mit - diesem - Thema - beschäftigt - (Haviland, - Mor ‐ gan, - Murdock - - - vgl. - Pleše - 1998). - In - der - groben - Unterscheidung - von - Haviland - heißt - eines - der - Systeme - „deskriptives - System“, - die - anderen - sind - „Hawaiisys ‐ tem“, - „Eskimo ‐ “, - „Iroquoi ‐ “, - „Omaha ‐ “ - und - „Crowsystem“. - Das - Deutsche - wurde - dem - Eskimo ‐ System - zugeordnet. - Das - Eskimo ‐ System - unterscheidet - nicht - zwi ‐ schen - Verwandten - der - väterlichen - und - der - mütterlichen - Seite. - So - wird - z.B. - nur - die - Bezeichnung - für - den - Vater - von - der - Bezeichnung - für - den - Bruder - des - Vaters - unterschieden - (Vater - und - Onkel). - Die - Bezeichnung - für - den - Bruder - des - Vaters - unterscheidet - sich - aber - weiterhin - nicht - von - der - Bezeichnung - für - den - Bruder - der - Mutter - (Onkel). - Ego 3 - bezeichnet - alle - Kinder - seiner - Onkel - oder - Tanten - mit - einem - Namen - (Cousin). - Demgegenüber - gibt - es - bei - anderen - Völkern - zwei - un ‐ terschiedliche - Bezeichnungen - für - den - Onkel - (das - wird - auch - der - Fall - im - Bosni ‐ schen - sein). - Im - Chinesischen - z.B. - gibt - es - für - Cousins - und - Cousinen - jeweils - eine - -------------------------------------------------------- scher - sein; - im - Verlauf - der - Arbeit - mussten - jedoch - auch - andere - wissenschaftliche - Dis ‐ ziplinen - in - Betracht - zu - gezogen - werden. - 3 -- In - Anlehnung - an - Pleše - (1998) - wird - mit - „Ego“ - die - Person - bezeichnet, - von - welcher - die - Verwandtschaftsbeziehung - ausgeht, - d.h. - die - Bezugsperson - für - die - Verwandtschafts ‐ beziehung. - 84 - Hrusti ć- andere - Bezeichnung, - die - ihr - Geschlecht, - ihre - Abstammung - oder - ihr - Verhältnis - zum - Ego - angeben. - Im - Türkischen - gibt - es - z.B. - auch - unterschiedliche - Bezeich ‐ nungen - für - die - Schwestern: - So - heißt - die - ältere - Schwester - abla, - die - jüngere - kız- kardeş. 4 - Diese - Sprachgemeinschaften, - die - zwischen - unterschiedlichen - Ver ‐ wandten - ganz - genau - unterscheiden, - gehören - den - deskriptiven - Systemen - an. - Das - deskriptive - System - verfügt - über - unterschiedliche - Bezeichnung - für - jeden - Verwandtschaftsangehörigen. - Unter - wenigen - Versuchen, - das - Kroatische 5 - zu - klassifizieren, - soll - in - Anlehnung - an - Pleše - (1998) - behauptet - werden, - dass - das - Bosnische - über - so - viele - differenzierte - Verwandtschaftsbezeichnungen - verfügt, - dass - man - dazu - geneigt - wäre, - das - Bosnische - zu - den - deskriptiven - Systemen - zu - rechnen. - Ob - das - richtig - ist - oder - nicht, - sollen - besser - die - Ethnographen - beant ‐ worten. - Es - gibt - nämlich - einige - Begriffe, - die - nicht - ganz - genau - differenzieren - (wie - z.B. - Tante - - - die - Schwester - des - Vaters - und - der - Mutter), - und - diese - Tatsache - führt - dazu, - dass - man - behaupten - könnte, - das - Bosnische - würde - eher - dem - klassi ‐ fizierenden - (als - dem - deskriptiven) - System - angehören. 6 - Im - Weiteren - wird - auf - die - genaue - Zuordnung - zu - einem - der - Systeme - verzichtet - (zumindest - was - das - Bosnische - angeht, - da - das - Deutsche - in - der - Wissenschaftsliteratur - dem - Eskimo ‐ System - schon - zugeordnet - wurde). - Es - soll - untersucht - werden, - inwiefern - sich - die - Verwandtschaftsbezeichnungen - im - Deutschen - und - im - Bosnischen - unterschei ‐ den, - welche - Gegebenheiten - bei - diesen - Unterschieden - Einfluss - ausüben - und - wie - die - kulturellen - Verhältnisse - dazu - beitragen, - dass - durch - die - Geschichte - hin ‐ durch - unterschiedliche - Verwandtschaftstermini - gebildet - wurden. - - Die - regionalen - Unterschiede - und - Besonderheiten - wurden - in - dieser - Arbeit - nicht - berücksichtigt, - da - man - annehmen - kann, - dass - jede - Region - über - mindes ‐ tens - eine - besondere - Bezeichnung - für - die - Verwandten - verfügt. - - Nicht - nur - linguistisch, - sondern - auch - juristisch - ist - das - Verwandtschaftssys ‐ tem - sehr - wichtig. - Die - Verwandten - ersten, - zweiten, - dritten - und - vierten - Grades - werden - juristisch - ganz - klar - bestimmt - und - abgetrennt, - so - dass - es - zu - keinen - Ver ‐ wechslungen - kommen - kann. 7 -- -------------------------------------------------------- 4 -- de.wikipedia.org/ wiki/ Verwandtschaftsbeziehung - (Stand: - 01.02.2015). - 5 -- In - diesem - Beitrag - wird - die - bosnische - Sprache - beschrieben. - Die - linguistische - Situati ‐ on - in - Ex ‐ Jugoslawien - sieht - aber - so - aus, - dass - man - von - den - Arbeiten, - die - das - Kroati ‐ sche - oder - Serbische - beschreiben, - nicht - absehen - kann, - besonders - bei - Themen - wie - diesem, - die - sehr - selten - bearbeitet - worden - sind. - Deswegen - wird - hier - sowohl - auf - die - das - ehemalige - Serbokroatische - als - auch - auf - die - das - Kroatische - oder - Serbische - be ‐ handelnde - linguistische - Literatur - Bezug - genommen. - 6 -- Mehr - zu - diesem - Thema - bei - Pleše - (1998). - 7 -- Zum - genauen - Diagramm - in - der - Justiz - vgl. - de.wikipedia.org/ wiki/ Verwandtschaftsbe- ziehung - (Stand: - 06.11.2015). - - Verwandtschaftsbezeichnungen - im - Deutschen - und - im - Bosnischen - 85 - 3 - Verwandtschaftsbezeichnungen - im - Deutschen - und - im - Bosnischen - Jede - Sprache - verfügt - über - ein - ganzes - System - von - Verwandtschaftsbezeichnun ‐ gen, - die - in - einer - langen - Tradition - und - Kultur - entstanden - sind - und - diese - Tradi ‐ tion - widerspiegeln. - Die - meisten - Sprachen - unterscheiden - bei - den - Verwandt ‐ schaftsbezeichnungen - zwischen - G e s c h l e c h t - (z.B. - Vater - und - Mutter) - und - zwischen - G e n e r a t i o n e n - (z.B. - Mutter - und - Tochter). - Bei - manchen - kommt - noch - L i n e a l i t ä t - hinzu - (Vater - und - Onkel), - r e l a t i v e s - A l t e r - (z.B. - ältere - Schwester - und - jüngere - Schwester - im - Türkischen), - dann - e l t e r l i c h e - S e i t e - (z.B. - im - bosnischen - ‚Onkel - väterlicherseits‘ - und - ‚Onkel - mütterlicherseits‘) - und - G e s c h l e c h t - d e s - S p r e c h e r s - (z.B. - im - Bosnischen - bei - der - Bezeichnung - der - Schwiegereltern). - Die - Tatsache, - dass - das - Bosnische - mehr - Differenzierungen - als - das - Deutsche - kennt, - zeugt - davon, - dass - die - beiden - Kulturen - die - familiären - Verhältnisse - anders - auffassen, - was - natürlich - für - Schwierigkeiten - bei - der - Über ‐ setzung - sorgt. - Die - wichtigsten - Verwandtschaftsbezeichnungen - werden - in - der - Fortsetzung - beschrieben. - 3.1 - Eltern - Die - Eltern - sind - die - direkten - Vorfahren - einer - Person. - Der - Unterschied - zwischen - biologischer, - juristischer - und - sozialer - Elternschaft - ist - nicht - von - Belang - für - diese - Arbeit. - Etymologisch - gesehen - kommt - das - deutsche - Wort - Eltern - von - „den - Älte ‐ ren“ - und - ist - nur - in - der - Mehrzahl - gebräuchlich. - Falls - die - Einzahl - gebraucht - wer ‐ den - soll, - stellt - die - deutsche - Sprache - das - Substantiv - der-Elternteil - zur - Verfügung. - Es - gibt - zwei - biologische - Eltern, - die - Vater - und - Mutter - genannt - werden. 8 - - Die - Eltern - heißen - im - Bosnischen - roditelji - (die- Gebärenden - [Übersetzung: - M.H.], - diejenigen, - die - das - Kind - geboren - haben). - Das - Wort - wird - häufig - in - der - Mehrzahl - gebraucht, - die - Einzahl - gibt - es - auch: - roditelj. - Die - zwei - Elternteile - hei ‐ ßen - im - Bosnischen - otac - (= - Vater) - und - majka - (= - Mutter). - 3.2 - Geschwister - Obwohl - es - scheint, - dass - bei - Brüdern - und - Schwestern - keine - Unterschiede - zu - vermerken - sind, - gibt - es - auch - hier - - - vom - Übersetzen - her - gesehen - - - interessante - Tatsachen. - Geschwister - sind - im - Deutschen - weitere - gemeinsame - Kinder - der - El ‐ tern - oder - eines - Elternteils - von - Ego. - Die - männliche - Form - lautet - Bruder - (bos. - -------------------------------------------------------- 8 -- Auf - die - vielen - Kosenamen - oder - Ableitungen - für - die - Verwandtschaftsbezeichnungen - wird - hier - verzichtet; - Papa, - Mama, - Mutti - usw. - werden - also - außer - Acht - gelassen. - 86 - Hrusti ć- brat), 9 - die - weibliche - Schwester - (bos. - sestra). - Hier - ist - aber - hier - die - Tatsache - in ‐ teressant, - dass - es - sich - beim - Wort - Geschwister - um - eine - l e x i k a l i s c h e - L ü ‐ c k e - im - Bosnischen - handelt - - - es - gibt - keinen - Begriff - für - das - Wort - Geschwister - im - Bosnischen! - D.h, - dass - die - Übersetzer - häufig - mit - Schwierigkeiten - konfron ‐ tiert - sind, - wie - Sätze, - wie - z.B. - Wir-waren-fünf-Geschwister, - übersetzt - werden - sol ‐ len. - Diese - Situation - ist - bei - Koller - (2004: - 230) - als - „die - Eins ‐ zu ‐ viele ‐ Entspre ‐ chung“ - benannt - und - wird - unterschiedlich - gelöst. - Meistens - hilft - der - Textzusam ‐ menhang - oder - das - Weltwissen, - den - richtigen - Ausdruck - zu - finden. - Es - handelt - sich - hier - um - eine - u n e c h t e - L ü c k e 10 , - weil - man - hier - mit - einem - Oberbegriff - in - einer - Sprache - zu - tun - hat, - der - in - der - anderen - Sprache - mit - mehreren - Unterbe ‐ griffen - erfasst - wird. - Das - deutsche - Wort - Geschwister - wird - im - Bosnischen - mit - Brüder - und - Schwestern - zusammengefasst - und - meistens - auch - so - übersetzt. - Pro ‐ blematisch - wird - es, - wenn - der - Kontext - unbedingt - nach - einer - Spezifizierung - ver ‐ langt - und - der - Übersetzer - gar - nicht - wissen - kann, - wie - viele - Brüder - und - wie - viele - Schwestern - dabei - waren. - Dann - muss - er - auf - einen - anderen - Oberbegriff - zurück ‐ greifen, - z.B. - Wir- sind- vier- Geschwister.- -- Nous- sommes- quatre- enfants. - (Koller - 2004: - 230) - - - Ima-nas-četvero-djece - (Kinder).- 3.3 - Kinder - Die - Kinder - sind - in - beiden - Kulturen - die - direkten - Nachkommen - einer - Person. - Diese - Verwandtschaftsbeziehung - gilt - als - Verwandtschaft - ersten - Grades. - Ego - bezeichnet - das - männliche - Kind - als - Sohn 11 , - das - weibliche - als - Tochter. - Im - Bosni ‐ schen - gilt - dasselbe. - Das - männliche - Kind - heißt - sin, - das - weibliche - Kind - heißt - kćerka/ kći. - Weitere - Unterschiede - sind - hier - nicht - festzustellen. - - Es - gibt - aber - auch - Kinder - in - der - zweiten - Generation, - also - Verwandtschaft - zweiten - Grades. - Im - Deutschen - heißen - die - Kinder - von - Kindern - Enkel(kinder). - Weitere - Unterscheidung - betrifft - das - Geschlecht: - So - unterscheidet - das - Deutsche - -------------------------------------------------------- 9 -- Etymologisch - gesehen - stammen - beide - Bezeichnungen - in - beiden - Sprachen - aus - dem - Indogermanischen: - idg. - *b h rātēr - zu - dt. - Bruder, - bos. - brat - (Kluge - 2002: - 154), - und - idg. - *swesōr - zu - dt. - Schwester, - bos. - sestra - (Kluge - 2002: - 834). - 10 -- Im - weiteren - Verlauf - der - Arbeit - wird - man - sehen, - dass - dieses - Gebiet - voll - von - unech ‐ ten - lexikalischen - Lücken - ist. - 11 -- Das - Substantiv - Sohn - lässt - sich - bis - ins - Indogermanische - verfolgen, - wo - es - idg. - *seu ə -- (gebären, - vgl. - Kluge - (2002: - 855)) - hieß. - Dies - gilt - auch - für - das - Substantiv - Tochter, - das - schon - im - Idg. - als - *d h ug ə tēr - bekannt - war. - Das - bosnische - Sohn - - - sin - sowie - Tochter - - - kćerka - sind - im - etymologischen - Wörterbuch - von - Skok - (1971) - nicht - verzeichnet. - Man - kann - aber - annehmen, - dass - diese - Wörter - aus - dem - Indogermanischen - stammen. -- - Verwandtschaftsbezeichnungen - im - Deutschen - und - im - Bosnischen - 87 - zwischen - Enkel/ Enkelsohn - und - Enkelin/ Enkeltochter. - Im - Bosnischen - heißen - die - Enkelkinder - unuci - (Sing. - unuk/ unuka). - Das - Geschlecht - ist - also - in - beiden - Spra ‐ chen - erkennbar. - Es - gibt - im - Bosnischen - noch - eine - Sammelbezeichnung - für - En‐ kelkinder, - wobei - das - Geschlecht - der - Kinder - nicht - wichtig - ist. - Man - kann - durch ‐ aus - sagen: - Imam- troje- unučadi- -- dva- unuka- i- jednu- unuku- (Ich- habe- drei- Enkel‐ kinder---zwei-Enkel-und-eine-Enkelin). -- - Die - Kinder - von - Geschwistern - (also - von - Egos - Bruder - oder - Schwester) - heißen - im - Deutschen - Neffe 12 - (männliches - Kind) - und - Nichte - (weibliches - Kind). - Die - Kin ‐ der - von - Onkeln - und - Tanten - heißen - Cousins - und - Cousinen. - Diese - Relationen - werden - unten - genauer - beschrieben. - 3.4 - Onkel - und - Tante - Im - Deutschen - bezeichnet - Onkel - den - Bruder - der - Mutter - oder - des - Vaters - von - Ego. - Die - Tante - ist - die - Schwester - der - Mutter - oder - des - Vaters. - Im - Bosnischen - gibt - es - hier - einen - weiteren - Unterschied: - Zwar - wird - die - Schwester - des - Vaters - und - der - Mutter - als - Tante - bezeichnet; - aber - bei - den - Brüdern - gibt - es - unterschied ‐ liche - Termini, - und - die - werden - nie - vermischt. - Der - Bruder - des - Vaters - heißt - stric, - der - Bruder - der - Mutter - ist - ujak. - Noch - komplizierter - ist - es, - weil - die - religiösen - Hintergründe - hier - auch - eine - Rolle - spielen. - So - werden - hier - von - Muslimen - voll ‐ kommen - andere - Termini - benutzt. - Der - Bruder - des - Vaters - heißt - amidža, - der - Bruder - der - Mutter - heißt - daidža 13 . - Diese - Tatsache - sorgt - für - weitere - Schwierig ‐ keiten, - wenn - es - um - die - Übersetzung - ins - Bosnische - geht: - Der - Übersetzer - muss - daher - entscheiden, - welche - Ausdrücke - er - benutzen - will, - und - die - sollten - dann - im - ganzen - Text - einheitlich - benutzt - werden. - Für - den - Übersetzer - wäre - es - deswegen - sehr - hilfreich - zu - wissen, - für - welches - Publikum - er - den - Text - übersetzt, - wer - die - Adressaten - sind - oder - in - welchem - Kontext - die - handelnden - Figuren - aus - dem - Originaltext - anzusiedeln - sind; - dann - kann - er - sehen, - welches - Paradigma - besser - ist: 14 - Erstens - ist - zu - unterscheiden, - ob - der - Bruder - der - Mutter - oder - des - Vaters - er ‐ -------------------------------------------------------- 12 -- Auch - Neffe - stammt - aus - dem - Indogermanischen - und - bedeutete - ursprünglich - Enkel - (idg. - *nepot ‐- Enkel, - später - auch - Neffe - - - Kluge - 2002: - 648). - „Für - ‚Neffe‘ - schien - die - in ‐ dogermanische - Sprache - kein - Wort - zu - haben. - Als - das - Bedürfnis - nach - einer - Bezeich ‐ nung - entstand, - wurde - das - Wort - aufgenommen, - das - der - Großvater - zur - Bezeichnung - seiner - Kindeskinder - benützte. - Der - entstehenden - Mehrdeutigkeit - wurde - ausgewi ‐ chen, - indem - für - ‚Enkel‘ - neue - Wörter - eingeführt - wurden“ - (Kluge - 2002: - 648). - 13 -- Unterschiedliche - Schreibweisen - sind - möglich. - In - der - Rechtschreibung - von - Halilovi ć- (1996) - wird - nur - die - Schreibweise - daidža - erlaubt. - Bei - Isakovi ć- (1992) - wird - zuerst - daj‐ dža - angeführt - und - zusätzlich - die - Variante - daidža. - 14 -- Diese - Erscheinung - wird - im - Bosnischen - selten - erwähnt - und - beschrieben. - Valjevac - (2005) - hat - die - areale - Lexik - untersucht - und - festgestellt, - dass - manche - Wörter - in - der - 88 - Hrusti ć- wähnt - wird, - und - zweitens - ist - die - Unterscheidung, - ob - muslimische - oder - christli ‐ che - Religion - vorliegt, - sehr - wichtig. - Meine - Annahme - ist, - dass - es - in - der - bosnisch ‐ herzegowinischen - Kultur ‐- und - Sprachgemeinschaft - sehr - wichtig - war, - um - wel ‐ chen - Onkel - es - sich - handelte, - denn - es - ist - durchaus - möglich, - dass, - wie - z.B. - in - der - arabischen - Kulturgemeinschaft, - diese - Onkel - auch - unterschiedliche - Verpflich ‐ tungen - den - Verwandten - gegenüber - hatten. 15 - - Im - Deutschen - gab - es - früher - für - den - Bruder - der - Mutter - die - Bezeichnung - Oheim, - Ohm - oder - Öhm, - die - auch - für - den - Ehemann - der - Schwester - der - Mutter - verwendet - wurde. - Die - Schwester - der - Mutter - war - die - Muhme - oder - Base, - genau ‐ so - die - Ehefrau - des - Bruders - der - Mutter. - Onkel - und - Tante - sind - aus - dem - Französi ‐ schen - in - den - deutschen - Sprachgebrauch - gekommen; - davor - hat - man - Bruder - und - Schwester - des - Vaters - Vetter - und - Base - genannt. - Heute - gebraucht - man - im ‐ mer - noch, - laut - Wahrig - (2002: - 1349), - die - Bezeichnung - Vetter - für - den - Sohn - des - Onkels - oder - der - Tante, - also - Synonym - zu - Cousin, - immerhin - mit - der - weiteren - Erklärung - „veraltet - für - den - entfernten - Verwandten, - Gevattter - (entstanden - aus - mhd. - veter, - ahd. - fetiro - ‚Vatersbruder‘, - später - auch - ‚Bruder - der - Mutter, - dann - männl. - Verwandter‘)“. -- - Das - Bosnische - differenziert - noch - zwischen - der - Frau - des - Onkels - väterlicher ‐ seits - und - mütterlicherseits: - die - Frau - des - Bruders - der - Mutter - (also - Onkels - müt ‐ terlicherseits) - heißt - in - der - muslimischen - Tradition - dainica, - in - der - christlichen - ujna. - Die - Frau - des - Bruders - des - Vaters - wird - in - der - christlichen - Tradition - als - stri‐ na - bezeichnet, - in - der - muslimischen - als - amidžinica - (obwohl - die - letzten - beiden - Begriffe - in - der - Praxis - häufig - verwechselt - werden). -- - Die - Bezeichnung - Onkel - wird - im - Deutschen - noch - für - den - Mann - der - Tante - gebraucht. - Im - Bosnischen - gebraucht - man - hier - eine - besondere - Bezeichnung: - te‐ tak. - Das - heißt, - dass - man - es - hier - mit - weiteren - u n e c h t e n - l e x i k a l i s c h e n - L ü c k e n - zu - tun - hat: - Im - Deutschen - existiert - der - Begriff - Onkel; - im - Bosnischen - wird - hier - genau - differenziert - zwischen - dem - Bruder - des - Vaters, - dem - Bruder - der - -------------------------------------------------------- von - Muslimen - verwendeten - Sprache - geläufig - sind, - während - in - der - von - den - Angehö ‐ rigen - der - christlichen - Religion - verwendeten - Lexik - andere - Lexeme - verwendet - wer ‐ den. - An - erster - Stelle - wird - hier - das - Wortpaar - baka-: -nena/ nana - erwähnt, - das, - laut - Un ‐ tersuchungen - der - Autorin, - in - der - Bedeutung - von - ‚Großmutter‘, - nie - verwechselt - wird. - Das - Wort - stric/ amidža - folge - auch - dieser - Unterscheidung. - Die - Autorin - hebt - hervor, - dass - das - Wort - stric - dominant - christlich - markiert - ist, - während - das - Wort - ami‐ dža - zu - den - Besonderheiten - der - Sprache - der - muslimischen - Bevölkerung - gehört. - Regi ‐ onal - begrenzte - Verwendung - dieser - Begriffe - war - auch - in - dieser - Untersuchung - festzu ‐ stellen, - so - dass - bestimmte - Verwechselungen - beim - Gebrauch - dieser - Lexeme - möglich - sind - (vgl. - Valjevac - 2005). - 15 -- In - der - bosnischen - Familie - ist - es - traditionell - so, - dass - die - Frau - nach - der - Heirat - in - das - Haus - und - in - die - Familie - des - Mannes - zieht - (die - Unterschiede - werden - sich - noch - gra ‐ vierender - bei - der - angeheirateten - Verwandtschaft - zeigen). -- - Verwandtschaftsbezeichnungen - im - Deutschen - und - im - Bosnischen - 89 - Mutter - und - dem - Mann - der - Tante. - Zusätzlich - gibt - es - hier - noch - religiöse - Unter ‐ schiede, - die - die - ganze - Situation - für - den - Übersetzer - sehr - schwierig - machen: - - dt.-Onkel- bos.‐christliche-Religion- bos.‐muslimische-Religion- Bruder - des - Vaters - stric 16 - amidža- Bruder - der - Mutter - ujak- daidža-- Mann - der - Tante - tetak- tetak 17 - Tab. - 1: - Äquivalente - von - dt. - Onkel - im - Bosnischen - Für - die - Ehefrauen - von - diesen - Verwandten - werden - aus - den - oben - angeführten - die - weiblichen - Formen - abgeleitet: - - dt.-Tante- bos.‐christliche-Religion- bos.‐muslimische-Religion- Ehefrau - des - Bruders - väterlicherseits - strina- amidžinica- Ehefrau - des - Bruders - mütterlicherseits - ujna- dainica/ daidžinica- Schwester - des - Vaters - oder - der - Mutter - tetka- tetka- Tab. - 2: - Äquivalente - von - dt. - Tante - im - Bosnischen - Bei - diesen - Termini - ist - es - ersichtlich, - inwiefern - die - gesellschaftliche - Organisati ‐ on - die - Verwandtschaftsterminologie - beeinflusst. - Eine - Bestätigung - dafür - findet - sich - bei - Hammel - in - seiner - Untersuchung - zur - kroatischen - und - serbischen - Ver ‐ wandtschaftsterminologie. - Er - (1957: - 64, - zitiert - nach - Pleše - 1998: - 77) - erklärt - die - Existenz - eines - Terminus - für - die - Tante - mütterlicherseits - und - die - Tante - väterli ‐ cherseits - so: - Die - Verbindung - der - Tanten - könnte - in - Korrelation - mit - der - Tatsa ‐ che - stehen, - dass - diese - Verwandten - bei - den - Fragen - des - Wohnens, - Vererbens - des - Eigentums - und - des - Familiennamens - unwichtig - waren. - Die - Schwester - der - Mut ‐ ter - ist - in - diesen - Fragen - vollkommen - abseits; - die - Schwester - des - Vaters - kann - an - -------------------------------------------------------- 16 -- Sowohl - für - stric - als - auch - für - ujak - findet - man - im - etymologischen - Wörterbuch - von - Skok - (1971) - eine - Verbindung - mit - dem - Indogermanischen. - Die - Begriffe - tetka- und- te‐ tak-werden - bei - Skok - (1971) - nicht - erwähnt. - 17 -- Bemerkenswert - ist, - dass - nur - die - letzte - Verwandtschaftsbeziehung - in - beiden - Religio ‐ nen - gleich - ist. - Das - gilt - sowohl - für - die - Schwester - des - Vaters - als - auch - die - Schwester - der - Mutter - (immer - die - Bezeichnung - tetka-bzw.-tetak). - 90 - Hrusti ć- der - Verteilung - des - gemeinsamen - Eigentums - vor - ihrer - Heirat - teilnehmen, - nach - der - Heirat - ist - sie - davon - vollkommen - ausgeschlossen. 18 - 3.5 - Cousins - und - Neffen - Bei - diesen - Begriffen - mussten - zunächst - große - Schwierigkeiten - in - der - Mutter ‐ sprache - festgestellt - werden. - Als - Entsprechung - für - dt. - Cousin - gibt - es - im - Bosni ‐ schen - den - Begriff - rodjak/ rodica, - für - den - Neffen - und - die - Nichte - nećak - und - neća‐ kinja. - Cousin/ Cousine - sind - die - Kinder - des - Onkels - oder - der - Tante - von - Ego - (das ‐ selbe - gilt - auch - im - Bosnischen), - und - Neffe - und - Nichte - sind - die - Kinder - der - Ge ‐ schwister - von - Ego. - Hier - liegt - die - erste - Schwierigkeit: - Diese - Begriffe - werden - häufig - verwechselt; - in - der - normalen - Kommunikation - ist - es - schwierig - zu - ent ‐ scheiden, - wer - als - Neffe - und - wer - als - Cousin - zu - bezeichnen - ist. - - Im - Bosnischen - geht - die - Differenzierung - bei - den - Neffen - und - Nichten - weiter. - Nećak - (Neffe) - gilt - als - Oberbegriff; - es - handelt - sich - um - den - Sohn - des - Bruders - oder - der - Schwester - von - Ego. - Wenn - aber - exakt - gesagt - werden - soll, - ob - das - Kind - vom - Bruder - oder - von - der - Schwester - des - Ego - ist, - dann - werden - für - beide - Ge ‐ schlechter - besondere - Bezeichnungen - verwendet: - das - Kind - vom - Bruder - des - Ego - heißt - bratić - (weiblich: - bratična), - das - Kind - von - der - Schwester - des - Ego - heißt - ses‐ trić - (weiblich: - sestrična). - In - der - Praxis - erweist - sich - diese - Unterscheidung - als - schwer, - so - dass - Verwechselungen - in - diesen - zwei - Ebenen - häufig - auftreten. 19 - 3.6 - Die - angeheiratete - Familie - Ein - wirklicher - kultureller - Unterschied - zwischen - der - deutschen - und - der - bosni ‐ schen - Kultur ‐- und - Sprachgemeinschaft - ist - bei - den - Bezeichnungen - für - die - ange ‐ heirateten - Familienangehörigen - zu - sehen. - Das - Bosnische - differenziert - hier - sehr - präzise - zwischen - der - Familie - der - Frau - und - der - Familie - des - Mannes; - es - bestehen - konkrete - Termini - für - den - Vater - der - Ehefrau - und - für - den - Vater - des - Ehemannes, - -------------------------------------------------------- 18 -- Diese - Erklärung - mag - nicht - für - alle - Gegenden - von - Ex ‐ Jugoslawien - gültig - sein; - es - ist - aber - ein - gutes - Beispiel - dafür, - wie - man - die - Verwandtschaftsbezeichnungen - in - der - Anthropologie - betrachten - kann. - Weitere - Untersuchungen - in - diese - Richtung - wären - für - Bosnien ‐ Herzegowina - und - für - die - bosnische - Sprache - daher - zu - begrüßen. - 19 -- Hier - will - ich - nur - kurz - darauf - hinweisen, - dass - in - Bosnien ‐ Herzegowina - weitere - be ‐ sondere - Termini - zu - finden - sind. - Ego - kann - hier - ganz - genau - zwischen - unterschiedli ‐ chen - Cousins - unterscheiden: - So - heißt - der - Sohn - des - Onkels - von - Ego - väterlicherseits - amidžić - (weibliche - Form - amidžična), - der - Sohn - des - Onkels - mütterlicherseits - daj‐ džić/ dajdžična, - vgl. - Isakovi ć- (1992). - Begriffe - für - die - entsprechenden - Bezeichnungen - in - der - christlichen - Tradition - sind - auch - zu - finden: - stričević - und - stričevka. -- - Verwandtschaftsbezeichnungen - im - Deutschen - und - im - Bosnischen - 91 - die - vollkommen - unterschiedlich - sind, - und - eine - Verwechselung - ist - nicht - nur - sprachlich, - sondern - auch - kulturell - einfach - unmöglich. - Hier - handelt - es - sich - in - der - Regel - um - keine - Blutsverwandten - von - Ego - (ausgenommen - die - Verwandten - heiraten), - sondern - um - angeheiratete - Schwägerschaft. - - Im - Deutschen - gebraucht - man - das - Konfix - Schwieger‐ - für - die - Bezeichnung - von - Verwandten - des - Ehe ‐- oder - Lebenspartners. - Folgende - Bezeichnungen - sind - gebräuchlich: -  Schwiegervater - = - der - Vater - des - Ehepartners, -  Schwiegermutter - = - die - Mutter - des - Ehepartners, -  Schwager - = - der - Bruder - des - Ehepartners - - - ebenfalls - der - Ehemann - der - eige ‐ nen - Schwester, -  Schwägerin - = - die - Schwester - des - Ehepartners - - - ebenfalls - die - Ehefrau - des - ei ‐ genen - Bruders, -  Schwiegersohn - = - Ehemann - der - Tochter, -  Schwiegertochter - = - Ehefrau - des - Sohnes. - Nun - muss - man - im - Bosnischen - gut - aufpassen, - ob - die - angeheiratete - Verwandt ‐ schaft - von - der - Seite - des - Ehemannes - oder - der - Ehefrau - stammt. - Folgende - Termi ‐ ni - werden - gebraucht: - 1) - Schwiegervater -- a) - punac - (auch: - tast) - (der - Vater - der - Ehefrau), - - b) - svekar - (der - Vater - des - Ehemannes), - 2) - Schwiegermutter - a) - punica - (auch: - tašta) - (die - Mutter - der - Ehefrau), - - b) - svekrva - (die - Mutter - des - Ehemannes - ), - 3) - Schwager - a) - zet - (der - Ehemann - der - Schwester), - - - b) - šura - (der - Bruder - der - Ehefrau), - - c) - badža/ badžanak - (der - Ehemann - der - Schwester - der - Ehefrau), - - d) - djever - (der - Bruder - des - Ehemannes), 20 - 4) - Schwägerin - a) - snaha - (die - Ehefrau - des - Bruders), - - b) - zaova - (die - Schwester - des - Ehemannes), - - c) - jetrva - (die - Ehefrau - des - Bruders - des - Ehemannes), - - d) - svastika - (die - Schwester - der - Ehefrau), - 5) - Schwiegersohn - a) - zet - (der - Ehemann - der - Tochter), - 6) - Schwiegertochter - b) - snaha - (die - Ehefrau - des - Sohnes). - -------------------------------------------------------- 20 -- Hier - sei - erwähnt, - dass - in - manchen - Gegenden, - besonders - in - Kroatien, - häufig - die - Be ‐ zeichnung - šogor - gebraucht - wird. - Hier - handelt - es - sich - um - einen - Germanismus, - wie - bei - Pleše - (1998: - 65) - erklärt, - wobei - zwei - Varianten - möglich - sind: - švogor - und - šogor. - Im - etymologischen - Wörterbuch - von - Skok - (1971) - wird - nur - die - Form - švogor - erwähnt. -- 92 - Hrusti ć- Wie - wir - sehen, - sind - die - Termini - für - die - Bezeichnung - der - angeheirateten - Fami ‐ lie - in - der - bosnischen - Kulturgemeinschaft - sehr - differenziert - verteilt. - Es - ist - sehr - wichtig, - ob - der - Schwiegervater - der - Vater - des - Ehemannes - oder - der - Ehefrau - ist. - Dasselbe - gilt - auch - weiterhin - bei - den - restlichen - Bezeichnungen. - Meine - Vermu ‐ tung - ist, - dass - diese - klare - Differenzierung - in - der - Vergangenheit - kulturhistorisch - geprägt - war. - Früher - war - es - üblich, - dass - die - Ehefrau - in - das - Haus - des - Ehemannes - zog - und - zusammen - mit - seiner - Familie - lebte. 21 - Dahingegen - war - es - nicht - üblich, - dass - der - Ehemann - in - das - Haus - der - Ehefrau - zog. - Das - hat - sich - heutzutage, - zu ‐ mindest - in - Städten, - geändert; - aber - die - klare - sprachliche - Differenzierung - aus - der - Vergangenheit - ist - geblieben. - Deswegen - gibt - es - im - Bosnischen - zwei - Begriffe - für - heiraten - - - oženiti-se-und-udati-se. - Wenn - der - Mann - heiratet, - dann - gebraucht - man - obligatorisch - den - Begriff - oženiti- se; - wenn - die - Frau - heiratet, - dann - gibt - es - ein - ganz - anderes - Lexem - - - udati- se. - Einen - Oberbegriff - gibt - es - im - Bosnischen - nicht, - man - muss - einfach - wissen, - ob - der - Mann - oder - die - Frau - geheiratet - hat. - Aus - diesem - Grund - war - es - auch - wichtig - zu - wissen, - ob - der - Onkel - der - Bruder - des - Va ‐ ters - oder - der - Mutter - ist. - Auch - etymologisch - kann - man - feststellen, - dass - Schwie‐ ger ‐- und - svekar - gleicher - Abstammung - sind. - Im - Indogermanischen - hieß - es - *swekru‐ - (Schwiegermutter), - was - Femininum - zu - Schwäher - war, - wobei - unklar - ist, - welches - der - beiden - Wörter - als - das - primäre - anzusehen - ist. - Im - 14. - Jahrhun ‐ dert - fallen - mhd. - swiger - und - sweher - regional - zusammen - und - werden - darauf - dif ‐ ferenziert - mit - swegerherre, - swegerfrouwe, - woraus - Schwiegervater - und - Schwie‐ germutter - entstanden - sind - (vgl. - Kluge - 2002: - 835). - Eine - etymologische - Erklärung - des - zweiten - Lexems - im - Bosnischen - (punac - - - Vater- der- Ehefrau) - war - nicht - zu - finden, - so - dass - man - annehmen - kann, - dass - dieser - Unterschied - zwischen - svekar - und - punac - im - Bosnischen - später - entstanden - ist - als - Folge - der - wichtigen - kultu ‐ rellen - Differenzierungen - im - sozialen - Leben - der - Gemeinschaft. -- - Vom - Blickwinkel - des - Übersetzens - aus - gesehen - handelt - es - sich - um - lexikali ‐ sche - Lücken, - die - bei - der - Übersetzung - aus - dem - Bosnischen - ins - Deutsche - kein - Problem - darstellen. - Im - Deutschen - gibt - es - einen - Oberbegriff - (z.B. - Schwiegerva‐ ter - für - den - Vater - der - Ehefrau - und - des - Ehemannes), - so - dass - es - weder - für - den - Übersetzer - noch - für - den - Leser - von - Bedeutung - wäre, - diesen - Unterschied - jetzt - -------------------------------------------------------- 21 -- Die - gesellschaftliche - Organisation - ist - nicht - immer - so - selbstverständlich, - wie - man - es - denkt. - So - wird - z.B. - bei - Seneca ‐ Indianern - die - Gesellschaft - matrilienal - organisiert, - d.h. - dass - die - familiären - Verhältnisse - durch - die - weibliche - Linie - organisiert - werden. - Der - Mann - verlässt - seine - Familie - nach - der - Heirat - und - lebt - mit - der - Familie - der - Frau, - und - die - Frau - lebt - weiterhin - mit - ihrer - Mutter - und - ihren - Schwestern, - sowie - mit - ihren - Kindern - und - ihren - Männern. - Die - Erbschaft - erfolgt - auch - über - die - weibliche - Linie, - nicht - vom - Vater - auf - den - Sohn, - sondern - von - der - Frau - auf - ihre - Töchter - und - Schwes ‐ tern. - Ego - gehört - zum - Klan - seiner - Mutter, - zusammen - mit - Mutters - Schwestern - und - all - deren - Kindern, - und - Egos - Vater - gehört - mit - seinen - Schwestern - und - ihren - Kindern - zum - anderen - Klan - (vgl. - Jones - 2010: - 369). - - Verwandtschaftsbezeichnungen - im - Deutschen - und - im - Bosnischen - 93 - zu - betonen. - Wenn - man - aber - aus - dem - Deutschen - ins - Bosnische - übersetzt, - dann - muss - man - einfach - wissen, - welche - angeheiratete - Beziehung - in - Frage - kommt; - ei ‐ nen - Oberbegriff - gibt - es - nicht, - so - dass - der - Übersetzer, - falls - er - nicht - sicher - ist, - ob - die - sprechende/ schreibende - Person - ein - Mann - oder - eine - Frau - ist, - wahre - Fehler - begehen - kann, - falls - er - falsche - Schlüsse - aus - dem - Zusammenhang - zieht. - Und - der - Zusammenhang - ist - das - Einzige, - was - dem - Übersetzer - in - dieser - Situation - bei - der - Lösung - des - Problems - helfen - kann. -- - Betont - sei - noch, - dass - die - Übersetzung - beim - Erkennen - der - Unterschiede - zwi ‐ schen - zwei - Sprachen - außerordentlich - wichtig - sein - kann. - Eigentlich - denkt - man - in - der - eigenen - Muttersprache - und - der - eigenen - Kultur - gar - nicht - daran, - dass - es - irgendwo - einen - Ausdruck - nicht - gibt, - wie - z.B. - dass - es - im - Bosnischen - keinen - Oberbegriff - gibt, - der - alle - Brüder - und - Schwestern - zusammenfasst. - Erst - wenn - man - erfährt, - dass - dies - im - Deutschen - der - Fall - ist, - wird - man - sich - dessen - bewusst, - dass - dies - auch - in - der - Muttersprache - möglich - sein - sollte, - dass - da - aber - eine - lexi ‐ kalische - Lücke - im - Spiele - ist. - Ohne - die - andere - Sprache - wären - wir - wahrschein ‐ lich - gar - nicht - auf - die - Idee - gekommen, - dass - da - noch - ein - Ausdruck - möglich - sei. - Dasselbe - gilt - auch - für - die - Lücken, - die - bei - der - angeheirateten - Verwandtschaft - im - Deutschen - fehlen - (Schwiegervater - - - svekar - oder - punac - usw.). - Erst - das - Über ‐ setzen - offenbart - die - Tatsache, - dass - die - andere - Kultur - manche - Relationen - an ‐ ders - konzipiert - und - dass - der - Übersetzungsvorgang - nicht - nur - als - Übertragung - bekannter - Wörter - zu - fassen - ist, - sondern - als - Übertragungsvorgang - zwischen - fremden - Denkweisen, - Darstellungsformen - und - kulturellen - Kodierungen, - die - in - der - anderen - Kultur - gar - nicht - existieren. - 4 - Literatur - Halilovi ć , - Senahid - (1996): - Pravopis - bosanskoga - jezika. - Sarajevo. - Hammel, - Eugen - A. - (1957): - Serbo ‐ Croatian - kinship - terminology. - In: - Kroeber - Anthropo ‐ logical - Society - Papers - 16. - S. - 45-75. - Isakovi ć , - Alija - (1992): - Rje č nik - karakteristi č ne - leksike - u - bosanskome - jeziku. - Sarajevo. - Jones, - Doug - (2010): - Human - kinship, - from - conceptual - structure - to - grammar. - In: - Behav ‐ ioral - and - Brain - Sciences - 33. - S. - 367-381. - Kelz, - Heinrich - P. - (2002): - Interkulturelle - Kommunikation - und - translatorische - Prozesse - in - der - Wirtschaft. - In: - Best, - Joanna/ Kalina, - Sylvia - (Hrsg.): - Übersetzen - und - Dolmet ‐ schen. - Eine - Orientierungshilfe. - Tübingen. - (UTB - für - Wissenschaft; - 2329). - S. - 44-50. - Koller, - Werner - (2004): - Einführung - in - die - Übersetzungswissenschaft. - 7., - aktual. - Aufl., - Wiebelsheim. - (UTB - für - Wissenschaft; - 819). - Pleše, - Iva - (1998): - Neki - aspekti - hrvatske - terminologije - srodstva. - In: - Etnološka - tribina - 28. - S. - 59-78. - 94 - Hrusti ć- Rasuly ‐ Paleczek, - Gabriele - (2006): - Einführung - in - die - Ethnosoziologie.- web.archive.org/ - web/ 20081001173440/ http: / / www.univie.ac.at/ voelkerkunde/ html/ inh/ stud/ studmate_ files/ Ethnosoziologie_06/ 1StudSkrEthnosozSS2006.pdf - (Stand: - 21.10.2015). - Roche, - Joerg - (2001): - Interkulturelle - Sprachdidaktik. - Eine - Einführung. - Tübingen. - (Narr - Studienbücher). - Valjevac, - Naila - (2005): - Dijalekatska - leksika. - In: - Mønnesland, - Svein - (Izd.): - Jezik - u - Bosni - i - Hercegovini. - Oslo. - S. - 53-71. - Wörterbücher - Kluge, - Friedrich - (2002): - Etymologisches - Wörterbuch - der - deutschen - Sprache. - Bearb. - von - Elmar - Seebold. - 24., - durchges. - u. - erw. - Aufl. - Berlin/ New - York. - Skok, - Petar - (1971): - Etimologijski - rje č nik - hrvatskoga - ili - srpskoga - jezika. - Zagreb. - Wahrig, - Gerhard - (2002): - Deutsches - Wörterbuch. - 7., - vollst. - neu - bearb. - u. - akt. - Aufl. - Gü ‐ tersloh/ München. - Internetquellen - de.wikipedia.org/ wiki/ Verwandtschaftsbeziehung - (Stand: - 01.02.2015).- - Eponymische - Internationalismen - mythologischer - Herkunft - unter - kulturwissenschaftlichem - Aspekt - Evgenija - Kakzanova - (Moskau) - Zusammenfassung - Der - Artikel - beschäftigt - sich - mit - Namen, - die - mythologischen - eponymischen - Termini - zu ‐ grunde - liegen. - Insgesamt - sind - 14 - internationale - eponymische - Termini - ausgewählt. - Im - ersten - Abschnitt - „Problemstellung - und - Forschungsstand“ - werden - die - Begriffe - dieses - Ar ‐ tikels - (Eponyme, - Internationalismen, - Wissensbereiche - wie - Chemie - und - Medizin) - vom - Gesichtspunkt - ihrer - zentralen - und - peripheren - Lage - in - der - Sprache - behandelt. - Im - Mit ‐ telpunkt - der - weiteren - Untersuchung - steht - der - kulturwissenschaftliche - - - genauer: - der - kulturhistorische - Aspekt. - Alle - Eponyme - sind - dem - dreisprachigen - Wörterbuch - der - inter ‐ nationalen - Eponyme - (Kakzanova - 2015) - entnommen. - Jedes - Eponym - ist - in - diesem - Wör ‐ terbuch - dreifach - charakterisiert: - historisch, - etymologisch - und - kulturwissenschaftlich. - Dabei - hat - die - Untersuchung - gezeigt, - dass - die - Namen - einiger - Eponyme - von - Mythony ‐ men - stammen - und - somit - mit - der - jeweils - zugehörigen - Kultur - verbunden - sind. - Das - kul ‐ turwissenschaftliche - Herangehen - ist - ein - unerlässlicher - Bestandteil - der - Fachonomastik. - 1 - Problemstellung - und - Forschungsstand - Im - Zentrum - des - Artikels - stehen - die - Begriffe, - die - auf - den - ersten - Blick - in - der - Pe ‐ ripherie - der - Sprache - erscheinen - - - hoffentlich - nur - auf - den - ersten - Blick. - Es - sei - er ‐ wähnt, - dass - eponymische - Internationalismen - mythologischer - Herkunft, - die - hier - betrachtet - werden - sollen, - vor - allem - in - den - Bereich - der - Chemie - und - der - Medizin - gehören. - - Chemie - ist - eine - der - Wissenschaften, - die - keinesfalls - in - der - Peripherie, - son ‐ dern - gerade - im - Zentrum - des - Wissens - steht. - Die - rasante - Entwicklung - der - Che ‐ mie - fällt - in - den - Anfang - des - 19. - Jahrhunderts, - aber - ihr - größtes - Wachstum - ver ‐ bindet - man - mit - dem - Ende - des - 19. - Jahrhunderts, - hauptsächlich - dank - der - dyna ‐ mischen - Entwicklung - der - verwandten - Disziplinen, - solcher - wie - Biochemie - und - Immunologie - in - der - Biologie - und - Elektrochemie - in - der - Physik. - - Gegen - 1800 - hat - man - festgestellt, - dass - sich - Atome - verschiedener - chemischer - Elemente - ihrer - Masse - nach - unterscheiden. - Damals - wurden - auch - die - ersten - Ver ‐ suche - unternommen, - die - Atommasse - zu - bestimmen. - Als - man - die - damals - be ‐ kannten - Elemente - in - aufsteigender - Reihenfolge - der - Atommassen - ordnete, - hat - man - - - wie - Ebel - (1998: - 1240) - schreibt - - - festgestellt, - dass - sich - einige - ihrer - Eigen ‐ 96 - Kakzanova - schaften - auf - charakteristische - Weise - wiederholen. - Diese - Tatsache - führte - 1869 - zur - Entdeckung - des - Periodensystems - der - chemischen - Elemente, - unabhängig - voneinander - durch - zwei - Autoren - - - durch - die - Chemiker - Lothar - Meyer - (1830- 1895) - in - Deutschland - und - Dmitri - Iwanowitsch - Mendelejew - (1834-1907) - in - Russ ‐ land. - Heutzutage - sind - 118 - chemische - Elemente - bekannt, - deren - Bezeichnungen - viele - eponymische - Internationalismen - sind, - die - ein - Anthroponym, - Toponym - oder - Mythonym - zum - Inhalt - haben. - - Medizin - ist - als - Wissensbereich - so - alt, - dass - es - unmöglich - ist, - von - ihrem - peri ‐ pheren - Charakter - zu - sprechen. - Alle - Untersuchungen - von - medizinischen - Texten - lassen - sich - am - Material - der - deutschen, - russischen, - englischen, - französischen, - spanischen - und - italienischen - Sprachen - in - diachronische - und - synchronische - tei ‐ len. - Vom - Standpunkt - des - Inhalts - aus - wird - in - den - medizinischen - Texten - vor - al ‐ lem - Terminologie - betrachtet - - - Neologismen - und - eponymische - Termini, - dabei - solche - terminologischen - Aspekte - wie - Wortbildung - sowie - die - Fragen - der - Stan ‐ dardisierung - und - Zuordnung - der - medizinischen - Terminologie. - - Ob - Internationalismen - in - der - Peripherie - der - Sprache - stehen, - ist - sehr - frag ‐ lich. - Der - Prozentsatz - von - Internationalismen - in - der - Sprache - ist - sehr - groß - und - wird - unter - Berücksichtigung - der - sich - ständig - entwickelnden - kulturellen - und - wissenschaftlichen - Beziehungen - zwischen - den - Ländern - immer - größer. - - Die - Frage - zur - Rolle - der - Internationalismen - in - der - Sprachkunde - verliert - nie - ihre - Aktualität, - besonders - unter - den - Bedingungen - der - Integration - von - Wissen ‐ schaften - und - im - Zusammenhang - mit - der - Bedeutung - der - internationalen - Wör ‐ ter - in - verschiedensten - Wissensbereichen. - - Einer - der - ersten - Linguisten, - die - die - Ähnlichkeit - der - Lexik - in - einer - Reihe - von - Sprachen - bemerkt - haben, - war - der - französische - Linguist - Antoine - Meillet - (1866- 1936). - Schon - Anfang - des - 20. - Jahrhunderts - behandelte - er - die - Frage - nach - histori ‐ schen - Schichten - der - Internationalismen - in - den - europäischen - Sprachen - und - äu ‐ ßerte - die - Meinung, - dass - die - Annäherung - des - Wortschatzes - in - verschiedenen - Sprachen - unvermeidlich - sei. - - Kolwa - (2003: - 14) - nennt - internationale - Wörter - die - Wörter, - die - in - orthografi ‐ scher - oder - phonologischer - Hinsicht - erkennbar - ähnlich - sind, - vollständig - oder - teilweise - gemeinsame - Semantik - haben - und - dabei - Begriffe - von - internationaler - Bedeutung - zum - Ausdruck - bringen. - - Der - zentrale - Begriff - meiner - Untersuchung - sind - Eponyme. - Einerseits - ist - das - Eponym - ein - Begriff, - der - aus - einem - Eigennamen - (Anthroponym, - Toponym - oder - Mythonym) - und - einem - Apellativum - besteht, - z.B. - Bernoulli‐Theorem. - Anderer ‐ seits - kann - das - Eponym - eine - affixale - oder - affixlose - Ableitung - von - einem - Eigen ‐ namen - (Anthroponym, - Toponym - oder - Mythonym) - darstellen, - z.B.- Ampere,- Röntgenium. - Eponymische - Internationalismen - sind - international - gebrauchte - Eponyme, - die - ohne - Übersetzung - verstanden - werden - können. - Vielleicht - spielen - die - eponymischen - Internationalismen - im - Periodensystem - der - chemischen - Ele ‐ - Eponymische - Internationalismen - mythologischer - Herkunft - 97 - mente - eine - periphere - Rolle, - weil - sie - nur - in - acht - Fällen - vorkommen, - doch - ist - ih ‐ re - Bedeutung - in - jedem - Wissensbereich - (Medizin, - Mathematik, - Physik, - Chemie, - Wirtschaft, - Politologie, - Jura - usw.) - so - wesentlich, - dass - die - Verfasserin - davon - überzeugt - ist, - dass - sie - im - Zentrum - der - Sprache - stehen. - 2 - Der - kulturwissenschaftliche - Aspekt - der - Untersuchung - Der - britische - Anthropologe - polnischer - Herkunft - Bronislaw - Kasper - Malinowski - (1884-1942) - sprach - noch - 1941 - davon, - dass - sich - die - Linguistik - der - Zukunft - in - die - Untersuchung - der - Sprache - im - kulturwissenschaftlichen - Kontext - verwandelt - (2000: - 17). - - Beim - russischen - Philosophen - Nikolaj - A. - Berdjaev - (1874-1948) - lesen - wir - (1990: - 172): - Die - Kultur - ist - ewig. - Die - antike - Kultur - ist - niedergesunken - und - beinahe - gestorben. - Sie - lebt - aber - in - uns - weiter - als - tiefe - Anlagerung - unseres - Wesens. - In - der - Epoche - der - Zivilisation - lebt - die - Kultur - weiter - in - den - Qualitäten, - nicht - in - den - Quantitä ‐ ten, - sie - geht - in - die - Tiefe - [Übersetzung: - E.K.]. - Der - Begriff - „Kultur“ - bedeutet - bekanntlich - das - universelle - Verhalten - des - Men ‐ schen - zur - Welt; - durch - dieses - Verhalten - schafft - der - Mensch - die - Welt - und - sich - selbst. - Jede - Kultur - ist - ein - einmaliges - Universum, - das - dank - eines - bestimmten - Verhaltens - des - Menschen - zur - Welt - und - zu - sich - selbst - geschaffen - ist. - Kultur - ist - immer - mit - Vergangenheit - verbunden; - deswegen - bedeutet - sie - die - Erhaltung - der - früheren - geistigen - Erfahrung, - die - Kontinuität - des - geistigen - und - intellektuellen - Lebens - der - Menschen - in - der - Sprache - oder - im - sprachlichen - Weltbild. - - Im - Rahmen - des - vorliegenden - Beitrags - wird - die - Auffassung - vertreten, - dass - die - kulturbedingten - Komponenten, - die - das - nationale - Weltbild - auf - der - Ebene - der - Wörter - und - der - Wortverbindungen - widerspiegeln, - vor - allem - Eigennamen - sind, - die - in - den - Bestand - der - eponymischen - Internationalismen - gehören, - denen - dieser - Artikel - gewidmet - ist. - Gläser - (1996: - 25) - hält - das - kulturwissenschaftliche - Herangehen - für - einen - unerlässlichen - Bestandteil - der - Onomastik - im - Fachtext. - - Der - Meinung - von - Donec - (2004: - 30) - ist - zuzustimmen, - dass - vom - Standpunkt - der - Kulturwissenschaft - aus - drei - Klassen - von - einmaligen - kulturspezifischen - In ‐ halten - das - größte - Potenzial - haben: - Orte - und - Örtlichkeiten, - Personen - (reale - und - fiktive) - und - Ereignisse. - Kulturspezifische - Inhalte - des - Ereignisses - sind - in - der - vorliegenden - Untersuchung - von - mythologischen - Sujets - vertreten, - die - kon ‐ krete - mythologische - Gestalten - betreffen. - Überhaupt - sind - eponymische - Interna ‐ tionalismen, - die - von - Mythonymen - abgeleitet - sind, - eine - besondere - Schicht - der - Sprache, - in - der - die - Kultur - der - Völker - der - ganzen - Welt - zum - Ausdruck - kommt. - 98 - Kakzanova - 3 - Material - und - Methoden - Unter - „Methode“ - versteht - Skiba - (1998) - das - Verfahren, - das - zwischen - Daten ‐- und - Ergebnisdarstellung - für - die - Begründung - von - erreichten - Zielen - angewandt - wird. - Superanskaja - u.a. - (2005: - 164) - meinen, - dass - die - Methodologie - der - terminologi ‐ schen - Arbeit - in - vieler - Hinsicht - die - Methodologie - der - Wissenschaft - überhaupt - wiedergibt. - Die - analytische - Beschreibungsmethode, - von - der - in - diesem - Artikel - Gebrauch - gemacht - wird, - sieht - die - Analyse - des - untersuchten - Materials - mit - einer - weiteren - Verallgemeinerung - der - erhaltenen - Ergebnisse - vor. - - Als - Material - der - Untersuchung - dient - das - dreisprachige - Wörterbuch - der - epo ‐ nymischen - Internationalismen - (Kakzanova - 2015). - Jeder - Wörterbuchartikel - be ‐ steht - aus - drei - Teilen: - einem - Stichwort, - dessen - etymologischer, - historischer - und - kulturwissenschaftlicher - Deutung - und - einer - Illustration. - Mein - Ziel - war, - die - Deutung - des - Stichwortes, - das - an - der - Spitze - des - Wörterbuchartikels - steht, - von - einer - Sprache - nicht - in - die - anderen - zu - übersetzen, - sondern - die - Information - in - anderen - Sprachen - zu - ergänzen. - Das - liegt - daran, - dass - enzyklopädische - und - ety ‐ mologische - Quellen - ein - Wort - je - nach - Sprache - unterschiedlich - interpretieren - und - in - einigen - Fällen - die - Etymologien - überhaupt - nicht - zusammenfallen - kön ‐ nen. - Es - wurde - nicht - danach - gestrebt, - in - solchen - Situationen - die - Wahrheit - zu - finden, - sondern - verschiedene - Standpunkte - bei - der - Etymologie - eines - Wortes - zu - vertreten. - Im - Rahmen - dieses - Artikels - wird - nicht - das - Ziel - verfolgt, - die - morpho ‐ logische - Struktur - der - zu - untersuchenden - Lexik - zu - analysieren. - 4 - Beschreibung - der - eponymischen - Internationalismen - Der - deutsche - Wissenschaftler - Braun - (1990: - 25) - hat - in - seinem - Werk - „Internatio ‐ nalismen - - - gleiche - Wortschätze - in - europäischen - Sprachen“ - absolut - richtig - fest ‐ gestellt, - dass - viele - onomastische - Termini - in - verschiedenen - Sprachen - überein ‐ stimmen. - - Im - Sinne - der - hier - interessierenden - Problematik - bestätigt - Akulenko - (1972: - 46), - dass - Eigennamen - in - verschiedenen - Sprachen - mit - übertragener - Bedeutung - gebraucht - werden - können. - In - diesem - Fall - handelt - es - sich - um - einen - Übergang - der - Eigennamen - zu - Gattungsnamen, - was - in - den - Fällen - des - Typs - Mackintosh - gilt, - wo - die - Verbindung - mit - der - onomastischen - Bedeutung - völlig - verschwun ‐ den - ist. - Dabei - betont - eine - Reihe - von - Wissenschaftlern, - dass - bei - solchen - Benen ‐ nungen - mit - Eigennamen - nicht - Polysemie, - sondern - Homonymie - besteht - (Rönt‐ gen - als - Familienname - des - deutschen - Physikers - - - Röntgen - als - Maßeinheit - für - die - Ionendosis, - Mackintosh - als - Familienname - des - schottischen - Chemikers - und - Erfinders - - - Mackintosh - als - Regenmantel). - - Eponymische - Internationalismen - mythologischer - Herkunft - 99 - 14 - internationale - Lexeme - sind - ausgewählt - worden, - die - in - ihrem - Bestand - My ‐ thonyme - enthalten. - Das - sind - vor - allem - Monatsnamen, - chemische - Elemente - und - einige - andere - Begriffe - aus - verschiedenen - Wissensbereichen. - 4.1 - Eponymische - Internationalismen - mythologischer - Herkunft - aus - dem - Be ‐ reich - der - Chemie - Es - sollen - acht - chemische - Elemente - aus - dem - Periodensystem - betrachtet - wer ‐ den: - - Kobalt-(engl. - cobalt, - russ. - кобальт) - ist - der - Name - eines - silbernen - Schwerme ‐ talls - mit - rosa - Schattierung, - das - immer - zusammen - mit - Nickel - vorkommt. - Sein - Name - stammt - vom - Namen - des - bösen - Berggeistes - Kobold, - der - angeblich - die - deutschen - Bergarbeiter - dazu - gezwungen - hat, - die - Silber ‐- und - Kobalterze - zu - ver ‐ wechseln. - Diese - Erze - haben - beim - Rösten - reichlich - giftigen - Rauch - ausgeschie ‐ den, - und - den - Bergarbeitern - gelang - es - nicht, - aus - dem - Röstprodukt - Metall - zu - schmelzen. - Die - Berg ‐- und - Hüttenarbeiter - des - Mittelalters - hielten - dies - für - Ma ‐ nipulationen - mythischer - Wesen - - - der - Kobolde. - „Angeblich - hätten - Kobolde - das - kostbare - Silber - aufgefressen - und - an - seiner - Stelle - wertlosere - silberfarbene - Erze - ausgeschieden“ - (www.chemie.de/ lexikon/ Cobalt.html, - Stand: - 28.06.2016). - 1735 - hat - der - schwedische - Chemiker - G. - Brandt - (1694-1768) - im - Herd - mit - einem - Ver ‐ gasungsmittel - eine - Mischung - aus - Kohle - und - Fluss - erhitzt - und - dabei - das - Metall - gewonnen, - das - er - Koboldkönig - nannte. - Bald - wurde - dieser - Name - zu - Kobolt - und - noch - später - zu - Kobalt. - - Nickel - (engl. - nickel, - russ. - никель) - ist - die - Bezeichnung - für - ein - schwerschmel ‐ zendes, - nichtkorrodierendes - silberweißes - Metall. - Das - Metall - hat - der - schwedi ‐ sche - Chemiker -А . - Kronstedt - (1722-1765) - zum - ersten - Mal - 1751 - in - unreiner - Form - gewonnen. - Er - hat - diesen - Elementnamen - zuerst - als - Synonym - zu - Kobold - vorge ‐ schlagen, - dem - bösen - Berggeist, - der - den - Bergarbeitern - angeblich - statt - der - Erze - taubes - Gestein - zugespielt - hat. - Wie - oben - erwähnt, - wird - die - Herkunftsgeschichte - von - eponymischen - Internationalismen - häufig - unterschiedlich - in - Nachschlage ‐ werken - verschiedener - Sprachen - dargelegt. - Manchmal - kann - man - in - einer - ande ‐ ren - Sprache - eine - zusätzliche - Information - zu - der - schon - vorhandenen - erhalten, - manchmal - wird - die - Etymologie - der - internationalen - Termini - je - nach - der - Spra ‐ che - ganz - anders - interpretiert. - Das - deutsche - etymologische - Wörterbuch, - Kluge - (1975), - verbindet - den - Elementnamen - mit - der - Seele - des - Heiligen - Nikolaus - und - weist - darauf - hin, - dass - man - ihn - oft - als - Schimpfwort - benutzt - hat. - Die - Bergarbei ‐ ter - der - Erzgebirge, - die - nach - dem - Silber - gesucht - haben, - haben - oft - ein - Mineral - mit - Kupferfarbe - vorgefunden, - aber - es - gelang - ihnen - nicht, - daraus - Kupfer - zu - ge ‐ winnen; - darum - belegten - sie - das - Mineral - mit - einem - Scheltnamen. - 100 - Kakzanova - Niob- (engl. - niobium, - russ. - ниобий) - ist - der - Name - eines - grausilbernen - Metalls. - Niob - wurde - 1801 - vom - englischen - Wissenschaftler - Ch. - Hatchet - (1765-1847) - in - ei ‐ nem - Mineral - entdeckt, - das - in - Kolumbien - gefunden - und - von - ihm - Kolumbium - genannt - wurde. - 1844 - entdeckte - der - deutsche - Chemiker - G. - Rose - (1795-1864) - ein - neues - Element - im - Tantal, - sonderte - es - aus - dem - Tantal - ab - und - nannte - es - Niob - zu - Ehren - der - Tochter - des - Tantalos; - dadurch - hat - er - die - Gemeinsamkeit - zwischen - Niob - und - Tantal - sowie - deren - gemeinsames - Vorkommen - betont. - Die - englisch ‐ sprachigen - Hüttenarbeiter - (in - Großbritannien, - in - den - USA) - nennen - Niob - bis - jetzt - Columbium. - - Tantal - (engl. - tantalum, - russ. - тантал) - ist - die - Bezeichnung - für - ein - graues - Metall - mit - leichter - Bleischattierung. - Das - Element - wurde - 1802 - vom - schwedi ‐ schen - Chemiker - A.G. - Ekeberg - (1767-1813) - entdeckt. - Benannt - wurde - es - nach - dem - Helden - der - altgriechischen - Mythologie, - dem - lydischen - König - Tantalos - (wegen - der - Schwierigkeit - der - Gewinnung - des - Tantals - in - der - reinen - Form - - - Tan ‐ talosqualen), - der - die - Geheimnisse - der - Olympiagötter - ausplauderte, - den - Götter ‐ trank - vom - Symposion - der - Götter - stahl - und, - nachdem - er - die - Götter - zum - Sym ‐ posion - eingeladen - hatte, - ihnen - als - Mahl - seinen - von - ihm - selbst - geschlachteten - Sohn - Pelops - vorsetzte. - Dafür - wurde - er - von - den - Göttern - zu - ewigen - Tantalosqua ‐ len - in - der - Unterwelt - verdammt. - Bis - ans - Kinn - im - Wasser - stehend, - konnte - er - das - stets - versiegende - Wasser - nicht - trinken - und - die - Früchte - an - den - immer - wieder - zurückweichenden - Zweigen - über - sich - nicht - essen. - Daher - der - Ausdruck - Tanta‐ losqualen. - - Promethium - (engl. - promethium, - russ. - прометий) - ist - der - Name - eines - radio ‐ aktiven - chemischen - Elements, - das - zu - den - Lanthanoiden - gehört. - Als - Entde ‐ ckungsdatum - gilt - 1945, - als - die - amerikanischen - Wissenschaftler - J.A. - Marinsky - (1918-2005), - L.E. - Glendenin - (1918-2008) - und - Ch. - D. - Coryell - (1912-1971) - Prome ‐ thiumisotope - in - den - Spaltprodukten - des - Urans - identifizieren - konnten. - Das - Ele ‐ ment - wurde - nach - dem - Namen - des - mythischen - Helden - Prometheus, - dem - Men ‐ schenverteidiger - benannt, - der - von - Zeus - das - Feuer - gestohlen - und - den - Men ‐ schen - übergeben - hatte. - In - den - angelsächsischen - etymologischen - Quellen - wird - präzisiert, - dass - das - Element - seinen - Namen - im - Zusammenhang - mit - der - Fähig ‐ keit - der - Menschen - bekommen - hat, - die - Energie - der - Atomspaltung - zu - verwen ‐ den. - - Thorium - (engl. - thorium, - russ. - торий) - bezeichnet - ein - glänzendes, - graues, - weiches, - vierwertiges - Schwermetall, - das - 1828 - von - J.J. - Berzelius - (1779-1848) - in - Norwegen - entdeckt - und - nach - dem - nordischen - Wettergott - Thor, - dem - Feind - der - Riesen - und - Freund - der - Menschen - benannt - wurde. - Laut - englischem - etymologi ‐ schem - Wörterbuch - (Barnhart - 1988) - ist - Thor - auch - Kriegsgott. - - Titan- (engl. - titanium, - russ. - титан) - ist - Name - eines - stahlähnlich - aussehen ‐ den, - gut - schmiedbaren - Leichtmetalls - und - eines - chemischen - Elements. - Das - Wort - ist - seit - dem - Ende - des - 18. - Jahrhunderts - als - wissenschaftlicher - Terminus - - Eponymische - Internationalismen - mythologischer - Herkunft - 101 - bekannt - und - wurde - 1795 - vom - deutschen - Chemiker - M.H. - Klaproth - (1743-1817) - geprägt. - Das - Element - ist - nach - dem - Namen - des - griechischen - Gottes - Titan - be ‐ nannt. - Als - Dioxid - wurde - Titan - vom - an - Chemie - interessierten - englischen - Pfarrer - W. - Gregor - (1761-1817) - 1791 - in - schwarzem - Sand - aus - dem - Manaccan ‐ Tal - in - Corn ‐ wall - (England) - entdeckt. - - Vanadium- (engl. - vanadium, - russ. - ванадий) - ist - Bezeichnung - für - ein - stahl ‐ graues - metallisches - Element. - Entdeckt - wurde - es - 1801 - vom - mexikanischen - Mine ‐ ralogen - А . М . - del - Río - (1764-1849), - der - gefärbte - Oxide - und - Salze - eines - unbe ‐ kannten - Elements - gewonnen - hatte - und - es - dank - der - schönen - roten - Farbe - Eryth‐ ronium - nannte - (vom - griechischen - Wort - erythrós - - - rot). - 1830 - entdeckte - der - schwedische - Chemiker - N.G. - Sefström - (1787-1845) - das - Element - zum - zweiten - Mal - und - nannte - es - zu - Ehren - der - altskandinavischen - Göttin - der - Schönheit - Va ‐ nadis - Vanadium. - - Hier - wurden - acht - internationale - Eponyme - behandelt, - deren - Namen - von - Mythonymen - gebildet - sind; - dabei - reichen - zwei - davon - in - die - altgermanische - Mythologie - (Nickel - und - Kobalt), - zwei - in - die - altskandinavische - (Vanadium - und - Thorium) - und - vier - in - die - altgriechische - Mythologie - (Titan, - Promethium, - Tantal - und - Niob) - hinein. - 4.2 - Eponymische - Internationalismen - mythologischer - Herkunft - - - Namen - der - Monate - Die - Monatsnamen, - die - eponymische - Internationalismen - mythologischer - Her ‐ kunft - darstellen, - sind - Januar, - März, - Mai - und - Juni. - - Januar - (engl. - January, - russ. - январь) - setzt - sich - im - 18. - Jahrhundert - auf - gelehr ‐ tem - Wege - durch. - Früher - hieß - der - Monat - im - Deutschen - Jänner. - So - heißt - der - Monat - amtlich - auch - noch - in - Österreich, - mundartlich - in - der - Schweiz, - im - Elsass, - in - Teilen - Badens, - Württembergs, - von - Rheinland ‐ Pfalz - und - Hessen. - Benannt - ist - er - nach - dem - altitalienischen - Gott - des - Jahresanfangs, - Janus. - - März - (engl. - March, - russ. - март) - bezeichnet - den - ersten - Monat - des - römi ‐ schen - Jahres, - nach - dem - Kriegsgott - Mars. - - Mai - (engl. - May, - russ. - май) - ist - der - Name - des - fünften - Monats - des - Julianischen - Kalenders - und - kommt - aus - lat. - Maius, - benannt - nach - Juppiter - Maius, - dem - Wachstum - bringenden - Gott. - Den - russischen - etymologischen - Quellen - zufolge - ist - der - Name - des - Monats - der - römischen - Göttin - Maia - gewidmet, - der - Ehefrau - des - Gotts - Vulcanus. - Die - Frauenform - Maia - überschneidet - sich - mit - dem - Namen - des - Wachstum - bringenden - Gottes. - Nach - anderen - Quellen - ist - Maia - die - altitalieni ‐ sche - Göttin - der - Erde - Maiesta, - der - die - Priester - am - ersten - Monatstag - Opfer - ge ‐ bracht - haben. - 102 - Kakzanova - Juni- (engl. - June, - russ. - июнь) - bezeichnet - den - sechsten - Jahresmonat - im - Juliani ‐ schen - Kalender, - der - im - Alten - Rom - nach - der - römischen - Göttin - Juno - benannt - war, - der - Beschützerin - von - Rom. - Juno - galt - als - Göttin - der - Geburt - und - der - Ehe. - Nachdem - sie - mit - der - griechischen - Göttin - Hera - gleichgesetzt - worden - war - und - deren - Rolle - bzw. - deren - Funktion - innehatte, - wurde - sie - Gattin - Jupiters - und - somit - Königin - der - Göttinnen. - Der - zugehörige - Monatsname - wurde - durch - Humanisten - und - Kanzleien - des - 16. - Jahrhunderts - bei - uns - durchgesetzt. - Er - wurde - im - 17. - Jahr ‐ hundert - nicht - wieder - verdrängt, - weil - man - sich - über - das - Ersatzwort - nicht - eini ‐ gen - konnte. - 4.3 - Eponymische - Internationalismen - mythologischer - Herkunft - aus - anderen - Wissensbereichen - Einige - eponymische - Internationalismen - mythologischer - Herkunft - aus - anderen - Wissensbereichen - sind - Echo - und - Akademie. - - Mit - Echo - (engl. - echo, - russ. - эхо) - wird - eine - deutlich - hörbare - Wiederholung - ei ‐ nes - kurzen - Schallsignals - benannt, - die - durch - Reflexionen - entsteht - (Ahlheim/ - Preuß - 1981, - 162), - wobei - man - diese - Wiederholung - als - separates - Hörereignis - wahrnehmen - kann. - Der - Begriff - Echo - stammt - aus - der - griechischen - Mythologie, - derzufolge - Echo - eine - Bergnymphe - war, - die - sich - in - Narkissos - verliebte, - ohne - Gegenliebe - zu - finden. - Sie - magerte - ab, - ihr - Gebein - wurde - zu - Felsen, - nur - die - Stimme - blieb. - Nach - einer - anderen - Version - unterhielt - Echo - im - Auftrage - Zeus’ - dessen - Gattin - Hera - mit - dem - Erzählen - von - Geschichten, - „während - Zeus - seinen - Liebesabenteuern - nach[ging]. - Hera - bestraft[e] - E. - damit, - daß - sie - weder - von - selbst - reden - noch, - wenn - ein - anderer - redet[e], - schweigen“ - konnte - [Einfügungen: - E.K.] - (Ahlheim/ Preuß - 1981, - 162). - - Akademie - (engl. - academy, - russ. - академия) - bezeichnet - eine - nach - dem - mythi ‐ schen - Heros - Akademos - benannte - Flur - von - Athen, - die - von - 385 - v. - Chr. - bis - 529 - n. - Chr. - Sitz - der - platonischen - Akademie, - dem - Vorbild - aller - Philosophen ‐- und - Hochschulen - der - Alten - Welt, - war. - 5 - Fazit - Alle - hier - betrachteten - Eponyme - mythologischer - Herkunft - sind - Internationalis ‐ men. - - Die - eponymische - Terminologie - stellt - ein - offenes - System - dar. - Die - Besonder ‐ heit - von - offenen - Systemen - besteht - darin, - dass - sie - mit - der - Außenwelt - in - Kon ‐ takt - stehen. - Gerade - dank - dieser - Wechselwirkung - kann - man - von - einer - solch - ty ‐ pischen - Erscheinung - sprechen - wie - der - Internationalisierung - der - hier - unter ‐ - Eponymische - Internationalismen - mythologischer - Herkunft - 103 - suchten - Begriffe. - Seit - der - österreichischen - Romanistin - Elise - Richter - (1865-1943) - verbreitete - sich - in - der - Linguistik - die - Meinung, - dass - die - Internationalismen - aus ‐ schließlich - griechisch ‐ lateinischer - Herkunft - sind - und - nur - in - europäischen - Sprachen - vorkommen - (Ganja - 1989: - 4). - Nach - Meinung - des - russischen - Linguis ‐ ten - Krysin - (2004: - 58) - besteht - die - Spezifik - der - eponymischen - Internationalis ‐ men - darin, - dass - sie - keine - Heimat, - keine - Entlehnungsquelle - haben - wie - die - meis ‐ ten - Fremdwörter. - Diese - Begriffe, - die - in - jeder - Sprache - eine - wesentliche - lexikali ‐ sche - Schicht - ausmachen, - zeugen - von - der - Internationalisierung - bestimmter - Klassen - der - Lexik - - - eine - Tendenz, - die - in - der - linguistischen - Literatur - als - spezifi ‐ scher - Zug - festgestellt - wird, - der - den - Wechselbeziehungen - der - Sprachen - und - Völker - eigen - ist. - - An - Hand - der - durchgeführten - Untersuchung - lässt - sich - Folgendes - feststellen: - Die - Geschichte - der - Herkunft - von - Eponymen - ist - Kulturgeschichte. - Die - kultur ‐ wissenschaftliche - Herangehensweise - ist - fester - Bestandteil - der - Onomastik - des - Fachtextes. - Die - Untersuchung - hat - außerdem - gezeigt, - dass - die - Namen - einiger - Eponyme - mit - Mythonymen - verbunden - und - so - unerlässlicher - Teil - der - Kultur - sind. - Eponyme, - die - nach - Mythonymen - benannt - sind, - erlauben - es, - sowohl - die - Kultur - als - auch - die - menschliche - Geschichte - zu - berühren, - weil - die - Mythologie, - wie - Berdjaev - (1990: - 18) - zu - Recht - gesagt - hat, - die - ursprüngliche - Geschichte - der - Menschheit - ist. - 6 - Literatur - Akulenko, - Valerij - V. - (1972): - Voprosy - internacionalizacii - slovarnogo - sostava - jazyka. - Charkow. - Berdjaev,-Nikolaj -А . - (1990): - Smysl - istorii. - Moskva. - Braun, - Peter - (Hrsg.) - (1990): - Internationalismen. - Studien - zur - interlingualen - Lexikologie - und - Lexikographie. - Tübingen. - (Reihe - Germanistische - Linguistik; - 102). - S. - 13-33. - Donec, - Pavel - N. - (2004): - Teorija - mežku ľ turnoj - kommunikacii: - specifika - ku ľ turnych - smyslov - i - jazykovych - form. - Avtoreferat - kandidatskoj - dissertacii. - Volgograd. - Ebel, - Hans - F. - (1998): - Die - neuere - Fachsprache - der - Chemie - unter - besonderer - Berücksich ‐ tigung - der - Organischen - Chemie. - In: - Hoffmann, - Lothar/ Kalverkämper, - Hartwig/ - Wiegand, - Herbert - E. - (Hrsg.): - Fachsprachen. - Ein - internationales - Handbuch - zur - Fachsprachenforschung - und - Terminologiewissenschaft. - 1. - Halbband. - Berlin/ New - York. - (Handbücher - zur - Sprach ‐- und - Kommunikationswissenschaft; - 14.1). - S. - 1235- 1259. - Ganja, - Petr - G. - (1989): - Internacionalismy - kak - faktor - sbliženija - leksiki - neblizkorodstven ‐ nych - jazykov - (Na - materialach - moldavskich - leksi č eskich - internacionalizmov - i - ich - analogov - v - russkom - i - anglijskom - jazykach). - Avtoreferat - kandidatskoj - dissertacii. - Odessa. - 104 - Kakzanova - Gläser, - Rosemarie - (1996): -Gegenstand, - Ziel - und - Methoden - der - Fachsprachenonomastik. - In: - Gläser, - Rosemarie - (Hrsg.): - Eigennamen - in - der - Fachkommunikation. - Frankfurt - am - Main - u.a. - (Leipziger - Fachsprachen ‐ Studien; - 12). - S. - 15-33. - Kolwa, - Andrea - (2003): - Zur - Geschichte - der - Internationalismen ‐ Forschung. - In: - Braun, - Pe ‐ ter/ Schaeder, - Burkhard/ Volmert, - Johannes - (Hrsg.): - Internationalismen - II. - Studien - zur - interlingualen - Lexikologie - und - Lexikographie. - Tübingen. - (Reihe - Germanistische - Linguistik; - 246). - S. - 13-22. - Krysin, - Leonid - P. - (2004): - Russkoe - slovo, - svoë - i - č užoe. - Issledovanija - po - sovremennomu - russkomu - jazyku - i - sociolingvistike. - Moskva. - Malinovskij, - Bronislav - K. - (2000): - Nau č naja - teorija - ku ľ tury. - Moskva. - Skiba, - Romuald - (1998): - Fachsprachenforschung - in - wissenschaftstheoretischer - Perspek ‐ tive. - Tübingen. - (Forum - für - Fachsprachen ‐ Forschung; - 47). - Superanskaja, - Aleksandra - V./ Podo ľ skaja, - Nata ľ ja - V./ Vasiljeva, - Nata ľ ja - V. - (2005): - Obš č a ‐ ja - terminologija. - Terminologi č eskaja - dejate ľ nos ť . - Moskva. - Wörterbücher - Ahlheim, - Karl ‐ Heinz/ Preuß, - Gisela - (Hrsg.) - (1981): - Meyers - Großes - Universallexikon. - Bd. - 4: - Do-Fd. - Mannheim/ Wien/ Zürich. - Barnhart, - Robert - K. - (Ed.) - (1988): - The - Barnhart - dictionary - of - etymology. - New - York. - Kakzanova, - Evgenija - M. - (2015): - Anglo ‐ russko ‐ nemeckij - slovar ̕ - internaciona ľ nych - ė poni ‐ mov: - nazvanie - i - proischoždenie. - Ot - A - do - Z. - Moskva. - Kluge, - Friedrich - (1975): - Etymologisches - Wörterbuch - der - deutschen - Sprache. - Berlin/ - New - York. - Internetquellen - www.chemie.de/ lexikon/ Cobalt.html - (Stand: - 28.06.2016). - Der - deutschsprachige - Traditionsraum - in - Polen - am - Beispiel - ausgewählter - Bereiche - der - Rechtssprache -- Felicja - Ksi ęż yk - (Opole/ Oppeln) - Zusammenfassung - Mit - der - Teilung - Polens - zwischen - den - drei - Großmächten - Preußen, - Österreich - und - Russ ‐ land - wurde - das - polnische - Recht - durch - das - Recht - der - neuen - Machthaber - ersetzt. - Nach - der - Wiedererlangung - der - Unabhängigkeit - nach - dem - Ersten - Weltkrieg - haben - die - Rechtsordnungen - der - jeweiligen - Teilungsmächte - zunächst - in - dem - neugegründeten - pol ‐ nischen - Staat - fortbestanden - im - Einklang - mit - dem - Grundsatz - der - Rechtskontinuität. - Das - rechtliche - Mosaik - sollte - stufenweise - durch - vereinheitlichtes, - kodifiziertes - polnisches - Recht - ersetzt - werden. - Da - die - Arbeiten - am - polnischen - Zivilgesetzbuch - am - langwierigs ‐ ten - waren, - sind - ein - einheitliches - polnisches - Zivilgesetzbuch - sowie - das - Familien ‐- und - Vormundschaftsgesetzbuch - erst - 1964 - entstanden. - In - dem - vorliegenden - Beitrag - wird - auf - einige - polnische - Übersetzungen - des - in - einigen - Teilen - Polens - lange - geltenden - deutschen - BGB - fokussiert. - Untersucht - werden - die - darin - vorkommenden - Entsprechungen - der - deutschen - Kollokationen, - um - zu - prüfen, - wie - nah - die - polnischen - Äquivalente - an - der - deutschen - Vorlage - waren - und - in - welchem - Ausmaß - sie - auch - im - Gegenwartspolnischen - geläufig - sind. - Da - die - polnische - Rechtssprache - zum - Erscheinungszeitpunkt - dieser - Über ‐ setzungen - noch - nicht - herausgebildet - war, - kann - vermutet - werden, - dass - das - deutsche - Recht - auch - sprachlich - einen - Einfluss - auf - das - polnische - Recht - gehabt - haben - dürfte. - 1 - Deutsches - Recht - in - der - Zweiten - Polnischen - Republik - Mit - der - Teilung - Polens - zwischen - den - drei - Großmächten - Preußen, - Österreich - und - Russland - wurde - das - polnische - Recht - durch - das - Recht - der - neuen - Machtha ‐ ber - ersetzt. - In - dem - an - Preußen - gefallenen - Gebiet - Polens - war - zunächst - das - All ‐ gemeine - Landrecht - (ALR) - für - die - preußischen - Staaten - von - 1794 - in - Geltung, - das - sowohl - das - Zivil ‐- und - Strafrecht, - als - auch - weite - Teile - des - öffentlichen - Rechts - in - einem - Gesetzbuch - regelte. - Ab - der - Mitte - des - 19. - Jahrhunderts - wurde - die - preußi ‐ sche - Gesetzgebung - weitgehend - modernisiert; - insbes. - wurden - mehrere - handels ‐ rechtliche - Gesetze - erlassen, - etwa - die - Gewerbeordnung - (1845), - die - Wechselord ‐ nung - (1848) - oder - das - Allgemeine - Handelsgesetzbuch - (1861/ 69). - Nach - der - Reichsgründung - sind - wiederum - im - Rahmen - des - Vereinheitlichungsprogramms - der - Justiz - das - Strafgesetzbuch - (1871), - die - Reichsjustizgesetze - (1877) - und - im - Jah ‐ re - 1900 - das - deutsche - Bürgerliche - Gesetzbuch - in - Kraft - getreten, - welche - schritt ‐ weise - das - ALR - ersetzten - (vgl. - Küpper - 2005: - 284 - und - P ł aza - 2001: - 34). -- 106 - Ksi ęż yk - Nach - der - Wiedererlangung - der - Unabhängigkeit - nach - dem - Ersten - Weltkrieg - ha ‐ ben - die - Rechtsordnungen - der - jeweiligen - Teilungsmächte - zunächst - in - dem - neu ‐ gegründeten - polnischen - Staat - fortbestanden. - Es - war - nämlich - nicht - möglich, - unter - die - ererbten - Rechtsnormen - einen - Schlussstrich - zu - ziehen - und - sie - kurzer ‐ hand - für - nicht - wirksam - zu - erklären. - Im - Interesse - der - Aufrechterhaltung - des - rechtlichen - Status - quo - ging - man - von - dem - Grundsatz - der - Rechtskontinuität - aus; - später - sollte - das - rechtliche - Mosaik - stufenweise - durch - vereinheitlichtes, - ko ‐ difiziertes - polnisches - Recht - ersetzt - werden. - - Die - stufenweise - Unifikation - und - anschließende - Kodifikation - einzelner - Rechtsgebiete - konnte - allerdings - nur - zum - Teil - umgesetzt - werden - (vgl. - Radwa ń‐ ski - 1970: - 122). - Abgeschlossen - wurden - in - der - Zwischenkriegszeit - das - Obligatio ‐ nenrecht - (1933), - das - Handelsgesetzbuch - (1934), - das - Gesetz - über - die - Bekämp ‐ fung - des - unlauteren - Wettbewerbs - (1926), - das - Wechsel ‐- und - Scheckrecht - (1924), - das - Gesetz - über - den - Schutz - von - Erfindungen, - Mustern - und - Warenzeichen - (1924), - das - Gesetz - über - das - Urheberrecht - (1926), - das - internationale - und - inter ‐ territoriale - Privatrecht - (1926), - das - Strafverfahrensgesetzbuch - (1929), - das - Straf ‐ gesetzbuch - (1932) - und - das - Zivilverfahrensrecht - (1933). - Die - Arbeiten - am - Zivilge ‐ setzbuch - wurden - durch - den - Ausbruch - des - Zweiten - Weltkrieges - unterbrochen - (vgl. - Malec - 2011: - 38f., - Witkowski/ Wrzyszcz - 2007: - 270 - und - Grodziski - 1985: - 299). - Erst - 1964 - wurde - das - einheitliche - polnische - Zivilgesetzbuch - zusammen - mit - ei ‐ nem - getrennt - kodifizierten - Familien ‐- und - Vormundschaftsgesetzbuch - vom - pol ‐ nischen - Parlament - verabschiedet - (vgl. - Poczobut - 1999: - 77f. - und - Geilke - 1963: - 171). -- 2 -- Untersuchungskorpus - In - dem - vorliegenden - Beitrag - wird - auf - einige - polnische - Übersetzungen - des - BGB - fokussiert, - welches - - - wie - bereits - erwähnt - - - erst - nach - dem - Zweiten - Weltkrieg - gänzlich - durch - ein - einheitliches - polnisches - Gesetzbuch - ersetzt - wurde. - Insge ‐ samt - erschien - das - deutsche - BGB, - das - im - westlichen - Teil - der - Zweiten - Polni ‐ schen - Republik - galt, - in - mehreren - polnischen - Übersetzungen. - Zu - nennen - sind - dabei: - 1) - Niemiecki - kodeks - cywilny - wraz - z - ustaw ą- zaprowadzaj ą c ą . - Na - j ę zyk - polski - prze ł o ‐ ż y ł- Tadeusz - Zborowski. - (Das - deutsche - Bürgerliche - Gesetzbuch - mit - dem - Einfüh ‐ rungsgesetz. - Ins - Polnische - übertragen - von - Tadeusz - Zborowski - [Übersetzung: - F.K.].) - Pozna ń- 1899. - (ZGB - 1899), - 2) - Niemiecki - kodeks - cywilny - obowi ą zuj ą cy - od - 1. - stycznia - 1900 - roku. - Na - j ę zyk - polski - przet ł omaczy ł- Waleryan - Zieli ń ski. - (Das - deutsche - Bürgerliche - Gesetzbuch - in - Kraft - seit - dem - 1. - Januar - 1900. - Ins - Polnische - übertragen - von - Waleryan - Zieli ń ski - [Überset ‐ zung: - F.K.].) - Bytom - 1900. - (ZGB - 1900), - - Der - deutschsprachige - Traditionsraum - in - Polen - 107 - 3) - Niemiecki - kodeks - cywilny - wraz - z - ustaw ą- wprowadcz ą . - Cz ęść- pierwsza. - Spolszczyli - Henryk - Damm - i - Karol - Gerschel. - (Das - deutsche - Bürgerliche - Gesetzbuch - mit - dem - Einführungsgesetz. - Teil - I. - Verpolnischt - von - Henryk - Damm - und - Karol - Gerschel - [Übersetzung: - F.K.].) - Bydgoszcz - 1922. - (ZGB - 1922), - 4) - Kodeks - cywilny - obowi ą zuj ą cy - na - ziemiach - zachodnich - Rzeczypospolitej - Polskiej - (przek ł ad - urz ę dowy). - (Das - in - westlichen - Gebieten - der - Zweiten - Polnischen - Repub ‐ lik - geltende - Bürgerliche - Gesetzbuch - (amtliche - Übersetzung) - [Übersetzung: - F.K.].)- Warszawa/ Pozna ń- 1923. - (ZGB - 1923), - 5) - Kodeks - cywilny - obowi ą zuj ą cy - na - ziemiach - zachodnich - Rzeczypospolitej - Polskiej. - Wydanie - II. - Opracowa ł- Zygmunt - Lisowski. - (Das - in - westlichen - Gebieten - der - Zwei ‐ ten - Polnischen - Republik - geltende - Bürgerliche - Gesetzbuch. - II. - Ausgabe. - Bearbeitet - von - Zygmunt - Lisowski - [Übersetzung: - F.K.].)-Pozna ń- 1933. - (ZGB - 1933), - 6) - Ustawy - cywilne - obowi ą zuj ą ce - na - ziemiach - zachodnich: - kodeks - cywilny - niemiecki, - kodeks - zobowi ą za ń , - ustawy - zwi ą zkowe. - Zebra ł- Antoni - Marja ń ski. - (In - westlichen - Gebieten - geltende - Zivilgesetze: - das - Bürgerliche - Gesetzbuch, - Schuldrecht, - Bundes ‐ gesetze. - Gesammelt - von - Antoni - Marja ń ski - [Übersetzung: - F.K.].)- Kraków - 1937. - (ZGB - 1937). - Bemerkenswert - erscheint - hier, - dass - noch - Ende - der - dreißiger - Jahre - eine - Über ‐ setzung - des - BGB - herausgegeben - wurde, - obwohl - die - Kodifikationskommission - seit - bereits - fast - zwanzig - Jahren - an - der - Vorbereitung - einheitlicher - Gesetzge ‐ bungsvorlagen - im - Bereich - des - Zivil ‐- und - Strafrechts - arbeitete - und - dieser - Aufga ‐ be - Priorität - eingeräumt - wurde. - - In - dem - vorliegenden - Beitrag - wird - die - Aufmerksamkeit - auf - die - vier - ersten - hier - genannten - Übersetzungen - des - BGB - gelenkt, - da - die - an - fünfter - Stelle - ange ‐ führte - Übersetzung - die - 2. - Ausgabe - der - vorausgehenden - amtlichen - Übertragung - bildet - und - auch - die - von - Marja ń ski - herausgegebene - Übersetzung - mit - der - amtli ‐ chen - Fassung - übereinstimmt, - wobei - sie - allerdings - die - bis - Ende - des - Jahres - 1936 - eingeführten - Änderungen - berücksichtigt. - Besonderes - Augenmerk - wird - hier - auf - das - „Erste - Buch - des - BGB“, - den - „Allgemeinen - Teil“, - gelegt. - Untersucht - werden - die - darin - vorkommenden - Kollokationen, - um - zu - prüfen, - wie - nah - die - polnischen - Äquivalente - an - der - deutschen - Vorlage - waren - und - in - welchem - Ausmaß - sie - auch - im - Gegenwartspolnischen - geläufig - sind. - Der - Fokus - soll - auf - die - Kollokationen - gerichtet - werden, - die - nach - Pie ń kos - (1999: - 40f.) - als - sog. - „unterstützender - Wort ‐ schatz“ - einen - wesentlichen - Bestandteil - des - fachsprachlichen - Diskurses - bilden. - Hierfür - wurden - auf - halbautomatischem - Wege - aus - der - Erstfassung - des - BGB - 85 - substantivisch ‐ verbale - Kollokationen - extrahiert, - um - sie - samt - den - polnischen - Äquivalenten - in - den - vier - angeführten - Übersetzungen - zu - analysieren. - 108 - Ksi ęż yk - 3 - Untersuchungsergebnisse - Bei - den - analysierten - Übersetzungen, - insbes. - jedoch - bei - den - früheren - privaten - Übertragungen, - fällt - auf, - dass - die - polnische - Rechtssprache - zum - Erscheinungs ‐ zeitpunkt - dieser - Übersetzungen - noch - nicht - herausgebildet - war, - weshalb - die - Termini - und - Mehrwortverbindungen - variabel - verwendet - werden - und - die - Über ‐ setzung - dem - Prinzip - der - denotativen - Äquivalenz - verpflichtet - ist, - die - sich - an - der - Ausgangssprache - orientiert - (vgl. - Kierzkowska - 2008: - 104). - Beispiele - dafür - veran ‐ schaulicht - die - folgende - Tabelle, - wobei - die - bis - heute - üblichen - Entsprechungen - unterstrichen - werden: - - Deutscher- Terminus-im- BGB 1 - ZGB-1899- ZGB-1900- ZGB-1922- ZGB-1923- natürliche- Per‐ sonen- osoby-natural‐ ne- osoby-natural‐ ne-(fizyczne)- osoby-fizyczne- osoby-fizyczne- juristische- Personen- osoby-prawni‐ cze- osoby-jurys‐ tyczne- osoby-prawni‐ cze- osoby-prawne- Rechtsfähigkeit- prawne-uzdol‐ nienie-- prawozdolność- zdolność-praw‐ na- zdolność-praw‐ na- Geschäftsfä‐ higkeit- zdolność-do- działań- prawodzielność- zdolność-do- działań- prawnych- zdolność-do- działania- Zeitbestim‐ mung- zakreślenie- czasu- określenie- czasu- oznaczenie- czasu- oznaczenie- czasu- Militärperson- osoba-wojs‐ kowa- osoba-wojs‐ kowa- osoba-wojs‐ kowa- wojskowy- Garnisonsort- miejsce-garni‐ zonowe- miejsce-garni‐ zonu- miejscowość- garnizonu- miejsce-garni‐ zonu- ein-Verscholle‐ ner- osoba-znikła- zaginiony- zaginiony- zaginiony- ein-Dienstver‐ hältnis- stosunek-służ‐ bowy/ stosunek- służebny- stosunek-służ‐ bowy- stosunek-służ‐ bowy- stosunek-służ‐ bowy- - -------------------------------------------------------- 1 -- Als - Untersuchungsgrundlage - wurden - folgende - Ausgaben - herangezogen: - BGB - (1900) - und - BGB - (1905). - - Der - deutschsprachige - Traditionsraum - in - Polen - 109 - das-zuständige- Amtsgericht- przynależny- sąd-okręgowy- właściwy-sąd- okręgowy- właściwy-sąd- powiatowy- właściwy-sąd- powiatowy- das-Vermögen- fällt-an-jmdn.- majątek-spada- na- majątek-prze‐ chodzi- majątek-przy‐ pada- majątek-przy‐ pada- Gesamt‐ schuldner- dłużnik-spólnej- ręki- solidarnie-od‐ powiedzialni- solidarny-dłuż‐ nik- dłużnik-łączny- eingetragene- Vereine- stowarzyszenia- zapisane- towarzystwa- zapisane- wpisane-towa‐ rzystwa- stowarzyszenia- wpisane- vorübergehen‐ de-Störung-der- Geistesthätig‐ keit- przemijające- naruszenie- czynności- umysłowej- przejściowe- zakłócenie- czynności- umysłowej- przejściowe- zaburzenie- czynności- umysłu- przemijające- zaburzenie- władz- umysłowych- gesetzlicher- Vertreter- prawny-zastęp‐ ca- prawny-zastęp‐ ca- ustawowy-zas‐ tępca- ustawowy-zas‐ tępca- wider-Treu-und- Glauben- nieuczciwie-i- wbrew-zaufa‐ niu- wbrew-uczci‐ wości-i-rzetel‐ ności- wbrew-zasa‐ dom-uczciwoś‐ ci-i-wzajemne‐ go-zaufania- wbrew-zasa‐ dom-uczciwoś‐ ci-i-zaufania- Tab. - 1: - Polnische - Übertragungen - deutscher - Rechtsterminologie - Angesichts - der - mangelnden - terminologischen - Einheitlichkeit - war - es - ein - Bestre ‐ ben - des - Justizministeriums, - das - die - amtliche - Übersetzung - des - BGB - in - Auftrag - gegeben - hatte, - zur - Vereinheitlichung - und - Festlegung - der - polnischen - Rechts ‐ sprache - beizutragen. - Ein - weiterer - Beweggrund - für - die - Entstehung - der - polni ‐ schen - Übersetzungen - war - es, - insbes. - vor - der - Wiedererlangung - der - Unabhän ‐ gigkeit, - denjenigen - Bevölkerungsteilen, - die - über - mangelnde - Deutschkenntnisse - verfügten, - das - Verstehen - dieser - Rechtsnormen - zu - erleichtern: - Um - derjenigen - polnischen - Bevölkerung, - die - nicht - über - ausreichende - Deutsch ‐ kenntnisse - verfügt, - und - für - die - das - neue - Zivilrecht - verbindlich - sein - wird, - das - Verstehen - dieses - Rechts - zu - erleichtern, - habe - ich - das - Bürgerliche - Gesetzbuch - samt - dem - Einführungsgesetze - ins - Polnische - übersetzt - [Übersetzung: - F.K.] - (ZGB - 1899: - Vorwort). 2 - -------------------------------------------------------- 2 -- Im - Original: - „Aby - tej - ludno ś ci - polskiej, - która - j ę zyka - niemieckiego - dostatecznie - nie - posiada, - a - dla - której - nowe - prawo - cywilne - b ę dzie - obowi ą zuj ą cem, - zrozumienie - prawa - tego - u ł atwi ć , - przet ł ómaczy ł em - kodeks - cywilny - wraz - z - ustaw ą- zaprowadzaj ą c ą- na - j ę‐ zyk - polski.“ - 110 - Ksi ęż yk - Beim - Vergleich - der - vier - analysierten - Übersetzungen - des - Allgemeinen - Teils - des - BGB - fällt - auf, - dass - nur - bei - 23 - deutschen - Kollokationen - (27 - %) - die - Entspre ‐ chungen - in - sämtlichen - analysierten - polnischen - Übersetzungen - zusammenfal ‐ len. - Bei - 21 - dieser - Fälle - handelt - es - sich - auch - im - Gegenwartsdeutschen - um - usuel ‐ le - Wortverbindungen, - wobei - als - ausschlaggebend - bei - der - Frage - der - Usualität - der - analysierten - Äquivalente - die - Angaben - im - Nationalen - Korpus - der - polni ‐ schen - Sprache - (NKJP) - angenommen - wurden. - Zu - den - usuellen - Entsprechungen - zählen - etwa: - Ausübung-der-Rechte---wykonywanie-praw,- Befriedigung-der-Gläubiger---zaspokojenie-wierzycieli,- die-Abschrift-beglaubigen---uwierzytelniać-odpis,- Rechte-gehen-über---prawa-przechodzą.- Bei - den - zwei - folgenden - Äquivalenten - resultiert - die - heutige - Nicht ‐ Usualität - dar ‐ aus, - dass - anstelle - der - hier - verwendeten - Verben - heute - andere - Kollokatoren - ge ‐ braucht - werden: - ein- Rechtsgeschäft- anfechten- -- zaczepić- czynność- prawną, - heute: - zaskarżyć- bzw.- podważyć-czynność-prawną, 3 - die- Klage- zurücknehmen- -- cofnąć- skargę, - heute: - wycofać- skargę- bzw.- cofnięcie- pozwu-(vgl. - Kalina ‐ Prasznic - 1997: - 38).- Die - verbleibenden - variierenden - Entsprechungen - in - den - analysierten - Überset ‐ zungen, - d.h. - ein - Großteil - der - Belege, - verdeutlichen - erneut, - dass - die - polnische - Rechtsterminologie - zur - Erscheinungszeit - der - Übersetzungen - vielfach - noch - fest ‐ legungsbedürftig - war. - Dies - veranschaulichen - etwa - die - Entsprechungen - für - fol ‐ gende - deutsche - kollokative - Verbindungen - mit - den - Begriffen - Sorge, - Geschäftsfä‐ higkeit, - Rechtsfähigkeit, - Forderung, - Anspruch, - Arbeitsverhältnis,- Konkurs - oder - Täuschung. - - Kollokation- im-BGB- ZGB-1899- ZGB-1900- ZGB-1922- ZGB-1923- die-Sorge- steht-zu- piecza-przysługuje- troska-przysłu‐ guje- obowiązku- starania-się- niema- piecza-przys‐ ługuje/ piecza- należy-do- - - -------------------------------------------------------- 3 -- Zaskarżenie- bezieht - sich - auf - die - Zivilprozessordnung, - podważenie- hingegen - auf - das - materielle - Zivilrecht - (vgl. - ZGB - 1923: - VII). - - Der - deutschsprachige - Traditionsraum - in - Polen - 111 - in-der-Ge‐ schäftsfä‐ higkeit-be‐ schränkt- sein- być-ograniczony- co-do-zdolności-do- działań- być-w-prawo‐ dzielności-ogra‐ niczonym- ograniczyć- zdolność-do- działań-praw‐ nych- w-zdolności-do- działania-być- ograniczonym- die-Rechts‐ fähigkeit- entziehen- odjąć-prawne- uzdolnienie- odebrać-pra‐ wozdolność- odebrać-zdol‐ ność-prawną- pozbawić- zdolności- prawnej- Forderungen- einziehen- ściąganie- wierzytelności- ściągnięcie- pretensyi- ściągnięcie- pretensyj- ściągnąć- wierzytelność- Anmeldung- ihrer-An‐ sprüche- zgłoszenie-się-ze- swymi-wierzytel‐ nościami- zgłoszenie-się-z- pretensyami- zgłoszenie- swych-preten‐ syj- zgłoszenie- swych-rosz‐ czeń- Verjährung- der-Ansprü‐ che- pretensje-ulegają- przedawnieniu- żądania-ulegają- przedawnieniu- przedawniają- się-roszczenia- przedawnienie- roszczenia- Aufhebung- eines-Ar‐ beitsverhält‐ nisses- rozwiązanie- stosunku-pracy- zniesienie-sto‐ sunku-robocze‐ go- zniesienie-sto‐ sunku-robo‐ czego- rozwiązanie- stosunku-pra‐ cy- Eröffnung- des-Konkur‐ ses- otwarcie-konkursu- ogłoszenie-kon‐ kursu- otwarcie-kon‐ kursu- otwarcie-upad‐ łości- eine-Täu‐ schung-ver‐ üben- dopuścić-się-po‐ dejścia- dopuścić-się- ułudy- dokonać-wpro‐ wadzenia-w- błąd- dopuścić-się- zwiedzenia- Tab. - 2: - Polnische - Übertragungen - deutscher - Kollokationen - im - BGB - Von - den - oben - angeführten - Entsprechungen - handelt - es - sich - lediglich - bei - den - unterstrichenen - Verbindungen - um - bis - heute - usuelle - Äquivalente. - Als - Entspre ‐ chung - für - die- Sorge- steht- zu - verwendet - man - heute - opieka- przysługuje/ należy, - wobei - piecza - im - NKJP - als - Kookkurrenzpartner - überhaupt - nicht - angeführt - wird; - allerdings - tritt - die - Kombination - piecza- należy- do - im - polnischen - Familien ‐- und - Vormundschaftsgesetzbuch - auf. 4 - Bei - der - Kombination - in-der-Geschäftsfähigkeit- beschränkt- sein- hat - sich - im - heutigen - Rechtspolnisch - die - Verbindung - posiadać- ograniczoną- zdolność- do- czynności- prawnych - eingebürgert, - so - dass - sich - keine - der - oben - angeführten - Entsprechungen - für - Geschäftsfähigkeit - durchgesetzt - hat. - -------------------------------------------------------- 4 -- Vergleiche - Art. - 149 - § - 3 - des - KRO - (2015). - 112 - Ksi ęż yk - Bei - der - Kollokation - die- Rechtsfähigkeit- entziehen- wird - zwar - in - den - zwei - neue ‐ ren - Übersetzungen - der - bis - heute - übliche - Terminus - zdolność-prawna - eingesetzt, - allerdings - ist - nur - die - in - der - amtlichen - Übersetzung - aus - dem - Jahre - 1923 - verwen ‐ dete - Kombination - pozbawić- zdolności- prawnej - im - Gegenwartspolnischen - üb ‐ lich. - Bei - der - Kollokation - Forderungen-einziehen - treten - in - der - ältesten - und - neu ‐ esten - der - hier - analysierten - Übersetzungen - usuelle - Kombinationen - auf. - Preten‐ sja - wird - im - Gegenwartspolnischen - in - dreifacher - Bedeutung - verwendet, - und - zwar - als: - 1. - Vorwurf, - Groll, - 2. - Anspruch/ Forderung, - 3. - Anspruch - (als - übertrieben - hohe - Meinung), - vgl. - Wiktorowicz/ Fr ą czek - (2010). -- Allerdings - tritt - es - nicht - in - Verbindung - mit - dem - Verb - ściągać- auf. - Es - sei - noch - darauf - zu - verweisen, - dass - der - Begriff - wierzytelność - (als - Äquivalent - für - Forde‐ rung) - in - älteren - Wörterbüchern - der - polnischen - Sprache - nicht - angeführt - wird, - pretensja - hingegen - in - ihnen - bereits - begegnet: 5 - Sprawiedliwo ść- na - co, - do - czego, - sprawiedliwa - pretensja, - prawo - do - czego; - gerech ‐ ter - Anspruch; - Recht - zu - etwas. 6 - Analog - erweisen - sich - auch - die - Verbindungen - mit - pretensje - als - Entsprechung - für - Anmeldung- ihrer- Ansprüche - aus - heutiger - Perspektive - als - nicht - usuell. - Bei - Verjährung- der- Ansprüche - handelt - es - sich - in - den - zwei - neuesten - hier - analysier ‐ ten - Kombinationen - um - usuelle - Verbindungen. - Unüblich - ist - sowohl - die - Verbin ‐ dung - mit - pretensje, - als - auch - mit - żądania - im - Sinne - von - Forderung, - Verlangen, - bei - denen - es - sich - ebenfalls - um - einen - gemeinsprachlichen - Begriff - handelt. - Im - Falle - von - Aufhebung- des- Arbeitsverhältnisses - wird - lediglich - die - jüngste - und - äl ‐ teste - polnische - Entsprechung - dem - Usualitätskriterium - gerecht. - Weder - ist - sto‐ sunek- roboczy - usuell - - - das - Adjektiv - roboczy - bezieht - sich - im - Polnischen - etwa - auf - siła - (Arbeitskraft), - dzień - (Werktag), - obuwie - (Arbeitsschuhe) - oder - odzież - (Ar‐ beitskleidung), - aber - nicht - auf - das - Verhältnis - - - noch - verbindet - sich - zniesienie - mit - Arbeitsverhältnissen. - Das - NKJP - führt - als - Kookkurrenzpartner - von - zniesienie - u.a. - die - Substantive - współwłasność - (Miteigentum), - wiza - (Visum), - niewolnictwo - -------------------------------------------------------- 5 -- Vergleiche - poliqarp.wbl.klf.uw.edu.pl/ extra/ linde/ index.djvu? djvuopts&page=2634&- zoom=width&showposition=0.679,0.454&highlight= 1 549, 1 743, 1 6 1 ,25 - (Stand: - 18.12.2015). - Wierzytelność - tritt - erst - in - Wörterbüchern - vom - Anfang - des - 20. - Jahrhun ‐ derts - auf, - etwa - in - Kar ł owicz/ Kry ń ski/ Nied ź wiedzki - 1900-1927. - 6 -- Vergleiche - poliqarp.wbl.klf.uw.edu.pl/ extra/ linde/ index.djvu? djvuopts&page=3314&- zoom=width&showposition=0.428,0.771&highlight=949,716,148,30 - (Stand: - 18.12.2015). - - Der - deutschsprachige - Traditionsraum - in - Polen - 113 - (Sklaverei), - embargo - (Embargo), - pańszczyzna - (Leibeigenschaft) - oder - wymóg - (Anspruch/ Anforderung) - an. - Bei - der - Eröffnung- des- Konkurses - handelt - es - sich - aus - heutiger - Perspektive - lediglich - bei - der - Entsprechung - in - der - amtlichen - Über ‐ setzung - um - eine - usuelle - und - gleichzeitig - adäquate - Übertragung. - Die - Verbin ‐ dung - ogłoszenie- bzw.- otwarcie- konkursu- tritt - zwar - auch - im - Gegenwartspolni ‐ schen - auf, - allerdings - wird - die - Basis - konkurs - in - der - Gegenwartssprache - lediglich - in - der - Bedeutung - von - Wettbewerb - bzw. - Ausschreibung - verwendet. - Das - Wörter ‐ buch - der - polnischen - Sprache - von - Linde, - welches - einen - älteren - Sprachzustand - wiedergibt, - führt - den - Begriff - allerdings - auch - im - Sinne - von - Zahlungsunfähigkeit- an: - Zbieg - wierzycielów, - konkurs, - cf. - bankrut, - kryda, - der - Concurs - der - Gläubiger. 7 -- D ł ugów - narobiwszy, - konkurs - podnosz ą . - Teat. - 21, - b, - 4. - kryd ę- robi ą , - bankrutuj ą ; - Krida - ansagen, - Bankrott - machen. 8 -- Daher - lässt - sich - die - Kombination - mit - konkurs - zum - Entstehungszeitpunkt - der - Übersetzungen - als - adäquat - einstufen, - heute - ist - sie - jedoch - in - dieser - Bedeutung - nicht - gebräuchlich. - - In - der - einschlägigen - Literatur - zur - Rechtsübersetzung - wird - darauf - aufmerk ‐ sam - gemacht, - dass - es - gerechtfertigt - ist, - sich - aufgrund - der - Bezugnahme - der - Ausgangs ‐- und - Zielsprache - auf - unterschiedliche - Rechtssysteme - bei - terminolo ‐ gischen - Fragen - an - der - Quellenkultur - zu - orientieren, - während - man - sich - bei - der - Bildung - kollokativer - Einheiten - auf - die - Zielsprache - ausrichten - sollte - (vgl. - J ę drze ‐ jowska - 2009: - 89). - Bei - den - analysierten - Übersetzungen - fällt - jedoch - auf, - dass - zu ‐ weilen - nicht - nur - die - Terminologie - festlegungsbedürftig - war, - sondern - z.T - auch - die - kollokativen - Verbindungen - mit - Rechtstermini - noch - wenig - stabil - waren - bzw. - sich - erst - noch - normieren - mussten. - Dies - beweist - etwa - die - variierende - Ver ‐ wendung - der - Verben - oddalić - und - odrzucić - in - Verbindung - mit - wniosek - (Antrag) - als - Entsprechung - von - den-Antrag-abweisen - bzw. - ablehnen. - Im - Gegensatz - zu - den - analysierten - Übersetzungen - wird - in - der - heutigen - polnischen - Rechtssprache - zwischen - den - zwei - Rechtshandlungen - oddalić - und - odrzucić- streng - unterschie ‐ den. - Während - bei - oddalenie - (Abweisung) - dem - Antrag - aus - materiell ‐ rechtlichen, - sachlichen - Gründen - nicht - stattgegeben - wird, - wird - ein - Antrag - bei - odrzucenie - (Abweisung) - aus - formalrechtlichen - Gründen - gar - nicht - sachlich - geprüft - (vgl. - Jo ‐ pek ‐ Bosiacka - 2010: - 218f. - und - Kalina ‐ Prasznic - 1997: - 159, - 166). -- -------------------------------------------------------- 7 -- Vergleiche - poliqarp.wbl.klf.uw.edu.pl/ extra/ linde/ index.djvu? djvuopts&page=4648&- zoom=width&showposition=0.711,0.696&highlight=1654,961,123,28 - (Stand: - 19.12.2015). - 8 -- Vergleiche - poliqarp.wbl.klf.uw.edu.pl/ extra/ linde/ index.djvu? djvuopts&page=2393&- zoom=width&showposition=0.528,0.514&highlight=1208,1551,125,24 - (Stand: - 19.12.2015). - 114 - Ksi ęż yk - Weitere - Fälle, - in - denen - der - potentielle - Kollokator - nicht - festgelegt - ist - und - viel ‐ fach - von - der - heutigen - polnischen - Rechtssprache - abweicht, - veranschaulicht - die - folgende - Tabelle. - - Kolloka‐ tion-im- BGB- ZGB-1899- ZGB-1900- ZGB-1922- ZGB-1923- Entspre‐ chung- heute- grobe- Pflichtver‐ letzung- ciężkie-prze‐ kroczenie- obowiązku- znaczne- nadwerę‐ żenie-obo‐ wiązków- grube-za‐ niedbanie- obowiązków- ciężkie-na‐ ruszenie- obowiązku- ciężkie-na‐ ruszenie- obowiąz‐ ków/ rażące- zaniedbanie- obowiąz‐ ków/ prze‐ kroczenie- obowiązków- Stellung-des- Antrags- stawienie- wniosku- stawienie- wniosku- uczynienie- wniosku- podanie- wniosku- złożenie- wniosku/ - stawianie- wniosku/ - postawienie- wniosku- Berichti‐ gung-einer- Verbindlich‐ keit- uiszczenie- powinności- uiszczenie- zobowią‐ zania- uiszczenie- zobowią‐ zania- uiszczenie- zobowią‐ zania/ za‐ spokojenie- zobowią‐ zania- wykonanie- zobowiąza‐ nia/ wypeł‐ nienie-zobo‐ wiązania/ - zaspoka‐ janie-zobo‐ wiązań- unter-vor‐ läufige-Vor‐ mundschaft- gestellt-sein- zostać-sta‐ wionym-pod- opiekę-tym‐ czasową-- stawić-pod- tymczasową- opiekę- roztaczać- tymczasową- opiekę-- zostać-od‐ dany-pod- tymczasową- opiekę- oddać-pod- tymczasową- opiekę- gegen-ein- Verbot-ver‐ stoßen- uchybiać- zakazowi- sprzeciwiać- się-zakazo‐ wi- sprzeciwiać- się-zakazo‐ wi- sprzeciwiać- się-zakazo‐ wi/ wykro‐ czyć-prze‐ ciw-zakazo‐ wi/ -naru‐ szać-zakaz- naruszać- zakaz/ (z)ła‐ mać-zakaz- - Der - deutschsprachige - Traditionsraum - in - Polen - 115 - eine-Verein‐ barung-tref‐ fen- zawrzeć- umowę- umowa- nastąpiła- nastąpił- układ- zawrzeć- układ- zawrzeć- układ/ zaw‐ rzeć-umowę- Wider‐ spruch-er‐ heben- zaprzecze‐ nie- podnieść- protest- wnieść- sprzeciw- założyć- sprzeciw/ - wnieść- sprzeciw- złożyć- sprzeciw/ - wnieść- sprzeciw- dem-Antrag- nicht-statt‐ geben- nieprzychy‐ lenie-się-do- wniosku- wnioskowi- nie-uczy‐ niono-za‐ dosyć- wniosku-nie- dozwolono- oddalić- wniosek- nie-przychy‐ lić-się-do- wniosku/ - oddalić- wniosek- einen-An‐ griff-ab‐ wenden- odwrócić- napaść- odwrócić- napaść- odwrócenie- napadu- odparcie- napaści- odpierać- napaść/ - udaremnić- napad- die-Bestel‐ lung-von- Hypotheken- zahipote‐ kowanie- wystawienie- hipotek- ustanowie‐ nie-hipotek- ustanowie‐ nie-hipoteki- ustanowie‐ nie-hipoteki- Tab. - 3: - Polnische - Übertragungen - deutscher - Kollokationen - im - BGB - 4 - Fazit - Bei - den - analysierten - Übersetzungen - des - BGB - vom - Anfang - des - 20. - Jahrhunderts - bzw. - von - der - Jahrhundertwende - zum - 20. - Jahrhundert - fällt - auf, - dass - die - Über ‐ setzung - von - Waleryan - Zieli ń ski, - einem - Justizsekretär - am - Landgericht - in - Gniez ‐ no/ Gnesen, - aus - dem - Jahre - 1900 - am - weitesten - vom - heutigen - Sprachzustand - des - Polnischen - abweicht: - 38, - d.h. - knapp - die - Hälfte - (44,7 - %) - der - darin - vorkommen ‐ den - und - hier - analysierten - Entsprechungen - für - die - deutschen - Kollokationen - sind - in - der - heutigen - polnischen - Sprache - nicht - usuell. - Einen - vergleichbaren - Usualitätsgrad - weisen - die - Übersetzungen - aus - dem - Jahre - 1899 - und - 1922 - auf. - Bei - der - ersteren - sind - 35,3 - % - der - Entsprechungen - (30 - Belege) - im - Gegenwartspolni ‐ schen - nicht - üblich, - bei - der - letzteren - sind - es - 34,1 - % - (29 - Fälle). - Der - Übersetzer - des - Werkes - aus - dem - Jahre - 1899, - Tadeusz - Zborowski, - war - Justiziar - am - Bezirks ‐ gericht - in - Inowroc ł aw; - er - hatte - auch - das - deutsche - Handelsgesetzbuch - aus - dem - Jahre - 1897 - ins - Polnische - übersetzt, - vgl. - Peretz/ Peretz - (1914: - 101). - Bei - der - Über ‐ setzung - des - BGB - griff - er - bei - terminologischen - Schwierigkeiten - auf - bereits - be ‐ stehende - Übersetzungen - von - Gesetzestexten - zurück, - etwa - des - Preußischen - Landrechts, - des - österreichischen - Allgemeinen - Bürgerlichen - Gesetzbuches - so ‐ 116 - Ksi ęż yk - wie - des - Code - Napoléon. - Darüber - hinaus - schöpfte - er - aus - zugänglichen - polni ‐ schen - Wörterbüchern - und - dem - deutsch ‐ polnischen - Wörterbuch - der - Rechts ‐- und - Verwaltungsterminologie - (Akademia - Umiej ę tno ś ci - 1874) - (vgl. - ZGB - 1899: - Vorwort). - Die - Übersetzung - aus - dem - Jahre - 1922 - war - wiederum - das - Werk - zweier - Richter, - Henryk - Damm - (Richter - am - Bezirksgericht - in - Bydgoszcz) - und - Karol - Gerschel - (Richter - am - Bezirksgericht - in - Toru ń / Thorn). -- - Am - weitesten - mit - der - heutigen - polnischen - Sprache - stimmt - die - amtliche - Übersetzung - des - BGB - aus - dem - Jahre - 1923 - überein. - Lediglich - 12,9 - % - der - darin - vorkommenden - Entsprechungen - für - die - analysierten - deutschen - Kollokationen - (11 - Fälle) - kommen - im - Gegenwartspolnischen - nicht - vor. - Die - Übersetzung - wurde - vom - Justizministerium - in - Auftrag - gegeben. - Im - Auftrag - des - Justizministeriums - wurde - bereits - vor - der - Übertragung - des - BGB - eine - Reihe - weiterer - deutscher - Ge ‐ setzestexte - übersetzt, - etwa - das - Strafgesetz, - die - Strafverfahrensordnung - oder - die - Zivilverfahrensordnung - (vgl. - ZGB - 1923: - III). - Während - sich - die - früheren - Über ‐ setzungen - des - deutschen - Zivilrechts - häufig - auf - die - Ausgangssprache - ausrichte ‐ ten, - waren - die - Ziele - der - amtlichen - Übersetzung - anders - positioniert: - Es - wurde - beharrlich - danach - gestrebt, - das - Prinzip - der - Beibehaltung - der - Eigenhei ‐ ten - der - polnischen - Sprache - mit - der - Exaktheit - der - Übersetzung - in - Einklang - zu - bringen. - […] - An - den - gleichen - Grundsatz - hielt - man - sich - auch - bei - der - Übertragung - von - Rechtstermini. - […] - Man - hat - es - vermieden, - Rechtsbegriffe - wörtlich - zu - über ‐ setzen, - wenn - eine - solche - Übertragung - der - polnischen - Sprache - geradezu - fremd - oder - völlig - unverständlich - wäre - [Übersetzung: - F.K.] - (ZGB - 1923: - VI-VII). 9 - Bei - der - Übersetzung - wurde - eine - Kommission - von - 10 - Juristen - einberufen, - die - ei ‐ ne - einheitliche - rechtliche - Terminologie - festlegen - sollte, - welche - einerseits - dem - Urtext - entsprechen, - andererseits - aber - auch - gegen - die - Regularitäten - der - polni ‐ schen - Sprache - nicht - verstoßen - sollte. - Die - auf - diesem - Wege - vorgenommene - Übersetzung - wurde - anschließend - mehrmals - revidiert - (vgl. - ZGB - 1923: - VIII). - - Im - Vorwort - zur - amtlichen - Übersetzung - findet - man - zwar - die - Einräumung: - Die - in - der - Einleitung - angeführten - Schwierigkeiten - boten - nur - eine - sehr - begrenzte - Möglichkeit, - sich - um - die - Bildung - origineller, - heimischer - Rechtsbezeichnungen - zu - bemühen, - weil - es - notwendig - war, - sich - streng - an - die - fremden - Bezeichnungen - und - gegebenenfalls - an - die - stark - in - ihren - Eigenheiten - vom - Polnischen - abwei ‐ chende - Sprache - anzupassen. - Falls - die - vorliegende - Arbeit - dennoch - für - den - heimi ‐ -------------------------------------------------------- 9 -- Im - Original: - „D ąż ono - usilnie - do - tego, - aby - pogodzi ć- zasad ę- zachowania - w ł a ś ciwo ś ci - j ę zyka - ojczystego - ze -ś cis ł o ś ci ą- przek ł adu. - […] - Tej - samej - zasady - trzymano - si ę- równie ż- przy - przek ł adzie - poj ęć- prawnych. - […] - odst ą piono - od - dos ł ownego - przek ł adu - poj ęć- tam, - gdzie - przek ł ad - taki - by ł by - wr ę cz - j ę zykowi - polskiemu - obcy - lub - zgo ł a - niezrozu ‐ mia ł y.“ - - Der - deutschsprachige - Traditionsraum - in - Polen - 117 - schen - Rechtswortschatz - von - Nutzen - sein - wird, - wird - das - eines - ihrer - meist - er ‐ wünschten - Ergebnisse - sein - [Übersetzung: - F.K.] - (ZGB - 1923: - X). 10 - Angesichts - der - Tatsache, - dass - 87 - % - der - darin - vorkommenden - Entsprechungen - für - die - deutschen - Kollokationen - auch - in - der - polnischen - Gegenwartssprache - vorkommen, - dürfte - man - das - mitangestrebte - Ziel - der - Übersetzung - - - den - Nut ‐ zen - für - die - polnische - Rechtssprache - - - als - erreicht - betrachten. - 5 - Literatur - Geilke, - Georg - (1963): - Zur - polnischen - Rechtgeographie. - In: - Jahrbuch - für - Ostrecht - 4. - S. - 105-175. - Grodziski, - Stanis ł aw - (1985): - Z - dziejów - unifikacji - polskiego - prawa - cywilnego. - In: - Czaso ‐ pismo - Prawno ‐ Historyczne - 37.2. - S. - 291-300. - J ę drzejowska, - Izabela - (2009): - T ł umaczenie - specjalistyczne: - Specyfika - przek ł adu - tekstów - prawnych - a - wybory - t ł umacza - na - przyk ł adzie - angielskich - t ł umacze ń- tekstów - ustaw. - In: - Kopczy ń ski, - Andrzej/ Kizeweter, - Magdalena - (Red.): - Jako ść- i - ocena - t ł umaczenia. - Warszawa. - S. - 87-94. - Jopek ‐ Bosiacka, - Anna - (2010): - Przek ł ad - prawny - i - s ą dowy. - Warszawa. - Kierzkowska, - Danuta - (2008): - T ł umaczenie - prawnicze. - 3. - wyd. - Warszawa. - Küpper, - Herbert - (2005): - Einführung - in - die - Rechtsgeschichte - Osteuropas. - Frankfurt - am - Main. - (Studien - des - Instituts - für - Ostrecht - München; - 54). - Malec, - Dorota - (2011): - ABGB - w - pracach - Komisji - Kodyfikacyjnej - (1919-1939). - Wzorzec - po ‐ zytywny - czy - negatywny? - In: - Czasopismo - Prawno ‐ Historyczne - 62.2. - S. - 31-48. - Pie ń kos, - Jerzy - (1999): - Podstawy - juryslingwistyki. - J ę zyk - w - prawie - - - Prawo - w - j ę zyku. - War ‐ szawa. -- P ł aza, - Stanis ł aw - (2001): - Historia - prawa - w - Polsce - na - tle - porównawczym. - Cz ęść- 3. - Okres - mi ę dzywojenny. - Kraków. - Poczobut, - Jerzy - (1999): - Zur - Reform - des - polnischen - Zivilrechts - (mit - einigen - rechtsver ‐ gleichenden - Bemerkungen). - In: - Zeitschrift - für - Europäisches - Privatrecht - 7. - S. - 75-90. - Radwa ń ski, - Zbigniew - (1970): - Die - Entwicklung - des - Zivilrechts - in - Polen - (1918-1965). - In: - Csizmadia, - Andor/ Kovács, - Kálmán - (Hrsg.): - Entwicklung - des - Zivilrechts - in - Mitteleu ‐ ropa - 1848-1965. - Budapest. - S. - 121-138. - Witkowski, - Wojciech/ Wrzyszcz, - Andrzej - (2007): - Modernisierung - des - Rechts - im - unab ‐ hängigen - Polen. - In: - Giaro, - Tomasz - (Hrsg.): - Modernisierung - durch - Transfer - zwischen - den - Weltkriegen. - Frankfurt - am - Main. - (Studien - zur - europäischen - Rechtsgeschichte. - -------------------------------------------------------- 10 -- Im - Original: - „Przytoczone - na - wst ę pie - trudno ś ci - dawa ł y - bardzo - ograniczon ą- mo ż li ‐ wo ść- pokuszenia - si ę- o - stworzenie - oryginalnych, - swojskich - okre ś le ń- prawnych, - po ‐ niewa ż- zmusza ł y - do -ś cis ł ego - dostosowywania - si ę- do - okre ś le ń- obcego, - a - w - danym - ra ‐ zie - tak - bardzo - co - do - swych - w ł a ś ciwo ś ci - odmiennego - j ę zyka. - Je ż eli - mimo - to - praca - obecna - przysporzy - rodzimemu - s ł ownictwu - prawniczemu - korzy ść , - b ę dzie - to - jednym - z - najbardziej - po żą danych - jej - wyników.“ - 118 - Ksi ęż yk - Veröffentlichungen - des - Max ‐ Planck ‐ Instituts - für - europäische - Rechtsgeschichte; - 215; - Rechtskulturen - des - modernen - Osteuropa. - Traditionen - und - Transfers; - 2). - S. - 249-271. - Wörterbücher - Akademia - Umiej ę tno ś ci - (Red.) - (1874): - Niemiecko ‐ polski - s ł ownik - wyrazów - prawniczych - i - administracyjnych. - Kraków. - Kalina ‐ Prasznic, - Urszula - (Red.) - (1997): - Leksykon - prawniczy. - Wroc ł aw. - Kar ł owicz, - Jan/ Kry ń ski, - Adam - A./ Nied ź wiedzki, - W ł adys ł aw - (Red.) - (1900-1927): - S ł ownik - j ę zyka - polskiego. - Warszawa. - Linde, - Samuel - B. - (1854-1861): - S ł ownik - j ę zyka - polskiego. - 2. - wyd. - Lwów. - poliqarp.wbl.klf.- uw.edu.pl/ slownik‐lindego/ - (Stand: - 19.12.2015). - Wiktorowicz, - Józef/ Fr ą czek, - Agnieszka - (Red.) - (2010): - Wielki - multimedialny - s ł ownik - niemiecko ‐ polski - polsko ‐ niemiecki. - Warszawa. - (CD ‐ ROM). - Quellen - Peretz, - Adolf/ Peretz, - Joachim - (Red.) - (1914): - Gazeta - Losowa ń- Papierów - Publicznych - 30/ 13. - ebuw.uw.edu.pl/ dlibra/ plain‐content? id=100582 - (Stand: - 19.12.2015). - BGB - 1900: - Das - Bürgerliche - Gesetzbuch - nebst - dem - Einführungsgesetze - gemeinver ‐ ständlich - erläutert, - 4. - Aufl, - hrsg. - von - Heinrich - Rosenthal. - Graudenz. - BGB - 1905: - Das - Bürgerliche - Gesetzbuch - nebst - Ein ‐- und - Ausführungsgesetzen - mit - aus ‐ führlichen - Kommentaren. - Gemeinverständlich - dargestellt - und - für - den - praktischen - Gebrauch - erläutert - von - den - Rechtsanwälten - Dr. - Korn, - Eßstein, - Kurnicki, - Plinzner, - Schwarz - und - Richard - Haenschke. - Berlin. - KRO - 2015: -- Ustawa - z - dnia - 25 - lutego - 1964 - r. - Kodeks - rodzinny - i - opieku ń czy. - In: - Dz.U. - 2015 - roku, - Pos. - 2082. - ZGB - 1899: - Niemiecki - kodeks - cywilny - wraz - z - ustaw ą- wprowadcz ą . - Na - j ę zyk - polski - prze ‐ ł o ż y ł- Tadeusz - Zborowski. - Pozna ń- 1899. - ZGB - 1900: -- Niemiecki - kodeks - cywilny - obowi ą zuj ą cy - od - 1. - stycznia - 1900 - roku. - Na - j ę zyk - polski - przet ł omaczy ł- Waleryan - Zieli ń ski. - Bytom - 1900. -- ZGB - 1922: - Niemiecki - kodeks - cywilny - wraz - z - ustaw ą- wprowadcz ą . - Cz ęść- pierwsza. - Spolszczyli - Henryk - Damm - i - Karol - Gerschel. - Bydgoszcz - 1922. - ZGB - 1923: - Kodeks - cywilny - obowi ą zuj ą cy - na - ziemiach - zachodnich - Rzeczypospolitej - Polskiej - (przek ł ad - urz ę dowy). - Warszawa/ Pozna ń- 1923. - Internetquellen - nkjp.pl - (Stand: - 19.12.2015). - poliqarp.wbl.klf.uw.edu.pl/ extra/ linde/ index.djvu? djvuopts&page=2393&zoom=width&- showposition=0.528,0.514&highlight=1208,1551,125,24 - (Stand: - 19.12.2015).- poliqarp.wbl.klf.uw.edu.pl/ extra/ linde/ index.djvu? djvuopts&page=2634&zoom=width&- showposition=0.679,0.454&highlight=1549,1743,161,25 - (Stand: - 18.12.2015). - poliqarp.wbl.klf.uw.edu.pl/ extra/ linde/ index.djvu? djvuopts&page=3314&zoom=width&- showposition=0.428,0.771&highlight=949,716,148,30 - (Stand: - 18.12.2015). - poliqarp.wbl.klf.uw.edu.pl/ extra/ linde/ index.djvu? djvuopts&page=4648&zoom=width&- showposition=0.711,0.696&highlight=1654,961,123,28 - (Stand: - 19.12.2015). - - Sprachsituation - der - Wolgadeutschen - im - Russischen - Zarenreich - Alexander - Minor/ Leonid - Tetjuev - (Saratow)- Zusammenfassung 1 - Im - Artikel - werden - allgemeine - Fragen - der - Erforschung - der - Sprache - der - Russlanddeut ‐ schen - im - Kontext - der - Nationalitätenpolitik - im - Russischen - Reich - und - der - Geschichte - der - deutschen - Kolonisierung - an - der - Wolga - erörtert. - Es - werden - Komponenten - der - Sprachsi ‐ tuation - der - Wolgadeutschen - und - ihre - Rolle - bei - der - Herausbildung - einer - einheitlichen - Verkehrssprache - der - Wolgadeutschen - unter - Sprachinselbedingungen - analysiert. - Zu - die ‐ sen - Komponenten - gehören - unter - anderem - die - Verwaltung - der - neu - gegründeten - Koloni ‐ en - in - deutscher - Sprache, - die - Schule, - die - Kirche, - die - Literatur - und - die - Zeitungen - und - an ‐ dere - gedruckte - Schriften. - Nach - der - Ansicht - der - Autoren - haben - diese - Bestandteile - des - kulturellen - Lebens - der - Wolgadeutschen - wesentlich - dazu - beigetragen, - dass - die - monolin ‐ guale - Sprachsituation - der - Kolonisten - und - ihre - eigenartige - Kultur - über - anderthalb - Jahr ‐ hunderte - bewahrt - werden - konnte. - 1 - Die - Sprache - als - Träger - des - Weltbildes - eines - Volkes - Am - Ende - des - 20. - Jahrhunderts - wurden - während - der - sogenannten - „linguisti ‐ schen - Wende“ - in - der - Wissenschaft - die - Sprachphilosophie - und - die - allgemeine - Sprachwissenschaft - zum - Schnittpunkt - mehrerer - theoretischer - Ideen. - Das - Prob ‐ lem - der - Erforschung - der - Sprache - als - einer - soziokulturellen - Erscheinung - zeigte - die - Kompliziertheit - und - die - Komplexität - der - Aspekte - in - den - methodischen - Per ‐ spektiven. - In - der - gegenwärtigen - philosophischen, - soziologischen, - linguisti ‐ schen - und - kulturwissenschaftlichen - Fachliteratur - sieht - man - die - Möglichkeit - der - Suche - nach - einer - integrativen - Konzeption. - Diese - Konzeption - kann - nach - Tetjuev/ Šilova - (2011: - 71f.) - Sprache - als - Ausdruck - der - gesamten - E r f a h r u n g - d e r - W e l t - und - einer - bestimmten - Sprachgemeinschaft - und - als - e i g e n t ü m ‐ l i c h e s - B i l d - d e r - W e l t , - des - Geistes - und - der - Kultur - darstellen. - Die - Sprach ‐ philosophie - kann - man - als - Philosophie - des - Geistes - verstehen. - Diese - Philosophie - ist - dem - Menschen - als - einem - Wesen - zugewandt, - das - zur - Sprache - und - über - die - Sprache - zum - Begreifen - der - realen - Welt - befähigt - ist. - Die - ethnische - Mutterspra ‐ -------------------------------------------------------- 1 -- Der - Beitrag - ist - Teil - des - Projekts - „Soziolinguistische - Voraussetzungen - der - Herausbil ‐ dung - einer - einheitlichen - Sprache - der - Russlanddeutschen - unter - Sprachinselbedin ‐ gungen“, - gefördert - von - der - Russischen - Stiftung - für - Geistes ‐- und - Sozialwissenschaf ‐ ten - (RGNF), - Projekt -№- 14 ‐ 04 ‐ 00281. - 120 - Minor/ Tetjuew - che - ist - dabei - der - wichtigste - Faktor - für - die - Erhaltung - und - Entwicklung - der - nati ‐ onalen - und - geistigen - Kultur. - Die - Sprache - ist - nach - W. - von - Humboldt - die - Aus ‐ drucksform - des - Volksgeistes. - Sie - ist - die - vereinigte - g e i s t i g e - E n e r g i e - des - Volkes. - Die - Sprache - v e r k ö r p e r t - die - Eigentümlichkeit - eines - ganzen - Volkes. - - Die - Sprache - Russlanddeutschen - ist - Träger - des - nationalen - Weltbildes. - Die - Muttersprache - hat - einen - besonderen - Status. - Sie - ist - die - ideelle - Grundlage - für - die - F o r m b i l d u n g - von - Geist, - Kultur - und - Weltanschauung. - Über - die - Spra ‐ che - erfolgt - die - Objektivierung - der - äußeren - und - der - inneren - Welt - des - Lebens - und - des - Umgangs - mit - dem - Alltag. - Über - die - ethnische - Identität - erreicht - man - die - sinnlich ‐ geistige - E i n h e i t l i c h k e i t - der - Sprache. - Durch - die - ethnische - Identität - bildet - sich - auch - die - Gesamtheit - der - spezifischen - deutschen - Kultur. - Die - Form - der - Muttersprache - hat, - wie - auch - die - Sprache - selbst, - eine - Autonomie. - Denn - die - Sprache - bildet - a - priori - das - ideale - System. - Dieses - System - richtet - sich - auf - die - E r f a h r u n g - d e r - s i n n l i c h e n - A n s c h a u u n g - von - Raum, - Zeit, - Zahl - und - auf - die - Vorstellung - von - den - Gegenständen - der - Umwelt. -- - Die - Wahrnehmung - des - russischen - Raumes - findet - auch - im - sprachlichen - und - ethnisch ‐ kulturellen - Weltbild - der - Deutschen - in - Russland - Ausdruck. - Die - Natur - der - Wolgaregion, - die - Weite - und - die - Größe - der - Wolga, - sowie - die - weiten - Step ‐ pen - spiegelten - sich - in - den - poetischen - Bildern - und - dem - emotionalen - innerli ‐ chen - Zustand - des - Menschen - wider. - Das - betrifft - auch - die - lexikalischen - und - phraseologischen - Entlehnungen - der - Wolgadeutschen. - Der - in - der - Kolonie - Ust ‐ Solicha - geborene - Deutsche - Eduard - Huber, - ein - Freund - von - Alexander - Puschkin - und - der - erste - Übersetzer - von - Goethes - „Faust“ - in - die - russische - Sprache, - schrieb: - Wenn - Kummer - dich - in - schwere - Fesseln - bannt, - Wenn - Glück - und - Ruh - auch - deine - Hütte - meiden - Und - herber - Schmerz - an - dein - Gesicht - dich - mahnt - - - Gedenke - mein! - (Huber - o.J.: - 7f.). 2 - Georg - Dinges, - Professor - für - Germanistik - an - der - Staatlichen - Universität - Saratow - und - Gründer - des - Zentralmuseums - der - Republik - der - Wolgadeutschen - im - Jahre - 1925, - erforschte - die - Mundarten - der - Wolgadeutschen. - Ein - wesentliches - Fazit - seiner - Forschungen - auf - dem - Gebiet - der - Entlehnungen - aus - dem - Russischen - be ‐ trifft - die - Gründe - des - Eingangs - russischer - Begriffe - in - die - Mundarten - der - wolga ‐ deutschen - Kolonisten. - Dinges - kommt - zum - Schluss, - dass - die - Entlehnungen - aus - dem - Russischen - vorwiegend - mit - der - Spezifik - der - Wahrnehmung - der - r u s s i ‐ s c h e n - Umwelt - verbunden - waren. - Das - waren - Bezeichnungen - für - Gegenstände - der - materiellen - Kultur - und - Besonderheiten - der - Natur - in - der - neuen - Heimat, - wie - z.B. - in - die - Erde - vertiefte - Bauten - (Semlenke), - Kleidung - (Tulup,-Sarefan), - Pferde ‐ -------------------------------------------------------- 2 -- Anpassung - an - die - aktuell - geltende - deutsche - Orthographie: - A.M./ L.T. - - Sprachsituation - der - Wolgadeutschen - im - Russischen - Zarenreich - 121 - herde - (Tabun), - Melonenfeld - (Arbusengrundstück,- Arbusenfeld), - Bergseite, - Wie‐ senseite-(Dinges - 2005: - 20-77). - Die - Wahrnehmung - der - Zeitkategorie - war - mit - Be ‐ sorgnis - und - Zweifel, - Hoffnung - und - Glauben - an - glückliches - Leben - und - Freiheit - in - der - Wahlheimat - verbunden. - Das - spiegelte - sich - u.a. - in - den - Liedern - über - menschliche - Sorgen - und - Trennungen - wider. - Besonders - schwer - fiel - den - meisten - Auswanderern - der - Abschied - von - der - Heimat. - Diese - Stimmung - formulierte - Bernhard - Ludwig - von - Platen - (1733-1774) - in - seinem - Poem - „Reise ‐ Beschreibung - der - Kolonisten, - wie - auch - Lebensart - der - Russen“, - das - praktisch - das - erste - literari ‐ sche - Werk - der - Kolonisten - war, - das - in - der - neuen - Heimat - entstanden - ist. - Er - dichtete - das - Poem - während - seiner - Reise - von - Sankt - Petersburg - nach - Saratow - 1766-1767: - Was - ist - das - für - ein - Schmerz, - / - Dass - ich - muss - Deutschland - meiden - […] - / / - Deshalb - wär - ich - allda - / - Nach - Russland - jetzt - erschienen, - / - Um - diese - Reis’ - zu - thun - / - Mit - in - das - neue - Land. - / - Ich - kam - auch - alsogleich - / - In - den - Colonistenstand - (Klaus - 1869: - 1). -- Die - Wahrnehmung - der - Welt - ist - mit - der - Weltanschauung, - dem - sprachlichen - Weltbild - der - Muttersprache - verbunden. - Das - nationale - Selbstbewusstsein - der - Deutschen - Russlands - bildet - sich - in - der - Korrelation, - im - Vergleich - von - „Sich - selbst“ - und - den - „Anderen“, - den - „Unsrigen“ - und - den - „Fremden“. - Dies - meinen - zu - Recht - Minor - (1998: - 26) - und - Beloborodova - (2000: - 100), - wenn - sie - über - die - Her ‐ kunft - des - Ethnonyms - deutsch - nachdenken. - Ome ľč enko/ Morozova - (2013: - 38) - verbinden - die - Erscheinung - des - Ethnonyms - unmittelbar - mit - der - ethnischen - Gruppe - selbst. - Das - Ethnonym - bildet - das - Innenbild - des - Menschen - einer - ande ‐ ren - Ethnokultur, - das - den - Lebensbedingungen - in - Russland - angepasst - ist. - In - der - russischen - Sprache - erfolgte - die - Festsetzung - der - Bezeichnung - Deutsche - für - die - ausländischen - Kolonisten ‐ Umsiedler - erst - im - 18. - Jahrhundert. - Und - das - geschah - trotz - der - dauerhaften - kulturellen, - politischen - und - wirtschaftlichen - Kontakte - zwischen - Russland - und - Deutschland. - - In - der - Zeit - der - Gründung - der - Kolonien - an - der - Wolga - wurden - 1764-1768 - im - Areal - der - heutigen - territorialen - Gebiete - Saratow - und - Wolgograd - 106 - deutsche - Siedlungen - geschaffen. - In - diese - Siedlungen - wurden - nach - Kriger - (2010: - 12) - 1764- 1766 - insgesamt - 23.216 - Kolonisten - eingewiesen. - Aus - verschiedenen - deutschen - Staaten - kamen - in - den - Jahren - 1763-1862 - insgesamt - 41.646 - Kolonisten - nach - Russ ‐ land - (Stumpp - 1974: - 65). - 1914 - gab - es - an - der - Wolga - laut - statistischen - Angaben - für - die - Gouvernements - Saratow - und - Samara - (nach - Rešetov - 2005: - 155) - schon - 172 - Kolonien - mit - 549.459 - Einwohnern. -- - Das - Russische - Zarenreich - war - ein - multinationaler - Staat. - Die - Politik - des - mul ‐ tinationalen - Reiches - spiegelte - sich - fast - nicht - in - der - sprachlichen - Situation - in - Russland - wider. - Viel - wichtiger - für - den - Staat - war - die - Unterscheidung - nach - 122 - Minor/ Tetjuew - Stand ‐- und - Konfessionszugehörigkeit - der - Bürger. - Die - Zarenregierung - strebte - bis - Mitte - des - 19. - Jahrhunderts - die - Assimilation - der - zahlreichen - Völker - des - Rus ‐ sischen - Reiches - mit - dem - staatsbildenden - russischen - Volk - nicht - an. - Die - höchste - Forderung - an - die - Bürger - waren - der - Reichspatriotismus - und - die - Loyalität - der - re ‐ gierenden - Dynastie - gegenüber. - In - den - neu - gegründeten - Kolonien - und - an - den - Grenzen - des - Staates - wurden - im - Alltagsverkehr - die - lokalen - Sprachen - gespro ‐ chen. - Die - natürliche - sprachliche - Assimilation - erfolgte - sehr - langsam. - Die - russi ‐ sche - Sprache - konnten - im - Wolgagebiet - laut - Kriger - (2010: - 21) - Ende - des - 19. - Jahr ‐ hunderts - nur - 18 - % - der - Jugendlichen - im - Alter - von - 10 - bis - 19 - Jahren - sprechen. - - Die - Sprachpolitik - eines - Staates - betrifft - im - Wesentlichen - mehrere - Aspekte. - Wichtig - ist - v.a. - die - Amtssprache, - die - offiziell - zugelassen - ist - und - in - den - Behör ‐ den - gilt. - Die - Amtssprache - wird - gewöhnlich - durch - Bildungs ‐- und - Kulturanstal ‐ ten - gefördert. - Der - Staat - kümmert - sich - um - entsprechende - Lehrkräfte - und - Fach ‐ leute - für - die - beiden - Domänen. - Die - Amtssprache - muss - ferner - eigentlich - von - al ‐ len - Staatsbürgern - verstanden - und - gesprochen - werden. - Im - Russischen - Reich - wurde - praktisch - bis - zur - Reformzeit - von - Alexander - II. - der - Sprachenregelung - keine - Bedeutung - beigemessen. - Die - drei - großen - slawischen - Volksgruppen - - - die - Großrussen, - die - Kleinrussen - und - die - Weißrussen - - - bildeten - den - Kern - der - sprachlich ‐ demografischen - Situation - im - Zarenreich, - wobei - allerding - die - Assi ‐ milation - der - Weiß ‐- und - Kleinrussen - angestrebt - wurde. - Die - anderen - Völker - gal ‐ ten - als - Inorodzen - (anderen - Volksgruppen - Zugehörige). - Dementsprechend - ge ‐ staltete - sich - auch - die - Priorität - der - Amtssprache - in - Russland. - Wer - von - den - Ino ‐ rodzen - studieren - oder - höhere - Posten - in - der - Verwaltung - bekleiden - wollte, - musste - die - russische - Sprache - kennen - und - sprechen. - 2 - Die - Sprachsituation - in - den - wolgadeutschen - Siedlungen - Was - die - Sprachsituation - in - den - wolgadeutschen - Siedlungen - angeht, - so - könnte - man - einige - wichtige - Faktoren - nennen, - die - den - Sprachgebrauch - der - Deutschen - prädeterminierten. - - Relevant - ist - zunächst - v.a. - die - gesetzliche - Grundlage - für - den - Gebrauch - der - Muttersprache. - Das - erste - Dokument, - das - viele - Jahre - das - Leben - und - die - Verwal ‐ tung - in - den - Kolonien - bestimmte, - war - das - Einladungsmanifest - der - Kaiserin - Ka ‐ tharina - II. - vom - 22. - Juli - 1763, - in - dem - sie - allen - Ausländern, - die - nach - Russland - umsiedeln, - unter - Punkt - 1 - versprach, - dass - sie - ihre - Religionsfreiheit - behalten - und - ihre - Siedlungen - selbst - verwalten - dürfen. - Das - bedeutet, - dass - die - Kolonisten - ihre - Muttersprache - sprechen - durften. - Die - ersten - Jahre - unterstanden - die - Kolonien - der - Tutelkanzlei - in - Sankt - Petersburg, - welche - 1770 - eine - Instruktion - in - deutscher - Sprache - verfasste, - die - das - Leben - und - die - Wirtschaft - der - Kolonisten - regelte. - Der - Text - wurde - an - die - Verwaltung - jeder - Kolonie - versandt - und - galt - nun - als - Gesetz. - - Sprachsituation - der - Wolgadeutschen - im - Russischen - Zarenreich - 123 - Die - Vorschriften - waren - sehr - streng, - und - die - Kolonisten - protestierten - dagegen. - Für - den - sprachlichen - Aspekt - ist - es - wichtig, - dass - diese - Instruktion - in - deutscher - Sprache - abgefasst - wurde, - obwohl - der - Text - viele - russische - Wörter - enthielt, - die - zeitliche - und - örtliche - Realien - bezeichneten. - Beratz - zitiert - in - seinem - Buch - (1915: - 132): - […] - sollen - die - Verbrecher - in - denen - [sic] - Kolonien - bestraft - werden, - zuletzt - und - wenn - es - nicht - anders - möglich - ist, - mit - Schelepen - in - ihren - Wohnplätze - [Schelepen - - - eine - Art - Peitsche - mit - kurzem - Stiel: - A.M./ L.T.]. - Somit - können - wir - den - ersten - Faktor - für - den - Spracherhalt - der - Wolgadeutschen, - die - Verwaltung - der - Kolonien - in - deutscher - Sprache, - bestimmen. - In - den - Gemein ‐ den - existierte - eine - Art - Selbstverwaltung. - Gewöhnlich - waren - es - ein - Vorsteher, - zwei - Beisitzer, - ein - Schreiber, - ein - Kurier - und - die - Gemeinde - selbst, - die - in - Ver ‐ sammlungen - über - wichtige - Fragen - entschieden. - Die - deutsche - Sprache - benutzte - man - offiziell - in - allen - Verwaltungsbereichen. - Hinweise - auf - das - damalige - Amts ‐ deutsch - der - Kolonien - finden - wir - in - der - bekannten - Arbeit - von - Dinges - (2005: - 20ff.). - Zwar - war - das - Ziel - seiner - Untersuchung, - die - russischen - Entlehnungen - in - der - Sprache - der - Wolgadeutschen - zu - erforschen, - aber - der - Beitrag - enthält - viele - Hinweise - auf - offizielle - Dokumente, - die - in - den - Kolonien - in - deutscher - Sprache - abgefasst - wurden. - Durch - Verordnungen - aller - Art - wurde - das - einfache - Volk - all ‐ mählich - mit - der - deutschen - Literatursprache - vertraut. -- 3 - Das - Bildungswesen - der - Kolonisten - und - das - Problem - der - Russifi ‐ zierung - Der - zweite - Faktor, - der - zur - Erhaltung - der - deutschen - Identität - beitrug, - war - die - Schule - als - Ort, - wo - die - Kinder - lesen - und - schreiben - lernten. - Vom - Zeitpunkt - der - Einwanderung - der - deutschen - Kolonisten - in - Russland - an - gründete - man - Schulen - in - jeder - Kolonie; - gewöhnlich - fand - der - Unterricht - im - Bethaus - oder - in - der - Kirche - statt. - Die - Schule - wurde - folglich - zu - einem - Punkt, - wo - die - Kinder - sich - mit - der - deutschen - Literatursprache - vertraut - machen - konnten, - denn - zu - Hause, - in - der - Familie - aber - auch - in - der - Gemeinde - sprach - man - verschiedene - Mundarten. - - Was - das - Bildungswesen - der - Kolonisten - angeht, - so - war - sein - Stand - viele - Jahre - miserabel. - Am - 25. - Oktober - 1819 - erging, - nach - Bauer - (1915: - 155), - ein - Ukas 3 , - wel ‐ cher - den - Geistlichen - die - alleinige - Verwaltung - der - Schulen - und - die - ausschließli ‐ che - Aufsicht - über - die - Lehrer - anvertraute. - Als - Lehrer - wurden - in - den - ersten - Jah ‐ ren - des - Aufenthaltes - an - der - Wolga - Kolonisten - bestimmt, - die - Lesen - und - Schrei ‐ -------------------------------------------------------- 3 -- Verordnung. - 124 - Minor/ Tetjuew - ben - noch - in - der - alten - Heimat - gelernt - haben. - Mit - jeder - neuen - Lehrergeneration - wurde - aber - das - Bildungsniveau - der - Schulmeister - immer - niedriger. - Die - Lehrer - der - zweiten - Generation - haben - nur - die - örtliche - Grundschule - besuchen - können. - Für - die - pädagogische - Tätigkeit - genügte - das - nicht, - auch - wenn - man - autodidak ‐ tisch - noch - etwas - hinzulernte. - Deshalb - ersuchten - die - Kolonisten - die - offiziellen - Instanzen - um - die - Gründung - von - Schulen, - in - denen - man - Schulmeister - und - Schreiber - ausbilden - könnte. - Aber - diese - Bitten - wurden - ihnen - abgeschlagen. - Erst - nach - etwa - 100 - Jahren - ihres - Aufenthaltes - an - der - Wolga - bekamen - die - Kolonisten - ihre - ersten - Zentralschulen, - die - eine - in - Katharinenstadt - (1859), - die - andere - in - Lesnoj - Karamysch - (Grimm) - (1868). - Die - Aufgabe - dieser - Zentralschulen - war, - Lehrer - (Schulmeister) - für - Russisch - und - andere - Schulfächer - für - die - deutschen - Grundschulen - auszubilden. - In - diese - Kreis ‐- oder - Zentralschulen - wurden - Jugend ‐ liche - im - Alter - von - 14-16 - Jahren - aufgenommen, - die - wenigstens - Deutsch - lesen - und - schreiben - konnten. - Die - ersten - Fachleute - absolvierten - die - Zentrale - Schule - in - Katharinenstadt - 1863. -- - 1890 - gab - es - allein - im - Gouvernement - Saratow - 61 - Gemeindeschulen 4 - in - den - deutschen - Siedlungen. - Wegen - akuten - Landmangels - wurden - neue - Kolonien - ge ‐ gründet, - und - in - den - neuen - Kolonien, - den - sogenannten - Tochterkolonien, - wur ‐ den - auch - Schulen - eröffnet, - so - dass - es - zur - Reformzeit - von - Alexander - II. - (1870) - schon - 287 - deutsche - Schulen - gab. - Die - Gemeindeschule - unterstand - in - den - Kolo ‐ nien - der - Kirche, - der - Lehrer - oder - der - Küster - jedoch - wurden - aus - der - Gemeinde ‐ kasse - bezahlt. - Der - Pastor - war - für - den - Inhalt - des - Curriculums - verantwortlich. - - 1890 - wurden - alle - deutschen - Schulen - dem - Bildungsministerium - unterstellt. - Auf - diese - Weise - wollte - die - Regierung - die - Schulen - der - Obhut - der - Geistlichen - entreißen - und - den - russischen - Einfluss - auf - die - Schule - verstärken. - 1911 - besuchten - nach - Angaben - von - Vaškau - (1992) - die - kirchlichen - Schulen - nur - noch - 997 - Schü ‐ ler, - wobei - die - ministerialen - Schulen - etwa - 151.000 - Schüler - zählen - konnten. - - In - der - Regel - dauerte - die - Schulausbildung - 4 - bis - 6 - Jahre; - dabei - gab - es - gleiche - Rechte - und - Pflichten - sowohl - für - die - Jungen - als - auch - für - die - Mädchen. - Die - Ko ‐ lonisten - achteten - darauf, - dass - alle - Kinder - die - Schule - besuchten; - deshalb - kann - man - behaupten, - dass - die - Schule - auch - an - der - Herausbildung - einer - einheitlichen - Verkehrssprache - in - der - Gemeinde - beteiligt - war - und - so - die - Sprachsituation - maßgebend - bestimmte. -- - Die - Kolonisten - waren - an - der - Pflege - der - deutschen - Kultur - und - der - deutschen - Sprache - interessiert. - Die - wenigen - Bücher, - die - sie - aus - Deutschland - mitgebracht - hatten, - wurden - sorgfältig - aufbewahrt - und - an - die - nächste - Generation - weiterge ‐ geben. - Oft - waren - sie - auch - die - einzigen - Lehrbücher - in - den - Schulen, - mit - denen - man - den - Schülern - das - Lesen - beibrachte. -- -------------------------------------------------------- 4 -- Die - deutschen - Kolonien - lagen - geografisch - in - zwei - Gouvernements: - Saratow - und - Sa ‐ mara. - - Sprachsituation - der - Wolgadeutschen - im - Russischen - Zarenreich - 125 - Die - Kolonisten - hatten - lange - Zeit - keine - eigene - Presse. - Erst - Mitte - des - 19. - Jahr ‐ hunderts - wurden - die - ersten - Versuche - unternommen, - eigene - Zeitungen - zu - gründen. - Zunächst - war - es - die - „Saratowsche - Deutsche - Zeitung“. - Seit - 1873 - wur ‐ den - von - dem - Verleger - Kimmel - der - Kalender - „Wolga ‐ Bote“ - und - seit - 1884 - von - Günter - die - Monatsschrift - „Friedensbote“ - herausgegeben. - Neben - Saratow - wur ‐ den - auch - in - anderen - Städten - deutsche - Zeitungen - herausgegeben. - In - Saratow - erschien - seit - 1906 - regelmäßig - die - Wochenschrift - „Saratower - Deutsche - Zeitung“. - Die - Kolonisten - abonnierten - gern - Zeitungen - und, - da - sie - lesen - konnten, - sind - Wörter - aus - der - Literatursprache - der - Zeitungen - immer - häufiger - in - ihre - Mundart - eingedrungen. - Auf - diese - Weise - kann - man - behaupten, - dass - die - Zeitung - als - ge ‐ druckte - Quelle - der - normierten - deutschen - Sprache - auch - wesentlich - zur - Heraus ‐ bildung - der - allgemeingebräuchlichen - Verkehrssprache - beigetragen - hat. - - Der - nächste - Faktor, - der - die - Sprachsituation - der - Kolonisten - ziemlich - verbes ‐ serte, - war - die - Literatur. - Es - gab - literarische - Texte, - die - Engel ‐ Braunschmidt - (1994) - die - kanonischen - Texte - der - Russlanddeutschen - nannte. - Vor - allem - ist - es - das - oben - erwähnte - Poem - von - Bernhard - Ludwig - von - Platen - „Reise ‐ Beschreibung - der - Kolonisten, - wie - auch - Lebensart - der - Russen“. - Mitte - des - 19. - Jahrhunderts - gab - Friedrich - Dsirne - in - Derpt - die - Geschichte - „Schön - Ammi - von - Marienthal - und - der - ‚Kirgisenmichel‘“ - heraus. - Zum - 150. - Gründungstag - der - ersten - Kolonie - an - der - Wolga - sind - viele - literarische - Werke - erschienen. - Das - bekannteste - ist - wohl - „Das - Lied - vom - Küster - Deis“ - von - David - Kufeld. - Dieses - größere - Poem - in - Versform - kannten - buchstäblich - alle - Kolonisten. - Außer - diesen - Literarischen - Werken - sind - auch - viele - Erinnerungen, - wissenschaftliche - Abhandlungen - über - die - Geschichte - der - deutschen - Ansiedlung - an - der - Wolga, - sowie - über - Grundlagen - der - Gärtnerei - in - Saratow - erschienen. - Das - zeugt - davon, - dass - das - nationale - Bewusstsein - und - die - Sorge - um - die - Pflege - des - kulturellen - Erbes - zum - wichtigsten - Ziel - der - gebilde ‐ ten - Schichten - unter - den - Kolonisten - geworden - sind. - Durch - diese - Bücher, - die - sich - ein - jeder - kaufen - konnte, - ist - die - deutsche - Literatursprache - den - einfachen - Leuten - noch - zugänglicher - geworden. -- - Der - nächste - Faktor - für - das - kulturelle - Leben - der - Wolgadeutschen - und - die - Sprachsituation - in - den - deutschen - Siedlungen - an - der - Wolga - war - die - Kirche. - Die - Geistlichen - kümmerten - sich - von - den - ersten - Jahren - an - um - die - Erziehung - der - heranwachsenden - Generation, - damit - die - Jugendlichen - die - Bibelgeschichte - kannten - und - lesen - konnten. - Der - Religionsunterricht - war - praktisch - das - Haupt ‐ fach - in - der - Kirchenschule. - Der - Unterricht - im - Lesen - erfolgte - anhand - der - vor ‐ handenen - religiösen - Literatur, - die - meistenteils - aus - Deutschland - mitgebracht - wurde. - In - jeder - Kolonie - stand - eine - Kirche. - 1804 - gab - es - im - deutschen - Wolgage ‐ biet - 105 - Kirchen; - ihre - Anzahl - vergrößerte - sich - aber - ständig, - besonders - mit - der - Gründung - der - Tochterkolonien, - und - 1912 - gab - es - allein - im - Kreis - Kamyschin - 30 - Kirchen. - 126 - Minor/ Tetjuew - In - der - zweiten - Hälfte - des - 19. - Jahrhunderts - begann - der - Staat - die - Politik - der - Inte ‐ gration - und - Unifikation - der - nichtrussischen - Völker - zu - betreiben. - Oft - grenzte - diese - Politik - an - gewaltsame - Russifizierung - und - Unterdrückung - der - nationalen - Kulturen - dieser - Völker. - 1860-1890 - kam - zum - ersten - Mal - die - Frage - nach - der - Be ‐ herrschung - der - russischen - Sprache - durch - die - Kolonisten - auf. - Die - Integration - der - Kolonien - ins - Wirtschaftssystem - Russlands - verlangte - unverzügliche - Maß ‐ nahmen - zur - Beherrschung - der - russischen - Sprache. - Im - Laufe - von - 150 - Jahren - seit - der - Übersiedlung - der - Deutschen - an - die - Wolga - hatten - die - deutschen - Kolonisten - die - Staatssprache - von - Russland - nicht - gelernt. - Sie - waren - jedoch - nicht - allein - in - dieser - Situation. - Die - ukrainischen, - tatarischen - und - jüdischen - Einwohner - be ‐ herrschten - ebenfalls - kein - Russisch. - Kufeld - (2000: - 24) - schrieb - diesbezüglich: - Die - Zeit - von - 1815 - bis - 1871 - ist - als - Blütezeit - der - Wolga ‐ Kolonien - anzusehen. - Es - fehl ‐ te - an - nichts. - Sowohl - fruchtbares - Land - war - vorhanden - als - auch - eine - gute - Verwal ‐ tung. - Seit - dem - Jahre - 1871 - geht - es - mit - den - Kolonien - leider - abwärts. - Unter - Alexander - II. - (1855-1881) - erfolgten - in - der - russischen - Nationalitätenpolitik - radikale - Veränderungen. - In - erster - Linie - kam - es - zur - Aufhebung - der - Leibeigen ‐ schaft. - Die - Reformen - im - Gerichtswesen - und - in - der - Verwaltung - lenkten - die - Auf ‐ merksamkeit - des - Staates - auf - die - Sprachprobleme - seiner - Bevölkerung. - Die - neue - Verwaltung - begann - mit - den - Änderungen - der - Staatspolitik - im - Bereich - der - Bil ‐ dung. - Das - bedeutete - die - Zunahme - der - Rolle - der - russischen - Sprache - in - der - Ge ‐ sellschaft, - das - Erlernen - der - russischen - Sprache - in - den - Schulen - und - die - nachfol ‐ gende - Russifizierung - der - Randgebiete - des - Zarenreiches. - Ab - 1866 - wurde - das - Er ‐ lernen - der - russischen - Sprache - in - den - örtlichen - Lernanstalten - des - polnischen - Reiches - obligatorisch. - Die - geheime - Verordnung - vom - Jahre - 1876 - bestätigte - das - Verbot - über - das - litauische - Lateinalphabet, - die - weißrussische - Sprache, - sowie - den - öffentlichen - mündlichen - und - schriftlichen - Gebrauch - der - ukrainischen - Sprache. - In - den - 1880er - Jahren - erfolgte - die - Ausbildung - in - den - georgischen - und - armenischen - Volksschulen - nur - noch - in - russischer - Sprache. - Seit - 1870 - kam - es - zur - schrittweisen - Aufhebung - der - autonomen - Verwaltung - der - deutschen - Kolonien - in - Neurussland - und - der - Wolgaregion. - Ein - Jahr - später - wurde - das - Fürsorgekon ‐ tor - für - ausländische - Ansiedler - in - Saratow - aufgehoben. - Die - Kolonisten - wurden - zur - Wehrpflicht - herangezogen. - Die - russische - Sprache - wurde - zur - Unterrichts ‐ sprache - in - den - deutschen - Volksschulen. - Auf - Deutsch - durften - nur - Religion - und - Muttersprache - unterrichtet - werden. - Das - verstärkte - die - Russifizierung - im - Be ‐ reich - des - deutschen - Bildungssystems. - Die - Aufhebung - der - Leibeigenschaft - ver ‐ langte - die - verstärkte - Teilnahme - der - Bevölkerung - Russlands - am - gesellschaftli ‐ chen - Leben - des - Landes. - Und - das - führte - zur - Notwendigkeit - der - flächendecken ‐ den - Beherrschung - der - russischen - Sprache - im - Land. - Die - intensive - und - freie - Mi ‐ gration - der - multinationalen - Bevölkerung - innerhalb - des - Kaiserreiches - machte - - Sprachsituation - der - Wolgadeutschen - im - Russischen - Zarenreich - 127 - auch - eine - Sprache - für - den - internationalen - Verkehr - notwendig. - Zu - einer - sol ‐ chen - Sprache - konnte - nur - Russisch - werden. - Denn - es - war - die - Sprache - der - staats ‐ bildenden - Nation. - Dies - wurde - im - Weiteren - als - Russifizierung - betrachtet. -- - Zu - betonen - wäre, - dass - die - Folge - der - Verstärkung - der - staatlichen - Teilnahme - an - der - Reformation - des - Bildungsbereichs - die - Stärkung - der - Rolle - der - russischen - Sprache - im - Land - war. - Nach - den - Angaben - der - Volkszählung - 1897 - nahmen - die - protestantischen - Deutschen - in - der - Lese ‐- und - Schreibkundigkeit - in - ihrer - Mut ‐ tersprache - sowie - in - Russisch - mit - 76,43 - % - den - ersten - Platz - in - Russland - ein; - und - das - sowohl - auf - dem - Lande - als - auch - in - den - Städten. - Nach - Č erkaz ̕ janova - (2005: - 24) - betrug - die - Schriftkundigkeit - unter - der - orthodoxen - Bevölkerung - auf - dem - Lande - 18,99 - %, - unter - den - Altgläubigen - 20,24 - %, - unter - den - armenischen - Grego ‐ rianern - 13,26 - %, - unter - den - Katholiken - 32,14 - %, - unter - den - Juden - 38,95 - % - und - un ‐ ter - den - Mohammedanern - 7,17 - %. - Zwei - Zentralfachschulen - in - Katharinenstadt - und - in - Lesnoj - Karamysch - waren - nicht - in - der - Lage, - die - Kolonien - der - Deutschen - in - der - Wolgaregion - mit - Lehrkräften - zu - versorgen. -- - Abschließend - könnte - man - sagen, - dass - die - deutsche - Bevölkerung - in - Russ ‐ land - nie - ein - einheitliches - Volk - darstellte - und - nie - eine - einheitliche - Verkehrs ‐ sprache - hatte. - Die - besten - Voraussetzungen - für - die - Herausbildung - einer - ein ‐ heitlichen - Sprache - hatten - die - Wolgadeutschen - in - der - Zeit - kurz - vor - der - Depor ‐ tation - und - Auflösung - ihrer - Autonomen - Republik - an - der - Wolga. - Das - Deutsche - war - damals - 1918 - bis - 1941 - Amtssprache, - in - den - Schulen - und - den - Hochschulen - war - Deutsch - Unterrichtssprache, - es - gab - viele - Zeitungen - und - Zeitschriften - in - Deutsch. - In - der - Hauptstadt - Engels - gab - es - deutsche - Theater - und - in - den - Kolcho ‐ sen - viele - Gruppen - von - deutschen - Laienkünstlern. -- - Viele - Historiker - sind - heute - fest - davon - überzeugt, - dass - - - wie - German - (2008: - 64) - schreibt - - - der - erfolgreichste - Zeitabschnitt - im - Leben - und - in - der - Entwick ‐ lung - der - ethnischen - Deutschen - in - Russland - nicht - die - Zeit - war, - in - der - sie - eine - besondere - Verwaltung - und - Privilegien - hatten, - und - nicht - die - Periode, - in - der - die - Autonome - Sozialistische - Sowjetrepublik - der - Wolgadeutschen - und - die - deut ‐ schen - nationalen - Landkreise - existierten, - sondern - der - Zeitabschnitt - nach - den - Reformen - in - Russland - vor - 1917, - d.h. - von - den - 1870er - Jahren - bis - zum - Beginn - des - ersten - Weltkriegs. - - Die - Gründung - der - territorialen - Autonomie, - der - ASSR - WD, - an - den - Wolga ‐ ufern - 1917 - und - die - nachfolgende - Deportation - 1941 - beschleunigten - den - Prozess - der - Bildung - des - nationalen - Selbstbewusstseins - und - der - Selbstwahrnehmung - der - Deutschen. - Ihre - Muttersprache - jedoch, - ihre - Kultur - sowie - ihre - Bräuche - und - Traditionen - wurden - von - der - neuen - gesellschaftspolitischen - Konstellation - in - der - Sowjetunion - unermesslich - bedroht; - nach - der - Deportation - wurde - die - natürliche - Entwicklung - der - deutschen - Muttersprache - abgebrochen. - Sie - wandelte - sich - von - der - offiziellen - Amtssprache - in - der - wolgadeutschen - Autonomie, - die - alle - Berei ‐ che - der - Kommunikation - in - Wort - und - Schrift - erfasste, - zur - Sprache - des - engen - 128 - Minor/ Tetjuew - Familienverkehrs. - Das - Fehlen - der - schöngeistigen - Literatur - von - russlanddeut ‐ schen - Autoren - und - der - Massenmedien - im - Land - bis - 1956 - entzog - der - deutschen - Bevölkerung - die - historische - Kontinuität - und - den - alltäglichen - Verkehr - in - der - Muttersprache - sowie - ihre - umgangssprachlichen - Formen - und - die - deutschen - Mundarten. - 4 - Russlanddeutsche - als - Brücke - zwischen - zwei - kulturellen - Welten - Die - heutige - Sprachsituation - der - Russlanddeutschen - wird - immer - komplizierter. - Es - gibt - in - ganz - Russland - fast - keine - Ballungsgebiete - der - Russlanddeutschen - mehr. - Die - aktiven - Dialektsprecher - sind - größtenteils - nach - Deutschland - ausge ‐ wandert. - Alle - in - Russland - und - den - GUS ‐ Staaten - gebliebenen - Russlanddeut ‐ schen - sind - im - besten - Fall - bilingual - oder - sprechen - nur - Russisch. - Die - Mutter ‐ sprache - der - ethnischen - Deutschen - wird - als - Fremdsprache - unterrichtet; - es - gibt - im - Deutschunterricht - keine - Bezüge - mehr - zu - Deutsch - als - Muttersprache. - - Was - die - gesamte - deutsche - Volksgruppe - in - Russland - angeht, - so - teilt - sie - Pleve - (1999: - 8-31) - nach - drei - Kriterien - ein, - die - jeweils - eine - bestimmte - Wahrnehmung - der - Deutschen - in - Russland - voraussetzen: - Dem - sozialen - Kriterium - nach - wurden - sie - der - Zeit - entsprechend - als - Kolonisten, - Ansiedler ‐ Eigentümer, - Kleinbürger - und - Adlige - aufgefasst. - Dem - konfessionellen - Kriterium - nach - unterscheidet - man - Lutheraner, - Katholiken, - Orthodoxe - und - Mennoniten. - Dem - territorialen - Kriteri ‐ um - nach - unterteilt - man - sie - in - Baltendeutsche - oder - Deutschbalten, - Deutsche - von - Sankt ‐ Petersburg - und - Moskau, - Wolgadeutsche, - Deutsche - von - Neuruss ‐ land, - der - Ukraine, - Deutsche - Transkaukasiens - oder - transkaukasische - Deutsche - und - Wolhyniendeutsche. - Die - spezifischen - nationalen - Charakterzüge - und - die - Sprache - wurden - zu - den - wichtigsten - Voraussetzungen - für - die - allgemeine - gegen ‐ seitige - Annäherung - der - ethnischen - Deutschen. - Die - Deutschen - der - Wolgaregion - bzw. - die - Wolgadeutschen - nahmen - sich - erst - gegen - Ende - des - 18. - Jahrhunderts - als - ethnisch - herausgebildete - Gruppe - wahr. - - Die - Benennung - „Wolgadeutsche“ - ist - ein - territorial ‐ geographisches - Ethno ‐ nym. - Dieses - Ethnonym - betont - das - Areal - der - Ansiedlung - der - Einwohner - deut ‐ scher - Abstammung. - Es - vereint - auch - die - ganze - Vielfalt - der - bestehenden - deut ‐ schen - Bevölkerungsgruppen - an - der - Wolga - von - Nišnij - Novgorod - bis - Zarizyn. - Der - Forscher - Rešetov - (2005: - 152) - schlägt - im - Rahmen - der - regionalen - Geschichte - vor, - alle - Gruppen - der - Wolgadeutschen - in - folgende - drei - Volksgruppen - einzutei ‐ len: - Die - erste - Gruppe - ist - die - deutsche - Bevölkerung - in - den - deutschen - Ballungs ‐ gebieten, - d.h. - unmittelbar - in - den - deutschen - Kolonien. - Die - zweite - Gruppe - um ‐ fasst - die - deutsche - Bevölkerung - in - den - Städten - der - Wolgaregion. - Zur - dritten - Gruppe - gehört - die - deutsche - Bevölkerung - in - den - russischen - und/ oder - ukraini ‐ schen - Siedlungen - der - Wolgaregion - als - nationale - Minderheit. - - Sprachsituation - der - Wolgadeutschen - im - Russischen - Zarenreich - 129 - Die - deutsche - Sprache - in - Russland - liegt - an - der - Grenze - zwischen - zwei - Welten - und - könnte - eine - Brückenfunktion - ausüben, - jedoch - fehlt - den - meisten - Deut ‐ schen - in - Russland - die - ausreichende - Sprachkompetenz, - was - wiederum - von - den - Faktoren - abhängt, - die - wir - oben - erwähnt - haben. - Der - Sprachgebrauch - ist, - wie - bekannt, - mit - dem - Sprachsystem - verknüpft. - Er - zeigt - sich - auch - in - den - Bereichen - des - individuellen - und - des - sozialen - Lebens. - Ohne - Sprechtätigkeit - ist - die - gegen ‐ wärtige - Kommunikation - nicht - vorstellenbar. - Die - Sprache - und - das - Sprechen - sind - mit - dem - Kontext - der - soziokulturellen - Realität - untrennbar - verbunden. - Und - das - bedeutet, - dass - die - geschichtlich ‐ linguistische - und - die - soziolinguistische - Analyse - der - deutschen - Inseldialekte - in - einer - fremdsprachigen - Umgebung - zu - den - wichtigsten - Aufgaben - der - gegenwärtigen - Sprachforschung - werden - sollten. - Das - komplexe - Herangehen - ermöglicht - die - Erarbeitung - der - allgemeinen - moder ‐ nen - Methodik - für - die - Erforschung - von - Sprache, - Kultur - und - Geschichte - in - den - Wohngebieten - der - ethnischen - Deutschen - Russlands. -- 5 - Literatur -- Bauer, - Gottlieb - (1908): - Geschichte - der - deutschen - Ansiedler - an - der - Wolga - seit - ihrer - Ein ‐ wanderung - nach - Rußland - bis - zur - Einführung - der - allgemeinen - Wehrpflicht - (1766- 1874) - nach - geschichtlichen - Quellen - und - mündlichen - Überlieferungen. - Saratow. Beloborodova, - Irina - N. - (2000): - Ė tnonim - „nemec“ - v - Rossii: - ku ľ turno ‐ politologi č eskij - as ‐ pekt. - In: - Obš č estvennye - nauki - i - sovremennos ť- 2. - S. - 96-102. 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bis - 1862. - Tübingen. - Tetjuev, - Leonid - I./ Šilova, - Svetlana - A. - (2011): - Miroponimajuš č aja - priroda - jazyka. - Saarbrü ‐ cken. - Vaškau, - Nina -Ė . - (1998): - Škola - v - nemeckich - kolonijach - Povolž ̕ ja. - 1764-1917. - Volgograd. - S. - 159-161. -- Quellen - Huber, - Eduard - (o.J.): - Gedenke - mein. - In: - Ritšer, - Robert: - Ė duard - Guber. - wolgadeutsche.- ru/ ritscher/ Huber.pdf - (Stand: - 21.05.2015). - S. - 7-8. - - Kurzwortkomposita - als - sprachlicher - Schmelztiegel - von - Kulturen - Márta - Murányi ‐ Zagyvai - (Eger) - Zusammenfassung - Multisegmentale - Kurzwörter - (im - Weiteren - MKW) - bieten - einerseits - gegenüber - ihren - Langformen - erhebliche - Vorteile, - da - sie - sehr - flexible - Wortschatzelemente - sind. - Diese - Flexibilität - kommt - dadurch - zustande, - dass - lange, - komplizierte - Formen - in - relativ - einfa ‐ che - ohne - morphologische - Struktur - umgewandelt - werden, - während - die - Inhaltsseite - des - sprachlichen - Zeichens - grundsätzlich - erhalten - bleibt. - Auf - der - anderen - Seite - kann - das - undurchsichtige - Formativ - der - MKW - für - die - Rezipienten - große - Schwierigkeiten - bedeu ‐ ten. - - Als - entscheidender - Vorteil - der - MKW - kann - ihre - oft - kulturübergreifende - Kompositi ‐ onsaktivität - genannt - werden. - MKW - können - sehr - leicht - und - daher - sehr - schnell - entlehnt - werden, - sie - brauchen - entweder - überhaupt - keinen - oder - nur - einen - teilweisen - Assimilati ‐ onsprozess - durchzumachen, - um - in - Texten - der - Zielsprache - leicht - verwendet - werden - oder - an - der - Kompositabildung - genauso - teilnehmen - zu - können - wie - zielsprachige - Wör ‐ ter. - - Im - Beitrag - werden - die - Ergebnisse - einer - Untersuchung - von - MKW - und - mit - ihnen - ge ‐ bildeten - Kurzwortkomposita - analysiert, - die - aus - acht - Nummern - der - Budapester - Zeitung - stammen. - 1 - Einleitung - und - Zielsetzung - Im - Folgenden - werden - die - Ergebnisse - einer - Untersuchung - präsentiert, - die - im - Bereich - der - Kurzwortkomposita, - genauer - der - Komposita - mit - multisegmentalen - Kurzwörtern - (MKW) - durchgeführt - wurde. - Das - Ziel - der - Untersuchung - war - es - einerseits, - der - Frage - nachzugehen, - ob - sich - fremdsprachige - MKW - bei - der - Kom ‐ positabildung - mit - deutschen - Kompositionsgliedern - im - Hinblick - auf - ihre - Kom ‐ positionsaktivität - von - den - deutschen - unterscheiden. - Andererseits - wurde - unter ‐ sucht, - wie - häufig - Komposita - mit - fremden - (vor - allem - ungarischen) - multiseg ‐ mentalen - Kurzwörtern - in - deutschen - Texten - verwendet - und - inwieweit - sie - integ ‐ riert - werden. - - Der - Untersuchung - wurde - die - Hypothese - zu - Grunde - gelegt, - dass - fremdspra ‐ chige - MKW - in - deutscher - Umgebung - anpassungsfähig - und - daher - genauso - kom ‐ positionsaktiv - wie - deutsche - sind. - Die - auf - diese - Weise - entstandenen - Komposita - stellen - sprachliche - Bindeglieder - zwischen - Kulturen - dar, - und - sind - daher - für - die - Übersetzung - oder - Produktion - von - Texten - über - andere - Kulturen - von - großer - Be ‐ 132 - Murányi ‐ Zagyvai - deutung. - Im - letzten - Teil - des - Beitrags - geht - es - darum, - welche - Verfahren - von - den - Journalisten - angewandt - werden, - um - den - Lesern - beim - Verstehen - der - (fremden) - MKW - und - ihrer - Komposita - zu - helfen. -- 2 - Wortbildung - und - Kurzwörter - 2.1 - Kurzwortbildug - Die - Kurzwortbildung - wird - in - der - germanistischen - Linguistik - neben - Kompositi ‐ on - und - Derivation - dritte - Hauptwortbildungsart - genannt - (vgl. - Donalies - 2005: - 139). 1 - - Unter - Kurzwörtern - werden - in - der - vorliegenden - Arbeit - in - Anlehnung - an - Kobler ‐ Trill - (vgl. - Kobler ‐ Trill - 1994: - 13ff.) - sprachliche - Elemente - verstanden, - die - durch - Reduktion - einer - Langform - gebildet - werden, - grundsätzlich - als - Dublette - zu - ihrer - Langform - betrachtet - werden - können - (das - Kurzwort - bezieht - sich - also - auf - dasselbe - Denotat - wie - die - Langform) - und - sowohl - in - der - geschriebenen - als - auch - in - der - gesprochenen - Sprache - verwendet - werden. - - Kobler ‐ Trill - unterscheidet - bei - den - Kurzwörtern - nach - der - Art - der - Kürzung - unisegmental - (z.B. - Uni - < - Universität) - und - multisegmental - (z.B. - Lkw - < - Last‐ kraftwagen) - gekürzte - Kurzwörter - sowie - partielle - Kurzwörter - (z.B. - O‐Saft - < - Orangensaft). - Unisegmental - gekürzte - Kurzwörter - (oder - unisegmentale - Kurz ‐ wörter) - bestehen - aus - einem - Segment - des - Basislexems, - das - meist - der - Anfang - der - Langform - ist. - Partielle - Kurzwörter - werden - aus - Determinativkomposita - gebil ‐ det, - deren - erste - Einheit - auf - den - Anfangsbuchstaben - gekürzt - wird, - während - die - zweite - erhalten - bleibt. -- - Multisegmental - gekürzte - Kurzwörter - (oder - MKW) - sind - Kurzwörter, - die - da ‐ durch - gebildet - werden, - dass - ihre - Langform - an - mehreren - Segmenten - diskonti ‐ nuierlich - gekürzt - wird. - Sie - werden - aufgrund - ihrer - Bildungsweise - in - Buchsta ‐ ben(kurz)wörter, - Silben(kurz)wörter - und - Misch(kurz)wörter - eingeteilt. - Der - Unterschied - zwischen - den - ersten - beiden - Untergruppen - besteht - darin, - dass - sich - Buchstabenwörter - aus - einzelnen - Buchstaben - der - Segmente - der - Langform - zu ‐ sammensetzen - (z.B.-AKW - < - Atomkraftwerk), - während - Silbenkurzwörter - größe ‐ re - Einheiten - der - Langform - (Silben - oder - silbenähnliche - Segmente) - enthalten - (z.B.- Stasi - < - Staatssicherheitsdienst). - Für - die - Mischkurzwörter - ist - charakteris ‐ tisch, - dass - sie - weder - ausschließlich - aus - einzelnen - Buchstaben - noch - ausschließ ‐ lich - aus - Silben - oder - silbenähnlichen - Segmenten - der - Langform - bestehen, - son ‐ -------------------------------------------------------- 1 -- Nach - einer - anderen - Auffassung - wird - die - Konversion - nicht - als - eine - Art - der - Derivati ‐ on, - sondern - neben - der - Kurzwortbildung - als - eine - Wortbildungsart - ohne - unmittelba ‐ re - Konstituenten - mit - Wortartwechsel - angesehen - (vgl. - Barz - 2006: - 668). -- - Kurzwortkomposita - als - sprachlicher - Schmelztiegel - von - Kulturen - 133 - dern - in - ihnen - beide - Kürzungstechniken - vermischt - auftreten - (z.B. - GEMA - < - Ge‐ sellschaft- für- musikalische- Aufführungs‐- und- Vervielfältigungsrechte) - (vgl. - Kob ‐ ler ‐ Trill - 1994: - 795ff.). - - Da - der - größte - Teil - der - Belege - ungarische - MKW - enthält - (vgl. - 3.2), - muss - un ‐ bedingt - erwähnt - werden, - dass - die - gleichen - Untergruppen - bei - den - ungarischen - MKW - (im - Ungarischen - mozaikszók - genannt) - zu - finden - sind - wie - bei - den - deut ‐ schen - (vgl. - Murányiné - 2011: - 330). - Die - anderen - Belege - lassen - weiterhin - vermu ‐ ten, - dass - die - MKW - in - den - anderen - betroffenen - Sprachen - auf - die - gleiche - Weise - gebildet - werden - (z.B. - ATM - < - Automated/ Automatic- Teller- Machine 2 ; - INA - < - In‐ dustrija- nafte 3 ; - SVT - < - Sveriges- Television 4 ; - DAF - < - Van- Doorne’s- Automobiel- Fa‐ briek 5 ; - ENI - < - Ente-Nazionale-Idrocarburi 6 ,-EOS-<-Energie-Ouest-Suisse 7 ). - 2.2 - Wortbildung - mit - multisegmentalen - Kurzwörtern - Analog - zu - den - nicht - reduzierten - Lexemen - der - Sprache - können - die - Kurzwörter - in - einfache - und - komplexe - Kurzwörter - eingeteilt - werden. - Komplexe - Kurzwörter - sind - Komposita - (z.B. - AKW‐Projekt), - Derivate - (z.B. - CDUler) - oder - Konvertate - (z.B. - simsen). -- - MKW - stellen - aus - der - Sicht - der - Wortbildung - wertvolles - Ausgangsmaterial - dar, - da - sie - sehr - flexible - Wortschatzelemente - sind. - Diese - Flexibilität - kommt - da ‐ durch - zustande, - dass - die - Kurzwortbildung - im - Bereich - der - multisegmentalen - Kurzwörter - wie - ein - Transformator - wirkt: - Lange, - komplizierte - Formen - werden - in - relativ - einfache - Formen - ohne - morphologische - Struktur - umgewandelt, - wäh ‐ rend - die - Inhaltsseite - des - sprachlichen - Zeichens - grundsätzlich - erhalten - bleibt. - Auf - diese - Weise - kann - man - mit - ihnen - sehr - komplexe - Inhalte - relativ - einfach - aus ‐ drücken - (z.B. - KZ‐Überlebender, - d.h. - ‚jemand, - der - das - Konzentrationslager - über ‐ lebt - hat‘; - UNESCO‐Weltkulturerbe, - d.h. - ‚Gesamtheit - der - Kulturgüter, - an - die - von - der - Organisation - der - Vereinten - Nationen - für - Erziehung, - Wissenschaft - und - Kul ‐ tur - der - Titel - „Welterbe“ - verliehen - wurde‘). - - Die - Komposition - ist - im - Bereich - der - MKW - ein - sehr - produktives - Wortbil ‐ dungsmittel, - MKW ‐ Derivate - und - MKW ‐ Konvertate - werden - viel - seltener - gebil ‐ det - (Barz - 2006: - 747). - Als - Besonderheit - der - Wortbildung - mit - MKW - ist - zu - erwäh ‐ nen, - dass - bestimmte - Kurzformen - noch - einem - zweiten - Reduktionsprozess - un ‐ terworfen - werden, - wobei - Kurzwörter - zweiten - Grades - entstehen - (vgl. - Steinhau ‐ -------------------------------------------------------- 2 -- = - Geldautomat. - 3 -- = - kroatische - Mineralöl ‐- und - Gasgesellschaft. - 4 -- = - öffentlich ‐ rechtliches - Fernsehen - in - Schweden. - 5 -- = - niederländischer - LKW ‐ Produzent. - 6 -- = - italienischer - Ölkonzern. - 7 -- = - schweizerische - Holdinggesellschaft. - 134 - Murányi ‐ Zagyvai - er - 2000: - 147). - In - diesen - Fällen - kann - die - eine - Kurzform - der - anderen - als - „Lang ‐ form“ - dienen, - z.B. - UPS - < - UV‐Photoelektronen‐Spektrometrie, - UV - < - ultraviolett. -- - Einer - der - größten - Vorteile - der - MKW - ist - ihre - oft - kulturübergreifende - Kom ‐ positionsaktivität, - die - ermöglicht, - sprachliche - Einheiten - aus - zwei - (oder - mehr) - Sprachen - in - einem - Kompositum - zu - verbinden. - Da - es - im - Deutschen - für - die - Bil ‐ dung - von - Komposita - mit - multisegmentalen - Kurzwörtern - keine - Beschränkun ‐ gen - gibt, - ist - es - möglich, - ein - fremdes - Buchstabenkurzwort - mit - einem - deutschen - Erst ‐- oder - Zweitglied - zusammenzusetzen - (z.B. - NAV 8 ‐Mitarbeiter, - Luxus‐ÁFA 9 ). - Solche - Komposita - können - dann - als - Grundlage - für - Weiterbildungen - fungieren - (z.B. - Ex‐NAV‐Mitarbeiter). - 3 - Eine - empirische - Untersuchung -- 3.1 - Das - Korpus - und - die - Belege - Als - Korpus - wurden - acht - Nummern - der - Budapester - Zeitung - aus - dem - Jahr - 2013 - gewählt. - Bei - der - Auswahl - der - Korpustexte - wurden - zwei - Kriterien - formuliert: - 1) - Das - Korpus - soll - möglichst - aus - authentischen - deutschen - Texten - bestehen - und - 2) - die - Texte - sollen - von - Themen - handeln, - die - sich - an - der - Schnittstelle - von - Kul ‐ turen - befinden. - - Die - Budapester - Zeitung - ist - eine - deutschsprachige - ungarische - Wochenzei ‐ tung - in - Budapest, - die - eine - englischsprachige - Schwesterzeitung - (The - Budapest - Times) - hat. - Die - Artikel - beider - Zeitungen - stammen - von - mehrsprachigen - Mitar ‐ beitern - sowie - von - Fachautoren - aus - dem - In ‐- und - Ausland. - Die - Zeitungen - rich ‐ ten - sich - an - in - Ungarn - lebende - deutsch ‐- und - englischsprachige - Geschäftsleute - und - Diplomaten, - sowie - an - interessierte - Ungarn - (vgl. - www.budapester.hu/ uber‐ uns/ , - Stand: - 14.07.2015). - - Die - untersuchten - acht - Nummern - (von - 43 - bis - 50) - enthalten - insgesamt - 128 - Seiten - und - standen - als - pdf ‐ Dateien - zur - Verfügung. - Die - Untersuchung - erfolgte - manuell, - d.h. - die - Belege - wurden - einfach - beim - Lesen - gesammelt. - - In - die - Sammlung - wurden - alle - einfachen - und - komplexen - MKW - unterschied ‐ licher - Herkunft - aufgenommen, - die - in - den - Zeitungstexten - mindestens - einmal - vorkamen; - folglich - liegen - über - die - Gebrauchsfrequenz - der - einzelnen - Beleg ‐ gruppen - und - Belege - keine - genauen - Daten - vor. - Festzustellen - war - allerdings, - dass - ca. - drei - neue - MKW - oder - MKW ‐ Komposita - pro - Seite - gefunden - werden - konnten. - -------------------------------------------------------- 8 -- NAV - < - Nemzeti-Adó‐-és-Vámhivatal - (ungarische - Steuerbehörde). - 9 -- ÁFA - oder - áfa - < - általános-forgalmi-adó - (ungarische - Mehrwertsteuer). - - Kurzwortkomposita - als - sprachlicher - Schmelztiegel - von - Kulturen - 135 - In - erster - Annäherung - gab - es - insgesamt - 376 - Belege, - bei - der - Klassifizierung - mussten - aber - 7 - einfache - und - 10 - Komposita, - die - mit - ihnen - gebildet - wurden, - aus ‐ sortiert - werden, - da - sie - sich - nach - genaueren - Betrachtung - doch - nicht - als - MKW - und - MKW ‐ Komposita - erwiesen. - Beim - Lesen - der - Zeitungsartikel - war - einerseits - die - Schreibweise - (z.B. - BUD,-E.ON) 10 - irreführend, - andererseits - wurde - die - Unter ‐ scheidung - auch - dadurch - erschwert, - dass - die - Bildungsweise - in - einigen - Fällen - nicht - (leicht) - zu - erkennen - war. - Es - handelt - sich - hier - ausschließlich - um - Bezeich ‐ nungen - von - Unternehmen, - die - höchstwahrscheinlich - Kunstwörter, - also - keine - Kurzwörter - sind - (z.B. - CBA,-Telenor,-Telekom,-E.ON,-T‐Systems,-M‐Telekom) 11 . - 3.2 - Auswertung - und - Interpretation - der - Befunde - Nachdem - die - oben - erwähnten - sieben - Fälle - und - die - zu - ihnen - gehörenden - zehn - Komposita - aussortiert - worden - waren, - blieben - 359 - Befunde - für - die - Analyse - üb ‐ rig. - Über - diese - Belege - konnte - Folgendes - festgestellt - werden: - 1) - In - den - Zeitungstexten - waren - insgesamt - 182 - MKW - zu - finden: - 98 - MKW - ka ‐ men - nur - als - Simplizia, - also - in - nicht - komplexer - Form - vor - (z.B. - BIP - < - Brutto‐ inlandsprodukt), - 31 - MKW - wurden - dagegen - nur - in - Komposita - (z.B. - EuGH‐ Urteil; - EuGH - < - Europäischer - Gerichtshof), - weitere - 53 - sowohl - als - Simplizia - als - auch - als - Komposita - verwendet - (z.B. - AG - < - Aktiengesellschaft, - AG‐Vorsit‐ zender). - 2) - Die - Zahl - der - Komposita - betrug - 208. - 3) - Es - gab - nur - vier - MKW ‐ Derivate - (alle - vier - waren - Präfixbildungen - mit - dem - Präfix - ex‐: - ex‐Fidesz‐Abgeordneter 12 ; - Ex‐NAV‐Bediensteter 13 ; - Ex‐NAV‐Mitar‐ -------------------------------------------------------- 10 -- Im - Ungarischen - sollen - grundsätzlich - nur - Buchstabenkurzwörter - in - Majuskeln - ge ‐ schrieben - werden, - aber - BUD - ist - die - Abkürzung - von - Airport-Budapest - im - internatio ‐ nalen - Flugverkehr. - Die - Schreibeweise - von - E.ON - ist - an - und - für - sich - ungewöhnlich, - das - Wort - ist - aber - kein - Kurzwort, - sondern - es - stammt - von - engl. - eon, - das - auf - griech. - aiōn - (= - Ewigkeit) - zurückzuführen - ist. -- 11 -- CBA - ist - wahrscheinlich - die - Umkehrung - von - ABC. - ABC‐Geschäfte - nennt - man - in - Un ‐ garn - Lebensmittelgeschäfte - bzw. - kleinere - Supermärkte. - Das - T - in - T‐Systems - bezieht - sich - wahrscheinlich - auf - Telekom, - die - Form - T‐Systems - könnte - also - als - Weiterbildung - (partielles - Kurzwort - zweiten - Grades) - angesehen - werden. - Eine - weitere - Besonderheit - stellt - die - Bezeichnung - M‐Telekom - dar, - bei - der - M - magyar - (also - ungarisch) - bedeutet. - Die - Bezeichnung - enthält - also - sowohl - ungarische - als - auch - deutsche - Elemente, - ohne - dass - die - Mischung - auffallen - würde. - 12 -- Fidesz - < - Fiatal- Demokraták- Szövetsége- (Regierungspartei - in - Ungarn; - die - Langform - ist - nicht - mehr - gebräuchlich.). - 13 -- NAV - < - Nemzeti-Adó‐-és-Vámhivatal - (ungarische - Steuerbehörde). - 136 - Murányi ‐ Zagyvai - beiter; - Ex‐SZDSZ‐Chef 14 ), - MKW ‐ Konvertate - waren - in - den - Korpustexten - nicht - zu - finden. - 4) - Die - absolute - Mehrheit - der - MKW - wurde - von - Buchstabenkurzwörtern - ge ‐ bildet; - es - konnten - nur - fünf - Silbenkurzwörter - (zwei - deutsche: - Telko - < - Tele‐ kommunikationsanbieter - und - Stasi - < - Staatssicherheitsdienst - sowie - drei - un ‐ garische: - Bubi- <- Budapest- Bicikli- =- Budapest - Fahrrad, - Müpa- <- Művészetek- Palotája- =- Palast - der - Künste, - Pecsa- <- Petőfi- Csarnok- =- Pet ő fi ‐ Halle) - und - nur - sechs - Mischkurzwörter - (alle - ungarische - KW: - Fidesz, - KÜIG- <- Kiemelt- Ügyek-Adóigazgatósága - = - Steuerdirektion - für - besondere - Fälle, - Malév-<-Ma‐ gyar- Légiforgalmi- Vállalat- =- Ungarische - Fluggesellschaft, - NÖRI- <- Nemzeti- Örökség-Intézete-=-Institut-für-Nationalerbe, - Mol - < - Magyar-Olaj‐-és-Gázipa‐ ri-Nyrt. - = - Ungarische - Mineralöl ‐- und - Gasgesellschaft - und - OVIT-<-Országos- Villamostávvezeték-Zrt.-=-ungarischer - Übertragungsnetzwerkbetreiber) - ge ‐ funden - werden. - Um - die - erste - Frage - (s. - 1) - beantworten - zu - können, - musste - geklärt - werden, - wel ‐ che - MKW - - - im - Vergleich - zum - Deutschen - - - als - fremdsprachig - eingestuft - wer ‐ den - können. - Bei - der - Klassifizierung - hätte - man - einfach - das - Grundprinzip - befol ‐ gen - können, - dass - die - sprachliche - Zugehörigkeit - der - MKW ‐ Segmente - die - ent ‐ scheidende - Rolle - spielt. - In - vielen - Fällen - fiel - jedoch - die - Entscheidung - - - wie - er ‐ wartet - - - aus - mehreren - Gründen - schwer. - Es - kam - zu - folgenden - Problemen: - 1) - Bei - einigen - MKW - waren - die - einzelnen - Segmente - nicht - der - gleichen - Her ‐ kunft, - z.B. - LCTM - < - LC- Thomas- Mann- <- Lions- Club- Thomas- Mann. - In - sol ‐ chen - Fällen - scheint - es - zweckmäßig - zu - sein, - das - Grundwort - oder - den - Aus ‐ gangsausdruck - (in - diesem - Fall - Lions- Club) - bei - der - Zuordnung - zu - berück ‐ sichtigen. - 2) - Viele - MKW ‐ Segmente - waren - zwar - ursprünglich - englischer - Herkunft, - sie - sind - aber - mit - der - tagtäglichen - Benutzung - Entlehnungen - geworden, - z.B. - TV - < - television; - DVD - < - digital- video/ versatile- disc; - SMS - < - short- message- service; - VIP-< - very-important-person; - LED - < - light- emitting-diode; - HR-<-Hu‐ man-resources; -PC-<-personal-computer. - Ob - sie - noch - als - fremd - oder - schon - als - Entlehnung - bewertet - werden - können, - ist - allerdings - schwer - zu - entschei ‐ den. - Als - Entscheidungsmerkmal - wurde - in - diesen - Fällen - die - Aussprache - der - MKW - oder - der - einzelnen - Segmente - miteinbezogen, - da - in - solchen - Fäl ‐ len - typisch - ist, - dass - die - fremde - und - einheimische - Form - eine - Weile - neben ‐ einander - benutzt - werden, - bis - dann - schließlich - die - fremde - Variante - ver ‐ -------------------------------------------------------- 14 -- SZDSZ - < - Szabad-Demokraták-Szövetsége-(ehemalige-liberale - politische - Partei - in - Un ‐ garn). - - Kurzwortkomposita - als - sprachlicher - Schmelztiegel - von - Kulturen - 137 - schwindet - (z.B. - TV, - VIP) 15 . - Im - Allgemeinen - wissen - die - meisten - Sprachbe ‐ nutzer - auch - nicht, - auf - welche - fremde - Langform - das - MKW - zurückgeführt - werden - kann, - obwohl - sie - die - betroffenen - MKW - häufig - benutzen - (z.B. - SMS, - LED, - DVD) - (vgl. - Murányi ‐ Zagyvai - 2011). - 3) - Bei - den - meisten - MKW, - die - als - englischsprachig - eingestuft - werden - können, - spielt - die - englische - Sprache - nur - eine - vermittelnde - Rolle - der - lingua - franca, - z.B. - BRT - < - Bus- Rapid- Transit; - NCP - < - National- Contact- Points; - EBRD- <- Eu‐ ropean- Bank- for- Reconstruction- and- Development. - Mehrere - MKW - waren - im - Korpus - Bezeichnungen - von - Unternehmen - oder - Institutionen, - bei - de ‐ nen - selbst - die - Zugehörigkeit - des - Denotats - zu - einer - Nation - nicht - (mehr) - eindeutig - bestimmt - werden - konnte, - zumal - da - das - Unternehmen - an - Aus ‐ länder - verkauft - wurde - (z.B. - DHL - < - Dalsey,-Hillblom,-Lynn) 16 . - Bei - Personen ‐ namen, - deren - Anfangsbuchstaben - MKW ‐ Segmente - sind, - kann - die - nationa ‐ le - Zugehörigkeit - der - gegebenen - Personen - nicht - mit - Sicherheit - bestimmt - werden - (nicht - einmal - aufgrund - der - Firmengeschichte), - z.B. - EY - < - Ernst- &- Young 17 . - Das - Prinzip - der - Einordnung - des - MKW - nach - den - Namen - der - Be ‐ gründer - oder - Besitzer - des - bezeichneten - Unternehmens - kann - weder - pau ‐ schal - akzeptiert - noch - pauschal - abgelehnt - werden; - man - muss - Einzelent ‐ scheidungen - treffen. - 4) - Bei - einigen - MKW, - die - wiederum - Bezeichnungen - von - Unternehmen - oder - Institutionen - sind, - gingen - die - Begründer - bei - der - Namensgebung - wahr ‐ scheinlich - davon - aus, - dass - man - mit - englischen - Bezeichnungen, - die - im - Ausland - leichter - zu - verstehen - sind - als - einheimische, - viel - mehr - Erfolg - ha ‐ ben - könnte, - z.B. - CDB - < - China-Development-Bank; - HIPA - < - Hungarian-Inter‐ national-Press-Association; - HITA - < - Hungarian-Investment-and-Trade-Agen‐ cy. - In - diesen - Fällen - war - die - sprachliche - Zugehörigkeit - der - Langform - bei - der - Zuordnung - berücksichtigt. - 5) - Viele - MKW ‐ Segmente - waren - auf - Internationalismen - zurückzuführen, - die - griechischer - oder - lateinischer - Herkunft - sind. - In - vielen - modernen - Sprachen - sind - sie - gleich - oder - ähnlich, - so - dass - die - Anfangsbuchstaben - der - MKW ‐ Seg ‐ mente - und - somit - auch - die - MKW - identisch - sind, - z.B. - EU - < - Europäische- -------------------------------------------------------- 15 -- In - beiden - Fällen - hat - sich - die - Aussprache - der - der - deutschen - Wörter - angepasst. - 16 -- „DHL - (Dalsey, - Hillblom, - Lynn) - ist - ein - 1969 - von - Adrian - Dalsey, - Larry - Hillblom - und - Robert - Lynn - gegründeter - Paket ‐- und - Brief ‐ Express ‐ Dienst, - der - seit - 2002 - als - DHL - In ‐ ternational - GmbH - zum - Konzern - der - Deutschen - Post - AG - gehört. - Der - Name - leitet - sich - von - den - Anfangsbuchstaben - der - Nachnamen - der - Firmengründer - ab“ - (de.wikipe- dia.org/ wiki/ DHL, - Stand: - 14.07.2015). - 17 -- „EY - (früher - Ernst - & - Young) - ist - ein - global - operierender - Unternehmensverbund - recht ‐ lich - selbständiger - und - unabhängiger - Unternehmen - in - den - Bereichen - Wirtschafts ‐ prüfung, - Steuerberatung - und - Unternehmens ‐- bzw. - Managementberatung“ - (de.wiki- pedia.org/ wiki/ Ernst_%26_Young, - Stand: - 14.07.2015). - 138 - Murányi ‐ Zagyvai - Union,- Európai- Unió,- European- Union, - usw.; - IT- <- Informationstechnik/ In‐ formationstechnologie, - információs- technológia, - information- technology; - ATV - < - Agro-TV 18 . - Im - letzten - Fall - konnte - das - MKW - aufgrund - des - Denotats - zugeordnet - werden, - was - aber - bei - den - ersten - beiden - Beispielen - nicht - mög ‐ lich - war. - Diese - MKW - wurden - nicht - als - fremde - (sondern - deutsche - bzw. - un ‐ garische) - eingeordnet. - 6) - Es - gab - auch - besondere - Fälle, - wie - z.B. - AUB - < - Andrássy- Universität- Buda‐ pest, - bei - dem - man - einzeln - entscheiden - musste, - wonach - sich - die - Zuordnung - richten - soll: - nach - den - Begründern - oder - Förderern - der - Universität - (auch - in - diesem - Fall - muss - man - zwischen - deutsch - und - ungarisch - wählen), - nach - dem - Sitz - oder - nach - der - Unterrichtssprache. - AUB - wurde - wegen - des - einzigen - Gattungsnamens - in - der - Langform - als - deutsches - MKW - eingeordnet. - Einen - weiteren - besonderen - Fall - - - eigentlich - ein - Wortspiel - - - repräsentiert - das - MKW - CET - < - Central- European- Time. - Das - Wort - cet - (in - dieser - Form - kein - Kurz ‐ wort) - bedeutet - im - Ungarischen - Walfisch, - mit - einem - Synonym - bálna. - Cet, - also - Bálna - bezeichnet - im - Korpus - ein - walförmiges - Einkaufs ‐- und - Unterhaltungszent ‐ rum - in - Budapest, - dessen - Projekt - früher - unter - dem - Namen - CET - (in - dieser - Form - ein - Kurzwort) - bekannt - war. - - Tabelle - 1 - fasst - das - Ergebnis - der - Zuordnung - der - Belege - zusammen: - - Herkunft- - Zahl-der-MKW- %- Deutsch - - 52 - 28,6 - Ungarisch - - 72 - 39,6 - Englisch - - 51 - 28,0 - Sonstige - - 7 - 3,8 - Französisch - 2 - - - Italienisch - 2 - - - Kroatisch - 1 - - - Schwedisch - 1 - - - Niederländisch - 1 - - - ∑- - 182 - 100,0 - Tab. - 1: - Herkunft - der - MKW - -------------------------------------------------------- 18 -- = - ungarischer - Fernsehsender. - - Kurzwortkomposita - als - sprachlicher - Schmelztiegel - von - Kulturen - 139 - Aus - der - Tabelle - ist - ersichtlich, - dass - die - Mehrzahl - der - MKW - in - den - deutschen - Korpustexten - (71,4 - %) - fremder - Herkunft - war. - Aufgrund - dieses - Ergebnisses - ist - auch - deutlich - geworden, - dass - die - gewählte - Zeitung - ein - geeignetes - Korpus - lie ‐ ferte. - Die - meisten - Befunde - waren - ungarische - MKW - (39,6 - %), - was - eindeutig - da ‐ rauf - zurückzuführen - ist, - dass - die - Budapester - Zeitung - über - Themen - schreibt, - die - meist - mit - Ungarn - zusammenhängen. - Der - große - Anteil - der - englischen - (ge ‐ nauer - englisch - vermittelten) - MKW - lässt - sich - einerseits - durch - die - Rolle - der - eng ‐ lischen - Sprache - in - der - internationalen - Kommunikation - erklären, - andererseits - dadurch, - dass - einige - MKW - (z.B. - ATM - < - automated/ automatic- teller- machine; - DVD - < - digital - video/ versatile-disc; - HR - < - Humanressources; - GSM - < - global-system- for- mobile; - LED - < - light- emitting- diode, - IT - < - information- technology; - UNICEF - < - United-Nations-International-Children’s-Emergency-Fund; - UNESCO - < - United-Na‐ tions-Educational,-Scientific-and-Cultural-Organization), - die, - obwohl - internatio ‐ nal - (also - sowohl - im - Deutschen - als - auch - im - Ungarischen) - bekannt, - zu - den - eng ‐ lischen - MKW - gezählt - wurden, - weil - die - Segmente - der - Langform - keine - Internati ‐ onalismen - sind. - - Im - darauffolgenden - Schritt - wurde - untersucht, - wie - groß - die - Kompositions ‐ aktivität - der - einzelnen - MKW ‐ Gruppen - ist. - Dazu - wurde - die - Zahl - der - MKW - in - den - einzelnen - Sprachen - mit - der - Zahl - der - mit - ihnen - gebildeten - Komposita - ver ‐ glichen. - Das - Ergebnis - ist - in - Tab. - 2 - zu - sehen: - -- Herkunft- Zahl- der-MKW- Zahl-der-Kom‐ posita- Kompositions‐ aktivität- Deutsch - (ohne - EU - und - TV) - 50 - 53 - 1,06 - EU, - TV - 2 - 31 - 15,5 - Ungarisch - 72 - 83 - 1,15 - Englisch - 51 - 39 - 0,76 - Sonstige - 7 - 6 - 0,85 - ∑- 182 - 212 - im - Durchschnitt - 1,16 - Tab. - 2: - Kompositionsaktivität - der - MKW - Zu - den - Angaben - in - der - Tabelle - ist - Folgendes - zu - ergänzen: - - Die - Gesamtzahl - der - Komposita - (208) - wurde - um - 4 - ergänzt, - weil - in - vier - MKW ‐ Komposita - nicht - nur - ein, - sondern - zwei - MKW - verwendet - wurden. - Diese - 140 - Murányi ‐ Zagyvai - waren - MOL ‐ CEO, - INA ‐ MOL ‐ Affäre 19 , - MOL ‐ BUBI ‐ Verleihräder 20 , - MOL ‐ BUBI ‐ Verleihsystem). - - Zwei - MKW - (EU - und - TV) - wurden - getrennt - behandelt, - weil - sie - keiner - Spra ‐ che - zugeordnet - werden - konnten. - Das - MKW - EU - ist - soz. - Gemeingut - eines - Staa ‐ tenverbundes; - die - Segmente - der - Langform - sind - Internationalismen; - man - könn ‐ te - sagen, - dass - EU - ein - MKW - „internationaler - Herkunft“ - ist. - Das - MKW - TV - wurde - aus - anderen - Gründen - ausgeklammert. - Die - Langform - television - ist - in - vielen - Sprachen - ein - Lehnwort - (televízió - im - Ungarischen, - télévision - im - Französischen, - telewisja - im - Polnischen, - televisie - im - Niederländischen - usw.) - und - auch - im - deutschsprachigen - Raum - ist - die - Langform - Television - bekannt, - auch - wenn - es - durch - Fernsehen - verdrängt - wurde. - TV - wird - in - Komposita - gern - statt - Fernseh(en) - verwendet, - die - Aussprache - wurde - eingedeutscht. - Im - Ungarischen - gibt - es - neben - TV - auch - die - Schreibweise - tévé. -- - Die - Kompositionsaktivität - der - MKW - kann - errechnet - werden, - indem - die - Zahl - der - MKW - durch - die - Zahl - der - Komposita - dividiert - wird. - Der - Durch ‐ schnittswert - aller - Komposita - im - Korpus - beträgt - 1,16, - d.h. - jedes - MKW - kommt - - - statistisch - gesehen - - - mindestens - einmal - in - einem - Kompositum - vor. - Die - Kom ‐ positionsaktivität - war - bei - den - deutschen - und - ungarischen - MKW - mit - dem - Durchschnitt - fast - identisch, - bei - den - englischen - und - anderen - Sprachen - lag - die ‐ ser - Wert - niedriger, - aber - der - Unterschied - war - hier - auch - nicht - groß. - Im - Allge ‐ meinen - kann - man - sagen, - dass - die - Kompositionsaktivität - der - deutschen - und - der - fremden - MKW - ähnlich - ist. -- - Die - zweite - Frage, - auf - die - eine - Antwort - bei - der - Untersuchung - gefunden - wer ‐ den - sollte, - war, - wie - häufig - Komposita - mit - fremden - (vor - allem - ungarischen) - multisegmentalen - Kurzwörtern - in - deutschen - Texten - verwendet - werden. - Die - Angaben - der - Komposita - zeigt - Tab. - 3: - - MKW- anderes- Glied- MKW-als- Erstglied- MKW-als- Zweitglied- Gesamt‐ zahl- %- ungarisch -- deutsch - - 69 - 1 21 - 70 - 33,6 - englisch - deutsch - 33 - 3 22 -- 36 - 17,3 - sonstiges - deutsch - 5 - - - 5 - 2,4 - -------------------------------------------------------- 19 -- INA - < - Industrija- nafte - (kroatische - Mineralöl ‐- und - Gasgesellschaft); - MOL - < - Magyar- Olaj‐-és-Gázipari-Nyilvánosan-működő-Részvénytársaság - (ungarische - Mineralöl ‐- und - Gasgesellschaft). - 20 -- BUBI - < - Budapest-Bicikli - (Budapest - Fahrrad). - 21 -- Luxus‐ÁFA, - ÁFA - < - általános-forgalmi-adó - (Mehrwertsteuer). - 22 -- Radio‐DJ, - DJ - < - Discjockey; - Deutsche- Post‐CEO; - Aviallince‐CEO, - CEO - < - Chief- Execu‐ tive-Officer - (Hauptgeschäftsführer). - - Kurzwortkomposita - als - sprachlicher - Schmelztiegel - von - Kulturen - 141 - ungarisch - englisch - 1 - 1 23 - 2 - 1,0 - englisch - sonstiges - 1 - - - 1 - 0,5 - besondere - Fälle - - - 10 - 4,8 - alle - Mischkomposita - 124 - 59,6 - deutsch - deutsch - 74 - 3 24 - 77 - 37,0 - englisch - englisch - 2 - 4 25 -- 6 - 2,9 - ungarisch - ungarisch - (auch - MKW) - 1 26 - 1 - 0,5 - alle - einsprachigen - Komposita - 84 - 40,4 - ∑- 208 - 100 - Tab. - 3: - Zusammensetzung - der - Komposita - Zu - den - besonderen - Fällen - wurden - folgende - MKW ‐ Komposita - gerechnet: - 1) - Der - Beleg - ist - eine - Weiterbildung - mit - dem - Präfix - ex‐ - aus - einem - MKW ‐ Kompositum: - ex‐Fidesz‐Abgeordneter 27 ; - Ex‐NAV‐Bediensteter 28 ; - Ex‐NAV‐ Mitarbeiter; - Ex‐SZDSZ‐Chef 29 . - 2) - Das - Erstglied - des - Kompositums - ist - ein - Kunstwort: - AviAlliance‐CEO 30 . - 3) - Das - Erstglied - des - Kompositums - ist - ein - Kopulativkompositum - aus - zwei - MKW: - INA‐MOL‐Affäre; - MOL‐Bubi‐Verleihräder; - MOL‐Bubi‐Verleihsys‐ tem. - -------------------------------------------------------- 23 -- MOL‐CEO, - MOL - < - Magyar- Olaj‐- és- Gázipari- Nyilvánosan- működő- Részvénytársaság - (ungarische - Mineralöl ‐- und - Gasgesellschaft). - 24 -- BayernLB, - LB - < - Landesbank; - Gas‐KW, - 433 - Megawatt‐KW, - KW - < - Kraftwerk. - 25 -- Smart‐TV, - MyTV, - Desktop‐PC, - Tablet‐PC. - 26 -- ELMŰ‐ÉMÁSZ, - ELMŰ - < - Budapesti-Elektromos-Művek, - ÉMÁSZ - < - Észak‐magyarorszá‐ gi-Áramszolgáltató-Nyrt. - (ungarische - Elektrizitätswerke). - 27 -- Fidesz - < - Fiatal-Demokraták-Szövetsége - (Regierungspartei - in - Ungarn). - 28 -- NAV - < - Nemzeti-Adó‐-és-Vámhivatal - (ungarische - Steuerbehörde). - 29 -- SZDSZ - < - Szabad-Demokraták-Szövetsége-(ehemalige-liberale - politische - Partei - in - Un ‐ garn). - 30 -- Die - Avialliance - GmbH - ist - ein - Flughafeninvestor - und - ‐ betreiber - mit - Sitz - in - Essen; - CEO - < - Chief-Executive-Officer - (englische - Bezeichnung - für - Hauptgeschäftsführer). - 142 - Murányi ‐ Zagyvai - 4) - Das - Erstglied - des - MKW - ist - ein - zweigliedriger - Eigenname, - der - ein - MKW - enthält: - Együtt‐PM‐Präsident 31 ; - RTL-Klub‐Interview 32 . - Die - Daten - zeugen - davon, - dass - die - MKW ‐ Komposita, - deren - Kompositionsglie ‐ der - aus - unterschiedlichen - Sprachen - stammen, - sehr - häufig - gebraucht - werden. - Der - Anteil - dieser - „interkulturellen“ - MKW ‐ Komposita - beträgt - 59,6 - %. - Die - Erklä ‐ rung - dieser - Erscheinung - ist - m.E. - in - der - Übersetzerpraxis - und - in - der - internatio ‐ nalen - Kommunikation - zu - suchen: - Es - ist - viel - einfacher, - fremde - MKW - in - deut ‐ schen - Texten - zu - verwenden - als - eine - komplizierte - Übersetzung - oder - eine - Um ‐ schreibung - zu - benutzen. - Diese - Möglichkeit - wird - dadurch - gesichert, - dass - sich - fremde - MKW - (in - der - Schrift! ) - von - den - deutschen - nicht - unterscheiden: - Es - sind - einfach - aneinandergereihte - Buchstaben - - - scheinbar - ohne - Sinn 33 . - Es - genügt, - einmal - im - Text - irgendwo - (möglicherweisen - am - Anfang) - das - MKW - irgendwie - zu - erklären. - Darüber - hinaus - ist - es - praktisch - unmöglich, - zu - einem - fremden - MKW ‐ Kompositum - ein - Äquivalent - ohne - MKW - zu - finden. - Die - Benutzung - von - fremden - MKW - und - MKW ‐ Komposita - ist - für - die - Textproduzenten - eine - große - Erleichterung. - - Auf - der - anderen - Seite - ist - die - große - Zahl - der - MKW - in - den - Texten - für - die - Re ‐ zipienten - eine - große - Herausforderung - und - Geduldsprobe - zugleich. - Im - letzten - Schritt - der - Untersuchung - wurde - betrachtet, - welche - Hilfsmittel - bei - dieser - Ge ‐ duldsprobe - den - Zeitungslesern - zur - Verfügung - gestellt - wurden. - Genaue - Daten - über - die - Gebrauchsfrequenz - der - einzelnen - Erklärungsmöglichkeiten - der - frem ‐ den - (vor - allem - ungarischen) - MKW - wurden - nicht - gewonnen, - hier - werden - die - einzelnen - Möglichkeiten - nur - aufgezählt - bzw. - kurz - erleuchtet. - -------------------------------------------------------- 31 -- PM - < - Párbeszéd-Magyarországért - (politische - Partei - in - Ungarn). - 32 -- RTL - < - Radio- Télévision- Luxembourg - (RTL - Klub - ist - der - größte - ungarische - private - Fernsehsender.). - 33 -- Wie - gefährlich - diese - Methode - sein - kann, - zeigt - ein - Beispiel - aus - der - Budapester - Zei ‐ tung: - „Budapest - Taxi - wiederum - sendete - einen - juristischen - Brief - an - die - für - die - Taxi ‐ Belange - zuständige - BKK, - warum - die - Konkurrenten - City - Taxi - und - F ő taxi - statt - der - vorgegebenen - GPS ‐ basierten - leisen - Adressausgabe - immer - noch - die - lautere - URH ‐ ba ‐ sierte - Variante - nutzen“ - (Budapester - Zeitung - 44/ 2013, - S. - 12). - Für - Deutsch - sprechende - ungarische - Muttersprachler - ist - das - Zitat - wahrscheinlich - leicht - zu - verstehen, - sonst - braucht - man - Hilfe. - Was - GPS - bedeutet, - ist - für - Ungarn - ebenso - zu - lernen - wie - für - Deutsche, - das - ist - ja - ein - englisches - MKW: - GPS - < - Global- Positioning- System. - BKK - ist - ein - ungarisches - MKW, - die - Langform - ist - Budapesti- Közlekedési- Központ, - also - Buda ‐ pester - Verkehrszentrum - oder - Budapester - Verkehrszentrale. - Das - Problem - ist - das - MKW ‐ Kompositum - URH‐basiert, - denn - URH - ist - ein - ungarisches - MKW - aus - älteren - Zeiten, - als - man - noch - versuchte, - fremde - Buchstabenkurzwörter - Glied - für - Glied - ins - Ungarische - zu - übertragen. - URH - bedeutet - ultrarövidhullám, - also - Ultrakurzwelle, - URH‐basiert - wäre - also - richtig - UKW‐basiert. -- - Kurzwortkomposita - als - sprachlicher - Schmelztiegel - von - Kulturen - 143 - 3.2.1 - Auflösung - ohne - Übersetzung - oder - Erklärung - Der - Franz - Liszt ‐ Flughafen - hat - sich - im - ASQ - (Airport - Service - Quality) ‐ Ranking - weiter - verbessert, - teilte - der - Flughafenbetreiber - Budapest - Airport - Zrt. - am - Montag - mit - (Budapester - Zeitung - Nr. - 44/ 2013, - S. - 12). - Dieses - Verfahren - kommt - selten - vor. - Hier - kann - sicherlich - angenommen - wer ‐ den, - dass - das - englische - MKW - aufgrund - der - Auflösung - für - alle - Leser - verständ ‐ lich - ist. - 3.2.2 - Auflösung - mit - Erklärung - oder - Übersetzung - Das - Gesetz, - mit - dem - unter - anderem - die - nationale - Medien ‐ Aufsichtsbehörde - NMHH - (Nemzeti - Média ‐- és - Hírközlési - Hatóság) - geschaffen - wurde, - wurde - vom - Ungarischen - Verfassungsgericht - als - verfassungswidrig - eingestuft - (Budapester - Zeitung - Nr. - 49/ 2013, - S. - 5). - Von - diesem - Verfahren - wird - selten - Gebrauch - gemacht; - wahrscheinlich - ist - es - zu - lang, - und - die - ungarische - Auflösung - fügt - der - Erklärung - und - dem - MKW - nicht - mehr - viel - hinzu, - wenn - der - Leser - nicht - Ungarisch - kann. - 3.2.3 - Auflösung - mit - Umschreibung - Zahlenmäßig - die - größte - Veranstaltung - war - zweifelsfrei - der - von - der - regierungs ‐ nahen - Zivilorganisation - CÖF - (Civil - Összefogás - Fórum) - initiierte - Friedensmarsch - (Békemenet) - (Budapester - Zeitung - Nr. - 43/ 2013, - S. - 3). - Für - dieses - Verfahren - ist - das - gleiche - typisch - wie - bei - Verfahren - 2 - (s. - 3.2.2). - 3.2.4 - Auflösung - mit - Übersetzung - und - Erklärung - „Bubi“ - als - Abkürzung - für - „Budapest - Bicikli“, - also - Budapest - Fahrrad; - Anm. - (Buda ‐ pester - Zeitung - Nr. - 45/ 2013, - S. - 12). - Dieses - Verfahren - wird - aus - den - gleichen - Gründen - wieder - selten - angewandt; - das - zitierte - Beispiel - ist - nur - eine - Anmerkung - eines - Journalisten. - - 144 - Murányi ‐ Zagyvai - 3.2.5 - Übersetzung - oder - Erklärung - ohne - Auflösung - Der - Skandal - um - die - Nationale - Steuer ‐- und - Zollbehörde - (NAV) - zieht - immer - wei ‐ tere - Kreise - (Budapester - Zeitung - Nr. - 48/ 2013, - S. - 1). - Die - Zentrale - zur - Verwaltung - der - Auslandsschulden - (ÁKK) - konnte - eine - fünffache - Überzeichnung - ihrer - auf - 2 - Mrd. - Dollar - limitierten - Dollaranleihe - verzeichnen, - so - dass - der - ungarische - Staat - letztlich - nur - 325 - Basispunkte - über - dem - Ertrag - der - als - Referenz - dienenden - zehnjährigen - US ‐ Bonds - zahlen - muss - (Budapester - Zeitung - Nr. - 47/ 2013, - S. - 5). - Die - Verbraucherpreise - sanken - im - Monat - November - leicht, - die - Inflationsrate - hielt - sich - auf - dem - Rekordtief - von - 0,9 - %, - informierte - das - Zentralamt - für - Statistik - (KSH) - (Budapester - Zeitung - Nr. - 50/ 2013, - S - .6). - In - diesen - Fällen - wird - die - Übersetzung - oder - die - Erklärung - durch - das - fremde - MKW - in - Klammern - ergänzt, - „eindeutig“ - gemacht. - Dieses - Verfahren - wird - sehr - häufig - benutzt, - um - einen - eindeutigen - Bezug - zum - fremden - Ausdruck - herzustel ‐ len. - Die - Vorteile - sind: - Es - ist - platzsparend, - eindeutig, - präzis - und - kann - Assoziati ‐ onen - wecken, - wenn - der - Leser - in - der - betroffenen - Kultur - einigermaßen - bewan ‐ dert - ist. -- 3.2.6 - Umschreibung - ohne - Auflösung - Der - britische - Tabakkonzern - BAT - entlässt - 180 - seiner - 800 - Mitarbeiter - im - Tabak ‐ warenwerk - Pécs - (Budapester - Zeitung - Nr. - 45/ 2013, - S. - 6). - Der - Vorsitzende - der - oppositionellen - Sozialisten - (MSZP), - Attila - Mesterházy, - rief - den - Fidesz - diesbezüglich - auf, - die - Öffentlichkeit - unverzüglich - darüber - zu - infor ‐ mieren - (Budapester - Zeitung - Nr. - 48/ 2013, - S. - 2). - Im - Konsortium - mit - dem - Übertragungsnetzwerkbetreiber - OVIT - (einer - Tochter ‐ gesellschaft - der - staatlichen - ungarischen - Energieholding - MVM) - soll - der - 46 - Mio. - Euro - schwere - Auftrag - bis - Ende - 2015 - realisiert - werden - (Budapester - Zeitung - Nr. - 48/ 2013, - S. - 6). - Neben - Verfahren - 5 - (s. - 3.2.5) - wird - dieses - am - häufigsten - gewählt. - Die - Vorteile - sind - wie - im - vorigen - Fall. - 3.2.7 - Verwendung - des - MKW - ohne - Auflösung, - Übersetzung - und - Erklärung - Die - parlamentarische - Anhörung - von - Ex ‐ Steuerrevisor - András - Horváth - erfolgte - ohne - den - Fidesz - (Budapester - Zeitung - Nr. - 48/ 2013, - S. - 2). - - Kurzwortkomposita - als - sprachlicher - Schmelztiegel - von - Kulturen - 145 - Neben - hochrangigen - Referenten - auf - dem - Podium - waren - auch - BGF ‐ Studenten - und - ‐ Dozenten - sowie - Mitglieder - der - entsprechenden - Fachverbände - in - der - Aula - der - Hochschule - versammelt, - um - die - bereits - seit - 1973 - währende - intensivere - Part ‐ nerschaft - der - beiden - Länder - zu - würdigen. - Austragungsort - war - die - BGF, - die - sich - als - frischgebackenes - DUIHK ‐ Mitglied - mit - der - Ausrichtung - eines - so - wichtigen, - komplett - deutschsprachigen - Events - würdig - „vorstellen“ - wollte - (Budapester - Zei ‐ tung - Nr. - 47/ 2013, - S. - 7). - Nachdem - der - normale - Mehrwertsteuersatz - auf - 27 - Prozent - erhöht - wurde, - soll - die - ÁFA - im - kommenden - Jahr - erstmals - über - 3.000 - Mrd. - Forint - in - die - Kassen - spülen - (Budapester - Zeitung - Nr. - 48/ 2013, - S. - 5). - In - seinem - Bericht - vom - 28. - November - 2013 - bezeichnete - der - Beauftrage - für - Medi ‐ enfreiheit - der - OSZE, - Dunja - Mijatovic, - diese - Gesetzesänderungen - als - „abschre ‐ ckend - für - investigativen - Journalismus“ - (Budapester - Zeitung - Nr. - 49/ 2013, - S. - 9). - Anlässlich - des - 20. - Todestages - des - ersten - frei - gewählten - Ministerpräsidenten - Dr. - József - Antall - richten - KAS, - SZPMA, - AJTK, - NÖRI - und - der - Antall - Freundeskreis - ei ‐ ne - Gedenkkonferenz - aus - (Budapester - Zeitung - Nr. - 50/ 2013, - S. - 14). - Dieses - Verfahren - wird - auch - häufig - angewandt, - einerseits - bei - ungarischen - MKW, - die - nicht - nur - in - Ungarn, - sondern - im - Zusammenhang - mit - Ungarn - auch - im - Ausland - bekannt - sind - (z.B. - Fidesz), - andererseits, - wenn - das - MKW - aufgrund - des - Kontextes - zu - verstehen - ist - (z.B. - BGF) - oder - wenn - das - MKW - im - Alltag - oder - in - der - Zeitung - häufig - verwendet - und - auch - öfters - erklärt - wird - (z.B. - ÁFA). - Schließlich - gibt - es - oft - keine - Erklärung - und - Auflösung - bei - deutschen - MKW - (z.B. - OSZE). - Das - letzte - Zitat - kann - als - abschreckendes - Beispiel - gelten. - Hier - werden - deutsche - und - ungarische - MKW - einfach - gemischt - aufgezählt. - Wahrscheinlich - wäre - es - zu - lang - gewesen, - jedes - MKW - zu - erklären - oder - aufzulösen. - 3.2.8 - Hilflosigkeit - des - Lesers - In - Kooperation - mit - dem - Werk - Rastatt - wird - in - Kecskemét - die - B ‐ Klasse - produziert - und - seit - Januar - 2013 - zudem - das - CLA ‐ Coupé, - das - weltweit - nur - in - Kecskemét - her ‐ gestellt - wird - (Budapester - Zeitung - Nr. - 50/ 2013, - S. - 6). - Eisbahn - BHG - (XI. - Bezirk): - Auf - der - 260 - qm - großen - Fläche - kann - nicht - nur - das - ganze - Jahr - über - gelaufen - werden, - neben - der - Möglichkeit - zum - Eislaufunterricht - kann - man - sogar - Trainingsstunden - im - Eiskunstlaufen - oder - Eishockey - nehmen - (Budapester - Zeitung - Nr. - 50/ 2013, - S. - 12). - 146 - Murányi ‐ Zagyvai - Hier - musste - lange - gesucht - werden, - um - die - MKW - CLA - und - BHG - auflösen - zu - können. - Bei - CLA 34 - - - eigentlich - ein - Fachwort - - - konnte - man - im - Internet - die - nöti ‐ ge - Information - finden, - aber - bei - BHG - stand - nicht - einmal - auf - der - Homepage - der - Eisbahn, - was - BHG - eigentlich - ist. - Schließlich - konnte - die - Information - über - die - Herkunft - des - MKW - bei - einem - Mitarbeiter - der - Eisbahn - per - E ‐ Mail - eingeholt - werden. 35 - 3.2.9 - Eine - Besonderheit -- In - drei - Panels - wurde - über - das - Problem - von - Verleumdungsklagen - gegen - Journa ‐ listen, - das - neue - Bürgerliche - Gesetzbuch - (BGB) - und - investigativen - Journalismus - diskutiert - (Budapester - Zeitung - Nr. - 49/ 2013, - S. - 9). - Selbst - die - deutsche - Langform - wird - mit - dem - deutschen - MKW - in - Klammern - er ‐ gänzt, - als - ob - die - Langform - ohne - MKW - nicht - genau - genug - wäre. - 4 - Fazit - Zusammenfassend - kann - Folgendes - festgehalten - werden: - a) - In - den - Korpustexten - wurde - eine - hohe - Anzahl - an - MKW - verwendet; - auf - jeder - Seite - erschienen - ca. - drei - neue - MKW - oder - MKW ‐ Komposita. - b) - In - den - Korpustexten - wurden - ungefähr - so - viele - MKW - verwendet - wie - MKW ‐ Komposita. - MKW - sind - sehr - kompositionsaktiv - und - sie - treten - i.Allg. - als - Erst ‐ glied - von - Determinativkomposita - auf. - c) - Eine - gründlichere - Untersuchung - der - MKW ‐ Komposita - scheint - durch - ihre - große - Zahl - in - den - Korpustexten - gerechtfertigt - zu - sein. - d) - Es - gibt - zwischen - der - Kompositionsaktivität - der - deutschen - und - der - fremden - MKW - keinen - gravierenden - Unterschied. - e) - Fremdsprachliche - MKW - verhalten - sich - in - der - Wortbildung - wie - deutsche; - sie - sind - in - deutschem - Kontext - anpassungsfähig: - Sie - können - Erst ‐- oder - Zweitglied - von - Determinativkomposita - sein, - sie - werden - (seltener) - zur - Bil ‐ dung - von - Kopulativkomposita - verwendet, - und - es - ist - möglich, - dass - MKW ‐ Mischkomposita - weitergebildet - werden. - -------------------------------------------------------- 34 -- CLA - < - Coupe - Light - A ‐ Class - (http: / / www.autoblog.com/ 2013/ 03/ 06/ 2014‐mercedes‐ benz‐cla‐250‐sport‐first‐drive‐review/ , - Stand: - 14.07.2015). - 35 -- Nach - ihm - lässt - sich - BHG - auf - den - Namen - der - Fabrik - zurückführen, - die - früher - am - Ort - der - Eisbahn - stand. - Die - Fabrik - hieß - Beloiannisz - Híradástechnikai - Gépgyár - (= - Belo ‐ iannisz - Maschinenfabrik - für - Nachrichtentechnik). - - Kurzwortkomposita - als - sprachlicher - Schmelztiegel - von - Kulturen - 147 - f) - Die - Zahl - der - gemischten - MKW ‐ Komposita - war - in - den - Korpustexten - sehr - hoch, - denn - ihre - Benutzung - bietet - den - Textproduzenten - zahlreiche - Vorteile. - g) - Es - bieten - sich - mehrere - Möglichkeiten - an, - fremde - MKW - für - die - Rezipienten - verständlich - zu - machen. - In - den - Korpustexten - wurden - sie - am - häufigsten - kurz - erklärt - oder - umschrieben, - aber - i.Allg. - nicht - aufgelöst. -- h) - MKW, - aber - vor - allem - gemischte - MKW ‐ Komposita - tragen - zur - sprachlichen - Globalisierung - bedeutend - bei. - 5 - Literatur - Barz, - Irmhild - (2006): - Die - Wortbildung. - In: - Duden. - Die - Grammatik. - Hrsg. - vom - Wissen ‐ schaftlichen - Rat - und - den - Mitarbeitern - der - Dudenredaktion. - Nach - den - Regeln - der - neuen - dt. - Rechtschreibung - 2006 - überarb. - Neudr. - der - 7., - völlig - neu - erarb. - u. - erw. - Aufl. - Mannheim - u.a. - S. - 641-772. - Donalies, - Elke - (2005): - Die - Wortbildung - des - Deutschen. - Ein - Überblick. - 2., - überarb. - Aufl. - Tübingen. - (Studien - zur - Deutschen - Sprache; - 27). - Kobler ‐ Trill, - Dorothea - (1994): - Das - Kurzwort - im - Deutschen. - Tübingen - (Reihe - Germanis ‐ tische - Linguistik; - 149). - Murányi ‐ Zagyvai, - Márta - (2011): - Multisegmentale - Kurzwörter - in - Wörterbüchern. - Ergeb ‐ nisse - einer - empirischen - Untersuchung. - In: - Katelhön, - Peggy/ Settinieri, - Julia - (Hrsg.): - Wortschatz, - Wörterbücher - und - L2 ‐ Erwerb. - Wien. - S. - 216-238. - Murányiné - Zagyvai, - Márta - (2011): - A - redukció - mint - szóalkotási - mód - a - németben - és - a - ma ‐ gyarban. - In: - Iványi, - Zsuzsanna/ Peth ő , - Gergely - (Szerk.): - A - szaván - fogott - gondolat. - Ünnepi - könyv - Kocsány - Piroska - tiszteletére. - I. - kötet. - Debrecen. - S. - 319-330. - Steinhauer, - Anja - (2000): - Sprachökonomie - durch - Kurzwörter. - Bildung - und - Verwendung - in - der - Fachkommunikation. - Tübingen. - (Forum - für - Fachsprachenforschung; - 56). - Quellen - Budapester - Zeitung - Nr. - 43-50/ 2013. - Internetquellen - de.wikipedia.org/ wiki/ DHL - (Stand: - 14.07.2015).- de.wikipedia.org/ wiki/ Ernst_%26_Young - (Stand: - 14.07.2015). - www.autoblog.com/ 2013/ 03/ 06/ 2014‐mercedes‐benz‐cla‐250‐sport‐first‐drive‐review/ - (Stand: - 14.07.2015). - www.budapester.hu/ uber‐uns/ - (Stand: - 14.07.2015). - Sprachfallen: - Wie - kann - man - sie - umgehen? - Über - den - Umgang - mit - „falschen - Freunden“ - des - Deutschen - und - des - Russischen - Lyubov - Nefëdova - (Moskau) - Zusammenfassung - Im - Beitrag - wird - die - Problematik - der - „falschen - Freunde“ - im - Deutschen - und - Russischen - behandelt, - die - angesichts - der - wachsenden - Internationalisierung - der - Sprachen - und - einer - stärkeren - Beeinflussung - durch - das - Englische - immer - mehr - an - Aktualität - gewinnt. - Da - der - Wortschatz - seine - Entwicklung - in - den - ethnozentrischen - Kulturen - durchlebt, - ist - es - eine - wichtige - Aufgabe - der - Sprachwissenschaftler, - dieses - Phänomen - auf - den - aktuellen - Stand - der - Forschung - zu - bringen. - Im - ersten - Teil - des - Beitrags - wird - auf - den - Begriff - „falsche - Freunde“ - differenziert - eingegangen, - um - festzustellen, - welcher - aktuelle - Wortschatz - heutzutage - aus - der - Sicht - der - interkulturellen - Germanistik - unter - diesem - Aspekt - zu - be ‐ trachten - ist. - Anschließend - werden - einige - Ansätze - zur - Erstellung - eines - neuen - deutsch ‐ russischen - und - russisch ‐ deutschen - Wörterbuchs - der - falschen - Freunde - als - Lern ‐- und - Nachschlagewerk-präsentiert, - das - den - russischen - Deutschlernenden - und - den - deutschen - Russischlernenden - behilflich - sein - soll, - ans - Problem - der - „falschen - Freunde“ - bewusst - her ‐ anzugehen, - um - in - einer - kulturellen - Überschneidungssituation - kompetent - zu - handeln. - Die - Gestaltungsprinzipien - des - Wörterbuchs - werden - auf - der - Makro ‐- und - Mikroebene - behandelt.- 1 - Einleitung - Zwischen - dem - Deutschen - und - Russischen - gibt - es - viele - gegenseitige - Beeinflus ‐ sungen, - und - beide - Sprachen - haben - eine - große - Anzahl - von - in - Aussprache - und - Schriftbild - ähnlichen - Wörtern - aus - vorwiegend - griechisch ‐ lateinischem - Erbe, - die - in - ihrer - Bedeutung - übereinstimmen. - In - manchen - Fällen - hat - sich - jedoch - ei ‐ ne - unterschiedliche - Bedeutung - der - Wörter - herausgebildet - oder - die - Wörter - be ‐ inhalten - voneinander - verschiedene - konnotative - und - emotionale - Bedeutungs ‐ komponenten. - Diese - Wörter - werden - in - der - Sprachwissenschaft - als - „falsche - Freunde“ - bezeichnet. - Außerdem - werden - sowohl - im - Deutschen - als - auch - im - Russischen - viele - Anglizismen - und - Pseudoanglizismen - gebraucht, - die - als - neue - „falsche - Freunde“ - in - der - deutsch ‐ russischen - Kommunikation - fungieren - und - noch - nicht - Gegenstand - einer - kontrastiven - Untersuchung - geworden - sind. - - Dem - Anschein - nach - ähnliche - Wörter - zweier - Sprachen, - die - jedoch - unter ‐ schiedliche - Bedeutungen - haben, - können - zu - Missverständnissen - in - der - interkul ‐ 150 - Nefëdova - turellen - Kommunikation - führen. - Ihre - Untersuchung - reiht - sich - deswegen - in - die - Forschungen - zum - Thema - Interkulturalität - ein. - - Eine - Hilfe - für - Fremdsprachenerwerber - sind - Wörterbücher - der - „falschen - Freunde“. - Das - vorhandene - „Deutsch ‐ Russische - und - Russisch ‐ Deutsche - Wörter ‐ buch - der - »Falschen - Freunde - des - Übersetzers«“ - von - K. - Gottlieb - wurde - 1972 - her ‐ ausgegeben - (Gottlieb - 1972). - 1985 - erschien - das - „Wörterbuch - der - »Falschen - Freunde - des - Übersetzers«.- Russisch ‐ Deutsch. - Deutsch - Russisch.“ - vom - selben - Autor - (Gottlieb - 1985). - Daraus - ergibt - sich, - dass - es - dringend - eines - neuen - Wörter ‐ buchs - bedarf, - weil - die - vorliegenden - Wörterbücher - aktualisiert - werden - müssen. - - Um - es - nur - kurz - zu - illustrieren, - können - einige - Gallizismen - aus - dem - Wörter ‐ buch - von - Gottlieb - angeführt - werden, - wie - z.B.: - Affiche, - Aventüre, - Enquete, - En‐ treakt, - Entree, - Entrepreneur, - Entresol, - die - längst - in - der - deutschen - Sprache - au ‐ ßer - Gebrauch - sind. - Auch - die - Lemmata - des - Russischen, - die - das - Wörterbuch - aufweist, - sind - in - vielen - Fällen - veraltet, - wie - solche - Wortpaare - wie - z.B. - dt. - Ab‐ schied - - - russ. - abšid - oder - dt. - Geselle - - - russ. - gezeľ - zeigen, - die - im - Wörterbuch - an ‐ geführt - werden, - obwohl - die - Muttersprachler - diese - Wörter - in - der - russischen - Ge ‐ genwartssprache - nicht - kennen. - - Andererseits - kann - festgestellt - werden, - dass - einige - wichtige - Begriffe - im - Wör ‐ terbuch - fehlen: - z.B. - die - Wortpaare - dt.- Doktorand - - - russ. - doktorant, - dt. - Jahr‐ markt - - - russ. - jarmarka. - - Ziel - dieser - Arbeit - ist - es, -  das - Problem - der - „falschen - Freunde“ - aus - der - Sicht - der - interkulturellen - Ger ‐ manistik - zu - behandeln, - um - es - auf - den - aktuellen - Stand - der - Forschung - zu - bringen; -  einige - Ansätze - zur - Erstellung - eines - neuen - deutsch ‐ russischen - und - rus ‐ sisch ‐ deutschen - Wörterbuchs - der - „falschen - Freunde“ - als - Lern ‐- und - Nach ‐ schlagewerk - zu - präsentieren. - Jedes - neu - erscheinende - Wörterbuch - wird - daran - gemessen, - ob - und - inwiefern - es - den - neuesten - Erkenntnissen - der - Wörterbuchdidaktik- entsprechend - über - den - erreichten - Stand - der - Forschung - hinaus - Neues - zu - bieten - hat. - Angestrebt - wird - ein - aktives - zweisprachiges - Lernerwörterbuch, - das - sich - auf - einen - aktuellen - Be ‐ stand - des - in - der - interkulturellen - deutsch ‐ russischen - Kommunikation - allge ‐ meingebräuchlichen - Grundwortschatzes - beschränkt - und - dessen - Benutzer - rus ‐ sische - Deutschlernende - und - deutsche - Russischlernende - sind. - - Sprachfallen: - Wie - kann - man - sie - umgehen? - 151 - 2 - Zur - Definition - des - Begriffs - „falsche - Freunde“ - Der - deutsche - Terminus - „falsche - Freunde“ - ist - eine - Lehnübersetzung - des - Franzö ‐ sischen - faux- amis - und - als - Lehnübersetzung - ložnye- druzja - im - Russischen - be ‐ kannt. - - Zuerst - soll - auf - den - Begriff - „falsche - Freunde“ - eingegangen - werden, - wie - er - vom - Autor - des - vorhandenen - „Deutsch ‐ Russischen - und - Russisch ‐ Deutschen - Wörterbuchs - der - »Falschen - Freunde - des - Übersetzers«“ - verstanden - wird, - damit - deutlich - wird, - welche - Wörter - des - Deutschen - und - Russischen - ins - Wörterbuch - aufgenommen - sind. - Im - Vorwort - zum - Wörterbuch - wird - eine - Definition - der - „fal ‐ schen - Freunde“ - angegeben. - Daraus - folgt, - dass - „falsche - Freunde“ - eine - relativ - be ‐ grenzte - Gruppe - von - deutschen - und - russischen - Wörtern - sind, - die - sich - einander - auf - Grund - der - Ähnlichkeit - in - Aussprache - und - Schriftbild - zuordnen - lassen, - de ‐ ren - Bedeutungen - oder - deren - Gebrauch - aber - in - den - beiden - Sprachen - auseinan ‐ dergehen - (Gottlieb - 1972: - 14). - - Es - ist - an - dieser - Stelle - zweckmäßig, - sich - mit - den - heute - gültigen - Definitionen - des - Terminus - auseinanderzusetzen, - um - erstens - festzustellen, - wie - sich - der - Be ‐ griff - der - „falschen - Freunde“ - in - der - Germanistik - seit - 40 - Jahren - verändert - hat - und - zweitens - die - vorhandenen - Definitionen - kritisch - zu - betrachten - und - zu - bewerten - mit - dem - Ziel, - sich - auf - ein - solches - Verständnis - des - Begriffs - zu - stützen, - das - grundlegend - für - die - Materialsammlung - für - ein - neues - Wörterbuch - der - „falschen - Freunde“ - wäre. - - Die - Definition - der - „falschen - Freunde“ - von - Gauger - ist - im - Prinzip - dieselbe, - die - von - Gottlieb - benutzt - wird. - Nach - Gauger - sind - „falsche - Freunde“ - Wörter - der - fremden - Sprache, - die - Wörtern - der - eigenen - Sprache - materiell - mehr - oder - weni ‐ ger - ähnlich - sind, - aber - eine - mehr - oder - weniger - verschiedene - Bedeutung - haben - (Gauger - 1982: - 78). - - Unter - dem - Terminus - „Fauxami“ - ist - im - Nachschlagewerk - von - Duden - folgen ‐ der - Eintrag - zu - finden: - in - mehreren - Sprachen - in - gleicher - oder - ähnlicher - Form - vorkommendes - Wort, - das - jedoch - von - Sprache - zu - Sprache - verschiedene - Bedeutungen - hat - (was - häufig - An ‐ lass - zu - falschem - Gebrauch - und - zu - Übersetzungsfehlern - ist) - (z. - B. - französisch - état - = - »Staat«, - aber - deutsch - Etat = - »Haushalt«) - (www.duden.de/ rechtschreibung/ - Fauxami, - Stand: - 31.03.2015). - Laut - diesen - Definitionen - sind - „falsche - Freunde“ - ein - interlinguales - Phänomen, - weil - es - sich - dabei - um - Wörter - aus - verschiedenen - Sprachen - handelt. - „Falsche - Freunde“ - sind, - wie - daraus - folgt, - im - intersprachlichen - Bereich - der - Sprachwis ‐ senschaft - und - folglich - im - Bereich - der - interkulturellen - Germanistik - einzuord ‐ nen. - 152 - Nefëdova - Im - bedeutendsten - Wörterbuch - der - linguistischen - Termini - „Metzler - Lexikon - Sprache“ - von - Glück - wird - die - Definition - der - „falschen - Freunde“ - erweitert. - Als - falsche - Freunde - bezeichnet - man - nicht - nur - Wörter - sondern - auch - Wortverbin ‐ dungen - („komplexe - Ausdrücke“). - Außerdem - ist - das - Merkmal - der - Ähnlichkeit - spezifiziert: - „falsche - Freunde“ - sind - nach - Glück - phonologisch, - graphisch - oder - morphologisch - ähnliche - Wörter - (oder - „komplexe - Ausdrücke“). - Es - wird - auch - nicht - nur - auf - unterschiedliche - Bedeutung - der - Lexeme - hingewiesen: - Es - heißt, - dass - die - Wörter - und - Wortverbindungen - unterschiedliche - Bedeutung(sschattie ‐ rung)en, - Referenzbereiche - und - Konnotationen - haben - können: - in - zwei - (oder - mehr) - Sprachen - phonologisch, - graphisch - oder - morphologisch - ähn ‐ liche - Wörter - (oder - komplexe - Ausdrücke), - die - jedoch - unterschiedliche - Bedeu ‐ tung(sschattierung)en, - Referenzbereiche - bzw. - Konnotationen - haben: - it. - lametta - Rasierklinge - vs. - dt. - Lametta; - engl. - sympathetic - verständnisvoll - vs. - dt. - sympa‐ thisch - usw. - (Glück - 2010: - 195-196). - Aus - diesen - Ausführungen - wird - deutlich, - dass - „falsche - Freunde“ - auch - als - inter ‐ linguales - Phänomen - verstanden - werden - („in - zwei - (oder - mehr) - Sprachen“) - und - als - Phänomen - der - interkulturellen - und - cross ‐ kulturellen - Kommunikation - zu - betrachten - sind. - Außerdem - wird - betont, - dass - sie - ein - semantisches - Phänomen - sind - („unterschiedliche - Bedeutungen“). - - Es - sei - hier - zur - Präzision - hervorzuheben, - dass - „falsche - Freunde“ - formähnli ‐ che - Wörter - mit - unterschiedlicher - Bedeutung - oder - Bedeutungsstruktur - sind. - Sie - werden - traditionell - von - den - Linguisten - in - v o l l s t ä n d i g e - (totale) - und - p a r ‐ t i e l l e - „falsche - Freunde“ - unterteilt. - Die - ersten - sind - „eigentliche - falsche - Freun ‐ de“, - die - komplett - unterschiedliche - Bedeutungen - haben. - Die - partiellen - „falschen - Freunde“ - sind - polyseme - Wörter, - die - neben - mindestens - einer - gemeinsamen - Be ‐ deutung - auch - eine - oder - mehrere - unterschiedliche - Bedeutungen - haben. - Beide - Gruppen - von - Wörtern - sollten - im - Wörterbuch - der - „falschen - Freunde“ - beschrie ‐ ben - werden. - - Im - „Metzler - Lexikon - Sprache“ - ist - noch - ein - wichtiger - Aspekt - der - „falschen - Freunde“ - vermerkt: - Sie - können - unterschiedliche - Konnotationen - haben. - Da - konnotativ - gefärbte - Lexeme - in - den - Bereich - der - Stilistik - gehören, - heißt - das, - dass - es - auch - Wortpaare - in - zwei - Sprachen - gibt, - die - formal - ähnlich - sind, - sich - aber - sti ‐ listisch - unterscheiden. - Es - handelt - sich - dabei - um - stilistische - „falsche - Freunde“, - bei - Wotjak - 1984 - kommunikative - „falsche - Freunde“ - genannt. - - Wenn - man - die - Wortpaare - wie - dt. - Gazette - - - russ. - gazeta- vergleicht, - kann - festgestellt - werden, - dass - das - russische - Wort - ein - neutrales - Wort - ist, - das - der - Standardsprache - angehört; - die - deutsche - Entsprechung - ist - veraltet - und - abwer ‐ tend. - Es - handelt - sich - dabei - um - stilistische - „falsche - Freunde“. - Dem - deutschen - negativ - konnotierten - Wort - Gazette - entspricht - im - Russischen - das - Wort - Gaze‐ - Sprachfallen: - Wie - kann - man - sie - umgehen? - 153 - tёnka - mit - einem - abwertenden - Suffix - ‐enk/ ‐ ёnk,- d.h.- Zeitung - von - schlechter - Qualität. - - Es - ist - offensichtlich, - dass - es - in - Bezug - auf - den - semantischen - und - stilistischen - Aspekt - des - Wortschatzes - verschiedene - Arten - von - „falschen - Freunden“ - geben - kann: - semantische - „falsche - Freunde“ - (unterschiedliche - Bedeutungen), - stilisti ‐ sche - „falsche - Freunde“ - (unterschiedliche - Konnotationen - oder - stilistische - Regis ‐ ter) - und - semantisch ‐ stilistische - „falsche - Freunde“ - (mit - semantischen - und - stilis ‐ tischen - Unterschieden). - - Das - Wortpaar - dt. - Rendezvous-- - russ. - randevu - kann - als - „falsche - Freunde“ - ein ‐ gestuft - werden. - Im - Deutschen - bedeutet - das - Wort - Rendezvous- mit - der - Angabe - „veraltend, - meist - noch - scherzhaft“ - ‚verabredetes - Treffen - (von - Verliebten, - eines - Paars); - Verabredung, - Stelldichein‘ - und - als - Terminus - der - Raumfahrt - bedeutet - es - ‚gezielte - Annäherung, - Zusammenführung - von - Raumfahrzeugen - im - Weltraum - zur - Ankopplung‘. - Im - Russischen - ist - randevu - auch - ein - ‚verabredetes - Treffen‘, - aber - ohne - Konnotationen, - stilistisch - neutral - und - es - ist - ein - Terminus - der - Mari ‐ ne, - der - auf - ein - verabredetes - Treffen - von - einzelnen - Schiffen - oder - von - Schiffsver ‐ bänden - und - einen - Ort - eines - solchen - Treffens - referiert. - - In - der - ersten - Bedeutung - sind - die - Wörter - stilistische - „falsche - Freunde“: - Bei - der - gleichen - denotativen - Bedeutung - ist - das - russische - Wort - neutral, - das - deut ‐ sche - Äquivalent - ist - veraltend - und - scherzhaft. - Als - Termini - haben - die - Wörter - verschiedene - Referenzbereiche. - Demzufolge - sind - das - „falsche - Freunde“, - bei - de ‐ nen - semantischer - und - stilistischer - Aspekt - zusammenwirken. - - Beide - Arten - der - „falschen - Freunde“, - sowohl - semantische - als - auch - stilisti ‐ sche, - sind - in - der - interkulturellen - Kommunikation - von - Bedeutung - und - müssen - bei - der - Lexikographierung - von - „falschen - Freunden“ - berücksichtigt - werden. - - Zu - beachten - sind - solche - Fälle, - wenn - bei - der - Entlehnung - nur - eine - Bedeutung - eines - mehrdeutigen - Wortes - übernommen - wird - und - andere - Bedeutungen - igno ‐ riert - werden. - Im - Deutschen - referiert - das - Wort - Sputnik - auf - den - Namen - der - ers ‐ ten - künstlichen - Erdsatelliten; - es - ist - ein - monosemes - Wort. - Im - Russischen - dage ‐ gen - hat - das - Wort - sputnik - vier - verschiedene - Lesarten: - 1. - ‚Gefährte; - Reisegefähr ‐ te, - Mitreisender; - Begleiter‘; - 2. - übertragen - ‚etwas, - was - etwas - begleitet; - etwas, - was - sich - zusammen - mit - etwas - befindet - oder - erscheint‘; - 3. - (Astronomie) - ‚Him ‐ melskörper, - der - sich - um - ein - Planet - dreht‘; - 4. - ‚Satellit, - Trabant‘. - - Das - deutsche - Wort - Sputnik- und - das - russische - Wort - sputnik- in - der - Bedeu ‐ tung - ‚Satellit, - Trabant‘ - sind - „echte - Freunde“, - aber - wie - schon - oben - erläutert, - sind - sie - doch - „falsche - Freunde“, - weil - alle - anderen - Bedeutungen - des - russischen - Wortes - mit - dem - Wort - Sputnik - im - Deutschen - nicht - wiedergegeben - werden. - Ne ‐ benbei - bemerkt: - Obwohl - das - Wort - Sputnik - schon - längst - im - deutschen - Sprach ‐ gebrauch - ist, - findet - man - einen - Eintrag - im - Wörterbuch - der - „falschen - Freunde“ - von - Gottlieb - nicht. - Solche - Wörter - sollten - aber - in - einem - Wörterbuch - der - „fal ‐ schen - Freunde“ - angeführt - werden. - 154 - Nefëdova - Ein - großes - Problem - sind - mehrdeutige - Wörter, - weil - semantische - und - stilisti ‐ sche - Unterschiede - einzelner - lexikalisch ‐ semantischer - Varianten - unterschied ‐ lich - variiert - werden. - - Im - Deutschen - hat - das - Wort - Resümee - zwei - Bedeutungen: - 1. - ‚knappe - Inhalts ‐ angabe, - kurze - Zusammenfassung‘; - 2. - als - ‚das - Wesentliche‘, - als - ‚eigentlicher - In ‐ halt‘, - als - ‚wichtiges - Ergebnis - von - etwas‘ - Anzusehendes; - ‚Schlussfolgerung‘ - (www.duden.de; - Stand: - 31.03.2015). - - Im - Russischen - hat - das - Wort - rezjume - auch - zwei - Bedeutungen. - Aber - die - erste - Bedeutung - schließt - die - zwei - Bedeutungen - des - deutschen - Wortes - ein. - Darüber - hinaus - verfügt - das - russische - Wort - noch - über - eine - weitere - Bedeutung, - nämlich - die - des - englischen - curriculum-vitae - (CV) - bzw. - résumé. - - Dazu - ist - das - deutsche - Wort - Resümee - bildungssprachlich. - Das - entsprechen ‐ de - russische - Wort - rezjume - ist - mit - der - Angabe - „knižn.“ - (was - ‚Bücher‘ - bedeutet, - ‚in - Büchern - gebraucht‘) - nur - in - der - ersten - Bedeutung - markiert. - Die - Wörter - mit - dieser - Angabe - werden - überwiegend - in - Texten - und - in - der - intellektuellen - Kom ‐ munikation - gebraucht - (Kuznecov - 2000: - 15). - Beide - Wörter - wären - aus - semanti ‐ scher - und - stilistischer - Sicht - partielle - semantische - und - stilistische - „falsche - Freunde“. - - Diese - Beispiele - werden - angeführt, - um - zu - zeigen, - dass - es - für - die - Lernenden - sehr - wichtig - ist, - sich - nicht - nur - über - semantische - Unterschiede - der - Wörter - im - Klaren - zu - sein. - Der - stilistische - oder - der - kommunikative - Aspekt - der - „falschen - Freunde“ - sollte - nicht - unterschätzt - werden, - weil - allgemein - festgestellt - werden - kann, - dass - beim - Wörterbuch - der - „falschen - Freunde“ - von - Gottlieb - der - Akzent - ganz - deutlich - auf - der - unterschiedlichen - Semantik - der - Wörter - liegt. - In - der - in ‐ terkulturellen - Kommunikation - aber - spielen - beide - Aspekte - eine - gleichbedeu ‐ tende - Rolle. - - Im - Weiteren - sollte - ein - Aspekt - der - „falschen - Freunde“ - besprochen - werden, - der - die - Phraseologie - betrifft. - Wie - schon - oben - erwähnt, - können - sich - nicht - nur - die - Wörter - sondern - auch - feste - Wortverbindungen - als - „falsche - Freunde“ - erwei ‐ sen. - Solche - „falschen - Freunde“ - werden - idiomatische - „falsche - Freunde“ - genannt - (Kroschewski - 2000). - Meines - Erachtens - wäre - es - richtiger - von - phraseologischen - „falschen - Freunden“ - zu - sprechen, - weil - der - Begriff - „phraseologisch“ - breiter - ist - als - der - Begriff - „idiomatisch“: - Die - Phraseologismen - als - feste - Redewendungen - schließen - nicht - nur - Idiome - sondern - auch - Kollokationen - ein. - In - der - deutschen - Gegenwartssprache - gibt - es - viele - Lehnwendungen - aus - dem - Englischen; - die - meisten - davon - sind - Kollokationen - (Nefëdova - 2013). -- - Im - Deutschen - sind - entlehnte - feste - Redewendungen - in - der - Regel - direkte - Entlehnungen, - z.B. - ein - Idiom - High-Potential. - Im - Russischen - übersetzt - man - ge ‐ wöhnlich - Lehnwendungen - aus - dem - Englischen; - es - werden - Lehnübersetzungen - gebraucht - (frz. - calques). - In - der - jargonhaften - Kommunikation - auf - Russisch - be ‐ - Sprachfallen: - Wie - kann - man - sie - umgehen? - 155 - nutzt - man - jedoch - entlehnte - Phraseologismen - in - ihrer - direkten - englischsprachi ‐ gen - Form: - Man - sagt - auch - high-potential - (Nefedova/ Polyakov - 2014). - - Man - hat - in - diesem - Fall - mit - phraseologischen - (idiomatischen) - stilistischen - „falschen - Freunden“ - zu - tun. - Standardsprachlich - entspricht - die - englischsprachi ‐ ge - feste - Redewendung - im - Deutschen - einer - Lehnübersetzung - im - Russischen. - Es - wäre - also - für - einen - Deutschen - ein - Fehler, - in - der - Kommunikation - in - russischer - Sprache - diese - Lehnwendung - nicht - zu - übersetzen. - - Es - kann - noch - ein - Beispiel - einer - aus - dem - Englischen - von - den - beiden - Spra ‐ chen - Deutsch - und - Russisch - entlehnten - Kollokation - angeführt - werden. - Die - feste - Wortverbindung - electronic- cash - hat - im - Russischen - eine - pejorative - Bedeutung - entwickelt. - Die - Wortgruppe - ėlektronnyj- keš- bedeutet - im - Russischen - ‚Geld - für - Gangster, - Drogendealer, - Terroristen, - Killer - und - korrumpierte - Beamte‘ - (Nefedo ‐ va/ Polyakov - 2014). - Solche - festen - Wortverbindungen - sind - phraseologische - se ‐ mantische - „falsche - Freunde“. - Es - sei - hier - bemerkt, - dass - phraseologische - „falsche - Freunde“ - im - „Wörterbuch - der - »Falschen - Freunde - des - Übersetzers«“ - von - Gott ‐ lieb - nicht - vorhanden - sind. - (Die - angeführten - Beispiele - betreffen - den - Wortschatz - der - letzten - Jahrzehnte.) - - Schon - seit - Haensch - (1956: - 16) - ist - aber - der - Begriff - „falsche - Freunde“ - nicht - nur - auf - die - semantischen - Unterschiede - beschränkt. - Man - beginnt, - „falsche - Freunde“ - differenzierter - zu - gliedern. - So - werden - interlinguale - „falsche - Freunde“ - in - einzelne - Gruppen - eingeteilt: - Neben - semantischen, - idiomatischen - und - stilisti ‐ schen - „falschen - Freunden“ - unterscheidet - man - auch - orthographische, - phonolo ‐ gische - und - grammatische - „falsche - Freunde“ - (Kroschewski - 2000). - Diese - breite - Palette - von - „falschen - Freunden“ - wird - im - Wörterbuch - von - Gottlieb - nicht - be ‐ rücksichtigt. - - Orthographische - falsche - Freunde, - wie - z.B. - zwischen - dem - Deutschen - und - Englischem - (direct- -- direkt,- tolerance- -- Toleranz), - sind - für - das - Deutsche - und - das - Russische - nicht - relevant, - weil - in - den - Sprachen - verschiedene - Alphabete - ge ‐ braucht - werden. - - Phonologische - Unterschiede - können - dagegen - als - „falsche - Freunde“ - in - bei ‐ den - Sprachen - auftreten, - obwohl - es - auf - den - ersten - Blick - nicht - viele - phonologi ‐ sche - „falsche - Freunde“ - zwischen - dem - Deutschen - und - Russischen - gibt. - Man - sollte - dieser - Frage - aber - gründlicher - nachgehen; - es - bedarf - einer - speziellen - Un ‐ tersuchung, - um - diese - Art - der - „falschen - Freunde“ - festzustellen. - Sofort - ist - an - die - aus - dem - Französischen - entlehnten - Wörter - zu - denken. - Die - Gallizismen - werden - im - Deutschen - in - der - Regel - mit - nasalen - Lauten - ausgesprochen, - wie - z.B. - das - Wort - Restaurant, - im - Russischen - aber - nicht. - - Bei - einigen - Wortpaaren - sind - die - Unterschiede - in - der - Wortbetonung - festzu ‐ stellen. - Dazu - gehören - solche - Paare - wie - die - Monatsnamen - dt. - August - - - russ. - av‐ gust. - Im - deutschen - Wort - wird - die - zweite - Silbe - betont, - im - russischen - dagegen - die - erste. - Dasselbe - trifft - für - das - Wortpaar - dt. - Tenor - (‚hohe - Männersingstimme‘) - 156 - Nefëdova - - - russ. - tenor.- Solche - phonologischen - „falschen - Freunde“ - wäre - es - möglich - in - ei ‐ nem - Wörterbuch - zu - veranschaulichen. -- - Eine - ganz - besondere - Erscheinung - sind - grammatische - „falsche - Freunde“. - Grammatische - Unterschiede - des - Deutschen - und - Russischen - sind - ein - Gegen ‐ stand - des - Bereiches - der - Sprachwissenschaft - an - russischen - Universitäten, - die - vergleichende - Typologie - heißt. - Welche - grammatischen - Unterschiede - und - auf - welche - Weise - sie - in - einem - Wörterbuch - präsentiert - werden - können, - ist - noch - nicht - untersucht - worden. - Ohne - Zweifel - wäre - ein - kleines - Wörterbuch - der - gram ‐ matischen - „falschen - Freunde“ - als - Teil - des - deutsch ‐ russischen - und - russisch ‐ deutschen - Wörterbuchs - der - „falschen - Freunde“ - von - großem - Nutzen. - - Grammatische - „falsche - Freunde“, - die - in - morphologische - und - syntaktische - eingeteilt - werden - können, - sind - im - Fremdsprachenunterricht - zu - behandeln. - Wie - der - Sprachgebrauch - der - Lernenden - zeigt, - führen - grammatische - Unter ‐ schiede - oft - zu - Fehlern. - Der - Fall - betrifft - besonders - deutsche - und - russische - Ver ‐ ben - und - Substantive. - - Morphologische - „falsche - Freunde“ - weisen - verschiedene - wortklassentypische - Eigenschaften - in - beiden - Sprachen - auf. - Ich - kann - nur - exemplarisch - auf - einige - Unterschiede - hinweisen; - eine - systemhafte - Untersuchung - dazu - wird - dringend - benötigt. - - Den - deutschen - Verben - auf - ‐ieren - entsprechen - im - Russischen - in - der - Regel - die - Verben - auf - ‐irovať: -dt. - kritisieren, - sympathisieren,-parlamentieren - - - russ. - kri‐ tizirovať, - simpatizirovať,- parlamentirovať.- Andererseits - gibt - es - im - Deutschen - und - Russischen - solche - Verben, - die - von - den - Substantiven - mit - der - gleichen - Be ‐ deutung - abgeleitet - sind, - sich - aber - in - ihrer - Struktur - unterscheiden, - z.B.: - dt. - Pro‐ gnose - - - russ. - prognoz, - aber - russ. - prognozirovať - - - dt. - nicht - † prognosieren, - son ‐ dern - prognostizieren. - ‚Ein - Interview - führen‘ - heißt - auf - Deutsch - nicht - jmdn. - † in‐ terviewieren - sondern - interviewen, - auf - Russisch - jedoch - intervjuirovať. - Dem - russi ‐ schen - Verb - optimisirovať-entsprechen - zwei - deutsche - Verben - optimalisieren - und - optimieren, - nicht - † optimisieren. - - Ein - Problem - für - die - Lernenden - sind - Unterschiede - im - Gebrauch - einiger - re ‐ flexiver - Verben. - Den - reflexiven - deutschen - Verben - entsprechen - nichtreflexive - russische - Verben - und - umgekehrt: - z.B. - dt. - sich-erholen - - - russ. - otdychať, - dt. - zwei‐ feln - - - russ. - somnevaťsja. - - Die - Rektion - der - Verben - unterscheidet - sich - in - beiden - Sprachen: - Auf - Deutsch - heißt - es - Peter-sympathisiert-m i t -den-Demonstranten, - auf - Russisch - Pjёtr-simpa‐ tizirujet-(wem? ) - demonstrantam.- - Das - größte - Problem - beim - Gebrauch - der - Substantive - ist - ihr - grammatisches - Geschlecht. - Unterschiedliches - Geschlecht - der - internationalen - Substantive, - die - gleich - ausgesprochen - werden, - kann - ein - Grund - sein, - über - morphologische - „fal ‐ sche - Freunde“ - zu - sprechen. - Es - gibt - viele - solche - Wortpaare: - z.B. - dt. - Seminar - (n.) - - Sprachfallen: - Wie - kann - man - sie - umgehen? - 157 - - - russ. - seminar - (m.), - dt. - Konzept - (n.) - - - russ. - koncept - (m.), - dt. - Sem - (n.) - - - russ. - sema - (f.), - dt. - Morphem - (n.) - - - russ. - morfema - (f.) - usw. - - Zu - morphologischen - „falschen - Freunden“ - gehören - die - Substantive, - die - Be ‐ sonderheiten - in - der - Pluralbildung - haben; - z.B. - hat - das - deutsche - Wort - Informati‐ on - im - Deutschen - eine - Pluralform, - im - Russischen - wird - das - Wort - im - Plural - nicht - gebraucht: - dt. - Informationen - (Pl.) - - - russ. - informacija-(Singularetantum). - - Hier - soll - darauf - verzichtet - werden, - extra - über - syntaktische - „falsche - Freun ‐ de“ - zu - sprechen. - Syntaktische - Unterschiede, - die - in - einem - zweisprachigen - Wör ‐ terbuch - dargestellt - werden - können, - sind - noch - zu - erforschen. - Man - kann - aber - darauf - hinweisen, - dass - phraseologische - „falsche - Freunde“ - als - syntaktische - „fal ‐ sche - Freunde“ - klassifiziert - werden - können. - - Und - noch - etwas, - was - den - Wörterbuchverfassern - nicht - entgehen - sollte: - Da - sich - der - Wortschatz - der - Sprachen - ständig - entwickelt - und - neue - Wörter - oder - neue - Bedeutungen - hinzukommen, - sollte - das - Wörterbuch - der - „falschen - Freun ‐ de“ - die - Neologismen, - die - den - Wortschatz - erweitern, - aufnehmen. - Dem - deut ‐ schen - Wort - Autorität - z.B. - entspricht - im - Russischen - das - Wort - avtoritet, - das - als - umgangssprachliches - Wort - heute - in - der - Bedeutung - ‚Anführer - einer - Vereini ‐ gung - von - Verbrechern‘ - gebraucht - wird - und - damit - das - Sem - ‚kriminell‘ - ein ‐ schließt. - Diese - neue - Bedeutung - hat - die - übliche - Bedeutung - ganz - verdrängt. - Sie - ist - aber - im - Bedeutungswörterbuch - von - Kuznecov - noch - nicht - vorhanden. - Es - ist - also - die - Aufgabe - der - Wörterbuchautoren, - sich - am - aktuellen - Sprachgebrauch - zu - orientieren. - - Anschließend - möchte - ich - noch - ein - Problem - behandeln, - das - im - Zusammen ‐ hang - mit - den - „falschen - Freunden“ - nicht - gemieden - werden - soll. - Bis - jetzt - war - die - Rede - von - interlingualen - „falschen - Freunden“, - die - offensichtlich - die - Mehrzahl - der - „falschen - Freunde“ - ausmachen. - Aus - der - Sicht - der - DaF ‐ Lexikologie - sind - auch - solche - Wörter - im - Deutschen - zu - behandeln, - die - eine - ähnliche - Form, - aber - unterschiedliche - Bedeutungen - haben - (z.B. - Paronyme - Musiker- und - Musikant) - und - die - für - die - russischen - Deutschlernenden - auch - „falsche - Freunde“ - sind. - Sol ‐ che - „falschen - Freunde“ - werden - als - intralinguale - „falsche - Freunde“ - bezeichnet - (Kroschewski - 2000). - - Für - die - russischen - Deutschlernenden - sind - leicht - verwechselbare - Wörter - oder - Wortverbindungen, - solche - wie - Feierabend - und - feierlicher- Abend,- Fest‐ abend- auch - intralinguale - „falsche - Freunde“. - Es - ist - einer - der - häufigsten - Fehler - der - russischen - Studenten, - das - Wort - Feierabend - als - feierlicher - Abend - zu - verste ‐ hen. - - Für - die - deutschen - Russischlernenden - sind - im - Russischen - z.B. - solche - Par ‐ onyme - wie - begun - (Läufer) - und - begleс - (Flüchtling) - „falsche - Freunde“.- Beide - Wörter - sind - von - einem - Basismorphem - begať - (laufen) - mit - unterschiedlichen - Suffixen - abgeleitet. - 158 - Nefëdova - Die - intralingualen - „falschen - Freunde“ - sollten, - obwohl - sie - unter - die - traditionelle - Definition - der - „falschen - Freunde“ - nicht - passen - und - etwas - Besonderes - darstel ‐ len, - im - Wörterbuch - der - „falschen - Freunde“ - untergebracht - werden, - weil - sie - in - der - interkulturellen - Kommunikation - oft - zu - Missverständnissen - führen. - - Im - Weiteren - ist - es - angebracht, - noch - ein - Problem - zu - besprechen, - das - den - neuen - Bestand - von - „falschen - Freunden“ - betrifft. - Die - Rede - wird - von - Anglizis ‐ men - und - Pseudoanglizismen - sein. - - Sowohl - das - Deutsche - als - auch - das - Russische - werden - zurzeit - stark - von - der - englischen - Sprache - beeinflusst. - In - der - zweiten - Hälfte - des - 20. - Jahrhunderts - ha ‐ ben - sehr - viele - Anglizismen - Einzug - ins - Deutsche - und - ins - Russische - gefunden. - Viele - davon - sind - totale - oder - partielle - „falsche - Freunde“; - im - Wörterbuch - von - Gottlieb - gibt - es - außer - dem - Wort - Service - noch - keine - Anglizismen. - - Totale - „falsche - Freunde“ - in - der - deutsch ‐ russischen - Kommunikation - sind - z.B. - solche - Anglizismen - wie - das - Wortpaar - dt. - Rating - - - russ. - reiting. - Das - deut ‐ sche - Wort - hat - drei - Sememe: - Als - Terminus - der - Psychologie - und - der - Soziologie - bedeutet - es - „Verfahren - zur - Beurteilung - von - Personen - oder - Situationen - mithilfe - von - Ratingskalen“, - in - der - Wirtschaft - ist - Rating-die - „bonitätsmäßige - Einstufung - von - Ländern, - Banken, - Firmen - o.Ä. - in - ein - Klassifikationssystem“ - und - allgemein ‐ gebräuchlich - bedeutet - Rating- „Verfahren - zur - Ermittlung - der - Einschaltquote - von - [Fernseh]sendungen, - besonders - zur - Einschätzung - der - Wirksamkeit - von - Werbespots“ - (www.duden.de/ rechtschreibung/ Rating; - Stand: - 31.03.2015). - - Das - russische - Wort - reiting- hat - andere - Sememe: - 1. - ‚Grad - der - Beliebtheit - von - bekannten - Politikern, - Funktionären, - Unternehmern‘; - 2. - ‚individueller - Zahl ‐ kennwert - der - Bewertung - von - Sporterrungenschaften - des - Schachspielers - in - der - Klassifikationsliste, - die - jährlich - von - der - FIDE - für - die - besten - Schachspieler - der - Welt - zusammengestellt - wird‘. - - Viele - Anglizismen - sind - partielle - „falsche - Freunde“ - wie - das - Wortpaar - dt. - User- - - russ. - juzer. - Beide - Wörter - haben - eine - gemeinsame - Bedeutung - ‚jemand, - der - ei ‐ nen - Computer - benutzt‘. - Das - deutsche - Wort - hat - dazu - noch - eine - Bedeutung: - Es - wird - als - Jargonismus - gebraucht - ‚jemand, - der - eine - bestimmte - Droge - [regelmä ‐ ßig] - nimmt‘. - - Häufig - unterscheidet - sich - die - Aussprache - von - Anglizismen - in - beiden - Spra ‐ chen: - Z.B. - wird - das - deutsche - Kurzwort - CD - als - [tse: 'de: ] - ausgesprochen, - im - Rus ‐ sischen - ist - die - englische - Aussprache - beibehalten - [si: 'di: ]. - Das - betrifft - auch - z.B. - das - Wortpaar - TV: - auf - Deutsch - klingt - es - [te: 'fa ͜ ɔ ], - auf - Russisch - [ti: 'vi: ]. - Das - sind - neue - phonologische - „falsche - Freunde“. - - Und - ein - besonderes - Problem - sind - Pseudoanglizismen. - Eisenberg - schreibt - in - seiner - Monographie - über - das - Fremdwort - im - Deutschen: - Besonders - bei - Anglizismen, - aber - nicht - nur - dort, - stößt - man - auf - Bezeichnungen - wie - Pseudofremdwort, - Scheinentlehnung, - falscher - Freund, - Fauxami, - Falsefriend - - Sprachfallen: - Wie - kann - man - sie - umgehen? - 159 - oder - eben - Pseudoanglizismus. - Mit - solchen - Ausdrücken - wird - Unterschiedliches - bezeichnet, - bei - den - Anglizismen - sind - meist - Wörter - wie - Dressman - gemeint, - die - nach - Entlehnungen - aus - dem - Englischen - aussehen, - es - aber - nicht - sind - (Eisenberg - 2010: - 29). - In - Bezug - auf - die - deutsche - Sprache - wird - darauf - hingewiesen, - dass - jeder - Ge ‐ schichten - kennt, - in - denen - jemand - einen - im - Deutschen - gebildeten - Anglizismus - als - Wort - des - Englischen - verwendet - und - sich - blamiert. - Als - Beispiele - werden - vom - Autor - solche - Ausdrücke - wie - Public-Viewing - angegeben, - was - im - Deutschen - ‚öffentliches - Fernsehvergnügen‘ - bedeutet - und - im - amerikanischen - Englisch - eine - viel - weitere - Verwendung - hat, - zu - der - auch - ‚öffentliche - Aufbahrung - eines - Ver ‐ storbenen - gehört‘. - In - ähnlicher - Weise - hat - der - Ausdruck - Body- Bag - im - Deut ‐ schen - die - Bedeutung - ‚Rucksack‘, - im - Englischen - bedeutet - er - jedoch - ‚Leichen ‐ sack‘ - (Eisenberg - 2010: - 30). - - Zum - Schluss - resümiert - Eisenberg, - dass - es - Fälle - dieser - Art - geben - wird, - solan ‐ ge - es - Fremdwörter - gibt. - Nach - seiner - Meinung - sind - sie - weder - erfreulich - noch - fördern - sie - die - deutsch ‐ englische - Kommunikation - per - Anglizismen. - Sie - machen - rigoros - deutlich, - dass - ein - deutscher - Anglizismus - etwas - anderes - ist - als - ein - engli ‐ sches - Wort - (Eisenberg - 2010: - 30). - - Pseudoanglizismen - gibt - es - heutzutage - nicht - nur - im - Deutschen; - Russisch - ist - keine - Ausnahme. - Deutsche - Pseudoanglizismen - sind - „falsche - Freunde“ - in - der - deutsch ‐ englischen - Kommunikation, - russische - Pseudoanglizismen - in - der - deutsch ‐ russischen - Kommunikation. - Da - in - diesem - Beitrag - die - Rede - von - „fal ‐ schen - Freunden“ - zwischen - dem - Deutschen - und - Russischen - ist, - gehören - zu - ih ‐ nen - z.B. - solche - Wortpaare - wie - dt. - Biker - - - russ. - bajker,- dt. - Scotch - - - russ. - skoč.- Im - Russischen - sind - es - Pseudoanglizismen, - weil - sie - solche - Sememe - haben, - über - die - entsprechende - englische - Wörter - nicht - verfügen. - - Das - deutsche - Wort - Biker-ist - eine - direkte - Entlehnung - aus - dem - Englischen; - es - hat - zwei - Bedeutungen: - 1. - (Jargon) - ‚Motorradfahrer‘, - 2. - (umgangssprachlich) - ‚je ‐ mand, - der - Fahrrad, - Mountainbike - fährt‘. - Im - Russischen - bedeutet - das - Wort - ‚un ‐ bekümmerter, - kühner - Motorradfahrer, - verwegener - Kerl, - in - der - Regel - in - einer - schwarzen - Lederuniform‘; - ‚die - Biker - vereinigen - sich - zu - informalen - Jugendgrup ‐ pen, - organisieren - Bike ‐ Shows‘. - Diese - Wörter - sind - totale - „falsche - Freunde“ - in - Bezug - auf - das - Deutsche - und - das - Russische. - - Das - deutsche - Wort - Scotch - und - das - russische - Wort - skotč- sind - partielle - „fal ‐ sche - Freunde“. - Beide - Wörter - stimmen - in - der - Bedeutung - ‚schottischer - Whisky‘ - überein. - Das - deutsche - Wort - wird - noch - als - Kurzwort - für - ‚Scotchterrier‘ - ge ‐ braucht. - Das - russische - Wort - bedeutet - als - Pseudoanglizismus - einen - ‚Warenna ‐ men - des - Klebebandes‘. - 160 - Nefëdova - Es - ist - eine - wichtige - Aufgabe, - sich - den - Anglizismen - und - Pseudoanglizismen - als - deutsch ‐ russischen - „falschen - Freunden“ - zuzuwenden, - weil - es - dazu - keine - Un ‐ tersuchungen - gibt. - - Und - zum - Schluss - dieses - Teils - sollen - noch - „falsche - Freunde“ - besprochen - werden, - die - als - interkulturelles - Phänomen - in - den - Fokus - der - Aufmerksamkeit - rücken - sollten. - Im - Wörterbuch - der - „falschen - Freunde“ - sollte - es - einen - Anhang - geben, - in - dem - interkulturelle - Unterschiede - verschiedener - Art - gesammelt - sind. - - Nur - einige - Beispiele: - Im - Russischen - gibt - es - kein - Wort - für - ‚Erdgeschoss‘. - Man - fängt - gleich - an, - die - Stockwerke - zu - zählen. - Deswegen - entspricht - das - deutsche - Erdgeschoss - der - russischen - ersten - Etage, - der - erste - Stock - entspricht - der - russi ‐ schen - zweiten - Etage - usw. - Wenn - z.B. - ein - Seminar - an - einer - deutschen - Universi ‐ tät - im - Raum - 1/ 15 - stattfindet, - suchen - die - Studenten - aus - Russland - den - Raum - im - Erdgeschoss. - - Man - kann - in - Deutschland - die - Noten - von - 1 - bis - 6 - erhalten. - Dabei - ist - 1 - die - bes ‐ te - Note - (entspricht - einer - 5 - in - Russland) - und - 6 - die - schlechteste - Note - (eine - russi ‐ sche - 2). - Die - deutsche - Skala - sieht - so - aus: - 1 - = - sehr - gut, - 2 - = - gut, - 3 - = - befriedigend, - 4 - = - ausreichend, - 5 - = - mangelhaft, - 6 - = - ungenügend; - die - russische: - 5 - = - sehr - gut, - 4 - = - gut, - 3 - = - befriedigend, - 2 - = - ungenügend. - Um - die - Leistungen - in - beiden - Ländern - zu - vergleichen, - muss - man - sich - auskennen, - wie - sie - bewertet - werden: - Bei - einem - Notendurchschnitt - von - 2,0 - in - Deutschland - handelt - es - sich - um - einen - guten - No ‐ tendurchschnitt, - in - Russland - um - einen - schlechten. - - Ein - Zentner - sind - in - Deutschland - 50 - kg. - Doch - in - Russland - hat - ein - Zentner - 100 - kg. - - Ein - ganz - besonderes - Problem - sind - geographische - Bezeichnungen: - Der - Engli‐ sche- Kanal - heißt - auf - Russisch - nicht - anglijskij- kanal, - wie - man - fälschlicherweise - denken - könnte, - sondern - la-Manche.-Als - ein - Hochschullehrer - an - der - Universität - Leipzig - einmal - über - Ausschwitz - gesprochen - hat, - wurde - er - von - russischen - Stu ‐ denten - nicht - verstanden: - Auf - Russisch - heißt - es - Osvencim. - - Als - Zwischenbilanz - kann - man - resümieren, - dass - „falsche - Freunde“ - ein - sehr - kompliziertes - und - nicht - nur - auf - semantische - Unterschiede - reduziertes - Phäno ‐ men - ist. - Es - betrifft - Wörter - und - Wortverbindungen - und - ist - aus - der - Sicht - nicht - nur - der - Lexikologie, - sondern - auch - der - Grammatik - und - Phonologie - zu - behan ‐ deln. - Es - ist - ein - wichtiger - Gegenstand - der - Untersuchung - der - interkulturellen - Sprachwissenschaft - und - der - interkulturellen - Germanistik. - Im - Fremdsprachen ‐ unterricht - im - Allgemeinen - und - im - DaF ‐ Unterricht - ist - die - Auseinandersetzung - mit - diesem - Thema - eine - notwendige - Voraussetzung - für - die - Förderung - der - inter ‐ kulturellen - Kompetenz - der - Lernenden. - Eine - differenzierte - Klassifizierung - der - „falschen - Freunde“, - die - im - ersten - Teil - des - Beitrags - vorgenommen - wurde, - kann - helfen, - möglichst - viele - Arten - von - „falschen - Freunden“ - zu - behandeln, - um - mög ‐ lichst - viele - Fälle - von - Missverständnissen - zu - vermeiden. - - Sprachfallen: - Wie - kann - man - sie - umgehen? - 161 - Eine - große - praktische - Hilfe - könnte - ein - Wörterbuch - der - „falschen - Freunde“ - sein, - das - alle - oben - erwähnten - Arten - von - „falschen - Freunden“ - aufnehmen - und - beschreiben - würde. - 3 - Zum - Projekt - eines - neuen - deutsch ‐ russischen - und - russisch ‐ deut ‐ schen - Wörterbuchs - der - „falschen - Freunde“ - des - Übersetzers - In - Bezug - auf - die - Auswahl - des - Wortmaterials - für - die - Wörterbücher - unterschei ‐ det - man - aktive - und - passive - Wörterbücher. - Das - neue - Wörterbuch - der - „falschen - Freunde“ - soll - ein - aktives - Lernerwörterbuch - sein, - wo - Lernende - den - für - die - inter ‐ kulturelle - Kommunikation - notwendigen - Wortschatz - finden - können. -- - Das - geplante - Wörterbuch - ist - im - Hauptteil - (interlinguale - „falsche - Freunde“) - sowohl - für - russische - Deutschlernende - als - auch - für - deutsche - Russischlernende - vorgesehen. - Es - ist - in - Bezug - auf - die - Informationen, - die - es - in - einem - Lemma - an ‐ bietet, - dem - alten - Wörterbuch - ähnlich, - doch - die - Art - und - Weise - der - Präsentati ‐ on - differieren. - - Das - Wörterbuch - soll - alle - Wörter - enthalten, - die - die - gleiche - Form, - aber - ver ‐ schiedene - Bedeutungen - im - Deutschen - und - Russischen - haben. - Das - sind - haupt ‐ sächlich - Fremdwörter, - die - aus - anderen - Sprachen - (aus - dem - Lateinischen, - Grie ‐ chischen, - Französischen, - Englischen) - ins - Deutsche - und - ins - Russische - gekom ‐ men - sind - und - verschiedene - Bedeutungen - haben. - Enthalten - sind - auch - deutsche - Wörter, - die - im - Russischen - mit - einer - anderen - Bedeutung - gebraucht - werden - (Jahrmarkt), - und - russische - Wörter, - die - im - Deutschen - nicht - die - gleiche - Bedeu ‐ tung - haben - (Sputnik). -- - Als - intralinguale - „falsche - Freunde“ - soll - das - Wörterbuch - solche - deutschen - Wörter - enthalten, - die - die - russischen - Deutschlernenden - wegen - ihrer - undurch ‐ sichtigen - Struktur - irreführen - können - (Feierabend - - - Festabend) - und - umgekehrt - irreführende - Wörter - für - die - deutschen - Russischlernenden - (begun - - - beglec). - - Weiter - folgen - Beispiele, - wie - ein - neues - deutsch ‐ russisches - und - russisch ‐ deutsches - Wörterbuch - der - „falschen - Freunde“ - aussehen - soll. 1 - -------------------------------------------------------- 1 -- Die - Unterlagen - sind - von - meinem - Kollegen - vom - Lehrstuhl - für - Translatologie - der - Staatlichen - Pädagogischen - Universität - Moskau, - Dr. - Sergej - Sokolov, - zur - Verfügung - gestellt. - 162 - Nefëdova - Interlinguale-„falsche-Freunde“- A- ___________________________________________________________- - Abiturient- - абитуриент- - Abiturient, - der -‐ en -‐ en - абитуриент- - - - - выпускник-гимназии-- Примечание: - Abiturient- -- ученик,- заканчивающий- верхнюю- ступень- системы- школьного- образования- -- гимназию- (das- Gymnasium,- сокр.- Gymi).- Гимназия- -- это- образовательное- учреждение,- в- котором- учатся- 12- лет- (вместе- с- начальной-шко‐ лой).- По- завершению- обучения- выпускники- получают- аттестат- зрелости- (das- Reifezeugnis,-das-Abitur,-сокр.-Abi).- ∆-- Zwei - Drittel - der - Abiturienten - wollen - einen - akademischen - Abschluss - bekommen. -Две- трети-выпускников-гимназий-хотят-получить-высшее-образование . -- - абитуриент - (он) - 1. - выпускник- средней- школы- (11 - классов ) - Schulabgänger, - der - - - 2. - ( поступающий- в- вуз ) - Hochschulbewerber, - der - = - или- Bewerber, - der - = - Примечание: - в- современном- русском- языке- слово- «абитуриент»- в- основном- упо‐ требляется-во-втором-значении- ∆- В- этом- году- количество- абитуриентов- в- нашем- вузе- резко- сократилось . - Dieses - Jahr - ist - die - Zahl - der - Bewerber - an - unserer - Uni - stark - zurückgegangen. - … - - Intralinguale-„falsche-Freunde“- F- ___________________________________________________________-- - Feierabend- - Feierabend, - der -- - торжественный-вечер- - - - - - конец-рабочего-дня- ∆- Normalerweise - machen - wir - um - 16 - Uhr - Feierabend. -Обычно- мы- заканчиваем- рабо‐ тать-в-четыре . - - торжественный-вечер-- Festabend, - der - ∆-По-случаю-окончания-учёбы-мы-устраиваем-в-субботу-торжественный-вечер . - An ‐ lässlich - des - Studiumabschlusses - machen - wir - am - Samstag - einen - Festabend. - Abb. - 1: - Layoutbeispiele - zu - den - Lemmata - Abiturient - und - Feierabend- - - Sprachfallen: - Wie - kann - man - sie - umgehen? - 163 - Im - Hauptteil - bezeichnet - jeder - Artikel - ein - formal - übereinstimmendes - Wortpaar - und - hat - einen - Kreuzaufbau. - Im - deutschen - Teil - wird - ein - deutsches - Wort - mit - wichtigen - grammatischen - Angaben - versehen. - Dabei - wird - zuerst - eine - spontan - fälschlich - erstellte - Übersetzung - ins - Russische - angeführt, - die - eine - Falle - ist. - Sie - wird - durchgestrichen, - und - ein - korrektes - Wort - im - Russischen - wird - angegeben. - Der - Wortgebrauch - wird - mit - einem - kurzen - Beispiel - aus - dem - Alltagssprachge ‐ brauch - mit - einer - Übersetzung - ins - Russische - illustriert. - - Im - russischen - Teil - wird - eine - Rückübersetzung - für - ein - richtiges - russisches - Äquivalent - angeführt, - das - auch - mit - einem - Beispiel - aus - dem - Sprachgebrauch - begleitet - wird. - Für - deutsche - Russischlernende - wird - im - Wörterbuch - eine - mini ‐ male - grammatische - Charakteristik - der - Wörter - angeführt, - und - die - Wortbeto ‐ nung - wird - in - Form - einer - kontrastierenden - Hervorhebung - gekennzeichnet. - - Das - neue - Wörterbuch - wird - neben - einzelnen - Wörtern - auch - feste - Redewen ‐ dungen - anbieten. - Phonologische - und - grammatische - „falsche - Freunde“ - sollen - als - Wortlisten - dem - Hauptteil - folgen. - - Im - neuen - Nachschlagewerk - ist - geplant, - über - das - Wörterverzeichnis - hinaus ‐ gehende - systematisch - aufbereitete - Informationen - zu - bieten. - Das - Wörterbuch - wird - einen - Anhang - (ein - Sachgruppenwörterbuch) - enthalten, - in - dem - einige - Wörter - aus - dem - Wörterverzeichnis - thematisch - angeordnet - sind, - so - wie - im - „Wörterbuch - Deutsch - als - Fremdsprache“ - von - Kempcke - (2000). - So - wäre - es - den - Lernenden - möglich, - Wörter - eines - Themenfelds - systematisch - zu - erlernen. - - Ein - solches - Thema - wäre - z.B. - „Studium, - Universität“, - weil - es - im - universitären - Bereich - sehr - viele - „falsche - Freunde“ - gibt. - Dem - russischen - Wort - kafedra - ent ‐ spricht - das - deutsche - Wort - Institut - (Lehrstuhl). - Das - russische - Wort - seminar - fällt - mit - dem - deutschen - Wort - Seminar - in - der - Bedeutung - ‚Lehrveranstaltung - an - ei ‐ ner - Hochschule‘ - zusammen. - Das - deutsche - Wort - hat - dazu - noch - ein - Semem, - das - das - russische - Wort - nicht - hat: - ‚Institut - für - einen - bestimmten - Fachbereich - an - ei ‐ ner - Hochschule‘ - (z.B. - Seminar- für- Sprachwissenschaft). - Auch - das - deutsche - Wort - Referat - hat - ein - zusätzliches - Semem - ‚Abteilung - einer - Behörde - als - Fachge ‐ biet - eines - Referenten‘. - Und - die - Philosophische- Fakultät - wird - als - Fakultät- für- Geisteswissenschaften - ins - Russische - übersetzt. - Die - Liste - solcher - Wörter - kann - fortgesetzt - werden. - - Ein - besonderes - Thema - könnten - linguistische - Termini - sein, - unter - denen - es - viele - „falsche - Freunde“ - gibt, - weil - man - in - der - Germanistik - und - Slawistik - oft - ähn ‐ liche - Termini - mit - unterschiedlichen - Bedeutungen - gebraucht. - Zu - nennen - sind - nur - einige - Beispiele: - In - der - Germanistik - bedeutet - der - Terminus - „Konfix“-aus - ei ‐ ner - Verkürzung - oder - Kurzform - entstandenes, - nicht - selbstständiges - Wortbil ‐ dungselement. - In - der - Slawistik - versteht - man - unter - einem - „Konfix“ - ein - Präfix - und - ein - Suffix, - die - gleichzeitig - an - ein - Basismorphem - angeschlossen - werden. - In - der - Germanistik - heißt - diese - Art - der - Ableitung - „Zirkumfigierung“. - Dem - russi ‐ schen - Terminus - „konfiks“ - entspricht - der - deutsche - Terminus - „Zirkumfix“. - Der - 164 - Nefëdova - Terminus - „Abbreviation“ - bedeutet - in - der - Germanistik - eine-Abkürzung, - „abbre ‐ viacija“ - ist - in - der - Slawistik - eine - Wortbildungsart, - die - der - Kurzwortbildung - in - der - Germanistik - entspricht. - 4 - Schlusswort - Zusammenfassend - bleibt - festzuhalten, - dass - der - Begriff - „falsche - Freunde“ - heut ‐ zutage - nicht - nur - ein - rein - semantisches - Phänomen - ist. - Neben - semantischen - „falschen - Freunden“ - gibt - es - auch - stilistische - (kommunikative), - phonologische, - grammatische - (morphologische - und - syntaktische) - „falsche - Freunde“. - Man - glie ‐ dert - sie - in - interlinguale - und - intralinguale - „falsche - Freunde“. - Die - Differenzie ‐ rung - des - Begriffs - ist - notwendig, - um - auf - alle - Arten - eingehen - zu - können, - damit - möglichst - viele - Fälle - der - Missverständnisse - in - der - interkulturellen - Kommuni ‐ kation - vermieden - werden. - - Ein - neues - deutsch ‐ russisches - und - russisch ‐ deutsches - Wörterbuch - der - „fal ‐ schen - Freunde“ - soll - alle - Arten - von - „falschen - Freunden“ - berücksichtigen, - um - seine - Aufgabe - als - nützliches, - für - Deutsch ‐- und - Russischlernende - unentbehrli ‐ ches - Lern ‐- und - Nachschlagewerk - zu - erfüllen, - das - einer - effektiven - deutsch ‐ rus ‐ sischen - Kommunikation - dienen - kann. - 5 - Literatur - Eisenberg, - Peter - (2012): - Das - Fremdwort - im - Deutschen. - Berlin/ New - York. - Gauger, - Hans ‐ Martin - (1982): - „Falsche - Freunde“. - In: - Wunderli, - Peter/ Müller, - Wulf - (Hrsg.): - Romania - historica - et - Romania - hodierna. - Festschrift - für - Olaf - Deutschmann - zum - 70. - Geburtstag, - 14. - März - 1982. - Frankfurt - am - Main/ Bern. - S. - 77-92. - Glück, - Helmut - (Hrsg.) - (2010): - Metzler - Lexikon - Sprache. - 4. - akt. - u. - überarb. - Aufl. - Stutt ‐ gart/ Weimar. - Haensch, - Günther - (1956): - „‚Faux - amis‘ - bzw. - Kleines - Lexikon - der - Faux - Amis“. - In: - Leben ‐ de - Sprachen - 1. - S. - 16. - Kroschewski, - Annette - (2000): - False - friends - und - true - friends. - Ein - Beitrag - zur - Klassifizie ‐ rung - des - Phänomens - der - intersprachlich ‐ heterogenen - Referenz - und - zu - deren - fremd ‐ sprachendidaktischen - Implikationen. - Frankfurt - am - Main - u.a. - Nefëdova, - Ljubov - (2013): - Zu - einigen - Aspekten - der - phraseologischen - Entlehnungen - aus - dem - Englischen - im - heutigen - Deutsch. - In: - Arsenteva, - Elena - (Red.): - Frazeologija - v - mnogojazy č nom - obš č estve. - Sbornik - statej - meždunarodnoj - frazeologi č eskoj - konfe ‐ rencii - „Europhras“ - 19-22 - avgusta - 2013. -Т om - 1. - Kazan’. - S. - 200-207. - Nefedova, - Lyubov/ Polyakov, - Oleg - (2014): - On - Some - Aspects - of - Borrowing - of - Phrases - from - English - into - German - and - Russian. - In: - Arsenteva, - Elena - (Ed.): - Phraseology - in - Multilingual - Society. - Newcastle - upon - Tyne. - S. - 141-155. - - Sprachfallen: - Wie - kann - man - sie - umgehen? - 165 - Wotjak, - Gerd - (1984): - Kongruenzen - und - Divergenzen - im - spanischen - und - deutschen - Wortschatz. - In: - Beiträge - zur - romanischen - Philologie - 23. - S. - 109-152. - Wörterbücher - Gottlieb, - Karl - H.M. - (1972): - Deutsch ‐ Russisches - und - Russisch ‐ Deutsches - Wörterbuch - der - »Falschen - Freunde - des - Übersetzers«. - Moskau. - Gottlieb, - Karl - H.M. - (1985): - Wörterbuch - der - »Falschen - Freunde - des - Übersetzers«. - Rus ‐ sisch ‐ Deutsch. - Deutsch ‐ Russisch. - Moskau. - Kempcke, - Günter - (2000): - Wörterbuch - Deutsch - als - Fremdsprache. - Berlin/ New - York. -- Kuznecov, - Sergej - A. - (2000): - Bolšoj - tolkovyj - slovar ̕- russkogo - jazyka. - Sankt ‐ Peterburg. - Internetquellen - www.duden.de - (Stand: - 31.03.2015). - Einzugsgebiete - der - Siebenbürger - Sachsen - in - Deutschland - nach - ihren - Familiennamen - Adina ‐ Lucia - Nistor - (Ia ş i/ Jassy) - Zusammenfassung 1 - In - der - vorliegenden - Arbeit - werden - ausgehend - von - sechs - repräsentativen - Herkunftsna ‐ men, - denen - historisch - bekannte - Städtenamen - aus - Siebenbürgen - (im - heutigen - Rumäni ‐ en) - zu - Grunde - liegen - (Broser, - Hermannstädter, - Fograscher, - Schässburger, - Zeidner, - Mühlbächer), - mithilfe - von - Telefonanschlüssen - 2005 - und - eines - speziellen - Computerpro ‐ gramms - heutige - Einzugsgebiete - und -‐ zentren - der - Siebenbürger - Sachsen - in - Deutschland - (Süd ‐- und - Westdeutschland; - die - Bundesländer - Bayern, - Baden ‐ Württemberg, - Hessen, - Nordrhein ‐ Westfalen, - teilweise - Rheinland ‐ Pfalz, - Niedersachsen, - Hamburg) - lokalisiert - (s. - Karten - 1 - u. - 2). - Dabei - lässt - sich - die - Hin ‐- und - Rückmigration - im - 12. - bzw. - 20./ 21. - Jahr ‐ hundert, - die - West ‐ Ost ‐- bzw. - Zentrum ‐ Peripherie ‐- und - die - Ost ‐ West ‐- bzw. - Peripherie ‐ Zentrum ‐ Richtung - rekonstruieren. - 1 - Arbeitsziele - und -‐ methoden - Vorliegende - Arbeit - versucht - einerseits - die - Beziehungen - zwischen - Toponymie - und - Familiennamen - innerhalb - Siebenbürgens, - einer - der - ältesten - mittelalterli ‐ chen - deutschen - Sprachinseln - Mitteleuropas, - aufzudecken, - andererseits, - unter - arealem - Aspekt - die - Verbreitung - siebenbürgisch ‐ deutscher - Familiennamen - im - heutigen - Deutschland - aufgrund - einer - Auswahl - repräsentativer - Namen - als - Folge - der - Migrationswellen - von - Ost - nach - West - im - 20./ 21. - Jahrhundert - zu - dokumen ‐ tieren. - - Es - handelt - sich - dabei - um - Herkunftsnamen, - denen - ein - deutscher - transsilva ‐ nischer - Siedlungsname - zu - Grunde - liegt, - wobei - für - die - Auswahl - dieser - Namen - folgende - Kriterien - entscheidend - waren: - das - Prestige - und - die - Bekanntheit - der - Städte - Siebenbürgens - im - Mittelalter, - die - vergleichbare - heutige - Frequenz - der - Namen - und - ihre - etymologische - Eindeutigkeit. - - Zu - den - ausländischen - Familiennamen - in - Deutschland, - die - für - die - Migrati ‐ onsforschung - unentbehrlich - sind, - gehören - heute - auch - die - einheimischen - sie ‐ benbürgisch ‐ deutschen - Familiennamen, - wobei - ihre - Verbreitung - innerhalb - -------------------------------------------------------- 1 -- Der - vorliegende - Text - geht - auf - den - gleichnamigen - Vortrag - der - Verfasserin - in - der - von - Herrn - Prof. - Dr. - Ioan - L ă z ă rescu - und - Herrn - Prof. - Dr. - Hermann - Scheuringer - geleiteten - Sektion - 3 - unter - dem - Titel - „Varietäten - des - Deutschen“ - zurück. - 168 - Nistor - Deutschlands - verschiedene - Einzugsgebiete - erkennen - lassen. - Auf - der - Basis - von - Telefonanschlüssen - 2005, - die - eine - moderne - namenkundliche - Datenbasis - bie ‐ ten, - und - eines - speziellen - Computerprogramms - lassen - sich - heute - in - Deutsch ‐ land - jeder - Familienname - und - seine - Varianten - bis - auf - fünfstellige - Postleitzahl ‐ Bezirke - genau - lokalisieren. 2 - Ausgehend - von - der - hier - erstmalig - präsentierten - Darstellung - der - Verbreitung - von - Familiennamen - in - Deutschland, - die - sich - auf - mittelalterliche - siebenbürgisch ‐ deutsche - Siedlungsnamen - beziehen - (s. - Karten), - wird - beabsichtigt, - die - Einzugsgebiete - und - die - Niederlassungszentren - der - Sie ‐ benbürger - Sachsen - in - Deutschland - Ende - des - 20., - Anfang - des - 21. - Jahrhunderts - genauer - zu - präzisieren. 3 - - Das - heutige - Vorkommen - siebenbürgisch ‐ deutscher - Namen - in - Deutschland - lässt - zwei, - in - entgegengesetzte - Richtungen - verlaufende - Migrationswellen - nach ‐ vollziehen, - zum - einen - die - gegenwärtige, - von - Ost - nach - West, - von - der - Peripherie - zum - Zentrum, - zum - anderen - die - ursprüngliche, - Mitte - des - 12. - Jahrhunderts - be ‐ ginnende - Migration - deutscher - Kolonisten - aus - Moselfranken - und - dem - Rhein ‐ land - sowie - anderen - Teilen - des - Deutschen - Reiches - in - den - Osten, - vom - Zentrum - zur - Peripherie. - - Aus - der - Perspektive - des - Deutschen - als - plurizentrische - Sprache - hilft - nicht - nur - der - rumäniendeutsche - Wortschatz, - sondern - auch - der - dortige - Familienna ‐ menschatz, - der - heute - größtenteils - in - Deutschland - aufgehoben - ist, - das - Rumäni ‐ endeutsche - laut - L ă z ă rescu - (2013: - 371-391) - „als - eigenständige, - jedoch - besondere - Varietät - des - Deutschen“, - mit - seinen - nationalen - Voll ‐- und - Halbzentren - zu - defi ‐ nieren. - 2 - Forschungsstand - Erste - Ansätze - zur - Verbreitung - ausländischer - Familiennamen - (französische, - polnische, - spanische, - ungarische, - italienische, - amerikanisch ‐ englische, - türki ‐ sche - und - griechische) - in - Deutschland - findet - man - bei - Kunze - (1999: - 204f.). -- - Weitere - systematische - Beiträge - zur - Untersuchung - fremdsprachiger - Famili ‐ ennamen - in - Deutschland - (niederländische, - skandinavische, - englische, - balti ‐ -------------------------------------------------------- 2 -- Die - Datenbank - beruht - auf - den - 28.205.713 - Telefonanschlüssen - im - Festnetz - der - Deut ‐ schen - Telekom - vom - 30.6.2005; - sie - wird - am - Deutschen - Institut - der - Universität - Mainz - verwahrt - und - dient - nur - wissenschaftlichen - Zwecken - im - Sinne - des - Deutschen - Famili ‐ ennamenatlasses, - so - Kunze/ Nübling - (2009: - XXXIIf.). - Den - Zugang - zur - Datenbank - verdanke - ich - Prof. - Dr. - Konrad - Kunze - aus - Freiburg - und - seinen - Mitarbeitern - an - den - Universitäten - Freiburg - und - Mainz. - 3 -- Die - Idee - für - diesen - Aufsatz - ist - ein - Ergebnis - meines - von - der - Alexander ‐ von ‐ Hum ‐ boldt ‐ Stiftung - in - Bonn - geförderten - Projektes - über - Familiennamen - in - Deutschland - an - der - Albert ‐ Ludwigs ‐ Universität - Freiburg. - - Einzugsgebiete - der - Siebenbürger - Sachsen - in - Deutschland - 169 - sche, - polnische, - tschechische, - slowenische, - bulgarische, - rätoromanische, - italie ‐ nische, - französische, - rumänische, - spanische, - portugiesische, - finnische, - ungari ‐ sche, - griechische, - türkische) - sind - bei - Hengst/ Krüger - (2011) - erschienen. - - Zur - Namengeographie - der - siebenbürgisch ‐ deutschen - Familiennamen - Lutsch - und - Pfaff - in - Deutschland - sind - 2011 - und - 2012 - zwei - Aufsätze - publiziert - worden: - Nistor - (2011) - und - (2012). - - Speziell - zur - Geographie - rumäniendeutscher - Familiennamen - in - Deutschland, - die - aus - einem - siebenbürgischen - Siedlungsnamen - entstanden - sind, - liegen - noch - keine - Arbeiten - vor. - - Eine - Liste - der - wichtigsten - siebenbürgisch ‐ sächsischen - Herkunfts ‐- und - Wohnstättennamen - nach - Stämmen - und - Regionen, - Siedlungen - und - Flurnamen - führt - Keintzel ‐ Schön - (1976: - 120f., - 126-130) - in - seiner - Monographie - siebenbür ‐ gisch ‐ sächsischer - Familiennamen - an. - Ebenfalls - hier - erfahren - wir - über - die - Ver ‐ breitung - dieser - Namen - in - Siebenbürgen: - Die - meisten - Herkunftsnamen - aus - Siedlungsnamen - sind - in - der - Nähe - des - Ortes, - aus - dem - sie - hervorgegangen - sind, - anzutreffen, - da - sie - ein - Ergebnis - von - Zuwanderung - durch - Berufs ‐- oder - Heirats ‐ beziehungen - sind. - Bei - einigen - Namen, - z.B. - Broser, - kann - es - sich - auch - um - Zu ‐ flucht - aus - oder - Bevölkerung - von - verwüsteten - Orten - in - näher - oder - weiter - gele ‐ gene - Orte - handeln - infolge - von - Türken ‐- und - Tatareneinfällen, - im - 12.-14. - Jahr ‐ hundert. - Der - Familienname - Broser - war - in - Nordsiebenbürgen - häufig - vertreten - (z.B. - in - Bistritz, - Deutsch ‐ Budak, - Lechnitz, - Sächsisch ‐ Regen, - Schäßburg, - Trep ‐ pen, - Wermesch), - während - der - Name - Bröser - in - Petersdorf - bei - Mühlbach - vor ‐ kam, - so - Keintzel ‐ Schön - (1976: - 205). - Der - Name - Hermannstädter - kam - in - Wol ‐ kendorf - bei - Kronstadt - vor, - Fograscher - war - in - Keisd - und - Denndorf - (beide - Kreis - Mure ş ) - und - in - Kronstadt - verbreitet, - während - Fogarascher - in - Hermannstadt - an ‐ zutreffen - war, - laut - freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com/ ~bgwiehle/ sieben- burgen/ sbs‐namen/ sbs‐namen‐ab.htm - (Stand: - 11.07.2015). - Der - Name - Schäßbur‐ ger - war - in - Scharosch - (Kreis - Bra ş ov), - Mediasch - und - Arbegen - (beide - Kreis - Sibiu) - heimisch, - so - Keintzel ‐ Schön - (1976: - 123) - und - freepages.genealogy.rootsweb.- ancestry.com/ ~bgwiehle/ siebenburgen/ sbs‐namen/ sbs‐namen‐ab.htm - (Stand: - 11.07.2015). - Laut - Keintzel ‐ Schön - (1976: - 61, - 67, - 158, - 190) - war - Zeidner - im - Burzen ‐ land - verbreitet - und - Mühlbächer - in - Deutsch ‐ Tekes, - Heldsdorf - (beide - Kreis - Bra ‐ ş ov), - Schäßburg - und - Denndorf - (beide - Kreis - Mure ş ) - vertreten. - - Auch - in - Kleins - (2013: - 9-86) - siebenbürgisch ‐ sächsischem - Familiennamen ‐ buch - werden - zahlreiche - Herkunftsnamen - aus - Ortsnamen - vermerkt. - - Theoretisch - werden - die - Familiennamen - nach - ihrer - Motivation - in - fünf - Na ‐ mengruppen - unterteilt: - Familiennamen - aus - Rufnamen - (Patronyme), - Familien ‐ namen - aus - Berufsbezeichnungen - (Berufsnamen), - Familiennamen - nach - der - Herkunft - (Herkunftsnamen), - Familiennamen - nach - der - Wohnstätte - (Wohnstät ‐ tennamen) - und - Familiennamen - aus - Beinamen - (Übernamen). - Die - von - uns - aus ‐ gewählten - Namen - sind - siebenbürgisch ‐ deutsche - Herkunftsnamen, - die - in - Sie ‐ 170 - Nistor - benbürgen - aus - einem - dortigen - Siedlungsnamen - entstanden - sind. - Sowohl - die - Herkunfts ‐ , - als - auch - die - Wohnstättennamen - verorten - die - Personen - im - Raum, - die - ersten - aufgrund - ihrer - Mobilität, - die - zweiten - aufgrund - ihrer - Stabilität, - wie - Kunze/ Nübling - (2013: - XXVII) - behaupten. - 3 - Abfrage - in - der - Datenbank - Die - erste - Abfrage - Hermannstädter|Br(oo? |ö)ser|Foga? rascher - in - der - Datenbank - ergibt: - 5 - Varianten/ 178 - Telefonanschlüsse: - Typ- Broser- 78: - Broser- 75, - Bröser- 3; - Name-Hermannstädter-65; -Typ-Fograscher-35: -Fogarascher-11,-Fograscher-24.-Die - zweite - Abfrage - Schä(ss|ß)burger|Zeidner|Mühlbächer - ergibt: - 4 - Varianten/ 55 - Te ‐ lefonanschlüsse: - Typ- Schässburger- 30: - Schässburger- 26,- Schäßburger- 4; - Name- Zeidner-16,-Name-Mühlbächer-9. - 4 - Namenverbreitung - Die - siebenbürgisch ‐ deutschen - Herkunftsnamen - Broser, - Hermannstädter, - Fo‐ grascher, - Schässburger, - Zeidner - und - Mühlbächer - treten - in - Deutschland - ver ‐ streut - auf, - zeigen - jedoch - eine - auffällige - Konzentration - im - Ober ‐- und - Westmit ‐ teldeutschen, - hauptsächlich - in - den - Bundesländern - Bayern, - Baden ‐ Württem ‐ berg, - Hessen, - Nordrhein ‐ Westfalen, - teilweise - auch - in - Rheinland ‐ Pfalz, - Nieder ‐ sachsen, - Hamburg, - Berlin - und - Thüringen. - Als - Aussiedlungszentren - der - Sieben ‐ bürger - Sachsen - in - Deutschland - erweisen - sich - die - Städte - München, - Augsburg, - Nürnberg, - Stuttgart, - Mannheim, - Würzburg, - Köln, - Essen, - Dortmund - (gesamtes - Ruhrgebiet), - sodann - Hamburg - und - Hannover - (s. - Karten - 1 - u. - 2). - - Anlage - der - Karte - 1: - Die - Karte - ist - absolut, - mit - fünfstelligen - Postleitzahlen, - Symbolgröße - 7-27, - entspricht - min. - 1-max. - 6. - Die - größten - Symbole - des - Typ-Bro‐ ser - befinden - sich - in - PLZ - 51373 - Leverkusen - 6 - Telef. - und - in - PLZ - 74321 - Bietigheim ‐ Bissingen - 4 - Telef. - Die - Namen - Bröser - 3 - Telef. - befinden - sich - alle - in - PLZ - 36325 - Feldatal, - nordöstlich - von - Frankfurt. - Die - größten - Symbole - des - Namens - Her‐ mannstädter - befinden - sich - in - PLZ - 86551 - Aichach - 4 - Telef., - in - PLZ - 91052 - Erlan ‐ gen, - PLZ - 91639 - Wolframs ‐ Eschenbach, - PLZ - 84544 - Aschau - am - Inn, - PLZ - 78194 - Immendingen, - PLZ - 78567 - Fridingen - an - der - Donau, - PLZ - 71093 - Weil - im - Schön ‐ buch, - alle - je - 2 - Telef.; - jene - vom - Typ - Fograscher - in - PLZ - 82362 - Weilheim - 5 - Telef., - PLZ - 72116 - Mössingen, - PLZ - 95028 - Hof, - PLZ - 01689 - Weinböhla, - PLZ - 31311 - Uetze, - PLZ - 20146 - Hamburg, - alle - je - 2 - Telef. - (s. - Karte - 1). - - Anlage - der - Karte - 2: - Die - Karte - ist - absolut, - mit - fünfstelligen - Postleitzahlen, - Symbolgröße - 10-20, - entspricht - min. - 1-max. - 4. - Die - größten - Symbole - vom - Typ - Schässburger - sind - in - PLZ - 85084 - Reichertshofen, - PLZ - 75392 - Deckenpfronn, - PLZ - - Einzugsgebiete - der - Siebenbürger - Sachsen - in - Deutschland - 171 - 76275 - Ettlingen, - PLZ - 64846 - Groß ‐ Zimmern, - PLZ - 51674 - Wiehl, - alle - je - 2 - Telef. - Beim - Namen - Zeidner - sind - die - größten - Symbole - in - PLZ - 90408 - Nürnberg - 4 - Te ‐ lef., - PLZ - 91484 - Sugenheim - 2 - Telef. - und - bei - Mühlbächer - in - PLZ - 84034 - Landshut, - PLZ - 82441 - Ohlstadt, - PLZ - 91555 - Feuchtwangen, - PLZ - 90491 - Nürnberg, - PLZ - 42853 - Remscheid, - PLZ - 46236 - Bottrop, - PLZ - 22111 - Hamburg, - PLZ - 15831 - Mahlow, - alle - je - 1 - Telef., - anzutreffen - (s. - Karte - 2). - 5 - Interpretation - 5.1 - Graphematik - und - Phonologie - Die - untersuchten - Namen - kommen - nicht - in - mundartlicher, - sondern - in - stan ‐ dardsprachlicher - Form - vor. - Mögliche - mundartliche - Namenvarianten - Briuser, - Hermesteder, - Schespurcher, - Melembecher, - Zegdner - kommen - heute - in - der - Da ‐ tenbank - nicht - vor, - ein - Zeichen, - dass - die - Namen - einem - früheren - Verhochdeut ‐ schungsprozess - unterliegen. - - Der - Name - Broser - (zum - ON - Broos) - tritt - nur - mit - einem - ‐o‐ - auf, - während - der - Name - Schä(ss|ß)burger - mit - „scharfem - ß“, - jedoch - häufiger - mit - „Doppel ‐ ss“ - ge ‐ schrieben - wird - (vgl. - Schässburger - 26 - Telef., - Schäßburger - 4 - Telef.), - möglich - auch - eine - Anpassung - an - die - neue - Rechtschreibung. - Die - ältere - Variante - ist - Schäßburger, - vgl. - den - Ortsnamen - Schäßburg. - Fograscher - ist - ein - abgeleiteter - Herkunftsname - aus - dem - synkopierten - Ortsnamen - Fograsch - (vgl. - Fogarasch). - 5.2 - Morphologie - Zu - den - Einwohnerbezeichnungen - nach - einem - Herkunftsort - gelten - laut - Kunze - (1999: - 86f.) - und - Fleischer - (1968: - 107-111) - mehrere - Wortbildungstypen: - 1. - bloßer - Ortsname, - 2. - Präpositionen - und - Artikel - (von, - aus, - der, - die), - 3. - Suffigierungen - mit - ‐(l)er,- ‐ing(er),- ‐berger,- ‐bächer,- ‐häuser,- ‐heimer,- ‐mann - u.a. - Der - Wortbil ‐ dungstyp - auf - ‐er - kommt - in - Siebenbürgen - bei - deutschen - Herkunftsnamen - häu ‐ fig - vor, - wobei - solche, - in - der - Form - einzelner - Ortsnamen, - kaum - vertreten - sind. - Dabei - hat - das - ‐er ‐ Suffix - eine - andere - Bedeutung - als - das - patronymische - Suffix - ‐er - (z.B. - in- Arnolder, - Künzler, - Lexer, - Thieser, - Wenzler). - Die - Abfrage - loser - Her ‐ kunftsnamen - Hermannstadt, - Broos, - Schä(ss|ß)burg, - Foga? rasch, - Zeiden, - Mühl‐ bach - in - der - Datenbank - ergab - nur - für - Broos - 118 - und - für - Mühlbach - 707 - Telef. - Da ‐ bei - muss - berücksichtigt - werden, - dass - der - Familienname - Broos - in - Siebenbürgen - konkurrenzbehaftet - ist - und - laut - Klein - (2013: - 17) - und - Keintzel ‐ Schön - (1976: - 102) - eine - Kurzform - von - Ambros(ius) - ist, - während - der - Name - Mühlbach - auf - die - häufi ‐ gen - Ortsnamen - Mühlbach - in - Deutschland - zurückgehen - kann, - laut - Kohlheim/ - 172 - Nistor - Kohlheim - (2005: - 469). - Der - davon - übliche - Herkunftsname - in - Deutschland - ist - Mühlbacher, - weniger - Mühlbächer.- - Drei - der - befragten - Namenvarianten - sind - umgelautet, - obwohl - der - Ortsname - keinen - Umlaut - hat: - Hermannstädter - (aus - Hermannstadt), - Mühlbächer - (aus - Mühlbach) - und - Bröser - (aus - Broos). - Der - Umlaut - ist - hier - ein - grammatikalisches - Mittel, - die - Herkunft - des - Namenträgers - zu - signalisieren. - 5.3 - Bedeutung - Die - Karten - 1 - u. - 2 - gelten - den - sechs - siebenbürgischen - Herkunftsnamen - Broser, - Hermannstädter, - Fograscher, - Schässburger, - Zeidner, - Mühlbächer, - denen - histori ‐ sche - Siedlungsnamen - zu - Grunde - liegen, - die - im - Mittelalter - eine - zentrale - Funkti ‐ on - und - überregionales - Prestige - hatten, - da - sie - Sitze - oder - wichtige - Orte - poli ‐ tisch ‐ administrativer - Einrichtungen - jener - Zeit - waren. - Vereinzelt - können - sich - die - Herkunftsnamen - neben - den - eigentlichen - Städten - auch - auf - nach - diesen - be ‐ nannte - Landstücken - (Territorien) - beziehen, - so - Kunze/ Nübling - (2013: - 377). - - Die - mittelalterlichen - Bevölkerungsbewegungen - erfolgten - meistens - vom - Land - in - die - Stadt, - aber - auch - umgekehrt. - Die - Gründe - dafür - waren - historische - (z.B. - wiederholte - Tataren ‐- und - Türkeneinfälle - in - Siebenbürgen), - aber - auch - wirtschaftliche - und - kulturelle - (Aufblühen - der - Städte). - Herkunftsnamen - sind - im - Zusammenhang - mit - Binnenwanderungen - zu - betrachten; - dabei - werden - Zugezo ‐ gene - nach - ihrer - Herkunft - benannt. - Herkunftsnamen - bilden - für - die - Siedlungs ‐ geschichte - eine - wichtige - Quelle, - denn - aus - ihnen - lassen - sich, - so - Kunze - (1999: - 85), - Ein ‐- und - Auszugsgebiete - mittelalterlicher - Orte - rekonstruieren. - Der - Mobili ‐ tätsradius - war - im - Mittelalter, - laut - Fleischer - (1968: - 131) - und - Kunze - (1999: - 84f.), - gewöhnlich - auf - einen - Umkreis - bis - zu - 75 - km, - davon - die - Hälfte - unter - 15 - km, - be ‐ schränkt. - Bei - den - heutigen - Migrationsbewegungen, - hauptsächlich - von - Ost - nach - West, - variiert - der - Radius - zwischen - hunderten - und - tausenden - von - Kilome ‐ tern. - - Die - Städte - Broos, - Mühlbach, - Hermannstadt, - Fogarasch, - Zeiden - und- Schäss‐ burg - wurden - hier - ausgesucht, - da - sie - zu - den - repräsentativen - Orten - des - mittelal ‐ terlichen - Siebenbürgen - auf - Sachsenboden - gehörten, - einer - der - drei - Landgebiete - (Adelsboden, - Seklerboden, - Sachsenboden), - der - keine - zusammenhängende - Flä ‐ che - bildete - und - über - Süd ‐- und - Nordsiebenbürgen - verteilt - war. - Die - Hermann ‐ städter - Provinz - auf - dem - Königsboden - (Sachsenboden) - bestand - aus - Sieben - Stühlen, - politisch ‐ administrative - Einrichtungen, - darunter - Broos, - Mühlbach, - Schäßburg - und - einem - achten, - dem - Hauptstuhl - Hermannstadt. - Das - Kronstädter - Distrikt - oder - Burzenland - hatte - als - Hauptort - Kronstadt - und - weitere - Orte - Zei ‐ den, - Rosenau. - Auf - Adelsboden - liegen, - laut - Baier - u.a. - (2011: - 41-43), - die - Orte - Fo ‐ garasch, - Karlsburg, - Klausenburg, - Sächsisch ‐ Regen - u.a. - - Einzugsgebiete - der - Siebenbürger - Sachsen - in - Deutschland - 173 - Nach - einem - ersten - Testlauf - stellte - sich - heraus, - dass - einige - Herkunftsnamen - in - der - Datenbank - nicht - belegt - sind - (Kronstädter - keine - Telef., - Mediascher - keine, - Bistritz? er - keine, - Reener - keine), - andere - zeigen - zu - wenig - Belege - (Klausenburger - 3, - Agnethler - 3, - Repser - 5) - und - andere - (Rehner - 127 - Telef.) - weisen - Konkurrenzen - zu - den - Rufnamen - Reinhardt, - Reiner - auf, - so - Klein - (2013: - 64) - und - Kohlheim/ - Kohlheim - (2005: - 534). - Die - Namen, - für - die - ich - mich - schließlich - wegen - ihrer - Häufigkeit - und - Eindeutigkeit - entschieden - habe, - sind- Broser, - Hermannstädter, - Fograscher, - Schässburger, - Zeidner - und - Mühlbächer - (s. - Karten - 1 - u. - 2). - Theore ‐ tisch - sind - zu - jedem - historischen - Siedlungsnamen - unterschiedlich - viele - Her ‐ kunftsnamen - mit - verschieden - großen - Verbreitungsradien - möglich; - einige - ha ‐ ben - sich - bis - heute - erhalten, - andere - sind - untergegangen. - - Die - Familiennamen - Broser - (75), - Bröser - (3) - gehen - auf - den - Ortsnamen - dt. - Broos - (rum. - Orăştie, - ung. - Szászváros, - heute - Kreis - Hunedoara) - zurück - und - be ‐ ziehen - sich - auf - den - Wohnsitz - des - ersten - Namenträgers. - Broos - wurde - 1224, - laut - Ghinea/ Ghinea - (2000: - 379), - urkundlich - im - „Goldenen - Freibrief“ - des - ungari ‐ schen - Königs - Andreas - II. - belegt - und - als - westlichster - Grenzpunkt - des - Königsbo ‐ dens - bezeichnet. - Broos - war - im - Mittelalter - das - Zentrum - eines - der - Sieben - Stühle - der - Hermannstädter - Provinz. - Die - Kleinstadt - liegt - 31 - km - südwestlich - von - Mühl ‐ bach - und - 30 - km - östlich - von - Deva - (Diemrich) - entfernt. - - Der - Name - Hermannstädter, - der - jemanden - bezeichnet, - dessen - Vorfahren - aus - Hermannstadt - stammten, - leitet - sich - von - dem - Ortsnamen - Hermannstadt - (rum. - Sibiu, - ung. - Szeben, - heute - Kreis - Sibiu) - ab, - das - erstmals - 1191 - belegt - ist, - so - Ghinea/ - Ghinea - (2000: - 490). - Die - Stadt - war - bis - ins - 19. - Jahrhundert - das - politische - Zent ‐ rum - der - Siebenbürger - Sachsen; - der - Hermannstädter - Stuhl - war - flächenmäßig - der - größte - in - Siebenbürgen. - - Die - Namen - Fograscher - (24) - und - Fogarascher - (11) - sind - vom - Ortsnamen - dt. - Fogarasch - (rum. - Făgăraş, - ung. - Fogaras, - heute - Kreis - Bra ş ov) - abgeleitet, - welcher - erstmals - 1291 - als - Dorf - und - 1431 - als - Stadt - urkundlich - belegt - ist, - laut - Ghinea/ Ghi ‐ nea - (2000: - 210). - Auf - Adelsboden - war - die - Stadt - im - Königreich - Ungarn - Verwal ‐ tungssitz - des - Komitats - Fogarasch. - - Die - Familiennamen - Schässburger - (26), - Schäßburger - (4) - stammen - vom - Orts ‐ namen - dt. - Schäßburg - (rum. - Sighişoara, - ung. - Segesvár, - heute - Kreis - Mure ş ). - Die - Stadt - an - der - Großen - Kokel - wird - erstmals - 1224 - urkundlich - erwähnt, - so - Ghinea/ - Ghinea - (2000: - 491). - Im - Königreich - Ungarn - bildete - Schäßburg - einen - der - Sieben - Stühle - der - Hermannstädter - Provinz. - - Der - Familienname - Zeidner - (16) - geht - auf - den - Ortsnamen - dt. - Zeiden - (rum. - Codlea, - ung. - Feketehalom, - heute - Kreis - Bra ş ov) - zurück - und - bezeichnet - jeman ‐ den, - der - aus - Zeiden - stammte. - Der - Ort - liegt - im - Burzenland - (Kronstädter - Dis ‐ trikt) - und - ist - heute - ein - Vorort - von - Kronstadt - (rum. - Bra ş ov, - ung. - Brassó). - Das - Burzenland - ist - eine - mittelalterliche - Tochterkolonie - des - Alten - Landes, - um - Her ‐ 174 - Nistor - mannstadt - und - wurde - vom - Deutschen - Ritterorden - gegründet. - Zeiden - wird - erstmals - 1265 - urkundlich - erwähnt, - so - Ghinea/ Ghinea - (2000: - 143). - - Mühlbächer - ist - der - in - Südsiebenbürgen - übliche - Herkunftsname - vom - Orts ‐ namen - Mühlbach - (rum. - Sebeş, - ung. - Szászebes, - heute - Kreis - Alba). - Mühlbach, - das - als - Siedlung - zuerst - 1245 - und - als - Stadt - 1341 - urkundlich - belegt - ist, - so - Ghinea/ - Ghinea - (2000: - 486), - war - im - Mittelalter - Teil - des - Königsbodens - und - bildete - den - Sitz - eines - der - Sieben - Stühle - der - Provinz - Hermannstadt. - Die - Stadt - liegt - im - Un ‐ terwald, - südwestliches - Siebenbürgen, - am - Mühlbach ‐ Fluss - und - ist - 15 - km - südlich - von - Alba - Iulia - (Karlsburg), - 63 - km - östlich - von - Deva - und - 55 - km - westlich - von - Hermannstadt - entfernt. - - Bei - den - hier - untersuchten - Familiennamen - sind - außer - Herkunftsnamen, - auch - Übernamen - möglich - für - jemanden, - der - Handels ‐- oder - Reisebeziehungen - zur - jeweiligen - Stadt - hatte. - 6 - Fazit - Aufgrund - von - Telefonanschlüssen - und - eines - speziellen - Computerprogramms - können - Namenlandschaften - rekonstruiert - werden. - - Herkunftsnamen - sind - ein - wichtiger - Teil - der - Siedlungsgeschichte, - da - sie - Per ‐ sonen - im - Raum - aufgrund - ihrer - Mobilität - verorten. - Sie - informieren - zum - einen - über - Ein ‐- und - Auszugsgebiete - mittelalterlicher - Siedlungen, - zum - anderen - über - heutige - Bevölkerungsmigrationen - auf - großer - Distanz - und - über - die - Entstehung - unterschiedlicher - Bevölkerungskonzentrationen - in - Immigrationsländern. - - Die - Siebenbürger - Sachsen - sind - Deutschstämmige, - hauptsächlich - aus - west ‐ mitteldeutschen - Dialektgebieten, - die - im - 12. - Jahrhundert, - dem - Ruf - ungarischer - Könige - gefolgt - sind, - sich - in - Siebenbürgen - niederzulassen, - um - das - Gebiet - urbar - zu - machen - und - es - vor - türkisch ‐ mongolischen - Einfällen - zu - schützen. - - Der - Prozess - der - Familiennamengebung - war - zu - jener - Zeit - in - Deutschland - zwar - begonnen, - doch - nicht - abgeschlossen, - so - dass - er - auch - nach - der - Ansiedlung - der - Siebenbürger - Sachsen - auf - ungarischem - Königsboden - fortgesetzt - wurde. - Die - Mehrheit - siebenbürgischer - Herkunftsnamen, - denen - ein - Siedlungsname - zu - Grunde - liegt, - sind - in - Siebenbürgen - entstanden - und - gehören - zum - autochthonen - siebenbürgisch ‐ deutschen - Familiennamenschatz. - Durch - die - massive - Aussied ‐ lung - der - Siebenbürger - Deutschen - in - den - 1970er - und - 1990er - Jahren - nach - Deutschland, - zurück - in - die - Urheimat, - entstand - in - Siebenbürgen - ein - großer - Be ‐ völkerungs ‐- und - Kulturverlust. - - Dass - wir - heute - die - Verbreitung - der - Siebenbürger - Deutschen - in - Deutschland - ausgehend - von - ihren - spezifischen - Familiennamen - mithilfe - eines - Kartenbildes - dokumentieren - können, - dürfte - für - die - Erhaltung - siebenbürgisch ‐ deutschen - Sprach ‐- und - Kulturerbes - kein - Zufall - sein. -- - Einzugsgebiete - der - Siebenbürger - Sachsen - in - Deutschland - 175 - 7 - Literatur - Baier, - Hannelore - u.a. - (Hrsg.) - (2011): - Geschichte - und - Traditionen - der - deutschen - Minder ‐ heit - in - Rumänien. - 4. - Aufl. - Media ş . - Fleischer, - Wolfgang - (1968): - Die - deutschen - Personennamen. - Geschichte, - Bildung - und - Bedeutung. - 2. - durchges. - u. - erg. - Aufl. - Berlin. - Hengst, - Karlheinz/ Krüger, - Dietling - (Hrsg.) - (2011): - Familiennamen - im - Deutschen. - 2. - Halbband: - Erforschung - und - Nachschlagewerke. - Familiennamen - aus - fremden - Spra ‐ chen - im - deutschen - Sprachraum. - Jürgen - Udolph - zum - 65. - Geburtstag - zugeeignet. - Leipzig. - Keintzel ‐ Schön, - Fritz - (1976): - Die - siebenbürgisch ‐ sächsischen - Familiennamen. - Köln/ - Wien. - (Studia - Transylvanica; - 3). - Kunze, - Konrad - (1999): - dtv ‐ Atlas - Namenkunde. - Vor ‐- und - Familiennamen - im - deutschen - Sprachgebiet. - 2. - überarb. - u. - erweiterte - Aufl. - München. - Kunze, - Konrad/ Nübling, - Damaris - (Hrsg.) - (2009): - Deutscher - Familiennamenatlas. - Band - 1: - Graphematik/ Phonologie - der - Familiennamen - I: - Vokalismus. - Berlin/ New - York. - Kunze, - Konrad/ Nübling, - Damaris - (Hrsg.) - (2013): - Deutscher - Familiennamenatlas. - Band - 4: - Familiennamen - nach - Herkunft - und - Wohnstätte. - Berlin/ Boston. - L ă z ă rescu, - Ioan - (2013): - Rumäniendeutsch - - - eine - eigenständige, - jedoch - besondere - Varie ‐ tät - der - deutschen - Sprache. - In: - Schneider ‐ Wiejowski, - Karina/ Kellermeier ‐ Rehbein, - Birte/ Haselhuber, - Jakob - (Hrsg.): - Vielfalt, - Variation - und - Stellung - der - deutschen - Sprache. - Berlin. - S. - 371-391. - Nistor, - Adina ‐ Lucia - (2011): - Digitale - Familiennamengeographie - und - Bevölkerungsmobili ‐ tät - am - Beispiel - des - Namens-Lutsch. - In: - Germanistische - Beiträge - 29. - S. - 153-159. - Nistor, - Adina ‐ Lucia - (2012): - (Sprach ‐ )Geschichte - und - Namengeografie - am - Beispiel - des - Familiennamens - Pfaff. - In: - Germanistische - Beiträge - 30. - S. - 188-200. - Wörterbücher - Ghinea, - Eliza/ Ghinea, - Dan - (2000): - Localit ăţ ile - din - România. - Dic ţ ionar. - Bucure ş ti. - Klein, - Albert - (sen.) - (2013): - Die - alten - siebenbürgisch ‐ sächsischen - Familiennamen. - Her ‐ mannstadt. - Kohlheim, - Rosa/ Kohlheim, - Volker - (2005): - Duden - Familiennamen. - Herkunft - und - Be ‐ deutung - von - 20 - 000 - Nachnamen. - 2. - Aufl. - Mannheim. - Internetquellen - freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com/ ~bgwiehle/ siebenburgen/ sbs‐namen/ sbs‐ namen‐ab.htm - (Stand: - 11.07.2015). - 176 - Nistor - 8 - Anhang - Karte - 1 - der - Familiennamen - Broser, - Hermannstädter - und - Fograscher - in - Deutsch ‐ land - laut - Telefonanschlüssen - 2005. - - - Einzugsgebiete - der - Siebenbürger - Sachsen - in - Deutschland - 177 - Karte - 2 - der - Familiennamen - Schässburger, - Zeidner - und - Mühlbächer - in - Deutsch ‐ land - laut - Telefonanschlüssen - 2005. - - Was - vergleicht - man - eigentlich? - Zur - Konzeptualisierung - von - Sprechhandlungen - im - interkulturellen - Vergleich - Olha - Popovych - (Erlangen) - Zusammenfassung - Im - vorliegenden - Beitrag - wird - versucht, - metapragmatisches - Wissen - deutscher - und - uk ‐ rainischer - Muttersprachler - über - Sprechhandlungen - zu - erfassen - und - zu - vergleichen. - Mithilfe - einer - Umfrage - werden - für - sieben - Sprechakte - - - Bitte, - Befehl, - Einladung, - Rat ‐ schlag, - Frage, - Aufforderung - und - Anweisung - - - folgenden - Fragestellungen - verfolgt: - Was - sind - distinktive - Merkmale - dieser - Sprechakte - und - gibt - es - diesbezüglich - auffällige - inter ‐ kulturelle - Unterschiede? - Wie - kategorisieren - Sprachbenutzer - bestimmte - Kommunikati ‐ onssituationen - im - Sinne - von - Sprechakten? - Die - Ergebnisse - der - Studie - machen - deutlich: - 1. - Viele - der - untersuchten - Sprechhandlungen - werden - in - den - beiden - Sprachen - z.T. - unter ‐ schiedlich - charakterisiert, - wobei - dies - insbes. - auf - Aufforderungen - und - Anweisungen - zu ‐ trifft. - 2. - Auch - stereotype - Kommunikationssituationen - lassen - mehrere - Interpretationen - der - Äußerungen - (Illokutionen) - zu, - wobei - die - Befragten - häufig - hybride - Formen - der - Sprechhandlungen - (z.B. - Bitte - und - Drohung) - oder - Verkettungen - von - Sprechhandlungen - (z.B. - Bitte - gefolgt - von - Aufforderung) - für - angebracht - halten. - 1 - Forschungsstand - und - Zielsetzung - der - Untersuchung - Seit - den - 1980er - Jahren - sind - zahlreiche - interkulturelle - Studien - erschienen, - die - Realisierungen - ausgewählter - Sprechakte - vergleichen - (Alcón ‐ Soler - 2008, - Blum ‐ Kulka/ House/ Kasper - 1989, - Held - 1995, - Schilling - 1999, - Schrader ‐ Kniffki - 2003, - Si ‐ fianou - 1992, - Šënberg - 1988 - u.a.). - - Die - meisten - Untersuchungen - arbeiten - mit - durch - Befragung - erhobenen - Sprachdaten. - Daher - ist - im - Zusammenhang - mit - der - Verfassung - der - Fragebögen - bereits - früh - aufgefallen, - dass - die - Kommunikationssituationen, - in - denen - eine - Sprechhandlung - vollzogen - wird, - interkulturell - nicht - immer - identisch - sind. - Die ‐ sem - Umstand - wurde - in - den - bisherigen - Studien - methodisch - unterschiedlich - be ‐ gegnet. - In - den - Anfängen - des - interkulturellen - Sprechaktvergleichs - wurde - ledig ‐ lich - darauf - geachtet, - dass - die - Realien - in - den - mitgelieferten - Situationsbeschrei ‐ bungen - an - das - jeweilige - Land - angepasst - sind - (vgl. - z.B. - Blum ‐ Kulka/ House/ Kas ‐ per - 1989). - In - anderen - Studien - wurde - zusätzlich - berücksichtigt, - dass - die - Ge ‐ wichtung - der - involvierten - Handlungen - in - den - untersuchten - Kulturen - u.U. - un ‐ terschiedlich - ist. - So - führt - beispielsweise - Egorova - (1995: - 12) - in - ihrer - Studie - zu - 180 - Popovych - Bitten - im - Englischen - und - Russischen - aus, - dass - die - Bitte - an - einen - Kommilito ‐ nen, - sein - Auto - leihen - zu - dürfen, - unterschiedlich - gewichtet - wird. - Während - sie - in - den - USA - als - eine - kleine - Bitte - gilt, - hat - sie - in - England - bereits - eine - größere - Ge ‐ wichtigkeit - und - erscheint - in - Russland - - - aufgrund - der - Tatsache, - dass - nur - weni ‐ ge - Studenten - ein - eigenes - Auto - besitzen - - - unrealistisch. - Dementsprechend - wä ‐ ren - für - diese - Kommunikationssituation - erhobene - Bitthandlungen - nicht - ver ‐ gleichbar. - Außerdem - ist - in - den - Arbeiten, - die - auf - Beobachtung - oder - Feldstudien - basieren, - aufgefallen, - dass - Funktionen - von - Sprechhandlungen - in - unterschiedli ‐ chen - Kulturen - divergieren - können. - So - stellt - Schrader ‐ Kniffki - (2003) - fest, - dass - Bitten - um - Geld - im - Zapotekischen - nur - an - Fremde, - jedoch - nicht - an - die - Gruppen ‐ mitglieder - gerichtet - werden. - Coulmas - (1981) - beobachtet - ebenfalls, - dass - die - Äu ‐ ßerung - einer - Entschuldigung - im - Japanischen - - - im - Unterschied - zu - einer - Ent ‐ schuldigung - im - europäischen - Kulturraum - - - nicht - unbedingt - einen - vorausge ‐ gangenen - Normverstoß - voraussetzt. - Wierzbicka - (1994) - spricht - in - diesem - Zu ‐ sammenhang - davon, - dass - die - Konzepte - von - Sprechhandlungen - kulturgebun ‐ den - sind - und - nicht - ohne - Weiteres - für - den - interkulturellen - Vergleich - verwendet - werden - können. - - Trotz - dieser - Einsichten - bedienen - sich - komparatistische - Arbeiten - zur - Ab ‐ grenzung - ihres - Untersuchungsgegenstands - i.d.R. - Klassiker - der - Sprechakttheo ‐ rie, - vor - allem - Searle - (1976) - oder - detaillierterer - Ausarbeitungen - seiner - Taxono ‐ mie. 1 - Nicht - selten - - - wohl - aufgrund - ihrer - intuitiven - Verständlichkeit - - - wird - auf - eine - Definition - der - untersuchten - Sprechhandlung - und - ihre - Abgrenzung - von - anderen - Sprechakten - verzichtet - oder - eine - eigene - deduktiv - gewonnene - Definiti ‐ on - einer - Sprechhandlung - vorgeschlagen. - Es - wird - nicht - hinterfragt, - ob - diese - Ka ‐ tegorisierungen - dem - intuitiven - Verständnis - der - Sprachbenutzer - entsprechen, - deren - Sprachgebrauch - untersucht - wird. - Sprachliche - Unterschiede - werden - ggf. - durch - unterschiedliche - Einstellungen - zur - Direktheit - der - Äußerungen - und - Prä ‐ ferenzen - für - bestimmte - Arten - der - Beziehungsgestaltung, - seltener - durch - sprach ‐ immanente - Unterschiede - erklärt. - - Aus - dem - oben - Gesagten - ergibt - sich - die - Motivation - dieses - Beitrags: - Es - gilt - zu - überprüfen, - ob - und - inwieweit - beim - interkulturellen - Sprechaktvergleich - äquiva ‐ lente - Phänomene - gegenübergestellt - werden. - Sollten - die - Konzeptualisierungen - einer - Sprechhandlung - in - den - verglichenen - Kulturen - abweichen, - so - könnten - sprachliche - Unterschiede - und - diskursive - Strategien - ihrer - Realisierung - durch - abweichende - Voraussetzungen - und - Erwartungen - an - die - Äußerung - der - betref ‐ fenden - Sprechhandlung - erklärt - werden. - Andererseits - ist - zu - überprüfen, - inwie ‐ weit - bei - der - Vorgabe - einer - Situationsbeschreibung - in - einem - Produktionstest - -------------------------------------------------------- 1 -- In - der - deutschen - Pragmatik - ist - hier - v.a. - die - Arbeit - von - Hindelang - (1978) - grundle ‐ gend. - - Konzeptualisierung - von - Sprechhandlungen - im - interkulturellen - Vergleich - 181 - die - intendierte - Sprechhandlung - erhoben - wird. - Diese - Fragestellungen - können - konkreter - wie - folgt - formuliert - werden: - 1) - Stimmen - deduktiv - festgelegte - Kriterien - für - einen - Sprechhandlungstyp - mit - dem - Verständnis - der - „naiven“ - Sprachbenutzer - überein? - 2) - Welcher - Sprechhandlungstyp - wird - in - einer - bestimmten - Situation - geäu ‐ ßert? - 3) - Gibt - es - interkulturelle - Unterschiede - in - den - genannten - Punkten? - Die - Klärung - dieser - Fragen - kann - zur - Verbesserung - der - Qualität - der - komparati ‐ ven - Studien - beitragen. - 2 - Aufbau - der - Studie - Zur - Beantwortung - der - oben - genannten - Fragen - wurde - eine - Umfrage - unter - je ‐ weils - etwa - 100 - Muttersprachlern - des - Deutschen - und - Ukrainischen - durchge ‐ führt. 2 - Die - Befragten - waren - vorwiegend - Studenten - und - Akademiker - im - Alter - zwischen - 17 - und - 30 - Jahren, - die - vorwiegend - aus - Bayern - und - der - Region - Lemberg - (Lwiw) - stammen. - Beide - Einschränkungen - waren - aus - Gründen - der - Praktikabili ‐ tät - notwendig, - um - die - Rücklaufquote - der - Fragebögen - zu - erhöhen. - - In - der - Studie - wurden - sieben - Sprechakttypen - untersucht: - Bitte, - Befehl, - Einla ‐ dung, - Ratschlag, - Frage, - Aufforderung - und - Anweisung. - Die - Auswahl - der - Sprech ‐ handlungstypen - ist - der - ursprünglichen - Zielsetzung - der - Umfrage - geschuldet, - Bitthandlungen - als - Sprechakttyp - zu - definieren - und - von - anderen - Sprechaktty ‐ pen - abzugrenzen. - Bitten - und - Befehle - wurden - entsprechend - als - gewissermaßen - konträre - Sprechhandlungstypen - in - die - Umfrage - aufgenommen. - Es - wurde - ange ‐ nommen, - dass - diese - beiden - Typen - voneinander - am - deutlichsten - unterschieden - werden. - Von - den - Anweisungen - wird - i.A. - angenommen, - dass - sie - eine - Mittelstel ‐ lung - zwischen - Bitten - und - Befehlen - einnehmen. - Aufforderungen - gelten - oft - so ‐ wohl - in - der - germanistischen - als - auch - in - der - slawistischen - Forschungsliteratur - als - ein - Oberbegriff - für - andere - direktive - Sprechhandlungen, - im - Deutschen - wer ‐ den - sie - gleichzeitig - als - ein - eigener - Sprechhandlungstyp - angesehen. - Im - alltägli ‐ chen - Sprachgebrauch - wird - Aufforderung - häufig - als - eine - vage - Restkategorie - ver ‐ wendet, - wenn - eine - nähere - Kategorisierung - einer - Äußerung - nicht - angestrebt - -------------------------------------------------------- 2 -- Die - besprochenen - Daten - stammen - aus - einer - größeren - Umfrage, - die - für - die - Disserta ‐ tion - zum - Thema - „Bitthandlungen - im - Deutschen - und - Ukrainischen“ - durchgeführt - wurde - und - der - Herausarbeitung - der - Bitthandlungskonzepte - sowie - der - Höflichkeits ‐ vorstellungen - in - den - beiden - Kulturen - dient. - In - diesem - Beitrag - werden - ausgewählt - Ergebnisse - der - Umfrage - vorgestellt, - die - für - die - aktuelle - Fragestellung - relevant - sind. - 182 - Popovych - oder - vermieden - wird - (eigene - Beobachtung). - Die - Umfrage - soll - zur - Klärung - des - Status - von - Aufforderungen - beitragen. - In - der - Forschungsliteratur - ist - die - Stel ‐ lung - der - Fragehandlungen - unter - anderen - Sprechakttypen - immer - noch - sehr - umstritten. - Viele - Forscher - zählen - Fragen - in - Anlehnung - an - Searle - (1976) - zu - Di ‐ rektiva - (so - z.B. - das - „Handbuch - deutscher - Kommunikationsverben“ - (Harras - 2004)), - andere - betrachten - sie - wiederum - als - eine - eigene - Kategorie. - Durch - die - Umfrage - soll - daher - überprüft - werden, - inwieweit - aus - Sicht - der - Sprachbenutzer - Gemeinsamkeiten - zwischen - Fragen - und - anderen - direktiven - Sprechhandlungen - bestehen. - Schließlich - wurden - Einladungen - und - Ratschläge - in - die - Befragung - aufgenommen, - da - sie - zwar - theoretisch - von - den - anderen - aufgezählten - Sprech ‐ handlungstypen - klar - abgegrenzt - werden - können, - bei - der - praktischen - Zuord ‐ nung - konkreter - Kommunikationssituationen - zum - einen - oder - anderen - Typ - je ‐ doch - nicht - selten - Probleme - bereiten. - - Die - genannten - Sprechhandlungstypen - wurden - hinsichtlich - folgender - Unter ‐ scheidungskriterien - überprüft: - E n t s c h e i d u n g s f r e i h e i t - bei - der - Befol ‐ gung - (Ist - die - Befolgung - der - betreffenden - Handlung - für - den - Adressaten - ver ‐ bindlich - oder - kann - der - Adressat - sich - diesbezüglich - frei - entscheiden? ); - B e n e ‐ f a k t i v i t ä t - der - Handlung - (Ist - die - betreffende - Handlung - eher - im - Interesse - des - Sprechers - oder - zu - Gunsten - des - Adressaten? ), - e r f o r d e r l i c h e - A k t i v i ‐ t ä t - des - Adressaten - (Zielt - die - Sprechhandlung - eher - auf - eine - aktive - Tätigkeit - oder - passive - Teilnahme - des - Adressaten - bzw. - dient - sie - der - Klärung - eines - Sach ‐ verhalts - und - erfordert - vom - Adressaten - lediglich - eine - verbale - Reaktion? ); - N a c h d r ü c k l i c h k e i t - der - Äußerung - (Wird - die - Sprechhandlung - mit - Nach ‐ druck - hervorgebracht? ); - S t a t u s g e b u n d e n h e i t - (Braucht - der - Sprecher - ei ‐ nen - besonderen - Status - oder - kann - die - Sprechhandlung - von - einem - beliebigen - Sprecher - geäußert - werden? ); - I n d i r e k t h e i t - der - Äußerung; - F o r m a l i t ä t - (Wird - die - Sprechhandlung - typischerweise - in - formellen, - informellen - oder - so ‐ wohl - in - formellen - als - auch - in - informellen - Situationen - geäußert? ) - und - O b e r ‐ b e g r i f f - (Ist - die - Sprechhandlung - ein - Oberbegriff - für - die - anderen - aufgezählten - Sprechakte? ). - Die - genannten - Kriterien - gelten - als - klassische - distinktive - Merk ‐ male - von - Sprechhandlungen - in - der - Sprechakttheorie - oder - wurden - anhand - ei ‐ ner - Vorstudie - zur - Abgrenzung - der - Sprechakte - entwickelt. - Den - Befragten - wur ‐ den - somit - 15 - Merkmalausprägungen - vorgestellt, - für - die - diese - zutreffende - Sprechhandlungen - markieren - sollten - (s. - Beispiele - in - Abb. - 1). - Im - Umkehrschluss - ließen - sich - prototypische - Merkmale - der - jeweiligen - Sprechhandlung - in - jeder - In ‐ formantengruppe - ermitteln - und - gegenüberstellen. - - - - - - Konzeptualisierung - von - Sprechhandlungen - im - interkulturellen - Vergleich - 183 - Kreuzen - Sie - bitte - an, - was - zutrifft - (Mehrfachankreuzungen - möglich): - Wenn-die-Befolgung-zwingend-und-kein-Widerspruch-möglich-ist,-ist-es-…- - Bitte - - - Befehl --- - Einladung --- - Ratschlag --- - Frage --- - Aufforderung --- - Anweisung - Wenn-der-andere-entscheiden-kann,-ob-er-das-tut-oder-nicht; -wenn-Erfüllung- nicht-vorausgesetzt-wird,-ist-es-…- - Bitte - - - Befehl --- - Einladung --- - Ratschlag --- - Frage --- - Aufforderung --- - Anweisung - Abb. - 1: - Distinktive - Merkmale - An - dieser - Stelle - soll - auf - einige - problematische - Aspekte - der - durchgeführten - Umfrage - hingewiesen - werden, - die - ihre - Ergebnisse - relativieren. - Auffällig - ist - v.a. - der - unterschiedliche - Umgang - der - beiden - Informantengruppen - mit - Mehrfach ‐ ankreuzungen: - Deutsche - Informanten - haben - in - ihrer - Mehrheit - Gebrauch - von - dieser - Möglichkeit - gemacht, - während - ukrainische - Informanten - tendenziell - je ‐ weils - nur - eine - Antwort - abgegeben - haben. - Folglich - lassen - sich - anhand - der - deut ‐ schen - Daten - eher - alle - möglichen - Kandidaten - für - ein - Merkmal - ablesen, - anhand - der - ukrainischen - lässt - sich - dagegen - eher - der - beste - Vertreter, - d.h. - der - Prototyp - für - dieses - Merkmal - bestimmen. - - Es - ist - auch - darauf - hinzuweisen, - dass - die - deutschen - Befragten - bei - Fragen - nach - der - Statusgebundenheit - der - Sprechhandlungen - sowie - nach - der - Formalität - der - Kommunikationssituation - einige - Schwierigkeiten - hatten. - In - Bezug - auf - den - erforderlichen - Status - des - Sprechers - haben - etwa - 20 - % - der - Befragten - für - Befehle - und - Anweisungen - und - etwa - 13 - % - für - Ratschläge - und - Aufforderungen - wider ‐ sprüchliche - Antworten - gegeben. - Beim - Kriterium - der - Formalität - gaben - zwar - et ‐ wa - 25 - % - der - Befragten - widersprüchliche - Antworten, - in - Bezug - auf - einzelne - Sprechhandlungen - machen - die - Widersprüche - jedoch - einen - geringen - Anteil - aus. - Unter - Berücksichtigung - der - Kategorisierungsergebnisse - (s. - 3.2) - stellt - nur - der - Befehl - eine - Ausnahme - dar: - 16 - % - der - Informanten - betrachteten - Befehle - als - ausschließlich - formelle - Sprechhandlungen, - hielten - sie - aber - gleichzeitig - in - den - Situationen - familiärer - Kommunikation - für - verwendbar. - Da - ukrainische - Frage ‐ bögen - - - wie - bereits - erwähnt - - - eine - Tendenz - zu - singulären - Antworten - aufwie ‐ sen, - tritt - in - ihnen - nur - eine - geringe - Zahl - inkonsequenter - Antworten - auf. - Es - lässt - sich - aber - auch - hier - der - gleiche - Widerspruch - zwischen - der - Merkmalzuweisung - und - der - Bestimmung - der - Sprechhandlungen - in - konkreten - Kommunikationssi ‐ tuationen - beobachten. - 184 - Popovych - 3 - Ergebnisse - der - Studie - 3.1 - Merkmale - der - Sprechhandlungen - Eine - Gegenüberstellung - der - Umfrageergebnisse - für - beide - Sprachen - zeigt - mehr - oder - weniger - ausgeprägte - Divergenzen - bei - der - Konzeptualisierung - der - unter ‐ suchten - Sprechhandlungen. - Angesichts - der - oben - beschriebenen - Schwierigkei ‐ ten - sind - die - unten - dargestellten - Ergebnisse - mit - einer - gewissen - Vorsicht - zu - ge ‐ nießen. - Daher - werden - im - Folgenden - vor - allem - Merkmale - näher - besprochen, - bei - denen - sich - die - Aussagen - um - mehr - als - 25 - % - unterscheiden. - Zur - Überprüfung - der - Auffälligkeiten - auf - ihre - Stichhaltigkeit - wird - auch - der - innersprachliche - Ver ‐ gleich - der - untersuchten - Sprechhandlungen - vorgenommen. - Dies - erscheint - v.a. - im - Hinblick - auf - die - unterschiedlichen - Beantwortungsstrategien - der - beiden - In ‐ formantengruppen - notwendig. - Auf - diese - Weise - lassen - sich - prozentuale - Anteile - der - Nennungen - eines - Merkmals - besser - gewichten - und - interkulturell - verglei ‐ chen. - Abb. - 2: - Bitte - kontrastiv - Wie - aus - Abb. - 2 - hervorgeht, - unterscheiden - sich - die - Konzeptualisierungen - einer - Bitte - in - den - beiden - Gruppen - in - drei - Punkten: - In - beiden - Ländern - wird - für - die - Äußerung - einer - Bitte - kein - spezieller - Status - des - Sprechers - vorausgesetzt - (95,7 - % - und - 65,6 - % - entsprechend). - Dies - sind - jeweils - die - höchsten - Werte - für - dieses - Kri ‐ terium, - d.h. - dieses - Merkmal - wird - von - den - beiden - Informantengruppen - als - dis ‐ 0 20 40 60 80 100 Immer informell immer formell formell oder informell Oberbegriff indirekt, mit Überreden Status erforderlich kein Status notwendig Nachdruck erfoedert eine Antwort erfordert passive Teilnahme von A erfordert aktive Tätigkeit von A Vorteil für A Vorteil für S Befolgung freiwillig Befolgung zwingend Deutsch Ukrainisch 30,1 36,86 37,22 25,2 - Konzeptualisierung - von - Sprechhandlungen - im - interkulturellen - Vergleich - 185 - tinktiv - für - Bitthandlungen - angesehen. - Der - große - zahlenmäßige - Unterschied - lässt - sich - hier - am - ehesten - durch - die - oben - besprochenen - Tendenzen - bei - der - Be ‐ antwortung - der - Fragen - erklären. - Der - Bezug - der - Sprechhandlung - zur - Indirekt ‐ heit - und - zum - Überreden - des - Gesprächspartners - scheint - dagegen - mit - 36,86 - % - relevant - zu - sein. - Während - im - Deutschen - nur - Ratschläge - einen - höheren - Wert - erreichen, - wird - dieses - Merkmal - von - ukrainischen - Informanten - für - Bitten - als - re ‐ lativ - unspezifisch - angesehen. - Bezüglich - der - Formalität - hält - die - Mehrheit - der - deutschen - Informanten - die - Äußerung - einer - Bitte - sowohl - in - einer - formellen - als - auch - informellen - Situation - für - gleichermaßen - angebracht. - Die - ukrainischen - In ‐ formanten - schwanken - in - ihrer - Entscheidung - zwischen - ausschließlich - informel ‐ len - und - sowohl - formellen - als - auch - informellen - Situationen. - - Für - den - Befehl - hat - sich - die - Arbeitshypothese - bestätigt, - dass - dies - die - Sprech ‐ handlung - ist, - bei - der - die - meisten - Übereinstimmungen - zwischen - den - beiden - Gruppen - zu - verzeichnen - sind, - wie - in - der - Abb. - 3 - veranschaulicht. - Knapp - über - der - angesetzten - Grenze - von - 25 - % - liegen - lediglich - die - Ergebnisse - für - das - Kriteri ‐ um - „immer - formell“, - wobei - im - Ukrainischen - Befehle - als - die - einzige - Sprech ‐ handlung - betrachtet - wurden, - für - die - dieses - Merkmal - relevant - ist. - Im - Deutschen - gleichen - sich - Befehle - und - Anweisungen - diesem - Merkmal - zufolge - weitgehend. - Auffällig - ist - auch, - dass - im - Ukrainischen - die - Befolgung - eines - Befehls - weniger - mit - einer - aktiven - Tätigkeit - assoziiert - wird, - was - u.a. - daran - liegen - kann, - dass - „Be ‐ fehl“ - im - Ukrainischen - in - bürokratischen - Kontexten - auch - im - Sinne - von - „Bewilli ‐ gung“ - verwendet - werden - kann. - Abb. - 3: - Befehl - kontrastiv - 0 20 40 60 80 100 120 Immer-informell immer-formell formell-oder- informell Oberbegriff indirekt,-mit-Überreden Status -erforderlich kein-Status-notwendig Nachdruck erfoedert-eine-Antwort erfordert-passive-Teilnahme-von-A erfordert-aktive-Tätigkeit-von-A Vorteil-für-A Vorteil-für-S Befolgung -freiwillig Befolgung -zwingend Deuts ch Ukrainisch 23,89 25,48 186 - Popovych - Abb. - 4: - Einladung - kontrastiv - Für - Einladungen - lassen - sich - ebenfalls - einige - interessante - Unterschiede - feststel ‐ len: - Sie - betreffen - die - Entscheidungsfreiheit - des - Adressaten - bei - der - Annahme - ei ‐ ner - Einladung, - die - Art - seiner - Aktivität - und - die - Statusgebundenheit - von - Einla ‐ dungen. - In - Bezug - auf - das - erste - Merkmal - sind - die - Ergebnisse - insofern - interes ‐ sant, - als - die - beiden - Gruppen - eine - verbindliche - Befolgung - einer - Einladung - für - ausgeschlossen - hielten, - die - Entscheidungsfreiheit - des - Adressaten - bei - Einladun ‐ gen - im - Deutschen - jedoch - um - fast - 30 - % - mehr - Nennungen - erhielt. - Vergleicht - man - die - betreffenden - Werte - intrakulturell - für - unterschiedliche - Sprechhand ‐ lungen, - so - zeigt - sich, - dass - Einladungen - im - Deutschen - diesbezüglich - Ratschlä ‐ gen - und - Bitten - mit - einem - relativ - hohen - Wert - folgen, - im - Ukrainischen - dagegen - liegen - hier - Einladungen - zusammen - mit - Aufforderungen - und - Anweisungen - im - Mittelfeld. - Trotz - einer - relativ - großen - Differenz - in - Bezug - auf - die - Statusunge ‐ bundenheit - der - Einladungen - (30,47 - %), - nehmen - diese - beim - Vergleich - mit - an ‐ deren - Sprechhandlungen - in - der - jeweiligen - Sprache - einen - ähnlichen - Platz - ein. - (Das - Gleiche - gilt - auch - für - Fragen, - s. - Abb. - 6 - unten.) - Die - quantitativen - Unter ‐ schiede - sind - hier - wahrscheinlich - auf - die - bevorzugte - Beantwortungsmodalität - zurückzuführen. - Schließlich - galt - die - Erwartung - einer - eher - passiven - Teilnahme - des - Adressaten - für - deutsche - Informanten - als - ein - besonders - distinktives - Merk ‐ mal - von - Einladungen, - für - ukrainische - Informanten - stechen - Einladungen - durch - dieses - Kriterium - dagegen - kaum - hervor. - - - 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Immer-informell immer-formell formell-oder- informell Oberbegriff indirekt,-mit-Überreden Status -erforderlich kein-Status-notwendig Nachdruck erfoedert-eine-Antwort erfordert-passive-Teilnahme-von-A erfordert-aktive-Tätigkeit-von-A Vorteil-für-A Vorteil-für-S Befolgung -freiwillig Befolgung -zwingend Deuts ch Ukrainisch 29,74 27,94 30,47 - Konzeptualisierung - von - Sprechhandlungen - im - interkulturellen - Vergleich - 187 - - - - - - - - - - - - - - - - - - Abb. - 5: - Ratschlag - kontrastiv - Auch - bei - der - Konzeptualisierung - der - Ratschläge - lassen - sich - einige - Divergenzen - beobachten. - Besonders - ausgeprägt - ist - die - Divergenz - für - das - Kriterium - „Indi ‐ rektheit/ Überreden“, - die - bei - über - 50 - % - liegt: - Während - deutsche - Informanten - bei - der - Äußerung - eines - Ratschlags - indirekte - Formulierungen - und - unterschwel ‐ lige - Überzeugungsversuche - erwarten, - ist - im - Ukrainischen - dies - eindeutig - nicht - der - Fall. - Eine - ähnliche - Tendenz - - - auch - wenn - nicht - so - stark - ausgeprägt - - - wurde - bereits - für - Bitthandlungen - beobachtet. - In - Bezug - auf - die - Freiwilligkeit - der - Befol ‐ gung - lässt - sich - die - auffällige - Divergenz - zum - einen - dadurch - erklären, - dass - in - den - ukrainischen - Fragebögen - Bitten - als - für - dieses - Merkmal - prototypische - Sprechhandlungen - vorgezogen - wurden. - (Im - Deutschen - erhielten - Ratschläge - hier - dagegen - etwas - höhere - Werte - als - Bitten.) - Zum - anderen - spielt - bei - dieser - Tendenz - - - die - auch - bei - Einladungen - (s. - Abb. - 4) - und - Fragen - (s. - Abb. - 6) - zum - Vorschein - kommt - - - eine - gewisse - Dispräferenz - für - Ablehnung - eine - Rolle, - die - im - Ukrainischen - zu - beobachten - ist. - Der - letzte - Unterschied - bezieht - sich - auf - die - Formalität - der - Situation: - Während - die - deutschen - Befragten - zwischen - aus ‐ schließlich - informellen - und - sowohl - formellen - als - auch - informellen - Kommuni ‐ kationen - als - für - Ratschläge - typisch - schwanken, - schreiben - ukrainische - Infor ‐ manten - Ratschlägen - ausschließlich - einen - informellen - Charakter - zu. - - Auch - beim - Vergleich - der - Vorstellungen - über - Fragehandlungen - (s. - Abb. - 6) - sollen - die - Merkmale - „Entscheidungsfreiheit“, - „Statusungebundenheit“ - und - „Formalität/ Informalität“ - näher - betrachtet - werden. - Hier - wird - ebenfalls - das - ers ‐ te - Merkmal - in - den - deutschen - Fragebögen - um - über - 30 - % - häufiger - genannt - als - in - 0 20 40 60 80 100 Immer-informell immer-formell formell-oder- informell Oberbegriff indirekt,-mit-Überreden Status -erforderlich kein-Status-notwendig Nachdruck erfoedert-eine-Antwort erfordert-passive-Teilnahme-von-A erfordert-aktive-Tätigkeit-von-A Vorteil-für-A Vorteil-für-S Befolgung -freiwillig Befolgung -zwingend Deuts ch Ukrainisch 26,19 53,39 26,7 188 - Popovych - den - ukrainischen. - In - den - letzteren - scheinen - allerdings - beide - Ausprägungen - dieses - Merkmals - bei - Fragehandlungen - kaum - relevant - sein. - Die - große - Diver ‐ genz - in - Bezug - auf - die - Statusungebundenheit - des - Sprechers - stellt - sich - beim - in ‐ trakulturellen - Vergleich - der - untersuchten - Sprechhandlungen - als - nicht - aussage ‐ kräftig - heraus: - Fragen - rangieren - nach - diesem - Merkmal - jeweils - nach - Bitthand ‐ lungen, - die - von - den - beiden - Befragtengruppen - die - höchsten - Werte - erhielten. - Ähnlich - verhält - es - sich - mit - dem - Merkmal - „Formalität/ Informalität“, - nach - dem - Fragen - innersprachlich - vergleichbare - Rangstellen - einnehmen. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Abb. - 6: - Frage - kontrastiv - Ein - interessantes - Bild - ergibt - der - Vergleich - von - Konzeptualisierungen - der - Auf ‐ forderungen - (s. - Abb. - 7). - Sehr - auffällig - sind - Vorstellungen - von - Nachdruck - bei - der - Äußerung - dieser - Sprechhandlung: - Während - die - Mehrheit - der - deutschen - Befragten - Aufforderungen - damit - assoziiert, - ist - dies - bei - den - ukrainischen - Infor ‐ manten - nicht - der - Fall. - Diese - verbinden - Aufforderungen - v.a. - mit - Indirektheit - und - unterschwelligem - Einreden - auf - den - Gesprächspartner, - wobei - eine - Auffor ‐ derung - hierfür - als - der - mit - Abstand - beste - Prototyp - gilt. - Als - eine - Art - nachdrück ‐ liche - Form - der - Bitte - kann - eine - Aufforderung - für - deutsche - Informanten - sowohl - einen - formellen, - als - auch - einen - informellen - Charakter - haben. - Die - ukrainischen - Fragebogen - weisen - in - diesem - Punkt - eine - leichte - Tendenz - zur - ausschließlichen - Informalität - der - Aufforderungen - auf, - die - Informanten - sind - sich - in - diesem - Merkmal - jedoch - weitgehend - uneinig. - Eine - ähnliche - Unklarheit - herrscht - in - den - beiden - Gruppen - bezüglich - der - Statusgebundenheit - einer - Aufforderung: - Für - beide - Ausprägungen - dieses - Merkmals - ist - eine - annähernd - gleiche - Anzahl - von - 0 20 40 60 80 100 Immer-informell immer-formell formell-oder- informell Oberbegriff indirekt,-mit-Überreden Status -erforderlich kein-Status-notwendig Nachdruck erfoedert-eine-Antwort erfordert-passive-Teilnahme-von-A erfordert-aktive-Tätigkeit-von-A Vorteil-für-A Vorteil-für-S Befolgung -freiwillig Befolgung -zwingend Deuts ch Ukrainisch 30,13 35,67 36,79 - Konzeptualisierung - von - Sprechhandlungen - im - interkulturellen - Vergleich - 189 - Nennungen - zu - verzeichnen, - für - das - Deutsche - sind - die - Werte - lediglich - höher. - Insgesamt - ist - jedoch - davon - auszugehen, - dass - die - Konzeptualisierungen - von - Aufforderungen - sich - in - den - beiden - Gruppen - in - einigen - wesentlichen - Punkten - unterschieden. - Somit - handelt - es - sich - hierbei - um - interkulturell - unterschiedliche - Phänomene. - - - - - - - - - - - - - - - - - - Abb. - 7: - Aufforderung - kontrastiv - - - - - - - - - - - - - - - - - Abb. - 8: - Anweisung - kontrastiv - 0 20 40 60 80 100 Immer-informell immer-formell formell-oder- informell Oberbegriff indirekt,-mit-Überreden Status -erforderlich kein-Status-notwendig Nachdruck erfoedert-eine-Antwort erfordert-passive-Teilnahme-von-A erfordert-aktive-Tätigkeit-von-A Vorteil-für-A Vorteil-für-S Befolgung -freiwillig Befolgung -zwingend Deuts ch Ukrainisch 62,77 27,59 25,13 40,1 40,19 0 20 40 60 80 100 Immer-informell immer-formell formell-oder- informell Oberbegriff indirekt,-mit-Überreden Status -erforderlich kein-Status-notwendig Nachdruck erfoedert-eine-Antwort erfordert-pass ive-Teilnahme-von-A erfordert-aktive-Tätigkeit-von-A Vorteil-für-A Vorteil-für-S Befolgung -freiwillig Befolgung -zwingend Deuts ch Ukrainisch 40,19 40,19 40,19 40,19 40,19 190 - Popovych - Ebenso - divergent - sind - auch - die - Vorstellungen - über - typische - Merkmale - der - An ‐ weisungen. - Die - Umfrageergebnisse - für - das - Deutsche - zeugen - davon, - dass - die - Anweisung - viele - gemeinsame - Merkmale - mit - dem - Befehl - hat, - diese - jedoch - bei - der - ersteren - nicht - in - allen - Fällen - gleichermaßen - stark - ausgeprägt - sind - wie - beim - letzteren. - So - wird - die - Befolgung - von - Anweisungen - von - deutschen - Informanten - weitgehend - als - verbindlich - angesehen. - Dies - ist - für - das - ukrainische - Verständnis - einer - Anweisung - nicht - charakteristisch. - Stellt - man - Anweisungen - in - den - beiden - Sprachen - gegenüber - und - zieht - auch - Konzeptualisierungen - des - Befehls - hinzu, - so - wird - das - Bild - für - drei - weitere - Merkmale - noch - deutlicher: - Während - aus - der - Sicht - der - deutschen - Informanten - Anweisungen - im - Hinblick - auf - ihre - Nach ‐ drücklichkeit - und - Statusgebundenheit - Befehlen - sehr - nahe - kommen, - erzielen - Anweisungen - in - den - ukrainischen - Fragebögen - sowohl - im - Vergleich - zum - Be ‐ fehl, - als - auch - im - Vergleich - zu - den - Anweisungen - im - Deutschen - nur - halb - so - ho ‐ he - Werte. - Sogar - noch - deutlicher - ist - es - bei - dem - Merkmal - „Formalität“. - Im - Deut ‐ schen - stehen - hier - Anweisungen - als - ausschließlich - formelle - Sprechhandlungen - Befehlen - sehr - nahe, - im - Ukrainischen - werden - sie - als - formell/ informell - betrach ‐ tet. - In - Bezug - auf - die - erforderliche - Aktivität - des - Adressaten - erweist - sich - der - quantitative - Unterschied - als - nicht - stichhaltig, - da - sich - die - Ergebnismuster - für - dieses - Merkmal - interkulturell - weitgehend - gleichen. - Die - Anweisung - wird - von - ukrainischen - Informanten - als - eine - prototypische - Sprechhandlung - für - dieses - Merkmal - sogar - klarer - favorisiert, - als - dies - deutsche - Befragte - tun. - 3.2 - Bestimmung - von - Sprechhandlungen - Aus - Platzgründen - wird - die - zweite - Fragestellung - dieses - Beitrags - nur - in - Kürze - angesprochen. - Es - galt - zu - ermitteln, - welche - Sprechhandlungen - die - Befragten - in - einer - vorgegebenen, - mehr - oder - weniger - stereotypen - Kommunikationssituation - für - wahrscheinlich - bzw. - zielführend - halten. - Entsprechend - dieser - Zielsetzung - wurden - den - Informanten - kurze - Situationsbeschreibungen - vorgelegt, - für - die - sie - eine - angemessene - Sprechhandlung - angeben - und - ggf. - erläutern - sollten - (s. - das - Beispiel - in - Tab. - 2): - - a) der-Vater-möchte,-dass-ihm-sein-10‐jähriger-Sohn-beim-Frühstück-ein- Stück-Brot-reicht- - bittet - - bittet - und/ oder - ________ -- ________________________ - - _______________ - (Ihr - Vorschlag) - - ich - weiß - nicht - Erklären - Sie - bitte - Ihre - Wahl: - - Abb. - 9: - Kategorisierung - von - Situationen - - Konzeptualisierung - von - Sprechhandlungen - im - interkulturellen - Vergleich - 191 - Die - Auswertung - der - Ergebnisse - macht - deutlich, - dass - sogar - die - Kategorisierung - gut - bekannter - alltäglicher - Kommunikationssituationen - nicht - eindeutig - ausfällt. - Abhängig - von - der - Komplexität - der - Situation - wurden - von - acht - bis - zu - über - 20 - Kategorien - angegeben. - In - der - Regel - fällt - aber - die - überwiegende - Mehrheit - der - Äußerungen - in - einige - wenige - Kategorien. - Für - die - oben - angeführte - Situation - wurden - jeweils - folgende - Nennungen - verzeichnet: - - Deutsch- Ukrainisch- Bitte -- 49,46 -- Bitte - 86,18 - Bitte - und/ oder - Selbstver ‐ ständlichkeit - für - den - Sohn -- 1,07 -- Bitte - und/ oder - Dank -- 1,63 - Bitte - und/ oder - Zeigen -- 1,07 -- Bitte - und/ oder - Befehl -- 4,88 - Bitte - und/ oder - Anweisung -- 5,38 -- Bitte - und/ oder - Anweisung -- 2,44 - Bitte - und/ oder - Aufforde ‐ rung -- 34,40 -- Bitte - und/ oder - Aufforde ‐ rung -- 2,44 - Bitte - und/ oder - Befehl -- 3,23 -- Bitte - und/ oder - keine - Bitte -- 0,81 - Bitte - und/ oder - Forderung -- 2,15 -- „sagt - einfach“ -- 0,81 - Bitte - und/ oder - Frage -- 2,15 -- Zeigen -- 0,81 - Bitte - und/ oder - Bestimmen -- 1,07 -- Befehl -- 0,81 - Bitte - und/ oder - Wunsch -- 1,07 -- Keine - Angabe -- 0,81 - Frage -- 1,07 -- - - Befehl - 2,15 -- - - - Abb. - 10: - Sprechhandlungen - Bei - der - näheren - Betrachtung - der - Ergebnisse - für - diese - Situation - fällt - ein - breites - Spektrum - an - Doppelnennungen - auf. - Wie - aus - den - Erläuterungen - der - Informan ‐ ten - hervorgeht, - handelt - es - sich - hierbei - teilweise - um - alternative - Äußerungsvari ‐ anten - oder - um - eine - Abfolge - von - Äußerungen - mit - unterschiedlichen - Illokutio ‐ nen, - oft - aber - auch - um - hybride - Sprechhandlungsformen, - die - Züge - von - zwei - Sprechakttypen - tragen. - Es - wird - aber - auch - offensichtlich, - dass - sich - ein - erhebli ‐ cher - Teil - der - Informanten - in - der - gegebenen - Situation - für - die - Äußerung - unter ‐ schiedlicher - Sprechhandlungen - entscheidet: - Während - die - meisten - ukraini ‐ schen - Befragten - von - der - Äußerung - einer - Bitte - ausgehen - (86,18 - %), - tut - dies - nur - etwa - die - Hälfte - der - deutschen - Informanten - (49,46 - %). - Gut - ein - Drittel - der - deut ‐ 192 - Popovych - schen - Befragten - hält - hier - eine - Variation - zwischen - Bitten - und - Auffordern - für - angemessen, - wobei - Aufforderungen - im - Deutschen - nach - den - oben - referierten - Umfrageergebnissen - bezüglich - vieler - Merkmale - eine - Mittelstellung - zwischen - Bitten - und - Befehlen - einnehmen. - Somit - handelt - es - sich - hier - um - divergierendes - Verhalten - auf - der - Ebene - der - Sprecherintentionen. - Hinzu - kommt - die - Erkennt ‐ nis, - dass - die - Verwendung - des - entsprechenden - ukrainischen - Begriffs - zur - Be ‐ schreibung - der - besprochenen - Situation - missverständlich - wäre, - da - sich - die - Auf ‐ forderungskonzepte - voneinander - - - zumindest - teilweise - - - erheblich - unterschei ‐ den. - 4 - Fazit - Zusammenfassend - lässt - sich - festhalten, - dass - sich - die - Konzeptualisierungen - der - Sprechhandlungen - interkulturell - zu - einem - gewissen - Teil - unterscheiden. - Die - Divergenzen - können - sich - auf - ein - oder - mehrere - distinktive - Merkmale - der - be ‐ treffenden - Sprechhandlung - erstrecken. - Dies - hat - zur - Folge, - dass - entweder - ein ‐ zelne - Modalitäten - der - entsprechenden - Äußerung - abweichend - ausfallen - (wie - z.B. - die - Indirektheit - bei - Bitten - und - Ratschlägen) - oder - aber - weitgehend - unter ‐ schiedliche - Sprechhandlungen - realisiert - werden - (wie - z.B. - im - Fall - von - Aufforde ‐ rungen - und - Anweisungen). -- - Die - vorliegende - Studie - ist - ein - erster - Versuch, - metapragmatisches - Wissen - der - Sprachbenutzer - zu - erfassen. - Neben - einigen - interessanten - Ergebnissen - hat - sie - auch - eine - Reihe - methodischer - Probleme - bei - der - Umsetzung - eines - solchen - Vorhabens - aufgezeigt. - Daher - sind - weitere - Untersuchungen - zu - den - behandelten - Fragestellungen - wünschenswert. - Ihre - Ergebnisse - können - v.a. - im - Bereich - der - in ‐ terkulturellen - Pragmatik - zur - sorgfältigeren - Abgrenzung - des - Untersuchungsge ‐ genstands - und - zur - Konzipierung - von - effizienteren - Produktionstests - beitragen. -- 5 - Literatur - Alcón ‐ Soler, - Eva - (Ed.) - (2008): - Learning - How - to - Request - in - an - Instructed - Language - Learning - Context. - Bern - u.a. - (Linguistic - Insights. - Studies - in - Language - and - Communi ‐ cation; - 68). - Blum ‐ Kulka, - Shoshana/ House, - Juliane/ Kasper, - Gabriele - (Ed.) - (1989): - Cross ‐ cultural - pragmatics: - Requests - and - apologies. - Norwood, - New - Jersey. - (Advances - in - discourse - processes; - 31). - Coulmas, - Florian - (1981): - Poison - to - 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der - deutschen - und - albanischen - Phraseologismen - mit - Eigennamen - als - Komponenten - ihre - le ‐ xikalischen, - semantischen - sowie - stilistischen - Gemeinsamkeiten - bzw. - Unterschiede - auf ‐ zuzeigen. - Das - dieser - vergleichenden - Untersuchung - zugrunde - gelegte - Korpus - wurde - aus - phraseologischen - (Duden - 11, - 2008, - Thomaj - 1999, - Doku - 1998, - Mrazovi ć / Primorac - 1991, - Bogaj - 1990) - wie - auch - allgemeinen - (Kostallari - u.a. - 2002, - Buchholz/ Fiedler/ Uhlisch - 2000, - DUW - 1996) - Wörterbüchern - des - Deutschen - und - Albanischen - exzerpiert - und - enthält - ins ‐ gesamt - 114 - deutsche - und - 140 - albanische - Phraseologismen - mit - Eigennamen. - Die - deut ‐ schen - Phraseologismen - mit - Eigennamen - als - Komponenten - wurden - zuerst - nach - der - Art - des - Eigennamens - klassifiziert - und - dann - mit - ihren - albanischen - Äquivalenten - verglichen. - 1 - Allgemeine - Charakteristiken - der - Phraseologismen - mit - Eigenna ‐ men - als - Komponenten - In - diesem - Beitrag - werden - Phraseologismen - mit - Eigennamen - als - einer - der - pro ‐ duktivsten - Gruppen - untersucht. - Wie - schon - bekannt, - spiegeln - sich - in - Phraseo ‐ logismen - dezidiert - kulturspezifische - und - kulturtypische - Begebenheiten - wider. - Földes - (2007: - 432) - zufolge - können - Phraseologismen - zum - einen - als - prototypi ‐ sche - Verkörperung - des - „kulturellen - Gedächtnisses“ - einer - Sprachgemeinschaft, - zum - anderen - als - universelles, - jeder - Sprachkultur - immanentes - Kulturphänomen - angesehen - werden. - Da - die - Völker - der - beiden - Sprachen - Deutsch - und - Albanisch - eine - unterschiedliche - Geschichte, - Natur - und - Kultur - und - Unterschiede - in - ihrer - Wahrnehmung - der - Welt - haben, - so - kann - man - hier - vermuten, - dass - bei - der - deut ‐ schen - und - der - albanischen - Phraseologie - eher - einzelsprachliche, - idiosynkrati ‐ sche - als - universelle - Erscheinungen - zu - finden - sind. - Den - Ausgangspunkt - für - das - gesammelte - phraseologische - Korpus - im - vorliegenden - Beitrag - bildet - eine - breite - -------------------------------------------------------- 1 -- Der - vorliegende - Text - geht - auf - den - gleichnamigen - Vortrag - der - Verfasserin - in - der - von - Herrn - Prof. - Dr. - Peter - Ernst - und - Herrn - Dr. - Gerhard - Rampl - geleiteten - Sektion - 2 - unter - dem - Titel - „Onomastik“ - zurück. - 196 - Sadiku - Auffassung - von - Phraseologie, - eine - Auffassung, - auf - die - sich - die - meisten - europäi ‐ schen - Phraseologieforscher - heute - geeinigt - haben. - Eine - allgemeine - Definition - des - zu - untersuchenden - Sprachmaterials - bezieht - sich - auf - Burger - (2010: - 14), - Flei ‐ scher - (1997: - 29) - und - Wotjak - (1992: - 3). - Phraseologismen - werden - mithin - als - (re ‐ lativ) - stabile - sprachliche - Einheiten - verstanden, - die - die - Eigenschaften - Polylexi ‐ kalität, - Festigkeit, - (Phraseologismen - im - weiteren - Sinn) - und - Idiomatizität - (Phraseologismen - im - engeren - Sinn) - aufweisen, - die - durch - Lexikalisierung - und - Reproduzierbarkeit - gekennzeichnet - sind - und - deren - oberste - formale - Grenze - der - Satz - gilt. - Diese - durchaus - weitgefasste - Begriffsdefinition - ermöglicht, - nicht - nur - den - Kernbereich - der - Phraseologie, - sondern - alle - feste - Einheiten, - in - denen - Ei ‐ gennamen - (Vornamen, - Familiennamen, - Ortsnamen, - Flussnamen - usw.) - vor ‐ kommen, - in - die - Korpusanalyse - aufzunehmen. -- - Eigennamen, - die - als - Komponenten - der - Phraseologismen - verwendet - werden, - entstammen - verschiedenen - Klassen. - Fleischer - zufolge - werden - in - Phraseologis ‐ men - vor - allem - Personennamen - (häufiger - als - Familiennamen) - verwendet. - Bei - diesen - Rufnamen - handelt - es - sich - vorwiegend - um - alte - männliche - volkstümliche - Namen - (Hans, - Fritz), - ferner - um - Namen - preußischer - Könige - (Friedrich, - Wil‐ helm) - (vgl. - Fleischer - 1997: - 96). - Zum - Teil - handelt - es - sich - um - Rufnamen - mit - Be ‐ zug - auf - bestimmte - biblische - Personen - und - Ereignisse - (Adam, - Eva, - Jakob), - und - um - solche - aus - der - antiken - Mythologie. - Innerhalb - des - Phraseologismus - können - diese - Eigennamen - zwar - ihren - Eigennamencharakter - bewahren, - sind - „aber - in - vielen - Fällen - die - entsprechenden - Komponenten - eines - Phraseologismus - deony ‐ misiert, - nur - genetisch - als - Eigennamen - zu - betrachten“ - (Fleischer - 1997: - 97). -- - Die - größte - Gruppe - im - Korpus - des - Deutschen, - mit - 44 - Belegen, - machen - dieje ‐ nigen - phraseologischen - Einheiten - aus, - die - volkstümliche - Namen - oder - Namen - preußischer - Könige - als - Komponenten - haben. - Beispiele: - dt.-ein-Hans-im-Glück-(‚Glückspilz‘),-den-müden-Heinrich-spielen/ auf-müden-Hein‐ rich- machen- (‚beim - Arbeiten - langsam - sein, - sich - nicht - anstrengen‘),- jeder- Hans- findet- seine- Grete- (‚jeder - Mann - findet - eines - Tages - die - zu - ihm - passende - Frau‘),- frech- wie- Oskar- (‚sehr - frech - und - unbekümmert - sein‘),- seinen- Friedrich- Wilhelm- unter- etw.- setzen- (‚etw. - unterschreiben‘) - (preußischer - König - Friedrich - Wilhelm - I).- Wie - im - Deutschen - werden - auch - im - Albanischen - männliche - volkstümliche - Na ‐ men - als - phraseologische - Komponenten - verwendet. - Das - albanische - Korpus - be ‐ steht - aus - 37 - Einheiten - mit - alten - Vornamen. - Beispiele: - alb.-që-në-kohën-e-baba-Qemos-(wörtl. - seit-der-Zeit-von-Vater-Qemo) - (‚seit - je; - in - ei ‐ ner - Zeit, - an - die - man - sich - nicht - mehr - erinnern - kann‘), - avazi/ kënga- e- Mukës- (wörtl. - Refrain/ Gesang- des- Muka) - (‚etwas - Altbekanntes, - das - ununterbrochen - wiederholt - wurde‘), - flet- për- kohën- e-Ali- Bungut- (wörtl.-über- die- Zeit- von- Ali- Bung- sprechen) - (‚über - etwas - Altes, - längst - Vergessenes - sprechen‘). - - Eigennamen - in - Phraseologismen - des - Deutschen - und - des - Albanischen - 197 - Sowohl - das - Deutsche - als - auch - das - Albanische - kennen - solche - Phraseologismen, - die - sich - aus - biblischen - Eigennamen - konstituieren. - Diese - mit - 23 - deutschen - und - 21 - albanischen - Belegen - gleichfalls - große - Gruppe - im - untersuchten - Korpus, - die - sich - von - der - gleichen - Quelle - herleiten - lassen, - werden - ohne - große - Differenzen - in - der - Formseite - und - in - der - denotativen - Bedeutung - in - beiden - Sprachen - ver ‐ wendet. - Biblische - Phraseologismen - haben - „durch - die - weltweite - Verbreitung - der - Bibelübersetzungen - […] - in - unzählige - Sprachgemeinschaften - der - Welt - Ein ‐ gang - gefunden“ - (Földes - 1990: - 57). - Biblische - Eigennamen: - dt.- seit- Adams- Zeiten/ Tagen- - - alb.- që- në- kohërat- e- Adamit- (‚seit - je, - solange - man - denken - kann‘), - den- alten- Adam- ablegen- (‚ein - neuer, - anderer - Mensch - werden‘),- der- alte- Adam- (‚menschliche - Schwäche‘),- [wie]- in- Abrahams- Schoß- (‚sicher - und - geborgen‘),- bei- Adam- und- Eva- anfangen- (‚sehr - weit - ausholen‘); - alb.- arka- e- Noes- (‚die - Arche - Noah‘). - Auch - Namen - aus - Dichtung - und - Mythologie - der - Antike - spielen - eine - bedeutende - Rolle - in - der - Phraseologie - des - Dt. - und - Alb. - Für - die - Zwecke - dieses - Beitrags - wur ‐ den - 23 - deutsche - und - 39 - albanische - Einheiten - mit - Eigennamen - aus - der - Antike - untersucht. - Beispiele: - dt.- den- Pegasus- besteigen/ reiten- (bildungsspr. - scherzh.) - (‚sich - als - Dichter - versu ‐ chen‘), - dt. - in- Morpheus- Armen- (ruhn)- - - alb.- në- krahët- e- Morfeut- (‚schlafen‘), - dt.- die-Büchse-der-Pandora-- - alb.-kutia-e-Pandorës-(bildungsspr.) - (‚etwas - Unheilbrin ‐ gendes‘), - dt.-zwischen- Scylla/ Szylla-und-Charybdis-- - alb.-midis- Skillës-dhe-Karrib‐ dës-(bildungsspr.) - (‚zwischen - zwei - Übeln, - in - einer - [fast] - ausweglosen - Lage‘). - Ortsnamen - und - Flussnamen - begegnen - in - beiden - Sprachen - nur - in - wenigen - Konstruktionen. - Beispiele: - dt.-ab-nach-Kassel! -(‚schnell, - fort! ‘), - sein-Damaskus/ seinen-Tag-von-Damaskus-er‐ leben- (‚durch - ein - Ereignis - bekehrt - werden, - seine - Einstellungen - grundlegend - än ‐ dern‘), - leben- wie- Gott- in- Frankreich- (‚im - Überfluss - leben‘),- ob/ wenn- in- China/ Pe‐ king- ein- Fahrrad/ Sack- Reis- umfällt- (‚ob/ wenn - etw. - [für - mich, - uns] - völlig - Unwe ‐ sentliches - geschieht‘); - dt.- den- Rubikon- überschreiten- - - alb.- kapërcej- Rubikonin/ - kapërcimi- i- Rubikonit- (bildungssprachl.) - (‚einen - [strategisch] - entscheidenden - Schritt - tun‘); - alb.- flet- për- Shkup- e- Shkodër- (wörtl.- über- Skopje- und- Shkodra- spre‐ chen) - (‚sehr - gesprächig - sein, - über - unwichtige - Themen - viel - und - lange - sprechen‘). - Einige - Phraseologismen - dieser - Gruppe - haben - adjektivische - Derivate - von - Völ ‐ ker ‐- und - Ländernamen, - aber - auch - von - biblischen - und - mythologischen - Namen, - „die - allerdings - nicht - mehr - als - Eigennamen - zu - bezeichnen - sind“ - (Fleischer - 1997: - 97). - Beispiele: - 198 - Sadiku - dt.-sich-auf-Französisch-empfehlen-(‚heimlich - weggehen, - ohne - sich - zu - verabschie ‐ den‘), - etw.- kommt- jmdm.- spanisch- vor- (‚sonderbar, - verdächtig‘),- böhmische- Dör‐ fer- (‚etwas - ganz - Unverständliches‘),- hinter- schwedischen- Gardinen- (‚im - Gefäng ‐ nis‘). - Eigennamen - als - Bestandteile - des - Phraseologismus - bewahren - ihren - Eigenna ‐ mencharakter - vor - allem, - wenn - sie - die - Funktion - eines - Vergleichs - erfüllen: - wie-in- Abrahams- Schoß - ‚sicher - und - geborgen‘, - alt- wie- Methusalem - ‚sehr - alt‘. - In - den - meisten - Fällen - sind - die - Eigennamen - als - Komponenten - des - Phraseologismus - de ‐ onymisiert, - „nur - genetisch - als - Eigennamen - zu - betrachten“ - (Fleischer - 1997: - 97). - Die - Deonymisierung - wird - angezeigt - in - den - Konstruktionen, - deren - Personenna ‐ men - als - allgemeinere - Personenbezeichnungen - gebraucht - werden: - dummer- Au‐ gust - ‚dumm‘, - getreuer-Eckart - ‚getreu‘, - von-einem-Saulus-zu-einem-Paulus-werden - ‚seine - Meinung - völlig - ändern‘. - 2 - Interlinguale - Äquivalenz - in - der - kontrastiven - Phraseologie -- Bei - der - interlingualen - Kontrastierung - phraseologischer - Einheiten - wird - bei - der - Suche - nach - äquivalenten - phraseologischen - Einheiten - in - den - meisten - Fällen - von - der - denotativen - Bedeutung - ausgegangen. - Korhonen - (2007: - 575) - betrachtet - die - denotative - Bedeutung - „als - unerlässliche - Voraussetzung - für - interlinguale - Kon ‐ trastierung - von - Phraseologismen“. - Die - denotative - Bedeutung - der - verglichenen - Einheiten - wird - als - dominierender - äquivalenzbestimmender - Faktor - angesetzt. - Zu - weiteren - Äquivalenzparametern - zählen - u.a. - Struktur, - Idiomatizität, - Bildhaf ‐ tigkeit, - Stabilität - und - Pragmatik - (Konnotation). - Für - die - Struktur - wäre - darauf - hinzuweisen, - dass - bei - der - Gegenüberstellung - der - deutschen - und - der - albani ‐ schen - Sprache - von - einem - bestimmten - morphosyntaktischen - Unterschied - abge ‐ sehen - werden - muss, - nämlich - vom - Nicht ‐ Vorkommen - des - unbestimmten - Arti ‐ kels - im - Albanischen. - Bei - den - albanischen - Einheiten - ist - i.A. - zu - beobachten, - dass - der - unbestimmte - Artikel - nicht - verwendet - wird, - da - die - Unbestimmtheit - an - der - Form - des - Substantivs - deutlich - wird. - - In - der - kontrastiven - Phraseologie - wird - Äquivalenz - in - quantitative - und - quali ‐ tative - Äquivalenz - unterteilt - (vgl. - Földes - 1996: - 117, - Korhonen - 2007: - 577). - Die - Er ‐ mittlung - der - Äquivalenztypen - basiert - im - vorliegenden - Beitrag - auf - der - qualitati ‐ ven - Äquivalenz - zwischen - den - verglichenen - Einheiten, - wobei - Gemeinsamkeiten - und - Unterschiede - bezüglich - der - oben - dargestellten - Äquivalenzparameter - in - die - Bestimmung - des - Äquivalenzgrades - einbezogen - werden. - Bei - der - Konfrontation - der - deutschen - und - albanischen - Phraseologismen - mit - Eigennamen - als - Kompo ‐ nenten - wird - von - der - Klassifikation - Korhonens - (2007) - ausgegangen, - wobei - für - die - Beschreibung - von - interlingualen - Ähnlichkeiten - und - Unterschieden - die - Ka ‐ - Eigennamen - in - Phraseologismen - des - Deutschen - und - des - Albanischen - 199 - tegorien - Volläquivalenz, - Teiläquivalenz - und - Ersatzäquivalenz - verwendet - wer ‐ den. - 2.1 - Volläquivalenz - Korhonen - (2007: - 578) - zufolge - ist - die - Volläquivalenz - bzw. - totale - Äquivalenz - der - Idealfall - von - Äquivalenz. - Phraseologische - Äquivalente, - die - in - diese - Gruppe - ein ‐ zuordnen - sind, - müssen - miteinander - in - der - denotativen, - konnotativen - und - sti ‐ listischen - Gesamtbedeutung - übereinstimmen; - außerdem - muss - bei - ihnen - „völli ‐ ge - Kongruenz - in - der - Komponentenkette - liegen“ - (Földes - 1996: - 118). - Hier - wird - die - Behauptung - von - Korhonen - (2007: - 578) - bestätigt, - dass - alle - phraseologischen - Einheiten - dieses - Äquivalenztyps - phraseologische - Internationalismen - sind, - „die - auf - einem - ähnlichen - kulturellen - Hintergrund - fußen“ - (Phraseologismen - aus - der - Bibel, - aus - der - antiken - Literatur - und - Mythologie - oder - Entlehnungen). -- - Im - untersuchten - Material - konnten - 15 - phraseologische - Paare - ermittelt - wer ‐ den, - die - diesen - Annahmen - entsprechen - und - sich - als - volläquivalent - bezeichnen - lassen. - Hier - einige - Beispiele - für - Volläquivalenz - im - deutsch ‐ albanischen - Kon ‐ trast: -- dt.- seit- Adams- Zeiten/ Tagen- - - alb.- që- në- kohërat- e- Adamit- ‚seit - je, - solange - man - denken - kann‘, - dt.-die-Arche-Noah-- - alb.-Arka-e-Noes-‚ein - Mittel - oder - Ort, - um - vor - Gefahr - zu - flie ‐ hen‘, - dt.-alt-wie-Methusalem-- - alb.-i-moçëm-si-Methuselahu-‚sehr - alt‘, - dt.-die-Büchse-der-Pandora-- - alb.-kutia-e-Pandorës-‚etwas - Unheilbringendes‘,- dt.- das- Ei- des- Kolumbus- - - alb.- veza- e- Kolombit- ‚eine - überraschend - einfache - Lö ‐ sung‘, - dt.-Rom-ist-[auch]-nicht-an- einem-Tag-erbaut-worden-- - alb.-Roma-nuk-u-bë/ nuk-u- ndërtua-në-një-ditë-‚bedeutende - Dinge - brauchen - ihre - Zeit‘, - dt.- alle/ viele- Wege- führen- nach- Rom- - - alb.- të- gjitha- rrugët- të- çojnë- në- Romë- ‚es - gibt - mehrere - Möglichkeiten, - ein - Ziel - zu - erreichen‘, - dt.- Sodom- und- Gomorrha- - - alb.- Sodomi- dhe- Gomorra- ‚ein - Ort, - Zustand - höchster - Verderbtheit - und - Unmoral - (häufig - als - Ausruf - höchster - sittlicher - Entrüstung)‘, - dt.- wie- Kastor- und- Pollux- sein- - - alb.- si- Kastori- dhe- Poluksi- ‚eng - befreundet - sein - (von - Männern)‘, - dt. - in-Morpheus-Armen-(ruhn)-- - alb.-në-krahët-e-Morfeut-‚ruhiger - Schlaf‘. - 2.2 - Teiläquivalenz - Teiläquivalente - phraseologische - Einheiten - sind - diejenigen, - die - in - der - denotati ‐ ven - Bedeutung - relativ - gleich - sind, - jedoch - partielle - Abweichungen - im - Bereich - 200 - Sadiku - der - Struktur - (morphosyntaktische - und/ oder - lexikalische - Unterschiede - im - Komponentenbestand - der - Phraseme), - in - der - Stilebene - (Konnotationen - etc.) - oder - in - der - semantischen - und - syntaktischen - Verknüpfbarkeit - mit - dem - Kontext - aufweisen. - Im - untersuchten - Material - konnten - 26 - phraseologische - Paare - ermit ‐ telt - werden, - die - sich - als - teiläquivalent - bezeichnen - lassen. -- - Bei - der - konfrontativen - Untersuchung - der - deutschen - und - albanischen - Phra ‐ seologismen - mit - Eigennamen - als - Komponenten - konnten - dem - Vorschlag - von - Korhonen - (2007: - 581) - zufolge - folgende - Untertypen - der - Teiläquivalenz - unter ‐ schieden - werden: -- a)- T e i l ä q u i v a l e n t e - i m - e n g e r e n - S i n n e : - Hierunter - fallen - alle - Paare, - die - den - gleichen - lexikalischen - Komponentenbestand - aufweisen, - aber - Unter ‐ schiede - beim - Ausdruck - grammatischer - Kategorien, - der - morphosyntakti ‐ schen - und/ oder - Wortbildungsstruktur - aufweisen. - - Bsp.: - - Die - deutsche - Phrase - den- Augia s t a l l - ausmisten/ reinigen- wird - im - Singular - verwendet, - die - albanische - jedoch - im - Plural: - pastroj - a h u r e t / s t a l l a t - e- Augjisë - (wörtl. - die-Augiaställe-reinigen). - b) - Eine - andere, - auch - schwach - besetzte - Gruppe - bilden - diejenigen - Einheiten, - die - nach - Korhonen - (2007) - durch - eine - p a r t i e l l e - D i f f e r e n z - gekennzeich ‐ net - sind. - Man - hat - es - mit - partieller - Differenz - zu - tun, - wenn - bei - den - kontras ‐ tierten - Phraseologismen - teilweise - Veränderungen - im - lexikalischen - Kompo ‐ nentenbestand - und/ oder - stärker - in - der - Morphosyntax - anzutreffen - sind. - Die - Phraseologismen, - die - zu - dieser - Gruppe - gezählt - werden, - verlieren - nicht - ihr - Bild, - obwohl - Veränderungen - im - lexikalischen - Komponentenbestand - vor ‐ handen - sind, - die - möglicherweise - zu - Differenzen - in - der - Pragmatik - (Konnota ‐ tionen) - in - der - Zielsprache - (Albanisch) - führen - können. -- - - Die - Bildidentität - kann - bei - einigen - phraseologischen - Einheiten - gewahrt - werden, - obwohl - das - Verb - der - Ausgangssprache - in - der - Zielsprache - völlig - fehlt, - wie: - dt.-jmdn.-von-Pontius-zu-Pilatus- s c h i c k e n -- - alb.-nga-Ponci-te-Pilati-(wörtl.-von- Pontius-zu-Pilatus) - ‚jmdn. - von - einer - amtlichen - Stelle - zur - anderen - verweisen‘, - dt.-den-gordischen-Knoten- d u r c h h a u e n -- - alb.-nyjë-gordiane-(wörtl.-der-gordi‐ sche-Knoten) - ‚eine - schwierige - Aufgabe - verblüffend - einfach - lösen‘, - dt.- das- Schwert- des- Damokles- h ä n g t / s c h w e b t - ü b e r - j m d m . / ü b e r - j m d s . - H a u p t - - - alb.- shpata- e- Demokleut- (wörtl. - das- Schwert- des- Damokles) - ‚jmd. - ist - von - einer - bestimmten - Gefahr - ständig - bedroht‘. - - Auch - bei - folgenden - phraseologischen - Paaren - geht - die - Bildidentität - nicht - verloren, - obwohl - Veränderungen - im - lexikalischen - Komponentenbestand - vorhanden - sind: - - Eigennamen - in - Phraseologismen - des - Deutschen - und - des - Albanischen - 201 - - - - Fehlen - einer - lexikalischen - Komponente - im - zielsprachlichen - Äquivalent: -- dt.- wie- ein- Phönix- a u s - d e r - A s c h e - steigen- - - alb.- u- ringjall- sie- Feniksi- (wörtl.- wie- Phönix- neu- erstehen) - ‚nach - scheinbar - vollständigem - Niedergang - neu - erste ‐ hen‘, - - - - Eigenname - im - zielsprachlichen - Äquivalent - anstatt - des - adjektivischen - Derivats, - sowie - Fehlen - einer - lexikalischen - Komponente: - dt.- b a b y l o n i s c h e - S p r a c h v e r w i r r u n g / b a b y l o n i s c h e s - S p r a ‐ c h e n g e w i r r -- - alb.-është-Babiloni-(wörtl.-Babylon-sein) - ‚Vielfalt - von - Sprachen, - die - an - einem - Ort - gesprochen - werden - [und - deren - Sprecher - einander - nicht - richtig - verstehen]‘, - - - - kein - Eigenname - im - zielsprachlichen - Äquivalent: - dt.-Frau-Holle-macht/ schüttelt-die-[Feder]betten/ ihr-Bett-- - alb.-po-shkunden-plakat- (wörtl. - die-alten-Frauen-schütteln-sich) - ‚es - schneit‘,- - - - Verbalisierung - im - zielsprachlichen - Äquivalent - anstatt - des - Nomens: - dt.- ein- Gang- nach- Canossa- - - alb.- shkon- në- Kanosa- (wörtl.- nach- Canossa- gehen) - ‚ein - als - erniedrigend - empfundener - Bittgang‘. - c) - Die - dritte, - letzte - Gruppe - bilden - phraseologische - Einheiten, - die - sich - nach - Korhonen - (2007) - durch - eine - totale - Differenz - auszeichnen. - Ausschlaggebend - für - die - Zugehörigkeit - zu - dieser - Gruppe - ist - die - ähnliche - denotative - Bedeu ‐ tung - der - kontrastierten - Einheiten, - obwohl - die - Struktur - eines - L1 ‐- und - L2 ‐ Phraseologismus - ganz - unterschiedlich - sein - kann. - Die - kontrastierten - Einhei ‐ ten - entstammen - nicht - dem - gleichen - Bildspenderbereich, - weswegen - damit - nicht - selten - Differenzen - in - den - Konnotationen - verbunden - sind. - -- - - Vorkommen - eines - Personennamens - in - beiden - Sprachen: - dt.- Mensch- Meier! - - - alb.- Çudë,- moj- Dudë! - (wörtl.- Erstaunlich,- du- Duda! ) - ‚Ausruf - des - Erstaunens‘, - - - - Vorkommen - des - Eigennamens - nur - beim - Ausgangsphraseologismus: - dt.-leben-wie-Gott-in-Frankreich-- - alb.-(rron)-si-pula-në-grurë-(wörtl. - leben-wie-das- Huhn-im-Weizen) - ‚im - Überfluss - leben‘, - dt.-Krethi-und-Plethi/ Hinz-und-Kunz-- - alb. - i-madh-e-i-vogël-(wörtl.-groß-und-klein) - ‚jedermann, - alle - möglichen - Leute‘, - 202 - Sadiku - dt.-Maria-und- Josef! -- - alb.-O-Zot-i-madh! -(wörtl.-Oh-großer-Gott! ) - ‚(ach) - du - lieber - Gott‘, - dt.- Ich-will-Hans/ Emil/ Meier- heißen,-wenn-…- - - alb.- pres- kokën,- po- që- se-…- (wörtl.- ich- schneide- meinen- Kopf- weg,- wenn- …) - ‚Formel, - mit - der - man - ausdrückt, - dass - man - etw. - für - ausgeschlossen - hält‘, - - - - Gravierende - Unterschiede - in - der - morphosyntaktischen - Struktur - und - im - lexikalischen - Komponentenbestand - bei - den - phraseologischen - Paaren: - dt.-den-müden-Heinrich-spielen/ auf-müden-Heinrich-machen-- - alb.-sa-për-t’u-gjen‐ dur- Kola- në- punë- (wörtl.- damit- sich- Kola- bei- der- Arbeit- befindet) - ‚beim - Arbeiten - langsam - sein, - sich - nicht - anstrengen‘, - dt.-als-der-Alte-Fritz-noch-Gefreiter-war/ noch-im-Sand-spielte-- - alb.-(që)-në-kohën-e- baba- Qemos- (wörtl.- (seit)- der- Zeit- von- Vater- Qemo) - ‚früher - einmal, - vor - langer - Zeit‘, - dt.- im-Adamskostüm- - - alb.- si- e- ka- lindur- nëna- (wörtl.- so- wie- ihn- seine-Mutter- ge‐ bar) - ‚(von - männlichen - Personen) - nackt‘. - (Die - albanische - Wendung - bezieht - sich - auf - weibliche - und - männliche, - die - deutsche - jedoch - nur - auf - männliche - Personen.) - 2.3 - Ersatzäquivalenz -- Mit - Ersatzäquivalenz - oder - phraseologischer - Nulläquivalenz - ist - gemeint, - dass - einer - phraseologischen - Einheit - der - Ausgangssprache - in - der - Zielsprache - kein - phraseologisches - Äquivalent - entspricht - bzw. - die - Bedeutung - des - ausgangs ‐ sprachlichen - Phraseologismus - in - der - Zielsprache - mit - Hilfe - von - nichtphraseologischen - Entsprechungen - wie - freien - syntaktischen - Wortverbindungen, - Wortbildungskonstruktionen - und - primären - Einzellexemen - ausgedrückt - wird - (Korhonen - 2007: - 581). - Zu - dieser - Gruppe - werden - vorwiegend - deutsche - Phraseologismen - gezählt, - die - alte - volkstümliche - Rufnamen - bzw. - Familiennamen - als - Komponenten - haben. - Die - Bedeutung - der - deutschen - Phraseologismen - dieser - Gruppe - lässt - sich - nur - noch - durch - freie - syntaktische - Wortverbindungen - als - Übersetzungen - der - Para ‐ phrasen - darstellen. - Dadurch - geht - die - pragmatische - Potenz - der - Phraseologis ‐ men - gänzlich - oder - teilweise - verloren; - es - wird - also - somit - eine - Übersetzungs ‐ äquivalenz - erreicht. - Im - untersuchten - Korpus - haben - 73 - deutsche - phraseologi ‐ sche - Einheiten - mit - Eigennamen - als - Komponenten - keine - phraseologische - Ent ‐ sprechung - im - Albanischen. - Beispiele: - abgehen- wie- Schmidts- Katze- ‚1. - sehr - schnell - und - reibungslos, - ohne - große - An ‐ strengungen - vorankommen, - ablaufen; - 2. - äußerst - mitreißend - sein‘, - - Eigennamen - in - Phraseologismen - des - Deutschen - und - des - Albanischen - 203 - nach-Adam-Riese-‚richtig-gerechnet‘,- wie-Arsch-und-Friedrich-‚sehr-schlecht‘,- sich- wie- Bolle- [auf- dem- Milchwagen/ auf- dem- Bock]- amüsieren- ‚sich- vortrefflich- amüsieren‘,- falscher-Wilhelm-‚falscher-Zopf‘,- frech-wie-Oskar-‚sehr-frech-und-unbekümmert‘,- Freund-Hein-‚der-Tod‘,- seinen-Friedrich-Wilhelm-unter-etw.-setzen-‚etwas-unterschreiben‘.- 3 - Schlussfolgerung - Gegenstand - dieses - Beitrags - waren - deutsche - Phraseologismen - mit - Eigennamen - als - Komponenten - und - ihre - Entsprechungen - im - Albanischen. - Es - wurde - der - Ver ‐ such - unternommen, - die - deutschen - Phraseologismen - mit - Eigennamen - nach - der - Art - des - Eigennamens - zu - klassifizieren - und - sie - dann - mit - ihren - albanischen - Äquivalenten - zu - vergleichen. - - Ziel - des - Beitrags - war - auch - die - Feststellung - interlingualer - Äquivalenzbezie ‐ hungen - zwischen - deutschen - und - albanischen - Phraseologismen - mit - Eigenna ‐ men - als - Komponenten. - Der - durchgeführte - deutsch ‐ albanische - Sprachvergleich - zeigt - Folgendes: - a) - Volläquivalente - Einheiten - sind - im - Korpus - mit - 15 - Belegen - oder - 13,2 - % - vertre ‐ ten. - b) - Teiläquivalente - Einheiten - (mit - ihren - drei - Untertypen): - 22,8 - % - aller - deut ‐ schen - Phraseologismen - mit - Eigennamen - als - Komponenten - (26 - Einheiten) - verfügen - im - Albanischen - über - Teiläquivalente. - c) - Ersatzäquivalenz - stellt - mit - 73 - Belegen - oder - 64 - % - den - größten - Anteil - im - Kor ‐ pus. - 4 - Literatur - Burger, - Harald - (2010): - Phraseologie. - Eine - Einführung - am - Beispiel - des - Deutschen. - 2., - überarb. - Aufl. - Berlin. - Fleischer, - Wolfgang - (1997): - Phraseologie - der - deutschen - Gegenwartssprache. - 2. - durch ‐ ges. - u. - erg. - Aufl. - Tübingen. -- Földes, - Csaba - (1990): - Die - Bibel - als - Quelle - Phraseologischer - Wendungen: - dargestellt - am - Deutschen, - Russischen - und - Ungarischen. - In: - Proverbium. - Yearbook - of - International - Proverb - Scholarship. - The - University - of - Vermont - 7. - S. - 57-75. -- Földes, - Csaba - (1996): - Deutsche - Phraseologie - kontrastiv. - Intra ‐- und - interlinguale - Zugän ‐ ge. - Heidelberg. - (Deutsch - im - Kontrast; - 15). - 204 - Sadiku - Földes, - Csaba - (2007): - Phraseme - mit - spezifischer - Struktur. - In: - Burger, - Harald - u.a. - (Hrsg.): - Phraseologie. - Ein - internationales - Handbuch - der - zeitgenössischen - For ‐ schung. - 1. - Halbband. - Berlin/ New - York. - (Handbücher - zur - Sprach ‐- und - Kommunika ‐ tionswissenschaft; - 28.1) - S. - 424-435. - Korhonen, - Jarmo - (2007): - Probleme - der - kontrastiven - Phraseologie. - In: - Burger, - Harald - u.a. - (Hrsg.): - Phraseologie. - Ein - internationales - Handbuch - der - zeitgenössischen - For ‐ schung. - 1. - Halbband. - Berlin/ New - York. - (Handbücher - zur - Sprach ‐- und - Kommunika ‐ tionswissenschaft; - 28.1). - S. - 574-589. - Wotjak, - Barbara - (1992): - Verbale - Phraseolexeme - in - System - und - Text. - Tübingen. - Wörterbücher - Bogaj, - Halil - (1990): - Frazeologjizmat - popullore - në - Drenicë. - Prishtinë. - Buchholz, - Oda/ Fiedler, - Wilfried/ Uhlisch, - Gerda - (2000): - Handwörterbuch - Albanisch. - Berlin/ München. - Doku, - Skender - (1998): - Fjalori - frazeologjik - gjermanisht ‐ shqip. - Botimet - enciklopedike. - Tiranë. - Duden - 11 - = - Dudenredaktion - (Hrsg.) - (2008): - Redewendungen - und - sprichwörtliche - Re ‐ densarten. - Mannheim - u.a. - (Duden; - 11). - DUW - = - Dudenredaktion - (Hrsg.) - (1996): - Deutsches - Universalwörterbuch. - Mannheim - u.a. - Kostallari, - Androkli, - u.a. - (2002): - Fjalor - i - gjuhës - së - sotme - shqipe. - Tiranë. - Mrazovi ć , - Pavica/ Primorac, - Ružica - (1991): - Nema č ko ‐ srpskohrvatski - frazeološki - re č nik. - Beograd. - Thomai, - Jani - (1999): - Fjalor - frazeologjik - i - gjuhës - shqipe. - Tiranë. - - Metaphorische - Grundlagen - der - landeskundlichen - Kode ‐ Realien - und - ihre - Manifestation - in - einem - interkulturellen - Kommunikationskontext - Tanja - Seliazneva - (Erfurt)- Zusammenfassung - Die - Entwicklungstendenzen - der - Sprach ‐- und - Zeichentheorie - haben - im - 20. - Jahrhundert - neue - Perspektiven - in - der - Sprachanalyse - eröffnet, - und - zwar - die - „peinture“ ‐ Auffassungen - der - Sprache, - die - Bestimmung - des - sprachlichen - Bildes - als - Redefigur - und - Metapher - (Zoll ‐ na - 1990: - XI, - Gibbs - 1999, - Radden - 2000, - Kövecses - 2005, - Hecke - 2011 - u.a.). - Die - Sprache - wird - gegenwärtig - zunehmend - als - Produkt - der - menschlichen - Fähigkeit - zur - fortwährenden - Metaphorisierung - bezeichnet, - was - die - Mehrheit - der - lexikalischen - Neuerungen - im - Be ‐ stand - der - Sprache - teilweise - erklären - kann. - - Eine - besondere - Art - solcher - lexikalischer - Neuerungen - stellen - die - alternativen - Namen - landeskundlicher - Realien - dar, - die - in - vorliegendem - Beitrag - als - landeskundliche - Kode ‐ Realien - (LKR) - bezeichnet - werden. - Dabei - werden - die - LKR - als - lexikalische - Einheiten - ver ‐ standen, - die - alternative - Namen - bekannter - landeskundlicher - Realien - darstellen, - sich - strukturell - durch - stilistische - Sprachmittel - (Metaphern, - Metonymien - oder - Periphrasen) - konstituieren - und - die - einschlägigen - kulturellen - Kodes - des - Konzeptsystems - der - Mutter ‐ sprachler - enthalten - (Deutschlands- Hollywood - = - Filmstudio - Babelsberg - in - Potsdam ‐ Ba ‐ belsberg, - the- Potteries - = - Stoke ‐ on ‐ Trent - in - England, - Янтарный- край - = - Kaliningrad - in - Russland - usw.). - Die - Erforschung - der - sprachlichen - LKR ‐ Manifestation - sollte - an - Aktuali ‐ tät - gewinnen, - da - die - LKR - eine - besondere - Vorgehensweise - beim - Interpretieren - erfor ‐ dern. - - Im - vorliegenden - Beitrag - werden - sowohl - lexikalische - Bestandteile - der - LKR - als - auch - Besonderheiten - der - LKR ‐ Metaphorik - in - der - deutschen, - englischen - und - russischen - Spra ‐ che - analysiert. - Dabei - wird - auch - darauf - eingegangen, - welche - Denkmodelle - den - LKR - in - der - betrachteten - (deutschen, - englischen - und - russischen) - Sprache - zugrunde - liegen - und - welche - Tendenzen - die - LKR - in - einem - interkulturellen - Diskurs - hervorheben. - 1 - Einleitung - Im - 21. - Jahrhundert - ist - „rethinking - language - users - as - language - makers“ - als - eine - neue - Forschungsperspektive - in - der - Linguistik - entdeckt - worden - (Davis/ Taylor - 2003: - 11). - Die - Sprache - wird - dabei - zunehmend - als - Produkt - der - menschlichen - Fä ‐ higkeit - zur - fortwährenden - Metaphorisierung - bezeichnet - (Rapaj - 2008: - 16), - was - die - Mehrheit - der - lexikalischen - Neuheiten - im - Bestand - der - Gegenwartssprache - teilweise - erklären - kann. - 206 - Seliazneva - Manche - solcher - lexikalischen - Neuheiten - kommen - zustande, - weil - die - Grenzen - zwischen - dem - „Eigenen“ - und - dem - „Fremden“ - in - der - Kultur - und - in - der - Sprache - immer - mehr - verwischt - werden - (Pauldrach - 1992; - Zeuner - 2009). - Dabei - rufen - be ‐ sonders - das - Verstehen - und - die - Interpretation - authentischer - Benennungen - gro ‐ ße - Schwierigkeiten - hervor - (Vlachov/ Florin - 2009; - Zeuner - 2009). - - Eine - besondere - Art - solcher - Benennungen - stellen - die - in - dieser - Arbeit - als - l a n d e s k u n d l i c h e - K o d e ‐ R e a l i e n - (LKR) - bezeichneten - Einheiten - dar, - die - hier - als - alternative - Bezeichnungen - bekannter - landeskundlicher - Realien - ver ‐ standen - werden, - welche - sich - strukturell - durch - stilistische - Sprachfiguren - (Meta ‐ phern, - Metonymien - oder - Periphrasen) - konstituieren - und - jeweils - einen - ein ‐ schlägigen - kulturellen - Kode - des - Konzeptsystems - der - Muttersprachler - enthal ‐ ten. - - Obwohl - über - den - Status - der - landeskundlichen - Realien - immer - noch - disku ‐ tiert - wird - (Lüger - 1991), - ist - er - unter - geographischen - und - kulturellen - Aspekten - immer - noch - von - Bedeutung: - Dank - Prozessen - geographischer - Integration - und - Globalisierung - einerseits - und - der - gleichzeitigen - sprachlichen - Auseinanderset ‐ zung - und - Mischung - von - Idiolekten - andererseits - sind - die - Grenzen - des - „landes ‐ kundlichen - Raums“ - eines - Landes - immer - schwieriger - zu - identifizieren. - „Eine - Kultur - als - Nationalkultur - ist - nicht - isolierbar, - sondern - steht - in - ständiger - inter ‐ nationaler - Wechselbeziehung - mit - anderen - Kulturen“ - (Picht - 1989: - 55). - Zusätzli ‐ che - Probleme - beim - Definieren - landeskundlicher - Realien - bringt - die - Komplexi ‐ tät - nationaler - Räume, - was - am - Beispiel - des - deutschsprachigen - Raumes - darge ‐ stellt - werden - kann. - Welches - „Bild“ - von - welchem - Land - sich - an - den - landeskund ‐ lichen - Realien - im - Deutschen - manifestiert - - - ein - Deutschland ‐ Bild, - ein - Öster ‐ reich ‐ Bild, - ein - Bild - der - deutschsprachigen - Schweiz - oder - etwa - alle - „Bilder“ - zu ‐ sammen - -, - ist - noch - nicht - entschieden - (Zeuner - 2009: - 10). 1 - Deswegen - werden - landeskundliche - Realien - in - dieser - Arbeit - am - Beispiel - von - LKR - weiter - analysiert. - Diese - Arbeit - orientiert - sich - an - der - Definition - von - Vlachov/ Florin - (2009: - 49), - die - landeskundliche - Realien - als - Wörter - oder - Wortverbindungen - verstehen, - welche - für - das - Leben - einer - Gesellschaft - charakteristisch - sind, - die - für - eine - andere - Ge ‐ sellschaft - aber - fremde - Objekte - darstellen. 2 - - Die - LKR, - die - eine - spezifische - Gruppe - von - landeskundlichen - Realien - darstel ‐ len, - sind - lokal - und - temporal - markiert - und - spiegeln - den - dynamischen - Charakter - -------------------------------------------------------- 1 -- Da - im - russischsprachigen - Raum - Landeskunde - im - DaF ‐ Bereich - und - die - Vermittlung - der - deutschen - Sprache - grenzenbezogen - auf - Deutschland - konzentriert - sind, - wird - in - der - vorliegenden - Arbeit - bei - der - Erforschung - der - LKR - aus - dem - Deutschen - mit - einem - Deutschland ‐ Bild - operiert. - 2 -- Trotz - der - schon - obenerwähnten - Komplexität - der - Identifizierung - des - „landeskundli ‐ chen - Raums“ - wird - weiterhin - in - dieser - Arbeit - mit - dem - Begriff - „landeskundliche - Rea ‐ lien“ - operiert, - da - die - Untersuchungsphänomene - beschränkt - auf - die - drei - „nationa ‐ len“ - Räume - (Deutschland, - Großbritannien - und - Russland) - zu - finden - sind. - - Metaphorische - Grundlagen - der - landeskundlichen - Kode ‐ Realien - 207 - der - Wechselwirkung - der - Sprache - und - der - Kultur - einer - Sprachgemeinschaft - wi ‐ der. - Da - die - Erforschung - der - Kultur - „keine - experimentelle - Wissenschaft, - die - nach - Gesetzen - sucht, - sondern - eine - interpretierende, - die - nach - Bedeutungen - sucht“ - (Geertz - 1995: - 9), - ist, - scheint - die - Erforschung - der - sprachlichen - LKR ‐ Ma ‐ nifestation - an - Aktualität - zu - gewinnen, - da - die - LKR - in - beiden - Bereichen, - den - sprachlichen - und - kulturellen - Phänomenen, - eine - besondere - Vorgehensweise - beim - Interpretieren - erfordert. - - Bezugnehmend - auf - den - bei - der - interkulturellen - LKR ‐ Untersuchung - berück ‐ sichtigten - Äquivalenzansatz - (Lewandowska/ Antos - 2011) - wird - im - vorliegenden - Aufsatz - auf - folgende - Fragen - eingegangen: - - - Mit - welchen - lexikalischen - Bestandteilen - korrelieren - die - LKR ‐ Einheiten - (Deutsch, - Englisch, - Russisch)? - - - Welche - Stilfiguren - liegen - den - LKR ‐ Einheiten - zugrunde - und - welche - stilisti ‐ schen - Besonderheiten - sind - in - der - LKR ‐ Metaphorik - in - den - deutschen, - engli ‐ schen - und - russischen - Sprachen - vorzufinden? - - - Welcher - Funktion - dienen - die - metaphorischen - Grundlagen - von - LKR ‐ Einhei ‐ ten - in - einem - Kommunikationskontext? - 2 - LKR - im - lexikalischen - Sprachsystem - (Deutsch, - Englisch, - Russisch) - Die - moderne - Lexik - ist - nach - wie - vor - verschiedenen - Modifikationen - und - Trans ‐ formationen - unterworfen; - die - Sprache - transportiert - dabei - „eine - semantische - Tiefenstruktur, - die - mit - vorgibt, - wie - die - Wirklichkeit - perzipiert - und - reprodu ‐ ziert - wird“ - (Jäggi - 2009: - 67). - - Die - „Wirklichkeit“, - die - sich - mithilfe - der - LKR ‐ Einheiten - widerspiegelt, - ist - das - zusätzliche - Wissen - des - Menschen - über - die - ihm - bekannten - landeskundlichen - Realien. - Wie - die - durchgeführte - Analyse - der - LKR ‐ Einheiten - zeigt, - treten - dabei - die - Eigennamen - als - lexikalische - Ursprungseinheiten - auf. - Die - Eigennamen, - die - verallgemeinerte - Erfahrung - des - menschlichen - Kommunizierens - mit - der - Umge ‐ bung - - - sowohl - mit - der - dinghaften - Welt, - als - auch - mit - der - Gesellschaft - - - darstel ‐ len, - bekommen - dank - der - LKR ‐ Neuheiten - ihr - „zweites - Leben“ - in - der - Sprache. -- - Die - Eigennamen, - mit - denen - LKR - korrelieren, - können - den - folgenden - Grup ‐ pen - (Bauer - 1998: - 55-59) - zugeordnet - werden: - 1) - Anthroponyme - (Namen - für - Menschen - bzw. - für - Menschen - ähnlich - vorge ‐ stellte - Wesen): - Mutti/ Angie - (A. - Merkel), - the- Peasant- Bard - (R. - Burns), - ВВП - (=-BIP - auf - Deutsch, - V.V. - Putin); - - - 208 - Seliazneva - 2) - Toponyme: - a) - Makrotoponyme - (Städte ‐- und - Gemeinde ‐ Namen - u.a.): - Glockenstadt - (Apolda), - Albany - (Scotland), - Нефтегазовая-столица-России - (Tumen’); - b) - Mikrotoponyme - (Straßennamen, - Flurnamen - u.a.): - der- Lange- Eugen - (das - Hochhaus - in - Bonn, - das - seit - 2006 - Organisationen - der - Vereinten - Nationen - beherbergt), - Westminster- Abbey- of- the- City - (St - Helen’s - Church - in - Lon ‐ don), - Щепка - (Moskauer - Kunstschule - von - M.S. - Schtschepkin); - 3) - Hydronyme: - der- blanke- Hans - (die - Nordsee), - the- Severn- Sea- (the - Bristol - Channel - - - in - Welsh - and - Cornish), - Золотое-дно - (Fluss - Vohma). - 4) - Ergonyme - (Objektnamen, - d.h. - Namen - von - Schiffen, - Flugzeugen - und - ande ‐ ren - Fahrzeugen): - Käfer- (VW), - Master- Cutler - (Sheffield’s - premier - business - train), - Копейка/ Kopejka - (Zhiguli, - Modell - I). - 5) - Praxonyme - (Ereignisnamen, - d.h. - Namen - von - wichtigen - historischen - Ein ‐ schnitten, - von - einzelnen - Naturereignissen - u.a.): - die - Kristallnacht-(die - Nacht - vom - 9. - auf - den - 10. - November - 1938 - der - vom - nationalsozialistischen - Regime - organisierten - und - gelenkten - Gewaltmaßnahmen - gegen - Juden - im - gesamten - Deutschen - Reich, - wobei - über - 1.400 - Synagogen, - tausende - Geschäfte, - Woh ‐ nungen - und - jüdische - Friedhöfe - zerstört - wurden), - the- Blitz - (die - Angriffe - der - deutschen - Luftwaffe - auf - Großbritannien - zwischen - dem - 7. - September - 1940 - und - 16. - Mai - 1941), - Совдеповщина - (negative - Bezeichnung - der - UdSSR ‐ Zeit,- 1922-1991). - 6) - Institutions ‐ / Firmen ‐- und - Warennamen: - die-Fabrik-der-Gesetze - (Bundestag), - the- Kirk - (Church - of - Scotland), - Пентагон - (das - Verteidigungsministerium - der - Russischen - Föderation). - Ein - prinzipieller - Unterschied - zwischen - den - LKR ‐ Einheiten - und - „reinen“ - Eigen ‐ namen - ist - der - pragmatische - Aspekt - der - LKR ‐ Verwendung - in - der - Sprache. - Nach - einigen - Wissenschaftlern - bezieht - sich - das - „So ‐ und ‐ so ‐ Genanntsein“ - des - Propri ‐ ums - immer - auf - das - N e n n e n, - nicht - auf - das - G e n a n n t e, - und - insofern - han ‐ delt - es - sich - nicht - um - einen - „Dingbegriff“, - sondern - um - einen - „Funktionsbegriff“ - (Willems - 1996: - 134). - Während - einige - Wissenschaftler - wie - Herbermann - das - „propriale - So ‐ und ‐ so ‐ Genanntsein“ - nur - im - Hinblick - auf - „das - Phänomen - der - Le ‐ xikalität - sprachlicher - Einheiten“ - auffassen - (Herbermann - 1982: - 383), - teilen - die - anderen - die - Meinung, - dass - die - Kode ‐ Bezogenheit - des - Propriums - kein - „reines“ - Formpränomen - ist, - weil - dieses - „propriale - So ‐ und ‐ so ‐ Genanntsein“ - ein - s e ‐ m a n t i s i e r t e s - sprachliches - Formphänomen - ist - (Willems - 1996). - Die - Bedin ‐ gungen - für - diese - Semantisierung - sind - in - der - Sprache - selbst - gegeben: - Aufgrund - der - spezifischen - Eigenschaft - der - Sprache - als - Form ‐ Bedeutung ‐ Gebilde - kann - man - die - eigene - Form - der - Sprache - jederzeit - zur - Bedeutung - machen - (Willems - 1996: - 130). - Obwohl - in - den - meisten - Sprachgebieten - auch - viele - Eigennamen - vor ‐ kommen, - die - ursprünglich - fremder - Herkunft - sind, - verfügen - die - Vertreter - ver ‐ - Metaphorische - Grundlagen - der - landeskundlichen - Kode ‐ Realien - 209 - schiedener - Kultur ‐- und - Sprachgemeinschaften - dementsprechend - über - einen - besonderen - „Eigennamenschatz“ - (Herbermann - 1982: - 375) - und - besondere - „ge ‐ schichtliche - Ausdruckssysteme“ - (Willems - 1996: - 128). - - Als - Bestandteile - der - Lexik - stellen - die - LKR ‐ Einheiten - Eigennamen - dar. - Die - semantische - LKR ‐ Analyse - zeigt, - dass - als - LKR ‐ Ausdrucksmittel - in - der - Sprache - drei - stilistischen - Figuren - auftreten, - und - zwar - (1) - Metaphern, - (2) - Metonymien - und - (3) - Periphrasen - (Tab. - 1): - - Bildungs‐ mittel- Deutsch- Englisch- Russisch- Metapher - Seelensilo - (St. - Antonius ‐ Kirche - in - Basel/ Gedächtnis ‐ kirche - in - Berlin) - The-Potteries- (Stoke ‐ on ‐ Trent, - England), - the-Red-Arrows - (the - Royal - Air - Force - Aerobatic - Team, - England) - Гармошка - (Busmodell - Ikarus - 280) - Metonymie - der-Knigge- (das - bekannteste - Werk - des - deutschen - Schriftstellers - Adolph - F. - Knigge - (1752-1796), - das - erstmals - im - Jahre - 1788 - erschien - und - sich - mit - „guten - Um ‐ gangsformen“ - be ‐ schäftigt) - silks- (QC, - oder - Richter/ Be ‐ rater - der - Queen, - die - zum - Queens - Council- gehören)- Калашников - (AK ‐ 47, - ein - sowjetisch ‐ russisches - Sturmgewehr, - das - 1947 - von - Michail - T. - Kalaschnikow - ent ‐ wickelt - wurde) - Periphrase - Sächsische-Schweiz - (der - deutsche - Teil - des - Elbsandsteingebirges - in - Sachsen), - Deutschlands-Holly‐ wood - (Filmstudio - Babels ‐ berg - in - Potsdam ‐ Babelsberg)- the-English-Riviera - (Torbay, - eine - selb ‐ ständige - Verwal ‐ tungseinheit - an - der - westlichen - Seite - der - Lyme - Bay - im - Süd ‐ westen - Englands), - Constable-Country - (Dedham - Vale - in - Suffolk, - England) - Город-невест - (Ivanovo, - Russland), - Янтарный-край - (Kaliningrad, - Russ ‐ land) - Tab. - 1: - Bildungsmittel - der - LKR - Bemerkenswert - scheint - die - Tatsache, - dass - die - sprachlichen - und - semantischen - Beziehungen - zwischen - den - LKR ‐ Übertragungsgebieten, - zwischen - dem - Ur ‐ 210 - Seliazneva - sprungs ‐- und - dem - Zielgebiet, - direkt - zum - Objekt - des - Sprachspiels - werden - kön ‐ nen. - Als - Beispiel - kann - man - hier - Mainhatten - (Frankfurt ‐ am ‐ Main) - aus - dem - Deutschen - anfügen. - Das, - was - auf - den - ersten - Blick - wie - ein - typisches - Beispiel - onymischer - Dubletten - aussieht - (wie - z.B. - Drontheim - und - Trondheim, - Helsinki - und - Helsingfors - u.a.) - ist - in - diesem - Fall - zum - alternativen - Namen - des - Ortes - in - Deutschland - geworden - und - spiegelt - als - eine - LKR ‐ Einheit - die - bildliche - Ähnlich ‐ keit - von - zwei - unterschiedlichen - (amerikanischen - und - deutschen) - landeskund ‐ lichen - Realien - wider. - 3 - Stilistische - Besonderheiten - der - LKR ‐ Metaphorik - in - einem - inter ‐ kulturellen - Kommunikationskontext - (Deutsch, - Englisch, - Russisch) -- Wie - hier - schon - erwähnt - wurde, - ist - Sprache - seit - langem - zum - Produkt - der - menschlichen - Fähigkeit - zur - fortwährenden - Metaphorisierung - geworden - (Rapaj - 2008: - 17). - Im - Laufe - des - Lebens - entwickelt - der - Mensch - das - Bedürfnis - zum - Spiel - mit - den - Bedeutungen, - zur - sogenannten - „totalen - Metaphorisierung - für - das - äs ‐ thetische - Vergnügen“ - (Gudkov/ Kovšova - 2007: - 13). - Ohne - die - Möglichkeit, - die - ei ‐ genen - Emotionen - und - persönliche - Erfahrungen - des - Umgangs - mit - der - umge ‐ benden - Realität - mit - Hilfe - der - in - der - Sprache - schon - existierenden - Mittel - zu - äu ‐ ßern, - schafft - die - metaphorische - Natur - der - sprachlichen - Fähigkeit - des - Men ‐ schen - neue - Ausdrucksweisen - sowie - neue - lexikalische - Einheiten. - Die - Bildung - solcher - Neuheiten - findet - in - erster - Linie - dann - statt, - wenn - man - in - dem - engen - Rahmen - der - abgesonderten - sprachlichen - Einheiten - neben - dem - Denotat - auch - das - emotive - Potential - (d.h. - das - Spektrum - der - Konnotationen - oder - die - Gesamt ‐ heit - der - Assoziationen) - ausdrücken - will, - das - von - diesem - oder - jenem - Objekt/ - Phänomen - hervorgerufen - wird. -- - Die - Sprachebene, - die - für - die - Ausdrücke - der - Verstandeswelt - gebraucht - wird, - hängt, - nach - der - Meinung - einiger - Linguisten, - durch - die - Tropen - mit - eben - dieser - Verstandeswelt - zusammen - (Zollna - 1990: - 244). - In - Abkehr - von - den - klassischen - Theorien, - die - in - den - Tropen - rein - sprachliche - Phänomene - sahen, - die - aus ‐ schließlich - ästhetischen - Zwecken - dienen, - wurden - einige - Tropenbegriffe - - - in - erster - Linie - diejenigen - von - Metapher - und - Metonymie - - - in - der - Sprachwissen ‐ schaft - des - 20. - Jahrhunderts - grundlegend - erweitert, - als - die - kognitiven - und - kom ‐ munikativen - Funktionen - dieser - Tropen - erkannt - wurden - (Jäkel - 1997, - Gibbs - 1999). - Das - kognitive - Tropenverständnis - basiert - auf - den - Theorien - solcher - Wis ‐ senschaftler - wie - Lakoff, - Johnson, - Gibbs, - Radden, - Kövecses, - u.a. - und - sieht - in - den - Tropenmanifestationen - das - Ergebnis - verschiedener - kognitiven - Prozesse - (Lakoff/ Johnson - 1980, - Gibbs - 1999, - Radden - 2000, - Kövecses - 2005). - Die - Tropen - strukturieren - zum - einen - die - alltäglichen - Wahrnehmungen - und - Handlungen, - - Metaphorische - Grundlagen - der - landeskundlichen - Kode ‐ Realien - 211 - zum - anderen - veranschaulichen - sie - abstrakte - Sachverhalte - und - erklären - kom ‐ plexe - Zusammenhänge. - - Aus - diesem - Grund - werden - hier - die - LKR ‐ Bildungsmittel - wie - Metapher - und - Metonymie - weiterhin - nicht - nur - (und - nicht - so - sehr) - unter - linguistischen - Ge ‐ sichtspunkten - betrachtet, - sondern - auch - als - mentale - Konstruktmechanismen - angesehen. - Diese - Vorgehensweise - wurde - auch - schon - früher - von - anderen - Auto ‐ ren - postuliert: - it - should - come - as - no - surprise - that - […] - metaphor - and - metonymy - are - not - primarily - discussed - as - literary - devices - - - as - has - long - been - the - case - - - but - as - cognitive - opera ‐ tions - finding - their - expression - in - language“ - (Hecke - 2011: - 34). - Diesbezüglich - werden - in - dieser - Arbeit - die - LKR ‐ Ausdrucksmittel - von - semanti ‐ scher - und - funktional ‐ pragmatischer - Seite - betrachtet. - Es - soll - erwähnt - werden, - dass - diese - Arbeit - keiner - ganz - weiten - Fassung - der - Begriffe - Metapher, - Metony ‐ mie - und - Periphrase - folgt, - also - generell - außersprachliche - Verschiebungen - aus - dem - Bereich - der - Phonologie, - Grammatik - usw. - aus - den - Betrachtungen - aus ‐ schließt. - Einbezogen - werden - nur - diejenigen - Aspekte - der - betrachteten - Begriffe, - welche - zum - einen - auf - lexikalisch ‐ semantischer - und - zum - anderen - auf - funktio ‐ naler - Ebene - Bedeutung - und - Referenz - betreffen. - - In - Bezug - auf - die - zwei - genannten - Ebenen - unterteilen - sich - Tropen, - nach - der - Meinung - einiger - Wissenschaftler, - in - Tropen - für - die - Einbildungskraft - und - Tro ‐ pen - für - den - Verstand - (Zollna - 1990: - 245). - Die - Metapher - leistet - die - Verbindung - zwischen - idealer - Verstandeswelt - und - realer - Welt - durch - den - Vergleich, - mit - an ‐ deren - Worten - erscheint - die - Metapher - „als - jenes - ‚=‘, - das - Verstand - ( ‐ ) - und - Einbil ‐ dungskraft - (+) - vereint“ - (Zollna - 1990: - 244). -- - Im - Rahmen - des - klassischen - Metaphernverständnisses, - d.h. - im - Rahmen - der - traditionellen - Substitions ‐- und - Vergleichstheorie, - wird - Metapher - als - ein - auf - ob ‐ jektiven - Ähnlichkeiten - basierender - Vergleich - angesehen, - bei - dem - das - eigent ‐ lich - gemeinte - Wort - durch - einen - „uneigentlichen“, - metaphorischen - Begriff - er ‐ setzt - wird - (Jäkel - 1997: - 89). - Dabei - wird - Metapher - als - ein - bewusst - eingesetztes, - schmückendes, - rein - rhetorisches - Element - angesehen, - das - keinen - Zusammen ‐ hang - zwischen - der - Kognition - und - dem - Erzeugen - und - Verstehen - von - Meta ‐ phern - herstellt. - - Das - „neuere“ - Metaphernverständnis, - das - im - Rahmen - der - Interaktionstheo ‐ rie - (Black - 1962) - auftritt, - richtet - sich - gegen - die - Konventionalität - des - reinen - Sub ‐ stitutions ‐- und - Vergleichsmodells - und - weist - der - Metapher - „eine - wesentliche - wirklichkeitsstrukturierende - Rolle“ - zu - (Pielenz - 1993: - 63). - Demgemäß - werden - durch - eine - Metapher - zwei - verschiedene - Gegenstandssysteme - miteinander - ver ‐ bunden, - wobei - auf - den - ersten - Gegenstand - bestimmte - „Wissensbestände“ - über ‐ tragen - werden, - welche - in - der - jeweiligen - Sprachgemeinschaft - allgemein - mit - 212 - Seliazneva - dem - zweiten - Gegenstand - assoziiert - werden - - - ganz - gleich, - ob - diese - Wissensbe ‐ stände - einer - objektiven - Wahrheit - entsprechen - oder - lediglich - auf - Hypothesen - basieren - (Jäkel - 1997: - 101). - Bei - solcher - metaphorischen - Übertragung - kommt - es - zu - einer - Veränderung - in - der - Wahrnehmung: - Die - verschiedenen - Gegenstände - erscheinen - in - einem - anderen - Licht, - da - nun - die - bestimmten/ einzelnen - Eigen ‐ schaften - gesehen - und - andere - Charakteristika - verdeckt - werden. - Eine - metaphori ‐ sche - Aussage - kann - in - solchem - Fall - zu - einer - veränderten - Sichtweise - führen. - So ‐ mit - sieht - die - Interaktionstheorie - in - Metapher - ein - „einflußreiches - Instrument - zur - Gestaltung - und - Strukturierung - unserer - Wirklichkeit“ - (Jäkel - 1997: - 99). - Mit - der - Substitutions ‐- und - Vergleichstheorie - hat - die - Interaktionstheorie - jedoch - ge ‐ meinsam, - dass - sie - sich - in - erster - Linie - auf - kreative - und - innovative - Metaphern - bezieht. - - Wie - kreativ - Metaphern - im - alltäglichen - Sprachgebrauch - genutzt - werden - können, - wird - hier - anhand - der - LKR ‐ Beispiele - gezeigt. - Das - allgemeine - kreative - Potenzial - der - Metapher - haben - auch - die - Autoren - des - einen - Wendepunkt - in - der - Metaphernforschung - darstellenden - Buches - „Metaphors - we - live - by“ - analysiert - (Lakoff/ Johnson - 1980). - Aus - ihrer - Sicht - wird - der - Metaphernbegriff - prinzipiell - als - ein - mehrdeutiger - Begriff - betrachtet, - der - sich - sowohl - auf - die - sprachliche - als - auch - auf - die - konzeptuelle - Ebene - beziehen - kann. - Lakoff - hat - die - Theorie - auch - mit - seiner - Idee - von - idealisierten - kognitiven - metaphorischen - Modellen - erwei ‐ tert. - Unter - „idealisierten - kognitiven - Modellen“ - (ICM) - hat - er - die - miteinander - vernetzten - konzeptuellen - Metaphern - verstanden, - die - komplexe - Strukturzu ‐ sammenhänge - bilden, - auf - menschlichen - (physischen - wie - kulturellen) - Erfahrun ‐ gen - beruhen - und - ein - „gestalthaftes - Hintergrundwissen“ - bilden, - welches - unbe ‐ wusst - das - Weltbild - - - und - somit - auch - das - Denken - - - einer - Sprachgemeinschaft - bestimmen - (Lakoff - 1987: - 68). - - In - dieser - Arbeit - wird - aber - sowohl - auf - die - von - Lakoff - vorgeschlagenen - ideali ‐ sierten - kognitiven - Modelle - als - auch - auf - die - von - ihm - und - Johnson - vorgeschla ‐ gene - Metaphernklassifikation - (Lakoff/ Johnson - 1980) - verzichtet, - da - die - Ur ‐ sprungsbereiche - der - metaphorischen - Übertragung - im - Fall - der - LKR ‐ Metaphorik - prinzipiell - anderer - Natur - sind. - Während - die - kognitive - Metapherntheorie - davon - ausgeht, - dass - ein - abstrakter - und - komplexer - Gegenstandsbereich - (die - Zieldomä ‐ ne) - durch - „den - metaphorischen - Rückgriff“ - (Jäkel - 1997: - 26) - auf - einen - konkreten, - einfacher - strukturierten - und - erfahrungsnäheren - Gegenstandsbereich - (die - Ur ‐ sprungsdomäne) - konzeptualisiert - wird - (Lakoff/ Johnson - 1980: - 105), - werden - die - Ursprungsdomänen - in - der - LKR ‐ Metaphorik - durch - einzigartige - Gegenstände - (landeskundliche - Realien) - dargestellt, - was - zum - spezifischen - Charakter - der - me ‐ taphorischen - Übertragung - in - den - Zieldomänen - führt. - Die - semantische - LKR ‐ Analyse - hat - gezeigt, - welche - metaphorische - Modelle - sich - in - den - LKR ‐ Einheiten - finden - lassen - (Tab. - 2): - - - Metaphorische - Grundlagen - der - landeskundlichen - Kode ‐ Realien - 213 - №- Modell-der- metaphorischen- Übertragung- Deutsch- Englisch- Russisch- 1 - Naturwerk/ Na ‐ turphänomen - - - geographisches - Objekt - Perle-der-Märki‐ schen-Schweiz - (Buckow) - the-Smoke - (London) - Кочка - (Insel - Sachalin) - 2 - Tätigkeitsart - - - geographisches - Objekt - Schreibtisch-des- Ruhrgebiets- (Düsseldorf) - The-Potteries- (Stoke ‐ on ‐ Trent) - Кузня- (Nowokusnezk) - 3 - Assoziationen - - - Transportmittel - Lila‐Pause -- (Lokmotive - 420 - bei - der - DB) - Executive- (city - express - Lon ‐ don ‐ Birming ‐ ham ‐ Woolvert ‐ Hampton) - Кукурузник - (Flugzeug -У‐ 2) - Копейка - (VAZ ‐ 2101) - 4 - Artenvielfalt - der - Tier ‐- und - Pflan ‐ zenwelt - - - be ‐ rühmte - Persön ‐ lichkeiten - Nachtigall-von- Wittenberg- (M. - Luther) - Swan-of-Avon- (W. - Shake ‐ speare), - the-Wolves - (soccer - club - „Wolverhampton - Wanderers“) - Берëза - (B.A. - Bere ‐ zovskij), - кони - (Fußballclub - ЦСКА ) - 5 - Artenvielfalt - der - Tier ‐- und - Pflan ‐ zenwelt - - - geogra ‐ phisches - Objekt - Schwangere- Auster- (Haus - der - Kulturen - der - Welt, - Berlin)- Donkey- (the - Bailiwick - of - Guernsey) - Щука- (Kunstschule - von - B.V. - Schtschukin - in - Moskau) - 6 - Artenvielfalt - der - Tier ‐- und - Pflan ‐ zenwelt - - - Trans ‐ portmittel - Papagei - (deutsche - Loko ‐ motive - DR - 243) - Hummingbird- (London - Airport - Taxi - Cab - Service) - Крокодил - (BAZ ‐ 69507) - Tab. - 2: - Metaphorische - Modelle - in - LKR ‐ Einheiten - (Deutsch, - Englisch, - Russisch) - Im - Dargestellten - lassen - sich - drei - kognitive - Funktionen - der - Metapher - heraus ‐ stellen: - die - Erklärungs ‐- bzw. - Verständnisfunktion, - das - kreative - Potenzial - sowie - der - Fokussierungseffekt - (Jäkel - 1997: - 31). - Die - erste - Funktion - besteht - darin, - frü ‐ her - schwer - zugängliche - Sachverhalte - zu - konkretisieren; - dabei - stellen - die - Meta ‐ phern - erklärende - Denkmodelle - bereit, - mittels - derer - einige - Gegenstandsberei ‐ che - erst - zugänglich - werden. - 214 - Seliazneva - Neben - ihrer - Funktion - als - erklärendes - Instrument - ist - dabei - das - kreative - Poten ‐ zial - der - Metapher - zu - erwähnen. - Einzelne - Metaphern - bieten - ganze - Paletten - von - Möglichkeiten - zur - Konzeptualisierung - der - Zieldomänen - an. - Häufig - wird - dieses - kreative - Potenzial - in - der - Poesie - ausgenutzt, - findet - sich - jedoch - auch - im - alltägli ‐ chen - Diskurs. - Durch - metaphorische - Neubeschreibung - eines - Gegenstandsberei ‐ ches - wird - es - sogar - möglich, - „eingefahrene - Denkmuster - umzustrukturieren“ - (Jä ‐ kel - 1997: - 35), - d.h. - einige - Realien - werden - dabei - in - einem - ganz - anderen - Licht - ge ‐ sehen. - - Eine - weitere - Funktion - der - Metapher - ist - eine - Eigenschaft, - die - bei - einigen - Au ‐ toren - als - „Fokussierungseffekt“ - (Jäkel - 1997: - 37), - bei - anderen - als - „highlighting - and - hiding“ - (Lakoff/ Johnson - 1980: - 10) - bezeichnet - wird. - Ein - Gegenstand - kann - aus - unterschiedlichen - Perspektiven - erfasst - und - sprachlich ‐ metaphorisch - reali ‐ siert - werden. - Es - werden - jeweils - adäquate - Aspekte - eines - Gegenstandes - hervor ‐ gehoben - und - die - anderen - bleiben - dabei - zwar - immer - latent - erhalten, - werden - je ‐ doch - durch - diesen - Vorgang - der - Fokussierung - verborgen. - Einige - Autoren - kon ‐ struieren - dabei - sogar - zwei - - - primäre - und - sekundäre - - - Fokussierungsstufen: - By - primary - (or - default) - focus - we - understand - the - relative - prominence - of - a - con ‐ ceptual - characterization - acquired - by - virtue - of - its - intrinsic - centrality - in - terms - of - its - associations - with - other - elements - of - the - domain - it - belongs - to. - Secondary - focus - is - the - conceptual - prominence - of - an - intrinsically - non ‐ central - characterization - ac ‐ quired - through - a - highlighting - operation, - i.e. - the - cognitive - operation - whereby - a - non ‐ central - domain - is - raised - to - primary - status - (Ruiz - de - Mendoza - Ibáñez - 2007: - 15). - LKR ‐ Metaphern - reflektieren - in - diesem - Sinn - eine - ganz - bestimmte - Weltsicht; - mit - ihnen - werden - gewisse - Aspekte - - - bewusst - oder - unbewusst - - - hervorgehoben - bzw. - ausgeblendet. - Auf - diese - Weise - wird - die - menschliche - Wahrnehmung - eini ‐ ger - landeskundlicher - Realien - beeinflusst, - wenn - nicht - sogar - manipuliert - (wie - z.B. - im - Fall - mit - Thiefrow, - Flughafen - Heathrow - in - London) - - - was - vor - allem - im - Zusammenhang - mit - der - Verwendung - von - Metaphern - in - Medien - interessant - ist, - „where - authors - are - licensed - to - perform - intriguing - language - experiments“ - (D ż e ‐ re ń‐ G ł owacka - 2007: - 336). - - Sowohl - die - Metapher - als - auch - die - Metonymie - wird - nicht - mehr - nur - als - Stilfigur - betrachtet, - sondern - als - ein - grundlegender - Konzeptualisierungsmecha ‐ nismus - gesehen, - der - sich - in - sprachlichen - Äußerungen - niederschlagen - kann. - Be ‐ merkenswert - ist - die - sich - immer - mehr - verfestigende - Einsicht, - dass - auch - die - Me ‐ tonymie - in - der - Sprache - und - im - menschlichen - Denken - eine - zentrale - Rolle - ein ‐ nimmt - (Kern - 2010: - 2). - - Metaphorische - Grundlagen - der - landeskundlichen - Kode ‐ Realien - 215 - The - impulse - to - speak - and - think - with - metonymy - is - a - significant - part - of - our - every ‐ day - experience. - […] - menonymy - shapes - the - way - we - think - and - speak - of - ordinary - events - (Gibbs - 1999: - 61). - Auch - die - Metonymie - has - graduated - from - a - ‚stand ‐ for‘ - decorative - device - to - the - mechanism - of - obtaining - mental - access - to - certain - mental - entities - through - others - (D ż ere ń‐ G ł owacka - 2007: - 335). - Obwohl - Metonymien - und - Metaphern - sich - desselben - Typs - semantischer - Opera ‐ tionen - bedienen, - beinhalten - die - zwei - betrachteten - Tropen - konzeptuelle - Bezie ‐ hungen - unterschiedlichen - Typs: - Während - bei - den - Metaphern - Ähnlichkeitsbe ‐ ziehungen - zwischen - den - involvierten - Arten, - die - ihrerseits - mit - der - in - der - Meta ‐ phernbildung - realisierten - konzeptuellen - Projektion - verbunden - sind, - zugrunde - liegen, - spiegelt - bei - den - Metonymien - die - Beziehung - zur - wörtlichen - Bedeutung - eine - ontologische - Relation - zwischen - Elementen - der - jeweiligen - Bezugsdomänen - wider - (Dölling - 1999: - 31f.). -- - Im - Fall - der - LKR - scheint - das - Unterscheiden - zwischen - metaphorischer - und - metonymischer - Übertragung - problematisch - zu - sein. - Über - die - Grenzen - zwi ‐ schen - den - beiden - Übertragungsarten - wird - auch - im - 21. - Jahrhundert - diskutiert - (Barcelona - 2000, - Radden - 2000, - Grygiel - 2007), - da - die - beiden - ziemlich - „fuzzy - boarders“ - haben - (Grade č ak ‐ Erdelji ć- 2007: - 93); - manchmal - spricht - man - sogar - vom - „metaphtonymy“ ‐ Phänomen - (Goossens - 1990). - Einige - Autoren - verbinden - die - zwei - Tropen - ursprünglich - miteinander: - the - target - or - the - source - of - a - potential - metaphor - must - be - understood - or - perspec ‐ tivised - metonymically - for - the - metaphor - to - be - possible - (Barcelona - 2000: - 31). - Trotzdem - wird - der - Unterschied - immer - noch - hervorgehoben: - metaphoric - mapping - is - a - projection - of - similarity - between - conceptual - elements - and - metonymic - mapping - can - be - interpreted - as - a - transfer - of - contiguity - resulting - in - narrowing - or - broadening - of - specifications - within - the - conceptual - elements - per ‐ taining - to - particular - domains. - Thus, - both - metaphoric - and - metonymic - mappings - constitute - associative - relationships - which - can - lead - to - an - alteration - of - meaning - (Grygiel - 2007: - 228). - Die - Kontiguitätrelationen - im - Fall - der - Metonymie - können - dabei - entweder - phy ‐ sischer - oder - konzeptueller - Natur - sein: - 216 - Seliazneva - The - discussions - of - metonymy - are - focused - on - the - relation - of - contiguity, - which - is - either - physical - contiguity - or - conceptual - contiguity“ - ( Ś liwa - 2007: - 289). - In - Bezug - auf - die - LKR ‐ Einheiten - lassen - sich - die - folgenden - Metonymie ‐ Arten - (Birich - 1995: - 31) - finden - (Tab. - 3): - - №- Art-der- Metonymie- Modell-der- metonymi‐ schen-Über‐ tragung- Deutsch- Englisch- Russisch- 1 - lokale - Meto ‐ nymie - (Loka ‐ lisierung - in - Raum) - Besitzort ‐ Unterneh ‐ men/ Orga ‐ nisation - Lübecker-Hof- (JVA - in - Dortmund) - Old-Bailey - (Central - Criminal - Court - in - London) - Петровка-38- (GU - MVD, - Russland) - 2 - temporale - Metonymie - (Lokalisie ‐ rung - in - Zeit) - Modell - 1: - Personen ‐ name - - - Zeit ‐ spalte - - Barbara - (Barbaratag - am - 4. - De ‐ zember, - der - Gedenktag - der - heiligen - Barbara) - Guy-Fawks - (an - annual - commemora ‐ tion - observed - in - the - UK - on - November, - 5) - Иван - (Ivanov - Den’, - Kupalje - - - das - am - 7. - Juli - ge ‐ feierte - Fest - der - Sommer ‐ sonnwen ‐- de) - Modell - 2: - geographi ‐ sches - Objekt - - - Zeitspalte/ - historisches - Ereignis - Berliner- Mauer- (13. - August - 1961-9. - No ‐ vember - 1989) - Bomb-Alley- (June - 13, - 1944, - flying - bombs - aircraft - at ‐ tack - in - Kent, - Surrey, - Sus ‐ sex, - Hamp ‐ shire, - and - Dorset - dur ‐ ing - the - WWII, - Eng ‐ land) - Афган - (1979-1989, - Krieg - der - Sowjetunion - in - Afgha ‐ nistan)- - - - - - - Metaphorische - Grundlagen - der - landeskundlichen - Kode ‐ Realien - 217 - 3 - kausale - Met ‐ onymie - (Kausalität) - Modell - 1: - Autor/ Pro ‐ duzent/ Ver ‐ ursacher - - - Werk/ Pro ‐ dukt/ Folge - - - - - Der-Baedeker - (ein - Reise ‐ führer - für - Reiseziele - im - In ‐- und - Aus ‐ land; - er ‐ schien - erst ‐ mals - 1832 - in - dem - vom - Na ‐ mensgeber - Karl - Baede ‐ ker - 1827 - ge ‐ gründeten - Verlag - in - Koblenz) - Rosie-the- Riveter - (a - US ‐ origin ‐ ated - cultural - icon - repre ‐ senting - the - women - who - worked - in - the - military - fac ‐ tories - during - World - War - II, - in - the - British - ship ‐ building - factories - as - well) - Чапаев - (ein - Spiel, - stammt - vom - Namen - Wassili - I. - Chapajew, - einem - Kom ‐ mandeur - der - Roten - Armee - während - des - Russischen - Bürgerkrie ‐ ges) - 4 - attributive - Metonymie - (Repräsen ‐ tation) - Modell - 1: - typischer - Aspekt/ At ‐ tribut - des - Objekts - - - Objekt - Siebengebirge - (Speicherbau - in - Rheinau ‐ hafen, - Köln) - Blue-button - (a - trainee - stockbroker - on - the - Lon ‐ don - Stock - Exchange - who - can - be - distinguished - by - the - small - blue - button - badge - worn - in - the - lapel) - Красные- (Mitglieder - der - sozial ‐ demokrati ‐ schen - und - kommunis ‐ tischen - Be ‐ wegungen - in - Russland) - 5 - partitive - Metonymie - (Besitzver ‐ hältnisse) - Modell - 1: -- Teil - des - Darzustellen ‐ den - - - das - ganze - Darzu ‐ stellende - Hohler-Zahn - (Gedächtnis ‐ kirche - in - Berlin) - Bow-Bells - (Kirche - St - Mary ‐ le ‐ Bow - in - London) - - Штык - (Stele/ Säule - auf - dem - Platz - Vosstanija - in - Sankt ‐ Peters ‐ burg) - Tab. - 3: - Arten - der - Metonymie - in - LKR ‐ Einheiten - (Deutsch, - Englisch, - Russisch) - Die - beiden - oben - beschriebenen - Tropen - - - Metapher - und - Metonymie - - - werden - manchmal - als - „bildliche - Periphrase“ - bezeichnet - (Midjana - 2005: - 84). - In - dieser - Arbeit - wird - jedoch - Periphrase - als - ein - spezifisches - Ausdrucksmittel - in - der - LKR ‐ Metaphorik - betrachtet, - da - Periphrase - und - eigentliche - Bezeichnung - nur - auf - der - Referenzebene, - nicht - aber - auf - der - Bedeutungsebene - identisch - sind, - was - ver ‐ schiedene - Periphrase ‐ Variationen - verursacht - (Midjana - 2005: - 15). - Seit - langem - 218 - Seliazneva - wird - die - Periphrase - als - „Oberbegriff - für - Antonomasie, - Etymologie, - Metapher, - Allegorie, - Synekdoche, - Metonymie, - Descriptio - und - Definitio“ - betrachtet - (Plett - 1991: - 71). - Heutzutage - werden - alle - Kontiguitätssubstitutionen - wie - Synekdoche - (Teil ‐ Ganzes, - Spezies ‐ Genus, - Einzahl ‐ Mehrzahl), - Antonomasie - (Eigenname ‐ Appelativ) - und - Metonymie - (Ursache ‐ Wirkung, - Raum ‐ Rauminhalt, - Zeit ‐ Zeitin ‐ halt) - als - Arten - der - Metonymie - zusammengefasst - (Midjana - 2005: - 151). -- - Als - klassische - Definition - der - Periphrase - ist - hier - die - verwendet, - in - deren - Rahmen - sie - als - ein - stilistisches - Mittel - auftritt, - welches - die - Eigenschaft - der - ein ‐ heitlichen - Nomination - hat - und - als - Mittel - der - zweiten - Benennung - von - Objekten - der - Wirklichkeit - und - ihrer - Charakteristik - aus - der - Perspektive - eines - Merkmals - in - einem - bestimmten - Kontext - oder - einer - bestimmten - Situation - dient - (Sinina - 2012: - 211). - Die - Periphrase - kann - unter - verschiedenen - Perspektiven - behandelt - werden. - In - dieser - Arbeit - werden - ihre - funktional ‐ pragmatischen - Typen - (Sinina - 2012: - 211-213) - betrachtet, - die - in - den - LKR ‐ Strukturen - folgenderweise - ausge ‐ drückt - werden: - - №- Art-der- Periphrase- Deutsch- Englisch- Russisch- 1 - Metonymische - Periphrase - Der-eiserne- Kanzler - (Otto - von - Bis ‐ mark, - von - 1871 - bis - 1890 - erster - Reichskanzler - des - Deutschen - Rei ‐ ches), - Turnvater - (Friedrich - L. - Jahn, - Initiator - der - deutschen - Turn ‐ bewegung) - Ayrshire-poet - (Robert - Burns, - 1759-1796), - Granite-City - (Aberdeen, - Scotland) - Сибирские-Афи‐ ны - (Tomsk), - Железный-Фе‐ ликс - (Felix - E. - Dser ‐ schinskij, - Orga ‐ nisator - der - ersten - Geheimpolizei - Sowjetrusslands - und - Vorgängeror ‐ ganisation - der - GPU) - 2 - Metaphorische - Periphrase - Euroblüte- (Falschgeld ‐ Be ‐ zeichnung - in - der - deutschen - Presse) - Albion - (Great - Britain), - Green-Isle - (Ireland) - Китайская- стена - (1) - Kitajgorod - oder - (2) - Kremler - Mauer - in - Moskau)- - - - - - - Metaphorische - Grundlagen - der - landeskundlichen - Kode ‐ Realien - 219 - 3 - Allusions ‐ Peri ‐ phrase - Mainhatten - (Frankfurt - am - Main) - Domesday-Book - (a - manuscript - recording - the - great - survey - of - much - of - England - and - parts - of - Wales - completed - in - 1086) - Бровеносец-в- потемках- (Leonid - I. - Bresch ‐ new, - von - 1964 - bis - 1982 - Parteichef - der - KPdSU - und - Staatschef - der - Sowjetunion) - 4 - Pseudoaufklärung - Ostalgieshow - (die - „DDR ‐ Show“ - als - Fernsehpro ‐ gramm) - Thiefrow - (Heathrow, - Flug ‐ hafen - in - London, - wo - Diebstähle - besonders - häufig - sind) - Дважды-еврей- Советского- Союза - (Boris - Y. - Kogan, - 1918-1998, - Fuß ‐ ballspieler - des - Fußballvereins - „Zenit“) - 5 - Euphemismus - - - - - - - Tab. - 4: - Periphrase - und - ihre - Arten - in - LKR ‐ Einheiten - (Deutsch, - Englisch, - Russisch) - Im - Dargestellten - scheint - sowohl - der - Unterschied - zwischen - der - Metapher - und - metaphorischen - Periphrase - als - auch - derjenige - zwischen - der - Metonymie - und - metonymischen - Periphrase - fraglich - zu - sein. - Das - entscheidende - differenzieren ‐ de - Kriterium - liegt - auf - der - semantischen - Ebene: - Im - Vergleich - zur - Periphrase - ha ‐ ben - die - Metapher - und - Metonymie - „ein - überschüssiges - semantisches - Potenzial“ - (Knape - 1997: - 246). - Die - Metapher - „lehrt - dazu - nicht - nur - die - Merkmale - vom - Ge ‐ genstand - herauszuholen, - sondern - auch - die - Welt - der - Gegenstände - in - die - Welt - der - Inhalte - umzuwandeln“ - (Arutjunova - 1990: - 19). -- 4 - Fazit - Wie - die - durchgeführte - LKR ‐ Analyse - zeigt, - spiegeln - LKR - als - Mittel - des - Begrei ‐ fens, - der - Darstellung - und - der - Einschätzung - der - Realität - eine - „neue“ - Wirklich ‐ keit - wider. - Wissen, - das - im - Rahmen - dieser - Einheiten - realisiert - wird, - stellt - die - verallgemeinerte - Erfahrung - des - Wechselspiels - des - Menschen - mit - seiner - Umge ‐ bung, - sowohl - mit - der - dinghaften - Welt, - als - auch - mit - der - Gesellschaft - dar. - - LKR - beinhalten - die - im - Bewusstsein - der - Muttersprachler - existierenden - Wechselbeziehungen - zwischen - den - Begriffsgebieten, - wobei - das - Konzeptsystem - eines - Begriffsgebiets - als - „Baumaterial“ - bei - der - Modellierung - des - anderen - Kon ‐ zeptsystems - zugrunde - liegt. - Die - Tropen, - die - als - Ausdrucksmittel - in - den - drei - be ‐ trachteten - Sprachen - der - Entstehung - von - LKR ‐ Einheiten - dienen, - können - deswe ‐ 220 - Seliazneva - gen - als - kognitive - Konstruktionsmechanismen - betrachtet - werden. - Diese - Mecha ‐ nismen - basieren - auf - zwei - „Stufen“ - der - menschlichen - Lebenserfahrung, - zum - ei ‐ nen - auf - derjenigen - vom - menschlichen - Wechselspiel - mit - der - materiellen - Welt - und - zum - anderen - auf - derjenigen - von - der - inneren - Welt - des - Menschen. - Mit - an ‐ deren - Worten, - diese - „Denkkonstruktmechanismen“ - involve - a - tight - correlation - between - two - levels - of - human - experience: - the - level - of - sensory ‐ motor - processes - involved - in - our - interaction - with - the - physical - world - around - us - and - the - level - of - our - ‘inner’ - world - as - a - reflection - of - the - constant - inter ‐ play - of - our - emotional - and - cognitive - states - and - processes - (Grade č ak ‐ Erdelji ć- 2007: - 98). - Das - für - das - erste - Begriffsgebiet - charakteristische - emotive - Potenzial - schafft - zu ‐ sätzliche - Möglichkeiten - für - die - Einwirkung - der - emotionalen - Sphäre - vom - Ad ‐ ressaten - im - Kommunikationskontext. - Einerseits - erscheinen - die - metaphori ‐ schen - Grundlagen - der - LKR ‐ Einheiten - nicht - komplett, - sondern - partiell, - da - die - metaphorischen - Konzepte - nur - teilweise - das - Verständnis - jenes - oder - eines - ande ‐ ren - Begriffes - gewährleisten. - Andererseits - zeigt - die - Forschung, - dass - die - im - Rah ‐ men - der - LKR - wirkenden - Ausdrucksmittel - zusätzliche - Kenntnisse - über - die - Be ‐ sonderheiten - von - Denk ‐- und - Redeweisen - der - Muttersprachler - geben - können. - 5 - Literatur - Arutjunova, - Nina - D. - (1990): - Metafora - i - diskurs. - In: - Arutjunova, - Nina - D. - (Red.): - Teorija - metafory. - Moskva. - S. - 5-32. - Barcelona, - Antonio - (2000): - On - the - plausibility - of - claiming - a - metonymic - motivation - for - conceptual - metaphor. - In: - Barcelona, - 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(Regensburg) - Zusammenfassung 1 - Rumäniendeutsch - ist - die - in - Rumänien - gebrauchte - geografische - Varietät - der - deutschen - Standardsprache. - Die - heute - zahlreichsten - typischen - Merkmale - des - Rumäniendeut ‐ schen, - die - es - vom - Standarddeutschen - unterscheiden, - sind - vornehmlich - als - Folge - des - Einflusses - der - rumänischen - Sprache - als - Sprache - der - Mehrheitsbevölkerung - entstanden. - Diese - Arbeit - ist - eine - Beschreibung - und - Klassifizierung - dieser - Eigenschaften - im - Wort ‐ schatz - aus - der - Perspektive - der - Varietätenlinguistik. - Die - Klassifizierung - erfolgt - nach - Sprachphänomenen - und - im - Rahmen - jeweils - eines - Sprachphänomens - nach - Wortarten. - Das - Ergebnis - ist - ein - komplettes - Bild - der - rumänischen - sprachlichen - Einflüsse - im - rumä ‐ niendeutschen - Wortschatz: - Bedeutungserweiterungen - und - Bedeutungsverschiebungen - deutscher - Wörter, - Wortbildung - (mit - Präfixen - und - Suffixen), - direkte - Entlehnungen, - Kreuzungen - und - Lehnübersetzungen. - Nicht - zuletzt - beabsichtigt - die - Arbeit, - die - Frage - zu - beantworten, - ob - die - Rumänismen - Rumäniendeutsch - zur - Peripherie - oder - zum - Zent ‐ rum - machen - können. - 1 - Einleitung, - Zielsetzung - und - Methode - Rumäniendeutsch - ist - die - in - Rumänien - gebrauchte - deutsche - Standardsprache, - das - überregionale - Rumäniendeutsch. - Die - heute - zahlreichsten - typischen - Merk ‐ male - des - Rumäniendeutschen, - die - es - vom - Standarddeutschen - unterscheiden, - sind - vornehmlich - als - Folge - des - Einflusses - des - Rumänischen - als - Sprache - der - Mehrheitsbevölkerung - und - als - Amtssprache - entstanden. - Diese - Eigenschaften - werden - hier - „Rumänismen“ - genannt, - ein - Terminus, - der - von - Mantsch - (1985: - 193) - stammt. - Im - Gegensatz - zu - Ammon - (1995: - 419), - der - sie - Transsylvanismen - nennt, - halte - ich - den - Terminus - „Rumänismen“ - für - geeigneter, - denn - er - ist - umfassender - und - bezieht - sich - auf - das - ganze - Gebiet - Rumäniens - und - schließt - somit - alle - in - verschiedenen - Regionen - getrennt - lebenden - deutschsprachigen - Minderheiten - ein. - -------------------------------------------------------- 1 -- Der - vorliegende - Text - geht - auf - den - gleichnamigen - Vortrag - der - Verfasserin - in - der - von - Herrn - Prof. - Dr. - Ioan - L ă z ă rescu - und - Herrn - Prof. - Dr. - Hermann - Scheuringer - geleiteten - Sektion - 3 - unter - dem - Titel - „Varietäten - des - Deutschen“ - zurück. - 224 - Ş erbac - Zielsetzung - ist - festzustellen, - welcher - Forschungsansatz - geeigneter - ist - für - die - Erforschung - der - Rumänismen, - der - aus - der - Perspektive - der - Sprachinsel - oder - der - aus - der - Perspektive - der - Varietät. - Oder - anders - gesagt, - ob - Rumäniendeutsch - Pe ‐ ripherie - oder - Zentrum - ist. - Eine - zweite - Frage, - die - sich - aus - der - ersten - ergibt, - ist, - wie - sich - die - Rumänismen - am - besten - beschreiben - lassen. - - Das - methodische - Vorgehen - besteht - im - Sammeln - von - Rumänismen - und - in - ihrer - Bewertung - im - Sinne - der - Varietätenlinguistik. - Die - Rumänismen - stammen - aus - Beiträgen - anderer - Linguisten - und - aus - Modelltexten, - d.h. - aus - deutschspra ‐ chigen - Zeitungen - und - Zeitschriften - auf - CD. - Im - Gegensatz - zu - anderen - Linguis ‐ ten - benutze - ich - nur - elektronische - Texte. - 2 - Rumänische - Einflüsse - auf - den - Wortschatz - des - Rumäniendeut ‐ schen - Die - „«kontaktfreudigste» - Sprache - Europas“, - wie - das - Deutsche - von - Földes - (2005: - 17) - genannt - wird, - steht - in - Rumänien - mit - dem - Rumänischen - im - Kontakt. - Das - Ergebnis - dieses - Sprachkontakts - ist - eine - lange - Reihe - von - lexikalischen - Be ‐ sonderheiten, - von - denen - hier - ein - Überblick - vermittelt - wird. - - Das - Rumänische - als - Mehrheitssprache - ist - die - Sprache, - die - die - in - Rumänien - gebrauchte - deutsche - Sprache - am - meisten - beeinflusst, - sowohl - die - Bedeutung - als - auch - die - Form - der - Wörter. - Viele - Beispiele - lassen - sich - in - der - heutigen - deut ‐ schen - Standardsprache - bei - uns - finden. - Das - für - diese - Arbeit - untersuchte - Materi ‐ al - stammt - aus - Zeitungen - zwischen - den - Jahren - 2009 - und - 2012. - Wegen - Platz ‐ mangels - sind - hier - nur - die - Wörter - angegeben. - Auf - die - Belege - wurde - verzichtet, - um - einen - Gesamtüberblick - der - sprachlichen - Phänomene - mit - vielen - Beispielen - bieten - zu - können. - Alle - hier - präsentierten - Wörter - sind - mithilfe - des - online - Du ‐ dens - (www.duden.de/ rechtschreibpruefung‐online) - geprüft - worden. - - Es - folgt - eine - Klassifizierung - des - rumäniendeutschen - Wortschatzes. - Zuerst - werden - die - Sprachphänomene - im - Bereich - der - Bedeutung - und - im - Bereich - der - Form - identifiziert. - Im - Rahmen - eines - Sprachphänomens - erfolgt - die - weitere - Ein ‐ teilung - nach - Wortarten. - Die - Beispiele - werden - in - alphabetischer - Reihenfolge - angeführt. - Eine - neue - Klassifizierung - war - nötig, - denn - in - der - Fachliteratur - gab - es - nicht - immer - klare - Klassifizierungskriterien - oder - die - Wörter - waren - einfach - nur - erwähnt - und - nicht - einer - Kategorie - zugeordnet. - Ich - habe - das - Wortinventar - ge ‐ sammelt, - systematisiert - und - bereichert. - Folgende - Kategorien - von - Interferenzen - sind - darin - besonders - gut - repräsentiert: - - - - Rumäniendeutsch - - - Zentrum - oder - Peripherie? - 225 - 2.1 - Im - Bereich - der - Bedeutung - Die - deutschen - Wörter - weisen - Bedeutungserweiterungen - unter - dem - Einfluss - der - rumänischen - Bedeutung - eines - ähnlichen - Wortes - auf. - - Im - Folgenden - werden - Wörter - aufgelistet, - die - auch - im - online - Duden - vor ‐ kommen, - aber - ohne - ihre - gemeindeutsche - Bedeutung - oder - Bedeutungen. - In - einfachen - Anführungszeichen - wird - hier - nur - die - erweiterte - Bedeutung - angege ‐ ben, - die - diese - Wörter - im - Rumäniendeutschen - als - Übernahmen - von - rumäni ‐ schen - Wörtern - zusätzlich - haben. - 2.1.1 - Substantive - Agentur-,Reiseagentur, - Reisebüro‘ - nach - rum.-agenție, - (BZ - 23.06.2010: - 4) 2 ; - Direktion-,Institution, - Abteilung - in - einer - Institution, - in - einem - Ministerium‘ - nach - rum. - direcție, - dem - Schweiz. - nahe - („kantonales - Ministerium“, - Duden - online), - (ADZ - 09.01.2009: - 5); - Einheit-,Fabrik, - Fabrikabteilung‘ - nach - rum.-unitate, - (KR - 22.01.2009: - 2); - Funktionär-,Beamter‘ - nach - rum.-funcționar; - auch - schweiz. - (Duden - online), - südti ‐ rol.- Funktionär- ,höherer - Beamter - (jeder - Art)‘ - (Ammon - 1995: - 410), - (ADZ - 29.01.2010: - 6); - Kommune- ‚größeres - Dorf, - Verwaltungseinheit, - die - in - sich - mehrere - Dörfer - ein ‐ schließt‘ - nach - rum.-comună,-(ADZ - 06.01.2009: - 4); - Legionär- ‚Mitglied - der - Legion - des - Erzengels - Michael, - zukünftige - Eiserne - Garde‘ - nach - rum.-legionar,-(ADZ - 26.02.2009: - 3); - Lektion- ,Schulstunde‘ - nach - rum.- lecție; - auch - schweiz., - lux. - (Ammon - 1995: - 403); - entspricht - der - veraltenden, - noch - regionalen - Bedeutung - 1. - b. - im - Duden - online - „Unterrichts ‐ , - Lehrstunde - (besonders - in - einem - Kurs, - in - einer - Vortragsreihe)“, - (ADZ - 19.08.2010: - 4); - Lizenz-‚Abschlussprüfung - der - Hochschule‘ - nach - rum.-licență, - (KR - 05.02.2009: - 3); - Mediatisierung- ‚die - Tatsache, - in - vielen - Medien - gesprochen - zu - sein, - beizutreten‘, - nach - rum.-mediatizare, - (KR - 18.03.2010: - 2); - Präfekt- ‚politisch - ernannter - Beamter - für - die - Verwaltung - eines - Kreises‘, - s. - die - zweite - Bedeutung - im - Duden - online: - „oberster - Verwaltungsbeamter - eines - Depar ‐ tements - (in - Frankreich) - oder - einer - Provinz - (in - Italien)“, - nach - rum.-prefect,-(ADZ - 21.02.2009: - 4); - Profil-‚Fachbereich‘, - nach - rum.-profil, - (ADZ - 04.08.2009: - 1); - Schulprogramm-‚Lehrplan‘ - nach - rum.-programa-școlară; - auch - schweiz., - lux. - (Am ‐ mon - 1995: - 404), - (ADZ - 20.10.2010: - 4). - -------------------------------------------------------- 2 -- Zur - Vereinfachung - der - Darstellung - steht - die - Quelle - für - die - Belege - am - Ende - des - Ein ‐ trags; - in - den - meisten - Fällen - stammt - die - linguistische - Erklärung - nicht - aus - der - betref ‐ fenden - Quelle. - Alle - Belege - sind - in - meiner - Doktorarbeit - ( Ş erbac - 2013) - zu - finden. - 226 - Ş erbac - 2.1.2 - Verben - kompostieren-,Karten - entwerten‘ - nach - rum.-a-composta, - (Viorel - 1999a: - 15); - programmieren-‚planen‘ - nach - rum.-a-programa, - (Kottler - 1981b: - 199f.). - 2.1.3 - Adjektive - brüsk-,plötzlich‘ - nach - rum.-brusc, - (Steinke - 1979: - 196); - dokumentiert - ‚kompetent, - unterrichtet, - bewandert, - beschlagen‘ - nach - rum. - a- do‐ cumenta, - (Kottler - 1985: - 25); - solide-,korpulent, - dick‘, - nach - rum.-solid, - (Viorel/ Suciu - 1993: - 267). - 2.2 - Im - Bereich - der - Form - 2.2.1 - Direkte - Entlehnungen - Die - direkten - Entlehnungen - sind - die - einfachste - Art - der - Bereicherung - des - Wort ‐ schatzes. - 2.2.1.1 - Substantive - Baba-Dochia-‚rumänische - mythologische - alte - Frau - Dochia‘, - (ADZ - 03.03.2009: - 5); - Boboteaza-‚orthodoxer - Feiertag - am - 6. - Januar, - Taufe - des - Herrn‘, - (ADZ - 07.01.2009: - 4); - Bulz-‚mit - Schafkäse - gefüllter - Polentaball‘, - (ADZ - 22.03.2009: - 4); - Camion- ‚Lastkraftwagen‘ - aus - rum.- camion; - schweiz., - lux., - ostb. - (Ammon - 1995: - 403, - 416), - (ADZ - 26.03.2010: - 6); - Coiffeur- ‚Friseur‘, - aus - rum.- coafor; - schweiz., - lux. - (Ammon - 1995: - 275, - 403), - (ADZ - 16.01.2010: - 7); - Colinde-,Weihnachtslieder‘ - aus - rum.-colinde, - (ADZ - 02.12.2009: - 5); - Cozonac-‚Striezel‘ - aus - rum.-cozonac, - (ADZ - 11.04.2009: - 8); - Fanariot-‚Grieche - aus - dem - Fanar ‐ Stadtviertel - in - Istanbul, - der - König - der - Moldova - oder - der - Wallachei - wurde‘ - aus - rum. - fanariot, - (ADZ - 27.06.2009: - 2); - Hydrozentrale-‚Wasserkraftwerk‘ - aus - rum.-hidrocentrală, - (BZ - 10.06.2009: - 4); - Korkodusche-(Pl.) - ‚gelbe - Mirabellen‘ - aus - rum.-corcodușe, - (ADZ - 11.07.2009: - 3); - Mikrobus-‚Kleinbus‘ - aus - rum. - microbus, - (ADZ - 16.01.2009: - 3); - Mineriade-‚Invasion - der - Bergarbeiter - in - Bukarest, - 1990 - und - 1991‘, - aus - rum.-mineri‐ adă, - (ADZ - 17.08.2011: - 1); - Motz-‚Bewohner - der - Westkarpaten‘ - aus - rum.-moț, - (ADZ - 17.03.2009: - 1); - Offizialität-‚offizielle - Person‘ - aus - rum.-oficialitate, - (ADZ - 21.12.2011: - 4); - - Rumäniendeutsch - - - Zentrum - oder - Peripherie? - 227 - Patisserie- ‚Konditorei‘, - aus - rum.- patiserie; - schweiz., - sonst - veraltet - (Duden - on ‐ line); - schweiz., - lux. - (Ammon - 1995: - 404), - (ADZ - 07.10.2010: - 4); - Rabla-‚altes, - schlechtes, - kaputtes - Auto‘, - aus - rum.-rablă, - (ADZ - 10.03.2009: - 5); - Ruga-‚orthodoxes - Kirchweihfest‘, - aus - rum.-rugă, - (ADZ - 09.09.2009: - 4); - Securist/ Sekurist-‚Angestellter - der - Securitate‘, - aus - rum.-securist, - (ADZ - 05.02.2010: - 1); - Talcioc-‚Flohmarkt‘ - aus - rum. - talcioc, - (ADZ - 26.11.2009: - 4); - Tokane- ‚zerkochte - Speise - aus - zerhackten - Gemüsen, - möglicherweise - auch - Fleisch‘, - aus - rum.-tocană,-(ADZ - 01.07.2009: - 4); - Trolleybus- ‚Oberleitungsomnibus‘, - aus - rum.- troleibus, - besonders - schweiz. - (Du ‐ den - online), - (ADZ - 15.12.2010: - 4); - Zacusca-‚Eingemachtes - aus - Gemüse‘, - aus - rum.-zacuscă, - (ADZ - 20.10.2009: - 8). - 2.2.1.2 - Verben - inaugurieren- ,einweihen‘; - (Kelp - NW - 02.07.1983); - österr. - veraltend - ,einweihen‘ - (Duden - online); - im - Rumäniendeutschen - existiert - das - Verb - noch - wegen - rum.- a- inaugura; - lizitieren- ,bieten, - versteigern‘ - (Kelp - NW - 02.07.1983); - österr., - veraltend - (Duden - online); - im - Rumäniendeutschen - besteht - es - heute - noch - wegen - rum.-a-licita.- 2.2.1.3 - Adjektive - interurban- „Überland, - […] - zwischen - zwei - Orten - her“; - (Kelp - NW - 02.07.1983); - ver ‐ altet - (Duden - online); - im - Rumäniendeutschen - besteht - es - heute - noch - wegen - rum. - interurban; - juridisch- ,juristisch‘ - (Kelp - NW - 20.08.1983); - österr., - sonst - veraltend - (Duden - on ‐ line); - im - Rumäniendeutschen - besteht - es - heute - noch - wegen - rum.-juridic.- 2.2.1.4 - Abkürzungen - und - Kurzwörter - CNP- ‚Personenkennzahl, - Personenkennnummer, - persönliche - Kennnummer‘ - aus - rum.-CNP,-cod-numeric-personal,-(ADZ - 25.05.2011: - 3); - DN - ‚Hauptstraße, - Nationalstraße‘, - aus - rum.- DN,- drum- național, - (BZ - 28.01.2009: - 1); - SMURD- ‚Notdienststelle - für - Wiederbelebung - und - technischen - Rettungsdienst‘, - aus - rum. - SMURD,- Serviciul- Mobil- de- Urgență,- Reanimare- și- Descarcerare, - (ADZ - 30.01.2009: - 5). - 228 - Ş erbac - 2.2.2 - Im - Bereich - der - Wortbildung. - Unter - den - Wortbildungsverfahren - gibt - es - Einflüssen - bei - Präfixen - und - Suffixen. - Besonders - aktiv - sind - das - Präfix - ent ‐- und - das - Suffix - ‐ung. - 2.2.2.1 - Interferenzen - beim - Präfix - Präfix - ent ‐ : - Entprofessionalisierung - ,Verlust - an - professionellem - Wert‘ - nach - rum. - deprofesionalizare, - (ADZ - 18.03.2010: - 3); - entpunkten - ,Bewertungspunkte - verlieren‘ - nach - rum. - a-depuncta, - (BZ - 12.08.2009: - 7); - Präfix - poli ‐- ,poly ‐ ‘: - polivalent - ,polyvalent‘, - nach - rum. - polivalent, - (Kottler - 1982: - 189); - Präfix - post ‐ : - Post‐Transition: - ‚Zeitspanne - nach - der - Transition‘, - nach. - rum.- post‐ tranziție - (Viorel - 1998: - 109). - 2.2.2.2 - Interferenzen - im - Suffix - 2.2.2.2.1 - Substantive - Suffix - ‐ ung: - Offizialisierung - ‚das - Offiziellwerden‘ - nach - rum. - oficializare, - (BZ - 23.06.2010: - 1); - Planifizierung - ,Planung‘, - nach - rum. - planificare, - (Kottler - 1986a: - 254); - Suffix -‐ tät: - Exaktität - ,Exaktheit‘, - nach - rum. - exactitate, - (Kottler - 1981b: - 201); - Suffix -‐ ie: - Pädagogie - ,Pädagogik‘, - nach - rum. - pedagogie, - (Kottler - NBZ - 29.04.1976); - Suffix -‐ tion: - Dynamisation - ,Beschleunigung‘, - nach - rum. - dinamizare, - (Kottler - NBZ - 17.06.1976); - Suffix -‐ er: - Lyzeaner - ,Gymnasiumschüler‘, - nach - rum. - licean, - (ADZ - 29.05.2009: - 3); - Suffix - ‐ chen: - Märzchen - (Scheuringer - 2005: - 128) - ‚mit - einer - rot ‐ weißen - geflochte ‐ nen - Schnur - gebundenes - Schmuckding, - das - Anfang - März - getragen - wird‘, - nach - rum. - mărțișor. - 2.2.2.2.2 - Verben - mit - dem - Suffix -‐ ieren - planifizieren-,planen‘, - nach - rum.-a-planifica, - (Kottler - 1986a: - 254); - sponsorisieren-,sponsern‘, - nach - rum. - a-sponsoriza, - (Viorel - 1999b: - 275). - - - - - Rumäniendeutsch - - - Zentrum - oder - Peripherie? - 229 - 2.2.2.2.3 - Adjektive - diskriminatorisch- ,diskriminierend‘ - nach - rum.- discriminatoriu,- (Viorel - 1999b: - 274). - 2.2.3 - Kreuzung - Das - Phänomen - der - Kreuzung - (Kontamination) - besteht - in - der - gegenseitigen - Be ‐ einflussung - zwischen - einem - rumänischen - und - einem - deutschen - Wort. - 2.2.3.1 - Substantive - Ota-,Großvater‘, - rum.-tata-‚Vater‘, - und - g ‐ dt.-Oma, - (ADZ - 27.08.2011: - 5); - Otata-,Großvater‘,-rum.-tata-‚Vater‘, - und - g ‐ dt.-Omama, - (KR - 15.12.2011: - 3). - 2.2.3.2 - Verben - maltratieren: - rum.-a-maltrata-und - g ‐ dt.-malträtieren,-(Kottler - 1981b: - 201); - verabsolutisieren: - rum.-a-absolutiza-und - g ‐ dt.-verabsolutieren,-(Kottler - 1976: - 53); - 2.2.3.3 - Adjektive - misteriös: - rum.-misterios-und - g ‐ dt.-mysteriös,-(Kottler - 1982: - 189); - möbiliert: - rum.-mobilat-und - g ‐ dt.-möbliert, - (Kottler - NBZ - 01.07.1976). - 2.2.4 - Lehnübersetzungen - Es - gibt - im - heutigen - Rumäniendeutsch - zahlreiche - Lehnübersetzungen - von - Sub ‐ stantiven. - Appellationsgericht- ‚Berufungsgericht‘; - schweiz.- Appellation,- Appellationsgericht- (Ammon - u.a. - 2004: - 50); - im - Rumäniendeutschen - gibt - es - das - Wort - wegen - rum.- Curtea-de-Apel, - (ADZ - 19.02.2009: - 1); - Berufsdiplom - ‚Fertigkeitenzeugnis‘,- nach - rum.- diplomă- de- școală- profesională; - schweiz. - ‚Fähigkeitsausweis, - Fähigkeitszeugnis‘ - (Ammon - u.a. - 2004: - 104), - (ADZ - 11.06.2011: - 3); - Bobokenball-‚Ball - für - Erstsemester‘, - nach - rum.-balul-bobocilor,-(ADZ - 19.11.2011: - 5); - 230 - Ş erbac - Chemielyzeum- ‚Naturwissenschaftliches - Gymnasium‘, - nach - rum.- liceu- de- chimie- (BZ - 28.01.2009: - 6); - Essensbon- ‚Gutschein - für - Lebensmittel‘, - nach - rum.-bon-de-masă, - (KR - 27.08.2009: - 1); - Finanzadministration- ,Finanzamt‘, - nach - rum.- administrația- financiară,- (BZ - 04.05.2011: - 7); - Finanzgarde-‚eine - Kontrollabteilung - des - Finanzamts‘, - nach - rum.-garda-financiară, - (BZ - 20.07.2011: - 4); - Fiskaljahr- ‚Wirtschaftsjahr, - Geschä ̣ ftsjahr‘, - nach - rum. - an- fiscal,- (ADZ - 08.01.2009: - 2); - Forstlyzeum-‚Forstgymnasium‘,-nach - rum.-liceu-forestier, - (BZ - 18.02.2009: - 7); - Heiduckenplatte- ‚Holzplatte - mit - gegrilltem - Fleisch, - Röstkartoffeln, - Krautsalat, - Tomaten - u.a., - aus - dem - Menü - der - Gaststätten‘, - rum.- platou- haiducesc,- (KR - 23.04.2009: - 1); - Identitätskarte-,Personalausweis‘; - im - Rumäniendeutschen - gibt - es - das - Wort - heute - noch - wegen - rum. - carte-de-identitate; - schweiz., - südtirol. - (Ammon - 1995: - 266, - 410), - (ADZ - 22.07.2011: - 11); - Industrielyzeum- ‚berufsbildende - Schule‘, - rum.- liceu- industrial,- (ADZ - 23.01.2009: - 1); - Kabel‐TV‐Angebot- ‚Angebot - für - Kabelfernsehen‘, - nach - rum.- ofertă- de- cablu- TV, - (ADZ - 13.01.2010: - 4); - Kabel‐TV‐Firma- ‚Firma - für - Kabelfernsehen‘, - nach - rum.- firmă- de- cablu- TV, - (ADZ - 13.01.2010: - 4); - Kükenball-‚Universitätsball‘, - nach - rum.-balul-bobocilor, - (ADZ - 12.11.2010: - 4); - Kunstlyzeum-‚Kunstgymnasium‘, - nach - rum.-liceu-de-artă, - (ADZ - 18.11.2009: - 4); - Lizenzarbeit-,Diplomarbeit‘ - nach - rum.-lucrare-de-licență, - (ADZ - 15.07.2010: - 5); - Lyzealunterricht - ,Gymnasialunterricht‘, - rum. - învățământ- liceal, - (BZ - 03.06.2009: - 2); - Lyzeumsschüler-‚Gymnasialschüler‘, - nach - rum.-elev-de-liceu, - (ADZ - 26.06.2009: - 4); - Medizinhochschule- ‚medizinische - Hochschule‘, - nach - rum.- facultate- de- medicină, - (BZ - 14.01.2009: - 5); - Musiklyzeum - ‚Musikgymnasium‘,- nach - rum.- liceu- de- muzică- ‚Musikgymnasium‘, - (BZ - 14.01.2009: - 3); - Nationales- Institut- für- Statistik- (INS)- ‚Statistisches - Bundesamt‘, - nach - rum.- Insti‐ tutul-Național-de-Statistică,-(ADZ - 13.01.2010: - 1); - Oberster-Magistraturrat- ‚Richterrat‘, - nach - rum.- Consiliul- Superior- al-Magistratu‐ rii-(CSM), - (ADZ - 13.01.2010: - 1); - Paarzahlen-(Pl.) - ‚gerade - Zahlen‘, - rum. - numere-pare, - (ADZ - 21.01.2009: - 3); - Pädagogisches- Lyzeum- ‚pädagogisches - Gymnasium‘, - nach - rum.- liceu- pedagogic, - (ADZ - 28.04.2009: - 4); - Polytechnische-Universität-‚Technische - Universität‘, - nach - rum.-Universitatea-Poli‐ tehnică, - (ADZ - 11.06.2009: - 5); - Primarlehrer,- nach - rum.- învățător- la- școala- primară, - schweiz. - „Lehrer - an - einer - Primarschule“ - (Duden - online), - (ADZ - 13.12.2011: - 3); - - Rumäniendeutsch - - - Zentrum - oder - Peripherie? - 231 - Primärschule, - nach - rum.- școală- primară, - vgl. - schweiz. - Primarschule- „allgemeine - Volksschule; - Grund ‐- u. - Hauptschule“ - (Duden - online); - auch - schweiz., - lux. - (Am ‐ mon - 1995: - 404), - (ADZ - 21.07.2010: - 8); - Rapidzug-‚Fernschnellzug‘, - aus - rum.-tren-rapid, - (ADZ - 24.09.2010: - 12); - Reallyzeum- ‚Gymnasium, - in - dem - eher - Mathematik, - Physik - unterrichtet - wird‘, - nach - rum.-liceu-real, - (ADZ - 10.11.2009: - 3); - Reiseagentur-,Reisebüro‘, - nach - rum.-agenție-CFR, - (ADZ - 27.05.2009: - 5); - Salat- de- boeuf- ‚Salat - aus - Mayonnaise - und - Stückchen - gekochten - Rindfleisch - und - Gemüse‘, - in - Frankreich - unbekannt, - nach - rum.- salată- de- boeuf, - (ADZ - 13.05.2009: - 3); - Sanitäterlyzeum- ‚Gymnasium - für - zukünftige - Pflegekräfte‘, - nach - rum.- liceu- sani‐ tar, - (ADZ - 06.08.2009: - 8); - Schubladentext- ‚während - der - kommunistischen - Diktatur - geschriebene - und - noch - nicht - veröffentlichte - literarische - Texte‘, - nach - rum.- text- din- sertar, - (ADZ - 16.12.2009: - 3); - Schutztaxe-‚Schutzgebühr‘, - nach - rum.-taxă-de-protecție, - (ADZ - 09.11.2010: - 5); - schwarzes- Fasten- ‚strengste - Art - des - orthodoxes - Fastens, - ohne - Essen - ohne - Ge ‐ tränke‘, - nach - rum. - postul-negru, - (BZ - 25.03.2009: - 6); - Staatslyzeum-‚Staatsgymnasium‘, - nach - rum.-liceu-de-stat, - (BZ - 08.07.2009: - 3); - Studienlinie-‚Studiengang‘, - nach - rum.-linie-de-studii, - (ADZ - 27.02.2009: - 5); - Theateragentur- ‚Abteilung, - an - der - man - Theaterkarten - kaufen - kann‘, - nach - rum. - agenție-teatrală, - (ADZ - 09.03.2011: - 4); - Totaler-Streik-‚Generalstreik‘, - nach - rum.-grevă-totală, - (ADZ - 12.09.2009: - 1); - Unpaarzahlen-(Pl.) - ‚ungerade - Zahlen‘, - rum.-numere-impare, - (ADZ - 21.01.2009: - 3); - Unterrichtsjahr-‚Schuljahr‘, - nach - rum.-an-de-învățământ, - (BZ - 14.01.2009: - 4). - 3 - Rumäniendeutsch: - Sprachinsel - oder - Varietät - vs. - Peripherie - oder - Zentrum - Im - Folgendem - werden - die - Perspektiven - untersucht, - die - auf - das - Rumäniendeut ‐ sche - passen: - die - traditionelle - Perspektive - der - Sprachinsel - (diachronisch - gese ‐ hen, - denn - seit - fast - einem - Jahrhundert - sind - die - deutschsprachigen - Gebiete - in - Rumänien - nicht - mehr - Nachbarn - eines - deutschsprachigen - Staates) - und - die - neu ‐ ere - Perspektive - der - Varietätenlinguistik - (synchronisch - gesehen, - als - eine - sprach ‐ liche - Varietät - der - deutschen - Sprache, - äquivalent - zu - anderen - Varietäten). - - Vor - allem - sei - hier - präzisiert, - dass - diese - Begriffe, - Sprachinsel - und - Varietät, - nicht - unbedingt - Antonyme - sind, - sondern - dass - es - sich - eher - um - zwei - Blickwinkel - dieselbe - Sache - betreffend - handelt. - - - 232 - Ş erbac - 3.1 - Rumänismen - als - Eigenschaften - einer - Peripherie, - einer - Sprachinsel - Die - Sprachinsel - wird - allgemein - als - ein - veraltetes - und - isoliertes - Sprachgebiet - definiert, - das - von - allen - Seiten - von - anderen - Sprachen - umringt - ist. - Dementspre ‐ chend - kommuniziert - sie - nicht - oder - nicht - mehr - mit - dem - Hauptgebiet, - in - dem - sie - den - Vollstatus - als - Sprache - der - Mehrheit - genießt - (s. - z.B. - Domaschnew - 2000: - 387). - - Die - Rumänismen, - die - die - Sprachinselperspektive - unterstützen - könnten, - sind - veraltete - Austriazismen - oder - gemeindeutsche - Wörter, - die - heute - nur - we ‐ gen - des - rumänischen - Einflusses - noch - bestehen. - Die - meisten - davon - sind - lateini ‐ scher - oder - romanischer - Herkunft. - - Doch - diese - Rumänismen - sind - zu - wenig - im - Vergleich - zu - den - anderen - Rumä ‐ nismen, - die - aus - solch - einer - Perspektive - außerhalb - der - Untersuchung - blieben. - - Außerdem - ist - die - deutsche - Standardsprache - in - Rumänien - von - den - deutsch ‐ sprachigen - Ländern - nicht - mehr - isoliert. - Die - Gründe - dafür - sind - die - guten - Be ‐ dingungen - für - den - Unterricht - in - Deutsch - als - Muttersprache - auf - allen - Ebenen 3 - und - die - Medien, - die - eine - direkte - Kommunikation - mit - dem - deutschen - Sprach ‐ raum, - also - mit - dem - Zentrum, - ermöglichen. - In - einer - globalisierten - Welt - ist - es - einfach - unmöglich, - isoliert - zu - bleiben. - Dementsprechend - werden - alle - Sprach ‐ inseln - allmählich - zu - Varietäten. - - Es - gibt - heute - im - Rumäniendeutschen - eine - zentripetale - Tendenz - (mit - einem - aus - der - Physik - entnommenen - Terminus - benannt). - Demnach - orientiert - die - Pe ‐ ripherie - sich - am - Zentrum. - Das - Ziel - des - Randgebietes - ist - die - Uniformisierung. - Jeder - sprachliche - Unterschied - wird - als - eine - veraltete - Form - der - Sprachinsel, - dementsprechend - als - ein - Defekt - empfunden. - Die - Tendenz - des - Randgebietes, - sich - am - Zentrum - zu - orientieren, - ist - im - Verhalten - der - rumäniendeutschen - Normautoritäten 4 - sichtbar. - Die - bundesdeutsche - Varietät - wird - als - Modell - ge ‐ nommen - und - die - Rumänismen - werden - als - Fehler - korrigiert, - indem - man - ver ‐ sucht, - sie - aus - dem - Sprachsystem - hinauszustoßen. 5 - Die - zentripetale - Tendenz - macht - das - Rumäniendeutsche - zur - Peripherie. - - - -------------------------------------------------------- 3 -- Im - Vergleich - damit - wird - Deutsch - im - Elsass - und - in - Lothringen - höchstens - als - Schul ‐ fach - unterrichtet - (vgl. - Ammon - 1995: - 417f.) - 4 -- Die - Normautoritäten - sind - die - Lehrer, - die - Schulräte - u.a. - (Ammon - 1995: - 74ff.). - 5 -- Wie - z.B. - bei - Viorel, - wo - solche - Interferenzen - für - totale - oder - partielle - „falsche - Freun ‐ de“ - gehalten - werden - (Viorel - 1999b: - 272), - „die - die - Rezeption - besonders - gefährden“ - (Viorel/ Suciu - 1993: - 267), - oder - bei - St ă nescu - (2002: - 414) - die - „Verben - in - inadäquater - Verwendung“. - - Rumäniendeutsch - - - Zentrum - oder - Peripherie? - 233 - 3.2 - Rumänismen - als - Eigenschaften - eines - Zentrums, - einer - Varietät - Da - ein - Forschungsansatz - aus - der - Sprachinselperspektive - unvollständig - wäre, - ist - hier - beabsichtigt, - eine - Erforschung - des - Rumäniendeutschen - als - Varietät - im - Rahmen - der - Plurizentrizität - der - deutschen - Sprache 6 - durchzuführen. - Darin - stütze - ich - mich - auf - die - von - Ammon - (1995) - geschaffene - theoretische - Grundlage - der - Varietäten. - Da - seine - Terminologie - sehr - rigoros - ist, - ist - sie - hier - in - einem - er ‐ weiterten - Sinn - gebraucht. - Insbesondere - geht - es - hier - um - die - Termini - „Variante“ - und - „Varietät“. - - Ammon - (1995: - 70) - definiert - die - Variante - (die - Nationalvariante) - als - eine - be ‐ stimmte - sprachliche - Besonderheit, - die - mindestens - einer - Varietät, - aber - nicht - al ‐ len - Varietäten - angehört. - Die - Variante - ist - die - Einzeleinheit, - das - Wort - oder - das - sprachliche - Merkmal, - und - die - Varietät - ist - das - System, - die - Sprache - selbst - (Am ‐ mon - 1995: - 45, - 64). - - Hier - ist - die - Varietät - einer - Sprache - als - eine - in - einem - bestimmten - Gebiet - ge ‐ brauchte - Form - der - Sprache - definiert. - Anders - gesagt: - Eine - Varietät - ist - eine - Spra ‐ che, - die - in - einem - Gebiet - auch - eine - bestimmte - Anzahl - von - Varianten - enthält. - Das - kann - im - In ‐- oder - Ausland, - mit - oder - ohne - Amtssprachestatus - geschehen, - und - die - Sprecher - der - Varietät - können - Muttersprachler - oder - Fremdsprachler - oder - beides - sein. - - Die - nationalen - Varietäten - in - den - Duden ‐ Bänden - und - in - der - Fachliteratur - werden - als - Sonderfall - der - regionalen - Varietäten - angesehen - (Ammon - 1995: - 91). - Laut - Ammon - steht - der - Terminus - „nationale - Varietät“ - in - enger - Verbindung - mit - dem - Nationalstaat - oder - mit - dem - Amtssprachenstatus - des - Deutschen. - Er - be ‐ zieht - sich - auf - die - drei - Hauptvarietäten - des - Standarddeutschen, - das - Deutsch - in - Deutschland, - das - österreichische - Deutsch - und - das - schweizerische - Deutsch, - ebenso - auf - die - Varietäten - der - anderen - Gebieten, - in - denen - Deutsch - auch - Amts ‐ sprache - ist, - und - zwar - die - Halbzentren - Liechtenstein, - Luxemburg, - Südtirol - und - Ostbelgien. - - Für - das - Rumäniendeutsche - ist - die - Bezeichnung - „regionale“ - oder - „geografi ‐ sche-Varietät“ - geeigneter - als - die - Bezeichnung - „Nationalvarietät“, - denn - Deutsch - ist - in - Rumänien - keine - Amtssprache. - Die - Termini - „Variante“ - und - „Varietät“ - mit - Bezug - auf - Rumäniendeutsch - sind - hier - im - Sinne - von - geografischer - Variante - und - geografischer - Varietät - gebraucht. - Die - Lage - der - deutschsprachigen - Minderheit - in - Rumänien - zeigt, - dass - die - Bedingungen - für - die - Entwicklung - einer - Varietät - auch - ohne - den - offiziellen - Schutz - eines - deutschsprachigen - Staates - und - auch - oh ‐ ne - Amtssprachenstatus - erfüllt - werden - können. - -------------------------------------------------------- 6 -- Der - Begriff - „Plurizentrizität - der - deutschen - Sprache“ - wird - ausführlich - bei - Ammon - (1995: - 35ff.) - erklärt, - ebenso - der - Begriff - „Zentrum - einer - Sprache“ - (s. - dafür - Ammon - 1995: - 12). - 234 - Ş erbac - Es - gibt - bestimmte - definitorische - Merkmale, - die - eine - Sprache - in - einem - Gebiet - zur - Varietät - machen. - Ammon - (1995: - 64) - behauptet, - sie - muss - mindestens - eine - Bedingung - der - folgenden - zwei - erfüllen: - Über - spezifische - Varianten - verfügen - oder - „eine - spezifische - Kombination - von - Varianten - aufweisen“. - Die - spezifischen - Varianten - für - eine - Varietät - sind - nach - Ammon - diejenigen - Eigenschaften, - die - nur - ihr - gehören. 7 - Diese - erste - Bedingung - wird - leicht - erfüllt, - denn - das - rumänische - Standarddeutsch - ist - stark - vom - Rumänischen - beeinflusst - worden. - Das - Ergebnis - ist - eine - lange - Reihe - von - lexikalischen, - grammatischen - und - stilistischen - Beson ‐ derheiten. - Die - meisten - Beispiele - von - Rumänismen - sind - vom - Gesichtspunkt - der - Varietät - spezifische - und - unspezifische - Varianten. - Auch - nur - die - Erfüllung - der - ersten - Bedingung - reicht - laut - Ammon - (1995: - 64ff.) - für - das - Vorliegen - einer - Varie ‐ tät. 8 - - Auch - die - methodologischen - Prinzipien - zur - Beschreibung - einer - Varietät - sind - bei - Ammon - zu - finden. - Seine - Richtlinien - für - die - Beschreibungen - der - drei - Hauptvarietäten, - österreichisches - Deutsch - (Ammon - 1995: - 142ff.), - schweizeri ‐ sches - Deutsch - (Ammon - 1995: - 251ff.) - und - Bundesdeutsch - (Ammon - 1995: - 330ff.), - oder - der - Varietäten - der - Halbzentren, - und - zwar - Liechtenstein - (Ammon - 1995: - 395f.), - Luxemburg - (Ammon - 1995: - 399f.), - Südtirol - (Ammon - 1995: - 406f.) - und - Ostbelgien - (Ammon - 1995: - 413f.) - sind - auch - im - Falle - des - Rumäniendeutschen - an ‐ wendbar. - Bei - Ammon - steht - das - Rumäniendeutsche - im - Kapitel - „Zentrumansät ‐ ze - ohne - Amtssprachlichkeit“. - Dafür - empfiehlt - der - Sprachwissenschaftler - die - in - der - Zeitung - „Neuer - Weg“ - veröffentlichte - Dissertation - von - Kelp - als - Quelle - für - rumäniendeutsche - sprachliche - Merkmale. - Ich - schlage - vor, - dazu - auch - noch - Werke - anderer - Linguisten - als - Quellen - für - die - Rumänismen - zu - verwenden, - ob ‐ wohl - die - älteren - Autoren - ihre - Untersuchungen - nicht - aus - der - Perspektive - der - Varietätenlinguistik - durchgeführt - haben, - denn - damals - gab - es - noch - keine - Varie ‐ tätenlinguistik: - Kottler - (Kottler - 1976, - Kottler - 1976-1977, - Kottler - 1981a, - Kottler - 1981b, - Kottler - 1982, - Kottler - 1985, - Kottler - 1986a, - Kottler - 1986b), - Viorel - (Viorel - 1998, - Viorel - 1999a, - Viorel - 1999b, - Viorel/ Suciu - 1993), - Nistor - (Nistor - 2001), - L ă z ă‐ rescu - (L ă z ă rescu - 2002), - Scheuringer - (Scheuringer - 2005) - und - St ă nescu - (St ă nes ‐ cu - 2002). - Daraus - könnte - ein - Kodex - entstehen, - im - Sinne - von - Ammon - (1995: - 3, - 74), - der - aus - Wörterbüchern - und - Grammatiken - bestehen - sollte. - Der - einzige - Ko ‐ dex - für - rumäniendeutsche - Varianten, - und - zwar - für - Austriazismen - im - Rumäni ‐ endeutschen, - ist - das - Wörterbuch - von - L ă z ă rescu - und - Scheuringer - (2007). - Ein - nächster - Schritt - ist, - diese - Kodifizierung - auch - auf - die - Rumänismen - selbst - zu - er ‐ weitern. - Diese - kann - man - aus - den - oben - genannten - Beiträgen - und - aus - Modell ‐ -------------------------------------------------------- 7 -- Über - spezifische - und - unspezifische - Varianten - s. - Ammon - (1995: - 71, - 106). - 8 -- Auch - die - zweite - Bedingung - wird - erfüllt, - denn - Rumäniendeutsch - hat - eine - eigene - Kombination - von - Austriazismen - und - dialektalen - Wörtern. - Da - ihre - Analyse - für - diese - Untersuchung - nicht - nötig - ist, - wird - hier - nicht - tiefer - darauf - eingegangen. - - Rumäniendeutsch - - - Zentrum - oder - Peripherie? - 235 - texten, - aus - deutschsprachigen - Zeitungen - in - Rumänien, - entnehmen. - Die - Fachli ‐ teratur - und - die - Modelltexte - liefern - genug - Material - für - eine - ausführliche - Be ‐ schreibung - des - Rumäniendeutschen. - Ammons - Variantenwörterbuch - wird - gera ‐ de - erweitert - und - auch - rumäniendeutsche - sprachliche - Besonderheiten - enthal ‐ ten. 9 - Es - ist - ein - Außenkodex 10 , - denn - sein - Herkunftsort - liegt - außerhalb - Rumäni ‐ ens. - - Schließlich - analysiert - Ammon - (1995: - 74ff.) - die - Faktoren - für - die - Durchset ‐ zung - einer - Varietät. - Auch - die - Durchsetzung - der - rumäniendeutschen - Varietät - kann - durch - die - Normautoritäten, - Sprachexperten, - Modellsprecher - und -‐ schrei ‐ ber - realisiert - werden, - wenn - diese - die - Rumänismen - nicht - mehr - vermeiden. - - Ein - letzter - Punkt - dieser - Untersuchung - ist - der - Vergleich - mit - anderen - Varie ‐ täten, - wie - von - Ammon - (1995: - 102) - empfohlen. - Der - Vergleich - mit - anderen - Zent ‐ ren - ist - wesentlich - in - der - Varietätenlinguistik. - Die - alte - Auffassung - war, - dass - jede - Peripherie - sich - nur - mit - dem - Zentrum - vergleichen - wollte. - Jetzt - vergleicht - man - dagegen - auch - die - Peripherien - miteinander, - was - ein - kompletteres - Bild - ergeben - könnte. - - All - diesen - Randgebieten - ist - der - Einfluss - der - Romania - gemein: - des - Französi ‐ schen - im - Elsass, - in - Luxemburg - und - Ostbelgien, - des - Italienischen - und - gebiets ‐ weise - auch - des - Ladinischen - und - Friaulischen - in - Südtirol, - des - Französischen, - Italienischen - und - Rätoromanischen - in - der - Schweiz. - So - sind - die - gemeinsamen - Wörter - des - Rumäniendeutschen - und - der - anderen - Varietäten - zu - erklären. - Sie - sind - unspezifische - Varianten - im - Sinne - von - Ammon, - denn - sie - sind - mehreren - Varietäten - eigen: - auch - dem - Luxemburgischen - (Camion, - Lektion, - Lyzeum, - Patis‐ serie), - dem - Südtirolischen - (Funktionär, - Identitätskarte) - und - dem - Ostbelgischen - (Camion). - Es - gibt - auch - gemeinsame - Wörter - mit - dem - Hauptzentrum - des - schweizerischen - Deutsch: - Lyzeum, - Appellationsgericht, - Trolleybus-u.a. - - Diese - zweite - Neigung - im - heutigen - Rumäniendeutsch - ist - die - zentrifugale - Tendenz - (auch - dieser - Terminus - ist - der - der - Physik - entnommen). - Ich - nenne - das - noch - vernakuläres - Syndrom, - diesmal - mit - einem - Begriff - aus - der - Baukunst - (ver ‐ nakulär - ,einheimisch, - örtlich‘). - Die - Peripherie - orientiert - sich - gegen - das - Zent ‐ rum - und - hat - als - Ziel - die - Erhaltung - der - lokalen - Eigenschaften, - die - sie - vom - Zent ‐ rum - verschieden - machen, - womöglich - auch - die - Nicht ‐ Hinderung - des - Erschei ‐ nens - neuer - lokaler - Eigenschaften. - Diese - neuen - Eigenschaften - erscheinen - auch - deshalb, - weil - immer - mehr - Sprecher - rumänische - Fremdsprachler - sind. - Das - führt - teilweise - zu - einer - Ä n d e r u n g - d e s - S u b s t r a t s , - d.h. - die - Substratsprache - für - das - Deutsche - in - Rumänien - sind - nicht - mehr - die - deutschen - Dialekte, - sondern - - - im - Falle - vieler - Sprecher - - - das - Rumänische. - Die - Rumänismen - werden - in - der - -------------------------------------------------------- 9 -- Zur - Erweiterung - des - Variantenwörterbuchs - s. - www.variantenwoerterbuch.net/ - projekt.html, - Stand: - 01.06.2013; - vgl. - L ă z ă rescu - (2013: - 387f.). - 10 -- Zu - den - Begriffen - „Außenkodex“ - und - „Außenkodifizierung“ - s. - Ammon - (1995: - 77). - 236 - Ş erbac - Varietätenlinguistik - als - interessante, - typische - sprachliche - Merkmale - betrachtet. - Die - zentrifugale - Tendenz - macht - Rumäniendeutsch - zu - einem - Zentrum. - - Irreführend - ist, - dass - das - Zentrum - selbst - nicht - fest - positioniert - steht, - son ‐ dern - sich - auch - bewegt, - und - zwar - in - Richtung - Internationalisierung, - und - das - bedeutet - größtenteils - Latinisierung - und - Romanisierung. - Dementsprechend - hat - auch - das - Zentrum - sich - latinisiert, - wenn - auch - etwa - dreißig - Jahre - später - als - seine - rumäniendeutsche - Peripherie. - In - dieser - Hinsicht - war - die - Peripherie - moderner - als - das - Zentrum. - - Der - Anfang - dieses - Phänomens, - d.h. - die - erweiterte - Bedeutung - einiger - deut ‐ schen - Substantive, - ist - schon - von - Kottler - (1985: - 26) - bemerkt - worden. - Die - Erklä ‐ rung, - weshalb - das - Rumänische - lateinische - und - romanische - Wörter - leichter - als - das - Deutsche - akzeptiert - hat, - liegt - in - seiner - Struktur - und - Herkunft: - Das - Rumä ‐ nische - ist, - weil - es - eine - romanische - Sprache - ist, - leichter - für - lateinische - und - ro ‐ manische - Wörter - durchdringbar. - Mittlerweile - ist - auch - das - Deutsche - für - solche - Wörter - durchdringbarer - geworden. - - So - haben - viele - Rumänismen - ihren - Status - als - Rumänismen - verloren, - denn - in ‐ zwischen - sind - sie - gemeindeutsche - Wörter - geworden - und - im - Rumäniendeut ‐ schen - nichts - Besonderes - mehr. - Es - geht - um - etwa - Einhundert - sprachliche - Merk ‐ male - aus - der - Sekundärliteratur, - Wörter - lateinischer - oder - romanischer - Her ‐ kunft, - die - inzwischen - auch - gemeindeutsches - Wortgut - geworden - und - mittler ‐ weile - auch - im - Duden - zu - finden - sind. - Davon - seien - nur - einige - hier - erwähnt: - Tri‐ bunal - „(Bezirks ‐ )Gericht, - (hoher) - Gerichtshof, - Gerichtssitz, - ‐ gebäude“ - (Kelp - NW - 20.10.1984),- Demission - ,Rücktritt‘ - (St ă nescu - 2002: - 415). - In - diesen - sprachli ‐ chen - Phänomenen - kann - man - die - Annäherung - der - Varietäten - der - deutschen - Standardsprache - sehen. - 4 - Schlussfolgerungen - Als - Schlussfolgerung - kann - man - Folgendes - feststellen: - Die - Rumänismen - erge ‐ ben - ein - vollständiges - und - gleichzeitig - lokal - gefärbtes - Bild - der - rumänischen - Ein ‐ flüsse - im - Wortschatz - des - Rumäniendeutschen. - Da - sie - zu - zahlreich - sind, - kann - man - sie - nicht - mehr - ignorieren. - Da - sie - einem - Kenner - des - Gemeindeutschen - das - Verständnis - eines - Textes - erschweren - könnten, - wäre - es - sinnvoll, - sie - in - ein - Wör ‐ terbuch - der - deutschen - Sprache - aufzunehmen. - Man - kann - auch - nicht - behaup ‐ ten, - dass - sie - „falsch“ - seien, - sie - sind - nur - anders. - - Rumäniendeutsch - ist - eine - geografische - Varietät - der - deutschen - Schriftspra ‐ che, - denn - sie - hat - genügend - Eigenvarianten. - Sie - lässt - sich - mit - Beispielen - aus - den - linguistischen - Arbeiten - und - aus - den - Modelltexten - beschreiben - und - kodifi ‐ zieren. - Durch - ihre - Kodifizierung - in - Wörterbüchern - und - ihre - Erhaltung - durch - - Rumäniendeutsch - - - Zentrum - oder - Peripherie? - 237 - die - normgebenden - Autoritäten - machen - sie - Rumäniendeutsch - zu - einem - Zent ‐ rum - der - plurizentrischen - Sprache - Deutsch. - 5 - Literatur - Ammon, - Ulrich - (1995): - Die - deutsche - Sprache - 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oder - Peripherie? - 239 - NBZ - = - Neue - Banater - Zeitung - (Beilage - in - der - „Allgemeinen - Deutschen - Zei ‐ tung - für - Rumänien“, - seit - 1993) - NW - = - Neuer - Weg - (Tageszeitung, - von - 1949 - bis - 1992) - Internetquellen - www.duden.de - (Stand: - 01.06.2015). www.variantenwoerterbuch.net/ projekt.html - (Stand: - 01.06.2013). - Abkürzungen - g ‐ dt. - - = - gemeindeutsch - lux. - - = - luxemburgisch - ostb. - - = - ostbelgisch - österr. - - = - österreichisch - rum. - - = - rumänisch - schweiz. -- = - schweizerisch - südtirol. -- = - südtirolisch - Mehrsprachige - Zeitschriften - im - Bratislava - der - Zwischenkriegszeit - Péter - Urbán - (Bratislava/ Pressburg) - Zusammenfassung 1 - Nach - dem - Zerfall - der - österreichisch ‐ ungarischen - Monarchie - und - der - Entstehung - der - Tschechoslowakischen - Republik - ist - die - ehemalige - Krönungsstadt - von - Ungarn - zum - Zen ‐ trum - des - slowakischen - Teiles - der - neuen - Republik - geworden. - Pressburg/ Pozsony/ Preš ‐ porok - bekam - sogar - einen - neuen - Namen: - Bratislava. - Die - Donaumetropole - blieb - aber - nach - wie - vor - ein - multiethnischer - und - multinationaler - Ort, - dem - neben - dem - (tschecho ‐ ) - slowakischen - Element - vor - allem - die - deutsch ‐- und - ungarischsprachigen - Einwohner - ihr - Siegel - aufdrückten. - Der - multiethnische - Charakter - der - Stadt - spiegelte - sich - auch - in - ihrem - Pressewesen - wider: - es - wurden - nicht - nur - Periodika - in - mehreren - Sprachen - herausgege ‐ ben, - sondern - es - gab - auch - zahlreiche - mehrsprachige - Blätter. - Im - folgenden - Beitrag - wer ‐ den - jene - multilingualen - Periodika - unter - die - Lupe - genommen, - in - welchen - das - Deutsche - eine - der - verwendeten - Sprachen - war. - Im - Mittelpunkt - des - Interesses - steht - dabei - die - Form - der - Mehrsprachigkeit, - denn - sie - änderte - sich. - 1 - Kurze - Einführung - und - Zielsetzung - Ein - Berufskollege - meinte - satirisch: - in - mir - wohnen - drei - Seelen: - ich - gäbe - mich - als - überzeugungstreuen - Deutschen, - als - unverfälschten - Magyaren, - und - auch - als - waschechten - Slawen! - Aber - was - derselbe - in - Böswilligkeit - politisch - vermerken - wollte, - gereicht - mir - doch - wohl - nur - zur - Ehre! - Könnten - denn - in - Pressburg - Deut ‐ sche, - Magyaren - und - Slawen - wie - seit - vielen - Jahrhunderten - in - solcher - Eintracht - auch - fernerhin - zusammenleben? - […] - Die - Aufrechterhaltung, - die - Förderung - die ‐ ses - Milieus - bildet - unser - in - voller - Uneigennützigkeit, - aber - auch - in - voller - Sachlich ‐ keit - angestrebtes - Ziel. - Dieses - Zitat - stammt - aus - dem - Artikel - „Die - Audienz - bei - Präsident - Masaryk“ - aus - dem - Morgenblatt - der - „Preßburger - Zeitung“ - vom - 30. - April - 1919, - S. - 2, - datiert - also - nur - ein - paar - Monate - nach - dem - Ende - des - Ersten - Weltkriegs - und - nur - ein - paar - Wochen - nach - der - Besetzung - Pressburgs - durch - die - tschechoslowakischen - Trup ‐ pen - im - Januar - 1919. - Der - Zerfall - der - österreichisch ‐ ungarischen - Monarchie - und - -------------------------------------------------------- 1 -- Der - vorliegende - Beitrag - ist - im - Rahmen - des - Forschungsprojekts - APVV ‐ 0689 ‐ 12 - „Slo ‐ wakisch - im - Kontext - von - mehrsprachigen - Gemeinschaften - in - der - Slowakei“ - entstan ‐ den. - 242 - Urbán - die - Entstehung - der - Tschechoslowakischen - Republik - bedeutete - die - Einverlei ‐ bung - von - Pressburg - in - die - neue - Republik. - Die - bis - dahin - vor - allem - deutsch ‐- und - ungarischsprachig - geprägte - Stadt - wurde - zum - Zentrum - des - slowakischen - Teiles - der - Republik; - sie - bekam - sogar - einen - neuen - Namen: - Bratislava. - Wie - es - aber - auch - das - oben - angeführte - Zitat - unter - Beweis - stellt, - ist - die - deutsche - Sprache - aus - der - Stadt - nicht - verschwunden, - ganz - im - Gegenteil: - Sie - blieb - nach - wie - vor - prä ‐ sent - nicht - nur - auf - den - Straßen - in - Form - von - Anschriften, - sondern - auch - in - der - zeitgenössischen - lokalen - Presse. - Tagesblätter, - Wochenzeitungen, - Unterhal ‐ tungs ‐- und - Fachzeitschriften - sowie - Verbands ‐- und - Amtsperiodika - wurden - ne ‐ ben - der - slowakischen - und - ungarischen - Sprache - auch - auf - Deutsch - reichlich - her ‐ ausgegeben. - - Bei - den - Zeitschriften - ging - der - Multilinguismus - so - weit, - dass - sie - mehrspra ‐ chig - herausgegeben - wurden. - D.h., - innerhalb - eines - Periodikums - wechselten - sich - Artikel - in - zwei - bzw. - drei - verschiedenen - Sprachen - ab. - Sogar - der - Titel - und - Un ‐ tertitel - sowie - alle - anderen - Angaben - (Datum, - Ort, - Nummer, - verantwortlicher - Redakteur - usw.) - wurden - in - mehreren - Sprachen - angegeben. -- - Das - Ziel - dieses - Beitrags - ist, - die - mehrsprachigen - Periodika - in - den - 1920er - Jah ‐ ren - aus - kommunikationswissenschaftlicher - Perspektive - unter - die - Lupe - zu - neh ‐ men - und - der - Frage - nachzugehen, - welche - Formen - die - Mehrsprachigkeit - in - den - Periodika - angenommen - hat. -- - Die - bisherige - Erforschung - der - Presselandschaft - Bratislavas - konzentrierte - sich - in - erster - Linie - auf - die - einsprachigen - Periodika, - vgl. - Urbán - (2013: - 7-27); - un ‐ ter - der - Mehrsprachigkeit - der - lokalen - Presse - wurde - das - Nebeneinander - der - drei - Sprachen - - - des - Deutschen, - des - Ungarischen - und - des - Slowakischen - - - verstan ‐ den. - In - der - Zeitspanne - 1918-1929 - gab - es - aber - in - Bratislava - über - 40 - Zeitschriften, - die - mehrsprachig - herausgegeben - wurden. - In - 26 - davon - war - das - Deutsche - eine - der - beteiligten - Sprachen. - Darunter - befanden - sich - sowohl - zwei ‐- als - auch - drei ‐ sprachige - Periodika. - 2 - Dreisprachige - Zeitschriften - Die - meisten - mehrsprachigen - Periodika - der - Stadt - wurden - dreisprachig - heraus ‐ gegeben. - Es - handelte - sich - um - Amtsblätter - und - Vereinsorgane, - deren - Lebens ‐ dauer - von - ein - paar - Monaten - (z.B. - „Forum“, - „Das - Kind“) - bis - zu - mehreren - Jahren - (z.B. - „Dentist“, - „Typographia“) - reichte. - Eine - kurze - Lebensdauer - war - allgemein - charakteristisch - für - das - Pressewesen - der - Zwischenkriegszeit - in - Bratislava. - - - - - Mehrsprachige - Zeitschriften - im - Bratislava - der - Zwischenkriegszeit - 243 - Titel- Lebensdauer- Untertitel- 1.-- Forum 2 - 1919-1920 - Amtlicher - Anzeiger - der - Fachorgani ‐ sation - der - Geldinstitutionsbeamten - 2.-- Tarif‐Anzeiger- 1919-1920 - Organ - des - Internationalen - Export ‐ Import ‐ Unternehmen - und - Fracht ‐ brief ‐ Überprüfungs ‐ Bureau - 3.-- Gastronom- 1921-1924 3 - Offizielles - Organ - d. - Landesverbandes - d. - Gast ‐- u. - Schankgewerbes - für - die - Slowakei - u. - Karpato - Rus’ - 4.-- Gastrolog- 1923-1930 - Organ - der - Gastgewerbeangestellten - der - Slowakei - 5.-- Invalid- 1923-1926 - Zentralblatt - d. - Abeiter ‐ , - Invaliden ‐ , - Unterstützungs ‐- u. - Pensionsvereins - 6.-- Messeprater- 1925 - Kein - Untertitel - 7.-- Das-Kind- 1926 - Z. - zur - Behandlung - der - Erziehungs ‐ probleme - des - Kindes - […] - 8.-- Merkur- 1926-1927 - Finanzblatt - u. - Verlosungsanzeiger - 9.-- Grafika- 1926-1933 - (1921-1938) - Amtsblatt - des - Landesverbandes - der - Gremien - der - Buchdruckbesitzer - 10.-Der-Schuh- 1926-1927 - Offizielles - Fachorgan - des - Landes ‐ verbandes - der - Schuhhändler - […] - 11.- Dentist- 1928-1937 - Zeitschrift - der - Zahntechniker - in - Slovensko - u. - Podkarpatská - Rus’ - 12.- Typographia* 4- 1919-1938 - Amtliches - Organ - der - graphischen - Berufe - in - der - Slowakei - 13.- Arbeit-und-Pro‐ duktion*- 1919-1920 - Land ‐- und - Forstwirtschaftliches - Industrie ‐- und - Handelsorgan - - -------------------------------------------------------- 2 -- Unter - dem - gleichen - Titel - wurde - in - den - Jahren - 1931-1938 - ein - anderes - ebenfalls - drei ‐ sprachiges - Blatt - herausgegeben. - Es - besteht - aber - kein - Zusammenhang - zwischen - ih ‐ nen. - 3 -- Im - Jahre - 1932 - sind - noch - 2 - Nummern - erschienen, - dann - wurde - aber - die - Zeitschrift - endgültig - eingestellt - 4 -- Die - mit - einem - Sternchen - (*) - gekennzeichneten - Periodika - wurden - nicht - de - visu - überprüft. - Ihre - Einordnung - beruht - auf - Angaben - der - Bibliographie - von - Kipsová - u.a. - (1968). - 244 - Urbán - 14.- Slovenskoer-Rinder‐- u-Pferdemärkte‐ Bericht*- 1921 - Offizielles - Organ - des - Verbandes - der - Fleischhauer ‐- u. - Fleischselchergenos ‐ senschaft - 15.- Fleischer-und- Selcher*- 1928 - Offizielles - Organ - des - Fleischhauer ‐- und - Selcherverbandes - 16.- Sulky*- 1920-1921 - Offizielles - Organ - des - Pressburger - Trabrennvereins - 17.- Polizeiblatt-der- Slowakei- 1929-1931 - Ohne - Untertitel - Tab. - 1: - Die - dreisprachigen - Zeitschriften - in - Bratislava, - 1918-1929 - 2.1 - Zweisprachige - deutsch ‐ ungarische - Zeitschriften - Trotz - der - neuen - offiziellen - Landessprache - kamen - auch - solche - Blätter - vor, - die - weiterhin - nur - in - deutscher - und - ungarischer - Sprache - geschrieben - wurden. - Die - „Therapia“- begrüßte - zwar - ihre - Leser - in - der - ersten - Nummer - noch - in - drei - Spra ‐ chen, - aber - in - den - nächsten - Heften - fanden - nur - noch - Artikel - in - deutscher - und - ungarischer - Sprache - auf - ihren - Seiten - Platz. - Slowakisch - wurden - einzig - der - Un ‐ tertitel - und - die - Pränumerationshinweise - geschrieben. - Bis - auf - das - Blatt - „Szelle ‐ mi - Sport - - - Geistes - Sport“- war - das - Verhältnis - der - zwei - Sprachen - ausgeglichen. - In - diesem - dominierte - eindeutig - die - ungarische - Sprache. - - Titel- Lebensdauer- Untertitel- 1.- Ganymed- 1919-1923 - Organ - für - die - wirtschaftlichen - und - sozialen - Interessen - der - Hotel ‐ , - Gast ‐- und - Kaffeehausangestellten - 2.- Szellemi-Sport-- Geistes-Sport- 1920 - Ohne - Untertitel - 3.- Therapia- 1922-1938 - Medizinische - Zeitschrift - 4.- Lloyd-„Az-üzlet“* - 1921-1923 - Deutsch ‐ ungarisches - volkswirt ‐ schaftliches - Wochenblatt - Tab. - 2: - Die - zweisprachigen - deutsch ‐ ungarischen - Zeitschriften - in - Bratislava, - 1918-1929 - - - Mehrsprachige - Zeitschriften - im - Bratislava - der - Zwischenkriegszeit - 245 - 2.2 - Zweisprachige - deutsch ‐ slowakische - Zeitschriften - Die - Kombination - der - deutschen - und - slowakischen - Sprache - kam - etwa - genauso - oft - vor, - wie - die - des - Deutschen - und - Ungarischen. - Weder - inhaltlich - noch - formal - unterschieden - sie - sich - von - den - anderen: - Es - waren - allesamt - Vereinsorgane - oder - Fachzeitschriften. - Der - „Hubertus“- schaffte - es - nur - bis - zu - zwei - Ausgaben, - die - „Lederzeitung“-und - der - „Privatbeamte“-gehörten - aber - zu - den - langlebigen - Perio ‐ dika - der - Stadt. - Die - Zeitschrift- „Sport - und - Auto“- bekam - 1928 - einen - neuen - Titel - „Autojournal“, - und - statt - in - zwei - Sprachen - wurde - sie - weiterhin - nur - auf - Slowa ‐ kisch - herausgegeben, - und - deutschsprachige - Artikel - kamen - nur - noch - vereinzelt - vor. - - Titel- Lebensdauer- Untertitel- 1.- Lederzeitung- 1923-1937 - Offizielles - Fachorgan - des - Landes ‐ verbandes - der - Lederhändler - […] - 2.- Der-Privatbeamte- 1923-1930 - Offizielle - Zeitschrift - des - Verbandes - der - Industriebeamten - für - die - Slowa ‐ kei - 3.- Hubertus- 1925-1926 - Zeitschrift - der - Kynologen, - Jäger - und - Tierfreunde - der - Slowakei - 4.- Sport-und-Auto- 1926-1927 - Organ - von - Vereinen - u. - Verbänden - 5.- Messezeitung- 1927-1929 - Anzeigenblatt - Tab. - 3: - Die - zweisprachigen - deutsch ‐ slowakischen - Zeitschriften - in - Bratislava, - 1918-1929 - 3 - Simultane - und - komplementäre - Mehrsprachigkeit - Über - die - Zahl - der - beteiligten - Sprachen - hinaus - erweist - sich - ein - anderer - Aspekt - der - Mehrsprachigkeit - als - aufschlussreich - in - Hinsicht - auf - die - Art - des - multikul ‐ turellen - Charakters - der - Stadt. - Die - Mehrsprachigkeit - nahm - verschiedene - For ‐ men - und - Stufen - an. - Hauptsächlich - lassen - sich - zwei - Formen - unterscheiden, - ei ‐ ne - simultane - und - eine - komplementäre - Mehrsprachigkeit. - 3.1 - Simultane - Mehrsprachigkeit - Unter - der - simultanen - Mehrsprachigkeit - wird - jene - Form - des - Multilinguismus - in - den - Periodika - verstanden, - die - den - gleichen - Inhalt - in - verschiedenen - Sprachen - 246 - Urbán - wiedergibt. - Die - Zielgruppe - dieser - Zeitschriften - waren - eben - nicht - die - mehrspra ‐ chigen - Leser, - sondern - diejenigen, - die - nur - eine - der - verwendeten - Sprachen - be ‐ herrschten. - Als - sich - der - Landesverband - des - Gast ‐- und - Schankgewerbes - zur - Herausgabe - eines - „eigenen - deutschen, - ungarischen - und - slowakischen - Fachblat ‐ tes“ - entschlossen - hatte, - hat - er - sich - von - der - Tatsache - leiten - lassen, - dass - alle - unsere - Standeskollegen - möglichst - rasch - über - alle - auftauchenden - aktuellen - Fragen, - Gesetze - und - Verordnungen - informiert - werden - können. - […] - Wir - haben - stets - als - Slowaken, - Deutsche - und - Ungarn - nebeneinander - friedlich - gelebt - und - werden - auch - fernerhin - dieser - Tradition - treu - bleiben - („Zum - Erscheinen - unseres - Fachblattes! “, - Gastronom, - 01.08.1921, - S. - 7). - So - nahm - das - gegründete - Blatt - „Gastronom“-eine - Dreisprachigkeit - an, - die - an - je ‐ ne - ungarisch ‐ , - deutsch ‐- oder - slowakischsprachigen - Einwohner - gerichtet - war, - die - der - anderen - Sprachen - nicht - mächtig - waren. - Ähnlich - gingen - noch - weitere - drei - Blätter - vor: - „Ganymed“ - (1919-1924), - „Invalid“ - (1923-1926), - „Tarif ‐ Anzeiger“ - (1919-1920). -- - In - der - Praxis - bedeutete - dies, - dass - alle - Angaben, - von - den - Abonnementsprei ‐ sen - über - Nummer ‐ , - Orts ‐- und - Datumangaben - bis - zum - Inhalt, - auf - Slowakisch, - Deutsch - und - Ungarisch - angegeben - wurden. - Sogar - die - Adresse - wurde - in - drei - Sprachen - angegeben: - Spitalgasse/ Spitálska - ulica/ Kórház ‐ utca. - Man - bemühte - sich, - einen - Titel - zu - wählen, - der - nicht - übersetzt - werden - musste - („Gastronom“, - „Ganymed“, - „Invalid“), - aber - dreisprachige - Betitelungen - wie - „Tarifový ‐ vestník/ - Tarif ‐ Anzeiger/ Díjszabási ‐ Értesít ő “ - kamen - auch - oft - vor. - Der - sechzehnseitige - „Tarif ‐ Anzeiger“-gilt - als - ein - Musterbeispiel - für - die - simultane - Mehrsprachigkeit: - Die - Artikel - wurden - in - drei - Spalten - gesetzt, - für - jede - Sprache - eine - Spalte: - „Úvod/ - Einleitung/ Bevezetés“ - oder - „Zvýšenie - železni č no ‐ dovozných - poplatkov/ Die - Er ‐ höhung - der - Eisenbahntransport ‐ Gebühren/ A - vasúti - viteldíjak - felemelése“ 5 - usw. - Um - die - unterschiedliche - Länge - der - Artikel - in - den - drei - Sprachen - auszugleichen - und - leere - Stellen - zu - vermeiden, - wurden - Kleininserate - in - die - Spalten - eingebet ‐ tet. - Da - sich - der - deutsche - Text - als - der - längste - erwies, - betraf - dies - am - meisten - die - slowakische - und - ungarische - Spalte. - Die - Anzeigen - waren - allerdings - meistens - nur - einsprachig. - Eine - andere - Lösung, - der - sich - der - „Ganymed“ - und - in - der - ersten - Nummer - auch - der - „Gastronom“ - bediente, - war, - dass - zuerst - alle - Artikel - in - der - ei ‐ nen, - dann - in - der - anderen - Sprache - abgedruckt - wurden. - Bis - auf - den - „Ganymed“, - der - zweisprachig - (deutsch ‐ ungarisch) - war, - wurden - alle - dreisprachig - herausge ‐ geben. - Eine - Sonderform - der - simultanen - Mehrsprachigkeit - stellen - jene - Zeit ‐ schriften - dar, - die - nicht - innerhalb - einer - Ausgabe - dreisprachig - waren, - sondern - jeder - Sprache - ein - separates - Heft - schenkten. - So - erschien - die - „Arbeit - und - Pro ‐ -------------------------------------------------------- 5 -- Überschriften - aus - der - 1. - Nummer - des - „Tarif ‐ Anzeigers“-vom - 15.08.1919. - - Mehrsprachige - Zeitschriften - im - Bratislava - der - Zwischenkriegszeit - 247 - duktion“-parallel - auch - unter - den - Titeln - „Munka - és - termelés“ - und - „Práca - a - výro ‐ ba“. - Oder - das - zweisprachige - slowakisch ‐ ungarische - Blatt - „Grafika“- bekam - in - den - Jahren - 1926-1933 - eine - deutschsprachige - Version. - 3.2 - Komplementäre - Mehrsprachigkeit -- Als - komplementär - soll - jene - Form - der - Mehrsprachigkeit - bezeichnet - werden, - wenn - in - verschiedenen - Sprachen - verschiedene - Texte - veröffentlicht - werden. - Anders - als - die - simultan - mehrsprachigen - Blätter - wenden - sich - diese - an - tatsäch ‐ lich - multilinguale - Leser. - Das - Ziel - ist - nicht, - den - gleichen - Inhalt - in - mehreren - Sprachen - zu - verbreiten, - sondern - zu - ermöglichen, - sich - in - jeder - Sprache - zum - be ‐ treffenden - Thema - zu - äußern. - Našich - slovenských -č lenov - prosíme - o - sloveskí - príspevky, - ktoré - nám - do - 1 ‐ ho - kaž ‐ dého - mesiaca - zasba ť- rá č te - [sic! ]. - Magyar - kartársainktól - magyar - nyelv ű- cikkeket - kérünk, - melyek - beküldése - min ‐ den - hó - 1 ‐ ig - kívánatos. - Von - unseren - deutschen - Kollegen - erbitten - wir - uns - deutschsprachige - Artikel, - de ‐ ren - Einsendung - bis - zum - 1 ‐ ten - eines - jeden - Monates - wünschenswert - ist. 6 - So - forderte - das - „Forum“ - seine - Leser - mit - fett - gedruckten - Buchstaben - in - drei - Sprachen - auf, - in - ihrer - Muttersprache - Beiträge - für - das - Blatt - zu - schreiben. - Wie - dieses - Beispiel - zeigt, - tauchen - auch - in - den - Blättern, - die - in - diese - Gruppe - einge ‐ stuft - wurden, - Zeichen - der - simultanen - Mehrsprachigkeit - auf: - Aufrufe, - Begrü ‐ ßungen, - Mitteilungen - oder - auch - die - Titel - werden - in - beide - bzw. - alle - drei - Spra ‐ chen - übersetzt. - Aber - der - Kern - der - Periodika, - die - Artikel, - werden - nicht - mehr - übersetzt. - Die - Proportion - der - Sprachen - ändert - sich - je - nach - dem - Periodikum. -- - Unter - den - dreisprachigen - Blättern - lässt - sich - eine - leichte - Dominanz - der - un ‐ garischen - Sprache - feststellen: - In - der - ersten - Nummer - des - „Forums“-kommen - auf - sieben - ungarischsprachige - Artikel - nur - jeweils - zwei - deutsch ‐- und - slowakisch ‐ sprachige - Texte; - in - den - nächsten - Nummern - setzt - sich - diese - Tendenz - fort. - Im - „Dentist“-überwiegen - auch - die - auf - Ungarisch - geschriebenen - Themen, - wobei - die - slowakischsprachigen - Artikel - ganz - unterrepräsentiert - sind. -- - Bei - den - zweisprachigen - „Szellemi - Sport - - - Geistes ‐ Sport“ - und - „Therapia“ - do ‐ miniert - ebenfalls - das - Ungarische. - Die - medizinische - Fachzeitschrift - „Therapia“ - startete - dabei - noch - mit - einer - dreisprachigen - Einleitung - und - sicherte - den - po ‐ tentiellen - Beiträgern - zu, - -------------------------------------------------------- 6 -- Diese - Aufrufe - kamen - regelmäßig - auf - den - Seiten - des - Blattes - vor. - Vgl. - z.B. - Forum - XI, - 1919, - 1. - Nr., - 1. - Jhrg., - S. - 2-4. - 248 - Urbán - die - originalen - Publikationen - in - der - vom - Autor - ausgewählten - Sprache, - auf - Unga ‐ risch, - auf - Deutsch - oder - auf - Slowakisch - zu - veröffentlichen - („Hírek, - Szerkeszt ő i - Üzenetek“, - Therapia, - 01.12.1922, - S. - 14). - Dass - in - den - nächsten - Nummern - dem - Leser - trotzdem - nur - ungarisch ‐- und - deutschsprachige - Artikel - begegneten - und - slowakischsprachige - nur - vereinzelt - vorkamen, - lässt - darauf - schließen, - dass - die - Unterrepräsentiertheit - des - Slowa ‐ kischen - mit - der - Unterrepräsentiertheit - der - slowakischsprachigen - Fachleute - in - Zusammenhang - stand. - Diese - Vermutung - untermauert - auch - die - Tatsache, - dass - in - der - dreisprachigen - Zeitschrift - „Das - Kind“-nicht - das - Slowakische, - sondern - das - Tschechische - verwendet - wurde, - genauso - wie - in - der - offiziellen - Zeitschrift - des - Verbandes - der - Industriebeamten - für - die - Slowakei - „Der - Privatbeamte“ - oder - in - der - Zeitschrift - der - Kynologen - „Hubertus“. - Es - tut - mir - sehr - Leid, - dass - ich - die - slowakische - Sprache - nicht - vollkommen - beherr ‐ sche, - so - werde - ich - mit - ihrer - Erlaubnis - auf - Deutsch - weiter - reden - („Unser - Kon ‐ gress“, - Lederzeitung, - 1/ 1923, - S. - 4), 7 - stand - es - in - der - von - der - „Lederzeitung“, - dem - offiziellen - Fachorgan - der - Leder ‐ händler, - veröffentlichten - Rede - des - Vorsitzenden - des - Vorbereitungskomitees, - die - er - bei - der - Eröffnung - des - Kongresses - gehalten - hat. -- - Schließlich - sollen - noch - diejenigen - Periodika - erwähnt - werden, - die - nicht - als - mehrsprachig - eingestuft - wurden. - Es - handelt - sich - um - die - Zeitschriften - „Wirt ‐ schaftliche - Rundschau“, - „Handels ‐- und - Industrieanzeiger“, - „Preßburger ‐ Ver ‐ kehrszeitung“, - „Pharmacien“,- die - zwar - über - Spuren - von - Mehrsprachigkeit - im - Titelkopf - verfügten, - aber - in - Wirklichkeit - nur - einsprachig - geschrieben - wurden. - Im - Falle - der - ersten - zwei - ist - diese - eine - Sprache - das - Deutsche, - bei - den - letzten - zwei - das - Ungarische. - 4 - Literatur - Kipsová, - Mária - u.a. - (1968): - Bibliografia - slovenských - a - inore č ových - novín - a -č asopisov - z - rokov - 1919-1938. - Martin. - Urbán, - Péter - (2013): - Zur - deutschsprachigen - Presse - in - Bratislava. - In: - Gáborová, - Margita - (Hrsg.): - Na - zlome -č asu - II. - Bratislava. - S. - 7-27. - - - -------------------------------------------------------- 7 -- Im - Original: - „ Ľ utujem - ve ľ mi, - že - slovenskú - re č- dokonale - neovládam, - preto - s - Vašim - dovolením - pokra č ujem - po - nemecky.“ - - Mehrsprachige - Zeitschriften - im - Bratislava - der - Zwischenkriegszeit - 249 - Quellen - Forum, - Bratislava, - 1919-1920. - Gastronom, - Bratislava, - 1921-1924. - Lederzeitung, - Bratislava, - 1923-1937. - Preßburger - Zeitung,-Morgenblatt, - 1919-1922. - Tarif ‐ Anzeiger, - Bratislava, - 1919-1920. - Therapia, - Bratislava, - 1922-1938. - 5 - Anhang - - Abb. - 1: - Simultane - Dreisprachigkeit - im - „Gastronom“- 250 - Urbán - - - Abb. - 2: - Dreisprachiger - Titel: - Tarifový - vestník - - - Tarif ‐ Anzeiger - - - Díjszabási - értesít ő- Familiennamen - auf -‐ inger - in - den - Nachfolgestaaten - der - österreichischen - Monarchie - Bertold - Wöss - (Linz) - Zusammenfassung 1 - In - diesem - Beitrag - wird - die - Verbreitung - typisch - österreichischer - Familiennamen - (FN) - in - den - Nachfolgestaaten - der - österreichischen - Monarchie - (Tschechien, - Slowakei, - Ungarn, - Slowenien, - Kroatien, - Bosnien - und - Herzegowina, - Rumänien) - erhoben - und - ausgewertet, - um - die - Auswirkungen - der - Bevölkerungsbewegungen - innerhalb - des - Vielvölkerstaates - zu - dieser - Zeit - anhand - der - heutigen - Verbreitung - von - FN - zu - untersuchen. - Dazu - werden - zu ‐ erst - zehn - repräsentative - österreichische - FN - ausgewählt - (FN - auf - ‐ inger), - anschließend - ein - Exkurs - zu - deren - Entwicklung - und - Verbreitung - in - Österreich - gegeben - und - schließ ‐ lich - mithilfe - von - Online ‐ Telefonbüchern - deren - absolute - Verbreitung - in - den - Nachfolge ‐ staaten - erhoben. - Die - Auswertungen - zeigen, - dass - diese - FN - vor - allem - in - den - an - Ober ‐- und - Niederösterreich - angrenzenden - Staaten - vorkommen - - - jenen - Bundesländern, - in - de ‐ nen - auch - die - ‐ inger ‐ FN - häufig - sind - - - sowie - überraschenderweise - auch - in - Kroatien, - das - weder - an - Österreich - angrenzt - noch - in - der - Nähe - von - Ober ‐- und - Niederösterreich - liegt. - Demgegenüber - steht - ein - totales - Fehlen - dieser - FN - in - dem - zwischen - Österreich - und - Kro ‐ atien - liegenden - Slowenien. - Ein - außersprachlicher - Grund - hierfür - konnte - ohne - weitere - Untersuchungen - nicht - gefunden - werden. - 1 - Einleitung - Die - Familiennamen - (FN) - auf -‐ inger - sind - das - Untersuchungsobjekt - eines - aktuel ‐ len - FWF ‐ Projektes - (P25681: - Etymologien - der - Familiennamen - auf - ‐ inger - in - Oberösterreich; - Projektstandort: - StifterHaus - Linz). - Im - Rahmen - dieses - Projektes - sollen - die - historische - Verteilung - und - die - Etymologien - dieser - Namen - erforscht - werden, - die - in - Österreich - und - Süddeutschland - überaus - häufig - sind. - Besonders - in - Oberösterreich - (OÖ) - lassen - sie - sich - aufgrund - ihrer - extremen - Häufigkeit - - - knapp - 40 - % - der - österreichischen - Telefonanschlüsse - mit - einem - solchen - FN - fin ‐ den - sich - in - diesem - Bundesland - (lt. - Software - GEOGEN) - - - gut - beforschen - und - anhand - urkundlich - gut - greifbaren - Belegmaterials - können - sichere - Etymologien - ausgearbeitet - werden. - -------------------------------------------------------- 1 -- Der - vorliegende - Text - geht - auf - den - gleichnamigen - Vortrag - des - Verfassers - in - der - von - Herrn - Prof. - Dr. - Peter - Ernst - und - Herrn - Dr. - Gerhard - Rampl - geleiteten - Sektion - 2 - unter - dem - Titel - „Onomastik“ - zurück. - 252 - Wöss - Familiennamen - des - Typs - ‐ inger - sind - ein - Charakteristikum - des - bairischen - Sprachraumes. - Einerseits - sind - sie - als - ‐ er ‐ Ableitungen - zu - Ortsnamen - auf - ‐ ing- entstanden, - andrerseits - handelt - es - sich - um - selbständige - ‐ inger ‐ Bildungen - zu - Ortsnamen, - Flurnamen - und - Hofnamen - verschiedener - Herkunft. - In - Oberöster ‐ reich - ist - die -‐ inger ‐ Ableitung - zu -‐ ahi ‐ Namen - sehr - häufig. - Man - könnte - sie - nahe ‐ zu - als - Charakteristikum - des - Bundeslandes - bezeichnen. -- - Wie - die - ersten - Erhebungen - und - Kartierungen - im - Rahmen - des - Projektes - zei ‐ gen, - bilden - die -‐ inger ‐ FN - einen - breiten - Streifen - im - Donauraum, - dem - Alpenvor ‐ land - und - im - südlichen - Bereich - des - nördlich - der - Donau - gelegenen - Hügellandes. - Im - Hoch ‐- und - Mittelgebirge - fehlen - sie - fast - vollständig. - Auch - bis - ins - Spätmittel ‐ alter - kaum - besiedelte - Waldflächen - weisen - fast - keine - ‐ inger ‐ Namen - auf. - Im - an ‐ grenzenden - Bundesland - Niederösterreich - findet - sich - eine - ähnliche - Verteilung, - wenngleich - es - dort - West ‐ Ost ‐ Unterschiede - gibt. - Auch - der - benachbarte - bayeri ‐ sche - Donauraum - zeigt - ein - ähnliches - Bild, - jedoch - haben - sich - in - Österreich - und - in - Bayern - unterschiedliche - Graphien - etymologisch - gleichzusetzender - Namen - durchgesetzt. - 2 - Zur - Regionalspezifik - der - FN - auf -‐ inger - Die - oberösterreichischen - ‐ inger ‐ Namen - sind - autochthon. - An - ihnen - ist - keine - spätmittelalterliche - oder - neuzeitliche - Einwanderung - aus - Bayern - nach - Öster ‐ reich - nachweisbar. - Bis - jetzt - wurden - die - Ausgangspunkte - der - ‐ inger ‐ Namen - oft - nicht - richtig - erkannt, - was - zu - irrigen - Theorien - führen - konnte, - so - z.B. - dass - ein - laut - FN ‐ Kartierungen - klar - auf - Österreich - konzentrierter - FN - lediglich - aufgrund - synchroner - Gleichschreibung - zu - einem - ON - in - Deutschland - gestellt - wird: - Im - bekannten - Duden - Familiennamen - (Kohlheim/ Kohlheim - 2005) - wird - zum - Bei ‐ spiel - der - in - ganz - Österreich - (v.a. - aber - in - Ober ‐- und - Niederösterreich) - verbreite ‐ te - FN - Buchinger - zu - einem - ON - Buching - in - Bayern - gestellt. - Es - leuchtet - sicher - ein, - dass - nicht - alle - in - Österreich - vorkommenden - Buchinger - aus - dieser - einen - Ort ‐ schaft - in - Bayern - kommen - können. - Weiters - ist - bezeichnend, - dass - es - in - ganz - Oberösterreich - zwar - rd. - 300 - Telefonanschlüsse - mit - dem - Namen - Buchinger-gibt - (lt. - GEOGEN), - jedoch - synchron - kein - einziger - (! ) - ON - Buching - zu - finden - ist - (lt. - DORIS), - sehr - wohl - aber - ON - wie - Buchet, - deren - Ursprungscharakter - für - FN - auf - ‐inger-in - diesem - Artikel - noch - besprochen - werden - wird.- - Zwar - gab - es - wenig - Wanderungsbewegung - zwischen - Österreich - und - Bayern, - jedoch - waren - die - Wanderungsströme - innerhalb - des - damaligen - österreichi ‐ schen - Vielvölkerstaates - stark. - Besonders - in - der - Spätzeit - der - Monarchie - legte - die - Politik - Wert - auf - eine - gewisse - Vermischung - der - einzelnen - Bevölkerungstei ‐ le, - um - den - überall - aufkommenden - Nationalismen - entgegenzuwirken. - Dies - ist - der - Punkt, - an - dem - dieses - Thema - für - ein - mitteleuropäisches - Germanistik ‐ Fo ‐ - Familiennamen - auf - ‐inger - in - den - Nachfolgestaaten - der - österreich. - Monarchie -- 253 - rum - interessant - wird. - Karl - Hohensinner, - Projektleiter - und - Kollege - des - Autors, - berichtet - in - seinem - Beitrag - in - diesem - Band - über - FN - aus - heute - nicht - mehr - ös ‐ terreichischen - Gebieten, - die - in - der - heutigen - Republik - Österreich - zu - finden - sind. - - Die - Fragestellung - des - vorliegenden - Beitrages - geht - in - die - entgegengesetzte - Richtung: - Lassen - sich - typisch - (donau ‐ )österreichische - Namen - in - den - Nachfol ‐ gestaaten - der - Monarchie - noch - nachweisen? - Es - geht - bei - dieser - Fragestellung - auch - darum, - ob - ‐ inger ‐ FN - in - den - Nachbarstaaten - autochthon - gebildet - worden - sein - könnten - und - das - heute - österreichische - ‐ inger ‐ Gebiet - Teil - eines - größeren - Zusammenhanges - wäre. - Wenngleich - durch - zeitgeschichtliche - Ereignisse - in - ei ‐ nigen - Grenzregionen - und - in - ehemaligen - Sprachinseln - die - Bevölkerung - in - der - unmittelbaren - Nachkriegszeit - 1945/ 46 - großteils - oder - völlig - ausgetauscht - wur ‐ de, - so - bleiben - zumindest - in - ehemaligen - Sprachberührungszonen - feststellbare - Merkmale - im - Bereich - der - FN - erhalten. -- - Beispielsweise - findet - sich - um - die - ehemalige - Bezirksstadt - Kaplitz/ Kaplice - in - Südböhmen - der - FN - Ottenschläger/ Otenšlégr - immer - noch - häufig. - Er - ist - ein - Her ‐ kunftsname - zum - Pfarrdorf - Ottenschlag/ Dluhoště. - Wie - die - Verteilung - der - ‐ ing ‐ ON - in - Österreich - zeigt, - dürfte - ein - Hinausreichen - nach - Norden, - Osten - und - Sü ‐ den - teils - unmöglich, - teils - bescheiden - gewesen - sein. - Für - Böhmen - wurden - histo ‐ rische - Bevölkerungsverzeichnisse - der - Städte - Winterberg/ Vimperk, - Budweis/ - Č eské - Bud ě jovice - und - Gratzen/ Nové - Hrady - durchgesehen - und - kaum - Personen - mit -‐ inger ‐ FN - vorgefunden. 2 - - Für - diese - Untersuchung - wurden - mithilfe - der - Software - GEOGEN - die - zehn - österreichweit - häufigsten - FN - auf - ‐inger - (fortan: - TOP ‐ 10 ‐ FN) - ermittelt, - um - ihre - Verbreitung - in - den - Nachfolgestaaten - der - Monarchie - zu - betrachten. - - Tabelle - 1 - zeigt - diese - TOP ‐ 10 ‐ FN, - jeweils - mit - den - Werten - „Abs. - Ö“ - (absolute - Häufigkeit - in - Österreich, - lt. - GEOGEN), - der - absoluten - Häufigkeit - „Abs. - D“ - in - Deutschland - (lt. - DFA - ONLINE), - sowie - einem - Quotienten - „Verh. - D/ Ö“, - der - „Abs. - D“ - ins - Verhältnis - zu - „Abs. - Ö“ - setzt. - Hier - wird - deutlich, - dass - - - trotz - der - etwa - zehnfach - höheren - Einwohnerzahl - in - Deutschland - (ca. - 80 - Mio. - vs. - ca. - 8 - Mio. - Einwohner) - - - sämtliche - Namen - in - dieser - Liste - in - Österreich - (teilweise - um - ein - Vielfaches) - häufiger - sind - als - in - Deutschland. -- - Selbst - wenn - in - Betracht - gezogen - würde, - dass - sich - dieser - Namentyp - inner ‐ halb - Deutschland - hauptsächlich - auf - das - Bundesland - Bayern - konzentriert, - so - würde - hier - immer - noch - eine - etwa - eineinhalbfach - höhere - Einwohnerzahl - als - in - ganz - Österreich - vorliegen - (ca. - 12 - Mio. - vs. - ca. - 8 - Mio. - Einwohner). - - - - -------------------------------------------------------- 2 -- Freundliche - Mitteilung - von - Dr. - Karl - Hohensinner - auf - Basis - von - Archiv ‐ Erhebungen. - 254 - Wöss - - Name - Abs.-Ö - Abs.-D- Verh.-D/ Ö- 1 - Reisinger- 2630 - 1580 - 0,6 - 2 - Wiesinger- 2028 - 719 - 0,35 - 3 - Steininger- 1959 - 1567 - 0,8 - 4 - Haslinger- 1924 - 574 - 0,3 - 5 - Holzinger- 1697 - 1423 - 0,84 - 6 - Feichtinger- 1473 - 358 - 0,24 - 7 - Stockinger- 1326 - 825 - 0,62 - 8 - Pühringer- 1232 - 68 - 0,07 - 9 - Aichinger- 1217 - 384 - 0,32 - 10 - Edlinger- 1098 - 150 - 0,14 - Tab. - 1: - Die - zehn - häufigsten - FN - auf -‐ inger - in - Österreich - (Anzahl - der - Telefonanschlüsse) Diese - TOP ‐ 10 ‐ FN - können - also - durchaus - als - „typisch - österreichische - Namen“ - eingestuft - werden - und - sind - für - die - Überprüfung - der - außerösterreichischen - Verbreitung - österreichischer - FN - im - Rahmen - dieser - Untersuchung - geeignet. - Es - handelt - sich - hier - nebenbei - durch - die - Bank - um - FN, - für - deren - Deutung - man - nicht - den - bekannten - Weg - beschreiten - kann, - nämlich - das - Suffix - ‐er - zu - entfer ‐ nen - und - den - nächstgelegenen - Ort - Reising,- Wiesing,- Steining,- Hasling - usw. - zu - suchen. - Hier - liegen - kompliziertere - Bildungsmuster - vor, - da - ‐inger - auch - als - selb ‐ ständiger - Namenbildungsteil - an - Appellative - herantritt - und - dies - analog - in - einer - bestimmten - frühneuzeitlichen - Epoche - vielfach - nebeneinander - geschehen - kann. - 3 - Exkurs: - Morphologische, - historische - sowie - räumliche - Aspekte - Vor - der - eigentlichen - empirischen - Untersuchung - hier - ein - kurzer - Exkurs - für - ein - besseres - Verständnis - des - Untersuchungsobjekts, - unter - Betrachtung - der - Mor ‐ phologie - (Bildungsmuster - der - FN - auf - ‐ inger), - der - diachronen - Entwicklung - des - wichtigsten - Bildungsmusters - (der - FN - aus - ‐ ahi ‐ ON) - sowie - der - räumlichen - Ver ‐ teilung - dieses - FN ‐ Typs. - - - - - Familiennamen - auf - ‐inger - in - den - Nachfolgestaaten - der - österreich. - Monarchie -- 255 - 3.1 - Bildungsmuster - der -‐ inger ‐ FN - Innerhalb - der -‐ inger ‐ FN - in - OÖ - gibt - es - mehrere - Bildungsmuster - mit - verschiede ‐ nen - Frequenzcharakteristika - bzgl. - Types - (Anzahl - verschiedener - FN - eines - be ‐ stimmten - Bildungsmusters) - sowie - Tokens - (Anzahl - der - Namenträger - eines - be ‐ stimmten - FN). - Was - die - Ursprungsorte - betrifft, - so - können - z.B. - ON - auf - ‐ ing, - ‐ ern, - ‐et-oder-‐ach - als - Ausgangspunkt - dieser - Herkunftsnamen - dienen. - Auch - Ap ‐ pellative, - besonders - Numeralia - können - durch - ‐ er‐ - Ableitungen - ‐ inger ‐ Namen - bilden - (z.B. - Fürlinger,- Neundlinger - aus - alten - Grundteilungsbezeichnungen - für - viergeteilte - bzw. - neungeteilte - Grundstücke). - - Die - sehr - bekannten - ‐ inger ‐ Namen - als - ‐ er ‐ Ableitung - zu - ON - auf - ‐ ing - (von - mhd. - ‐ ingen/ ahd. - ‐ ingon) - zeigen - zwar - viele - Types, - doch - bleiben - sie - - - was - die - Anzahl - der - jeweiligen - Tokens - betrifft - - - in - niedriger - bis - mittlerer - Frequenz. - Hochfrequent - in - punkto - Tokens - (mit - umgekehrterweise - wenigen - Types) - sind - hingegen - die - ‐inger ‐ Bildungen - zu - ‐ ahi ‐ Namen, - die - nun - ausführlicher - beschrie ‐ ben - werden - sollen. - - Zu - den - häufigsten -‐ ahi ‐ Namen - gehören - jene - mit - Bäumen - und - Sträuchern - als - Grundwort. - Die - ahd. - Silbe -‐ ahi, - mhd. -‐ ach, - trägt - hier - kollektivische - Bedeutung. - Eine - kurze - Erläuterung - anhand - hochfrequenter - österreichischer -‐ ahi ‐ ON: - Dornach - (bzw.- Dornedt,- Dornet - usw.) - von - mhd. - dornach- ‚Dornstrauch, - Dornge ‐ büsch‘; - Erlach-usw. - von - mhd.-erlach-‚Erlengebüsch‘; - Feichtach-usw. - von - bair. ‐ mhd.-vühte-‚Fichte‘; - Haslach-usw. - von - mhd.-hasel-‚Haselstaude‘; - Heidach- usw. - von - mhd.- heide- ‚Heide; - ebenes, - unbebautes, - wildbewachsenes - Land‘; -- Pirach-usw. - von - bair. ‐ mhd. - pirche-‚Birke‘; -- Staudach-usw. - von - mhd.-stûdach-‚Gesträuch, - Gebüsch‘; - Steinach-usw. - von - mhd.-steinach-‚Gestein‘; - Stockach-usw. - von - mhd.-stoc-‚Baumstamm, - Baumstumpf‘; - Weidach - usw. - von - mhd.-wîdach-‚Ort, - wo - viele - Weiden - stehen‘.- 3.2 - Entstehung - der - FN - auf -‐ inger - aus - den - ‐ahi‐ON - In - diesem - Kapitel - soll - die - historische - Entwicklung - der - FN - auf - ‐ inger - aus - ‐ ahi ‐ ON - im - Spannungsfeld - Hofname/ Familienname/ Ortsname - nachgezeichnet - wer ‐ den. - - Der - Hofbesitzer - des - Spätmittelalters - verfügt - über - einen - Vornamen - und - die - Angabe - des - Hof ‐- bzw. - Ortsnamens: - Hanns-Im-Nidern-Reysach; -Jörg-im-Stainach; - Michel- im- Stainach - (1499). - Ab - dem - 16. - Jahrhundert - ist - die - Bildung - von - Her ‐ 256 - Wöss - kunftsnamen - auf - ‐ inger, - vom - Typ - Lucas- Pirchinger- diennt- von- seinem- Guet- Zu- Pirach, - festzustellen. - - Urkundl. - Belege - dieses - Typs: - L a n d e s f ü r s t l i c h e - U r b a r e , - 1 2 5 1 - 1 2 7 6 : - Ulricus- in- dem- Steinech, - S. - 142, - n. - 26; -huba-im-Stainech, - S. - 147, - n. - 69; -huba-in-Darnech, - S. - 148, - n. - 88; -Perhtol‐ dus-im-Erlech, - S. - 164, - n. - 319; -Gotfridus-im-Stainech, - S. - 165, - n. - 323; - U r b . - F r e i s t a d t , - O Ö L A , - 1 4 9 9 : - Hanns- Im-Nidern- Reysach, - f. - 8; - Jörg- im- Stainach, - f. - 10; -Michel-im- Stainach, - f. - 20; - Jeörg-im- Stainach-bey-Lunkenwitz, - f. - 20; - Conradt-an-der-puechach, - f. - 109; - U r b . - P r a n d e g g , - S c h l A - G r e i n b u r g , - 1 5 4 4 / 4 9 : - Hanß- zu- Haslach; - Lucas-zw-Haslach; - Veit-zu-Haslach; - Cristan-zu-Haslach; - Vitzentz-zu-Haslach, - S. - 1- 4; - Viechtl- im- Viechtach, - S. - 23; - Hofstatt- Im- Dannach, - S. - 198; - Thoman- Im- Lindach, - S. - 209; - Michell-Im-Oedlach, - S. - 245. - Die - Ableitung - auf -‐ inger - (im - südbairischen - Raum - ‐acher, - vgl. - Kap. - 3.3)-wird - spä ‐ ter - als - Familienname - festgeschrieben, - daneben - Weiterbestehen - des - Hofnamens - Haslach, - bzw. - Hasla - zur - Bezeichnung - des - Hofes. - - Urkundliche - Belege - des - Typs - der-Haslinger-zu-Haslach - (Hasla): -- U r b . - W i n d h a g , - O Ö L A , - 1 6 3 6 : - Staininger-oder-Erb-im- Stainach; - Pürcha- ain-Erb, - [hat]-Michael-Pühringer, - f. - 328.- Der - ursprüngliche - Hofname - und - die - nunmehrige - Beifügung - Haslach - (Hasla) - gehen - verloren. - Zum - Inwohnernamen - wird - ein - neuer, - genetivischer - Wohn ‐ stattname - s-Haslinger-(des-Haslinger),-im - Sinne - von - des-Haslinger-Hof - gebildet, - der - verkürzt - und - erstarrt - nun - den - Charakter - eines - Hof ‐- oder - Ortsnamens - an ‐ nimmt. - Diese - Entwicklung - wird - von - den - herrschaftlichen - Schreibern - allerdings - nicht - konsequent - mitgemacht, - sodass - die - Unterscheidung - zwischen - Hof - (des- Haslinger) - und - Besitzer - (der-Haslinger), - also - zwischen - Hofnamen - und - Vulgona ‐ men - des - Besitzers - nur - mundartlich - bleibt. -- - Ein - Beispiel - für - die - Übergangsphase - von -‐ ach - zu -‐ inger - ist: - U r b . - W i n d h a g , - O Ö L A , - 1 6 3 6 : - Zeeller- pfarr,- Halbs- guett- im- Dornach- oder-dorninger-Hindertzell; - hier - werden - im-Dornach - und - Dorninger - als - Synonyme - angegeben. - Die - Unterscheidung - zwischen - dem - Hof - und - seinem - Besitzer - wird - schriftsprach ‐ lich - nicht - nachvollzogen - und - später - wird - nicht - mehr - nur - der - Besitzer, - sondern - auch - der - Hof - amtlich - nun - unter - dem - HN - Haslinger - geführt. - Der - ursprüngliche - Flurname/ Ortsname/ Hofname - Haslach/ Hasla,- Pirach/ Pühra,- Erlach/ Erla/ Edla- usw.- geht - verloren. - Die - Siedlungseinheit - kann - durch - Neubauten - vergrößert - werden - und - in - den - amtlichen - Verzeichnissen - der - Volkszählung - kann - sich - dann - - Familiennamen - auf - ‐inger - in - den - Nachfolgestaaten - der - österreich. - Monarchie -- 257 - ein - Name - des - Typs - Haslinger- oder- Pühringer - als - Ortsname - finden. - Ab - dem - 18. - Jahrhundert - ist - auch - Verkürzung - zu - Hasling- oder- Pühring, - als - Angleichung - zu - echten -‐ ing ‐ Namen - nachweisbar. - 3.3 - Zum - Verhältnis - ‐inger/ ‐acher - Die - bei - oberösterreichischen - Hof ‐- und - Familiennamen - sehr - häufige - ‐ inger ‐ Ab ‐ leitung - zu - ‐ ahi‐Namen - wird - zeitlich - und - quellenmäßig - als - Massenphänomen - gleichzeitig - mit - dem - ‐ ch ‐ Abfall - bei - ‐ ahi ‐ Namen - greifbar - (vgl. - Hohensinner - 2002). - Abgesehen - von - einem - Ausnahmefall - werden - ausschließlich -‐ inger ‐ Ablei ‐ tungen - und - keine -‐ acher ‐ Ableitungen - gebildet, - was - als - ein - Nicht ‐ mehr ‐ vorhan ‐ den ‐ Sein - der -‐ ach ‐ Endung - zur - Zeit - der -‐ inger ‐ Bildung - gedeutet - werden - kann. -- - Die - Verbreitungsräume - dieser - beiden - Ableitungen - bilden - bis - heute - ein - un ‐ terscheidendes - Charakteristikum - in - den - Familiennamenlandschaften - des - süd ‐ bairischen - und - des - mittelbairischen - Raumes. - Vergleicht - man - die - Einträge - in - ei ‐ nem - amtlichen - Telefonbuch - des - Jahres - 1995 - von - Linz/ OÖ - und - Klagenfurt/ - Kärnten, - so - stellt - man - fest, - dass - in - Klagenfurt - das - Verhältnis - ‐acher/ ‐inger - etwa - 10/ 1 - und - in - Linz - 1/ 10 - ist. - Wenn - man - noch - eine - gewisse - Bevölkerungsmobilität - und - auch - zeitgeschichtlich - bedingte - Ereignisse - wie - die - Ansiedlung - von - Südtiro ‐ ler - Optanten - in - OÖ - in - Rechnung - stellt, - kann - man - die - ‐acher ‐ Form - als - die - süd ‐ bairische - und - die - ‐inger ‐ Form - als - die - mittelbairische - Variante - definieren. - 4 - FN - auf -‐ inger - in - den - Nachfolgestaaten - der - Monarchie - Um - das - Vorkommen - österreichischer - Namen - in - den - Nachfolgestaaten - der - Mo ‐ narchie - zu - überprüfen, - wurden - die - in - Kap. - 2 - dargestellten - TOP ‐ 10 ‐ FN - in - den - Online ‐ Telefonbüchern - der - Nachfolgestaaten - abgefragt. - 4.1 - Auswahl - der - Datenquellen - und - Erhebung - In - Betracht - gezogen - wurden - jene - sieben - Staaten, - die - in - Abb. - 1 - dargestellt - sind. - Nicht - ausgewertet - wurden - Gebiete, - die - nur - einen - kleinen - Teil - der - heutigen - Nachfolgestaaten - einnehmen: - der - Südosten - von - Polen - und - der - Westen - der - Ukraine - (ehemals - Galizien, - Bukowina) - sowie - der - Norden - von - Serbien - (ehemals - Wojwodina). - Auch - Südtirol - als - politischer - Sonderfall - wurde - nicht - ausgewertet. - 258 - Wöss - - Abb. - 1: - Nachfolgestaaten - der - österreichischen - Monarchie 3 Für - jeden - dieser - Staaten - wurde - das - jeweilige - Online ‐ Telefonbuch - herangezo ‐ gen - (bzw. - bei - Bestehen - mehrerer - Telefonbücher - das - am - umfassendsten - und - besten - zu - benutzende - Telefonbuch - ausgewählt). - Die - für - diese - Untersuchung - verwendeten - Telefonbücher - sind - in - Tab. - 2 - aufgelistet. - - Staat- Adresse-des-Online‐Telefonbuches- CZ - seznam.1188.cz - SK -- telefonny.zoznam.sk - - HU -- tudakozo.telekom.hu - RO -- www.carte-telefoane.info - HR -- imenik.tportal.hr - BiH -- www.bhtelecom.ba - SLO -- www.itis.si - Tab. - 2: - Verwendete - Online ‐ Telefonbücher - (Stand: - Mai - 2015) -------------------------------------------------------- 3 -- Quelle: - commons.wikimedia.org/ wiki/ File: Austro‐Hungary_Empire_(orthographic_pro- jection).svg - (Stand: - 01.05.2014); - Länderkürzel - wurden - durch - den - Autor - ergänzt. -- - - Familiennamen - auf - ‐inger - in - den - Nachfolgestaaten - der - österreich. - Monarchie -- 259 - In - jedem - dieser - Telefonbücher - wurde - nun - die - absolute - Zahl - der - verzeichneten - Telefonanschlüsse - für - jeden - der - TOP ‐ 10 ‐ FN - ermittelt. - Da - bei - einigen - Telefon ‐ büchern - keine - zuverlässige - Grundgesamtheit - ermittelt - werden - konnte - (Anzahl - der - insgesamt - erfassten - Telefonanschlüsse), - konnten - leider - keine - relativen - Häufigkeiten - erfasst - werden. - Es - musste - also - für - alle - Staaten - mit - den - absoluten - Häufigkeiten - vorliebgenommen - werden. - Tab. - 3 - zeigt - die - Einzelergebnisse - nach - Ländern - bzw. - FN - aufgeschlüsselt. - - Name- CZ- SK- HU- RO- HR- BiH- SLO- Alle-Länder- Reisinger- 21 - 17 - 32 - 5 - 9 - 0 - 0 - 84 - Wiesinger- 0 - 2 - 2 - 0 - 1 - 0 - 0 - 5 - Steininger- 12 - 10 - 20 - 0 - 0 - 0 - 0 - 42 - Haslinger- 4 - 0 - 4 - 0 - 11 - 0 - 0 - 19 - Holzinger- 1 - 1 - 5 - 5 - 8 - 0 - 0 - 20 - Feichtinger- 7 - 0 - 3 - 0 - 5 - 0 - 0 - 15 - Stockinger- 2 - 0 - 4 - 0 - 2 - 0 - 1 - 9 - Pühringer- 1 - 0 - 1 - 0 - 0 - 0 - 0 - 2 - Aichinger- 4 - 0 - 0 - 0 - 1 - 0 - 0 - 5 - Edlinger- 1 - 0 - 11 - 0 - 0 - 0 - 0 - 12 - - - - - - - - - - Alle - Namen - 53 - 30 - 82 - 10 - 37 - 0 - 1 - 213 - Tab. - 3: - Absolute - Häufigkeiten - in - den - einzelnen - Nachfolgestaaten 4.2 - Auswertung - und - Interpretation - der - Ergebnisse - Zwar - sind - die - absoluten - Häufigkeiten - sehr - niedrig, - jedoch - lässt - sich - jeder - der - zehn - FN - in - zumindest - einem - der - sieben - Staaten - nachweisen. -- - Zuerst - fällt - auf, - dass - die - in - Österreich - häufigeren - Namen - auch - in - den - Nach ‐ folgestaaten - (zumeist) - häufiger - sind. - Reiht - man - die - Namen - nach - ihrer - Häufig ‐ keit - in - Österreich, - so - entspricht - diese - Reihenfolge - (bis - auf - die - beiden - Ausreißer - Wiesinger - und - Edlinger - grob - jener - in - den - Nachfolgestaaten - (s. - Abb. - 2). - - 260 - Wöss - - Abb. - 2: - Absolute - Häufigkeit - der - einzelnen - FN, - über - alle - Nachfolgestaaten - summiert Hohe - Werte - bei - der - Gesamtsumme - für - alle - FN - (siehe - Abb. - 3) - erzielen - die - direkt - an - Österreich - angrenzenden - Länder - HU - (82, - 1. - Platz), - CZ - (53, - 2. - Platz) - und - SK - (30, - 4. - Platz). - Die - weiter - im - Osten - bzw. - Südosten - liegenden - Staaten - RO - (10, - 5. - Platz) - und - BiH - (0, - 7. - Platz) - verzeichnen - erwartungsgemäß - niedrigere - Werte. - Zwischen - diesen - beiden - Extremen - ist - jedoch - sehr - auffällig, - dass - das - direkt - an ‐ grenzende - SLO - lediglich - einen - einzigen - Eintrag - verzeichnet - (6. - Platz), - hinge ‐ gen - das - nicht - direkt - angrenzende - HR - mit - 37 - Anschlüssen - sogar - Platz - 3 - erreicht. - - - Abb. - 3: - Absolute - Häufigkeit - aller - TOP ‐ 10 ‐ FN - pro - Land - Familiennamen - auf - ‐inger - in - den - Nachfolgestaaten - der - österreich. - Monarchie -- 261 - Die - Begründung, - dass - geographische - Nähe - zum - Ursprungsland - die - Häufigkeit - der - Namen - erhöht, - lässt - sich - hier - also - nur - teilweise - anwenden. - Für - das - auffälli ‐ ge - Fehlen - der - FN - in - SLO - bzw. - deren - auffällige - Häufigkeit - in - HR - dürften - andere - außersprachliche - Gründe - vorliegen. - 5 - Zusammenfassung - und - Ausblick - Die - Auswertung - der - Online ‐ Telefonbücher - in - den - Nachfolgestaaten - der - Mon ‐ archie - hat - für - die - TOP ‐ 10 ‐ FN - eine - (im - Verhältnis - zu - den - in - Tab. - 1 - für - Österreich - angeführten - Zahlen) - eher - niedrige - absolute - Häufigkeit - zutage - gebracht. - Die - Auswertungen - zeigen - jedoch - deutlich, - dass - diese - FN - vor - allem - in - den - an - Ober ‐- und - Niederösterreich - angrenzenden - Staaten - vorkommen - - - jenen - Bundeslän ‐ dern, - in - denen - auch - die - ‐ inger ‐ FN - häufig - sind - - - sowie - überraschenderweise - auch - in - Kroatien, - das - weder - an - Österreich - angrenzt - noch - in - der - Nähe - von - Ober ‐- und - Niederösterreich - liegt. - Demgegenüber - steht - ein - totales - Fehlen - die ‐ ser - FN - in - dem - zwischen - Österreich - und - Kroatien - liegenden - Slowenien. - - Die - Online ‐ Telefonbücher - in - den - verschiedenen - Ländern - waren - von - unter ‐ schiedlichster - Qualität - und - Benutzerfreundlichkeit. - Während - man - z.B. - im - tschechischen - Telefonbuch - ganz - einfach - auch - nach - Wortendungen - suchen - konnte - (mithilfe - des - Suchbegriffes - „*inger“ - ergab - sich, - dass - es - über - 200 - Tele ‐ fonanschlüsse - auf - ‐ inger - gibt! ) - und - die - Suche - automatisch - das - ganze - Land - ab ‐ deckte, - konnte - in - anderen - Ländern - nur - nach - dem - ganzen - Namen - gesucht - wer ‐ den. - Weiters - musste - in - Bosnien ‐ Herzegowina - jede - Provinz - einzeln - durchsucht - und - die - Teilergebnisse - summiert - werden, - eine - landesweite - Suchfunktion - gab - es - nicht. - - Zur - Repräsentativität - der - Daten - ist - zu - sagen, - dass - sich - die - Erfassbarkeit - noch - schlechter - darstellt - als - im - ehemaligen - „Westen“, - da - Personen - ohne - Tele ‐ fon - sich - oft - nicht - zuerst - einen - Festnetzanschluss - zulegten, - sondern - gleich - ein - Mobiltelefon - (sogenanntes - „Leapfrogging“). - Festnetzanschlüsse - bieten - ja - zum - einen - für - die - Namenforschung - den - Vorteil, - dass - sie - durch - die - festen - Vorwahlen - einfach - zu - lokalisieren - sind - (wohingegen - die - Vorwahlen - von - Mobiltelefonnum ‐ mern - keine - eindeutige - Lokalisierung - zulassen). - Zum - anderen - werden - Festnetz ‐ anschlüsse - auch - eher - in - öffentlichen - Telefonverzeichnissen - aufgenommen, - Mo ‐ biltelefonanschlüsse - hingegen - eher - nicht. - Diese - Tatsache - spricht - im - Gegenzug - natürlich - für - eine - Aufwertung - der - geringen - absoluten - Zahlen - in - dieser - Erhe ‐ bung - (s. - auch - die - folgenden - Ausführungen). - - Für - tiefergehende - und - aussagekräftigere - Untersuchungen - wäre - die - Erschlie ‐ ßung - und - Auswertung - weiterer, - eventuell - historischer - Quellen - (z.B. - Personen ‐ standserhebungen, - Grundbücher) - in - den - Nachfolgestaaten - von - Vorteil, - die - über - eine - höhere - Repräsentativität - verfügen. - Eine - sehr - gute - über - reine - Telefon ‐ 262 - Wöss - verzeichnisse - hinausgehende - Quelle - für - die - Tschechische - Republik - wäre - z.B. - die - Website - www.kdejsme.cz - (Stand: - 21.07.2015; - nur - in - tschechischer - Sprache - verfügbar), - auf - der - anhand - eines - Personenregisters - des - tschechischen - Innenmi ‐ nisteriums - FN ‐ Verteilungen - sowie - absolute - und - relative - Häufigkeiten - einzelner - FN - abgefragt - und - kartiert - werden - können. - Weiters - bemerkenswert - ist - die - Dar ‐ stellung - historischer - Häufigkeiten - (in - Zweijahresschritten - von - 1901 - bis - 2011). - Die - absoluten - Ergebnisse - für - das - Jahr - 2011 - für - unsere - TOP ‐ 10 ‐ FN - lauten - hier - z.B. - (nach - der - Reihenfolge - in - Tab. - 1): - 98/ 18/ 97/ 22/ 5/ 51/ 19/ 0/ 31/ 1. - Da - eine - solche - Datenquelle - leider - nur - für - einen - der - Nachfolgestaaten - gefunden - werden - konn ‐ te, - sind - diese - Daten - nicht - in - den - flächendeckenden - Vergleich - in - Kap. - 4 - einge ‐ flossen. - Sie - vermag - aber - sehr - wohl - die - über - die - Online ‐ Telefonbücher - mögli ‐ cherweise - zu - gering - erscheinenden - absoluten - Zahlen - zu - relativieren. - Für - Tsche ‐ chien - liefert - diese - Abfragemethode - z.B. - für - die - TOP ‐ 10 ‐ FN - eine - Gesamtsumme - von - 342, - etwa - sieben - (! ) - Mal - so - viel - wie - die - Telefonbuch ‐ Abfragemethode - mit - 53 - Einträgen. - Für - eine - zukünftige - Untersuchung, - die - rein - auf - die - Tschechische - Republik - begrenzt - ist, - dürfte - es - sich - hier - jedenfalls - um - eine - erstklassige - Quelle - handeln. - - Weiters - wäre - eine - Einbeziehung - außersprachlicher - (z.B. - religiöser, - kulturel ‐ ler, - wirtschaftsgeschichtlicher) - Faktoren - interessant, - die - die - Gründe - für - die - un ‐ terschiedlich - starke - Verbreitung - in - den - verschiedenen - Nachfolgestaaten - erhel ‐ len - könnten, - die - sich - deutlich - abzeichnet. - Insofern - versteht - sich - diese - Untersu ‐ chung - als - Anstoß - für - weitere - Erhebungen - und - die - Entwicklung - konkreter - Fra ‐ gestellungen. - 6 - Literatur - Hohensinner, - Karl - (2002): - Zur - Datierung - des - mittelbairischen - ‐ ch ‐ Schwundes - anhand - der - urkundlichen - Überlieferung - der - Siedlungsnamen - auf - mhd. - ‐ ach - in - Oberöster ‐ reich. - In: - Zeitschrift - für - Dialektologie - und - Linguistik - 69. - S. - 129-145. - Wörterbücher - Kohlheim, - Rosa/ Kohlheim, - Volker - (2005): - Duden - Familiennamen. - Herkunft - und - Be ‐ deutung - von - 20 - 000 - Nachnamen. - 2., - völlig - neu - bearb. - Aufl. - Mannheim - u.a. - Handschriftliche - Quellen - Oberösterreichisches - Landesarchiv - (OÖLA), - Linz: - Urbar - der - Herrschaft - Freistadt - 1499; - Urbar - der - Herrschaft - Windhag - 1636. - Schlossarchiv - Greinburg, - A ‐ 4360 - Grein: - Urbar - der - Herrschaft - Prandegg - 1544/ 1549. - - - - Familiennamen - auf - ‐inger - in - den - Nachfolgestaaten - der - österreich. - Monarchie -- 263 - Gedruckte - Quellen - Landesfürstliche - Urbare - = - Dopsch, - Alphons/ Levec, - Wladimir - (1904): - Die - landesfürstli ‐ chen - Urbare - Nieder ‐- und - Oberösterreichs - aus - dem - 13. - und - 14. - Jahrhundert. - Wien/ - Leipzig. - (Österreichische - Urbare, - Abt. - 1: - Landesfürstliche - Urbare - 1). - Internetquellen - commons.wikimedia.org/ wiki/ File: Austro‐Hungary_Empire_(orthographic_projection)- .svg - (Stand: - 01.05.2014). - Sonstige - Quellen - DFA - ONLINE: - Online ‐ Kartierungsprogramm - des - Deutschen - Familiennamenatlas. - new.- familiennamenatlas.de - (Zugangsdaten - erforderlich; - Stand: - 15.07.2015). - DORIS: - Digitales - Oberösterreichisches - Raum ‐ Informations ‐ System - der - oö. - Landesregie ‐ rung. - doris.ooe.gv.at - (Stand: - 10.07.2015). - GEOGEN: - Namenkartierungs ‐ Software - „Geogen - Austria“ - von - Christoph - Stöpel, - basie ‐ rend - auf - einem - Telefonverzeichnis - von - 31.10.2005. - Sprachlich ‐ kulturelle - Kontakte - zwischen - Bosnien ‐ Herzegowina - und - der - Österreich ‐ Ungarischen - Monarchie - in - der - Presse - Erminka - Zili ć / Alma -Č ovi ć‐ Filipovi ć- (Sarajevo) - Zusammenfassung - Die - interkulturellen - Kontakte - hinterlassen - stets - Spuren, - die - nicht - nur - von - einer - ge ‐ meinsamen - Vergangenheit - sprechen, - sondern - auch - von - der - Art - und - Weise, - wie - diese - sich - in - Berührung - befindenden - Kulturen - miteinander - interagiert - haben. - In - dieser - Arbeit - wird - eine - Art - archäologische - Spurensuche - betrieben, - und - zwar - aus - sprachwissenschaft ‐ licher - Sicht. - Dabei - geht - es - nicht - (nur) - um - die - Sichtbarmachung - des - kulturellen - Ineinan ‐ dergreifens - auf - der - Ebene - des - Wortschatzes, - sondern - es - geht - vielmehr - um - die - Funktion - der - Sprache, - die - sie - in - diesem - Kontakt - ausüben - kann, - beispielsweise - Propagierung - des - Eigenen, - Beschönigung - von - politisch - heiklen - Sachverhalten, - Faktizierung - von - Stritti ‐ gem - - - um - nur - einige - dieser - Funktionen - zu - nennen. - Die - zwei - Kulturen, - um - die - es - in - der - Arbeit - geht, - sind - das - damals - vom - orientalischen - Einfluss - geprägte - Bosnien ‐ Herzegowi ‐ na - und - die - österreichisch ‐ ungarische - Monarchie, - welche - sich - in - einem - asymmetrischen - Verhältnis - als - okkupiertes - Land - und - die - Okkupationsmacht - gegenüberstehen. - Das - Kor ‐ pus - für - die - empirische - Analyse - setzt - sich - aus - Artikeln - zweier - österreichisch ‐ ungarischer - Zeitungen - zusammen - - - den - Zeitungen - „Sarajevoer - Tagblatt“ - und - „Bosnische - Post“, - die - damals - in - Bosnien ‐ Herzegowina - am - Vorabend - der - Annexion - erschienen - sind. -- 1 - Einführung - Lange - Zeit - befasste - man - sich - mit - Sprachkontakt - als - Folge - eines - Kulturkontakts - im - Rahmen - der - Kontaktlinguistik. - Unter - ihren - traditionellen - Untersuchungs ‐ objekten - nahm - der - Wortschatz - den - ersten - Platz - ein, - dazu - kamen - auch - struktu ‐ relle - Phänomene - der - Kontaktsprachen. - Zugegeben - ist - der - Wortschatz - auch - der - augenfälligste - Ausdruck - des - kulturellen - Ineinandergreifens, - und - die - Lebensbe ‐ reiche, - die - die - entsprechenden - Wörter - darstellen, - sagen - auch - viel - über - die - un ‐ terschiedliche - Organisation - der - Realität - der - sich - in - Kontakt - befindlichen - Kultu ‐ ren - aus. - In - dieser - Arbeit - wird - dagegen - versucht, - eine - Sprach ‐- und - Kulturkon ‐ taktsituation - aus - diskurslinguistischer - Sicht - zu - betrachten, - die - Sprache - bzw. - Sprachgebrauch - als - kulturelles - Phänomen - ins - Auge - fasst - und - demzufolge - mit - Hilfe - von - kulturwissenschaftlichen - Ansätzen - angegangen - werden - sollte - (vgl. - Busse - 2007, - 2008, - Gardt - 2007, - Warnke - 2007, - Warnke/ Spitzmüller - 2008 - u.v.a.m.). - Dementsprechend - wird - in - dieser - Arbeit - nämlich - der - Frage - nachge ‐ 266 - Zili ć / Č ovi ć‐ Filipovi ć- gangen, - wie - Sprachgebrauch - (hier - in - Form - von - Pressetexten) - in - solch - einer - Kontakt ‐- bzw. - Konfliktsituation - funktioniert - oder - mit - Busses - (2008: - 59) - Wor ‐ ten: -- Der - Erforschung - des - Wissens - (bei - Foucault - meist - Episteme - genannt), - welches - für - das - gesellschaftliche - Funktionieren - von - Texten - (und - bei - Foucault - auch, - über - die - sprach ‐- und - textbezogene - Perspektive - deutlich - hinausgehend, - kulturellen - Arte ‐ fakten) - notwendige - Voraussetzung - ist - und - in - ihm - zum - Vorschein - bzw. - zur - Wir ‐ kung - kommt, - welche - sprachlichen - Strategien - zu - Tage - treten - und - wie - Sprache - etwas - über - ge ‐ sellschaftliches - Wissen - bzw. - die - Wahrnehmung - und - Konstruktion - der - Realität - aussagen - kann. - Damit - ordnen - wir - uns - in - die - Reihe - der - Diskurslinguisten - ein, - die, - mit - Busse - (2007) - gesprochen, - den - linguistischen - Rahmen - überschreiten - und - ihre - Forschungstätigkeit - als - Teil - einer - umfassenderen - Epistemologie - auf ‐ fassen. - Trotzdem - ist - und - bleibt - diese - Arbeit - vor - allem - linguistisch, - nicht - nur, - weil - mit - sprachlichem - Material - gearbeitet - wird, - sondern - auch, - weil - es - das - Ziel - der - Untersuchung - ist, - etwas - über - die - Sprache - selbst - in - Erfahrung - zu - bringen, - nämlich - wie - Sprache - in - Bezug - auf - die - Welt - in - einer - konkreten - Situation - funkti ‐ oniert - und - wie - sie - sich - auf - diese - auswirkt. - In - diesem - Sinne - schreibt - Warnke - (Warnke - 2007: - VII) - in - seinem - Vorwort: -- Der - Diskurs - ist - nicht - das - Leben, - ebenso - wie - die - Sprache - nicht - das - bloße - Leben - bildet. - Doch - sowohl - das - individuelle - als - auch - das - soziale - Leben - sind - durch - sprachlich - konstituierte - Diskurse - wesentlich - geprägt, - zeitweilig - sogar - determi ‐ niert. - Der - Diskurs, - um - den - es - hier - geht, - hat - die - Annexion - Bosnien ‐ Herzegowinas - durch - die - österreichisch ‐ ungarische - Monarchie - zum - Thema. - Es - wird - also - empi ‐ risch - das - Sprachmaterial - untersucht, - das - inhaltlich - unter - ein - Oberthema - ge ‐ fasst - werden - kann. - Es - setzt - sich - aus - Zeitungsartikeln - zusammen, - die - unmittel ‐ bar - vor, - während - und - direkt - nach - der - Annexion - in - zwei - loyalen - Blättern - er ‐ schienen - sind. - Hier - wird - also - der - Frage - nachgegangen, - wie - die - Annexion - in - die ‐ sen - Blättern - dargestellt - wird, - um - Aufschluss - darüber - zu - bekommen, - welche - Funktionen - dabei - der - Sprache - zukommen - können. - Denn - spätestens - seit - Bühler - (1934) - herrscht - in - der - Sprachwissenschaft - ein - weitgehender - Konsens - darüber, - dass - die - Sprache - nicht - nur - eine - Abbildfunktion - hat - (Darstellungsfunktion - bei - Bühler). - In - der - Diskurslinguistik - hat - sie - auch - eine - konstruktive - Funktion, - die - es - erlaubt, - die - soziale - Wirklichkeit, - die - sich - der - direkten - Wahrnehmung - entzieht, - eben - zu - beeinflussen. - In - diesem - Sinne - wird - im - Folgenden - skizzenhaft - der - his ‐ torische - Kontext - dargestellt, - um - dann - auf - die - empirische - Analyse - überzugehen. -- - Kontakte - zw. - Bosnien ‐ Herzegowina - u. - d. - Österr. ‐ Ung. - Monarchie - 267 - 2 - Historischer - Kontext - Als - 1878 - am - Berliner - Kongress - der - Großmächte - Österreich ‐ Ungarn - das - Recht - erhielt, - Bosnien ‐ Herzegowina - zu - okkupieren - und - unter - seine - Verwaltung - zu - stellen, - begann - der - Prozess - der - politisch ‐ wirtschaftlichen - und - ideologischen - In ‐ korporierung - der - bis - dahin - unter - osmanischem - Einfluss - stehenden - Länder. - Ob ‐ wohl - die - Souveränität - über - Bosnien - und - die - Herzegowina - auch - weiterhin - in - Händen - des - osmanischen - Sultans - lag, - zeigte - v.a. - die - muslimische - Bevölkerung - einen - starken - Widerstand - beim - Okkupationsfeldzug - der - österreichisch ‐ ungari ‐ schen - Armee, - „so - dass - es - vier - Monate - und - fast - 200.000 - Soldaten - brauchte, - um - diesen - Widerstand - zu - brechen“ 1 . - Obwohl - die - Rechte - des - Sultans - im - besetzten - Gebiet - durch - das - Abkommen - von - Novi - Pazar - von - 1879, - welches - zwischen - Ös ‐ terreich ‐ Ungarn - und - dem - Osmanischen - Reich - geschlossen - wurde, - gesichert - waren, - hat - die - Monarchie - im - Zuge - ihrer - Bemühungen - um - die - Ausweitung - des - Territoriums - und - die - Vorherrschaft - auf - dem - Balkan - das - Abkommen - einseitig - gebrochen, - indem - sie - Bosnien - und - die - Herzegowina - in - ihre - Zollzone - ein ‐ schloss, - das - türkische - Zahlungssystem - aufhob - und - ein - Armeegesetz - erließ, - wo ‐ mit - die - Wehrpflicht - für - die - lokale - Bevölkerung - eingeführt - wurde - (vgl. - Šentija - u.a. - 1977: - 625). - Dieser - Aneignungsprozess - kulminierte - schließlich - am - 5. - Okto ‐ ber - 1908, - als - die - Annexion - von - Bosnien ‐ Herzegowina - durch - Österreich ‐ Ungarn - vollzogen - wurde. - Proteste - kamen - nicht - nur - von - der - Türkei, - sondern - auch - aus - Serbien, - wo - man - das - hauptsächlich - von - Südslawen - bewohnte - Bosnien ‐ Herze ‐ gowina - als - eigene - Interessensphäre - betrachtete, - sowie - aus - Russland, - wo - pansla ‐ wistische - Strömungen - sehr - verbreitet - waren. - Dieser - politische - Zug - war - einer - der - Hauptfaktoren, - der - die - Gemüter - nicht - nur - auf - dem - Balkan, - sondern - euro ‐ paweit - beunruhigte. - So - haben - nach - Imamovi ć- (1997: - 189) -- die - Proklamation - und - der - Akt - der - Annexion - selbst, - die - die - Londoner - „Times“ - als - ein - Beispiel - von - „jesuitischer - Kasuistik - und - politischem - Zynismus“ - bezeichnete, - eine - große - diplomatische - Krise - […] - hervorgerufen - [Übersetzung: - E.Z./ A. Č‐ F.]. - Nach - Imamovi ć- (1997: - 189) - waren - Großbritannien - und - Frankreich - der - Mei ‐ nung, - dass - Österreich ‐ Ungarn - durch - die - Annexion - den - Berliner - Vertrag - einseitig - än ‐ derte - und - dass - so - ein - Vorgehen - einen - harten - Schlag - für - das - öffentliche - Vertrauen - darstelle - [Übersetzung: - E.Z./ A. Č‐ F.]. - -------------------------------------------------------- 1 -- „[…] - te - su - bila - potrebna -č etiri - mjeseca - i - gotovo - 200.000 - vojnika - da - se - ovaj - otpor - slo ‐ mi“ - (Ajanovi ć- 1977: - 625; - vgl. - auch - Jankovi ć- u.a. - 1965). - 268 - Zili ć / Č ovi ć‐ Filipovi ć- Zu - diesem - Zeitpunkt - herrschte - ein - fragiles - Gleichgewicht - der - Großmächte, - wel ‐ ches - wiederum - durch - nationale - Emanzipationsbewegungen - der - europäischen - Völker - sowie - territoriale - Expansionspolitiken - immer - wieder - ins - Schwanken - kam. - Die - Annexion - brachte - nicht - nur - Unruhe - zwischen - den - Großmächten, - un ‐ ter - denen - England, - Frankreich - und - Russland - deutlich - Opposition - bezogen, - sondern - auch - zwischen - Österreich - und - Ungarn, - denn - dadurch - war - die - fragile - innerstaatliche - Machtbalance - bedroht. - Im - Endeffekt - hinterließ - die - Einverlei ‐ bung - Bosniens - und - der - Herzegowina - eine - tiefe - Narbe - in - den - schon - zerrütteten - Beziehungen - der - Großmächte - und - insbes. - zwischen - Österreich ‐ Ungarn - und - den - Südslawen, - die - ihre - nationalstaatlichen - Ideen - dadurch - gefährdet - sahen, - weswegen - sie - auch - in - der - Historiografie - als - ein - wichtiger - Schritt - auf - dem - Weg - zum - Ersten - Weltkrieg - angesehen - wird. -- 3 - Theorie, - Korpus - und - Methode - Das - Korpus - dieser - Untersuchung - besteht - aus - Zeitungsartikeln - zweier - bosnisch ‐ herzegowinischer - Zeitungen, - der - „Bosnischen - Post“ - und - des - „Sarajevoer - Tag ‐ blattes“, - die - zur - Zeit - der - österreichisch ‐ ungarischen - Verwaltung - in - Bosnien - und - Herzegowina - publiziert - wurden. - Beide - Zeitungen - erschienen - in - deutscher - Spra ‐ che, - waren - ihrem - Programm - nach - ideologiekonform - und - wurden - mit - Hilfe - von - Subventionen - der - österreichisch ‐ ungarischen - Verwaltung - herausgegeben - (vgl. - Džaja - 2002, - Kruševac - 1960, - Pejanovi ć- 1961). - Das - gemeinsame - Thema - der - Artikel - ist - auch - eines - der - wichtigsten - Kriterien - der - Diskurslinguistik, - wenn - es - darum - geht, - einen - bestimmten - Diskurs - zu - fassen - und - ihn - für - linguistische - Untersu ‐ chungen - operationalisierbar - zu - machen. - Diese - Leistung - ist - hauptsächlich - Busse - und - Teubert - zu - verdanken, - denn, - wie - sie - feststellen, - sind - Diskurse - „virtuelle - Textkorpora, - deren - Zusammensetzung - hauptsächlich - durch - inhaltliche - (se ‐ mantische) - Kriterien - bestimmt - wird“ - (1994: - 14). - Ein - bestimmter - Diskurs - kann - also - als - „Menge - aller - Aussagen - zum - gleichen - Thema“ - verstanden - werden - und - stellt - damit - eine - „abstrakte - Entität“ - dar, - die - aber - ausschnitthaft - in - zusammen ‐ gestellten - Textkorpora - analysiert - werden - kann - (vgl. - Petraškaite ‐ Pabst - 2006: - 11). - Damit - stellen - die - untersuchten - Artikel - einen - Diskursausschnitt - dar, - an - wel ‐ chem - gezeigt - werden - kann, - wie - dieses - Thema - in - der - Presse - behandelt - wurde. - Da - es - sich - aber - um - Zeitungen - handelt, - die - mit - der - österreichisch ‐ ungarischen - Ideologie - konform - waren, - bleiben - die - Stimmen - gegen - die - Monarchie - und - ihr - politisches - Handeln - unsichtbar - bzw. - nur - insoweit - sichtbar, - als - sie - in - argumen ‐ tativen - Textteilen - als - keine - „richtigen“ - Argumente - entkräftet - werden. - Das - Ana ‐ lyseinstrumentarium - entstammt, - wie - schon - angedeutet, - dem - diskursanalyti ‐ schen - Ansatz - der - germanistischen - Sprachwissenschaft, - wie - er - von - Warnke, - Wengeler, - Busse - u.a. - herausgearbeitet - wurde - (vgl. - Warnke - 2007). - Als - Analyse ‐ - Kontakte - zw. - Bosnien ‐ Herzegowina - u. - d. - Österr. ‐ Ung. - Monarchie - 269 - kategorien - wurden - die - Textsorte, - die - Modalität, - der - Topos, - wie - er - von - Wenge ‐ ler - vorgeschlagen - wird, - und - der - situative - Rahmen - ausgewählt. - Die - Gründe - für - diese - Auswahl - liegen - vor - allem - im - Korpus - selbst. - Die - Annexion - wurde - nämlich - als - das - prominenteste - Thema - zu - jenem - historischen - Moment - fast - ausschließ ‐ lich - in - Leitartikeln - behandelt, - was - per - se - die - Texte - im - Hinblick - auf - ihre - Funkti ‐ on - in - der - besagten - Kommunikation - und - vor - allem - auf - die - Modalität - interessant - macht. - Die - Kategorie - des - Topos - bietet - sich - vor - allem - an, - wenn - das - kollektive - Denken - einer - Zeit - untersucht - werden - soll. - 4 - Empirische - Analyse - 4.1 - Begriffsebene - Der - Text - „Die - Souveränität - der - österreichisch ‐ ungarischen - Monarchie - in - Bosni ‐ en ‐ Herzegowina“- (Sarajevoer - Tagblatt, - Abendausgabe, - Nr. - 88, - 29.09.1908) - ist - der - erste - Artikel, - der - am - Vorabend - der - Annexion - Bosnien ‐ Herzegowinas - sei ‐ tens - der - Monarchie - die - Annexion - thematisiert. - Der - Verfasser - des - Artikels - ge ‐ braucht - aber - nirgendwo - im - Text - explizit - die - Bezeichnung - „Annexion“, - sondern - bezieht - sich - auf - diesen - Sachverhalt - durch - umschreibende - Ausdrücke - (Periphra ‐ se) - wie - die - folgenden, - um - hier - nur - einige - zu - nennen - (alle - aus - dem - „Sarajevoer - Tagblatt“ - [im - weiteren - Text - ST], - Nr. - 88, - 29.09.1908 - [Sperrungen: - E.Z./ A. Č . ‐ F.]): - p r ä z i s e r e - G e l t e n d m a c h u n g - der- österr.‐ungar.- Souveränität- in- Bosnien- und-der-Herzegowina-(S. - 1); - w i c h t i g e - E n t s c h e i d u n g - b e z ü g l i c h - d e s - s t a a t s r e c h t l i c h e n - V e r h ä l t n i s s e s - d e s - O k k u p a t i o n s g e b i e t e s - g e g e n ü b e r - d e r - M o n a r c h i e - (S. - 1); - a u t o r i t a t i v e - E r k l ä r u n g - v o n - d e r - m a s s g e b e n d e n - S t e l l e - d e r - M o n a r c h i e -(S. - 1); - d i e - g r o ß e - Ü b e r r a s c h u n g - i n - B e z u g - a u f - d i e - p o l i t i s c h e - K o n s t e l l a t i o n e n - a u f - d e m - B a l k a n - i n - d e r - T h r o n r e d e - (S. - 1); - e i n e - ä u ß e r s t - w i c h t i g e - E r k l ä r u n g - b e z ü g l i c h - B o s n i e n - u n d - d e r - H e r z e g o w i n a -(S. - 1). - Schon - auf - den - ersten - Blick - wird - deutlich, - dass - die - Paraphrase - hier - nicht - die - Funktion - der - Vermeidung - von - Wiederholung - desselben - Ausdrucks - hat, - son ‐ dern - der - Vermeidung - des - Ausdrucks - überhaupt. - Der - Grund - für - diese - sprachli ‐ che - Zurückhaltung - liegt - in - der - Empfindlichkeit - dieses - politischen - Unterfan ‐ gens, - da - auf - dem - Berliner - Kongress - die - österreichisch ‐ ungarische - Monarchie - le ‐ diglich - die - Verwaltungshoheit - über - Bosnien ‐ Herzegowina - erhalten - hatte, - wäh ‐ rend - die - Souveränität - in - Händen - des - osmanischen - Sultans - lag. - Somit - stellte - die - 270 - Zili ć / Č ovi ć‐ Filipovi ć- Annexion - eine - Verletzung - des - Völkerrechts - und - des - Berliner - Vertrages - dar, - was - man - in - monarchieloyalen - Blättern - zu - übertünchen - suchte. - Die - Umschreibun ‐ gen - selbst - sind - nicht - wertneutral, - sondern - versuchen, - den - Sachverhalt - der - Völ ‐ kerrechtsverletzung - entweder - zu - beschönigen, - indem - sie - die - Verletzung - des - Berliner - Vertrags - als - Präzisierung - des - rechtlich - nicht - bestehenden - Rechts - nen ‐ nen, - oder - stellen - ihn - gänzlich - falsch - dar, - indem - präsupponiert - wird, - dass - die - Monarchie - statt - der - Verwaltungshoheit - die - Souveränität - über - Bosnien ‐ Herze ‐ gowina - bereits - hat, - was - bis - zur - Annexion - nicht - der - Fall - war: - präzisere- Geltendmachung- der- Souveränität; - wichtige- Entscheidung- bezüglich- des- staatsrechtlichen- Verhältnisses; - die- große- Überraschung- in- Bezug- auf- die- politi‐ sche-Konstellation-auf-dem-Balkan- Für - die - oben - genannte - euphemisierende - Funktion - der - Periphrase - spricht - die - in - der - Bosnischen - Post - einige - Tage - später - erschienene - Meldung - „Unzutreffende - Gerüchte - über - die - Annexion - Bosniens“- (Bosnische - Post - [im - weiteren - Text - BP], - Nr. - 228, - vom - 03.10.1908, - S. - 2), - in - welcher - ausdrücklich - bestritten - wird, - dass - eine - Annexion - Bosniens - bevorsteht - und - die - Information - als - ein - Gerücht - disqualifiziert - wird: - Alle- in- den- ausländischen- Zeitungen- verbreiteten- Gerüchte-über- die- bevorstehende- Annexion-Bosniens-oder-deren-Ankündigung-ist-[sic]-vollständig-unzutreffend.- Auch - die - folgende - Kommentierung - auf - metasprachlicher - Ebene - ist - ein - Hinweis - darauf, - dass - man - sich - in - diesem - Diskurs 2 - hinsichtlich - der - Bezeichnung - Annexi‐ on-distanzieren - wollte: - Der- Minister- D.- Dr.- Baernreither- schreibt- heute- im- „Neuen- Wiener- Tagblatt“,- der- Ausdruck- Annexion- entspreche- nicht- den- Tatsachen.-Wir- haben- gar- nichts- zu- an‐ nektieren,-niemand-kann-uns-mehr-staatliche-Gewalt-in-Bosnien-und-der-Hercego‐ vina-geben,-als-wir-seit-30-Jahren-dort-besitzen - („Dr. - Baernreither - über - die - Annexi ‐ onsfrage - Bosniens“, - BP, - Nr. - 229, - 05.10.1908, - S. - 2). - Damit - steht - außer - Zweifel, - dass - der - Sachverhalt - der - Annexion - und - ihre - Prokla ‐ mation - trotz - Beteuerungen - der - Presse, - es - handle - sich - um - eine - bloße - Formali ‐ tät, - ein - Unbehagen - in - politischen - Reihen - der - Monarchie - bereitete, - ein - Um ‐ stand - also, - den - man - in - der - öffentlichen - Kommunikation - zu - verbergen - oder - kleinzureden - versuchte. - -------------------------------------------------------- 2 -- Hier - durch - die - Stellungnahme - einer - Autoritätsperson. - - Kontakte - zw. - Bosnien ‐ Herzegowina - u. - d. - Österr. ‐ Ung. - Monarchie - 271 - 4.2 - Satzebene - Im - Gegensatz - zur - Vorsichtigkeit - auf - lexikalischer - Ebene - sprechen - die - Journalis ‐ ten - in - Hinsicht - auf - die - Modalität - eine - ganz - andere - Sprache. - So - wird - die - Not ‐ wendigkeit - der - Annexion - und - die - umliegenden - Umstände, - die - für - die - Annexion - sprechen, - ohne - irgendwelchen - Vorbehalt - als - faktisch - dargestellt, - d.h. - die - Pro ‐ positionen - mit - strittigem - Gehalt - werden - mit - Hilfe - der - epistemischen - Modalität, - die - Faktizität - signalisiert, - dargestellt. - So - wird - die - Proposition - Annexion-ist-not‐ wendig-in - folgenden - Belegen - als - faktisch - präsentiert: - Es-ist-ausser-jedem-Zweifel,-dass-die-Okkupation-in-eine-vollständige-Annexion-um‐ gewandelt-werden-muss-[…]-(BP, - Nr. - 230, - 06.10.1908, - S. - 1); - Die-Erkenntnis-der-Notwendigkeit-der-Annexion-ist-von-Jahr-zu-Jahr-gewachsen-[…] - (BP, - Nr. - 230, - 06.10.1908, - S. - 1); - Oesterreich‐Ungarn-als-der-beim-Berliner-Vertrag-zunächst-beteiligte-Faktor-wurde- dadurch- [durch- die- Unabhägigkeitserklärung- Bulgariens]- genötigt,- aus- diesem- Vorgehen- Bulgariens- die- Konsequenzen- zu- ziehen- und- seinen- Besitzstand- zu- si‐ chern-[…]-(„Zwei - Proklamationen“, - ST, - Nr. - 96, - 06.10.1908); - […]- alle- Gutdenkenden- waren- sich- darüber- einig,- dass- der- endliche- und- endgiltige- Anschluss- der- okkupierten- Provinzen- an- die-Habsburgische-Monarchie- ein- unaus‐ weichliches- Gebot- der- Notwendigkeit- ist- („Die - Aufrollung - der - bosnischen - Frage“, - ST, - Nr. - 93, - 03.10.1908). - Auch - hinsichtlich - der - Unterstützung - des - Anschlusses - wird - Faktizität - suggeriert - [Einfügungen: - E.Z./ A. Č . ‐ F.]: - Zu- der- Audienz- [des- österreichisch‐ungarischen- Botschafters- beim- französischen- Minister- des- Äußeren]- wird- noch- gemeldet,- dass- diese- Audienz- den- Beginn- einer- Demarche-sämtlicher-Vertreter-Oesterreichs-im-Auslande-sei,-die-auf-Modifikation- des- Berliner- Vertrages- abzielt.- Frankreich,- Italien- und- Russland- unterstützen- die- österreichisch‐ungarische-Politik - (BP, - Nr. - 229, - 05.10.1908, - S. - 2); - Doch- diese- [ablehnende- Haltung- Englands]- wird- nicht- hindern- können,- dass- Oes‐ terreich‐Ungarn-in-Erfüllung-seiner-politischen-und-kulturellen-Mission-von-diesen- Ländern- dauernd- Besitz- ergreift,- da- es- die- Zustimmung- aller- übrigen- Mächte- be‐ reits- erlangt- […]- hat- („Die - Regelung - des - staatsrechtlichen - Verhältnisses - Bosnien - und - der - Hercegovina“, - ST, - Nr. - 92, - 02.10.1908, - S. - 1). - Dass - dem - nicht - so - ist, - bezeugen - folgende - Belege, - in - denen - aber - die - Gegner - als - neidisch - und - hinterhältig - diskreditiert - werden: - Wann- immer- dies- [die-Annexion]- geschehen-wäre- oder- geschehen-wird,- kann-man- mit-Sicherheit-darauf-rechnen,-dass-von-gewisser-Seite-Gegnerschaften-im-europäi‐ schen-Konzert-sich-finden-würden-und-auch-wenn-es-sich-nur-darum-handeln-wür‐ 272 - Zili ć / Č ovi ć‐ Filipovi ć- de,- für- sich- selbst- irgend- eine- Kompensation- oder- sonst- irgend- einen- Vorteil- her‐ auszureissen-[Einfügung: - E.Z./ A. Č . ‐ F.] - (BP, - Nr. - 230, - 06.10.1908, - S. - 1); - Die- ganze- Angelegenheit- […]- hat- aber- ihre- Schwierigkeiten- in- der- Uneinigkeit,- im- Neid-des-übrigen-Europa-[…] - (BP, - Nr. - 230, - 06.10.1908, - S. - 1); - Englische-Blätter-ergehen-sich-in-lächerlichen-Angriffen-gegen-Oesterreich‐Ungarn.- (BP, - Nr. - 230, - 06.10.1908, - S. - 2); - Der- Großverzir- Kiamil- Pascha- erklärte- dem- Markgrafen- Pallavicini- bei- der- Ueber‐ reichung- der- österreichisch‐ungarischen- Note- über- die- Annexion,- dass- die- Türkei- bei- allen- Signatarmächten- energisch- gegen- die- Verletzung- des- Berliner- Vertrages- zu-protestieren-gedenke-(BP, - Nr. - 232, - 08.10.1908, - S. - 2). - Nicht - als - faktisch, - aber - in - der - Modalität, - die - hohe - Wahrscheinlichkeit - signali ‐ siert, - wird - die - allgemeine - Unterstützung - der - Annexion - in - folgendem - Beleg - dar ‐ gestellt: - Seit-dem-19.-August-1878-dürfte-es-wohl-weder-in-Oesterreich,-noch-in-Ungarn-oder- in- den- okkupierten- Provinzen- selbst- einen- Patrioten- geben,- gleichgiltig- [sic]- wel‐ cher-Lebensstellung-immer-er-angehört,-der-nicht-auf-das-lebhafteste-die-Okkupati‐ on-von-Bosnien-und-der-Hercegovina-in-eine-vollständige-und-endgültige-Annexion- umgewandelt-sehen-möchte-(BP, - Nr. - 230, - 06.10.1908, - S. - 1). - Trotz - der - klaren - Regelung - hinsichtlich - der - Souveränität - über - Bosnien - und - der - Herzegowina - lassen - sich - im - Korpus - immer - wieder - Belege - finden, - die - die - Souve ‐ ränität - des - Kaisers - als - faktisch - bzw. - die - Souveränität - des - Sultans - als - imaginär - präsentieren - und - in - welchen - die - Verletzung - des - Berliner - Vertrages - nur - als - blo ‐ ße - Formalität - verharmlost - wird: - Es- genügt- vorläufig,- wenn- durch- einen- völkerrechtlichen- Akt- d i e - t a t s ä c h l i ‐ c h e - S o u v e r ä n i t ä t - d e s - K a i s e r s - u n d - K ö n i g s - in- eine- formell- aner‐ kannte-verwandelt-wird-[…]-(BP, - Nr. - 229, - 05.10.1908, - S. - 1); - Es- handelt- sich- nur- um- die- Vereinigung- des- formellen- Besitztitels- und- das- kann- man- keine- Annexion- nennen- („Dr. - Baernreither - über - die - Annexionsfrage - Bosni ‐ ens“, - BP, - Nr. - 229, - 05.10.1908, - S. - 2); - Die- Unterschrift- der- Türkei- war- nur- zu- erreichen,- dass,- trotzdem- die- Okkupation- unbegrenzt- von- Seite- der- Mächte- an- Oesterreich‐Ungarn- übertragen- wurde,- die- imaginäre- Souveränität- des- Sultans- beibehalten- wird- („Annexion“, - BP, - Nr. - 230, - 06.10.1908, - S. - 1); - Obwohl- die- Einverleibung- der- beiden- Provinzen- in- die- Monarchie- an- und- für- sich- schon-in-dem-Berliner-Vertrag-virtuell-enthalten-war-[…]-und-obwohl-die-Einverlei‐ bung- sich- zur- Okkupation- wie- die- Wirkung- zur- Ursache,- wie- die- Frucht- zur- Blüte- verhält,- so- haben- gewiss- eine- heftige- Agitation- im- Lande- […]- internationale- aber- auch- staatsrechtliche- Schwierigkeiten- erzeugt- […]- („Annexion“, - BP, - Nr. - 230, - 06.10.1908, - S. - 1). - - Kontakte - zw. - Bosnien ‐ Herzegowina - u. - d. - Österr. ‐ Ung. - Monarchie - 273 - Dass - die - Souveränität - des - Kaisers - vor - der - Annexion - nicht - bestand, - beweist - letztlich - auch - die - Proklamationsnachricht - selbst: - Hier- tritt- die- ganz- bestimmte-Meldung- von- einer- Proklamation- auf,- in- welcher- Se.- Majestät- der- Kaiser- seine- volle- Souveränität- a u f - d i e - o k k u p i e r t e n - L ä n ‐ d e r - B o s n i e n - u n d - H e r c e g o v i n a - a u s d e h n t -[…]-[Sperrung: - E.Z./ A. Č . ‐ F.] - (BP, - Nr. - 229a - Extra ‐ Ausgabe, - 05.10.1908, - S. - 1). - Dass - die - Annexion - eine - Bedrohung - der - fragilen - innerstaatlichen - Machtbalance - zwischen - Österreich - und - Ungarn - war - und - diese - auch - nachweislich - gestört - wur ‐ de, - wird - als - nicht - faktisch - präsentiert - bzw. - nur - als - ein - Irrtum - abgetan: - Die- beiden- Regierungen- haben- eine- Formel- für- den- Anschluss- Bosniens- und- der- Hercegovina- an- die-Monarchie- gefunden,- durch- die- keine- der- beiden- Reichshälften- in- ihren- historischen‐- und- Hoheitsrechten- beeinträchtigt- wird- („Die - Aufrollung - der - bosnischen - Frage“, - ST, - Nr. - 93, - 03.10.1908, - S. - 1); - Die-Lösung-der-bosnischen-Frage-wird-keine-staatsrechtlichen-Rivalitäten-zwischen- Österreich-und-Ungarn-entfesseln-(„Die - Aufrollung - der - bosnischen - Frage“, - ST, - Nr. - 93, - 03.10.1908, - S. - 1); - Ein- einziges- Hindernis- schien- diesem- Anschlusse- entgegenzustehen- -- die- angebli‐ che-Rivalität-der-beiden-Reichshälften-(„Die - Aufrollung - der - bosnischen - Frage“, - ST, - Nr. - 93, - 03.10.1908, - S. - 1). - Dass - die - Annexion - jeglicher - rechtlicher - Grundlage - entbehrt, - wird - in - den - Arti ‐ keln - entweder - verschwiegen, - oder - es - wird - wieder - in - der - gleichen - Modalität - be ‐ hauptet, - dass - die - rechtlichen - Schranken - eigentlich - keine - sind: - Das- internationale- Recht- steht- auf- der- Seite- Oesterreich‐Ungarns,- das- für- die- ok‐ kupierten- Provinzen- unschätzbare- Opfer- gebracht- hat- und- das- nunmehr- den- Zeit‐ punkt- gekommen- erachtet,- diese- zu- hoher- Kultur- geführten- Länder- seinem- Be‐ sitzstande- anzufügen- („Die - Presshetze - gegen - Oesterreich ‐ Ungarn“, - ST, - Nr. - 94, - 04.10.1908, - S. - 2); - Die- ganze- Angelegenheit- ist- nur- eine- politische- Formalität- („Annexion“, - BP, - Nr. - 230, - 06.10.1908, - S. - 1). - Schließlich - wird - die - Reaktion - der - Türkei - als - der - am - meisten - betroffenen - Seite - als - ruhig - dargestellt: - Die- Nachricht- von- der- Neuregelung- der- Frage- der- okkupierten- Provinzen- wurde- hier- sehr- ruhig- und- als- wie- längst- erwartet- aufgenommen- („Annexion“, - BP, - Nr. - 230, - 06.10.1908, - S. - 1). - - 274 - Zili ć / Č ovi ć‐ Filipovi ć- 4.3 - Toposebene - Wenn - es - um - die - Analyse - von - argumentativen - Mustern - im - vorliegenden - Unter ‐ suchungskorpus - geht, - stellt - sich - am - Anfang - die - Frage, - welche - dieser - Muster - im - Annexionsdiskurs - vorkommen, - wenn - es - darum - geht, - den - Anschluss - Bosniens - und - der - Herzegowina - zu - legitimieren. - Denn, - wie - Wengeler - (2003: - 238) - behaup ‐ tet, - gibt - uns - die - Analyse - von - topischen - Mustern - des - Argumentierens - in - einem - thematisch - bestimmten - Diskurs - Aufschlüsse - über - das - jeweils - dominierende - gesellschaftliche - Bewusstsein, - das - kollektive - Denken - und - Meinen - einer - Zeit - […]. - Diese - argumentativen - Strategien - sind - neben - Metaphern - und - Schlüsselwörtern - nach - der - Meinung - der - Diskurslinguisten - eine - der - zentralen - Analysekategorien, - wenn - es - darum - geht, - die - Denkmuster - zu - einem - Sachverhalt - in - einem - Diskurs - festzustellen - (vgl. - Wengeler - 2008: - 218). - Die - Argumentationsmuster, - auch - Topoi - genannt, - sind - in - der - Rhetoriklehre - schon - seit - Aristoteles - diskutiert - worden, - je ‐ doch - werden - sie - für - die - Zwecke - der - Diskurslinguistik - auf - eine - ganz - bestimmte - Art - und - Weise - definiert - und - operationalisiert. - So - führt - Eggler - (2006: - 35) - an, - dass - man - in - der - Literatur - zwei - Typen - von - Topoi - unterscheidet, - nämlich - die - all ‐ gemeinen - und - die - spezifischen. - Während - die - allgemeinen - im - Grunde - ganz - spezifische - argumentative - Superstrukturen - [sind], - welche - sich - in - allen - möglichen - Diskursen - einsetzen - und - propositional - ‚auffüllen‘ - lassen - [Er ‐ gänzung: - E.Z./ A. Č . ‐ F.], - weisen - die - spezifischen - eine - präzisere - Semantik - auf - als - die - allgemeinen - und - stammen - in - der - Regel - aus - ganz - bestimmten - Diskursräumen - (Eggler - 2006: - 35). - An - diese - Auffassung - der - spezifischen - Topoi - knüpft - Wengeler - (2008: - 218f.) - an, - die - er - auch - kontextspezifische - Topoi - nennt - und - stellt - dazu - ergänzend - fest, - dass - [b]ezüglich - der - untersuchten - Argumentationsmuster - […] - es - nicht - ausschlagge ‐ bend - [ist], - ob - ein - Text - selber - explizit - argumentiert. - Im - Sinne - des - Anliegens - her ‐ auszufinden, - welche - Argumentations ‐- und - Denkmuster - in - einer - bestimmten - Zeit - […] - [zu - einem - bestimmten - Thema] - gängig - und - dominant - waren, - soll - registriert - werden, - was - überhaupt - vorkommt - [Ergänzungen: - E.Z./ A. Č . ‐ F.] - (Wengeler - 2008: - 219). - - Kontakte - zw. - Bosnien ‐ Herzegowina - u. - d. - Österr. ‐ Ung. - Monarchie - 275 - In - diesem - Sinne - stellt - sich - die - Frage, - welche - Argumentationsmuster - in - den - bei ‐ den - Zeitungen - mobilisiert - wurden, - wenn - es - um - die - Annexion - Bosniens - und - der - Herzegowina - geht. - Da - die - rechtliche - Grundlage - für - Bosniens - Anschluss - fehlte, - wird - im - Diskurs - um - die - Annexionsfrage - eine - ganze - Reihe - argumentativer - Stra ‐ tegien - mobilisiert, - um - die - heikle - politische - Angelegenheit - zu - rechtfertigen. - Die - Annexion - selbst - stellt - im - Diskurs - also - die - Quaestio, - bzw. - einen - umstrittenen - Sachverhalt - dar, - der - die - Blätter - wie - „Sarajevoer - Tagblatt“ - und - „Bosnische - Post“- in - die - Rolle - der - Annexions ‐ Verteidiger - stellt. - Im - Rahmen - dieser - Arbeit - kann - je ‐ doch - nicht - auf - alle - Topoi - referiert - werden, - die - im - Diskurs - gewonnen - wurden, - sondern - nur - diejenigen - unter - ihnen - werden - besprochen, - die - Aufschluss - über - die - Art - des - kulturellen - Kontakts - zwischen - beiden - Kulturen - geben - können. -- - Der - erste - Schritt - bei - der - Topos ‐ Analyse - laut - Wengeler - (2008: - 220) - ist - die - Lektüre - des - gesamten - Korpus, - wonach - Denkfiguren - formuliert - werden, - die - im - Diskurs - auftauchen - und - die - man - dann - durch - konkrete - Belege - aus - dem - Korpus - stützt. - Im - vorliegenden - Korpus - konnten - der - Fortschritts ‐ Topos, - der - Kultur ‐ To ‐ pos, - der - Opfer ‐- und - der - Reife ‐ Topos - identifiziert - werden, - die - neben - ihrer - pri ‐ mären - Funktion - der - Annexions ‐ Rechtfertigung - auch - etwas - über - die - Wahrneh ‐ mung - und - die - gängige - Denkweise - einer - Kultur - über - die - andere - aussagen - kön ‐ nen. -- 4.3.1 - Der - Fortschritts ‐ Topos - Dieser - Topos - bringt - die - Annexion - Bosniens - und - der - Herzegowina - in - eine - direk ‐ te - Beziehung - zum - Fortschritt - dieser - Länder. - Umschrieben - lautet - dieser - Topos - folgendermaßen: -- - Da - bestimmte - politische - Handlungen - für - ein - Land - Fortschritt - bedeuten, - ist - es - notwendig/ wünschenswert - diese - auszuführen. - Dabei - bezieht - sich - der - Fort ‐ schritt - im - vorliegenden - Korpus - vor - allem - auf - die - rechtliche - Stellung - der - Bevöl ‐ kerung - Bosniens - und - der - Herzegowina, - weil - mit - dem - Anschluss - die - Verfas ‐ sungsgebung, - die - Einführung - des - Parlamentarismus - und - die - Gewährleistung - von - Menschenrechten - in - Zusammenhang - gebracht - werden, - aber - auch - auf - die - wirtschaftliche - Lage - i.Allg., - die - Sicherheit - und - das - Bildungsniveau. - Nur- wenige- Tage- trennen- uns- noch- von- den- für- Bosnien- und- die- Hercegovina- ent‐ scheidenden-Beratungen-der-Delegationen,- die-in-diesen- Ländern- d e n - W e g - z u - v e r f a s s u n g s m ä s s i g e n - Z u s t ä n d e n - b a h n e n - w e r d e n - [Sperrung: - E.Z./ A. Č . ‐ F.]-(„Entscheidende - Tage“, - ST, - Nr.90, - 30.09.1908, - S. - 1); - Einer- neuen- und- frohen- Zukunft- geht- die- Bevölkerung- dieser- Länder- entgegen- („Bosnien ‐ Hercegovina - unter - Habsburgs - glorreichem - Szepter“, - ST, - Nr.97, - 06.10.1908, - S. - 1); - 276 - Zili ć / Č ovi ć‐ Filipovi ć- Angeschlossen-an-einen-uralten-Kulturstaat-werden-sich-diese-Länder-zu-neuer,-ho‐ her-Blüte-entfalten-und-eine-Kleinod-mehr-bilden-in-der-Ruhmeskrone-der-Habsbur‐ ger- („Bosnien ‐ Hercegovina - unter - Habsburgs - glorreichem - Szepter“, - ST, - Nr. - 97, - 06.10.1908, - S. - 1); - Als- unverrückbares- Ziel- schwebt-Mir- vor- Augen,- und- es- ist-Mein- fester-Wille,- dass- den- Angehörigen- Bosniens- und- der- Hercegovina- die- bürgerlichen- Rechte- in- vollem- Masse-gewährt-und-gesichert-warden.-Ausser-der-Freiheit-der-Person-und-des-Glau‐ bens,- der- Sicherheit- des- Eigentums,- der- Ehre,- der- Sitten- und- Gebräuche,- der-Wah‐ rung- des- Hausrechts- und- der- Pressefreiheit,- die- bereits- durch- die- bestehenden- Ge‐ setze- gewährleistet- sind,- soll- die- Freizügigkeit,- sowie- das- Briefgeheimnis,- die- auch- schon-derzeit-streng-geachtet-werden,-die-Rechtssprechung-durch-den-zuständigen- Richter,-das-Petitionsrecht,- das-Vereins‐-und-Versammlungsrecht-unter- ausdrück‐ lichen-Schutz-gestellt-werden-(„Die - Einverleibung - Bosniens - und - der - Hercegovina. - Das - Handschreiben“, - ST, - Nr. - 98, - 07.10.1908, - S. - 1); - Es-war-das- stete-Bemühen-Unserer-Regierung,-in-ruhiger- Gesetzlichkeit-durch- em‐ siges- Schaffen- d a s - L a n d - e i n e r - g l ü c k l i c h e r e n - Z u k u n f t - e n t g e ‐ g e n z u f ü h r e n - [Sperrung: - E.Z./ A. Č . ‐ F.]- („Proklamation - an - das - bosnisch ‐ her ‐ cegovinische - Volk“, - ST, - Nr. - 98, - 07.10.1908, - S. - 2); - Ihr- selbst- must- es- als- Wahrheit- empfinden,- dass- an- Stelle- von- Gewalt- und- Unter‐ drückung- Ordnung- und- Sicherheit- eingezogen,- dass- Handel- und- Wandel- in- steter- Ausbreitung- begriffen- sind,- dass- sich- der- sittigende- Einfluss- vermehrter- Bildung- geltend- gemacht- hat- und- dass- unter- dem- Schirm- einer- geordneten- Verwaltung- je‐ der- der- Früchte- seiner- Arbeit- froh- zu- werden- vermag.- Auf- dieser- Bahn- rastlos- vor‐ wärts- zu- schreiten,- ist- unser- aller- erste- Pflicht- („Proklamation - an - das - bosnisch ‐ hercegovinische - Volk“, - ST, - Nr. - 98, - 07.10.1908, - S. - 2); - Um- Bosnien- und- Hercegovina- auf- eine- höhere- Stufe- des- politischen- Lebens- zu- he‐ ben,-haben-Wir-Uns-entschlossen,-den-beiden-Ländern-verfassungsmässige-Einrich‐ tungen,-welche-deren-Verhältnissen-und-den-allgemeinen-Interessen-Rechnung-tra‐ gen,-zu-gewähren-und-so-eine-gesetzliche-Grundlage-für-die-Vertretung-ihrer-Wün‐ sche- und- Bedürfnisse- zu- schaffen- […]- Für- die- Einführung- dieser- Landesverfassung- bildet- aber- die- Schaffung- einer- klaren- und- unzweideutigen- Rechtsstellung- der- bei‐ den- Länder- die- unerlässliche- Voraussetzung.- Aus- diesem- Grunde- […]- erstrecken- Wir-die-Rechte-unserer-Souveränität-auf-Bosnien-und-die-Hercegovina-und-wollen,- dass- auch- für- diese- Länder- die- für- Unser- Haus- geltende- Erbfolgeordnung- zur- An‐ wendung-gelange-(„Proklamation - an - das - bosnisch ‐ hercegovinische - Volk“, - ST, - Nr. - 98, - 07.10.1908, - S. - 2); - Die-Bewohner-der-beiden-Länder-werden-damit-all’-der-Wohltaten-teilhaftig,-die-ei‐ ne-dauernde-Festigung-der-bisherigen-Verbindung-zu-bieten-vermag.-Die-neue-Ord‐ nung-wird-eine-Bürgschaft-sein,-dass-Kultur-und-Wohlstand-in-Euerer-Heimat-eine- gesicherte- Stätte- finden- werden- („Proklamation - an - das - bosnisch ‐ hercegovinische - Volk“, - ST, - Nr. - 98, - 07.10.1908, - S. - 2); - Der-hehre-Gedanke-des-gleichen-Rechtes-für-alle-vor-dem-Gesetze,-die-Teilnahme-an- der- Gesetzgebung- und- Verwaltung- der- Landesangelegenheiten,- der- gleiche- Schutz- aller- religiösen- Bekenntnisse,- der- Sprache- und- der- nationalen- Eigenart,- all’- diese- hohen- Güter- sollt- ihr- in- vollem- Masse- geniessen.- Die- Freiheit- des- Einzelnen- und- - Kontakte - zw. - Bosnien ‐ Herzegowina - u. - d. - Österr. ‐ Ung. - Monarchie - 277 - das- Wohl- des- Ganzen,- das- wird- der- Leitstern- unserer- Regierung- für- die- beiden- Länder- sein- („Proklamation - an - das - bosnisch ‐ hercegovinische - Volk“, - ST, - Nr. - 98, - 07.10.1908, - S. - 2); - Die-Einführung-verfassungsmässiger-Einrichtungen-in-Bosnien-und-der-Hercegovi‐ na-erheischt-die-Schaffung-einer-unzweideutigen-Rechtsstellung,-somit-die-Ausdeh‐ nung- der- Souveränität- Österreich‐Ungarns- und- die- Einreihung- der- Okkupations‐ länder- in- jene- Gebiete,- auf- welche- sich- die- pragmatische- Sanktion- bezieht,- die- ei‐ nerseits-den-unlösbaren-Zusammenhang-aller-unter-der-Habsburgischen-Krone-ste‐ henden- Länder,- andererseits- die- Pflicht- zur- gemeinsamen- Verteidigung- feststellt- („Kommentar - zur - Annexionsproklamation“, - ST, - Nr. - 98, - 07.10.1908, - S. - 2). - 4.3.2 - Der - Kultur ‐ Topos - In - seiner - Arbeit - „Erklärung - der - Rubrik - 'Argumentationsmuster' - bzw. - 'Topoi'“ 3 - definiert - Wengeler - diesen - Topos - folgendermaßen: - Weil-Menschen- bestimmte- ethnisch‐kulturell- geprägte- Eigenschaften- bzw.-Menta‐ litäten-haben,- gibt- es-bestimmte-beklagens‐-oder-begrüßenswerte-Zustände,-die-je‐ weils- verändert- oder- gefördert- werden- sollen,- und- / - oder- weil- politische- Handlun‐ gen-bestimmte-ethnisch‐kulturell-zu-fassende-Auswirkungen-haben,-sollten-sie-aus‐ geführt-/ -nicht-ausgeführt-werden. -- Der - Kultur ‐ Topos - ist - eine - Art - Untertyp - des - Fortschritts ‐ Topos, - weil - auch - er - den - Fortschritt - impliziert, - doch - da - dieser - ausdrücklich - an - eine - ganz - bestimmte - Kul ‐ tur, - nämlich - die - der - Monarchie - gebunden - ist, - ist - hier - entschieden - worden, - die ‐ sen - Topos - als - getrennt - zu - analysieren: - Doch-diese-[gemeint-ist-die-gegnerische-Einstellung-Englands-gegenüber-der-Anne‐ xion-Bosniens-und-der-Herzegowina]-wird-nicht-hindern-können,-dass-Oesterreich‐ Ungarn- i n - E r f ü l l u n g - s e i n e r - politischen- und- k u l t u r e l l e n - M i s s i o n - von- diesen- Ländern- dauernd- Besitz- ergreift,- da- es- die- Zustimmung- aller- übrigen- Mächte- bereits- erlangt- und- England- in- dieser- Frage- isoliert- hat- [Einfügung - und - Sperrung: - E.Z./ A. Č . ‐ F.] - („Die - Regelung - des - staatsrechtlichen - Verhältnisses - Bosni ‐ en - und - der - Hercegovina“, - ST, - Nr. - 92, - 02.10.1908, - S. - 1); - Voll-und-ganz,-ohne-Rücksicht-auf-die-vielen-grossen-und-kleinen-Hemmnisse,-mit- Hintansetzung- aller- ihm- gebotenen- persönlichen- Vorteile- ist- unser- Herausgeber- noch- als- Chefredakteur- eines- anderen- Blattes- für- die-Verfechtung- j e n e r - g r o s ‐ s e n - k u l t u r e l l e n - M i s s i o n - eingetreten,- die- das- mächtige- Habsburger- Reich- in- Bosnien- und- der- Hercegovina- und- auf- dem- Balkan- überhaupt- zu- erfüllen- hat- [Sperrung: - E.Z./ A. Č . ‐ F.] - („Die - Aufrollung - der - bosnischen - Frage“, - ST, - Nr. - 93, - 03.10.1908, - S. - 1); - -------------------------------------------------------- 3 -- www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/ germ1/ migration/ toposdef.html- (Stand: - 05.11.2015). - 278 - Zili ć / Č ovi ć‐ Filipovi ć- Vorbereitet-durch-eine-dreissigjährige-mühsame-und-erfolgreiche-Kulturarbeit-tritt- sie- nun- in- die- Reihe- der- Völker- Oesterreich‐Ungarns,- um- unter- ihnen- den- ihr- ge‐ bührenden- Platz- einzunehmen.- Angeschlossen- an- einen- uralten- Kulturstaat- wer‐ den- sich-diese-Länder-zu-neuer,-hoher-Blüte- entfalten-und- ein-Kleinod-mehr-bilden- in- der- Ruhmeskrone- der- Habsburger- („Bosnien ‐ Hercegovina - unter - Habsburgs - glorreichem - Szepter“, - ST, - Nr. - 97, - 06.10.1908, - S. - 1); - Stolz-und-frei-können-wir-Angehörige-der-Monarchie-nun-wieder-unser-Haupt-erhe‐ ben,- um- weiterhin,- so- wie- bisher,- treu- mitzuarbeiten- a n - d e r - k u l t u r e l l e n - E n t w i c k l u n g - d i e s e r - L ä n d e r - [Sperrung: - E.Z./ A. Č . ‐ F.] - („Bosnien ‐ Herce ‐ govina - unter - Habsburgs - glorreichem - Szepter“, - ST, - Nr. - 97, - 06.10.1908, - S. - 1).- 4.3.3 - Der - Opfer ‐ Topos - Dieser - Topos - gehört - zu - einem - der - frequenteren - Topoi - des - Annexionsdiskurses, - wonach - die - Okkupationszeit - als - die - Zeit - der - Aufopferung - der - Monarchie - zum - Wohle - der - okkupierten - Länder - dargestellt - wird, - so - dass - die - Annexion - hinsicht ‐ lich - dieser - Aufopferung - quasi - als - erworbenes - Recht - angesehen - wird. - Nach- dreissigjähriger- mühevoller- Kulturarbeit- wird- Oesterreich‐Ungarn- auch- die‐ sen-Ländern-die-den-Verhältnissen-entsprechende-Teilnahme-an-der-Legislative-ge‐ währen-(„Entscheidende - Tage“, - ST, - Nr. - 90, - 30.09.1908, - S. - 1); - Durch- dreissig- Jahre- hat- Oesterreich‐Ungarn- diese- Länder- verwaltet,- betreut- und- beschützt.-Nun,- […]- ist- es- an- der- Zeit,- dass- sie- den- ihnen- gebührenden- Platz- unter- den- Völkern- Oesterreich‐Ungarns- finden- („Die - Regelung - des - staatsrechtlichen - Verhältnisses - Bosniens - und - der - Hercegovina“, - ST, - Nr. - 92, - 02.10.1908, - S. - 1); - Das- internationale- Recht- steht- auf- der- Seite- Oesterreich‐Ungarns,- das- für- die- ok‐ kupierten- Provinzen- unschätzbare- Opfer- gebracht- hat- und- das- nunmehr- den- Zeitpunkt-gekommen-erachtet,-diese-zu-hoher-Kultur-geführten-Länder-seinem-Be‐ sitzstande- anzufügen- („Die - Presshetze - gegen - Oesterreich ‐ Ungarn“, - ST, - Nr. - 94, - 04.10.1908, - S. - 2); - Oesterreich‐Ungarn-als-der-beim-Berliner-Vertrag-zunächst-beteiligte-Faktor-wurde- dadurch- genötigt,- aus- diesem- Vorgehen- Bulgariens- die- Konsequenzen- zu- ziehen- und- einen- Bezitzstand- [sic]- zu- sichern,- auf- den- es- durch- eine- dreissig- Jahre- lange- mühevolle- und- an- Geld‐- und- Blutopfern- reiche- Arbeit- ein- Anrecht- erworben- hat- („Zwei - Proklamationen“, - ST, - Nr. - 96, - 06.10.1908, - S. - 1); - Vorbereitet-durch-eine-dreissigjährige-mühsame-und-erfolgreiche-Kulturarbeit-tritt- sie- nun- in- die- Reihe- der- Völker- Oesterreich‐Ungarns,- um- unter- ihnen- den- ihr- ge‐ bührenden- Platz- einzunehmen- („Bosnien ‐ Hercegovina - unter - Habsburgs - glorrei ‐ chem - Szepter“, - ST, - Nr. - 97, - Extra ‐ Ausgabe, - 06.10.1908, - S. - 1). - - - - Kontakte - zw. - Bosnien ‐ Herzegowina - u. - d. - Österr. ‐ Ung. - Monarchie - 279 - 4.3.4 - Der - Reife ‐ Topos - Dieser - Topos - ist - einer, - der - neben - dem - Aufopferungs ‐ Topos - vielleicht - am - meis ‐ ten - über - die - Art - des - Verhältnisses - zwischen - Österreich ‐ Ungarn - und - Bosnien - und - die - Herzegowina - aussagt, - weil - er - viel - über - die - Wahrnehmung - und - Konzep ‐ tualisierung - des - bosnisch ‐ herzegowinischen - Volkes - seitens - der - Monarchie - of ‐ fenlegt. - Das - okkupierte - Volk - wird - nämlich - als - den - zivilisatorischen - Errungen ‐ schaften 4 - nicht - gewachsen - wahrgenommen. - Die - Monarchie - stilisiert - sich - durch - diesen - Topos - als - Vormund, - der - das - bosnisch ‐ herzegowinische - Volk - erzogen - hat, - damit - es - diesen - Errungenschaften - gewachsen - wäre. - Die- Bevölkerung- i s t - z u - d e r - A n t e i l n a h m e - a n - d e r - V e r w a l t u n g - h e r a n g e r e i f t -und- es- gibt-wohl-Niemanden-in-der-Monarchie,-der-der-hiesigen- einheimischen- Bevölkerung- die- Mitwirkung- an- der- Bestimmung- ihrer- Zukunft- missgönnen- oder- gar- verweigern- würde- [Sperrung: - E.Z./ A. Č . ‐ F.] - („Entscheidende - Tage“, - ST, - Nr. - 90, - 30.09.1908, - S. - 1); - Nun- da- s i e - z u - h o h e r - K u l t u r - a u f g e b l ü h t ,- ist- es- an- der- Zeit,- dass- sie- den-ihnen-gebührenden-Platz-unter-den-Volkern-Oesterreich‐Ungarns-finden-[Sper ‐ rung: - E.Z./ A. Č . ‐ F.] - („Die - Regelung - des - staatsrechtlichen - Verhältnisses - Bosniens - und - der - Hercegovina“, - ST, - Nr. - 92, - 02.10.1908, - S. - 1); 5 - Durchdrungen- von- der-Überzeugung,- dass- d i e - G e w ä h r u n g - v o n - v e r f a s ‐ s u n g s m ä s s i g e n - E i n r i c h t u n g e n - d u r c h - d e n - k u l t u r e l l e n - S t a n d - d e r - B e v ö l k e r u n g ,- durch- das- Bedürfnis- einer- wirksamen- Gewähr‐ leistung- der- gesetzlich- anerkannten- und- noch- anzuerkennenden- bürgerlichen- Rechte- dringend- gefördert- wird,- ordne- Ich- hiermit- an,- dass- den- Bedürfnissen- der- Bevölkerung-nach-einer-angemessenen-Teilnahme-an-der-Besorgung-der-Landesan‐ gelegenheiten-durch-eine-Landesvertretung-in-einer-die-konfessionellen-Verhältnis‐ se,-sowie-die-altererbte-soziale-Schichtung-der-Bewohner-schonenden-Form-Genüge- geschehe-[Sperrung: - E.Z./ A. Č . ‐ F.] - („Die - Einverleibung - Bosniens - und - der - Hercego ‐ vina. - Das - Handschreiben“, - ST, - Nr. - 98, - 07.10.1908, - S. - 1); - Wir-halten-die-Zeit-für-gekommen,-den-Bewohnern-der-beiden-Laender-einen-neuer‐ lichen-Beweis-Unseres-Vertrauens-zu-ihrer-politischen-R e i f e -zu-geben.-[Sperrung: - E.Z./ A. Č . ‐ F.] - („Proklamation - an - das - bosnisch ‐ hercegovinische - Volk“, - ST, - Nr. - 98, - 07.10.1908, - S. - 2); - Ich- habe- […]- darauf- verwiesen,- […],- dass- die- schwierige- Aufgabe,- die- Gemeinden,- den- Kreis- und- endlich- das- Land- schrittweise- und- planmässig- zu- einer- Teilnahme- -------------------------------------------------------- 4 -- Gemeint - sind - natürlich - die - Errungenschaften - der - westlichen - Zivilisation, - die - damals - als - zivilisatorisch - per - se - angesehen - wurden. - 5 -- Dieser - Beleg - wird - auch - als - Beispiel - für - den - Kultur ‐ Topos - angeführt; - da - aber - der - er ‐ reichte - zivilisatorische - Entwicklungstand - der - bosnisch ‐ herzegowinischen - Bevölke ‐ rung - in - den - Vordergrund - der - Argumentation - gestellt - wird - - - im - Beispiel - durch - den - metaphorischen - Ausdruck - aufgeblueht - verbalisiert, - kann - es - auch - als - Beleg - für - den - Reife ‐ Topos - fungieren. - 280 - Zili ć / Č ovi ć‐ Filipovi ć- der- Bevölkerung- an- den- öffentlichen- Aufgaben- z u - e r z i e h e n - vernachlässigt- worden-ist-[…] - [Sperrung: - E.Z./ A. Č . ‐ F.] - (BP, - Nr. - 230, - 06.10.1908, - S. - 2); - Ich-habe-nicht- geleugnet-[…]-dass-die-jetzige-Regierung-[…]- einen-Anfang-gemacht- hat- und- den- Grund- zur- autonomen- Verwaltung- gelegt- hat,- aber- von- einer- V o r ‐ s c h u l e - für- eine- Volksvertretung- […]- kann- man- noch- nicht- sprechen,- denn- diese- S c h u l e - ist- eben- erst- eröffnet- worden- und- die- Bevölkerung- beginnt- erst- darin- zu- l e r n e n -[Sperrungen: - E.Z./ A. Č . ‐ F.] - (BP, - Nr. - 230, - 06.10.1908, - S. - 2). - 5 - Fazit - Die - vorliegende - Arbeit - verfolgt - das - Ziel, - den - sprachlich ‐ kulturellen - Kontakt - zwischen - Österreich ‐ Ungarn - und - Bosnien - zur - Zeit - der - österreichisch ‐ ungari ‐ schen - Verwaltung - in - Bosnien - und - der - Herzegowina - diskurslinguistisch - zu - er ‐ forschen. - Dabei - war - die - leitende - Forschungsfrage, - wie - Sprache - im - Rahmen - des - kulturellen - Kontakts - gebraucht - wird - und - was - uns - der - Sprachgebrauch - über - den - kulturellen - Kontakt - selbst - sagen - kann. - Es - interessierte - nicht - „nur“ - die - Wortebe ‐ ne, - sondern - auch - die - Text ‐- bzw. - Diskursebene, - weil - der - Text - ja - die - sprachliche - Einheit - ist, - in - der - Menschen - agieren, - und - der - Diskurs - die - transtextuelle - sprach ‐ liche - Einheit - darstellt, - die - über - einen - einzelnen - Text - hinaus - Aufschlüsse - über - das - gängige - kollektive - Denken - und - das - dominierende - und - bestimmende - Be ‐ wusstsein - einer - Zeit - ermöglicht. - - Die - Untersuchung - stützt - sich - auf - Artikel - zweier - bosnisch ‐ herzegowinischer - Zeitungen - in - deutscher - Sprache, - die - auf - Grund - des - thematischen - und - zeitli ‐ chen - Kriteriums - ausgewählt - wurden, - d.h. - alle - untersuchten - Artikel - thematisie ‐ ren - die - Annexion - und - sind - in - der - Zeit - unmittelbar - vor, - während - und - nach - der - Annexion - erschienen. - Dazu - galten - beide - Zeitungen - als - loyale - Blätter, - was - Aus ‐ sagen - über - die - monarchistische - Denkweise - über - sich - selbst - und - über - die - ande ‐ re - Kultur - ermöglichte. - - Aus - der - Gesamtheit - aller - vorgefundenen - Belege - wurden - nur - diejenigen - Textbelege - ausgewählt, - die - am - aussagekräftigsten - und - für - das - gesetzte - For ‐ schungsziel - am - aufschlussreichsten - waren. - So - wurde - nicht - auf - alle - Topoi, - die - sich - legitimierend - auf - die - Annexion - beziehen, - referiert, - sondern - sich - auf - dieje ‐ nigen - begrenzt, - die - Aussagekraft - über - den - Kulturkontakt - selbst - hatten. - - So - hat - die - Untersuchung - gezeigt, - dass - die - Paraphrase - auf - der - Wortebene - die - Funktion - hat, - einen - umstrittenen - Sachverhalt - beschönigend - darzustellen - oder - gar - zu - einem - ungünstigen - Zeitpunkt - nicht - zu - nennen, - sondern - ihn - nur - anspie ‐ lend - zu - evozieren. - Die - Untersuchung - der - Modalität - gab - Aufschluss - über - Hal ‐ tungen - der - Presse - zum - ausgedrückten - Sachverhalt - der - Annexion - und - allem, - was - unmittelbar - mit - dem - Anschluss - Bosniens - und - der - Herzegowina - zu - tun - hat ‐ te. - Die - Analyse - ergab, - dass - dieser - umstrittene - politische - Sachverhalt - nicht, - wie - - Kontakte - zw. - Bosnien ‐ Herzegowina - u. - d. - Österr. ‐ Ung. - Monarchie - 281 - üblich - in - der - Presse, - als - solcher - qualifiziert, - sondern - als - faktisch - präsentiert - wurde. - Diese - Art - epistemischer - Modalisierung - fand - sich - an - mehreren - Stellen, - sowohl - im - „Sarajevoer - Tagblatt“ - als - auch - in - der - „Bosnischen - Post“ - und - zwar - be ‐ zogen - auf - die - Propositionen, - die - wie - die - Souveränität - der - Monarchie - über - Bos ‐ nien - und - die - Herzegowina - sowie - die - Änderung - des - Berliner - Vertrags - hoch - um ‐ stritten - waren. - Was - die - argumentativen - Muster - oder - Topoi - betrifft, - so - zeigte - sich - diese - Kategorie - als - sehr - aufschlussreich, - nicht - nur - in - Hinsicht - der - Legiti ‐ mierungsweise - der - Annexion - selbst, - sondern - auch - hinsichtlich - der - Art - und - Weise, - wie - sich - eine - Kultur - selbst - präsentiert - und - wie - sie - die - andere - wahr ‐ nimmt. - Diese - Topoi, - die - kollektives - „Wissen“ - repräsentieren, - zeigten, - dass - sich - die - Monarchie - zu - einem - Vormund - für - das - bosnisch ‐ herzegowinische - Volk - stili ‐ sierte, - dem - sie - die - zivilisatorischen - Errungenschaften - nahebrachte. - Anderer ‐ seits - wurde - durch - die - Topoi - nahegelegt, - dass - das - bosnisch ‐ herzegowinische - Volk - unreif - für - diese - war - und - dazu - erst - erzogen - werden - musste. - 6 - Literatur - Bühler, - Karl - (1934): - Sprachtheorie. - Nachdr. - 1982. - Stuttgart/ New - York. - Busse, - Dietrich - (2007): - Diskurslinguistik - als - Kontextualisierung - - - Sprachwissenschaftli ‐ che - Überlegungen - zur - Analyse - gesellschaftlichen - Wissens. - In: - Warnke, - Ingo - H. - (Hrsg.): - Diskurslinguistik - nach - Foucault: - Theorie - und - Gegenstände. - Berlin/ New - York. - (Linguistik. - Impulse - & - Tendenzen; 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- E ‐ Mail: - livia.adamcova@euba.sk - - Dr.- Boris- Blahak - | - Westböhmische - Universität - Pilsen, - Philosophische - Fakultät, - Lehrstuhl - für - Germanistik - und - Slawistik, - Riegrova - 11, - CZ ‐ 30614 - Plze ň / Tschechien; - E ‐ Mail: - borisblahak@hotmail.com - - Dr.- Bianka- Burka - | - Gartenstraße - 16, - D ‐ 55270 - Klein ‐ Winternheim/ Deutschland; - E ‐ Mail: - burka.bianka@gmail.com - - Mag.-Alma-Čović‐Filipović - | - Universität - Sarajevo, - Philosophische - Fakultät, - Fran ‐ je - Ra č kog - 1, - BA ‐ 71000 - Sarajevo/ Bosnien - und - Herzegowina; - E ‐ Mail: - almacovic@hotmail.com - - Prof.- Dr.- Pavel- Donec - | - Nationale - Wassyl ‐ Karasin ‐ Universität - Charkow, - Lehr ‐ stuhl - für - deutsche - Philologie - und - Übersetzung, - pl. - Svobody - 4, - UA ‐ 61077 - Charkow/ Ukraine; - E ‐ Mail: - p_donec@list.ru - - Prof.- Dr.- Dr.- Csaba- Földes- | - Universität - Erfurt, - Philosophische - Fakultät, - Lehr ‐ stuhl - für - Germanistische - Sprachwissenschaft, - Nordhäuser - Str. - 63, - D ‐ 99089 - Erfurt/ Deutschland; - E ‐ Mail: - csaba.foeldes@uni ‐ erfurt.de - - Dr.-Karl-Hohensinner - | - Stifter ‐ Haus - Linz, - Adalbert ‐ Stifter ‐ Platz - 1, - A ‐ 4020 - Linz/ Österreich; - E ‐ Mail: - karl.hohensinner@gmx.at - - Prof.- Dr.- Meliha- Hrustić - | - Universität - Tuzla, - Philosophische - Fakultät, - Depart ‐ ment - für - deutsche - Sprache - und - Literatur, - Dr. - Tihomila - Markovi ć a - 1, - BA ‐ 75000 - Tuzla/ Bosnien ‐ Herzegowina; - E ‐ Mail: - meliha.h@bih.net.ba - - Prof.- Dr.- Evgenija- Kakzanova - | - Russische - Universität - für - Völkerfreundschaft, - Miklucho ‐ Maklaj ‐ Str. - 6, - RU ‐ 117198 - Moskau/ Russland; - E ‐ Mail: - kakzanova@t ‐ online.de - 284- Herausgeber - und - Beiträger(innen) - - - Dr.-habil.-Felicja-Księżyk - | - Universität - Oppeln, - Institut - für - Germanistik, - Pl. - Sta ‐ szica - 1, - PL ‐ 45052 - Opole/ Polen; - E ‐ Mail: - ksiezykf@uni.opole.pl - - Prof.- Dr.- Alexander- Minor - | - Staatliche - Tschernischewski ‐ Universität - Saratow, - Fakultät - für - Fremdsprachen - und - Linguodidaktik, - Lehrstuhl - für - Deutsch - und - Deutschdidaktik, - Astrachanskaja ‐ Str. - 83, - RU ‐ 410012 - Saratow/ Russland; - E ‐ Mail: - a ‐ minor27@yandex.ru - - Dr.-Márta-Murányi‐Zagyvai-| - Károly ‐ Eszterházy ‐ Universität - Eger, - Lehrstuhl - für - deutsche - Sprache - und - Literatur, - Egészségház - u. - 4, - H ‐ 3300 - Eger/ Ungarn; - E ‐ Mail: - mzmperx@ektf.hu -- - Prof.-Dr.- Lyubov-Nefëdova - | - Staatliche - Pädagogische - Universität - Moskau, - Lehr ‐ stuhl - für - deutsche - Sprache, - Prospekt - Vernadskogo - 88, - RU ‐ 119571 - Moskau/ Russland; - E ‐ Mail: - nefedovalub@mail.ru - - Ao.- Prof.- Dr.- Adina‐Lucia- Nistor - | - Universität - „Alexandru - Ioan - Cuza“ - Jassy, - Philologische - Fakultät, - Lehrstuhl - für - Germanistik, - B ‐ dul - Carol - I, - Nr. - 11, - Ro ‐ 700536 - Ia ş i/ Rumänien; - E ‐ Mail: - lnistor@uaic.ro - - Olha- Popovych,- M.A. - | - Friedrich ‐ Alexander ‐ Universität - Erlangen ‐ Nürnberg, - Lehrstuhl - für - Germanistische - Sprachwissenschaft, - Bismarckstr. - 1, - D ‐ 91054 - Erlangen; - E ‐ Mail: - olha.popovych@gmail.com - - Ass.‐Prof.-Dr.-Milote-Sadiku - | - Universtität - Pristina, - Philologische - Fakultät, - Nëna - Tereze - p.n., - XK ‐ 10000 - Prishtinë/ Kosovo; - E ‐ Mail: - milote.sadiku@uni ‐ pr.edu - - Tanja- Seliazneva,- M.A. - | - Universität - Erfurt, - Philosophische - Fakultät, - Lehrstuhl - für - Germanistische - Sprachwissenschaft, - Nordhäuser - Str. - 63, - D ‐ 99089 - Erfurt/ Deutschland; - E ‐ Mail: - tatsiana.seliazneva@uni ‐ erfurt.de - - Dr.-Patricia-Şerbac - | - Universität - Regensburg, - Institut - für - Romanistik, - D ‐ 93040 - Regensburg/ Deutschland; - E ‐ Mail: - patricia.serbac@ur.de - - Prof.- Dr.- Leonid- Tetjuev - | - Staatliche - Tschernyschewski ‐ Universität - Saratow, - Lehrstuhl - für - Ästhetik - und - Philosophie, - Astrachanskaja ‐ Str. - 83, - RU ‐ 410012 - Saratow/ Russland; - E ‐ Mail: - tetjuewl@mail.ru - - Herausgeber - und - Beiträger(innen) - 285 - - Mgr.- Péter- Urbán,- PhD- | - Comenius ‐ Universität - Bratislava, - Philosophische - Fa ‐ kultät, - Lehrstuhl - für - Germanistik, - Niederlandistik - und - Skandinavistik, - Gondo ‐ va - 2, - SK ‐ 81499 - Bratislava; - E ‐ Mail: - up.urban.peter@gmail.com - - Dr.-Bertold-Wöss - | - Stifter ‐ Haus - Linz, - Adalbert ‐ Stifter ‐ Platz - 1, - A ‐ 4020 - Linz/ Österreich; - E ‐ Mail: - bertold@gmx.at - - Prof.- Dr.- Erminka- Zilić - | - Universität - Sarajevo, - Philosophische - Fakultät, - Franje - Ra č kog - 1, - BA ‐ 71000 - Sarajevo/ Bosnien - und - Herzegowina; - E ‐ Mail: - erminka.zilic@ff.unsa.ba - B EITRÄGE - ZUR - I NTERKULTURELLEN - G ERMANISTIK - (BIG) - - Hrsg. - von - Csaba - Földes - - ISSN - 2190 ‐ 3425 - - - - Bd. - 1: -- Földes, - Csaba - (Hrsg.): - Deutsch - in - soziolinguistischer - Sicht. - Sprachver ‐ wendung - in - Interkulturalitätskontexten. - 2010 - (BIG ‐ Sammelbände); - VIII - + - 158 - S.; -- ISBN - 978 ‐ 3 ‐ 8233 ‐ 6571 ‐ 6. - - Bd. - 2: -- Németh, - Attila: - Dialekt, - Sprachmischung - und - Spracheinstellungen. - Am - Beispiel - deutscher - Dialekte - in - Ungarn. - 2010 - (BIG ‐ Monographien); - VI - + - 246 - S.; - ISBN - 978 ‐ 3 ‐ 8233 ‐ 6572 ‐ 3. - - Bd. - 3: -- Földes, - Csaba - (Hrsg.): - Interkulturelle - Linguistik - im - Aufbruch. - Das - Verhält ‐ nis - von - Theorie, - Empirie - und - Methode. - 2011 - (BIG ‐ Sammelbände); - VIII - + - 359 - S.; -- ISBN - 978 ‐ 3 ‐ 8233 ‐ 6682 ‐ 9. - - Bd. - 4: -- Fáy, - Tamás: - Sekundäre - Formen - des - Foreigner - Talk - im - Deutschen - aus - übersetzungswissenschaftlicher - Sicht. - 2012 - (BIG ‐ Monographien); - VIII - + - 176 - S.; -- ISBN - 978 ‐ 3 ‐ 8233 ‐ 6714 ‐ 7. - - Bd. - 5: -- Földes, - Csaba - (Hrsg.): - Interkulturalität - unter - dem - Blickwinkel - von - Se ‐ mantik - und - Pragmatik. - 2014 - (BIG ‐ Sammelbände); - IX - + - 279 - S.; - ISBN - 978 ‐ 3 ‐ 8233 ‐ 6905 ‐ 9. - - Bd. -- 6: -- Burka, - Bianka: - Manifestationen - der - Mehrsprachigkeit - und - Ausdrucks ‐ formen - des - ‚Fremden‘ - in - deutschsprachigen - literarischen - Texten. - Exemplifiziert - am - Beispiel - von - Terézia - Moras - Werken. - 2016 - (BIG ‐ Monographien); - XI - + - 230 - S.; - ISBN - 978 ‐ 3 ‐ 8233 ‐ 8013 ‐ 9. - - Bd. - 7: -- Földes, - Csaba - (Hrsg.): - Zentren - und - Peripherien - - - Deutsch - und - seine - inter ‐ kulturellen - Beziehungen - in - Mitteleuropa. - 2017 - (BIG ‐ Sammelbände); - IX - + - 305 - S.; - ISBN: - 978 ‐ 3 ‐ 8233 ‐ 8075 ‐ 7. - - Bd. - 8: -- Földes, - Csaba - (Hrsg.): - Interkulturelle - Linguistik - als - Forschungsorientie ‐ rung - in - der - mitteleuropäischen - Germanistik. - 2017 - (BIG ‐ Sammelbände); - IX - + - 285 - S.; - ISBN: - 978 ‐ 3 ‐ 8233 ‐ 8076 ‐ 4. - - Bd. - 9: -- Földes, - Csaba/ Haberland, - Detlef - (Hrsg.): - Nahe - Ferne - - - ferne - Nähe. - Zen ‐ trum - und - Peripherie - in - deutschsprachiger - Literatur, - Kunst - und - Philosophie. - 2017 - (BIG ‐ Sammelbände); - ISBN: - 978 ‐ 3 ‐ 8233 ‐ 8077 ‐ 1. - - Bd. - 10: -- Földes, - Csaba - (Hrsg.): - Themenfelder, - Erkenntnisinteressen - und - Per ‐ spektiven - in - der - Germanistik - in - Mitteleuropa. - 2017 - (BIG ‐ Sammelbände); - ISBN: - 978 ‐ 3 ‐ 8233 ‐ 8078 ‐ 8. -