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Internetlinguistik

2019
978-3-8233-9116-6
Gunter Narr Verlag 
Konstanze Marx
Georg Weidacher

Was ist eigentlich das Besondere an der Online-Kommunikation? Wer sich diese Frage stellt, findet im vorliegenden Büchlein erste Antworten und weitere Fragestellungen des hochaktuellen Forschungsgebiets der Internetlinguistik. In sieben Kapiteln werden typische Phänomene der vielgestaltigen und dynamischen Interaktion im Internet vorgestellt. Viele Übungsaufgaben motivieren zum Weiterdenken.

ISBN 978-3-8233-8116-7 wichtige Punkte für einen erfolgreichen Start ins Thema für einen schnellen Einstieg ins Thema Grundbegriffe und wichtige Zusammenhänge schnell erfasst ideal für die Seminarvorbereitung in den ersten Semestern Was ist eigentlich das Besondere an der Online-Kommunikati on? Wer sich diese Frage stellt, findet im vorliegenden Büchlein erste Antworten und weitere Fragestellungen des hochaktuellen Forschungsgebiets der Internetlinguisti k. In sieben Kapiteln werden typische Phänomene der vielgestalti gen und dynamischen Interakti on im Internet vorgestellt. Viele Übungsaufgaben moti vieren zum Weiterdenken. www.narr-starter.de www.narr-studienbuecher.de www.narr.de Konstanze Marx / Georg Weidacher Internetlinguisti k Internetlinguisti k zusammengefasst von Konstanze Marx und Georg Weidacher 18116_Umschlag.indd 1-3 03.05.2019 11: 37: 20 Prof. Dr. Konstanze Marx ist Lehrstuhlinhaberin für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Greifswald. Dr. Georg Weidacher ist Senior Scientist in der Abteilung für Germanistische Linguistik der Karl-Franzens-Universität Graz. MIT narr STARTER BEGINNEN, MIT narr STUDIENBÜCHER VERTIEFEN, ERFOLGREICH STUDIEREN! www.narr-STARTER.de 18116_Umschlag.indd 4-6 03.05.2019 11: 37: 22 Konstanze Marx / Georg Weidacher Internetlinguistik Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. © 2019 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Internet: www.narr-starter.de www.narr-studienbuecher.de eMail: info@narr.de Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach CPI books GmbH, Leck ISSN 2509-6036 ISBN 978-3-8233-8116-7 Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1. Zugang zu sprachlichen Daten Ohne Methoden ist alles nichts . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.1 Datenerhebung am Beispiel von Facebook . 10 1.2 Bereits zugängliche Internet-Korpora . . . . . . 14 1.3 Mehr als Texte: Digitale Ethnographie . . . . 18 2. Neue (? ) ethische Klippen Was darf man, was soll man? . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2.1 Über welche Handlungen sprechen wir? . . . 23 2.2 Daten sammeln: ja oder nein? . . . . . . . . . . . . 24 2.3 Anonymisieren: ja oder nein? . . . . . . . . . . . . 27 3. Memes als mediales Phänomen Ein nicht mehr so neues „ Neues Medium “ . . . . . 32 3.1 Das Internet als Medium . . . . . . . . . . . . . . . . 32 3.2 Funktionen des Internets als Medium . . . . . 36 3.3 Was sind Memes? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 4. Hybride Kommunikation in Foren Das Internet - ein Medium für Dialoge . . . . . . . . 44 4.1 Sprachverfall im Internet? . . . . . . . . . . . . . . . 44 4.2 Geschriebene Gespräche - Dialogizität . . . . . 48 4.3 Mündliches und schriftliches Formulieren . 50 4.4 Indikatoren von Oraliteralität . . . . . . . . . . . . . 53 narr-starter.de 5. Die Rolle der Emojis Konstitutive Elemente der Alltagsinteraktion . . . . 57 5.1 Eine Anekdote zum Einstieg . . . . . . . . . . . . . 57 5.2 Funktionen von Emojis . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 6. Blogs als Texte und darüber hinaus Blogging - Texte schreiben im Netz . . . . . . . . . . . 66 6.1 Blogs: Ein prototypisches Beispiel . . . . . . . . 67 6.2 Merkmale von Texten im Internet . . . . . . . . 69 6.3 Mikroblogs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 7. Internetbelege im Text Formales zum Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 7.1 Internetbelege im Fließtext . . . . . . . . . . . . . . 79 7.2 Zitate aus Online-Publikationen . . . . . . . . . . 83 7.3 Angaben im Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . 84 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Quellenverzeichnis für Belege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Inhalt 6 narr-starter.de Vorwort Liebe Leser*innen, in den Händen halten Sie quasi ein kleines Geschwisterkind des 2014 erschienenen Buches „ Internetlinguistik - ein Lehr- und Arbeitsbuch “ . Bekanntlich verhält es sich mit Geschwisterkindern so, dass sie sich ähnlich sein können und auch wieder gar nicht. Das beschreibt das vorliegende Büchlein recht gut. Der Narr-Verlag strebt mit der Starter-Reihe an, einen Vorgeschmack zu geben, auf Elaborationen der Thematik im Studienbuch. Wir haben diesen Auftrag gern angenommen, weil es uns Freude bereitet, neugierig zu machen auf einen aktuellen Forschungsgegenstand der modernen angewandten Linguistik: die Sprachverwendung im Internet. Und, ja, es ist wagemutig, einem solch hochdynamischen Gegenstand ein „ Buchkorsett “ anzulegen, getraut haben wir uns dennoch (nun schon zum zweiten Mal). Immer wieder - in der Lehre und auch von Kolleg*innen - erhalten wir die Rückmeldung, dass ein kompakter Überblick zur Forschungsdisziplin Internetlinguistik als hilfreich empfunden wird und als Motivation, der einen oder anderen Fragestellung nachzugehen und die Arbeit am Gegenstand zu intensivieren. Wir zeigen hier Tendenzen innerhalb des Forschungsgebietes auf - Bekanntes zum einen, neuere Entwicklungen zum anderen und mögliche Wege, damit umzugehen. Das Buch ist in sieben Kapitel untergliedert, in denen wir uns den Methoden der Internetlinguistik, ethischen Herausfordenarr-starter.de rungen beim Umgang mit Daten aus dem World Wide Web und spezifischen Charakteristika der Kommunikate zuwenden: mit Blick auf Memes, Foren, Emojis und Blogs. Im letzten Kapitel geht es um Formalien: Wir unterbreiten Vorschläge zur Zitation von sprachlichen Belegen und wissenschaftlichen Publikationen aus dem Netz. Die Kapitel enthalten Aufgaben. Dabei handels es sich teils um offene Fragen, für die es keine Musterlösung gibt; teils finden Sie die Antworten direkt im anschließenden Fließtext. Jedes Kapitel endet mit einer Botschaft to go und wir bitten Sie, uns hier nicht beim Wort zu nehmen. Bleiben Sie stattdessen dem Forschungsgegenstand gewogen. Das Thema - so ist zumindest unser Eindruck - wächst und gedeiht als Thema der modernen Linguistik und verschafft sich somit Raum in der Forschungslandschaft. Das wirkt positiv auf die Sprachwissenschaft zurück und zeigt gleichzeitig eine Anschlussfähigkeit an Nachbardisziplinen innerhalb unseres eigenen Fachs, aber auch interdisziplinär. Es bleibt also spannend. Wir danken unserem Lektor, Tillmann Bub, für seine Unterstützung und Engelsgeduld in der Entstehungsphase des Manuskripts. Susanne Kabatnik und Helena Buhl haben uns beim Redigieren geholfen, auch dafür herzlichen Dank. Konstanze Marx (Greifswald) und Georg Weidacher (Graz) im April 2019 Vorwort 8 narr-starter.de 1. Zugang zu sprachlichen Daten Ohne Methoden ist alles nichts Wir beginnen dieses kleine Buch mit einem nur vermeintlich trockenen Thema: Methoden. Derzeit befinden wir uns in der scheinbar komfortablen Lage, dass unser Untersuchungsmaterial fortwährend neu generiert wird und quasi in Echtzeit mitgelesen werden kann. Genauso schnell, wie es generiert wird, verschwindet es auch aus dem Fokus oder der jeweils aktuellen Ansicht. Stellen Sie sich beispielsweise vor, Sie öffnen Ihren Twitter-Account, ein Tweet interessiert Sie, aber Sie möchten eben noch die persönlichen Nachrichten einsehen. Sie wechseln also zu Ihrem persönlichen Twitter-Postfach und wenn Sie danach zur Hauptseite (zur Timeline) zurückkehren, ist der Tweet, der Sie interessiert hatte, schon unauffindbar verschwunden. Er ist nicht nur weiter nach unten gerückt, weil er von den aktuelleren Tweets quasi nach unten geschoben worden ist, sondern tatsächlich insgesamt aus der Timeline verschwunden. Um sprachliches Material aus den Sozialen Medien untersuchen zu können, muss es also verfügbar bleiben. Es liegt nahe, Datensammlungen anzulegen. Selbsterklärend ist dieser Vorgang aber nicht, zumal wenn er über das zwar bewährte, aber doch mit Schwächen behaftete Copy-und- Paste-Verfahren hinausgehen soll. Im ersten Teil dieses Kapitels wird also die Frage der effizienten Korpusgenerierung problematisiert. Zudem stellen wir einige bereits existierende Korpora vor. Anschließend geht es uns darum, Zugänge zu Daten aufzuzeigen, die deren Kontextualisierung sichtbar machen narr-starter.de was unseres Erachtens für eine umfassende Analyse unabdingbar ist. 1.1 Datenerhebung am Beispiel von Facebook Fragen, die im Zusammenhang mit dem Anfertigen von studentischen Hausarbeiten oder auch Abschlussarbeiten stets aufkommen, lauten: Wie gelange ich an die Daten? Wie sind diese aufzubereiten und in die Arbeit zu integrieren? Wie viele Daten benötige ich überhaupt? In einem Seminar haben Sie die Aufgabe erhalten, einen Facebook-Shitstorm gegen eine in der Öffentlichkeit stehende Person oder gegen eine Firma zu analysieren. Wie würden Sie bei der Datensammlung vorgehen? Facebook ist eine von breiten Bevölkerungsschichten genutzte Plattform. Die Daten hier weisen Eigenschaften auf, die mit den Daten auf anderen Sozialen-Netzwerk-Seiten vergleichbar sind, schaut man sich etwa den Aufbau einer Statusmeldung und die Social-Media-Funktionen an. Wir werden daher die oben zitierten häufig gestellten Fragen am Beispiel der bekannten Plattform erläutern. Dank einem hervorragenden Einführungsbuch in die sogenannten „ Digital Methods “ von Richard Rogers (2015) und der Arbeit der Amsterdamer Projektgruppe „ Digital Methods Initiative “ liegt inzwischen eine sehr gute Anleitung zur Erhebung von Facebook-Daten vor. Diese basiert auf dem von Bernhard Rieder entwickelten Tool Netvizz, dessen Handhabung hier kurz skizziert werden soll. 1. Zugang zu sprachlichen Daten 10 narr-starter.de Einen Überblick über die Funktionen dieses Programms bietet auch ein unter https: / / www.youtube.com/ watch? v= dfoYAPistYg veröffentlichtes Video. Um dieses Tool benutzen zu können, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: 1. Auf dem Rechner sollten die Web-Browser Firefox oder Google Chrome installiert sein. 2. Sie sollten über einen Texteditor verfügen, z. B. Text- Wrangler. 3. Sie benötigen einen Facebook-Account. Facebook wird nun über einen der genannten Browser aufgerufen, damit sie sich einloggen können. In einem zweiten Schritt rufen Sie über die Facebook-Suchleiste die App Netvizz auf. Hier werden Ihnen verschiedene Optionen angeboten, die sie abhängig von Ihrer Forschungsfrage anwählen können. Bezieht sich Ihre Fragestellung beispielsweise auf Dynamiken in Facebook-Gruppen, können Sie das Modul „ group data “ anwählen. Interessieren Sie sich mehr für die Inhalte auf spezifischen Facebook-Seiten, bietet sich die Option „ page data “ (page posts) an. Exemplarisch vollziehen wir hier den Pfad zur Erhebung von „ page data “ weiter. Sie gelangen nun auf eine Seite, auf der Sie die „ page id “ der Facebook-Seite eingeben müssen, von der Sie Daten extrahieren wollen. Auch das ist recht einfach, weil ein angeschlossener Link direkt zu einer Seite führt, auf der Sie lediglich die URL der zu untersuchenden Seite eintragen müssen. Für den Facebookauftritt des Instituts für Deutsche Sprache lautet diese zum Beispiel https: / / www.facebook.com/ ids.mannheim/ ? fref=ts und ist in der Adressleiste ablesbar. Kopieren Sie die URL einfach und fügen sie diese in das dafür vorgesehene Feld ein. 1.1 Datenerhebung am Beispiel von Facebook 11 narr-starter.de Die Identifikationsnummer der Seite wird Ihnen dann angezeigt und sie brauchen diese nur noch zu kopieren und in die Maske auf der Netvizz-Facebook-Seite einzufügen. Alternativ können IDs von Seiten auch über die Seite https: / / lookup-id.com/ # ausfindig gemacht werden. Sie haben nun noch die Möglichkeit, die Anzahl der angezeigten Posts und den Zeitraum festzulegen, den Sie betrachten möchten. Angemerkt sei, dass möglicherweise nicht alle existierenden Posts in die Suche einbezogen werden. Das ist auf API-Einschränkungen zurückzuführen, die durch Facebook vorgenommen werden. Diese Angaben sind natürlich abhängig von Ihrer Forschungsfrage. Als Faustregel gilt, dass Sie dann genügend Daten gesammelt haben, wenn sich ein Muster erkennen lässt. Im nächsten Menüpunkt werden Ihnen auch statistische Auswertungen angeboten, für eine linguistische Untersuchung jedoch ist die „ full data “ -Option in Kombination mit der Option „ post by page only “ ratsam. Nun wird ein Zip- Archiv erzeugt. Dieser Vorgang kann je nach Suchanfrage einige Sekunden dauern. Das Zip-Archiv laden Sie im Anschluss herunter und entpacken es. Interessant ist dann vor allen Dingen die comments-Datei, die im Text- Editor geöffnet wird. Sie finden hier Metadaten zur Statusmeldung sowie die dazu eingegangenen Kommentare, in Spalten angeordnet. Angezeigt werden auch die Timecodes und die Anzahl der Gefällt-mir-Reaktionen zum jeweiligen Kommentar. Die Ziffern 0 und 1, die in der Spalte vor den Kommentar-Zitaten aufgeführt werden, lassen Rückschlüsse auf die Struktur des Kommentarstrangs zu. Die Ziffer 1 kennzeichnet dabei eine Antwort auf einen Kommentar. Ein Vorteil dieser Anwendung ist auch, dass die Emojis mit übertragen werden. Wenn gewünscht, können diese Daten 1. Zugang zu sprachlichen Daten 12 narr-starter.de problemlos in eine Exceltabelle übertragen werden. Hier können sie auf einer möglicherweise vertrauteren Oberfläche mit weiteren für die Analyse relevanten Informationen angereichert und auch in eine Textdatei umgewandelt werden. Damit lässt sich die Textgrundlage auch gut in Konkordanzanalyseprogrammen, wie z. B. AntConc, auswerten. Ein sprichwörtlicher Haken ist mit der oben beschriebenen Anwendung verbunden, den wir hier erwähnen müssen. Es ist für die Entwickler*innen und somit auch für die Nutzer*innen nicht transparent, inwieweit das Tool vor dem Hintergrund der neuen Datenschutz-Grundverordnung und der Facebook-internen Datenschutzbestimmungen weiterhin funktionieren wird. Bernhard Rieder hat sich am 11. 8. 2018 in einem Artikel, der unter http: / / thepoliticsofsystems.net/ 2018/ 08/ facebooks-app-reviewand-how-independent-research-just-got-a-lot-harder/ einsehbar ist, folgendermaßen geäußert: After tweeting about this process, I not only received a lot of support, but also suggestions to launch some kind of campaign, possibly on the basis of the academic outcomes Netvizz has helped with or enabled. Maybe such an attempt could work, but I personally doubt it since academic research is set to be funneled into new institutional forms that offer more control than API-based data access. Maybe Axel Bruns ’ open letter initiative can develop into something like this. I surely hope it does, but for myself it is time to take a break. Es zeigt sich hier exemplarisch, wie schwierig es auch für die linguistische Forschung ist, Daten zu erheben obgleich sie im Sekundentakt produziert und veröffentlicht werden und für die Rezeption leicht zugänglich sind. 1.1 Datenerhebung am Beispiel von Facebook 13 narr-starter.de Schreiben Sie eine Pro- und Kontraliste zum Erstellen von Social- Media-Korpora. Welche Vor- und welche Nachteile hat es, selbst Daten zu erheben, anstatt bereits existierende Korpora zu verwenden? Beziehen Sie die Open Letter Initiative von Axel Bruns in Ihre Überlegungen ein (https: / / policyreview.info/ articles/ news/ facebook-shuts-gate-after-horse-has-bolted-and-hurts-real-research-process/ 786). 1.2 Bereits zugängliche Internet-Korpora Es gibt inzwischen eine Reihe von Korpora aus internetbasierten Texten. Eine Auswahl möchten wir hier kurz vorstellen. DiDi-Korpus: https: / / commul.eurac.edu/ annis/ didi Chat-Korpus: www.chatkorpus.tu-dortmund.de MoCoDa: https: / / mocoda.spracheinteraktion.de MoCoDa2: https: / / db.mocoda2.de/ #/ c/ home SMS: https: / / www.mediensprache.net/ archiv/ corpora/ sms_os_h. pdf Wikipedia: https: / / cosmas2.ids-mannheim.de/ cosmas2-web/ Blogs und Webkorpus: https: / / www.dwds.de/ d/ k-spezial#blogs Liveticker und Blogs: https: / / fussballlinguistik.linguistik.tu-berlin.de Das Didi-Korpus (DiDi = „ Digital Natives - Digital Immigrants. Schreiben auf Social Network Sites “ ) basiert auf Datenspenden von 136 Nutzer*innen. Es umfasst etwa 650 000 Tokens und setzt sich aus 11 102 Facebook-Statusmeldungen, 6507 Pinnwand-Kommentaren und 22 218 Chat-Nachrichten zusammen. Diese sind für Nutzer*innen frei zugänglich, die eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterzeichnen. 1. Zugang zu sprachlichen Daten 14 narr-starter.de Das Dortmunder Chatkorpus beinhaltet Chats aus den Handlungsbereichen Freizeit, Beratung, Medien und Lehr-/ Lernkontexten und ist sowohl für linguistische als auch für sprachdidaktische Zwecke geeignet (siehe Beißwenger 2013). Es umfasst 478 Chat-Mitschnitte (140 240 Nutzerbeiträge, 1,06 Millionen Token), die in den Jahren 2002 - 2008 zusammengestellt und nach Äußerungsbeiträgen, Zuschreibungsbeiträgen und Systemmeldungen annotiert wurden. Die Suche nach Emoticons, Ausdrücken in Asterisken oder @-Adressierungen ist möglich. Ein Releasekorpus mit 385 Dokumenten (59 876 Chat-Beiträgen bzw. 551 762 lfd. Wortformen) ist frei verfügbar. Daten aus der Alltagskommunikation mittels elektronischer Kurznachrichten liegen in der MoCoDa (Mobile Communication Database) vor. Die derzeit 2206 Dialoge (19 224 Nachrichten, 1 063 531 Zeichen) sind im vertrauten mehrfarbigen für mobile Messengerdienste typischen Layout abgebildet. Metadaten wie Alter, Geschlecht, Bildungsgrad, Standort, Tarif, Eingabemodus, Beziehung der Schreiber*innen zueinander, ergänzende Informationen zum Dialog, Eingabeart/ -medium und der Modus, wie die Daten eingestellt worden sind, werden zum jeweils aufgerufenen Dialog angezeigt. Besonders benutzerfreundlich ist, dass die Dialoge inhaltlich verstichwortet sind, so dass eine Suche durchgeführt werden kann. Das Korpus kann für die Forschung und Lehre genutzt werden. Es ist lediglich ein Passwort notwendig, dass via E-Mail bei Wolfgang Imo (Universität Hamburg) erfragt werden kann, übrigens auch für die Mo- CoDa2. Gerade im Entstehen befindet sich die MoCoDa2. Diese Datenbank ist - wie der Name schon nahelegt - eine Erweiterung der MoCoDa. Ende 2018 verfügte die Daten- 1.2 Bereits zugängliche Internet-Korpora 15 narr-starter.de bank über 222 Chats, 20 591 Nachrichten, 163 532 Token und damit 676 335 Zeichen. Bis voraussichtlich Frühjahr 2019 befindet sich die Datenbank in einer Open-Beta-Phase, d. h. dass Rückmeldungen der Nutzer*innen in das Format integriert werden. Die Nutzung ist dessen ungeachtet möglich und sehr praktikabel. Zu Erweiterung der Datenbasis werden fortlaufend Datenspenden gesammelt. Ein Video zur Anleitung ist unter der folgenden Adresse verfügbar: https: / / db.mocoda2.de/ #/ c/ home. An dieser Stelle sei auch das Projekt What ’ s up Switzerland vorgestellt. Im Rahmen dieses Projekts wurde 2014 eine große WhatsApp-Datenbasis erstellt (ca. 617 Chats, ca. 750 000 Nachrichten, ca. 5,5 Mio. Tokens und 350 000 Emojis). Es gibt auch ein Satellitenprojekt What ’ s up Deutschland. Aus dem Projekt gingen nicht nur zahlreiche Publikationen hervor. Die Forscher*innen sind derzeit zudem dabei, die Datenbasis für die sprachwissenschaftliche Forschung aufzubereiten, die voraussichtlich ab März 2020 verfügbar sein wird. Eine Sammlung mit etwa 1500 SMS von Schülern und Schülerinnen und Studierenden der Universitäten Osnabrück und Hannover kann als pdf-Datei von der Seite mediensprache.net heruntergeladen werden. Dialogische Sequenzen finden sich hier nicht, aber Angaben zum Geschlecht und dem Alter der Autor*innen. Ein aus neun Teilkorpora bestehendes Wikipedia-Korpus ist über das Portal und Recherchesystem COSMASII des Instituts für Deutsche Sprache Mannheim unter den Bedingungen der CC-BY-SA-Lizenz nutzbar: l WiKo-A (13): Artikelseiten mit 704 290 457 Textwörtern; 1. Zugang zu sprachlichen Daten 16 narr-starter.de l WiKo-A (15): Artikelseiten mit 824 692 227 Textwörtern; l WiKo-A (17): Artikelseiten mit 1 631 159 647 Textwörtern; l WiKo-D (13): Diskussionsseiten mit 290 283.05 Textwörtern; l WiKo-D (15): Diskussionsseiten mit 331 619 382 Textwörtern; l WiKo-D (17): Diskussionsseiten mit 373 161 686 Textwörtern; l WiKo-N (15): Nutzerdiskussionen mit 286 346 564 Textwörtern; l WiKo-N (17): Nutzerdiskussionen mit 326 214 993 Textwörtern und Wikipedia-Redundanzdiskussionen (17) mit 1 951 045 Token. Weblogs und Kommentare sind in das BBAW-Korpus zum Projekt „ Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache “ (DWDS) integriert (Barbaresi/ Würzner 2014). Mit Hilfe des Fußballlinguistik-Korpus von Simon Meier (TU Berlin und Dresden) können 290 Taktikanalysen der Taktikblogs niemalsallein.de und halbfeldflanke.de untersucht werden. Darüber hinaus bietet das Korpus derzeit ein umfangreiches mehrsprachiges vollannotiertes Repertoire an Liveticker- Daten, Spielberichten und Taktikanalysen aus den Jahren 2006 bis 2017 (31,5 Mio. Tokens). Das Korpus kann nach einer unkomplizierten Registrierung kostenlos genutzt werden (Meier 2017). Fühlen Sie sich ebenfalls eingeladen, sich unter https: / / www.youtube.com/ user/ CLARINGermany über die CLA- RIN-D-Infrastruktur für die sprachbasierte Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu informieren. Die 1.2 Bereits zugängliche Internet-Korpora 17 narr-starter.de Arbeit mit digitalen Ressourcen ist nicht immer selbsterklärend. Wir empfehlen daher die CLARIN-D-YouTube- Tutorials. In kurzen Videos werden hier Schritt-für-Schritt- Anleitungen zur Nutzung von Korpora, digitalen Werkzeugen und Webservices gegeben. 1.3 Mehr als Texte: Digitale Ethnographie Für umfassende qualitative Analysen, die auch Netzwerkeffekte (etwa die Dynamik in potenziellen Echokammern, vgl. Sunstein 2001), situative (kontextuelle) Gegebenheiten oder andere Common Ground bildende und damit relevante Aspekte integrieren, reicht es nicht aus, allein mit Textbelegen zu arbeiten. Online-Kommunikate sind also weitaus mehr als ein Text, sie sind multimodal (siehe auch Kap. 3) und sollten optimalerweise auch in dieser Eigenschaft betrachtet werden können. Überlegen Sie, wie sich ein Online-Kommunikat zusammensetzt. Legen Sie zunächst fest, was Sie unter einem Online-Kommunikat verstehen und tragen Sie obligatorische und fakultative Informationen darüber zusammen. Elementarer Bestandteil von Online-Kommunikaten (Kommunikationselementen bzw. Kommunikationsbeiträgen, vgl. auch Jakobs 2011, Adamzik 2004) sind Informationen über deren Ursprungsort und deren Verbreitungshistorie, die Angaben zu den Urheber*innen ebenso mit einschließen wie Social-Media-Funktionen (etwa Reaktionen wie Likes, Teilen oder Kommentare). Wir haben oben schon angesprochen, dass nicht alle Informationen bildschirmbasiert zusammengetragen werden 1. Zugang zu sprachlichen Daten 18 narr-starter.de können. Viele Nutzer*innen offenbaren zwar inzwischen oftmals selbst eine Vielzahl an Metadaten (bei Facebook wahlweise etwa Wohnort, Ausbildungsort, Beruf, Beziehungsstatus, Anzahl der Freunde/ Freundinnen usw.). Leider führt diese Kommunikations- und Offenbarungsfreude nicht zwangsläufig dazu, dass Forschungsanfragen ernst genommen werden. Die Rückkopplungsrate bei Kontaktaufnahmen mit wissenschaftlichem Hintergrund ist äußerst niedrig. Auf diese Weise bleiben Fragen zum produzierten Text, zum Kontext und zu den Textproduzent*innen unbeantwortet. Darüber hinaus können sich Forscher*innen auf diese Weise auch kein Einverständnis der Textproduzent*innen einholen, wenn die Daten für die Forschung gespeichert und möglicherweise in einem Datenkorpus (wieder) zugänglich gemacht werden sollen. Es entstehen hier sowohl rechtliche als auch ethische Fallstricke. Die oben genannten Schwierigkeiten im Blick und geleitet durch das Bestreben, sich ein umfassendes Bild von Praktiken in der Onlinekommunikation (und darüber hinaus) machen zu können, hat sich die sogenannte Digitale Ethnographie etabliert. Als online-ethnographische Daten fasst Androutsopoulos (2008: 2) Angaben darüber, l welche Motivation Personen haben, spezifische sprachliche Verwendungsweisen zu nutzen und was diese bedeuten; l inwieweit sich Personen darüber bewusst sind, wie vielgestaltig die Online-Kommunikation ist und wie sie dies bewerten; l welches Wissen sie über den Ursprung und die Verbreitung von sprachlichen Innovationen im Web haben sowie über 1.3 Mehr als Texte: Digitale Ethnographie 19 narr-starter.de l die Verknüpfung zwischen den Interpretationen der Kommunikationsteilnehmer*innen und der Forscher*innen. Es sind Informationen wie diese (und die oben genannten Kommunikat-konstituierenden), die sich nicht einfach von einem Bildschirm ablesen lassen, sondern über eine Methodenkombination erschlossen werden können, die Androutsopoulos „ discourse-centred online ethnography “ (kurz: DCOE) nennt. Das bedeutet, dass die systematische Online-Beobachtung von spezifischen Webseiten (darunter fallen natürlich auch Soziale-Netzwerk-Seiten) in direktem Kontakt mit den sozialen Akteur*innen erfolgen sollte. Online-Beobachtung Wir wenden uns hier zunächst der Online-Beobachtung zu, deren Vorteile natürlich nicht von der Hand zu weisen sind. Forscher*innen können im Web schließlich unbemerkt mitlesen. Dabei beeinflussen sie die laufende Interaktionssituation nicht. Das Labovsche Beobachter-Paradoxon spielt in Online-Kontexten also zunächst keine Rolle. Zu bedenken ist jedoch, dass die Kommunikation in einem (semi-)öffentlichen Raum, wie dem World Wide Web, für ein Publikum entsteht, dessen Konstitution ungewiss ist. So ist schlicht nicht festlegbar, wer und wie viele Menschen die Interaktion mitverfolgen, ohne sich je aktiv zu beteiligen. Darüber hinaus ist Kommunikation insbesondere auf Sozialen-Netzwerk-Seiten darauf ausgelegt, anschlussfähig zu sein. Dass die Interagierenden die Beobachtungssituation mitdenken und/ oder ihre Beiträge so formulieren, dass sie in der 1. Zugang zu sprachlichen Daten 20 narr-starter.de täglich produzierten Textmasse sichtbar werden, ist also durchaus denkbar und relativiert die Freude darüber, dass das Beobachter-Paradoxon möglicherweise nicht greift. Andererseits wird damit sichtbar, wie Menschen unter bestimmten Bedingungen online kommunizieren und so ist die Kommunikation auch beschreibbar. Vermutlich haben wir zudem einen Effekt, der auch bei Datenerhebungen mit Kamera-Aufnahmen eintritt - Gewöhnung an die Kommunikationssituation und mehr und mehr zunehmendes Zulassen von Alltagsinteraktion. Partizipation Umso wichtiger ist es, dass sich Forscher*innen mit den Online-Kommunikationsbedingungen vertraut machen. Oben haben wir bereits beschrieben, dass eine Datenerhebung auf Facebook ohne einen eigenen Account nicht funktioniert. Beim Überwinden dieser kleinen technischen Hürde - ein Account ist schnell angelegt - sollte es aber nicht bleiben. Es ist unerlässlich, das zu untersuchende Netzwerk auch kennenzulernen. Wer nicht selbst auf Sozialen-Netzwerk-Seiten aktiv ist, wird die Interaktion in diesen Umgebungen nicht analysieren respektive einschätzen können. Jede Plattform hat eine eigene Kommunikationskultur, die von den Teilnehmer*innen tradiert, thematisiert und aktiv ausgehandelt wird und die man nur kennenlernen kann, wenn man selbst präsent ist. Aktiv und präsent sein involviert natürlich auch, dass Forscher*innen selbst Daten generieren. Diese und die dadurch erzeugte Anschlusskommunikation sollen nicht in die zu untersuchende Datengrundlage einfließen. Sie helfen lediglich dabei, Wissen über die jeweilige Plattform und typische Prozesse zu etablieren. 1.3 Mehr als Texte: Digitale Ethnographie 21 narr-starter.de Botschaft to go Wir haben in diesem Kapitel gezeigt, wie hochaktuell die Frage der Erhebung von Sprachdaten aus dem WWW ist. Am Beispiel von Netvizz wurde deutlich, dass Forschungsinteressen und die Bedingungen von profitorientierten Plattformen diametral entgegengesetzt sein können und in welcher misslichen Lage sich die Wissenschaft angesichts der stetig wachsenden Datenbasis, aber der erschwerten Zugänglichkeit (zu Archivierungszwecken) befindet. Der Rückgriff auf bereits bestehende Korpora scheint in vielen Fällen eine gute Alternative, gerade auch für das Anfertigen von studentischen Abschlussarbeiten. Gleichzeitig - auch das wurde klar - können alle einen Beitrag zur Generierung von Datenkorpora leisten, etwa mit einer Datenspende für die MoCoDa2. Im zweiten Abschnitt ging es uns darum qualitative Methoden der modernen linguistischen Internetforschung vorzustellen. Mit der Online-Ethnographie wird bewährtes ethnographisches Vorgehen an die Anforderungen von Webumgebungen angepasst. 1. Zugang zu sprachlichen Daten 22 narr-starter.de 2. Neue (? ) ethische Klippen Was darf man, was soll man? Wie gehen wir mit Internetdaten um? Diese Frage ist nicht nur für die Wissenschaft relevant, sondern auch für die Gesellschaft. Die Internetforschung ist ein dynamisches Feld, was es besonders schwierig macht, Richtlinien für gutes Verhalten (das gute wissenschaftliche Praxis und ethisch verantwortungsvolles Handeln integriert) festzuschreiben. Mit neuen Kommunikationsplattformen und Kommunikationsformen entstehen immer wieder auch neue Anforderungen. Aus diesem Grund wollen wir in diesem kurzen Kapitel auf einige Klippen aufmerksam machen und eher Denkanstöße geben für Problemfelder, für die Lösungen im Sinne von Beispielen für best practice gerade gesucht werden. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auch auf die Arbeit des DFG-Netzwerks „ Diskurse - digital: Theorien, Methoden, Fallstudien “ : https: / / www.diskurse-digital.de/ startseite/ 2.1 Über welche Handlungen sprechen wir? Was soll man (nicht)? Das ist eine zentrale ethische Frage, die sich aus Sicht der Internetlinguistik ausdifferenzieren lässt in: l Kann man Daten einfach erheben und analysieren, wenn deren Urheber*innen gar nicht wissen, wofür die Daten verwendet werden - selbst wenn sie öffentlich zugänglich sind? narr-starter.de l Wie und wann sind Urheber*innen zu anonymisieren? l Wie ist mit der Unsicherheit in Bezug auf die Entstehung von Daten umzugehen? l Sollten brisante Daten zitiert und damit weiter verbreitet werden? 2.2 Daten sammeln: ja oder nein? Werfen wir zunächst einen Blick darauf, wie derzeit bei der Datenerhebung vorgegangen wird. So beschreiben Gatto (2014) und Baronie et al. (2009) vier Wege zur Datenerhebung (vgl. auch McEnery/ Hardie 2012): 1. der traditionelle Weg 2. der sichere Weg 3. der undurchsichtige Weg 4. der praktische Weg Der traditionelle Weg (1) bedeutet die direkte Kontaktaufnahme mit den Urheber*innen, ein mühsamer Weg, da die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass Urheber*innen auf Forschungsanfragen antworten. Wir sind auf diese Problematik bereits in Kap. 1.3 kurz eingegangen. Anfragen sollten möglichst per E-Mail gestellt werden und es ist ein Antwortzeitraum von bis zu vier Wochen zu gewähren. Wählt man den sicheren Weg (2), können nur die Daten verwendet werden, die öffentlich sind. Finden Sie Parameter, anhand derer entschieden werden kann, ob ein Online-Kommunikat öffentlich ist oder nicht. Beim Versuch diese Aufgabe zu lösen ist Ihnen sicher aufgefallen, dass es sehr schwierig ist, Parameter festzulegen. 2. Neue (? ) ethische Klippen 24 narr-starter.de So könnten Zugänglichkeitsbeschränkungen einen Hinweis auf einen nicht-öffentlichen Online-Kommunikationsraum geben. Allerdings, so bemerkt auch Siever (2015: 22), steht es allen Nutzer*innen frei, sich in Foren oder auf Sozialen- Netzwerk-Seiten zu registrieren. Zudem sind Soziale-Netzwerk-Seiten allein schon durch Teilen-Funktionen auf die Veröffentlichung und Weiterverbreitung von Beiträgen ausgelegt. Kann man also davon ausgehen, dass es im Interesse der jeweiligen Urheber*innen ist, dass die Daten weiterverwendet werden, selbst wenn das nicht auf Sozialen-Netzwerk-Seiten geschieht, sondern in Sprachdatenkorpora? Eher nicht, denn „ das Urheberrecht hat im Zweifel die Tendenz beim Urheber zu verbleiben “ (Solmecke 2012: 13). Der undurchsichtige Weg (3) besteht nun darin, nur Web-Adressen weiterzugeben. Wenn diese Links jedoch nicht mehr funktionieren, ist es für Dritte auch nicht möglich, die Datengrundlage einzusehen. Als praktischer vierter Weg wird in der Literatur (z. B. bei Gatto 2014: 64) beschrieben, dass sprachliche Daten - geradezu unbedarft - einfach gesammelt werden, aber nicht distribuiert. Hierbei scheint es sich um die Vorgehensweise zu handeln, die am verbreitetsten ist. Die Datengrundlage kann in ihrer Gänze jedoch nicht zugänglich gemacht werden, was es schwierig macht, die Ergebnisse zu überprüfen. Forscher*innen können hier zumindest bei der Publikation ihrer Analysen so vom Zitationsrecht (§ 51 UrhG) Gebrauch machen, dass die Resultate nachvollziehbar bleiben. Diskutieren Sie mit Ihren Kommiliton*innen, die Vor- und Nachteile der vier aufgezeigten Wege zur Datenerhebung. Welcher der Wege ist Ihrer Ansicht nach ethisch am besten zu vertreten? 2.2 Daten sammeln: ja oder nein? 25 narr-starter.de Ein wichtiger Punkt bei der Generierung von Datensammlungen ist, dass die sprachlichen Äußerungen, die zum Gegenstand internetlinguistischer Analysen gemacht werden, nicht zum Zwecke einer wissenschaftlichen Untersuchung entstehen, sondern zu jedem anderen möglichen Zweck (etwa Information, Unterhaltung, Emotionsregulierung etc.). Es verhält sich also anders als bei Studien, in denen Daten erst erhoben werden und eine Einwilligung zur Weiterverwendung der Daten im Vorhinein eingeholt werden kann und muss. Ist es also ethisch vertretbar, die Daten einzusammeln und die Einwilligung erst im Nachhinein zu erfragen? Ein praktikabler Kompromiss ist die Arbeit mit sogenannten Datenspenden. Diese Daten sind so wertvoll, weil sie nicht zu Studienzwecken entstehen, also nicht unter besonderen Bedingungen elizitiert werden. Dennoch kann die Einwilligung zur Verwendung der Daten eingeholt werden, bevor die Daten in die Untersuchung einfließen. Allgemeine Empfehlungen abzugeben, ist deshalb sehr schwierig, weil der Anspruch wäre, dass sie auch in einigen Jahren noch hilfreich sind. Dabei müssten sie wiederum so allgemein bleiben, dass sie den Besonderheiten der Internetforschung nicht mehr gerecht werden können. Von der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft e. V. (kurz: DGPuK) wurde ein Ethik-Kodex formuliert, der unter dem folgenden Link einzusehen ist: https: / / www.dgpuk.de/ sites/ default/ files/ Ethik-Kodex-der- DGPuK-vom-13.-Mai-2015-zuletzt-geändert-am-31.-März- 2017.pdf 2. Neue (? ) ethische Klippen 26 narr-starter.de Mit Blick auf die eingangs gestellten Fragen ist daraus insbesondere das den Proband*innen zuzusprechende Recht auf informationelle Selbstbestimmung hervorzuheben. Als gesetzt gilt auch, dass die Anonymität der Studienteilnehmer*innen zu gewährleisten ist. 2.3 Anonymisieren: ja oder nein? Ausgehend davon sind spezifische Anonymisierungsregeln zu beachten. So sind personenbezogene Daten, wie der bürgerliche Name, aber auch der Nickname, das Alter, Ortsangaben im Text und Ereignisse, die Rückschlüsse auf die Identität der Urheber*innen zulassen, zu tilgen oder zu pseudonymisieren. Überlegen Sie, in welchen Situationen es ratsam sein kann, a) nicht nur personenbezogene Daten zu anonymisieren, sondern auch Adressen von Webangeboten oder b) auf eine Anonymisierung zu verzichten. Eine Problematik, die es schon viele Jahre gibt, die sich inzwischen aber auf die Forschung in etablierten Sozialen Netzwerken, wie Instagram, Facebook oder Twitter ausgeweitet hat, ist die Frage nach der Namensnennung der jeweiligen Plattform. Als ethisch besonders relevant erwies sich das mit Blick auf geschlossene Foren (vgl. Reid-Steere 2003 zu Jenny- MUSH, einem ehemaligen virtuellen Beratungszentrum für Personen, die sexuellem Missbrauch ausgesetzt waren), deren Mitglieder durch die Nichtbekanntgabe einer Web-Adresse geschützt werden sollten. Auch im Hinblick auf Plattformen, in denen es zu gesetzeswidrigen Handlungen kommt, 2.3 Anonymisieren: ja oder nein? 27 narr-starter.de erscheint es nachvollziehbar, die vollständige Adresse zurückzuhalten, um den Zugang nicht zu erleichtern und womöglich zur Verbreitung der Inhalte beizutragen, vgl. hierzu Dietz-Lenssens (1997) Untersuchungen zu Kinderpornographie im Netz. Einen Überblick über solche Zweifelsfälle hat Döring (2003: 241) zusammengestellt. Sie betreffen insbesondere die frühe Internetforschung. Heute sind neben Foren Soziale-Netzwerk-Seiten in den Fokus des sprachwissenschaftlichen Interesses gerückt. Verzichtet man hier auf die Angabe von URLs verhält man sich wahrscheinlich ethisch korrekt, kann aber doch nicht verhindern, dass die sprachlichen Äußerungen über gängige Suchmaschinen leicht aufzufinden sind. Wie gehen wir eigentlich mit dieser Tatsache um? Sind unsere Anonymisierungsmaßnahmen vor diesem Hintergrund nicht eher halbherzig geradezu alibihaft und möglicherweise sogar überflüssig? Wie ist es ethisch einzuordnen, wenn anonymisierte Texte re-publiziert und neu kontextualisiert werden - in dem Wissen, dass deren Urheber*innen leicht ausfindig zu machen sind. In diesen Fällen muss sorgfältig abgewogen werden, welche möglichen Konsequenzen ein Zitat für die Urheber*innen nach sich ziehen könnte. In die Überlegungen einzubeziehen sind aber auch die Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis. Deren Einhaltung macht normalerweise eine systematische Replizierbarkeit, zumindest aber eine Nachvollziehbarkeit der Analyse anhand der genutzten Datengrundlage möglich. Wenn dieser Zugang aus nachvollziehbaren ethischen Gründen nicht gewährt werden kann, sollte das in der wissenschaftlichen Arbeit thematisiert und begründet werden. 2. Neue (? ) ethische Klippen 28 narr-starter.de Skizzieren Sie ein konkretes Szenario, in dem der Aspekt der „ Ergoogelbarkeit “ (der leichten Auffindbarkeit bei Eingabe in eine gängige Suchmaschine) eine wichtige Rolle spielt. Wenn wir von mehr oder weniger zugangsbeschränkten Webangeboten einmal absehen, gibt es im World Wide Web auch Bereiche, die ohne Beschränkung einsehbar sind. Personen publizieren hier unter ihrem bürgerlichen Namen oder werden unter Pseudonymen so bekannt, dass ihre bürgerliche Identität ebenfalls offengelegt wird, denken Sie etwa an YouTuber, wie Gronkh (Erik Range), Freshtorge (Torge Oelrich) oder die Lochis (Heiko und Roman Lochmann) oder an Blogger*innen, wie mama-arbeitet (Christine Fink) oder Grosseköpfe (Anne-Luise Kietzerow und Konstantin Manthey). Eine Anonymisierung der Urheber*innen könnte deren Autor*innen-Recht verletzen, wenn ihre sprachlichen Äußerungen ihnen nicht mehr zugeordnet werden können. Was wiegt mehr? Die Persönlichkeitsrechte, deren Wichtigkeit durch eine ohne Zugangsbeschränkungen einsehbare Publikation von Urheber*innen selbst in den Hintergrund gerückt wird, oder das Autor*innen-Recht? Es handelt sich hier um eine Problematik, die nicht nur ethische Parameter berührt, sondern auch rechtliche. Das zu untersuchende Material befindet sich oftmals auf einem Kontinuum zwischen verschriftlichter Alltagsinteraktion und literarischem Text und erlangt damit eine Schöpfungshöhe, die für das Urheberrecht relevant ist. Vergleichbar ist die Frage im Grunde mit der Frage zur Anonymisierung von persönlichen Homepages, die schon vor 15 Jahren relevant wurde und bei Nicola Döring (2003) unter Rückgriff auf die Anonymisierungsregeln des Journal of Computer-Mediated 2.3 Anonymisieren: ja oder nein? 29 narr-starter.de Communication (JCMC) folgendermaßen beantwortet wird: Persönliche Homepages von prominenten Persönlichkeiten [dürfen] namentlich und mit Webadresse zitiert werden, ,with respect to protecting the identity of individuals who are not notorious ’ [müssen] inhaltliche Verweise auf sonstige persönliche Homepages anonymisiert werden. (Döring 2003: 241) Entsprechend müsste also der Prominentenstatus der im Netz aktiven Schreiber*innen ermittelt werden, um entscheiden zu können, ob Namen, Nicknamen und Social- Media-Präsenzen genannt werden dürfen, genannt werden sollten oder eben nicht. Ein Indikator für den Prominentenstatus könnte die Anzahl der Abonnent*innen bei YouTube oder die Anzahl der Follower*innen bei Twitter oder Instagram sein. Ein weiterer - zugegeben nicht ganz verlässlicher Indikator - könnte sein, ob die entsprechenden Personen einen Wikipedia-Eintrag haben. Lesen Sie zu diesem Thema auch die ethischen Richtlinien der Association of Internet Researchers, die eine gute Orientierung bieten können: https: / / aoir.org/ aoir_ethics_graphic_2016/ Wem das noch nicht unübersichtlich genug ist: Es geht durchaus komplizierter, wenn man Bildzitate in die Überlegungen einbezieht. Diese dürfen nämlich nicht verändert werden. Es ist also denkbar, dass ein Screenshot zwar korrekt als Bild zitiert ist, man dabei aber gleichzeitig gegen Persönlichkeitsrechte verstößt, weil die Klarnamen nicht geschwärzt werden dürfen - nicht nur ein rechtliches, sondern auch ein ethisches Dilemma. 2. Neue (? ) ethische Klippen 30 narr-starter.de Wie ist mit brisanten Daten zu verfahren? Oben haben wir schon kurz Foren thematisiert, in denen brisante Daten eine Rolle spielen und deren Namen und Webadressen nicht preisgegeben werden können. In diesem Zusammenhang ist auch der sensible Umgang mit brisanten Daten zu sehen. Dazu zählen Cybermobbing, Cybergrooming, höchstpersönliche Kommunikation und extremistische Diskurse. Auch in diesen Fällen gilt es genau abzuwägen, inwieweit es notwendig ist, die Daten durch Zitation zu replizieren und damit weiter zu verbreiten. Gerade im Kontext von sprachlicher Gewalt muss darüber nachgedacht werden, ob die Gefahr einer Retraumatisierung der von der Gewalt betroffenen Personen zu befürchten ist. Siever (2015: 20) fasst die notwendigen Erwägungen so zusammen, dass nach dem Verhältnis gefragt werden muss, in dem das „ Forschungsinteresse zu möglichen Auswirkungen auf die Erforschten sowie auf die Gesellschaft steht “ . Botschaft to go Wie angekündigt, haben wir in diesem Kapitel viele ethische Fragen aufgeworfen und gezeigt, dass in manchen Fällen rechtlich unbedenkliches Vorgehen unserem ethischen Empfinden entgegenstehen kann. Gerade im Hinblick auf eine Ethik des Digitalen gibt es derzeit eine lebendige Diskussion, die Urheberrechte, Zitations- und Anonymisierungsregeln, den Umgang mit potenziellen Datenspender*innen und die Archivierung und Bereitstellung von großen Datenmengen berührt. 2.3 Anonymisieren: ja oder nein? 31 narr-starter.de 3. Memes als mediales Phänomen Ein nicht mehr so neues „ Neues Medium “ Dass das Internet so erfolgreich und prägend ist, liegt an seinen Eigenschaften als ein Medium, das mehr und verschiedenartigere Formen der Kommunikation ermöglicht als andere Medien. Einige seiner wesentlichen medialen Eigenheiten werden wir in diesem Kapitel aufzeigen und am Beispiel des Phänomens der Internet-Memes exemplarisch erläutern. 3.1 Das Internet als Medium Unter „ Medien “ verstehen wir im Allgemeinen so etwas wie Zeitungen, Fernsehen oder Radio, aber auch den Buchdruck, die Schrift oder die gesprochene Sprache. Obwohl es sich dabei um durchaus unterschiedliche Dinge handelt, haben alle diese Medien etwas gemeinsam: Mit ihnen und in ihnen verarbeiten wir Zeichen, z. B. Bilder oder sprachliche Zeichen. Medien können also generell als Formen der Zeichenprozessierung (vgl. Schneider 2017: 37), d. h. unter anderem der Speicherung, Übermittlung und Verbreitung von Zeichen bzw. der Produktion und Rezeption von Zeichenkonglomeraten, definiert werden. Der Form der Zeichenprozessierung wird dabei durch die jeweiligen materiellen Bedingungen, die sich aus den technischen und/ oder physikalischen und physiologischen Grundlagen des Mediums ergeben, ein Rahmen gesetzt. Wie wir mit einem Medium Zeichen verarbeiten, hängt bei technischen Medien wie dem Fernsehen, dem Radio oder narr-starter.de eben dem Internet zunächst von der verwendeten Technologie bzw. der technischen Infrastruktur (Computer, Server, WLAN etc.) ab. Im Falle des ohne weitere Technologie auskommenden Mediums der gesprochenen Sprache, wie wir sie in der Face-to-Face-Kommunikation benützen, ist die Art der Zeichenprozessierung hingegen bis zu einem gewissen Grad durch die Physiologie unserer Sprechwerkzeuge und die physikalischen Eigenschaften des Schalls bedingt. Jedes Medium verfügt also über eine materielle Basis, die die Verwendung bestimmter Arten von Zeichen ermöglicht oder nahelegt. So können wir im Medium Radio akustische Zeichen verbreiten, im Medium Fernsehen dagegen auch visuelle, ja dieses Medium bleibt sogar hinter seinen Möglichkeiten zurück, wenn nur sprachliche Zeichen akustisch vermittelt und nicht von Bildern begleitet werden. Das, was ein Medium möglich macht, nennt man die ihm eigenen „ Ermöglichungen “ oder Affordanzen (häufig auch in deutschsprachiger Literatur engl. affordances). Die technologisch oder physikalisch bzw. physiologisch begründeten Einschränkungen eines Mediums sind hingegen seine constraints. Das Besondere am Medium Internet ist, dass sich in ihm verschiedene Medien vereinigen. Man spricht hier von Medienkonvergenz (vgl. Herring 2013: 4). Das bedeutet, dass auch die jeweiligen Affordanzen der einzelnen „ alten “ Medien ins Internet übernommen werden. Das Resultat ist eine Vielfalt an Möglichkeiten, wie im Internet Zeichen verarbeitet werden können: Man kann beispielsweise mündlich kommunizieren (z. B. skypen oder eine Sprachnachricht per WhatsApp versenden), einen Blog schreiben oder auf YouTube ein Video hochladen. 3.1 Das Internet als Medium 33 narr-starter.de Die einzelnen Medien existieren im Internet aber nicht nur nebeneinander. Medienkonvergenz bedeutet auch, dass sie miteinander verschmelzen (vgl. Schlobinski 2005: 3). Es kommt also in vielerlei Hinsicht zu einer Medienvermischung, die auch als Hybridisierung bezeichnet wird. Daher nennt man das Internet auch ein Hybridmedium. Unter einer Hybridisierung versteht man in der Biologie die Kreuzung verschiedener Gattungen oder Arten bei der Pflanzen- und Tierzüchtung. Das Internet ist aber nicht nur ein Hybridmedium, weil verschiedene Medien darin verschmelzen, sondern auch weil verschiedene Formen der Kommunikation wie z. B. Individual- und Massenkommunikation darin zu finden sind. So kann man über Facebook, insbesondere über den Facebook- Messenger, einerseits individuell und privat kommunizieren, Facebookseiten aber andererseits zur Vermittlung von Botschaften an eine breite Öffentlichkeit nutzen. Außerdem ist es möglich, Botschaften nicht nur passiv zu empfangen, die von einer Sender*in verbreitet werden (Push-Kommunikation), wie es beim Fernsehen der Fall ist, sondern man kann auch aktiv nach Informationen suchen und das Gewünschte auswählen (Pull-Kommunikation) und man kann natürlich antworten. Eine weitere wichtige Ebene der medialen Hybridisierung im Internet ist die Möglichkeit, auf verschiedene Arten von Zeichen, sogenannte semiotische Modi, zurückzugreifen, um eine Botschaft zu formulieren. Man kann z. B. eine Website oder einen Blog (siehe Kap. 6) mithilfe schriftlicher Texte gestalten, in die Bilder, Videos oder Audio-Dateien eingebaut sind. In so einem Fall, in dem mehrere semiotische Ressourcen genutzt werden, spricht man von Multimoda- 3. Memes als mediales Phänomen 34 narr-starter.de lität. Wir werden auf diesen für Kommunikation im Internet zentralen Aspekt noch in diesem Kapitel im Zuge der Beschreibung von Internet-Memes eingehen. Eine aktuelle und umfassende Einführung zur Multimodalität bietet Bateman/ Wildfeuer/ Hiippala (2017). Abgesehen von der Hybridisierung ist für das Medium Internet vor allem eines charakteristisch: Man kann Texte, Bilder etc. nicht nur einfach linear aufeinander folgen lassen oder sie nebeneinander auf eine Website stellen. Vielmehr ist es für dieses Medium typisch, dass multimodale Texte in einzelne Module aufgespalten und diese miteinander verlinkt werden oder dass man z. B. ein Video per Hyperlink an einen Text anhängt. Diese wohl bekannteste Affordanz des Internets führt zu Hypertextualität. Hypertexte sind also dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht linear, sondern mithilfe der Verlinkungen eher netzartig aufgebaut sind. Damit spiegeln sie in gewissem Sinn die generelle Netzstruktur des Internets wider bzw. ist Hypertextualität die Grundlage dafür, dass man überhaupt vom „ Netz “ sprechen kann. Einen nicht mehr ganz neuen, aber wunderbar kompakten Überblick über das Internet aus medienwissenschaftlicher Sicht bietet Bleicher (2010). Ebenfalls empfehlen können wir die grundlegenden Ausführungen zur Hypertextualität von Storrer (2000). 3.1 Das Internet als Medium 35 narr-starter.de 3.2 Funktionen des Internets als Medium Wozu dient das Medium Internet eigentlich? Oder anders gefragt: Was passiert mit den Zeichen, die wir im Internet verarbeiten? Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten: 1. Im Internet können Informationen als Text- oder Bilddateien oder in anderer Form gespeichert werden, indem man sie in der „ Cloud “ (z. B. private „ Wolkenspeicher “ , universitätseigene Dienste oder öffentliche Angebote, wie Onedrive, Dropbox, Google Drive etc.) hochlädt oder sie auf eine Website stellt. 2. In letzterem Fall werden die Informationen zugleich für andere zugänglich gemacht, womit wir die zweite Möglichkeit der Zeichenverarbeitung im Internet vor uns haben: Das Internet weist ein immenses Potenzial auf, Informationen zu verbreiten. Man denke nur an Twitter und ähnliche Plattformen oder an das Phänomen, dass etwas, z. B. ein Internet-Meme, „ viral geht “ . 3. Schon die Verbreitung von Informationen kann als eine, wenn auch zunächst nur monologische Form von Kommunikation betrachtet werden. Das Internet kann aber darüber hinaus für „ richtige “ , d. h. dialogische Kommunikation genutzt werden. Dies geschieht z. B. besonders ausgeprägt in Diskussionsforen, beim Chatten (siehe Kap. 4) und natürlich über Soziale-Netzwerk-Seiten. Das Internet ist also auch auf dieser funktionalen Ebene ein Hybridmedium, weil es zugleich als Speicher-, Verbreitungs- und Kommunikationsmedium fungieren kann. In Verbindung mit der Affordanz der Hypertextualität ergibt sich aus der Kombination dieser Funktionalisierungen die schon angesprochene Möglichkeit, uns auch als Individuen zu vernetzen. Damit wird das Internet zur Grundlage 3. Memes als mediales Phänomen 36 narr-starter.de einer Vielzahl neuartiger sozialer Netzwerke, in denen eine immer größer werdende Zahl an gesellschaftlichen Kommunikationsprozessen abläuft. Dieser gemeinschaftsbildende Effekt der Internetnutzung ist ganz wesentlich für die Art, wie dieses neue Medium unsere Gesellschaft verändert. Allerdings waren diese Vernetzungsmöglichkeiten zunächst nur denjenigen zugänglich, die sehr kompetent im Umgang mit Computern und digitalen Technologien waren. Erst ca. seit dem Beginn des neuen Jahrtausends wurde die Nutzung des Mediums Internet so vereinfacht, dass heute keine spezielle Kompetenz mehr dazu erforderlich ist. Wir alle können nun etwas im Internet hochladen, uns mit anderen austauschen und damit selbst einfach am Aufbau und der Gestaltung der im Netz verbreiteten Inhalte und an der sozialen Vernetzung mitarbeiten. Daher spricht man vom „ Mitmach-Web “ . Ein anderer Name dafür ist Web 2.0, weil es sich um eine wesentliche Weiterentwicklung des Webs handelt. Den berühmten Aufsatz von Tim O ’ Reilly, in dem er die Bezeichnung Web 2.0 populär machte, finden Sie unter anderem hier: https: / / mpra.ub.uni-muenchen.de/ 4580/ Finden Sie mit Hilfe des Aufsatzes von O ’ Reilly sowie durch eine weitere Recherche im Internet heraus, was das Web 2.0 vom Web 1.0 unterscheidet und welche Kommunikationsformen bzw. welche Plattformen dafür jeweils typisch sind. Unter dem Social Web oder den Sozialen Medien versteht man den Teilbereich des Web 2.0, in dem es hauptsächlich um soziale Interaktion und den Aufbau sozialer Gemeinschaften geht. Auch dies funktioniert nur, weil Plattformen 3.2 Funktionen des Internets als Medium 37 narr-starter.de wie Facebook, Twitter, WhatsApp, Instagram usw. einfach zu bedienen sind. Ein wesentlicher Faktor bei der Vernetzung im Web 2.0 und insbesondere in den Sozialen Medien ist der sogenannte Impetus des Teilens. Das heißt, dass User*innen von ihnen selbst produzierte, aber auch nur irgendwo im Netz entdeckte Inhalte mit anderen User*innen teilen wollen. Dieser Wunsch wird gerade von den genannten und ähnlichen Plattformen unterstützt. Der Impetus des Teilens ist auch eine Voraussetzung für die virale Verbreitung von Informationen im Internet und damit auch für das Phänomen der Internet-Memes. 3.3 Was sind Memes? Memes haben - im Gegensatz zum Spezialfall der Internet- Memes - zunächst nichts mit dem Internet zu tun. Sie sind im Sinne von Richard Dawkins (1976), der den Begriff geprägt hat, und von Susan Blackmore (1999), die ihn weiterentwickelt hat, ganz generell Informationen in sprachlicher, bildlicher oder einer anderen Zeichenform, die durch häufige Wiederholungen verbreitet werden. Memes sind somit durch drei Eigenschaften gekennzeichnet (vgl. Shifman 2014: 22): 1. Langlebigkeit aufgrund von Speicherung und wiederholter Verwendung in Kommunikationsprozessen; 2. Fruchtbarkeit durch eine große Zahl an Kopien, die zu einer viralen Verbreitung führt; 3. Wiedergabetreue, indem ein Meme imitierend, d. h. in gleichbleibender oder nur leicht variierter Form weitergegeben wird. 3. Memes als mediales Phänomen 38 narr-starter.de Zentral ist also die virale Verbreitung: „ Viral verbreitet sich jeder Inhalt, der seine Empfänger zu seinen Sendern macht. “ (erlehmann & plomlompom 2013: 11). Die Informationen lösen sich so von konkreten Sender*innen und scheinen ein Eigenleben zu gewinnen. Ein Beispiel für solche Memes im allgemeinen Sinn sind Gerüchte. Diese werden weiterverbreitet, indem sie in alltäglichen Gesprächen, in Zeitungsartikeln oder auf verschiedenen Plattformen im Internet weitererzählt werden. Der Ursprung des Gerüchts ist dann häufig nicht mehr nachvollziehbar. Memes sind also von der ursprünglichen Definition des Begriffs her nur dadurch bestimmt, dass sie sich in Gestalt von Zeichen oder Zeichenkomplexen viral verbreiten. Die Form eines Memes bzw. um welche Art von Zeichen es sich handelt, ist hingegen ziemlich beliebig. Dies gilt jedoch nicht für das enger definierte Phänomen der Internet- Memes. Was sind Internet-Memes? Das Internet ist aufgrund seiner oben beschriebenen medialen Affordanzen besonders gut dafür geeignet, Memes zu verbreiten und sie so „ am Leben zu erhalten “ : Man kann Memes dort speichern, verbreiten und über sie kommunizieren. Kein Wunder also, dass man den Eindruck hat, z. B. Verschwörungsmythen wie die zu den sogenannten Chemtrails wären weit erfolgreicher und hielten sich hartnäckiger, seit es das Internet gibt. Im Web 2.0 hat sich aber auch eine besondere Form von Memes, die Internet-Memes - meistens nur als „ Memes “ bezeichnet - , entwickelt. Diese sind ganz leicht selbst zu 3.3 Was sind Memes? 39 narr-starter.de produzieren und können z. B. über Facebook, Twitter, Pinterest, WhatsApp etc. oder per E-Mail verbreitet werden, insbesondere aber auch auf eigenen Meme-Plattformen wie Know Your Meme oder quick meme. Falls Sie das nicht ohnehin schon gemacht haben: Suchen Sie über ihre Suchmaschine einen Meme-Generator und gestalten Sie selbst ein Internet-Meme. Das Standardwerk zum Thema „ Internet-Memes “ ist Shifman (2014). Auch Internet-Memes müssen „ fruchtbar “ sein, das heißt, sich erfolgreich verbreiten, damit sie im oben beschriebenen Sinn überhaupt als Memes gelten können. Sie werden generiert, um kopiert und geteilt zu werden. Auch bei Internet-Memes ist also der Impetus des Teilens der entscheidende Motor für ihre Verbreitung, vor allem in den Sozialen Medien. Darüber hinaus haben Internet-Memes aber auch eine typische Form (vgl. Osterroth 2015), für deren Herstellung die mediale Affordanz der Multimodalität genutzt wird. Zwar sind nicht alle exakt so gestaltet wie unsere Beispiele (3-1 a-d), aber im Normalfall handelt es sich um multimodale Kombinationen von Sprache bzw. Schrift und Bild in der Gestalt eines Image-Macros. Dabei werden über ein Bild - typischerweise oben und unten - kurze sprachliche Äußerungen gelegt. Beides, also Text und Bild, zusammen ergibt einen multimodalen Text. 3. Memes als mediales Phänomen 40 narr-starter.de (3-1a) (3-1b) (3-1c) (3-1d) Das verwendete Bild ist dabei zumeist entweder ein Stock- Character-Macro, d. h. ein immer wieder für Internet- Memes verwendetes Bild wie das von „ Grumpy Cat “ oder von Fry aus der TV-Serie „ Futurama “ , oder ein thematisches Bild, das etwas mit dem Thema des Internet-Memes zu tun hat. Ein Beispiel dafür sind Internet-Memes, die Kritik an einer Politikerin wie Angela Merkel üben und den Text über ein Bild von ihr legen. Bei den Bildern in unseren Beispielen wird ein Stock- Character-Macro verwendet, das einen Ausschnitt aus dem Film „ Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring “ zeigt. Es ist die Szene, in der Boromir den Plan, nach Mordor, also direkt in das „ Reich des Bösen “ zu gehen, kommentiert mit: „ One does not simply walk into Mordor “ . Mit dem Bild Boromirs mit der auffallenden Mimik und Gestik und dem Zitat wurde ein Internet-Meme generiert, wie Beispiel 3-1 a zeigt. 3.3 Was sind Memes? 41 narr-starter.de Dieses Original bietet mit seiner sarkastischen Aussage eine gute Basis für einen Erfolg als Meme. Dieser stellte sich aber vor allem deshalb ein, weil man mit dem Bild und einer Variation des Zitats sehr schön alles Mögliche sarkastisch kommentieren kann. So macht sich das Internet-Meme in 3-1 b über den Ausspruch Angela Merkels, das Internet sei Neuland, lustig. Und im Beispiel 3-1 c mit einer Variation auch des ersten Teils des Zitats wird offenbar die neue, strengere Einwanderungspolitik der USA kritisiert. Gerade die letzten beiden Beispiele zeigen, dass man als Rezipient*in eines Internet-Memes einiges an Vorwissen benötigt: Man muss hier einerseits die Geschichte um den Herrn der Ringe kennen und andererseits das, was jeweils das Ziel der kritischen Anspielung ist. Nur wenn man über das benötigte und durch das Internet-Meme vorausgesetzte Wissen verfügt, kann man die passenden Kontexte aufrufen. Nur so versteht man, was mit dem Internet-Meme gemeint ist. Auch das letzte Beispiel (3-1 d), in dem Wien mit Mordor gleichgesetzt wird, kann nur richtig verstehen, wer die Skepsis kennt, die in der österreichischen Provinz gegenüber der Hauptstadt Wien herrscht. Hier zeigt sich, vielleicht noch deutlicher als in den anderen Beispielen, eine weitere Eigenschaft typischer Internet-Memes: Sie sind häufig ironisch oder sarkastisch und sollen meistens witzig sein und unterhalten. Da gemeinsames Lachen über ein solches Internet-Meme quasi virtuell verbindet, kann es in gewissem Sinn gemeinschaftsbildend wirken. Auch deshalb sind Internet-Memes typische Beispiele für die Kommunikation in den Sozialen Medien. 3. Memes als mediales Phänomen 42 narr-starter.de Phillips/ Milner (2017) beschäftigen sich mit Formen der Internetkommunikation, in denen - allerdings häufig nicht sehr freundlicher - Humor eine Rolle spielt. Botschaft to go Das Internet ist ein Hybridmedium, das durch die ihm eigenen Affordanzen vielfältige Formen der Zeichenprozessierung erlaubt. Besonders wichtig ist dabei die Ermöglichung hypertextueller Verlinkung und multimodaler Gestaltung, vor allem aber auch, dass die einfache Produktion und die virale Verbreitung von Informationen durch das Web 2.0 und die Sozialen Medien immens gefördert werden. Wie die Affordanzen genützt werden können und welche neuen Formen von Kommunikation und sozialer Vernetzung so entstehen, kann man am Beispiel der Internet-Memes gut erkennen. 3.3 Was sind Memes? 43 narr-starter.de 4. Hybride Kommunikation in Foren Das Internet - ein Medium für Dialoge Das Internet unterscheidet sich unter anderem von Medien wie dem Buchdruck oder dem Fernsehen dadurch, dass es vor allem seit dem Web 2.0 stark auf dialogische Kommunikation hin ausgerichtet ist. Dies gilt speziell für Diskussions-, Kommentar- und Chat-Foren, aber auch für einige andere Kommunikationsformen. Mit diesem Aspekt und den Konsequenzen für die Sprachverwendung im Internet beschäftigen wir uns in diesem Kapitel. 4.1 Sprachverfall im Internet? Immer wieder hört oder liest man die Kritik, das Internet „ verhunze “ die deutsche Sprache. Vor allem Jugendliche würden online kaum mehr ganze, geschweige denn komplexe Sätze schreiben, sondern nur Bruchstücke von Sätzen voller Abkürzungen und fehlerhafter Schreibungen verwenden. Zusätzlich würden rätselhafte Zeichenkombinationen wie „ cul8r “ oder Emojis eine „ richtige “ sprachliche Ausdrucksweise ersetzen. Die Sprache Goethes und Schillers verkomme so zu einer „ Fetzensprache “ , die - was als besonders schlimme Entwicklung angesehen wird - auch in die „ Offline “ - Kommunikation übernommen werde. Eine Anmerkung: Diese strenge Trennung von on- und offline, die auch im populärwissenschaftlichen Diskurs nach wie vor aufrechterhalten wird, ist aus unserer Sicht angesichts der zunehmenden Verschränkung aller Kommunikationsformen als überholt zu betrachten. narr-starter.de Eine sehr knappe, aber wohlargumentierte Antwort auf diese Kritik, inklusive einer Erläuterung einzelner Phänomene der „ Fetzensprache “ , finden Sie in Schlobinski (2012). Ebenfalls empfehlenswert: Tagg (2015: 19 - 27). Insbesondere auf die Befürchtung, die „ Fetzensprache “ werde auch offline, in traditionellen oder gar schulischen Texten verwendet, geht Storrer (2010) auf sehr kompakte Weise ein: https: / / klartext-verlag.de/ zusatzangebote/ 978-3-8375- 0376-0.pdf. Unter den folgenden URLs finden Sie zwei Artikel, die sich mit einer kritischen Sicht von Kommunikation und Sprache im Internet beschäftigen. Arbeiten Sie die einzelnen Argumente heraus, die dieser Kritik zugrunde liegen. https: / / www.welt.de/ wirtschaft/ webwelt/ article3 972 877/ Laesst-das-Internet-unsere- Sprache-verkuemmern.html und https: / / www.zeitjung.de/ sprache-sprachgebrauch-schrift-kommunikation-social-media/ . Auch wenn die negative Sicht der Sprachverwendung im Internet zumeist mehr auf zufälligen Einzelbeobachtungen oder verbreiteten Vorurteilen beruht, könnte man sich angesichts von Beispielen wie 4-1 fragen, ob sie vielleicht doch berechtigt ist. Es handelt sich hierbei um einige Kommentare zu einem Internet-Meme, die auf dem Instagram Account „ schueler.vs.lehrer “ (https: / / www.instagram.com/ p/ BnbjS0Tn0bU/ ) gepostet wurden. Der Text des Internet-Memes lautet: 4.1 Sprachverfall im Internet? 45 narr-starter.de (4-1) „ Lehrer Logik: *Schüler stört 5 Sekunden den Unterricht* *Lehrer diskutiert 10 Minuten über verschwendete Zeit* Und einige der Kommentare dazu: (Ig, 2018-09-07, L: 18132) Wir finden hier abgesehen von einem Emoji z. B. eine Reihe unvollständiger Sätze (z. B.: „ ich sag nur die Englischlehrerin damals “ ). Außerdem werden Buchstaben weggelassen ( „ sag [e] “ ) oder mehrere Wörter zu einem Ausdruck verschmolzen ( „ Isso “ ). Auffallend ist auch die Abkürzung bzw. das Akronym „ OMG “ . Akronyme sind Abkürzungen, die sich aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter zusammensetzen (in den Sozialen Medien am verbreitetsten vielleicht LOL für laughing out loud). Solche Ausdrucksweisen wurden und werden zuweilen noch heute als Symptome eines Sprachverfalls kritisiert, der 4. Hybride Kommunikation in Foren 46 narr-starter.de schon in der Kommunikation mittels SMS einsetzte und sich nun im Internet ausbreite. Es entstehe so eine Internetsprache, der es an Komplexität und Korrektheit mangele. Gegen diese Kritik lassen sich aber drei Gegenargumente vorbringen: 1. Die kritisierten Ausdrucksweisen finden sich nicht generell im Internet, sondern nur in manchen - allerdings für dieses Medium als typisch empfundenen - Kommunikationsformen wie beim Chatten, auf WhatsApp oder Twitter und in Kommentarforen - und selbst dort nicht immer und in jedem Fall. Beim Bloggen oder gar auf Websites wird hingegen zumeist „ normales “ Standarddeutsch verwendet. Von einer „ Internetsprache “ zu sprechen, ist daher nicht zulässig. Abgesehen davon finden sich einige dieser kritisierten Phänomene schon seit Längerem auch in anderen Bereichen, so z. B. Abkürzungen in der Sprache des Militärs oder der der Medizin und den Emojis vergleichbare Zeichen auf Hinweis- und Verkehrsschildern. 2. Dass diese Ausdrucksweisen in bestimmten Kommunikationsformen auftauchen, deutet schon darauf hin, dass es sich nicht um Fehler oder Schlampigkeiten handelt, sondern dass die Schreiber*innen sie absichtlich verwenden, um auf die für die jeweilige Kommunikationsform effizienteste und effektivste Art und Weise zu kommunizieren. Abkürzungen und unvollständige Sätze stellen z. B. eine Anpassung an eine eingeschränkte Zahl von Zeichen, also Platzmangel (z. B. bei Twitter), oder an eine geforderte Schnelligkeit beim Schreiben, also Zeitmangel (z. B. beim Chatten), dar. Sie gehorchen einem medial bedingten Ökonomieprinzip (vgl. Schlobinski 2012: 35). 4.1 Sprachverfall im Internet? 47 narr-starter.de Darüber hinaus sollen diese Ausdrucksformen aber auch zeigen, dass der Schreiber/ die Schreiberin im Umgang mit der jeweiligen Kommunikationsform versiert ist und den „ Cyberslang “ (vgl. Abel 2 2000) beherrscht. So eine Ausdrucksweise kann also auch der Imagepflege dienen, vor allem auch dann, wenn kreativ oder spielerisch damit umgegangen wird. Ausführlicheres zum spielerischen oder metasprachlich reflektierenden Umgang mit dem (eigenen) Sprachgebrauch im Internet können Sie in Barton/ Lee (2013: Kap. 8) und in Marx/ Weidacher (2014: 103 - 107) nachlesen. 3. Kommunikation in Foren, auf Plattformen wie Twitter und insbesondere beim Chatten erfolgt zwar schriftlich, ist in anderer Hinsicht aber einem mündlich geführten Gespräch ähnlicher als dem, was wir unter einem klassischen geschriebenen Text verstehen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich Eigenheiten mündlicher Kommunikation (z. B. unvollständige Sätze) im Zuge eines solchen interaktionsorientierten Schreibens (vgl. Storrer 2013) „ einschleichen “ . Dass daher die Kritik dieser Phänomene ebenfalls nicht gerechtfertigt ist, sofern sie sich nicht in Textsorten ausbreiten, wo sie nicht passen, soll in den folgenden Abschnitten erläutert werden. 4.2 Geschriebene Gespräche - Dialogizität Schon durch das Anklicken von Links auf einer Website übernimmt ein User eine aktive Rolle in einem Kommuni- 4. Hybride Kommunikation in Foren 48 narr-starter.de kationsprozess bzw. beim Aufbau eines Kommunikats im Internet. Allerdings liegt Interaktivität hier nur in einer rudimentären Form vor. Das Web 2.0 ist aber darüber hinaus durch Möglichkeiten geprägt, die ein wesentlich gesteigertes Maß an Interaktivität erlauben oder sogar einfordern. Beispiele dafür sind das Liken oder Kommentieren eines Beitrags auf Facebook oder auf Twitter das Antworten auf einen Tweet oder sein Retweeten inklusive eines Kommentars. Prinzipiell notwendig und damit konstitutiv ist interaktives Handeln auf Plattformen wie WhatsApp und generell fürs Chatten oder für Kommunikation in Diskussionsforen. Solche Kommunikationsformen sind grundlegend dialogisch, beruhen also darauf, dass zwei oder mehrere Kommunizierende abwechselnd Kommunikationsbeiträge beisteuern. Dialogizität ist nun aber primär ein Kennzeichen mündlicher Kommunikation, prototypischerweise eines mündlich geführten Face-to-Face-Gesprächs. Ähnliche Kommunikationsformen findet man auch im Internet, z. B. das Skypen. Was uns hier interessiert, sind aber schriftlich geführte Konversationen im digitalen Raum. Geschriebene Texte, die zumindest bis zu einem gewissen Grad dialogisch sind, gab es schon früher. Man denke nur an das gegenseitige Schreiben von Briefen. Auch hier wird wechselseitig auf Kommunikationsbeiträge, nämlich einen Brief, eines anderen reagiert, sodass ein Dialog entsteht. Dieser unterscheidet sich aber von einem Face-to-Face- Gespräch allein durch die größeren Zeitspannen, die zwischen den einzelnen Briefen vergehen. Anders ausgedrückt: Briefkommunikation verläuft nicht (quasi) synchron wie ein mündlich geführtes Gespräch, weil die Kommunikationsbeiträge nicht unmittelbar aufeinander folgen. 4.2 Geschriebene Gespräche - Dialogizität 49 narr-starter.de Bei schriftlich geführten Gesprächen in einem Forum, mehr noch aber beim Chatten liegt hingegen mehr oder weniger Synchronizität vor: Die Kommunikationsbeiträge folgen zumeist rasch oder zumindest relativ rasch aufeinander. Diese Annäherung schriftlicher Interaktionen im Internet an mündliche Face-to-Face-Gespräche bewirkt vor allem dann auch eine Veränderung der sprachlichen Ausdrucksweise, wenn sie in einem informellen Kontext geführt werden. Die Normen und Konventionen der Schriftsprache werden nicht mehr oder zumindest weniger konsequent beachtet. Vielmehr gilt: Je stärker die Kommunikation dialogischer und synchroner erfolgt, desto häufiger lassen sich mündliche Aspekte des Sprachgebrauchs in der Internet-Kommunikation feststellen. (Runkehl/ Schlobinski/ Siever 1998: 116) Auch auf solche Aspekte der Mündlichkeit, wie wir sie oben in 4-1 gesehen haben (z. B. die Lauttilgung in „ sag[e] “ ), zielt die Kritik an der „ Fetzensprache “ ab. Es handelt sich aber nicht im eigentlichen Sinn um Fehler, sondern um durchaus sinnvolle Adaptationen im Sprachgebrauch. Diese stellen eine Reaktion auf geänderte Bedingungen schriftlicher Kommunikation dar, die einen Dialog ermöglichen sollen. Sie dienen zudem dazu, einen bestimmten kommunikativen Kontext aufzurufen. 4.3 Mündliches und schriftliches Formulieren Als Ausgangspunkt für die Unterscheidung mündlicher und schriftlicher Kommunikation bzw. der damit jeweils verbundenen Art zu formulieren wird von uns der häufig zitierte Ansatz von Peter Koch und Wulf Oesterreicher herangezo- 4. Hybride Kommunikation in Foren 50 narr-starter.de gen, der aber aufgrund einiger Schwächen und vor allem in Hinblick auf unseren Forschungsgegenstand, Kommunikation im Internet, modifiziert werden muss. Eine knappe Darstellung des Ansatzes finden Sie z. B. in Koch/ Oesterreicher (2008). Den aktuellen Stand der teilweise kritischen Diskussion dazu liefert der Sammelband Feilke/ Hennig (2016). Koch/ Oesterreicher (2008: 199 f.) unterscheiden zwischen der Konzeption und der Realisierung einer sprachlichen Äußerung. Die Realisierung kann entweder phonisch, also durch Sprechen, oder graphisch, also durch Schreiben, erfolgen. Diese Unterscheidung betrifft demnach das verwendete Medium bzw. den semiotischen Modus. Mit der Konzeption meinen sie hingegen die Art und Weise, quasi den Stil, wie eine Äußerung formuliert wird, nämlich „ gesprochen “ , d. h. in einem Merkmale der Mündlichkeit aufweisenden Duktus, oder „ geschrieben “ , d. h. schriftsprachlich formuliert. Es ist an sich zu erwarten, dass phonisch getätigte Äußerungen konzeptionell gesprochen formuliert werden und graphische konzeptionell geschrieben. Dass das gewählte Medium einen Einfluss auf die Formulierung hat, ist auch unbestritten. Es ist jedoch nicht der einzige relevante Faktor. Vielmehr spricht gegen eine mediale Determination (vgl. Androutsopoulos 2007: 89), dass z. B. in Face-to-Face- Gesprächen, die in einem privaten, informellen Kontext stattfinden, tendenziell „ mündlicher “ formuliert wird als bei einem Vorstellungsgespräch. Die Kommunikationsform und der situative Kontext, zu dem unter anderem die Kommunizierenden und ihr wechselseitiges Verhältnis ge- 4.3 Mündliches und schriftliches Formulieren 51 narr-starter.de hören, spielen also auch eine wesentliche Rolle bei der Wahl des Sprachduktus. Der Zusammenhang zwischen phonischer Realisierung, und gesprochener Konzeption bzw. zwischen graphischer Realisierung und geschriebener Konzeption ist im Falle schriftlich geführter dialogischer Kommunikationsformen im Internet, wie wir sie oben besprochen haben, ebenfalls keineswegs so einfach gegeben. Vor allem das Chatten, aber auch Forenkommunikation oder die mittels Kommentaren geführten Dialoge auf Facebook oder Instagram weisen zwar häufig Merkmale konzeptioneller Mündlichkeit auf. Allerdings darf man auch hier nicht pauschalisieren: Selbst bei der Kommunikationsform Chat lassen sich verschiedene Unterarten unterscheiden, wie z. B. der Plauder-Chat oder der Beratungschat, wobei in letzterem üblicherweise schriftsprachlicher formuliert wird (vgl. Dürscheid 2016: 380). Auch die jeweilige Kommunikationsform „ Chat “ oder „ Forum “ legt also vielleicht nahe, aber nicht fest, in welchem Duktus man schreibt. Dasselbe gilt für den situativen Kontext. Zwar findet man Merkmale der Mündlichkeit eher in Unterhaltungen zwischen Bekannten oder Freunden (z. B. in den Instagram-Kommentaren in 4-1). Solche Merkmale können sich aber auch zeigen, wenn einander Unbekannte dialogisch kommunizieren (siehe das Zitat aus dem Forum zu GTA 5, Bsp. 4-2), die Kommunikationssituation also nicht von vorneherein durch Vertrautheit und Nähe geprägt ist, sondern eine solche erst durch die informelle und mündlich klingende Formulierung suggeriert wird. Der gesprochene Duktus kann demnach auch absichtlich gewählt werden, um als Kontextualisierungshinweis (vgl. Portmann-Tselikas/ Weidacher 2010: 34 - 41) zu signalisieren, wie der Schreiber/ die Schreiberin die jeweilige Kommuni- 4. Hybride Kommunikation in Foren 52 narr-starter.de kationssituation und das Verhältnis zwischen den Kommunizierenden einschätzt. Die Wahlmöglichkeit zwischen mündlicher und schriftsprachlicher Ausdrucksweise ist damit eine Ressource, die innerhalb bestimmter medialer und situativer Rahmenbedingungen genutzt werden kann, um dem Kommunikationsprozess einen bestimmten Charakter zu verleihen (vgl. Androutsopoulos 2007: 90): Sie kann z. B. einen informellen Kontext anzeigen oder Vertrautheit signalisieren, auch wenn diese nicht von vorneherein gegeben ist. Die Ursachen für ein Auftauchen von Merkmalen konzeptioneller Mündlichkeit in schriftlicher Kommunikation im Internet sind also durchaus vielfältig. Das Resultat ist jedenfalls eine Art des Formulierens, bei der Mündlichkeit mit schriftlichen Mitteln simuliert wird (vgl. Schmitz 2015: 47). Dies bezeichnet man als Oraliteralität. Einige Beispiele für sprachliche Phänomene, an denen Oraliteralität erkennbar wird, wollen wir im nächsten Abschnitt betrachten. 4.4 Indikatoren von Oraliteralität Im Kommentarforum aus Beispiel 4-1 zu einem Meme auf Instagram finden sich einige Elemente, die dieser verschrifteten, aber dialogischen Kommunikation einen „ gesprochenen “ Charakter verleihen. Da sie die Vermischung von Oralem und Literalem anzeigen, bezeichnet man sie als Indikatoren von Oraliteralität. Dazu gehören folgende Phänomene: l Akronyme wie „ OMG “ sind an sich keine Indikatoren für Oraliteralität, sondern verdanken ihre Entstehung dem Ökonomieprinzip, möglichst schnell etwas tippen zu können oder Platz zu sparen. Dennoch gehört das 4.4 Indikatoren von Oraliteralität 53 narr-starter.de „ OMG “ in unserem Beispiel hierher, weil es für einen Ausruf steht, den man in schriftlicher Kommunikation normalerweise so nicht tätigen würde. Verstärkt wird dieser Eindruck des Rufens, wie auch bei „ IMMEE “ und „ JAAA “ durch die an sich orthographisch inkorrekte Großschreibung aller Buchstaben, die Lautstärke, d. h. lautes Rufen oder gar Schreien, signalisieren soll. Es handelt sich hierbei um Fälle sogenannter „ emulierter Prosodie “ (vgl. Dürscheid/ Frick 2016: 96). Da prosodische Eigenschaften von Äußerungen (z. B. Intonation, Lautstärke usw.) als akustische Phänomene nur phonisch realisiert werden können, müssen sie im Zuge graphischer Realisierung z. B. durch Fettdruck, farbige Schrift oder eben Großschreibung emuliert, d. h. nachgeahmt werden. l Lauttilgungen wie die am Wortende von „ sag[e] “ bezeichnet man als Apokopen. Dass man vor allem ein unbetontes „ e “ verschluckt, ist beim Sprechen durchaus üblich, nicht jedoch, dass man es beim Schreiben weglässt. Daher ist auch das ein Indikator für Oraliteralität. l Dasselbe gilt für Assimilationen (Lautanpassungen, häufig im Verein mit Morphemverschmelzungen) wie „ Isso “ anstelle von „ ist so “ . l „ Isso “ ist zusätzlich eine Ellipse (vollständig wäre: „ Das ist so. “ ). Solche unvollständigen Sätze (z. B. auch: „ ich sag nur die Englischlehrerin damals “ und: „ also war manchmal echt übel “ ) wären in „ klassischer “ schriftlicher Kommunikation ebenfalls zumindest unüblich oder gar inakzeptabel. Abgesehen von diesen Phänomenen kann Oraliteralität auch durch die Verwendung einer ansonsten nur in mündlich 4. Hybride Kommunikation in Foren 54 narr-starter.de geführten, informellen Gesprächen gebräuchlichen Varietät wie einem Dialekt anstelle der Standardsprache indiziert werden. Ein Beispiel dafür finden wir in folgendem Ausschnitt aus einem Beitrag in einem Forum zum Computerspiel GTA 5, in dem ein User auf eine seiner Meinung nach angeberische Frage eines anderen Spielers antwortet: (4-2) Wie lächerlich ist das denn! Allein dein Username und dazu nochmal das geprahle das du in der Story nun auf jedem Charakter 2 Milliarden und schon alle Immobilien erworben hast . . .. Bist ein ganz ganz toller Trickser, bor krass ey! (gta5 f, 2017-12-01, 7: 30) Verstärkt wird der Eindruck von Mündlichkeit, der schon von Beginn an entsteht, im letzten Satz durch die jugendsprachliche Formulierung: „ bor krass ey! “ , sodass auch hier Oraliteralität festgestellt werden kann. Überlegen Sie, wo und wann Sie selbst im Rahmen von Online- Kommunikation solche Anpassungen an einen mündlichen Sprachgebrauch vornehmen, oder, wo bzw. bei wem Ihnen ein solcher Sprachgebrauch schon aufgefallen ist. Noch ein Tipp: Sehr lesbar zum Thema: „ Schreiben im Internet “ ist Dürscheid/ Frick (2016). 4.4 Indikatoren von Oraliteralität 55 narr-starter.de Botschaft to go Dialogizität ist ein wesentliches Merkmal auch schriftlicher Kommunikation im Internet. Dies gilt vor allem für die Kommunikation in Diskussions- oder Kommentarforen oder für das Chatten. Dort finden sich - nicht immer, aber in manchen Bereichen doch sehr verbreitet - Ausdrucksweisen, die nicht der schriftsprachlichen Norm oder den Konventionen schriftlicher Kommunikation entsprechen und daher von „ Sprachschützer*innen “ kritisiert werden, die den Verfall der deutschen oder auch einer anderen Sprache befürchten. Natürlich passieren den Schreiber*innen auch tatsächliche Fehler (z. B. der „ das/ dass-Fehler “ in Beispiel 4-2 aus dem GTA-Forum). Die meisten abweichenden Schreibungen gehorchen aber dem Ökonomieprinzip oder sind Adaptationen, die Mündlichkeit emulieren und damit Oraliteralität indizieren. 4. Hybride Kommunikation in Foren 56 narr-starter.de 5. Die Rolle der Emojis Konstitutive Elemente der Alltagsinteraktion Schon in Kapitel 4 haben wir die gemeinhin verbreitete Befürchtung thematisiert, die Sprachverwendung im Internet bedrohe unsere Sprache. Insbesondere Emojis wird hier ein hohes Gefährdungspotenzial zugeschrieben. In einem Beitrag für die Schweizer Radio- und Fernsehgesellschaft (SRF) anlässlich des wenig erfolgreichen Emoji-Kinofilms fragt die Autorin Uta Kenter folglich: „ Grinsen uns Emojis die Sprache weg? “ und skizziert die Angst davor, dass unsere Sprache verkümmert, weil Smileys die Alltagskommunikation dominieren (https: / / www.srf.ch/ kultur/ netzwelt/ grinsen-uns-emojis-die-sprache-weg). Neben dieser Befürchtung steht jedoch ihre hochfrequente Nutzung. Emojis sind ein elementarer Bestandteil insbesondere der mobilen schriftlichen Kommunikation geworden. Den Gründen dafür gehen wir in diesem Kapitel nach und betrachten die vielfältigen Funktionen, die Emojis erfüllen. 5.1 Eine Anekdote zum Einstieg Vielleicht erinnern Sie sich an die Aktion des GKV-Spitzenverbands (Bund der Krankenkassen) zum World Emoji Day im Juli 2018? Er veröffentlichte eine Liste mit den wichtigsten Emojis und deren medizinischer Bedeutung auf Twitter. Leberzirrhose war hier dargestellt als Kombination aus und . Ein stand für einen positiven Schwangerschaftstest und ein für einen negativen Schwangerschaftstest. Ein letztes Beispiel sei hier noch herausgegriffen, das für Adipositas. narr-starter.de Es ist nicht verwunderlich, dass diese Liste Empörung auslöste. Im Ärzteblatt 1 werden Kritiker*innen zitiert, die sich auf Twitter äußerten, etwa der BVMed, der die Unsensibilität rügt und dem @GKV_SV stattdessen vorschlägt „ sich am Kampf gegen die Stigmatisierung krankhaft adipöser Patienten “ zu beteiligen. In vielen Kommentaren wird dem GKV attestiert, sich hier vollkommen unangemessen verhalten und im Humor gänzlich vergriffen zu haben. Dabei beziehen sich die Kommentator*innen auf die Wahl der Emojis, die Kategorisierung von z. B. Schwangerschaft als Krankheit steht in der Kritik gar nicht im Vordergrund. Letztlich wurde der Tweet gelöscht, die Liste ist aber weiter im Netz einsehbar (wie es übrigens auch schon vor der Veröffentlichung auf Twitter der Fall war). Dieses Beispiel zeigt uns eine Reihe interessanter Aspekte im Hinblick auf Emojis auf. Der wohl wichtigste ist deren Bedeutung in der Alltagsinteraktion, die durchsetzt ist vom schriftlichen Austausch von Nachrichten vor allem per Smartphone. Emojis sind ein fester Bestandteil dieser Form von Kommunikation geworden. In vielen Seminargesprächen, die wir zum Thema führten, äußerten Studierende den Eindruck, dass die Markierung inzwischen darin liege, keine Emojis zu verwenden. Zur Rekapitulation: Emojis sind Bildzeichen, ihr Name setzt sich zusammen aus den japanischen Wörtern e für Bild und moji für Buchstabe. Emojis basieren auf der Unicode-Kodierung, dennoch werden sie nicht auf allen Endgeräten gleich angezeigt, was zu Missverständnissen führen kann. Emojis gehen zurück auf Emoticons (der Terminus ist eine Kontamination aus engl. 1 https: / / www.aerzteblatt.de/ nachrichten/ 96 651/ Krankenkassensorgen-fuer-Empoerung-mit-Emoji-Liste-zu-Krankheiten 5. Die Rolle der Emojis 58 narr-starter.de Emotion und Icon). Das sind Strichpunktzeichen, die um 90 Grad gedreht zu lesen sind. Inzwischen sind auch die sogenannten Kawaicons aus Japan (z. B. ^^ für ein lächelndes Gesicht oder T_T für in die Augen stürzende Tränen) im deutschsprachigen Raum populär geworden (vgl. Shirai 2006). Oftmals werden Termini wie Emoji, Smiley, Emoticon oder Piktogramm synonym verwendet (vgl. Pappert 2017). Diskutieren Sie in Ihrer Seminargruppe Fälle, in denen Nachrichtenschreiber*innen keine Emojis verwendet haben. Schreiben Sie dem/ der Verfasser*in jeweils eine ernste oder gar negative Einstellung in der Schreibsituation zu? Beziehen Sie in Ihre Überlegungen auch ein, wie die anderen Interaktant*innen sich in solchen Fällen verhalten. 5.2 Funktionen von Emojis Emojis wird offenbar die Aufgabe zugeschrieben, die „ Atmosphäre “ eines Textes zu verbessern. Das bedeutet letztlich nichts anderes, als dass Einstellungen, emotionale Verfassungen an einer Stelle übertragen werden sollen, an der ein ganzes Spektrum an Hinweisen nicht verfügbar ist, die es in der Face-to-Face-Situation gibt. Die Auffassung, dass Emoticons Gefühle vermitteln, wurde in der frühen linguistischen Internetforschung ebenfalls vertreten. In journalistischen Texten findet sich die Idee bis heute. Eine weitere Annahme bestand darin, Emoticons oder Emojis seien eine Art Substitution für etwas, das bei der schriftlichen Messenger-Kommunikation verborgen bleibt - die Stimmfarbe etwa, die Mimik, die Gestik, die multimodalen Ressourcen, die sonst bei der Verständigung hilfreich sind. 5.2 Funktionen von Emojis 59 narr-starter.de Zumindest bis 2014 (bei Püschel oder Arens/ Nösler) finden wir diese Auffassung auch in der Forschungsliteratur: Emoticons/ Emojis werden verwendet, wenn keine andere Möglichkeit besteht, para- und nonverbale Zeichen zu transportieren. Dass Emojis, wie oben festgestellt, als so wesentlich für schriftliche Kommunikation per Smartphone angesehen werden, kann daher darauf zurückzuführen sein, dass sie das Bedürfnis erfüllen können, Ausdrucksebenen zu ergänzen. Dies gilt aber sicher nicht für alle Emojis und deren Verwendung. Das oben genannte Beispiel zeigt uns darüber hinaus, dass die Bedeutung der jeweiligen Zeichen keinesfalls festgelegt ist. Ganz im Gegenteil: Emojis - vielleicht liegt darin sogar ihr großes Potenzial - lassen einen Raum für Interpretationen. Es wird sich zeigen, inwieweit die Interagierenden mit dieser Situation umzugehen lernen. Derzeit scheint es zumindest für manche eine unbefriedigende Situation zu sein. So finden sich im Netz Listen von Emojis, die falsch eingesetzt und demzufolge auch falsch verstanden werden können. Dazu zählen etwa . Finden Sie Belege, in denen die letztgenannten Emojis verwendet werden. Richten Sie nun einen Blick auf die Anschlusskommunikation. Werden etwaige Interpretationsschwierigkeiten thematisiert? Wenn ja, wie? In der Linguistik war man diesbezüglich natürlich nicht untätig. Bei Pappert (2017: 188 - 205) finden wir etwa die folgenden kommunikativen Funktionen von Emojis: Ökonomisierung, Rahmung, Beziehungsgestaltung, Kommentierung/ Evaluierung, Modalisierung, Darstellung, Aus- 5. Die Rolle der Emojis 60 narr-starter.de schmückung, die ludische - d. h. spielerische - Funktion und Strukturierung. An diesen Funktionen wird deutlich, dass auch die Text- Bild-Beziehung recht dynamisch ist. Werden Emojis in ihrer ökonomisierenden Funktion eingesetzt, können sie z. B. allein einen Äußerungsakt bilden, etwa den nach oben zeigenden Daumen für Zustimmung, ein Herz für Zuneigung, ein Kuss-Emoji für einen Begrüßungs- oder Abschiedskuss - je nach Interaktionssequenz. Solche Emojis können aber auch WhatsApp-Kommunikationen als informell rahmen, da gewöhnlich andere Formen der beziehungssensitiven Anrede entfallen. In Kombination mit eher neutralen Angaben - Pappert (2017: 192) nennt hier Informationen zum aktuellen Wetter - sind es z. B. Kuss- Emojis, mit denen der Fokus weg von der Sachebene auf die Beziehungsebene gelenkt wird. Zugleich ist es aber natürlich auch möglich, einen Sachverhalt mit Emojis zu evaluieren, das Regenwetter etwa mit einem Heul-Emoji oder einem Wut-Emoji. Die Modalisierungsfunktion ist die wohl am ehesten mit dem Zwinker- Emoji - oder auch Emoticon ; -) - oder dem klassischen Grins-Emoji - früher auch Doppelpunkt-Emoticon : -) - verbundene, wodurch gleichzeitig das (oftmals gesichtsbedrohend) Gesagte als unernst/ scherzhaft gerahmt oder markiert wird (vgl. auch Imo 2015 a). Wenn wir „ klassisch “ schreiben nehmen wir Bezug auf das ursprüngliche Emoticon : -), das der Informatiker Scott Fahlmann von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, Pennsylvania 1982 in Umlauf brachte. Er hoffte, damit zu vermeiden, dass seine geschriebene Nachricht missverstanden wird. 5.2 Funktionen von Emojis 61 narr-starter.de Die Darstellungsfunktion lässt sich am Beispiel 5-1 gut nachvollziehen. In diesem Tweet wird die für Geburtstage obligatorische Torte (mit Kerzen) als Piktogramm in die Satzstruktur integriert (vgl. die Referenzfunktion bei Dürscheid/ Frick 2014), das Herz gar als lexikalische Basiskomponente in die Wortstruktur von herzlich. Ob mit dem Torten-Emoji auch auf das überreichte auf dem Foto abgebildete Geschenk referiert wird, ist nicht ganz klar. Es lässt sich schlicht nicht erkennen, ob es sich um eine Torte in einem Pappkarton handelt. (5-1) (Tw, 2018-12-4, RT: 3, L: 37) Diese Substitution beschränkt sich nicht auf Teile von Wörtern oder Wörter, sondern kann sogar bei Kommunikationshandlungen funktionieren, wie Siebenhaar (2018) an einer kleinen Emoji-Geschichte ausführt, in der einzig mit 5. Die Rolle der Emojis 62 narr-starter.de Piktogrammen erzählt wird, dass jemand umsonst zum Bus gerannt ist. Wie würden Sie diese Begebenheit mit Emojis nacherzählen? Welche Schwierigkeiten ergeben sich dabei? Tragen Sie zusammen, welche grammatischen Phänomene sich kaum mit Emojis darstellen lassen. Mit der ludischen Funktion bezieht sich Pappert (2017: 203) auf mit Sprachspielen vergleichbare Bildspiele. Ausschmückend werden Emojis dann eingesetzt, wenn sie dekorativ oder illustrativ wirken und so zum Teil auch redundant schon im Text Genanntes in seiner Bedeutung oder etwas Atmosphärisches ergänzen. Ein Beispiel dafür sind Piktogramme, wie bei Einladungen zum Essen. Strukturierend werden Emojis dann eingesetzt, wenn sie den Text gliedern und gleichzeitig einen zusätzlichen Sinn transportieren. So werden in Beispiel 5-2 zwei verschiedene Makrothemen (T1: Verabredung ohne konkreten Anlass und T2: Reaktion auf Einladung zum Geburtstag) verhandelt. Die Elaboration von T1 ist eine Anschlusshandlung an die vorherige Nachricht, sie wird mit drei Emojis und einer zusätzlichen Leerzeile von T2 abgegrenzt. Gleichzeitig werden die Emojis aufmunternd eingesetzt. 5.2 Funktionen von Emojis 63 narr-starter.de (5-2) (WA, 2018-08-21, privat) Im zweiten Teil der Nachricht werden eine Feststellung und eine Handlungsankündigung durch ein Emoji voneinander abgetrennt. Am Schluss werden zumindest zwei der bereits verwendeten Emojis noch einmal aufgegriffen und nach dem Satzzeichen platziert. Dass das Satzzeichen inzwischen oftmals durch Emoticons (entsprechend vermutlich inzwischen auch durch Emojis) ersetzt wird, ist eine Praktik, die Albert (2015) systematisch untersucht hat. Er stellt fest: Emoticons treten überwiegend am Ende von Äußerungseinheiten auf und konkurrieren dort strukturell mit den standardisierten Satzschlusszeichen, in erster Linie mit dem Ausrufezeichen. [. . .] Allerdings deckt sich der Funktionsbereich der Emoticons keineswegs vollständig mit dem der Interpunktion, sondern weist ebenso einen Überschneidungsbereich mit den Funktionen der Modalwörter auf. (Albert 2015: 19 f.) 5. Die Rolle der Emojis 64 narr-starter.de In Beispiel 5-2 wird ein umgekehrter Smiley verwendet. Wie würden Sie dessen Bedeutung im aktuellen Kontext paraphrasieren? Suchen Sie andere Belege, in denen dieses Emoji verwendet wird und diskutieren Sie jeweils dessen Bedeutung. Botschaft to go Bei Nutzer*innen sind Emojis sehr beliebt, sie erfüllen vielfältige Funktionen und decken damit Bedürfnisse ab, die in der informellen schriftlichen Interaktion offenbar entstehen. Ihre Bedeutung ist dynamisch, abhängig vom Kontext und wird fortlaufend neu ausgehandelt. Dabei scheint es durchaus auch praktikabel und in spezifischen Kommunikationssituationen von Vorteil zu sein, dass Emojis bis zu einem gewissen Grad vage bleiben (müssen). 5.2 Funktionen von Emojis 65 narr-starter.de 6. Blogs als Texte und darüber hinaus Blogging - Texte schreiben im Netz Blogging ist eine kommunikative Aktivität, die es im Internet schon lange gibt. Besonders beliebt wurde sie aber durch die Möglichkeiten, die das Web 2.0 allen - auch technisch weniger versierten User*innen - eröffnet hat. Jeder/ jede kann nun über ein ihn/ sie interessierendes Thema oder auch schlicht über sich selbst etwas schreiben und das im Netz anderen zugänglich machen. Es kann sich dabei um etwas Persönliches (z. B. Reiseerlebnisse oder das, was einem im Alltag passiert) handeln, das man anderen mitteilen möchte. Man kann durch das Bloggen aber auch an gesellschaftlichen Diskursen teilnehmen. Letzteres ist vor allem bei einer Sonderform des Bloggens, nämlich beim Mikroblogging (z. B. über Twitter), der Fall, wie man zurzeit an der regen Twitter-Tätigkeit des derzeitigen amerikanischen Präsidenten Donald Trump sieht. Allerdings können eben nicht nur Politiker*innen Twitter für ihre politische Kommunikation einsetzen, sondern es ist im Grunde jedem/ jeder gut vernetzten Nutzer*in möglich, Diskurse anzustoßen und Bewegungen zu unterstützen. Besonders bekannte Beispiele dafür sind etwa die gesamtgesellschaftlichen Diskurse, die an die Hashtags #metoo oder #unten angebunden sind und längst nicht mehr nur auf Twitter geführt werden. Auch #GamerLeaksDE greift eine wichtige Debatte über Sexismus und Rassismus in der Gamerwelt auf und brachte das Thema damit in eine in der Folge von Twitter losgelöste öffentliche Diskussion. Was beim Blogging oder beim Mikroblogging jedenfalls entsteht, sind Texte, die durch die Nutzung der Affordanzen narr-starter.de des Internets geprägt sind. Sie unterscheiden sich dadurch in mancherlei Hinsicht von Texten, wie wir sie aus den „ alten “ Medien kennen. Blogs sind nicht die einzigen Texte, für die das gilt. An ihrem Beispiel wollen wir aber in diesem Kapitel zeigen, wie sich im Medium Internet neue Formen von Texten herausbilden und wie das die textuelle Kommunikation insgesamt verändern kann. 6.1 Blogs: Ein prototypisches Beispiel Blogs können durchaus unterschiedliche Formen annehmen. Gewisse Merkmale kennzeichnen aber alle und vor allem alle prototypischen Blogs. Ausführlich mit Blogs, aber auch mit Wikis beschäftigt sich Myers (2010). Ein besonders schönes Beispiel dafür ist der Reiseblog „ Bravebird “ , der von Ute Kranz geführt wird (https: / / www.bravebird.de/ blog/ category/ reisen/ ): Hej, ich bin Ute! Seit 3 Jahren lebe ich frei wie ein Vogel - ohne eigene Wohnung und festen Job. Ich lebe ein etwas anderes Leben und entdecke die Welt, wie es mir gefällt. Und hier teile ich meine Erlebnisse und Erfahrungen in der weiten Welt. Die Autorin bloggt über ihre Reisen und reflektiert in manchen der Posts darüber oder generell über ihre Art zu leben. Sie führt also eine Art Tagebuch oder Reiselogbuch. Daher auch der Name „ Weblog “ , kurz: „ Blog “ . Von herkömmlichen Tagebüchern unterscheidet sich ein Blog vor 6.1 Blogs: Ein prototypisches Beispiel 67 narr-starter.de allem dadurch, dass er normalerweise öffentlich im Internet geführt wird. Er gehorcht damit dem Impetus des Teilens, der für Soziale Medien allgemein wesentlich ist (vgl. Kap. 3.2). Auch formal gibt es einen grundlegenden Unterschied: Im Tagebuch steht immer der erste Eintrag am Anfang, weil man logischerweise in einem Tagebuch vorne zu schreiben beginnt. Auf einer Website im Internet wäre das hingegen nicht sehr rezipient*innenfreundlich, weil ein Leser/ eine Leserin eines Blogs zumeist an aktuellen Posts am meisten interessiert ist - und er/ sie müsste womöglich lange scrollen, wenn dieser Eintrag erst ganz am Ende des Blogs zu finden wäre. Daher hat sich die für Blogs typische Konvention herausgebildet, dass sich der aktuellste Eintrag immer am Beginn der Seite bzw. ganz oben befindet. Man sieht also, dass sich die Eigenheiten des Internets auf das Bloggen ausgewirkt haben, das eine für dieses Medium typische Praktik, d. h. eine übliche, mehr oder weniger konventionalisierte und schematisierte Form kommunikativen Handelns darstellt. Dabei wurden vorhandene Formen des Kommunizierens mittels Texten, nämlich Tagebücher und Logbücher, für das neue Medium adaptiert, sodass eine neue, internetspezifische Kommunikationsform entstanden ist. Unter einer Kommunikationsform (vgl. dazu Brock/ Schildhauer 2017) versteht man eine mehr oder weniger stark konventionalisierte Art, wie in einem Medium kommuniziert wird, in welcher Weise die Affordanzen des Mediums genutzt werden und wie daher Kommunikation dort gestaltet wird. Beispiele für Kommunikationsformen sind der Brief, die Website oder eben der Blog. 6. Blogs als Texte und darüber hinaus 68 narr-starter.de In knapper, allerdings etwas anspruchsvoller Form diskutiert Schildhauer (2017) Blogs als Kommunikationsform. Unser Beispiel „ Bravebird “ entspricht in seinem Aufbau ziemlich genau der Kommunikationsform Blog. Da es sich aber um einen aktuellen Blog handelt, sieht er doch etwas anders aus als ältere Vertreter dieser Kommunikationsform. Das heißt, es kommen zu den genannten wesensbestimmenden Merkmalen von Blogs noch andere hinzu, die auch für andere gegenwärtige Texte im Internet und besonders in den Sozialen Medien typisch sind. Schauen Sie sich Blogging-Plattformen wie z. B. WordPress (https: / / de.wordpress.com) oder Tumblr (https: / / www.tumblr. com) an. Welche Möglichkeiten, einen Blog zu gestalten, werden hier angeboten? Wie wirkt sich das auf die Praktik des Bloggens aus und welche Art von Texten entsteht dabei? 6.2 Merkmale von Texten im Internet Beispiel 6-1 zeigt einen Eintrag in den Blog „ Bravebird “ , wobei es sich hier nur um den Beginn handelt, der zugleich als Teaser die Leser*innen zum Weiterlesen anregen soll. 6.2 Merkmale von Texten im Internet 69 narr-starter.de (6-1) (bbb, 2017-12-04) Wie man hier sieht, handelt es sich um einen multimodalen Blog, in dem Fotos eine wichtige Rolle spielen. Sie illustrieren die einzelnen Blogeinträge, was gerade bei einem Reiseblog die ästhetische, aber auch die informative Qualität erhöht. Schließlich kann man so auch sehen, wie es am beschriebenen Reiseziel aussieht. Multimodalität, wie wir sie im Blog von Ute Kranz finden, ist zwar kein generelles Definitionsmerkmal für einen Blog. Viele Blogger*innen nutzen diese Affordanz des Internets aber schon alleine, weil wir dies von Texten im Neuen Medium mehr oder weniger erwarten. Reine „ Buchstabenwüsten “ scheinen im Internet nicht mehr passend zu sein, vor allem wenn es nicht um völlig abstrakte Themen geht. Damit unterscheiden sich solche Texte im Internet von herkömmlichen gedruckten Texten, obwohl auch hier, z. B. in Zeitungen und Zeitschriften, aufgrund verbesserter Drucktechniken die Bebilderung eine immer wichtigere Rolle spielt. Eine Anmerkung noch zur Multimodalität von Blogs: Prinzipiell multimodal ist die Sonderform des Vlogs, also von 6. Blogs als Texte und darüber hinaus 70 narr-starter.de Video-Blogs, da hier normalerweise Video-Sequenzen gepostet werden, die bewegte Bilder und Akustisches (Sprache oder Geräusche) kombinieren. In manchen Fällen (z. B. im von uns am Ende des Kapitels empfohlenen Blog „ The Ling Space “ ) werden auch Videos neben geschriebenen Texten gepostet. Dadurch verschwimmen dort die Grenzen zwischen Blogs im engeren Sinn und Vlogs. Neben der Multimodalität zeichnen viele Blogs, die als Beispiel für prototypische Online-Texte überhaupt dienen können, noch die Merkmale Hypertextualität, Dialogizität und „ Fluidity “ aus. Eine ausführliche Erläuterung der Merkmale von Internettexten findet sich in Marx/ Weidacher (2014: 183 - 197). Hypertextualität wird, wie wir in Beispiel 6-1 gesehen haben, im Blog „ Bravebird “ genutzt, indem auf der Startseite nur der Beginn des jeweiligen Blogeintrags angezeigt wird. Um den ganzen Post zu lesen, muss man den Button „ Weiterlesen “ anklicken. Jeder Eintrag ist auf diese Weise mit der Startseite hypertextuell verlinkt. (6-2) Darüber hinaus ist der ganze Reiseblog hypertextuell aufgebaut. Dies ist besonders deutlich am Header (Beispiel 6-2) ersichtlich, der nicht nur den Namen des Blogs enthält, sondern auch einen Menü-Button und eine Suchfunktion 6.2 Merkmale von Texten im Internet 71 narr-starter.de sowie Dropdown-Menüs (z. B. „ Reiseziele “ ). Es handelt sich also um einen sogenannten Navigation Header, der dem Leser/ der Leserin eine gezielte Suche nach ihn/ sie interessierenden Posts erlaubt. Weiters finden sich Links zu Plattformen wie Facebook, Instagram oder Twitter, die es dem Leser/ der Leserin ermöglichen, den jeweiligen Blogeintrag mit Freunden und Followern zu teilen - eine für Soziale Medien typische Nutzung von Hypertextualität. „ Fluidity “ (vgl. Barton/ Lee 2013: 26), also die „ Verflüssigung “ von Texten, ist ein metaphorischer Ausdruck dafür, dass Texte im Internet sozusagen an Stabilität verlieren: Sie können immer wieder überarbeitet, umformuliert, gekürzt oder ergänzt werden, während ein gedruckter Text so fixiert ist, wie er eben gedruckt wurde. Besonders auffällig ist dieses Merkmal z. B. bei Wikipedia-Einträgen, wo jeder Eintrag bei Bedarf ständig überarbeitet wird und so „ flüssig “ bleibt. Aber auch für einen Blog wie „ Bravebird “ gilt das, solange er geführt wird und immer wieder neue Einträge hinzukommen. Außerdem besteht für die Autorin natürlich die Möglichkeit, einen Post umzuformulieren oder ganz zu löschen, wenn er einmal nicht so gut ankommen sollte. Nicht so ausgeprägt ist bei diesem Blog das Merkmal der Dialogizität, das Online-Texte vor allem auf Plattformen wie Facebook oder YouTube und im Speziellen textuelle Kommunikation in Foren oder in Chatrooms (vgl. Kap. 4) von prinzipiell monologischen gedruckten Texten unterscheidet. Man kann Ute Kranz zwar direkt kontaktieren und so mit ihr über ihren Blog kommunizieren. Es gibt aber keine Möglichkeit, direkt auf der Seite einen Kommentar zu schreiben. Obwohl man mit der Autorin auf ihrer mit dem Blog verlinkten Facebook-Seite einen Dialog führen kann, ist 6. Blogs als Texte und darüber hinaus 72 narr-starter.de dieser Blog selbst daher vergleichsweise wenig auf dialogisches Kommunizieren hin ausgerichtet. 6.3 Mikroblogs Alle vier genannten Merkmale typischer Online-Texte findet man mehr oder weniger stark ausgeprägt auch bei einer Sonderform des Bloggens, dem Mikroblogging: Man teilt hier kurze Nachrichten, die formal SMS ähneln, mit einer größeren Anzahl von Leuten, vor allem mit Personen, die mit einem auf einer Mikroblogging-Plattform in Kontakt stehen bzw. einem folgen (vgl. Fuchs 2014: 179). Wie alle Blogs sind auch Mikroblogs nicht so stark dialogisch ausgerichtet wie z. B. das Chatten oder das Versenden von WhatsApp-Nachrichten. Vielmehr geht es bei dieser Kommunikationsform einerseits um das Verbreiten von Informationen und die Teilnahme an Diskursen, andererseits um den Aufbau und die Präsentation einer Online- Identität (vgl. Zappavigna 2012: 38). Eine ausführliche und gerade für Linguist*innen sehr interessante Einführung zu Mikroblogs und speziell Twitter bietet Zappavigna (2012). Der Sammelband von Weller et al. (2014) vereinigt eine große Anzahl von Aufsätzen, die sich mit verschiedensten Aspekten der Kommunikation über Twitter auseinandersetzen. Die bekannteste Mikroblogging-Plattform ist Twitter (in China allerdings Sina Weibo). Seit seiner Gründung 2006 konnte man hier Kurzbotschaften, genannt „ Tweets “ (vom englischen Ausdruck für „ zwitschern “ ), mit einer maximalen Länge von 140 Zeichen versenden. Diese Begrenzung wurde 2017 auf 280 Zeichen angehoben, wobei dazu auch noch 6.3 Mikroblogs 73 narr-starter.de zitierte Elemente wie andere Tweets, verlinkte Texte, Bilder oder GIFs kommen können. Dennoch bleibt die Längenbeschränkung ein wesentliches Merkmal von Tweets, das sich auch auf die Art ihrer sprachlichen Formulierung auswirkt. Die einzelnen Tweets werden auf einem Twitter-Account gepostet, der in der Regel öffentlich ist. Sofern ein Account nicht auf „ privat “ geschaltet wurde, kann also jeder die Tweets lesen. Diese sind, wie allgemein bei Blogs, umgekehrt chronologisch angeordnet, sodass immer der neueste Tweet als erster zu sehen ist. Je nachdem, was in Tweets geschrieben wird, bilden sie daher ebenfalls eine Art persönliches Tagebuch oder eine Aufzeichnung von Gedanken zu verschiedenen Themen. (6-3) (Tw, 2017-01-25, L: 1500, T: 740, K: 26) Ein bekannter Mikroblog mit ca. 187 000 Followern (Stand 17. 02. 2019) ist der von Eric Jarosinski, der unter dem Pseudonym NeinQuarterly twittert (https: / / twitter.com/ NeinQuarterly). Wie man am Beispiel in 6-3 sieht, postet er meist sehr kurze und prägnante Tweets mit philosophisch angehauchtem Inhalt oder solche, die mit Sprache spielen und literarisch wirken (siehe auch 6-4). Auf diese Weise kreiert er eine Online-Identität als witziger intellektueller 6. Blogs als Texte und darüber hinaus 74 narr-starter.de Denker. Das zweite Beispiel zeigt des Weiteren, dass er auf seine spezielle Weise auch an öffentlichen Diskursen teilnimmt - in diesem Fall an dem zur Problematik der Wähler*innen- und Konsument*innenbeeinflussung mittels Sozialer Medien. (6-4) (Tw, 2017-01-1, L: 643, T: 183, K: 21) Mit demselben Themenbereich - aber journalistisch - beschäftigt sich im abgebildeten Tweet (6-5) das Online- Magazin Telepolis (https: / / www.heise.de/ tp/ bzw. https: / / twitter.com/ telepolis_news). Indem hier über einen multimodalen Teaser ein Artikel der Zeitschrift verlinkt wird, werden zwei der wichtigsten Affordanzen des Internets genutzt: Multimodalität und Hypertextualität. Die Anbindung an einen Diskurs erfolgt hier im Übrigen auf eine zwar mittlerweile auch auf anderen Plattformen gebräuchliche, aber gerade für Twitter typische Weise, nämlich mittels der Hashtags #YouTube und #Instagram. 6.3 Mikroblogs 75 narr-starter.de (6-5) (Tw, 2018-01-22, L: 4, T: 2) Ein Hashtag ist ein Schlagwort, dem ein Rautenzeichen vorangestellt wird und das auf die Thematik des Tweets verweist (vgl. Bruns/ Moe 2014: 17). Es handelt sich also um eine Art Metainformation zu einem Tweet. Seine eigentliche Funktion erfüllt ein Hashtag allerdings erst, wenn mehrere, wenn möglich sehr viele Tweets mit demselben Schlagwort getaggt werden. Dadurch werden alle diese Tweets einerseits thematisch miteinander verbunden, andererseits auch miteinander verlinkt: Wenn man auf ein solches Hashtag klickt, zeigt Twitter alle Tweets mit demselben Hashtag an. Hashtags sind daher auch ein Mittel, um Informationen im passenden Diskurs zu verbreiten. Sie unterstützen also die Informationsfunktion von Mikroblogs. Recherchieren Sie auf Twitter oder einer anderen Plattform, welche Hashtags dort aktuell gerade „ trenden “ . Um welche Themen bzw. Diskurse geht es dabei und warum gerade jetzt? Um hingegen über Twitter einen Dialog zu führen, wird das AT-Zeichen @, umgangssprachlich auch Klammeraffe genannt, verwendet, indem es der Bezeichnung eines Twitter- 6. Blogs als Texte und darüber hinaus 76 narr-starter.de Accounts vorangestellt wird. Dies geschieht automatisch, wenn man direkt auf einen Tweet antwortet, man kann so aber auch einen eigenen Tweet mit einem anderen Account verlinken. Eine weitere Möglichkeit dialogischen Handelns besteht darin, einen Tweet als Direktnachricht zu versenden. Das funktioniert aber nur, wenn die beiden beteiligten Accounts schon miteinander verbunden sind, d. h. der eine dem anderen folgt. Speziell eines ist aber wesentlich für das Funktionieren von Twitter und macht diese Plattform zu einem besonders erfolgreichen Mittel, um Informationen zu verbreiten: das Retweeten, also das kommentierte oder unkommentierte Weiterversenden bzw. das Teilen von Tweets anderer mit den eigenen Followern. Mit dem Teilen bzw. „ Sharing “ im Internet ganz allgemein beschäftigt sich Tienken (2013). Eine Anmerkung zur Bezeichnung „ Follower “ : Auf Twitter ist man nicht „ befreundet “ wie z. B. auf Facebook. Vielmehr kann das Verhältnis asymmetrisch sein (vgl. Zappavigna 2012: 27). Das heißt, dass ein Account einem anderen folgen kann, ohne dass das auch umgekehrt geschieht. Dies ist ein Hinweis darauf, dass Twitter weniger dialogisch und damit in gewissem Sinn weniger „ sozial “ ist als andere Soziale Medien. Im Gegensatz dazu ist es eben eine Art Blog, und Blogs sind, wie wir auch zuvor gesehen haben, trotz zum Teil vorhandener Kommentarfunktion monologischer ausgerichtet als andere Kommunikationsformen im Internet. 6.3 Mikroblogs 77 narr-starter.de Botschaft to go Blogs und Mikroblogs sind typische Kommunikationsformen im Web 2.0. Sie weisen, wenn auch in jeweils unterschiedlichem Ausmaß, die vier wesentlichen Merkmale prototypischer Online-Texte auf: Hypertextualität, Multimodalität, Dialogizität und „ Fluidity “ . An ihrer Gestaltung kann man daher sehr gut erkennen, wie sich das Medium Internet auf die Formen des textuellen Kommunizierens im Internet auswirkt. Die folgenden Blogs zu sprachlichen und sprachwissenschaftlichen Themen möchten wir noch empfehlen: l Zu Themen wie „ Unwort des Jahres “ und anderem, das mit Sprache zu tun hat, bloggen Kristin Kopf und Anatol Stefanowitsch unter: http: / / www.sprachlog.de/ l Geschriebene Beiträge sowie YouTube-Videos mit Einführungen in linguistische Themenbereiche finden sich im Blog „ The Ling Space “ auf der Plattform tumblr: http: / / thelingspace.tumblr.com/ l Henning Lobin, der Direktor des Instituts für Deutsche Sprache, bloggt unter: https: / / scilogs.spektrum.de/ engelbart-galaxis/ l Auf dem Blog „ LingDrafts “ - initiiert von Oliver Czulo, Alexander Lasch und Sascha Michel veröffentlicht ein stetig wachsendes Autor*innen-Team linguistische Werkstattberichte: https: / / lingdrafts.hypotheses.org l Simon Meier, der Betreiber des Blogs „ Fussballlinguistik “ veröffentlicht regelmäßig linguistische Studien zum Thema Sprache und Fußball, auch von Gastautor*innen: https: / / fussballlinguistik.de 6. Blogs als Texte und darüber hinaus 78 narr-starter.de 7. Internetbelege im Text Formales zum Schluss Sehr konkret werden Fragen, wenn man vor der Aufgabe steht, sprachliche Daten in den Text einer Hausarbeit oder anderen Qualifikationsarbeit zu integrieren. Soll man Beispiele abtippen oder Bildschirmfotos anfertigen? Gelten Letztere dann eigentlich noch als Beispiele oder muss man sie als Abbildungen kennzeichnen? Wie ist mit der oft ausschweifenden Quellenangabe zu verfahren? Zu allen diesen Fragen etablieren sich Standards gerade erst. Wie in Marx/ Weidacher (2014) geben wir in diesem abschließenden Kapitel Empfehlungen zu den dringendsten praktischen Problemen. 7.1 Internetbelege im Fließtext Wenn Sie im Fließtext einer Haus- oder Abschlussarbeit Belege anführen, um Ihre Argumentation zu stützen, müssen die Quellen jeweils unter dem Beleg angegeben werden. Eine solche Quellenangabe enthält ein Kürzel für den/ die Urheber*in (ggf. eine Chiffre), den Namen des Internetangebots, dem der Beleg entstammt, das Datum der Veröffentlichung, die Uhrzeit der Veröffentlichung (wenn sie zu ermitteln ist) und bei Sozialen-Netzwerk-Seiten die Anzahl der jeweiligen Social-Media-Reaktionen. In welcher Form können diese Angaben nun gemacht werden? Um die jeweiligen Internetangebote wieder auffindbar zu machen, sind eigentlich URLs notwendig. Gerade bei zugangsbeschränkten Formaten führen diese jedoch nicht notwendigerweise zum einzelnen sprachlichen Beleg. Aus narr-starter.de persönlichkeitsrechtlichen Gründen ist das auch nicht angestrebt (siehe Kapitel 2). Ohnehin sind URLs recht sperrig, wir raten daher dazu, eine Abkürzung des Angebotsnamens in das Kurzzitat aufzunehmen. Vorschläge für Abkürzungen wären: Fb für Facebook, Tw für Twitter, WA für WhatsApp, Ig für Instagram, Sc für Snapchat, YT für YouTube, J für Jodel, Bl für Blog, F für Forum, Em für E-Mail und W für Wikipedia. Auf einer im Anhang der Haus- oder Abschlussarbeit befindlichen Liste aller Belege, können frei zugängliche Angebote dann mit vollständiger URL angeführt werden. Private oder berufliche Korrespondenzen oder private Profile werden hier als solche gekennzeichnet, z. B. mit dem Vermerk „ nicht öffentlich “ . Für Urheber*innen können Kürzel festgelegt werden, die keine Rückschlüsse auf deren Identität zulassen. Auch mit Nicknames kann so verfahren werden. Fertigen Sie für sich eine Liste an, auf der die vergebenen Kürzel den Urheber*innen zugeordnet werden und bewahren Sie diese für sich auf. Gerade zur Beschreibung der Interaktionsdynamik sind genaue zeitliche Angaben von Bedeutung. So ist es interessant, ob Kommentare und Antworten darauf binnen weniger Sekunden/ Minuten oder über mehrere Tage ausgetauscht werden. Praktiken können hinsichtlich dessen von Plattform zu Plattform variieren, eine Beobachtung, die man nicht machen könnte, wenn Datum und Uhrzeit nicht protokolliert und im Kurzbeleg nachvollziehbar angegeben würden. Viel Unsicherheit herrscht im Hinblick auf die Social- Media-Funktionen, die unseres Erachtens zwar dynamische, aber auch obligatorische Bestandteile von Kommunikaten 7. Internetbelege im Text 80 narr-starter.de auf Sozialen-Netzwerk-Seiten sind. Sie sind deshalb ebenfalls in den Kurzbeleg aufzunehmen. Bei vielen Plattformen gibt es vergleichbare Rückmeldeformate, wie den Gefälltmir-Button (bei Twitter und Instagram kann hierfür ein Herzsymbol, bei Jodel ein Upvote, bei YouTube beispielsweise ein nach oben zeigender Daumen angeklickt werden) oder die Teilen-Funktion (vgl. Retweet bei Twitter, repost bei Instagram und in gewisser Weise ist auch die E-Mail- Weiterleitung vergleichbar). Als Faustregel gilt: Sind Social-Media-Funktionen als Option an ein Online-Kommunikat angebunden, müssen sie auch protokolliert werden. In der Quellenangabe im Fließtext reicht hier ebenfalls eine Kurzform, wie z. B. L für die Anzahl der Likes, T um die Anzahl der Personen anzugeben, die das Kommunikat geteilt (retweetet, repostet) haben oder K für die Anzahl der Kommentare. Die Herzsymbole bei Twitter und Instagram zählen entsprechend als Likes, selbst Upvotes bei Jodel und nach oben zeigender Daumen erfüllen letztlich die Like- Funktion und können unter L gefasst werden. Für Plattformen, die Negativevaluationen anbieten (etwa Downvotes bei Jodel oder der nach unten zeigende Daumen bei You- Tube), kann die Anzahl unter DL (= Dislikes) angegeben werden. Für diesen Tweet von Gretha Thunberg könnte die Quellenangabe also folgendermaßen aussehen: (7-1) British PM says that the children on school strike are “ wasting lesson time ” . That may well be the case. But then again, political leaders have wasted 30 yrs of inaction. And that is slightly worse. 7.1 Internetbelege im Fließtext 81 narr-starter.de #schoolstrike4climate #FridaysForFuture #ClimateStrike (TW, @GretaThunberg, 2019-02-15, 7: 17, L: 36 499, T: 14 558, K: 1400) Überlegen Sie sich eine nachvollziehbare Kurzangabe für die Like- Spezifikationen Liebe, Lachen, Überraschung, Traurigkeit und Wut bei Facebook, die im Februar 2016 in die Plattform integriert wurden. Mit der Innovation neuer Social-Media-Angebote wird es fortwährend auch Variationen von Social-Media-Funktionen geben. Es ist uns also hier gar nicht möglich, erschöpfende formale Vorgaben aufzulisten. Anhand der hier unterbreiteten Vorschläge lassen sich aber mögliche Vorgehensweisen ableiten. Wir empfehlen Ihnen, für jede Haus- oder Abschlussarbeit ein Abkürzungsverzeichnis anzulegen, das transparent macht, wie die in den Kurzbelegen von Ihnen verwendeten Abkürzungen zu lesen sind. Vor dem Hintergrund, dass Bildzitate nicht verändert werden dürfen, ist es insbesondere bei Daten, deren Urheber*innen geschützt werden sollen, ratsam, den Text abzutippen. Darüber hinaus ist es eine Frage der Abwägung, ob Sie beispielsweise einen reinen Text-Tweet, der ja öffentlich zugänglich ist, als Screenshot in die Arbeit integrieren wollen. Selbst Emojis lassen sich heute ja ohne Probleme in den Fließtext integrieren (z. B. über Seiten wie emojikopieren.de) und können ohne weiteres in ein abgetipptes Beispiel integriert werden. Es gibt aber auch Belege, die ein Bildschirmfoto notwendig machen, weil etwaige Text-Bild- Relationen, Besonderheiten in der graphischen Gestaltung des Urheber*innen-Namens, spezifische orthographische Varianten oder die Interaktionsdynamik eine Rolle spielen. 7. Internetbelege im Text 82 narr-starter.de Bei bestimmten Forschungsfragen (z. B. zur auf der Oberfläche einzusehenden Beschaffenheit und Anordnung von Sequenzen, vgl. z. B. Imo 2015 b) kann es notwendig sein, Screenshots zu verwenden. Sie gelten als Bildzitate, der Kurzbeleg sollte entsprechend ebenfalls eine Quellangabe sowie das Datum/ die Uhrzeit der Aufnahme beinhalten. Bei öffentlich zugänglichen Seiten ist die vollständige Quelle im Anhang aufzulisten. Falls sich für sprachliche Belege kein Datum ermitteln lässt, kann das mit den Abkürzungen o. J. (für ohne Jahr) oder o. A. (für ohne Angabe) vermerkt werden. Bildzitate können also gleichfalls als Belege gewertet werden und benötigen keine Abbildungsbeschriftung, wohl aber eine Quellenangabe im Anhang. Wir haben das in dem vorliegenden Buch auch so gehandhabt. 7.2 Zitate aus Online-Publikationen Dank einer für Wissenschaftler*innen und Studierende erfreulichen Tendenz zu Open Access, sind immer mehr wissenschaftliche Publikationen online verfügbar. Für die Zitation sind die traditionellen formalen Vorgaben bindend. Das heißt, dass in der etablierten Kurzform der Autor*innenname, das Publikationsjahr und die Seitenzahlen anzugeben sind. Diese Vorgehensweise ist sehr praktikabel, wenn es sich bei den Publikationen um pdf-Dokumente handelt. In HTML-Dokumenten spielen Seitenzahlen hingegen keine Rolle. Welche Angaben können in HTML-Dokumenten als Orientierung für diejenigen dienen, die Ihr Zitat nachlesen wollen? 7.2 Zitate aus Online-Publikationen 83 narr-starter.de Manche Seitenbetreiber*innen definieren sogenannte Sprungmarken (auch: Anker, Links). Das sind ebenfalls Orientierungsmöglichkeiten für Rezipient*innen Ihres Texts, sie können anstelle von Seitenzahlen in das Kurzzitat übernommen werden, wie in dem folgenden Beispiel: „ Kookkurrenzen oder auch Kollokationen sind Gruppen von Wörtern, die häufiger zusammen auftreten, als dass es rein zufällig sein könnte. “ (Bubenhofer 2011: Kookkurrenzen). Wenn Sie solche Anker nicht auf der Seite ausfindig machen können, reduziert sich der Kurzbeleg auf den Autor*innen- Namen und das Erscheinungsjahr. Lassen sich selbst diese Angaben nicht ermitteln, ist kaum davon auszugehen, dass eine zitierfähige wissenschaftliche Publikation vorliegt. 7.3 Angaben im Literaturverzeichnis Wenn Sie Online-Publikationen im Literaturverzeichnis aufführen, sind den obligatorischen Bestandteilen eines Eintrags (Autor*innenname, Erscheinungsjahr, Titel der Publikation und entweder Verlagsort und Verlag bei Monografien oder Zeitschriftentitel, Jahrgang/ Ausgabennummer, Seitenzahlen bei Zeitschriftenartikeln oder Herausgeber*innen, Titel des Sammelbandes, Verlagsort, Verlag und Seitenzahlen bei Sammelbänden) URL oder DOI hinzuzufügen. Der Vorteil eines Digital Object Identifiers (vergleichbar mit einer ISBN-Nummer bei gedruckten Werken) in Bibliographien ist dessen Kürze in Relation zu manchen URLs. Diese wiederum lässt sich problemlos ermitteln, wenn die DOI-Angabe auf der Seite http: / / dx.doi.org eingegeben wird. 7. Internetbelege im Text 84 narr-starter.de Auf Verweise wie „ online verfügbar “ oder „ im WWW erhältlich “ usw. kann in der bibliographischen Angabe verzichtet werden. Wenn Sie eine URL oder DOI angeben, ist es selbsterklärend, dass die Publikationen online verfügbar sind. Tragen Sie Gründe dafür zusammen, dass das Datum des letzten Zugriffs auf eine Online-Publikation in eine bibliographische Angabe aufgenommen werden soll. Obgleich es sich als wissenschaftliche Praxis etabliert hat, ist der Verweis auf das Datum des letzten Zugriffs auf eine Online-Publikation wenig aussagekräftig (Runkehl/ Siever 3 2001: 97). Wenn Sie sich unsicher sind, ob die Publikation zu einem späteren Zeitpunkt noch verfügbar ist, fertigen Sie eine Kopie an und legen diese auf Ihrem Rechner ab. Ein Zugriffsdatum kann zur Nachvollziehbarkeit Ihrer Angaben nur dann etwas beitragen, wenn die Quelle, auf die Sie sich beziehen, in einem Online-Archiv abgelegt ist. Viel wichtiger ist es, das Datum der (Erst-)Veröffentlichung und ggf. das Datum der letzten Überarbeitung/ Aktualisierung zu notieren, weil diese Daten vergleichbar sind mit dem Erscheinungsjahr respektive der Neuauflage einer Publikation. Botschaft to go Text- und Bildbelege, die die Argumentation stützen, können als Beispiele in den Fließtext integriert werden und werden mit verkürzten Quellenangaben gekennzeichnet. Vollständige Quellenangaben können in den Anhang aufgenommen werden. Wissenschaftliche Literatur, die im Web verfügbar ist, wird im Fließtext in gewohnter Weise zitiert (Kurzzitat). Im Literaturverzeichnis wird der bibliographi- 7.3 Angaben im Literaturverzeichnis 85 narr-starter.de schen Angabe die URL hinzugefügt. Notieren Sie in jedem Fall das Erscheinungsdatum der jeweiligen Publikation und ggf. das Datum der letzten Bearbeitung/ Aktualisierung. 7. Internetbelege im Text 86 narr-starter.de Literatur Abel, Jürgen ( 2 2000): Cybersl@ang. 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Autor*innen-Recht 29 Beobachter-Paradoxon 21 Bildzitate 82 Blog 17, 33, 67 Blogging 66 Chat 15, 52 Cybergrooming 31 Cybermobbing 31 Cyberslang 48 Datenbasis 21 f., 28 Datenerhebung 22, 24, 26 Datenspende 22, 26 Dialogizität 72 Digitale Ethnographie 18 DOI 84 Einwilligung 26 Emoji 46 f., 58 ff. Emoticons 58 Ethik 23, 27, 29 ff. Face-to-Face-Kommunikation 33 Fetzensprache 44 f. Fluidity 72 Foren 28, 52 Fußballlinguistik 17 Hashtag 76 Hybridisierung 34 f. Hybridmedium 34, 36, 43 Hypertextualität 35 f., 71 Image-Macro 40 informationelle Selbstbestimmung 27 Kontaktaufnahme 24 Korpus 14, 17, 25 Kürzel 80 Liken 49 Medienkonvergenz 33 Meme 32, 38 ff., 42, 45 Messengerdienste 15 Mikroblogs 76 Mitmach-Web 37 Multimodalität 18, 35, 70 Namensnennung 27 Nutzer*innen 25 Ökonomieprinzip 47 Online-Beobachtung 20 Online-Ethnographie 19, 22 Online-Kommunikate 18 Oraliteralität 53 f. Persönlichkeitsrecht 29, 80 Plattform 21 Problemfelder 23 Pseudonyme 30 narr-starter.de Pseudonymen 29 Pull-Kommunikation 34 Push-Kommunikation 34 Quellen 79 SMS 16 Social Web 37 Soziale-Netzwerk-Seiten 21, 25, 28 Sprungmarken 84 Suchmaschine 28 f. Synchronizität 50 Teilen 77 Urheber*innen 24 Viral 39 Web 2.0 37, 44 WhatsApp 16, 49 Wikipedia 16 Zitate 83 Zugänglichkeitsbeschränkungen 24 Sachregister 96 narr-starter.de Prof. Dr. Konstanze Marx ist Lehrstuhlinhaberin für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Greifswald. Dr. Georg Weidacher ist Senior Scientist in der Abteilung für Germanistische Linguistik der Karl-Franzens-Universität Graz. MIT narr STARTER BEGINNEN, MIT narr STUDIENBÜCHER VERTIEFEN, ERFOLGREICH STUDIEREN! www.narr-STARTER.de 18116_Umschlag.indd 4-6 03.05.2019 11: 37: 22 ISBN 978-3-8233-8116-7 wichtige Punkte für einen erfolgreichen Start ins Thema für einen schnellen Einstieg ins Thema Grundbegriffe und wichtige Zusammenhänge schnell erfasst ideal für die Seminarvorbereitung in den ersten Semestern Was ist eigentlich das Besondere an der Online-Kommunikati on? Wer sich diese Frage stellt, findet im vorliegenden Büchlein erste Antworten und weitere Fragestellungen des hochaktuellen Forschungsgebiets der Internetlinguisti k. In sieben Kapiteln werden typische Phänomene der vielgestalti gen und dynamischen Interakti on im Internet vorgestellt. Viele Übungsaufgaben moti vieren zum Weiterdenken. www.narr-starter.de www.narr-studienbuecher.de www.narr.de Konstanze Marx / Georg Weidacher Internetlinguisti k Internetlinguisti k zusammengefasst von Konstanze Marx und Georg Weidacher 18116_Umschlag.indd 1-3 03.05.2019 11: 37: 20