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Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz?

2021
978-3-8233-9236-1
Gunter Narr Verlag 
Teresa Gruber
Klaus Grübl
Thomas Scharinger

Der Band versammelt romanistische und germanistische Beiträge, die Ansätze zur theoretischen Weiterentwicklung und zur empirischen Anwendung des varietätenlinguistischen Modells von Peter Koch und Wulf Oesterreicher diskutieren. Aktuelle Tendenzen im Bereich der digitalen Schriftlichkeit werden ebenso beleuchtet wie sprachtheoretische und sprachhistorische Fragestellungen. Ein besonderes Interesse gilt der diskurstraditionellen Bedingtheit sprachlicher Variation - einschließlich der dabei wirksamen medialen Faktoren.

Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? Mediale und konzeptionelle Aspekte sprachlicher Variation herausgegeben von Teresa Gruber, Klaus Grübl und Thomas Scharinger Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? Herausgegeben von Barbara Frank-Job und Ulrich Eigler 144 Teresa Gruber / Klaus Grübl / Thomas Scharinger (Hrsg.) Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? Mediale und konzeptionelle Aspekte sprachlicher Variation © 2021 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de Satz: pagina GmbH, Tübingen CPI books GmbH, Leck ISSN 0940-0303 ISBN 978-3-8233-8236-2 (Print) ISBN 978-3-8233-9236-1 (e PDF ) ISBN 978-3-8233-0347-3 (ePub) Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. www.fsc.org MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC ® C083411 ® Dem Andenken an Wulf Oesterreicher (1942-2015) 7 Inhaltsverzeichnis Klaus Grübl (Leipzig), Teresa Gruber (München) & Thomas Scharinger (Jena) Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? Revisionen eines linguistischen Paradigmas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Theoretische Perspektiven Christa Dürscheid (Zürich) Koch / Oesterreicher und die (neuen) Medien: Anmerkungen aus germanistischer Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Emilia Calaresu (Modena / Reggio Emilia) & Massimo Palermo (Siena) Ipertesti e iperdiscorsi: Proposte di aggiornamento del modello di Koch e Oesterreicher alla luce dei testi nativi digitali . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Wolfgang Raible (Freiburg im Breisgau) Variation in der Sprache: Wie lassen sich Textgattungen und Kommunikationsstrategien zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit charakterisieren? - Antworten von Koch / Oesterreicher und von Douglas Biber . . . . . . . . . . . 113 Maria Selig (Regensburg) & Roland Schmidt-Riese (Eichstätt) Noticias sobre inmediatez y distancia: Esbozo de situación, dispositivos mediales y variación concepcional . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Araceli López Serena (Sevilla) Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez: Los parámetros situacionales que determinan las formas de la variación concepcional . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 Santiago Del Rey Quesada (Sevilla) Lo marcado y lo no marcado en la cadena de variedades: Apuntes para una nueva propuesta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 Fallstudien Ann-Marie Moser (Zürich) Die Standardisierung des Deutschen im Spannungsfeld von Nähe und Distanz: Zum Verlust der doppelten Negation in der konzeptionellen Schriftlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 Lars Bülow (Wien) & Sven Stephan (Passau) Nähe- und Distanzsprachlichkeit in der Chatkommunikation von Online- Rollenspielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 Soili Hakulinen (Tampere) & Meri Larjavaara (Åbo) Traditions discursives mêlées: Jonctions, immédiat et distance dans des lettres écrites à des juristes sur Internet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 Teresa Barberio & Sara Ingrosso (München) Chat plurilingue tra scrittura e oralità . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305 Robert Hesselbach (Erlangen-Nürnberg) Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua: La relación entre complejidad sintáctica e inmediatez y distancia comunicativas . . . . . . . . . 325 Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 9 Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? Revisionen eines linguistischen Paradigmas Klaus Grübl (Leipzig), Teresa Gruber (München) & Thomas Scharinger (Jena) 1 Glanz und Elend eines linguistischen Paradigmas 1 Dem von Peter Koch (1951-2014) und Wulf Oesterreicher (1942-2015) erstmals im Jahr 1986 2 vorgelegten Modell sprachlicher Variation zwischen kommunikativer Nähe und Distanz war in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte beschert (cf. Mensching 2008; Feilke / Hennig 2016a / b). Dazu hat unter anderem die glückliche historische Fügung beigetragen, dass der im Romanistischen Jahrbuch erschienene ‘Gründungsaufsatz’ ganz unvermittelt zu einer Art Programmschrift des Freiburger Sonderforschungsbereichs „Übergänge und Spannungsfelder zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit“ avancierte, welcher ein Jahr zuvor an der damaligen Heimatuniversität der beiden Nachwuchsromanisten seine Arbeit aufgenommen hatte (Raible 1998, 18s.; Oesterreicher / Koch 2016; Selig 2017). Aus dieser transdisziplinären Forschungseinrichtung, die bis 1996 bestand und seither gerne als „legendär“ bezeichnet wird, sind nicht nur wegweisende sprach-, literatur- und im weiteren Sinn kultur- und textwissenschaftliche Arbeiten hervorgegangen, 1 Unter einem ähnlich lautenden Titel, der auf José Ortega y Gassets [1937] (1947) berühmte Abhandlung „Miseria y esplendor de la traducción“ anspielt, hat Oesterreicher (2007) teleologische Verzerrungen in nationalphilologischen Traditionen der romanistischen Sprachgeschichtsschreibung auf den Punkt gebracht. 2 Das Impressum des entsprechenden Bandes des Romanistischen Jahrbuchs weist 1986 als Erscheinungsjahr aus. Da der Band sich aber auf den Berichtszeitraum des Vorjahres bezieht und in der Titelei neben der laufenden Nummer auch durch das Berichtsjahr identifiziert wird („Band 36 · 1985“), wird die Publikation des ersten gemeinsamen Aufsatzes von Peter Koch und Wulf Oesterreicher üblicherweise (und auch von den Autoren selbst) auf das Jahr 1985 datiert. Dieser (bibliographisch inkorrekten) Konvention schließen wir uns in diesem Sammelband an. Die am Ende des Aufsatzes im Romanistischen Jahrbuch (p. 33) abgedruckte Datierung verrät übrigens, dass das Manuskript „im Oktober 1984“ abgeschlossen wurde. 10 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger sondern, gerade im Bereich der romanistischen Linguistik, auch eine beeindruckende Zahl von Schülerinnen und Schülern, die die Freiburger Forschungs- und Lehrtradition ab den 1990er Jahren an anderen Standorten weiterführten und so das Profil der deutschen Romanistik nachhaltig geprägt haben. Nicht zuletzt zählten zu diesen Multiplikatoren die beiden Urheber des Nähe / Distanz- Kontinuums selbst: Peter Koch übernahm bereits 1986, zunächst vertretungsweise, eine C3-Professur in Mainz, bevor er 1990 als C4-Professor an die Freie Universität Berlin und 1996 nach Tübingen berufen wurde. Wulf Oesterreicher begann seine professorale Laufbahn 1991 als Extraordinarius in München und wurde dort drei Jahre später, nach mehreren auswärtigen Rufen, zum Inhaber des sprachwissenschaftlichen Lehrstuhls für romanische Philologie. In Anbetracht der längst nicht mehr zu überblickenden Zahl von Forschungsarbeiten, die seither in verschiedenen, nicht nur sprachwissenschaftlichen Disziplinen unter Berufung auf das Nähe / Distanz-Modell 3 entstanden sind, kann die von Koch und Oesterreicher entwickelte, 1990 monographisch erweiterte und auf drei große romanische Sprachen angewandte Theorie sprachlicher Variation heute ohne Übertreibung als linguistisches Paradigma bezeichnet werden (cf. schon Kabatek 2000; Krefeld 2018). Spätestens mit der 2007 erschienenen spanischen Übersetzung der Gesprochenen Sprache in der Romania waren auch der internationalen Verbreitung, zumindest in der hispanophonen Welt, keine Grenzen mehr gesetzt (cf. aber auch schon die wichtigen Handbuchkapitel in französischer bzw. spanischer Sprache Koch / Oesterreicher 2001 und Oesterreicher 2004; die erste englische Version des 1985er-Aufsatzes erschien dagegen erst deutlich später, nur ein Jahr vor der ersten portugiesischen Übersetzung; cf. Koch / Oesterreicher 2012 und 2013). Im deutschsprachigen Raum markiert die Publikation der zweiten, überarbeiteten Auflage des Buchs im Jahr 2011 den Höhepunkt einer fachübergreifenden Rezeptionsgeschichte, die bereits mit einem vielbeachteten Beitrag der Autoren zum HSK -Band Schrift und Schriftlichkeit beginnt (Koch / Oesterreicher 1994) und die in der Germanistik ganz wesentlich befördert wurde durch drei von Vilmos Ágel und Mathilde Hennig herausgegebene Sammelbände (Ágel / Hennig 2006; 2007; 2010; cf. außerdem Koch / Oesterreicher 2007 und 2008a). Die „Sogwirkung“ (Androutsopoulos 2007, 80), die das Nähe / Distanz- Modell in den vergangenen 35 Jahren vor allem in der deutsch- und spanisch- 3 Cf. zu diesem Terminus Dürscheid (2016, 358s.). Peter Koch und Wulf Oesterreicher haben ihren Ansatz auch selbst als „Modell“ oder „Modellierung“ bezeichnet (cf. etwa Koch / Oesterreicher 2011, vi , 18), dabei aber stets betont, dass linguistische Modelle nicht als naturgetreues Abbild der sprachlichen Realität zu verstehen sind. Vgl. etwa Oesterreicher / Koch (2016, 12): „Es gilt immer in Erinnerung zu behalten, dass Modellierungen als Abstraktionen grundsätzlich nicht mit den Sprachvorkommen deckungsgleich […] sind.“ Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 11 sprachigen Romanistik, der germanistischen Linguistik und der germanistischen L1-Didaktik entfalten konnte, wird häufig begründet mit der intuitiven Nachvollziehbarkeit seiner mehrdimensionalen, metaphorischen Kernkonzepte (cf. Knobloch 2016; Zeman 2016) sowie der - wohl Peter Kochs didaktischem Talent geschuldeten 4 - Anschaulichkeit des Parallelogramms, in dem sich das durch die medial-konzeptionellen Affinitäten definierte Kontinuum von kommunikativer Nähe und Distanz aufspannt (cf. Abbildung 1). Ein weiterer, wenn auch bisweilen übersehener Faktor, der die Rezeption des Modells nachhaltig begünstigte, ist darin zu sehen, dass Koch und Oesterreicher ihre universalistisch fundierte Theorie nicht nur für die gegenwartssprachliche Varietätenlinguistik formuliert haben, sondern sie von Beginn an ganz dezidiert auch auf sprachhistorische Fragestellungen bezogen wissen wollten (cf. dazu bereits den Abschnitt „Zur Geschichte von Mündlichkeit und Schriftlichkeit“ in Koch / Oesterreicher 1985, 29-33). In zahlreichen Folgepublikationen haben die beiden Autoren demonstriert, inwieweit ihr begriffliches Gerüst dazu geeignet ist, Prozesse des Ausbaus, der Standardisierung und überhaupt des sprachlichen Wandels zu typisieren - Prozesse, die in der Forschung bis dahin entweder eher theoriefern 5 oder aber allzu generalisierend, ohne hinreichende Berücksichtigung varietätenlinguistischer Differenzierungen, 6 behandelt wurden. Die Zusammenhänge, die Koch und Oesterreicher in ihren sprachhistorischen Beiträgen - wiederum stets modellhaft, mit einem Fokus auf dem Prinzipiellen - anhand von Fallbeispielen aus verschiedenen Epochen, Kommunikationsräumen und sprachlichen Phänomenbereichen aufzeigten, 7 sind seither in unzähligen, oft direkt von ihnen angeregten Einzelstudien methodologisch weiterentwickelt, empirisch unterfüttert und auf neue Untersuchungskontexte übertragen worden. Zwar folgt dieser Boom historisch-varietätenlinguistischer Forschung einem allgemeinen Trend, der sich keineswegs auf die ‘Freiburger Schule’ der deutschen Romanistik reduzieren lässt: Just in den 1980er Jahren hat die historische Sprachwissenschaft bekanntlich ihr Interesse an der Variation (neu) 4 Peter Koch absolvierte von 1978 bis 1980 in Freiburg i. Br. das Referendariat für das gymnasiale Lehramt in den Fächern Französisch und Latein. Neben bewundernswerter Originalität und Akribie waren eingängige graphische Darstellungen ein Markenzeichen seiner Publikationen (cf. etwa Koch 1997a; 1997b; 2010; 2014b). 5 Vgl. dazu die klassischen Werke der romanistischen Sprachgeschichtsschreibung wie etwa Brunot (1905-1979), Migliorini (1978) oder Menéndez Pidal (2005). 6 Cf. dazu etwa Koch / Oesterreicher (1996); Oesterreicher (2003). 7 Cf. etwa Oesterreicher (1995) sowie Koch (1995 und 2008) zum Vulgär- oder Spätlatein; Koch (1993) zu den ältesten romanischen Sprachdenkmälern; Oesterreicher (1994) zu kolonialhistoriographischen Texten von ungeübten Schreibern. Cf. außerdem etwa Koch / Oesterreicher (1996) und (2008b); Koch (2005; 2010; 2014a und 2014b); Oesterreicher (2006 und 2008). 12 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger Abbildung 1: Das Nähe / Distanz-Kontinuum mit den konzeptionell-medialen Affinitäten (Koch / Oesterreicher 2011, 13) Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 13 entdeckt und systematisch zu reflektieren begonnen. 8 Die seither im Rahmen innovativer, korpusbasierter Ansätze erfolgte Rephilologisierung (und, damit einhergehend, die Überwindung teleologischer Limitierungen auf das Narrativ der Entwicklung von Nationalsprachen 9 ) hat aber zweifelsohne in entscheidender Weise dazu beigetragen, dass das Nähe / Distanz-Modell sehr schnell auch jenseits der gegenwartssprachlichen Varietätenlinguistik - und, wie es scheint, favorabler als dort - aufgenommen und methodologisch fruchtbar gemacht wurde. Die vielfache Kritik, die seit der Erstpublikation der Gesprochenen Sprache an Kochs und Oesterreichers Theorie geübt wurde (s. u.), steht jedenfalls in einem merkwürdigen Kontrastverhältnis zur nach wie vor sehr erfolgreichen Anwendung des Nähe / Distanz-Modells in der empirisch basierten sprachhistorischen Forschung, und es dürfte wohl kaum jemand den deskriptiven Wert und die didaktische Attraktivität in Abrede stellen, die das konzeptionelle Kontinuum bei der Untersuchung historischer Variations- und Kontaktszenarien sowie darin angelegter Entwicklungsdynamiken erweist (cf. dazu etwa Oesterreicher 1995; Koch 2003; Koch 2008 und 2010; Koch / Oesterreicher 2008b). Wie Helmuth Feilke und Mathilde Hennig in der Einleitung zu dem von ihnen besorgten Jubiläumsband Zur Karriere von ‘Nähe und Distanz’ betonen, bemisst sich der Erfolg eines wissenschaftlichen Paradigmas aber nicht allein an der Zustimmung, die ihm die Fach-Community entgegenbringt („Das ist nicht das Geschäft der Wissenschaft“; Feilke / Hennig 2016b,1). Vielmehr zeigt sich die Bedeutung einer Theorie auch im kritischen Echo und in der Lebendigkeit der Kontroverse, die sie hervorruft, denn wissenschaftliche Erkenntnis lebt vom Widerspruch und von der Revision bestehender Modelle. Die kritischen Positionierungen, die die von Koch und Oesterreicher entwickelte Varietätenlinguistik auf den Plan gerufen hat, sind nun in der Tat zahlreich, und meist richten sich die vorgebrachten Einwände gegen zentrale, axiomatische Annahmen des Nähe / Distanz-Modells, so dass dessen Beschreibungsadäquatheit dadurch grundlegend in Frage gestellt scheint (cf. etwa Albrecht 1986 / 1990 und 2003; Hunnius 1988 und 2012; Aschenberg 1991; Dufter / Stark 2003; Androutsopoulos 2007; Glessgen / Schøsler 2018, 35, Anm. 21). Vor allem in der medienlinguistischen Diskussion stößt das Modell überwiegend auf Ablehnung (s. u.). Dabei fällt die Kritik mitunter so vehement aus, dass man sich - gerade als überzeugter Anhänger des Nähe / Distanz-Modells - die Frage stellen muss, inwieweit die Berufung auf ein derart kontrovers beurteiltes Paradigma in Forschung und Lehre eigentlich noch zu rechtfertigen ist (cf. zur Kritik etwa Hunnius 2012; Kre- 8 Cf. dazu auch schon die Hinweise bei Koch / Oesterreicher (1985, 33, Anm. 42) und bei Oesterreicher (1988, 355). 9 Cf. dazu Oesterreicher (2007). 14 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger feld 2015 und 2018 sowie den Großteil der Beiträge in Feilke / Hennig 2016a; cf. allerdings auch die Relativierungen von Selig 2017 und Winter-Froemel 2020). Die Kluft, die heute zwischen teils vernichtender Kritik am Nähe / Distanz- Modell und dessen gleichwohl ungebrochenem Erfolg in bestimmten Forschungstraditionen besteht, legt es nahe, eine metakritische Perspektive einzunehmen und den Widersprüchlichkeiten auf den Grund zu gehen, die die Geschichte der Koch / Oesterreicher-Rezeption kennzeichnet. An partikulären Revisionen, die das Modell aus dem spezifischen Blickwinkel einer linguistischen Subdisziplin und der darin erprobten Methodik betrachten, herrscht ja offenkundig kein Mangel, und es steht auch selbstverständlich jedem Rezipienten frei, die Tauglichkeit eines Theorieangebots für sich, nach Maßgabe seiner individuellen Erkenntnisziele, zu bewerten. Im Fall des Nähe / Distanz-Modells haben aber solche Beurteilungen, die ihrerseits auf bestimmten, in der Regel impliziten theoretisch-methodologischen Voreinstellungen beruhen, immer wieder zur Zurückweisung bestimmter Annahmen geführt, ohne dass, komplementär dazu, die Frage gestellt wurde, weshalb das Modell in anderen Theorie- und Anwendungsperspektiven gleichwohl derart populär und wirkmächtig ist. Um den in der Diskussion häufig ausgeblendeten oder gar als ungerechtfertigt dargestellten Erfolg des Nähe / Distanz-Modells erklären zu können, möchten wir im Folgenden der Frage nachgehen, ob der immer wieder erhobene Vorwurf der Überholtheit und deskriptiven Unbrauchbarkeit nicht ein Stück weit aus Fehldeutungen und Usurpationen resultiert, die das Modell bei seiner Rezeption und perspektivischen Auslegung in verschiedenen linguistischen Schulen erfahren hat. 10 Der Eindruck, dass sich die Koch / Oesterreicher-Kritik in den letzten Jahren zunehmend verselbständigt hat, entsteht unter anderem aufgrund der gängigen Praxis, dass das Nähe / Distanz-Modell meist vergleichsweise oberflächlich, auf der Basis programmatischer Synthesen in besonders einflussreichen Publikationen (wie etwa Koch / Oesterreicher 1994, 2001 oder [1990] 2 2011), rezipiert wird. Dabei unterbleibt jedoch eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den sprachtheoretischen Grundlagen, auf denen Koch und Oesterreicher - in weniger bekannten Texten - ihre Modellierung aufgebaut haben. Das Modell wird also nicht einfach nur aus dem historischen Kontext seiner Entstehungszeit gerissen (dieser Gedanke wird oft apologetisch geäußert, um die vermeintliche Hilflosigkeit des Modells bei der Beschreibung des Sprachgebrauchs in den Neuen Medien zu erklären; cf. dazu Abschnitt 3); es wird vielmehr seiner theoretischen Substanz beraubt und damit in gewisser Weise sinnentleert. Die große 10 Cf. zu terminologischen Aneignungen und begrifflichen Umdeutungen in der Linguistik Kabatek (2015a). Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 15 Resonanz, die dem Modell über die Jahre zuteil wurde, ist ja auch eine Folge der intuitiven Nachvollziehbarkeit und didaktischen Attraktivität seiner prägnanten graphischen Visualisierung (cf. Abbildung 1; cf. Dürscheid 2016, 359). Dieser rezeptionsgeschichtliche Selektionsvorteil (cf. R aible i. d. B.) scheint dem Modell aber unter der Hand auch zum Nachteil gereicht zu haben - insofern nämlich, als die eingängige graphische Darstellung einer vorschnellen, eklektischen, eben intuitionsbasierten Aneignung Vorschub leistet und damit zur stillschweigenden, womöglich unbeabsichtigten Umdeutung nach Maßgabe eigener Erkenntnisinteressen und methodologischer Gewissheiten geradezu einlädt. Wie sich aber bei genauerer Prüfung der gegen Koch und Oesterreicher ins Feld geführten Einwände zeigt, sind die epistemisch voreingestellten Lektüren, zu denen das Nähe / Distanz-Modell angeregt hat, oft gar nicht mit dessen theoretischem Fundament kompatibel. Im Ergebnis führt die unterlassene Auseinandersetzung mit den theoretischen Voraussetzungen des Nähe / Distanz-Modells dann auch nicht selten zu dessen erfolgloser Anwendung auf Fragestellungen, für die es eigentlich nicht gemacht ist, und in der Folge zu dessen ungerechtfertigter Abqualifizierung. Um derartige Anwendungsirrtümer zu vermeiden und eine objektive Würdigung des Modells zu ermöglichen, scheint es uns somit geboten zu sein, die Kritik in ein adäquates Verhältnis zur sprachtheoretischen Innensicht von Kochs und Oesterreichers Varietätenlinguistik zu setzen. Wie sich zeigt, führt dieser Schritt in vielen Fällen zu der Einsicht, dass die dem Nähe / Distanz-Modell vorgeworfenen Schwächen zuallererst ein perzeptives Phänomen sind, das aus der Projektion von epistemisch-methodologischen Voreinstellungen resultiert, die allerdings im Widerspruch zur universalistischen, sprachtheoretisch anspruchsvollen Idee des konzeptionellen Kontinuums stehen. Es sind vor allem zwei Aspekte, die in der Rezeption des Nähe / Distanz- Modells für Diskussion und teils erbitterten Widerspruch gesorgt haben. Der abgesehen von Oesterreicher / Koch (2016) ausschließlich germanistische Beiträge umfassende Band von Feilke und Hennig vermag nur von einer dieser beiden Traditionslinien einen Eindruck zu geben, denn die darin versammelten Aufsätze stellen fast ausschließlich auf die im Wesentlichen erst um die Jahrtausendwende lautgewordene Kritik an der „Medienindifferenz“ des Nähe / Distanz-Modells ab (cf. dazu Abschnitt 3 sowie D üRscheiD i. d. B.). 11 Die etwas ältere Debatte setzt dagegen schon unmittelbar nach der Erstveröffentlichung der Gesprochenen Sprache in der Romania (1990) ein und wurde, soweit wir sehen, bislang nur innerhalb der Romanistik geführt: Sie betrifft die erstmals 11 Romanistische Vorläufer der Diskussion um das ‘Medium’ sind Hunnius (1988), Selig (1997) und Schlieben-Lange (1998). 16 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger von Oesterreicher (1988) vorgeschlagene, 12 dann in Koch / Oesterreicher (1990) wiederholte Verknüpfung des universellen Nähe / Distanz-Kontinuums aus dem 1985er-Aufsatz mit Coserius (1969; 1988) Modellierung des einzelsprachlichen Varietätenraums als dreigliedrige, hierarchisch organisierte ‘Architektur’ von Teilsystemen, die einer räumlichen (‘diatopischen’), einer sozialen (‘diastratischen’) und einer stilistischen (‘diaphasischen’) Dimension 13 zugeordnet sind (cf. dazu etwa Aschenberg 1991; Kiesler 1995; Dufter / Stark 2003). In der Tat erscheint Coserius strukturalistisch inspiriertes, auf einem Vorschlag von Flydal (1951) basierendes Modell des einzelsprachlichen ‘Diasystems’ von seinen theoretischen Voraussetzungen her nicht ohne weiteres mit einem Ansatz vereinbar, der die sprachliche Variation „kommunikativ-funktional“ (Koch 1999, 156) begreift und auf universelle Grundprinzipien der menschlichen Sprechtätigkeit zurückführt. 14 Der Clou des von Oesterreicher (1988) hergeleiteten Kombinationsmodells (cf. Abbildung 2) besteht aber gerade darin, dass es das theoretische Spannungsverhältnis zwischen (einzelsprachlichem) ‘Diasystem’ und (universeller) ‘Nähe / Distanz’ - eine Spannung, der wissenschaftsgeschichtlich die pragmatische Wende der 1970er Jahre entspricht - in eine zusammenhängende, nunmehr vierstufige Hierarchie von Varietätendimensionen übersetzt. Die konzeptionelle Variation im Nähe / Distanz-Kontinuum - die „anthropologisch verankerte Verflechtung zwischen situationeller und sprachlicher Variabilität“ 12 Es handelt sich dabei um Oesterreichers - nicht unkritischen - Beitrag zu der Festschrift, die anlässlich des 65. Geburtstags von Eugenio Coseriu im Jahr 1986 vorbereitet wurde (Oesterreichers Manuskript datiert vom Juli 1985), aber erst zwei Jahre später in drei Bänden erschienen ist. In seiner Einleitung zum zweiten Band gibt der Herausgeber Harald Thun mit Bezug auf Oesterreichers Beitrag bereits zu bedenken, „ob die durch die Nähe- Distanzvariation erfaßten Fakten nicht auch durch die Diaphasik erfaßt werden können“ (Thun 1988, XIII). 13 Die Diaphasik ist bei Coseriu eigentlich sehr viel weiter gefasst und erscheint aufgrund der Heterogenität der darin versammelten Phänomene als durchaus problematische Restkategorie (cf. Dufter / Stark 2003, 87). Wenn wir die Diaphasik hier als ‘stilistische’ Variation bezeichnen, dann folgen wir im Wesentlichen der von Koch / Oesterreicher vorgeschlagenen Definition. Dadurch, dass die beiden Autoren eine vierte Kategorie von historisch-kontingenten Merkmalen ansetzen, deren Ausprägung sich nach den konzeptionellen Parametern der Kommunikationssituation richtet (s. u.), gerät die Diaphasik in ihrer Typologie zu einer vergleichsweise überschaubaren Kategorie, die im Wesentlichen dem entspricht, was in der französischen Tradition als ‘Sprachniveaus’ oder ‘Sprachregister’ bezeichnet wird. - Glessgen / Schøsler (2018, 25s.) definieren die Diaphasik als den Grad der kontextuellen und inhaltlichen Spezifizität. Es stellt sich allerdings die Frage, inwieweit mit diesem Vorschlag traditionelle Registermarkierungen des Typs ‘vulgär’, ‘literarisch’ usw. erfasst sind. 14 Zu den theoretischen Problemen, die diese Verknüpfung mit sich bringt, cf. etwa auch Selig (2011); Lindschouw / Schøsler (2018, 205s.). Cf. jetzt allerdings Kabatek (Ms.), der zeigt, dass Eugenio Coseriu unter anderem in einem unveröffentlichten Buchmanuskript universelle Aspekte der sprachlichen Variation durchaus in Betracht zog. Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 17 (Selig 2011, 113) - wird dabei aufgespalten in eine universelle (1a) und eine einzelsprachliche Ebene (1b) und bildet dergestalt das leitende Prinzip der diasystematischen Variation à la Coseriu (Ebenen 2-4). Abbildung 2: Der einzelsprachliche Varietätenraum im ‘Kombinationsmodell’ (Koch / Oesterreicher 2011, 17) Es ist im Rahmen dieses Einleitungskapitels nicht möglich, im Detail die facettenreiche - und vielfach hoffnungslos verfahrene - Diskussion nachzuzeichnen, zu der die im Kombinationsmodell verdichtete, von Koch und Oesterreicher stets konsequent verteidigte varietätenlinguistische Theorie in den vergangenen Jahrzehnten geführt hat. Auf den folgenden Seiten begnügen wir uns deshalb damit, schlaglichtartig einige zentrale Fragestellungen zu umreißen, die in der Rezeption des Nähe / Distanz-Kontinuums und seines diasystematischen Unterbaus kritisch diskutiert wurden und die auch Gegenstand der elf in diesem Band versammelten Beiträge sind (die Namen der Autoren setzen wir hier in Kapitälchen). In einem ersten Schritt (Abschnitt 2) sollen dabei überwiegend theoretische Probleme angesprochen werden, die aus der von Koch und Oesterreicher vorgenommenen Hierarchisierung von universeller und einzelsprachlicher (bzw. von konzeptioneller und diasystematischer) Variation im Kombinationsmodell erwachsen: Hier geht es zum einen um die Frage nach dem Platz der Standardvarietät im Modell sowie um das damit verbundene Problem der Unterscheidung zwischen diasystematisch ‘markierten’ und diasystematisch ‘nichtmarkierten’ Varianten (D el R ey Q uesaDa ). Zum anderen wird das für Kochs und 18 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger Oesterreichers Theorie zentrale, im Einzelnen aber nicht geklärte Verhältnis zwischen konzeptioneller Variation und Diskurstraditionen zu erörtern sein (R aible , l ópez s eRena ). In diesem Kontext erweisen sich auch die Ergebnisse zweier quantitativer Studien als interessant, die der empirischen Überprüfung des von Koch und Oesterreicher beschriebenen Zusammenhangs zwischen außersprachlichen Faktoren der Kommunikationssituation und konzeptioneller Variation gewidmet sind (h esselbach zur syntaktischen Komplexität am Beispiel des Spanischen; b ülow / s tephan zu syntaktischer Komplexität, Abtönung und lexikalischer Vielfalt am Beispiel des Deutschen). Außerdem werfen wir einen Blick auf die Rolle der einzelsprachlichen Nähe / Distanz-Variation im Rahmen der frühneuzeitlichen Standardisierungsgeschichte (M oseR ). Einen zweiten Schwerpunkt des Bandes stellt das in der neueren Rezeption intensiv diskutierte Verhältnis von ‘Konzeption’ und ‘Medium’ dar (Abschnitt 3), und zwar besonders im Hinblick auf spezifische Verfahren der Zeichenprozessierung und damit zusammenhängende diskurstraditionelle Entwicklungen, die heute im Kontext der digitalen Schriftlichkeit zu beobachten sind. Diesem Problembereich sind in unserem Band sowohl stärker theoretisch ausgerichtete Beiträge gewidmet (D üRscheiD , c alaResu / p aleRMo , s elig / s chMiDt -R iese ) als auch zwei datenbasierte Studien zum Französischen bzw. Italienischen (h akuli nen / l aRjavaaRa ; b aRbeRio / i ngRosso ). Bei den folgenden Ausführungen werden wir nicht jeden der im Band versammelten Beiträge systematisch zusammenfassen, sondern ziehen es vor, ausgehend von den skizzierten, eng miteinander verwobenen Problemfeldern punktuell und in variabler Reihung auf die jeweils relevanten Kapitel des Bandes zu verweisen. Wer sich einen Überblick über die Argumentation einzelner Beiträge verschaffen möchte, der sei auf die englischen Résumés verwiesen, die die Autoren den von ihnen verfassten Artikeln vorangestellt haben. Die Anordnung der Kapitel im Band folgt der Unterscheidung zwischen theoretischen Beiträgen und empirischen Fallstudien. 2 Universelle und einzelsprachliche Variation - Konzeption und Diasystem Die Schwierigkeit, die sich aus der in Abbildung 2 dargestellten Verknüpfung von konzeptioneller und diasystematischer Variation ergibt, besteht, wie bereits angedeutet, darin, dass diese Kombination den theoriegeschichtlich nicht unproblematischen Versuch darstellt, die gleichsam hermetisch konzipierte, von lebensweltlichen Bezügen weitgehend abstrahierende Architektur des einzelsprachlichen Varietätenraums mit einem universell-anthropologischen Konzept Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 19 der Variation in Einklang zu bringen, das den Einsatz sprachlicher Varianten durch deren Rückbindung an ein sprachhandlungsrelevantes Bedingungsgefüge von - gleichermaßen variablen - Merkmalen der Kommunikationssituation zu erklären sucht (cf. dazu die Liste der „Kommunikationsbedingungen“ in Abbildung 1). Zwar basiert natürlich auch Coserius Modell, bei aller Systemorientierung, auf der Annahme einer regelmäßigen Verknüpfung von sprachlichen und außersprachlichen Merkmalen, und gleichermaßen setzt bekanntlich die Labov’sche Soziolinguistik methodisch an der Erfahrungstatsache an, dass Sprache mit den Sprechern und Gebrauchskontexten variiert. Bei Koch und Oesterreicher erscheint sprachliche Variation aber nicht einfach als systemisch angelegtes Korrelat räumlicher, sozialer oder sprechanlassbezogener Unterschiede, und die Autoren begnügen sich auch nicht damit, Variation durch den Abgleich von sprachlichen Formen und außersprachlichen Kontextmerkmalen parametrisierend zu beschreiben. Koch und Oesterreicher transzendieren vielmehr die genannten Ansätze, indem sie die Nähe / Distanz-Variation sprachtheoretisch als universelle pragmatische Kategorie begreifen, nämlich als anthropologisch fundiertes Kontinuum von Situationstypen und deren adäquate Ausgestaltung durch sprachliche Strategien, die sich anordnen lassen zwischen den Polen der kommunikativen ‘Formalität’ und ‘Informalität’ (cf. Kabatek Ms.). Für Oesterreicher (1988, 370s.) stellt das konzeptionelle Kontinuum die aus universellen Aspekten der menschlichen Sprechtätigkeit abzuleitende Vorbedingung der „Nicht-Einförmigkeit“ des Sprechens dar - der Möglichkeit also, sich in Abhängigkeit von den raumzeitlichen, sozial-interaktionalen, inhaltsbezogenen, motivational-affektiven oder wissenskontextuellen Merkmalen eines Sprechakts unterschiedlicher „Verbalisierungsprozeßtypen“ zu bedienen und so „eine Vielzahl von Abstufungen hinsichtlich der Sprechhaltungen und -strategien“ zum Ausdruck zu bringen. Der konzeptionelle Möglichkeitsraum zwischen den Polen von kommunikativer Nähe und Distanz reflektiert also die situative Variabilität - sozusagen das aptum - des Sprechens. Sprachtheoretisch ist diese auf außersprachliche Gegebenheiten bezogene Form der Variation insofern fundamental, als sie nicht einzelsprachlich erklärt werden kann, sondern unmittelbar aus universellen Eigenschaften der menschlichen Sprechtätigkeit resultiert; so etwa aus den Universalien der Alterität („[der] Orientierung der Sprechtätigkeit am alter ego “; Oesterreicher 1988, 364), der Semantizität („[der] Zeichennatur der Sprache“; Oesterreicher 1988, 362), der Kreativität („Realisierung eines subjektiven Sinns“; Oesterreicher 1988, 364) oder der Exteriorität des Sprechens („de[m] Umstand, daß Sprache sich in einer Substanz ausdrückt“; 20 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger Oesterreicher 1988, 361). 15 Die konzeptionelle Variation erscheint somit selbst als wesentliche Bestimmung des Sprachbegriffs - Sprechen ist situativ variabel -, ja die Autoren sehen darin nicht weniger als einen Teil des „menschlichen Gesamtleistungsaufbaus“ (Gehlen 1971; Oesterreicher 2010, 41) oder ein anthropologisches Universale. Der sprachtheoretischen Essenzialität dieser in universellen Sprechleistungen begründeten Variation entspricht im Verständnis von Koch und Oesterreicher ein zentraler kommunikativer Wert der konzeptionellen Gestaltung auf Diskursebene. Denn als übereinzelsprachlich gegebene Ur-Dimension der inneren Sprachverschiedenheit eröffnet das Nähe / Distanz- Kontinuum erst das pragma-semiotische Potenzial einer „aus außersprachlichen Sinnbezügen resultierende[n] Variabilität im Sprachlichen“ und erlaubt so „auf der Ebene des Diskurses […] [eine] fast grenzenlose Offenheit der sprachlichen Gestaltungen und der ihnen zugrundeliegenden Kommunikationskonzeptionen“ (Oesterreicher 1988, 369). Die Sprecher verfügen also über die Möglichkeit, im Diskurs auf aktuell relevante außersprachliche Gegebenheiten zu reagieren und die sprachlich zu vermittelnde Botschaft je nach Kontext und individueller Finalität des Sprechakts in spezifischer konzeptioneller Ausformung zu verpacken. Auf Diskursebene stellt sich das konzeptionelle Profil einer sprachlichen Äußerung mithin als direkter, heuristisch entsprechend aufschlussreicher Reflex ihrer pragmatischen Einbettung dar. Angesichts dieser philosophischen Fundierung des Variationsbegriffs sollte klar werden, dass die von Koch und Oesterreicher vorgeschlagene Parametrisierung des konzeptionellen Kontinuums anhand von „Kommunikationsbedingungen“ und damit korrelierten „Versprachlichungsstrategien“ nicht in erster Linie dem Zweck der datenbezogenen Operationalisierung dient. Sie steht also nicht im Dienst einer methodischen Konkretisierung, die es erlauben würde, die Form sprachlicher Äußerungen auf der Grundlage eines so oder so ausgeprägten außersprachlichen Merkmalsrasters, geschweige denn eines isolierten Parameterwerts, exakt vorherzubestimmen (cf. Winter-Froemel 2020, 87). Angesichts der Komplexität, die den konzeptionellen Raum zwischen Nähe und Distanz ausmacht - es handelt sich um „ein mehrdimensionales Kontinuum von Kommunikationsbedingungen, Kommunikationshaltungen und Kommunikationsmodi“ (Oesterreicher 1988, 371; Kursivierung im Original) -, ist die von Koch und Oesterreicher bewusst in Form einer offenen Liste gehaltene Parametrisierung („etc.“) vielmehr als Exemplifikation zu verstehen, die dazu anregen soll, den Variantengebrauch in individuellen Diskursexemplaren unter 15 Cf. dazu Koch / Oesterreicher (2011, 6): „[…] die universalen Aspekte konzeptioneller Mündlichkeit und Schriftlichkeit können aus einer rein sprachimmanenten Betrachtungsweise heraus nicht adäquat verstanden werden, da sie wesenhaft bezogen sind auf zwar kommunikativ relevante, aber eben außersprachliche Gegebenheiten.“ Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 21 Berücksichtigung der jeweils relevanten „außersprachlichen Sinnbezüge[n]“ zu untersuchen und dabei die Prinzipien der konzeptionellen Gestaltung im komplexen Zusammenspiel von situativer Einbettung und sprachlicher Form begreifbar zu machen. Denn ebenso wie das universelle Nähe / Distanz- Kontinuum für die Autoren mehr ist als nur die Summe der außersprachlichen Parameter, die an dieser universellen pragmatischen Kategorie partizipieren, kann auch die spezifische Konfiguration sprachlicher Varianten im Diskurs nur unter der Voraussetzung sinnvoll erklärt werden, dass das individuelle Diskursgeschehen in der Spezifik seiner pragmatischen Bezüge begriffen wird, nämlich als kommunikativer Prozess, der zwar an sprachstrukturelle (grammatische) und diskurstraditionelle (textsortenspezifische) Konventionen der Form- und Sinnbildung anschließt, dessen situative Einbettung und damit verbundene Handlungswirklichkeit aber nichtsdestoweniger einmalig ist (Koch / Oesterreicher 2011, 4s.). Das zugrundeliegende Prinzip der „sukzessiven Determination des Sprachbegriffs“ (Oesterreicher 1988, 360) als universeller menschlicher Tätigkeit, die sich, geregelt durch einzelsprachliche und diskurstraditionelle Normen, in individuellen Diskursexemplaren äußert, basiert auf Coserius (1955 / 1956) berühmtem Dreiebenenmodell, das für Kochs und Oesterreichers sprachtheoretisches Verständnis fundamental ist (vgl. Oesterreicher / Koch 2016, 32-35). Aus der skizzierten pragmatischen Idiosynkrasie der Diskurse folgt jedenfalls, dass letztlich jedes einzelne variationelle Datum unter dem Deutungsvorbehalt seiner individuellen Okkurrenz im Diskurszusammenhang zu betrachten ist und nicht per se schon als Basis für varietätenlinguistische Generalisierungen mit entsprechendem Vorhersagbarkeitsanspruch dienen kann. Auf diesen wissenschaftstheoretischen Statusunterschied zwischen Sprachdaten, die aus individuellen Diskursexemplaren gewonnen werden, und „linguistischen Fakten“ - also Variationsregeln, die der Linguist aus diskursiven Einzelvorkommnissen abstrahiert - haben zuletzt Oesterreicher / Koch (2016, 50) hingewiesen. Nicht einmal innerhalb einzelner Diskurse kann nämlich aufgrund der Prozessualität sprachlicher Kommunikation von einer durchgängigen Stabilität sämtlicher kommunikativ relevanter Parameter oder deren handlungsstrategischer Gewichtung durch die Sprechenden ausgegangen werden. Vielmehr ist im Einzelfall prinzipiell mit besonderen, an spezifische kommunikative Effekte gebundenen Verwendungen zu rechnen, die von den prototypischen, aufgrund bestimmter Kommunikationsbedingungen erwartbaren Konzeptionen abweichen und die eben nur im Rahmen des individuellen, unter Umständen gar nur lokal zu begreifenden Diskursgeschehens ihren spezifischen Sinn ergeben (cf. Selig 2017, 135-138). Aufgrund der kreativitätsbasierten Offenheit der konzeptionellen Gestaltung (der „Realisierung eines subjektiven Sinns“, s. o.) ist also gerade nicht von einer allgemeingültigen, mechanistischen Determination des 22 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger sprachlichen Profils von Einzeldiskursen durch bestimmte außersprachliche Parametersetzungen auszugehen. Diskurse wären ja sonst nichts als die automatische, im Prinzip immer gleiche Instanziierung von variationellen Regeln, und die diskurstraditionelle Normativität würde sich insofern nicht wesentlich von den durch das Sprachsystem vorgegebenen formalen Zwängen der Grammatik unterscheiden. Eine derartige, deterministische Sicht der Variation, die dem Wunsch der (totalen) Operationalisierbarkeit varietätenlinguistischer Modelle letztlich zugrunde liegt, würde aber der Komplexität des Gesamtphänomens der menschlichen Sprechtätigkeit nicht gerecht; denn sie verkennt die Tatsache, dass sprachliches Handeln in Situationen zwar grundsätzlich typisierbar ist - genau dies versucht ja das Kontinuum von kommunikativer Nähe und Distanz zu leisten -, dass die Ausgestaltung des (universellen) konzeptionellen Variationspotenzials im Diskurs aber immer auch kreativitätsbasiert erfolgt, nämlich als individuelle und in letzter Instanz dem Willen des Sprechenden obliegende kommunikative Handlung, die, prinzipiell autonom, auf einen in seiner spezifischen Konfiguration immer einmaligen Komplex situativer Merkmalsausprägungen reagiert. 16 In diesem Zusammenhang erscheint eine Klarstellung hinsichtlich des bereits angesprochenen, von Koch und Oesterreicher sehr prominent gemachten Begriffs der ‘Diskurstraditionen’ und deren Stellenwert innerhalb der Nähe / Distanz-Theorie notwendig (cf. dazu grundlegend Koch 1997a und Oesterreicher 1997): Zwar basieren die von den Autoren (2011, 7-10) zur Charakterisierung von Diskurstraditionen (Textsorten, kommunikativen Gattungen) exemplarisch skizzierten „konzeptionelle[n] Relief[s]“ auf der Annahme, dass eine prototypische, normativ relevante Zuordnung von bestimmten Kommunikationsbedingungen (Situationstypen) und bestimmten Versprachlichungsstrategien grundsätzlich möglich und varietätenlinguistisch aufschlussreich ist. Es handelt sich bei diesen konzeptionellen Profilen aber lediglich um idealtypische 17 Konfigurationen, die so keineswegs im individuellen Diskurs realisiert werden müssen. Die tentative Verortung von Diskurstraditionen im konzeptionellen Kontinuum unterstreicht vielmehr die sprachsoziologische Bedeutung konven- 16 Dies gilt selbstverständlich auch für ritualisierte, formal identische Äußerungen, die in wiederkehrenden Handlungskontexten begegnen, wie z. B. Gruß- oder Eidesformeln. Denn jede Äußerungssituation und jede Äußerung ist einmalig, und es steht den Sprechenden in jedem Fall frei, sich - wenn auch entgegen den situationstypischen, diskurstraditionellen Erwartungen - in anderer als der konventionell naheliegenden Weise zu äußern. Genau das passiert, wenn Menschen sich sprachlich ‘danebenbenehmen’, sei es weil sie eine situativ gegebene kommunikative Erwartungshaltung falsch einschätzen oder weil sie durch eine individuelle Abweichung vom kommunikativen Verhaltenskodex bewusst auffallen und provozieren wollen. 17 Cf. dazu Koch / Oesterreicher (2011, 8). Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 23 tionalisierter kommunikativer Praktiken und Verhaltensnormen sowie deren grundsätzliches Interesse für die varietätenlinguistischen Beschreibung (cf. dazu schon das Konzept der „Sprachhandlungsroutinen“ bei Steger et al. 1972 sowie R aible und l ópez s eRena i. d. B.). Wie bereits Koch (1997a) gezeigt hat, sind diese historisch verfestigten Normkonzepte aber ungleich flexibler und ungleich offener für kreative Weiterentwicklung und situative Ausdifferenzierung als die im Grunde für jeden kompetenten Sprecher einer historischen Einzelsprache stets absolut verbindlichen Regeln der Grammatik (cf. dazu auch Winter- Froemel 2020). So dürfte etwa ein Vorstellungsgespräch im professionellen Umfeld (cf. Koch / Oesterreicher 2011, 9) zwar in der Regel auf der Basis bestimmter außersprachlicher Parameterwertsetzungen stattfinden (geringer Grad der Vertrautheit der Gesprächspartner, geringe emotionale Beteiligung, relativ starke Themenfixierung, raumzeitliche Kopräsenz usw.), und in dieser prototypischen, soziokulturell tradierten Ausprägung ist das Bewerbungsgespräch als abstraktes, normativ maßgebliches Handlungskonzept (als ‘Skript’) wohl auch im Wissen der sozial kompetenten Akteure abgespeichert. Nichts schließt aber aus, dass Bewerbungsgespräche beispielsweise am Telefon geführt werden oder zwischen zwei Personen stattfinden, die sich seit Langem kennen; auch kann es vorkommen, dass Interviewpartner, die sich zunächst völlig fremd sind, im Lauf des Gesprächs bestimmte Gemeinsamkeiten entdecken (persönliche Interessen, regionale Herkunft usw.), so dass sich plötzlich ein viel vertrauterer und emotionalerer Umgang einstellt, als dies für ein idealtypisches, eher distanziertes Bewerbungsgespräch unter Fremden zu erwarten wäre. Es sind hier - auf der Ebene der Einzeldiskurse - unendlich viele Aktualisierungsformen einer prototypischen kommunikativen Gattung denkbar. Und völlig unbeschadet der normativen Bedeutung diskurstraditionellen Konventionswissens kann die im Prozess der sprachlichen Interaktion stets wirksame Kreativität dazu führen, dass bestimmte kommunikative Parameterwerte (z. B. gemeinsames Kontextwissen) im Diskursverlauf neu gesetzt oder in ihrer relativen Pertinenz neu bewertet werden. 18 Den Sprechenden steht es also jederzeit frei, Nähe oder Dis- 18 Entsprechend argumentiert Kabatek (2015b) dafür, den eine gewisse Starrheit konnotierenden (wenn auch wohl nicht intendierenden) Begriff der Diskurstraditionen durch das über die prototypische Vorstellung fester Gattungsmuster explizit hinausgehende Konzept des Diskurstraditionellen zu ersetzen. Jede sprachliche Äußerung, und sei sie noch so kurz, instanziiert so gesehen konventionell vorgegebene diskurstraditionelle Muster, und in individuellen Diskursen können unterschiedliche diskurstraditionelle Einflüsse in allen denkbaren Kombinationen zusammenfließen (soweit es eben kommunikativ angemessen ist). Nur so ist beispielsweise zu erklären, dass ein zunächst eher distanziertes Bewerbungsgespräch nach der Entdeckung bestimmter Gemeinsamkeiten durch die Gesprächspartner in ein lockeres Alltagsgespräch übergeht, und nur so, durch die Verquickung von normativen Einflüssen im (wiederum für andere Einzeldiskurse vorbildlichen) 24 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger tanz (bewusst) herzustellen, Kommunikationssituationen im Diskursverlauf neu zu definieren, wechselnde kommunikative Haltungen und Rollenverständnisse einzunehmen oder auch auf unterschiedlichen, gegebenenfalls kopräsenten Diskursebenen sprachliche Nähe und Distanz in variabler Abstufung zu realisieren. 19 Dazu schrieb zuletzt Wulf Oesterreicher: 20 … es [ist] eigentlich kaum möglich, die Stellung einzelner Diskurstraditionen im Kontinuum exakt quantifizieren zu wollen. Vor allem auch bei der Charakterisierung von einzelnen Diskursexemplaren sind grundsätzlich historisch-hermeneutische Erwägungen unabdingbar, die sich vor allem auf Vorentscheide bei der Gewichtung verschiedener Dimensionen der Kommunikationsbedingungen und bei der Bewertung der festgestellten Parameterwerte sowie der Gewichtung der ausgewählten sprachlichen Phänomene beziehen. Es handelt sich dabei immer um Optionen, die zu explizieren sind. Diese epistemologische reservatio ist unbedingt zu beachten, führt sie doch in den beschriebenen Bereichen zu einer wichtigen wissenschaftstheoretischen Kennzeichnung der Arbeit in unserer Disziplin Linguistik. (Oesterreicher / Koch 2016, 30s.; Kursivierung im Original) Die im Zitat verteidigte deskriptive Offenheit des Nähe / Distanz-Modells wurde Koch und Oesterreicher bekanntlich vielfach zum Vorwurf gemacht (cf. etwa Feilke / Hennig 2016b, 1s.; Knobloch 2016). Man darf aber auch annehmen, dass diese Offenheit in Unkenntnis ihrer sprachtheoretischen Voraussetzungen vielfach grundlegend missverstanden wurde (explizit positiv wird die Flexibilität des Nähe / Distanz-Modells dagegen von c alaResu / p aleRMo i. d. B. hervorgehoben; cf. Abschnitt 3). Denn die Autoren verfolgen wie gesagt nicht das Ziel, die universelle Nähe / Distanz-Variation ‘messbar’ zu machen im simplifizierenden Sinn einer direkten Verrechenbarkeit von sprachlichen Rohdaten - die immer aus individuellen Diskursexemplaren gewonnen werden - und damit checklistenartig zu korrelierenden außersprachlichen Faktoren, die, etwa qua Textsorte oder Sprechsituation, vorab gesetzt und innerhalb des Diskurses stabil wären. Die empiristische Vorstellung einer derart ‘blind’ parametrisierenden, rein korrelationsbasierten varietätenlinguistischen Methodik erweist sich letztlich als Il- Einzeldiskurs, ist diskurstraditioneller Wandel möglich (cf. Koch 1997a; Winter-Froemel 2020). Cf. in diesem Zusammenhang auch den Begriff der „Formulierungstraditionen“ bei Varga (2017). 19 Die diesbezügliche Kritik von Androutsopoulos (2007, 80) erscheint also ungerechtfertigt, wenn man sich klarmacht, dass Koch und Oesterreicher ihr konzeptionelles Kontinuum nicht zur parametrisierenden Vorhersage des Varianteneinsatzes auf Einzeldiskursebene entworfen haben. 20 Peter Koch war zur Zeit der Niederschrift des in Feilke / Hennig (2016a) publizierten Beitrags bereits verstorben. Wulf Oesterreicher selbst erlebte die Veröffentlichung seines - äußerst lesenswerten - Aufsatzes nicht mehr. Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 25 lusion: So kann beispielsweise aus dem äußeren Rahmen eines in raumzeitlicher Kopräsenz phonisch realisierten Gesprächs zwischen Freunden im Café nicht vorhergesagt werden, ob sich in dieser Situation ein ausgelassener, nähesprachlicher Austausch über Alltagsdinge entwickelt oder eine überwiegend distanzsprachlich realisierte philosophische Diskussion; selbst abrupte Wechsel der diskurstraditionellen Orientierung sind jederzeit möglich und erfolgen somit prinzipiell situationsunabhängig. Aus dieser kreativitätsbasierten, „fast grenzenlose[n] Offenheit der sprachlichen Gestaltungen“ (Oesterreicher 1988, 369; s. o.) folgt für Koch und Oesterreicher die methodologische Notwendigkeit, die auf Diskursebene belegten Variationsdaten im Hinblick auf den jeweils spezifischen Komplex von „außersprachlichen Sinnbezügen“ zu interpretieren, der das Einzeldatum umgibt und ausmacht. Wie aus der oben zitierten Passage deutlich wird, handelt es sich für die Autoren dabei um eine genuin geisteswissenschaftliche Interpretationsleistung, die schlechterdings nicht operationalisierbar ist. Denn erst in der hermeneutischen Zusammenschau von Diskursbefunden und deren je individueller, nicht einmal aufgrund bestimmter Situationsparameter zuverlässig vorhersagbarer Pragmatik erscheint es den Autoren möglich, die den variationellen Einzeldaten zugrundeliegenden Prinzipien der - zwar normgeleiteten und situativ variablen, dabei aber immer auch kreativitätsbasierten - sprachlichen Ausgestaltung menschlicher Handlungsvollzüge zu abstrahieren. Die Modellierung dieser Prinzipien als Zielpunkt der varietätenlinguistischen Theoriebildung kann für Koch und Oesterreicher somit nur mittelbar auf empirischer Basis erfolgen, denn die letztlich unkalkulierbare Komplexität des Gegenstands der „Nicht-Einförmigkeit“ des Sprechens macht es erforderlich, erst jeden einzelnen Diskurs, ja jedes einzelne Variationsdatum, in der Spezifik seiner pragmatischen Bezüge zu verstehen , bevor überhaupt linguistische Generalisierungen formuliert werden können. 21 Ohne übergeordnete sprachtheoretische Axiomatik und eine daraus abgeleitete begriffliche Ordnung kann es für Koch und Oesterreicher deshalb keine adäquate varietätenlinguistische Theorie 21 Die Notwendigkeit einer einzeldiskurs-, ja okkurrenzbasierten Vorgehensweise wurde exemplarisch für die schreibsprachliche Variation in diplomatischen Texten des französischen Mittelalters gezeigt. Cf. etwa Völker (2007); Glessgen (2008); Grübl (2014, 197-351). - Letztlich arbeitet jede ernstzunehmende Soziolinguistik mit ‘weichen’, dem hermeneutischen Zugriff des Geisteswissenschaftlers vorbehaltenen Kriterien, auch wenn diese Interpretationsleistung in der methodologischen Programmatik oft implizit bleibt und hinter die quantifizierenden Anteile zurücktritt. Nicht anders als durch qualitative, verstehensbasierte Interpretation können aber wichtige psychologische oder soziale Motivationen individuellen oder überindividuellen sprachlichen Verhaltens plausibel gemacht werden. Cf. dazu etwa Konzepte wie audience design (cf. Bell 1984), Akkommodation (cf. Kerswill 2002) oder sprachliche Identitätsprojektion (cf. Kehrein / Fischer 2016). 26 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger geben. Auf den Vorwurf, wonach die mit dem Nähe / Distanz-Modell (vermeintlich) nahegelegte Parametrisierung von Sprechsituationen es nicht erlauben würde, variierende Realisierungen etwa von morphosyntaktischen Merkmalen in ein und derselben Äußerung zu erklären (cf. zum Französischen Dufter / Stark 2003, 96) 22 - ein Vorwurf, der die oben im Zitat genannte „epistemologische reservatio “ verkennt -, hat Oesterreicher zuletzt folgendermaßen reagiert: 22 Dufter / Stark (2003, 96s.) gehen von dem folgenden spontansprachlichen Korpusbeleg aus: B. a raison, parce que c’est aussi une façon de ne pas respecter les gens qui viennent là … T’as même pas un banc, et un truc d’aisance, ça veut dire que tu es du bétail . Das Beispiel sei ein Beleg für die „alternance entre l’absence de ne et sa présence chez un même locuteur dans une même situation avec un degré de formalité stable“; mithin seien die im Nähe / Distanz-Kontinuum angelegten ‘diasituationellen’ Parameter für die Variation pas / ne … pas nicht pertinent. Andererseits argumentieren die Autoren, dass die ausnahmsweise Realisierung von ne im angeführten sprechsprachlichen Beleg ein „élément de ‘micro-stylistique’“ sei und dass die generelle, im Beispiel bestätigte Tendenz zur Auslassung von ne nach klitischem Subjektpronomen der 1. oder 2. Person wohl nur insofern als Merkmal der Nähesprache zu verstehen sei, als derartige Subjektrealisierungen in nähesprachlichen Situationen eben relativ häufig vorkämen; es handle sich also um eine lediglich auf universell-nähesprachlichen Faktoren der Kommunikationssituation beruhende Prävalenz einer eigentlich grammatisch bedingten Variante. All diese Überlegungen scheinen uns mit der Nähe / Distanz-Theorie freilich hervorragend vereinbar zu sein - sofern man das konzeptionelle Kontinuum nicht vorschnell parametrisierend auf individuelle Diskurse anwendet. Denn wenn, wie Dufter und Stark argumentieren, die Realisierung von ne in der Infinitivphrase ne pas respecter les gens als ‘mikrostilistischer’ Effekt zu erklären ist (was man als Widerspruch zur Annahme einer „formalité stable“ ansehen könnte; s. o.), dann möchte man doch mit Koch und Oesterreicher bekräftigen, dass hier eine eingebettete, vom ego-hic-nunc der Sprechsituation entkoppelte Proposition konsequenterweise mit einer distanzsprachlich indizierten morphologischen Variante realisiert wird ( ne pas respecter ), während auf discours -Ebene die aufgrund der nähesprachlichen Situationsmerkmale erwartbare Variante ( T’as pas ) zum Einsatz kommt. Und auch die Tatsache, dass klitische Subjektpronomina im gesprochenen Französisch fast ausschließlich ohne ne vorkommen, ist unseres Erachtens keineswegs als Argument gegen die Kategorisierung dieser Variante als einzelsprachlich-kontingentes Merkmal der französischen Nähesprache anzusehen. Denn historisch hat doch ganz offensichtlich die (phonetisch bedingte) Tendenz zur Auslassung von ne in der spontansprachlichen Mündlichkeit zur Konventionalisierung der ne -Alternanz als einzelsprachliches Merkmal der Nähe / Distanz-Variation geführt. Es ist heute schließlich keineswegs ausgeschlossen, dass auch nicht-klitische Subjekte spontansprachlich ohne ne realisiert werden ( Maman est pas venue ), und die von Dufter und Stark herausgestellten grammatischen Kovariablen der ne -Alternanz (Verblexem, Verbform, morphosyntaktische Kategorie des Subjekts) führen andererseits auch nicht zu einer Neutralisierung der mit ne / ne … pas eben auch unabhängig vom sprachlichen Kontext verbundenen varietätenlinguistischen Indizierung: Es müsste ja sonst möglich sein, in einem distanzsprachlichen Text nach klitischem Subjektpronomen und bestimmten Verbformen - im Einklang mit der (spontansprachlichen) Grammatik des Französischen - ne zu unterdrücken. Bekanntlich ist dies in der französischen Distanzsprache - und damit ist bei Koch / Oesterreicher ganz klar die präskriptive Norm gemeint (s. u.) - aber grundsätzlich nicht akzeptabel (cf. Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 27 Es sei nochmals betont: Dass in einzelnen Diskursen und Texten […] gelegentlich Markierungs-Verteilungen strittig sein können, muss und kann für diese Fälle diskutiert und genau beschrieben werden. Diese Tatsache aber zu einer generellen Kritik an einer linguistischen Modellierung von Varietäten zu nutzen, kommt einem Erkenntnisverzicht gleich. Das hier sichtbare Grundproblem ist eigentlich wissenschaftstheoretischer Natur und betrifft die Datengrundlage und die Arbeitsweise unserer Wissenschaft: Denn der Verzicht, unterschiedliche linguistische Konzeptualisierungen existierender Gebrauchsweisen zu akzeptieren, ebnet […] den Status-Unterschied zwischen sprachlichen Daten und linguistischen Fakten als Resultaten sprachwissenschaftlicher Arbeit und Modellierung unreflektiert ein, womit es zu einer inakzeptablen Verunklärung der Fakten auf der historischen Ebene der Techniken, Regeln und Normen der Einzelsprachen kommt, deren Status nie einfach mit Sprachvorkommen zu identifizieren ist. - Das heißt, in bestimmten kommunikativen Konstellationen der aktuellen Sprachverwendung […] kann der Sprecher oder Schreiber - bewusst oder ungewollt - gerade auch mit untypischem sprachlichem Material interessante kommunikative Effekte erzielen. Derartige Verwendungen und die jeweiligen Wirkungen können und müssen im Einzelfall genau analysiert werden. Entscheidend ist, dass damit jedoch die für die infrage stehende Erscheinung grundsätzliche Varietätenzuordnung […] nicht tangiert, nicht aufgehoben wird. (Oesterreicher / Koch 2016, 50; Kursivierungen im Original) Oesterreicher / Koch 2016, 49s.). Grammatische Kovariation und die in letzter (nämlich sprachhistorischer) Instanz universelle Erklärbarkeit einzelsprachlicher Phänomene der Nähe / Distanz-Variation sind also in der theoretischen Perspektive von Koch und Oesterreicher keineswegs als Argumente gegen die Annahme der (gegenwartssprachlichen) Indizierung einzelsprachlicher Varianten als nähebzw. distanzsprachlich anzusehen. Vielmehr bleibt der historische Begriff der Standardvarietät als einzelsprachlich konventionalisiertes, ja institutionalisiertes, exemplarisches Teilsystem von Varianten, deren prototypischer Einsatzbereich - selbstverständlich - die situativen Bedingungen der kommunikativen Distanz sind, von den bei Dufter und Stark aufgezeigten Phänomenen der grammatischen Kovariation in der Mündlichkeit vollkommen unberührt. Denn während in einem spontansprachlichen Diskurs natürlich ohne weiteres, nämlich in Abhängigkeit von punktuellen pragmatischen Effekten (Oesterreichers „außersprachlichen Sinnbezügen“), stärker nähesprachliche Elemente neben stärker distanzsprachlichen Elementen realisiert werden können, ist die Variation in der (exemplarischen, normierten) Standardsprache eben generell zugunsten der distanzsprachlichen Varianten neutralisiert, und zwar völlig unabhängig vom grammatischen Kontext. Und allein deshalb ist die komplementäre, nicht-standardkonforme Variante (hier pas ) für Koch und Oesterreicher als nähesprachlich zu qualifizieren - auch wenn sie deshalb in der Spontansprache keineswegs exklusiv vorkommen muss. Die varietätenlinguistische Indizierung einzelsprachlicher Varianten steht und fällt also mit der Existenz einer präskriptiven Norm, nicht mehr und nicht weniger. 28 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger Wiederum zeigt sich die fundamentale Bedeutung von Coserius Ebenentrias für Kochs und Oesterreichers varietätenlinguistische Theorie: Auch wenn nämlich Einzeldiskurse und die darin manifesten variationellen Ausgestaltungen unter dem Einfluss diskurstraditioneller Normen stehen, sind sie mit diesen nicht gleichzusetzen, denn wohl nur die wenigsten individuellen Diskursexemplare repräsentieren genau eine kommunikative Gattung in Reinform. Andererseits sind die Diskurstraditionen aber auch nicht mit den im konzeptionellen Kontinuum modellierten Kategorien der sprachlichen Variation auf der universellen Ebene der Sprechtätigkeit zu identifizieren: Zwar stellen die Diskurstraditionen konventionalisierte sprachliche Handlungsmuster für wiederkehrende Parameterkonfigurationen im universellen Nähe / Distanz-Kontinuum dar, die im Weltwissen kommunikativ kompetenter (entsprechend sozialisierter) Sprecher verankert und somit normativ relevant sind. Davon sind aber theoretisch die anthropologischen Basisparameter zu unterscheiden, die die menschliche Sprechtätigkeit (in ihrer „Nicht-Einförmigkeit“) immer und überall charakterisieren und die in ihrer Universalität erst die Grundlage darstellen für die Konventionalisierung sprachbezogener Wissensbestände, die das sprachliche Handeln hinsichtlich seiner gesellschaftlichen Funktionalität (seines ‘Sitzes im Leben’; cf. Luckmann 1997 und 2008; Oesterreicher 2010, 49) spezifizieren und in ein umfassendes, historisch ausdifferenziertes System der kommunikativen Sinngebung einordnen. Dem gegen das Nähe / Distanz-Modell wiederholt erhobenen Einwand der mangelnden Operationalisierbarkeit ist somit entgegenzuhalten, dass der Versuch, den im konzeptionellen Kontinuum dargestellten Zusammenhang zwischen universellen Kommunikationsbedingungen und Versprachlichungsstrategien tel quel auf die Ebene der individuellen Diskurse herunterzubrechen, die sprachtheoretischen Voraussetzungen des Modells verkennt. Denn die Vorstellung, wonach sich aus der parametrisierenden Korrelation von äußeren Faktoren der Kommunikationssituation und sprachlichen Variablen im Diskurs präzise Vorhersagen über die Variantenwahl in pragmatisch ähnlich profilierten Diskursexemplaren ableiten ließen, steht im Widerspruch zur prinzipiellen Freiheit der Sprechenden, sich in einer gegebenen Situation an wechselnden diskurstraditionellen Normen zu orientieren und den mit diesen Normen assoziierten Variantengebrauch im kommunikativen Prozess in kreativer Weise, nach ihren aktuellen, situationsspezifischen Absichten, zu funktionalisieren. Das konzeptionelle Kontinuum stellt aber auch nicht die - historisch gewachsenen - diskurstraditionellen Normen der sprachlichen Ausgestaltung bestimmter Sprachhandlungstypen dar; vielmehr modelliert es die anthropologischen, universellen Voraussetzungen der „Nicht- Einförmigkeit“ des menschlichen Sprechens, die sowohl der historischen Überformung durch sozial-semiotisch funktionalisierte Konventionen des sprachli- Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 29 chen Handelns als auch der durch diese Normen geleitete, letztlich aber nicht kalkulierbaren Variation im individuellen Diskurs zugrunde liegen. Zwar mag es sein, dass Koch / Oesterreicher (1990/ 2 2011, 8-10) mit ihrer (didaktisch motivierten? ) Entscheidung, „konzeptionelle Reliefs“ von Diskurstraditionen als eine Art Lehrbeispiel für die Variabilität und Vielschichtigkeit außersprachlicher Parameterkonfigurationen im Nähe / Distanz-Kontinuum heranzuziehen, ein Stück weit selbst zur Verunklärung der im Modell eigentlich vorausgesetzten „sukzessiven Determination“ (Oesterreicher 1988, 360; s. o.) der sprachlichen Variation entlang der Coseriu-Ebenen beigetragen haben (cf. dazu l ópez s eRena i. d. B). Denn in der Tat entsteht dadurch der Eindruck, als repräsentiere die im Nähe / Distanz-Kontinuum dargestellte, von den Autoren als universell, historisch unspezifisch angesehene Ordnung von Situationstypen und damit korrelierten Verbalisierungsstrategien bereits die Ebene der - historisch gewachsenen und gesellschaftsspezifisch ausgeformten - Diskurstraditionen. Aus theoretisch expliziteren Darstellungen wie etwa Oesterreicher / Koch (2016) und insbesondere Oesterreicher (1988) lässt sich aber sehr deutlich ableiten, dass eine solche Konfusion der Coseriu-Ebenen, die in der Rezeption ja auch wiederholt vollzogen wurde, dem von den Autoren zugrunde gelegten Variationsbegriff nicht gerecht wird. Im Gegenteil zeigt die Rezeptionsgeschichte, dass das universelle Nähe / Distanz-Kontinuum durch seine fälschliche Interpretation als auf Einzeldiskursebene anwendbares Parameterinventar mit Vorhersagbarkeitsanspruch bzw. als - bereits historisch ausgeformte, wiederum direkt auf Einzeldiskursebene übertragbare - Textsortentypologie methodologisch ad absurdum geführt wird. Es könnte so gesehen paradox oder immerhin bemerkenswert erscheinen, dass quantitative, mit großen Datenmengen arbeitende Studien wie die in diesem Band enthaltenen Beiträge von Robert h esselbach (zum Spanischen) sowie von Lars b ülow und Sven s tephan (zum Deutschen) die im konzeptionellen Kontinuum dargestellten Tendenzen der universellen Nähe / Distanz-Variation unter dem Strich sehr wohl bestätigen, und zwar auf der empirischen Basis von Einzeltexten, die nach außersprachlichen, diskurstraditionellen Kriterien unterschiedlichen Teilkorpora zugewiesen werden. Wie außerdem Wolfgang R aible in seinem Beitrag zeigt, gelangt Douglas Biber mit seinen seit den 1980er Jahren durchgeführten Korpusanalysen zur ‘Registervariation’ im Englischen und in anderen Sprachen zu ganz ähnlichen Resultaten wie die sprachtheoretisch deduzierenden Autoren des Nähe / Distanz-Modells. Zwar kann in big data -Ansätzen natürlich nicht jedes einzelne Variationsdatum und auch nicht jeder einzelne Text auf die Spezifik seiner außersprachlichen Sinnbezüge hin untersucht werden. Gleichwohl erweisen sich die von Koch und Oesterreicher beschriebenen Tendenzen der konzeptionellen Variation in der statistischen 30 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger Gesamtschau als empirisch valide; vom diskurstraditionellen Prototyp der variationellen Gestaltung abweichende Einzelbefunde fallen insgesamt offenbar nicht ins Gewicht. Es lässt sich bis hierher zusammenfassen, dass Nähe und Distanz für Koch und Oesterreicher mehr sind als die Summe der einzelnen Faktoren, die sie zur Illustration dieser universellen pragmatischen Basiskategorie exemplarisch aufrufen. Man mag es bedauern, dass sich das konzeptionelle Kontinuum - als in universellen Prinzipien sprachlicher Interaktion fundierte Typologie der Variation - weder rein linguistisch begreifen noch dahingehend operationalisieren lässt, dass auf der Basis simpler Korrelationsannahmen die variationelle Ausgestaltung von Diskursen exakt vorherbestimmt werden könnte. Eine derartige Methodik wird der Komplexität und Individualität des im Diskurs relevanten situationalen und volitionalen Bedingungsgefüges schlichtweg nicht gerecht. Gleichwohl sprechen aktuelle Studien - und darunter gerade auch solche, die mit großen Datenmengen operieren - recht eindeutig für die empirische Relevanz des Nähe / Distanz-Modells (cf. dazu von germanistischer Seite auch den von Ágel / Hennig 2010 herausgegebenen Band). Seine Anwendung erweist sich lediglich dann als problematisch, wenn versucht wird, auf der Basis eines geschlossenen Sets von als starr verstandenen Kommunikationsbedingungen die konzeptionelle Gestaltung von Diskursen gewissermaßen blind vorherzusagen (cf. Dufter / Stark 2003; Androutsopoulos 2007). Varietätenlinguistisch widersprüchliche Einzelbefunde werden dann gerne zum Anlass genommen, um das Modell per se in Frage zu stellen. Wie wir gezeigt haben, verbietet es aber die für Koch und Oesterreicher fundamentale sprachtheoretische Unterscheidung zwischen den drei Coseriu-Ebenen, den im Nähe / Distanz-Modell für die universelle Ebene postulierten Zusammenhang zwischen Kommunikationsbedingungen und Versprachlichungsstrategien methodisch unvermittelt auf die Ebene der Einzeldiskurse anzuwenden - ohne dass dabei nämlich die variationellen Einzeldaten vor dem Hintergrund ihrer jeweils erst individuell zu begreifenden Pragmatik hinreichend gewürdigt würden. Wie oben am Beispiel des Bewerbungsgesprächs angedeutet wurde, gelten für bestimmte kommunikative Gattungen oder Situationstypen gewiss bestimmte konzeptionelle Erwartungshaltungen (cf. dazu auch den Begriff des ‘Situationsentwurfs’, sp. esbozo de situación , bei s elig / s chMiDt -R iese i. d. B.), die auf der historischen Ebene der Diskurstraditionen als normative Blaupause für die Gestaltung individueller Diskursexemplare dienen. Im Diskurs können aber diverse diskurstraditionelle Muster in schier unendlicher Variabilität und Vielschichtigkeit miteinander kombiniert und kreativ weiterentwickelt werden (cf. Kabatek 2015b), je nach kommunikativer Finalität und situativer Einbettung des aktuellen Diskursgeschehens. Bei aller - in Form von universellen Tendenzen beschreibbarer - Si- Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 31 tuationstypik sprachlichen Verhaltens und bei aller normativer Relevanz der im sprachlichen Sozialisationsprozess erworbenen, historisch konventionalisierten Kommunikationsroutinen kann die konkrete Ausgestaltung einzelner sprachlicher Handlungsvollzüge eben nur sehr bedingt kalkuliert werden. Und dies gilt letztlich auch für Phänomene der grammatischen Kovariation, die, obschon es sich dabei um weitgehend konventionalisierte, formal beschreibbare Tendenzen der morpho-syntaktischen oder morpho-phonologischen Kontextsolidarität handelt, eben doch auch in Abhängigkeit von den „außersprachlichen Sinnbezügen“ des Diskurses stehen und nicht zuletzt für die Sprechenden mit bestimmten varietätenlinguistischen Indizierungen verbunden sind. Wie lässt sich nun aber das universelle, multidimensionale Kontinuum von kommunikativer Nähe und Distanz mit Coserius einzelsprachlichen Dia- Dimensionen verbinden? - Koch und Oesterreicher begründen die im Kombinationsmodell vorgenommene Hierarchisierung von konzeptioneller und diasystematischer Variation unter anderem damit, dass Elemente aus allen drei Dia-Dimensionen sekundär im Sinne der konzeptionellen Variationsparameter funktionalisiert werden könnten. Wie die (nicht dem einzelsprachlichen Diasystem zugerechneten) Strukturen der konzeptionellen Mündlichkeit träten also auch dialektale oder diastratisch / diaphasisch 23 niedrig markierte Formen bevorzugt unter den außersprachlichen Bedingungen der kommunikativen Nähe auf. Diasystematisch markierte Varianten könnten deshalb von den Sprechenden eingesetzt werden, um kommunikative Nähe oder Distanz zu signalisieren. Außerdem richteten sich die drei diasystematischen Dimensionen „in ihrer inneren Markiertheitsabstufung“ nach dem Nähe / Distanz-Kontinuum aus (Koch / Oesterreicher 2011, 17): Während also etwa ein Lexem wie dt. bekommen unter den Kontextbedingungen der kommunikativen Distanz diaphasisch neutral erscheine, sei es im Nähediskurs, wo üblicherweise die Variante kriegen verwendet wird, vergleichsweise hoch markiert (Oesterreicher / Koch 2016, 48s.). Die konzeptionelle Variation habe somit als „eigentlicher Endpunkt der Varietätenkette“ zu gelten (Koch / Oesterreicher 2011, 17): Erst durch die Nähe / Distanz-Parameter sei nämlich festgelegt, welche diasystematischen Varianten situationsangemessen sind und welche nicht. Entsprechend sei es im Nähediskurs eher erwartbar, dass etwa dialektale Formen eingesetzt werden, als im per Definition standardaffinen Distanzdiskurs. 24 23 Zu den Problemen der Unterscheidung cf. Dufter / Stark (2003, 85-89). Vor allem der Begriff der Diastratik erscheint - schon terminologisch - in mancherlei Hinsicht problematisch und nicht mehr zeitgemäß. 24 Das auf Coseriu (1988, 50s.) zurückgehende Konzept einer unidirektionalen Varietätenkette wurde vor allem von Dufter / Stark (2003, 88s.) kritisiert (cf. zuletzt auch Glessgen / Schøsler 2018, 32). Um Coserius Annahme zu entkräften, dass etwa diatopisch mar- 32 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger Ein Aspekt, der in der Rezeption des Kombinationsmodells für Diskussionen gesorgt hat, ist die Frage nach der Verortung der Standardvarietät (cf. Krefeld 2011; Dufter 2018, 67-69). Für Coseriu, wie auch für Koch und Oesterreicher, stellt bekanntlich die Existenz einer Standardvarietät die Voraussetzung dafür dar, dass ein einzelsprachliches Diasystem sich überhaupt konstituiert. Nur mit Bezug auf eine Standardsprache (eine ‘historische Einzelsprache’) kann also von einem ‘Diasystem’, einer ‘Architektur’ oder einem ‘Varietätenraum’ die Rede sein (cf. zuletzt Fesenmeier 2020, 612-614). Aus dieser Bedingung - die die Pertinenz der im Kombinationsmodell verdichteten Annahmen gewiss auf eine überschaubare Gruppe von Kultursprachen reduziert (Dufter 2018, 68) 25 - ist klar herauszulesen, dass Koch und Oesterreicher die Standardnorm als exemplarische, institutionalisierte Distanzvarietät begreifen, nämlich als das Resultat eines historischen Prozesses, in dem sich innerhalb einer Sprachgemeinschaft eine überregionale Referenznorm herausgebildet hat, die für die Kommunikation in distanzsprachlichen Diskursdomänen maßgeblich ist. Aus diesem Grund verorten die Autoren die „präskriptive Norm“ dezidiert „im rechten Bereich“ ihres Kombinationsmodells (Koch / Oesterreicher 2011, 19). Zwar mag man unter dem Begriff der Standardsprache in anderer Perspektivierung auch nicht (oder nur schwach) räumlich markierte Formen der gesprochenen Sprache verstehen, die in der Folge umfassender Alphabetisierung die traditionell in der Mündlichkeit gebrauchten primären Dialekte verdrängt haben (cf. Krefeld 2011, 104; D el R ey kierte Formen sekundär als diastratische oder diaphasische Varianten funktionalisiert werden könnten, dass dies aber in umgekehrter Richtung nicht möglich sei, berufen Dufter und Stark sich auf sozialgeographische und perzeptionslinguistische Ansätze, die zeigen, dass etwa in urbanen Räumen mit ausgeprägter sozialer Stratifizierung milieuspezifische (also diastratische) Variablen sekundär als diatopische Merkmale interpretiert werden können (cf. etwa Kategorisierungen des Typs un accent du XVI e ; cf. Lavandera 1981, 167; Pustka 2008). Oesterreicher / Koch (2016, 45) halten dem entgegen, dass es sich hierbei um Effekte von diachronen Umstrukturierungen des Varietätenraums handle, die in jeder historischen Einzelsprache selbstverständlich immer möglich seien; im aktuellen Diskurs - also synchron - sei es jedoch ausgeschlossen, eine diastratische oder diaphasische Variante als diatopisches Merkmal zu funktionalisieren. Die von Dufter und Stark angesprochene Reinterpretation von sozialen als räumliche Indizes sind also vermutlich das Resultat eines hörerinduzierten Sprachwandels. 25 Die Universalität der Nähe / Distanz-Variation machen Koch und Oesterreicher dagegen an Traditionen der elaborierten Mündlichkeit in schriftlosen Gesellschaften fest (cf. Oesterreicher / Koch 2016, 37s.). Der varietätenlinguistische Unterschied zwischen standardisierten und nicht-standardisierten Sprachen besteht somit für Koch und Oesterreicher darin, dass nur in Ersteren die Distanzvarietät kodifiziert ist und präskriptiv-normativen, für das gesamte Diasystem orientierenden Wert hat. Standardsprachen und Nicht- Standardsprachen unterscheiden sich somit nicht zwangsläufig hinsichtlich des Repertoires an verfügbaren konzeptionellen und anderen Ausdrucksvarianten, sondern hinsichtlich deren institutioneller Bewertung. Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 33 Q uesaDa i. d. B.). Dieser weitere Begriff des Standards, den etwa Termini wie „gesprochenes Standarddeutsch“ reflektieren (cf. Schneider 2011), entspricht aber nicht der von Koch und Oesterreicher gemeinten „präskriptive[n] Norm“: Für sie umfasst die Standardvarietät per Definition all jene Varianten einer historischen Einzelsprache, die in Situationen der kommunikativen Distanz verwendet werden können, die also - von der Konzeption her - schriftsprachlich sind (kanonische Syntax usw.) und die - von ihrer diasystematischen Markierung her - als hochsprachlich einzuordnen sind (zu einem anderen Vorschlag cf. D el R ey Q uesaDa i. d. B.). In Alltagssituationen mündlich realisierte Standardsprache (z. B. „gesprochenes Standarddeutsch“) mag so gesehen zwar diasystematisch (und vor allem diatopisch) ‘unmarkiert’ sein; gleichwohl wird sie von ihrer Konzeption her kaum dem Prototypen des elaborierten Distanzsprechens gerecht werden, solange es sich eben um gesprochene Sprache handelt, die ‘online’ produziert wird (cf. Auer 2000; Schneider 2011) und durch entsprechende Versprachlichungsstrategien charakterisiert ist (dem Idealtyp des Distanzsprechens kann im phonischen Medium für Koch und Oesterreicher lediglich ein mündlich vorgetragener, aber schriftlich konzipierter Text entsprechen - es sei denn, jemand wäre tatsächlich in der Lage, sich aus dem Stegreif mündlich ‘wie gedruckt’ zu äußern). Ein derartiger, dem historischen Prozess der Herausbildung einer exemplarischen Distanzvarietät Rechnung tragender Standardbegriff schließt im Übrigen keineswegs aus, dass die präskriptive Norm auch diasystematisch neutrale Elemente umfasst, die im alltäglichen, mündlichen Sprachgebrauch genauso gut vorkommen können wie in der Schriftlichkeit (cf. Oesterreicher / Koch 2016, 43s.). Allein schon im Bereich des Lexikons erscheint dies völlig evident, und auch auf anderen sprachlichen Strukturebenen dürfte es zahlreiche Merkmale geben, die in einer Einzelsprache generelle Gültigkeit besitzen und die deshalb weder in der Nähenoch in der Distanzkommunikation in irgendeiner Weise auffällig erscheinen (cf. Schneider 2011, 172). 26 Es ist also der historische Prozess der Standardisierung - der Festlegung auf eine gesellschaftlich anerkannte, exemplarische Schriftnorm -, durch den sich der im Kombinationsmodell dargestellte Varietätenraum einer Einzelsprache wie des Deutschen, Französischen oder Englischen konstituiert (cf. Oesterreicher / Koch 2016, 44s.). Die entscheidende Rolle, die dem Standardisierungsprozess bei der Festlegung varietätenlinguistischer Indizierungen zukommt, 26 Zu stärkeren systemischen Divergenzen kommt es bekanntlich in Ferguson’schen (1959) Diglossiesituationen oder in einzelsprachlichen Architekturen, die durch diglossische Tendenzen gekennzeichnet sind (cf. etwa zum Französischen Koch 1997b; Massot 2008). Gewisse Überschneidungen zwischen Nähe- und Distanzgrammatik sind aber wohl eine Voraussetzung dafür, dass die entsprechenden Varietäten einer Einzelsprache zugerechnet werden können. 34 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger illustriert im vorliegenden Band Ann-Marie M oseR (i. d. B) am Beispiel der doppelten Negation im Deutschen. Es handelt sich dabei um eine morphosyntaktische Variante, die auf primärdialektaler Ebene nicht nur flächendeckend belegt ist, sondern sogar weitestgehend generalisiert erscheint. Aus der sich herausbildenden Distanzvarietät ist die doppelte Negation aber bereits früh - noch vor der expliziten Kodifizierung der neuhochdeutschen Schriftnorm im 18. und 19. Jahrhundert - verdrängt worden, möglicherweise unter dem Einfluss der lateinischen Grammatik. Bei der einfachen Negation scheint es sich somit in der Geschichte des Deutschen um eine ursprünglich rein schriftsprachliche, prestigebesetzte Variante zu handeln, die heute freilich als Folge der Reorganisation des Nähebereichs auch in der nicht-primärdialektalen Mündlichkeit (z. B. im „gesprochenen Standarddeutsch“ oder in den Regiolekten) als Normalform gilt, wohingegen die doppelte Negation in der Gegenwartssprache diatopisch (oder sekundär diastratisch) markiert ist, also der Dimension 4 (oder 3) im Kombinationsmodell zuzuordnen wäre. Wir können hier nicht im Detail die komplexe Diskussion nachzeichnen, die insbesondere die von Koch und Oesterreicher vollzogene Aufspaltung der Nähe / Distanz-Dimension in eine universelle (1a) und eine einzelsprachliche Ebene (1b) der konzeptionellen Variation nach sich gezogen hat. Die Notwendigkeit dieses Schritts ergibt sich für die Autoren aus der Beobachtung, dass es, zumindest in bestimmten Sprachen, historisch-kontingente Merkmale gebe, deren Ausprägung sich nach den für die konzeptionelle Variation maßgeblichen Kommunikationsbedingungen der Nähe bzw. Distanz richte, die aber lediglich in einer bestimmten Sprachgemeinschaft, aufgrund von historisch-sozietärer Traditionsbildung, zur Verfügung stehen und nicht übereinzelsprachlich vorkommen (also anders als etwa Anakoluthe, Dislokationen, Zögerungsphänomene oder Diskursmarker, die als universelle Nähe / Distanz-Merkmale auf der Ebene 1a verortet sind). Es handle sich mithin um einzelsprachspezifische Merkmale der kommunikativen Nähe und Distanz , deren Variation die synchrone Konsequenz des historischen Prozesses der Indizierung bestimmter Formen als standardsprachlich ist; in der (standardfernen) Nähesprache haben sich dagegen komplementäre Varianten etabliert bzw. erhalten. Besonders reich fällt das Inventar solcher Merkmale in einem tendenziell diglossisch angelegten Varietätenraum wie dem des Französischen aus: Aufgrund eines rigorosen Standardisierungsprozesses, der die (Schrift-)Norm des 17. Jahrhunderts vor allem in der Morphosyntax bis heute weitgehend bewahrt hat, liegt hier eine Reihe von binären Variablen vor, deren Realisierung nach Koch und Oesterreicher von der Nähebzw. Distanzsprachlichkeit (vom Formalitätsgrad) einer Äußerung abhängt (cf. etwa die schon angesprochene Realisierung vs. Absenz von ne bei der Negation, die Verfügbarkeit vs. Nicht-Verfügbarkeit des passé simple , verschiedene Frage- Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 35 satztypen, morphologische Varianten wie ça vs. cela , on vs. nous als klitisches Pronomen der 1. Person Plural usw.; cf. im Einzelnen Koch / Oesterreicher 2011, 164-182). Aus der historischen Kontingenz solcher Merkmale folgt für die Autoren, dass die entsprechende Varietätendimension (1b in Abbildung 2) nicht in jeder Sprache ausgelastet sein muss. So fällt der Befund etwa für das Spanische, das sich durch eine vergleichsweise liberale, für nähesprachliche Innovationen offene (also laufend re-standardisierte) Norm auszeichnet, sehr viel magerer aus als für die vergleichsweise konservativen Schriftstandards des Französischen oder Italienischen (cf. Koch / Oesterreicher 2011, 235 und 264-267). Kontrovers wurde mit Bezug auf diesen Vorschlag vor allem die Frage diskutiert, ob nicht die konzeptionelle Variation (mindestens auf der einzelsprachlichen Ebene 1b) eine redundante Doppelung (mindestens von Teilen) desjenigen Phänomenbereichs darstellt, der bei Coseriu unter die Diaphasik fällt (cf. etwa Albrecht 1986 / 1990; Kiesler 1995; Dufter / Stark 2003). Vor dem Hintergrund der oben angesprochenen theoriegeschichtlichen Erwägungen erscheint ja die Vermutung nicht abwegig, dass das, was Coseriu (1969) strukturalistisch konzeptualisiert hat als einzelsprachliches Subsystem von Varianten, die für die Sprecher konventionell mit einer bestimmten Registermarkierung verbunden sind (etwa im Französischen: vulgaire , populaire , familier , courant , soutenu ), in einer anderen Sichtweise dem entspricht, was Koch und Oesterreicher „kommunikativ-funktional“ an Situations- oder Sprachhandlungstypen im konzeptionellen Kontinuum rückbinden (cf. Selig 2011, 118s.). In beiden Perspektivierungen scheint jedenfalls die Situationsangemessenheit der zur Auswahl stehenden Varianten das entscheidende Realisierungskriterium zu sein. 27 Für Koch und Oesterreicher besteht gleichwohl ein prinzipieller Unterschied zwischen einzelsprachlicher Nähe / Distanz-Variation und einzelsprachlicher Diaphasik (die die Autoren, anders als Coseriu, im Wesentlichen auf den lexikalischen Bereich beschränken; cf. Selig 2011, 119). Mit der konzeptionellen Variation geht für die Autoren nämlich, obschon sie einzelsprachlich-kontingente Phänomene umfasst, keine ‘diasystematische Markierung’ einher (cf. D el R ey Q uesaDa i. d. B.): In Situationen der kommunikativen Nähe sei es also schlicht normal und funktional angemessen, ja sogar alternativlos, sich nähe- 27 Die in diesem Zusammenhang von Selig (2011, 121s.) aufgeworfene Frage, ob von den Sprechern nicht auch die universalen Merkmale der konzeptionellen Variation (Ebene 1a) als einzelsprachlich konkretisierte Formen wahrgenommen und kategorisiert werden, ist prinzipiell sicherlich berechtigt und interessant. Wie Selig allerdings einräumt, ändert dies nichts an dem von Koch und Oesterreicher betonten linguistischen Statusunterschied zwischen universalen und historisch-kontingenten Merkmalen der Nähe / Distanz-Variation. 36 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger sprachlicher Varianten wie fr. ça , pas , on , passé composé 28 usw. zu bedienen; distanzsprachliche Varianten wie fr. cela , ne … pas , nous oder das passé simple seien dagegen im Nähediskurs per Definition ausgeschlossen (es sei denn, eine Distanzvariante wird eingesetzt, um damit einen entsprechenden kommunikativen Effekt zu erzielen, der dann aber eben auch distanzsprachlich und in dieser Funktion seinerseits alternativlos ist). Im Bereich der Diaphasik hätten die Sprecher dagegen grundsätzlich die Wahl zwischen verschiedenen (lexikalischen) Bezeichnungsvarianten, „die mit bestimmten Bewertungen in Sprechsituationen korrespondieren“ (Koch / Oesterreicher 2011, 15). In dieser Logik wäre in einer (phonisch oder graphisch realisierten) Äußerung wie dt. Ich hab deine Nachricht bekommen von der Kombination einer nähesprachlichen (im Distanzdiskurs inadäquaten) Variante hab und einer diaphasisch neutralen Variante bekommen (als Alternative zu stilistisch niedrig markiertem gekriegt oder stilistisch hoch markiertem erhalten ) auszugehen. Koch und Oesterreicher argumentieren in diesem Zusammenhang, dass die konkrete Markierungszuweisung im Bereich der Diaphasik erst durch das konzeptionelle Profil einer Äußerung festgelegt sei: Denn in einer konzeptionell mündlichen Äußerung des Typs Ich hab deine Nachricht _______ erschiene die diaphasische Variante erhalten stilistisch überzogen; in einer konzeptionell schriftlichen Äußerung - mit nicht-apokopierter Form des Auxiliars - wäre das Wort dagegen angemessen oder zumindest weniger hoch markiert ( Ich habe deine Nachricht erhalten ). Worum es den Autoren hier geht, ist also die oben zitierte Annahme, dass konzeptionelle Varianten nicht mit wertenden Registermarkierungen verbunden sind ( hab ist demnach im Nähediskurs völlig normal und alternativlos, für habe gilt dies analog im Distanzdiskurs). Diaphasische Varianten seien dagegen grundsätzlich - wenn auch in Abhängigkeit vom Nähe/ Distanzprofil des Kontexts (cf. Koch 1999, 156s.) - mit einer diasystematischen Markierung versehen, der ja traditionell auch die Lexikographie Rechnung trägt (cf. etwa auch substantivische Bezeichnungsvarianten wie Personenkraftfahrzeug - Wagen - Auto - Karre ). Man mag diese Unterscheidungen für allzu konstruiert und anwendungsfern halten, zumal sie es nur auf Umwegen erlauben, offenkundige ‘konzeptionell-diaphasische’ Kontextsolidaritäten zu erklären, deren idiomatische Relevanz wohl jeder kompetente Sprecher intuitiv bestätigen würde: So wirken die Kombinationen hab gekriegt und habe erhalten zweifellos natürlicher 28 Prinzipiell verhält sich das passé composé hinsichtlich der Nähe / Distanz-Variation neutral. Es kann im Nähediskurs aber nicht durch das passé simple ersetzt werden. Zu einem Vorschlag, das passé simple als diaphasische, ‘literarisch’ oder ‘feierlich’ markierte Variante einzuordnen, die nur in bestimmten Diskurstraditionen vorkommt, cf. Dufter / Stark (2003, 97-100). Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 37 und akzeptabler als die umgekehrten Verbindungen hab erhalten bzw. habe gekriegt . Koch und Oesterreicher führen dennoch eine Reihe von Argumenten an, mit denen sie ihre Unterscheidung und Hierarchisierung von einzelsprachlicher Nähe / Distanz-Variation und Diaphasik theoretisch abstützen. Ja die Beobachtung, dass in Distanzkontexten ( habe ) diaphasisch höher markierte Formen ( erhalten ) angemessener erscheinen als diaphasisch niedrig markierte ( gekriegt ), dient den Autoren sogar als Kernargument für die Annahme, dass sich die diasystematischen Markierungsverteilungen, und damit die gesamte einzelsprachliche Architektur, in letzter Instanz funktional an den Parametern der Nähe / Distanz-Dimension ausrichteten und dass mithin die konzeptionelle Ebene als „Endpunkt der Varietätenkette“ anzunehmen sei (Koch / Oesterreicher 2011, 17; cf. zu dieser Argumentation auch Koch 1999, 156-160). Koch und Oesterreicher erkennen aber auch die weitgehende Komplementarität von diaphasischen Registerskalen im Lexikon und tendenziell dual angelegten Nähe / Distanz-Unterscheidungen im grammatischen Bereich, und sie räumen überdies ein, dass es „in der Praxis“ keineswegs „immer leicht [ist], konkrete Einzelphänomene mit absoluter Sicherheit entweder der Diaphasik oder der Nähe-Distanz-Variation zuzuweisen“ (Koch 1999, 159). Nach all diesen Ausführungen kann kein Zweifel daran bestehen, dass es sich bei der von Koch und Oesterreicher vorgeschlagenen vierdimensionalen Modellierung um einen systemorientierten Ansatz handelt (Berruto 2017; Gadet 2018, 54), dessen Ziel es ist, die Prinzipien sprachlicher Variation auf einem hohen Abstraktionsniveau zu erfassen und eine theoretisch fundierte begriffliche Ordnung für die Beschreibung der variationellen Vielgestaltigkeit des Sprechens und der Sprachen anzubieten. Dass ein Modell, das einen derart umfassenden Erklärungsansatz verfolgt, sich grundsätzlich als attraktiv für die verschiedensten Rezeptions- und Anwendungsperspektiven erweist, ist naheliegend und wird durch die Rezeptionsgeschichte in eindrucksvoller Weise bestätigt. Es kann aber auch nicht verwundern, dass es im Zuge der Aneignung des Modells durch unterschiedliche Schulen und Subdisziplinen zu divergierenden Auslegungen, zu epistemisch-methodologischen Verwerfungen und zu - berechtigter wie unberechtigter - Kritik gekommen ist. Zwar liegt auf der Hand, dass die Beschreibungsadäquatheit einer varietätenlinguistischen Theorie empirisch nachgewiesen werden muss, und so ist es auch prinzipiell zu begrüßen, wenn unterschiedliche Forschungstraditionen ihre methodische Expertise in die Diskussion einbringen. Wir meinen aber, dass - bei aller Kritik, die im Detail geübt werden kann und soll - grundsätzlich anzuerkennen ist, dass Kochs und Oesterreichers Modellierung auf einer soliden sprachtheoretischen Basis aufruht, deren varietätenlinguistische Relevanz sie mit überzeugenden Argumenten darlegt (Oesterreicher 1988) und die sie konsequent zu Ende denkt. Wie wir 38 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger gezeigt haben, erweisen sich viele der in der Rezeptionsgeschichte anhand von Einzelbefunden vorgebrachten Einwände als ungerechtfertigt, weil die Kritik verkennt, dass das Nähe / Distanz-Modell keine selbsterklärende methodische Anleitung zur variationellen Analyse von Einzeldiskursen ist und sein will. Das Ziel des Modells besteht vielmehr darin, einen sprachtheoretisch fundierten, universell-anthropologischen Erklärungshorizont für die sich im Diskurs in unendlicher Variabilität manifestierende „Nicht-Einförmigkeit“ der menschlichen Sprechtätigkeit und deren außersprachliche Voraussetzungen zu formulieren. Wie dieses begriffliche Gerüst auf die Untersuchung von Korpusdaten konkret angewendet werden kann, lassen die Autoren offen. Aus entsprechenden Stellungnahmen (cf. etwa die oben zitierten Passagen) ist aber herauszulesen, dass Koch und Oesterreicher hier wohl keine ausgeklügelte (und schon gar keine automatisierte) Untersuchungsmethodik im Sinn hatten. Sie überließen es vielmehr dem hermeneutischen Gespür der Forschenden - man möchte sagen: dem gesunden philologischen Menschenverstand -, die Pragmatik variationeller Befunde im Diskurs zu begreifen und diese mithilfe der durch ihre Theorie an die Hand gegebenen begrifflichen Systematik linguistisch sinnvoll einzuordnen. Der wiederholt geäußerte Vorwurf, das Modell von Koch und Oesterreicher sei eine reduktionistische Setzung, die einer empirisch basierten Methodik der objektiven Beschreibung sprachlicher Variation nicht standhalte oder nachgerade im Wege stehe (cf. Dufter / Stark 2003; Dufter 2018), scheint uns bei genauerer Betrachtung nicht haltbar zu sein - zumal Koch und Oesterreicher zu diesem Vorwurf selbst Stellung nahmen und ihn mit schlüssigen Argumenten entkräftet haben. Dass empirische Forschung notwendig ist, um die im Nähe / Distanz- Modell verdichtete variationstheoretische Axiomatik zu fundieren, zu präzisieren und, wo dies nötig erscheint, auch zu hinterfragen, versteht sich wie gesagt von selbst. Allerdings sollte man die Autoren dabei beim Wort nehmen und das Modell und die ihm zugrundeliegenden Basiskonzepte (wie etwa den Begriff des Standards) nicht stillschweigend nach Maßgabe eigener Interessen uminterpretieren. Aufgrund seines anspruchsvollen theoretischen Fundaments und seiner methodologischen Offenheit scheint uns das Nähe / Distanz-Modell jedenfalls eher dazu anzuregen, die sprachliche Variation in unterschiedlichen historischen Kontexten auf empirischer Basis zu untersuchen, als dass es derartige Bemühungen blockieren oder gar verhindern würde. Dies bestätigt nicht zuletzt die Mehrheit der in diesem Band versammelten Beiträge, und zwar unabhängig davon, ob sie eher theoretisch (D üRscheiD , c alaResu / p aleRMo , R aible , s elig / s chMiDt -R iese ) oder empirisch ausgerichtet sind (M oseR , b ülow / s tephan , h esselbach ). Im Übrigen erweist sich die Theorie der kommunikativen Nähe und Distanz aufgrund ihres universellen Anspruchs und ihrer methodischen Flexibilität gerade in Bezug auf sprachhistorische Fragestellungen, die ja empi- Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 39 risch immer nur approximativ, auf bisweilen stark reduzierter Datengrundlage bearbeitet werden können, als überaus hilfreiches und erklärungsmächtiges Instrumentarium. Auch scheint uns die wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung des Nähe / Distanz-Modells weniger in den auf das einzelsprachliche Diasystem bezogenen Überlegungen zu bestehen, die sich ja im Wesentlichen auf bereits von Coseriu vorgeschlagene Konzeptualisierungen stützen und die in der Tat bisweilen den Eindruck einer allzu ‘geometrisch’ inspirierten Konstruktion vermitteln (cf. Dufter 2018, 64 und 67). Ungleich wichtiger, ja in seinem Entstehungskontext geradezu revolutionär, erscheint aber doch das, was man als das Nähe / Distanz-Modell im engeren Sinn bezeichnen möchte, also die im 1985er-Aufsatz dargelegte, durch Oesterreicher (1988) erweiterte Theorie der konzeptionellen Variation zwischen den Polen von kommunikativer Nähe und Distanz . Was in der Labov’schen Tradition als zunächst für sich stehendes Inventar von Kontextfaktoren daherkommt, die denn auch methodisch mehr oder weniger unvermittelt mit den sprachlichen Daten relationiert werden können, leiten Koch und Oesterreicher aus einem universellen, anthropologisch fundierten Variationsbegriff ab. Für sie geht es letztlich darum, das Gesamtphänomen der Variation sprachtheoretisch zu erklären . Deshalb sah Wulf Oesterreicher die Gefahr des „ Erkenntnisverzicht [ s ]“ (s. o.), wenn die varietätenlinguistische Arbeit sich in der mehr oder weniger konstatierenden Beschreibung sprachlicher Daten und deren außersprachlicher Begleitumstände erschöpft, dabei aber die hinter der Variation stehenden historischen Regeln und universellen Prinzipien außer Acht lässt. Koch und Oesterreicher verfolgten hingegen das Ziel, das im Diskurs wirksame Zusammenspiel von Kommunikationsbedingungen und Versprachlichungsstrategien im Lichte eines übergeordneten, universellen Sprachbegriffs zu reflektieren und die historisch ausdifferenzierten Regeln der einzelsprachlichen Variation in den theoretischen Horizont einer allgemeinen, anthropologisch fundierten Kultursemiotik einzuordnen (cf. dazu auch Oesterreicher 2009). 3 Konzeption und Medium - und die Rolle der Diskurstraditionen Die zunehmende Digitalisierung und die globale Vernetzung führten in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur zur Diversifizierung der kommunikativen Praktiken und einer regelrechten Multimodalität der Kommunikationskanäle, vor allem seitdem die Technologien und Anwendungen des Web 2.0 29 die 29 Der Begriff Web 2.0 wurde 2004 von O’Reilly Media als Sammelbegriff für neue technische Standards geprägt, die die Erstellung von Online-Inhalten wesentlich vereinfachten 40 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger Interaktion zwischen Internetnutzern, Inhalten und Daten ermöglichten. Die Emergenz der sogenannten ‘Neuen Medien’ hatte auch die Erweiterung des Spektrums linguistischer Untersuchungsfelder und Fragestellungen zur Folge. Dadurch wurde unter anderem die Medienlinguistik auf den Plan gerufen, deren Fokus sich programmatisch auf die Untersuchung medialer Aspekte der sprachlichen Kommunikation richtet. 30 Im Rahmen medienlinguistischer Beschreibungen computervermittelter Kommunikation ( CMC ) erfolgte eine kritische Auseinandersetzung mit etablierten varietätenlinguistischen Konzepten, wobei dem Nähe / Distanz-Modell ein zweifaches Schicksal widerfuhr. Einerseits wurde es für die Untersuchung der CMC vielfach herangezogen. Andererseits führte aber gerade der Begriff des ‘Mediums’ (cf. Abbildung 1), den Koch und Oesterreicher anknüpfend an Söll (1985) ausschließlich auf die materielle Realisierung sprachlicher Äußerungen , mit einer strikten Dichotomie zwischen Graphie und Phonie, bezogen (Koch / Oesterreicher 1985, 17 und 2011, 3), zu teils heftiger Kritik. Der dabei erhobene Vorwurf der ‘Medienvergessenheit’ oder ‘Medienindifferenz’ (cf. auch Bittner 2003; Loos 2012) erscheint jedoch in zweierlei Hinsicht ungerechtfertigt: Denn zum einen griff die linguistische Internetforschung mit Koch / Oesterreicher (1985) auf einen Ansatz zurück, der „noch vor dem Siegeszug der Neuen Medien konzipiert wurde“ (Androutsopoulos 2007, 79) und dessen Instrumentarium diese somit noch nicht berücksichtigen konnte (cf. hierzu auch Dürscheid 2016, 357). 31 Zum anderen haben (cf. hierzu Hudetz / Duscha 2008, 385-387). Die Internetnutzung war bis zum Beginn der 2000er Jahre tendenziell statisch - abgesehen von persönlicher zielgerichteter und rückgekoppelter Kommunikation (z. B. E-Mail und Chats) -, und ohne IT-Fachkenntnisse und die entsprechende technische Ausrüstung war es nicht möglich, Inhalte selbst zu gestalten (Bedijs / Heyder 2014, 7). Heute ist das Schlagwort Web 2.0 allgemein als Label für „die Wandlung von starren, einseitig bearbeiteten Inhalten hin zu partizipativen Formen der Kommunikation im Internet“ (Bedijs / Heyder 2014, 8) gebräuchlich. Um weiteren Innovationen und Entwicklungen gerecht zu werden, wie etwa der zunehmenden Nutzerzentrierung, Smart-Technologien oder dem Internet der Dinge, haben sich mittlerweile auch die Bezeichnungen Web 3.0 und Web 4.0 etabliert (cf. u. a. die Beiträge in Baechler et al. 2016). 30 Cf. hierzu u. a. Androutsopoulos (2006), die Beiträge in Siever / Schlobinski (2012) sowie Bedijs / Heyder (2014). 31 Allerdings läuft dieses Argument ins Leere angesichts des universellen Anspruchs des Nähe / Distanz-Modells. So relativiert sich denn auch die linguistische Tragweite der kommunikationstechnischen und diskurstraditionellen Veränderungen, zu denen die CMC seit den 1990er Jahren geführt hat, durch einen Blick in die Sprach- und Kulturgeschichte, die durchaus vergleichbare Umbrüche kennt (cf. Raible 2006). Auch Bildzeichen und andere nicht-sprachliche Aspekte der CMC erinnern in vielerlei Hinsicht an semiotische Verfahren, die etwa in materialphilologischen Ansätzen der Mediävistik oder in historisch-medienwissenschaftlichen Disziplinen wie der Diplomatik oder der Kodikologie traditionell ein wichtiger Forschungsgegenstand sind (cf. etwa Kiening 2007). Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 41 Koch und Oesterreicher die Diversifizierung der Medienlandschaft in der überarbeiteten Auflage der Gesprochenen Sprache in der Romania (2011) sehr wohl zur Kenntnis genommen und haben auch begründet, inwiefern ihr Ansatz sich für die linguistische Beschreibung der CMC eignet. Entscheidend ist dabei, dass ihr dichotomes Konzept des ‘Mediums’, das sich ausschließlich auf die Realisierung sprachlicher Kommunikation im phonischen oder graphischen Kode bezieht, nicht mit den technischen Dispositiven, über die kommuniziert wird, verwechselt werden darf (cf. hierzu auch D üRscheiD i. d. B.): 32 Die völlig neuen Kommunikationsformen, die sich vor unseren Augen im Bereich der computergestützten Medien inzwischen eingebürgert haben ( E-mail , SMS , chat etc.), sind längst auch auf das Interesse der Linguisten gestoßen. Man könnte nun auf den Gedanken kommen, dass das Schema in Abb. 5 [cf. hier Abbildung 1], das allein die Medien Phonie und Graphie berücksichtigt, nicht ausreicht, die Komplexität dieser neuesten medialen Entwicklungen zu erfassen. Einer solchen Einschätzung ist jedoch entschieden zu widersprechen. Es muss nämlich klar getrennt werden zwischen ‘Medien’ als physikalischen Manifestationen, die bestimmte sensorische Modalitäten ansprechen (Phonie → akustisch, Graphie → visuell), und ‘technischen’ Speicher- und Übertragungsmedien, wie Telephon, Internet etc. […]. Selbst die neuesten Entwicklungen in der Elektronik bei Speicherung und Übertragung bauen im sensorischen Bereich letztlich immer nur auf dem akustischen Prinzip der Phonie oder auf dem visuellen Prinzip der Graphie auf. Es können daher selbstverständlich auch diese neusten Kommunikationsformen und Diskurstraditionen mit unseren anthropologisch fundierten Kategorien erfasst werden. Der chat ist sogar eines der schönsten Beispiele dafür, dass im graphischen Medium eine relative, allerdings auch in diesem Falle noch limitierte Annäherung an dialogische, spontane Nähesprachlichkeit möglich ist. (Koch / Oesterreicher 2011, 12-14) Nichtsdestoweniger argumentiert die aktuelle Koch / Oesterreicher-Rezeption, dass die Spezifik der Zeichenprozessierung in neuen Kommunikationsformen (z. B. Chat Instant Messaging) nicht allein auf konzeptioneller Ebene, durch den Grad der Formalität (‘Distanz’) oder Informalität (‘Nähe’) des sprachlichen Handelns, erklärt werden könne. Vielmehr sei das Medium, im Sinne des Kommunikationskanals, mit all seinen physischen Voraussetzungen selbst schon 32 Cf. hierzu auch Dürscheid (2016, 373): „Der zweite Kritikpunkt zielt auf die, wie Androutsopoulos (2007, 80) es nennt, ‘Medienvergessenheit des Ansatzes’ ab […]. Tatsächlich ist das eine Kritik, die in der Medienlinguistik immer wieder vorgetragen wird. Doch muss man auch immer wieder betonen, dass Koch / Oesterreicher genau das nicht beabsichtigen […]. Sie wollen auf der medialen Ebene nur die Phonie und die Graphie als Faktoren ansetzen, die verschiedenen Kommunikationstechnologien sind dem nachgeordnet und spielen in ihrem Ansatz deshalb keine Rolle […].“ 42 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger ein wichtiger Aspekt der - bei Koch / Oesterreicher als außersprachliche Parameter zur Bestimmung des Nähe / Distanz-Profils einer sprachlichen Äußerung dienenden - „Kommunikationsbedingungen“, welche den sprachlichen Duktus und auch den Einsatz von nicht-sprachlichen Ausdrucksmitteln, ja überhaupt die Spezifik der Bedeutungskonstitution, determinierten (cf. Schneider 2016). Müssen also die technischen Dispositive in das von Koch und Oesterreicher vorgeschlagene Inventar der „Kommunikationsbedingungen“ aufgenommen werden, um eine adäquate linguistische Beschreibung ‘neuer’, internetbasierter Formen der (medialen) Schriftlichkeit zu ermöglichen? Und inwiefern wäre es dann - nach der Integration des ‘Medialen’ in die außersprachlichen Parameter von Nähe und Distanz - überhaupt noch nötig oder sinnvoll, die von Koch und Oesterreicher verteidigte Unterscheidung zwischen ‘Medium’ (Phonie / Graphie) und ‘Konzeption’ (Nähe / Distanz) aufrechtzuerhalten (Dürscheid 2003; Kailuweit 2009; Albert 2013; Schneider 2016; Franko 2019; b aRbeRio / i ngRosso und h akulinen / l aRjavaaRa i. d. B)? Trotz der tiefgreifenden Veränderungen, zu denen medientechnische Innovationen in den letzten Jahren geführt haben und die es selbstverständlich linguistisch zu beschreiben gilt, 33 schließen wir uns der oben zitierten Auffassung von Koch / Oesterreicher (2011, 14) an, dass das universelle Nähe / Distanz-Modell auch den neuen kommunikativen Praktiken gerecht wird. Es ist nämlich zunächst einmal wichtig, sich bewusst zu machen, dass das von Koch und Oesterreicher verfolgte Erkenntnisinteresse stets ein genuin linguistisches war. Wenn die Autoren also in ihrem universellen Modell die materielle Realisierung (das ‘Medium’) analytisch von den außersprachlichen Bedingungen der Variation getrennt haben, dann taten sie dies, um den Blick zu öffnen für die anthropologischen, pragmatisch-kommunikativen Voraussetzungen der „Nicht-Einförmigkeit“ der menschlichen Sprechtätigkeit. Das von Lyons (1981) formulierte Prinzip der medium transferability , auf das Koch und Oesterreicher sich beriefen, gilt in dieser analytisch-abstraktiven, auf die semiotische Qualität sprachlicher Zeichen gerichteten Perspektive in der Tat ausnahmslos: Denn sprachliche Zeichen können vom graphischen ins phonische und vom phonischen ins graphische Medium übertragen werden, ohne dabei etwas von ihrer Bedeutungshaftigkeit einzubüßen. Die eigentliche, funktionale Basis der sprachlichen Variation - und besonders der Variation zwischen (konzeptionell) gesprochener und (konzeptionell) geschriebener Sprache - kann also nicht einfach 33 Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Social Media als Kommunikations-, aber auch als Informationskanal sind zuletzt auch Phänomene wie Hate Speech oder Fake News sowie die kommunikative Interaktion zwischen menschlichen Akteuren und Künstlicher Intelligenz (z. B. Social Bots) in den Blick der Linguistik geraten (cf. u. a. Antos 2017). Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 43 nur die materielle Realisierung des signifiant sein (zumal dann logisch gar keine phonische Realisierung distanzsprachlicher Strukturen und keine graphische Realisierung nähesprachlicher Strukturen möglich sein dürfte). Vielmehr muss das Wesen der konzeptionellen Variation pragmatisch-kommunikativ, durch die situativ relevanten außersprachlichen Bedingungen des Sprechens, erklärt werden - so die Essenz der Argumentation von Koch und Oesterreicher. 34 Selig (2017, 119-123) betont nun allerdings zu Recht, dass das Prinzip der medium transferability zwar gilt, solange man lediglich das universell-typologische Ziel der - sozusagen medienbereinigten - Inventarisierung unterschiedlicher Versprachlichungsstrategien zwischen den Polen von kommunikativer Nähe und Distanz verfolgt. Bezeichnenderweise wird das Lyons’sche Prinzip jedoch außer Kraft gesetzt, wenn es um die historisch konkretisierten, im kommunikativen Haushalt einer Gesellschaft funktionalisierten kommunikativen Praktiken (Luckmann 1997; 2008) und das damit verbundene elokutionelle Wissen geht, das die Sprechenden bei der Produktion individueller Diskurse ins Werk setzen. So ist etwa ein Gesprächsprotokoll (als graphisch niedergelegtes Produkt) offenkundig nicht dasselbe wie das zugrundeliegende, originale Gespräch (als phonisch realisierter Prozess). Die medium transferability greift also dann nicht mehr, wenn es gilt, sprachliche Handlungen in ihrer diskurstraditionellen Pragmatik zu begreifen. Peter Koch hat sich zu ebendiesem Punkt bereits im Jahr 1997 geäußert: 34 Zur Kritik an dieser Auffassung cf. Selig (1997); Schlieben-Lange (1998, 266s.); Hunnius (2012). - Entscheidend scheint uns hier wiederum die Frage zu sein, mit welchem epistemischen Ziel bestimmte Abstraktionen vorgenommen werden: Für Koch und Oesterreicher erweist es sich als sinnvoll, die Ebene der Konzeption vollständig von der Ebene des Realisierungsmediums abzutrennen, solange es einfach nur darum geht, eine universelle varietätenlinguistische Typologie konzeptioneller Bezeichnungsvarianten zu entwerfen. Von Interesse ist in dieser Perspektivierung nämlich lediglich die Frage, mit welchen typologisch-formalen Ausgestaltungen des konzeptionellen Möglichkeitsraums zwischen den Polen von kommunikativer Nähe und Distanz prinzipiell zu rechnen ist. Auf historischer Ebene stellt sich die Sache dagegen vollkommen anders dar: Denn wer etwa verstehen möchte, weshalb es in juristischen Diskurstraditionen oder im neuzeitlichen Roman zur Konventionalisierung bestimmter distanzsprachlicher Formulierungsstrategien gekommen ist, der wird nicht umhinkommen, auch die medialen Voraussetzungen der jeweiligen Diskurstradition in Rechnung zu stellen. In der Tat erschiene es abwegig anzunehmen, dass etwa ein Roman von Thomas Mann ‘genauso gut’ im phonischen Medium hätte verfasst werden können. Dies wussten Koch und Oesterreicher freilich sehr wohl. Deshalb bezog sich die von ihnen abstraktiv vollzogene Trennung zwischen Konzeption und Medium lediglich auf die universelle Ebene und nicht auf die historisch-sozietäre Funktionalisierung bestimmter konzeptioneller Ausprägungen im Rahmen von - auch medial definierten - Diskurstraditionen (s. u.). 44 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger Es hat sich als sinnvoll erwiesen, bei Mündlichkeit und Schriftlichkeit zu unterscheiden zwischen dem medialen Aspekt (phonisches vs. graphisches Medium) und dem konzeptionellen Aspekt (kommunikative Nähe vs. Distanz). Bei genauerer Betrachtung stellt man nun fest, daß sowohl das Medium als auch die Konzeption - beides auf seine Weise - auf diskurstraditioneller Ebene wichtig ist. So kann man sagen, daß jede Diskurstradition ein bestimmtes mediales ‘Profil’ hat: z. B. small talk (phonisch); Gesetzestext (graphisch); wissenschaftlicher Vortrag (graphisch fixiert, dann durch Vorlesen phonisch realisiert) usw. Selbstverständlich ist jede Diskurstradition auch grundsätzlich konzeptionell festgelegt, d. h. man kann ihr einen Ort auf dem Nähe-Distanz-Kontinuum zuweisen, der prinzipiell unabhängig von ihrem medialen Profil ist. (Koch 1997a, 56s.) Die Unterscheidung zwischen Konzeption und Medium ist also für Koch und Oesterreicher wichtig, um auf der universellen Ebene der nicht historisch konkretisierten menschlichen Sprechtätigkeit herauszustellen, in welchem formal-konzeptionellen (varietätenlinguistischen) Spektrum sich Versprachlichungsstrategien in Abhängigkeit von den außersprachlichen Nähe / Distanz- Parametern - den situativ-pragmatischen Voraussetzungen der „Nicht-Einförmigkeit“ des Sprechens - bewegen können. Die konzeptionelle Variation ist für die Autoren somit wesensmäßig kommunikativ-pragmatisch und nicht medial begründet. Auf der historischen Ebene der Diskurstraditionen (und natürlich auf der Ebene der Einzeldiskurse) gehen Konzeption und Medium aber spezifische, in der gesellschaftlichen Kommunikationspraxis konventionalisierte Verbindungen ein, die von normativer Relevanz und historisch wandelbar sind (Koch 1997a; Winter-Froemel 2020). Und genau hier, auf der Ebene der Diskurstraditionen, haben unseres Erachtens die medialen Dispositive ihren Platz, denn sie sind - funktional - mit bestimmten kommunikativen Praktiken und - formal - mit prototypischen diskurstraditionellen Ausgestaltungen assoziiert. Deshalb legen sie auch bestimmte konzeptionelle Profile und (schreib)semiotische Strategien nahe, ohne diese jedoch den Medienbenutzern aufzuzwingen (cf. dazu auch s elig / s chMiDt -R iese i. d. B.). Bestimmte kommunikative Stile oder Haltungen sind also auf diskurstraditioneller Ebene konventionell mit bestimmten medialen Dispositiven assoziiert (und vice versa ); diese konzeptionell relevanten Haltungen werden durch die Medien aber ebenso wenig determiniert, wie die oben angesprochene Gesprächssituation mit guten Freunden im Café zwangsläufig zu einem ausgelassenen, konzeptionell nähesprachlich gestalteten Smalltalk führt. Und so können eben auch E-Mails, WhatsApp-Nachrichten oder in Blogs geführte Diskussionen - prinzipiell medienunabhängig - zwischen den Polen der Nähe- und Distanzsprachlichkeit variieren. Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 45 Wenn nun beispielsweise h akulinen / l aRjavaaRa (i. d. B.) zu dem Ergebnis kommen, dass das Nähe / Distanz-Modell nicht dazu geeignet sei zu erklären, weshalb sich Ratsuchende in einem juristischen Expertenblog stärker nähesprachlicher Ausdrucksverfahren bedienen, als sie dies vermutlich in einer traditionellen Briefkorrespondenz tun würden (die Autorinnen gehen davon aus, dass das Nähe / Distanz-Modell aufgrund bestimmter, das technische Dispositiv der Kommunikation nicht berücksichtigender Parameter ein festes konzeptionelles Profil für alle Exemplare einer Diskurstradition erwarten ließe), dann könnte man dem entgegenhalten, dass es in der digitalen Schriftlichkeit - die prinzipiell mit geringeren Formalitätsanforderungen assoziiert ist als die traditionelle, in der Schule erworbene Papierschriftlichkeit (cf. Dürscheid / Frick 2016, v. a. 109-129) - zu einem konzeptionellen Wandel der Diskurstradition ‘Beratungskorrespondenz’ kommt. Dieser Wandel wird zwar in der Tat durch das mediale Dispositiv und die damit qua gesellschaftlicher Konvention assoziierten Formalitätsanforderungen begünstigt, er wird dadurch aber nicht erzwungen (er ist also in letzter, logischer Instanz nicht ‘medial bedingt’). Zweifelsohne ist der Medienwandel unter diesem Aspekt von potentiell großer sprachhistorischer Bedeutung, denn über kurz oder lang kann die im Internet praktizierte Informalisierung des sprachlichen Kommunikationsverhaltens zu weitreichenden Veränderungen im einzelsprachlichen Varietätengefüge führen (Stichwort ‘Re-standardisierung’), und stärker nähesprachliche Ausdrucksverfahren, die über die Online-Schriftlichkeit Verbreitung finden, könnten über kurz oder lang in die Schriftnorm europäischer Standardsprachen Einzug halten (zumal das Schreiben heute eben nicht mehr nur eine Sache von Eliten ist, sondern im Internet eine umfassende Demokratisierung und ‘De-standardisierung’ oder ‘Vermündlichung’ erfahren hat; cf. Krefeld 2015, 271). All diese Veränderungen lassen sich aber, wie wir meinen, mit dem Konzept der Diskurstraditionen erklären, denn die historische Ebene der sozial funktionalisierten Kommunikationsroutinen ermöglicht die Integration der medialen Dispositive, welche ihrerseits mit bestimmten Sprachhandlungstypen, Kommunikationshaltungen, konzeptionellen Profilen und schreibsemiotischen Strategien assoziiert sind. Dass die von Koch und Oesterreicher auf der universellen Ebene vollzogene Trennung von Konzeption und Medium gleichwohl auch bei der linguistischen Untersuchung neuer Kommunikationsformen sinnvoll ist, zeigt in diesem Band der Beitrag von c alaResu / p aleRMo , die argumentieren, dass es gerade die analytische Entzerrung der beiden Begriffe erlaubt, den zentralen Wesenszug der (prototypischen) digitalen Schriftlichkeit und ihre Differenzqualität zu traditionellen Kommunikationspraktiken im Medium der Schrift zu erfassen, nämlich die Sichtbarkeit des diskursiven Prozesses im graphisch materialisierten Produkt („la visibilità all’interno del testo del suo stesso processo di costruzio- 46 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger ne“). Unter diesem Aspekt erinnert die digitale Schriftlichkeit an frühe Ausbauphasen der Sprachgeschichte, in denen nähesprachliche Strategien noch stärker im graphischen Medium dokumentiert sind, oder an Texte von ungeübten Schreibern, die den Normen distanzsprachlicher Diskurstraditionen nicht hinreichend gerecht werden. Zwar erlauben es aktuelle medienlinguistische Konzepte, die medienspezifischen semiotischen Verfahren - die fraglos ein integraler Bestandteil digitaler kommunikativer Praktiken sind - ungleich genauer zu beschreiben, als dies unter Beschränkung auf die (gleichwohl offene) Liste der von Koch und Oesterreicher genannten außersprachlichen Parameter möglich erscheint (cf. c alaResu / p aleRMo i. d. B.). Funktional sind aber die medienspezifischen Verfahren der Zeichenprozessierung (seien sie nun sprachlicher oder nicht-sprachlicher Natur) nur innerhalb des begrifflichen Rahmens zu verstehen, der im universellen Nähe / Distanz-Kontinuum (hier freilich nur mit Bezug auf Sprachliches! ) durch die situativen Kommunikationsbedingungen repräsentiert wird. Die medienspezifischen semiotischen Verfahren sind also konzeptionell zu begreifen, denn sie bedienen in ihrer Eigenart die vielfach abgestuften „Sprechhaltungen und -strategien“, die zwar prinzipiell universell und somit medienunabhängig sind, die aber auf der historischen Ebene - im Rahmen konventionalisierter kommunikativer Praktiken - mit medienspezifischen Gestaltungsmitteln umgesetzt werden können. Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 47 4 Danksagung Die meisten der hier versammelten Beiträge basieren auf Vorträgen, die die Autorinnen und Autoren am 23. und 24. November 2017 im Rahmen des Internationalen Kolloquiums „Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? Mediale und konzeptionelle Aspekte von Diskurstraditionen und sprachlichem Wandel“ am Historischen Kolleg in München gehalten haben. Unser Dank gilt deshalb zunächst all jenen, die zum Gelingen der Tagung beigetragen haben: Neben den Vortragenden aus Deutschland, Finnland, Italien, Kanada, Österreich, Polen, Spanien und der Schweiz sind dies die zahlreichen interessierten Besucherinnen und Besucher, die sich aktiv an der - oft mehrsprachig geführten - Diskussion beteiligt haben, sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Historischen Kollegs, vor allem Elisabeth Hüls, die für einen reibungslosen Veranstaltungsablauf in herrlichem Ambiente gesorgt hat. Von Herzen danken wir auch unserer Kollegin Katharina Jakob-Scheerer (München), die die Tagung mit uns gemeinsam organisiert hat, sowie - ganz besonders - Andreas Dufter, dessen großzügige finanzielle Unterstützung aus Lehrstuhlmitteln die Durchführung des Kolloquiums erst möglich gemacht hat. Bei der redaktionellen Arbeit am Sammelband konnten wir auf die tatkräftige Unterstützung durch Hilfskräfte und Mitarbeitende in München, Jena und Leipzig zählen. Unser herzlicher Dank für die Formatierung und gewissenhafte Prüfung der Manuskripte geht an Bojan Golemovic und Laura Rimmele ( Jena), Kilian Morawetz und Lilith Stein (Leipzig) sowie Pedro Gómez Alberdi, Chris Owain Carter, Jillian Knull und Luis Schäfer (München). Des Weiteren danken wir zahlreichen anonymen Gutachterinnen und Gutachtern aus dem In- und Ausland für ihre kritischen Anmerkungen zu früheren Fassungen der im Band versammelten Beiträge, Tillmann Bub und Mareike Wagner vom Narr-Verlag für die verlegerische Betreuung sowie der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München für die Übernahme der Druckkosten. Unser besonderer Dank gilt schließlich Barbara Frank-Job und Ulrich Eigler für die Aufnahme des Bandes in die Reihe „ScriptOralia“, vor allem aber natürlich den Beiträgerinnen und Beiträgern, auf deren Geduld und Kooperationsbereitschaft wir uns stets verlassen konnten. Leipzig, München und Jena, im Juni 2021 Die Herausgeber 48 Klaus Grübl, Teresa Gruber & Thomas Scharinger Bibliographie Ágel, Vilmos / Hennig, Mathilde (edd.) (2006). Grammatik aus Nähe und Distanz. 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Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz? 57 Theoretische Perspektiven Koch / Oesterreicher und die (neuen) Medien 59 Koch / Oesterreicher und die (neuen) Medien Anmerkungen aus germanistischer Sicht Christa Dürscheid (Zürich) In this article, we will begin by highlighting the importance of Koch and Oesterreicher’s model in German linguistics and how the model is adopted in current research. Next, we will explain which competing media terms exist around the Koch and Oesterreicher approach and how the distinction between ‘medium’ and ‘conception’ is to be classified. We will then present some examples from computer mediated writing. The data indicates that the specificity of informal language use in private text messages cannot be explained by the transfer from one medium to the other; in fact, these texts have certain linguistic characteristics that cannot occur in oral interactions. 1 Vorbemerkungen Der vorliegende Beitrag beginnt nicht, wie es in vielen germanistischen Arbeiten der Fall ist, mit Erläuterungen zu dem Nähe / Distanz-Kontinuum von Koch / Oesterreicher auf der Basis ihres Überblicksartikels in dem Handbuch Schrift und Schriftlichkeit (siehe dazu weiter unten). 1 Zum einen kann das Modell hier als bekannt vorausgesetzt werden; zum anderen möchte ich an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen und auf eine eigene Publikation aus dem Jahr 2003 hinweisen, in dem der Ansatz von Koch / Oesterreicher unter der Überschrift „Medienkommunikation im Kontinuum von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Theoretische und empirische Probleme“ kritisch diskutiert und eine Erweiterung des Modells vorgeschlagen wurde. Der Beitrag endete damals mit den folgenden Worten: 1 Das Handbuch wird von zwei namhaften Germanisten herausgegeben (Hartmut Günther und Otto Ludwig) und hat in der Germanistik einen hohen Stellenwert. Auch das mag ein Grund dafür sein, warum gerade dieser Beitrag in unserem Fach so stark rezipiert wurde. 60 Christa Dürscheid Wird das Modell von Koch / Oesterreicher auch in Zukunft noch tauglich sein, kann die dichotomische Trennung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit noch aufrecht erhalten [ sic ] werden? Die Fragen können an dieser Stelle nicht beantwortet werden; es ist geplant, sie in einem künftigen Beitrag - etwa im Jahr 2020 - zu diskutieren. (Dürscheid 2003, 54) Inzwischen schreiben wir schon das Jahr 2021. 2 Die Mitarbeit an dem vorliegenden Sammelband gibt mir nun die Gelegenheit, die Rezeption des Modells Revue passieren zu lassen und die damals gestellte Frage aufzunehmen, ob das Modell heute noch tauglich ist und ob die in dem Modell verankerte dichotomische Trennung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit weiterhin Bestand hat. Zu diesem Zweck werde ich zunächst die „Sogwirkung“ des Modells von Koch / Oesterreicher darstellen und zeigen, welche Resonanz es bis heute insbesondere in der Germanistik erfährt (Abschnitt 2). Dann erläutere ich verschiedene Medienkonzepte, die in der kritischen Diskussion rund um das Nähe / Distanz-Kontinuum und die Unterscheidung von Medium und Konzeption vertreten werden, und lege dar, wie sich die damit verbundenen Schlagworte ‘Medienindifferenz’ und ‘Medienvergessenheit’ hier einordnen lassen (Abschnitt 3). In Abschnitt 4 werden Daten aus der digitalen, interpersonalen Kommunikation vorgestellt, und es wird dafür argumentiert, dass in dieser Kommunikation (z. B. über WhatsApp) keineswegs nur solche Ausdrucksweisen auftreten, die - folgt man der Terminologie von Koch / Oesterreicher - aus der medialen Mündlichkeit in die mediale Schriftlichkeit übertragen wurden. Abschließend werden einige Überlegungen zur Internetmündlichkeit vorgetragen - und damit zu einem Themenfeld, das in der Internetforschung bislang noch wenig Beachtung findet. 2 Zur „Sogwirkung des Ansatzes“ Wie in der Überschrift dieses Abschnitts typographisch angezeigt, handelt es sich bei der Aussage, dass das Nähe / Distanz-Modell von Koch / Oesterreicher eine Sogwirkung habe, um ein Zitat. Es stammt aus einem Beitrag mit dem Titel „Neue Medien - neue Schriftlichkeit? “ aus dem Jahr 2007, in dem die Frage diskutiert wurde, ob der Sprachgebrauch in den neuen Medien zu einer neuen 2 Die erste Version des vorliegenden Beitrags habe ich im Frühsommer 2018 am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg in Greifswald verfasst, die aktuelle Überarbeitung datiert aus dem Jahr 2021. Ich danke der Krupp-Stiftung für die Einladung zu dem Fellow-Aufenthalt. An die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Münchner Kolloquiums geht mein Dank für ihre wertvollen Hinweise im Anschluss an meinen Vortrag. Koch / Oesterreicher und die (neuen) Medien 61 Schriftlichkeitspraxis führen wird. 3 Zu diesem Zitat sind zwei Bemerkungen erforderlich: Zum einen spricht der Verfasser, Jannis Androutsopoulos, in seinem Beitrag konsequent (und so auch in diesem Zitat) von einem ‘Ansatz’, nicht von einem ‘Modell’. Ich verwende dennoch den Terminus ‘Modell’, da es dieser ist, der sich in der Medien- und Textlinguistik durchgesetzt hat, wenn man auf das Nähe / Distanz-Kontinuum Bezug nehmen möchte. Zum anderen schreibt Androutsopoulos (2007, 80) genauer von einer „Sogwirkung des Ansatzes in der (deutschsprachigen) linguistischen Internetforschung“; durch diesen Zusatz schränkt er den Resonanzraum also auf den vergleichsweise kleinen Ausschnitt der (deutschsprachigen) Wissenschaftsgemeinde ein und bezieht sich in seinen weiteren Ausführungen denn auch vor allem auf germanistische Arbeiten (z. B. von Ulrich Schmitz, Michael Beißwenger, Angelika Storrer, Peter Schlobinski und von mir selbst). 4 Tatsächlich ist es so, dass das Nähe / Distanz-Modell und die Unterscheidung in konzeptionelle Mündlichkeit (Sprache der Nähe) und konzeptionelle Schriftlichkeit (Sprache der Distanz) außerhalb der Romanistik insbesondere in der Germanistik Karriere gemacht hat. Das zeigt auch der Sammelband von Helmuth Feilke und Mathilde Hennig, in dem sich, von einer Ausnahme abgesehen, nur germanistische Beiträge finden. 5 Ein Grund für die Popularität des Modells in der Medienlinguistik mag sein, dass es eine eingängige Metaphorik hat (Sprache der Nähe - Sprache der Distanz) und auf einer anschaulichen, intuitiv leicht nachvollziehbaren Grafik beruht. Ein weiterer Grund ist vermutlich der, dass, wie Androutsopoulos (2007, 80) schreibt, im Rahmen dieses Ansatzes „gegenläufige Kombinationen von Medium und Konzeption“ sehr gut erfasst werden können, also z. B. solche Äußerungsweisen, die gerade nicht die für das Medium ( sensu Koch / Oesterreicher) prototypischen konzeptionellen Merkmale 3 Explizit genannt werden in dem Beitrag solche Internetdienste, „in denen sprachliche Kommunikation nahezu ausschließlich in schriftlicher Form stattfindet: E-Mail, Instant Messaging, Chat, Mailinglisten, Newsgroups, Webforen“ (Androutsopoulos 2007, 72). Wie wir weiter unten noch sehen werden, zeichnen sich hier Veränderungen ab. 4 Androutsopoulos verwendet den Zusatz deutschsprachig , nicht germanistisch . Das ist selbstverständlich nicht dasselbe. Doch wenn Arbeiten zur Internetkommunikation auf Deutsch publiziert werden und darin ein Bezug zum Modell von Koch / Oesterreicher hergestellt wird, dann handelt es sich oft um Arbeiten aus der Germanistik. Eine Ausnahme stellt die romanistische Dissertation von Katharina Jakob dar, die italienische Whats- App-Chats untersucht und sich in diesem Zusammenhang auch mit dem Modell von Koch / Oesterreicher befasst (vgl. Jakob 2018). 5 Der Sammelband geht auf ein Kolloquium aus dem Jahr 2012 zurück, an dem Peter Koch vorgetragen hatte. Nach seinem Tod übernahm es Wulf Oesterreicher, das Vortragsmanuskript aufzuarbeiten und mit Überlegungen zu verbinden, die er selbst in dem Band publizieren wollte. Doch auch Wulf Oesterreicher war es nicht vergönnt, diese Publikation zu erleben. 62 Christa Dürscheid aufweisen. 6 So gilt als ein Charakteristikum von Textnachrichten, die in den (damals) neuen Medien geschrieben wurden und seit Ende der 1990er Jahre in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses rückten, dass sie zwar schriftlich, vom Duktus her aber oft mündlich sind. Was lag da näher, als dieses Spannungsverhältnis mit den Termini ‘medial schriftlich’, aber ‘konzeptionell mündlich’ zu beschreiben und zu versuchen, solche Texte (wie z. B. SMS und private E-Mails) bzw. die dazugehörigen Kommunikationsformen (wie z. B. die SMS - und die E- Mail-Kommunikation) in das Nähe / Distanz-Kontinuum einzuordnen - obwohl das Modell für diesen Zweck gar nicht konzipiert wurde (vgl. dazu Dürscheid 2016, 357-359)? 7 Doch auch dieser Umstand kann nicht der alleinige Grund für die Erfolgsgeschichte sein, denn das Argument ließe sich ja beispielsweise auch für die anglistische Linguistik anführen, wo in den vergangenen zwanzig Jahren ebenfalls viele Arbeiten zum Sprachgebrauch in den neuen Medien publiziert wurden (vgl. z. B. Crystal 2006), in der Regel aber ohne Bezug auf das Modell von Koch / Oesterreicher. 8 Helmut Feilke nennt in seinem „Versuch einer erklärenden Rezeptionsgeschichte“ (so der Untertitel seines Beitrags) noch einen weiteren Grund: Er legt dar, dass der Aufsatz von 1985, in dem Koch / Oesterreicher ihr Modell entwickelten, zu einer Zeit erschien, in der - inspiriert durch die Sprechakttheorie - „jedwedes kommunikative Signal“ als Text angesehen wurde (Feilke 2016, 126). 9 Vor diesem Hintergrund sei, so Feilke (2016, 126), die breite Wirkung des Modells in der Germanistik (und in der germanistischen Sprachdidaktik) zu sehen: „Gegenüber diesem Zugang […] rehabilitierten Koch / Oesterreicher mit ihrem Aufsatz den durch Merkmale der Distanzkommunikation gekennzeichneten Text , der eben typischerweise ein Schrifttext ist“ 6 Koch / Oesterreicher (2011, 4) stellen zu solch gegenläufigen Konstellationen fest, dass gerade diese „in kultur- und sprachgeschichtlicher Perspektive höchst bedeutsam sind“. 7 Auf die damit verbundenen methodologischen Probleme gehe ich nicht ein. Es sei dazu nur so viel gesagt, dass sich Kommunikationsformen (wie z. B. die E-Mail-Kommunikation) nicht in das Kontinuum einordnen lassen, denn sie stellen ein ganzes Bündel von Textsorten dar. Vgl. dazu Androutsopoulos (2007, 87), der schon damals zu Recht darauf hingewiesen hat, dass eine solch „lineare Anordnung ohne empirische Evidenz“ problematisch ist. 8 Das gilt auch für Susan C. Herring, die in keiner ihrer Arbeiten zur computervermittelten Kommunikation (z. B. Herring 2019) auf das Modell von Koch / Oesterreicher Bezug nimmt (obwohl es von beiden Autoren auch englischsprachige Publikationen gibt). Sue Herring steht mit ihrer Professur aber nicht für die anglistische Linguistik, sondern für die englischsprachige Internetforschung. 9 Pointiert zum Ausdruck gebracht wird diese Auffassung von Peter Hartmann (1971, 12). Er schreibt: „Es wird, wenn überhaupt gesprochen wird, nur in Texten gesprochen.“ Vgl. zu diesem Ansatz in der Textlinguistik auch das Buch von Scherner (1984) mit dem bezeichnenden Titel Sprache als Text . Koch / Oesterreicher und die (neuen) Medien 63 (Kursivierung im Original). Denn dadurch richtete sich der Fokus wieder auf solche Texte, die distanzsprachlich-situationsentbunden für sich stehen können (d. h. auf konzeptionell schriftliche Texte). Und das wiederum macht das Modell, folgt man den Überlegungen von Feilke, so attraktiv für den muttersprachlichen Deutschunterricht, in dem bis heute die Erziehung zur (konzeptionellen) Schriftlichkeit eine zentrale Rolle spielt. Tatsächlich werden in den aktuellen bildungspolitischen Debatten rund um die sogenannte Bildungssprache 10 die damit erfassten sprachlichen Kompetenzen „vornehmlich in Verbindung zu konzeptioneller Schriftlichkeit“ gebracht (vgl. Fornol 2017, 178). Doch auch an diesem Ansatz wird, wiederum mit Bezug auf Koch / Oesterreicher, Kritik geübt: Schneider et al. (2018, 260) stellen in ihrer Studie zum gesprochenen Standard fest, dass man auch in formelleren Kontexten syntaktisch nicht genau so spricht, wie man schreibt. Als Beispiele nennen sie Verbzweitstrukturen nach der Subjunktion weil (vgl. weil ich habe keine Zeit ) oder Apokoinukonstruktionen (vgl. Das ist was Schönes ist das ), die im gesprochenen Standard völlig unauffällig, im geschriebenen Standard dagegen stark markiert sind. 11 Ihr Fazit lautet, dass die Beschreibungskategorie ‘konzeptionell schriftlich’ in Bezug auf gesprochene Sprache „tendenziell irreführend“ sei und dass „die Diskussion über die sogenannte Bildungssprache den Blick auf mediale Unterschiede zwischen gesprochener und geschriebener Sprache“ häufig verstelle (Schneider et al. 2018, 260; Kursivierung im Original). Das Modell von Koch / Oesterreicher hat in der Germanistik also eine breite Wirkung entfaltet, und auch in aktuellen Publikationen wird immer wieder darauf Bezug genommen. Allerdings gibt es einen Aspekt, der in allen diesen Arbeiten keine Berücksichtigung findet: Koch / Oesterreicher verwenden in ihren Erläuterungen zum Nähe / Distanz-Kontinuum den Terminus ‘Diskurstraditionen’ und betonen, dass ihnen dieser geeigneter scheine als die Termini ‘Gattung’ oder ‘Textsorte’. Sie begründen dies damit, dass der Begriff der Gattung „zu literarisch besetzt“ sei (Oesterreicher / Koch 2016, 14) und sie den Begriff der Textsorte als „zu ‘mechanistisch’-klassifikatorisch“ (Oesterreicher / Koch 2016, 29) ansehen würden. Weiter führen sie aus, dass beispielsweise ein Privatbrief, ein Vorstellungsgespräch oder eine Predigt historisch gewachsene Diskurstra- 10 Der Ausdruck Bildungssprache ist zu einem neuen Hochwertwort in der Bildungspolitik geworden. Darunter werden Ausdrucksweisen verstanden, die durch ein formelles, distanzsprachliches Register gekennzeichnet sind (z. B. komplexe Attribute, Nominalisierungen, Verwendung von Fachbegriffen, unpersönliche Konstruktionen). 11 Das heißt umgekehrt aber auch: Wer für ein Referat eine schriftliche Vorlage verfasst, tut gut daran, den Text so zu formulieren, dass er sich für die mündliche Präsentation eignet. Der Text sollte also nicht nur Merkmale enthalten, die für den geschriebenen Standard typisch sind (z. B. Nominalisierungen, komplexe Attribute, unpersönliche Konstruktionen). 64 Christa Dürscheid ditionen seien, denen prototypisch konzeptionelle Profile zugeordnet werden können, die „variabel-flexible Realisierungen erlauben und damit ein wirkliches Verständnis für die Fortbildung von Diskurs- und Texttraditionen im Gebrauch eröffnen“ (Oesterreicher / Koch 2016, 29; Kursivierung im Original). Sie tragen damit der Tatsache Rechnung, dass sich die Parameterwerte für bestimmte Profile verändern können (wie z. B. für den Privatbrief), diese aber dennoch, synchron wie diachron, in bestimmten Diskurstraditionen stehen. Der in germanistischen Arbeiten vielfach verwendete Begriff der Textsorte hat demgegenüber einen eher statischen, klassifikatorischen Charakter, zudem legt dieser Ausdruck eine Fokussierung auf die geschriebene Sprache nahe (weshalb man im Pendant dazu mit Bezug auf die gesprochene Sprache gelegentlich auch von ‘Diskursarten’ spricht; vgl. Dürscheid 2003). Dennoch hat sich der Terminus ‘Diskurstradition’ in der Germanistik nicht durchgesetzt. 12 Das sieht man unter anderem daran, dass es in dem (in der Germanistik vielfach benutzten) Metzler Lexikon Sprache keinen Eintrag zu ‘Diskurstradition’ gibt, dagegen aber einen längeren Eintrag zu ‘Textsorte’ (und viele Querverweise auf diesen Artikel). Und auch in den einschlägigen Publikationen zur Textlinguistik ist nicht von ‘Diskurstraditionen’ die Rede - und dies selbst dann nicht, wenn ein modalitätsübergreifender Ausdruck benötigt wird. Meist spricht man dann von ‘Äußerungen’ (z. B. Schneider 2016, 336) oder von ‘Äußerungsformen’ (z. B. Dürscheid 2016, 365), die in das Kontinuum eingeordnet werden können, nicht aber von ‘Diskurstraditionen’. 13 Auch Kirsten Adamzik nimmt in ihrer Einführung in die Textlinguistik, in der sie die einschlägige Terminologie aus dem Modell von Koch / Oesterreicher kommentiert, nicht auf den Terminus ‘Diskurstradition’ Bezug; sie verwendet ihrerseits den Ausdruck ‘Äußerungsprodukt’ (vgl. Adamzik 2016, 53). Damit komme ich zum letzten Punkt dieses Abschnitts, zur Rezeption des Modells in aktuellen textlinguistischen Arbeiten. Die Einführung von Adamzik, die in zweiter, vollständig überarbeiteter Fassung im Jahr 2016 erschien, wurde soeben erwähnt; sie steht im nächsten Abschnitt im Fokus, wenn der Koch / Oesterreicher’sche Medienbegriff diskutiert wird. An dieser Stelle sei 12 Alternativ zu ‘Textsorte’ verwendet man in germanistischen Arbeiten gelegentlich die Bezeichnungen ‘kommunikative Gattung’ oder ‘kommunikative Praktik’ (vgl. Adamzik 2016, 62). Koch / Oesterreicher lehnen den Terminus ‘Gattung’ ab, sie haben aber nur die Verwendungsweise dieses Ausdrucks in der Literaturwissenschaft, nicht in der Sprachwissenschaft im Blick. 13 Zum Terminus ‘Äußerungsform’ ist noch anzumerken, dass Koch / Oesterreicher diese Bezeichnung auch selbst verwenden (vgl. z. B. Koch / Oesterreicher 1985, 18). In ihren neueren Arbeiten steht an dieser Stelle aber meist der Ausdruck ‘Kommunikationsform’ (vgl. Oesterreicher / Koch 2016, 26) oder ‘Diskurstradition’ (vgl. Koch / Oesterreicher 2011, 13). Koch / Oesterreicher und die (neuen) Medien 65 noch auf ein anderes Buch eingegangen, das den Titel Textkommunikation. Ein textlinguistischer Neuansatz zur Theorie und Empirie der Kommunikation mit und durch Schrift trägt (Hausendorf et al. 2017) und das, wie bereits aufgrund des Titels zu vermuten, einen schriftbezogenen Ansatz verfolgt. Im zweiten Kapitel ihrer Arbeit sagen es die Autoren deutlich: „Texte sind für uns […] die Erscheinungsform einer durch Schriftlichkeit vermittelten Kommunikation. Ein Gespräch ist für uns also kein Text“ (Hausendorf et al. 2017, 40). Ins Zentrum ihrer Ausführungen stellen sie die „Lesbarkeit“ von Texten, sie fokussieren also stark auf die Rezeptionsseite und sehen in dem Herausarbeiten sogenannter „Lesbarkeitshinweise“ die Kernaufgabe der Textlinguistik. Von der „Lesbarkeit“ unterscheiden sie die „Anwesenheit“, die aus ihrer Sicht die zentrale Kommunikationsbedingung für eine Face-to-Face-Interaktion darstellt. In der Schriftlichkeit (z. B. im Chat) sei eine solche Anwesenheit nicht gegeben, hier zähle einzig der Moment der Lektüre, wobei mit jeder neuerlichen Lektüre die Lesbarkeit des Textes neu realisiert wird (vgl. Hausendorf et al. 2017, 35). 14 Von einer Interaktion könne man deshalb nicht sprechen; es handle sich um eine „Kommunikation mit und durch Schrift“, deren konstitutives Merkmal gerade nicht die Anwesenheit der Kommunikationspartner ist. Hausendorf et al. (2017, 36s.) halten fest: „Anwesenheit beim Lesen und Schreiben mag zwar in der Evolution der Textkommunikation von Fall zu Fall eine Rolle spielen, ist aber in der Gegenwart ein klar beschreibbarer Spezialfall.“ Ein solcher Spezialfall liegt z. B. vor, wenn ein Schüler im Beisein eines anderen eine Nachricht aufschreibt und den Zettel dann an diesen weiterreicht (z. B. im Klassenzimmer). Im Kontext dieser Überlegungen zu Anwesenheit und Lesbarkeit (und damit zu Interaktion und Nicht-Interaktion) diskutieren Hausendorf et al. (2017) auch die Unterscheidung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Sie heben nachdrücklich hervor, dass es sich dabei keineswegs um Entsprechungen handle: „Die Unterscheidung von konzeptioneller Mündlichkeit und Schriftlichkeit fällt […] nicht mit der von uns postulierten Unterscheidung von Anwesenheit (als Bedingung von Face-to-face-Interaktion) und Lesbarkeit (als Bedingung textbasierter Kommunikation) zusammen“ (Hausendorf et al. 2017, 40). Nun mag man einwenden, dass dies auch niemand vermutet habe, da die Unterscheidung von Anwesenheit 14 An dieser Stelle sei dazu eine kritische Anmerkung von Kirsten Adamzik zitiert. Sie bezieht sich auf eine frühere Publikation von Heiko Hausendorf und Wolfgang Kesselheim, in der das Konzept der Lesbarkeit erstmals vorgestellt wurde: „Es fragt sich natürlich, welche Einheit mit Text gemeint ist, wenn diese im Moment der Lektüre entstehen soll. Um eine materielle Einheit kann es sich unmöglich handeln […], denn eine solche entsteht natürlich nicht im Moment der Lektüre, sondern ist der Ausgangspunkt für Rezeptionsprozesse“ (Adamzik 2016, 86). Angemerkt sei auch, dass Hausendorf et al. (2017) ihrerseits nicht auf Adamzik (2016) Bezug nehmen; sie orientieren sich nur an der Erstauflage ihrer Einführung aus dem Jahr 2004. 66 Christa Dürscheid und Lesbarkeit nicht auf den Duktus von Äußerungen abzielt, sondern auf die Phonie bzw. Graphie (und damit im Sinne von Koch / Oesterreicher auf die mediale Ebene von Mündlichkeit und Schriftlichkeit). Liegt hier möglicherweise eine Verwechslung vor, sollte im Zitat statt von konzeptioneller von medialer Mündlichkeit und Schriftlichkeit die Rede sein? Die Vermutung wird dadurch bestärkt, dass an späterer Stelle im Text (vgl. S. 43) festgehalten wird, die Unterscheidung in Lesbarkeit und Anwesenheit sei dichotomisch zu verstehen. Denn dies gilt für die mediale Ebene im Modell von Koch / Oesterreicher ebenfalls: Phonie und die Graphie sind zwei getrennte Einheiten, dem „dichotomischen Verhältnis von ‘graphisch’ und ‘phonisch’ beim Medium“ werden die „kontinualen Verhältnisse bei der Konzeption“ (Oesterreicher / Koch 2016, 20) gegenübergestellt. Doch auch von einer solchen Zuordnung (d. h. Anwesenheit - Phonie, Lesbarkeit - Graphie), die zunächst recht naheliegend scheint, grenzen sich die Autoren ab. Das machen sie z. B. deutlich, wenn sie schreiben: „Unser Argument für die Unterscheidung von Anwesenheit und Lesbarkeit ist ein kommunikationstheoretisches, das mit der Unterscheidung von gesprochener vs. geschriebener Sprache nicht angemessen wiederzugeben ist“ (Hausendorf et al. 2017, 40). 15 In ihrem Fazit plädieren sie deshalb dafür, ganz auf „die schillernde Unterscheidung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit“ zu verzichten und diese „durch die kommunikationstheoretisch eindeutige Unterscheidung von Lesbarkeit und Anwesenheit“ zu ersetzen (Hausendorf et al. 2017, 43). Die Frage stellt sich, ob dieser Vorschlag auf theoretischer Ebene weiterführend ist - auch weil es z. B. durch die neuen Kommunikationstechnologien Fälle gibt, wo Anwesenheit virtuell gegeben ist (z. B. Kopräsenz an der Tastatur beim Chat), die Kommunikation aber doch schriftlich (bzw. im Sinne von Hausendorf et al. (2017) über ‘Lektüremomente’) erfolgt. Weiter sei mit Kirsten Adamzik angemerkt, dass es sich heute weitgehend durchgesetzt hat, auf konzeptioneller Ebene von ‘Nähe’ und ‘Distanz’ zu sprechen (und nicht mehr von ‘Mündlichkeit’ und ‘Schriftlichkeit’), da es problematisch sei, prinzipiell völlig Unterschiedliches „gleichermaßen mit den Ausdrücken Mündlichkeit / Schriftlichkeit zu belegen, also die übertragene Lesart mit der Medialität terminologisch zu vermischen“ (Adamzik 2016, 76; Kursivierung im Original). Sowohl in der Medienlinguistik als auch in der Sprachdidaktik und in der Textlinguistik findet also eine intensive Auseinandersetzung mit dem Modell 15 Um dies nachvollziehen zu können, muss man wissen, dass die Autoren aus interaktionssoziologischer Sicht argumentieren und sich dezidiert für eine „Ablösung von sprachbezogenen Begrifflichkeiten“ (Hausendorf et al. 2017, 41) aussprechen. Denn: „Sprache ist in der Interaktion nur ein Gast, der keineswegs immer anwesend sein muss“ (Hausendorf et al. 2017, 41). Das Verbale stellt also nur einen Fall von Interaktion dar, auch ein gemeinsames Musizieren könne „in einem sozial elementaren Sinne Interaktion“ sein (Hausendorf et al. 2017, 42). Koch / Oesterreicher und die (neuen) Medien 67 von Koch / Oesterreicher statt. Diese gestaltet sich in der Textlinguistik - wie im Falle von Hausendorf et al. (2017) - tendenziell kritisch, in anderen Arbeiten eher affirmativ (so z. B. in der germanistischen Sprachdidaktik). Doch auch die kritischen Stellungnahmen machen deutlich, dass die Begrifflichkeiten ‘Nähe / Distanz’, ‘Medium / Konzeption’ und ‘Mündlichkeit / Schriftlichkeit’ in der Germanistik wichtige Referenzbzw. Reibungspunkte darstellen. 16 Das gilt insbesondere für den Medienbegriff, der in der Literatur zum Teil kritisch diskutiert wird. In ihrem Beitrag zur Rezeption des Nähe / Distanz-Modells bringt Maria Selig diese Reaktionen wie folgt auf den Punkt: „Die Argumentationen im Zusammenhang mit dem Modell sind häufig gekennzeichnet von einer Art Frontstellung der Medialität gegenüber“ (Selig 2017, 119). 17 Um welche Frontstellungen es sich dabei handelt, ist Gegenstand des nächsten Abschnitts. 3 Medienindifferenz und Medienvergessenheit Koch / Oesterreicher beziehen den Ausdruck ‘Medium’, wie sie in ihrem 1985er- Aufsatz schreiben, auf „die beiden Realisierungsformen für sprachliche Äußerungen“ (1985, 17), auf die phonische und auf die graphische Ebene. Man mag diese Engführung problematisch finden (siehe dazu einzelne Beiträge in dem Sammelband von Feilke / Hennig 2016); man muss dies aber zunächst einmal zur Kenntnis nehmen. Das gilt um so mehr, wenn man das Modell aus medienlinguistischer Sicht betrachtet. In der Medienlinguistik (und so auch in der neueren Internetforschung) herrscht ein anderes Medienverständnis vor, Medien werden hier als Institutionen (z. B. Fernsehanstalten), als Publikationsformen (z. B. Zeitungen) oder als technische Hilfsmittel gesehen - und schnell besteht die Gefahr, diese Konzepte in Verbindung zu ‘Medium’ bei Koch / Osterreicher zu bringen. Auf den Umstand, dass sie ihrerseits von einem anderen Medienbegriff ausgehen, weisen Koch / Oesterreicher in ihren neueren Arbeiten aber deutlich hin (vgl. Koch / Oesterreicher 2011, 14). Einen instruktiven Überblick über die verschiedenen Deutungen des Medienbegriffs findet man sowohl in der Medien-Kulturgeschichte von Wolfgang Raible (vgl. Raible 2006, 12) als auch in der Textlinguistik-Einführung von Kirsten Adamzik (vgl. Adamzik 2016, 61). Adamzik stellt fest, dass man für das, was 16 Was die Medienlinguistik (und hier insbesondere die Internetforschung) betrifft, muss allerdings festgestellt werden, dass das Modell, wie Thomas Krefeld es formuliert, „offenbar im Untergang“ ist (Krefeld 2018, 8). Warum das so ist, werde ich in Abschnitt 4 erläutern. 17 Der Beitrag erschien im Romanistischen Jahrbuch - also in dem Publikationsorgan, wo im Jahr 1985 mit dem Koch / Oesterreicher’schen Beitrag „Sprache der Nähe - Sprache der Distanz“ alles begann. 68 Christa Dürscheid Koch / Oesterreicher unter ‘Medium’ verstehen, „inzwischen […] einen anderen Terminus vorzieht, nämlich Modus bzw. Modalität“ (Adamzik 2016, 64; Fettdruck im Original). Koch / Oesterreicher verwenden den Ausdruck ‘Modalität’ gelegentlich auch selbst, so z. B., wenn sie in ihrer letzten gemeinschaftlichen Publikation erläutern, dass Medien (in ihrem Sinne, C. D.) bestimmte „sensorische Modalitäten“ ansprechen und dieses Konzept von Medien von „Speicher- und Übertragungsmedien, Telefon, Internet usw.“ (Oesterreicher / Koch 2016, 53) zu unterscheiden sei. Diese beiden Medienbegriffe werde ich im Folgenden mit Medium 1 (modalitätsbezogen) und Medium 2 (technikbezogen) unterscheiden und damit deutlich machen, um welches Medienkonzept es jeweils geht. Denn wie wir noch sehen werden, beziehen sich die kritischen Überlegungen zur ‘Medienindifferenz’ auf den Medium 1 -Begriff (der für Koch / Oesterreicher zentral ist). Dagegen legt die Kritik an der ‘Medienvergessenheit’ (s. u.) den Medium 2 - Begriff (der in der neueren Medienlinguistik zentral ist) zugrunde. Darüber hinaus wird dem Modell noch eine zweite Art von Medienvergessenheit angelastet, und die Vertreter dieser Position (z. B. Jan Georg Schneider) setzen nochmals ein anderes Medienkonzept an (Medium 3 ). Sie vertreten die Auffassung, dass das „Zeichen mitsamt seinen medial-materiellen Eigenschaften“ in der Zeichenprozessierung nicht nur übermittelt, sondern dadurch erst konstituiert werde (vgl. Schneider 2016, 343; siehe auch Schneider et al. 2018, 57-69). Schneider bezieht sich hier auf Fehrmann / Linz (2009) und stellt in Anlehnung an deren Publikation fest, „dass es keine nichtmediale Kommunikation“ (Schneider 2016, 343) gebe. Daran wiederum übt Thomas Krefeld Kritik. Er merkt an: Energisch widersprechen muss man allerdings der ‘Auffassung […], dass es keine nichtmediale Kommunikation gibt’ (S. 343). Es zeigt sich hier, dass Schneider die eigentliche linguistische Schwachstelle des Medienbegriffs von Peter Koch & Wulf Oesterreicher ebenso wenig gesehen hat wie die anderen Autoren des Bandes. (Krefeld 2018, 12) Krefeld argumentiert, dass das Phonische eine Sonderstellung habe; in der linguistischen Analyse könne man dabei nicht von der Artikulation / Audition abstrahieren, es sei ein „unmittelbares Sprechen, ohne irgendein zusätzliches Mittel“ (Krefeld 2018, 12) - und dieses Sprechen sei nicht medial. Das schließe natürlich nicht aus, dass akustische Sprache medial übermittelt werden könne; es sei aber falsch, die Materialität des Zeichens mit seiner Medialität gleichzusetzen. 18 18 Dem hält Jan Georg Schneider (persönliche Mitteilung) wiederum entgegen, dass er „nicht die bloße Materialität (phonisches Trägermedium) mit Medialität gleich[setze], Koch / Oesterreicher und die (neuen) Medien 69 Man muss in der Diskussion um das Modell von Koch / Oesterreicher also zwischen mindestens drei Medienbegriffen - Medium 1 , Medium 2 und Medium 3 - und zwei Arten von Medienvergessenheit unterscheiden. Das mag verwirrend erscheinen, hängt aber damit zusammen, dass der Medienbegriff selbst so facettenreich ist. Doch vermutlich hätten Koch / Oesterreicher gut daran getan, nicht ihrerseits den Terminus ‘Medium’ zu bemühen; besser hätten sie von Beginn an von ‘Modalität’ gesprochen und folglich von ‘Modalität und Konzeption’, nicht von ‘Medium und Konzeption’. 19 Die vielen medientheoretischen Auseinandersetzungen rund um ihr Modell wären dann vielleicht ausgeblieben. Worauf bezieht sich der Vorwurf der Medienindifferenz nun aber genau, und was wird unter dem Schlagwort ‘Medienvergessenheit’ verstanden? Kommen wir zunächst zur Medienindifferenz: Ich übernehme diesen Ausdruck von Selig (2017); in anderen Arbeiten ist von Medienunabhängigkeit oder Medienneutralität die Rede (z. B. Feilke 2016). Ausgangspunkt der Kritik ist die Aussage von Koch / Oesterreicher, dass die Ebenen ‘Konzeption’ und ‘Medium’ unabhängig voneinander seien. Das zeige sich unter anderem daran, dass es keine festen Korrelationen zwischen der Einordnung von Äußerungsformen im Nähe / Distanz-Kontinuum und ihrer medialen Realisierung gebe. Es bestünden zwar Affinitäten, d. h. bevorzugte Beziehungen (z. B. medial schriftlich - konzeptionell schriftlich), es seien aber auch gegenläufige Kombinationen möglich (z. B. medial schriftlich - konzeptionell mündlich). Dieser Punkt ist in der Rezeption des Modells unbestritten und hat dem Ansatz gerade in der Medienlinguistik viel Zustimmung eingebracht. Was aber als problematisch angesehen wird, ist die „medium transferability“, die Koch / Oesterreicher in diesem Zusammenhang geltend machen (vgl. z. B. Oesterreicher / Koch 2016, 21). Sie orientieren sich dabei sowohl an Ludwig Söll als auch an John Lyons, dessen Arbeiten in den 1980er Jahren breit rezipiert wurden. In seiner mehrfach aufgelegten Einführung „Language and Linguistics“ schreibt Lyons: sondern […] die Medialität eines Mediums als die Gesamtheit seiner medialen Eigenschaften“ betrachte. Weiter sei angemerkt, dass auch ich dafür argumentiere, dass die Face-to-Face-Kommunikation nicht medial ist, dies aber aus anderen Gründen. Mein Ausgangspunkt ist, dass man in einem direkten Gespräch kein Hilfsmittel zur Übermittlung von Sprache braucht, ich lege in meiner Argumentation also einen technischen Medienbegriff zugrunde. 19 Die Unterscheidung in ‘Medium’ und ‘Konzeption’ übernahmen sie aus dem Vierfelderschema von Ludwig Söll, das dieser in seinem Buch Gesprochenes und geschriebenes Französisch (Erstauflage 1974) vorgestellt hatte. Insofern bot es sich für sie an, bei Sölls Termini zu bleiben. Außerdem hat das Wort Medium den Vorteil, dass sich analog zu Konzeption umstandslos ein Adjektiv bilden lässt (vgl. mediale / konzeptionelle Mündlichkeit ). 70 Christa Dürscheid A distinction must be drawn between language-signals and the medium in which the signals are realized. Thus it is possible to read aloud what is written and, conversely to write down what is spoken. […] In so far as language is independent, in this sense, of the medium in which language-signals are realized, we will say that the language has the property of medium-transferability. (Lyons 1981, 11; Fettdruck im Original) In ihrem 1985er-Aufsatz verweisen Koch / Oesterreicher nur in einer Fußnote auf die hier mit dem Ausdruck „medium-transferability“ bezeichnete Übertragbarkeit von einem Medium in das andere (vgl. Koch / Oesterreicher 1985, 17), 20 in späteren Arbeiten bauen sie diesen Aspekt in den Text selbst ein. Sie wollen damit der Aussage Nachdruck verleihen, dass „selbstverständlich […] Transpositionen aller genannten Äußerungsformen in das jeweils andere Realisierungsmedium jederzeit möglich sind“ (Koch / Oesterreicher 1985, 21). Als Beispiel nennen sie einen Tagebucheintrag, den man laut vorlesen kann, oder den Vortrag, den man abdrucken kann. Ihre Aussagen zur „medium-transferability“ haben Koch / Oesterreicher den Vorwurf der Medienindifferenz bzw. Medienneutralität eingebracht (vgl. dazu ausführlich Feilke 2016, 143-148; Adamzik 2016, 70-72; Selig 2017, 119-123). Helmuth Feilke stellt z. B. fest, dass sich die „Autoren durch ihre apodiktische Trennung von Medialität und Konzeption […] in der Linguistik und Sprachdidaktik vielfacher Kritik ausgesetzt haben“ (2016, 145), und Maria Selig merkt an: „Vollständig zurückzuweisen ist schließlich der Gedanke an die mediale Äquivalenz beim Transkript eines spontanen Gesprächs“ (2017, 122). Ein transkribiertes Gespräch sei eben kein Gespräch, nur aus der Perspektive des Wissenschaftlers könne man von Äquivalenz und Austauschbarkeit sprechen. Doch eine solche Austauschbarkeit meinten Koch / Oesterreicher meines Erachtens nicht; sie schreiben ja selbst, dass ein Brief, wenn er vorgelesen werde, einen anderen Charakter bekomme und die dadurch entstehenden Veränderungen (z. B. durch die dialektale Aussprache) „eben auch für Modifikationen im konzeptionellen Profil der Äußerungen verantwortlich sind“ (Oesterreicher / Koch 2016, 22). Was sie aus meiner Sicht einzig betonen wollten, ist, dass Sprache prinzipiell von einer Modalität in die andere transponierbar ist (vgl. dazu auch Feilke 2016, 144). Wie sonst könnte man als literaler Mensch laut lesen, was man schreibt, und aufschreiben, was man spricht? Das bedeutet aber nicht, dass die Äußerungen im Nähe / Distanz-Kontinuum an derselben Stelle eingeordnet werden müssten. Wie wir weiter unten auch am Vergleich von Chat-Konversationen und Gesprächen sehen werden, gibt es hier wesentliche Unterschiede, 20 Auch John Lyons legt einen modalitätsspezifischen Medienbegriff zugrunde (= Medium 1 ). Er versteht darunter die Unterscheidung in „spoken language“ und „written language“ (vgl. Lyons 1981, 11). Koch / Oesterreicher und die (neuen) Medien 71 die eine Eins-zu-Eins-Entsprechung in der Positionierung solcher Kommunikationspraktiken auf phonischer und graphischer Ebene verbieten (vgl. Abschnitt 4). WhatsApp-Chats beispielsweise unterliegen, stellt Jakob (2018) fest, spezifischen pragmatischen Bedingungen, und diese „Affordanzbündel“ sind nicht dieselben wie in einer Face-to-Face-Kommunikation. Insofern ist auch die Rede von „getippten Gesprächen“ (vgl. den Titel eines Beitrags von Angelika Storrer aus dem Jahr 2001) in Bezug auf die Chat-Kommunikation irreführend. Weiter oben wurde schon festgestellt, dass die Kritik an dem Modell von Koch / Oesterreicher an verschiedene Medienbegriffe anschließt. Wenn Jannis Androutsopoulos in seinem Aufsatz „Neue Medien - neue Schriftlichkeit? “ von einer „Medienvergessenheit“ des Ansatzes spricht, „der den Medienbegriff nur auf die grafische Realisierung des Zeichensystems Sprache bezieht und die Rolle technischer Medien kaum reflektiert“ (Androutsopoulos 2007, 80), dann legt er einen technischen Medienbegriff (= Medium 2 ) zugrunde. 21 Diese Kritik lässt sich aber schnell entkräften. Denn es war gar nicht der Anspruch Koch / Oesterreichers, die Rolle technischer Medien zu „reflektieren“; sie haben (nun einmal) einen anderen Medienbegriff (vgl. dazu Dürscheid 2016). Das Problem liegt hier eher in der Medienlinguistik, die den Koch / Oesterreicher’schen Ansatz an ihrem Medienbegriff misst, nicht am Modell selbst. Was den zweiten Vorwurf zur Medienvergessenheit betrifft, der oft fälschlich mit dem ersten gleichgesetzt wird, geht dieser von einem anderen Medienbegriff aus: Medien sind dieser Position zufolge Verfahren der Zeichenprozessierung (s. o.), sprachliche Zeichen seien von diesem Prozess (und damit den Kommunikationsbedingungen, unter denen sie produziert werden) nicht abtrennbar und nicht auf den phonischen und graphischen ‘Kode’ reduzierbar (vgl. Schneider 2016, 343). In diesem Sinne könne es keine „Medientheorie ohne Medien“ geben (so der Titel des Beitrags von Fehrmann / Linz 2009), jede Kommunikation sei medial; in der Face-to-Face-Kommunikation sei es z. B. die „Stimmlichkeit der Stimme etwa, die Mimik und Gestik, die Interaktion im gemeinsamen Wahrnehmungsraum, der Augenkontakt“ (Schneider 2016, 340), die „mehrdimensionale mediale Bezugnahmen“ (Fehrmann / Linz 2009, 138) darstellten. Jan Georg Schneider wendet sich damit gegen einen seiner Meinung nach verkürzten Medienbegriff, in dem die Kommunikationsbedingungen (z. B. die Entkoppelung von Produktion und Rezeption) von der Medialität abgetrennt werden und der Umstand nicht berücksichtigt wird, dass es „sowohl im Mündlichen wie auch im Schriftlichen unterschiedlichste mediale Verfahren“ (Schnei- 21 Hier muss allerdings kritisch angemerkt werden: Koch / Oesterreicher beziehen ihren Medienbegriff nicht nur auf die „grafische Realisierungsform“, sondern auf die graphische und auf die phonische Ebene. Letztere lässt Androutsopoulos unberücksichtigt. 72 Christa Dürscheid der et al. 2018, 62) gebe. Dieser Ansatz erinnert in gewisser Weise an das Interaktionskonzept von Hausendorf et al. (2017), nur ist jenes soziologisch, dieses medientheoretisch ausgerichtet: Auch Hausendorf et al. (2017, 41) betonen, dass die Face-to-Face-Kommunikation „weit über Mund und Ohren“ hinausgehe und hierbei nicht notwendig gesprochen werden müsse. Sie schlagen deshalb vor, auf die Termini ‘Mündlichkeit’ und ‘Schriftlichkeit’ zu verzichten und sie durch das Begriffspaar ‘Anwesenheit’ und ‘Lesbarkeit’ zu ersetzen (s. o.). Schneider seinerseits fordert dazu auf, die konzeptionelle Dimension nicht von der Medialität zu trennen und den Medienbegriff anders zu definieren. Er kritisiert, dass „in der Linguistik bis heute ein dinglicher Medienbegriff“ vorherrsche (mit dem er vermutlich sowohl Medium 1 als auch Medium 2 meint) und an diese Stelle ein prozessorientierter Medienbegriff (= Medium 3 ) treten solle (vgl. Schneider 2016, 553). Daran freilich übt wiederum Thomas Krefeld Kritik (s. o.). Er wendet sich dagegen, die Materialität des Zeichens (also seine Artikulation / Audition) mit der Medialität zu identifizieren (vgl. Krefeld 2018, 12), und vertritt seinerseits einen Medienbegriff, der ansatzweise in eine technische Richtung geht (= Medium 2 ). Es gibt also zahlreiche Diskussionen rund um den Koch / Oesterreicher’schen Medienbegriff und verschiedene kritische Stimmen zu dem von ihnen beschriebenen Verhältnis von Medium und Konzeption. Auf einige wichtige Publikationen wurde Bezug genommen (Schneider, Feilke, Androutsopoulos, Selig, Krefeld), auf andere konnte hier nicht eingegangen werden. Deshalb sei an dieser Stelle nochmals auf den instruktiven Sammelband von Feilke / Hennig (2016) verwiesen. Darin findet man sowohl im zweiten Themenblock unter der Überschrift „Zur wissenschaftstheoretischen und -historischen Verortung“ (S. 73-186) als auch im vierten Themenblock „Zur medialen Dimension von Nähe und Distanz“ (S. 333-415) gute weiterführende Literaturhinweise zur Rezeption des Modells. 4 Koch / Oesterreicher und das Internet Kommen wir nun abschließend zu der Frage, was Peter Koch und Wulf Oesterreicher in ihren neueren Publikationen selbst zum Thema ‘neue Medien’ (die ja so neu nicht mehr sind) schreiben und wo die aktuelle Internetforschung in Bezug auf das Verhältnis von Schriftlichkeit (Graphie) und Mündlichkeit (Phonie) steht. Zunächst zum ersten Punkt: In der überarbeiteten Auflage ihres Studienbuchs halten Koch / Oesterreicher fest: Die völlig neuen Kommunikationsformen, die sich vor unseren Augen im Bereich der computergestützten Medien inzwischen eingebürgert haben ( E-Mail, SMS , chat etc.), Koch / Oesterreicher und die (neuen) Medien 73 sind längst auch auf das Interesse der Linguisten gestoßen. Man könnte nun auf den Gedanken kommen, dass das Schema in Abb. 5, das allein die Medien Phonie und Graphie berücksichtigt, nicht ausreicht, die Komplexität dieser neuesten medialen Entwicklungen zu erfassen. Einer solchen Einschätzung ist jedoch entschieden zu widersprechen. (Koch / Oesterreicher 2011, 12-14) Warum dieser Einschätzung zu widersprechen ist, führen sie im Anschluss daran kurz aus; die Begründung entspricht der, die sie - hier etwas ausführlicher - in ihrer letzten gemeinschaftlichen Publikation vortragen. In diesem Beitrag widmen sie dem Thema sogar ein eigenes Kapitel, das die Überschrift „Neue Medien und Korpuslinguistik“ trägt. Hier stellen sie fest, dass man der Meinung sein könne, dass die „Nähe-Distanz-Unterscheidung […] für die Behandlung dieser medialen Entwicklungen unbrauchbar sei“ (Oesterreicher / Koch 2016, 53), dass diese „irrige Meinung“ aber zurückzuweisen sei. Dann legen sie dar, dass auch die neuesten Kommunikationsformen „im sensorischen Bereich letztlich immer auf dem akustischen Prinzip der Phonie oder auf dem visuellen Prinzip der Graphie“ (Kursivierung im Original) aufbauen würden und deshalb selbstverständlich auch diese „mit den anthropologisch fundierten kommunikativen Kategorien erfasst“ (2016, 53) werden können. 22 In der Tat sind alle drei von ihnen genannten Kommunikationsformen (die E-Mail-, die SMS - und die Chatkommunikation) schriftbasiert; sie basieren auf dem „Prinzip der Graphie“ (s. o.). Daran ändert auch nichts der Umstand, dass in eine E-Mail Audio- oder Videodateien integriert oder in Kombination mit einer Chatnachricht Fotos verschickt werden können. Dagegen beruhen beispielsweise Internettelefonate wie auch das Versenden von Sprachnachrichten auf dem „Prinzip der Phonie“ (s. o.). Natürlich lassen sich beide Modalitäten, Phonie und Graphie, kombinieren, wie dies z. B. ja auch in der massenmedialen Kommunikation, etwa in Fernsehnachrichten, der Fall ist. In einem Nachrichtendienst wie WhatsApp kann beispielsweise umstandslos zwischen Sprechen und Schreiben hin und her gewechselt werden; über ein soziales Netzwerk kann man Texte, Fotos und Videos hochladen, in Skype kann man einen Text-, Video- oder einen Audiochat führen und parallel dazu eine Textdatei oder eine PowerPoint-Präsentation geöffnet haben, über die man sich austauscht. Es wäre aber trotzdem falsch zu behaupten, dass die Grenzen von Phonie und Graphie deshalb aufgehoben würden. Davon gehen z. B. Hausendorf et al. (2017, 377) aus. Sie sprechen 22 Welche Kategorien hier gemeint sind, machen sie in der Fußnote deutlich: „Von den menschlichen fünf ‘Sinnen’/ sensus kommen entwicklungsgeschichtlich eben der auditus und der visus , sekundär auch der tactus (etwa in der Blindenschrift) in Frage; verständlicherweise sind der gustus und der oratus ‘kommunikationstechnisch’ kaum nutzbar zu machen“ (Oesterreicher / Koch 2016, 53). 74 Christa Dürscheid davon, dass „die Trennung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit schon auf den ersten Blick brüchig geworden“ sei und „das Lesen mehr und mehr einhergehen mag mit dem Betrachten von Bildern und Videos und dem Hören von Stimmen“. Auch Bahlo / Klein (2017, 181) argumentieren in diese Richtung: 23 Aufkommen und lawinenartige Verbreitung neuer Medien wie E-Mail, Chats, SMS , WhatsApp oder Twitter […] haben zum einen zu einer gewaltigen Ausweitung der Adressaten, mit denen man kommunizieren kann, geführt. Zum anderen haben sie Kommunikationsweisen geschaffen, in denen die Unterschiede zwischen gesprochener und geschriebener Sprache verwischt und in denen auch nichtsprachliche Mittel wie Bilder oder Musik leicht eingebunden werden können. Halten wir dazu fest: Gesprochene und geschriebene Sprache können in Kombination miteinander auftreten, und sie können gemeinsam rezipiert werden (so wenn in Fernsehnachrichten zu Ton und Bild ein Textband läuft). Doch im Produktionsprozess verwischen sich die Unterschiede nicht, man spricht oder man schreibt. Die Komplexität digitaler Äußerungsprodukte (also z. B. von Fernsehnachrichten oder Skype-Konferenzen) macht es aber umso schwieriger, sie adäquat auf das Modell von Koch / Oesterreicher zu beziehen. Ein WhatsApp-Dialog etwa kann aus Sprachnachrichten, Textnachrichten, Fotos oder nur Emojis bestehen. Durch das Internet haben sich zudem die Kommunikationsbedingungen verändert (z. B. hinsichtlich Privatheit und Öffentlichkeit), so dass es auch auf dieser Ebene problematisch ist, das Modell anzuwenden. Koch / Oesterreicher wagen zwar einen Vorstoß in diese Richtung (etwa in Bezug auf den Chat), doch sind die neueren Kommunikationsformen, die sie nennen, oft Teil komplexerer Kommunikationsszenarien (z. B. Facebook), so dass auch deshalb die Einbettung in das Modell an ihre Grenzen stößt (vgl. Dürscheid 2016, 382). Schaut man sich aktuelle Arbeiten zur Internetforschung an, stellt man denn auch fest, dass meist nur noch knapp auf das Modell von Koch / Oesterreicher Bezug genommen wird; auch von ‘nähe-’ und ‘distanzsprachlich’ bzw. ‘konzeptionell mündlich’ und ‘konzeptionell schriftlich’ ist nicht mehr so oft die Rede. 24 Stattdessen wird in Anlehnung an die Arbeiten von Angelika Storrer zwischen einer interaktionsorientierten und einer textorientierten Schreibhaltung unter- 23 Kritisch angemerkt sei, dass es sich bei den im folgenden Zitat genannten Beispielen (z. B. SMS) nicht um Medien handelt. Wer aus Sicht der Medienlinguistik argumentiert, sollte differenzieren: Es sind Kommunikationsformen, die über (ehemals) neue Medien (z. B. Computer, Handy) möglich wurden, nicht aber Medien selbst. 24 In studentischen Arbeiten wird der Sprachgebrauch in der Internetkommunikation dagegen auch heute noch oft auf der Basis von Koch / Oesterreicher beschrieben. Der Verweis auf das Modell hat hier geradezu topischen Charakter (vgl. dazu auch Krefeld 2018). Koch / Oesterreicher und die (neuen) Medien 75 schieden (vgl. Storrer 2017). Beim textorientierten Schreiben, so erläutert Storrer, ist das Schreibziel ein Produkt, das aus sich selbst heraus verständlich sein muss, beim interaktionsorientierten Schreiben stehen die Schreiber in einem wechselseitigen Austausch und verfassen ihre Äußerungen in diesem Bewusstsein. Ob diese Unterscheidung sinnvoll ist und ob sie auch auf die mündliche Internetkommunikation übertragen werden kann (z. B. das Telefonat als interaktionsorientierte, die Sprachnachricht als textorientierte Handlung), sei hier dahingestellt. Auf jeden Fall sollte man in der aktuellen linguistischen Internetforschung den Blick nicht mehr nur auf die schriftliche (und bildliche) Kommunikation richten, sondern auch die neueren Entwicklungen in der Internetmündlichkeit berücksichtigen. Zum Schluss möchte ich auf einen Punkt zurückkommen, der noch einer Begründung bedarf: Weiter oben wurde darauf hingewiesen, dass Chat-Konversationen (graphisch) nicht mit Gesprächen (phonisch) gleichzusetzen seien. Vergleichen wir z. B. ein privates Gespräch in der Familie mit einem Familienchat zum selben Thema (z. B. über eine Geburtstagsfeier). Auch wenn das Thema dasselbe ist und die Beteiligten in derselben Beziehung zueinander stehen: Es gibt Unterschiede, die eine Eins-zu-Eins-Entsprechung dieser beiden Kommunikationsereignisse im Nähe / Distanz-Kontinuum verbieten. Das hängt nicht nur damit zusammen, dass der Familienchat anderen kommunikativen Bedingungen unterliegt als das Gespräch: Im einen Fall sind Produktion und Rezeption der Äußerungen minimal zeitversetzt (im Chat), im anderen Fall vollziehen sie sich zeitgleich (im Gespräch). Ein weiterer Unterschied ist der, dass die Beteiligten im Familienchat vermutlich Ausdrucksweisen verwenden (z. B. Emojis, Ausrufe- und Fragezeichen), die im Gespräch nicht möglich sind - und umgekehrt (z. B. Gesten). Und noch ein dritter Punkt sei genannt: Bestimmte grammatische Konstruktionen sind im Chat unauffällig, in der gesprochenen Sprache dagegen sind sie auch in einem informellen Duktus markiert (z. B. Artikelellipsen). So hat Karina Frick in ihrer Dissertation zu deutschsprachigen SMS gezeigt, dass in SMS-Nachrichten Artikel- und Präpositionsellipsen auftreten (Frick 2017), die spezifischen syntaktischen Bedingungen unterliegen. Als Beispiele für solch elliptische Strukturen seien hier einige Auszüge aus schweizerdeutschen Textnachrichten angeführt, die aus dem Schweizer SMS - Korpus stammen: Ø Film ish mega lang gange; das isch Ø hauptsach; bin am sa Ø zürich, am morge bini Ø st. galle . 25 Auch zum Französischen findet man in dem SMS -Korpus interessante Belege (z. B. zur Weglassung des Subjekts, vgl. Hey, comment Ø va? ). An solchen Daten sieht man, dass durch die neuen Medien 25 Die Beispiele und weitere Informationen zu dem Korpus sind über www.sms4science.ch abrufbar [21. 05. 2021]. 76 Christa Dürscheid (im Sinne von Medium 2 ) neue kommunikative Praktiken entstehen, die spezifische sprachliche Merkmale aufweisen. Mag sein, dass diese Merkmale auch in anderen schriftlich-informellen Kontexten auftreten können (z. B. im Tagebuchschreiben; vgl. Stark / Robert-Tissot 2018), anders als bei der Analyse von Tagebucheinträgen ist man beim Chat aber schnell geneigt, eine Parallele zum Gespräch zu ziehen. Und das wäre falsch: Eine schriftliche Internetkommunikation ist nun einmal kein Gespräch, auch wenn die Nachrichten in kürzesten Abständen hin und her wechseln. Zu den neuen kommunikativen Praktiken im Internet gehört aber nicht nur die schriftliche, quasi-synchrone Kommunikation, dazu gehört auch, wie weiter oben bereits betont, das Versenden von Sprachnachrichten. Wie aktuelle Studien zeigen, werden diese immer populärer (vgl. Schlobinski / Siever 2018). Und auch die Mensch-Maschine-Kommunikation (z. B. die Kommunikation mit Sprachassistenten wie Siri oder Alexa ) spielt in unserem Alltag eine immer größere Rolle. 26 Es bleibt abzuwarten, ob diese neuen Formen der digital-mündlichen Kommunikation ebenfalls auf der Basis des Modells von Koch / Oesterreicher beschrieben werden bzw. auch im Hinblick auf solche Interaktionen die Frage diskutiert wird, ob das Modell darauf anwendbar ist. Peter Koch und Wulf Oesterreicher können sich dazu leider nicht mehr äußern. 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Juni 2018: „Man muss heute keinen Einkaufszettel mehr schreiben, sondern sagt es einfach Amazons Sprachsoftware Alexa. Erste Banken haben Alexa-Anwendungen (Skills), mit denen man per Sprachsteuerung den Börsenkurs abrufen und Online-Überweisungen durchführen kann. Laut Google sollen 2020 50 Prozent der Suchabfragen per Sprachbefehl erfolgen“ (Adrian Lobe, „Das Ende der Schriftlichkeit schadet uns“, NZZ am Sonntag , S. 62). Koch / Oesterreicher und die (neuen) Medien 77 Dürscheid, Christa (2016). „Nähe, Distanz und neue Medien“, in: Helmuth Feilke / Mathilde Hennig (edd.), Zur Karriere von ‘Nähe und Distanz’. Rezeption und Diskussion des Koch-Oesterreicher-Modells (Reihe Germanistische Linguistik 306). Berlin / Boston, De Gruyter, 357-385. Fehrmann, Gisela / Linz, Erika (2009). „Eine Medientheorie ohne Medien? 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Ipertesti e iperdiscorsi 81 Ipertesti e iperdiscorsi Proposte di aggiornamento del modello di Koch e Oesterreicher alla luce dei testi nativi digitali 1 Emilia Calaresu (Modena / Reggio Emilia) & Massimo Palermo (Siena) The aim of this paper is to verify the suitability of Koch and Oesterreicher’s ‘orality / literacy model’ to account for the important innovations introduced by the digital revolution, with particular regard to EMC (Electronically Mediated Communication). After an introduction on digital textuality and an overview of Italian studies on the differences and interplays between written and spoken language, both the ‘conceptional’ and ‘medial’ dimensions of the model are reviewed. This is done to test to what degree their specific parameters fit for EMC , which allegedly shows features of both written and spoken language. Special attention will be given to the fact that on the internet, some textual genres still display their processual character, even in their final form, thus challenging the traditional distinction between ‘text’ as a product and ‘discourse’ as a process. Due to their pragmatic flexibility, the conceptional parameters of the model still seem suitable to account for the new types of communication and require only a few adjustments. Conversely, the medial dimension of Koch and Oesterreicher’s model requires a more precise redefinition. This is further compounded by the relevance of diverse technological innovations: it will be useful to pay greater attention to the differences between ‘medium’ (material or technical means of transmission) and ‘channel’ (phonic vs. graphic), as well as the general semiotic and communicative circumstances that distinguish different formats of communication - such as real face-to-face conversation from semi-synchronous chat. 1 Il contributo è stato concepito e realizzato congiuntamente dagli autori. La responsabilità di redazione finale va tuttavia a Emilia Calaresu per i paragrafi 3, 5, 6.1, a Massimo Palermo per i paragrafi 2, 4, 6.2, a entrambi per i paragrafi 1 e 7. Il lavoro è stato consegnato alla fine del 2018 e la bibliografia di riferimento non va perciò oltre quell’anno, fatta eccezione per i lavori in corso di stampa nella versione originale e pubblicati dopo il 2018. 82 Emilia Calaresu & Massimo Palermo 1 Premessa La rivoluzione digitale ha determinato importanti novità nella produzione e nella ricezione di testi, scritti e orali. Le novità sono state il risultato dapprima della diffusione dei personal computer e poi, con importanti cambiamenti nelle pratiche di lettura e scrittura, dello sviluppo della connessione in mobilità e della conseguente diffusione degli smartphone, avvenuta da non più di un ventennio. Se si prescinde da alcuni accenni alle nuove tecnologie presenti negli ultimi lavori dei due autori, su cui torneremo più avanti, il modello di Koch / Oesterreicher (1985; 1990/ 2 2011; 2007) 2 rimane inevitabilmente al di qua della rivoluzione digitale. Come è noto, il modello ha un impianto complessivo assai articolato che prevede una prima distinzione su due dimensioni: quella attinente il Medium (dimensione ‘mediale’), basata sulla netta contrapposizione ‘fonico’ vs. ‘grafico’, e quella, forse più nota in Italia, attinente la Konzeption, cioè la concezione globale del testo (dimensione ‘concezionale’), basata sulla contrapposizione ‘vicinanza’ ( Nähe ) vs. ‘distanza’ ( Distanz ) comunicative, intese come poli opposti di un continuum. Proprio la natura non binaria, pragmatica e interlinguistica di questa seconda parte rende il modello abbastanza duttile per trattare fenomeni di organizzazione della comunicazione mediata elettronicamente ( EMC ) 3 e per comprendere il circuito di produzione / comunicazione di testi spesso ibridi come quelli digitali. Un aggiornamento o una rivisitazione del modello a oltre trent’anni dalla sua prima formulazione (Koch / Oesterreicher 1985) è tuttavia auspicabile e necessario, sia per quanto riguarda alcuni parametri fondamentali, alcuni dei quali inevitabilmente assenti nell’impianto originale, sia per quanto riguarda il ripensamento delle nozioni stesse di ‘parlato’ prototipico e di ‘scritto’ prototipico, dalla cui tradizionale contrapposizione scaturiva inizialmente anche il modello complessivo. Siamo, per fare solo un esempio, oggi assai più attenti e consapevoli anche rispetto al diverso tipo e grado di multimodalità e pluricanalità che non solo i diversi generi di parlato ma anche di scritto in misura maggiore o minore normalmente comportano (cf. Kress 2010; Jucker / Dürscheid 2012, 45; Voghera 2017). 2 In questo lavoro faremo riferimento soprattutto al modello come rivisto e aggiornato per la versione spagnola del 2007, che costituisce dichiaratamente una seconda edizione rispetto al testo del 1990. 3 Utilizzeremo l’acronimo EMC (Electronically Mediated Communication), tra i tanti proposti (CMC, KSC ecc.), il più adatto, ci sembra, a dar conto della pluralità e della fluidità dei modi di uso e fruizione delle scritture digitali. Sulla terminologia relativa si rimanda a Jucker / Dürscheid (2012). Ipertesti e iperdiscorsi 83 La quantità e la qualità delle novità è tale, insomma, da suggerire di rivedere e approfondire non solo alcuni parametri della parte concezionale ma soprattutto di ripensare in maniera più articolata anche il côté mediale del modello originario, ed è quello che proveremo a fare in questo lavoro, dopo una rapida sintesi sulle principali caratteristiche delle scritture digitali e sulla situazione italiana rispetto ai modelli (o all’assenza di veri e propri ‘modelli’) alternativi a quello di Koch e Oesterreicher. Ciò ci consentirà di osservare come alcune forme di organizzazione del testo che la EMC consente mettano in crisi non solo le procedure tradizionalmente usate per distinguere la modalità scritta da quella parlata, ma anche la nota distinzione concettuale tra testi intesi in quanto ‘prodotti’ e discorsi in quanto ‘processi’ (cf. Palermo 2013, 21-23; Calaresu 2015a, 43-45). Si tratta di cambiamenti particolarmente visibili soprattutto nelle conversazioni scritte semi-sincrone della EMC . Su queste, tenendo conto sia del processo di produzione che di ricezione, concentreremo maggiormente la nostra attenzione. L’odierna EMC e più in generale il web consentono infatti per la prima volta di rendere esplicita e dunque visibile la discontinuità o non sequenzialità (peraltro già possibile anche in ambiente cartaceo) non solo della produzione, ma anche e soprattutto della fruizione . La produzione scritta di testi, sia monoche multimodali, procede infatti necessariamente un pezzo per volta, non così la ricezione, che implica in modo crescente la sovrapposizione e la gestione di operazioni multiple di lettura (per es., più schede aperte) - si pensi al multi-tasking, e alla sua ulteriore deriva che è il multi-slacking, cioè l’abitudine di tenere aperti e seguire contemporaneamente più programmi, app e file, spesso impegnando contemporaneamente anche l’ascolto insieme alla lettura visiva di materiali testuali diversi. Chiuderemo infine il lavoro riprendendo, alla luce di quanto discusso, la questione della ‘simulazione’ del parlato nella scrittura, che - ricordiamolo - è una di quelle situazioni ritenute ‘ibride’ dal punto di vista mediale (per es. il cosiddetto parlato-grafico) in ragione delle cui particolarità linguistico-testuali Koch e Oesterreicher elaborarono il loro modello mettendo in campo la dimensione ‘concezionale’ attraverso parametri e concetti, all’epoca relativamente inediti, come ‘vicinanza’ e ‘distanza’ comunicative. 2 Alcune novità della testualità digitale Molti sono i cambiamenti che caratterizzano le scritture digitali nell’organizzazione del discorso. Ci limitiamo qui a ricordare i più rilevanti in relazione all’argomento di questo saggio. Innanzitutto la strutturazione delle informazioni, in forma di ipertesto anziché di testo lineare e continuo. Gli ipertesti perdono la caratteristica di sistemi chiusi, lineari e sequenziali propria dei testi cartacei per aprirsi alla non linearità o, più precisamente, alla multilinearità: l’ipertesto 84 Emilia Calaresu & Massimo Palermo mantiene infatti un carattere sequenziale solo a livello di singole unità informative (collegate tra loro secondo percorsi auto o eterodiretti dal lettore) ma non dell’oggetto testo nel suo complesso (cf. Palermo 2017, 78-82). Come vedremo più avanti, in alcuni casi le scritture digitali presentano una proprietà di quelli che in questo saggio definiamo iperdiscorsi , cioè la visibilità della componente processuale. Le caratteristiche della scrittura digitale rendono infatti in vario modo recuperabili le fasi che hanno preceduto la versione definitiva (riscrittura, correzione e revisione). Ciò consente di far convivere, come nella conversazione faccia a faccia, la natura processuale del discorso con quella di prodotto finito del testo scritto (cf. paragrafo 5). La possibilità di visualizzare le varie fasi di redazione di un testo realizzato con un programma di videoscrittura o di individuare i vari interventi che hanno contribuito a dar forma a una voce di Wikipedia sono degli esempi di come il testo digitale possa mantenere, in una filigrana più o meno visibile all’utente, le tracce del ‘farsi’ del testo. Il testo diviene così un’entità fluida, soggetta a continua evoluzione e modifica, il cui aspetto finale è determinato dal contributo di un numero non necessariamente prestabilito di persone. Nelle riflessioni sulle conseguenze della rivoluzione digitale non sono infrequenti i richiami ad analogie tra la comunicazione digitale - postmoderna - e alcune forme di trasmissione del sapere tipiche del premoderno (cf. Landow 2006; Roncaglia 2010). Sia pure per inciso, e senza entrare nel merito di questa discussione, vale la pena di ricordare che dal punto di vista storico il fatto che il testo scritto nella sua definitività oscurasse la natura processuale e ‘in divenire’ del discorso viene tematizzato da Platone nel Fedro , e costituisce una delle principali preoccupazioni espresse (attraverso il personaggio di Socrate) dall’autore: nel percorso di educazione delle nuove generazioni, a differenza delle parole del sapiente, che passano agli allievi per mezzo dello strumento vivo del dialogo, le parole scritte sono mute («se alcuna cosa domandi maestosamente tacciono») e statiche («significano sempre il medesimo»), mentre la parola detta assume e rinegozia continuamente il proprio valore nella dimensione dinamica della dialogicità. 4 Un’altra caratteristica rilevante è che le scritture digitali sono costruite affiancando (in diversa misura a seconda dei generi) ai meccanismi di coesione e progressione tematica tipici del testo scritto tradizionale meccanismi propri della costruzione del database (cf. Manovich 2001; Bublitz 2008; Pistolesi 2014; Palermo 2017). Ciò sta portando in alcune scritture a una più o meno marcata destrutturazione della testualità tradizionale. Infine, per capire la natura della comunicazione in rete occorre tener presente l’incremento esponenziale del 4 Cf. Palermo (2017, 29-31). Le citazioni seguenti sono tratte da Platone (2008, 729s.). Ipertesti e iperdiscorsi 85 tasso di dialogicità rispetto alla comunicazione tipica della civiltà tipografica (cf. Calaresu 2021). Se è vero che tutte le forme della comunicazione verbale sono di per sé dialogiche - perché presuppongono la presenza di un destinatario, reale o potenziale, vicino o lontano nello spazio / tempo - è anche vero che la promozione della funzione dell’interlocutore a un ruolo di primo piano nella costruzione stessa dei testi caratterizza ampie zone della comunicazione nel web 2.0 (Pistolesi 2014). Non esiste a oggi una proposta di classificazione dei generi soddisfacente per dar conto dei nuovi modi di descrivere, raccontare e argomentare in rete. 5 Ed è del tutto evidente che non si possono ereditare e trasferire al mondo ipertestuale e sistematicamente interconnesso dell’infosfera (Floridi 2014) le proposte e i modelli elaborati a partire da testi cartacei pre-digitali. Il web è uno sterminato contenitore di informazioni e attualmente quasi tutti i testi, anche i più tradizionali (per es. periodici, romanzi, saggi, manuali), nascono e si sviluppano come oggetti digitali. Tuttavia, per potersi orientare nelle differenze anche rilevanti tra l’organizzazione testuale delle nuove scritture è necessario capire quanto il testo nella sua versione definitiva sia dipendente dall’ambiente comunicativo costituito dall’infosfera, un nuovo ‘ipercontesto’ che racchiude e collega le varie molecole informative contenute nell’oceano della rete. Altrove (Palermo 2017 e 2018) si è definito gradiente di digitalità tale livello di dipendenza del testo dall’ipercontesto costituito dalla rete. Il gradiente è basso nei testi cartacei nati prima della rivoluzione informatica e importati in banche dati digitali (per es. l’archivio storico di un quotidiano o di una biblioteca), medio in quelli scritti con l’ausilio del supporto digitale ma concettualmente non dissimili dal testo tipografico (un articolo per una rivista scientifica, una tesi di laurea), alto in testi concepiti per la rete e inconcepibili al di fuori di essa (una conversazione in chat, un blog, i post sui social media). In queste ultime scritture, che si propone di definire ‘native digitali’, si concentrano le maggiori innovazioni. Grazie alla definizione a grana più fine dei parametri mediali di Koch e Oesterreicher che proporremo nel paragrafo 5 (Tabelle 1 e 2), possiamo riprendere questa tassonomia basata sul gradiente di digitalità non come generica affermazione di principio, ma come risultato (misurabile) di specifiche differenze nelle condizioni comunicative e nell’utilizzo del canale e applicarla in futuri studi come chiave per la classificazione delle varie forme di scrittura digitale. In questo saggio ci concentreremo su una sola di queste: la messaggistica istantanea. 5 Sul problema cf. Tavosanis (2011) e Prada (2015). Sulla narrazione in rete, attraverso i blog, cf. Bazzanella (2010). 86 Emilia Calaresu & Massimo Palermo 3 Ripensare la dinamica delle opposizioni parlato / scritto: processi e prodotti Il modello di Koch e Oesterreicher, pur relativamente noto anche in Italia, è stato tuttavia usato da pochissimi autori italiani (tra cui, per es., Palermo 1994; Berruto 2005) e la questione della differenziazione parlato / scritto è stata affrontata in modi un po’ diversi a seconda degli ambiti di ricerca. Il confronto puntuale tra parlato e scritto, al di là di eventuali premesse sulla priorità della lingua parlata su quella scritta (cf. De Mauro 1971), non è stato di norma oggetto di indagine nell’ambito delle principali ricerche sul parlato apparse in Italia tra gli anni ’80 del secolo scorso e il primo decennio del nuovo secolo (cf. Sornicola 1981; Voghera 1992; Bazzanella 1994; Cresti 2000; Albano Leoni 2009), mentre lo è stato più spesso in quelle su testo e testualità (per es., Lavinio 1990, 31, che rielabora lo schema di Gregory 1967, 681; Bernardelli / Pellerey 1999, 53-62) e in quelle esplicitamente dedicate alla scritturalità (per es., Serianni 2003, 13-22). Le ragioni di questa differenza appaiono abbastanza ovvie considerando che nella contrapposizione parlato vs. scritto il polo marcato è naturalmente lo scritto, non il parlato, ed è dunque lo scritto che ha più spesso maggior bisogno di definirsi rispetto al parlato che non viceversa. 6 Una procedura di analisi diversa è ora invece in Voghera (2017), che dimostra e argomenta la grammaticalità del parlato anche attraverso il confronto sistematico con testi scritti appartenenti a generi diversi, cosa che le consente di evitare in partenza alcune insidie sulle differenze tra parlato e scritto di cui tratteremo più avanti. È comunque sul versante sociolinguistico italiano che la questione parlato / scritto è stata da più tempo oggetto di discussione (Voghera 2017, 9), soprattutto in un’ottica variazionista, cioè in termini non di testo / discorso ma di varietà di lingua all’interno del diasistema. È infatti in quest’ambito che è nato e si è affermato il concetto di ‘diamesia’, termine coniato da Mioni (1983; se ne veda la discussione critica in Berruto 2012 e Pistolesi 2015) per indicare una quinta dimensione di variazione, dipendente dal mezzo e dal canale. Il termine è ormai stabilmente entrato nel lessico della linguistica (in lingua) italiana, benché alla fortuna terminologica non corrisponda ancora, allo stato, una soddisfacente integrazione teorico-pratica rispetto alle altre quattro più note dimensioni di variazione (diacronia, diatopia, diastratia e diafasia). Infatti, dati anche i particolari problemi posti dalla storia linguistica dell’italiano, se in un primo tempo 6 Il fatto che la riflessione grammaticale si sia fondata per secoli sull’analisi di testi scritti può tuttavia spiegare perché il disvelamento e la crescente consapevolezza del ‘pregiudizio scrittorio’ ( written language bias o scriptism , ben descritto da Linell 2005) che ne è derivato possano apparire oggi fra le maggiori conquiste della linguistica moderna. Ipertesti e iperdiscorsi 87 la diamesia finiva spesso per venir sovrapposta soprattutto alla diastratia (cf. Voghera 1993, 32-35), oggi è con la diafasia che la diamesia rischia più spesso di confondersi (cf. Berruto 2012, 25 e 54-57; Pistolesi 2015). Sono interessanti, in questo senso, anche le diverse soluzioni grafiche adottate da Berruto per rappresentare le diverse varietà dell’italiano (cf. Berruto 1987 e 2012, 24 vs. 2011, 1551), così come le domande che pone l’incerto statuto diamesico delle scritture digitali quale trapela per es. dal confronto dei grafici di Antonelli (2011, 51 vs. 2016, 238) proposti come aggiornamento di quelli di Berruto (pubblicati nel 1987, poi riproposti in Berruto 2012, 24). La questione delle pertinenze della diamesia rispetto alle altre dimensioni di variazione è quindi, in breve, un problema ancora aperto. Pur non potendo parlare, tecnicamente, dell’esistenza di veri e propri ‘modelli’ italiani da considerare alternativi a quello di Koch e Oesterreicher, si ha tuttavia l’impressione che la procedura generalmente preferita (soprattutto in ambito didattico) per caratterizzare il parlato di contro allo scritto sia, o sia stata, spesso, un po’ sulla falsariga dello schema-continuum in Lavinio (1990), quella basata sull’ideale contrapposizione di uno specifico formato di discorso parlato da considerarsi (proto)tipico 7 con un più generico formato di testo scritto da considerarsi anch’esso (proto)tipico, 8 così da individuare il massimo possibile di differenziazione tra parlato e scritto attraverso il minor numero possibile di tratti. 9 Si tratta di un procedimento che comporta però diversi problemi che, oggi, nell’era degli ipertesti e delle scritture digitali, si palesano in modo molto più evidente rispetto al passato. Tra questi, per esempio, il rischio sempre in agguato di far scivolare il prototipico in stereotipato e quello di far apparire in qualche modo ibridi, e comunque molto marcati, anche un certo numero di formati di discorso e di testo (sia parlati che scritti) in realtà non così marcati e inusuali nella normale vita linguistica del parlante. Senza bisogno di richiamare il digitale e i nuovi media, basti pensare al parlato dialogico spontaneo tra estranei, di solito assai più formale e controllato rispetto a quanto di norma avviene tra amici e familiari, oppure alle scritture informali spontanee tra amici e familiari. Il fatto è che si ha ormai a che fare con società fortemente alfabetizzate che hanno da tempo interiorizzato la scrittura, e che sperimentano già da un secolo particolari forme di oralità secondaria o ‘di ritorno’ che non potrebbero esistere 7 Chiamato anche ‘parlato-parlato’, secondo la nota formulazione di Nencioni (1976), e corrispondente come genere alla conversazione spontanea / ordinaria. 8 Detto anche ‘scritto-scritto’ per analogia con il ‘parlato-parlato’ (Lavinio 1990, 32); è però meno chiaro a che genere di testo esso debba corrispondere, benché il miglior candidato sia forse il saggio espositivo. 9 Per comodità, useremo il termine ‘massimalista’ per riferirci a questo tipo di contrapposizioni parlato / scritto. 88 Emilia Calaresu & Massimo Palermo senza la scrittura. Gli sviluppi attuali della rivoluzione digitale, con tutti i loro effetti dirompenti nell’ambito della comunicazione (compresa la nascita di nuovi generi di discorso), avvengono cioè in un mondo già profondamente rivoluzionato dal precedente passaggio dalla cultura tipografica a quella elettronica (telecomunicazioni) e in cui oralità e scrittura sono, da più tempo ancora, già notevolmente intrecciate e interdipendenti (Ong 2002, 132-135; Palermo 2017, 15-50). Ciò significa che le contrapposizioni parlato / scritto di tipo massimalista richiederebbero comunque qualche ripensamento, anche a prescindere dalla rivoluzione digitale e dall’avvento dei nuovi media. E, a maggior ragione, appare più adeguato o accorto l’impianto gerarchicamente molto articolato del modello di Koch e Oesterreicher. La sua dimensione concezionale (2007, 25-35; per la sua dimensione mediale cf. paragrafo 5), per esempio, si presenta, sì, anch’essa, attraverso coppie di parametri contrapposti (come pure si farebbe in rappresentazioni di tipo massimalista, per es. spontaneità o elaborazione in tempo reale vs. pianificazione), articolate però in sottogruppi (condizioni comunicative e strategie di verbalizzazione) e interrelate non più all’interno dell’opposizione fra parlato e scritto, ma all’interno di quella più ampia tra vicinanza e distanza comunicative. Il continuum Nähe / Distanz è infatti pensato come un ‘supercontinuum’ che è sintesi finale di più (sub)continua diversi, e il cui scopo ultimo non è la sintesi generale delle differenze parlato / scritto ma la ‘profilazione’ degli specifici generi testuali presi di volta in volta in esame (per esempio lettera privata, sermone, intervista, ecc.; cf. Koch / Oesterreicher 2007, 28s.; Oesterreicher / Koch 2016, 29-31). La diversità rispetto ad altri modelli e procedure di contrapposizione parlato / scritto non potrebbe esser quindi più grande. Va infine osservato che in una tipica contrapposizione massimalista di norma non verrebbero messi a confronto due diversi tipi di testo, o due diversi tipi di discorso, cioè due items, per così dire, sullo stesso piano, ma uno specifico tipo di discorso parlato, la conversazione ordinaria, che rappresenta un processo verbale dinamico, con un generico tipo di testo scritto che rappresenta invece (sia che si tratti di saggio espositivo, di testo giuridico o altro) un prodotto finito e chiuso e, per ciò stesso, inevitabilmente statico o non dinamico. 10 C’è dunque da chiedersi se molti dei tratti differenziali che emergono da questo tipo di confronti, più che alla modalità parlata o scritta in sé, non debbano essere invece attribuiti in primis alla profonda diversità che necessariamente esiste tra un processo che mostra il farsi di un discorso (esplicitamente dialogico) e il risultato 10 Si veda la nota 12. Va osservato che su questo fronte non brilla neanche il modello di Koch e Oesterreicher, perché - come rilevato anche da Imo (2016, 173-175) - essendo stato pensato più per testi che per discorsi, è un po’ meno adatto ad analizzare processi dinamici e interazionali come, per es., i diversi generi di parlato dialogico. Si vedano comunque anche gli altri contributi raccolti in Feilke / Hennig (2016). Ipertesti e iperdiscorsi 89 finale di un processo ormai invisibile, cioè un prodotto verbale finito e rifinito (spesso apparentemente monologico), che rappresenta solo la parte conclusiva di un processo più ampio e in cui, per tradizione e convenzione, ogni traccia del processo di costruzione (e di eventuale co-costruzione) dovrebbe anzi restare quanto più possibile nascosta (cf. Voghera 2014, 211; Calaresu 2021). Uno dei cambiamenti più dirompenti delle forme più innovative di scritture digitali è proprio la visibilità all’interno del testo del suo stesso processo di costruzione: si comincia così a profilare il superamento della tradizionale distinzione tra testi (in quanto prodotti) e discorsi (in quanto processi): gli attuali ipertesti sono infatti, in misura crescente, disponibili a mostrarsi anche come processi, cioè come iperdiscorsi (cf. paragrafo 5). I risultati del confronto parlato / scritto sarebbero in ogni caso un po’ diversi se confrontassimo processi con processi , per esempio la conversazione dialogica parlata con tutta la produzione scritta (e orale) che corrisponde alle diverse fasi di stesura di un testo scritto, lasciando o rendendo visibili tutti i vari interventi nel tempo sia dell’autore che di eventuali commentatori ‘esterni’, oppure con il processo di scrittura (non sotto dettatura) di un testo alla lavagna durante una lezione scolastica, oppure, appunto, con il processo di costruzione di un ipertesto nativo digitale come per esempio una voce di Wikipedia. 11 Oppure, viceversa, se confrontassimo prodotti con prodotti , cioè testi con testi, per esempio un testo parlato nato da un originario discorso parlato più o meno accuratamente preparato e poi registrato e pubblicamente o privatamente trasmesso nella sua rifinita versione finale (su tv, radio, piattaforma web, dispositivi portatili, ecc.), 12 11 Non a caso gli ipertesti sono rinominati ‘testi dinamici’ ( dynamic texts ) nel Draft Reading Literacy Framework del PISA (Programme for International Student Assessment): «Dynamic text is synonymous with hypertext: a text or texts with navigation tools and features that make possible and indeed even require non-sequential reading» (PISA 2013, 15). 12 Per poter continuare a parlare (come ormai si fa da decenni) anche di ‘testi parlati’ senza rischiare l’ossimoro, o senza doversi rassegnare all’idea che il concetto di ‘testo’ in quanto prodotto (diverso da processo ) debba riguardare solo lo scritto (è questa, per esempio, l’opinione di Segre 1979, 23-37), è doveroso porsi il problema di cosa distingua un discorso parlato da un testo parlato. A partire dalla differenza parlato / scritto forse più gravida di conseguenze, cioè l’identità di contesto per produzione e ricezione nel parlato tipico di contro ai due contesti diversi necessari alla comunicazione scritta (comunicazione differita nel tempo e nello spazio: contesto di produzione diverso da contesto di ricezione), consideriamo testo parlato (diverso da discorso parlato) qualsiasi tipo di enunciazione parlata che sia stata ‘fermata’ o ‘catturata’ in una registrazione (audio o audio-video) e resa così disponibile alla fruizione reiterata in tempi e contesti diversi rispetto al suo originario ‘accadimento’. A maggior ragione, andrebbero perciò considerati ‘ testi parlati’ gli esiti di tutti quei discorsi parlati già consapevolmente pianificati in vista della riproduzione e diffusione audio(-video) che ne farà veri e propri ‘prodotti’ da ascoltare e riascoltare in situazioni del tutto diverse da quelle in cui il discorso stesso è stato originariamente enunciato (Calaresu i.c.p.; 2021; v. anche Palermo 2021, 21). 90 Emilia Calaresu & Massimo Palermo con un tradizionale testo argomentativo o espositivo scritto. È lecito supporre, infatti, che sia proprio da questo tipo di confronti, e con una procedura un po’ più analitica e un po’ meno sintetico-generalista, che possa emergere in modo più realistico il massimo della differenza tra discorsi / testi parlati e discorsi / testi scritti - non solo nei termini della dimensione concezionale ma anche di quella mediale (cf. paragrafo 5). 4 Nähe, Distanz e nuovi media Diciamo subito che nel complesso la correlazione tra condizioni comunicative, strategie di verbalizzazione e canale fonico / grafico elaborata nei lavori di Koch e Oesterreicher può reggere, con minimi aggiustamenti, alla prova della descrizione dei nuovi generi nati e sviluppatisi grazie al digitale. Anzi, presenta dei tratti di flessibilità che ben si adattano a descriverne il magmatico panorama: per esempio la natura non binaria e concezionale dei parametri comunicativi (e il loro presentarsi come liste aperte) consente di tener conto di variazioni anche minori e minime nelle condizioni di produzione / ricezione dei testi. Questa impalcatura teorica si presta quindi egregiamente a rappresentare la fluidità dell’organizzazione sintattico-testuale dei vari generi di scrittura digitale e il carattere stesso della comunicazione in rete. Inoltre, il fatto che le condizioni pragmatico-contestuali siano distinte dai tratti linguistici consente di correlare i due piani senza incorrere nel cortocircuito che in passato ha portato a considerare alcuni tratti linguistici propri dell’oralità solo perché statisticamente più frequenti in alcune tipologie di testi. 13 I cambiamenti introdotti dalla comunicazione digitale suggeriscono tuttavia degli adattamenti del modello anche per la parte concezionale. Questi aspetti non potranno essere oggetto di riflessione sistematica in questo saggio; 14 tuttavia andrà almeno osservato che riguardo alle strategie di verbalizzazione ( Versprachlichungsstrategien ) le nuove modalità di produzione e fruizione dei testi in rete richiederebbero di ridefinire l’ancoraggio alla situazione e, più in generale, il rapporto tra testo e contesto ( Situations- und Handlungseinbindung ), la dialogicità ( Dialogizität ) e la distanza fisica tra gli interlocutori ( physische Nähe ). Ma, più di tutti, andrebbe rivisto il parametro della privatezza / pubblicità ( Privatheit ). 15 A ben vedere tutte e tre le dimensioni in cui Jucker e Dürscheid (2012, 13 Ancora utili al riguardo le riflessioni metodologiche presenti in D’Achille (1990, 10-31), focalizzate sulla prospettiva di chi studia il parlato in diacronia, e gli schemi di correlazione nel parlato fra tratti situazionali e corrispettivi linguistici in Bazzanella (1994, 25-27). 14 Ci proponiamo di tornare sull’argomento in un prossimo contributo. 15 Su numero, identità e common ground fra interagenti nella EMC cf. anche Bazzanella (2010, 24s.). Ipertesti e iperdiscorsi 91 44s.) scompongono quest’ultimo, e cioè il grado di accessibilità pubblica, la natura dei contenuti e la realizzazione linguistica più o meno concezionalmente improntata alla vicinanza ( Nähe ) sono stati interessati da forti assestamenti nella comunicazione digitale, in particolare grazie alla diffusione dei social media. Contenuti e modi un tempo riservati al dominio privato hanno invaso la sfera del discorso pubblico (si pensi all’evoluzione / deriva del linguaggio politico); inoltre la collocazione di un messaggio su un certo livello della scala di accessibilità pubblica non è più governabile dall’autore: un messaggio originariamente concepito per un ristretto gruppo di destinatari può essere condiviso a cerchie più ampie o addirittura, potenzialmente, a tutti gli utenti della rete. Sulla terza componente, il tipo di lingua utilizzata, torneremo più diffusamente nei prossimi paragrafi. Un altro parametro andrebbe poi aggiunto al modello: quello relativo all’emittente, carico di nuove possibilità nel web 2.0, dove un testo può essere il risultato dell’interazione di più voci e punti di vista. È in corso infatti una riflessione generale sul concetto di autore e autorialità (cf. ad esempio Landow 2006, 125-143) alla luce del fatto che alcuni testi in rete sono frutto di una cooperazione plurima e il concetto stesso di autore, per come si era definito nella civiltà moderna, è stato fortemente messo in discussione dalla circolazione delle informazioni in rete. 16 Quanto al rapporto tra parametri concezionali e canale, come è noto Koch / Oesterreicher (1994, 587) sostengono la sostanziale indipendenza dell’oralità - intesa come categoria concettuale - dal canale di trasmissione (sulla problematicità dell’uso del termine medium , eccessivamente polisemico, torneremo più avanti). E adoperano quest’ultimo termine in un’accezione che rimane volutamente al di qua di tutte le considerazioni riguardanti una definizione a grana più fine del rapporto tra medium e canale su cui ci soffermeremo nel prossimo paragrafo. Siamo cioè abbastanza lontani dalle note prese di posizione di McLuhan (1962; 1964) sulla dipendenza del messaggio dal medium che lo veicola da cui hanno preso le mosse i successivi media studies . Dürscheid (2016, 360) chiarisce lapidariamente il senso in cui i due autori hanno adoperato medium nei loro lavori, e cioè «die Realisierungsform einer Äußerung, genauer: die Dichotomie phonisch / grapisch - nicht mehr und nicht weniger». Questa scarsa attenzione per il mezzo potrebbe essere stata alimentata dall’interesse rivolto dagli autori principalmente alla diacronia, dal loro occhio più attento a descrivere generi testuali già acquisiti e consolidatisi nel tempo come frutto di specifiche tradizioni discorsive che non alle nuove forme di comunica- 16 Per un inquadramento generale su questi problemi cf. Landow (2006) e Palermo (2017). Acute osservazioni su distanza, pubblicità e privatezza nella comunicazione digitale sono in Han (2015, 9-17). 92 Emilia Calaresu & Massimo Palermo zione, ancora fluide e poco codificate. Ebbene, la portata delle innovazioni introdotte dai nuovi media richiede di rivedere, in relazione ad alcuni fatti, questa posizione (Schneider 2016) puntando i riflettori proprio sulle caratteristiche legate al canale e ai tratti contestuali della comunicazione. Sono quindi necessarie alcune riflessioni supplementari per cogliere le specificità delle scritture digitali, che vadano oltre la communis opinio della scrittura digitale come un semplice trasferimento dell’oralità sul canale grafico-visivo: un written speech (cf. Ferrara / Brunner / Whittemore 1991; Berruto 2005), o un parlato grafico nel modello di Koch / Oesterreicher. 17 Alla luce di queste considerazioni si impone una riflessione che rimetta al centro dell’attenzione quegli aspetti mediali tutto sommato posti in secondo piano da Koch e Oesterreicher (cf. paragrafo 5). Loro stessi del resto, nei loro ultimi lavori, hanno rivolto l’attenzione ai nuovi media e si sono posti il problema della tenuta del loro modello in relazione alle nuove tecnologie, soffermandosi per esempio sulla natura multimodale della EMC e considerando la chat uno degli esempi più interessanti di avvicinamento alla lingua della vicinanza attraverso il canale grafico-visivo (Oesterreicher / Koch 2016, 53). Manca nei loro studi - per ovvi motivi cronologici - una specifica attenzione per lo scritto trasmesso dialogico, che si sta manifestando nel web 2.0 in vari modi, diversamente da quanto avveniva nel mondo predigitale. 18 Noi ci occuperemo in questa sede soprattutto di vedere come reagisce la griglia di parametri dei due autori all’analisi della comunicazione sui programmi di messaggistica istantanea. Tra i programmi in circolazione sceglieremo WhatsApp, il più diffuso nel mondo occidentale. 19 17 Come è noto la presenza di tratti dell’oralità in testi scritti non è una novità dovuta allo sviluppo delle tecnologie digitali: il caso esemplare (ma non l’unico) di genere testuale che da sempre ha tenuto insieme le caratteristiche concezionali della vicinanza con l’uso del canale grafico è la lettera privata e familiare. Peraltro, una delle ragioni della fortuna del modello di Koch e Oesterreicher negli studi di romanistica è stata proprio la possibilità di fornire un efficace supporto metodologico per chi volesse estendere le indagini sul parlato a testi del passato e quindi, di necessità, a produzioni scritte. Per l’italiano antico cf. almeno D’Achille (1990) e Palermo (1994). 18 In Dürscheid (2016) si trova un’analisi puntuale di alcune riflessioni dedicate ai nuovi media negli scritti più recenti di Koch e Oesterreicher, ad eccezione del loro ultimo intervento sul tema (corrispondente al paragrafo «Neue Medien und Korpuslinguistik» in Koch / Oesterreicher 2016, 53-55). Ulteriori osservazioni sulla tenuta del modello Nähe / Distanz per la descrizione della comunicazione digitale e per l’analisi conversazionale sono presenti in Schneider (2016) e Imo (2016, 171-176), nonché in diversi altri contributi raccolti nel volume curato da Feilke e Hennig (2016). 19 WhatsApp ha raggiunto nei primi mesi del 2018 1,5 miliardi di utenti. Come è noto in Cina non è possibile usare legalmente i sistemi di messaggistica legati a Google, Facebook e WhatsApp e si sono pertanto diffusi altri sistemi di messaggistica, come ad esempio Wechat, che ha raggiunto un miliardo di utenti nel marzo 2018. Ipertesti e iperdiscorsi 93 5 La dimensione ‘mediale’ e le condizioni semiotico-contestuali L’articolato modello di Koch e Oesterreicher, nel distinguere in partenza la dimensione ‘mediale’ dei testi da quella ‘concezionale’, dichiaratamente riprende ed elabora un precedente modello di Ludwig Söll degli anni ’70 (cf. Oesterreicher / Koch 2016, 19-22). Più precisamente, dichiarandosi maggiormente interessati alla seconda dimensione, Koch e Oesterreicher rielaborano ed espandono solo la parte concezionale del modello originario di Söll, lasciando praticamente invariata la parte ‘mediale’ (2007, 20-22). È giusto ricordare questo punto giacché sembrerebbe proprio la dimensione ‘mediale’ quella oggi più criticata e contestata (cf. per esempio Dürscheid 2016; Schneider 2016). Effettivamente, così com’è, il trattamento della dimensione mediale pone alcuni problemi. Intanto, già l’uso della parola ‘medium’ è problematico, non solo a causa dell’eccessiva esuberanza semantico-referenziale del termine 20 (cf. Raible 2014, 362-364; Schneider 2016), ma soprattutto perché ‘fonico’ e ‘grafico’ sembrano richiamare più il canale che non il medium (cf. Voghera 2017, 19), sia che quest’ultimo lo si intenda materialmente come mezzo, strumento, supporto, dispositivo, ecc., oppure ‘immaterialmente’ come azione o procedimento (come per esempio in Schneider 2016, 342-348). Si tratta, in tutti i casi, di lessico scivolosissimo: nella confusione tra medium e canale sarebbe già incappato, stando a Eco (2014; 2016), anche lo stesso McLuhan (1964). Un problema più importante nel modello di Koch e Oesterreicher è, piuttosto, a nostro parere, il fatto che, a differenza della dimensione concezionale del testo, quella mediale venga tutta risolta all’interno dell’unica coppia non graduabile del modello (fonico vs. grafico), mentre richiederebbe anch’essa un trattamento a grana più fine e, quindi, una maggiore articolazione su più parametri, non tutti dicotomici. Così com’è (cf. Koch / Oesterreicher 2007, 20-22), essa consente comunque quattro differenti combinazioni una volta che si incrocino due coppie di parametri: fonico vs. grafico (dal punto di vista del ‘medium’ - per noi canale ) con parlato vs. scritto (intesi però solo dal punto di vista concezionale, cioè dell’ideazione e organizzazione anche stilistica del testo / discorso), ottenendo così due possibilità che rappresenterebbero, da un lato, gli esiti ‘prototipici’ (il parlato fonico e lo scritto grafico ), e, dall’altro, due esiti non prototipici (il parlato grafico e lo scritto fonico ). È una soluzione a suo modo brillante, ma certamente insufficiente anche solo a fronte della varietà di tipi e generi testuali pre-rivoluzione digitale, e soprattutto, come osserva Voghera (2017, 190), è fonte di potenziale confusione fra modalità parlate e scritte. L’impasse veniva in parte risolta 20 Ragion per cui (seguendo l’esempio di Ong 2002, 171) abbiamo cercato di usarlo noi stessi il meno possibile. 94 Emilia Calaresu & Massimo Palermo dai due studiosi scomponendo e articolando meglio la dimensione concezionale all’interno della sintesi più ampia fornita dal supercontinuum vicinanza / distanza. Ma, come spiega molto bene Voghera (2017), l’utilizzazione di un certo canale (o ‘medium’ per Koch e Oesterreicher) impone al codice varie condizioni sia di tipo semiotico che comunicativo: Per non incorrere in fraintendimenti, è necessario introdurre subito una distinzione, cui faremo spesso ricorso: quella tra canale e modalità. Indicheremo con canale di comunicazione o trasmissione la via fisica di trasmissione o propagazione di un segnale: il canale fonico-uditivo, gestuale-visivo, grafico-visivo indicano quindi i canali normalmente usati per parlare, comunicare con le lingue dei segni, scrivere. Indicheremo invece con modalità di comunicazione l’insieme delle condizioni semiotiche e comunicative che un canale solitamente e / o preferenzialmente impone all’uso di un codice di comunicazione, per esempio al linguaggio verbale. Il fatto che nelle nostre società alcune forme del rapporto tra canale e modalità si siano culturalmente e storicamente stabilizzate non ci deve indurre a credere che tra canale e modalità ci sia un rapporto meccanico: possiamo adottare infatti più modalità di comunicazione pur usando lo stesso canale. […] tra canale e modalità non vi è un rapporto biunivoco, ma un rapporto di correlazione: dato l’uso di un determinato canale è molto probabile che si sviluppi una modalità di comunicazione con specifiche caratteristiche. (Voghera 2017, 19; corsivo dell’autrice) Le precisazioni di Voghera sembrano quindi suggerire la strada per superare i problemi legati alla parte ‘mediale’ del modello di Koch e Oesterreicher: per comprendere le correlazioni tra uno stesso canale (per esempio il grafico-visivo) e le diverse modalità di comunicazione che questo consente (per esempio lo scritto tradizionale a stampa di contro allo scritto digitale) c’è bisogno di prendere in considerazione più condizioni semiotiche e comunicative. In altre parole, la distinzione tra grafico e fonico da sola non basta a caratterizzare ‘medialmente’ testi e discorsi e c’è bisogno di più parametri anche sul lato semiotico oltreché su quello più tipicamente pragmatico-comunicativo, già in larga misura corrispondente alle ‘condizioni comunicative’ del supercontinuum vicinanza / distanza di Koch e Oesterreicher. Inoltre, ed è questo un problema su cui non inciampa solo il modello di Koch e Oesterreicher, qualsiasi rappresentazione, pur sintetica, delle condizioni contestuali di un testo / discorso dovrebbe tener conto sia delle differenze tra produzione e ricezione che della pluricanalità, che è possibile nei testi (prodotti) e immancabile nei discorsi (processi). Per fare solo un esempio banale, ma molto pertinente anche per la riflessione sui nuovi media: non necessariamente, all’interno della stessa interazione, i parlanti / scriventi usano solo gli stessi codici e gli stessi canali dei propri interlocutori / destinatari, ed è francamente difficile Ipertesti e iperdiscorsi 95 immaginare discorsi / testi reali che non presentino, in misura maggiore o minore, pluricanalità, multimedialità e multimodalità (cf. Kress 2010; Voghera 2017). A partire da queste riflessioni, facendo tesoro sia delle osservazioni di Voghera (2017) sia delle note distinzioni di Jakobson (1960, 353s.) sui fattori costitutivi di ogni atto comunicativo, abbiamo provato ad abbozzare un’ipotesi, riassunta in Tabella 1, 21 che comprenda quei parametri necessari, a parer nostro, per integrare la parte mediale del modello di Koch e Oesterreicher, individuandone otto: canale , strumento , natura del segnale , vincoli , codici , contatto , turnazione , tempi . La maggior parte dei parametri che riguardano invece le relazioni tra gli specifici interagenti (per esempio, familiarità vs. estraneità) e tra interagenti, messaggio e contesto specifico (per esempio, ancoraggio situazionale vs. disancoraggio), nonché contenuto e strutturazione compositiva del messaggio (per esempio, strutturazione aggregativa vs. integrativa), sono già stati previsti da Koch e Oesterreicher nella parte concezionale del modello. 1. CANALE di trasmissione e di ricezione del segnale: A. di Produzione; B. di Ricezione - Relazione tra Canali di Produzione e Ricezione: (a) gli stessi in Produzione e Ricezione; (b) in parte o del tutto diversi - Tipi di Canale coinvolti: *cognitivo-inferenziale [ sempre ]; fonico-uditivo; visivo; tattile; altro (in interazioni mediate da strumenti elettronici) 2. STRUMENTO (ciò che consente e / o coadiuva la propagazione del segnale): A. di Produzione; B. di Ricezione (a) naturale (corpo): apparato fonatorio-acustico e / o altre parti del corpo semioticamente usate; (b) artificiale (strumento esterno, protesi, dispositivo extracorporeo): (i) tecnologie semplici o meccaniche (es. scalpello, pennello e inchiostro, ecc.); (ii) tecnologie complesse (dispositivi che operano smaterializzazione e rimaterializzazione del segnale) 21 Originariamente pensata in forma di griglia analitica in cui i diversi parametri o condizioni (ora semplicemente elencati in Tabella 1) fossero ordinatamente ripartiti su più celle che andassero poi a incrociarsi con una colonna finale dedicata alla modalità , così da far emergere via via lo specifico profilo ‘mediale’ del singolo testo / discorso di volta in volta sotto analisi (es., tradizionale testo monologico scritto, dialogo parlato in compresenza, dialogo scritto non in compresenza, ecc.). I vincoli di spazio dati dalla dimensione della pagina cartacea (cf. il parametro 4 in Tabella 1) non consentono però qui la rappresentazione estesa della griglia vera e propria. 96 Emilia Calaresu & Massimo Palermo 3. NATURA DEL SEG- NALE (correlata a canale e strumento) (a) volatile; (b) permanente - Azione dello strumento sulla forma materiale del segnale: (a) mantiene caratteristiche individuali del mittente (per es. la sua voce, la sua calligrafia); (b) standardizza e spersonalizza (per es. sintesi vocali, caratteri di stampa) 4. VINCOLI e restrizioni (di tempo, di spazio, o altri tipi di vincoli) A. al messaggio di partenza; B. alla (possibile) replica (a) fisiologici, dati dai limiti del corpo umano; (b) dipendenti dalla tecnologia di trasmissione e dall’eventuale tipo e forma di supporto materiale (per es. dimensioni del foglio o dello schermo, tempo massimo a disposizione per produrre messaggi orali, ecc.) 5. CODICI : A. di Produzione; B. di Ricezione - Relazione tra Codici: (a) identici in Produzione e Ricezione; (b) in parte o del tutto diversi - Tipi di Codice: (a) sistemi linguistici propriamente intesi: lingue storico naturali: orali, scritte, segnate ( ASL , LIS , ecc.), tattili (Braille), ecc.; (b) altri codici non verbali - In caso di uso di più codici diversi, usabili: - anche in contemporanea (o in sovrapposizione simultanea), per es. parole e gesti - solo in successione lineare (accostati ma non sovrapposti) (cf. anche Canale, Natura del segnale e Tempi) 6. CONTATTO con interlocutore a) in presenza, faccia a faccia; b) non in presenza; la comunicazione è differita i) nello spazio; ii) anche nel tempo 7. TURNAZIONE e possibilità di replica (a) tecnicamente possibile: ma (i) non prevista; oppure (ii) prevista e strutturalmente necessaria oppure non necessaria: (b) tecnicamente non possibile - Condizioni rispetto al messaggio di partenza (cf. VINCOLI) (cf. commenti liberi, filtrati, moderati ecc.): (a) paritarie (con le stesse condizioni); (b) non paritarie (con condizioni diverse) Ipertesti e iperdiscorsi 97 8. TEMPI di Produzione e Ricezione (a) sincroni o quasi del tutto sincroni (ricezione in corso prima della fine del turno del parlante / scrivente); (b) semi-sincroni (ricezione comunque posteriore alla fine del turno del parlante / scrivente) (c) del tutto asincroni - Tempi per la fruizione del messaggio: (a) liberi; (b) condizionati - Tempi tra Ricezione e possibile Replica: (a) liberi; (b) condizionati Tabella 1: Otto condizioni contestuali: bozza per una possibile griglia di analisi ‘mediale’ Gli otto insiemi di condizioni sintetizzati nella tabella dovrebbero aiutare a configurare e a caratterizzare la diversa modalità di discorso in esame, o anche, più specificatamente, lo specifico genere di discorso, per esempio una conversazione parlata faccia a faccia, di contro a una conversazione telefonica tradizionale o a una digitata su WhatsApp. La descrizione complessiva di un certo tipo di testo o di discorso richiederebbe poi, ovviamente, la successiva integrazione con i parametri previsti per la dimensione concezionale, dal momento che la tabella rappresenta semplicemente, come si è detto, una provvisoria proposta di aggiornamento solo per la dimensione ‘mediale’ del modello di Koch e Oesterreicher. Qualche precisazione sulla tabella è necessaria. Consapevoli dell’apparente bizzarria, all’interno del primo parametro, il canale, abbiamo esplicitato per primo e con asterisco, il canale ‘cognitivo-inferenziale’, che rappresenta in realtà un ‘supercanale’ attivo di default in qualsiasi forma di comunicazione umana, e forse anche per questo di solito poco o nulla considerato esplicitamente tra i diversi canali di trasmissione di un messaggio. Tuttavia, pur essendo sempre necessario e attivo in qualsiasi processo di significazione, il suo peso cresce in base all’aumentare della quantità di informazioni implicite che un ricevente deve cogliere e calcolare per comprendere un messaggio, e il rapporto tra informazioni esplicite ed implicite ha, a sua volta, spesso direttamente a che fare anche con i vincoli (parametro 4) che lo specifico formato testuale può imporre al messaggio (pensiamo per esempio, tra gli altri, ai limiti di tempo per registrare un messaggio orale in una segreteria telefonica, o di numero di caratteri per scrivere su Twitter). Per fare un esempio ancora più concreto, si fa giustamente da tempo un’importante distinzione di formato tra testi scritti ‘continui’, in cui i contenuti del discorso progrediscono in modo lineare e continuo attraverso la connessione di frasi e periodi, e testi ‘discontinui’ in cui il discorso è invece presentato e organizzato in modo discontinuo e estremamente sintetico attraverso 98 Emilia Calaresu & Massimo Palermo tabelle, grafici, liste, moduli, ecc., il più delle volte utilizzando solo brevissimi sintagmi perlopiù di tipo nominale (cf. PISA 2013, 17). 22 I testi discontinui sono particolarmente vincolanti già in fase di produzione (si pensi ai vincoli di tipo spaziale e contenutistico che il loro stesso layout convenzionale richiede), e comportano necessariamente, in fase di ricezione, anche un notevole aumento di lavoro sul canale inferenziale del lettore. 23 Gli stessi contenuti della nostra Tabella 1, per esempio, sono stati fortemente condizionati non solo dal formato tabellare in sé, ma anche dai vincoli di spazio e di staticità della tradizionale pagina di stampa a cui la tabella è destinata (cf. nota 21), a differenza di quanto è stato possibile fare durante il convegno presentando lo stesso contenuto testuale in formato di griglia attraverso PowerPoint, che consentiva anche una fruizione dinamica e ‘in movimento’ degli stessi contenuti della tabella (per es., allargando o riducendo via via specifiche caselle, o inserendo frecce e collegamenti veloci tra celle). I vincoli spaziali (dimensioni del foglio cartaceo) e temporali (impossibilità di movimento) della pagina a stampa hanno infine comportato anche una distribuzione dei contenuti della tabella in un numero di celle ridotto rispetto a quello idealmente desiderabile e necessario (ciò spiega per es. la presenza in tabella di elenchi all’interno di altri elenchi), pur nella consapevolezza di richiedere così un maggior sforzo interpretativo e immaginativo al lettore. Due parametri in particolare, la natura del segnale (3) e i tempi (8), ovviamente correlati in vario modo a tutti gli altri, possono più di tutti aiutare a rendere immediatamente evidente uno dei portati più interessanti e inattesi di alcune forme di comunicazione digitale, cioè il superamento della tradizionale distinzione tra processo e prodotto, già in parte discusso e anticipato nei paragrafi precedenti. Per quanto riguarda i fattori legati al tempo, ribadirne l’assoluta rilevanza sia, ovviamente, per la lingua parlata (Auer 2009; Voghera 2017) che per le nuove forme di conversazione scritta semi-sincrona (‘quasi-sincrona’ per Jucker / Dürscheid 2012, 42s.) è ormai ridondante; va tuttavia precisato che, non essendo mai perfettamente sincrono neanche il normale parlato in compresen- 22 Importante segnalare che questa distinzione tra testi continui vs. discontinui non corrisponde del tutto a quella che a continuità e discontinuità nei testi parlati e scritti dà Voghera (2014; 2017). 23 È in questo senso assai rivelatore il confronto diacronico di uno stesso contenuto in formato testuale continuo vs. discontinuo tabellare in Raible (2014, 369). I testi discontinui rappresentano anche un interessante controesempio alla tipologia testuale di Sabatini (1999) basata su rigidità-esplicitezza (testi molto vincolanti) vs. elasticità-implicitezza (testi poco vincolanti) perché pur presentando un formato molto rigido e vincolante sono anche costitutivamente carichi di informazioni implicite e presupposte (si pensi per es. alle norme implicite di lettura orizzontale e verticale che ha una tabella), senza una conoscenza condivisa delle quali sarebbero testi del tutto o in parte incomprensibili all’interlocutore. Ipertesti e iperdiscorsi 99 za (cf. Auer 2009, 3s.), preferiamo riservare i termini sincrono e quasi-sincrono solo per gli scambi in cui la ricezione è già in atto prima della fine del turno del parlante / scrivente, e usare quindi semi-sincrono per caratterizzare i tempi di ricezione di chat come WhatsApp, in cui la ricezione è possibile solo quando il turno precedente è già concluso (cf. anche Voghera 2017, 54, nota 6). 24 Abbiamo provato a sintetizzare nella Tabella 2 alcune delle principali differenze tra una normale conversazione parlata faccia a faccia e una conversazione su WhatsApp (o simili), ambiente che consente la multimodalità anche in termini di presenza di turni sia scritti che eventualmente di parlato registrato - per ragioni di sintesi ci limitiamo a indicare per entrambi i tipi di conversazione solo i codici verbali principali (sarebbe infatti difficile immaginare una conversazione parlata in compresenza senza uso di gesti e una su WhatsApp senza icone e immagini). Evidenziamo qui, in modo più discorsivo, altri due aspetti cruciali: 1. la normale multimodalità del parlato dialogico consente spesso la simultaneità nell’uso di diversi codici / canali, mentre nelle forme di EMC diverse da chiamate e videochiamate (che comportano parlato dialogico in tempo reale), differenti codici possono essere, sì, compresenti ma necessariamente accostati e linearizzati in successione, non usati simultaneamente (cf. Tabella 1, parametri 5 e 8). Non è fuori luogo, in proposito, ricordare anche il diverso funzionamento della prosodia, risorsa fondamentale e insostituibile connaturata al parlato - non a caso definita fenomeno ‘sovrasegmentale’ per la sua totale sovrapposizione alla catena fonica -, e della punteggiatura, risorsa importantissima dello scritto ma, come certe scritture contemporanee ci ricordano spesso, di certo non ‘insostituibile’ e, non a caso, solo preo postsegmentale, o più precisamente preo post-lessicale/ -sintagmatica/ -frasale; 25 2. la normale conversazione parlata faccia a faccia è di norma legata a tempi di fruizione eterodiretti, mentre una conversazione su WhatsApp (e simili) consente un ritmo di ricezione autodiretto, poiché la natura del segnale, che si tratti di segnali grafici o fonici, è permanente e si presta a fruizioni successive e reiterabili. 24 Cf. anche quanto giustamente osservato da Jucker / Dürscheid (2012, 43): «Synchronicity applies only to situations in which the messages are transmitted not turn-by-turn but stroke-by-stroke». 25 Un fatto interessante, in proposito, è che, a differenza della punteggiatura per es. dello spagnolo che prevede anche la pre-segnalazione di domande ed esclamazioni attraverso appositi segni grafici, la punteggiatura dell’italiano è quasi tutta di tipo post-segmentale, eccezion fatta per i segni di apertura di parentesi, virgolette ecc. Sulla punteggiatura dell’italiano e di altre lingue europee cf. Ferrari / Lala / Stojmenova (edd.) (2017). 100 Emilia Calaresu & Massimo Palermo Conversazione parlata in compresenza Conversazione su WhatsApp (o altri sistemi di messaggistica istantanea scritta con possibilità di turni di parlato registrato) Codici principali lingua parlata lingua scritta e lingua parlata Natura del segnale volatile permanente, anche nel caso dei turni parlati Tempi di produzione e ricezione del messaggio sincroni o quasi del tutto sincroni: - la ricezione è già in corso prima della fine del turno - la rapidità di comprensione è avvantaggiata dalla prosodia molto rapidi ma pur sempre asincroni: - la ricezione (così come la possibilità di risposta) è sempre posteriore alla fine del turno - nei messaggi orali registrati la prosodia mantiene le sue funzioni ma la comprensione non può più procedere di pari passo alla produzione originale Tempi di fruizione condizionati liberi, con possibilità di rilettura e riascolto Caratteristiche testuali generali processo: discorso processo e prodotto insieme: ipertesto o iperdiscorso? Tabella 2: La conversazione su WhatsApp: ipertesto o iperdiscorso? Nell’ultima riga emerge dunque una differenza a nostro avviso fondamentale: la permanenza, la ‘conservabilità’ e la visibilità del processo di costruzione del discorso su WhatsApp (che è anche, com’è ovvio, un tipo di discorso del tutto esplicitamente dialogico) rendono materialmente disponibile alla fruizione plurima e reiterata ciò che è stato effettivamente un processo o discorso, ma che si offre purtuttavia fin da subito anche in forma di ‘prodotto’. Insomma, in analogia col fortunato termine ‘ipertesto’, potremmo parlare, in relazione alla messaggistica online (ma non solo), di iperdiscorsi . È possibile, a questo punto, ripensare e rivedere con altri occhi il rapporto tra ‘ambiente di comunicazione’ (preferiamo questo termine a una delle tante accezioni di medium per evitare le confusioni terminologiche a cui abbiamo accennato sopra) e strutturazione linguistica dei messaggi. Ipertesti e iperdiscorsi 101 6 Sulla questione della ‘simulazione’ del parlato nella scrittura Come si è già avuto modo di osservare, il modello di Koch e Oesterreicher, in linea con quanto precedentemente proposto da Söll, evidenzia e fa emergere due apparenti contraddizioni in termini che sono il ‘parlato grafico’, cioè testi scritti che, pur non essendo necessariamente trascrizioni di parlato come normalmente intese, manifestano però tratti linguistico-testuali (proto)tipicamente attribuiti al parlato e non allo scritto, e lo ‘scritto fonico’, cioè testi oralmente enunciati che, pur non corrispondendo necessariamente a letture a voce alta di testi scritti, manifestano però tratti (proto)tipicamente considerati ‘scritti’. E, come accennato in paragrafo 1, è proprio per giustificare e meglio comprendere l’esistenza di questi ‘ibridi’ che i due studiosi elaborarono il supercontinuum vicinanza / distanza. 6.1 La ‘simulazione’ del parlato a fronte della priorità naturale del parlato Anche in base a quanto discusso soprattutto in paragrafo 3, appare evidente la necessità di ragionare in modo più conseguente sulle note ragioni della priorità del parlato rispetto allo scritto (De Mauro 1971; Bazzanella 1994, 9; Voghera 2017), cercando di liberarci dagli inevitabili condizionamenti cognitivi tipici delle culture altamente alfabetizzate (Linell 2005). Molti dei modi in cui tradizionalmente si intende o si descrive il carattere ‘ibrido’, vero o presunto, di alcuni tipi scritti di testo, infatti, tradiscono spesso l’interiorizzazione della priorità culturale dello scritto, non della priorità naturale del parlato (cf. Linell 2005; Albano Leoni 2009; Voghera 2017). Testi in modalità alfabetica scritta come lettere ed e-mail informali, bigliettini, messaggi sui social, certi tipi di testi letterari, ecc., da cui traspaiano in modo evidente l’organizzazione testuale, il lessico e le scelte grammaticali caratteristiche del discorso parlato spontaneo non andrebbero infatti, a rigore, considerati, valutati e analizzati come ‘scritti che imitano o simulano il parlato’, 26 ma come produzioni linguistiche enunciate, sì, medialmente , attraverso la scrittura, ma senza che vi vengano più applicati i filtri, le restrizioni e i modelli (le sagomature o i template , per così dire) che siamo stati abituati non solo ad abbinare di default alle nostre produzioni scritte, ma anche a farne, per quanto possibile, un modello di riferimento anche per il 26 La qualifica di ‘simulazione’ di parlato può forse avere più senso per i dialoghi (ri)costruiti come discorsi riportati in forma diretta all’interno di opere scritte narrative e di copioni teatrali, cinematografici, ecc. - in questo ultimo caso si tratta, anzi, di potenziali simulazioni ‘anticipatorie’ di un’effettiva resa orale successiva in forma di ‘parlato recitato’ (cf., tra gli altri, Nencioni 1976). 102 Emilia Calaresu & Massimo Palermo parlato ‘colto’ (cf. Berruto 2005). In altre parole, alcuni tratti fondamentali della modalità dialogica parlata emergono - e a maggior ragione emergono attraverso le possibilità comunicative fornite dai nuovi mezzi - come modalità di default delle comunicazioni verbali , caratteristica che finora veniva eventualmente riconosciuta solo alle scritture dei semicolti. Il più delle volte, insomma, non si ha l’impressione di essere di fronte a qualcosa di nuovo ‘che si fa sulla’ scrittura, o a manipolazioni stilistiche più o meno consapevolmente operate sulla scrittura, ma a qualcosa ‘che si toglie dalla ’ scrittura, o di cui la scrittura si libera, almeno come normalmente appresa e praticata dalle generazioni pre-millennials. 27 Il polo marcato della comunicazione verbale, infatti, non è - e non è mai stato - quello della vicinanza ma quello della distanza, così come dal punto di vista ‘mediale’ il polo marcato è quello della scrittura e non del parlato. Le ‘nuove’ scritture ‘ibride’ alla fin fine non fanno che ricordarci e riportarci a questo fatto. 6.2 Simulazione o presenza irriflessa dell’oralità? L’impressione di simulazione dell’oralità è indubbiamente un tratto distintivo della scrittura nella EMC . Riteniamo tuttavia che sia necessario distinguere tra due livelli: la simulazione dell’ambiente di comunicazione, che riguarda fattori essenzialmente extralinguistici (l’architettura dei programmi, il modo in cui le principali piattaforme di messaggistica sono costruite) e il livello delle scelte linguistiche. A nostro avviso è preferibile limitare la nozione di simulazione a tutto ciò che ha a che fare col primo livello, cioè con la costruzione di un ambiente di comunicazione che evochi il più possibile il dialogo de visu. Per es. nelle chat lo spazio suddiviso tra gli interlocutori, i cui messaggi sullo schermo sono posti virtualmente l’uno di fronte all’altro come in una conversazione reale in compresenza (d’ora in avanti CR ) e altri elementi su cui torneremo più avanti in questo paragrafo. Quanto al secondo livello, cioè la presenza di tratti del parlato spontaneo nella EMC scritta, come già in parte anticipato in paragrafo 6.1, più che di simulazione è necessario parlare di uso irriflesso delle strategie di costruzione del discorso proprie dell’oralità. 28 Si può porre la questione anche in altri termini: alle prese con le chat gli utenti assumono ‘naturalmente’ degli 27 Come giustamente osservato da un nostro anonimo referee (che ringraziamo per i commenti su questo e su altri punti), ci sono differenze importanti legate all’età e alle consuetudini scrittorie soprattutto degli utenti colti pre-millennials: sono infatti questi ultimi che più spesso di altri consapevolmente operano ‘abbassamenti’ del loro normale modello di standard scritto quando usano, per es., forme di messaggistica istantanea scritta. 28 Questa rimane infatti, nonostante millenni di literacy scritta, la forma non marcata e primaria di comunicazione, a cui si attinge in particolari condizioni contestuali e pragmatiche. Ipertesti e iperdiscorsi 103 atteggiamenti cognitivi per codificare / decodificare i messaggi che coincidono in buona misura, senza tuttavia sovrapporsi del tutto, a quelli che siamo abituati a usare nel dialogo in compresenza. Sul piano delle scelte linguistiche sarebbe opportuno riservare di conseguenza il termine simulazione ai vari casi di stilizzazione del parlato nelle opere letterarie, cioè a un’operazione consapevole sul testo da parte dell’autore. 29 La costruzione del discorso in chat ricorda per molti aspetti, senza tuttavia riprodurla esattamente, la CR . Le differenze risiedono nelle condizioni comunicative contestuali che abbiamo cercato di esaminare nella Tabella 1. La mancanza di alcuni tratti del parlato reale in testi di EMC era stata già notata da Berruto (2005), in un lavoro che, come abbiamo visto, è tra i pochi in Italia ad utilizzare esplicitamente il modello di Koch e Oesterreicher. Vi si analizzano tre generi di EMC : l’e-mail, la chat e gli sms. Va detto che questi ultimi erano allora uno strumento assai diverso dai programmi di messaggistica sviluppatisi in seguito alla diffusione degli smartphone. Berruto (2005, 142) definisce i tre generi di EMC presi in esame come concezionalmente orali ma realizzati «quasi casualmente, per accidente o necessità esteriore, […] in mezzo grafico». Dopo aver elencato i tratti del parlato che si notano nella EMC osserva: è però significativo che invece altri fenomeni non ci siano, o abbiano una presenza sporadica e marginale. Di almeno uno dei tratti sintattici e testuali considerati caratteristici del parlato parlato si nota infatti l’assenza nei nostri generi testuali: intendo l’insieme dei fenomeni di disgregazione e sconnessione nella macrosintassi dovuti a problemi di pianificazione del discorso, quali esitazioni, false partenze, cambiamenti di progettazione, enunciati incompiuti, anacoluti ecc.; ed è significativo, ancorché in buona parte ovvio, che si tratti di fatti macrosintattici specialmente connessi con la natura del mezzo fonico e le restrizioni poste dal canale alla processazione del tessuto testuale. (Berruto 2005, 148) Dal rischio di considerare la lingua delle chat una semplice trasposizione del parlato con impiego del canale grafico mette in guardia anche Voghera: […] le tecnologie permettono di sfruttare alcune proprietà tipiche della modalità parlata, per esempio lo scambio dialogico semi-sincrono, utilizzando il canale grafico-visivo e questo fa assumere ai testi scritti delle caratteristiche molto diverse da quelle della scrittura tradizionale. Sarebbe però un errore pensare che si tratti di un parlato grafico perché mancano a questi testi molte caratteristiche tipiche del parlato, che invece non si riscontrano nella lingua usata. (Voghera 2017, 219) 29 Sulla simulazione del parlato nella letteratura italiana cf. Testa (1991; 1997; 2017) e Calaresu (2005; 2015b). 104 Emilia Calaresu & Massimo Palermo La simulazione della CR , come abbiamo detto, riguarda la costruzione e la rappresentazione su schermo dell’ambiente di comunicazione virtuale. Il modo in cui tale ambiente sia stato immaginato e realizzato nella breve storia della EMC meriterebbe un lavoro a sé: si è passati dalle chat room di un tempo, che individuavano uno spazio riservato e di conseguenza una serie di riferimenti topodeittici ‘dedicati’ per la comunicazione virtuale, alla totale identificazione tra emittente e dispositivo che caratterizza la connessione in mobilità. Si pensi inoltre alla continua evoluzione della disposizione dei messaggi sullo schermo, una forma di mise en page che attraverso rappresentazioni iconiche dell’ambiente di comunicazione mima lo scambio dialogico; ai continui adattamenti - dagli originari sms agli attuali sistemi di comunicazione in chat - che ripropongono uno spazio comunicativo separato per i due interlocutori (la destra per noi, la sinistra per il nostro interlocutore), l’uso delle nuvolette a racchiudere i turni di parola e rappresentare in maniera stilizzata la voce ecc. Tuttavia, per quanto sempre più tendente per approssimazione all’originale, la simulazione della CR in chat presenta dei limiti, sui quali è importante soffermarsi per le conseguenze che determinano sulla strutturazione dei messaggi. La CR si appoggia fortemente sulla comunicazione non verbale (paralinguistica, gestuale, prossemica) che affianca e integra il contenuto strettamente linguistico del messaggio: nella EMC la comunicazione non verbale di questo tipo è assente poiché mancano la corporeità, la condivisione dello spazio percettivo e il contatto visivo. A questa carenza si supplisce appunto con simulazioni e prestiti da altri codici: le emoji costituiscono un felice surrogato nel tentativo di restituire alla parola la corporeità di cui è dotata nell’oralità. Per questo nella gran parte dei casi rappresentano in forma stilizzata le parti del corpo umano utilizzate in funzione semiotica. Le emoji possono sostituire un turno di parola o affiancare un enunciato verbale. Di solito sono collocate in posizione marginale nell’enunciato, all’inizio o alla fine, con funzione integrativa o di commento. A volte svolgono una funzione metadiscorsiva, cioè esplicitano l’atteggiamento dello scrivente nei confronti del contenuto del messaggio come ironia, contentezza, perplessità, stupore (maggiori dettagli in Palermo 2018). Come abbiamo visto in Tabella 2 la provvisorietà ( Vorläufigkeit ) tipica della CR non c’è nella chat, che è caratterizzata dalla permanenza del segnale. Si è infatti osservato che nella EMC , a differenza di quanto afferma il noto adagio latino, verba manent . L’irreversibilità del messaggio della CR è mitigata dalla possibilità di autocorreggersi, cancellare, riformulare il messaggio offerta dalla EMC . Anche per questo motivo in chat sono assenti, come abbiamo visto, i tratti di scarsa progettazione come esitazioni, false partenze ecc. che invece costituiscono un fenomeno normale nella CR . Sono tutte conseguenze della Ipertesti e iperdiscorsi 105 natura semiprocessuale della EMC che abbiamo cercato di descrivere in Tabella 2 (l’emissione e la ricezione sono sempre posteriori alla fine del turno). Nella messaggistica istantanea, come si è visto, ci si avvicina alla sincronicità senza tuttavia raggiungerla. Da ciò derivano alcune differenze rispetto alla CR . La netiquette della conversazione virtuale prevede che i frammenti di discorso troppo lunghi vengano spezzati in più messaggi (attraverso lo splitting ; cf. Schneider 2016, 350) per non lasciare in attesa troppo tempo il nostro interlocutore. Questa abitudine, in assenza di un contatto visivo, può generare un accavallamento di più linee di discorso. Di conseguenza, in chat le eterointerruzioni tendono a generare rumore e non cooperazione, come può avvenire nella CR . Per limitare questo problema gli sviluppatori di WhatsApp hanno introdotto un segnale (‘sta scrivendo’ oppure ‘sta registrando un audio’) che ci avvisa che il nostro interlocutore sta producendo un ‘turno di parola’ e pertanto è bene non interromperlo. Le considerazioni svolte fin qui valgono per gli scambi in WhatsApp attraverso messaggi scritti. Tuttavia, nemmeno la multimodalità come strategia di costruzione del discorso è sovrapponibile a quella propria della CR : l’immagine, il video, lo scritto in forma di link esterno alla rete costituiscono un aspetto particolare del ricorso alla realtà aumentata che la rete consente. E questo sarà forse uno degli aspetti della comunicazione in chat più soggetto a evoluzione nei prossimi anni. Anche tentativi di ulteriore approssimazione alla CR costituiti dall’invio / ascolto di messaggi audio non danno luogo a uno scambio perfettamente sovrapponibile alla CR . Per es. come abbiamo visto in Tabella 2, nei messaggi orali abbiamo accesso alla prosodia dell’emittente, ma la comprensione non può procedere di pari passo alla produzione originale perché abbiamo accesso al messaggio fatto e finito e non lo ascoltiamo in diretta nel suo farsi. Perfino quando la EMC assume la forma di maggiore approssimazione alla CR , cioè nella videoconversazione, rimane un limite non superabile in quella che è stata definita ‘l’asimmetria dello sguardo’: gli interlocutori si guardano, ma non negli occhi. Infatti, «se si guarda negli occhi il volto nello schermo, l’altro crede che si stia guardando leggermente più in basso, perché l’obiettivo è installato sul bordo superiore del computer» (Han 2015, 39). Se invece per eliminare questo problema chi parla guarda la webcam, finisce per fissare lo sguardo contemporaneamente su tutti i partecipanti alla videoconversazione, col risultato che, se vuole rivolgersi a un solo interlocutore, non può usare lo sguardo come segnale di addressività, cioè per far capire a quale interlocutore si sta rivolgendo, come farebbe in una conversazione de visu . 106 Emilia Calaresu & Massimo Palermo 7 Conclusioni Tirando le fila di quanto fin qui osservato, il modello di Koch e Oesterreicher ci sembra ancora rappresentare, allo stato, il tentativo più intelligente, accorto e raffinato per affrontare in modo sistematico la complessità semiotica, interazionale e (con)testuale delle diverse modalità della comunicazione verbale e dei diversi generi di discorso. La necessità evidente di aggiornare, e anche di aggiungere, parametri e condizioni sia per la parte concezionale che, soprattutto, per la parte ‘mediale’ (che noi preferiremmo piuttosto chiamare ‘semiotico-mediale’) del modello non ci sembra affatto in contraddizione con quanto appena detto. Sono stati gli stessi due studiosi, infatti, che, con assai apprezzabile umiltà scientifica, hanno, da un lato, sempre considerato ‘aperto’ il proprio modello, richiedendo e sollecitando in modo esplicito critiche e suggerimenti da parte dei colleghi e dei lettori in genere, 30 e, dall’altro, ribadito spesso che quello che è poi diventato noto come il ‘ modello di Koch / Oesterreicher’ (in un certo senso, malgré eux , cf. Oesterreicher / Koch 2016) era per loro, essenzialmente, non tanto un ‘modello’ quanto piuttosto un primo tentativo per provare ad affrontare in modo più articolato e sistematico i problemi posti dalla complessità diamesica dei testi (ben evidente anche già in diacronia) e dalle evidenti ‘somiglianze di famiglia’ tra testi pur di modalità, generi e tempi diversi. Come abbiamo cercato di argomentare nel nostro lavoro, ciò che appare oggi più problematico del modello Koch / Oesterreicher, non è né il suo complesso impianto di base, che anzi ben risponde alla necessità pratica e teorica di lavorare su più dimensioni gerarchicamente articolate al loro interno, né il loro problematico uso del termine ‘medium’, quanto piuttosto l’originaria concentrazione su soli testi intesi come prodotti finiti (di contro alla processualità dei discorsi) e in fondo solo monologicamente organizzati. È soprattutto questo taglio - d’altra parte quasi inevitabile nel comune sentire del periodo storico in cui il modello è nato - che, a nostro parere, necessitava di revisione, rivelandosi problematico non solo alla luce delle nuove forme di comunicazione digitale, ma anche rispetto alla pluricanalità, dialogicità ed esplicita presenza dell’interlocutore anche in generi più tradizionali, sia scritti che parlati. Infine, benché la nostra proposta di revisione della parte mediale (che dai due soli parametri non graduabili originari propone di passare addirittura a otto, con ulteriori articolazioni interne) non consenta più l’eleganza formale di una sintesi generale con soli quattro formati di base (parlato fonico e parlato grafico, scritto grafico e scritto fonico), si mantiene tuttavia intatta l’idea di 30 Si vedano per es. le premesse o introduzioni alle varie edizioni del loro lavoro (Koch / Oesterreicher 2007, 11 e 14; Oesterreicher / Koch 2016). Ipertesti e iperdiscorsi 107 fondo che sia necessario articolare operativamente l’analisi su (almeno) due macrodimensioni diverse: la prima per così dire più tecnica e ‘disincarnata’ che prenda in considerazione i principali aspetti semiotico-mediali dello specifico tipo di comunicazione sotto analisi, e la seconda più attenta invece agli aspetti pragmatico-contestuali dell’interazione, alle relazioni tra gli interagenti e alle tradizioni discorsivo-testuali in gioco. E, naturalmente, anche le proposte qui avanzate non vanno intese che come un primo contributo a futuri ulteriori lavori di revisione e aggiornamento del modello, che non può che essere collettivamente partecipato dalla comunità di studiosi interessati alla linguistica del testo e del discorso. Bibliografia Albano Leoni, Federico (2009). Dei suoni e dei sensi. Il volto fonico delle parole . Bologna, il Mulino. Antonelli, Giuseppe (2011). «Lingua», in: Andrea Afribo / Emanuele Zinato (edd.), Modernità italiana. 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Variation in der Sprache 113 Variation in der Sprache Wie lassen sich Textgattungen und Kommunikationsstrategien zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit charakterisieren? - Antworten von Koch / Oesterreicher und von Douglas Biber Wolfgang Raible (Freiburg im Breisgau) Over the past few decades, spoken and written texts, as well as their mutual relationship, have attracted much attention in linguistic research. Amongst the different approaches, I would like to compare two above all: a largely theory-driven approach and a more data-driven approach. The theorydriven approach is associated with the names of Peter Koch (1951-2014) and Wulf Oesterreicher (1942-2015); the data-based approach with Douglas Biber (b. 1952). Biber’s research is mostly focused on English texts, whereas Koch and Oesterreicher were anchored in the world of Romance languages. It is interesting to note that Koch and Oesterreicher had practically no relationship with Biber (Koch took note of Biber in a late publication, albeit in a rather superficial way). This is all the more regrettable since, as will be shown, both approaches lead to comparable results, and since they are based on a comparable theoretical background. 1 Koch / Oesterreicher Der Ansatz von Koch und Oesterreicher (im Folgenden: K&Oe) entstand in der Konzeptionsphase eines Sonderforschungsbereichs, dessen Thema Spannungsfelder zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit waren. Die Autoren stellten ihren Ansatz erstmals bei einem der internen Vorbereitungstreffen vor. Er wurde vom - weitgehend nicht-linguistischen - Publikum sehr positiv aufgenommen. Später wurde er zu einem der wichtigsten Punkte des Forschungsprogramms selbst. 1 1 Punkt zwei der insgesamt 17 Punkte des Forschungsprogamms lautete „Skalarer Charakter konzeptioneller Schriftlichkeit“. 114 Wolfgang Raible Oesterreicher war seit seinem Studium in Tübingen, das stark von der Persönlichkeit Eugenio Coserius (1921-2002) geprägt war, stets darauf bedacht, die Mehrdeutigkeit von Konzepten zu vermeiden. Dies geschah aus der Überzeugung, dass, mit Francis Bacon zu sprechen, veritas potius emergit ex errore quam ex confusione (‘Wahrheit kann leichter aus krudem Irrtum als aus Begriff sverwirrung hervorgehen’; Novum Organum II , xx ). Deshalb ist vor allem eine begriffl iche Unterscheidung für den Ansatz von K&Oe entscheidend. Mit dem Blick auf ein Buch von Ludwig Söll (1931-1974), Gesprochenes und geschriebenes Französisch (1974), unterscheiden sie streng zwischen „Medium“ und „Konzeption“. Abbildung 1: Konzeption und Medium nach Söll (1974) Ein Medium kann entweder ‘phonischer’ oder ‘graphischer’ Kode, eine Konzeption entweder ‘gesprochen’ oder ‘geschrieben’ sein. Dies führt, wie im obigen Schema dargestellt, zu vier möglichen Kreuzklassifi kationen. Zum Beispiel ist eine Universitätsvorlesung im phonischen Kode, sie ist aber konzeptionell geschrieben. 2 Das Transkript einer Live-Diskussion ist im graphischen Kode, aber von seiner Konzeption her gesehen ist es eher gesprochen. Die Verwendung von eher zeigt gleichzeitig, dass ‘konzeptionell geschrieben’ und ‘konzeptionell gesprochen’ notwendigerweise skalare Konzepte sind. In der Tat nennt Söll dann eine Fülle von Begriff en, um zu charakterisieren, was écrit im Gegensatz zu parlé bedeuten könnte: cultivé , langue littéraire, soigné , prepared , objektiv usw. An diesem Punkt gehen K&Oe von Anfang an deutlich über Söll hinaus: „Ein genauerer Blick auf diese doppelte Unterscheidung zeigt, dass die Beziehung zwischen phonischem und graphischem Kode als strenge Dichotomie zu verstehen ist, während die Polarität zwischen ‘gesprochen’ und 2 Später sahen die Autoren, dass diese Unterscheidung schon von Charles Bally (1865-1947) oder von Aurélien Sauvageot (1897-1988), einem Finno-Ugristen von höchster Originalität, getroff en wurde. Man ist versucht, an eine paradoxe Formulierung von Jorge Luis Borges zu denken, nach der ein großer Autor seine Vorläufer schaff t: „El hecho es que cada escritor crea a sus precursores“ (in: „Kafka y sus precursores“, 1952 publiziert in Otras inquisiciones , Buenos Aires, Sur, 126-128). Variation in der Sprache 115 ‘geschrieben’ für ein Kontinuum konzeptioneller Möglichkeiten mit unzähligen Schattierungen und Abstufungen steht“ (Koch / Oesterreicher 1985, 17). 1.1 Ein dreifacher Glücksgriff katapultiert Koch / Oesterreicher in den wissenschaftlichen Orbit K&Oe sehen die Polarität zwischen écrit und parlé als ein Kontinuum, das sie nicht durch Stiletiketten wie Söll, sondern durch verschiedene Textgattungen veranschaulichen, vom privaten Gespräch bis hin zu Verwaltungs- oder Rechtstexten. Hier kommt Kochs Hintergrund ins Spiel: Der Einfluss, den Coserius Denken auf Oesterreicher ausübte, entspricht dem Einfluss von Brigitte Schlieben-Lange (1943-2000) auf Koch: Dies führt zu der besonderen Bedeutung, die Koch der Pragmatik zuschreibt. Eine der einflussreichsten Schriften Schlieben- Langes war damals Traditionen des Sprechens. Elemente einer pragmatischen Sprachgeschichtsschreibung (1983). Als wichtige Elemente der kommunikativen Ökonomie einer Gesellschaft haben Textgattungen ihre pragmatische Einbettung: Sie bilden meist eine Serie, wobei ein Text das Modell für einen anderen ist, nicht ohne typische (und unausweichliche) Veränderungen im Verlauf der Zeit. Als Beispiel mag die Gattung ‘wissenschaftlicher Artikel’ dienen, die in ihrer jetzigen Form im 17. Jahrhundert mit den Philosophical Transactions of the Royal Society Gestalt annahm. Solche Texte setzen nicht nur eine bestimmte Leserschaft, eine bestimmte Ausdrucksweise mit einem spezifischem Vokabular voraus, sondern auch eine bestimmte Abfolge von Textteilen: Sie beginnen mit (1) einem Passus, der den Stand der Forschung beschreibt; es folgt (2) die Entdeckung einer Thematik, die bisher überhaupt nicht oder zumindest nicht hinreichend durch die Forschung behandelt wurde; dann kommt (3) der Vorschlag eines neuen Ansatzes, der die Lücke schließen könnte. Nachdem die gemäß diesem Ansatz durchgeführten Experimente beschrieben wurden, folgt (4) eine Diskussion der Ergebnisse. Der letzte Teil ist tendenziell (5) ein Ausblick auf das, was in diesem Forschungsbereich noch zu leisten ist. 3 Dieses Beispiel zeigt deutlich den konzeptionellen Rahmen, auf dem ein solcher Text basiert, und es macht deutlich, dass die Konzeption eines wissenschaftlichen Artikels vollständig ‘geschrieben’ ist. Die Interpretation des Gegensatzes zwischen ‘konzeptionell geschrieben’ und ‘konzeptionell gesprochen’ als eine Skala von Textgattungen (nicht als eine Reihe von Stiletiketten) ist der erste 3 Biber selbst beobachtet Veränderungen in wissenschaftlichen Artikeln (Biber / Conrad 2009, 157-166). Das ARCHER-Corpus von Biber und Finegan (1600-1999) enthält einige Beispiele. 116 Wolfgang Raible und größte Fortschritt von K&Oe im Vergleich zu Sölls grundlegenden Erkenntnissen. Es fällt auf, dass dies kaum bemerkt wurde. Nun zur ersten von zwei weiteren Errungenschaften, die das Modell von K&Oe unter deutschsprachigen Wissenschaftlern (und in einigen romanischsprachigen Ländern) sehr bekannt gemacht haben. Diese Errungenschaft bestand darin, den beiden Enden der konzeptionellen Skala griffi ge und einprägsame Namen zu geben: d. h. Sprache der Nähe und Sprache der Distanz (auf Französisch wählten K&Oe die Begriff e immédiat communicatif und distance communicative ). Diese durchaus suggestiven Begriff e erwiesen sich für ein großes, aber nicht unbedingt sprachwissenschaftiches Publikum als unmittelbar verständlich. Es sollte jedoch klar sein, dass diese Metaphern nur eine ganze Reihe von möglichen Skalen bündeln, die hinter ihnen liegen: aktive, kontinuierliche Verarbeitung vs. Objektivierung, private vs. öff entliche Kommunikation, spontane vs. vorbereitete Kommunikation, niedrige vs. hohe Informationsdichte etc. - „Grâce à leur caractère métaphorique, ces deux termes englobent la totalité des paramètres conceptionnels“ (Koch / Oesterreicher 2001, 586). 4 Das zweite der beiden anderen Merkmale, die das Modell von K&Oe berühmt gemacht haben, ist seine Visualisierung: Es gibt eine Achse zwischen ‘Nähe’ und ‘Distanz’. Man kann diese Achse in ein Rechteck einfügen, das sie horizontal teilt (Abbildung 2). Oberhalb dieser Achse könnte man sich die graphische Umsetzung vorstellen, unterhalb die phonische, also das ‘Medium’. Abbildung 2: Die Skala zwischen ‘Nähe’ und ‘Distanz’ in einer horizontalen Darstellung (Koch / Oesterreicher 1985, 18) 4 Die Griffi gkeit von ‘Nähe’ und ‘Distanz’ bestätigt sich in der Rezeption des Modells von K&Oe. Es wird allgemein unter diesen beiden Begriff en ‘gehandelt’; cf. Feilke / Hennig (2016). Gleichzeitig wird das Modell immer wieder wegen der Verwendung dieser Metaphern kritisiert; cf. etwa „Wie ‘nah’ ist ‘Nähesprache’? “ im Untertitel von Zeman (2016). Variation in der Sprache 117 Anstelle dieser Lösung zeichneten die Autoren die Achse für die Ausdehnung des konzeptionellen Raumes von links oben nach rechts unten im Rechteck und transformierten es so in ein Parallelogramm, nachdem sie die Achse wieder in eine horizontale Position gebracht hatten (Abbildung 3). Nun würde der Raum des Parallelogramms über der Achse die zunehmende Wahrscheinlichkeit symbolisieren, dass eine Textgattung oberhalb der Achse in graphischem Kode implementiert werden soll, während der Raum darunter die abnehmende Wahrscheinlichkeit seiner mündlichen Kodierung zeigen würde. Ein konzeptionell geschriebener Rechtstext am rechten Ende wird graphisch umgesetzt; ein spontaner Dialog am linken Ende wird höchstwahrscheinlich mündlich konzipiert und phonisch umgesetzt. Abbildung 3: Das Parallelogramm der konzeptionell-medialen Affi nitäten 118 Wolfgang Raible 1.2 Koch / Oesterreicher im Orbit In seiner bekanntesten und am weitesten entwickelten Form nahm das Modell die unten dargestellte Form an (Abbildung 4): Die beiden Merkmallisten zwischen eckigen Klammern oben zeigen die „Bedingungen der Kommunikation“. Die entsprechenden Listen am unteren Ende des Schemas heißen „Versprachlichungsstrategien“. Die Kleinbuchstaben (a)-(k) stehen exemplarisch für Gattungen, die das Schema veranschaulichen. 5 Abbildung 4: Das Modell von Koch / Oesterreicher (1985, 23) in seiner bekanntesten Form 5 (a) spontanes Gespräch zwischen Freunden; (b) Telefongespräch mit einem Freund; (c) Interview; (d) gedrucktes Interview; (e) Tagebucheintrag; (f) privater Brief; (g) persönliches Interview; (h) Predigt; (i) öff entlicher Vortrag; (j) Artikel in einer anspruchsvollen Zeitung; (k) Verwaltungsvorschrift. Variation in der Sprache 119 Es steht zu erwarten, dass praktisch alle diese Verbalisierungsstrategien und Kommunikationsbedingungen in den empirisch fundierten Analysen von Biber ihre Entsprechungen finden sollten. 2 Douglas Biber 2.1 Der Weg der Empirie - oder: Wie man mit einem anderen Instrumentarium zu denselben Ergebnissen kommt Der Ansatz von Douglas Biber unterscheidet sich fundamental von dem von K&Oe. Ich werde dies anhand von Biber (1986), einem grundlegenden, in Language veröffentlichten Aufsatz, und anhand von Bibers sehr einflussreicher Monographie Variation Across Speech and Writing (1988) 6 veranschaulichen. Zudem wird ein 2009 erschienenes Buch mit in die Betrachtung einbezogen (Biber / Conrad 2009). Bibers Ansatz ist statistisch. Die Statistik basiert auf empirischen Daten. Sie stammen aus Einzeltexten, die der Autor aus bekannten Korpora des Englischen bezieht. In Biber (1986) umfassen sie 16 verschiedene Textgattungen - hier spielen Textgattungen gleichfalls eine grundlegende Rolle -, die ‘ein breites Spektrum an gesprochenen / geschriebenen situativen Möglichkeiten darstellen’ („represent a broad range of spoken / written situational possibilities“; Biber 1986, 390). Insgesamt berücksichtigt Biber (1986) 41 sprachliche Merkmale. Zwei Jahre später erhöht er die Anzahl der Merkmale auf 67 und die Anzahl der Textgattungen auf 23. Die in Biber (1986) und (1988) verwendeten Korpora sind weitgehend identisch, wie die folgende Übersicht zeigt: Written: The LOB Corpus (+ professional letters) (Biber 1986, 390) Written: Genres 1-15 from the LOB corpus (Biber 1988, 67) # of texts # of texts 1. Press reports 44 1. Press reportage 44 2. Editorial letters 27 2. Editorials 27 3. Press reviews 17 4. Religion 17 3. Skills and hobbies 38 5. Skills and hobbies 14 6 ‘Sehr einflussreich’ beruht auf der Häufigkeit, mit der das Buch zitiert wird (cf. Google Scholar). 120 Wolfgang Raible Written: The LOB Corpus (+ professional letters) (Biber 1986, 390) Written: Genres 1-15 from the LOB corpus (Biber 1988, 67) 4. Popular Iore 6. Popular Iore 14 7. Biographies 14 5. Official documents 30 8. Official documents 14 6. Academic prose 80 9. Academic prose 80 7. Belles lettres 77 8. General fiction 29 10. General fiction 29 11. Mystery fiction 13 12. Science fiction 6 13. Adventure fiction 13 9. Romantic fiction 29 14. Romantic fiction 13 15. Humor 9 16. Personal letters 6 10. Professional letters 10 17. Professional letters 10 Spoken: The LL corpus Spoken: from London-Lund corpus 11. Face-to-face conversation 57 18. Face-to-face conversation 44 12. Telephone conversation 20 19. Telephone conversation 27 13. Interviews 23 20. Public conversations, debates, and interviews 22 14. Broadcasts 19 21. Broadcast 18 15. Spontaneous speeches 9 22. Spontaneous speeches 16 16. Planned speeches 9 23. Planned speeches 14 > 1 million words 545 Approx. 960,000 words 482 Abbildung 5: Die bei Biber (1986) und (1988) berücksichtigten Textgattungen Der größte Unterschied liegt in „Belles Lettres“, einer Gattung, die nur von Biber (1986) in Betracht gezogen wurde. 7 Biber setzt bei seinen Analysen auf das Instrument der Faktoranalyse, das zwei grundlegende Schritte umfasst: 7 Biber erklärt nicht, was er unter „Belles Lettres“ versteht. Möglicherweise entsprechen sie einem Teil dessen, was 1988 „Mystery fiction“, „Science fiction“ und „Adventure fiction“ genannt wird. Variation in der Sprache 121 - Gruppierung der in den Texten markierten (‘getaggten’) Sprachmerkmale in Kombinationen, die häufig zusammen vorkommen; - Suche nach zugrundeliegenden ‘Faktoren’ und deren Interpretation als Text- Dimensionen. Dies geschieht durch eine Einschätzung (also Interpretation) der kommunikativen Funktion, die sich mit den unter dem jeweiligen Faktor gruppierten Merkmalen am besten verbinden lässt. Diese Faktoren gelten als die ‘versteckten’ Faktoren, die die beobachteten Daten ‘organisieren’. Biber arbeitet mit der Principal Factor Analysis ( PFA ), die sich leicht von der eigentlichen Faktoranalyse unterscheidet. Dennoch ist er bei diesem Thema nie allzu explizit - unter all seinen zahlreichen Schriften findet man die detailliertesten Informationen über die Methoden zur Berechnung der Zusammenhänge und zur Extraktion der Faktoren im erwähnten frühen Buch (Biber 1988). Nun zur Methode im engeren Sinn. Der erste Schritt jeder Faktoranalyse muss die Normierung der Frequenzen auf eine Textlänge von z. B. 1000 Wörtern sein. Dies führt zu den Häufigkeiten der sprachlichen Merkmale: Maximalwert, Minimalwert, Bereich (s. u.) und Standardabweichung - Substantive, Verben, Adjektive, Präpositionen, Konjunktionen, Down-Toner, Hedges, Empathie und so weiter. Wir benötigen diese Informationen für das Korpus als Ganzes und für einzelne Textgattungen, die als solche im Korpus unterschieden werden. Ein Beispiel: Für Präsens finden wir im Korpus von Biber (1988) einen Durchschnittswert von 77.7, ein Maximum von 182.0, ein Minimum von 12.0 (d. h. einen Bereich von 182 minus 12 = 170) und eine entsprechend hohe Standardabweichung von 34.3 (bezogen auf 1000 Wörter Text). Die Datenpunkte für dieses Merkmal sind somit über einen weiten Wertebereich verteilt. Im Mittelpunkt steht dann die Matrix mit den Korrelationskoeffizienten, die für die gesamte Reihe der sprachlichen Merkmale berechnet wurden. Der Korrelationskoeffizient drückt die Kovarianz zweier Variablen aus, die durch das Produkt ihrer Standardabweichungen dividiert werden. Ein solcher sogenannter Pearson’scher Korrelationskoeffizient ergibt eine Zahl zwischen -1 (völlig negative lineare Korrelation) und +1 (total positive Korrelation), wobei Null ‘überhaupt keine lineare Korrelation’ bedeutet. 8 8 Es sollte klar sein, dass ein solcher Korrelationskoeffizient auf vielfältige Weise interpretiert werden kann. Wenn wir zum Beispiel an den Einheitskreis denken, den wir im Mathematikunterricht kennengelernt haben, variiert der Kosinus zwischen -1 und +1, genau wie die Korrelationskoeffizienten: cos(0°) ist 1, cos(90°) ist 0, cos(180°) ist -1. Der Korrelationskoeffizient könnte dann beispielsweise als der Winkel zwischen zwei Vektoren betrachtet werden. Aber es gibt noch mehr Möglichkeiten (z. B. Punkte auf der Oberfläche einer Einheitskugel über dem Einheitskreis); auf jeden Fall überfordert 122 Wolfgang Raible Im Fall von Biber (1988) ergeben die Korrelationskoeffizienten eine 67x67- Matrix, die sich über fast zehn Seiten erstreckt (Biber 1988, 270-279). Die Matrix wirkt umso beeindruckender, als sie dasselbe über und unter der Diagonale zeigt, die ihre beiden Hälften trennt: Jede Kombination von Merkmalen kommt zwangsläufig ja zweimal vor. An Bibers (1988) Matrix sehen wir bereits auf den ersten Blick einige interessante Zusammenhänge: Zum Beispiel korreliert die Existenz von Pronomina der ersten Person stark mit dem Auftreten von Pronomina der zweiten Person (dies dürfte freilich nicht überraschen), aber auch mit demonstrativen Pronomina, der Verwendung von do als Proverb, mit kausalen Konjunktionen, Partikeln, Kontraktionen, dem Weglassen von that, mit ‘privaten Verben’ ( think, feel etc.). Andererseits zeigen Pronomina der 1. Person eine negative Korrelation mit Präpositionen, attributiven Adjektiven, der Wortlänge, Substantiven, agenslosen Passivformen etc. 2.2 Statistik-Programmen ausgeliefert Die große Zahl der von Biber berücksichtigten Sprachmerkmale macht das Rechnen, d. h. die Verwendung eines der verfügbaren Statistikpakete, unvermeidlich. Im Fall von Biber (1988) zum Beispiel müssen fast 4500 Korrelationskoeffizienten berechnet werden. Es besteht kein Zweifel daran, dass man von jetzt an zumindest einem der verfügbaren Statistik-Pakete ausgeliefert ist: Eine solche Anwendung extrahiert die maximale Menge der gemeinsamen Varianz zwischen den Variablen für jeden der von ihr entdeckten Faktoren. Wir können dem Programm, zum Beispiel SAS , SPSS , heute R oder FACTOR , sogar sagen, wie viele Faktoren es für uns extrahieren soll. Ziel dieses Verfahrens ist es, wie wir uns erinnern, die große Anzahl von Variablen auf eine sehr begrenzte Anzahl von ‘zugrundeliegenden Faktoren’ oder, wie Biber am liebsten sagt, ‘Dimensionen’ zu reduzieren: In a factor analysis, a large number of original variables (in this case, the linguistic features) are reduced to a small set of derived variables (the factors). Each factor represents some amount of variation in the original data that can be quantitatively summarized or generalized - a grouping of variables that cooccur with a high frequency in the data. However, only the first few factors are likely to account for nontrivial amounts of the shared variance, and thus be worth further consideration. In the present case, it was determined that five factors account for non-trivial amounts of variance; these were hence retained for further analysis. (Biber 1986, 392) die mentale Repräsentation eines mehrdimensionalen und multivariaten Raums unsere Wahrnehmungsmöglichkeiten. Variation in der Sprache 123 Betrachten wir einmal Dimension (Faktor) 1, dargestellt in Abbildung 6 (s. u.). Der Grad der Varianz, der von einem sprachlichen Merkmal abgedeckt wird, ist der quadrierte Korrelationskoeffizient des jeweiligen Merkmals, das sogenannte R-Quadrat (R 2 ). So sagt uns .79 in Abbildung 6, dass 79 % der Ja / Nein-Fragen im Korpus auf diesen Faktor ‘laden’. Negative Zahlen bedeuten, dass beispielsweise die Rolle der Wortlänge in diesem Zusammenhang ausgesprochen gering ist: Daher gibt es eine negative oder umgekehrte Beziehung zwischen diesen beiden Variablen. Dies charakterisiert die Text-Merkmale am anderen Ende der Skala von Dimension (Faktor) 1. Eine Ladung von .35 oder weniger wird im vorliegenden Zusammenhang als zu vernachlässigen angesehen. Es folgt ein Blick auf Bibers zwei Versionen von Dimension (Faktor) 1. 1986 heißt Faktor 1 „Interactive versus Edited text“, 1988 „Involved versus Informational Production“. Die Zahlen hinter den sprachlichen Merkmalen stellen die ‘Gewichtung’ oder ‘Ladung’ dieses Merkmals für den betreffenden Faktor dar. Die Zahlen in der Liste von 1986 sind bereits ‘R-quadriert’, die Zahlen in der rechten Liste (1988) sind Pearson’sche Koeffizienten, gefolgt von ‘R-quadrierten’ Zahlen in Klammern. Factor 1: ‘Interactive’ [oben in der Tabelle] vs. ‘Edited Text’ (Biber 1986, 393) Factor 1: ‘Involved’ [oben] vs. ‘Informational Production’ (Biber 1988, 102) yes / no questions .79 private verbs .96 [.92] that clauses .76 that deletion 9 .91 [.83] final prepositions .68 contractions .90 [.81] pro-verb do .67 present tense verbs .86 [.74] contractions .67 2nd person pronouns .86 [.74] I / you .62 do as pro-verb .82 [.67] general hedges .61 analytic negation .78 [.61] if clauses .56 demonstrative pronouns .76 [.58] WH -questions .52 general emphatics .74 [.55] pronoun it .49 1st person pronouns .74 [.55] other adv. subordinators .48 pronoun it .71 [.50] specific emphatics .46 be as main verb .71 [.50] 9 Hier besteht offenbar ein Widerspruch zwischen „ that clauses“ (linke Tabelle von 1986) und „ that deletion“ (rechte Tabelle von 1988). 124 Wolfgang Raible Factor 1: ‘Interactive’ [oben in der Tabelle] vs. ‘Edited Text’ (Biber 1986, 393) Factor 1: ‘Involved’ [oben] vs. ‘Informational Production’ (Biber 1988, 102) demonstrative BE / WH .42 causative subordination .66 [.44] WH -clauses .41 discourse particles .66 [.44] general emphatics .41 indefinite pronouns .62 [.38] (present tense .42) 10 general hedges .58 [.34] (infinitives .35) amplifiers .56 [.31] word length -.71 sentence relatives .55 [.30] type / token ratio -.65 WH questions .52 [.27] possibility modals .50 [.25] WH clauses .47 [.22] final prepositions .43 [.18] (adverbs .42 [.18]) (conditional subordination .32 [.10]) nouns -.80 [-.64] word length -.58 [-.34] prepositions -.54 [-.29] type / token ratio -.54 [-.29] attributive adjs -.47 [-.22] (agentless passives -.39 [-.15]) (past participial WHIZ deletions -.38 [-.14]) (present participial WHIZ deletions -.32 [-.10]) Abbildung 6: „Summary of the factorial structure“ für Dimension 1 (Biber 1986; 1988) 2.3 Probleme bei der Benennung der Faktoren Führt man eine Faktoranalyse auf der Grundlage von Textkorpora durch, wird das Programm Faktoren extrahieren, aber es liegt an uns, ihnen einen Namen zu geben. Er soll der Ordnungsfunktion entsprechen, die wir hinter den auf 10 Werte in Klammern gehen nicht in die Berechnung ein, da sie für einen anderen Faktor stärker ‘laden’. Biber berücksichtigt Merkmale, die für mehrere Faktoren saliente Werte zeigen, nur einmal, und zwar für den Faktor, für den der Wert am stärksten ‘lädt’. Variation in der Sprache 125 den Faktor ladenden Variablen sehen. In diesem Fall interpretiert der Autor nach einer exemplarischen Diskussion (Biber 1986, 394 f.) Dimension (Faktor) 1 als „Interactive versus Edited Text“. Im Buch von 1988 lautet nach einer noch fundierteren Diskussion (Biber 1988, 104-108) die Bezeichnung für Dimension (Faktor) 1 „Involved versus Informational Production“, wobei die interpretierten Phänomene mehr oder weniger identisch bleiben. Das heißt, der wichtigste Faktor in den untersuchten Korpora entspricht mehr oder weniger der Skala von K&Oe zwischen Sprache der Nähe und Sprache der Distanz. Es mag von Interesse sein, sich die von Dimension 1 abgedeckten Textgattungen anzuschauen. Im Fall des Korpus von 1986 ist das Verfahren, das hier zu einer Skala von Textgattungen führt, nicht sonderlich durchsichtig. 1988 ist das Verfahren dagegen durchaus nachvollziehbar: In Biber (1988) gibt es Tabellen, die die mittleren Frequenzen der sprachlichen Merkmale in den berücksichtigten Textgattungen zeigen. So kann Biber unter anderem eine Tabelle mit dem Titel „Descriptive statistics for specialized sub-genres“ (Biber 1988, 181-184) erstellen, die beispielsweise zeigt, dass Dimension 1 in Telefongesprächen mit persönlichen Freunden einen Mittelwert von 40.8 hat (einen Mindestwert von 25.7, ein Maximum von 52.9, also einen Bereich von 27.2 und eine Standardabweichung von 8.6). So kann man diese Textgattungen entsprechend ihren Mittelwerten für Dimension 1 anordnen. Die folgende Darstellung, die die Seiten 128 und 185 von Biber (1988) kombiniert, zeigt dies (Abbildung 7). Wir verstehen nun Bibers Kommentar: „This is rather an extremely powerful factor representing a very basic dimension of variation among spoken and written texts in English“ (Biber 1988, 104). 40 Telephone conversations Business telephone conversations 35 Face to Face Conversations … 30 Disparate telephone Conversations … 20 Personal letters … … … 5 Romantic fiction 126 Wolfgang Raible prepared speeches (high percentage of 1st person pronouns) … 0 sports broadcasts mathematics academic prose general fiction broadcasts … -5 non-sport broadcasts science fiction religion -10 popular lore; editorials; hobbies cultural press reportage biographies press reviews academic prose; press reportage -15 spot news reportage humanities academic prose financial press reportage natural sciences academic prose -20 official documents Abbildung 7: Mittelwerte der Dimension 1 für jede der Textgattungen zwischen ‘Involved’ und ‘Informational Production’ (Biber 1988, 128, 185) Die in Abbildung 7 aufgezählten Textgattungen veranschaulichen den großen Anteil von Zeitungs- und Rundfunktexten im Korpus von Biber. Gleichzeitig zeigt diese Skala, dass eine Unterscheidung nach medialer Oralität oder Schriftlichkeit irrelevant und unrealistisch wäre, da mündlich realisierte Textarten über die gesamte Länge der Tabelle verstreut sind. Entscheidend ist der konzeptionelle Aspekt: „There do, however, seem to be some differences in the Variation in der Sprache 127 potential form of speech and writing, due to the different cognitive constraints on speakers and writers“ (Biber 1988, 160). 2.4 Eine Vielzahl von nachgelagerten Faktoren Das Ergebnis einer Faktoranalyse ist nicht nur ein einziger Faktor, nämlich derjenige, auf den die höchste Anzahl von Variablen lädt. Als Instrument der ‘multidimensionalen Analyse’ führt dieses Verfahren zu einer größeren Anzahl von Dimensionen (Faktoren). Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Ergebnisse von drei Biber-Analysen. Abbildung 8: Die ersten drei Dimensionen (Faktoren), die sich aus Bibers multidimensionalen Faktoranalysen von drei Textkorpora ergeben 11 In allen drei Faktoranalysen ist die erste Dimension identisch, während ihre Bezeichnung, die ja Bibers Interpretation darstellt, leicht variiert. Die nachgelagerten Dimensionen verdienen eine Erwähnung, zumal sie nicht völlig identisch sind (obwohl der Autor das Gegenteil für die Ergebnisse von 1986 und 1988 betont). Werfen wir einen Blick auf solche Textgattungen in der Analyse von 1988, in denen Dimension 2 („Narrative vs. Non-Narrative Concerns“) stark vertreten ist (in Klammern sind die Maximalwerte): Allgemeine Fiktion (15.6), Romantische Fiktion (11.7), Abenteuerfiktion (10.5), Mystery Fiction (10.3), Volkskunde (9.2), Biographien (8.0). Am wenigsten häufig sind entsprechende Merkmale in Presseveröffentlichungen (1.8), offiziellen Dokumenten (-1.5), persönlichen Briefen 11 Außerdem finden wir bei Biber (1986, 390) die Faktoren 4 und 5 („The interpretations of the dimensions underlying these factors are open to refinement, and require further validation“). Bei Biber (1988) finden wir Faktor 4 („Overt Expression of Persuasion“), 5 („Abstract vs. Non-Abstract Information) und 6 („On-Line vs. Informational Elaboration“). Bei Biber / Conrad (2009) finden wir Faktor 4 („Teacher-Centered Stance“). 128 Wolfgang Raible (1.7), Rundfunk-Sendungen (-0.6) zu finden. Den Texten nach zu urteilen, die diese Dimension veranschaulichen, haben wir am einen Ende der Dimension vor allem Gattungen, deren Inhalt in der Vergangenheit spielt, während Texte am anderen Ende als beschreibend bezeichnet werden könnten. Dies erinnert nicht zufällig an Harald Weinrichs „Erzählte“ vs. „Besprochene Welt“ (auf Französisch récit und commentaire ; cf. Weinrich 2001). Für Dimension 3 („Explizite vs. situationsabhängige Referenz“) findet sich der stärkste Ausdruck in akademischer Prosa (18.6), offiziellen Dokumenten (13.4), Fachbriefen (12.4), Pressetexten (10.3) - nicht jedoch in fiktionalen Texten (-1.2, -1.3, 1.0) oder Face-to-Face-Gesprächen (1.6). Das bedeutet in der Tat, dass die nachgelagerten Dimensionen den spezifischen Inhalt der Textgattungen widerspiegeln, zu denen sie gehören, hier narrative Anliegen und die Absicht, absolute - nicht relative - Referenzen in Sachtexten auszudrücken. All dies zeigt einmal mehr auch den Interpretationsprozess hinter der Benennung der Dimensionen. Wir sehen auch, dass Bibers 1988er-Dimensionen 2 („Narrative vs. Non- Narrative Concerns“) und 3 („Explicit vs. Situation-Dependent References“) sowie Dimension 2 von 1986 („Abstract vs. Situated Content“) den Parametern (4) bis (6) in der Liste von K&Oe entsprechen. Sie passen also auch in den Rahmen von K&Oe. Dies ist eine Eigenschaft, die auch für andere nachgelagerte Dimensionen Bibers gelten würde. Ihre Faktorladung, und damit ihre Bedeutung, ist in der Regel eher gering. Dennoch sollte man nicht übersehen, dass Textgattungen, die einer bestimmten Dimension zugeordnet sind, in einem Verhältnis zu anderen Textgattungen stehen, da sie Eigenschaften von mehr als einer einzigen Dimension aufweisen: „The relations among any two genres […] will be a relatively complex comparison of the genres with respect to all dimensions“ (Biber 1988, 168). Mit anderen Worten: Weder sprachliche Merkmale noch deren Korrelationen schaffen eine Differenzierung, ein ‘Alleinstellungsmerkmal’ für eine Gattung. Meiner Meinung nach ist die Erklärung einfach: Alle Texte müssen grundlegende grammatikalische Merkmale aufweisen. 2.5 Die zentrale Rolle von Textgattungen bei K&Oe und Biber Sowohl K&Oe als auch Biber gehen davon aus, dass Textgattungen (oder Diskurstraditionen, wie Koch eher gesagt hätte) von grundlegender Bedeutung sind. Ich will in diesem Zusammenhang eine Erkenntnis von Michail Bachtin [1953] zitieren: We know our native language - its lexical composition and grammatical structure - not from dictionaries and grammars but from concrete utterances that we hear and Variation in der Sprache 129 that we ourselves reproduce in live speech communication with people around us. We assimilate forms of language only in forms of utterances and in conjunction with these forms. The forms of language and the typical forms of utterances, that is, speech genres, enter our experience and our consciousness together, and in close connection with one another. To learn to speak means to learn to construct utterances (because we speak in utterances and not in individual sentences, and, of course, not in individual words). Speech genres organise our speech in almost the same way as grammatical (syntactical) forms do. We learn to cast our speech in generic forms and, when hearing others’ speech, we guess its genre from the very first words; we predict a certain length (that is, the approximate length of the speech whole) and a certain compositional structure; we foresee the end; that is, from the very beginning we have a sense of the speech whole, which is only later differentiated during the speech process. If speech genres did not exist and we had not mastered them, if we had to originate them during the speech process and construct each utterance at will for the first time, speech communication would be almost impossible. (Bakhtin 1986, 78s.) Während die Textgattungen von Biber authentische Gattungen aus seinen Korpora englischer Texte darstellen, sind die von K&Oe berücksichtigten Textgattungen im Wesentlichen theoretisch. Deshalb müssen diese Autoren notwendigerweise darauf verzichten, konkrete sprachliche Merkmale von Texten zu diskutieren, während Biber all diese Merkmale im Detail registriert und seine Analysen auf genau dieser Datenfülle aufbauen. So stammt die Erkenntnis, dass wir hinter einer Dimension wie Dimension 1 eine konzeptionelle Haltung annehmen müssen, während die mediale Umsetzung einer Textgattung von untergeordneter Bedeutung ist, aus konkreten Analysen (Biber 1988, 107s., 160). Im Gegensatz dazu entwerfen K&Oe ein rein theoretisch orientiertes Modell, das für Texte aus mehr als einer einzigen Sprache gelten soll. Trotz dieses grundlegenden Unterschieds scheint die von K&Oe ermittelte Skala zwischen Sprache der Nähe und Sprache der Distanz von Anfang an eine konzeptionelle, kognitiv basierte Skala, völlig vergleichbar und sogar äquivalent zu Bibers Dimension 1 in den Jahren 1986 und 1988 sowie zu Dimension 1 in Biber / Conrad (2009) zu sein. 12 Wir dürfen in all diesen Fällen mithin von einer identischen zugrundeliegenden ‘kognitiven Haltung’ ausgehen. Dies gilt umso mehr, als Biber in Zusammenarbeit mit anderen Ko-Autoren in diversen fremdsprachigen Korpora (Spanisch, Koreanisch und Somali; cf. Kim / Biber 1994 und Biber et al. 2006) stets die gleiche Dimension 1 entdeckt. Alles in allem gibt es eine auffällige Ähnlichkeit zwischen K&Oe und Biber, was die Ergebnisse angeht, obwohl ihre 12 Die Untersuchung von Biber / Conrad (2009) basiert auf The TOEFL 2000 Spoken and Written Academic Language Corpus (T2K-SWALl Corpus). 130 Wolfgang Raible Ausgangspunkte diametral entgegengesetzt sind: eben theorie- und datengetrieben. Auch die an K&Oe gerichtete Kritik gilt für Biber: Multimedialität, heute ein zentrales Thema, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Eine Medientheorie fehlt völlig. 13 Soziolinguistische Aspekte stehen nicht zur Debatte. 14 Sowohl für K&Oe als auch für Biber steht Registervariation im Mittelpunkt, d. h. Textgattungen im Allgemeinen, nicht Dialektvariation. Wie bereits gesagt, ist es das Ziel von Biber / Conrad (2009), akademisches Schreiben im Allgemeinen zu verbessern, und zwar durch Kenntnis der Gattungen und durch Leitlinien, die man bei der Analyse eines großen Textkorpus aus diesem Bereich finden kann. 3 Das fehlende Glied zwischen K&Oe und Biber Es ist an der Zeit, diese Ergebnisse vor einem (bisher unsichtbaren) gemeinsamen Hintergrund zu interpretieren. Es versteht sich von selbst, dass Textgattungen sowohl für K&Oe als auch für Biber eine zentrale Rolle spielen. K&Oe veranschaulichen ihre Achse zwischen Sprache der Nähe und Sprache der Distanz mit einer Reihe von Gattungsnamen, die bestimmten Positionen auf der Skala zugeordnet werden. Biber veranschaulicht seine Dimensionen mit analogen Skalen. Sie stellen die Textgattungen in Positionen dar, die der mittleren Frequenz der sprachlichen Merkmale in der jeweiligen Gattung entsprechen. 15 Der Unterschied besteht darin, wir wiederholen dies, dass Bibers Textgattungen aus Korpora stammen und dort als echte Texte existieren. Nun stellt sich die Frage: Was könnte der theoretische Hintergrund für eine Beziehung zwischen einer geordneten Reihe von realen und hypothetischen Textgattungen sein? Die Antwort kommt über einen Umweg, der zu einem Autor führt, den sowohl K&Oe als auch Biber in diesem Zusammenhang nicht konsultieren: Karl Bühler mit seiner Sprachtheorie , veröffentlicht 1934. Angesichts der Geschichte der (Nicht-)Rezeption von Bühler konnte Biber ihn in seinen frühen Schriften nicht kennen - die erste englische Übersetzung stammt von 1990. K&Oe kennen 13 Hier kann der Autor auf eigene Publikationen verweisen, die ein eher ungewohntes Licht auf die Mediendiskussion werfen (Raible 2010; 2014). Dürscheid (2016) liegt völllig richtig mit der Empfehlung, das Thema Medium im Zusammenhang mit K&Oe nicht zu diskutieren. 14 Cf. Biber (2009, 264): „Quantitative sociolinguists (especially in the variationist tradition developed by Labov, Trudgill, and others) generally disregard register variation, instead focusing on dialect variation.“ Das von Biber / Finegan (1994) edierte Buch ist kein Gegenbeispiel. 15 Da Texte einer bestimmten Gattung keine Klone voneinander sind, kann man ihnen keine feste Position auf der Skala zuweisen, weder auf Bibers Dimension 1 noch auf der Skala von K&Oe. Es wird immer eine gewisse Bandbreite geben. Bei Biber (1988, 172ss.) ist das ersichtlich in seiner Abbildung 8.1: „Spread of scores along Dimension 1“. Variation in der Sprache 131 Bühler, zitieren ihn auch in einem anderen Kontext, beziehen sich aber nicht auf sein Vier-Felder-Schema, das dritte der vier Axiome, die er skizziert hat. Dieses dritte Axiom Bühlers ist nun genau der Hintergrund, der im vorliegenden Kontext von Interesse ist. 16 Bühler erinnert zunächst daran, die Sprachwissenschaft habe es mit vier Aspekten der Sprache zu tun. Zwei habe Wilhelm von Humboldt benannt, zwei Ferdinand de Saussure: Seit Humboldt gab es so gut wie keinen Sachverständigen von Format, der nicht verspürt hätte, es sei etwas sehr Beachtenswertes mit energeia und ergon berührt, und keinen seit de Saussure, der sich nicht schon Gedanken gemacht hätte über la parole und la langue . (Bühler 1934, 48) Da beide Begriff spaare gleich wichtig seien, schaff t Bühler sein berühmtes Vierfelderschema (cf. Abbildung 9), um beide Ansätze produktiv zu vereinen. Abbildung 9: Karl Bühlers Vierfelderschema 16 Bühler, damals ein international bekannter Psychologe an der Universität Wien, mit Verbindung zum Prager Linguistenkreis, publizierte sein Buch 1934. Nach der Emigration in die USA (er war mit einer jüdischen Frau verheiratet) war das Buch in Deutschland oder Österreich nicht mehr erhältlich. Bis 1950 existierte es nur in einer spanischen Übersetzung (durch Julián Marías Aguilera) - was Wissenschaftler, die Spanisch sprachen, wie Eugenio Coseriu oder Klaus Heger als Kenner dieses scheinbar exotischen, in Wirklichkeit ganz außerordentlichen Autors privilegierte. Erst 1965 erschien in Deutschland ein Nachdruck der Ausgabe von 1934 und löste eine Art ‘pragmatische Wende’ in der deutschen Sprachwissenschaft aus. 1983 folgte eine italienische Übersetzung. Erst 1990, 56 Jahre nach der Erstpublikation, war Bühler in englischer Sprache lesbar (übers. von Donald Fraser Goodwin, Verlag Benjamins). 132 Wolfgang Raible Insbesondere der ‘höhere Formalisierungsgrad’ wurde unterschiedlich ausgelegt. Später ersetzt Bühler die Humboldtsche, nicht-aristotelische Opposition zwischen enérgeia und érgon durch die aristotelischen Begriffe praxis und poiesis. 17 In unserem Kontext ist das Wichtigste, dass die Begriffe auf der niederen und höheren Formalisierungsebene entgegen dem ersten Eindruck als Positionen auf einer Skala und nicht als ausschließliche Oppositionen betrachtet werden sollten: Die Dinge müssen zunächst nach den beiden höchsten Ordnungsaspekten, Praxis und Poiesis, auf diese Weise geteilt werden, denn erst durch die Trennung wird es möglich, die faktische Verflechtung dieser Leitfäden in geübtem, kultiviertem Sprechen richtig zu sehen. (Bühler 1934, 63) Der Bühlersche Text zeigt weiter, dass diese Skala als konzeptionell zu sehen ist. Dies wird durch die Entwicklung veranschaulicht, die ein spielendes Kind während der Ontogenese durchläuft. Es ist ein großer, greifbarer Unterschied zwischen Handlungsspielen und Werkspielen; denn bei jenen wird am Material nur flüchtig und symbolisierend angedeutet, was mit ihm und an ihm geschehen sollte. Dann aber kommt das Kind weiter und lernt (was gar nicht selbstverständlich ist) das Produkt seines Tuns als Werk zu sehen. Erste Andeutung, daß es geschehen wird, ist jenes erhebende Betrachten, Bestaunen und Bestaunenlassen post festum dessen, was beim Hantieren entstand […]. Die Rückschau aufs Fertige, zufällig fertig Gewordene ist beim spielenden Kinde ein Anstoß, es folgt die entscheidende Phase, wo das in einer Konzeption vorweggenommene Resultat des Tuns schon prospektiv die Betätigung am Material zu steuern beginnt und wo dann schließlich das Tun nicht mehr zur Ruhe kommt, bevor das Werk vollendet ist . Genau so im Prinzip redet der Schaffende an einem Sprachwerk nicht wie der praktisch Handelnde redet; es gibt für uns alle Situationen, in denen das Problem des Augenblicks, die Aufgabe aus der Lebenslage redend gelöst wird: Sprechhandlungen. Und es gibt andere Gelegenheiten, wo wir schaffend an der adäquaten sprachlichen Fassung eines gegebenen Stoffes arbeiten und ein Sprachwerk hervorbringen. (Bühler 1934, 53; meine Kursivierung) Die Skalarität wird sogar in der vertikalen Dimension des Vierfelderschemas selbst gefördert. Zwischen einer niedrigeren und einer höheren Formalisierungsebene (oder Abstraktion) kann eine Zwischenebene platziert werden: Wenn die niedere Ebene für Tokens und die höhere für systemische Einheiten gilt, kann die mittlere Ebene für die Typen verwendet werden, die hinter den To- 17 Der entsprechende Passus in der Nikomachmischen Ethik (1040a) trifft eine Unterscheidung zwischen einfachem ‘Tun’ und intentionalem ‘Etwas-Machen’. Variation in der Sprache 133 kens stehen. Und wenn es sich bei den auf der niederen Ebene darzustellenden Einheiten um echte Texte (die zu einer Gattung gehören) handelt, ist die mittlere Ebene diejenige der Texttypen, die hinter den Texten der niederen Ebene stehen. Hier folgt das erweiterte Vierfelderschema (Abbildung 10) mit der zusätzlichen Zwischenebene, veranschaulicht durch eine Skala von K&Oe: Abbildung 10: Vierfelderschema mit einer mittleren Abstraktionsebene für Textgattungen als Typen, illustriert durch eine Skala von K&Oe (1985, 18) Die Analysen Bibers, basierend auf den sprachlichen Merkmalen seines Korpus aus Textgattungen, zeigen mit kaum zu übertreff ender Klarheit, dass einzelne Textgattungen ganz gezielt die Möglichkeiten der Systemeinheiten auf der höheren Ebene nutzen. Auf der rechten Seite der obigen Skala verwenden die Textgattungen von Biber keine Hedges, Diskurspartikeln, allgemeinen Empathica; vielmehr sind das Type / Token-Verhältnis und die Wortlänge hoch, attributive Adjektive sind häufi g. Wie das folgende Zitat zeigt, schätzte Wulf Oesterreicher selbst diese Art von Stil: Vielmehr ist die anthropologische und sprachtheoretisch-kommunikationstheoretische, also universalistische Fundierung des sprachlichen Gesamtgeschehens in der Sprechtätigkeit ebenso impliziert wie auch die Bedeutung der aktuellen, individuellen 134 Wolfgang Raible Diskurs- und Textexemplare mit ihren jeweiligen Kontexten, die letztlich als empirische Basis aller linguistischen Aussagen zu Sprachlichem gelten müssen. (Oesterreicher / Koch 2016, 13) Auf theoretischer Ebene fügt die Anmerkung den sprachlichen Merkmalen, die wir bei der Zählung berücksichtigen sollten, komplexe Syntax hinzu (cf. oben, Abschnitt 2.2). 18 Schreibenlernen ist eine recht anstrengende Aufgabe. Die Gattungen auf der rechten Seite der obigen Skala müssen in einem langen und aufwendigen Lernprozess erworben werden. Kein gewöhnlicher Sterblicher wird ohne weiteres in der Lage sein, ein französisches Gerichtsurteil zu schreiben. Es dauert etwa zwei Jahre, bis französische Juristen die Aufgabe meistern, einen zusammenhängenden Text von drei oder vier Seiten mit bis zu zehn Unterordnungsstufen zu verfassen - und das in einem einzigen Satz (cf. Krefeld 1985). 3.1 In der Diachronie führt die Schriftlichkeit dazu, das rechte Ende der Skala zu verschieben Im Jahr 2009 widmen Biber und Conrad den Veränderungen der Textgattungen im Lauf der Zeit ein ganzes Kapitel (2009, 143-176). Hier ist es sinnvoll, das Thema vor dem gemeinsamen Hintergrund beider Konzeptionen etwas zu vertiefen. Die konzeptionell anspruchsvollen Textgattungen am rechten Ende der Dimension 1 (Biber) - oder diejenigen auf der rechten Seite der Nähe / Distanz- Skala von K&Oe - entstehen nicht über Nacht. Sie sind vielmehr das Ergebnis eines langen, kontinuierlichen Prozesses. Adepten der romanischen Philologie kennen die Straßburger Eide, die als der erste Text im Altfranzösischen gelten. Sie sind die genaue Kopie eines lateinischen Musters (wir haben analoge Eide auf Latein), wobei die Wortebene meist eher altfranzösisch ist, während die gesamte Syntax und ihre Artikulationen aus dem lateinischen Muster stammen. Solche Texte waren im Altfranzösischen damals noch nicht vorstellbar (Raible 1994). Ein weiteres Beispiel sind wissenschaftliche Texte. Jahrhundertelang blieb das Lateinische die Sprache solcher Texte. Nicole Oresme (geb. vor 1330, gest. 1382), einer der originellsten Denker im Europa des 14. Jahrhunderts, schrieb seine Abhandlungen noch auf Latein. Auf Wunsch Karls V. übersetzte er einige seiner Texte ins Mittelfranzösische, darunter De origine, natura, jure et mutationibus monetarum , d. h. ‘Abhandlung über Herkunft, Natur, Gesetz und Ver- 18 In dem Buch von Biber / Conrad (2009) findet man eine Art Aufgabenliste, auf der komplexe Syntax stehen könnte: „Linguistic features that might be investigated in a register analysis“ (Biber / Conrad 2009, 78-82). Variation in der Sprache 135 änderungen des Geldes’. Da der jeweilige Text sowohl in lateinischer als auch in mittelfranzösischer Sprache vorliegt, ist es aufschlussreich, sich die Unterschiede zwischen beiden Versionen anzusehen. Unter anderem beobachtet man eine systematische Verdoppelung von Ausdrücken. Zu einem bestehenden Ausdruck im Mittelfranzösischen fügt Oresme einen weiteren, aus dem Lateinischen übernommenen hinzu. Er tut dies 47 Mal für attributive Adjektive, 73 Mal für Substantive, 5 Mal für Präpositionen und 82 Mal für Verben. Im modernen Französisch haben beide Termini überlebt, einer davon ist im Allgemeinen technischer Natur. Einige Beispiele sind Prendre gaing et émolument, laquelle controversie et débat, l’origine et commencement, exciter et esveiller, tollerance et souffrance, marchandises et denrées, aparcevable et sensible, appetible et convoitable. 19 Die Beispiele lassen uns verstehen, welche Rolle ein hohes Type / Token-Verhältnis, die relative Anzahl von Substantiven und Verben, ganz zu schweigen von der komplexen Syntax, in hochgradig schriftsprachlichen Gattungen spielen. Last but not least sehen wir wieder einmal die Bedeutung attributiver Adjektive in den hier betroffenen Sprachen. Es versteht sich von selbst, dass der lange, kontinuierliche Prozess, der - in literaten Gesellschaften - zur Entwicklung von Textgattungen nahe dem Pol der kommunikativen Distanz führt, gleichzeitig mit den entsprechenden sprachlichen Mitteln auf der höheren Ebene der Formalisierung, den Einheiten der langue , verknüpft ist. Meistens handelt es sich bei den relevanten Texten um Amts-, Gesetzgebungs- oder Verwaltungsakte, die zu Rechtsgattungen wie Patentschriften, Testamenten, Urteilen und dergleichen gehören - allesamt unter dem Begriff ‘offizielle Dokumente’ in Bibers Ansatz. Diejenigen, die mit der Entwicklung der kreolischen Sprachen vertraut sind, wissen, dass die Instrumente, die solchen Textgattungen auf der Ebene der langue entsprechen, verschwinden, sobald Schriftsprachlichkeit verschwindet. Beispiele finden sich in Raible (1994), Michaelis (1994) oder Kriegel (1996); Beispiele aus dem Louisiana-Französischen bei Stäbler (1995); zum Französischen der Acadie cf. Wiesmath (2006). Ein weiteres Beispiel für die Entwicklung der langue sind (wie bei Biber / Conrad 2009) literarische Textgattungen in ihrer vollen Entwicklung. Romanciers des 17. bis 18. Jahrhunderts waren nicht allzu sehr daran interessiert, Kommunikationssituationen zu beschreiben. Ein einfaches sagte er / sie entsprach nur selten einer Situation in ihrer ganzen Komplexität. All das ändert sich mit der Romantik. Beispiel mag folgender Passus aus einem der Romane eines späteren, bekannten Autors sein: 19 Cf. dazu Stempel (1987). 136 Wolfgang Raible « Oh ! » répondit froidement le colonel en relevant la tête par un mouvement de fierté, « si je succombe, je saurai mourir, mais en compagnie. » Là, le vieillard avait disparu. Les yeux de l’homme énergique brillaient rallumés aux feux du désir et de la vengeance. (Balzac, Le Colonel Chabert , 1832) Hier sind zwei Punkte bemerkenswert: Die Autoren dieser Generation wollen den Ton, die Sprachmelodie, die Gesten, den Gesichtsausdruck, die Körpersprache ihrer Helden beschreiben: Neue Beschreibungstechniken tauchen auf, und Autoren der Schönen Literatur werden zu Experten für die Darstellung multimodaler Dialogsituationen. Zweitens verzichtet der Autor in der Regel darauf, nur die traditionellen Sprechaktverben zu verwenden (es gibt hier noch eines, répondre ). In Romanen der Romantik kann ein Autor, Victor Hugo, in solchen Kontexten bis zu 80 verschiedene Verben (z. B. écrier , s’écrier , murmurer , bégayer , dénigrer ) verwenden. Deshalb verfügt das moderne Französisch derzeit über 400 bis 500 Sprechaktverben (Mocken 2014). Im Englischen beobachten wir das gleiche Phänomen: Eine beträchtliche Anzahl von englischen Sprechaktverben taucht zum ersten Mal im Frühen Neuenglisch auf: to acknowledge , to advocate , to assert , to concede , to remind , to apologise , to question , to request . Oder sogar im Neuenglischen: to remark , to retort , to state , to accept , to guarantee , to volunteer (Traugott 1987). Die Alphabetisierung kann gleichfalls zu einem Motor des Sprachwandels werden, der Merkmale wie neue Techniken der Satzverknüpfung (Raible 1992; 2001), neue Möglichkeiten der Bildung von Objektsätzen, der Bildung komplexer Adjektive und Substantivgruppen, generell komplexer Syntax (Karlsson 2010) und dergleichen schafft. 20 3.2 Eine zusätzliche, universalistische Ebene Es ist an der Zeit, das Gesamtbild zu vervollständigen und abzurunden. Wenn Biber / Conrad (2009) über Studien zu anderen Sprachen berichten, lesen wir: In many respects, there are similar register patterns across languages. For example, multidimensional studies of register variation in Spanish, Korean, Somali, and English have all identified a first dimension with similar linguistic features and similar differences among registers. In all four languages, this dimension identifies a fundamental opposition between ‘oral’ registers and ‘literate’ registers. […] Given that these languages are widely divergent in their linguistic / typological characteristics and in their sociocultural contexts, there is no methodological bias in these 20 Der größte Teil der angeführten Beispiele sind Ergebnisse des in Abschnit 1 erwähnten Sonderforschungsbereichs, der mit der Konzeption von K&Oe gearbeitet hat. Variation in der Sprache 137 analyses that would have resulted in a first dimension with these characteristics. Rather, it seems likely that this represents a universal pattern of register variation, at least for languages that have an established literacy tradition. A second candidate for a universal register pattern is the distinction between narrative and non-narrative registers. All four of these languages have a dimension that distinguishes between written narrative registers (e.g., fiction, folk stories) and all other registers. And all four languages use similar linguistic features to define this dimension, including past tense, communication verbs, third person pronouns, and time adverbials. (Biber / Conrad 2009, 256, 259) 21 Wie bereits gesagt wurde, war Oesterreicher vor allem ein Schüler von Eugenio Coseriu. Als solcher war er immer, jenseits der empirischen Fakten historischer Sprachen, an sprachlichen Universalien interessiert. Aus diesem Grund bedeutet der theoretisch orientierte Ansatz im Fall von K&Oe eine Fundierung auf den Universalien der Sprechtätgkeit. K&Oe zitieren diese Universalien bereits seit Beginn ihrer Arbeit von 1985. Selig (2017, 114) verweist in ihrem Beitrag zum Nähe / Distanz-Modell immer wieder auf die ‘anthropologischen (wenn auch nicht unbedingt medienbezogenen) Parameter, die das kreative, reflexive und soziale Handeln zur Definition der kommunikativen Situation regeln’. Man sieht, dass Douglas Biber (und Susan Conrad), ausgehend von einer empirischen Basis, dank paralleler Studien in anderen Sprachen zu vergleichbaren Ergebnissen kommen und auf dem Weg der Induktion sogar auf die Existenz universeller Tendenzen schließen. Wir wollen uns nun einen Überblick über den theoretischen Hintergrund verschaffen, auf den wir sowohl Biber (und Conrad) als auch K&Oe abbilden können. Zu diesem Zweck muss das Modell, von dem wir bei der Einführung von Karl Bühler ausgegangen sind, um eine weitere, universelle Ebene ergänzt werden (cf. Abbildung 11). 21 Einmal mehr kann man hier auf Harald Weinrich (2001) verweisen. 138 Wolfgang Raible Abbildung 11: Das erweiterte Vierfelderschema Bühlers, nun mit einer mittleren Formalisierungsebene für Texte als Typen und einer zusätzlichen, universalistischen Ebene Auf der Ebene der langue kann die universalistische Ebene zu einer Reihe von einzelsprachspezifi schen Lösungen führen. Auf höchster Ebene stehen die universellen Prinzipien von Coseriu (1974), d. h. die anthropologische Grundlagen, oder die Sprachhandlungs-Programme von Hansjakob Seiler (1995) in Form einer Reihe von sogenannten Dimensionen, abstrakten Prinzipien, die in verschiedenen Formen in historischen Sprachen realisiert werden. Dies bedeutet, dass wir auf der Ebene einer höheren Formalisierung (der Ebene der langue ) unterschiedliche Lösungen oder unterschiedliche „Techniken“ (Seilers Ausdruck) ein und desselben Musters der Sprechaktivität haben können. Einige Beispiele: Adjektive sind bei weitem nicht universell. Die Kategorie des Aspekts wird auf der Ebene der langue im Finnischen durch die Form des direkten Objekts ausgedrückt, in anderen Sprachen ist die Zeitform / der Aspekt an Pronomina markiert (Nordlinger / Sadler 2004) und dergleichen. Auch Biber stellt implizit fest, dass es spezifi sche Techniken auf der Sprachebene gibt. Betrachten wir das folgende Zitat: Variation in der Sprache 139 Somali exploits two grammatical devices not found in English: optative mood, which is marked on verb phrases to express polite directives, and directional pre-verbal particles, which indicate whether the action of the verb is occurring either towards or away from the speaker. Functionally, these features fit the social requirements of letters in Somali culture, resulting in this distinctive register pattern. (Biber / Conrad 2009, 259) Zusammenfassend stellen die Autoren fest: In summary, a synthesis of previous research on spoken and written registers shows three general distributional patterns: (1) linguistic features that are common in informational writing tend to be rare in the spoken registers, and vice versa; (2) spoken registers are surprisingly similar to one another in their typical linguistic characteristics, regardless of differences in communicative purpose, interactiveness, and preplanning; but in contrast (3) written registers have a wide range of linguistic diversity. (Biber / Conrad 2009, 262) Der letzte Punkt bedeutet, dass dann, wenn es am rechten Ende von Bibers Dimension 1 (oder bei ‘kommunikativer Distanz’ im Sinne von K&Oe) zu komplexer Syntax oder zu einem hohen Grad wiederholter Einbettung von Propositionen in Propositionen kommt, das auf universeller Ebene gleiche Prinzip zu unterschiedlichen Techniken oder Realisierungen in verschiedenen historischen Einzelsprachen führen wird. Die jeweiligen Textgattungen werden alle eine ähnliche Position auf Dimension 1 haben, unterscheiden sich aber in ihrer sprachlichen Materialisierung. 4 Einige abschließende Bemerkungen - Ganz unterschiedliche Ansätze haben bei K&Oe und Biber zu vergleichbaren geordneten Skalen von Textgattungen (dem Inbegriff sprachlicher Variation) geführt. Dieses Ergebnis mag für einige überraschend sein. - Vor Biber und K&Oe herrschte, was Mündlichkeit und Schriftlichkeit angeht, ein Durcheinander im Sinn von Francis Bacon (oben zitiert, cf. Abschnitt 1), vor allem wegen der Nicht-Unterscheidung zwischen Medium und Konzeption. Biber (1986, 385s.) zählt treffend einige Missverständnisse auf. Nach seinen Klarstellungen verlagerte sich der Schwerpunkt des Interesses bis auf weiteres vom Medium zur Konzeption. - Der Vergleich zwischen Biber und K&Oe hat indirekt gezeigt, dass die anglozentrierte Forschung zu diesem Thema einen gewissen Vorteil gegenüber der entsprechenden Forschung in nicht-anglophonen europäischen Ländern hat: Der Einsatz von digitaler Technik für die textbasierte Forschung ist vielver- 140 Wolfgang Raible sprechend. Inzwischen gibt es große, sogar getaggte Korpora auch für andere europäische Sprachen als nur Englisch. - Die Skalen von K&Oe und Biber sind ein guter Rahmen für die Beobachtung sprachlichen Wandels. Neue Techniken entstehen vorzugsweise am Ende der Skalen, teilweise auch am Pol der Nähe. - Zweifellos sind K&Oe’s ‘Nähe und Distanz’ und Bibers Dimension 1 entscheidend für die Klassifizierung von Gattungen zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. ‘Downstream-Dimensionen’ (Biber) spiegeln dagegen mehr und mehr den Inhalt einzeln analysierter Gattungen oder Gruppen von Gattungen wider, am deutlichsten bei Erzählgattungen (Weinrich), so dass ihre Gesamtgültigkeit fraglich ist. - Während Untersuchungen wie die von Biber die Leistungsfähigkeit zeigen, die wir für anwendbare Ergebnisse benötigen - Biber / Conrad (2009) wollen ja das akademische Schreiben verbessern -, haben K&Oe die Effektivität eines theoretischen Ansatzes deutlich gemacht. Ausgehend von vernünftigen Annahmen und einem guten theoretischen Hintergrund haben sie ein Modell entwickelt, das als Leitfaden für die Forschung eines äußerst erfolgreichen Sonderforschungsbereichs dienen konnte. Auch dreißig Jahre später regt ihr Modell Diskussionen an (cf. zuletzt Feilke / Hennig 2016; Selig 2017). - Obwohl Karl Bühler bereits 1934 seine Sprachtheorie veröffentlichte, verdient er auch heute noch unsere besondere Aufmerksamkeit. Als Psychologe und Spezialist sowohl für Kinderals auch für Denkpsychologie entwickelte er unter anderem neue und ungewohnte Perspektiven etwa auf die konzeptionelle Seite von Sprache und Kommunikation. - Schon als Kinder verstanden wir mehr, als wir selbst ausdrücken konnten. Dies gilt auch für Erwachsene. Die meisten von uns können keinen Rechtstext schreiben, aber wir denken zumindest, wir könnten ihn verstehen. Eine interessante Frage wäre nun, wie viel von den informationsreichen Textgattungen am Ende von Dimension 1 (am Pol der ‘kommunikativen Distanz’) von Menschen mit geringerer sprachlicher Bildung verstanden werden kann. 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Noticias sobre inmediatez y distancia 145 Noticias sobre inmediatez y distancia Esbozo de situación, dispositivos mediales y variación concepcional Maria Selig (Regensburg) & Roland Schmidt-Riese (Eichstätt) The groundbreaking model of communicative distance and communicative immediacy, as developed by Peter Koch and Wulf Oesterreicher (1985; 2011), intentionally excludes media-related factors. The model instead concentrates on social, cognitive and processual parameters as regulating factors of situational variation. In this contribution, we argue that despite this, the exclusion of media is not an integral part of the model’s theoretical foundations, but rather that the exclusion of media results from the authors’ intention to prevent oversimplifying dichotomous approaches to conceptional variation. We therefore propose enlarging the communicative matrix between the poles of immediacy and distance by integrating media-related parameters; however, this integration requires a holistic and multifactorial reading of the model. Instead of attempting to either hierarchize the parameters or to look for one single determining factor, we propose using concepts such as ‘text type’, ‘genre’ or ‘interaction frame’ in order to develop a synthetic, multifactorial approach to the speakers’ or writers’ task of defining the communicative situation and choosing the verbalizing strategies adapted to it. 1 Introducción En esta contribución 1 pretendemos examinar las posibilidades de seguir trabajando en el futuro con el continuo inmediatez / distancia desarrollado por Peter Koch y Wulf Oesterreicher. Para ello nos centramos en la distinción entre inme- 1 Agradecemos a María Martínez Casas por su apoyo incondicional y soberano en la redacción del presente texto traducido del alemán. La versión original (Selig / Schmidt-Riese 2020) fue publicada en un volumen de homenaje a Barbara Job. Son nuestras cualesquiera inconsistencias que permanezcan. 146 Maria Selig & Roland Schmidt-Riese diatez y distancia comunicativa así como en otros conceptos tratados por dichos autores que emanan de esa distinción. Nuestra empresa se ve alentada, por un lado, por propias experiencias docentes en el ámbito de la Filología Románica — el modelo resulta de gran atractivo y fuerza explicativa para los / las estudiantes. Por otra parte, la profundidad en materia de teoría lingüística a la que apela el modelo supone un verdadero desafío a la intensidad del análisis y un enfoque crítico-reflexivo. Lamentamos no poder compartir más nuestras reflexiones con los autores del continuo inmediatez / distancia. Sin embargo, gracias a nuestra sólida lealtad biográfica para con ellos consideramos legitimado el hecho de adoptar una postura crítica y de seguir desarrollando el modelo. Nuestra contribución se centra principalmente en debatir, relativizar o bien reforzar los supuestos determinantes del modelo con el objetivo de lograr una mayor adecuación de los mismos. Además, trataremos dichos supuestos individualmente y sin considerar otras conjeturas con las que estén relacionados. Este procedimiento responde a la idea de que una ‘modularización’ del continuo inmediatez / distancia brindará la oportunidad de seguir explorando aún más su potencial si se obvian ciertos elementos de la teoría a nuestro parecer reduccionistas. En este sentido, las observaciones que se exponen a continuación deben entenderse como un intento de resituar el modelo en la polémica confluencia de los enfoques actuales basados en los medios de comunicación y los enfoques tradicionales pragmático-funcionales, demostrando en última instancia la actualidad del modelo. Los / las autores / -as deseamos expresar nuestro escepticismo frente a la creencia generalizada de que los avances tecnológicos de las últimas décadas han dejado en general obsoletos los supuestos previos de la teoría lingüística (cf. también Maas 2016, 89). 2 Comunicación lingüística: entre ruptura y continuo La distinción entre oralidad y escritura así como entre lengua hablada y escrita se basa en la observación de un contraste manifiesto. Lo que podría denominarse el tipo de exterioridad del signo lingüístico, es decir, su realización material fónico-auditiva vs. gráfico-visual así como las condiciones de producción y recepción asociadas a dicha realización material, abre dos ámbitos de comunicación lingüística que se antojan incompatibles. Al mismo tiempo, esta ruptura medial parece estar vinculada a un contraste evidente entre las prácticas y las competencias comunicativas. Leer y escribir son técnicas culturales que deben aprenderse de manera diferente a las dinámicas físicas de la fonación y audición; el contraste entre las esferas comunicativas que asociamos a los tipos de exterioridad debería ser al menos igual de importante, si bien la escritura digital en la red parece reducir esta diferencia. Para ilustrarlo con una metáfora: la Noticias sobre inmediatez y distancia 147 oralidad y la escritura se asemejan a dos mesetas comunicativas separadas por el abismo que representa la diferencia medial. No resulta preciso buscar mucho en los numerosos textos heredados que sitúan la realización medial del signo lingüístico en el centro de sus reflexiones sobre comunicación, conocimiento, normas y comunidad social. En este debate milenario, el habla y la escritura suelen considerarse contrarios incompatibles, polos opuestos que incitan a tomar partido, ya sea en contra de la escritura como intrusa y destructora de la verdadera comprensión o en contra del habla como característica de una etapa previa al éxito cognitivo-comunicativo. 2 En el marco de esta contribución no podemos entrar en los detalles históricos del vasto debate sobre oralidad y escritura. Pese a ello, debemos señalar que Peter Koch y Wulf Oesterreicher se refirieron a él en múltiples ocasiones. El debate de la realización medial en el campo de la lingüística, pero también el de estudios culturales y sociales, ya aparece en su manifiesto primigenio (Koch / Oesterreicher 1985) como telón de fondo sobre el que se perfilarían las precisiones teóricas y propuestas terminológicas de los autores. El trasfondo, por lo tanto, apunta a la parálisis del traspaso entre los dos polos del debate: por un lado, los / las pensadores / -as quienes desean integrar la realización medial en su razonamiento y concederle un lugar privilegiado en la acción comunicativa, pero que, a la vez, tensan la dicotomía medial provocando que los puentes se vuelvan intransitables. Por otra parte, quienes identifican lo común a ambos lados de la dicotomía medial, pero, al mismo tiempo, clasifican la realización medial como arbitraria, volviendo invisibles aspectos esenciales de la variación lingüística (y cultural / social). Todos sabemos el rumbo que siguió su propuesta en lo sucesivo. Peter Koch y Wulf Oesterreicher se apartan radicalmente del medio y se concentran, en lugar de la oposición entre lo gráfico y lo fónico, en la concepción, juzgada por algunos un ‘múltiple espectro de contrarios irreconciliables’ («multiples Spektrum unversöhnter Gegensätze»; Feilke 2016, 120) que tan solo en un segundo estadio se fusionará en la amplia metáfora de inmediatez y distancia. Los dos términos son contrarios, pero no contradictorios, por lo que ya desde su misma implicación mutua conforman un continuo (Feilke 2016, 123). Demostrar la existencia de ese continuo, es decir, la transición, la permeabilidad entre los espacios comunicativos que delimitan las realizaciones mediales supuso una de las principales intenciones de los autores. Por lo tanto, su interés recae ostensiblemente más en la dimensión concepcional que en lo que denominan medio , el contraste entre lo gráfico y lo fónico. Al mismo tiempo, predomina en ellos el deseo de visibilizar 2 A modo representativo, cabe citar las posiciones que defienden Marshall McLuhan (1962) y Jack Goody (1986). 148 Maria Selig & Roland Schmidt-Riese lo independiente de los medios en la variación comunicativa modelada en el continuo. La dimensión medial pasa a ocupar así un segundo plano, se podría decir que intencionadamente, pues toda la energía se concentra en superponer a la imagen de las dos mesetas separadas por el abismo medial la imagen del continuo, la posibilidad de un paso sin rupturas entre la inmediatez y la distancia. Existen razones objetivas claras para rechazar el razonamiento dicotómico. Uno de los principales argumentos esgrimidos por Koch y Oesterreicher para centrarse en la dimensión concepcional (a costa de centrarse en la realización técnica de las formas lingüísticas) radica en la observación de que la diferenciación entre inmediatez y distancia comunicativa se da también en comunidades que no disponen de escritura. El lenguaje ritual y poético, según se supone, está separado del lenguaje cotidiano en todas las comunidades humanas y se distingue de él por las formas lingüísticas utilizadas. Esa suposición nos parece verosímil, por muy grandes o pequeñas que puedan ser las diferencias. Además, para Koch y Oesterreicher resulta fundamental que no solo sean las formas lingüísticas las que varíen entre rito, poesía y cotidianeidad, sino también los marcos comunicativos. Este argumento nos parece asimismo evidente, ya que así surge una variación que claramente no depende de los medios y parece estar antropológicamente anclada en el hecho de que los diferentes ámbitos de la acción lingüística establecen condiciones específicas para la misma desde el principio, previamente a todo desarrollo medial. No obstante, según la perspectiva que acabamos de esbozar, la invención de la escritura resulta inesperadamente trivial, una invención que no habría modificado sustancialmente las condiciones de la comunicación humana, sino que tan solo las habría desplazado cuantitativamente a un uso más manejable y cómodo de la distancia, a una distancia más alejada . Consideramos este argumento poco convincente. La invención de la escritura crea condiciones no (pre)existentes para la lengua. De hecho, en ninguna ocasión Peter Koch y Wulf Oesterreicher negaron la repercusión histórica de la escritura, la relevancia del desarrollo de sociedades alfabetizadas, la posibilidad incomparablemente extendida de que el / la escritor / -a se distancie de lo comunicado y las oportunidades que surgen con ello de configurar este último con esmero. Más bien las resaltaron de manera extraordinaria en pasajes de la historia de la comunicación. Sus reflexiones sobre la historia de las lenguas románicas y sobre los procesos de elaboración extensiva y de techamiento (véase, por ejemplo, Koch / Oesterreicher 2011, 135-154, 183-196, 223-236) demuestran una y otra vez que las posibilidades ofrecidas por la escritura (tales como las posibilidades de percepción y control o las posibilidades de archivo o centralización) constituyen para los autores factores determinantes de la evolución histórica. Noticias sobre inmediatez y distancia 149 Sin embargo, estas consideraciones históricas parecían carecer de validez a la hora de formular los fundamentos teóricos y de desarrollar el modelo. En este sentido, los autores se sumaron a la tradición de pensamiento que considera contingente el tipo de exteriorización y se centra en el puente de la transcodificación entre los dos espacios. Este espaldarazo, con todo, está lamentablemente ligado a una conclusión conceptual errónea: el sustrato medial, en efecto, puede intercambiarse, pero solo si la realización medial va anclada exclusivamente en el significante, que debe ser considerado autónomo. Por el contrario, el sustrato medial del acto de formular, de la actividad lingüística, de la interacción comunicativa, no es intercambiable. Ambas realizaciones mediales son alcanzables en principio, pero si observamos lo que sucede con las formas en el otro espacio medial, en la meseta opuesta, ya no hablaremos de intercambiabilidad. En el modelo de Koch y Oesterreicher, la realización medial es secundaria, e incluso, en última instancia, podría dejarse de lado. Describen la relación entre los tipos de exterioridad y las estructuras lingüísticas entre inmediatez y distancia con el concepto de afinidades . Naturalmente, esto no es incorrecto, pero sigue siendo insatisfactorio; parece un supuesto demasiado débil. Las afinidades cobran de este modo una dimensión empíricamente observable para cuya suposición no existe ningún fundamento teórico y, que, por tanto, también podrían no estar dadas. Ello nos parece reduccionista y aquí queremos argumentar en su contra. Nuestro propósito es poner de manifiesto en el modelo el alcance histórico de la escritura, es decir, del tipo de exteriorización y de las condiciones de producción y recepción asociadas al mismo. En la representación esquemática de Koch y Oesterreicher predomina la idea de la mera afinidad entre el tipo de exterioridad y la dimensión concepcional, y esta simplificación hace que el modelo sea tan sencillo de leer. No obstante, ¿cómo se debe leer el modelo si también se tiene en cuenta la realización medial y la variación comunicativa unida a la misma? 3 Variación concepcional: los parámetros comunicativos Lo que separa y une inmediatez y distancia según Koch y Oesterreicher son las cambiantes condiciones de comunicación así como las también cambiantes técnicas lingüísticas vinculadas a ellas. Más adelante tematizaremos la relación concreta entre las condiciones situacionales y las consecuencias lingüísticas; ahora vamos a tratar la multidimensionalidad de la variación comunicativa. En efecto, distanciarse de la realización medial comportó pasar de la contraposición unidimensional de dos tipos de exterioridad a un continuo comunicativo multidimensional de la variación. En su artículo, Koch y Oesterreicher (1985) formularon diez parámetros o dimensiones de la variación que la ordenan entre inmediatez y distancia en función de valores paramétricos. Dicho inventario 150 Maria Selig & Roland Schmidt-Riese sufrió escasas modificaciones en sus estudios posteriores. Si bien una marca de inconclusión («etc.») acompañó este inventario desde el principio (Koch / Oesterreicher 1985, 23; cf. también Oesterreicher / Koch 2016, 24), los autores nunca llegaron a tratar en detalle la cuestión de la selección, extensión y relación interna de los parámetros. Pronto se extendió la impresión de que daban por concluido el inventario de la vertiente situacional del modelo y de que, tal y como lo habían propuesto, quedaba exento de toda justificación ulterior. No obstante, era y sigue siendo preciso debatirlo. Por ejemplo, ¿qué sucede con el parámetro de la ‘interacción cara a cara / separación espacio-temporal’ (Koch / Oesterreicher 1985, 23) o la ‘proximidad / distancia física de los interlocutores’ (Koch / Oesterreicher 2011, 7; 2016, 24)? Desde el principio quedó claro en este caso que solo podía tratarse de una disyunción exclusiva y, por lo tanto, debía descartarse toda idea de variación gradual (Koch / Oesterreicher 2011, 7; Oesterreicher / Koch 2016, 24s.). Además, dicho parámetro estaba directamente relacionado con la dicotomía medial, hecho que la recepción del modelo en el ámbito de la Filología Alemana ha puesto de manifiesto una y otra vez. Incluso podríamos llegar a afirmar que, al usar con aparente despreocupación este parámetro (prácticamente) dicotómico para describir la dimensión concepcional, los autores pasan sin advertirlo a describir las condiciones de lo que denominan medio , el contraste entre lo gráfico y lo fónico. En cualquier caso, el parámetro de la proximidad / distancia física sigue siendo problemático y no parece encajar en el conjunto de los demás parámetros, ya que en los diagramas que agrupan en constelaciones las condiciones comunicativas de los diferentes tipos textuales 3 este preciso parámetro suele presentar desviaciones exageradas a derecha o izquierda, lejos de la imagen de un continuo comunicativo (Koch / Oesterreicher 2011, 8s.). Este debate podría retrotraerse a la falta clave de elaboración de la realización medial. Sin embargo, la crítica del orden aditivo de los parámetros debe abordarse de forma muy distinta y mucho más fundamental. Podría surgir la impresión de que Koch y Oesterreicher confeccionaron una lista que ‘sugiere […] una igualdad de todas y cada una de las condiciones de comunicación’ (Ágel / Hennig 2007, 183) aunque en realidad se precisaría un modelo jerárquico que concediera un peso específico a cada uno de los parámetros. Koch y Oesterreicher incluyeron en su monografía de 1990 (Koch / Oesterreicher 2011, 6) una sucinta justificación de la elección de los parámetros. En ella mencionan las ‘principales instancias y factores de la comunicación lingüística’, un listado de 3 Recurriremos en lo que sigue a los términos ‘tipo textual’, ‘género’ y ‘tradición discursiva’ en sentido de casi-sinónimos, si bien queden oscurecidos, de este modo, los diferentes trasfondos teóricos de esos conceptos. En el contexto presente, de hecho, tan solo nos importa el núcleo conceptual de todos ellos, es decir, la normatividad socio-histórica de las formas de generar textos. Noticias sobre inmediatez y distancia 151 las instancias tal y como las conocemos de los modelos habituales de comunicación (emisor / -a, receptor / -a, discurso-texto, objetos-circunstancias); además, proporcionan una descripción condensada de la ‘difícil tarea de formulación’ que se sitúa ‘en la problemática confluencia de la linealidad de los signos lingüísticos, las reglas de cada lengua concreta y la realidad extralingüística, compleja y multidimensional’. La siguiente frase ilustra de nuevo el enfoque en los requisitos de verbalización, que se encuentra en el centro mismo del continuo inmediatez / distancia: ‘Emisor y receptor están integrados en campos deícticos personales, espaciales y temporales, en contextos específicos y en circunstancias emocionales y sociales concretas’ (Koch / Oesterreicher 2011, 6). Por lo tanto, existen consideraciones teóricas sobre el proceso que llevó a fijar los parámetros. Sin embargo, la cuestión de si el ‘conjunto desordenado’ (Hennig 2006, 74) debería adaptarse a una estructura jerárquica permanece a todas luces sin respuesta con esta separación de instancias de la comunicación, condiciones de comunicación vinculadas a ellas, condiciones generales de la tarea lingüística de formulación y las estrategias de verbalización a su vez asociadas a aquella. Los distintos ámbitos de referencia de los parámetros han sido asimismo objeto de constantes críticas (Feilke 2016, 125, nota 2). Peter Koch y Wulf Oesterreicher propusieron una agrupación temática clasificando el parámetro f) en ‘proximidad / distancia física’, los parámetros a)-d), g) y h) en ‘proximidad / distancia social’, y, en contraposición, el parámetro e) en ‘proximidad / distancia referencial’ (Koch / Oesterreicher 2011, 10). En nuestro caso, partimos de las siguientes clasificaciones (la denominación de los parámetros se basa en Oesterreicher / Koch 2016, 24; únicamente se indican los valores que corresponden a la inmediatez (véase también Selig en imprenta): a) carácter privado b) familiaridad / confianza c) implicación emocional condicionalidad social (afectiva): relación entre los / las interlocutores / -as d) anclaje en la situación y acción e) proximidad referencial condicionalidad cognitiva: entrelazamiento entre lo comunicado y la situación de habla f) proximidad física g) cooperación h) carácter dialógico condicionalidad procesal: interactividad de la verbalización i) espontaneidad j) libertad temática condicionalidad procesal: posibilidad de planificación y grado de textualidad intencionada y alcanzada Figura 1: Agrupación de los parámetros según áreas de referencia 152 Maria Selig & Roland Schmidt-Riese Dicho sea, una agrupación como la propuesta en la Figura 1 comporta reducciones. La subsunción de la confianza o familiaridad en la afectividad no está plenamente justificada en la medida en que el parámetro b) del continuo inmediatez / distancia se orienta en parte hacia la cantidad y calidad de los contextos de conocimiento compartidos relevantes desde un punto de vista eminentemente cognitivo (Koch / Oesterreicher 2011, 7). Asimismo, Koch y Oesterreicher conciben el parámetro h) en una doble vertiente, ya que, por un lado, comprende ‘la posibilidad y frecuencia de desempeñar espontáneamente el papel de emisor’, pero, por otro, también ha de ajustarse al grado y naturaleza de la ‘atención al interlocutor’ (Koch / Oesterreicher 2011, 7); es decir, combina aspectos cognitivos y socio-afectivos. La asignación por contenido tampoco tendría por qué recibir siempre consenso, por ejemplo, cuando proponemos establecer una conexión entre los parámetros i) y j) principalmente a través de la posibilidad y necesidad de centrarse en la comunicación lingüística y en la elaboración de un texto consistente en sí mismo. Sin embargo, en conjunto, creemos que así se pone claramente de manifiesto que los parámetros se sitúan por una parte en un ámbito socio-afectivo referido a la organización variable de las condiciones y finalidades interpersonales y, por otra, en un ámbito que abarca las condiciones cognitivas y procesales necesarias para la tarea de formulación. El vínculo entre las dimensiones sociales y cognitivas de la variación ha sido precisamente el aspecto más llamativo y que incluso ha llegado a ser tildado en algunos casos de injustificado en el marco de la recepción del continuo inmediatez / distancia en la Filología Alemana. En el modelo de Ágel y Hennig (2006), por ejemplo, no se tienen en cuenta los parámetros socio-afectivos porque, en palabras de los autores, centrarse en el ámbito ‘gramatical’ de la distinción inmediatez / distancia comporta de manera necesaria optar por una noción acotada de las condiciones situacionales (Hennig 2006, 74s.). Roland Kehrein y Hanna Fischer también se decantan por omitir la dimensión socio-afectiva (Kehrein / Fischer 2016). Para ello proporcionan datos empíricos que demuestran que el grado de dialectalismo en la variación entre los tipos textuales ‘conversación personal’ y ‘entrevista’ depende más de factores de identificación social que de los criterios (procesales) de inmediatez lingüística propuestos por Ágel y Hennig. De ahí deducen que las dimensiones socio-afectivas deberían servir para modelar un plano propio compuesto por los polos ‘familiaridad / confianza socio-interindividual’ o ‘lengua de familiaridad / confianza’ vs. ‘lengua de ajenidad’ (Kehrein / Fischer 2016, 245-252). Otros enfoques subrayan, de manera similar, la necesidad de ‘tener en cuenta por separado las dimensiones socioculturales de la comunicación y las dimensiones cognitivo-concepcionales’ (Knobloch 2016, 81). Por otra parte, en la recepción se ha subrayado que la singularidad del continuo inmediatez / distancia radica justamente en el hecho de Noticias sobre inmediatez y distancia 153 que abarca precisamente la dimensión socio-afectiva. Y no debemos olvidar que gran parte de la fuerza intuitiva del modelo estriba en que la metáfora general de inmediatez (o proximidad) y distancia despierta connotaciones ante todo socioafectivas y puede, por tanto, resultar convincente precisamente en ese ámbito mediante la contraposición de los dos polos complementarios. 4 4 ‘Esbozos de situación’, condiciones de comunicación, estrategias de verbalización y comunicados: precisando el continuo inmediatez / distancia Hemos mencionado dos aspectos problemáticos del continuo inmediatez / distancia que dificultan trabajar con el modelo. Se trata de la falta de atención a la variabilidad medial de la comunicación y de la excesiva apertura, susceptible a derivar en malentendidos, al seleccionar y relacionar los parámetros que deben caracterizar la variabilidad de las condiciones de comunicación (Oesterreicher / Koch 2016, 12). Ambos aspectos, como ya se ha apuntado, han llevado a que se rechace el modelo de manera global o bien a revisiones posteriores que, bien mirado, no son más que contrapropuestas al modelo. A continuación utilizaremos dichas críticas como punto de partida para llegar a precisar el modelo original. A tal fin tendremos en cuenta los dos puntos principales mencionados: la referencia a la falta del medio y la crítica a la falta de estructuración de la variación situacional multidimensional. Sin embargo, debemos empezar por un aspecto más amplio, a saber, la observación de que Peter Koch y Wulf Oesterreicher obviaron un paso esencial al dimensionar la variación situacional. Un paso que, una vez incorporado al modelo, matiza de modo decisivo las críticas sobre la selección y composición de los parámetros. Como es sabido, el continuo inmediatez / distancia surgió de la fusión de dos enfoques teóricos, el primero de ellos siendo la distinción que Ludwig Söll estableció entre el aspecto medial y concepcional de la contraposición del francés escrito y hablado (Söll 1985; cf. Koch / Oesterreicher 1985, 17s.). Debe subrayarse que Söll se inscribe en la tradición de una investigación de la lingüística variacional centrada exclusivamente en características lingüísticas y que deriva 4 Eso solo resulta válido en parte en las versiones del continuo inmediatez / distancia en francés, español e inglés, que en lugar de ‘proximidad’ recogen el término ‘inmediatez’ (fr. immédiat ; ingl. immediacy ) (Oesterreicher / Koch 2016, 38). Sin embargo, suponemos que con esto tampoco se desvanecen las críticas sobre la supuesta laxitud formal del modelo, debidas al carácter metafórico y sugestivo («Kuschel-Appeal» según Maas 2016, 91, n. 5) de sus conceptos clave. En efecto, estos conceptos pueden interpretarse en términos afectivos en alemán, que confunde ‘inmediatez’ y ‘cercanía’ (o ‘proximidad’) bajo el rubro Nähe . 154 Maria Selig & Roland Schmidt-Riese su distinción entre code écrit y code parlé directamente de las condiciones de comunicación mediales, por ejemplo, de la proximidad vs. distancia física (cf. Selig 2018, 259). Así pues, la distinción propuesta por Söll se encuentra en este punto más cerca del modelo de Ágel / Hennig (2006) que del continuo inmediatez / distancia. La segunda línea de investigación que pasa a inscribirse en el continuo inmediatez / distancia proviene de la sociolingüística histórica. Esta se basa, a diferencia del enfoque de Söll, en la tipología textual y el modelo de la comunicación lingüística, que Hugo Steger y sus colaboradores propusieron a raíz del análisis de un corpus de textos del alemán hablado contemporáneo. Dicho autor formula un modelo que combina explícitamente la lingüística textual con la sociolingüística agrupando características situacionales en ‘constelaciones de habla’ que no determinan la forma lingüística de cada ‘ejemplar textual’ de manera directa, sino a través de los planos ‘tipo de constelación de habla’ y ‘tipo textual’ (Steger et al. 1972; cf. Koch / Oesterreicher 1985, 19-21). En nuestra opinión, uno de los mayores méritos del continuo inmediatez / distancia estriba precisamente en la combinación del enfoque de Söll, que carece de toda referencia al texto o a los tipos textuales, y el enfoque de Steger, muy al contrario centrado en ellos. 5 En efecto, mediante la referencia explícita a la estructuración de la variación según tipos textuales en el plano de las condiciones situacionales se ofrece la posibilidad de conceptualizar la dependencia de las estrategias de verbalización respecto a las condiciones de comunicación lejos de una determinación lineal, derivada de forma directa de condiciones concretas a consecuencias lingüísticas concretas. Por el contrario, se pone de relieve el papel fundamental de los tipos textuales que, previamente a todo acto de comunicación y según los objetivos que se negocien en cada caso, agrupan valores de parámetros en configuraciones que permiten a hablante y oyente acceder de forma holística a la situación comunicativa. La comunicación se presenta, siguiendo este hilo argumental, como una actividad que recurre a un conjunto socialmente consolidado de objetivos, condiciones y estrategias de interacción para generar situaciones específicas con sus propios perfiles de relevancia. Por supuesto, ello debe comprenderse solo en tanto esbozo que aun debe cotejarse con los valores de los parámetros situacionales actuales y que puede revisarse en cualquier momen- 5 Ágel / Hennig (2006) vuelven a esta evolución al derivar la variación concepcional de un único parámetro situacional. Si bien esta reducción del foco de estudio permite construir un modelo estrictamente lineal, surge la pregunta de qué se logra con dicha reducción de un cúmulo reconocidamente más complejo. Tampoco ayuda en este sentido la referencia al hecho de que el modelo propuesto se centra en los aspectos ‘gramaticales’. En efecto, no está claro que el espacio-temporalidad pueda explicar cualquier otra variabilidad gramaticalmente relevante y que se excluya de antemano la interacción de varios parámetros igual de legítimos. Noticias sobre inmediatez y distancia 155 to en el transcurso de la comunicación; del mismo modo, los patrones concretos difieren en grado de especificidad y en su capacidad de proyección temporal. El desarrollo y la organización de una conversación personal, por ejemplo, no están determinados por un patrón continuo, sino por la dinámica de la situación de la conversación. Por el contrario, las entrevistas de trabajo, las clases magistrales universitarias o las vistas de un tribunal se configuran en base a verdaderos guiones completos y, en consecuencia, conceden apenas espacio a muestras de creatividad. Por lo tanto, para abarcar al mismo tiempo la dinámica que entrelaza los patrones de la situación y las circunstancias situacionales proponemos el concepto de ‘esbozo de situación’ ( Situationsentwurf en alemán), que integra el conjunto de las condiciones funcionales, sociales, cognitivas, situacionales, mediales y procesales, y que determina la orientación concepcional tan solo a partir de la interacción de todos los parámetros en el marco de una situación determinada completa, es decir, también en lo que se refiere a la función comunicativa (Tophinke 2016, 306). Toda descomposición analítica de esta conexión global en sus distintas dimensiones debe tener en cuenta este vínculo a la totalidad de factores que los engloba todos y debe incluirlo en su argumentación. 6 Peter Koch y Wulf Oesterreicher no se cansaron de subrayar que lo que determina la variación concepcional no son los parámetros individuales, sino el conjunto de todos ellos (cf. en particular Oesterreicher / Koch 2016, 24s.; cf. también Selig 2017). Así pues, en el continuo inmediatez / distancia se reconoce el papel fundamental que desempeña el tipo textual / género / tradición discursiva en la acción comunicativa. Sin embargo, en el núcleo del modelo tan solo figura la lista de los parámetros sin más comentarios, y la distribución de las tradiciones discursivas a lo largo del continuo concepcional ilustra la variación concepcional (y medial), pero no se aprovecha para precisar la función de dichas tradiciones discursivas, a modo teórico. El papel decisivo que los autores atribuyeron a la integración de las condiciones de comunicación en las tradiciones discursivas se refleja también en el recurso ilustrativo que, debido a su condición problemática, no podía resultar de ningún modo convincente: la visualización del perfil concepcional de una tradición discursiva mediante los ‘destellos’ que 6 La argumentación que aquí se esgrime presupone reconocer la validez de un término que califica conjuntos no determinables en su totalidad como magnitudes de influencia o referencia de la acción humana. A este respecto, cabe señalar que los términos que hemos elegido conceptualizan un entrelazamiento de magnitudes de influencia dado objetivamente. El acceso analítico, que identifica factores individuales y realiza un seguimiento de cada uno de ellos, brinda una mayor claridad y posibilita reconocer diferentes ponderaciones de factores si no lleva a dejar de lado determinados ámbitos. Por desgracia, dicho acceso suele llevar a que se activen factores sucesivos no solo sobre el papel, sino también in re , en lugar de que se examinen en su interacción real (cf., por ejemplo, Knobloch 2016, 81; Zeman 2016, 261; pero también Feilke 2016, 124s.). 156 Maria Selig & Roland Schmidt-Riese unen entre sí los valores de los parámetros (cf., por ejemplo, Oesterreicher / Koch 2016, 30). Resulta sorprendente constatar que los autores permanecieran en todo momento indiferentes ante la evidente discrepancia entre la revelación de la aparente heterogeneidad de los valores paramétricos en el plano analítico y la distribución homogeneizadora, ‘sintetizadora’ (Oesterreicher / Koch 2016, 25) de las tradiciones discursivas en la escala unidimensional de inmediatez / distancia. Una vez queda claro que este paso final depende del esbozo global de situación, y no de los diferentes parámetros, resulta más fácil comprender esa indiferencia. El cúmulo de condiciones de comunicación en las tradiciones discursivas, que no pocas veces se antoja arbitrario, explica también por qué el modelo renuncia a establecer una relación interna de los parámetros: estos y sus valores deben permanecer abiertos a constelaciones extremadamente variables y a determinaciones de relevancia completamente distintas. A este respecto, la formulación del modelo y la derivación teórica demuestran, por tanto, una patente consistencia. En el contexto de una argumentación basada en tradiciones discursivas, resulta menos dramática también la cuestión de saber si la lista de parámetros es completa: está claro que los parámetros no son más que una selección de las circunstancias necesarias para definir una tradición discursiva, de todas formas. Koch y Oesterreicher seleccionaron parámetros que consideraban primordialmente relevantes para la ‘tarea de formulación’, es decir, la forma lingüística de los comunicados. Por ejemplo, en el modelo no se vislumbra ningún intento de integrar la impronta temática de los tipos textuales, así la clasificación en determinados ámbitos sociales de acción, o bien la funcionalidad retórica, la orientación argumentativa, narrativa, apelativa o persuasiva. Por otro lado, el modelo es completo en el sentido de que incorpora parámetros socio-afectivos. Las dimensiones cognitivas y sociales de la comunicación se modelan a sabiendas en conjunto, pues la comunicación no puede concebirse como asocial. La atenuación de las relaciones sociales entre los / las interlocutores / -as al dirigirse a un «generalized other» (Maas 2016, 98) puede ser consecuencia de la ajenidad social, pero también puede indicar la ‘suspensión’ de la dimensión interpersonal en la comunicación centrada en el asunto. A la inversa, las estrategias lingüísticas de distancia pueden servir a generar ajenidad social del mismo modo que las variedades lingüísticas asociadas a situaciones de distancia. Así, las relaciones sociales de base están siempre dadas y los procesos sociales como la aparición de diglosia o la devaluación de variedades asociadas a la comunicación lingüística de inmediatez solo pueden modelarse adecuadamente a través de la integración de dichas relaciones. En este sentido, toda externalización de los aspectos socio-afectivos del continuo de inmediatez / distancia supone una reducción y una alienación del modelo. Noticias sobre inmediatez y distancia 157 Por lo tanto, sugerimos mantener el desglose relativamente holgado de los parámetros de la variación situacional. Proponemos al contrario investigar el entrelazamiento de las condiciones de comunicación y las estrategias de verbalización en el proceso comunicativo y, a diferencia del continuo inmediatez / distancia de Koch y Oesterreicher, clarificar la modelación hacia una ‘modelación de los procesos de habla y comprensión de mayor realismo procesal’ (Knobloch 2016, 79). Por ello anteponemos al plano de las condiciones de comunicación un plano que pone de relieve el papel fundamental del tipo textual / género / tradición discursiva para la comunicación y deja patente la (sub)clasificación de cada parámetro situacional en la definición general de la situación (Figura 2). La propuesta de entender el continuo de las condiciones de comunicación como apertura de un esbozo de situación y de anteponer este proyecto global, comprendido de forma holística, a un acceso basado exclusivamente en parámetros concretos, especifica, a nuestro entender, las reflexiones de Peter Koch y Wulf Oesterreicher y sigue desarrollando el modelo en una dirección que ya había enfilado por sí mismo. Además proponemos utilizar el plano del ‘esbozo de situación’ para considerar la variabilidad de los objetivos de la acción comunicativa en su relevancia para la variación concepcional. A la hora de designar los parámetros que consideramos relevantes recurrimos a pares de conceptos ya propuestos y que, en nuestra opinión, pueden hacer visible la variación de las funciones de los actos comunicativos. 7 No es seguro que los autores hubieran compartido la propuesta de incluir aspectos de contenido y función en su continuo inmediatez / distancia. Sin embargo, las dificultades que afronta el continuo cuando se aplica a textos literarios demuestran que factores como la cualidad ficcional y literaria así como la multiplicación de las instancias del / de la enunciador / -a y de las constelaciones comunicativas imaginadas ejercen una influencia directa en la configuración lingüística. Otro argumento a favor de la prominencia de un plano basado en la funcionalidad de los comunicados radica en que, al escribir un texto destinado a una recepción auditivo-oral, o al redactar el protocolo de una interacción oral, se da una especie de duplicación de las condiciones situacionales mediante la imaginación de condiciones comunicativas diferentes. Tal duplicación solo puede derivarse del objetivo comunicativo actual. 7 Recurrimos en este lugar a propuestas como la de Tannen (1990) («rapport talk» vs. «report talk»), la de Lausberg (1969, vol. 1, 26-30) («Verbrauchsrede» vs. «Wiedergebrauchsrede») o la de Knobloch (2016, 81) («empraktisch» vs. «dezentriert»). Estos conceptos parten de la variación de las funciones cubiertas por diferentes textos y sugieren una tipización fundamental y bipolar de los tipos textuales / géneros / tradiciones discursivas. 158 Maria Selig & Roland Schmidt-Riese 5 Situación y dispositivos mediales Modelar de manera más explícita y precisa la interacción de los parámetros comunicativos en la situación de comunicación nos permite además lograr una segunda ampliación del continuo inmediatez / distancia, esto es, integrando la variación medial. En este sentido quisiéramos proponer el concepto de dispositivos mediales en sentido de conjuntos de parámetros mediales que ampliarían los parámetros situacionales ya propuestos por Koch y Oesterreicher. Más en concreto, nuestra propuesta consiste en introducir este nuevo concepto en el lugar preciso que ocupa el parámetro (‘cripto-medial’) de proximidad o distancia física en la versión original. Al integrar los dispositivos mediales en el continuo damos cuenta del hecho de que algunos aspectos del mismo, sobre todo los procesales, se encuentran inevitablemente estructurados desde las posibilidades y necesidades mediales a disposición. No obstante, basamos la integración de la medialidad en el modelo en la premisa de que los parámetros mediales reciban un estatus propio: los dispositivos determinan un espacio de posibilitación medial cuya utilización en cada caso viene pese a ello regulada por la definición de la situación y la variación concepcional, y no al revés. Si, por ejemplo, atendemos al parámetro sobre el carácter dialógico o monológico, debe quedar claro que la presencia física mutua como tal no es la que desencadena el carácter dialógico. La posibilidad de la interacción dialógica, cuando así lo exigen los factores concepcionales, puede verse sofocada por regulaciones explícitamente contrarias del cambio de turnos. El monólogo es posible en situaciones de cara a cara. Así pues, solo da sentido integrar la medialidad a condición de que la orientación concepcional no pueda derivarse de parámetros de variación aislados, sino que quede claro que los diferentes parámetros resultan efectivos en el marco de un ‘esbozo’, ‘trazo’ o ‘modo de comunicación’ integral. Bajo esta condición podemos considerar la medialidad en el modelo, puesto que ya no existe el riesgo de dotarla del significado de factor determinante de la variación lingüística que actuara aisladamente o bien lo determinara todo. La prominencia del esbozo de situación y la insistencia en que nunca es un solo parámetro el que determina la variación concepcional, sino la interacción de todos los factores, impiden que se reduzca la variación comunicativa a lo medial y ponen de manifiesto que siempre se trata de un uso de los medios definido ya desde el punto de vista concepcional. Se ha dicho una y otra vez que la medialidad por sí sola no puede determinar la elaboración del perfil concepcional o las elaboraciones lingüístico-textuales relacionadas con él (por ejemplo, Tophinke 2016, 305). Partimos de la base de que nuestra propuesta de insertar el plano del esbozo de situación puede ejemplificar y derivar precisamente estas ideas con mayor claridad. Noticias sobre inmediatez y distancia 159 Ahora bien, ampliar el modelo en materia de medialidad no se encuentra necesariamente en consonancia con las ideas de Peter Koch y Wulf Oesterreicher. Todos los que tuvieron la posibilidad de conocerlos en persona saben que a este respecto no era posible continuar el debate. Sin embargo, existen puntos de relación o conexión. Por un lado, su propio modelo es cripto-medial. Y este aspecto se maneja con mayor transparencia al incluir explícitamente la medialidad como ámbito de referencia de la variación de las condiciones de comunicación. Por otro lado, Koch y Oesterreicher concedieron de hecho un lugar a la medialidad en la primera versión del continuo inmediatez / distancia (Koch / Oesterreicher 1985, 23). En esa primera versión, el ámbito del lenguaje de la inmediatez extrema quedó inaccesible a la medialidad gráfica, así como la de la distancia extrema lo era a la fónica. 8 Sin embargo, más adelante se abandonó la idea de que los valores extremos de la variación concepcional estuvieran vinculados a determinadas condiciones mediales. A nuestro parecer, no obstante, la observación primigenia de que la variación concepcional interactúa con la medialidad es correcta y, por lo tanto, proponemos que se integre la medialidad en la variación situacional. 8 Precisando, recordamos que en la primera representación gráfica del continuo inmediatez / distancia (Koch / Oesterreicher 1985, 23) el triángulo de la realización gráfica no alcanza el polo de la inmediatez y el triángulo de la realización fónica no alcanza el polo de la distancia. 160 Maria Selig & Roland Schmidt-Riese De las precisiones y ampliaciones susodichas se desprende la versión siguiente del modelo de inmediatez y distancia (Figura 2): Figura 2: Un modelo ampliado del continuo inmediatez / distancia Noticias sobre inmediatez y distancia 161 6 Variación concepcional y límites de la lingüística Ahora, ¿qué ha sido de nuestro planteamiento inicial, a saber, la cuestión de si la variación comunicativa debería modelarse como un paisaje de transiciones lentas, o más bien al contrario, admitiendo abismos que lo escindan en dos o más partes? Si integramos la variación medial en el continuo entre distancia e inmediatez, parece que compartamos la posición que admite rupturas definitivas. Sin embargo, no quisiéramos examinar por separado los espacios que resultan de la repartición del paisaje en áreas opuestas. Lo dicho vale sin reparos para estos dos altiplanos separados por la presencia espacio-temporal compartida de los comunicantes o por la falta de ella. Y eso no tanto porque es de excluir cualquier suposición de homogeneidad concepcional interna a los dos altiplanos. La investigación del lenguaje hablado a veces pierde de vista este aspecto, enfocándose (casi) por completo en el área de la comunicación de inmediatez. De hecho, aun agrupando factores tanto mediales como concepcionales, no resultan reparticiones categóricas basadas en reglas comunicativas y lingüísticas que sean válidas solo para uno de los dos altiplanos opuestos y no para el otro. En efecto, existen puentes de comunicación entre los diversos espacios que garantizan una continuidad a través de las diferencias mediales y concepcionales evidentes. Quizá sea conveniente, con todo, hablar primero de las rupturas y abismos, ya que podría dar la sensación de que la metáfora de los puentes no es sino un intento de minimizar las diferencias entre los distintos espacios para privilegiar la idea de un paisaje comunicativo que tan solo conozca transiciones suaves y accesos libres desde todos los lados. Por ello pues, sea repetido una vez más y que conste: las diferencias mediales llevan, y con independencia de su aprovechamiento concepcional, a diferencias de formulación, de elaboración lingüística, de número y tipo de dimensiones semióticas que puedan entrar. Ningún tipo de variación concepcional podrá cancelar o nivelar nunca esas diferencias. En la situación de habla que los interlocutores compartan a modo físico, el comunicado lingüístico se halla inmerso en la semiótica, más precisamente en la indexicalidad de las voces y en la comunicación mediante gestos corpóreos. Por ello, la comunicación inmediata, siendo fónica, es capaz de transmitir contenidos a modo lingüístico, pero no con independencia de los demás modos semióticos que guían la interpretación, y como estas últimas resultan más difíciles de controlar que los enunciados lingüísticos, pueden revelarse como más preciosas, en la perspectiva de la recepción. Ni siquiera la distancia comunicativa escapa al espacio multimodal y a la presencia de los cuerpos. Se requieren severos mecanismos de control para minimizar los traidores indicios vocales, mímicos y gestuales en situaciones de distancia social. Se podría suponer incluso la existencia de un imperativo de neutralidad, aceptado por ambas partes, que haría 162 Maria Selig & Roland Schmidt-Riese que en la comunicación destinada al intercambio de información, la corporeidad de los comunicantes no produjera efectos. Ahora, ¿es que se puede pensar que tal imperativo sea operativo? La escritura conlleva la pérdida de la situación cara a cara y, con ella, la de los dispositivos propios de lo fónico, con independencia de la concepción. Se pierden todos los modos comunicativos quitando el lenguaje y, en el interior del lenguaje, las calidades sonoras, la prosodia, casi inevitablemente. Podríamos querer llamar estas pérdidas ‘desincorporación’ ( dis-embodiment ) del lenguaje. El lenguaje fónico se halla sin vía de escape amarrado a la existencia corpórea del emitente, transmite en la calidad sonora del enunciado la individualidad de su cuerpo, en los contornos prosódicos su disposición emotiva, manifestada esta última además en sus gestos. Este entorno corpóreo de la comunicación y, con él, la posibilidad de autentificar el comunicado recurriendo a los modos paralelos no lingüísticos se ofrecen, en las culturas sin escritura, aún en el habla solemne, ritual. Tan solo la escritura rompe con ellos. El lenguaje, tras su desincorporación, va en busca de nuevos cuerpos: la estela, la tablilla, el cuerpo del libro. El lenguaje va descubriendo, en las cualidades visuales del altiplano gráfico, nuevas posibilidades de expresión análoga. Con todo, ya no son los cuerpos de los comunicantes los que sustentan e interpretan los comunicados lingüísticos, y los nuevos entornos gráficos (y de imagen) del comunicado lingüístico se controlan con mucha más comodidad, comparado con el esfuerzo que se requería para controlar los entornos corpóreos. Como no menos incidentes que la misma desincorporación se revelan los efectos de la producción sin conexión ( offline ) asociada a ella. Quienes producen un texto escrito disponen de tiempo infinito para hacerlo, en principio, recurriendo a revisiones sucesivas de lo ya escrito. La cognición controla la emoción en gran medida, pero este su esfuerzo de control queda invisible a los receptores. Sin embargo, los productores no reciben ya retroalimentación en el modo que sea, respecto de las ideas que nacen en los receptores sobre la base del comunicado. Pueden imaginar la recepción y orientarse, a la hora de escribir, a esta imagen. Faltan, con todo, las posibilidades de asegurarse la atención compartida, la orientación conjunta dirigida al proyecto comunicativo, el consenso o disenso emocional de quienes leerán. La comunicación determinada por la condición de estar separados en tiempo y espacio resulta completamente distinta de la comunicación en la situación compartida, y tanta es esta diferencia que no debería arrinconarse en un solo parámetro concepcional, sino que más bien conviene desarrollarla. A la luz de todo ello, se excluye de antemano cualquier suposición de un paisaje comunicativo suave, apenas accidentado. Si nuestro intento fuera modelar la totalidad de los comunicados posibles en este mundo, se trataría de un Noticias sobre inmediatez y distancia 163 modelo que insistiría en la multiplicidad de las formas, en vez de minimizar las diferencias. De hecho, está asumido por la tipología textual tanto como por la teoría de los géneros que el conjunto de los eventos comunicativos posibles nunca podrá ser estructurado de manera abarcadora y definitiva, ni siquiera a nivel de los patrones y expectativas socialmente definidos. La variabilidad de los factores incidentes es demasiado amplia, y la variación lingüística correspondiente a lo sumo demuestra preferencias, imposibles de predecir a modo linear. Es preferible entonces suponer la existencia de altiplanos, o más bien espacios de variación estructurados, encerrados en demarcaciones a veces nítidas y, algunas de ellas, mediales. Lo importante de todo ello es evitar analizar la variación medial por sí sola, aisladamente, en vez de considerar su entramado con los factores concepcionales. Evitar suponer rupturas definitivas entre los diversos dominios comunicativos. El paisaje comunicativo se revela así como un continuo en sentido débil, una variación eso sí organizada alrededor de centros prototípicos, accesibles a intentos de tipología, pero al cabo agrupada por su orientación común en el lenguaje, variación que nunca abandona por completo el dominio de lo lingüístico. En efecto, el lenguaje es el que asegura la comunicación entre los diversos altiplanos. Esto es cierto desde los inicios de las sucesivas revoluciones comunicativas, desde antes de la diferenciación medial de la comunicación, debida a desarrollos técnicos, y a través de todas las diferencias concepcionales. El lenguaje trasciende la situación en la que se usa, nunca jamás ha sabido evitar este efecto. El lenguaje en tanto sistema de signos es independiente de la situación y es racional en el sentido de ser conceptual, digital y no análogo. El lenguaje humano es distancia desde sí, es distancia que toman los hablantes, para empezar, de sí mismos. Hablando, nos desvinculamos nosotros mismos, hasta cierto punto, de la situación en la que hablamos. El lenguaje es distancia también porque toda comunicación, incluso la no lingüística, debe saber asumir el hecho de que no existen garantías de éxito. Tan solo nosotros mismos entendemos a la perfección lo que pensamos y queremos decir, incluso cuando dejamos de estar de acuerdo con lo enunciado, apenas enunciado. Los otros construyen un sentido en base a sus propios sistemas cognitivos y afectivos, y este proceso de construcción se nos sustrae. En la situación cara a cara nos fiamos de las señales que nos brindan o dejan de brindarnos los interlocutores con respecto a su disposición a comunicar. Aprovechamos la cercanía (física) de la que disponemos precisamente en ese instante (aunque no en otros instantes) para construir un sentido junto con la persona de enfrente . Al escribir, construimos nuestros comunicados con esmero . Y lo hacemos así porque confiamos en que la distancia real e indudable sea, de alguna manera, superable. Si no, dejaríamos de escribir. 164 Maria Selig & Roland Schmidt-Riese Es más, el propio repertorio lingüístico da la posibilidad de viajar entre los espacios mediales. Encontramos de los dos lados del abismo no tan solo los mismos significantes léxicos, sino también las mismas colocaciones y construcciones. Las formas lingüísticas, en la comunicación fónica de inmediatez, no se desarrollan necesariamente de modo exhaustivo, y eso a diferentes niveles. Se desarrollan de manera incompleta, se realizan fragmentariamente, a base de insinuaciones, el lenguaje de inmediatez se presenta de manera global como un conglomerado de fragmentos. Inmediatez y distancia —y también lo fónico y lo gráfico— desarrollan unidades léxicas y construcciones de unidades propias, ciertamente. Aun así, las entidades compartidas constituyen un núcleo extenso. Nosotros propondríamos entonces, para la inmediatez fónica y la distancia gráfica, o más bien para el área que comparten, una sola gramática. 9 La invención de la escritura y las revoluciones mediales sucesivas no crearon otras lenguas, sino tan solo nuevas formas, apoyadas en el repertorio heredado de su momento (Tophinke 2016, 307). Esto es válido para el ámbito de la distancia, pero para él de la inmediatez también. La comunicación electrónica, pero más el chat llevó al desarrollo de los emoticonos, imágenes que representan gestos. ¿Será que de veras se trata de algo distinto, en el fondo, en sentido semiótico y pragmático, de los gestos y movimientos que caracterizaron la comunicación fónica de inmediatez desde siempre? Así, quitando la forma de comunicación, es decir, quitando el chat , no queda nada de nuevo en el chat . 10 A la hora de decidir si es adecuado suponer un corte decisivo, fundamental, en lo lingüístico, en la formulación y el entendimiento, el que sería efecto de la variación medial, nos situamos entonces en la línea de Koch y Oesterreicher defendiendo un continuo auténtico en la variación de la actuación lingüística y en las formas lingüísticas entre los polos de la inmediatez y la distancia. Partimos de la base de que incluso en la inmediatez extrema, cuando la simultaneidad de producción y recepción, una confianza máxima y la máxima libertad del desarrollo comunicativo desaconsejan promover la vertiente lingüística, el lenguaje ya opera bajo exactamente las mismas condiciones que serán imperantes en la comunicación a distancia. Cierto, el lenguaje conoce en la inmediatez comunicativa una funcionalidad específica, teniendo en cuenta que sustenta una parte menor de la comunicación en su totalidad, que se introduce de otro modo, porque la semiosis indéxica domina la simbólica (Maas 2010, 128). Deducir de ahí que la comunicación de inmediatez extrema disponga de un lenguaje defectivo, 9 Para una posición diferente cf. Zribi-Hertz (2011), quien propone, para el francés, dos gramáticas distintas: espontánea (hablada) y aprendida (escrita). 10 Cf. Zeman (2016, 274); Feilke (2016, 141). Conforme a Kehrein / Fischer (2016, 249) el chat sería la única forma de comunicación que combinaría de modo contradictorio lenguaje de inmediatez y realización escrita. Noticias sobre inmediatez y distancia 165 carente de estructura proposicional y limitado a la deixis, para afirmar que tan solo la escritura permitió el acceso y la manipulación consciente de los signos lingüísticos (Knobloch 2016, 84), sin embargo, supone equivocar el objeto de estudio. El lenguaje es independiente de su exteriorización y, por ello, de cualquier tipo de exteriorización. Las estructuras lingüísticas anteceden su exteriorización en la consciencia, o en todo caso son accesibles desde la consciencia. La consciencia simboliza sus contenidos para sí misma y para los demás mediante el lenguaje, pero no tan solo en el momento de hablar. La escritura, por igual, abre la posibilidad de comunicarse consigo mismo, del pensamiento más eficaz, ya que la exteriorización puede intensificar y agudizar la reflexión. La distancia, y con ella nos referimos a la distancia cognitiva, anida en el lenguaje desde sus inicios. Es erróneo entonces deducir de la menor incidencia del lenguaje en la comunicación de inmediatez extrema que sea otra lengua —una pre -lengua— la que se emplea. En nuestra revisión del continuo entre inmediatez y distancia, nos hemos limitado a desarrollar tan solo un aspecto parcial del modelo, a saber, el aspecto de la interacción entre situación comunicativa, variación concepcional y sustrato medial. Así, nuestro punto de partida ha sido la crítica —bien fundada a nuestro ver— del patente desinterés del modelo por la dimensión medial, por un lado, y por otro, la —más supuesta que real— vaguedad de los parámetros comunicativos. En principio, deberíamos proseguir aún más con nuestra propuesta de modular el continuo inmediatez / distancia. Deberíamos demostrar a través de qué grados de transformación se relaciona nuestra propuesta —enteramente orientada hacia el comunicado individual— con la idea del continuo variacional ontogenético y filogenético que se extiende entre el lenguaje de la inmediatez y la distancia. Eso es así ante todo porque, de hecho, defendemos que es esta idea precisamente el punto de anclaje del modelo de Peter Koch y Wulf Oesterreicher. 11 Es bien sabido que el continuo inmediatez / distancia vacila entre querer 11 Nosotros, de hecho, partimos de la idea de que el continuo inmediatez-distancia, pace Maas (2016, 96), ha de entenderse ante todo como un modelo dinámico de desarrollo (ontogenético y filogenético), modelo entonces que hace transparente el entramado de las estrategias lingüísticas y condiciones comunicativas, las opciones de variación intrínsecamente disponibles en cualquier situación y las condiciones de la formación sucesiva de las condiciones comunicativas específicas de la distancia así como de las formas lingüísticas correspondientes. En este sentido, es evidente que deberían describirse con más detalle los pasos intermedios entre los eventos comunicativos individuales y la formación de las competencias lingüísticas individuales, las tradiciones discursivas socialmente compartidas y los repertorios lingüísticos (cf. Koch / Oesterreicher 2011, 14-19). Sin embargo, esa no puede ser la tarea del continuo inmediatez / distancia, que pretende exponer los requisitos de la variación concepcional con anterioridad a todas las consecuencias para los sistemas de las lenguas particulares. 166 Maria Selig & Roland Schmidt-Riese ubicar comunicados o bien tradiciones discursivas entre inmediatez y distancia y busca establecer un marco general que explique el origen y el desarrollo de la variación concepcional. A la hora de querer ubicar las tradiciones discursivas, la insistencia en la forma continua de la variación concepcional a menudo no lleva a buen término, en algunas ocasiones incluso provoca una mayor confusión. Muy al contrario, la idea de continuo es clave a la hora de responder a las preguntas del cómo y por qué la escritura lleva a la elaboración del lenguaje de distancia, qué condiciones sociales dan pie a la ausencia de anclaje en la situación, un enfoque temático decidido y el distanciamiento afectivo y las condiciones para una manera de hablar o de escribir que se sirven del dominio conceptual y la sintaxis para condensar lo dicho y lo intencionado. Ya que tan solo de este modo se describirá de manera adecuada al objeto la dinámica de la aspiración hacia el lenguaje de distancia, ya sea una aspiración del individuo o de una comunidad de hablantes. Resumiendo, quisiéramos formular la pregunta un tanto polémica de si los conceptos de inmediatez y distancia resultan a fin de cuentas esclarecedores o si combinan entes no relacionados de por sí. En relación con los aspectos procesales de la comunicación en situación compartida y aquella otra realizada a través del abismo entre dos situaciones distintas, los términos de inmediatez y distancia se presentan en cierto modo como descriptivos. En esta dimensión ni siquiera son de antemano metafóricos. La cercanía social no está de por sí vinculada con la inmediatez procesal, si bien no nos sorprendería registrarla en tal situación. La cercanía social ya es metáfora. La desvinculación de la inmediatez procesal conlleva, por otro lado y en todo caso, un distanciamiento social en el sentido de que se pierde la certeza de la coincidencia espacio-temporal de los cuerpos. En la medida de lo posible habrá que compensar o contrarrestar esta distancia según los intereses respectivos, pero en cualquier caso, para contrarrestarla, no quedan otros recursos que el lenguaje y la cognición. Por supuesto es posible establecer distancia social en situación de inmediatez, la distancia social integra la gama de nuestros propósitos pragmáticos. Precisamente, establecer distancia social significa limitar deliberadamente el efecto de la coincidencia espacio-temporal de los cuerpos, y esta meta se logra, preferentemente, mediante el control de las manifestaciones corpóreas, recurriendo al lenguaje, a la cognición. Es decir, tendemos, bajo la condición de la falta de familiaridad, a abandonar la situación compartida a nivel mental. Abogamos por la cognición y hablamos como si no estuviéramos ahí . Ya esbozamos la posibilidad de que la distancia cognitiva respecto de la situación patente sea nuestra finalidad comunicativa última. En este instante preciso, no nos centramos en la mosca que describe círculos por encima de nuestra pantalla, sino en la teoría de la relatividad o en cualquier otra teoría, procuramos la distancia social y formulamos, producimos un texto Noticias sobre inmediatez y distancia 167 para otro cualquiera, el llamado generalized other . Se sobreentiende que decir distancia es metáfora ahora. Esto no quita que estén correlacionadas nuestra abstracción del interlocutor concreto y nuestra evasión de la situación concreta. Nuestro cuerpo, nuestra mirada y nuestra voz se encuentran neutralizadas. Aquí nos limitamos a aludir a estas relaciones, las relaciones entre ajenidad social y distancia cognitiva. Con todo, se vislumbra que los conceptos de inmediatez y distancia son más que metáfora. Describen, al contrario, dimensiones de la comunicación correlacionadas in re . 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Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez Los parámetros situacionales que determinan las formas de la variación concepcional Araceli López Serena (Sevilla) The perception of the ‘orality vs. scripturality’ opposition in terms of communicative immediacy and distance has provided valuable theoretical guidance to scholars specialized in the study of spoken and written language. One cannot deny the success achieved by the systematic distinction between medial, as well as conceptional, orality and scripturality (a distinction which Koch and Oesterreicher had borrowed from Söll). Emphasis should therefore be placed on the fact that their proposal of attributing a different status to oral or scriptural phenomena of a universal nature - as opposed to idiomatic ones - has largely helped overcome the long-standing terminological and conceptual issues in the traditional approaches to spoken Spanish and Italian. This notwithstanding, the robust theoretical framework of German ‘Linguistics of Varieties’ may have concealed the numerous difficulties entailed by the situational parameters used in this theoretical framework when it comes to defining the external, non-linguistic traits of communicative immediacy and distance. This problem, which affects a large part of contemporary Variational Linguistics, constitutes the essential focus of our interest in this chapter. 1 Introducción En el «Prefacio a la edición española» de Lengua hablada en la Romania (2007), nuestros añorados Peter Koch y Wulf Oesterreicher señalaban que, si 17 años después de su primera edición alemana, aún creían que su célebre monografía podía continuar teniendo vigencia era por la ‘orientación teórica’ que su propuesta seguía pudiendo proporcionar a los estudiosos de la oralidad y la escritu- 172 Araceli López Serena ralidad. Orientación teórica es, sin duda, una buena etiqueta para describir qué ha impulsado a lectores —«nicht nur innerhalb der Romanistik, sondern auch in Nachbarphilologien wie vor allem der Germanistik und der Anglistik und sogar […] der Klassischen Philologie» (Koch / Oesterreicher 2011, v )— a acudir a la obra, ya clásica, de Koch y Oesterreicher, cuyo punto de partida había sido, justamente, la denuncia de cómo el problema principal de muchos de los (ya por aquel entonces cada vez más numerosos) trabajos dedicados al español, el francés y el italiano hablados era el hecho de que, en ellos, «el estatus teórico lingüístico de las ocurrencias individuales queda[ba] en vilo» (Koch / Oesterreicher 2007, 17). En la tercera edición de la obra, de nuevo en alemán, en 2011, esta formulación permaneció intacta: «So bleibt vielfach der sprachtheoretische Status der einzelnen Erscheinungen in der Schwebe» (Koch / Oesterreicher 2011, 1). Y tampoco sufrieron alteración alguna ni la crítica a la «unzureichende theoretische Durchdringung» de los trabajos al uso ni la convicción de ambos autores acerca del hecho de que los avances en la investigación solo serían posibles «wenn man einen sprachteoretisch fundierten Ansatz in den Mittelpunkt stell[e]» (Koch / Oesterreicher 2011, v ). No en vano, como, de nuevo, ellos mismos ya habían manifestado en el prólogo a la primera edición, lo importante de su aproximación, de su Darstellung , era lo que destaco en cursiva en las dos citas siguientes: Unsere Darstellung verharrt […] nicht bei der empirischen Bestandsaufnahme der sprachlichen Phänomene, sondern sie versucht, diese in ein sprachtheoretisch fundiertes Gesamtkonzept von Mündlichkeit und Schriftlichkeit einzubetten. (Koch / Oesterreicher 2011, x ) Nuestra presentación no se detiene […] en un [mero] inventario empírico de los fenómenos lingüísticos, sino que pretende ubicarlos en el marco de una concepción global de la oralidad y la escrituralidad teóricamente fundamentada. (Koch / Oesterreicher 2007, 13) Como es perfectamente sabido, las dos piedras angulares de esta concepción global y teóricamente fundamentada son la distinción sistemática entre oralidad y escrituralidad en los sentidos medial y concepcional de los términos (cf. la Figura 1, que tomo de la edición española de 2007) y la insistencia que, en el planteamiento de Koch y Oesterreicher se hacía, en relación con la importancia de atribuir un estatus diferenciado, dentro de la oralidad, a los fenómenos universales frente a los idiomáticos (cf. Figura 2); de ahí que la continuación, en alemán, de la cita reproducida sin sangrado al final de párrafo anterior fuese, precisamente: «wie er uns vor allem in Form der Unterscheidung zwischen Medium und Konzeption und zwischen universalen und einzelsprachlichen Phänomenen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit gegeben scheint» (Koch / Oesterreicher 2011 v s.; la cursiva es mía). Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 173 Figura 1: Oralidad y escrituralidad - concepcional y medial (Koch / Oesterreicher 2007, 21) Figura 2: La cadena de variedades (Koch / Oesterreicher 2007, 39) Por lo que respecta al panorama de la investigación sobre el español hablado, la necesidad de distinguir con claridad entre medio y concepción (de la que muy pronto se habían hecho eco destacados hispanistas como José Jesús de Bustos Tovar o Antonio Narbona) no era, a mi modo de ver, tan acuciante como la de diferenciar, siguiendo, naturalmente, a Eugenio Coseriu, entre los niveles universal, histórico e individual o actual 1 del lenguaje, y, en concreto, no solo por 1 Individual fue el término originariamente escogido por Coseriu, que Koch prefi rió sustituir posteriormente por actual (cf. a este respecto Lebsanft 2015). En este trabajo se 174 Araceli López Serena lo que respecta a la necesidad de distinguir entre lo universal y lo histórico, que es la diferenciación que Koch y Oesterreicher ponen de relieve en el fragmento reproducido con sangrado más arriba, sino, sobre todo, a la de no confundir los planos universal e histórico de la teorización y de la descripción con el nivel actual de la realización lingüística. En este sentido, antes de abordar algunas de las cuestiones que, como el título de este trabajo avanza, considero aún pendientes en relación con el modelo inmediatez / distancia, me gustaría insistir en cómo la recepción, en el mundo hispánico, del marco teórico de Koch y Oesterreicher supuso un antes y un después en los estudios del español coloquial. Mi intención, al empezar destacando la profunda huella y el efecto absolutamente benéfico que las propuestas de Koch y Oesterreicher han tenido en el análisis de la oralidad y la escrituralidad en español, y posponer, para la segunda parte de este capítulo (cf. § 3), las reflexiones críticas que me propongo realizar, fundamentalmente con respecto a los parámetros situacionales que determinan las formas de la variación concepcional, es la de resaltar que la detección de algunas grietas en el edificio teórico de Koch y Oesterreicher en absoluto anula la robustez de este modelo, indispensable para poner en evidencia las flagrantes carencias de la mayoría de las propuestas anteriores a su implantación en la femología española. Más adelante nos ocuparemos de las grietas. Empecemos, ahora, por las razones de la robustez. 2 Los estudios sobre el español coloquial en la etapa estilística: problemas terminológico-conceptuales Para poner de relieve en qué medida el modelo teórico de Koch y Oesterreicher ha conseguido dotar de sistematicidad a muchas de las aproximaciones al español coloquial realizadas desde sus fundamentos, es necesario que nos detengamos, siquiera brevemente, en el hecho de que, en España, el interés por la modalidad coloquial del idioma se había originado, a mediados del siglo XX , en el seno de la llamada Estilística de la lengua y en estrecha conexión con la enseñanza del español a extranjeros, fin último de la obra primogénita en los estudios estilísticos del español coloquial, la Spanische Umgangssprache de Werner Beinhauer 2 , publicada, originalmente, en 1929, y cuya segunda edición, de 1958, fue traducida en 1963 al castellano con el título El español coloquial . Seguramente, a un lector contemporáneo los años 1929 (fecha de la primera edición del libro de Beinhauer), 1958 (fecha de la segunda edición) e incluso 1963 emplean ambas denominaciones indistintamente. 2 De acuerdo con su autor, «el libro pretend[ía] familiarizar a los usuarios alemanes con los más importantes medios expresivos del español coloquial» (Beinhauer 1991, 9). Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 175 (año en que, como acabo de señalar, esta monografía se publicó por primera vez en español) le parezcan fechas más propias de un trabajo historiográfico que del tipo de reflexiones teóricas que me propongo hacer aquí. Y, sin embargo, la sombra de la obra de Beinhauer se proyectó, en el estudio del español coloquial, hasta fechas muy recientes. De hecho, todavía a principios de este siglo, en el año 2000, Narbona consideraba que [...] muchos de los estudios sobre el español coloquial no supon[ía]n un avance cualitativo significativo en la línea de interpretación psicológica abierta hac[ía] ya más de setenta años por W. Beinhauer. (Narbona 2000, 417; la traducción del francés es mía) De la misma opinión era también Luis Cortés, quien más o menos por las mismas fechas afirmaba: «La Estilística […] va a continuar en nuestra bibliografía prácticamente hasta nuestros días» (Cortés 2002, 139). En alguna ocasión (cf., por ejemplo, López Serena 2007a y 2007b), he rastreado la pervivencia de la influencia de Beinhauer en los estudios sobre el español coloquial. De ella me interesa fundamentalmente el legado de vacilación terminológica e indefinición del objeto de estudio que tan difícil ha sido erradicar en las dos últimas décadas. En efecto, la multiplicidad de términos para referirse a un objeto de estudio que en ningún momento quedaba definido satisfactoriamente fue uno de los peores legados que recibimos de los estudios estilísticos pioneros. Por lo que se refería a la vacilación terminológica, se atestiguaban términos de lo más diversos para designar a la modalidad lingüística por la que los investigadores decían interesarse. En el caso de Beinhauer, ‘español’, ‘lengua’, ‘lenguaje’, ‘habla’, ‘coloquial’, ‘familiar’, ‘conversacional’, ‘popular’, ‘hablado/ a’, etc. En el de Manuel Criado de Val, el otro gran pionero en los estudios del español coloquial, ‘español hablado’, ‘habla actual’, ‘español conversacional’, ‘lengua hablada’, ‘lengua oral’ o ‘diálogo’ (Criado de Val 1964, 463s.; cf. también Criado de Val 1975 y 1980). Si tratamos de llevar este galimatías de términos a las Figuras 1 y 2 propuestas por Koch y Oesterreicher para visualizar mejor las dos diferencias teóricas más importantes de su modelo, el resultado sería el caos que reflejan las Figuras 3 y 4, en las que conviven, en el primer caso, etiquetas que hacen referencia fundamentalmente a la concepción hablada tanto en el medio oral como en el medio escrito ( coloquial , familiar , conversacional ) con otras que parecen categorizar el objeto de estudio más bien en relación exclusivamente con el código fónico ( habla , hablado , oral ) y, en el segundo caso, calificativos que podríamos considerar de variación concepcional (sin discriminar la de carácter universal frente a la idiomática), con otros que aluden a la variación diafásica o a la diastrática: 176 Araceli López Serena Figura 3: Distribución de términos usuales en la Estilística del español coloquial de acuerdo con la distinción entre medio y concepción Naturalmente, la colisión entre los términos lenguaje , lengua y habla como sustantivos de los sintagmas con que se alude a lo coloquial como objeto de estudio tiene que ver, en primera instancia, con la indistinción de las perspectivas universal, histórica e individual de la consideración de los fenómenos lingüísticos coloquiales, diferenciación que no se aplicó sistemáticamente al estudio del español coloquial hasta la traducción a esta lengua de la monografía Gesprochene Sprache in der Romania (1990) de Koch y Oesterreicher. Pero, además, al galimatías terminológico que acabamos de poner de relieve hay que añadir el problema de que, a principios de los años 1970, Manuel Seco había propuesto diferenciar los conceptos ‘popular’ frente a ‘coloquial’ aplicados a la variación lingüística, defendiendo que ‘popular’ se debía entender como «nivel de la lengua» y ‘coloquial’ como «nivel del habla»: En términos técnicos, la diferencia entre ambos conceptos se puede condensar diciendo que ‘popular’ es un nivel de la lengua, mientras que ‘coloquial’ es un nivel del habla . Dicho de otra manera: si en una lengua, patrimonio de una gran comunidad humana, es siempre posible señalar grosso modo —al margen de la diferenciación geográfica— dos estratos principales de base social, el ‘medio’ (o ‘standard’) y el ‘popular’, dentro de cada uno de ellos existen modos de uso o ‘registros’ que están en cada momento determinados por la situación en que se produce el acto de hablar [omito nota]. Los registros del habla son, naturalmente, muy numerosos, pero de una manera esquemática pueden agruparse en dos, que llamaremos ‘formal’ e ‘informal’, caracterizados en líneas generales por una actitud convencional y por una actitud espontánea, respectivamente. (Seco [1973] 4 1989, 365; la cursiva es mía; cf. también Seco 1970 y 1983) Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 177 Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez NIVEL UNIVERSAL - ESENCIAL lenguaje V ARIACIÓN CONCEPCIO- NAL UNIVERSAL coloquial conversacional ¿hablado? diálogo ¿oral? D IASISTEMÁTICAMENTE NO MARCADO Variación concepcional idiomática coloquial conversacional ¿hablado? diálogo ¿oral? Nivel idiomáticocontingente español lengua Diafasía familiar Diasistemáticamente marcado Diastratía popular vulgar Diatopía N IVEL INDIVIDUAL habla habla actual Figura 4: Distribución de términos usuales en la Estilística del español coloquial de acuerdo con la distinción entre nivel universal y nivel histórico de la variación 3 Naturalmente, la colisión entre los términos lenguaje, lengua y habla como sustantivos de los sintagmas con que se alude a lo coloquial como objeto de 3 E N VERSALITA : NIVEL UNIVERSAL - ESENCIAL DE LA VARIACIÓN . Subrayado: variación diasistemáticamente no marcada. En cursiva: variación idiomática diasistemáticamente marcada. En negrita: nivel individual, ausente del modelo de la cadena de variedades. Figura 4: Distribución de términos usuales en la Estilística del español coloquial de acuerdo con la distinción entre nivel universal y nivel histórico de la variación 3 Llevada a la tripartición de niveles coseriana, la afirmación de Seco daría lugar a la Figura 5: 3 e n veRsalita : nivel univeRsal esencial De la vaRiación . Subrayado: variación diasistemáticamente no marcada. En cursiva: variación idiomática diasistemáticamente marcada. En negrita: nivel individual, ausente del modelo de la cadena de variedades. 178 Araceli López Serena Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez NIVEL UNIVERSAL - ESENCIAL lenguaje VARIACIÓN CONCEPCIONAL UNIVERSAL DIASISTEMÁTICAMENTE NO MARCADO VARIACIÓN CONCEPCIONAL IDIOMÁTICA NIVEL IDIOMÁTICO- CONTINGENTE Diafasía diasistemáticamente marcado Diastratía Nivel de lengua popular Diatopía N IVEL INDIVIDUAL Nivel de habla coloquial Figura 5: La distinción entre lo ‘popular’ como nivel de lengua y lo ‘coloquial’ como nivel de habla de Seco [1973], a la luz de la tripartición coseriana de niveles de análisis del lenguaje (las celdas sombreadas señalan todo lo no considerado por Seco) Por una parte, la intervención de Seco puso fin a la confusión entre el nivel de lengua popular y el nivel de habla coloquial y fijó, acertadamente, la concepción unánime de lo coloquial como registro y, por tanto, como variedad situacional y no diastrática. Pero, por otra parte, sus palabras auspiciaron, lamentablemente, la consideración del registro coloquial como una modalidad heterogénea y en los márgenes del sistema: La dificultad principal para describir con precisión los elementos de la lengua coloquial estriba en el hecho de que, de todo el conjunto de elementos heterogéneos que la conforman, algunos pertenecen también a otros tipos de lengua. (Herrero 1990, 263; la cursiva es mía) En efecto, al afirmar que los dialectos y los sociolectos constituyen niveles de lengua, relegando a los registros a la categoría de niveles de habla, se da carta de naturaleza a la concepción (sostenida, de hecho, por autores posteriores a Figura 5: La distinción entre lo ‘popular’ como nivel de lengua y lo ‘coloquial’ como nivel de habla de Seco [1973], a la luz de la tripartición coseriana de niveles de análisis del lenguaje (las celdas sombreadas señalan todo lo no considerado por Seco) Por una parte, la intervención de Seco puso fin a la confusión entre el nivel de lengua popular y el nivel de habla coloquial y fijó, acertadamente, la concepción unánime de lo coloquial como registro y, por tanto, como variedad situacional y no diastrática. Pero, por otra parte, sus palabras auspiciaron, lamentablemente, la consideración del registro coloquial como una modalidad heterogénea y en los márgenes del sistema: La dificultad principal para describir con precisión los elementos de la lengua coloquial estriba en el hecho de que, de todo el conjunto de elementos heterogéneos que la conforman, algunos pertenecen también a otros tipos de lengua. (Herrero 1990, 263; la cursiva es mía) En efecto, al afirmar que los dialectos y los sociolectos constituyen niveles de lengua, relegando a los registros a la categoría de niveles de habla, se da carta de naturaleza a la concepción (sostenida, de hecho, por autores posteriores a Seco, como Vigara o Briz; cf. las citas de estos autores que se reproducen a continuación) de que las variedades diatópicas y diastráticas configuran la competencia Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 179 de los hablantes, imponiéndose irremediablemente a ellos, mientras que las variedades diafásicas no formarían parte de dicha competencia, sino, exclusivamente, de la actuación o performance de los hablantes en cuestión: En el plano de la lengua (abstracción), el hablante, como miembro de una determinada comunidad, está necesariamente condicionado por variables de naturaleza geográfica ( variedades diatópicas , horizontales) y sociocultural ( variedades diastráticas , verticales), mediante vínculos que podríamos denominar ‘de naturaleza psíquica y colectiva’, internalizados y asumidos independientemente de su propia voluntad individual. […] En cambio, cuando la lengua —el sistema— se activa y actualiza en una materialización concreta e individual, es decir, en el plano de la realización , del habla, deberíamos hablar, quizá, mejor que de niveles, de ‘modos de uso’, y mejor que de ‘lengua’, de lenguaje . […] Naturalmente, el sujeto sólo MateRializaRá la coMunicación DentRo De los líMites Que sus cooRDenaDas espacial y social De la lengua y los factoRes exteRnos le peRMi tan […] Ahora bien, las posibles vaRieDaDes en el plano Del habla ( o vaRieDaDes Diafásicas ) no DebeMos buscaRlas en el sisteMa , sino justaMente en la concReción , en el aquí y ahora de los dos elementos activos de la comunicación: el emisor y el receptor. (Vigara 1992, 10-14; cursiva original, la versalita es mía; cf. también Vigara 1980) ¿Por qué son problemáticas las afirmaciones de Vigara? En su postura, es obvio que la ubicación de las variedades diatópicas y diastráticas en el nivel teóricometodológico del sistema y la relegación de las variedades diafásicas al nivel teórico-metodológico del habla no parecen especialmente afortunadas. Y ello por tres motivos. Por un lado, porque se crea la falsa impresión de que la variación diafásica no es susceptible de sistematización científica. Por otro, porque no se tiene en cuenta que, por razones ontológicas, todos estos tipos de variación se tienen que buscar en el mismo sitio al que apunta Vigara para la identificación de los fenómenos de variación diafásica: la concreción del habla, que es la única realidad observable en lingüística. En el sistema —o mejor, en el diasistema— de la lengua se pueden colocar todos ellos solo de manera secundaria, y modificando su estatus ontológico, en un movimiento por el que dejan de ser realidades físicas perceptibles para convertirse en realidades teórico-metodológicas pertenecientes a los constructos teóricos o a los modelos con que la ciencia da cuenta de ellas. En tercer lugar, porque es absolutamente falso que el hablante, como miembro de una determinada comunidad, esté necesariamente condicionado, en todas y cada una de sus actuaciones, por variables de naturaleza geográfica y social a las que le sea imposible no ceñirse. Todos los hablantes forman parte, habitualmente, de distintos círculos sociales, con los que establecen relaciones de solidaridad de diferente intensidad y, tal como nos muestra, a mi modo de ver, de manera 180 Araceli López Serena absolutamente clarividente, el modelo de la cadena de variedades que veíamos en la Figura 2, la concreción del habla y el aquí y el ahora de la comunicación no solo determinan el tipo de variación diafásica que aflora en una determinada interacción verbal, sino también el grado en que lo hacen (o no) los diferentes fenómenos de variación diastrática y diatópica vigentes en la comunidad lingüística a la que pertenezcan los protagonistas de la interacción en cuestión. Por lo que concierne al caso de Briz, el problema es ligeramente diferente. De acuerdo con las formulaciones primigenias de este autor, 4 llam[áb]amos coloquial, entendido como nivel de habla , a un uso socialmente aceptado en situaciones cotidianas de comunicación, no vinculado en exclusiva a un nivel de lengua determinado y en el que vulgarismos y dialectalismos aparecen en función de las características de los usuarios. (Briz 1996, 26; 1998, 37; la cursiva es mía) [E]l español coloquial es un registro, nivel de habla , un uso determinado por la situación, por las circunstancias de la comunicación. [N]o es dominio de una clase social. […] [ N ] o es uniforme , ya que varía según las características dialectales y sociolectales de los usuarios. (Briz 1996, 29; 1998, 40; la cursiva es mía) Obviamente, este autor —que, como luego veremos hace unos años modificó parcialmente su modelización teórica de la variación, para aproximarla al modelo de la cadena de variedades— estaba preocupado, a mediados y finales de los años 1990, por la relación existente entre lo coloquial, lo dialectal y lo sociolectal, es decir, por la confluencia que, en el discurso, se da entre las distintas variedades diasistemáticas de una lengua. Sin embargo, el problema es que Briz, en los fragmentos citados, traslada a lo coloquial como constructo teórico, como registro que forma parte, no ya de la realidad o materia de estudio, sino del objeto de estudio construido por el lingüista, las características del uso coloquial que se actualiza en cada discurso. O, por expresarlo con los términos de Coseriu, el problema es que Briz moldea la modalidad coloquial, que es una abstracción teórica, a imagen y semejanza del nivel actual o individual del discurso (cf., a este respecto, ya López Serena 2007c). En este sentido, convendría tener presentes las siguientes palabras de Coseriu: Hay que observar […] que —si bien es cierto que el escalón del lenguaje al que corresponde el saber expresivo es ‘particular’, en el sentido de que se trata de realizaciones concretas, individuales y ocasionales de la actividad lingüística— ello no implica que ese saber sea particular en cuanto a su contenido y a su esfera de aplicación, ni que sea necesariamente individual en cuanto a su extensión en las comunidades lingüísticas. Por su contenido, el saber expresivo se aplica a tipos de circunstancias y, 4 Cf. ahora, sin embargo, Briz (2010). Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 181 por ende, de discursos […]. Y en cuanto a su extensión, este saber puede, por ciertos aspectos, pertenecer a comunidades muy limitadas, y hasta a un solo individuo, pero presenta también aspectos de extensión mucho más amplia. […] De todos modos, salvo casos especiales, los aspectos inteResantes Del sabeR expResivo son los Que pResentan en aMbos sentiDos cieRto gRaDo De geneRaliDaD . Tales aspectos pueden ser universales o históricos. (Coseriu 1956 / 1957, apud Coseriu 2007, 142s., n. 124; cursiva original, la versalita es mía) Así las cosas, puestas frente a frente la solución que proponía Briz y la que ofrece el modelo de la cadena de variedades, parece obvio que la segunda es absolutamente preferible: el discurso es máximamente heterogéneo, pero, en el nivel teórico, el diasistema está compuesto por modalidades abstraídas del uso, que se conciben como constructos homogéneos, y que, en caso de coincidencia sinfásica, sinstrática y sintópica, dan lugar a lo que Coseriu denominaba lenguas funcionales. De este panorama podemos extraer ya varias conclusiones, en relación con el antes y el después de la introducción del modelo de inmediatez y distancia en los estudios sobre el español coloquial, que me parecen relevantes para lo que pretendo desarrollar en la segunda parte de este trabajo. En primer lugar, es evidente la plena vigencia de la distinción entre medio y concepción, por una parte, y entre el estatus universal e histórico de los fenómenos que se analicen, por otra. En segundo lugar, se impone poner de relieve la extraordinaria repercusión que los planteamientos de Koch y Oesterreicher han tenido en los estudios sobre oralidad y escrituralidad aplicados al español, tanto sincrónicos como diacrónicos. Los términos ‘inmediatez’ y ‘distancia comunicativa’ se han difundido hasta tal punto que en muchos trabajos ya ni siquiera se señala su procedencia. Y la consideración conjunta, por los romanistas alemanes, de la variación oral y de la escrita, así como de la variación concepcional y de la variación diasistemáticamente marcada, llevó a Antonio Briz, director del grupo de investigación más potente en el ámbito del español coloquial, el grupo Val.Es.Co., a explicitar en qué medida su modelo también permitía ese tipo de aproximación (cf. Figura 6). 182 Araceli López Serena Figura 6: Lo coloquial y lo formal como eje de la variación lingüística (Briz 2010, 131) En tercer lugar, cabe añadir la importancia de que en la historia de la lengua española se hayan acogido también con éxito los conceptos de elaboración extensiva y elaboración intensiva ( Ausbau ) que Koch y Oesterreicher tomaron de Kloss para aplicarlos, en Gesprochene Sprache in der Romania , a la elaboración de las tres lenguas romances de las que se ocupaban, desde el polo de la máxima inmediatez al de la distancia. Y, por último, merece la pena reseñarse el importante influjo del modelo de la cadena de variedades en los estudios sobre Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 183 el pluricentrismo del español y sobre el estatus de la variedad meridional del español peninsular. 5 Sin embargo, junto a (o pese a) toda esta enorme repercusión, llama poderosamente la atención la escasísima (por no decir nula) recepción que entre los hispanistas ha habido del término y del concepto de ‘variación concepcional’. Y, a resultas de ello —y esto es lo que me interesa en relación con los problemas que quiero destacar con respecto a los parámetros situacionales manejados por Koch y Oesterreicher para la determinación externa de este tipo de variación—, la ausencia prácticamente total de confrontación con la validez o la falta de validez de todos y cada uno de estos parámetros para el análisis de la oralidad frente a la escrituralidad. Para tratar de paliar este desinterés por el nivel universal de la variación concepcional y por los parámetros situacionales que la determinan, en lo que sigue me gustaría reflexionar sobre cuatro cuestiones relativas a este nivel de la variación vertebrada por el eje inmediatez-distancia y a los parámetros responsables de su existencia. Los cuatro aspectos que voy a tratar son, por este orden, 1. los motivos de la modificación, en la que normalmente no se repara, experimentada por el elenco de parámetros situacionales entre su primera formulación (en el artículo del Romanistisches Jahrbuch de 1985 «Sprache der Nähe - Sprache der Distanz») y su formulación definitiva a partir de la monografía de 1990. 2. el problema de las diferencias existentes entre la propuesta de delimitación situacional (externa) de lo coloquial en el modelo de Koch y Oesterreicher y la que ofrece el modelo de Val.Es.Co. 3. el sorprendente sesgo medial que se aprecia en la concepción de algunos tipos de contextos y en la descripción de su interacción con el continuum inmediatez-distancia, un sesgo medial que no respeta la diferenciación entre medio y concepción y que resulta, por ello, incongruente con la reivindicación constante, en este modelo, de la primacía de lo concepcional. 4. la falta de reflejo, en el modelo de Koch y Oesterreicher, de la distinción entre variación situacional y variación discursiva esbozada, si bien muy someramente, por Coseriu. 5 En este sentido son especialmente destacables las aproximaciones de Elena Méndez García de Paredes a las variedades andaluzas tanto en solitario (Méndez García de Paredes 2008; 2011; 2013) como en colaboración con Carla Amorós Negre (Méndez García de Paredes / Amorós Negre 2016). 184 Araceli López Serena 3 Los parámetros situacionales que determinan las formas de la variación concepcional 3.1 La propuesta de Steger et al. (1972) Los parámetros situacionales que Koch y Oesterreicher (1985) adscribieron, siguiendo la propuesta de Steger et al. (1972), a los polos de máxima inmediatez y máxima distancia comunicativas fueron los que refl eja la Figura 7 (originariamente la número 3 del artículo de 1985): Figura 7: Parámetros situacionales de la inmediatez y la distancia comunicativa y estrategias de verbalización correspondientes (Koch / Oesterreicher 1985, 23) Si observamos ahora la Figura 8, rápidamente saltan a la vista las modifi caciones que esta propuesta experimentó en los cinco años que transcurrieron entre el artículo del Romanistisches Jahrbuch y la aparición de Gesprochene Sprache in der Romania : Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 185 Figura 8: Parámetros situacionales de la inmediatez y la distancia comunicativa y estrategias de verbalización correspondientes (Koch / Oesterreicher 2007, 34) Para empezar, algunos parámetros cambian de posición. Así, mientras que en 1985 encabezaban la lista las «Kommunikationsbedingungen» Dialog frente a Monolog , en 1990 estos parámetros descienden hasta el puesto número 8 (señalado por la letra h ). Y lo mismo ocurre con la ‘libertad temática’, que se enunciaba en cuarto lugar en 1985, y desciende hasta el último de la lista en 1990. Un segundo grupo de parámetros se reformula, de manera que la face-to-face- Interaktion de 1985 se convierte en ‘proximidad física’ en 1990 ( physische Nähe en la versión alemana) y la keine Öffentlichkeit de 1985 se torna Privatheit en 1990. En tercer lugar, hay parámetros que se formulaban de manera aislada en 1985 y en 1990 se amalgaman en uno solo. Este es el caso del ‘ involvement ’ y la Situationsverschränkung de 1985, que se convierten en un único parámetro ( Situations- und Handlungseinbindung ) en 1990, y también de la Expressivität y la Affektivität de 1985, que confluyen en la Emotionalität de 1990. Por último, en 1990 se añaden dos parámetros nuevos: la ‘posible referencialización desde 186 Araceli López Serena el aquí y el ahora del hablante’ y la ‘fuerte cooperación’ entre los interlocutores (que en la versión de 1985 quedaba implícita en el parámetro face-to-face-Interaktion ). Las diferencias son aún mayores en lo que respecta a las estrategias de verbalización, más numerosas en 1985 que en 1990, ya que esta segunda versión elimina de la lista características como la ‘menor densidad informativa’, la ‘menor compacidad’, la ‘menor integración sintáctica’, la ‘menor complejidad’ y el ‘menor grado de elaboración’ de la lengua de la inmediatez, que sustituyen por la preferencia por la ‘contextualización extralingüística, gestual y mímica’, el ‘carácter provisional del discurso’ y la predilección por una ‘sintaxis agregativa’ (de manera que se elimina el sesgo escriturista que subyacía a la primera propuesta de estrategias de verbalización). Pero volvamos a las condiciones comunicativas y echemos un vistazo tanto a la modificación experimentada por la lista que a partir de 1990 se considerará como definitiva como a la propuesta originaria de Steger et al. (1974), a partir de la comparativa que ofrece la Figura 9, en la que no se han tenido en cuenta los cambios relativos a la posición que los diferentes parámetros ocupan en unas propuestas y otras. En la columna intermedia de esta figura, la que corresponde a los parámetros mencionados por Koch y Oesterreicher en su artículo de 1985, se incluyen también, en celdas sombreadas, parámetros mencionados en el cuerpo del texto que sin embargo no se llegaron a consignar en la figura que se reproduce aquí como número 7: Steger et al. (1972) Koch / Oesterreicher (1985) Koch / Oesterreicher (1990; 2007; 2011) Teilnehmer-Sprecherzahl Anzahl, räumliche und zeitliche Situierung der Kommunikationspartner Zeitreferenz (Realzeit, Fiktionalzeit) Einbeziehung der äußeren Situation in den Kommunikationsakt (Situationsverschränkung) Situationsverschränkung Situations- und Handlungs ein bindung / anclaje en la situación y acción comunicativas ‘involvement’ Rang Vertrautheit der Partner Vertrautheit / confianza entre los interlocutores Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 187 Steger et al. (1972) Koch / Oesterreicher (1985) Koch / Oesterreicher (1990; 2007; 2011) Grad der Vorbereitetheit der Sprecher Spontaneität Spontaneität / espontaneidad Zahl der Sprecherwechsel Sprecherwechsel Dialogizität Dialogizität / dialogicidad Dialog Themafixierung freie Themenentwicklung freie Themenentwicklung / libertad temática Modalität der Themenbehandlung (deskriptiv, assoziativ, argumentativ) Öffentlichkeitsgrad des Kommunikationsaktes keine Öffentlichkeit Privatheit / comunicación privada face-to-face- Interaktion physische Nähe / proximidad física physische Nähe und gemeinsames Handeln intensive Kooperation / fuerte cooperación Expressivität Emotionalität / emocionalidad Affektivität Referenzbezug stark abhängig von der Sprecherorigo / posible referencialización desde el aquí y el ahora del hablante Figura 9: Los parámetros situacionales manejados por Steger et al. (1974), Koch / Oesterreicher (1985) y Koch / Oesterreicher (1990; 2007; 2011) No podemos entrar a discutir en detalle qué razones pudieron llevar a Koch y Oesterreicher a descartar algunos de los parámetros propuestos por Steger et al. (1972) (como la Modalität der Themenbehandlung ) y a complementar la propuesta de aquellos con nuevos parámetros que los germanistas no habían tenido en cuenta, como la ‘expresividad’ y la ‘afectividad’, ulteriormente subsumidas en un único parámetro: la ‘emocionalidad’. También nos vamos a quedar, al menos de momento, con la intriga de qué motivó la reunión de los originariamente dos parámetros diferenciados de Situationsverschränkung e ‘ involvement ’ en el 188 Araceli López Serena de ‘anclaje en la situación y acción comunicativas’ o la introducción, en 1990, del parámetro ‘posible referencialización desde el aquí y el ahora del hablante’. No es este el objeto de las presentes páginas, cuyo propósito, a este respecto, en el contexto de la ponencia que les dio origen, se limita, simplemente, a llamar la atención sobre estas modificaciones, de las que, hasta donde sé, aún no se ha ocupado nadie, y que sería interesante examinar a la luz no solo de la propuesta de Steger et al. (1972), sino también de la de Deutrich / Schank (1973), o Henne / Rehbock [1982] ( 4 2001), a las que remite Koch (1985). Con todo, más importante que estas apariciones y desapariciones de parámetros es el cambio de estatus que el elenco de parámetros determinadores de la variación condicionada por la situación comunicativa experimenta entre la propuesta de Steger et al. (1972) y la de Koch / Oesterreicher. Para Koch y Oesterreicher, como es bien sabido, estos parámetros constituyen un conjunto de factores de incidencia universal en los discursos inmediatos y distantes de todas las lenguas del mundo: para ellos se trata, como recalca Koch en la cita en italiano que reproducimos a continuación, de condiciones comunicativas impuestas a los hombres de todos los tiempos y de todas las culturas cuando hablan o escriben, por lo que consideran que la pareja terminológica inmediatez / distancia representa un principio universal de la variación lingüística al que se puede reconocer estatus de universal antropológico. 6 Questi parametri rappresentano in effetti condizioni comunicative imposte agli uomini di tutti i tempi e di tutte le culture quando parlano e scrivono. Sono definibili […] indipendentemente dalle condizioni mediali ed esistono indipendentemente dalle differenti manifestazioni e soluzioni storiche che rispondono alle esigenze comunicative delle diverse comunità linguistiche o culturali. Possiamo dunque affermare a buon diritto che la copia terminologica ‘ immediatezza / distanza ’ rappresenta un principio universale della variazione linguistica a cui si può accordare senza esagerare uno stato antropologico e la cui importanza per le diverse sfere delle attività intellettuali e linguistiche va considerevolmente oltre la problematica ‘parlato / scritto’. (Koch 2005, 50; cursiva original) Sin embargo, en el caso de Steger et al. (1972), parece que estamos, más bien, ante factores cuya incidencia en la comunicación no es del todo universal, en tanto en cuanto consideran que los esquemas de actuación configurados por ellos se internalizan durante el proceso de socialización a partir de una serie de esquemas de acción tipificados inferidos tras la exposición a un gran número de actos de comunicación particulares, sobre cuya posible naturaleza universal nada se dice: 6 Una visión crítica con respecto a la propuesta de Koch y Oesterreicher se puede ver en Dufter / Stark (2003). Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 189 Wir haben bereits vorher aufgezeigt, daß das konkrete Verhalten und Sprechen auf internalisierte Typisierungs- und Handlungsschemata zurückgreift, die im Sozialisationsprozeß aus einer außerordentlich großen Zahl einzelner Kommunikationsakte abgeleitet werden. (Steger et al. 1972, 65) Y esta diferencia es algo en lo que merecería la pena profundizar en el futuro. 3.2 La propuesta del grupo Val.Es.Co. Por lo que respecta al segundo conjunto de reflexiones que avanzábamos más arriba, las que se refieren al problema de las diferencias existentes entre la propuesta de delimitación situacional (externa) de lo coloquial en el modelo de Koch y Oesterreicher y la que ofrece el modelo de Val.Es.Co., como hemos podido ver en la Figura 6, los parámetros situacionales que, en este caso siguiendo parcialmente la propuesta anglosajona de Halliday, Gregory y Carroll, baraja Antonio Briz, y que se consignan en la columna izquierda de la Figura 11, parecían, a primera vista, muy similares (aunque no exactamente idénticos) a los empleados primero por Steger et al. (1972) y después por Koch y Oesterreicher. Grupo Val.Es.Co. Koch / Oesterreicher (2007) relación de igualdad (b) confianza / (a) comunicación privada relación vivencial (a) ¿comunicación privada? marco interactivo cotidiano (d) ¿anclaje en la situación y acción comunicativas? cotidianidad temática (j) ¿libertad temática? planificación sobre la marcha (i) espontaneidad => escasa planificación fin interpersonal tono informal (c) emocionalidad (e) posible referencialización desde el aquí y el ahora del hablante (f) proximidad física (g) fuerte cooperación (h) carácter dialógico Figura 10: Los parámetros situacionales manejados por el grupo Val.Es.Co. frente a los barajados por Koch y Oesterreicher (2007) 190 Araceli López Serena Una vez más, la tabla comparativa nos saca de nuestro engaño. De hecho, si agrupamos los parámetros barajados por Briz (1996) y Koch / Oesterreicher (2007) en seis grandes criterios (relación entre los interlocutores, relación de los interlocutores con el espacio comunicativo, relación de los interlocutores con el referente de la comunicación, tema, planificación y finalidad de la comunicación), las diferencias persisten, aunque se minimizan, ya que, de este modo, parece que la mayor discrepancia estriba en el hecho de que Briz no tiene en cuenta la relación de los interlocutores con el referente de la comunicación, mientras que Koch y Oesterreicher prescinden de la finalidad de la comunicación: Criterios Briz (1996) Koch / Oesterreicher (1985) Relación entre los interlocutores - Grado de confianza - Igualdad social o funcional - Proximidad vivencial - Grado de implicación emocional - Proximidad física - Grado de cooperación - Carácter dialógico / monológico Relación entre los interlocutores y el espacio comunicativo - Marco discursivo familiar - Grado de anclaje de la comunicación en la situación y acción comunicativas Relación entre los interlocutores y el referente comunicativo - Grado de implicación emocional - Tipo de referencialización Tema - Temática no especializada - Libertad temática Planificación - Ausencia de planificación - Espontaneidad Finalidad de la comunicación - Interpersonal, socialización Figura 11: Rasgos situacionales y primarios del registro coloquial según Briz (1996) y parámetros situacionales de la comunicación inmediata según Koch / Oesterreicher (1985) ( apud López Serena 2007a) Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 191 Y ello pese a que, de acuerdo con Koch (2005), Pur essendo di natura universale e unitaria, l’attività linguistica del soggetto parlante deve orientarsi a tematiche varianti, circostanze contestuali varianti, supposizioni varianti concernenti l’ alter ego del ricevente, finalità variabili dell’atto comunicativo ecc. (Koch 2005, 50; la cursiva es mía) Con todo, de nuevo, más allá de la consideración de las diferencias puntuales entre las propuestas, lo que sorprende otra vez es, sobre todo, el hecho de que todavía a día de hoy nadie se haya planteado la necesidad de revisar en profundidad sus faltas de coincidencia a fin de alcanzar un conjunto de parámetros situacionales para la determinación externa de las formas de la variación concepcional que supere, por un lado, estos problemas de disensión interna del paradigma de investigación y que permita, por otro lado, que se pueda, de una vez por todas, poner a prueba en diferentes estudios de caso el papel que efectivamente desempeñe (o no) cada uno de estos factores en la emergencia, en el discurso, de las estrategias de verbalización asociadas bien con la inmediatez, bien con la distancia. Y es que, por más que nos pueda extrañar, lo cierto es que la propuesta de Koch y Oesterreicher no ha inspirado prácticamente ningún intento de comprobar en qué medida todos y cada uno de estos diferentes parámetros inciden, individualmente, en la utilización por parte del hablante de unas determinadas estrategias de verbalización. Como tampoco ha conducido a estudiar en qué medida estos parámetros o las estrategias de verbalización que se asocian con ellos se deben, no tanto a la situación en la que se encuentra el hablante, como a la situación en la que se halla el oyente, algo sobre cuya necesidad llaman la atención los recientes estudios sobre epistemicidad en interacción (cf., por ejemplo, García Ramón 2018). Por lo que a mi propia investigación concierne, para la aparición de las diferentes figuras de sintaxis propias de la inmediatez comunicativa que rastreé durante la redacción de mi tesis doctoral, lo cierto es que muchos de los parámetros considerados en la Figura 8 resultaron absolutamente irrelevantes, y los únicos que parecían determinar el uso de la sintaxis parcelada o agregativa, propia de la planificación del discurso sobre la marcha que caracteriza a la máxima inmediatez comunicativa, eran los parámetros (d), (g) e (i), es decir: el anclaje en la acción comunicativa, la fuerte cooperación entre los interlocutores y la espontaneidad en la producción del discurso. En este sentido, supongo que huelga insistir en que nos faltan estudios que resuelvan qué tipo de estrategias de verbalización auspician o inhiben parámetros como la comunicación privada, la confianza entre los interlocutores, la proximidad física o la libertad temática, por ejemplo. Y esto, al menos para mí, es —junto con el problema, ya aludido, 192 Araceli López Serena de la ausencia de confrontación con la falta de coincidencia entre propuestas de caracterización externa de la inmediatez y de la distancia comunicativas que sin embargo se entienden como perfectamente compatibles entre sí— un escollo no menor en relación con la cuestión —hasta donde sé, jamás debatida— de si debemos mantener o no los parámetros originariamente considerados por Koch y Oesterreicher para la determinación externa de la variación concepcional. El debate —aún por sostenerse— sobre el que trato de llamar la atención ha sido pospuesto sine die y su importancia parece haber quedado velada por la de discusiones relacionadas también con los parámetros situacionales de la variación concepcional, como la sostenida por Radkte (2001, 102-104), y Koch (2005, 42) en torno a si los parámetros (e) —el anclaje o la independencia de la referencialización con respecto a la situación— y (j) —libertad temática frente a fijación temática— se debían entender no como condiciones comunicativas extralingüísticas, sino como elementos de la planificación ‘sintáctica’ (intralingüística). 3.3 La intervención del sesgo medial en la concepción de los tipos de contextos que concurren en situaciones de inmediatez o distancia comunicativa Un tercer aspecto relacionado con los parámetros situacionales que determinan la variación concepcional que se ha puesto, en ocasiones, en entredicho es el de la estricta separación que, en la propuesta de Koch y Oesterreicher, se establece entre la oposición medial y la concepcional. En el trabajo firmado por Koch en solitario en 2005 al que acabo de hacer referencia, este autor destacaba, en los términos que aparecen en la cita que se reproduce a continuación, cómo los parámetros que determinan las formas universales de la variación lingüística se definen con independencia de las condiciones mediales: [L]’attività linguistica presuppone per definitionem un principio —universale— di variazione linguistica. Fattori importanti che determinano esattamente questa forma universale della variazione linguistica si riflettono nei parametri d’immediatezza e distanza […]. Questi parametri rappresentano in effetti condizioni comunicative imposte agli uomini di tutti i tempi e di tutte le culture quando parlano e scrivono. s ono Defi nibili […] inDipenDenteMente Dalle conDizioni MeDiali . (Koch 2005, 50; la versalita es mía) Es cierto que todos y cada uno de los parámetros considerados por Koch y Oesterreicher se pueden aplicar tanto a realizaciones orales como a realizaciones escritas. Así, podemos pensar en formas orales y escritas de comunicación privada, con o sin confianza, con o sin emocionalidad, en formas orales y escritas con y sin anclaje en la situación y acción comunicativas y con y sin posibilidad de referencialización desde el aquí y el ahora del hablante, en formas orales y Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 193 escritas con proximidad o distancia física, con o sin cooperación, con o sin dialogicidad, con o sin espontaneidad y con o sin libertad temática. Sin embargo, si atendemos a la letra pequeña de Geprochene Sprache in der Romania y nos detenemos, por ejemplo, en las consideraciones que en este libro se hacen en relación con el uso de unos tipos de contextos u otros en la inmediatez y en la distancia comunicativas, veremos que la independencia entre medio y concepción en la formulación del papel que desempeñan los contextos queda diluida. La cita es un poco larga, pero merece la pena reproducirla íntegramente para apreciar con claridad la intromisión de la perspectiva medial en la concepcional: Un primer aspecto en que se diferencian las estrategias de verbalización de la inmediatez y de la distancia comunicativas tiene que ver […] con la medida en que los enunciados lingüísticos […] están anclados en diferentes tipos de contexto. A este respecto, hay que diferenciar, al menos, entre las siguientes clases De contextos : 1) contexto situacional: personas, objetos y acciones o estados de cosas perceptibles en la situación de comunicación; 2) contexto cognitivo: a. por una parte, un contexto cognitivo individual (vivencias comunes de los interlocutores, conocimiento mutuo del uno sobre el otro, etc.); b. por otra parte, un contexto cognitivo general, que abarca el conjunto de conocimientos humanos, bien sean socio-culturalmente específicos o de carácter universal (hechos culturales, valores, etc.; relaciones lógicas, leyes físicas y biológicas, etc.); 3) contexto comunicativo lingüístico: enunciados y partes de enunciados anteriores o posteriores al enunciado en cuestión (también llamado co-texto); 4) otros contextos comunicativos: a. contexto comunicativo paralingüístico: fenómenos de entonación, rapidez locutiva, intensidad de sonido, etc. b. contexto comunicativo no lingüístico: gestos y mímica concomitantes, etc. (Koch / Oesterreicher 2007, 31; versalita original, la cursiva es mía) De esta cita, me interesa, fundamentalmente, lo destacado en cursiva. Como se ve, todos los fenómenos que Koch y Oesterreicher relacionan con el contexto comunicativo paralingüístico están vinculados con el medio oral, único en que concurren la entonación, la velocidad de locución o la intensidad del sonido, mientras que los que se mencionan a propósito del contexto comunicativo no lingüístico (gestos y mímica concomitantes) también son más afines a la interacción medial oral que a la escrita. 194 Araceli López Serena En la edición de 2011, la estipulación del contexto comunicativo paralingüístico no sufre alteración alguna, por lo que cabe presumir que Koch y Oesterreicher no habían detectado ningún problema de sesgo medial: a. parasprachlich-kommunikativer Kontext: intonatorische Phänomene; Sprechgeschwindigkeit, Lautstärke etc.; b. nichtsprachlich-kommunikativer Kontext: begleitende Gestik, Mimik, Körperhaltung, Proxemik, etc. (Koch / Oesterreicher 2011, 11) Inmediatamente después de la mención de estos contextos, en cuya enumeración se sintetiza la propuesta hecha por Coseriu en «Determinación y entorno» (1955 / 1956), Koch y Oesterreicher añaden lo siguiente: Se reconoce claramente que en la comunicación inmediata, en principio, todos los tipos de contexto mencionados pueden entrar en acción, mientras que en la comunicación distante hay que contar, por lo general, con restricciones, que conciernen, sobre todo, a los contextos analógicos. Así, por ejemplo, en una situación de distancia física entre los interlocutores y de escaso anclaje del discurso en la situación o en la acción comunicativas, no se puede recurrir ni al contexto situacional (1) ni a los contextos paralingüístico o extralingüístico (4a, 4b). Lógicamente, en casos de desconocimiento total entre los interlocutores, queda también descartado el concurso del contexto cognitivo individual (2a). De esto se sigue, ineludiblemente, que en la distancia comunicativa extrema esta falta de contexto solo puede ser compensada mediante una participación reforzada del contexto lingüístico (3), es decir, mediante la transformación de información contextual en ‘co-texto’. (Koch / Oesterreicher 2007, 32; la cursiva es mía) En este caso, el sesgo medial que se detecta, una vez más en lo resaltado en cursiva, tiene que ver con la confusión entre comunicación medialmente escrita y distancia física. Y es que, si bien es cierto que en una situación de comunicación medialmente escrita no se puede recurrir al contexto paralingüístico (al menos si este se define, como hemos visto que se hace, por medio de rasgos exclusivamente fónicos), no lo es que dicho contexto quede inoperativo en una situación de distancia física entre los interlocutores y de escaso anclaje del discurso en la situación o en la acción comunicativas. Basta un sencillo ejemplo para ilustrar el error. Una conversación telefónica con un operador de una determinada compañía de telefonía móvil para realizar una queja es una situación de distancia física entre los interlocutores y de escaso anclaje del discurso en la situación o en la acción comunicativas. Y, sin embargo, al menos en España, donde las compañías de telefonía son de las empresas que más descontentos tienen a sus clientes, es absolutamente habitual emplear en tales conversaciones una alta intensidad de Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 195 sonido cuando se grita desesperadamente al teleoperador, así como esquemas entonativos de exclamación, indignación e irritación máxima. No cabe, pues, decir, que en una situación de distancia física entre los interlocutores y de escaso anclaje del discurso en la situación o en la acción comunicativas sea imposible hacer uso del contexto comunicativo paralingüístico. Por otro lado, si nos tomamos en serio algunas de las características más idiosincrásicas de formas de interacción a través del ordenador o del teléfono móvil como el correo electrónico, el chat o la conversación a través de WhatsApp, de cuya existencia vemos que Koch y Oesterreicher se hacen eco en la tercera edición de su libro (2011, 12 y 14), parece claro que las mayúsculas, los emoticonos o las abreviaturas deberían considerarse como fenómenos propios del contexto comunicativo paralingüístico característico de estas formas de interacción, en tanto en cuanto sus funciones son equivalentes a las de la intensidad del sonido, la entonación o la velocidad de locución. Y en los textos escritos editados, habría que pensar en considerar como elementos paralingüísticos las decisiones que incumben al tamaño de letra, a la disposición de los contenidos en la página, o al empleo de gráficos, tablas, etc. No me quiero extender más en este tipo de observaciones, porque de momento el tipo de reflexiones que me suscitan son o bien meramente críticas, o bien simples sugerencias necesitadas aún de un mayor desarrollo, con el que construir una propuesta complementaria a la de Koch y Oesterreicher. Prefiero, pues, abordar, ya para finalizar, un problema ligeramente distinto que entiendo que también presentan los parámetros situacionales escogidos por Koch y Oesterreicher para la determinación externa de la variación concepcional: el hecho de que estos no contemplen en modo alguno la diferenciación entre la variación situacional y la discursiva. 3.4 Variación situacional vs. variación discursiva. Una distinción suspendida en la Lingüística de las variedades Una última cuestión pendiente, en la lingüística actual, en relación con la variación universal determinada por las condiciones externas de las situaciones de comunicación, está en la base de la indistinción que, en los estudios sobre el español coloquial, y en el modelo de Koch y Oesterreicher, se da entre lo situacional (o informal) y lo discursivo (o conversacional). En este sentido, en la lingüística actual impera el desacuerdo sobre qué aspectos de la configuración verbal de los discursos estarían vinculados con el género o el tipo textual al que estos se adscribieran y cuáles estarían relacionados más bien con la selección de un determinado registro (o estilo) (o de una determinada modalidad de la variación concepcional), entre otras razones, porque a la hora de seleccionar 196 Araceli López Serena criterios relevantes para la delimitación externa de los tipos de textos y de los perfiles concepcionales se suele acudir a idénticos factores. Y esto no solo en la lingüística textual y variacional de las últimas décadas: la mayoría de los parámetros que se manejan indistintamente para delimitar tanto lo propio de la variación discursiva como lo relativo a la variación situacional […] han estado presentes en la discusión sobre géneros y estilos desde los orígenes de la retórica clásica a nuestros días, independientemente de las aproximaciones y de los autores [omito nota]. Y hay quien directamente llega a poner en duda, incluso, que sea necesario realizar distinción alguna entre géneros y registros. (López Serena 2012, 262s.; cursiva original) Mi postura, a este respecto, es que merece la pena establecer algunas distinciones claves tanto en el estudio de los géneros, las tradiciones discursivas, los perfiles concepcionales y los registros como ámbitos de variación diferenciados como en el estudio del saber expresivo, es decir, del saber que sobre la construcción de discursos dentro de los cauces provistos por los diferentes géneros, tradiciones discursivas, perfiles concepcionales y registros tienen los hablantes. En los dos trabajos que he dedicado a defender la necesidad de acometer esta distinción (López Serena 2011 y 2012), para establecerla, tomé como punto de partida las siguientes consideraciones de Coseriu, el principio de las cuales se reprodujo ya en § 2 ( supra ): [E]l saber expresivo se aplica a tipos de circunstancias y, por ende, de discursos […]. Y en cuanto a su extensión, este saber puede, por ciertos aspectos, pertenecer a comunidades muy limitadas, y hasta a un solo individuo, pero presenta también aspectos de extensión mucho más amplia. […] De todos modos, salvo casos especiales, los aspectos interesantes del saber expresivo son los que presentan en ambos sentidos cierto grado de generalidad. Tales aspectos pueden ser universales o históricos . s on univeRsales los Que se Relacionan con la natuRaleza pRopia Del hoMbRe y con la expeRiencia huMana en geneRal ; son históRicos los Que DepenDen De áMbitos De expeRiencia o De cultuRa históRica - Mente DeteRMinaDos . Es decir que el saber expresivo posee su propia universalidad y su propia historicidad. e xisten , en efecto , MoDos univeRsales ( no iDioMáticos ) De hablaR en tipos De ciRcunstancias y MoDos univeRsales De estRuctuRaR cieRtos tipos De DiscuRso ( poR ejeMplo , DiscuRsos naRRativos ), y , análogaMente , MoDos históRicos De aMbas especies . […] Los aspectos históricos del saber expresivo pueden superar en extensión las comunidades idiomáticas abarcando varias de ellas (ser, por ejemplo, propios de la ‘cultura occidental’), superar los límites de las comunidades idiomáticas sin abarcarlas (ser, por ejemplo, propios de los estratos cultos de las comunidades ‘occidentales’), corresponder a comunidades menores dentro de las comunidades idiomáticas; y pueden hasta coincidir con las comunidades idiomáticas, en la medida en que los límites de ciertos Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 197 hechos de experiencia o de cultura coincidan, precisamente, con los límites de esas comunidades. (Coseriu 1956 / 1957, apud Coseriu 2007, 142s., n. 124; cursiva original, la versalita es mía) A partir de esta cita, parece claro que, para Coseriu, aun a sabiendas de que en la descripción de prácticas discursivas concretas no siempre va a resultar fácil determinar qué aspectos del saber expresivo son universales y cuáles históricos —como tampoco cuáles son de índole situacional y cuáles de naturaleza discursiva—, al menos en relación con la modelización teórica de la competencia pragmático-discursiva de los hablantes, merecería la pena trazar la siguiente diferenciación: M oDos De hablaR en tipos De ciRcunstancias M oDos De estRuctuRaR el DiscuRso universales universales históricos históricos Figura 12: Modos universales e históricos de hablar en tipos de circunstancias y de discursos Como es sabido, Koch y Oesterreicher emplean los parámetros situacionales que manejan para la determinación de la variación concepcional, una variación de carácter situacional, por tanto, no solo para la caracterización externa de los modos de hablar en tipos de circunstancias, sino también para la de los modos de estructurar el discurso. Como es obvio, cualquier forma de comunicación imaginable, y por tanto también las formas prototípicas de estructurar los discursos (o géneros), está necesariamente caracterizada por un haz de valores paramétricos de estas condiciones comunicativas; de ahí que Koch y Oesterreicher los utilicen para ilustrar los valores paramétricos de la carta privada, el sermón o la entrevista personal, por ejemplo: 198 Araceli López Serena Figura 13: Valores paramétricos comunicativos de la carta privada ( apud Koch / Oesterreicher 2007, 28) Para mí, sin embargo, este tipo de procedimiento resulta desaconsejable. En mi opinión, su rentabilidad es indudable cuando se trata de caracterizar discursos particulares, pero no creo que sean convenientes para la delimitación de géneros o tipos de discurso, en cuanto lo propio de estos últimos es albergar diferentes posibilidades de variación concepcional en su interior. En efecto, como bien advertía Bajtín, «existen formas elevadas, estrictamente ofi ciales de estos géneros, junto con las formas familiares de diferente grado y las formas íntimas (que son distintas de las familiares)» (Bajtín 2003, 269). Debido a ello, por más que sea posible tender puentes entre las circunstancias que determinan la variación situacional y los contextos en que se recurre al empleo de determinados géneros, el modelo de la cadena de variedades que reprodujimos páginas atrás en la Figura 2 no contempla la variación textual históricamente determinada y, de hecho, en relación con los géneros, es posible, ya lo hemos dicho, que para cada molde textual históricamente dado haya que prever la existencia, en su realización individual, de una variación interna similar a la que manifi esta el modelo de la cadena de variedades (aunque tal variación, dependiendo de los géneros, no sea siempre de espectro tan amplio como el que conforma el modelo en su conjunto). Así pues, aunque (debido a que los rasgos situacionales que determinan la elección de géneros coinciden, en gran medida, con los ragos Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 199 situacionales que determinan la variación concepcional) los modos históricos de estructurar el discurso puedan estar, en muchos casos, prototípicamente asociados con determinados tipos de variación concepcional, esto no excluye la variación concepcional en el interior de un género, de manera que habrá cartas privadas comunicativamente más o menos inmediatas, entrevistas personales más o menos inmediatas, e incluso sermones más o menos inmediatos. De ahí que mi propuesta para la modelización de la competencia pragmática de los hablantes (algunas de cuyas partes, por ejemplo la atingente a la jerarquización entre géneros y tradiciones discursivas, son altamente discutibles) se erigiera sobre una clara diferenciación entre variación concepcional o situacional y variación discursiva: Figura 14: Los componentes del saber expresivo e idiomático de los hablantes (López Serena 2011) 4 Conclusiones No parece necesario detenerse a establecer conclusiones distintas a las que ya se han ido anticipando al final de cada uno de los epígrafes de este trabajo. A modo de cierre, entiendo que bastará, simplemente, con que recuerde que la distinción entre medio y concepción y la aplicación de la tripartición coseriana de los niveles universal, histórico y actual del lenguaje han servido para poner orden en los problemas de vacilación terminológica e indefinición del objeto de estudio de los que adolecían los estudios sobre el español coloquial. Ahora bien, una vez constatado el éxito de estas dos propuestas de diferenciación y de las modelizaciones teóricas construidas por Koch y Oesterreicher a partir de ellas, quedan aún pendientes cuestiones, no menores, relativas a diversos puntos del 200 Araceli López Serena modelo, como las que he ido poniendo de relieve en los diversos apartados del epígrafe 3 de este capítulo, a propósito de los parámetros situacionales que dieron lugar a la caracterización externa de la variación concepcional. Me refiero, naturalmente, a (i) la necesidad de esclarecer los motivos que condujeron a la modificación —sobre la que, hasta donde sé, este es el primer trabajo que llama la atención— que entre las propuestas de 1985 y 1990 se observa en relación con el número de parámetros considerados para la determinación externa de las constelaciones comunicativas más o menos inmediatas o distantes, así como de su ordenación interna y combinación; a (ii) la relevancia de profundizar en la legitimidad del cambio de estatus sufrido por el elenco de parámetros originalmente formulado por Steger et al. (1972) como condicionantes de carácter sociohistórico, pero que Koch y Oesterreicher convierten en factores de incidencia universal, en condiciones comunicativas impuestas a los hombres de todos los tiempos y en todas las culturas, en la medida en que las nociones de inmediatez y distancia son, para los dos romanistas cuyo modelo hemos sometido a examen en estas páginas, el fundamento de un principio universal de la variación lingüística al que otorgan carácter de universal antropológico; a (iii) la exigencia de revisar con detenimiento la falta de coincidencia que se observa entre las diversas propuestas vigentes en la actualidad para la caracterización externa de las situaciones de máxima formalidad frente a las de máxima informalidad y de llegar a establecer un conjunto de parámetros situacionales que supere las notables disensiones internas que conviven dentro de un mismo paradigma de investigación; a (iv) la oportunidad de comenzar a comprobar mediante estudios particulares qué correlaciones se observan realmente entre los diversos factores situacionales propuestos y las estrategias de verbalización con las que intuitivamente se asocian estos, así como a diferenciar en qué medida tanto los parámetros como las estrategias de verbalización responden a la situación en la que se encuentra el emisor o son, más bien debidos a aquella en la que se encuentra el receptor; al (v) imperativo de superar el sesgo medial que, en el modelo de Koch y Oesterreicher, se advierte en la concepción de los tipos de contextos que concurren en situaciones de inmediatez o distancia comunicativa, y a (vi) las ventajas que podría conllevar una implantación sistemática de la distinción entre variación situacional y variación discursiva. Ojalá estas páginas sirvan de aliento para que se recoja el testigo de las observaciones críticas que contienen y lleguemos, entre todos, a mejorar el modelo. Algunas cuestiones pendientes en el modelo distancia vs. inmediatez 201 Bibliografía Bajtín, Mijaíl Mijáilovich [1982] ( 11 2003). Estética de la creación verbal . Madrid, Siglo XXI [Versión española del original ruso Estetika slovesnogo tvorchestva , Moscú, 1979]. Beinhauer, Werner [1963] ( 3 1991). El español coloquial. Madrid, Gredos. Trad. de Fernando Huarte Morton de Spanische Umgangssprache . Zweite und verbesserte Auflage. Bonn, Ferd. Dümmlers Verlag, [1929] 2 1958 (3 ª ed. ampliada y revisada). Beinhauer, Werner [1968] (1991). «Prólogo a la segunda edición española ‘corregida, aumentada y actualizada’», in: Werner Beinhauer, El español coloquial . Madrid, Gredos, 20-23. Briz Gómez, Antonio (1996). El español coloquial: Situación y uso . Madrid, Arco / Libros. Briz Gómez, Antonio (1998). 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In this paper, I will revisit and discuss several aspects of this model, namely the theoretical heterogeneity of diasystematic varieties, the concept of markedness used in the model, and the place which the standard variety occupies within the schema. I will conclude by offering a revised version of the model according to the theoretical implications of my proposal. 1 Introducción: Koch y Oesterreicher en la lingüística hispánica Las ideas que presento en este trabajo surgen de la reflexión acerca de algunas cuestiones controvertidas y controvertibles a propósito del modelo de la cadena variacional «o mejor, de variedades» (López Serena 2015, 154) propuesto por 1 Este trabajo se inició en el marco del proyecto de investigación «Tradiciones discursivas, tradiciones idiomáticas y unidades de análisis del discurso en la historia del español moderno» (FFI2014-51826-P) y forma parte de los proyectos «Tradicionalidad discursiva, tradicionalidad idiomática, sintaxis del discurso, traducción y cambio lingüístico en la historia del español moderno: prosa (pre-)periodística, prosa (pre-)ensayística y prosa literaria» (PGC2018-097823-B-I00) (financiado por FEDER/ Ministerio de Ciencia e Innovación - Agencia Estatal de Investigación ) y «Construcción histórica y proyección social de la imagen del habla andaluza» (US-1257660) (financiado por FEDER/ Junta de Andalucía - Consejería de Economía y Conocimiento ). Agradezco a Antonio Narbona Jiménez, Rafael Cano Aguilar, Elena Méndez García de Paredes, Maria Selig, Andreas Dufter y Araceli López Serena, así como a los revisores anónimos y editores de este volumen, las críticas y oportunas observaciones hechas al borrador de este artículo, en el que los errores que puedan encontrarse son de mi exclusiva responsabilidad. 206 Santiago Del Rey Quesada Peter Koch y Wulf Oesterreicher 2 en los años 80 del siglo pasado. Las siguientes líneas se conciben desde su primera formulación como un homenaje póstumo a las enseñanzas de estos dos insignes romanistas, cuyos escritos me han sido sobremanera inspiradores desde los inicios de mi trayectoria académica y en cuya compañía, durante mis estancias en Tubinga y Múnich, tanto aprendí. La obra de Peter Koch y Wulf Oesterreicher gozó de buena acogida en España sobre todo a partir de 1995, cuando autores como Bustos Tovar (1995; 1996), Narbona (1996) y Briz (1998) se hicieron eco de las ideas expuestas en español por Wulf Oesterreicher en algunos de sus trabajos. 3 Asimismo, en esta década, autores alemanes como Andreas Wesch (1996) participaron de la aplicación del modelo en temas de lingüística española. Para las generaciones más jóvenes y, en general, para los investigadores que no habían tenido acceso a los trabajos originales de los romanistas alemanes, fue fundamentalmente la labor divulgativa de Araceli López Serena la que contribuyó al definitivo triunfo de las ideas de los dos autores en suelo español y gran parte de Hispanoamérica. López Serena reseñó la Gesprochene Sprache in der Romania de 1990 (López Serena 2002), acercó al público hispanohablante las teorías de los autores alemanes situándolas descriptivamente en el seno de la lingüística de las variedades alemana (López Serena 2007b) y, sobre todo, tradujo al español la obra más citada de los autores (Koch / Oesterreicher [1990] 2007). 4 Igualmente, numerosos discípulos de Wulf 2 Es necesario destacar la impronta de Coseriu en la formulación de dicho modelo, que los romanistas alemanes reconocen debidamente. En efecto, en un trabajo de 1980, Coseriu se refiere de manera explícita al funcionamiento recursivo de las variedades diasistemáticas, idea esta clave de la Varietätenkette : «[E]ine regionale Form der historischen Sprache, ein Dialekt, [kann] in einer Gegend zugleich als ‘volkstümliches Niveau’ funktionieren (gegenüber z. B. der Gemeinsprache der übrigen Niveaus), und ein in diastratischer Hinsicht volkstümliches Sprachniveau kann zugleich in diaphasischer Hinsicht z. B. als ‘familiärer Stil’ funktionieren» (‘Una forma regional de la lengua histórica, un dialecto, puede funcionar en un determinado lugar como nivel popular (frente a, por ejemplo, la lengua general propia del resto de niveles), y un nivel de lengua popular en el sentido diastrático puede funcionar igualmente en sentido diafásico como estilo familiar ’) (Coseriu 1980, 112; traducción mía). Conviene advertir de que, en aras de la brevitas designativa, en este trabajo, a veces, se denomina, por sinécdoque, «cadena de variedades» al modelo que representa el «espacio variacional histórico-idiomático entre inmediatez y distancia comunicativas» de acuerdo con el esquema propuesto por Koch / Oesterreicher (1990 [2007], 39), en el que la dinámica de la cadena de variedades supone un aporte descriptivo de la relación que se establece entre las dimensiones de variación dentro de dicho espacio. 3 Cf. Oesterreicher (1994; 1996; 2004). También en diversos seminarios y congresos el romanista alemán dio vía de difusión a sus investigaciones en España y trabó amistad con un importante núcleo de filólogos formados en la escuela pidal-lapesiana ( José Jesús de Bustos Tovar, Antonio Narbona Jiménez, Rafael Cano Aguilar, etc.). 4 Cf. asimismo López Serena (2007c; 2007d). La obra de Koch y Oesterreicher ha sido fundamental para la autora en su propia investigación, como lo demuestra la monografía con Lo marcado y lo no marcado en la cadena de variedades 207 Oesterreicher, hoy ya consolidados investigadores, contribuyeron con sus tesis doctorales sobre diferentes épocas y diferentes variedades del español a la difusión de las ideas del maestro. 5 La estrecha relación que Oesterreicher mantuvo con el Departamento de Lengua Española, Lingüística y Teoría de la Literatura de la Universidad de Sevilla, exponente —y catalizadora— de cuya relación es la obra de López Serena, contribuyó a forjar toda una escuela sevillana de jóvenes investigadores que han venido aplicando en sus trabajos las consideraciones teórico-metodológicas propuestas por los alemanes, tanto en el ámbito de la lingüística diacrónica como en el de la sincrónica. 6 Sin embargo, la recepción de la obra de Koch y Oesterreicher se ha producido en España con una serie de especificidades que la diferencian de su recepción y posterior discusión en Alemania y otros países germanohablantes. Destacaré, a continuación, tres aspectos que me parecen sintomáticos en este sentido: (a) Aparte de su relevante papel como transmisora de la propia teoría lingüística de los romanistas alemanes, la obra de Koch y Oesterreicher en español ha sido fundamental, sobre todo en el seno de la lingüística histórica, como divulgadora de conceptos que, en el curso de los años, se han revelado medulares en la investigación sobre el cambio lingüístico explicado desde el punto de vista de la lingüística de las variedades. Me refiero a conceptos hoy día ya tan asentados en la bibliografía hispánica como el de ‘elaboración’ ( Ausbau ), intensiva y extensiva, que parte de Kloss (1978) y cuya formulación desempeña un papel importantísimo en la explicación del devenir histórico de las lenguas. 7 (b) Por lo que respecta a la difusión de sus propias propuestas, mejor acogida si cabe ha tenido el concepto de ‘tradición discursiva’, formulado por primera vez 8 en la tesis de habilitación de Peter Koch (1987) y que se incorpora en la introducción de su libro (Koch / Oesterreicher 2007, 24; 2011, 5) como elemento que dio a conocer los resultados de su tesis doctoral (cf. López Serena 2007a). La exhaustiva revisión teórica de diferentes aspectos relativos a la lingüística de variedades, que supone la piedra de toque de la mayoría de sus contribuciones hasta la fecha, entronca también con las ideas de Koch y Oesterreicher. 5 Cf., por reseñar algunas de las monografías más destacables resultantes de estas tesis, Stoll (1997), Schmidt-Riese (1998), Garatea (2004), Greußlich (2012), Ezcurra (2013) y Gruber (2014). 6 Cf. Leal (2008); Fernández Alcaide (2009); Mancera (2009); Del Rey (2015); Carmona (2019). 7 Trabajos como los de Pons Rodríguez (2006), Barra (2008; 2010), Del Rey (2016a) y Octavio de Toledo (2017) prueban el éxito y la capacidad explicativa del concepto de ‘elaboración’ aplicado al estudio de la lengua española. 8 Kabatek (2018, 16-18) destaca la importancia de Coseriu igualmente en la formulación del concepto de ‘tradición discursiva’, que parte del nivel histórico propuesto por el lingüista rumano. De hecho, en un texto inédito de 1950 que no pudo conocer Peter Koch, Coseriu explica la diferencia en la conformación de algunas fórmulas de saludo en virtud 208 Santiago Del Rey Quesada esencial de la explicación del nivel histórico de las lenguas. El concepto ha llegado a constituir todo un paradigma desarrollado por numerosos autores en los países germanohablantes e hispanohablantes y ha dado pie también a una importante reflexión teórica, hasta el punto de que la producción bibliográfica en este sentido se antoja hoy prácticamente inabarcable. 9 (c) Si nos centramos en la propuesta teórica esencial de los autores, hay que decir que, en el ámbito hispánico, es sobre todo la idea de que la oposición entre lo oral y lo escrito no es dicotómica sino gradual la que más interés ha despertado entre los lingüistas. Particularmente fecunda ha sido la investigación centrada en hallar, describir, cuestionar, etc., fenómenos de la oralidad en la escritura, senda de análisis transitada por el propio Oesterreicher 10 que sigue teniendo plena vitalidad en los estudios históricos. Mucha menos atención ha recibido, sin embargo, en la lingüística hispánica el modelo de la cadena de variedades, desatención ya advertida por la propia López Serena (2007d). Es precisamente en la descripción de este modelo, que ha despertado tanto interés como motivado críticas, 11 en la que me voy a centrar en las siguientes páginas, discutiendo tres problemas que, desde mi punto de vista, posibilitan la reformulación del esquema que presento en § 5. 2 Primer problema: la heterogeneidad teórica de las dimensiones de variación En su configuración del edificio variacional de la lengua, Coseriu [1957] (1988) parte de Flydal 12 (1951) para sistematizar la variación lingüística y organizarla en conjuntos homogéneos de lenguas funcionales (Coseriu 1981a, 287-315). La variación se contempla así como una característica esencial a toda lengua de la existencia de distintas tradiciones textuales y no en virtud de la existencia de técnicas idiomáticas distintas en cada lengua ( ibid ., 16). 9 Sobre el estatuto teórico del concepto y su configuración en el ámbito de la lingüística de las variedades, cf. Schlieben-Lange (1979); Stoll (1997); Koch (1997); Oesterreicher (1997); Wilhelm (2001); Aschenberg (2003); Kabatek (2005); López Serena (2011; 2012; 2013a); Octavio de Toledo (2014; 2018); Vincis / Miotto (2015). En relación con el concepto de ‘elaboración’, también ha tenido una buena acogida entre los historiadores de la lengua española la explicación del cambio lingüístico ‘de arriba abajo’ (cf. Labov 1994, 78; Kabatek 2005, 4-6; Pons Rodríguez 2006). 10 Cf. Oesterreicher (2000; 2004). 11 Desde diferentes puntos de vista teóricos y metodológicos. Cf. un resumen en Brumme (2012, 20-27) y Sinner (2014, 213-226). 12 Respecto de los tipos de variación, Coseriu solo toma de Flydal lo que este denomina «perspectives spaciale et sociale» (Flydal 1951, 255, 258). Luego, el modelo coseriano incorpora la variación diafásica. Lo marcado y lo no marcado en la cadena de variedades 209 histórica (cf. López Serena 2013b, 88, 100), que se concibe como un diasistema. Koch y Oesterreicher, para la elaboración del modelo de la cadena de variedades, asumen esta concepción coseriana desarrollándola de acuerdo con el esquema que reproduzco a continuación en su versión española de 2007 (inalterada en la última versión alemana; cf. Koch / Oesterreicher 2011, 17): Figura 1: Espacio variacional histórico-idiomático entre inmediatez y distancia comunicativas ( apud Koch / Oesterreicher 2007, 39) Como es bien sabido, la novedad fundamental respecto de la concepción coseriana 13 consiste en la adición de un cuarto nivel de variación, la variación concepcional o variación hablado-escrito, que los autores desdoblan en un nivel universal y otro histórico en su esquema. El estatuto universal de la dimensión hablado-escrito supone el centro neurálgico de su argumentación y, además, esta característica hace que dicho nivel se «revel[e] […] como [el] verdaderamente central, ya que comprende todos los hechos lingüísticos histórico-idiomáticos que resultan de las condiciones comunicativas y estrategias de verbalización no específicamente idiomáticas» (Koch / Oesterreicher 2007, 38). La discusión sobre la naturaleza teórica de las diferentes dimensiones de variación ha sido especialmente fructífera en el seno de la romanística alemana, que, además de acoger el modelo y ponerlo a prueba desde diversos enfo- 13 La idea de que lo diatópico puede funcionar como diastrático y lo diastrático como diafásico, pero no a la inversa, es formulación original de Coseriu (1981b, 16). Por supuesto, la disposición gráfica de la cadena les confiere a los romanistas alemanes el mérito divulgativo de esta idea central en el modelo de la cadena de variedades, idea que, por lo demás, tampoco ha sido completamente aceptada (cf. Dufter / Stark 2003, 89). 210 Santiago Del Rey Quesada ques (meta)teóricos, se ha esmerado en contrastar la tradición coseriana con la tradición sociolingüística norteamericana. En este sentido, surgen algunos problemas básicos en la descripción de los tipos de variación. Por poner solo un ejemplo revelador al respecto, no se ha aclarado aún qué parámetros de variación definen la dimensión diastrática: si bien la adscripción sociocultural del hablante se da por sentada para la caracterización de este nivel, Coseriu (1981b, 12s.) excluye de esta la profesión, el sexo y la edad del hablante, coordenadas determinantes para él de los registros de lengua y, por tanto, de las variedades diafásicas, mientras que para Labov tales factores parecen desempeñar un papel central en la selección de variantes sinestráticas (cf. Dufter / Stark 2003, 85). Por lo demás, numerosos investigadores han criticado la uniformidad u homogeneidad que se desprende de la organización de los niveles de variación en la teoría de la arquitectura de la lengua coseriana. La misma disposición gráfica que Koch y Oesterreicher proponen para representar la superposición de variedades en la cadena también sugiere una absoluta homogeneidad en el estatuto teórico de los diferentes tipos de variación. Sin embargo, la heterogeneidad de dimensiones de variación entre sí se puede justificar a partir de dos reflexiones que, sobre todo por lo que respecta a la segunda (2), permiten operar una modificación esencial en el modelo de la cadena de variedades: (1) La diastrática y la diatópica representan dos tipos de variación de naturaleza histórico-idiomática muy distinta a la que cabe atribuirle a la variación diafásica. Dufter / Stark (2003, 90) afirman que las dos primeras no son comparables a la tercera. Efectivamente, como argumenta Selig (2011, 118), las coordenadas que determinan la variación diatópica y la variación diastrática son extrínsecas al hablante, podríamos decir que le son impuestas desde fuera 14 , lo que es especialmente evidente en el caso de la diatopía: un hablante no tiene por qué saber que una determinada variante que utiliza —seguramente como invariante— representa una marca diatópica, especialmente si ese hablante no tiene o no ha tenido a lo largo de su vida una prolongada experiencia de contacto con otras variedades geográficas de su propia lengua. Por el contrario, la variación diafásica se manifiesta en el uso de formas lingüísticas que resultan de una elección consciente — desde dentro — por parte del hablante con capacidad para comportarse discursivamente de forma diferente en función de la situación comunicativa en la que se encuentra. Se trata, en efecto, de una diferencia fundamental que no debe pasar desapercibida al teórico. 15 14 Cf. a este respecto también Laguna / Porroche (2007, 692), quienes afirman que «los dialectos y sociolectos […] dependen de las características propias del usuario», mientras que «los registros vienen determinados por la situación de uso». 15 Es cierto que, en este caso, como advierte López Serena (comunicación personal), podría objetarse que el hablante culto no está completamente determinado diatópicamente, en el Lo marcado y lo no marcado en la cadena de variedades 211 (2) En segundo lugar, se ha destacado la especificidad de la variación diatópica respecto de la diastrática y la diafásica. Muchos autores se refieren a la dificultosa delimitación entre estos dos últimos tipos. 16 Por lo que respecta a su estatuto teórico, Gauger (1976, 30) solo atribuye carácter sistémico a la dimensión diatópica. Me gustaría referirme, en esta ocasión, a otra diferencia imprescindible que, sin embargo, no se tiene en cuenta en el modelo de la cadena de variedades. En este (cf. Figura 1), el carácter gradual que es esencial al continuum entre inmediatez y distancia parece representarse mediante una flecha de dos puntas, a derecha e izquierda (niveles 1a y 1b). Esas flechas, a la izquierda y a la derecha, aparecen representadas en las otras dimensiones históricas de la variación (aparte de la 1b), lo que lleva a pensar que los autores también conciben la variación diafásica, diastrática y diatópica como definibles en términos graduales. Ello es igualmente notorio en la selección de los adjetivos que describen los extremos de las flechas en ambos lados del esquema: bajo ( niedrig ) y alto ( hoch ), en el caso sentido de que puede hacer uso o no de los fenómenos diatópicos a su antojo, exactamente igual a como hace con los fenómenos diafásicos. La postura de la autora es que, desde el punto de vista del objeto de estudio, no hay razón para abordar de forma distinta unos tipos de variedades y otras y que las diferencias que se aducen entre la variación diatópica y la diafásica se basan en el prejuicio de que lo diatópico se parece más a una lengua funcional que lo diafásico (cf. Gauger 1976, 30). Aunque en general estoy de acuerdo con las objeciones de esta autora, y creo que las variedades diafásicas, como objeto de estudio, no deben tener asignado un estatuto teórico diferenciado al de las variedades diatópicas y diastráticas, considero que las coordenadas situacionales que determinan la variación diafásica son esencialmente diferentes a las coordenadas geográficas y socioculturales que determinan la variación diatópica y diastrática respectivamente. Si no lo fueran, no se podría explicar por qué, por ejemplo, un hablante andaluz de un nivel sociocultural medio (e incluso medio-alto), en la consulta del médico, es decir, en un contexto formal, emplea inconscientemente una variante marcada diatópicamente en el enunciado tengo a todas horas mucha fatiga frente a otras variantes no marcadas diatópicamente como tengo a todas horas muchas ganas de vomitar o tengo a todas horas muchas náuseas y, sin embargo, ante el médico, decide explicar sus síntomas conscientemente mediante un enunciado no marcado diafásicamente o marcado diafásicamente como alto del tipo tengo a todas horas ganas de vomitar o tengo a todas horas ganas de devolver frente a tengo a todas horas ganas de potar , variante esta última marcada diafásicamente como baja en el español peninsular. No obstante, hay que admitir que donde mejor puede reconocerse la diferente naturaleza de las variedades es en el comportamiento lingüístico de los hablantes de muy escaso nivel socio-cultural —y cada vez menos, puesto que la globalización, los movimientos migratorios y el acceso a las telecomunicaciones ponen incluso a estos hablantes en contacto continuo con otras variedades—, en el sentido de que estos no suelen reconocer variantes diatópicamente marcadas en su propio idiolecto, mientras que un hablante de nivel sociocultural medio sí lo hace y metalingüísticamente lo indica con expresiones del tipo como dicen en mi pueblo , etc. 16 Cf., por ejemplo, Gauger (1976), Hausmann (1989) y Sornicola (1997, 34), que engloba ambos tipos de variación dentro de la categoría de «variación pragmática». El problema es discutido en Dufter / Stark (2003). 212 Santiago Del Rey Quesada de las variedades diastráticas y diafásicas, y fuerte ( stark ) y débil ( schwach ), en el caso de las variedades diatópicas, cuya formulación y disposición gráfica en el esquema evoca la gradualidad inherente a escalas cualitativas como la de la altura y la de la fuerza. Tal concepción es descriptivamente rentable y teóricamente sostenible en el caso de la variación diafásica y diastrática —no sería del todo errado decir que una determinada variante diafásica o diastráticamente más marcada que otra, aunque sí sería enormemente difícil cuantificar esta diferencia de grado—, pero es, desde mi punto de vista, absolutamente inapropiada en el caso de la variación diatópica, por cuanto una determinada variante no puede estar más marcada diatópicamente que otra, simplemente puede estar marcada diatópicamente o no estarlo, como si de una oposición privativa se tratase. A este respecto, habría que precisar, no obstante, que el estatus sociolingüístico de una determinada variante diatópica sí puede estar sujeto a gradación, y de hecho a menudo lo está, fundamentalmente porque tal estatus se basa en criterios diastráticos. Por ejemplo, en el español meridional de la península ibérica, la realización ceceante producto de la neutralización entre los fonemas / s/ y / θ/ —fenómeno conocido como ceceo —, propia de amplias zonas, sobre todo rurales, de Andalucía, tiene reconocido un menor prestigio social que la variante seseante — seseo —, fenómeno también delimitado geográficamente. Sin embargo, si aplicamos las coordenadas de adscripción variacional que competen exclusivamente a la diatopía, es decir, las geográficas, no podemos decir que el ceceo sea más marcado que el seseo porque el uno se dé en hablantes de Huelva y el otro en hablantes de Córdoba, simplemente podemos decir que ambas son opciones marcadas respecto de otra variante no marcada —la distinción / s/ vs. / θ/ — en la norma pensinsular. Así pues, si percibimos el fenómeno del ceceo como más marcado que el seseo no es porque diatópicamente esté efectivamente más marcado, sino porque diastrática y, en consecuencia, concepcionalmente (cf. § 3) sí está más marcado como bajo y como propio de la inmediatez comunicativa, respectivamente, que el seseo. 17 17 Planteado así el problema, habría que reconocer que la marca diatópica no es la que tiene más peso en la determinación del estatuto variacional de una variante: el hecho de que un fenómeno marcado diatópicamente como el seseo no resulte, al menos en grandes áreas del territorio peninsular, concepcionalmente marcado como propio de la inmediatez comunicativa (cf. § 3) seguramente se deba a que diastrática y diafásicamente no es un fenómeno marcado como bajo. En este sentido, podríamos decir que los niveles 2 y 3 son más determinantes para la variación concepcional que el nivel 4. Con todo, en tanto que marcado diatópicamente, incluso un fenómeno como el seseo es susceptible de activar el engranaje de la cadena de variedades y ser interpretado como fenómeno marcado diafásicamente como bajo y propio de la inmediatez comunicativa en determinados (sub)géneros discursivos, como el del chiste, género para el que los hablantes andaluces distinguidores frecuentemente adoptan la neutralización de / s/ vs. / θ/ en [s] (cf. n. 40). Lo marcado y lo no marcado en la cadena de variedades 213 No ocurre así en las otras variedades: las coordenadas de adscripción variacional que competen a la diastratía y a la diafasia son las socioculturales y las situacionales, respectivamente, las cuales, aplicadas al análisis de variantes, sí nos permiten determinar que unos fenómenos son más marcados que otros porque se dan en hablantes de un nivel sociocultural más bajo que el de otros o porque se producen en situaciones comunicativas más informales que otras. Esta es, a mi juicio, la razón por la que, en el continuum entre inmediatez y distancia, se pueden reconocer variantes marcadas diastrática y diafásicamente (como altas) en el ámbito de la distancia comunicativa, pero no es posible hallar en este ámbito variantes marcadas diatópicamente 18 (cf. Figura 7). Diferente sería el caso de la aspiración de / -s/ final de sílaba o palabra, fenómeno —aún— marcado diatópicamente y diafásicamente en sí como bajo —no solo en Andalucía—. El hecho de que un hablante andaluz occidental aspire las / -s/ en un discurso formal no convierte este fenómeno en no marcado: al contrario, este sería interpretable como un rasgo de la inmediatez comunicativa que se filtra, consciente o inconscientemente, en un discurso de la distancia. Distinto es que se quiera reconocer o que, con el tiempo, se termine reconociendo una norma específica para el español meridional diferenciada de la norma peninsular en la que tal fenómeno fuera considerado no marcado y, como tal, apropiado también para el ámbito de la distancia comunicativa (cf. n. 36) —como ha ocurrido con el seseo en la mayor parte del mundo hispanohablante—, pero, por el momento, los hablantes meridionales construyen su espacio variacional tomando como horizonte de referencia la norma peninsular (cf. Narbona 2008, 57). Y distinto es también que el fenómeno de la aspiración, cada vez más difundido por el territorio peninsular, llegue a constituirse en la variante más normal para / -s/ en el español de España en todo tipo de situaciones comunicativas, de manera que se desdibuje la marca diafásica: tanto en este caso como en el de una supuesta norma meridional distinta de la peninsular, tal como explico en § 4, la variante aspirada se convertiría en estándar, mientras que la variante [-s] pasaría a ser marcada en el ámbito de la distancia comunicativa —de la misma forma que la distinción / s/ vs. / θ/ se interpreta como marca de la distancia comunicativa en Hispanoamérica—. 18 Por supuesto, me refiero aquí a variantes marcadas diatópicamente en una misma lengua histórica que no puedan ser explicadas a partir de procesos de interferencia de una lengua sobre otra. Una forma léxica de adscripción gallego-portuguesa en un texto lírico castellano del siglo XIV o una construcción sintáctica de adscripción aragonesa en un texto historiográfico castellano del siglo XV pueden funcionar como marcas propias de la distancia comunicativa —en virtud de la tradición y del prestigio lingüístico de esas lenguas en la época—, pero son marcas debidas al contacto lingüístico. Lamentablemente, no tengo tiempo de discutir aquí la posibilidad de reconocer como propia de la variación diasistemática la variación por contacto (cf. Del Rey 2020) cuyo caso tendría que reconocer la legitimidad de proponer en el nivel 4 del esquema (figura 2) la existencia de variantes marcadas diatópicamente en el ámbito de la inmediatez comunicativa y marcadas diatópicamente en el ámbito de la distancia, pero en todo caso sin que este nivel constituya un continuum : habría que añadir, pues, otra línea vertical a la derecha del esquema en dicho nivel de forma que quedaran delimitados los lugares de lo marcado a la izquierda, lo no marcado en el centro y lo marcado a la derecha. 214 Santiago Del Rey Quesada El desequilibrio entre las distintas variedades diasistemáticas lo ilustro en la Figura 2: una variante puede estar (muy) marcada diafásicamente o diastráticamente como baja, puede ser no marcada o puede estar (muy) marcada diafásicamente o diastráticamente como alta (niveles 2 y 3); sin embargo, una variante solo puede estar marcada diatópicamente o no estarlo (nivel 4). De ahí que mantenga la representación de la gradación en los niveles 2 y 3 con una flecha doble, mientras que introduzco una línea vertical como expresión de la separación dicotómica entre lo marcado y lo no marcado en el nivel 4: Figura 2: Nueva propuesta de representación de las variedades dimensiones de variación diasistemática coserianas en el espacio variacional (niveles 2, 3 y 4) La falta de consenso a la hora de caracterizar las distintas dimensiones de variación descritas por Coseriu puede explicar la encendida polémica que ha surgido en torno al que seguramente ha sido el talón de Aquiles de la teoría de Koch y Oesterreicher: la existencia de un cuarto nivel de variación, el de la dimensión hablado / escrito, que muchos investigadores creen innecesario. 19 El hecho de que el tipo de variación diafásica constituya una especie de cajón de sastre (cf. Dufter / Stark 2003, 87; Selig 2011, 118) en el que se incluyen diversas coordenadas de variación de naturaleza muy heterogénea, unido al hecho de que el escalón de la cadena de variedades correspondiente a la variación hablado / escrito en el dominio idiomático-contingente (1b en la Figura 1) quede un tanto desdibujado dentro del aparato teórico construido por Koch y Oesterreicher, puede suponer el germen de las críticas que este cuarto nivel de variación ha generado. 19 Cf., entre otros, Albrecht (1986 / 1990; 2003); Aschenberg (1991); Kabatek (2000; 2001); Lebsanft (2004). Lo marcado y lo no marcado en la cadena de variedades 215 3 Segundo problema: la marcación diasistemática El concepto de ‘marcación’ ( Markierung ) es capital en el modelo de la cadena de variedades y, en general, en toda la obra de Koch y Oesterreicher. Sin embargo, el término no aparece definido en el planteamiento del modelo, sin duda porque el de ‘marcación’ es un concepto ya con una tradición consolidada en la lingüística occidental que la mayoría de los estudiosos emplea sin necesidad de especificación ni de remisión bibliográfica. La idea de la marcación nace en el seno del Círculo Lingüístico de Praga, en un primer momento para caracterizar oposiciones fonológicas. 20 De la fonología, el concepto pasa a la morfología y de aquí a la lexicología y a la sintaxis (cf. Lehmann 2007, § 1). 21 La marcación a la que nos referimos en el contexto del modelo de la cadena de variedades es de distinta naturaleza: se refiere al estatuto variacional (cf. Del Rey 2021, § 2.2, n. 106) que osenta una determinada unidad lingüística —o conjunto de unidades— situada —o situado— en la parte derecha o izquierda del esquema. Hay que tener en cuenta que el de marcación es un concepto relativo, en el sentido de que una unidad marcada solo puede estarlo en relación con otra —con otra marcada en el otro extremo del esquema o con otra no marcada, en el centro, de acuerdo con nuestra representación en la Figura 2—. Lo que echo en falta a propósito del problema de la marcación en la cadena de variedades es una explicación más pormenorizada del hecho de que el nivel correspondiente a la variación hablado / escrito idiomático-contingente (1b) quede excluido de la marcación diasistemática. Exenta de esta crítica queda la dimensión universal (1a) que, por supuesto, se refiere a un nivel de abstracción teórica diferenciado. Realmente cuesta entender que, en el nivel histórico, una unidad marcada diatópicamente, (muy) marcada diastráticamente como baja y (muy) 20 Remito al clarividente estudio de Haspelmath (2006) para una discusión crítica del concepto de ‘marcación’. 21 Mientras que en el ámbito de la fonología, la morfología y la lexicología «das Wesen der Markiertheit auf der Gegenüberstellung eines Elements mit dem Nichts, bzw. der Anwesenheit mit der Abwesenheit des Elements[, beruht]» (‘la esencia de la marcación consiste en la confrontación de un elemento con la nada o en la presencia del elemento con la ausencia’), en la sintaxis la marcación se fundamenta también, y quizás mayormente, en criterios de frecuencia (Lehmann 2007, § 5). Haspelmath (2006, 43) formula esta idea de manera más categórica, aportando argumentos y ejemplos tendentes al abandono del, en su opinión, confuso y polisémico término ‘marcación’: «frequency is not just one correlate of markedness, but in fact the major determinant of markedness effects in morphosyntax». En su trabajo, Haspelmath discute convincentemente la diferente naturaleza teórica del concepto aplicado a la fonología, la semántica y la morfosintaxis poniendo en evidencia la generalización y, en muchos casos, banalización del término fuera del marco explicativo de origen, desde el estructuralismo a diferentes corrientes de la gramática funcional y generativa. 216 Santiago Del Rey Quesada marcada diafásicamente como baja no pueda ser interpretada igualmente como (muy) marcada concepcionalmente en el ámbito de la inmediatez comunicativa. Coincido, pues, plenamente con Selig cuando afirma lo siguiente: Es ist […] meiner Meinung nach keineswegs notwendig, die übereinzelsprachlichen Merkmale der Nähe- / Distanzsprache prinzipiell von den Mechanismen einer diasystematischen Indizierung auszuschließen. Auch wenn ihr Funktionieren nicht in historischen Traditionsbildungen begründet ist, muss doch ihre Wahrnehmung durch die Sprecher und eine sich daran eventuell anschließende Summierung zu einer Varietät nicht prinzipiell anders sein als bei den historisch-kontingenten Merkmalen. […] Wir können an dieser Stelle festhalten, dass es wenig Sinn macht, eine strikte Grenze zwischen den Operationen hinsichtlich der historisch-kontingenten diasystematischen Variation und der historisch-kontingenten konzeptionellen Variation zu machen. 22 (Selig 2011, 122s.) Efectivamente, si bien las características de la inmediatez y de la distancia comunicativas se fundan en criterios antropológicamente válidos para cualquier lengua, estas se manifiestan en lenguas históricas particulares donde el hablante las interpreta como marcas de la inmediatez y de la distancia, seguramente porque se asocian con variantes marcadas diatópicamente, marcadas como (muy) altas o (muy) bajas diastráticamente y / o marcadas como (muy) altas o (muy) bajas diafásicamente. Por otro lado, resultaría contradictorio excluir de la marcación diasistemática, en tanto que característica esencial del estatus idiomático-contingente, la variación concepcional cuando los perfiles concepcionales (cf. Del Rey 2021, § 2.2, n. 106) son precisamente los que configuran las subdeterminaciones históricas de los géneros o tradiciones discursivas (cf. López Serena 2011; 2012). 23 22 ‘En mi opinión, no es en absoluto necesario excluir las características supraidiomáticas propias de la lengua de la inmediatez o de la distancia de los mecanismos con indicación diasistemática. Si bien su funcionamiento no descansa sobre fundamentos históricamente tradicionales, su percepción por parte de los hablantes y su posible asimilación a una determinada variedad no tiene por qué ser distinta a la que se produce en el caso de las características idiomático-contingentes. […] Llegados a este punto podemos afirmar que tiene poco sentido trazar una frontera estricta entre las operaciones relativas a la variación diasistemática histórico-contingente y las relativas a la variación concepcional histórico-contingente’ (traducción mía). 23 López Serena respeta, sin embargo, la no marca diasistemática para la variación concepcional que proponen Koch y Oesterreicher y, coherentemente con esta propuesta, nunca aplica el adjetivo marcados a los fenómenos relativos a la variación concepcional: «este modelo [el de la cadena de variedades] explica de qué manera en los discursos particulares podemos encontrar (o no), dependiendo de las circunstancias de la comunicación, tanto fenómenos universalmente propios de la inmediatez o de la distancia comunicativa, como elementos idiomáticamente marcados, en una lengua histórica determinada, como Lo marcado y lo no marcado en la cadena de variedades 217 En definitiva, creo que no hay razón para denegar la marca diasistemática al nivel 1b del esquema 24 (cf. Figura 1), si se considera conveniente incluir un escalón diferenciado para este tipo de variación. Con todo, en parte por las razones que han sido aducidas en § 2, y en parte por las que presento en este apartado, me gustaría proponer la transformación del nivel 1b del esquema tal como la presento en la Figura 3: no me parece oportuno descartar la variación concepcional en el dominio idiomático-contingente, pero creo que explicativamente es mejor entender dicha variación como un hiperónimo conceptual de los tres tipos ‘clásicos’ de variación. De esta forma, la dimensión concepcional, que también presentaría carácter diasistemático, integraría a las otras tres dimensiones, haciendo, además, absolutamente pertinentes las nociones de ámbito de la inmediatez comunicativa y de ámbito de la distancia comunicativa propuestas por los ideólogos de este continuum , ámbitos que incorporan además el nivel con estatuto universal que es fundamental en el edificio teórico de los autores y que es precisamente el que define los aspectos de oralidad y escrituralidad concepcionales que son determinados de manera gradual por las características extralingüísticas de la comunicación. En la Figura 3, dichos ámbitos se representan mediante dos grandes y anchas flechas a derecha e izquierda, separadas por una línea discontinua, que pretenden incidir en el carácter igualmente gradual de esta dimensión. 25 Soy consciente, no obstante, de que la remodelación del esquema de la cadena de variedades planteada aquí implica que la lengua hablada en sentido estricto que oponen Koch y Oesterreicher a todo el ámbito de la inmediatez comunicativa — lengua hablada en sentido amplio — se identifique solamente con la parte izquierda del esquema en el nivel universal de la variación hablado / escrito, lo que supone una importante objeción a la interpretación de los fenómenos idiomático-contingentes particulares del español, el francés y el italiano que los romanistas presentan en su obra (cf. Koch / Oesterreicher 2007, 252-257, 288-312, 355-368). diatópicos, diastráticos o diafásicos» (López Serena 2011, 82). Vemos en esta caracterización cómo se evocan los niveles 1a, 2, 3 y 4 del esquema, pero desaparece el 1b, que es sobre el que precisamente quiero insistir en este apartado. 24 El hecho de que, en algunas reproducciones del esquema, este nivel aparezca representado junto con las variedades susceptibles de marca diasistemática (cf. Kabatek 2001; Kabatek / Pusch 2009, 225), plantea la duda de si tal circunstancia es producto del descuido a la hora de adaptar gráficamente el modelo o es sintomática de la convicción teórica del autor / de los autores. 25 La línea discontinua, igualmente, recalca la idea de que la relación entre lo hablado y lo escrito en la dimensión concepcional «sólo puede ser concebida como un continuo » (Koch / Oesterreicher 2007, 21; énfasis original). 218 Santiago Del Rey Quesada Figura 3: Remodelación de los niveles diasistemáticos en el espacio variacional con función integradora de la variedad concepcional Por otro lado, existe, desde mi punto de vista, un problema relativo al concepto de marcación en el sentido empleado en el marco de la lingüística de las variedades. Tal problema tiene que ver con la asunción, implícita o explícita, de que lo marcado en el espacio variacional de una lengua es por antonomasia lo que está marcado diatópicamente, lo que está (muy) marcado diastráticamente como bajo y / o lo que está (muy) marcado diafásicamente como bajo. Koch / Oesterreicher (1990; 2007; 2011) suelen ser bastante sistemáticos a la hora de caracterizar los diferentes fenómenos que analizan como diafásica y / o diastráticamente bajos; 26 sin embargo, el hecho de que su monografía se oriente al estudio de la inmediatez comunicativa —aun cuando su modelo teórico pretende ser aplicable a todo el espacio variacional de una lengua (cf. López Serena 2007c, 185s.), lo que lo diferencia de otras propuestas orientadas al análisis de la lengua coloquial (cf., sin embargo, Briz 2010b)—, ha podido contribuir a que las marcas diatópicas, diastráticas y diafásicas sean consideradas a priori las que se identifican con la parte izquierda del esquema (cf. Figura 1). Otra razón, de la que trataré más por extenso en § 4, ha contribuido a asentar esta confusión: el hecho de que Koch y Oesterreicher identifiquen la variedad estándar de una lengua con la parte 26 En lo que atañe a la caracterización de los registros, es oportuno alabar también la coherencia explicativa de Biber (1995, 237) al distinguir entre lo marcado en la oralidad ( orality ) y lo marcado en la escrituralidad ( literacy ). Lo marcado y lo no marcado en la cadena de variedades 219 derecha del esquema. 27 Dicha identificación favorece una confusión, según creo, indeseable, pues, por un lado, equipara el estándar con variantes diatópicamente no marcadas, diastráticamente (muy) marcadas como altas y diafásicamente (muy) marcadas como altas, además de concepcionalmente propias de la distancia comunicativa, y, por otro lado, en tanto que variedad prestigiada por o equiparable a la norma prescriptiva, ha motivado la reinterpretación 28 del estándar como variedad no marcada opuesta a una variedad subestándar marcada , a secas, correspondiente a la parte izquierda del esquema. 29 De acuerdo con mi propuesta (cf. Figura 2), esta concepción del estándar malogra la capacidad explicativa de la marcación en el esquema de la cadena de variedades donde, para los niveles 2 y 3, podemos distinguir entre formas (muy) marcadas como bajas frente a formas no marcadas diastrática ni diafásicamente y frente a formas (muy) marcadas como altas, 30 como vimos en § 2. 27 «[L]a norma prescriptiva (o estándar) […] es […], en un cierto sentido, lengua distante por excelencia. A pesar de las diferencias de detalle entre las distintas lenguas, la norma prescriptiva es fácilmente localizable en la parte derecha del esquema» (Koch / Oesterreicher 2007, 42). Es cierto que tal identificación resulta mucho más explícita en la segunda versión de la obra traducida al español por López Serena que en la redacción alemana, donde no se añade el paréntesis que aquí he destacado en cursiva, es decir, solo se habla de «präskriptive Norm» y no de «Standard» en la cita reproducida (cf. Koch / Oesterreicher 2011, 18, por referirnos a la última versión actualizada de la obra; cf., a este respecto, asimismo Kiesler 1995: 379). Sí, en cambio, se habla de «Standard» en otros lugares de la monografía, donde la identificación con el ámbito de la distancia comunicativa también es patente (cf. Koch / Oesterreicher 2011, 209). La equiparación es igualmente inequívoca en Koch (2002, 8) y Oesterreicher (2002, 282s.; 2006, 3080). En este último trabajo, el autor no percibe, aparentemente, ningún problema en caracterizar el estándar como punto de referencia neutral y a la vez como norma prescriptiva. 28 Por supuesto, no quiero decir que los autores propongan una visión del estándar diferente a la consensuada sociopolítica y lingüísticamente, sino más bien al contrario: los autores dan por válida esta concepción aun cuando su modelo ofrece el anclaje teórico idóneo para proponer un concepto de estándar diferente, tal como hago en § 4. 29 Cf. Dufter / Stark (2003, 93): «cette opposition observable pour le français moderne n’est pas une opposition entre deux variétés bien distinctes, une ‹high›, proche du standard, et une ‹low›, marquée et fonctionnellement restreinte par rapport au standard» (cursiva mía); Méndez García de Paredes (2009, 226): «hay fenómenos lingüísticos estándares en todo el ámbito hispánico, otros sólo lo son en América, otros sólo en ciertas zonas americanas, otros propios de una nación. El estatuto de estándar es lo que los hace neutros o no marcados diasistemáticamente en ese espacio variacional en el que actúan» (cursiva mía); López Serena (2013a, 96): «por encima de la posible identidad material de algunos hechos lingüísticos compartidos por andaluz, canario y español de América, es necesario atribuir a fenómenos, en principio equivalentes, un estatus, sin embargo, muy desigual: diasistemáticamente marcado en unas comunidades, pero no marcado o estándar en otra» (cursiva mía). 30 En esta misma línea, Kramer (2008, 129) se ha referido a las manifestaciones lingüísticas de la distancia también como marcadas, al decir que «[u]m «Umgangssprache» von einer 220 Santiago Del Rey Quesada 4 Tercer problema: el lugar del estándar en la cadena de variedades Ya he adelantado que en la propuesta de Koch y Oesterreicher el estándar se identifica con la norma prescriptiva y que los autores lo sitúan en la parte derecha del esquema. En efecto, tradicionalmente se considera el estándar como la variedad prestigiada de una lengua que funciona a modo de patrón normativo respecto de otras variedades no estándares o substándares (cf. § 3). En tal concepción del estándar tiene un peso considerable la imagen de la lengua escrita (cf. Romaine 1996, 109), en sentido tanto medial como concepcional. Los procesos de estandarización lingüística se asocian a los procesos de elaboración extensiva e intensiva (cf. § 1), mediante los cuales las nacientes lenguas de cultura adquieren la capacidad de emplearse en las tradiciones discursivas de la distancia y de desarrollar los mecanismos lingüístico-discursivos necesarios para copar dicho ámbito comunicativo. 31 Esta imagen teleológica de la variedad estándar es la que determina la perspectiva prescriptiva que se sigue adoptando en su descripción teórica y en su aplicación práctica, tanto en el ámbito lingüístico como en el sociopolítico. 32 Por lo demás, si bien los procesos de estandarización lingüística suelen producirse de la manera descrita y son esenciales para la constitución del espacio variacional de una lengua (cf. Oesterreicher 2006, 3080), 33 no se ha insistido, diaphasisch markierten formellen Sprachform abgrenzen zu können, muss es die ja erst einmal geben» (‘para poder distinguir una forma de lengua coloquial de una forma de lengua marcada diafásicamente como formal debe existir en todo caso esta última forma de lengua’, cursiva mía). 31 Van Maarle (1997) ofrece un panorama interesante sobre la construcción histórica del estándar; no obstante, para la discusión acerca de la naturaleza lingüística y cultural del fenómeno de la estandarización hay que remitir inexcusablemente a Joseph (1987). En relación con dicho fenómeno, Albrecht (2003, 17) mantiene que la constitución de las variedades diastráticas y diafásicas son consecuencia de la estandarización, idea que también puede explicar la confusión a la que aludía al final de § 3. Por su parte, en lo que atañe a la relación entre variedades en su conformación histórica, Dufter / Stark (2003, 84) apuntan certeramente que la variación diatópica siempre precede al estándar —tal como se lo considera tradicionalmente, añadiría—. 32 Sobre el concepto de estándar remito a Amorós (2008, 153-166), que realiza un estado de la cuestión muy completo, a Méndez García de Paredes (2011, § 2.6) y a López Serena / Méndez García de Paredes (2011). La definición / mención de estándar como variedad prestigiada se puede encontrar en Romaine (1996, 107), Silva Corvalán (2001, 31), Dardano (2005, 295) y Moreno Cabrera (2008, 50), entre otros. Para la relación entre la norma prescriptiva y el estándar, cf. Haas (1982). 33 Precisamente por esto, Krefeld (2011, 102s.) lamenta la ausencia de una definición más particularizada de estándar en la monografía de Koch / Oesterreicher (1990; 2007), especialmente en la versión alemana (cf. n. 26). Lo marcado y lo no marcado en la cadena de variedades 221 creo, lo suficiente en las especificidades históricas que presentan algunos de dichos procesos. En el caso del castellano, en varios estudios (cf. Del Rey 2016a; 2016b) he destacado cómo el efecto pretendidamente estandarizador en que redundó la obra de Alfonso X se basa en gran medida en la selección de variantes menos marcadas que otras como comunicativamente distantes en el continuum concepcional. 34 Más allá de las vicisitudes propias de cada lengua romance en su dinámica estandarizadora, es claro que no podemos comparar el estándar de una lengua naciente o cuya entidad histórica particular es muy reciente con el estándar de una lengua pluricéntrica, plurisecular y muy diversificada desde el punto de vista discursivo-tradicional como es el caso de la lengua española, de la portuguesa o de la francesa actuales. Naturalmente, es la complejidad intrínseca a realidades idiomáticas como las que acabo de mencionar la que explica que el debate en torno al estándar no esté aún zanjado. En este sentido, me gustaría posicionarme aquí junto a algunos investigadores que han defendido una caracterización del estándar que difiere, con mayores o menores consecuencias teóricas, de la tradicional visión de esta variedad como el conjunto de variantes prestigiadas y comunicativamente distantes en una determinada comunidad lingüística. Por ejemplo, Hock / Joseph (1996, 338) admiten variantes más / menos coloquiales / formales en la misma lengua estándar. Coincido sobre todo con los autores que defienden el estándar como una variedad no marcada diasistemáticamente, tal como la contempla D’Agostino (2007, 121) 35 : «[l]a nozione di standard (opposta a quella di ‘non standard’) viene utilizzata in primo luogo per indicare una varietà di lingua non marcata su nessuno degli assi della variazione»; y con los que lo consideran una variedad central en el edificio variacional de una lengua histórica, como se desprende de las representaciones de Carbonero (cf. Figura 4) y Krefeld (cf. Figura 5). Todas estas aproximaciones teóricas sitúan al estándar como variedad de referencia (cf. Krefeld 2011, 109) sobre la que se construyen o se regulan las demás. Así entendida, la variedad estándar permite identificar tanto la lengua de la inmediatez (cuya naturaleza no estándar nunca se había puesto en duda) como la lengua de 34 Ello se observa, por ejemplo, en la preferencia por soluciones más vernáculas que los meros calcos sintácticos desde el texto fuente latino en las traducciones de la obra historiográfica alfonsí, como explico en Del Rey (2016a). Cf., en la misma línea argumentativa, Castillo (2005). 35 También desde la perspectiva de la enseñanza del español como L2 ha defendido esta postura, entre otros, Moreno Fernández (1998, 350), al hablar de «estándar» o «lengua general» como la «variedad lingüística de una comunidad que no está marcada ni dialectal, ni sociolingüística, ni estilísticamente». Briz (2010a: 16, n. 8) también destaca el carácter neutral del registro estándar, si bien, reconociendo la dificultad de definirlo, lo sitúa en «la periferia de lo formal», de acuerdo con la nueva propuesta del grupo Val.Es.Co. sobre lo coloquial prototípico / periférico vs. lo formal prototípico / periférico. 222 Santiago Del Rey Quesada la distancia (tradicionalmente considerada estándar por una gran mayoría de investigadores). Figura 4: La norma estándar como eje a partir del que se caracterizan las otras modalidades de uso de la lengua ( apud Carbonero 2003, 34) Figura 5: La posición central del estándar como punto de referencia que determina la fuerza y la claridad de la marcación en el resto de las variedades a medida que se produce un alejamiento desde el centro ( apud Krefeld 2011, 109) Asumiendo esta definición de estándar, y volviendo al esquema de la cadena de variedades que estamos revisando en este trabajo (cf. Figura 1), me parece que el modelo supone un marco perfecto para redefinir el concepto de estándar de manera sustancialmente diferente a la que proponen sus creadores y a la que expresa López Serena en la siguiente cita: [E]l modelo se revela como una forma óptima para reflejar qué es realmente la norma estándar de una lengua: no una lengua funcional más, completamente uniforme o mo- Lo marcado y lo no marcado en la cadena de variedades 223 nolítica, aislada del resto de normas consuetudinarias que constituyen las variedades diatópicas, diastráticas y diafásicas no estándares, sino un ideal de referencia en el que convergen los rasgos diatópicamente más débiles, diastráticamente más prestigiosos y diafásicamente más altos. (López Serena 2013b, 102) Al contrario, como reflejo en la Figura 6, pienso que el modelo de la cadena de variedades representa el marco teórico idóneo para definir el estándar como la variedad en la que convergen las variantes no marcadas diatópicamente, no marcadas diastráticamente y no marcadas diafásicamente: en suma, no marcadas concepcionalmente; es decir, una variedad en el centro entre el ámbito de la inmediatez y el ámbito de la distancia comunicativa en el dominio idiomáticocontingente a la que podríamos otorgarle un rango mediano de variación interna entre la inmediatez y la distancia, 36 pero que nunca llegaría a identificarse ni con el polo de la máxima oralidad concepcional ni con el polo de la máxima escrituralidad concepcional. De este modo, el estándar sigue ejerciendo la función niveladora u «ordenadora del espacio variacional» que Oesterreicher (2006, 3080) atribuye a esta variedad, pero de una manera más equilibrada a como la concebían tanto él como Peter Koch, ya que, situada en el centro del espacio variacional, la variedad estándar tiene la capacidad de nivelar a los dos lados del esquema. Figura 6: El lugar del estándar en el espacio variacional como variedad en el centro del esquema 36 A la necesidad de reconocer variación interna al estándar también apunta Dufter (2012). 224 Santiago Del Rey Quesada Desde este punto de vista, la idea de lo estándar está más relacionada con el concepto de norma descriptiva que con el de norma prescriptiva. 37 Así, si ejemplificamos tomando como referencia el español peninsular, la variación paradigmática que evoca, en el nivel léxico, la X de la oración esta noche voy a X en su casa , imaginando que el infinitivo que falta pretende comunicar la acción de ‘pasar la noche en estado de reposo con los sentidos inactivos o suspendidos’ (cf. DLE ), podríamos encontrar, entre otras, una variante estándar, dormir ; otra variante no estándar propia del ámbito de la inmediatez comunicativa, sobar , y otra variante no estándar propia de la distancia comunicativa, pernoctar . Nótese cómo pernoctar , voz perteneciente a la norma culta y prestigiada del español, no sería considerada estándar en el modelo que propongo. La colocación del estándar en el medio del esquema implica otra consecuencia teórica importante (cf. Figura 7): como variedad integrante de variantes no marcadas, estas pueden utilizarse tanto en el ámbito de la inmediatez como en el ámbito de la distancia comunicativa. Efectivamente, mientras el uso de un verbo como sobar sería inapropiado en un contexto comunicativo formal al igual que pernoctar lo sería en un contexto comunicativo informal, la forma estándar dormir sería apropiada en cualquier punto del continuum concepcional. 38 Por supuesto, encontrar unidades idénticas en el nivel paradigmático que permitan oponer a una variante estándar no marcada dos variantes marcadas, una en el ámbito de la inmediatez y otra en el ámbito de la distancia, es com- 37 Así, solo las variantes normales de una lengua, en el sentido coseriano, serían estándares , idea que se relaciona con lo marcado como «abnormality», uno de los sentidos que Haspelmath (2006, 33-37) discrimina a propósito del concepto de markedness . 38 Aunque limitándose al nivel de variación estilística, Berruto (1993, 72-73) también establece un continuum entre unidades formales / solemnes e informales / vulgares, que ejemplifica apelando a la diferencia entre voces y expresiones del tipo estinguersi, decedere, render l’anima a Dio (+ formal / solemne), morire (en el centro del continuum ) y crepare (-formal/ +vulgar). Mi visión del estándar, tal como la presento aquí, coincide en parte —digo en parte porque el autor se centra fundamentalmente en las variedades diafásicas— con la de Kiesler (1995, 394), que se basa en el continuum concepcional de Koch / Oesterreicher para explicar las diferencias de registro que afectan a las voces francesas correspondientes al ejemplo de Berruto: rendre l’âme , mourir y crever . En este sentido, cabe destacar que Kiesler considera la forma mourir como no marcada , frente a las otras ( marcadas como propias de registros elevados / formales o, en el otro extremo, familiares / vulgares). En su propuesta, es la idea de que las variantes situadas en el centro del continuum se corresponden con las formas no marcadas de una lengua la que coincide con mi visión de las variantes estándares en esta remodelación de la cadena de variedades. Para un resumen y comentario de estas dos propuestas remito a Hesselbach (2013), con el que coincido cuando interpreta las formas neutrales , según su terminología, como susceptibles de aparecer tanto en textos propios de los registros elevados como en los típicos de los registros espontáneos —de nuevo, según su terminología— ( ibid ., 48). Lo marcado y lo no marcado en la cadena de variedades 225 plicado incluso en el dominio léxico. 39 Con todo, la localización del estándar en el centro del esquema es rentable aun cuando son solo dos las entidades que se comparan, en cualquier nivel de descripción lingüística; por ejemplo, en el ámbito de la sintaxis, una construcción absoluta del tipo acabada la cena en la oración acabada la cena, se fueron a casa constituiría una variante marcada en el ámbito de la distancia respecto de la variante subordinativa con nexo cuando acabó la cena , variante estándar no marcada que, como tal, funciona apropiadamente también en el ámbito de la inmediatez comunicativa. 40 Soy consciente, en fin, de que colocar el estándar en el centro del esquema significa aceptar como no estándares formas tradicionalmente amparadas por la norma prescriptiva, como el participio impreso frente a imprimido o la forma de imperfecto de subjuntivo anduviera frente a andara en las comunidades hispanohablantes en las que se pudiera atestiguar una mayor frecuencia de uso de la variante analógica tradicionalmente estigmatizada frente a la forma construida sobre el tema de perfecto fuerte todavía hoy invariante en la norma escrita. 41 39 No puedo entrar ahora en la espinosa cuestión sobre la sinonimia absoluta y la consideración de la variación diasistemática y sus consecuencias lexicológicas, para lo que remito a Del Rey (2018; 2021, § 1) y a las referencias bibliográficas aquí contenidas. 40 Ya he advertido, sin embargo (cf. n. 21), de que la marcación en el ámbito de la sintaxis responde a unas coordenadas diferentes a las de los otros niveles de descripción lingüística. También en este nivel más que en otros, diversos factores de tradicionalidad discursiva (cf. Winter-Froemel et al. 2015; Octavio de Toledo 2018) tienen un peso determinante en la caracterización variacional de determinadas unidades como pertenecientes al ámbito de la inmediatez o al ámbito de la distancia. Son precisamente estos factores los que permiten establecer diferencias entre construcciones absolutas propias de la distancia comunicativa y construcciones absolutas que funcionan apropiadamente en el ámbito de la inmediatez comunicativa, tal como percibe Narbona (2015, 121). 41 Por supuesto, ello no quiere decir que la normalización y consecuente estandarización de una determinada variante, desde una perspectiva diacrónica, se produzca de manera totalmente independiente de la valoración metalingüística y / o sociolingüística de dicha variante: la aceptación, consciente o inconsciente, por parte de la comunidad lingüística es una condición necesaria para que se produzcan dichos procesos. Es lo que ha ocurrido con algunos femeninos analógicos en español, como la jueza , la presidenta o la médica , que se han convertido en variantes estándares tras un primer período de resistencia frente a las variantes, ya marcadas en el ámbito de la distancia comunicativa, la juez , la presidente y la médico . Por otro lado, no hay que olvidar que, en una determinada sincronía, dos o más variantes pueden convivir dentro de la variedad estándar, aunque la coexistencia de variantes posibles para un mismo fenómeno dentro del estándar se suele resolver mediante el desplazamiento de una de ellas hacia el ámbito de la distancia comunicativa o hacia el ámbito de la inmediatez. Por ejemplo, en algún estadio cronológico de la Alta Edad Media castellana, podemos suponer que los adverbios temporales etimológicos demientre(s) / demientra(s) convivieron como formas estándares con los adverbios mientre(s) / mientra(s) . Posteriormente, la forma etimológica demientra(s) se desplazaría al ámbito de la inmediatez comunicativa: efectivamente, hoy en día tal variante está marcada diatópicamente y diastrática y diafásicamente como baja; en cambio, el adverbio mientras 226 Santiago Del Rey Quesada 5 Conclusión: una nueva propuesta de la cadena de variedades Figura 7: Nueva propuesta del espacio variacional histórico-idiomático entre inmediatez y distancia comunicativas Si añadimos a la Figura 6 las flechas verticales que en el esquema original de Koch y Oesterreicher (cf. Figura 1) representan el funcionamiento de la Varietätenkette de Coseriu (cf. n. 12), obtenemos un esquema (Figura 7) que, desde mi punto de vista, da cuenta más aproximada de lo que cabe entender como sigue perteneciendo a la variedad estándar. Otro ejemplo, este en la dirección opuesta, nos lo ofrecen las variantes porque + subjuntivo y para que + subjuntivo para la expresión de la finalidad: ambas formas convivieron seguramente como estándares entre finales de la Edad Media y principios del Siglo de Oro, a partir de cuando la variante con por se fue desplazando hacia el ámbito de la distancia comunicativa, donde se instaló hasta el siglo XIX, desapareciendo después (cf. Del Rey 2011, 295-296). En este sentido, y volviendo sobre los ejemplos de la n. 17, si se pudiera hablar de una norma meridional peninsular diferenciada, cabría decir que dentro de la variedad estándar andaluza convivirían, ahora mismo, el seseo y la distinción / s/ vs. / θ/ , mientras que el ceceo y el heheo serían variantes marcadas en el ámbito de la inmediatez comunicativa. En cuanto a la aspiración de / -s/ en posición implosiva, como apuntaba en la n. 16, a pesar de ser un fenómeno cada vez más extendido y socialmente diversificado dentro de la norma peninsular, no creo que sea interpretable —aún— como estándar, pues la aspiración, aunque no marcada diastráticamente como baja, sigue estando marcada diafásicamente como baja, a diferencia del seseo. No sería así, claro, en una supuesta norma andaluza: si concediéramos a esta su propio espacio variacional —lo que, de momento, no parece del todo realista, cf. n. 17—, tendríamos que considerar la aspiración de / -s/ como variante estándar, frente a la pronunciación de la sibilante [-s], que sería no marcada diatópicamente y marcada diastrática y diafásicamente como alta. Lo marcado y lo no marcado en la cadena de variedades 227 espacio variacional de una lengua. Dichas flechas indican que, en efecto, una variante marcada diatópicamente puede interpretarse como una variante marcada diastráticamente como (muy) baja y que, a su vez, una variante marcada diatópicamente y marcada diastráticamente como (muy) baja puede funcionar como variante diafásicamente marcada como (muy) baja. 42 En el otro lado del esquema, las flechas 43 explican cómo las variantes diatópicamente no marcadas son las que pueden funcionar diastráticamente como (muy) marcadas como altas y, a su vez, estas como diafásicamente (muy) marcadas como altas. Recordemos, a este propósito, que en § 2 proponía una modificación del nivel 4 en el sentido de que la variedad diatópica representaba un tipo de variación de naturaleza diferente al de los niveles 2 y 3: mientras que en estos tendríamos variantes marcadas a la izquierda y a la derecha del esquema frente a variantes no marcadas en el centro, en 4 solo tendríamos variantes marcadas a la izquierda frente a variantes no marcadas en el centro y en la derecha (cf., sin embargo, n. 18). Otra modificación importante, que explicamos en § 3, consiste en la desaparición del nivel 1b como un escalón superpuesto a 2. Esta desaparición se traduce en un cambio en el alcance de la marcación respecto del esquema original, pues he defendido que la variación concepcional en el nivel idiomático-contingente sí puede constituir marca diasistemática, y en este sentido, dentro de dicho nivel, la variación concepcional puede entenderse como una dimensión integradora del resto de variedades diasistemáticas. La dimensión concepcional se entiende así como una dimensión abarcadora de las demás que viene definida en cada lengua histórica particular por los aspectos universales de la oralidad y de la escrituralidad relacionados con las circunstancias comunicativamente relevantes de naturaleza extralingüística (nivel 1). Tales circunstancias son las que determinan las variantes diatópicamente marcadas o no y diastrática y diafásicamente (muy) marcadas como altas o bajas que conforman los ámbitos de la inmediatez comunicativa y de la distancia comunicativa. En este sentido, caracterizar una determinada variante concepcionalmente como propia de la inmediatez o de la distancia significa, de acuerdo con mi propuesta, identificar el ámbito comunicativo de la variante en sí (su estatuto variacional) sin especificar 42 Es oportuno recordar, no obstante, que, como precisaba en la n. 12, esta unidireccionalidad de la cadena de variedades se ha puesto en tela de juicio, entre otros, por Dufter / Stark (2003, 89), quienes sostienen lo siguiente: «[v]u la mobilité croissante d’une grande partie de la population actuelle et le clivage toujours plus marqué entre habitats privilégiés et sousprivilégiés, entre quartiers chics et défavorisés, il ne nous paraît pas impossible que l’on puisse réinterpréter une marque sociale comme particularité régionale ou locale même au niveau synchronique». 43 La sustitución de la única flecha por nivel del esquema original frente a las dos flechas en cada nivel en este nuevo gráfico no es casual, sino que pretende subrayar el carácter marcado de las variantes a ambos lados de la cadena de variedades. 228 Santiago Del Rey Quesada que la marca diasistemática de que está dotada dicha variante sea diatópica y / o diastráticamente (muy) alta o baja y / o diafásicamente (muy) alta o baja. 44 Esto significa que el reconocimiento del ámbito concepcional al que pertenece una determinada unidad lingüística (o conjunto de unidades) o un determinado texto (o conjunto de textos) permite establecer, respectivamente, estatutos variacionales y perfiles concepcionales diferenciados en el continuum entre inmediatez y distancia comunicativas, en tanto en cuanto existen (a) variantes marcadas solo en uno de los niveles 2, 3 o 4 del esquema —por ejemplo, solo diatópicamente o solo diafásicamente como bajas 45 —; en dos de los tres niveles —por ejemplo, solo diatópicamente y diafásicamente como bajas 46 —, o coincidentemente en los tres niveles —diatópicamente marcadas y diastrática y diafásicamente marcadas como bajas—, y (b) variantes cuyo grado de marcación diastrática y / o diafásica 44 Cabría plantear aquí la objeción, tal vez, de que, en ese caso, de poco serviría el reconocimiento de la variedad concepcional, una vez que se ha negado la existencia de fenómenos idiomático-contingentes exentos de marca diasistemática y que sean indicadores en bruto de una variación concepcional hablado / escrito, como defienden Koch y Oesterreicher. Sin embargo, la variedad concepcional no solo es rentable en los términos explicativos que expongo aquí, como variedad que integra a las otras, sino que resulta necesaria cuando el análisis se extrapola de los fenómenos concretos a los textos considerados en conjunto. En efecto, un mismo texto puede incluir fenómenos que exhiban marcas diatópicas, otros fenómenos que quepa caracterizar como diastráticamente bajos pero a priori no definibles como diafásicamente bajos y otros rasgos marcados como diafásicamente bajos pero sin marca diatópica o diastrática reconocible. Todos esos fenómenos, en conjunto, son sintomáticos de la variedad concepcional que refleja el texto, variedad que precisamente le confiere a este un perfil concepcional específico frente a otros pero, a la vez, lo suficientemente definitorio de la tradición discursiva en la que se inserta (cf. López Serena 2011, 83s.). Discrepamos en este punto, pues, de Glessgen (2005, 213) cuando afirma que «[d]as Nähe-Distanz-Prinzip strukturiert […] die drei Varietäten, bildet aber selbst keine Varietät»; al contrario, considero la dimensión hablado / escrito como una variedad propiamente diasistemática, a diferencia de Koch y Oesterreicher, una variedad que integra y, en esto sí coincido con Glessgen, estructura las otras tres variedades diasistemáticas. 45 Otra precisión importante en esta argumentación, en conexión con lo que exponía justo al principio de este apartado y de acuerdo con el ejemplo sobre el seseo aducido en la n. 16, sería la de que las flechas que se superponen entre los niveles diasistemáticos indican una direccionalidad facultativa y no obligativa . Quiero decir que, por ejemplo, una variante marcada diatópicamente puede funcionar como variante marcada diastráticamente como baja, pero no tiene que funcionar obligatoriamente como tal. Esto depende, naturalmente, de la percepción e interpretación del receptor. El seseo en el español peninsular constituye marca diatópica, pero no está, en principio, marcado diastráticamente ni diafásicamente como bajo, de ahí que dijéramos que, en la determinación del perfil concepcional de un determinado discurso, los niveles diastrático y diafásico suelen tener mayor peso. Sin embargo, en tanto que fenómeno marcado diatópicamente, puede ser considerado por algunos miembros de la comunidad lingüística como marcado diastráticamente y / o diafásicamente como bajo. 46 Cf. el ejemplo sobre el seseo en los chistes aducido en la n. 16. Lo marcado y lo no marcado en la cadena de variedades 229 es más o menos pronunciado en uno u otro lado del esquema. 47 El reconocimiento de estas diferencias en cada variante o conjunto de variantes, unido a la determinación discursivo-tradicional de cada una de ellas, les confiere un estatuto variacional específico en el continuum que representa la (supra)dimensión concepcional. El factor discursivo-tradicional es esencial para el reconocimiento del estatuto variacional de una determinada variante o conjunto de variantes, como se desprende de los ejemplos que aduje en la n. 17: mientras que existen fenómenos marcados diatópicamente y diastrática y / o diafásicamente en sí mismos como bajos —por ejemplo, el ceceo—, otros fenómenos no lo son en sí mismos, sino que adquieren un estatuto variacional marcado en virtud del (sub)género en el que se activan como marca. Por ejemplo, el seseo puede funcionar como variante propia de la inmediatez comunicativa, como vimos, en la relación de chistes; en el otro lado del esquema, los gerundios y participios, formas no personales del verbo en principio no marcadas concepcionalmente, pueden funcionar en determinados (sub)géneros —jurídico-administrativos, historiográficos, etc. - como elementos propios de la distancia comunicativa. 48 En este sentido creo que el perfil concepcional de los discursos no puede ser definido ni explicado independientemente de los condicionamientos discursivo-tradicionales de una lengua histórica determinada. Podríamos incluso pensar que el factor de la tradicionalidad discursiva neutraliza en ciertas ocasiones la marcación diasistemática de determinados fenómenos. Por ejemplo, un discurso elaborado pronunciado por un hablante ceceante no deja de ser un discurso propio de la distancia comunicativa simplemente por el hecho de que aparezca en él el fenó- 47 Por ejemplo, en el lado izquierdo del esquema, el heheo andaluz (la pronunciación [h] para la / s/ en posición explosiva de sílaba) está más marcado diastráticamente como bajo que el ceceo. En el lado derecho, el conector empero está más marcado diastráticamente como alto que el conector sin embargo . 48 A partir de estos dos ejemplos, y de acuerdo con la dinámica descrita por Coseriu en la cadena variacional, cabría preguntarse si para que una variante en principio no marcada concepcionalmente pueda funcionar en determinadas tradiciones discursivas como marcada en el ámbito de la inmediatez comunicativa, dicha variante debe estar al menos marcada diatópicamente. Lo que parece más seguro es que para que una variante en principio no marcada concepcionalmente pueda funcionar en determinadas tradiciones discursivas como marcada en el ámbito de la distancia comunicativa no debe estar marcada diatópicamente (cf., sin embargo, n. 17). Adviértase que la precisión que hago en esta nota se refiere a variantes no marcadas concepcionalmente en sí mismas que, como elementos característicos de determinadas tradiciones discursivas, pueden adquirir marca concepcional. Distinto es que las variantes no marcadas concepcionalmente se encuentren —y de hecho necesariamente se encuentran— en discursos de la inmediatez y de la distancia, en convivencia con otras variantes marcadas efectivamente en los ámbitos de la inmediatez y de la distancia comunicativas: eso no las hace variantes marcadas concepcionalmente, simplemente se trata de variantes posibles a lo largo de todo el continuum concepcional, como explicaba en § 4. 230 Santiago Del Rey Quesada meno del ceceo. Claro que, en tanto que fenómeno marcado en sí diatópicamente y marcado en sí diastrática y diafásicamente: diafásicamente como bajo, desde el punto de vista semasiológico dicho fenómeno corre el riesgo de ser considerado inadecuado por el receptor para el tipo de discurso en que aparece. Por último, el nuevo esquema que reproduzco con la Figura 7 sitúa la variedad estándar en el centro del espacio variacional, como variedad integrante de las variantes no marcadas en los diferentes niveles diasistemáticos y colocada en el medio de los ámbitos concepcionales —por supuesto, en el dominio idiomáticocontingente— de la inmediatez y de la distancia. La variedad estándar, como explico en § 4, funciona como niveladora de las otras variedades de una lengua histórica, en el sentido de que, a partir de ella, pueden reconocerse variantes de la inmediatez comunicativa y variantes de la distancia, estas últimas tradicionalmente tenidas por estándares pero que, en mi opinión, deberían ser consideradas tan no estándares como las propias de la inmediatez. 49 Por supuesto, la propuesta teórica que he ofrecido en estas páginas, que parte de Koch y Oesterreicher para reivindicar la lucidez de sus propuestas a la vez que para adaptarlas a lo que considero una visión sincrónica más ajustada a la gran complejidad variacional de lenguas históricas como la española, no pretende ser definitiva, sino que está sujeta a ulteriores revisiones y posibles reelaboraciones. 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Lo marcado y lo no marcado en la cadena de variedades 239 Fallstudien Die Standardisierung des Deutschen im Spannungsfeld von Nähe und Distanz Zum Verlust der doppelten Negation in der konzeptionellen Schriftlichkeit Ann-Marie Moser (Zürich) This chapter discusses possible reasons for the loss of negative concord in the German standard variety. Both stigmatizing comments from grammarians and the assumption that negative concord is a ‘vernacular universal’ can be excluded. I will instead argue that the conventionalization of linguistic strategies which are characteristic of ‘conceptional literacy’ ( konzeptionelle Schriftlichkeit ) represents an important step in the standardization of German (in addition to the contact of varieties leading to the simplification of the negation strategy). This step, which follows the Ausbau stage, includes the implicit selection and conventionalization of syntactic variants (in this case, the simple negation instead of negative concord) which, consequently, become the exclusive, conceptionally distant forms in the German protostandard. It is only in retrospect that the marginalization of negative concord was institutionalized by explicit codification. Two other syntactic phenomena - the possessive dative periphrasis and verb clusters in subordinate clauses - further substantiate the importance played by the phase of implicit selection of variants within the history of standardization. 1 Einleitung In früheren Sprachstufen (cf. Pensel 1976; Jäger 2008; Schüler 2017) ebenso wie in den heutigen Dialekten des Deutschen (cf. Weiß 1998, 167-230; Stellmacher 2000, 207; Glaser / Frey 2007, 1s.; Moser 2019) tritt eine Form der Negation auf, die unter dem Namen ‘doppelte Negation’ (im Folgenden: dN) bekannt ist. In diesem Fall treten zwei (oder mehr) Negationsmarker in einem Satz auf. Die 242 Ann-Marie Moser Negationsmarker heben sich jedoch nicht gegenseitig auf, sondern der Satz wird wie ein einfach negierter Satz interpretiert. Folgende Beispiele illustrieren dies: 1 (1) (Nemo potest duobus dominis seruire) Nioman nimag zuueion herron thionon [Althochdeutsch] niemand neg -kann zwei herren dienen ‘Niemand kann zwei Herren dienen’ ( Tatian 69, 29; zit. nach Jäger 2008, 206) (2) als er nichts darumb enwúst [Mittelhochdeutsch] als er nichts dort-darüber neg -wusste ‘als ob er nichts darüber wüsste’ ( Lancelot 30, 129; zit. nach Jäger 2008, 290) (3) Då ischʼ nirgends kaĩ Liacht unʼ nicks mehʼ [Alemannisch] ‘Da ist nirgends Licht und nichts mehr’ (St. Roman; Kr. Ortenaukreis; Ruoff 1985, 3; X / 83) (4) Ja, daß [ sic ] hat man früher - ist alles zu Fuß nach Straubing gegangen, weil man keinen Transport nicht gehabt hat [Bairisch] ‘Ja, das hat man früher … - ist alles zu Fuß nach Straubing gegangen, weil man keinen Transport gehabt hat’ (Oberschneiding, Kr. Straubing-Bogen; ZW -Korpus: ZW -E_01 381_S_01 513) Erstaunlicherweise ist die dN jedoch in einer Varietät, dem Standarddeutschen, nicht möglich. In der Duden-Grammatik (2016) heißt es: „Wenn zwei indefinite Satzglieder dem Fokus ein und derselben Negation angehören, kann nur eines davon negativ markiert sein“ (Duden-Grammatik 2016, 925); und in der Grammatik für den Fremdsprachenunterricht von Helbig / Buscha (2001) wird die dN ebenfalls explizit als ungrammatische Form erwähnt: Enthält ein Satz bereits ein Negationswort - sei es ein Pronomen ( keiner , niemand , nichts ) oder ein Adverb ( nie , nirgends , nirgendwohin ) -, so ist ein zusätzliches Auftreten von nicht ausgeschlossen. Eine doppelte Negation ist in der deutschen Gegenwartssprache nicht zulässig […]. (Helbig / Buscha 2001, 559) Beide Grammatiken bringen zudem Beispiele für die dN bzw. die korrekte Form im Fall der Duden-Grammatik: 1 Sofern nicht anders gekennzeichnet, stammt die Fettmarkierung in diesen und den folgenden Beispielen von AMM. Die Standardisierung des Deutschen im Spannungsfeld von Nähe und Distanz 243 (5) *Niemand besuchte ihn nicht (Helbig / Buscha 2001, 559) (6) Ich glaube, dass Otto niemandem etwas gesagt hat (Duden-Grammatik 2016, 925) Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was den Verlust der dN aus dem Neuhochdeutschen bedingte. Nach Fleischer / Schallert (2011, 250) könnten normative Vorstellungen die Ursache gewesen sein; gleichzeitig deuten die Autoren an, dass es auch andere Gründe für den Verlust geben könnte, ohne jedoch darauf näher einzugehen: Die doppelte Negation scheint aufgrund der beträchtlichen Stigmatisierung, aufgrund normativer Vorstellungen, aus der Hochsprache verschwunden zu sein. […] Möglicherweise begünstigten die präskriptiven Aktivitäten der Grammatiker aber auch nur eine Entwicklung, die schon früher eingesetzt hatte. (Fleischer / Schallert 2011, 250) Aus diesem Grund soll im Folgenden genau dieser Frage nachgegangen und untersucht werden, was den Verlust der dN bedingte, zumal diese Form der Negation erstaunlicherweise in den modernen Varietäten des Deutschen durchaus möglich ist. Dafür werden in einem ersten Schritt bisherige Erklärungsansätze für den Verlust der dN vorgestellt und diskutiert: präskriptive Äußerungen (2.1) und die Annahme, es handle sich bei der dN um ein universelles, rein gesprochensprachliches Phänomen (2.2). In einem zweiten Schritt schlage ich einen Erklärungsansatz für den Verlust der dN aus dem Neuhochdeutschen vor, der davon ausgeht, dass (a) Varietätenkontakt eine Vereinfachung der Negationsstrategie gefördert hat (3.1) und (b) eine Phase der Konventionalisierung konzeptionell schriftsprachlicher Ausdrucksstrategien zum Fehlen der dN im Standarddeutschen geführt hat (3.2). Der Beitrag schließt mit einer Zusammenfassung (4). 2 Erklärungsansätze für den Verlust der dN 2.1 Präskriptive Äußerungen Für den hier interessanten Übergang vom Frühneuhochdeutschen zum Neuhochdeutschen, d. h. für den Zeitraum vom 16. bis zum 18. Jahrhundert (cf. Besch 2003, 2284; Mattheier 2003, 234s.), liegt mit Pensel (1976) bisher leider nur eine umfassende Untersuchung zur dN vor. In seiner Arbeit untersucht Pensel auf der Basis verschiedener Textsorten (Reisebeschreibung, Chronik, Flugschrift, Fachprosa, Volksbuch, Brief, Roman, Bildungsschrifttum) die Entwicklung der Negation in zwei Zeiträumen. 244 Ann-Marie Moser Im ersten Zeitraum (1470-1539) ist die dN als Negationspartikel en und Indefinitum - cf. Beispiel (7) - in 4,2 % der Fälle realisiert, wobei die westmitteldeutsche Schreiblandschaft mit 5,9 % etwas über dem Durchschnitt liegt. Die dN in Form der Negationspartikel nicht und Indefinitum - cf. Beispiel (8) -, also wie wir sie heute z. B. aus dem Bairischen kennen, ist insgesamt noch seltener belegt (1,8 %). (7) sie en hat anders keinen glouben sie neg hat anders keinen glauben ‘Sie hat keinen anderen Glauben’ (Pensel 1976, 300) (8) wann sy haben chainen gelauben nicht gleichwohl sie haben keinen glauben neg ‘Gleichwohl haben sie keinen Glauben’ (Pensel 1976, 299) Im zweiten Zeitraum (1670-1730) liegt die dN bei nur mehr 0,6 %, und Pensel stellt keine schreiblandschaftlichen Unterschiede mehr fest: Die dN ist in den hochdeutschen Schreiblandschaften also spätestens um 1730 aus der geschriebenen Sprache verschwunden. Vereinzelte Belege für das 17. Jahrhundert bei Autoren wie Grimmelshausen - cf. (9) - und Reuter sind dem Einfluss gesprochener Sprache geschuldet (cf. Admoni 1990, 187). Meines Erachtens spielt bei beiden Autoren zudem sicher auch die literarische Gattung Schelmenroman eine wichtige Rolle, der sowohl Grimmelshausens Simplicissimus als auch Reuters Schelmuffsky zuzuordnen sind (cf. zum Schelmenroman Bauer 1994, 1-25, 92-118, 138-140). Auch im 18. Jahrhundert kann man bei Autoren wie Lessing, Schiller und Goethe die dN noch vereinzelt finden (cf. Paul 1920, 334s.; Dal 1996, 165), cf. (10); ich vermute jedoch, dass dies - wie bereits im 17. Jahrhundert - auf die Nähe zur gesprochenen Sprache zurückgeht, die bei der Textsorte Privatbrief und teilweise bei der Gattung Drama vorliegt. (9) daß gleichwohl sonst niemand nichts darvon wuste ‘dass dennoch sonst niemand etwas davon wusste’ (Grimmelshausen, Simplicissimus 482; zit. nach Fleischer / Schallert 2011, 239) (10) so soll mir Niemand nichts dagegen sagen ‘so soll mir niemand etwas dagegen sagen’ (Goethe, Brief 21, 106; zit. nach Paul 1920, 335) Die Standardisierung des Deutschen im Spannungsfeld von Nähe und Distanz 245 Die dN ist also spätestens ab 1730 nicht mehr in geschriebener Form vorzufinden. Vorkommen der dN, die medial schriftlich belegt sind, befinden sich sehr nah am Nähepol und können daher nicht als Beleg für die dN in geschriebener Distanzsprache gewertet werden. Die ersten sprachnormierenden Äußerungen zur dN sind jedoch nicht vor 1758 belegt (cf. Davies / Langer 2006, 246) und zusätzlich mit dem Hinweis versehen, dass die dN im vorherigen Jahrhundert noch üblich gewesen sei: La double Negation, qui étoit en usage au Siecle passé, est entierement abolie, de sorte qu’on ne dire [ sic ] plus, niemals nicht, nichts nicht, keiner nicht, pour dire jamais , rien , aucun ; on se contente de dire simplement niemals, nichts, keiner, p. ex. (Gottsched 1758, 388; zit. nach Davies / Langer 2006, 246) Die deutsche Version von Gottscheds Grammatik wird 1759 gedruckt. Nach Gottsched finden sich zahlreiche weitere präskriptive Äußerungen, u. a. von Adelung (cf. dazu ausführlich Davies / Langer 2006, 246-251): In den gemeinen Sprecharten, besonders Oberdeutschlandes, ist es sehr gewöhnlich, die Verneinung um des Nachdruckes willen zu verdoppeln, nach dem Muster des Griech. ον μη, und Franz. ne pas; nichts nicht, keiner nicht, niemand nicht, für das einfache nichts, keiner und niemand. In der anständigen Schreibart klingt solches überaus widrig; indessen höret und lieset man es doch oft. (Adelung 1811, Bd. 3, Sp. 484) Vor 1730 wird die dN von Grammatikern nicht stigmatisiert, sondern z. B. in L2-Grammatiken als gemeinsames Merkmal mit dem Italienischen und Französischen erwähnt: In Lingua Tedesca come nell’Italiana e Francese due Negationi non affirmano ; anzi negano con più forza; per essempio Er hat kein Geld nicht / egli non hà danar. Das wird er nimmer nicht thun / egli non farà mai questa cosa. Du sollst nichts nicht sagen / tu non dirai niente. (Kramer 1694, 971s.; zit. nach Davies / Langer 2006, 244) Die dN kann also nicht aufgrund sprachnormierender Äußerungen aus der Standardsprache verschwunden sein. Die stigmatisierenden Kommentare der Grammatiker können sich somit eigentlich nur auf die Verwendung der dN im gesprochenen regionalen Umgangsdeutsch bzw. Dialekt oder in nähesprachlich geprägten Textsorten beziehen. Sie sind nicht der Auslöser für den Verlust aus dem Neuhochdeutschen, sondern die Folgeerscheinung einer Entwicklung, die schon früher eingesetzt hat. 246 Ann-Marie Moser 2.2 Die dN als rein gesprochensprachliches Phänomen? In Abschnitt 2.1 ist bereits angeklungen, dass die dN ab dem 17. Jahrhundert in medial schriftlicher Form wohl auf den Einfluss der gesprochenen Sprache zurückgeht. Man könnte also einen Schritt weitergehen und annehmen, dass die dN ein rein gesprochensprachliches Phänomen ist und daher nicht kodifiziert wurde. Genau diese Vermutung, also dass die dN ein rein gesprochensprachliches Phänomen sei, findet sich für das Englische bei Chambers (2004). Dieser prägte den Begriff der vernacular universals , einer kleinen Anzahl an phonologischen und grammatischen Merkmalen, die nur in „vernaculars wherever they are spoken“ auftreten (Chambers 2004, 128). Neben der dN zählen beispielsweise auch die sogenannte Auslautverhärtung oder die fehlende Subjekt-Verb-Kongruenz dazu (cf. Chambers 2004, 129). Dieses Konzept wird jedoch u. a. von Trudgill (2009) stark kritisiert, der in Bezug auf Sprachuniversalien eine Unterscheidung vorschlägt, die zwischen Varietäten mit hohem Sprachkontakt (z. B. Standard- und Substandardvarietäten) und mit niedrigem Sprachkontakt (z. B. traditionelle Dialekte des Englischen) differenziert (cf. Trudgill 2009, 320). Auch Siemund (2009, 324) vertritt die Auffassung, dass es keinen Grund gebe, Universalien anzunehmen, die nur für Dialekte gelten. Wie sieht es nun für die dN im Deutschen aus? Lässt sich das Konzept der vernacular universals , das in der Anglistik übrigens bereits zu weniger starken Begriffen wie angloversals oder varioversals korrigiert wurde (cf. Szmrecsany / Kortmann 2009), auf die dN im Deutschen anwenden? In anderen Worten: Stellt die dN im Deutschen ein rein gesprochensprachliches Merkmal dar und wurde deswegen nicht kodifiziert? Dabei wäre Mündlichkeit im Wesentlichen mit Dialektalität gleichzusetzen, denn man kann tatsächlich annehmen, dass die Standardsprache bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts für die meisten Personen nur in schriftlicher Form existierte (cf. Auer 2004, 71), die gesprochene Sprache also zwangsläufig regional / diatopisch markiert war. Für die Zeit seit dem 20. Jahrhundert muss man jedoch die Ebene der primärdialektalen Variation (Ebene 4 im Nähe / Distanz-Modell von Koch / Oesterreicher 1985; 2008; 2011) und die einzelsprachliche Ebene der konzeptionellen Variation (Ebene 1b im Nähe / Distanz-Modell) als zwei voneinander verschiedene Dimensionen behandeln, denn „standard varieties started to be used for oral communication in the 20th century in addition to the dialects“ (Auer 2004, 71). Die Annahme, dass gesprochene Sprache zwangsläufig dialektal sei, kann also nicht mehr für das 20. Jahrhundert gelten (cf. auch Fleischer 2010, 89). Prototypische Dialektsyntax ist demnach zwar immer gesprochene Syntax im Sinne von Koch / Oesterreichers universeller Ebene 1a, sie zeichnet sich aber gleichzeitig durch zusätzliche, kontingente, eben dialektale Merkmale aus (Ebene 4). Die Standardisierung des Deutschen im Spannungsfeld von Nähe und Distanz 247 Beispiele für universelle Merkmale gesprochener Sprache (Ebene 1a) sind etwa Anakoluthe oder Herausstellungsstrukturen wie die Prolepse (cf. Schwitalla 2012). Auf Ebene 1b, also der einzelsprachlichen, nicht diatopisch markierten Ebene, finden wir Strukturen wie die possessive Dativumschreibung oder die tun -Periphrase. Beide Strukturen sind außerdem in den Dialekten (Ebene 4) verbreitet. (11) possessive Dativumschreibung a. dm budb zini mudtdr [Hochalemannisch] ‘die Mutter des Jungen’ (Keenan 1974, 303) b. Das ist dem Bruder sein Buch [Westmitteldeutsch] ‘Das ist das Buch des / vom Bruder(s)’ (Weise 1898, 288) c. Denn hei stammt’jo her ut David sin Hus un Gesiecht [Niederdeutsch] ‘Denn er stammt ja aus dem Haus und Geschlecht Davids’ (E. Voß, Dat Ni Testament for plattdütsch Lüd in ehr Muddersprak oewerdragen , ³ 1960: Lk. 2.4) (12) tun -Periphrase (nach Auer 2004, 73s.) 2 a. B Muadda duad koocha . [Bairisch] ‘Die Mutter kocht’ (Zehetner 1985, 151) b. Mer tüend grad zMorgen ässe . [Hochalemannisch] ‘Wir frühstücken gerade’ (Weber 1948, 249s.) c. wenn Lüüd nah’n Goddesdeenst nach Huus gahn doot, denn kümmt dat männigmal vör, dat se ok oever de Predigt spręken doot. [Niederdeutsch] ‘Wenn die Leute nach dem Gottesdienst nach Hause gehen, dann kommt es manchmal vor, dass sie auch über die Predigt sprechen’ (Stellmacher 2000, 196-198) Die dN unterscheidet sich jedoch meines Erachtens von der tun -Periphrase und der possessiven Dativumschreibung insofern, als sie gerade nicht im Substandard (Ebene 1b nach Koch / Oesterreicher) möglich ist, in den Dialekten (Ebene 2 Ein anonymer Gutachter weist darauf hin, dass die tun -Periphrase im Substandard zwar prinzipiell im gesamten deutschen Sprachraum verfügbar sein dürfte, dabei hinsichtlich ihrer Frequenz aber auch areal markiert sein könnte (Ebene 4). 248 Ann-Marie Moser 4 nach Koch / Oesterreicher) hingegen schon. Auer (2004, 73s.) zählt übrigens die tun -Periphrase, die possessive Dativmarkierung und die dN zu den syntaktischen „non-dialectal non-standard features“. Diese seien weder im regionalen gesprochenen Umgangsdeutsch - d. h. in den gesprochenen Regionalstandards oder Coserius ‘tertiären Dialekten’ (cf. Albrecht 1990, 55) - noch ausschließlich in nur einem (primären) Dialekt belegt: There are syntactic phenomena which are observed in all German dialects but not in spoken standard. By definition, they cannot be called dialect features since they do not show areal distribution [d. h. sie sind in allen Dialekten belegt und nicht nur in einzelnen Dialekten; AMM.]; since they do not occur in spoken standard German, they are therefore non-dialectal non-standard features. (Auer 2004, 72) Diese Unterscheidung greift jedoch vor dem Hintergrund von Koch / Oesterreicher (2011) zu kurz, denn, wie wir gerade gesehen haben, ist die dN nur auf Ebene 4 angesiedelt, die beiden anderen Phänomene dagegen auf Ebene 4 und auf Ebene 1b. Kurz: Die dN ist also ein altes Dialekt-Merkmal, das es nicht (wie die tun -Periphrase oder der possessive Dativ) in den gesprochenen Substandard (1b) geschafft hat und das damit kein einzelsprachliches (und sowieso kein universelles) Merkmal gesprochener Sprache darstellt. Somit kann auch ihr Verlust aus dem Neuhochdeutschen nicht mit diesem Argument begründet werden. 3 Varietätenkontakt und Standardisierung 3.1 Verlust aufgrund von Simplifizierung Der Verlust der dN aus der Standardsprache scheint nicht nur in der deutschen Sprachgeschichte ein bisher ungelöstes Rätsel zu sein, sondern wirft auch in anderen germanischen Sprachen wie dem Englischen Fragen auf: „[T]he fact of language standardization and the persistence of negative concord [= dN; AMM.] in some registers in Modern English leads to complexities which remain to be fully unravelled“ (Ingham 2013, 148). Zwischen der dN im Englischen und Deutschen finden sich viele Parallelen: Die dN ist im Englischen ebenfalls in früheren Sprachstufen und in modernen Dialekten belegt, nicht jedoch in der Standardvarietät (cf. z. B. Anderwald 2002; Ingham 2013; Kortmann / Lunkenheimer 2013): (13) Na mon ne mei iuggi wle blod [Mittelenglisch] kein mensch neg vermag beurteilen gut blut ‘Niemand vermag Blut gut zu beurteilen’ (Ingham 2013, 143) Die Standardisierung des Deutschen im Spannungsfeld von Nähe und Distanz 249 (14) Whatever it is, no one don’t seem to want it [East Anglia] ‘Was auch immer es ist, keiner scheint es zu wollen’ (Anderwald 2002, 108) (15) No one didn’t recognized her . [Northwest Midlands] ‘Keiner erkannte sie’ (Anderwald 2002, 109) Desweiteren setzt der Verlust der dN auch im Englischen vor dem Zeitraum ein, ab dem normierende Äußerungen belegt sind (cf. Rissanen 2000, 125; Ingham 2013, 146; Nevalainen / Raumolin-Brunberg 2017, 235s.). Eine sprachstrukturelle Erklärung für den Verlust der dN führt Trudgill (2011, 15) mit dem Begriff der ‘Simplifizierung’ ein: Eine sprachliche Struktur verliert an Komplexität und wird in diesem Sinne vereinfacht (was aber nicht ausschließt, dass an anderer Stelle im System nun Komplexität auftritt). Der Prozess der Simplifizierung umfasst drei Komponenten (cf. Trudgill 2011, 21s.): (a) die Regulierung von Irregularitäten (z. B. ehemals starke Verben werden nun wie schwache Verben konjugiert); (b) eine Zunahme an lexikalischer und morphologischer Transparenz: twice ist weniger transparent als two times. Auch der Verlust von Allomorphie führt zu mehr Transparenz. (a) und (b) gehen oft miteinander einher. Und schließlich (c): der Verlust von Redundanz. Dieser kann als Verlust von syntagmatischer Redundanz (z. B. nur ein Kongruenzmarker anstatt zwei) oder als Verlust von paradigmatischer Redundanz (z. B. in welcher Form die grammatische Kategorie ‘Person’ realisiert wird: obligatorisch, optional oder nie) auftreten. Der Verlust der dN ist vor diesem Hintergrund als Verlust von Redundanz zu verstehen und Redundanz wiederum als eine Form der Regulierung von Irregularitäten (cf. Trudgill 2009, 313-315). 3 Die Dialekte mit dN sind somit konservativer als die Standardvarietät. Die Idee, den Verlust der dN im Rahmen eines Simplifizierungsprozesses zu deuten, erscheint plausibel: Wir können mit Sicherheit annehmen, dass das Deutsche bei der Herausbildung der Standardsprache hohem (schriftlichem) Varietätenkontakt ausgesetzt war (cf. Besch 2003; Hartweg / Wegera 2005). Vereinfachung tritt außerdem typischerweise dann auf, wenn Erwachsene eine Sprache erlernen müssen (im Unterschied zu Kindern, die mit sprachlicher Komplexität kein Problem haben) (cf. Trudgill 2011, 40s.). Insofern erscheint die Annahme gerechtfertigt, dass Kontakt zu Simplifizierungsprozessen in den betreffenden Varietäten führen 3 Die Annahme, dass die standardisierte Varietät zumindest anfangs die im Vergleich zu den Dialekten ‘einfachere’ Varietät gewesen sei, findet sich ebenfalls bei Thomason / Kaufman (1988, 306). 250 Ann-Marie Moser kann, wobei auch die Standardvarietät davon betroffen sein kann, die ja per definitionem eine Varietät ist, die erst unter einer gewissen Anstrengung erlernt werden muss. 4 3.2 Verlust in der konzeptionellen Schriftlichkeit Neben dem Varietätenkontakt muss aber auch ein weiterer Aspekt berücksichtigt werden: Ich werde dafür argumentieren, dass das Verschwinden der dN aus dem Neuhochdeutschen in einer Phase der Konventionalisierung konzeptionell schriftsprachlicher (‘distanzsprachlicher’) Ausdrucksstrategien stattgefunden hat, die auf die Ausbauphase folgt. Im Folgenden spreche ich vereinfachend von ‘Konventionalisierung von konzeptioneller Schriftlichkeit’. Damit ist der Prozess der (nicht zwangsläufig bewussten) Selektion und Konventionalisierung von sprachlichen Varianten (hier der einfachen Negation anstatt der dN) als exklusive, distanzsprachlich markierte Normalformen im sich als Leitvarietät herausbildenden neuhochdeutschen Protostandard gemeint. Die dN stellt also kein universelles (‘rein gesprochensprachliches’) Merkmal von kommunikativer Nähe und Distanz dar (Ebene 1a bei Koch / Oesterreicher 2011), und sie ist heute auch kein einzelsprachliches Merkmal des gesprochenen, nicht diatopisch markierten Deutsch (Ebene 1b). Vielmehr ist ihr Fehlen in der Standardvarietät auf eine für eine bestimmte Einzelsprache geltende Setzung zurückzuführen, die von normativ einflussreichen Personenkreisen ausging - offenbar in Abgrenzung zu den damals gesprochenen Dialekten - und die als allgemeine Sprachregel des neuhochdeutschen Protostandards konventionalisiert wurde, bevor sie ex post im Zuge der präskriptiven Normierung offizialisiert wurde. Wir haben bereits in 2.1 gesehen, dass die dN spätestens nach 1730 nicht mehr in geschriebener (distanzsprachlicher) Form belegt ist und dass sprachnormierende Äußerungen nicht der Auslöser für den Verlust gewesen sein können. Die präskriptiven Äußerungen der Grammatiker sind vielmehr Reaktionen auf deren subjektive Wahrnehmung der Sprachwirklichkeit. Gottsched, der in seiner Position als ‘Literaturpapst’ hohes Ansehen auch in linguistischen Fragestellungen genoss (cf. Mattheier 2003, 226), rechtfertigt so seine normierende Äußerung in Bezug auf die dN mit der Anmerkung, dass diese Form sowieso schon abhandengekommen sei: 5 § Die verdoppelte Verneinung, die noch im vorigen Jahrhunderte bey guten Schriftstellern gewoͤhnlich war, um desto staͤrker zu verneinen; muß itzo in der guten 4 Ich danke einem anonymen Gutachter für diesen Hinweis. Die Standardisierung des Deutschen im Spannungsfeld von Nähe und Distanz 251 Schreibart ganz abgeschaffet werden. […] Allein heut zu Tage spricht nur noch der Pöbel so. Artige Leute vermeiden es, und zierliche Scribenten noch mehr. […] a) Ein gelehrter Gönner […] meynet, weil das Deutsche in diesem Stuͤcke mit dem Griechischen eine Aͤhnlichkeit haͤtte, so sollte man diese Verdoppelung nicht abschaffen. Ich wuͤrde es auch gewiß nicht thun, wenn es nicht schon von sich selbst abgekommen waͤre. (Gottsched 1762, 500; Hervorhebung AMM.) Auch andere Grammatiker wie beispielsweise Götzinger kommentieren den Verlust der dN: Bis ins vorige Jahrhundert galt der Grundsatz, daß das verneinende nicht auch dann stehen dürfe, wenn die Verneinung schon in einem andern Worte ausgedrückt sey; […] Man hält dies jetzt gemein oder duldet es höchstens beim komischen Dichter. (Götzinger 1839, 44s.; Hervorhebung AMM.) Die Grammatiker greifen also nur die im Sprachgebrauch bereits existierenden Tendenzen auf. Wie hat man sich nun dieses „von selbst abgekommen“-Sein, um mit Gottsched zu sprechen, vorzustellen? Es geht hierbei um die Phase der Standardisierung, die auf die Ausbauphase folgt. In der Phase des Ausbaus dringt ein bis zu diesem Zeitpunkt gesprochenes Idiom in die Diskursdomänen der kommunikativen Distanz vor (cf. Koch / Oesterreicher 2008, 2568; Kloss 1978, 37). 5 Dieser Ausbauphase folgt nun eine Phase der Standardisierung, in der es zur Auswahl von als vorbildlich angesehenen Varianten aus dem Pool bislang konkurrierender Ausdrucksverfahren kommt. Es handelt sich dabei um den impliziten Prozess der Selektion durch vorbildliche und einflussreiche Personenkreise, die über Erfahrung in kommunikativer Distanz verfügen. Es handelt sich also nicht um das aus der modernen Sprachplanung bekannte Konzept der institutionell gesteuerten Standardisierung. Damit diese zweite Lesart für ‘Standardisierung’ gar nicht erst aufkommt und um einen eindeutigen Terminus zu verwenden, der sich (a) ausschließlich auf den vormodernen Kontext bezieht, (b) ausschließlich den impliziten Selektionsprozess bezeichnet und (c) die Fähigkeit sozial einflussreicher Kreise / Institutionen betont, in gesprochenen Äußerungen zwischen Nähe und Distanz unterscheiden zu können, schlage ich den oben bereits eingeführten Begriff der ‘Konventionalisierung von konzeptioneller Schriftlichkeit’ vor. Dieser Begriff umfasst nicht die Phase der (expliziten) Kodifizierung, in der „Sprachverwendern präskriptive Maßstäbe für die Einhaltung einer bestimmten Standardnorm an die Hand gegeben werden“ (Koch 2010, 171). Auf die Janusköpfigkeit des Begriffs ‘Standardisierung’ weist auch Grübl (2014, 3s.) hin: 5 Cf. auch den Begriff der ‘Vertikalisierung’ bei Reichmann (erstmals 1988, 174s.). 252 Ann-Marie Moser Synonym zum Überdachungsbegriff wird […] häufig auch von Standardisierung gesprochen, wobei das aus der modernen Sprachplanung übernommene Konzept aber nicht ohne weiteres auf die vormoderne Sprachgeschichte anwendbar ist. […] Eine ‘Selektion’ erfolgt hier höchstens im übertragenen Sinn einer sukzessiven Herausbildung einer Referenzvarietät, die möglicherweise aber zu Beginn der Standardisierung gar nicht als autochthone Sprachform im betroffenen Kommunikationsraum vorhanden war, sondern die ihr spezifisches Gepräge überhaupt erst im Überdachungsprozeß, als Ergebnis des Kontakts verschiedener im Ausbau begriffener Idiome, entwickelt. Stellen wir uns also eine kleine Personengruppe vor, die sich durch Erfahrung in kommunikativer Distanz auszeichnet, wobei diese Gruppe in soziologischer Hinsicht aus einer aristokratischen und bürgerlichen Elite, also sozial einflussreichen Kreisen und Institutionen, besteht (cf. Polenz 2 2013, 145). Zudem verfügt sie über die Fähigkeit, Graduierungen in ihren gesprochenen Äußerungen, d. h. Abstufungen zwischen Nähe und Distanz, vorzunehmen. Diese Fähigkeit ist jedoch auf diese Gruppe begrenzt, d. h. das sprachliche Wissen ist klar distribuiert. Diese Gruppe wählt die einfache Negation als vorbildlich für konzeptionell schriftliche Kontexte aus und überträgt dies dann auch in die Textproduktion. Diese Gruppe kann also zwischen verschiedenen Formen der Negation (einfach und doppelt) wählen. 6 Die einfache Negation wird also zur Standardvariante aufgrund einer sozialen Konvention (der Zuschreibung des Werts ‘korrekt, vorbildlich’). Im Fall der dN nehme ich an, dass die oben erwähnte einflussreiche Personengruppe in ihrer Schreibpraxis von der lateinischen Grammatik, die keine dN kennt, beeinflusst wird (zu verstehen als eine Interferenz) und daher die einfache Negation in der kommunikativen Distanz verwendet (cf. zum Einfluss des Lateins im Prozess der Standardisierung des Deutschen z. B. Paul 1920, 336; Davies / Langer 2006, 264s.). In anderen Worten ist die Zuschreibung des Wertes ‘vorbildlich’ zu einer Struktur wie der dN absolut kontingent. 7 Und ebendiesen gerade geschilderten Prozess, in dem sich eine bestimmte Variante eines Phänomens in der gesprochenen Distanzsprache durchsetzt, bezeichne ich als ‘Konventionalisierung von konzeptioneller Schriftlichkeit’. Abschließend soll im Folgenden anhand von zwei weiteren syntaktischen Konstruktionen die Bedeutung dieser impliziten Selektion im Standardisie- 6 Neben dieser Gruppe gibt es eine zweite Gruppe, sogenannte ‘Halbliteraten’ („semi-literate persons“; Koch 1997, 161s.), die über keine Erfahrung in kommunikativer Distanz verfügt und die daher gar nicht anders kann, als sprachliche Elemente, die typisch für kommunikative Nähe und somit im Zieldiskurs unpassend sind, zu verwenden. Bei dieser Gruppe finden wir vor allem die dN. 7 Ein anonymer Gutachter weist darauf hin, dass sich dasselbe Prinzip auch im Französischen findet: Hier liegt eine kontingente, allein auf gesellschaftlicher Konvention beruhende Zuschreibung des Werts ‘literarischʼ für das passé simple vor. Die Standardisierung des Deutschen im Spannungsfeld von Nähe und Distanz 253 rungsprozess des Deutschen veranschaulicht werden. (16) und (17) zeigen zwei Belege für die possessive Dativumschreibung: (16) dem appt von kempten sein kloster ‘das Kloster des Abts von Kempten’ (1470 bis 1530; Fritze 1976, 424) (17) dem Henker sein Kerl ‘der Kerl des Henkers’ (Brief von Goethes Mutter an ihren Sohn; zit. nach Behaghel 1923, 639) Bereits im Althochdeutschen ist die possessive Dativumschreibung belegt, wenngleich hier (noch) eine ambige Lesart möglich ist: Der Dativ kann sowohl vom nachfolgenden Nomen strukturell abhängig als auch ein verbales Argument sein (cf. Eichner / Nedoma 2001, 111; Behaghel 1923, 640): (18) Dū uuart demo Balderes uolon sīn uuoz bī ͮrenkīct . da wurde dem Balders Fohlen sein Fuß berenkt ‘Da wurde dem Fohlen Balders sein Bein von Verrenkung betroffen’ (2. Merseburger Zauberspruch, v. 2; zit. nach Eichner / Nedoma 2001, 11) Nach Kiefer (1910, 66) treten eindeutige Belege für die possessive Dativumschreibung seit dem 12. Jahrhundert auf; heute ist die Struktur in den Dialekten, nicht jedoch in der Standardvarietät belegt (cf. Weise 1898 für die Dialekte; siehe auch Behaghel 1923, 638) und stellt also kein rein gesprochensprachliches Phänomen dar. Auch die Kommentare der Grammatiker können nicht die Ursache für den Verlust aus der Standardvarietät gewesen sein, denn diese Form findet nur wenig Interesse in L1- und L2-Grammatiken aus dem 17. und 18. Jahrhundert (cf. Langer 2004, 238s.). Man kann daher im Fall der Nichtaufnahme der possessiven Dativumschreibung in die Standardvarietät bestenfalls von einer „normative[n] Diskriminierung ‘auf Umwegen’“ (Langer 2005, 335) sprechen und eine direkte kausale Wirkung ausschließen. Vielmehr spielte hier die implizite Selektion und Konventionalisierung einer rein kontingenten Zuschreibung des Werts ‘vorbildlich’ eine entscheidende Rolle. Derselbe ‘Mechanismus’ kann auch für die Verbabfolge im Nebensatz angenommen werden: Die Abfolge V1-V2 statt V2-V1 ist ab dem Mittelhochdeutschen und in den modernen Dialekten belegt, während im Standarddeutschen das finite Verb am Schluss steht; cf. die Beispiele (19) bis (23) (und cf. zum Westmitteldeutschen Dubenion-Smith 2010, 112, leider ohne Beispiele): 254 Ann-Marie Moser (19) a. wenn es stark geregnet 2 hat 1 [Standardsprache] b. * wenn es stark hat 1 geregnet 2 (20) […] un̄ werdent gevoͮrt in die ewigen vancnusse. dann si nimmer leider werden 1 erloset 2 [Mittelhochdeutsch] ‘und werden in die ewige Gefangenschaft geführt, von wo sie leider niemals erlöst werden’ ( Speculum ecclesiae 94r; zit. nach Paul 2007, 455) (21) wenn man uns kont 1 pringen 2 zu der ewangelischen freyheit. [Frühneuhochdeutsch] ‘wenn man uns zu der evangelischen Freiheit bringen konnte’ (Hartweg / Wegera 2005, 175) (22) dea den Gaia håt 1 åhagschossn 2 [Bairisch] ‘der den Habicht heruntergeschossen hat’ (Patocka 1997, 290) (23) Wil jedi Wirtsstube voll Lüt isch 1 gsi 2 [Alemannisch] ‘weil jede Wirtsstube voller Leute gewesen ist’ (Hodler 1969, 690) Auch im 17. Jahrhundert finden sich noch Belege für die Abfolge ‘1-2’, jedoch nur in Texten, die sich durch besondere Nähe zur gesprochenen Sprache auszeichnen (cf. Hennig 2009, 115). Die Abfolge ‘1-2’ ist jedoch kein reines Merkmal gesprochener Sprache, denn dann müsste sie auch in der gesprochenen Standardvarietät möglich sein. Desweiteren können auch präskriptive Äußerungen als Ursache ausgeschlossen werden, da sich die Abfolge ‘2-1’ bereits in offiziellen Kontexten durchgesetzt hat, bevor 1691 die erste Grammatik auftaucht, die die Folge ‘2-1’ bevorzugt (cf. Ebert 1986, 124; Fleischer / Schallert 2011, 169). Auch hier wurde also eine Konstruktion nicht in die Standardvarietät aufgenommen, und sprachnormierende Äußerungen von Grammatikern können als Ursache ausgeschlossen werden. Stattdessen handelt es sich um eine Setzung, die von normativ einflussreichen Personenkreisen und deren Fähigkeit, in gesprochenen Äußerungen Abstufungen zu setzen, ausgeht; die selegierte Variante wird in die vorbildliche Schreibpraxis übernommen, was zur Konventionalisierung als allgemeine Sprachregel führt. Wir haben gesehen, dass die Variante, die sich in der Phase der Konventionalisierung distanzsprachlicher Schreibstrategien herausbildet, den Vorläufer der später kodifizierten Form darstellt. Bei allen drei untersuchten Phänomenen (dN, possessive Dativumschreibung, Verbabfolge im Nebensatz) können die sprachnormierenden Äußerungen von Grammatikern nicht die Ursache für den Die Standardisierung des Deutschen im Spannungsfeld von Nähe und Distanz 255 Verlust gewesen sein. Sie sind vielmehr als Reaktion auf die Sprachwirklichkeit zu werten. Möglicherweise übten die Grammatiker jedoch einen größeren Einfluss auf Morphologie und Orthographie aus, denn nach Takada (1998, 299) waren diese „in der Rechtschreibung der Sprechpraxis oft und in der Formenlehre vielfach v o r a u s“. Diese Schlussfolgerung basiert jedoch auf der Untersuchung der schriftsprachlichen Druckpraxis im 17. Jahrhundert, sie ist wahrscheinlich nicht ohne Weiteres auf das 18. Jahrhundert übertragbar. Grundsätzlich lässt sich die Frage nach der Ursache für den Verlust verschiedener (syntaktischer) Phänomene aus der Standardvarietät in pauschaler Form nicht beantworten. Vielmehr ist es notwendig, dass man (a) jede einzelne Erscheinung für sich betrachtet und verschiedene Faktoren gegeneinander abwägt, und (b) in breitangelegten empirischen, quantitativen Studien dem normierenden Einfluss von Modellschreibern nachgeht. 4 Zusammenfassung In diesem Beitrag wurde der Frage nachgegangen, warum die dN nicht in der Standardvarietät belegt ist, dafür aber in allen deutschen Basisdialekten. Das Fehlen der dN in der Standardvarietät kann nicht auf stigmatisierende Äußerungen von Grammatikern zurückgeführt werden. Auch die These, die dN sei ein universelles, rein gesprochensprachliches Phänomen, kann ausgeschlossen werden. Stattdessen wurde gezeigt, dass zwei Faktoren im Prozess der Standardisierung des Deutschen eine entscheidende Rolle gespielt haben: (a) Varietätenkontakt führte zu einer Vereinfachung der Negationsstrategie, und (b) eine Phase der ‘Konventionalisierung von konzeptioneller Schriftlichkeit’ im Anschluss an die Ausbauphase leitete die Übernahme der einfachen Negation als exklusive, distanzsprachlich markierte Normalform im sich als Leitvarietät herausbildenden neuhochdeutschen Protostandard ein. Die implizite Selektion und Konventionalisierung der einfachen Negation anstatt der dN ging von normativ einflussreichen Personenkreisen unter dem Einfluss der lateinischen Grammatik aus und führte zur Setzung des Werts ‘vorbildlich, korrekt’ für die einfache Negation. Erst im Nachhinein wurde diese Sprachregel dann offizialisiert. Bibliographie Adelung, Johann Christoph (1811). Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart. 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By examining three phenomena from different linguistic levels (syntax, lexicon, pragmatics), we will show that the continuum of immediacy and distance can indeed be applied to capture differences in digital writing contexts. We will compare three WoW chat-corpora (43,914 tokens) which can be differentiated by their game-specific communicative requirements (Bülow / Stephan 2018). On the basis of a corpus-pragmatic analysis of three linguistic features (‘low type-token ratio’, ‘economical use of hypotaxis’, ‘modal particles’) which are considered to indicate language of immediacy, we will show that the different corpora can be arranged in a particular order on the immediacy / distance continuum. We will present evidence that the frequency of the analyzed features displays the expected ranking of the different corpora on the immediacy / distance continuum, and that this is due to the specific communicative requirements of the corpora. Two newspaper corpora (30,335 tokens), which can be regarded as prototypical for the language of distance, will serve for comparison. 1 Das Nähe / Distanz-Kontinuum im Zeitalter digitaler Kommunikationsformen Das von Peter Koch und Wulf Oesterreicher in den 1980er Jahren vorgelegte Nähe / Distanz-Kontinuum wurde insbesondere von der germanistischen und romanistischen Medienlinguistik vielfach rezipiert (vgl. u. a. Haase et al. 1997; 262 Lars Bülow & Sven Stephan Dürscheid 2003 und 2016; Androutsopoulos 2007 und 2010; Thaler 2007; Albert 2013; Jakob 2018). Neben einigen Erweiterungsvorschlägen wurde in den letzten Jahren auch viel Kritik an dem Ansatz geäußert (vgl. zusammenfassend Jakob 2018). So bleibe beispielsweise aufgrund der schwierigen Operationalisierbarkeit von Nähe- und Distanzsprachlichkeit die Einordnung von Texten auf dem Nähe / Distanz-Kontinuum empirisch intransparent (Ágel / Hennig 2006). Dürscheid (2003) und Androutsopoulos (2007) attestieren dem Ansatz zudem eine unzureichende Reflexion des Medienbegriffs. Dürscheid (2016) stellt weiterhin fest, dass das Nähe / Distanz-Kontinuum den neuen Kommunikationsformen des Internets, die sich beispielsweise durch Multimodalität und Hypertextualität auszeichnen, nur bedingt gerecht wird. Koch / Oesterreicher (2011) sind hingegen davon ausgegangen, dass sich ihr Ansatz sehr gut auf die neuen Kommunikationsformen des Internets übertragen lasse: Die völlig neuen Kommunikationsformen, die sich vor unseren Augen im Bereich der computergestützten Medien inzwischen eingebürgert haben (E-Mail, SMS , Chat etc.) sind längst auch auf das Interesse der Linguisten gestoßen. Man könnte nun auf den Gedanken kommen, dass das Schema […], das allein die Medien der Phonie und Graphie berücksichtigt, nicht ausreicht, die Komplexität dieser neuesten medialen Entwicklungen zu erfassen. Einer solchen Einschätzung ist jedoch entschieden zu widersprechen. (Koch / Oesterreicher 2011, 11) Als Beispiel für die Tragfähigkeit ihres Ansatzes führen sie die Chatkommunikation an. Diese sei eines der schönsten Beispiele dafür, dass im graphischen Medium eine relative, allerdings auch in diesem Falle noch limitierte Annäherung an dialogische, spontane Nähesprachlichkeit möglich ist. (Koch / Oesterreicher 2011, 11) Dürscheid (2016, 366) zeigt allerdings, dass die prototypischen „Bedingungen für Nähekommunikation“ im Chat gerade nicht vorliegen. Diese Kommunikationsform lasse sich nicht pauschal auf dem Kontinuum verorten, weil zwischen verschiedenen Chat-Diskursarten unterschieden werden müsse, die eigene diskursive Ansprüche und sprachliche Strukturmuster aufweisen. Dürscheid (2016) führt hier beispielhaft die sprachlichen Unterschiede zwischen Beratungschats und Plauderchats an. Eine genuine Verortung der Chat-Sprache als ‘spontan nähesprachlich’ (vgl. Koch / Oesterreicher 2011, 11) ist somit hinfällig. Als Konsequenz müsste jede chatspezifische Diskursart separat auf dem Nähe / Distanz- Kontinuum verortet werden. Wir möchten im Folgenden anhand von Chat-Kommunikation des Online- Rollenspiels World of Warcraft (WoW) zeigen, dass es selbst auf der Ebene der Nähe- und Distanzsprachlichkeit in der Chatkommunikation von Online-Rollenspielen 263 chatspezifischen Diskursarten Unterschiede geben kann. Wir vergleichen die Chatprotokolle aus verschiedenen WoW-internen Chaträumen hinsichtlich der folgenden sprachlichen Phänomene, die von Koch / Oesterreicher (1985, 27) als Nähesprachlichkeit signalisierend klassifiziert wurden: ‘sparsamer Umgang mit der Hypotaxe’, ‘niedrige Type-Token-Relation’ sowie ‘gehäufter Einsatz von Abtönungspartikeln’. Dabei ist entscheidend, dass die Verortung eines Texts oder einer Textsorte auf dem Nähe / Distanz-Kontinuum auf der Basis der außersprachlichen Parameter der Kommunikationssituation bzw. der „Kommunikationsbedingungen“ erfolgt (vgl. Koch / Oesterreicher 1985, 2011). Koch / Oesterreicher (1985, 27) gehen des Weiteren davon aus, dass der aufgrund der außersprachlichen Parameter anzunehmende Grad von kommunikativer Nähe bzw. Distanz mit bestimmten sprachlichen Merkmalsausprägungen („Versprachlichungsstrategien“) korreliert. Für die vorliegende Studie ist relevant, dass WoW seinen Spielern verschiedene Chaträume anbietet, die verschiedene Kommunikationsbedingungen im Hinblick auf die Parameter Zugänglichkeit und Reichweite (vgl. Abschnitt 2) aufweisen (vgl. Stephan / Bülow 2017; Bülow / Stephan 2018). Im Fokus dieses Beitrags steht die Frage, ob die hinsichtlich Nähe- und Distanzsprachlichkeit unterschiedlichen Kommunikationsbedingungen der jeweiligen Chaträume mit den Versprachlichungsstrategien ‘sparsamer Umgang mit der Hypotaxe’, ‘niedrige Type-Token-Relation’ sowie ‘gehäufter Einsatz von Abtönungspartikeln’ korrelieren. Die WoW-Chatdaten (insgesamt 43 914 Token) werden wir zudem mit Zeitungskorpora (insgesamt 30 335 Token) vergleichen, welche prototypisch für distanzsprachliche Kommunikationsbedingungen und Versprachlichungsstrategien stehen (vgl. Koch / Oesterreicher 1985, 23). Der Beitrag wird im Wesentlichen die folgenden Fragestellungen beantworten: - Inwiefern können die sprachlichen Profile der WoW-Chats mithilfe des Nähe / Distanz-Kontinuums von Koch / Oesterreicher erklärt werden? - Finden sich in WoW-internen Chaträumen, deren pragmatische Parameter genuin stärkere Nähe- oder Distanz-Kommunikation signalisieren, entsprechende sprachliche Unterschiede? Um diese Fragen beantworten zu können, werden wir zunächst kurz WoW und die Kommunikationsbedingungen der von uns untersuchten Chaträume beschreiben (Abschnitt 2). Anschließend erläutern wir das methodische Vorgehen (Abschnitt 3), bevor wir ausführlich auf die Ergebnisse eingehen (Abschnitt 4). Einer Diskussion der Ergebnisse (Abschnitt 5) folgt abschließend ein kurzes Fazit (Abschnitt 6). 264 Lars Bülow & Sven Stephan 2 World of Warcraft World of Warcraft (Activision Blizzard 2005) ist eines der beliebtesten Massive- Multiplayer Online Roleplay Games (im Folgenden kurz: MMORPG ) weltweit (vgl. Activision Blizzard 2015). Erstaunlicherweise ist der Forschungsstand zur Sprachverwendung in WoW aus linguistischer Perspektive überschaubar. Der Großteil der Forschungsarbeiten ist im Bereich der Sozial- und der Spracherwerbsforschung angesiedelt (u. a. Zheng et al. 2012; Visser et al. 2013). Darüber hinaus werden im Kontext von WoW soziolinguistische (z. B. Nardi / Harris 2006; Chen 2009) und genderspezifische Forschungsfragen (z. B. Schmieder 2009) untersucht. Für diesen Beitrag ist entscheidend, dass der Chat zum einen ein notwendiges Kommunikationsmittel zum erfolgreichen Spielen von WoW darstellt und dass WoW zum anderen über verschiedene Chaträume verfügt, die unterschiedliche Kommunikationsbedingungen aufweisen (vgl. Stephan / Bülow 2017, 2). In Stephan / Bülow (2017) und Bülow / Stephan (2018) haben wir bereits gezeigt, dass im Hinblick auf die pragmatischen Anforderungen stark ausgeprägte sprachstrukturelle Unterschiede zwischen den verschiedenen WoW-internen Chaträumen bestehen. Diese Unterschiede werden damit erklärt, dass sich die WoW-internen Chaträume nach dem Grad ihrer Zugänglichkeit einerseits und ihrer spielinternen Reichweite andererseits anordnen lassen (vgl. Abb. 1). Das heißt, dass Zugänglichkeit und Reichweite im Kontext von WoW sprachstrukturbeeinflussende Faktoren sind (vgl. Bülow / Stephan 2018). Die Anordnung erfolgt auf zwei unterschiedlichen Achsen (Bülow / Stephan 2018, 184): In der horizontalen Dimension nehmen wir für die Zugänglichkeit ein Kontinuum von privaten zu öffentlichen Chaträumen an. In der Vertikalen wird hinsichtlich der kommunikativen Reichweite ein Kontinuum von innerhalb des Spiels lokal eingeschränkten zu global zugänglichen Chaträumen angesetzt (vgl. Abb. 1). Der Parameter Zugänglichkeit erfasst den Umstand, welche und wie viele Spielende bzw. Avatare an einem Chat teilnehmen dürfen. Es gibt beispielsweise solche Chats (z. B. der Allgemeinchat), die von allen Spielenden bzw. Avataren genutzt werden können (öffentliche Chats), und solche (z. B. der Gruppenchat), die auf bestimmte Gruppen beschränkt sind (private Chats). Der Parameter Reichweite bezieht sich auf die Spielgegebenheit, dass bestimmte Chats (z. B. der Allgemeinchat) zu jeder Zeit und an jedem Ort innerhalb der Spielwelt verwendet werden können (globale Chats), während andere Chats (z. B. der Gruppenchat) nur in bestimmten Bereichen der Spielwelt zugänglich sind bzw. nur in diesen Bereichen verwendet werden (lokale Chats). Während der Parameter Zugänglichkeit also eher eine spielsoziale Nutzungsbeschränkung dar- Nähe- und Distanzsprachlichkeit in der Chatkommunikation von Online-Rollenspielen 265 stellt, bildet die Reichweite eine fiktive (medien-)technische Einschränkung im Sinne der Spiellogik ab. 1 Abbildung 1: Anordnung der WoW-internen Chats nach Zugänglichkeit und Reichweite In diesem Beitrag werden Daten aus den Chaträumen Gilde , Allgemein und Gruppe verglichen. Dabei nehmen wir an, dass sich die verschiedenen Chaträume auch im Hinblick auf ihre Nähe- und Distanzsprachlichkeit unterscheiden. Diese Annahme begründen wir im Folgenden, indem wir kurz die unterschiedlichen Kommunikationsbedingungen skizzieren. Dabei gehen wir von demjenigen Chatraum aus, der auf der Grundlage seiner Kommunikationsbedingungen die wenigsten nähesprachlichen Versprachlichungsstrategien aufweisen müsste 1 Besonders deutlich wird dies am Unterschied zwischen dem Sagenchat , der von allen Avataren im Umkreis von 25 Yards gelesen werden kann, und dem Rufenchat , der über eine Reichweite von 300 Yards verfügt (vgl. Activison Blizzard 2005). 266 Lars Bülow & Sven Stephan (z. B. weniger hypotaktische Strukturen, geringere Type-Token-Relation, mehr Abtönungspartikeln). Der Allgemeinchat befindet sich am weitesten rechts auf der Zugänglichkeitsachse und wird im Gegensatz zum Gruppen- und zum Gildenchat von jedem Spielenden automatisch beim Spielstart betreten (öffentlich). Zudem kann er überall in der Spielwelt verwendet werden (global). Wie der Name bereits andeutet, werden hier überwiegend allgemeine Themen verhandelt, beginnend bei einfachen Fragen, wo in der Spielwelt bestimmte Gegenstände, Orte oder Personen zu finden sind, bis hin zu Diskussionen über das Spiel als solches. Der Gruppenchat befindet sich hingegen schon weiter links auf der Zugänglichkeitsachse (privat); er kommt nur zustande, wenn sich mindestens zwei Spielende zur Bewältigung einer bestimmten Spielhandlung an einem bestimmten Punkt in der Spielwelt zusammenfinden. Somit kann ein auf ein Ziel ausgerichtetes gemeinsames Handlungsinteresse vorausgesetzt werden. Wir gehen dabei davon aus, dass die Spielenden bzw. deren Avatare im Zuge der kollektiven Spielhandlung kommunikative Nähe aufbauen und den Chat in erster Linie in bestimmten Bereichen der Spielwelt verwenden (lokal). Hierbei ist anzumerken, dass der Chatraum als solcher jedoch nicht per se lokal beschränkt ist, sondern grundsätzlich über die gesamte dargestellte Welt hinweg funktionieren würde. Unsere Einordnung beruht daher nicht auf den funktionalen Voraussetzungen, sondern auf den pragmatischen Anforderungen, welche das Spiel vorgibt. Im Leitfaden für Spielanfänger wird der Zweck der Gruppenfunktion und damit auch implizit des Gruppenchats wie folgt beschrieben: Früher oder später werdet ihr eine Quest erhalten, die in eurem Questlog mit dem Stichwort „(Gruppe)“ versehen ist. Wie der Name vermuten lässt, werdet ihr diese Art von Quests wahrscheinlich mit einer Gruppe absolvieren müssen, da die Monster, die euch dabei begegnen, viel mächtiger sind als die gewohnten Standardbösewichte (auch die Belohnungen sind dementsprechend beeindruckender). (WoW Einsteigerleitfaden, Abschnitt 3) 2 Aufgrund der kommunikativen Erfordernisse, die zum Lösen solcher gruppenspezifischen Aufgaben notwendig sind, erwarten wir, dass der Gruppenchat mehr nähesprachliche Strukturen aufweisen müsste als der Allgemeinchat. Den Gildenchat siedeln wir am weitesten links auf der Zugänglichkeitsachse an (privat). Er ist weder an eine konkrete Spielhandlung gebunden, noch ist der Zutritt lokal begrenzt (global). Für den Gildenchat ist entscheidend, dass man dazu eingeladen werden muss und die Gruppe über einen längeren Zeitraum hinweg sprachlich miteinander interagiert. Dieser Chatraum ist speziell für die Mitglieder 2 Vgl. dazu das Verzeichnis elektronischer Ressourcen am Ende des Beitrags. Nähe- und Distanzsprachlichkeit in der Chatkommunikation von Online-Rollenspielen 267 einer einzigen Gilde gedacht. Die Gemeinschaft einer Gilde kennt sich relativ gut und ist, im Gegensatz zur Gruppe, keine temporäre, kurzfristige, sondern spielt über einen relativ langen Zeitraum zusammen, so dass im Sinne einer Community of Practice (vgl. Eckert / McConnell-Ginet 1992, 464; Wenger 1998; Meyerhoff/ Strycharz 2013, 429-432) gemeinsame sprachliche Strategien entwickelt werden können, um kommunikative Herausforderungen und Probleme zu lösen. Gilden sind im Prinzip dauerhafte Gruppen von Spielern, die sich für ihre Abenteuer zusammenschließen. Sobald ihr einer Gilde beitretet, erhaltet ihr Zugriff auf eine gemeinsame Gildenbank, in der alle Mitglieder der Gilde ihre Ressourcen teilen können, und einen eigenen Gildenchat. (WoW Einsteigerleitfaden, Abschnitt 4) Der Gildenchat wird also auch von den Entwicklern direkt vom Gruppenchat abgeleitet, mit dem Unterschied, dass die Gilde, respektive der Gildenchat, als dauerhafte Institution angelegt ist und Mitgliederzahlen erreichen kann, die weit über den fünf Spielenden liegen, die in einer Gruppe sein können. Vereinzelte Verwendungen als Gruppenchat-Ersatz sind möglich, jedoch umso unüblicher, je größer die Gilde ist. Daher findet in diesem Chatraum verstärkt Kommunikation oberhalb der lokal beobachtbaren Ebene statt. Aufgrund der persönlichen Interkation bzw. kommunikativen Nähe der Spielenden über einen längeren Zeitraum hinweg gehen wir davon aus, dass die nähesprachlichen Strukturen im Gildenchat am stärksten ausgeprägt sein müssten. Tabelle 1 fasst die Kommunikationsbedingungen der hier untersuchten Chats hinsichtlich der Parameter Zugänglichkeit und Reichweite zusammen. Chatraum Zugänglichkeit Reichweite Allgemeinchat Automatischer Beitritt bei Betreten der Spielwelt Unbegrenzt auf der ganzen Spielwelt les- und schreibbar mit Unterteilungen in kleinere Teilabschnitte Gruppenchat Dieser Chatraum kommt nur zustande, solange ein loser Zusammenschluss als Gruppe vorhanden ist. Es wird eine vorherige Einladung in die Gruppe benötigt. Eine Gruppe besteht in der Regel für eine bestimmte Aufgabe mit festgelegtem Zeitraum. Potenziell ist der Chat ebenso unbegrenzt wie der Allgemeinchat. Der Großteil der Gruppenbildungen wird jedoch mit dem Zweck verbunden, einen sogenannten Dungeon zu betreten, sodass der Gebrauch praktisch eine Beschränkung auf den jeweiligen Ort hervorbringt. 268 Lars Bülow & Sven Stephan Chatraum Zugänglichkeit Reichweite Gildenchat Dieser Chatraum kommt nur zustande, wenn eine Gilde gegründet wurde und der jeweilige Avatar zuvor in diese Gilde eingeladen wurde. Eine Gilde ist im Gegensatz zu einer Gruppe ein soziales Gebilde mit unbestimmter zeitlicher Zugehörigkeit. In vielen Gilden existiert eine Probezeit, in der sich neue Mitglieder als zum Rest der Gilde passend erweisen müssen oder andernfalls wieder ausgeschlossen werden. Unbegrenzt auf der ganzen Spielwelt les- und schreibbar Tabelle 1: Zugänglichkeit und Reichweite der WoW-Chats Aus den Kommunikationsbedingungen Zugänglichkeit und Reichweite lassen sich nun hypothetische Aussagen über den Einsatz von nähesprachlichen Versprachlichungsstrategien in den Chats ableiten: - H1: Der Allgemeinchat weist weniger der von uns untersuchten nähesprachlichen Merkmale auf als der Gruppen- und der Gildenchat. - H2: Der Gruppenchat weist weniger der von uns untersuchten nähesprachlichen Merkmale auf als der Gildenchat, aber mehr als der Allgemeinchat. - H3: Die beiden Zeitungskorpora weisen weniger der von uns untersuchten nähesprachlichen Merkmale auf als die WoW-Chats. Abbildung 2 zeigt die hypothetische Abstufung der Ausprägung der Nähesprachlichkeit in den einzelnen Teilkorpora: Abbildung 2: Hypothetische Verteilung der Korpora gemessen am Grad ihrer potenziellen Nähesprachlichkeit Nähe- und Distanzsprachlichkeit in der Chatkommunikation von Online-Rollenspielen 269 3 Methodisches Vorgehen Um die von uns aufgestellten Hypothesen zu überprüfen, haben wir im Wesentlichen korpuspragmatisch gearbeitet. Felder et al. (2012, 4) verstehen darunter einen linguistische[n] Untersuchungsansatz, der in digital aufbereiteten Korpora das Wechselverhältnis zwischen sprachlichen Mitteln einerseits und Kontextfaktoren andererseits erforscht und dabei eine Typik von Form-Funktions-Korrelationen herauszuarbeiten beabsichtigt. Zunächst haben wir mithilfe der Konkordanzsoftware AntConc (Version 3.4.4) die Target-Formen ermittelt. Da uns AntConc keine Interpretationen der gewonnenen sprachlichen Ausdrucksseite anbietet und diese bekanntermaßen ambig sein kann - das wird beispielsweise sowohl als Artikel, Relativpronomen oder Demonstrativpronomen verwendet -, haben wir die sprachliche Ausdrucksseite anschließend inhaltsanalytisch ausgewertet, um Form-Funktions-Korrelationen festzustellen. Die Daten wurden ausschließlich von den Autoren dieses Beitrags interpretiert. Insgesamt wurden für diese Untersuchung drei Phänomene analysiert, deren Auswahl wir im Folgenden genauer darlegen. 3.1 Ausgewählte Parameter der Nähesprachlichkeit Koch / Oesterreicher (1985; 2011; 2012) stellen in ihren Arbeiten zum Nähe / Distanz-Kontinuum eine Reihe von Indizes vor, die „als universale Merkmale der Sprache der Nähe (gesprochen) bzw. der Sprache der Distanz (geschrieben) gelten müssen“ (Koch / Oesterreicher 1985, 27). Tatsächlich führen sie jedoch lediglich Versprachlichungsstrategien „für die Sprache der Nähe“ (Koch / Oesterreicher 1985, 27) auf. Die jeweilige Entsprechung für die Sprache der Distanz könne man sich analog erschließen. Die genannten Merkmale der Nähesprachlichkeit werden im Wesentlichen drei Bereichen zugewiesen: im morphosyntaktischen Bereich hat man zu denken an: Nachträge, Anakoluthe, Kongruenz‘schwächen’, holophrastische Äußerungen, Segmentierungserscheinungen, an die Rhema-Thema-Abfolge sowie an den sparsamen Umgang mit der Hypotaxe; im lexikalischen Bereich sind zu nennen: passe-partout -Wörter, lexikalische ‘Armut’, niedrige type-token-Relation; andererseits expressive Bildungen (Hyperbeln, Kraftwörter, etc.) und lexikalischer Reichtum in ganz bestimmten Sinnbezirken; im textuell-pragmatischen Bereich finden wir: Sprecher- und Hörer-Signale, Überbrückungsphänomene, Korrektursignale, Gliederungssignale, Abtönungspartikeln; 270 Lars Bülow & Sven Stephan häufig dient das Präsens als Erzähltempus, die Redewiedergabe erfolgt vorzugsweise durch direkte Rede; es werden andere Anforderungen an die Textkohärenz gestellt. (Koch / Oesterreicher 1985, 27) Einleitend wurde bereits angedeutet, dass die Operationalisierung der von Koch / Oesterreicher (1985) genannten Phänomene für das Nähe / Distanz- Kontinuum möglicherweise problematisch sein könnte (vgl. Abschnitt 1). 3 Tatsächlich ließe sich mit etwas Aufwand für jedes der genannten Phänomene eine Möglichkeit finden, dieses zu messen. Hier liegt jedoch nicht das eigentliche Problem, wenn die mangelnde Operationalisierbarkeit des Modells kritisiert wird. Vielmehr ist die eigentliche Frage in diesem Zusammenhang, welche Skalierung an das Material herangetragen werden muss. Mit anderen Worten, wie häufig sollten z. B. Abtönungspartikeln in einem Text, egal ob mündlich oder schriftlich realisiert, verwendet worden sein, damit der Untersuchungsgegenstand als vergleichsweise nähesprachlich gelten kann? Wir versuchen uns diesem Problem hier zu entziehen, indem wir die verschiedenen Chatprotokolle mit Zeitungstexten kontrastieren. Zeitungstexte sind laut Koch / Oesterreicher (1985, 23) prototypische Vertreter der Distanzsprachlichkeit und können uns somit als Referenzinstanz dienen. Wie aus den Hypothesen deutlich wird (vgl. Abschnitt 2), setzen wir die verschiedene Datensätze bzw. Korpora miteinander in Beziehung, um für die von uns untersuchten Merkmale Aussagen treffen zu können wie ‘Korpus A ist nähesprachlicher als Korpus B, aber distanzsprachlicher als Korpus C’. Selbst wenn wir angeben, um wie viel Prozent mehr ein Merkmal in einem Korpus ausgeprägt ist, treffen wir letztlich aber keine Aussage darüber, um wie viel Prozent oder Einheiten dieses Korpus insgesamt nähe- oder distanzsprachlicher ist als ein anderes. 3.2 Operationalisierung der Parameter Für diese Untersuchung haben wir jeweils ein Phänomen aus jedem der drei oben genannten Bereiche ausgewählt. Das sind die ‘niedrige Type-Token- 3 Dabei darf nicht vergessen werden, dass Koch / Oesterreicher nie den Anspruch formuliert haben, den Grad an kommunikativer Nähe bzw. Distanz alleine aus bestimmten sprachlichen Merkmalen abzuleiten. Diese müssen immer im Zusammenhang mit den relevanten Kommunikationsbedingungen gesehen werden: „Gerade die universalen Aspekte konzeptioneller Mündlichkeit und Schriftlichkeit können aus einer rein sprachimmanenten Betrachtungsweise heraus nicht adäquat verstanden werden, da sie wesenhaft bezogen sind auf zwar kommunikativ relevante, aber eben außersprachliche Gegebenheiten“ (Koch / Oesterreicher 2011, 6). Nähe- und Distanzsprachlichkeit in der Chatkommunikation von Online-Rollenspielen 271 Relation’, der ‘sparsame Umgang mit der Hypotaxe’ sowie die Verwendung von ‘Abtönungspartikeln’. Die Type-Token-Relation messen und operationalisieren wir mithilfe von AntConc. Dabei sind verschiedene Punkte kritisch anzumerken: Die Type- Token-Relation ist stark von der Korpusgröße abhängig und kein unumstrittenes Maß für lexikalische Armut bzw. lexikalische Vielfalt (vgl. dazu die Diskussion in McEnery / Hardie 2011). Die Korpusgröße wird kontrolliert, indem wir ähnlich große Korpora miteinander vergleichen und diese für die Bestimmung der Type-Anzahl auf die Größe des kleinsten Korpus normieren (vgl. Abschnitt 3.3). Ob eine niedrige Type-Token-Relation ein gutes Maß für lexikalische Armut darstellt, ist für diesen Beitrag insofern irrelevant, als uns lediglich interessiert, ob wir für die verschiedenen Korpora unterschiedliche Werte in der von uns in Abschnitt 2 unterstellten Reihung erhalten. Des Weiteren ist kritisch vorwegzunehmen, dass uns AntConc lediglich erlaubt, Schreibvarianten miteinander zu vergleichen. Das heißt, dass zum Beispiel <hey> und <hej> als zwei Types gewertet werden. Wir gehen aber davon aus, dass sich solche Schreibvarianten gleichermaßen über die drei Chat-Korpora verteilen, was zumindest den Vergleich der Chat-Type-Token-Relation als unproblematisch erscheinen lässt. Aufgrund der großen Datenmenge (vgl. Abschnitt 3.3) arbeiten wir hinsichtlich der Phänomene ‘sparsamer Umgang mit der Hypotaxe’ und ‘Abtönungspartikeln’ mithilfe von Stichproben. Für die Messung des Gebrauchs von Hypotaxen konzentrieren wir uns auf die Analyse von Relativpronomen; hinsichtlich der Abtönungspartikeln nehmen wir fünf Vertreter in den Blick, die von der Dudengrammatik (Duden 2006, 598) als häufig charakterisiert werden. Zur Feststellung des Gebrauchs von Relativsätzen haben wir uns für die Analyse der Relativpronomen der , die und das entschieden, weil diese über die Formen <der>, <die> und <das> 4 relativ einfach zu finden und zu operationalisieren sind. Uns ist aber bewusst, dass wir uns mit der Beschränkung auf diesen Nebenbzw. Relativsatztyp nur einen ersten Einblick in die Verwendung von Nebensatzstrukturen verschaffen können. Unsere Untersuchung erlaubt keine Aussagen über die Häufigkeit von hypotaktischen Strukturen im Allgemeinen. Das oben Gesagte gilt im Wesentlichen auch für die Abtönungspartikeln aber , doch , eben , mal und schon , die wir in einem ersten Schritt über die Formen <aber>, <doch>, <eben>, <mal> und <schon> identifizieren. Aufgrund der funktionalen Mehrdeutigkeit der von uns untersuchten Zeichenketten müssen wir zunächst die konkreten Form-Funktions-Zuordnungen 4 Das Relativpronomen das wird mitunter auch als <dass> verschriftet. Die das / dass - Schreibung ist eine der häufigsten Fehlerquellen der deutschen Rechtschreibung (vgl. Feilke 2011). 272 Lars Bülow & Sven Stephan inhaltsanalytisch erschließen. Wir werden im Ergebnisteil aber nur kurz auf das Verhältnis der verschiedenen Funktionen zu den spezifischen Formen in den Korpora eingehen. Da wir mit vergleichbaren Korpusumfängen arbeiten, betrachten wir den Anteil der Relativpronomen und der Abtönungspartikeln immer im Verhältnis zur Gesamttokenanzahl des jeweiligen Korpus. Wir haben alle Token der Formen <der>, <die>, <das> für die Bestimmung der Relativsätze und alle Token der Formen <aber>, <doch>, <eben>, <mal> und <schon> für die Bestimmung der Abtönungspartikel inhaltsanalytisch bewertet (vgl. Abschnitt 4). Wir sind uns darüber im Klaren, dass das Deutsche neben weiteren Abtönungspartikeln auch mehrere Möglichkeiten der Subordination bietet; das Ziel dieser Untersuchung ist jedoch nicht, die Phänomene in ihrer Ausprägung absolut zu erfassen. Vielmehr steht die Frage im Mittelpunkt, ob sich die Phänomene überhaupt im Sinne des Ansatzes von Koch / Oesterreicher vergleichen lassen und ob wir Unterschiede zwischen den einzelnen Chats bzw. Korpora feststellen können. 3.3 Korpora Um an die notwendigen WoW-Daten zu gelangen, muss das Spiel aktiv gespielt werden, da sonst keine natürlichen Kommunikationssituationen zustande kommen; das heißt, dass es sich bei der Datenerhebung um eine in situ -Erhebung handelt. Folglich muss das Korpus als Ergebnis eines quasi-experimentellen Feldforschungsprozesses verstanden werden, mit allen Folgen für die externe und interne Validität (vgl. zur Validitätsproblematik etwa Breuer / Bülow 2019). An der Erhebung waren zwei Personen beteiligt, um eine persönliche Einflussnahme durch die Einzelerhebenden zu begrenzen. Die Daten wurden auf den drei deutschsprachigen Servern Arygos, Antonidas und Blackrock erhoben, um die erreichte Population zu vergrößern. Blackrock wurde zur Zeit der Datenerhebung als auf ‘Player vs. Player’ (PvP) ausgerichtet geführt, während Arygos und Antonidas Server des Typs ‘Player vs. Environment’ (PvE) waren. Über einen Zeitraum von etwa einem halben Jahr (25. 07. 2016 bis 08. 02. 2017) konnte so ein Korpus von über 250 000 Token generiert werden, wobei die Aufzeichnung des gesamten Chatverlaufs mithilfe eines frei verfügbaren Scripts - im Sprachgebrauch des Spiels als ‘Addon’ bezeichnet - namens Chatlog jeweils automatisch mit dem Start des Spiels begann und erst mit dem Schließen endete. Alle Beteiligten treten mit Pseudonymen für ihre Avatare auf, sodass die Anonymität der Spielenden gewahrt bleibt. Für diesen Beitrag haben wir einen Korpusausschnitt von je ungefähr 15 000 Token pro betrachtetem Chat-Raum gewählt (für die genaue Zusammensetzung vgl. Tab. 2). Als Referenz dienen uns Nähe- und Distanzsprachlichkeit in der Chatkommunikation von Online-Rollenspielen 273 zwei - für diese Untersuchung zusammengestellte - thematische Zeitungskorpora mit ebenfalls ca. 15 000 Token. Korpus Tokenzahl Zeitung 1 15 149 Zeitung 2 15 186 Allgemein 14 385 Gruppe 14 952 Gilde 14 577 Tabelle 2: Korpuszusammensetzung und -größe (Tokenzahl) 4 Ergebnisse Im Folgenden gehen wir zunächst auf die Type-Token-Relation ein (Abschnitt 4.1). Wir werden uns anschließend mit dem Gebrauch von Hypotaxen in Form von Relativsatzanschlüssen beschäftigen (Abschnitt 4.2) und uns dann die Frequenz von fünf der häufigsten Abtönungspartikeln des Deutschen ansehen (Abschnitt 4.3). Eine kritische Auseinandersetzung mit besonders auffälligen oder unerwarteten Ergebnissen schließt daran an (Abschnitt 5). 4.1 Type-Token-Relation Koch / Oesterreicher (1985) nehmen an, dass Nähesprachlichkeit mit einer verhältnismäßig niedrig ausgeprägten lexikalischen Vielfalt korreliert. Die Type- Token-Relation ( TTR ) kann als Maß für die lexikalische Armut bzw. die lexikalische Vielfalt von Texten interpretiert werden. Dabei gilt: Je größer der Wert, desto mehr Types existieren im Material, und desto größer ist folglich die lexikalische Vielfalt. Um die TTR der verschiedenen Korpora miteinander vergleichen zu können, haben wir zum einen darauf geachtet, ähnlich große Korpusausschnitte miteinander zu vergleichen (vgl. Tab. 2). Zum anderen haben wir die TTR mithilfe des TTR Comparison Tools des Computer Science Department der University of Toronto standardisiert. Der Referenzwert für die Standardisierung ist durch die Token-Anzahl des kleinsten Teilkorpus - hier das Allgemeinchat- Korpus mit 14 385 Token - bestimmt. Mit diesem Verfahren erhält man folgende Werte für die TTR : 274 Lars Bülow & Sven Stephan Standardisierte Werte für die ersten 14 385 Token Types TTR in % Zeitung 1 4227 29,4 Zeitung 2 3599 25,0 Allgemein 2775 19,3 Gruppe 3070 21,3 Gilde 2670 18,6 Tabelle 3: Standardisierte Types und TTR Wie erwartet, weisen alle drei Chat-Korpora eine niedrigere TTR auf als die für den distanzsprachlichen Pol als exemplarisch angesehenen Zeitungskorpora. Der Unterschied zwischen beiden Zeitungskorpora ist mit Δ = 4,4 allerdings größer als der zwischen Zeitung 2 und der nächstniedrigeren TTR im Gruppenchat (Δ = 3,7). Entgegen unseren Erwartungen hat der Gruppenchat eine um Δ = 2 höhere TTR als der Allgemeinchat. Weiters ist die TTR für den Allgemeinchat höher als die TTR für den Gildenchat (wenn auch in statistisch nicht signifi kantem Maß). Damit erhalten wir für die lexikalische Vielfalt die folgende Abstufung (vgl. Abb. 3): Abbildung 3: Abstufung der lexikalischen Vielfalt In methodischer Hinsicht müssen die Ergebnisse insofern relativiert werden, als wir Schreibvarianten wie z. B. <pls> und <plz> als eigene Types erfassen (vgl. Abschnitt 3), wobei eine genauere Untersuchung dazu, ob es funktionale Unterschiede in der Verwendung gibt, noch aussteht. Wir gehen aber davon aus, dass sich solche Schreibvarianten gleichermaßen über die drei Chat-Korpora verteilen. Das lässt zumindest den Vergleich der Chat- TTR als unproblematisch erscheinen; vor dem Hintergrund der Schreibvariation und des hier verwendeten Type-Begriff s können die Chatkorpora hinsichtlich der TTR aber nur sehr bedingt mit den Zeitungskorpora verglichen werden. Nähe- und Distanzsprachlichkeit in der Chatkommunikation von Online-Rollenspielen 275 4.2 Syntaktische Komplexität Als Indikator für den sparsamen Umgang mit der Hypotaxe dient uns die Anzahl der Relativpronomen im Verhältnis zur Tokenanzahl im jeweiligen Korpus. Wie in Abschnitt 3.2 schon dargelegt wurde, haben wir dazu in einem ersten Schritt allen Belegen der Formen <die>, <der>, <das> sowie <dass> inhaltsanalytisch ihre entsprechende Funktion als Relativpronomen, bestimmter Artikel oder Demonstrativpronomen (sowie Subjunktion) zugewiesen. Abbildung 4 fasst die absoluten Häufi gkeiten der Relativpronomen, Artikel und Demonstrativpronomen am Anteil der Wortformen <die>, <der>, <das> sowie <dass> je Korpus zusammen. Abbildung 4: Verteilung der Wortarten für die Wortformen <die>, <der>, <das> (und <dass>) Dabei zeigt sich erwartungsgemäß, dass der Artikelanteil in allen Korpora am höchsten ausgeprägt ist. Während in den Zeitungskorpora die Relativpronomen gegenüber den Demonstrativpronomen überwiegen, ist das Verhältnis in den Chatkorpora umgekehrt. 5 Auff ällig ist insbesondere der hohe Anteil an Demonstrativpronomen im Gildenchat. Ob die Ausprägung der Demonstrativpronomen ebenfalls als Indiz für Nähesprachlichkeit gewertet werden kann, diskutieren wir ausführlich in Abschnitt 5. Hier ist der Fokus auf die Relativpronomen gerichtet. Um deren Ausprägung in den verschiedenen Korpora mit- 5 In den Chatkorpora wird die Form <dass> in drei Fällen als Relativpronomen verwendet, in den Zeitungskorpora ist das nicht der Fall. 276 Lars Bülow & Sven Stephan einander vergleichen zu können, haben wir die absolute Häufi gkeit der Relativsatzanschlüsse in den Korpora in Relation zur jeweiligen Tokenanzahl gesetzt. Der so errechnete Wert zeigt also, wie viele Token im Durchschnitt zwischen zwei Relativpronomen der Formen <die>, <der> und <das> (sowie <dass>) auftreten. Je höher der Wert ist, als desto nähersprachlicher kann das jeweilige Korpus im Vergleich mit den übrigen Korpora gedeutet werden. Abbildung 5 illustriert, dass die Relativpronomen in den Zeitungskorpora signifi kant häufi ger im Verhältnis zur Tokenanzahl auftreten als in den Chatkorpora. Innerhalb der Teilmenge der Chatkorpora ist der Anteil an Relativpronomen im Allgemeinchat am höchsten. Es folgt der Gildenchat. Im Gruppenchat sind die Relativpronomen am geringsten im Verhältnis zur Tokenanzahl ausgeprägt. Abbildung 5: Anzahl der Token je Korpus geteilt durch die Anzahl der Relativpronomen je Korpus Abbildung 5 veranschaulicht damit einerseits, dass die Abstände zwischen zwei Relativpronomen im Gruppenchat mehr als dreimal so groß sind (2136 Token je Relativsatzanschluss) wie im Gildenchat (633,8 Token je Relativsatzanschluss) und sechsmal so groß wie im Allgemeinchat (350,9 Token je Relativsatzanschluss). Andererseits wird auch der Unterschied zwischen den beiden Zeitungskorpora deutlich: Im Zeitungskorpus 2 (158,2 Token je Relativsatzanschluss) ist der Abstand zwischen zwei Relativpronomen fast doppelt so hoch wie im Zeitungskorpus 1 (82,8 Token je Relativsatzanschluss). Abbildung 6 fasst die Abstufung grafi sch zusammen. Nähe- und Distanzsprachlichkeit in der Chatkommunikation von Online-Rollenspielen 277 Abbildung 6: Abstufung des Gebrauchs hypotaktischer Strukturen gemessen am Anteil der Relativpronomen 4.3 Abtönungspartikeln Zur Untersuchung des Partikelgebrauchs betrachten wir die Wortformen <aber>, <doch>, <eben>, <mal> und <schon>. 6 Es gilt: Je mehr Abtönungspartikeln das jeweilige Korpus im Verhältnis zur Gesamttokenzahl aufweist, desto nähesprachlicher ist es im Vergleich zu den übrigen Korpora. Kodiert wurde dabei nach ‘Verwendung als Abtönungspartikel’ und ‘andere Verwendung’. Abbildung 7 zeigt zunächst die Verteilung der Funktionen der Wortformen <aber>, <doch>, <eben>, <mal> und <schon> in den jeweiligen Korpora. Abbildung 7: Funktion der Wortformen <aber>, <doch>, <eben>, <mal> und <schon> in den jeweiligen Korpora 6 Diese können laut Dudengrammatik (Duden 2006, 598) zu den häufi gsten Abtönungspartikeln des Deutschen gezählt werden. 278 Lars Bülow & Sven Stephan Im Gegensatz zu den beiden Zeitungskorpora überwiegt in den Chatkorpora die Funktion als Abtönungspartikel. Die einzelnen Chatkorpora weisen dabei allerdings Unterschiede auf: Während das Verhältnis der Abtönungspartikeln zu anderen Verwendungsweisen im Gildenchat und im Gruppenchat etwa 3: 1 entspricht, liegt es im Allgemeinchat bei ca. 1,4: 1. Um den Grad an Nähesprachlichkeit - gemessen an der Verwendungshäufi gkeit der Abtönungspartikeln - bestimmen zu können, haben wir die Gesamtzahl der Token durch die Anzahl der Abtönungspartikeln in den jeweiligen Korpora dividiert. So erhalten wir einen Wert, der uns angibt, wie viele Token im Durchschnitt in dem jeweiligen Korpus zwischen zwei Abtönungspartikeln auftreten. Je niedriger der Wert ist, desto nähesprachlicher ist das entsprechende Korpus. Abbildung 8: Anzahl der Token geteilt durch die Anzahl der Abtönungspartikeln Abbildung 8 veranschaulicht, dass die Chatkorpora im Hinblick auf die Verwendung der Abtönungspartikeln nähesprachlicher sind als die Zeitungskorpora. Dabei zeigen sich allerdings auch signifi kante Unterschiede sowohl zwischen den beiden Zeitungskorpora als auch zwischen den Chatkorpora. Hinsichtlich der Chatkorpora ist der Gildenchat am nähesprachlichsten, gefolgt vom Gruppenchat und vom Allgemeinchat. Auch diese Zusammenhänge lassen sich wieder grafi sch als Abstufung festhalten (vgl. Abb. 9). Nähe- und Distanzsprachlichkeit in der Chatkommunikation von Online-Rollenspielen 279 Abbildung 9: Abstufung Abtönungspartikeln 5 Diskussion der Ergebnisse Die in Abschnitt 4 vorgestellten Ergebnisse sind im Hinblick auf die von uns formulierten Hypothesen teilweise überraschend und diskussionsbedürftig. Dass die Zeitungskorpora weniger nähesprachlich sind als die Chatkorpora, hatten wir aufgrund der fundamental unterschiedlichen Kommunikationsbedingungen erwartet. Auch innerhalb der Chatkommunikation haben wir aufgrund des Einfl usses der Parameter Zugänglichkeit und Reichweite mit Abstufungen in der Ausgeprägtheit von Nähesprachlichkeit gerechnet (vgl. Abschnitt 2). Unseren Annahmen widerspricht allerdings teilweise die Reihenfolge, die die Chatkorpora hinsichtlich der von uns untersuchten Versprachlichungsstrategien einnehmen. Dass beispielsweise der Allgemeinchat im Vergleich zum Gruppenchat eine niedrigere Type-Token-Relation ( TTR ) aufweist (vgl. Abschnitt 4.1), hatten wir nicht erwartet. Hypothese H1 kann somit nur teilweise, nämlich für die Merkmale syntaktische Komplexität und Verwendung der Abtönungspartikeln, nicht aber für die TTR bestätigt werden. Eine mögliche Erklärung für die niedrigere TTR im Allgemeinchat ist der Zeitraum, in dem die untersuchten Daten erhoben wurden. Der Zeitraum umfasst die Übergangsphase zwischen den zwei Erweiterungen Warlord of Draenor und Legion . Hier tauchten in der Spielwelt regelmäßig sogenannte Invasionen auf, die von den Spielenden zum effi zienten Leveln von weiteren Charakteren genutzt wurden. Leveln ist ein Prozess, bei dem die Spielenden versuchen, ihre Avatare dadurch stärker zu machen bzw. auf ein neues Level zu heben, indem sie zusätzliche Kämpfe bestreiten. Im Zuge der Kampfhandlungen wurden große Schlachtgruppen (bis zu 40 Teilnehmende) erstellt, wodurch die einzelnen Avatare mehr Erfahrung bekamen. Für die TTR ist das insofern relevant, als im Allgemeinchat einige Konstruktionen unerwartet häufi g vorkommen und das Ergebnis so verzerren. Die Form inv (für invite ) zum Beispiel, die über 1400 Mal auftaucht, ist im Sinne einer Auff orderung zu verstehen, in eine dieser Gruppen eingeladen zu werden (vgl. dazu auch 280 Lars Bülow & Sven Stephan Bülow / Stephan 2018). Als häufiges Rechtskollokat zu inv erscheint zudem pls (für please ) mit knapp 600 Belegen. Die unüblich hohe Frequenz dieser Formen (Types) im Untersuchungszeitraum beeinflusst die TTR im Allgemeinchat insofern erheblich, als auf die standardisierte Tokenanzahl (14 385 Token) weniger unterschiedliche Types kommen. 7 Darüber hinaus hatten wir angenommen, dass der Gildenchat hinsichtlich der von uns untersuchten Versprachlichungsstrategien nähesprachlicher ausfällt als der Gruppenchat (vgl. Abschnitt 2). Hypothese H2 kann zwar für die TTR und den Gebrauch der Abtönungspartikeln bestätigt werden, nicht aber für die Verwendung von Relativsatzanschlüssen (vgl. Abschnitt 4.2). Der Gildenchat weist mehr Relativsatzanschlüsse mit den Formen <die>, <der> und <das> (sowie <dass>) im Verhältnis zur Tokenanzahl auf als der Gruppenchat. Der Gildenchat ist damit hinsichtlich dieser Versprachlichungsstrategie distanzsprachlicher als der Gruppenchat. Dieses Ergebnis unterstreicht unseres Erachtens die Wichtigkeit des Faktors Reichweite (lokal vs. global) innerhalb der WoW-internen Chatraum-Distribution (vgl. Abschnitt 2). Für unsere Hypothesenbildung sind wir davon ausgegangen, dass eine stärker ausgeprägte Privatheit im Hinblick auf den Faktor Zugänglichkeit (privat vs. öffentlich) wichtiger ist als die Reichweite (vgl. Tabelle 1). Zur Erinnerung: Der Parameter Reichweite erfasst, wo in der Spielwelt der jeweilige Spieler bzw. Avatar an einem Chat teilnehmen kann bzw. praktisch teilnimmt. Der Allgemeinchat und der Gildenchat werden beispielsweise innerhalb der gesamten Spielwelt verwendet. Sie haben damit die größtmögliche Reichweite (global). Es bedarf hier keiner lokalen Nähe der Avatare in der virtuellen Spielwelt, damit diese über diese Chats kommunizieren. Die spezifischen Gruppenchats werden hingegen in der Regel nur in bestimmten Regionen der Spielwelt verwendet, wenn die Avatare eine bestimmte Nähe zueinander in der Spielwelt aufweisen (lokal). Wir haben in Abschnitt 2 argumentiert, dass Zugänglichkeit im Sinne einer privateren, abgeschlossenen Gemeinschaft einen größeren Einfluss auf die Nähebzw. Distanzsprachlichkeit hat als die lokale Nähe der Avatare in der Spielwelt. Auf der Grundlage der Ergebnisse müssen wir diese Einschätzung jedoch relativieren und dem Aspekt der Reichweite einen höheren Stellenwert zusprechen. Demnach spielt es für die Ausprägung der Nähesprachlichkeit der WoW-Chats womöglich eine bedeutendere Rolle, wie groß die Reichweite des jeweiligen Chats in der Spielwelt ist. Eine geringere Reichweite (lokal) würde 7 Zudem muss beachtet werden, dass in der Spielwelt von WoW etliche Eigennamen von Orten, Aufgaben bis hin zu Avatar- und Gildennamen existieren, die wiederum als deiktische Verweise in der Kommunikation genutzt werden und so die Anzahl der Types stark erhöhen. Nähe- und Distanzsprachlichkeit in der Chatkommunikation von Online-Rollenspielen 281 dementsprechend mit Versprachlichungsstrategien korrelieren, die mehr Nähesprachlichkeit signalisieren. Wenn wir den verschiedenen Bereichen ‘lexikalisch’, ‘morpho-syntaktisch’ und ‘textuell-pragmatisch’ zusammenfassend Rechnung tragen, lassen sich die Unterschiede zwischen den Korpora folgendermaßen darstellen (vgl. Abb. 10). Abbildung 10: Abstufung der Nähesprachlichkeit Außerdem möchten wir an dieser Stelle auf einen interessanten Nebenbefund hinweisen: den hohen Anteil der Demonstrativpronomen an den Wortformen <die>, <der> und <das> in den Chatkorpora (vgl. Abb. 4). In den Zeitungskorpora haben wir eine Verwendung von <die>, <der> und <das> in demonstrativer Funktion in etwa 9 % (Zeitung 1) bzw. 2 % (Zeitung 2) der Fälle; im Allgemeinchat kommen wir auf ca. 22 %, im Gruppenchat auf etwa 28 % und im Gildenchat ebenfalls auf 28 %. Somit stellt sich die Frage, ob eine höhere Verwendungsfrequenz von Demonstrativpronomen mehr Nähesprachlichkeit signalisiert. Diese Frage ist insofern berechtigt, als Nähekommunikation das Verständnis deiktischer Referenzen erleichtert, die unter distanzsprachlichen Kommunikationsbedingungen nicht eindeutig wären und zu Missverständnissen führen könnten. Mit anderen Worten: Nähesprachliche Kommunikationsbedingungen ermöglichen ein besseres Verständnis deiktischer Verweise wie etwa den Einsatz von Demonstrativpronomen. Das wiederum erklärt, dass diese in der Nähesprache häufi ger eingesetzt werden. Diese Beobachtung entspricht der Vorstellung von 282 Lars Bülow & Sven Stephan Koch / Oesterreicher (2011), dass nähe- oder distanzsprachliche Kommunikationsbedingungen mit bestimmten Versprachlichungsstrategien korrelieren. Was bedeutet das nun für den WoW-Chatkontext? Gerade durch das Nebeneinander einer auf der Bildschirmoberfl äche dargestellten virtuellen Spielrealität und schriftlicher Kommunikation in den Chats können Demonstrativpronomen sowohl Textdeixis als auch Realdeixis - bzw. besser: Deixis in Relation zur virtuellen Spielrealität (Virtualdeixis) - zum Ausdruck bringen. Bei der Virtualdeixis wird auf Gegebenheiten in der virtuellen Welt als Teil der Kommunikationssituation verwiesen. 8 Je nähesprachlicher die Kommunikationsbedingungen sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass zum einen die Textdeixis von der Virtualdeixis unterschieden und dass zum anderen die Virtualdeixis eindeutig verstanden werden kann. Mögliche Abstufungen, die zwischen den Korpora in der Verwendungsfrequenz der Demonstrativpronomen bestehen, können ermittelt werden, indem deren absolute Häufi gkeit ins Verhältnis zur Tokenanzahl gesetzt wird. Abbildung 11 veranschaulicht diese Abstufungen. Abbildung 11: Anzahl der Token geteilt durch die Anzahl der Demonstrativpronomen 8 Jakob (2018) illustriert, wie Virtualdeixis in der WhatsApp-Chatkommunikation funktioniert. Als Beispiel dient ihr ein Gesprächsverlauf, in dem sich die Teilnehmer verabreden, sich ‘wieder hier’ (d. h. im Chat) zu treff en. Der virtuelle WhatsApp-Chatbereich wird so als raum-zeitliche Dimension einer quasi-nähesprachlichen Kommunikationssituation konzeptualisiert. Nähe- und Distanzsprachlichkeit in der Chatkommunikation von Online-Rollenspielen 283 Die Werte in Abbildung 11 zeigen die durchschnittliche Anzahl der Token, die zwischen zwei Demonstrativpronomen auftreten. Dabei impliziert ein niedrigerer Wert mehr Nähesprachlichkeit. Die Reihenfolge der Chats würde damit die Hypothesen H1 und H2 bestätigen (vgl. Abb. 12). Abbildung 12: Abstufung im Gebrauch der Demonstrativpronomen Da sich für die Demonstrativpronomen ein ähnliches Bild ergibt wie für die übrigen Analysen (vgl. Abschnitt 4), handelt es sich hier sehr wahrscheinlich um eine Versprachlichungsstrategie, die im Sinne von Koch / Oesterreicher (1985, 2011) mit nähesprachlichen Kommunikationsbedingungen korreliert. Diese ließe sich vermutlich - wie die übrigen hier untersuchten Versprachlichungsstrategien auch - unter Koch / Oesterreichers (1985, 27) „universale Merkmale der Sprache der Nähe“ subsumieren. 6 Fazit Wir haben eingangs die beiden Fragen gestellt, inwiefern das Nähe / Distanz- Kontinuum von Koch / Oesterreicher Erklärungen für die Variation sprachlicher Strukturen in WoW-Chats liefert und ob wir in solchen Chaträumen, deren Kommunikationsbedingungen stärkere Nähe- oder Distanz-Kommunikation bedingen sollten, entsprechende Unterschiede fi nden (vgl. Abschnitt 1). Wir haben nicht nur herausgefunden, dass sich die verschiedenen WoWinternen Chatkorpora hinsichtlich der Ausprägung der von uns untersuchten Phänomene unterscheiden, sondern auch, dass sich diese Unterschiede mithilfe des Konzepts der Nähe- und Distanzsprachlichkeit erklären lassen. Als distanzsprachlicher Ankerpunkt dienten uns dabei Zeitungskorpora. Entgegen den angeführten Kritikpunkten zur Übertragbarkeit des Ansatzes auf digitale Medien zeigen unsere Ergebnisse im Großen und Ganzen ein konsistentes Bild. Die Nutzbarmachung des Ansatzes auch für die Analyse nichtklassischer Text- und Diskursformen kann unter Beachtung der von uns skizzierten Prämissen durchaus sinnvoll sein. Für jede einzelne Diskursform müsste zum Beispiel zunächst geklärt werden, welche Aspekte der Kommunikationssituation die kommunikative Nähe oder Distanz der Akteure beeinfl ussen, ähn- 284 Lars Bülow & Sven Stephan lich, wie wir es für die WoW-Chaträume getan haben (vgl. Abschnitt 2). Erst auf einer solchen Grundlage werden empirische Untersuchungen der sprachstrukturellen Gestaltung - im Sinne von Nähe- oder Distanzsprachlichkeit - möglich. Zuletzt möchten wir auf die immer noch große linguistische Forschungslücke im Bereich der Online-Kommunikation in virtuellen Welten hinweisen, zu deren Schließung wir mit dieser Untersuchung einen Teil beigetragen haben. Eine zunehmend digitale Gesellschaft mit ständig neu entstehenden Formen von virtuellen Realitäten und damit virtuellen Kommunikationssituationen - wie z. B. Virtual-Reality-Chats - bietet hier ein ganz neues und spannendes Feld für die (Medien-)Linguistik. Elektronische Ressourcen Activision Blizzard, Inc. (2005). World of Warcraft . Santa Monica, Blizzard Entertainment Inc. Activision Blizzard (2015). „Anzahl der Abonnenten von World of Warcraft weltweit vom 1. Quartal 2005 bis zum 3. Quartal 2015 (in Millionen)“, Statista - Das Statistik- Portal. <de.statista.com/ statistik/ daten/ studie/ 208146/ umfrage/ anzahl-der-abonnenten-von-world-of-warcraft/ > [Zugriff am 22. 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Traditions discursives mêlées 287 Traditions discursives mêlées Jonctions, immédiat et distance dans des lettres écrites à des juristes sur Internet Soili Hakulinen (Tampere) & Meri Larjavaara (Åbo) Koch and Oesterreicher (2011) enumerate ten parameters in order to characterize ‘language of immediacy’ on one hand, and ‘language of distance’ on the other. These two main types of communicative behavior are then associated with certain linguistic features. Accordingly, Koch and Oesterreicher’s parameters enable us to gradually qualify different types of communication situations, which proves to be useful when investigating different text types. In this article, we will analyze a genre combining immediacy and distance parameters, namely letters written to legal advisors on the internet, and describe the linguistic features that can be associated to the two dimensions respectively. A discussion of the particular nature of this corpus suggests that Koch and Oesterreicher’s parameters are not able to characterize its intermediate position between two different discourse traditions. 1 Objectif de l’article Notre article 1 se base sur une étude empirique dont les détails sont décrits dans Hakulinen / Larjavaara (2018). Dans le présent article, nous reviendrons sur la nature du corpus étudié et reprendrons également les points centraux de l’analyse. Notre dessein sera ici de réfléchir au caractère spécifique du corpus, à la lumière des analyses effectuées. Nous mettrons notamment à profit les différents paramètres présentés dans le modèle de Koch / Oesterreicher (2011). Nous commençons par un survol de ces paramètres dans la section 2. 1 Nous remercions Luciane Hakulinen de sa relecture. 288 Soili Hakulinen & Meri Larjavaara 2 Le continuum immédiat / distance de Koch / Oesterreicher (2011) 2 La langue en tant que phénomène social est en constante variation. En plus du facteur temps (variation diachronique) qui agit sur toutes les formes linguistiques, celles-ci peuvent être affectées par les circonstances géographiques (variation diatopique), le groupe social du locuteur (variation diastratique) de même que le contexte - la situation de communication, les relations entre interlocuteurs et les choix expressifs ou stylistiques du locuteur (variation diaphasique), ainsi que les nombreuses possibilités de combinaison de ces facteurs. En nous intéressant à l’approche concernant l’immédiat et la distance communicatifs de Koch / Oesterreicher (2011), notre problématique se place dans cet article principalement dans la zone de la variation diaphasique. 3 Selon Koch / Oesterreicher (2011, 8, 16-18 et passim ), la dimension immédiat / distance recoupe en partie la distinction entre le caractère écrit ou oral de la communication, mais dans son sens figuratif ou « conceptionnel ». Il ne s’agit pas du médium graphique ou phonique en tant que tel, mais des caractéristiques qui seraient typiques des besoins communicatifs réalisés dans des situations de communication divergentes. 4 Koch / Oesterreicher proposent donc de reprendre les différents traits communicatifs - c’est le caractère oral ou écrit conceptionnel - et de les ordonner sur l’axe entre l’immédiat et la distance. Ainsi, les paramètres suivants sont à considérer (Koch / Oesterreicher 2011, 7) : 2 La première édition de Koch / Oesterreicher (2011) date de 1990 ; ils ont développé leurs idées également dans de nombreuses autres études dont Koch / Oesterreicher (1985) et (1994). 3 Pour ces chercheurs, cette dernière dimension constitue une dimension à part (pp. 16-18) qui ne coïncide pas avec la variation diaphasique, puisqu’elle suffit en elle-même à expliquer la variation sans autres éléments de contexte, et qu’elle recoupe toutes les autres dimensions. Cependant, il nous semble plus clair de voir la dimension immédiat / distance comme une facette de la variation diaphasique : il s’agit ici aussi de faire varier le langage selon le contexte, les modalités de la communication et les relations sociales entre les interlocuteurs, entre autres, et, comme nous venons de le constater, les points d’intersection entre tous les axes de variation sont de toute façon nombreux. - Pour une discussion autour de la relation entre le continuum immédiat / distance et la diaphasie, cf., entre autres, Dufter / Stark (2003, 90s. et passim ) et Selig (2011). Gadet (2004, 107) fait remarquer que le continuum immédiat / distance peut être lu « comme une ré-interprétation du diaphasique, qui permet d’intégrer oral / écrit sans en faire une dimension à part, comme l’est la diamésie de Berruto 1995. » 4 En ce qui concerne les propriétés textuelles, les travaux de Biber (1995 ; 2006) ont été parmi les premiers à montrer que le continuum entre l’écrit et l’oral constitue un facteur déterminant concernant le choix des divers éléments textuels. Traditions discursives mêlées 289 (a) Caractère public ou privé de la communication : nombre des interlocuteurs, existence d’un public qui participe ou ne participe pas (privé → immédiat ; public → distance) ; (b) Degré de proximité entre les interlocuteurs : quantité de connaissances communes, nombre d’expériences communicatives communes (proximité maximale → immédiat) ; (c) Degré d’affectivité et d’implication émotionnelle de la communication (affectivité et implication maximales → immédiat) ; (d) Étroitesse du lien à la situation contextuelle (lien étroit → immédiat) ; (e) Champ de référence : les référents auxquels on renvoie sont-ils proches de l’énonciateur et ainsi du point zéro de la référence déictique ? (proximité → immédiat) ; (f) Distance physique entre interlocuteurs (distance minimale → immédiat) ; (g) Degré de collaboration dans la communication (beaucoup de collaboration → immédiat) ; (h) Degré de dialogisme : possibilité de changement de locuteur, de prise de parole (dialogisme prononcé → immédiat) ; (i) Degré de spontanéité (spontanéité maximale → immédiat) ; (j) Degré de fixation thématique : tourne-t-on autour d’un thème (thèmes variés → immédiat). Les différents types de communication peuvent être placés, pour chaque paramètre, à un endroit plus ou moins précis sur l’axe entre l’immédiat et la distance, et chaque type de communication aura ainsi son propre profil (pour des illustrations, cf. Koch / Oesterreicher 2011, 8s.), appartenant plus ou moins nettement à la zone de l’immédiat ou à celle de la distance. Selon les auteurs, le caractère immédiat / distant de la communication a ensuite des répercussions sur la façon dans laquelle la communication se réalise. La forme linguistique varie selon son appartenance à la zone de l’immédiat ou de la distance. En ce qui concerne l’immédiat, il serait caractérisé (Koch / Oesterreicher 2011, 12) par son manque de planification et son caractère linéaire prononcé, par la parataxe et l’agrégation. En revanche, la planification du texte, et de ce fait sa meilleure structuration, l’hypotaxe et l’intégration seraient typiques de la zone de la distance. Ainsi, les marqueurs qui servent à structurer le texte et à en indiquer les rapports hiérarchiques (par ex. premièrement , de plus ) appartiendraient à la zone de la distance, tandis que l’immédiat préfère indiquer qu’un nouveau passage commence, sans expliciter sa relation avec ce qui précède : alors , puis (p. 43). 290 Soili Hakulinen & Meri Larjavaara Les dix paramètres listés par Koch / Oesterreicher (2011) constituent en quelque sorte des a priori qui prédisent à quel endroit un texte va se placer sur l’axe entre l’immédiat et la distance. Selon son appartenance à l’une ou à l’autre zone, il se réalisera ensuite linguistiquement d’une certaine façon. Les traits linguistiques sont donc révélateurs de ce point de vue. Il est d’ailleurs important de noter ici qu’en règle générale, les variétés diaphasiques n’existent pas en tant que sous-systèmes autonomes à l’instar de variétés diatopiques, mais qu’il s’agit plutôt de caractéristiques plus ou moins marquées qui se combinent parfois même de façon imprévisible (Dufter / Stark 2003, 83-85, 87). Les manifestations linguistiques appartenant à différentes variétés diaphasiques peuvent donc avoir un caractère plus ou moins disparate. Dans ce qui suit, le corpus de notre étude sera examiné à travers la dimension immédiat / distance, en commençant par les traits linguistiques. 3 Corpus de lettres à des juristes 3.1 Présentation du corpus Dans le cadre de notre étude dont l’objectif était d’élucider la question du changement des conventions de l’écriture dans la société française (Hakulinen / Larjavaara 2018), nous avons analysé un corpus qui est constitué de 50 lettres de demande d’information destinées à des professionnels de droit, lettres provenant d’un forum d’aide juridique gratuit. 5 Nous avons cherché à déterminer dans quelle mesure les lettres réalisent le genre traditionnel de la lettre de demande d’aide à un spécialiste, et quelles sont leurs caractéristiques linguistiques et textuelles qui sont autant d’indicateurs de l’appartenance à la zone de la langue de l’immédiat ou de la distance. Voici une lettre entière illustrant la nature du corpus : 6 5 Le forum s’appelle juridissimo.com. Nous avons relevé les 25 premières lettres figurant sur deux chaînes de questions choisies au hasard, intitulées Droit civil & familial (échantillon 1) et Droits du consommateur (échantillon 2). Le corpus contient en tout un peu plus de 9000 mots. 6 Les chiffres entre parenthèses après les exemples identifient les passages du corpus comme suit : échantillon de lettres 1 ou 2, numéro de la lettre (1-25). Nous reproduisons les exemples tels quels, à l’exception des italiques qui sont toujours les nôtres. Traditions discursives mêlées 291 (1) bonjour, j’ai signée un bail pour un emplacement publicitaire le 27 janvier 2016 à mon domicile. Or samedi il l a installé alors que je suis encore dans mon délai de réflexion. De plus il m ’avait dit un petit panneau mais c’est un grand et un contrat de 3 ans mais c’est indiqué 6.Je viens de préparer une lettre que je compte envoyer avec accusé de réception et indiquant qu’étant dans mon délai de réflexion je souhaite rompre le contrat car les clauses que nous avions convenus oralement ne sont pas respecter est ce que cela suffira ? Dois-je envoyer le double de mon contrat ? Merci (2,13) Les lettres du corpus appartiennent à un certain genre discursif, 7 celui de la lettre envoyée à un forum sur Internet qui a comme objectif de relier le public et les professionnels, mais elles comportent aussi des traits qui relèvent de la lettre traditionnelle écrite sur papier. Elles représentent ainsi, dans le genre de la lettre de demande d’information, une tradition discursive nouvelle par rapport à la lettre traditionnelle (cf., pour la notion de tradition discursive, Kabatek / Obris / Vincis 2011, 251). La langue est, bien entendu, un phénomène social, et toutes les productions linguistiques appartiennent à une certaine tradition. Peu importe le genre textuel en question, les nouvelles productions reflètent toujours un modèle ; consciemment ou inconsciemment, les auteurs emploient les éléments typiques qu’ils connaissent déjà. Cependant, les conditions de production toujours changeantes des textes font émerger de nouvelles traditions discursives. Ces différentes traditions discursives sont caractérisées par les éléments linguistiques qui les composent, leur nature et leur fréquence respective : par des éléments lexicaux, grammaticaux, textuels qui sont typiques de la tradition discursive concernée. 3.2 Caractéristiques linguistiques du corpus Le corpus, qui présente certains traits appartenant au langage soutenu, mais d’autre part, s’éloigne de la lettre traditionnelle sur papier, contient des caractéristiques linguistiques se trouvant à des endroits différents sur le continuum immédiat / distance de Koch / Oesterreicher (2011). Bien que provenant d’Internet, les lettres se caractérisent par la recherche d’une langue soignée et peu familière qui ne comporte pas de traits de la langue des réseaux sociaux : elles ne contiennent pas d’abréviations, presque pas d’émojis, ni de traits typiques de la langue orale spontanée (pour la communication 7 Les genres sont vus ici comme des pratiques (socio-)discursives (Adam 2014, 31s.) et le texte est observé de deux points de vue compatibles : « le texte comme tout cohésif et le texte comme produit d’une pratique culturelle » (Maingueneau 2014, 77). 292 Soili Hakulinen & Meri Larjavaara numérique et ses traits typiques, cf., entre autres, Herring / Stein / Virtanen 2013, Paveau 2015 et Marcoccia 2016 et les références bibliographiques que ces études contiennent). Les termes administratifs sont récurrents dans le corpus (par ex. accusé de réception , clause , procédure , jugement de divorce , épouse , incarcérer , concubin , foyer , prestations familiales , loyer rétroactif , dans les exemples 1, 3, 7), les interrogations sont formées généralement par l’inversion ( dois-je , puis je dans les exemples 1 et 5), certains éléments considérés comme soignés ou élégants sont surreprésentés : certains joncteurs, tels car , (en) sachant que , étant donné que et puisque sont régulièrement utilisés (cf. exemples 1, 2, 3 et 7) à la place de parce que , comme , même si , quand , plus courants dans la langue quotidienne. La cause est souvent introduite par une proposition participiale (exemple 4). Ces traits appartiennent tous à la langue de la distance. (2) Quelles sont les procédures que je dois entamer. Sachant qu' à la mort de ma mère en 1999, il m'avait demandé "si je voulais qu'il me reconnaisse" j'avais répondu sous le coup de l'émotion, : "non" . (1,7) (3) Le jugement de divorce est prononcé je dois une « récompense » à mon épouse mais nous ne tombons pas d'accord car elle veut la moitié de la vente. Elle veut faire traîner la situation car elle sait que je ne vis plus dans la maison (1,1) (4) Seulement voila aujourd'hui notre ancien patron est incarcérer pour des vols de coffres fort dans ma region, et le concessionnaire auto mobile n'ayant toujours pas de règlement desire recuperer son véhicule, me boila donc dans l'obligation de la rendre mais je nai pas recuperer mon argent. (2,10) La langue utilisée est assez neutre, et les expressions familières ou émotionnelles, traits de la langue de l’immédiat, sont rares et se limitent aux passages où l’auteur évoque les contrariétés personnelles qu’il éprouve par rapport à sa situation (exemples 5 et 6) : (5) Me voila face a un soucis: […] que puis je faire juridiquement? cela devient soulant (2,7) (6) merci de me sortir de cette situation qui me fiche la vie en l'air de plus étant tellement en colère et angoissée j'ai envoyé un message a mon ex lui disant que j'avais pris des renseignements auprès d'un huissier de justice quelle gourde non ? (1,3) Par ailleurs, les lettres s’écartent de la norme de l’écrit : elles contiennent de nombreuses fautes d’orthographe, et parfois des problèmes mineurs de syntaxe Traditions discursives mêlées 293 (par ex. anaphore mal formée, cf. il dans l’exemple 1 et eux dans l’exemple 15 ci-dessous). Cependant, le message reste toujours compréhensible. Quand le corpus est analysé pour voir comment les lettres se construisent en tant que textes, deux aspects sont mis sous examen : leur cohérence et leur cohésion. 8 Étant donné que les lettres ont été rédigées sur Internet dans l’intention d’obtenir une aide de la part d’un professionnel en droit, elles tendent à représenter un genre textuel qui se doit d’être planifié et cohérent : la première question a été de savoir si elles répondent au genre auquel elles tendent. L’analyse a mis en évidence une macrostructure récurrente ou organisation en cinq unités rhétoriques (terme de Matthiessen / Thompson 2011, 287), qui remplissent chacune un certain but : une formule de commencement avec des informations éventuelles sur l’auteur et / ou préparation de l’entrée en matière ( DÉBUT ), la description d’une situation ( FOND ), la présentation d’un problème ( PROBLÈME ), une demande d’aide adressée au juriste ( QUESTION ), et pour finir, une formule de clôture avec remerciements éventuels ( FIN ). Dans certaines lettres, il manque la première ou la dernière partie ( DÉBUT , FIN ), mais toutes comportent les trois parties centrales ( FOND , PROBLÈME , QUESTION ) et elles répondent donc à une même macrostructure. La planification est un trait qui situe les lettres dans la zone de la distance. Par le fait d’être planifiées, de même qu’ayant effectivement rempli leur fonction en tant que lettres de demande d’aide à un problème juridique en ayant été acceptées par le modérateur du site, 9 elles remplissent également les critères du genre textuel de la lettre de demande d’aide juridique. Voici un exemple d’une lettre intégrale (les unités rhétoriques sont marquées entre crochets ; les traits particuliers à noter, déjà mentionnés, sont en italiques) : 8 Nous suivons la distinction habituelle entre ‘cohérence’ et ‘cohésion’ (Charaudeau / Maingueneau 2002, 99) : la cohérence relève de l’organisation logico-sémantique du texte, alors que par cohésion, on entend les moyens linguistiques et typographiques qui contribuent à créer de la cohérence. 9 Pour Matthiessen / Thompson (2011, 287), le critère de fonctionnalité est à lui seul suffisant : un texte qui remplit sa fonction est par définition cohérent, indépendamment de la manière dont cette cohérence est réalisée dans la pratique. 294 Soili Hakulinen & Meri Larjavaara (7) [ DÉBUT ] Bonjour, je viens a vous car j'ai un problème. [ FOND ] Je suis séparé de mon concubin et nous avons deux enfants en garde alterné. Nous vivions depuis 15 ans dans une maison qu'on avait achetée ensemble et qu'on a décider de mettre a son nom, dans laquelle j'ai injecté des sous pour les travaux et autres dépense quotidienne de notre foyer , et dans laquelle il vit aujourd'hui (vu qu'elle est a son nom) [alinéa] Nous avions convenu que pour les prestations familiales les enfants seraient a ma charge et donc que ce serait moi qui toucherais les prestations familiale de la caf. [ PROBLÈME ] Or cela ne lui convient plus a présent, et il voudrais qu'on change, or financièrement je ne pourrais pas m'en sortir sans ça. [alinéa] C'est pour cela que quand je lui ai dit que je refusais car j'ai un loyer a payer et lui pas, et que c'est moi qui paie tout les dépenses liées aux enfants (cantine, vêtements, sortie scolaire …) il a dit qu'il allait me demander un loyer pour les 15 années que j'ai passées dans SA maison, soit un loyer rétroactif et qu'il en ale droit, qu'il s'est renseigné. [alinéa] [ QUESTION ] Je me demandais si il avait le droit de me demandé un loyer pour les 15 ans ou j'ai habité la maison avec lui et les enfants ou si c'est juste du bluff pour me faire peur. [alinéa] [ FIN ] Je vous remercie d'avance de la réponse que vous m'apporterais. [alinéa] Cordialement, E (1,6) En ce qui concerne la cohésion des lettres, notre attention a été attirée par les jonctions interpropositionnelles, c’est-à-dire les façons dont les propositions sont reliées entre elles. Nous avons appliqué la théorie de Raible (1992 ; 2001), selon laquelle les jonctions, qui sont plus ou moins serrées, sont situées sur un continuum qui va de l’entière agrégation à l’intégration. L’agrégation extrême correspond alors à l’absence totale de marquage linguistique de jonction entre deux propositions, et l’intégration, pour sa part, à la fusion syntaxique des propositions (Raible 1992, 303). Lors de l’étude des jonctions, nous avons tenu compte de deux facteurs qui agissent en même temps : la présence éventuelle d’un joncteur explicite - celui-ci peut être une conjonction, un connecteur ou une préposition - et le degré de dépendance entre les propositions - y a-t-il juxtaposition, coordination ou subordination ? Les joncteurs, c’est-à-dire les marqueurs langagiers de jonction, ont un rôle important dans cette étude, car en règle générale ils ne sont absents que quand il s’agit des deux pôles extrêmes du continuum entre agrégation et intégration : pour le pôle extrême de l’agrégation, les propositions sont séparées par un point sans aucun lien jonctif (ex. 8), et pour le pôle intégratif, l’une des propositions est réduite en une forme non finie (ou même nominale) (ex. 9) : (8) Je suis pacsé avec une allemande. Nous vivons à Lille. Ma compagne ne travaille pas. (1,4) (9) La garde des enfants étant partagée chacun des époux assumera sa partie financière (1,11) Traditions discursives mêlées 295 Dans ce corpus, les propositions sont principalement liées les unes aux autres par des jonctions de type parataxique, qui recouvrent 85,8 % de toutes les jonctions. Le taux des jonctions de type hypotaxique, avec éventuellement une forme verbale réduite (participe ou infinitif), ne représente au total que 14,2 % des cas. De ce point de vue, les textes du corpus se rapprochent du pôle de l’agrégation et sont à placer dans la zone de l’immédiat. Ceci est donc contraire à ce que d’autres paramètres ont indiqué, comme nous venons de le voir. Les propositions sont souvent reliées entre elles de manière non conventionnelle, notamment en ce qui concerne la ponctuation : 13,7 % de toutes les jonctions sont des juxtapositions de propositions sans joncteur et sans ponctuation, ou réalisées par l’intermédiaire d’une virgule seulement. Le modèle de Raible (1992) en tant que tel ne suffit pas à couvrir la diversité de ces cas de figure. C’est pourquoi nous avons proposé d’ajouter comme troisième facteur contribuant au degré d’intégration d’un texte les marques de ponctuation. Nous pensons que dans certains cas, le rythme de la langue orale peut se répercuter sur les pratiques de la ponctuation, même s’il est bien clair que le système de ponctuation de la langue écrite est loin d’être une représentation analogique de ce qui se passe dans la parole orale (cf. par ex. Nunberg 1990, 7 ; Dürrenmatt 2015, 12). Cependant, nous pensons que dans des textes qui ne respectent pas les normes traditionnelles du français écrit, certains phénomènes de l’oral peuvent se refléter dans des pratiques de la ponctuation. Ainsi, à l’oral - ou dans la pensée -, les propositions s’enchaînent généralement les unes après les autres sans que leurs frontières ne soient marquées par des pauses claires, ce qui peut se manifester dans l’écriture par un manque de ponctuation ou par l’emploi de virgules à la place de points. L’une des fonctions essentielles de la ponctuation a d’ailleurs toujours été d’indiquer les lignes mélodiques de la lecture orale des textes (Catach 1996, 15s. ; Dürrenmatt 2015, 5). Dans ce sens, l’absence des points dans nos textes se rapproche de cette fonction de la ponctuation qui est liée à l’oral. Dans le cadre d’une phrase non délimitée par des points, les cas d’absence de marquage linguistique de jonction entre deux propositions - même par un signe de ponctuation - situent également le texte près du pôle d’agrégation dans la cohésion textuelle. L’exemple (10), qui ne contient qu’une seule virgule et un point à la fin, constitue le premier paragraphe d’une lettre : 296 Soili Hakulinen & Meri Larjavaara (10) voila mon ex-mari versait jusqu'en janvier dernier 200 euros de pension alimentaire pour mes 2 filles âgées de 21 et 18 ans ma fille de 18 ans a quitté le domicile pour s'installer avec son compagnon et leur enfant donc plus de pension (normal) mais en ce qui concerne ma fille de 21 ans il a coupé net de sa propre initiative la pension due pour elle, en effet le jugement stipule qu'au dela de la majorité de l'enfant tant que celui-ci ne peut subvenir a ses besoins seul et qu'il vit a mon domicile la pension est due. (1,3) Un signe de ponctuation entre deux propositions peut manquer surtout lorsque la relation logique entre les propositions est non marquée. Il peut s’agir d’un ajout chronologique au récit ou d’une addition à ce qui précède (11) (le signe _, ajouté par nous, indique ici une frontière entre propositions) : (11) Mon fils a été retiré y a 6 mois _ je me suis mariée y a 2 mois _ la juge des enfants etait au courant mais a laissé mon nom de jeune fille (1,2) Ou, plus rarement, d’une conséquence (12) : (12) La garde alternée n'est donc plus possible _ je vais devoir demander la garde de ma fille (1,10) Cette façon d’utiliser ou de ne pas utiliser la ponctuation témoigne plutôt d’une influence de la langue parlée et du rythme de la pensée. L’emploi de la ponctuation dans ces textes n’est donc pas aléatoire, même si l’absence de ponctuation est plus fréquente que ce qu’exigeraient les normes du bon usage. Les caractéristiques textuelles agrégatives décrites ci-dessus appartiennent à la langue de l’immédiat. Pour ce qui est des joncteurs, leur emploi aussi reflète en grande partie des caractéristiques plutôt agrégatives. Tout d’abord, les joncteurs sont situés à la frontière des propositions, rarement au milieu : (13) Il faut savoir que ce chargeur est scellé par le constructeur (et vendu séparément à 90 €) et que mon installation électrique est certifiée au norme. Donc ce défaut n'est pas dû de mon fait. (2,24) Le corpus ne contient qu’un seul joncteur anaphorique (avec une seule occurrence) qui a la propriété de créer des liens plus serrés dans le texte en renvoyant à la fois à la phrase précédente (dans l’exemple 14, qui reprend une partie de l’exemple 7 : C’est pour cela , où cela reprend or financièrement je ne pourrais pas m’en sortir sans ça qui précède) et en déterminant le lien logique (la cause) : Traditions discursives mêlées 297 (14) Nous avions convenu que pour les prestations familiales les enfants seraient a ma charge et donc que ce serait moi qui toucherais les prestations familiale de la caf. Or cela ne lui convient plus a présent, et il voudrais qu'on change, or financièrement je ne pourrais pas m'en sortir sans ça. [alinéa] C'est pour cela que quand je lui ai dit que je refusais car j'ai un loyer a payer et lui pas, et que c'est moi qui paie tout les dépenses liées aux enfants ( cantine, vêtements, sortie scolaire …) il a dit qu'il allait me demander un loyer pour les 15 années que j'ai passées dans SA maison, soit un loyer rétroactif et qu'il en ale droit, qu'il s'est renseigné. (1,6) Tous les autres joncteurs ne réalisent qu’une seule parmi les fonctions mentionnées ci-dessus, c’est-à-dire celle de créer et de déterminer le lien logique entre les propositions ; ils ne font pas de renvoi anaphorique. De plus, ce lien logique est le plus souvent de nature sous-explicitée et n’indique qu’une addition à ce qui précède : le corpus contient une centaine d’occurrences de et dans cette fonction sur un total de 826 jonctions. Les joncteurs qui structureraient le texte ( de plus , premièrement …) sont rares dans le corpus (deux occurrences de de plus , seul donc revient régulièrement avec ses 16 occurrences), ce qui serait plutôt un signe de l’appartenance du corpus à la zone de l’immédiat (Koch / Oesterreicher 2011, 43). Remarquons encore que le continuum entre l’agrégation et l’intégration ne rejoint pas toujours l’axe de l’immédiat et de la distance. Certains traits textuels témoignent plutôt des propriétés du système langagier et n’ont de relation avec aucun des pôles de cet axe. En français par exemple, une proposition subordonnée au subjonctif se réduit automatiquement en infinitive lorsqu’il y a coréférence des sujets dans les deux propositions : (15) […] Je viens vers vous car j'ai un problème je me suis inscrit en octobre à une école en ligne pour passer un cap coiffure en ligne et je paie 180 euros par mois … [alinéa] Je voudrais résilience contrat car j'ai plus le temp a cette formation avec le travaille et mon enfant … [alinéa] Je voudrais savoir comment puis-je résilier ce contrat svp car eux veulent rien savoir. [alinéa] Dans l'attente de votre aide [alinéa] Cordialement (2,2) L’exemple (15) contient des traits langagiers de la zone de l’immédiat (par exemple l’absence de ponctuation entre certaines propositions), et le fait d’y trouver une structure intégrative (proposition avec verbe non fini introduite par pour ) n’a rien à voir avec le caractère immédiat ou distant de cette lettre. Nous pouvons donc constater que d’après ses propriétés langagières, ce corpus présente des caractéristiques de l’immédiat, mais que les caractéristiques de la distance n’en sont pas absentes non plus. Observons à présent sa place sur 298 Soili Hakulinen & Meri Larjavaara le continuum immédiat / distance en fonction des dix paramètres élaborés par Koch et Oesterreicher. 4 La place du corpus sur le continuum immédiat / distance et quelques remarques sur ce continuum Les traits relevés témoignent du fait que les matériaux étudiés dans le présent article constituent un cas intéressant qui se situe à plusieurs égards à l’intersection de l’immédiat et de la distance. Pour commencer, nous pouvons constater que le corpus appartient au médium graphique. Son caractère oral ou écrit conceptionnel est cependant moins clair. Retenons pour le moment qu’il s’agit d’une invitation à la discussion, ou du moins d’une prise de parole qui attend une réponse de la part de l’interlocuteur. Si nous étudions un par un les dix paramètres de Koch / Oesterreicher (2011, 7) présentés dans la section 2, nous arrivons aux résultats suivants : (a) Caractère public de la communication → distance Ce premier point est pourtant éventuellement moins clair qu’il ne semblerait si l’on pense à des textes publiés sur Internet. L’auteur de la lettre, en écrivant au sujet de ses problèmes personnels à un spécialiste dont il attend en réponse un conseil, ne se souvient peut-être pas consciemment de l’existence d’un grand public d’internautes. Le texte est de surplus formulé comme une lettre, avec respect des formules de salutation, etc., ce qui peut donner à l’auteur une impression de communication privée. Bien qu’en termes légaux le site soit public, les auteurs peuvent sans le vouloir se comporter comme s’ils étaient en privé. (b) Degré de proximité entre interlocuteurs minimal → distance L’auteur de la lettre ne connaît pas le destinataire ; les deux représentent deux professions ou mondes différents (d’où le besoin d’écrire une lettre de demande d’aide) ; de plus, les juristes sont plusieurs à répondre aux lettres. (c) Degré d’affectivité et d’implication émotionnelle de la communication : pas très affectif sauf à certains endroits → plutôt distance Remarquons que les quelques expressions émotionnelles présentes dans les lettres (cf. exemples 5 et 6) sont des réactions envers les revers de la vie personnelle de leurs auteurs et n’appellent pas une réponse de la part du destinataire de la lettre. Le fait d’en trouver dans le corpus prouve cependant que ce type de communication n’exclut pas entièrement les émotions. Selon Barnes (2004, 206s.), un espace de communication qui rend possible l’expression des émotions et la création d’une proximité socio-émotionnelle fait que les participants ont tendance à le considérer comme intime. Dans le cas de notre corpus, l’intimité est toutefois très relative (cf. le paramètre a). Traditions discursives mêlées 299 (d) Étroitesse du lien à la situation contextuelle minimale → distance (e) Champ de référence : l’auteur parle de choses importantes dans sa vie (problèmes personnels) → plutôt immédiat Cependant, par l’usage du lexique administratif et en général par le langage qui s’écarte du langage quotidien (cf. la section 3.2.), l’auteur semble consciemment présenter ces choses avec une certaine distance. (f) Distance physique maximale → distance Les auteurs des lettres n’ont pas la possibilité de rencontrer les spécialistes auxquels ils s’adressent ; ils ne connaissent même pas leurs noms. (g) Pas de collaboration dans ces lettres initiales → distance La lettre est envoyée telle quelle et reste dans l’attente d’une réponse éventuelle. (h) Dialogisme minimal dans ces lettres initiales mais attente de réponse → plutôt distance (i) Spontanéité → entre distance et immédiat Le degré de spontanéité semble varier d’une lettre à l’autre, à en juger déjà par les indices linguistiques. (j) Degré de fixation thématique → distance Les lettres se concentrent sur un thème, celui qui préoccupe son auteur. L’étude des paramètres ci-dessus situerait nos lettres sans conteste dans la zone de la distance. Seuls deux paramètres indiqueraient peut-être un caractère immédiat. En ce qui concerne le paramètre (e), l’auteur parle dans sa lettre de choses de sa vie privée qui lui sont proches. Néanmoins, en utilisant un vocabulaire administratif et des expressions recherchées, il se place en quelque sorte en observateur extérieur de sa vie, ce qui a l’effet de déplacer la lettre vers la zone de la distance. Le paramètre (i) est également difficile à évaluer. Nous ne pouvons pas savoir si les lettres ont été longuement planifiées et soigneusement rédigées avant de faire du copier-coller dans le formulaire du forum. Cependant, leur langage et notamment la nature des jonctions et l’usage de la ponctuation (commentés dans la section précédente) nous feraient pencher pour un degré de spontanéité assez élevé. Nous ajoutons ici quelques mots sur le choix des paramètres. Leur importance relative varie considérablement : certains d’entre eux sont beaucoup plus centraux que d’autres pour ce qu’ils sont censés mesurer. Par exemple, une petite distance physique entre les interlocuteurs ou un haut degré de dialogisme semblent être vraiment caractéristiques de l’immédiat, tandis que l’étroitesse du lien à la situation contextuelle ou le degré de fixation thématique semblent moins pertinents, puisqu’ils semblent subordonnés à d’autres paramètres : si les interlocuteurs ne sont pas proches physiquement, c’est-à-dire ne se trouvent pas au 300 Soili Hakulinen & Meri Larjavaara même endroit, il y a plus de chances qu’il leur soit naturel de ne soulever qu’un thème et pas plusieurs, et la situation contextuelle peut être bien restreinte. Ces paramètres plus périphériques méritent certainement d’être mentionnés, mais une hiérarchisation selon leur pertinence respective pourrait s’avérer utile. Il est intéressant de noter qu’à l’encontre des paramètres parcourus qui indiqueraient plutôt un caractère distant, les résultats de l’examen linguistique montrent que les lettres contiennent aussi certaines caractéristiques de l’immédiat. Il est vrai que les expressions familières ou émotionnelles qui seraient typiques de l’immédiat ne sont pas nombreuses et que les écarts par rapport à la norme orthographique ou grammaticale ne sont pas non plus à considérer comme symptomatiques de l’immédiat s’ils ne consistent pas en un choix du locuteur. La macrostructure cohérente des lettres est également un trait appartenant à la sphère de la distance. Cependant, la nature des jonctions dans le corpus (examinée dans la section 3.2), notre centre d’intérêt lors de l’analyse (cf. Hakulinen / Larjavaara 2018), témoigne plutôt de la parataxe et de la linéarité de la représentation langagière, c’est-à-dire de l’agrégation, donc en dernier lieu de l’immédiat. Nos lettres représentent sans aucun doute le médium écrit et ne correspondent pas pleinement aux matériaux des réseaux sociaux sous leur forme la plus typique (cf. d’autres articles dans ce même volume : entre autres, le tchat chez Barberio / Ingrosso ou Bülow / Stephan) : le manque de dialogisme et l’éventuel manque de spontanéité au moins dans une partie des lettres sont autant de caractéristiques qui les relient au domaine conceptionnel de l’écrit si on les compare à d’autres types de communication numérique des réseaux sociaux. En effet, il serait risqué de considérer que la communication numérique ait tendance à se ressembler dans tous les cas. Le caractère numérique n’est bien sûr pas définitoire à lui seul (cf. par ex. Marcoccia 2016, 70 et passim sur les différents types de communication numérique écrite). Le genre des lettres envoyées à des juristes sur Internet ne correspond pas entièrement aux genres préexistants, mais suit ses propres conventions. Les traits de la langue de la distance s’y mêlent aux traits de l’immédiat. Nous croyons que les auteurs ont voulu s’approcher plus de la norme traditionnelle de l’écrit, ce qui se voit dans la recherche lexicale ( accusé de réception , concubin , etc.) et parfois syntaxique (par ex., constructions participiales pour exprimer la cause) ; ce sont des traits de l’écriture qui sont choisis peut-être plus consciemment que les jonctions employées. En effet, les lettres sont clairement cohérentes et suivent un modèle commun. Le genre dans lequel les lettres s’inscrivent remplit sa fonction. Deux traditions discursives, celle d’une correspondance classique avec un professionnel et celle des réseaux sociaux, se mêlent l’une dans l’autre, créant ainsi une troisième tradition. Traditions discursives mêlées 301 Les dix paramètres de Koch / Oesterreicher ne semblent pas suffire pour qualifier ce type de communication qui est justement à la charnière entre deux traditions discursives, dont l’une - la traditionnelle lettre de demande d’aide à un spécialiste - appartient clairement à la zone de la distance et l’autre, la tradition discursive des réseaux sociaux, tend vers l’immédiat. Les lettres de notre corpus représentent une troisième tradition discursive qui se situe entre ces deux extrémités. 5 Pour finir Reste encore à savoir si les traits de l’écriture mis en évidence dans ce corpus de lettres sont ou non le reflet d’une tendance plus générale, qui se voit non seulement dans l’écriture médiatisée par l’ordinateur mais aussi dans l’écriture sur un support traditionnel. S’agit-il d’une nouvelle esthétique de l’écrit, fonctionnelle, mais qui tient moins compte de la norme conventionnelle ? L’écriture est-elle en train de s’écarter de la variété standard de la langue ? Krefeld (2015, 271) va jusqu’à dire que « la seconde révolution médiale semble emmener une déstandardisation qui concerne toute l’architecture de la langue ». L’étape suivante de nos recherches sera la mise en contraste diachronique de textes produits par des professionnels de l’écriture, à savoir d’articles de journaux, contemporains et de l’époque avant Internet. Il s’agira de déterminer si, au sein de ce type de textes publiés, la norme de l’écrit s’est relâchée, et si des traits linguistiques appartenant à la zone de l’immédiat y ont gagné du terrain. Si c’était le cas, nous serions en face d’un phénomène nourri de deux côtés : avec la démocratisation de l’écriture actuelle, nous écrivons plus que jamais, notamment sur les réseaux sociaux d’Internet, et nous sommes de plus en plus en contact avec des textes qui n’ont pas été publiés officiellement, n’ont pas subi de relecture, de réécriture. Par ailleurs, nous lisons des textes de la presse écrite, et si celle-ci se met à adopter (ou l’a déjà fait) des caractéristiques langagières moins normatives qu’avant, toutes ces influences finiront probablement par modifier les conventions de l’écriture en vigueur, même dans la société française où la norme écrite a toujours joui d’une estime inégalable. 10 10 Pour la formation et le statut de la langue normative en France, cf., entre autres, Swiggers (1987), Lodge (1997) et Walsh (2016). 302 Soili Hakulinen & Meri Larjavaara Bibliographie Adam, Jean-Michel ( 3 2014). La linguistique textuelle (Cursus). Paris, Colin. Barnes, Susan B. (2004). « Issues of attribution and identification in online social research », in : Mark D. Johns / Shing-Ling Sarina Chen / G. Jon Hall (edd.), Online Social Research: Methods, Issues, and Ethics. New York et al., Lang, 203-222. Biber, Douglas (1995). Dimensions of Register Variation . Cambridge, Cambridge University Press. Biber, Douglas (2006). 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The first results show that the speakers make extensive use of their multilingual repertoire. These findings suggest that central features of the new media, such as interactivity and instantaneousness, enhance linguistic creativity. Concerning the hybrid character of internet communication, the results also show the need for an adjustment of the traditional continuum between spoken and written language as proposed in Koch and Oesterreicher’s model (1985; 1994). 1 Introduzione Negli ultimi anni è stato possibile assistere a una crescita vertiginosa dei nuovi media, i quali hanno radicalmente cambiato le modalità di comunicazione quotidiana di milioni di utenti. Soltanto in Germania, nel 2017 circa 37 milioni di persone hanno dichiarato di usufruire del servizio di messaggistica istantanea WhatsApp e 31 milioni di Facebook, di cui 9 milioni del relativo servizio di chat Facebook Messenger. 1 Nonostante l’utilizzo diffuso dei social media, vi sono a tutt’oggi pochi studi che hanno trattato questo aspetto da un punto di vista linguistico. Il focus delle indagini finora esistenti è quello di esaminare elementi multimodali come pittogrammi, immagini, emoticon nei messaggi di WhatsApp (cf. Arens 2014); altri, soprattutto in ambito di ricerca germanofono, hanno affrontato la questione delle funzioni comunicative del medium WhatsApp o Facebook nel tentativo di collocarlo nel modello proposto da Koch / Oesterreicher (1985) (cf. Franko 2015; Dürscheid 2016; Jakob 2018). A tal proposito si 1 Fonte dei dati: https: / / www.agentur-gerhard.de/ social-media-marketing/ social-medianutzerzahlen-in-deutschland-2017/ [ultimo accesso il 24. 08. 2018]. 306 Teresa Barberio & Sara Ingrosso ritiene importante ricordare il progetto di ricerca «What’s up, Switzerland? », avviato dall’Università di Zurigo in collaborazione con le Università di Berna, Neuchâtel e Lipsia, finanziato a partire dal 2016 dal Fondo Nazionale Svizzero per la Ricerca Scientifica ( FNS ), il quale si pone come obiettivo l’analisi della comunicazione via WhatsApp nelle diverse aree linguistiche della Svizzera (cf. Ueberwasser / Stark 2017). 2 In particolar modo in ambito plurilingue e in contesto migratorio, i social media svolgono un ruolo fondamentale. Essi non offrono soltanto la possibilità di contatti più frequenti con la famiglia o con la cerchia di amici rimasti nei rispettivi paesi di origine, ma rappresentano anche un diffusissimo mezzo di comunicazione all’interno dello stesso paese di destinazione. Alcuni studi recenti hanno analizzato la comunicazione dei giovani bilingui, concentrandosi sui forum di chat e Facebook (cf. Androutsopoulos / Hinnenkamp 2001; Androutsopoulos 2013; Androutsopoulos et al. 2013; Androutsopoulos 2015). La comunicazione via WhatsApp resta tuttavia un argomento ancora poco studiato (cf. Ueberwasser / Stark 2017). Nel presente saggio verranno analizzati messaggi scambiati tramite WhatsApp e Facebook Messenger nel contesto delle nuove mobilità dall’Italia verso la Germania. Al centro dell’indagine si pone lo studio dei fenomeni di contatto linguistico riscontrati nella comunicazione tra giovani italiani residenti a Monaco di Baviera da meno di cinque anni, confrontata con quella degli stessi con giovani autoctoni aventi tedesco come L1. Nella prima parte del saggio (paragrafi 2-4) sarà illustrato il quadro teorico di analisi, per definire le principali caratteristiche e funzionalità delle chat. Nella seconda parte (paragrafi 5-6) saranno invece presentati i primi risultati dello studio condotto. 2 Definizione della comunicazione via internet La crescita e la diffusione della comunicazione via internet hanno portato allo sviluppo di un nuovo campo di interesse in ambito linguistico e alla creazione in tempi recenti della sottodisciplina della linguistica dei media ( Medienlinguistik ). 3 La sua nascita ha comportato una discussione terminologica per definire questo 2 Ulteriori informazioni sul progetto sono disponibili qui: https: / / www.whatsup-switzer land.ch/ index.php/ en/ [ultimo accesso il 24. 08. 2018]. 3 La linguistica dei media si occupa di esaminare e analizzare l’uso della lingua e la comunicazione in ambito mediale (cf. Perrin 2015, 26-27), così come delle relazioni tra lingua e media (ibid., 30). Malgrado la sua recente costituzione, è possibile affermare che essa sia riconosciuta come sottodisciplina linguistica. Inoltre, nel 2018 è stato inaugurato presso l’Institut für Deutsche Sprache di Mannheim, con il supporto dell’Associazione Tedesca per la Ricerca ( Deutsche Forschungsgemeinschaft , DFG), il ‘Journal für Medienlinguistik / Journal for Media Linguistics’: <https: / / jfml.org/ > [ultimo accesso il 24.08.2018]. Chat plurilingue tra scrittura e oralità 307 nuovo settore di ricerca: Beißwenger / Storrer (2008, 392) indicano con computer mediated communication ( CMC , ossia ‘comunicazione mediata dal computer’) «a research field that explores the social, communicative and linguistic impact of communication technologies, which have continually evolved in connection with the use of computer networks (esp. the Internet)». Questa definizione è incentrata sul potenziale del computer come mezzo di comunicazione digitale, il quale viene utilizzato da un mittente e il destinatario per decodificare e interpretare il messaggio che si vuole trasmettere (cf. Boos et al. 2000, 2). Secondo tale approccio viene, pertanto, delineato l’insieme dei processi comunicativi che avvengono secondo un determinato medium (cf. Crystal 2011, 19). Jakob (2015, 76-78) afferma a riguardo come i continui sviluppi di nuove funzionalità rappresentino una sfida per chi fa ricerca nel campo della linguistica dei media. Nonostante il termine computer mediated communication sia ormai consolidato nella letteratura specialistica, studi più recenti indicano come, a seguito della diffusione degli smartphones, sia opportuno inserire una nuova terminologia che tenga conto di queste innovazioni tecnologiche. Jucker / Dürscheid (2012, 39) sottolineano che i telefoni cellulari, in quanto dispositivi mobili, non possano essere paragonati a un computer, proponendo il termine «keyboard-to-screen communication ( KSC )» per definire ogni forma di comunicazione online, sia essa mediata da un computer o no. Questa definizione viene tuttavia respinta da Herring / Stein / Virtanen (2013) perché ritenuta troppo specifica: è opportuno classificare lo smartphone come un computer e, di conseguenza, tutti i messaggi inviati tramite tali dispositivi, come esempi di computer mediated communication . Questo è dovuto al fatto che lo smartphone racchiude diverse funzionalità simili a quelle del computer, con servizi e funzionalità che possono essere usate da entrambi per mezzo di browser, programmi o applicazioni (cf. Jakob 2017, 19). Per evidenziare i diversi tipi di interazione presenti, Crystal (2011, 6) fa riferimento a diverse «internet situations», le quali possono presentare caratteristiche, forme ed espressività differenti, proponendo pertanto «netspeak» (ibid., 19) come termine generale per definire la comunicazione digitale. Sulla stessa linea si pone la definizione di «internetbasierte Kommunikation» in ambito germanofono, discussa e utilizzata nei lavori di Ziegler (2002) e di Beißwenger (2016, 279). Jakob (2018) supporta e giustifica l’utilizzo di questo termine nel tentativo di superare le difficoltà terminologiche causate dagli sviluppi costanti e rapidissimi dei dispositivi tecnologici, sottolineando come la trasmissione dei dati non sia caratterizzata tanto dal mezzo fisico di trasmissione - sia esso un computer o uno smartphone - bensì da internet. Sulla base degli studi più recenti, nell’ambito del presente contributo saranno pertanto privilegiate le definizioni - da intendersi come sinonimo - di ‘comu- 308 Teresa Barberio & Sara Ingrosso nicazione via internet’, ‘comunicazione online’ e ‘comunicazione digitale’, per evidenziare non il tipo di dispositivo utilizzato, bensì la modalità con cui avviene la connessione tra i diversi ‘attori’ della comunicazione. Per porre l’accento sulle applicazioni di messaggistica, sarà inoltre usata l’accezione di ‘comunicazione via chat’. 3 La chat tra scrittura e oralità 3.1 Che cos’è la chat? La chat viene definita dall’Enciclopedia Treccani come una «[a]ttività di partecipazione, per via telematica, a gruppi di discussione, consentita da programmi in cui due o più utenti si collegano a una rete centrale e intavolano una sorta di conversazione scritta, di tipo generalm. molto informale». 4 Questa definizione tiene conto innanzitutto della realizzazione per mezzo digitale, in cui le informazioni vengono elaborate e trasmesse a distanza. L’avvento della comunicazione via chat ha determinato forti cambiamenti nella quotidianità comunicativa degli individui e in particolar modo un «cambiamento di stile comunicativo» ( Jakob 2015, 83). Krefeld (2016, 270) sottolinea a tale proposito come essa abbia portato sempre più persone, appartenenti a ceti sociali profondamenti diversi tra loro, a scambiare quotidianamente messaggi che non sarebbero mai potuti essere prodotti senza lo strumento di uno smartphone o di un dispositivo elettronico. Tra le peculiarità della comunicazione via internet si trovano anche la velocità e l’immediatezza delle interazioni. Jakob (2015, 83) parla di «situatività online» riferendosi a una forma comunicativa che ricorda la conversazione orale, per sottintendere una forma di simultaneità e un carattere dialogico nello scambio di messaggi. La chat può presentare una «vicinanza fittizia» (ibid., 81), situata tra sincronicità e asincronicità, poiché, nonostante le condizioni di comunicazione sincrona, non è possibile sincronizzare completamente le attività degli interlocutori coinvolti (cf. Beißwenger 2016, 286). In ogni caso, la comunicazione via chat non risulta identica a quella faccia a faccia, poiché il destinatario, per quanto venga avvisato da un segnale visivo o acustico (ossia dalla comparsa di una notifica o dalla suoneria del dispositivo), può ritardare la lettura al momento che ritiene più opportuno: la risposta a un messaggio può arrivare anche dopo giorni, oppure non arrivare affatto (cf. Beck 2018). Il tipo di comunicazione maggiormente diretto resta comunque quello della comunicazione face-to-face , in cui gli unici mezzi sono costituiti dall’apparato fonatorio e dagli organi di percezione (cf. Misoch 2006, 17). Un’ulteriore differenza è data dal fatto che, in 4 http: / / www.treccani.it/ vocabolario/ chat [ultimo accesso il 25. 08. 2018] Chat plurilingue tra scrittura e oralità 309 contesto mediale, il messaggio deve essere inviato dal mittente prima di poter essere ricevuto dal destinatario e non può essere dunque interpretato dal destinatario nel momento in cui esso viene digitato, bensì soltanto dopo l’invio (cf. Crystal 2011, 32-33). Durante la formulazione del messaggio, inoltre, il mittente ha il tempo di pensare, scrivere, leggere e correggere il suo messaggio. Tutte queste possibilità non fanno che dimostrare come i messaggi inviati via chat non possono presentare la stessa simultaneità della comunicazione face-to-face . È tuttavia possibile riscontrare molteplici analogie tra comunicazione via internet e lingua parlata. A tal proposito Dürscheid / Frick (2016, 61) indicano delle caratteristiche molto vicine al parlato («mündlichkeitsnahe Merkmale») nella comunicazione via chat. Sia la chat che le interazioni face-to-face possono infatti presentare tratti comuni come costruzioni sintattiche spezzate, materiale di riempimento, espressioni colloquiali, errori morfosintattici, sequenzialità e turn-taking (cf. Beißwenger 2016; Dürscheid / Frick 2016; Jakob 2018). D’altro canto, è possibile aff ermare che la chat rappresenti una forma ibrida tra scrittura e oralità, poiché essa presenta elementi propri quali emoticons, GIF s, foto, emojis, abbreviazioni e particolarità morfo-sintattiche, date da ellissi di articoli e preposizioni (cf. Arens 2014; Beißwenger 2016; Dürscheid 2016). A tal proposito merita un’attenzione particolare la questione delle autocorrezioni all’interno della comunicazione via chat, le quali possono essere visibili o meno per il destinatario, come mostrato nell’immagine (1). Immagine 1: Autocorrezioni visibili e non visibili Nell’immagine a sinistra è possibile osservare un esempio di autocorrezioni visibili, paragonabili a quelle della lingua parlata, in quanto la correzione avviene dopo l’invio del messaggio. Le autocorrezioni non visibili nell’immagine a destra riprendono invece caratteristiche testuali tipiche della scrittura, grazie alla presenza di suggerimenti automatici del dispositivo e alla possibilità di 310 Teresa Barberio & Sara Ingrosso rilettura e modifica del messaggio prima dell’invio. È importante indicare a tal proposito una delle più recenti funzionalità di WhatsApp, la quale consente al mittente di cancellare un messaggio già inviato entro un’ora dall’invio. La funzione «Cancella per tutti» introduce una innovativa caratteristica comunicativa: il destinatario potrà sì vedere che uno o più messaggi sono stati cancellati, ma senza visualizzarne il contenuto (poiché il mittente potrà leggere «Hai eliminato questo messaggio», mentre sul display del destinatario apparirà «Questo messaggio è stato eliminato»). Jakob (2015; 2018) evidenzia come la chat disponga di risorse proprie e indipendenti sia dalla lingua scritta che dalla lingua parlata. Queste sono ulteriormente date da un carattere interattivo e da elementi grafico-visuali, che si possono differenziare dalle forme di scrittura tradizionale, come gli emoji, emoticons, GIF s etc. (cf. Crystal 2011, 31). Nella comunicazione online, pertanto, è possibile riscontrare diverse caratteristiche, difficilmente riconducibili sia alle forme di scrittura tradizionale sia alla conversazione faccia a faccia. Questo rappresenta una ricchezza del mezzo di comunicazione e denota la peculiarità di tale forma comunicativa, collocabile come un genere ibrido tra scrittura e oralità. 3.2 È possibile collocare la comunicazione via chat nel continuum di Koch / Oesterreicher? Il modello proposto da Koch / Oesterreicher (1985; 1994) mira ad una classificazione delle diverse interazioni comunicative degli interlocutori in contesti differenti e indica una bipartizione tra scrittura e oralità, le quali costitutiscono tuttavia un continuum tra immediatezza e distanza comunicativa (cf. Koch / Oesterreicher 1985, 17). Un approccio dialogico e la vicinanza tra gli interlocutori può portare a una lingua concettualmente parlata «Sprache der Nähe», mentre un approccio distante può determinare una lingua concettualmente scritta, ossia «Sprache der Distanz». Con ‘Medium’ gli autori intendono tutte le forme di realizzazione di un enunciato (cf. Koch / Oesterreicher 1994, 587), per cui esso si riferisce alle modalità di enunciazione di un codice - sia esso parlato o scritto - ma non al mezzo in cui tale codice viene tecnicamente trasmesso (cf. Dürscheid 2016). Chat plurilingue tra scrittura e oralità 311 Immagine 2: Continuum di Koch / Oesterreicher (1994, 588) Una discussione degna di nota nell’ambito della linguistica dei media riguarda la collocazione della comunicazione via chat sulla base del continuum di Koch / Oesterreicher (1985; 1994). Tra le cause di tale problematica vi sono le peculiarità delle chat che, come precedentemente discusso, presentano caratteristiche sia della scrittura che dell’oralità (cf. paragrafo 3.2), e il conseguente tentativo di classificarla tra «parlato / scritto e oralità / scrittura» (Franko 2015, 58). Gli stessi autori riconoscono in una successiva pubblicazione la potenzialità della chat e le limitazioni dell’applicazione del continuum per tale forma comunicativa: «Der chat ist […] eines der schönsten Beispiele dafür, dass im graphischen Medium eine relative, allerdings auch in diesem Fall noch limitierte Annäherung an dialogische, spontane Nähesprache möglich ist» (Koch / Oesterreicher 2011, 14). Androutsopoulos (2007, 81) sottolinea a proposito della ricezione e dell’eventuale applicazione del modello come esso possa portare a una collocazione di polarità tra scrittura e oralità delle chat. Diversi sono gli studi che mettono in discussione l’adeguatezza del continuum soprattutto per quanto riguarda l’analisi della comunicazione via chat (cf. Franko 2015; Krefeld 2015, Dürscheid 2016). Questi delineano in primo luogo come l’approccio di Koch / Oesterreicher contenga «alcuni punti deboli» (Franko 2015, 60) se impiegato nella classificazione della comunicazione online. Krefeld (2015) afferma che la comunicazione attraverso un mezzo non può essere per sua natura immediata e che esclusivamente la comunicazione orale faccia a faccia possa essere definita tale, in quanto presuppone una prossimità e compresenza fisica tra i soggetti coinvolti nell’interazione. Ulteriori riscontri si trovano nella seguente affermazione di Dürscheid (2016, 382): 312 Teresa Barberio & Sara Ingrosso [M]an sollte nicht wieder und wieder die Arbeiten von Koch & Oesterreicher referieren, kritisch diskutieren oder ihre Grafik modifizieren, um neuere und neueste technologische Entwicklungen darauf beziehen zu können. Das ist nicht möglich - und zu diesem Zweck wurde das Modell auch nie konzipiert. Concordiamo con Dürscheid (2016) nel sottolineare che il continuum di Koch / Oesterreicher non è stato concepito per questo tipo di medium, e che esso, pertanto, non risulta adatto all’analisi della comunicazione online. Il modello è stato concepito, infatti, in un periodo storico in cui non si era ancora registrato l’avvento di internet e dei nuovi media. Alla luce di tali studi, si ritiene opportuno classificare la chat come mezzo comunicativo a sé stante, con caratteristiche e qualità peculiari proprie. 3.3 Comunicazione online e plurilinguismo La rilevanza della comunicazione online è riscontrabile anche nell’ambito della ricerca sul plurilinguismo. Con l’aumento delle mobilità transnazionali, sia in ambito accademico che professionale, è stato possibile per gli utenti sviluppare e ampliare le proprie reti sociali facendo affidamento sulle nuove tecnologie (cf. Barberio / Ingrosso 2019). Androutsopoulos et al. (2013, 164) parlano a tale proposito di «digitale Schreibrepertoires», ossia di repertori digitali scritti, per sottolineare come tale forma comunicativa possa rappresentare una modalità indipendente di produzione linguistica. Essa è caratterizzata da nuove modalità di «vernetzte Mehrsprachigkeit» (ibid.), ampliate dalle possibilità comunicative offerte dalla comunicazione digitale. Gli attori della comunicazione digitale nei diversi contesti plurilingue, ovvero sia in situazioni di plurilinguismo territoriale sia di plurilinguismo individuale, vengono definiti da Bucher (2016, 206) come «glocal player», appartenenti a reti comunicative ampie e differenziate tra loro, i quali riflettono nella comunicazione digitale l’insieme delle proprie competenze. Il loro repertorio è composto almeno da tre lingue: la prima è la lingua maggioritaria (ossia la lingua ufficiale del luogo in cui vengono scambiati i messaggi), la seconda è la lingua di origine o minoritaria (la L1 di chi trasmette il messaggio) e infine la terza è l’inglese, impiegato come lingua franca e come lingua internazionale (cf. Androutsopoulos et al. 2013, 163). A tale riguardo è inoltre possibile parlare di una differenziazione e individualizzazione della lingua e dei repertori linguistici nella comunicazione digitale (cf. Krefeld 2016, 270), che ha reso possibile un cambiamento nelle pratiche comunicative quotidiane, caratterizzate, tra l’altro, da un ampio uso di diversi registri, varietà e dialetti come esempi di «spontaneità e espressività» (ibid.). Chat plurilingue tra scrittura e oralità 313 4 Concetti teorici di analisi: Fenomeni di contatto linguistico «[T]wo or more languages will be said to be in contact if they are used alternatively by the same persons. The language-using individuals are thus the locus of the contact» (Weinreich 1953, 1). Questa definizione classica ha dato il via alla ricerca sul contatto linguistico, il quale ha come punto di partenza l’interazione di più lingue in parlanti diversi (cf. Riehl 2014b, 11). Secondo Matras (2009; 2013), il contatto linguistico avviene come pratica di interazione comunicativa. I fenomeni linguistici che risultano da tale contatto vengono definiti, appunto, fenomeni di contatto linguistico («Sprachkontaktphänomene» Riehl 2014a, 116). Questo termine è usato anche da Dirim (2007, 117) per indicare quanto segue: Die Kategorie der ‚Sprachkontaktphänomene‘ liegt quer zur Einteilung in ‚besondere sprachliche Fähigkeiten’ und umfasst alle Arten der Sprachmischungen sowie von den Standardsprachen und der üblichen Form der weiteren Sprachvarietäten abweichende Formen, die auf den Einfluss von anderen Sprachen und Sprachvarietäten zurückgeführt werden können. Nell’ambito della ricerca sul contatto linguistico è possibile riscontrare correnti di pensiero molto diverse tra loro, che hanno determinato la mancanza di una terminologia unitaria per quanto riguarda la classificazione di tali fenomeni. Nel tentativo di fornire un breve quadro teorico per l’analisi dei dati riportati nel presente saggio, si prenderà come riferimento il modello terminologico utilizzato dalle analisi condotte da Matras (2009), Clyne (2003) e Riehl (2014a; 2014b). Una prima definizione particolarmente complessa è quella del fenomeno - ampiamente diffuso a livello individuale e sociale - del code-switching (cf. Alfonzetti 2010). Tra i motivi alla base di questa complessità terminologica è possibile riscontrare sia il focus di prospettive teoriche differenti nella letteratura specialistica, sia l’utilizzo dello stesso termine con significati diversi da un autore all’altro. Tra gli aspetti maggiormente dibattuti si pone la questione sull’impiego del termine soltanto quando la commutazione comprende intere frasi oppure quando interessa anche l’inserimento di singoli elementi all’interno dello stesso enunciato (cf. Riehl 2014a, 105). Alcune teorie, ad esempio quella di Meyers-Scotton (1992), identificano come code-switching anche l’inserimento di elementi monolessicali all’interno dello stesso enunciato. Si ritiene tuttavia opportuno indicare per la presente indagine la definizione proposta da Matras (2009, 101) per distinguere la commutazione di singoli elementi e quella di passaggi comunicativi. Per code-switching egli intende, infatti, una «alternation of languages within a conversation», ossia il passaggio da una lingua all’altra all’interno della stessa interazione comunicativa. 314 Teresa Barberio & Sara Ingrosso Il code-switching può avere, secondo Riehl (2014a, 2014b), motivazioni sociopragmatiche oppure psicolinguistiche. Nel primo caso si può parlare di codeswitching funzionale. Questo tipo di code-switching si ha per finalità comunicative nel contesto dell’interazione, ad esempio per adempiere a determinate strategie discorsive (cf. Riehl 2014a, 101; Matras 2009, 114s.). Nel caso del codeswitching non funzionale la commutazione di codice è causata invece da processi psicolinguistici interni alla produzione degli enunciati stessi. Questi avvengono spesso in maniera inconsapevole per il parlante tramite trigger-words , cioè parole in grado di ‘innescare’ il passaggio da una lingua all’altra poiché esse possono essere in alcuni casi identiche o omofone con l’altro sistema linguistico (cf. Riehl 2014a, 103). Partendo dal presupposto delle difficoltà di stabilire una linea di demarcazione dei termini chiave sulla ricerca nell’ambito della linguistica di contatto, si ritiene di supportare l’idea di un continuum (cf. Barberio / Ingrosso 2019, 61). A tale proposito, Matras (2009, 110) sottolinea che non esiste una definizione unitaria per identificare il code-switching e per distinguerlo dai prestiti ( borrowing 5 ) e che questi due termini non sempre compongono due sistemi distinti, bensì un continuum. Pertanto, l’uso di un elemento monolessicale di una lingua A in un enunciato di una lingua B può essere considerato talvolta un caso di code-switching , talvolta un caso di borrowing . Il continuum di Koch e Oesterreicher, rappresentato nell’immagine (2) è quindi il risultato di queste complesse costellazioni comunicative. 5 La definizione di questo ultimo termine, marginale per la presente indagine, risulta altrettanto complessa. Per borrowing si intendono prestiti, i quali da un punto di vista morfologico o sintattico vengono integrati nella lingua in cui avviene l’interazione (cf. Riehl 2014b: 23). Chat plurilingue tra scrittura e oralità 315 Bilinguismo parlante bilingue ↔ parlante monolingue Composizione enunciato o frase complessa ↔ singolo elemento lessicale Funzionalità scelta stilistica ↔ espressione standard Unico referente (specificità) lessicale ↔ paralessicale Operazionalità vocabolario ↔ grammatica Regolarità occorrenza singola ↔ occorrenza regolare Integrazione strutturale-sintattica non integrata ↔ integrata code-switching ↔ borrowing Tabella 1: Continuum tra code-switching e borrowing (cf. Matras 2009, 111) Una ulteriore definizione rilevante ai fini dell’indagine è legata al concetto di transfer , il quale indica secondo Clyne (2003, 76) e Riehl (2014b) l’integrazione di un determinato elemento di una lingua in un’altra all’interno del discorso. Matras (2009, 74) lo definisce come a process by which the speaker makes or attempts to make creative communicative use of elements of the combined, full repertoire of linguistic structures in a context that requires selection from just a subset of that repertoire, i. e. from the appropriate ‘language’. Il transfer avviene secondo Riehl (2014b) nel caso in cui un particolare elemento linguistico o una struttura linguistica vengano assunti e adottati da una lingua all’altra per essere integrati nel suo sistema. Il transfer può riguardare qualsiasi aspetto della lingua, ossia il lessico, la semantica, la morfologia e la sintassi. Nel transfer lessicale (ad esempio il borrowing di elementi monolessicali) l’integrazione può avvenire attraverso un adattamento morfologico nella flessione della lingua target o un adeguamento fonetico-fonologico nella pronuncia del termine nella lingua target (cf. Riehl 2014b, 99s.). Nel transfer semantico, invece, le parole non vengono modificate nella loro struttura, ma acquisiscono un significato aggiuntivo derivante dalla lingua con cui avviene il contatto (cf. Riehl 2014b, 102). 316 Teresa Barberio & Sara Ingrosso Infine, nel transfer morfosintattico vengono applicate le strutture sintattiche e grammaticali di una lingua nell’altra (cf. Riehl 2014b, 110s.). 5 Descrizione del progetto e aspetti metodologici Come precedentemente discusso, al centro del presente studio si pone l’analisi di messaggi di chat WhatsApp e Facebook-Messenger inviati da giovani italiani residenti da meno di cinque anni in Germania. Particolare importanza si dà ai fenomeni di contatto linguistico riscontrati non solo nelle interazioni interne al gruppo dei probandi italiani ( in-group ), ma anche nella comunicazione degli stessi con altri probandi tedeschi di età e grado di istruzione simili ( out-group ). Il ruolo svolto dai messaggi inviati via chat in un contesto plurilingue e i fenomeni di contatto linguistico osservati all’interno degli stessi rappresentano il fulcro dell’indagine. Allo studio hanno partecipato venti giovani laureati, di cui sedici italiani e quattro tedeschi, di età compresa tra i 23 e i 30 anni, residenti a Monaco di Baviera. I probandi italiani vivono in Germania da meno di sei anni e possiedono un livello di tedesco relativo al B1 / C1 del Quadro Comune Europeo di Riferimento per la Conoscenza delle Lingue ( QCER ). I probandi tedeschi, invece, hanno una conoscenza dell’italiano che varia tra il livello A2 e B2. Il corpus è costituito in totale da quattro chat di gruppo tra probandi italiani e quattro chat singole tra persone italiane e tedesche, per un numero totale di 1544 messaggi. La raccolta delle chat è stata inoltre unita a un questionario che ha consentito di tracciare un profilo sociolinguistico dei partecipanti. Per l’anonimizzazione dei dati è stato scelto uno schema di codificazione contenente le seguenti informazioni: il sesso (F ‘femminile’, M ‘maschile’), l’età, la nazionalità ( IT ‘italiana’, DE ‘tedesca’) e la prima lettera della regione di provenienza dei probandi. I dati sono stati, infine, analizzati attraverso l’uso del programma MAXQDA . 6 Esempi tratti dal corpus Nei seguenti capitoli verranno, in primo luogo, presentati alcuni esempi della comunicazione in-group all’interno delle chat tra i probandi italiani e, in secondo luogo, esempi della comunicazione out-group tra italiani e tedeschi. A tal proposito saranno discusse le analogie e le differenze tra i due tipi di comunicazione emerse dall’analisi qualitativa del corpus. Chat plurilingue tra scrittura e oralità 317 6.1 Comunicazione di chat in-group (IT / IT) Per quanto riguarda la comunicazione tra i locutori italofoni, si può notare che i messaggi scambiati presentano per lo più trasferenze lessicali relative al repertorio linguistico acquisito durante la ‘nuova’ vita all’estero. Si tratta in tal caso di lessemi, spesso appartenenti al mondo burocratico tedesco, come mostrano i seguenti esempi: (1) 15 / 12 / 16, 11: 10 - F30 IT _A: Ragazze ho reso casa, finita ora Übergabe 15 / 12 / 16, 11: 10 - F30 IT _A: Tutto tiptop (2) 25. 05. 16, 11: 44 - F26IT_P: A proposito @F28IT_ER domenica penso di eintraggarmi per andare a pranzo (3) 17 / 12 / 16, 15: 57 - F30 IT _C: Mädels come state? che fate? Io sono d ritorno verso Anzio dopo una mattinata tra la Roma caotica del sabato Pre natalizio. 330 6.1 Comunicazione di chat in-group (IT/ IT) Per quanto riguarda la comunicazione tra i locutori italofoni, si può notare che i messaggi scambiati presentano per lo più trasferenze lessicali relativi al repertorio linguistico acquisito durante la ‘nuova’ vita all’estero. Si tratta in tal caso di lessemi, spesso appartenenti al mondo burocratico tedesco, come mostrano i seguenti esempi: (1) 15/ 12/ 16, 11: 10 - F30IT_A: Ragazze ho reso casa, finita ora Übergabe 15/ 12/ 16, 11: 10 - F30IT_A: Tutto tiptop (2) 25.05.16, 11: 44 - F26IT_P: A proposito @F28IT_ER domenica penso di eintraggarmi per andare a pranzo (3) 17/ 12/ 16, 15: 57 - F30IT_C: Mädels come state? che fate? Io sono d ritorno verso Anzio dopo una mattinata tra la Roma caotica del sabato Pre natalizio. ������������� meno male c e il sol e bene e poi c era […] � ���� con me! Nell’esempio (1) si può notare come il lessema tedesco di genere femminile Übergabe venga inserito nella frase italiana con l’accordo del participio passato finita. Interessante, inoltre, l’uso della trasferenza lessicale realizzata attraverso l’adattamento del verbo tedesco sich eintragen alla morfologia dell’italiano, portando alla formazione del neologismo eintraggarmi. Si può osservare come, in tal caso, la creazione del neologismo segua la tendenza generale dell’uso della prima coniugazione verbale in -are, maggiormente produttiva rispetto alle altre nella formazione di neologismi. 208 All’interno della comunicazione in-group è possibile notare non solo l’uso di lessemi e costruzioni dal tedesco, ma anche di altre lingue, l’esempio (4): (4) 17/ 11/ 16, 15: 00 - M26IT_P: Birra domenica sera? 208 Per una dettagliata spiegazione del fenomeno si rimanda a Setti (2016 330 6.1 Comunicazione di chat in-group (IT/ IT) Per quanto riguarda la comunicazione tra i locutori italofoni, si può notare che i messaggi scambiati presentano per lo più trasferenze lessicali relativi al repertorio linguistico acquisito durante la ‘nuova’ vita all’estero. Si tratta in tal caso di lessemi, spesso appartenenti al mondo burocratico tedesco, come mostrano i seguenti esempi: (1) 15/ 12/ 16, 11: 10 - F30IT_A: Ragazze ho reso casa, finita ora Übergabe 15/ 12/ 16, 11: 10 - F30IT_A: Tutto tiptop (2) 25.05.16, 11: 44 - F26IT_P: A proposito @F28IT_ER domenica penso di eintraggarmi per andare a pranzo (3) 17/ 12/ 16, 15: 57 - F30IT_C: Mädels come state? che fate? Io sono d ritorno verso Anzio dopo una mattinata tra la Roma caotica del sabato Pre natalizio. ������������� meno male c e il sol e bene e poi c era […] � ���� con me! Nell’esempio (1) si può notare come il lessema tedesco di genere femminile Übergabe venga inserito nella frase italiana con l’accordo del participio passato finita. Interessante, inoltre, l’uso della trasferenza lessicale realizzata attraverso l’adattamento del verbo tedesco sich eintragen alla morfologia dell’italiano, portando alla formazione del neologismo eintraggarmi. Si può osservare come, in tal caso, la creazione del neologismo segua la tendenza generale dell’uso della prima coniugazione verbale in -are, maggiormente produttiva rispetto alle altre nella formazione di neologismi. 208 All’interno della comunicazione in-group è possibile notare non solo l’uso di lessemi e costruzioni dal tedesco, ma anche di altre lingue, l’esempio (4): (4) 17/ 11/ 16, 15: 00 - M26IT_P: Birra domenica sera? 208 Per una dettagliata spiegazione del fenomeno si rimanda a Setti (2016 meno male c e il sole ho.magnato tanto e bene e poi c era […] 330 6.1 Comunicazione di chat in-group (IT/ IT) Per quanto riguarda la comunicazione tra i locutori italofoni, si può notare che i messaggi scambiati presentano per lo più trasferenze lessicali relativi al repertorio linguistico acquisito durante la ‘nuova’ vita all’estero. Si tratta in tal caso di lessemi, spesso appartenenti al mondo burocratico tedesco, come mostrano i seguenti esempi: (1) 15/ 12/ 16, 11: 10 - F30IT_A: Ragazze ho reso casa, finita ora Übergabe 15/ 12/ 16, 11: 10 - F30IT_A: Tutto tiptop (2) 25.05.16, 11: 44 - F26IT_P: A proposito @F28IT_ER domenica penso di eintraggarmi per andare a pranzo (3) 17/ 12/ 16, 15: 57 - F30IT_C: Mädels come state? che fate? Io sono d ritorno verso Anzio dopo una mattinata tra la Roma caotica del sabato Pre natalizio. ������������� meno male c e il sole ho.magnato tanto e bene e poi c era […] � ���� con me! Nell’esempio (1) si può notare come il lessema tedesco di genere femminile Übergabe venga inserito nella frase italiana con l’accordo del participio passato finita. Interessante, inoltre, l’uso della trasferenza lessicale realizzata attraverso l’adattamento del verbo tedesco sich eintragen alla morfologia dell’italiano, portando alla formazione del neologismo eintraggarmi. Si può osservare come, in tal caso, la creazione del neologismo segua la tendenza generale dell’uso della prima coniugazione verbale in -are, maggiormente produttiva rispetto alle altre nella formazione di neologismi. 208 All’interno della comunicazione in-group è possibile notare non solo l’uso di lessemi e costruzioni dal tedesco, ma anche di altre lingue, come mostra l’esempio (4): (4) 17/ 11/ 16, 15: 00 - M26IT_P: Birra domenica sera? 208 Per una dettagliata spiegazione del fenomeno si rimanda a Setti (2016). con me! Nell’esempio (1) si può notare come il lessema tedesco di genere femminile Übergabe venga inserito nella frase italiana con l’accordo del participio passato finita. Interessante, inoltre, l’uso della trasferenza lessicale realizzata attraverso l’adattamento del verbo tedesco sich eintragen alla morfologia dell’italiano, portando alla formazione del neologismo eintraggarmi . Si può osservare come, in tal caso, la creazione del neologismo segua la tendenza generale dell’uso della prima coniugazione verbale in -are, maggiormente produttiva rispetto alle altre nella formazione di neologismi. 6 All’interno della comunicazione in-group è possibile notare non solo l’uso di lessemi e costruzioni dal tedesco, ma anche di altre lingue, come mostra l’esempio (4): (4) 17 / 11 / 16, 15: 00 - M26 IT _P: Birra domenica sera? 17 / 11 / 16, 15: 27 - F27 IT _P: Idk domenica è troppo lontana 17 / 11 / 16, 15: 27 - F27 IT _P: Es tut mir leid! ! ! In questo caso, le commutazioni di codice attraverso l’uso dell’acronimo Idk , dall’inglese I don’t know , e della frase tedesca Es tut mir leid suggeriscono un uso 6 Per una dettagliata spiegazione del fenomeno si rimanda a Setti (2016). 318 Teresa Barberio & Sara Ingrosso strategico del code-switching . Infatti, è come se l’autrice del messaggio volesse ‘mettere in mostra’ il proprio repertorio linguistico plurilingue. La varietà del repertorio dei probandi si può notare anche nell’esempio (5), dove si riscontra code-switching non solo dall’italiano all’inglese ( Get over it ), ma anche attraverso l’utilizzo di espressioni dialettali, come quella in dialetto barese L murt ca ten (letteralmente: ‘sia maledetta tutta la tua stirpe’) e di un registro orale e informale fa ste cagate, Massì . (5) 08 / 11 / 16, 12: 17 - F27 IT _P: Oh gesü non esagerare 08 / 11 / 16, 12: 17 - F27 IT _P: Get over it e fatti la tua vita 08 / 11 / 16, 12: 17 - M26 IT _P: È quello che faccio 08 / 11 / 16, 12: 17 - M26 IT _P: Ma poi fa ste cagate 08 / 11 / 16, 12: 18 - M26 IT _P: E mi risale l'odio 08 / 11 / 16, 12: 18 - M26 IT _P: L murt ca ten 08 / 11 / 16, 12: 18 - F27 IT _P: Massì non dare i portanza a cose o persone che importanza non hanno Se da una parte è possibile osservare un uso consapevole del repertorio linguistico plurilingue da parte dei probandi che si districano nel ‘gioco’ delle chat tra amici, inserendosi nell’ottica di glocal players (Bucher 2016, 206), dall’altra non bisogna sottovalutare il ruolo del mezzo di comunicazione stesso. In tal senso si inserisce l’uso di forme come gesü e i portanza , suggerendo un uso rapido del mezzo di comunicazione che non (sempre) prevede un cambiamento del tipo di tastiera utilizzata e di rilettura, e della conseguente correzione, del messaggio. Tutte queste modalità di ‘impasto linguistico’ sembrano convergere verso l’utilizzo di una lingua scritta «che si [allontana] dalla norma dello standard, per identificare una varietà diafasica più vicina alla polarità dell’informale» (Ursini 2005, 11). L’aspetto informale della chat consente e giustifica, quindi, tale prassi scrittoria che, attraverso il suo carattere informale, «si sottrae in gran parte all’autocontrollo correttivo dello scrivente. Anche persone con un alto livello di istruzione inviano messaggi con sviste ortografiche e grammaticali, solo perché l’uso di questi media induce, quasi automaticamente, a trascurare la correttezza linguistica» (Krefeld 2016, 270). 6.2 Comunicazione di chat out-group (IT-DE) Fenomeni di code-switching e di trasferenze, in particolar modo lessicali, sono riscontrabili anche nelle chat di tipo out-group tra probandi italiani e tedeschi. Chat plurilingue tra scrittura e oralità 319 L’esempio (6) risulta particolarmente esplicativo del tipo di comunicazione presente in queste chat: (6) 28 / 03 / 11, 17: 36 - F29 IT _L: Ora ho anche una super geiles neues fahrrad magari fino da te è un po lontanino ma con il bell wetter possiamo organizzare una tour che ne pensi? 30 / 03 / 11, 16: 27 - F29 DE _N: […]la prox settimana sono in svizzera auf exkursion, hoffe dass ich mir auch presto una bici compraren kann. Nell’esempio sopra indicato si osserva il cambio linguistico tra l’italiano e il tedesco attraverso l’uso di code-switching ( sono in svizzera auf exkursion, super geiles neues fahrrad ) e di trasferenze lessicali ( il bell wetter , una tour ). Questa pratica linguistica suggerisce inoltre lo sviluppo e l’utilizzo di nuove forme di contatto linguistico all’interno della comunicazione di chat. In questo caso si nota sia la commutazione di codice ( code-switching ) dall’italiano in tedesco ( la prox settimana sono in svizzera auf exkursion ) e poi nuovamente in italiano ( auch presto una bici ), sia l’inserimento di un verbo italiano ( comprare ) nella struttura morfosintattica tedesca ( compraren ). L’inserimento avviene non solo nel sistema verbale tedesco, con l’utilizzo della desinenza verbale -en , ma anche nella sua struttura sintattica, con il verbo in ultima posizione ( compraren kann ). Grazie alle informazioni socio-linguistiche ottenute tramite l’utilizzo del questionario sappiamo che l’autrice del messaggio è di madrelingua tedesca ma ha una conoscenza alta della lingua italiana che non lascia ipotizzare un’incertezza linguistica. Questo esempio suggerisce, piuttosto, un uso linguistico ludico prettamente legato al mezzo comunicativo della chat, favorito dalla vicinanza comunicativa degli interlocutori stessi. Un’altra particolarità della comunicazione tramite chat è data dall’organizzazione dei messaggi con formule di saluto spesso fisse, utilizzate soprattutto in fase di apertura e chiusura, come mostrano i seguenti esempi: (7) 19 / 01 / 17, 07: 53 - F28 IT _C: Morgen ; ) news für Freitag? 19 / 01 / 17, 08: 08 - M26 DE _B: Buongiorno 19 / 01 / 17, 08: 09 - M26 DE _B : Ne, hatte noch nicht den Kopf dafür. Ich überlege mir was nach der Präsi 19 / 01 / 17, 08: 09 - F28 IT _C: in bocca al lupo 320 Teresa Barberio & Sara Ingrosso (8) 10 / 01 / 17, 07: 37 - M26 DE _B: Buongiorno principessa! ! 10 / 01 / 17, 18: 19 - M26 DE _B: Ich bin jetzt zu Hause. Kannst mich jetzt jederzeit anrufen / FaceTime 11 / 01 / 17, 00: 31 - M26 DE _B: Buonanotte 11 / 01 / 17, 07: 49 - F28 IT _C: Buongiorno 11 / 01 / 17, 09: 14 - M26 DE _B: Buongiorno principessa Negli esempi (7) e (8) si può notare come i messaggi di saluto siano soprattutto in italiano, attraverso l’utilizzo di costruzioni fisse ( Buongiorno, Buonanotte ), per poi passare a un frequente uso di commutazione di codice. I messaggi risultano essere, inoltre, molto brevi e il saluto è spesso lo scopo dell’invio del messaggio stesso. Questi elementi danno dunque spazio a «modalità di composizione individuali, idiosincratiche» (Ursini 2005, 8) che non permettono l’individuazione di un modello ‘standard’ nella realizzazione dei messaggi. 7 Conclusioni Sulla base di un corpus formato da messaggi di WhatsApp e Facebook- Messenger, il presente studio si è posto l’obiettivo di analizzare il ruolo del mezzo comunicativo della chat e dei fenomeni di contatto linguistico che ne risultano in contesto migratorio e plurilingue. A tale scopo è stato creato un corpus di chat singole e di gruppo tra interlocutori italiani che vivono in Germania da cinque anni e interlocutori italiani e tedeschi anch’essi residenti in Germania e con una conoscenza della lingua italiana. L’analisi qualitativa dei dati ha permesso di esaminare in particolar modo il ruolo della chat in contesto plurilingue. Si è potuto osservare non solo l’uso di registri diversi, in particolar modo di tipo informale e familiare, ma anche di un ampliamento del repertorio linguistico degli interlocutori, attraverso l’uso di più lingue e varietà dialettali, in particolar modo nella chat in-group . Lo studio ha permesso, non solo l’analisi di forme ludiche, ma anche l’osservazione di una prassi scrittoria veloce e informale che non sempre prevede la correzione e rilettura del messaggio inviato, con conseguenti errori di battitura. Si può pensare che così facendo gli interlocutori cerchino un livello di lingua scritta che si allontani dalla norma dello standard per avvicinarsi ad una varietà diafasica (Ursini 2005, 11) maggiormente vicina alla sfera dell’informalità e, quindi, della vicinanza comunicativa. In tal modo si creano, inoltre, «modalità di composizione individuali, idiosincratiche che non permettono l’individuazione di un modello standard nella realizzazione dei messaggi» (Ursini 2005, 8). La chat Chat plurilingue tra scrittura e oralità 321 costituisce, quindi, una forma di comunicazione ibrida, con diversi elementi di novità nello spazio linguistico della variabilità diamesica. I fenomeni di contatto linguistico mostrano, inoltre, una dinamica differente nei due tipi di chat: mentre nella comunicazione tra italiani, infatti, si registrano maggiormente trasferenze lessicali legate al mondo burocratico tedesco e, in generale, alla vita in Germania, nelle chat tra interlocutori tedeschi e italiani si osservano per lo più fenomeni di code-switching legati a formule ritualizzate di apertura e chiusura della conversazione. Esempi di code-switching nelle chat italiane si legano maggiormente a un uso consapevole del repertorio linguistico da parte dei probandi. Per concludere, è possibile affermare che la comunicazione tramite chat permette un’analisi ad ampio raggio delle dinamiche linguistiche in contesto plurilingue e migratorio. Lo scambio non solo di messaggi, ma anche di altri elementi tipici dei nuovi media quali le GIFs, i messaggi vocali, le emoticons etc. allargano ulteriormente il panorama della ricerca linguistica. Si auspicano quindi ulteriori ricerche sulla complessità della comunicazione digitale in contesto plurilingue e sui fenomeni di contatto linguistico che ne derivano, in particolare per portare alla luce le loro caratteristiche particolari in contesto mediale. Bibliografia Alfonzetti, Giovanna (2010). «Commutazione di codice», in: Raffaele Simone (ed.), Enciclopedia dell’italiano . <http: / / www.treccani.it/ enciclopedia/ commutazione-dicodice_(Enciclopedia-dell’Italiano)/ > [consultato il 10. 05. 2018] Androutsopoulos, Jannis (2007). «Neue Medien - neue Schriftlichkeit? », Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 1, 72-97. Androutsopoulos, Jannis (2013). «Kode-switching in computer-mediated communication», in: Susan C. 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The qualitative as well as the quantitative analyses show that the often postulated generalizations ‘informal communication situation = simple syntax’ or ‘formal communication situation = complex syntax’ do not go far enough and must be considered in a more differentiated way, since informal language registers can also be characterized by complex syntactic constructions. Similarly, a predominance of simple sentence constructions can be observed in formal communication situations. 1 1 Introducción y preguntas de partida Se dice que Michelle Obama, la esposa del expresidente de los Estados Unidos, Barack Obama, llamó la atención de su marido sobre el estilo lingüístico que este empleaba en sus discursos y entrevistas durante su primera campaña electoral presidencial en 2008. Para ella, las oraciones de su marido eran demasiado complejas y enrevesadas, por lo que le aconsejó que formara oraciones más simples 1 Este artículo presenta un resumen de mi tesis doctoral (Hesselbach 2019). Agradezco mucho los valiosísimos consejos de Waltraud Weidenbusch, Johannes Kabatek, Wilhelm Pötters, Reinhard Köhler, Sven Naumann, Ester Belmonte, Laura Pérez y, en especial, de Reinhard Kiesler, a quien quiero dedicar este trabajo. 326 Robert Hesselbach con el objetivo de que aquellas personas que no pudieran seguir la estructura de sus oraciones, influenciada por el discurso jurídico, entendieran mejor sus declaraciones. El resultado de este cambio se reflejó finalmente en el exitoso eslogan de Obama, Yes, we can , con su correspondiente Sí, se puede , adaptado en las culturas y los países hispanófonos. Independientemente de la veracidad de esta historia, podemos observar que el mismo hablante puede emplear una amplia variedad de medios lingüísticos disponibles (incluida la sintaxis) en diferentes situaciones de comunicación para que su contribución comunicativa tenga éxito. La teoría de Koch / Oesterreicher (1990; 2011) ofrece la posibilidad de situar diferentes estilos funcionales en el continuo entre inmediatez y distancia comunicativas. 2 Esto se explicará a continuación mediante los siguientes ejemplos del francés, extraídos de Forner (2006, 1907): (1) fr. Je ne suis pas venu parce que j’étais très fatigué (2) fr. J’étais claqueé [ sic ], j’suis pas v’nu (3) fr. Mon absence d’hier a résulté d’un excès de fatigue Mientras que el ejemplo (1) puede ser considerado estilísticamente neutro —y puede ser utilizado sin problema tanto en situaciones de inmediatez como de distancia comunicativa—, (2) y (3) llevan una marca estílistica muy clara: en el caso de (2) se trata de una variedad informal, en tanto que el ejemplo (3) normalmente solo se presenta en contextos formales. El uso de (2) en situaciones más formales provoca el mismo efecto de estilo que el uso de (3) en contextos informales (cf. Hesselbach 2013). Las traducciones de dichos ejemplos al español en Forner (2006) muestran que este asunto no solo se aplica a una lengua, sino que se trata de un fenómeno que es relevante para más de una. Igualmente, Forner advierte que ʻla distancia estructural entre los estilos puede ser mayor que entre las lenguasʼ. 3 Cabe destacar que el ejemplo más formal (3) representa una 2 Es bien sabido que los dos autores se negaron a equiparar el concepto de la inmediatez / distancia comunicativa con aquel de la variación diafásica. En este contexto, sigo la crítica, por ejemplo, de Kiesler (1995) o de Radtke (2008), entre otros, y entiendo los distintos matices conceptuales en el continuo entre inmediatez y distancia comunicativas como diferencias estilísticas. Por lo tanto, llamo a estos matices estilos funcionales aquí y en lo sucesivo. El término estilo funcional fue establecido por Riesel (1975) y sus planteamientos se remontan al formalismo ruso. La teoría del estilo funcional asume, por lo tanto, que las lenguas naturales representan un sistema heterogéneo y que hay un número limitado de estilos funcionales que ayudan a los hablantes a alcanzar sus objetivos comunicativos. 3 «Der strukturelle Abstand zwischen den Stilen kann größer sein als der zwischen den Sprachen» (Forner 2006, 1914). Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 327 estructura sintáctica simple aunque tenga una semántica compleja por la junción (Raible 1992) de dos proposiciones a través de la nominalización mon absence dʼhier (cf. el ejemplo correspondiente en español: Mi ausencia de ayer resultó de un exceso de cansancio ). Estos ejemplos indican que la supuesta interrelación entre las situaciones comunicativas informales y el uso de una sintaxis menos compleja y, al contrario, entre las situaciones comunicativas formales y el uso de una sintaxis más compleja, requiere de una revisión empírica más detallada. Mediante un corpus del español europeo moderno, estilísticamente heterogéneo y compuesto por 9.000 oraciones, se plantea el objetivo de dar respuesta a las siguientes cuestiones de investigación: - ¿Cuáles son las diferencias y las similitudes sintácticas de distintos estilos funcionales del español? - ¿Cómo se puede describir la relación cuantitativa entre oraciones simples y complejas? - Con referencia a las oraciones complejas: ¿cuál es la relación entre distintas construcciones paratácticas e hipotácticas? - En cuanto a la descripción cuantitativa: ¿se puede medir la complejidad sintáctica independientemente de la marca estilística, de manera que esta pueda servir como instrumento de comparación para análisis empíricos? Tras plantear estas cuestiones, en el siguiente apartado se presenta una visión general de la investigación sobre la complejidad sintáctica con referencia tanto a los aspectos cualitativos como a los cuantitativos. En el apartado 3 se expone una discusión teórica sobre el concepto de ‘complejidad sintática’. El apartado 4 sigue con la descripción del método aplicado y los resultados del análisis empírico. En el número 5 se concluye el presente estudio con un resumen y algunas consideraciones acerca de la aplicación de los resultados. 2 Posiciones sobre el tema en la investigación Resumiendo las perspectivas sobre la complejidad sintáctica del lenguaje coloquial , es decir, de la lengua de la inmediatez (en términos de Koch / Oesterreicher), que son evidentes ya desde las primeras publicaciones sobre el tema (cf. Beinhauer 1930), se puede constatar que se atribuye un mayor grado de complejidad a los estilos formales y un menor grado a los informales. Es notable observar que la mayoría de los investigadores solo se refiere a la distinción entre construcciones paratácticas e hipotácticas, como por ejemplo Koch / Oesterreicher: 328 Robert Hesselbach Las oraciones complejas resultantes presuponen, por su carácter enormemente inte gRativo , un grado de planificación elevado en la formulación del discurso […]. El carácter más bien agRegativo se amolda bien a la espontaneidad y a las reducidas posibilidades de planificación de la inmediatez comunicativa. No es, por tanto, sorprendente que en los discursos inmediatos aparezcan acumulaciones extremas de parataxis […]. Los ejemplos muestran que la extremadamente frecuente parataxis constituye un fenómeno general de la inmediatez comunicativa, que no sólo se da en hablantes con un bajo nivel educativo, sino también en los que tienen un alto nivel de formación académica y pertenecen a una clase social alta […]. (Koch / Oesterreicher 2007, 141-143) Además de estas opiniones, se encuentran posturas similares, entre otras, en Tagliavini (1998, 192) para el latín, en Andersen (2004, 196) para el francés y en Beinhauer (1973, 349) o Herrero Moreno (1988, 193-194) para el español. Contra esta perspectiva generalizada se han manifestado varios autores con referencia a distintas lenguas, como Herman (1997, 108), Väänänen (2012, 158) y Kiesler (2018, 87) para el latín vulgar, Gadet (1992, 85) y Blanche-Benveniste (2010, 58-71) para el francés y Narbona Jiménez (2015) o Hesselbach (2014) para el español: Seguir sosteniendo que estamos ante una modalidad de uso que se caracteriza por la carencia de trabazón y de articulación sintáctica y calificarla, por tal razón, de pobre es como afirmar que el acueducto de Segovia no está bien construido porque a las piedras que forman sus arcos les falta la argamasa que las una. (Narbona Jiménez 2015, 328) [L]os resultados de este análisis exponen con toda claridad (i) que la variedad coloquial del español moderno prefiere las construcciones simples a las complejas y (ii) el mayor uso de la hipotaxis en lugar de la parataxis en este estilo. (Hesselbach 2014, 99) Como acabamos de ver, existen diversas posturas en cuanto a este fenómeno. Sin embargo, cabe resaltar que la mayoría de ellas carecen de una base de datos empíricos. Por añadidura, hay que cuestionar si el concepto de ‘complejidad sintáctica’ solo se refiere a la distinción entre oraciones simples y compuestas / complejas o también a la diferenciación entre construcciones paratácticas e hipotácticas. Esta cuestión se discutirá en el apartado siguiente. Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 329 3 Marco teórico 3.1 La complejidad sintáctica: aspectos cualitativos Dado su vago 4 significado, no sorprende que una definición terminológica exacta o una especificación de la complejidad sintáctica siga siendo un desiderátum de la investigación sobre la sintaxis. Incluso las monografías y las antologías más conocidas sobre el tema (cf. Givón 2009; Givón / Shibatani 2009) no ofrecen explicaciones precisas. Sinnemäki (2012, 191) afirma: «Even though the notion of ‘complexity’ is central to Givón’s book, and to theories of language evolution, he defines it only briefly as increased hierarchic organization; otherwise it receives surprisingly little attention». En este sentido, no es sorprendente que ni siquiera los diccionarios lingüísticos comunes contengan entradas sobre la complejidad o la complejidad sintáctica , ni en Bußmann (2008) o Glück (2016), ni en las obras de sintaxis específicas, como Mayerthaler et al. (1998). Del mismo modo, se busca en vano un artículo sobre la complejidad sintáctica en los tres volúmenes de HSK sobre la sintaxis (Alexiadou / Kiss 2015) o en el volumen de MRL sobre la sintaxis y morfosintaxis de las lenguas románicas (Dufter / Stark 2017). Stammerjohann (1975) es uno de los pocos terminólogos que incluye la entrada de complejidad sintáctica en su diccionario y la define como ʻla dimensión de la ampliación de las oraciones nuclearesʼ. 5 Cuando se habla de complejidad sintáctica desde un punto de vista gramatical, normalmente se hace referencia a una forma de la llamada oración compuesta / compleja . Esta oración compleja se diferencia de la simple en que contiene al menos dos verbos en forma personal o dos predicaciones (cf. Alarcos Llorach 1994, 313; Alcina Franch 1992, 169; Eguren Gutiérrez / Fernández Soriano 2006, s.vv. oración compuesta / compleja ). Tradicionalmente, al describir oraciones complejas en las gramáticas y los libros de texto, se hace una distinción entre las oraciones principales coordinadas, es decir, las construcciones paratácticas, y las estructuras con oraciones subordinadas, es decir, una conexión hipotáctica entre las oraciones principales y las subordinadas. En los ejemplos (4) y (5) se encuentran conexiones de oraciones paratácticas, mientras que en (6) y (7) se pueden observar estructuras de oraciones subordinadas: 4 Sobre todo, no se define con claridad a qué entidad se refiere el concepto. Sin más especificaciones, el concepto podría adoptarse tanto para los sintagmas como para las oraciones. 5 Cita original en alemán: « syntaktische Komplexität . Umfang der Erweiterung von Kernsätzen» (Stammerjohann 1975, s.v.). 330 Robert Hesselbach (4) o lo escuchas tú↑ (or. pr.) 6 o lo escucho yo↓§ (or. pr.) ( COL 20, 53) 7 (5) Las prescripciones sobre formación y experiencia profesional para la impartición de los certificados de profesionalidad son las recogidas en el apartado IV de cada certificado de profesionalidad (or. pr.) y se deben cumplir tanto en la modalidad presencial como en la de teleformación (or. pr.) ( LEG 4, 44) (6) Cita ejemplos (or. pr.) en los que, según los sindicatos, sale beneficiada la enseñanza concertada (or. sub.) ( POL 21, 9) 8 (7) Porque suya es la técnica de establecer nombres (or. sub.), el legislador es el forjador de las denominaciones (or. pr.) ( CIE 14, 53) Tanto las construcciones simples como las complejas carecen de una mayor diferenciación (cf. Hesselbach 2019, cap. 3). Sin embargo, una investigación basada en comparaciones estilísticas debería utilizar instrumentos de análisis que puedan hacer que las estructuras sintácticas se diferencien más de lo que puede hacer la dicotomía entre simple y complejo . Sin entrar en una discusión de los rasgos del concepto de la oración ahora, tanto para las oraciones simples como 6 Entre paréntesis se indica si se trata de una oración principal (or. pr.) o una subordinada (or. sub.). 7 Cuando se dan ejemplos de los subcorpus en los que se basa este trabajo, la sigla del corpus, el número del texto respectivo y el número de la frase tomada de este texto se dan entre paréntesis después del ejemplo. En este caso, es la 53ª frase del vigésimo texto del subcorpus sobre el español coloquial (COL); cf. también parágrafo 4.1. Además, todos los verbos en forma personal están en cursiva, ya que se trata de una de las características de complejidad investigadas dentro del presente estudio. - Para los textos sobre el español coloquial (COL) se han utilizado los datos del grupo de investigación Val.Es.Co ( Valencia Español Coloquial ). Además, se han analizado las entrevistas con políticos (POL) de la página web del diario El País y los discursos parlamentarios (PAR) publicados en las páginas web del Congreso de los Diputados. Por último, también se han tomado como base para el análisis ensayos científicos (CIE) y textos legales / jurídicos (LEG) del Boletín Oficial del Estado , seleccionados al azar (en el sitio del BOE o en bases de datos científicas). Se puede encontrar información más detallada sobre cada uno de los textos en Hesselbach (2019, 273-278) y sobre la concepción teórica en el apartado 4.1 del presente artículo. 8 Para comprender mejor la jerarquía sintáctica, se han sangrado las oraciones subordinadas en los ejemplos correspondientes. Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 331 complejas (cf. loc. cit.), se continúa con la descripción de la tipología de las oraciones complejas que ha servido como base de análisis para el presente estudio. 3.1.1 Tipo de oración Kiesler (2013a) ha elaborado una tipología de las oraciones complejas que distingue entre parataxis e hipotaxis (múltiples) homogéneas y heterogéneas. Dicha distinción en el área de las oraciones complejas se tratará con más detalle en este apartado. De acuerdo con ella, el autor distingue los siguientes grados de complejidad para las estructuras de coordinación, a saber: (i) parataxis homogénea , (ii) parataxis heterogénea , (iii) parataxis múltiple homogénea y (iv) parataxis múltiple heterogénea . Según esta tipología, pueden encontrarse en el ámbito de las construcciones sintácticas subordinadas: (v) las hipotaxis simples , (vi) las hipotaxis múltiples homogéneas y (vii) las hipotaxis múltiples heterogéneas (cf. Kiesler 2013a, 613-624). Esta tipología, muy útil para un análisis sintáctico cualitativo más detallado, se explica e ilustra a continuación con la ayuda de los correspondientes ejemplos. (i) parataxis homogénea ( pa-ho ) La parataxis homogénea puede ser entendida como la secuencia simple de dos oraciones principales. El ejemplo (8) muestra tal secuencia de oraciones principales que se conecta asindéticamente, mientras que (9) prueba tal construcción con un elemento de conexión. (8) Está enfermo (or. pr.), ha comido demasiado (or. pr.) (Kiesler 2013b, 260) (9) Desde los gobiernos del Partido Popular fuimos pioneros en esas leyes (or. pr.) y las trajimos a esta Cámara en el año 2002 (or. pr.) ( PAR 1, 14) (ii) parataxis heterogénea ( pa-he ) La parataxis heterogénea puede describirse como construcción en la que la estructura de la matriz es una coordinación de dos oraciones principales, pero que, a su vez, pueden comprender oraciones subordinadas dependientes. Una oración principal puede contener oraciones subordinadas dependientes, como en el caso de (10), o bien ambas oraciones principales pueden comprender oraciones subordinadas, como en el ejemplo (11). 332 Robert Hesselbach (10) La Ley consolida el establecimiento de reconocimientos médicos de aptitud para la práctica deportiva federada (or. pr.) e introduce la realización de controles de salud a los deportistas (or. pr.) que participan en competiciones oficiales (or. sub.) ( LEG 11, 61) (11) En cualquier caso, al margen de la repercusión que el acento antirrítmico pueda tener en la curva tonal (or. sub.), se admite universalmente su función expresiva (or. pr.), pero se excluye (or. pr.) que pueda jugar algún papel en el establecimiento del patrón acentual (or. sub.) ( CIE 12, 36) (iii) parataxis múltiple homogénea ( pa-mu-ho ) Las parataxis múltiples homogéneas son construcciones que consisten en más de dos oraciones principales, las cuales, a su vez, no tienen ninguna integración sintáctica. Del mismo modo, estas pueden estar conectadas sindética (12) o asindéticamente (13): (12) le pongo otraotra[carne↓] (or. pr.) y no le pongoo ((huevo↑con ajo↑ con alas↑/ (or. pr.) no le pongo eso)) (or. pr.) ( COL 16, 42) 9 (13) Asimismo, se faculta al Gobierno para un desarrollo reglamentario de la materia (or. pr.), se declara de aplicación supletoria la normativa sobre procedimiento Administrativo (or. pr.), se dispone su entrada en vigor y su aplicación a los Cuerpos de Policía Local en los términos de la Ley Orgánica 2 / 1986, de 13 de marzo (or. pr.) ( LEG 13, 27) 9 En este caso se ha mantenido la anotación del corpus Val.Es.Co, base para el análisis del español coloquial en este trabajo. Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 333 (iv) parataxis múltiple heterogénea ( pa-mu-he ) A diferencia de la parataxis múltiple homogénea , la parataxis múltiple heterogénea presenta también una serie múltiple de más de dos oraciones principales, pero estas tienen al menos una subordinación sintáctica, como se ilustra en los ejemplos (14) y (15): (14) Señoría, estoy de acuerdo con la recomendación del Consejo de Europa (or. pr.), estoy de acuerdo con la educación en valores (or. pr.), estoy de acuerdo con el pluralismo (or. pr.) y, le voy a decir una cosa más (or. pr.), pienso (or. pr.) que la educación en valores es una tarea transversal del sistema educativo (or. sub.) ( PAR 21, 32) (15) luego↑me levanté a las dos de la madrugada ↑/ (or. pr.) me puse a leer el libro↑ (or. pr.) y estaba tan interesante↑ (or. pr.) que me quedé hasta las cinco de la mañana↓ (or. sub.) y a la mañana siguiente tenía que irme↑ (or. pr.) paraapa comer (or. sub.) ( COL 13, 6) (v) hipotaxis simple ( hi-sim ) La hipotaxis simple consiste en una oración principal y, como máximo, una oración subordinada dependiente dentro de esta construcción. Mientras que el ejemplo (16) muestra una construcción hipotáctica simple con una oración principal inicial del corpus PAR , el ejemplo coloquial (17) del corpus COL presenta un caso en el que la subordinada está al inicio de la construcción. (16) Le recuerdo (or. pr.) que ese Gobierno era el Gobierno de España (or. sub.) ( PAR 27, 49) (17) lo que quieras / / (or. sub.) me da igual ( RISAS ) (or. pr.) ( COL 19, 52) 334 Robert Hesselbach (vi) hipotaxis múltiple homogénea ( hi-mu-ho ) Una hipotaxis múltiple homogénea presenta una oración principal que tiene varias oraciones subordinadas, cada una de las cuales pertenece al mismo tipo de oración subordinada. Las subordinadas también pueden tener un carácter infinito, como muestra el ejemplo (18), en el que una oración principal ( es posible cruzar todos estos datos ) incluye dos oraciones adverbiales infinitas, que en este caso están tanto al inicio como al final de la oración. El ejemplo (19) del subcorpus de los discursos parlamentarios españoles, por otra parte, muestra una construcción con dos oraciones relativas coordinadas, cada una de las cuales tiene un verbo en forma personal. (18) Incorporando información sobre la acepción (or. sub.), es posible cruzar todos estos datos (or. pr.) para obtener el perfil completo de uso de un lema (or. sub.) ( CIE 1, 78) (19) En este país hay 600 000 jóvenes entre 25 y 30 años (or. pr.) que están en el paro (or. sub.) y que no tienen formación ninguna (or. sub.) ( PAR 23, 23) (vii) hipotaxis múltiple heterogénea ( hi-mu-he ) A diferencia de la hipotaxis múltiple homogénea , la hipotaxis múltiple heterogénea puede describirse como una construcción que contiene varias oraciones subordinadas. Estas pertenecen a diferentes tipos de oraciones subordinadas, como ilustran los ejemplos (20) y (21): (20) Tampoco entiendo (or. pr.) que haya gente (or. sub.) que le parezca mal (or. sub.) que ETA desaparezca (or. sub) ( POL 12, 29) (21) Realizan la alerta (or. pr.) cuando detectan (or. sub.) que determinados parámetros de calidad superan los valores exigidos por la normativa vigente (or. sub.) ( CIE 8, 58) Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 335 En (20), se pueden encontrar tres oraciones subordinadas dependientes, de las cuales la primera es una subordinada completiva ( que haya gente ), mientras que la segunda ( que le parezca mal ) presenta una oración subordinada relativa y la tercera es de nuevo una subordinada completiva ( que ETA desaparezca ). En el ejemplo (21), la primera subordinada representa una oración subordinada adverbial ( cuando detectan ) y la segunda puede ser analizada como una oración subordinada completiva ( que determinados parámetros de calidad superan los valores exigidos por la normativa vigente ). La tipología de las diversas oraciones complejas que aquí se ha presentado se complementa para el análisis empírico (cf. el apartado 4) con las estructuras sintácticas simples sin verbo en forma personal ( simple sv ), como en (22) y (23), y con las oraciones simples ( simple ) que tienen un verbo en forma personal, como ilustran los ejemplos (24) y (25): (22) EXPOSICIÓN DE MOTIVOS ( LEG 10, 4) (23) Pregunta del diputado don Pedro Azpiazu, del Grupo Parlamentario Vasco ( EAJ - PNV ) ( PAR 21, 43) (24) tía↓puees↑¿qué te iba a decir? / / / ( COL 11, 51) (25) Por este motivo, hay que tener especial precaución con los polímeros biodegradables ( CIE 7, 80) 3.1.2 Secuencia de las oraciones principales y subordinadas Como ya se ha visto, cada hablante puede elegir entre estructuras sintácticas simples y complejas para comunicar el contenido deseado, tanto en situaciones de inmediatez comunicativa como en situaciones de distancia comunicativa. En el ámbito de las oraciones complejas, hay que preguntarse, desde un punto de vista estilístico-funcional, si existen diferencias en el inicio de las oraciones, es decir, si la oración empieza con una principal o una subordinada. En el caso de que un hablante desee expresar causalidad, finalidad, condicionalidad, etc., puede utilizar oraciones adverbiales subordinadas (también al inicio de la oración) para lograr sus objetivos comunicativos, como se muestra en los ejemplos (26) y (27): (26) Si hace buen tiempo (or. sub.) saldremos (or. pr.) (Gili Gaya 2000, 318) (27) Cuando entran en conflicto (or. sub.), el legislador debe resolverlo (or. pr.) ( POL 13, 50) 336 Robert Hesselbach Raible (1992) ha demostrado que en el nivel de junción de dos proposiciones por conjunciones subordinadas existe en principio libertad de posición, es decir, en ambos casos la oración principal bien podría estar en primer lugar o después de la subordinada, como ilustran los ejemplos correspondientes (26’) y (27’): (26’) Saldremos (or. pr.) si hace buen tiempo (or. sub.) (27’) El legislador debe resolverlo (or. pr.) cuando entran en conflicto (or. sub.) Para Koch / Oesterreicher, esta secuencia de oracion principal y oración subordinada refleja el principio de formulación base ^ DesaRRollo , además los autores señalan que esta es también la construcción preferida por los hablantes en situaciones de comunicación informal —con la excepción de algunos tipos de oraciones subordinadas, por ejemplo, oraciones temporales y oraciones causales (cf. Koch / Oesterreicher 2007, 146s.). Desde el punto de vista funcional, esta secuencia preferida también puede explicarse por el hecho de que un hablante mantiene abiertas todas las posibilidades de construcción adicionales al anteponer la oración principal. Así, después de una oración principal, se podrían establecer más relaciones semánticas de contenido que se expresan mediante la causalidad, la finalidad, etc., mediante todos los tipos de junción posibles. Sin embargo, si un hablante comienza su discurso con una subordinada, queda establecido que se trata de una oración compleja. En contraste con esta posibilidad, una oración principal en posición inicial puede ir seguida de otras oraciones principales por conexión paratáctica, así como de otras oraciones subordinadas por una construcción hipotáctica. Por último, también existe la opción de no añadir ninguna oración a la principal, con lo que se trataría de una oración simple. Otro aspecto a resaltar en relación con la periferia izquierda es la cuestión de la profundidad de integración sintáctica al principio de una oración. Karlsson (2009) describe en su estudio empírico del inglés, finlandés, sueco, alemán y latín que el máximo grado de integración sintáctica de las oraciones subordinadas al principio de una oración son dos: «the maximal degree of initial embedding is two (some 100 instances found […])» (Karlsson 2009, 193). Esto puede ser, en cierta medida, cuestionado, ya que, después de todo, las oraciones subordinadas pueden tener también otras oraciones subordinadas dependientes al principio Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 337 de una oracion, aunque este tipo de construcciones no tenga una frecuencia excesiva. 10 En los ejemplos (26) y (27) las oraciones subordinadas aparecen al principio de una oración. En las siguientes oraciones, la periferia izquierda es más compleja y las oraciones adverbiales temporales se encuentran al principio. En el ejemplo (28), que se tomó de un discurso palamentario del corpus PAR , se añade una oración relativa ( que tienen los partidos mayoritarios y el propio Tribunal Constitucional ) a la subordinada inicial ( Si tanta es la seguridad jurídica ) en el segundo nivel de integración sintáctica antes de que se conecte la oración principal ( ¿cómo es que …? ). (28) Si tanta es la seguridad jurídica (or. sub.) que tienen los partidos mayoritarios y el propio Tribunal Constitucional, (or. sub.) ¿cómo es (or. pr.) que sigue sin resolverse, después de doce años, el recurso de inconstitucionalidad contra la Ley vasca del año 1998 del Deporte? (or. sub.) ( PAR 2, 37) (29) Cuando el presidente repite (or. sub.) que Galicia tiene peores números (or. sub.) porque empezó antes los recortes, (or. sub.) asume (or. pr.) que los recortes lastran el crecimiento (or. sub.) ( POL 23, 47) Mientras que (28) presenta una hipotaxis múltiple heterogénea debido a los distintos tipos de las oraciones subordinadas, (29) puede ser analizada como una hipotaxis múltiple heterogénea , que inicialmente tiene una oración adverbial temporal ( cuando el presidente repite ), de la que a su vez depende una oración completiva ( que Galicia tiene peores números ). La oración adverbial con significado causal ( porque empezó antes los recortes ) depende entonces de esta oración completiva, de modo que esta construcción con oraciones subordinadas de tercer grado al principio de la oración es una prueba que contradice la suposición de Karlsson. A la oración principal de esta construcción le sigue otra subordinada ( que los recortes lastran el crecimiento ), de modo que la construcción entera contiene un total de cuatro oraciones subordinadas y una oración principal. 10 Para la problematización del proceso de center embedding , véase, entre otras, Bader (2016). 338 Robert Hesselbach 3.2 La complejidad sintáctica: aspectos cuantitativos Si bien el punto anterior ha estado dedicado a la naturaleza de las construcciones de oraciones complejas, es decir, a describir los rasgos cualitativos de la complejidad sintáctica, a continuación examinaremos los intentos de cuantificarla. En este apartado se prestará atención a la extensión de la oración en cuestión. Para ofrecer una primera visión general sobre este aspecto, son de gran utilidad las descripciones de Szmrecsányi (2004) sobre la longitud oracional o el número de nodos (en el árbol sintáctico) de una oración como una medida de la complejidad sintáctica. El propio autor propone una fórmula propia (ib., 1035), que debería permitir describir el denominado Index of Syntactic Complexity ( ISC ) y que se basa tanto en el número de conjunciones subordinadas como el número de pronombres WH (para el inglés). Además, Szmrecsányi considera el número de formas verbales y sintagmas nominales dentro de una construcción sintáctica dada. Se puede afirmar que este tipo de cálculo de la complejidad sintáctica tiene aspectos interesantes, dado que el autor combina varios valores numéricos de una oración. Sin embargo, este cálculo genera dudas teóricas sobre su enfoque, entre otras cosas por la falta de una escala adecuada. Cabe resaltar que muchos autores se basan en criterios numéricos únicos para la complejidad sintáctica; no obstante, a continuación presentamos un método que no considera estas características de manera aislada sino que, al igual que Szmrecsányi, adopta un enfoque más integrador. Combinando variables cuantitativamente medibles, se puede establecer una descripción numérica de la complejidad sintáctica que permite ser empleada para comparar diferentes variedades estilísticas no solo del español, sino también de diferentes idiomas. A diferencia de una ecuación matemática, la complejidad sintáctica puede describirse cuantitativamente como un vector: las expresiones cuantitativas registradas de la longitud oracional en palabras gráficas ( SL ), el número de verbos en forma personal ( FV ) y el máximo grado de integración sintáctica ( ET ) de una construcción representan las variables del vector. 11 Si representamos cada valor vectorial de todas las oraciones examinadas del corpus de referencia en forma de punto (cf. el apartado 4), se puede obtener una visión general de las relaciones cuantitativas de los textos analizados, tal como muestra esquemáticamente la ilustración siguiente: 11 Las abreviaturas dadas denotan las expresiones correspondientes en alemán: Satzlänge (SL, ‘longitud oracional’), Finite Verben (FV, ‘verbos en forma personal’) y Einbettungstiefe (ET, ‘grado de integración sintáctica’). Estas designaciones son importantes porque determinan los ejes individuales en los gráficos tridimensionales (cf. apartado 4). Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 339 ET Figura 1: Representación esquemática tridimensional de la complejidad sintáctica de varios estilos funcionales del español 4 Análisis empírico 4.1 Composición del corpus Un estudio comparativo de la complejidad sintáctica debe disponer de una base de datos lo más amplia posible para el análisis tanto desde el punto cuantitativo como cualitativo. Por esta razón, la orientación del presente estudio se describe como corpus-based en el sentido de Biber (2010, 160s.). Cuando el autor distingue entre las variedades situacionales y, a este respecto, menciona también la dicotomía mediática escrito / hablado , queda claro que los estilos informales no deben equipararse necesariamente con la oralidad mediática y que las variedades formales no deben equipararse con la escrituralidad mediática, aunque esto refleje las ‘afinidades conceptuales-mediales’ («konzeptionell-mediale Affinitäten») descritas por Koch / Oesterreicher (2011, 13). La base metodológica del estudio que aquí se presenta es el continuo de inmediatez / distancia de Koch / Oesterreicher (1990; 2007; 2011). Kabatek / Obrist / Vincis (2011) señalan también la importancia de esta conceptualización para los estudios que tratan de explicar las características lingüísticas particulares de distintos textos: «[…] the continuum between orality and literacy is the most salient factor that determines the choice of elements in different texts» (Kabatek / Obrist / Vincis 2011, 252). Como se ha visto antes, en la edición española de su monografía, Koch / Oesterreicher (2007) ya han incluido en la representación de su continuo de inmediatez / distancia tipos de discurso prototípicos, que están marcados con números romanos: 340 Robert Hesselbach Se trata, concretamente, de una conversación familiar (I), una conversación telefónica ( II ), una carta privada ( III ), una entrevista de trabajo ( IV ), la versión impresa de una entrevista periodística (V), un sermón (VI), una conferencia científica (VII), un artículo editorial ( VIII ) y un texto jurídico ( IX ). (Koch / Oesterreicher 2007, 35) Como hemos explicado antes, estamos de acuerdo con la concepción general del continuo entre inmediatez y distancia comunicativas de Koch / Oesterreicher (1990; 2007 y 2011) y de Oesterreicher (2012) pero, a diferencia de los dos autores, entendemos los distintos matices del continuo como diferencias diafásicas, o sea estílisticas, como lo han sugerido, entre otras personas, Kiesler (1995) y Radtke (2008). Por lo tanto, el corpus en que se basa este estudio 12 consta de un total de cinco subcorpus, cuyos textos escritos y orales pueden ubicarse en diferentes puntos del continuo entre inmediatez y distancia comunicativas, debido a sus diferentes relieves conceptuales. En otras palabras: el corpus de investigación consiste, por tanto, en textos cuyas marcas estilísticas se manifiestan en las diferentes condiciones de inmediatez y distancia. Se trata de un subcorpus del español coloquial, que puede situarse en el polo de la lengua de inmediatez y se abreviará como COL ( coloquial ). Además, se combinaron textos muy distantes en un subcorpus de textos jurídicos españoles y artículos científicos escritos por hablantes del español europeo. Los dos subcorpus están marcados como LEG ( legal ) y CIE ( ciencia ). El corpus examinado aquí se completa con dos subcorpus que no pueden asignarse a los polos de inmediatez o distancia comunicativa, sino que, debido a su relieve conceptual, deben situarse más bien en el centro del continuo de inmediatez / distancia como híbridos estilísticos. Se trata, por un lado, de entrevistas con políticos españoles ( POL ), y, por otro lado, de discursos en el parlamento español, que en lo sucesivo se denominará PAR . En la figura 2 se muestra esquemáticamente como los subcorpus están situados conceptual y medialmente en el continuo entre inmediatez y distancia comunicativas. 13 12 El corpus fue compilado, pero no creado, por el propio autor. 13 Como ilustra la figura 2, los diferentes relieves conceptuales permiten agrupar los estilos funcionales analizados en tres bloques (COL vs. PAR / POL vs. CIE / LEG). Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 341 fónico gráfico COL LEG CIE PAR POL I NMEDIATEZ COMUNICATIVA D ISTANCIA COMUNICATIVA Figura 2: Continuo entre inmediatez y distancia comunicativas según Koch / Oesterreicher (2011, 13) y situación conceptual-medial de los subcorpus investigados En total, el corpus del español moderno europeo en el que se basa este estudio está compuesto por 9.000 oraciones y contiene 179.357 palabras. Cada uno de los cinco subcorpus comprende de 1.500 a 3.000 oraciones, de modo que no solo todo el corpus, sino también cada subcorpus, cumple con la exigencia de Felixberger (1974) de que ‘un corpus para el análisis de las oraciones contenga al menos 1.000 oraciones’. 14 El diverso tamaño de los subcorpus se debe en parte a razones metodológicas: para cada uno de los tres bloques mencionados, se debieron recoger 3.000 oraciones en cada caso, de modo que el corpus entero contuviera un total de 9.000 oraciones. Las 3.000 oraciones mencionadas deben representar la suma de las primeras cien oraciones de 30 textos diferentes pertenecientes al mismo estilo funcional. Sin embargo, es un hecho que las entrevistas con los políticos rara vez contienen más de cien oraciones, por lo que se decidió utilizar aquí las primeras 50 oraciones de cada entrevista para el análisis. Por consiguiente, el total en este caso es de 1.500 oraciones. Para obtener 3.000 oraciones, se recogieron en consecuencia 30 discursos parlamentarios de 50 oraciones cada uno, que —como ya se ha mencionado— tienen un relieve 14 «[E]in Korpus für Satzanalysen soll wenigstens 1000 Sätze umfassen» (Felixberger 1974, 147, nota 12). 342 Robert Hesselbach conceptual similar al de las entrevistas políticas. El mismo procedimiento se siguió para los corpus CIE y LEG (en el polo de la distancia comunicativa), que también constan de 1.500 oraciones cada uno, pero aquí también se utilizaron las primeras cien oraciones de un texto. El hecho de que se hayan tenido en cuenta también los textos científicos se debe a que, además de los textos jurídicos españoles, debe considerarse otro estilo funcional marcado por la distancia comunicativa. Solo el corpus COL del lenguaje coloquial español comprende 3.000 oraciones de 30 conversaciones marcadas por la inmediatez comunicativa. Para el análisis, se tuvieron en cuenta las primeras 100 oraciones de cada conversación. La siguiente tabla muestra la composición de todo el corpus con los subcorpus estilísticamente heterogéneos de COL , PAR , POL , CIE y LEG . 20 relieve conceptual similar al de las entrevistas políticas. El mismo procedimiento se siguió para los corpus CIE y LEG (en el polo de la distancia comunicativa), que también constan de 1.500 oraciones cada uno, pero aquí también se utilizaron las primeras cien oraciones de un texto. El hecho de que se hayan tenido en cuenta también los textos científicos se debe a que, además de los textos jurídicos españoles, debe considerarse otro estilo funcional marcado por la distancia comunicativa. Solo el corpus COL del lenguaje coloquial español comprende 3.000 oraciones de 30 conversaciones marcadas por la inmediatez comunicativa. Para el análisis, se tuvieron en cuenta las primeras 100 oraciones de cada conversación. La siguiente tabla muestra la composición de todo el corpus con los subcorpus estilísticamente heterogéneos de COL, PAR, POL, CIE y LEG. COL POL PAR CIE LEG número de oraciones por texto 100 50 50 100 100 número de textos 30 30 30 15 15 ∑ oraciones del subcorpus 3.000 1.500 1.500 1.500 1.500 ∑ 3.000 3.000 3.000 ∑ corpus entero 9.000 Tabla 1: Representación numérica del corpus de referencia y sus subcorpus A continuación, se explicará más en detalle el procedimiento seguido en el análisis empírico. 4.2 El método aplicado El presente estudio tiene por objeto determinar el uso de diversos rasgos sintácticos en diferentes estilos funcionales del español mediante un enfoque descriptivo-empírico a fin de poder hacer afirmaciones sobre la relación entre los estilos. El análisis se centró en cuestiones cualitativas y cuantitativas. Para cada una de las 9.000 oraciones se determinó la longitud oracional en palabras Tabla 1: Representación numérica del corpus de referencia y sus subcorpus A continuación, se explicará más en detalle el procedimiento seguido en el análisis empírico. 4.2 El método aplicado El presente estudio tiene por objeto determinar el uso de diversos rasgos sintácticos en diferentes estilos funcionales del español mediante un enfoque descriptivo-empírico a fin de poder hacer afirmaciones sobre la relación entre los estilos. El análisis se centró en cuestiones cualitativas y cuantitativas. Para cada una de las 9.000 oraciones se determinó la longitud oracional en palabras gráficas. Esta es la única categoría que fue analizada mediante programas informáticos. Sin embargo, hay que señalar que los pronombres enclíticos se sepa- Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 343 raron morfosintácticamente, es decir, las expresiones como dámelo se contaron como tres palabras en lugar de una palabra (gráfica). Otros pasos del análisis cuantitativo consistieron en la determinación del número de verbos en forma personal y del máximo grado de integración sintáctica. Además de los valores numéricos descritos, que reflejan la extensión de la construcción, cada una de las 9.000 construcciones se determinó cualitativamente en función de su tipo de oración y, para la gama de oraciones complejas, se determinó si la estructura compleja tiene inicialmente una oración principal o subordinada. Las siguientes oraciones de (30) y (31), por ejemplo, muestran construcciones sintácticas complejas con una subordinada inicial: (30) Cuando lo hagamos (or. sub.) le contaré (or. pr.) ( POL 29, 27) (31) Teniendo en cuenta estos factores, (or. sub.) es posible conseguir sistemas de liberación (or. pr.) que actúen lentamente y de forma continua durante largos periodos de tiempo (or. sub.) ( CIE 7, 4) En el presente estudio no se ha analizado ni el tipo de subordinadas ni si las oraciones iniciales tienen verbos en forma personal o no. En el ámbito de las oraciones simples, se distingue entre las oraciones simples sin verbo en forma personal ( simple sv ) y la oración simple ( simple ), es decir, una estructura sintáctica con un verbo en forma personal. En la categoría de la oración compleja, se utiliza la tipología de Kiesler (2013a) para determinar los diferentes tipos de oraciones (cf. también parágrafo 3.1.1). Los ejemplos (32) y (33) deben servir como modelo de análisis: (32) §yo también lo hago / / muchas veces sin maniobra (or. pr.) y acierto ↓ (or. pr.) pero voy despacito↑ (or. pr.) porque no sé (or. sub.) hasta qué punto↑ va a pasar el coche↑§ (or. sub.) ( COL 15, 72) (33) Pero al final yo creo (or. pr.) que comprendieron (or. sub.) que somos un país serio, (or. sub.) que cumple (or. sub.) lo que dice , (or. sub.) 344 Robert Hesselbach y que teníamos capacidad de influencia en áreas para ellos importantes (or. sub.) ( POL 5, 47) En el ejemplo (32), una oración del subcorpus coloquial que se clasifica como una parataxis múltiple heterogénea con una oración principal al inicio de la construcción, se pueden observar cinco verbos en forma personal en una oración de 24 palabras. 15 El máximo grado de integración sintáctica es dos, ya que hay una subordinada de segundo grado, es decir, que la oración subordinada hasta qué punto↑va a pasar el coche↑§ es sintácticamente dependiente de la primera subordinada porque no sé , que a su vez depende de la (tercera) oración principal voy despacito . Con 28 palabras y seis verbos en forma personal, la oración en (33) tiene una extensión similar a la (32), pero en este caso se puede identificar una oración subordinada de cuarto grado, a saber: lo que dice ; lo que hace que esta construcción parezca mucho más compleja que la de (32) con respecto a la integración sintáctica. Cualitativamente, el ejemplo (33) se describe como una hipotaxis múltiple heterogénea con una oración principal al inicio de la oración. Este análisis que se acaba de describir se llevó a cabo para cada una de las 9.000 oraciones que componen el corpus completo. 4.2 Resultados 4.2.1 Tipo de oración La cuestión de la relación entre el grado de formalidad de las situaciones comunicativas y la complejidad sintáctica ya ha sido muy discutida en la investigación (cf. par. 2). Los resultados obtenidos en este estudio permiten una visión diferenciada de esta cuestión, ya que sirvieron como objeto de investigación diferentes estilos funcionales del español moderno. En la tabla siguiente se muestra la distribución de los distintos tipos de oraciones para todo el corpus investigado: 15 Analizando sintácticamente un corpus de lenguaje coloquial se trata de un gran reto determinar los limites de una oración. Aunque el corpus de Val.Es.Co no tenga ni ortografía ni puntuación estandarizadas, ha sido posible utilizar las indicaciones sobre la entonación y las pausas para la determinación de cada oración. Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 345 Tabla 2: Distribución numérica de los distintos tipos de oración La tabla muestra la frecuencia con la que se encuentran estructuras sintácticas simples en el español europeo moderno. En COL , dichas estructuras se dan en el 65,7 % de los casos (=1.970 de 3.000 oraciones). Si se suman POL y PAR se dan 1.109 oraciones con estructura sintáctica simple, lo que supone un porcentaje 346 Robert Hesselbach de 37,0 %. En comparación con POL y PAR , este valor es aún más alto para los estilos funcionales de CIE y LEG juntas, a saber, el 41,2 % (=1.235 de 3.000 casos). El aumento de la presencia de oraciones simples en cada subcorpus se refleja también en la proporción global del corpus examinado: de 9.000 oraciones, casi la mitad tiene una estructura sintáctica simple, es decir, 4.314, lo que corresponde al 47,9 % de todas las oraciones incluidas en el corpus. Incluso en los estilos funcionales más distantes ( POL y PAR ) la proporción cambia y se puede ver que predominan las estructuras de oraciones complejas. Mientras que en el corpus de COL las construcciones sintácticas complejas pueden encontrarse en 1.030 casos, lo que corresponde a poco más de un tercio (34,3 %), en POL y PAR se cuentan un total de 1.891 estructuras complejas y CIE y LEG juntos contienen 1.765 estructuras complejas. Esto corresponde a un porcentaje del 63,0 % (POL & PAR) y del 58,8 % (CIE & LEG). Los datos del corpus muestran en realidad que las construcciones sintácticas simples dominan claramente en la comunicación inmediata y que estas construcciones disminuyen con el aumento de la distancia comunicativa, pero siguen siendo relativamente frecuentes. Se observa que prevalece una cierta preferencia por los tipos de oraciones complejas, como la hipotaxis heterogénea simple o múltiple . En el siguiente gráfico se muestra la distribución de los tipos de oración individuales (incluidas las construcciones de oraciones simples) para todo el corpus: simple sv simple pa-ho pa-he pa-mu-ho pa-mu-he hi-sim hi-mu-ho hi-mu-he número 1.670 2.644 480 717 107 308 1.486 474 1.114 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 número de oraciones Figura 3: Distribución numérica de los tipos de oraciones a través del corpus entero Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 347 4.2.2 Secuencia de oraciones principales / subordinadas En el ámbito de las oraciones complejas, se examinó si estas tienen una oración principal o subordinada al inicio y, por lo tanto, indican si el hablante planea una oración compleja desde el principio. Como no se pudo hacer ninguna suposición previa sobre la distribución de las oraciones principales o subordinadas al inicio, se asumió una relación equilibrada, es decir, que en todas las variedades estilísticas examinadas la oración principal inicial es tan frecuente como la oración subordinada inicial. Si miramos los subcorpus caso por caso, se nota que existe un predominio muy obvio de la secuencia «principal + subordinada» (en comparación con la secuencia «subordinada + principal»). En este contexto, es interesante observar que esta distribución, que puede describirse como del 90 % ( oración principal ) al 10 % ( oración subordinada ), se encuentra en cada subcorpus individual. El siguiente cuadro ilustra esta conclusión mediante los valores numéricos: 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 COL POL PAR CIE LEG principal + principal o subordinada subordinada + principal Figura 4: Distribución de oraciones principales / subordinadas al inicio de una oración compleja Esto se debe a una distribución evidente, muy estable e independiente del estilo funcional a favor de la oración principal inicial en las oraciones complejas. Dado que se pudieron determinar valores casi idénticos para todas las variedades estilísticas examinadas, cabe señalar que no se pueden sacar conclusiones sobre un estilo funcional determinado debido al comienzo de la oración. 348 Robert Hesselbach 4.2.3 Longitud oracional Cuando se trata de propiedades numéricamente mensurables de las construcciones sintácticas, la longitud oracional es ciertamente la característica más intuitiva y conocida de la complejidad sintáctica. Mirando los resultados del estudio, queda claro que COL y POL tienen efectivamente oraciones complejas en cuanto a la longitud de las mismas, pero estas no pueden acercarse a los valores que se observan en los estilos más distantes como PAR , CIE y LEG . De todos los subcorpus, el cuerpo de CIE es el que se comporta de manera más compleja en cuanto a la longitud oracional. Este tiene un valor más de tres veces superior a la media en COL y un valor numérico de más del doble que en POL . El siguiente diagrama de caja muestra también que la oración más larga se encuentra en LEG (con más de 160 palabras gráficas), pero al mismo tiempo las oraciones extremadamente largas no son inusuales en PAR y CIE : Figura 5: Distribución de los valores de la longitud oracional a través del corpus El gráfico que muestra la distribución estadística de los valores determinados ilustra, pues, que el valor medio de la longitud oracional, que puede verse como Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 349 una línea negra resaltada en negrita en el gráfico para cada subcorpus, aumenta con el creciente grado de formalidad de la situación contextual y vuelve a disminuir mínimamente hacia LEG . En principio, el aumento de la longitud oracional se correlaciona con el aumento del grado de formalidad. En vista de la distribución de datos que se puede ver aquí, puede concluirse que las oraciones extremadamente largas, con más de 80 palabras, muy probablemente no formen parten de una conversación coloquial. 4.2.4 Número de verbos en forma personal La característica del número de verbos en forma personal que se produce dentro de una construcción sintáctica se utiliza principalmente en los manuales de terminología para la asignación a la oración compleja , como se ha visto anteriormente. Suponiendo que la complejidad sintáctica también aumente con el incremento del grado de la distancia comunicativa, se podría suponer un aumento en el número de verbos en forma personal. En el siguiente diagrama de caja se muestra la distribución estadística de los datos del corpus examinado en relación con el número de verbos en forma personal para cada subcorpus: Figura 6: Distribución del número de verbos en forma personal a través del corpus 350 Robert Hesselbach Como puede verse en el gráfico, el número de verbos en forma personal aumenta al comparar COL con POL . Si bien en el corpus de COL se puede encontrar un promedio de 1,44 verbos por oración, para POL este valor es de 1,94. Aunque en PAR se encuentra un número aún mayor, en concreto de 2,60 verbos por oración, los valores caen, por tanto, hacia el polo de la distancia comunicativa. El número medio de verbos en forma personal por oración en CIE puede situarse en 2,37, pero disminuye considerablemente si se observan los textos jurídicos españoles examinados para los que el valor es sólo de 1,43 y, por lo tanto, es incluso ligeramente inferior al del corpus de COL . De este dato se pueden extraer dos conclusiones: por un lado, que la complejidad no se expresa en los textos legales a través de formas verbales finitas, dado que LEG tiene valores similares para las construcciones hipotácticas que CIE (cf. Tab. 2); y, por otro, que en el corpus de textos científicos se puede encontrar un número medio significativamente mayor de verbos en forma personal por oración. En este sentido, se puede concluir que los textos jurídicos españoles utilizan más construcciones de oraciones hipotácticas, las cuales, a su vez, incluyen muchas más subordinadas con construcciones infinitas. Además, esto significa que el número de verbos en forma personal de una estructura sintáctica no se correlaciona con el creciente grado de distancia comunicativa. Los valores estadísticos atípicos (visualizados como puntos) del gráfico también muestran que, incluso en situaciones de comunicación informal, como las que se encuentran en COL , puede producirse una acumulación extrema de verbos en forma personal, por ejemplo, cuando un hablante comunica una narración llena de acciones. Los datos de la Figura 6 muestran muy claramente que PAR representa el subcorpus más complejo si se toma en cuenta la característica del número de verbos en forma personal por oración. En el siguiente sub-apartado se examina con más detalle la característica del máximo grado de integración sintáctica. 4.2.5 Máximo grado de integración sintáctica En cuanto al máximo grado de integración sintáctica, se puede asumir que los estilos de la inmediatez comunicativa son menos complejos que los de la distancia comunicativa. Básicamente, cabe señalar que las construcciones con solo una subordinada de primer grado representan, con mucho, el tipo de construcción más común en todos los subcorpus. La siguiente tabla, que incluye la respectiva distribución porcentual, muestra que el valor más bajo de todos los subcorpus en el primer nivel de integración sintáctica ( PAR con 50,7 %) todavía refleja más de la mitad de todas las estructuras hipotácticas del corpus de PAR. En COL, este valor alcanza su mayor expresión con el 77,6 %: Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 351 Tabla 3: Distribución porcentual del máximo grado de integración sintáctica a través del corpus Mientras que el valor cae muy bruscamente (de 77,6 % a 17,0 %) del primer al segundo grado de integración sintáctica en COL , esta transición es menos notable en los estilos más distantes, como PAR , CIE y LEG . Con un 32,4 % como el valor más alto para este parámetro, el corpus de PAR presenta casi el doble que el de COL . En CIE y LEG , las cifras para el segundo grado de integración sintáctica representan aproximadamente la mitad de los porcentajes correspondientes al primer grado de integración sintáctica. Con el aumento de la profundidad de la integración, se hace evidente que el corpus de discursos parlamentarios españoles también se puede describir como muy complejo en este sentido. En contraste con PAR (12,3 %) y LEG (11,3 %), todos los demás subcorpus solo muestran porcentajes de un dígito, con COL quedando muy por detrás con un 3,8 %. En otras palabras, al menos una de cada diez estructuras complejas en PAR y LEG tiene una oración subordinada de tercer grado, mientras que en el español coloquial esto solo se presenta en uno de cada treinta casos. Respecto a las oraciones subordinadas de cuarto grado, también parece que los estilos más distantes pueden explotar este grado de complejidad más que en el caso de COL y POL , por ejemplo. Si se considera el promedio de los correspondientes máximos grados de integración sintáctica para COL (1,29), POL (1,44), PAR (1,71), CIE (1,66) y LEG (1,59), se puede afirmar que los valores del grado medio de integración sintáctica muestran cifras más elevadas en los estilos más distantes del español. Sin embargo, los valores no aumentan de manera notable, dado que el corpus PAR muestra el valor más alto de esta característica. Debido a sus condiciones 352 Robert Hesselbach de comunicación, PAR puede considerarse más distante comunicativamente que COL y POL , pero no puede asignarse al polo extremo de la distancia comunicativa. Sin embargo, los valores medios de CIE y LEG son significativamente más altos que los de COL y POL . Al final del análisis cuantitativo de las oraciones examinadas se ofrecerá una imagen de la presentación vectorial de los resultados como base de comparación. 4.2.6 Representación vectorial En el apartado 2 observamos que ya se han desarrollado diferentes métodos para calcular la complejidad sintáctica basada en diferentes propiedades cuantitativas de las oraciones. Siempre se pretendía hacer afirmaciones sobre si la oración A o la oración B era más compleja. También en el contexto de esta investigación se adoptará la perspectiva comparativa. La diferencia con los estudios anteriores radica en el hecho de que los valores numéricos determinados aquí no deben utilizarse para calcular un cociente. Sin embargo, las propiedades cuantitativas de las 9.000 oraciones se representan en una matriz tridimensional. Si las diferentes propiedades cuantitativas de una construcción sintáctica se representan en el corpus como un vector, se puede crear un indicador fiable de la complejidad sintáctica que sirva de base para la comparación. En la siguiente ilustración que se ha elaborado con el programa de estadística R se muestran todas las representaciones vectoriales para cada oración de todos los subcorpus. Los colores corresponden a las asignaciones anteriores, es decir, rojo para COL , azul claro para POL , azul oscuro para PAR , verde claro para CIE y verde oscuro para LEG : 16 16 Los resultados de todos los subcorpus se muestran en sus dimensiones tridimensionales en la siguiente página web: <https: / / www.rpubs.com/ RobertHesselbach/ 450624>. Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 353 Figura 7: Representación vectorial de la complejidad sintáctica para todo el corpus ( Satzlänge ‘longitud oracional’, Finite Verben ‘verbos en forma personal’, Einbettungstiefe ‘grado de integración sintáctica’) 354 Robert Hesselbach La concentración de puntos de datos marcados en rojo muestra claramente que la complejidad sintáctica para el español coloquial está sujeta a ciertos límites y se posiciona de manera diferente en este espacio de complejidad que los casos de estilo más distante en CIE (marcado en verde claro) y en LEG (marcado en verde oscuro). Esto se puede ver muy claramente con respecto al máximo grado de integración sintáctica, por ejemplo, en las dos imágenes superiores, en las que los puntos de datos rojos en el primer y segundo nivel de la integración sintáctica son todavía bastante frecuentes. A partir del tercer nivel, sin embargo, se pueden detectar principalmente puntos azules y verdes, los cuales representan estilos funcionales del español más distantes. La representación del corpus de PAR también es significativa en este modelo. Los puntos de color azul oscuro llegan en parte muy profundamente en el espacio y reflejan la complejidad de las oraciones contenidas en este subcorpus que, de otra manera, solo se logran con CIE y LEG . Estos dos subcorpus contienen las oraciones cuyos puntos de datos llegan más profundamente al espacio y que, por lo tanto, pueden considerarse particularmente complejos. Si se determinan los correspondientes valores medios para los estilos funcionales examinados, pueden determinarse los vectores medios para COL , POL , PAR , CIE y LEG . Estos datos se registran en la siguiente tabla. 17 Tabla 4: Valores medios de los vectores para cada subcorpus Sobre la base de estos valores vectoriales y los resultados individuales presentados anteriormente, se puede ver que el corpus PAR tiene valores especiales de complejidad. Por ejemplo, los valores medios más altos se encuentran en el número de verbos en forma personal (2,6) y en el máximo grado de integración sintáctica (1,08). Con 27,80 palabras gráficas, también se detecta una longitud media de las oraciones en el corpus de PAR , que no está lejos de los valores correspondientes de CIE (31,28) y LEG (28,36). Finalmente, los resultados del presente estudio se resumirán una vez más: 17 El valor situado más arriba indica la longitud oracional, el del medio el número de verbos en forma personal y el valor situado más abajo el grado de la integración sintáctica. Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 355 - Tanto la oración simple como la oración simple sin verbo en forma personal son los tipos de oración más comunes en el español europeo moderno y están fuertemente representadas en todos los estilos estudiados. - En el área de las oraciones complejas, las construcciones hipotácticas dominan sobre las paratácticas en todos los estilos. - En el área de las construcciones paratácticas, se puede observar un predominio de parataxis heterogéneas . - Entre las hipotaxis, los tipos de construcción más comunes son la hipotaxis simple y la hipotaxis múltiple heterogénea . - Las construcciones de oraciones múltiples homogéneas pueden encontrarse generalmente en muy pequeña medida en todos los estilos. - Las oraciones subordinadas iniciales están presentes en los estilos analizados en solo un 10 % de todos los casos. - Los estilos más cercanos de la distancia comunicativa tienen valores medios más altos en cuanto a la longitud oracional. - El número de verbos en forma personal de una construcción sintáctica no depende del grado de formalidad de la situación contextual. - Con el aumento de los estilos de la distancia comunicativa aumenta también el grado medio de integración sintáctica. - Los estilos funcionales de la inmediatez comunicativa muestran por sí mismos ciertos grados de complejidad; sin embargo, se pueden observar diferencias cuantitativas en comparación con aquellos de la distancia comunicativa: los estilos funcionales de la inmediatez comunicativa no pueden hacer uso de la complejidad en la misma medida que los estilos más distantes. - Una representación vectorial permite la comparación de la complejidad sintáctica y visualiza la mayor explotación de la complejidad sintáctica con grados crecientes de formalidad. Los resultados resumidos anteriormente han dado respuesta a las preguntas de investigación planteadas al inicio (cf. apartado 1). Para la sintaxis del español, se puede afirmar que las diferencias entre los estilos, las cuales se pueden situar en distintas areas del continuo entre inmeditaez y distancia comunicativas, se manifiestan principalmente en términos cuantitativos, mientras que las similitudes se encuentran más probablemente en los aspectos cualitativos. 5 Conclusiones El objetivo de este estudio fue proporcionar una visión completa de la complejidad sintáctica de diferentes estilos funcionales del español, teniendo en cuenta tanto los aspectos cualitativos como los cuantitativos. Esta investigación 356 Robert Hesselbach tenía como objetivo poner a prueba empíricamente ciertas posturas existentes sobre el tema en la investigación. Para ello se creó un corpus del español estilísticamente heterogéneo y, después del análisis de los datos, se dio una respuesta satisfactoria a las cuestiones de investigación planteadas en el parágrafo 1, demostrando que algunas posturas de investigación deben, al menos, ser cuestionadas o complementadas. En primer lugar, se puede confirmar que la sintaxis del lenguaje coloquial (o inmediatez comunicativa) puede ser caracterizada como simple, aunque esto no contradice el hecho de que también existan en el lenguaje coloquial estructuras complejas de las oraciones. A este respecto, tiene razón Gadet (1992, 85), por ejemplo, cuando habla de un «mythe de la simplicité» con referencia a la lengua hablada. Se ha podido demostrar, además, que en situaciones de la inmediatez comunicativa del español, los hablantes utilizan más la hipotaxis que la parataxis. Esto contradice, por ejemplo, la posición de Koch / Oesterreicher (2011, 99 y 101). Al mismo tiempo, la sintaxis de la inmediatez comunicativa del español también muestra profundidades de integración sintáctica comparativamente significativas. En segundo lugar, se determinó que en el otro extremo del continuo entre inmediatez y distantancia comunicativas, la sintaxis del lenguaje de la distancia comunicativa no refleja necesariamente complejidad. De este modo, incluso en los estilos marcados por el lenguaje de la distancia extrema, los dos tipos de construcciones simples son los más numerosos. Sin embargo, también es cierto que estos estilos pueden hacer un mayor uso de la complejidad debido al alto grado de planificación, como quedó claro en la evaluación cuantitativa. Otro de los objetivos de este trabajo fue desarrollar un método cuantitativo para medir la complejidad sintáctica que pueda utilizarse como base de comparación en el análisis. El modelo aquí propuesto integra varios rasgos cuantitativos que hasta ahora se han considerado de forma aislada en la investigación, proporcionando de esta forma una base fiable para la comparación estilística e interlingüística. Con la ayuda de esta aplicación, los resultados obtenidos pudieron describirse numéricamente y aclararse visualmente a través de la perspectiva tridimensional en los gráficos de R . La representación comparativa y tridimensional, como se indica en apartado 4, también permite una rápida visión general de las condiciones reales en el área de la sintaxis. Para el futuro, se incluirían otros objetivos de investigación. Se partiría de reunir datos cualitativos y cuantitativos para, por ejemplo, determinar la longitud media de las oraciones, el grado máximo de la integración sintáctica y los verbos en forma personal para cada tipo de oración descrita. Esta combinación podría ser muy beneficiosa por lo que respecta a las cuestiones de estilo, ya que, por ejemplo, una distinción cuantitativa (para el mismo tipo de oración) puede ser un indicador de estilo. Por ejemplo, se podría abordar la cuestión de Nuevas perspectivas empíricas sobre una cuestión antigua 357 si las oraciones simples o las parataxis múltiples suelen ser más cortas en los estilos de la lengua de inmediatez comunicativa que en los estilos de la lengua de distancia comunicativa. Todos estos puntos muestran que es necesario, si no indispensable, seguir trabajando a nivel teórico y práctico en la investigación de la complejidad sintáctica y de los diferentes estilos funcionales de lenguaje desde diversas perspectivas. La discusión acerca de los diferentes estilos funcionales de una lengua, su utilización por los hablantes y la descripción detallada de las características lingüísticas o, en el presente caso, sintácticas ayudan a desarrollar finalmente una mejor comprensión de la gramática, como ya señalaron Biber / Conrad (2004, 56): «Understanding register variation, therefore, is not a supplement of our understanding of grammar; it is central». Bibliografía Alarcos Llorach, Emilio (1994). Gramática de la lengua española. Madrid, Espasa. Alcina Franch, Juan (1992). «Syntax / Sintaxis», in: Günter Holtus / Michael Metzeltin / Christian Schmitt (edd.), Lexikon der Romanistischen Linguistik , vol. VI ,1. Tübingen, Niemeyer, 160-178. Alexiadou, Artemis / Kiss, Tibor (edd.) (2015). Syntax - Theory and Analysis. An International Handbook , 3 vol. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 42). Berlin / Boston, De Gruyter. 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