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Linguistic Landscape als Spiegelbild von Sprachpolitik und Sprachdemografie?

2020
978-3-8233-9363-4
Gunter Narr Verlag 
Philippe Moser

Wie äußert sich die Mehrsprachigkeit einer Stadt in ihrem Straßenbild? Lassen sich Rolle und Status der präsenten Sprachen erahnen? Zeigt sich ein Einfluss der lokalen Bevölkerungsstruktur und Sprachpolitik? Mit solchen Fragen befasst sich die vergleichende Untersuchung zur geschriebenen Sprache im öffentlichen Raum (der sogenannten "Linguistic Landscape") der Schweizer Ortschaften Freiburg, Murten und Biel sowie der Städte Aosta und Luxemburg. Anhand von quantitativen und qualitativen Analysen der insgesamt mehr als 5500 erhobenen Einheiten liefert sie einen empirisch fundierten Beitrag zur Soziolinguistik.

TBL Tübinger Beiträge zur Linguistik www.narr.de Linguistic Landscape als Spiegelbild von Sprachpolitik und Sprachdemogra e? Untersuchungen zu Freiburg, Murten, Biel, Aosta, Luxemburg und Aarau Philippe Moser 572 Moser Linguistic Landscape Die Studie ist der geschriebenen Sprache im ö entlichen Raum gewidmet und bietet gleichzeitig eine kritische Auseinandersetzung mit den Methoden des als Linguistic-Landscape-Forschung bekannten Ansatzes. Gegenstand der Untersuchung sind die Linguistic Landscapes von Freiburg, Murten, Biel, Aosta, Luxemburg und Aarau. Im Wesentlichen wird die Frage behandelt, ob und in welchen Bereichen die Präsenz der betrachteten Sprachen und der Mehrsprachigkeit im ö entlichen Raum tatsächlich der aktuellen Sprachdemogra e und Sprachpolitik entspreche. Dies wird anhand von quantitativen und qualitativen Analysen der insgesamt mehr als 5500 erhobenen Einheiten untersucht. Beantwortet wird gleichzeitig die Frage, inwiefern eine Methode der ausschliesslichen Betrachtung von Linguistic Landscapes Aussagen über Sprachdemogra e und Sprachpolitik eines Territoriums zulasse. ISBN 978-3-8233-8363-5 18363_Umschlag_bel.indd Alle Seiten 18363_Umschlag_bel.indd Alle Seiten 15.01.2020 11: 01: 12 15.01.2020 11: 01: 12 Linguistic Landscape als Spiegelbild von Sprachpolitik und Sprachdemografie? Tübinger Beiträge zur Linguistik herausgegeben von Gunter Narr 572 Philippe Moser Linguistic Landscape als Spiegelbild von Sprachpolitik und Sprachdemografie? Untersuchungen zu Freiburg, Murten, Biel, Aosta, Luxemburg und Aarau Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb. dnb.de abrufbar. Die Publikation dieser Dissertation sowie die Drucklegung wurden freundlicherweise unterstützt durch das Institut für Italienische Sprache und Literatur und das Center for the Study of Language and Society CSLS der Universität Bern sowie durch die Karl- Jaberg-Stiftung Bern. © 2020 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de CPI books GmbH, Leck ISSN 0564-7959 ISBN 978-3-8233-8363-5 (Print) ISBN 978-3-8233-9363-4 (ePDF) ISBN 978-3-8233-0195-0 (ePub) www.fsc.org MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC ® C083411 ® Inhaltsverzeichnis A Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 A.0 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 A.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 A.1.1 Geschriebene Sprache im öffentlichen Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 A.1.2 Die Städte Freiburg, Murten, Biel, Aosta, Luxemburg und Aarau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 A.1.3 Fragestellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte . . . . . 13 A.2.0 Mehrsprachigkeit in der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 A.2.1 Freiburg (Kanton und Stadt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 A.2.2 Murten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 A.2.3 Biel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 A.2.4 Aosta (Region Aostatal und Stadt Aosta) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 A.2.5 Luxemburg (Grossherzogtum und Stadt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 A.2.6 Aarau - Angaben zur Sprachsituation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 A.3 Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 A.3.1 Linguistic Landscape - Entstehung eines Forschungsgegenstands? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 A.3.2 Möglichkeiten, Probleme und Grenzen der Linguistic- Landscape-Forschung und Einordnung unseres Projekts . . . . 63 A.3.3 Methode und Durchführung des Projekts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 B.1 Freiburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 B.1.1 Überblick über die Resultate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 B.1.2 Einsprachige und mehrsprachige Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 B.1.3 Die Minderheitensprache Deutsch in der Linguistic Landscape von Freiburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 B.1.4 Grafische Darstellung in mehrsprachigen Einheiten . . . . . . . . 103 B.1.5 Übersetzung in der Linguistic Landscape . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 B.1.6 Die Resultate im Kontext der Sprachsituation . . . . . . . . . . . . . . . 115 B.2 Murten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 B.2.1 Überblick über die Resultate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 B.2.2 Einsprachige und mehrsprachige Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 B.2.3 Die Minderheitensprache Französisch in der Linguistic Landscape von Murten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 6 Inhaltsverzeichnis B.2.4 Grafische Darstellung in mehrsprachigen Einheiten . . . . . . . . 130 B.2.5 Übersetzung in der Linguistic Landscape . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 B.2.6 Die Resultate im Kontext der Sprachsituation . . . . . . . . . . . . . . . 138 B.3 Biel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 B.3.1 Überblick über die Resultate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 B.3.2 Einsprachige und mehrsprachige Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 B.3.3 Die Minderheitensprache Französisch in der Bieler Linguistic Landscape . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 B.3.4 Grafische Darstellung in mehrsprachigen Einheiten . . . . . . . . 155 B.3.5 Übersetzung in der Linguistic Landscape . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 B.3.6 Explizite Nennung der Zweisprachigkeit in der Bieler Linguistic Landscape . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 B.3.7 Die Resultate im Kontext der Sprachsituation . . . . . . . . . . . . . . . 165 B.4 Aosta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 B.4.1 Überblick über die Resultate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 B.4.2 Einsprachige und mehrsprachige Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 B.4.3 Französisch in der Linguistic Landscape von Aosta . . . . . . . . . . 174 B.4.4 Grafische Darstellung in mehrsprachigen Einheiten . . . . . . . . 186 B.4.5 Übersetzung in der Linguistic Landscape . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 B.4.6 Abwesenheit des Patois . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 B.4.7 Änderung der Strassenbeschilderung im historischen Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 B.4.8 Die Resultate im Kontext der Sprachsituation . . . . . . . . . . . . . . . 201 B.5 Luxemburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 B.5.1 Überblick über die Resultate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 B.5.2 Einsprachige und mehrsprachige Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 B.5.3 Luxemburgisch und Deutsch in der Luxemburger Linguistic Landscape . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 B.5.4 Grafische Darstellung in mehrsprachigen Einheiten . . . . . . . . 221 B.5.5 Übersetzung in der Linguistic Landscape . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 B.5.6 Mehrsprachigkeit durch Kopräsenz in der Luxemburger Linguistic Landscape . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 B.5.7 Die Resultate im Kontext der Sprachsituation . . . . . . . . . . . . . . . 231 B.6 Aarau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 B.6.1 Überblick über die Resultate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 B.6.2 Einsprachige und mehrsprachige Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 B.6.3 Französisch und Italienisch in der Linguistic Landscape von Aarau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 B.6.4 Übersetzung in der Linguistic Landscape . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 Inhaltsverzeichnis 7 C Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 C.1 Vergleiche zu den Linguistic Landscapes von Freiburg, Murten, Biel, Aosta, Luxemburg und Aarau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 C.2 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 D Bibliografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 E.1.1 Freiburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 E.1.2 Murten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 E.1.3 Biel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 E.1.4 Aosta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 E.1.5 Luxemburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 E.1.6 Aarau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 E.2 Räumliche Unterschiede in der Linguistic Landscape ? - Ein Vergleich zwischen Altstadt und Gesamtgebiet . . . . . . . . . . . . . 313 E.2.1 Freiburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 E.2.2 Murten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 E.2.3 Biel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320 E.2.4 Aosta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323 E.2.5 Luxemburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326 E.2.6 Aarau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335 F.1 Übersicht zu den untersuchten Städten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335 F.2 Termine der Datenerhebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336 F.2.1 Untersuchte Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336 F.2.2 Stichproben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337 F.3 Karten ‹Altstadt› . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338 F.4 Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 F.5 Diagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343 F.6 Übersetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 F.7 Listen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346 F.7.1 Diagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346 F.7.2 Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 A Einführung A.0 Aufbau Die hier vorgestellten Untersuchungen befassen sich mit der geschriebenen Sprache im öffentlichen Raum von fünf Städten, die als auf unterschiedliche Art und Weise mehrsprachig gelten, sowie von einer als einsprachig geltenden Stadt. Die Arbeit soll gleichzeitig eine kritische Auseinandersetzung mit den angewendeten Methoden aus dem Forschungsbereich der sogenannten Linguistic Landscape darstellen. In der Einleitung führen wir die der Untersuchung zu Grunde liegenden Fragen ein. Zunächst wird allerdings der Forschungsgegenstand umrissen: die geschriebene Sprache in den Städten Fribourg/ Freiburg, Murten/ Morat, Biel/ Bienne, Aosta/ Aoste, Lëtzebuerg/ Luxembourg/ Luxemburg 1 und Aarau. Auf diese beiden Aspekte - geschriebene Sprache und mehrsprachige Städte - gehen wir anschliessend ausführlicher ein. In einem Überblick über die sprachgeschichtlichen Entwicklungen und die aktuelle Situation der Sprachpolitik und Sprachdemografie wird die Mehrsprachigkeit in der Schweiz im Allgemeinen betrachtet, bevor wir uns Kanton und Stadt Freiburg sowie Murten und Biel widmen, um schliesslich das Aostatal und die Stadt Aosta sowie Grossherzogtum und Stadt Luxemburg zu beleuchten, gefolgt von knappen Informationen zur einsprachigen Vergleichsstadt Aarau. Im dritten Kapitel der Einführung umreissen wir zuerst die Entwicklungen der Forschung zur geschriebenen Sprache im öffentlichen Raum, die als Linguistic-Landscape-Forschung bekannt wurde. Es folgt eine Betrachtung der Probleme dieses Forschungsbereichs, in der wir verschiedene Ansätze zeigen und unseren eigenen entsprechend einordnen. Schliesslich stellen wir die Methode der Untersuchungen unseres Projekts vor, in Bezug auf Erhebung, Verarbeitung und Auswertung der Daten. Die Resultate der Untersuchungen werden im zweiten Teil vorgestellt und getrennt nach den sechs betrachteten Städten gezeigt. Die Präsentation ist für die sechs Städte in einer identischen Struktur aufgebaut, für die Vergleichsstadt Aarau allerdings weniger umfassend: Die eingangs zusammengefassten Resultate werden jeweils im Anschluss vertieft. Dabei schliessen sich die Untersuchungen der Anteile ein- und mehrsprachiger Einheiten sowie der Situation der jeweils am wenigsten vertretenen berücksichtigten Sprache direkt an, wäh- 1 Im Weiteren werden die Städte ausschliesslich auf Deutsch genannt, d. h. in der Sprache der vorliegenden Publikation. 10 A Einführung rend Untersuchungen zur Präsenz der jeweils berücksichtigten Sprachen und zu den Unterschieden zwischen einem vereinfachend als ‹Altstadt› bezeichneten Territorium und dem gesamten Stadtgebiet in Anhang I im Sinne eines Nachschlageteils vollständig wiedergegeben werden. Es folgt eine Betrachtung von Fragen der Grafik 2 und der Übersetzung, bevor die Resultate abschliessend in den Kontext der aktuellen Sprachsituation gestellt werden 3 . Für Biel, Aosta und Luxemburg werden zuvor zusätzliche Ergebnisse zu spezifischen Besonderheiten der jeweiligen Orte eingefügt. Als Schluss werden einige grundlegende Resultate zu den untersuchten Städten verglichen und zur Beantwortung der einführenden Fragen herangezogen. A.1 Einleitung A.1.1 Geschriebene Sprache im öffentlichen Raum Gegenstand der vorgestellten Untersuchungen ist also zunächst die geschriebene Sprache im öffentlichen Raum, in erster Linie in Form zumindest teilweise standardisierter Sprachen, meist mit offiziellem Status in den jeweiligen Kontexten (konkret Deutsch, Französisch, Italienisch und Luxemburgisch). Wir beziehen uns auf die beiden Bedeutungen von ‹Schrift› zum einen als System zur grafischen und lesbaren Wiedergabe von Elementen einer bestimmten Sprache (hier durch Buchstaben) und zum anderen als konkrete Anwendung dieses Systems, die sich als grafisches Element auf einem materiellen Träger betrachten lässt. Entsprechend untersuchen wir die An- oder Abwesenheit der bestimmten Sprachen ebenso wie - in einem kleineren Teil der Untersuchungen - die vermittelten Inhalte und die Phänomene der konkreten, grafischen Anwendung der Schrift im zweiten Sinn. Berücksichtigt werden im Grundsatz sämtliche Elemente lesbarer Schrift im öffentlichen Raum, den wir in A.3.3.1 ausführlich definieren. 2 Fällt im Fall von Aarau weg. 3 Letzteres entfällt im Fall von Aarau. A.1 Einleitung 11 A.1.2 Die Städte Freiburg, Murten, Biel, Aosta, Luxemburg und Aarau Die Untersuchungen beziehen sich auf den öffentlichen Raum (vgl. A.3.3.1) der Städte Freiburg, Murten, Biel, Aosta, Luxemburg und Aarau. Es handelt sich dabei um fünf auf unterschiedliche Art und Weise mehrsprachige Städte, die untereinander und mit der einsprachigen Stadt Aarau 4 verglichen werden sollen. Es wurden dazu bewusst fünf mehrsprachige Städte ausgewählt, deren sprachliche und allgemeine Situationen sich zuweilen äusserst deutlich unterscheiden, in einigen Punkten bis zur Gegensätzlichkeit. Die im Folgenden kurz umrissenen Punkte werden für den Vergleich der Resultate aus den fünf mehrsprachigen Städten in C.1 herangezogen. In Bezug auf die Orte der Untersuchung liegt der Schwerpunkt mit Freiburg, Murten und Biel sowie Aarau auf der Schweiz. Dazu wurden zusätzlich zwei Städte ausgewählt, die ausserhalb der Schweiz und somit in Regionen liegen, die von anderen sprachpolitischen Situationen geprägt sind: Aosta in der Autonomen Region Aostatal in Italien und Luxemburg im gleichnamigen Grossherzogtum. Auch zwischen den drei Schweizer Städten liegen Unterschiede und Gegensätze vor: Biel liegt im Kanton Bern, während Murten und Freiburg im Kanton Freiburg liegen; Biel anerkennt die Zweisprachigkeit auf Gemeindeebene, Freiburg und Murten nicht; Letztere liegen zwar im gleichen Kanton, nicht aber im gleichen Bezirk, wobei der Bezirk nur im Fall von Murten offiziell zweisprachig ist; In allen drei Städten stehen Deutsch und Französisch in Kontakt, in Biel und Murten überwiegt die deutschsprachige Bevölkerung (in Murten weitaus deutlicher als in Biel), in Freiburg die französischsprachige. Luxemburg unterscheidet sich von den übrigen zweisprachigen Städten durch seine Dreisprachigkeit (wir beziehen uns auf die offiziellen Sprachen). Für die Schweizer Städte kann von Mehrheits- und Minderheitensprachen gesprochen werden, während im Fall von Aosta die eine der beiden offiziellen Sprachen kaum über eine Sprachgemeinschaft verfügt und ihre heutige Präsenz in erster Linie politisch und symbolisch begründet ist. Im Fall von Luxemburg kommen den drei Sprachen unterschiedliche Funktionen zu, wodurch wir auch hier nicht von eigentlichen Sprachgemeinschaften sprechen können. 4 Die Stadt Aarau wurde ausgewählt aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einsprachigen Verwaltungseinheiten auf den beiden nächsthöheren Staatsebenen (vgl. A.2.0) innerhalb der Schweiz, aufgrund ihrer für Schweizer Städte durchschnittlichen Grösse sowie aufgrund ihrer Funktion als Hauptort einer grösseren Verwaltungseinheit (Kanton), die sie mit drei der fünf untersuchten mehrsprachigen Städte (Freiburg, Aosta und Luxemburg) gemeinsam hat. 12 A Einführung Darüber hinaus sind die gewichtigen Unterschiede in der Bevölkerungszahl (von weniger als 10-000 in Murten bis zu mehr als 100-000 in Luxemburg) und Fläche (von unter 10- km 2 für Freiburg bis zu mehr als 50- km 2 für Luxemburg) hervorzuheben. Neben den erwähnten Unterschieden besteht - zusätzlich zur in unterschiedlicher Form und Ausprägung vorhandenen Mehrsprachigkeit - die Gemeinsamkeit der Präsenz der französischen Sprache. Auch diese zeigt sich allerdings in verschiedenen Kontexten: als Mehrheitssprache (Freiburg), als Minderheitensprache (Murten und Biel), als politisch gestützte Sprache mit vornehmlich symbolischer Funktion (Aosta) oder als wichtigste Amtssprache aber nicht wichtigste Hauptsprache der Bevölkerung (Luxemburg). Eine Tabelle mit weiteren Daten zeigen wir in Anhang F.1. A.1.3 Fragestellungen In den folgenden Untersuchungen zu den fünf mehrsprachigen Städten Freiburg, Murten, Biel, Aosta und Luxemburg sowie zur für Vergleiche herangezogenen einsprachigen Stadt Aarau werden wir uns mit den folgenden grundlegenden Fragestellungen befassen: 1. Entspricht die Präsenz der berücksichtigten Sprachen (d. h. der offiziellen und/ oder traditionellen Sprachen der jeweiligen Städte) respektive mehrsprachiger 5 Einheiten in der Linguistic Landscape der tatsächlichen aktuellen Sprachsituation der jeweiligen Stadt in Bezug auf die Anteile der Sprecherinnen und Sprecher der jeweiligen Sprachen? 2. Entspricht die Präsenz der berücksichtigten Sprachen (d. h. der offiziellen und/ oder traditionellen Sprachen der jeweiligen Städte) respektive mehrsprachiger Einheiten in der Linguistic Landscape allfälligen sprachpolitischen und/ oder sprachplanerischen Regelungen (falls vorhanden) der jeweiligen Städte und/ oder Regionen? 3. Gibt es Unterschiede zwischen verschiedenen Zonen (‹Altstadt› vs. Gesamtgebiet) der Städte? Wo sind mehrsprachige Einheiten und Minderheitensprachen resp. weniger vertretene Sprachen mit grösserer Wahrscheinlichkeit anzutreffen? 4. Gibt es in Bezug auf Fragen 1-3 Unterschiede zwischen den Kategorien topdown und bottom-up ? 5. Gibt es in Bezug auf Fragen 1-4 Unterschiede zwischen den fünf untersuchten mehrsprachigen Städten und der einsprachigen ‹Vergleichsstadt›? 5 Als «mehrsprachig» gelten Einheiten, die Elemente in mindestens zwei Sprachen enthalten. A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 13 6. Welche Rolle spielt die grafische Darstellung der verschiedenen Versionen in mehrsprachigen Einheiten? 7. Welche Rolle spielt die (vollständige oder partielle) Übersetzung in mehrsprachigen Einheiten? Gibt es typische Übersetzungsstrategien der mehrsprachigen Linguistic Landscape ? 8. Gibt es in Bezug auf die Fragen 6-7 Unterschiede zwischen den Kategorien top-down und bottom-up ? 9. Gibt es in Bezug auf die Fragen 6-8 Unterschiede zwischen den fünf untersuchten mehrsprachigen Städten und der einsprachigen Vergleichsstadt? Die Fragen 1-5 sind Gegenstand der Untersuchungen zu sämtlichen in den jeweiligen Städten erhobenen Einheiten, während die Fragen 6-9 anhand ausgewählter einzelner Beispiele in einem rein qualitativen Ansatz behandelt werden. Diese Behandlung der Fragestellungen soll schliesslich auch zur Beantwortung der Frage führen, ob eine Methode, die sich ausschliesslich auf eine Betrachtung der Linguistic Landscape im in A.3.3.1 definierten Sinn beschränkt, Aussagen über Sprachdemografie und Sprachpolitik eines bestimmten Territoriums zulässt. A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte A.2.0 Mehrsprachigkeit in der Schweiz 6 Die Schweiz wird als Bundesstaat auf den drei Staatsebenen Bund, Kanton und Gemeinde verwaltet, wobei jede Einheit der drei Ebenen ihre offiziellen Sprachen festlegt. In einigen Kantonen existiert ausserdem eine zusätzliche dezentralisierende Ebene zwischen Gemeinde und Kanton, bestehend aus Bezirken oder Kreisen, welche ebenfalls offizielle Sprachen bestimmen, was in der vorliegenden Untersuchung insbesondere für die Fälle von Freiburg und Murten von Bedeutung ist (vgl. A.2.1 und A.2.2). Auf die gesetzlichen Grundlagen der Sprachpolitik auf Kantons-, Bezirks- (respektive Kreis-) und Gemeindeebene für die betreffenden Städte und Regionen gehen wir in den jeweiligen Kapiteln ein (A.2.1.2, A.2.2.2, A.2.3.2, A.2.6) und befassen uns hier mit den Bestimmungen auf Bundesebene. Die offiziellen Landes- und Amtssprachen der Schweiz werden in den Artikeln 4 und 70 der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft festgelegt: 6 Vgl. auch Moretti/ Moser 2018-19. 14 A Einführung Art. 4 Landessprachen Die Landessprachen sind Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Art. 70 Sprachen 1 -Die Amtssprachen des Bundes sind Deutsch, Französisch und Italienisch. Im Verkehr mit Personen rätoromanischer Sprache ist auch das Rätoromanische Amtssprache des Bundes. 2 -Die Kantone bestimmen ihre Amtssprachen. Um das Einvernehmen zwischen den Sprachgemeinschaften zu wahren, achten sie auf die herkömmliche sprachliche Zusammensetzung der Gebiete und nehmen Rücksicht auf die angestammten sprachlichen Minderheiten. 3 - Bund und Kantone fördern die Verständigung und den Austausch zwischen den Sprachgemeinschaften. 4 -Der Bund unterstützt die mehrsprachigen Kantone bei der Erfüllung ihrer besonderen Aufgaben. 5 -Der Bund unterstützt Massnahmen der Kantone Graubünden und Tessin zur Erhaltung und Förderung der rätoromanischen und der italienischen Sprache. (BV, Art.-4; Art.-70) Die Sprachenfreiheit wird in Artikel 18 festgehalten: Art. 18 Sprachenfreiheit Die Sprachenfreiheit ist gewährleistet. (BV, Art.-18) Vier Sprachen erhalten also gemäss Artikel 4 der Bundesverfassung den Status einer «Landessprache» (Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch), nur drei davon sind jedoch «Amtssprachen des Bundes» gemäss Artikel 70 Absatz 1: - Deutsch, Französisch und Italienisch. Rätoromanisch ist lediglich Amtssprache für ausdrücklich an Mitglieder der rätoromanischen Sprachgemeinschaft gerichtete Kommunikation, während die übrige Kommunikation grundsätzlich dreisprachig gewährleistet werden sollte. Seit 2010 ist zusätzlich das Bundesgesetz über die Landessprachen und die Verständigung zwischen den Sprachgemeinschaften (kurz Sprachengesetz, SpG, SR 441.1) in Kraft, das zusammen mit der zugehörigen Verordnung (Sprachenverordnung, SpV, SR 441.11) den Umgang mit der schweizerischen Mehrsprachigkeitssituation auf staatlicher Ebene regelt 7 . In Artikel 2 wird der Zweck des Sprachengesetzes festgehalten: 7 Zu den politischen Debatten im Zuge der Entstehung des Sprachenartikels in der Bundesverfassung sowie des Sprachengesetzes mit der zugehörigen Verordnung verweisen wir auf Späti 2015. A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 15 a. die Viersprachigkeit als Wesensmerkmal der Schweiz stärken; b. den inneren Zusammenhalt des Landes festigen; c. die individuelle und die institutionelle Mehrsprachigkeit in den Landessprachen fördern; d. das Rätoromanische und das Italienische als Landessprachen erhalten und fördern. (SpG, Art.-2) In Artikel 3 Absatz 1 werden die Grundsätze festgelegt, die der Bund «bei der Erfüllung seiner Aufgaben» zu beachten hat: a. Er achtet darauf, die vier Landessprachen gleich zu behandeln. b. Er gewährleistet und verwirklicht die Sprachenfreiheit in allen Bereichen seines Handelns. c. Er trägt der herkömmlichen sprachlichen Zusammensetzung der Gebiete Rechnung. d. Er fördert die Verständigung zwischen den Sprachgemeinschaften. (SpG, Art.-3) Die Mehrsprachigkeit des Landes wird also gesetzlich anerkannt und soll sowohl im Sinne von individuellen Kompetenzen der Einwohnerinnen und Einwohner als auch in Bezug auf Sprachgebrauch und Kommunikation der Behörden und Institutionen gefördert werden. Dazu vorgesehen sind namentlich Massnahmen im Bereich der Schule (Art.-14, 15 und 16 SpG; Art.-9 und 10 SpV), finanzielle Unterstützungen für die als mehrsprachig anerkannten Kantone Bern, Freiburg, Wallis und Graubünden (Art.-21 SpG; Art.-17 SpV) sowie für die Kantone Tessin und Graubünden zur Förderung der beiden kleinsten Sprachgemeinschaften Italienisch und Rätoromanisch (Art.- 22 SpG; Art.- 18-25 SpV). Empfehlungen und Bestimmungen zur Vertretung der Sprachgemeinschaften innerhalb der Bundesverwaltung werden ebenfalls abgegeben (Art.-7 SpV). Die Schweiz kennt im Grundsatz das Territorialitätsprinzip in Sinne einer abgegrenzten räumlichen Verteilung der offiziellen Sprachen. Dieses Prinzip wird in Artikel 70 der Bundesverfassung und im Sprachengesetz lediglich umschrieben: «Die Kantone bestimmen ihre Amtssprachen. Um das Einvernehmen zwischen den Sprachgemeinschaften zu wahren, achten sie auf die herkömmliche sprachliche Zusammensetzung der Gebiete und nehmen Rücksicht auf die angestammten sprachlichen Minderheiten» (Art.-70 BV); «Er [Der Bund] trägt der herkömmlichen sprachlichen Zusammensetzung der Gebiete Rechnung» (Art.-3 Abs.-1 Bst.-a SpG). Die Umsetzung erfolgt jedoch durch die Entscheide auf Kantons- und Gemeindeebene, namentlich auch in Bezug auf den Sprachenunterricht an den Schulen 8 . Das Territorialitätsprinzip bedeutet konkret, 8 Vgl. z. B. Christopher 2018-19. 16 A Einführung dass die Schweiz zwar auf Bundesebene viersprachig ist und dass Kantone und Bezirke mehrsprachig sein können, die Gemeinden jedoch in der Regel eine einzige offizielle Sprache anerkennen. Zu den wenigen Ausnahmen zählt - als einzige Stadt - Biel, nicht aber die Gemeinden Freiburg und Murten (vgl. A.1.2, A.2.2, A.3.2). In Abb. A.2.0.1 bilden wir die entsprechende Karte der Kantone und (offiziellen) Sprachregionen der Schweiz ab: Abb. A.2.0.1 9 Durch dieses Prinzip der räumlichen Abgrenzung der Landes- und Amtssprachen unterscheidet sich die Schweiz von anderen mehrsprachigen Ländern wie Luxemburg (vgl. A.2.5), dessen Mehrsprachigkeitspolitik als ‹Funktionsprinzip› bezeichnet werden kann. Die Zahlen zu den Sprachgemeinschaften in den vier Landessprachen werden regelmässig erhoben. Die letzte vollständige Erhebung in Form einer Volkszählung fand jedoch im Jahr 2000 statt, seither werden jährliche Strukturerhebungen durchgeführt. Die Ergebnisse der Volkszählung von 2000 wurden von Lüdi und Werlen in 9 Schweizerische Eidgenossenschaft, Eidgenössisches Departement des Innern, Bundesamt für Statistik. Quelle: Eidgenössische Volkszählung 1990, BFS, https: / / www.bfs.admin.ch/ bfs/ de/ home/ statistiken/ kataloge-datenbanken/ karten.assetdetail.1940056.html [konsultiert 6.9.2019]. A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 17 Bezug auf die Sprache ausgewertet (Lüdi/ Werlen 2005). Gemäss diesen Auswertungen ist Deutsch die Hauptsprache 10 von 63,7% der Wohnbevölkerung 11 (4-640-359 Personen), Französisch von 20,4% (1-485-056 Personen), Italienisch von 6,5% (470-961 Personen) und Rätoromanisch von 0,5% (35-095 Personen). 9% (656-539 Personen) bezeichnen eine Nichtlandessprache als Hauptsprache (vgl. Lüdi/ Werlen 2005: -7). Die folgende Karte (Abb. A.2.0.2) zeigt die Verteilung der vier offiziellen Landessprachen in der Schweiz, indem die dominierende Landessprache nach Gemeinden angegeben wird. Es wird unterschieden zwischen «mittlere», «starke» oder «keine» Dominanz. Abb. A.2.0.2 12 10 Die «Hauptsprache» bezeichnet in der Fragestellung der Volkszählung von 2000 die «Sprache, in der Sie denken und die Sie am besten beherrschen» (Lüdi/ Werlen 2005: -7). Es war jeweils nur eine Nennung möglich. 11 Ständige Wohnbevölkerung (mit oder ohne schweizerische Nationalität) 12 Lüdi/ Werlen 2005: -12 18 A Einführung Die nach dem Jahr 2000 erhobenen Daten lassen sich damit nur bedingt vergleichen, da sie erstens nicht im Rahmen einer umfassenden Volkszählung erhoben wurden, sondern durch eine Strukturerhebung, und da zweitens seit 2010 bei der Frage nach der «Hauptsprache» Mehrfachnennungen möglich sind und das Total von 100% damit überschritten wird. Karten der dominierenden Sprache nach Gemeinden stehen nach 2000 ebenfalls nicht mehr zur Verfügung und wurden ersetzt durch Karten zur Verteilung der Wohnbevölkerung nach Hauptsprachen und Kantonen 13 . Eine Auswertung der Erhebungen der Jahre 2010-2012 ergibt für die Wohnbevölkerung folgende Resultate: 65,4% nennen Deutsch als Hauptsprache, 22,6% Französisch, 8,4% Italienisch, 0,6% Rätoromanisch (Pandolfi/ Casoni/ Bruno 2016: -27) 14 . Die Zahlen von 2016 wurden 2018 durch das Bundesamt für Statistik veröffentlicht 15 : 62,8% nennen Deutsch als Hauptsprache, 22,9% Französisch, 8,2% Italienisch, 0,5% Rätoromanisch 16 . Wir konzentrieren uns in unserer Untersuchung auf die in den betreffenden Gebieten auf einer der Staatsebenen anerkannten offiziellen Amts- oder Landessprachen und befassen uns daher auch hier nicht eingehender mit den in der Schweiz präsenten Sprachen ohne offiziellen Status 17 . A.2.1 Freiburg (Kanton und Stadt) A.2.1.1 Sprachgeschichtlicher Überblick Der Kontakt zwischen romanischer und germanischer Sprache findet im Gebiet des heutigen Kantons Freiburg sehr früh statt. Bevor die Gebiete im 1. Jahrhundert v. Chr. Teil des Römischen Reiches werden, sind sie durch die keltischen Helvetier bevölkert. Im 3. Jahrhundert führen die eingewanderten Alemannen die germanischen Sprachen ein, während die zur selben Zeit eingewanderten Burgunder rasch romanisiert werden (vgl. Mariano 2010: -290). 13 Vgl. https: / / www.bfs.admin.ch/ bfs/ de/ home/ statistiken/ bevoelkerung/ sprachen-religionen/ sprachen.html [konsultiert 11.06.2018]. 14 Jeweils «Deutsch und/ oder Schweizerdeutsch» / «Französisch und/ oder Patois der Romandie» / «Italienisch und/ oder Tessiner- oder Bündneritalienischer Dialekt» 15 https: / / www.bfs.admin.ch/ bfs/ de/ home/ statistiken/ bevoelkerung/ sprachen-religionen/ sprachen.assetdetail.4542467.html [konsultiert 11.06.2018] 16 Jeweils «Deutsch und/ oder Schweizerdeutsch» / «Französisch und/ oder Patois der Romandie» / «Italienisch und/ oder Tessiner- oder Bündneritalienischer Dialekt» 17 Nennungen von Schweizerdeutsch, Patois der Romandie sowie Tessiner- und Bündneritalienischen Dialekten sind in den oben zitierten Erhebungen des Bundesamtes für Statistik in den Nennungen von Deutsch respektive Französisch oder Italienisch mitenthalten. Die von der Wohnbevölkerung am häufigsten genannten Sprachen ohne offiziellen Status sind 2010-2012 Englisch (4,5%), Portugiesisch (3,2%), Albanisch (2,6%), Serbisch/ Kroatisch (2,6%) und Spanisch (2,1%) (Pandolfi/ Casoni/ Bruno 2016: -27). A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 19 Die Gründung der Stadt Freiburg erfolgt 1157 durch den Herzog Berchtold IV von Zähringen. Die Stadt erobert bald neue, sowohl deutschals auch französischsprachige Gebiete. Für die Entwicklungen der Sprachsituation sind schliesslich insbesondere die Ereignisse im 15. Jahrhundert wichtig. Nach den Burgunderkriegen wird die Stadt Freiburg 1477 unabhängig und erhält den Status einer freien Reichsstadt (vgl. HLSa; HLSb). Dies hat eine bedeutende Vergrösserung ihrer zugehörigen Gebiete zur Folge, die sie in mehreren Fällen (dazu zählt auch das Gebiet um Murten, vgl. A.2.2.1) zusammen mit Bern als ‹Gemeine Herrschaften› (vgl. HLSc; HLSd) verwaltet. Auch der offizielle Sprachgebrauch ändert sich zu dieser Zeit: Latein wird aufgegeben, zu Gunsten vor allem des Französischen, das erste Amtssprache wird, aber auch des Deutschen (vgl. Altermatt 2003: -22). Einige Jahre später, 1481, wird der Kanton Freiburg - als erster nicht ausschliesslich deutschsprachiger Kanton - in die Eidgenossenschaft aufgenommen, wodurch die Bedeutung des Deutschen im Kanton weiter gestärkt wird. Deutsch wird 1483 Verwaltungssprache. Sein Gebrauch ist allerdings auf die Beziehungen nach aussen, die Kanzlei, die Räte und die Beziehungen zu den Gemeinen Herrschaften beschränkt (vgl. Altermatt 2003: - 26), in den französischsprachigen Gebieten des Kantons bleibt Französisch einzige Verwaltungssprache. Als 1798 in der Folge des Zusammenbruchs des Ancien Régime die Helvetische Republik entsteht (vgl. HLSe), ändert sich die sprachliche Situation des Gebietes erneut. Im Zuge einer territorialen Neuaufteilung während der Helvetischen Republik werden nicht nur die Region um Murten, sondern auch mehrere französischsprachige Gebiete vollständig Teil des Kantons Freiburg. Französisch wird Kommunikationssprache der Kantonsverwaltung mit der kurzzeitigen Landesregierung, dem Helvetischen Direktorium (vgl. HLSe). Deutsch bleibt zunächst noch Sprache der Kommunikation mit den übrigen Gebieten der Eidgenossenschaft und verliert seinen offiziellen Status zu Beginn des 19. Jahrhunderts ganz (vgl. Altermatt 2003: -29). Auch nach dem Ende der Helvetischen Republik 1803 und der darauf folgenden Mediationszeit (vgl. HLSf) verändert sich diese Sprachsituation kaum (vgl. Altermatt 2003: -30). Als 1830 ein liberales Regime eingerichtet wird, bleibt eine gewisse Zweisprachigkeit erhalten, als Regierungssprache gilt allerdings ausschliesslich Französisch (vgl. Altermatt 2003: -33). Nach dem Schweizerischen Bürgerkrieg (‹Sonderbundskrieg›, vgl. HLSg) wird eine neue kantonale Verfassung geschaffen, durch welche die Bezirksverteilung innerhalb des Kantons Freiburg entsteht (vgl. A.2.1.2), die weitestgehend bis heute gilt. 20 A Einführung Als es 1857 erneut zu einem Regierungswechsel und zu einer Änderung der Kantonsverfassung kommt, wird der Versuch unternommen, weder das Französische noch das Deutsche zu bevorzugen: Es wird keine offizielle Sprache mehr festgelegt und Französisch bleibt lediglich Originalsprache der juristischen Dokumente. Spannungen bleiben dennoch nicht aus. Namentlich während des Ersten Weltkriegs sind die Spannungen zwischen Deutsch- und Französischsprachigen, die in der ganzen Schweiz wahrnehmbar sind und namentlich durch die Propaganda der Kriegsparteien in der Schweiz verstärkt werden (vgl. Elsig 2014), in Kanton und vor allem Stadt Freiburg deutlich zu spüren (vgl. Tétaz 2007: -74-75). In der Zwischenkriegszeit wird die deutschsprachige Gemeinschaft zwar stärker in die Kantonsregierung eingebunden, diese versteht den Kanton jedoch nach wie vor als vornehmlich französischsprachig (vgl. Altermatt 2003: - 47). Während dem Zweiten Weltkrieg ist die Situation nicht mehr dieselbe. Kulturelle und sprachliche Vielfalt werden als Teil der Schweizerischen Identität verstanden und auch in Freiburg wird diese Haltung geteilt (vgl. Altermatt 2003: -48). Von der hier mit Blick auf die Sprachsituation kurz umrissenen Geschichte des Kantons hebt sich diejenige der Stadt Freiburg zuweilen ab, was auch für Murten gilt. Auf die (Sprach)geschichte Murtens werden wir in A.2.2.1 eingehen, auf die aktuelle Sprachsituation in Stadt und Kanton Freiburg in A.2.1.2. Hier beleuchten wir zunächst einige sprachgeschichtlich bedeutende Ereignisse in der Stadt Freiburg. Die Stadt wird 1157 gegründet und ihre Bevölkerung besteht bereits zu diesem Zeitpunkt aus deutschsprachigen und französischsprachigen Einwohnerinnen und Einwohnern (Altermatt 2007: -400). Die schwäbische Herkunft der zähringischen Stadtgründer 18 und die Abhängigkeit der damals existierenden zwei Klöster von deutschen Provinzen (Altermatt 2003: -19) tragen zur Bedeutung des Deutschen bei, was sich auch in der Toponymie niederschlägt. Gleichzeitig gewinnt Französisch in der Stadt Freiburg rasch an Bedeutung durch die Einwanderung aus den abhängigen französischsprachigen Gebieten. Der Kontakt der beiden Sprachen ist daher seit der Stadtgründung attestiert (vgl. Guex 2010: -58). Die Stärkung des Deutschen durch den Eintritt in die Eidgenossenschaft im 15. Jahrhundert hat im Kantonshauptort Freiburg jedoch besonders deutliche Auswirkungen, während sie in den umliegenden Gebieten weniger zu spüren ist. Im 18. Jahrhundert werden namentlich durch die in der Stadt wohnhaften Patrizierfamilien wieder intensivere Beziehungen mit Frankreich gepflegt (vgl. Villiger/ Bourceraud 2008: -21). Als die französische Sprache zu dieser Zeit im ge- 18 Es wird allerdings davon ausgegangen, dass die Zähringer auch verschiedene romanische Sprachen beherrschten (vgl. Guex 2010: -52-53). A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 21 samten Kanton wieder an Bedeutung gewinnt, ist daher auch diese Bewegung in der Stadt stärker zu spüren als in anderen Kantonsgebieten. Die Veränderungen der sprachlichen Situation und die wiederholten Wechsel des Status der beiden Sprachen Französisch und Deutsch sind also in der Stadt Freiburg grundsätzlich stärker als anderswo in den heutigen Kantonsgebieten. Dies gilt ebenso für die erwähnten Spannungen während dem Ersten Weltkrieg und für eine positivere Haltung gegenüber dem Sprachkontakt während des Zweiten Weltkriegs und bis heute (vgl. z. B. Wicht-Pierard 2007: -171). A.2.1.2 Aktuelle Sprachsituation Bevor wir die aktuellen sprachdemografischen und sprachpolitischen Gegebenheiten von Kanton und Stadt Freiburg zusammenstellen, möchten wir auf die Entwicklungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingehen und ziehen dazu im Wesentlichen die Untersuchung von Altermatt (2003) heran, in der Folgendes festgestellt wird: [L]es deux décennies suivant la Seconde Guerre mondiale furent essentiellement marquées par la continuité d’une situation linguistique inégalitaire et discriminante envers la minorité germanophone. […] À la fin des années 1950, la situation linguistique et le biculturalisme furent l’objet d’un regain d’intérêt, notamment de la part des milieux culturels […]. Les revendications de plus en plus explicites de la minorité ainsi que leur articulation à travers des organismes privés (DFAG [Deutschfreiburgische Arbeitsgemeinschaft]) ou publics (Grand Conseil) contribuèrent à la sensibilisation progressive des autorités cantonales. […] La consécration de l’article constitutionnel sur les langues cantonales au tournant des années 1980/ 90 marqua le point culminant de ce mouvement vers l’égalité linguistique qui, par ailleurs, continue encore au XXI e siècle. (Altermatt 2003: -308-309) Er nennt im Weiteren ein Ungleichgewicht zwischen sprachlicher Realität und administrativer Praxis: - La situation du canton de Fribourg en général et des districts du Lac et de la Sarine en particulier démontre que des problèmes sont susceptibles d’apparaître dans des régions où on assiste à un déséquilibre trop marqué entre la réalité linguistique (bilinguisme) et la pratique administrative (monolinguisme). (Altermatt 2003: -313) Dennoch wird eine verstärkte Anerkennung der Zweisprachigkeit auf Kantonsebene eingeräumt: Malgré ces quelques points ambigus, le bilinguisme fribourgeois s’est fortement développé dans la deuxième moitié du XX e siècle. La politique des langues du canton de Fribourg tend résolument vers un renforcement de la coexistence linguistique et vers 22 A Einführung une application des avantages du biculturalisme. Le bilinguisme n’a jamais été autant favorisé et valorisé qu’à la fin du XX e et au début du XXI e siècles. (Altermatt 2003: -315) Trotz der erwähnten verstärkten Massnahmen für eine Unterstützung der Zweisprachigkeit seit Ende des 20. Jahrhunderts scheint im Kanton Freiburg eine stetige Abnahme der Minderheiten auf allen Ebenen stattzufinden. Wie die von Altermatt (2003: - 348-350) betrachteten Zahlen aufzeigen, findet von 1990 bis 2000 sowohl auf kantonaler Ebene als auch in den meisten Bezirken und Gemeinden eine Abnahme der Sprechenden der jeweiligen Minderheitensprache statt. Für die Stadt Freiburg stellt Altermatt die folgenden Veränderungen fest (vgl. A.2.2.2 für die entsprechende Auswertung für Murten): En 100 ans (1888-1990)-: diminution importante (-9.4 19 ) / en 50 ans (1941-1990)-: diminution significative (-7.0) / en 30 ans (1960-1990) / diminution significative (-7.0) (vgl. Altermatt 2003: -348-350). Die Grundlagen der regionalen Sprachpolitik hängen wiederum von der Aufteilung in verschiedene Staats- und Verwaltungsebenen ab. Der Kanton Freiburg ist einer der vier offiziell mehrsprachigen Kantone der Schweiz (vgl. A.2.0) und wird administrativ in sieben Bezirke unterteilt. Vier davon sind offiziell französischsprachig (Broye, Glâne, Gruyère 20 , Sarine (Saane) 21 und Veveyse), einer deutschsprachig (Sense) und einer zweisprachig (See/ Lac). Die in der vorliegenden Untersuchung betrachteten Städte Freiburg und Murten sind Hauptorte der Bezirke Saane respektive See (vgl. A.2.2.2). In Artikel 6 der Verfassung des Kantons Freiburg werden Deutsch und Französisch als Amtssprachen auf kantonaler Ebene festgelegt. Gleichzeitig wird in Absatz 2 das Territorialitätsprinzip - im Gegensatz zu den schweizerischen Bestimmungen auf Bundesebene, vgl. A.2.0 - explizit als solches bezeichnet: Art. 6 Sprachen 1 -Französisch und Deutsch sind die Amtssprachen des Kantons. 2 - Ihr Gebrauch wird in Achtung des Territorialitätsprinzips geregelt: Staat und Gemeinden achten auf die herkömmliche sprachliche Zusammensetzung der Gebiete und nehmen Rücksicht auf die angestammten sprachlichen Minderheiten. 19 « points-pourcentage absolus » 20 Die deutschsprachige Gemeinde Jaun gehört als Ausnahme zum Bezirk Gruyère. 21 Der Saanebezirk verfügt über eine verhältnismässig grosse deutschsprachige Minderheit und wird zuweilen als zweisprachiger Bezirk bezeichnet (vgl. Lüdi/ Werlen 2005: -93), von den Behörden jedoch nicht als solcher definiert, vgl. z. B.: http: / / www.fr.ch/ ww/ de/ pub/ andere_links/ zweisprachigkeit.cfm [konsultiert 11.06.2018]. A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 23 3 -Die Amtssprache der Gemeinden ist Französisch oder Deutsch. In Gemeinden mit einer bedeutenden angestammten sprachlichen Minderheit können Französisch und Deutsch Amtssprachen sein. 4 - Der Staat setzt sich ein für die Verständigung, das gute Einvernehmen und den Austausch zwischen den kantonalen Sprachgemeinschaften. Er fördert die Zweisprachigkeit. 5 - Der Kanton fördert die Beziehungen zwischen den Sprachgemeinschaften der Schweiz. (Verfassung FR, Art.-6) Die Gemeinden des Kantons Freiburg hätten zwar auch die gesetzliche Grundlage für Ausnahmen zum Territorialitätsprinzip (Art.-6 Abs.-3 Verfassung FR), bisher hat jedoch keine Freiburger Gemeinde davon Gebrauch gemacht. Für die Stadt Freiburg gibt es keine weitergehenden Bestimmungen zur Sprachpolitik (vgl. z. B. Brohy 2011: -110). Gemäss den Statistiken zu den Hauptsprachen aus der Volkszählung von 2000 war eine Mehrheit der Wohnbevölkerung von 63,2% französischsprachig und eine Minderheit von 29,2% deutschsprachig (Lüdi/ Werlen 2005: -23). In den letzten verfügbaren Erhebungen von 2016 22 (vgl. A.2.0 in Bezug auf die Vergleichbarkeit mit Erhebungen bis und mit 2000) nannten von den 305- 603 Einwohnerinnen und Einwohnern 23 80-116 Deutsch als Hauptsprache 24 und 209-109 Französisch. Im Saanebezirk sind es 2014-2016 (kumuliert) 13-512 mit Deutsch als genannter Hauptsprache zu 80-909 mit Französisch (2000: -14,5% zu 75,3%, vgl. Lüdi/ Werlen 2005: -93). Für die Stadt Freiburg stellen Lüdi/ Werlen (2005: -93) für das Jahr 2000 Anteile von 63,6% Französischsprachigen zu 21,2% Deutschsprachigen fest. A.2.2 Murten A.2.2.1 Sprachgeschichtlicher Überblick Die Anfänge der Besiedelung der Region vor der Gründung der Stadt Murten ist mit den Gegebenheiten im übrigen Gebiet des heutigen Kantons Freiburg vergleichbar (vgl. A.2.1.1): Besiedelung durch Helvetier, römische Einflüsse durch die Gründung der Kolonie Aventicum, Einwanderung der Burgunder und Alemannen (vgl. Mariano 2010: -290). Romanische und germanische Sprache stehen auch hier sehr früh in Kontakt. 22 https: / / www.bfs.admin.ch/ bfs/ de/ home/ statistiken/ bevoelkerung/ sprachen-religionen/ sprachen.assetdetail.4542302.html / [publiziert 28.02.2018; konsultiert 11.06.2018] 23 Ständige Wohnbevölkerung 24 Es konnten bis zu drei Hauptsprachen genannt werden. 24 A Einführung 1034 wird die Stadt Murten in der Folge eines Konflikts im Zuge der Auseinandersetzungen über das Erbe Rudolfs von Burgund zerstört (vgl. Mariano 2010: -294-295). Seit der Gründung der Stadt Freiburg (vgl. A.2.1.1) sind die Zähringer in der Region präsent und Ende des 12. Jahrhunderts gründen sie mutmasslich eine neue Stadt Murten an der Stelle der zerstörten Burgunderstadt (Mariano 2010: -302; HLSh). Wie in Freiburg hat auch in Murten die Ankunft der Zähringer die Bedeutung der deutschen Sprache verstärkt. Nach dem Ende der Zähringerherrschaft 1218 durch den Tod Herzog Berchtolds V verlaufen die Entwicklungen in Murten jedoch anders als in Freiburg. Murten und Bern werden seither direkt durch Kaiser Friedrich II regiert, während Freiburg zusammen mit anderen Städten an die Dynastie der Kyburger fällt. In der Folge des Konfliktes zwischen den Städten, die sich unter dem Schutz des Kaisers befinden, und denjenigen unter Schutz der Kyburger stellt sich Murten unter den Schutz von Peter von Savoyen, der im Anschluss Herrscher der Stadt Murten wird (vgl. Mariano 2010: -307-309). Die Zeit der Herrschaft Savoyens in Murten dauert bis 1475, anschliessend fällt das Territorium als ‹Gemeine Herrschaft› an Freiburg und Bern. Während die vorherrschende Sprache in der Savoyerzeit noch Französisch war, wird Murten nun unter dem Einfluss von Bern zunehmend deutschsprachig. 1530 schliesst sich Murten der Reformation an, wie Bern bereits zwei Jahre zuvor. Die Orientierung Murtens in Richtung Bern und weg vom katholischen Freiburg wird dadurch noch verstärkt, was gleichzeitig eine zunehmende Bedeutung der deutschen Sprache zur Folge hat (vgl. Altermatt 2003: -27). Während der Zeit des Ancien Régime bleibt Murten Gemeine Herrschaft von Freiburg und Bern, bevor es 1803 durch die Mediation (vgl. A.2.1.1) definitiv Teil des Kantons Freiburg wird. Die sprachliche Situation scheint sich dadurch allerdings nicht zu verändern (vgl. HLSh). Murten bleibt Teil des Kantons Freiburg, behält aber seine Orientierung nach Bern bei, begünstigt durch die Konfession und die deutschsprachige Mehrheit. Im 19. Jahrhundert nimmt auch in Murten die Industrialisierung zu und ein früher Tourismus gewinnt bereits vor dem Ersten Weltkrieg an Bedeutung. Internationale Unternehmen werden sich erst später in Murten niederlassen. Ein entscheidender Faktor für die Bekanntheit der Kleinstadt Murten innerhalb der Schweiz ist die Tatsache, dass die zweite Schlacht der Burgunderkriege 1476 auf dem Stadtgebiet ausgetragen wurde. Die Gedenkfeier von 1876 trägt wesentlich zu den Anfängen des Tourismus in Murten bei. In näherer Vergangenheit erhält Murten durch die Landesausstellung ‹expo.02› im Jahr 2002 erneut nationale Beachtung (vgl. HLSh). A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 25 A.2.2.2 Aktuelle Sprachsituation Die Stadt Murten ist heute Hauptort des zweisprachigen Seebezirks/ District du Lac, der als einziger der sieben Bezirke des Kantons Freiburg offiziell zweisprachig ist und Deutsch und Französisch als Amtssprachen auf Bezirksebene anerkennt, während seine einzelnen Gemeinden offiziell wiederum einsprachig sind. Gemäss den Resultaten der Erhebungen des Bundesamtes für Statistik für 2014-2016 (kumuliert) nennen 22-550 Einwohnerinnen und Einwohner des Seebezirks Deutsch und 11-320 Französisch als Hauptsprache, wobei Mehrfachnennungen möglich sind. Wie für die Stadt Freiburg werden auch für die Gemeinde Murten (vgl. A.2.1.2) keine sprachpolitischen Grundlagen explizit festgehalten, eine Regelung zur Sprachpolitik findet sich in den Gemeindereglementen nicht 25 . Die Gemeinde ist offiziell deutschsprachig, verfügt aber über eine französischsprachige Minderheit. Gemäss den aktuellsten Zahlen gelten die 8- 218 Einwohnerinnen und Einwohner von Murten zu 83% als deutschsprachig und zu 15% als französischsprachig 26 . Im Unterschied zu den Erhebungen des Bundesamtes für Statistik sind Mehrfachnennungen hier nicht zugelassen. Offiziell ist die Gemeinde deutschsprachig. In A.2.1.2 haben wir mit Altermatt die Entwicklung der Minderheitensprache in Freiburg gezeigt. Die gleiche Untersuchung für Murten bietet das folgende Bild: En 100 ans (1888-1990)-: diminution faible (-0.5 27 ))/ en 50 ans (1941-1990)-: augmentation faible (+2.0) / en 30 ans (1960-1990) / augmentation faible (+0.8) (Altermatt 2003: 348-350) Die französischsprachige Minderheit in Murten ist also zwar kleiner als die deutschsprachige Minderheit in Freiburg, jedoch ist die Situation in Murten während dem gesamten 20. Jahrhundert stabiler als jene in Freiburg. Die Zahl der Sprechenden der Minderheitensprache Französisch hat auf die 100 Jahre zwischen 1888 und 1990 gesehen zwar insgesamt leicht ab-, gegen Ende dieser Zeitspanne jedoch wieder etwas zugenommen. Dieser Unterschied zwischen den Städten Freiburg und Murten entspricht auch der allgemeinen Situation in den jeweiligen Bezirken. Im Saanebezirk mit Hauptort Freiburg ist die Mehrheitssprache in allen 46 Gemeinden Französisch. In 32 dieser Gemeinden hat die deutschsprachige Minderheit von 1990 bis 2000 abgenommen. Im Seebezirk mit Hauptort Murten ist die Abnahme der Sprechenden der jeweiligen Minderheitensprache insgesamt schwächer als im Saa- 25 https: / / secure.i-web.ch/ gemweb/ murten/ de/ verwaltung/ reglemente/ [konsultiert 11.06.2018] 26 http: / / www.murten-morat.ch/ de/ portrait/ zahlenundfakten/ zahlenfakten/ [Stand1.1.2018, konsultiert 11.06.2018] 27 « points-pourcentage absolus » 26 A Einführung nebezirk und betrifft hier hauptsächlich das Französische in den Gemeinden mit deutschsprachiger Mehrheit. Die Abnahme der Minderheiten stärkt also das Französische im Saanebezirk und in etwas schwächerer Form das Deutsche im Seebezirk (vgl. Altermatt 2003: -264-271). A.2.3 Biel A.2.3.1 Sprachgeschichtlicher Überblick Im Gegensatz zu den Gebieten der heutigen Städte Freiburg und Murten (vgl. A.2.1.1 und A.2.2.1) sind für die Region der heutigen Stadt Biel keine Belege für eine Besiedelung in der vorrömischen Zeit vorhanden (vgl. HLSi). Die erste bekannte Besiedelung ist diejenige durch die Alemannen im 6. oder 7. Jahrhundert. Wie im Gebiet des heutigen Kantons Freiburg (vgl. A.2.1.1) fand zwar auch in dieser Gegend früh ein erster Kontakt zwischen romanischer und germanischer Kultur statt, jedoch nur vorübergehend: «[A]b dem 8. Jh. dominierte das germanische Kulturelement» (HLSi: -1.2.). Die Stadt Biel kann nicht seit ihrer Gründung als zweisprachig bezeichnet werden. Es wird davon ausgegangen, dass die Stadt zwischen 1225 und 1230 durch den Bischof von Basel, Heinrich-II von Thun, gegründet wurde (vgl. HLSi) und somit zu einer Zeit, in der die betreffende Gegend längst deutschsprachig war. Seit ihrer Gründung befindet sich die Stadt in einer angespannten Situation zwischen verschiedenen Machthabern und Bündnispartnern. Sie ist gleichzeitig Verwaltungszentrum eines Teils des Basler Fürstbistums, emanzipiert sich aber rasch von der Herrschaft durch den Bischof und schliesst im 13. Jahrhundert eigene Verträge ab, dies unter anderem mit der Stadt Bern, was 1367 zum Krieg zwischen Bern und der bischöflichen Herrschaft in Basel führt. In der Folge fällt Biels Nachbarort Nidau an Bern. Biel wird somit zur Grenzstadt der bischöflichen Gebiete, wodurch der Aufbau eines eigenen Herrschaftsgebietes verhindert wird (vgl. HLSi). Im 15. Jahrhundert erhält die Stadt den Status eines zugewandten Ortes der Schweizerischen Eidgenossenschaft 28 , wird somit nicht als vollberechtigter Ort anerkannt und bleibt sogenannte ‹Landstadt› unter fürstbischöflicher Herrschaft. Die Französische Revolution stellt schliesslich einen entscheidenden Moment der Stadtgeschichte dar, der sich auch auf die Sprachsituation der Stadt auswirken sollte. Nachdem Frankreich 1793 zunächst Teile des Fürstbistums Basel annektiert hatte, wurde 1798 schliesslich auch die Stadt Biel als ‹Canton de Bi- 28 «[D]iejenigen Städte, Länder, geistl. oder weltl. Herrschaften, die mit den eidg. Orten in einer engen, in der Regel unbefristeten (ewigen) vertragl. Bindung standen und als zur Eidgenossenschaft gehörend galten, ohne aber voll berechtigte Orte zu sein.» (HLSj) A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 27 enne› innerhalb des ‹Département du Mont-Terrible› für kurze Zeit Teil Frankreichs (vgl. HLSi). Innerhalb des Departements, das grösstenteils aus Gebieten des heutigen Kantons Jura bestand, wird Deutsch zur Minderheitensprache. Das Französische gewinnt in Biel zunächst an Präsenz durch die Anwesenheit französischer Funktionäre und Soldaten, die sich von dort aus auf den Angriff auf Bern vorbereiten. Dieser endet mit der Niederlage Berns und führt schliesslich zur Gründung der Helvetischen Republik (vgl. HLSe). Die französische Sprache wird aber auch zur offiziellen Sprache der Administration, anscheinend ohne grossen Widerstand der Bieler Bevölkerung: «Dès le 20 mars 1798, la correspondance administrative fut tenue en français, comme si ce changement avait été la chose la plus naturelle du monde» (Kaegi 2013: -472). Biel blieb auch nach dem Ende der Helvetischen Republik unter französischer Herrschaft (nun innerhalb des neuen ‹Département du Haut-Rhin›) bis zur Niederlage Napoleons 1814 und wird im Zuge der Entscheidungen des Wiener Kongresses schliesslich Teil des Kantons Bern, obwohl sich grosse Teile der Bevölkerung einen eigenständigen Kanton Biel innerhalb der Schweizerischen Eidgenossenschaft wünschen. Das Verhältnis zum Kanton Bern ist zunächst weiterhin angespannt: Die Skepsis gegenüber Bern blieb bestehen. Ein Teil der Bieler Bürger schloss sich aus den verschiedensten Motiven der liberalen Opposition gegen das Berner Regime an […]. 1832 wurde Biel Hauptort des gleichnamigen, neu geschaffenen Amtsbezirks. Erst mit der einsetzenden Demokratisierung während der Regenerationszeit begannen die Bieler, sich mit dem Staat Bern zu identifizieren. (HLSi: -3.1.1.) Bis heute ist die Stadt Teil des Kantons Bern geblieben und seit 2010 Hauptort des Verwaltungskreises Biel/ Bienne (vgl. A.2.3.2). Die hier kurz beschriebenen Ereignisse bis zur Aufnahme der Stadt in den Kanton Bern hatten - mit Ausnahme der französischen Periode - kaum Auswirkungen auf die Sprachsituation der bis dahin deutschsprachigen Stadt, in der das Französische lediglich durch den Kontakt mit französischsprachigen Gebieten (vgl. Werlen 2010: - 10) und seit dem 18. Jahrhundert als «zweite Umgangs- und Bildungssprache» der Oberschicht (HLSi: - 2.7.) gebräuchlich war. Dies ändert sich mit der raschen Stadtentwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in deren Folge sich die überbaute Fläche rund verzehnfacht. Die Stadt erlebt namentlich dank dem Uhrmacherhandwerk, das als Ersatz für die gescheiterte Baumwollindustrie eingeführt wird, einen wirtschaftlichen Aufschwung. Für diesen neu in Biel angesiedelten Zweig werden zahlreiche Arbeitskräfte aus den französischsprachigen Gebieten des nahegelegenen Jura in die Stadt geholt (vgl. Kaestli 2013a: -666). Erst diese Einwanderungen legen den eigentlichen Grundstein für die heutige Zweisprachigkeit der Stadt Biel, die also im Vergleich 28 A Einführung zu Murten und Freiburg (vgl. A.2.1.1 und A.2.2.1) sehr spät entstanden ist. Die Zweisprachigkeit scheint jedoch sehr schnell in die städtische Realität integriert worden zu sein. Bereits 1845 wird auf eine Forderung der französischsprachigen Gemeinschaft des Uhrmacherhandwerks die erste französische Schule eröffnet, die zunächst als private Einrichtung funktioniert und später von der Gemeinde übernommen wird. Auch ein erstes Projekt für eine zweisprachige Schule existiert bereits zu dieser Zeit: Das Schulreglement von 1857 sieht keine französischsprachigen Schulen, sondern zweisprachigen Unterricht für alle vor. Das Projekt scheitert schliesslich am Mangel an zweisprachig qualifizierten Lehrkräften (vgl. Kästli 2013a: -670). 1893 nimmt die französischsprachige Bevölkerung Biels mit der Umgestaltung der politischen Institutionen der Gemeinde erstmals offizielle Vertretungen in der Stadtpolitik ein (vgl. Kästli 2013b: -756). Im 19. Jahrhundert findet aber auch eine Einwanderung aus deutschsprachigen Gebieten statt, die ihrerseits Einfluss auf den Sprachgebrauch der deutschsprachigen Stadtbevölkerung hat: [Es] wirkte sich aber auch die deutschsprachige Einwanderung aus dem benachbarten Seeland aus. Die Einwanderer brachten berndeutsche Dialekte mit und trugen so zur Veränderung des Bieler Dialekts bei. (Werlen 2010: -11) Das schnelle Wachstum der Stadt führte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schliesslich auch zu einer Verschiebung des Stadtzentrums weg von der Altstadt, «indem der Schüssübergang zwischen Altstadt und dem 1923 eingeweihten neuen […] Bahnhof […] als Zentralplatz gestaltet wurde» (HLSi: -3.2). Während die Spannungen zwischen der deutschsprachigen und der französischsprachigen Schweizer Bevölkerung während des Ersten Weltkriegs in Freiburg deutlich zu spüren sind (vgl. A.2.1.1), sind die Auswirkungen im nunmehr zweisprachigen Biel geringer. Zwar finden sich auch in Biel Anzeichen für unterschiedliche Sympathien der beiden Sprachgemeinschaften, beispielsweise in der Presse, Konflikte bleiben jedoch aus (vgl. Gaffino 2013a: -779-782). Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die französischsprachige Minderheit stärker in das politische und kulturelle Leben der Stadt eingebunden, wodurch auch die Präsenz der französischen Sprache im öffentlichen Raum zunimmt. 1947 wird erstmals ein französischsprachiger Stadtpräsident gewählt, in dessen Amtszeit 1955 das erste französischsprachige Gymnasium eröffnet wird. Mit dem ‹Capitole› und seinem Gastspieltheaterbetrieb wird Französisch auch zu einer Sprache des Bieler Kulturlebens. Stimmen, die dieser Entwicklung kritisch gegenüberstehen und eine Schwächung der Übermacht der Mehrheitssprache Deutsch ablehnen, existieren zwar, werden aber wenig beachtet, wie das Beispiel der Zeitung Der Bieler zeigt, die mit ihrer antifranzösischen Haltung in Biel keinen Verlag findet und in Zürich erscheinen muss (Gaffino 2013b: -897-903). A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 29 A.2.3.2 Aktuelle Sprachsituation Biel ist heute Hauptort des Verwaltungskreises Biel/ Bienne, der zusammen mit dem Verwaltungskreis Seeland zur gleichnamigen Verwaltungsregion Seeland gehört. Sowohl der Kanton Bern als auch der Verwaltungskreis Biel/ Bienne sind offiziell zweisprachig, unter grundsätzlicher Einhaltung des Territorialitätsprinzips. Die gesetzliche Grundlage dafür regelt Artikel 6 der Verfassung des Kantons Bern (während Artikel 15 die Sprachfreiheit gewährleistet): Art. 6 Sprachen 1 Das Deutsche und das Französische sind die bernischen Landes- und Amtssprachen. 2 Die Amtssprachen sind a das Französische in der Verwaltungsregion Berner Jura, b das Deutsche und das Französische in der Verwaltungsregion Seeland sowie im Verwaltungskreis Biel/ Bienne, c das Deutsche in den übrigen Verwaltungsregionen sowie im Verwaltungskreis Seeland. 3 Die Amtssprachen der Gemeinden in den Verwaltungskreisen der Verwaltungsregion Seeland sind a das Deutsche und das Französische für die Gemeinden Biel/ Bienne und Leubringen, b das Deutsche für die übrigen Gemeinden. 4 Kanton und Gemeinden können besonderen Verhältnissen, die sich aus der Zweisprachigkeit des Kantons ergeben, Rechnung tragen. 5 An die für den ganzen Kanton zuständigen Behörden können sich alle in der Amtssprache ihrer Wahl wenden. (Verfassung BE, Art.-6) Die Verfassung des Kantons Bern regelt in diesem Artikel auch die offizielle Anerkennung der französischen und deutschen Sprache in der Gemeinde Biel. Diese bildet also - zusammen mit der Gemeinde Leubringen - eine der wenigen Ausnahmen zum Territorialitätsprinzip (sofern dieses als territoriale Aufteilung einsprachiger Gebiete verstanden wird) und ist die einzige Schweizer Stadtgemeinde, die eine solche Ausnahme darstellt. Diese offizielle Anerkennung zweier Sprachen bedeutet einen Unterschied zu den Situationen in Freiburg und Murten (vgl. A.2.1.2 und A.2.2.2). In Artikel 3 der Stadtordnung (Stadt Biel, SGR 101.1) wird die offizielle Zweisprachigkeit Biels auf Gemeindeebene wiederholt 29 : 29 Die explizite Erwähnung der Zweisprachigkeit in einem Reglement auf Gemeindeebene ist eine Gemeinsamkeit mit der Stadt Aosta (vgl. A.2.4.2). Die Mehrsprachigkeit der Stadt Luxemburg (vgl. A.2.5.2) ergibt sich ihrerseits aus der nicht-territorialen Mehrsprachigkeit des Grossherzogtums, ohne explizit in einem Gemeindereglement definiert zu werden. 30 A Einführung Art. 3 - Amtssprachen 1 Deutsch und Französisch sind gleichberechtigte Amtssprachen im Verkehr mit städtischen Behörden und mit der Stadtverwaltung. 2 Städtische Erlasse und amtliche Mitteilungen an die Bevölkerung sind in deutscher und französischer Sprache abzufassen. (Stadtordnung Biel, Art.-3) Auch im Bereich der Schule 30 oder des kulturellen Angebots wird die Zweisprachigkeit Biels hervorgehoben und soll gefördert werden. Die Stadt betont die Anerkennung und Förderung der Zweisprachigkeit regelmässig in ihrer Kommunikation nach aussen, beispielsweise auf ihrer Website (vgl. auch Brohy 2011: - 114) 31 , durch Slogans wie «Biel/ Bienne - la bilingue» (vgl. B.3.6) oder «Willkommen in Biel/ Bienne - grösste zweisprachige Stadt der Schweiz und Uhrenweltmetropole» 32 , und die Zweisprachigkeit wird gerne als prägendes Merkmal dargestellt, oder wie es Werlen (2010: -9) ausdrückt: «Neben Biel gelten verschiedene andere Schweizer Gemeinden als zweisprachig, aber keine ist es so offensichtlich und so programmatisch.» Die Gemeinde untersucht und überwacht den Zustand ihrer Zweisprachigkeit durch Einrichtungen wie das Forum für die Zweisprachigkeit mit dem ‹Barometer der Zweisprachigkeit› 33 , der beispielsweise für 2008 zu einem äusserst positiven Schluss kommt, zusammengefasst in Conrad/ Elmiger 2010: Die Zweisprachigkeit wird in Biel gelebt und sie ist breit akzeptiert. Sie ist ein Bestandteil der Identität der BewohnerInnen. Diese realisieren auch, dass die Stadt bestrebt ist, diese Besonderheit zu fördern. Die Anstrengungen hierzu werden von der gesamten Bevölkerung vorteilhaft aufgenommen und sie wirken sich positiv auf das Zusammenleben in Biel aus. (Conrad/ Elmiger 2010: -106) Auch die Ausgabe von 2016 kommt weitgehend zu den erhofften Resultaten, wie die Zusammenfassung auf der entsprechenden Website zeigt: Die Ergebnisse der breit angelegten, von Juni bis Februar 2016 durchgeführten Umfrage unter der Bieler Bevölkerung zeigen, dass die Zweisprachigkeit in der Seelandstadt acht Jahre nach dem letzten «Barometer» weiterhin positiv bewertet wird. Obwohl die Zweisprachigkeit ein fester Bestandteil der Identität der Bieler-innen ist und in den 30 Vgl. z. B. die Bildungsstrategie 2015-2018 der Stadt Biel: https: / / www.biel-bienne.ch/ files/ pdf6/ Bildungsstrategie_d_web.pdf [konsultiert 11.06.2018] 31 https: / / www.biel-bienne.ch/ de/ pub/ verwaltung/ stadtpraesident_praesidialdi/ wirtschaft_statistik/ zweisprachigkeit.cfm [konsultiert 11.06.2018] 32 Internetauftritt der Stadt Biel, Startseite: https: / / www.biel-bienne.ch/ de/ pub/ biel_aktuell. cfm [konsultiert 11.06.2018] 33 https: / / www.zweisprachigkeit.ch/ barometer [konsultiert 11.06.2018] A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 31 Augen der Bevölkerung mehr Vorals Nachteile mit sich bringt, sind die Französischsprachigen in diesem Jahr unzufriedener als 2008. 34 Es gilt jedoch auch festzuhalten, dass die Einwohnerinnen und Einwohner trotz der Anerkennung der institutionellen Zweisprachigkeit auf Gemeindeebene durch die Stadtverwaltung als jeweils einsprachig verstanden werden. [Die] Ausgestaltung der amtlichen Zweisprachigkeit enthält einen inneren Widerspruch. Die Stadt selbst versteht sich als zweisprachig - aber sie betrachtet die Bewohnerinnen und Bewohner nur als einsprachig deutsch oder französisch. Zweisprachige Personen werden von der Stadt immer einer der beiden Sprachgruppen zugeteilt. Individuelle Zweisprachigkeit ist gewissermassen nicht vorgesehen - ausser bei den Angestellten der Stadt, von denen verlangt wird, dass sie mit den Bürgerinnen und Bürgern in beiden Sprachen umgehen können. (Werlen 2010: -13) Dies wiederum entspricht der Fragestellung nach der Hauptsprache in den Schweizer Volkszählungen bis 2000 (vgl. A.2.0). Gemäss den Ergebnissen dieser Volkszählung von 2000 gelten in Biel denn auch 55,4% als deutschsprachig und 28,1% als französischsprachig, als Hauptsprache von 16,4% gelten weder Deutsch noch Französisch (vgl. Werlen 2010: - 12). Die Kompetenzen in der jeweils anderen Sprache (Deutsch oder Französisch) scheinen jedoch gemäss den Untersuchungen des ‹Barometers der Zweisprachigkeit› bei einem grossen Teil der Stadtbevölkerung sehr hoch zu sein 35 . Die Strukturerhebungen des Bundesamtes für Statistik lassen seit 2010 Mehrfachnennungen zu (und stehen für Biel als «grosse Stadt» auch nach Jahr zur Verfügung). Im Jahr unserer hauptsächlichen Datenerhebung in Biel, 2015, nennen 23-792 Deutsch und 15-385 Französisch als Hauptsprache 36 . Für den Verwaltungskreis Biel/ Bienne sind es 2014-2016 (kumuliert) 62-417 für Deutsch und 26-370 für Französisch, welches in der Stadt also im Verhältnis zu Deutsch häufiger als Hauptsprache genannt wird als im umliegenden Gebiet des Verwaltungskreises. 34 https: / / www.zweisprachigkeit.ch/ barometer [konsultiert 11.06.2018] 35 https: / / www.zweisprachigkeit.ch/ files/ 605/ 161941_1_Broschuere_A5%20page%20 couv.%20barometer_DE.pdf (25-26) 36 Gemäss den aktuellsten verfügbaren Zahlen von 2016 sind es 23- 767 für Deutsch und 17-136 für Französisch, für 2012-2016 kumuliert 23-297 für Deutsch und für 16-947 Französisch. 32 A Einführung A.2.4 Aosta (Region Aostatal und Stadt Aosta) A.2.4.1 Sprachgeschichtlicher Überblick Der Schwerpunkt liegt in diesem kurzen Überblick über die Geschichte der heutigen Autonomen Region Aostatal und der Stadt Aosta auf denjenigen Ereignissen, die einen massgeblichen Einfluss hatten auf die aktuelle Sprachsituation, wie wir sie in A.2.4.2 beschreiben werden. Für eine ausführlichere Darstellung der Geschichte des Aostatals verweisen wir auf den historischen Abriss von Bauer 1999 (5-219), der auch als Grundlage dieser Übersicht dient. Bereits die Fragen nach der ersten Besiedelung des Aostatals sind für spätere (sprach)politische Diskussionen von Bedeutung. Als erste Bewohner des Aostatals gelten die Salasser. Es wird davon ausgegangen, dass sie im 1. Jahrtausend v. Chr. in die Region einwanderten (Bauer 1999: - 6). Unklar ist jedoch ihre Zuordnung: Der in der Fachwelt ausgetragene Disput, ob die Salasser nun den Ligurern […] oder den Kelten […] zuzuordnen seien, ist insofern delikater Natur, als mit den Argumentationsstrategien beider Seiten fallweise auch ideologisch-nationalistische Hintergedanken verbunden sind. Das Prinzip, von dem vielfach ausgegangen wird, ist unschwer zu durchschauen: Wer nachweisen kann, dass die von der Historiographie dokumentierte sogenannte Urbevölkerung der VDA [Valle d’Aosta=Aostatal] der ihm genehmen Ethnie X angehört, fühlt sich im Recht, kulturbzw. sprachpolitische Argumentationen des Typs X voranzutreiben und zugleich die gegnerische Ansicht des Typs Y abzulehnen. Für Vegezzi-Ruscalla beispielsweise waren die ersten Valdostaner eindeutig südangebundene Ligurer, ein Grund mehr, die VDA als genuin italienisch einzustufen und alles Französische zu bekämpfen. (Bauer 1999: -7) Die Romanisierung des Aostatals setzt mit der Gründung der römischen Kolonie Augusta Praetoria Salassorum und ihrer strategisch gelegenen und daher rasch wachsenden Hauptstadt Augusta Praetoria (das heutige Aosta) im Jahr 25 v. Chr. ein (Bauer 1999: -13-17). Nach dem Untergang des weströmischen Reichs im Jahr 476 steht die Region in kurzen Abständen unter verschiedenen Herrschaften. Die Ausrichtung nach Westen beginnt 575, als das Aostatal Teil des franko-burgundischen Reichs wird (dem es anschliessend während fast drei Jahrhunderten angehört, vor einer wahrscheinlichen Zugehörigkeit zum Burgund) und als sich das Bistum Aosta, bis dahin von Mailand abhängig, in den Einfluss des Bistums Vienne stellt. Die neue Ausrichtung hat auch Einfluss auf die sprachliche Situation: Damit beginnt definitiv die sprachliche Orientierung hin zur Galloromania (speziell zur heutigen Dauphiné, zu Savoyen und zum Wallis). Pont-Saint-Martin ist, durchaus im Sinn einer Sprachgrenze, wieder Grenzort zur Ebene hin, in der weiterhin die A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 33 Langobarden herrschen, und wird es solange bleiben, bis die Herzöge von Savoyen in die Poebene vorstossen. (Bauer 1999: -18) Die Einflüsse der geschichtlichen Ereignisse auf die sprachliche Situation sind, gemäss Bauer, für die geschriebene und für die gesprochene Sprache getrennt zu betrachten. Als gesprochene Sprache wird Frankoprovenzalisch bezeichnet (vgl. Bauer 1999: -20), während Latein weiterhin Schriftsprache bleibt. Das 11. Jahrhundert wird schliesslich als Beginn der jahrhundertelangen Herrschaft Savoyens im Aostatal verstanden (Bauer 1999: -25), die mit der Charte des franchises von 1191, welche zunächst nur für die Stadt Aosta und erst später für weitere Gebiete gilt, offiziell bestätigt wird. Innerhalb Savoyens erhält das Aostatal im 16. Jahrhundert eine gewisse Autonomie und mit dem ‹Conseil des Commis› eine regionale Regierung. Diese Epoche der Herrschaft von Herzog Emmanuel-Philibert ist auch für die Sprachsituation von besonderer Bedeutung: Der Herzog betrieb Sprachpolitik im wahrsten Wortsinn, als er, ähnlich der […] 1539 verordneten ordonnance von Villers-Cotterêts, das Lateinische in den Gerichtsakten offiziell ersetzen liess. Im Piemont schrieb er 1560 Italienisch vor, im Aostatal 1561 Französisch. (Bauer 1999: -39) Französisch wird also offizielle Schriftsprache der Region. Jablonka hält allerdings fest, dass die im Edikt von 1561 vorgeschriebene «langue françoise» durchaus auch das Frankoprovenzalische zugelassen haben könnte (vgl. Jablonka 1997: -47- 48). Im mündlichen Gebrauch herrscht jedenfalls klar das Frankoprovenzalische vor (vgl. Bauer 1999: -41). Italienisch wird im benachbarten und teilweise ebenfalls von Savoyen beherrschten Piemont verwendet und scheint sich zu dieser Zeit auch ins Aostatal auszubreiten, allfällige offizielle Dokumente auf Italienisch werden im Aostatal jedoch von Emmanuel-Philibert untersagt (vgl. Bauer 1999: - 44). Auch seine Nachfolger im 17. Jahrhundert halten an den Privilegien des Aostatals und am offiziellen und ausschliesslichen Gebrauch des Französischen (und vielleicht auch des Frankoprovenzalischen) fest, welches namentlich durch Bildungsinstitutionen wie das Collège Saint-Bénin oder die Dorfschulen vermittelt wird. Auch als das Herzogtum Savoyen-Piemont 1713 vergrössert und zum Königreich von Sizilien wird, behält das Aostatal weitgehend seine Sonderstellung. Erst als 1730 Karl Emmanuel-III Herzog wird, ändert sich die Situation im Aostatal, das nach und nach seine Privilegien verliert, bis zum Ende des sogenannten ‹Régime valdotain› durch die Abschaffung des ‹Conseil des Commis›. Nach der französischen Revolution schliesslich gelangt mit der Annexion Savoyens auch das Aostatal unter französische Herrschaft und wird Teil des 34 A Einführung ‹Departement Doire› - gegen Widerstand aus der Bevölkerung, der sich aber in erster Linie gegen die revolutionären Jakobiner und nicht gegen Frankreich an sich richtet (vgl. Bauer 1999: -63). Als durch den Wiener Kongress das Königreich Sardinien-Piemont wiederhergestellt wird, ist auch das Aostatal erneut Teil davon. Die valdostanischen Privilegien werden endgültig abgeschafft, die französische Sprache behält allerdings ihren Status: Das monarchistisch-repräsentative Statuto Albertino vom März 1848, die Basis der späteren italienischen Verfassung von 1861, eliminierte die letzten Reste valdostanischer Privilegien, mit Ausnahme des Rechtes auf Verwendung der französischen Sprache […]: La lingua italiana è la lingua ufficiale della Camera. È però facoltativo di servirsi della francese ai membri che appartengono ai paesi in cui questa è in uso, o in risposta ai medesimi. 37 (Bauer 1999: -65-66) Im Zuge der Ereignisse um die Einigung Italiens gelangt schliesslich ein grosser Teil Savoyens zusammen mit Nizza an Frankreich, lediglich das Aostatal geht an Italien und «[s]omit waren die Valdostaner mit einem Mal zu einer sprachlichen Minderheit in einem im Entstehen begriffenen, zunehmend auch auf sprachliche Einheit bedachten italienischen Staat geworden» (Bauer 1999: -69). Vor diesem Hintergrund verfasst der italienische Parlamentsabgeordnete Giovenale Vegezzi-Ruscalla 1861 seinen Text gegen den Gebrauch der französischen Sprache im Aostatal und in anderen nun zu Italien gehörenden Regionen. Er fordert zwar kein Verbot der französischen Sprache, jedoch die Italianisierung der Toponyme. Diese ist heute nicht mehr existent 38 , die Texte von Vegezzi-Ruscalla (und die ablehnenden Reaktionen, die sie hervorrufen) scheinen aber dennoch im Bewusstsein geblieben zu sein, wie Bauer aufzeigt (vgl. Bauer 1999: -Kapitel 1.7. und 1.8.), da viele seiner Vorschläge zumindest zeitweise umgesetzt worden waren. Gegen die Bestrebungen, Italienisch durchzusetzen und Französisch zu verdrängen, regte sich stets Widerstand, oftmals heftig, aber nicht immer mit Erfolg. Gefordert wurde zuweilen auch die italienisch-französische Zweisprachigkeit, beispielsweise in Form von parallelem Unterricht (vgl. Bauer 1999: -89). Dennoch dominiert schliesslich Italienisch in den Schulen und im Gericht und 37 «Die italienische Sprache ist die offizielle Sprache des Rates. Für Mitglieder aus Gebieten, in denen Französisch gebräuchlich ist, ist diese Sprache ebenfalls zulässig, sowie für Antworten an diese Mitglieder.» (Übersetzung Ph. M.) 38 Die Toponymie im Aostatal liegt heute in der alleinigen Zuständigkeit der Autonomen Region (Art. 2v Statuto VdA). A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 35 der Anschluss an das italienische Eisenbahnnetz 1886 trägt zusätzlich zu einer weiteren Italianisierung bei (Bauer 1999: -92). 1909 schliesslich wird die ‹Ligue valdôtaine pour la protection de la langue française› gegründet, der sich verschiedene Politiker sowie Vertreter von Berufsgruppen und Zeitungen anschliessen und die sich beispielsweise mit Sprachkursen für die Förderung der französischen Sprache einsetzt und ein Bulletin herausgibt. Die Ligue bleibt auch während dem Ersten Weltkrieg bestehen und stellt weiterhin Forderungen nach Französischunterricht an den Schulen. Von entscheidender Bedeutung für die (auch heutige) Rolle des Französischen im Aostatal ist die Zeit des Faschismus und des Zweiten Weltkriegs. Was die sprachliche Situation im Jahr 1921 betrifft, hält Bauer Folgendes fest: In sprachlicher Hinsicht lassen wir die Volkszählungsdaten aus 1921 für sich sprechen. Bei insgesamt 78.811 erfassten Einwohnern standen 91,4% Französischsprecher 9,6% (oder 7.582) Italophonen gegenüber. 1861 waren es, zum Vergleich, nur etwa die Hälfte, nämlich 4,7% Italienischsprecher gewesen. Letztere siedelten zu über 90% in der Hauptstadt Aosta sowie in den in der Basse Vallée gelegenen regionalen Industriezentren Verrès und Pont-Saint-Matin, so dass das Haupttal der Doire Baltée auf einen Anteil von 14,3% Italienischsprechern kam. Die Seitentäler hingegen wiesen mit rund 2% nur sehr geringe italophone Bevölkerungsanteile auf. (Bauer 1999: -105) Es ist allerdings davon auszugehen, dass es sich bei den «Französischsprechern» in erster Linie um Sprechende des Frankoprovenzalischen handelt, die Französisch als Schriftsprache nutzen. Klar zu sein scheint jedoch die deutliche Minderheitssituation des Italienischen, auch wenn sich die Zahl der Sprechenden in 60 Jahren gut verdoppelt hat. Dass die faschistische Regierung vor diesem Hintergrund das Italienische als einzige Sprache des Aostatals einführen und Französisch aus Unterricht und Kirche verbannen will, stösst auf Widerstand. Genannt sei beispielsweise die Petition der Ligue Pour notre langue française. Appel de la Ligue Valdôtaine à toutes les Communes de la Vallée d’Aoste von 1922, an der sich rund 8000 Personen aus der gesamten Region beteiligen (vgl. Bauer 1999: -107). Von besonderem Interesse - insbesondere mit Blick auf unsere Thematik der Linguistic Landscape (vgl. A.3) - ist das Dekret von 1923, mit welchem die Verwendung von Fremdsprachen in der öffentlichen geschriebenen Sprache verboten wird. Auch Französisch gilt als Fremdsprache und die entsprechenden Aufschriften sollen entfernt werden. Gegen diesen Beschluss protestiert die Ligue Valdotaine, deren Präsident Anselme Réan bei einem Treffen mit Benito Mussolini in Rom erfolgreich erreicht, dass Französisch im Aostatal nicht als Fremdsprache angesehen wird. Dennoch wird die Italianisierung des Aostatals durch die faschistische Regierung weiter vorangetrieben, namentlich in den Schulen, in der Kirche (1932 wird der erste italienischsprachige Bischof von 36 A Einführung Aosta eingesetzt), in den Gerichten und in der Presse. Italienisch wird 1925 als einzige Sprache der Justiz vorgeschrieben und französischsprachige Zeitungen werden verboten. Trotzdem zeigt Réan deutliche Sympathien für den Faschismus, was zu einer Abspaltung antifaschistischer Organisationen von der Ligue führt. Insbesondere die ‹Jeune Vallée d’Aoste› mit Emile Chanoux wird später an Bedeutung gewinnen (vgl. Bauer 1999: -107-115). Ein weiterer bestimmender Faktor dieser Zeit ist die Industrialisierung, die vor allem in der Stadt Aosta eine deutliche Veränderung der Demografie mit sich bringt. Bauer (1999: -117) geht für die Zeitspanne von November 1933 bis März 1934 von einem relativen Bevölkerungszuwachs in der Stadt Aosta von 2,3% aus (gegen lediglich 1‰ in der gesamten neu entstandenen Provinz Aosta, die aus der heutigen Autonomen Region sowie aus Ivrea und dem Canavese bestand) und ergänzt: Berücksichtigt man in dieser Rechnung auch den durch die Emigration hervorgerufenen Verlust an angestammter Bevölkerung, so sprechen die Zahlen eine noch deutlichere Sprache. 680 Immigranten in Aosta Stadt stehen für rund 4,5% Bevölkerungsaustausch in nur fünf Monaten! (Bauer 1999: -117) Im Zuge der Entstehung der neuen Provinz Aosta sollten die Strassennamen der Hauptstadt und die Toponyme italianisiert werden, was ab 1927 bis 1939 sukzessive durchgeführt wird. Auch die deutschen Toponyme in den Walsergemeinden im Lystal werden im Übrigen durch italienische ersetzt (vgl. Bauer 1999: - 120, 126-130). Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs werden 1945 die Strassennamen (und damit auch die Strassenschilder) erneut angepasst und gelegentlich mit französischen Entsprechungen ergänzt. Die französischen Ortsnamen werden durch ein Dekret von Umberto II von Savoyen (auf das wir später zurückkommen werden) ebenfalls schon 1945 wieder eingeführt (Bauer 1999: -160). Die Ablehnung gegenüber Frankreich ist jedoch stark: Die (nicht nur, aber eben auch) in Italien immer breiter um sich greifende Xenophobie 39 […] ging Hand in Hand mit einer besonders ausgeprägten Gallophobie , welch letztere u. a. durch italienische Annexionsforderungen bezüglich Nizza, Savoyen und Korsika sowie durch französische Aspirationen auf die VDA verstärkt wurde. (Bauer 1999: -129) Auch das antifaschistische ‹Comité Valdôtain de Libération›, das unter Emile Chanoux aus der ‹Jeune Vallée d’Aoste› entstanden ist, spricht sich gegen einen allfälligen Anschluss des Aostatals an Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg aus: 39 Sofern nicht anders angegeben, sind sämtliche Hervorhebungen in Zitaten in der vorliegenden Publikation original. A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 37 Was nun die Frage der VDA betraf, so hatte Chanoux bekanntlich eine Lösung vorgeschlagen, die den Verbleib des Tals bei (einem föderalistischen) Italien implizierte. (Bauer 1999: -137) Emile Chanoux stirbt 1944 während seiner Inhaftierung durch die faschistische Polizei, seine Nachfolger verfolgen die Ziele aber nach Kriegsende weiter: Der Anfang Mai 1945 von Jean-Joconde Stévenin 40 präsentierte Vorschlag für ein Sonderstatut bildete (gemeinsam mit den Entwürfen von Chabod 41 1944) die konkrete Diskussionsgrundlage für eine künftige Autonomie der VDA. (Bauer 1999: -143) Gleichzeitig gibt es aber auch Tendenzen der Befürwortung eines Anschlusses an Frankreich (vgl. Bauer 1999: -144), die sich zwar nicht durchsetzen, aber noch bis zum Ende des 20.-Jahrhunderts wieder auftreten, wie Bauer in seinem Exkurs aufzeigt (vgl. Bauer 1999: -Kapitel 1.10.1.2.). Die bereits erwähnten Dekrete von Umberto II ( Decreti Legislativi Luogotenenziali D.L.L. 545 und 546 ) sehen eine autonome Region Aostatal vor und regeln auch sprachliche Bestimmungen. Allerdings sind sie nicht unumstritten (vgl. Bauer 1999: -165). 1947 wird ein neuer Vorschlag für das Autonomiestatut verfasst, das schliesslich mit der italienischen Verfassung von 1948 in Kraft treten kann. Auf die Inhalte und Grundlagen des Statuts und seiner Auswirkung auf die Sprachpolitik gehen wir in A.2.4.2 ein. Die Umsetzung der Bestimmungen wird allerdings nicht umgehend vorgenommen und ist in den folgenden Jahrzehnten immer wieder Gegenstand heftiger Diskussionen, in denen die französische Sprache oftmals als Argument für die Rechtfertigung der Autonomie eingesetzt wird (vgl. Bauer 1999: -Kapitel 1.11.1). Vor diesem Hintergrund werden die Eröffnungen der Tunnels durch den Grossen Sankt Bernhard (1964) und den Mont-Blanc (1965) auch deshalb als wichtige Ereignisse gefeiert, da sie die rasch zunehmende Italianisierung verlangsamen sollten (Bauer 1999: -175). Dennoch zeichnete 1967 eine Untersuchung bei 7-675 Schülerinnen und Schülern (gemäss Bauer (1999: - 177) «wohl die Gesamtheit aller valdostanischen Volksschüler») bereits ein deutliches Bild, das die Frankophonie des Aostatals in Frage zu stellen vermag: Auf die Frage, welche Sprache in der Familie bzw. zu Hause gesprochen würde, antworteten 3.453 Schüler oder 45.1% aller Befragten Italienisch, 3.317 Informanten (43,3%) gaben den patois als Familiensprache an. Das Piemontesische folge mit 297 Nennungen (3,9%), und das Deutsche (55 Antworten = 0,7%) konnte verblüffenderbzw. be- 40 Vgl. Bauer 1999: -111. 41 Vgl. Bauer 1999: -147. 38 A Einführung zeichnenderweise mehr Punkte für sich verbuchen als das Französische, das mit 39 Schülerantworten oder mageren 0,5% das Schlusslicht darstellte. (Bauer 1999: -177) A.2.4.2 Aktuelle Sprachsituation Heute ist das Aostatal als Regione Autonoma Valle d’Aosta/ Région Autonome Vallée d’Aoste eine der fünf autonomen Regionen Italiens, zusammen mit Trentino-Alto Adige/ Südtirol, Friuli-Venezia Giulia und den beiden Inseln Sizilien und Sardinien. Mit Ausnahme von Sizilien anerkennen alle autonomen Regionen Italiens lokale Sprachen auf regionaler Ebene in verschiedener Form, zusätzlich zum Italienischen. Als Hauptgrund für die Autonomie des Aostatals wird oft die offizielle Zweisprachigkeit genannt: Die Autonome Region Aosta-Tal ist seit 1948 aufgrund der offiziellen Zweisprachigkeit Italienisch-Französisch eine der fünf italienischen Regionen mit Sonderstatus. ( Jablonka 1997: -1) Die Autonomie wird durch den Statuto speciale per la Valle d’Aosta (Legge costituzionale 1948, n. 4) geregelt (vgl. A.2.4.1 für die Hintergründe der Entstehung des Statuts). Neben Französisch als dem Italienischen gleichberechtigte Sprache erhält auch Deutsch in den Gemeinden des Lystals (vgl. dazu z. B. Zürrer 2009) einen anerkannten Status in der als ‹Statuto d’Autonomia› bekannten regionalen Verfassung (Art.- 38 resp. 40bis). Keinen offiziellen Status erhält das in der gesprochenen Sprache durchaus bis heute verwendete (vgl. z. B. Jablonka 1997; Puolato 2006; Natale 2017) Frankoprovenzalische, das meist als ‹Patois› bezeichnet wird. Die Sprachpolitik wird in den Artikeln 38 bis 40 des Statuts festgelegt, die wir in voller Länge wiedergeben: ARTICOLO 38 Nella Valle d’Aosta la lingua francese è parificata a quella italiana. Gli atti pubblici possono essere redatti nell’una o nell’altra lingua, eccettuati i provvedimenti dell’autorità giudiziaria, i quali sono redatti in lingua italiana. Le amministrazioni statali assumono in servizio nella Valle possibilmente funzionari originari della Regione o che conoscano la lingua francese. ARTICOLO 39 Nelle scuole di ogni ordine e grado, dipendenti dalla Regione, all’insegnamento della lingua francese è dedicato un numero di ore settimanali pari a quello della lingua italiana. L’insegnamento di alcune materie può essere impartito in lingua francese. A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 39 ARTICOLO 40 L’insegnamento delle varie materie è disciplinato dalle norme e dai programmi in vigore nello Stato, con gli opportuni adattamenti alle necessità locali. Tali adattamenti, nonché le materie che possono essere insegnate in lingua francese, sono approvati e resi esecutivi, sentite Commissioni miste composte di rappresentanti del Ministero della pubblica istruzione, di rappresentanti del Consiglio della Valle e di rappresentanti degli insegnanti. ARTICOLO 40-BIS [28] Le popolazioni di lingua tedesca dei comuni della Valle del Lys individuati con legge regionale [29] hanno diritto alla salvaguardia delle proprie caratteristiche e tradizioni linguistiche e culturali. Alle popolazioni di cui al primo comma è garantito l’insegnamento della lingua tedesca nelle scuole attraverso gli opportuni adattamenti alle necessità locali. Nota all’art. 40-bis. 28 Articolo inserito dall’articolo 2 della legge costituzionale 23 settembre 1993, n. 2. Nota al primo comma dell’art. 40-bis. 29 Si veda la legge regionale 19 agosto 1998, n. 47 ( B.U. 25 agosto 1998, n. 36). 42 (Statuto VdA, Art.-38-40bis) Die offizielle Gleichberechtigung der italienischen und französischen Sprache gilt für sämtliche Gemeinden des Aostatals (ein Territorialitätsprinzip wie im Fall der Schweiz, vgl. A.2.0, existiert also lediglich für das Deutsche in den Gemeinden des Lystals), sie wird aber einzig in der Gemeindeverfassung der Stadt Aosta explizit wiederholt. Diese gibt sich dadurch offiziell den Status einer zweisprachigen Stadt: Art. 2 Parificazione linguistica 2. Nel Comune di Aosta la lingua francese è parificata a quella italiana ai sensi dello Statuto speciale per la Valle d’Aosta. La parità di uso delle due lingue nell’attività quotidiana del Comune va garantita nel rispetto delle scelte individuali di ogni cittadino. Gli atti pubblici possono essere redatti nell’una o nell’altra lingua ai sensi dell’art.-38 della legge costituzionale n. 4 del 26.02.1948 di approvazione dello Statuto speciale della Valle d’Aosta. I documenti espressamente dichiarati fondamentali dal Consiglio Comunale sono redatti in forma bilingue. 43 (Statuto CdA, Art.-2) 42 Übersetzung 1 in Anhang F.6. 43 Übersetzung 2 in Anhang F.6. 40 A Einführung Die gesetzliche Grundlage scheint also soweit klar zu sein: -Sowohl Region als auch Stadt sind offiziell zweisprachig und anerkennen Französisch und Italienisch auf gleicher Stufe. Allerdings steht diese Grundlage in Widerspruch sowohl zur tatsächlichen Regionalpolitik als auch - in deutlich stärkerem Masse - zum Sprachgebrauch der Einwohnerinnen und Einwohner. Zwar werden offizielle Dokumente zuweilen in zweisprachiger Version erstellt, oft liegt aber lediglich eine italienische vor und im täglichen Geschäft wird von Behörden meist auf das Italienische zurückgegriffen. In A.2.4.1 haben wir mit Bauer (1999) bereits eine deutliche Zunahme der Verwendung des Italienischen im 20. Jahrhundert festgestellt. Die rigide Sprachpolitik des Faschismus und die Einwanderung italienischsprachiger Bevölkerungsteile aus anderen Regionen Italiens im Zuge der Industrialisierung sind wohl Hauptgründe. Hinzu kommt, dass auch vor dieser Epoche das Französische vornehmlich als Schriftsprache diente, während im gesprochenen Sprachgebrauch Frankoprovenzalisch vorherrschte. Jablonka hält allerdings fest, dass das Frankoprovenzalische von der valdostanischen Bevölkerung selbst oftmals dem Französischen zugeordnet wird: Die überwältigende Mehrheit der interviewten Sprecher gab zur Antwort, dass es sich nach ihrer Auffassung beim Frankoprovenzalischen (= patois valdôtain ) um einen «französischen Dialekt» handele […]. ( Jablonka 1997: -17) Wie in vielen Fällen, beispielsweise auch in Freiburg (vgl. A.2.1.1) oder Biel (vgl. A.2.3.1), in denen Entwicklungen der gesellschaftlichen Zusammensetzung in Städten stärker stattfinden als in ländlichen Gebieten, hat die Italianisierung in der Hauptstadt Aosta am frühesten und am stärksten stattgefunden. In Bezug auf die Französischkompetenzen und die Verwendung des Französischen kommen verschiedene Untersuchungen zu verschiedenen Zeitpunkten ( Jablonka 1997, Puolato 2006, Natale 2017) zum Schluss, dass die meisten Valdostanerinnen und Valdostaner nicht über erstsprachliche Kompetenzen verfügen und Französisch kaum spontan nutzen 44 . Jablonka drückt es besonders deutlich aus: Das Französische im Aosta-Tal existiert nicht, es sein denn als Mythos. Dass das Französische dort überhaupt noch eine gesellschaftliche Funktion besitzt, verdankt es eben diesem mythischen Gehalt - präziser: Die gesellschaftliche Funktion besteht in der mythischen Funktion insofern, als der Gebrauch des Französischen eine spezifische Gruppenkohäsion schafft und infolgedessen Identität stiftet. ( Jablonka 1997: -13) 44 Hier fehlt daher auch eine den Übersichten A.2.1.2, A.2.2.2, A.2.3.2, A.2.6 zu den Schweizer Städten entsprechende Zusammenstellung der Anteile an Hauptsprachen der Wohnbevölkerung (zumal entsprechende Erhebungen ohnehin nicht zur Verfügung stehen). A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 41 Ein als funktionelle Sprache aufzufassendes Regionalfranzösisch existiert jedoch im Aosta-Tal nicht, da es sich um eine mythisierte Fremdsprache handelt, die nur unter äusserst spezifizierungsbedürftigen Umständen okkasionell gebraucht wird […]. ( Jablonka 1997: -115) Spontan finden im Alltag in der Regel nur das Frankoprovenzalische und das Italienische Verwendung, während die soziale Metasprachfunktion des Französischen darin besteht, dass es keine Funktion in der Alltagskommunikation besitzt und als schulisch forciert vermittelte Fremdsprache einen ideologischen Zement für die Kohäsion der valdostanischen Ethnie auf einer reflektiert politischen Solidaritätsebene herstellt; die emotive Nähesprachenfunktion, die für den Dialekt charakteristisch ist, geht dem Französischen dagegen ab. ( Jablonka 1997: -225; vgl. auch Jablonka 1997 Kap. 6.7, 252- 253) Die gesellschaftliche Funktion des Französischen, die ihm im Aosta-Tal in dieser spezifischen Form von keiner anderen Sprache abgenommen werden kann, ist die mythische. ( Jablonka 1997: -303) Aber auch die Zahlen aus den Untersuchungen von Puolato 2006 (175-178) scheinen einen spärlichen Gebrauch sowie eingeschränkte Kompetenzen des Französischen zu bestätigen. Dennoch hält die Regionalregierung am Status des Französischen und an den entsprechenden Anforderungen für Angestellte der regionalen Verwaltung (Art.-38 Statuto VdA) fest und im Widerspruch zu Sprachgebrauch und vorhandenen Kompetenzen scheint das Französische bei grossen Teilen der valdostanischen Bevölkerung aktuell ein grosses Ansehen zu geniessen - bei gleichzeitigem Bewusstsein der eingeschränkten Kompetenzen (vgl. Natale 2017). Nicht zu unterschätzen ist sicherlich auch der Einfluss des ausländischen Tourismus, der in den letzten Jahren eher zugenommen hat und zu einem grossen Teil aus näher und weiter gelegenen französischsprachigen Nachbargebieten (Savoyen respektive Frankreich, Wallis respektive Romandie) stammt 45 , wodurch das Französische als nützliche Fremdsprache wiederum an Gewicht zu gewinnen vermag. Was die beiden offiziellen Sprachen des Aostatals betrifft, steht Folgendes fest: Italienisch ist die klar in allen Bereichen dominierende Sprache, Französisch kommt eine identitätsstiftende (oder, wie Jablonka (1997) es ausdrückt, «mythische») Funktion zu. Unbestritten ist aber auch, dass die französische Sprache - trotz fehlender Spontaneität und eingeschränkter Kompetenz - durchaus aktiv verwendet wird, allerdings nur in einigen wenigen Situationen, zu denen wohl 45 Gemäss den entsprechenden Erhebungen der Region Aostatal: http: / / www.regione.vda. it/ asstur/ statistiche/ default_i.asp [konsultiert 11.06.2018]. 42 A Einführung auch die Kommunikation mit französischsprachigen Personen von ausserhalb des Aostatals zu zählen wäre, die in den erwähnten Untersuchungen nur wenig zur Sprache kommt. A.2.5 Luxemburg (Grossherzogtum und Stadt) A.2.5.1 Sprachgeschichtlicher Überblick Dieser knappe historische Abriss soll die Entstehung der heutigen Mehrsprachigkeitssituation im Grossherzogtum Luxemburg und in seiner Hauptstadt vorstellen, auf die wir in A.2.5.2 ausführlicher eingehen werden. Schon bevor Luxemburg 963 erstmals schriftlich als Name eines Gebietes genannt wird, finden auf dem betreffenden Territorium Ereignisse statt, die für die sprachliche Situation von Bedeutung sein werden. Bevor das Gebiet 53-v. Chr. von den Römern erobert und bis ins 5. Jahrhundert Teil des römischen Reichs wird, ist es durch die keltisch-germanischen Treverer besiedelt. Gemäss Hoffmann 1979 ist bereits früh eine Triglossiesituation gegeben, wenn auch nicht mit denjenigen Sprachen und Besonderheiten, welche später vorherrschen werden: Hier ist schon ein halbes Jahrtausend, bevor Luxemburg im Jahre 963 territorialgeschichtlich in das Blickfeld der Geschichte tritt, die für diesen Raum typische triglossische Sprachsituation gegeben, die sich im Laufe der Jahrhunderte nicht mehr verändern wird. Obschon das Keltische in demselben Masse schwindet, wie das Germanische zunimmt, leben drei Sprachen in einem Raum nebeneinander. Das Lateinische ist Verwaltungssprache. Als vulgärlateinische Volkssprache ist sie das Umgangsidiom der römischen Verwaltungsbeamten und latinisierten einheimischen Oberschicht. Die älteste Sprachschicht bildet das vom Volk zäh bewahrte Keltische, die jüngste das Germanische […]. (Hoffmann 1979: -23) In der Zeit der Herrschaft der Grafen von Luxemburg nach 963 (Vgl. Pauly 2011: -26-34) wird das Französische 1239 zur Sprache der Urkunden, obwohl die Bevölkerung nicht in erster Linie französischsprachig ist: - Dass das Französische die Luxemburger Amtssprache wurde, als in den europäischen Kanzleien die Nationalsprachen an die Stelle des Latein traten, erklärt sich weniger aus der Sprachensituation der Grafschaft, als daraus, dass zu dieser Zeit das französischsprachige und westlich orientierte Haus Namür herrschte. (Hoffmann 1979: -26) Ein weiteres sprachgeschichtlich bedeutendes Datum in der Luxemburger Geschichte ist 1340, als das Gebiet administrativ in ein französischsprachiges ‹Quartier wallon› und ein deutschsprachiges ‹Quartier allemand› aufgeteilt wird. Wir können also zu dieser Zeit noch von einer territorialen Zweisprachigkeit Luxem- A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 43 burgs (zumindest auf administrativer Ebene) sprechen. Diese wird mit einigen Unterbrüchen weitgehend auch dann noch Bestand haben, als das Territorium Luxemburgs während Jahrhunderten unter mehr oder weniger rasch wechselnder fremder Herrschaft steht: 1443 bis 1506 burgundisch, 1506 bis 1684 spanisch, 1684 bis 1697 französisch, danach bis 1714 erneut spanisch, 1714 bis 1795 österreichisch (vgl. Hoffmann 1979: -4). Die als Herzoge von Luxemburg regierenden jeweiligen Herrscher sprechen dem Gebiet grösstenteils eine weitgehend unabhängige Verwaltung zu. 1795 bis 1814 gehört Luxemburg schliesslich als Teil des ‹Département des Forêts› zum nachrevolutionären Frankreich. Dies bringt eine deutliche politische Stärkung der französischen Sprache mit sich, wie beispielsweise Ziegler 2011 anhand von amtlichen Bekanntmachungen aufzeigt (vgl. auch A.2.3.1 für die entsprechende Epoche in Biel). Für einen Überblick über die Geschichte Luxemburgs vor dem Wiener Kongress verweisen wir auf Pauly 2011 (52-66). Entscheidend sind schliesslich einmal mehr die Beschlüsse des Wiener Kongresses von 1815, durch die Luxemburg als Grossherzogtum und offiziell unabhängiger Staat unter niederländische Verwaltung gelangt, wobei der regierende König Wilhelm I von Oranien das Gebiet aber dennoch als niederländische Provinz verwaltet, bevor es schliesslich erst 1839 in den heutigen Staatsgrenzen definitiv unabhängig wird. Gemäss Hoffmann (1979: - 31) betrachtet Wilhelm I das Gebiet als Teil der Niederlande (obwohl Teil des deutschen Bundes) und bekämpft daher dessen Beziehungen zu Deutschland und damit die deutsche Sprache. Dies hat gemäss Ziegler konkrete Auswirkungen auf die Sprachpolitik: Dieser komplizierte Status wirkt sich sprachenpolitisch in zweierlei Hinsicht aus: zum einen dahingehend, dass Niederländisch als Schulfach in den Grundschulen eingeführt wird; zum anderen dahingehend, dass Deutsch - zugunsten des Französischen - in zwei Domänen zurückgedrängt wird: als Schulfach an den Gymnasien und in seiner Verwendung als Amtssprache. (Ziegler 2011: -177) Als 1830 die belgische Revolution ausbricht, soll die Sprachpolitik wiederum zu Gunsten des Deutschen geändert worden sein, um der Sympathie der Luxemburger Bevölkerung zu Belgien entgegenzutreten (vgl. Hoffmann 1979: -31). Ziegler findet in ihrer Untersuchung allerdings keine Belege für einen solchen Wechsel der Sprachpolitik in der betreffenden Zeit (2011: -185). Die tatsächliche Situation des Sprachgebrauchs der Regierung und vor allem der Bevölkerung zu dieser Zeit ist unklar: Abgesehen von der Frage, welchen Stellenwert die Verwendung einer Sprache als Regierungssprache bezogen auf den kommunikativen Haushalt einer Sprachgemeinschaft hat, stellt sich die noch dringlichere Frage, wie sich die Sprachpraxis im 19. Jahr- 44 A Einführung hundert tatsächlich gestaltet. Denn dies ist bisher weder für die Ebene der Regierungssprache noch für die Ebene der Amtssprache untersucht worden. (Ziegler 2011: -178) Gemäss Fehlen (2013: -39) umfasst zu dieser Zeit der «moderne luxemburgische Staat zunächst zwei Sprachgemeinschaften», d. h. eine Deutsch- und eine Französischsprachige (Luxemburgisch gilt damals noch als Dialekt des Deutschen). Erst mit der Unabhängigkeit von 1839 und den damit einhergehenden Gebietsverlusten verliert das Grossherzogtum die französische Sprachgemeinschaft: 1839 kann als das wichtigste Datum der Luxemburger Geschichte angesehen werden, nicht nur weil der Staat seither in seinen augenblicklichen Grenzen besteht, sondern weil erst jene Grenzziehung eine sprachliche Einheit geschaffen hat, die die weitere soziolinguistische und sprachenpolitische Entwicklung entscheidend beeinflussen sollte. (Fehlen 2013: -41) Auch nach 1839 sind die niederländischen Könige in Personalunion Grossherzoge von Luxemburg, geben dem Gebiet aber eine demokratische Verfassung und faktische Unabhängigkeit. Erst als Wilhelm II 1890 stirbt, erhält das Gebiet eine eigene Herrscherdynastie, die Dynastie Oranien-Nassau, die bis heute die Luxemburger Grossherzoge stellt. Dies ist ein weiterer Schritt hin zum Unabhängigkeitsbewusstsein der Luxemburger Bevölkerung. Denn es gab, wie Hoffmann festhält, in Luxemburg «bereits einen Staat, als es noch kein Nationalgefühl gab» (Hoffmann 1979: -7). So entwickeln sich denn auch das luxemburgische Nationalgefühl und der luxemburgische Patriotismus aus der Gegenstellung heraus. Indem die Luxemburger begreifen lernen, was sie nicht sein wollen, gelangen sie zu einem nationalen Selbstverständnis und beginnen zu verstehen, was sie sind und was sie sein wollen. Die Abgrenzung geschieht in erster Linie nach Deutschland hin […]. Dies verhindert aber nicht, dass es auch antibelgische und antifranzösische Tendenzen gibt, die allerdings weniger stark ausgeprägt sind. (Hoffmann 1979: -8) Gemäss Ziegler stellt die sprachliche Situation im Luxemburg des 19. Jahrhunderts eine mediale Diglossie dar: Für die Stadt Luxemburg bedeutet das, dass die Mehrheit der Bevölkerung im Medium der Mündlichkeit einen westmoselfränkischen Dialekt verwendet, Bürgertum und Adel dagegen (intendiertes) Hochdeutsch und Französisch favorisieren. Im Medium der Schriftlichkeit wird domänenspezifisch zwischen Deutsch und Französisch gewählt. (Ziegler 2011: -184) Vor diesem Hintergrund wird das Luxemburgische als vorherrschende Sprache des mündlichen Sprachgebrauchs nach und nach zum Symbol eines neuen Na- A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 45 tionalverständnisses. Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts ist auch die Zeit der Anfänge und raschen Verbreitung der Literatur auf Luxemburgisch. Von 1912 stammt das Schulgesetz, in dem Luxemburgisch «als Unterrichtsgegenstand definiert, nicht jedoch als eigenes Fach eingeführt» (Timm 2014: -21) wird. Eine Orthografie des Luxemburgischen existiert zu dieser Zeit noch nicht. Während dem ersten Weltkrieg stellt sich die Bevölkerung des offiziell neutralen Luxemburg auf die französische Seite. Die damalige Grossherzogin Marie-Adelheid allerdings steht Deutschland nahe, was dazu führt, dass sie 1919 abdanken und die Herrschaft ihrer Schwester Charlotte überlassen muss, die im Zweiten Weltkrieg zu einer wichtigen Identifikationsfigur der Luxemburger Bevölkerung werden sollte. Auch wenn die Unabhängigkeit von 1839 mit erheblichen Gebietsverlusten verbunden war, wird sie von der Regierung im Jahr 1939 zum Anlass genommen, mittels einer überschwänglichen Jubiläumsfeier einen Luxemburger Nationalismus zu propagieren, der gezielt zur Ablehnung des nationalsozialistischen Deutschland beitragen soll. Diese Ablehnung ist tatsächlich deutlich und wird mitunter auch der Wirkung dieser Feierlichkeiten zugeschrieben (vgl. Hoffmann 1979: - 11; Pauly 2011: - 93). Noch vor dem Zweiten Weltkrieg werden Kompetenzen des Luxemburgischen zum Kriterium für Einbürgerungen (auch dies geschieht gemäss Hoffmann (1979: -35) zur Abgrenzung vom nationalsozialistischen Deutschland), wodurch sich der spätere Status des Luxemburgischen als Nationalsprache bereits abzuzeichnen scheint. Der Zweite Weltkrieg und damit die deutsche Besetzung Luxemburgs tragen dazu bei, dass die Luxemburgische Sprache nun definitiv zu einem wichtigen Merkmal der Identität wird und der Wille, diese vom Deutschen zu unterscheiden, gross ist. Die nationalsozialistischen Besatzer planen eine Annexion Luxemburgs und versuchen, diese mit der Ideologie der gemeinsamen deutschen Sprache zu rechtfertigen. Zunächst wird der Gebrauch des Französischen «bis hin zu den in die Mundart eingebetteten französischen Höflichkeits- und Grussformeln» (Hoffmann 1979: -36) verboten. 1941 wird eine sogenannte «Personenstandsaufnahme» durchgeführt, die auch die Frage nach der «Muttersprache» stellt, mit der entsprechenden Erklärung dazu, dass nur «Hochsprachen» und keine «Dialekte» als Antwort angegeben werden dürften. Als Beispiele werden unter anderen explizit Deutsch respektive Luxemburgisch genannt. Trotz der möglichen Konsequenzen antwortet eine überwältigende Mehrheit der Luxemburger Bevölkerung dennoch mit «Luxemburgisch», nicht nur bei der Frage nach der «Muttersprache», sondern auch als Angabe der «Staatszugehörigkeit» und der «Volkszugehörigkeit» (das berühmt gewordene «dreimol lëtzebuergesch»). Dies führt zum Abbruch der Volkszählung. Die Erinnerung an die Rolle der luxemburgischen Sprache für den Luxemburger Widerstand - zum 46 A Einführung Beispiel auch die auf Luxemburgisch gehaltenen Ansprachen der Grossherzogin Charlotte aus ihrem Londoner Exil - tragen zum nunmehr auch symbolischen Gewicht der bis dahin in erster Linie als alltägliche Gebrauchssprache wahrgenommenen Varietät bei (vgl. Hoffmann 1979: - 35-37, Timm 2014: - 27-28). Für eine Zusammenstellung der Ereignisse in Luxemburg während des Zweiten Weltkriegs verweisen wir auf Pauly 2011: - 93-104, für ausführlichere Untersuchungen zu den Thematiken der Zwangsrekrutierung und des Generalstreiks auf Stroh 2016, Quadflieg 2016, Klos 2016. Nach dem Zweiten Weltkrieg, der für Luxemburg nach grossen Verlusten (Pauly 2011: -102-103) 1944 mit der Befreiung durch amerikanische Truppen endet, bleibt das Prestige des Luxemburgischen bestehen und 1946 wird bereits ein erster Rechtschreibungsentwurf verfasst, die ‹Margue-Feltes-Rechtschreibung›, die sich gewollt deutlich von der Schreibung des Standarddeutschen abhebt, jedoch keinen Erfolg hat (vgl. Hoffmann 1979: -36). Offiziellen Status als Nationalsprache erhält das Luxemburgische schliesslich 1984 durch das neu in Kraft tretende Sprachengesetz, auf das wir in A.2.5.2 eingehen werden. A.2.5.2 Aktuelle Sprachsituation Bereits die Herausgeber von Hoffmann 1979 umreissen die Besonderheit der luxemburgischen Sprachsituation in einer zu einem grossen Teil noch heute gültigen Beschreibung: Zum einen ist Luxemburg, abgesehen von Malta, das einzige Land Europas, in dem einer «exoglossischen», einer mehr oder minder nur schulisch erworbenen und nicht auf der Primärsprache des Kindes aufbauenden Standardsprache, nämlich dem Französischen, neben der primären Muttersprache ein bestimmter fester Platz im kulturellen Leben des Landes eingeräumt ist und deren fortdauernde intensive Pflege als konstitutiver Teil der nationalen Kulturtradition betrachtet wird. Zum anderen ist Luxemburg die einzige Region im deutschen Sprachraum, in der die einheimische Mundart, das Letzeburgische […] bzw. ein Gemeinletzeburgisch als Koine der verschiedenen Orts- und Gebietsmundarten, eine solche Ausweitung des Gebrauchs und des Ausbaus erreicht hat, dass sie in wichtigen «Domänen» des Sprachgebrauchs […] die deutsche Standardsprache vielfach ersetzt hat 46 . (Auburger/ Kloss/ Kolde 1979: -VII) 46 Die Schweizer Mundartsituation unterscheiden die Autoren insofern von der luxemburgischen, dass keine das Gesamtgebiet der schweizerischen Mundarten umfassende Koine existiere. A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 47 Zumindest zwei Merkmale gelten noch immer: die Verwendung des «exoglossischen» Französisch und die starke Präsenz des Luxemburgischen, das einige Jahre nach dem Erscheinen von Hoffmanns Übersicht einen offiziellen Status in der Luxemburgischen Verfassung erhalten sollte, durch den es sogar über das Deutsche und das Französische gestellt wird. Die offizielle Sprachpolitik wird seit 1984 durch die Loi sur les langues geregelt: Nous JEAN, par la grâce de Dieu, Grand-Duc de Luxembourg, Duc de Nassau; Notre Conseil d’Etat entendu; De l’assentiment de la Chambre des Députés; Vu la décision de la Chambre des Députés du 25 janvier 1984 et celle du Conseil d’Etat du 7 février 1984 portant qu’il n’y a pas lieu à second vote; Avons ordonné et ordonnons: Art. 1 er . Langue nationale La langue nationale des Luxembourgeois est le luxembourgeois. Art. 2. Langue de la législation Les actes législatifs et leurs règlements d’exécution sont rédigés en français. Lorsque les actes législatifs et réglementaires sont accompagnés d’une traduction, seul le texte français fait foi. Au cas où des règlements non visés à l’alinéa qui précède sont édictés par un organe de l’Etat, des communes ou des établissements publics dans une langue autre que la française, seul le texte dans la langue employée par cet organe fait foi. Le présent article ne déroge pas aux dispositions applicables en matière de conventions internationales. Art. 3. Langues administratives et judiciaires En matière administrative, contentieuse ou non contentieuse, et en matière judiciaire, il peut être fait usage des langues française, allemande ou luxembourgeoise, sans préjudice des dispositions spéciales concernant certaines matières. Art. 4. Requêtes administratives Lorsqu’une requête est rédigée en luxembourgeois, en français ou en allemand, l’administration doit se servir, dans la mesure du possible, pour sa réponse de la langue choisie par le requérant. 48 A Einführung Art. 5. Abrogation Sont abrogées toutes les dispositions incompatibles avec la présente loi, notamment les dispositions suivantes: - Arrêté royal grand-ducal du 4 juin 1830 contenant des modifications aux dispositions existantes au sujet des diverses langues en usage dans le royaume; - Dépêche du 24 avril 1832 à la commission du gouvernement, par le référ. intime, relative à l’emploi de la langue allemande dans les relations avec la diète; - Arrêté royal grand-ducal du 22 février 1834 concernant l’usage des langues allemande et française dans les actes publics. Mandons et ordonnons que la présente loi soit insérée au Mémorial pour être exécutée et observée par tous ceux que la chose concerne. Le Président du Gouvernement, Ministre d’Etat, Pierre Werner Le Ministre de la Justice, Colette Flesch Le Ministre de la Fonction Publique, René Konen Château de Berg, le 24 février 1984. Jean (Loi sur les langues) Luxemburgisch gilt also als Nationalsprache «des luxembourgeois» (Art.- 1), Französisch ist einzig gültige Sprache der Gesetzgebung (Art.- 2) und Deutsch hat - zusammen mit Französisch und Luxemburgisch - den Status einer Amts- und Gerichtssprache (Art.-3). Alle drei Sprachen sind für die Kommunikation mit den Behörden zulässig, die in der jeweiligen Sprache antworten sollten (was in etwa der in A.2.0 beschriebenen Situation in der schweizerischen Verwaltung auf Bundesebene entspricht). Die drei Sprachen sind in der luxemburgischen Gesetzgebung also nicht gleichberechtigt, wie das - offiziell - beispielsweise für Französisch («parificata alla lingua italiana» 47 (Art.-38 Statuto VdA), vgl. A.2.4.2) und Italienisch im Aostatal oder für Deutsch und Französisch («gleichberechtige Amtssprachen» (Art.-3 Stadtordnung), vgl. A.2.3.2) in der Stadt Biel gilt, sondern erhalten unterschiedliche, durchaus hierarchisch erscheinende Funktionen: Luxemburgisch als ‹Nationalsprache› steht auf der höchsten Stufe und wird kaum zufällig bereits im ersten Artikel erwähnt, Französisch steht zwar in Bezug auf das Prestige eine Stufe tiefer als Luxemburgisch, ist aber als Sprache der Gesetzgebung 47 «der italienischen Sprache gleichgestellt» (Übersetzung Ph. M.) A.2 Sprachgeschichte und Sprachsituation der untersuchten Orte 49 wichtiger als Deutsch, dem - zumindest im Sprachengesetz - keine distinktive Funktion zukommt. Diese erhält es allerdings durch den Gebrauch in der Schule (vgl. Loi du 6 février 2009 portant organisation de l’enseignement fondamental ), wo es vor dem Französischen erlernt wird und somit die Sprache der Alphabetisierung der Schulkinder in Luxemburg darstellt, was eine nicht unerhebliche Bedeutung ausmacht. Zum Luxemburgischen gilt es weiter anzumerken, dass es im ersten Artikel des Sprachengesetzes explizit nicht als Nationalsprache «Luxemburgs», sondern «der Luxemburger» bezeichnet wird, wobei unklar bleibt, wer damit gemeint ist: die Wohnbevölkerung oder die Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. Das Sprachengesetz sieht keine Unterschiede zwischen einzelnen Landesteilen vor und seit dem Verlust der klar französischsprachigen Gebiete im Jahr 1839 ist dazu auch kaum ein Anlass gegeben. Die offizielle Dreisprachigkeit gilt gleichermassen im gesamten Staatsgebiet, wenn auch der tatsächliche Gebrauch des Französischen in der Hauptstadt und im Süden am deutlichsten ausgeprägt ist (vgl. Timm 2014: -15). Luxemburg kennt im Gegensatz zur Schweiz kein Territorialitätsprinzip, sondern ein System (das wir als ‹Funktionalitätsprinzip› bezeichnen können), in welchem den drei offiziellen Sprachen gemäss dem Sprachengesetz unterschiedliche Zuständigkeiten zufallen. Es gibt also keine offiziell luxemburgisch-, deutsch- oder französischsprachigen Gebiete Luxemburgs. Die Erhebungen zur Hauptsprache (gemäss Fragestellung «die am besten beherrschte Sprache», Mehrfachnennungen sind nicht möglich) geben Aufschluss über die genannten Hauptsprachen der Bevölkerung. Gemäss den aktuellsten Zahlen aus der Volkszählung von 2011 48 nennen 265- 731 oder 55,8% der Einwohnerinnen und Einwohner des Grossherzogtums Luxemburgisch als Hauptsprache, gefolgt von der Migrationssprache Portugiesisch mit 74- 636 (15,7%), von Französisch mit 57-633 (12,1%) und von Deutsch mit 14-658 (3,1%). Werden ausschliesslich die Einwohnerinnen und Einwohner mit Luxemburger Nationalität berücksichtigt, erreicht Luxemburgisch als Hauptsprache einen Anteil von 88,8%, in grossem Abstand gefolgt von Französisch (4,2%), Portugiesisch (2,3%) und Deutsch (1,1%). Beschränkt sich die Auswertung auf die Einwohnerinnen und Einwohner, welche die Luxemburger Staatszugehörigkeit seit ihrer Geburt besitzen, beträgt der Anteil von Luxemburgisch 95,5%, Französisch 2,0%, Portugiesisch 0,9% und Deutsch 0,5%. Es wird also klar, dass Luxemburgisch als Hauptsprache der gebürtigen - und der meisten im Land aufgewachsenen - Luxemburgerinnen und Luxemburger die Regel ist. Die verhältnismässig hohen Anteile anderer Sprachen ergeben sich also aus der zahlreichen eingewanderten Wohnbevölkerung. Da deren Anteil in der Stadt Luxemburg besonders hoch ist, 48 http: / / www.statistiques.public.lu/ fr/ publications/ series/ rp2011/ 2013/ 17-13-langues/ index.html [konsultiert 11.06.2018]. 50 A Einführung stellt sich hier auch die Sprachdemografie der Wohnbevölkerung anders dar und Luxemburgisch als genannte Hauptsprache erreicht einen Anteil von lediglich 35,2%, Französisch von 20,6%, Portugiesisch von 14,7% und Deutsch von 4,5%. Räumliche Unterschiede nach Hauptsprachen sind also auch in Bezug auf die offiziellen Amtssprachen durchaus vorhanden, jedoch nicht durch «herkömmliche sprachliche Zusammensetzung» (Art.- 70 BV), sondern durch die unterschiedlichen Anteile an gebürtigen Luxemburgerinnen und Luxemburgern. A.2.6 Aarau - Angaben zur Sprachsituation Das Gebiet, in dem heute die Stadt Aarau liegt, ist seit dem 5. Jahrhundert vorwiegend durch die Alemannen besiedelt. Die Stadt Aarau wird zwischen 1240 und 1250 durch die Kyburger gegründet, fällt 1461 an Bern, zu dessen Gebiet sie für die folgenden Jahrhunderte gehören sollte. Diese Periode endet erst mit der Helvetik (vgl. A.2.1.1, resp. HLSe). Aarau wird für kurze Zeit Hauptstadt der Helvetischen Republik und bleibt anschliessend Hauptort des neu geschaffenen Kantons Aargau. Für einen ausführlicheren Überblick über die Geschichte des Kantons Aargau und der Stadt Aarau verweisen wir auf das Historische Lexikon der Schweiz: -HLSk resp. HLSl. Heute ist Aarau Hauptort des Bezirks Aarau und des Kantons Aargau. Einzige Amtssprache von Gemeinde, Bezirk und Kanton ist seit deren Einrichtung Deutsch. Die Gemeindeordnung der Einwohnergemeinde Aarau (SRS 1.1-1) kennt ihrerseits keine explizite Erwähnung der Amtssprache, diese wird auf Kantonsebene durch Artikel 71a der Verfassung des Kantons Aargau festgelegt: 71a- Amtssprache 1 Die Amtssprache ist Deutsch. Behörden und Amtsstellen können auch in anderen Landessprachen oder in englischer Sprache verkehren, wenn anderen Verfahrensbeteiligten daraus keine Nachteile erwachsen. (Verfassung AG, Art.-71a) Aarau befindet sich also in einem sowohl traditionell als auch offiziell deutschsprachigen Gebiet und in einem Bezirk, dessen Bevölkerung gemäss den Resultaten der Erhebung des Bundesamtes für Statistik für 2014-2016 (kumuliert) bei möglichen Mehrfachnennungen zum grössten Teil (64-915 von 74-729) Deutsch als Hauptsprache nannte, gefolgt von Italienisch (3- 490), Englisch (2- 683) und Französisch (1-609). A.3 Methode 51 A.3 Methode A.3.1 Linguistic Landscape - Entstehung eines Forschungsgegenstands? Kaum ein Text zur Linguistic-Landscape-Forschung nach dem Jahr 2000 erwähnt nicht den Artikel von Landry und Bourhis, erschienen 1997 im Journal of Language and Social Psychology . Wenn der Text gemeinhin als erste Definition des Begriffs der Linguistic Landscape genannt wird (vgl. z. B. Gorter 2006: - 2; Backhaus 2007: -ix; Spolsky 2009: -26; Shohamy/ Gorter 2009: -2; Ben-Rafael et al. 2010: -xi; Purschke 2017: -181), ist damit der folgende Abschnitt gemeint: The language of public road signs, advertising billboards, street names, place names, commercial shop signs, and public signs on government buildings combines to form the linguistic landscape of a given territory, region, or urban agglomeration. (Landry/ Bourhis 1997: -25) Hier soll nun ein kurzer Überblick (mit dem Schwerpunkt auf den Entwicklungen der Methoden und weniger auf den Resultaten der Untersuchungen) geboten werden, zum einen über Arbeiten vor 1997, die aber bereits zum eigentlichen Bereich der späteren Linguistic-Landscape-Forschung zu zählen sind, und zum anderen über nachfolgende Arbeiten mit ihren Definitionen und Methoden. Zunächst möchten wir aber etwas eingehender den Text von Landry und Bourhis beleuchten. Der oben zitierten bekannten Umschreibung der Linguistic Landscape geht im Abstract eine knappere und allgemeinere Definition voraus: « Linguistic landscape refers to the visibility and salience of languages on public and commercial signs in a given territory or region» (Landry/ Bourhis 1997: -23). Die aufzählende Definition (Landry/ Bourhis 1997: -25) wird ihrerseits durch den folgenden Zusatz ergänzt: «The linguistic landscape of a territory can serve two basic functions: an informational function and a symbolic function» (Landry/ Bourhis 1997: -25). Die «informational function» wird wie folgt erklärt: [T]he linguistic landscape serves to inform in-group and out-group members of the linguistic characteristics, territorial limits, and language boundaries of the region they have entered. The prevalence of a specific language on public signs also serves an informational function inasmuch as it indicates that the language in question can be used to communicate and obtain services within public and private establishments located in the pertinent territory. (Landry/ Bourhis 1997: -25) 52 A Einführung Zur «symbolic function» wird Folgendes festgestellt: Having one’s own language enshrined on most private and government signs should contribute to the feeling that the in-group language has value and status relative to other languages within the sociolinguistic setting. Thus inclusion of the in-group language on public signs can serve a symbolic function. […] Public signs in the in-group language imply that one’s own group has gained a measure of institutional control within key sectors of the economy, mass media, and state functions such as education, health, defense, and the civil administration. (Landry/ Bourhis 1997: -27-28) Die Sichtbarkeit der verschiedenen Sprachen in der Linguistic Landscape wird als Indikator für den Status der sprachlichen Minderheiten in Konkurrenzsituationen verstanden: The share of visibility allocated to rival languages on private and government signs can be seen as the product of competing forces exerted by dominant and subordinate language groups inhabiting a given territory. […] [O]ne can consider the relative position of competing languages in the linguistic landscape as a measure of how the dominant group treats the linguistic minorities inhabiting the given territory. (Landry/ Bourhis 1997: -29) In ihrer Untersuchung, auf die wir hier nicht ausführlicher eingehen werden, stellen Landry und Bourhis die zuvor definierte Linguistic Landscape am Beispiel des Französischen in Kanada als Faktor der «ethnolinguistic vitality» dar und betrachten dazu ihre Rolle im «individual network of linguistic contacts» (Landry/ Bourhis 1997: -31): This study is a first attempt to verify empirically the relationship between linguistic landscape and specific aspects of vitality beliefs, ethnolinguistic identity, and language behaviour in multilingual settings. (Landry/ Bourhis 1997: -36) Die Arbeit von Landry und Bourhis gilt als grundlegend für den Begriff der Linguistic Landscape . Die geschriebene Sprache im öffentlichen Raum bestimmter Territorien war allerdings bereits zuvor Gegenstand von Untersuchungen. Unter den Arbeiten vor 1997 ist zunächst diejenige von Spolsky und Cooper 1991 zu erwähnen. In ihren Untersuchungen zur Sprachsituation in Jerusalem (Spolsky/ Cooper 1991) widmen sie der «Language of Signs» ein Kapitel. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Erstellung und Anwendung von sogenannten «Sign rules» nach dem Vorbild der «Preference rules» von Jackendoff (Spolsky/ Cooper 1991: -74; Jackendoff 1983: -152-157), hier im Sinne von Regeln, die beim Gebrauch von geschriebener Sprache im öffentlichen Raum zur Anwendung kommen. Nachdem zunächst zwei verschiedene Möglichkeiten für eine Kate- A.3 Methode 53 gorisierung der Schilder («signs») vorgeschlagen werden, die eine nach ihrer Funktion und die andere nach Trägermaterialien und Herstellung, werden die drei «rules of signs» eingeführt: Sign Rule 1 (‘sign-writer’s skill’ condition - necessary, graded): write signs in a language you know. […] Sign Rule 2 (‘presumed reader’ condition - typical, graded): prefer to write signs in the language or languages that intended readers are assumed to read. […] Sign Rule 3 (‘symbolic value’ condition - typical, graded): prefer to write signs in your own language or in a language with which you wish to be identified. (Spolsky/ Cooper 1991: -81-84) Anschliessend wird untersucht, inwiefern diese Regeln in der Beschilderung zur Anwendung kommen. Dazu betrachten Spolsky und Cooper in einem qualitativen Ansatz ausgewählte Beispiele, eingeteilt in die Kategorien nach Funktion, um zu folgendem Schluss zu gelangen: [I]t is possible to explain the language chosen for signs in the Old City [von Jerusalem] by postulating three rules. The first of these is a necessary condition: write signs in a language you know. The other two are typicality conditions, and, as such, are often in conflict. One of them is concerned with the directly informative nature of a sign, preferring to use a language which accords with the writer’s assumption of the literacy of the desired or potential reader. The other is concerned with the symbolic (or political or other) value of the language being used; it proclaims ownership, as it were, by using the writer’s own or preferred language and by showing his or her claim to identity. […] In any specific case, the inherent function of the sign will predict which of these two rules applies first and whether the other rule is to be allowed its place, too, producing a multilingual sign. (Spolsky/ Cooper 1991: -94) In einem späteren Text erwähnt Spolsky (2009: -26) selbst frühere Arbeiten im entsprechenden Bereich, die sich aber sowohl in Bezug auf die Methoden der Datenerhebung als auch auf die Auswertung zuweilen deutlich unterscheiden vom soeben beschriebenen Ansatz: Masai 1972 zum Sprachgebrauch bei Geschäften im Zentrum von Tokio, Rosenbaum et al. 1977 zum Englischen in einer Strasse in Jerusalem, Tulp 1978 zum Sprachgebrauch in Werbeplakaten in Brüssel. Für eine zusammenfassende Betrachtung der Untersuchung von Masai 1972 verweisen wir auf Backhaus (2007: - 48-49) und unterstreichen lediglich, dass (gemäss Backhaus) bereits hier, noch vor Landry und Bourhis, der japanische Begriff für Linguistic Landscape verwendet wird (‹gengo keikan›). Auf die Arbeiten von Rosenbaum et al. und Tulp möchten wir im Folgenden etwas ausführlicher eingehen. 54 A Einführung Der Text English on Keren Kayemet Street von Rosenbaum, Nadel, Cooper und Fishman (Rosenbaum et al. 1977) ist Teil einer umfassenderen Untersuchung (Fishman et al. 1977) zum Englischen ausserhalb des traditionell englischsprachigen Gebietes («the role of English in the non-English mother-tongue world», Fishman 1977: -xi) und befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen sprachlicher und sozialer Organisierung im urbanen Raum: -«The language was English, the city was Jerusalem, and the social contexts were set inside the shops and offices and outside on the sidewalks of a busy street: - Keren Kayemet Street» (Rosenbaum et al. 1977: -179). Eine der vier Forschungsfragen wird folgendermassen eingeführt: «A fourth question concerns the extent to which English is used in public. Are immigrants who speak it natively reluctant to use it in public? To what extent is English heard in public and to what extent is it encountered in public signs? » (Rosenbaum et al. 1977: 180). Die Frage nach dem Englischen in der geschriebenen Sprache im öffentlichen Raum ist hier nur eine von mehreren Fragestellungen. Es wurden denn auch vier verschiedene Methoden zur Datenerhebung angewendet: «transaction count, sign count, planted encounter, and interview» (Rosenbaum et al. 1977: -185). Die Untersuchung im Bereich des «sign count» (Rosenbaum et al. 1977: - 185-187) ist mit 50 erhobenen Schildern («signs») von vergleichsweise geringem Umfang. Sie kommt zu folgenden Resultaten: Since English was used by a relatively small proportion of the speakers overheard on Keren Kayemet Street, one might have expected to find little English on the signs identifying the street’s shops and offices. This was not the case […]. Roman and Hebrew script were equally prominent on about one-third of the establishments’ identifying sings and on only one-third was there no Roman script at all. (Rosenbaum et al. 1977: -187) Eine Unterscheidung zwischen privaten und behördlichen Einrichtungen wird ebenfalls vorgenommen, was in späteren Untersuchungen - auch in der vorliegenden - als bottom-up und top-down behandelt wird (vgl. A.3.2): «The signs of private offices tended to use Roman script more than the signs of government offices» (Rosenbaum et al. 1977: - 187). Offen bleibt allerdings die Frage nach einer klaren Definition von «private» vs. «government». Inwiefern das lateinische Alphabet direkt mit dem Englischen gleichgesetzt werden kann, wird ebenfalls nicht näher erläutert. Die Rolle der Linguistic-Landscape-Forschung ist hier eher marginal, scheint aber trotzdem die folgende Schlussfolgerung zuzulassen: «[…] English could be seen as well as heard on Keren Kayemet Street, and it was relatively more seen than it was heard» (Rosenbaum et al. 1977: -189). A.3 Methode 55 Stella Tulp wendet in ihrer Untersuchung zum Gebrauch des Niederländischen und Französischen in der Plakatwerbung in Brüssel eine Methode an, die aus heutiger Sicht klar in die Linguistic-Landscape-Forschung einzuordnen ist. Sie untersucht die geografische Verbreitung von niederländisch- und französischsprachigen Werbeplakaten in den 19 Brüsseler Gemeinden. Die Beschreibung des Forschungsgegenstandes kann als Teildefinition der Linguistic Landscape verstanden werden: Wij zijn de verspreiding van reklame op linguïstisch vlak nagegaan waarbij wij ons beperkten tot de affichage omdat dit een open, universeel en gratis reklamemedium is, d.w.z. dat de structuur van het publiek waarop de affichage zich richt, de structuur van de bevolking is. De panelen richten zich tot iedereen, tot de massa, nooit tot het individu. (Tulp 1978: -273) 49 Die Untersuchung beschränkt sich auf grossformatige Plakate mit einer Fläche von 10 bis 36-m 2 , das untersuchte Gebiet wurde folgendermassen eingeschränkt: De keuze van de panelen viel derhalve op de borden langs de drukste en bekendste wegen van de negentien gemeentes van Brussel. Hiervoor namen wij de tramen busroutes. Op een week tijd volgden wij deze lijnen. (Tulp 1978: -275) 50 Das Territorium wurde also bereits in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit ausgewählt, die gewünschten Daten anzutreffen. Es wurden zwei Erhebungen durchgeführt, «[o]m de representativiteit te verhogen» 51 (Tulp 1978: - 276), die erste im August und die zweite im Dezember 1976. Die Resultate werden jeweils sowohl getrennt nach Erhebungsdatum als auch als Durchschnitt aus beiden Erhebungen angegeben. Die aufgenommenen Plakate wurden aufgeteilt in vier Kategorien: 1. «französische Plakate», 2. «niederländische Plakate», 3. «zweisprachige Plakate und Plakate ohne Text», 4. «anderssprachige Plakate» (Tulp 1978: -276). Die Zusammenlegung der zweisprachigen Plakate mit den textfreien Plakaten wird damit begründet, dass sich beide Arten von Plakaten sowohl an die französischsprachige als auch an die niederländischsprachige Bevölkerung richteten. Ausgangspunkt für die Untersuchungen ist also nicht zunächst die Autorschaft, sondern vielmehr das potentielle Zielpublikum. Es wird hier gewissermassen ausschliesslich von einer Anwendung der späteren «Sign Rule 2 (‹presumed reader› condition)» von Spolsky und Cooper (1991: - 83) ausgegangen. Mit derselben Begründung geht Tulp später noch einen Schritt weiter 49 Übersetzung 3 in Anhang F.6. 50 Übersetzung 4 in Anhang F.6. 51 «um die Repräsentativität zu erhöhen» (Übersetzung Ph. M.) 56 A Einführung und betrachtet alle Plakate, die nicht einsprachig Französisch sind, als an die niederländischsprachige Bevölkerung gerichtet: «Affiches gericht tot nederlandstaligen […] Onder deze affiches rekenden wij behalve de nederlandstalige affiches ook de affiches zonder tekst en de affiches in een andere taal (zeer weinig).» (Tulp 1978: -277) 52 Auch territoriale Unterschiede werden betrachtet: «Hoe noordelijker wij gaan, hoe meer nederlandstalige reklame» (Tulp 1978: -278) 53 und: Als wij de uitvalswegen nemen naar het noorden (Antwerpen) en het oosten, dan neemt het aantal nederlandstalige affiches langs de weg gestadig toe als men de stad uitrijdt. Anders gesteld: komt men de stad in, dan wordt het straatbeeld steeds «franser». (Tulp 1978: -279) 54 Auch eine Unterscheidung zwischen «parastatale» und «commerciële» 55 Werbung wird angesprochen, ohne jedoch näher untersucht zu werden. Dennoch lässt die Definition der «parastatale reklame» die später geläufigen Begriffe top-down und bottom-up bereits erahnen: Onder parastatale reklame verstaan wij de binnenlandse, als regel informatieve reklame, uitgaande van de centrale of lagere overheidsinstanties en overheidsinstellingen […]. (Tulp 1978: -281) 56 In der Schlussfolgerung wird dann Folgendes ausgeführt: [D]e franstalige affiches hebben altijd voorrang op een nederslandstalig affiche […]. Het Brusselse straatbeeld is zeker niet tweetalig, maar voornamelijk franstalig met hier en daar een klein plaatsje voor de Vlaming. (Tulp 1978: -284) 57 Und: Het invoeren van «echte» tweetaligheid in de buitenreklame zou een rol spelen in de bescherming van de Nederlandse taal tegen de verfransing van de hoofdstad. (Tulp 1978: -285) 58 Tulp stellt also nicht nur fest, dass Französisch in der Plakatwerbung in Brüssel deutlich stärker vertreten ist als Niederländisch, sondern äussert ihrerseits 52 Übersetzung 5 in Anhang F.6. 53 «je nördlicher, desto mehr niederländische Plakate» (Übersetzung Ph. M.) 54 Übersetzung 6 in Anhang F.6. 55 «(halb)staatliche» und «kommerzielle/ private» Werbung (Übersetzung Ph. M.). 56 Übersetzung 7 in Anhang F.6. 57 Übersetzung 8 in Anhang F.6. 58 Übersetzung 9 in Anhang F.6. A.3 Methode 57 die Forderung nach mehr «echter» Zweisprachigkeit in der Plakatwerbung als Schutzmassnahme für die niederländischsprachige Bevölkerung gegenüber der «Französisierung» Brüssels. Von einer neutralen Position der Forschenden kann hier nicht die Rede sein, oder wie es Backhaus (2007: - 14) ausdrückt: «Tulp’s overall evaluation of her findings is critical». Dennoch soll hier festgehalten werden, dass die angewendete Methode, insbesondere was die Art und Weise der Datenerhebung betrifft, zukünftige Untersuchungen in vielen Belangen vorausnimmt. Wie dieser kurze Überblick über einige frühe Untersuchungen zeigt, ist die geschriebene Sprache im öffentlichen Raum nicht erst seit dem Erscheinen des englischen Begriffs der Linguistic Landscape bei Landry und Bourhis 1997 Gegenstand von Untersuchungen. Für eine Übersicht über weitere frühere Arbeiten (Monnier 1989 zu Montréal, Calvet 1990 und 1994 zu Paris und Dakar, Smalley 1994 zu Bangkok, Wenzel 1996 zu Brüssel) verweisen wir auf die ausführliche Zusammenstellung zu den Anfängen der Linguistic-Landscape-Forschung in Backhaus 2007 (12-53). Nach dem Artikel von Landry und Bourhis von 1997 erscheint der Begriff der Linguistic Landscape vorerst nur spärlich in der sprachwissenschaftlichen Literatur. Für einige Arbeiten aus dem entsprechenden Bereich, jedoch nicht in allen Fällen mit Verwendung des Linguistic-Landscape-Begriffs, zwischen 1997 und 2006 (Untersuchungen des ‹Conseil de la langue française› 2000 zu Montréal, Inoue 2000 zu Tokio, Scollon/ Scollon 2003 mit einer vergleichenden Untersuchung aus Asien, Europa und Nordamerika, Reh 2004 zu Lira (Uganda), Bagna/ Barni 2005 und 2006 zu Rom) verweisen wir erneut auf Backhaus (2007: -12-53). Die Arbeit von Bagna und Barni stellt insofern eine wichtige Etappe dar, als hier erstmals in der Linguistic-Landscape-Forschung georeferenzierte Daten erhoben werden und der geschriebene Sprachgebrauch so noch deutlicher in Bezug zum Raum gesetzt wird. 2006 wird der Begriff der Linguistic Landscape von Gorter aufgegriffen und erscheint erstmals im Titel eines Sammelbandes: Linguistic Landscape - A New Approach to Multilingualism (Gorter ed. 2006). Wie bereits aus diesem Titel klar wird, steht der Begriff der Linguistic Landscape hier in eindeutigem Zusammenhang mit der Mehrsprachigkeit und wird es für die nächsten Jahre bleiben. In kurzem Abstand folgen weitere Publikationen zur Linguistic-Landscape-Forschung - und mit Erwähnung der Linguistic Landscape im Titel: Linguistic Landscapes - A comparative Study of Urban Multilingualism in Tokyo (Backhaus 2007), Linguistic Landscape - expanding the scenery (Shohamy et al. eds. 2009) und Linguistic Landscape in the City (Shohamy et al. eds. 2010). Auf einige Texte aus diesen Jahren soll nun etwas ausführlicher eingegangen werden, in chronologischer Reihenfolge beginnend mit Gorter ed. 2006. 58 A Einführung In der Einleitung zu Gorter ed. 2006 (1-6) wird der Begriff zunächst im folgenden Zusammenhang genannt, der den Einfluss der Landry/ Bourhis-Definition klar erkennen lässt: Language is all around us in textual form as it is displayed on shop windows, commercial signs, posters, official notices, traffic signs, etc. Most of the time people do not pay much attention to the ‘linguistic landscape’ that surrounds them. (Gorter 2006: -1) Die Linguistic Landscape ist also hier als Gesamtheit der Sprache «in textual form» (gemeint ist die geschriebene Sprache, wie aus den angefügten Beispielen ersichtlich wird), die uns an einem bestimmten Ort umgibt. Gorter liefert anschliessend eine zweifache Definition des Landscape-Begriffs: According to the dictionary, ‘landscape’ as a noun has basically two meanings. On the one hand the more literal meaning of the piece or expanse of scenery that can be seen at one time from one place. On the other hand, a picture representing such a view of natural inland scenery, as distinguished from sea picture or a portrait. In the studies of the linguistic landscape presented here, one can say that both meanings are also used. On the one hand the literal study of the languages as they are used in the signs, and on the other hand also the representation of the languages, which is of particular importance because it relates to identity and cultural globalisation, to the growing presence of English and to revitalisation of minority languages. (Gorter 2006: -1) Die Linguistic Landscape ist in diesem Sinn also zum einen die Gesamtheit der geschriebenen Texte, die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort ersichtlich sind, und zum anderen die Darstellung der verschiedenen Sprachen. Zusammenfassend stellt Gorter fest: «The definition given by Landry and Bourhis (1997: - 25) is followed by all authors in this issue […]. Thus they are concerned with the use of language in its written form in the public sphere. It refers to language that is visible in a specified area» (Gorter 2006: -2). Es folgt weiter eine Beschreibung der grundlegenden Methode der Linguistic-Landscape-Forschung: The introduction of digital cameras with sufficient memory for a reasonable price allows researchers to take an apparently unlimited number of pictures of the signs in the linguistic landscape. The technique of taking large numbers of photographs of signs and of putting them in a database on a computer in itself is relatively uncomplicated. […] The methodology of this field still has to be developed further. (Gorter 2006: -2) Als Beispiel dafür wird das «problem of sampling» genannt: «Where do you take pictures and how many? Is representativity for a certain city, an area or even a whole country a point of consideration? » (Gorter 2006: -2). Des Weiteren wird in diesem Zusammenhang die Frage nach der Analyseeinheit aufgegriffen: A.3 Methode 59 The problem of sampling points to a further issue which turns out to be a rather complex problem, although on the face of it it may seem simple and straightforward. One may say that the linguistic landscape refers to linguistic objects that mark the public space. But the question is what constitutes such an object or sign? In other words, what constitutes the unit of analysis? (Gorter 2006: -3) Zur Kategorisierung dieser Analyseeinheiten stellt Gorter Folgendes fest: The next step is the categorisation of the signs. Each of the researchers here distinguishes between top-down and bottom-up. That dimension refers to a difference between official signs placed by the government or related institution and nonofficial signs put there by commercial enterprises or by private organisations or persons. For each, a sign coding scheme has to be developed, where a researcher can decide to make it more or less elaborated. (Gorter 2006: -3) In A.3.2 werden wir die Fragen zur Definition der Analyseeinheit und zur Kategorisierung eingehender behandeln und stellen hier zunächst kurz die vier in Gorter ed. 2006 enthaltenen Artikel vor. Ben-Rafael, Shohamy, Hasan Amara und Trumper-Hecht (Ben-Rafael et al. 2006) untersuchen die Sichtbarkeit der drei am meisten vertretenen Sprachen in der Linguistic Landscape in Israel: Hebräisch, Arabisch und Englisch. Nach Rosenbaum et al. 1977 und Spolsky/ Cooper 1991 steht wiederum Israel im Zentrum einer Untersuchung zur Linguistic Landscape . Die Datensammlung besteht aus kategorisierten ( bottom-up vs. top-down ) Analyseeinheiten aus verschiedenen Orten in Israel, unterteilt in die drei Kategorien «Jewish localities», «Israeli- Palestinian localities» und «Non-Israeli Palestinian localities», die untereinander verglichen werden sollen. Ihren Analysen legen Ben-Rafael et al. drei theoretische Ansätze zugrunde, basierend auf den Arbeiten von (1.) Bourdieu 1983 und 1993, (2.) Goffman 1963 und 1981 sowie (3.) Boudon 1990 (vgl. Ben-Rafael et al. 2006: -9). Diese führen zu den drei Forschungsfragen: (1) From the Bourdieusard hypothesis we ask if Hebrew, which is the language of the stronger population group in Israel, plays the predominant role in all LL [ Linguistic Landscape ] sites investigated - even where populated by Palestinians - Israeli or not. (2) From the presentation-of-self/ primordialist hypothesis, we ask whether or not LL sites where members of the Arab minority are numerous, let alone the majority of the population, the multiplication of Arabic markers challenge the overall predominance of Hebrew. (3) From the good-reasons hypothesis, we ask whether, independently of power relations and presentation-of-self drives, LL expresses sheer interests in benefits attached language uses - including the use, for instance, of a nonlocal language like English-[…]. (Ben-Rafael et al. 2006: -16) 60 A Einführung Huebner befasst sich mit der Linguistic Landscape in 15 Gebieten Bangkoks und fokussiert dabei insbesondere auf die Thematik des Codemixing (Huebner 2006). Auch in dieser Untersuchung wird der Sprachgebrauch in Top-downvs. Bottom-up-Einheiten verglichen, die hier allerdings als «government signs» und «nongovernment sings» bezeichnet werden. Huebner bezieht sich auf die Untersuchung von Smalley (1994): The current study challenges Smalley’s claim that English in the public space is directed at foreigners. It describes a greater degree of linguistic variation across neighbourhoods than Smalley reports, highlighting the importance of sample selection in linguistic landscape research. Finally, it details the kinds of language mixing found in environmental print in Bangkok, suggesting that the spread of English is also having an influence on Thai. (Huebner 2006: -34) Er kommt zu folgendem Schluss: From a linguistic perspective, the paper documents the influence of English on the development of Thai […]. At the same time, the study provides evidence of a nascent Thai variety of English. (Huebner 2006: -50) Der Artikel von Backhaus (2006) zur Mehrsprachigkeit in Tokio basiert auf der in Backhaus 2007 veröffentlichten Untersuchung. Auf dieses Projekt werden wir anschliessend eingehen und daher den Artikel nicht kommentieren. Gorter und Cenoz schliesslich stellen die Frage nach den Minderheitensprachen in der Linguistic Landscape ins Zentrum und untersuchen und vergleichen die entsprechende Situation im friesischen Ljouwert/ Leeuwarden und im baskischen Donostia/ San Sebastián. Die Datenerhebungen wurden in je einer Strasse der beiden Städte durchgeführt. This paper focuses on the relationship between linguistic landscape and the sociolinguistic context. This relationship is bidirectional. On the one hand, the linguistic landscape reflects the relative power and status of the different languages in a specific sociolinguistic context. In this sense it is the product of a specific situation and it can be considered as an additional source of information about the sociolinguistic context along with censuses, surveys or interviews. (Cenoz/ Gorter 2006: -67) Cenoz und Gorter befassen sich nach Landry und Bourhis (1997) mit der informativen und der symbolischen Funktion der Linguistic-Landscape-Einheiten. Sie kommen unter anderem zu folgenden Ergebnissen: It is also interesting to observe that the same information is given in both official languages quite often in Donostia but not in Ljouwert. It is interesting to observe that the use of Basque in writing in language signs is much higher than the use of Frisian A.3 Methode 61 while Frisian is stronger as a language of oral communication than Basque. These findings clearly indicate the differences in language policy between the two contexts and how the active policy to promote Basque in the Basque Country has an important effect on the visibility of the Basque language both in top-down and bottom-up signs. (Cenoz/ Gorter 2006: -78) Spätere Arbeiten weiten sowohl den Forschungsgegenstand als auch die Methoden der Datenerhebungen aus. Der gleichnamige Sammelband von Jaworski und Thurlow (2010) prägt den Begriff der ‹Semiotic Landscapes›, der zunehmend anstelle von Linguistic Landscape verwendet wird: As suggested by the subtitle of this book, we are concerned here with the interplay between language, visual discourse, and the spatial practices and dimensions of culture, especially the textual mediation or discursive construction of place and the use of space as a semiotic resource in its own right. […] [W]e have choosen not to call this book ‘Linguistic Landscapes’, as some of our predecessors have […], because in this collection we are keen to emphasize the way written discourse interacts with other discursive modalities: visual images, nonverbal communication, architecture and the built environment. For this reason, ‘linguistic’ is only one, albeit extremely important, element for the construction and interpretation of place. ( Jaworski/ Thurlow 2010: -1-2) Die Semiotic Landscape ist also nicht als getrennt von der Linguistic Landscape zu verstehen, sondern vielmehr als deren Kontext in einer Herangehensweise, in der die Analyse eines Raumes in seiner Gesamtheit im Zentrum steht: [W]e follow Scollon and Wong Scollon (2003) in making a qualified distinction between semiotic and non-semiotic spaces; we thus take semiotic landscape to mean, in the most general sense, any (public) space with visible inscription made through deliberate human intervention and meaning making. ( Jaworski/ Thurlow 2010: -2) In den Beiträgen zu Gorter et al. eds. 2012 liegt der Fokus schliesslich auf den Minderheitensprachen in der Linguistic (und zuweilen auch Semiotic ) Landscape und weniger auf der Mehrsprachigkeit an sich, wobei diese natürlich dennoch grundlegend bleibt. Auf die einzelnen Beiträge der beiden Sammelbände werden wir in dieser knappen Übersicht über die Entstehung der Linguistic-Landscape-Forschung ebenso wenig eingehen wie auf die aktuellsten, oftmals eher dem Semiotic-Landscape-Ansatz zuzuordnenden und von einer stetigen Ausweitung der Definition des Forschungsgegenstandes geprägten Arbeiten 59 . Erwähnen 59 Von dieser Tendenz zeugen beispielsweise die Beiträge zum 37. Laud-Symposium Linguistic Landscape and Superdiversity (4.-6.-April 2016 in Landau; LAUD 37) oder zum 10 th Lin- 62 A Einführung möchten wir das Projekt Metropolenzeichen (vgl. die Projektwebsite 60 sowie Ziegler 2013 und z. B. Cindark/ Ziegler 2016), das sich von anderen Projekten durch die grosse Menge an zu erhebenden Daten und eine detaillierte Kategorisierung sowie durch die Untersuchung grossflächiger Gebiete (vgl. dazu A.3.2) abhebt: Die Analyse der Verteilung und Dichte visueller Mehrsprachigkeit basiert auf einem Korpus geokodierter Bilddaten, die in einer Bild-Datenbank archiviert und mit einer geographischen Karte verlinkt werden. Die Bilddaten werden zusätzlich formal und inhaltlich erschlossen, d. h. mit folgenden Kategorien verschlagwortet: Erscheinungsform (z. B. Schild, Aufkleber), Sprache (z. B. Deutsch, Regionalsprache, Englisch, Türkisch, Polnisch), Diskurstyp (z. B. infrastrukturell, kommerziell), Translat (komplett, teilweise), Name (z. B. Institution, Person, Toponym), Größe (z. B. -1 m 2 , -10 m 2 ). Dieses Verschlagwortungssystem erlaubt komplexe Recherchen, um linguistische und geographische Aspekte visueller Mehrsprachigkeit in der Metropole Ruhr zu analysieren. (Ziegler 2013: -300) Das Projekt Lingscape unterscheidet sich seinerseits von bisherigen Projekten durch die Methode der Erhebung von Einheiten der Linguistic Landscape durch Crowdsourcing mithilfe einer mobilen Applikation (vgl. Purschke 2017). Abschliessend gehen wir - wiederum im Sinne einer Kurzübersicht - auf Untersuchungen zur Linguistic Landscape der in der vorliegenden Untersuchung betrachteten Gebiete ein. Zur Schweiz im Allgemeinen sind beispielsweise Meune 2017 zu Basel (im Vergleich mit Port-au-Prince, Haiti) oder Petkova 2017 zur Innerschweiz zu erwähnen. Zu Freiburg und Biel befasst sich Brohy 2011 in einem qualitativen Ansatz mit der Signaletik und Plakatierung und zu Freiburg Brohy 2017 mit den Strassenschildern. Zu Aosta untersucht Mitschke 2015 die Linguistic Landscape der zentralen Place Chanoux. Für Luxemburg (Stadt und Grossherzogtum) sind Gilles et al. 2010 und wiederum Purschke 2017 mit der geplanten Untersuchung der Luxemburger Linguistic Landscape im Rahmen des Lingscape -Projektes zu erwähnen. In seiner Zusammenstellung der bisherigen Arbeiten zur Linguistic Landscape in Luxemburg nennt Purschke neben Gilles et al. 2010 die Arbeiten von Heissler 2008 zur Mehrsprachigkeit in einem Supermarkt in Luxemburg und Garand 2011 zu Strassenschildern von 58 Gemeinden des Grossherzogtums (Purschke 2017: -188-190): Heissler (2008) took the fact that Luxembourgish does not play a big role in public lettering - except for informatory commercial communication - as a starting point guistic Landscapes Workshop «x-scapes» (2.-4.-Mai 2018 in Bern; https: / / xscapes2018.files. wordpress.com/ 2018/ 04/ x-scapes-programme-with-abstracts.pdf [konsultiert 11.06.2018]). 60 https: / / www.uni-due.de/ metropolenzeichen/ index.php [konsultiert 11.06.2018]. A.3 Methode 63 for her analysis of multilingual discourses in a Luxembourgish supermarket. […] The corpus for the analysis consisted of roundabout 800 photos including context and detail views. For the analysis, the collected signs were classified with regard to their provenience (external [manufacturer] vs. internal [company and employees]) and authorship (top-down [company] vs. bottom-up [employees]) and then analyzed using the established typology by Backhaus (2007), Ben-Rafael et al. (2006), and Scollon/ Scollon (2003). The analysis revealed different linguistic patterns for the seven defined discourses: While monolingual French signs dominated in the discourses orientation, organization, and price lettering, Luxembourgish was the most frequent language in advertising. […] Garand (2011) surveyed the lettering of street signs in 58 Luxembourgish municipalities with respect to the (co)presence and hierarchizing of the three official languages. […] The study revealed that there are more monolingual (731) than multilingual (323) street signs in Luxembourg, with a slight predominance of French (56%) over Luxembourgish (44%) on the monolingual signs. (Purschke 2017: -189-190) Auf Brohy 2011 und 2017, Mitschke 2015 sowie Gilles et al. 2010 werden wir in Teil B zurückkommen. A.3.2 Möglichkeiten, Probleme und Grenzen der Linguistic- Landscape-Forschung und Einordnung unseres Projekts Nach dem bewusst knapp gehaltenen Überblick über die Geschichte der Linguistic-Landscape-Forschung in A.3.1 befassen wir uns im Folgenden mit einigen konkreten Problemen, um Möglichkeiten - aber auch Grenzen - dieses Forschungsbereichs aufzuzeigen. Dazu stellen wir jeweils zuerst verschiedene Ansätze früherer Untersuchungen vor, bevor wir unsere eigene Herangehensweise erläutern. Zunächst gilt es, eine Definition des Begriffs der Linguistic Landscape zu erarbeiten. Wie wir in A.3.1 aufgezeigt haben, beschäftigten sich bereits vor der Definition von Landry und Bourhis Forschende mit der Thematik, die später als Linguistic Landscape bezeichnet wird. Wir kommen in diesem Zusammenhang nochmals auf Tulp zurück, die sich auf die Plakatreklame beschränkt hat mit der Begründung, dass «dit een open, universeel en gratis reklamemedium is, d.w.z. dat de structuur van het publiek waarop de affichage zich richt, de structuur van de bevolking is. De panelen richten zich tot iedereen, tot de massa, nooit tot het individu» (Tulp 1998: - 273) 61 . Dass sich die Struktur des Zielpublikums 61 Dass «es sich dabei um ein offenes, universelles und kostenloses Medium der Werbung handelt, d. h. die Struktur des Zielpublikums entspricht der Bevölkerungsstruktur. Die 64 A Einführung in jedem Fall mit der Struktur der Bevölkerung gleichsetzen lässt, darf zwar bezweifelt werden, dass sich Plakatwerbung nicht grundsätzlich an Individuen richtet, scheint jedoch klar. Untersucht wird also gemäss Tulp in erster Linie der Sprachgebrauch für die Kommunikation mit der ‹Gesellschaft›. Der Forschungsgegenstand wird hier anhand des potentiellen Empfängers und weniger anhand der Autorschaft definiert, was auch den darauf aufbauenden Analysen entspricht (vgl. A.3.1). Rosenbaum et al. (1977) liefern keine explizite Definition des späteren Linguistic-Landscape-Begriffs, eingeführt wird die Teiluntersuchung zur geschriebenen Sprache wie folgt: «To what extent is English heard in public and to what extent is it encountered in public signs? ». Untersucht wird also Sprache, die mithilfe von «signs» vermittelt wird. Auch Spolsky und Cooper (1991) legen ihrer Definition den Begriff des «sign» zugrunde: The Language of Signs ist denn auch Titel des entsprechenden Kapitels (vgl. A.3.1). Wie später präzisiert wird, sind darunter die verschiedenen Träger der geschriebenen Sprache zu verstehen. Während Tulp in ihrer Definition das Publikum ins Zentrum stellt und das Medium (Plakat) nicht näher thematisiert, basiert die Definition hier gerade auf dem Medium: Untersucht wird der Sprachgebrauch auf «Schildern». Backhaus umreisst die Besonderheit des Sprachgebrauchs in diesem Kontext wie folgt und stellt so die Verbindung zur Thematik des Publikums her: Due to its indexical qualities, language on signs also differs from various other forms of written language use. Personal letters, diaries, books, or newspapers do not require to be read at a certain point in space in order to make sense. Functioning independently of their emplacement, they are clearly distinct from language on signs. (Backhaus 2007: -9) Der vorausgesetzte Ortsbezug mag stärker (z. B. bei einem Wegweiser) oder weniger stark (z. B. bei einem Werbeplakat) sein, ganz abwesend ist er in Bezug auf geschriebene Sprache im öffentlichen Raum kaum je und stellt somit eines der Kriterien für die Definition der Linguistic Landscape dar. Den gemeinhin als erste Definition der Linguistic Landscape geltenden Text von Landry und Bourhis (1997) haben wir in A.3.1 bereits zitiert. Auch hier orientiert sich die Definition in erster Linie am Träger des Textes. Die Aufzählung der verschiedenen Objekte der Linguistic Landscape («language of public road signs, advertising billboards, street names, place names, commercial shop signs, and public signs on government buildings», Landry/ Bourhis 1997: - 25) Plakate richten sich an alle, an die Masse und nicht an das Individuum» (Übersetzung Ph. M.). A.3 Methode 65 zeigt ausserdem bereits eine der wichtigsten Problematiken in diesem Bereich auf: Es lässt sich zwar einigermassen eindeutig definieren, was Teil der Linguistic Landscape ist, was aber nicht Teil davon ist, bleibt oft unklar. Weiter müsste festgelegt werden, was unter «language» zu verstehen ist. Handelt es sich ausschliesslich um geschriebene Texte, um den Gebrauch bestimmter Sprachen oder grundsätzlicher um Kommunikationsformen, zu denen beispielsweise auch bildliche Darstellungen wie Piktogramme gehören? Bei Tulp, Rosenbaum et al. sowie Spolsky/ Cooper konnte Letzteres noch ausgeschlossen werden, da explizit bestimmte (standardisierte) Sprachen betrachtet werden sollten (Niederländisch und Französisch resp. Englisch). Bei Tulp allerdings wurden dennoch auch Plakate ‹ohne Text› betrachtet und als ‹an alle [resp. beide] Sprachgemeinschaften gerichtet› kategorisiert. Der Begriff der Linguistic Landscape wird aber auch in Zusammenhängen verwendet, die nicht denen entsprechen, die wir in der vorliegenden Arbeit betrachten und untersuchen wollen. Gorter fasst solche Verwendungen des Begriffs zusammen: The concept of linguistic landscape, however, has been used in several different ways. In the literature the concept has frequently been used in a rather general sense […] for the presence and use of many languages in a larger geographic area […]. An overview of the languages that are spoken is then referred to as linguistic landscape. In this more or less loose sense of the word linguistic landscape can be synonymous with or at least related to concepts such as linguistic market, linguistic mosaic, ecology of languages, diversity of languages or the linguistic situation. […] Sometimes the meaning of linguistic landscape is extended to include a description of the history of languages or different degrees in the knowledge of languages. Or more narrowly, it can refer to language internal variation in parts of just one language, in particular in relation to its vocabulary, but also in other elements, even the words used in therapeutic communication (Fleitas, 2003) […]. (Gorter 2006: -1-2) Auf diese Verwendungen des Linguistic-Landscape-Begriffs werden wir im Folgenden nicht weiter eingehen, möchten aber darauf hinweisen, dass der Begriff in seiner deutschen Entsprechung «Sprachenlandschaft» von Lüdi und Werlen im Sinne von ‹Sprachsituation› oder ‹Sprachdemografie› verwendet wird für eine zusammenfassende Analyse der Resultate der schweizerischen Volkszählung in Bezug auf Hauptsprachen und Sprachgebrauch (Lüdi/ Werlen 2005), die wir in A.2 heranziehen. Gorter bezieht sich auf die Definition von Landry und Bourhis, die er wie folgt kommentiert: «[T]hey are concerned with the use of language in its written form in the public sphere. It refers to language that is visible in a specified area» (2006: -2). Damit werden zwei weitere grundlegende und genauer zu 66 A Einführung definierende Begriffe der Linguistic-Landscape-Forschung eingeführt, die wir später thematisieren werden: ‹öffentlicher Raum› und ‹Sichtbarkeit›. Ben-Rafael et al. (2006: -7) bezeichnen die Linguistic Landscape als «linguistic objects that mark the public space» und ergänzen (14): «[ Linguistic Landscape ], as defined here, refers to any sign or announcement located outside or inside a public institution or a private business in a given geographical location». Unklar bleiben der Unterschied zwischen «sign» und «announcement» sowie die Definition des öffentlichen Raumes, zu dem hier auch private Verkaufsräume zu gehören scheinen. Eine wichtige Ergänzung stellt die Bedingung der gegebenen geographischen Position dar, die wir beispielsweise auch bei Cenoz und Gorter wiederfinden: «One of the possibilities is to analyse languages in context by focusing on the written information that is available on language signs in a specific area» (2006: -67). Ben-Rafael (2009: -40) nimmt diese Definition wieder auf: «The notion of ‹linguistic landscape› (LL) refers to linguistic objects that mark the public space, i. e. inscriptions - LL items - that may refer to any written sign one finds outside private homes, from road signs to private names to names on streets, shops or schools». Bemerkenswert sind die geänderte Definition des öffentlichen Raumes («outside private homes») sowie die aufgezählten Beispiele, die sich mehrfach auf «names» beziehen. Auf die Thematik der Namen werden wir später zurückkommen. Der Begriff des ‹öffentlichen Raumes› wird anschliessend folgendermassen eingeschränkt: «A center, we propose, is where one sees ‹the crowd› when most people are not at work (see also Eder 2005; Kögler 2005). It is in this sense of ‹central areas› that we use here the term public space» (Ben-Rafael 2009: -41). Backhaus (2006: -52) spricht von «research into language on signs» und erklärt in einem späteren Text die «language on signs» als «special type of language use distinct from most other forms of written and spoken communication» (Backhaus 2007: -1). Er definiert mit Landry und Bourhis (1997: -23) die Linguistic Landscape als «visibility and salience» dieser «language on signs» (Backhaus 2007: -1). Es handelt sich bei der Linguistic Landscape gemäss dieser Definition nicht nur um die geschriebene Sprache in einem bestimmten Kontext, sondern vor allem um deren Sichtbarkeit oder Wahrnehmung. Die Definition wird klar abgegrenzt: It will be held that the study object of linguistic landscape research should be confined to language on signs, since an expansion to other forms of language use in the public sphere would water down the usefulness of the concept as a whole. (Backhaus 2007: -4) Auch der Begriff der ‹Landscape› an sich wird zuweilen kritisiert, beispielsweise bei Coulmas, der unter Linguistic Landscape allerdings vor allem eine Methode und weniger den Forschungsgegenstand versteht: - A.3 Methode 67 [ Linguistic Landscape ] is the study of writing on display in the public sphere. While the public sphere in Habermas’ sense does not necessarily refer to an identifiable space, it presupposes an urbanized society. By the same token, LL research is typically focussed on urban environments. Linguistic land scape is really linguistic city scape, especially in multilingual settings. (Coulmas 2009: -14) Oder bei Spolsky: Awkwardly but attractively labeled «linguistic landscape» (LL), the study of public multilingual signage is developing into sub-field of sociolinguistics and of language policy. One of the main topics of interest is the choice of language in public signs in bilingual or multilingual urban space, which is why «cityscape» might be preferable to «landscape». (Spolsky 2009: -25) Bei den beiden letzteren Definitionen wird explizit ein mehrsprachiger Kontext als Kriterium genannt. Auch Auer 2010 äussert sich in seinem Artikel zur «Strukturierung des öffentlichen Raumes durch die geschriebene Sprache» kritisch zum Begriff der Linguistic Landscape und führt gleichzeitig die Definition als ding- und ortsfeste «Schriftverwendung» ein: - Erst seit etwa 10 Jahren gibt es in der Linguistik eine Forschungsrichtung, die sich mit dieser ding- und vor allem ortsfesten Schriftverwendung im öffentlichen Raum beschäftigt und unter dem etwas irreführenden Begriff linguistic landscape research bekannt geworden ist. (Auer 2010: -273) Er unterstreicht im Weiteren, dass die Beschreibung des Forschungsgegenstandes «eher aufzählend als definitorisch» sei (Auer 2010: -273), und kritisiert einen häufigen «Mangel an theoretischer Reflexion» (274). Auch wenn die bisher vorgestellten Linguistic-Landscape-Definitionen aus den Anfängen bis 2009 (siehe A.3.1) gewisse nicht unerhebliche Unterschiede aufweisen, bleiben einige Kriterien konstant. Es handelt sich um Sprache im Sinne von geschriebenem Text, vermittelt durch bestimmte Formen von Trägern («signs») in einem Kontext, der als ‹öffentlicher Raum› bezeichnet werden kann und der geographisch mehr oder weniger genau bestimmt ist. Neuere Forschungen im Bereich der Sprache (oder vielmehr der Kommunikation) im öffentlichen Raum geben der theoretischen Grundlage eine andere Richtung. Dazu gehören Jaworski/ Thurlow eds. 2010 (vgl. A.3.1) oder bereits Shohamy/ Waksman 2009 als Abschluss von Shohamy/ Gorter eds. 2009: [W]e continue in the direction of «expanding the scenery» by proposing broader dimensions of LL. We begin by positing the argument that LL refers to texts situated and displayed in a changing public space, which is being redefined and reshaped. This 68 A Einführung public space is a fertile ground for the emergence of broad and infinite repertoire of texts types. Such definitions of LL go beyond displayed «written» texts of signs in multilingual versions and include verbal texts, images, objects, placement in time and space as well as human beings. (Shohamy/ Waksman 2009: -314) Definition und Forschungsfeld der Linguistic Landscape werden grundsätzlich stark erweitert, wie der folgende - in Opposition beispielsweise zu Backhaus (2007: -4) stehende - Text von Gorter aufzeigt: Linguistic Landscape studies should go further and not limit themselves to the written language and the variations in text types on signs, they should relate to images, colours and other visuals, as well as voices, music and other sounds and to dynamic changes in the physical (mainly urban) surroundings. (Gorter 2012: -11) Der Text stammt aus der Einleitung zum Sammelband Linguistic Landscapes, Multilingualism and Social Change (Hélot et al. eds 2012). Um die neue Ausrichtung der Linguistic-Landscape-Forschung etwas eingehender zu illustrieren, führen wir hier einige Beispiele von Linguistic-Landscape-Definitionen aus diesem Band auf: Backhaus’s theory of disregarding non-stationary objects was rejected as non-stationary and temporary units such as vehicles and posters were considered to be just as important and indicative of the linguistic landscape as permanent and fixed units. (Dunlevy 2012: -59) Le PL [paysage linguistique - Linguistic landscape ] est ainsi conçu comme un champ qui possède une dynamique qui lui est propre, influencée par son contexte social, politique ou culturel. (Ben-Rafael/ Ben-Rafael 2012: -71) Research on Linguistic Landscape (LL) refers to the study of language and its uses all around us - in public spaces, in the virtual world and in the ecology at large. It focuses mostly on various forms of language - verbal, visual and semiotic, which are displayed in public spaces such as markets, shops, schools, neighborhoods and cities. (Shohamy/ Waksman 2012: -110) The field of linguistic landscapes is a fairly new subfield of linguistics, though quickly growing, investigating the meaning and purpose of language in place and space. […] I collected multimodal data of the linguistic landscape, focusing on written words (signs, shirts, etc.), images (signs, colors, presence of groups, and non-verbal representational clothing), spoken words (the languages used and «dialogue» format of projected live video), and looking at how the projected video at the protest includes all of these 62 . (Seals 2012: -127, 130) 62 Seals 2012 befasst sich mit der «linguistic landscape» einer Protestkundgebung. A.3 Methode 69 Dans notre analyse, nous focalisons moins sur le paysage sémiotique comme texte ou énoncé (landscape), comme résultat pour ainsi dire décontextualisé, que sur l’acte énonciatif situé que représente son façonnage (landscaping). (Lüdi 2012: -87-88) Wir haben eine Zusammenstellung von Linguistic-Landscape-Definitionen aus den unterschiedlichen Ausrichtungen vorgestellt. Diese Vielfalt der Definitionen des Forschungsgegenstandes und der Herangehensweisen stellt eine der grossen Herausforderungen der Linguistic-Landscape-Forschung dar: die oftmals schwierige (oder fehlende) Einschränkung des Forschungsgegenstandes. Es ist uns daher wichtig, für die vorliegende Untersuchung eine eindeutige und klar abgegrenzte Definition der Linguistic Landscape zu benennen (eine ausführlichere Definition folgt in A.3.3.1): Unter Linguistic Landscape (im Folgenden LL) verstehen wir sämtliche Elemente der im öffentlichen Raum sichtbaren geschriebenen Sprache (vgl. A.1.1) in einem bestimmten Territorium zu einem bestimmten Zeitpunkt. Wir haben uns daher bewusst dazu entschieden, weiterhin den Begriff der ‹Linguistic› Landscape und nicht den der ‹Semiotic› Landscape zu verwenden. Den öffentlichen Raum definieren wir für unsere Arbeit als Gesamtheit der Aussenräume, die im Grundsatz jederzeit zugänglich sind, unabhängig davon, wo diese Räume liegen. Sichtbar bedeutet, dass das betreffende Element vom oben definierten öffentlichen Raum aus von blossem Auge lesbar ist (vgl. A.3.3.1), ohne sich zwingend im öffentlichen Raum befinden zu müssen. Gesprochene Sprache wird im Gegensatz zu verschiedenen oben erwähnten Ansätzen (vgl. Gorter 2012; -Shohamy/ Waksman 2012; Seals 2012) nicht berücksichtigt. Des Weiteren verwenden wir den Begriff ‹Landscape› und nicht ‹Cityscape›, da es sich bei den von uns untersuchten Territorien (vgl. A.3.3.1) nicht nur um städtische Gebiete handelt. Wir sprechen von ‹Landscape› und nicht von ‹Landscaping› (vgl. Lüdi 2012), da unser Forschungsgegenstand zunächst ausschliesslich die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort vorhandenen Elemente sind und nicht deren Entstehung oder deren Rezeption (Letztere können in einzelnen Analysen ausgewählter Daten ergänzend herangezogen werden, vgl. A.3.3.2 sowie Teil B). Wir verwenden den Begriff ‹Linguistic Landscape› im Singular, wenn er sich auf ein einziges in sich geschlossenes Territorium bezieht, im Plural wenn mehrere verschiedene in sich geschlossene Territorien gemeint sind. LL bezeichnet weder die Linguistic-Landscape-Forschung noch die sprachdemografische oder sprachpolitische Situation eines bestimmten Ortes (die wir zur besseren Unterscheidung nicht als ‹Sprachlandschaft›, sondern als ‹Sprachsituation› bezeichnen), die Entstehungsprozesse der LL bezeichnen wir als solche (und nicht als Linguistic Landscaping ). Eine weitere Entscheidung, die wir treffen müssen, wenn wir uns mit der LL befassen, ist die Auswahl des geografischen Territoriums, in dem die Datenerhe- 70 A Einführung bung durchgeführt werden soll. Auch hier möchten wir zunächst einige Beispiele aus der Linguistic-Landscape-Forschung aufzeigen und diese anschliessend der für die vorliegende Untersuchung gewählten Lösung gegenüberstellen. Rosenbaum et al. (1977) wählten für ihre Untersuchungen eine bestimmte Einkaufsstrasse in Jerusalem aus (Keren Kayemet Street), ohne jedoch Repräsentativität für andere Jerusalemer Einkaufsstrassen zu beanspruchen: It is not, however, representative of all of Jerusalem’s shopping streets. First of all, it is in West ( Jewish) Jerusalem. Second, it runs along the edge of a prosperous neighborhood, characterized by a relatively high proportion of persons of European background and by a relatively low proportion of new immigrants. (Rosenbaum et al. 1977: -181) Tulp (1978) entschied sich (wie bereits in A.3.1 erläutert) für die Strassen entlang der Hauptlinien des öffentlichen Verkehrs, während Spolsky und Cooper (1991) die nicht näher definierten «streets of the market» (Spolsky/ Cooper 1991: -74) untersuchten. Ben-Rafael et al. (2006: 15) wählten für ihre Untersuchung sechs bestimmte Gebiete aus, die den israelisch-palästinensischen Kontext ihrer Forschung widerspiegeln sollen: «The geographical localities sampled represented the following typical settings - Jewish, Palestinian Israeli and non-Israeli Palestinian». Die genauere Abgrenzung der untersuchten Territorien wird jedoch nicht erläutert. Huebner (2006) bezog seine Studierenden, welche die Stadt als Einwohnerinnen und Einwohner kannten, in die Auswahl der Untersuchungsterritorien mit ein: «[S]tudents identified 15 neighbourhoods in central and suburban Bangkok which as residents they felt would reflect some of the linguistic diversity of the city» (Huebner 2006: -34). Erhoben wurden schliesslich «all of the signs within a given stretch of the main street of that neighbourhood» (Huebner 2006: -34). Eine ähnliche Strategie wählten mit Bezug auf Rosenbaum et al. 1977 auch Cenoz und Gorter für ihre vergleichende Untersuchung von Donostia/ San Sebastián und Ljouwert/ Leeuwarden: The streets selected for this study were ‘Bulevar-Boulevard’, one of the central shopping streets of Donostia-San Sebastian and ‘Nijstêd-Nieuwestad’ in the centre of Ljouwert-Leeuwarden. Both of these streets have a length of approximately 600 m. In contrast to the study by Rosenbaum et al. (1977), our approach involved taking digital pictures of all texts we saw on the street. (Cenoz/ Gorter 2006: -70-71) Eine sehr genaue und detailliert beschriebene Vorgehensweise wendet Backhaus (2007) in seiner Studie zu Tokio an. Ähnlich wie bei Tulp 1978 dient eine Einrichtung des öffentlichen Verkehrs als Ausgangspunkt: A.3 Methode 71 As geographic orientation marker I selected the 29 stations of the Yamanote Line, a circular railway line connecting Tokyo’s major city centres. […] Though many of the stations are situated in crowded business, shopping, or entertainment districts, there are also less busy areas, quiet residential neighbourhoods, and parks. The environments of the 29 Yamanote Line stations thus provide a multilayered picture of the centre of the city. (Backhaus 2007: -65) Die tatsächlich untersuchte Fläche wird nach strikten Kriterien definiert: Each survey area was part of a street between two consecutive traffic lights previously selected on the map […]. It had to be inside the loop described by the Yamanote Line and if possible run more or less at a right angle from the rails to the centre. It should not be too far off the station, but the station entrance area itself was avoided because in many cases there is a square area that is hard to define in spatial terms. […] The advantage of this selection principle was that it guaranteed a unified and non-biased determination of survey areas. […] [I]n one case […], there were no traffic lights in the vicinity of the station from inside the loop and hence no survey area could be determined. This reduced the number of areas to 28. (Backhaus 2007: -66) Weitere Bestimmungen betreffen die Ausdehnung der Territorien: In breadth, the limits of the survey areas were defined by spatial boundaries on both sides of the street, in most cases buildings. […] In height, no special limitations needed to be made. (Backhaus 2007: -66) Auch im Bereich der Einschränkung des Forschungsterritoriums gibt es also unterschiedliche Herangehensweisen. Liegt eine genauere Definition des Territoriums vor, werden meistens einzelne Strassen oder Plätze nach bestimmten Kriterien ausgewählt. Das Projekt Metropolenzeichen bildet dazu insofern eine Ausnahme, dass ganze Stadtteile berücksichtigt werden sollen. Die Auswahl der Territorien wird wie folgt erklärt: Die Untersuchung ist als Querschnittstudie für die Städte Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund konzipiert. Pro Stadt werden jeweils zwei Stadtteile untersucht, die eine Mischnutzung aus Wohnen, Einzelhandel und (Klein-)Gewerbe aufweisen, da davon ausgegangen wird, dass sich in solchen Stadtteilen eine Vielzahl dokumentierbarer Spuren visueller Mehrsprachigkeit im Straßenbild finden lassen. (Ziegler 2013: -300) Nicht nur die Einschränkung des Territoriums, auch die Entscheidung zur vollständigen (Cenoz/ Gorter 2006; Huebner 2006; Backhaus 2007) oder selektiven 72 A Einführung (Rosenbaum et al. 1977; Ben-Rafael et al. 2006) Erfassung der Elemente der geschriebenen Sprache wird in der LL-Forschung also unterschiedlich gehandhabt. Für die vorliegende Arbeit haben wir uns für eine Verknüpfung verschiedener Ansätze entschieden. Um möglichst vergleichbare Datensammlungen zu erhalten, welche die LL der untersuchten Städte so repräsentativ wie möglich abbilden sollen, haben wir darauf verzichtet, das Territorium auf einzelne Stadtteile zu beschränken und untersuchen jeweils das gesamte von den politischen Gemeindegrenzen umfasste geografische Gebiet. Betrachtet werden somit also nicht nur die mehr oder weniger dicht besiedelten Innenstädte, sondern beispielsweise auch landwirtschaftlich geprägte Gebiete oder Wälder. Aus Gründen der Machbarkeit werden nicht alle in diesen Gebieten vorhandenen Elemente der geschriebenen Sprache erhoben. Es wird jedoch auf eine regelmässige und flächendeckende räumliche Verteilung der erhobenen Elemente geachtet. Für die umfassende Definition verweisen wir wiederum auf A.3.3.1. Um eine Analyse zu ermöglichen, müssen die in der Regel fotografisch erhobenen Daten gegliedert und kategorisiert werden. Bereits die Gliederung stellt eine weitere Herausforderung der LL-Forschung dar und auch hier gibt es unterschiedliche Ansätze, von denen wir einige erläutern möchten, beginnend wiederum bei den frühen Arbeiten. Rosenbaum et al. (1977: -185) beziehen sich auf «signs», die sich anhand der aufgeführten Analysen als klar abgegrenzte geschriebene Texte definieren lassen. Tulp (1978) betrachtet die einzelnen Plakate als Analyseeinheiten. In beiden Fällen lässt sich die Abgrenzung eindeutig vollziehen und entspricht weitestgehend der späteren Definition von Backhaus (2007: - 66): «A sign was considered to be any piece of written text within a spatially definable frame. The underlying definition is physical, not semantic.» Cenoz und Gorter fassen die Definition der Analyseeinheit etwas weiter: After excluding other possibilities it was decided that in the case of shops and other businesses each establishment but not each sign was the unit of analysis, that is, it was considered ‘one single sign’ for the analysis. (Cenoz/ Gorter 2006: -71) In späteren Forschungen werden solche Ansätze zu Gunsten noch weiter gefasster Definitionen abgelehnt (vgl. z. B. Shohamy/ Waksman 2009; Dunlevy 2012). Auer 2010 unterscheidet Ensemble, Zeichendiskurs und Schichtung: Unter einem Ensemble verstehe ich mehrere Schilder/ Inschriften/ Zettel/ Aufkleber, die in unmittelbarer Nähe zueinander stehen, also mit einem Blick wahrgenommen werden können, und die sich inhaltlich aufeinander beziehen. […] Davon ist eine zweite Art der Bezugnahme im öffentlichen Raum zu unterscheiden, in der nicht die Kopräsenz der Schilder/ Inschriften/ Aufkleber, sondern ihre formale und funktionale Ähnlichkeit ausschlaggebend ist. Ich spreche hier von einem Zeichendiskurs. Die A.3 Methode 73 Zeichen, die zu einem Diskurs gehören, sind typischerweise nicht zusammen sichtbar. […] Eine dritte Art von Bezugnahme zwischen öffentlichen Schriftzeichen lässt sich am besten als (Über-)Schichtung ( layering , Scollon/ Scollon 2003) bezeichnen. Überschichtungen entstehen dann, wenn sekundäre Aufkleber und Aufschriften auf primären Zeichen angebracht werden. (Auer 2010: -286-287) Da in unserer aktuellen Arbeit die (grobe) räumliche Lokalisierung der Analyseeinheiten berücksichtigt werden soll, haben wir uns entschieden, Elemente der geschriebenen Sprache auf Verkehrsmitteln nicht zu berücksichtigen und übernehmen hier den Ansatz von Gorter (2006: -3): «[A]re texts on moving objects such as buses or cars to be included? For convenience sake they are probably not». Ebenfalls nicht berücksichtigt wird die Zeitdauer der Sichtbarkeit der Einheiten. Es gilt der Zustand im Moment der Datenerhebung, was beispielsweise auch bedeutet, dass bei Anzeigetafeln mit wechselndem Text lediglich ein Teil des Textes erhoben werden kann. Wir verzichten jedoch auf die Einschränkung der Einheiten nach Backhaus, welche nur räumlich genau abgegrenzte Elemente als einzelne Einheiten zulässt. In Anlehnung an Cenoz und Gorter (2006: - 71) fassen wir mehrere «signs» im Sinne von Backhaus zu einer einzigen Analyseeinheit zusammen, sofern sie sich räumlich in genügend geringer Distanz zueinander befinden, um potentiell gleichzeitig erfasst zu werden, oder wie es Reh (2004: -5) in Bezug auf ihre Definition der sichtbaren Mehrsprachigkeit ausdrückt: -«If it can be read without changing one’s spatial position» (und - wir fügen hinzu - ohne die Blickrichtung zu ändern). Wir berücksichtigen also (nach Auer 2010) ein «Ensemble» (ohne das Kriterium der inhaltlichen Bezugnahme) oder eine «Schichtung» als einzelne Einheit, einen «Zeichendiskurs» jedoch nicht. Einen Punkt der Definition von Backhaus (2007: -66) nehmen wir so dennoch wieder auf: «The underlying definition is physical, not semantic». Grund für diese Entscheidung ist unser Ansatz, die LL in Bezug auf ihre potentielle Wahrnehmung aus Sicht von Passantinnen und Passanten zu analysieren. Gemäss dieser Perspektive scheint es uns gerechtfertigt, Einheiten wie das in Abb. F.4.1 in Anhang F.4 abgebildete Beispiel als Ganzes zu betrachten, da wir davon ausgehen, dass solche Einheiten als mehrsprachig erkannt werden können (sofern ausreichende Sprachkenntnisse vorhanden sind) und somit auch als mehrsprachig zu kategorisieren sind. Eine Trennung dieser Elemente in drei einzelne einsprachige Einheiten würde der Realität des betreffenden Punktes nach unserer Auffassung nicht gerecht. Im Gegensatz zu Cenoz und Gorter (2006: -71) ist unser Kriterium allerdings nicht die Zugehörigkeit zur selben Einrichtung («establishment»), sondern einzig die ausreichende physische Nähe der einzelnen Schriftträger. 74 A Einführung Die erhobenen und nach bestimmten Kriterien voneinander abgegrenzten Analyseeinheiten werden in den Untersuchungen oft kategorisiert, um vergleichbare, meist quantitative Analysen zu ermöglichen. Eine häufig gewählte Grundkategorisierung, die wir auch in unserer Arbeit anwenden werden, ist diejenige nach Top-down- und Bottom-up-Einheiten. Wie in A.3.1 gezeigt, ist die Unterscheidung von behördlichem und nicht-behördlichem Sprachgebrauch bereits in frühen LL-Forschungen präsent, zum Beispiel in Tulp 1978 («parastatale» vs. «commerciële» Plakate, 281), Landry/ Bourhis 1997 («private signs» vs. «government signs», 26), Spolsky/ Cooper 1991 («official» vs. «private», 79). Die Begriffe top-down und bottom-up werden erstmals von Ben-Rafael et al. mit Bezug auf die LL verwendet: The ‘top-down’ LL items included those issued by national and public bureaucracies - public institutions, signs on public sites, public announcement and street names. ‘Bottom-up’ items, on the other hand, included those which were issued by individual social actors - shop owners and companies - like names of shops, signs on businesses and personal announcements. (Ben-Rafael et al. 2006: -14) Backhaus setzt diese Unterscheidung in Bezug zu den Kategorien ‹in vitro› vs. ‹in vivo› nach Calvet 1993 (112-113) 63 : An important distinction Calvet makes […] is that between ‘in vitro’ and ‘in vivo’ aspects of the linguistic landscape. In a similar way as Ben-Rafael et al.’s […] classification of ‘top-down’ and ‘bottom-up’ signs, the two terms distinguish between what is written in vitro by the state (toponymic signs, traffic signs, etc.) and what is written in vivo by the citizens (shop signs, graffiti, advertisements, etc.). (Backhaus 2007: -32) Weitere Kategorisierungen in späteren Arbeiten weichen in der Regel nur leicht von diesem Modell ab, verwenden aber zuweilen andere Bezeichnungen für die Kategorien. Huebner (2006: - 39) beispielsweise spricht von «government and nongovernment signs», wobei Erstere als «produced by the government, either national, provincial or municipal» definiert werden und Letztere alle Übrigen umfassen. Backhaus verwendet «official» vs. «non-official» synonym zu top-down vs. bottom-up und definiert die beiden Kategorien für seine Studie zu Tokio folgendermassen: 63 «[…] il y a deux types de gestion du plurilinguisme- : l’une qui procède des pratiques sociales et l’autre de l’intervention sur ces pratiques. Le premier, que nous appellerons gestion in vivo , concerne donc la façon dont les gens, confrontés quotidiennement à des problèmes de communication, les résolvent. […] Mais il est une autre approche des problèmes du plurilinguisme ou de la néologie, celle du pouvoir. C’est la gestion in vitro […]» (Calvet 1993: -112-113). A.3 Methode 75 [A]ll government-related signs of the Tokyo sample have been classified as top-down signs. These are mainly signs by the ward administrations, the Tokyo Metropolitan Government, or an agency of the national government. In addition, all signs related to public transport facilities and Japan Post have been counted as top-down signs. All other signs have been considered bottom-up signs. (Backhaus 2007: -81) Kritisiert wird diese Kategorisierung von Spolsky (2009: -30-31): «One approach is the ‘top-down, bottom-up’ sign distinction, but this is simply a post-hoc guess. I suggest we consider a sign as the result of a process with several participants - let us call them the initiator or owner of the sign, the sign-maker, and the reader». Auch Huebner (2009: -74) weist auf problematische Beispiele hin: A sign posted in the elevator of a high-rise office building by the building management company may be viewed as top-down from the perspective of the tenants, but as bottom-up from the perspective of a national government. Bagna und Barni sprechen sich für eine weiter gefasste Definition aus: We could hypothesize a continuum, for example, between a poster produced by a public body announcing a selection contest, a poster by the association of Albanians in Italy inviting people to reflect upon the reform of the immigration law, and a hand-written poster advertising an Albanian party. (Bagna/ Barni 2009: -134) Auer 2010 schlägt eine weitere Unterscheidung der Einheiten nach «Granularitätsstufen» (280) und «Materialität» (282) vor. Da Umfang und Rahmen der vorliegenden Untersuchung eine Unterteilung nach weiteren Kriterien nicht zulassen, werden wir dennoch eine Kategorisierung nach Top-down- und Bottom-up-Einheiten anwenden (im Weiteren TD und BU). Als TD gelten in Anlehnung an Backhaus 2007 sämtliche Einheiten, die von den Behörden auf den verschiedenen staatlichen Ebenen erstellt wurden, sowie Einheiten in Zusammenhang mit dem öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Alle übrigen Einheiten gelten als BU. Spolskys (2009: - 30-31) Ansatz der verschiedenen Akteure der LL (Besitzer-, Ersteller- und Leserschaft eines LL-Elements) kommt in dieser Untersuchung, die in erster Linie aus der Perspektive der potentiellen Wahrnehmung der LL durchgeführt werden soll, nicht zur Anwendung. Die Autorschaft (vgl. z. B. Malinowski 2009) wird hier in der quantitativen Untersuchung lediglich im Sinne von TDvs. BU-Autorschaft berücksichtigt, kann aber bei der qualitativen Analyse einzelner Beispiele in einzelnen Fällen genauer bestimmt und - zusammen mit der potentiellen Leserschaft - berücksichtigt werden (vgl. Teil B). Für eine ausführliche Beschreibung unseres Kategorisierungsmodells verweisen wir auf A.3.3.2, möchten hier aber noch auf zwei weitere Thematiken 76 A Einführung der Kategorisierung eingehen: zum einen auf die Form des Sprachkontaktes im Fall von mehrsprachigen Einheiten und zum anderen auf die Frage nach der Dominanz gewisser Sprachen innerhalb einzelner Analyseeinheiten durch ihre grafische Darstellung. Für die Kategorisierung in Bezug auf verschiedene Formen der Mehrsprachigkeit verweisen wir zunächst auf Reh 2004, die zwischen ‹sichtbarer› und ‹versteckter› Mehrsprachigkeit unterscheidet: [A] distinction should be drawn between two main types of multilingual writing: visible multilingualism and covert multilingualism. This latter form may also be referred to as multiple monolingualism . Multilingual writing may be said to be visible if the reader encounters it on the same material unit and if it can be read without changing one’s spatial position. In the case of covert multilingualism […], objects are inscribed in a single language only and multilingualism arises from the fact that the text exists in other languages as well, though at some other place. (Reh 2004: -5) Die Einheiten des «visible multilingualism» unterteilt Reh (2004) in vier weitere Unterkategorien: 1.- «Duplicating multilingual writing» (8) bedeutet die vollständige Wiedergabe des gesamten Textes in zwei oder mehr Sprachen; 2.-«Fragmentary multilingualism» (10) bedeutet die teilweise Wiedergabe des Textes in einer oder mehrerer weiteren Sprachen; 3.- «Overlapping multilingual writing» (12) unterscheidet sich von der zweiten Kategorie dadurch, dass in beiden (oder mehr) Sprachen jeweils nicht übersetzte Textabschnitte vorkommen, während ein Teil des Textes in beiden Sprachen wiedergegeben wird; 4.-«Complementary multilingual writing» (14) schliesslich bezeichnet eine Einheit, die (mindestens zwei) verschiedene Texte in verschiedenen Sprachen enthält. Zur Übersicht und Ergänzung bilden wir das Kategorisierungsschema von Reh (2004) in Abb. A.3.2.1 ab: A.3 Methode 77 Abb. A.3.2.1 64 Backhaus unterteilt die Analyseeinheiten in einsprachige und mehrsprachige Einheiten, wobei sich die Definition der Mehrsprachigkeit nicht eigentlich auf die Einheit selbst, sondern auf ihren Beitrag zur Mehrsprachigkeit der LL von Tokio bezieht: All countable items were categorised as either monoor multilingual. A multilingual sign was determined to be a sign (as defined above) sharing one or either of the following characteristics: (1) containing at least one language in addition to, or instead of, Japanese; or (2) containing Japanese represented in Roman alphabet, Japanese supplemented by Furigana annotations, or Japanese in Braille […]. Both parts of the definition yield a certain number of multilingual signs that actually contain only one language - Japanese or other. […] [T]he term ‘multilingual’ henceforth is used for the sake of terminological simplicity rather than with strict correspondence to a multiplicity of languages. (Backhaus 2007: -67) Wir übernehmen in unserer Arbeit diese Unterteilung in einsprachige und mehrsprachige Einheiten, allerdings nicht gemäss den Kriterien von Backhaus 2007. Eine Einheit gilt dann als ‹einsprachig›, wenn sie ausschliesslich Text in einer einzigen Sprache enthält, unabhängig davon, um welche Sprache es sich handelt (vgl. A.3.3.2). Ebenfalls nicht berücksichtigt wird «covert multilingualism» nach Reh (2004: -5). Für die weitere Kategorisierung der gemäss unseren Krite- 64 «Types of multilingual writing on stationary objects» (Reh 2004: -16). 78 A Einführung rien ‹mehrsprachigen› Einheiten verwenden wir teilweise das Schema von Reh 2004: Die betreffenden Einheiten werden unterschieden in ‹Übersetzung› (dazu gehören Rehs Kategorien 1-3) sowie ‹Kopräsenz verschiedener Sprachen›, im Weiteren kurz ‹Kopräsenz› (entspricht der Kategorie 4. «Complementary multilingual writing» nach Reh). Die ‹Übersetzungen› werden unterteilt in ‹vollständige› (Kategorie 1 nach Reh) und ‹partielle› (Kategorien 2 und 3 nach Reh, ohne genauere Unterscheidung) Übersetzungen. Vollständige Übersetzungen unterteilen wir in weitere Kategorien (vgl. A.3.3.2), insbesondere in Bezug auf die allfällige Hervorhebung (und somit Dominanz) einer der Sprachversionen durch grafische Mittel, wie beispielsweise auch bei Cenoz und Gorter: The second step was to analyse the size of the fonts of each language in all the bi/ multilingual signs. […] In the case of Ljouwert most commonly the size of the texts on bi/ multilingual signs are not the same, in most cases the majority language is bigger and in just a few cases the minority language is bigger. (Cenoz/ Gorter 2006: -75) Es können wiederum Schwierigkeiten bei der Definition der Dominanz (oder Prominenz) auftreten, wie es beispielsweise Huebner erläutert: Determining language prominence in a given sign can be equally problematic. In Picture 2, prominence was determined by placement of text […] and size of font. But placement and size can be offset by other features, notably colour, images and amount of text. (Huebner 2006: -35-36) Damit die Dominanz der einzelnen Sprachversionen erfasst werden kann, müssen Entscheidungen zur Festlegung genauer Kriterien getroffen werden. In A.3.3.2 schlagen wir ein Modell für die Kategorisierung der Dominanz der Sprachversionen in zwei- oder mehrsprachigen Einheiten mit vollständiger Übersetzung vor. Die Kategorisierung der Einheiten wirft aber auch noch weitere Fragen auf, oder wie es Huebner ausdrückt: «Unfortunately, however, not all multilingual signs are so straight forward as the Reh/ Backhaus taxonomy suggests» (Huebner 2009: - 81). Erwähnen möchten wir hier insbesondere die Problematik der Lehnwörter und der Eigennamen. Während wir Erstere in unserer Untersuchung nicht als Elemente der Herkunftssprache betrachten, ist der Fall der Namen etwas komplexer, vgl. z. B. Edelmann: To put it more generally, how should proper names be classified by language? The answer to this question has important implications for the coding of signs. (Edelmann 2009: -145) A.3 Methode 79 Edelmann (2009: - 146) hält weiter fest, dass «[s]o far, in much LL research (Ben-Rafael et al. 2006; Cenoz and Gorter 2006; El-Yasin and Mahadin 1996; Huebner 2006; Schlick 2003) proper names are not considered a problem for language classification», dass jedoch «[a] researcher who does not code proper names as foreign languages gets an incomplete picture of the LL’s multilingual character» (Edelmann 2009: -152). In unserer Untersuchung werden gewisse Namen unter bestimmten Bedingungen berücksichtigt, für die entsprechenden Kriterien verweisen wir auf A.3.3.2. Wir haben Probleme der Definition des Forschungsgegenstandes, der Analyseeinheiten und der Kategorien aufgezeigt und jeweils versucht, unseren eigenen Ansatz in Bezug zu bereits durchgeführten Forschungen im Bereich der LL zu stellen, namentlich (aber nicht ausschliesslich) unter Berücksichtigung der frühen Arbeiten der LL-Forschung. Auch wenn mit möglichst eindeutigen Definitionen gearbeitet wird, bleibt eine Erhebung der geschriebenen Sprache im öffentlichen Raum eine Bestandsaufnahme, die sich zwar analysieren und im besten Fall mit anderen Bestandsaufnahmen vergleichen lässt, in dieser Form jedoch noch keine Aussagen über Entstehung und Rezeption der erhobenen Einheiten zulässt. Entsprechende Ansätze zu Autorschaft (z. B. Malinowski 2009) oder Rezeption (vgl. z. B. Aiestaran et al. 2010; Trumper Hecht 2010) werden zwar verfolgt, lassen aber in der Regel ausschliesslich qualitative Analysen zu. Unser Ansatz hat nicht den Anspruch, die tatsächliche Entstehung oder Rezeption der Einheiten zu erfassen. Im Zentrum unserer Arbeit steht die folgende Frage: Inwiefern lässt eine Perspektive, in welcher ausschliesslich die Elemente der geschriebenen Sprache (so wie sie im öffentlichen Raum vorkommen) betrachtet werden, Aussagen über die sprachliche und sprachpolitische Situation eines Ortes zu (vgl. A.1.3)? Die Ergebnisse der quantitativen Auswertungen werden dazu zum einen mit den vorhandenen Informationen zur Sprachdemografie verglichen und zum anderen in Bezug zur jeweiligen lokalen Sprachpolitik gesetzt. A.3.3 Methode und Durchführung des Projekts 65 A.3.3.1 Datenerhebung Gegenstand unseres Projekts und der in den Teilen B, C und F vorgestellten Analysen ist die LL der politischen Gemeinden Aarau, Stadt Aosta, Biel, Stadt Freiburg, Stadt Luxemburg und Murten. Zur Erläuterung der Auswahl dieser 65 Die Sammlung enthält auch bereits nach den genannten Kriterien erhobene, jedoch hier neu kategorisierte Daten aus zwei Vorgängerprojekten (Moser n. publ. [2011], n. publ. 80 A Einführung sechs Orte verweisen wir auf A.1.2, für unsere Definition der LL und ihre Einordnung in der bisherigen LL-Forschung auf A.3.2. Die dort entwickelte Definition soll hier zur Übersicht nochmals in vollständiger Form wiedergegeben werden: Unter ‹LL› verstehen wir sämtliche Elemente der im öffentlichen Raum sichtbaren geschriebenen Sprache in einem bestimmten Territorium zu einem bestimmten Zeitpunkt. Den ‹öffentlichen Raum› definieren wir für unsere Arbeit als Gesamtheit der Aussenräume, die für Passantinnen und Passanten jederzeit zugänglich sind, unabhängig davon, wo diese Räume liegen. Von der Untersuchung ausgeschlossen werden demnach sämtliche Innenräume, auch dann, wenn diese dem Kriterium der dauerhaften Zugänglichkeit entsprechen (wie beispielsweise im Fall von Bahnhofshallen). Dieser Entscheidung liegen ausschliesslich praktische Argumente zu Grunde. In die Untersuchung eingeschlossen werden als Ausnahme öffentliche Parkanlagen, auch dann, wenn sie dem Kriterium der dauerhaften Zugänglichkeit aufgrund nächtlicher Schliessungen nicht entsprechen (Friedhöfe sind jedoch ausgeschlossen). Unter ‹geschriebener Sprache› verstehen wir ihre grafische Umsetzung auf einem bestimmten Träger unabhängig davon, ob es sich dabei um eine standardisierte Varietät handelt oder nicht. Piktogramme oder andere Symbole der Signaletik werden nicht berücksichtigt. ‹Sichtbar› bedeutet, dass das betreffende Element für Passantinnen und Passanten vom oben definierten öffentlichen Raum aus lesbar ist 66 , ohne sich zwingend in Letzterem befinden zu müssen. Als ‹Territorium› gilt die gesamte geografische Fläche innerhalb der politischen Gemeindegrenzen zum Zeitpunkt der Datenerhebung, in Bezug auf die vertikale Lage der erhobenen Elemente gibt es keinerlei Einschränkungen. Änderungen der Grenzen nach der Datenerhebung werden nicht mehr berücksichtigt, auch wenn die Analysen zu besagtem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen sind (betrifft konkret den Fall von Murten, vgl. A.2.2). Als ‹Zeitpunkt› gilt die Zeitspanne der Datenerhebungen. Um die LL gemäss dieser Definition so repräsentativ wie möglich zu erfassen, haben wir vor den Datenerhebungen die zu begehenden Strecken festgelegt und so ausgewählt, dass sie als dichtes Netz die gesamte Fläche der betreffenden Territorien möglichst gleichmässig abdecken. Erfasst wurden in möglichst regelmässigen Abständen Elemente der geschriebenen Sprache gemäss unserer [2013]). Dies betrifft die gesamten Erhebungen in Freiburg (Moser n. publ. [2011]; n. publ. [2013]) und Murten (Moser n. publ. [2013]) sowie die in die Datensammlung integrierten Stichproben zu Aosta, Biel und Aarau (jeweils Moser n. publ [2013]). Vgl. auch die Publikationen einzelner Resultate und Untersuchungen in Moser 2016a; 2016b; 2017a. 66 Wir gehen hier von einem hundertprozentigen Sehvermögen aus, ohne Verstärkung durch Ferngläser oder Zoom-Funktionen von Aufnahmegeräten. A.3 Methode 81 Definition (vgl. A.1.1), einziges Kriterium für eine Aufnahme war die oben ebenfalls definierte Lesbarkeit. Die Abstände wurden geschätzt und entsprechen jeweils rund 10 bis 15 Metern zwischen den einzelnen Analyseeinheiten, in Gebieten mit spärlicher LL sind die Abstände naturgemäss grösser 67 . Für Aosta gilt die Fläche der Gemeinde der Stadt Aosta ohne die zugehörigen ‹Frazioni› und ‹Località› (eingemeindete Ortsteile), für die übrigen Gemeinden gelten die bei Abschluss der betreffenden Datenerhebungen aktuellen politischen Grenzen. Die Analyseeinheiten wurden mit einer Digitalkamera aufgenommen, Zoom wurde ausschliesslich zur Optimierung der Bildausschnitte verwendet und nur, wenn dabei das Kriterium zur Definition der Lesbarkeit nicht verletzt wurde. Die Ausschnitte der Aufnahmen wurden so gewählt, dass die vorhandene geschriebene Sprache sowie ihre Träger vollständig abgebildet werden 68 . Während der Erhebungen wurde der ungefähre Standort der Analyseeinheit (inner- oder ausserhalb des als ‹Altstadt› 69 definierten Gebietes) notiert. Als Zeitpunkt der Erhebungen gilt in Bezug auf die gesamte Untersuchung also 2011-2015: 2011- 2012 für Freiburg, 2012 für Murten, 2013 70 / 2015 für Luxemburg, 2011 71 / 2014 für Aosta, 2011 72 / 2015 für Biel, 2012 73 / 2015 für Aarau 74 . 67 Dies führt dazu, dass in Zonen mit spärlicher LL nahezu alle vorhandenen Elemente erfasst wurden, während es sich in Zonen mit dichter LL um eine Auswahl handelt. So kann eine gewisse Übervertretung der Einheiten aus Zonen mit spärlicher LL entstehen, die sich aber dadurch abschwächt, dass Einheiten aus Zonen mit dichter LL insgesamt dennoch häufiger erhoben wurden. Diese Übervertretung scheint uns darüber hinaus auch nicht ungerechtfertigt zu sein: Die einzelnen LL-Einheiten in Zonen mit spärlicher LL sind aufgrund ihrer Seltenheit für die Gesamtheit der betreffenden LL bedeutender als diejenigen in Zonen mit dichter LL. 68 In den meisten Fällen wurde zudem zusätzlich eine Aufnahme mit grösserem Bildausschnitt aufgenommen, um den Kontext der Einheit abzubilden. Diese Aufnahmen werden für die quantitativen Auswertungen nicht berücksichtigt, können aber für die qualitativen Analysen herangezogen werden. 69 Wir betrachten jeweils ein Gebiet, welches das historische Stadtzentrum umfasst. Die Altstädte sind nicht in jedem Fall gleich vollständig erhalten und entsprechen nicht in jedem Fall dem heutigen Geschäftszentrum der Stadt. Wir verwenden in der vorliegenden Arbeit dennoch einheitlich den Begriff ‹Altstadt› und bilden die entsprechenden Zonen in den Karten in Anhang F.3 ab. 70 Integrierte Probeerhebung. 71 Integrierte Stichprobe. Die 2011 erfassten Strassenschilder im historischen Zentrum wurden 2012 ausgetauscht. Wir haben die ausgetauschten Schilder 2014 neu erfasst und in dieser Form in die Datensammlung aufgenommen. Die früheren Schilder werden in B.4.7 berücksichtigt. 72 Integrierte Stichprobe. 73 Integrierte Stichprobe. 74 Die genauen Termine sämtlicher Erhebungen werden in Anhang F.2.1 aufgeführt. 82 A Einführung Erhoben wurden insgesamt 632 Einheiten in Aarau, 803 Einheiten in Aosta, 1095 Einheiten in Biel, 965 Einheiten in Freiburg, 1811 Einheiten in Luxemburg und 464 Einheiten in Murten 75 76 . A.3.3.2 Datenverarbeitung Die erhobenen Analyseeinheiten werden zum einen direkt als Bilddatei mit Angabe von Datum und Ort (Gemeinde) der Aufnahme abgespeichert. Zum anderen werden sie als erster Schritt der Analyse anhand einer festgelegten Kategorisierung eingeordnet nach den folgenden Kriterien (vgl. A.3.2 für eine Einordnung der angewendeten Kategorien und Kriterien in die Linguistic-Landscape-Forschung): 1. Top-down (TD) vs. bottom-up (BU) Als TD gelten sämtliche Einheiten, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass sie im Auftrag einer politischen Behörde auf einer der verschiedenen Staatsebenen (vgl. A.2.0) oder einer Organisation des öffentlichen Nah- oder Fernverkehrs erstellt wurden. Als BU gelten sämtliche übrige Einheiten. Falls eine Einheit sowohl Top-downals auch Bottom-up-Elemente enthält, gilt für die Kategorisierung dasjenige Element (oder diejenigen Elemente), welches die 75 Ergänzend wurden in weiteren Gemeinden Stichproben erhoben. Einziger Unterschied in der Methode ist hierbei die Auswahl der Strecken. Die Erhebungen fanden nicht flächendeckend statt, sondern entlang einer Strecke, die so gewählt wurde, dass sie - wenn vorhanden - die folgenden Arten von Zonen einbezieht: Innenstadt/ historisches Zentrum, Wohnquartier, Industriegebiet, ländliche Umgebung. 2012 wurden die Stichproben in Bulle, Châtel-St.-Denis. Düdingen, Estavayer, Gruyères, Jaun, Meyriez, Romont und Tafers erhoben (und im Rahmen von Moser n. publ. [2013] ausgewertet), 2014 in Courmayeur, Pré-St.-Didier und St. Vincent und 2015 in Clervaux, Diekirch, Esch, Grevenmacher, Mersch, Remich, Troisvierges und Wiltz. Die genauen Termine sämtlicher Erhebungen werden in Anhang F.2.2 aufgeführt. Aufgrund der Struktur der vorliegenden Untersuchung haben wir allerdings entschieden, die erhobenen Daten hier nicht zu berücksichtigen und behalten uns eine - zumindest teilweise - Auswertung der Daten von 2014 und 2015 in späteren Projekten vor. 76 Ein kurzer Überblick anlässlich von Aufenthalten vor Ort in Freiburg, Murten, Biel, Aosta, Luxemburg und Aarau in der ersten Jahreshälfte 2019 liess uns soweit keine offensichtlichen Hinweise auf massgebliche Veränderungen in der geschriebenen Sprache im öffentlichen Raum dieser Städte seit dem Untersuchungszeitpunkt erkennen. Die LL-Situationen scheinen weitgehend stabil. Einizig für den Fall von Luxemburg ist eine wahrscheinlich leicht stärkere Präsenz des Luxemburgischen zum Zeitpunkt des Aufenthalts (Mai 2019) gegenüber dem Untersuchungszeitpunkt festzuhalten, die allerdings der massiven Plakatierung im Hinblick auf die bevorstehende Wahl zum Europäischen Parlament zuzuschreiben und somit vorübergehend war. Dieser Fall zeigt auch eines der Probleme der Linguistic-Landscape-Forschung auf: die Frage nach der Dauerhaftigkeit der erhobenen Einheiten (vgl. A.3.1 und A.3.2 zu Problemen und Lösungsansätzen in der Linguistic-Landscape-Forschung). A.3 Methode 83 grössere Fläche beansprucht. Diese Entscheidung begründen wir damit, dass dieses Element gemäss unserer Perspektive der potentiellen Wahrnehmung durch Passantinnen und Passanten (vgl. A.3.2) als dominierend gilt. 2. Einsprachig vs. mehrsprachig Als einsprachig gelten diejenigen Einheiten, welche ausschliesslich Elemente in einer einzigen Sprache enthalten. Als mehrsprachig gelten Einheiten, die Elemente in zwei oder mehr Sprachen enthalten. Nicht berücksichtigt werden für diese und alle folgenden Kategorisierungen die Personennamen. Im Fall von Ortsnamen gilt: Sofern der Ortsname ausschliesslich in der offiziellen Sprache des bezeichneten Ortes existiert, wird er nicht berücksichtigt. Existieren aktuell gebräuchliche Übersetzungen des Namens, wird die jeweils gewählte Form des Namens für die Kategorisierung berücksichtigt. Namen von Geschäften (nicht aber von Marken) werden dann berücksichtigt, wenn sie Elemente enthalten, die wir als ‹übersetzbar› (oder ‹übersetzt›) bezeichnen, wie in den Beispielen in Abb. F.4.2-F.4.3 in Anhang F.4. Schweizerdeutsch gilt für diesen und die folgenden Schritte der Kategorisierung als Deutsch 77 . 3. Übersetzung vs. Kopräsenz Nur für die mehrsprachigen Einheiten gemäss Parameter 2 relevant. Als Übersetzungen gelten diejenigen Einheiten, in welchen Information teilweise oder ganz in mindestens zwei Sprachen wiedergegeben wird. Aus Gründen der Machbarkeit berücksichtigen wir den Unterschied zwischen Originaltext und Übersetzung nicht. Als Kopräsenz gelten alle anderen mehrsprachigen Einheiten. 4. Vollständige Übersetzung vs. partielle Übersetzung Nur für Übersetzungen gemäss Parameter 3 relevant und nur in Bezug auf die jeweils vorgängig bestimmten berücksichtigten Sprachen analysiert 78 . Als vollständige Übersetzungen gelten diejenigen Einheiten, in denen sämtliche Informationen in beiden 79 Sprachen vorhanden sind. Als partielle Überset- 77 Schweizerdeutsch ist in den LLs von Freiburg, Murten, Biel und Aarau eher spärlich anzutreffen (vgl. die Zahlen in Diagramm F.5.1 in Anhang F.5). Eine Untersuchung zum Schweizerdeutschen in der LL (und ein möglicher Vergleich mit dem Luxemburgischen) ist nicht Teil dieser Arbeit, jedoch für weitere Projekte vorgesehen. 78 D. h. für Biel, Freiburg und Murten: Deutsch und Französisch; für Aosta: Französisch und Italienisch; für Luxemburg: Deutsch, Französisch und Luxemburgisch; für Aarau beschränkt sich die Kategorisierung auf die Parameter 1-3 und 8. 79 Im Fall von Luxemburg gelten als vollständige Übersetzungen diejenigen Einheiten, in denen die Informationen vollständig in allen (zwei oder drei) vorhandenen berücksichtigten Sprachen vorhanden sind. 84 A Einführung zungen gelten diejenigen Einheiten, in denen ein Teil der Informationen nur in einer der beiden Sprachen vorhanden ist. 5. Ausgeglichene vs. nicht ausgeglichene grafische Darstellung Nur für vollständige Übersetzungen gemäss Parameter 4 relevant und nur in Bezug auf die jeweils vorgängig bestimmten berücksichtigten Sprachen analysiert. Als ausgeglichene Darstellungen gelten diejenigen Einheiten, in denen keine der beiden Sprachen durch grafische Mittel hervorgehoben wird. Als hervorgehoben und somit dominierend gemäss Parameter 6 gelten: Grössere Schriftgrösse, Fette Schrift neben Normalschrift, Standardneben Kursivschrift, Majuskelschrift neben Gross-Kleinschreibung, Schwarz neben Grau sowie übrige Farben neben Schwarz, Grau und Weiss. Weitere grafische Darstellungsmittel (z. B. Schriftdesign) werden nicht berücksichtigt, da eine klare Definition der Dominanz kaum möglich ist. 6. Dominierende Sprache Nur für partielle Übersetzungen gemäss Parameter 4 sowie für vollständige Übersetzungen mit nicht ausgeglichener grafischer Darstellung gemäss Parameter 5 relevant und nur in Bezug auf die jeweils vorgängig bestimmten berücksichtigten Sprachen analysiert. Eine Sprache gilt dann als dominierend , wenn a) Informationen ausschliesslich in dieser Sprache wiedergegeben werden, während andere Informationen in beiden 80 Sprachen vorliegen, b) sie gemäss den Kriterien zu Parameter 5 grafisch hervorgehoben wird. Kriterium b) wird nur bei vollständigen Übersetzungen angewendet, da dann Kriterium a) nicht relevant ist. 7. Reihenfolge der Sprachversionen Nur für vollständige Übersetzungen gemäss Parameter 4 mit grafisch ausgeglichener Darstellung gemäss Parameter 5 relevant und nur in Bezug auf die jeweils vorgängig bestimmten analysierten Sprachen berücksichtigt. Als erste Sprachversion gilt diejenige, die sich oben und/ oder links von der (oder den) anderen Versionen befindet. Es gilt also die übliche Leserichtung der berücksichtigten Sprachen 81 . In bestimmten Sonderfällen kann die Reihenfolge nicht bestimmt werden (vgl. das Beispiel in Abb. F.4.4 in Anhang F.4). 80 Im Fall von Luxemburg: In allen vorhandenen berücksichtigten Sprachen (zwei oder drei). 81 Vgl. auch Scollon/ Scollon 2003: -121; 216. A.3 Methode 85 8. Vorhandene Sprachen Für sämtliche erhobenen Einheiten relevant. Aufgeführt werden sämtliche vorhandene Sprachen 82 , nicht berücksichtigt werden die Herkunftssprachen von Lehnwörtern sowie gewisse Namen gemäss den oben angeführten Kriterien. Die Kategorisierung wird für jede einzelne Analyseeinheit als Code aus Buchstaben und Zahlen erfasst, der mithilfe einer Nummerierung eindeutig den zugehörigen Bilddateien zugeordnet werden kann. Dieser Datensatz dient als Grundlage für die Auswertungen. A.3.3.3 Auswertung Die Auswertung der erhobenen und kategorisierten Analyseeinheiten erfolgt nach zwei verschiedenen Ansätzen. In einem quantitativen Ansatz werden absolute Zahlen und prozentuale Anteile der jeweiligen Kategorien der Parameter aus A.3.3.2 erhoben. Diese dienen als Grundlage weiterer Analysen (B.1.2-1.3; B.2.2-2.3; B.3.2-3.3; B.4.2-4.3; B.5.2-5.3; B.6.2-6.3; Teil E). Zu diesem Zweck werden die Codes als Datensätze mittels einfachster Anwendungen von RStudio ausgewertet. In einem qualitativen Ansatz (B.1.3-1.5; B.2.3-2.5; B.3.3-3.6; B.4.3-4.7; B.5.3- 5.6; B.6.3-6.4) werden einzelne ausgewählte Einheiten eingehender betrachtet, namentlich in Bezug auf die grafische Darstellung der verschiedenen Versionen und auf bestimmte Strategien der Übersetzung. In diesem Teil der Analysen können auch die in der quantitativen Analyse ausgeblendeten allfälligen Bezüge zwischen den vermittelten Informationen und den gewählten Sprachen sowie weitere Elemente wie Bilder und Piktogramme oder auch die Umgebung der Einheit berücksichtigt werden (vgl. A.3.3.2). 82 Für Biel, Freiburg, Murten und Aarau wird Text in schweizerdeutschen Dialekten hier zusätzlich auch als ‹Schweizerdeutsch› kategorisiert, für 1.-7. jedoch wie erwähnt als ‹Deutsch› betrachtet. B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape B.1 Freiburg B.1.1 Überblick über die Resultate Wir fassen zunächst die Ergebnisse der Analysen zu Freiburg zusammen und stellen sie in B.1.6 abschliessend in den Kontext der historischen und - vor allem - aktuellen Sprachsituation der Stadt. Für die LL von Freiburg haben wir eine deutliche Dominanz der französischen Sprache festgestellt 83 . Dies gilt sowohl für den privaten (BU), als auch für den behördlichen Sprachgebrauch (TD). In Letzterem ist diese Dominanz stärker, namentlich durch die Häufung einsprachig französischer Einheiten. Des Weiteren ist festzustellen, dass einsprachige Einheiten in der LL von Freiburg klar häufiger vorkommen als mehrsprachige, wobei diese zu einem grossen Teil aus vollständigen Übersetzungen mit Französisch und Deutsch bestehen. Die mehrsprachigen Einheiten stammen eher von privater als von behördlicher Autorschaft. Die Minderheitensprache Deutsch ist insgesamt deutlich weniger stark vertreten als die Mehrheitssprache Französisch. Deutsch ist am häufigsten in mehrsprachigen Einheiten zu finden, die in den meisten Fällen Französisch mitenthalten - in den erhobenen Einheiten mit behördlicher Autorschaft sogar in allen Fällen. Mehrsprachige Einheiten sind zwar häufiger durch private Autorschaft entstanden als durch behördliche, die Dominanz der französischen Sprache ist jedoch in den nicht-behördlichen mehrsprachigen Einheiten stärker als in den behördlichen, wo sie sich lediglich zuweilen durch grafische Elemente und meist durch die Reihenfolge der Sprachversionen ausdrückt. Sowohl nicht-behördliche Einheiten als auch mehrsprachige Einheiten sowie Einheiten, die Deutsch enthalten, sind im als ‹Altstadt› abgegrenzten Bereich (vgl. die Resultate in E.2.1) stärker vertreten als im gesamten Territorium, wobei die genannten drei Phänomene zusammenhängen. B.1.2 Einsprachige und mehrsprachige Einheiten Wir gehen nun ausführlicher auf das Verhältnis zwischen ein- und mehrsprachigen Einheiten in der LL von Freiburg sowie auf die Eigenschaften der mehrsprachigen Einheiten ein. Die Resultate basieren auf der gesamten Datensammlung 83 Die Aussage von Brohy (2011: -115) in Bezug auf die Plakatierung scheint also auch für die Gesamt-LL zu gelten: «À Fribourg, le français domine très nettement dans l’affichage». 88 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape für die Stadt Freiburg und auf der Kategorisierung der einzelnen Analyseeinheiten gemäss A.3.3.2. Zunächst möchten wir die Anteile ein- und mehrsprachiger Einheiten festhalten: Diagramm B.1.2.1: Einvs. mehrsprachige Einheiten (total) 84 Von den 965 Analyseeinheiten, die wir in Freiburg aufgenommen haben, definieren wir 654 als einsprachig und 311 als mehrsprachig. Der Anteil der einsprachigen Einheiten macht also mehr als zwei Drittel aus. Ein weiterer Parameter der Untersuchungen ist die Unterscheidung zwischen TD- und BU-Einheiten (vgl. A.3.3.2). Von unseren in Freiburg erhobenen Einheiten sind 549 als TD und 416 als BU definiert: Diagramm B.1.2.2: TD vs. BU (total) 84 Unter «total» verstehen wir jeweils «TD + BU». B.1 Freiburg 89 Wir können nun die Anteile der ein- und mehrsprachigen Einheiten in TD und BU vergleichen und kommen zum Schluss, dass die einsprachigen Einheiten zwar in beiden Kategorien überwiegen (418 zu 131 resp. 236 zu 180), prozentual jedoch in TD stärker vertreten sind (76,1% vs. 56,7%). Anders ausgedrückt: Von den mehrsprachigen Einheiten sind den Kategorien TD und BU ungefähr gleich viele Einheiten zuzurechnen, während bei den einsprachigen Einheiten knapp doppelt so viele zu TD gehören. Diagramm B.1.2.3: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach TD und BU) Dies lässt folgende Aussage zu: Die mehrsprachigen Einheiten werden in Freiburg nicht mehrheitlich durch die Behörden erstellt. Für die einsprachigen Einheiten und die darin verwendeten Sprachen verweisen wir auf E.1.1 und konzentrieren uns hier auf die mehrsprachigen Einheiten. Diese lassen sich nach weiteren Parametern genauer kategorisieren (vgl. A.3.3.2). Zunächst unterscheiden wir Übersetzung und Kopräsenz, dies sowohl für die Gesamtheit der Einheiten als auch getrennt nach TD und BU: 90 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Diagramm B.1.2.4: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (nach total, TD und BU) Zweisprachigkeit durch reine Kopräsenz ohne Übersetzung ist in BU zwar deutlich häufiger vertreten als in TD (51 zu 129 Einheiten oder 28,3% vs. 16 zu 115 Einheiten oder 12,2%), in Freiburg aber mit 21,5% (zu 78,5% Übersetzungen) insgesamt nicht sehr stark verbreitet (im Vergleich z. B. zu Luxemburg, vgl. B.5.2 und B.5.6). Die Übersetzungen mit D und F unterteilen wir weiter in vollständige und partielle Übersetzungen und stellen auch hier Unterschiede zwischen den Kategorien TD und BU fest: Diagramm B.1.2.5: Übersetzungen: Vollständige vs. partielle Übersetzung (nach total, TD und BU) Insgesamt sind 138 von 241 oder 57,3% der Übersetzungen vollständig, in TD sind es 75 von 115 oder 65,2%, in BU 63 von 126 oder 50%. Wir können also feststellen, dass BU zwar mehr mehrsprachige Einheiten enthält als TD, davon allerdings weniger Übersetzungen. Diese sind hier zudem häufiger partiell als in TD. Im Fall einer partiellen Übersetzung ist stets eine der beiden bei der Kategorisierung berücksichtigen Sprachen dominierend. Auch dies können wir wiederum B.1 Freiburg 91 für die Gesamtheit sowie für TD und BU erheben (bei dieser Auswertung werden ab hier nur diejenigen Einheiten berücksichtigt, die D 85 und F enthalten): Diagramm B.1.2.6: Partielle Übersetzungen: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) F ist im Fall einer partiellen Übersetzung die klar am häufigsten dominierende Sprache mit 88 zu 15 oder 85,4%. Unterschiede zwischen TD und BU sind kaum auszumachen (34 zu 6 oder 85% vs. 54 zu 9 oder 85,7%). Weiter können nun die vollständigen Übersetzungen in Bezug auf die grafische Darstellung der beiden betreffenden Sprachversionen kategorisiert und in Einheiten mit ausgeglichener oder nicht ausgeglichener grafischer Darstellung unterteilt werden (vgl. A.3.3.2 für die Kategorisierungskriterien sowie die Beispiele in B.1.4). Diagramm B.1.2.7: Vollständige Übersetzungen: Ausgeglichene vs. nicht ausgeglichene grafische Darstellung (nach total, TD und BU) 85 In Teil B verwenden wir in Analysetexten die folgenden Abkürzungen für die berücksichtigen Sprachen: Deutsch = D / Französisch = F / Italienisch = I / Luxemburgisch = L. 92 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Im Fall einer vollständigen Übersetzung ist eine ausgeglichene grafische Darstellung mit 112 von 138 oder 81,1% häufig, in TD scheint die Tendenz zur unausgeglichenen Darstellung - und somit zur Hervorhebung einer der beiden Versionen - stärker als in BU (17 zu 58 oder 29,3% vs. 9 zu 54 oder 16,6%). Welche der beiden Sprachen als dominierend gilt, wird ebenfalls gemäss den in A.3.3.2 festgelegten Kriterien definiert. Die vollständigen Resultate zur Präsenz der untersuchten Sprachen stellen wir in E.1.1 vor und behandeln hier die Thematik der dominierenden Sprachen in mehrsprachigen Einheiten. Für die Stadt Freiburg zeigt sich dazu folgendes Bild: Diagramm B.1.2.8: Vollständige Übersetzungen mit nicht ausgeglichener grafischer Darstellung: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) Wenn eine Sprachversion grafisch hervorgehoben wird, so ist es in den meisten Fällen F mit 24 zu 2 (92,3%). In Bezug auf TD und BU scheinen die Unterschiede gering zu sein, wobei es festzuhalten gilt, dass in allen 9 betreffenden BU-Einheiten F dominiert. Für die Kategorie der vollständigen Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung haben wir schliesslich die Reihenfolge der beiden berücksichtigten Sprachversionen betrachtet (vgl. die Kriterien in A.3.3.2): B.1 Freiburg 93 Diagramm B.1.2.9: Vollständige Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung: Reihenfolge der Sprachen (nach total, TD und BU) F ist in 91 von 108 Einheiten (oder 84,3%) an erster Stelle, was die bereits mehrfach festgestellte Dominanz dieser Sprache unterstreicht. In BU steht D im prozentualen Vergleich jedoch häufiger an erster Stelle als in TD (13 von 51 oder 25,5% vs. 4 von 57 oder 7%). B.1.3 Die Minderheitensprache Deutsch in der Linguistic Landscape von Freiburg Dieses Unterkapitel ist der Präsenz und der Rolle der deutschen Sprache gewidmet, die in der Stadt Freiburg auf Gemeindeebene keinen offiziellen Status hat (vgl. A.2.1.2). Die Mehrheit der ständigen Wohnbevölkerung der Stadt Freiburg nennt denn auch Französisch als Hauptsprache (vgl. A.2.1.2). Wir beziehen uns hier zum einen wiederum auf die Zahlen, die aus der Auswertung der gesamten Datensammlung hervorgegangen sind und die in B.1.2 sowie E.1.1 vorgestellt werden, und zum anderen in einer rein qualitativen Herangehensweise auf ausgewählte Beispiele von Analyseeinheiten, die wir hier auch in Bezug auf die vermittelten Textinhalte betrachten. 94 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Zunächst vergleichen wir die Präsenz von D in sämtlichen Analyseeinheiten und getrennt nach TD und BU: Diagramm B.1.3.1: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Wie die Resultate aus E.1.1 zeigen, ist D sowohl in TD als auch in BU weniger stark vertreten als F, kommt in den BU-Einheiten jedoch häufiger vor als in TD-Einheiten (137 oder 25% der TD-Einheiten und 160 oder 38,5% der BU-Einheiten enthalten D). Wir stellen nun denselben Vergleich getrennt für die einsprachigen Einheiten dar: Diagramm B.1.3.2: D in einsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) Die wenigsten einsprachigen Einheiten sind in D (23 von 654 oder 3,5%), davon sind 6 (oder 26%) TD und 17 (74%) BU. Einsprachige Einheiten in D sind in BU häufiger als in TD. B.1 Freiburg 95 Für die mehrsprachigen Einheiten erhalten wir nahezu gegenteilige Resultate: Diagramm B.1.3.3: D in mehrsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) Während D in den einsprachigen Einheiten meist abwesend ist, kommt es in der Mehrheit der mehrsprachigen Einheiten vor (274 von 311 oder 88,1%). In TD enthalten sogar sämtliche 131 mehrsprachige Einheiten D während es in BU in 37 von 180 Einheiten abwesend ist (was 20,6% der mehrsprachigen BU-Einheiten entspricht). Wenn also mehrsprachige TD-Einheiten erstellt werden, so geschieht dies anscheinend in der Regel, um dem ebenfalls in allen solchen Einheiten vertretenen F eine Version in D hinzuzustellen (wir haben bereits festgestellt, dass die meisten mehrsprachigen TD-Einheiten Übersetzungen und keine Kopräsenzen sind, vgl. B.1.2). Es folgt ein Vergleich der Präsenz von D in mehrsprachigen Einheiten, die als Übersetzung eingeordnet wurden: Diagramm B.1.3.4: D in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (nach total, TD und BU) 96 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape In dieser Kategorie ist D sehr stark vertreten und fehlt nur gerade in 3 Einheiten (oder 1,2% aller mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung), die alle in die Kategorie BU gehören. Die erhobenen mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz zeigen in Bezug auf D folgendes Bild: Diagramm B.1.3.5: D in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (nach total, TD und BU) D ist hier längst nicht in allen Einheiten vertreten, mit 33 zu 34 Einheiten sogar in knapp weniger als der Hälfte der entsprechenden Einheiten. Die Einheiten ohne D gehören wiederum ausschliesslich zu BU (wie wir wissen, gibt es keine mehrsprachigen TD-Einheiten ohne D), wo sie mit 34 zu 17 einen Anteil von 66,7% innerhalb der Kategorie BU, mehrsprachig, mit Kopräsenz ausmachen. Aus den bisher vorgestellten Resultaten können wir also schliessen, dass D in einsprachigen Einheiten in BU stärker vertreten ist als in TD, wo es vor allem in mehrsprachigen Einheiten präsent ist, dort allerdings zu 100%. Weiter stellen wir fest, dass in mehrsprachigen BU-Einheiten D in der Kategorie Übersetzung stärker vertreten ist als in der Kategorie Kopräsenz. Ziehen wir die «presumed-reader condition» (vgl. A.3.1) heran, können wir die Resultate als Indiz dafür verstehen, dass oftmals davon ausgegangen wird, eine Version in D alleine sei für die Kommunikation in der LL von Freiburg nicht ausreichend, offenbar im Gegensatz zu F (wenig D in einsprachigen Einheiten, dafür viel in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung in F oder aus F). B.1 Freiburg 97 Dies bestätigen auch die Resultate aus E.1.1 in Bezug auf die gemeinsame Präsenz von F und D: Diagramm B.1.3.6: Gemeinsame Präsenz von D und F (nach total, TD und BU) Im Allgemeinen lässt sich für die mehrsprachigen Einheiten Folgendes festhalten: Wo D präsent ist, ist auch F präsent. Umgekehrt gilt dies nur für TD, nicht aber für BU. Dennoch enthalten auch hier 142 von 179 oder 79,3% der entsprechenden Kategorie ( BU mit F ) Elemente in D. Für die mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung stellt sich nun jedoch die Frage nach der Form der Präsenz der jeweiligen Sprachen über eine blosse Anwesenheit hinaus: Ist eine der beiden Sprachen in einer bestimmten Form dominierend? Antworten darauf finden wir zunächst in den Resultaten aus B.1.2: Die meisten Übersetzungen sind zwar vollständig (Diagramm B.1.2.5) und grafisch ausgeglichen dargestellt (vgl. Diagramm B.1.2.7), ist dies jedoch nicht der Fall, dominiert D nur selten (berücksichtigen wir Vollständigkeit und grafische Darstellung zusammen in 17 (oder 13,1%) der 129 Übersetzungen mit F und D). Handelt es sich um vollständige Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung, steht F meist an erster Stelle (vgl. Diagramm B.1.2.9). F dominiert das Bild der LL also nicht nur durch die blosse häufigere Anwesenheit, sondern auch durch die Art und Weise, wie es in den mehrsprachigen Einheiten dargestellt wird, zuweilen durch ausführlichere Informationen oder grafische Darstellung, meist zumindest durch die Reihenfolge der Einheiten. Im Folgenden wollen wir die Präsenz (oder eben auch die Abwesenheit) von D und dessen Rolle in der LL von Freiburg anhand einzelner Einheiten betrachten und dazu mit einem typischen Beispiel eines zweisprachigen Strassenschildes beginnen, wie sie in der historischen Innenstadt Freiburgs häufig vorkommen: 98 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Abb. B.1.3.1 Die Informationen (d. h. hier der Strassenname) werden vollständig auf D und F wiedergegeben, keine der beiden Versionen wird grafisch hervorgehoben, F steht an erster Stelle 86 . Die ausgeglichene grafische Darstellung ist in den zweisprachigen Strassenschildern jedoch nicht immer gegeben, wie die folgenden Beispiele zeigen: Abb. B.1.3.2 / Abb. B.1.3.3 Die französischen Versionen sind hier dominierend durch den grösseren Raum, den sie einnehmen, und durch den Gebrauch der Kapitalschrift (vgl. die Kri- 86 Anhand dieses ersten Beispiels können wir des Weiteren unseren bereits angesprochenen Umgang mit Namen illustrieren (vgl. A.3.2): Berücksichtigt werden hier die Elemente «Rue de» sowie «-gasse», die klar erkennbar zwei verschiedenen Sprachversionen angehören, während «Lausanne» nicht berücksichtigt wird, da es sich um den Eigennamen einer Ortschaft handelt, dessen deutsche Namen nicht (mehr) gebräuchlich sind. Im Sinne einer Erhebung der aktuellen Situation zählt jeweils die Gebräuchlichkeit zum Zeitpunkt der Aufnahme und nicht der Erstellung des Schildes, auch da uns dieser in den meisten Fällen nicht bekannt ist. B.1 Freiburg 99 terien in A.3.3.2) 87 . Ein grosser Teil der Strassenbeschilderung ist allerdings einsprachig französisch. Einsprachig deutsche Strassenschilder wie die beiden Folgenden sind die Ausnahme: Abb. B.1.3.4 / Abb. B.1.3.5 Gelegentlich werden deutsche Elemente in französischen Strassenbezeichnungen beibehalten (zuweilen mit französischer Schriftweise wie in Abb. B.1.3.8), was zu den wenigen Beispielen für Kopräsenz in TD führt: Abb. B.1.3.6 / Abb. B.1.3.7 / Abb. B.1.3.8 Deutsch kommt nicht nur in Strassenschildern vor (die allerdings vor allem in der Altstadt eine Unterkategorie mit starker Präsenz des Deutschen zu sein scheinen), sondern auch in BU-Einheiten, oftmals aber in nicht-dominierender Rolle, beispielsweise durch partielle Übersetzung: 87 Es ist in beiden Fällen davon auszugehen, dass die beiden Schilder nicht gleichzeitig angebracht wurden, was aber für unsere Analyse nicht relevant ist. Berücksichtigt wird wiederum ausschliesslich der Zustand zum Zeitpunkt der Aufnahme. 100 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Abb. B.1.3.9 Bezeichnend scheint uns hier die Tatsache, dass D nur in den (vor)gedruckten Elementen der Einheit vorkommt - einmal mit Übersetzung («Eglifilet - Filets de Perche», zu beachten ist der Singular in D im Gegensatz zum Plural in F) und einmal ohne Übersetzung («Trink Coca Cola») - während der handgeschriebene Text nur F enthält. Kommen wir nochmals zurück auf die mehrsprachigen Einheiten mit vollständiger Übersetzung und ausgeglichener grafischer Darstellung: Abb. B.1.3.10 Beide Sprachversionen nehmen hier auf einem einzigen Schild (im Gegensatz zu Abb. B.1.3.2-B.1.3.3.) gleich viel Raum ein und geben sämtliche Informationen jeweils vollständig wieder. Es handelt sich um die Beschilderung der kantonalen Ämter, die stets dieselbe Gestaltung anwendet, wie die Beispiele der Abb. F.4.5-F.4.8 in Anhang F.4 zeigen. In der folgenden Einheit, die ebenfalls zur amtlichen Beschilderung gehört, allerdings der Stadt und nicht des Kantons, finden wir ein Beispiel für die Kategorie der partiellen Übersetzungen: B.1 Freiburg 101 Abb. B.1.3.11 Nur ein einziges Element ist auf D vorhanden und wird zusätzlich durch eine englische Version ergänzt. Diese beiden Versionen sind der F-Version gegenüber nicht dominierend, da sie erstens in kleinerer Schriftgrösse und zweitens kursiv wiedergegeben werden. D wird hier zusammen mit Englisch als ergänzende Übersetzung zu F dargestellt und - verstärkt durch die Tatsache, dass es sich bei der bezeichneten Institution um die «Einwohnerkontrolle» handelt - als Fremdsprache wahrgenommen. Weitere durch die Stadt Freiburg erstellte Einheiten sind jedoch vollständig oder fast vollständig zweisprachig, wie folgende Beispiele zeigen: 102 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Abb. B.1.3.12 / Abb. B.1.3.13 / Abb. B.1.3.14 / Abb. B.1.3.15 / Abb. B.1.3.16 Diese zweisprachigen Einheiten wurden nachweislich von der Stadt Freiburg erstellt. Es handelt sich um Verbote (vgl. auch Moser 2017b für die Thematik von Minderheitensprachen in Verboten in der LL). Abschliessend wollen wir eine weitere Rolle erwähnen, die D in der LL von Freiburg zuweilen einzunehmen scheint: diejenige der Kommunikation mit Auswärtigen, namentlich (aber nicht ausschliesslich) in industriellen Gebieten. Abb. B.1.3.17-B.1.3.19 dienen als Beispiele: B.1 Freiburg 103 Abb. B.1.3.17 / Abb. B.1.3.18 / Abb. B.1.3.19 B.1.4 Grafische Darstellung in mehrsprachigen Einheiten In B.1.2 haben wir bereits die Zahlen zu den durch unausgeglichene grafische Darstellung dominierenden Sprachen vorgestellt (vgl. Diagramm B.1.2.8) und in B.1.3 haben wir die Rolle der Grafik in Bezug auf die Wahrnehmung der Minderheitensprache als solche behandelt. Im Folgenden wollen wir nun einige weitere Beispiele der verschiedenen Formen von grafisch unausgeglichener Darstellung betrachten 88 . Wenn in Freiburger Strassenschildern eine der Versionen (zumeist F) hervorgehoben wird, so geschieht dies meist durch grössere Schrift, grösseres Schild (mehr Raum) und durch Kapitalschrift (vgl. Abb. B.1.3.2-B.1.3.3). Dieselben Elemente der Hervorhebung finden sich auch im Beispiel von Abb. B.1.5.13, das wir in B.1.5 vor allem in Bezug auf die Übersetzungsthematik behandeln werden. In der folgenden Einheit werden die Versionen nicht nur durch die Schriftgrösse, sondern auch durch die Schriftart unterschieden: 88 Vgl. dazu z. B. Brohy 2011: -116: «Bei zweisprachigen Beschriftungen stellt sich allgemein die Frage nach dem Layout. Die Anordnung und die Formatierung (unten, kleiner, links, in einer anderen Schrift, fett, kursiv, in Grossbuchstaben) sind nebst der Zweisprachigkeit wichtige Indizien für den Status der Sprachen und insbesondere der Minderheitensprache». 104 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Abb. B.1.4.1 Diese offensichtlich historische Aufschrift zeugt gleichzeitig von der Diachronie, die in der LL auch bei einer Aufnahme der aktuellen Situation stets vorhanden ist. Zu finden ist auch die Wiedergabe von D in Kursivschrift (was als nicht dominierend gilt, vgl. A.3.3.2), wie die folgenden Beispiele zeigen: Abb. B.1.4.2 / Abb. B.1.4.3 / Abb. B.1.4.4 In Abb. B.1.4.3 wird im ersten Element für die Version in F fette Schrift verwendet, im zweiten Element kursiv für D. B.1 Freiburg 105 Häufig tragen mehrere Darstellungselemente gleichzeitig zur Unterscheidung - und Positionierung - einer Sprachversion bei, wie auch im folgenden Beispiel: Abb. B.1.4.5 Das einzige Element auf D (im Übrigen eine partielle Übersetzung des Namens des Objekts, welche die Information «ancien» (‹ehemalig›) unterschlägt) wird erstens in kleinerer Schrift wiedergegeben als die Version in F, zweitens nicht in Kapitalschrift und drittens in Klammern gesetzt, auch dies gewissermassen eine grafische Entscheidung, da sich die Klammern aus keinen stilistischen Gründen aufdrängen. D hat hier sehr deutlich den Status einer ergänzenden Übersetzung und ist F keinesfalls gleichgestellt, dies nicht nur durch die Unvollständigkeit der Übersetzung, sondern im Wesentlichen auch durch grafische Besonderheiten. Solche grafischen Hervorhebungen bevorzugen in Freiburg meist die Version in F, wie wir schon in B.1.2 gezeigt haben, sind aber nicht der Normalfall der mehrsprachigen Einheiten. Üblicher sind Beispiele wie die folgenden, in denen die beiden Versionen zwar als getrennt dargestellt werden, jedoch ohne dass eine davon durch grafische Mittel dominiert: 106 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Abb. B.1.4.6 / Abb. B.1.4.7 In seltenen Fällen fehlt eine grafische Unterscheidung auch vollständig und die beiden Versionen lassen sich nur dann voneinander unterscheiden, wenn wir zumindest eine der beiden Sprachen kennen, wie dies im letzten Beispiel der Fall ist. Abb. B.1.4.8 B.1 Freiburg 107 B.1.5 Übersetzung in der Linguistic Landscape Wie wir in B.1.2 festgestellt haben, sind insgesamt 42,7% der erhobenen Übersetzungen partiell, in TD 37,6%, in BU 50% (berücksichtigt werden nur diejenigen, welche F und D enthalten). Wir haben ebenfalls festgestellt, dass in Freiburg die meisten mehrsprachigen Einheiten zur Kategorie der vollständigen Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung gehören, sowohl in der Kategorie TD als auch in BU. Die folgenden Beispiele stellen solche typischen Fälle dar: Abb. B.1.5.1 / Abb. B.1.5.2 / Abb. B.1.5.3 108 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Sämtliche Informationen sind in D und F vorhanden, die beiden Sprachversionen werden grafisch voneinander abgetrennt, ohne dass eine von ihnen hervorgehoben wird (für die Rolle der Grafik vgl. B.1.4). Das folgende Beispiel gehört nach unserer Kategorisierung zu den partiellen Übersetzungen. Abb. B.1.5.4 Die wichtigste Information (die Öffnungszeiten) wird vollständig in D und F wiedergegeben, ohne grafische Dominanz einer der beiden Versionen. Der Name des Lokals («Aux 4 vents» und der Zusatz «Auberge» sind jedoch ausschliesslich in F. Da es sich hier um einen übersetzbaren Namen (vgl. die Kriterien in A.3.3.2) handelt («aux 4 vents» = ‹zu den 4 Winden/ Himmelsrichtungen›), wird dieses Element berücksichtigt, womit die Einheit als partielle Übersetzung gilt. Dazu kommen die Elemente «14 H» und «10 H», die handschriftlich auf einem zweiten Träger (Papier) auf dem Schild angebracht wurden. Die Abkürzung «H» (üblicher wäre klein «h») für «heures» (‹Uhr›) ist eindeutig F zuzuordnen und stellt ein weiteres Element dar, das nicht in beiden Versionen vorhanden ist. Nicht übersetzt sind hier also einerseits der Name und andererseits das handschriftliche, wahrscheinlich für weniger lange Zeit sichtbare Element. Der ausschliessliche Gebrauch von F im handschriftlichen Bereich lässt auf den tatsächlichen Sprachgebrauch zumindest der verfassenden Person schliessen. Der Name trägt nicht hauptsächlich zur Vermittlung von Informationen bei, ist aber in diesem Fall das Element, das durch Position und Schriftgrösse am besten sichtbar ist und das gleichzeitig das Schild von anderen Einheiten abhebt: Informationen zu Öffnungszeiten finden sich in der LL immer wieder, nicht aber der Name «Aux 4 vents». F wird in dieser Einheit daher als dominierend wahrgenommen, auch wenn die eigentlichen Informationen grösstenteils auch in D vorhanden sind. Ein ähnlicher Effekt findet sich im folgenden Beispiel: B.1 Freiburg 109 Abb. B.1.5.5 Auch hier ist das erste und durch den grössten Schriftgrad (abgesehen vom nicht berücksichtigten Personennamen), fette Schrift und Kapitalschrift hervorgehobene Element «Art du jardin» nur in F vorhanden, während die weiteren Angaben («Jardins, paysages et places de sports» - «Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau» und sogar «SA» - «AG») vollständig in F und D zur Verfügung stehen. «Art du jardin» kann als Teil des Namens oder als Slogan 89 verstanden werden und dient - wie bereits in Abb. B.1.5.4 - dem Gewinnen von Aufmerksamkeit. Weiter zu unterstreichen ist die Teilübersetzung des Ortsnamens: Es handelt sich hier um den Ortsteil Bürglen in der Gemeinde Freiburg. «Bourguillon/ Bürglen» wird in F und D bezeichnet, «Fribourg» nur in F. Die grafische Darstellung lässt allerdings ohne entsprechende Kenntnisse eine Interpretation nicht eindeutig zu. Auch das folgende Beispiel zeigt eine unterschiedliche Handhabung der (Nicht)übersetzung nach den Funktionen ‹Aufmerksamkeit› und ‹Information› 90 : Abb. B.1.5.6 89 Im Sinn eines kurzen Textes zu Zwecken der Werbung. 90 Unter ‹Information› verstehen wir hier Elemente, die nicht als ‹Slogan› oder ‹Name› bezeichnet werden können, obwohl natürlich auch Letztere immer Informationen enthalten. 110 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Allerdings ist hier der Gebrauch der Übersetzung in Bezug auf die Beispiele in Abb. B.1.5.4-B.1.5.5 umgekehrt: Der durch Position und Grafik hervorgehobene ‹Aufmerksamkeitstext› «Pâtes fraîches maison - Frische Pasta hausgemacht» ist in D und F vorhanden, während sämtliche weitere Informationen nur auf F zu finden sind. Selbstverständlich lässt eine Analyse von drei ausgewählten Beispielen keine gültigen Aussagen über die Verbreitung dieser Strategie zu. Es steht jedoch fest, dass sich die Funktionen gewisser Schilder in zwei Teile trennen lassen (‹Aufmerksamkeit› und ‹Information›) und dass diese beiden Teile in Bezug auf Sprachgebrauch und Übersetzung zuweilen unterschiedlich behandelt werden. Dass dieses Phänomen auch in TD-Einheiten auftreten kann, zeigt das folgende Beispiel: Abb. B.1.5.7 Dieses Schild ist auch eine Illustration der - in TD mutmasslich häufigeren - Form der Übersetzung, in der jedes einzelne Textsegment unmittelbar übersetzt wird, sodass nicht eigentlich der Eindruck von zwei getrennten Sprachversionen entsteht, sondern eher derjenige einer einzigen zweisprachigen Version. Noch deutlicher wird dies im bereits in B.1.4 gezeigten Beispiel, in dem die grafische Unterscheidung komplett fehlt: B.1 Freiburg 111 Abb. B.1.5.8 Auch im folgenden Beispiel werden die beiden Sprachversionen miteinander verknüpft: Abb. B.1.5.9 Das Wort «quartier» existiert sowohl in F als auch in D und dient hier der Verknüpfung der beiden Versionen, was durch die durchgehende Kleinschreibung ermöglicht wird. Dadurch entsteht ein kreativer Effekt, der den Hinweis (unterstützt von den Illustrationen) weniger autoritär erscheinen lässt, und gleichzeitig die Mehrsprachigkeit des Schildes hervorhebt (vgl. auch Brohy 2011: 116). Kommen wir nochmals zurück auf die partiellen Übersetzungen. Die beiden folgenden Beispiele zeugen von einer weiteren möglichen Übersetzungsstrategie in der LL, die offensichtlich insbesondere in der Beschilderung der Universität Fribourg zur Anwendung kommt (dies zeigt auch das Beispiel von Abb. F.4.9 in Anhang F.4): 112 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Abb. B.1.5.10 / Abb. B.1.5.11 Während die Elemente «Université», «Centre estudiantin» und «Informatique» nur auf F aufgeführt werden, stehen «Affaires sociales - Sozialdienst», «Sciences sociales / Sozialwissenschaften» und «Sciences naturelles / Naturwissenschaften» sowohl auf F als auch auf D zur Verfügung. Es ist offensichtlich, dass eine Übersetzung in D nur für diejenigen Elemente gewählt wird, bei denen eine weniger grosse Ähnlichkeit mit dem Begriff in F vorliegt, während in den anderen Fällen das Element nur in F wiedergegeben wird. Dadurch ist F einmal mehr klar als die dominierende Sprache wahrzunehmen, als eigentliche Grundlage der Kommunikation, die bei Bedürfnis durch D ergänzt werden kann. Diese Übersetzungsstrategie wird durch den Kontext begünstigt: Beim betreffenden Schild handelt es sich um einen Wegweiser an einer stark befahrenen Strasse, dessen Inhalte aufgrund seiner Funktion in möglichst kurzer Zeit vollständig erfasst werden müssen. Gleichzeitig ist der Platz naturgemäss beschränkt vorhanden. Eine partielle Übersetzung, die dennoch potentiell von allen Sprechenden der am wahrscheinlichsten vertretenen Sprachen verstanden wird, spart Text, wodurch der Platz durch grössere Schrift genutzt werden kann und die Inhalte somit leichter zu erfassen sind. Wir können auch dieses Beispiel als Anwendung der «presumed-reader condition» betrachten (vgl. A.3.1). Bezeichnend ist, dass hier der ‹Aufmerksamkeitstext› «Université» stets auf F erscheint, während es wiederum die weiterführenden Informationen sind, die - in den meisten Fällen - auf F und D wiedergegeben werden, womit wir das in Abb. B.1.5.4-B.1.5.6 gezeigte Phänomen wiederfinden. B.1 Freiburg 113 Auch in der Strassenbeschilderung werden allerdings nicht immer diejenigen Elemente übersetzt, welche am meisten zur Kommunikation beitragen, wie folgende zwei Beispiele zeigen: Abb. B.1.5.12 / Abb. B.1.5.13 In beiden Fällen beschränkt sich die Übersetzung auf den Namen der Stadt. Im Beispiel von Abb. B.1.5.12 findet keine grafische Hervorhebung statt, in Abb. B.1.5.13 wird die Version in F hervorgehoben durch Kapitalschrift und die damit verbundene grössere Schriftfläche. Grund für die Übersetzung gerade dieses Elements kann nicht die fehlende Ähnlichkeit der beiden Versionen sein. Die Vermutung liegt nahe, dass die eigentliche Aussage hier eine Hervorhebung der Mehrsprachigkeit an sich ist, im Sinne von «dieser Ort ist zweisprachig». Dies ist insofern bemerkenswert, dass die Stadt erstens offiziell nur F als Amtssprache anerkennt (vgl. A.2.1.2) und dass zweitens (und zumindest im Beispiel von Abb. B.1.5.12) die Mehrsprachigkeit gerade dort fehlt, wo sie am nötigsten wäre: «limite générale» muss in Bezug zur Form des Schildes interpretiert werden, was die Vermittlung der Information unter Umständen verlangsamt. 114 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Wie bereits in B.1.3 zur Rolle von D in der LL von Freiburg, betrachten wir einige Beispiele aus der Unterkategorie der Strassenschilder: Abb. B.1.5.14 / Abb. B.1.5.15 / Abb. B.1.5.16 In der Stadt Freiburg ist der Sprachgebrauch in der Strassenbeschilderung nicht einheitlich geregelt, im Gegensatz etwa zu Murten (einsprachig D) oder Biel (zweisprachig F und D). Es gibt also eine gewisse Variation in Bezug auf die (Nicht)übersetzung und auch auf die Art und Weise der Übersetzung, wobei festzuhalten ist, dass im Jahr 1991 22 französische Strassenschilder in der Altstadt gezielt durch deutsche Namensschilder ergänzt wurden, was in übrigen Gebieten der Stadt bisher nicht stattgefunden hat (vgl. Brohy 2017 91 ). Die Einheit in Abb. B.1.5.14 enthält denn auch gleichzeitig einen Strassennamen in D und F und einen weiteren nur in F. Zur Übersetzung «Grand Rue-Reichengasse» gilt es anzumerken, dass es sich hier streng genommen um zwei verschiedene Bezeichnungen für dieselbe Strasse handelt. Die zwei weiteren Beispiele zeigen andere Übersetzungsstrategien: «Place du Marché-aux-Poissons» wird zusammenfassend als «Fischmarkt» übersetzt (die Information «Place» wird ja grundsätzlich bereits durch Art und Kontext des Schildes verständlich), während «Varis» (Abb. B.1.5.16) mutmasslich aus dem deutschen «Walriss» entstand (vgl. Brohy 2017: -112). Betrachten wir abschliessend zwei Beispiele, in denen die Dominanz von F in der Übersetzung nicht durch fehlende Elemente in der Version in D oder durch ungleiche grafische Darstellung gegeben ist, sondern durch die Qualität der D-Version: 91 «So werden 22 Strassen und Plätze identifiziert und 1991 zweisprachig beschildert. Von den 352 Strassennamen [nicht Strassenschilder; Ph. M.] der Stadt sind es also nur gerade 6,25 Prozent» (Brohy 2017: -115). B.1 Freiburg 115 Abb. B.1.5.17 / Abb. B.1.5.18 Während im ersten Beispiel das nicht der Norm entsprechend gesetzte Leerzeichen zwischen «Ruder» und «Club» auf eine Originalversion in F hindeutet, sind es in Abb. B.1.5.18 «Publikum» (für ‹Öffentlichkeit›) und «stationnieren» (für ‹stehen bleiben›). Für die Kategorisierung nach Dominanz wird das Kriterium der Qualität allerdings aufgrund der Schwierigkeiten einer klaren Definition nicht berücksichtigt, ebenso wenig wie die Frage nach dem ‹Originaltext› einer Übersetzung. B.1.6 Die Resultate im Kontext der Sprachsituation Wer also ausschliesslich die LL von Freiburg wahrnimmt und betrachtet, kann zu folgenden Schlüssen gelangen: 1. F und D sind Sprachen der Privatpersonen, die sich in Freiburg aufhalten (Wohnbevölkerung oder Gäste 92 ) (Vorkommen in BU). 2. F und D werden von den Behörden anerkannt und verwendet (Vorkommen in TD). 92 Als ‹Gäste› bezeichnen wir jeweils sämtliche Personen, die sich in einer bestimmten Stadt aufhalten, ohne Teil der Wohnbevölkerung zu sein. 116 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape 3a. Ein Teil der Kommunikation findet parallel in F und D statt (Präsenz vollständiger oder partieller Übersetzungen F-D). 3b. Daraus folgt: Die Autorschaft geht in einigen Fällen von einsprachigen Kompetenzen der Leserschaft in F oder D aus. 4a. F ist diejenige Sprache, in der die meiste Kommunikation stattfindet (nahezu alle Einheiten enthalten F, in den meisten Fällen ohne D). 4b. Daraus folgt: Es wird eher von Kompetenzen in F als von Kompetenzen in D ausgegangen (hohe Anzahl einsprachiger Einheiten auf F, D meist zusammen mit F). 5. Punkt 3 gilt stärker für Private als für Behörden (mehrsprachige Einheiten und Übersetzungen F-D häufiger in BU als in TD). 6. Punkt 4 gilt leicht stärker für Behörden als für Private (Vorherrschen von F in TD insgesamt etwas stärker als in BU). 7. D hat nicht den gleichen Status wie F (dominiert in mehrsprachigen Einheiten eine der Sprachen durch mehr Elemente oder durch grafische Hervorhebung, so ist es zumeist F; F steht fast immer vor D). 8. Punkt 7 gilt sowohl für privaten als auch für behördlichen Sprachgebrauch, in Ersterem stärker (Phänomene in BU ausgeprägter als in TD). 9. Kommunikation in D findet in der Altstadt häufiger statt. 10. Der Sprachgebrauch der Behörden entspricht nicht immer dem Sprachgebrauch der privaten Autorschaft, Mehrsprachigkeit wird eher durch Private verstärkt (Vorherrschen mehrsprachiger Einheiten sowie Präsenz von D stärker in BU als in TD). Stellen wir diese Punkte nun in den Zusammenhang der in A.2.1.2 beschriebenen aktuellen Sprachsituation, kommen wir zu folgenden Schlüssen: 1. Die Aussage wird durch die Sprachdemografie bestätigt. 2. Offizielle Amtssprache der Gemeinde ist F, D hat Status einer Minderheitensprache. 3a. Die Aussage entspricht grundsätzlich der Sprachdemografie in Bezug auf die Hauptsprache. 3b. Einsprachige Kompetenzen sind in F häufiger als in D, gemäss Sprachdemografie. 4a+b. Die Aussage entspricht grundsätzlich der Sprachdemografie in Bezug auf die Hauptsprache; F wird häufiger als solche genannt. 5.+6. F ist einzige offizielle Amtssprache und häufigste Hauptsprache, D ist Minderheitensprache. 7.+8. F ist einzige offizielle Amtssprache. 9. Im Rahmen dieser Untersuchung nicht zu überprüfen, jedoch wahrscheinlich: Deutschsprachige Personen aus umliegenden Gemeinden halten sich B.2 Murten 117 vornehmlich in der Altstadt auf, die gleichzeitig Innenstadt ist, da sich dort Geschäfte, Kulturangebote und Sehenswürdigkeiten befinden. 10. Offizielle Einsprachigkeit mit F bei gleichzeitiger Präsenz von D als Minderheitensprache: Deckt sich mit der Aussage der LL. Die meisten Schlussfolgerungen, die sich aus einer eingehenden Betrachtung der LL ergeben, decken sich im Fall von Freiburg durch zusätzliche Informationen (Zahlen von Volkszählungen oder Gesetzestexte). Dies erlaubt uns die Schlussfolgerung, dass die LL der Stadt Freiburg der anhand einer Betrachtung der entsprechenden Informationen (vgl. A.2.1.2) beschriebenen aktuellen sprachlichen und sprachpolitischen Situation der Stadt durchaus entspricht. Wie wir des Weiteren festgestellt haben, gibt es nur in wenigen Kategorien nennenswerte Unterschiede zwischen TD und BU, dazu zählen namentlich die Anteile mehrsprachiger Einheiten und die Präsenz von D (was aber, wie bereits mehrfach erwähnt, zusammenhängt). Im Grundsatz scheinen sich also - in Bezug auf die LL - Sprachpolitik (im Sinn von Sprachplanung) und Sprachgebrauch im Fall von Freiburg eher geringfügig zu unterscheiden. Die Minderheitensprache Deutsch jedoch scheint in der Stadt Freiburg durch die Sprachpolitik weniger stark abgedeckt zu werden als durch den nicht-behördlichen Sprachgebrauch (in der LL sowie im Allgemeinen). B.2 Murten B.2.1 Überblick über die Resultate Die hier zusammengefassten Ergebnisse der Untersuchung zu Murten werden im Anschluss eingehender erarbeitet (vgl. B.2.2-B.2.5 sowie Anhang E.1.2 und E.2.2) und schliesslich vor dem Hintergrund der Sprachsituation Murtens (vgl. A.2.2.2) betrachtet. Wir haben insgesamt eine Dominanz der einsprachigen Einheiten und der deutschen Sprache festgestellt. Die Dominanz der einsprachigen Einheiten gilt allerdings nur in der Gesamtheit der erhobenen Einheiten und in der Kategorie TD. In BU dominieren die mehrsprachigen Einheiten leicht. Auch die Dominanz des Deutschen ist in TD insgesamt stärker als in BU. Sowohl mehrsprachige Einheiten als auch solche, die Französisch enthalten, stammen somit häufiger von nicht-behördlicher Autorschaft. Die Minderheitensprache Französisch ist insgesamt weniger stark vertreten als die Mehrheitssprache Deutsch, wobei dies fast ausschliesslich auf die Kategorie der einsprachigen Einheiten zurückzuführen ist, während die mehrsprachigen Einheiten im Normalfall sowohl Deutsch als auch Französisch zu enthalten scheinen. Die Dominanz des Deutschen ist innerhalb der mehrsprachigen Einheiten häufiger als die 118 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape des Französischen, was vor allem für die nicht-behördlichen Einheiten gilt, in denen partielle Übersetzung oder grafische Unausgeglichenheit grundsätzlich häufiger vorzukommen scheinen als in behördlichen. Sowohl in behördlichen als auch in nicht-behördlichen Einheiten ohne dominierende Sprache befindet sich in einer deutlichen Mehrheit der Fälle Deutsch an erster Stelle in Bezug auf die Reihenfolge der Sprachversionen. Im als ‹Altstadt› definierten und in E.2.2 getrennt betrachteten Gebiet ist sowohl der Anteil an mehrsprachigen Einheiten als auch der Anteil an Einheiten, die Französisch enthalten, grösser (was zusammenhängt, da Französisch vornehmlich in mehrsprachigen Einheiten zu finden ist und diese in den meisten Fällen Französisch enthalten). B.2.2 Einsprachige und mehrsprachige Einheiten Basierend auf der gesamten Datensammlung für Murten analysieren wir hier die Präsenz der ein- und mehrsprachigen Einheiten und die Eigenschaften der mehrsprachigen Einheiten in der LL der Gemeinde Murten. Die Kategorisierung der einzelnen Analyseeinheiten bezieht sich auf die in A.3.3.2 festgelegten Kriterien. Das erste Diagramm zeigt die Anteile ein- und mehrsprachiger Einheiten. Diagramm B.2.2.1: Einvs. mehrsprachige Einheiten (total) In der LL von Murten überwiegen die einsprachigen Einheiten mit 260 von 464 oder 56% aller erhobenen Einheiten. B.2 Murten 119 Weiter wurde in den Untersuchungen zwischen TD- und BU-Einheiten unterschieden (für die entsprechenden Kriterien vgl. A.3.3.2). Im Fall von Murten zeigen sich folgende Anteile: Diagramm B.2.2.2: TD vs. BU (total) 47,6% der erhobenen Einheiten (221 von 464) definieren wir als TD-Einheiten, 52,4% (243 von 464) als BU-Einheiten. Vergleichen wir nun die Verhältnisse zwischen ein- und mehrsprachigen Einheiten in den Kategorien TD und BU, stellen wir einen Unterschied zwischen diesen beiden Kategorien fest: Diagramm B.2.2.3: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach TD und BU) Während in TD die einsprachigen Einheiten mit 157 von 243 oder 64,6% überwiegen und somit fast zwei Drittel der erhobenen TD-Einheiten ausmachen, ist 120 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape mehr als die Hälfte (118 von 221 oder 53,4%) der BU-Einheiten mehrsprachig. Es gibt hier also einen klaren Unterschied zwischen den beiden Kategorien (Einheiten mit behördlicher und nicht-behördlicher Autorschaft), der darauf hinweist, dass der offizielle Sprachgebrauch in der Gemeinde Murten oftmals nicht dem der Privaten entspricht und dass die Mehrsprachigkeit (zumindest diejenige innerhalb einzelner Einheiten) in der LL von Murten nicht hauptsächlich durch die Behörden zustande kommt. Wir verweisen auf E.1.2 für eine eingehendere Untersuchung der verwendeten Sprachen in den einsprachigen Einheiten und behandeln im Folgenden die mehrsprachigen Einheiten, die wir nach weiteren Parametern (vgl. A.3.3.2) genauer kategorisiert haben. Wir unterscheiden zunächst Übersetzung und Kopräsenz und stellen im folgenden Diagramm die entsprechenden Resultate sowohl für die gesamten Einheiten als auch gesondert nach TD und BU zusammen. Diagramm B.2.2.4: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (nach total, TD und BU) Mit 159 von 204 oder 77,9% aller mehrsprachigen Einheiten sind die Übersetzungen klar stärker vertreten als die Kopräsenzen. Dies zeigt sich in BU (83 von 118 oder 70,3%) allerdings etwas weniger stark als in TD (76 von 86 oder 88,4%). Die als Übersetzungen kategorisierten Einheiten werden weiter unterteilt in vollständige und partielle Übersetzungen. Berücksichtigt werden im Weiteren ausschliesslich diejenigen Einheiten, die F und D enthalten. Auch hier stellen wir Unterschiede zwischen den Kategorien fest: B.2 Murten 121 Diagramm B.2.2.5: Übersetzungen: Vollständige vs. partielle Übersetzung (nach total, TD und BU) Insgesamt sind die Übersetzungen zu rund einem Drittel (55 von 158 oder 34,8%) partiell. Im Vergleich zwischen BU und TD stellen wir aber fest, dass Einheiten mit partieller Übersetzung in BU häufiger sind (34 von 82 oder 41,5%) als in TD (21 von 76 oder 27,6%). Ist eine Übersetzung partiell, gilt stets eine der beiden bei der Kategorisierung berücksichtigten Sprachen als dominierend. Im Folgenden stellen wir die entsprechenden Zahlen wiederum für die Gesamtheit sowie für TD und BU dar: Diagramm B.2.2.6: Partielle Übersetzungen: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) Die Mehrheitssprache D (vgl. auch A.2.1.2) dominiert in 49 (oder 90,7%) der insgesamt 54 als partielle Übersetzungen kategorisierten Einheiten. F ist in 5 Einheiten dominierend, die alle zur Kategorie BU gehören und somit 15,2% der BU-Einheiten mit partieller Übersetzung ausmachen. Die vollständigen Übersetzungen können nun in Bezug auf die grafische Darstellung der beiden betreffenden Sprachversionen kategorisiert werden und las- 122 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape sen sich so in Einheiten mit ausgeglichener oder nicht ausgeglichener grafischer Darstellung unterteilen (vgl. A.3.3.2 für die Kategorisierungskriterien). Wir erhalten dabei folgende Resultate: Diagramm B.2.2.7: Vollständige Übersetzungen: Ausgeglichene vs. nicht ausgeglichene grafische Darstellung (nach total, TD und BU) In der Kategorie der vollständigen Übersetzungen liegt in 18 der 103 Fälle (oder 17,5%) eine grafisch unausgeglichene Darstellung der Versionen in F und D vor. Je 9 der 18 betreffenden Einheiten gehören zu TD respektive zu BU (und machen dort 16,3% respektive 18,8% der vollständigen Übersetzungen aus). Auch im Fall einer unausgeglichenen grafischen Darstellung gilt eine der beiden Sprachen als dominierend, was ebenfalls gemäss den Kriterien in A.3.3.2 definiert wurde. Im Folgenden zeigen wir die entsprechenden Resultate: Diagramm B.2.2.8: Vollständige Übersetzungen mit nicht ausgeglichener grafischer Darstellung: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) In 14 der 18 Fälle dominiert D. Sämtliche 4 Fälle mit F als dominierender Sprache gehören in die Kategorie BU, in der D in 5 Fällen dominiert. Die geringe B.2 Murten 123 Datenmenge lässt kaum eine Aussage zu, eine Tendenz zur Dominanz von D in Einheiten mit unausgeglichener grafischer Darstellung in Murten (vor allem in TD) lässt sich jedoch erahnen. Für die Kategorie der vollständigen Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung betrachten wir abschliessend die Reihenfolge der beiden berücksichtigten Sprachversionen (vgl. die Kriterien in A.3.3.2): Diagramm B.2.2.9: Vollständige Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung: Reihenfolge der Sprachen (nach total, TD und BU) D steht insgesamt in 75 (oder 95%) der 79 betreffenden Einheiten an erster Stelle. In beiden Kategorien TD und BU ist dies in über 90% der Einheiten der Fall: in TD in 97,7% (43 von 44), in BU in 91,4% (32 von 35). Nachdem wir uns vornehmlich den mehrsprachigen Einheiten und ihren Eigenschaften gewidmet haben (mit einem Ausblick auf die Verhältnisse der untersuchten Sprachen F und D in Bezug auf die Thematik der Dominanz), sind die folgenden Untersuchungen der Rolle von F als Minderheitensprache in der LL von Murten gewidmet. B.2.3 Die Minderheitensprache Französisch in der Linguistic Landscape von Murten Wie Deutsch in der Stadt Freiburg hat Französisch in Murten keinen offiziellen Status (vgl. A.2.2.2). Die Hauptsprache des grössten Teils der ständigen Wohnbevölkerung der Stadt Murten ist Deutsch (vgl. A.2.2.2). Für die Untersuchungen zur Minderheitensprache Französisch dienen uns einerseits die Zahlen aus der gesamten Datenerhebung, die auch Gegenstand von B.2.2 und E.1.2 sind, und andererseits ausgewählte Beispiele, die rein qualitativ als Ergänzung herangezogen und hier auch in Bezug auf die vermittelten Informationen betrachtet werden. 124 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Wir vergleichen als erstes die Präsenz von F in allen erhobenen Einheiten, sowohl für die Gesamtheit der Einheiten als auch getrennt nach TD und BU: Diagramm B.2.3.1: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) F ist in 215 der 464 erhobenen Einheiten vertreten, was bedeutet, dass mehr als die Hälfte der Einheiten (53,7%) kein F enthält. Dies gilt auch, wenn wir nur die TD-Einheiten berücksichtigen, und zwar noch in etwas stärkerem Ausmass: 142 der 243 TD-Einheiten enthalten kein F, das somit in 58,4% dieser Einheiten nicht vertreten ist. In BU hingegen scheint die Minderheitensprache stärker vertreten zu sein, mit 114 von 221 enthalten hier etwas mehr als die Hälfte der erhobenen Einheiten F (51,6%). Während wir soeben sämtliche - sowohl einals auch mehrsprachige - Einheiten berücksichtigt haben, stellen wir hier nur die Resultate für die einsprachigen vor: Diagramm B.2.3.2: F in einsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) Die Situation stellt sich deutlich anders dar. F ist hier mit 24 von 260 Einheiten (oder 9,2%) klar weniger vertreten als insgesamt und kommt somit vornehm- B.2 Murten 125 lich in mehrsprachigen Einheiten vor, wie wir bereits in B.2.2 aufgezeigt haben (Unterschiede zwischen TD und BU sind eher gering: F in 16 von 157 oder 10,2% vs. 8 von 103 oder 7,8%). Die Situation für die mehrsprachigen Einheiten bietet folglich das umgekehrte Bild. Diagramm B.2.3.3: F in mehrsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) F ist hier in 191 von 204 Einheiten (oder 93,6%) vertreten und fehlt in TD nur gerade in 1 der 86 mehrsprachigen Einheiten. In BU sind die mehrsprachigen Einheiten ohne F häufiger (12 von 118 oder 10,2%). Wir betrachten nun die mehrsprachigen Einheiten genauer und berücksichtigen die Kategorisierung nach Übersetzung und Kopräsenz, beginnend mit den Übersetzungen: Diagramm B.2.3.4: F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (nach total, TD und BU) 126 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape F ist hier nahezu immer vertreten und fehlt lediglich in einer einzigen Einheit, die zur Kategorie BU gehört. Eine andere Situation zeigt sich für die als Kopräsenz kategorisierten mehrsprachigen Einheiten: Diagramm B.2.3.5: F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (nach total, TD und BU) F ist hier in 33 von 45 Einheiten (oder 73,3%) vertreten. Die Einheiten ohne F gehören grösstenteils (11 zu 1) in die Kategorie BU, wo sie 31,4% der mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz ausmachen (11 von 35). Wir schliessen den Überblick über die Resultate zur Präsenz der Minderheitensprache F mit den Zahlen zur gemeinsamen Präsenz von F und D in mehrsprachigen Einheiten: Diagramm B.2.3.6: Gemeinsame Präsenz von D und F (nach total, TD und BU) 187 mehrsprachige Einheiten enthalten gleichzeitig F und D (vgl. E.1.1), was 93,5% (187 von 200) aller mehrsprachigen Einheiten mit D und 97,9% (187 von 191) aller mehrsprachigen Einheiten mit F entspricht. D kommt häufiger ohne F in mehrsprachigen Einheiten vor als F ohne D. In Bezug auf die Unterschiede B.2 Murten 127 zwischen TD und BU halten wir lediglich die häufigere Abwesenheit von F in BU-Einheiten mit D fest (12 von 114 oder 10,5%). Wie bereits festgestellt (vgl. B.1.2, B.1.3) gilt es, die mehrsprachigen Einheiten nicht nur in Bezug auf die blosse Präsenz der jeweiligen Sprachen zu betrachten, sondern - für die als Übersetzungen kategorisierten Einheiten - auch unter Berücksichtigung der allfälligen Dominanz einer der beiden betrachteten Sprachen. Wir haben bereits in B.2.2 (Diagramm B.2.2.6 und Diagramm B.2.2.8) gezeigt, dass im Fall einer Dominanz (im Sinne sowohl von Einheiten mit partieller Übersetzung als auch einer unausgeglichenen grafischen Darstellung) meist D dominiert, das zudem in betreffenden Einheiten ohne Dominanz in einer deutlichen Mehrheit der Fälle an erster Stelle steht. F ist also in den mehrsprachigen Einheiten zwar zumeist präsent, jedoch nicht im selben Ausmass wie D. Wir bilden einige Beispiele von Einheiten mit F ab, um einen Einblick in die Rolle dieser Sprache in der LL von Murten zu bieten. Auf die Phänomene der Übersetzung und der grafischen Darstellung gehen wir in B.2.5 respektive in B.2.4 ein. Zunächst eine der 10 einsprachigen BU-Einheiten ohne D: Abb. B.2.3.1 Neben dem englischen Namen des Geschäftes (vgl. B.1.5 für die unterschiedliche Handhabung von Namen und Informationen in der LL) enthält diese Einheit ausschliesslich Informationen auf F, was für die LL von Murten nicht typisch 128 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape ist, wie unsere Zahlen gezeigt haben. Es handelt sich denn auch nicht um eine Einheit, bei der wir davon ausgehen können, dass sie in Murten erstellt wurde. Vielmehr ist davon auszugehen, dass es sich um ein vorgefertigtes Plakat eines überregionalen Betriebs handelt, und es lässt sich nicht feststellen, ob hier der Gebrauch von F eine bewusst gewählte Kommunikationsstrategie widerspiegelt. Die durch unsere Zahlen belegte (zwar schwache, aber dennoch vorhandene) Präsenz von einsprachigen Einheiten in der Minderheitensprache darf also keinesfalls direkt mit einem tatsächlichen lokalen Gebrauch oder gar mit einer Valorisierung dieser Sprache gleichgesetzt werden, namentlich dann nicht, wenn es sich um Einheiten der Kategorie BU handelt. Dennoch sind solche Einheiten Teil der LL und prägen unsere Wahrnehmung dieser LL mit. Etwas anders zu verstehen sind einsprachige Einheiten auf F, die der Kategorie TD angehören, wie das folgende Beispiel eines Strassenschildes auf F: Abb. B.2.3.2 Die grosse Mehrheit der Strassenschilder sind einsprachig D (vgl. Moser n. publ. [2013]), womit diese Einheit eine Ausnahme darstellt. Es gilt hier festzuhalten, dass keine gebräuchliche Bezeichnung dieses Weges auf D existiert. Auch eine solche Einheit darf daher nicht als gezielte Verwendung oder Darstellung der Minderheitensprache interpretiert werden, wobei die Tatsache, dass in Murten einige Strassennamen existieren, die nur eine französische Version kennen, wiederum von Bedeutung ist für die Rolle dieser Sprache. Diese Betrachtung gehört allerdings nicht mehr in den Bereich unserer Kategorisierung, die sich hier darauf beschränken muss, die blosse Anwesenheit einer einsprachigen Einheit in F zu registrieren. Befassen wir uns nun abschliessend mit drei mehrsprachigen Einheiten aus der LL von Murten, die - wie die meisten Einheiten dieser Kategorie - F und D enthalten. Die folgende Einheit gehört zur Kategorie BU: B.2 Murten 129 Abb. B.2.3.3 Hervorheben möchten wir hier zunächst wiederum das bereits mehrfach festgestellte Phänomen des Namens (vgl. B.1.5). Der Name des Lokals ist das einzige Element, das nicht auf F zur Verfügung steht, sondern ausschliesslich auf D (Schweizerdeutsch). «Restaurant» betrachten wir im Übrigen als sowohl zu F als auch D gehörig. Obwohl die für die Kommunikation essentiellen Elemente auf F vorhanden sind, lässt sich ein anderer Status dieser Sprache feststellen: Zum einen durch den erwähnten Namen, zum anderen aber auch durch die lokale Verankerung durch den Gebrauch der regionalen Form «Töff-Treff», die im Gegensatz zum neutraleren «réunion de motards» als schweizerisch zu erkennen ist. Verstärkt wird der Effekt durch die deutliche grafische Hervorhebung des ausschliesslich deutschen Namens sowie die - übliche (vgl. B.2.2) - Position von D an der ersten Stelle (gemäss der Leserichtung von links nach rechts). Wie das folgende Beispiel zeigt, kann F auch in Einheiten vorkommen, die handschriftlich erstellt wurden und damit als eher spontan zu verstehen sind (wobei die nicht an einen bestimmten Zeitpunkt gebundene Information dennoch eine gewisse Dauerhaftigkeit zulässt): Abb. B.2.3.4 130 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Die Ähnlichkeit der beiden Formen «caisse» und «Kasse» lässt darauf schliessen, dass das Vermitteln der Information an Angehörige der jeweils anderen Sprachgemeinschaft auch im Fall einer einsprachigen Einheit in F oder D gegeben sein dürfte, zumal sich auch der Kontext rasch erschliesst. Der Gebrauch beider Sprachen erweckt den Eindruck einer bewussten Darstellung der Mehrsprachigkeit und der Minderheitensprache F, die sich hier untypischerweise an erster Stelle befindet. Abschliessend betrachten wir eine zweisprachige TD-Einheit: Abb. B.2.3.5 Hier sind sämtliche Informationen in D und F vorhanden und die grafische Darstellung ist (wie auch in den Beispielen in Abb. B.1.5.7-B.1.5.8) nicht nur ausgeglichen, sondern trägt zusammen mit der Wahl der nach Segmenten getrennten Übersetzung zum Effekt einer Verschmelzung von F und D bei, die bei fehlenden Kompetenzen nicht mehr als unterschiedliche Sprachen wahrgenommen werden. Unterschiede des Status oder eine Kennzeichnung der Minderheitensprache als solche sind hier fast gänzlich abwesend, einziger Hinweis auf den Status von F ist wiederum die Reihenfolge der Versionen. B.2.4 Grafische Darstellung in mehrsprachigen Einheiten Die Resultate der Untersuchung zu den dominierenden Sprachen durch unausgeglichene grafische Darstellung in der LL von Murten haben wir bereits in B.2.2 vorgestellt (Diagramm B.2.2.8). In B.2.3 haben wir uns mit F als Minderheitensprache befasst. Im Folgenden sollen nun anhand von Beispielen die Phänomene der grafischen Darstellung beleuchtet und deren Rolle in der Wahrnehmung der LL aufgezeigt werden. Wir berücksichtigen in unserer Kategorisierung der unausgeglichenen grafischen Darstellung (respektive der Dominanz einer Sprachversion durch die B.2 Murten 131 grafische Darstellung) verschiedene, in A.3.3.2 festgelegte Kriterien, deren Anwendung wir hier in einigen Beispielen aus der Murtner LL aufzeigen wollen. Der Gebrauch von Kursivschrift gilt als nicht dominierend. Im Fall von Murten können die folgenden Einheiten als Beispiele dienen: Abb. B.2.4.1 / Abb. B.2.4.2 / Abb. B.2.4.3 / Abb. B.2.4.4 In sämtlichen Einheiten dieser Auswahl ist die Version in F kursiv wiedergegeben und die Version in D somit dominierend, gleichzeitig steht diese auch in 132 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape allen vier Fällen an erster Stelle. Es handelt sich bei diesen Beispielen also um durchaus typische Fälle gemäss unseren in B.2.2 vorgestellten Zahlen. Was die Kategorisierung betrifft, finden wir solche Beispiele sowohl in BU (Abb. B.2.4.1) als auch in TD (Abb. B.2.4.2-B.2.4.4). Zu Abb. B.2.4.4 können wir anmerken, dass diese TD-Einheit von einer Behörde des Kantons Freiburg stammt (während Abb. B.2.4.2-B.2.4.3 der Gemeinde Murten zuzuorden sind), wobei auch hier D dominiert und an erster Stelle steht, obwohl es sich nicht um die kantonale Mehrheitssprache handelt. Die örtliche Verankerung des Schildes in der LL von Murten scheint also einen Einfluss auf den Status der beiden Sprachen zu haben. Die folgende Einheit dient als Gegenbeispiel der Dominanz von D durch grafische Darstellung in Murten: Abb. B.2.4.5 Die Elemente in F stehen an erster Stelle, während die Elemente in D kursiv und ohne Respektierung der Gross- und Kleinschreibung wiedergegeben werden. Die - untypische - Dominanz von F auf grafischer Ebene ist offensichtlich. Jedoch kann dies in unseren quantitativen Analysen in B.2.2 und B.2.3 so nicht berücksichtigt werden, da die Version in D zudem partiell ist (es fehlt eine Entsprechung zu «Menu du lac») und sich die Kategorisierung gemäss unserer Kriterien auf die Dominanz von F durch partielle Übersetzung beschränkt. B.2 Murten 133 Ein weiteres Kriterium ist die Schriftgrösse, zum Beispiel in den folgenden Einheiten: Abb. B.2.4.6 / Abb. B.2.4.7 Wie die Beispiele zeigen, kommt auch diese Form der unausgeglichenen Darstellung sowohl in BU als auch in TD vor und betrifft in Abb. B.2.4.7 den Namen der Gemeinde, was in diesem Fall zu deren Wahrnehmung als deutschsprachig beiträgt. In der Einheit in Abb. B.2.4.2 wird die Dominanz von D nicht nur durch den Gebrauch von Kursivschrift für F sondern auch durch fette Schrift für D hergestellt. Auch im folgenden Beispiel wird fette Schrift verwendet, hervorgehoben wird hier allerdings F: Abb. B.2.4.8 Ähnlich wie im Fall von Abb. B.2.3.1 ist hier davon auszugehen, dass es sich um ein vorgefertigtes Schild einer überregionalen Unternehmung von Apotheken handelt und die Dominanz von F durch Grafik und Reihenfolge zwar eine Her- 134 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape vorhebung dieser Sprache mit sich bringt, diese aber nicht direkt mit der Rolle von F in Murten in Verbindung gebracht werden darf. Wir schliessen mit einer Betrachtung der Rolle der Verteilung der verschiedenen Einheiten auf dem Träger: Abb. B.2.4.9 Die Informationen sind hier vollständig auf F und D wiedergegeben, Unterschiede in Bezug auf Schriftart, -grösse oder -farbe bestehen nicht, lediglich die Reihenfolge der Versionen bevorzugt D. Allerdings wird die Version in D durch eine Unterteilung in drei Abschnitte gegliedert, von denen zwei nummeriert sind, während sich die Version in F in lediglich zwei nicht nummerierte Abschnitte unterteilt. D nimmt dadurch nicht nur mehr Platz auf dem Träger ein, es verfügt auch über eine bessere Leserlichkeit und raschere Erfassbarkeit dank übersichtlicherer und klarerer Gliederung. Auch solche Phänomene tragen zur unterschiedlichen Wahrnehmung der verschiedenen Sprachversionen in der LL bei und prägen in diesem Fall das Bild des dominierenden D mit. Aufgrund der Schwierigkeit einer eindeutigen Kategorisierung kann das Kriterium der räumlichen Verteilung in den quantitativen Analysen nicht berücksichtigt werden und bleibt hier einem qualitativen Ansatz vorbehalten. B.2 Murten 135 B.2.5 Übersetzung in der Linguistic Landscape Partielle Übersetzungen kommen auch in der LL von Murten vor (vgl. B.2.2 für die entsprechenden Zahlen zur Häufigkeit und zur Dominanz von F und D). Wir gehen hier auf einige Beispiele vollständiger und partieller Übersetzungen genauer ein. Zunächst zwei eindeutige Beispiele vollständiger Übersetzungen, die zur Kategorie TD gehören und der Gemeinde Murten zuzuordnen sind. Abb. B.2.5.1 / Abb. B.2.5.2 Der Wegweiser aus Abb. B.2.5.1 ist offensichtlich neuer als derjenige aus Abb. B.2.5.2, hat aber die gleiche Funktion (‹Hinweisen auf eine Sehenswürdigkeit›). Der Sprachgebrauch in diesem Kontext scheint gleich geblieben zu sein: vollständige Übersetzung ohne grafische Hervorhebung einer der Versionen, Version in D an erster Stelle. Zu erwähnen ist hier auch die mögliche Rolle des Tourismus (vgl. A.2.2.2) in der Verstärkung der Präsenz mehrsprachiger Einheiten und von F in der Murtner LL. Vollständige Übersetzungen existieren aber durchaus auch in BU (vgl. B.2.2), ein Beispiel dafür ist die folgende Einheit: Abb. B.2.5.3 136 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Hervorheben möchten wir hier die Vollständigkeit der Übersetzung, die über eine vollständige Wiedergabe der Informationen in beiden Sprachversionen hinausgeht und die Elemente «Danke» und «Merci» in beiden Versionen doppelt aufführt (dies kann natürlich auch als rein grafischer Effekt verstanden werden, der hier als ausgeglichene grafische Darstellung zu kategorisieren wäre, vor allem auch da die Wahl der Farben und Schriftgrössen in beiden Versionen jeweils identisch ist). Bemerkenswert ist auch die Ergänzung von «Merci» durch «Danke»: «Merci» ist im in Murten gesprochenen Schweizerdeutsch mindestens ebenso gebräuchlich wie «Danke» und würde von Angehörigen der deutschen Sprachgemeinschaft problemlos verstanden. Die fast schon übervollständige Übersetzung in diesem Beispiel trägt dazu bei, dass die Mehrsprachigkeit als solche beim Betrachten des Schildes deutlich wahrgenommen wird, allerdings aufgrund der fehlenden räumlichen oder grafischen Abtrennung auch hier nur unter der Voraussetzung entsprechender Sprachkompetenzen (vgl. z. B. auch Abb. B.1.5.8 in B.1.5). In anderen Fällen beschränkt sich die Übersetzung auf einen Teil der Informationen. Im folgenden Beispiel werden praktische Informationen wie Öffnungszeiten in D und F vermittelt, während der Slogan «Qualité & Tradition suisse» nur auf F verfasst ist. Abb. B.2.5.4 B.2 Murten 137 Es handelt sich um ein weiteres Beispiel unterschiedlichen Sprachgebrauchs nach den unterschiedlichen Funktionen «Aufmerksamkeit» und «Information» (vgl. B.1.5). Wenn hier die praktischen Informationen übersetzt werden, ist im folgenden Beispiel das Gegenteil der Fall und die Übersetzung beschränkt sich auf die Bezeichnung der Behörde, während die praktischen Informationen gerade nicht übersetzt sind. Abb. B.2.5.5 Es ist festzuhalten, dass hier der nicht übersetzte Text auf D verfasst ist, während es sich in Abb. B.2.5.4 um F handelt. Dass die Minderheitensprache in Texten ohne Vermittlung praktischer Informationen eher alleine stehen kann, scheint naheliegend, lässt sich aber hier nicht belegen, da unsere Herangehensweise und Kategorisierung keine entsprechenden Untersuchungen zulassen. In Abb. B.2.5.5 gilt es jedoch die Anwesenheit der Ziffern zu berücksichtigen, die sich auch ohne entsprechende Kenntnisse von D mit grosser Wahrscheinlichkeit als Öffnungszeiten interpretieren lassen, was für die Bezeichnung der Behörde nicht der Fall ist. Eine Berücksichtigung der An- oder Abwesenheit von Ziffern wäre sicherlich ebenfalls ein Parameter, der bei der Kategorisierung der Einheiten nach Sprachkontakt berücksichtigt werden könnte. Im folgenden Beispiel wird die Information, dass es sich um Öffnungszeiten handelt, zwar auch auf F vermittelt, die eigentlichen Angaben jedoch nicht. 138 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Abb. B.2.5.6 In F ergänzt ist also auch hier gewissermassen nur das Textelement, das keine Ziffern enthält, wobei auch die Unvollständigkeit zu erwähnen ist, die durch die farbliche Hervorhebung der in F fehlenden Angabe «Sommer» noch unterstrichen wird. Wir haben einige zuweilen gegensätzliche Strategien der Übersetzung in der LL von Murten betrachtet. Eine Analyse einzelner ausgewählter Beispiele soll nicht eine gültige Aussage über die Übersetzung in der Murtner LL liefern, deren Beschaffenheit in Bezug auf (Un)vollständigkeit und Dominanz bereits in B.2.2 behandelt wurde. Vielmehr sollen die Betrachtungen aufzeigen, welche Phänomene zusätzlich zur Wahrnehmung der Mehrsprachigkeit in der LL beitragen können, ohne in jedem Fall durch die Kategorisierungen unserer Herangehensweise erfasst zu werden. B.2.6 Die Resultate im Kontext der Sprachsituation Wenn wir davon ausgehen, ohne zusätzliche Informationen zur Sprachsituation die LL von Murten zu betrachten, können wir zu folgenden Schlussfolgerungen gelangen: 1. F und D sind Sprachen der Privatpersonen, die sich in Murten aufhalten (Wohnbevölkerung oder Gäste) (Vorkommen in BU). 2. F und D werden von den Behörden anerkannt und verwendet (Vorkommen in TD). B.2 Murten 139 3a. Ein Teil der Kommunikation findet parallel in F und D statt (Präsenz von Übersetzungen F-D). 3b. Daraus folgt: Die Autorschaft geht zuweilen von einsprachigen Kompetenzen der Leserschaft in D oder F aus. 4a. D ist diejenige Sprache, in der die meiste Kommunikation stattfindet (nahezu alle Einheiten enthalten D). 4b. Daraus folgt: Es wird eher von Kompetenzen in D als von Kompetenzen in F ausgegangen (hohe Anzahl einsprachiger Einheiten in D, F meist in mehrsprachigen Einheiten mit D). 5. Punkt 3 gilt stärker für Private als für Behörden (mehrsprachige Einheiten in BU häufiger als in TD). 6. Punkt 4 gilt stärker für Behörden als für Private (Vorherrschen von D in TD stärker als in BU). 7. F hat nicht den gleichen Status wie D (dominiert in mehrsprachigen Einheiten eine der Sprachen durch mehr Elemente oder durch grafische Hervorhebung, ist es zumeist D; D steht fast immer vor F). 8. Punkt 7 gilt sowohl für privaten als auch für behördlichen Sprachgebrauch, in Letzterem stärker (Phänomene in TD ausgeprägter als in BU). 9. Kommunikation in F findet in der Altstadt häufiger statt als in anderen Stadtgebieten. 10. Sprachgebrauch der Behörden entspricht nicht immer dem Sprachgebrauch der privaten Autorschaft, Mehrsprachigkeit wird eher durch Private verstärkt (einsprachige Einheiten in TD häufiger als mehrsprachige; mehrsprachige Einheiten in BU häufiger als einsprachige). Die in A.2.2.2 beschriebene aktuelle Sprachsituation Murtens ziehen wir nun heran, um sie mit diesen Punkten zu vergleichen: 1. Die Aussage wird durch die Sprachdemografie bestätigt. 2. Offizielle Amtssprache der Gemeinde ist D, F hat Status einer Minderheitensprache. 3a. Die Aussage entspricht grundsätzlich der Sprachdemografie in Bezug auf die Erstsprache. 3b. Einsprachige Kompetenzen in D häufiger als in F, gemäss Sprachdemografie. 4a+b. Die Aussage entspricht grundsätzlich der Sprachdemografie in Bezug auf die Erstsprache; D wird häufiger als solche genannt. 5.+6. D ist einzige offizielle Amtssprache und häufigste Erstsprache, F ist Minderheitensprache. 7.+8. D ist einzige offizielle Amtssprache. 140 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape 9. Im Rahmen dieser Untersuchung nicht zu überprüfen, jedoch wahrscheinlich: Französischsprachige Personen aus umliegenden Gemeinden halten sich vornehmlich in der Altstadt auf, die gleichzeitig Innenstadt ist, da sich dort Geschäfte, Kulturangebot und Sehenswürdigkeiten befinden. 10. Offizielle Einsprachigkeit mit D bei gleichzeitiger Präsenz von F als Minderheitensprache: Deckt sich mit der Aussage der LL. Wir stellen also fest, dass sich die meisten aus einer reinen LL-Analyse zu gewinnenden Aussagen zur Sprachsituation Murtens mit statistischen Angaben zur Wohnbevölkerung sowie mit den gesetzlichen Grundlagen der lokalen Politik decken. Die LL widerspiegelt im Fall von Murten also im Grundsatz die in A.2.2.2 beschriebene Situation. Festzuhalten sind hier aber auch gewisse Unterschiede zwischen behördlichem und nicht-behördlichem Sprachgebrauch in der LL (in Bezug auf die Präsenz der Minderheitensprache und der mehrsprachigen Einheiten), was auf eine Sprachpolitik hindeutet, die dem tatsächlichen Gebrauch der in Murten kommunizierenden Personen nicht in jedem Fall entspricht. B.3 Biel B.3.1 Überblick über die Resultate In der LL von Biel überwiegen die mehrsprachigen Einheiten sehr deutlich (vgl. B.3.2). Dies gilt in einem noch stärkeren Ausmass für diejenigen Einheiten, die von den Behörden erstellt wurden, als für diejenigen, die von privater Autorschaft stammen. Die mehrsprachigen Einheiten sind in den meisten Fällen Übersetzungen, Kopräsenzen sind deutlich seltener anzutreffen. Auch dies gilt für behördliche Einheiten noch stärker als für private. Die Übersetzungen sind in der Kategorie der behördlichen Einheiten in den meisten Fällen vollständig, Übersetzungen in von Privaten erstellten Einheiten sind dagegen in gut der Hälfte der erhobenen Einheiten partiell. In partiellen Übersetzungen dominiert meist Deutsch, diese Dominanz ist hingegen häufiger in behördlichen als in nicht-behördlichen Einheiten anzutreffen. Vollständige Übersetzungen sind meist auch grafisch ausgeglichen. Ist dies nicht der Fall, dominiert meistens Deutsch, das im Fall von grafisch ausgeglichener Darstellung in der grossen Mehrheit der Fälle an erster Stelle steht. Sowohl Deutsch als auch Französisch sind in mehr als drei Vierteln aller erhobenen Einheiten vertreten, wobei Deutsch noch häufiger vorkommt als Fran- B.3 Biel 141 zösisch 93 . Allerdings ergibt sich die starke Präsenz von Französisch zu einem grossen Teil aus den mehrsprachigen Einheiten und vor allem den von den Behörden erstellten (diese sind zudem etwas häufiger als die nicht-behördlichen). In einsprachigen Einheiten überwiegt Deutsch klar, sowohl in Einheiten behördlicher als auch privater Autorschaft, in Letzteren allerdings etwas weniger deutlich. Die mehrsprachigen Einheiten hingegen enthalten fast ausschliesslich (mindestens) Deutsch und Französisch, in der Kategorie der Übersetzungen gibt es dazu lediglich drei Ausnahmen, in behördlichen Einheiten nur eine einzige. Wenn Deutsch oder - etwas häufiger - Französisch in einer mehrsprachigen Einheit fehlt, handelt es sich dabei in den meisten Fällen um eine nicht-behördliche Einheit mit Kopräsenz. Einzelne Informationen (in einsprachigen Einheiten oder Kopräsenzen) werden insgesamt seltener nur auf Französisch wiedergegeben als nur auf Deutsch. Französisch erscheint also meist in Übersetzungen, in denen die Zweisprachigkeit zuweilen auch symbolisch dargestellt (vgl. B.3.5) oder gar explizit erwähnt (vgl. B.3.6) wird. Im als ‹Altstadt› definierten und einzeln betrachteten Bereich scheinen mehrsprachige Einheiten sowie die beiden berücksichtigten Sprachen Deutsch und Französisch weniger häufig vorzukommen als im gesamten Stadtgebiet, was sich aus einer überdurchschnittlichen Präsenz von Einheiten privater Autorschaft in der Altstadt (die sich kaum von privaten Einheiten in anderen Stadtgebieten unterscheiden) ergibt und gleichzeitig auf eine höhere Präsenz anderer Sprachen schliessen lässt. B.3.2 Einsprachige und mehrsprachige Einheiten Wir untersuchen die erhobenen Einheiten aus der LL von Biel in Bezug auf die Anteile ein- und mehrsprachiger Einheiten und auf die Eigenschaften der mehrsprachigen Einheiten, gemäss deren genauerer Kategorisierung nach den Kriterien aus A.3.3.2. Die Angaben basieren hier auf der gesamten in Biel erhobenen Datensammlung. Eine erste Aufstellung gibt das Verhältnis sämtlicher ein- und mehrsprachiger Einheiten wieder: 93 Brohy (2011: -115) stellte in ihrer Untersuchung zu 68 Plakaten im Bahnhof von Biel und 33 Plakaten im Bahnhof von Freiburg fest: «L’allemand est la langue dominante à Bienne, alors qu’à Fribourg, le français est nettement la langue principale, on s’oriente donc d’après la langue de la majorité». Dies scheint grundsätzlich für die Gesamt-LL ebenfalls zu gelten (vgl. auch B.1.1), die Dominanz von D in Biel zeigt sich in unseren Untersuchungen allerdings etwas weniger deutlich, namentlich durch die starke Präsenz von F in mehrsprachigen Einheiten. Erstaunlich ist jedoch, dass gemäss Brohy (2011: -116) von ihren 68 im Bieler Bahnhof erhobenen Plakaten nur ein einziges als «bilingue français/ allemand» einzuordnen ist (in Freiburg 2 von 33). 142 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Diagramm B.3.2.1: Einvs. mehrsprachige Einheiten (total) 837 der insgesamt 1095 in Biel erhobenen Einheiten sind mehrsprachig. Der Anteil an mehrsprachigen Einheiten liegt mit 76,4% bei über drei Vierteln und ist somit bemerkenswert hoch. Eine grundlegende Unterscheidung unserer Kategorisierung ist diejenige zwischen TD- und BU-Einheiten. Die entsprechenden Anteile stellen sich in Biel wie folgt dar: Diagramm B.3.2.2: TD vs. BU (total) Die TD-Einheiten überwiegen mit 593 zu 502 (oder 54,2% zu 45,8%). Die Unterscheidung von TD und BU dient uns für weitere Untersuchungen. So zeigen wir im folgenden Diagramm die Anteile ein- und mehrsprachiger Einheiten getrennt nach diesen beiden Kategorien: B.3 Biel 143 Diagramm B.3.2.3: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach TD und BU) In TD beträgt das Verhältnis zwischen ein- und mehrsprachigen Einheiten 75 zu 518, womit in 87,4% aller TD-Einheiten mehr als eine Sprache zu finden ist. Der Anteil der mehrsprachigen Einheiten liegt in der Kategorie TD also über dem Gesamtdurchschnitt von 76,4%. Entsprechend ist dieser Anteil in der Kategorie BU tiefer: Die mehrsprachigen Einheiten erreichen hier mit 319 zu 183 einen Anteil von 63,5%. Für eine Zusammenstellung der Anteile von F und D in den einsprachigen Einheiten verweisen wir auf E.1.3 und beschränken uns hier zunächst weiterhin auf die mehrsprachigen Einheiten. Diese haben wir nach zusätzlichen Kriterien kategorisiert (vgl. A.3.3.2). Eine erste Unterscheidung betrifft die Art und Weise des Kontaktes der betreffenden Sprachen. Wir unterscheiden zwischen Übersetzung und Kopräsenz und zeigen im Folgenden die entsprechenden Resultate, sowohl für die Gesamtheit als auch getrennt nach TD und BU: Diagramm B.3.2.4: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (nach total, TD und BU) 144 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Die Übersetzung scheint mit 760 zu 77 oder 90,8% zu 9,2% aller mehrsprachigen Einheiten insgesamt der Normalfall zu sein. Wie bereits für das Verhältnis zwischen ein- und mehrsprachigen Einheiten ist das Phänomen in TD ausgeprägter als in BU und ist dort überdurchschnittlich oft anzutreffen. Auch in BU ist die Kategorie der Übersetzung jedoch deutlich häufiger vertreten als die der Kopräsenz und erreicht mit 257 zu 62 einen Anteil von 80,6%. Die Kategorie der Übersetzung wird weiter unterteilt, zunächst nach dem Kriterium der Vollständigkeit. Folgende Zusammenstellung zeigt die Anteile vollständiger und partieller Übersetzungen (berücksichtigt werden hier nur diejenigen Einheiten, welche die untersuchten Sprachen F und D enthalten): Diagramm B.3.2.5: Übersetzungen: Vollständige vs. partielle Übersetzung (nach total, TD und BU) Wir stellen wiederum Unterschiede zwischen TD und BU fest. Mit 470 von 757 sind insgesamt zwar 62,1% der Übersetzungen als vollständig zu kategorisieren, unterteilen wir aber nach TD und BU, können wir feststellen, dass die Überzahl der vollständigen Übersetzungen nur für TD gilt. In BU ist lediglich knapp die Hälfte der als Übersetzungen kategorisierten mehrsprachigen Einheiten mit F und D vollständig. In unserer Datensammlung sind hier mit 128 zu 126 (50,4%) etwas mehr als die Hälfte der Übersetzungen partiell. Im Fall einer partiellen Übersetzung ist stets ein Teil der Informationen nur in einer Sprache vorhanden, die somit als dominierend gilt (vgl. A.3.3.2). Die entsprechenden Resultate zeigen wir im folgenden Diagramm, wiederum sowohl für sämtliche erhobene Einheiten der betreffenden Kategorie (partielle Übersetzungen) als auch unterteilt nach TD und BU: B.3 Biel 145 Diagramm B.3.2.6: Partielle Übersetzungen: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) Im Fall einer partiellen Übersetzung dominiert zumeist D: Mit 222 zu 65 Einheiten oder 77% insgesamt, mit 133 zu 26 oder 83,6% in der Kategorie TD und mit 89 zu 39 oder 69,5% in BU. Wiederum ist das Phänomen in TD stärker als in BU, jedoch sind die Unterschiede zwischen den Anteilen hier geringer als beispielsweise in den Resultaten zur Vollständigkeit der Übersetzungen (Diagramm B.3.2.5) oder zum Anteil mehrsprachiger Einheiten (Diagramm B.3.2.3). Vollständige Übersetzungen betrachten wir weiter nach dem Parameter der ausgeglichenen grafischen Darstellung der beiden Sprachversionen und wenden dabei die in A.3.3.2 festgelegten Kriterien an. Wir unterscheiden nach Einheiten mit oder ohne ausgeglichene grafische Darstellung und stellen die entsprechenden Resultate im Folgenden für die Gesamtheit der erhobenen Einheiten sowie nach TD und BU dar: Diagramm B.3.2.7: Vollständige Übersetzungen: Ausgeglichene vs. nicht ausgeglichene grafische Darstellung (nach total, TD und BU) 146 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Ausgeglichene grafische Darstellung ist mit 83,4% (392 von 470) insgesamt klar häufiger als unausgeglichene. Dies gilt sowohl für TD als auch für BU (284 von 344 oder 82,6% respektive 108 von 126 oder 85,7%). Die Einheiten, in denen die Sprachversionen grafisch nicht ausgeglichen dargestellt werden, weisen Unterschiede zwischen den beiden berücksichtigten Versionen auf, wobei jeweils eine der beiden Sprachen als dominierend kategorisiert wird (vgl. A.3.3.2). Wir erhalten dazu folgende Zahlen: Diagramm B.3.2.8: Vollständige Übersetzungen mit nicht ausgeglichener grafischer Darstellung: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) Wie bereits für die partiellen Übersetzungen stellen wir hier fest, dass D durch unausgeglichene grafische Darstellung klar häufiger dominiert als F: in 67 zu 11 Einheiten (oder 85,9% zu 14,1%). Die Unterschiede zwischen TD und BU scheinen nicht erheblich zu sein, in TD dominiert D in 51 zu 9 Einheiten oder 85%, in BU in 16 zu 2 oder 88,9% (wobei hier nur geringe Datenmengen zur Verfügung stehen). Auch die Kategorie der vollständigen Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung kann nochmals unterteilt werden, wenn wir das Kriterium der Reihenfolge der beiden Sprachversionen heranziehen. Im Fall der Bieler LL erhalten wir dabei folgende Anteile: B.3 Biel 147 Diagramm B.3.2.9: Vollständige Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung: Reihenfolge der Sprachen (nach total, TD und BU) Die Resultate lassen keine Zweifel offen: D steht im Normalfall an erster Stelle vor F, mit 360 zu 29 Einheiten in 92,5% der betreffenden Kategorie. In den - hier insgesamt zahlreicheren - TD-Einheiten ist dies mit 97,2% (275 zu 8) noch deutlicher als in BU mit 85 zu 21 (80,2%). Abgesehen von diesem abschliessenden Ausblick auf die Fragen der Dominanz von F und D innerhalb der mehrsprachigen Einheiten der Bieler LL haben wir uns bisher dem Verhältnis der ein- und mehrsprachigen Einheiten und den Eigenschaften Letzterer gewidmet. Im folgenden Kapitel soll nun die Rolle von F als Minderheitensprache in der Bieler LL beleuchtet werden. B.3.3 Die Minderheitensprache Französisch in der Bieler Linguistic Landscape Gemäss den Zahlen der Statistiken zur ständigen Wohnbevölkerung (vgl. A.2.3.2), können wir F in Biel als Minderheitensprache bezeichnen. Politisch ist F auf Gemeindeebene D jedoch gleichgestellt, beide Sprachen sind offizielle Amtssprachen der Stadt Biel (vgl. A.2.3.2). Wir zeigen die Präsenz von F in der Bieler LL zunächst wiederum anhand der (teilweise auch in B.3.2 und E.1.3 behandelten) Resultate, um anschliessend qualitativ auf einige ausgewählte Beispiele einzugehen und diese hier nicht nur aufgrund der vorkommenden Sprachen, sondern auch anhand der vermittelten Inhalte zu analysieren. 148 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Das erste Diagramm zeigt die Präsenz von F in allen in Biel erhobenen Einheiten, sowohl in der Gesamtheit als auch nach TD und BU: Diagramm B.3.3.1: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) 875 der 1095 Einheiten enthalten F, die Minderheitensprache ist somit in einer deutlichen Mehrheit (79,9%) der Einheiten vertreten. In TD enthalten 533 von 593 Einheiten F, das in dieser Kategorie einen Anteil von 89,9% erreicht, in BU sind es 342 von 502 Einheiten oder 68,1%. Der Anteil an Einheiten mit F ist zwar insgesamt hoch, dies ist aber in erster Linie dem hohen Anteil von F in TD - und der leichten Überzahl von TDgegenüber BU-Einheiten - zu verdanken (und innerhalb von TD namentlich den mehrsprachigen Einheiten, wie wir später zeigen werden). Die Minderheitensprache scheint also von den Behörden in einem stärkeren Masse verwendet zu werden als von privater Autorschaft. Führen wir nun denselben Vergleich unter Einschränkung auf die einsprachigen Einheiten durch: Diagramm B.3.3.2: F in einsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) B.3 Biel 149 Insgesamt 61 (oder 23,6%) der 258 einsprachigen Einheiten sind in F. Davon gehören 16 zur Kategorie TD (und machen 21,3% der einsprachigen TD-Einheiten aus) und 45 zur Kategorie BU (und machen 24,6% der einsprachigen BU-Einheiten aus). Der Anteil von F in einsprachigen Einheiten ist in BU somit leicht höher als in TD. Wenn wir in anderen Resultaten (vgl. Diagramm B.3.3.1) einen höheren Anteil von F in TD als in BU feststellen, spielen die einsprachigen Einheiten dabei kaum eine Rolle (und sind gegenüber den mehrsprachigen Einheiten zudem in der Minderheit). Für die mehrsprachigen Einheiten stellt sich die Situation wie folgt dar: Diagramm B.3.3.3: F in mehrsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) Insgesamt enthalten 814 oder 97,3% der 837 mehrsprachigen Einheiten F. In TD ist F mit einer Ausnahme in allen mehrsprachigen Einheiten vertreten (99,8%), in BU in 297 von 319 oder 93,1%. Während in den einsprachigen Einheiten F in BU etwas stärker vertreten scheint als in TD, gilt für mehrsprachige Einheiten das umgekehrte Phänomen. 150 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Die mehrsprachigen Einheiten unterteilen wir auch hier nach den Kategorien Übersetzung und Kopräsenz und stellen im folgenden Diagramm zuerst die Resultate zu den Übersetzungen dar: Diagramm B.3.3.4: F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (nach total, TD und BU) Die Zahlen sind eindeutig: Handelt es sich um eine mehrsprachige Einheit mit Übersetzung, sind in Biel fast immer sowohl F als auch D vorhanden. F fehlt in 2 der 760 Einheiten, die beide zur Kategorie BU zu zählen sind. Die Unterschiede in den Anteilen in TD und BU in mehrsprachigen Einheiten liegen also in den Einheiten mit Kopräsenz. Folgende Resultate dienen als Bestätigung: Diagramm B.3.3.5: F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (nach total, TD und BU) Insgesamt ist der Anteil an Einheiten mit F in den Kopräsenzen tiefer als in den Übersetzungen (56 zu 21 oder 72,7% zu 27,3%). Einheiten mit Kopräsenz gehören klar häufiger zu BU als zu TD (62 zu 15). In BU ist F in 42 der 62 betreffenden Einheiten vertreten (67,7%), in TD in 14 von 15 (93,3%). Kopräsenzen und einsprachige Einheiten haben gemeinsam, dass keine Informationen in mehreren B.3 Biel 151 Sprachen vermittelt werden. Ist dies der Fall, scheinen die Anteile von F zu sinken (im Fall von einsprachigen Einheiten deutlicher in TD, im Fall von Kopräsenzen deutlicher in BU). Informationen werden also seltener nur auf F als nur auf D wiedergegeben. Wir schliessen die Zusammenstellung der quantitativen Resultate zur Rolle von F in der Bieler LL mit den Zahlen zur gemeinsamen Präsenz von F und D ab: Diagramm B.3.3.6: Gemeinsame Präsenz von D und F (nach total, TD und BU) 803 Einheiten enthalten F und D, davon 517 TD-Einheiten (87,2% aller 593 TD-Einheiten) und 286 BU-Einheiten (56,7% aller 502 BU-Einheiten), 11 Einheiten insgesamt enthalten F ohne D, doppelt so viele (22) enthalten D ohne F. Mit einer einzigen Ausnahme gehören alle diese mehrsprachigen Einheiten, die nur eine unserer Sprachen enthalten, in die Kategorie BU (1 TD-Einheit enthält D ohne F). Die Minderheitensprache F genauso wie die Mehrheitssprache D stehen in TD also kaum je alleine, falls grundsätzlich Mehrsprachigkeit gegeben ist (der geringe Anteil an Kopräsenzen in TD stützt diese Aussage). Anhand einiger ausgewählter Beispiele befassen wir uns im Anschluss mit der Frage, ob F in der Bieler LL als Minderheitensprache wahrzunehmen sei. Dazu verweisen wir zunächst auf die entsprechenden Resultate zur Dominanz, die wir in B.3.2 behandelt haben. 152 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape F ist in der Bieler LL nicht nur stark vertreten, wie die Zahlen in Anhang E.1.3 zeigen, es nimmt auch verschiedenste Funktionen wahr, von Einheiten mit typischen TD-Funktionen wie Strassenbeschilderung (hier allerdings üblicherweise zusammen mit D) oder Verboten bis zu BU-Einheiten unterschiedlichster Art, zu denen auch handschriftlich verfasste gehören: Abb. B.3.3.1 / Abb. B.3.3.2 / Abb. B.3.3.3 / Abb. B.3.3.4 / Abb. B.3.3.5 B.3 Biel 153 Bei den Einheiten dieser Serie handelt es sich um mehrsprachige Einheiten mit Übersetzung, somit um Vertreter einer für die Bieler LL typischen Kategorie, in der die Minderheitensprache F klar am häufigsten vertreten ist. F ist aber durchaus auch in einsprachigen Einheiten präsent, was die folgenden Beispiele illustrieren: Abb. B.3.3.6 / Abb. B.3.3.7 / Abb. B.3.3.8 / Abb. B.3.3.9 / Abb. B.3.3.10 154 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Einsprachige Einheiten mit F scheinen ebenfalls in keinen Kategorien ausgeschlossen zu sein. Festhalten möchten wir den offensichtlich spontanen Gebrauch von F im Beispiel von Abb. B.3.3.9 (möglicherweise als Reaktion auf den Namen «Esprit» in F). Bereits mehrfach haben wir festgestellt, dass in bestimmten Einheiten die Namen einer anderen Sprache zuzuordnen sind als die Informationen. In Biel finden wir etliche Beispiele, in denen einzig der Name nur F zuzuordnen ist, die übrigen Elemente F und D: Abb. B.3.3.11 / Abb. B.3.3.12 / Abb. B.3.3.13 / Abb. B.3.3.14 Elemente zur Vermittlung von Informationen werden in diesen Beispielen in F und D wiedergegeben, während beim Namen, der zwar auffallen soll, aber nicht in erster Linie verstanden werden muss, eine Beschränkung auf F gewählt wird. Zusammen mit der grossen Schriftgrösse tragen solche Einheiten zu einer deutlichen Wahrnehmung von F in der Bieler LL bei. Kategorisieren können wir sie - anhand unserer Kriterien - höchstens als mehrsprachige Einheiten mit partieller Übersetzung und mit F als dominierender Sprache, Letzteres auch nur dann, wenn keine Informationen nur auf D zur Verfügung stehen. Solche Einheiten zeigen wiederum die Grenzen des zur effizienten Quantifizierung B.3 Biel 155 notwendigen Kategorisierungsmodells auf und unterstreichen die Wichtigkeit einer ergänzenden Betrachtung ausgewählter Beispiele mit einem qualitativen Ansatz. Im Weiteren beschränken wir uns ganz auf diesen Ansatz und zeigen auch für Biel Beispiele zu den Thematiken der grafischen Darstellung sowie der Übersetzung. B.3.4 Grafische Darstellung in mehrsprachigen Einheiten Die Resultate zu den Analysen der Dominanz durch unausgeglichene grafische Darstellung haben wir in B.3.2 bereits vorgestellt (Diagramm B.3.2.8). Einige Beispiele zur unausgeglichenen grafischen Darstellung aus der Bieler LL werden wir im Folgenden aufzeigen, geben aber zunächst ein Beispiel des häufigen Falls (vgl. B.3.2) der grafisch ausgeglichenen Darstellung wieder: Abb. B.3.4.1 Ein Phänomen der grafischen Darstellung, das gemäss unseren Kriterien zur Kategorisierung einer Sprache als dominierend führt, ist die Kursivschrift, wie sie in den folgenden Beispielen zu finden ist: 156 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Abb. B.3.4.2 / Abb. B.3.4.3 / Abb. B.3.4.4 / Abb. B.3.4.5 In allen vier Beispielen steht die Version in Kursivschrift gleichzeitig an zweiter Stelle, was die Dominanz der ersten Version zusätzlich unterstreicht. Abb. B.3.4.3-B.3.4.4 sind eindeutig der Bieler Stadtverwaltung als Autorschaft zuzuordnen, die trotz der offiziellen Gleichstellung von D und F eine grafisch hierarchisierende Unterscheidung der beiden Versionen zuzulassen scheint. Abb. B.3.4.5 stellt insofern einen untypischen Fall dar, dass die zweite und kursive Version hier in D ist und dass somit F dominiert, während in Biel in den meisten B.3 Biel 157 Fällen D die dominierende Sprache ist, falls eine grafische Unausgeglichenheit vorliegt. Die Verwendung der Kapitalschrift trägt ebenfalls zur Dominanz einer Sprachversion bei. Wir zeigen zu dieser Thematik die folgenden Beispiele: Abb. B.3.4.6 / Abb. B.3.4.7 Es handelt sich in beiden Fällen um TD-Einheiten, bei denen D als dominierend wahrgenommen wird. Eine Hervorhebung kann auch durch fette Schrift umgesetzt werden: Abb. B.3.4.8 / Abb. B.3.4.9 Während im Fall von Abb. B.3.4.8 die Dominanz von D - abgesehen vom nicht übersetzten Element «Grand Hôtel» - klar ist (auch durch die Reihenfolge), gestaltet sich die Kategorisierung im zweiten Fall (Abb. B.3.4.9) schwieriger. Zwar scheint F durch die fette Schrift und die prominente Platzierung des Titels «mise aban» auf den ersten Blick dominierend. Dies wird allerdings abgeschwächt durch die nicht standardgemässe Wiedergabe (statt «mise à ban») gerade dieses hervorgehobenen Elementes. Des Weiteren enthält das Verbotsschild schliess- 158 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape lich die Information über die Genehmigung des Verbots nur auf D. Somit wird die Einheit als partielle Übersetzung mit dominierendem D kategorisiert und die grafischen Aspekte sind für unsere quantitativen Analysen nicht relevant. Die Thematik der Grafik schliessen wir für den Fall von Biel mit folgender Einheit ab: Abb. B.3.4.10 Es handelt sich um auf mehrere Träger verteilte Texte, die als eine einzige Analyseeinheit definiert wurden (vgl. dazu die Kriterien in A.3.3.2). Sämtliche Informationen der Einheit stehen auf F und auf D zur Verfügung, die grafische Darstellung ist für unsere Kategorisierung daher relevant. In zwei Elementen liegt eine ausgeglichene Darstellung vor («Biel / Bienne» sowie «Portstrasse-/ Route de Port»), in einem Fall dominiert D durch Kapitalschrift («generell / limite générale») und in einem anderen dominiert D durch Kursivschrift für F («Bienvenue / Willkommen»). Im Letzteren wird die Dominanz von D abgeschwächt durch die untypische (vgl. B.3.2) Reihenfolge mit F an erster Stelle. Da hier allerdings eine grafisch unausgeglichene Darstellung vorliegt, wird das Kriterium der Reihenfolge quantitativ nicht mehr berücksichtigt (vgl. A.3.3.2). D wäre in der gesamten Einheit ohnehin dominierend, auch bei Berücksichtigung der Reihenfolge, da bereits in einem anderen Element ein klarer Fall von Dominanz vorliegt (Gebrauch der Kapitalschrift). B.3 Biel 159 B.3.5 Übersetzung in der Linguistic Landscape Übersetzungen sind in der Bieler LL äusserst häufig (vgl. B.3.2). Die meisten von ihnen sind vollständig, wie das folgende Beispiel: Abb. B.3.5.1 Die Vergänglichkeit des Trägers und die handschriftliche Ausführung zeigen, dass hier auch in einer Situation der Kurzfristigkeit auf eine Übersetzung zurückgegriffen wurde, von der sich die Autorschaft wohl ein besseres Funktionieren der Kommunikation erhofft (einen Effekt der Werbung oder eine symbolische Darstellung der Mehrsprachigkeit oder der Minderheitensprache halten wir hier für kaum wahrscheinlich). Im Folgenden betrachten wir einige partielle Übersetzungen. Das Beispiel von Abb. B.3.5.2 gehört zu den bereits erwähnten Einheiten, in denen sämtliche Informationen ausser dem Namen in F und D wiedergegeben werden. Abb. B.3.5.2 160 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Besonders deutlich wird die unterschiedliche Behandlung des Namens in diesem Beispiel durch den Vergleich mit den übrigen Elementen, die auch dann übersetzt sind, wenn sie problemlos für Angehörige beider Sprachgemeinschaften zu verstehen wären, wie beispielsweise «Snacks» oder «Kiosk - Kiosque». Eine Darstellung der Zweisprachigkeit, die über das zur Kommunikation notwendige Minimum hinausgeht und fast schon symbolisch wirkt, trifft auf eine Hervorhebung eines bestimmten Elements durch die Abwesenheit der Übersetzung. Auch hier schlagen wir eine Einordnung in die Gruppe der nicht übersetzten Namen vor: Abb. B.3.5.3 Das Element «im Tierpark» ist hier ausschliesslich auf D wiedergegeben, wodurch es einen anderen Status erhält als «Willkommen - bienvenue». Da es sich allerdings auch bei diesen Elementen nicht um Informationen handelt, die (im Gegensatz zum Namen) aufgrund der kommunikativen Anforderungen in D und F zur Verfügung stehen müssten, ist der Effekt hier weniger deutlich und eine Interpretation ohne Zusatzinformationen nur schwer möglich. Anders erklärt sich die Unvollständigkeit in folgenden zwei Beispielen: Abb. B.3.5.4 / Abb. B.3.5.5 B.3 Biel 161 Wir würden hier von einer partiellen Übersetzung durch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Sprachhandhabungen verschiedener Autorschaft sprechen. Im ersten Beispiel (Abb. B.3.5.4) trifft die Politik der Zweisprachigkeit der Bieler Behörden auf die - zumindest hier - offensichtlich einsprachig kommunizierenden Verbotsnehmerinnen (Post und Apotheke). Das Beispiel von Abb. B.3.5.5 vereint auf verschiedenen Trägern Texte verschiedener Autorschaft, die nicht immer sämtliche Informationen in D und F wiedergeben. Dennoch gehen wir mit den Kriterien aus A.3.3.2 davon aus, dass diese Texte aufgrund der Positionierung als Ganzes wahrgenommen werden und somit als eine einzige Einheit und folglich als partielle Übersetzung zu kategorisieren sind. Das Beispiel aus Abb. B.3.5.6 scheint auf den ersten Blick eine vollständige Übersetzung zu sein. Allerdings erhalten wir aus der Betrachtung der weiteren LL (vgl. Abb. B.3.5.7) die Information, dass es sich bei «Oeli» nicht um einen Eigennamen handelt, sondern um die Bezeichnung eines konkreten Gebäudes, die sich auch auf F übersetzen liesse. Abb. B.3.5.6 Abb. B.3.5.7a / Abb. B.3.5.7b 162 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Zwei weitere Beispiele von BU-Einheiten zeigen unterschiedlichen (gegensätzlichen) Sprachgebrauch privater Autorschaft: Abb. B.3.5.8 / Abb. B.3.5.9 Während im ersten Fall der vorgefertigte Text (Werbung einer internationalen Marke) einsprachig englisch ist und die aktuelle, handschriftlich festgehaltene Information vollständig auf D und F wiedergegeben wird, ist im zweiten Fall der vorgefertigte Text (Werbung einer nationalen Marke) vollständig in D und F vorhanden («Feldschlösschen» als Markenname wird nicht berücksichtigt) und die aktuelle, handschriftlich verfasste Information wird auf Englisch wiedergegeben. Wir schliessen mit einigen Beispielen, in denen die Übersetzung nicht vorhanden ist, dazu gehören auch mehrsprachige Einheiten mit Kopräsenz wie die Folgenden: Abb. B.3.5.10 / Abb. B.3.5.11 / Abb. B.3.5.12 B.3 Biel 163 Im ersten Beispiel unterstreichen wir die Kopräsenz von F und D innerhalb eines einzigen Elements (Name der Lokalität). Im zweiten Beispiel wird diejenige Information, die durch die Schriftgrösse hervorgehoben wird und bei der wir davon ausgehen können, dass sie als erste wahrgenommen wird («Offen») auf D wiedergegeben. Wenn wir für die Kopräsenzen die Dominanz nicht mehr erhoben haben, so begründen wir dies einerseits mit der schwierigen Definierbarkeit in anderen Einheiten als den hier gezeigten und andererseits mit den geringen Datenmengen an Kopräsenzen, die eine weitere sinnvolle Unterteilung kaum zulassen. Im Beispiel von Abb. B.3.5.12 ist die Frage nach der Dominanz dennoch von Interesse. Solange das Schild ‹ausser Betrieb› (vgl. Auer 2010: -277 und A.3.2) ist, dominiert weder D noch F, da grafisch kein Unterschied besteht und beide (oder keines der beiden) Elemente Gültigkeit haben. Wird das Schild in Betrieb genommen, leuchtet mutmasslich entweder das Element in D oder das Element in F auf und wird somit nicht nur optisch hervorgehoben, sondern erhält auch einen anderen Status als das zweite, das weiterhin keine Gültigkeit hat. Wir haben es hier also mit einer Einheit zu tun, die zeitweise stärker als D und zeitweise stärker als F wahrzunehmen ist. B.3.6 Explizite Nennung der Zweisprachigkeit in der Bieler Linguistic Landscape Die Stadt Biel anerkennt die Zweisprachigkeit nicht nur offiziell auf Gemeindeebene, sondern verwendet sie auch als Argument zur Valorisierung des Standorts (vgl. A.2.3.2). In der LL selbst finden sich daher - neben symbolischen Darstellungen der Zweisprachigkeit durch die Präsenz von F und D (vgl. B.3.5) - auch einige Einheiten, in denen die Zweisprachigkeit explizit erwähnt wird, namentlich in Schriften der Stadt und somit in TD-Einheiten. 164 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Abb. B.3.6.1a / Abb. B.3.6.1b / Abb. B.3.6.2 / Abb. B.3.6.3 Die Stadt wird als «grösste zweisprachige Stadt der Schweiz» (Abb. B.3.6.1 und Abb. B.3.6.2) oder als «la bilingue» (Abb. B.3.6.3) bezeichnet. Die explizite Nennung der Mehrsprachigkeit schliesst die Dominanz einer der beiden Sprachen durch Unvollständigkeit der Übersetzung (Abb. B.3.6.2-B.3.6.3) oder durch die grafische Darstellung (Abb. B.3.6.1) allerdings nicht aus. B.3 Biel 165 Auch in BU-Einheiten können Hinweise auf die Zweisprachigkeit vorhanden sein oder gar den Namen eines Unternehmens darstellen: Abb. B.3.6.4 In Bezug auf unsere Untersuchung kategorisieren wir diese Einheit im Übrigen als Kopräsenz von D («elektro» und «Telefon») und F («bilingue»). B.3.7 Die Resultate im Kontext der Sprachsituation Aus einer Betrachtung ausschliesslich dieser Resultate zur LL können sich folgende Schlussfolgerungen ergeben: 1. F und D sind Sprachen der Privatpersonen, die sich in Biel aufhalten (Wohnbevölkerung oder Gäste) (Vorkommen in BU). 2. F und D werden von den Behörden anerkannt und verwendet (Vorkommen in TD). 3a. Ein grosser Teil der Kommunikation findet parallel in F und D statt (grosser Anteil vollständiger Übersetzungen F-D). 3b. Daraus folgt: Die Autorschaft geht oftmals von einsprachigen Kompetenzen der Leserschaft aus. 4a. Findet die Kommunikation nicht parallel statt, ist D die häufiger verwendete Sprache. 4b. Daraus folgt: Es wird eher von Kompetenzen in D als von Kompetenzen in F ausgegangen. 5. 3 gilt stärker für Behörden als für Private (Übersetzung in TD häufiger als in BU). 6. 4 gilt stärker für Private als für Behörden (einsprachige Einheiten sowie D häufiger in BU als in TD). 7. F hat nicht den gleichen Status wie D (dominiert in mehrsprachigen Einheiten eine der Sprachen durch mehr Elemente oder durch grafische Hervorhebung, so ist es zumeist D; D steht fast immer vor F; D ist in einsprachigen Einheiten häufiger). 166 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape 8. Das gilt sowohl für privaten als auch für behördlichen Sprachgebrauch, in Ersterem stärker (Phänomene in BU ausgeprägter als in TD, mit Ausnahme der grafischen Hervorhebung, die in TD ebenso häufig ist). 9. Kommunikation in F findet in der Altstadt weniger häufig statt als in anderen Stadtgebieten. 10. Der Sprachgebrauch der Behörden entspricht nicht immer dem Sprachgebrauch der privaten Autorschaft, Mehrsprachigkeit wird eher durch Behörden verstärkt (Vorherrschen mehrsprachiger Einheiten sowie Präsenz von F in TD stärker als in BU). In A.2.3.2 haben wir die aktuelle Sprachsituation in Biel festgehalten, in A.2.3.2 deren Entstehung. Diese Informationen ziehen wir nun heran, um sie den Aussagen der LL gegenüberzustellen: 1. Die Aussage wird durch die Sprachdemografie bestätigt. 2. Als offizielle Amtssprachen der Gemeinde sind D und F gleichberechtigt. 3a. Die Aussage entspricht grundsätzlich der Sprachdemografie in Bezug auf die Erstsprache. 3b. Häufige zweisprachige Kompetenzen gemäss der Sprachdemografie und weiteren Untersuchungen widersprechen der Aussage der LL. 4a+b. Die Aussage entspricht grundsätzlich der Sprachdemografie in Bezug auf die Erstsprache; D wird etwas häufiger als solche genannt. 5. F und D sind zwar gleichberechtigte Amtssprachen, in Volkszählungen wird bei der Erhebung aber von einer einzigen Erstsprache ausgegangen. 6. F und D sind gleichberechtigte Amtssprachen, D ist jedoch häufigere Hauptsprache. 7.+8. Offizieller Status der Gleichberechtigung beider Sprachen widerspricht Aussagen der LL zu den TD-Einheiten, Daten der Volkszählung decken sich mit Aussagen zu den BU-Einheiten (D häufigere Hauptsprache). 9. Kann durch diese Untersuchung nicht überprüft werden. 10. Offizielle Gleichstellung von F und D, gleichzeitig ist F in der Minderheit als Hauptsprache: Deckt sich mit der Aussage der LL. Die für Biel aus der LL zu gewinnenden Aussagen decken sich also nicht in jedem Fall mit den Informationen zur aktuellen Sprachsituation (vgl. A.2.3.2), wie uns der eben durchgeführte Vergleich aufzeigt. Dies gilt in erster Linie für die aus den TD-Einheiten gewonnenen Aussagen, die sich nicht immer mit den gesetzlichen Grundlagen decken (der Status von F als Minderheitensprache ist trotz offizieller Gleichberechtigung auch in TD erkennbar) und ausserdem ein verfälschtes Bild der Sprachkompetenzen vermitteln können. Denn eine solch massive Präsenz zweisprachiger Einheiten mit vollständig paralleler Kommu- B.4 Aosta 167 nikation (als offensichtliche Konsequenz der offiziellen Anerkennung beider Sprachen) kann den Eindruck eines Zusammenlebens zweier Sprachgemeinschaften erwecken, deren Angehörige der jeweils anderen Sprache kaum mächtig sind. Dass in Biel das Gegenteil der Fall ist, lässt sich anhand zahlreicher Untersuchungen (vgl. A.2.3.2) feststellen. Allerdings geht die Gemeinde Biel in Verwaltungsfragen tatsächlich von einsprachigen Individuen aus, womit die Aussage der LL in gewisser Weise zwar den vorhandenen Sprachkompetenzen widerspricht, sich mit der Sprachpolitik der Gemeinde aber dennoch zu decken vermag. Die Aussagen zur Sprachsituation, die aus den BU-Einheiten gewonnen werden, entsprechen hier eher den demografischen Daten und widersprechen denn zuweilen auch den Aussagen aus der Kategorie TD. Die omnipräsente Mehrsprachigkeit in der TD-LL ist wohl auch nicht zuletzt als Darstellung ihrer selbst zu verstehen. Wie wir in A.2.3.2 gesehen haben, dient die Zweisprachigkeit immer wieder als Merkmal der Stadt Biel, nicht zuletzt zu Zwecken der Vermarktung. Sie wird in der LL auch durchaus explizit genannt, wie wir in B.3.6 zeigen konnten. Der Fall von Biel macht deutlich, dass Aussagen aus der LL nicht ohne Zusatzinformationen zur jeweiligen Situation zu betrachten sind, dass aber genau dieser Vergleich Aussagen zulässt, die in Bezug auf die Sprachpolitik und ihre Umsetzung ebenso von Interesse sind wie in Bezug auf das Verhältnis zwischen Sprachpolitik und sprachdemografischer Situation. B.4 Aosta B.4.1 Überblick über die Resultate Die zur LL der Stadt Aosta durchgeführten Analysen zeigen, dass die mehrsprachigen Einheiten insgesamt leicht zu überwiegen scheinen. In den hier grundsätzlich häufigeren behördlichen Einheiten ist die Überzahl der mehrsprachigen Einheiten deutlich, in den - weniger häufigen - nicht-behördlichen Einheiten überwiegen ebenso deutlich die einsprachigen Einheiten. Folglich ergibt sich der hohe Anteil an mehrsprachigen zu einem grossen Teil aus dem hohen Anteil an von Behörden erstellten Einheiten. Bei den mehrsprachigen Einheiten handelt es sich in den behördlichen Einheiten meist um Übersetzungen, in Einheiten privater Autorschaft sind die Kopräsenzen leicht häufiger. In behördlichen und nicht-behördlichen Einheiten sind die meisten Übersetzungen partiell, mit dominierendem Italienisch 94 . Vollständige Übersetzungen sind in beiden Kate- 94 Ähnliches stellt Mitschke (2015: -97) für die LL der zentralen Piazza Chanoux anhand von 342 Analyseeinheiten (nach Backhaus 2006, resp. 2007: -66, vgl. A.3.2)) fest: «Force est de 168 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape gorien meistens auch grafisch ausgeglichen (mit Italienisch an erster Stelle in Bezug auf die Reihenfolge). In den diesbezüglichen Ausnahmen lässt sich eine Tendenz zu etwas häufiger dominierendem Italienisch erkennen. Sowohl Französisch als auch Italienisch sind insgesamt in mehr als der Hälfte der Einheiten vertreten, was für Französisch in nicht-behördlichen Einheiten jedoch nicht gilt. Italienisch ist klar häufiger vertreten und überwiegt namentlich in den einsprachigen Einheiten deutlich. Dies ist für behördliche Einheiten etwas weniger ausgeprägt. Mehrsprachige Einheiten enthalten in der Regel beide berücksichtigten Sprachen, in den Übersetzungen ist lediglich eine einzige Ausnahme zu finden. Französisch ist insbesondere in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung vorhanden. Informationen werden also eher selten ausschliesslich auf Französisch vermittelt. Oftmals erscheint Französisch in Kontexten, die als symbolische Darstellung der Mehrsprachigkeit und des Französischen an sich betrachtet werden können (vgl. B.4.3). Französisch ist in diesen Einheiten im Zusammenhang mit einer betonten regionalen Identität vorzufinden, während das lokale frankoprovenzalische Patois in der LL nahezu abwesend ist (vgl. B.4.6). Das als ‹Altstadt› einzeln betrachtete Gebiet scheint sich in Bezug auf die Beschaffenheit der LL kaum vom gesamten Stadtgebiet zu unterscheiden. Im Vergleich zu anderen Städten unterscheiden sich hier auch die Anteile behördlich und privat erstellter Einheiten kaum zwischen Altstadt und Gesamtgebiet (vgl. E.2.4). Im Zuge der Ersetzung einiger Strassenschilder in der Altstadt im Jahr 2012 scheint die Präsenz des Französischen und der Mehrsprachigkeit im Übrigen eher verstärkt als abgeschwächt worden zu sein (vgl. B.4.7). B.4.2 Einsprachige und mehrsprachige Einheiten Die in der Stadt Aosta erhobenen Einheiten werden hier in Bezug auf die Kategorien der Ein- und Mehrsprachigkeit untersucht. Zunächst stellen wir die entsprechenden Anteile vor, um anschliessend die mehrsprachigen Einheiten gemäss den Kriterien zur Kategorisierung aus A.3.3.2 eingehender zu betrachten. Grundlage der Untersuchungen sind sämtliche in Aosta aufgenommenen Einheiten. constater que le multilinguisme se relativise souvent en faveur de l’italien, étant donné que les autres langues fournissent moins d’informations ou occupent une place inférieure dans la mise en page». Weiter stellt sie 60% einsprachige Einheiten, davon 85% auf I, (86) sowie folgende Anteile für die Präsenz (83) fest: I: 306; Englisch: 121; F: 113; D: 17; Frankoprovenzalisch: 8; andere: 9. Der hohe Anteil an anderen Sprachen scheint die LL des zentralen Platzes von derjenigen des gesamten Stadtgebietes zu unterscheiden, kann aber auch auf Unterschiede in den Kategorisierungskriterien zurückzuführen sein. Ebenfalls im Gegensatz zu unserer Untersuchung zum gesamten Stadtgebiet (und auch zum Gebiet der Altstadt), stellt sie des Weiteren fest: «Le paysage linguistique privé est plus multilingue que le paysage linguistique gouvernemental». B.4 Aosta 169 Mit 427 zu 376 oder 53,2% aller erhobenen Einheiten überwiegen die mehrsprachigen Einheiten in der LL von Aosta leicht: Diagramm B.4.2.1: Einvs. mehrsprachige Einheiten (total) Unseren weiteren Analysen liegt die Unterscheidung der Kategorien TD und BU zu Grunde. Die in Aosta erhobenen Einheiten verteilen sich wie folgt auf die beiden Kategorien: Diagramm B.4.2.2: TD vs. BU (total) TD-Einheiten scheinen in Aosta häufiger vorzukommen als BU-Einheiten und machen mit 476 von 803 einen Anteil von 59,3% unserer erhobenen Einheiten aus. 170 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Die in Diagramm B.4.2.1 dargestellten Anteile ein- und mehrsprachiger Einheiten zeigen wir nun getrennt nach den Kategorien TD und BU: Diagramm B.4.2.3: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach TD und BU) Es zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Kategorien: Während in TD die mehrsprachigen Einheiten mit 306 von 476 oder 64,3% klar überwiegen, stellt sich die Situation in den BU-Einheiten umgekehrt dar: Hier überwiegen die einsprachigen Einheiten mit 206 oder 63% der 327 erhobenen BU-Einheiten. Wir können also auch feststellen, dass 306 von 427 oder 71,7% der erhobenen mehrsprachigen Einheiten in die Kategorie TD gehören. Für die mehrsprachigen Einheiten betragen die Anteile TD vs. BU somit 71,7% zu 28,3%, für die gesamten Einheiten 59,3% zu 40,7%. Die Anteile der berücksichtigten Sprachen F und I werden wir in E.1.4 vorstellen, um uns zuerst auf die mehrsprachigen Einheiten und ihre Eigenschaften zu konzentrieren. Die in A.3.3.2 definierten Kriterien dienen als Grundlage einer Kategorisierung nach weiteren Parametern. Zuerst befassen wir uns mit den Kategorien Kopräsenz und Übersetzung für die mehrsprachigen Einheiten. Diagramm B.4.2.4 zeigt die entsprechenden Anteile für sämtliche erhobenen Einheiten und getrennt nach den Kategorien TD und BU. B.4 Aosta 171 Diagramm B.4.2.4: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (nach total, TD und BU) Insgesamt sind 329 von 427 mehrsprachigen Einheiten als Übersetzung zu bezeichnen und 98 als Kopräsenz, was Anteilen von 77% respektive 23% entspricht. Auch hier sind wiederum Unterschiede zwischen TD und BU festzustellen. Die mehrsprachigen Einheiten der Kategorie TD gehören mit grosser Mehrheit (273 von 306 oder 89,2%) zu den Übersetzungen. Die - weit weniger zahlreichen - mehrsprachigen BU-Einheiten gehören etwas häufiger in die Kategorie der Kopräsenz als in die der Übersetzung, mit 65 zu 56 oder 53,7% zu 46,3%. Die Einheiten, die wir als Übersetzungen kategorisiert haben, unterteilen wir nach weiteren Kriterien. Die folgenden Zahlen beziehen sich auf die Anteile vollständiger und partieller Übersetzungen. Für diese Kategorisierung und alle darauf aufbauenden werden nur diejenigen Einheiten berücksichtigt, in denen I und F präsent sind. Diagramm B.4.2.5: Übersetzungen: Vollständige vs. partielle Übersetzung (nach total, TD und BU) 172 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Mit 203 von 328 sind 61,9% der Übersetzungen partiell und machen somit die Mehrheit der erhobenen Einheiten mit Übersetzung aus. In TD sind die vollständigen Übersetzungen mit 42,1% (115 von 273) vertreten, in BU klar weniger häufig (10 von 55 oder 18,2%). In partiellen Übersetzungen ist gemäss unseren Kategorisierungen jeweils diejenige Sprache dominierend, in welcher der grössere Teil der Informationen wiedergegeben wird (vgl. die Kriterien in A.3.3.2). Das folgende Diagramm zeigt die entsprechenden Resultate für die Kategorie der partiellen Übersetzungen, getrennt nach TD und BU sowie für sämtliche betreffende Einheiten: Diagramm B.4.2.6: Partielle Übersetzungen: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) I dominiert in 151 zu 52 Einheiten (74,4% zu 25,6%) und ist somit in knapp drei Viertel der erhobenen partiellen Übersetzungen dominierend. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Kategorien TD (118 zu 40 oder 74,7% zu 25,3%) und BU (33 zu 12 oder 73,3% zu 26,7%) ist nicht auszumachen. In einer weiteren Kategorisierung unterteilen wir die vollständigen Übersetzungen nach dem Kriterium der ausgeglichenen grafischen Darstellung (vgl. A.3.3.2). Die folgende Zusammenstellung zeigt die Anteile der Einheiten mit vollständiger Übersetzung mit ausgeglichener vs. nicht ausgeglichener grafischer Darstellung in der Gesamtheit sowie getrennt nach TD und BU: B.4 Aosta 173 Diagramm B.4.2.7: Vollständige Übersetzungen: Ausgeglichene vs. nicht ausgeglichene grafische Darstellung (nach total, TD und BU) 112 oder 89,6% der 125 vollständigen Übersetzungen verfügen über eine ausgeglichene grafische Darstellung und scheinen somit in Aosta typisch zu sein für die Kategorie der Einheiten mit vollständiger Übersetzung in F und I. Allerdings gilt es festzuhalten, dass 115 der betreffenden 125 Einheiten zur Kategorie TD gehören und dass somit die Aussage grundsätzlich nur auf diese Kategorie zu beziehen ist, auch wenn die spärlichen TD-Einheiten mit vollständiger Übersetzung eine ähnliche Tendenz zeigen (8 von 10 Einheiten gelten als ausgeglichen). In den Einheiten, in denen die beiden vollständigen Versionen in F und I grafisch nicht ausgeglichen dargestellt werden, ist wiederum eine der beiden Sprachen dominierend gemäss unseren Kriterien (vgl. A.3.3.2). Im Folgenden zeigen wir die entsprechenden Zahlen: Diagramm B.4.2.8: Vollständige Übersetzungen mit nicht ausgeglichener grafischer Darstellung: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) Da nur sehr wenige Einheiten (13) der zur Diskussion stehenden Kategorie (Vollständige Übersetzungen mit nicht ausgeglichener grafischer Darstellung) 174 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape angehören, lässt sich lediglich eine mögliche Tendenz zur Dominanz des Italienischen in TD erahnen. Die - deutlich häufigeren - vollständigen Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung lassen sich hingegen weiter unterteilen nach dem Kriterium der Reihenfolge der Versionen in I und F (vgl. A.3.3.2): Diagramm B.4.2.9: Vollständige Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung: Reihenfolge der Sprachen (nach total, TD und BU) In insgesamt 96 der entsprechenden Einheiten steht I an erster Stelle (88,9%), in 12 F. Auch hier muss festgehalten werden, dass lediglich 8 der betreffenden Einheiten zur Kategorie BU zu zählen sind und sich die Aussage somit nur auf die TD-Einheiten beziehen kann. Wir haben uns hier mit den Anteilen und Eigenschaften der ein- und mehrsprachigen Einheiten befasst (mit einer zusätzlichen Betrachtung der Dominanz von F und I in den mehrsprachigen Einheiten) und befassen uns in B.4.3 mit der Präsenz und der Rolle von F in der LL von Aosta. Für die allgemeine Präsenz von F und I verweisen wir auf E.1.4. B.4.3 Französisch in der Linguistic Landscape von Aosta Im Gegensatz zu D respektive F in den Schweizer Städten Freiburg, Murten und Biel kann F in Aosta nicht als Minderheitensprache bezeichnet werden. Eine französische Sprachgemeinschaft ist kaum vorhanden, die Rolle der Sprache ist aktuell in erster Linie eine politische und symbolische (vgl. A.2.4 zur historischen und aktuellen Sprachsituation in Aosta). Wir befassen uns folglich nicht mit F als Minderheitensprache, sondern mit dessen Präsenz und besonderer Rolle in der LL von Aosta (in der es die weniger präsente der beiden berücksichtigten Sprachen darstellt, vgl. E.1.4). Es liegen hier zunächst die auch in B.4.2 und E.1.4 behandelten Daten aus der Untersuchung sämtlicher in Aosta erhobener Einheiten zu Grunde. In einem B.4 Aosta 175 zweiten, qualitativen Teil untersuchen wir ausgewählte Beispiele und konzentrieren uns dabei auf die Rolle von F in der LL von Aosta, wobei die Einheiten hier - entgegen den Kriterien aus A.3.3.2 - auch in Bezug auf die vermittelten Textinhalte betrachtet werden. Eine erste Zusammenstellung zeigt die Präsenz von F in sämtlichen Analyseeinheiten und getrennt nach TD und BU: Diagramm B.4.3.1: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) F ist in 492 der 803 Einheiten vorhanden und somit in 61,3% von allen in Aosta erhobenen Einheiten präsent. Ein Vergleich zwischen TD und BU zeigt jedoch deutliche Unterschiede zwischen den beiden Kategorien auf: Während F in TD mit einer Präsenz in 372 von 476 Einheiten (oder 78,1%) überdurchschnittlich oft vertreten ist, überwiegen in BU die Einheiten ohne F mit 207 zu 120. F erreicht hier also einen Anteil von lediglich 36,7%. Es zeigt sich klar, dass die Präsenz von F in der LL von Aosta im Wesentlichen den TD-Einheiten - und somit dem behördlichen Sprachgebrauch - zuzurechnen ist. Derselbe Vergleich lässt sich auch unter Einschränkung auf die einsprachigen Einheiten anstellen: Diagramm B.4.3.2: F in einsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) 176 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Auch hier zeigen sich Unterschiede zwischen TD und BU. Zwar enthalten in beiden Kategorien weniger als die Hälfte der Einheiten F, sein Anteil ist in TD jedoch wiederum weit höher als in BU. Insgesamt ist F in 90 oder 23,9% der 376 einsprachigen Einheiten vertreten, in TD in 66 von 170 (38,8%) und in BU in 24 von 206 Einheiten (11,6%). Dieselbe Tendenz zeigt sich auch in den mehrsprachigen Einheiten: Diagramm B.4.3.3: F in mehrsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) F ist in dieser Kategorie sehr stark vertreten, woraus sich unter Berücksichtigung der Resultate aus Diagramm B.4.3.2 auch schliessen lässt, dass die in Diagramm B.4.3.1 dargestellte Präsenz von F zum grössten Teil den mehrsprachigen Einheiten zu verdanken ist. Die 25 mehrsprachigen Einheiten ohne F (5,9% aller mehrsprachigen Einheiten) gehören allerdings alle zur Kategorie BU. Es wird also auch für die mehrsprachigen Einheiten bestätigt, dass F in TD stärker vertreten ist (100%) als in BU (96 von 121 oder 79,3%). Folgende Zusammenstellung zeigt die Anteile von F in den als Übersetzung kategorisierten Einheiten: Diagramm B.4.3.4: F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (nach total, TD und BU) B.4 Aosta 177 Mit einer Ausnahme (in BU) enthalten alle Einheiten dieser Kategorie F. Dies bedeutet, dass die BU-Einheiten ohne F in erster Linie zu den mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz gehören: Diagramm B.4.3.5: F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (nach total, TD und BU) In dieser Kategorie erreicht F in BU mit 41 zu 24 Einheiten einen Anteil von 63,1%, was klar unter dem Anteil von F in den Übersetzungen liegt. Kommt F in BU vor, so werden die in dieser Sprache vermittelten Informationen in der Mehrheit der Fälle zumindest teilweise auch in I wiedergegeben. Die Resultate aus B.4.2 zeigen im Übrigen, dass die (häufigen) partiellen Übersetzungen meistens eine Dominanz von I aufweisen. Die Zahlen zur gemeinsamen Präsenz von I und F in mehrsprachigen Einheiten zeigen wir im folgenden Diagramm: Diagramm B.4.3.6: Gemeinsame Präsenz von I und F (nach total, TD und BU) Wir stellen fest, dass - mit der bereits bekannten Ausnahme in BU - alle mehrsprachigen Einheiten mit F auch I enthalten. Das Gleiche gilt in den mehrsprachigen TD-Einheiten auch umgekehrt. In BU enthalten jedoch 25 Einheiten mit 178 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape I kein F. Während in TD im Fall von Mehrsprachigkeit die gemeinsame Präsenz von F und I in allen erhobenen Einheiten gegeben ist, enthalten 20% oder 25 der mehrsprachigen BU-Einheiten I ohne F und 0,8% (1 Einheit) F ohne I. Die hier vorgestellten Resultate zeigen, dass die Präsenz von F in der LL der Stadt Aosta eine Tatsache ist und sowohl für die behördlichen Schriften (TD-Einheiten) als auch für diejenigen gilt, die von privater Autorschaft erstellt wurden (BU-Einheiten). Allerdings wird ebenso deutlich, dass zwischen TD und BU, d. h. zwischen Auswirkungen der Sprachpolitik und privatem Sprachgebrauch in Aosta erhebliche Unterschiede bestehen. Anhand einiger konkreter Beispiele zeigen wir verschiedene Bereiche auf, in denen F anzutreffen ist. Wie die Untersuchungen gemäss unseren Kategorisierungen gezeigt haben, ist F am stärksten in der Kategorie der mehrsprachigen TD-Einheiten präsent, also typischerweise in Einheiten wie den in Abb. B.4.3.1-B.4.3.3 dargestellten. Abb. B.4.3.1 / Abb. B.4.3.2 / Abb. B.4.3.3 Sämtliche Informationen sind hier in F und I vorhanden und es handelt sich somit um eine vollständige Übersetzung (vgl. A.3.3.2). In B.4.5 gehen wir ausführlicher auf die Phänomene der Übersetzung ein. B.4 Aosta 179 In F kann es auch zu Unsicherheiten oder Abweichungen vom Standardgebrauch kommen, wie Abb. B.4.3.4 illustriert (vgl. auch Abb. B.4.3.5-B.4.3.6): Abb. B.4.3.4 Der Begriff «Assessorato» bezeichnet im italienischen Verwaltungssystem ein ‹Amt› und wird hier auch in der französischen Version in seiner italienischen Form verwendet. Andere Beispiele (Abb. F.4.10-F.4.11 in Anhang F.4) zeigen Existenz und Gebrauch der französischen Entsprechung «Assessorat». Des Weiteren finden wir das Element «communel» statt «communal». Ein erster Bereich, in dem einsprachig französische Einheiten anzutreffen sind, ist die Strassenbeschilderung. Abb. B.4.3.5 / Abb. B.4.3.6 / Abb. B.4.3.7 180 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Auch Abb. B.4.3.5-B.4.3.6 weisen Formen auf, die nicht der französischen Norm entsprechen. Zu erwarten wären eher «avenue d’Ivrée» respektive «rue des victimes du travail». Abb. B.4.3.7 belegt, dass auch italienische Personennamen (hier derjenige des Erfinders Innocenzo Manzetti) auf F wiedergegeben werden (vgl. dazu auch B.4.7). Üblicher sind jedoch zweisprachige Strassenschilder auf I und F: Abb. B.4.3.8 / Abb. B.4.3.9 Auch folgende Einheiten sind einsprachig F: Abb. B.4.3.10 / Abb. B.4.3.11 B.4 Aosta 181 Es handelt sich um Namen von Lokalen. Wie wir bereits mehrfach in anderen Fällen feststellen konnten (vgl. z. B. B.1.5) sind die Minderheitensprachen (respektive die in der LL weniger präsenten Sprachen) in Namen bevorzugt anzutreffen. Davon zeugen auch die folgenden Beispiele, in denen I zwar ebenfalls vorhanden ist (und im Fall von Abb. B.4.3.13 gar überwiegt), der Name als sichtbarstes Element jedoch auf F erscheint: Abb. B.4.3.12 / Abb. B.4.3.13 / Abb. B.4.3.14 / Abb. B.4.3.15 / Abb. B.4.3.16 Entsprechend der Rolle von F als Element der lokalen Identität (vgl. A.2.4), wird diese Sprache insbesondere auch in Gedenktafeln verwendet: 182 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Abb. B.4.3.17 / Abb. B.4.3.18 / Abb. B.4.3.19 / Abb. B.4.3.20 / Abb. B.4.3.21 B.4 Aosta 183 In den Texten dieser Tafeln ist die Rede von «valdôtains francophones», einem «peuple valdôtain» sowie von «revendications linguistiques» (Abb. B.4.3.20), von der «Autonomie de la Vallée d’Aoste» (Abb. B.4.3.19 und Abb. B.4.3.21), von einer «vie du pays d’Aoste» (Abb. B.4.3.18) oder von den «Grands de la culture et de l’histoire valdôtaine» (Abb. B.4.3.17). Das Aostatal wird als unabhängige Region zelebriert und die Distanz zu Italien durch den (meist ausschliesslichen) Gebrauch von F hervorgehoben. In Beispielen wie Abb. B.4.3.20 ist F also nicht nur als Sprache Teil der LL, sondern wird in derselben auch explizit genannt, ähnlich der Zweisprachigkeit im Fall von Biel, wie wir in B.3.6 zeigen. F als symbolische Sprache einer ‹valdostanischen Tradition› scheint auch in Bezug auf die regionale Stelle für Ethnologie und Linguistik (! ) verwendet zu werden: Abb. B.4.3.22 Oder in der Bezeichnung des lokalen Schutzheiligen: Abb. B.4.3.23 184 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Allerdings kann F durchaus auch in Zusammenhang mit dem Ausdruck eines italienischen (und nicht ausschliesslich valdostanischen) Patriotismus auftreten: Abb. B.4.3.24 I dominiert hier jedoch deutlich, zunächst in Bezug auf die grafische Darstellung des Titels «festa della liberazione», neben dem sich die französische Version «journée de la libération» als Ergänzung ausnimmt. Unterstreichen möchten wir hier auch die Entsprechung «journée» (und nicht «fête») in F für das italienische «festa». Das gefeierte Datum des 25. April ist ebenfalls ausschliesslich auf I genannt, während sämtliche (deutlich weniger Platz einnehmende) Informationen zum Programm auch auf F zur Verfügung stehen. Das Plakat stellt sich durch die grafische Darstellung (zusammen mit der Trikolore) in einen klar italienischen Kontext, während F scheinbar die Funktion der informativen Kommunikation mit Mitgliedern einer (allerdings kaum vorhandenen, vgl. A.2.4.2) französischen Sprachgemeinschaft übernimmt. B.4 Aosta 185 Folgende Einheiten mit F ordnen wir dem Bereich Tourismus/ lokale Gastronomie zu: Abb. B.4.3.25 / Abb. B.4.3.26 / Abb. B.4.3.27 / Abb. B.4.3.28 / Abb. B.4.3.29 / Abb. B.4.3.30 Die Funktion von F schwankt hier zwischen symbolischer Hervorhebung lokaler Tradition (Abb. B.4.3.26) und Kommunikation mit französischsprachigen Personen (Abb. B.4.3.30). Das Element in I ist in ersterem Beispiel deutlich kleiner und wird als Ergänzung zum Element in F wahrgenommen. 186 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Wir schliessen die Betrachtung der Rolle des Französischen mit zwei Beispielen, in denen handschriftlich in bestehende Einheiten eingegriffen wurde: Abb. B.4.3.31 / Abb. B.4.3.32 Im ersten Beispiel (Abb. B.4.3.31) handelt es sich um die Ergänzung «non è vero» (‹das ist nicht wahr› - in Bezug auf die Befahrbarkeit der Einfahrt («passo carrabile»)). Im Beispiel von Abb. B.4.3.32 wird die Information «aperto» (‹geöffnet›) hinzugefügt. In beiden Fällen geschieht die Ergänzung einer zweisprachigen Einheit auf I (in Abb. B.4.3.32 sogar doppelt), was auf dessen Rolle als ausschliessliche Sprache der alltäglichen Kommunikation im öffentlichen Raum der Stadt Aosta hindeutet (vgl. A.2.4.2). B.4.4 Grafische Darstellung in mehrsprachigen Einheiten In den mehrsprachigen (respektive meist zweisprachigen) Einheiten in Aosta, in denen I und F in einer vollständigen Übersetzung vorkommen, sind die beiden Versionen in I und F in den meisten Fällen auch grafisch ausgeglichen dargestellt (vgl. B.4.2). Hier untersuchen wir nun einige der wenigen Einheiten, in denen dies nicht der Fall ist und in denen somit eine der beiden Sprachen durch die grafische Darstellung dominierend ist. B.4 Aosta 187 Abb. B.4.4.1a / Abb. B.4.4.1b / Abb. B.4.4.2 / Abb. B.4.4.3 Die Version in F wird in diesen TD-Einheiten teilweise (Abb. B.4.4.1-B.4.4.2) oder durchgehend (Abb. B.4.4.3) kursiv wiedergegeben und ist - gemäss unseren Kriterien aus A.3.3.2 - somit gegenüber I nicht dominierend. 188 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Auch Grösse und Farbigkeit der Darstellung einer Sprachversion kann zu deren Dominanz führen: Abb. B.4.4.4 / Abb. B.4.4.5 In Abb. B.4.4.4 dominiert F nicht nur durch die partielle Übersetzung («Foyer valdôtain» ist nur in F vorhanden), sondern auch durch die Integration des Elements «Fédération Autonomiste» in das Logo 95 der betreffenden Organisation, das aus der valdostanischen Flagge in Rot und Schwarz besteht. Die italienische Entsprechung «Federazione Autonomista» wird zwar ebenfalls in Kapitalschrift wiedergegeben, jedoch in deutlich kleinerer Schriftgrösse und am Rand des Trägers, ausserhalb der Flagge. Dass eine Organisation, die sich für die Autonomie der Region einsetzt, F in ihrer Kommunikation grafisch bevorzugt, ist ein weiterer Hinweis auf die Rolle dieser Sprache in Bezug auf die regionale Identität und die Distanznahme gegenüber Italien (vgl. auch A.2.4.2). Das Beispiel in Abb. B.4.4.5 stammt hingegen von einer Institution der Italienischen Republik und bevorzugt seinerseits I auf grafischer Ebene durch dasselbe Vorgehen: «Agenzia entrate» wird in Farbe und als Teil eines Logos dargestellt, während die Entsprechung in F «Agence des Impôts» in kleinerer, schwarzer Standardschrift wiedergegeben wird. Auf das letzte Beispiel werden wir in B.4.5 in Bezug auf die Übersetzung zurückkommen, gehen aber hier zunächst auf eine weitere Strategie der Hervorhebung ein: 95 Im Sinne eines grafischen Zeichens zur Kennzeichnung einer Institution oder Unternehmung. B.4 Aosta 189 Abb. B.4.4.6 Diejenigen Elemente, die in F und I zur Verfügung stehen, werden in ihrer Version in F durch fette Schrift hervorgehoben und sind dominierend. Die Frage der grafischen Dominanz kann hier aber gemäss unserer Kategorisierung nicht gestellt werden, da es sich ohnehin um eine partielle Übersetzung mit I als dominierende Sprache handelt, was wiederum die Grenzen eines Kategorisierungsmodells der LL-Einheiten aufzeigt. B.4.5 Übersetzung in der Linguistic Landscape Die Mehrheit der in Aosta erhobenen Einheiten mit Übersetzung in F und I ist partiell und meist ist die Version in I die vollständige (vgl. B.4.2). Folgende Beispiele von TD-Einheiten gehören in diese Kategorie: 190 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Abb. B.4.5.1 / Abb. B.4.5.2 / Abb. B.4.5.3a / Abb. B.4.5.3b Während in Abb. B.4.5.1 die Nennung der zuständigen Institution nur in I erfolgt («Regione Autonoma della Valle D’Aosta / Assessorato agricoltura, forestazione e risorse naturali / consorzio regionale pesca») ist in den Beispielen von Abb. B.4.5.2-B.4.5.3 das Gegenteil der Fall. Hier stehen «Région Autonome Vallée d’Aoste - Regione Autonoma Valle d’Aosta» (in Abb. B.4.5.3 zusätzlich «Assessorat de l’Agriculture et des Ressources Naturelles - Assessorato Agricoltura e Risorse Naturali») in F und I zur Verfügung, alle übrigen Informationen lediglich auf I. Wir bezeichnen solche letzteren Fälle als symbolische Darstellung der Zweisprachigkeit und von F. Der Name der Region sowie der zuständigen Ämter unterscheidet sich in F nur geringfügig von den Versionen in I und es ist davon auszugehen, dass diese Elemente auch von Angehörigen einer allfälligen französischsprachigen Gemeinschaft oder von französischsprachigen Gästen verstanden würden, im Gegensatz zu einigen hier nur auf I vorhandenen Informationen. Die Präsenz von F dient also in solchen Fällen kaum der eigentlichen Kommunikation, die Sprache wird lediglich um ihrer Präsenz Willen dargestellt. Noch deutlicher wird dies in folgenden Beispielen: B.4 Aosta 191 Abb. B.4.5.4 / Abb. B.4.5.5 / Abb. B.4.5.6 / Abb. B.4.5.7 / Abb. B.4.5.8 / Abb. 4.5.9 / Abb. B.4.5.10 / Abb. B.4.5.11 Es werden Elemente in F und I wiedergegeben, die aufgrund ihrer Ähnlichkeit und im Kontext der jeweiligen Beschilderung von Sprechenden beider Sprachen problemlos zu verstehen wären. In Abb. B.4.5.9 wird das grafisch identische 192 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Element «principale» doppelt wiedergegeben, während übrige Informationen wie Öffnungszeiten lediglich in I zur Verfügung stehen. Die Übersetzungen von italienischen Eigennamen (Abb. B.4.5.10) - wie hier San Giovanni Bosco, vgl. auch B.4.3 und B.4.7 - zählen wir ebenfalls zu einer symbolischen Darstellung der französischen Sprache. Dieses Phänomen findet sich in erster Linie in TD-Einheiten. In dieser Kategorie gibt es allerdings durchaus auch Beispiele, in denen die Übersetzung in I und F tatsächlich der Vermittlung von Informationen an ein italienisch- und ein französischsprachiges Publikum dienen kann: Abb. B.4.5.12 / Abb. B.4.5.13 In Abb. B.4.5.12 fehlt allerdings die auf einem separaten Träger wiedergegebene Information «in caso di neve o gelo» (‹bei Schnee oder Frost›) auf F. Auch in BU sind die Übersetzungen meist nicht vollständig. B.4 Aosta 193 Abb. B.4.5.14 / Abb. B.4.5.15 Einmal mehr scheint die Besonderheit der Namen bei der Auswahl der übersetzten Elemente eine Rolle zu spielen. In Abb. B.4.5.14 sind die Bezeichnungen der Produkte in F und I vorhanden, der Geschäftsname nur in I. In Abb. B.4.5.15 finden wir einen ausschliesslich französischen Namen und Informationen in I, F und Englisch (vgl. A.2.4.2 für die mutmassliche Rolle von F in Bezug auf den Tourismus). In Abb. B.4.5.14 scheint das Format des Trägers ausserdem die unterschiedliche Reihenfolge der Elemente in den beiden Versionen zur Folge zu haben (in Abhängigkeit der Wortlängen und Platzverhältnisse), was von möglichen Einflüssen des Kontexts der LL (grafische Darstellung und beschränkter Platz) auf die Art und Weise der Übersetzung zeugt. In der LL treffen ausserdem bekanntlich auch verschiedene Träger und Texte aufeinander, die zuweilen von unterschiedlicher Autorschaft in unterschiedlichen Sprachen erstellt wurden, jedoch durch die räumliche Nähe als Einheit wahrzunehmen sind. Abb. B.4.5.16 194 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape In diesem Fall ist eine solche Einheit der Kategorie der vollständigen Übersetzungen zuzuordnen. Die Frage nach der Absicht einer solchen kann (und soll) in unserer auf die (potentielle) Wahrnehmung ausgerichteten Untersuchung nicht behandelt werden. Auch dies stellt eine Einschränkung einer solchen LL- Forschung dar. B.4.6 Abwesenheit des Patois Im Aostatal ist neben den offiziellen Amtssprachen Italienisch und Französisch und den in den Walsergemeinden ebenfalls anerkannten Walserdialekten auch das - lokal als «Patois» bezeichnete - Frankoprovenzalische vorhanden, ohne jedoch im Autonomiestatut erwähnt zu werden (vgl. A.2.4.2). Existiert im Aostatal also eine individuelle Zweisprachigkeit in Bezug auf den alltäglichen Gebrauch der gesprochenen Sprache, so ist es diejenige von Italienisch und Frankoprovenzalisch (im Folgenden FPR), vgl. auch Puolato 2006, Natale 2017. In der LL der Stadt Aosta jedoch ist FPR nahezu inexistent: Diagramm B.4.6.1: Anteil Einheiten mit FPR (nach total, TD und BU) 96 10 der 803 erhobenen Einheiten enthalten als FPR erkennbare Elemente und machen einen Anteil von 1,2% aus. 4 dieser Einheiten gehören zur Kategorie TD, 6 zur Kategoire BU. Die wenigen Einheiten mit FPR finden sich in den Bereichen Tourismus (Abb. B.4.6.1), Tradition/ Regionalität (Abb. B.4.6.2-B.4.6.4) oder in Namen (Abb. B.4.6.5) - meist in mehreren dieser Bereiche gleichzeitig. 96 Unter ‹gesamt› verstehen wir in Diagrammen jeweils sämtliche Einheiten einer bestimmten (Unter)kategorie. B.4 Aosta 195 Abb. B.4.6.1 / Abb. B.4.6.2 / Abb. B.4.6.3a / Abb. B.4.6.3b / Abb. B.4.6.4 / Abb. B.4.6.5 In Abb. B.4.6.1 handelt es sich um das Element «Méizón» (Haus), das auch Teil des Namens des Lokals ist. In Abb. B.4.6.2 beschreibt «Arbeillemèn de la Tradichón Valdoténa» (‹Traditionelle valdostanische Kleidung›) das Angebot des Geschäfts. «Lo martchà valdotèn» (‹Der valdostanische Markt›) nimmt die Funktion eines Slogans ein und scheint fester Bestandteil der Bezeichnung der Markthalle von Aosta zu sein, wie die anderswo aufgenommene Einheit in Abb. B.4.6.4 zeigt. «Lo Parque d’Entrebeun» in Abb. B.4.6.5 schliesslich ist als Eigenname des betreffenden Naturparks zu verstehen und erscheint in weiteren Wegweisern dieses Typs, die wir hier nicht abbilden. Das Element wird klar von den übrigen Elementen (in F und I) dieser Einheit abgegrenzt durch die Verwendung der einfachen Anführungszeichen. Ist FPR in der LL von Aosta vertreten, dient es der Unterstreichung der regionalen Identität (eine Rolle, die ansonsten oft F zukommt, vgl. B.4.3). 196 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape B.4.7 Änderung der Strassenbeschilderung im historischen Zentrum 2013 wurden die meisten Strassenschilder in der historischen Innenstadt von Aosta ersetzt. Dazu zählt auch ein grosser Teil der Schilder, die während unserer ersten Datenerhebung in Aosta am 12. Juli 2012 aufgenommen wurden. Um in unseren Untersuchungen die aktuelle Situation berücksichtigen zu können, haben wir entschieden, die entsprechenden Punkte neu zu erheben (Erhebung vom 27. April 2014) und im Fall von Änderungen die neuen Einheiten zu berücksichtigen. Die 2014 nicht mehr vorhandenen und in den Untersuchungen von B.4.2.-B.4.5 sowie E.1.4 und E.2.4 nicht berücksichtigten Einheiten betrachten wir im Folgenden und beschäftigen uns dabei insbesondere mit der Frage nach allfälligen Änderungen in Bezug auf die Präsenz der Mehrsprachigkeit sowie von F und I durch die Ersetzung der Strassenbeschilderung. Von den 34 im Juli 2012 im historischen Zentrum von Aosta aufgenommenen Strassenschildern wurden 23 ersetzt. Im Folgenden werden wir uns ausschliesslich mit diesen 23 Schildern befassen und zeigen dazu zunächst eine Zusammenstellung der Anteile von F, I sowie F+I in den betreffenden Schildern in den Datensammlungen von 2012 und 2014: Diagramm B.4.7.1: Ersetzte Strassenschilder: I vs. F vs. I+F (nach Schilder 2012 und Schilder 2014) Die 23 erhobenen Einheiten lassen keinesfalls eine Aussage über sämtliche im Jahr 2013 ersetzten Schilder zu, dennoch halten wir hier fest, dass in unserer Datensammlung die einsprachigen Schilder in I mit 5 zu 1 abgenommen und die zweisprachigen Schilder in I und F mit 7 zu 11 zugenommen haben. Die einsprachigen Schilder in F waren sowohl 2012 als auch 2014 mit 11 Exemplaren vertreten. Es handelt sich dabei allerdings nicht in jedem Fall um dieselben B.4 Aosta 197 Punkte. In Bezug auf die Anteile von F und I in ein- und mehrsprachigen Einheiten ergibt sich daraus Folgendes: Diagramm B.4.7.2: I und F in ersetzten Strassenschildern (nach Schilder 2012 und Schilder 2014) Die Anteile veränderten sich in unseren Beispielen durch eine leichte Zunahme von F (I 2012 sowie 2014: 12 / F 2012: 18 und 2014: 22). Die Betrachtung der Art und Weise des Sprachkontaktes in mehrsprachigen Einheiten (vgl. A.3.3.2) zeigt: Während sich die 7 mehrsprachigen Schilder von 2012 aus 6 Übersetzungen und 1 Kopräsenz zusammensetzten, sind es 2014 7 Übersetzungen und 4 Kopräsenzen. Wir zeigen einige Bespiele von ersetzten Schildern, in denen es durch die Ersetzung zu Änderungen in Bezug auf die Ein- oder Mehrsprachigkeit respektive die präsenten Sprachen kam. Abb. B.4.7.1.i / Abb. B.4.7.1.ii Bis 2012 wurden hier sämtliche Elemente - inklusive des Vornamens («Antoine») - auf F wiedergegeben, während in der Version von 2013 der Vorname 198 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape auf I erscheint und alle anderen Elemente ausschliesslich auf F zur Verfügung stehen. Dieses Beispiel zeigt, dass auch die - in unserer Kategorisierung nicht berücksichtigten - Personennamen durchaus einen Beitrag zur Wahrnehmung der Präsenz der jeweiligen Sprachen in der LL leisten könnten (vgl. A.3.3.2), insbesondere wenn es sich wie hier um die Wiedergabe des Namens einer in Italien unter ihrem italienischen Namen äusserst bekannten Persönlichkeit in einer französischen Version handelt. Abb. B.4.7.2.i / Abb. B.4.7.2.ii In diesem Fall wurde das einsprachig italienische Schild durch ein einsprachig französisches ersetzt, das zudem die Zusatzinformation zum ehemaligen Strassennamen enthält («Rue de Malconseil»). Auch hier wird der Name nur auf F angegeben. Abb. B.4.7.3.i / Abb. B.4.7.3.ii Das einsprachig französische Schild an derselben Strasse wurde durch ein zweisprachiges Schild mit Kopräsenz ersetzt, welches zwar das Element «via» auf I enthält, den aktuellen («Croix-de-Ville») und ehemaligen Namen («Rue de B.4 Aosta 199 Malconseil») auf F. In beiden Beispielen der Beschilderung in dieser zentralen Strasse lässt sich eine Verstärkung der Präsenz von F durch die neue Beschilderung feststellen. Dass es bereits vor 2012 mehrsprachige Beispiele gab, in denen der eigentliche Name nur in einer Sprache (hier F) wiedergegeben wird, zeigen folgende Einheiten: Abb. B.4.7.4.i / Abb. B.4.7.4.ii Während «piazza - place» in F und I zur Verfügung steht, ist das Element «des franchises» nur auf F vorhanden. Die neue Beschilderung ist einsprachig F. Abb. B.4.7.5.i / Abb. B.4.7.5.ii Auch hier ist das Element «via» in I durch die Ersetzung des Schildes verschwunden, während wiederum ein ehemaliger Name in F hinzugefügt wurde. Im folgenden Beispiel wurde ein einsprachig französisches Schild durch ein zweisprachiges mit Kopräsenz ersetzt, in welchem F durch die Angabe des ehemaligen Namens - und somit typischerweise in seiner Rolle als historische oder 200 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape symbolische Sprache (vgl. B.4.3) - präsent ist. Das Element «Forum» ist sowohl I als auch F zuzuordnen. Abb. B.4.7.6.i / Abb. B.4.7.6.ii Das gleiche Phänomen ist auch hier festzustellen: Abb. B.4.7.7.i / Abb. B.4.7.7.ii Die Anteile von Schildern mit I und F respektive von zweisprachigen Schildern lassen eine Veränderung hin zu einer stärkeren Präsenz von F durch die Erneuerung der Strassenbeschilderung im historischen Zentrum Aostas lediglich erahnen. Eine Betrachtung der betreffenden Beispiele zeigt jedoch, dass es zumindest in einzelnen Punkten zu einer deutlichen Zunahme der Präsenz von F gekommen ist, namentlich durch die neu hinzugefügten Informationen zu historischen Strassennamen auf F. B.4 Aosta 201 B.4.8 Die Resultate im Kontext der Sprachsituation Betrachten wir ausschliesslich die in B.4.1 zusammengefassten Resultate einer reinen LL-Analyse, können wir zu den folgenden Schlussfolgerungen gelangen: 1. I und F sind Sprachen der Privatpersonen, die sich in Aosta aufhalten (Wohnbevölkerung oder Gäste) (Vorkommen in BU). 2. I und F werden von den Behörden anerkannt und verwendet (Vorkommen in TD). 3a. Ein Teil der Kommunikation findet parallel in F und I statt (grosser Anteil Übersetzungen I-F, meist partielle Übersetzungen). 3b. Daraus folgt: Die Autorschaft geht zuweilen von einsprachigen Kompetenzen der Leserschaft in I oder F aus. 4a. Findet die Kommunikation nicht parallel statt, ist I die klar häufiger verwendete Sprache. 4b. Daraus folgt: Es wird eher von Kompetenzen in I als von Kompetenzen in F ausgegangen. 5. Punkt 3 gilt stärker für Behörden als für Private (Übersetzung in TD häufiger als in BU, Kopräsenzen häufiger in BU als in TD). 6. Punkt 4 gilt stärker für Private als für Behörden (einsprachige Einheiten sowie I häufiger in BU als in TD). 7. F hat nicht den gleichen Status wie I (I ist in einsprachigen Einheiten häufiger, I steht fast immer vor F und dominiert in entsprechenden Einheiten tendenziell häufiger als F). 8. Punkt 7 gilt sowohl für privaten als auch für behördlichen Sprachgebrauch, in Ersterem stärker (Phänomene in BU ausgeprägter als in TD, mit Ausnahme der Hervorhebung durch Reihenfolge, die in TD ebenso häufig ist). 9. Kommunikation in der Altstadt unterscheidet sich nicht grundlegend von Kommunikation in übrigen Stadtgebieten. 10. Der Sprachgebrauch der Behörden entspricht nicht immer dem Sprachgebrauch der privaten Autorschaft: Mehrsprachigkeit, vollständige Übersetzung sowie die Präsenz von F sind in erster Linie den Behörden zuzuschreiben (Vorherrschen mehrsprachiger Einheiten in TD vs. einsprachiger in BU; Übersetzungen in TD meist vollständig, in BU meist partiell; Einheiten mit F überwiegen in TD, Einheiten ohne F in BU). Diese Aussagen stellen wir den Aussagen zur in A.2.4.2 beschriebenen Sprachbzw. sprachpolitischen Situation gegenüber: 1. Die Aussage deckt sich nicht mit der aktuellen Sprachsituation: F ist zwar Hauptsprache von Gästen, jedoch kaum der Bevölkerung Aostas. 202 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape 2. Als offizielle Amtssprachen der autonomen Region sowie der Stadt Aosta sind I und F gleichberechtigt. 3a. Die Aussage entspricht dem deutlichen Vorherrschen von I als Hauptsprache nicht. 3b. Einsprachige Kompetenzen in F sind äusserst selten, I als Hauptsprache ist der Normalfall. Dies wiederspricht der Aussage der LL. 4a+b. Die Aussage entspricht grundsätzlich dem hohen Anteil von I als Hauptsprache. 5. I und F sind gleichberechtigte Amtssprachen. 6. I und F sind gleichberechtigte Amtssprachen, wobei I übliche Hauptsprache ist. 7.+8. Offizieller Status der Gleichberechtigung beider Sprachen widerspricht Aussagen der LL zu den TD-Einheiten, Hauptsprache der Bevölkerung (I) deckt sich mit Aussagen zu den BU-Einheiten. 9. Kann durch diese Untersuchung nicht überprüft werden, allerdings ist davon auszugehen, dass französischsprachige Gäste sich häufiger in der Altstadt aufhalten als anderswo, was eine stärker von F geprägte LL erwarten liesse. 10. Die Gegensätze der LL in TD und BU entsprechen der offiziellen Gleichstellung von F und I bei gleichzeitiger nahezu gänzlicher Abwesenheit von F als Hauptsprache der Bevölkerung. Für Aosta stellen wir fest, dass sich die LL in vielen Punkten nicht mit den Aussagen zu Sprachpolitik und Sprachdemografie aus A.2.4.2 deckt, dies insbesondere in Bezug auf die starke Präsenz der Mehrsprachigkeit und des Französischen in der LL. Betrachten wir die Kategorien TD und BU (also die behördlichen und die nicht-behördlichen Einheiten) getrennt, stellen wir fest, dass sich die TD-LL in vielen Punkten mit der Sprachpolitik und Sprachplanung deckt, die BU-LL ihrerseits eher mit der Sprachdemografie. Letzteres aber weit weniger deutlich, da mehrsprachige Einheiten sowie Französisch auch hier stark vertreten sind, wenn auch deutlich schwächer als in TD. Die LL der behördlichen Einheiten entspricht also weitgehend der Sprachpolitik (die sich ihrerseits kaum mit der Sprachdemografie und mit alltäglichem, mündlichem Sprachgebrauch deckt), während sich die LL der privaten Einheiten nur beschränkt mit dem alltäglichen Sprachgebrauch deckt. Zusammen mit der klaren Überzahl der behördlichen Einheiten gegenüber den privaten ergibt sich eine LL, die zwar der Sprachpolitik in weiten Teilen zu entsprechen scheint, der aktuellen Situation von Sprachgebrauch und Sprachdemografie aber kaum. Eine ausschliessliche Betrachtung der LL führt im Fall von Aosta also zu einem verzerrten Bild der aktuellen Mehrsprachigkeitssituation der Stadt. Im B.5 Luxemburg 203 Kontext mit ergänzenden Informationen scheint die LL Aostas von den möglichen Auswirkungen einer sprachpolitischen Strategie über die behördlichen Einheiten hinaus zu zeugen. B.5 Luxemburg B.5.1 Überblick über die Resultate In den erhobenen Einheiten aus der LL der Stadt Luxemburg überwiegen insgesamt die einsprachigen. Dies gilt allerdings nur für die - häufigeren - behördlichen Einheiten, während in jenen privater Autorschaft die mehrsprachigen leicht überwiegen 97 . Die mehrsprachigen Einheiten sind zum grösseren Teil der Kategorie der Kopräsenz zuzurechnen, was unterschiedliche Gründe haben kann (vgl. B.5.6). Die Übersetzungen sind ausserdem meist partiell. Die Mehrsprachigkeit in der Luxemburger LL ergibt sich also weniger aus einer Kommunikation, in der eine Information in mehreren Sprachen wiedergegeben wird, als aus verschiedenen Sprachen, die jeweils unterschiedliche Informationen wiedergeben. Oder kurz: aus paralleler Einsprachigkeit in mehreren Sprachen. In den wenigen Kontexten, in denen die Dominanz einer Sprache relevant ist, dominiert mit grosser Mehrheit Französisch. Dieses ist auch in den einsprachigen Einheiten und den Kopräsenzen klar öfter vertreten als die ebenfalls berücksichtigten Sprachen Deutsch und Luxemburgisch (dies gilt noch stärker für die behördlichen Einheiten). Letztere erreichen sowohl in behördlichen als auch in nicht-behördlichen Einheiten jeweils nahezu identische Anteile. Das bedeutet jedoch nicht, dass es sich dabei um dieselben Einheiten handelt. Deutsch und Luxemburgisch sind zwar oft gemeinsam mit Französisch anzutreffen, jedoch selten zusammen mit der jeweils anderen Sprache. Deutsch ist ausserdem im Grundsatz öfter in Übersetzungen vertreten, Luxemburgisch öfter in Kopräsenzen, wobei dies vor allem für die behördlichen Einheiten gilt. Während Französisch in allen Kontexten vorzukommen scheint, ist Deutsch oftmals in amtlichen Hinweisen vorhanden, während Luxemburgisch namentlich auch in symbolischen Kontexten Verwendung findet. 97 Die Untersuchung von Gilles et. al 2010 zu 600 Analyseeinheiten (nach Backhaus 2007) aus 5 Luxemburger Ortschaften (darunter die Stadt Luxemburg), unter Ausschluss bestimmter Typen von Einheiten («Adressschilder, Speisekarten, Reklamen für bestimmte Produkte oder Graffiti» (92)), kommt zu anderen Resultaten: «Quantitativ betrachtet ist ungefähr die Hälfte der öffentlichen Beschilderung multilingual gestaltet». Und: «Topdown-Zeichen sind häufiger mehrsprachig als Bottom-up-Zeichen» (100). In Bezug auf die Präsenz von F decken sich die Aussagen wiederum mit unseren: «Bei einsprachigen Zeichen dominiert das Französische»; «Auf mehrsprachigen Zeichen ist das Französische fast durchgehend vertreten» (100). 204 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Im als ‹Altstadt› abgegrenzten Territorium überwiegen in unserer Datensammlung sowohl mehrsprachige als auch nicht-behördliche Einheiten, was wiederum zusammenzuhängen scheint. Gleichzeitig sind die Anteile von Französisch, Deutsch und Luxemburgisch in der Altstadt kaum von denen für das gesamte Stadtgebiet zu unterscheiden (vgl. E.2.5). B.5.2 Einsprachige und mehrsprachige Einheiten Sämtliche erhobenen Einheiten zur LL der Stadt Luxemburg (im Weiteren: Luxemburg) werden hier gemäss den in A.3.3.2 beschriebenen Kriterien untersucht. Zunächst betrachten wir die Anteile der ein- und mehrsprachigen Einheiten in der Luxemburger LL: Diagramm B.5.2.1: Einvs. mehrsprachige Einheiten (total) 1030 Einheiten sind einsprachig, 781 sind mehrsprachig und machen somit einen Anteil von 43,1% aller erhobenen Einheiten aus. In den weiteren Analysen unterscheiden wir zwischen den Kategorien TD und BU (vgl. A.3.3.2). Die entsprechenden Resultate werden jeweils untereinander sowie mit den Gesamtresultaten verglichen. In unserer Datensammlung aus Luxemburg ist das Verhältnis zwischen TD- und BU-Einheiten das Folgende: B.5 Luxemburg 205 Diagramm B.5.2.2: TD vs. BU (total) Die TD-Einheiten überwiegen mit 1060 zu 751 und machen 58,5% der erhobenen Einheiten aus. Wir beziehen nun diese Unterscheidung zwischen TD und BU in die Zusammenstellung der Anteile ein- und mehrsprachiger Einheiten mit ein: Diagramm B.5.2.3: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach TD und BU) In TD überwiegen die einsprachigen Einheiten mit 667 zu 393 oder 62,9% zu 37,1% klar, in BU hingegen überwiegen knapp die mehrsprachigen Einheiten mit 388 zu 363 oder 51,7% zu 48,3%, womit ein erster Unterschied zwischen den Kategorien TD und BU ersichtlich wird. Die in Diagramm B.5.2.1 festgestellte Mehrheit an einsprachigen Einheiten in der LL von Luxemburg ergibt sich also zu einem grossen Teil aus den häufiger einsprachigen TD-Einheiten und somit 206 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape scheint private Autorschaft eher zur Mehrsprachigkeit (im Sinn von mehrsprachigen Einheiten) in der Luxemburger LL beizutragen. Die Anteile der im Fall von Luxemburg berücksichtigten Sprachen F, D und L werden in E.1.5 in Anhang E behandelt, während wir im Weiteren die mehrsprachigen Einheiten gemäss den in A.3.3.2 beschriebenen Kriterien kategorisieren. Eine erste Unterscheidung, diejenige der Kategorien Übersetzung und Kopräsenz, beleuchtet die Art und Weise des Sprachkontaktes. Im Fall von Luxemburg zeigt sich dazu folgendes Bild: Diagramm B.5.2.4: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (nach Total, TD und BU) Mit 508 von 781 mehrsprachigen Einheiten oder 65% machen die Kopräsenzen hier den grösseren Teil aus als die Übersetzungen. In TD sind 230 von 393 mehrsprachigen Einheiten oder 58,5% Kopräsenzen, in BU ist ihr Anteil mit 278 von 388 oder 71% grösser. Für einen Vergleich zwischen den in dieser Arbeit untersuchten Städten verweisen wir auf C.1, möchten an dieser Stelle aber darauf hinweisen, dass sich die LL von Luxemburg von denen aller anderen betrachteten mehrsprachigen Städten unterscheidet durch die Überzahl der Kopräsenzen in den mehrsprachigen Einheiten. Für eine weitere Betrachtung dieses Phänomens verweisen wir auf B.5.6 und untersuchen zunächst die Kategorie der Übersetzungen eingehender. Es werden hier nur noch diejenigen Einheiten betrachtet, welche mindestens zwei der für Luxemburg berücksichtigten Sprachen F, D und L enthalten. Aufgrund der hohen Anteile anderer Sprachen in der Luxemburger LL (vgl. Diagramme F.5.2.1-F.5.2.2 in Anhang F.5) verringert sich die Datenmenge dadurch deutlich. Eine Übersetzung gilt dann als vollständig, wenn sämtliche Informationen in allen zwei oder drei vorhandenen und berücksichtigten Sprachen enthalten sind. Eine Einheit mit vollständiger Übersetzung in F und D, in der L ganz fehlt, gilt folglich ebenfalls als vollständige Übersetzung. Sind alle drei Sprachen vorhanden, gilt die Übersetzung allerdings nur dann B.5 Luxemburg 207 als vollständig, wenn alle Informationen in allen drei Sprachen zur Verfügung stehen. Diese Lösung wurde als Kompromiss gewählt, um eine Vergleichbarkeit mit den anderen Städten, in denen jeweils nur zwei Sprachen berücksichtigt werden, zumindest teilweise zu gewährleisten. Anzumerken ist hier auch, dass Einheiten mit allen drei Sprachen F, D und L sehr selten sind (63 der 1811 Einheiten oder 3,5%). Es ergeben sich folgende Resultate: Diagramm B.5.2.5: Übersetzungen: Vollständige vs. partielle Übersetzung (nach total, TD und BU) 176 der berücksichtigten 252 Übersetzungen sind partiell und machen mit einem Anteil von 69,8% klar die Mehrheit aus. In TD sind die partiellen Übersetzungen mit 114 von 160 oder 71,3% noch leicht häufiger als in BU mit 62 von 92 oder 68,9%. Die partiellen Übersetzungen können weiter unterteilt werden nach der dominierenden Sprache: Diagramm B.5.2.6: Partielle Übersetzungen: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) 208 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Im Total sowie in TD und BU zeigt sich klar, dass F in den meisten Fällen dominierend ist, in grossem Abstand gefolgt von D. F dominiert insgesamt in 83% (146 von 176) der betreffenden mehrsprachigen Einheiten, D in 13,1% (23 von 176) und L in 3,9% (7 von 176). In TD dominiert F in 92,1% (105 von 114), D in 6,1% (7 von 114) und L in 1,8% (2 von 114), in BU F in 66,1% (41 von 62), D in 25,8% (16 von 62) und L in 8,1% (5 von 62). Die vollständigen Übersetzungen werden nach dem Kriterium der ausgeglichenen grafischen Darstellung kategorisiert. Die - wenigen - vollständigen Übersetzungen sind in den meisten Fällen grafisch ausgeglichen dargestellt: Diagramm B.5.2.7: Vollständige Übersetzungen: Ausgeglichene vs. nicht ausgeglichene grafische Darstellung (nach total, TD und BU) Insgesamt sind 15 von 76 Einheiten (19,7%) grafisch nicht ausgeglichen, in TD 11 von 46, in BU 4 von 30. Trotz der geringen Menge an Daten lässt sich die Dominanz von F in den grafisch nicht ausgeglichenen Einheiten feststellen: Diagramm B.5.2.8: Vollständige Übersetzungen mit nicht ausgeglichener grafischer Darstellung: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) B.5 Luxemburg 209 Die vollständigen Übersetzungen unterteilen wir nach dem Kriterium der Reihenfolge der Sprachversionen. In allen (mindestens) dreisprachigen 5 Einheiten mit F, D und L steht F an erster Stelle, gefolgt von D und anschliessend L. Dies entspricht der Kategorie 1.F/ 2.D . In den übrigen Fällen handelt es sich um Einheiten, die nur zwei der berücksichtigten Sprachen enthalten. Diagramm B.5.2.9: Vollständige Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung: Reihenfolge der Sprachen (nach total, TD und BU) Auch hier zeichnet sich eine Dominanz von F ab, sowohl in der Gesamtheit der betreffenden Einheiten mit 48 von 59 Einheiten als auch in TD mit 30 von 35 und in BU mit 18 von 24 Einheiten. B.5.3 Luxemburgisch und Deutsch in der Luxemburger Linguistic Landscape In den übrigen analysierten Städten haben wir uns an dieser Stelle jeweils mit der Rolle der in der LL weniger oft vertretenen Sprache befasst. In den Fällen von Freiburg, Murten und Biel kann von der Minderheitensprache im Sinn der weniger oft genannten Hauptsprache der Bevölkerung gesprochen werden. Im Fall von Luxemburg mit seiner Dreisprachigkeit, die weder territorial noch personal zu verstehen ist (vgl. A.2.5.2), kann das Kriterium der ‹Minderheitensprache› wie für Aosta (allerdings aus anderen Gründen, vgl. B.4.3) hier nicht gelten. Wie die Untersuchungen in E.1.5 zeigen, sind D und L in der Luxemburger LL deutlich weniger stark vertreten als F. Wir konzentrieren uns hier daher auf die Präsenz und Rolle dieser beiden Sprachen, die wir auch miteinander vergleichen wollen. Dazu verwenden wir wiederum Resultate aus der Untersuchung der gesamten Datenerhebung, die in B.5.2 und E.1.5 vorgestellt werden, sowie ausgewählte Beispiele von Analyseeinheiten, die rein qualitativ und auch unter Berücksichtigung der Textinhalte betrachtet werden. 210 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Zunächst vergleichen wir die Präsenz von D und L in sämtlichen Analyseeinheiten sowie getrennt nach TD und BU: Diagramm B.5.3.1: D und L in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Wie wir in E.1.5 feststellen, sind die Anteile von D und L sowohl insgesamt (21% resp. 21,1%) als auch in TD (21,8% resp. 21,5%) und BU (19,8% resp. 20,8%) nahezu identisch. Zunächst könnten diese Ergebnisse den Schluss entstehen lassen, dass es sich oftmals um dieselben Einheiten handelt und dass D und L somit meistens gemeinsam präsent seien. Dies wiederlegen jedoch unsere in Diagramm E.1.5.6 vorgestellten Ergebnisse zur gemeinsamen Präsenz der berücksichtigten Sprachen. Auch die geringe Anzahl dreisprachiger Einheiten zeigt - vor dem Hintergrund der massiven Präsenz von F - den geringen Anteil von gemeinsamer Präsenz von D und L: Diagramm B.5.3.2: Anteil Einheiten mit F, D und L (nach total, TD und BU) Insgesamt machen solche dreisprachigen Einheiten 99 der 1811 oder 5,5% aller Einheiten aus, in TD 57 von 1060 oder 5,4%, in BU 42 von 751 oder 5,6%. B.5 Luxemburg 211 In den einsprachigen Einheiten sind D und L folgendermassen vertreten: Diagramm B.5.3.3: D und L in einsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) Mit 25 von 1030 erreicht D in den einsprachigen Einheiten insgesamt einen Anteil von 2,4%. Unterschiede zwischen TD und BU lassen sich erahnen: In TD sind 12 der 667 einsprachigen Einheiten auf D (1,8%), in BU 13 von 363 (3,6%). In Einheiten mit behördlicher Autorschaft scheint D folglich etwas seltener ohne andere Sprachen anzutreffen zu sein als in Einheiten mit privater Autorschaft. Auch für L gibt es Unterschiede: Insgesamt sind 41 der 1030 entsprechenden Einheiten einsprachig in L und machen davon somit 4% aus. In TD sind 21 der 667 einsprachigen Einheiten auf L (3,1%), in BU 20 von 363 (5,5%). In den Fällen der beiden Sprachen D und L sind einsprachige Einheiten eher in der Kategorie BU zu finden und somit privater Autorschaft zuzuschreiben. In den mehrsprachigen Einheiten sind D und L klar häufiger zu finden als in einsprachigen: Diagramm B.5.3.4: D und L in mehrsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) 212 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape D ist in insgesamt 355 (von 781; 45,5%) mehrsprachigen Einheiten vertreten, L in 343 (von 781; 43,9%). In den erhobenen BU-Einheiten sind D und L mit 136 von 388 (35%) genau gleich häufig vertreten, in TD ist D in 219 (von 393; 55,7%) und L in 207 (von 393; 52,7%) vorhanden. Während die Mehrheit der erhobenen mehrsprachigen TD-Einheiten D und/ oder L enthält, ist dies in BU nicht der Fall. Die beiden in der LL schwächer vertretenen Sprachen finden sich also zu einem grossen Teil in mehrsprachigen Einheiten, die von den Behörden erstellt wurden. Es wäre dennoch falsch, daraus zu schliessen, dass diese Sprachen nur hauptsächlich mit ihrer jeweiligen Übersetzung in F vorkommen, wie wir dies in anderen Fällen feststellen (vgl. B.1-B.4). In den Übersetzungen (vgl. E.1.5) ist die Präsenz von D zwar stark (221 zu 52 oder 81%) und es handelt sich dabei tatsächlich meist um eine gemeinsame Präsenz mit F. L ist in der betreffenden Kategorie jedoch weniger häufig vertreten (95 zu 178 oder 34,8%): Diagramm B.5.3.5: D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (nach total, TD und BU) Ein weiterer Unterschied findet sich beim Vergleich von TD und BU: D ist in den entsprechenden BU-Einheiten (83 von 110 oder 75,5%) weniger oft vertreten als in den TD-Einheiten (138 von 163 oder 84,7%), während L in den BU-Einheiten (42 von 110 oder 38,2%) etwas häufiger vertreten ist als in den TD-Einheiten derselben Kategorie Übersetzungen (53 von 163 oder 32,5%). B.5 Luxemburg 213 Die Kopräsenzen zeigen - zumindest teilweise - das umgekehrte Bild: Diagramm B.5.3.6: D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (nach total, TD und BU) L ist hier häufiger vertreten als D und erreicht mit 248 zu 260 Einheiten einen Anteil von 48,8% (D mit 134 zu 374 einen Anteil von 26,4%). Hier sind allerdings sowohl D als auch L in den TD-Einheiten stärker vertreten als in den BU-Einheiten: In den TD-Einheiten mit Kopräsenz überwiegen die Einheiten mit L mit 154 zu 76 oder 66,7%, während in BU die Einheiten ohne L überwiegen, mit 184 zu 94 oder 66,2%. Die Kopräsenzen ohne D überwiegen sowohl in TD (149 zu 81 oder 64,8%) als auch in BU (225 zu 53 oder 80,9%). In TD scheint D Sprache der Übersetzung und L Sprache der Kopräsenz zu sein, in BU ist D ebenfalls klar Sprache der Übersetzung, L sowohl der Kopräsenz als auch der Übersetzung. Für die gemeinsame Präsenz von D und L stellen wir Folgendes fest: Diagramm B.5.3.7: Gemeinsame Präsenz von D und L (nach total, TD und BU) 214 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Insgesamt enthalten 105 Einheiten mit D auch L, 250 Einheiten mit D enthalten kein L, 238 Einheiten mit L enthalten kein D. D kommt in den erhobenen mehrsprachigen Einheiten etwas häufiger ohne L vor als L ohne D. Die jeweils andere Sprache ist in der Mehrheit der mehrsprachigen Einheiten mit D oder L nicht vorhanden, was für die beiden Kategorien TD und BU gilt. Den Überblick über die Untersuchungen zur Präsenz von D und L in der Luxemburger LL wollen wir mit einigen konkreten Beispielen ergänzen, aus denen auch ersichtlich wird, in welchen Zusammenhängen und Bereichen die betrachteten Sprachen anzutreffen sind. In den folgenden Einheiten ist D in Übersetzungen zusammen mit F enthalten: Abb. B.5.3.1 / Abb. B.5.3.2 / Abb. B.5.3.3 / Abb. B.5.3.4 B.5 Luxemburg 215 Wir behandeln in B.5.5 einige Fragen zur Thematik der Übersetzung und konzentrieren uns hier auf mögliche Rollen von D. In Abb. B.5.3.1 werden sämtliche Informationen zum Angebot des Restaurants in F und D wiedergegeben, woraus wir schliessen, dass sich die Texte an Angehörige der beiden Sprachgemeinschaften (und somit wohl nicht in erster Linie an in Luxemburg aufgewachsene Personen, vgl. A.2.5.2) richten. Die Spezialität «gezwickelte Beier» wird ausserdem auch in L benannt. In Abb. B.5.3.2 wird die zusammenfassende Information «parking privé» durch D «Privatparkplatz» ergänzt, während die übrigen Informationen nur auf F und der Name des Platzes nur auf L wiedergegeben werden. Die Rolle von D scheint hier zwischen einer symbolischen Darstellung als Amtssprache (ähnlich in Aosta erhobener Beispiele in B.4.3 und B.4.5) und einer Funktion zur - mindestens teilweisen - Vermittlung der wichtigsten Information an Deutschsprachige. Die Fälle von Abb. B.5.3.3-B.5.3.4 deuten wiederum klarer auf eine tatsächliche Kommunikationsfunktion von D mit Angehörigen dieser Sprachgruppe hin, da hier sämtliche Informationen auf D vorhanden sind und nicht davon auszugehen ist, dass Deutschsprachige ohne Französischkenntnisse die Elemente auf F verstehen würden (und umgekehrt Französischsprachige die Elemente auf D). In Bezug auf Abb. B.5.3.4 unterstreichen wir die (seltene) Dominanz von D durch das grafisch stark hervorgehobene und auf F nicht verfügbare Element «Altpapier», während das nur in F vorhandene Element «Ville de Luxembourg- / Service d’Hygiène» deutlich kleiner wiedergegeben wird. D kann sich aber auch in Kopräsenz mit F befinden: Abb. B.5.3.5 216 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Der Name des Unternehmens «Baumeister Haus» ist hier ausschliesslich D zuzuordnen, während alle übrigen Elemente auf F wiedergegeben werden. Folgende drei Einheiten stehen stellvertretend für drei Kontexte in denen D in einsprachigen Einheiten anzutreffen ist: Abb. B.5.3.6 / Abb. B.5.3.7 / Abb. B.5.3.8 Es handelt sich (in Abb. B.5.3.6) um die Beschilderung von Ortsnamen, für die keine gebräuchliche Entsprechung in F existiert (in L wären allerdings die Entsprechungen ‹Gronn› und ‹Pafendall› vorhanden und die Namen werden somit als D berücksichtigt, vgl. die Kriterien in A.3.3.2), um Schriften aus der Zeit vor dem 20. Jahrhundert (Abb. B.5.3.7) oder um (Verbots)schilder (Abb. B.5.3.8), die mutmasslich nicht in Luxemburg hergestellt wurden. Auch L tritt in mehrsprachigen Einheiten in Kontakt mit F auf, im Gegensatz zu D allerdings öfter in Kopräsenz als in Übersetzung (vgl. E.1.5). Abb. B.5.3.9 / Abb. B.5.3.10 / Abb. B.5.3.11 / Abb. B.5.3.12 B.5 Luxemburg 217 Abb. B.5.3.13 / Abb. B.5.3.14-/ Abb. B.5.3.15 Wir unterteilen die Einheiten dieser Serie nach den Funktionen der Elemente in L als Namen oder Titel (Abb. B.5.3.9-B.5.3.12: «Mobilitéitszentral», «Beetebuerger Nuetslaf / Schëfflenger Laf», «Cafe am Duerf», «Beim Schouster») sowie als Slogans (Abb. B.5.3.13-B.5.3.15: «éischtklassig reesen», «Mir maachen iech méi sécher», «mir hëllefen zënter 1908»). In Abb. B.5.3.9 wird die Bezeichnung in L von den Elementen in F grafisch durch Klammern abgehoben. In Abb. B.5.3.11 ist der Name eines Lokals in L wiedergegeben, was auch in den folgenden Einheiten der Fall ist: Abb. B.5.3.16 / Abb. B.5.3.17 98 In der Beschilderung von Orten oder Monumenten ist L ebenfalls anzutreffen, wie die folgenden Einheiten zeigen: 98 «Garer Stuff» = in etwa ‹Bahnhofstube› / «Sieweburen» = ‹sieben Brunnen/ Quellen› 218 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Abb. B.5.3.18 / Abb. B.5.3.19 / Abb. B.5.3.20 In Abb. B.5.3.18 handelt es sich um die Sehenswürdigkeiten «Huelen Zant», «Bock», «Dräi Tier» und «Roude Pëtz» sowie um die luxemburgische Bezeichnung «Knuedler» für die «Place Guillaume II», hier in Klammern und kursiv angefügt und von der somit als offizieller erscheinenden Bezeichnung in F abgehoben. In den Wegweisern in Abb. B.5.3.19-B.5.3.20 erscheint L als einsprachige Einheit respektive in Kopräsenz mit F auf einem weiteren Träger. Die Toponyme «Kiirchbierg», «Gasperech» und «Zéisseng» verfügen über gebräuchliche Entsprechungen in D und/ oder F («Kirchberg», «Gasperich» und «Zeissingen»/ «Cessange») und werden daher in der Kategorisierung als Elemente in L berücksichtigt. Einsprachige Einheiten auf L finden sich ausserdem in Kontexten, in denen die Kommunikation offensichtlich an Einwohnerinnen und Einwohner gerichtet ist: Abb. B.5.3.21 / Abb. B.5.3.22 / Abb. B.5.3.23 B.5 Luxemburg 219 Die Bestandteile der folgenden Einheit zeugen wiederum von bestimmten Funktionen von L in der Luxemburger LL: Abb. B.5.3.24a / Abb. B.5.3.24b / Abb. B.5.3.24c / Abb. B.5.3.24d Erstens wird hier die französische Bezeichnung des Platzes «Place Guillaume II» auf einem separaten Träger durch die luxemburgische «Knuedeler» ergänzt. Zweitens wird in der Tafel, die daran erinnert, dass es sich beim betreffenden Gebäude um das Geburtshaus von «Edmond de la Fontaine, poète national» handelt, die Information auf F und teilweise auf L wiedergegeben, wobei in L der Übername «Dicks» für die geehrte Person verwendet wird. Dies gilt auch in der zweiten - ausschliesslich auf L verfassten - Gedenktafel. In beiden Sprachen werden sowohl für den Ort als auch für die Person zwei verschiedene Namen verwendet. Schliesslich gilt es, das Element «Actioun Lëtzebuergesch - eis Sprooch» in Abb. B.5.3.24d zu erwähnen, mit dem L explizit genannt wird (vgl. auch B.3.6 und B.4.3). 220 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Weitere Gedenktafeln in L sind die folgenden: Abb. B.5.3.25 / Abb. B.5.3.26 Vor dem Hintergrund der Geschichte Luxemburgs und des Luxemburgischen im Zweiten Weltkrieg (vgl. A.2.5.1) ist die Wahl von L in diesen Kontexten wenig überraschend. In beiden Fällen steht die Sprache in Kontakt mit F, in Abb. B.5.3.25 als (partielle) Übersetzung und in Abb. B.5.3.26 in Kopräsenz durch die französische Bezeichnung der Autorschaft. Nachdem wir in einigen Beispielen die Präsenz von D und L in der LL von Luxemburg beleuchtet haben, schliessen wir mit drei Einheiten, in denen beide Sprachen abwesend sind und die wiederum stellvertretend für Kontexte stehen, in denen D und/ oder L mit Blick auf die Untersuchungen anderer mehrsprachiger Kontexte (B.1-B.4) erwartet werden könnten: TD-Einheiten aus den Bereichen Verbote (Abb. B.5.3.27), öffentlicher Verkehr/ Gemeinde (Abb. B.5.3.28) und internationale Organisation/ Landesregierung (Abb. B.5.3.29). B.5 Luxemburg 221 Abb. B.5.3.27 / Abb. B.5.3.28 / Abb. B.5.3.29 B.5.4 Grafische Darstellung in mehrsprachigen Einheiten In mehrsprachigen Einheiten mit vollständiger Übersetzung betrachten wir die grafische Darstellung der betreffenden Sprachversionen und die allfällig dominierenden Sprachen gemäss den in A.3.3.2 festgelegten Kriterien. Im Fall von Luxemburg sind vollständige Übersetzungen grundsätzlich selten und eine ausgeglichene grafische Darstellung meist gegeben (vgl. B.5.2). Folgende Beispiele stellen Ausnahmen dar (wobei es sich bei Abb. B.5.4.5 ohnehin um eine nicht vollständige Übersetzung handelt): Abb. B.5.4.1 / Abb. B.5.4.2 / Abb. B.5.4.3 / Abb. B.5.4.4 / Abb. B.5.4.5 222 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape In diesen Einheiten wird jeweils eine Version kursiv dargestellt. In Abb. B.5.4.1-B.5.4.3 betrifft dies L, in Abb. B.5.4.4-B.5.4.5 D. F dominiert in allen hier abgebildeten Einheiten durch die grafische Darstellung. In Abb. B.5.4.1-B.5.4.3 wird die Dominanz von F zusätzlich durch die Kapitalschrift unterstrichen und in Abb. B.5.4.2-B.5.4.3 sind die beiden Versionen in zwei verschiedenen, klar abgetrennten Bereichen des Trägers dargestellt. In Abb. B.5.4.4 unterstreichen wir die Reihenfolge 1.D-2.F im Titel vs. 1.F-2.D in allen übrigen Elementen, die sich wahrscheinlich ebenfalls aus grafischen Gründen (Platzverhältnisse und Wortlänge) ergibt. Im folgenden Beispiel unterscheiden sich die Versionen durch die Farbabstufung: Abb. B.5.4.6 Die von F zu D zu Englisch stets heller und somit weniger gut sichtbar werdende Darstellung des Titels «Jardin éphémère - Temporärer Garten - Ephemeral Garden» betrachten wir - zusammen mit der Reihenfolge - als hierarchische Abstufung der drei Versionen. B.5.5 Übersetzung in der Linguistic Landscape Die Übersetzungen machen in unseren in Luxemburg erhobenen Analyseeinheiten 15,1% aus (273 von 1811, vgl. B.5.2), 30,5% dieser Übersetzungen sind vollständig, wie die folgenden Beispiele: B.5 Luxemburg 223 Abb. B.5.5.1 / Abb. B.5.5.2 / Abb. B.5.5.3 In Abb. B.5.5.1-B.5.5.2 werden die beiden respektive drei Versionen klar getrennt. In Abb. B.5.5.3 dient das Symbol des Fahrrads als Verbindung der beiden Versionen (die Aussage lautet also ‹excepté les vélos - Fahrräder frei›) und das Element «Zone» kann sowohl D als auch F zugeordnet werden. Die Übersetzung dient hier eher der Kommunikation und nicht einer symbolischen Darstellung einer Zweisprachigkeit, für die «Zone» zweimal aufgeführt würde (vgl. im Gegensatz dazu Abb. B.4.5.9 in B.4.5). Zahlreiche Übersetzungen sind partiell mit F als dominierende Sprache. Dazu gehören folgende Einheiten: Abb. B.5.5.4 / Abb. B.5.5.5 / Abb. B.5.5.6 In Abb. B.5.5.4 sind mehrere Elemente nur auf F wiedergegeben, während sich in Abb. B.5.5.5 und Abb. B.5.5.6 die Unvollständigkeit lediglich aus der einsprachigen Nennung der Behörde («Police» respektive «Ville de Luxembourg» ergibt). Dennoch sind auch diese Einheiten gemäss unseren Kriterien als partielle Übersetzungen zu kategorisieren. 224 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Hier sind jeweils F, D und L präsent, jedoch findet der Kontakt nur teilweise in Form von Übersetzungen statt: Abb. B.5.5.7a / Abb. B.5.5.7b / Abb. B.5.5.8 / Abb. B.5.5.9 In Abb. B.5.5.7 werden die Elemente «A vélo au travail ou à l’école» - «Mit dem Rad zur Arbeit oder zur Schule» - «mam vëlo op d’schaff … oder an d’Schoul» auf F, D und L wiedergegeben, grafisch jedoch für L deutlich hervorgehoben. Die weiteren Informationen stehen auf F und D zur Verfügung, die Bezeichnungen der Ämter 99 ausschliesslich auf F. Es findet also gewissermassen eine doppelte Hierarchisierung statt, einerseits der Inhalte, andererseits - weniger klar zu definieren - der Sprachen. In Bezug auf die Inhalte stehen Titel und Slogan (in allen drei Sprachen vorhanden) auf der obersten Stufe, weitere Informationen (auf F und D vorhanden) auf der mittleren und die Amtsbezeichnungen (nur auf F vorhanden) auf der untersten. In Bezug auf die Sprache 99 «Ministère du développement durable et des infrastructures»-; «Ministère de la santé»-; «Ministère de l’éducation nationale et de la formation professionnelle»-; «Ministère de la famille et de l’intégration»-; «Département ministériel des Sports». B.5 Luxemburg 225 steht F an oberster Stelle (sämtliche Informationen stehen auf F zur Verfügung) und nimmt die Funktionen der Amtssprache (Amtsbezeichnungen) und der Sprache der Information ein. D und L erhalten die Funktion einer weiteren Informationssprache respektive der ‹Aufmerksamkeit› (Titel und Slogan, vgl. z. B. B.1.5). Klarer ist diese Aufteilung nach Funktionen noch in Abb. B.5.5.8: Der Name des Geschäfts (Titel respektive ‹Aufmerksamkeit›) ist auf L, Informationen in (partieller) Übersetzung auf F (dominierend) und D. Komplizierter ist wiederum der Fall von Abb. B.5.5.9. D dominiert, die Elemente «Luxemburg» sowie «Keine Angst vor wilden Tieren! Wir haben keine! » Sind nur auf D vorhanden, während für die genaue Ortsangabe «Place - Glacis - Platz» eine zweisprachige Form in F und D gewählt wurde, in der das Element «Glacis» sowohl D als auch F zugeordnet werden kann und als Verbindung zwischen den beiden Versionen dient (vgl. auch Abb. B.1.5.9 in B.1.5). Abgesehen von den kleinen und aus Distanz kaum lesbaren Sponsorenlogos ist dies das einzige Element auf F. Die Daten wiederum sind in D und L vorhanden: «April-/ Abrëll» und «Mai / Mee», wobei L durch die grafische Darstellung (kleinere Schrift, Reihenfolge) als nicht dominierend erscheint. Auch hier ist eine Hierarchie der Sprachen teilweise erkennbar: D steht klar an erster Stelle durch die Überzahl der Elemente, die nur in dieser Sprache zur Verfügung stehen, sowie durch die grafische Darstellung dieser Elemente («Luxemburg» als Titel). Der betreffende Zirkus aus Deutschland scheint in seinen Plakaten die temporären (Daten auch in L) und teilweise die lokalen Elemente (Name der Stadt ausschliesslich in D, Adresse auch in F) an die lokale Sprachsituation anzupassen, während allgemeinere Elemente auf D bleiben. B.5.6 Mehrsprachigkeit durch Kopräsenz in der Luxemburger Linguistic Landscape 508 der 781 mehrsprachigen Einheiten gehören in die Kategorie der Kopräsenz - also derjenigen Einheiten, in denen verschiedene Informationen in verschiedenen Sprachen wiedergegeben werden - und machen somit 65% der mehrsprachigen Einheiten aus. In der Kategorie TD sind es 230 von 393 oder 58,5%, in der Kategorie BU 278 von 388 oder 71,6%. 226 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Folgende Zusammenstellung zeigt die Anteile der Einheiten mit Kopräsenz in allen erhobenen Einheiten: Diagramm B.5.6.1: Anteil Einheiten der Kategorie Kopräsenz (nach total, TD und BU) Insgesamt machen die Kopräsenzen einen Anteil von 28% aller Einheiten aus (508 von 1811), in TD von 21,7% (230 von 1060) und in BU von 37,1% (278 von 751). Die LL von Luxemburg unterscheidet sich durch diese Häufung von Kopräsenzen von den anderen vier in dieser Arbeit untersuchten mehrsprachigen Städten (vgl. B.1-B.4). Einzig in der einsprachigen Stadt Aarau (vgl. B.6) überwiegen in den mehrsprachigen Einheiten die Fälle mit Kopräsenz gegenüber denen mit Übersetzung, allerdings sind hier mehrsprachige Einheiten und damit auch die Einheiten mit Kopräsenz weitaus weniger häufig als in Luxemburg. Die Kopräsenzen treten in Luxemburg vor allem in einigen bestimmten Kontexten auf. Dazu zählen auch hier Einheiten, in denen Namen anders behandelt werden als Informationen: Abb. B.5.6.1 B.5 Luxemburg 227 Hier wird der Name des Gebäudes «Alen Tramsschapp» auf L geführt, während die Hinweise auf einzelne Einrichtungen auf F vorhanden sind. Alle Elemente beziehen sich auf einen einzigen Ort. Kopräsenz entsteht aber auch in Fällen, in denen verschiedene Orte oder Institutionen innerhalb der Stadt Luxemburg in verschiedenen Sprachen bezeichnet werden, oftmals da entsprechende geläufige Bezeichnungen in bestimmten Sprachen nicht vorhanden sind. Abb. B.5.6.2 / Abb. B.5.6.3 In Abb. B.5.6.2 wird der Parkplatz auf dem Plateau «Hellege Geescht» (‹Heiliger Geist›) nur auf L bezeichnet und die beiden anderen Ortsangaben nur auf F. In diesem Fall würden mit «Plateau du Saint-Esprit» und «Heilig-Geist-Plateau» durchaus Entsprechungen in F und D existieren. Das Element «Kirchberg» in Abb. B.5.6.3 kennt zwar die Entsprechung «Kiirchbierg» in L (vgl. Abb. B.5.3.19 in B.5.3), allerdings keine in F. «D’Coque» ist eine zweisprachige Form aus L und F und bezeichnet - als dessen einziger Name - das Gebäude eines Sportzentrums. 228 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape In anderen Fällen gibt es zwar für einen Ort Bezeichnungen in verschiedenen Sprachen, diese können jedoch nicht als Übersetzungen bezeichnet werden: Abb. B.5.6.4 / Abb. B.5.6.5 / Abb. B.5.6.6 / Abb. B.5.6.7 Es handelt sich dabei meist um Strassen oder Plätze, die auf L und F nach unterschiedlichen Elementen benannt sind. Wie Abb. B.5.6.6 zeigt, können zwei auf L unterschiedlich bezeichnete Strassen oder Strassenabschnitte auf F mit einem einzigen Namen bezeichnet werden (in L wird das gleiche Objekt im Übrigen einmal als ‹Weg› («wee») und einmal als ‹Gasse› («gaass») bezeichnet, während in F in beiden Fällen die Bezeichnung «rue» (‹Strasse›) gewählt wird. Solche Fälle prägen die LL von Luxemburg nicht nur auf Strassenschildern, sondern auch auf Wegweisern, wie im Beispiel von Abb. B.5.6.7. «Gëlle Fra» und «Place de la Constitution» meinen denselben Ort («Gëlle Fra» (‹Goldene Frau›) bezeichnet das Denkmal, das sich auf diesem Platz befindet, und wird in L auch als Bezeichnung des Platzes verwendet). L ist insbesondere in den Einheiten mit Kopräsenz vertreten (im Gegensatz zu D, das sich eher in Übersetzungen findet, vgl. B.5.3). Nebst den bereits betrachteten Einheiten zeugen davon auch die folgenden: B.5 Luxemburg 229 Abb. B.5.6.8 / Abb. B.5.6.9 In beiden Fällen handelt es sich um Einheiten, die von der Stadt Luxemburg und ihren Diensten erstellt wurden. In B.5.5 (Abb. B.5.5.4; B.5.5.6) haben wir festgestellt, dass auch andere Einheiten dieser Autorschaft mehrsprachig sind. Während die Dienste («Service d’Hygiène», «Service des Parcs») in der Regel auf F bezeichnet werden, bezeichnet sich die Stadt zuweilen auch auf L (Abb. B.5.6.8). Für die Information in Abb. B.5.6.8 («Recycling Batterien») wurde D gewählt, L für die Aussage (oder den Slogan) in Abb. B.5.6.9 «Haalt är Stad propper». Nicht nur L, sondern auch andere Sprachen, namentlich Englisch, finden sich in Kopräsenzen: Abb. B.5.6.10 / Abb. B.5.6.11 230 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Abb. B.5.6.12 / Abb. B.5.6.13 / Abb. B.5.6.14 Während in den Beispielen in Abb. B.5.6.10-B.5.6.11 die Kopräsenz durch den Sprachgebrauch einer einzelnen Autorschaft entsteht (und wiederum mit der Thematik von Namen und Slogan zusammenzuhängen scheint), ergibt sie sich in Abb. B.5.6.12-B.5.6.14 aus unterschiedlichen sprachlichen Handhabungen unterschiedlicher Institutionen, deren Beiträge zur LL sich in räumlicher Nähe befinden, gleichzeitig wahrzunehmen sind und somit gemäss unseren Kriterien eine Analyseeinheit bilden. Ein weiteres Beispiel für eine mehrsprachige Einheit mit Kopräsenz ist das folgende, in dem es sich bei der Autorschaft in erster Linie um Geschäfte und Unternehmen handelt. Einige kommunizieren auf L, andere auf F, D oder Englisch: Abb. B.5.6.15 B.5 Luxemburg 231 Einheiten mit Kopräsenzen ergeben sich in Luxemburg also durch die verschiedenen Bezeichnungen derselben Orte in F und L, durch die verschiedenen Funktionen von F, D und L oder durch die Anwesenheit verschiedener (auch internationaler) Institutionen und Unternehmungen mit unterschiedlichen sprachlichen Handhabungen. Letztere tragen gleichzeitig zur grossen Präsenz anderer Sprachen (als F, D und L) bei. B.5.7 Die Resultate im Kontext der Sprachsituation Aus einer Untersuchung, die sich ausschliesslich mit der LL der Stadt Luxemburg befasst, können sich folgende Schlussfolgerungen ergeben: 1. F, D und L sind Sprachen der Privatpersonen, die sich in Luxemburg aufhalten (Wohnbevölkerung oder Gäste) (Vorkommen in BU). 2. F, D und L werden von den Behörden anerkannt und verwendet (Vorkommen in TD). 3a. Nur ein kleiner Teil der Kommunikation findet parallel in F, D und L oder in zwei dieser Sprachen statt (grosse Anteile an einsprachigen Einheiten, Kopräsenzen und partiellen Übersetzungen F-D). 3b. Daraus folgt: Die Autorschaft geht oftmals von mehrsprachigen Kompetenzen der Leserschaft aus. 4a. F ist die am häufigsten verwendete Sprache der Kommunikation. 4b. Daraus folgt: Es wird eher von Kompetenzen in F als von Kompetenzen in D oder L ausgegangen. 5. Punkt 3 gilt stärker für Behörden als für Private (einsprachige Einheiten in TD häufiger als in BU). 6. Punkt 4 gilt stärker für Behörden als für Private (F häufiger in TD als in BU). 7. F hat nicht den gleichen Status wie D und L (F ist insgesamt klar häufiger vertreten; Dominiert in mehrsprachigen Einheiten eine der Sprachen, ist es zumeist F). 8. Das gilt sowohl für privaten als auch für behördlichen Sprachgebrauch, in Letzterem stärker (Phänomene in TD ausgeprägter als in BU). 9. Kommunikation in der Altstadt unterscheidet sich nur unwesentlich von derjenigen in anderen Stadtgebieten. 10. Der Sprachgebrauch der Behörden entspricht nicht immer dem Sprachgebrauch der privaten Autorschaft, Mehrsprachigkeit innerhalb einzelner Einheiten wird eher durch Private verstärkt (stärkere Präsenz mehrsprachiger Einheiten in BU). 232 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Wir vergleichen diese Aussagen mit den Informationen zu Sprachpolitik, Sprachgebrauch und Sprachdemografie, die wir in A.2.5.2 zusammengestellt haben: 1. Die Aussage wird durch die Angaben zu den Sprachkompetenzen der Bevölkerung bestätigt. 2. Die drei Sprachen werden durch das Grossherzogtum Luxemburg mit unterschiedlichen Funktionen anerkannt. 3a. Die Aussage entspricht grundsätzlich den Angaben zu den mehrsprachigen Kompetenzen der Bevölkerung. 3b. Häufige mehrsprachige Kompetenzen der Bevölkerung. 4a+b. Die Aussage widerspricht zwar den mehrsprachigen Kompetenzen der Luxemburger Bevölkerung sowie der häufigen Nennung von L als Hauptsprache, deckt sich aber mit den Kompetenzen der - oft französischsprachigen - Gäste. 5. F, D und L sind offizielle Sprachen, welche von der (nicht zugezogenen) Luxemburger Bevölkerung in der Regel beherrscht werden (nicht aber von den ebenfalls in erheblichem Mass zur LL beitragenden Gästen). 6. F ist wichtigste Amtssprache, wobei L als - einzige - Nationalsprache gilt. F ist häufige Hauptsprache der nicht in Luxemburg wohnhaften Bevölkerung (sowie der Zugezogenen). 7.+8. F, D und L haben unterschiedlichen Status, F ist als Sprache der Gesetzgebung wichtigste Amtssprache, wobei L als Nationalsprache der eigentlich höhere Status zukommt. 10. F, D und L werden nicht als gleichberechtigt anerkannt und nehmen unterschiedliche Funktionen ein, parallele Mehrsprachigkeit in der offiziellen Kommunikation ist durch die Sprachpolitik nicht vorgesehen. Die aus der Betrachtung der LL zu gewinnenden Aussagen decken sich zu einem grossen Teil mit den Informationen zur sprachpolitischen Situation und den vorhandenen Sprachkompetenzen. In Bezug auf die Präsenz des Luxemburgischen allerdings entspricht die LL zwar nicht dem mündlichen Sprachgebrauch der Luxemburger Bevölkerung (in dem Luxemburgisch wesentlich häufiger vorkommt), dessen Status als Nationalsprache oder der häufigen Nennung als Hauptsprache (d. h. der Sprachdemografie), sondern eher dem Sprachgebrauch der zugezogenen Bevölkerung oder der Gäste. Die mit dem Luxemburgischen weitgehend identische Präsenz des Deutschen entspricht zwar dem Status von Letzterem als zweite Amtssprache, nicht jedoch dem alltäglichen Gebrauch der beiden Sprachen durch die in Luxemburg kommunizierenden Personen oder den nahezu gegensätzlichen Einstellungen gegenüber diesen Sprachen (vgl. A.2.5.2). Die Luxemburger LL scheint sich in erster Linie mit den vorhandenen Sprachkompetenzen zu decken (namentlich auch durch die hohen Anteile anderer als B.6 Aarau 233 der untersuchten Sprachen) und weniger mit der insgesamt diskreten Sprachpolitik der offiziellen Anerkennung von Französisch, Deutsch und Luxemburgisch oder der Sprachdemografie in Bezug auf die Hauptsprache. B.6 Aarau B.6.1 Überblick über die Resultate Die hier vorgestellten Resultate zeigen, dass Einsprachigkeit mit Deutsch in der Aarauer LL klar der häufigste Fall ist. Einsprachige Einheiten überwiegen die mehrsprachigen bei Weitem, Deutsch ist die klar am häufigsten vertretene Sprache und fehlt nur in sehr wenigen erhobenen Einheiten. Die mehrsprachigen Einheiten wurden meist nicht von den Behörden erstellt und gehören in den meisten Fällen in die Kategorie der Kopräsenz. Französisch und Italienisch als offizielle Sprachen der Schweiz auf Bundesebene (im Fall von Aarau also der nächsthöheren mehrsprachigen Staatsebene) sind in der Aarauer LL schwach vertreten und tendenziell häufiger in Einheiten privater Autorschaft zu finden (und somit meist nicht in ihrer Funktion als Amtssprache, vgl. auch Moser 2017b). Mehrsprachige Einheiten scheinen im als ‹Altstadt› definierten Gebiet zwar etwas häufiger zu sein, kommen aber im gesamten Stadtgebiet (spärlich) vor. Diese kurz zusammengefassten Resultate entsprechen der sprachpolitischen Situation von Gemeinde und Kanton, in welchen Deutsch einzige offizielle Sprache ist, sowie den sprachdemografischen Angaben, aus denen Deutsch klar als häufigste Hauptsprache hervorgeht. Die Resultate zur Aarauer LL dienen in erster Linie einem Vergleich mit den Resultaten aus den untersuchten mehrsprachigen Städten in C.1. Wir verzichten hier daher auf eine abschliessende Betrachtung der Aussagen zur LL in Bezug auf Sprachdemografie oder Sprachpolitik. B.6.2 Einsprachige und mehrsprachige Einheiten Wir betrachten alle in Aarau erhobenen Einheiten und befassen uns (gemäss den in A.3.3.2 festgelegten Kriterien) mit den Anteilen der ein- und mehrsprachigen Einheiten. Die erste Zusammenstellung zeigt die Resultate der Untersuchung aller aufgenommenen Einheiten der Aarauer LL: 234 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Diagramm B.6.2.1: Einvs. mehrsprachige Einheiten (total) Mit 551 zu 81 oder 87,2% überwiegen die einsprachigen Einheiten klar. Auch im Fall von Aarau unterscheiden wir zwischen den Kategorien TD und BU (vgl. A.3.3.2), um die jeweiligen Resultate zu vergleichen. Die in Aarau erhobenen Einheiten teilen sich wie folgt auf die beiden Kategorien auf: Diagramm B.6.2.2: TD vs. BU (total) Im Fall von Aarau überwiegen die TD-Einheiten mit 395 zu 237 Einheiten und machen einen Anteil von 62,5% aus. B.6 Aarau 235 Ein Vergleich der Kategorien TD und BU zeigt einen Unterschied zwischen den Einheiten dieser beiden Kategorien in Bezug auf die Ein- und Mehrsprachigkeit: Diagramm B.6.2.3: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach TD und BU) Während in TD 12 der 395 Einheiten mehrsprachig sind und einen Anteil von 3,1% ausmachen, sind 69 der 237 BU-Einheiten mehrsprachig, was einem deutlich höheren Anteil von 29,1% entspricht. Die mehrsprachigen Einheiten unterscheiden sich in Bezug auf die Art und Weise, in der die vorhandenen Sprachen in Kontakt stehen. In einer Übersetzung wird eine Information mindestens teilweise in zwei Sprachen wiedergegeben, eine Kopräsenz enthält verschiedene Informationen in verschiedenen Sprachen (vgl. A.3.3.2). Diagramm B.6.2.4: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (nach total, TD und BU) 236 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape Insgesamt sind die erhobenen mehrsprachigen Einheiten der Aarauer LL häufiger der Kategorie der Kopräsenzen zuzuordnen (60 zu 21 oder 74%, von den 12 mehrsprachigen TD-Einheiten sind allerdings 8 Übersetzungen und 4 Kopräsenzen). Die Analyse der LL von Aarau dient im Wesentlichen dem Vergleich mit den untersuchten mehrsprachigen Städten (vgl. A.1.2; C.1). In Bezug auf das Kriterium der Ein- und Mehrsprachigkeit der Einheiten beschränken wir uns daher auf die hier kurz vorgestellten Ergebnisse. B.6.3 Französisch und Italienisch in der Linguistic Landscape von Aarau Die Rolle von F und I in der Aarauer LL soll hier anhand einiger ausgewählter Beispiele betrachtet werden. Zuerst stellen wir jedoch die jeweiligen Anteile im Total sowie in TD und BU zusammen: Diagramm B.6.3.1: F und I in allen Einheiten (nach total, TD und BU) F ist in 24 der 632 Einheiten vorhanden, I in 23 (3,8% resp. 3,6%). 16 der 24 Einheiten mit F gehören in die Kategorie BU, 8 in die Kategorie TD. Von den erhobenen Einheiten mit I sind 14 zu BU zu zählen und 9 zu TD. Die Analyseeinheiten, die wir im Folgenden als Beispiele wiedergeben und kommentieren werden, sollen die verschiedenen Kontexte aufzeigen, in denen F und I in der LL von Aarau anzutreffen sind. Für I sind namentlich die Bereiche Gastronomie (Abb. B.6.3.1), I als Immigrationssprache (Abb. B.6.3.2) und I als Amtssprache der Schweiz (Abb. B.6.3.3, sowie Abb. B.6.4.1-B.6.4.2) aufzuführen: B.6 Aarau 237 Abb. B.6.3.1 / Abb. B.6.3.2 / Abb. B.6.3.3 Für eine ausführlichere Analyse der Präsenz und Rolle von I in der Aarauer LL verweisen wir auf Moser 2017b. F hat im Gegensatz zu I kaum die Rolle einer Migrationssprache, ist ansonsten aber in ähnlichen Bereichen zu finden. Als Schweizer Amtssprache ist es oft gleichzeitig mit I präsent (vgl. Abb. B.6.3.3 sowie Abb. B.6.4.1-B.6.4.2). Folgende zwei Einheiten zeigen die Präsenz von F in der Gastronomie: Abb. B.6.3.4 / Abb. B.6.3.5 Während in Abb. B.6.3.4 alle Elemente auf F sind, beschränkt sich dessen Gebrauch in Abb. B.6.3.5 auf die (grafisch hervorgehobenen) Elemente, die dem Gewinnen von Aufmerksamkeit dienen (vgl. B.2.2.6): der Name des Lokals «La Crêperie» und «Bienvenu». Hervorzuheben ist ausserdem die Imitation der Aussprache des Deutschen durch eine französischsprachige Person im Element «“Ein bisschen Fronkraisch im `Erzen von Aaro“». F dient hier nicht der Vermittlung von Informationen, sondern dem Hervorrufen eines (positiven) Effekts zur Vermarktung eines Produkts. 238 B Analyse - Untersuchungen zur Linguistic Landscape B.6.4 Übersetzung in der Linguistic Landscape Die wenigen erhobenen mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung erlauben eine mit den anderen Fällen (vgl. B.1.5; B.2.5; B.3.5; B.4.5; B.5.5) vergleichbare Betrachtung verschiedener Übersetzungsstrategien in der Aarauer LL nicht. Dennoch möchten wir auf zwei Beispiele kurz eingehen. Die folgende Einheit weist eine Dominanz von F durch partielle Übersetzung auf: Abb. B.6.4.1 Während «Trinkwasser», «eau potable» und «acqua potabile» als Übersetzung in D, F und I vorhanden sind (und F und I in ihrer Rolle als Amtssprachen der Schweiz erscheinen) ist das Element «santé» nur in F vorhanden und wird ausserdem grafisch hervorgehoben. Auch in der folgenden Einheit sind F und I (zusammen mit D und Englisch) gemeinsam präsent: Abb. B.6.4.2 B.6 Aarau 239 Es sind mit Ausnahme der einsprachigen Kontaktdaten in D sämtliche Informationen auf D, F, I und Englisch vorhanden. Allerdings wird das Element «danger», das sowohl F als auch Englisch zugeordnet werden kann nur einmal aufgeführt (im Gegensatz etwa zum vergleichbaren Beispiel aus Aosta in Abb. B.4.5.9 in B.4.5). Es wird also auch hier eine Strategie gewählt, welche die Bedürfnisse der Kommunikation höher gewichtet als eine symbolische ausgeglichene Darstellung der Mehrsprachigkeit: Durch den Verzicht auf eine doppelte Aufführung wird Platz gewonnen und es kann eine grössere Schrift und somit besser ersichtliche Darstellung gewählt werden. C Schluss C.1 Vergleiche zu den Linguistic Landscapes von Freiburg, Murten, Biel, Aosta, Luxemburg und Aarau Der Vergleich einer Auswahl von Resultaten aus den Untersuchungen zu Freiburg, Murten, Biel, Aosta, Luxemburg und Aarau (B.1-B.6) zeigt auf, inwiefern sich welche Städte in ihrer LL ähnlich oder gegensätzlich verhalten. Diagramm C.1.1: Einvs. mehrsprachige Einheiten (total) In Freiburg, Murten, Luxemburg und Aarau überwiegen die einsprachigen Einheiten gegenüber den mehrsprachigen, in Biel und Aosta die mehrsprachigen. Am deutlichsten überwiegen die einsprachigen Einheiten erwartungsgemäss im einsprachigen Aarau mit 551 von 632 oder 87,2%. Aber auch in Freiburg ist der Unterschied zwischen den Anteilen beträchtlich (654 von 965 oder 67,8% der Einheiten sind einsprachig). In Murten und Luxemburg erreichen die mehrsprachigen Einheiten immerhin Anteile von 44% (204 von 464) respektive 43,1% (781 von 1811). Wir stellen also zunächst fest, dass sich Aarau durch die Anteile ein- und mehrsprachiger Einheiten klar von den fünf mehrsprachigen Städten abhebt und die Tatsache der - unterschiedlichen - Situationen der Mehrsprachigkeit somit in der LL wahrzunehmen ist durch erhöhte Anteile mehrsprachiger Einheiten. Der LL der einsprachigen Stadt am ähnlichsten verhält sich diesbezüglich die von Freiburg. Hier hat auf Gemeindeebene sowie auf der nächsthöheren Verwaltungsebene eine einzige Sprache offiziellen Status, was 242 C Schluss einer der Gründe für diese Situation sein mag, worauf die Zahlen in Diagramm C.1.2 noch deutlicher hinweisen. Auch Murten kennt nur eine offizielle Sprache auf Gemeindeebene (allerdings zwei auf der nächsthöheren Verwaltungsebene). Die LL Luxemburgs, das sich in einer völlig anderen sprachdemografischen und sprachpolitischen Situation befindet als die Schweizer Städte, verhält sich nicht grundlegend anders als diejenige von Freiburg oder Murten, abgesehen vom grösseren Unterschied zwischen den Anteilen im Fall von Freiburg. Auffallend ist jedoch das Ergebnis zu Biel, das sich von den übrigen mit grösster Deutlichkeit abhebt durch ein massiv häufigeres Vorkommen mehrsprachiger Einheiten. Grösser sind die Unterscheide zwischen den Anteilen ein- und mehrsprachiger Einheiten nur in Aarau (allerdings natürlich in umgekehrtem Verhältnis). Biel als diejenige Stadt, in der die Minderheitensprache im Vergleich zu den übrigen Städten klar am häufigsten als Hauptsprache genannt wird (vgl. A.2.3.2) und die eine aktive Politik der Zweisprachigkeit betreibt, weist den höchsten Anteil an mehrsprachigen Einheiten auf. Der Bieler LL in Bezug auf den Anteil der mehrsprachigen Einheiten am ähnlichsten ist noch diejenige der Stadt Aosta, wobei die mehrsprachigen Einheiten die einsprachigen hier weit weniger deutlich überwiegen. Im Gegensatz zu Biel, wo Kompetenzen in Deutsch und Französisch in der Bevölkerung sehr häufig sind und wo beide Sprachen im Alltag verwendet werden, wird die ‹zweite›, weniger vertretene Sprache Französisch in Aosta kaum spontan verwendet und der grösste Teil der Bevölkerung verfügt über lediglich eingeschränkte Kompetenzen. Mit Biel gemeinsam hat Aosta jedoch eine starke Sprachpolitik, die auf die Zweisprachigkeit - und im Fall von Aosta insbesondere auf eine Förderung des Französischen - ausgerichtet ist. Der Einfluss der Sprachplanung scheint (zumindest in Bezug auf die Anteile ein- und mehrsprachiger Einheiten) in diesen beiden Städten so stark zu sein, dass gegensätzliche sprachdemografische Situationen in der LL nicht mehr als solche zu erkennen sind (während dies in einem Vergleich zwischen Biel und dem ebenfalls gegensätzlichen Aarau durchaus der Fall ist). C.1 Vergleiche zu den Linguistic Landscapes 243 Diagramm C.1.2: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach TD und BU) In Freiburg und Aarau überwiegen in TD und in BU die einsprachigen Einheiten, in Murten und Luxemburg überwiegen die einsprachigen Einheiten in TD und die mehrsprachigen in BU, in Biel überwiegen in TD und in BU die mehrsprachigen Einheiten, in Aosta überwiegen die mehrsprachigen Einheiten in TD und die einsprachigen in BU. Es ist offensichtlich (und kaum überraschend), dass sich das Verhältnis zwischen TD und BU nicht in allen unserer sechs Städte gleich ausnimmt: In drei Städten liegen in beiden Kategorien dieselben Mehrheiten vor (Freiburg, Biel und Aarau), in drei Städten unterscheiden sich die Mehrheiten zwischen den beiden Kategorien (Murten, Luxemburg und Aosta). Freiburg und Aarau weisen dieselben Mehrheiten mit unterschiedlicher Deutlichkeit auf: Im einsprachigen Aarau sind die Anteile der mehrsprachigen Einheiten noch kleiner, vor allem in TD. Biel ist die einzige der sechs Städte, in der die mehrsprachigen Einheiten in beiden Kategorien überwiegen, allerdings ist der Anteil an mehrsprachigen Einheiten in TD klar stärker als in BU. Am deutlichsten sind die Unterschiede in Aosta, wo die mehrsprachigen Einheiten in TD ebenso stark überwiegen (306 von 476 oder 64,3%) wie die einsprachigen in BU (206 von 327 oder 63%), die dort einen Anteil erreichen, der sich kaum wesentlich von dem der einsprachigen Vergleichsstadt Aarau zu unterscheiden scheint. Wenn die Ähnlichkeit zwischen der Gesamt-LL Biels und Aostas (Diagramm C.1.1) tatsächlich mit dem Einfluss der Sprachpolitik zu begründen ist, so wirkt sich dieser Einfluss in Aosta erwartungsgemäss stärker in der Kategorie TD aus, während sich die Kategorie BU ihrerseits in Aosta und Biel gegensätzlich verhält. Biel und Aosta sind ausserdem die beiden einzigen unserer sechs Städte, in denen der Anteil mehrsprachiger Einheiten in TD höher ist als in BU. 244 C Schluss Der Unterschied zwischen behördlichen und nicht-behördlichen Einheiten (der in Aosta weit grösser ist als in Biel) ergibt sich in diesen beiden Fällen durch eine starke Sprachpolitik (oder Sprachplanung), während es in den übrigen Städten eher die Abwesenheit derselben ist, die zu den Unterschieden führt. Die mehrsprachigen Einheiten haben wir danach kategorisiert, ob es sich ausschliesslich um verschiedene Informationen in verschiedenen Sprachen handelt (Kopräsenz) oder ob Information (zumindest teilweise) in zwei verschiedenen Sprachen wiedergegeben wird (Übersetzung). Diagramm C.1.3: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (total) Auffallend sind hier zunächst zwei Städte: Erstens weist Luxemburg - als einzige der fünf mehrsprachigen Städte - in seiner LL einen grösseren Anteil an Kopräsenzen auf als an Übersetzungen; Zweitens überwiegen-in keiner der untersuchten Städte die Übersetzungen so deutlich wie in Biel mit 760 zu 77 oder 90,8% (Freiburg 78,5%, Murten 77,9%, Aosta 77%). Auf die Gründe des grossen Anteils an Kopräsenzen in Luxemburg sind wir bereits in B.5.6 eingegangen. Einheiten mit Kopräsenz weisen darauf hin, dass in der potentiellen Leserschaft vermehrt Kompetenzen in verschiedenen Sprachen vorhanden sind und/ oder vorausgesetzt werden. Am klarsten gegeben ist dies in unserer Auswahl an Städten in Luxemburg und Biel. Das Verhältnis zwischen Kopräsenz und Übersetzung überrascht in Luxemburg aus dieser Sicht also weniger als das sehr deutliche Vorherrschen von Übersetzungen (und - wie wir in B.3.2 gesehen haben - meist vollständigen Übersetzungen) in Biel. Dies macht jedoch gleichzeitig klar, dass die Sprachkompetenzen der potentiellen Leserschaft nicht immer den grössten Einfluss auf die Beschaffenheit der LL ausüben. Einmal mehr scheinen C.1 Vergleiche zu den Linguistic Landscapes 245 im Fall von Biel die Einflüsse der Sprachpolitik sichtbar zu werden, aber auch ein entsprechendes Verhalten der privaten Autorschaft, wie die nächste Zusammenstellung (Kopräsenzen und Übersetzungen in TD und BU) zeigt: Diagramm C.1.4: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (nach TD und BU) Die Übersetzungen überwiegen in der Bieler BU-LL zwar viel weniger stark als in der TD-LL dieser Stadt, aber noch immer deutlich stärker als in allen anderen untersuchten (TD- und BU-)LLs. In Diagramm C.1.3 zu Übersetzung und Kopräsenz in allen erhobenen Einheiten hebt sich Aosta nicht von anderen Städten wie Biel und Murten ab. Unterscheiden wir die beiden Kategorien, stellen wir fest, dass Aosta die einzige mehrsprachige Stadt zu sein scheint, in der es einen Unterschied zwischen TD und BU in Bezug auf die Mehrheiten von Übersetzungen und Kopräsenzen gibt 100 : In TD überwiegen Erstere sehr deutlich, in BU überwiegen Letztere leicht. Allerdings sind die mehrsprachigen Einheiten in BU bekanntlich auch weit weniger zahlreich und der Vergleich ist daher mit Vorsicht zu betrachten. In Luxemburg überwiegen die Kopräsenzen in BU stärker als in TD (somit sind die Anteile der Kopräsenzen in allen sechs Städten in BU höher als in TD). Die Auffälligkeiten aus Diagramm C.1.3 in Bezug auf Biel und Luxemburg sind also im Fall von Biel vorwiegend der Kategorie TD und im Fall von Luxemburg vorwiegend der Kategorie BU zuzuschreiben. 100 Wahrscheinlich zusammen mit dem einsprachigen Aarau, wobei wir hier zu wenig Daten haben, um Aussagen zu TD zu machen. 246 C Schluss Diagramm C.1.5: Anteil Einheiten mit Sprache 2 und Sprache 3 (total) Auf den ersten Blick wird hier ersichtlich, dass die ‹zweite Sprache› (d. h. diejenige der in den Untersuchungen berücksichtigten Sprachen, die am zweithäufigsten vorkommt 101 ) nicht in allen sechs betrachteten Städten gleich häufig vertreten ist. Es ergibt sich folgende Reihenfolge ausgehend von der Stadt mit der häufigsten Präsenz der zweiten Sprache in der LL: 1.-Biel mit F in 875 von 1095 (79,9%), 2.-Aosta mit F in 492 von 803 (61,3%), 3.-Murten mit F in 215 von 464 (46,3%), 4.-Freiburg mit D in 297 von 965 (30,8%), 5.-Luxemburg mit L in 384 von 1811 (21,2%), 6.-Aarau mit F in 24 von 632 (3,8%). Die LL von Aarau, wo die berücksichtigte Sprache erst auf der dritthöheren Staatsebene offiziellen Status hat und in der Sprachdemografie kaum vertreten ist, verhält sich hier wie erwartet deutlich anders als die der mehrsprachigen Städte. In der LL von zwei der betrachteten Städte erreicht die zweite Sprache einen Anteil von mehr als 50% (Biel und Aosta), Murten und Freiburg liegen diesbezüglich im Mittelfeld und in Luxemburg scheint die zweite Sprache (abgesehen von Aarau) am wenigsten vertreten zu sein. Wie bereits zuvor für die Anteile der mehrsprachigen Einheiten (Diagramm C.1.1) und innerhalb derer der Übersetzungen (Diagramm C.1.3) gleicht die Situation in Biel am stärksten der in Aosta, obwohl - wie wir einmal mehr erwähnen - die sprachdemografische Situation der beiden Städte nahezu komplementär ist. Wie in den beiden zuvor betrachteten Fällen ist das betreffende Phänomen in Aosta allerdings auch hier weniger deutlich als in Biel. Dennoch können wir wiederum vom Einfluss der starken Sprachpolitik ausgehen, durch den die Präsenz der zweiten Sprache in der LL erhöht wird. Der 101 In Freiburg: D, in Murten: F, in Biel: F, in Aosta: F, in Luxemburg: hier L, in Aarau: hier F. C.1 Vergleiche zu den Linguistic Landscapes 247 Unterschied deren Anteile in Biel und Aosta ergibt sich denn auch nicht durch die (von der Sprachpolitik zuerst betroffene) Kategorie TD, sondern durch die Einheiten privater Autorschaft der Kategorie BU, wie die Zusammenstellung in Diagramm C.1.6 aufzeigen wird. Zunächst möchten wir aber auf den Fall von Luxemburg zurückkommen. Hier haben wir nicht nur eine zweite, sondern auch eine dritte Sprache (hier D) berücksichtigt. Zählen wir die Anteile beider Sprachen versuchshalber zusammen 102 (im Sinne einer gemeinsamen Betrachtung der beiden ‹offiziellen aber nicht häufigsten› Sprachen), erreichen beide Sprachen zusammen noch immer eine Präsenz in weniger als 50% der Einheiten. Diagramm C.1.6: Anteil Einheiten mit Sprache 2 und Sprache 3 (nach TD und BU) Eine Berücksichtigung der Kategorien TD und BU zeigt weitere Unterschiede zwischen den Städten auf. In Freiburg, Murten, Luxemburg und Aarau sind die Anteile der zweiten Sprache in unseren BU-Einheiten (zumindest leicht) höher als in den erhobenen TD-Einheiten, in Biel und Aosta hingegen ist die zweite Sprache in den TD-Einheiten häufiger präsent als in den BU-Einheiten. Wir wiederholen unsere Feststellung zu anderen Phänomenen: Die LLs von Aosta und Biel heben sich von denen der anderen Städte ab. Allerdings ist das unterscheidende Phänomen (der Unterschied zwischen den Anteilen der zweiten Sprache in TD und BU) auch hier in Aosta deutlich grösser als in Biel. Während Biel in unserer zuvor vorgeschlagenen Rangliste auch bei einer ausschliesslichen Betrachtung der BU-Einheiten noch an erster Stelle steht (mit 342 von 102 Wir sind uns bewusst, dass eine solche Zusammenstellung problematisch und mit den Zahlen aus den anderen Städten nicht vergleichbar ist, da D und L zuweilen auch gemeinsam vorkommen und die betreffenden Einheiten hier somit doppelt zählen. 248 C Schluss 502 oder 68,1%), fällt Aosta auf den zweitletzten Platz vor Luxemburg ab (mit 120 von 327 oder 36,7%). Der LL-Sprachgebrauch der Behörden deckt sich in Aosta also weniger mit dem privaten Sprachgebrauch als dies in Biel der Fall ist, womit hier die Unterschiede zwischen den beiden Städten in Bezug auf die Sprachdemografie in der LL zu Tage treten, die in den vorherigen Zusammenstellungen ohne Berücksichtigung der beiden Kategorien TD und BU weniger sichtbar geworden sind. Wir haben die Anteile der Präsenz der zweiten Sprache in allen ein- und mehrsprachigen Einheiten zusammen betrachtet und dabei die Unterscheidung zwischen Kopräsenz und Übersetzung sowie die Frage der Dominanz durch partielle Übersetzung oder durch grafische Darstellung ausgeklammert. Für diese Thematiken verweisen wir auf die Untersuchungen in Teil B und verzichten auf eine Gegenüberstellung der Ergebnisse für unsere sechs Städte. Unterstreichen möchten wir hier aber dennoch, dass die mehrmals festgestellte Ähnlichkeit der LLs von Biel und Aosta in Bezug auf gewisse Phänomene durch eine Berücksichtigung der Dominanz abgeschwächt wird. In Biel ist die Dominanz der ersten Sprache D klar weniger oft gegeben als diejenige der ersten Sprache I in Aosta. Die Präsenz von F in Einheiten der LL von Aosta geht oft einher mit einer Dominanz von I, was im Fall von Biel (und in Bezug auf F und D) weniger häufig vorkommt (vgl. B.4.2 und B.3.2). Die Frage nach Unterschieden zwischen den Städten in Bezug auf die Kategorien der ein- und mehrsprachigen Einheiten behandeln wir im Folgenden, beginnend mit den einsprachigen Einheiten. Diagramm C.1.7: Einsprachige Einheiten: Anteil Einheiten mit Sprache 2 und Sprache 3 (total) C.1 Vergleiche zu den Linguistic Landscapes 249 Insgesamt lässt sich auf den ersten Blick erkennen, dass die zweite (und dritte) Sprache in allen sechs Städten in den einsprachigen Einheiten ihrer LL weniger oft präsent ist als in der Gesamtheit (und somit als in den mehrsprachigen Einheiten, wie Diagramm C.1.9 zeigen wird). Wir erstellen eine Rangliste nach dem grössten Anteil von Einheiten in der zweiten Sprache in den einsprachigen Einheiten: 1. Aosta mit 90 Einheiten in F von 376 einsprachigen Einheiten (23,9%), 2.-Biel mit 61 in D von 258 (23,6%), 3. Murten mit 24 in F von 260 (9,2%), 4. Luxemburg mit 41 103 in L von 1030 (3,9%), 5. Freiburg mit 23 in D von 654 (3,5%). Dass mit Aosta diejenige Stadt den grössten Anteil der zweiten Sprache innerhalb der einsprachigen Einheiten aufzuweisen scheint, in der die entsprechenden Sprachkompetenzen am wenigsten zu erwarten sind und die betreffende Sprache über keine Sprachgemeinschaft im eigentlichen Sinn verfügt, mag erstaunen und lässt sich kaum anders erklären als einmal mehr durch die starke Sprachpolitik und durch die symbolische Funktion der Sprache. Im zweitplatzierten Biel kann für einen grossen Teil der Bevölkerung von Kompetenzen in F ausgegangen werden, womit ein höherer Anteil an einsprachigen Einheiten durchaus zu erwarten wäre. Diagramm C.1.8: Einsprachige Einheiten: Anteil Einheiten mit Sprache 2 und Sprache 3 (nach TD und BU) Keine der in Aarau erhobenen TD-Einheiten enthält nur F oder I, alle 3 einsprachigen Einheiten in I gehören in die Kategorie BU. Nur eine der fünf mehrsprachigen Städte weist für den Anteil der Einheiten in der zweiten Sprache an den einsprachigen Einheiten einen deutlichen Unterschied zwischen TD und 103 Oder 66 in D oder L (6,4%). Hier ist ein Vergleich möglich, da in den einsprachigen Einheiten D und L nicht gleichzeitig präsent sein können. 250 C Schluss BU auf. Es handelt sich einmal mehr um Aosta, wo 66 der 170 TD-Einheiten einsprachig in F sind (38,8%), während es in der Kategorie BU 24 von 206 sind (11,6%). Der Einfluss der Förderung von F auf politischer Ebene scheint sich also auch in diesem Punkt in der LL niederzuschlagen. Der Anteil von Einheiten in der zweiten Sprache F an den einsprachigen Einheiten ist in Aosta allerdings auch in der Kategorie BU der zweithöchste Anteil solcher einsprachiger Einheiten in der zweiten Sprache in den betrachteten Städten (nach Biel). Die zumeist symbolische Funktion von F scheint in diesem Punkt die LL-Einheiten privater Autorschaft ebenfalls zu beeinflussen. In den übrigen vier mehrsprachigen Städten ist der Anteil an Einheiten in der zweiten Sprache in BU entweder leicht tiefer (Murten) oder leicht höher (Freiburg, Biel, Luxemburg) als in TD. Diagramm C.1.9: Mehrsprachige Einheiten: Anteil Einheiten mit Sprache 2 und Sprache 3 (total) Ein Vergleich der Präsenz der zweiten Sprache in den mehrsprachigen Einheiten zeigt zunächst eine auffallende Gemeinsamkeit. In Freiburg, Murten, Biel und Aosta sind die entsprechenden Anteile sehr hoch und liegen in allen Fällen über 85% 104 . In diesen Städten ist in mehrsprachigen Einheiten die zweite berücksichtigte Sprache in einer grossen Mehrheit der Fälle präsent. In den drei Schweizer Städten ist die jeweilige Minderheitensprache in den mehrsprachigen Einheiten also zumeist vertreten, was auch für die symbolische und politische zweite Sprache in Aosta gilt. Davon unterscheidet sich das einsprachige Aarau, wo die zweite Sprache mit 24 von 81 Einheiten einen Anteil von 29,6% erreicht, sowie Luxemburg, wo D in 355 der 781 mehrsprachigen Einheiten vertreten ist 104 Freiburg: 88,1%, Murten: 93,6%, Biel: 97,3%, Aosta: 94,1%. C.1 Vergleiche zu den Linguistic Landscapes 251 (45%). Luxemburg unterscheidet sich also nicht nur in Bezug auf die Art und Weise des Sprachkontaktes (Kopräsenz vs. Übersetzung, vgl. Diagramm C.1.3) von den anderen mehrsprachigen Städten, sondern auch durch die Sprachen, die in den mehrsprachgien Einheiten vorhanden sind: Nur eine der drei berücksichtigten Sprachen (F) ist in den meisten mehrsprachigen Einheiten präsent (vgl. E.1.5). Wenn sich die Luxemburger LL grundlegend von denen aller anderen untersuchten (mehrsprachigen) Städte unterscheidet, so geschieht dies also in erster Linie innerhalb der Kategorie der mehrsprachigen Einheiten und weniger in Bezug auf die Anteile ein- und mehrsprachiger Einheiten oder der weniger häufig vertretenen Sprachen. Diagramm C.1.10: Mehrsprachige Einheiten: Anteil Einheiten mit Sprache 2 und Sprache 3 (nach TD und BU) In den mehrsprachigen Einheiten sind die zweiten (und dritten) berücksichtigten Sprachen in der Kategorie TD stärker vertreten als in BU. Dies gilt nicht nur für alle fünf mehrsprachigen Städte, sondern auch für die wenigen betreffenden Einheiten in Aarau (9 der 12 Einheiten enthalten I, 8 F, während die Mehrsprachigkeit in den BU-Einheiten nicht in erster Linie durch F und I gegeben zu sein scheint). In Freiburg und Aosta sind D respektive F in allen erhobenen mehrsprachigen Einheiten der Kategorie TD vertreten, in Murten und Biel fehlen D respektive F in je einer einzigen der betreffenden Einheiten. Am schwächsten vertreten ist die zweite Sprache in TD wiederum in Luxemburg mit 219 von 393 oder 55,7%. Luxemburg weist einen beachtlichen Unterschied zwischen den Kategorien TD und BU (136 von 388 oder 35,1%) auf, ebenso Aosta (306 von 306 oder 100% zu 96 von 121 oder 79,3%) und Freiburg (131 von 131 oder 100% zu 143 von 180 oder 79,4%). Die in anderen Punkten festgestellte Ähnlichkeit zwischen 252 C Schluss den LLs von Biel und Aosta ist hier zwar ebenfalls gegeben, jedoch hebt sich deren Situation hier nicht klar von den Situationen Freiburgs und Murtens ab. Wir schliessen den Vergleich der Resultate aus den sechs Städten mit einer Zusammenstellung der Anteile von F als einziger in allen Städten berücksichtigter Sprache ab. Betrachtet wird die Präsenz in allen erhobenen Einheiten (für Angaben zur unterschiedlichen Präsenz nach ein- und mehrsprachigen Einheiten und innerhalb der verschiedenen Kategorien mehrsprachiger Einheiten verweisen wir auf Teil B). Diagramm C.1.11: Anteil Einheiten mit F (total) Den höchsten Anteil erreicht F in Freiburg mit einer Präsenz in 97,2% der erhobenen Einheiten. Es folgen Luxemburg (92,3%), Biel (80%), Aosta (61,2%) und Murten (46,3%), in Aarau ist F in 3,8% der erhobenen Einheiten zu finden. Wenig überraschend weist Aarau somit den geringsten Anteil an Einheiten mit F auf. Am häufigsten vertreten ist F tatsächlich in derjenigen Stadt, in welcher die grösste französische Sprachgemeinschaft 105 existiert und F als Mehrheitssprache gelten kann. Es folgt allerdings nicht die Stadt mit der zweitgrössten Gemeinschaft an Französischsprachigen (Biel), sondern Luxemburg, wo F die Funktion der Sprache der alltäglichen Kommunikation zwischen der Bevölkerung und den zahlreichen Gästen einnimmt. Biel steht an dritter Stelle, gefolgt von Aosta (mit F in symbolischer Funktion), das somit noch vor Murten steht, wo wiederum eine französische Sprachgemeinschaft im eigentlichen Sinn existiert. Es lässt sich also nicht feststellen, dass die Präsenz von F in der LL dem jeweiligen 105 In Bezug auf die Hauptsprache. C.2 Fazit 253 Anteil von Französischsprachigen an der Wohnbevölkerung entspricht. Gründe dafür können die grosse Anzahl Gäste (Luxemburg) oder die Sprachpolitik (Aosta) sein. Diagramm C.1.12: Anteil Einheiten mit F (nach TD und BU) Mit Ausnahme von Murten ist F in allen mehrsprachigen Städten in TD (zumindest leicht) häufiger vertreten als in BU. In Biel und Aosta treten wiederum grössere Unterschiede zwischen TD und BU auf als in den übrigen mehrsprachigen Städten 106 und einmal mehr ist das betreffende Phänomen in Aosta ausgeprägter als in Biel. Auch dies deutet auf den Einfluss der Sprachpolitik und deren Förderung der Zweisprachigkeit respektive des Französischen auf die TD-LL hin sowie auf die Abschwächung des Unterschieds durch die tatsächliche Existenz einer französischen Sprachgruppe in Biel im Gegensatz zu Aosta. C.2 Fazit Die Untersuchungen (vgl. Teil B) der erhobenen Daten (vgl. A.3) zur geschriebenen Sprache im öffentlichen Raum (vgl. A.1) von Freiburg, Murten, Biel, Aosta, Luxemburg und Aarau, die Betrachtung ihrer Ergebnisse im Kontext der aktuellen sprachpolitischen und sprachdemografischen Situation (vgl. A.2) sowie der Vergleich einiger ausgewählter Resultate aus den sechs Städten (vgl. C.1) geben 106 Biel: F in 342 von 502 oder 68,1% in BU zu 533 von 593 oder 89,9% in TD / Aosta: F in 120 von 327 oder 36,1% in BU zu 372 von 476 oder 78,2% in TD (Anteile in übrigen Städten: vgl. E.1). 254 C Schluss Aufschluss über Eigenschaften der LLs der betrachteten Städte, über mögliche Faktoren, welche diese LLs beeinflussen und über Möglichkeiten und Grenzen der Methode einer ausschliesslichen Berücksichtigung der LL zur Untersuchung bestimmter Sprachsituationen. Abschliessend kommen wir auf die Fragestellungen aus A.1.3 zurück. 1. Die Präsenz der berücksichtigten Sprachen entspricht nicht in jedem Fall der tatsächlichen Sprachdemografie. Deutlichstes Beispiel dafür ist Aosta, wo Französisch in der LL durchaus präsent ist, während keine eigentliche französische Sprachgemeinschaft innerhalb der Wohnbevölkerung existiert. Dasselbe gilt für mehrsprachige Einheiten. Diese sind dort am häufigsten, wo am stärksten von mehrsprachigen Kompetenzen der Leserschaft ausgegangen werden kann: in Biel. Die einsprachige Stadt Aarau lässt sich diesbezüglich jedoch klar von den übrigen, mehrsprachigen Städten abgrenzen. 2. In zwei unserer untersuchten Städte kann von einer expliziten Sprachpolitik auf Gemeindeebene gesprochen werden: Biel und Aosta. Tatsächlich scheint sich die LL der beiden Städte in nicht wenigen Punkten ähnlich zu verhalten, trotz den Gegensätzen in den sprachdemografischen Gegebenheiten. Dies kann als Auswirkung der Sprachplanung verstanden werden, welche ihren angestrebten Zielen durchaus entspricht, allerdings vornehmlich in den Einheiten mit behördlicher und weniger in denen mit privater Autorschaft, was in Aosta noch weitaus deutlicher gilt als in Biel. 3. In mehreren - jedoch nicht in allen - betrachteten Städten lassen sich Unterschiede zwischen der LL der ‹Altstadt› und der LL des Gesamtgebietes ausmachen. Es lässt sich allerdings nicht verallgemeinern, dass mehrsprachige Einheiten oder die weniger vertretene Sprache in der Altstadt grundsätzlich häufiger vorkommen als im Gesamtgebiet. Im Wesentlichen entsprechen die Unterschiede zwischen Altstadt und Gesamtgebiet - wenn vorhanden - den Unterschieden zwischen Einheiten mit behördlicher und Einheiten mit privater Autorschaft bei gleichzeitiger Häufung der Letzteren in der Altstadt. 4. In mehreren Städten und in mehreren Punkten können - zuweilen sehr deutliche - Unterschiede zwischen den Kategorien top-down und bottom-up festgestellt werden. Dies betrifft insbesondere die Städte mit expliziter Sprachpolitik Aosta und Biel und gilt sowohl für die Frage nach den Anteilen ein- und mehrsprachiger Einheiten als auch für die Frage nach der Präsenz (und Dominanz) der jeweils berücksichtigten Sprachen. 5. Die einsprachige Stadt Aarau lässt sich durch eine Betrachtung der LL klar als solche erkennen und von den untersuchten mehrsprachigen Städten unterscheiden, sei es in Bezug auf die Anteile mehrsprachiger Einheiten (dies unterscheidet Aarau jedoch namentlich in BU nicht von allen mehrsprachi- C.2 Fazit 255 gen Städten) oder der klar schwächeren Präsenz der berücksichtigten Sprachen. Die Unterschiede zwischen Altstadt und Gesamtgebiet nehmen sich allerdings nicht grundlegend anders aus als in gewissen mehrsprachigen Städten, während die Unterschiede zwischen TD und BU in Bezug auf die Mehrsprachigkeit und die vertretenen Sprachen grösser zu sein scheinen als in den mehrsprachigen Städten. 6. Die grafische Darstellung trägt durch verschiedene Effekte in bestimmten Einheiten wesentlich zur Wahrnehmung einer der Sprachversionen als dominierend bei, allerdings sind solche Einheiten in allen betrachteten LLs seltener anzutreffen als ausgeglichene grafische Darstellungen. Häufiger entsteht die Dominanz einer Sprache innerhalb einer Einheit bereits durch die Unvollständigkeit der Übersetzung oder lässt sich - im Fall von Kopräsenzen - nicht erheben. Liegt grafische Dominanz vor, ist in allen Städten in den meisten Fällen die ohnehin häufiger in der LL vertretene Sprache dominierend. 7. Die Unvollständigkeit von Übersetzungen ist in einigen Städten häufig und schwächt dort zumeist die Präsenz der weniger vertretenen Sprachen ab. Am deutlichsten wird dies in Aosta, wo die meisten Übersetzungen nicht vollständig sind und die italienische Version meist dominierend ist. Verschiedene Übersetzungsstrategien lassen sich erkennen, ohne dass jedoch eine von ihnen explizit einer bestimmten Kategorie oder Stadt zugeordnet werden könnte. Das Kontinuum reicht von symbolischen Übersetzungen, in denen identische Elemente zweimal aufgeführt werden, über Lösungen, in denen nur übersetzt wird, was potentiell nicht von Angehörigen beider Sprachgemeinschaften verstanden werden könnte (oder in denen nur ein Titel oder Name übersetzt wird), bis hin zur Kopräsenz, wo sich verschiedene Elemente in verschiedenen Sprachen nebeneinander befinden. In mehreren Städten und Kategorien haben wir eine unterschiedliche Handhabung der Textelemente mit den Funktionen ‹Aufmerksamkeit› vs. ‹Information› festgestellt, wobei nicht in allen Fällen die Elemente mit derselben Funktion übersetzt sind. 8. Tendenziell scheint die Dominanz einer Sprachversion durch grafische Darstellung oder durch Unvollständigkeit der Übersetzungen in TD seltener zu sein als in BU. Wir können allerdings keine Strategie zur grafischen Hervorhebung oder der partiellen Übersetzungen nennen, die in einer der Städte ausschliesslich oder häufig in einer der beiden Kategorien vorkommen würde. Unsere Untersuchungen zur geschriebenen Sprache im öffentlichen Raum haben Phänomene der LL sichtbar gemacht, durch die sich die untersuchten Städte unterscheiden. Die festgestellten Eigenschaften der LL und die entsprechenden Unterschiede lassen auf bestimmte sprachdemografische und sprachpolitische 256 C Schluss Situationen schliessen. Diese entsprechen jedoch nicht in jedem Fall den Informationen zur aktuellen Sprachsituation der Städte. Wir wiederholen eines der Beispiele: Die grossen Unterschiede zwischen den Einheiten privater und behördlicher Autorschaft in Aosta weisen auf eine Sprachpolitik hin, die sich mit dem Sprachgebrauch der Bevölkerung und mit der Sprachdemografie nicht deckt. Dies entspricht den Informationen zu Aosta, die wir aus anderen Untersuchungen und aus einer Betrachtung der gesetzlichen Grundlage gewonnen haben. Der Anteil von Einheiten mit Französisch in der LL mit privater Autorschaft ist dennoch beträchtlich und liesse das Vorhandensein einer französischen Sprachgemeinschaft erahnen. Erst im Kontext der aktuellen Sprachsituation wird deutlich, dass dies nicht der Fall ist und dass die Präsenz von Französisch auch in diesen Fällen anderen Gründen geschuldet ist, zu denen eine Aufnahme der Sprachplanung durch die Bevölkerung ebenso gehören kann wie die Absicht, mit auswärtigen Französischsprachigen zu kommunizieren. Um diese Fragen zu behandeln, reicht unsere Kategorisierung nicht mehr aus und es müssen in einem rein qualitativen Ansatz einzelne Einheiten auch auf ihren in den jeweiligen Sprachen vermittelten Inhalt untersucht werden. Eine Untersuchung der geschriebenen Sprache im öffentlichen Raum zur Analyse einer Sprachsituation kann funktionieren, wenn klare Kriterien zur Erhebung und Auswertung der aufgenommenen Einheiten existieren, wenn gleichzeitig ausgewählte Einheiten eingehender und nicht ausschliesslich nach diesen Kriterien betrachtet werden, wenn die Ergebnisse namentlich der Untersuchungen sämtlicher kategorisierter Einheiten in den Kontext der weiteren Informationen über die Sprachsituation gestellt werden. So zeigt sich hier denn auch, dass sich Sprachdemografie und Sprachpolitik in der Linguistic Landscape durchaus spiegeln, dass es sich dabei allerdings zuweilen um einen verzerrenden Spiegel handelt (und zwar - in Bezug auf unsere sechs Städte - tendenziell eher dort, wo die Sprachpolitik am stärksten ist). Die Gründe für diese Verzerrungen lassen sich durch eine solche Untersuchung selbstverständlich nur erahnen und wären Gegenstand weiterer Untersuchungen mit anderen Herangehensweisen. 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Als Basis dienen uns wiederum die Auswertungen unserer gesamten Datensammlung. Die Ergebnisse für die Gesamtheit der Einheiten sowie für TD und BU werden in diesem Abschnitt nicht direkt miteinander verglichen, der Schwerpunkt des Vergleichs liegt hier auf der Präsenz der einzelnen Sprachen in den verschiedenen Kategorien nach den Kriterien des Sprachkontaktes. Gemäss der in A.3.3.2 erläuterten Herangehensweise werden bei der Untersuchung der LL der Stadt Freiburg D und F betrachtet. Wir führen zuerst die Ergebnisse der Präsenz dieser Sprachen für die Gesamtheit der Einheiten an. Es wird - wie auch in den folgenden Aufstellungen - unterschieden zwischen Einheiten, die D (respektive F) enthalten und Einheiten, die D (respektive F) nicht enthalten. Eine in den folgenden beiden Diagrammen als ‹Deutsch› bezeichnete Einheit kann also sowohl einsprachig als auch mehrsprachig sein und auch gleichzeitig ‹Französisch› enthalten. Jede erhobene Einheit wird folglich zweimal aufgeführt, einmal in Bezug auf D und einmal in Bezug auf F. Diagramm E.1.1.1: D und F in allen Einheiten (total) 266 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Die Resultate zeigen die bereits in B.1.2 festgestellte Dominanz von F auch in diesem Bereich: Während 938 der 965 Einheiten F enthalten (das somit nur gerade in 27 oder 2,8% der erhobenen Einheiten gar nicht vorkommt), ist D lediglich in 297 oder 30,8% der Einheiten vorhanden. Wenn wir nun die einsprachigen Einheiten gesondert betrachten, erhalten wir folgendes Ergebnis: Diagramm E.1.1.2: D und F in einsprachigen Einheiten (total) D ist in lediglich 23 der 654 einsprachigen Einheiten präsent, d. h. in 3,5%, F in 628, d. h. in 96% 107 . Wie erwartet, bieten die mehrsprachigen Einheiten ein völlig anderes Bild: Diagramm E.1.1.3: D und F in mehrsprachigen Einheiten (total) 107 Der übrige Anteil entspricht den Einheiten in weiteren Sprachen. E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 267 Sowohl D (274 von 311 oder 88,1%) als auch F (310 von 311 oder 99,7%) sind in einer deutlichen Mehrheit der erhobenen mehrsprachigen Einheiten vertreten (D ist aber dennoch etwas häufiger abwesend als F). In den mehrsprachigen Einheiten ist D also durchaus stark vertreten. Allerdings gilt es festzuhalten, dass diese erstens weit weniger zahlreich sind als die einsprachigen und dass zweitens innerhalb dieser Einheiten in den meisten Fällen F mindestens durch die Reihenfolge der Sprachversionen dominiert (vgl. B.1.2). Die mehrsprachigen Einheiten unterscheiden wir nach Übersetzung und Kopräsenz (vgl. A.3.3.2). Im Folgenden die Resultate für die Einheiten mit Übersetzung: Diagramm E.1.1.4: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (total) Und mit Kopräsenz: Diagramm E.1.1.5: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (total) 268 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Die Übersetzungen weisen höhere Anteile für F und D auf als die Gesamtheit der Einheiten. Die mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz hingegen unterscheiden sich in Bezug auf D deutlich. Im Gegensatz zu den Übersetzungen (3 von 244 oder 1,2%) ist D hier in 34 von 67 oder 50,7% der Einheiten nicht vorhanden (während es für dieselbe Kategorie der Kopräsenz lediglich 1 Einheit ist, die F nicht enthält). F befindet sich also häufiger als D zusammen mit ‹anderen Sprachen› in einer mehrsprachigen Einheit. Dies gilt für die Kopräsenz stärker als für die Übersetzung. Dasselbe Phänomen lässt sich auch durch eine weitere Zusammenstellung zeigen: Diagramm E.1.1.6: Gemeinsame Präsenz von D und F (total) 273 der 274 oder 99,6% der erhobenen mehrsprachigen Einheiten, die D enthalten, enthalten auch F und sind somit (mindestens) zweisprachig F und D. Dieselben 273 Einheiten machen lediglich 88,1% der 310 mehrsprachigen Einheiten mit F aus. Nach diesem Überblick über die Präsenz von D und F in sämtlichen Einheiten der Datensammlung für Freiburg stellen wir nun die entsprechenden Ergebnisse für TD zusammen, zunächst wiederum F und D in ein- und mehrsprachigen Einheiten. E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 269 Diagramm E.1.1.7: D und F in allen Einheiten (TD) F ist in TD nur in sehr wenigen Einheiten nicht vertreten (6 von 549 oder 1,1%), D fehlt in 412 oder 75%. Für die einsprachigen Einheiten gilt Folgendes: Diagramm E.1.1.8: D und F in einsprachigen Einheiten (TD) Die 418 einsprachigen Einheiten in TD sind bis auf 6 deutsche Ausnahmen ausschliesslich französisch (98,6%), andere Sprachen als D und F kommen nicht vor. Dagegen sind in sämtlichen 131 mehrsprachigen TD-Einheiten sowohl F als auch D vertreten. Eine weitere Untersuchung von D und F in TD macht daher für die Parameter Kopräsenz vs. Übersetzung oder auch für die Präsenz von F in Einheiten mit D keinen Sinn. Stattdessen stellen wir die Resultate nun gesondert für die BU-Einheiten zusammen. 270 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Für sämtliche BU-Einheiten gilt Folgendes: Diagramm E.1.1.9: D und F in allen Einheiten (BU) F ist mit 395 von 416 oder 95% zwar klar stärker vertreten als D mit 160 von 416 oder 38,5%, die Differenz ist allerdings geringer als in TD (95% zu 38,5% vs. 98,9% zu 25%). Entsprechend ist der Anteil an Einheiten ohne F hier höher. Betrachten wir nun zunächst die einsprachigen BU-Einheiten: Diagramm E.1.1.10: D und F in einsprachigen Einheiten (BU) 17 der 236 Einheiten sind D (7,2%), 216 F (91,5%). E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 271 Für die mehrsprachigen Einheiten gilt eine andere Verteilung. D und F sind hier wiederum beide stark vertreten, wie bereits in TD: Diagramm E.1.1.11: D und F in mehrsprachigen Einheiten (BU) Allerdings ist in BU der Anteil an mehrsprachigen Einheiten ohne D höher als in der Gesamtheit der Einheiten und als in TD, wo D und F in allen erhobenen Einheiten vorkommen. Für BU können wir die mehrsprachigen Einheiten genauer betrachten, zunächst die Kategorie der Übersetzungen: Diagramm E.1.1.12: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (BU) Während es hier 3 Einheiten gibt, in denen D nicht vorkommt, ist F in sämtlichen 129 Einheiten vorhanden. 272 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Für die Kategorie Kopräsenz stellen wir eine andere Tendenz fest: Diagramm E.1.1.13: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (BU) Während sich die Präsenz von F kaum von der in den Übersetzungen unterscheidet, überwiegen nun die Einheiten ohne D diejenigen mit D. Dies lässt auf einen höheren Anteil anderer Sprachen in der Kategorie Kopräsenz in BU schliessen. Betrachten wir nun abschliessend die Anteile der gleichzeitigen Präsenz von F und D in allen mehrsprachigen BU-Einheiten: Diagramm E.1.1.14: Gemeinsame Präsenz von D und F (BU) Während fast alle mehrsprachigen Einheiten mit D auch F enthalten (mit Ausnahme von 1 Einheit (0,7%)), ist die Abwesenheit von D in Einheiten, die F enthalten, mit 37 von 179 oder 20,7% deutlich häufiger. Mit anderen Worten: F ist in BU häufiger ohne D anzutreffen als D ohne F, während in TD stets beide E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 273 Sprachen vorhanden sind, wodurch sich die Abschwächung des Phänomens für die Gesamtheit der Einheiten erklärt (vgl. Diagramm E.1.1.3). E.1.2 Murten Die Präsenz der berücksichtigten Sprachen D und F in der LL von Murten wird hier ebenfalls sowohl in den mehrsprachigen als auch in den einsprachigen Einheiten betrachtet. Als Basis dienen wiederum die Auswertungen der gesamten in Murten durchgeführten Datenerhebung. Die Ergebnisse für sämtliche Einheiten sowie getrennt nach TD und BU werden hier nicht direkt gegenübergestellt. Verglichen wird zunächst die Präsenz der einzelnen Sprachen in den verschiedenen Kategorien und somit in Bezug auf die Art und Weise des Sprachkontaktes. Bei der Untersuchung der LL von Murten werden D und F betrachtet. Zunächst stellen wir die Präsenz der beiden Sprachen in sämtlichen erhobenen Einheiten dar. Wie auch in den übrigen Aufstellungen in diesem Kapitel wird unterschieden zwischen Einheiten, die D (respektive F) enthalten und Einheiten, die D (respektive F) nicht enthalten. Zu den in den folgenden beiden Diagrammen als ‹Deutsch› bezeichneten Einheiten gehören also sowohl einsprachige als auch mehrsprachige Einheiten, die gleichzeitig ‹französische› Einheiten sein können. Diagramm E.1.2.1: D und F in allen Einheiten (total) Wir stellen fest, dass die Mehrheitssprache D tatsächlich sehr präsent ist: 434 der 464 erhobenen Einheiten enthalten D, was einem Anteil von 93,5% entspricht. F ist in 215 und somit mit 46,3% in weniger als der Hälfte der Einheiten enthalten. 274 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Diagramm E.1.2.2: D und F in einsprachigen Einheiten (total) Während D auch in der Kategorie der einsprachigen Einheiten stark präsent ist und in lediglich 26 (oder 10%) der 260 einsprachigen Einheiten nicht vorkommt, ist F in 24 Einheiten (oder 9,2%) vertreten. Die Resultate unterscheiden sich von denen der gesamten Einheiten in Bezug auf den deutlich geringeren Anteil an F, womit klar wird, dass sich dieses hauptsächlich in mehrsprachigen Einheiten befindet, wie folgende Resultate bestätigen: Diagramm E.1.2.3: D und F in mehrsprachigen Einheiten (total) Sowohl D als auch F sind im grössten Teil der mehrsprachigen Einheiten vorhanden, mit 98% (200 von 204) respektive 93% (191 von 204). Es handelt sich also zumeist um (mindestens) zweisprachige Einheiten mit F und D. E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 275 Wir unterteilen die mehrsprachigen Einheiten in die Kategorien Übersetzung und Kopräsenz (vgl. A.3.3.2) und betrachten zunächst die Resultate für die Einheiten in der Kategorie Übersetzung: Diagramm E.1.2.4: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (total) Das Ergebnis ist äusserst deutlich: Sämtliche 159 als Übersetzung kategorisierte mehrsprachige Einheiten enthalten D, F ist in einer einzigen davon nicht vertreten. Kommen in der LL von Murten Übersetzungen vor, handelt es sich also (fast) ausschliesslich um Übersetzungen mit F und D. Allerdings können in diesen Einheiten auch weitere Sprachen vorhanden sein. Für die mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz zeigt sich ein etwas anderes Bild: Diagramm E.1.2.5: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (total) 276 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Hier sind D und F zwar beide in mehr als zwei Dritteln der betreffenden Einheiten vertreten (D in 41 oder 91,1%, F in 33 oder 73,3%), ihre Präsenz ist dennoch schwächer als in den Übersetzungen, was vor allem für F gilt. Die Unterschiede zwischen den beiden Sprachen sind deutlicher: Während D in 4 (oder 8,9%) der 45 Einheiten abwesend ist, ist F in 12 (oder 26,7%) der Einheiten nicht vorhanden. Die Vertretung der beiden in der vorliegenden Untersuchung betrachteten Sprachen ist also in den mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz unausgeglichener als in denen mit Übersetzung. Dies zeigt auch, dass Erstere eher andere Sprachen als F und D enthalten als Letztere. Im folgenden Diagramm werden nun wiederum sämtliche mehrsprachige Einheiten berücksichtigt und die Anteile von D respektive F in Abhängigkeit von der Präsenz der jeweils anderen Sprache gezeigt: Diagramm E.1.2.6: Gemeinsame Präsenz von D und F (total) 187 (oder 97,9%) der 191 mehrsprachigen Einheiten mit F enthalten auch D und sind somit mindestens zweisprachig F-D. D ist in 200 mehrsprachigen Einheiten enthalten, von denen die bereits erwähnten 187 Einheiten (hier nun 93,5%) F enthalten. 2,1% (4) der mehrsprachigen Einheiten mit F enthalten also kein D, 6,5% (13) der mehrsprachigen Einheiten mit D enthalten kein F. D kommt in mehrsprachigen Einheiten folglich häufiger ohne F vor als F ohne D. Bisher haben wir die Präsenz von D und F in sämtlichen 464 in Murten erhobenen Einheiten betrachtet. Im Folgenden stellen wir nun die entsprechenden Ergebnisse für TD (später für BU) vor und beginnen wiederum mit F und D in allen ein- und mehrsprachigen Einheiten. E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 277 Diagramm E.1.2.7: D und F in allen Einheiten (TD) Während D in 227 der 243 TD-Einheiten (oder 93,4%) vertreten ist, enthalten 101 (oder 41,6%) der TD-Einheiten F. Die Anteile von F und D entsprechen in TD in etwa den Gesamtresultaten (93,4% zu 41,6% vs. 93,5% zu 46,3%). Betrachten wir nur die einsprachigen Einheiten, erhalten wir die folgenden Anteile: Diagramm E.1.2.8: D und F in einsprachigen Einheiten (TD) 141 der 157 einsprachigen TD-Einheiten sind D, 16 sind F, was Anteilen von 89,8% respektive 10,2% entspricht. Die Anzahl Einheiten ohne D entspricht der Anzahl Einheiten mit F (16). Dies bedeutet, dass einsprachige TD-Einheiten in weiteren Sprachen in unserer Datensammlung nicht vorkommen. 278 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Für die mehrsprachigen Einheiten gilt eine äusserst klare Dominanz von F und D: Diagramm E.1.2.9: D und F in mehrsprachigen Einheiten (TD) D ist in allen 86 Einheiten vorhanden, F fehlt in einer einzigen, die zur Kategorie der Kopräsenzen gehört (wir verzichten auf eine Diagrammdarstellung dieses Resultats). Mit einer Ausnahme enthalten also sämtliche erhobenen mehrsprachigen TD-Einheiten sowohl D als auch F. Nachdem wir uns mit den TD-Einheiten befasst haben, betrachten wir nun die entsprechenden Resultate für die BU-Einheiten. Wir erhalten für sämtliche BU-Einheiten die folgenden Anteile der Präsenz von D und F (wiederum ein- und mehrsprachige Einheiten zusammen): Diagramm E.1.2.10: D und F in allen Einheiten (BU) E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 279 207 (oder 93,7%) der 221 BU-Einheiten enthalten D. F ist in 114 dieser Einheiten enthalten, was einem Anteil von 51,6% entspricht, womit F im Gegensatz zur Gesamtheit der erhobenen Einheiten und zu TD hier in mehr als der Hälfte der Einheiten vorkommt. Davon unterscheiden sich die Resultate für die einsprachigen BU-Einheiten deutlich: Diagramm E.1.2.11: D und F in einsprachigen Einheiten (BU) Während D hier in 93 (oder 90,3%) von 103 Einheiten und somit sehr stark vertreten ist, findet sich F lediglich in 8 Einheiten (oder 7,8%), womit sich die Anteile von F und D in den einsprachigen Einheiten für TD und BU kaum unterscheiden (89,8% zu 10,2% vs. 90,3% zu 7,8%). F ist also auch hier (vgl. Diagramm E.1.2.9) vorwiegend in den mehrsprachigen Einheiten vertreten, wie die entsprechenden Anteile im folgenden Diagramm ebenfalls aufzeigen: Diagramm E.1.2.12: D und F in mehrsprachigen Einheiten (BU) 280 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate 114 der 118 mehrsprachigen BU-Einheiten (oder 96,6%) enthalten D, 106 (oder 89,8%) enthalten F, das somit etwas häufiger nicht vorhanden ist (in 12 Einheiten oder 10,2%). Die mehrsprachigen BU-Einheiten unterteilen wir weiter und betrachten zunächst die Kategorie der Übersetzungen, wobei sich die Resultate für die Gesamtheit sowie für TD wiederholen: Diagramm E.1.2.13: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (BU) Wir können lediglich feststellen, dass es sich bei der einzigen erhobenen Übersetzung, die kein F enthält, um eine BU-Einheit handelt. Eine andere Situation stellt sich für die Kategorie der Kopräsenzen dar: Diagramm E.1.2.14: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (BU) F ist hier in 11 der 35 Einheiten (oder 31,4%) abwesend, während D in 4 (oder 11,4%) dieser Einheiten fehlt. E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 281 Zur gemeinsamen Präsenz von D und F in mehrsprachigen BU-Einheiten stellen wir Folgendes fest: Diagramm E.1.2.15: Gemeinsame Präsenz von D und F (BU) 102 Einheiten enthalten F und D und machen 89,5% der mehrsprachigen Einheiten mit D respektive 96,2% der mehrsprachigen Einheiten mit F aus. F fehlt in 12 (oder 10,5%) der mehrsprachigen Einheiten mit D, D fehlt in 4 (oder 3,8%) der mehrsprachigen Einheiten mit F und kommt somit auch in BU häufiger ohne F in mehrsprachigen Einheiten vor als F ohne D. E.1.3 Biel Wir betrachten nun die Anteile der beiden im Fall von Biel berücksichtigten Sprachen D und F (vgl. A.3.3.2) sowohl in den einsprachigen als auch in den mehrsprachigen Einheiten. Sämtliche in Biel erhobenen Analyseeinheiten werden dazu verwendet. Im Gegensatz zu B.3.2 stellen wir die Gesamtresultate nicht direkt denjenigen aus TD und BU gegenüber, die später einzeln vorgestellt werden. Wir stellen zunächst die Präsenz von D und F in sämtlichen erhobenen Einheiten dar, unabhängig vom Kriterium der Ein- oder Mehrsprachigkeit. Unterschieden wird zwischen Einheiten mit und ohne D sowie zwischen Einheiten mit und ohne F. Jede Einheit wird im folgenden Diagramm folglich zweimal aufgeführt (einmal nach dem Kriterium F, einmal nach dem Kriterium D).- 282 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Diagramm E.1.3.1: D und F in allen Einheiten (total) Einheiten, die D enthalten, sind häufiger als solche, die F enthalten, und machen mit 1010 92,2% aller 1095 erhobenen Einheiten aus. Einheiten mit F machen mit 875 79% aller Einheiten aus. Sowohl D als auch F sind stark vertreten und entsprechen in den erhobenen Einheiten aus der LL von Biel Anteilen von mehr als drei Vierteln. Anders stellt sich die Situation dar, wenn wir nur die einsprachigen Einheiten berücksichtigen: Diagramm E.1.3.2: D und F in einsprachigen Einheiten (total) 185 der 258 einsprachigen Einheiten sind in D (71,7%) und 61 in F (23,6%), das hier also weniger stark vertreten ist als im Durchschnitt. Die übrigen 12 verteilen sich auf andere Sprachen. E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 283 Die starke Präsenz von F in der Gesamtheit der erhobenen Einheiten ergibt sich also folglich vor allem aus seinem Anteil in den mehrsprachigen Einheiten, wie die entsprechenden Resultate bestätigen: Diagramm E.1.3.3: D und F in mehrsprachigen Einheiten (total) Auch hier ist zwar D leicht häufiger vertreten als F (in 825 oder 98,6% der 837 Einheiten), aber auch dieses ist in 814 der 837 Einheiten und somit in 97,2% vertreten. In B.3.2 unterteilen wir die mehrsprachigen Einheiten in die Kategorien Übersetzung und Kopräsenz und beschäftigen uns mit Fragen der Vollständigkeit und der Dominanz. Hier betrachten wir nun die Anteile von F und D in den jeweiligen Kategorien, beginnend mit den Resultaten für die Übersetzung: Diagramm E.1.3.4: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (total) 284 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate D ist in 759, F in 758 der 760 betreffenden Einheiten vorhanden, was Anteilen von jeweils über 99% entspricht. Liegt eine Übersetzung vor, ist in Biel also davon auszugehen, dass es sich (zumindest unter anderem) um F-D handelt. Folglich gehören die mehrsprachigen Einheiten, in denen eine der beiden betrachteten Sprachen nicht vorkommt, hauptsächlich zur Kategorie der Kopräsenz, wie folgende Zahlen bestätigen: Diagramm E.1.3.5: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (total) F fehlt in 21 der 77 betreffenden Einheiten (27,3%) und ist somit fast doppelt so häufig abwesend wie D, das in 11 Einheiten (14,3%) fehlt. Bevor wir uns den nach TD und BU getrennten Resultaten widmen, zeigen wir im folgenden Diagramm die Anteile der gemeinsamen Präsenz von F und D sowie die Anteile der Präsenz von F ohne D respektive D ohne F in sämtlichen mehrsprachigen Einheiten: Diagramm E.1.3.6: Gemeinsame Präsenz von D und F (total) E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 285 803 mehrsprachige Einheiten enthalten sowohl D als auch F, 22 enthalten D ohne F und 11 enthalten F ohne D. D kommt häufiger ohne F vor als F ohne D. Nachdem wir die Anteile von D und F in sämtlichen in Biel erhobenen Einheiten betrachtet haben, behandeln wir im Folgenden die entsprechenden Ergebnisse einzeln für die Kategorien TD und BU. Zunächst werden die Resultate für TD vorgestellt, wiederum beginnend mit F und D in sämtlichen ein- und mehrsprachigen Einheiten. Diagramm E.1.3.7: D und F in allen Einheiten (TD) Beide Sprachen sind stark vertreten, D mit 577 von 593 oder 97,3% noch stärker als F mit 533 oder 89,9%. Während die Unterschiede in den Anteilen von D und F in sämtlichen TD-Einheiten weniger deutlich sind, wird in den einsprachigen Einheiten ein klarer Unterschied sichtbar: Diagramm E.1.3.8: D und F in einsprachigen Einheiten (TD) 286 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate 59 einsprachige TD-Einheiten sind in D, 16 in F. Bei insgesamt 75 einsprachigen TD-Einheiten entspricht dies Anteilen von 78,4% respektive 21,3%, womit D in TD deutlich häufiger alleine zu finden ist als F. Die hohen Anteile beider Sprachen in TD (Diagramm E.1.3.7) erklären sich also auch in Biel (vgl. E.1.1 und E.1.2 zu Freiburg und Murten) aus den entsprechend hohen Anteilen in mehrsprachigen Einheiten. Die im Folgenden dargestellten Resultate zeigen dies eindeutig: Diagramm E.1.3.9: D und F in mehrsprachigen Einheiten (TD) Sämtliche mehrsprachige Einheiten der Kategorie TD enthalten D, während F in einer einzigen nicht enthalten ist. Es handelt sich dabei um eine Einheit der Kategorie der Kopräsenzen, alle erhobenen Übersetzungen in TD enthalten folglich F und D. Entsprechend klar sind auch die Resultate zur gleichzeitigen Präsenz von F und D in den mehrsprachigen TD-Einheiten: E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 287 Diagramm E.1.3.10: Gemeinsame Präsenz von D und F (TD) Sämtliche 517 F enthaltende Einheiten enthalten auch D, 1 der 518 D enthaltenden Einheiten enthält F nicht. Insgesamt 517 der 518 mehrsprachigen TD-Einheiten enthalten somit gleichzeitig F und D und machen über 99% aus. Schliesslich stellen wir die entsprechenden Resultate für die Kategorie BU zusammen. Folgendes Diagramm zeigt die Anteile von F und D in allen ein- und mehrsprachigen in Biel erhobenen BU-Einheiten: Diagramm E.1.3.11: D und F in allen Einheiten (BU) D ist hier in 433 von 502 oder 86,3% der Einheiten vertreten, während der Anteil von F mit 342 der 502 entsprechenden Einheiten 68,1% beträgt. Beide Sprachen sind zwar in mehr als zwei Dritteln der BU-Einheiten präsent, die Unterschiede zwischen den Anteilen von D und F scheinen in BU allerdings deutlicher zu sein als in TD (vgl. Diagramm E.1.3.7). 288 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Die folgende Darstellung zeigt die Situation für die einsprachigen BU-Einheiten: Diagramm E.1.3.12: D und F in einsprachigen Einheiten (BU) D ist hier in 126 der 183 Einheiten vertreten und macht in der entsprechenden Kategorie einen Anteil von 68,9% aus, F erreicht mit 45 einen Anteil von 24,6%, 12 Einheiten verteilen sich auf andere Sprachen und entsprechen 6,5%. Während es in den einsprachigen BU-Einheiten beträchtliche Anteile von Einheiten gibt, die F (75,4%) respektive D (31,1%) nicht enthalten, stellt sich die Situation für die mehrsprachigen Einheiten wiederum anders dar: Diagramm E.1.3.13: D und F in mehrsprachigen Einheiten (BU) D und F erreichen in den mehrsprachigen Einheiten auch in BU hohe Anteile, 96,2% mit 307 zu 12 respektive 93,1% mit 297 zu 22 (dennoch halten wir fest, dass F häufiger abwesend ist als D, vgl. auch Diagramm E.1.3.9). Der verhält- E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 289 nismässig hohe Anteil von F ergibt sich also für BU ebenfalls zu einem grossen Teil aus dessen Präsenz in den mehrsprachigen Einheiten (die im Fall von Biel bekanntlich weitaus häufiger sind als die einsprachigen, vgl. B.3.2). Während für die TD-Einheiten eine Aufstellung der Anteile gemäss den Kategorien zur Art des Kontakts von D und F aufgrund der äusserst klaren Resultate (vgl. Diagramm E.1.3.9) nicht sinnvoll ist, unterteilen wir hier die BU-Einheiten genauer und zeigen zunächst die Resultate zur Kategorie der Übersetzungen. Diagramm E.1.3.14: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (BU) Wie in TD enthalten die mehrsprachigen Einheiten der Kategorie Übersetzung auch in BU fast ausnahmslos D und F: D fehlt in 1 der 257 Einheiten, F in 2, was jeweils Anteilen von unter 1% entspricht. 290 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Die Einheiten ohne F oder D gehören also hauptsächlich in die Kategorie der Kopräsenzen, wie die Zahlen im folgenden Diagramm bestätigen: Diagramm E.1.3.15: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (BU) D fehlt hier in 11 der 62 Einheiten, was einem Anteil von 17,7% entspricht. F fehlt in 20 Einheiten oder 32,2% und somit häufiger als D. Entsprechend lässt sich hier ein Unterschied zwischen D und F erkennen, was die gleichzeitige Anwesenheit der beiden Sprachen betrifft: Diagramm E.1.3.16: Gemeinsame Präsenz von D und F (BU) 11 der 297 BU-Einheiten mit F enthalten kein D (3,7%), 21 der 307 Einheiten mit D enthalten kein F (6,8%). Während 286 oder 89,6% der 319 mehrsprachigen BU-Einheiten D und F enthalten, ist in 11 mehrsprachigen BU-Einheiten F ohne D enthalten (3,4%) und in fast doppelt so vielen (21; 6,5%) D ohne F. E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 291 E.1.4 Aosta Die Anteile der beiden in der Untersuchung zu Aosta berücksichtigten Sprachen I und F werden hier in den einsprachigen und mehrsprachigen Einheiten analysiert. Als Grundlage dazu dienen auch hier sämtliche Analyseeinheiten, die in Aosta erhoben wurden. Während wir in B.4.2 die Resultate der gesamten erhobenen Einheiten sowie getrennt nach TD und BU jeweils direkt vergleichen, sollen hier die einzelnen Kategorien der ein- und mehrsprachigen Einheiten gegenübergestellt werden. Zuerst werden daher die Gesamtresultate betrachtet, anschliessend die Resultate für die Kategorien TD und BU getrennt. Das erste Diagramm zeigt die Präsenz von I und F in allen Einheiten, die in Aosta erhoben wurden. Unterschieden wird einzig zwischen Einheiten, die I respektive F enthalten, und denjenigen, welche I oder F nicht enthalten. Jede erhobene Einheit erscheint folglich wiederum zweimal, je einmal nach dem Kriterium I und F: Diagramm E.1.4.1: I und F in allen Einheiten (total) 707 der 803 in Aosta erhobenen Einheiten enthalten I, was einem Anteil von 88% entspricht. 492 Einheiten (oder 61,3%) enthalten F. Beide Sprachen sind also in mehr als der Hälfte der Einheiten präsent, wobei F in 311 (oder 38,7%) abwesend ist und I in lediglich 96 (oder 12%). 292 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate In den einsprachigen Einheiten unterscheiden sich die Anteile noch deutlicher: Diagramm E.1.4.2: I und F in einsprachigen Einheiten (total) I ist hier in 281 der 376 betreffenden Einheiten vorhanden, F in 90, was Anteilen von 74,7% respektive 23,9% entspricht. 5 Einheiten sind weder F noch I. Die Präsenz von F konzentriert sich also auf die mehrsprachigen Einheiten, wie wir im Folgenden feststellen können: Diagramm E.1.4.3: I und F in mehrsprachigen Einheiten (total) Während I in einer einzigen mehrsprachigen Einheit fehlt, ist F zwar in 25 der 427 mehrsprachigen Einheiten abwesend, aber dennoch in 94,1% (402) dieser Einheiten präsent. Die Unterteilung der mehrsprachigen Einheiten nach Übersetzung und Kopräsenz haben wir bereits in B.4.2 vorgenommen und uns dort auch mit den E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 293 Kriterien der Vollständigkeit und der Dominanz befasst. Für die Anteile von I und F zeigt sich in den Übersetzungen Folgendes: Diagramm E.1.4.4: I und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (total) Sowohl I als auch F sind in dieser Kategorie nahezu immer präsent, in einer der betreffenden Einheiten fehlt F. Die Kategorie der Übersetzungen unterscheidet sich diesbezüglich von derjenigen der Kopräsenzen: Diagramm E.1.4.5: I und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (total) Während I auch hier mit einer Ausnahme immer vorhanden ist, fehlt F in 24 (oder 24,5%) der 98 Einheiten mit Kopräsenz. 294 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Wir schliessen die Zusammenstellung der Gesamtresultate mit den Anteilen der gemeinsamen Präsenz von I und F in den mehrsprachigen Einheiten: Diagramm E.1.4.6: Gemeinsame Präsenz von I und F (total) 401 Einheiten enthalten gleichzeitig F und I (und machen 93,9% der mehrsprachigen Einheiten aus). 1 mehrsprachige Einheit enthält F ohne I, 25 mehrsprachige Einheiten enthalten I ohne F. I kommt in mehrsprachigen Einheiten somit häufiger ohne F vor (in 6,9% aller 427 mehrsprachigen Einheiten) als F ohne I. Betrachten wir nun die entsprechenden Resultate unter Berücksichtigung ausschliesslich der TD-Einheiten, beginnend mit der Präsenz von I und F in allen erhobenen ein- und mehrsprachigen Einheiten. Diagramm E.1.4.7: I und F in allen Einheiten (TD) E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 295 I ist in 410 oder 86,1% der insgesamt 476 TD-Einheiten vorhanden, F in 372 oder 78,1%. Beide Sprachen erreichen Anteile von über drei Vierteln, während I noch etwas häufiger präsent ist. Folgendes Diagramm zeigt die Anteile von I und F in den einsprachigen Einheiten: Diagramm E.1.4.8: I und F in einsprachigen Einheiten (TD) Wir stellen fest, dass in den einsprachigen TD-Einheiten keine anderen Sprachen als F und I vorhanden sind. 104 Einheiten sind auf I, 66 auf F, was Anteilen von 61,2% respektive 38,8% entspricht. Die folgende Zusammenstellung zeigt, dass sämtliche 306 mehrsprachige Einheiten der Kategorie TD I und F enthalten, womit sich bestätigt, dass die Einheiten ohne F oder I aus Diagramm E.1.4.7 den einsprachigen Einheiten aus Diagramm E.1.4.8 entsprechen. 296 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Diagramm E.1.4.9: I und F in mehrsprachigen Einheiten (TD) Im Folgenden betrachten wir die entsprechenden Resultate für die BU-Einheiten, beginnend mit den Anteilen von I und F in allen Einheiten: Diagramm E.1.4.10: I und F in allen Einheiten (BU) I ist in 297 von 327 Einheiten vertreten, was einem Anteil von 90,8% entspricht, F ist in 120 Einheiten vorhanden und erreicht einen - deutlich tieferen - Anteil von 36,7%. E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 297 Auch die Resultate für die einsprachigen BU-Einheiten sind deutlich: Diagramm E.1.4.11: I und F in einsprachigen Einheiten (BU) 177 oder 85,9% der einsprachigen Einheiten sind in I, 24 oder 11,6% in F. Auch in der Kategorie BU ist F also stärker in den mehrsprachigen Einheiten vertreten: Diagramm E.1.4.12: I und F in mehrsprachigen Einheiten (BU) Während lediglich eine einzige mehrsprachige BU-Einheit kein I enthält, fehlt F in 25 Einheiten. Dennoch erreichen die Einheiten mit F einen Anteil von 79,3% (zu 99,2% für I). 298 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate In der weiteren Unterteilung der mehrsprachigen Einheiten (vgl. A.3.3.2) betrachten wir zunächst die Kategorie der Übersetzungen: Diagramm E.1.4.13: I und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (BU) Hier handelt es sich mit Ausnahme von einer Einheit ohne F immer um eine gleichzeitige Präsenz von F und I, im Gegensatz zur Kategorie der Kopräsenzen: Diagramm E.1.4.14: I und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (BU) I ist auch hier mit einer Ausnahme immer vertreten, F fehlt allerdings in 24 der 65 Einheiten und ist somit in lediglich 63,1% der BU-Einheiten mit Kopräsenz vorhanden (I in 98,5%). E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 299 Während in TD eine Zusammenstellung der Anteile der Präsenz von F und I in Abhängigkeit von der jeweils anderen Sprache hinfällig ist, da sämtliche mehrsprachige TD-Einheiten I und F enthalten, stellen wir die entsprechenden Resultate für BU hier zusammen: Diagramm E.1.4.15: Gemeinsame Präsenz von I und F (BU) Während eine einzige der F enthaltenden Einheiten kein I enthält, ist F in 25 (oder 20,7%) der 120 mehrsprachigen Einheiten mit I nicht vertreten. 95 Einheiten enthalten F und I, was einem Anteil von 78,5% der 121 mehrsprachigen BU-Einheiten entspricht. E.1.5 Luxemburg In unserer Untersuchung zur LL von Luxemburg berücksichtigen wir die drei Sprachen F, D und L und betrachten hier deren Präsenz in den einsprachigen und mehrsprachigen Einheiten. Wir ziehen sämtliche in Luxemburg erhobenen Analyseeinheiten heran und stellen zuerst die Gesamtresultate und anschliessend die Zahlen zu den beiden Kategorien TD und BU vor. Das erste Diagramm zeigt die Anteile von F, D und L in allen Einheiten, unabhängig vom Kriterium der Ein- oder Mehrsprachigkeit. Unterschieden wird zwischen Einheiten mit und ohne F, mit und ohne D sowie mit und ohne L. Einheiten, die F (resp. D, resp. L) enthalten, können auch gleichzeitig D und/ oder L (resp. F und/ oder L, resp. F und/ oder D) enthalten. Einheiten, die beispielsweise F (resp. D, resp. L) nicht enthalten, enthalten nicht zwingend D oder L (resp. F oder L, resp. F oder D). Es wird also jede Einheit dreimal aufgeführt, je einmal nach dem Kriterium der Präsenz von F, D und L. 300 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Diagramm E.1.5.1: F, D und L in allen Einheiten (total) F ist in 1671 der 1811 Einheiten (92,3%) vertreten und somit in der Luxemburger LL deutlich häufiger präsent als D und L, die in 380 (21%) respektive 384 (21,2%) Einheiten präsent sind und fast identische Anteile erreichen. Für die einsprachigen Einheiten zeigt sich Folgendes: Diagramm E.1.5.2: F, D und L in einsprachigen Einheiten (total) F ist mit einer Präsenz in 913 von 1030 Einheiten (88,6%) auch hier klar am häufigsten vorhanden, gefolgt von L in 41 und D in 25 Einheiten. Diese beiden schwächer vertretenen Sprachen erreichen hier nicht mehr dieselben Anteile: L kommt in einsprachigen Einheiten häufiger vor als D. Auf sämtliche 1811 erhobenen Einheiten machen die einsprachigen in L (2,2%) und D (1,4%) jedoch sehr kleine Anteile aus. E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 301 Die mehrsprachigen Einheiten weisen folgende Präsenz von F, D und L auf: Diagramm E.1.5.3: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten (total) F ist auch hier die am stärksten vertretene Sprache und in 758 der 781 mehrsprachigen Einheiten zu finden, was einem Anteil von 97,1% entspricht. D und L erreichen wiederum ähnliche Anteile mit Präsenz in 355 (45,5%) respektive 343 (43,9%) der betreffenden Einheiten. Die mehrsprachigen Einheiten unterteilen wir in die Kategorien Übersetzung und Kopräsenz (vgl. A.3.3.2). Die Anteile von F, D und L stellen sich in den Einheiten mit Übersetzung folgendermassen dar: Diagramm E.1.5.4: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (total) Sowohl F als auch D sind in mehr als der Hälfte der Übersetzungen zu finden, F allerdings mit 266 von 273 oder 97,4% häufiger als D mit 221 oder 81%. L fehlt in 178 Einheiten und ist in lediglich 95 (oder 34,8%) präsent. Die in Diagramm E.1.5.3 festgestellten fast identischen Anteile für F und D in mehrsprachigen Einheiten gelten also nur, wenn die Übersetzungen und Kopräsenzen zusammen betrachtet werden. Trennen wir diese beiden Kategorien, 302 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate stellen wir fest, dass D überwiegend in den Übersetzungen vorhanden ist und L in den Kopräsenzen: Diagramm E.1.5.5: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (total) L erreicht hier mit 248 von 508 Einheiten einen Anteil von 48,8%, D mit 134 lediglich 26,4%. Keinen nennenswerten Unterschied zwischen Übersetzung und Kopräsenz gibt es in Bezug auf F: Die Sprache ist auch hier sehr stark vertreten, mit 492 von 508 Einheiten oder 96,9%. Wir schliessen die Betrachtung der Gesamtresultate mit der Untersuchung der gemeinsamen Präsenz der drei betreffenden Sprachen F, D und L in den mehrsprachigen Einheiten: Diagramm E.1.5.6: Gemeinsame Präsenz von F, D und L (total) D sowie L sind in weniger als der Hälfte der mehrsprachigen Einheiten mit F vorhanden (D in 344 von 758 oder 45,4%, L in 332 von 758 oder 43,8%). In mehrsprachigen Einheiten mit D oder L ist F hingegen in den meisten Fällen präsent: In 344 von 355 oder 96,9% der Einheiten mit D und in 332 von 343 oder 96,8% der Einheiten mit L. Einheiten mit D enthalten also in 96,9% der Fälle F gegen E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 303 29,6% L (105 von 355). Einheiten mit L enthalten in 96,8% F gegen 30,6% D (105 von 343). Die bisher angestellten Betrachtungen zur Präsenz der drei Sprachen lassen sich gesondert für die Kategorien TD und BU wiederholen. Auch für TD stellen wir zunächst die Anteile der drei Sprachen in allen ein- und mehrsprachigen Einheiten zusammen: Diagramm E.1.5.7: F, D und L in allen Einheiten (TD) Am stärksten präsent ist auch hier F (in 1021 von 1060 Einheiten oder 96,3%), gefolgt von D und L, die wiederum fast identische Anteile aufweisen (D ist in 231 oder 21,8%, L in 228 oder 21,5% der entsprechenden 1060 Einheiten präsent). In den einsprachigen TD-Einheiten sind die Unterschiede zwischen F und D respektive L noch deutlicher: Diagramm E.1.5.8: F, D und L in einsprachigen Einheiten (TD) Nur gerade 35 der 667 einsprachigen TD-Einheiten sind nicht in F (Einheiten in F machen somit einen Anteil von 94,8% aus). 12 sind auf D (1,8%) und 21 auf L (3,2%), das in dieser Kategorie häufiger vorzukommen scheint als D. 304 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Wesentlich häufiger anzutreffen sind D und L in den mehrsprachigen TD-Einheiten: Diagramm E.1.5.9: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten (TD) Zwar dominiert auch hier klar F mit einer Präsenz in 389 von 393 Einheiten (99%), D und L sind aber in den entsprechenden Einheiten ebenfalls häufiger präsent als abwesend und erreichen mit 219 zu 174 respektive 207 zu 186 Einheiten Anteile von 55,7% respektive 52,7%. Berücksichtigen wir lediglich die als Übersetzungen kategorisierten TD-Einheiten, erhalten wir die folgenden Resultate: Diagramm E.1.5.10: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (TD) F ist einmal mehr sehr stark präsent (in 162 oder 99,4% der 163 betreffenden Einheiten). Im Gegensatz zu anderen Kategorien erreicht hier allerdings auch die Präsenz von D einen beträchtlichen Anteil mit 138 von 163 oder 84,7%. L ist in 53 Einheiten präsent (32,5%). Die Anteile der Präsenz von D und L unterscheiden sich in den Übersetzungen der Kategorie TD deutlich, wobei D klar häufiger präsent ist. E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 305 In der Kategorie der Kopräsenzen verhält es sich anders: Diagramm E.1.5.11: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (TD) L ist hier stärker vertreten als D und erreicht mit 154 von 230 einen Anteil von 67%, der deutlicher höher ist als derjenige von D mit 81 oder 35,2% der 230 entsprechenden Einheiten. F ist auch hier fast immer präsent (in 227 Einheiten oder 98,7%). Betrachten wir die gemeinsame Präsenz der drei Sprachen in den mehrsprachigen TD-Einheiten: Diagramm E.1.5.12: Gemeinsame Präsenz von F, D und L (TD) In Einheiten mit F ist in der Mehrheit der Fälle auch D oder L vorhanden (in 216 zu 173 oder 55,5% respektive 205 zu 184 oder 52,7%). In Einheiten mit D respektive L ist F fast immer (216 von 219 oder 98,6% respektive 205 von 207 oder 99%) vorhanden, L in 26,9% (59 von 219) respektive D in 28,5% (59 von 207). 306 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Was die BU-Einheiten betrifft sind die Anteile der Präsenz von F, D und L in allen ein- und mehrsprachigen Einheiten die Folgenden: Diagramm E.1.5.13: F, D und L in allen Einheiten (BU) In 650 der 751 Einheiten ist F vorhanden (86,6%), in 149 D (19,8%) und in 156 L (20,8%). Wie für die TD-Einheiten gelten für diejenigen der Kategorie BU die klar stärkste Präsenz von F (allerdings hier weniger deutlich mit 86,6% der Einheiten vs. 96,3% in TD) und die nahezu identischen Anteile für F und D. Auch die einsprachigen BU-Einheiten weisen keine grossen Unterschiede zu TD auf: Diagramm E.1.5.14: F, D und L in einsprachigen Einheiten (BU) F dominiert in 281 der 363 Einheiten (77,4%) zwar weniger stark als in TD, ist aber dennoch deutlich häufiger vorhanden als D (13 von 363 oder 3,6%) und L (20 von 363 oder 5,5%). E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 307 Die beiden letzteren Sprachen sind also in den einsprachigen Einheiten unterdurchschnittlich vertreten und somit vorwiegend in mehrsprachigen Einheiten zu finden: Diagramm E.1.5.15: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten (BU) D und F sind hier in je 136 der 388 Einheiten vertreten, was einen Anteil von 35,1% ausmacht, F ist in 369 Einheiten vorhanden (95,1%). Unterschiede zwischen der Präsenz von D und L stellen wir auch im Fall von BU bei der Unterteilung der mehrsprachigen Einheiten in Übersetzung und Kopräsenz fest: Diagramm E.1.5.16: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (BU) 308 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate In den Übersetzungen ist neben F mit 104 von 110 (94,5%) Einheiten auch D in einer Mehrheit der Fälle vorhanden (83 der 110 Einheiten oder 75,5%). L hingegen ist in lediglich 42 oder 38,2% der betreffenden Einheiten präsent und damit auch in BU eher in Kopräsenzen als in Übersetzungen zu finden: Diagramm E.1.5.17: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (BU) Während in dieser Kategorie wiederum nur F in mehr als der Hälfte der betreffenden Einheiten vorhanden ist (265 von 278 oder 95,3%), ist L hier mit 94 (33,8%) häufiger vertreten als D mit 53 (19%). Wir schliessen die Untersuchung zur Präsenz von F, D und L mit der Betrachtung der gemeinsamen Präsenz dieser drei Sprachen in BU: Diagramm E.1.5.18: Gemeinsame Präsenz von F, D und L (BU) Von den 369 mehrsprachigen BU-Einheiten, die F enthalten, enthalten 128 auch D (34,7%) und 127 auch L (34,4%). Einmal mehr stellen wir nahezu identische Anteile für D und L fest. Allerdings enthalten die mehrsprachigen Einheiten mit F in BU in der Mehrheit der Fälle D und/ oder L nicht, im Gegensatz zu TD (vgl. E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 309 Diagramm E.1.5.12). Mehrsprachige Einheiten mit F und/ oder L scheinen also häufiger durch die Behörden erstellt zu werden als durch Private. F ist in Einheiten mit D respektive L auch in BU stark vertreten mit 128 von 136 (94,1%) respektive 127 von 136 (93,4%). Die Anteile für L in Einheiten mit D und für D in Einheiten mit L sind identisch (46 zu 90 oder 33,8%), da in BU gleichviele (136, vgl. Diagramm E.1.5.15) mehrsprachige Einheiten D enthalten wie L. Wie wir gezeigt haben, darf daraus allerdings nicht geschlossen werden, dass es sich um dieselben Einheiten handelt. E.1.6 Aarau In den Untersuchungen zu den mehrsprachigen Städten (B.1-B.5; E.1.1-E.1.5; E.2.1-E.2.5) werden jeweils diejenigen Sprachen berücksichtigt, die - entweder auf Gemeindeebene oder auf der nächsten höheren mehrsprachigen Verwaltungsebene - über einen offiziellen Status verfügen. Im Fall der einsprachigen Stadt Aarau, die sich in einem einsprachigen Verwaltungskreis eines einsprachigen Kantons befindet (und aus diesem Grund auch als Vergleichsstadt ausgewählt wurde), berücksichtigen wir neben der offiziellen Sprache D die beiden weiteren Amtssprachen der Schweiz, F und I. Zunächst betrachten wir alle Einheiten ohne Unterscheidung zwischen TD und BU und stellen als erstes D, F und I in sämtlichen erhobenen Einheiten vor, unabhängig vom Kriterium der Ein- oder Mehrsprachigkeit. Jede Einheit wird im folgenden Diagramm dreimal aufgeführt (je einmal nach D, F und I, vgl. auch E.1.5): Diagramm E.1.6.1: D, F und I in allen Einheiten (total) D ist in 619 oder 97,9% der 632 erhobenen Einheiten vorhanden, F in 24 (3,8%), I in 23 (3,6%). 310 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Im Folgenden betrachten wir ausschliesslich die einsprachigen Einheiten: Diagramm E.1.6.2: D, F und I in einsprachigen Einheiten (total) 540 der 551 einsprachigen Einheiten sind in D (98%), 3 in I (0,5%), keine in F und folglich 8 in anderen Sprachen (1,5%). F und I finden sich also häufiger in mehrsprachigen Einheiten: Diagramm E.1.6.3: D, F und I in mehrsprachigen Einheiten (total) F in 24 der 81 Einheiten (oder 29,6%), I in 20 (oder 24,7%). D ist auch in den mehrsprachigen Einheiten meist vorhanden (in 79 von 81 Einheiten oder 97,5%). Berücksichtigen wir ausschliesslich die TD-Einheiten, zeigt sich folgende Situation für die Präsenz von D, I und F in allen ein- und mehrsprachigen Einheiten: E.1 Präsenz der berücksichtigten Sprachen 311 Diagramm E.1.6.4: D, F und I in allen Einheiten (TD) D ist in allen 395 TD-Einheiten vorhanden, F in 8 und I in 9 (2% resp. 2,3%). Sämtliche 383 einsprachigen TD-Einheiten sind auf D, die Einheiten mit F respektive I sind alle mehrsprachig und enthalten zusätzlich D. In BU sind F und I etwas häufiger zu finden: Diagramm E.1.6.5: D, F und I in allen Einheiten (BU) 16 von allen 237 ein- und mehrsprachigen BU-Einheiten enthalten F (6,8%), 14 I (5,9%). D ist in 224 Einheiten oder 94,5% vorhanden. 312 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Auch in den einsprachigen BU-Einheiten ist D nicht immer vertreten: Diagramm E.1.6.6: D, F und I in einsprachigen Einheiten (BU) 157 von 168 einsprachigen BU-Einheiten sind auf D (93,4%), 3 auf I (1,8%), einsprachige Einheiten auf F wurden keine erhoben, die übrigen 8 Einheiten (4,8%) verteilen sich auf andere Sprachen. F und I sind also am häufigsten in mehrsprachigen Einheiten der Kategorie BU zu finden: Diagramm E.1.6.7: D, F und I in mehrsprachigen Einheiten (BU) F ist in 16 der betreffenden 69 Einheiten vorhanden (23,2%), I in 11 (15,9%). 67 der 69 mehrsprachigen BU-Einheiten enthalten auch D (97,1%). E.2 Räumliche Unterschiede in der Linguistic Landscape? 313 E.2 Räumliche Unterschiede in der Linguistic Landscape? - Ein Vergleich zwischen Altstadt und Gesamtgebiet E.2.1 Freiburg Während wir uns in B.1.2, B.1.3 und E.1.1 jeweils mit sämtlichen Einheiten aus dem gesamten Stadtgebiet befasst haben, betrachten wir hier nur die Einheiten, die im historischen Stadtzentrum aufgenommen wurden, um die entsprechenden Resultate mit den Gesamtresultaten zu vergleichen. Wir haben dazu ein Territorium ausgewählt, das die Freiburger ‹Altstadt› umfasst (vgl. Anhang F.3) und beschränken uns hier aufgrund der reduzierten Datenmengen von insgesamt 267 Einheiten auf die Betrachtung der Kategorien einsprachige und mehrsprachige Einheiten sowie auf die Präsenz von F und D. Sämtliche Resultate werden wiederum sowohl in der Gesamtheit als auch getrennt nach TD und BU wiedergegeben und jeweils direkt durch die entsprechenden Resultate aus dem gesamten Stadtgebiet ergänzt. Diagramm E.2.1.1a: Altstadt: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) 314 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Diagramm E.2.1.1b: Gesamtgebiet: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Mehrsprachige Einheiten scheinen in der Altstadt häufiger vorzukommen. Mit 113 von 267 Einheiten machen sie 42,3% der in der Altstadt erhobenen Einheiten aus, während insgesamt lediglich 311 von 965 oder 32,2% der Einheiten mehrsprachig sind (vgl. B.1.2). Die meisten mehrsprachigen Einheiten in der Altstadt gehören zur Kategorie BU (64 von 113 oder 86,6%). Allerdings sind die Unterschiede zwischen dem Gesamtresultat und dem Resultat für die Altstadt diesbezüglich für TD grösser: Während 23,8% der gesamten TD-Einheiten mehrsprachig sind, sind es für die Altstadt 49 von 127 oder 38,9%. Es gilt jedoch festzuhalten, dass sich ein grosser Anteil der BU-Einheiten in der Altstadt befindet (140 von insgesamt 416 oder 33,7% der BU-Einheiten sind im eingegrenzten Altstadtterritorium zu finden). Ob der hohe Anteil mehrsprachiger Einheiten in BU nun damit zu erklären ist, dass sich diese Einheiten zu einem grossen Teil in der zentralen Altstadt befinden, oder ob die LL der Altstadt mehrsprachiger ist, weil sich dort mehr BU-Einheiten befinden, lässt sich nicht beantworten. Die Tatsache, dass auch die TD-Einheiten in der Altstadt vermehrt mehrsprachig sind, weist jedoch darauf hin, dass eher Ersteres zutrifft. Wobei auch diese Aussage wiederum zu relativieren ist, da ein grosser Anteil der Mehrsprachigkeit der TD-Einheiten in der Altstadt von den zweisprachigen Strassenschildern stammt, die ausserhalb der Altstadt nicht oder kaum anzutreffen sind. Die Dichte der LL und ihre Funktionen in der Altstadt scheinen jedenfalls im Fall von Freiburg die Präsenz der Mehrsprachigkeit grundsätzlich zu erhöhen. E.2 Räumliche Unterschiede in der Linguistic Landscape? 315 Betrachten wir nun die Präsenz von F und D, unabhängig von Ein- oder Mehrsprachigkeit der Einheiten, zunächst für F: Diagramm E.2.1.2a: Altstadt: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.1.2b: Gesamtgebiet: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Ausser einer leichten Abnahme der Einheiten, die kein F enthalten, lassen sich in BU keine nennenswerten Unterschiede zwischen Altstadt und Gesamtgebiet erkennen. Für D gilt dies jedoch nicht: 316 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Diagramm E.2.1.3a: Altstadt: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.1.3b: Gesamtgebiet: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Während D insgesamt in 297 von 965 oder 30,8% der Einheiten präsent ist, enthalten 108 der 267 in der Altstadt aufgenommenen Einheiten D, was einem Anteil von 40,4% entspricht. Dass die Unterschiede diesbezüglich noch weit deutlicher sind als für ein- und mehrsprachige Einheiten, weist darauf hin, dass sich auch die einsprachigen Einheiten auf D zu einem grossen Teil in der Altstadt befinden. Die Zunahme der Präsenz von D in der Altstadt gilt auch hier stärker für TD als für BU, wobei in der Interpretation die bereits genannten Vorbehalte gelten müssen. Kurz zusammengefasst können wir festhalten, dass die - wie bereits mehrfach gesehen - meist D enthaltenden mehrsprachigen Einheiten in der Altstadt häufiger vorkommen als anderswo, was auch für die insgesamt seltenen einsprachigen Einheiten in D gilt, wodurch sich eine Konzentration von D in der Altstadt ergibt. E.2 Räumliche Unterschiede in der Linguistic Landscape? 317 E.2.2 Murten In B.2.2, B.2.3 und E.1.2 haben wir sämtliche im gesamten Gebiet der Gemeinde Murten erhobenen Einheiten berücksichtigt. Im Folgenden werden wir uns ausschliesslich mit denjenigen Einheiten befassen, die im historischen Stadtzentrum erhoben wurden. Das ausgewählte Territorium umfasst die Murtner Altstadt (vgl. Anhang F.3). Da die Datenmenge hier mit insgesamt 95 Einheiten eher gering ist, werden wir lediglich die Kategorien einsprachige und mehrsprachige Einheiten sowie die Präsenz von F und D betrachten. Dennoch geben wir die Resultate sowohl in der Gesamtheit als auch getrennt nach TD und BU wieder und ergänzen sie jeweils direkt durch die entsprechenden Resultate aus B.2.2 und E.1.2 zum gesamten Gemeindegebiet. Wir beginnen mit den Resultaten zum Verhältnis zwischen einsprachigen und mehrsprachigen Einheiten: Diagramm E.2.2.1a: Altstadt: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.2.1b: Gesamtgebiet: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) 318 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Wir stellen fest, dass es diesbezüglich mehrere Unterschiede zwischen der Altstadt und dem gesamten Stadtgebiet gibt. Zunächst fällt auf, dass in der Altstadt die mehrsprachigen Einheiten mit 53 zu 42 (oder 55,8% zu 44,2%) häufiger sind als die einsprachigen, während insgesamt die einsprachigen Einheiten mit 260 zu 204 (oder 56% zu 44%) überwiegen. Betrachten wir die Zahlen getrennt nach TD und BU, stellen wir fest, dass sich dies daraus ergibt, dass in der Altstadt die einsprachigen Einheiten in TD weniger stark dominieren und dass gleichzeitig die mehrsprachigen Einheiten in BU in der Altstadt stärker dominieren. Dadurch, dass die BU-Einheiten in der Altstadt insgesamt überwiegen, wirkt sich dies noch deutlicher aus. Wir betrachten weiter die Präsenz von F und D, unabhängig von der Ein- oder Mehrsprachigkeit der Einheiten: Diagramm E.2.2.2a: Altstadt: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.2.2b: Gesamtgebiet: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) E.2 Räumliche Unterschiede in der Linguistic Landscape? 319 Wie wir bereits festgestellt haben, ist F vor allem in mehrsprachigen Einheiten vertreten, wodurch wir hier Verhältnisse feststellen, die den Verhältnissen zwischen ein- und mehrsprachigen Einheiten ähnlich sind: Während insgesamt weniger als die Hälfte der Einheiten F enthalten (215 von 464 oder 46,3%), ist es in der Altstadt mit 51 von 95 oder 53,7% in mehr als der Hälfte vertreten. In Bezug auf TD und BU stellen wir fest, dass in der Altstadt jeweils weniger TD-Einheiten kein F enthalten und mehr BU-Einheiten F enthalten als insgesamt. Diagramm E.2.2.3a: Altstadt: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.2.3b: Gesamtgebiet: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) In Bezug auf D gibt es hingegen kaum Unterschiede, die Mehrheitssprache ist in der Altstadt ebenso häufig vertreten wie in den übrigen Stadtgebieten. Die Besonderheit der LL in der Altstadt zeichnet sich also aus durch die verstärkte Vertretung mehrsprachiger Einheiten, die meist auch F enthalten, was mit einem höheren Anteil an BU-Einheiten einhergeht. 320 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate E.2.3 Biel Eine Auswahl der Resultate zu den Analysen der im gesamten Gebiet der Gemeinde Biel erhobenen Einheiten soll hier verglichen werden mit den Resultaten derselben Untersuchungen zu den Einheiten, die im historischen Stadtzentrum aufgenommen wurden. Das ausgewählte Territorium umfasst die Bieler Altstadt (vgl. Anhang F.3). Wir betrachten die Anteile ein- und mehrsprachiger Einheiten sowie die Präsenz von F und D. Die Resultate werden in der Gesamtheit sowie getrennt nach TD und BU dargestellt, die Zahlen zum Stadtzentrum und zum Gesamtgebiet der Stadt Biel werden direkt verglichen. Die erste Zusammenstellung widmet sich den Anteilen ein- und mehrsprachiger Einheiten: Diagramm E.2.3.1a: Altstadt: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.3.1b: Gesamtgebiet: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) E.2 Räumliche Unterschiede in der Linguistic Landscape? 321 In der Altstadt sind 49 oder 70% der 70 erhobenen Einheiten mehrsprachig. Von den einsprachigen Einheiten gehört eine in die Kategorie TD, 20 in die Kategorie BU, wo sie einen Anteil von 37% ausmachen (20 von 54). Wie in anderen Städten (vgl. E.2.1, E.2.2, E.2.5) unterscheidet sich das Verhältnis zwischen TD und BU in Altstadt und Gesamtgebiet auch in Biel durch einen grösseren BU-Anteil in der Altstadt. Der deutlich höhere Anteil mehrsprachiger Einheiten in TD (vgl. B.3.2) fällt daher in den Gesamtresultaten der Altstadt weniger ins Gewicht als in den Gesamtresultaten für das ganze Stadtgebiet, kurz: Der Anteil mehrsprachiger Einheiten ist in der Altstadt tiefer als im Durchschnitt. Unabhängig vom Kriterium der Ein- und Mehrsprachigkeit können wir die Präsenz der beiden berücksichtigten Sprachen F und D betrachten, zunächst die Anteile für F: Diagramm E.2.3.2a: Altstadt: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.3.2b: Gesamtgebiet: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) 51 der 70 in der Altstadt erhobenen Einheiten enthalten F, in 19 fehlt dieses, was einem Anteil von 72% für die Präsenz von F entspricht. 15 der 16 TD-Einheiten 322 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate (93,8%) und 36 der 54 BU-Einheiten (66,7%) enthalten F. Nicht nur die Mehrsprachigkeit, sondern auch F scheint in der Altstadt in TD häufiger vertreten zu sein als in BU (wir arbeiten hier allerdings mit einer geringen Datenmenge). Im Vergleich zu den Resultaten für das gesamte Stadtgebiet zeigt sich in der Altstadt ein etwas geringerer Anteil von F mit 72% zu 79,9%, was dem ebenfalls geringeren Anteil mehrsprachiger Einheiten entspricht, den wir zuvor festgestellt haben: Aus den Resultaten in E.1.3 wissen wir, dass F besonders in mehrsprachigen Einheiten stark vertreten ist. Abschliessend betrachten wir die Anteile der Präsenz von D: Diagramm E.2.3.3a: Altstadt: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.3.3b: Gesamtgebiet: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) In der Altstadt ist D in 57 oder 81,4% Einheiten vertreten und fehlt somit in 13, die alle zur Kategorie BU gehören und dort 24,1% der Einheiten ausmachen. In TD ist D in sämtlichen 16 Einheiten zu finden. In BU sind auch die Anteile von D in der Altstadt kleiner als im gesamten Stadtgebiet. Zusammen mit den ebenfalls geringeren Anteilen von F deutet dies auf höhere Anteile anderer Sprachen hin. E.2 Räumliche Unterschiede in der Linguistic Landscape? 323 Die in der Altstadt erhobenen Einheiten unterscheiden sich von den im gesamten Stadtgebiet erhobenen durch einen kleineren Anteil sowohl mehrsprachiger Einheiten als auch der beiden Sprachen F und D. Der Vergleich mit den Gesamtresultaten zeigt, dass die Unterschiede zwischen Altstadt und Gesamtgebiet innerhalb der Kategorien TD und BU weniger gross sind als bei einer Berücksichtigung aller Einheiten beider Kategorien (TD und BU zusammen). Dies bedeutet, dass die Unterschiede zwischen Altstadt und Gesamtgebiet im Fall von Biel in erster Linie durch den grösseren Anteil an BU-Einheiten in der Altstadt zu erklären sind, die sich ihrerseits in der Altstadt nicht anders zu verhalten scheinen als ausserhalb (jedoch grundsätzlich anders als die TD-Einheiten, die sich in der Altstadt wiederum ähnlich präsentieren wie im Gesamtgebiet). E.2.4 Aosta Einige der in B.4.2 und E.1.4 vorgestellten Untersuchungen werden auch für Aosta zusätzlich mit Beschränkung auf die im historischen Stadtzentrum aufgenommenen Einheiten durchgeführt (vgl. Anhang F.3). Wir beschränken uns auf die Untersuchung der Anteile einsprachiger und mehrsprachiger Einheiten sowie auf die Präsenz von F und I. Die Resultate werden in der Gesamtheit der betreffenden Einheiten und getrennt nach TD und BU vorgestellt und den entsprechenden Resultaten für das gesamte Stadtgebiet gegenübergestellt. Diagramm E.2.4.1a: Altstadt: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) 324 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Diagramm E.2.4.1b: Gesamtgebiet: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) In der Altstadt überwiegen die mehrsprachigen Einheiten insgesamt mit 165 zu 142 oder 53,7% zu 46,3%. Dies gilt auch bei einer Beschränkung der Betrachtung auf die TD-Einheiten, wo einsprachige Einheiten mit 56 von 161 einen Anteil von 34,8% ausmachen, während sie in BU mit 86 von 146 oder 58,9% überwiegen. Dieser Unterschied ist auch für die im gesamten Stadtgebiet erhobenen Einheiten festzustellen: Die mehrsprachigen Einheiten überwiegen dort in TD mit 64,3%, die einsprachigen in BU mit 63%. Die - im Verhältnis zu den Schweizer Städten (vgl. E.2.1-E.2.3) - geringen Unterschiede zwischen Altstadt und Gesamtgebiet lassen sich mit einer gleichmässigen Verteilung der Einheiten in der Altstadt auf TD und BU erklären, während in anderen untersuchten Städten die BU-Einheiten in diesem Gebiet überwiegen (vgl. E.2.1-E.2.3). Wir betrachten im Folgenden die Präsenz von F und I in allen ein- und mehrsprachigen Einheiten und beginnen mit F: Diagramm E.2.4.2a: Altstadt: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) E.2 Räumliche Unterschiede in der Linguistic Landscape? 325 Diagramm E.2.4.2b: Gesamtgebiet: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) In der Altstadt ist F insgesamt in 194 oder 63,2% der 307 Einheiten vertreten (492 von 803 oder 61,3% im Gesamtgebiet). In TD enthalten 138 von 161 Einheiten (oder 85,7%) F, in BU 56 von 146 oder 38,4% (zu 372 von 476 oder 78,1% respektive 120 von 327 oder 36,7% im Gesamtgebiet). Auch hier scheint sich die LL der Altstadt kaum von derjenigen des gesamten Stadtgebietes abzuheben, lediglich in TD lässt sich eine grössere Präsenz von F in der Altstadt festhalten (86,8% zu 78,1%). Auch in Bezug auf I verhält sich die LL der Altstadt kaum anders als die LL des Gesamtgebietes: Diagramm E.2.4.3a: Altstadt: I in allen Einheiten (nach total, TD und BU) 326 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Diagramm E.2.4.3b: Gesamtgebiet: I in allen Einheiten (nach total, TD und BU) I ist sowohl in der Altstadt (261 von 307 oder 85%) als auch im Gesamtgebiet (707 von 803 oder 88%) in einer grossen Mehrheit der Einheiten vorhanden. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen TD (128 von 161 oder 79,5%) und BU (133 von 146 oder 91,1%). Im Fall von Aosta scheint sich die LL der Altstadt nur in einzelnen Punkten und meist nur geringfügig vor der LL des Gesamtgebiets zu unterscheiden. Die Unterschiede zwischen TD und BU sind in Aosta zwar grösser als in anderen betrachteten Städten (vgl. B.1, B.2, B.3, B.5), jedoch entsprechen die Anteile von TD und BU in der Altstadt mit 52% zu 47,6% in etwa deren Gesamtanteilen (59,3% zu 40,7%) und innerhalb der beiden Kategorien unterscheiden sich die Anteile ein- und mehrsprachiger Einheiten oder der untersuchten Sprachen kaum zwischen Altstadt und Gesamtgebiet. E.2.5 Luxemburg Auch für Luxemburg stellen wir einen Vergleich zwischen den Resultaten zur LL des gesamten Stadtgebietes und den Resultaten zur LL im historischen Stadtzentrum an. Für die Stadt Luxemburg ist die Abgrenzung eines Altstadtgebietes schwieriger als in anderen Fällen, wir haben entschieden, uns auf das Gebiet der Oberstadt zu beschränken (vgl. Anhang F.3). Im Folgenden vergleichen wir die Untersuchungen zu den Anteilen ein- und mehrsprachiger Einheiten sowie zur Präsenz von F, D und L in der Altstadt und im Gesamtgebiet. Die Kategorien TD und BU werden ebenfalls berücksichtigt. E.2 Räumliche Unterschiede in der Linguistic Landscape? 327 Die Verteilung der ein- und mehrsprachigen Einheiten ist Folgende: Diagramm E.2.5.1a: Altstadt: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.5.1b: Gesamtgebiet: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) In der Altstadt überwiegen die mehrsprachigen Einheiten mit 101 zu 92 oder 52,3% leicht, während insgesamt die einsprachigen Einheiten häufiger vorkommen, mit 1030 zu 781 oder 56,9%. Dieser Unterschied ergibt sich zum einen aus dem überdurchschnittlichen Anteil an BU-Einheiten in der Altstadt (diese sind sowohl in der Altstadt mit 54 zu 43 als auch insgesamt mit 388 zu 363 häufiger mehrsprachig) und zum anderen aus dem grösseren Anteil der mehrsprachigen Einheiten in der Kategorie TD. In der Altstadt sind in TD 47 zu 49 Einheiten mehrsprachig (49%), insgesamt lediglich 393 zu 667 (37%). 328 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Unabhängig von der Ein- oder Mehrsprachigkeit betrachten wir die Anteile der drei berücksichtigten Sprachen, beginnend mit F: Diagramm E.2.5.2a: Altstadt: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.5.2b: Gesamtgebiet: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Hier gibt es kaum nennenswerte Unterschiede zwischen Altstadt und Gesamtgebiet. F ist in der Altstadt insgesamt in 176 von 193 Einheiten (91,2%) präsent und im Gesamtgebiet in 1671 von 1811 Einheiten (92,3%). In TD ist die Präsenz von F noch stärker als in BU, was sowohl für die Altstadt (94 von 96 oder 97,9% zu 82 von 97 oder 84,5%) als auch für das Gesamtgebiet gilt (1021 von 1060 oder 96,3% zu 650 von 751 oder 86,6%). E.2 Räumliche Unterschiede in der Linguistic Landscape? 329 Auch für D zeigen sich ähnliche Anteile in Altstadt und Gesamtgebiet: Diagramm E.2.5.3a: Altstadt: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.5.3b: Gesamtgebiet: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) In der Altstadt erreicht D insgesamt einen Anteil von 43 zu 150 oder 22,3% (Gesamtgebiet: 380 zu 1430 oder 21%), in TD 25 zu 71 oder 26% (Gesamtgebiet: 231 zu 829 oder 21,8%) und in BU 18 zu 79 oder 18,6% (Gesamtgebiet: 149 zu 601 oder 19,9%). 330 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Diagramm E.2.5.4a: Altstadt: L in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.5.4b: Gesamtgebiet: L in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Für L sind die Unterschiede zwischen Altstadt und Gesamtgebiet ebenfalls eher gering (somit gilt auch für die Altstadt, dass D und L ähnliche bis identische Anteile erreichen): 41 von 193 oder 21,2% der Einheiten in der Altstadt enthalten insgesamt L, 25 von 96 oder 26% in TD und 16 von 97 oder 16,5% in BU. Im gesamten Stadtgebiet sind es 384 von 1811 oder 19,2%, respektive 228 von 1060 oder 21,5% in TD und 156 von 751 oder 20,8% in BU. Ein Vergleich zwischen den in der Altstadt und den im gesamten Stadtgebiet erhobenen Einheiten zeigt zwar einen Unterschied im Bereich der Anteile ein- und mehrsprachiger Einheiten auf, nicht jedoch in Bezug auf die Anteile von F, D und L. Da in beiden Fällen sehr grosse Anteile der Einheiten F enthalten, ist davon auszugehen, dass die Mehrsprachigkeit in der Altstadt zu einem grossen Teil der Präsenz anderer Sprachen zuzurechnen ist. E.2 Räumliche Unterschiede in der Linguistic Landscape? 331 E.2.6 Aarau Schliesslich vergleichen wir hier auch für Aarau die Resultate aus dem gesamten Stadtgebiet mit denen einer eingeschränkten Datensammlung aus der Altstadt (vgl. Anhang F.3) und kommentieren die Resultate in aller Kürze. Berücksichtigt werden die Kategorien einsprachige und mehrsprachige Einheiten sowie die Präsenz von D, F und I, jeweils in der Gesamtheit sowie nach TD und BU. Diagramm E.2.6.1a: Altstadt: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.6.1b: Gesamtgebiet: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) 16 der 81 mehrsprachigen Einheiten befinden sich in der Altstadt und machen dort einen Anteil von 43,2% aus. Die mehrsprachigen Einheiten konzentrieren sich also nicht auf die Altstadt, scheinen dort aber dennoch häufiger vorzukommen. 2 der 16 mehrsprachigen Einheiten in der Altstadt gehören in die Kategorie TD. 332 E Anhang I - Untersuchungen: ausführliche Resultate Auch F und I kommen nicht ausschliesslich im historischen Stadtzentrum vor. Diagramm E.2.6.2a: Altstadt: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.6.2b: Gesamtgebiet: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.6.3a: Altstadt: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) E.2 Räumliche Unterschiede in der Linguistic Landscape? 333 Diagramm E.2.6.3b: Gesamtgebiet: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.6.4a: Altstadt: I in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.6.4b: Gesamtgebiet: I in allen Einheiten (nach total, TD und BU) F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen F.1 Übersicht zu den untersuchten Städten Gemeinde (Stadt) Freiburg Murten Biel Aosta Luxemburg Aarau Staat-/ Offizielle Sprache(n) 108 Schweiz-/ D, F, I, R 109 Schweiz-/ D, F, I, R Schweiz-/ D, F, I, R Italien-/ I 110 Luxemburg-/ D, F, L Schweiz-/ D, F, I, R Verwaltungsebene 1 111 -/ Offizielle Sprache(n) Kanton Freiburg-/ D, F Kanton Freiburg-/ D, F Kanton Bern-/ D, F Regione Autonoma Valle d’Aosta-/ F, I District de Luxembourg-/ D, F, L Kanton Aargau-/ D Verwaltungsebene 2-/ Offizielle Sprache(n) Saanebezirk-/ F Seebezirk-/ D, F Verwaltungsregion Seeland-/ D, F Canton de Luxembourg-/ D, F, L Bezirk Aarau-/ D Verwaltungsebene 3-/ Offizielle Sprache(n) Verwaltungskreis Biel/ Bienne-/ D, F Offizielle Sprache(n) Gemeinde F D D, F F, I D, F, L D in der Untersuchung Berücksichtigte Sprachen D, F D, F D, F F, I D, F, L D, F, I 108 jeweils in alphabetischer Reihenfolge 109 R = Rätoromanisch 110 ohne Regionalsprachen 111 Gemeint ist jeweils die nächsttiefere Verwaltungsebene absteigend von Staat bis Gemeinde. 336 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Gemeinde (Stadt) Freiburg Murten Biel Aosta Luxemburg Aarau Bevölkerung 112 38-829 8-168 54-456 34-390 116-323 21-036 Fläche 9,3-km 2 24,8 km 2 21,3 km 2 21,4 km 2 51,5 km 2 12,3 km 2 F.2 Termine der Datenerhebung F.2.1 Untersuchte Städte Aarau : 09. November 2012 / 30. Juni 2015 / 01. Juli 2015 / 02. Juli 2015 / 08. Juli 2015 / 09. Juli 2015 Aosta : 18. Juli 2012 / 22. März 2014 / 23. März 2014 / 26. April 2014 / 27. April 2014 / 10. Mai 2014 / 11. Mai 2014 Biel : 25. Oktober 2012 / 02. November 2012 / 04. Juni 2015 / 05. Juni 2015 / 11. Juni 2015 / 15.-Juni 2015 / 18. Juni 2015 / 19. Juni 2015 / 23. Juni 2015 / 24. Juni 2015 Freiburg : 09. Mai 2011 / 07. Juni 2011 / 11. Juni 2011 / 14. Juni 2011 / 18. Juni 2011 / 20. Juni 2011 / 21. Juni 2011 / 02. Oktober 2012 / 04. Oktober 2012 / 05. Oktober 2012 / 06. Oktober 2012 / 15. Oktober 2012 Luxemburg : 22. Juli 2013 / 23. Juli 2013 / 11. April 2015 / 13. April 2015 / 14. April 2015 / 15.-April 2015 / 16. April 2015 / 21. April 2015 / 22. April 2015 / 23. April 2015 / 24. April 2015 / 25. April 2015 / 26. April 2015 / 27. April 2015 / 28. April 2015 Murten : 07. Juni 2012 / 08. Juni 2012 / 09. Juni 2012 / 13. Juni 2012 / 15. Juni 2012 / 18. Juni 2012 112 Wir führen die jeweils aktuellsten Zahlen zu Bevölkerung und Fläche auf. Diese sind nicht in allen Fällen identisch mit den Zahlen, die den Angaben in Kapitel A.2 zu den genannten Hauptsprachen zu Grunde liegen. Für Freiburg, Murten, Biel, Aarau: https: / / www.bfs.admin.ch/ bfs/ de/ home/ statistiken/ regionalstatistik/ regionale-portraets-kennzahlen/ gemeinden/ gemeindeportraets.html [Stand 2016; konsultiert 11.06.2018]. Für Aosta: http: / / demo.istat.it/ bil2016/ index04.html [Stand 2016; konsultiert 11.06.2018] / https: / / www.istat.it/ it/ archivio/ 82599 [Stand 2011; konsultiert 11.06.2018]. Für Luxemburg: http: / / www.statistiques.public.lu/ fr/ population-emploi/ index.html / http: / / www. statistiques.public.lu/ fr/ territoire-environnement/ index.html [Stand 2018; konsultiert 11.06.2018]. F.2 Termine der Datenerhebung 337 F.2.2 Stichproben Bulle (CH, Kanton Freiburg): 21. Juni 2012 Châtel-St.-Denis (CH, Kanton Freiburg): 26. Oktober 2012 Düdingen (CH, Kanton Freiburg): 16. Juni 2012 Estavayer (CH, Kanton Freiburg): 22. Oktober 2012 Gruyères (CH, Kanton Freiburg): 21. Juni 2012 Jaun (CH, Kanton Freiburg): 22. Juni 2012 Meyriez (CH, Kanton Freiburg): 04. August 2012 Romont (CH, Kanton Freiburg): 26. Oktober 2012 Tafers (CH, Kanton Freiburg): 11. Juni 2012 Courmayeur (I, Aostatal): 04. Oktober 2014 Pré-St.-Didier (I, Aostatal): 04. Oktober 2014 St. Vincent (I, Aostatal): 03. Oktober 2014 Clervaux (L): 04. Mai 2015 Diekirch (L): 04. Mai 2015 Esch-sur-Alzette (L): 14. September 2015 Grevenmacher (L): 25. April 2015 Mersch (L): 04. Mai 2015 Remich (L): 25. April 2015 Troisvierges (L): 06. Mai 2015 Wiltz (L): 06. Mai 2015 338 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen F.3 Karten ‹Altstadt› 113 Karte 1: Aarau / Karte 2: Aosta Karte 3: Biel / Karte 4: Freiburg 113 Karten1-4; 6: Quelle: BundesamtfürLandestopografieswisstopo-(www.map.geo.admin.ch)/ Karte 5: © Administration du cadastre et de la topographie, Grand-Duché de Luxembourg (www.geoportail.lu). F.4 Abbildungen 339 Karte 5: Luxemburg / Karte 6: Murten F.4 Abbildungen Abb. F.4.1 340 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Abb. F.4.2 / Abb. F.4.3 Abb. F.4.4a / Abb. F.4.4b 114 114 Beide Seiten (mit je einer Sprachversion) der Tafel werden potentiell gleichzeitig wahrgenommen, je nachdem, von welcher Seite wir uns der Einheit nähern, ist die eine oder die andere besser sichtbar. F.4 Abbildungen 341 Abb. F.4.5 / Abb. F.4.6 / Abb. F.4.7 / Abb. F.4.8 342 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Abb. F.4.9 Abb. F.4.10 / Abb. F.4.11 F.5 Diagramme 343 F.5 Diagramme Diagramm F.5.1: Anteil Einheiten mit Schweizerdeutsch (total) Diagramm F.5.2: Anteil Einheiten mit mindestens einer anderen Sprache als D, F oder L (total) 344 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Diagramm F.5.3: Anteil andere Sprachen als D, F oder L (total) F.6 Übersetzungen Übersetzung 1 115 : Statuto VdA ARTIKEL 38 Die französische Sprache ist der italienischen im Aostatal gleichgestellt. Offizielle Dokumente können in einer der beiden Sprachen verfasst werden, ausgenommen Verfügungen der Justizbehörde, die in italienischer Sprache verfasst werden. Die staatlichen Verwaltungen stellen im Aostatal nach Möglichkeit Beamten ein, die aus der Region stammen oder die französische Sprache können. ARTIKEL 39 In sämtlichen von der Region verwalteten Schulen ist für den Französischunterricht dieselbe Anzahl Wochenstunden vorgesehen wie für den Italienischunterricht. Der Unterricht einiger Fächer kann in französischer Sprache erteilt werden. ARTIKEL 40 Der Unterricht der verschiedenen Fächer wird von den geltenden Programmen des Staates geregelt, mit angemessenen Anpassungen an lokale Bedürfnisse. Solche Anpassungen sowie die Fächer, die in französischer Sprache unterrichtet werden können, werden genehmigt und umgesetzt von Kommissionen aus Vertretern des Ministero della pubblica istruzione [Bildungsministerium], des Consiglio della Valle [Rat des Aostatals] und der Lehrerschaft. 115 Alle Übersetzungen Ph. M. F.6 Übersetzungen 345 ARTIKEL 40-BIS [28] Die deutschsprachige Bevölkerung in den durch das Regionalgesetz [29] festgelegten Gemeinden des Lystals haben das Recht auf Wahrung ihrer sprachlichen und kulturellen Eigenschaften und Traditionen. Der im ersten Absatz genannten Bevölkerung wird der Deutschunterricht in den Schulen durch angemessene Anpassungen an lokale Bedürfnisse garantiert. Notiz zu Art. 40-bis 28 Artikel in Artikel 2 des Gesetzes vom 23. September 1993, Nr. 2 eingefügt Notiz zum ersten Absatz des Art. 40-bis. 29 Siehe Regionalgesetz vom 19. August 1998, Nr. 47 ( B.U. 25 August 1998, Nr. 36). Übersetzung 2: Statuto CdA Art. 2 Sprachliche Gleichstellung 2. In der Gemeinde Aosta ist die französische Sprache der italienischen im Sinne des Sonderstatuts für das Aostatal gleichgestellt. Die Gleichheit des Gebrauchs der beiden Sprachen im täglichen Geschäft der Gemeinde wird den persönlichen Entscheidungen jedes Einwohners entsprechend garantiert. Offizielle Dokumente können gemäss Art.-38 des Verfassungsgesetzes Nr. 4 vom 26.02.1948 zur Annahme des Sonderstatuts des Aostatals in einer der beiden Sprachen verfasst werden. Durch den Consiglio Comunale [Gemeinderat] ausdrücklich als grundlegend erklärte Dokumente werden in zweisprachiger Form verfasst. Übersetzung 3: Tulp 1978: -273 Wir haben die Verbreitung von Werbung auf linguistischer Ebene untersucht und uns dabei auf die Plakate beschränkt, da es sich dabei um ein offenes, universelles und kostenloses Medium der Werbung handelt, d. h. die Struktur des Zielpublikums entspricht der Bevölkerungsstruktur. Die Plakate richten sich an alle, an die Masse und nicht an das Individuum. Übersetzung 4: Tulp 1978: -275 Wir wählten deshalb die am stärksten frequentierten und bekanntesten Strassen der neunzehn Gemeinden von Brüssel. Dazu nahmen wir die Tram- und Buslinien, denen wir während einer Woche folgten. 346 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Übersetzung 5: Tulp 1978: -277 An Niederländischsprachige gerichtete Plakate […]: Zu diesen zählten wir neben den niederländischsprachigen Plakaten auch solche ohne Text und Plakate in einer anderen Sprache (sehr wenige). Übersetzung 6: Tulp 1978: -279 In den Ausfallstrassen Richtung Norden (Antwerpen) und Osten nimmt die Anzahl niederländischsprachiger Plakate zu, je weiter weg wir uns vom Stadtzentrum bewegen. Anders gesagt: Wenn man in die Stadt fährt, wird das Strassenbild immer «französischer». Übersetzung 7: Tulp 1978: -281 Als staatlich geförderte [halbstaatliche] Reklame bezeichnen wir inländische, meist informative Reklame behördlicher Einrichtungen […]. Übersetzung 8: Tulp 1978: -284 Französischsprachige Plakate haben vor niederländischsprachigen Plakaten immer Vorrang […]. Brüssels Strassenbild ist gewiss nicht zweisprachig, sondern in erster Linie französischsprachig und bietet nur selten ein wenig Platz für die Flamen. Übersetzung 9: Tulp 1978: -285 Die Einführung «echter» Zweisprachigkeit in der Aussenwerbung soll eine Rolle spielen beim Schutz der niederländischen Sprache gegen die Französisierung der Hauptstadt. F.7 Listen F.7.1 Diagramme FREIBURG Diagramm B.1.2.1: Einvs. mehrsprachige Einheiten (total) Diagramm B.1.2.2: TD vs. BU (total) Diagramm B.1.2.3: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach TD und BU) Diagramm B.1.2.4: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (nach total, TD und BU) F.7 Listen 347 Diagramm B.1.2.5: Übersetzungen: Vollständige vs. partielle Übersetzung (nach total, TD und BU) Diagramm B.1.2.6: Partielle Übersetzungen: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) Diagramm B.1.2.7: Vollständige Übersetzungen: Ausgeglichene vs. nicht ausgeglichene grafische Darstellung (nach total, TD und BU) Diagramm B.1.2.8: Vollständige Übersetzungen mit nicht ausgeglichener grafischer Darstellung: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) Diagramm B.1.2.9: Vollständige Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung: Reihenfolge der Sprachen (nach total, TD und BU) Diagramm B.1.3.1: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm B.1.3.2: D in einsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm B.1.3.3: D in mehrsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm B.1.3.4: D in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (nach total, TD und BU) Diagramm B.1.3.5: D in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (nach total, TD und BU) Diagramm B.1.3.6: Gemeinsame Präsenz von D und F (nach total, TD und BU) Diagramm E.1.1.1: D und F in allen Einheiten (total) Diagramm E.1.1.2: D und F in einsprachigen Einheiten (total) Diagramm E.1.1.3: D und F in mehrsprachigen Einheiten (total) Diagramm E.1.1.4: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (total) Diagramm E.1.1.5: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (total) Diagramm E.1.1.6: Gemeinsame Präsenz von D und F (total) Diagramm E.1.1.7: D und F in allen Einheiten (TD) Diagramm E.1.1.8: D und F in einsprachigen Einheiten (TD) Diagramm E.1.1.9: D und F in allen Einheiten (BU) Diagramm E.1.1.10: D und F in einsprachigen Einheiten (BU) Diagramm E.1.1.11: D und F in mehrsprachigen Einheiten (BU) Diagramm E.1.1.12: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (BU) 348 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Diagramm E.1.1.13: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (BU) Diagramm E.1.1.14: Gemeinsame Präsenz von D und F (BU) Diagramm E.2.1.1a: Altstadt: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.1.1b: Gesamtgebiet: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.1.2a: Altstadt: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.1.2b: Gesamtgebiet: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.1.3a: Altstadt: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.1.3b: Gesamtgebiet: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) MURTEN Diagramm B.2.2.1: Einvs. mehrsprachige Einheiten (total) Diagramm B.2.2.2: TD vs. BU (total) Diagramm B.2.2.3: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach TD und BU) Diagramm B.2.2.4: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (nach total, TD und BU) Diagramm B.2.2.5: Übersetzungen: Vollständige vs. partielle Übersetzung (nach total, TD und BU) Diagramm B.2.2.6: Partielle Übersetzungen: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) Diagramm B.2.2.7: Vollständige Übersetzungen: Ausgeglichene vs. nicht ausgeglichene grafische Darstellung (nach total, TD und BU) Diagramm B.2.2.8: Vollständige Übersetzungen mit nicht ausgeglichener grafischer Darstellung: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) Diagramm B.2.2.9: Vollständige Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung: Reihenfolge der Sprachen (nach total, TD und BU) Diagramm B.2.3.1: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm B.2.3.2: F in einsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm B.2.3.3: F in mehrsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) F.7 Listen 349 Diagramm B.2.3.4: F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (nach total, TD und BU) Diagramm B.2.3.5: F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (nach total, TD und BU) Diagramm B.2.3.6: Gemeinsame Präsenz von D und F (nach total, TD und BU) Diagramm E.1.2.1: D und F in allen Einheiten (total) Diagramm E.1.2.2: D und F in einsprachigen Einheiten (total) Diagramm E.1.2.3: D und F in mehrsprachigen Einheiten (total) Diagramm E.1.2.4: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (total) Diagramm E.1.2.5: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (total) Diagramm E.1.2.6: Gemeinsame Präsenz von D und F (total) Diagramm E.1.2.7: D und F in allen Einheiten (TD) Diagramm E.1.2.8: D und F in einsprachigen Einheiten (TD) Diagramm E.1.2.9: D und F in mehrsprachigen Einheiten (TD) Diagramm E.1.2.10: D und F in allen Einheiten (BU) Diagramm E.1.2.11: D und F in einsprachigen Einheiten (BU) Diagramm E.1.2.12: D und F in mehrsprachigen Einheiten (BU) Diagramm E.1.2.13: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (BU) Diagramm E.1.2.14: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (BU) Diagramm E.1.2.15: Gemeinsame Präsenz von D und F (BU) Diagramm E.2.2.1a: Altstadt: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.2.1b: Gesamtgebiet: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.2.2a: Altstadt: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.2.2b: Gesamtgebiet: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.2.3a: Altstadt: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) 350 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Diagramm E.2.2.3b: Gesamtgebiet: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) BIEL Diagramm B.3.2.1: Einvs. mehrsprachige Einheiten (total) Diagramm B.3.2.2: TD vs. BU (total) Diagramm B.3.2.3: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach TD und BU) Diagramm B.3.2.4: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (nach total, TD und BU) Diagramm B.3.2.5: Übersetzungen: Vollständige vs. partielle Übersetzung (nach total, TD und BU) Diagramm B.3.2.6: Partielle Übersetzungen: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) Diagramm B.3.2.7: Vollständige Übersetzungen: Ausgeglichene vs. nicht ausgeglichene grafische Darstellung (nach total, TD und BU) Diagramm B.3.2.8: Vollständige Übersetzungen mit nicht ausgeglichener grafischer Darstellung: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) Diagramm B.3.2.9: Vollständige Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung: Reihenfolge der Sprachen (nach total, TD und BU) Diagramm B.3.3.1: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm B.3.3.2: F in einsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm B.3.3.3: F in mehrsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm B.3.3.4: F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (nach total, TD und BU) Diagramm B.3.3.5: F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (nach total, TD und BU) Diagramm B.3.3.6: Gemeinsame Präsenz von D und F (nach total, TD und BU) Diagramm E.1.3.1: D und F in allen Einheiten (total) Diagramm E.1.3.2: D und F in einsprachigen Einheiten (total) Diagramm E.1.3.3: D und F in mehrsprachigen Einheiten (total) Diagramm E.1.3.4: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (total) F.7 Listen 351 Diagramm E.1.3.5: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (total) Diagramm E.1.3.6: Gemeinsame Präsenz von D und F (total) Diagramm E.1.3.7: D und F in allen Einheiten (TD) Diagramm E.1.3.8: D und F in einsprachigen Einheiten (TD) Diagramm E.1.3.9: D und F in mehrsprachigen Einheiten (TD) Diagramm E.1.3.10: Gemeinsame Präsenz von D und F (TD) Diagramm E.1.3.11: D und F in allen Einheiten (BU) Diagramm E.1.3.12: D und F in einsprachigen Einheiten (BU) Diagramm E.1.3.13: D und F in mehrsprachigen Einheiten (BU) Diagramm E.1.3.14: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (BU) Diagramm E.1.3.15: D und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (BU) Diagramm E.1.3.16: Gemeinsame Präsenz von D und F (BU) Diagramm E.2.3.1a: Altstadt: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.3.1b: Gesamtgebiet: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.3.2a: Altstadt: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.3.2b: Gesamtgebiet: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.3.3a: Altstadt: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.3.3b: Gesamtgebiet: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) AOSTA Diagramm B.4.2.1: Einvs. mehrsprachige Einheiten (total) Diagramm B.4.2.2: TD vs. BU (total) Diagramm B.4.2.3: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach TD und BU) Diagramm B.4.2.4: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (nach total, TD und BU) 352 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Diagramm B.4.2.5: Übersetzungen: Vollständige vs. partielle Übersetzung (nach total, TD und BU) Diagramm B.4.2.6: Partielle Übersetzungen: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) Diagramm B.4.2.7: Vollständige Übersetzungen: Ausgeglichene vs. nicht ausgeglichene grafische Darstellung (nach total, TD und BU) Diagramm B.4.2.8: Vollständige Übersetzungen mit nicht ausgeglichener grafischer Darstellung: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) Diagramm B.4.2.9: Vollständige Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung: Reihenfolge der Sprachen (nach total, TD und BU) Diagramm B.4.3.1: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm B.4.3.2: F in einsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm B.4.3.3: F in mehrsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm B.4.3.4: F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (nach total, TD und BU) Diagramm B.4.3.5: F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (nach total, TD und BU) Diagramm B.4.3.6: Gemeinsame Präsenz von I und F (nach total, TD und BU) Diagramm B.4.6.1: Anteil Einheiten mit FPR (nach total, TD und BU) Diagramm B.4.7.1: Ersetzte Strassenschilder: I vs. F vs. I+F (nach Schilder 2012 und Schilder 2014) Diagramm B.4.7.2: I und F in ersetzten Strassenschildern (nach Schilder 2012 und Schilder 2014) Diagramm E.1.4.1: I und F in allen Einheiten (total) Diagramm E.1.4.2: I und F in einsprachigen Einheiten (total) Diagramm E.1.4.3: I und F in mehrsprachigen Einheiten (total) Diagramm E.1.4.4: I und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (total) Diagramm E.1.4.5: I und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (total) Diagramm E.1.4.6: Gemeinsame Präsenz von I und F (total) Diagramm E.1.4.7: I und F in allen Einheiten (TD) Diagramm E.1.4.8: I und F in einsprachigen Einheiten (TD) F.7 Listen 353 Diagramm E.1.4.9: I und F in mehrsprachigen Einheiten (TD) Diagramm E.1.4.10: I und F in allen Einheiten (BU) Diagramm E.1.4.11: I und F in einsprachigen Einheiten (BU) Diagramm E.1.4.12: I und F in mehrsprachigen Einheiten (BU) Diagramm E.1.4.13: I und F in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (BU) Diagramm E.1.4.14: I und F in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (BU) Diagramm E.1.4.15: Gemeinsame Präsenz von I und F (BU) Diagramm E.2.4.1a: Altstadt: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.4.1b: Gesamtgebiet: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.4.2a: Altstadt: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.4.2b: Gesamtgebiet: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.4.3a: Altstadt: I in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.4.3b: Gesamtgebiet: I in allen Einheiten (nach total, TD und BU) LUXEMBURG Diagramm B.5.2.1: Einvs. mehrsprachige Einheiten (total) Diagramm B.5.2.2: TD vs. BU (total) Diagramm B.5.2.3: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach TD und BU) Diagramm B.5.2.4: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (nach total, TD und BU) Diagramm B.5.2.5: Übersetzungen: Vollständige vs. partielle Übersetzung (nach total, TD und BU) Diagramm B.5.2.6: Partielle Übersetzungen: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) Diagramm B.5.2.7: Vollständige Übersetzungen: Ausgeglichene vs. nicht ausgeglichene grafische Darstellung (nach total, TD und BU) Diagramm B.5.2.8: Vollständige Übersetzungen mit nicht ausgeglichener grafischer Darstellung: Dominierende Sprache (nach total, TD und BU) 354 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Diagramm B.5.2.9: Vollständige Übersetzungen mit ausgeglichener grafischer Darstellung: Reihenfolge der Sprachen (nach total, TD und BU) Diagramm B.5.3.1: D und L in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm B.5.3.2: Anteil Einheiten mit F, D und L (nach total, TD und BU) Diagramm B.5.3.3: D und L in einsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm B.5.3.4: D und L in mehrsprachigen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm B.5.3.5: D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (nach total, TD und BU) Diagramm B.5.3.6: D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (nach total, TD und BU) Diagramm B.5.3.7: Gemeinsame Präsenz von D und L (nach total, TD und BU) Diagramm B.5.6.1: Anteil Einheiten der Kategorie Kopräsenz (nach total, TD und BU) Diagramm E.1.5.1: F, D und L in allen Einheiten (total) Diagramm E.1.5.2: F, D und L in einsprachigen Einheiten (total) Diagramm E.1.5.3: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten (total) Diagramm E.1.5.4: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (total) Diagramm E.1.5.5: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (total) Diagramm E.1.5.6: Gemeinsame Präsenz von F, D und L (total) Diagramm E.1.5.7: F, D und L in allen Einheiten (TD) Diagramm E.1.5.8: F, D und L in einsprachigen Einheiten (TD) Diagramm E.1.5.9: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten (TD) Diagramm E.1.5.10: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (TD) Diagramm E.1.5.11: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (TD) Diagramm E.1.5.12: Gemeinsame Präsenz von F, D und L (TD) Diagramm E.1.5.13: F, D und L in allen Einheiten (BU) Diagramm E.1.5.14: F, D und L in einsprachigen Einheiten (BU) F.7 Listen 355 Diagramm E.1.5.15: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten (BU) Diagramm E.1.5.16: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Übersetzung (BU) Diagramm E.1.5.17: F, D und L in mehrsprachigen Einheiten mit Kopräsenz (BU) Diagramm E.1.5.18: Gemeinsame Präsenz von F, D und L (BU) Diagramm E.2.5.1a: Altstadt: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.5.1b: Gesamtgebiet: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.5.2a: Altstadt: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.5.2b: Gesamtgebiet: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.5.3a: Altstadt: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.5.3b: Gesamtgebiet: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.5.4a: Altstadt: L in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.5.4b: Gesamtgebiet: L in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm F.5.2: Anteil Einheiten mit mindestens einer anderen Sprache als D, F oder L (total) Diagramm F.5.3: Anteil andere Sprachen als D, F oder L (total) AARAU Diagramm B.6.2.1: Einvs. mehrsprachige Einheiten (total) Diagramm B.6.2.2: TD vs. BU (total) Diagramm B.6.2.3: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach TD und BU) Diagramm B.6.2.4: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (nach total, TD und BU) Diagramm B.6.3.1: F und I in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.1.6.1: D, F und I in allen Einheiten (total) Diagramm E.1.6.2: D, F und I in einsprachigen Einheiten (total) Diagramm E.1.6.3: D, F und I in mehrsprachigen Einheiten (total) 356 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Diagramm E.1.6.4: D, F und I in allen Einheiten (TD) Diagramm E.1.6.5: D, F und I in allen Einheiten (BU) Diagramm E.1.6.6: D, F und I in einsprachigen Einheiten (BU) Diagramm E.1.6.7: D, F und I in mehrsprachigen Einheiten (BU) Diagramm E.2.6.1a: Altstadt: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.6.1b: Gesamtgebiet: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.6.2a: Altstadt: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.6.2b: Gesamtgebiet: D in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.6.3a: Altstadt: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.6.3b: Gesamtgebiet: F in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.6.4a: Altstadt: I in allen Einheiten (nach total, TD und BU) Diagramm E.2.6.4b: Gesamtgebiet: I in allen Einheiten (nach total, TD und BU) FREIBURG, MURTEN, BIEL, AOSTA, LUXEMBURG, AARAU Diagramm C.1.1: Einvs. mehrsprachige Einheiten (total) Diagramm C.1.2: Einvs. mehrsprachige Einheiten (nach TD und BU) Diagramm C.1.3: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (total) Diagramm C.1.4: Mehrsprachige Einheiten: Kopräsenz vs. Übersetzung (nach TD und BU) Diagramm C.1.5: Anteil Einheiten mit Sprache 2 und Sprache 3 (total) Diagramm C.1.6: Anteil Einheiten mit Sprache 2 und Sprache 3 (nach TD und BU) Diagramm C.1.7: Einsprachige Einheiten: Anteil Einheiten mit Sprache 2 und Sprache 3 (total) Diagramm C.1.8: Einsprachige Einheiten: Anteil Einheiten mit Sprache 2 und Sprache 3 (nach TD und BU) Diagramm C.1.9: Mehrsprachige Einheiten: Anteil Einheiten mit Sprache 2 und Sprache 3 (total) F.7 Listen 357 Diagramm C.1.10: Mehrsprachige Einheiten: Anteil Einheiten mit Sprache 2 und Sprache 3 (nach TD und BU) Diagramm C.1.11: Anteil Einheiten mit F (total) Diagramm C.1.12: Anteil Einheiten mit F (nach TD und BU) FREIBURG, MURTEN, BIEL, AARAU Diagramm F.5.1: Anteil Einheiten mit Schweizerdeutsch (total) F.7.2 Abbildungen Abb. A.2.0.1: Karte Kantone und Sprachregionen der Schweiz (https: / / www. bfs.admin.ch/ bfs/ de/ home/ statistiken/ kataloge-datenbanken/ karten.assetdetail.1940056.html [konsultiert 11.06.2018]); © BFS, ThemaKart, Neuenburg 2002 - Relief: swisstopo, Wabern / K00.13 Abb. A.2.0.2: Karte Wohnbevölkerung nach Hauptsprache 2000: Landessprachen / Dominierende Landessprache (Lüdi/ Werlen 2005: - 12); © BFS, ThemaKart, Neuenburg 2005 Abb. A.3.2.1: «Types of multilingual writing on stationary objects» (Reh 2004: -16) Abb. B.1.3.1 116 : Aufnahme Freiburg: 09.05.2011 Abb. B.1.3.2: Aufnahme Freiburg: 09.05.2011 Abb. B.1.3.3: Aufnahme Freiburg: 09.05.2011 Abb. B.1.3.4: Aufnahme Freiburg: 09.05.2011 Abb. B.1.3.5: Aufnahme Freiburg: 09.05.2011 Abb. B.1.3.6: Aufnahme Freiburg: 20.06.2011 Abb. B.1.3.7: Aufnahme Freiburg: 20.06.2011 Abb. B.1.3.8: Aufnahme Freiburg: 20.06.2011 Abb. B.1.3.9: Aufnahme Freiburg: 14.06.2011 Abb. B.1.3.10: Aufnahme Freiburg: 02.10.2012 Abb. B.1.3.11: Aufnahme Freiburg: 02.10.2012 Abb. B.1.3.12: Aufnahme Freiburg: 02.10.2012 116 Abb. B.1.3.1-F.4.11: Foto Ph. M. 358 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Abb. B.1.3.13: Aufnahme Freiburg: 05.10.2012 Abb. B.1.3.14: Aufnahme Freiburg: 05.10.2012 Abb. B.1.3.15: Aufnahme Freiburg: 05.10.2012 Abb. B.1.3.16: Aufnahme Freiburg: 05.10.2012 Abb. B.1.3.17: Aufnahme Freiburg: 03.10.2012 Abb. B.1.3.18: Aufnahme Freiburg: 02.10.2012 Abb. B.1.3.19: Aufnahme Freiburg: 03.10.2012 Abb. B.1.4.1: Aufnahme Freiburg: 02.10.2012 Abb. B.1.4.2: Aufnahme Freiburg: 03.10.2012 Abb. B.1.4.3: Aufnahme Freiburg: 03.10.2012 Abb. B.1.4.4: Aufnahme Freiburg: 05.10.2012 Abb. B.1.4.5: Aufnahme Freiburg: 05.10.2012 Abb. B.1.4.6: Aufnahme Freiburg: 09.05.2011 Abb. B.1.4.7: Aufnahme Freiburg: 03.10.2012 Abb. B.1.4.8: Aufnahme Freiburg: 06.10.2012 Abb. B.1.5.1: Aufnahme Freiburg: 09.05.2011 Abb. B.1.5.2: Aufnahme Freiburg: 20.06.2011 Abb. B.1.5.3: Aufnahme Freiburg: 02.10.2012 Abb. B.1.5.4: Aufnahme Freiburg: 14.06.2011 Abb. B.1.5.5: Aufnahme Freiburg: 02.10.2012 Abb. B.1.5.6: Aufnahme Freiburg: 14.06.2011 Abb. B.1.5.7: Aufnahme Freiburg: 04.10.2012 Abb. B.1.5.8: Aufnahme Freiburg: 06.10.2012 Abb. B.1.5.9: Aufnahme Freiburg: 03.10.2012 Abb. B.1.5.10: Aufnahme Freiburg: 02.10.2012 Abb. B.1.5.11: Aufnahme Freiburg: 03.10.2012 Abb. B.1.5.12: Aufnahme Freiburg: 06.10.2012 Abb. B.1.5.13: Aufnahme Freiburg: 03.10.2012 Abb. B.1.5.14: Aufnahme Freiburg: 09.05.2011 Abb. B.1.5.15: Aufnahme Freiburg: 14.06.2011 F.7 Listen 359 Abb. B.1.5.16: Aufnahme Freiburg: 14.06.2011 Abb. B.1.5.17: Aufnahme Freiburg: 05.10.2012 Abb. B.1.5.18: Aufnahme Freiburg: 05.10.2012 Abb. B.2.3.1: Aufnahme Murten: 07.06.2012 Abb. B.2.3.2: Aufnahme Murten: 15.06.2012 Abb. B.2.3.3: Aufnahme Murten: 09.06.2012 Abb. B.2.3.4: Aufnahme Murten: 09.06.2012 Abb. B.2.3.5: Aufnahme Murten: 07.06.2012 Abb. B.2.4.1: Aufnahme Murten: 07.06.2012 Abb. B.2.4.2: Aufnahme Murten: 07.06.2012 Abb. B.2.4.3: Aufnahme Murten: 08.06.2012 Abb. B.2.4.4: Aufnahme Murten: 08.06.2012 Abb. B.2.4.5: Aufnahme Murten: 08.06.2012 Abb. B.2.4.6: Aufnahme Murten: 07.06.2012 Abb. B.2.4.7: Aufnahme Murten: 07.06.2012 Abb. B.2.4.8: Aufnahme Murten: 08.06.2012 Abb. B.2.4.9: Aufnahme Murten: 15.06.2012 Abb. B.2.5.1: Aufnahme Murten: 07.06.2012 Abb. B.2.5.2: Aufnahme Murten: 08.06.2012 Abb. B.2.5.3: Aufnahme Murten: 07.06.2012 Abb. B.2.5.4: Aufnahme Murten: 07.06.2012 Abb. B.2.5.5: Aufnahme Murten: 07.06.2012 Abb. B.2.5.6: Aufnahme Murten: 18.06.2012 Abb. B.3.3.1: Aufnahme Biel: 25.10.2012 Abb. B.3.3.2: Aufnahme Biel: 04.06.2015 Abb. B.3.3.3: Aufnahme Biel: 25.10.2012 Abb. B.3.3.4: Aufnahme Biel: 05.06.2015 Abb. B.3.3.5: Aufnahme Biel: 05.06.2015 Abb. B.3.3.6: Aufnahme Biel: 04.06.2015 Abb. B.3.3.7: Aufnahme Biel: 11.06.2015 360 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Abb. B.3.3.8: Aufnahme Biel: 24.06.2015 Abb. B.3.3.9: Aufnahme Biel: 02.11.2012 Abb. B.3.3.10: Aufnahme Biel: 11.06.2015 Abb. B.3.3.11: Aufnahme Biel: 05.06.2015 Abb. B.3.3.12: Aufnahme Biel: 05.06.2015 Abb. B.3.3.13: Aufnahme Biel: 18.06.2015 Abb. B.3.3.14: Aufnahme Biel: 05.06.2015 Abb. B.3.4.1: Aufnahme Biel: 24.06.2015 Abb. B.3.4.2: Aufnahme Biel: 04.06.2015 Abb. B.3.4.3: Aufnahme Biel: 04.06.2015 Abb. B.3.4.4: Aufnahme Biel: 02.11.2012 Abb. B.3.4.5: Aufnahme Biel: 24.06.2015 Abb. B.3.4.6: Aufnahme Biel: 05.06.2015 Abb. B.3.4.7: Aufnahme Biel: 11.06.2015 Abb. B.3.4.8: Aufnahme Biel: 19.06.2015 Abb. B.3.4.9: Aufnahme Biel: 23.06.2015 Abb. B.3.4.10: Aufnahme Biel: 04.06.2015 Abb. B.3.5.1: Aufnahme Biel: 02.11.2012 Abb. B.3.5.2: Aufnahme Biel: 04.06.2015 Abb. B.3.5.3: Aufnahme Biel: 18.06.2015 Abb. B.3.5.4: Aufnahme Biel: 11.06.2015 Abb. B.3.5.5: Aufnahme Biel: 11.06.2015 Abb. B.3.5.6: Aufnahme Biel: 24.06.2015 Abb. B.3.5.7: Aufnahme Biel: 24.06.2015 Abb. B.3.5.8: Aufnahme Biel: 23.06.2015 Abb. B.3.5.9: Aufnahme Biel: 02.11.2012 Abb. B.3.5.10: Aufnahme Biel: 02.11.2012 Abb. B.3.5.11: Aufnahme Biel: 23.06.2015 Abb. B.3.5.12: Aufnahme Biel: 23.06.2015 Abb. B.3.6.1: Aufnahme Biel: 11.06.2015 F.7 Listen 361 Abb. B.3.6.2: Aufnahme Biel: 23.06.2015 Abb. B.3.6.3: Aufnahme Biel: 25.10.2012 Abb. B.3.6.4: Aufnahme Biel: 04.06.2015 Abb. B.4.3.1: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.3.2: Aufnahme Aosta: 26.04.2014 Abb. B.4.3.3: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.3.4: Aufnahme Aosta: 26.04.2014 Abb. B.4.3.5: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.3.6: Aufnahme Aosta: 26.04.2014 Abb. B.4.3.7: Aufnahme Aosta: 22.03.2014 Abb. B.4.3.8: Aufnahme Aosta: 22.03.2014 Abb. B.4.3.9: Aufnahme Aosta: 23.03.2014 Abb. B.4.3.10: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.3.11: Aufnahme Aosta: 22.03.2014 Abb. B.4.3.12: Aufnahme Aosta: 22.03.2014 Abb. B.4.3.13: Aufnahme Aosta: 26.04.2014 Abb. B.4.3.14: Aufnahme Aosta: 26.04.2014 Abb. B.4.3.15: Aufnahme Aosta: 26.04.2014 Abb. B.4.3.16: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.3.17: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.3.18: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.3.19: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.3.20: Aufnahme Aosta: 10.05.2014 Abb. B.4.3.21: Aufnahme Aosta: 10.05.2014 Abb. B.4.3.22: Aufnahme Aosta: 22.03.2014 Abb. B.4.3.23: Aufnahme Aosta: 10.05.2014 Abb. B.4.3.24: Aufnahme Aosta: 26.04.2014 Abb. B.4.3.25: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.3.26: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.3.27: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 362 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Abb. B.4.3.28: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.3.29: Aufnahme Aosta: 26.04.2014 Abb. B.4.3.30: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.3.31: Aufnahme Aosta: 22.03.2014 Abb. B.4.3.32: Aufnahme Aosta: 26.04.2014 Abb. B.4.4.1: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.4.2: Aufnahme Aosta: 23.03.2014 Abb. B.4.4.3: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.4.4: Aufnahme Aosta: 10.05.2014 Abb. B.4.4.5: Aufnahme Aosta: 11.05.2014 Abb. B.4.4.6: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.5.1: Aufnahme Aosta: 22.03.2014 Abb. B.4.5.2: Aufnahme Aosta: 22.03.2014 Abb. B.4.5.3: Aufnahme Aosta: 23.03.2014 Abb. B.4.5.4: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.5.5: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.5.6: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.5.7: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.5.8: Aufnahme Aosta: 23.03.2014 Abb. B.4.5.9: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.5.10: Aufnahme Aosta: 23.03.2014 Abb. B.4.5.11: Aufnahme Aosta: 23.03.2014 Abb. B.4.5.12: Aufnahme Aosta: 26.04.2014 Abb. B.4.5.13: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.5.14: Aufnahme Aosta: 10.05.2014 Abb. B.4.5.15: Aufnahme Aosta: 22.03.2014 Abb. B.4.5.16: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.6.1: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.6.2: Aufnahme Aosta: 10.05.2014 Abb. B.4.6.3: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 F.7 Listen 363 Abb. B.4.6.4: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.6.5: Aufnahme Aosta: 10.05.2014 Abb. B.4.7.1.i: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.7.1.ii: Aufnahme Aosta: 27.04.2014 Abb. B.4.7.2.i: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.7.2.ii: Aufnahme Aosta: 27.04.2014 Abb. B.4.7.3.i: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.7.3.ii: Aufnahme Aosta: 27.04.2014 Abb. B.4.7.4.i: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.7.4.ii: Aufnahme Aosta: 27.04.2014 Abb. B.4.7.5.i: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.7.5.ii: Aufnahme Aosta: 27.04.2014 Abb. B.4.7.6.i: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.7.6.ii: Aufnahme Aosta: 27.04.2014 Abb. B.4.7.7.i: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. B.4.7.7.ii: Aufnahme Aosta: 27.04.2014 Abb. B.5.3.1: Aufnahme Luxemburg: 22.04.2015 Abb. B.5.3.2: Aufnahme Luxemburg: 13.04.2015 Abb. B.5.3.3: Aufnahme Luxemburg: 23.07.2013 Abb. B.5.3.4: Aufnahme Luxemburg: 11.04.2015 Abb. B.5.3.5: Aufnahme Luxemburg: 24.04.2015 Abb. B.5.3.6: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.3.7: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.3.8: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.3.9: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.3.10: Aufnahme Luxemburg: 23.04.2015 Abb. B.5.3.11: Aufnahme Luxemburg: 21.04.2015 Abb. B.5.3.12: Aufnahme Luxemburg: 13.04.2015 Abb. B.5.3.13: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.3.14: Aufnahme Luxemburg: 13.04.2015 364 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Abb. B.5.3.15: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.3.16: Aufnahme Luxemburg: 11.04.2015 Abb. B.5.3.17: Aufnahme Luxemburg: 14.04.2015 Abb. B.5.3.18: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.3.19: Aufnahme Luxemburg: 21.04.2015 Abb. B.5.3.20: Aufnahme Luxemburg: 27.04.2015 Abb. B.5.3.21: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.3.22: Aufnahme Luxemburg: 23.04.2015 Abb. B.5.3.23: Aufnahme Luxemburg: 14.04.2015 Abb. B.5.3.24: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.3.25: Aufnahme Luxemburg: 11.04.2015 Abb. B.5.3.26: Aufnahme Luxemburg: 13.04.2015 Abb. B.5.3.27: Aufnahme Luxemburg: 23.04.2015 Abb. B.5.3.28: Aufnahme Luxemburg: 23.04.2015 Abb. B.5.3.29: Aufnahme Luxemburg: 27.04.2015 Abb. B.5.4.1: Aufnahme Luxemburg: 24.04.2015 Abb. B.5.4.2: Aufnahme Luxemburg: 13.04.2015 Abb. B.5.4.3: Aufnahme Luxemburg: 13.04.2015 Abb. B.5.4.4: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.4.5: Aufnahme Luxemburg: 14.04.2015 Abb. B.5.4.6: Aufnahme Luxemburg: 16.04.2015 Abb. B.5.5.1: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.5.2: Aufnahme Luxemburg: 14.04.2015 Abb. B.5.5.3: Aufnahme Luxemburg: 23.07.2013 Abb. B.5.5.4: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.5.5: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.5.6: Aufnahme Luxemburg: 23.04.2015 Abb. B.5.5.7: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.5.8: Aufnahme Luxemburg: 11.04.2015 Abb. B.5.5.9: Aufnahme Luxemburg: 11.04.2015 F.7 Listen 365 Abb. B.5.6.1: Aufnahme Luxemburg: 14.04.2015 Abb. B.5.6.2: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.6.3: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.6.4: Aufnahme Luxemburg: 14.04.2015 Abb. B.5.6.5: Aufnahme Luxemburg: 14.04.2015 Abb. B.5.6.6: Aufnahme Luxemburg: 21.04.2015 Abb. B.5.6.7: Aufnahme Luxemburg: 22.07.2013 Abb. B.5.6.8: Aufnahme Luxemburg: 16.04.2015 Abb. B.5.6.9: Aufnahme Luxemburg: 23.07.2013 Abb. B.5.6.10: Aufnahme Luxemburg: 23.04.2015 Abb. B.5.6.11: Aufnahme Luxemburg: 15.04.2015 Abb. B.5.6.12: Aufnahme Luxemburg: 28.04.2015 Abb. B.5.6.13: Aufnahme Luxemburg: 22.04.2015 Abb. B.5.6.14: Aufnahme Luxemburg: 16.04.2015 Abb. B.5.6.15: Aufnahme Luxemburg: 21.04.2015 Abb. B.6.3.1: Aufnahme Aarau: 09.11.2012 Abb. B.6.3.2: Aufnahme Aarau: 01.07.2015 Abb. B.6.3.3: Aufnahme Aarau: 08.07.2015 Abb. B.6.3.4: Aufnahme Aarau: 09.11.2012 Abb. B.6.3.5: Aufnahme Aarau: 09.11.2012 Abb. B.6.4.1: Aufnahme Aarau: 09.11.2012 Abb. B.6.4.2: Aufnahme Aarau: 01.07.2015 Abb. F.4.1: Aufnahme Aosta: 26.04.2014 Abb. F.4.2: Aufnahme Biel: 02.11.2012 Abb. F.4.3: Aufnahme Biel: 05.06.2015 Abb. F.4.4: Aufnahme Freiburg: 07.06.2011 Abb. F.4.5: Aufnahme Freiburg: 02.10.2012 Abb. F.4.6: Aufnahme Freiburg: 02.10.2012 Abb. F.4.7: Aufnahme Freiburg: 03.10.2012 Abb. F.4.8: Aufnahme Freiburg: 03.10.2012 366 F Anhang II - Ergänzungen und Aufstellungen Abb. F.4.9: Aufnahme Freiburg: 04.10.2012 Abb. F.4.10: Aufnahme Aosta: 18.07.2012 Abb. F.4.11: Aufnahme Aosta: 10.05.2014 TBL Tübinger Beiträge zur Linguistik www.narr.de Linguistic Landscape als Spiegelbild von Sprachpolitik und Sprachdemogra e? Untersuchungen zu Freiburg, Murten, Biel, Aosta, Luxemburg und Aarau Philippe Moser 572 Moser Linguistic Landscape Die Studie ist der geschriebenen Sprache im ö entlichen Raum gewidmet und bietet gleichzeitig eine kritische Auseinandersetzung mit den Methoden des als Linguistic-Landscape-Forschung bekannten Ansatzes. Gegenstand der Untersuchung sind die Linguistic Landscapes von Freiburg, Murten, Biel, Aosta, Luxemburg und Aarau. Im Wesentlichen wird die Frage behandelt, ob und in welchen Bereichen die Präsenz der betrachteten Sprachen und der Mehrsprachigkeit im ö entlichen Raum tatsächlich der aktuellen Sprachdemogra e und Sprachpolitik entspreche. Dies wird anhand von quantitativen und qualitativen Analysen der insgesamt mehr als 5500 erhobenen Einheiten untersucht. Beantwortet wird gleichzeitig die Frage, inwiefern eine Methode der ausschliesslichen Betrachtung von Linguistic Landscapes Aussagen über Sprachdemogra e und Sprachpolitik eines Territoriums zulasse. ISBN 978-3-8233-8363-5 18363_Umschlag_bel.indd Alle Seiten 18363_Umschlag_bel.indd Alle Seiten 15.01.2020 11: 01: 12 15.01.2020 11: 01: 12