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Historische Translationskulturen

Streifzüge durch Raum und Zeit

0727
2020
978-3-8233-9384-9
978-3-8233-8384-0
Gunter Narr Verlag 
Pekka Kujamäkihttps://orcid.org/0000-0002-1884-8822
Susanne Mandlhttps://orcid.org/0000-0001-5012-4085
Michaela Wolfhttps://orcid.org/0000-0001-6700-2201
10.2357/9783823393849
CC BY-SA 4.0https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de

Die in diesem Band gesammelten Beiträge sind das Ergebnis eines Forschung und Lehre verschränkenden Projekts, in dessen Rahmen sich Lehrende am Grazer Institut für Translationswissenschaft mit den Ausformungen, Bedingungen und historischen Entwicklungen von "Translationskulturen" in ihren Arbeitssprachen befassten. Ausgangspunkt bildet das von Erich Prunc entwickelte Konzept von Translationskultur, das auf die unterschiedlichen Kulturräume übertragen und dadurch eventuell erweitert werden soll. Alle Beiträge wurden zudem von Studierenden übersetzt und stehen den LeserInnen somit in zwei Sprachen zur Verfügung - in der Sprache des jeweiligen Kulturraums und auf Deutsch.

<?page no="0"?> Die in diesem Band gesammelten Beiträge sind das Ergebnis eines Forschung und Lehre verschränkenden Projekts, in dessen Rahmen sich Lehrende am Grazer Institut für Translationswissenschaft mit den Ausformungen, Bedingungen und historischen Entwicklungen von „Translationskulturen“ in ihren Arbeitssprachen befassten. Den Ausgangspunkt bildet das von Erich Prunč entwickelte Konzept von Translationskultur, das auf die unterschiedlichen Kulturräume übertragen und dadurch eventuell erweitert werden soll. Alle Beiträge wurden zudem von Studierenden übersetzt und stehen den Leserinnen und Lesern somit in zwei Sprachen zur Verfügung - in der Sprache des jeweiligen Kulturraums und auf Deutsch. ISBN 978-3-8233-8384-0 Kujamäki / Mandl / Wolf (Hrsg.) Historische Translationskulturen Pekka Kujamäki Susanne Mandl Michaela Wolf (Hrsg.) Historische Translationskulturen Streifzüge durch Raum und Zeit 18384_Umschlag_Kujamaeki_02.indd Alle Seiten 18384_Umschlag_Kujamaeki_02.indd Alle Seiten 22.04.2020 17: 11: 39 22.04.2020 17: 11: 39 <?page no="1"?> Historische Translationskulturen <?page no="3"?> Pekka Kujamäki / Susanne Mandl / Michaela Wolf (Hrsg.) Historische Translationskulturen Streifzüge durch Raum und Zeit <?page no="4"?> Umschlagabbildung: Pocket watch, annca ©Pixabay Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. DOI: https: / / doi.org/ 10.2357/ 9783823393849 © 2020 · Pekka Kujamäki / Susanne Mandl / Michaela Wolf Das Werk ist eine Open Access-Publikation. Es wird unter der Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen | CC BY-SA 4.0 (https: / / creativecommons.org/ licenses/ by-sa/ 4.0/ ) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, solange Sie die/ den ursprünglichen Autor/ innen und die Quelle ordentlich nennen, einen Link zur Creative Commons-Lizenz anfügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Die in diesem Werk enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der am Material vermerkten Legende nichts anderes ergibt. In diesen Fällen ist für die oben genannten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de Satz: pagina GmbH, Tübingen CPI books GmbH, Leck ISBN 978-3-8233-8384-0 (Print) ISBN 978-3-8233-9384-9 (ePDF) ISBN 978-3-8233-0214-8 (ePub) www.fsc.org MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC ® C083411 ® Pekka Kujamäki ORCID: 0000-0002-1884-8822 Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich Susanne Mandl ORCID: 0000-0001-5012-4085 Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich Michaela Wolf ORCID: 0000-0001-6700-2201 Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich <?page no="5"?> Inhalt Pekka Kujamäki Zur Konstituierung und Verortung von Translationskulturen in Theorie und Praxis. Eine Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Aleksandra Nuč Die slowenischen Übersetzungen des Reichsgesetzblattes der Habsburgermonarchie: Dimensionen der Translationskultur zwischen 1849 und 1918 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Slovenski prevodi Državnega zakonika habsburške monarhije: razsežnosti kulture prevajanja med letoma 1849 in 1918 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Fiona Begley, Hanna Blum The role of translation in the Celtic Revival: Analysing Celtic translation cultures . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance: Eine Analyse keltischer Translationskulturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Emanuela Petrucci Un paese, 6000 lingue: Binnenübersetzung als Teilbereich der italienischen Übersetzungskultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Un paese, 6000 lingue: Binnenübersetzung come ambito specifico della cultura traduttiva italiana . . . . . . . . . . . . . 105 Philipp Hofeneder Kommunikationskanäle der sowjetischen Translationspolitik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Каналы коммуникации в советской переводческой политике второй половины 20-ого столетия . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Iryna Orlova Translationskulturelle Vorüberlegungen zur literarischen Übersetzung in der Sowjetukraine: Die Hürden der Bürokratie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Культурологический и переводческий анализ литературного перевода в Советской Украине: бюрократические препоны . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 <?page no="6"?> 6 Inhalt Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer Ungarische Translationskultur im Sozialismus: Zensur, Normen und Samisdat-Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 A magyar fordításkultúra a szocializmusban - fordítás a cenzúra, a normák és a szamizdat béklyójában . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 Petra Cukier, Alexandra Marics Von den Jeunes de Langue zu den Interprètes de Conférence : Institutionelle Normgebung in der Translationskultur Frankreichs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 Des jeunes de langue aux interprètes de conférence : l’institutionnalisation des normes dans la culture de traduction en France . . . . . . . . . . . . . . 231 Sevil Çelik Tsonev Das Berufsbild von TranslatorInnen im türkischsprachigen Raum: Translationskulturelle Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 Türkiye’de Çevirmenlik Mesleği ve Çeviri Kültürüne Özgü Görünümler . . . . . . . . . . . . . . . 261 Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282 <?page no="7"?> Zur Konstituierung und Verortung von Translationskulturen in Theorie und Praxis. Eine Einleitung 7 Zur Konstituierung und Verortung von Translationskulturen in Theorie und Praxis. Eine Einleitung Pekka Kujamäki Die Praxis des Übersetzens und Dolmetschens ist, wie nicht zuletzt an ihrer historischen Reflexion erkennbar, Teil multiperspektivischer, (pluri)kulturgebundener Prozesse, die zur zeit- und ortsgebundenen Etablierung von Translationskulturen führen. Den Hintergrund des vorliegenden mehrsprachigen Sammelbandes bildet ein Forschung und Lehre verschränkendes Projekt, in dessen Rahmen sich Lehrende des Grazer Instituts für Translationswissenschaft von diesem Grundgedanken ausgehend einem translatorischen Phänomen in einer ausgewählten historischen Periode widmeten. Den hier vorliegenden Artikeln gemein ist das Ziel, einen Beitrag zur Beschreibung von Translationskulturen in Arbeitssprachen und -kulturen des Instituts sowie zur Analyse ihrer sozialen und kulturellen Relevanz zu leisten, ihre Ausformungen, Bedingungen und die historische Dynamik dieser Translationskulturen zu identifizieren und sie im Kontext ihrer makro- und mikrohistorischen Einflussfaktoren bzw. Steuerungsmechanismen zu korrelieren. Die Diskussion um das translationshistorisch relevante Phänomen der Translationskulturen wurde außerdem, nach einer internationalen Begutachtungsrunde, in den sprachspezifischen translationsdidaktischen Lehrveranstaltungen des Instituts fortgesetzt, in denen die Artikel mit den Studierenden in eine weitere Sprache übersetzt wurden. 1 Potenzial des Konzepts Translationskultur Im Mittelpunkt des Bandes steht das von Erich Prunč seit 1997 entwickelte Konzept, das auf unterschiedliche Sprach- und Kulturräume übertragen, in diesen erprobt und dadurch eventuell auch erweitert wird. Ein Blick auf Prunčs Umgang mit seinem Konzept ergibt einen seit seiner Ersterwähnung im Jahr 1997 stabil gebliebenen begrifflichen Kerninhalt, den Prunč etwa 2001 wie folgt zusammenfasste: Unter Translationskultur wollen wir das historisch gewachsene, aktuell gegebene und grundsätzlich steuerbare Subsystem einer Kultur verstehen, das sich auf das Handlungsfeld Translation bezieht und aus einem Set von gesellschaftlich etablierten Normen, Konventionen, Erwartungshaltungen und Wertvorstellungen aller in dieser Kultur aktuell oder potentiell an Translationsprozessen beteiligten Handlungspartner besteht (Prunč 2001: 285; vgl. auch Prunč 1997: 107, 2008: 24 f. u. 2017: 32 f.) Mit Translationskultur wurde von Prunč ein multiperspektivisches Konzept entworfen, das sowohl die translatorischen Handlungsformen als auch den sie prägenden zeitbedingten, normativen und diskursiven Handlungsraum erfassen sollte. Im Gegensatz zu diesem Kerninhalt 1 An dieser Stelle sei allen anonymen Gutachter / innen für Ihre wertvollen Kommentare ganz herzlich gedankt. Ebenso bedanken wir uns bei den Kolleg / innen, die im Rahmen ihrer Lehrveranstaltungen die Übersetzungsarbeit koordiniert und die Qualitätskontrolle der Übersetzungen übernommen haben. <?page no="8"?> 8 Pekka Kujamäki erfuhr das Konzept die stärksten Änderungen vor allem in seiner theoretischen Untermauerung: Wo sich das Konzept zunächst (vgl. Prunč 1997; 2001) noch primär an funktionale Translationstheorien bzw. translatorische Handlungstheorien (vgl. u. a. Vermeer 1983; Holz-Mänttäri 1984; Reiß / Vermeer 1984; Nord 1989; Vermeer 1990) und Begrifflichkeiten der deskriptiven Translationswissenschaft anlehnte, wurde es später stärker mit soziologischen Perspektiven, insbesondere mit Bourdieus Kapital- und Habitus-Begriffen, verknüpft (vgl. Prunč 2008). Die konsequent vollzogene gesellschaftliche und kulturelle Einbettung der Translationskultur als „gesellschaftliches Konstrukt“ stellte das „innovative und produktive“ Potenzial des Konzepts (vgl. Schippel 2008) immer deutlicher in den Vordergrund, wobei dieses bis heute alles andere als ausgeschöpft ist. Ob in der Praxis des Gebärdensprachdolmetschens (Grbić 2010) oder des modernen Translationsmanagements (Risku 2010), im Spannungsfeld des Community Interpreting in Einrichtungen der Sozialverwaltung oder bei der Polizei (Pöllabauer 2006, 2010), gemein ist diesen und anderen Projekten, in denen das Konzept bisher erprobt wurde, die Tatsache, dass dies in der deutschsprachigen Translationswissenschaft geschah. Außerhalb derselben sind derartige Anwendungsversuche viel seltener, was sicherlich in nicht geringem Ausmaß damit zusammenhängt, dass Prunčs theoretische Ausführungen nur beschränkt auf Englisch vorliegen. Dementsprechend unsichtbar ist das Konzept in dem einschlägigen englischsprachigen Diskurs auch geblieben. Eine kurze Diskussion des Konzepts ist in Anthony Pyms (2006) Einführung zum Sammelband Translation and interpreting: Socio-cultural perspectives wie auch in Sonja Pöllabauers (2006) Beitrag zu demselben Band zu finden. Auf Englisch wird auf das Konzept auch in einigen Beiträgen aus dem finnischen Forschungsprojekt In Search of Military Translation Cultures flüchtig eingegangen, in dem der Versuch unternommen wurde, die translatorische Praxis mit ihren AkteurInnen und Rahmenbedingungen im Zweiten Weltkrieg in Finnland als Translationskulturen zu rekonstruieren (vgl. z. B. Kujamäki 2012; Kujamäki / Footitt 2016). Anzumerken ist schließlich auch, dass das englische Pendant translation culture terminologisch gesehen nicht ohne Probleme zu sein scheint, weil damit gelegentlich auch das benachbarte Konzept Übersetzungskultur ins Englische übertragen wird und weil auch andere ähnlich klingende Bezeichnungen wie cultures of translation (vgl. Baer 2011) oder translational cultures (Simon 2011: 17; Flynn / Doorslaer 2016: 76) oft irreführend einen ähnlichen Begriffsinhalt vermuten lassen. Über das oben genannte Potenzial ist nichtsdestotrotz nicht hinwegzusehen. Es schlägt sich vor allem in der Perspektivenvielfalt nieder, die aus dem Konzept abgeleitet werden kann. Wie auch der angeführten Definition zu entnehmen ist, wird Translationswissenschaft mit der Translationskultur vor zwei Aufgaben gestellt, bei denen das Konzept je nach den Zielsetzungen den Forschungsgegenstand oder die methodologische Grundlage der Analyse darstellen kann: Zum einen geht es um die Rekonstruktion und kritische Auswertung historischer bzw. gegenwärtiger Translationskulturen , um Gesetzmäßigkeiten von Translation, ihre jeweilige gesellschaftliche Rolle und ihre kommunikativen Ausprägungen, das Beziehungsgeflecht der im Handlungsraum beteiligten Institutionen und Akteur / innen sowie das manipulative Potenzial der translatorischen Agency aufzuzeigen (vgl. Prunč 1997: 107; Prunč 2017: 32). Zum anderen steht die Translationswissenschaft aber auch vor der ethisch und moralisch geprägten Aufgabe, unter anderem auf Rekonstruktionen und kritische Status-quo-Deskriptionen aufbauend, im Sinne einer Konstruktion von Translationskulturen zu agieren, wobei der Idealtypus bzw. die „Utopie“ einer demokratischen Translationskultur mit ihren vier Prinzipien <?page no="9"?> Zur Konstituierung und Verortung von Translationskulturen in Theorie und Praxis. Eine Einleitung 9 (Kooperativität, Loyalität, Ökologizität und Transparenz) den angestrebten Zielwert darstellt (vgl. Prunč 2008: 30-34; 2017: 32-36). Im Mittelpunkt des vorliegenden Buchs steht die erstgenannte historisch-rückblickende Aufgabe, wobei ein / e aufmerksame / r Leser / in hier und da einzelne Aspekte erkennen wird, die auch in gegenwärtigen Translationskulturen sichtbar sind und bei denen auf dem Weg zu ihrer demokratischen Ausprägung Gesprächs- und Handlungsbedarf vorliegt. Translationskultur als Forschungsobjekt oder Erklärungsmodell Für die Operationalisierung des hier im Mittelpunkt stehenden Konzepts haben die Autor / innen zwei unterschiedliche Wege genommen. In der Mehrzahl der Beiträge wird Translationskultur als Objekt der Deskription betrachtet, aber in einzelnen Artikeln wird auch der Versuch unternommen, das Konzept der Translationskultur mit den von Prunč vorgelegten Dimensionen als eine operative und reflexive Folie zu verwenden, mit der der aktuelle Stand des spezifischen translatorischen Handlungsraums mit seinen gesellschaftlichen Zusammenhängen - beispielsweise in Bezug auf das oben genannte „demokratische“ Ideal - erfasst werden soll. Translationshistorische Analysen verfolgen nicht selten das Ziel, Formen translatorischer Handlungen sowie translatorischer Produkte in ihren historischen und gesellschaftlichen Entstehungszusammenhängen und -bedingungen zu verstehen, um auf diese Weise Wissen über Übersetzen und Dolmetschen in der Vergangenheit und ihre Bedeutung in mehrsprachigen Kommunikationskontexten zu akkumulieren. In diesen Bemühungen ist Translationskultur zumeist als historisch-räumlich-kulturell näher definiertes Objekt eines Rekonstruktionsversuchs aufzufassen. Dabei handelt es sich idealtypisch um ein Zusammenführen von translatorischer Praxis (Produkte und Handlungen) und auf Translation bezogenen, in Prunčs Definition erwähnten gesellschaftlich etablierten Normen, Konventionen, Erwartungshaltungen und Wertvorstellungen (vgl. Prunč 1997: 107). Die Analyse bemüht sich somit um ein gesellschaftliches (Re-)Konstrukt, das den „Konsens und Dissens über zulässige, empfohlene und obligatorische Normen der Translation“ (Prunč 2012: 331) in der gegebenen historischen Situation zu erfassen versucht. In dieser kurzen Form unterstellt die Aufgabenbeschreibung jedoch eine gewisse methodologische Einfachheit, die in konkreten translationshistorischen Projekten den epistemologischen Anforderungen nicht entspricht. Dies ist zumindest zum Teil darauf zurückzuführen, dass sich Prunč als „Translationsphilosoph“ (vgl. Schippel 2019) wohl um kein ultimativ ausgearbeitetes, wissenschaftstheoretisch hieb- und stichfestes Konzept bemühte, sondern es offen für sowohl unterschiedliche Anwendungsversuche als auch eine kritische Weiterentwicklung desselben halten wollte. Allein der Begriff Kultur führt zu nicht unbedeutenden definitorischen Herausforderungen: In Prunčs Verwendung enthält Translations kultur Merkmale nicht nur eines intellektuell-ästhetischen Kulturbegriffs (mit Verweis auf epochen- und kulturspezifische Schönheitsideale mit diesbezüglichen Wandlungsprozessen) und eines instrumentellen Begriffs (im Sinne einer etablierten Praxis oder policy ; vgl. Geschichtskultur, Militärkultur oder Unternehmenskultur), sondern auch Merkmale eines anthropologischen Kulturbegriffs (mit Fokus auf die Gesamtheit kollektiver Denk- und Handlungsmuster) (vgl. Lüsebrink 2012: 10 f.). Über diese begriffsinhaltlichen Dimensionen hinaus ist vom Problem der kulturellen Abgrenzung bei der historischen wie auch der gegenwärtigen Konstituierung <?page no="10"?> 10 Pekka Kujamäki und Konzeptualisierung der Translationskulturen nicht hinwegzusehen: Wie konstituiert sich das Handlungsfeld Translation und der damit zusammenhängende Rekonstruktionsversuch in Beziehung zu nationalen, institutionellen, sprachlichen oder sonstigen Grenzziehungen? (Zu Konstituierungs- und Verortungsprinzipien des Handlungsfelds vgl. u. a. Wolf 2010.) Oder ist vielmehr, als Zeichen der multiperspektivischen Kraft des Konzepts, dezidiert zwischen intrakulturellen, interkulturellen und internationalen Wirkungsebenen der Translationskultur zu differenzieren (vgl. Schippel 2008: 12)? Die begriffliche Weite erzwingt offensichtlich eine Reduktion der Perspektive auf Teilausschnitte oder -aspekte der Translationskulturen und eine schrittweise Annäherung an die zu erzielende Rekonstruktion. Bei einer derartigen Annäherung bieten sowohl die in Prunčs Definition erwähnten Einzelaspekte (u. a. Norm, Konventionen, Erwartungen) als auch weitere inhaltlich benachbarte Begriffe methodologische Anhaltspunkte. Zu diesen gehören u. a. Übersetzungskultur oder Translationspolitik. Mit Übersetzungskultur werden die intellektuell-ästhetischen Dimensionen des Konzepts von Prunč in den Vordergrund gestellt, indem die Kultur und Tradition des literarischen Übersetzens mit ihren thematischen und gattungsspezifischen Schwerpunkten, Diskurse über die Aufgabe der literarischen Übersetzer / innen sowie, davon abgeleitet, die grundsätzliche Offenheit oder Geschlossenheit von Zielkultur und zielsprachlicher Literatur analysiert werden. (Vgl. Frank 1989; zu Gegenüberstellungen Übersetzungsvs. Translationskultur vs. Regime , s. Pym 2006; Kujamäki 2010.) Mit Translationspolitik wird dagegen die Aufmerksamkeit stärker auf instrumentelle und anthropologische Dimensionen von Translationskulturen gerichtet: Die Analyse geht, über die translatorische Praxis hinaus, den diese Praxis steuernden nationalen, staatlichen oder gar unternehmensspezifischen Prinzipien und Entscheidungen (inklusive Gesetzgebung und ihre Anwendung) nach, die unter anderem die Verwendung von Translation bei Behörden oder die Auswahl und Verfügbarkeit von Translaten und damit oft auch den Zugang sprachlicher Minderheiten zu gesellschaftlichen Diskursen in mehrsprachigen Kontexten regulieren. Erfasst werden auch die in der Gesellschaft herrschenden Diskurse über Mehrsprachigkeit und Notwendigkeit, Nutzen und Wert der Translation, d. h. „kollektive Denk- und Wahrnehmungsmuster“ (vgl. Lüsebrink 2012: 11), die sich wiederum in den genannten einschlägigen Entscheidungen für oder gegen Translation niederschlagen können. 2 Aus der allgemeinen Aufgabe der translationskulturellen Rekonstruktion lassen sich für konkrete Analysen unterschiedliche Teilaufgaben ableiten: Von Interesse ist zunächst die Praxis des Übersetzens und Dolmetschens in dem jeweiligen sprachlichen und / oder geografischen Raum, d. h. ihre Ursprünge und vergangene Formen, historisch markante Etappen sowie gegenwärtige Inhalte, die in Bezug auf ihre kultur- und ortsspezifischen Rahmenbedingungen beschrieben und analysiert werden können. Beispiele für solche Rahmenbedingungen schließen unter anderem die offizielle Sprach- und Kulturpolitik eines Staates oder die durch unterschiedliche offizielle oder inoffizielle Instanzen vertretene Translationspolitik ein, die einmal auf die Übersetzungstätigkeit, dann aber auch sowohl auf den Zugang der Bürger / innen zu übersetzten Produkten als auch auf ihre Möglichkeiten, an den gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen durch Translation teilzuhaben, direkten Einfluss haben. 2 Vgl. González Núñez (2016), der in Anlehnung an Spolskys (2004 ) language policy den Begriff translation policy in translation management , translation beliefs und translation practice teilt; zur Geschichte des Begriffs Translationspolitik siehe u. a. Meylaerts (2011) und González Núñez (2016). <?page no="11"?> Zum Inhalt des Bandes Die genannten übersetzungskulturellen und translationspolitischen Dimensionen von Translationskulturen kommen in den einzelnen Fallstudien des vorliegenden Bandes in unterschiedlicher Stärke zur Anwendung und werden auch mit diversen sozialen und kulturellen Funktionen von Translation verbunden. Wird Übersetzungstätigkeit zum Beispiel mit Fragen der Identitätskonstruktion verknüpft, wird ein Mechanismus sichtbar, der genauso entscheidend zur Entstehung und Entwicklung von Translationskulturen beitragen kann wie der bloße alltägliche Kommunikationsbedarf. So zeigen Fiona Begley und Hanna Blum in ihrem Beitrag „The role of translation in the Celtic Revival: Analysing Celtic translation cultures “, wie Übersetzungstätigkeit sowohl von der englischen Kolonialmacht als auch von keltischen Kolonisierten für ihre jeweils eigenen kommunikativen, kolonialen und identitätsfördernden Ansprüche instrumentalisiert wurde. In dem Beitrag „Un paese, 6.000 lingue: Binnenübersetzung als Teilbereich der italienischen Übersetzungskultur “ geht Emanuela Petrucci wiederum den Charakteristika, Funktionen und der spezifische Bedeutung von literarischen Binnenübersetzungen in der italienischen Literatur nach. Aufgezeigt werden wichtige auslösende Faktoren wie das Bemühen um breitere Verständlichkeit, Sichtbarkeit und einen höheren Status der literarischen Werke und einzelnen Sprachvarietäten - Auslöser, die in den sich entwickelnden Übersetzungs- und Translationskulturen nicht selten zu beobachten sind. Kultur- und zeitspezifische Diskurse zu Translation sind ein weiterer wichtiger Bestandteil historischer Translationskulturen und ihrer Rekonstruktionsversuche. Von Interesse sind dabei normative Aussagen zu „angemessenen“, „unangemessenen“ oder „notwendigen“, „erlaubten“ oder gar „verbotenen“ Formen von Translationstätigkeit und Übersetzungen (als Texte), die Schlüsse über die die jeweilige Translationskultur konstruierenden Erwartungshaltungen und Wertvorstellungen zulassen. In ihrem Beitrag „Ungarische Translationskultur im Sozialismus: Zensur, Normen und Samisdat-Literatur“ besprechen Edina Dragaschnig und Claus Michael Hutterer die in der Ära Kádár manifestierten literarischen und translatorischen Normen sowie die Entstehung und Funktion der Samisdat-Literatur als Gegenreaktion auf die Zensur in Ungarn in den Jahren 1945 und 1989. Die Handlungsbereitschaft und die Handlungsformen der ungarischen Samisdat-Akteur / innen zeigen, dass Translationskulturen auch jenseits offizieller Institutionen entstehen oder geprägt werden können. Der Aspekt der Verfügbarkeit und Verbreitung von Übersetzungen wird auch von Philipp Hofeneder aufgegriffen. In seinem Beitrag „Kommunikationskanäle der sowjetischen Translationspolitik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ geht der Autor den Mechanismen und Diskursen nach, die nicht nur die Produktion von Übersetzungen, sondern auch deren Zugänglichkeit und Öffentlichkeitsstatus in der sowjetischen Gesellschaft regelten. Über die Bedeutung von staatlichen oder sonstigen prestigeträchtigen Institutionen für die Konstruktion von Translationskulturen und für die Etablierung der sie konstituierenden Normen und Konventionen ist nicht hinwegzusehen. Petra Cukier und Alexandra Marics nehmen dies zum Ausgangspunkt ihres Artikels „Von den Jeunes de Langue zu den Interprètes de Conférence : Institutionelle Normgebung in der Translationskultur Frankreichs“, in dem sie die französischen Etappen der Dolmetschausbildung sowie ihren normbildenden Einfluss auf die Professionalisierung des Dolmetschens nachzeichnen. Dieser Einfluss, vor allem aber die Forschung und Lehre an der Ecole Supérieure d’Interprètes et de Traducteurs ( ESIT ), erstreckt sich bekanntlich weit über Frankreichs Grenzen hinaus und wird sicherlich auch weiterhin Zur Konstituierung und Verortung von Translationskulturen in Theorie und Praxis. Eine Einleitung 11 <?page no="12"?> 12 Pekka Kujamäki durch die Mitwirkung von etablierten Dolmetschdiensten ( SCIC der Europäischen Kommission) sowie Berufsverbänden ( AIIC ) in Translationskulturen international sichtbar sein. Der Frage, welche translationskulturellen Nebenprodukte die starke Strahlkraft dieser Institutionen mit den von ihnen propagierten Rollenzuschreibungen herbeigeführt hat, müsste in einer weiteren kritischen Analyse nachgegangen werden. Ein wichtiger Hinweis wäre direkt bei Prunč zu finden, der von der „Neutralität in der Krise“ (2011) gesprochen und somit darauf aufmerksam gemacht hat, dass das institutionell etablierte, standesethische Neutralitätskonzept aus Perspektive der asymmetrischen Machtbeziehungen und der damit verbundenen Individualethik systematisch zu hinterfragen wäre. (Vgl. dazu auch Schippel 2019; zur translationsethischen Verortung von Berufskodizes s. Hebenstreit 2010.) Auf jeden Fall ist der Einfluss von ESIT , SCIC und AIIC zumindest in zweierlei Hinsicht aufschlussreich: Zum einen ist dies in Bezug auf die Hypothese von Pym zu betrachten, dass translatorische Regimes , die Pym (2006: 23 f.) als „rough synonym“ für Translationskultur betrachtet, in erster Linie interkulturell, und in zweiter Linie kulturspezifisch ausgeprägt seien (Pym 1993: 38). Zum anderen hat auch Prunč (2008: 25) darauf verwiesen, dass Translationskulturen „über den jeweiligen Sprachraum hinausreichen können“. Die Dynamik bei der Entstehung und Institutionalisierung translatorischer Berufsbilder steht auch im Mittelpunkt des Beitrags „Das Berufsbild von TranslatorInnen im türkischsprachigen Raum: Translationskulturelle Aspekte“ von Sevil Çelik Tsonev. Die Autorin befasst sich darin mit den osmanisch-türkischen Etappen der Institutionalisierung auf dem Weg zu den gegenwärtig sichtbaren Professionalisierungsmerkmalen der türkischen Translationskultur . Auch hier werden nicht nur eng „osmanisch-türkische“, sondern auch interkulturelle Einflussfaktoren sichtbar. In den übrigen zwei Beiträgen wird Translationskultur als ein heuristisches Konzept für die analytische Betrachtung der komplexen Beziehungen um das einzelne translatorische Phänomen herum (Prunč 2008: 28) gehandhabt. Beiden Projekten gemein ist der Versuch, auf der Folie des von Prunč geprägten Konzepts und mit einschlägigem Archivmaterial den Interessen- und Kräfteausgleich zwischen den einzelnen an Translation beteiligen Personen und Institutionen zu analysieren und damit charakteristische Merkmale der Translationskultur aufzuzeigen. In ihrem Beitrag „Die slowenischen Übersetzungen des Reichsgesetzblattes der Habsburgermonarchie: Dimensionen der Translationskultur zwischen 1849 und 1918“ verwendet Aleksandra Nuč Translationskultur als ein Erklärungsmodell, mit dem nicht nur die an der Übersetzungstätigkeit beteiligten Individuen identifiziert werden, sondern auch deren Beweggründe, Kooperation, Öffentlichkeitsarbeit und Qualitätskriterien als Dimensionen der damaligen slowenischen Translationskultur nachgezeichnet werden. Auch in dem Beitrag „Translationskulturelle Vorüberlegungen zur literarischen Übersetzung in der Sowjetukraine: Die Hürden der Bürokratie“ wird auf der Grundlage des Konzepts den gesellschaftlichen Zusammenhängen, in die die Translation eingebettet ist, nachgegangen. Im Mittelpunkt dieser Analyse von Iryna Orlova steht die ukrainische Zeitschrift Vsesvit und ihr umfangreiches publizistisches Engagement für die Übersetzungen ausländischer Literatur ins Russische in der poststalinistischen Zeit von 1958 bis 1991. Auch hier werden das Beziehungsgeflecht und die normgebende Macht einzelner Institutionen und Akteur / innen in diesem translatorischen Handlungsfeld gezeigt und so die Spezifik der sowjetukrainischen Translationskultur illustriert. <?page no="13"?> Zum Schluss Wie auch die Beiträge des vorliegenden Sammelbands zeigen, kann die retrospektive Sicht auf translatorische Phänomene sehr unterschiedlich ausgerichtet sein (vgl. D’hulst 2010; 2012) und verschiedenen Motivationen folgen (vgl. Paloposki 2013). Diese Motivationen hat vor einiger Zeit auch Christopher Rundle in mehreren Impuls-Beiträgen (vgl. Rundle 2011; 2012; 2014) angesprochen, in denen er von seinen eigenen Erfahrungen ausgehend für translationshistorische Forschungen zwei für ihn gegensätzliche Hauptziele bestimmte, nämlich entweder die Rekonstruktion einer allgemeinen Translationsgeschichte („general history of translation“; vgl. Rundle 2012: 234), oder aber die Verknüpfung translationshistorischer Erkenntnisse mit der einschlägigen allgemeinen Historiografie: When we carry out research on translation history, we have a choice. Are we going to attempt to extrapolate the translation features we uncover in the historical context we are examining in order to contribute to a wider, general or more global history of translation - thereby also making our work more accessible to Translation Studies ( TS ) in general - or are we going to address those scholars who share our historical subject and introduce them to the insights which the study of translation can offer? (Rundle 2011: 33) Rundle geht es vor allem um die Frage, für wen die translationshistorischen Erkenntnisse in erster Linie relevant sein sollten. In der ersten Alternative, so Rundle, seien diese wegen der einschlägigen Begrifflichkeit nur für translationswissenschaftlich Eingeweihte zugänglich und interessant, wobei außerdem die Abstraktion zugunsten einer allgemein verständlichen Translationsgeschichte mit dem Verlust historischer Spezifizität der Erkenntnisse einhergehe. Um diesem Risiko zu entgehen, plädiert Rundle nachdrücklich für die zweite Alternative und regt Translationshistoriker / innen dazu an, über den eigenen diskursiven Tellerrand hinauszublicken und ihre Erkenntnisse dort zur Verfügung zu stellen, wo auch das Wissen über den spezifischen historischen Kontext vorhanden ist. Nach Rundle (2012: 239) sollten sich Translationswissenschaftler / innen also vor allem mit der Frage beschäftigen, was uns Translation über Geschichte erzählt und nicht umgekehrt, was uns Geschichte über Translation verrät. Rundles Gedanken folgte eine Diskussion über die potenziellen Wege und Foren translationshistorischer Forschung (vgl. „Responses“ von Delabastita 2012, Hermans 2012, St-Pierre 2012; anderswo dazu u. a. Paloposki 2013), die ihn dann dazu veranlasste, seine binären Positionen geringfügig zu revidieren und etwas allgemeiner die Bedeutung beidseitiger interdisziplinärer Annäherung herauszuarbeiten (Rundle 2014: 4; vgl. dazu auch Paloposki 2013; Bandia 2014). Die Herausforderungen, die mit solchen Annäherungsversuchen verknüpft sind, sind vielen Translationswissenschaftler / innen bekannt (vgl. z. B. Kujamäki 2017: 314), und Lösungsoptionen, die nicht gleichzeitig mit dem Verzicht auf eigene Begrifflichkeiten einhergehen würden, sind nicht immer leicht zu finden. Wie auch von Schippel (vgl. 2008: 17 f.) angenommen, könnte die von Prunč geprägte Translationskultur hier allenfalls das notwendige Potenzial eines interdisziplinären Brückenkonzepts beinhalten, das ein Operieren in beide von Rundle besprochenen Richtungen und einen Austausch zwischen diesen ermöglichen könnte. Mit seinen Determinanten zeigt das Konzept transkulturelle Dimensionen gesellschaftspolitischer Spannungsfelder in historischen Kontexten auf - ein Potenzial, das nicht nur in der Translationswissenschaft, sondern auch in den Geschichtswissenschaften generell von Relevanz sein könnte. Zur Konstituierung und Verortung von Translationskulturen in Theorie und Praxis. Eine Einleitung 13 <?page no="14"?> 14 Pekka Kujamäki Bibliografie Baer, Brian (2011) „Introduction: Cultures of Translation“, in: Baer, Brian (ed.) Contexts, Subtexts and Pretexts: Literary Translation in Eastern Europe and Russia . Amsterdam: John Benjamins, 1-15. Bandia, Paul F. 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Ausgehend vom Begriff der Translationskultur von Prunč (2008: 24 f.) soll im vorliegenden Beitrag auf der Grundlage von persönlichen Korrespondenzen, Zeitungen und Fachzeitschriften ein punktueller Einblick in den Zeitraum von 1849 bis 1918 geleistet werden, um einige spezifische Dimensionen der Translationskultur nachzeichnen zu können. Das Konzept der Translationskultur wurde von Erich Prunč im Jahre 1997 im Rahmen seiner kritischen Überlegungen in Bezug auf das translatorische Handeln eingeführt. Aufgrund der von ihm festgestellten Diskrepanz zwischen der historischen und zum damaligen Zeitpunkt gegenwärtigen Rolle der Translation, zwischen dem in jener Zeit einerseits praxisorientierten und andererseits akademischen Zugang zur Translation an diversen Ausbildungsinstitutionen und dem damals vorherrschenden Image der TranslatorInnen, führte er diesen Begriff ein, um das dynamische, multiperspektivische und heteronome Handlungsfeld der Translation beschreiben zu können (vgl. Prunč 1997: 99 ff.). In seiner aktuellen Fassung der Translationskultur definiert Prunč dieses Konzept unter dem soziohistorischen Aspekt wie folgt: Das soziohistorische Konstrukt der Translationskultur wird konfiguriert durch ein Set von gesellschaftlich gesteuerten und steuerbaren translationsrelevanten Normen und Konventionen, Wertvorstellungen, Erwartungshaltungen und habitualisierten Verhaltensmustern aller in der jeweiligen Kultur aktuell oder potentiell an Translationsprozessen beteiligten Handlungspartnern sowie deren Agenten und Agenturen. (Prunč 2017: 32 f.) Bei der Verortung der Translationskultur sind sowohl zeitliche, räumliche als auch gesellschaftliche Determinanten zu beachten. Nach Prunč (2008: 25) bringt das Konzept der Translationskultur nämlich den gesellschaftlichen Konsens oder Dissens darüber zum Ausdruck, welche Formen der Translation zu einem bestimmten Zeitpunkt und in einem bestimmten Interaktionsraum jeweils unzulässig, zulässig, empfohlen und obligatorisch sind. 2 Der gesell- 1 Im Zeitraum von 1849 bis 1918 waren im Redaktionsbureau des Reichsgesetzblattes nur männliche Übersetzer mit den slowenischen Übersetzungen befasst. 2 Insbesondere diesen Aspekt hebt Schippel (2010: 139) als besonders produktiv im Sinne einer angestrebten Periodisierung der Translationsgeschichte hervor. <?page no="18"?> 18 Aleksandra Nuč schaftliche Aspekt ermöglicht es, den Blick für jene Personen und Gruppen zu schärfen, die an der Konstruktion einer Translationskultur maßgeblich beteiligt sind: Als historisches Konstrukt sind Translationskulturen der Niederschlag des machtgeleiteten Kräfteausgleiches aller an Translation interessierten Individuen und Institutionen. Als Akteure fungieren neben den Translatoren die Autoren, Initiatoren und Adressaten. Die Kräfteverhältnisse zwischen den Handlungspartnern sind von ihrer Hierarchie und vom Wertekonsens in der jeweiligen Gesellschaft abhängig, weshalb Translationskulturen von den Wertesystemen eine Sozietät nicht abzukoppeln sind. (Prunč 2017: 32) Ungeachtet der methodischen Probleme, die sich bei der Auslotung konkreter Translationskulturen ergeben und von Prunč selbst thematisiert werden, können auf der Grundlage dieses Konzeptes aufschlussreiche Einblicke in gesellschaftliche Zusammenhänge, in welche die Translation eingebettet ist, gewonnen werden (vgl. Prunč 2008: 25 f.). Wie produktiv das Konzept der Translationskultur sein kann, wurde bisher in mehreren Beiträgen gezeigt. In Schippels Sammelband Translationskultur - ein innovatives und produktives Konzept (2008: 11 ff.) wird inhaltlich eine breite Palette von anthropologischen, soziologischen bzw. soziokulturellen, translationstheoretischen und translationspraktischen Fragestellungen aus translationskulturellem Blickwinkel betrachtet. Schippel sieht das Konzept der Translationskultur als einen operationalen Begriff, der nicht nur innerhalb der Translationswissenschaft, sondern auch interdisziplinär produktiv sein kann. Schopp (2008: 237 ff.) befasst sich mit der Qualitätssicherung im Übersetzungsprozess mit Hilfe von translatorischen Netzwerken und konzentriert sich dabei insbesondere auf das spezifische translationskulturelle Merkmal des translatorischen Arbeitsumfeldes und der translatorischen Arbeitskultur. Prunč selbst (2009: 3 ff.) verwendet das Konzept zur Beschreibung der kroatischen Translationskultur und entwickelt prospektiv auf dieser Grundlage ein demokratisches Modell der Translationskultur . Auch für Wolf (2010: 29 f.) scheint das Konzept der Translationskultur nicht nur für die historische, sondern auch für die aktuelle Rekonstruktion des Handlungsfeldes Translation durchaus geeignet zu sein. Dabei arbeitet sie sowohl Gemeinsamkeiten als auch distinktive Merkmale der Translationskultur von Prunč und des Übersetzungsfeldes von Bourdieu heraus. Wolf kommt zu dem Schluss, dass die Translationskultur mit deren translatorischen Praxis für das Übersetzungsfeld einen übergeordneten Rahmen darstellt. Somit verhilft die Translationskultur dem Übersetzungsfeld zu seiner Existenz im sozialen Praxisfeld und schafft zugleich Verbindungen zu anderen Feldern, die die Existenz des Übersetzungsfeldes sicherstellen. Im vorliegenden Beitrag wird von der Annahme ausgegangen, dass sich im Zuge der Übersetzungen des RGB l . ins Slowenische eine spezifische Translationskultur herausgebildet hat. Wie bereits ausgeführt, ermöglicht das Konzept der Translationskultur die Betrachtung des gesamten Beziehungsgeflechts des translatorischen Handelns (vgl. Prunč 2008: 28). Wie bei Grbić (2010: 152) soll das Konzept der Translationskultur als ein Erklärungsmodell verwendet werden, um das Beziehungsgeflecht innerhalb der slowenischen Übersetzungen des RGB l . zu untersuchen. Dabei geht es vorrangig um die Frage, wer an den slowenischen Übersetzungen des RGB l . Interesse hatte und welche Translationskultur von diesen Interessengruppen auf unterschiedlichen Ebenen impliziert war. Als beteiligte Handlungspartner an den Translationsprozessen können im Falle des RGB l . einerseits die Redakteure und Kontrolltranslatoren der slowenischen Ausgabe identifiziert werden. Andererseits zählen dazu weitere Translatoren, Sprachwissenschaftler, Philologen und Juristen, die sich untereinander und mit den <?page no="19"?> Die slowenischen Übersetzungen des Reichsgesetzblattes der Habsburgermonarchie 19 Translatoren des RGB l . in persönlichen Korrespondenzen über die angefertigten Translate austauschten. Die Untersuchung erfolgt also nicht auf der Beurteilung der Ausgangs- und Zieltexte, sondern nach Munday auf der Grundlage primärer Quellen, für den diese „an indispensable resource for the investigation of the conditions, working practices and identity of translators and for the study of their interaction with other participants in the translation process“ (Munday 2014: 64) sind. Über diese Primärquellen hinaus stellen slowenische Zeitungen und Zeitschriften eine weitere Interessengruppe dar, in der ein Diskurs über die Übersetzungen des RGB l . stattfand. 2 Das Reichsgesetzblatt und die slowenischen Übersetzungen Basierend auf dem Kaiserlichen Patent über die Einführung eines allgemeinen Reichsgesetzblattes vom 4. März 1848 war das RGB l . im Zeitraum bis 1918 das Veröffentlichungsblatt der gesamtstaatlichen Gesetzgebung der Habsburgermonarchie. Die Originalfassung in deutscher Sprache wurde in neun weitere Sprachen des Vielvölkerstaates übersetzt, darunter auch ins Slowenische. Um die Übersetzungen anfertigen zu können, wurde ein Redaktionsbüro gegründet, in welchem Redakteure und Übersetzer für die einzelnen Sprachausgaben des RGB l . beschäftigt wurden. 3 Im Zeitraum von 1849 bis 1918 waren folgende Personen als Redakteure für Slowenisch tätig: Franc Miklošič, Matej Cigale, Karel Štrekelj und Fran Vidic (vgl. Wolf 2012: 161 f.). 4 Bei der Erstellung von Übersetzungen waren die slowenischen Redakteure mit mehreren Schwierigkeiten konfrontiert. Die slowenische Sprache (Prunč 2012: 85) war zu Beginn dieses Zeitraumes noch nicht normiert und aufgrund der historisch gewachsenen administrativen Zergliederung stark dialektal fragmentiert, eine Etablierung als Verkehrs-, Amts- und Bildungssprache wurde noch nicht vollzogen. Die Übersetzungen des RGBl . stellten aber auch aus weiteren Gründen für die slowenischen Translatoren eine große Herausforderung dar. Einerseits war der enorme Umfang des RGB l . problematisch. Im Jahr 1853 umfasste es beispielsweise 1.428 Seiten. Andererseits regelten die Gesetzestexte diverse Themenbereiche. Somit mussten in der weder funktional komplett ausgebildeten noch einheitlich standardisierten slowenischen Sprache Übersetzungen von Staatsverträgen oder Gesetzen in den Bereichen Schulwesen, Landwirtschaft, Steuern, Bergbau etc. angefertigt werden. Das fast vollständige Fehlen übersetzerischer Hilfsmittel stellte ein weiteres Problem dar. In den Jahren von 1825 bis 1848 (Melik 1994: 16 f.) verfassten lediglich 62 Schriftsteller Bücher oder Artikel in der slowenischen Sprache; die periodische Presse, die den Übersetzern als Paralleltext dienen konnte, war kaum vorhanden. Auch in den verfügbaren Wörterbüchern war eine terminologische Recherche fast unmöglich, denn bis zum Jahr 1860 gab es nur drei umfangreichere deutsch-slowenische und zwei slowenisch-deutsche 3 Im Folgenden wird für die Begriffe Redakteure, Übersetzer, Kontrolltranslatoren und Mitübersetzer auch der Oberbegriff Translatoren verwendet. 4 Kurze biografische Angaben sollen das Verständnis nachfolgender Ausführungen erleichtern: Franc Miklošič war einer der renommiertesten Philologen seiner Zeit und Begründer der vergleichenden slawischen Sprachwissenschaft, aber auch promovierter Doktor der Rechtswissenschaften. Matej Cigale war Jurist, Karel Štrekelj Slawist, Philologe und Literaturhistoriker und Fran Vidic Slawist. Zu näheren biografischen Angaben der slowenischen Redakteure siehe Nuč (2017: 141-160). <?page no="20"?> 20 Aleksandra Nuč Wörterbücher. 5 Dazu sei noch angemerkt, dass die slowenischen Translatoren entweder über eine philologische oder eine juristische Ausbildung verfügten. Eine universitäre translatorische Ausbildung konnte damals hingegen nicht erworben werden. Zweifelsohne kann somit behauptet werden, dass diese historische Periode nicht nur für den Ausbau der slowenischen Standard- und Fachsprache, sondern auch für die Entwicklung des slowenischen translatorischen Handlungsfeldes von großer Bedeutung war. Dies stellen sowohl die umfangreichen Untersuchungen von Nuč (2017) im Bereich der slowenischen Übersetzungen des Reichsgesetzblattes als auch von Žigon / Almasy / Lovšin anhand der Übersetzungen von Lehrbüchern als „osrednji vir informacij […] celih generacij“ 6 (Žigon / Almasy / Lovšin 2017: 143) zweifelsohne fest. 3 Korrespondenzen, Zeitungen und Fachzeitschriften Um die Ausprägungen der Translationskultur untersuchen zu können, wurden Korrespondenzen der Redakteure und Translatoren des RGB l . sowie Beiträge in zwei Zeitungen und zwei Fachzeitschriften analysiert, die die slowenischen Übersetzungen des RGB l . thematisieren. Von den Korrespondenzen als primäre Quellen wurden in der vorliegenden Untersuchung einerseits bereits veröffentlichte Briefe der slowenischen Übersetzer des RGB l ., andererseits die anhand eigener Recherchen in der Handschriftenabteilung der National- und Universitätsbibliothek ( NUK ) in Ljubljana ermittelten 88 Briefe herangezogen. Von den Printmedien wurden zunächst zwei Zeitungen aus dem Zeitraum der Märzrevolution ausgewählt, die eine wichtige Rolle für die Entwicklung des slowenischen Nationalbewusstseins spielten. Die Zeitung Kmetijske in rokodelske novice ( KRN ) (vgl. Narodna in univerzitetna knjižnica 2016) erschien von 1843 bis 1902. 7 Neben populärwissenschaftlichen und politischen Themen war eines der Hauptanliegen von KRN die Schaffung einer einheitlichen slowenischen Standardsprache. Das erste slowenische politische Blatt Slovenija (Habe 2005: 23) erschien in den Jahren 1848 bis 1850 als ein Mitteilungsblatt des Vereines Slovensko društvo (Slowenischer Verein). Die erörterten Themen waren sowohl politischer als auch literarischer Natur. Des Weiteren wurden die Fachzeitschriften Pravnik slovenski ( PS ) und Slovenski pravnik ( SP ) herangezogen. PS ( Jemec Tomazin 2010: 112 f.) erschien in drei Jahrgängen in der Zeit von 1870 bis 1872. Die Zeitschrift SP (Pravna fakulteta Univerze v Ljubljani 2010) wurde mit einigen Unterbrechungen von 1881 bis 1944 herausgegeben. Sowohl PS als auch SP diskutierten die Terminologie der Gesetzestexte und prägten zugleich selbst neues Fachvokabular für Bereiche, wie z. B. öffentliche Verwaltung und Gerichtswesen (vgl. ibid.: 113). 5 Dabei handelt es sich um das slowenisch-deutsche und deutsch-slowenische Wörterbuch von Anton Murko (1832 und 1833), das slowenisch-deutsche und deutsch-slowenische Wörterbuch von Anton Janežič (1850 und 1851) und die Juridisch-politische Terminologie für die slawischen Sprachen Österreichs (1853). Näheres zu den verfügbaren Wörterbüchern siehe in Nuč (2017: 166-171). 6 der zentralen Informationsquelle […] ganzer Generationen. 7 Obwohl diese Benennung der Zeitung sechs Mal geändert wurde (vgl. Njenjić 2011: 18 f.), wird im Folgenden stets die Abkürzung KRN verwendet. <?page no="21"?> Die slowenischen Übersetzungen des Reichsgesetzblattes der Habsburgermonarchie 21 Maßgeblich für diese Analyse sind je Redakteur die ersten drei Jahre der Redaktionszeit. Teilweise weichen die Perioden, abhängig von der Erscheinungszeit der Zeitungen und Zeitschriften, voneinander ab (siehe Tabelle 1): Redaktionszeit KRN Slovenija PS SP Franc Miklošič 1849 1849 1849 - - Matej Cigale 1849-1889 1850-1852 1850 1870-1872 - Karel Štrekelj 1890-1898 1890-1892 - - 1890-1892 Fran Vidic 1898-1918 1898-1900 - - 1898-1900 Tabelle 1: Analysierte Zeitungen und Zeitschriften nach Redakteuren des RGB l . Im Folgenden sollen jene Dimensionen der Translationskultur erörtert werden, die in den oben untersuchten primären Quellen, Zeitungen und Zeitschriften erschlossen wurden. 4 Dimensionen der Translationskultur Aus den Beiträgen in den Zeitungen KRN und Slovenija sowie den Fachzeitschriften PS und SP gehen vier Dimensionen der slowenischen Translationskultur hervor: Diskurs über Sprachformen, Kooperativität bzw. translatorische Netzwerke, Sensibilisierung der Öffentlichkeit für translatorische Arbeit und Qualifikationskriterien für Redakteure. 4.1 Diskurs über Sprachformen Wie bereits dargestellt wurde, war die slowenische Sprache im Jahr 1849 weder standardsprachlich normiert noch lexikalisch ausreichend differenziert. Somit stellten die Übersetzungen des RGB l . ein sprachlich und fachlich äußerst anspruchsvolles Projekt dar, durch welches allerdings eine Entwicklungsplattform für die slowenische Sprache geschaffen wurde (vgl. Prunč 2005: 28). Die linguistischen Aspekte standen somit bei der Beurteilung der Qualität der Übersetzungen im Vordergrund. Ausgehend davon soll im Folgenden der Diskurs über die sprachliche Form rekonstruiert werden, mit dem der Konsens und Dissens einzelner Zielgruppen in den beiden Zeitungen KRN und Slovenija sowie den Fachzeitschriften PS und SP zum Ausdruck gebracht wurde. Vor allem zu Beginn des Erscheinens des RGB l . können den beiden Zeitungen und Zeitschriften translationskulturelle Ausprägungen auf linguistischer Ebene entnommen werden. Eine detaillierte Analyse der Übersetzungsarbeit der ersten slowenischen Ausgabe des RGB l . <?page no="22"?> 22 Aleksandra Nuč wurde in Slovenija am 16. und 27. November veröffentlicht (vgl. Svečan 1849a: 365 f.; 1849b: 377 f.), in der Zeitung KRN hingegen erst am 19. und 26. Dezember 1849 8 (vgl. Vredništvo 1849a: 223 f.; 1849b: 227 f.). Svečan merkt an, dass die Übersetzungen grundsätzlich gut sind, es gibt aber zu bemängelnde Punkte (Svečan 1849a: 365). 9 Seine Kritikpunkte beziehen sich insbesondere auf die Grammatik, Orthografie, Morphologie, Terminologie, Fremdwörter und die zahlreichen Druckfehler (vgl. ibid. 1849a: 366; 1849b: 377 f.). Die Übersetzer sollen seiner Meinung nach darauf achten, dass in den Translaten keine morphologischen und terminologischen Besonderheiten vorkommen, die nur in einer Region des slowenischsprachigen Gebietes verwendet oder verständlich sind (vgl. ibid. 1849a: 365; 1849b: 377): Zatorej še enkrat: gospodi provoditeli! ne po krajnsko, ne po štajersko, ne po koroško, goriško ali primorsko - temuč vselej in povsod po občeslovensko! ! 10 (Svečan 1849b: 378) Eine bessere Übersetzung könnte seiner Meinung dadurch erzielt werden, dass man die Verständlichkeit der Übersetzungen in den Vordergrund rückt, damit auch der „prost Slovenec“ 11 (ibid.: 377) die Gesetzestexte verstehen würde. Konkret rät er den Übersetzern, die langen, teilweise schwer verständlichen deutschen Sätze zu kürzen, die Hauptwörter nicht mit Hauptwörtern wiederzugeben etc. (vgl. ibid.). Die in einigen Fällen unverständlichen Übersetzungen werden in der Nummer 98 durch den Zeitdruck, unter dem die Übersetzer arbeiten mussten, begründet. Dabei wird anhand von konkreten Beispielen aufgezeigt, dass manche Textstellen in der slowenischen Übersetzung trotzdem verständlicher als die entsprechenden deutschen Textausschnitte sind (vgl. J. 1849: 390). Die erste slowenische Ausgabe des RGBl . wurde in der Zeitung KRN (N. N. 1849d: 201) heftig kritisiert, weil es angeblich niemanden gibt, der mit der Übersetzung zufrieden wäre. Auch für die KRN gilt die Verständlichkeit der Übersetzungen als oberstes Postulat. Bereits das zweite Stück (N. N. 1849e: 209 f.) wird in Bezug auf die Qualität der Übersetzungen in ein positiveres Licht gestellt. Zugleich wird Verständnis dafür aufgebracht, dass die erste Übersetzung wohl deshalb nicht in Ordnung war, weil jeder Anfang schwer ist. Aus dem vierten Stück der slowenischen Ausgabe des RGBl . geht für die Redaktion von KRN klar hervor, dass die Übersetzer die grammatikalischen Formen der slowenischen Sprache noch nicht endgültig festgelegt haben. In KRN wird des Weiteren ausdrücklich auf jene Gesetzestexte hingewiesen, die bereits vor dem RGB l . ins Slowenische „lepo in gladko“ 12 (Vredništvo 1849a: 223) übersetzt worden sind. Man soll sich diesbezüglich die Übersetzungen der Gesetze von Maria Theresia anschauen. Es gilt nun festzulegen, wie das RGB l . verfasst werden soll, damit die slowenischen Texte den Erwartungen der Mehrheit der Leser entsprechen und zugleich verständlich sind. Erneut wird also die Verständlichkeit der Übersetzungen für die slowenischsprachige Bevölkerung als oberstes Postulat hervorgehoben. Nach Meinung der Redaktion ist die Sprache kein „Modeartikel“ (Vredništvo 1849b: 228) und kann keineswegs aufoktroyiert werden. 8 Das erste Stück des RGBl . erschien am 1. November 1849. 9 Svečan war das Pseudonym des slowenischen Politikers und Publizisten Andrej Einspieler. 10 Deshalb noch einmal: Meine Herren Übersetzer! nicht Krainisch, nicht Steirisch, nicht Kärntnerisch, Görzerisch oder im Dialekt des Küstengebietes - sondern immer und überall gemein Slowenisch! ! 11 der einfache Slowene. 12 schön und glatt. <?page no="23"?> Die slowenischen Übersetzungen des Reichsgesetzblattes der Habsburgermonarchie 23 Die in Kritik geratenen ersten Übersetzungen des RGB l . versucht der Jurist und Kontrolltranslator Dolenc mit der entsprechenden Übersetzungsmethode 13 zu begründen: „Die Natur der Übersetzung eines Gesetzes bringt es mit sich, daß sie vor Allem den Sinn desselben getreu widergebe“ (Lokar 1909: 83 f.). Dolenc zeichnet nach, wie das erreicht werden kann und welche Folgen eine andere Übersetzungsmethode haben könnte: Dieser wichtigste und höchste Zweck kann öfters kaum anders erreicht werden, als daß man sich sclawisch an den deutschen Text hält, - aus Besorgniß, den Sinn zu ändern, und dadurch Veranlassung zu Streitigkeit, zu kostspieligen Prozessen u. zu Reclamationen zu geben, welche nicht wenig geeignet wären, die Regierung zu bestimmen, die den verschiedenen Nationalitäten gemachten Conceßionen zu schmällern oder ganz zurückzunehmen. (Ibid.: 84) Den Übersetzungen von Gesetzestexten, bei denen man sich genau an die Vorlage zu halten hat, hält Dolenc literarische Übersetzungen entgegen, die elegant und dem sprachlichen Ausdruck angemessen sein müssen und deshalb auch frei übersetzt werden dürfen. Wenn bei literarischen Texten nämlich ein ausgangssprachlicher Ausdruck nicht in der gleichen Form in der Zielsprache existiert, kann seiner Meinung nach ein vollkommen anderes Wort in der Zielsprache gewählt werden (ibid.). Wie wichtig die Übersetzungen des RGB l . für die sprachliche Entwicklung waren, kann einer in KRN veröffentlichten Anordnung des Unterrichtsministeriums entnommen werden. Minister Leo Thun hebt darin die Bedeutung der Übersetzungen des RGB l . für die Schaffung einer einheitlichen slowenischen Standardsprache hervor. Die Sprache und die grammatikalischen Regeln, die im slowenischen Teil des RGB l . verwendet werden, sollen in die Schulen eingeführt und bei der Herausgabe neuer slowenischer Lesebücher und anderer Schulbücher für Gymnasien beachtet werden (vgl. Vredništvo 1851: 45). Für die Redaktion der Fachzeitschrift PS ist ein Beweis für die Qualität der slowenischen Übersetzungen des RGBl . die Tatsache, dass auch Juristen bei Unklarheiten, die aus der deutschsprachigen Version hervorgehen, diese erst beim Lesen der slowenischen Übersetzung klären konnten (vgl. N. N. 1870: 12). Eine negative Kritik einer slowenischen Übersetzung aus dem RGB l . wird in PS erst in der vorletzten Ausgabe des Jahres 1871 veröffentlicht. Der Jurist Ivan Geršak (1871: 322 ff.) geht in seinem Beitrag auf die Übersetzung des Gesetzes über die notarielle Errichtung von Rechtsgeschäften (vgl. ALEX / ÖNB 1871: 205) ein und stellt dabei fest: […] sploh je ta postava v našem jeziku preokorna, tam pa tam nedosledna ter stvarno nepopolna, kar se že več časa pri državnem zakoniku zapazuje. 14 (Geršak 1871: 323) Neben der inhaltlich fehlerhaften und stilistisch unbeholfenen Übersetzung diskutiert Geršak kritisch auch die im slowenischen Gesetz verwendete Terminologie (vgl. ibid.). Ratschläge linguistischer Natur sind auch in den Korrespondenzen der Redakteure zu finden. So rät Karel Štrekelj im Brief aus dem Jahre 1898 seinem Nachfolger Fran Vidic, eine freiere Übersetzungsmethode zu bevorzugen: 13 Als Übersetzungsmethode ist im vorliegenden Beitrag nach Schreiber (1993: 54) eine allgemeine, historisch bedingte Übersetzungsstrategie gemeint, die vom Texttyp und Zweck der Übersetzung abhängt und in der Übersetzung nicht stets geändert wird. 14 [G]rundsätzlich ist dieses Gesetz in unserer Sprache zu umständlich, an gewissen Stellen inkonsequent und inhaltlich unvollständig, was beim Reichsgesetzblatt bereits seit längerer Zeit zu beobachten ist. <?page no="24"?> 24 Aleksandra Nuč Pri prelogi je gledati na to, da obsega vse, kar izvirnik, izvzemši morda kake nepotrebne zamaške („Flickworte“) n.p.: ‚die Arbeiten werden unter die vorhandenen Richter vertheilt‘; ‚vorhanden‘ bi tukaj ne bilo sloveniti s ‚kar jih je‘, ampak popolnoma izpustiti: unter die nicht vorhandenen kann eben nichts vertheilt werden! 15 (Štrekelj 1898a) Im Jahr 1890, zur Redaktionszeit von Karel Štrekelj, veröffentlichte SP eine detaillierte Analyse der Übersetzungen der Gesetze, die das Strafgerichtsverfahren und die Zuständigkeit der Strafgerichte regeln. Der Jurist Jakob Kavčič änderte teilweise die 104-seitige Übersetzung der Strafprozessordnung aus dem RGB l . ( ALEX / ÖNB 1873: 397 ff.) auf Grundlage des Vergleiches der deutschen und der slowenischen Version. In SP wurden Ausgangstextausschnitte mit der korrespondierenden RGB l .-Übersetzung sowie der jeweiligen Korrektur von Kavčič angeführt. Die übersetzerischen Eingriffe umfassen Korrekturen von Druckfehlern, Ausbesserungen inhaltlicher Mängel und einzelner Termini. An jenen Textstellen, bei denen eine freie Übersetzungsmethode angewandt wurde, wurde eine wortwörtliche Übersetzung angestellt (vgl. N. N. 1890c: 188 ff.). Während der Redaktionszeit von Fran Vidic werden in den analysierten Ausgaben von KRN keine Beiträge veröffentlicht, die Rückschlüsse auf einen Diskurs über Sprachformen zulassen würden. In SP hingegen wurden im Jahr 1898 die Übersetzungen der Gesetzestexte über die Ausübung der Gerichtsbarkeit und die Zuständigkeit ordentlicher Gerichte in bürgerlichen Rechtssachen kritisiert (vgl. ALEX / ÖNB 1895a: 329 ff.; 1895b: 333 ff.). Die Übersetzung stellt zwar eine getreue Wiedergabe des deutschen Ausgangstextes dar und ist eigentlich gut, denn „on hrani v sebi mnogo suhega zlata“ 16 (N. N. 1898a: 126). Sie ist aber nicht exzellent, sondern „povit je preveč v nemško, preveč v starikovo slovenščino“ 17 (ibid.). Im Beitrag werden zunächst einzelne Termini und weitere grammatikalische Belange diskutiert, deren Übersetzung als gelungen bezeichnet wird (vgl. ibid.). In den nächsten drei Ausgaben von SP werden dann problematische Ausschnitte aus der Übersetzung mit Schwerpunkt Terminologie und Stilistik erörtert. Insbesondere wird hervorgehoben, dass der slowenische Übersetzer sich noch immer zu stark am deutschen Ausgangstext orientiert: Nasičeni smo vsi nemškim duhom in mislimo za trdno, da nam je prevajati v naš jezik ad litteram prav vsako nemško besedo, kakor da ne bi smeli pomagati si drugače. 18 (N. N. 1898c: 222) Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es nicht verwunderlich ist, wenn in den untersuchten Medien der Sprachformendiskurs als Dimension der Translationskultur relativ oft vorgefunden wurde, denn die slowenische Sprache war in der Anfangszeit des Erscheinens der slowenischen Übersetzungen noch nicht standardisiert. Der Schwerpunkt der Anmerkungen und Empfehlungen lag somit vor allem auf der Grammatik, Morphologie und Rechtschreibung. Auch das Unterrichtsministerium schien sich der Wichtigkeit der Schaffung einer ein- 15 Bei der Übersetzung ist darauf zu achten, dass sie alles umfasst, außer vielleicht einiger entbehrlicher Flickworte, z. B. „die Arbeiten werden unter die vorhandenen Richter verteilt“; „vorhanden“ soll hier nicht mit „die vorhanden sind“ übertragen sondern ganz ausgelassen werden: Denn „unter die nicht vorhandenen kann eben nichts verteilt werden“. 16 sie birgt viel pures Gold in sich. 17 sie ist zu stark vom Deutschen geprägt, in einem zu archaischen Slowenisch verfasst. 18 Wir sind alle vom deutschen Geiste gesättigt und fest davon überzeugt, dass wir jedes einzelne deutsche Wort ad litteram in unsere Sprache übersetzen müssen, als wenn wir uns anders nicht helfen dürften. <?page no="25"?> Die slowenischen Übersetzungen des Reichsgesetzblattes der Habsburgermonarchie 25 heitlichen slowenischen Sprache bewusst zu sein und ordnete sogar die Befolgung der Regeln aus der slowenischen Ausgabe des RGB l . für Schul- und Lesebücher an (vgl. Vredništvo 1851: 45). Obwohl man offensichtlich auch in den Ministerien erkannt hatte, wie wichtig die Übersetzungen für die Schaffung einer Standardsprache waren, schien die schnelle Abgabe der Translate Vorrang vor der Qualität zu haben. 19 Terminologische Angelegenheiten treten erst ab 1871 in den Vordergrund. Das erste nicht grammatische Kriterium, an dem die Translate beurteilt wurden, war die Verständlichkeit. Ebenfalls in der Anfangsphase kreiste die Diskussion um die Dichotomie treue versus freie Übersetzungsmethode. Der Kontrolltranslator Dolenc setzte sich als Jurist für eine treue Übersetzungsmethode ein. Die slawistische Ausbildung des dritten Redakteurs Karel Štrekelj führte vermutlich dazu, dass er eine freie Übersetzungsmethode bevorzugte. In der vorliegenden Untersuchung wurde nicht überprüft, inwiefern die slowenischen Redakteure die Empfehlungen in ihren Übersetzungen konkret beachtet haben, sondern es soll im Folgenden vielmehr der Frage nachgegangen werden, ob die Redakteure bei Übersetzungsproblemen für einen fachlichen Meinungsaustausch offen waren und sich daran beteiligten. 4.2 Kooperativität und translatorische Netzwerke Eines der Konstruktionsprinzipien der Translationskultur stellt nach Prunč (2017: 33) die Maxime der Kooperativität dar. Da das translatorische Handeln stets in einen konkreten sozialen Raum eingebettet ist, schließt Prunč (2008: 30 f.) in sein Kooperativitätsprinzip einerseits die Machtasymmetrien zwischen den Handlungspartnern und deren legitimen Eigeninteressen ein. Andererseits stellt die Kooperativität in strukturierten Gesellschaften sicher, dass „komplexe Aufgaben ohne Reibungsverluste gemeinsam gelöst werden können“ (Prunč 2017: 33). Als maßgeblich für die vorliegenden Überlegungen im Rahmen der Kooperativität ist nicht der ethische Bezug, sondern die arbeitsteilige Berufsausübung, die im Rahmen der Übersetzungen des RGB l . in translatorischen Netzwerken identifiziert werden soll. Einen ersten Hinweis auf Kooperativität findet man zu Beginn Cigales translatorischer Arbeit beim RGB l . in seinem Brief an den Schriftsteller und Übersetzer des LGB l ., Jožef Muršec. 20 Darin bittet er Muršec, die slowenischen Übersetzungen des RGB l . zu lesen und ihm seine Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge mitzuteilen. Auch die Materialien für die Juridisch-politische Terminologie ( JpT ) wäre Cigale bereit, slowenischsprachigen Autoren zur Durchsicht zu schicken, wenn er das selbst finanzieren könnte (Cigale 1849). 21 Ein weiterer Hinweis auf Kooperativität findet sich in der Zeitung KRN aus dem Jahr 1850. Es wird darüber berichtet, dass der Verein Slovensko društvo bereits im Jahr 1848 mit Über- 19 Schopp (2008: 238) stellt auch für den gegenwärtigen Translationsmarkt fest, dass schnell gelieferte Übersetzungen bei Auftraggebern vor der Qualität stehen. 20 Zeitgleich mit dem RGBl . wurden Landesgesetzblätter ( LGBl .) für die einzelnen Kronländer eingeführt und in die jeweiligen Sprachen übersetzt. 21 Aufgrund der terminologischen Schwierigkeiten, die die Übersetzer in der Anfangsphase beim Übersetzen der Gesetzestexte hatten, berief das Justizministerium die Kommission für slawische juridisch-politische Terminologie ein. In den drei Monaten der gemeinsamen Sitzungen der Vertreter unterschiedlicher slawischer Sprachen entstand eine immense terminologische Sammlung, die in der Herausgabe von drei Wörterbüchern unter dem Titel Juridisch-politische Terminologie für die slavischen Sprachen Oesterreichs ( JpT ) resultierte, und zwar in einer deutsch-böhmischen, deutsch-ruthenischen sowie deutsch-kroatischen, serbischen und slovenischen Separatausgabe (vgl. Wolf 2012: 143 ff.). <?page no="26"?> 26 Aleksandra Nuč setzungsarbeiten am Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch und am Strafgesetzbuch begonnen hat. Matej Cigale wurde mit der Übersetzung des Strafgesetzbuches, der Jurist Anton Mažgon mit der Übersetzung des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches beauftragt. Nachdem Mažgon 1850 starb und Cigale 1849 nach Wien ins Redaktionsbureau des RGBl . wechselte, wurden die Übersetzungsarbeiten an den beiden Gesetzestexten eingestellt. Als Cigale den Redakteursposten übernahm, wurde der Verein gebeten, die slowenischen Translatoren im Redaktionsbureau in terminologischen und linguistischen Angelegenheiten zu unterstützen. KRN berichtete, dass der Austausch über die erwähnten Fragen bereits im Gange war. Der Verein forderte seine Mitglieder auf, ihre Wünsche, Kommentare und Anmerkungen zu den Übersetzungen an den Verein zu schicken, damit diese dann an die Translatoren in Wien weitergeleitet werden (vgl. N. N. 1850d: 78). In der ersten Ausgabe der Fachzeitschrift PS (N. N. 1870: 5 ff.) wurde Cigales Beitrag zu den Übersetzungen von Gesetzestexten ins Slowenische veröffentlicht. Darin argumentiert er seinen Wunsch, dass die Übersetzungsarbeiten für das RGB l . weiterhin zentral in Wien erfolgen, zumindest so lange, bis in Ljubljana oder anderswo in Slowenien eine zentrale Übersetzungsstelle eingerichtet wird. Seiner Meinung nach würde man mit der Übersetzung von Gesetzen an drei unterschiedlichen Orten lediglich eine babylonische Verwirrung schaffen. Um dies zu untermauern, führt Cigale Beispiele aus dem Wehrgesetz an, welches zuerst in Wien und danach in Graz und Triest übersetzt worden ist. Der Übersetzer aus Graz folgte dem Vorbild aus Wien, der Übersetzer in Triest tat das jedoch nicht. Das Ergebnis dieser Übersetzung veranschaulicht Cigale anhand einiger konkreter Übersetzungen einzelner Termini. Die slowenischen Übersetzungen des RGB l . betrachtet er als eine wichtige Grundlage für die Einführung der slowenischen Sprache als Verkehrssprache. Dabei spielt eine wichtige Rolle, dass die Öffentlichkeit die Übersetzer des RGB l . durch Vorschläge und Anmerkungen bei der Arbeit unterstützt: Če Slovenci res hočejo, da se kdaj slovenščina vpelje v sodne in sploh uradne pisarnice, če hočejo, da se osnuje pripraven opravilni jezik, mora jim mar biti tudi slovenskega zakonika, morajo, kar je zmožnih, na prestave paziti, prestavljalce podpirati in opominjati. 22 (Ibid.: 12) Als Forum für diesen Austausch ist seiner Meinung nach die Fachzeitschrift PS besonders gut geeignet. Auch im Jahr 1871 geht es in der Fachzeitschrift PS um Netzwerke und die Zusammenarbeit mit anderen Experten, Sprachwissenschaftlern und Juristen. In diesem Sinne bietet PS anlässlich der geplanten Überarbeitung bzw. Erweiterung der JpT aus dem Jahre 1853 Platz für die Diskussion allfälliger neuer slowenischer Entsprechungen in der Zeitschrift an. PS erwartete Wort- und Rückmeldungen vor allem vom slowenischen Redakteur Matej Cigale, aber auch von anderen Sprachwissenschaftlern (vgl. N. N. 1871: 158). Bereits in der nächsten Ausgabe bittet Cigale (1871: 189) um Meinungen und Stellungnahmen slowenischer Juristen und Sprachwissenschaftler zu den 14 Paragrafen des Gesetzes über die neue Maß- und Gewichtsordnung (vgl. ALEX / ÖNB 1872: 29 ff.). 22 Wenn die Slowenen das Slowenische in die Gerichts- und Amtskanzleien wirklich einführen wollen, wenn sie wollen, dass eine geeignete Verkehrssprache entsteht, muss ihnen das slowenische Gesetzesblatt etwas wert sein, müssen diejenigen, die dazu in der Lage sind, auf die Übersetzungen achten, die Übersetzer unterstützen und ermahnen. <?page no="27"?> Die slowenischen Übersetzungen des Reichsgesetzblattes der Habsburgermonarchie 27 Aus der Korrespondenz von Cigale im Jahre 1880 geht hervor, dass ihn der slowenische Schriftsteller Josip Vošnjak um Rat bei der Übersetzung von militärischen Termini, wie z. B. Landsturm und Landsturmmann , gebeten hatte. Cigale bedauerte, dass er wenig Kontakt mit den Abgeordneten in Wien hatte und nicht wusste, wen er diesbezüglich konsultieren sollte (vgl. Cigale 1886). Der Korrespondenz des dritten slowenischen Redakteurs, Karelj Štrekelj, kann ebenfalls entnommen werden, dass er als Redakteur des RGB l . um Rat in terminologischen Belangen gefragt wurde. Der Literaturhistoriker und Übersetzer des LGBl ., Fran Levec, bat ihn beispielsweise um Hilfe beim Terminus freiwillige Feuerwehr und dem Feuerwehrgruß Gut Schlauch (Štrekelj 1890). Gegen Ende seiner Redaktionszeit hilft Štrekelj Fran Vidic bei der Übersetzung eines Gesetzestextes mit detaillierten Anmerkungen auf vier Seiten, die sich auf einzelne Termini, die Verwendung von Komposita, Relativsätze und die Wortfolge beziehen (Štrekelj 1898b). Auch der letzte Redakteur der slowenischen Ausgabe des RGBl ., Fran Vidic, stand in Kontakt mit anderen Übersetzern. Aus seinem Brief an Fran Levec im Jahr 1913 geht beispielsweise hervor, dass Levec Vidic um Rat bezüglich militärischer Termini Armee im Felde und am Meer , Feldpost und Feldkriegsgericht gefragt wurde. Wie aus dem Brief hervorgeht, beriet er sich beim Terminus Feldkriegsgericht mit dem Juristen Janko Babnik, dem Autor des deutsch-slowenischen Rechtswörterbuches (vgl. Vidic 1913). Auf der Grundlage der gewonnenen Daten können die slowenischen Übersetzungen des RGB l . zweifelsohne als eine Plattform für die Kooperativität und das Entstehen translatorischer Netzwerke betrachtet werden. Diese Netzwerke waren informeller Natur und erfolgten vor allem auf individueller Ebene, es wurde aber auch die breite Öffentlichkeit aufgerufen, Übersetzungen zu beurteilen. Es konnten drei spezifische Subdimensionen der Translationskultur festgestellt werden. Einerseits baten die Redakteure ihrerseits die Linguisten, Juristen oder die breite Öffentlichkeit um Austausch oder Ratschläge bei Übersetzungsproblemen. Vor allem der zweite Redakteur, Matej Cigale, hatte ein großes Interesse am Austausch. Da er bereits am 1. November 1849 als provisorischer Redakteur seine Arbeit beim RGB l . begann, ist dies auch verständlich. Während seiner Redaktionszeit stellten die mangelnde Standardisierung des Slowenischen, die fehlenden Fachtermini und (Fach-) Wörterbücher wohl ein großes Problem dar, was in einem regen Austausch mit anderen mündete. Von großer Professionalität zeugt die Tatsache, dass er sich auch in den späteren Jahren gerne austauschte und stets bereit war, seine Übersetzungen zu überprüfen. Andererseits wurden auch von außen Anfragen zur Kooperation an die slowenischen Redakteure herangetragen, wie aus den gewonnenen Daten über den dritten und vierten slowenischen Redakteur hervorgeht. Eine dritte Subdimension der Translationskultur betrifft die Kooperationsbereitschaft zwischen dem amtierenden Redakteur und dem Redakteursanwärter. Auch hier bestand durchaus Bereitschaft zur Kooperativität. In diesem Sinne überprüfte Karel Štrekelj die Übersetzung von Fran Vidic, die von ihm als Übung für die bevorstehende Probeübersetzung angefertigt wurde, und versah sie mit detaillierten Anmerkungen. <?page no="28"?> 28 Aleksandra Nuč 4.3 Sensibilisierung der Öffentlichkeit für translatorische Arbeit Die Übersetzungen des RGB l . stellten in der damaligen Zeit zweifelsohne das größte Übersetzungsprojekt für die slowenische Sprache dar, weshalb in slowenischen Zeitungen und Zeitschriften darüber oft berichtet wurde, wie bereits der Diskurs über die Sprachform gezeigt hatte. Da die Translationskultur nicht nur die soziale Welt der TranslatorInnen umfasst, sondern vor allem von den in Translationsprozessen involvierten AkteurInnen mitgestaltet wird (vgl. Grbić 2010: 157), gelten Zeitungen und Zeitschriften als bedeutende Mitgestalter der Translationskultur in der breiten Öffentlichkeit für den untersuchten Zeitraum. Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, welches Bild durch sie in Bezug auf translatorische Arbeit in der Öffentlichkeit vermittelt wurde. Zu Beginn des Erscheinens des RGB l . begrüßten beide untersuchten Zeitungen, KRN (N. N. 1849c: 198) und Slovenija , die Absicht, das RGB l . in Deutsch und neun weiteren Sprachen der Habsburgermonarchie herauszugeben, wobei Slovenija bereits im Juni über die Bestellung des ersten slowenischen Redakteurs und Kontrolltranslators berichtete (vgl. N. N. 1849a: 178). In Slovenija wurde ein detaillierter Bericht des damaligen slowenischen Kontrolltranslators Dolenc und der Beitrag aus der mährischen Zeitung Morawske Nowiny über die Einberufung und die Arbeitsweise der Kommission für juridisch-politische Terminologie veröffentlicht (Dolenc 1849: 254; N. N. 1849b: 254 f.). Im Januar 1850 berichteten beide Zeitungen über die Bestellung von Matej Cigale zum slowenischen Redakteur des RGB l . (vgl. N. N. 1850a: 21; 1850b: 33). Slovenija informierte die Leser im selben Jahr detailliert über das Redaktionsbureau und die diesbezüglichen organisatorischen Belange, wie z. B. das Gehalt der Translatoren (N. N. 1850c: 75). Im Jahr 1851 steht in KRN die Frage um die Authentizität der Gesetzestexte in den diversen Sprachen im Vordergrund. So wird die slowenischsprachige Bevölkerung über einen Bericht der Zeitung der Oesterreichische Correspondent aus Schlesien informiert (N. N. 1851a: 209), dass dort künftig nur die deutsche Sprache als Amts- und Gerichtssprache fungieren kann, für die tschechische und polnische Ausgabe des RGBl . nur der deutsche Text authentisch ist. KRN (N. N. 1851b: 234) bezieht sich einige Wochen später auf eine Meldung der Wiener Zeitung Der Lloyd bezüglich der hohen jährlichen Kosten für die RGB l . und LGB l . Um Kosten zu sparen, schlägt KRN vor, die Herausgabe der LGB l . einzustellen und die Parallelausgaben des RGB l . durch eine separate Deutschausgabe zu ersetzen. Die Aussage, dass das RGB l . unter der slowenischsprachigen Bevölkerung nicht genügend rezipiert wird, wird als falsch zurückgewiesen. Manche Stücke mussten wegen der starken Nachfrage sogar ein zweites Mal gedruckt werden. Im Jahr 1852 wurden vor allem Informationen über die JpT , insbesondere den Stand der Vorbereitungen und den gemeinsamen Band für Slowenisch, Kroatisch und Serbisch geliefert (vgl. Cegnar 1852a: 271; 1852b: 346). In der ersten Ausgabe der Fachzeitschrift PS (C. 1870: 5 ff.) wurde ein Beitrag über die Übersetzungen von Gesetzestexten ins Slowenische von Matej Cigale veröffentlicht. 23 Darin wird die Entstehungsgeschichte des RGB l . sowie alle Änderungen bezüglich der Authentizität der Gesetzestexte und das Erscheinen einzelner Sprachfassungen detailliert geschildert. Die Übersetzungen von Gesetzestexten in die eigene Sprache stellen seiner Meinung nach eine Conditio sine qua non für die Entwicklung der Sprache in eine Verkehrssprache dar. Dabei weist 23 Der Beitrag in der Zeitschrift PS ist mit dem Buchstaben C. unterzeichnet. Nach der Auffassung von Krajnc (1988: 461) und Schnabl (2016: 771) handelt es sich dabei um Matej Cigale. <?page no="29"?> Die slowenischen Übersetzungen des Reichsgesetzblattes der Habsburgermonarchie 29 Cigale auch auf die Rezeption der slowenischen Übersetzungen des RGBl . hin und beklagt sich darüber, dass weder die slowenische Öffentlichkeit noch die linguistischen Kreise vor allem zu Bachs Zeiten die Übersetzungsarbeiten unterstützten oder sie entsprechend würdigten. Viele wussten überhaupt nicht, dass Übersetzungen erstellt worden waren. Cigale erachtet allerdings die Unterstützung seitens der Öffentlichkeit für die Einführung der slowenischen Sprache als Verkehrssprache als immens wichtig. Eine geeignete Plattform zum Austausch über die Übersetzungen stellt für Cigale die Fachzeitschrift PS dar. Für die Qualität der slowenischen Übersetzungen des RGB l . spricht laut der Redaktion des PS (N. N. 1870: 12) ebenso die Tatsache, dass auch Juristen Unklarheiten in der deutschsprachigen Version erst beim Lesen der slowenischen Übersetzung klären konnten. In KRN wurde am 22. Januar 1890 die Kurzmeldung veröffentlicht, dass Karel Štrekelj unter zahlreichen Bewerbern für den Redakteursposten beim RGB l . ausgewählt wurde (vgl. N. N. 1890a: 31). Abgesehen von Informationen über neue Gesetze, die im RGB l . erschienen waren, wurden in der nachfolgenden Ausgabe desselben Jahres und den Jahrgängen 1891 und 1892 keine weiteren Beiträge zum Thema gebracht. SP (vgl. N. N. 1890b: 64) berichtete ebenfalls über die Ernennung Štrekeljs als Redakteur der slowenischen Ausgabe. In KRN wurde am 10. Juni 1898 die Kurzmeldung veröffentlicht, dass Fran Vidic zum Redakteur der slowenischen Ausgabe des RGBl . ausgewählt wurde (vgl. N. N. 1898d: 228). Abgesehen von Informationen über neue Gesetze, die im RGB l . erschienen sind, oder Abhandlungen über diese, wurden in den folgenden Ausgaben desselben Jahres und den Jahrgängen 1890 und 1900 zum Thema slowenische Übersetzungen des RGB l . keine weiteren Beiträge mehr veröffentlicht. Die Fachzeitschrift SP gibt in der Ausgabe vom 15. Juni 1898 bekannt, dass Fran Vidic zum neuen Redakteur der slowenischen Ausgabe bestellt worden sei (vgl. N. N. 1898b: 156). In den Jahren 1899 und 1900 wird in der Fachzeitschrift kein Bezug mehr auf das RGB l . oder die LGB l . genommen. Im Rahmen der Sensibilisierung der Öffentlichkeit für translatorische Arbeit konnten einige spezifische Dimensionen der Translationskultur im untersuchten Zeitraum ausgemacht werden: Die breite Öffentlichkeit wurde detailliert über das Redaktionsbureau, diverse organisatorische Angelegenheiten, die Authentizitätsfrage der einzelnen Sprachfassungen und die erschienenen Gesetze etc. auf dem Laufenden gehalten. Es wird vermutet, dass dadurch sowohl die allgemeine Öffentlichkeit als auch die Fachkreise für zahlreiche translatorisch relevante Sachverhalte sensibilisiert wurden. Dabei geht es insbesondere um die Übersetzer als Personen, die durch die Bekanntgabe der Übernahme des Redakteurspostens oder durch Anmerkungen zur Qualität derer Arbeit in der Öffentlichkeit wahrgenommen und bekannt wurden. 4.4 Qualifikationskriterien für Redakteure Im Rahmen der Beschreibung der kroatischen Translationskultur geht Prunč auf die Qualifikationsnachweise und die Zugangsbeschränkungen zum dortigen Translationsmarkt ein, weil diese als einer der wesentlichen Faktoren für die Gestaltung einer demokratischen Translationskultur anzusehen sind (vgl. Prunč 2009: 8). So sollen auch an dieser Stelle die Qualifikationskriterien für die Einstellung von Redakteuren des RGB l . als eine weitere aufschlussreiche Dimension der Translationskultur des RGB l . erörtert werden. Zu Beginn des Erscheinens des RGB l . mussten Translatoren einen Nachweis über ein abgeschlossenes rechtswissenschaft- <?page no="30"?> 30 Aleksandra Nuč liches Studium erbringen. Da sich dabei aber herausstellte, dass diese Ausbildung nicht unbedingt Garant für ausreichende Sprachkenntnisse und somit einwandfreie übersetzerische Arbeit ist, wurde ab 1856 nur noch ein Nachweis über ein abgeschlossenes Studium verlangt (vgl. Wolf 2012: 158). 24 Beim RGB l . stand also die Frage im Vordergrund, ob die sachliche der sprachlichen Kompetenz vorzuziehen ist. Für den analysierten Zeitraum soll nun überprüft werden, welches Bewusstsein bei den slowenischen Redakteuren, Zeitungen und Fachzeitschriften sowie weiteren wichtigen Akteuren bezüglich der Profilanforderungen für den Redakteursposten bestand und ob versucht wurde, die Auswahlkriterien zu beeinflussen. In der Anfangsphase des Erscheinens des RGB l . diskutiert Svečan die Frage, ob ein Jurist oder ein Linguist besser als Redakteur des RGB l . geeignet ist: […] in po moji misli ni treba, da morja vsi udi biti pravdoznanci; dosti je, ako so nekteri, uni pa jezikoslovci in pravi vlastenci, in bodi Bogu hvala, takih ne menka. 25 (Svečan 1849b: 377) Wie aus dem angeführten Zitat hervorgeht, kommt Svečan in seinen Überlegungen zum Schluss, dass nicht nur Juristen, sondern auch Sprachwissenschaftler angestellt werden sollten. Als Matej Cigale im Jahre 1889 starb, bat sein Kontrolltranslator Josip Stritar den Philologen Karel Štrekelj um Unterstützung bei den Übersetzungsarbeiten (vgl. Kropej 2001: 48). Da Štrekelj bereits als Übersetzer für das RGB l . arbeitete, bemühte er sich, die vakante Stelle des Redakteurs zu bekommen. Er versuchte in seiner Korrespondenz mit Levec für seine Anstellung als Redakteur des RGB l . zu werben, obwohl er kein Jurist war. Als Beispiel führte er den Redakteur der ruthenischen Ausgabe Johann Glowacki an, der vorher als Chirurg arbeitete (Štrekelj 1889a). Štrekelj wurde bei seiner Bewerbung um den Redakteursposten auch von den slowenischen Kreisen unterstützt. Als Linguisten plädierten für ihn zwei renommierte Übersetzer: Fran Levec, Übersetzer des LGB l . für Krain, und der Verwaltungsjurist Andrej Winkler, der Levec bei Übersetzungen längerer Gesetzestexte aushalf und sich auch sonst um die Entwicklung der slowenischen Rechtsterminologie bemühte (vgl. N. N. 1898e: 278 f.). Auch der Kontrollredakteur des RGB l . Stritar, der selbst Philologe war, teilte nicht die Auffassung jener, die meinten: „[…] da samo jurist more s pridom in uspehom zavzemati uredniško mesto […]“ 26 (Štrekelj 1889b). Levec informierte allerdings Štrekelj darüber, dass man in Ljubljana in bestimmten Kreisen hingegen der Auffassung war, dass nur ein Jurist als Redakteur in Frage kommt (vgl. Levec 1889, in Bernik 1971: 38). Der Sekretär des Vereins Pravnik , Danilo Majaron, setzte sich beispielsweise Štrekeljs Meinung nach ebenfalls für einen Juristen ein. Majaron hatte nämlich den Wunsch, dass der neue Redakteur in Zusammenarbeit mit dem Verein Pravnik eine einheitliche Rechtsterminologie erarbeiten würde, wofür Štrekelj selbst Verständnis aufbringt: Njegova želja, da naj bi se naslednik Cigaletov postavil v zvezo s ‚Pravnikom‘ (društvom) ter skušal s tem rabiti enotno terminologijo in se o novih terminih posvetovati z udi imenovanega društva, - ta 24 Zu detaillierten Informationen bezüglich der Qualifikationskriterien für Redakteure und Translatoren des RGBl . siehe Wolf (2005: 39 ff.; 2012: 158 ff.). 25 [U]nd meiner Meinung nach brauchen nicht alle Mitglieder Rechtswissenschaftler sein; es reicht, wenn einige es sind, andere aber Sprachwissenschaftler und echte Patrioten, und an solchen mangelt es gottlob nicht. 26 dass nur ein Jurist den Redakteursposten gut und erfolgreich besetzen kann. <?page no="31"?> Die slowenischen Übersetzungen des Reichsgesetzblattes der Habsburgermonarchie 31 želja se mi zdi popolnoma opravičena, in prepričan sem, da se ji pameten urednik ne bo protivil, uže z ozirom na olajšanje svojega dela ne. 27 (Štrekelj 1889a) Sechs Jahre nach seiner Ernennung zum Redakteur der slowenischen Ausgabe kommt Štrekelj zum Schluss, dass eine juristische Ausbildung keineswegs ausreichen würde, um die Translate des RGB l . erstellen zu können. In seinem Brief aus dem Jahre 1896 geht er auf die terminologischen Herausforderungen beim Übersetzen des RGB l . ein: Tu ni dovolj, da je človek jurist, kakor v Ljubljani mislijo, poznati mora vsaj nekaj vsako znanost; ne pravne znanstvene, ampak tehnologične stvari so stvari so najbolj sitne in težke. Tudi besedni kovač mora biti - in ravno to je bilo meni kot filologu najzopernejše, in rad sem se izognil takemu poslu kakor koli. 28 (Štrekelj 1896) Štrekelj war also der Auffassung, dass vor allem die technischen und nicht die rechtlichen Termini und Sachverhalte das größte Problem bei den Übersetzungen des RGB l . darstellen. Diese Dimension der Translationskultur lässt erkennen, dass im analysierten Zeitraum intensiv über die erforderlichen Kompetenzen eines Redakteurs überlegt wurde. Aus den gewonnenen Daten kann vor allem für den Zeitraum nach Cigales Redaktionszeit behauptet werden, dass der sprachlichen Kompetenz Vorrang gegeben wurde. Beide Nachfolger von Cigale, Karel Štrekelj und Fran Vidic, waren nämlich Philologen. Auch der hier erwähnte Kontrolltranslator Josip Stritar war kein Jurist, sondern Schriftsteller und Kritiker. Sowohl in Wien als auch in den slowenischsprachigen Kreisen herrschte also im untersuchten Zeitraum, um ihn mit Schopp zu bezeichnen, ein „eng gefasster, semiprofessioneller Begriff vom Übersetzungsprozess“ (Schopp 2008: 239). Die Qualifikationskriterien für staatliche Translatoren waren in erster Linie auf Sachfachwissen und Sprachkenntnisse ausgerichtet und ließen kulturmittlerische Fähigkeiten außer Acht (vgl. Wolf 2012: 164 f.). Dazu sei aber angemerkt, dass es im untersuchten Zeitraum noch nicht möglich war, eine translationsspezifische Ausbildung zu erwerben. 29 Im Sinne der Translationskultur im Rahmen der Qualifikationskriterien für Redakteure wird aber vermutet, dass durch die Übersetzungen des RGB l . das Bewusstsein für entsprechende translatorische Kompetenzen zumindest ansatzweise geschärft wurde. 27 Sein Wunsch, dass Cigales Nachfolger in Kontakt mit „Pravnik“ (Verband) tritt und versucht, auf dieser Grundlage eine einheitliche Terminologie zu verwenden und sich über neue Termini mit den Mitgliedern des erwähnten Verbandes zu beraten. Dieser Wunsch erscheint ihm völlig berechtigt, und ich bin davon überzeugt, dass ein kluger Redakteur ihm nicht widersprechen wird, vor allem angesichts der Erleichterung seiner Arbeit. 28 Hier genügt es nicht, dass man ein Jurist ist, wie man in Ljubljana annimmt, man muss von jeder Wissenschaft mindestens etwas wissen; nicht die rechtswissenschaftlichen, sondern die technologischen Sachen sind hier am lästigsten und schwierigsten. Auch ein Wortschmiede muss man sein - und genau das ist mir als Philologen am meisten zuwider, und ich habe solche Arbeit möglichst vermieden. 29 Auch die slowenischen Übersetzer von fachlich-monografischen Schulbüchern im Bereich der Naturwissenschaften, Mathematik, Geschichte und Geografie verfügten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über keine translatorische Ausbildung (Žigon / Almasy / Lovšin 2017: 85-89, 103-106, 116-120). <?page no="32"?> 32 Aleksandra Nuč 5 Conclusio Im Beitrag wurden unterschiedliche Dimensionen der Translationskultur im Rahmen der slowenischen Übersetzungen des RGB l . aus der Perspektive mehrerer Handlungspartner analysiert. Dabei wurde festgestellt, dass die Erwartungshaltungen und Interessen der einzelnen AkteurInnen in zahlreichen Belangen übereinstimmten. Die Verantwortung für die Gestaltung der Translationskultur , die nach Prunč (2017: 33) bei allen AkteurInnen im translatorischen Handlungsgefüge liegt, war sowohl bei den slowenischen Translatoren des RGB l . als auch bei anderen interessierten AkteurInnen (bewusst oder unbewusst) anwesend. Die Translatoren des RGB l . bauten, gemeinsam mit den Zeitungen, Zeitschriften und anderen interessierten AkteurInnen, eine Translationskultur auf, die Grundlage für die Bewusstseinsbildung bezüglich der damals außerordentlich schwierigen translatorischen Arbeit beim RGB l . darstellte. Der gegenseitige Austausch schuf eine Plattform, auf der sprachliche, terminologische und andere translationsbezogene Fragen diskutiert werden konnten und dadurch die dringend erforderliche Standardisierung und Ausdifferenzierung der Sprache mit vorangetrieben wurde. Ein Unterschied in den Erwartungshaltungen konnte beispielsweise bei den Qualifikationskriterien für Redakteure festgestellt werden, wo es um die Frage ging, ob sich ein Jurist oder aber ein Linguist besser als Redakteur eignet. Aus den Korrespondenzen der slowenischen Redakteure geht hervor, dass diese hohen berufsethischen Prinzipien verpflichtet waren. Prunč (ibid.: 34) sieht die Befolgung dieser Prinzipien im Rahmen der Loyalität zu sich selbst, im vorliegenden Beitrag werden sie aber am Umstand festgemacht, dass die Translatoren stets bereit waren, ihre übersetzerischen Entscheidungen transparent offenzulegen und zu überprüfen. Die Briefe zeugen insbesondere davon, dass eine große Bereitschaft zur Kooperation bestand, damit eine einwandfreie Übersetzungsarbeit abgeliefert werden konnte. Von hohen berufsethischen Prinzipien zeugt auch die Tatsache, dass die Translatoren trotz des enormen Übersetzungsumfanges bereit waren, anderen bei Übersetzungsproblemen zu helfen. Auf der Grundlage der Korrespondenzen der Redakteure des RGB l , der Beiträge in zwei Zeitungen und zwei Fachzeitschriften ergab die Untersuchung vier Dimensionen der Translationskultur in den Bereichen: Diskurs über die Sprachformen, Kooperativität bzw. translatorische Netzwerke, Sensibilisierung der Öffentlichkeit für translatorische Arbeit und Qualifikationskriterien für Redakteure. Somit erwies sich das Konzept der Translationskultur als durchaus fruchtbar bei der Aufarbeitung der slowenischen Translationstätigkeit im Rahmen des RGB l . <?page no="33"?> Slovenski prevodi Državnega zakonika habsburške monarhije 33 Slovenski prevodi Državnega zakonika habsburške monarhije: razsežnosti kulture prevajanja med letoma 1849 in 1918 Aleksandra Nuč 1 Uvod Državni zakonik je bil v obdobju med letoma 1849 in 1918 uradni list zakonodaje habsburške monarhije. Prevajal se je v devet jezikov monarhije, tudi v slovenščino. Zelo obsežen prevajalski projekt je pritegnil pozornost slovensko govoreče (strokovne) javnosti, prevajalci 1 pa so se soočali s številnimi izzivi. Prispevek ponuja vpogled v obdobje med letoma 1849 in 1918, ki omogoča prikaz nekaterih posebnih razsežnosti kulture prevajanja . Pri tem izhajamo iz Prunčevega pojma kulture prevajanja (Prunč 2008: 24-41) ter osebnih korespondenc, časopisov in strokovnih revij. Erich Prunč je koncept kulture prevajanja v prevodoslovje vpeljal leta 1997 v sklopu kritičnih razmišljanj o prevodni dejavnosti; ugotovil je neskladja med vlogo prevajanja in tolmačenja v preteklosti ter njuno tedanjo aktualno vlogo, med takratnim na eni strani praktično naravnanim in na drugi strani akademskim pristopom do prevajanja ter tolmačenja na različnih izobraževalnih institucijah ter takratno prevladujočo podobo prevajalk_cev in tolmačinj_ev. Z novo uvedenim pojmom je želel opisati dinamično, multiperspektivno in heteronomno polje prevajanja (Prunč 1997: 99-127). V svoji zadnji različici Prunč koncept kulture prevajanja opredeljuje z družbenozgodovinskega vidika: Das soziohistorische Konstrukt der Translationskultur wird konfiguriert durch ein Set von gesellschaftlich gesteuerten und steuerbaren translationsrelevanten Normen und Konventionen, Wertvorstellungen, Erwartungshaltungen und habitualisierten Verhaltensmustern aller in der jeweiligen Kultur aktuell oder potentiell an Translationsprozessen beteiligten Handlungspartnern sowie deren Agenten und Agenturen. 2 (Prunč 2017: 32-33) Pri umestitvi kulture prevajanja je treba upoštevati tako časovne in prostorske kot tudi družbene determinante. Po Prunču je namreč kultura prevajanja odraz družbenega soglasja ali nesoglasja o tem, katere oblike prevajanja so v določenem trenutku in v določenem interakcijskem prostoru nedopustne, dopustne, priporočene ali obligatorne (Prunč 2008: 25). 3 Družbeni 1 Prevajalke se v obdobju med letoma 1849 in 1918 s prevajanjem Državnega zakonika v slovenščino niso ukvarjale. 2 Na izoblikovanje sociološko in zgodovinsko pogojenega konstrukta kulture prevajanja vpliva niz družbeno usmerjevanih in usmerjevalnih norm in konvencij, vrednostnih predstav in habitualiziranih vedenjskih vzorcev vseh partnerjev, ki so v vsakokratni kulturi aktualno ali potencialno udeleženi pri prevodnih procesih, ter njihovih agentov in agencij. 3 Schippel poudarja, da bi bil zlasti ta vidik zelo produktiven pri ustvarjanju periodizacije zgodovine prevajanja (prim. Schippel 2010: 139). <?page no="34"?> 34 Aleksandra Nuč vidik omogoča, da se usmeri pogled na vse tiste osebe in skupine, ki odločilno sooblikujejo kulturo prevajanja : Als historisches Konstrukt sind Translationskulturen der Niederschlag des machtgeleiteten Kräfteausgleiches aller an Translation interessierten Individuen und Institutionen. Als Akteure fungieren neben den Translatoren die Autoren, Initiatoren und Adressaten. Die Kräfteverhältnisse zwischen den Handlungspartnern sind von ihrer Hierarchie und vom Wertekonsens in der jeweiligen Gesellschaft abhängig, weshalb Translationskulturen von den Wertesystemen eine Sozietät nicht abzukoppeln sind. 4 (Prunč 2017: 33) Ne glede na metodološke težave, ki se pojavljajo pri raziskovanju konkretnih kultur prevajanja in ki jih obravnava tudi Prunč, ta koncept omogoča dragocen vpogled v družbene odnose, v katere je vpeto prevajanje (Prunč 2008: 25-26). Iz številnih prispevkov je moč razbrati, kako produktiven je lahko koncept kulture prevajanja . V zborniku Translationskultur - ein innovatives und produktives Konzept urednice Schippel je z vidika kulture prevajanja predstavljen širok nabor vprašanj, od antropoloških, socioloških oz. sociokulturnih do takih, ki zadevajo prevodno teorijo in prakso. Schippel koncept kulture prevajanja dojema kot operativni pojem, ki je lahko produktiven tudi na interdisciplinarni ravni in ne le v prevodoslovju (Schippel 2008: 11-18). Schopp se s pomočjo prevajalskih mrež ukvarja z zagotavljanjem kakovosti v procesu prevajanja, pri čemer se osredotoča predvsem na delovno okolje prevajalk_cev in tolmačinj_ev ter njihovo kulturo dela kot specifično značilnost kulture prevajanja (Schopp 2008: 237-269). Prunč uporabi koncept za opis hrvaške kulture prevajanja , v nadaljevanju pa na tej podlagi razvije demokratični model kulture prevajanja za prihodnost (Prunč 2009: 3-19). Koncept kulture prevajanja uporablja tudi Wolf; primeren se ji ne zdi le za zgodovinsko, temveč tudi za aktualno rekonstrukcijo polja prevajanja in tolmačenja. V svojem prispevku preučuje tako skupne kot tudi razlikovalne značilnosti Prunčeve kulture prevajanja ter Bourdieujevega polja prevajanja. Wolf pri tem sklepa, da je kultura prevajanja s svojo prevajalsko prakso nadrejeni okvir, znotraj katerega se umešča polje prevajanja. S tem kultura prevajanja pripomore k obstoju polja prevajanja znotraj družbenega polja delovanja in hkrati vzpostavlja povezave z drugimi polji, ki zagotavljajo obstoj polja prevajanja (Wolf 2010: 29-30). V pričujočem prispevku izhajamo iz domneve, da se je med prevajanjem Državnega zakonika v slovenščino izoblikovala specifična kultura prevajanja . Kot navajamo zgoraj, koncept kulture prevajanja omogoča pogled na celotno mrežo odnosov prevodne dejavnosti (Prunč 2008: 28). Kot pri Grbić (2010: 152) bo koncept kulture prevajanja uporabljen kot model za pojasnitev mreže odnosov v slovenskih prevodih Državnega zakonika . Pri tem gre v prvi vrsti za vprašanje, kdo je imel interes za prevajanje Državnega zakonika in kakšni kulturi prevajanja so te različne interesne skupine implicitno dajale prednost na različnih ravneh. Po eni strani lahko med sodelujoče akterje pri prevajanju Državnega zakonika uvrstimo urednike in kontrolne prevajalce slovenske različice. Po drugi strani pa sem sodijo tudi drugi prevajalci, jezikoslovci, filologi in pravniki, ki so se v osebnih korespondencah o prevodih posvetovali med seboj in 4 Kulture prevajanja kot zgodovinski konstrukt so izraz uravnoteženja silnic moči, med vsemi posamezniki in institucijami, ki jih zanima prevodna dejavnost. Poleg prevajalcev v tem procesu kot akterji sodelujejo avtorji, pobudniki in bralci. Razmerja moči med akterji so odvisna od hierarhije med njimi in od konsenza o vrednotah v vsakokratni družbi, zato kultur prevajanja ne moremo ločiti od sistema vrednot neke družbe. <?page no="35"?> Slovenski prevodi Državnega zakonika habsburške monarhije 35 s prevajalci Državnega zakonika . Raziskava se torej ne osredotoča na analizo izhodiščnih in ciljnih besedil, temveč vključuje primarne vire, ki so po Mundayu „an indispensable resource for the investigation of the conditions, working practices and identity of translators and for the study of their interaction with other participants in the translation process“ (Munday 2014: 64). Poleg primarnih virov predstavljajo interesno skupino tudi slovenski časopisi in revije, saj se je v njih odvijal diskurz o prevodih Državnega zakonika . 2 Državni zakonik in slovenski prevodi Na podlagi Cesarskega patenta za uvedbo splošnega državnega zakonika z dne 4. marca 1848 je bil Državni zakonik vse do leta 1918 uradni list celotne zakonodaje habsburške monarhije. Nemški izvirnik se je prevajal v devet jezikov večnacionalne monarhije, med njimi tudi v slovenščino. Za potrebe prevajanja je bila ustanovljena redakcijska pisarna, kjer so bili za prevajanje v posamezne jezike zaposleni uredniki in prevajalci Državnega zakonika . 5 V obdobju med letoma 1849 in 1918 so bili slovenski uredniki Franc Miklošič, Matej Cigale, Karel Štrekelj in Fran Vidic (Wolf 2012: 161-162). 6 Pri pripravi prevodov so se slovenski uredniki srečevali z različnimi težavami. Slovenski jezik na začetku tega obdobja še ni bil normiran, zaradi zgodovinsko pogojene upravne razdelitve ozemlja pa je bil zelo močno narečno razčlenjen. Takrat še ni bil uveljavljen kot jezik sporazumevanja, kot uradni jezik ali kot jezik izobraževanja (Prunč 2012: 85). Prevajanje Državnega zakonika je predstavljalo velik izziv za slovenske prevajalce tudi iz drugih razlogov. Po eni strani zaradi njegovega obsega, leta 1853 je na primer štel 1428 strani, po drugi strani pa so zakonska besedila urejala različna tematska področja. Državne pogodbe in zakone s področja šolstva, kmetijstva, davkov, rudarstva itd. je bilo treba prevesti v slovenski jezik, ki še ni bil funkcionalno povsem izoblikovan in poenoten. Dodatna težava je bila, da skorajda ni bilo na voljo prevajalskih pripomočkov. Med letoma 1825 in 1848 je zgolj 62 pisateljev napisalo knjige ali članke v slovenščini (Melik 1994: 16-17). Periodični tisk, ki bi ga prevajalci lahko uporabljali kot vir vzporednih besedil, je komajda obstajal. Tudi v slovarjih, ki so bili na voljo, je bilo domala nemogoče raziskovati termine, kajti vse do leta 1860 so obstajali le trije obsežnejši nemško-slovenski in dva slovensko-nemška slovarja. 7 Pri tem velja še omeniti, da so slovenski prevajalci imeli izobrazbo s področja filologije ali prava, saj takrat namreč še ni bilo mogoče pridobiti univerzitetne prevajalske izobrazbe. Zato lahko nedvomno trdimo, da je bilo to zgodovinsko obdobje zelo pomembno ne le za razvoj slovenskega knjižnega in strokovnega jezika, temveč tudi za razvoj slovenskega polja prevajanja. To nedvomno 5 Za poimenovanja urednik, prevajalec, kontrolni prevajalec in soprevajalec v nadaljnjem besedilu uporabljamo izraz prevajalec. 6 Za razumevanje nadaljnjih zapisov o urednikih naj bodo v pomoč naslednje kratke biografske navedbe: Franc Miklošič je bil eden najbolj priznanih filologov svojega časa in ustanovitelj primerjalnega slovanskega jezikoslovja, vendar tudi doktor pravnih znanosti. Matej Cigale je bil pravnik, Karel Štrekelj slavist, filolog in literarni zgodovinar ter Fran Vidic slavist. Za natančnejše biografske navedbe o slovenskih urednikih glej Nuč (2017: 141-160). 7 Pri tem gre za slovensko-nemški in nemško-slovenski slovar Antona Murka (1832 in 1833), slovensko-nemški in nemško-slovenski slovar Antona Janežiča (1850 in 1851) ter Juridično-politično terminologijo za slovanske jezike v Avstriji ( Juridisch-politische Terminologie für die slawischen Sprachen Österreichs , 1853). V zvezi z dostopnimi slovarji prim. Nuč (2017: 166-171). <?page no="36"?> 36 Aleksandra Nuč potrjujejo tako obsežne raziskave Nuč (2017) o slovenskih prevodih Državnega zakonika kot tudi raziskave Žigon idr. o prevodih učbenikov, ki so bili „osrednji vir informacij […] celih generacij“ (Žigon idr. 2017: 133). 3 Korespondence, časopisi in strokovne revije Za potrebe raziskave razsežnosti kulture prevajanja so bile analizirane korespondence urednikov in prevajalcev Državnega zakonika ter prispevki v dveh časopisih in dveh strokovnih revijah, ki obravnavajo slovenske prevode Državnega zakonika . Korespondence kot primarni vir zajemajo v pričujoči raziskavi že objavljena pisma slovenskih prevajalcev Državnega zakonika , kot tudi 88 pisem, pridobljenih v sklopu lastnih raziskav v Zbirki rokopisov, redkih in starih tiskov v Narodni in univerzitetni knjižnici v Ljubljani. Med tiskanimi mediji sta bila najprej izbrana dva časopisa iz obdobja marčne revolucije, ki sta imela pomembno vlogo pri razvoju slovenske narodne zavesti. Časopis Kmetijske in rokodelske novice ( KRN ) je izhajal od leta 1843 do 1902. 8 Poleg poljudnoznanstvenih in političnih tem je bilo v časopisu KRN v ospredju oblikovanje enotnega slovenskega knjižnega jezika (Narodna in univerzitetna knjižnica 2016). Prvi slovenski politični list Slovenija je izhajal med letoma 1848 in 1850 kot glasilo Slovenskega društva . Obravnaval je tako politične kot tudi literarne teme (Habe 2005: 23). V raziskavi sta bili uporabljeni še strokovni reviji Pravnik slovenski ( PS ) ter Slovenski pravnik ( SP ). PS je izšel v treh letnikih od 1870 do 1872, SP pa je z nekaj prekinitvami izhajal od 1881 do 1944 (Pravna fakulteta Univerze v Ljubljani 2010). Tako v PS kot v SP se je razpravljalo o terminologiji zakonskih besedil, hkrati pa so avtorji prispevkov sami kovali novo strokovno besedišče za področja, kot sta npr. javna uprava in sodstvo ( Jemec Tomazin 2010: 112-113). Za pričujočo analizo so bila merodajna prva tri delovna leta posameznih urednikov. Obdobja se med seboj delno razlikujejo glede na čas, v katerem so časopisi in revije izhajali (glej tabelo 1). Obdobje uredni-kovanja KRN Slovenija PS SP Franc Miklošič 1849 1849 1849 - - Matej Cigale 1849-1889 1850-1852 1850 1870-1872 - Karel Štrekelj 1890-1898 1890-1892 - - 1890-1892 8 Čeprav se je ime časopisa šestkrat spremenilo (Njenjić 2011: 18-19), v nadaljevanju dosledno uporabljamo kratica KRN . <?page no="37"?> Slovenski prevodi Državnega zakonika habsburške monarhije 37 Fran Vidic 1898-1918 1898-1900 - - 1898-1900 Tabela 1: Analizirani časopisi in revije po urednikih Državnega zakonika V nadaljevanju bodo obravnavane tiste razsežnosti kulture prevajanja , ki se kažejo v zgoraj navedenih analiziranih primarnih virih, časopisih in revijah. 4 Razsežnosti kulture prevajanja Iz prispevkov v časopisih KRN in Slovenija , kot tudi prispevkov v strokovnih revijah PS in SP so razvidne štiri razsežnosti slovenske kulture prevajanja , in sicer diskurz o jezikovnih oblikah, sodelovanje in mreže prevajalcev, ozaveščanje javnosti o prevajalskem delu ter kvalifikacijska merila za imenovanje urednikov. 4.1 Diskurz o jezikovnih oblikah Kot že omenjeno, slovenščina leta 1849 še ni bila niti standardizirana niti leksikalno dovolj izoblikovana. Zato je bilo prevajanje Državnega zakonika tako po jezikovni kot tudi strokovni plati izredno zahteven projekt, posledično pa je iz njega nastala platforma za razvoj slovenskega jezika (Prunč 2005: 28). Tako so bili pri ocenjevanju kakovosti prevodov v ospredju jezikovni vidiki. To bo v nadaljevanju pričujočega prispevka uporabljeno kot podlaga za rekonstrukcijo diskurza o jezikovnih oblikah, v katerem so v časopisih KRN in Slovenija ter v strokovnih revijah PS in SP posamezne ciljne skupine izražale svoje strinjanje in nestrinjanje. Zlasti v zgodnjem obdobju izhajanja Državnega zakonika je mogoče iz omenjenih časopisov in revij je razbrati značilnosti kulture prevajanja na jezikovni ravni. V Sloveniji je bila 16. in 27. novembra 1849 (Svečan 1849a: 365-366; 1849b: 377-378) objavljena podrobna analiza prevajalskega dela v prvi slovenski izdaji Državnega zakonika , 9 medtem ko je časopis KRN to objavil šele 19. in 26. decembra 1849 (Vredništvo 1849a: 223-224; 1849b: 227-228). Svečan je zapisal, da so prevodi v osnovi dobri, da pa imajo tudi pomanjkljivosti (Svečan 1849a: 365). 10 Njegova kritika se nanaša predvsem na slovnico, pravopis, oblikoslovje, terminologijo, tujke in številne tiskarske napake (ibid. 1849a: 366; 1849b: 377-378). Po njegovem mnenju bi morali prevajalci paziti, da v prevodih ne bi bilo oblikoslovnih in terminoloških posebnosti, ki se jih uporablja ali razume le v eni regiji slovensko govorečega prostora (ibid. 1849a: 365; 1849b: 377): Zatorej še enkrat: gospodi prevoditeli! ne po krajnsko, ne po štajersko, ne po koroško, goriško ali primorsko - temuč vselej in povsod po občeslovensko! ! (Svečan 1849b: 378) Menil je, da bi lahko ustvarili boljše prevode, če bi v ospredje postavili načelo razumljivosti, tako da bi lahko tudi „prost Slovenec“ (ibid.: 377) razumel zakonska besedila. Prevajalcem je konkretno svetoval, naj krajšajo dolge, deloma težko razumljive nemške povedi, naj samostalnikov ne prevajajo nujno s samostalniki itd. (ibid.). Na nekaterih mestih je v 98. številki časopisa Slovenija nerazumljivim prevodom dodano pojasnilo, da so prevajalci delali pod ča- 9 Prva številka Državnega zakonika je izšla 1. novembra 1849. 10 Svečan je bil psevdonim slovenskega politika in publicista Andreja Einspielerja. <?page no="38"?> 38 Aleksandra Nuč sovnim pritiskom. Hkrati pa je s konkretnimi primeri ponazorjeno, da so nekateri deli besedila v slovenskem prevodu kljub temu bolj razumljivi kot v nemškem izvirniku ( J. 1849: 390). Prvo slovensko izdajo Državnega zakonika so v časopisu KRN močno kritizirali, saj naj bi bili menda prav vsi nezadovoljni s prevodom (N. N. 1849d: 201). Tudi v KRN je razumljivost veljala za najvišji postulat. Že pri drugi številki je bila kakovost prevoda predstavljena v boljši luči, prav tako pa je bilo izraženo razumevanje za manj ustrezen prvi prevod, saj je vsak začetek težak (N. N. 1849e: 209-210). Za četrto številko slovenske izdaje Državnega zakonika pa je uredništvo časopisa KRN nesporno trdilo, da prevajalci še niso dokončno določili slovničnih oblik slovenskega jezika. V časopisu so izrecno opozarjali na tista zakonska besedila, ki so bila že pred Državnim zakonikom „lepo in gladko“ (Vredništvo 1849a: 223) prevedena v slovenščino, denimo prevodi zakonov Marije Terezije. Zato bi bilo treba določiti, kako naj bo Državni zakonik preveden, da bodo slovenska besedila ustrezala pričakovanjem večine bralk_cev ter hkrati razumljiva. Kot najpomembnejša zahteva pri prevodih za slovensko govoreče prebivalstvo se je znova poudarjala razumljivost. Po mnenju uredništva jezik ni „Modeartikel“ 11 (Vredništvo 1849b: 228) in ga nikakor ne gre vsiliti. Pravnik in kontrolni prevajalec Dolenc je poskušal prve prevode Državnega zakonika, ki so naleteli na kritiko, utemeljiti z ustrezno metodo prevajanja: 12 „Die Natur der Übersetzung eines Gesetzes bringt es mit sich, daß sie vor Allem den Sinn desselben getreu widergebe“ 13 (Lokar 1909: 83-84). Dolenc še opiše, kako se to lahko doseže in kakšne posledice bi lahko imela drugačna metoda prevajanja: Dieser wichtigste und höchste Zweck kann öfters kaum anders erreicht werden, als daß man sich sclawisch an den deutschen Text hält, - aus Besorgniß, den Sinn zu ändern, und dadurch Veranlassung zu Streitigkeit, zu kostspieligen Prozessen u. zu Reclamationen zu geben, welche nicht wenig geeignet wären, die Regierung zu bestimmen, die den verschiedenen Nationalitäten gemachten Conceßionen zu schmällern oder ganz zurückzunehmen. 14 (Ibid.: 84) Dolenc primerja prevode zakonskih besedil, pri katerih je treba natančno upoštevati izvirnik, z literarnimi prevodi, ki morajo biti uglajeni, primerni jezikovnemu izrazu in se jih zato sme tudi svobodno prevajati. Če namreč v ciljnem jeziku ni ustreznice za določen izraz v izvirniku, ga v literarnih besedilih lahko nadomesti povsem druga beseda v ciljnem jeziku (ibid.). Pomen prevodov Državnega zakonika za razvoj jezika je razviden tudi iz ukaza habsburškega Ministrstva za bogočastje in uk, ki je bil objavljen v KRN . Minister Leo Thun v njem poudarja pomen prevodov Državnega zakonika za vzpostavitev enotnega slovenskega knjižnega jezika. Jezik in slovnična pravila, ki se uporabljajo v slovenskem delu Državnega zakonika , bi morali vpeljati v šole in upoštevati pri izdaji novih slovenskih beril in drugih gimnazijskih učbenikov (Vredništvo 1851: 45). 11 modni izdelek. 12 V pričujočem prispevku metodo prevajanja po Schreiberju razumemo kot splošno, zgodovinsko pogojeno prevajalsko strategijo, ki je odvisna od besedilne vrste in cilja prevoda ter se v samem prevodu ne spreminja (Schreiber 1993: 54). 13 V naravi prevajanja zakonov je, da se v prvi vrsti zvesto prenaša njihov pomen. 14 Tega najvišjega in najpomembnejšega namena navadno ni mogoče doseči drugače, kot da suženjsko sledimo nemškemu besedilu, - zaradi skrbi, da bi spremenili smisel, in s tem dali povod za spore, drage procese in reklamacije, ki bi bili precej primerni za to, da bi se vlada odločila zmanjšati ali v celoti preklicati koncesije, ki jih je priznala različnim narodom. <?page no="39"?> Slovenski prevodi Državnega zakonika habsburške monarhije 39 Uredništvo strokovne revije PS kakovost slovenskih prevodov Državnega zakonika potrjuje z dejstvom, da so tudi pravniki nejasnosti v nemškem izvirniku reševali tako, da so brali slovenske prevode (N. N. 1870: 12). Negativna kritika slovenskega prevoda Državnega zakonika je bila v PS objavljena šele v predzadnji številki revije leta 1871. Pravnik Ivan Geršak (1871: 321-324) se v svojem prispevku poglobi v prevod Zakona o notarskem redu ( ALEX / ÖNB 1871: 205) in pri tem ugotavlja: [S]ploh je ta postava v našem jeziku preokorna, tam pa tam nedosledna ter stvarno nepopolna, kar se že več časa pri državnem zakoniku zapazuje. (Geršak 1871: 323) Geršak kritično razpravlja o vsebinsko pomanjkljivih in slogovno šibkih prevodih kot tudi o terminologiji v slovenski različici tega zakona (ibid.). Jezikoslovni nasveti se pojavljajo tudi v korespondencah urednikov. Tako je leta 1898 Karel Štrekelj v pismu svojemu nasledniku Franu Vidicu svetoval, naj daje prednost metodi prevajanja, ki ne sledi izvirnemu besedilu: Pri prelogi je gledati na to, da obsega vse, kar izvirnik, izvzemši morda kake nepotrebne zamaške (‚Flickworte‘) n.p.: ‚die Arbeiten werden unter die vorhandenen Richter vertheilt‘ 15 ; ‚vorhanden‘ bi tukaj ne bilo sloveniti s ‚kar jih je‘, ampak popolnoma izpustiti: unter die nicht vorhandenen kann eben nichts vertheilt werden! 16 (Štrekelj 1898a) Leta 1890, v obdobju urednikovanja Karla Štreklja, je bila v reviji SP objavljena podrobna analiza prevodov zakonov, ki so urejali kazenske postopke in pristojnost kazenskih sodišč. Pravnik Jakob Kavčič je na podlagi primerjave slovenske in nemške izdaje Državnega zakonika delno spremenil 104 strani obsežen prevod zakona o kazenskem postopku ( ALEX / ÖNB 1873: 397-501). V reviji SP so objavili posamezne dele Državnega zakonika v izvirniku skupaj z njihovimi prevodi, kot tudi vse Kavčičeve popravke. Prevajalski posegi v besedilo so obsegali popravke tiskarskih napak in posameznih terminov ter vsebinske dopolnitve. Na tistih delih besedila, pri katerih je bila uporabljena metoda prevajanja, ki ne sledi zvesto izvirniku, se je Kavčič odločil za dobesedni prevod (N. N. 1890c: 188-192). Med urednikovanjem Frana Vidica v analiziranih izdajah KRN ni bilo objavljenih prispevkov, iz katerih bi bil razviden diskurz o jezikovnih oblikah. Nasprotno pa so leta 1898 v reviji SP kritizirali prevode zakonskih besedil o izvrševanju sodne oblasti ter pristojnosti rednih sodišč v civilnih zadevah ( ALEX / ÖNB 1895a: 329-332; 1895b: 333-353). Prevod naj bi sicer zvesto sledil nemškemu izvirniku in je v osnovi dober, kajti „on hrani v sebi mnogo suhega zlata“ (N. N. 1898a: 126). Ni pa odličen, temveč je „povit […] preveč v nemško, preveč v starikovo slovenščino“ (ibid.). V omenjenem prispevku so najprej obravnavani posamezni termini in drugi slovnični vidiki prevodov, ki so bili označeni za uspele (ibid.). V naslednjih treh izdajah revije SP so nato razpravljali o težavnih delih prevoda s poudarkom na terminologiji in stilistiki. Izpostavljeno je zlasti, da slovenski prevajalec še vedno preveč sledi nemškemu izvirniku: Nasičeni smo vsi nemškim duhom in mislimo za trdno, da nam je prevajati v naš jezik ad litteram prav vsako nemško besedo, kakor da ne bi smeli pomagati si drugače. (N. N. 1898c: 222) 15 delo je porazdeljeno med sodnike, kar jih je. 16 med tiste, kar jih ni, se tudi nič ne more porazdeliti. <?page no="40"?> 40 Aleksandra Nuč Če povzamemo ugotovitve, ni presenetljivo, da se je v preučenih medijih diskurz o jezikovnih oblikah pogosto pojavljal kot razsežnost kulture prevajanja , kajti na začetku izhajanja slovenskih prevodov slovenščina še ni bila standardizirana. Pripombe in nasveti so se tako osredinjali predvsem na slovnico, oblikoslovje in pravopis. Tudi na takratnem ministrstvu za šolstvo so se očitno zavedali pomembnosti vzpostavitve enotnega slovenskega jezika in so celo odredili upoštevanje slovničnih pravil iz slovenske izdaje Državnega zakonika pri pripravi beril in učbenikov (Vredništvo 1851: 45). Čeprav so očitno tudi na ministrstvih prepoznali pomen prevodov za oblikovanje knjižnega jezika, se zdi, da je hitra oddaja prevodov imela prednost pred kakovostjo. 17 Terminološka vprašanja so bila v ospredju šele od leta 1871 naprej. Prvi neslovnični kriterij, po katerem so ocenjevali prevode, je bila razumljivost. V začetnem obdobju je bila aktualna tudi razprava o dihotomiji med metodo prevajanja, ki sledi nemškemu izvirniku, in metodo, ki se prilagaja ciljnemu jeziku in ciljni kulturi. Kontrolni prevajalec Dolenc se je kot pravnik zavzemal za zvesto metodo prevajanja, medtem ko je tretji urednik Karel Štrekelj, najverjetneje zaradi svoje slavistične izobrazbe, dajal prednost svobodni metodi prevajanja. V pričujoči raziskavi nismo preverjali, v kolikšni meri so slovenski uredniki priporočila v svojih prevodih dejansko upoštevali, temveč se v nadaljevanju posvečamo predvsem vprašanju, ali so bili uredniki pri reševanju prevajalskih zagat dovzetni za strokovno razpravo in ali so se je udeleževali. 4.2 Sodelovanje in mreže prevajalcev Sodelovanje je po Prunču eno od temeljnih načel oziroma maksima kulture prevajanja (Prunč 2017: 33). Ker je prevodna dejavnost vselej vpeta v konkreten družbeni prostor, Prunč v svoje načelo sodelovanja vključuje tudi razmerja moči med akterji in njihovimi lastnimi legitimnimi interesi (Prunč 2008: 30-31). Po drugi strani sodelovanje v strukturiranih družbah zagotavlja, „dass komplexe Aufgaben ohne Reibungsverluste gemeinsam gelöst werden können“ 18 (Prunč 2017: 33). Za nadaljnje premisleke o sodelovanju v tem prispevku ni merodajen etični vidik, temveč delitev dela pri opravljanju poklica, ki se kaže v povezavah med prevajalci, ki so nastale ob prevodih Državnega zakonika. Prvi pokazatelj sodelovanja je mogoče zaslediti v pismu, ki ga je Cigale kot prevajalec Državnega zakonika na začetku svojega dela poslal pisatelju in prevajalcu Deželnega uradnega lista Jožefu Muršcu. 19 V pismu ga prosi, naj prebere slovenske prevode Državnega zakonika in sporoči svoje pripombe ter predloge za izboljšave. Cigale doda, da bi bil pripravljen slovensko govorečim avtorjem v vpogled poslati tudi gradivo za Juridično-politično terminologijo , če bi to zmogel sam financirati (Cigale 1849). 20 17 Schopp tudi na današnjem prevajalskem trgu opaža, da je hitra oddaja prevodov pomembnejša kot kakovost (Schopp 2008: 238). 18 da se kompleksne naloge rešujejo skupaj brez izgub zavoljo trenj. 19 Poleg Državnega zakonika so v kronskih deželah istočasno vpeljali tudi Deželne uradne liste in jih prevedli v ustrezne jezike. 20 Zaradi terminoloških težav, ki so jih imeli prevajalci na začetku prevajanja zakonskih besedil, je Ministrstvo za pravosodje sklicalo t. i. Komisijo za slovansko juridično-politično terminologijo . Po treh mesecih sestankovanja zastopnikov različnih slovanskih jezikov je nastala ogromna terminološka zbirka, ki je nato izšla v treh slovarjih z naslovom Juridično-politična terminologija za slovanske jezike v Avstriji ( Juridisch-politische Terminologie für die slawischen Sprachen Österreichs ), in sicer v ločeni nemško-češki, nemško-ukrajinski in nemško-hrvaški, srbski in slovenski izdaji (Wolf 2012: 143-149). <?page no="41"?> Slovenski prevodi Državnega zakonika habsburške monarhije 41 Naslednji podatek o sodelovanju je mogoče najti v časopisu KRN iz leta 1850. Kot poroča KRN , je Slovensko društvo že leta 1848 začelo s prevajanjem Občnega državljanskega zakonika in Kazenskega zakonika . Matej Cigale je bil zadolžen za prevod Kazenskega zakonika , pravnik Anton Mažgon pa za prevod Občnega državljanskega zakonika . Potem ko je Cigale leta 1849 začel delati v redakcijski pisarni Državnega zakonika na Dunaju in je Mažgon leta 1850 umrl, je bilo prevajalsko delo pri obeh omenjenih zakonskih besedilih opuščeno. Ko je Cigale prevzel uredniško mesto, so Slovensko društvo prosili, naj pomaga prevajalcem v redakcijski pisarni pri terminoloških in jezikoslovnih zadevah. V časopisu KRN je zapisano, da se o teh vprašanjih že razpravlja. Društvo je pozvalo svoje člane, naj pošljejo svoje želje, komentarje in pripombe k prevodom, da bi jih lahko posredovalo prevajalcem na Dunaju (N. N. 1850d: 78). V prvi izdaji strokovne revije PS (C. 1870: 5-12) je bil objavljen Cigaletov prispevek o prevodih zakonskih besedil v slovenščino. V njem utemeljuje svojo željo, da bi prevajanje Državnega zakonika tudi v prihodnje potekalo na Dunaju, in sicer vsaj tako dolgo, dokler se ne ustanovi centralni prevajalski urad v Ljubljani ali drugje v Sloveniji. Po njegovem mnenju bi prevajanje zakonov na treh različnih krajih povzročilo le babilonsko zmešnjavo. Da bi podkrepil to misel, Cigale navaja primere iz t. i. Vojne postave , ki so jo sprva prevedli na Dunaju, nato pa še v Gradcu in Trstu. Prevajalec iz Gradca je sledil dunajskemu vzoru, medtem ko tržaški prevajalec tega ni storil. Rezultat tega prevoda Cigale ponazarja z nekaterimi konkretnimi prevodi določenih terminov. Meni, da so slovenski prevodi Državnega zakonika pomembna podlaga za uvedbo slovenščine kot jezika sporazumevanja. Pri tem igra pomembno vlogo tudi to, da javnost prevajalce Državnega zakonika pri njihovem delu podpira s predlogi in pripombami: Če Slovenci res hočejo, da se kdaj slovenščina vpelje v sodne in sploh uradne pisarnice, če hočejo, da se osnuje pripraven opravilni jezik, mora jim mar biti tudi slovenskega zakonika, morajo, kar je zmožnih, na prestave paziti, prestavljalce podpirati in opominjati. (Ibid.: 12) Poleg tega je prepričan, da je strokovna revija PS ustrezna platforma za takšno razpravo (ibid.). Tudi prispevki v strokovni reviji PS iz leta 1871 jasno kažejo, da so se izoblikovale prevajalske mreže in da poteka sodelovanje z drugimi strokovnjaki, jezikoslovci in pravniki. V tem smislu PS ponuja prostor za razpravo o raznih novih slovenskih ustreznicah skladno z načrtovano predelavo oziroma razširitvijo Juridično-politične terminologije iz leta 1853. V reviji so predvsem pričakovali, da se bodo razprave poleg slovenskega urednika Mateja Cigaleta aktivno udeležili tudi drugi jezikoslovci (N. N. 1871: 158). Že v naslednji številki je Cigale (1871: 189) zaprosil za mnenja in stališča slovenskih pravnikov ter jezikoslovcev glede štirinajstih členov zakona za mere in uteži ( ALEX / ÖNB 1872: 29-34). Iz Cigaletove korespondence iz leta 1880 je razvidno, da ga je pisatelj Josip Vošnjak prosil za nasvet pri prevodih vojaške terminologije, na primer pri prevodu izrazov Landsturm ( deželna bramba ) ter Landsturmmann ( deželni brambovec ). Cigale je obžaloval, da ima malo stikov s poslanci na Dunaju in da ne ve, na koga naj se s tem vprašanjem obrne (Cigale 1886). Tudi iz korespondence tretjega slovenskega urednika Karla Štreklja je mogoče razbrati, da so ga kot urednika Državnega zakonika spraševali za nasvete pri terminoloških težavah. Literarni zgodovinar in prevajalec Deželnega uradnega lista Fran Levec ga je na primer prosil za pomoč tako pri prevodu termina freiwillige Feuerwehr ( prostovoljno gasilstvo ) kot tudi gasilskega pozdrava Gut Schlauch! ( Na pomoč! ) (Štrekelj 1890). Proti koncu svojega uredniškega obdobja je Štrekelj pomagal Franu Vidicu pri prevodu zakonskega besedila z obsežnimi <?page no="42"?> 42 Aleksandra Nuč pripombami na štirih straneh, ki so načenjale vprašanja posameznih terminov, rabe zloženk, oziralnih odvisnikov in besednega reda (Štrekelj 1898b). Tudi zadnji urednik slovenske izdaje Državnega zakonika Fran Vidic je ohranjal stike z drugimi prevajalci. Iz njegovega pisma Franu Levcu iz leta 1913 tako na primer izhaja, da ga je Levec vprašal za nasvet glede vojaških terminov Armee im Felde und am Meer ( pehota in mornarica ), Feldpost ( vojna pošta ) ter Feldkriegsgericht ( vojno sodišče ). Kot je razvidno iz pisma, se je o terminu Feldkriegsgericht ( vojno sodišče ) posvetoval s pravnikom Jankom Babnikom, avtorjem terminološkega slovarja Nemško-slovenska pravna terminologija (Vidic 1913). Na podlagi pridobljenih podatkov lahko slovenske prevode Državnega zakonika nedvomno razumemo kot platformo za sodelovanje in nastanek mrež prevajalcev. Te so bile neformalne in so se izoblikovale predvsem na individualni ravni, vendar pa je bila k ocenjevanju prevodov pozvana širša javnost. Tako lahko opredelimo tri specifične podkategorije razsežnosti kulture prevajanja . Po eni strani so uredniki prosili jezikoslovce, pravnike ali širšo javnost za povratne informacije ali nasvete pri prevajalskih težavah. Predvsem drugi urednik Matej Cigale je bil zelo zainteresiran za izmenjavo mnenj. To je seveda razumljivo, saj je že 1. novembra 1849 začel delati kot začasni urednik Državnega zakonika . Med njegovim urednikovanjem so veliko težavo predstavljali standardizacija slovenskega jezika, manjkajoči strokovni termini in (terminološki) slovarji, kar je spodbudilo živahno razpravo z drugimi. O visoki stopnji profesionalnosti priča tudi dejstvo, da se je Cigale še v kasnejših letih rad udeleževal razprav in bil vedno pripravljen preveriti svoje prevode. Po drugi strani pa so slovenski uredniki prejemali pobude za sodelovanje tudi od zunaj, kar je razvidno iz pridobljenih podatkov o tretjem in četrtem slovenskem uredniku. Tretja podkategorija razsežnosti kulture prevajanja se nanaša na pripravljenost za sodelovanje med takratnim vsakokratnim urednikom in uredniškim kandidatom, ki je nedvomno obstajala. Tako je na primer Karel Štrekelj pregledal prevod Frana Vidica, ki ga je ta opravil za vajo pred bližajočim se testnim prevodom, in svoj pregled podrobno opremil s komentarji. 4.3 Ozaveščanje javnosti o prevajalskem delu Prevodi Državnega zakonika so v tistem času nedvomno predstavljali največji prevajalski projekt slovenskega jezika, zato so o njem mnogokrat poročali v slovenskih časopisih in revijah, kot je pokazala analiza diskurza o jezikovnih oblikah. Ker kultura prevajanja ne obsega le družbenega sveta prevajalk_cev in tolmačinj_ev, temveč ga oblikujejo predvsem akterke_ji, ki so vključene_i v proces prevajanja (Grbić 2010: 157), veljajo časopisi in revije v raziskanem obdobju za pomembne sooblikovalce kulture prevajanja v širši javnosti. V nadaljevanju se bomo posvetili vprašanju, kakšno podobo prevajalskega dela so omenjeni mediji posredovali širši javnosti. Na začetku izhajanja Državnega zakonika sta časopisa KRN (N. N. 1849c: 198) in Slovenija pozdravila namero, da bo Državni zakonik izhajal v nemščini in devetih drugih jezikih habsburške monarhije. Pri tem je Slovenija že junija poročala o imenovanju prvega slovenskega urednika in kontrolnega prevajalca (N. N. 1849a: 178). V Sloveniji sta bila objavljena podrobno poročilo tedanjega slovenskega kontrolnega prevajalca Dolenca in prispevek iz moravskega časopisa Morawske Nowiny o sklicu in načinu dela Komisije za juridično-politično terminologijo (Dolenc 1849: 254; N. N. 1849b: 254-255). <?page no="43"?> Slovenski prevodi Državnega zakonika habsburške monarhije 43 Januarja 1850 sta oba časopisa poročala o imenovanju Mateja Cigaleta za slovenskega urednika Državnega zakonika (N. N. 1850a: 21; 1850b: 33). Slovenija je v istem letu bralke_ce podrobno seznanila z redakcijsko pisarno in z njo povezanimi organizacijskimi zadevami, kot je na primer plača prevajalcev (N. N. 1850c: 75). Leta 1851 je bilo v KRN v ospredju vprašanje avtentičnosti zakonskih besedil v različnih jezikih. Tako je bilo slovensko govoreče prebivalstvo seznanjeno s poročilom iz časopisa Oesterreichischer Correspondent iz Šlezije, da se lahko na tamkajšnjem območju kot uradovalni in sodni jezik v prihodnje uporablja le nemščina ter da je za češko in poljsko izdajo Državnega zakonika normativno le nemško besedilo (N. N. 1851a: 209). KRN se je nekaj tednov pozneje skliceval na objavo dunajskega časopisa Der Lloyd , ki je poročal o visokih letnih stroških Državnega zakonika in Deželnih zakonikov . KRN je v smislu znižanja stroškov predlagal, da Deželni zakoniki prenehajo izhajati in se vzporedne izdaje Državnega zakonika zamenjajo z ločeno nemško izdajo. KRN je zavrnil trditev, da slovensko govorečemu prebivalstvu ni mar za Državni zakonik , saj je bilo treba zaradi velikega povpraševanja nekatere številke ponatisniti (N. N. 1851b: 234). Leta 1852 so bile objavljene predvsem informacije o Juridično-politični terminologiji , in sicer o stanju priprav in skupni hrvaško-srbsko-slovenski izdaji (Ceglar 1852a: 271, 1852b: 346). V prvi številki strokovne revije PS je Matej Cigale objavil prispevek o prevajanju zakonskih besedil v slovenščino, v katerem je podrobno poročal o zgodovini nastanka Državnega zakonika , kot tudi o vseh spremembah, ki se nanašajo na avtentičnost zakonskih besedil, in o izhajanju posameznih jezikovnih različic. Po njegovem mnenju so prevodi zakonskih besedil v lastni jezik predstavljali conditio sine qua non za njegov razvoj kot sporazumevalnega jezika. Pri tem opozarja tudi na recepcijo slovenskih prevodov Državnega zakonika in se pritoži nad dejstvom, da predvsem v času ministra Bacha ne širša javnost ne jezikoslovni krogi prevajalskega dela niso niti podpirali niti dovolj cenili. Mnogi sploh niso vedeli, da se prevodi pripravljajo. Cigale je menil, da je podpora slovenske javnosti uvedbi slovenščine kot sporazumevalnega jezika kljub temu nadvse pomembna. Strokovna revija PS predstavlja zanj primerno platformo za razpravo o prevodih (C. 1870: 5-12). Po mnenju uredništva revije PS o kakovosti slovenskih prevodov Državnega zakonika priča tudi dejstvo, da so se nejasnosti v nemški različici pravnikom razjasnile šele po tem, ko so prebrali slovenski prevod (N. N. 1870: 12). V KRN je bila 22. januarja 1890 objavljena kratka novica, da je bil Karel Štrekelj med številnimi kandidati izbran za urednika Državnega zakonika (N. N. 1890a: 31). Razen informacij o novih zakonih, ki so izšli v Državnem zakoniku , v naslednjih številkah revije istega leta ter v letih 1891 in 1892 ni bilo objavljenih prispevkov o tej temi. Revija SP je prav tako poročala o imenovanju Štreklja za urednika slovenske izdaje Državnega zakonika (N. N. 1890b: 64). V KRN je bila 10. junija 1898 objavljena kratka novica, da je bil Fran Vidic izbran za urednika slovenske izdaje Državnega zakonika (N. N. 1898d: 228). Razen informacij o novih zakonih, ki so izšli v Državnem zakoniku , ali razprav o njih v nadaljnjih številkah tega leta ter v letih 1890 in 1900 ni bilo objavljenih drugih prispevkov o slovenskih prevodih. V strokovni reviji SP so v številki z dne 15. junija 1898 objavili, da je bil Fran Vidic imenovan za novega urednika slovenske izdaje (N. N. 1898b: 156), v letih 1899 in 1900 pa ni bilo objavljenih nobenih prispevkov. V zvezi z ozaveščanjem javnosti o prevajalskem delu smo v preučevanem obdobju ugotovili nekatere specifične razsežnosti kulture prevajanja . Širša javnost je bila podrobno obveščena o delu redakcijske pisarne, različnih organizacijskih zadevah, normativnosti posameznih jezikovnih različic, izdanih zakonih itd. Domnevamo, da so bili s tem splošna javnost, kot tudi <?page no="44"?> 44 Aleksandra Nuč strokovni krogi ozaveščeni o zadevah, ki so relevantne za prevajanje. Prevajalci kot posamezniki so postali javnosti znani z objavami o prevzemu uredniškega mesta ali z omembami kakovosti njihovega dela. 4.4 Merila za usposobljenost urednikov Pri opisu hrvaške kulture prevajanja Prunč tematizira formalno usposobljenost in omejitve pri vstopu na tamkajšnji prevajalski trg, saj sodijo med temeljne dejavnike oblikovanja demokratične kulture prevajanja (Prunč 2009: 8). Zato tudi v pričujočem prispevku merila za usposobljenost za delo urednika pri Državnem zakoniku obravnavamo kot nadaljnjo nazorno razsežnost kulture prevajanja . Ob začetku izhajanja Državnega zakonika so prevajalci morali predložiti dokazilo o zaključenem študiju prava. Ker se je izkazalo, da tovrstna izobrazba ne zagotavlja vedno zadostnega znanja jezika in s tem ustreznega prevajalskega dela, je bilo od leta 1856 potrebno le še dokazilo o katerem koli zaključenem študiju (Wolf 2012: 158). 21 Pri Državnem zakoniku je šlo torej predvsem za vprašanje, ali imajo prednost strokovne ali jezikovne kompetence. Za obravnavano obdobje bomo tako v nadaljevanju preučili, kakšno zavedanje glede kvalifikacij za delo urednika so imeli slovenski uredniki, časopisi, strokovne revije in drugi pomembni akterji in ali so poskušali vplivati na merila za izbor. V začetni fazi izhajanja Državnega zakonika Svečan razpravlja o vprašanju, ali je za mesto urednika bolj primeren pravnik ali jezikoslovec: [I]n po moji misli ni treba, da morja vsi udi biti pravdoznanci; dosti je, ako so nekteri, uni pa jezikoslovci in pravi vlastenci, in bodi Bogu hvala, takih ne menka. (Svečan 1849b: 377) Kot je razvidno iz navedenega citata, Svečan v svojem razmišljanju ugotavlja, da bi morali zaposliti ne le pravnike, temveč tudi jezikoslovce. Ko je Matej Cigale leta 1889 umrl, je njegov kontrolni prevajalec Josip Stritar za pomoč pri prevajalskem delu prosil jezikoslovca Karla Štreklja (Kropej 2001: 48). Ker je Štrekelj tedaj že delal kot prevajalec Državnega zakonika , je poskušal zavzeti prosto uredniško mesto. V korespondenci z Levcem si je prizadeval za prevzem mesta urednika Državnega zakonika , čeprav ni bil pravnik. Kot primer navaja urednika ukrajinske izdaje Johanna Glowackega, ki je prej delal kot kirurg (Štrekelj 1889a). Pri potegovanju za mesto urednika so Štreklja podprli tudi v slovenskih krogih. Kot jezikoslovca sta se zanj zavzela priznana prevajalca: Fran Levec, prevajalec Kranjskega deželnega zakonika , ter upravni jurist Andrej Winkler, ki je Levcu pomagal pri prevajanju daljših zakonskih besedil in si je tudi sicer prizadeval za razvoj slovenske pravne terminologije (N. N. 1898e: 278-279). Tudi kontrolni prevajalec Državnega zakonika Stritar, ki je bil jezikoslovec, ni delil mnenja s tistimi, ki so menili, „da samo jurist more s pridom in uspehom zavzemati uredniško mesto“ (Štrekelj 1889b). Levec pa je Štreklja obvestil o tem, da v nekaterih krogih Ljubljani prevladuje mnenje, da je za mesto urednika treba upoštevati le pravnika (Levec 1889, v Bernik 1971: 38). Tudi tajnik društva Pravnik Danilo Majaron se je na primer po Štrekljevem mnenju zavzemal za pravnika. Majaron je namreč želel, da bi novi urednik skupaj z društvom Pravnik izdelal enotno pravno terminologijo, za kar je pokazal razumevanje tudi Štrekelj: 21 Za podrobnejše informacije v zvezi z merili za usposobljenost urednikov in prevajalcev Državnega zakonika glej Wolf (2005: 47-54; 2012: 158-165). <?page no="45"?> Slovenski prevodi Državnega zakonika habsburške monarhije 45 Njegova želja, da naj bi se naslednik Cigaletov postavil v zvezo s ‚Pravnikom‘ (društvom) ter skušal s tem rabiti enotno terminologijo in se o novih terminih posvetovati z udi imenovanega društva, - ta želja se mi zdi popolnoma opravičena, in prepričan sem, da se ji pameten urednik ne bo protivil, uže z ozirom na olajšanje svojega dela ne. (Štrekelj 1889a) Šest let po imenovanju za urednika slovenske izdaje je Štrekelj dognal, da pravniška izobrazba nikakor ne zadošča za pripravo prevoda Državnega zakonika . V svojem pismu iz leta 1896 piše o terminoloških izzivih pri prevajanju: Tu ni dovolj, da je človek jurist, kakor v Ljubljani mislijo, poznati mora vsaj nekaj vsako znanost; ne pravne znanstvene, ampak tehnologične stvari so stvari so najbolj sitne in težke. Tudi besedni kovač mora biti - in ravno to je bilo meni kot filologu najzopernejše, in rad sem se izognil takemu poslu kakor koli. (Štrekelj 1896) Štrekelj je bil torej mnenja, da največjo težavo pri prevajanju Državnega zakonika predstavljajo predvsem tehnični in ne pravni izrazi ter vsebine. Iz te razsežnosti kulture prevajanja je mogoče razbrati, da se je v obravnavanem obdobju intenzivno razpravljalo o potrebnih kompetencah urednika. Iz pridobljenih podatkov lahko sklepamo, da so predvsem po obdobju Cigaletovega urednikovanja prednost dajali jezikovnim kompetencam. Oba Cigaletova naslednika, Karel Štrekelj in Fran Vidic, sta bila namreč filologa. Tudi že omenjeni kontrolni prevajalec Josip Stritar ni bil pravnik, temveč pisatelj in kritik. Kot je to opisal Schopp, je tako na Dunaju kot tudi drugje v slovensko govorečih krogih v obravnavanem obdobju vladal „ein eng gefasster, semiprofessioneller Begriff vom Übersetzungsprozess“ 22 (Schopp 2008: 239). Merila za usposobljenost državnih prevajalcev so bila v prvi vrsti usmerjena v strokovno znanje in jezikovne sposobnosti, sposobnosti kulturnega posredovanja pa niso vključevala (Wolf 2012: 164-165). Treba je dodati, da v obravnavanem obdobju še ni bilo mogoče pridobiti specifične prevajalske izobrazbe. 23 Kar zadeva kulturo prevajanja v okviru meril za usposobljenost urednikov, pa predvidevamo, da se je s prevodi Državnega zakonika začelo krepiti zavedanje o ustreznih prevajalskih kompetencah. 5 Zaključek V prispevku smo v okviru slovenskih prevodov Državnega zakonika analizirali različne razsežnosti kulture prevajanja z vidika različnih akterjev. Pri tem smo ugotovili, da so se pričakovanja in interesi različnih akterjev v mnogih primerih ujemali. Za oblikovanje kulture prevajanja , ki jo po Prunču (2017: 33) nosijo vsi akterji prevajalske dejavnosti, so bili odgovorni tako slovenski prevajalci Državnega zakonika kot tudi drugi zainteresirani akterji, bodisi hote bodisi nehote. Prevajalci Državnega zakonika so skupaj s časopisi, revijami in drugimi zainteresiranimi akterji ustvarili kulturo prevajanja , ki je predstavljala osnovo za krepitev zavesti o izjemno težkem delu prevajalcev pri prevajanju Državnega zakonika . Izmenjava je ustvarila platformo za jezikovna, terminološka in druga vprašanja v povezavi s prevajanjem, kar je spodbudilo 22 [O]zko opredeljen, delno profesionalen pojem prevajalskega procesa. 23 Tudi slovenski prevajalci strokovnih monografskih učbenikov na področjih naravoslovja, matematike, zgodovine in geografije v drugi polovici 19. stoletja niso imeli prevajalske izobrazbe (Žigon idr. 2017: 85-89, 103-106, 116-120). <?page no="46"?> 46 Aleksandra Nuč nujno potrebno standardizacijo in diferenciacijo jezika. Različna pričakovanja je bilo mogoče zaslediti pri merilih za usposobljenost urednikov, kjer je šlo za vprašanje, ali je za urednika bolj primeren pravnik ali jezikoslovec. Iz korespondenc slovenskih urednikov je razvidno, da so bili zavezani strogim načelom poklicne etike. Prunč (ibid.: 34) pojmuje upoštevanje teh načel kot zvestobo samemu sebi, v pričujočem prispevku pa so razvidna iz dejstva, da so bili prevajalci zmeraj pripravljeni svoje prevodne odločitve javno deliti in preverjati. Iz njihovih pisem lahko razbiramo zlasti veliko pripravljenost za sodelovanje, da bi bil prevod brezhiben. O visokih načelih poklicne etike priča tudi dejstvo, da so bili prevajalci kljub ogromnemu obsegu dela pripravljeni pomagati drugim pri prevajalskih težavah. Raziskava je na podlagi korespondenc urednikov Državnega zakonika ter prispevkov v dveh časopisih in dveh strokovnih revijah pokazala štiri razsežnosti kulture prevajanja na naslednjih področjih: diskurz o jezikovnih oblikah, sodelovanje in mreže prevajalcev, ozaveščanje javnosti o prevajalskem delu ter merila za usposobljenost urednikov. Tako se je koncept kulture prevajanja pri raziskovanju slovenske prevajalske dejavnosti v okviru Državnega zakonika izkazal kot zelo ploden. 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For this paper, Ireland, Scotland and Wales are seen as the first colonies of what later came to be known as the (British / English) Empire. 1 The colonies, on the other hand, utilised translation to free themselves from colonial rule and reclaim their own independent identity, to some extent by translating English texts into the respective Celtic tongues but also by transferring their own cultural heritage from Celtic languages into English, which enabled more people from these regions who were not proficient in the Celtic languages to grasp the cultural background of their nation. Especially during the Celtic Revival of the late nineteenth and early twentieth century, there was an increasing eagerness to revive Celtic languages, which was largely only possible through translation. Once dominant languages had almost become extinct by then partly as a result of English being used as a means of colonial oppression in the form of linguistic purity. In Ireland, for example, in addition to the Plantations and the Great Famine, which had drastically reduced the Gaelic-speaking population, the use of Gaelic was forbidden under the Penal Laws . For this reason, Irish children were forced to speak English in order to get access to education (Hickey 2008; Ó Cuív 1966). English became associated with social advancement in many of the regions, for example in Wales, where the Blue Books Report led to the Welsh language being formally removed from the school system. May sees this as “merely a reflection of the wider, long-established hierarchising of English over Welsh, along with the accompanying belief that in the English language lay the route to social and economic mobility” (May 2000: 104). Reviving Celtic culture through translation was a way of overcoming the cultural rule of the British Empire and tracing back one’s own identity for many people in the Celtic regions. 1 For further discussion of understanding Ireland as the first colony of the British / English Empire, see Tymoczko 1999. Although they are often used interchangeably, it needs to be mentioned that the terms English and British are consciously used as two separate terms in order to avoid extending “Englishness over the lives of the Welsh, the Scots and the Irish” (Evans 1981, in Gramich 1997). British will not be understood as “belonging to or relating to the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland or its people” (Cambridge Dictionary 2017) but will only be used as a geographic term. English will refer to the language or also country if necessary. The decision to use alternate terms for well-known expressions such as the British Empire was made consciously in order to break with common conceptions of these terms. <?page no="54"?> 54 Fiona Begley, Hanna Blum The role of language and especially of translation for the British Isles has not yet been researched thoroughly within Translation Studies and beyond. Scholars have only examined certain aspects of translation of languages spoken in the British Isles and the role it played in certain historical periods, e.g. the history of translation into Scots (Corbett 1999) or the history of translation in Wales (Miguélez-Carballeira et al. 2016a). Several publications have also looked at the mutual influence of language policy and translation policy in order to learn more about recent official endeavours to promote the Celtic languages (see e.g. Kaufmann 2012; González Núñez 2016). Ireland, in this respect, is a special case as the role of translation between Irish Gaelic and English throughout the different periods of Irish history has been researched exhaustively (see e.g. Cronin 1996; Tymoczko 1999; Tymoczko / Ireland 2003). However, this kind of research in Translation Studies but also beyond has almost only used national or imperial borders to narrow its field of research. In encyclopaedic articles, the translation tradition of all languages and cultures in the British Isles has often been subsumed under British translation tradition (see e.g. Ellis / Oakley-Brown 2009; Kittel et al. 2011). Referring to a British translation space does not only ignore the vast diversity of languages in the British Isles (e.g. Irish, Scottish Gaelic, Scots, Manx, Welsh, Breton, Cornish, English) but using the term British for all languages and cultures involved supports the (post-)colonial domination of the English colonial power. Moreover, the languages of the British Isles inevitably influenced each other, leaving us with a map of blurred language zones, even within what we know as a country or nation. Although it is still rather common in historiography to investigate the history of the British Empire as a whole (e.g. Cannon / Crowcroft 2015; Vernon 2017), while focussing mostly on the history of England, there have been attempts to move away from the largely England-centred approach towards a more complex understanding of the history of that geographic region. The Four-Nations-Approach looks at England, Ireland, Scotland, and Wales as separate nations with their own independent history and allows for a polycentric perception of the history of the British Isles (e.g. Lloyd-Jones / Scull 2018; MacKenzie 2008). Despite this effort to create a more differentiated image of the British Isles, this approach still concentrates on national borders. This might be due to the strong connections between borders and nationalist movements in a number of the regions. Especially in Ireland, after gaining independence, the country was very much seeking their own history detached from the “ British history” and thus supported national historiography. The aim of this paper is to turn this thought around and move away from national borders in order to look at languages and the connection between these languages through translation instead. It does not suffice to remain within today’s or past national borders in order to grasp the complexity of languages and, in that geographical area, of translation which took place on a daily basis due to the richness of languages in the British Isles. This is an important step in moving away from national categories in both Translation Studies and historiography towards a broader understanding of translation processes. In the British Isles, translation was closely connected to the changes in the use of language; over the course of the nineteenth century English became the dominant language in the British Isles due to the colonial endeavours of the English Empire, mainly aimed at enforcing “Englishness” in all regions of the British Isles, in terms of language, religion, and many other facets of daily life. As a result of post-colonial movements by the colonies in the sense of resis- <?page no="55"?> The role of translation in the Celtic Revival 55 tance against the colonial rule of the Empire, different movements formed in the Celtic regions of the British Isles to revive the Celtic languages and culture(s) at the end of the nineteenth century, which were later summarized under the term Celtic Revival . These efforts comprised translations of different texts and led to different translation cultures across the Isles. The concept of translation culture is understood as defined by the Translation Studies scholar Erich Prunč as the “gesellschaftliche Konsens und Dissens über unzulässige, zulässige, empfohlene und obligatorische Formen der Translation” 2 (Prunč 2008: 25) at a certain time and within a certain space. It reflects the prevailing power relations and values of a given society and shapes the values and characteristics of a given receiving culture (Prunč 2000: 65). However, the term culture within the concept of translation culture has been the subject of discussion due to the tendency to associate culture with nation (Pym 2006: 23; Wolf 2010: 23). Prunč himself relativised his concept of culture and pointed out that there can be several translation cultures within one single culture or language area (Prunč 2008: 25). In this paper, which investigates such a geographical area, this concept will serve as an object of research which, according to Prunč, can be the subject of a descriptive analysis (Prunč 2005: 176). Understanding translation culture as an object of research rather than a theoretical concept allows the identification of parallel developments between different translation cultures , which will add a new field of application to this concept. In order to analyse the translation culture(s) in the British Isles during the Celtic Revival, to show how potentially separate translation cultures were interwoven, and to define the actual role of translation for the Celtic Revival, this paper will discuss several aspects which constitute a translation culture using secondary sources. This will be done by examining which texts were translated as well as the different translation strategies employed for translating primarily literary texts and the actors involved. This paper will also try to identify parallel developments in the translation traditions of languages across the British Isles to see whether there was a Celtic translation culture during the Celtic Revival rather than individual national translation cultures . Furthermore, by investigating different Celtic translation cultures , this article claims that language policy as practised by the people rather than prescribed by the government, and the translation policy related to this are an integral part of a so-called translation culture of Celtic languages. An overview will be given of the history of the British Isles surrounding the period under investigation before describing the role of translation for the language reviving efforts during the Celtic Revival, as language and translation policy can never be investigated without considering the socio-political circumstances at the time. 2 Historical Overview: Celtic Revival 2.1 Celtic languages policies in the early and mid-nineteenth century In the early 1800s, Insular Celtic languages were spoken in large parts of the British Isles and north-western France. The United Kingdom of Great Britain and Ireland (1801-1922) was governed from a common seat of government in Westminster. The early nineteenth century was “a 2 […] consent and dissent of a society concerning the legitimate, unacceptable, recommended and obligatory forms of translation. <?page no="56"?> 56 Fiona Begley, Hanna Blum period of economic upheaval, in which Britain shifted from being a predominantly agricultural and commercial society to being the world’s first industrial nation” (Hilton 1985: 249). While English was the language spoken throughout the majority of England, and French in France, the languages of Irish Gaelic, Scottish Gaelic and Manx (the Goidelic languages), and Welsh, Cornish and Breton (the Brythonic languages) were still present. However, these languages had started to experience decline to varying degrees, with Cornish having not been used as a means of communication since before 1800. The decline in these languages was strongly influenced by the mid-nineteenth century “onset of literacy in English” (Kearney 2014: 17), and it continued throughout the remainder of the century, as described by Henry Jenner: Most Cornishmen habitually speak English, and few, very few, could hold five minutes’ conversation in the old Celtic speech. Yet the memory of it lingers on, and no one can talk about the country itself, and mention the places in it, without using a wealth of true Cornish words. But a similar thing may be said of a very large proportion of Welshmen, Highlanders, Irishmen, Manxmen, and Bretons. ( Jenner 1904 / 2016) The following sections provide more detail on this decline of the Insular Celtic languages in the period before the Celtic Revival. 2.1.1 Irish In Ireland, Irish Gaelic, or Irish, was a majority language in 1800. It was spoken throughout Ireland by the Irish but was less common in north-eastern and eastern parts of the country, where English and / or Scots were spoken by settlers. Throughout the nineteenth century, various factors contributed to its decline, making it a minority language by 1900. The language of education and the legal system, for example, was English, and Irish was not part of the school curriculum until 1878 (Ó Buachalla 1984). The Great Famine (1845-1852) and the laissez faire approach of Westminster during the famine led to at least one million deaths and many more emigrating (Kinealy 1997). The worst affected areas were in rural Ireland, where Irish was still widely spoken, which heavily impacted the number of speakers of Irish. A further result of the Great Famine was widespread discontent with Westminster and a somewhat intensified feeling of nationalism. In the years following the famine, a number of important nationalist movements were founded, such as the Irish Republican Brotherhood in 1858 (see Lee 2014) and the Home Rule League in 1873. Language decline continued over the following decades, with the percentage of the population who could speak Irish falling from 23.3 % in 1851 to 18.2 % in 1881 (Akenson 2012: 378-379). 2.1.2 Scottish Gaelic Until the eighteenth century Scottish Gaelic, Scots Gaelic or simply Gaelic, was widely spoken in the Scottish Highlands and the Hebrides, while Scots was more commonly spoken in the Lowlands of Scotland, the northernmost tip of the Highlands, the Orkney Islands and parts of the northeast of Ireland. For 290,000 Scots (23 %), Scottish Gaelic was their first and only tongue (MacAulay 2008: 141), but in the aftermath of the Jacobite rebellion of 1745 / 46, many elements of Highland culture were banned, and the use of the Gaelic language was discouraged. From the middle of the eighteenth century to approximately 1860, Scottish Highlanders <?page no="57"?> The role of translation in the Celtic Revival 57 were evicted from their lands in the Highland Clearances (Richards 2008) to make way for sheep, for example, which offered a more profitable way of using the land. Apart from emigration from the Highlands caused by government policy, social and economic change during the period led to many Highlanders emigrating and / or becoming more reliant on English (Devine 2002). Parts of Scotland, primarily the area around Glasgow, became more industrialised and started to experience growth, causing the population of Scotland to triple from 1755 to 1881, though many of those who immigrated to the area spoke English as their first language. The Highlands and, as a result, Highland culture and Scottish Gaelic became less important (Kearney 2014: 151). By 1891, the number of Scottish Gaelic monolinguals had fallen to 43,738, just 1 % of the total population (MacAulay 2008: 141). 2.1.3 Manx Unlike the other Celtic languages, Manx, was mostly protected from outside influence due to the island’s isolation until approximately 1700. This changed over the course of the eighteenth and nineteenth centuries with the arrival of smuggling, an increase in migration and tourism, and the influence of the English school system (Broderick 2015: 355). During the nineteenth century, islanders began raising their children in English with the view that it would be more useful than Manx. Henry Jenner’s 1874 survey of the language showed that only 0.05 % of the population were Manx monoglots at the time but that 30 % still habitually spoke Manx ( Jenner 1876). According to official census figures, in 1921 the percentage of the population who claimed to speak Manx was 1.52 % (Broderick 1991: 102). 2.1.4 Welsh At the beginning of the nineteenth century, it is thought that 70 % of the population in Wales spoke only Welsh, 20 % only English, and 10 % were bilingual. Welsh was spoken throughout Wales, though English was more common along the Welsh-English border, in Monmouthshire and Glamorganshire in the southeast, and around the rapidly expanding port towns of Swansea, Cardiff, and Newport (Kearney 2014: 241). In 1891, the first census concerned with language distribution was conducted. It showed drastic change in the numbers of Welsh-speakers; a total of 54.4 % of those surveyed spoke Welsh, with 32.1 % of the population over the age of two speaking Welsh only, though this dropped further to 7.3 % in 1901 (Davies 2014: 81-82). Apart from industrialisation, many see the 1847 Reports of the Commissioners of Inquiry into the State of Education in Wales as having a major influence on the Welsh language in the nineteenth century. The reports, or the Treachery of the Blue Books as they were also known, portrayed the Welsh as immoral and uneducated: [T]he Welsh language is a vast drawback to Wales, and a manifold barrier to the moral progress and commercial prosperity of the people. […] It dissevers the people from intercourse which would greatly advance their civilisation, and bars the access of improving knowledge to their minds. ( Johnson et al. 1847: 66) The reports had a detrimental effect on the language as Welsh-speakers began to believe that Welsh was an inferior language which could not offer them the same opportunities as English would, and English became the language of education. <?page no="58"?> 58 Fiona Begley, Hanna Blum 2.1.5 Breton In the nineteenth century, Breton was still widely spoken in Lower Brittany, particularly in the west (Timm 2015: 715). However, reliable figures for the number of speakers are difficult to find. Foy (2002: 29) refers to census statistics from 1886 which indicate that 51 % (1,320,000) of the population of Lower Brittany were monoglot Breton. Referring to Broudic (1999), she proposes that that the corresponding figures for 1905 show a decline in the number of speakers by 32 %. The education system played a major role in this decrease; 1882 saw the Jules Ferry school laws introduce mandatory French-medium education which made no mention of any other language. School children were often punished if they were caught speaking Breton (Prémel 1995: 53), which Prémel sees as the main reason for the stark decline in the language in the twentieth century (ibid.: 54). While Favereau (2007: 130) observes a Breton Revival, particularly in terms of literature, at the turn of the century, it is not generally considered to have played a major role in the Celtic Revival as Breton had flourished in Lower Brittany until that time and, unlike Irish, Scottish Gaelic, Manx and Welsh, was only starting to experience a period of pressure from another language. 2.1.6 Cornish In stark contrast to Breton, Cornish was no longer used as a means of communication by 1800 (George 2015: 491), and though there were still a number of individuals who could speak the language, it is believed that the majority of these had died by 1900. Jenner (1904 / 2016: 12) suggests that the Reformation was particularly detrimental to the language, as the Book of Common Prayer, which was translated into all of the other Celtic languages of the British Isles, was never translated into Cornish. 2.2 The Celtic Revival: Language, culture and autonomy The late nineteenth century and early twentieth century saw a vast increase in interest in both ancient and modern Celtic culture throughout Celtic regions in the British Isles and Lower Brittany. While much of the research conducted focuses on the idea of a Gaelic Revival, particularly in Irish culture and language, other Celtic cultures were also experiencing revival at the time. These revivals took place in a number of arenas, both within and between individual regions, and included the foundation of organisations to promote Celtic cultures, the publication of journals in the Celtic languages and the organisation of international Celtic Congresses. One particular journal of note published during the period of the Celtic Revival is the Irisleabhar na Gaedhilge ( The Gaelic Journal ), which was founded in Ireland in 1882. The focus of this “bilingual” (Irish and English) periodical was to preserve and cultivate the Irish language, but it also published pieces about developments in other Celtic regions in Scottish Gaelic, Welsh and French. A key role in the revival was played by the organisations set up to promote Celtic languages and culture. In 1891, An Comunn Gàidhealach ( The Gaelic Association ) was founded in Scotland to support and promote Scottish Gaelic language and culture. Conradh na Gaeilge ( The Gaelic League ), founded in 1893, promoted Irish language and culture, and was followed in 1894 by the foundation of the Gaelic Athletic Association , set up to govern and standardise Irish Gaelic sports such as hurling and Gaelic football. The Cymdeithas yr Iaith Gymraeg ( Welsh Language <?page no="59"?> The role of translation in the Celtic Revival 59 Society ), which envisaged a bilingual Wales, was established in 1885 at the National Eisteddfod , a festival celebrating Welsh literature and music. On the Isle of Man, Yn Çheshaght Ghailckagh ( The Manx Gaelic Society ) was established in 1897 for “the preservation of everything that is distinctively Manx, and, above all, to the cultivation of a national spirit” (Morrison 1914: 132). Cowethas Kelto-Kernuak ( The Celtic Cornish Society ) was founded in 1902 for “the study and preservation of the Celtic remains in the Duchy of Cornwall, the revival of national customs and sports, [and] the Cornish language as a spoken tongue” (N. N. 1902). The clear parallels here in the five Celtic regions of the British Isles can be seen to illustrate the prevailing sentiment of pride in language and culture at the time, which led to increased communication and exchange between the regions. The long-running Welsh Eisteddfod tradition had made a comeback in the wake of the Blue Books , with the first national Eisteddfod held in 1861. This inspired similar national events in both Scotland, with An Comunn Gàidhealach organising the first Mòd in 1892, and in Ireland, with Conradh na Gaeilge holding the Oireachtas from 1897. Similar events on the Isle of Man and in Brittany were also held but not until considerably later, in 1924 and 1971 respectively. Representatives and performers from each of the three regions regularly attended these festivals (O’Leary 1986: 103), which became a platform for intercultural discourse. At the 1898 Eisteddfod , the idea of forming a pan-Celtic association was discussed (ibid.), and this was then founded in 1900 as the Dublin-based Celtic Association (Stewart 2018: 148). Though Celtic organisations and events throughout these regions were officially non-political, many contributed to a sense of identity and, particularly in Ireland and Scotland, a feeling of nationalism, and it was not uncommon for members to be involved in local or national politics. Hechter (2017: 167) uses Ireland as an example to illustrate the role a revival can play in nationalism: “the revival of ‘ancient’ cultural forms - such as Gaelic speaking in Ireland […] - is a frequent characteristic of contemporary nationalist movements”. In 1886, the first Irish Home Rule Bill was brought before parliament but was defeated. The Scottish Home Rule Association was founded in the same year but failed to gain much support. The north-south divide in Wales prevented a united front on the topic of Home Rule from being established, although a bill was eventually introduced in 1914. After three more attempts, the Irish Free State was declared in 1921, the year also seen as the end of the Gaelic Revival there. 3 Celtic Revival and Translation In the previous sections, it was shown that preservation of language and culture were closely connected for the Celtic nations which were trying to revive their cultural heritage at the turn of the century. In this multilingual environment, translation came to play a decisive role for this endeavour. On the one hand, translation offered a wider audience access to their cultural heritage since the numbers of the speakers of these languages had declined over the course of the nineteenth century. On the other hand, translation was used to some extent to encourage the usage of the respective Celtic language although it should be noted that many of the Celtic language publications at the time were originals and not translated. For each of the languages, the role of translation in the Celtic Revival will be discussed against the backdrop of historical developments of the time. Ultimately, the connections between the different translation traditions will be highlighted. <?page no="60"?> 60 Fiona Begley, Hanna Blum 3.1 Irish Gaelic As discussed earlier, there are a number of reasons why Ireland has been of particular interest within Translation Studies. As the only Celtic nation to achieve independence, it offers the opportunity today to analyse the role of translation but also language and translation policy in the period of the Celtic Revival which lead up to Irish independence. The Celtic Revival marks a turning point; until then, translation had been mainly used by the British Empire to colonise Ireland: “Translation […] was a tangible, physical oppression, and it was accompanied by various other forms of dispossession, including the erasure of Ireland’s history and Ireland’s humanity” (Tymoczko 1999: 19). However, translation then was reclaimed by the Irish for their own purposes. A primary function was to make Irish texts available to those who did not speak the Irish language due to the linguistic shift in the nineteenth century (Cronin 2011: 55). Translating thus allowed the revival of the Celtic cultural heritage. One translator who translated from Irish into English and also published his own works in both languages was Gaelic League founding member and future President of Ireland, Douglas Hyde (Constantine 2009: 298). Hyde’s translations, for example Beside the Fire (1890), a collection of translations of Irish folklore into English, signified a new approach in that the English he used was modelled on the English spoken by most of the Irish (Hyde 1890: xviii). This Irish English was heavily influenced by Irish syntax and idiom and would come to be known as Hiberno-English. Therefore, Hyde’s translation strategy could be described as literal as it retains the lexicon and structure of the source language which still can be recognized when reading Hyde’s translations. His way of translating was groundbreaking as he saw English as a medium he utilized and subordinated to the Irish language in order to draw attention to the “translatedness” of his texts (Constantine 2009: 298). In this way, he reclaimed both translation and language for promoting the Irish language and culture. These translation strategies could be seen as “foreignising”, as suggested by Lawrence Venuti (1995 / 2008), because they challenged existing power relations. Lady Gregory, a dramatist and important figure in the Irish Literary Revival, later used the Kiltartan dialect of this new form of English for her translation Cuchulain of Muirthemme (1902) which contributed to Hiberno-English becoming a new literary vernacular for Irish writers (Cronin 1996: 139) such as John Millington Synge, an Irish playwright who was also active as a translator from Gaelic into English (Kiberd 1979: 62-63), and William Butler Yeats, both involved in the Irish Literary Revival. As can be seen from the examples mentioned above, most of the translations from Irish into English were anthologies containing the translations of old Irish folktales which had previously been translated into English. However, these re-translations were used to “resist and challenge English stereotyping and English cultural isolation. The Irish seized translation of their own cultural heritage as one means of re-establishing and redefining their nation and their people” (Tymoczko 1999: 21). This was also aimed for by translating texts into Irish Gaelic in order to revitalize the language, especially at the beginning of the twentieth century (Cronin 2000: 485). <?page no="61"?> The role of translation in the Celtic Revival 61 Irish Gaelic - Overview What was translated: - More common to translate out of Irish Gaelic - Ancient legends and poetry - Contemporary writers translated themselves Reasons for translation activity: - Revive Irish Gaelic literature and culture - Disseminate Irish Gaelic literature and culture in Ireland and internationally - Recreate the image of Celtic culture - English as the language of the colonisers - Irish should be revived Translation strategies: - Literal translations - “colonise” English - emergence of Hiberno-English - Intralingual translation of legends into modern Irish Translators: - Douglas Hyde - Standish James O’Grady - Lady Gregory - John Millington Synge Aims / Outcomes: - Hiberno-English as a literary vernacular - Interest in contemporary Celtic culture 3.2 Scottish Gaelic In the nineteenth century, many publications and translations of Scottish Gaelic texts were inspired by a “hunt for oral and literary ‘remains’ to prove / disprove Macpherson’s Ossianic translation” (Constantine 2009: 302). As previously mentioned, the Macpherson translation of Scottish Gaelic tales, while highly acclaimed after its publication, was greatly doubted concerning its authenticity by contemporary writers and scholars. This endeavour resulted in a high demand for Gaelic tales and legends (Gillies 2000: 182). As a consequence, a number of anthologies containing English translations of folk tales written in Scottish Gaelic were published during the second half of the nineteenth century such as Archibald Campbell’s Waifs and Strays of Celtic Tradition (1889-1895) and Rev. Alexander Cameron’s Reliquiae Celticae (1892-1894) comprising bardic eulogies and elegies. This trend in combination with the political unrest caused by the Highland Clearances fostered the Scottish Gaelic literary revival happening at the end of the nineteenth century (ibid.). Another contributing factor was the increasing cultural contact but also solidarity between speakers of Scottish Gaelic and Scots <?page no="62"?> 62 Fiona Begley, Hanna Blum due to the large influx of Gaelic-speaking settlers in Lowland Scotland (Thomson 2000: 487). As Gillies points out, “Gaelic-Scots solidarity, and to some extent pan-Celtic outreach, dictated that English translations would play their part in this revival, to a greater extent than occurred in Ireland or Wales” (Gillies 2000: 182). For example, Scottish Gaelic poets had become used to preparing an English translation of their work for mixed audiences of speakers of Scottish Gaelic, Scots and English (ibid.: 182-183). This development, which continued into the twentieth century, was also encouraged by the increasing scholarly interest in Scottish Gaelic literature. Celtic had become a university subject at the end of the nineteenth century which resulted in the publication of a series of scholarly books on Scottish Gaelic poetry and folk tales including their English translations (Thomson 2000: 487) such as Nigel MacNeill’s The Literature of the Highlanders (1892) or Magnus Maclean’s The Literature of the Highlands (1904). Important anthologies of the early twentieth century include Alexander Carmichael’s Carmina Gadelica (1900), a large collection of runes, hymns and incantations charms with accompanying translations, Songs of the Hebrides (1909) edited by Marjory Kennedy Fraser and Rev. Kenneth MacLeod as well as The Gaelic Songs of Duncan Macintyre (1912) edited and translated by George Calder. Many of the translations of the time were written in metrical format (Thomson 2000: 487) as an attempt to convey the antiquity of the original texts (Gillies 2000: 182). Some are linguistically inadequate, or their content was altered in different ways. A possible explanation for these (re-)translations during that period, not only in Scotland but also in the other English colonies in the British Isles, was that they were an attempt to rectify certain images disseminated by original texts or translations written by the hegemonic power. As Tejaswini Niranjana puts it: “By employing certain modes of representing the other - which it thereby also brings into being - translation reinforces hegemonic versions of the colonized” (Niranjana 1992: 3). (Re-)Translating texts was seen as a way to promote the self-image of the colonized people. <?page no="63"?> The role of translation in the Celtic Revival 63 Scottish Gaelic - Overview What was translated: - More common to translate out of Scottish Gaelic - Mainly anthologies: poetry, tales and legends Reasons for translation activity: - Revive Scottish Gaelic literature and culture - Disseminate Scottish Gaelic literature and culture in Scotland and internationally - Recreate the image of Celtic culture - Scholarly interest in Celticism Translation strategies: - Metrical translations - Use of archaisms to replicate antiquity and supposed mysticism of original texts Translators: - Alexander Cameron - Alexander Carmichael - Scholars - Clergymen Aims / Outcomes: - Scholarly interest in Celticism - Interest in contemporary Celtic culture 3.3 Welsh During the mid-nineteenth century, translations from English into Welsh, though considerably fewer than translations from Welsh into English, had evolved from mainly religious texts (e.g. Calvinist texts translated from English or German into Welsh) to more secular texts. Much of the literature on Welsh translation in the nineteenth century focuses on mid-century texts. Literary translation from Welsh into English had gained popularity a century earlier, when an interest in Celticism was prevalent among English writers. Although this initial interest eventually subsided somewhat as Welsh was not seen to be as “ancient” as other Celtic languages due to its widespread presence in Wales, a clear interest in Welsh literature remained (Gramich 2000: 1493), with a sustained period of translation into English emerging in the nineteenth century for the first time. One translation which was particularly well-received in Wales, but also internationally was Lady Charlotte Guest’s 1849 translation into English of The Mabinogion , a collection of Welsh tales first written down in the fourteenth century. Guest’s approach to translation involved combining her own knowledge of the Welsh language and “antique” prose style with the work of the scholars who assisted her by producing very literal translations of the original (ibid.). Her versions of the tales are very accessible and still read today. <?page no="64"?> 64 Fiona Begley, Hanna Blum A number of contrasting trends in Welsh translation can be seen around the time of the Celtic Revival. In the late nineteenth and early twentieth centuries, translations of Medieval Welsh literature were quite common, with translators often adopting archaic, Romantic language in an effort to present the translations in the same antique or perceived “mystic” light as the originals. This changed in several ways with the foundation of the University of Wales in 1893. Translations were produced for scholars of Welsh literature, which was taught through English, and so, the translations tended to be quite literal (Miguélez-Carballeira et al. 2016b: 129). At the end of the century, however, there was a move towards translating contemporary Welsh-language poetry by translators such as AP Graves and Edmund O Jones. While such work indicated new interest in current Welsh culture, some translators attempted to minimise the difference between Welsh and English, producing nativised or “domesticating” translations (Venuti 2008). Constantine (2009) observes that this may partly be a result of the “cultural insecurity” that followed the 1847 Blue Books Report , citing Jones’ Welsh Lyrics of the Nineteenth Century (1896) as an example of the English-language reader receiving “a milder (and much meeker) dose of Wales”. Reynolds (2005: xiii) suggests that this inferiority complex could be traced back to the previous century: “There was no Welsh university, the bardic order had long since collapsed, and though Wales sustained a vibrant folk culture, the educated, and Anglicized, elite looked to England for instruction in all matters.” In the early twentieth century there was “a renewed burst of translating activity”, which Gramich suggests may have been partly due to the Irish literary Renaissance (Gramich 2000: 1493), with anthologies still in the majority. Alfred Perceval Graves, an Irishman with an interest in Welsh culture, translated Welsh Poetry Old and New (1912), and a collection of George Borrow’s translation work, Welsh Poems and Ballads was published in 1915 by Ernest Rhys. <?page no="65"?> The role of translation in the Celtic Revival 65 Welsh - Overview What was translated: - More common to translate out of Welsh - Ancient and Medieval literature - Mainly anthologies: poetry, tales and legends - Contemporary literature to an extent Reasons for translation activity: - Revive Welsh literature and culture - Disseminate Welsh literature and culture in Wales and internationally - Scholarly interest in Celticism Translation strategies: - Literal translations - Use of archaisms and Romantic language to replicate antiquity and supposed mysticism of original texts - Nativising Translators: - George Borrow - AP Graves - Edmund O Jones Aim / Outcome: - Interest in contemporary Welsh culture 3.4 Manx, Cornish and Breton The literature on Celtic-language translation tends to focus on Irish, Scottish Gaelic and Welsh, with considerably less research available on Manx, Cornish and Breton. Reference works such as the Encyclopedia of Literary Translation into English (Classe 2000) or The Oxford guide to literature in English translation (France 2000) offer dedicated sections on each of the former, with the latter three mentioned only in passing. Although Cornish was no longer spoken as a living language, and very little written Cornish has survived, there were a handful of translations carried out in the nineteenth century, many of which Constantine (2009: 303-304) sees as “dry [and doing] little justice to the flashes of humour and beauty of the originals”. However, such literal translations served to awaken interest in the language and contributed to the small-scale revival of spoken Cornish that would take place in the following decades. Partly due to the rapid decline of the Manx language in the nineteenth century and also due to the comparatively small corpus of literature, few translations were written at the time of the Celtic Revival. A. W. Moore is the most prominent translator of the time, publishing <?page no="66"?> 66 Fiona Begley, Hanna Blum collections of folk songs and traditional Manx carols entitled Carvalyn Gailckagh (1891) and Manx Ballads and Music (1896). As the only remaining Celtic language whose decline makes way for a language other than English, Breton tended to be translated into / out of French rather than English, and translations of Breton work into English were often based on French translations of the original. A key figure in the context of the current research was Anatole Le Braz, a Breton poet who translated old Breton songs, poems and stories into French and published his own poetry in French from 1888, as well as being chair of the Union régionaliste bretonne (Breton Regionalist Union). Another member of the Union, François Taldir-Jaffrennou, is seen as the leader of the Breton bardic movement which emerged at the beginning of the twentieth century. He wrote not only in Breton and French, but occasionally also in Welsh. He is responsible for the unofficial “national anthem” of Brittany, Bro Gozh ma Zadoù (Old Land of My Fathers), which he translated from the Welsh national anthem. Favereau (2007: 131) sees Jean-Pierre Calloc’h as “the most gifted poet of his generation”. He wrote in Breton, and his volume of poetry Ar en Deulin was published posthumously accompanied by French translations in 1925. Manx, Cornish and Breton - Overview What was translated: - More common to translate out of the languages - Indirect translations into English - Songs, poetry and stories Reasons for translation activity: - Revive Manx, Cornish and Breton literature and culture - Disseminate Manx, Cornish and Breton literature and culture in the Isle of Man, Cornwall and Brittany as well as internationally Translators: - A. W. Moore - Anatole Le Braz - François Taldir-Jaffrennou - Jean-Pierre Calloc’h Aim / Outcome: - Revived interest in language and culture 3.5 Celtic translation culture(s) Based on the above analyses of translation traditions in the Celtic regions, the most striking similarity between these traditions during the Celtic Revival was the trend towards translating from the Celtic language into English (or French in the case of Breton) rather than into the Celtic language. This was due to the fact that English had become the predominant language <?page no="67"?> The role of translation in the Celtic Revival 67 in the British Isles and, thus, the medium which made texts available to the widest audience, although English was seen as the language of the colonising power by many. It also made texts accessible to an international audience interested in Celticism. However, the key aim of many of these translations was to allow people in the Anglicised parts of the Celtic regions to learn more about their cultural heritage and literature and the majority were ancient legends, tales and poetry, published almost exclusively as anthologies, as was the case throughout much of Europe at the time (see e.g. Seruya et al. 2013). In Wales and Ireland, also contemporary literature was translated into English which included self-translations by the authors themselves, such as Douglas Hyde, but also translations of contemporary literature which were included in anthologies alongside medieval literature. Another reason why translators focussed on ancient literature was to recreate the image of Celtic culture for this new audience. This led to a situation where the hegemonial language which had become dominant in the British Isles was reclaimed by the colonised people for their own purpose. Concerning the use of language in a colonial situation, Ashcroft, Griffiths and Tiffin, who investigate the language use in the British Empire and its colonies, make a distinction between abrogation and appropriation - abrogation meaning the absolute denial of the language of the hegemonial power by the colonised people while appropriation is understood as the use of the hegemonial language by the colonised people in their own interest (Ashcroft et al. 1989: 38-40). Many of the translations which were written during the Celtic Revival were very literal, retaining the original syntax and idiom; English as a language was colonised. As a result, Hiberno-English emerged as a literary vernacular, it was appropriated . Efforts were made to also retain the style of the original, which often resulted in the use of archaisms in order to convey the antiquity of the texts. A further translation strategy involved writing metrical translations, which made certain adaptations to the text necessary. At the time, universities started to play an important role in Celtic language translation. The emergence of Celtic Studies as a university subject increased the demand for English-language versions of Celtic literature. As the main function of these texts was to serve as material for academic analysis, they needed to be quite literal for scholars who were not fluent in the language(s). Despite similarities between the translation cultures during this movement, there are certainly also many differences. The status and usage of the languages under investigation, for example, varied to some extent. Additionally, there appear to be no clear patterns in relation to who the translators were during the Celtic Revival. However, to explore the parallels and differences between the translation cultures of each of the Celtic regions would be beyond the scope of this paper. Looking at languages can be a way of moving away from nations’ borders and allows for a more integrated approach concerning the translation history of the British Isles when analysing translation processes between all languages involved. 4 Conclusion This paper set out to investigate the possible existence of Celtic translation culture(s) . The concept of translation culture is understood as the consent and dissent of a society concerning translation, reflecting the prevailing power relations and values as well as shaping the <?page no="68"?> 68 Fiona Begley, Hanna Blum receiving culture. To explore this idea, the texts, the translation strategies, the translators, and the reasons for the translations were discussed for the Celtic languages in the late nineteenth century. Parallels and differences between the Celtic languages were identified in relation to all of these aspects. Furthermore, it was shown that other cultural developments, such as cultural policy and language policy, are also a part of a translation culture . One development which has been revealed in this paper is the shared experience of a Celtic Revival between the Celtic regions in the British Isles and Lower Brittany. In all of these regions, but in particular in relation to Irish, Scottish Gaelic and Welsh, the local Celtic language and culture were promoted and encouraged around the turn of the century in a more intensive manner than previously seen. Pan-Celtic communication between the regions was also flourishing, with publications, festivals and congresses providing a framework for interregional discourse and a means of supporting parallel revivals taking place in neighbouring Celtic regions. This shared cultural revival was also one of the main reasons why translations were written. Aside from cultural interest, these translations also had strong political motivations: when considering all of the aspects of a translation culture discussed in this paper, one of the common denominators of almost all of the Celtic translation cultures is that it can be considered a post-colonial movement. On the one hand, the Celtic nations tried to revive and learn more about their own culture through language and translation. On the other hand, although they translated into the language of the colonial power, they claimed ownership of the language by doing so, creating their own colloquial form of English based on the structure of the Celtic languages in their translations. This political dimension was the main reason for considering the possibility of Celtic translation cultures in contrast to a British translation culture . As illustrated in the introduction, the term British is problematic as it is politically biased and often used incorrectly. Celtic, on the other hand, does not have a political connotation and could thus be used as an impartial starting point for future research. Furthermore, due to the wealth of languages in the region, translation traditions need to be viewed from different angles using more than one concept. One of these angles is to look at languages and cultures rather than nations due to the lack of clear boundaries. This approach as well as a different and more conscious choice of terminology opens up new research perspectives. This field of research is still in its infancy and this paper can be seen as a first stimulus to encourage further research. Part of this research would be to include further categories for the analysis of Celtic translation cultures , such as for example the official language and translation policy or more detailed information on the translation agents. <?page no="69"?> Die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance 69 Die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance: Eine Analyse keltischer Translationskulturen Fiona Begley, Hanna Blum 1 Einleitung Translation war schon immer ein wesentlicher Teil der Geschichte der Britischen Inseln und der Niederbretagne, einer geografischen Region, die im Laufe ihrer Geschichte durch viele Invasionen und Kolonialisierungen geprägt wurde. Durch die zunehmende sprachliche Vielfalt auf den Britischen Inseln wurde Translation zu einem wichtigen Instrument der Kommunikation und der Durchsetzung politischer Ziele. England nutzte als Kolonialmacht Sprache und folglich auch Translation als Mittel, seine weltweit angesiedelten Kolonien, zu denen auch die anderen Länder auf den Britischen Inseln zählten, zu unterwerfen. In diesem Artikel werden demnach Irland, Schottland und Wales als die ersten Kolonien des späteren Britischen / Englischen Empires verstanden. 1 Diese Kolonien nutzten wiederum Translation als Mittel, um sich aus der Kolonialherrschaft zu befreien und ihre eigene, unabhängige Identität zurückzugewinnen. Dies erreichten sie zum Teil durch die Übersetzung englischer Texte in die jeweiligen keltischen Sprachen, aber auch durch die Übertragung des eigenen kulturellen Erbes aus den keltischen Sprachen ins Englische. So konnten in diesen Regionen auch jene EinwohnerInnen, die keine keltischen Sprachen beherrschten, den eigenen kulturellen Hintergrund erfassen. Vor allem während der Keltischen Renaissance gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich ein zunehmendes Interesse daran, die keltischen Sprachen wieder aufleben zu lassen, was weitestgehend nur durch Translation möglich war. Einst weitverbreitete Sprachen waren zu jener Zeit vom Aussterben bedroht, unter anderem, weil die englische Sprache als Mittel zur kolonialen Unterdrückung in Form von Sprachpurismus eingesetzt wurde. In Irland etwa war der Anteil der gälischsprachigen Bevölkerung aufgrund der Plantations , der Ansiedlung englischer, schottischer und walisischer EinwandererInnen, sowie der Großen Hungersnot drastisch gesunken. Ein weiterer Faktor, der zum Rückgang der gälischen Sprache führte, war die Einführung der Penal Laws 2 , die die Verwendung dieser Sprache strafrechtlich verboten. So waren zum Beispiel irische Kinder dazu gezwungen, Eng- 1 Zum Thema Irland als erste Kolonie des Britischen / Englischen Empires, siehe unter anderem Tymoczko (1999). Obwohl die beiden Begriffe oft synonym verwendet werden, sei darauf hingewiesen, dass Englisch und Britisch hier bewusst als zwei eigenständige Begriffe verstanden werden, um zu verhindern, dass „Englishness [extends] over the lives of the Welsh, the Scots and the Irish“ (Evans 1981, in Gramich 1997). Britisch wird nicht als „belonging to or relating to the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland or its people“ (Cambridge Dictionary 2017) angesehen, sondern steht rein für die geografische Bezeichnung. Englisch hingegen bezieht sich auf die Sprache und, falls notwendig, auf das Land. Die Entscheidung, alternative Begriffe für weitverbreitete Ausdrücke zu verwenden (wie zum Beispiel für das Britische Empire), wurde bewusst getroffen, um mit den vorherrschenden Vorstellungen von diesen Begriffen zu brechen. 2 Die Penal Laws waren eine Reihe von Gesetzen, die nach der anglikanischen Reformation auf dem Gebiet der Britischen Inseln die Ausübung der römisch-katholischen Religion bestraften. <?page no="70"?> 70 Fiona Begley, Hanna Blum lisch zu sprechen, um Zugang zu Bildung zu erhalten (Hickey 2008; Ó Cuív 1966). Als Resultat dieser gesetzlichen Maßnahmen wurde die englische Sprache in vielen Regionen zunehmend mit gesellschaftlichem Aufstieg in Verbindung gebracht. In Wales etwa wurde die walisische Sprache aufgrund des Blue Books Reports , eines dreibändigen Berichts über den Bildungsstand in Wales, offiziell aus dem Schulsystem verbannt. Laut May ist das „merely a reflection of the wider, long-established hierarchising of English over Welsh, along with the accompanying belief that in the English language lay the route to social and economic mobility“ (May 2000: 104). Die Wiederbelebung der keltischen Kulturen mittels Translation bot den BewohnerInnen der Britischen Inseln eine Möglichkeit, die Kulturherrschaft des Englischen Empires zu überwinden und ihre eigene kulturelle Identität wiederzufinden. Die Rolle von Sprache und insbesondere Translation für die Britischen Inseln wurde bisher weder in der Translationswissenschaft noch in anderen Disziplinen umfassend erforscht. In der Wissenschaft wurden bisher nur einzelne translatorische Aspekte in Zusammenhang mit den auf den Britischen Inseln gesprochenen Sprachen untersucht. Ein Beispiel dafür ist etwa die Rolle, die Translation in bestimmten historischen Zeiträumen spielte - so wurde etwa die Geschichte der Translation ins Scots (Corbett 1999) oder die Geschichte der Translation in Wales (Miguélez-Carballeira et al. 2016a) beleuchtet. Des Weiteren wurde in diversen Publikationen analysiert, inwiefern sich Sprach- und Translationspolitik gegenseitig beeinflussten, um mehr über die jüngsten offiziellen Bemühungen zur Förderung der keltischen Sprachen zu erfahren (siehe Kaufmann 2012; González Núñez 2016). Irland nimmt in der Forschung eine besondere Stellung ein, da die Rolle von Translation zwischen Irisch-Gälisch und Englisch in unterschiedlichen historischen Perioden bereits ausführlich untersucht wurde (siehe u. a. Cronin 1996; Tymoczko 1999; Tymoczko / Ireland 2003). In der Translationswissenschaft, aber auch darüber hinaus, wurden für die Untersuchung dieses geografischen Gebiets fast ausschließlich nationale Grenzen oder jene des Empires herangezogen, um das jeweilige Forschungsgebiet einzuschränken. So werden in enzyklopädischen Artikeln Translationstraditionen aller Sprachen und Kulturen der Britischen Inseln oft unter der Kategorie Britische Translationstradition subsumiert (siehe Ellis / Oakley-Brown 2009; Kittel et al. 2011). Ein solcher Verweis auf einen Britischen Translationsraum missachtet jedoch nicht nur die große Vielfalt der Sprachen auf den Britischen Inseln (Irisch, Schottisch-Gälisch, Scots, Manx, Bretonisch, Kornisch, Englisch), sondern trägt auch die (post-)koloniale Herrschaft der englischen Kolonialmacht durch die Verwendung des Begriffs Britisch für alle miteinbezogenen Sprachen und Kulturen weiter. Außerdem haben sich die Sprachen der Britischen Inseln zwangsläufig gegenseitig beeinflusst, weshalb sich auch innerhalb eines Landes beziehungsweise einer Nation keine klaren Grenzen zwischen Sprachzonen ziehen lassen. Zwar wird die Geschichte des Britischen Empires in der Historiografie immer noch vorwiegend als Ganzes (Cannon / Crowcroft 2015; Vernon 2017) mit Fokus auf die Geschichte Englands erforscht, dennoch gab es auch Versuche, von dem weitgehend anglozentrischen Ansatz zu einem komplexeren Geschichtsverständnis dieser geografischen Region überzugehen. So erlaubt beispielsweise der Four-Nations-Approach , ein Ansatz, der England, Irland, Schottland und Wales als eigenständige Nationen mit einer jeweils eigenen, unabhängigen Geschichte betrachtet, eine polyzentrische Wahrnehmung der Geschichte der Britischen Inseln (siehe u. a. Lloyd-Jones / Scull 2018; MacKenzie 2008). Trotz der Bemühungen, ein differenzierteres Bild der Britischen Inseln zu schaffen, basiert dieser Ansatz aber dennoch auf nationalen Grenzen, <?page no="71"?> Die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance 71 was möglicherweise auf die starke Assoziation zwischen nationalistischen Bestrebungen und nationaler Grenzziehung zurückzuführen ist. Vor allem in Irland war man nach Erlangen der Unabhängigkeit auf der Suche nach einer eigenen Geschichte, losgelöst von der „britischen Geschichte“ und unterstützte daher eine nationale Historiografie. Dieser Artikel setzt sich zum Ziel, die Sprachen und deren Beziehung zueinander durch Translation zu erforschen und nicht die nationalen Grenzen in den Fokus der Forschung zu stellen. Die Komplexität der Sprachen und von Translation, die durch die sprachliche Vielfalt der Britischen Inseln Teil des alltäglichen Lebens war, kann nur begriffen werden, wenn man sich unabhängig von aktuellen oder historischen Grenzen bewegt. Diese Abwendung von nationalen Kategorien sowohl in der Translationswissenschaft als auch in der Historiografie ist ein wesentlicher Schritt, um Translationsprozesse umfassender zu verstehen. Translation auf den Britischen Inseln war eng mit den Veränderungen des Sprachgebrauchs verbunden - im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde Englisch aufgrund der kolonialen Bestrebungen des Englischen Empires zur dominierenden Sprache auf den Britischen Inseln. Dabei wurde in allen Regionen der Britischen Inseln die Verbreitung von „Englishness“ in Bezug auf Sprache, Religion und weitere Aspekte des alltäglichen Lebens angestrebt. Als postkoloniale Gegenbewegung der Kolonien formten sich in den keltischen Regionen der Britischen Inseln Ende des 19. Jahrhunderts verschiedene Bewegungen mit dem Ziel, die keltischen Sprachen und Kulturen wiederaufleben zu lassen. Diese Bewegungen wurden später unter dem Begriff Keltische Renaissance zusammengefasst. In dieser Periode wurde eine Vielzahl an Texten in die einzelnen Sprachen übersetzt, was zu unterschiedlichen Translationskulturen auf den Inseln führte. Das Konzept der Translationskultur wird vom Translationswissenschaftler Erich Prunč als der „gesellschaftliche Konsens und Dissens über unzulässige, zulässige, empfohlene und obligatorische Formen der Translation“ (Prunč 2008: 25) zu einem bestimmten Zeitpunkt und innerhalb eines bestimmten Raumes definiert. Dieses Konzept reflektiert die vorherrschenden Machtverhältnisse und Wertvorstellungen einer bestimmten Gesellschaft und beeinflusst die Translation betreffenden Normen und Werte einer bestimmten Zielkultur (Prunč 2000: 65). Der Begriff Kultur innerhalb des Konzepts Translationskultur wird kontrovers diskutiert, da dieser Begriff mit dem der Nation assoziiert wird (Pym 2006: 23; Wolf 2010: 23). Prunč selbst erweitert sein Kulturkonzept und weist darauf hin, dass mehrere Translationskulturen innerhalb einer Kultur oder eines Sprachraumes existieren können (Prunč 2008: 25). Im vorliegenden Artikel, der einen solchen polykulturellen Raum untersucht, dient Prunčs Konzept der Translationskultur als Forschungsobjekt, das laut Prunč als Gegenstand einer deskriptiven Analyse angesehen werden kann (Prunč 2005: 176). Betrachtet man Translationskultur als einen Forschungsgegenstand, und nicht als ein theoretisches Konzept, ermöglicht dies, parallele Entwicklungen zwischen unterschiedlichen Translationskulturen zu erkennen, wodurch sich weitere Anwendungsgebiete für das Konzept ergeben. In diesem Artikel werden diverse Aspekte der Translationskultur(en) der Britischen Inseln während der Keltischen Renaissance untersucht, wie beispielsweise die Vernetzung potenziell voneinander unabhängiger Translationskulturen sowie die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance, indem unterschiedliche Sekundärquellen zu Rate gezogen werden. Es wird aufgezeigt, welche Texte in diesem Zeitraum übersetzt wurden, mit welchen Strategien diese Übertragungen vorgenommen wurden und welche Personen an diesem Prozess beteiligt <?page no="72"?> 72 Fiona Begley, Hanna Blum waren. Außerdem werden parallele Entwicklungen in den Translationskulturen aller Sprachen auf den Britischen Inseln ausgemacht, um herauszufinden, ob man während der Keltischen Renaissance von einer keltischen Translationskultur im Gegensatz zu einzelnen nationalen Translationskulturen sprechen kann. Es wird davon ausgegangen, dass die real praktizierte und nicht von der Regierung vorgeschriebene Sprachpolitik und die damit verbundene Translationspolitik ein integraler Bestandteil einer sogenannten Translationskultur der keltischen Sprachen ist. In diesem Artikel wird zunächst ein Überblick über die Geschichte der Britischen Inseln zur Zeit der Keltischen Renaissance gegeben, um anschließend die Rolle von Translation als Instrumentarium zur Wiederbelebung der keltischen Sprachen beleuchten zu können, da Sprach- und Translationspolitik nur unter Berücksichtigung der damaligen gesellschaftspolitischen Umstände untersucht werden kann. 2 Historischer Überblick: Die Keltische Renaissance 2.1 Keltische Sprachpolitik zu Beginn und Mitte des 19. Jahrhunderts Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Irland (1801-1922) zentralistisch von Westminster aus regiert. Diese historische Periode kann allgemein als „a period of economic upheaval, in which Britain shifted from being a predominantly agricultural and commercial society to being the world’s first industrial nation“ (Hilton 1985: 249) verstanden werden. In diesem Zeitraum wurden in weiten Teilen der Britischen Inseln und im Nordwesten Frankreichs primär inselkeltische Sprachen gesprochen. Während in England und Frankreich vorwiegend Englisch und Französisch gesprochen wurde, wurden die goidelischen Sprachen Irisch-Gälisch, Schottisch-Gälisch und Manx sowie die britannischen Sprachen Walisisch, Kornisch und Bretonisch in diesem geografischen Gebiet immer noch verwendet. Allerdings waren die SprecherInnenzahlen bereits deutlich rückläufig, wobei Kornisch schon vor 1800 nicht mehr zur mündlichen Kommunikation genutzt wurde. Der Rückgang dieser Sprachen wurde durch den „onset of literacy in English“ (Kearney 2014: 17) Mitte des 19. Jahrhunderts stark gefördert und schritt bis zum Ende des Jahrhunderts weiter voran, wie Henry Jenner beschreibt: Most Cornishmen habitually speak English, and few, very few, could hold five minutes’ conversation in the old Celtic speech. Yet the memory of it lingers on, and no one can talk about the country itself, and mention the places in it, without using a wealth of true Cornish words. But a similar thing may be said of a very large proportion of Welshmen, Highlanders, Irishmen, Manxmen, and Bretons. ( Jenner 1904 / 2016) Im Folgenden wird der rückläufige Gebrauch der inselkeltischen Sprachen in der Zeit vor der Keltischen Renaissance näher besprochen. 2.1.1 Irisch Im Jahr 1800 war Irisch-Gälisch, oder Irisch, eine Mehrheitssprache in Irland und wurde im ganzen Land gesprochen, wobei sie im Nordosten und Osten des Landes weniger verbreitet war, da von der dort im Zuge der Plantations angesiedelten Bevölkerung Englisch und / oder <?page no="73"?> Die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance 73 Scots gesprochen wurde. Im Laufe des 19. Jahrhunderts trugen mehrere Faktoren dazu bei, dass das Irische immer weniger verwendet wurde und schließlich um 1900 nur mehr eine Minderheitensprache war. Zum Beispiel war Englisch Unterrichts- und Rechtssprache, wohingegen Irisch erst 1878 Teil der Lehrpläne an Schulen wurde (Ó Buachalla 1984). Die Große Hungersnot (1845-1852) und die gleichzeitig passive Haltung von Seiten Westminsters hatten den Tod von mindestens einer Million Menschen und eine große Migrationswelle zur Folge (Kinealy 1997). Am schlimmsten betroffen waren die ländlichen Regionen Irlands, in denen die irische Sprache noch weit verbreitet gewesen war, durch die Hungersnot wurde jedoch die Anzahl der SprecherInnen stark verringert. Eine weitere Folge der Großen Hungersnot war der zunehmende Unmut über die Politik von Westminster und ein dadurch verstärkt aufkommender Nationalismus. Nach der Großen Hungersnot wurden einige wichtige nationalistische Gruppierungen gegründet, wie zum Beispiel 1858 die Irish Republican Brotherhood (ein Geheimbund, der einen unabhängigen irischen Staat anstrebte) (vgl. Lee 2014) sowie 1873 die Home Rule League (eine politische Partei, die für die Autonomie Irlands innerhalb des Vereinigten Königreiches eintrat). Im Laufe der folgenden Jahrzehnte war die Zahl der Irisch-sprechenden Personen weiter rückläufig: Während 1851 noch 23,3 % der IrInnen die Sprache beherrschten, waren es 1881 nur noch 18,2 % (Akenson 2012: 378-379). 2.1.2 Schottisch-Gälisch Bis zum 18. Jahrhundert war Schottisch-Gälisch, oder Gälisch, im schottischen Hochland und auf den Hebriden noch weit verbreitet. Scots wurde hingegen häufiger im schottischen Tiefland, im nördlichsten Teil des schottischen Hochlands, auf den Orkney Inseln und im Nordosten Irlands gesprochen. 290.000 Schotten (ca. 23 %) sprachen ausschließlich Schottisch-Gälisch (MacAulay 2008: 141). Im Zuge der Jakobiten-Aufstände 1745 / 46 wurden jedoch viele Elemente der schottischen Hochlandkultur verboten und die Verwendung der gälischen Sprache war unerwünscht. Etwa von Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1860 wurde die Bevölkerung des schottischen Hochlands im Zuge der Highland Clearances von VertreterInnen des Britischen Empires vertrieben, um das Land profitabler nutzen zu können, beispielsweise für die Schafhaltung (Richards 2008). Zusätzlich zur politisch indizierten Emigration aus dem schottischen Hochland führte auch der gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel in jener Zeit dazu, dass viele BewohnerInnen das schottische Hochland verließen und / oder mehr auf die Verwendung der englischen Sprache angewiesen waren (Devine 2002). In einigen Teilen Schottlands, vor allem in der Gegend um Glasgow, ging mit der Industrialisierung auch ein Bevölkerungswachstum einher und so verdreifachte sich die schottische Bevölkerung von 1755 bis 1881, wobei viele der ZuwandererInnen in diese Regionen Englisch als Muttersprache hatten. Aufgrund dieser Faktoren verloren das schottische Hochland und damit auch die schottische Hochlandkultur sowie das Schottisch-Gälische zunehmend an Bedeutung (Kearney 2014: 151). Bis 1891 ging die Zahl der einsprachigen SprecherInnen des Schottisch-Gälischen auf 43.738 zurück, was lediglich 1 % der Gesamtbevölkerung entsprach (MacAulay 2008: 141). <?page no="74"?> 74 Fiona Begley, Hanna Blum 2.1.3 Manx Im Gegensatz zu anderen keltischen Sprachen war Manx aufgrund der isolierten Lage der Isle of Man bis etwa 1700 weitgehend vor äußeren Einflüssen geschützt. Dies änderte sich im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts durch die Zunahme von Schmuggel, Migration und Tourismus sowie den Einfluss des englischen Schulsystems (Broderick 2015: 355). Während des 19. Jahrhunderts begannen die InselbewohnerInnen, ihre Kinder mit Englisch großzuziehen, da sie der Ansicht waren, dass Englisch nützlicher sei als Manx. Eine Umfrage zur Sprache aus dem Jahr 1874 ergab, dass zu jener Zeit nur 0,05 % der Bevölkerung einsprachige Manx-SprecherInnen waren, wobei 30 % immer noch regelmäßig Manx sprachen ( Jenner 1876). Nach den offiziellen Angaben der Volkszählung aus dem Jahr 1921 war diese Zahl der Manx-Sprechenden auf 1,52 % zurückgegangen (Broderick 1991: 102). 2.1.4 Walisisch Es wird angenommen, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts 70 % der Bevölkerung in Wales ausschließlich Walisisch sprachen, während 20 % nur Englisch nutzten und weitere 10 % zweisprachig waren. Während Walisisch in ganz Wales gesprochen wurde, war Englisch eher an der walisisch-englischen Grenze, in Monmouthshire und Glamorganshire im Südosten und in den schnell wachsenden Hafenstädten Swansea, Cardiff und Newport (Kearney 2014: 241) verbreitet. Eine Volkszählung im Jahr 1891 fragte erstmals auch den Sprachgebrauch ab und zeigte eine drastische Veränderung der Anzahl der Walisisch-SprecherInnen. Insgesamt gaben 54,4 % der Befragten an, Walisisch zu sprechen, wobei 32,1 % der Bevölkerung über zwei Jahre ausschließlich Walisisch sprachen. Dieser Wert sank 1901 weiter auf 7,3 % (Davies 2014: 81-82). Neben der Industrialisierung werden auch die Berichte der Commissioners of Inquiry von vielen als großer Einflussfaktor auf die walisische Sprache im 19. Jahrhundert betrachtet. Der dreibändige Bericht über den Bildungsstand in Wales im Jahr 1847, auch als Treachery of the Blue Books bekannt, stellte die WaliserInnen sowie deren Sprache als unmoralisch und ungebildet dar: [T]he Welsh language is a vast drawback to Wales, and a manifold barrier to the moral progress and commercial prosperity of the people. […] It dissevers the people from intercourse which would greatly advance their civilisation, and bars the access of improving knowledge to their minds. ( Johnson et al. 1847: 66) Die Berichte hatten negativen Einfluss auf die walisische Sprache, da sie als minderwertige Sprache dargestellt wurde und Walisisch-SprecherInnen daher der Meinung waren, dass ihnen die walisische Sprache nicht dieselben Möglichkeiten bieten könne wie die englische. Aufgrund dieser Entwicklungen wurde Englisch schlussendlich auch zur Unterrichtssprache. 2.1.5 Bretonisch Im 19. Jahrhundert wurde Bretonisch vor allem noch im Westen der Niederbretagne gesprochen (Timm 2015: 715). Verlässliche Zahlen, die Auskunft über die tatsächliche Anzahl der SprecherInnen geben, sind jedoch schwer zu finden. Foy (2002: 29) bezieht sich auf Zahlen der Volkszählung von 1886, die darauf schließen lassen, dass 51 % (1.320.000 Personen) der <?page no="75"?> Die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance 75 Bevölkerung in der Niederbretagne ausschließlich Bretonisch sprachen. Bezugnehmend auf Broudic (1999) stellt Foy fest, dass die Zahlen von 1905 einen Rückgang der SprecherInnen um 32 % zeigen. Das Bildungssystem spielte bei diesem Rückgang eine wichtige Rolle: Ab 1882 wurde durch die Schulgesetze von Jules Ferry die Schulbildung ausschließlich auf Französisch vermittelt. So mussten Schulkinder oft mit einer Bestrafung rechnen, wenn sie Bretonisch sprachen (Prémel 1995: 53), was Prémel auch als Hauptgrund für den starken Rückgang der bretonischen Sprache im 20. Jahrhundert sieht (ibid.: 54). Während Favereau (2007: 130) rund um die Jahrhundertwende eine Renaissance des Bretonischen, insbesondere in Bezug auf Literatur beobachtet, nimmt diese Renaissance in der Keltischen Renaissance keine wichtige Rolle ein, da das Bretonische bis zu diesem Zeitpunkt florierte und im Gegensatz zu den Sprachen Irisch-Gälisch, Schottisch-Gälisch, Manx und Walisisch nicht dem Druck anderer Sprachen ausgesetzt war. 2.1.6 Kornisch Im Gegensatz zum Bretonischen wurde Kornisch schon um 1800 nicht mehr zu Kommunikationszwecken genutzt (George 2015: 491). Obgleich immer noch Menschen diese Sprache beherrschten, wird davon ausgegangen, dass der Großteil von ihnen bis 1900 verstorben war. Jenner (1904 / 2016: 12) weist darauf hin, dass die anglikanische Reformation dem Kornischen besonders abträglich war, denn die anglikanische Agende Book of Common Prayer wurde im Gegensatz zu den anderen keltischen Sprachen der Britischen Inseln nie ins Kornische übersetzt. 2.2 Die Keltische Renaissance: Sprache, Kultur und Autonomie Rund um die Wende zum 20. Jahrhundert ließ sich in den keltischen Regionen der Britischen Inseln und der Niederbretagne großes Interesse sowohl an alter als auch an moderner keltischer Kultur beobachten. Auch wenn sich die bisherige Forschung zur Keltischen Renaissance vor allem der irischen Kultur und Sprache widmet, erfuhren auch andere keltische Kulturen während dieser Renaissance einen solchen Interessensaufschwung. Diese kulturellen Wiederauflebungen waren regionsübergreifend und äußerten sich in verschiedensten Formen, unter anderem in der Gründung von Verbänden zur Förderung der keltischen Kultur, der Organisation von internationalen keltischen Kongressen sowie der Veröffentlichung von Zeitschriften in keltischen Sprachen. Zu erwähnen ist hier die Zeitschrift Irisleabhar na Gaedhilge ( The Gaelic Journal ), die erstmals 1882 herausgegeben wurde. In dieser Zeitschrift wurde zweisprachig auf Irisch und Englisch zur Erhaltung und Pflege der irischen Sprache publiziert. Darüber hinaus wurden auch Artikel über die zeitgleichen Entwicklungen in anderen keltischen Regionen auf Schottisch-Gälisch, Walisisch und Französisch veröffentlicht. Organisationen zur Förderung der keltischen Kultur, wie zum Beispiel An Comunn Gàidhealach ( The Gaelic Association ), die 1891 zur Unterstützung und Förderung der schottisch-gälischen Sprache und Kultur gegründet wurde, spielten für die Keltische Renaissance eine Schlüsselrolle. Auf die Gründung der Conradh na Gaeilge ( The Gaelic League ) im Jahr 1893, deren Ziel die Förderung der irischen Sprache und Kultur war, folgte 1894 die Gaelic Athletic Association als zentrale Regulierungsstelle für gälische Sportarten wie Hurling und Gaelic Football. Bei der Abhaltung des traditionellen National Eisteddfod , ein walisisches Litera- <?page no="76"?> 76 Fiona Begley, Hanna Blum tur- und Musikfestival, wurde 1885 die walisische Sprachgemeinschaft Cymdeithas yr Iaith Gymraeg ( Welsh Language Society ) gegründet, die die Etablierung eines zweisprachigen Wales anstrebte. 1897 wurde auf der Isle of Man die manx-gälische Gesellschaft Yn Çheshaght Ghailckagh ( The Manx Gaelic Society ) zum Zwecke der „preservation of everything that IS distinctively Manx, and, above all, to the cultivation of a national spirit“ gegründet (Morrison 1914: 132). Die keltisch-kornische Gesellschaft Cowethas Kelto-Kernuak ( The Celtic Cornish Society ) wurde 1902 für „the study and preservation of the Celtic remains in the Duchy of Cornwall, the revival of national customs and sports, [and] the Cornish language as a spoken tongue“ gegründet (N. N. 1902). Die eindeutig erkennbaren Parallelen zwischen den fünf keltischen Regionen können als Ausdruck des vorherrschenden Nationalstolzes gesehen werden, der zu einem regen Austausch zwischen den Regionen führte. Die jahrhundertalte Tradition des walisischen Eisteddfod-Festivals wurde als Folge der Blue Books revitalisiert, sodass 1861 das erste National-Eisteddfod-Festival veranstaltet wurde. Dies inspirierte andere keltische Kulturen zur Organisation ähnlicher Kulturveranstaltungen wie dem Mòd-Festival , einem Festival der schottisch-gälischen Literatur, Kunst und Musik, das erstmals 1892 von An Comunn Gàidhealach in Schottland veranstaltet wurde, und dem Oireachtas , einem Festival der traditionellen irischen Kunst und Literatur, das erstmals 1897 von Conradh na Gaeilge organisiert wurde. Ähnliche Veranstaltungen entstanden nach der Keltischen Renaissance, nämlich 1924 beziehungsweise 1971, auf der Isle of Man und in der Bretagne. VertreterInnen und DarstellerInnen aus diesen drei Regionen nahmen regelmäßig an diesen Festivals teil (O’Leary 1986: 103), die sich zu einer Plattform für einen interkulturellen Diskurs entwickelten. Im Rahmen des Eisteddfod-Festivals 1898 wurde die Gründung einer pankeltischen Vereinigung diskutiert (ibid.), woraufhin im Jahr 1900 die Celtic Association mit Sitz in Dublin gegründet wurde (Stewart 2018: 148). Obwohl keltische Organisationen und Veranstaltungen in den angesprochenen Regionen offiziell nicht politischer Natur waren, haben viele von ihnen dennoch zu einem Identitätsgefühl, und besonders in Irland und Schottland zu einem Gefühl von Nationalismus beigetragen. Die Mitglieder dieser Organisationen waren oftmals auch in der lokalen oder nationalen Politik tätig. Hetcher (2017: 167) zeigt am Beispiel Irlands, welche Rolle eine solche kulturelle Renaissance in Bezug auf Nationalismus haben kann: „[T]he revival of ‚ancient‘ cultural forms - such as Gaelic speaking in Ireland […] - is a frequent characteristic of contemporary nationalist movements“. In Irland wurde 1886 dem Parlament der erste Gesetzesentwurf für eine irische Selbstregierung vorgelegt, das sogenannte irische Home-Rule-Gesetz , das jedoch vom Parlament des Britischen Empires abgelehnt wurde. Im selben Jahr wurde in Schottland die Scottish Home Rule Association gegründet, die aber nur wenig Zuspruch fand. In Wales konnte aufgrund der Kluft zwischen Norden und Süden keine gemeinsame Position zum Thema Selbstregierung gefunden werden, wobei 1914 dennoch ein Gesetzesentwurf eingebracht wurde. Nach drei weiteren Versuchen zur Selbstregierung in Irland wurde 1921 schlussendlich der Irische Freistaat ausgerufen. Aus diesem Grund gilt dieses Jahr in Irland als das Ende der Gälischen Renaissance. <?page no="77"?> Die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance 77 3 Keltische Renaissance und Translation In den vorhergehenden Kapiteln wurde gezeigt, dass für die keltischen Nationen, die zur Jahrhundertwende versuchten, ihr kulturelles Erbe neu zu beleben, der Erhalt von Sprache und der Erhalt von Kultur eng miteinander verbunden waren. In diesem Bestreben einer Neubelebung spielte Translation aufgrund der multilingualen Umgebung eine entscheidende Rolle. Einerseits hatte durch Translation ein breiteres Publikum Zugang zu seinem kulturellen Erbe, da die Zahl der SprecherInnen dieser Sprachen im Laufe des 19. Jahrhunderts zurückgegangen war. Andererseits wurde Translation in gewissem Maße dazu genutzt, die Verwendung der jeweiligen keltischen Sprache zu fördern. An dieser Stelle soll jedoch angemerkt werden, dass es sich bei vielen der damaligen Publikationen um keltischsprachige Originale und keine Übersetzungen handelte. Im folgenden Kapitel wird zuerst für jede der Sprachen die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance vor dem Hintergrund der historischen Entwicklungen der damaligen Zeit diskutiert. Anschließend werden die Verbindungen zwischen den verschiedenen Translationstraditionen hervorgehoben. 3.1 Irisch-Gälisch Wie bereits erwähnt, gibt es mehrere Gründe, weshalb Irland von besonderem Interesse für die Translationswissenschaft war. Als einzige keltische Nation, die Unabhängigkeit erlangt hat, bietet Irland heute die Möglichkeit, nicht nur die Rolle der Translation, sondern auch die der Sprache und der Translationspolitik zu Zeiten der Keltischen Renaissance zu analysieren, die zur irischen Unabhängigkeit geführt haben. Die Keltische Renaissance stellte insofern einen Wendepunkt dar, als bis dahin Translation vor allem vom Britischen Empire zur Kolonisierung genutzt wurde: „Translation […] was a tangible, physical oppression, and it was accompanied by various other forms of dispossession, including the erasure of Ireland’s history and Ireland’s humanity“ (Tymoczko 1999: 19). Während der Keltischen Renaissance wurde Translation jedoch von der Bevölkerung Irlands für eigene Zwecke zurückgewonnen. Eine der Hauptfunktionen war es, irisch-sprachige Texte für diejenigen zugänglich zu machen, die aufgrund der Sprachumwälzung im 19. Jahrhundert die irische Sprache nicht beherrschten (Cronin 2011: 55). Translation erlaubte somit eine Renaissance des keltischen Kulturerbes. Der Übersetzer Douglas Hyde, der aus dem Irischen ins Englische übersetzte und seine Texte in beiden Sprachen veröffentlichte, war Gründungsmitglied der Gaelic League und wurde später Präsident Irlands (Constantine 2009: 298). Übersetzungen von Hyde, wie beispielsweise Beside the Fire (1890), eine Sammlung von Übersetzungen irischer Folklore ins Englische, kennzeichneten eine neue Herangehensweise an das Übersetzen, denn das von ihm verwendete Englisch war das Englisch der irischen Bevölkerung (Hyde 1890: xviii). Dieses irische Englisch, auch Hiberno-Englisch genannt, war stark von der irischen Syntax und Ausdrucksweise beeinflusst. Hydes Übersetzungsstrategie war relativ wortgetreu, denn Lexik und Struktur des Ausgangstextes sind auch in der Übersetzung erkennbar. Insofern war seine Art und Weise zu übersetzen bahnbrechend, denn er ordnete die englische Sprache der irischen unter und setzte sie als Mittel ein, um die Aufmerksamkeit auf die Übersetztheit seiner Texte zu richten (Constantine 2009: 298). Auf diese Weise instrumentalisierte Hyde Translation und Sprache zum Zweck der Neubelebung der irischen Sprache und Kultur. Diese Translationsstrategie kann in <?page no="78"?> 78 Fiona Begley, Hanna Blum der Terminologie Lawrence Venutis als „foreignising“ (Venuti 1995 / 2008) oder „verfremdend“ bezeichnet werden, weil dadurch bestehende Machtverhältnisse infrage gestellt wurden. Lady Gregory, eine Dramatikerin und wichtige Figur der irischen Literaturrenaissance, verwendete später den in Kiltaran gesprochenen Dialekt dieser neuen Form des Englischen für ihre Übersetzung Cuchulain of Muirthemme (1902). Diese trug dazu bei, dass Hiberno-Englisch eine neue literarische Allgemeinsprache für irische AutorInnen wurde (Cronin 1996: 139), wie beispielsweise für den irischen Dramatiker John Millington Synge, der auch als Übersetzer aus dem Gälischen ins Englische tätig war (Kiberd 1979: 62-63), sowie für William Butler Yeats, der wie Synge in die irische Literaturrenaissance involviert war. Die meisten Übersetzungen aus dem Irischen ins Englische während der Keltischen Renaissance waren Gedichtsammlungen alter irischer Volkserzählungen, von denen bereits eine englische Übersetzung existierte. Sinn dieser Neuübersetzungen war es „[to] resist and challenge English stereotyping and English cultural isolation. The Irish seized translation of their own cultural heritage as one means of re-establishing and redefining their nation and their people“ (Tymoczko 1999: 21). Dies wurde vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts auch durch Übersetzungen ins Irisch-Gälische angestrebt, um diese Sprache wiederzubeleben (Cronin 2000: 485). Irisch-Gälisch - Überblick Was wurde übersetzt: - häufiger irisch-gälische Ausgangstexte - alte Legenden und Gedichte - zeitgenössische SchriftstellerInnen übersetzten eigene Texte Motivation für Übersetzungen: - Wiederbelebung der irisch-gälischen Literatur und Kultur - Verbreitung irisch-gälischer Literatur und Kultur in Irland und weltweit - Neudefinition des Bildes der keltischen Kultur - Englisch als Sprache der Kolonialmacht - Irisch sollte wiederbelebt werden Übersetzungsstrategien: - wörtliche Übersetzungen - „Kolonisieren“ von Englisch - Entstehung von Hiberno-Englisch - Intralinguale Übersetzung von Legenden ins moderne Irische ÜbersetzerInnen: - Douglas Hyde - Standish James O’Grady - Lady Gregory - John Millington Synge Ziele / Ergebnisse: - Hiberno-Englisch als literarische Umgangssprache - Interesse an zeitgenössischer keltischer Kultur <?page no="79"?> Die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance 79 3.2 Schottisch-Gälisch Im 19. Jahrhundert waren viele Publikationen und Übersetzungen von schottisch-gälischen Texten durch eine, wie Constantine es ausdrückt, „hunt for oral and literary ‚remains‘ to prove / disprove Macpherson’s Ossianic translation“ motiviert (2009: 302). Diese Macpherson-Übersetzung schottisch-gälischer Erzählungen, obwohl nach ihrer Veröffentlichung hoch gelobt, wurde von zeitgenössischen SchriftstellerInnen und WissenschaftlerInnen hinsichtlich ihrer Authentizität stark in Frage gestellt, was zu einem gesteigerten Interesse an gälischen Erzählungen und Legenden führte (Gillies 2000: 182). Aufgrund dessen wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Reihe von Anthologien veröffentlicht, die englische Übersetzungen von Volksmärchen aus dem Schottisch-Gälischen enthielten. Beispiele dafür sind Archibald Campbells Waifs and Strays of Celtic Tradition (1889-1895), und Reliquiae Celticae (1892-1894), die von Pastor Alexander Cameron übersetzte bardische Eulogien und Elegien enthalten. Gemeinsam mit den durch die Highland Clearances verursachten politischen Unruhen war diese Entwicklung Grund für das Wiederaufleben der schottisch-gälischen Literatur gegen Ende des 19. Jahrhunderts (ibid.). Dazu trugen außerdem der zunehmende Kontakt zwischen den unterschiedlichen keltischen Kulturen sowie die Solidarität zwischen den SprecherInnen von Schottisch-Gälisch und Schottisch aufgrund des großen Zustroms von gälischsprachigen SiedlerInnen im schottischen Tiefland bei (Thomson 2000: 487). Gilles hebt dazu hervor: „Gaelic-Scots solidarity, and to some extent pan-Celtic outreach, dictated that English translations would play their part in this revival, to a greater extent than occurred in Ireland or Wales“ (Gillies 2000: 182). So war es beispielsweise für schottisch-gälische Dichter- Innen gängige Praxis, eine englische Übersetzung ihrer Werke anzufertigen, um LeserInnen sowohl auf Schottisch-Gälisch, als auch auf Scots und Englisch anzusprechen (ibid.: 182-183). Diese Entwicklung, die bis ins 20. Jahrhundert andauerte, wurde durch das stetig zunehmende wissenschaftliche Interesse an schottisch-gälischer Literatur bestärkt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Keltologie an Universitäten unterrichtet, was dazu führte, dass eine Reihe von Wissenschaftswerken über schottisch-gälische Lyrik und Volkssagen einschließlich ihrer englischen Übersetzungen veröffentlicht wurden (Thomson 2000: 487). Beispiele dafür sind Nigel MacNeills The Literature of the Highlanders (1892) oder Magnus Macleans The Literature of the Highlands (1904). Zu den wichtigen Anthologien des frühen 20. Jahrhunderts gehört Alexander Carmichaels Carmina Gadelica (1900), eine große Sammlung an Gesängen, Hymnen und Beschwörungsformeln mit ihren Übersetzungen sowie die von Marjory Kennedy Fraser und Pastor Kenneth MacLeod herausgegebenen Songs of the Hebrides (1909) sowie The Gaelic Songs of Duncan Macintyre (1912), die von George Calder veröffentlicht und übersetzt wurden. Viele Übersetzungen aus dieser Zeit wurden in metrischer Form verfasst (Thomson 2000: 487), um die Altertümlichkeit der Originaltexte hervorzuheben (Gillies 2000: 182). Einige dieser Übersetzungen sind sprachlich ungenau oder ihr Inhalt wurde auf unterschiedliche Weise verändert. Solche (Neu-)Übersetzungen entstanden zu jener Zeit nicht nur in Schottland, sondern auch in anderen englischen Kolonien auf den Britischen Inseln. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass dadurch versucht wurde, gewisse Konzeptionen, die durch von der Hegemonialmacht geschriebenen Originaltexten und Übersetzungen verbreitet wurden, richtigzustellen. Tejaswini Niranjana beschreibt diese Situation folgendermaßen: „By employing certain modes of representing the other - which it thereby also brings into being - translation reinforces hegemonic versions of the colonized“ (Niranjana 1992: 3). Das (Neu-)Übersetzen von Texten bot für die kolonisierte Bevölkerung einen Weg, ihr Selbstbild zu entwickeln und zu stärken. <?page no="80"?> 80 Fiona Begley, Hanna Blum Schottisch-Gälisch - Überblick Was wurde übersetzt: - häufiger schottisch-gälische Ausgangstexte - hauptsächlich Anthologien: Gedichte, Erzählungen und Legenden Motivation für Übersetzungen: - Wiederbelebung der schottisch-gälischen Literatur und Kultur - Verbreitung schottisch-gälischer Literatur und Kultur in Schottland und weltweit - Neudefinition des Bildes der keltischen Kultur - wissenschaftliches Interesse an der keltischen Sprache und Kultur Übersetzungsstrategien: - metrische Übersetzungen - Gebrauch von Archaismen, um altertümliche Schreibweise und vermeintliche Mystik der Originaltexte nachzubilden ÜbersetzerInnen: - Alexander Cameron - Alexander Carmichael - Gelehrte - Geistliche Ziele / Ergebnisse: - wissenschaftliches Interesse an der keltischen Sprache und Kultur - Interesse an der zeitgenössischen keltischen Kultur 3.3 Walisisch Mitte des 19. Jahrhunderts wurden vermehrt weltliche anstelle von religiösen Texten vom Englischen ins Walisische, in höherem Maße jedoch vom Walisischen ins Englische übersetzt (beispielsweise calvinistische Texte aus dem Englischen oder Deutschen ins Walisische). Ein Großteil der wissenschaftlichen Literatur zu walisischen Übersetzungen des 19. Jahrhunderts beschäftigt sich vor allem mit Texten, die Mitte dieses Jahrhunderts entstanden. Literarische Übersetzungen aus dem Walisischen ins Englische wurden bereits ein Jahrhundert zuvor populär, da das Interesse an keltischen Kulturen unter englischen Schriftstellern dieser Zeit sehr groß war. Da die walisische Sprache aufgrund ihrer anhaltenden Verbreitung in Wales im Vergleich zu anderen keltischen Sprachen nicht als „historisch“ genug galt, ließ die anfängliche Begeisterung nach. Nichtsdestotrotz blieb ein deutliches Interesse an der walisischen Literatur bestehen (Gramich 2000: 1493), was sich auch darin äußerte, dass im 19. Jahrhundert zunehmend ins Englische übersetzt wurde. Eine Übersetzung, die in Wales, aber auch weltweit auf besonders positive Resonanz stieß, war die Übersetzung The Mabinogion . Diese Sammlung walisischer Erzählungen, die erstmals im 14. Jahrhundert niedergeschrieben wurden, wurde im Jahr 1849 von Lady Charlotte Guest übersetzt. Sie vereinte in ihrer Übersetzungsstrategie <?page no="81"?> Die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance 81 ihre eigenen Kenntnisse der walisischen Sprache und des Stils altertümlicher Prosa mit der Arbeit von Gelehrten, die sie durch Interlinearversionen bei der Übersetzung unterstützten (ibid.). Ihre Versionen der Erzählungen sind sehr leicht verständlich und werden auch heute noch gelesen. Zur Zeit der Keltischen Renaissance sind eine Reihe gegensätzlicher Trends bei walisischen Übersetzungen zu beobachten. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts waren Übersetzungen mittelalterlicher walisischer Literatur durchaus üblich, wobei die ÜbersetzerInnen eine oft archaische, romantische Sprache verwendeten, um die Übersetzungen im gleichen altertümlichen oder „mystischen“ Licht wie die Originale erscheinen zu lassen. Mit der Gründung der University of Wales im Jahr 1893 kam es in dieser Hinsicht zu vielen Veränderungen. Übersetzungen wurden für StudentInnen der walisischen Literatur angefertigt, die auf Englisch unterrichtet wurden, weshalb die Übersetzungen in der Regel eher sehr wörtlich waren (Miguélez-Carballeira et al. 2016b: 129). Ende des 19. Jahrhunderts wurde zunehmend zeitgenössische walisische Dichtung durch ÜbersetzerInnen wie Alfred P. Graves und Edmund O. Jones ins Englische übertragen. Während solche Übersetzungen ein Zeichen für das aufkommende Interesse an der damaligen walisischen Kultur sind, versuchten einige ÜbersetzerInnen, den Unterschied zwischen Walisisch und Englisch zu minimieren, indem sie einbürgernde oder „domestizierende“ Übersetzungen produzierten (Venuti 2008). Constantine (2009) stellt fest, dass dies zum Teil auf die kulturelle Unsicherheit nach dem Blue Books Report von 1847 zurückzuführen sein könnte. Jones führt diesen Report auch in Welsh Lyrics of the Nineteenth Century (1896) als Beispiel dafür an, dass englischsprachige LeserInnen „a milder (and much meeker) dose of Wales“ erhielten. Reynolds (2005: xiii) weist darauf hin, dass diese kulturelle Unsicherheit auf das vorherige Jahrhundert zurückgeführt werden kann: „There was no Welsh university, the bardic order had long since collapsed, and though Wales sustained a vibrant folk culture, the educated, and Anglicized, elite looked to England for instruction in all matters“. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es „a renewed burst of translating activity“, von dem Gramich annimmt, dass er zum Teil auf die irische Literaturrenaissance zurückzuführen ist (Gramich 2000: 1493), wobei immer noch vorrangig Anthologien veröffentlicht und übersetzt wurden. Der Ire Alfred Perceval Graves, der sich für walisische Kultur interessierte, übersetzte Welsh Poetry Old and New (1912). Ernest Rhys veröffentlichte im Jahre 1915 eine Sammlung von George Borrows Übersetzungsarbeiten, Welsh Poems and Ballads . <?page no="82"?> 82 Fiona Begley, Hanna Blum Walisisch - Übersicht Was wurde übersetzt: - häufig walisische Ausgangstexte - antike und mittelalterliche Literatur - hauptsächlich Anthologien: Gedichte, Erzählungen und Legenden - zum Teil zeitgenössische Literatur Motivation für Übersetzungen: - Wiederbelebung der walisischen Literatur und Kultur - Verbreitung walisischer Literatur und Kultur in Wales und weltweit - wissenschaftliches Interesse an der keltischen Sprache und Kultur Übersetzungsstrategien: - wörtliche Übersetzungen - Verwendung von Archaismen und romantischer Sprache zur Nachbildung der Altertümlichkeit und Mystik der Originaltexte - Einbürgerung ÜbersetzerInnen: - George Borrow - Alfred P. Graves - Edmund O. Jones Ziel / Ergebnis: - Interesse an zeitgenössischer walisischer Kultur 3.4 Manx, Kornisch und Bretonisch Literatur zur Translation der keltischen Sprachen befasst sich hauptsächlich mit dem Irischen, Schottisch-Gälischen und Walisischen, während zu den Sprachen Manx, Kornisch und Bretonisch deutlich weniger Fachliteratur verfügbar ist. Nachschlagewerke wie die Encyclopedia of Literary Translation into English (Classe 2000) oder The Oxford guide to literature in English translation (France 2000) enthalten eigene Abschnitte zu den ersten drei genannten Sprachen, die letztgenannten drei werden jedoch nur erwähnt. Obwohl Kornisch im 19. Jahrhundert keine lebende Sprache mehr war und nur wenige Schriftstücke erhalten geblieben sind, wurden zu jener Zeit dennoch einige Texte aus dieser Sprache übersetzt. Constantine (2009: 303 f.) bezeichnet viele dieser Übersetzungen als „dry [and doing] little justice to the flashes of humour and beauty of the originals“. Allerdings weckten diese wörtlichen Übersetzungen das Interesse an der kornischen Sprache. Außerdem trugen sie dazu bei, das gesprochene Kornisch in den folgenden Jahrzehnten teilweise wiederzubeleben. Während der Keltischen Renaissance wurden nur wenige Texte aus der Sprache Manx übersetzt, zum Teil aufgrund des schnellen Niedergangs der Sprache im 19. Jahrhundert, aber <?page no="83"?> Die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance 83 auch aufgrund des vergleichsweise kleinen Literaturkorpus. Der aus dieser Zeit bekannteste Übersetzer ist A. W. Moore, der als offizieller Übersetzer einer Gesetzessammlung des Parlaments der Isle of Man ( Acts of Tynwald ) fungierte. Er versuchte mittels der Veröffentlichung von Sammlungen von Volksliedern und anderen traditionellen Liedern auf Manx und deren englische Übersetzungen wie Carvalyn Gailckagh (1891) und Manx Ballads and Music (1896), die Sprache Manx zu erhalten. Bretonisch war die einzige keltische Sprache, die von einer anderen Sprache als Englisch ersetzt wurde. Bretonische Texte wurden meist ins Französische oder aus dem Französischen übersetzt, seltener ins Englische oder aus dem Englischen. Zudem basierten Übersetzungen aus dem Bretonischen ins Englische oftmals auf französischen Übersetzungen des Originals. Eine Schlüsselfigur im bretonischen Kontext ist der bretonische Dichter Anatole Le Braz, der alte bretonische Lieder, Gedichte und Geschichten ins Französische übersetzte und ab 1888 eigene Gedichte auf Französisch veröffentlichte. Des Weiteren war er Vorsitzender der Union régionaliste bretonne (Regionalistische Union der Bretagne). Ein weiteres Mitglied der Union war François Taldir-Jaffrennou, der als Anführer der zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstandenen bretonisch-bardischen Bewegung galt. Er schrieb nicht nur auf Bretonisch und Französisch, sondern gelegentlich auch auf Walisisch. Darüber hinaus ist er Autor der inoffiziellen „Nationalhymne“ der Bretagne, Bro Gozh ma Zadoù (Das alte Land meiner Väter), die eine Übersetzung und Adaption der walisischen Nationalhymne darstellt. Eine weitere wichtige Figur war Jean-Pierre Calloc’h, der von Favereau (2007: 131) als „the most gifted poet of his generation“ bezeichnet wurde. Calloc’h schrieb auf Bretonisch, und sein Gedichtband Ar en Deulin wurde 1925 posthum veröffentlicht, begleitet von französischen Übersetzungen. Manx Kornisch und Bretonisch - Überblick Was wurde übersetzt: - häufiger Ausgangstexte aus diesen Sprachen - indirekte Übersetzungen ins Englische - Lieder, Gedichte und Geschichten Motivation für Übersetzungen: - Wiederbelebung der Manx-, kornischen und bretonischen Literatur und Kultur - Verbreitung der Manx-, kornischen und bretonischen Literatur und Kultur auf der Isle of Man, in Cornwall und in der Bretagne sowie weltweit ÜbersetzerInnen: - A. W. Moore - Anatole Le Braz - François Taldir-Jaffrennou - Jean-Pierre Calloc’h Ziel / Ergebnis: - wiedererwecktes Interesse an Sprache und Kultur <?page no="84"?> 84 Fiona Begley, Hanna Blum 3.5 Keltische Translationskultur(en) Basierend auf der Darstellung der Translationstraditionen in den keltischen Regionen war die auffallendste Ähnlichkeit zwischen den einzelnen Translationskulturen während der Keltischen Renaissance, dass aus den keltischen Sprachen ins Englische übersetzt wurde (beziehungsweise im Fall von Bretonisch ins Französische) und nicht umgekehrt. Dies lag daran, dass auf den Britischen Inseln Englisch die vorherrschende Sprache geworden war. Sie ermöglichte es, Texte einem größtmöglichen Publikum zugänglich zu machen, obwohl Englisch von vielen als Sprache der Kolonialmacht angesehen wurde. So wurden Texte auch auf internationaler Ebene für Menschen zugänglich gemacht, die sich für die keltischen Sprachen und Kulturen interessierten. Dennoch wurden viele dieser Übersetzungen angefertigt, um den BewohnerInnen der anglisierten Teile keltischer Regionen eine Möglichkeit zu geben, etwas über ihr kulturelles Erbe und die dazugehörige Literatur zu erfahren. Hauptsächlich handelte es sich bei den übersetzten Texten um alte Legenden, Erzählungen und Gedichte, die fast ausschließlich als Anthologien veröffentlicht wurden, eine zur damaligen Zeit in weiten Teilen Europas gängigen Veröffentlichungspraxis (vgl. z. B. Seruya et al. 2013). In Wales und Irland wurde auch zeitgenössische Literatur ins Englische übersetzt. Dazu gehörten zum Beispiel auch Selbstübersetzungen, wie die von Douglas Hyde, als auch Übersetzungen moderner Literatur, die neben mittelalterlicher Literatur in Anthologien enthalten waren. Ein weiterer Grund, warum die ÜbersetzerInnen ihren Fokus auf ältere Literatur setzten, war eine Neudefinition des Bildes der keltischen Kulturen für die LeserInnen dieser Neuübersetzungen. Diese Übersetzungen ins Englische führten dazu, dass das kolonialisierte Volk die hegemoniale Sprache, die auf den Britischen Inseln dominant geworden war, für sich beanspruchte und sie für ihre eigenen Zwecke nutzte. Dem Sprachgebrauch im Britischen Empire und dessen Kolonien widmen sich Ashcroft, Griffiths und Tiffin. In Bezug auf die Verwendung einer Sprache in einer kolonialen Umgebung unterscheiden sie zwischen abrogation (Ablehnung) und appropriation (Aneignung). Abrogation bezeichnet die absolute Ablehnung der Hegemonialmacht und damit der hegemonialen Sprache durch das kolonialisierte Volk, wohingegen unter appropriation die Aneignung der hegemonialen Sprache durch das kolonialisierte Volk zugunsten eigener Interessen verstanden wird (Ashcroft et al. 1989: 38 ff.). Während der Keltischen Renaissance waren viele Übersetzungen sehr wörtlich und behielten die ursprüngliche Syntax und die Redewendungen des Ausgangstexts bei, wodurch Englisch als Sprache kolonisiert wurde. Auf diese Weise entwickelte sich Hiberno-Englisch zu einer literarischen Umgangssprache und wurde angeeignet . Es wurde auch versucht, den Stil des Originals zu erhalten, wobei vermehrt Archaismen verwendet wurden, die die Altertümlichkeit der Texte vermitteln sollten. Eine weitere Übersetzungsstrategie war das Verfassen metrischer Übersetzungen, was bestimmte Anpassungen des Textes erforderte. Zu jener Zeit begannen Universitäten eine wichtige Rolle in Zusammenhang mit Übersetzungen keltischer Sprache zu spielen. Mit dem Aufkommen der Keltologie als universitärer Disziplin wurden zunehmend keltische Texte ins Englische übersetzt. Diese Übersetzungen dienten hauptsächlich als Material für wissenschaftliche Untersuchungen, weshalb sie für WissenschaftlerInnen, die die Sprache(n) nicht fließend sprachen, recht wörtlich sein mussten. Trotz der Ähnlichkeiten zwischen den Translationskulturen zur Zeit dieser Bewegung lassen sich auch zahlreiche Unterschiede ausmachen. So variierten etwa teilweise der Status und die Verwendung der untersuchten Sprachen. Außerdem ergibt sich kein eindeutiges Muster in Be- <?page no="85"?> Die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance 85 zug auf die Frage, wer während der Keltischen Renaissance als ÜbersetzerInnen tätig war. Eine tiefgreifende Analyse der Parallelen und Unterschiede zwischen den Translationskulturen der einzelnen keltischen Regionen würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, jedoch bietet der Fokus auf Sprachen die Möglichkeit, sich von nationalen Grenzen abzuwenden. Dadurch und durch die Analyse von Übersetzungsprozessen zwischen allen beteiligten Sprachen wird ein ganzheitlicher Ansatz in Bezug auf die Translationsgeschichte der Britischen Inseln möglich. 4 Schlussfolgerung Die Intention dieses Artikels war es, mögliche keltische Translationskultur(en) zu untersuchen. Unter dem Begriff Translationskultur wird die Zustimmung oder Ablehnung einer Gesellschaft gegenüber Translation verstanden. Eine Translationskultur spiegelt die vorherrschenden Machtverhältnisse und Werte wider und beeinflusst, wie Translation von der Zielkultur wahrgenommen wird. Um eine mögliche Existenz dieser keltischen Translationskulturen zu erforschen, wurden für die einzelnen keltischen Sprachen zur Zeit der Keltischen Renaissance die übersetzten Texte, Übersetzungsstrategien, ÜbersetzerInnen und verschiedene Gründe hinter Übersetzungen diskutiert. Zwischen den keltischen Sprachen konnten in Bezug auf all die genannten Aspekte sowohl Parallelen als auch Unterschiede festgestellt werden. Darüber hinaus wurde gezeigt, dass auch andere kulturelle Entwicklungen, wie Kultur- und Sprachpolitik, Teil einer Translationskultur sind. Im Rahmen dieses Artikels konnten außerdem ähnliche Entwicklungen der keltischen Regionen der Britischen Inseln und der Niederbretagne während der Keltischen Renaissance aufgezeigt werden. In all diesen Regionen wurden lokale keltische Sprachen und Kulturen um die Jahrhundertwende intensiver gefördert als zuvor, besonders das Irische, Schottisch-Gälische und Walisische. Auch die pankeltische Kommunikation zwischen den Regionen florierte: Publikationen, Festivals und Kongresse bildeten den Rahmen für einen interregionalen Diskurs und boten des Weiteren die Möglichkeit, die gleichzeitig stattfindende Wiederbelebung benachbarter keltischer Kulturen zu unterstützen. Diese gemeinsame kulturelle Renaissance war auch einer der Hauptgründe dafür, warum Übersetzungen überhaupt angefertigt wurden. Neben dem kulturellen Interesse standen hinter diesen Übersetzungen auch starke politische Motivationen: Betrachtet man die hier diskutierten Aspekte einer Translationskultur , kann festgestellt werden, dass fast alle der keltischen Translationskulturen als postkoloniale Bewegungen angesehen werden können. Diese politische Dimension war der Hauptgrund dafür, warum im Rahmen dieses Artikels die Möglichkeit unterschiedlicher keltischer Translationskulturen im Gegensatz zu einer britischen Translationskultur in Betracht gezogen wurde. Wie bereits in der Einleitung erklärt wurde, ist der Begriff „britisch“ problematisch, da er politisch vorbelastet ist und oftmals falsch verwendet wird. Keltisch hingegen besitzt keine politische Konnotation und könnte deshalb als neutraler Ausgangspunkt für künftige Forschung dienen. Aufgrund des Sprachenreichtums in der Region reicht es außerdem nicht, Translationstraditionen nur aus einer Perspektive und auf Basis nur eines Konzeptes zu betrachten. So könnte man aufgrund fehlender klarer Grenzen verstärkt auf Sprachen und Kulturen achten, anstatt auf Nationen. Dieser Zugang sowie eine andere und bewusstere Wahl der Terminologie würden neue Forschungsperspektiven eröffnen. <?page no="86"?> 86 Fiona Begley, Hanna Blum Dieser Forschungszugang in Bezug auf dieses geografische Gebiet ist jedoch relativ neu, weshalb dieser Artikel lediglich als erster Anreiz für zukünftige Forschung gesehen werden kann. In dieser künftigen Forschung könnten weitere Kategorien zur Analyse keltischer Translationskulturen miteinbezogen werden, darunter die offizielle Sprach- und Translationspolitik sowie detailliertere Informationen zu den involvierten ÜbersetzerInnen. Übersetzung Karla Bozak Dunja Deveci Marina Favorido Verena Hemling Jasmin Hus Kevin Korbar Natalija Milovanović Isabella Nikolic Thomas Schutti Monika Simic Márton Szalai Alexandra Wagner unter der Leitung von Angela Wren Bibliografie Akenson, Donald H. 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Ausgehend von einer Verortung des Terminus Übersetzungskultur sowie des Begriffs der Binnenübersetzung analysiert die folgende Arbeit auf Grundlage der Entstehung der italienischen Sprache die Binnenübersetzungen in der italienischen Literatur der vergangenen Jahrhunderte bis zur Gegenwart. Ziel dieser Arbeit ist es, auf Basis von Sekundärliteratur die Charakteristika der Binnenübersetzung herauszuarbeiten. Bei Übersetzungskulturen handelt es sich „um die Praxis der literarischen Übersetzungstätigkeit, die der ‚eigenen‘ Lesekultur ‚fremde‘ Literaturen zugänglich macht und auf diese Weise die ‚eigene‘ Literaturlandschaft ergänzt“ (Kujamäki 2010: 259). Nach Kujamäki wird der Terminus Übersetzungskulturen durch drei Dimensionen definiert, die zugleich die Aufgaben der Übersetzungsforschung darstellen: äußere Übersetzungsgeschichte (Was, wo, wann, wie oft übersetzt worden ist? ), innere Übersetzungsgeschichte (Wie ist die Übersetzung beschaffen? ), Analyse von Übersetzungskonzeptionen im Sinne von Normvorstellungen und Erwartungen (vgl. ibid.: 261). Bezugnehmend auf die historische Dimension in der Betrachtungsweise der Übersetzungskultur wird nun die italienische Übersetzungskultur kurz umrissen. In Italien setzt die Übersetzungskultur , bedingt durch einen im europäischen Vergleich späten Beginn der volkssprachlichen Literatur- und Schriftsprache, erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit den sogenannten volgarizzamenti 1 ein. Ist die Anfangsphase der volgarizzamenti (bis etwa Mitte des 14. Jahrhunderts) noch von Unbefangenheit im Umgang mit dem Originaltext in Form von „[…] Einschüben, Aktualisierungen, Vereinfachungen und Umschreibungen“ (Lieber / Winter 2011a: 1913) geprägt, legt man im weiteren Verlauf besonderes Augenmerk auf Stil und Ausdruck bei gleichzeitigem Verzicht auf Manipulation des Originaltextes. Durch die übersetzerische Auseinandersetzung mit den Klassikern tragen die volgarizzamenti dai classici 2 „am nachdrücklichsten zu einer Verfeinerung und Ausformung der italienischen (Schrift)sprache und literarischen Kultur bei“ (ibid.). Die Weiterentwicklung der volkssprachlichen Ausdrucksfähigkeit und die Vielfalt der volgari waren der Nährboden 1 Unter volgarizzamenti („in die Volkssprache übertragen“) werden Übersetzungen von griechischen und lateinischen Texten in unterschiedliche volgari ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts subsumiert. Der Terminus volgarizzamento , im Mittelalter ein Synonym für „Übersetzung“, ist „eine genuin italienische Wortschöpfung“ (Lieber / Winter 2011a: 1909) und verdeutlicht die hierarchische Beziehung zwischen dem Lateinischen (bzw. dem Griechischen), einer Sprache des Prestiges, und dem jeweiligen volgare , einer Sprache des geringeren Ansehens. 2 Unter volgarizzamenti dai classici sind Übersetzungen von Werken aus der klassischen Zeit des Lateins zu verstehen. <?page no="92"?> 92 Emanuela Petrucci für die Herausbildung von Binnenübersetzung als spezielles Segment der Übersetzungskultur . Zunächst als Rezeption der sizilianischen Dichterkunst ins toskanische volgare , dann im Cinquecento vorwiegend als „‚dialektaler Protest‘ gegen das florentinisch-toskanische Primat innerhalb der Literatursprache“ (Lieber 2011: 1932) bis zum dialektalen Selbstbewusstsein „ohne jegliches legitimatorisches Bedürfnis“ (ibid.) im Ottocento und der wiederentdeckten Dialektalität des 20. und 21. Jahrhunderts. Der Begriff der Binnenübersetzung ist untrennbar mit dem von Roman Jakobson zeichentheoretisch analysierten Begriff der „intralingualen Übersetzung“ verbunden. In seinem Artikel „On linguistic aspects of translation“ (1959 / 1995) unterscheidet der russische Linguist Roman Jakobson zwischen intralingualer, interlingualer und intersemiotischer Übersetzung. Die Grenzen zwischen den einzelnen Übersetzungstypen sind nicht immer eindeutig. Jörn Albrecht etwa weist darauf hin, dass sich die Grenze zur „intersemiotischen Übersetzung“ verhältnismäßig deutlich ziehen lässt, diejenige zwischen intralingualer und interlingualer Übersetzung aber davon abhängt, „welche sprachlichen Zeichen man als zum selben Zeichensystem gehörig ansieht“ (Albrecht 2008: 12). Die Komplexität möglicher Grenzziehungen zwischen den einzelnen Übersetzungstypen ist auch daran erkennbar, welch unterschiedliche Übersetzungsaktivitäten dem Bereich der „intralingualen Übersetzung“ zugeordnet werden können. Wolfgang Pöckl etwa zählt dazu auch Übersetzungen: „[…] aus einem älteren Sprachzustand in den heutigen, aus einem Dialekt in die Standardsprache (und umgekehrt), aus einer medizinischen Fachsprache in die patientenfreundlichere Gemeinsprache, aus der Sondersprache der Drogendealer in die Protokollsprache der Juristen etc.“ (Pöckl 2007: 73). Auch Özlem Berk Albachten lenkt den Blick auf die überlappenden Bereiche von intralingualer und interlingualer Übersetzung. Ihr Fokus liegt auf dem Begriff der „interdialectal translation“, bei dessen Verortung sie auf Anthony Pym zurückgreift: „Translation between idiolects, sociolects, and dialects, might be considered ‘no different from those between more radically distanced language systems‘“ (Berk Albachten 2014: 574). Ebenso auf den Kontext von Dialekten bezogen schlägt Brian Mossop im Zusammenhang mit übersetzungstheoretischen Zuordnungen vor, „dialect rewording“ einer Sprache nicht dem intralingualen, sondern dem interlingualen Feld zuzuweisen, versteht er doch Standardsprache und Sprachvarietät als „different ‚linguas‘“, sobald ein Sprecher oder eine Sprecherin der „Lingua Y“ Hilfe benötigt, um die Aussage in der „Lingua X“ zu verstehen (vgl. Mossop 2016: 5) Nach Maria Lieber „stellt die Binnenübersetzung, also die im spezifisch italienischen Kontext sprachkulturell verankerte, bewusste übersetzerische Tätigkeit von Autoren, eine durchaus traditionsreiche Konstante der italienischen Übersetzungskultur dar“ (Lieber 2011: 1932). Robert Lukenda übernimmt von Lieber die Bezeichnung der Binnenübersetzung als ein Spezifikum der italienischen Übersetzungskultur , deren übersetzerisches Handeln durch die jahrhundertelange Suche nach einer überregionalen Landessprache geprägt ist (vgl. Lukenda 2014: 43) und weist auf ihre multiple Vermittlungsfunktion zwischen Sprache und Dialekt hin: „[…] übersetzt wurde dabei sowohl in vertikaler Richtung, also vom Standarditalienischen in regionale Varietäten und vice versa, als auch in horizontaler Richtung, d. h. zwischen den einzelnen Dialekten […]“ (ibid.: 44). Im italienischen Sprachraum ist für das Wort Binnenübersetzung als Teilbereich der intralingualen Übersetzung keine korrespondierende Bezeichnung bekannt, die Themen der Binnenübersetzung werden nach der klassischen Dreiteilung von Jakobson <?page no="93"?> Un paese, 6000 lingue 93 unter traduzione endolinguistica bzw. intralinguistica (intralingualer Übersetzung) behandelt. Als Beispiel seien hier Lubello (2012: 49) und Desideri (2012: 15) erwähnt, die die Selbstübersetzungen von Luigi Pirandello vom Sizilianischen ins Italienische bzw. von neudialektalen Autorinnen und Autoren von einem italienischen Dialekt ins Standarditalienische und vice versa autotraduzione endolinguistica o intralinguistica nennen. Um das Phänomen der Binnenübersetzung anhand eines historischen Streifzuges durch die Literatur besser einordnen zu können, lohnt es sich, zuerst einen kurzen Blick auf die Entwicklung der Standardsprache und der Sprachvarietäten in Italien zu werfen. 2 Standardsprache und Sprachvarietäten in Italien: Ein historischer Überblick Mit dem Ende der politischen Einheit ab dem Untergang des Weströmischen Reiches im Jahre 476 n. Chr. endet auf der italienischen Halbinsel auch die Zeit mit Latein als offizieller Sprache des Reiches. Italienisch als einheitliche Nationalsprache etabliert sich offiziell erst ab dem Jahre 1861 mit der Gründung des italienischen Staates. Dazwischen und weit darüber hinaus ist die Sprachlandschaft von regionalen, sich aus dem Vulgärlatein entwickelten Volkssprachen mit teilweise schriftlicher Tradition geprägt. Latein als Sprache der Gelehrten und der schriftlichen Kommunikation bleibt weiterhin jahrhundertelang parallel bestehen, wird aber langsam und stetig von den Volkssprachen verdrängt. Die Frage nach jenem volgare (Volkssprache), das sich am besten als überregionale einheitliche Hochsprache eignet, stellt sich lange vor der politischen Einigung und dominiert im Laufe der Jahrhunderte als questione della lingua (Sprachfrage) die Sprachdebatte unter den Gelehrten. Dante Alighieri und die anderen trecentisti 3 Francesco Petrarca und Giovanni Boccaccio erheben im 14. Jahrhundert mit ihren Werken das toskanische volgare in den Rang einer Literatursprache, die als Schriftsprache auch für nicht literarische Bereiche weit über die Toskana hinaus Verwendung findet. Im 16. Jahrhundert wird die Suche nach einer einheitlichen Dachsprache zugunsten des toskanischen volgare der trecentisti nach dem in seinem Traktat Prose della volgar lingua (erste Druckausgabe 1525) dargelegten Regelkanon des humanistischen Gelehrten Pietro Bembo (1470-1547) entschieden. Über die Benennung der Sprache wird ebenfalls debattiert: Häufige Bezeichnungen bleiben bis zur politischen Einigung fiorentino , toscano und italiano . Grundlegend für die Kodifizierung des toskanischen volgare vor, während und nach der Sprachdebatte sind im 15. und 16. Jahrhundert die Werke der Grammatiker, Lexikografen und neu gegründeten Akademien, allen voran der Accademia della Crusca . Die Erfindung des Buchdruckes um 1450 wirkt gleichfalls regulierend auf die Fixierung einer einheitlichen sprachlichen Norm und fördert die rasche Verbreitung der Schriftsprache. Zum Zeitpunkt der Staatsgründung 1861 sind nur 2,5 % der gesamten Bevölkerung italophon. Zu den ersten Maßnahmen für die Italienisierung zählt die verpflichtende Einführung von Italienisch in den Grundschulen. Entscheidend für eine breitere Durchsetzung in den bildungsfernen Schichten und einen Rückgang der Dialekte sind Militärdienst, Industrialisierung, Urbanisierung und Binnenmigration (vgl. De Mauro 2002: 44-53). In der Zeit der faschistischen Diktatur (1922 / 25-1943) wird, nach einer zunächst toleranten Haltung in 3 Die italienischen Künstler und Schriftsteller des 14. Jahrhunderts. <?page no="94"?> 94 Emanuela Petrucci der Sprachpolitik, ab den 1930er Jahren die unbedingte Durchsetzung der Nationalsprache mit gleichzeitiger Ablehnung und Unterdrückung von Dialekten, Minderheitssprachen und fremdsprachlichen Einflüssen autoritär verfolgt (vgl. Reutner / Schwarze 2011: 178 f.). Mit dem beginnenden wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg sowie durch den massiven Einfluss audiovisueller Medien kommt es zum endgültigen Durchbruch einer gemeinsamen Sprache (Sabatini / Coletti / Maraschio 2006: 1 f.; Murrali 2015). Zusammenfassend ist anzumerken, dass die fast achthundertjährige Geschichte der italienischen Sprache, von den volgari illustri 4 über die Etablierung, dann Normierung und erst Jahrhunderte später die Verbreitung des toscano illustre als italienische Landessprache einen Prozess darstellt, der noch heute andauert. Seit jeher ist die italienische Literatur von der wechselseitigen Beeinflussung von Sprache und Dialekt geprägt und nach Contini (1970: 611) „sostanzialmente l’unica grande letteratura nazionale“ 5 , deren dialektale Produktion untrennbarer Teil des literarischen Kulturgutes ist. In diesem Zusammenhang kommen Binnenübersetzungen ins Spiel: „[I]n principio fuit interpres“, schreibt Gianfranco Folena in seinem berühmten Werk Volgarizzare e tradurre (1994: 3) und hält fest: „[…] all’inizio di nuove tradizioni di lingua scritta e letteraria […] sta molto spesso la traduzione“. 6 3 Binnenübersetzung in Italien: Von Anonimo toscano bis Zanzotto Bereits Dante setzte sich mit der Vielzahl der zu seiner Zeit auf der italienischen Halbinsel verbreiteten volgari auseinander. In seinem Werk De Vulgari Eloquentia (zw. 1303 und 1305) ordnet er vierzehn sprachliche Hauptvarietäten geografisch zu und merkt an: „[A] considerare anche le varietà ‚secondarie e minime, in questo solo piccolissimo cantone del mondo […] si potrebbe giungere a mille parlate e anche oltre‘“ 7 (Vignuzzi 2010). Aus dieser Sprachvielfalt ergab sich eine rege Übersetzungstätigkeit. Neben den volgarizzamenti bilden ab der Hochrenaissance Binnenübersetzungen ein eigenes Kapitel innerhalb der letterature dialettali (dialektalen Literaturen) (vgl. Brevini 1999: 1518 f.; Arcangeli 2015: 12). Der folgende Abschnitt behandelt ausgewählte Originalwerke im Kontext von Binnenübersetzungen , die unter dem Aspekt der Zielsprache und in chronologischer Reihenfolge erfasst sind. 3.1 Von den volgari illustri ins toscano illustre Erste Formen von Binnenübersetzungen von den unterschiedlichen volgari illustri ins toscano illustre finden sich in handschriftlichen Transkriptionen von im siciliano illustre verfassten Originalwerken der sizilianischen Dichterschule des 13. Jahrhunderts. Die auslösende Motivation dafür war der Wunsch, das Wissen der damaligen Zeit zu sichern und zu verbreiten. Diese Manuskripte wurden vorwiegend von toskanischen Kopisten ab dem letzten Viertel des 13. bis zur ersten Dekade des 14. Jahrhunderts erstellt, beginnend von Anonimo toscano bis hin 4 Unter illustre bzw. illustri versteht man in diesem Zusammenhang eine oder mehrere zur Literatursprache verfeinerte regionale Sprachvarietät bzw. Sprachvarietäten. 5 im Grunde genommen die einzige große Nationalliteratur. 6 am Anfang neuer Traditionen von Schriftsprache und literarischer Sprache sehr oft die Übersetzung steht. 7 wolle man auch die kleineren und gar die winzigen Varietäten berücksichtigen‚ die auf diesem Fleckchen Erde vorhanden sind […], dann kämen wir leicht auf Tausend oder mehr Mundarten. <?page no="95"?> Un paese, 6000 lingue 95 zu bekannten Vertretern wie Bonaggiunta Orbiggiani oder Guittone d’Arezzo. Es handelt sich um eine „vera e propria ‚conversione‘ da un sistema linguistico a un altro“ 8 (Coluccia 2005). Ein weiterer Grund für Binnenübersetzungen ins toscano illustre war das Ansehen des Toskanischen im Zusammenhang mit der questione della lingua . Ein Beispiel dafür ist das von Matteo Maria Boiardo (1441-1494) in einer norditalienischen, im Raum der Po-Ebene geprägten Sprachvariante verfasste, sehr populäre dreibändige Ritterepos Orlando innamorato (1495), dessen Sprache im Zuge der Sprachdebatte des 16. Jahrhunderts als minderwertig betrachtet wurde. Einige Gelehrte bemühten sich daraufhin um eine sprachliche Neugestaltung des Werkes ins Toskanische. Die bis ins 19. Jahrhundert anerkannteste Version (1541) des toskanischen Dichters Francesco Berni weist im Vergleich zum Original einen dem Zeitgeist angepassten Charakter mit burlesken Passagen auf (vgl. Mutini 1967). Ein weiterer Anlass für Binnenübersetzungen vom volgare illustre ins toscano illustre war das Bemühen um eine bessere Verständlichkeit und größere Verbreitung der betreffenden Inhalte. Der in Bezug auf seine eigene Sprachvarietät sehr selbstbewusste venezianische Autor Carlo Goldoni (1707-1793) übertrug „per essere inteso in Toscana, in Lombardia e in Venezia“ 9 , wie Goldoni selbst anmerkte (Trifone 2015: 198), weite Teile seiner auf Venezianisch verfassten Komödien ins Toskanische bzw. erstellte Glossare einzelner Ausdrücke zum besseren Verständnis, allerdings „ohne purifizierende Intention“ (Lieber / Winter 2011b: 1928). Auch bei der Suche nach einer überregionalen Literatursprache als Basis für die Entwicklung einer Nationalsprache spielten Binnenübersetzungen vom volgare illustre ins toscano illustre eine Rolle. So überarbeitete der Mailänder Alessandro Manzoni (1785-1873) in seiner Rolle als interdialektaler Selbstübersetzer die erste Fassung seines Romans I promessi sposi gleich zweimal und brachte diesen von einer lombardisch-toskanisch-französischen Sprachmischung in die im zeitgenössischen Florentinisch gehaltene dritte Version des Jahres 1840. Die Toskanisierung des Werkes dauerte somit fast zwanzig Jahre (vgl. Lieber 2011: 1932 f.; Lukenda 2014: 44 f.). 3.2 Vom toscano illustre in die volgari illustri Der Klassiker der toskanischen Literatur, Dante Alighieris (1265-1321) Divina Commedia , wird ab Beginn des 19. Jahrhunderts Gegenstand einer „vera e propria ‚Dantemania‘“ 10 (Basile 2015: 15): Unter der beachtlichen Anzahl an Übertragungen - darunter auch parodistischer Natur - der Commedia in unterschiedliche regionale Sprachvarietäten finden sich sowohl Übersetzungen ausgewählter Gesänge als auch des gesamten Werkes (ibid.: 19). Die allererste Übersetzung erschien in Form einer Parodie und stammt vom Mailänder Mundartdichter Carlo Porta, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausgewählte Gesänge der Commedia ins Lombardische übertrug (vgl. Isella 1970). Noch im ausgehenden 19. Jahrhundert werden die ersten zwei vollständigen Übersetzungen der Commedia , 1875 die venezianische Fassung von Giuseppe Cappelli und 1892 die kalabrische von Salvatore Scervini, herausgegeben. Am Beispiel dreier Übersetzungen ins Genuesische von Giovan Battista Vigo (1889), Angelico Federico Gazzo (1909) und Silvio Opisso (1950) analysiert Fiorenzo Toso in seiner Abhandlung Ripro- 8 regelrechte ‚Konversion‘ von einem sprachlichen System in ein anderes. 9 um in der Toskana, in der Lombardei und in Venedig verstanden zu werden. 10 regelrechten „Dantemanie“. <?page no="96"?> 96 Emanuela Petrucci durre il senso o la forma (2009) Zugänge zur Binnenübersetzung : Bei der volkstümlichen, leicht parodistischen Version von Vigo steht der Unterhaltungswert im Vordergrund, bei Gazzo das Bestreben, die Ausdrucksfähigkeit „seines“ genovese illustre zu beweisen; bei Opisso ist die sinngemäße Wiedergabe des Inhaltes, mitunter auf Kosten der sprachlichen Reinheit, Priorität (vgl. Toso 2009: 40 ff.). In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde das Decameron (1349-1351) von Giovanni Boccaccio (1313-1375) einer inhaltlichen und sprachlichen Revidierung unterzogen: Sein Florentinisch des 14. Jahrhunderts wurde in das Florentinische des 16. Jahrhunderts übertragen. Im Zuge dessen befasste sich auch Leonardo Salviati (1540-1589), der Initiator der Accademia della Crusca , mit dem Werk Boccaccios und ließ, inmitten der Debatte über die Sprachenfrage, aus dem Decameron die neunte Novelle des ersten Tages La dama di Guascogna e il re di Cipro in zwölf italienische Sprachvarietäten übersetzen. Diese Gegenüberstellung sollte einerseits die sprachliche Kontinuität zwischen der florentinischen Urfassung aus dem 14. Jahrhundert und der Version in modernem Florentinisch, andererseits aber auch die großen Unterschiede zu folgenden nicht toskanischen Regionalvarianten sichtbar machen: bergamasco , veneziano , friulano , istriano , padovano , genovese , mantovano , milanese , bolognese , perugino und napoletano . Die römische Variante wurde nicht berücksichtigt, und die Varietäten der südlichen Regionen der italienischen Halbinsel wurden unter dem neapolitanischen Dialekt subsumiert (vgl. Finco 2014: 315). Zum Anlass des fünfhundertsten Todestages von Boccaccio und als Beitrag zur Dialektforschung publizierte 1875 der Bibliograf Giovanni Papanti aus Livorno unter dem Titel I Parlari Italiani in Certaldo nel V Centenario di Messer Giovanni Boccacci eine Sammlung der Übersetzungen der obengenannten Novelle in den Dialekten von 704 italienischen Ortschaften (Vignuzzi 2010). Im Jahre 1540 übertrug unter dem Titel Roland furius de Mesir Lodevic Ariost. Stramudad in lengua bergamesca ein unbekannter Übersetzer das im toscano illustre verfasste Epos Orlando furioso (1532) von Lodovico Ariosto (1474-1533) in die Sprachvarietät der Stadt Bergamo. Ebenfalls anonym, aber in einer parodisierenden paduanischen Version erschien 1582 Li tre primi canti dell’Orlando furioso tradotti in lingua rustica padovana . Ein ebenfalls im toscano illustre verfasstes Werk, das eine beachtliche Anzahl an Binnenübersetzungen in nicht toskanische Sprachvarianten erfährt, ist La Gerusalemme liberata (1575) von Torquato Tasso (1544-1595). Das Heldenepos wurde im 17. und 18. Jahrhundert zum Gegenstand von Travestien und Parodien. Eine volkstümliche Variante zum Toskanischen ist die vollständige Version von Giovanni Francesco Negri in der Mundart von Bologna Tradottione della Gerusalemme liberata del Tasso in lingua bolognese popolare (1628). Als parodistische Reinterpretation der heroischen Inhalte versteht sich die zweisprachige venezianische Ausgabe aus dem Jahre 1693 von Tommaso Mondini El Goffredo del Tasso cantà alla barcariola (vgl. Lasagna 2011). Unter den auszugsweisen bzw. vollständigen Übertragungen in andere regionale Varietäten finden sich Versionen in den Sprachvarietäten der Städte Belluno, Bergamo, Genua, Mailand und Perugia sowie der Region Kalabrien (vgl. Serassi 1785: 562 f.). Die Übertragung ins Neapolitanische unter dem Titel La Gierusalemme Libberata de lo sio Torquato Tasso stammt von dem Geistlichen Gabriele Fasano (1654-1689). Er gestaltete seine Übersetzung zwar in Form einer Parodie, verstand sie aber nicht als bloße parodistische Nachahmung des Originals, sondern wollte sich mit den linguistischen Aspekten auseinandersetzen (vgl. Marotta 1995) und beweisen, dass auch ein literarisch anspruchsvolles Werk wie jenes von Tasso in ein von <?page no="97"?> Un paese, 6000 lingue 97 Alltagssprache bzw. volkstümlichen Ausdrücken bereinigtes napoletano illustre übertragen werden kann. Die erste Ausgabe des Jahres 1689 ist eine zweisprachige Luxusausgabe mit der toskanischen Originalversion von Tasso und wurde der neapolitanischen Aristokratie als Dank für die Finanzierung gewidmet (vgl. De Maio [2012]). Ausgehend von Fasanos Urversion auf Neapolitanisch wurden sieben weitere Ausgaben veröffentlicht, die letzte im Jahre 2013 von Vito Pinto unter dem Titel Lo tasso napoletano mit einer Übersetzung ins Italienische. Bereits im 15. Jahrhundert hatte sich Venedig als Zentrum des Buchdruckes etabliert und zu einem „Zentrum der dialektalen Binnenübersetzung“ (Lieber / Winter 2011b: 1928) entwickelt. So übertrug im Jahre 1747 Giuseppe Pichi einen Text der italienischen Literatur rein volkstümlichen Charakters vom Toskanischen ins Venezianische. Es handelt sich um die populären Erzählungen von Giulio Cesare Croce (1550-1609) und Adriano Banchieri (1568-1634) Bertoldo, Bertoldin e Cacasenno (1620). Das Werk Pichis wurde unter dem Titel Traduzion dal Toscan in Lengua Veneziana de Bertoldo, Bertoldin e Cacasseno zweisprachig gestaltet und enthielt ein Wörterverzeichnis wie auch Phrasen venezianischer Redensarten mit Bedeutungserklärungen. 3.3 Vom dialetto ricercato 11 in dialetto ricercato (und ins Standarditalienische) Zum römischen Dialekt sagte der aus Rom stammende Maler und Dichter Cesare Pascarella (1858-1940) „Esso è la stessa lingua italiana pronunciata differentemente“ 12 (Cagiano de Azevedo / Trani 2012: V). Seine im römischen Dialekt verfasste Lyrik La scoperta de l’America (1894) wurde insgesamt acht Mal in andere italienische Sprachvarietäten übertragen: ins Mailändische, ins Venezianische, in den Dialekt der Romagna und fünf Mal ins Genuesische (Haller 1995: 81). Giorgio Faggin (geb. 1939), Philologe und Übersetzer niederländischer, aber auch italienischer dialektaler Literatur ins Friaulische, gab im Jahre 1995 Il savôr dal pan. Poesìis nord-italianis dal ’900 , einen Sammelband mit neodialektalen Gedichten aus sieben italienischen Regionen heraus, die er selbst ins Friaulische übersetzte. Ein weiteres Beispiel interdialektaler Übersetzung von Giorgio Faggin ist das Quaderno di traduzioni (1999), eine Sammlung europäischer Gedichte und italienischer neodialektaler Dichtung. Alle Texte wurden von Faggin ins Friaulische übertragen und von ihm mit einer Übersetzung ins Standarditalienische als Verständnishilfe versehen. Im Jahre 1999 publizierte Faggin den dreisprachigen Gedichtband Dal padovano al friulano. Quaderni di Hebenon I. mit drei von Cesare Ruffato auf Paduanisch verfassten Gedichten, die von Faggin ins Friaulische und von Ruffato selbst ins Standarditalienische übertragen wurden. 3.4 Vom italiano in dialetto ricercato und vice versa In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird die Dialektforschung zur anerkannten Disziplin dank des Linguisten Graziadio Isaia Ascoli (1829-1907) und vor allem seines Werkes Saggi ladini (1873), einer historisch basierten Grammatik der Dialekte Italiens. Unter dem Einfluss von Ascoli und im Bestreben, die italienischen Sprachvarietäten vollständig zu erfassen, 11 Unter ricercato versteht man in diesem Zusammenhang eine zur Literatursprache verfeinerte regionale Sprachvarietät. 12 Es ist dieselbe italienische Sprache, nur anders ausgesprochen. <?page no="98"?> 98 Emanuela Petrucci werden unter anderem Sammlungen von Übersetzungen eines einzigen, meist literarischen Textes in mehrere Regionalvarianten veröffentlicht. Darunter finden sich die bereits erwähnte Sammlung von Giovanni Papanti und die Raccolta di dialetti italiani con illustrazioni etnologiche (1864) von Attilio Zuccagni-Orlandini (1784-1872) mit Binnenübersetzungen eines Dialoges ausgeprägt volkstümlichen Charakters zwischen einem Herrn und einem seiner Diener, bekannt unter dem Titel „Dialogo tra un padrone e un suo servitore“ vom Italienischen in 19 dialektale Varianten (vgl. Vignuzzi 2010; Lieber 2011: 1932). Der sizilianische Theaterautor und Nobelpreisträger für Literatur, Luigi Pirandello (1867-1936), schrieb in seiner ersten Schaffensperiode (1915-1920) seine Werke bewusst auf Sizilianisch, die italienische Normsprache kam ihm als Theatersprache noch unzulänglich, gar ausdrucksschwach vor (vgl. Lukenda 2014: 48). Der Anlass zur Selbstübersetzung seiner Texte ins Italienische war zunächst das nicht sizilianische Theaterpublikum, das mit der Normsprache bereits vertraut war, aber deutlich weniger mit der stark volkstümlich geprägten Variante seines Sizilianischen. Auf der Suche nach einer geeigneten Sprache (ibid.: 53) agierte Pirandello als Selbstbzw. Binnenübersetzer seiner Werke vom Sizilianischen und Italienischen in die jeweils andere Richtung. Die Übertragung seines Theaterstückes Liolà (1916) aus der sizilianischen Variante seiner Heimatstadt Agrigento ins Italienische durchlief drei Phasen, die den Italianisierungsprozess von Pirandello im Zuge seiner Auseinandersetzung mit der Sprache veranschaulichen: In der ersten Version von 1917 bemühte sich Pirandello noch, „un certo colore, un certo sapore del vernacolo nativo“ 13 zu bewahren, wie er selbst in den Anmerkungen zu seinem Werk erläuterte. Das Ergebnis war selbst für Pirandello ein hybrider Text (vgl. Lubello 2012: 52), „un’autotraduzione di servizio“ (ibid.: 57), eine Selbstübersetzung, die lediglich dem besseren Verständnis des Originaltextes dienen sollte. Erst in der dritten Fassung von 1937 fand er zu seiner endgültigen Version auf Italienisch. In seinem Roman Quer pasticciaccio brutto de via Merulana (1957) bedient sich der ursprünglich aus Mailand (! ) stammende Autor Carlo Emilio Gadda (1893-1973) bewusst und gezielt der römischen Mundart, um durch sie die römische Gesellschaftsstruktur zur Zeit der faschistischen Diktatur offenzulegen. Die gesellschaftliche Komplexität wird mittels verschiedener sprachlicher Register dargestellt, der Autor wird zum „kulturellen“ Übersetzer (Lukenda 2014: 49) für ein bürgerliches Lesepublikum. Zu den Erzählungen von L’Adalgisa (1945) erstellte Gadda Übersetzungen seiner „gaddianischen“ Wortschöpfungen in Form eines Glossars, dessen „[…] funzione autoriflessiva e, in certo senso autoparodistica“ 14 emblematisch sei, wie Paola Desideri (2012: 21) anmerkt. Paratexte, wie Anmerkungen und Glossare, präzisiert Desideri (ibid.: 21), „rappresentano una variante paradigmatica del ‘testo a fronte’, in quanto servono anche da utile dizionario bilingue che combina la traduzione con informazioni metalinguistiche“. 15 Ab den 1960er Jahren und vor allem in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ist ein allgemeiner Rückgang der aktiven Dialektsprecherinnen und Dialektsprecher, zugleich aber ein Aufschwung in der Produktion von dialektaler Literatur festzustellen. In ihrer literarischen, von linguistischer Experimentierfreudigkeit gekennzeichneten Produktion bedienen 13 etwas vom Kolorit, von der Atmosphäre der eigenen Mundart. 14 selbstreflektierende, in einem gewissen Sinn selbstparodistische Funktion. 15 stellen eine paradigmatische Variante der Übersetzung dar und dienen auch als zweisprachiges Lexikon, das zu der Übersetzung metalinguistische Informationen liefert. <?page no="99"?> Un paese, 6000 lingue 99 sich die neodialektalen Dichter und Dichterinnen sogenannter von ihnen verfeinerter dialetti ricercati , die ihnen als Ausdrucksmittel bessere Entfaltungsmöglichkeiten als das standardisierte Italienische bieten, das vor allem im Technologiezeitalter stark an Lebendigkeit und an Ausdrucksfähigkeit eingebüßt hat, wie etwa Pier Paolo Pasolini 1964 in seiner Abhandlung „Nuove questioni linguistiche“ eingehend beschreibt (vgl. Lieber 2011: 1936). Die mitgelieferte Selbstübersetzung ins Italienische ist eine Conditio sine qua non und dient der besseren Lesbarkeit von Lyrik oder Prosa (vgl. Desideri 2012: 22). Als einer der Wegbereiter der wiedergewonnenen Dialektalität trat der bereits erwähnte Lyriker, Publizist, Regisseur, Journalist und Sprachtheoretiker Pier Paolo Pasolini (1922-1975) für den Gebrauch des Dialektes in der Literatur „im Dienste der […] sprachlichen Expressivität und damit der literarischen Freiheit“ (Lieber 2011: 1938) ein. Sein erster Gedichtband auf Friaulisch, Poesie a Casarsa erschien bereits 1942 (und damit noch unter faschistischer Herrschaft), Mitte der 1970er Jahre folgte dann der Gedichtband La nuova gioventù , ebenfalls auf Friaulisch. Teilweise übersetzte Pasolini die Gedichte selbst ins Italienische und merkte dazu an: „Das Friaulische benötigt Übersetzungen, das ist der schlagende Beweis für seine Stellung als Literatursprache“ (Lukenda 2014: 51). Von den zahlreichen Autorinnen und Autoren neudialektaler Dichtung ab Mitte des 20. Jahrhunderts - denken wir etwa an Fernando Bandini, Franco Loi, Biagio Marin, Giacomo Noventa, Franco Scataglini und Michele Sovente - soll hier abschließend Andrea Zanzotto (1921-2011) genannt werden. Zum Werk des paduanischen Autors zählt unter anderem eine Reihe lyrischer Texte im venezianischen Dialekt, die er zum Teil selbst ins Italienische übersetzte. Seine wohl bekannteste dialektale Publikation ist die Gedichtsammlung Filò (1976), die im ersten Abschnitt mehrere für den Film Il Casanova di Federico Fellini verfasste Reime enthält. In einem Interview am 15. Juli 2003 meint Zanzotto zum Thema sprachliche Identität: „[I] l peccato originale della poesia, il germe di Babele, è di nascere e morire in una lingua. Questa è la grandezza e il mistero di ogni lingua storica“ 16 (Desideri 2012: 22, Fußnote 32). Binnenübersetzungen begleiten die Entwicklung der italienischen Literatur von der scuola siciliana bis zur dialektalen Dichtung unserer Zeit und bilden eine Konstante innerhalb der italienischen Übersetzungskultur . Welche Charakteristika sich aus den genannten Beispielen ableiten lassen und welche Faktoren im Sinne der Übersetzungskultur eine Rolle spielen, ist Inhalt des folgenden Kapitels. 4 Charakteristika und auslösende Faktoren 4.1 Charakteristika 4.1.1 Ausgangstexte und Sprachvarietäten Die Ausgangstexte stammen aus literarischen Werken der Lyrik, der Epik und der Dramatik, darunter finden sich Gedichte, Novellen, Romane und Komödien der Hochliteratur wie auch der Populär- und Unterhaltungsliteratur vom 13. Jahrhundert bis zur zeitgenössischen Litera- 16 […] in einer Sprache geboren werden und in ihr sterben: Ursünde der Dichtung, Keim Babel. Größe und Mysterium jeder historischen Sprache. <?page no="100"?> 100 Emanuela Petrucci tur des 21. Jahrhunderts. Unter den Sprachvarietäten der Ausgangs- und der Zieltexte finden sich volgari volkstümlicher Prägung, die sogenannten volgari rustici , sowie hochentwickelte literarische Formen der volgari wie z. B. das siciliano illustre , das veneziano illustre oder das (überregionale) toscano illustre , das literarische Italienisch florentinischer Prägung, das zeitgenössische literarische Italienisch und das Standarditalienisch unserer Zeit, die literaturfähige, verfeinerte Sprache der dialetti ricercati sowie die spontane, dialektale Sprache volkstümlicher Prägung der dialetti rustici . Die sprachliche Zusammensetzung variiert von einsprachigen bis zu polyphonen Texten. 4.1.2 Horizontales und vertikales Übertragungsschema Status und Ansehen einer Sprache sind entscheidend für die Bestimmung, ob es sich um eine horizontale oder vertikale Übertragung handelt. Wie bereits Gianfranco Folena eingehend dargelegt hat, spricht man von einer horizontalen Richtung bei Übertragungen von einer Hochsprache in eine andere Hochsprache oder von einem volgare bzw. Dialekt in ein anderes volgare bzw. einen anderen Dialekt. Wird von einer Hochsprache in den Dialekt und von einem Dialekt in die Hochsprache bzw. von einem dialetto illustre in einen Dialekt volkstümlicher Prägung und vice versa übersetzt, so ist Vertikalität gegeben (vgl. Folena 1991: 12 f.). Im Bereich der Binnenübersetzungen ist die horizontale Übertragung seltener, dominierend ist die asymmetrische Natur der Übertragungen und somit die Vertikalität (vgl. Grutman 2012: 34). Beispiel für horizontale Übertragung sind etwa die handschriftlichen Transkriptionen sizilianischer Werke ins Toskanische, da im ausgehenden 13. Jahrhundert alle volgari einen ähnlichen Status genießen. Interdialektal mit horizontalem Charakter wurden auch dialektale Werke des ausgehenden 19. Jahrhunderts übertragen, wie z. B. Cesare Pascarellas Lyrik La scoperta de l’America von der römischen Sprachvarietät in andere regionale Varietäten. Ebenso werden neodialektale Werke des 20. und 21. Jahrhunderts von einem dialetto ricercato in einen anderen dialetto ricercato übertragen. Ab den Werken der trecentisti im 14. Jahrhundert und vor allem nach dem Traktat von Pietro Bembo zur questione della lingua im 16. Jahrhundert wird das Toskanische zunehmend als interregionale Dachsprache anerkannt und genießt als Literatursprache und als Maßstab für die anderen volgari hohes Ansehen. Die Horizontalität der Übertragungen vom Toskanischen in ein anderes volgare ist nicht mehr eindeutig und hängt vom Status der jeweiligen anderen Sprachvarietät ab. In einem asymmetrischen Verhältnis „nach unten“ standen im 15. und im 16. Jahrhundert, aber auch in späteren Epochen, vereinfachende, parodisierende Versionen literarischer Werke im toscano illustre , die in ein nicht-toskanisches volgare volkstümlicher Prägung übertragen wurden. Als Beispiel sei hier die Übersetzung des Orlando furioso von Ludovico Ariosto in ein padovano rustico seitens eines unbekannten Autors angeführt. Eine vertikale Übertragung „nach oben“ war oft eine Frage des Prestiges, so erfolgte z. B. die Übersetzung des Orlando innamorato von Maria Matteo Boiardo ins Toskanische, als sich das Toskanische im 16. Jahrhundert als überregionale Literatursprache etabliert hatte. <?page no="101"?> Un paese, 6000 lingue 101 4.1.3 Normbruch Bereitschaft zum Normbruch im Sinne von „[…] Normbrüchen und Modifikationen, die aufgrund geänderter Interessenslagen und Machtkonstellationen von den Aktanten im Feld der Translation oder aber durch externe Faktoren bewirkt werden“ (Prunč 2008: 28) zeigen Übersetzerinnen und Übersetzer bei der Diversifizierung des literarischen Kanons; dazu zählen etwa Binnenübersetzungen in Form von Parodien, die zum Beispiel als eigenständige Werke um Gleichstellung der eigenen Sprachvarietät oder um größeres Lesepublikum bemüht sind. Bei der Auswahl der Werke für die angestrebten Ziele sind Ansehen und Status der Autorin oder des Autors des Originalwerkes maßgebend. Im Falle der Selbstübersetzung kommen Diversifizierungen als traduzioni di servizio vor, die keine Eigenständigkeit als Text aufweisen, aber eine bessere Lesbarkeit des Originaltextes bieten oder als Paratexte, die als Glossare, Kommentare und Reflexionen zum eigenen Werk gleichfalls als Lesehilfe dienen. 4.1.4 Selbstübersetzung Ein zentrales Charakteristikum von Binnenübersetzungen stellt die Häufigkeit von Selbstübersetzungen dar. Ab dem 18. Jahrhundert, beginnend mit Carlo Goldoni als Autor und Selbstübersetzer zugleich, sind Binnenrespektive Selbstübersetzungen vertikal „nach oben“ in die überregionale toskanische Dachsprache bzw. in die italienische Normsprache keine Frage des Prestiges im Sinne des höheren Status der Zielsprache, sondern dienen der besseren Verständlichkeit, der größeren Verbreitung und der eigenen Sprachentwicklung, wie zum Beispiel bei Carlo Goldoni, Alessandro Manzoni oder Luigi Pirandello. Manzoni wollte außerdem einen Beitrag zur Lösung der Sprachenfrage leisten, Pier Paolo Pasolini wiederum die friaulische Sprachvarietät durch Übersetzung ins Italienische aufwerten. In der zeitgenössischen neudialektalen Dichtung leben die bilingualen Autorinnen und Autoren zwischen der Authentizität des eigenen Dialektes und der Universalität der Normsprache, auch hier bringt die Selbstübersetzung ihrer Werke ins Italienische Zugang zu einem breiteren Publikum (vgl. Grutman 2012: 45). Dissens herrscht über die Qualität der Übersetzungen. Giovanni Nadiani (2002: 4 ff.) sieht die Selbstübersetzung als kreativen Akt, der, wenn „veri poeti e traduttori“ 17 am Werk sind, zu exzellenten Ergebnissen führen kann. Meo Zilio (1991: 95 ff.) wiederum beleuchtet kritisch die am Seitenende oder in einer Fußnote angebrachten Selbstübersetzungen, die zwar einer besseren Lesbarkeit des Originals dienen, selbst aber keinen literarischen Wert haben. 4.2 Auslösende Faktoren für Binnenübersetzungen Mit dem bereits zitierten Traktat De Vulgari Eloquientia (1303-1304) von Dante Alighieri wird der jahrhundertelange Prozess der questione della lingua in einem politisch zersplitterten Territorium eingeleitet. Nach Alighieri definiert sich ein volgare über die Qualität seiner Literatur (vgl. Marazzini 1994: 184) und Binnenübersetzungen fördern seine Rezeption: Zur Herausbildung dieses Segmentes innerhalb der italienischen Übersetzungskultur tragen damit sowohl sprachpolitische Faktoren als auch identitätsstiftende Bestrebungen, machtpolitische Ansprüche und marktwirtschaftliche Anforderungen bei. 17 wahre Dichter und Übersetzer. <?page no="102"?> 102 Emanuela Petrucci 4.2.1 Sprachpolitische und identitätsstiftende Faktoren Ab dem 16. Jahrhundert ist eine steigende Tendenz zu Toskanisierungen von primär in anderen volgari verfassten literarischen Werken zu verzeichnen: Motivation für Binnenübersetzungen in die umgekehrte Richtung war das Aufbegehren mancher Autoren gegen das Primat des Toskanischen als Modell für die Einheitssprache, weshalb sie bedeutende literarische Werke im Toskanischen in ihr volgare illustre übertrugen. Im 19. Jahrhundert, einer von den Bestrebungen nach einer politischen Wiedervereinigung Italiens dominierten Zeit, wurde der berühmteste politische Vertriebene Italiens und hochangesehene Autor Dante Alighieri zur Identifikationsfigur im Kampf gegen Fremdherrschaft und später zum Symbol der Unità d’Italia . Seine Divina Commedia wurde in dieser historischen Phase in alle regionalen Sprachvarietäten und mit starkem Bezug auf die damaligen politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen in unterschiedlicher polyvalenter Art und Weise interpretiert und übersetzt (vgl. Basile 2015: 15). Ebenfalls zu dieser Zeit und im Kontext der noch ungelösten questione della lingua setzte Alessandro Manzoni die Binnenübersetzung als identitätsstiftendes Mittel ein, indem er seinen ursprünglich in der „manzonianischen“ Mischsprache verfassten Roman I promessi sposi in die damals moderne florentinische Sprache mit hohem Ansehen übersetzte. Als Darstellungsmethode der Dialektografie innerhalb der Dialektforschung ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfüllt die Binnenübersetzung eine weitere Funktion im Rahmen der Sprachpolitik des postunitarischen Italiens. 4.2.2 Machtpolitische Faktoren Drei Beispiele für die Durchsetzung machtpolitischer Ansprüche mit Hilfe von Binnenübersetzungen werden hier thematisiert: Im ersten geht es um die Verteidigung und Konsolidierung des Toskanischen als überregionale Dachsprache im 16. Jahrhundert, im zweiten um die Gleichstellung des Neapolitanischen zum Toskanischen zur Zeit des Königreiches von Neapel im 17. Jahrhundert und im dritten um die Gefahr einer politischen Instrumentalisierung in einem Teilbereich der zeitgenössischen neudialektalen Literatur. Anlass für die intradialektale Binnenübersetzung von Boccaccios Decameron aus dem Alttoskanischen in das Toskanische des 16. Jahrhunderts war die Aufnahme des Werkes in den Index librorum prohibitorum der Katholischen Kirche im Jahre 1559. Zum Schutz des kulturellen Erbes der Toskana und des Status des Toskanischen als überregionale Dachsprache forderte 1570 der Großherzog der Toskana, Cosimo I. de’ Medici aus machtpolitischen Gründen die Rechte der Stadt Florenz für die rassettatura (Zurechtmachung) und Neuauflegung jenes Meisterwerkes Boccaccios ein, das als wichtigstes Modell toskanischer Erzählkunst galt und dem Land großes Ansehen verlieh. Im Gegenzug erklärte sich der Großherzog bereit, tiefgreifende inhaltliche Anpassungen des Werkes an die geltenden Moralvorstellungen zur Zeit der Gegenreformation zuzulassen. Nach der ersten „Zurechtmachung“ des Jahres 1573, die der römischen Kurie nicht genügte, kam es ungefähr zehn Jahre danach zu der neuen radikaleren Revision von Lionardo Salviati, die Zustimmung fand und mehrmals aufgelegt wurde. Im Zuge seiner Revidierung und auch in der Absicht, das Primat des Toskanischen weiterhin zu behaupten, ließ Salviati, wie bereits erwähnt, eine Novelle des Decameron in zwölf regionale Sprachvarietäten übersetzen. Damit sollten die Kontinuität zwischen dem Florentinischen der trecentisti und dem Florentinischen seiner Zeit sowie die qualitativen Unterschiede zu den anderen zwölf regionalen Sprachvarietäten dokumentiert werden (vgl. Finco 2014: 311 f.). <?page no="103"?> Un paese, 6000 lingue 103 Bei der neapolitanischen Version der Gerusalemme Liberata des Geistlichen Gabriele Fasano standen das sprachliche Experimentieren und das Ziel, ein literarisch gleichwertiges Werk im napoletano illustre zu verfassen, im Vordergrund. Dieses Projekt wurde vom neapolitanischen Adel gefördert und finanziert. Fasano war sich aber auch seines heiklen Vorhabens in Bezug auf die moralisch bedenklichen Passagen des Werkes Tassos im Sinne der Gegenreformation bewusst. Dies belegt eine Nachricht von Fasano an seinen Freund Tasso (vgl. De Maio [2012]), in der er die besagten Passagen nicht als Aufforderung zur Nachahmung interpretiert, sondern als Abschreckung verstehen will (ibid.: Fußnote 17). Seine Übersetzung des Tasso napoletano erschien in der ersten Ausgabe 1689 und bekam das Imprimatur sowohl seitens des kirchlichen als auch des königlichen Revisors: Gepriesen wurde der hervorragende Stil wie auch die Tatsache, dass darin nichts Anstößiges zu finden sei (ibid.). Innerhalb der literarisch beachtlichen Produktion neudialektaler Dichtung ab den 1960er Jahren des 20. Jahrhunderts (vgl. Cesaretti Salvi 2006), die als innovatives kulturelles Phänomen des gesamten italienischen Raumes im Sinne einer sprachlichen Diversifizierung mit Demokratisierungstendenz von der Literaturkritik begrüßt wird, ist auf den Teilbereich der politisch gefärbten Linie hinzuweisen: Hier kann die Gefahr einer machtpolitischen Instrumentalisierung im Sinne einer Regionalisierung mit separatistischen Tendenzen nicht ausgeschlossen werden (vgl. Marcato 2015). Ideologisch und politisch gesteuerte Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung einzelner norditalienischer Dialekte, die über Gesetzesentwürfe auf die Verankerung dieser Dialekte in der Verfassung abzielen, werden immer wieder in Forschungsstudien und in der Presse behandelt. In seinem Beitrag „Centralizzazione e federalismo, italiano e dialetti: una coppia asimmetrica“ von 2008 thematisiert Francesco Bruni bezugnehmend auf die Aufwertung der „lingue minori“ 18 (Bruni 2008) im gegenwärtigen politischen und sozialen Kontext, das Ausbleiben einer modernen kulturellen Ausrichtung und die Verschärfung jener Regionalismen, die der postunitarische Staat stets, wenn auch nicht immer erfolgreich, zu überwinden suchte (ibid.). In Zusammenhang mit diesem Teilbereich der neudialektalen Dichtung dient die mitgelieferte traduzione di servizio ins Standarditalienische zwar der besseren Verständlichkeit, bei der Reduzierung der Landessprache auf bloße Hilfestellung darf aber die Frage nach einer politisch gesteuerten Abwertung ihres Status gestellt werden. 4.2.3 Marktwirtschaftliche Anforderungen Zur Vorbeugung einer Marginalisierung wegen geringer Präsenz auf dem Buchmarkt (vgl. Grutman 2012: 45) herrscht über die Rolle der Binnenbzw. Selbstübersetzung in der neodialektalen Dichtung Konsens aller an diesem Prozess Beteiligten, 19 was die Notwendigkeit einer Übersetzung ins Italienische zur besseren Verständlichkeit der Inhalte betrifft. Zu den Verlagen, die seit den 1960er Jahren zeitgenössische dialektale Werke mit Binnenübersetzungen ins Italienische veröffentlichen, zählen hauptsächlich Nischenverlage, wie die Casa Editrice Menna mit Sitz in Avellino (Kampanien), oder der Verlag Edizioni Cofine mit Sitz in Rom. Zahlreiche Online-Plattformen wie das Centro di ricerca tradizioni popolari „La Grande Madre“ oder die Poeti del Parco , die aus einem Dichter- und Dichterinnenkreis 20 entstand, bieten den Autoren 18 kleineren Sprachen. 19 Dies sind AutorInnen und SelbstübersetzerInnen, HerausgeberInnen und VerlegerInnen. 20 Die weibliche Form ist eine eigenmächtige Ergänzung, sie gründet auf der Tatsache, dass auf der Homepage der Poeti del Parco auch Dichterinnen namentlich aufgelistet und teilweise besprochen werden. <?page no="104"?> 104 Emanuela Petrucci und Autorinnen die Sichtbarmachung im Netz in Form von Namenslisten, Biografien, Beispielen aus den literarischen Produktionen mit entsprechender Übersetzung ins Standarditalienische und punktuell mit Rezensionen; zusätzlich organisieren diese Plattformen Lesungen, Kulturveranstaltungen und Preisverleihungen. Auffallend ist die Fülle an Preisverleihungen auf regionaler wie nationaler Ebene, als Beispiel sei hier der jährlich veranstaltete Premio Ischitella-Pietro Giannone für dialektale Dichtung mit Sitz in Ischitella (Foggia) genannt. Bei der Einschreibung zur Teilnahme am Wettbewerb ist eine Übersetzung des eingereichten Gedichts ins Standarditalienische zwingend beizulegen. 5 Résumé „Molti di noi non lo parleranno mai l’italiano e moriranno in napoletano“ 21 (De Luca 2001: 20) Mit diesem Zitat wird die Realität der kleinen vertrauten Welt der eigenen Sprachvarietät angesprochen, die der Realität einer fremden und mächtigen, aber vereinenden Welt der normierten Landessprache gegenübersteht. Noch heute gilt Italien unter den europäischen Nationen als das Land mit dem Privileg, die größte Fragmentierung innerhalb seiner Dialekte aufweisen zu können (vgl. Marcato 2015). Binnenübersetzungen spielen in der italienischen Übersetzungskultur eine wichtige Rolle als Brücke zwischen Hochsprache und Sprachvarietäten bzw. zwischen einzelnen Sprachvarietäten. Auslösende Faktoren für Binnenübersetzungen sind das Bemühen um überregionale Verständlichkeit, größere territoriale Verbreitung von literarischen Werken und höheres Ansehen der eigenen Sprachvarietät. Binnenübersetzungen werden in der Regel als vertikale, asymmetrische Übertragungen bewertet, die horizontale Übertragung gilt als Ausnahme. Ein zentrales Charakteristikum von Binnenübersetzungen ist die Häufigkeit von Selbstübersetzungen, teilweise versehen mit Glossaren, Kommentaren und Reflexionen zum eigenen Werk, um eine bessere Lesbarkeit des Originaltextes zu bieten. Ein weiteres Charakteristikum sind Normbrüche in Form von Parodien angesehener literarischer Werke mit dem Ziel, ein größeres Lesepublikum anzusprechen und eine Aufwertung der eigenen Sprachvarietät zu erreichen. Zur Herausbildung des Segmentes der Binnenübersetzung als Teilbereich der italienischen Übersetzungskultur und untrennbar verbunden mit der questione della lingua tragen identitätsstiftende Bestrebungen, machtpolitische Ansprüche und marktwirtschaftliche Anforderungen bei. Tendenzen zu machtpolitischer Zweckentfremdung konnten festgestellt und können weiterhin nicht ausgeschlossen werden. 21 Viele von uns werden nie Italienisch sprechen, sie werden auf Neapolitanisch sterben. <?page no="105"?> Un paese, 6000 lingue 105 Un paese, 6000 lingue: Binnenübersetzung come ambito specifico della cultura traduttiva italiana Emanuela Petrucci 1 Cultura traduttiva e concetto di Binnenübersetzung Il presente articolo si inserisce nel contesto delle riflessioni sulle culture storiche proprie della traduttologia, ponendosi l’obiettivo di analizzare l’area culturale italiana e, in modo particolare, l’aspetto peculiare della Binnenübersetzung , in qualità di componente specifica della cultura traduttiva italiana. In primo luogo, si definiscono i concetti di “cultura traduttiva” e Binnenübersetzung , per passare successivamente a esaminare il ruolo della Binnenübersetzung all’interno della letteratura italiana, dai secoli passati fino ai giorni nostri, alla luce del processo evolutivo della lingua e con l’intento di delinearne le caratteristiche sulla base della letteratura secondaria. Quando ci si riferisce alla cultura traduttiva si intende “[…] die Praxis der literarischen Übersetzungstätigkeit, die der ‚eigenen‘ Lesekultur ‚fremde‘ Literaturen zugänglich macht und auf diese Weise die ‚eigene‘ Literaturlandschaft ergänzt” 1 (Kujamäki 2010: 259). Secondo Kujamäki, l’espressione “cultura traduttiva” è definita da tre aspetti che contemporaneamente rappresentano gli ambiti di ricerca degli studi traduttivi: i fattori storici estrinseci alla traduzione (che cosa, dove, quando, quante volte è stato tradotto? ), i fattori storici intrinseci alla traduzione (qual è la natura della traduzione? ) e l’analisi delle diverse concezioni relative alla traduzione secondo approcci normativi e aspettative (cfr. ibid.: 261). Considerandone la dimensione storica, nei paragrafi seguenti s’illustrerà brevemente la cultura traduttiva italiana. In Italia, la pratica traduttiva si svilupperà solo a partire dalla seconda metà del XIII secolo attraverso i volgarizzamenti 2 , circostanza dovuta al tardivo impiego del volgare come lingua scritta e letteraria rispetto al resto dell’Europa. Se la fase iniziale dei volgarizzamenti (fino alla metà del XIV secolo) si contraddistingue ancora per la presenza di rimaneggiamenti dei testi originali sotto forma di “[…] Einschüben, Aktualisierungen, Vereinfachungen und Umschreibungen” 3 (Lieber / Winter 2011a: 1913), successivamente si presterà particolare attenzione allo stile e all’espressività, rinunciando, allo stesso tempo, alla manipolazione del testo di partenza. Attraverso la pratica traduttiva, i volgarizzamenti dei testi classici hanno contribuito “am nachdrücklichsten zu einer Verfeinerung und Ausformung der italienischen (Schrift)sprache 1 […] la pratica della traduzione letteraria che rende accessibile ai propri lettori le letterature “straniere”, arricchendone in questo modo il panorama letterario. 2 I volgarizzamenti includono le traduzioni di testi greci e latini nei diversi volgari effettuate a partire dalla seconda metà del XIII secolo. Il termine volgarizzamento , nel Medioevo sinonimo di traduzione , è “eine genuin italienische Wortschöpfung” (Lieber / Winter 2011a: 1909) - una creazione linguistica genuinamente italiana [N.d.T.] - e sottolinea il rapporto gerarchico tra il latino (e il greco), cioè una lingua di prestigio, e il singolo volgare , una lingua considerata inferiore. 3 […] incisi, aggiornamenti, semplificazioni e perifrasi. <?page no="106"?> 106 Emanuela Petrucci und literarischen Kultur bei” 4 (ibid.). La varietà dei volgari ed il potenziamento delle loro capacità espressive hanno rappresentato un presupposto decisivo, consentendo alla pratica della Binnenübersetzung di evolversi come segmento specifico nel panorama della cultura traduttiva. Inizialmente, questa pratica è impiegata per l’assimilazione della poesia siciliana nel volgare toscano, mentre a partire dal Cinquecento è intesa come “‚dialektaler Protest‘ gegen das florentinisch-toskanische Primat innerhalb der Literatursprache” 5 (Lieber 2011: 1932), per poi giungere nell’Ottocento a una coscienza dialettale “ohne jegliches legitimatorisches Bedürfnis” 6 (ibid.) e a una riscoperta del dialetto nel XX e XXI secolo. Il concetto di Binnenübersetzung è strettamente legato al concetto di “traduzione intralinguistica” di Roman Jakobson, basato sull’interpretazione dei segni verbali. Nel suo articolo “On linguistic aspects of translation” (1959 / 1995) il linguista russo distingue tre tipi di traduzione: la traduzione intralinguistica, interlinguistica e intersemiotica. I confini tra i singoli tipi di traduzione non sono sempre netti. Jörn Albrecht sottolinea, per esempio, che i confini della traduzione intersemiotica possono essere tracciati in modo più chiaro rispetto a quelli tra la traduzione intralinguistica e quella interlinguistica, dipendendo questi da “welche sprachlichen Zeichen man als zum selben Zeichensystem gehörig ansieht” 7 (Albrecht 2008: 12). La complessità derivante dalla possibile delimitazione dei singoli tipi di traduzione emerge anche dal fatto che possono essere attribuite all’ambito della “traduzione intralinguistica” diverse attività traduttive. Secondo Wolfgang Pöckl sono comprese anche le traduzioni: “[…] aus einem älteren Sprachzustand in den heutigen, aus einem Dialekt in die Standardsprache (und umgekehrt), aus einer medizinischen Fachsprache in die patientenfreundlichere Gemeinsprache, aus der Sondersprache der Drogendealer in die Protokollsprache der Juristen etc.” 8 (Pöckl 2007: 73). Anche Özlem Berk Albachten pone l’attenzione sulla sovrapposizione degli ambiti della traduzione intralinguistica e interlinguistica concentrandosi sul concetto di “interdialectal translation” e, per definirlo, fa riferimento ad Anthony Pym: “Translation between idiolects, sociolects, and dialects might be considered ‘no different from those between more radically distanced language systems’” (Berk Albachten 2014: 574). Sempre in relazione ai dialetti, Brian Mossop suggerisce, nel contesto di attribuzioni effettuate in virtù di teorie traduttive, di non assegnare il “dialect rewording” in una lingua al campo intralinguistico, bensì a quello interlinguistico. Egli infatti concepisce la lingua standard e la varietà linguistica come “different ‘linguas’” nel momento in cui un interlocutore di “lingua Y” ha bisogno di aiuto per capire un’affermazione nella “lingua X” (cfr. Mossop 2016: 5). Secondo Maria Lieber “stellt die Binnenübersetzung, also die im spezifisch italienischen Kontext sprachkulturell verankerte, bewusste übersetzerische Tätigkeit von Autoren, eine durchaus traditionsreiche Konstante der italienischen Übersetzungskultur dar” 9 (Lieber 2011: 4 in modo particolare all’affinamento e allo sviluppo dell’italiano (scritto) e della cultura letteraria. 5 ‘protesta dialettale’ contro il primato toscano-fiorentino all’interno della lingua letteraria. 6 senza alcuna necessità di legittimazione. 7 quali segni linguistici siano considerati appartenenti allo stesso sistema di segni verbali. 8 […] da un linguaggio più antico a quello odierno, da un dialetto alla lingua standard (e viceversa), da un linguaggio medico al linguaggio comune del paziente, dal gergo dei trafficanti di droga al linguaggio dei verbali usato dai giuristi ecc. 9 la Binnenübersetzung , ovvero l’attività traduttiva svolta consapevolmente da autori e ancorata in termini linguistico-culturali allo specifico contesto italiano, costituisce una costante di lunga tradizione nella cultura traduttiva in Italia. <?page no="107"?> Un paese, 6000 lingue 107 1932). Robert Lukenda riprende da Lieber la denominazione Binnenübersetzung come peculiarità della tradizione italiana, la cui cultura traduttiva è caratterizzata dalla ricerca secolare di una lingua nazionale sovraregionale (cfr. Lukenda 2014: 43). Lukenda richiama inoltre l’attenzione sulla molteplice funzione della Binnenübersetzung come strumento di mediazione tra lingua e dialetto: “[Ü]bersetzt wurde dabei sowohl in vertikaler Richtung, also vom Standarditalienischen in regionale Varietäten und vice versa, als auch in horizontaler Richtung, d. h. zwischen den einzelnen Dialekten […]” 10 (ibid.: 44). Nell’area linguistica italiana non vi è un corrispondente per il termine Binnenübersetzung inteso come ambito specifico della traduzione intralinguistica. Le peculiarità della Binnenübersetzung possono però essere associate al concetto di traduzione endolinguistica (conosciuta anche come intralinguistica) secondo la tripartizione di Jakobson. Lubello (2012: 49) e Desideri (2012: 15) parlano per esempio di autotraduzione endolinguistica o intralinguistica in riferimento all’autotraduzione di Luigi Pirandello dal dialetto siciliano all’italiano o a quella dei poeti neodialettali da un dialetto all’italiano standard e viceversa. Per poter meglio inquadrare il fenomeno della Binnenübersetzung sulla base di un excursus storico della produzione letteraria, è bene considerare prima brevemente l’evoluzione della lingua standard e delle varietà linguistiche presenti in Italia. 2 Cenni storici sulla lingua standard e sulle varietà linguistiche in Italia La caduta dell’Impero romano d’Occidente nel 476 d.C. e il conseguente epilogo dell’unità politica della penisola italica posero fine all’utilizzo del latino come lingua ufficiale. Solo con la nascita dello stato moderno a partire dal 1861 l’italiano si affermó ufficialmente come lingua nazionale. A partire dal 476 d.C. e ben oltre il 1861, il panorama linguistico italiano si contraddistinse per la presenza di una serie di volgari regionali, sviluppatisi dal latino volgare e solo parzialmente caratterizzati da una tradizione scritta. Per molti secoli tuttavia la lingua dei dotti e quella utilizzata per le comunicazioni scritte rimase ancora quella latina, pur venendo soppiantata in modo lento, ma costante, dai volgari . Già molto prima dell’unità d’Italia si pose la questione della scelta del volgare più adatto a essere identificato come lingua standard sovraregionale, tema che, nel corso dei secoli, dominò il dibattito linguistico tra i letterati, noto come questione della lingua . Nel XIV secolo, grazie alle opere di Dante e degli altri trecentisti Francesco Petrarca e Giovanni Boccaccio, il volgare toscano fu elevato al rango di lingua letteraria, imponendosi come lingua scritta anche in altri ambiti e ben oltre i confini toscani. Successivamente, nel XVI secolo, la scelta relativa a una lingua “tetto” unitaria ricadde sul volgare toscano dei trecentisti sulla base del canone proposto dall’umanista Pietro Bembo (1470-1547) nel suo trattato Prose della volgar lingua (prima edizione 1525). Si discusse anche su quale nome dare a questa lingua: fino all’unità politica in Italia i termini più frequenti furono “fiorentino”, “toscano” e “italiano”. Nel XV e XVI secolo le opere di grammatici, lessicografi e delle accademie di nuova fondazione, prima tra tutte l’ Accademia della Crusca , contribuirono in modo fondamentale alla codificazione del volgare toscano prima, durante e dopo il dibattito sulla lingua. Analogamente, l’invenzione 10 […] si traduceva sia verticalmente, ovvero dall’italiano standard nelle varietà regionali e viceversa, sia orizzontalmente, ovvero tra i singoli dialetti […]. <?page no="108"?> 108 Emanuela Petrucci della stampa intorno al 1450 concorse a una normazione linguistica unitaria e promosse la rapida diffusione della lingua scritta. Al momento dell’unificazione dello Stato italiano nel 1861 solo il 2,5 % della popolazione era italofona. Tra le prime misure volte a favorire l’italianizzazione si annovera l’introduzione obbligatoria dell’insegnamento dell’italiano nella scuola primaria. Rivestirono un ruolo decisivo per una più diffusa affermazione della lingua tra i ceti meno istruiti della popolazione e per il progressivo abbandono dell’uso dei dialetti la leva militare, l’industrializzazione, l’urbanizzazione e l’emigrazione interna (cfr. De Mauro 2002: 44-53). Nel periodo della dittatura fascista (1922 / 25-1943), successivamente a una iniziale politica linguistica tollerante, si affermò una linea più autoritaria che perseguiva un’imposizione tassativa della lingua nazionale, rifiutando e sopprimendo al contempo dialetti, minoranze linguistiche e influenze provenienti da lingue straniere (cfr. Reutner / Schwarze 2011: 178 sg.). Con l’avvento del boom economico successivo alla Seconda guerra mondiale e con l’influenza consistente dei media audiovisivi si giunse alla definitiva affermazione di una lingua comune (Sabatini / Coletti / Maraschio 2006: 1 sg.; Murrali 2015). In sintesi, è importante sottolineare che la storia della lingua italiana che abbraccia un arco di tempo di otto secoli - dai volgari illustri , alla sua diffusione e successiva normazione per poi, solo secoli dopo, giungere all’imposizione del toscano illustre come lingua nazionale - rappresenta un processo ancora oggi in corso. La letteratura italiana è da sempre caratterizzata da una reciproca contaminazione tra lingua e dialetto e, secondo Contini (1970: 611), rappresenta “sostanzialmente l’unica grande letteratura nazionale” la cui produzione dialettale è parte imprescindibile del patrimonio culturale. In questo contesto entra in gioco la pratica della Binnenübersetzung “[I]n principio fuit interpres”, scrive Gianfranco Folena nella sua celebre opera Volgarizzare e tradurre (1994: 3) specificando che: “[A]ll’inizio di nuove tradizioni di lingua scritta e letteraria […] sta molto spesso la traduzione”. 3 Binnenübersetzung in Italia: da Anonimo Toscano a Zanzotto Dante fu il primo a confrontarsi con l’enorme varietà di volgari presenti nella penisola al suo tempo. Nella sua opera il De Vulgari Eloquentia (1303-1305) classificò le quattordici varietà linguistiche principali a seconda delle aree geografiche, affermando: “a considerare anche le varietà‚ secondarie e minime, in questo solo piccolissimo cantone del mondo […] si potrebbe giungere a mille parlate e anche oltre” (Vignuzzi 2010). Da questa ricchezza linguistica scaturì una intensa attività di traduzione. Un capitolo a parte all’interno delle letterature dialettali è riservato proprio alla pratica della cosiddetta Binnenübersetzung che si diffuse a partire dal tardo Rinascimento insieme ai volgarizzamenti (v. Brevini 1999: 1518 sg.; Arcangeli 2015: 12). Il paragrafo seguente tratta una selezione di opere originali inserite nel contesto della Binnenübersetzung , classificate in base alla lingua d’arrivo e all’ordine cronologico. 3.1 Dai volgari illustri al toscano illustre La pratica della Binnenübersetzung dai vari volgari illustri al toscano illustre affonda le radici nelle trascrizioni manoscritte delle opere originali in siciliano illustre della scuola poetica siciliana del XIII secolo. La motivazione che sottendeva a queste prime forme di traduzione era <?page no="109"?> Un paese, 6000 lingue 109 il desiderio di assicurare e diffondere il sapere del tempo. La maggior parte dei manoscritti fu prodotta a partire dagli ultimi trent’anni del XIII fino al primo decennio del XIV secolo da copisti toscani, tra i quali troviamo sia l’Anonimo toscano che autori conosciuti come Bonaggiunta Orbiggiani o Guittone d’Arezzo. Queste prime forme di Binnenübersetzung rappresentavano una “vera e propria ‘conversione’ da un sistema linguistico a un altro” (Coluccia 2005). ll prestigioso ruolo riconosciuto al toscano illustre nel dibattito sulla lingua è un’ulteriore motivazione alla trasposizione in toscano illustre di opere scritte in altri volgari . Ne è un esempio l’ Orlando innamorato di Matteo Maria Boiardo (1441-1494), il famoso poema epico-cavalleresco in tre volumi redatto in una variante linguistica che presenta influenze del volgare settentrionale, in particolare padano. In seguito al dibattito sulla lingua del XVI secolo, questo volgare venne considerato meno autorevole, alcuni studiosi si impegnarono quindi a realizzare una nuova versione dell’opera in volgare toscano. La versione del poeta toscano Francesco Berni dell’ Orlando innamorato (1541), la più conosciuta fino al XIX secolo, presenta, rispetto all’originale, un adattamento ai gusti dell’epoca con la presenza di passaggi burleschi (cfr. Mutini 1967). La trasposizione di opere da un volgare illustre al toscano illustre aveva, inoltre, l’obiettivo di consentire una migliore comprensione e una maggiore fruizione dei relativi contenuti. L’autore veneziano Carlo Goldoni (1707-1739), nonostante mostri una grande consapevolezza verso la propria varietà linguistica, decise di trasporre in toscano ampie parti delle sue commedie redatte in veneziano “per essere inteso in Toscana, in Lombardia e in Venezia” (Trifone 2015: 198). Le corredò, inoltre, di glossari contenenti singole espressioni per facilitarne la comprensione ma “ohne purifizierende Intention” 11 (Lieber / Winter 2011b: 1928). La pratica della Binnenübersetzung dal volgare illustre al toscano illustre assunse un ruolo importante anche nella ricerca di una lingua letteraria sovraregionale, quale fondamento per il successivo sviluppo di una lingua nazionale. A questo proposito, Alessandro Manzoni (1785-1873) rielaborò due volte la prima stesura del romanzo I promessi sposi , compiendo lui stesso un’opera di traduzione interdialettale nell’ambito della sua revisione linguistica. Tale pratica lo portò quindi a realizzare, partendo da una mescolanza di lombardismi, toscanismi e francesismi, la terza edizione del 1840 redatta in fiorentino contemporaneo. La toscanizzazione dell’opera durò quasi vent’anni (cfr. Lieber 2011: 1932 sg.; Lukenda 2014: 44 sg.). 3.2 Dal toscano illustre ai volgari illustri Il classico della letteratura toscana, la Divina Commedia di Dante Alighieri (1265-1321), diventò a partire dal XIX secolo oggetto di una “vera e propria Dantemania” (Basile 2015: 15). Tra l’elevato numero di trasposizioni dell’opera, anche di natura parodistica, in diverse varietà linguistiche regionali si annoverano traduzioni sia di canti scelti, sia anche dell’intera opera (ibid.: 19). La prima traduzione fu pubblicata sotto forma di parodia e porta la firma del poeta dialettale milanese Carlo Porta che, all’inizio del XIX secolo, tradusse in lombardo alcuni canti della Divina Commedia (cfr. Isella 1970). Alla fine del XIX secolo furono pubblicate le prime due traduzioni complete della Divina Commedia : nel 1875 la versione veneziana di Giuseppe Capelli e nel 1892 quella calabrese di Salvatore Scervini. Nel suo trattato Riprodurre il senso o la forma (2009) Fiorenzo Toso analizza i diversi approcci alla pratica della Binnenübersetzung , 11 senza alcuna intenzione di purificazione. <?page no="110"?> 110 Emanuela Petrucci prendendo ad esempio tre traduzioni in genovese dei seguenti autori: Gian Battista Vigo (1889), Angelico Federico Gazzo (1909) e Silvio Opisso (1950). La versione popolare e a tratti parodistica di Vigo ha prevalentemente un valore di intrattenimento, mentre Gazzo aspira a dimostrare le abilità espressive del “suo” genovese illustre e Opisso si sofferma prioritariamente sulla riproduzione del contenuto, talvolta anche a discapito della purezza linguistica (cfr. Toso 2009: 40 sgg.). Nella seconda metà del XVI secolo il Decameron (1349-1351) di Giovanni Boccaccio (1313-1375) fu sottoposto a una revisione contenutistica e linguistica che prevedeva la trasposizione dal fiorentino del XIV secolo a quello del XVI secolo. Contestualmente a tale processo anche il fondatore dell’ Accademia della Crusca , Leonardo Salviati (1540-1589), si dedicò all’opera del Boccaccio e, nell’ambito del dibattito sulla questione della lingua , decise di far tradurre la nona novella della prima giornata intitolata La dama di Guascogna e il re di Cipro in dodici varietà della lingua italiana. Da un lato, questo confronto doveva rendere visibile la continuità linguistica tra la versione fiorentina originale del XIV secolo e quella in fiorentino moderno, evidenziando, dall’altro, anche le grandi differenze con le varianti regionali non appartenenti al toscano quali il bergamasco, il veneziano, il friulano, l’istriano, il padovano, il genovese, il mantovano, il milanese, il bolognese, il perugino e il napoletano. La variante romana non fu presa in esame, mentre quelle delle regioni meridionali furono accorpate ai dialetti napoletani (cfr. Finco 2014: 315). Nel 1875, in occasione del 500° anniversario della morte del Boccaccio e come contributo alla dialettologia, il biografo livornese Giovanni Papanti pubblicò I Parlari Italiani in Certaldo nel V Centenario di Messer Giovanni Boccacci , una raccolta di traduzioni della suddetta novella nei dialetti di 704 località (Vignuzzi 2010). Nel 1540 un traduttore anonimo traspose il poema l’ Orlando furioso (1532) di Ludovico Ariosto (1474-1533), scritto nel volgare illustre toscano , in dialetto bergamasco con il titolo Roland furius de Mesir Lodevic Ariost. Stramudad in lengua bergamesca . Nel 1582 furono pubblicati in dialetto padovano, in una versione anch’essa anonima ma di genere parodistico, Li tre primi canti dell’Orlando furioso tradotti in lingua rustica padovana . Un’ulteriore opera redatta in toscano illustre che diede origine successivamente a innumerevoli pratiche di Binnenübersetzung nelle varianti dialettali non toscane è La Gerusalemme Liberata (1575) di Torquato Tasso (1544-1595). Il poema eroico divenne oggetto di parodie e travestimenti burleschi nel XVII e XVIII secolo. Fu un esempio di variante popolare a quella toscana la versione in dialetto bolognese di Giovanni Francesco Negri intitolata Tradottione della Gerusalemme liberata del Tasso in lingua bolognese popolare (1628). Una reinterpretazione parodica delle gesta eroiche è invece la versione bilingue veneta di Tommaso Mondini El Goffredo del Tasso cantà alla barcariola (1693) (cfr. Lasagna 2001). Tra le trasposizioni parziali e integrali in altre varietà regionali si annoverano le versioni nelle varianti linguistiche delle città di Belluno, Bergamo, Genova, Milano, e Perugia e della regione Calabria (cfr. Serassi 1785: 562-563). La trasposizione in napoletano intitolata Gierusalemme Libberata de lo sio Torquato Tasso fu realizzata dall’ecclesiastico Gabriele Fasano (1654-1689), il quale, pur impostando la sua traduzione sotto forma di parodia, non la interpretò come pura e semplice rivisitazione burlesca dell’originale ma come una possibilità di riflessione sugli aspetti linguistici (cfr. Marotta 1995). Il suo intento, inoltre, era quello di dimostrare che anche un’opera letteraria così complessa come quella del Tasso poteva essere tradotta in napoletano illustre senza dover ricorrere al linguaggio comune o a espressioni popolari. La prima edizione del 1689 si pro- <?page no="111"?> Un paese, 6000 lingue 111 pone come un’edizione bilingue di lusso con la versione originale del Tasso in toscano e fu dedicata all’aristocrazia napoletana come segno di ringraziamento per il sostegno economico ricevuto (cfr. De Maio [2012]). Partendo dalla versione originaria di Fasano in napoletano se ne pubblicarono altre sette edizioni, l’ultima a cura di Vito Pinto è del 2013: intitolata Lo tasso napoletano è completata da una traduzione in italiano. Già nel XV secolo Venezia si era affermata come capitale dell’editoria, trasformandosi in un “Zentrum der dialektalen Binnenübersetzung” 12 (Lieber / Winter 2011b: 1928). Così nel 1747 Giuseppe Pichi tradusse dal toscano in veneziano un’opera della letteratura italiana di carattere squisitamente popolare. Si tratta della traduzione dei racconti popolari di Giulio Cesare Croce (1550-1609) e Adriano Banchieri (1568-1634) con il titolo Bertoldo, Bertoldin e Cacasenno (1620). La versione di Pichi, intitolata Traduzion dal Toscan in Lengua Veneziana de Bertoldo, Bertoldin e Cacasseno , si presenta in due lingue ed è corredata non solo da un glossario, ma anche da modi di dire veneziani con relative spiegazioni. 3.3 Dal dialetto ricercato 13 al dialetto ricercato (e all’italiano standard) Il poeta e pittore romano Cesare Pascarella (1858-1940) affermò, in riferimento al dialetto romano: “Esso è la stessa lingua italiana pronunciata differentemente” (Cagiano de Azevedo / Trani 2012: V). La sua raccolta di sonetti in dialetto romano intitolata La scoperta de l’America (1894) fu tradotta otto volte in altre varietà della lingua italiana: in milanese, veneziano, romagnolo e cinque volte in genovese (Haller 1995: 81). Giorgio Faggin (1939), filologo e traduttore di letteratura olandese e di letteratura dialettale italiana in friulano, pubblicò nel 1995 Il savôr dal pan. Poesìis nord-italianis dal ‘900 , poesie neodialettali provenienti da sette regioni italiane e da lui stesso tradotte in friulano. Un ulteriore esempio di traduzione interdialettale di Giorgio Faggin è il Quaderno di traduzioni (1999), una raccolta di poesie europee e di opere poetiche neodialettali italiane. Faggin traspose tutti i testi in friulano, corredandoli di una traduzione in italiano standard per facilitarne la comprensione. Nel 1999 Faggin diede alle stampe una raccolta di poesie in tre lingue intitolata Dal padovano al friulano. Quaderni di Hebenon I con tre poesie di Cesare Ruffato redatte in padovano, tradotte in friulano da Faggin e in italiano standard dallo stesso Ruffato. 3.4 Dall’italiano al dialetto ricercato e viceversa Nella seconda metà del XIX secolo la dialettologia diventò una disciplina riconosciuta grazie al linguista Graziadio Isaia Ascoli (1829-1907) e, in modo particolare, alla sua opera Saggi ladini (1873), una grammatica storica dei dialetti italiani. Sotto l’influenza di Ascoli e nel tentativo di documentare in modo completo le varietà linguistiche dell’italiano furono pubblicate anche raccolte di traduzioni di un unico testo, per lo più letterario, redatto in diverse varianti regionali. In tale contesto si rimanda alla raccolta precedentemente citata di Giovanni Papanti e alla Raccolta di dialetti italiani con illustrazioni etnologiche (1864) di Attilio Zuccagni-Orlandini (1784-1872) contenente la Binnenübersetzung dall’italiano in diciannove varianti dialettali di 12 Centro della Binnenübersetzung dialettale. 13 In questo contesto con il termine ricercato si intende l’elevamento di una varietà linguistica regionale a lingua letteraria. <?page no="112"?> 112 Emanuela Petrucci un dialogo di carattere spiccatamente popolare intitolato “Dialogo tra un padrone e un suo servitore” (cfr. Vignuzzi 2010; Lieber 2011: 1932). Luigi Pirandello (1867-1936), drammaturgo siciliano insignito del Premio Nobel per la letteratura, nel primo periodo della sua produzione letteraria (1915-1920) scrisse le sue opere appositamente in siciliano, poiché considerava l’italiano standard inadeguato e poco espressivo come lingua teatrale (cfr. Lukenda 2014: 48). La ragione che lo portò a tradurre i propri testi in italiano fu, innanzitutto, il fatto che si rivolgeva a un pubblico teatrale non siciliano che conosceva già la lingua standard, ma decisamente meno la sua variante del siciliano di forte stampo popolare. Alla ricerca di una lingua adeguata (ibid.: 53) Pirandello si occupò di autotraduzioni e traduzioni intralinguistiche delle sue opere dal siciliano all’italiano e viceversa. La trasposizione della commedia Liolà (1916) dalla variante siciliana della sua città natale Agrigento in italiano avvenne in tre fasi che riflettono il processo di italianizzazione delle sue opere in base alla ricerca linguistica dell’autore. Nella prima versione del 1917 Pirandello si impegnò a mantenere “un certo colore, un certo sapore del vernacolo nativo”, come afferma lui stesso in alcune osservazioni sulla sua opera. Anche per Pirandello il risultato era un testo ibrido (cfr. Lubello 2012: 52), “un’autotraduzione di servizio” (ibid.: 57) per agevolare la comprensione del testo originale. Soltanto nella terza stesura del 1937 elaborò una versione definitiva in italiano. Nel romanzo Quer pasticciaccio brutto de via Merulana (1957) Carlo Emilio Gadda (1893-1973), anche se di origine milanese, utilizzò di proposito il dialetto romano per denunciare la struttura della società romana ai tempi del fascismo. La complessità della società è rappresentata attraverso registri linguistici diversi, mentre l’autore diventa un traduttore “culturale” per un pubblico di lettori di estrazione borghese. Per la raccolta di racconti L’Adalgisa (1945) Gadda realizzò un glossario con la traduzione delle sue sperimentazioni lessicali, la cui “[…] funzione autoriflessiva e, in certo senso autoparodistica” è emblematica, come osserva Paola Desideri (2012: 21). Secondo Desideri (ibid.: 21), paratesti, come note e glosse, “rappresentano una variante paradigmatica del ‘testo a fronte’, in quanto servono anche da utile dizionario bilingue che combina la traduzione con informazioni metalinguistiche”. A partire dagli anni ‘60 e, soprattutto, durante gli ultimi decenni del XX secolo si osservò, da un lato, una generale diminuzione dei parlanti dialetto e, dall’altro, un incremento nella produzione di letteratura dialettale, produzione caratterizzata da uno spiccato sperimentalismo linguistico. I poeti neodialettali trovano nei dialetti ricercati quelle possibilità di espressione che la lingua standardizzata non gli concedeva, una lingua che, particolarmente nell’epoca della tecnologia, cominciava a perdere molto della sua vivacità e capacità espressiva, come ben descrive nel 1964 Pier Paolo Pasolini nel suo saggio “Nuove questioni linguistiche” (cfr. Lieber 2011: 1936). L’autotraduzione in italiano allegata all’opera dialettale in prosa o lirica rappresenta una conditio sine qua non e ne facilita la lettura (cfr. Desideri 2012: 22). A sostegno di un nuovo impegno dialettologico Pier Paolo Pasolini (1922-1975), poeta, pubblicista, regista, giornalista e teorico della lingua, sottolineò l’importanza dell’utilizzo del dialetto in letteratura “im Dienste der […] sprachlichen Expressivität und damit der literarischen Freiheit” 14 (cfr. Lieber 2011: 1938). La sua prima raccolta di poesie in friulano, Poesie a Casarsa , fu pubblicata già nel 1942 (in pieno regime fascista), mentre a metà degli anni ’70 seguì la raccolta di poesie La nuova gioventù , anch’essa in friulano. Fu Pasolini stesso a tradurre 14 al servizio di […] una espressività linguistica e, in questo modo, anche di una libertà letteraria. <?page no="113"?> Un paese, 6000 lingue 113 parzialmente le poesie in italiano, osservando che “Das Friaulische benötigt Übersetzungen, das ist der schlagende Beweis für seine Stellung als Literatursprache” 15 (cfr. Lukenda 2014: 51). Concludendo, tra i numerosi autori di poesia neodialettale a partire dalla metà del XX secolo - basti pensare a Fernando Bandini, Franco Loi, Biagio Marin, Giacomo Noventa, Franco Scataglini e Michele Sovente - ricordiamo qui Andrea Zanzotto (1921-2011). Tra le opere dell’autore padovano si annovera una serie di testi poetici in dialetto veneziano, in parte da lui stesso tradotti in italiano. Filò (1976), una raccolta di poesie, è la sua opera dialettale più conosciuta: molte strofe del primo capitolo vennero appositamente scritte per il film Il Casanova di Federico Fellini . In una intervista del 15 luglio del 2003 Zanzotto, riferendosi all’identità linguistica, affermò che “[…] il peccato originale della poesia, il germe di Babele, è di nascere e morire in una lingua. Questa è la grandezza e il mistero di ogni lingua storica” (Desideri 2012: 22, nota 32). La pratica della Binnenübersetzung accompagna lo sviluppo della letteratura italiana dalla scuola siciliana fino alla poesia dialettale del nostro tempo e rappresenta una costante nella cultura traduttiva in Italia. Il capitolo seguente vuole illustrare quali siano le caratteristiche deducibili dai suddetti esempi e quali fattori rivestano un ruolo importante in questo contesto. 4 Peculiarità e fattori scatenanti 4.1 Peculiarità 4.1.1 Testi di partenza e varietà linguistiche I testi di partenza provengono da opere letterarie appartenenti al genere della lirica, dell’epica e della drammaturgia, tra cui si contano poesie, novelle, romanzi e commedie sia della letteratura classica, sia di quella popolare e di intrattenimento a partire dal XIII secolo fino alla letteratura contemporanea del XXI secolo. Tra le varietà linguistiche dei testi di partenza e di arrivo si trovano sia volgari di stampo popolare, i cosiddetti volgari rustici , sia forme letterarie avanzate di volgari come per esempio il siciliano illustre , il veneziano illustre , il toscano illustre (sovraregionale), l’italiano letterario su base fiorentina, l’italiano letterario contemporaneo e l’italiano standard della nostra epoca, la lingua ricercata e potenzialmente letteraria dei dialetti ricercati nonché quella spontanea e dialettale di stampo popolare dei dialetti rustici. La composizione linguistica varia dal testo monolingua a quello polifonico. 4.1.2 Schema di trasposizione orizzontale e verticale Lo status e il prestigio di una lingua rivestono un ruolo cruciale nel determinare se ci si trova di fronte a una trasposizione orizzontale o verticale. Come ampiamente illustrato da Gianfranco Folena, si parla di orizzontalità nella trasposizione di una lingua standard in un’altra standard o di un volgare , o dialetto, in un altro. Traducendo da una lingua standard in dialetto e viceversa oppure da un dialetto illustre in un dialetto di stampo popolare e viceversa, si parla di verticalità (cfr. Folena 1991: 12 sgg.). Nel contesto della Binnenübersetzung , la trasposizione 15 Il friulano necessita di traduzioni, ciò rappresenta la prova più evidente della sua posizione come lingua letteraria. <?page no="114"?> 114 Emanuela Petrucci orizzontale è più rara, mentre domina la natura asimmetrica delle trasposizioni e, di conseguenza, la verticalità (cfr. Grutman 2012: 34). Sono un esempio di trasposizione orizzontale le trascrizioni manoscritte delle opere siciliane in toscano, poiché alla fine del XIII secolo tutti i volgari godevano di uno status analogo. Interdialettale di natura orizzontale è anche la trasposizione di opere dialettali alla fine del XIX secolo, come per esempio si osserva nella raccolta di sonetti La scoperta de l’America di Cesare Pascarella con il passaggio dalla variante linguistica romana in altre varianti regionali. Vanno analogamente citate opere neodialettali del XX e XXI secolo, la cui trasposizione avviene tra due dialetti ricercati . A partire dalle opere dei trecentisti nel XIV secolo e soprattutto in seguito alla pubblicazione del trattato di Pietro Bembo sulla questione della lingua nel XVI secolo, il toscano venne sempre più riconosciuto e accettato come lingua interregionale di prestigio letterario e punto di riferimento per gli altri volgari . L’orizzontalità delle trasposizioni dal toscano in un altro volgare cominciò a vacillare, dipendendo questa dallo status delle altre varietà linguistiche. Nel XV e XVI secolo, ma anche in epoche successive, le versioni semplificate con intento parodistico di opere letterarie redatte in toscano illustre e trasposte in un volgare non toscano di natura popolare erano caratterizzate da un rapporto asimmetrico “verso il basso”. In tale contesto si cita la traduzione dell’ Orlando furioso di Ludovico Ariosto in un padovano rustico da parte di un autore sconosciuto. La trasposizione verticale “verso l’alto” rappresentava spesso una questione di prestigio: ne è un esempio la traduzione dell’ Orlando innamorato di Maria Matteo Boiardo in toscano nel XVI secolo, nel momento in cui questo volgare si era affermato come lingua letteraria sovraregionale. 4.1.3 Rottura delle norme Nella diversificazione del canone letterario i traduttori dimostrano la loro disponibilità a infrangere le norme “[…] Normbrüchen und Modifikationen, die aufgrund geänderter Interessenslagen und Machtkonstellationen von den Aktanten im Feld der Translation oder aber durch externe Faktoren bewirkt werden” 16 (Prunč 2008: 28). In tale contesto rientra la pratica della Binnenübersetzung sotto forma di parodia che, in qualità di opera autonoma, mira ad ottenere una parificazione della propria varietà linguistica o a raggiungere un più ampio pubblico di lettori. Nella scelta delle opere atte alla realizzazione di tale scopo rivestono un ruolo determinante il prestigio e lo status dell’autore dell’opera originale. Nel caso dell’autotraduzione ritroviamo diversificazioni che fungono da “traduzioni di servizio”, queste non costituiscono un testo indipendente, agevolano però la leggibilità dell’originale, oppure paratesti che servono da supporto alla lettura sotto forma di glossari, commenti e riflessioni dell’autore sulla propria opera. 4.1.4 Autotraduzione Una caratteristica centrale nella pratica della Binnenübersetzung è rappresentata dall’alta frequenza di autotraduzioni. A partire dal XVIII secolo e iniziando da Carlo Goldoni, autore e allo stesso tempo autotraduttore, la Binnenübersetzung e l’autotraduzione di tipo verticale - ovvero 16 […] rottura di norme e modificazioni dovute al cambiamento degli interessi e delle costellazioni di potere degli attori coinvolti nel campo della traduttologia oppure anche causate da fattori esterni. <?page no="115"?> Un paese, 6000 lingue 115 “verso l’alto” nella lingua sovraregionale toscana o in italiano standard - non è associata a una questione di prestigio in virtù dello status più elevato della lingua di arrivo. Il suo scopo è piuttosto quello di agevolare la comprensione del testo, aumentarne la diffusione nonché raffinare il proprio uso linguistico, come si può constatare per esempio nelle opere di Carlo Goldoni, di Alessandro Manzoni oppure di Luigi Pirandello. Manzoni voleva, inoltre, fornire un contributo alla risoluzione della questione della lingua , mentre Pier Paolo Pasolini, traducendo i testi in italiano, desiderava valorizzare la variante linguistica friulana. Nella poesia neodialettale contemporanea gli autori bilingui vivono nell’ambivalenza tra l’autenticità del proprio dialetto e l’universalità della lingua standard: l’autotraduzione delle loro opere in italiano consente di rivolgersi a un pubblico più ampio (cfr. Grutman 2012: 45). Dissenso regna tuttavia sulla qualità delle traduzioni. Giovanni Nadiani (2002: 4 sgg.) vede l’autotraduzione come atto creativo che, nel momento in cui si mettono al lavoro i “veri poeti e traduttori”, può dare vita a risultati eccellenti. A sua volta Meo Zilio (1991: 95 sgg.) analizza in modo critico le autotraduzioni apposte a fine pagina oppure in una nota a piè pagina che consentono sì una miglior leggibilità dell’originale, ma non possiedono di per sé alcun valore letterario. 4.2 Fattori che favoriscono la pratica della Binnenübersetzung Con il De Vulgari Eloquentia (1303-1304) di Dante Alighieri si avviò quel processo secolare conosciuto come questione della lingua che andò ad inserirsi in un contesto politicamente segmentato. Per l’Alighieri il volgare si definiva attraverso la qualità della propria letteratura (cfr. Marazzini 1994: 184) e la pratica della Binnenübersetzung ne favoriva il recepimento; a contribuire sostanzialmente alla formazione di tale segmento all’interno della cultura traduttiva italiana furono sia fattori relativi alle politiche linguistiche, sia aspirazioni identitarie, nonché rivendicazioni di potere politico ed esigenze economiche di mercato. 4.2.1 Fattori legati alle politiche linguistiche e alla ricerca d’identità A partire dal XVI secolo si osserva una tendenza crescente alla toscanizzazione di opere letterarie redatte in primo luogo in altri volgari . La rivolta di alcuni autori contro il primato del toscano preso a modello di lingua unitaria fu la motivazione a realizzare Binnenübersetzungen di opere letterarie significative redatte in toscano trasponendole nel proprio volgare illustre . Nel XIX secolo, un’epoca dominata dal processo di riunificazione politica dell’Italia, Dante Alighieri, non solo autore di prestigio ma anche il più famoso esule politico italiano, diventò l’emblema della lotta contro la dominazione straniera e, successivamente, il simbolo dell’Unità d’Italia. In questa fase storica la sua Divina Commedia fu interpretata e tradotta in modo polivalente in tutte le varietà linguistiche regionali e con un forte riferimento alle rivoluzioni politiche e sociali di quel periodo (cfr. Basile 2015: 15). Nella stessa epoca e nel contesto della questione della lingua ancora irrisolta, Alessandro Manzoni, ai fini di una identità linguistica, si servì della Binnenübersetzung come di uno strumento e traspose il suo romanzo I promessi sposi , originariamente redatto in una lingua composita, nel prestigioso fiorentino moderno dei suoi tempi. A partire dalla seconda metà del XIX secolo la Binnenübersetzung trovò impiego come metodo di rappresentazione della dialettografia all’interno degli studi sui dialetti nell’ambito della politica linguistica in atto nell’Italia postunitaria. <?page no="116"?> 116 Emanuela Petrucci 4.2.2 Fattori legati al potere politico A illustrare la pratica della Binnenübersetzung come forma di rivendicazione di potere politico si presentano qui a seguito tre esempi. Il primo caso riguarda la difesa e il consolidamento del toscano come lingua sovraregionale nel XVI secolo, il secondo s’incentra sulla parificazione del napoletano al toscano all’epoca del Regno di Napoli ( XVII secolo) e il terzo fa riferimento al pericolo di strumentalizzazione politica in un ambito specifico della letteratura neodialettale contemporanea. La motivazione a redigere una Binnenübersetzung interdialettale del Decameron del Boccaccio dal toscano antico a quello del XVI secolo è da ricercarsi nell’inserimento dell’opera nell’ Index librorum prohibitorum da parte della Chiesa cattolica nel 1559. A tutela del patrimonio culturale della Toscana e dello status del toscano come lingua sovraregionale, il Granduca di Toscana, Cosimo I de’ Medici, intervenne nel 1570 rivendicando i diritti di Firenze alla “rassettatura” e alla ristampa del capolavoro del Boccaccio, considerato un modello fondamentale di narrazione toscana che aveva regalato alla città grande prestigio. In cambio il Granduca si dichiarò disponibile ad acconsentire che l’opera fosse sottoposta a profonde modifiche di carattere contenutistico secondo le concezioni morali predominanti all’epoca della Controriforma. Dieci anni dopo la prima “rassettatura” del 1573, ritenuta insufficiente dalla Curia romana, l’opera fu sottoposta a una revisione radicale da parte di Lionardo Salviati che fu accolta con favore e ristampata più volte. Nell’ambito di tale revisione e con l’intento di continuare a difendere il primato del toscano, Salviati fece tradurre, come già menzionato, una novella del Decameron in dodici varietà della lingua italiana al fine di documentare la continuità tra il fiorentino dei trecentisti e quello della sua epoca, nonché le differenze di qualità rispetto alle altre dodici varianti regionali (cfr. Finco 2014: 311 sg.). La versione napoletana della Gerusalemme Liberata dell’ecclesiastico Gabriele Fasano era incentrata sull’esperimento linguistico e sull’obiettivo di redigere un’opera in napoletano illustre di pari valore letterario. Tale progetto fu promosso e finanziato dalla nobiltà napoletana. Fasano era anche consapevole di quanto fosse delicata la sua impresa soprattutto rispetto a quei passaggi dell’opera del Tasso ritenuti immorali dalla cultura post tridentina. Ciò trovò conferma in una comunicazione all’amico Tasso (cfr. De Maio [2012]), in cui Fasano interpreta i suddetti passaggi non come esortazione a imitare tale condotta, ma come strumento di dissuasione (ibid.: nota a piè di pagina 17). La sua traduzione de Lo Tasso napoletano fu pubblicata nella prima versione nel 1689 e ottenne l’ imprimatur sia da parte del revisore ecclesiastico sia da quello reale: furono elogiati l’eccellente stile e l’assenza di contenuti che potevano destare scandalo (ibid.). All’interno della considerevole produzione letteraria di poesia neodialettale a partire dagli anni Sessanta del XX secolo (cfr. Cesaretti Salvi 2006), accolta con favore dalla critica letteraria come fenomeno culturale innovativo dell’intera area italiana in un’ottica di diversificazione con tendenze democratizzanti, si rende necessario evidenziarne un segmento con forte connotazione politica. In quest’ottica non si può escludere una strumentalizzazione del potere politico con obiettivi regionalisti caratterizzati da tendenze separatiste (cfr. Marcato 2015). In studi mirati e nella stampa vengono ripetutamente tematizzati gli sforzi dettati da intenti ideologici e politici volti alla tutela e alla promozione dei singoli dialetti dell’Italia settentrionale con l’obiettivo di ancorare quest’ultimi alla costituzione tramite disegni di legge. Nel suo saggio “Centralizzazione e federalismo, italiano e dialetti: una coppia asimmetrica“ del 2008 <?page no="117"?> Un paese, 6000 lingue 117 Francesco Bruni discute, in riferimento alla valorizzazione delle “lingue minori” (Bruni 2008) nel contesto politico e sociale contemporaneo, l’assenza di un orientamento culturale moderno e l’inasprimento dei regionalismi che lo stato postunitario, malgrado alcuni insuccessi, ha sempre cercato di superare (ibid.). Nel contesto di questo specifico segmento della poesia neodialettale la “traduzione di servizio” in italiano standard corredata al testo facilita, da un lato, la comprensione ma, dall’altro, riducendo la lingua nazionale a mero strumento ausiliario, è lecito chiedersi se l’intento, mosso da tendenze politiche, sia quello di sminuirne lo status. 4.2.3 Esigenze economiche di mercato Per evitare la marginalizzazione dovuta a un’esigua presenza sul mercato librario (cfr. Grutman 2012: 45) tutti gli attori coinvolti in tale processo 17 concordano sul ruolo della Binnenübersetzung e dell’autotraduzione ritenendo necessaria la traduzione in italiano per facilitare la comprensione della poesia neodialettale. Le case editrici che, a partire dagli anni Sessanta, hanno pubblicato opere dialettali contemporanee corredate da una Binnenübersetzung in italiano sono principalmente di nicchia, tra queste la Casa Editrice Menna con sede ad Avellino, le Edizioni Cofine con sede a Roma, nonché diverse piattaforme online come il Centro di ricerca tradizioni popolari La Grande Madre oppure i Poeti del Parco , nato da un gruppo di poeti e poetesse 18 che consentono agli autori di avere visibilità tramite liste di nomi, biografie, esempi di produzione letteraria con relativa traduzione in italiano standard e in parte con recensioni; queste piattaforme organizzano inoltre anche letture di brani, manifestazioni culturali e premiazioni. Colpisce il gran numero di premiazioni a livello regionale e nazionale: si citi per esempio l’annuale Premio Ischitella-Pietro Giannone per la poesia dialettale con sede a Ischitella (Foggia). Al momento dell’iscrizione al concorso è obbligatorio allegare una traduzione della poesia consegnata in italiano standard. 5 Conclusioni “Molti di noi non lo parleranno mai l’italiano e moriranno in napoletano” (De Luca 2001: 20) Questa citazione si riferisce alla realtà del piccolo mondo familiare della propria variante linguistica che si contrappone alla realtà di un mondo estraneo, potente, ma unificante, quello della lingua nazionale standardizzata. Ancora oggi, tra le nazioni europee, l’Italia è il Paese che può vantare la più grande frammentazione all’interno dei suoi dialetti (cfr. Marcato 2015). La pratica della Binnenübersetzung riveste un ruolo di spicco all’interno della cultura traduttiva italiana, un ponte tra la lingua standard e le varietà linguistiche nonché tra le singole varietá. Tra i fattori che sottendono alla pratica della Binnenübersetzung si annoverano l’impegno a garantire una comprensione sovraregionale del testo, una maggiore diffusione territoriale delle opere letterarie nonché la conferma di alto prestigio della propria varietà linguistica. Di 17 Si tratta di autori, autotraduttori, curatori ed editori. 18 Si è voluto aggiungere anche la forma femminile poiché sulla pagina web dei Poeti del Parco sono elencati anche nomi di poetesse con breve descrizione dei profili. <?page no="118"?> 118 Emanuela Petrucci norma la Binnenübersetzung si identifica in una trasposizione verticale e asimmetrica, l’orizzontalità rappresenta un’eccezione. Una caratteristica fondamentale della Binnenübersetzung è l’alta frequenza di autotraduzioni, in parte corredate da glossari, commenti e riflessioni sulla propria opera per consentire una migliore leggibilità del testo originale. Essa è caratterizzata anche dalla tendenza a rompere con le norme, servendosi delle parodie di opere letterarie apprezzate con l’intento di rivolgersi a un più vasto pubblico di lettori, valorizzando in tal modo la propria varietà linguistica. La ricerca d’identità, le rivendicazioni del potere politico e le esigenze economiche del mercato contribuiscono alla pratica della Binnenübersetzung , un segmento della cultura traduttiva italiana strettamente legato alla questione della lingua e, come constatato nel passato, sottoposto a strumentalizzazione da parte del potere politico, aspetto che continua a non poter essere escluso. Übersetzung Margherita Caliumi Kateryna Drahomeretska Angelica Resca Federica Romeo Stefanie Schauer unter der Leitung von Serena Comoglio Bibliografie Albrecht, Jörn (2008) „‚Intralinguales‘ Übersetzen im weiteren Sinn: Okzitanisch à Französisch; Französisch à Okzitanisch“, in: Pöckl, Wolfgang / Schreiber, Michael (eds.) Geschichte und Gegenwart der Übersetzung im französischen Sprachraum . Frankfurt am Main: Peter Lang. Arcangeli, Massimo (2015) „Prefazione“, in: Basile, Pina (ed.) Salvatore Scervini: La Divina Commedia di Dante Alighieri in dialetto calabrese . Ariccia ( RM ): Aracne, 11-13. Basile, Pina (ed.) (2015) Salvatore Scervini: La Divina Commedia di Dante Alighieri in dialetto calabrese . Ariccia ( RM ): Aracne. Berk Albachten, Özlem (2014) „Intralingual Translation: Discussions within Translation Studies and the Case of Turkey“, in: Bermann, Sandra / Porter, Catherine (eds.) A Companion to Translation Studies . Oxford: Wiley-Blackwell, 571-585. Brevini, Franco (ed.) 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Dies ist nur teilweise auf den multilingualen und pluriethnischen Charakter der sowjetischen Gesellschaft zurückzuführen (vgl. dazu allgemein Smith 1998 bzw. Martin 2001). Erst umfangreiche sprachpolitische Zugeständnisse wie der Ausbau nationaler Bildungssysteme und die Etablierung mehrsprachiger Strukturen in Verwaltung, Kultur (darunter dem Buchwesen) und Politik führten zu einem hohen translatorischen Aufkommen. Translation wurde auf diese Weise als ein wesentliches Element in der Etablierung kommunistischer Strukturen und Ideen in und auch außerhalb der Sowjetunion eingesetzt und war ein bedeutender Bestandteil der sowjetischen Kulturpolitik. Spätestens nach 1945 forcierte man den Aufbau sogenannter kommunistischer Nationen in der Sowjetunion selbst, aber auch im sozialistischen Lager. Diese unter dem Motto „sozialistisch im Inhalt, national in der Form“ propagierte Vorgehensweise stellte sich als eine Adaption der kommunistischen Ideologie an regionale und nationale Traditionen dar. Dabei wurde versucht, die in ihren theoretischen Grundlagen prinzipiell auf eine klassenlose Gesellschaft abzielende Ideologie an die realpolitischen, ethnischen bzw. nationalen Gegebenheiten anzupassen (vgl. etwa für Polen Zaremba 2011; Babiracki 2015). Diese Adaption wurde vielfach durch Translation in einem breiteren Verständnis bewerkstelligt, das den Transfer von Texten, aber auch Ideen sowie Diskursen umfasste (D’hulst 2012). Translatorische Prozesse, Produkte und Diskurse, die von staatlicher Seite initiiert und umgesetzt wurden, sind somit keineswegs auf die Sowjetunion zu beschränken (vgl. dazu auch den konzisen Überblick Popa 2013), sondern auch innerhalb des sozialistischen Lagers sowie darüber hinaus in einem nicht kommunistisch beherrschten Umfeld zu verorten. Translate wurden dabei spezifisch an die jeweiligen Adressatinnen und Adressaten bzw. Einsatzgebiete angepasst, wodurch sich auch voneinander abweichende translatorische Konzeptionen ergaben. Die Bestimmung einer sowjetischen Translationspolitik ist nicht zuletzt durch die vielseitigen Konzeptualisierungen von Translation und Politik unter verschiedenen Aspekten möglich (González Núñez 2016: 88-94). An dieser Stelle soll der Fokus auf eine staatlich organisierte, finanzierte und kontrollierte Translationspolitik gelegt werden. Im Vordergrund stehen translatorisch relevante Vorgänge, die durch staatliche Strukturen geplant und umgesetzt wurden und somit von diesen forciert, zugelassen oder auch nur toleriert werden. Entscheidend dabei ist, dass es sich nicht nur um (rechtliche) Vorgaben handelt, sondern auch um etablierte translatorische Praktiken, initiierte Diskurse über Translation und den politisch vorgegeben Umgang mit Translation (González Núñez / Meylaerts 2017: 3-10). Es geht folglich um ein komplexes Netzwerk an Praktiken, Diskursen und (rechtlichen) Vorgaben, die sowohl explizit wie implizit erfolgen können. Translationspolitik setzt sich in diesem Verständnis nicht nur <?page no="122"?> 122 Philipp Hofeneder aus schriftlich fixierten Gesetzen und politischen Vorgaben zusammen, sondern eben auch aus einer Reihe an Konventionen und etablierten Praktiken, die nicht auf konkret formulierte Maßnahmen zurückzuführen sind (González Núñez 2016: 91-93). Aus diesem Verständnis heraus ergibt sich, dass eine sowjetische Translationspolitik keineswegs nur im Einklang mit der kommunistischen Ideologie stehen muss, sondern vielmehr auch Ausdruck einer politischen Machtposition ist, durch die konkrete gesellschafts- und kulturpolitische Zwecke und Konstellationen erreicht werden. Auf diese Weise ist Translationspolitik als ein wesentlicher Bestandteil einer Translationskultur zu verstehen (Prunč 2008: 25). 1 Im Hinblick auf die Sowjetunion ist jedoch das Verständnis von Translationspolitik deutlich einzuschränken, waren doch private bzw. nicht staatliche Aktivitäten per definitionem auf ein Mindestmaß reduziert. Sinnvoll erscheint aber im vorliegenden Zusammenhang, Translationspolitik auf jene Bereiche zu beschränken, die von staatlichen Stellen und Personen vorgegeben und umgesetzt wurden. Damit sind zunächst Rahmenbedingungen von Translation gemeint, also die Auswahl der zu übersetzenden Werke, geltende Vorgaben bei der Übersetzung selbst sowie der weitere, von offizieller Seite geregelte Umgang mit und die Verbreitung von Translaten. Auf diese Weise ist gesichert, dass der Begriff Translationspolitik nicht zu weit verstanden wird und nur jene translatorisch relevanten Vorgänge und Praktiken umfasst, die darauf abzielen, zu regulieren und zu kontrollieren (siehe dazu Meylaerts 2011: 744). Somit sollen im Rahmen des vorliegenden Artikels Gesetzmäßigkeiten (Prunč 1997: 107; González Núñez 2016: 103) herausgearbeitet und freigelegt werden. Es handelt sich dabei um die für die sowjetische Translationspolitik charakteristischen und gleichzeitig etablierten Merkmale, die nicht nur für einen räumlich wie zeitlich stark eingeschränkten Fall Gültigkeit besitzen (wie dies bei einer einzelnen oder einigen wenigen Übersetzungen der Fall ist), sondern für den gesamten Untersuchungszeitraum, die Zeit vom Zweiten Weltkrieg bis zum Ende der Sowjetunion, bestimmend sind. Wird unter Translationspolitik, wie zuvor erläutert, der regulierende Umgang mit Translation von staatlicher Seite verstanden, so bietet es sich an, einen konkreten Aspekt zu beleuchten: Dabei handelt es sich um die Frage, wie die Verbreitung von Translaten in der sowjetischen Gesellschaft geregelt wurde. Wo werden Translate erstellt, wo werden sie produziert und auf welche Weise zirkulieren diese Texte in einer Gesellschaft (Simon 2012: 7)? An welchen Orten sind diese zugänglich und welche potenziellen LeserInnen sollen erreicht bzw. davon ausgeschlossen werden? Dadurch rücken Fragen der Vermittlung von Translation in den Vordergrund. Es geht also nicht um die Frage, wie Texte an politische und ideologische Vorgaben angepasst werden oder welche AkteurInnen daran beteiligt waren, sondern wie Translate - im Zuge und nach erfolgter Übersetzung und Veröffentlichung - behandelt werden. Auch soll die Bewegung von Translation im Raum nachverfolgt werden (D’hulst / Gerween 2018: 2; D’hulst 2018, 199-202). Folgerichtig verschiebt sich der Fokus auf die materielle Seite von Translation und fragt nun nach Kommunikationswegen und Vermittlungsmöglichkeiten, wodurch Rückschlüsse auf den Status eines Translats möglich sind (Littau 2016, besonders 88-93). Welche Maßnahmen werden im Hinblick auf Verbreitung, Zugänglichkeit und Öffentlichkeitsstatus 1 Zu einer ausführlichen Auseinandersetzung mit dem Begriff der Translationskultur vgl. den einführenden Beitrag des vorliegenden Bandes. <?page no="123"?> Kommunikationskanäle der sowjetischen Translationspolitik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts 123 von Translation ergriffen? 2 Findet die sowjetische Translationspolitik auch einen Niederschlag in der Regelung der Verbreitung und Zugänglichkeit von Translaten? Aufbauend auf diesen Überlegungen sollen im Rahmen des vorliegenden Artikels einige charakteristische Merkmale der sowjetischen Translationspolitik erarbeitet werden. Diese betreffen Fragen der Öffentlichkeit, Zugänglichkeit, aber auch nach dem Einsatzgebiet von Translation, die in diesen groben Zügen von 1945 bis 1991 nachzuweisen sind. Es wird danach gefragt, wo Translate vorhanden sind, wer Zugang zu diesen hat bzw. wie die Distribution von Texten gesteuert wird. Ferner wird danach gefragt, zwischen welchen Sprachen und in welchem Ausmaß übersetzt wird. Ziel ist es, tiefere Einblicke in die Funktions- und Wirkungsweise dieser Politik zu gewinnen. Lassen sich direkte oder indirekte Auswirkungen bei der Distribution und der Zugänglichkeit von Translaten nachweisen und handelt es sich dabei um bewusste und kontrollierte Vorgänge bzw. Auswirkungen? Vor dem Hintergrund dieser Fragen wird die sowjetische Translationspolitik nicht ausschließlich als ein ideologisch und politisch adäquater Umgang mit vermeintlich problematischen Texten verstanden, die mit den Mitteln des Verbots, der Einschränkung oder der (textuellen) Adaption erreicht wurden. Vielmehr geht es darum, dass es sich tatsächlich um ein flexibles, veränderndes und demnach in hohem Maße situationsbedingtes Instrumentarium des Machterhalts handelte. 2 Kommunikative Strukturen in der Verbreitung sowjetischer Translate Ausgehend von der These, dass die sowjetische Translationspolitik alle Etappen einer Übersetzung, von der Planung und Auswahl, über den eigentlichen Übersetzungsprozess, bis hin zur Distribution und dem weiteren Einsatz kontrollierte, sollen im Folgenden wesentliche Möglichkeiten und Ausprägungen einer Verbreitung in der Sowjetunion untersucht werden. Diese Praktiken bedürfen nicht unbedingt einer expliziten schriftlichen Festlegung, etwa in Form von Gesetzen oder Vorgaben, sondern können sich auch als Konvention im Laufe der Zeit etablieren (vgl. González Núñez 2016: 91 f.). Sie stehen in einem Gegensatz zu Normen, die als unveränderlich gelten, solange sie nicht von einer neuen Norm abgelöst werden (Toury 1995 / 2012, besonders 76-86 sowie die Kritik daran bei Pym 1998: 111-115). Ferner sind Konventionen nicht immer sichtbar, sondern können erst durch eingehendere Untersuchungen und Vergleiche freigelegt werden. Bei diesen translatorisch relevanten Praktiken handelt es sich um tieferliegende Strukturen und nicht um direkte politische Vorgaben. Eine wesentliche Eigenschaft von Übersetzungen betrifft deren gesellschaftliche Reichweite bzw. die Art und Weise ihrer Veröffentlichung. Für die totalitäre Kultur der Sowjetunion besonders charakteristisch ist der Umstand, dass der gesellschaftliche Zugang zu Übersetzungen bzw. deren soziale Reichweite bewusst geregelt wurde. Translate wiesen aus diesem Grund einen voneinander abweichenden und politisch geregelten Veröffentlichungsgrad auf und konnten sich zwischen einem stark eingeschränkten Kreis an Fachleuten oder einem (Massen) publikum bewegen (Блюм 2005: 46-78). Die Art der Zugänglichkeit ist insofern von Bedeu- 2 Andernorts werden diese Vorgänge als Nachzensur bezeichnet und dienen der Unterdrückung aber - wie im Rahmen des vorliegenden Artikels gezeigt werden soll - auch der bewussten Steuerung und daher gesellschaftspolitischen Kontrolle bereits übersetzter Werke. Vgl. dazu Roisko (2015: 21-25). <?page no="124"?> 124 Philipp Hofeneder tung, als diese - neben dem jeweiligen Sprachpaar bzw. der Übersetzungsrichtung - auch die Übersetzungsmethode festlegte. 2.1 Offizielle vs. interne Übersetzungen Zugänglichkeit wurde dabei in mehrfacher Hinsicht ermöglicht oder eben erschwert bzw. unmöglich gemacht und umfasst räumliche wie soziale Einschränkungen. So konnten Übersetzungen (wie Bücher generell) in einzelnen Bibliotheken vorhanden sein oder nur in Sonderbereichen, für deren Benutzung eine eigene Genehmigung notwendig war. Auch wurden Bibliotheken in der Sowjetunion naturgemäß nicht mit dem gleichen Bestand ausgestattet (Блюм 2005: 56-69). Übersetzungen wurden für konkrete LeserInnenschichten erstellt, etwa durch eigens dafür entworfene Buchreihen. Die seit 1948 erscheinende Reihe Literaturnye pamjatniki (Literaturdenkmäler) der Russischen Akademie der Wissenschaften veröffentlichte bedeutende Werke der sowjetischen bzw. russischen Literatur wie auch darüber hinausgehend anderer Nationalliteraturen in Übersetzungen inklusive umfangreichem Kommentarband und Fußnoten. Die Auswahl der AutorInnen und deren ästhetischen Programme entsprach dabei nicht oder nur teilweise ideologischen Vorgaben (vgl. dazu den Publikationskatalog Anochina / Gasparov 2012) und war durch ihre Aufmachung wie auch durch ihren Preis für einen bürgerlichen AdressatInnenkreis vorgesehen. Schließlich ist auch davon auszugehen, dass Übersetzungen vielfach nicht veröffentlicht wurden oder sich deren Veröffentlichung über einen extrem langen Zeitraum erstreckte. Sei es, dass diese nicht den Anforderungen der Zensur entsprachen, sei es, dass diese nur zu Informationszwecken für den internen Dienstgebrauch erstellt wurden und somit nur für einen kleinen Kreis an Personen vorgesehen waren. Dies konnte politische, wissenschaftliche und andere Institutionen genauso betreffen wie den Geheimdienst. Am anderen Ende dieser Skala sind Übersetzungen anzusiedeln, die durch ihre inhaltliche Ausrichtung prinzipiell uneingeschränkt für alle vorgesehen waren. Dabei konnte es sich um ideologische Basisliteratur genauso handeln wie um belletristische Klassiker (Sherry 2015, hier 45-66 bzw. allgemein dazu Ermolaev 1997). Übersetzungen sind nach dem Status ihrer Veröffentlichung zu unterscheiden. Kam es zu einer Veröffentlichung, so ist danach zu fragen, wo und in welcher Form sie für wen zugänglich waren. Eine Veröffentlichung und somit gewissermaßen eine Approbation durch die sowjetische Zensur hatte nicht zur Folge, dass diese Übersetzung auch jederzeit und für jeden uneingeschränkt zugänglich war. Darin bestand auch eines der wesentlichen Charakteristika der totalitären Kulturpolitik, wurde doch in der Sowjetunion die Zugänglichkeit und Verfügbarkeit von Wissen allgemein penibel geregelt und unterlag einer Vielzahl von genau geregelten Vorgaben (vgl. u. a. Fitzpatrick 2014, 169-212). 2.2 Potenzielle AdressatInnen Eng mit der Zugänglichkeit von Übersetzungen in Verbindung steht die Frage, für wen Übersetzungen vorgesehen waren. Dabei wirkte es sich direkt auf die Übersetzungsmethode aus, ob ein Translat für die Sowjetunion bzw. eine einzelne Sowjetrepublik, das sozialistische Lager oder ein nicht kommunistisch beherrschtes Land vorgesehen war (zu Lesepublikum <?page no="125"?> Kommunikationskanäle der sowjetischen Translationspolitik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts 125 im sowjetischen Buchmarkt vgl. Lovell 2005). Von Bedeutung war auch die Frage, ob ein Translat für breite LeserInnenschichten, ein stark eingeschränktes Fachpublikum oder - in unveröffentlichter Form - für den internen Dienstgebrauch vorgesehen war. Der sowjetische Schriftstellerverband ist ein illustratives Beispiel dafür. Auf verschiedenen Kanälen wurden Übersetzungen verbreitet. Bereits ab 1946 erschien die Zeitschrift Sovetskaja literatura (Sowjetliteratur), die zunächst in einer russisch-, deutsch-, französisch- und spanischsprachigen Fassung veröffentlicht wurde und sowjetische Literatur prinzipiell für das nichtsowjetische Ausland präsentieren sollte. Später kamen u. a. Fassungen in polnischer, tschechischer und slowakischer Sprache hinzu. Die einzelsprachlichen Ausgaben waren dabei nicht deckungsgleich, sondern wurden abweichend voneinander gestaltet. Ab 1955 wurden in der Zeitschrift Inostrannaja literatura (Ausländische Literatur) überwiegend literarische Werke nichtsowjetischer AutorInnen in russischsprachigen Übersetzungen vermittelt. Sowjetische Literatur hingegen wurde in russischsprachigen Übersetzungen in der ab 1939 erscheinenden Zeitschrift Družba narodov (Völkerfreundschaft) veröffentlicht. Als Beilage dazu wurde die Buchserie Biblioteka Družba narodov (Bibliothek Völkerfreundschaft) veröffentlicht, die neben russischsprachigen Werken auch zahlreiche Übersetzungen aus Sprachen der Sowjetunion umfasste. So wie der sowjetische Schriftstellerverband besaßen auch zahlreiche andere Institutionen in der Sowjetunion Publikationsorgane, die in andere Sprachen übersetzt wurden. Bewusst wurde auf die potenzielle LeserInnenschaft geachtet. Ideologische bzw. politisch motivierte Vorgaben der Zensur wurden dabei unterschiedlich behandelt. Übersetzungen für das nicht kommunistische Ausland waren in einem deutlich geringeren Ausmaß einer ideologisierten Sprache (zur Frage der sprachlichen Ideologisierung vgl. stellvertretend Weiss 1986) unterworfen als Übersetzungen für die Sowjetunion selbst. 2.3 Kanalisierung In einem innersowjetischen Kontext (wie auch innerhalb des sozialistischen Lagers) spielte das Wechselverhältnis zwischen den Sprachen und Kulturen der Sowjetunion eine bedeutende Rolle. Propagiert wurde die Existenz eines in sich geschlossenen Sowjetvolks, das ungeachtet ethnischer und nationaler Unterschiede existierte. Ein zentraler Begriff war jener der Völkerfreundschaft, der diese politische wie kulturelle Nähe und Einigkeit zum Ausdruck bringen sollte. Betrachtet man das Übersetzungsaufkommen zwischen den Sprachen innerhalb der Sowjetunion, so zeigt sich ein von dieser politischen Losung stark divergierendes Bild. Gemessen an den verfügbaren Daten selbstständig erschienener Publikationen ist eine starke Kanalisierung festzustellen (zu umfangreichen Daten die Sowjetukraine betreffend vgl. Низовий 1974, die Sowjetunion insgesamt betreffend vgl. Печать СССР ). Allgemein steigt das Aufkommen bei einer Beteiligung des Russischen. Ganz gleich, ob aus dem Russischen in eine der Sprachen der Sowjetunion übersetzt wird oder umgekehrt in das Russische, diese Übersetzungen sind deutlich umfangreicher als jene zwischen Sprachen abseits des Russischen. Ein vergleichbares Bild zeigt sich auch mit Blick auf das sozialistische Lager, wo Übersetzungen aus dem Russischen gegenüber Übersetzungen aus anderen Sprachen kommunistisch regierter Länder deutlich dominieren (zum Polnischen vgl. Hofeneder 2016 bzw. die entsprechenden Ausgaben der Publikationsreihe Ruch wydawniczy w liczbach ). Denn während kulturelle und politische Beziehungen bei Weitem nicht zwischen allen Sprachen und Kulturen der Sowjetunion glei- <?page no="126"?> 126 Philipp Hofeneder chermaßen ausgeprägt waren, ist diese Kanalisierung auch zwischen jenen zu beobachten, die nachgewiesenermaßen enge Kontakte und eine weit zurückreichende gemeinsame Geschichte hatten. In der Sowjetukraine erfolgte, zum Beispiel, die überwiegende Mehrheit der Übersetzungen aus dem Russischen. In einem deutlich geringeren Umfang kam es zu Übersetzungen aus anderen Sprachen der Sowjetunion bzw. sogenannter nicht sozialistischen Sprachen, wie Tabelle 1 zu entnehmen ist. UKR RUS SU nicht soz. Sprachen gesamt 1950 38 (5,6 %) 592 (86,8 %) 26 (3,8 %) 26 (3,8 %) 682 1955 24 (3,6 %) 529 (79,2 %) 30 (4,5 %) 85 (12,7 %) 668 1960 70 (11,7 %) 365 (61,1 %) 32 (5,4 %) 130 (21,8 %) 597 1965 123 (23,2 %) 274 (51,7 %) 50 (9,4 %) 83 (15,7 %) 530 1970 173 (25,7 %) 328 (48,8 %) 44 (6,5 %) 127 (18,9 %) 672 1973 188 (25,7 %) 384 (52,5 %) 51 (7,0 %) 108 (14,8 %) 731 Tabelle 1: Gesamtanzahl belletristischer Übersetzungen (inkl. Ausgangssprache) (Низовий 1974: Tabelle 13, 28-31) Diese Tabelle, die dem statistischen Handbuch über das Druckwesen der Sowjetukraine entnommen ist, führt Übersetzungen belletristischer Werke an, die in der Sowjetukraine in das Ukrainische erfolgten, und beinhaltet auch die Angabe der Ausgangssprache. Die Einteilung erfolgt gemäß damals üblichen Gruppierungen und orientiert sich an ideologischen Bezugspunkten. Neben Übersetzungen aus dem Ukrainischen und Russischen folgt eine Gruppe mit „Übersetzungen aus der Sowjetunion“ ( SU ), die alle Sprachen abseits des Russischen zusammenfasst. In der letzten Gruppe werden Übersetzungen aus sogenannten „nicht sozialistischen Sprachen“ angeführt, die Übersetzungen aus nicht kommunistisch regierten Ländern umfassen. 3 Im Verlaufszeitraum von 1950 bis 1973 zeigen sich mehrere charakteristische Momente. Zunächst dominieren Übersetzungen aus dem Russischen, wobei deren Anteil von 86,8 % im Jahr 1950 auf 52,5 % im Jahr 1973 sinkt. Konträr dazu steigt die Anzahl an Übersetzungen aus dem Ukrainischen (von 5,6 % auf 25,7 %) sowie der Übersetzungen aus „nicht sozialistischen Sprachen“ (von 3,8 % auf 14,8 %). Bezeichnenderweise bleibt der Anteil an Übersetzungen aus Sprachen der Sowjetunion (hier ohne Russisch) verhältnismäßig gering (er verdoppelt sich zwar beinahe von 3,8 % auf 7,0 %, bleibt aber in absoluten Zahlen gering). Diese Gegenüberstellung zeigt, dass Übersetzungen einer starken Kanalisierung unterworfen wurden. Die instrumentalisierte Völkerfreundschaft der Sowjetunion findet im Bereich der Übersetzungen keinen wesentlichen Niederschlag und verschiebt sich bei anderen Textsorten, wie politischer 3 Nizovyj verwendet die zum damaligen Zeitpunkt gebräuchliche Bezeichnung „sozialistische Sprachen“, mit der alle sozialistisch bzw. kommunistisch regierten Länder außerhalb der Sowjetunion gemeint sind. <?page no="127"?> Kommunikationskanäle der sowjetischen Translationspolitik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts 127 Literatur oder Fachtexten, noch weiter zugunsten des Russischen (vgl. dazu die Tabellen 18, 19, 22 und 23 in Низовий 1974). Eine ähnliche Verteilung zeigt sich auch in einem gesamtsowjetischen Kontext. Tabelle 2 listet die veröffentlichten Übersetzungen des Jahres 1965 - unter Angabe der Ausgangs- und Zielsprachen - und ordnet diese nach Sprachen innerhalb und außerhalb der Sowjetunion. 4 Die angesprochene Kanalisierung betrifft alle Sprachen abseits des Russischen und wirkt sich in zweierlei Hinsicht aus: Aus den Sprachen der Sowjetunion wird mehrheitlich in das Russische übersetzt, darüber hinaus ist die Anzahl der Zielsprachen gegenüber dem Russischen deutlich eingeschränkt. Ausgangssprache Anzahl an Ü in das RUS in andere Sprachen der SU Anzahl der Zielsprachen Gesamt 8.883 2.299 4.724 84 Sprachen der SU 7.100 1.044 4.218 84 Russisch 5.594 - 3.921 83 Ukrainisch 220 172 22 19 Litauisch 190 93 13 12 Estnisch 163 128 15 11 Lettisch 142 86 44 20 Georgisch 95 70 17 13 Weißrussisch 76 54 21 9 Sprachen außerhalb der SU 1.783 1.255 506 30 Englisch 665 558 107 13 Deutsch 260 172 69 19 Französisch 178 107 70 13 Tschechisch 81 58 23 9 Polnisch 73 42 31 10 Tabelle 2: Anzahl übersetzter Bücher und Broschüren in der Sowjetunion im Jahr 1965 (inkl. Ausgangs- und Zielsprache) (Печать СССР 1966: 13) 4 Aus Platzgründen können hier nicht die entsprechenden Zahlen für den gesamten Vergleichszeitraum von 1950-1973 angeführt werden. Eine Durchsicht der entsprechenden Jahrgänge der Bibliografie Печать СССР. zeigt aber, dass sich an den grundlegenden Verhältnissen zwischen den Sprachen der Sowjetunion wenig ändert. <?page no="128"?> 128 Philipp Hofeneder Von den insgesamt 8.883 veröffentlichten Übersetzungen wurden im Jahr 1965 rund 80 % bzw. 7.100 Übersetzungen aus Sprachen der Sowjetunion erstellt. Dabei entfallen mit 5.594 Übersetzungen die meisten auf das Russische. Das sind rund 63 % des Gesamtaufkommens bzw. rund 79 % aller in der Sowjetunion veröffentlichten Übersetzungen. Von den Übersetzungen mit Russisch als Ausgangssprache wurden 3.921 Titel bzw. rund 70 % in Sprachen der Sowjetunion übersetzt. Dieses Verhältnis ist bei anderen Sprachen umgekehrt, die durch die sehr geringe Anzahl an Übersetzungen stark marginalisiert wurden. So wurden nur rund 220 Übersetzungen aus dem Ukrainischen angefertigt, von denen 172 in das Russische erfolgten und nur 22 in andere Sprachen der Sowjetunion bzw. - das ist hier nicht eigens vermerkt - nur 26 Übersetzungen in Sprachen außerhalb der Sowjetunion. Ein ähnliches Verhältnis zeigt sich bei Übersetzungen aus Sprachen außerhalb der Sowjetunion in Sprachen der Sowjetunion. Auch in diesem Fall entfällt mit rund 70 % der Großteil auf das Russische. Prozentuell zeigt sich gemäß den Angaben in Tabelle 2 das folgende Verhältnis. Ausgangssprache Anzahl an Ü in das RUS (in %) in andere Sprachen der SU in Sprachen außerhalb der SU Russisch 5.594 - 3.921 (70,1 %) 1.673 (29,9 %) Ukrainisch 220 172 (78,2 %) 22 (10,0 %) 26 (11,8 %) Litauisch 190 93 (48,9 %) 13 (6,8 %) 84 (44,3 %) Estnisch 163 128 (78,5 %) 15 (9,2 %) 20 (12,3 %) Lettisch 142 86 (60,6 %) 44 (31,0 %) 12 (8,4 %) Georgisch 95 70 (73,7 %) 17 (17,9 %) 8 (8,4 %) Weißrussisch 76 54 (71,1 %) 21 (27,6 %) 1 (1,3 %) Tabelle 3: Prozentuelles Verhältnis der Übersetzungen in der Sowjetunion (1965) (erstellt nach: Печать СССР 1966: 13) Das Übersetzungsaufkommen in der Sowjetunion erfolgte in überwiegendem Maße unter Beteiligung des Russischen. Der Prozentsatz an Übersetzungen ins Russische reicht von rund 50 % bis 80 %. Demgegenüber sind Übersetzungen zwischen Sprachen der Sowjetunion abseits des Russischen deutlich schwächer ausgeprägt und reichen von rund 7 % (Litauisch) bis 31 % (Lettisch). Dadurch erfolgen Übersetzungen in Sprachen außerhalb der Sowjetunion, die nicht aus dem Russischen erfolgen, nur in eingeschränkter Form. Litauisch nimmt hier mit rund 44 % eine Sonderposition ein. 2.4 Russisch als Relaissprache Mit der Frage der Kanalisierung von Kommunikationsprozessen hängt eng jene nach der unmittelbaren textuellen Vorlage von Übersetzungen zusammen. Eine vermehrt anzutreffende Praxis betraf Übersetzungen, die aus zweiter Hand erstellt wurden. Dies ist zunächst <?page no="129"?> Kommunikationskanäle der sowjetischen Translationspolitik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts 129 bei Übersetzungen zu beobachten, die aus einer Sprache der Sowjetunion in eine andere Sprache des sozialistischen Lagers erstellt wurden (vgl. dazu Гнатюк 2010). Auf diese indirekten Übersetzungen wurde aber auch bei Übersetzungen zwischen Sprachen der Sowjetunion zurückgegriffen. Diese Vorgänge konnten dabei kulturell wie sprachlich differente wie auch sehr nahe Sprachen und Kulturen betreffen und wurden auch in Bibliografien vielfach erwähnt (vgl. etwa zum Ukrainischen Скачков 1969). Bei diesen Übersetzungen aus zweiter Hand wurde prinzipiell eine russischsprachige Textvorlage herangezogen. Eine Ausnahme bildet hier politische Literatur. So wurde etwa bei Übersetzungen der Werke von Karl Marx und Friedrich Engels, die ins Ukrainische auf der Grundlage einer russischsprachigen Textvorlage erstellt wurde, auch auf dem Titelblatt darauf hingewiesen (Гофенедер 2010: 39). Damit wurde unterstrichen, dass die gesammelten Werke von Marx und Engels in russischer Sprache spätestens ab den 1950er Jahren die autoritative Vorlage für alle Übersetzungen in der Sowjetunion waren. War dies in ideologisch wie politischen Grundlagentexten noch zu argumentieren, wurde dieser Hinweis bei anderen Textsorten meist ausgelassen. Über den Umfang dieser indirekten Übersetzungen liegen keine konkreten Zahlen vor, es ist jedoch davon auszugehen, dass sie keineswegs nur eine Randerscheinung darstellten. Der Einsatz des Russischen als Relaissprache führte zumindest zu zwei Konstellationen: Er reduzierte die in der mehrsprachigen Sowjetunion notwendigen Sprachkombinationen auf ein notwendiges Minimum und erleichterte auf diese Weise den prinzipiellen Übersetzungsaufwand. Gleichzeitig wurde gewährleistet, dass - freilich unter Beibehaltung einer Übersetzungsmethode, die vielfach als starre Wort-für-Wort-Methode bezeichnet wurde (vgl. dazu den Begriff des bukvalizm , nähere Angaben dazu bei Hofeneder 2013: 66-68 bzw. die historischen Ausführungen bei Кундзіч 1966: 34-84) - auch Übersetzungen den politischen und / oder ideologischen Vorgaben entsprachen. Auch dieser Punkt reduzierte den damit verbundenen Aufwand deutlich, waren doch bei strukturell ähnlichen Sprachen wie dem Ukrainischen und Russischen Wort-für-Wort-Übersetzungen einfach umzusetzen und garantierten auf diese Weise eine inhaltliche Übereinstimmung (zu konkreten Auswirkungen dieser Übersetzungsmethode vgl. Гофенедер 2010). Eng mit diesem Phänomen zusammenhängend sind sogenannte Interlinearübersetzungen, die im Gegensatz zu den zuvor erwähnten Übersetzungen aus zweiter Hand aber kenntlich gemacht wurden bzw. ein allgemein bekanntes Phänomen waren und besonders bei lyrischen Texten zum Einsatz kamen (vgl. dazu Witt 2013). Dabei handelte es sich um Wort-für-Wort-Übersetzungen, die in das Russische erstellt wurden und auf diese Weise Übersetzungsprozesse zwischen den zahlreichen Sprachen der Sowjetunion erleichtern sollten. 2.5 Planmäßigkeit Für die Sowjetunion war die Tatsache prägend, dass Übersetzungsprojekte, Auflagenhöhen, aber auch die Auswahl der zu übersetzenden Werke primär politischen bzw. ideologischen Vorgaben zu entsprechen hatte. Das gedruckte wie auch gesprochene Wort diente in erster Linie der didaktischen Erziehung (Lovell 2017, hier 361-363 mit weiterführenden Hinweisen zur sowjetischen Mediengeschichte). Erst gegen Ende der 1960er Jahre begann sich eine differenziertere und anspruchsvollere LeserInnenschaft zu entwickeln (zur Situation des sowjetischen Buchmarkts vgl. Lovell 2005, besonders 45-71). Dieses unter dem Begriff der Planmäßigkeit (russ. planomernost’) bekannte Phänomen wirkte sich auf die gesamte <?page no="130"?> 130 Philipp Hofeneder Ausrichtung, Höhe und Zusammensetzung des Übersetzungswesens aus (Bagno / Kazanskij 2011). Der Anteil einzelner Sprachen am gesamten Übersetzungsaufkommen ist keineswegs nur durch ein konkretes LeserInnenverhalten bzw. einen bestimmten Bedarf zu erklären. Ebenso konnte die Auflagenhöhe einzelner Werke, Serien oder Zeitschriften - je nach Bedarf - einen extremen Umfang annehmen. Vorwiegend politischer Planung geschuldet ist etwa der Umstand, dass die erwähnte Zeitschrift Völkerfreundschaft , die Übersetzungen aus den Sprachen der Sowjetunion ins Russische veröffentlichte, monatlich mit einer Auflage von 30.000-50.000 Exemplaren aufgelegt wurde, während die Zeitschrift Internationale Literatur , die Übersetzungen aus Sprachen außerhalb der Sowjetunion veröffentlichte, eine Auflage von rund 600.000 Exemplaren hatte. Dieser Planmäßigkeit geschuldet ist auch der Umstand, dass Übersetzungen in der Sowjetunion durchwegs eine deutlich stärkere Auflagenhöhe zeigten als Originale, wie Tabelle 4 zu entnehmen ist. Werke Auflage Werke Originale Auflage Originale (in Tsd.) Übersetzungen Auflage Übersetzungen (in Tsd.) 1950 4136 77.649 3454 44.655 682 32.994 1955 4821 86.268 4153 50.602 668 35.666 1960 7889 113.109 7292 85.085 597 28.024 1965 7251 110.742 6721 76.199 530 34.543 1970 8133 121.506 7461 89.432 672 32.074 1973 7686 140.406 6955 101.105 731 39.301 Tabelle 4: Auflagenhöhen von Originalen und Übersetzungen in der Sowjetukraine (1950-1973) (Низовий 1974: Tabelle 10, 22) Tabelle 4 illustriert das Verhältnis von Originalen und Übersetzungen in der Sowjetukraine von 1950 bis 1973 und ist nicht auf eine Textgattung beschränkt. Dabei sind alle Sprachen, also auch Russisch inbegriffen. Dieser Vergleich offenbart, dass Übersetzungen durchwegs eine deutlich höhere Auflage besitzen als Originale. Tabellen 5 und 6 zeigen die Auflagenhöhe von Originalen und Übersetzungen getrennt. 1950 1955 1960 1965 1970 1973 Auflage 12.929 12.184 11.668 11.337 11.987 14.537 Tabelle 5: Auflagenhöhen von Originalen in der Sowjetukraine (1950-1973) (Низовий 1974: Tabelle 10, 22) Wie Tabelle 5 zeigt, wurden Originale über den gesamten Zeitraum mit einer Auflage pro Werk von rund 11.000-14.000 Exemplaren aufgelegt. Erwähnenswert ist dabei der Umstand, dass sich die Auflagenhöhe von Originalen über den gesamten hier angeführten Zeitraum <?page no="131"?> Kommunikationskanäle der sowjetischen Translationspolitik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts 131 kaum verändert. Dieser Wert war bei Übersetzungen im Durchschnitt vierbis sechsmal so hoch, wie Tabelle 6 zeigt. 1950 1955 1960 1965 1970 1973 Auflage 48.378 53.392 46.941 65.175 47.729 53.763 Tabelle 6: Auflagenhöhen von Übersetzungen in der Sowjetukraine (1950-1973) (Низовий 1974: Tabelle 10, 22) Im Gegensatz zu Originalen verändert sich die Auflagenhöhe von Übersetzungen im Verlauf der untersuchten 23 Jahre deutlich und ist 1965 rund 40 % höher als noch 1950, um bereits 1973 wieder ungefähr dem Ausgangswert zu entsprechen. Allgemein lässt sich aber sagen, dass Auflagenhöhen, genauso wie die konkrete Anzahl an Übersetzungen, direkten politischen Vorgaben unterlagen. 2.6 Zirkulation von Texten Sucht man nach weiteren charakteristischen Eigenschaften translatorisch relevanter Vorgänge in der Sowjetunion, so stößt man auf den Umstand, dass Texte, nachdem sie einmal erstellt und veröffentlicht wurden, in verschiedenen Publikationsorganen und voneinander abweichenden Textsorten wiederverwertet wurden. Dabei handelte es sich nicht nur um den vollständigen Abdruck bereits veröffentlichter Texte. So konnten auch nur Textfragmente erneut abgedruckt oder übersetzt werden. Ein illustratives Beispiel ist die Große Sowjetenzyklopädie , die in insgesamt drei Auflagen in russischer Sprache erschien (1. Auflage 1926-1933, 2. Auflage 1950-1960, 3. Auflage 1969-1978, die dritte Auflage wurde zwischen 1974 und 1983 ins Englische übersetzt). 5 Erst mit der Tauwetterperiode nach 1953 konnten vergleichbare Projekte auch in den einzelnen Sowjetrepubliken geplant und umgesetzt werden. So wurde eine ukrainische Ausgabe in 17 Bänden (1959-1965), eine weißrussische in 12 Bänden (1969-1975), eine kasachische in zehn Bänden (1972-1978) oder eine lettische in 11 Bänden (1981-1988) realisiert. Ganz im Sinne der zuvor erwähnten Planmäßigkeit aller kulturpolitischen Vorgänge kam es zu einer strikten Reihung dieser nationalen Enzyklopädien im Hinblick auf Umfang und Veröffentlichungszeitpunkt. Die erwähnten Enzyklopädien in Sprachen abseits des Russischen stellten keine unmittelbare und vollständige Übersetzung aus der russischsprachigen Vorlage dar, orientierten sich aber am Inhalt dieser. Im Falle der ukrainischen Enzyklopädie zeigt sich ferner, wie es zu einer Verwertung einzelner Texte kam. Die erste Ausgabe der Ukrajins’ka radjans’ka entsyklopedija , der ukrainischen Sowjetenzyklopädie, erschien zwischen 1959 und 1965 in 17 Bänden. Der letzte Band war dabei der Sowjetukraine gewidmet und wurde 1967 ins Russische bzw. 1969 ins Englische übersetzt. Die zweite Auflage der Ukrainischen Sowjetenzyklopädie erschien zwischen 1974 und 1985 und wurde umgehend ins Russische (1978-1985) übersetzt. Daneben wurde eine dreibändige Kurzfassung der Enzyklopädie unter dem Titel Ukrajins’kyj radjans’kyj entsyklopedyčnyj slov- 5 Zur Entstehungsgeschichte der Großen Sowjetenzyklopädie vgl. Kassof (2005). Zur Bedeutung siehe Schlögel (2017: 217-229). <?page no="132"?> 132 Philipp Hofeneder nyk (Sowjetukrainisches enzyklopädisches Wörterbuch) erstellt, das in ukrainischer Sprache zwischen 1966 und 1968 erschien. Erneut kam es zu einer 2. Auflage (1986-1987), die dann wiederum umgehend ins Russische übersetzt wurde (1988-1989). Übersetzungen spielen aber auch noch in einer anderen Hinsicht eine wichtige Rolle: Während die erste Auflage der Ukrainische Sowjetenzyklopädie ein Originalwerk darstellt, zeigt eine Untersuchung der zweiten Ausgabe, dass es sich dabei um eine Übersetzung aus der dritten Auflage der russischsprachigen Großen Sowjetenzyklopädie handelt (zu Details vgl. Hofeneder 2013: 57 ff.). Aufgrund des deutlich geringeren Umfangs mussten die einzelnen Einträge stark gekürzt werden. Die Große Sowjetenzyklopädie diente somit als Ausgangspunkt für eine Reihe an weiteren Publikationen in der Sowjetukraine. Dabei fungierte die russischsprachige Ausgabe zunächst als politische Vorlage, ohne dass dies auch eine inhaltliche Übernahme einzelner Texte bedeutet hätte. Ein einmal in ukrainischer Sprache erstellter Text wurde dann in verschiedenen adaptierten Formen zum Teil auch weiter übersetzt. Direkte Übersetzungen aus dem Russischen, wie im Falle der erwähnten zweiten Ausgabe der Ukrainischen Sowjetenzyklopädie dienten der Veröffentlichung ideologisch genehmer Texte und wurden bewusst dann eingesetzt, wenn bereits bestehende Texte (wie die erste Ausgabe der Ukrainischen Sowjetenzyklopädie) diesen ideologischen Vorgaben nicht oder nur teilweise entsprachen. Tabelle 7 illustriert die engen Zusammenhänge. 1926-1933 1. Auflage der Großen Sowjetenzyklopädie (russisch) 1950-1960 2. Auflage der Großen Sowjetenzyklopädie (russisch) 1969-1978 3. Auflage der Großen Sowjetenzyklopädie (russisch) 1959-1965 1. Auflage der Ukrainischen Sowjetenzyklopädie (17 Bände) 1967 russische Übersetzung des 17. Bandes 1969 englische Übersetzung des 17. Bandes 1974-1985 2. Auflage der Ukrainischen Sowjetenzyklopädie (12 Bände) 1978-1985 russische Übersetzung aller zwölf Bände 1966-1968 1. Auflage des dreibändigen Enzyklopädischen Wörterbuchs 1986-1987 2. Auflage des dreibändigen Enzyklopädischen Wörterbuchs 1988-1989 russische Übersetzung aller drei Bände der 2. Ausgabe Tabelle 7: Entwicklung und Vorlagen enzyklopädischer Projekte in der Sowjetunion Die Auflistung in Tabelle 7 zeigt, in welchem engen Zusammenhang und über welchen langen Zeitraum Publikationsprojekte standen. Texte zirkulierten dabei nicht nur in Form von Übersetzungen auf dem Gebiet der Sowjetunion, sondern wurden auch in ein und derselben Sprache gleichsam wiederverwertet. Übersetzungen und Adaptionen konnten dabei einander ablösen. <?page no="133"?> Kommunikationskanäle der sowjetischen Translationspolitik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts 133 3 Zusammenfassung Ungeachtet der immanenten Bedeutung wurde eine sowjetische Translationspolitik bisher aus einer wissenschaftlichen Perspektive nur sehr fragmentarisch untersucht. Durch methodische und theoretische Einschränkungen bedingt, fehlt ein genereller Blick auf den Untersuchungsgegenstand. Politische Intentionen und Interventionen stehen in diesem Verständnis im Vordergrund und führen dazu, dass diese Prozesse überwiegend aus dieser Perspektive gesehen werden. Auch der zutiefst multilinguale und pluriethnische Charakter der Sowjetunion wie der sowjetischen Politik außerhalb der Sowjetunion kam bei dieser Betrachtungsweise deutlich zu kurz. Versteht man unter einer Translationspolitik prinzipiell eine Vielzahl an Prozessen, Produkten und Diskursen, so ist zwangsläufig eine räumliche, zeitliche wie soziale Einschränkung notwendig. Im Rahmen des vorliegenden Artikels wurden jene Vorgänge untersucht, die durch staatliche Strukturen geplant und umgesetzt wurden und von diesen forciert, zugelassen bzw. toleriert werden. Darauf aufbauend war es das Ziel, jene Merkmale freizulegen, die für die sowjetische Translationspolitik durch ihren dauerhaften und etablierten Charakter als typisch gelten. Fragen des Öffentlichkeitsgrades, der sozialen wie räumlichen Reichweite und der Zugänglichkeit zu Translaten eröffnen eine neue Perspektive auf die Translationspolitik in der Sowjetunion. Von staatlicher Seite wurde bewusst eine Reihe an direkten und indirekten Maßnahmen die Distribution und Diffusion betreffend ergriffen. Es ging dabei um den weiteren Umgang mit bereits erstellten Übersetzungen. Diese wurden für eine potenzielle LeserInnenschaft erstellt und waren nur an bestimmten Orten zugänglich und für genau definierte AdressatInnen vorgesehen. Ein weiteres Phänomen dieser sowjetischen Translationspolitik betrifft das Wechselverhältnis zwischen den Sprachen und Kulturen der Sowjetunion, des sozialistischen Lagers, aber auch darüber hinaus. Dies führte dazu, dass das Aufkommen an Übersetzungen zwischen Sprachen abseits des Russischen genau reguliert wurde. Zieht man ferner in Betracht, dass Russisch vielfach als Relaissprache bzw. Textvorlage bei Übersetzungen aus zweiter Hand diente und kulturpolitische Aktivitäten einer generellen Planmäßigkeit unterworfen wurden, zeigt sich anhand dieser charakteristischen Merkmale der sowjetischen Translationspolitik, wie stark prinzipiell alle Aspekte von Übersetzungen einem Einfluss von offizieller Seite ausgesetzt waren. <?page no="135"?> Каналы коммуникации в советской переводческой политике второй половины 20-ого столетия 135 Каналы коммуникации в советской переводческой политике второй половины 20-ого столетия Филип Хофенедер 1 Введение Переводческие процессы, дискурсы и продукты переводческой деятельности играли центральную роль в формировании, становлении и дальнейшем существовании Советского Союза. Это лишь частично объясняется многоязычным и мультикультурным характером советского общества (см. далее по этой теме Smith 1998 или Martin 2001). Активная переводческая деятельность развернулась лишь в результате таких масштабных мероприятий в языковой политике страны как создание национальных образовательных систем и введение многоязычных структур в органах управления, культуры (включая издательства) и политики. Перевод, таким образом, использовался в качестве важного элемента в процессе внедрения коммунистических структур и идей внутри и за пределами Советского Союза и был значительной составляющей культурной политики СССР . Самое позднее после 1945 стали напрягаться усилия по становлению так называемых коммунистических наций как в самом СССР так и внутри социалистического лагеря. Эта политика, руководствующаяся принципом создания «национальных по форме, социалистических по содержанию» культур, представляла собой приспосабливание коммунистической идеологии к региональным и национальным традициям. Идеологию, в теоретических основах которой в принципе была заложена цель создания бесклассового общества, нужно было при этом привести в соответствие с фактическими политическими, этническими и национальными условиями (о сит. в Польше см. Zaremba 2011; Babiracki 2015). Это адаптирование часто осуществлялось с помощью перевода в широком его понимании, включая трансфер текстов, а также идей и дискурсов (D’hulst 2012). Таким образом, говоря о переводческих процессах, дискурсах и продуктах переводческой деятельности, инициированных и осуществлённых государственной властью, ни в коем случае нельзя их ограничивать территорией СССР (см. также краткий обзор в Popa 2013), а учитывать, что они имели место и внутри социалистического лагеря, а также за пределами зоны коммунистического господства. При этом, трансляты приспосабливались к особенностям адресатов и сфер применения перевода, что в свою очередь приводило к существованию отличавшихся друг от друга переводческих концепций. Многосторонняя концептуализация перевода и политики одна из немаловажных причин того, что в задаче определения советской политики в области перевода 1 возможно исходить из разных аспектов (González Núñez 2016: 88-94). Здесь в центр внимания ставится переводческая политика, которая организовывалась, финансировалась 1 Прим. перев: в дальнейшем будет использоваться термин переводческая политика , так как он широко используется в (переведённой с немецкого) научной литературе. <?page no="136"?> 136 Филип Хофенедер и контролировалась со стороны государства. На передний план при этом выдвигаются релевантные с точки зрения перевода процессы, которые планировались и осуществлялись государственными структурами, и, следовательно, форсировались или по крайней мере допускались ими. Решаюшим при этом является то, что речь идёт не только о (нормативных) предписаниях, но и об устоявшихся переводческих практиках, об инициированных дискурсах о переводе и о заданном со стороны политической власти отношении к переводу (González Núñez / Meylaerts 2017: 3-10). Следовательно, речь пойдёт о сложной cистеме, состоящей из практик, дискурсов и (нормативных) предписаний, которые могли осуществляться как в эксплицитном так и в имплицитном порядке. В этом понимании переводческая политика состояла не только из зафиксированных письменно законов и политических требований со стороны властей, но и, как было сказано, из ряда традиций и устоявшихся практик, которые не объясняются конкретно выраженными мерами. (González Núñez 2016: 91-93). Это понимание ведёт к заключению, что советская переводческая политика отнюдь не должна была соответствовать только коммунистической идеологии, а являлась ещё и способом выражения политического влияния, с помощью которого можно было достичь конкретных целей в обществeнно-политической и культурно-политической сфере. Таким образом следует рассматривать переводческую политику как существенную часть переводческой культуры (Prunč 2008: 25). 2 В случае Советского Союза, однако, необходимо значительно сузить понятие переводческой политики, так как частная, негосударственная деятельность была естественно ограничена минимумом. Целесообразным в данной связи представляется ограничить понятие переводческой политики теми областями, которые определялись и реализовывались со стороны государственных служб или служащих. Этим подразумеваются в первую очередь условия, в рамках которых осуществлялся перевод, следовательно выбор переводимых произведений, действовавшие требования для самого процесса перевода, а также регулируемое официальными властями дальнейшее обращение с транслятами и их распространение. Таким образом мы взяли понятие переводческой политики в рамки, не позволяющих слишком широкого его понимания и включающих только те связанные с переводом процессы и практики, целью которых является регулирование и контролирование (см. Meylaerts 2011: 744). Следовательно, целью этой статьи является установление и выявление некоторых закономерностей (Prunč 1997: 107; González Núñez 2016: 103). Речь пойдёт о характерных для советской переводческой политики и в то же время устоявшихся признаках, которые существовали не только на примере случаев, сильно ограниченных местом и временем (как в случае отдельно взятого одного перевода или нескольких переводов), а в течение всего рассматриваемого периода, с окончания второй мировой войны и до расспада Советского Союза. Если под переводческой политикой подразумевать регулирующую роль государства в области перевода, как это было изложено выше, то представляется целесообразным осветить один конкретный вопрос: каким образом осуществлялся контроль над распространением транслятов в советском обществе? Где изготовливались трансляты, где 2 Подробному изложению термина переводческая культура посвящёна вводная статья данного тома. <?page no="137"?> Каналы коммуникации в советской переводческой политике второй половины 20-ого столетия 137 они печатались, и каким образом эти тексты приводились в обращение в обществе (Simon 2012: 7)? Где можно было их приобрести или получить к ним доступ, для каких потенциальных читателей они были предназначены, и кому доступ к ним был запрещён? Это выводит на передний план вопрос о путях и способах доведения переводов до читателей. Итак, вопрос не в том, каким образом тексты приводились в соответствие с политическими и идеологическими требованиями, и кто учавствовал в этих процессах, а какое было обращение с транслятами в процессе и после осуществления перевода и их публикации. Прослеживаться будут также пути распространения транслятов (D’hulst / Gerween 2018: 2; D’hulst 2018, 199-202). Следовательно, фокус смещается на материальную сторону перевода и ставит в центр внимания такие вопросы как пути коммуникации и средства передачи, что делает возможным сделать вывод о статусе транслятов (Littau 2016, особенно 88-93). Какие меры принимались в отношении распространения, доступности и общественного статуса переводов? 3 Находила ли советская переводческая политика отражение также в регулировании распространения и доступности переводов? На основании этих размышлений в рамках данной статьи будут разработаны характерные признаки советской переводческой политики. Эти прослеживаемые с 1945 по 1991 гг. в общих чертах признаки относятся к вопросам публичности, доступности, но и к вопросам об областях использования переводов. Предметом рассмотрения станет поиск ответов на такие вопросы как: Где существовали переводы? Кто имел к ним доступ? Как осуществлялся контроль над дистрибуцией текстов? Далее будет рассматриваться вопрос о языках и объёмах переводов. Целью статьи является детальное ознакомление с принципами действия и воздействия этой политики. Можно ли установить прямое или косвенное влияние на распространение и доступность транслятов, и являются ли эти процессы и это влияние намеренными и контролируемыми? На фоне этих вопросов советская переводческая политика рассматривается не исключительно с точки зренения политически и идеалогически адекватного обращения с кажущимися проблематичными текстами - что осуществлялось с помощью запретов, ограничений или же (текстовой) адаптации. В большей мере речь пойдёт о том, что мы фактически имеем дело с гибким, меняющимся и, следовательно, в большой степени обуславливаемым ситуацией инструментарием сохранения власти. 2 Роль коммуникативных структур в распространении советских транслятов Основываясь на тезисе, согласно которому советской переводческой политикой контролировались все этапы перевода, начиная с его планирования, выбора текстов и осуществления самого процесса перевода и кончая дистрибуцией и его дальнейшим 3 В других источниках подобные процессы обозначаются как последственная цензура и служат - как будет продемонстрировано в рамках данной статьи - намеренному воздействию на уже переведённые произведения и, следовательно, общественно-политическому контролю над ними. Ср. Roisko (2015: 21-25). <?page no="138"?> 138 Филип Хофенедер использованием, в дальнейшем будут рассмотрены основные возможности и способы распространения переводов в СССР . Эти практики не всегда нуждались в письменном оформлении в виде законов или требований, а могли со временем приобрести характер устоявшехся правил (ср. González Núñez 2016: 91-92). Их следует противопоставлять нормам, которые носят неизменный характер до того времени, пока они не заменяются другой (Toury 1995 / 2012, особенно 76-86 и критика в его отношении в Pym 1998: 111-115). Кроме того такие правила ( Konventionen ) не всегда возможно распознать на первый взгляд, и необходимы обстоятельные исследования и сравнения для их выявления. Эти практики в области перевода представляют собой отражение глубоколежащих структур, а не прямых установок со стороны политических властей. Важным аттрибутом переводов является их радиус применения в обществе, способы их публикования. Характерным для тоталитарной культуры СССР является то обстоятельство, что доступность переводов для публики и их радиус применения в общественной сфере намеренно контролировались. По этой причине трансляты отличались друг от друга относительно объёма публикации, и их распространение охватывало диапазон от узкого круга специалистов до (массовой) публичности (Блюм 2005: 46-78). Степень доступности важна для рассмотрения тем, что ей обуславливался не только выбор языков между которыми или языка, на который осуществлялся перевод, но также и метод перевода. 2.1 Переводы общей доступности и переводы для служебного использования Доступность переводов осуществлялась, ограничивалась либо делалась невозможной различными путями. Это могли быть как социальные ограничения так и ограничения в смысле места доступности. Таким образом переводы (и книги вообще) могли имется только в отдельно взятых библиотеках или только в специальных отделах библиотек, для посещения которых нужно было специальное разрешение. Разумеется, что и фонд советских библиотек сильно отличался друг от друга (Блюм 2005: 56-69). Существовали переводы для специальных читательских слоёв населения, которые публиковались в специальных изданиях. Так, к примеру, в выходящих с 1948 г. в свет Литературных памятниках Российской академии наук публиковались важные произведения советской и русской литературы, а также произведения иностранной литературы в переводе, включая объёмный том с комментариями и сносками. Выбор авторов и эстетическая программа отнюдь не или лишь частично соответствовали идеологическим установкам (ср. Аннотированный каталог Anochina / Gasparov 2012); это издание также своим оформлением и ценой предназначалось для более интеллигентского круга читателей. Ну и в конце концов можно принять за факт то, что большое число переводов либо не публиковалось вообще, либо процесс опубликования затягивался на очень длительные сроки. Причиной тому могло быть либо то, что эти переводы не соответствовали цензурным нормам, либо то обстоятельсво, что они были предназначены только для служебного использования и, таким образом, для очень ограниченного круга лиц. Им могли быть как политические так и научные или другие организации, а также секретные службы. Противоположность составляют переводы, которые ввиду своего <?page no="139"?> Каналы коммуникации в советской переводческой политике второй половины 20-ого столетия 139 содержания были предназначены для всех, теоретически без каких-либо ограничений (Sherry 2015, тут 45-66 либо по теме вообще Ermolaev 1997). Переводы следует различать, исходя из их статуса, который они приобретали посредством публикации. В случае если они были опубликованы, то нужно задаться вопросом, где, каким путём и для кого они были доступны. Публикация, а вместе с ней и апробация со стороны советской цензуры какого-либо перевода не служили гарантом того, что к нему отныне все и в любое время могли иметь доступ без каких-либо ограничений. В этом и заключалась одна из существенных отличительных черт тоталитарной культурной политики: так, в СССР, доступность к знанию и каналы его распространения педантично контролировались и подлежали многочисленным и чётко регламентированным правилам (ср. также Fitzpatrick 2014, 169-212). 2.2 Потенциальные адресаты С вопросом о доступности переводов тесно связан вопрос о том, для кого они были предназначены. При этом существовала прямая связь между методом перевода и тем, для какой страны был предназначен перевод: для СССР , отдельной советской республкики, стран социалистического лагеря или для стран вне коммунистического господства (по теме читательской публики на советском книжном рынке ср. Lovell 2005). Важен был также вопрос, предназначался ли перевод для широких читательских слоёв, для сильно ограниченного круга специалистов, или - в неопубликованной форме - для служебного употребления. Наглядным примером этому служит Союз писателей СССР . Переводы распространялись через разные каналы. Уже с 1946 года издавался журнал Советская литература , который выходил сначала на русском, немецком, французском и испанском языках, и целью которого было представлять советскую литературу заграницей. Позже начали выходить издания на польском, чешском и словацком языках. Издания на разных языках не были идентичными, а отличались друг от друга своим оформлением. С 1955 в журнале Иностранная литература представлялись произведения преимущественно не советских писателей в переводе на русский язык. А советская литература в переводе на русский язык публиковалась в издающемся с 1939 г. журнале Дружба народов . В качестве приложения выходила серия книг Библиотека «Дружба народов» , которая охватывала наряду с произведениями на русском языке многочисленные переводы с языков народов СССР . В СССР свои издания имел (подобно Союзу писателей) и ряд других организаций; они тоже переводились на другие языки. При переводе учитывались потенциальные читатели: в зависимости от читателей установки, мотивированные идеологическими или политическими соображениями, по-разному сказывались на переводе. Так, переводы для не коммунистических стран осуществлялись значительно менее идеологическим языком, чем переводы, предназначенные для стран Советского Союза (по теме идеологизации языка ср. Weiss 1986). <?page no="140"?> 140 Филип Хофенедер 2.3 «Канализирование» 4 языков Во внутресоветском контексте (а также внутри социалистического лагеря) большую роль играло взаимоотношение между языками и культурами СССР . При этом пропагировалось существование единого советского народа, существующего в независимости от этнических и национальных различий. Центральным лозунгом была дружба народов, которой выражались единство и близость в политических и культурных ценностях. Однако, картина, которую мы получаем, рассмотрев объём переводов между языками народов Советского Союза, существенно отклоняется от этого политического девиза. Анализ существующих данных о самостоятельно изданных публикациях выказывает сильное «канализирование» языков (ср. по Советской Украине детальный анализ в Низовий 1974, по всему Советскому Союзу см. Печать СССР ). В общем можно установить, что объём переводов рос при участии русского языка, в независимости от того, осуществялся ли перевод с русского на язык какого-либо советского народа, или, наоборот, на русский: объём таких переводов был намного выше чем объём переводов между другими языками без участия русского. Похожая картина складывается также в рассмотрении стран социалистического лагеря, в которых переводы с русского превышали переводы с других языков стран с коммунистическим строем (по польскому яз. см. Hofeneder 2016 и соответств. номера издания Ruch wydawniczy w liczbach ). Политические и культурные отношения между разными народами и языками Советского Союза были, конечно, неравновесными, однако, такое неравномерное распределение наблюдается также между странами, очевидно поддерживавшими близкие отношения и имевшими долгую совместную историю. В Советской Украине, к примеру, большая часть переводов осуществлялась с русского языка, в намного меньшем объёме переводилось с других языков СССР , или так называемых не социалистических языков, что демонстрирует таблица №1. УКР РУС СССР не соц. яз. всего 1950 38 (5,6 %) 592 (86,8 %) 26 (3,8 %) 26 (3,8 %) 682 1955 24 (3,6 %) 529 (79,2 %) 30 (4,5 %) 85 (12,7 %) 668 1960 70 (11,7 %) 365 (61,1 %) 32 (5,4 %) 130 (21,8 %) 597 1965 123 (23,2 %) 274 (51,7 %) 50 (9,4 %) 83 (15,7 %) 530 1970 173 (25,7 %) 328 (48,8 %) 44 (6,5 %) 127 (18,9 %) 672 1973 188 (25,7 %) 384 (52,5 %) 51 (7,0 %) 108 (14,8 %) 731 Таблица №1: Общее число переводов художественной литературы (вкл. языки, с которых осуществлялся перевод) (Низовий 1974: таблица 13, 28-31) 4 Прим. пер: в значении контролирование, направление в желаемое русло (в нем. оригинале: Kanalisierung ). <?page no="141"?> Каналы коммуникации в советской переводческой политике второй половины 20-ого столетия 141 В этой таблице, взятой из статистического книжного справочника Советской Украины, указаны переводы произведений художественной литературы, произведённые в Советской Украине, а также информация о языке, с которого осуществлялся перевод. Распределение на категории представлено согласно принятой тогда классификации, основанной на идеологических ориентирах. Наряду с переводами с украинского и русского приведена группа «переводы из СССР » ( СССР ), в которой представлены все языки помимо русского. В последней группе представлены переводы с так называемых «не социалистических языков», охватывающие переводы из стран не коммунистического правления. 5 В период с 1950 г. по 1973 г. можно выявить несколько характерных факторов. В начале доминируют переводы с русского языка, при том что их доля падает с 86,8 % в 1950 году до 52,5 % в 1973 году. В то же время растёт число переводов с украинского (с 5,6 % до 25,7 %), а также с так называемых «не социалистических языков» (с 3,8 % до 14,8 %). Интересно то, что доля переводов с языков народов СССР (тут без русского) остаётся сравнительно низкой (она, правда, растёт почти вдвое, увеличившись с 3,8 % до 14,8 %, однако остаётся низкой в абсолютных числах). Это сравнение демонстрирует, что переводы подвергались сильному воздействию в иерархии языков. Влияние дружбы народов незначительное в контексте переводов, а в области другой жанровой направленности, как, например, политической или специальной литературы, ещё больше смещается в пользу русского (ср. таблицы 18, 19, 22 и 23 в Низовий 1974). Похожее распределение наблюдается также в общесоветском контексте. Во второй таблице представлены опубликованные в 1965 г. переводы (с указанием языков, с которых и на которые был осуществлён перевод), сгруппированные по языкам внутри и за пределами СССР . «Канализирование» языков сказывается на всех языках и проявляется следующим образом: с языков народов СССР переводы осуществлялись преимущественно на русский; чило всех остальных языков, на которые осуществлялись переводы, значительно ограничено. перевод с число перев. на рус. на другие сов. яз. число яз. Всего 8883 2299 4724 84 Советск. языки 7100 1044 4218 84 Русский 5594 - 3921 83 Украинский 220 172 22 19 Литовский 190 93 13 12 Эстонский 163 128 15 11 Латвийский 142 86 44 20 5 Низовий использует принятое тогда выражение «социалистические языки», которым обозначались все языки социалистических или коммунистических стран за пределами Советского Союза. <?page no="142"?> 142 Филип Хофенедер Грузинский 95 70 17 13 Белорусский 76 54 21 9 Не сов. языки 1783 1255 506 30 Английский 665 558 107 13 Немецкий 260 172 69 19 Французский 178 107 70 13 Чешский 81 58 23 9 Польский 73 42 31 10 Таблица №2: Число переведённых в СССР книг и брошюр в 1965 г. (с указанием языков, с которых и на которые был осуществлён перевод) (Печать СССР 1966: 13) В 1965 г. из общего числа опубликованных переводов, составившего 8883, приблизительно 80 % (в числах 7100) составили переводы с языков народов СССР . При этом на русский язык приходятся 5594, т.е. подавляющее число. Это составляет 63 % всего объёма переводов, или же 79 % всех опубликованных в Советском Союзе переводов. С русского языка на другие языки СССР был осуществлён 3921 перевод, что составляет 70 %. Это соотношение в отношении других языков обратное - их значение умалялось небольшим числом переводов. Так, с украинского было осуществлено всего 220 переводов, из которых 172 пришлось на русский язык и только 22 на другие языки СССР и, что здесь не указывается, 26 на другие языки за пределами СССР . Похожее соотношение мы обнаруживаем в переводах с языков стран вне СССР на языки народов СССР . И в этом случае преобладающая доля, составляющая приблизительно 70 %, приходится на русский язык. Данные из таблицы №2 представлены в таблице №3 в процентном соотношении. перевод с число перев. на рус. на другие сов. яз. на не сов. яз. Русский 5594 - 3921 (70,1 %) 1.673 (29,9 %) Украинский 220 172 (78,2 %) 22 (10,0 %) 26 (11,8 %) Литовский 190 93 (48,9 %) 13 (6,8 %) 84 (44,3 %) Эстонский 163 128 (78,5 %) 15 (9,2 %) 20 (12,3 %) Латвийский 142 86 (60,6 %) 44 (31,0 %) 12 (8,4 %) Грузинский 95 70 (73,7 %) 17 (17,9 %) 8 (8,4 %) Белорусский 76 54 (71,1 %) 21 (27,6 %) 1 (1,3 %) Таблица № 3. Процентное соотношение переводов в СССР (1965) (по данным: Печать СССР 1966: 13) <?page no="143"?> Каналы коммуникации в советской переводческой политике второй половины 20-ого столетия 143 В Советском Союзе переводы осуществлялись в преобладающем большинстве при участии русского языка. Процент переводов на русский язык составляет от 50 % до 80 %, в то время как переводы между другими языками СССР осуществлялись значительно реже и составляют от 7 % (литовский) до 31 % (латвийский). Следовательно, переводы на языках за пределами СССР , которые осуществлялись не с русского языка, имели место только в очень ограниченном объёме. Литовский, переводы на котором составили 44 %, занимает тут отдельную позицию. 2.4 Русский как язык-посредник С вопросом «канализирования» коммуникативных процессов тесно связан вопрос текстов, служащих исходными для переводов. Часто переводы осуществлялись из «вторых рук». Это наблюдается прежде всего в случае переводов, которые осуществлялись с одного языка СССР на другой язык социалистического лагеря (cp. Гнатюк 2010). Такие переводы-посредники использовались также для переводов между языками народов Советского Союза. Такие процессы происходили как между очень близкими, так и отдалёнными языками и культурами и указываются многократно в библиографиях (ср. о ситуции с украинским Скачков 1969). В случае таких переводов из «вторых рук» исходным принципиально служил русский текст. Исключением была политическая литература. Так, к примеру, на первой сранице переводов произведений Карла Маркса и Фридриха Энгельса, которые были изготовлены с русского на украинский язык, было соответствующее указание (Гофенедер 2010: 39). Таким образом подчёркивалось то, что, начиная с 1950 гг. для всех переводов собрания сочинений Маркса и Энгельса исходным текстом должен был служить русский перевод. Если в случае политической и идеологической основопологающей литературы ещё требовалась подобная аргументация, то в переводах другой направленности на это обстоятельство в большинстве случаев не указывалось. Об объеме таких переводов с языка-посредника нет конкретных данных, но следует исходить из того, что этот феномен не был периферийным явлением. Использование русского как языка-посредника привело по меньшей мере к двум ситуациям: к сокращению необходимых в многоязычном Советском Союзе языковых комбинаций до необходимого минимума и, таким образом, к уменьшению объёма переводов. В то же время таким образом можно было гарантировать также соответствие переводов политическим и / или идеологическим требованиям, естественно, благодаря соблюдению единого метода перевода, который часто называли методом дословного перевода (ср. понятие буквализма , более подробно в Hofeneder 2013: 66-68 или в историческом анализе в Кундзіч 1966: 34-84). Также благодаря этому обстоятельству удавалось сократить трудозатраты, связанные с переводами, так как при переводе на похожие по структуре языки дословный перевод был легко осущеcтвим и гарантировал cоответствие содержания (о конкретных последствиях применения этого метода перевода ср. Гофенедер 2010). С этим феноменом также тесно связан так назваемый подстрочный перевод, на который - в отличие от описанных выше переводов из «вторых рук» - указывалось, и который являлся распространённым феноменом и особенно широко применялся в поэзии (ср.Witt 2013). Этот метод представлял собой дословный перевод на русский язык, целью которого было облегчить переводческие процессы между языками СССР . <?page no="144"?> 144 Филип Хофенедер 2.5 Планомерность Для Совестского Союза определяющим было то обстоятельство, что переводческие проекты, объёмы тиражей, но и выбор произведений для перевода должны были соответствовать политическим или же идеологическим требованиям. Как живое так и напечатанное слово служило в первую очередь дидактическому воспитанию (Lovell 2017, здесь 361-363 с дальнейшими указаниями по советской истории средств информации). Только к концу 1960 гг. стал появлятся более развитый и взыскательный круг читателей (о ситуации на советском книжном рынке ср. Lovell 2005, особенно 45-71). Этот феномен, известный под названием планомерность имел воздействие на направленность, объём и структуру всей сферы переводческой деятельности (Bagno / Kazanskij 2011). Доля отдельно взятых языков в общем объёме переводов отнюдь не обуславливалась только конкретным поведением читателей или же конкретным спросом. В то же время тираж отдельных произведений, книжных серий или журналов мог достигать - в зависимости от спроса - огромных тиражей. Политическим планированим объясняется, к примеру, то обстоятельство, что уже упомянутый журнал Дружба народов , в котором публиковались переводы с языков СССР на русский, ежемесячно издавался тиражём в 30 000-50 000 экземпляров, в то время как журнал Международная литература , в котором публиковались переводы с не советских языков, выходил тиражём в 600 000 экземпляров. Этой планомерностью объясняется также тот факт, что переводы в СССР имели намного более высокий тираж, чем произведения в оригинале, что демонстрируется в таблице № 4. произв. тираж оригиналы тираж оригиналов (в тыс.) переводы тираж переводов (в тыс.) 1950 4136 77 649 3454 44 655 682 32 994 1955 4821 86 268 4153 50 602 668 35 666 1960 7889 113 109 7292 85 085 597 28 024 1965 7251 110 742 6721 76 199 530 34 543 1970 8133 121 506 7461 89 432 672 32 074 1973 7686 140 406 6955 101 105 731 39 301 Таблица № 4: Объёмы тиражей произведений в оригинале и в переводе в советской Украине (1950-1973) (Низовий 1974: таблица 10, 22) В таблице № 4 продемонстрировано соотношение произведений в оригинале и в переводе в Советской Украине с 1950 по 1973, которое не ограничено жанровой направленностью. Это сравнение содержит все языки, также русский и выявляет, что тираж переводов неизменно превышал тираж оригиналов. В таблицах № 5 и 6 представлены тиражи оригиналов и переводов в отдельности. <?page no="145"?> Каналы коммуникации в советской переводческой политике второй половины 20-ого столетия 145 1950 1955 1960 1965 1970 1973 Тираж 12 929 12 184 11 668 11 337 11 987 14 537 Таблица № 5: Объёмы тиражей произведений в оригинале в Советской Украине (1950-1973) (Низовий 1974: Таблица 10, 22) Как продемонстрировано в таблице №5, оригиналы во всём рассматриваевом периоде издавались одним тиражём объёмом в приблизительно 11 000-14 000 экземпляров. Отметить стоит тот факт, что объём тиражей за весь указанный отрывок времени почти не изменился. Этот показатель в переводах был в среднем в четыре-шесть раз выше, как показано в таблице № 6. 1950 1955 1960 1965 1970 1973 Тираж 48 378 53 392 46 941 65 175 47 729 53 763 Таблица № 6: Объёмы тиражей произведений в переводе в Советской Украине (1950-1973) (Низовий 1974: Таблица 10, 22) В отличии от оригиналов, объём тиражей переводов за рассмотренный здесь период в 23 года заметно менялся и был в 1965 г. на почти 40 % выше по сравнению с 1950 г., а в 1973 почти вновь соответствовал начальному показателю. В общем однако, можно сказать, что размер тиражей, также как и конкретное количество переводов, напрямую подвергались воздействию политических требований. 2.6 Циркуляция текстов При поиске других характерных признаков в связанных с переводами процессами в СССР , сталкиваешься с тем, что написанные и опубликованные однажды тексты, вновь использовались в разных изданиях и в отличающихся друг от друга типах текста. При этом речь идёт не только о полном перепечатании уже опубликованных текстов, но и вторичном напечатании или переводе фрагментов текствов. Наглядным примером этому служит Большая Советская эциклопедия , вышедшая в целом в трёх изданиях на русском языке (1-ое издание 1926-1933, 2-ое издание 1950-1960, 3-ье издание 1969-1978, третье издание было переведено между 1974 и 1983 на английский язык). 6 Лишь в период оттепели после 1953 г. подобные проекты могли планироваться и осуществляться и в отдельных советских республиках. Так было опубликовано украинское издание в 17 томах (1959-1965), белорусское издание в 12 томах (1969-1975), казахское в десяти томах (1972-1978) или латвийское в 11 томах (1981-1988). В соответсвии с упомянутой выше планомерностью всех культурно-политических процессов, эти национальных энциклопедии были опубликованы в строгой поочерёдности в отношении объёма издания и даты выпуска в свет. Упомянутые энциклопедии не яв- 6 Об истории возникновения Большой Советской энциклопедии ср. Kassof (2005). О значении ср. Schlögel (2017: 217-229). <?page no="146"?> 146 Филип Хофенедер лялись непосредственным и полноценным перевод русскоязычного издания, однако придерживались его содержания. На примере украинской энциклопедии можно кроме того увидеть, каким образом вторично использовались отдельные её фрагменты. Первое издание унраинской советской энциклопедии Украинская советская энциклопедия (на украинск. яз) вышло в свет между 1959 и 1965 в 17 томах. Последний том был посвящён Советской Украине и был переведён в 1967 на русский и в 1969 на английский языки. Второе издание Украинской советской энциклопедии вышло между 1974 и 1985 и было немедленно переведено на русский (1978-1985). Наряду с этим была издана трёхтомная краткая версия энциклопедии под названием Урайнский советский энциклопедический словарь (на украинск. яз), вышедшая между 1966 и 1968 на украинском языке. Вновь было опубликовано второе издание (1986-1987), которое было в свою очередь сразу переведено на русский язык (1988-1989). Переводы играли важную роль ещё и в другом отношении: в то время как первое издание Украинской Советской энциклопедии представляло собой оригинальное произведение, исследование второго издания показало, что оно является переводом третьего издания русскоязычной Большой Советской энциклопедии (более детально в Hofeneder 2013: 57-59). По причине значительно более сокращённого объёма нужно было укоротить длину отдельных статей. Большая Советская энциклопедия служила таким образом исходным материалом для ряда других публикаций в Советской Украине. При этом изначально русскоязычное издание являлось политическим образцом, что не означало, что и содержание отдельных текстов было идентичным. Созданный однажды на украинском языке текст отчасти использовался для дальнейших переводов в разных адаптированных формах. Непосредственные переводы с русского языка, как на примере упомянутого второго издания Украинской Советской Энциклопедии служили для опубликования идеологически удобных текстов и использовались особенно в тех случаях, в которых уже существующие тексты (как первое издание Украинской Советской энциклопедии ) не отвечали или только частично отвечали этим идеологическим требованиям. В таблице №7 представлена эта тесная взаимосвязь. 1926-1933 1-ое издание Большой Советской энциклопедии (русск.) 1950-1960 2-ое издание Большой Советской энциклопедии (русск.) 1969-1978 3-е издание Большой Советской энциклопедии (русск.) 1959-1965 1-ое издание Украинской Советской энциклопедии (украинск.17 томов) 1967 Перевод на русский 17-ого тома 1969 Перевод на английский 17-ого тома 1974-1985 2-ое издание Украинской Советской энциклопедии (украинск. 12 томов) 1978-1985 Перевод на русский всех 12 томов <?page no="147"?> Каналы коммуникации в советской переводческой политике второй половины 20-ого столетия 147 1966-1968 1-оe издание трёхтомного Энциклопедического словаря (украинск.) 1986-1987 2-оe издание трёхтомного Энциклопедического словаря (украинск.) 1988-1989 Перевод на русский всех трёх томов второго издания Таблица № 7: Энциклопедические проекты в СССР Приведённый в таблице №7 список демонстрирует, в какой тесной связи и в течение какого длительного промежутка времени состояли проекты публикаций. Тексты циркулировали на территории СССР при этом не тольке в виде переводов, но и могли использоваться вторично на одном и том же языке. Переводы и адаптации могли при этом заменять друг друга. 3 Заключение Несмотря на своё имманентное значение, советская переводческая политика до сих пор с научной точки зрения рассматривалась только фрагментарно. Отсутствует универсальный взгляд на предмет исследования ввиду методических и теоретических ограничений. На первом плане стоят политические намерения и вмешетельства и ведут к тому, что эти процессы рассматриваются преимущественно в этом разрезе. При подобном рассмотрении не заслуживал достойного внимания также многоязычный и плюриэтнический характер СССР и советской политики за пределами Советкого Союза. Если понимать переводческую политику как множество процессов, продуктов и дискурсов, то ограничение во времени и месте становится непременным. В рамках данной статьи были исследованы те процессы, которые планировались и осуществлялись государственными структурами, и, следовательно, форсировались или допускались ими. Основываясь на этом, дальнейшей целью было выявить те черты, которые ввиду своей постоянности и укоренённости были типичными для советской переводческой политики. Вопросы о степени публичности, социального и географического диапазона и доступности транслятов открывают новый взгляд на переводческую политику в Советском Союзе. Со стороны государства был принят ряд прямых и косвенных мер относительно дистрибуции транслятов. Целью было регулирование обращения с уже изготовленными переводами. Переводы изготовлялись для потенциального круга читателей и были доступны только в специальных местах и для определённых адресатов. Дальнейший феномен этой советской переводческой политики связан с взаимоотношением между языками и культурами внутри Советского Союза и социалистического лагеря и за их пределами. Так, объём переводов между языками, не включающими русский, подвергался строгому регулированию. Учитывая ещё и то, что русский многократно служил языком-посредником, либо исходным материалом для переводов на другие языки и то, что культурно-политическая деятельность была в общем подвержена планомерности , можно на основании этих характерных для советской переводческой политики признаков показать, насколько сильно все связынные с переводом аспекты подвергались влиянию оффициальных органов. <?page no="148"?> 148 Филип Хофенедер Übersetzung Susanna Yeghoyan Bibliografie Babiracki, Patryk (2015) Soviet Soft Power in Poland: Culture and the Making of Stalin’s New Empire, 1943-1957 . Chapel Hill: The University of North Carolina Press. Bagno, Vsevolod / Kazanskij, Nikolaj (2011) „Die zeitgenössische russische Übersetzung, ihre Rolle in Russlands internationaler Verortung und bei der russischen Aneignung der Weltkultur“, in: Kittel, Harald et al. (eds.) 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Diese Periode in der Sowjetukraine bietet einen historischen Hintergrund, der vom Zusammenspiel unterschiedlicher politischer Kräfte bestimmt wird, die entweder zentral-politische oder national-republikanische Bestrebungen vertraten. Außerdem stellte die sowjetische Epoche ein permanentes Kräftespiel zwischen dem System und dem Individuum dar. Folglich soll im Rahmen dieses Beitrages auf der Grundlage der Analyse der Institutionen und Normen in der Sowjetukraine geklärt werden, wie die Machtverhältnisse und Spielregeln im Handlungsfeld Translation von 1958 bis 1991 die Übersetzungsprozesse beeinflusst haben. Als heuristischer Zugang wird in dieser Studie das Konzept der Translationskultur (Prunč 1997; 2008) angewendet. Dieses Konzept wurde in der deutschsprachigen translationswissenschaftlichen Literatur breit diskutiert, bedarf aber für seine Anwendung auf spezifische kulturelle Kontexte weiterer Vertiefung. Translationskultur nimmt Übersetzen und Dolmetschen als Ausgangspunkt und wendet sich kulturwissenschaftlichen und soziologischen Fragen zu. Die literarische Übersetzung ins Russische übernimmt von Anfang an eine wichtige propagandistische Rolle in der Ud SSR und wird vom sowjetischen Zentralsystem als Vermittlerin von Ideologie angesehen. In der wissenschaftlichen Literatur wird das Übersetzungswesen in der Ud SSR zum größten Teil unter der Perspektive der russischen Übersetzungen konzipiert (Friedberg 1997; Baer 2006; 2011; Menzel 2011; Witt 2011; Sherry 2015; Lygo 2016). Die Autor_ innen thematisieren die inhaltliche Kontrolle und Regulierung aller Veröffentlichungen in der Ud SSR bzw. in den einzelnen Unionsrepubliken von Seiten der KP d SU . Außerdem verweisen sie auf die Quoten, die die Anzahl sowohl der Werke von russisch-/ nicht-russischsprachigen Autor_innen als auch von Autor_innen sozialistischer / kapitalistischer Länder, die in einer Zeitschrift publiziert werden, bestimmen (Eglāja-Kristsone 2012: 343; Monticelli / Lange 2014: 103). Anderseits sind Studien, die sich mit der Übersetzung in den Unionsrepubliken befassen, noch relativ spärlich: Einzelne Untersuchungen liegen für Estland (Monticelli / Lange 2014), Lettland (Ločmele und Veisbergs 2011; Eglāja-Kristsone 2012) und Azerbaidjan (Brisset 2013) vor. Dadurch, dass in diesen Studien der Faktor der Nationalitäten und der Sprachenpolitik einbezogen wird, schaffen sie eine neue Perspektive auf das Übersetzungswesen in der Ud SSR und das politische System im Allgemeinen. Dabei sind Erstveröffentlichungen in der UdSSR in <?page no="152"?> 152 Iryna Orlova der Regel der russischen Sprache vorbehalten. Deswegen wird Russisch zur „Filterbzw. Vermittlersprache“ sowohl zwischen den in der Ud SSR verbreiteten Sprachen als auch zwischen diesen und anderen Sprachen. Übersetzungen in die Republikssprachen aus zweiter Hand sind insgesamt weit verbreitet; dadurch kommen sie viel später auf den Markt und verlieren damit an Aktualität für das Publikum (Monticelli / Lange 2014: 103). Bestimmte Aspekte der Übersetzungstätigkeit in der Sowjetukraine wie Mehrsprachigkeit, Nationalitätenfrage, Ausbildung der ukrainischen Translationswissenschaft etc. werden in den Studien von Stricha (Стріха 2006), Šmiger (Шмігер 2009), Chernetsky (2011) und Hofeneder (2013) thematisiert. Arbeiten, die zu einer systematischen Erforschung der Translationskultur (Prunč 1997) in der Sowjetukraine eine Grundlage bieten könnten, sind bisher kaum vorhanden. In diesem Beitrag wird die Spezifik der Translationskultur in der Sowjetukraine anhand einer Fallstudie illustriert, die zum ersten Mal Archivdokumente einer Zeitschriftenredaktion auswertet, um die Steuerungsmechanismen von Übersetzungsprozessen im Detail nachzuzeichnen. Die Zeitschrift Vsesvit , die bis heute monatlich erscheint, eignet sich dafür besonders gut: Sie wird 1925 in der damaligen ukrainischen Hauptstadt Charkiv als Universalillustrierte gegründet und veröffentlicht sowohl fremdsprachige und ukrainische Literatur als auch inländische und internationale Nachrichten. Die Zeitschrift erscheint zwei-, drei- oder viermal pro Monat. In den 1930er Jahren werden die Herausgeber der Zeitschrift Opfer der stalinistischen Verfolgungen, 1934 wird die Redaktion geschlossen. 1958 wird die Zeitschrift zum Organ des Schriftstellerverbands der Ukrainischen SSR . Chruščevs „Tauwetter“, die offizielle Öffnung zum Westen, der Ausbau der internationalen Kontakte und vor allem die Politik der korenizacija (nationale Verwurzelung des kommunistischen Systems) tragen dazu bei, dass eine Zeitschrift in ukrainischer Sprache erscheinen kann. Die Zeitschrift veröffentlicht nicht nur Übersetzungen von Belletristik ins Ukrainische, sondern publiziert auch kritische Artikel über die sozio-politische Situation in der Welt. Von 1958 bis 1991 werden in der Zeitschrift Vsesvit über 4.000 literarische Werke aus 98 Ländern und aus 81 Sprachen übersetzt und veröffentlicht (Микитенко / Гамалій 2004: 710). Was die Veröffentlichungsmedien generell betrifft, so verfügen die Schriftstellerverbände in den Sowjetrepubliken über eigene Verlage, Zeitungen oder Zeitschriften. Es gibt in den Unionsrepubliken Institutionen, die Übersetzungen in die Republikssprachen publizieren; so etwa in Estland die Zeitschrift Loomingu Raamatukogu und den Verlag Eesti Riiklik Kirjastus , in Georgien die Zeitschrift Mnatobi , in Kasachstan die Zeitschrift Žuldyz , in Lettland die Zeitschrift Zvajzgne und den Verlag Liesma , in Weißrussland die Zeitschrift Polymja . In der Ukraine werden von 1958 bis 1991 Übersetzungen ins Ukrainische von folgenden Verlagen und Zeitschriften veröffentlicht: Verlage Dnipro , Molod’ , Ukraїns’kyj pys’mennyk , Zeitschriften Veselka , Vsesvit , Gart , Kyїv , Ranok , Zeitung Literaturna Ukraїna . Ein wichtiges Merkmal der Zeitschrift Vsesvit besteht darin, dass die Übersetzungen ins Ukrainische aus der Originalsprache, ohne Vermittlungssprache, die üblicherweise Russisch ist, gemacht werden. Keine andere Zeitschrift in einer Sprache der Unionsrepubliken hat dieses Privileg. Die monatliche Auflage bewegt sich zwischen minimal 9.700 (1958) und maximal 66.090 (1977, 1978) (ibid.: 679) und ist vergleichbar mit der Auflage der russischen Zeitschrift Inostrannaja literatura (Fremdsprachige Literatur), deren Höhe zwischen 40.000 und 70.000 liegt (Sherry 2015: 103). Diese hohe Auflage macht die Zeitschrift - gemeinsam mit der Tatsache, dass viele Texte direkt aus dem Original übersetzt werden - zu einer der <?page no="153"?> Translationskulturelle Vorüberlegungen zur literarischen Übersetzung in der Sowjetukraine 153 wichtigsten Informationsquellen in der Ukrainischen SSR , aber auch in den anderen Sowjetrepubliken und für die ukrainischsprachige Diaspora im Ausland, vor allem in Kanada und in den USA . Dieser Beitrag untersucht die Beziehungen zwischen der Redaktion Vsesvit und den Institutionen und Behörden im Handlungsfeld Translation. Die Daten werden in einen größeren soziokulturellen Kontext einbezogen, um sich aus dieser erweiterten Perspektive der Erforschung der Translationskultur in der Sowjetukraine im Untersuchungszeitraum 1958-1991 anzunähern. Die Rolle der Chefredakteure der Zeitschrift, der Autor_innen und der Übersetzer_innen werden in diesem Artikel bewusst ausgespart, da die derzeitige Datenmenge und die ausgewählte Dokumentenart nur eine unzufriedenstellende Behandlung dieser Akteur_innen zulässt. 2 Theoretischer Rahmen und methodischer Zugang Translationskultur (Prunč 1997; 2008) thematisiert die institutionelle Steuerung der kulturellen Phänomene, die Machtverhältnisse und den Interessensausgleich zwischen den Handlungspartner_innen. Dadurch wird der Blick auf die Struktur der gesellschaftlichen Institutionen gerichtet. Zentralbegriffe von Prunčs Konzept der Translationskultur sind Normen und Konventionen, durch die der Interessensausgleich der Akteur_innen stattfindet (Prunč 1997: 109). Normen und Konventionen sieht Prunč als kulturkonstitutiv an; sie sind auf lange Sicht angelegt und können je nach konkreter Translationssituation und jeweiliger Machtkonstellation auftreten (Wolf 2010: 23). Aus dieser Perspektive werden in dem Beitrag die Einflussbereiche der Institutionen und die Beziehungen zwischen den Akteur_innen im Handlungsfeld Translation in der Sowjetukraine erläutert. Besonderen Wert legt diese Fallstudie auf die kulturspezifischen Formen der Normsetzung und auf ihre Funktionsweise in der Kultursphäre der Sowjetukraine. Das Konzept der Translationskultur erlaubt ein reflexives Modell zu gestalten und dadurch das dichotomische Denken in der Kultur- und Geschichtsforschung zu überwinden. Das politische System in der Ud SSR wird oft als „Totalitarismus“ bezeichnet und die gesellschaftlichen und kulturellen Praktiken der sowjetischen Zeit erhalten das Attribut „total“: „totale Zensur“, „totale Kontrolle“, „totale Ideologie“. Diese Interpretationen sind oft überdeterminiert und lassen keinen Platz für Zwischenlösungen. Die tatsächlich vorhandenen vielfältigen Formen, den „totalen“ zentralistischen Monolog zu unterbrechen und einen kulturellen Dialog zu etablieren (Monticelli / Lange 2011: 95), bleiben oft außerhalb des wissenschaftlichen Blickes. Translation als Forschungsbereich bietet viele Möglichkeiten, um einen interpretativen Zugang zur Beschreibung der kulturellen Praktiken zu eröffnen. Die Daten für den vorliegenden Beitrag stützten sich vorrangig auf die Bearbeitung von Archivmaterialien aus dem Staatlichen Zentralarchiv-Museum für Literatur und Kunst in der Ukraine. Das Korpus bilden Archivmaterialien aus dem Fond 806 („Redaktion der Zeitschrift Vsesvit “), und zwar Briefwechsel mit Behörden, Inlands- und Auslandsorganisationen im Zeitraum von 1958 bis 1989. In Briefform werden unterschiedliche Dokumentarten übermittelt: das Konzept der Zeitschrift, Anordnungen von Behörden, Pläne der Redaktion, Budgets der Redaktion, Berichte über die Redaktionsarbeit, Belege über die Auszahlung von Honoraren, <?page no="154"?> 154 Iryna Orlova Austauschprogramme mit Auslandsorganisationen, Berichte über Reisen ins Ausland und Besuche ausländischer Gäste. Der Bestand der Dokumente ist nach den Jahren ungleichmäßig verteilt: 1958 erfolgte die Neugründung der Zeitschrift, es gibt 45 Seiten Briefwechseldokumente aus diesem Jahr; aus den 1960er Jahren sind keine Briefe mit den Behörden vorhanden; aus den 1970er Jahren gibt es 1.318 Seiten Dokumente; aus den 1980er Jahren 208 Seiten. Die Unregelmäßigkeit des Bestandes hängt offensichtlich mit der Figur des Chefredakteurs zusammen. Aus den Jahren 1958-1971 (Chefredakteur Oleksij Poltorac’kyj) stehen die Gründungsdokumente zur Verfügung, und Redaktionsgutachten zu Übersetzungen, Briefwechsel mit Autor_innen und Notizen des Chefredakteurs. Die Periode von 1971 bis 1978 (Chefredakteur Dmytro Pavlyčko) ist am breitesten dargestellt. Der Briefwechsel mit Behörden und Institutionen ist in 4 Akten aufgeteilt: 1. Briefwechsel mit Behörden innerhalb der Ud SSR , 2. Briefwechsel mit ausländischen Institutionen, 3. Internationale Beziehungen, 4. Briefwechsel mit der Allunionsagentur für die Urheberrechte 1 und dem Verlag Radjanskyj pys’mennyk bezüglich der Honorare. In den den Jahren 1980 bis 1991 (Chefredakteure Vitalij Korotyč und Oleg Mykytenko) wird der inländische und ausländische Briefwechsel in einem Akt dargestellt. Die Quellen werden nach dem Prinzip der theoretischen Sättigung untersucht. Laut Glaser und Strauss (1998) ist damit der Punkt im Verlauf einer Analyse gemeint, an dem sich durch zusätzliche Daten, zu den bereits gewonnenen hinzu, keine neuen Kategorien und damit keine neuen Erkenntnisse ergeben. Zuerst werden alle Archivdokumente nach Institution und Thematik sortiert. Die Textstellen, die die Beziehungen und Verhältnisse zwischen der Redaktion Vsesvit und den Behörden erhellen, werden exzerpiert und beschlagwortet. Im Zuge der anschließenden Interpretation dieser Daten werden die Regelmäßigkeiten der identifizierten Handlungen der Akteur_innen im Translationsfeld herausgearbeitet und auf Basis translationswissenschaftlicher Konzepte wie Normen, Konventionen, Machverhältnisse, Interessens- und Machtausgleich (Prunč 1997, 2008) diskutiert. 3 Institutionen im Handlungsfeld Translation in der Sowjetukraine Im Mittelpunkt der Studie steht die Struktur des Handlungsfeldes Translation und ihre Akteur_innen. Letztere ergeben sich aus der Analyse der Adressat_innen und Adressant_innen des Briefwechsels zwischen der Zeitschrift Vsesvit und den Behörden und werden in Tabelle 1 dargestellt. 1 Staatliche Urheberrechtsorganisation der damaligen Sowjetunion. <?page no="155"?> Translationskulturelle Vorüberlegungen zur literarischen Übersetzung in der Sowjetukraine 155 1 Politische Macht Exekutivgewalt Gesellschaftliche Organisationen Andere jur. Personen Private Personen Kommunistische Partei der Ukraine Zentralkomitee Abteilungen für: • Agitation und Propaganda • Wissenschaft und Kultur • Auslandskomitee Ministerrat der UdSSR Fachbereich: • Hauptverwaltung für Angelegenheiten der Literatur und des Verlagswesens der UdSSR (Glavlit der UdSSR) Ministerrat der Ukrainischen SSR Fachbereiche: • Komitee für Wirtschaftsplanung • Hauptverwaltung für Angelegenheiten der Literatur und des Verlagswesens (Glavlit der Ukrainischen SSR) • Verwaltung für Auslandstourismus • Außenministerium • Finanzministerium • Komitee für Staatssicherheit (KGB) • Ministerium für Bildung Schriftstellerverband der UdSSR: Präsidium Abteilungen: • Auslandskommission • Allunionsverwaltung für den Schutz der Autorenrechte (bis 1973) Allunionsagentur für Urheberrechte (ab 1973) Schriftstellerverband der Ukrainischen SSR: Präsidium Abteilungen: • Auslandskommission • Jubiläumskommission Druckmedien • Verlag Radjanskyj pys’mennyk • Zeitschrift Vsesvit Ukrainische Gesellschaft für kulturelle Kontakte mit dem Ausland Ukrainisches republikanisches Komitee der Friedensbewegung UNESCO Ukrainische Kommission Verlag ukrainischer Literatur Dnipro Staatliches Zentralarchiv- Museum für Literatur und Kunst Bibliotheken Universitäten Institut für Sprachwissenschaft Botschaften und Konsulate: Afghanistan, Äthiopien, Bulgarien, China, DDR, Indien, Kanada Polen, Ungarn Nachrichtenagentur TASS Post der UdSSR Pressedistributor Sojuzpečat’ Autor_innen Translator_innen Lehrende an den Universitäten Tabelle 1: Kontakte der Zeitschrift Vsesvit innerhalb der Ud SSR Die Institutionen, die sich aus den Briefkontakten ergeben, sind ihrer politischen Stellung nach aufgeteilt: politische Macht, Exekutivgewalt, gesellschaftliche Organisationen und andere juridische und private Personen. In der Tabelle werden alle einschlägigen Institutionen aufgezählt, unabhängig von ihrer konkreten Bedeutung für die Zeitschrift Vsesvit und von der Regelmäßigkeit der Kontakte. Die Tabelle gibt einen Überblick über das ganze Geflecht der Beziehungen, die eine Zeitschrift in der Sowjetukraine für ihre Tätigkeit unterhält. Anschließend werden die Institutionen, deren Funktionen die Zeitschrift Vsesvit am stärksten beeinflussen und mit denen die Zeitschrift am häufigsten in Kontakt tritt, näher beschrieben. Diese Institutionen werden für die Erschließung der Regelmäßigkeiten in den Beziehungen zwischen den Akteur_innen im Translationsfeld von besonderem Interesse sein. Der Ministerrat der Ud SSR - die Regierung der Ud SSR - übt die Exekutivgewalt aus. Ihm sind die Ministerräte der Unionsrepubliken unterstellt, z. B. der Ministerrat der Ukrainischen SSR . Fachministerien oder Fachkomitees vertreten eine bestimmte Branche: Für die Literatur sind das Komitee für Druckwesen und die Hauptverwaltung für Angelegenheiten der Literatur und des Verlagswesens ( Glavlit ) zuständig. Glavlit verbietet oder erlaubt, bestimmte Werke oder Autor_innen zu veröffentlichen, bestimmt die Auflage der Zeitschrift Vsesvit , führt die Kontrolle durch und verhängt Sanktionen, wenn die Normen nicht eingehalten werden. Die Kommunistische Partei der UdSSR nimmt in der UdSSR eine exklusive Stellung ein. Laut der Verfassung der Ud SSR ist sie „rukovodjaščej i napravljajuščej siloj sovetskogo obščestva, <?page no="156"?> 156 Iryna Orlova jadrom ego političeskoj sistemy, gosudarstvennyh i obščestvennyh organizacij“ 2 (Verfassung der Ud SSR vom 7. Oktober 1977, Artikel 6). Die Kommunistische Partei hat ihre Organisation mit dem zugehörigen Apparat in jeder Unionsrepublik, z. B. die Kommunistische Partei der Ukrainischen SSR. Sie hat Abteilungen, die die Zeitschrift Vsesvit unmittelbar betreffen: Agitation und Propaganda, Wissenschaft und Kultur, Auslandskommission. Die Partei koordiniert und genehmigt die Inhalte der Zeitschrift Vsesvit , ihre Auslandkontakte, Personalpolitik und die Finanzen. Die Gewerkschaften und andere gesellschaftliche Organisationen wirken entsprechend den in ihren Statuten festgelegten Aufgaben. Für das Literaturwesen wird der Schriftstellerverband der Ud SSR gegründet, der wiederum seine republikanischen Ableger hat, z. B. den Schriftstellerverband der Ukrainischen SSR. Der Verband hat auch eigene Publikationsmedien, z. B. die Zeitschrift Vsesvit oder den Verlag Radjanskyj pys’mennyk . Bis 1973 untersteht dem Schriftstellerverband der Ud SSR auch die Allunionsverwaltung für den Schutz der Autorenrechte , die für die Genehmigung der Urheberrechte verantwortliche Institution (später wird sie zu einer selbstständigen Institution, der Allunionsagentur für Urheberrechte ). Der sowjetische Schriftstellerverband unterschied sich grundsätzlich von Berufsorganisationen der demokratischen Länder, die freiwillige Vereinigungen zum Schutz der Berufsinteressen sind. Der Schriftstellerverband wird von der Kommunistischen Partei gesteuert, er übernimmt die Vermittlungsrolle zwischen Partei und Zeitschrift und wird für Vsesvit in allen Fragen ihrer Tätigkeit die erste Anlaufstelle. Eine andere für die Zeitschrift Vsesvit wichtige gesellschaftliche Organisation ist die Ukrainische Gesellschaft für kulturelle Kontakte mit dem Ausland . Die Organisation ist eine republikanische Abteilung der Allunionsgesellschaft für kulturelle Beziehungen mit dem Ausland ( VOKS ) und organisiert die Begleitung ausländischer Touristen auf Reisen durch die Ukrainische SSR , Reisen ins Ausland für Sowjetbürger, Einladungen ausländischer Künstler in die Ukrainische SSR , den Austausch von Büchern ukrainischer Autor_innen mit ausländischen Bibliotheken (F. 806, Op. 1, Spr. 1, L. 29-35. 1958). Sie ist eine der Co-Gründerinnen der Zeitschrift Vsesvit , die somit auch zu ihrem „Sprachrohr“ wird. Die Organisation kann daher bei den Veröffentlichungsplänen mitsprechen und Personalpolitik wie Auslandskontakte beeinflussen. Ein weiterer Mitbegründer der Zeitschrift Vsesvit ist das Ukrainische republikanische Komitee der Friedensbewegung . Laut Statut vertritt und verbreitet das Komitee die Ideen des Friedens, der friedlichen Koexistenz und Abrüstung sowie der Stärkung der internationalen Beziehungen im Kampf gegen den Imperialismus. Bei besonderen Anlässen und Jubiläen übermittelt das Komitee an die Redaktion inhaltliche Empfehlungen (F. 806, Op. 1, Spr. 361, L. 12-13. 1972; F. 806, Op. 1, Spr. 1193, L. 18. 1978). Andere juridische Personen, wie der Verlag Dnipro , das Staatliche Zentralarchiv-Museum für Literatur und Kunst der Ukrainischen SSR , Bibliotheken, Universitäten und wissenschaftliche Institute, wie auch ausländische Botschaften, sind keine übergeordneten Behörden, sondern ihrem Status nach gleichgestellte Partner, mit denen die Zeitschrift Vsesvit aufgrund gemeinsamer kultureller Interessen kooperiert. Die Nachrichtenagentur TASS , die Post der Ud SSR oder die für die Distribution von Printmedien verantwortliche Organisation Sojuzpečat’ sind 2 die führende und lenkende Kraft der sowjetischen Gesellschaft, der Kern ihres politischen Systems, der staatlichen Organe und gesellschaftlichen Organisationen. <?page no="157"?> Translationskulturelle Vorüberlegungen zur literarischen Übersetzung in der Sowjetukraine 157 öffentliche Unternehmen, die zuständig sind für die Verbreitung von Informationen über die Zeitschrift Vsesvit und ihre Distribution. 4 Mechanismen der institutionellen Steuerung von Übersetzung in der Sowjetukraine Die Regulierung der gesellschaftlichen Beziehungen erfolgt im Allgemeinen durch Normen und Konventionen. Prunč sieht diese als soziokulturelle Mechanismen, die in demokratischen Gesellschaften einvernehmlich vereinbart, in autoritären aber durch gezielte Maßnahmen eingesetzt werden (Prunč 2008: 26). Die Funktionsweise der ideologischen Steuerung in einem Staat ist komplex. Für die Ud SSR unterscheidet Sherry vier Etappen der Zensur: [T]he first stage occurred when foreign items arrived in the country and were examined by the censors at the post office, who decided whether to destroy, release or secretly store them. At the second stage, editors, guided by institutions such as the Central Committee and the writers’ union, decided what should be published. […] The third and fourth stages of censorship occurred during the translating and subsequent editing of texts. (Sherry 2015: 7 f.) Die Autorin zeigt damit, dass vom Import der Literatur, ihrer Übersetzung und bis zu ihrer Veröffentlichung explizite (durch Normen) und habitualisierte (durch die Akteur_innen selbst) Formen der Zensur auftreten. In diesem Beitrag werden nur die expliziten Formen wie Vorschriften, Einschränkungen, Kontrolle oder Förderung betrachtet. Durch diese Maßnahmen können die Akteur_innen direkt oder indirekt beeinflusst werden. Mit direktem Einfluss sind jene Maßnahmen gemeint, die unmittelbar die professionelle Tätigkeit betreffen. Im Fall einer Zeitschrift sind das die Auswahl der Literatur und ihr Erwerb, Fragen des Stils von Übersetzungen oder des Urheberrechts. Indirekte Maßnahmen beziehen sich auf die Arbeitsbedingungen, Personalpolitik, Finanzen, den Absatz, Reisen und Auslandsbesuche. 4.1 Vorschriften Die Vorschriften für Übersetzungen in der Sowjetukraine können entsprechend ihrer Reichweite und Anwendbarkeit auf drei Ebenen angesiedelt werden. An erster Stelle sind die Vorschriften der sowjetischen Verfassung zu nennen, die die allgemeine ideologische Richtung der Staatspolitik bestimmen: Vooružennaja marksistsko-leninskim učeniem, Kommunističeskaja partija opredeljaet general'nuju perspektivu razvitija obščestva, liniju vnutrennej i vnešnej politiki SSSR , rukovodit velikoj sozidatel'noj dejatel'nost'ju sovetskogo naroda, pridaet planomernyj naučno obosnovannyj harakter ego bor'be za pobedu kommunizma. 3 (Verfassung Ud SSR vom 7. Oktober 1977, Artikel 6) 3 Mit der marxistisch-leninistischen Lehre ausgerüstet legt die Kommunistische Partei die Grundrichtung der gesellschaftlichen Entwicklung, die Linie der Innen- und Außenpolitik der UdSSR fest, leitet die große schöpferische Tätigkeit des Sowjetvolkes und verleiht seinem Kampf für den Sieg des Kommunismus planmäßigen, wissenschaftlich begründeten Charakter. <?page no="158"?> 158 Iryna Orlova Da die Kultur in der Ud SSR öffentlich gefördert und als Propagandamittel eingesetzt wird, ist die Verbreitung der marxistisch-leninistischen Ideen für alle Druckmedien eine explizit festgelegte Norm. An zweiter Stelle stehen die Vorschriften, die unmittelbar die Literatur betreffen und aus den Beschlüssen der Kommunistischen Partei hervorgehen. Sie werden direkt (F. 806, Op. 1, Spr. 361, L. 15. 1972) oder durch den Schriftstellerverband an die Zeitschrift Vsesvit übermittelt (F. 806, Op. 1, Spr. 361, L. 27. 1972). So wird etwa 1971 beschlossen, dass die sowjetischen Bürger_innen an jenen literarischen Werken Interesse haben, die „die wahre Realität“ und die Ideen des Kommunismus mit künstlerischen Mitteln darstellen. 1972 kamen Anweisungen der Kommunistischen Partei „Zur literarischen Kritik“ (F. 806, Op. 1, Spr. 361, L. 15. 1972). 1974 sollte die Zeitschrift Vsesvit in Kooperation mit dem Verlag Dnipro ihre Aufmerksamkeit den Arbeitskollektiven in den Fabriken, Kolchosen oder wissenschaftlichen Laboratorien widmen (F. 806, Op. 1, Spr. 669, L. 7. 1974). Im Jahr 1975 verabschiedete das Sekretariat des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei einen geheimen Beschluss „Über die Veröffentlichung ausländischer Kriminalromane“. Dementsprechend sollte der Schriftstellerverband die Anforderungen an ausländische Kriminalromane „erhöhen“ und damit die Verbreitung ideologisch fremder Werke verhindern (F. 806, Op. 1, Spr. 1193, L. 31. 1978). Die Vorschriften betreffen auch bestimmte Verhaltensmuster der Akteur_innen. Ein Beispiel dafür ist die solidarische Feier von Jubiläen wichtiger Daten und Personen in Bezug auf den Aufbau des Kommunismus. Die Jubiläen werden vom Ministerrat der Ukrainischen SSR , von Glavlit und der Kommunistischen Partei bestimmt und mit der Formulierung „bitte in den Redaktionsplänen berücksichtigen“ an die Redaktion von Vsesvit übermittelt. 1974 soll die Zeitschrift zum Puškinjubiläum oder 1977 zum 60. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution das Thema ansprechen oder sogar eine ganze thematische Ausgabe vorbereiten. Drittens sind die Vorschriften zu erwähnen, die in den Statuten der Printmedien selbst festgelegten werden. Das Statut der Zeitschrift Vsesvit wird 1958 von drei Institutionen unterschrieben: dem Schriftstellerverband der Ukrainischen SSR , der Ukrainischen Gesellschaft für kulturelle Kontakte mit dem Ausland und dem Ukrainischen republikanischen Komitee der Friedensbewegung . Die Gründung bzw. Neugründung der Zeitschrift verfolgt vor allem ideologische Ziele. Das Statut bestimmt, dass die Zeitschrift Vsesvit den Fortschritt des sozialistischen Aufbaus in den Ländern der Volksdemokratie, die nationalen Befreiungsbewegungen der vom Kapitalismus unterdrückten Völker und den Klassenkampf in den kapitalistischen Ländern erläutern muss. Weiter zählen zu den Aufgaben: der Kampf für den Frieden, der Ausbau der kulturellen Beziehungen mit dem Ausland sowie die Vertiefung der internationalen Freundschaft. Ein weiteres Thema ist das Leben der Ukrainer und Ukrainerinnen im Ausland. Die Zeitschrift publiziert Berichte über ihr Alltagsleben und polemische Artikel über aktuelle Themen. Das literarische und kulturelle Leben in anderen Ländern steht im Fokus der publizistischen Artikel und literarischen Kritiken. Das Verhältnis der Materialien aus den sozialistischen und kapitalistischen Ländern liegt bei 60 % zu 40 % (F. 806, Op. 1, Spr. 1, L. 3. 1958). Angesichts der unterschiedlichen Machtpotenziale der Partner werden die im Statut festgelegten Spielregeln von den drei genannten Institutionen eher aufgezwungen als in Folge eines Interessensausgleichs schriftlich festgehalten. Die weitere Tätigkeit der Zeitschrift, die Kontakte und Beziehungen der Redaktion zu anderen Kommunikationspartnern beruhen auf den Konventionen und Normen, die im Statut festgehalten sind. <?page no="159"?> Translationskulturelle Vorüberlegungen zur literarischen Übersetzung in der Sowjetukraine 159 4.2 Einschränkungen Im Unterschied zu den Vorschriften, die wie Richtlinien auszuführen sind, grenzen andere Maßnahmen der ideologischen Steuerung ab, schränken ein oder schließen aus. Glavlit bereitet nach Weisung der Kommunistischen Partei eine Liste ( Perečen ) der Themen und Daten vor, die aus ideologischen Gründen nicht behandelt werden dürfen. 1959 definiert Glavlit die Regeln für das Abonnieren, Aufbewahren und Nutzen von Literatur aus den kapitalistischen Ländern. Literatur mit begrenztem Zugriff muss mit einem speziellen Symbol (Hexaeder) gekennzeichnet werden. Ausschließlich bestimmte Bibliotheken, Verbände, Redaktionen und einige gesellschaftliche Organisationen verfügen über das Recht, derartige Ausgaben aus dem Ausland zu bestellen. Mit diesen Bestimmungen wird die Redaktion Vsesvit vom Selbsterwerb dieser Literatur ausgegrenzt, sie muss den Umweg über die Ukrainische Gesellschaft für kulturelle Kontakte mit dem Ausland (F. 806, Op. 1, Spr. 252, L. 5. 1971) oder bestimmte Bibliotheken (F. 806, Op. 1, Spr. 669, L. 55. 1974; F. 806, Op. 1, Spr. 1193, L. 33, 34. 1978) gehen. Die Einschränkungen betreffen auch den Zugang zu Informationen über erschienene Literatur. Die Allunionsagentur für Urheberrechte , die Auslandskommission des Schriftstellerverbandes sowie die Nachrichtenagentur TASS veröffentlichen Literaturverzeichnisse, die einen Überblick über Veröffentlichungen im Ausland geben. Das Informationsblatt der Auslandskommission des Schriftstellerverbandes Po stranicam zarubežnoj pressy (Überblick der Auslandspresse) stand nur sehr wenigen Stellen zur Verfügung; die Zeitschrift Vsesvit beantragt erst 1973 den Zugriff auf diese Informationen (F. 806, Op. 1, Spr. 518, L. 4. 1973). Der Einkauf der Literatur erfolgt nicht direkt, sondern nur über die Organisation Internationales Buch (F. 806, Op. 1, Spr. 361, L. 18. 1972; F. 806, Op. 1, Spr. 1193, L. 24-25. 1978; F. 806, Op. 1, Spr. 1498, L.12-15. 1983). Beschränkt wird auch die Auflage der Zeitschrift. Wie in der Planwirtschaft üblich ist, wird auch hier das Angebot nicht durch die Nachfrage bestimmt. Glavlit der Ukrainischen SSR legt nach Vorgaben der zentralen Planungsbehörde Gosplan die Auflage der Druckmedien in der Ukrainischen SSR fest. 1961 beträgt die Auflage von Vsesvit 20.000 Exemplare; 1976 waren es 55.000, darunter 33.300 Abonnements und 16.700 Einzelhandelsexemplare (F. 806, Op. 1, Spr. 921, L. 19. 1976). Die Zeitschrift wird in vielen Unionsrepubliken gelesen und in 23 weiteren Ländern abonniert (F. 806, Op. 1, Spr. 361, L. 1-3. 1972). Trotz der großen Zahl des Lesepublikums und des steigenden Gewinns werden Auflage und Budget von Vsesvit niedrig gehalten (F. 806, Op. 1, Spr. 1697, L. 14. 1988). Der Absatz der Zeitschrift wird bisweilen auch bewusst behindert: Sojuzpečat’ , die für die Distribution von Printmedien zuständige staatliche Stelle, reguliert, entsprechend den Anweisungen der Partei, den Verkauf von Vsesvit im Einzelhandel. 1974 und 1982 kommt es sogar zu Beschwerden von Seiten der Redaktion an die Partei, weil der Pressedistributor Sojuzpečat’ die Zahl der Abonnements grundlos begrenze (F. 806, Op. 1, Spr. 669, L. 39. 1974; F. 806, Op. 1, Spr. 1454, L. 7. 1982). 4.3 Kontrolle Zu den weiteren Maßnahmen der ideologischen Steuerung zählt die Kontrolle. Die Einhaltung der Normen und Umsetzung der festgelegten Maßnahmen werden von den Behörden kontrolliert. Das Prozedere der Kontrolle durch Glavlit ist folgendes: Zunächst stellt der Chefredakteur Glavlit das Layout der Zeitschrift in zwei Exemplaren vor. Die Zensor_innen prüfen das <?page no="160"?> 160 Iryna Orlova Material im Hinblick auf Informationen, die in der Liste ( Perečen ) der Themen und Daten, die aus ideologischen Gründen nicht veröffentlicht werden können, verzeichnet sind. Die Verbote werden in zwei Typen unterteilt: bedingungslose und konventionelle. Bedingungslose gelten automatisch; für die konventionellen ist es möglich, eine vorläufige Ausnahmegenehmigung vom zuständigen Ministerium (Komitee) zu erhalten. Alle Genehmigungen, die die Redaktion betreffen, werden an Glavlit weitergeleitet, wo sie in einem speziellen Register gesammelt werden (Ануфриев 2005). Das gesamte administrative Modell beruht auf dem Prinzip der Rechenschaftspflicht: Die Zensor_innen von Glavlit informieren ihre Leitung, welche „Eingriffe“ sie bei einem Text vornehmen, deren Art und Begründung; die Redaktion schreibt Berichte über ihre Tätigkeit an die Partei, das Komitee für Wirtschaftsplanung , den Schriftstellerverband, Glavlit , die Allunionsagentur für Urheberrechte . Auf dieser Weise liegt im umfangreichen Briefwechsel der Redaktion mit den Behörden eine wichtige Quelle für die Rekonstruktion des Machtgeflechts vor, das um die Zeitschrift Vsesvit besteht. Die Redaktion wird nicht nur von den Behörden kontrolliert, sondern indirekt auch von der Post der Ud SSR und dem Zoll, die die ersten Kontrollstellen bei der Ankunft ausländischer Literatur sind. 1978 etwa gibt es Beschlagnahmungen von Büchern, die an die Redaktion geschickt wurden (F. 806, Op. 1, Spr. 1193, L. 63. 1978). Die Kontrolle betrifft auch die Personalpolitik. Eine gediegene Ausbildung und ständige Weiterbildung im ideologischen Bereich, politisches Engagement und Mitgliedschaft bei Berufsverbänden zählen zu den positiven Punkten eines Lebenslaufs. Die Zeitschrift berichtet an die Kommunistische Partei, dass die Angestellten der Zeitschrift Vsesvit zum Teil Mitglieder des Schriftstellerverbandes (3 von 14) und zum anderen Teil des Journalistenverbandes der Ud SSR (8 von 14) sind. Die Angestellten bemühen sich um Weiterbildung: 1973 gibt es drei Angestellte in der Redaktion Vsesvit , die ein Abendstudium im Fach Marxismus-Leninismus abgeschlossen haben (F. 806, Op. 1, Spr. 518, L. 7. 1973). 4.4 Strafmaßnahmen Seit ihrer Neugründung 1958 gewinnt die Zeitschrift an Popularität, ihre sozial-gesellschaftlichen Anliegen befinden sich mitunter in einem Spannungsverhältnis zum Programm von Staat und Partei. In den 1970er Jahren flammen wieder Nationalitätenkonflikte auf. Einerseits wird die Politik der „Brüderschaft der Völker“ gefördert, anderseits werden alle Manifestationen nationaler Identität als „antisowjetische Propaganda und Nonkonformismus“ unterdrückt und ein neues Konzept von „Sowjetvolk“ wird aufgebaut. 1973 wird bei einer Versammlung des Schriftstellerverbandes die Qualität von Übersetzungen in der Zeitschrift Vsesvit kritisch beleuchtet (F. 806, Op. 1, Spr. 518, L. 30. 1973). Es gibt Untersuchungen des Komitees für Staatssicherheit der Ukrainischen SSR und darauf folgend repressive Maßnahmen gegen ukrainische Intellektuelle, die auch die Redaktion von Vsesvit betreffen. Manche Übersetzer_innen der Zeitschrift werden verfolgt und bekommen Veröffentlichungsverbot (z. B. Mykola Lukaš) (F. 806, Op. 1, Spr. 518, L. 27. 1973). Vasyl’ Stus, ein ukrainischer Schriftsteller, Übersetzer und Mitarbeiter der Zeitschrift Vsesvit , wird 1972 wegen „antisowjetischer Propaganda“ unter Arrest gestellt. In den Briefen, die er an den Schriftstellerverband, das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei und an die öffentlichen Medien gerichtet hatte, protestiert er gegen die Inhaftierung von Kollegen, Menschenrechtsverletzungen und den erneut wachsenden <?page no="161"?> Translationskulturelle Vorüberlegungen zur literarischen Übersetzung in der Sowjetukraine 161 Personenkult. 1972 stellt das Komitee für Staatssicherheit eine Anfrage an die Redaktion wegen einer Publikation von Vasyl’ Stus (F. 806, Op. 1, Spr. 361-a, L. 13. 1972). 1978 werden der Chefredakteur Dmytro Pavlyčko und die Übersetzer Ivan Bilyk, Mychajlo Moskalenko, Vasyl’ Skurativs’kyj und Viktor Šovkun zur Kündigung gezwungen (Pavlyčkos Kündigung: Verordnung Nr. 86 des Schriftstellerverbandes, F. 806, Op. 1, Spr. 1193, L. 23. 1978). Im Zeitraum von 1958 bis 1991 sind bestimmte Dynamiken der Normen und Konventionen, die von äußeren politisch-sozialen Veränderungen beeinflusst werden, festzustellen. Die Mechanismen der institutionellen Steuerung wechseln zwischen national- und zentralstaatlich orientierten Phasen in der Politik der Sowjetunion. 1958 etwa wird die nationale „Verwurzelungspolitik“ des kommunistischen Systems als Gelegenheit für die Wiederbelebung der Zeitschrift genutzt, später aber in den 1970er Jahren werden die nationalen Bewegungen unter strenge Kontrolle gesetzt und ihre Akteur_innen Strafmaßnahmen unterworfen. Ein anderes Beispiel der Normenveränderung tritt 1973 mit dem Beitritt der Sowjetunion zum Welturheberrechtsabkommen auf. Somit bekommt die Allunionsagentur für Urheberrechte in Moskau einen wesentlichen Einfluss auf die Publikationspolitik aller Medien in der Sowjetunion, was zu einer weiteren Abhängigkeit der ukrainischen Redaktion von Zentralbehörden führt. Diese Beispiele veranschaulichen, wie das wechselnde Machtgefälle zwischen den Handlungspartnern die historische, soziale und ethische Dynamik der Konventions- und Normenbildung bestimmt (Prunč 1997: 109). Mechanismen der institutionellen Steuerung von Übersetzung verweisen auf die Struktur des Handlungsfeldes Translation und seine inneren kulturspezifischen Wertekonflikte. Durch Vorschriften, Einschränkungen und Kontrolle wird die Tätigkeit der Zeitschrift gesteuert und begrenzt. Ihre weitere Entwicklung und Popularitätsgewinnung wird von den Behörden immer wieder blockiert. Illoyalität zur offiziellen Ideologie und ihre Infragestellung bringen Kritik, Kündigungen und Verfolgungen. 5 Auslandskontakte der Zeitschrift Vsesvit im Spiegel der Außenpolitik der UdSSR In diesem Abschnitt sollen die Auslandskontakte der Zeitschrift in den Blick genommen werden. Die ausländischen Institutionen sind keine Behörden oder Machthaber im Handlungsfeld der Zeitschrift Vsesvit . Trotzdem entgehen die importierten Einflüsse nicht der Steuerung durch staatliche Institutionen. Nur ein kleiner Prozentsatz der Kontakte zu ausländischen Partnern erfolgt unmittelbar. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der „Offenheit / Geschlossenheit“ des Systems gegenüber dem „Fremden“ und nach den Formen der Kooperation mit ausländischen Institutionen. Die Außenbeziehungen der Redaktion Vsesvit spiegeln die Außenpolitik der Ud SSR wider. In den Außenkontakten wird streng nach „sozialistischen“ und „kapitalistischen“ Ländern getrennt. Zu den „Bruderländern“ der Ud SSR gehören Bulgarien, die DDR , Polen, die Tschechoslowakei, Rumänien, Ungarn. Schon in der Stalinzeit beginnt unter dem Motto „Solidarität mit den Befreiungsbewegungen im Nahen, Mittleren und Fernen Osten“ die Erweiterung der sowjetischen Einflusssphäre in Asien. Die Aufmerksamkeit der Druckmedien richtet sich auf Burma, China, Indochina, Indonesien, Indien, Malaysia und die Philippinen. In den 1970er <?page no="162"?> 162 Iryna Orlova Jahren kommen prosowjetische Regime in Angola, Äthiopien, Afghanistan, Kuba, Laos, Kambodscha und Nicaragua an die Macht. Den sowjetischen politischen bzw. kulturellen Diskurs dominieren die Themen der Entwicklung des demokratischen Lagers, der imperialistischen Expansion, der Völkerfreundschaft, des Internationalismus, des Kampfes gegen den äußeren „Klassenfeind“ und der Rüstungskontrolle. Wie in den anderen Sphären der Kulturpolitik kontrolliert der Staat auch die Außenkontakte der Zeitschrift Vsesvit in Form von Einschränkungen (der Kontakte mit kapitalistischen Ländern) und Förderungen (der Kontakte mit sozialistischen Ländern). Die Vernetzung der Zeitschrift Vsesvit mit Auslandsautor_innen erfolgt über die Auslandskommission des Schriftstellerverbands und die Ukrainische Gesellschaft für kulturelle Kontakte mit dem Ausland , die dafür verantwortlich sind, die internationalen Beziehungen zu pflegen. Zum Ausbau der Auslandsbeziehungen tragen auch offizielle bilaterale Freundschaftsgesellschaften, Solidaritätskomitees und sonstige Kulturorganisationen bei, wie etwa der Freundschaftsverein Kanada - Ud SSR . In welcher Form finden nun die offiziellen / institutionalisierten Auslandskontakte statt? An erster Stelle stehen bilaterale Abkommen mit Schriftstellerverbänden, z. B. den Verbänden aus Bulgarien, der Slowakei, Rumänien, Polen und Finnland, in deren Rahmen es Austauschprogramme und -besuche gibt. Der Schriftstellerverband fördert die Zusammenarbeit mit Zeitschriften und Verlagen aus allen Ländern des „sozialistischen Lagers“: Bulgarien ( Sofia Press , Lik , Literaturen front ), DDR ( Neue Deutsche Literatur , Sinn und Form ), Tschechoslowakei ( Swetova literatura , Revue Svetovej Literatury , Ceskoslovensky spisovatel , DILIA ), Jugoslawien ( Telegram , Mostovi , Stverane ), Kuba ( Union ) und Polen ( Literatura na swiecie , Nove Vidnokrengi , Naše slovo ), Ungarn ( Nagyvilag , Artisjus ). Die Briefe aus dem Staatlichen Zentralarchiv-Museum für Literatur und Kunst in der Ukraine Fond 806 weisen auf einen aktiven Austausch von literarischen Werken und Verzeichnissen mit Redaktionen aus Ungarn, Polen, Bulgarien, der Tschechoslowakei und Jugoslawien hin. Über den Schriftstellerverband abonniert die Redaktion Vsesvit bibliografische Verzeichnisse und Zeitschriften aus England, den USA , der BRD , Frankreich und Indien, wie The New Yorker , New York Times Review , Times Literary Suplement (F. 806, Op. 1, Spr. 789, L. 77-78. 1975; F. 806, Op. 1, Spr. 921, L. 9. 1976; F. 806, Op. 1, Spr. 1072, L. 15-16. 1977). Über die Freundschaftsvereine wird ein regelmäßiger touristischer und kultureller Austausch in Form von Foto- und Kunstausstellungen, Film-, Literatur- und Presseaustausch gefördert (F. 806, Op. 1, Spr. 1, L. 1, 36-39. 1958). Die Redaktion erhält auch Unterstützung von ausländischen Botschaften in der Ud SSR und Botschaften der Ud SSR im Ausland. Auf diesem Weg werden literarische Werke an die Redaktion weitergegeben. Bücher kommen als Geschenke von Botschaften und Konsulaten Afghanistans, Äthiopiens, Boliviens, Bulgariens, Chinas, der DDR , Indiens, Kanadas, Kolumbiens, Perus, Polens, Ungarns und Venezuelas. Sowjetische Diplomaten tragen zur Förderung der Zeitschrift mit Büchern aus dem Ausland bei: 1971 unterstützt der Außenminister der Ukrainischen SSR Georgij Ševel’ die Zeitschrift (F. 806, Op. 1, Spr. 252, L. 25. 1971); 1973 schickt Viktor Koptilov, Diplomat in Frankreich, aus Frankreich neuerschienene Bücher von Albert Camus bzw. seine eigenen Übersetzungen von Jacques Prévert und Jean Anouilh an die Redaktion (F. 806, Op. 1, Spr. 518, L. 16. 1973). Eine andere Art von Auslandskontakten entsteht aus privater Initiative der Redaktion Vsesvit . Diese Kontakte haben, anders als die offiziellen bzw. institutionalisierten Kontakte, einen <?page no="163"?> Translationskulturelle Vorüberlegungen zur literarischen Übersetzung in der Sowjetukraine 163 personalisierten und unregelmäßigen Charakter. Sie stellen neue, nicht zensurierte Informationsquellen für die Redaktion bereit. Von besonderer Bedeutung sind die Kontakte mit Ukrainern im Ausland, z. B. Yar Slavutych (Autorenname von Grygorij Žučenko) (Schriftsteller, Professor an der Universität von Alberta, Kanada), Jurij Kosač (Schriftsteller und Übersetzer, USA ), Lubomyr Hajda (Historiker, Professor an Universität Harvard, USA ). Die meisten leben in Kanada oder in den USA und unterstützen die Redaktion Vsesvit mit neuen Büchern, Artikeln oder der Anbahnung weiterer Kontakte. Persönliche Kontakte hält die Redaktion zu Autor_innen wie George Ryga (Kanada), Maria Tomakova (Tschechoslowakei), Alex La Guma, Barry Feinberg (England), Otto Gotsche, Anna Seghers ( DDR ), Pablo Neruda (Chile), Heinrich Böll, Hans Peter Keller ( BRD ), Herbert Kuhner (Österreich), Manuel de Seabra, Manuel da Fonseca (Portugal), Jorge Amado (Brasilien) und Sidney Walter Finkelstein ( USA ). Manche Autor_innen, wie Sidney Finkelstein, ein berühmter Kunst- und Literaturkritiker, der 1957 für seine kommunistischen und antiamerikanischen Aktivitäten in den USA vor Gericht steht, sind überzeugte Anhänger kommunistischer Ideen. 1972 schreibt er für die Zeitschrift Vsesvit einen kritischen Überblick über den „amerikanischen intellektuellen Roman“ (F. 806, Op. 1, Spr. 261, L. 7. 1971). Manche bekommen nie ihre Honorare, da sie nur in der Ud SSR persönlich ausbezahlt werden (F. 806, Op. 1, Spr. 369, L. 22. 1972). Die Vielfalt der Beziehungen zu unterschiedlichen Akteur_innen im Ausland (Redaktionen und Zeitschriften, Botschaften, Universitäten, Freundschaftsvereine, Privatpersonen) und die Diversität ihrer Form (Austauschbesuche, Materialaustausch, Informationsaustausch) beweisen einen bestimmten Grad an Offenheit des Systems. Zu diesen Kontakten werden aber nur einzelne Personen zugelassen und alle Beziehungen werden streng kontrolliert. Auf diese Art und Weise pflegt der sowjetische Staat die Illusion eines intensiven internationalen Kulturaustauschs. Nichtsdestotrotz verliert die Ud SSR schrittweise den Charakter einer geschlossenen Welt. Durch verschiedene Formen des Kulturaustausches, darunter Übersetzungen, erhalten die sowjetischen Bürger_innen direkten oder aus den offiziellen Quellen indirekt erschließbaren Zugang zu westlichen Einflüssen. 6 Schlusswort und weiterer Forschungsbedarf Im Rahmen dieses Beitrages wurde die Spezifik der Translationskultur in der Sowjetukraine diskutiert und anhand einer Fallstudie, die zum ersten Mal Archivdokumente einer Zeitschriftenredaktion auswertet, illustriert. Der Blick wurde dabei insbesondere auf die Steuerung der literarischen Produktion, die Struktur der gesellschaftlichen Institutionen und die kulturspezifischen Formen der Normsetzung gerichtet. Die Zeitschrift Vsesvit ist beispielhaft für eine institutionalisierte Form der Übersetzungstätigkeit, da ihre Arbeit durch gesetzliche Bestimmungen und den Staatsapparat geregelt wird. Diese Institutionalisierung der ukrainischen Übersetzung in der Ud SSR erfüllt eine doppelte Funktion: Einerseits erhält die ukrainische Kultur durch die Übersetzung in der Sowjetukraine eine öffentliche Plattform, die ihr eine offizielle Repräsentanz nach innen (in der Ud SSR ) und nach außen sichert; die Praxis der Übersetzung ins Ukrainische wird gefördert, und dies trägt auch wesentlich zur Entwicklung der ukrainischen Sprache und Literatur bei. Anderseits wird die translatorische Tätigkeit durch die Institutionalisierung ideologisch gelenkt und kontrolliert. <?page no="164"?> 164 Iryna Orlova Im Zeitraum von 1958 bis 1991 oszilliert diese Steuerungspolitik zwischen national- und zentralstaatlich orientierten Phasen. Die Zeitschrift Vsesvit wird 1958 in der Tauwetter-Periode wiedergegründet und ist die einzige Zeitschrift in der Sowjetunion, die Übersetzungen in die Republikssprache (ins Ukrainische) aus der Originalsprache, ohne Vermittlungssprache, die üblicherweise Russisch ist, anfertigt. Ein weiteres Merkmal der Translationskultur in der Sowjetukraine ist die ausgeprägte Asymmetrie der Machtpotenziale der staatlichen Behörden einerseits und der gesellschaftlichen Institutionen im Feld andrerseits. Übersetzungsprozesse erfolgen in der Sowjetukraine im Zuge einer Unterordnung unter die politische Macht, die auch in der Verfassung des Staates festgelegt ist. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Kulturspezifik der verschiedenen Mechanismen der ideologischen Steuerung von Übersetzungen, wie Vorschriften, Einschränkungen, Kontrolle, Strafmaßnahmen und Förderung. Die offiziellen Auslandsbeziehungen stehen zwar ebenfalls unter staatlicher Kontrolle, fördern aber trotzdem die Durchdringung mit anderen Kulturen, wodurch der vordergründig monolithische Charakter des ukrainischen Kulturraums durchbrochen werden kann. Private Auslandskontakte bieten der Redaktion Vsesvit darüber hinaus Zugang zu nicht zensurierten Informationen. Weiterer Forschungsbedarf liegt insbesondere in der Problematik der Verinnerlichung von Normen und Konventionen bzw. ihrer Auswirkung auf die Translation. Damit ergeben sich Fragen nach der Rolle der Redaktion, der Analyse von Eingriffen in den Text und der Rezeption der Übersetzungen. Die Archivmaterialien bieten dafür reichhaltiges Material, das zur Erforschung der translationsrelevanten Geschichte der Sowjetzeit zweifellos Wesentliches beitragen kann. <?page no="165"?> Культурологический и переводческий анализ литературного перевода в Советской Украине 165 Культурологический и переводческий анализ литературного перевода в Советской Украине: бюрократические препоны Ирина Орлова 1 Введение Данная статья посвящена анализу поля переводческой деятельности в Украинской ССР в период с 1958 по 1991 год и описанию организационной сети, сложившейся вокруг украинского журнала иностранной литературы Всесвiт (Весь мир). Период исследования охватывает отрезок времени с 1958 года (смягчение политического режима после смерти Сталина) по 1991 год (распад СССР ). Для этого периода в истории Украинской ССР характерно взаимодействие различных политических сил, которые отстаивали интересы централизованного управления или представляли национально-республиканские устремления. Кроме того, для советской эпохи актуальна проблема взаимодействия системы и человека. Таким образом, в данной работе на основе анализа организаций и норм, действующих в Украинской ССР , делается попытка объяснить, как взаимоотношения с властью и «правила игры» в поле перевода с 1958 по 1991 год влияли на переводческие процессы. В качестве теоретической основы в данном исследовании используется концепция культуры перевода (Prunč 1997; 2008). Это понятие широко обсуждалось в немецкоязычном переводоведении, однако её применение в других культурных контекстах требует дополнительного изучения. Культура перевода , отталкиваясь от проблематики письменного и устного перевода, обращается к вопросам культурологии и социологии. Литературный перевод на русский язык с самого начала играл важную пропагандистскую роль в СССР и рассматривался советской центральной властью как проводник идеологии. В советской научной литературе перевод чаще всего исследуется с точки зрения переводов на русский язык (Friedberg 1997; Baer 2006; 2011; Menzel 2011; Witt 2011; Sherry 2015; Lygo 2016). Авторы анализируют контроль и регулирование со стороны КП Советского Союза содержания всех периодических изданий в стране, включая издания отдельных союзных республиках. Подчёркивается существование квот, определяющих количество произведений русскоязычных/ нерусскоязычных авторов и авторов из социалистических/ капиталистических стран, публикующихся в журналах (Eglāja-Kristsone 2012: 343; Monticelli / Lange 2014: 103). Вместе с тем, тема перевода в союзных республиках остается мало изученной: существуют отдельные исследования о переводе в Эстонии (Monticelli / Lange 2014), Латвии (Ločmele и Veisbergs 2011; Eglāja-Kristsone 2012) и Азербайджане (Brisset 2013). С учетом факторов национальности и языковой политики в этих исследованиях становится возможным по-новому подойти к проблеме перевода в СССР и функционированию политической системы в целом. При этом право первой публикации в Советском Союзе остается за русским языком. Таким образом, он становится «фильтром или по- <?page no="166"?> 166 Ирина Орлова средником» как между языками, на которых говорят в СССР , так и другими языками. Непрямые переводы на языки республик - обычная практика; они выходят на рынок намного позже и теряют свою актуальность для публики (Monticelli / Lange 2014: 103). Некоторые аспекты переводческой деятельности в Советской Украине, такие как многоязычие, национальный вопрос, становление украинского переводоведения и т.д., рассматриваются в исследованиях Максима Стрихи (Стріха 2006), Тараса Шмигера (Шмігер 2009), Виталия Чернецкого (Chernetsky 2011) и Филиппа Хофенедера (Hofeneder 2013). На данный момент отсутствуют работы, которые могут стать примером систематического изучения культуры перевода (Prunč 1997) в Украинской ССР . Целью данной статьи является анализ специфики культуры перевода в Советской Украине на примере тематического исследования, которое впервые обращается к архивным документам редакции журнала, и подробное описание механизмов управления в области перевода. Журнал Всесвіт , который издается ежемесячно и в настоящее время, наилучшим образом подходит для этой цели. Он основан в 1925 году в тогдашней столице Украины Харькове как универсальный журнал, который публикует иностранную и украинскую литературу, а также освещает события в стране и за рубежом. Журнал выходит два, три или четыре раза в месяц. В 1930-х годах редакторы журнала подпадают под сталинские репрессии, а в 1934 году издательство закрывается. В 1958 году журнал становится органом Союза писателей Украинской ССР . Хрущевская оттепель, официальное сближение с Западом, расширение международных контактов и, прежде всего, политика коренизации (национального укоренения коммунистической системы) способствуют тому, что журнал на украинском языке выходит в свет. Журнал публикует не только переводы художественной литературы на украинском языке, но и критические статьи о социально-политической ситуации в мире. На страницах Всесвіта напечатано более 4 000 публикаций художественных произведений, представляющих 98 литератур мира в переводе с 81 языка (Микитенко / Гамалій 2004: 710). Что касается печатных изданий в целом, то в советских республиках союзы писателей имеют свои издательства книг, газет или журналов. Таким образом, переводы на языках республик публикуют: журнал Loomingu Raamatukogu и издательство Eesti Riiklik Kirjastus в Эстонии, журнал Мнатоби в Грузии, журнал Жулдыз в Казахстане, журнал Zvajgzne и издательство Liesma в Латвии и журнал Полымя в Беларуси. В Украине с 1958 по 1991 год переводы на украинский язык публиковались в издательствах Днiпро , Молодь , Український письменник , в журналах Веселка , Всесвіт , Гарт , Київ , Ранок и в газете Лiтературна Україна . Главная особенность журнала Всесвіт состоит в том, что переводы на украинский язык выполняются с языка оригинала без языка посредника, которым обычно является русский. Ни один другой журнал, ни на одном из языков союзных республик не имеет такого преимущества. Ежемесячный тираж журнала варьируется от минимум 9 700 (1958 год) до максимум 66 090 экземпляров (1977, 1978 годы) (там же: 679) и сопоставим с тиражом российского журнала Иностранная литература , который составляет от 40 000 до 70 000 экземпляров (Sherry 2015: 103). Высокий тираж, а также тот факт, что многие тексты переведены непосредственно с языка оригинала, делает журнал одним из важнейших источников информации не только в Украинской ССР , но и в <?page no="167"?> Культурологический и переводческий анализ литературного перевода в Советской Украине 167 других советских республиках, и для украиноязычной диаспоры за рубежом, особенно в Канаде и в США . В этой статье рассматриваются взаимоотношения между актерами в поле переводческой деятельности: между редакцией Всесвіт , общественными организациями и органами власти. Эти данные анализируются в более широком социально-культурном контексте, что обеспечивает глобальный подход к изучению культуры перевода в Советской Украине в период 1958-1991. Роль главных редакторов журнала, авторов и переводчиков сознательно выведена за рамки исследования, поскольку имеющийся объём данных и выбранный тип документов не дает возможности прийти к показательным результатам. 2 Теоретические положения и методология Предметом изучения концепции культура перевода (Prunč 1997; 2008) являются институциональное управление в области культуры, соотношение сил и баланс интересов между субъектами переводческой деятельности. Таким образом, в центре внимания находится структура общественных организаций и органов власти. Ключевыми понятиями концепции культура перевода Эриха Прунча являются нормы и конвенции, посредством которых достигается баланс интересов между актерами (Prunč 1997: 109). Согласно Эриху Прунчу, нормы и конвенции являются культурообразующими: они носят долгосрочный характер и проявляются в зависимости от конкретной ситуации и соответствующей расстановки сил (Wolf 2010: 23). С этой точки зрения в данной статье рассматриваются сферы влияния организаций и взаимоотношения между актерами в поле перевода в Украинской ССР. В этом тематическом исследовании особое значение уделяется формам установления норм и их действию в культурной сфере в Советской Украине. Концепция культуры перевода дает возможность создать аналитическую модель, которая позволяет преодолеть дихотомическое мышление в культурологических и исторических исследованиях. Политическую систему в СССР часто называют «тоталитарной», а социальные и культурные проявления человеческой деятельности советской эпохи описываются как «тотальные»: «тотальная цензура», «тотальный контроль», «тотальная идеология». Такая интерпретация слишком однозначна и не оставляет места для компромисса. Реально существовавшие способы уклонения от тотального централистского управления и установления культурного диалога (Monticelli / Lange 2011: 95) часто остаются за пределами научного внимания. Перевод, как поле исследовательской деятельности, предоставляет много возможностей для интерпретативного подхода к описанию культурных практик. Данные этой статьи опираются в первую очередь на анализ архивных материалов из Центрального государственного архива-музея литературы и искусства Украины . Корпус исследования содержит архивные материалы из Фонда 806 («Редакция журнала Всесвіт »), а именно переписку с органами власти, а также отечественными и зарубежными организациями в период с 1958 по 1989 год. В форме писем передаются следующие документы: концепция журнала, приказы органов власти, планы редакции, бюджеты редакции, отчеты о редакционной работе, подтверждения за оплату гонораров, про- <?page no="168"?> 168 Ирина Орлова граммы обмена с зарубежными организациями, отчеты о поездках за границу и визитах иностранных гостей. Документы распределены по годам неравномерно: в 1958 году журнал был заново основан и за этот год собрано 45 страниц переписки; письма в органы власти 1960х годов отсутствует; с 1970-х годов существует 1 318 страниц; с 1980-х годов - 208. Нерегулярность состава фонда явно зависит от личности главного редактора. С 1958 по 1971 год (главный редактор Алексей Полторацкий) имеются учредительные документы, а также редакционные отзывы о переводах, переписка с авторами и заметки главного редактора. За период с 1971 по 1978 год (главный редактор Дмитрий Павлычко) сохранилось наибольшее количество документов. Переписка с органами власти и учреждениями собрана в 4 делах: 1. Переписка с органами власти в пределах СССР , 2. Переписка с зарубежными учреждениями, 3. Международные связи, 4. Переписка с Всесоюзным агентством по авторским правам 1 и издательством Радянський письменник относительно гонораров. В период с 1980 по 1991 год (главные редакторы Виталий Коротич и Олег Микитенко) отечественная и зарубежная переписка представлена в одном деле. Источники исследуются по принципу теоретического насыщения. Согласно Ансельму Глейзеру и Барни Страуссу (1998), под этим термином подразумевается момент анализа, когда новые данные, в дополнении к уже полученным, не приводят к появлению новых понятий и, следовательно, к новым результатам. Сначала все архивные документы распределяются по организациям, а затем по тематике. Выделяются и индексируются отрывки текста, характеризующие связь и отношения между редакцией Всесвіт и органами власти. В процессе последующей интерпретации этих данных выделяются закономерности отношений и действий актёров, выделенных в поле переводческой детельности, и анализируются с точки зрения таких понятий переводоведения, как нормы, конвенции, распределение власти, баланс интересов и сил (Prunč 1997, 2008). 3 Организации в поле переводческой деятельности в Украинской ССР В центре внимания данного исследования находятся структура и актеры переводческой деятельности (представленные в Таблице 1), состав которых определяет анализ адресатов и адресантов переписки между журналом Всесвітом и органами власти. Названные в переписке организации разделены согласно их полномочиям: политическая власть, исполнительная власть, общественные организации и другие юридические и частные лица. В таблице перечислены все упоминаемые в документах организации, независимо от их значения для журнала Всесвіт и регулярности переписки. Таблица представляет типичную для работы журналов сеть контактов в Украинской ССР . Затем подробнее описываются организации, которые оказали наибольшее влияние на журнал Всесвiт и чаще встречаются в документах. Они играют особую роль для анализа закономерностей в отношениях между актерами в области переводческой деятельности. 1 Государственная организация защиты авторских прав в бывшем СССР. <?page no="169"?> Культурологический и переводческий анализ литературного перевода в Советской Украине 169 1 Политическая власть Исполнительная власть Общественные организации Другие юридические лица Частные лица Коммунистическая партия Украины Центральный комитет Отделы: • Отдел агитации и пропаганды • Отдел культуры и науки • Иностранная комиссия Совет министров СССР Отделы: • Главное управление по делам литературы и издательств СССР (Главлит) Совет Министров Украинской ССР Отделы: • Государственный плановый комитет • Главное управление по делам литературы и издательств (Главлит УССР) • Главное управление по иностранному туризму • Министерство иностранных дел • Министерство финансов • Комитет государственной безопасности (КГБ) • Министерство образования Союз писателей СССР: Президиум Отделы: • Международный отдел • Всесоюзное управление по защите авторских прав (до 1973) Всесоюзное агентство по авторским правам (с 1973) Союз писателей Украинской ССР Президиум Отделы: • Международный отдел • Юбилейная комиссия Печатные издания: • Издательство Радянський письменник • Журнал Всесвіт Украинское общество дружбы и культурной связи с зарубежными странами Украинский республиканский комитет защиты мира Украинский комитет ЮНЕСКО Издательство украинской литературы Дніпро Центральный государственный архивмузей литературы и искусства Украины Библиотеки Университеты Институт языковедения Посольства и Консульства Афганистана, Эфиопии, Болгарии, Китая, ГДР, Индии, Канады, Польши, Венгрии Информационное агентство ТАСС Почта СССР Союзпечать Авторы Переводчики Преподаватели университетов Таблица 1: Контакты журнала Всесвіт в пределах СССР Совет Министров СССР (или правительство СССР ) осуществляет исполнительную власть. Ему подчиняются Советы Министров Союзных Республик, например Совет Министров Украинской ССР . Отдельные министерства или комитеты представляют конкретные направления. Например, вопросами литературы занимается Комитет по вопросам печати , а также Главное управление по делам литературы и издательств ( Главлит ). Главлит запрещает или разрешает публикацию определенных работ или авторов, определяет тираж журнала Всесвiт , проводит проверку и вводит санкции, если нормы или стандарты не соблюдаются. Коммунистическая партия Советского Союза занимает исключительное положение в стране. В соответствии с Конституцией СССР она была «руководящей и направляющей силой советского общества, ядром его политической системы, государственных и общественных организаций» (Конституция СССР , 7 октября 1977 г. Статья 6). Коммунистическая партия имеет свои органы и свой аппарат в каждой республике Союза, например Коммунистическая партия Украинской ССР . В ней есть отделы, которые непосредственно влияют на журнал Всесвiт , например, Отдел агитации и пропаганды, Отдел науки и культуры, Иностранная комиссия. Партия координирует и подтверждает содержание журнала Всесвiт , его международные контакты, кадровую политику и финансы. Профсоюзы и другие общественные организации действуют в соответствии с задачами, установленными в их уставах. В области литературы создан Союз писателей СССР , который, в свою очередь, имеет отделения в республиках, например Союз писателей Украинской ССР . Этот союз имеет свои собственные печатные издания, например журнал Всесвiт или издательство Радянський письменник . До 1973 года Со- <?page no="170"?> 170 Ирина Орлова юзу писателей СССР также подчиняется Всесоюзное управление по защите авторских прав - учреждение, отвечающее за лицензирование авторских прав (впоследствии ставшее независимым учреждением, Всесоюзным агентством по авторским правам ). Союз писателей СССР принципиально отличался от профессиональных организаций демократических стран, которые являются добровольными объединениями для защиты профессиональных интересов. Союз писателей Украинской ССР управляется Коммунистической партией. Он играет роль посредника между партией и журналом и является главным контактом Всесвiта по всем вопросам его деятельности. Еще одна важная общественная организация для журнала Всесвiт - Украинское общество дружбы и культурных связей с зарубежными странами . Эта организация является республиканским отделением Всесоюзного общества культурных связей с заграницей ( ВОКС ). Она занимается сопровождением иностранных туристов, путешествующих по Украинской ССР , зарубежными поездками советских граждан, приглашениями иностранных художников в Украинскую ССР , обменом книгами украинских авторов с зарубежными библиотеками (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 1, Л. 29-35. 1958). Украинское общество дружбы и культурных связей с зарубежными странами является одним из основателей журнала Всесвiт , который в свою очередь становится «рупором» ее идей. Поэтому организация может влиять на планы публикации, кадровую политику и зарубежные контакты. Еще одним основателем журнала Всесвiт является Украинский республиканский комитет защиты мира . Согласно его Уставу, комитет представляет и распространяет идеи мира, мирного сосуществования и разоружения, а также укрепления международных отношений в борьбе против империализма. Комитет передает в редакцию свои рекомендации касательно содержания выпусков, посвященных особым датам и юбилеям (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 361, Л. 12-13. 1972; Ф. 806, Оп. 1, Спр. 1193, Л. 18. 1978). Другие юридические лица, такие как издательство Днiпрo , Национальный центральный архивный музей литературы и искусства Украинской ССР , библиотеки, университеты и научные институты, а также посольства иностранных государств являются не управляющими органами, а партнерами, с которыми сотрудничает журнал Всесвiт , разделяя совместные культурные интересы. Информационное агентство ТАСС , почтовое отделение СССР или организация Союзпечать , которая отвечает за распространение печатных СМИ , являются государственными органами, ответственными за распространение информации о журнале Всесвiт и его продажу. 4 Механизмы институционального управления сферой перевода в советской Украине Общественные отношения обычно регулируются нормами и конвенциями. Эрих Прунч рассматривает их как социокультурные механизмы, которые в демократическом обществе реализуются на основе взаимного согласия, а в авторитарном - целенаправленно навязываются (Prunč 2008: 26). Процесс идеологического управления в государстве имеет сложную структуру. Саманта Шерри выделяет четыре этапа цензуры в СССР : <?page no="171"?> Культурологический и переводческий анализ литературного перевода в Советской Украине 171 [T]he first stage occurred when foreign items arrived in the country and were examined by the censors at the post office, who decided whether to destroy, release or secretly store them. At the second stage, editors, guided by institutions such as the Central Committee and the writers’ union, decided what should be published. […] The third and fourth stages of censorship occurred during the translating and subsequent editing of texts. (Sherry 2015: 7-8) Таким образом, автор показывает, что литература с момента импорта до её перевода и публикации подлежит эксплицитным (выраженных в нормах) или габитуальным (в виде самоцензуры) формам цензуры. В этой статье рассматриваются только эксплицитные формы, такие как правила, ограничения, контроль или поддержка. Эти меры могут оказывать на субъекты деятельности как прямое, так опосредованное влияние. Прямое влияние имеют те меры, которые касаются профессиональной деятельности. В случае журналов, это влияние на выбор литературы и ее приобретение, вопросы стиля перевода или авторского права. Непрямые меры касаются условий труда, кадровой политики, финансов, продаж, внутренних и зарубежных визитов. 4.1 Предписания Можно выделить три типа предписаний в области перевода в Советской Украине в зависимости от области их действия и сферы применения. В первую очередь, это положения Конституции СССР, которые определяют общее идеологическое направление государственной политики: Вооруженная марксистско-ленинским учением, коммунистическая партия определяет генеральную перспективу развития общества, линию внутренней и внешней политики СССР , руководит великой созидательной деятельностью советского народа, придает планомерный научно-образовательный характер его борьбе за победу коммунизма. (Конституция УССР от 7 октября 1997, статья 6) Поскольку культура в СССР пользуется государственной поддержкой и является инструментом пропаганды, распространение марксистско-ленинских идей для всех печатных изданий является четко установленной нормой. Ко второму типу относятся предписания, которые непосредственно касаются литературы и формируются на основе решений Коммунистической партии. Они передаются в журнал Всесвіт напрямую (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 361, Л. 15. 1972) или через Союз писателей (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 361, Л. 27. 1972). Так в резолюции 1971 года подчеркивалась заинтересованность советского народа «…в создании таких произведений, в которых бы правдиво отображалась действительность, с большой художественной силой утверждались идеи коммунизма». В 1972 году поступили указания Коммунистической партии «О мерах по дальнейшему развитию литературно-художественной критики» (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 361, Л. 15. 1972). В 1974 году журнал Всесвіт совместно с издательством Дніпро должны были сконцентрировать внимание на жизни трудовых коллективах, на репортажах с заводов, колхозов и научных лабораторий (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 669, Л. 7. 1974). В 1975 году секретариат Центрального комитета Компартии принял секретное постановление секретариата «О публикации зарубежной детективной литературы». Соответственно, союз писателей должен был «повысить» требования к зарубежным <?page no="172"?> 172 Ирина Орлова детективам и тем самым предотвратить распространение чуждых идеологии произведений (Ф. 806, Оп.1, Спр. 1193, Л. 31. 1978). Предписания также оказывают влияние на определенные модели поведения актеров. Примером этого является солидарные празднования годовщин и юбилеев, относящихся к строительству коммунизма. Эти события определяются Советом Министров Украинской ССР , Главлитом и Коммунистической партией и передаются в редакцию Всесвіта со словами «просим учесть в редакционных планах». Так в 1974 году журнал готовит тематические издания по случаю юбилея Александра Пушкина, или в 1977 году - в честь 60-летия Великой Социалистической Октябрьской революции. К третьему типу относятся предписания, изложенные в самих уставах печатных изданий. Устав журнала Всесвіт был подписан в 1958 году тремя сторонами: Союзом писателей Украинской ССР , Украинским обществом дружбы и культурной связи с зарубежными странами и Украинским республиканским комитетом защиты мира . Его основание, а точнее возобновление публикаций, преследует прежде всего идеологические цели. Согласно уставу, Всесвіт должен освещать успехи социалистического строительства в странах народной демократии, национально-освободительных движений угнетенных капиталистическим режимом народов и классовую борьбу в капиталистических странах. Кроме этого, задачами журнала также являются борьба за мир, развитие культурных связей с зарубежными странами и углубление международной дружбы. Следующая тема - жизнь украинцев за рубежом. В журнале публикуются статьи об их повседневной жизни, а также полемические публикации на актуальные темы. Литературная и культурная жизнь в других странах - одна из центральных тем журнала и литературной критики. Соотношение материалов из социалистических и капиталистических стран составляет 60 % к 40 % (Ф. 806, Oп. 1, Спр. 1, Л. 3. 1958). Так как баланс сил между участниками договора распределен неравномерно, то правила устава скорее навязываются участникам, а не принимаются в результате их совместного решения. Следующая сфера деятельности журнала, контакты и взаимоотношение редакции с другими актерами, регламентируется нормами и конвенциями устава. 4.2 Ограничения В отличие от предписаний, которые выполняются как директивы, следующие меры идеологического контроля ограничивают, исключают или урезают. Главлит подготавливает по предписанию Коммунистической партии список ( Перечень ) запрещенных по идеологическим соображениям тем и данных для публикаций. В 1959 г. определяются правила подписки, хранения и использования литературы из капиталистических стран. Литература с ограниченным доступом должна быть помечена специальным символом (шестигранником). Только определенные библиотеки, ассоциации, редакторы и некоторые общественные организации имеют право выписывать такие издания из-за рубежа. В связи с этим постановлением редакция журнала Всесвіт не может самостоятельно приобретать эту литературу, но находит возможность для закупок через Украинское общество дружбы и культурных связей с зарубежными странами (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 252, Л. 5. 1971) или через другие библиотеки (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 669, Л. 55. 1974; Ф. 806, Оп. 1, Спр. 1193, Л. 33, 34. 1978). <?page no="173"?> Культурологический и переводческий анализ литературного перевода в Советской Украине 173 Ограничения касаются также доступа к информации об опубликованной литературе. Всесоюзное агентство по авторским правам , а также Информационное агентство ТАСС публикуют библиографические сборники, содержащие обзор публикаций за рубежом. Особенно труднодоступным является информационный лист Иностранной комиссии Ассоциации писателей По страницам зарубежной прессы . Только в 1973 журнал Всесвіт подает запрос на разрешение о доступе к этой информации (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 518, Л 4.1973). Приобретение литературы возможно только через организацию Международная книга (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 361, Л. 18. 1972, Ф. 806, Оп. 1, Спр 1193, Л. 24-25. 1978; Ф. 806, Оп.1, Спр. 1498, Л. 12-15, 1983). Также ограничен тираж журнала. Согласно принципам плановой экономики предложение не определяется спросом. По указанию Госплана , Центрального планового органа, Главлит Украинской ССР устанавливает план на количество печатных изданий в УССР . Так в 1961 году тираж Всесвіта составляет 20 000 экземпляров; в 1976 году - 55 000, из них 33 300 подписки на журнал и 16 700 экземпляров для продажи в розничной торговле (Ф. 806, Oп. 1, Спр. 921, Л. 19. 1976). Журнал читается во многих союзных республиках и выписывается в 23 странах за пределами СССР (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 361, Л. 1-3, 1972). Но, несмотря на большое количество читателей и рост прибыли, тираж и бюджет журнала остаются низкими (Ф. 806, Оп.1, Спр. 1697, Л. 14. 1988). Создаются также препятствия для продажи журнала. Союзпечать , государственное учреждение, отвечающее за распространение печатных изданий, регулирует продажу Всесвіта в розничной торговле в соответствии с распоряжением партии. В 1974 и 1982 годах журнал подает жалобные листы в Коммунистическую партию в связи с тем, что, Союзпечать необоснованно сокращает количество подписок (Ф. 806, Оп.1, Спр. 669, С. 39. 1974; Ф. 806, Оп.1, Спр. 1454, С.7. 1982). 4.3 Контроль Одной из последующих мер идеологического регулирование является контроль. Соблюдение стандартов и выполнение установленных мер осуществляется органами власти. Процедура контроля Главлита заключается в следующем: сначала главный редактор Главлита представляет макет журнала в двух экземплярах. Цензор рассматривает материалы на предмет информации, содержащейся в Перечне тем и данных, которые по идеологическим соображениям запрещены к публикации. Запреты подразделяются на два типа: безусловные и условные. Безусловные автоматически запрещают публикацию; для условных нужно специальное письменное разрешение соответствующего министерства, ведомства. Все разрешения, касающиеся редакции, направляются в Главлит , где они регистрируются в специальном реестре (Ануфриев 2005). Вся административная модель основана на принципе подотчетности: цензоры Главлита информируют руководство о том, какие «вмешательства» они вносят в текст, их характер и обоснование; редакторы пишут отчеты о своей деятельности партии, Комитету экономического планирования , Союзу писателей, Главлиту , Всесоюзному агентству по авторскому праву . Таким образом, обширная переписка между редакцией и властями является важным источником для реконструкции поля, в котором действует журнал Всесвiт . <?page no="174"?> 174 Ирина Орлова Редакция контролируется не только властями, но и косвенно почтой СССР и таможней, которые являются первыми пунктами пропуска по прибытии иностранной литературы в страну. В 1978 году, например книги, отправленные в редакцию, были конфискованы (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 1193, Л. 63. 1978). Контроль также касается кадровой политики. Хорошее образование и постоянное повышение квалификации в области идеологии, политическая активность и членство в профессиональных ассоциациях являются положительными пунктами в биографической справке. Журнал Всесвiт отчитывается Коммунистической партии, что его сотрудники частично являются членами Союза писателей (3 из 14) и частично Союза журналистов СССР (8 из 14). Сотрудники стараются получить дальнейшее образование. В 1973 году в редакции Всесвiт работали три сотрудника, окончившие вечерние курсы марксизма-ленинизма (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 518, Л. 7. 1973). 4.4 Санкции С момента своего основания в 1958 году журнал завоёвывает популярность, и его социальные и общественные интересы иногда вступают в противоречие с программой государства и партии. В 1970-х годах вновь вспыхивают национальные конфликты. С одной стороны, поддерживается политика «братства народов», с другой стороны, подавляются все проявления национальной идентичности как «антисоветская пропаганда и нонконформизм» и разрабатывается новое понятие «советского народа».: В 1973 году на заседании Союза писателей (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 518, Л. 30. 1973) качество переводов в журнале Всесвiт оценивается критически. Проводятся расследования Комитетом государственной безопасности Украинской ССР и предпринимаются последующие репрессивные меры в отношении украинской интеллигенции, которые затрагивают и редакцию Всесвiта . Некоторые переводчики журнала подвергаются преследованиям и их публикации подпадают под запрет (например, Николай Лукаш) (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 518, Л. 27. 1973). Василий Стус, украинский писатель и переводчик, и соавтор журнала Всесвiт , арестован в 1972 году за «антисоветскую пропаганду». В письмах в Союз писателей и Центральный Комитет Коммунистической Партии , а также в средствах массовой информации он выражает протест против заключения коллег в тюрьму, нарушений прав человека и роста культа личности. В 1972 году Комитет государственной безопасности обращается в редакцию с требованием подать информацию о публикации Василия Стуса (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 361-а, Л. 13. 1972). В 1978 году главный редактор журнала Дмитрий Павлычко и переводчики Иван Билык, Мыхайло Москаленко, Василий Скуративский и Виктор Шовкун вынуждены подписать заявление об увольнении (Постановление об увольнение Павлычко: Указ № 86 Союза писателей, Ф. 806, Оп. 1, Спр. 1193, Л. 23. 1978). В период с 1958 по 1991 год наблюдается определенная динамика процесса формирования норм и конвенций, которые находились под влиянием внешних политических и социальных изменений. Механизмы институционального управления зависят от периодов советской политики, которые включали разные этапы: поддержки национально-республиканских устремлений или жёсткого централизованного управления. Например, в 1958 году национальная «политика коренизации» коммунистической системы используется в качестве возможности возрождения журнала. Но несколько <?page no="175"?> Культурологический и переводческий анализ литературного перевода в Советской Украине 175 лет спустя, в 1970-х годах, национальные устремления поставлены под контроль, а их участники подвергаются санкциям. Еще один пример изменения норм встречается в 1973 году после присоединения Советского Союза к Всемирной конвенции об авторском праве. Таким образом, Всесоюзное агентство по авторским правам в Москве получает возможность оказывать существенное влияние на издательскую политику всех средств массовой информации Советского Союза. В результате этого усиливается дальнейшая зависимость украинской редакции от центральной власти. Эти примеры показывают, как изменения в соотношении сил между субъектами деятельности определяет историческую, социальную и этическую динамику формирования норм и конвенций (Prunč 1997: 109). Механизмы институционального управления переводами отображают структуру поля переводческой деятельности и его внутренние специфические конфликты, которые происходят при столкновении культурных ценностей. Деятельность журнала управляется и регулируется с помощью предписаний, ограничений и контроля. Власть упорно препятствует дальнейшему развитию журнала и его популярности. Проявление нелояльности по отношению к официальной идеологии, а также сомнения в ней вызывают критику, увольнения и преследования. 5 Международные контакты журнала Всесвіт в свете внешней политики СССР Этот раздел посвящен описанию международных контактов журнала. Зарубежные организации не являются органами власти и не имеют полномочий в поле деятельности журнала Всесвіт . Тем не менее, зарубежное влияние находится под управлением государственных организаций. Лишь небольшой процент контактов с международными партнерами осуществляется напрямую. В связи с этим возникает вопрос об «открытости / закрытости» системы по отношению к «чужому» и формам сотрудничества с зарубежными организациями. Международные отношения редакции Всесвіт отражают внешнюю политику СССР. В рамках международных контактов наблюдается строгое разделение между «социалистическими» и «капиталистическими» странами. В список братских стран социалистического содружества входят Болгария, ГДР , Польша, Чехословакия, Румыния и Венгрия. В эпоху Сталина начинается расширение сферы влияния СССР в Азии под лозунгом «солидарность с освободительными движениями на Ближнем, Среднем и Дальнем Востоке». Внимание печатных СМИ акцентируется на таких странах как Бирма, Китай, Индокитай, Индонезия, Индия, Малайзия и Филиппины. К 1970-м годам устанавливается просоветский режим в Анголе, Эфиопии, Афганистане, на Кубе, в Лаосе, Камбодже и Никарагуа. В советском политическом и культурном дискурсе доминируют темы развития демократического строя, империалистической экспансии, дружбы народов, интернационализма, борьбы с внешним классовым врагом и контроля над вооружениями. Как и в других областях культурной политики, государство также контролирует внешние связи журнала Всесвіт ограничивая его контакты с капиталистическими странами и поддерживая отношения с социалистическими странами. <?page no="176"?> 176 Ирина Орлова Контакты журнала Всесвіт с зарубежными авторами осуществляются через Иностранную комиссию Союза писателей и Украинское общество дружбы и культурных связей с зарубежными странами , которые способствуют поддержанию этих отношений. Свой вклад в расширение международных связей вносят также официальные двусторонние общества дружбы, комитеты солидарности и другие культурные организации, такие как общество дружбы «Канада - СССР ». Что помогает поддерживать официальные / институционализированные международные контакты? В первую очередь - это двусторонние соглашения с Союзами писателей других стран, например Болгарии, Словакии, Румынии, Польше и Финляндии, в рамках которых проводятся программы обмена и визиты. Союз писателей способствует сотрудничеству с журналами и издательствами из всех стран «социалистического лагеря»: в Болгарии - Sofia Press , Lik , Literaturen front , в ГДР - Neue Deutsche Literatur , Sinn und Form , в Чехословакии - Swetova literatura , Revue Svetovej Literatury , Ceskoslovensky spisovatel и DILIA , в Югославии - Telegram , Mostovi , Stverane , на Кубе - Union , в Польше - Literatura na swiecie , Nove Vidnokrengi , Naše slovo и в Венгрии - Nagyvilag и Artisjus . Письма из Фонда 806 Центрального государственного архива-музея литературы и искусства Украины свидетельствуют об активном обмене литературными произведениями и сборниками с редакциями из Венгрии, Польши, Болгарии, Чехословакии и Югославии. Благодаря Союзу писателей, редакция Всесвіта получает библиографические сборники и журналы из Англии, США , Германии, Франции и Индии, например на The New Yorker , New York Times Review , Times Literary Suplement (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 789, Л. 77-78. 1975; Ф. 806, Оп. 1, Спр. 921, Л. 9. 1976; Ф. 806, Оп. 1, Спр. 1072, Л. 15-16. 1977). Общества дружбы также способствуют регулярному туристическому и культурному обмену в виде фотои художественных выставок, фильмов, литературных произведений и печатных изданий (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 1, Л. 1, 36-39. 1958). Редакция получает поддержку иностранных посольств в СССР и посольств СССР за рубежом, через них пересылаются литературные произведения в редакцию. Посольства и консульства Афганистана, Эфиопии, Боливии, Болгарии, Китая, ГДР , Индии, Канады, Колумбии, Перу, Польши, Венгрия и Венесуэлы присылают книги в качестве подарков. Советские дипломаты из-за рубежа также оказывают журналу поддержку. Например, в 1971 министр иностранных дел Георгий Шевель содействует развитию журнала (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 252, Л. 25. 1971), в 1973 Виктор Коптилов, дипломат во Франции, пересылает в редакцию новые книги Альбера Камю и также свои переводы Жака Превера и Жана Ануй (Ф. 806, Оп.1, Спр. 518, С. 16. 1973). Другой тип зарубежных контактов - это личная инициатива редакции Всесвіт . Эти контакты в отличии от официальных т.е. институализированных имеют персонализированный и нерегулярный характер. Таким образом они являются новыми источниками информации, не подлежащими цензуре. Особое значение имеют контакты с украинцами проживающими за границей, такими как Яр Славутич (имя автора Григорий Жученко) (писатель, профессор Альбертского университета, Канада), Юрий Косач (писатель и переводчик, США ), Любомир Гайда (историк, профессор Гарвардского университета, США ). Большинство проживают в Канаде или США и поддерживают редакцию Всесвіт новыми книгами, статьями и содействуют ее дальнейшим контактам. <?page no="177"?> Культурологический и переводческий анализ литературного перевода в Советской Украине 177 Редакция поддерживает личные контакты с такими авторами, как Джордж Рига (Канада), Мария Томакова (Чехословакия), Алекс Ла Гума, Барри Файнберг (Англия), Отто Готше, Анна Зегерс ( ГДР ), Пабло Неруда (Чили), Генрих Бёлль, Ганс Петер Келлер ( ФРГ ), Герберт Кухнер (Австрия), Мануэл де Сеабра, Мануэл да Фонсека (Португалия), Жоржи Амаду (Бразилия) и Сидни Уолтер Финкельштейн ( США ). Многие авторы являются убежденными сторонниками коммунистической идеи. Например, Сидни Финкельштейн, один из известных художественных и литературный критиков, в 1957 году даже предстает перед судом по обвинению в коммунистической и антиамериканской деятельности. В 1972 году он пишет критический обзор для журнала об американском интеллектуальном романе (Ф. 806, Оп.1, Спр.261, Л.7. 1971). Некоторые авторы так никогда и не получат свои гонорары, так как, они выплачивались только в СССР (Ф. 806, Оп. 1, Спр. 369, Л. 22. 1972). Разнообразие отношений с разными актёрами за рубежом (редакции и журналы, посольства, университеты, общественные организации, частные лица) и разнообразие их форм (взаимные визиты, обмен материалами та информацией) показывают некоторый уровень открытости системы. Однако эти контакты доступны только отдельным лицам, а все взаимоотношения строго контролируются. Таким образом, в советском государстве развивается только иллюзия интенсивного международного культурного обмена. Но тем не менее СССР всё-таки постепенно теряет характер закрытого мира. И через различные формы культурного обмена, в том числе переводы, советское населения получает прямой или косвенный доступ, из официальных или общедоступных источников, к западному миру. 6 Заключение и перспектива дальнейших исследования В рамках данной статьи были определены и проанализированы особенности культуры перевода в Украинской ССР на примере тематического исследования, которое впервые обращается к архивным документам редакции журнала. Основное внимание уделяется контролю за литературным творчеством, структуре социальных институтов и культурных особенностей специфических форм нормотворчества. Журнал Всесвiт является примером институционализированной формы переводческой деятельности, поскольку его работа регулируется правовыми нормами и государственным организациями. Институционализация украинского перевода в СССР выполняет двоякую функцию. С одной стороны, украинская культура через переводческую деятельность получает общественную платформу в Советской Украине, что обеспечивает ее официальное представительство как внутри страны (в СССР ), так и за ее пределами; кроме того, поддерживается практика перевода на украинский язык, что также вносит значительный вклад в развитие украинского языка и литературы. С другой стороны, переводческая деятельность подлежит идеологическому контролю и управлению. В период с 1958 по 1991 год эта политика контроля проходит разные фазы: от поддержки национальных интересов республик до строгого централизованного управления государством. Журнал Всесвiт был основан в 1958 году в период оттепели и является единственным журналом в Советском Союзе, публикующим переводы на язык <?page no="178"?> 178 Ирина Орлова республики (украинский) с языка оригинала, без языка-посредника, которым обычно является русский. Еще одной характерной чертой культуры перевода в Украинской ССР является ярко выраженная асимметрия потенциалов органов государственной власти, с одной стороны, и социальных институтов в этой области, с другой. Переводческие процессы в Советской Украине проходят в контексте подчинения политической власти, что также закреплено в конституции государства. Результаты исследования иллюстрируют культурную специфику различных механизмов идеологического контроля за переводческой деятельностью, таких как предписания, ограничения, контроль, санкции и поддержка. Хотя официальные иностранные связи также находятся под контролем государства, они, тем не менее, способствуют взаимосвязи с другими культурами, нарушая таким образом советский монолитный характер культурной среды в Украинской ССР . Личные контакты за рубежом также обеспечивают Всесвiту доступ к информации запрещенной цензурой. Перспектива дальнейших исследования заключается в исследовании проблем интериоризации актёрами норм и конвенций и их влияния на перевод. Эта проблематика также охватывает вопросы роли редактора, анализа переводческих вмешательств в текст и рецепции переводов. Архивные материалы представляют собой богатый материал, который, несомненно, может внести значительный вклад в изучение истории перевода в советское время. Übersetzung Olha Bolyachko Kateryna Drahomeretska Yuliia Matiushenkova Marion Christine Moll Valeriya Tyagnorenko unter der Leitung von Iryna Orlova Quellen Staatliches Zentralarchiv-Museum für Literatur und Kunst in der Ukraine (Kiew) F. 806, Op. 1, Spr. 1. L. 1-3, 29-35, 36-39. 1958. F. 806, Op. 1, Spr. 252, L. 5, 25. 1971. F. 806, Op. 1, Spr. 261, L. 7. 1971. F. 806, Op. 1, Spr. 361, L. 1-3, 12-13, 15, 18, 27. 1972. F. 806, Op. 1, Spr. 361-a, L. 13. 1972. F. 806, Op. 1, Spr. 369, L. 22. 1972. F. 806, Op. 1, Spr. 518, L. 4, 7, 16, 27, 30. 1973. F. 806, Op. 1, Spr. 669, L. 7, 39, 55. 1974. F. 806, Op. 1, Spr. 789, L. 77, 78. 1975. <?page no="179"?> Культурологический и переводческий анализ литературного перевода в Советской Украине 179 F. 806, Op. 1, Spr. 921, L. 9, 19. 1976. F. 806, Op. 1, Spr. 1072, L. 15-16. 1977. F. 806, Op. 1, Spr. 1193, L. 18, 23, 24-25, 31, 33, 34, 63. 1978. F. 806, Op. 1, Spr. 1454, L. 7, 1982. F. 806, Op. 1, Spr. 1498, L. 12-15. 1983. F. 806, Op. 1, Spr. 1697, L. 14. 1988. Bibliografie Baer, Brian James (2006) „Literary Translation and the Construction of a Soviet Intelligentsia“, in: The Massachusetts Review 47: 3, 537-560. Baer, Brian James (2011) „Introduction: Cultures of Translation“, in: Baer, Brian James (eds.) Contexts, Subtexts and Pretexts: Literary Translation in Eastern Europe and Russia . Amsterdam: John Benjamins, 1-15. Brisset, Annie (2013) „Translation and Redevelopment in Post-Communist Europe“, in: Southern African Linguistics and Applied Language Studies 31: 4, 415-433. 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Dabei handelt es sich um eine wichtige, im Hinblick auf die ungarische Translationskultur relativ wenig erforschte Periode, obwohl es gerade in dieser Zeit zu radikalen gesellschaftspolitischen, kulturellen und wirtschaftlichen Umbrüchen kam (vgl. Harmat 2015), die auch an Entwicklungen in der ungarischen Translationskultur nicht spurlos vorübergingen. Die Wende 1989 wurde u. a. durch Veränderungen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik, durch Lockerungen auf dem Weg von der totalitären zur posttotalitären Phase der Zensur sowie durch Samisdat-Werke, d. h. von der Zensur nicht genehmigte, im „Selbstverlag“ erschienene Druckwerke, Tonaufzeichnungen etc. ( Jakab 2017) geistig vorbereitet, indem sich letztere über von der Parteiideologie vorgegebene Denkverbote inhaltlich und formal hinwegsetzten und durch die Verletzung von Normen sowie zahlreiche Tabubrüche gegen den Willen der Machthaber richteten. Der politisch-ökonomische Systemwechsel hatte auch gravierende Auswirkungen auf das Verlagswesen und die Auswahl legal übersetzbarer Literatur. Angesichts der Komplexität der behandelten Thematik ist hier nur eine überblicksmäßige Charakterisierung der ungarischen Translationskultur anhand ihrer zensurbedingten Normen sowie deren Verletzung durch die Samisdat-Literatur im untersuchten Zeitraum möglich. Somit können lediglich durch einige Beispiele konkretisierte Antworten auf die folgenden thematisch relevanten Forschungsfragen gegeben werden. Wie funktionierte das System der Zensur in Ungarn im Sozialismus und welche für die damalige Translationskultur geltenden Normen lassen sich beispielhaft daraus ableiten? Was ist in diesem Zusammenhang mit dem Begriff „vörös farok“ (der rote Schwanz) gemeint? Wofür standen die drei „T“ 1 der ungarischen Kulturpolitik? Inwieweit trug die Samisdat-Literatur zur Änderung von Normen und damit zu Veränderungen in der vorherrschenden Translationskultur bei? Wer waren die wichtigsten AkteurInnen bzw. Verlage in Bezug auf die übersetzte Samisdat-Literatur in Ungarn? Mit welchen Veränderungen ging die Wende 1989 in Bezug auf das Verlagswesen und die Thematik von Übersetzungen in Ungarn einher? 1 Die drei T beziehen sich auf die ungarischen Wörter „tiltott“ (verboten), „tűrt“ (geduldet) und „támogatott“ (unterstützt). Es handelt sich um ein Schema zur Kategorisierung von Werken der Kunst, Literatur und Wissenschaften, insbesondere in der Spätphase des sozialistischen Regimes in Ungarn. <?page no="184"?> 184 Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer 2 Translationskultur und Normen Ausgangs- und Bezugspunkt dieser Darstellung ist der von Prunč (1997: 107) definierte Begriff Translationskultur , welchen er als „historisch gewachsene[s] […] Subsystem“ innerhalb eines weiter gefassten Kulturbegriffs betrachtet. Laut Prunč besteht Translationskultur per definitionem aus „einem Set von gesellschaftlich etablierten Normen, Konventionen, Erwartungshaltungen und Wertvorstellungen“ der „an Translationsprozessen beteiligten Handlungspartner“. Er weist auch darauf hin, dass Translationskultur als solche „steuerbar“ ist (ibid.: 107). Das Element der „Steuerbarkeit“ findet sich ebenfalls in Begriffsbestimmungen der sogenannten „translation und language policy“ bei González Núñez (2016: 87-109) wieder. Ausgehend von Überlegungen von Meylaerts (2011a) zur Problematik der terminologischen Abgrenzung hinsichtlich der „translation und language policy“ (ibid.: 163-166) ist bei González Núñez (2016) in diesem Zusammenhang u. a. vom Verhalten von Staat, Regierung und Behörden in Bezug auf Translation sowie den rechtlichen Regeln die Rede, die Translation im öffentlichen Bereich steuern (ibid.: 88). Meylaerts betrachtet „translation policy“ als eine Sammlung rechtlicher Regeln, mit denen der Sprachgebrauch zu Bildungs- und Kommunikationszwecken, insbesondere in den Bereichen Recht, politische Institutionen, Medien und Verwaltung gesteuert wird (2011b: 744). In diesem Zusammenhang wird auch auf Spolsky verwiesen, der bezüglich der Sprachpolitik eine Differenzierung in die Kategorien Sprachpraxis, sich in der Sprache widerspiegelnde Überzeugungen sowie Sprachmanagement vornimmt (Spolsky 2004: 5, 9; 2009: 4 f.; 2012: 5). Mit dem Wort „Handlungsfeld“ in der Definition von Prunč (1997) wird offenbar eine Verbindung zu den Arbeiten von Holz-Mänttäri (1984) hergestellt, die Translation als Handlung (innerhalb eines komplexen Gefüges) auffasst, an der mehrere ProtagonistInnen und Faktoren (ÜbersetzerInnen, AuftraggeberInnen, Zielpublikum, Zweck etc.) beteiligt sind. Aus diesen Definitionselementen lässt sich ableiten, dass Translation nicht im „luftleeren“ Raum entsteht, sondern von zahlreichen, insbesondere auch überindividuellen bzw. kulturellen Faktoren abhängt und „gesteuert“ wird. Beim Versuch der Darstellung einer bestimmten historischen Translationskultur , basierend auf den Überlegungen von Prunč (1997), ergeben sich daher unmittelbar Fragen nach den jeweils vorherrschenden Normen, Konventionen, Erwartungshaltungen und Wertvorstellungen, mit deren Hilfe sich die untersuchte Translationskultur charakterisieren lässt. Es geht aber auch um Fragen der Macht und der Translationspolitik („translation management“, „translation practice“, „translation beliefs“) im Sinne von González Núñez (2016: 91 f., 103). Im vorliegenden Beitrag soll nur ein für das Forschungsziel äußerst relevanter Teilaspekt der Definition von Prunč (1997), nämlich der Begriff der Norm herausgegriffen werden, anhand dessen die untersuchte Translationskultur charakterisiert werden kann. Die Relevanz dieses Teilaspektes liegt u. a. darin begründet, dass die hier dargestellte ungarische Translationskultur in den Jahrzehnten vor der Wende 1989 von der Zensur des sozialistischen Regimes und den sich daraus ergebenden Normen sowie deren Verletzung durch Samisdat-Literatur in der Spätphase des Sozialismus geprägt war. Unter Normen werden häufig ganz allgemein Gebote, Verbote und Erlaubnisse verstanden. Toury (1995) beschreibt Normen spezifischer als bei Translationsprozessen latent vorhandene Regeln, die von einer Mehrheit der TranslatorInnen befolgt und durch genaues Beobachten entdeckt werden (ibid.: 53). Da sie im Laufe der Zeit Veränderungen unterliegen, handelt es sich um dynamische Systeme. Es kann zwischen „preliminary norms“ und „operational <?page no="185"?> Ungarische Translationskultur im Sozialismus 185 norms“ unterschieden werden, wobei sich erstere auf die Auswahl von Ausgangstexten, letztere auf die konkrete Textgestaltung bzw. Formulierung von Übersetzungen beziehen (ibid.: 58). Neben der für die Arbeit als TranslatorIn notwendigen Anpassung an bestehende Normen sehen sowohl Toury (1995: 55) als auch Göhring (2002: 108) den Normenbruch als eine potenzielle Vorgehensweise an, die mit bestimmten negativen Konsequenzen einhergehen kann. Der Normenbruch birgt aber auch die Möglichkeit ihrer Weiterentwicklung in sich. 3 Die Ära Kádár (1956 - 1988): Grundzüge des Staatssozialismus vor der Wende 1989 Die Ära Kádár wurde nach dem von 1956 bis 1988 in Ungarn regierenden Generalsekretär der Magyar Szocialista Munkáspárt ( MSZMP , Ungarische Sozialistische Arbeiterpartei) und 1956-1958 sowie 1961-1965 amtierenden ungarischen Ministerpräsidenten János Kádár benannt. Der am 26. Mai 1912 in Fiume im heutigen Rijeka (Kroatien) als János Czermanik geborene und am 6. Juli 1989 in Budapest verstorbene Kádár war führend am Aufbau der kommunistischen Herrschaft in Ungarn beteiligt (vgl. Zwahr et. al. 1999, Bd. 11: 117). Zunächst war er von 1948 bis 1951 Innenminister. Ab 1951 saß er drei Jahre lang wegen „angeblicher Opposition gegen den damaligen stalinistischen“ Machthaber Mátyás Rákosi im Gefängnis. Im ungarischen Volksaufstand von 1956 war er zuerst auf der Seite der Aufständischen, bildete später aber „eine Gegenregierung und bat die UdSSR um militärische Intervention“. Seine Politik orientierte sich stark an den Interessen der Ud SSR (ibid.). Obwohl er die Niederschlagung des Ungarnaufstandes 1956 mithilfe der Sowjets und zahlreiche Hinrichtungen von Aufständischen mitzuverantworten hatte, gelang es ihm letztendlich, zu einer Art „Symbol des ungarischen Mittelwegs“ (Bart 1999: 87) zu werden, indem er keine radikalen gesellschaftlichen Umstrukturierungen forcierte wie Rákosi, keine „Einschränkungen der kommunistischen Macht“ erlaubte wie Imre Nagy, Interessen bestimmter Gruppen wahrte und nur bedingt und in Maßen „Veränderungen“ zuließ (ibid.). Aufgrund seines pro-sowjetischen Kurses wurde ihm von den Sowjets ein größerer Handlungsspielraum eingeräumt und es konnte sich in Ungarn eine weniger rigide Form des Staatssozialismus etablieren, für welchen JournalistInnen aus dem Westen den Begriff „Gulaschkommunismus“ prägten. Der ungarische Begriff „legvidámabb barakk“ (die fröhlichste Baracke) bezieht sich ebenfalls auf diese „liberalere“ Variante des Sozialismus, wobei hier zynische Untertöne mitschwingen. Ungarn wird als fröhlichste Baracke im Lager, d. h. innerhalb des Bündnissystems der Sowjetunion, gesehen. Die Metapher des Lagers verweist darauf, dass dieses Bündnis nicht das Ergebnis einer freiwilligen Entscheidung war und auch nicht ohne Weiteres verlassen werden konnte. Gemeint ist auch, dass die UngarInnen innerhalb des Systems von Satellitenstaaten der Ud SSR zu jenen gehörten, denen es in den Jahrzehnten nach der Revolution von 1956, wenn auch in bescheidenem Ausmaß, besser als anderen ging (ibid.: 70). Der „Gulaschkommunismus“ war insbesondere durch die in den 1960er und 1970er Jahren erfolgten Lockerungen der Regeln in Wirtschaft und Politik entstanden. Aufgrund der Beteiligung Kádárs an den Verbechen des Kommunismus einerseits und seiner Politik zur Entwicklung einer „weichen“ Diktatur mit bescheidenem Wohlstand für die BürgerInnen andererseits, ist das Bild, das er in der Rückschau abgibt, durchaus als ambivalent zu bezeichnen. Dass die historische Verortung und Bewertung der Ära Kádár nach <?page no="186"?> 186 Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer wie vor umstritten ist und reichlich Stoff für Konflikte bietet, zeigt sich u. a. daran, dass im Jahr 2007 Kádárs Grab am Budapester Kerepesi-Friedhof von Unbekannten geschändet wurde (Gergely 2007). 4 Die (institutionellen) Rahmenbedingungen der Zensur im Ungarn der Nachkriegszeit Zwischen 1948 und 1989 hatte in Ungarn das kommunistische bzw. sozialistische Regime der ungarischen Volksrepublik Bestand, was zwangsläufig mit der Einschränkung der Presse-, Meinungs- und Redefreiheit einherging. Dabei kann eine grobe Unterscheidung in eine stalinistisch geprägte, von der Revolution 1956 unterbrochene, von 1948 bis 1963 dauernde totalitäre und eine liberalere, posttotalitäre Phase (1963-1989) getroffen werden. Interessant ist, dass es in der Zeit der nach sowjetischem Vorbild in Ungarn etablierten Diktatur offiziell keine Zensurbehörde (Horváth 2013: 80) und bis 1986 nicht einmal ein Pressegesetz gab. Gegenüber dem Westen sollte der Eindruck vermieden werden, dass in Ungarn keine Pressefreiheit herrschte. Es sorgte daher für nicht wenig Aufsehen, als anlässlich einer Tagung des ungarischen SchriftstellerInnenverbandes ( Magyar Írószövetség , früher: Magyar Írók Szövetsége ) 1981 der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller, Dichter, literarische Übersetzer und Publizist István Eörsi mit ironischem Ernst die offizielle Einführung der Zensur forderte, damit klargestellt werde, was kommuniziert werden dürfe und was nicht (Vasy 2015: 99). Das Phänomen der aus Angst sich selbst auferlegten Zensur bzw. Selbstzensur bereitete nämlich vielen AutorInnen Kopfzerbrechen. Ein entsprechendes Gesetz hätte ihnen Klarheit darüber verschafft, wo denn nun genau die Grenzen des legal Publizierbaren lagen. Trotz der offiziell nicht vorhandenen Zensur standen die gleichgeschalteten Medien und kulturellen Einrichtungen realpolitisch sehr wohl unter der Kontrolle der Staatspartei. Bis zur Wende 1989 waren in sämtlichen Theatern, Verlagshäusern etc. von der Staatspartei entsandte RepräsentantInnen tätig, die eventuelle Verletzungen der Interessen der Partei oder politischer Führungspersönlichkeiten meldeten. Die führenden kulturellen Organe und Gremien wurden vom Sekretär des Zentralkomitees überwacht. Betrieb und Überwachung der kulturellen Institutionen war Aufgabe des Bildungsministeriums (Standeisky 2017: 16). Presse und Verlagswesen standen im Dienst der staatlichen Propaganda. Veröffentlichungen waren erst möglich, nachdem die für die Publikation gedachten (übersetzten) Texte von mehreren verlässlichen ParteifunktionärInnen gesichtet und für die Publikation freigegeben worden waren. Bisweilen reichte für ein Publikationsverbot offenbar sogar die Weisung eines einzigen Parteifunktionärs aus (Horváth 2013: 84). Im Politbüro der Staatspartei ( MSZMP ) gab es einen eigenen sogenannten „Ressortverantwortlichen“, der für die Kontrolle der wichtigsten Tages- und Wochenzeitungen zuständig war. In der Agitációs és Propaganda Osztály (Abteilung für Agitation und Propaganda) und der Tájékoztatási Hivatal (Informationsbehörde) waren mehrere MitarbeiterInnen u. a. mit dem Zensieren von Zeitungen und Zeitschriften beschäftigt. Druckereien durften nur dann Texte wie z. B. Manuskripte drucken, wenn diese gemeinsam mit einem abgestempelten Begleitbrief als Genehmigung abgegeben wurden. Die Publikation von Büchern konnte erst aufgrund der Zustimmung des Kiadói Főigazgatóság (Generaldirektoriums der Verlage / Verleger) erfolgen. Druckwerke konnten also nur nach <?page no="187"?> Ungarische Translationskultur im Sozialismus 187 dem Passieren mehrerer Kontrollinstanzen und nur aufgrund mehrfacher Genehmigungen erscheinen (ibid.: 80), und das, obwohl es wie oben erwähnt in Ungarn in dieser Zeit offiziell keine Zensur gab. Im Fall von Texten, die als besonders heikel galten, konsultierten die Verlage sogar die Amtsinhaber an der Staatsspitze (ibid.). In diesem Zusammenhang darf der sehr einflussreiche, hohe Parteifunktionär und Vertraute von János Kádár, György Aczél (1917-1991) (Munzinger Online 2018) 2 , nicht unerwähnt bleiben, dessen Name untrennbar mit der Kulturpolitik der Ära Kádár (1956-1988), insbesondere der „Politik der drei T“, verbunden ist (Eörsi 2008: 74; Nemzeti Emlékezet Bizottsága 2017). 5 Zensurbedingte Normen und übersetzte Literatur Die Zensur von Büchern begann sofort nach der Etablierung der Sowjetherrschaft in Ungarn, und zwar mit der Verordnung 530 / 1945. ME . In der Folge wurde eine Kommission aufgestellt, die hunderte (übersetzte) Bücher, darunter auch viele Werke der Weltliteratur, auf Verbotslisten setzte (Horváth 2013: 82). Und hier kommt wieder der Begriff der Norm ins Spiel. Aus der Zensur ergaben sich nämlich zahlreiche Normen, die sowohl für das Publizieren im Allgemeinen als auch für die translatorische Praxis im Besonderen galten. Neben Büchern mit zweifelsohne antisemitischem, faschistischem und nationalsozialistischem Gedankengut wurden bald Werke verboten und eingestampft, in und mit denen auch nur die leiseste Kritik an der Sowjetunion oder dem Sozialismus geübt wurde (ibid.: 82). Untersagt war die Darstellung von Gegensätzen zwischen den sozialistischen Staaten (z. B. zwischen der Sowjetunion und China) (N. N. 2016). Auf keinen Fall durfte Lenin in ein schlechtes Licht gerückt werden. Gräueltaten sowjetischer Soldaten hatten offiziell nie stattgefunden. Die Liste der Tabuthemen war lang: So durften keine Übersetzungen entstehen, in denen das sowjetische Militärbündnis, der sogenannten Warschauer Pakt oder die Präsenz sowjetischer Truppen in Ungarn in Frage gestellt wurden. Auch der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe ( COMECON ) der Sowjetunion und ihrer Satellitenstaaten durfte nicht kritisiert werden. Die Ereignisse des Jahres 1956 durften nicht als „Revolution“ bezeichnet bzw. realistisch eingeschätzt werden. Es durfte kein Buch über die von der Sowjetunion und der Mehrheit der sozialistischen Staaten boykottierten Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles (Horváth 2013: 89) erscheinen. Ebenfalls unzulässig war die genaue Analyse ethnischer und sozialer Probleme, wie z. B. die Probleme der Roma, der Drogensüchtigen, der ungarndeutschen Minderheit etc. In der Spätphase des Staatssozialismus war es verboten, über im Entstehen begriffene Oppositionsparteien, Bürgerinitiativen, von der offiziellen außenpolitischen Linie abweichende Haltungen und über die Arbeit von Vereinen, die sich für den Umweltschutz einsetzten, zu berichten sowie auf den religiösen Charakter von Weihnachten und einem der wichtigsten ungarischen Nationalfeiertage, dem 20. August, hinzuweisen. Während der Drogenkonsum zunächst ein verbotenes Thema war, wurden Antidrogenkampagnen später unterstützt. Tabu war auch die Literatur emigrierter ungarischer SchriftstellerInnen bzw. Exilliteratur (N. N. 2016). 2 Sein ursprünglicher Name war Henrik Appel (Munzinger Online 2018). Trotz der unterschiedlichen Schreibung sind der Name „Aczél“ und das ungarische Wort für Stahl, nämlich „acél“, was die Aussprache anbelangt, identisch. Gewisse Reminiszenzen an Stalin („der Stählerne“) sind daher nicht von der Hand zu weisen. <?page no="188"?> 188 Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer Die Listen verbotener Schriften wurden ständig ergänzt, die betreffenden illegalen Werke aus (Privat-)Bibliotheken, Schulen und Antiquariaten entfernt. Daneben gab es auch Weisungen, denen zufolge bestimmte Bücher von den Regalen zur freien Entnahme weggenommen und in Lagerräume gebracht werden mussten oder in zerrissenem Zustand und eng verpackt mit dem Papiermüll zu entsorgen waren (Horváth 2013: 82). Unter den nicht ungarischen AutorInnen, deren übersetzte Werke in Ungarn in der totalitären Phase der Zensur nicht erscheinen durften, obwohl es sich um Klassiker der Weltliteratur handelte, waren Dante Alighieri, Albert Camus, Charles Dickens, Benjamin Disraeli, Alexandre Dumas, die Gebrüder Grimm, Ernest Hemingway, Rudyard Kipling, Somerset Maugham, Karl May, Marcel Proust, Jean Paul Sartre und Stefan Zweig. In Bezug auf die Literatur des Westens war sogar davon die Rede, dass versucht werde, die Völker und Staaten mit der „Schmuggelware des geistigen Verfalls“ des angelsächsischen Imperialismus zu überschwemmen (ibid. 83). Als weitere Norm galt daher auch das Verbot der Verbreitung sogenannter „imperialistischer“ westlicher Ideologie. Dieses Verbot hatte natürlich Auswirkungen auf die Auswahl der übersetzten Literatur („preliminary norms“). Während vor Beginn der totalitären Phase der Zensur, d. h. vor 1948 das ungarische Lesepublikum noch mit Werken von Graham Greene, Aldous Huxley, George Bernard Shaw, John Steinbeck, Thornton Wilder oder Jean Cocteau, Jean Giraudoux, François Mauriac, Antoine de Saint-Exupéry und anderen, z. B. auch über die renommierte Zeitschrift Magyar Csillag (Ungarischer Stern) des Schriftstellers Gyula Illyés, welcher übrigens insbesondere wegen seines aus einem einzigen langen Satz bestehenden Gedichtes über die Tyrannei bekannt ist, vertraut gemacht wurde, Europa also gleichsam noch mit „ungarischer Stimme“ sprach, wurde diese Stimme nach 1948 hingegen größtenteils zum Schweigen gebracht. Stattdessen rückten in dieser Zeit die sozialistische und die Sowjetliteratur in den Mittelpunkt des Interesses (Pomogáts 2015: 5 f.). In der Zeit von 1945 bis 1957 stammen zwei Drittel aller ins Ungarische übersetzten Werke der Literatur von russischen AutorInnen, das entsprach insgesamt einem Drittel aller literarischen Werke, die in Ungarn in diesem Zeitraum herausgegeben wurden (Romsics 2001: 368). Dabei ging es aber nicht nur um russische AutorInnen, die tatsächlich Weltliteratur hervorgebracht hatten, wie z. B. Isaak Babel, Maxim Gorki, Sergei Jessenin, Wladimir Majakowski oder Alexei Tolstoi, sondern auch um mittlerweile wieder in Vergessenheit geratene Schriftsteller wie Wassilij Aschajew, Alexander Fadejew, Walentin Katajew, Julian Semjonow und Nikolai Tichonow. Anderseits wurden damals inzwischen zu Klassikern avancierte AutorInnen wie Anna Achmatowa, Michail Bulgakow, Ossip Mandelstam sowie Marina Zwetajewa, allesamt Opfer stalinistischer Willkür, totgeschwiegen (Pomogáts 2015: 5 f.). Bis 1953, dem Todesjahr Stalins, und der Etablierung der Regierung von Imre Nagy in Ungarn, konnten nicht einmal Frühwerke von Karl Marx aus Bibliotheken entliehen werden. Für ein Publikationsverbot reichte es schon, wenn ein Buch von einem als „reaktionär“ eingestuften Verlag herausgegeben wurde oder der Schriftsteller, Journalist und Übersetzer Sándor Márai das Vorwort zu einem Werk von Cervantes verfasst hatte (Horváth 2013: 83). Márai, der bis zu seiner Emigration nach Italien im Jahr 1948 und später in die USA zu den renommiertesten AutorInnen in Europa gehört hatte, dann lange Zeit hindurch in Vergessenheit geraten war und erst um die Jahrtausendwende „wiederentdeckt“ wurde (Piper Verlag 2018), war mit der Machtergreifung der kommunistischen Partei in Ungarn in Ungnade gefallen (aboutbooks 2018), hatte er doch, seines Zeichens Literat des ungarischen Bürgertums, als Klassenfeind und <?page no="189"?> Ungarische Translationskultur im Sozialismus 189 Gegner des Bolschewismus gegolten. Die Situation im Hinblick auf die Zensur literarischer Werke besserte sich ein wenig, nachdem u. a. am 7. Dezember 1950 die BBC in Form eines ironischen Kommentars zu einem Leitartikel der Times über den Umgang mit klassischen Werken der Weltliteratur in Ungarn berichtet hatte (Horváth 2013: 83). Etliche Werke von Jules Verne durften erst nach einer gründlichen Zensur erscheinen. Aus seinem Abenteuerroman L’Île mystérieuse ( Die geheimnisvolle Insel ) wurde an mehreren Stellen das Wort „Gott“ gestrichen, und zwar selbst dann, wenn daraufhin die betreffenden Textpassagen keinen Sinn mehr ergaben. Karl Mays Winnetou -Romane wurden überhaupt neu übersetzt, wobei pietistische und religiöse Moralvorstellungen, Bezüge zu Kreuzen etc. weggelassen wurden (ibid.: 84). Als weitere Norm lässt sich daraus, einem Gedanken von Karl Marx entsprechend, demzufolge Religion „das Opium des Volkes“ sei (Marx 1844: 72), ein Verbot von sämtlichen Bezügen zu Gott, Jesus und Religion im Allgemeinen herauskristallisieren. Erwähnenswert ist auch, wie eines der wichtigsten Werke der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts, nämlich Ulysses von James Joyce, trotz zensurbedingter Hürden, im Wege mehrerer Übersetzungen und Ausgaben allmählich zum Bestandteil des kulturellen Allgemeinwissens in Ungarn werden konnte. Schon das Original war zunächst wegen des Vorwurfs der Pornografie verboten worden und konnte in voller Länge erst 1922 in einer bescheidenen Auflage von 1.000 Exemplaren in einer Pariser Buchhandlung erscheinen. Die erste ungarische Übersetzung wiederum wurde 1947, ebenfalls in einer Auflage von 1.000 Exemplaren, herausgegeben und stammte aus der Feder von Endre Gáspár. Sie wurde sofort von der Zensur verboten (Kappanyos 2014). Daher beginnt die eigentliche Rezeptionsgeschichte des Ulysses in Ungarn erst infolge der kulturpolitischen Lockerungen der späten 1960er Jahre, und zwar mit der 1974 in einer Auflage von 50.000 Exemplaren herausgegebenen Übersetzung von Miklós Szentkuthy. Laut Kappanyos (2012) bedeutete die Übersetzung von Szentkuthy im Vergleich zur dem Standard ihrer Zeit entsprechenden demütigen Handwerkskunst des Endre Gáspár eine enorme Steigerung in der Qualität (ibid.). Es ist aber auch kein leichtes Unterfangen, ein komplexes literarisches Werk zu übersetzen, das gleichzeitig Tragödie, Roman, Satire, Komödie, Epos, philosophische Schrift und Synthese in einem ist. Überarbeitete Versionen von Szentkuthys Übersetzung des Ulysses erschienen dann noch 1986 und 1998. Laut Kappanyos (2012), der gemeinsam mit Marianna Gula, Gábor Zoltán Kiss und Dávid Szolláth für die 2012 erschienene, bisher aktuellste ungarische Übersetzung des Ulysses verantwortlich ist, könne die Zeitlosigkeit großer literarischer Werke durch Übersetzungen jedoch nicht bewahrt werden, da sich in einer Übersetzung immer die jeweilige Epoche und die Beurteilung des Werkes seitens des jeweiligen kulturellen Milieus widerspiegelten. Durch Veränderungen des kulturellen Milieus und seiner Beurteilung des Originals sei die Veraltung der Übersetzung gleichsam unvermeidbar. Die Übersetzung sei kein Teil der autonomen Existenz des Werkes, sondern stets eine kultur-, epochen- und kontextabhängige Funktion. Eine Neuübersetzung könne durch viele Veränderungen, wie z. B. die veränderte Positionierung des jeweiligen Werkes in der Weltliteratur, Veränderungen des literarischen Diskurses in der Zielkultur, neue Trends in der Theorie und Praxis des literarischen Übersetzens und dadurch bedingte veränderte Erwartungen der Leserschaft sowie Veränderungen der Lesegewohnheiten und der Rezeption von Texten dringlich und notwendig werden (ibid.). Alles das sind Hinweise auf dynamische Entwicklungsprozesse innerhalb einer Translationskultur . Da der Fokus dieser Arbeit aber auf der Charakterisierung der ungarischen Translationskultur aufgrund ihrer Normen bzw. Norm- <?page no="190"?> 190 Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer verletzungen liegt, kann auf diese Variablen hier nicht näher eingegangen werden. Stattdessen werden in den folgenden Abschnitten weitere Beispiele für die sich in Normen und Normenbrüchen äußernde Translationskultur des untersuchten Zeitraumes angeführt. 6 Zensur im Film Auch Filme wurden unter den oben genannten Gesichtspunkten zensiert. Ein typisches Beispiel für die „antiimperialistische“ Übersetzungspolitik in der Ära Kádár ist die 1966 zum ersten Mal im ungarischen Fernsehen gezeigte Synchronfassung des 1942 mit Ingrid Bergman und Humphrey Bogart in den Hauptrollen gedrehten Films Casablanca . Vorweg wurde schon in der ungarischen Presse angekündigt, dass in diesem Film Ereignisse des Zweiten Weltkriegs aus einer von jenseits des Atlantiks stammenden Perspektive beleuchtet werden. Nichtsdestotrotz wurde z. B. in der Szene, kurz vor dem Singen der Marseillaise, aus dem Ausruf einer Französin, nämlich „Vive la France, vive la Democratie! “ in der ungarischen Synchronfassung ein ideologisch viel weniger konfliktbeladenes „Es lebe die Freiheit! “. Frankreich als Teil des als „dekadent“ betrachteten Westens sowie die Demokratie als solche hochleben zu lassen, war für die sozialistischen Parteikader anscheinend tabu. Mithilfe solcher neutraleren Formulierungen sollte möglicher Regimekritik vorgebeugt werden. Statt sich an das Original zu halten, wurde aus dem berühmten Schlusszitat „Louis, ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft“ (Louis, azt hiszem, ez egy gyönyörű barátság kezdete) in der Synchronfassung: „Louis, maga ugyanolyan szentimentális, mint én“ (Louis, Sie sind genauso sentimental wie ich), wodurch die politische Aussagekraft dieses Films unterminiert wird. Es geht ja nicht darum, eine womöglich kitschige Liebesgeschichte zu erzählen und sich darüber zu mokieren, sondern darum, sich gemeinsam darin zu bestärken, auf der richtigen Seite der Konfliktparteien zu stehen (Hahner 2012). 7 Der „rote Schwanz“ Bei der Durchsicht von in Ungarn publizierten wissenschaftlichen Fachartikeln aus den 1960er und 1970er Jahren fällt auf, dass, unabhängig davon, ob es sich um Werke der Psychologie, der Wirtschaftswissenschaften oder etwa der Biologie handelte, es immer Stellen gab, an denen die AutorInnen sich verpflichtet fühlten, völlig unvermittelt zu erklären, wie sehr ihre Forschungsarbeit den Prinzipien des Marxismus-Leninismus gerecht werde. Für diesen obligatorischen ideologischen Zusatz - sowohl in Übersetzungen als auch in Vorworten bzw. Anhängen von Originalwerken - etablierte sich der informelle Ausdruck „vörös farok“ (der rote Schwanz), welcher praktisch niemals fehlen durfte und bisweilen ganz sonderbare Stilblüten hervorbrachte. Sogar im populären, mehrbändigen von Zoltán Ternai herausgegebenen Werk A gépkocsi (Das Kraftfahrzeug), in welchem, trotz mangelndem Zugang der AutorInnen zu internationalen Automessen und Testfahrten, ein relativ umfassendes Bild über die neuesten Errungenschaften der Automobilbranche gegeben wurde, war der „rote Schwanz“ vorhanden. In dieser beliebten Reihe wurden häufig die ungarischen Übersetzungen englisch-, deutsch- und französischsprachiger Fachartikel publiziert. Die HerausgeberInnen wussten, dass die Chancen <?page no="191"?> Ungarische Translationskultur im Sozialismus 191 für eine Veröffentlichung ohne ein ideologisches Anhängsel sanken. Daher ließ man auch in dieser Reihe, selbst in Zeiten von Trabant, Wartburg und Co., die sich im Eiltempo entwickelnde sozialistische Autoindustrie hochleben (Mérő 2003; Boros 2017). Der „rote Schwanz“ war auch in Bezug auf literarische Übersetzungen von Bedeutung. Für die offizielle kommunistisch-sozialistische Kulturpolitik vom ideologisch-erzieherischen Standpunkt aus ein Problem darstellende, bisweilen aber auch weltanschaulich neutrale, übersetzte Werke der Literatur galt, dass sie in vielen Fällen zunächst gar nicht und später in der sogenannten „weichen Diktatur“ in der Regel nur mit dem „roten Schwanz“, d. h. entsprechenden Kommentaren bzw. Vor- und Nachworten versehen, erscheinen durften (Gedeon [o. J.]). Das Nachwort an sich wurde laut Bart (2002) beinahe zu einem eigenständigen Genre der Literaturkritik, wobei anhand bestimmter Beispiele sogar die Rezeptionsgeschichte so mancher AutorInnen in Ungarn rekonstruiert werden könne (ibid.: 45). Ein gutes Beispiel für die Anwendung ideologisch motivierter Zusätze in der übersetzten Literatur sind Werke von Dostojewski. Diese waren, wie viele Werke russischer AutorInnen, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunächst über deutsche und französische Übersetzungen ins Ungarische übertragen worden bis dann in den 1920er und 1930er Jahren ungarische literarische ÜbersetzerInnen direkt die russischen Originale als Ausgangspunkte ihrer Arbeit wählten. Von 1948 bis 1956 galt, dass klassische russische AutorInnen, deren Werke in der Sowjetunion damals nicht erscheinen durften - dazu gehörte u. a. Dostojewski -, auch in Ungarn nicht publiziert wurden. Nachdem Dostojewski ab 1955 in der Sowjetunion wieder verlegt werden durfte, wurden seine Bücher nach und nach auch in Ungarn, im Allgemeinen mit Kommentaren der marxistischen Literaturkritik versehen, wieder herausgegeben. In Nachworten aus der zweiten Hälfte der 1950er Jahre wurde Dostojewski vielfach als Realist (vgl. „sozialistischer Realismus“) bezeichnet, der aufgrund seiner Darstellung des menschlichen Leidens inmitten schwieriger gesellschaftlicher Verhältnisse geschätzt wurde. Die geschilderten Zustände wiederum wurden häufig als Beweis für den negativen Charakter der kapitalistischen Gesellschaft instrumentalisiert (Gedeon [o. J.]). 8 Die „Politik der drei T“ Laut einer pejorativen Auffassung von Standeisky (2003) bedeutete „Kulturpolitik“ im Sozialismus Unterdrückung durch die Staatsmacht (ibid.: 123). Aus diesem Kontrollbedürfnis des Regimes heraus sind auch die kulturpolitischen Richtlinien zu verstehen, die vom Zentralkomitee über eineinhalb Jahre hindurch ausformuliert und schließlich per Beschluss am 25. Juli 1958 unter dem Titel Az MSZMP művelődési politikájának irányelvei (Die Richtlinien der Bildungspolitik der MSZMP ) erlassen wurden und an welche man sich in Ungarn noch unter dem Schlagwort „Politik der drei T“ erinnert (Eörsi 2008: 75). Demnach müssten die Voraussetzungen für die Umgestaltung der Gesellschaft im Sinne des Sozialismus und die Entwicklung einer sozialistischen Denkweise geschaffen werden. Für die Umsetzung dieser Richtlinien in der Praxis seien die staatlichen Organe zuständig, deren Aufgabe auch darin bestehe, schädliche und negative Bestrebungen sowie feindliche Versuche bzw. Experimente zu unterbinden. Daher sei ein organisiertes Vorgehen gegen zerstörerisch wirkende Werke berechtigt (Kalmár 1998: 148). Durch diese Richtlinien wurde auch eine Kategorisierung in <?page no="192"?> 192 Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer einerseits höherwertige und andererseits minderwertige bzw. zerstörerisch wirkende Kunst vorgenommen (Eörsi 2008: 76). Alles das hatte prägende Auswirkungen auf die vorherrschende Translationskultur und ihre Normen. In der Ära Kádár war die Anwendung der Zensur laut Gedeon ([o. J.]) hinsichtlich der übersetzten Literatur sogar einfacher möglich als bei der bisweilen schwer durchschaubaren ungarischen Literatur. Ein Grund dafür war ihrer Meinung nach, dass in ersterem Fall die Tabuthemen offensichtlicher gewesen seien. Ausländische, insbesondere nicht zeitgenössische AutorInnen seien in dieser Zeit eher vor regulierenden Eingriffen gefeit gewesen als ihre ungarischen KollegInnen. Ihre Werke konnten aber in den meisten Fällen nur mit entsprechenden Vor- und Nachworten erscheinen, die für ideologische Klarheit sorgen und die Absichten der HerausgeberInnen schützen sollten. Diese Praxis des Selbstschutzes hatte sich bereits seit Beginn der Ära Kádár entwickelt. Gemäß einer Vorlage des Politbüros aus dem Jahr 1957 sollten die HerausgeberInnen schöngeistiger Literatur die Bestrebungen des sozialistischen Realismus sowie jene literarischen Strömungen unterstützen, welche auf den sozialistischen Realismus hinweisen. Inkorrekte Ansichten enthaltende, kontroverse Werke sollten mit einem entsprechenden marxistischen Vorwort versehen werden, wobei gleichzeitig von der Publikation feindseliger Arbeiten in jedem Fall abzusehen sei (ibid.). Die drei T stehen für „tiltott“ (verboten), „támogatott“ (gefördert, unterstützt) und „tűrt“ (geduldet), wobei die Reihenfolge, in der diese Wörter genannt werden, je nach Quelle variiert. In gewisser Weise lässt sich hier eine Parallele zu der Definition von Normen als Überbegriff für Gebote, Verbote und Erlaubnisse ziehen. Die Kategorisierung von Kunstwerken und KünstlerInnen, Werken und AutorInnen bzw. Übersetzungen und ÜbersetzerInnen entsprechend der „Politik der drei T“ geht auf György Aczél zurück. Regimetreue, marxistische bzw. den Sozialismus in den Vordergrund rückende Werke sollten gefördert, politisch mehr oder minder neutrale Werke geduldet und regimekritische, antimarxistische Werke verboten werden (vgl. Romsics 2005: 497 oder Herkli / Krizbai 2017). Unter dem Deckmantel der Qualitätssicherung in der Kunst diente diese Evaluierung der Auswahl von ideologischen Kriterien am ehesten gerecht werdenden Werken. Beispiele für ungarische AutorInnen, deren Werke in Ungarn nicht publiziert und übersetzt werden durften, sind einer der bedeutendsten Autoren der ungarischen Avantgarde, Lajos Kassák, sowie der Schriftsteller Sándor Márai. Das erste Werk des zweisprachig aufgewachsenen, in Košice (Kaschau) geborenen und in San Diego verstorbenen Sándor Márai (1900-1989) wurde in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ( FAZ ) publiziert als er gerade einmal 19 Jahre alt war. Mittlerweile gilt er als sehr renommierter bürgerlicher Autor. Besonders bekannt ist sein Roman A gyertyák csonkig égnek ( Die Glut ). Er gilt übrigens als der erste Übersetzer von Werken von Franz Kafka ins Ungarische. 1947 veröffentlichte er als Teil des Zyklus A Garrenek műve (Das Werk der Garrens) den Roman mit dem Titel A Sértődöttek (Die Gekränkten), dessen zweiter Band von der gleichgeschalteten Literaturkritik angefeindet und dessen dritter Band in Ungarn überhaupt eingestampft wurde (Klaniczay 1985: 375 f.). Der in diesem als die ungarischen Buddenbrooks geltendem Werk thematisierte Niedergang der (groß-)bürgerlichen Familie Garren als Zeichen für den Zerfall der sorgsam aufgebauten bürgerlichen Gesellschaft und für das Ende eines goldenen Zeitalters, die Bezugnahme auf zeitgenössische Entwicklungen und die äußere und innere Emigration als letzter Ausweg widersprachen den Zielsetzungen der sozialistischen Kulturpolitik (Walcher 2016; Libri Könyvkereskedelmi [o. J.]). Problematisch <?page no="193"?> Ungarische Translationskultur im Sozialismus 193 für die Zensur waren u. a. Márais liberale Gesinnung sowie seine hohe Wertschätzung geistiger Unabhängigkeit. Die Freiheit und deren Abwesenheit thematisierte er z. B. im 1932 erschienenen und 1940 auf Deutsch herausgegebenen Roman Csutora ( Ein Hund mit Charakter ). 1948 verließ Márai Ungarn und kam, obwohl er später mehrfach eingeladen wurde, solange das sozialistische Regime an der Macht war, nicht mehr zurück. Vereinsamt und verarmt nahm er sich im US -amerikanischen Exil das Leben. Posthum wurde er geehrt, indem ihm 1989 die Mitgliedschaft in der Ungarischen Akademie der Wissenschaften sowie der Kossuth-Preis verliehen wurden (Klaniczay 1985: 375 f.). Dass der Schriftsteller Albert Wass in die Kategorie „tiltott“ (verboten) fiel, zeigt sich schon allein daran, dass sein Roman Farkasverem (Wolfsgrube) auf Ungarisch in Buenos Aires, also im Exil, herausgegeben wurde (Benedek 1963: 562). Mittlerweile werden für ihn in Ungarn Denkmäler errichtet, obwohl er eigentlich als antisemitischer Autor und wegen seiner Beteiligung an der Ermordung von Jüdinnen und Juden in Rumänien als Kriegsverbrecher gilt, was ebenfalls erklärt, weshalb er in der Ära Kádár verboten war (Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur [o. J.]). Über den sich viel mit der Revolution 1956 beschäftigenden, in viele Sprachen übersetzten 3 und mehrfach ausgezeichneten Schriftsteller György Konrád (Herderpreis, Friedenspreis des Deutschen Buchhandels etc.) wurde in der Ära Kádár ein langjähriges Publikationsverbot verhängt. Bereits in seiner Studienzeit hatte er mehrfach wegen seiner bürgerlichen Herkunft und seines oppositionellen Verhaltens Studienverbot bekommen. Der Roman A látogató (1969, Der Besucher ), der u. a. vom Scheitern des Individuums in der Gesellschaft handelt, wurde offiziell vernichtend kritisiert, war aber inoffiziell ein großer Erfolg. Das Manuskript seines gemeinsam mit Iván Szelényi herausgegebenen Essaybands Az értelmiség útja az osztályhatalomhoz (1978, Die Intelligenz auf dem Weg zur Klassenmacht ) wurde von den Behörden beschlagnahmt. Gegen ihn und seinen Koautor wurden Ermittlungen wegen staatsfeindlicher Umtriebe aufgenommen. Szelényi wanderte aus, während Konrád die innere Emigration wählte (Veres [o. J.]). Den Gegenpol zu den verbotenen AutorInnen und ihren Werken bildeten die politisch verlässlichen, dem System kritiklos dienenden Kulturschaffenden, die neben staatlichen Preisen und Auszeichnungen eine für die Mehrheit unerreichbare, bisweilen auch exorbitant hohe materielle Anerkennung erhielten. Sie gehörten zur Gruppe von geförderten KünstlerInnen, die unzählige Aufträge bekamen und deren Werke dank des Mäzenatentums der Staatspartei auch im Ausland inklusive westlichen Ländern präsentiert wurden. Als Sachverständige durften sie auch mitbestimmen, wer welchen Auftrag bekam und wer seine Kunst einer breiteren Öffentlichkeit darbieten durfte. Zu solchen geförderten AutorInnen gehörte z. B. Klára Fehér, deren übersetzte Bühnenwerke in der DDR , in Polen, in der Tschechoslowakei, in Bulgarien etc. aufgeführt wurden (Benedek 1963: 339). Genannt werden können an dieser Stelle auch Béla Illés oder Zoltán Zelk (ibid.: 408 f.) sowie der literarische Übersetzer und Vertreter des sozialistischen Humanismus István Vas (Klaniczay 1985: 405). Von den sowjetischen AutorInnen, die dank ihrer Linientreue in die geförderte Kategorie eingestuft und ins Ungarische übersetzt wurden, soll hier als Beispiel Michail Scholochow ( Der stille Don , ung. Csendes Don ) erwähnt werden. Später wurde er des Plagiats verdächtigt. 3 U.a. Dänisch, Deutsch, Englisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Koreanisch, Niederländisch, Polnisch, Russisch, Serbisch, Slowenisch, Spanisch, Tschechisch (Veres [o. J.]). <?page no="194"?> 194 Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer Zwischen diesen beiden Extremen gab es eine weitere, später eingeführte Kategorie, in die KünstlerInnen fielen, die nicht wirklich vom Staat gefördert wurden, deren Werke aber auch nicht komplett verboten waren. Da viele Kulturschaffende mal in die Kategorie „tűrt“ (geduldet), mal in die Kategorie „tiltott“ (verboten) eingeordnet wurden, können die Übergänge zwischen diesen beiden Gruppen als fließend bezeichnet werden. Zwischen den Kategorien „tűrt“ (geduldet) und „támogatott“ (gefördert) jedoch, gab es diese Übergänge nicht. Nur in Ausnahmefällen konnte es geschehen, dass geduldete Werke letztendlich in die Liste der geförderten Kulturprojekte aufgenommen wurden. So galt z. B. der Schriftsteller Tamás Aczél anfänglich als förderungswürdig. Aufgrund seiner Unterstützung für die sogenannten „Revisionisten“ und seiner Flucht nach 1956 in den Westen wurde er dann verboten, letztendlich aber doch geduldet (Benedek 1963: 7). Hervorzuheben sind der Schriftsteller, Dichter, literarische Übersetzer und Literaturwissenschaftler Sándor Weöres sowie dessen Frau Amy Károlyi, die ebenfalls literarische Übersetzerin war und u. a. Gedichte von Emily Dickinson ins Ungarische übertrug. Beide, Weöres und Károlyi, waren zunächst verboten. Ausschlaggebend war wahrscheinlich ihre Ablehnung des staatlich propagierten sozialistischen Realismus. Da ihre Arbeit aber qualitativ hochwertig war und die beiden auch internationale Bekanntheit errangen, wurden sie in den 1970er und 1980er Jahren schließlich in die Kategorie „geduldet“ eingereiht (Klaniczay 1985: 350, 355-358, 427). Als weitere Beispiele für geduldete AutorInnen sind auch noch die Übersetzerin Ágnes Nemes Nagy sowie der Schriftsteller György Petri (ibid.: 411) zu erwähnen. Nicht zu vergessen ist auch der 1938 geborene, sehr produktive Übersetzer und Autor Dezső Tandori. Seine Übersetzungen von T. S. Eliot, Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine, Karl Kraus ( Az emberiség utolsó napjai 1976, Die letzten Tage der Menschheit ), Georg Lukács, Robert Musil ( A tulajdonsagok nélküli ember 1977, Der Mann ohne Eigenschaften ) etc. (Klaniczay 1985: 410) gelten als ausgezeichnet. Verbotenen AutorInnen und ihren ÜbersetzerInnen blieb, aufgrund des Bruchs mit den Normen der vorherrschenden Translationskultur , oft nur die Publikation in Form des sogenannten „Samisdat“. Ab dem Beginn der 1980er Jahre nahm György Konrád an der demokratischen Oppositionsbewegung in Ungarn teil. Der Großteil seiner Werke in Ungarn in der Ära Kádár erschien im „Samisdat“ (Veres [o. J.]). 9 Samisdat-Literatur als normbrechendes Phänomen Verbotene Werke übten, besonders in autoritären Systemen, von je her eine gewisse Faszination auf die potenziellen LeserInnen aus. Sofern sie übersetzt wurden, stellten sie Abweichungen von den Normen der offiziell geltenden Translationskultur dar. Der wichtigste Weg zur Verbreitung derartiger Bücher im Sozialismus war der sogenannte „Samisdat“. Der Begriff „Samisdat“ (самиздат: russisch сам „selbst“, издавать „auflegen“) ist eine aus dem Russischen stammende „Kurzform von самоизда́тельство“ (samoisdatelstwo), was so viel wie „Selbstverlag“ bedeutet. Er bezieht sich im weiteren Sinne auf den „Selbstverlag von Büchern, die nicht erscheinen dürfen“, im engeren Sinne auf „im Selbstverlag erschienene [verbotene] Literatur in der Ud SSR “ (Duden 2017). Da in den sozialistischen Ländern dank groß angelegter Alphabetisierungskampagnen generell viel gelesen wurde, wurde über Druckerzeugnisse versucht, möglichst viele Menschen zu erreichen. Besonders riskant war die <?page no="195"?> Ungarische Translationskultur im Sozialismus 195 Verbreitung unzensierter, die offiziellen Normen verletzender Schriften (Alejewa 2017). Der Zweck der Samisdat-Literatur bestand aber gerade in der Zeit der „nachstalinistischen […] weichen Diktatur“ in Ungarn (Grob 2008) in der Verbreitung von Inhalten, die ansonsten von der Zensur verboten worden wären, weshalb die damit verbundenen Risiken (z. B. Ordnungs- und Verwaltungsstrafen, polizeiliche Vernehmungen etc.) ( Jakab 2017) von RegimekritikerInnen immer wieder eingegangen wurden. Obwohl es Vorläufer in den 1950er Jahren gegeben hatte, erschienen in Ungarn erst ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre Samisdat-Werke in größerer Zahl. Maschinengeschriebene Manuskripte wurden z. B. an bestimmten Tagen und zu bestimmten Zeiten in zum Teil eigens zu diesem Zweck angemieteten Wohnungen (ohne jeglichen Komfort) abgeholt. Später wurden diese Manuskripte mithilfe von Blaupausen von Sekretärinnen in verschiedenen Büros und auf Ämtern insgeheim neu getippt oder von Angestellten einer staatlichen bzw. genossenschaftlichen Druckerei jeweils nach Dienstschluss - beim Áramlat -Verlag in einer durchschnittlichen Auflage von 1.000 Exemplaren - heimlich gedruckt und die fertigen Kopien bzw. Bücher wieder zurück in die betreffende Wohnung gebracht, von wo aus sie wieder weiter verteilt wurden. In Ungarn wurde in diesem Zusammenhang auch von „butik-irodalom“ (Boutique-Literatur) gesprochen, wobei die jeweilige konspirative Wohnung, bisweilen auch das eine oder andere Kaffeehaus, gleichsam die „Boutique“ war. Diese „zweite“ Öffentlichkeit geriet immer mehr ins Fadenkreuz der Geheimdienste. Unter den AbnehmerInnen der Samisdat-Literatur befanden sich manchmal auch Maulwürfe und Spione der Polizei. Die für die Produktion und den Vertrieb von Samisdat-Literatur Verantwortlichen wurden regelmäßig vorgeführt, bedrängt und eingeschüchtert. Es gab mehrere Hausdurchsuchungen, und verschiedene Prozesse wurden vorbereitet, wobei das Regime jedoch keine Märtyrer schaffen wollte. Kurz vor der Wende in den Jahren 1988 und 1989 war Samisdat-Literatur schon vielerorts erhältlich. Zum Teil wurde bis dahin sogar die Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár (Szabó-Ervin-Bibliothek), das einzige Netzwerk öffentlicher Bibliotheken in Budapest, mit Samisdat-Literatur beliefert ( Jakab 2017). Zu den weit verbreiteten Samisdat-Werken in Russland gehörten etwa Boris Pasternaks Doktor Schiwago und Alexander Solschenizyns Archipel Gulag (Alejewa 2017). Die ungarische von Judit Pór stammende Übersetzung des 1957 verfassten Romans Doktor Schiwago erschien offiziell erst 1988, d. h. ein Jahr vor der Wende (Régikönyvek 2017). Auch die ungarische Übersetzung des Romans Archipel Gulag kam offiziell erst 1989 heraus (Antikvárium.hu 2017). Die Übersetzung des gesamten Textes erschien 1993 im Európa-Verlag und stammte von András Soproni (Pálfalviné Wacha Orsolya [o. J.]). Zu den wichtigsten Samisdat-Verlagen und -Zeitschriften gehörten neben dem AB -Verlag die Verlage ABC , Áramlat , Beszélő , Égtájak Között , Hiány , Katalizátor Iroda und Magyar Október ( MO ), wobei jedoch alle diese Samisdat-Verlage und -Zeitschriften Texte vom Beszélő -Verlag übernahmen. Der Áramlat -Verlag beschäftigte sich zu einem großen Teil mit dem Nachdruck im Westen bereits erschienener Werke, wobei im Fall von zeitgenössischen Schriftstellern wie György Konrád, dessen Bücher in viele Sprachen übersetzt wurden, eine mündliche Einverständniserklärung zur Herausgabe derselben im „Samisdat“ eingeholt wurde. Die „Tantiemen“ wurden in Form von fünf bis zehn Autorenexemplaren „ausbezahlt“ ( Jakab 2017). <?page no="196"?> 196 Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer Zu den bekanntesten Beispielen für zunächst verbotene und im „Samisdat“ erschienene, ins Ungarische übersetzte Texte gehören George Orwells Dystopie eines totalitären Überwachungsstaates, nämlich 1984 , und die Satire Farm der Tiere (ung. Állati gazdaság ). In Ungarn gab es bereits in den 1960er Jahren maschinengeschriebene, im „Samisdat“ erschienene Übersetzungen dieser Werke. Diese Übersetzungen stammten zunächst nicht von literarischen ÜbersetzerInnen, sondern engagierten AmateurInnen. Die Übersetzung von László Szíjgyártó wurde ab 1984 als „Samisdat“ veröffentlicht. Die ungarische Erstausgabe erschien 1986 im Verlag Forum Kiadó (Novi Sad), in Ungarn wiederum zuerst im Jahr 1989 ( Európa Könyvkiadó ) (vgl. Múlt-kor Kulturális Alapítvány 2013). Ein weiteres bekannteres Beispiel ist Bulgakows Erzählung Hundeherz (russ. Собачье сердце , ung. Kutyaszív ), wobei es sich um eine zynische Satire auf den „neuen sowjetischen Menschen“ handelt. Die ungarische Übersetzung dieses Romans wurde 1986 vom Csiky-Gergely-Theater in Kaposvár in Auftrag gegeben. Die Aufführung des Stücks wurde jedoch von den Behörden untersagt. Im selben Jahr wurde dieses Buch vom Samisdat-Verlag Katalizátor Iroda Könyvkiadó ohne Angabe des Namens des Übersetzers das erste Mal herausgegeben. Bei den haarsträubenden Experimenten des Protagonisten Professor Filipp Filippowitsch Preobraschenski handelt es sich um eine Warnung vor den Gefahren, die mit dem 1917 begonnenen Aufbau der kommunistischen Gesellschaft verbunden sind. Der Autor lehnt, vergleichbar mit Orwell, jede Form von Diktatur ab. Wie in Hundeherz spielen Tiere in vielen Werken Bulgakows eine wesentliche Rolle. Sie eignen sich besonders, um verschlüsselt Kritik zu üben. Dieses 1926 entstandene Werk konnte, wegen des vielfachen Normenbruchs, erst Jahrzehnte nach Bulgakows Tod 1987 offiziell in der Sowjetunion erscheinen. (Slonim 1972: 47, 49; Schröder 1994: 316, 318). Die Samisdat-Literatur trug zur geistigen Vorbereitung der Wende 1989 in Ungarn bei, u. a. indem in ihr zum Teil im Wege der Übersetzung importierte regimekritische Inhalte aufgegriffen und verbreitet wurden und somit von Staat, Parteiideologie und Zensur auferlegte Denkverbote und Normen umgangen werden konnten. 10 Veränderungen im Publikationswesen Die Aufhebung der Zensur und die Einführung der Presse-, Meinungs- und Redefreiheit ging mit erheblichen Veränderungen in Bezug auf das Verlags- und Publikationswesen sowie das publizierbare Themenspektrum einher. Es kam vermehrt zur Publikation von vor 1988 / 89 verbotener Trivialliteratur, Esoterik und (pseudo-)religiöser-spiritueller Literatur sowie erotischer bzw. pornografischer Schriften. So wurde beispielsweise im Jahr der Wende 1989 der auf esoterische Literatur spezialisierte Verlag Amrita könyvkiadó gegründet, in welchem ungarische Übersetzungen kommerziell sehr erfolgreicher Bücher z. B. des indischen Mystikers, Gurus und spirituellen Lehrers Osho zu Themen wie Mysterien des Lebens, Meditation, Zen-Tarot etc. erschienen. Die im Sozialismus geltende, eher prüde und rigide Themenwahl wurde zunehmend durch die Übersetzung erotischer und pornografischer Schriften aufgeweicht. Ein Beispiel dafür ist die im Európa kiadó herausgegebene Anthologie mit dem Titel Szajna-parti Erosz - Hat évszázad pajzán francia versei (Eros am Ufer der Seine - Übermütig-kecke französische Gedichte aus sechs Jahrhunderten). Diese erotischen Gedichte wurden von György Timár aus dem Französischen ins Ungarische übertragen (N. N. 2012). <?page no="197"?> Ungarische Translationskultur im Sozialismus 197 Statt der großen Verlagshäuser sind im Publikationswesen laut dem ungarischen Statistischen Zentralamt bis 2010 mittlerweile knapp 200 freiwillige Vereinigungen sowie in ungarischem bzw. ausländischem Eigentum befindliche Unternehmen und Joint Ventures tätig. Häufig sind aber auch Bibliotheken, Museen, Ministerien und AutorInnen selbst als HerausgeberInnen aktiv. Die Struktur des Publikationswesens hat sich insofern verändert, als dass auch in diesem Bereich ökonomische Gesichtspunkte in den Vordergrund gerückt sind, d. h. es gibt mehr Neuauflagen ein- und derselben Werke als früher. Insgesamt werden immer mehr unterschiedliche Bücher, allerdings in immer geringerer Auflage vermarktet. Das trifft sowohl auf Originalausgaben als auch auf Übersetzungen zu (Belyó 2010). Der staatliche Einfluss auf die für die Translationskultur geltenden Normen wurde durch diese Entwicklungen zurückgedrängt. Stattdessen dominieren ökonomische Prinzipien (private Verlagshäuser, Bedienung einer immer differenzierteren Nachfrage etc.). 11 Abschließende Bemerkungen In diesem Beitrag wurde gezeigt, dass die ungarische Translationskultur im Sozialismus in erheblichem Maß von Normen geprägt war, die sich sowohl aus rechtlichen Regeln als auch indirekt aus der offiziell nicht, aber real sehr wohl vorhandenen Zensur sowie willkürlichen Entscheidungen von ParteifunktionärInnen ergaben und dass diese Normen im Zuge des Wandels hin zur „weichen Diktatur“, Veränderungen unterlagen. Außerdem wurde dargelegt, dass Normen in jeder Phase und auf jeder Ebene des Translationsprozesses, von der Auswahl geeigneter und erwünschter Ausgangstexte angefangen (vgl. „preliminary norms“, Welche AutorInnen durften übersetzt werden? Welche nicht? ) bis hin zur konkreten Textgestaltung (vgl. „operational norms“, z. B.: Wie durfte Lenin nicht dargestellt werden? Was geschah mit den Gottesbezügen in den Übersetzungen von Jules Verne? ) eine Rolle spielten. Alles das scheint die These von Prunč zu untermauern, dass „in den autoritären Gesellschaften […] auch die Translationskulturen von autoritären oder wenigstens von hierarchisch organisierten Entscheidungsstrukturen bestimmt“ werden (2007: 340). Thematisiert wurde auch die von Oppositionellen und Samisdat-Verlagen ausgehende Gegenbewegung dazu, d. h. der Normenbruch, der in der Diktatur mit der Inkaufnahme erheblicher Risiken sowie zum Teil gravierender Konsequenzen für die betreffenden „Normenbrecher“ einherging, und welche neuen Sujets im Rahmen von ins Ungarische übersetzen Werken Eingang in die ungarische Translationskultur fanden. Es wurde aufgezeigt, dass durch die Wende 1989 eine Fragmentierung im Verlagswesen stattfand und eine viel breitere Palette an Themen, auch fragwürdiger Qualität, aufgegriffen und übersetzt werden konnte. Durch die Charakterisierung der ungarischen Translationskultur im Sozialismus anhand zensurbendingter Normen lässt sich auch ein besseres Verständnis für die Herausbildung und Entwicklung einer durch Normenbrüche entstandenen Samisdat-Literatur erzielen, wobei die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in Richtung eines weniger autoritären Systems sowie die Freiheit im Denken gerade auch durch das Brechen von „preliminary norms“ (z. B. Übersetzung von im Sozialismus verpönten Werken) und „operational norms“ (Normenbrüche in Bezug auf die jeweilige Textgestaltung und Art der Darstellung) gefördert wurde. <?page no="199"?> A magyar fordításkultúra a szocializmusban 199 A magyar fordításkultúra a szocializmusban-‒ fordítás a cenzúra, a normák és a szamizdat béklyójában Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer 1 A magyar fordításkultúra a cenzúra normáinak tükrében- - A témaválasztás indoklása A tanulmány célja a szocializmus kései szakaszában, a Kádár-korszakban a cenzúra által meghatározott normák fordításkultúrára gyakorolt hatásának bemutatása. Ez a korszak a magyar fordításkultúra szempontjából fontos, ugyanakkor viszonylag keveset vizsgált időszak - annak ellenére, hogy ekkor olyan radikális társadalompolitikai, kulturális és gazdasági változások mentek végbe (vö. Harmat 2015), amelyek a magyar fordításkultúrát is jelentős mértékben befolyásolták. Az 1989-es rendszerváltás szellemi előkészítése többek között a gazdaságés társadalompolitikai változásokban és a totalitárius rendszert követő időszak egyre gyengébb cenzúrájában mutatkozott meg. Megjelentek például a szamizdat kiadványok, vagyis a cenzúra által nem engedélyezett, „magánkiadásban” terjesztett nyomtatványok és hangfelvételek ( Jakab 2017). Utóbbiakkal mind formai, mind pedig tartalmi szempontból ellenszegültek a pártideológia által korlátozott szólásszabadságnak, a normák és számos tabu megszegésével pedig a hatalom ellen fordultak. A politikai és a gazdasági rendszerváltás jelentős mértékben befolyásolta a kiadói tevékenységet és a legálisan fordítható irodalom választékát is. A felvázolt téma összetettsége miatt a tanulmányban a vizsgált időszak magyar fordításkultúráját csak vázlatosan ismertetjük. Az ismertetés során a hangsúlyt a cenzúra által meghatározott normákra, valamint - a szamizdat kiadványok megjelenésével - azok megszegésére helyezzük. Az alábbi kutatási kérdésekre keressük a választ: Hogyan működött a cenzúra rendszere Magyarországon a szocializmus idején? Milyen normákra következtethetünk ebből az akkori fordításkultúrában ? Mit értünk a „vörös farok” kifejezés alatt? Mit jelentett a „három T” 1 a magyar kultúrpolitikában? Milyen mértékben járult hozzá a szamizdat irodalom a normák megváltoztatásához, illetve a fordításkultúrában bekövetkező változásokhoz? Melyik kiadók és személyek voltak a magyarországi szamizdat irodalom legmeghatározóbb alakjai? Milyen változásokat hozott Magyarországon az 1989-es rendszerváltás a könyvkiadás és a fordítás területén? 1 A „három T” a „tiltott”, a „tűrt” és a „támogatott” szavakra utal, és művészeti, irodalmi és tudományos alkotások besorolását jelentette, elsősorban a magyarországi szocializmus kései szakaszában. Részletesen lásd a 8. pontban. <?page no="200"?> 200 Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer 2 Fordításkultúra és normák A fordításkultúra értelmezésünkben a Prunč (1997: 107) által definiált fordításkultúra , melyet ő a tágabb értelemben vett kultúra fogalmán belül egy „a történelem során kialakult […] alrendszernek” tekint. Prunč definíciója szerint a fordításkultúra „a fordítási folyamatokban részt vevő felek társadalmilag megalapozott normáiból, konvencióiból, elvárásaiból és értékrendjéből” áll. Prunč arra is rávilágít, hogy a fordításkultúra „irányítható” (ibid.: 107). Az „irányíthatóság” a González Núñez féle „translation and language policy” („fordításés nyelvpolitika”) definícióban is megjelenik (2016: 87-109). Meylaerts (2011a: 163-166) a terminológiai elhatárolásának problémájára vonatkozó gondolatmenetéből kiindulva González Núñez (2016: 88) a „translation and language policy” kapcsán az állam, a kormány és a hatóságok magatartásának fordításra gyakorolt hatását, valamint azokat a jogszabályokat említi, amelyek a közszférában a fordítást meghatározzák. Meylaerts (2011b: 744) szerint a „fordításpolitika” azon jogszabályok összessége, amelyek az oktatási és a kommunikációs célú nyelvhasználatot irányítják, elsősorban a jogban, a politikai intézményekben, a médiában és a közigazgatásban. Spolsky (2004: 5,9; 2009: 4-5; 2012: 5) a nyelvpolitikában különbséget tesz a nyelvi gyakorlat, a nyelvben visszatükröződő meggyőződések és a nyelvmenedzsment fogalmak között. A Prunč (1997: 107) definíciójában megjelenő „cselekvési terület” („Handlungsfeld”) fogalma kapcsolatba hozható Holz-Mänttäri (1984) elgondolásaival, aki a fordítást egy komplex rendszeren belüli olyan cselekvésként értelmezi, amelyben több szereplő és tényező is - például a fordító, a megbízó, a célközönség és a fordítás célja - szerepet kap. Fentiek alapján elmondható, hogy egy fordítás nem „légüres térben” keletkezik, hanem számos, főként kulturális és az egyéntől független tényező alakítja és „irányítja” annak létrejöttét. Ezért amikor Prunč (1997) alapján megkísérelünk egy adott fordításkultúrát ábrázolni, olyan összefüggéseket vizsgálunk az uralkodó normákkal, konvenciókkal, elvárásokkal és értékrendekkel kapcsolatban, amelyek segítségével a vizsgált fordításkultúra leírható, illetve jellemezhető. Egyúttal a González Núñez-féle (2016: 91-92, 103) hatalommal és fordításpolitikával („translation management”, „translation practice”, illetve „translation beliefs”) kapcsolatos meglátásait is figyelembe kell venni. Tanulmányunkban a Prunč-féle definíciónak (1997) a kutatás szempontjából nagyon releváns aspektusa, a norma került kiválasztásra, amely alapján az általunk vizsgált fordításkultúra jellemezhető. Általánosságban véve normák alatt előírásokat, tiltásokat és engedélyeket értünk. Toury (1995) a normákat, mint a fordítási folyamatokban fellelhető rejtett szabályokat írja le, melyekhez a fordítók többsége tartja magát, és amelyekre alapos megfigyelés során derül fény (1995b: 53). Miután a normák változnak, dinamikus rendszerekről beszélünk. Különbséget kell tennünk „preliminary norms” (előzetes normák) és „operational norms” (működési normák) között. Előbbin Toury a forrásnyelvi szövegek kiválasztását, utóbbin pedig a fordítások tervezését és megfogalmazását érti (ibid.: 58). A norma azért kiemelten fontos, mert a magyar fordításkultúrát az 1989-es rendszerváltást megelőző évtizedekben a szocialista rezsim cenzúrája, illetve az abból adódó normák, valamint a szocializmus kései szakaszában azoknak a szamizdat irodalommal történő megszegése alakították. A fordítók normákhoz való alkalmazkodása elengedhetetlen, ugyanakkor a normák megszegése is járható út, hiszen amellett, hogy negatív következményeket vonhat maga után, <?page no="201"?> A magyar fordításkultúra a szocializmusban 201 a norma megszegése éppen a fejlődés lehetőségét hordozza magában (Toury 1995: 55; Göhring 2002: 108). 3 A Kádár-korszak (1956 - 1988) és az államszocializmus főbb jellemzői az 1989-es rendszerváltás előtt A Kádár-korszak nevét Kádár Jánosról kapta, aki az 1956-tól 1988-ig terjedő időszakban a Magyar Szocialista Munkáspárt ( MSZMP ) főtitkára, 1956-1958, illetve 1961-1965 között pedig egyúttal Magyarország miniszterelnöke is volt. Kádár, aki Czermanik János néven született 1912. május 26-án Fiuméban - ma Rijeka, Horvátország -, és 1989. július 6-án, Budapesten halt meg, vezető szerepet játszott a magyarországi kommunista uralom kiépítésében (vö. Zwahr et.al. 1999: köt. 11, 117). Pályafutása kezdetén 1948 és 1951 között belügyminiszter volt, majd 1951-ben három évet börtönben töltött az akkor hatalmon lévő „sztálinista” Rákosi Mátyás ellen folytatott „állítólagos ellenzéki tevékenysége” miatt. Az 1956-os magyar forradalom kezdetén a felkelők oldalán állt, ám a későbbiek folyamán „ellenkormányt alakított, mely a Szovjetuniótól katonai intervenciót kért” (ibid.). Annak ellenére, hogy politikailag erőteljesen a Szovjetunió érdekeit képviselte (ibid.) és az 1956-os magyar szabadságharc orosz segítséggel történt leveréséért, majd a forradalom után számtalan felkelő kivégzéséért is felelős volt, mégis sikerült a „magyar középút szimbólumává” válnia (Bart 1999: 87). Ennek oka egyrészt az lehet, hogy Rákosi Mátyással ellentétben nem erőltetett radikális társadalmi átalakítást, másrészt Nagy Imrétől eltérően nem engedélyezte a „kommunista hatalom korlátozását” (ibid.). Bizonyos csoportok érdekeit védte és csak bizonyos feltételek mellett és korlátozott mértékben engedélyezte a „változásokat” (ibid.). Mivel messzemenően tekintettel volt a szovjet érdekekre, így a szovjet vezetéstől mozgásteret kapott a belpolitikában. Ezért épülhetett ki az államszocializmus egy kevésbé rideg formája Magyarországon. Ezt a nyugati sajtó „gulyáskommunizmus”-nak nevezte. Magyarország másik neve - a „legvidámabb barakk” - ugyancsak a szocializmus „liberálisabb” formájára utal, habár a kifejezés részben cinikusan cseng. Magyarország a Szovjetunió szövetségi rendszerében a szocialista tábor legvidámabb barakkjának számított. A barakk metafora arra utal, hogy e szövetségben való részvétel nem szabad akaratból történt és nem lehetett azt csak úgy elhagyni. Azt is jelenti, hogy Magyarország a Szovjetunió érdekszférájába tartozó csatlós államok közül egyike volt azoknak, ahol az 1956-os forradalom utáni évtizedekben, ha korlátozott mértékben is, de az átlagosnál jobb életkörülmények uralkodtak (ibid.: 70). Ez a rendszer főként az 1960-as 1970-es évek gazdasági és politikai szabályozásának lazítása révén jöhetett létre. Kádár részvétele a kommunizmus bűntetteiben, illetve ezzel párhuzamosan a korlátozott mértékű lakossági jólétet biztosító „puha” diktatúra, amelyet megalkotott, olyan kettősség, amely ellentmondásosnak tűnik. Nem csoda, hogy a Kádár-rendszer történelmi szerepe és értékelése a mai napig vitatott és számos konfliktus forrása: 2007-ben például a budapesti Kerepesi temetőben ismeretlen elkövetők megrongálták Kádár sírját (Gergely 2007). <?page no="202"?> 202 Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer 4 A cenzúra (intézményesült) keretei a II. világháború után Magyarországon Az 1948 és 1989 közötti időszakban Magyarországon, a Magyar Népköztársaságban kommunista, illetve szocialista rezsim volt hatalmon, ami a sajtó-, szólásés véleménynyilvánítási szabadságot elkerülhetetlenül korlátozta. Ebben az időszakban különbséget lehet tenni a sztálinista - az 1956-os forradalom által megszakított -1948-tól 1963-ig tartó totalitárius, valamint a liberális, poszt-totalitárius (1963-1989) fázisok között. Meglepő, hogy Magyarországon, a szovjet mintára létrejött diktatúrában hivatalosan nem volt cenzúrával foglalkozó hivatal (Horváth 2013: 80) és 1986-ig még sajtótörvény sem létezett: el akarták kerülni ugyanis azt a látszatot, hogy Magyarországon nincs sajtószabadság. Nagy feltűnést keltett ezért 1981-ben a Magyar Írószövetség (korábbi nevén Magyar Írók Szövetsége) közgyűlése, ahol a többszörösen kitüntetett író, költő, műfordító és publicista Eörsi István ironikus komolysággal hivatalos cenzúra bevezetését követelte, vagyis azt, hogy tegyék egyértelművé számukra, mit szabad és mit nem szabad közölni (Vasy 2015: 99). Sok szerzőnek komoly fejtörést okozott ugyanis a félelemből gyakorolt öncenzúra: egy megfelelő törvény útmutatásként szolgálhatott volna, hogy mi az, ami publikálható és mi az, ami nem. A hivatalosan nem létező cenzúra ellenére a média és a kulturális intézmények kommunikációjára befolyással bírt a Magyar Szocialista Munkáspárt. Az 1989-es rendszerváltásig valamennyi színház, kiadó és egyéb intézmény élén a pártállam emberei álltak, akik mind a párt, mind egyes politikusok érdekeinek megsértését jelentették. A vezető kulturális szerveket és testületeket a Központi Bizottság titkára felügyelte. A kulturális intézmények működtetése és felügyelete az Oktatásügyi Minisztérium feladata volt (Standeisky 2017: 16). A sajtó és a könyvkiadás az állami propaganda szolgálatában állt. Az állampárt ( MSZMP ) Politikai Bizottságában volt egy „reszortfelelős”, aki a legfontosabb napiés hetilapok ellenőrzését végezte. Az Agitációs és Propagandaosztályon illetve a Tájékoztatási Hivatalban több dolgozó is foglalkozott az újságok és folyóiratok cenzúrájával. Csak azt a művet, illetve fordítást lehetett publikálni, amit előzetesen megbízható pártfunkcionáriusok átnéztek és a megjelenését engedélyezték. Egy publikáció letiltásához elég volt akár egyetlen pártfunkcionárius utasítása (Horváth 2013: 84). A nyomdákban csak azokat a szövegeket és kéziratokat volt szabad kinyomtatni, melyek engedélyezését egy lepecsételt kísérőlevél igazolta. Könyvek kiadását csak a Kiadói Főigazgatóság engedélyezhette - tehát egy mű csak akkor kerülhetett nyomtatásba, miután több ellenőrző szerven és többszöri jóváhagyáson átment (ibid.: 80); annak ellenére, hogy mindeközben - ahogy korábban említettük - ebben az időszakban Magyarországon nem létezett hivatalos cenzúra. Különösen kényesnek számító szövegek esetében a kiadó a párt vezetésével is egyeztetett (ibid.). Ebben az összefüggésben meg kell említeni Kádár János bizalmasát, a felettébb befolyásos, magas pártfunkciót betöltő Aczél Györgyöt (1917-1991) (Munzinger Online 2018) 2 . Aczél neve elválaszthatatlanul egybeforrt a Kádár-korszak (1956-1988) kultúrpolitikájával és a „három T”-vel (Eörsi 2008: 74; Nemzeti Emlékezet Bizottsága 2017). 2 Aczél György eredeti neve Appel Henrik volt (Munzinger Online 2018). Habár cz-vel írták, a név (Aczél) és a magyar „acél” szó kiejtése azonos. Aczél neve és Sztálin neve (сталь oroszul = acél) között szembetűnő a hasonlóság. <?page no="203"?> A magyar fordításkultúra a szocializmusban 203 5 A cenzúra által meghatározott normák és a lefordított irodalmi művek Magyarországon a könyvek cenzúrázása rögtön a szovjethatalom létrejötte után a 530 / 1945. ME rendelettel megkezdődött. Egy bizottságot hoztak létre, amely (lefordított) könyvek százait - köztük számos világirodalmi művet - tiltólistára tett (Horváth 2013: 82). Itt válik a norma fogalma ismét fontossá, hiszen a cenzúra következtében számos norma alakult ki, amelyek mind a publikálásra általában, mind a fordítói gyakorlatra vonatkoztak. A kétségkívül antiszemita, fasiszta és nemzetiszocialista nézeteket, illetve eszméket terjesztő könyvek mellett nemsokára olyan műveket is betiltottak és bezúztak, melyek a Szovjetuniót vagy a szocializmust akár a legcsekélyebb mértékben kritizálták (ibid.: 82). Tilos volt a szocialista országok, mint például a Szovjetunió és Kína közötti ellentétek bemutatása (n.n. 2016). Lenint semmilyen körülmények között sem lehetett rossz fényben feltüntetni. A szovjet katonák által elkövetett rémtettek hivatalosan meg nem történtnek számítottak. A tabutémák listája hosszú volt. A szovjet katonai-politikai szövetséget - a Varsói Szerződést -, vagy a Magyarországon állomásozó szovjet katonák jelenlétét a fordítások nem kérdőjelezhették meg. Tilos volt továbbá a Kölcsönös Gazdasági Segítség Tanácsának ( KGST ) és csatlós államainak kritizálása is. Az 1956-os eseményeket nem volt szabad „forradalomként” jellemezni, illetve a valóságnak megfelelően ábrázolni. A Szovjetunió és a szocialista államok többsége által bojkottált 1984-es Los Angeles-i olimpiai játékokról nem lehetett könyvet megjelentetni (Horváth 2013: 89). Szintén elfogadhatatlan volt az etnikai és a szociális problémák, mint például a roma kérdés, a kábítószerfüggők és a magyarországi német kisebbség helyzetének részletes elemzése. Míg a kábítószer-fogyasztás tabu téma volt, a későbbiekben azonban támogatták a kábítószerellenes kampányokat. Az államszocializmus késői szakaszában tilos volt a megalakulásban lévő ellenzéki pártokról, civil szervezetekről, különböző egyesületek tevékenységeiről, a hivatalos külpolitikai irányelvektől eltérő magatartásokról, valamint a természetvédelemmel kapcsolatos egyesületek tevékenységéről tudósítani. Ezen kívül a karácsony vallási vonatkozására és az egyik legfontosabb magyar ünnepnapra, augusztus 20-ára sem lehetett utalni. További tabunak számított minden olyan magyar író műve, aki emigrált az országból (n. n. 2016). A tiltott írások listája folyamatosan bővült. Az érintett illegális műveket eltávolították a (magán-)könyvtárakból, iskolákból és antikváriumokból. Bizonyos könyveket levettek a könyvtárakban a szabadpolcokról és raktárakba vitték őket vagy szétszabdalt állapotban becsomagolták és a papírhulladékkal együtt elszállították azokat (Horváth 2013: 82). A világirodalom olyan klasszikus szerzőinek, mint Dante Alighieri, Albert Camus, Charles Dickens, Benjamin Disraeli, Alexandre Dumas, a Grimm-testvérek, Ernest Hemingway, Rudyard Kipling, Somerset Maugham, Karl May, Marcel Proust, Jean Paul Sartre és Stefan Zweig lefordított művei nem jelenhettek meg Magyarországon a cenzúra totalitárius időszakában. A nyugati irodalomról pedig azt állították, hogy az angolszász imperializmus „szellemi rothadásának csempészárujával igyekszik elárasztani a népeket s országokat” (ibid. 83). Az úgynevezett „imperialista” nyugati ideológia terjesztésének tilalma további normának számított. Ez a tilalom természetesen hatással volt a lefordított irodalmi művek kiválasztására is („preliminary norms”). A magyar olvasóközönség számára a totalitárius időszak kezdete, azaz 1948 előtt Graham Greene, Aldous Huxley, George Bernard Shaw, John Steinbeck, Thornton Wilder vagy Jean Cocteau, Jean Giraudoux, François Mauriac és Antoine de Saint-Exupéry művei Illyés Gyula Magyar Csillag című folyóiratának is köszönhetően ismertek voltak. (Illyés <?page no="204"?> 204 Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer Gyula többek között az egyetlen hosszú mondatból álló, zsarnokságról szóló verséről ismert.) Európa tehát „magyarul” szólította meg az olvasókat - 1948 után azonban ezt a hangot elhallgattatták. Ehelyett ebben az időben a szocialista és a szovjet irodalom került az „érdeklődés” központjába (Pomogáts 2015: 5). Az 1945-től 1957-ig tartó időszakban a magyarra lefordított művek kétharmada orosz szerzőktől származott. Ezek mennyisége az ebben az időben Magyarországon kiadott irodalmi művek egyharmadának felelt meg (Romsics 2001: 368). Itt nem csak olyan orosz szerzőkről van szó, akik a világirodalmat előre mozdították, mint például Iszaak Babel, Makszim Gorkij, Szergej Jeszenyin, Vlagyimir Majakovszkij vagy Alekszej Tolsztoj, hanem olyan, időközben már feledésbe merült írókról is, mint például Vaszilij Azsajev, Alekszandr Fagyejev, Valentyin Katajev, Julian Szemjonov és Nyikolaj Tyihonov. Másfelől a mára már klasszikussá vált szerzők, mint Anna Ahmatova, Mihail Bulgakov, Oszip Mandelstam, valamint Marina Cvetajeva egytől egyig a sztálinista önkényuralom áldozatául estek, azaz agyonhallgat(tat)ták őket (Pomogáts 2015: 5). Sztálin 1953-as haláláig és Nagy Imre kormányának megalakulásáig Karl Marx korai műveit sem lehetett a könyvtárakból kikölcsönözni. Egy könyv megjelenésének megakadályozásához már annyi is elegendő volt, ha a könyvkiadót „reakciósnak” tekintették. Vagy például ha az író, újságíró és fordító Márai Sándor írta egy műhöz az előszót - például Cervantes egyik műve nem jelenhetett meg, mert Márai írta az előszavát (Horváth 2013: 83). Márai mindaddig Európa ismertebb szerzői közé tartozott, míg 1948-ban Olaszországba, majd az Egyesült Államokba emigrált. Ezután hosszú ideig feledésbe merült és csak az ezredforduló körül „fedezték fel újra” (Piper Kiadó 2018). Mivel a magyar polgárság írója volt, osztályellenségnek és bolsevizmus-ellenesnek tekintették, így a kommunista párt hatalomra kerülésével Márai Magyarországon kegyvesztett lett (aboutbooks 2018). Az irodalmi művek cenzúrájának helyzete valamelyest javult, amikor 1950. december 7-én a BBC egy ironikus hangvételű kommentárt jelentetett meg a Times magazin egyik vezércikkéhez, melyben beszámoltak arról, hogy Magyarországon hogyan kezelik a világirodalom klasszikus műveit (Horváth 2013: 83). Jules Verne számos regénye is csak alapos cenzúra után jelenhetett meg. Kalandregényéből, A rejtelmes szigetből , több helyen kihúzták az „Isten” szót, nem törődve azzal, hogy így egyes szövegrészek már nem voltak értelmezhetőek. Karl May Winnetou -regényeit pedig teljes egészében újrafordították és kihagyták belőlük a pietista és valláserkölcsi nézetekre, vagy éppen a keresztre való utalásokat (ibid.: 84). Így újabb normaként kristályosodott ki Karl Marx alapján az Istenre, Jézusra és a vallásra, tehát „a nép ópiumára” (Marx 1844: 72) való utalások tilalma. Említésre méltó, hogy James Joyce Ulysses című regénye - mely a XX . század egyik legfontosabb művei közé sorolható - a cenzúra által támasztott akadályok ellenére számos fordítást és kiadást megélt és fokozatosan a magyar általános műveltség részévé vált. (Pornográf tartalma miatt az eredeti művet betiltották; az teljes terjedelmében csak egy párizsi könyvkereskedésben jelenhetett meg 1922-ben 1000 példányban. Az első magyar nyelvű kiadását - Gáspár Endre fordításában - 1947-ben szintén 1000 példányban adták ki - ám a cenzúra azonnal betiltotta azt (Kappanyos 2014).) Emiatt Magyarországon az Ulysses recepciótörténete az 1960as évek végén, a kultúrpolitika enyhülésével kezdődött, majd a mű Szentkuthy Miklós fordításában vált igazán ismertté, amikor 1974-ben 50.000 példányban kiadták. Kappanyos (2012) szerint Szentkuthy fordítása Gáspár Endre fordításához képest hatalmas minőségbeli javulást <?page no="205"?> A magyar fordításkultúra a szocializmusban 205 jelent, hiszen Gáspár munkája nem volt több, mint a kor sztenderdjének megfelelő alázatos iparosmunka (ibid.). Természetesen nem egyszerű vállalkozás egy ilyen komplex irodalmi mű lefordítása, mely tragédia, regény, szatíra, komédia, eposz, filozófia és szintézis is egyben. Szentkuthy fordításában az Ulysses átdolgozott formában 1986-ban, majd 1998-ban jelent meg újra. Kappanyos (2012) - aki Gula Mariannával, Kiss Gábor Zoltánnal és Szolláth Dáviddal együtt 2012-ben készítette az Ulysses eddigi legaktuálisabb magyar fordítását -, azonban hangsúlyozza, hogy a nagy irodalmi művek időtlenségét lehetetlen egy-egy fordításban megőrizni. Ennek az az oka, hogy a fordítások mindig az adott időszakot, illetve a művel kapcsolatban a mindenkori kulturális közeget tükrözik vissza - így a kulturális miliő változása következtében elkerülhetetlen, hogy egy mű fordítása elavuljon. Ezen felfogás szerint a fordítás nem képezi a mű független részét, hanem az mindig attól a korszaktól és kultúrától - végső soron kontextustól - függ, amelyben a fordítás keletkezett. Egy mű újrafordítása számos okból kifolyólag lehet sürgető, illetve szükséges. Változhat az adott mű világirodalmi pozíciója, vagy módosulhat a célnyelvi kultúra irodalmi diskurzusa. Ezen túlmenően a műfordítás elméletében és gyakorlatában is új tendenciák léphetnek fel, vagy megváltozhatnak az olvasóközönség elvárásai és olvasási szokásai, esetleg a szövegek recepciójának gyakorlata is módosulhat (ibid.). Mindez alátámasztja, hogy a fordításkultúrán belüli dinamikus fejlődési folyamatokról beszélhetünk. Mivel jelen cikk elsősorban a magyar fordításkultúra jellemző normáit, illetve azoknak megszegését tárgyalja, ezen összefüggések mélyebb vizsgálatára nincs itt lehetőség. A következő fejezetekben a vizsgált időszak fordításkultúrára vonatkozó normáit és a normákkal való szakítások módjait tárgyaljuk. 6 A filmek cenzúrázása A fenti szempontok szerint a filmeket is cenzúrázták. Az „anti-imperialista” cenzúra egyik tipikus példája a Kádár-korszakból az 1942-ben, Ingrid Bergman és Humphrey Bogart főszereplésével forgatott Casablanca című film, melynek első szinkronizált változatát 1966-ban vetítették a magyar televízióban. A magyar sajtó előre bejelentette, hogy a filmben az Atlanti-óceán túloldalán képviselt szemszögből mutatják be a második világháború eseményeit. Mindazonáltal például röviddel a Marseillaise eléneklése előtti jelenetben egy francia asszony „Vive la France, vive la Democratie! ” felkiáltásából a magyar szinkronban az ideológiailag sokkal kevésbé vitatható „Éljen a szabadság! ” lett. A dekadensnek tekintett Nyugat részeként Franciaország, valamint a demokrácia dicsőítő ábrázolása a szocialista káderek számára - úgy tűnik - tilos volt. Az ilyen semleges megfogalmazásokkal az esetleges kormánykritikát szerették volna elkerülni. A film híres zárójelenetében az eredeti szöveg helyett („Louis, azt hiszem, ez egy gyönyörű barátság kezdete”) a magyar szinkronváltozatban „Louis, maga ugyanolyan szentimentális, mint én” lett - így elveszik a film politikai mondanivalója. A film középpontjában ugyanis nem egy giccses szerelmi történet elmesélése és annak kigúnyolása áll, hanem az, hogy a szereplők megerősítik egymást abban, hogy a konfliktusban a jó oldalon állnak (Hahner 2012). <?page no="206"?> 206 Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer 7 A „vörös farok” Ha áttekintjük az 1960-as és 1970-es években Magyarországon kiadott tudományos műveket, szembeötlő, hogy - attól függetlenül, hogy pszichológiai, gazdaságtudományi vagy éppen biológiai témájú műről beszélünk, - mindig vannak olyan pontok, melyeknél a szerző kötelességének érezte, hogy teljesen váratlanul elmagyarázza, hogy kutatása mennyiben felel meg a marxizmus és a leninizmus elveinek. Ezeknek a kötelező ideológiai kiegészítéseknek a megnevezésére elterjedt a köznyelvi „vörös farok” kifejezés. A „vörös farok” gyakorlatilag sosem hiányozhatott: éppúgy előfordult fordításokban, mint eredeti művek előszavában és függelékeiben is - ami olykor egészen furcsa megoldásokat eredményezett. Ternai Zoltán népszerű, A gépkocsi című művében is - mely egyébként viszonylag átfogó képet adott a gépjárműipar vívmányairól, annak ellenére, hogy a szerzőnek alig volt lehetősége részt venni nemzetközi gépjárműipari kiállításokon és tesztvezetéseken - megjelenik a „vörös farok”. A gépkocsikról szóló kedvelt könyvsorozatokban gyakran jelentek meg angol, német és francia nyelven íródott szakcikkek fordításai. A kiadók tudták, hogy az ideológiai „vörös farok” nélkül csökkennek ezen cikkek megjelenésének esélyei, ezért ezekben a kiadványokban - habár bemutatták a nyugati fejlesztéseket - elsősorban a Trabanthoz, és a Wartburghoz hasonló kelet-európai „autócsodákat” és a rohamosan fejlődő szocialista autóipart ünnepelték (Mérő 2003; Boros 2017). A „vörös farok” a műfordításokban is szerepet kapott. A hivatalos kommunista-szocialista kultúrpolitika számára ideológiai-nevelési szempontból problémás, részben semleges világszemléletű, fordított irodalmi művekre is igaz volt, hogy egyáltalán nem engedték azokat megjelenni. Később, a „puha diktatúra” ideje alatt megjelenésüket már engedélyezték - de kizárólag megfelelő megjegyzésekkel, akár előés utószóval kiegészítve: azaz a ”vörös farok”-kal megtoldva (Gedeon [é.n.]). Bart szerint ezeknek az utószavaknak a vizsgálata külön területté vált az irodalomkritikai kutatásokon belül, mivel segítségükkel egy mű magyarországi fogadtatásának és elfogadásának története is nyomon követhető volt (2002: 45). Ezeknek az ideológiai hátterű kiegészítéseknek a használatára jó példa az irodalmi művek fordítása esetén Dosztojevszkij. Sok más orosz szerzőhöz hasonlóan Dosztojevszkij műveinek magyar kiadását először a német és a francia fordítások alapján készítették el a XIX . század második felében. Ezt követően az 1920-as és 1930-as években a magyar szépirodalmi fordítók közvetlenül az eredeti orosz szövegeket használták fordításaikhoz. 1948 és 1956 között Magyarországon nem jelenhettek meg azok a klasszikus művek, amelyeket nem engedtek kiadni a Szovjetunióban. Ezek közé tartoztak Dosztojevszkij művei is. 1955 után ismét megjelenhettek Dosztojevszkij művei a Szovjetunióban, így könyveit Magyarországon is fokozatosan újra kiadták - természetesen marxista irodalomkritikai kommentárokkal ellátva. Az 1950-es évek második felében az utószavakban Dosztojevszkijt realistaként jellemezték (vö. „szocialista realizmus”), elsősorban azért, mivel jól tudta ábrázolni nehéz társadalmi helyzetben lévő emberek szenvedését. Az általa leírt állapotokat viszont szintén arra használták, hogy azokkal a kapitalista társadalom negatívumait alátámasszák (Gedeon [é.n.]). <?page no="207"?> A magyar fordításkultúra a szocializmusban 207 8 A „három T” politikája Standeisky pejoratív értelmezése szerint a szocializmusban a kultúrpolitika az állami elnyomást jelentette (2003: 123). A korszak kultúrpolitikai irányelvei akkor értelmezhetőek megfelelően, ha tudjuk, hogy mögöttük a kormányzat igyekezete - tartsunk mindent kontroll alatt - húzódik meg. A vonatkozó irányelveket a Központi Bizottság másfél éven keresztül fogalmazta meg, majd határozatként 1958. július 25-én Az MSZMP művelődési politikájának irányelvei címmel rendelte el. Erre Magyarországon még ma is úgy emlékeznek, mint a „három T” politikája (Eörsi 2008: 75). A cél az volt, hogy megteremtsék a társadalom szocialista társadalommá alakításának és a szocialista gondolkodásmód kialakulásának előfeltételeit. Ezeknek az irányelveknek a végrehajtásáért az állami szervek voltak a felelősek, melyeknek feladata az ártalmas és a negatív törekvések, illetve az ellenséges jellegű kísérletek megakadályozása volt. Ezért a romboló hatású művek ellen szervezett formában jártak el (Kalmár 1998: 148). Ezen irányelvek mentén sorolták a művészetet „magasabb rendű”, „alacsonyabb rendű” és „romboló hatású” kategóriákba (Révészt idézi Eörsi 2008: 76). Az időszak fordításkultúrája és annak normái is ebben a keretrendszerben formálódtak. A Kádár-korszakban Gedeon [é.n.] szerint a fordításokban egyszerűbb volt a cenzúra alkalmazása, mint a néha nehezebben átlátható magyar irodalomban. Ennek Gedeon szerint az volt az oka, hogy a fordításban a tabu témákat könnyebben fel lehetett fedezni. A külföldi írók - különösen a nem kortárs alkotók - ebben az időben védettebbek voltak a szabályozó beavatkozások ellen, mint a magyar írótársaik. A műveik a legtöbb esetben így is csak az „ideológiai tisztánlátást segítő” előés utószavakkal együtt jelenhettek meg. Ezek a „kigészítések” már a Kádár-korszak legelején megjelentek és a kiadók részben saját maguk védelme érdekében írták azokat. A Politikai Bizottság 1957-es állásfoglalása szerint a szépirodalmi kiadók feladata azon törekvések támogatása, amelyek a szocialista realizmust képviselik vagy amelyek a szocialista realizmusra utalnak. A „nem megfelelő ideológiát” is tartalmazó, ellentmondásos műveket megfelelő marxista előszóval együtt kell megjelentetni, az „ellenséges” publikációk kiadását pedig minden körülmények között meg kell akadályozni (ibid.). A „három T” a „tiltott”, a „támogatott” és a „tűrt” szavakat rövidíti; a rövidítések sorrendje forrásonként eltérő. A „három T” kapcsán párhuzamot lehet vonni a norma azon definíciójával, amely azt mint előírások, tiltások, illetve engedélyek rendszerét fogalmazza meg. Aczél György nevéhez fűződik a műalkotások és a művészek, az irodalmi alkotások és a szerzők, illetve a fordítások és a fordítók besorolása a „három T” kategóriába. A rezsimhez hű, marxista, illetve a szocializmust dicsérő műveket támogatták, a politikailag többé-kevésbé semleges műveket tűrték, míg a rezsimkritikus, antimarxista műveket tiltották (vö. Romsics 2005: 497; illetve Herkli / Krizbai 2017). A „három T” szerinti kategorizálás végső soron - a művészet minőségbiztosításának ürügyét használva - azt a célt szolgálta, hogy az ideológiai szempontoknak leginkább megfelelő műveket támogassák. Számos magyar szerző munkáit nem szabadott kiadni, illetve lefordítani. Így például Kassák Lajosnak, a magyar avantgárd egyik legjelentősebb szerzőjének munkái nem jelenhettek meg magyar nyelven. Ugyanez volt a helyzet Márai Sándor műveivel. Márai Sándor (1900-1989) Kassán született, kétnyelvűen nőtt fel és San Diegoban hunyt el. Az első műve alig 19 éves korában jelent meg a német Frankfurter Allgemeinen Zeitung ban. Ma neves polgári szerzőként tartják számon, akinek egyik legismertebb műve A gyertyák csonkig égnek című regény. Ke- <?page no="208"?> 208 Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer véssé ismert tény, hogy Franz Kafka műveit ő fordította le először magyar nyelvre. A cenzúra számára problématikus volt Márai liberális gondolkodása, illetve az, hogy nagyra becsülte a szellemi függetlenséget. A szabadságot és annak hiányát az 1932-ben megjelent Csutora című könyvében tematizálta. 1947-ben megjelent A Garrenek műve című sorozatban A Sértődöttek című kötete. A magyar Buddenbrook-ként is ismert műben, a nagypolgári Garren család hanyatlásán keresztül tematizálta a szerző a gondosan felépített polgári társadalom felbomlását és az aranykor végét. A kortárs történésekre és a „külső” és „belső” emigrációra - mint utolsó lehetőségre - való utalás ellentmondott a szocialista kultúrpolitika célkitűzéseinek (Walcher 2016, Libri Könyvkereskedelmi [é.n.]). Ennek a sorozatnak a második kötetét Magyarországon a rezsimkonform irodalmi kritika támadta, illetve a harmadik kötetet bezúzták (Klaniczay 1985: 375). 1948-ban Márai elhagyta Magyarországot és míg a szocialista kormány hatalmon volt, többszöri meghívás ellenére sem tért vissza hazájába. Az Egyesült Államokban, önkéntes száműzetésben magányosan és elszegényedve lett öngyilkos. Írói munkáját halála után ismerték el újra idehaza, 1989-ben a Magyar Tudományos Akadémiai tagságát visszaállították és megkapta a Kossuth-díjat is (Klaniczay 1985: 375). Wass Albert író „tiltott” kategóriába kerülését mi sem mutatja jobban, mint hogy Farkasverem című regénye Buenos Airesben, azaz száműzetésben jelent meg először magyar nyelven (Benedek 1963: 562). Mára Magyarországon műemlékeket is állítottak neki, habár antiszemita szerzőként tekintenek rá háborús bűnei miatt, hiszen részt vett a romániai zsidók meggyilkolásában. Ez utóbbi a magyarázat arra, hogy miért tiltották be a Kádár-korszakban (Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur [é.n.]). Konrád György - akit például Herder-díjjal, és A német könyvszakma békedíjával is kitüntettek és műveit több nyelvre lefordították 3 - a Kádár korszakban hosszú ideig nem publikálhatott. Polgári háttere és ellenzéki magatartása miatt már egyetemista korában többször kitiltották az egyetemről. Konrád sokat foglalkozott az 1956-os forradalom kérdésével. A látogató című regényét (1969) - ami az egyén társadalmi kudarcáról szól - hivatalosan lesújtó kritikával illették, nem hivatalosan viszont átütő sikere lett. Szelényi Ivánnal együtt kiadott esszékötetének kéziratát - Az értelmiség útja az osztályhatalomhoz (1978) - lefoglalták a hatóságok és államellenes tevékenység miatt vizsgálatot folytattak ellene és társszerzője ellen. Míg Szelényi kivándorolt, Konrád a belső emigrációt választott (Veres [é.n.]). A tiltott szerzők és műveik ellentéteként tekinthetünk azokra a politikai szempontból megbízható alkotókra, akik kritika nélkül szolgálták a rendszert. Ők „szolgálatukért” állami díjak és kitüntetések mellett olyan anyagi elismerést is kaptak, amely a többség számára elérhetetlen volt. Ezek az alkotók voltak a támogatott művészek, akik számtalan megbízást kaptak és műveiket - a párt mecenetúrájának köszönhetően - külföldön, akár a nyugati országokban is bemutatták. Szakértőként arról is dönthettek, hogy ki melyik megbízást kapja meg, illetve ki mutathassa be szélesebb közönségnek a műveit. Ilyen támogatott szerző volt például Fehér B. Klára, akinek lefordított színpadi műveit az NDK -ban, Lengyelországban, Csehszlovákiában és Bulgáriában is előadták (Benedek 1963: 339). Mellette Illés Béla és Zelk Zoltán (ibid.: 408), valamint Vas István műfordító - utóbbi a szocialista humanizmus képviselője - is megemlíthető (Klaniczay 1985: 405). 3 Művei például angol, cseh, dán, japán, finn, francia, koreai, holland, lengyel, német, olasz, orosz, spanyol, szerb és szlovén nyelven is megjelentek (Veres [é.n.]). <?page no="209"?> A magyar fordításkultúra a szocializmusban 209 Mihail Solohov - a Csendes Don írója, akit később plágiummal gyanúsítottak - egyike azon szovjet szerzőknek, akik rendszerhűségüknek köszönhetően a támogatott kategóriába kerültek és műveiket magyarra fordították. A „tiltott” és „támogatott” kategóriák mellett létezett egy később bevezetett kategória, a „tűrt” is, amelybe olyan művészek kerültek, akiket nem igazán támogatott az állam, de műveik nem lettek betiltva. Mivel sok művészt néha a „tűrt”, néha a „tiltott” kategóriába soroltak, a két csoport közötti határ képlékeny volt. A „tűrt” és a „támogatott” kategóriák között azonban ez az átmenet nem létezett: csak kivételes esetekben fordulhatott elő, hogy tűrt művek a támogatott projektek listájára kerüljenek. Aczél Tamás író például eredetileg támogatott volt, majd a „revizionisták” támogatása és 1956-os nyugatra menekülése után betiltották - végül a „tűrt” kategóriába került (Benedek 1963: 7). Kiemelendő Weöres Sándor író, költő, műfordító és irodalmár, valamint felesége Károlyi Amy, aki szintén műfordító volt és többek között Emily Dickinson verseit fordította magyarra. Mind Weörest, mind Károlyit a kezdetekben betiltották. Ennek legfőbb oka valószínűleg az államilag propagált szocialista realizmus visszautasítása volt. Mivel azonban munkájuk magas színvonalú volt, és mindketten nemzetközi elismerésre tettek szert, az 1970-es és 1980-as években végül a „tűrt” kategóriába sorolták őket (Klaniczay 1985: 350, 355-358, 427). A „tűrt” szerzők további példái közé sorolható Nemes Nagy Ágnes fordító és Petri György író (ibid.: 411). Nem szabad megfeledkezni az 1938-ban született nagyon termékeny fordítóról és szerzőről, Tandori Dezsőről, aki kitűnően fordította péládul magyarra T. S. Eliot, Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine, Kraus Karl ( Az emberiség utolsó napjai , 1976), Lukács György és Robert Musil ( A tulajdonsagok nélküli ember , 1977) műveit (Klaniczay 1985: 410). A betiltott szerzők és fordítóik számára, - mivel szakítottak az elfogadott fordításkultúra normáival - gyakran csak az a lehetőség maradt, hogy műveiket szamizdatként jelentessék meg. Konrád György - aki az 1980-as évek elejétől a magyarországi demokratikus ellenzék tagja volt - Kádár-korszakban írt műveinek többsége Magyarországon szamizdatként jelent meg (Veres [é.n.]). 9 A szamizdat-irodalom, mint a norma megszegője A betiltott művek - különösen az önkényuralmi rendszerekben - mindig is vonzerőt gyakoroltak a potenciális olvasókra. Ezek lefordítása eltért a hivatalosan elfogadott fordításkultúra normáitól. Az ilyen művek elterjesztésének legjobb módja a szocializmus idején az úgynevezett „szamizdat” volt. A szamizdat kifejezés (orosz: самиздат: cам [szam] „ön-, saját” és az издательство [izdatyelsztvo] „kiadás”) самоизда́тельство (szamizdatyelsztvo) orosz szavak összevonásából keletkezett; jelentése „saját kiadás”. A kifejezés tágabb értelemben azon „saját kiadásban megjelent könyvekre vonatkozik, amelyek megjelenése tilos”, szűkebb értelmezésben „a Szovjetunióban megjelent saját kiadású [betiltott] irodalmat” jelenti (Duden 2017). Mivel a szocialista országokban az átfogó olvasásoktató kampányoknak köszönhetően általában sokat olvastak, így a nyomdai termékek segítségével lehetett sok emberhez eljutni. A szamizdat irodalom célja épp a Sztálin után Magyarországon kialakult puha diktatúra idején azon tartalmak elterjesztése volt, amiket egyébként cenzúráztak volna (vö. Grob 2008). A cenzúrázatlan, hivatalos normákat sértő iratok terjesztése kockázatos volt (Alejeva 2017). A <?page no="210"?> 210 Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer szamizdathoz kapcsolódó kockázatokat (pl. közrendészeti büntetések és közigazgatási bírságok, rendőrségi kihallgatások) a rezsim kritikusai tudatosan vállalták (vö. Jakab 2017). Jóllehet az 1950-es években voltak előfutárai, Magyarországon csak az 1970-es évek második felében jelentek meg nagyobb számban szamizdat-kiadványok. A gépelt kéziratokat például csak bizonyos napokon és bizonyos időpontokban lehetett átvenni, részben olyan, minden kényelem nélküli lakásokban, amiket külön erre a célra béreltek. Később ezeket a kéziratokat titkárnők különböző irodákban és hivatalokban újra legépelték és indigóval sokszorosították, illetve állami vagy szövetkezeti nyomdák alkalmazottai többnyire munkaidőn kívül nyomtatták ki őket titokban; az Áramlat Kiadónál például átlagosan 1000 példányban. A kész másolatokat, illetve könyveket az adott lakásra vitték vissza, majd később onnan tovább terjesztették. Ennek kapcsán terjedt el Magyarországon a „butik-irodalom” kifejezés, amikor is a „butikot” az egyes konspiratív lakások, valamint néha egyik-másik kávéház jelentették. Ez a „második” nyilvánosság egyre inkább a titkosszolgálatok célkeresztjébe került - a szamizdat-irodalmak átvevői így néha rendőrségi besúgók és kémek voltak. A szamizdat irodalom sokszorosításáért és forgalmazásáért felelős személyeket rendszeresen előállították, zaklatták és megfélemlítették. Többször végeztek náluk házkutatást, különböző eljárásokat készítettek elő ellenük - a rezsim azonban nem akart belőlük mártírokat csinálni. Nem sokkal az 1988-89-es évek rendszerváltása előtt a szamizdat irodalom már sok helyen elérhető volt. Ekkorra részben már Budapest közkönyvtárainak egyetlen hálózata, a Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár is hozzájutott szamizdat irodalomhoz ( Jakab 2017). A széles körben elterjedt orosz szamizdat művekhez tartozott például Borisz Paszternak Doktor Zsivágó és Alexander Szolzsenyicin A Gulag szigetvilág című regénye (Alejeva 2017). Pór Judit fordításának köszönhetően az 1957-ben írt Doktor Zsivágó magyar nyelvű fordítása először hivatalosan 1988-ban, a rendszerváltást megelőző évben jelent meg (Régikönyvek 2017). A Gulag szigetvilág fordítását is csak 1989-ben adták ki hivatalosan (Antikvárium.hu 2017). A teljes szöveg fordítása - melyet Soproni András készített - 1993-ban jelent meg az Európa Kiadónál (Pálfalviné Wacha [é.n.]). A legfontosabb szamizdat kiadók és újságok közé tartozott az AB Független Kiadó mellett az ABC Kiadó, az Áramlat , a Beszélő, az Égtájak Között, a Hiány, a Katalizátor Iroda és a Magyar Október ( MO ) - ugyanakkor ezek mindegyike a Beszélő Kiadó szövegeit vette át. Az Áramlat Kiadó főképp a Nyugaton magyar nyelven már megjelent művek újrakiadásával foglalkozott. Egyes kortárs írók esetében azok szóbeli hozzájárulását is kérték, hogy művük megjelenhessen a szamizdat irodalomban - így például Konrád Györgyét is, akinek a könyveit több nyelvre is lefordították. A „jogdíjat” öt-tíz szerzői példánnyal „fizették meg” ( Jakab 2017). Az eleinte tiltott, „szamizdatban” megjelent, magyarra lefordított szövegek legismertebb példái közé tartozik George Orwell 1984 című diktatórikus rendőrállamról szóló disztópiája, valamint Állatfarm című szatírája. Ez utóbbi Állatsors , illetve Állati gazdaság címmel is megjelent. Magyarországon már az 1960-as években léteztek ezen művek géppel írott, szamizdatban” megjelent fordításai. Ezek a fordítások azonban nem műfordítók, hanem elkötelezett amatőrök munkái voltak. Az 1984 magyar fordítását Szíjgyártó László készítette el és 1984-től jelent meg szamizdatként. A hivatalos magyar első kiadás 1986-ban jelent meg a Forum Kiadónál (Novi Sad), illetve Magyarországon hivatalosan 1989-ban az Európa Könyvkiadónál. Az Állatfarm <?page no="211"?> A magyar fordításkultúra a szocializmusban 211 Szíjgyártó fordításában 1989-ben jelent meg magyarul (vö. Múlt-kor Kulturális Alapítvány 2013). Egy másik ismertebb példa Bulgakov Kutyaszív (oroszul: Собачье сердце ) című kisregénye, mely cinikus szatírája az „új szovjet embereknek”. A kaposvári Csiky Gergely Színház 1986ban adott megbízást a magyar nyelvű fordítás elkészítésére. A darab előadását azonban a hatóságok betiltották. Ugyanabban az évben a szamizdat kiadókhoz tartozó Katalizátor Iroda Könyvkiadó adta ki először ezt a könyvet magyarul, a fordító nevének feltüntetése nélkül. A főszereplő Filip Filipovics Preobrazsenszkij professzor hajmeresztő kísérletei azokra a veszélyekre figyelmeztetnek, amelyek a kommunista társadalom 1917-ben kezdődött kiépítéséből származhatnak. A szerző Orwellhez hasonlóan a diktatúra minden formáját elutasítja. Ahogyan a Kutyaszív ben, úgy Bulgakov sok művében jelentős szerepet játszanak az állatok, akik nagyon jó eszközül szolgálnak a kritika rejtett megfogalmazásához. Az 1926-ban elkészült Kutyaszív a normák többszörös megszegése miatt csak évtizedekkel Bulgakov halála után, 1987-ben jelenhetett meg hivatalosan a Szovjetunióban (Slonim 1972: 47, 49; Schröder 1994: 316, 318). A szamizdat irodalom hozzájárult Magyarország 1989-es rendszerváltásának szellemi előkészítéséhez, többek között azáltal, hogy megjelenítette és terjesztette a részben a fordítás segítségével importált rendszerkritikus tartalmakat. A szamizdat segítségével meg lehetett kerülni az állam, a pártideológia és a cenzúra által létrehozott gondolkodási tabukat és tilalmakat, valamint az ezekből eredő normákat. 10 Változások a kiadói tevékenységben A cenzúra megszűnésével és a sajtó-, véleménynyilvánítási és szólásszabadság bevezetésével együtt járt a kiadói tevékenység, valamint a publikálható témák jelentős változása. Nagy számban jelentek meg az 1988 / 89 előtt betiltott szórakoztató irodalmi, ezoterikus, (ál-)vallásos és spirituális, valamint erotikus és pornográf irodalomi művek. Így a rendszerváltás évében, 1989-ben alapították meg az ezoterikus irodalomra szakosodott Amrita könyvkiadót . A kiadó kereskedelmileg sikeres könyvek magyar fordításait jelentette meg, például az indiai misztikus, guru és spirituális tanító, Osho könyveit az élet rejtélyeiről, a meditációról és a Zen Tarotról. A szocializmusban érvényben lévő, meglehetősen prűd és szigorú témákat egyre inkább fellazították az erotikus és pornográf írások fordításai. Jó példa erre az Európa kiadó által kiadott Szajna-parti Erosz - Hat évszázad pajzán francia versei című antológia. Ezeket az erotikus költeményeket Timár György fordította franciáról magyarra (n. n. 2012). A Központi Statisztikai Hivatal felmérése alapján 2010-ig a nagy, ismert kiadók helyett csaknem 200 önkéntes egyesület, valamint magyar és külföldi tulajdonban lévő vállalat végzett Magyarországon kiadói tevékenységet. Gyakran maguk a könyvtárak, a múzeumok, a minisztériumok és a szerzők is kiadóként működtek. A könyvkiadás később annyiban alakult át, hogy ezen a területen is a gazdasági szempontok kerültek előtérbe. Ez például azt jelentette, hogy ugyanazon műnek több új kiadása is megjelent. Összességében elmondhatjuk, hogy egyre több különböző könyv jelent meg, ugyanakkor egyre kevesebb példányszámban. Ez igaz mind az eredeti kiadásokra, mind a fordításokra (Belyó 2010). <?page no="212"?> 212 Edina Dragaschnig, Claus Michael Hutterer Ezzel az átrendeződéssel párhuzamosan háttérbe szorult az állam befolyása a fordításkultúra normáira. Helyette a gazdasági elvek - például a magánkiadók, az egyre specifikusabb kereslet kielégítése - befolyásolták a megjelenéseket. 11 Összegzés Ahogy a tanulmányban bemutattuk, a magyar fordításkultúrát a szocializmus idején nagymértékben befolyásolták olyan normák, amelyek nemcsak a jogszabályokból, hanem közvetett módon a hivatalosan nem létező, de a valóságban mégis fellelhető cenzúrából és pártfunkcionáriusok önkényes döntéseiből adódtak, és amelyek a „puha diktatúrává” alakulás során jelentősen megváltoztak. Ezenkívül rámutattunk, hogy a normák a fordítási folyamat minden fázisában és szintjén, a megfelelő forrásnyelvi szövegek kiválasztásától kezdve a konkrét szöveg megfogalmazásáig fontos szerepet játszottak. A kiválasztás a „preliminary norms” (előzetes normák) körébe tartozik: Mely írók műveit volt szabad lefordítani, és melyekét nem? A megfogalmazást az „operational norms” (működési normák) írják le. Például hogyan nem volt szabad Lenint ábrázolni? Mi történt az Istenre való utalásokkal Jules Verne fordításaiban? Mindez úgy tűnik, alátámasztja Prunč azon feltevését, mely szerint „az önkényuralmi társadalmakban […] a fordításkultúrákat is önkényuralmi, vagy legalábbis hierarchikus felépítésű döntéshozatali rendszerek határozzák meg” (2007: 340). Bemutattuk továbbá az ilyen struktúrák ellen irányuló ellenzéki jellegű és a szamizdat-kiadókban megnyilvánuló folyamatokat. A cél a normák megszegése volt. A normák megszegői vállalták a diktatúrában a normaszegéssel járó kockázatokat és az esetleges súlyos következményeket. Ezenkívül szó esett arról is, hogy a magyarra fordított művek által milyen új témák épültek be a magyar fordításkultúrába : rámutattunk, hogy az 1989-es rendszerváltással sok kisebb kiadó jelent meg. Ezek a témák szélesebb körét jelentették meg és fordították le, habár a megjelentetett művek irodalmi értéke, illetve a kiadványok tartalmi és nyelvi „minősége” megkérdőjelezhető volt. A szocializmus cenzúrája által meghatározott normák hatására kialakult magyar fordításkultúra vizsgálatával közelebb kerültünk a normaszegések során létrejött szamizdat irodalom megjelenésének okaihoz és fejlődéséhez. Eközben a társadalmi, politikai és gazdasági változások is egy kevésbé önkényuralmi rendszer és a szabad gondolkodás felé mutattak. Ezeket a változásokat az uralkodó normák - „preliminary norms” (pl. a szocializmusban tiltott művek fordítása) és „operational norms” (a szövegszerkesztés és az ábrázolásmód normaszegései) - megszegése is elősegítette. Übersetzung Liliana Dosztál Réka Illés Dóra Károlyi Szonja Simon Márton Szalai Andrea Szurop <?page no="213"?> A magyar fordításkultúra a szocializmusban 213 unter der Leitung von László Kovács Claus Michael Hutterer Bibliografie aboutbooks (2018) „Lebenslauf von Sándor Márai“, in: https: / / www.lovelybooks.de/ autor/ Sándor-Márai/ [19. 11. 2019]. Alejewa, Jekaterina (2017) „Samisdat: Wie die Menschen in der Sowjetunion die Zensur unterliefen“, in: Russia Beyond The Headlines ( RBTH ) , 10. 07. 2017, https: / / de.rbth.com/ kultur/ 2017/ 07/ 10/ samisdat-wie-die-menschen-in-der-sowjetunion-die-zensur-unterliefen_799425 [31. 10. 2019]. Antikvárium.hu Kft. 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Toury 1978); Prunč wandte es 1997 auf sein Konzept der Translationskultur an. Im Zuge von dessen Weiterentwicklung spricht Prunč die wesentliche Rolle von „[…] dazu berufenen oder hohes Prestige genießenden Institutionen oder Personen“ (Prunč 2008: 28) in der Festschreibung von Normen und Konventionen an, die ihrerseits die Grundlage für die Bildung einer Translationskultur darstellen. Diese grundsätzlich als arbiträr zu bezeichnenden und werteabhängigen Normen und Konventionen sind nur so lange gültig, wie sie innerhalb einer Translationskultur als akzeptiert gelten (vgl. ibid.: 25 ff.). Je nach Interessenslagen und Machtkonstellationen können sie kontinuitätsstiftend oder disruptiv wirken, wodurch sie auch an Bedeutung für die Erforschung historischer Translationskulturen gewinnen. In der historisch orientierten Translationswissenschaft ist der Beitrag von Institutionen zur Normbildung 1 in der Dolmetschausbildung noch nicht ausführlich diskutiert worden. Zu den Institutionen, die innerhalb einer Translationskultur hohes Ansehen genießen, zählen unter anderem Ausbildungsstätten, die im Rahmen ihrer Tätigkeit Normen und Konventionen prägen und die Entwicklung einer Translationskultur oft auch über nationale Grenzen hinweg vorantreiben. In dem institutionalisierenden und dem damit einhergehenden normbildenden Entwicklungsprozess von Translationskulturen spielt Frankreich eine aktive Rolle, denn hier wurden die ersten Dolmetschschulen (und auch die erste internationale Berufsvertretung) gegründet. Am Beispiel dieser und anderer französischer Dolmetschinstitutionen wird in Folge aufgezeigt, wie sich die Dolmetschausbildung allmählich durch die Bildung eigener Normen von der Philologie abnabelte und bald einen eigenständigen Professionalisierungsprozess durchlief, der zuletzt auch eine klar erkennbare wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Dolmetschen mit sich brachte, die ihrerseits normbildend wirkte. Da der Untersuchungsfokus vor allem auf den für die Ausbildung verantwortlichen Institutionen liegt, werden wichtige Personen nur am Rande erwähnt. Auch die Ermittlung eindeutig abgrenzbarer Normen steht nicht so sehr im Vordergrund wie die häufig im Austausch mit anderen Entitäten entstehende normbildende und -bestimmende Funktion der beschriebenen Institutionen sowie damit verbundene Tendenzen in der Normgebung. Um die institutionell gestützte Normbildung in Frankreich exemplarisch zu beleuchten, wurden Institutionen gewählt, die zu unterschiedlichen Zeiten die Dolmetschausbildung prägten, dies nicht nur im Land selbst, sondern auch 1 In Folge wird im Sinne der Kürze meist von Normen gesprochen, wobei hier grundlegend ebenso Konventionen mit einbezogen werden. <?page no="218"?> 218 Petra Cukier, Alexandra Marics international: Zum einen die ab dem späten 17. Jahrhundert entstehenden Schulen für orientalische Sprachen 2 , die die ersten ihrer Art waren, an denen unter französischer Führung über einen längeren Zeitraum hinweg Dolmetscher ausgebildet wurden. Zum anderen eine weiterhin einflussreiche Ausbildungsstätte, die École Supérieure d’Interprètes et de Traducteurs ( ESIT ), die im 20. Jahrhundert jahrzehntelang Normen der Dolmetschpraxis und -theorie schuf. 2 Orientalistik und Dolmetschausbildung in Frankreich: gemeinsame Anfänge Die heute getrennten Disziplinen der Translationswissenschaft, der Theologie und der Orientalistik weisen europaweit gemeinsame institutionelle Wurzeln auf (vgl. Roland 1999: 41 ff.). Zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert wurden theologische Interessen am Erwerb orientalischer Sprachen durch jene des wirtschaftlichen und kulturellen Austausches zwischen dem europäischen und dem osmanischen Kulturraum erweitert und dann allmählich zurückgedrängt, was zu einer Diversifizierung der Disziplinen führte (vgl. Bobzin 1998: 21). Eine besondere Rolle hierbei spielten von Frankreich begründete Institutionen orientalischer Sprachlehre. 2.1 Historischer Hintergrund Während man sich in Frankreich bereits während des Mittelalters zwecks Bibelexegese und Mission mit orientalischen Sprachen beschäftigte, wurden ab 1538 am staatlich finanzierten und somit säkular ausgerichteten Collège royal öffentlich zugängliche Arabisch-Kurse 3 eingeführt (vgl. Laurens 2004: 101). Hier erwarben auch einige angehende Dolmetscher Kenntnisse in orientalischen Sprachen oder fungierten später als Lehrkräfte (vgl. Messaoudi 2007). Dieser Neuerung vorausgegangen war im Jahr 1536 ein Bündnisabschluss zwischen Frankreich und den Osmanen gegen das Habsburgerreich; gleichzeitig gelang es Frankreich, seine Position als Handels- und Protektoratsmacht im Orient auszubauen (vgl. Goffman 2004: 193). Nach dem Spanisch-Französischen Krieg (1635-1659) sollte Frankreichs Wirtschaft durch den Außenhandel mit der Levante gestärkt werden (vgl. INALCO 2014). Der Bedarf an Mittlerpersonen mit Kenntnissen orientalischer Sprachen stieg daher besonders in säkularen Bereichen wie der Wirtschaft und der Diplomatie (vgl. Laurens 2004: 104), was auch Folgen für Differenzierung, Ausbildung und Institutionalisierung von entsprechenden Berufsgruppen, darunter den Dolmetschern, mit sich brachte. Das Französische verdrängte bis zum 18. Jahrhundert immer stärker das Lateinische als Sprache der Diplomatie; bereits ab dem 17. Jahrhundert übernahm es auch eine wesentliche Mittlerrolle für zahlreiche Übersetzungen in andere europäische Sprachen, allen voran Antoine Gallands Übersetzungen der 1001 Nacht (1703-1717) (vgl. Jankowsky 2001: 1186). Die dadurch entstehende „Orientalophilie“ wurde durch Napoleons Ägypten-Expedition (1799-1801) noch verstärkt (vgl. Beaucour 1970: 11 ff.); die Besetzung von Algier im Jahre 1830 brachte hierfür einen vorläufigen Höhepunkt mit sich, aber auch einen massiven Einsatz von einheimischen und in Frankreich ausgebildeten Dolmetschern (vgl. Laurens 2004: 118 f.; Skalweit 2018: 135 ff.). Dank vorhandener Ausbildungsstätten konnte der Bedarf an 2 Hier v. a. Arabisch, Persisch und Türkisch. 3 Türkisch und Persisch wurden dort erst ab 1787 unterrichtet (vgl. Jankowsky 2001: 1185). <?page no="219"?> Von den Jeunes de Langue zu den Interprètes de Conférence 219 entsprechend Sprachkundigen im 19. Jahrhundert in Paris besser als anderswo in Europa gedeckt werden, sodass es um 1820 als das „Mekka der Orientalistik“ beschrieben wurde (vgl. Carrière 1883: 25). Auch wenn hierdurch erkennbar wird, dass die Übersetzer- und Dolmetschausbildung für orientalische Sprachen im Frankreich des 19. Jahrhunderts noch nicht als (komplett) eigenständige Disziplin wahrgenommen wurde, so ist für den Zeitraum zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert dennoch anzunehmen, dass in Bezug auf das damit verbundene Ausbildungs- und Berufsfeld ein etappenweiser Wandel von christlich-religiösen Wert- und Wissensvorstellungen hin zu säkular-pragmatischen stattgefunden hat - und sich somit neue Normvorstellungen ergeben haben. Dies mag sich unter anderem in der allmählichen Abspaltung des Dolmetschberufs von jenem des theologisch vorgebildeten Philologen bzw. Missionars oder später auch von jenem des wissenschaftlich orientierten Orientalisten manifestieren, wodurch überhaupt erst ein eigenständig zu normendes translatorisches Berufsfeld entstehen konnte. In diesem Prozess der Verselbstständigung spielten einschlägige, von Frankreich unterhaltene Lehranstalten eine besondere Rolle. 2.2 Anfänge der Institutionalisierung französischer Ausbildungsstätten für orientalische Sprachen Angesichts der Öffnung gegenüber dem Osmanischen Reich wurde 1669 von staatlichen französischen Stellen eine Ausbildungsstätte für sogenannte jeunes de langue (Sprachknaben) in Konstantinopel gegründet, die später im französischen diplomatischen Dienst als Dolmetscher eingesetzt werden sollten (vgl. Hitzel 2008a: 348). Bis Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte die Einrichtung weiterer Institutionen in einer ähnlichen Absicht. Im Dezember 1776 wurde eine Verordnung erlassen, die Aufschluss über die damals am französischen Hofe geltende Kategorisierung von Dolmetschern für orientalische Sprachen gibt und somit einen berufsnormierenden Akt darstellt. Es wird hier zum einen der Posten des „secrétaire[s] interprète de sa Majesté pour les langues orientales“ (Dolmetschsekretär[e] Ihrer Majestät für orientalische Sprachen), der für die Korrespondenz mit der Levante (somit auch für schriftliche Arbeiten), für Staatsbesuche etc. in Frankreich eingesetzt werden sollte, genannt. Zum anderen verweist man hierin aber auch auf die Dolmetscher der französischen Vertretungen in der Levante, hier als „drogmans“ (Dragomane) bezeichnet (vgl. INALCO 2014). Diese praxisorientierten Berufe, die ein hohes Maß an Sprachkompetenz erforderten, verstanden sich als Gegensatz zu jenem eines gelehrten, oft gar nicht aktiv sprachkundigen „Orientaliste“ , dem jedoch bis weit in das 19. Jahrhundert meist ein höherer gesellschaftlicher Stellenwert beigemessen wurde (vgl. Reig 1988: 40 ff.). Paradoxerweise wurden ab Mitte des 16. Jahrhunderts Orientalisten und Dolmetscher weitläufig an denselben einschlägigen französischen Bildungseinrichtungen ausgebildet. Dies mag auf den ersten Blick ebenfalls auf eine relativ geringfügig differenzierte Wahrnehmung beider Bereiche über einen längeren Zeitraum hinweg hindeuten; da aber jeweils an der École des jeunes de langue (Sprachknabenschule) 4 und an der École des langues orientales (Schule für orientalische Sprachen, beide im 18. Jahrhundert gegründet) der Fokus auf die Ausbildung von Dolmetschern gerichtet war, werden diese beiden ab 1873 miteinander fusionierten 4 Die wechselnden Bezeichnungen aller genannten Schulen müssen hier unberücksichtigt bleiben. <?page no="220"?> 220 Petra Cukier, Alexandra Marics Einrichtungen in Folge genauer vorgestellt und, soweit möglich, auf von ihnen begünstigte Normierungstendenzen geprüft. Es ergibt sich hierdurch auch der zeitliche Hauptrahmen zwischen der ersten Hälfte des 18. und dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts, wie anhand von Abbildung 7 nachvollzogen werden kann. Abb. 7: Ausbildungsstätten für orientalische Sprachen in Paris von 1530 bis zur Gegenwart 2.2.1 École des jeunes de langue Vor der Gründung einschlägiger Ausbildungsstätten wurden in europäischen Vertretungen der Levante sprachkundige Dragomane eingesetzt, die häufig einflussreichen alteingesessenen Familien entstammten. Oft waren sie gleichzeitig bei mehreren Vertretungen tätig, wodurch zusehends Zweifel an ihrer Loyalität einzelnen Nationen gegenüber aufkam (vgl. de Groot 1995: 235 ff.). So wurde in Frankreich mit dem Beschluss vom 18. November 1669 die Entsendung von sechs neunbis zehnjährigen Knaben von Marseille nach Konstantinopel und Smyrna zum Erwerb orientalischer Sprachen beschlossen (vgl. Bourgey 1995: 3 f.). Besonders in Marseille, das im selben Jahr zum Freihandelshafen erklärt worden war, hegte man reges Interesse am Ausbau des Levante-Handels. Wohl aus diesem Grund wurde der unter Aufsicht der Kapuziner stehende Aufenthalt der Sprachknaben in Konstantinopel von der Marseiller Handelskammer finanziert (vgl. Le Bas 1844: 546). Im Jahr 1700 wurde auf königlichen Beschluss eine Missionars- und Dolmetschausbildungsstätte für junge orientalische Christen 5 gegründet und in dem von Jesuiten (bis 1762) geführten Collège Louis-le-Grand in Paris untergebracht. Aufgrund ihrer Ineffizienz wurde die Sprachknabenausbildung schließlich mit dem Beschluss vom 20. Juli 1721 mit jener der Missionare zusammengelegt. Die Grundausbildung erfolgte fortan in Frankreich, danach war ein Praktikum in der Levante vorgesehen. Sehr bald kam man hierbei vom missionarischen Fokus ab (vgl. ibid.: 546 f.). Für diese neu fusionierte, bis 1763 vom Außenministerium kuratierte Schule bürgerte sich die Bezeichnung „École des jeunes de langue“ ein (vgl. Hitzel 2008a: 348). 5 Sie wurde als École des Arméniens (Schule der Armenier) bezeichnet, umfasste aber realiter Christen aus verschiedenen Ländern der Levante (vgl. Le Bas 1844: 546). <?page no="221"?> Von den Jeunes de Langue zu den Interprètes de Conférence 221 Der Unterricht der orientalischen Sprachen unterstand dem ersten Dolmetschsekretär des Königs sowie zwei weiteren Dolmetschern; die klassischen Fächer wurden hingegen von Geistlichen unterrichtet (vgl. Reig 1988: 66; Messaoudi 2007). Die lehrenden Dolmetscher bauten eine umfangreiche Bibliothek auf, die den Zöglingen als realienkundliche Informationsquelle dienen sollte. Die geistlichen Lehrenden ihrerseits vertraten die Ansicht, dass man die Lehrmethoden für das Lateinische, das als Kommunikationssprache unter den Schülern galt, auch auf orientalische Sprachen anwenden könne, was zu Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen und den Dolmetschern führte (vgl. Kalus 1995: 365 ff.). Ab 1721 sollten ausschließlich französische Staatsangehörige als Dolmetscher für orientalische Sprachen ausgebildet werden, wobei ab 1781 Knaben aus Dragomanenbzw. Dolmetschfamilien 6 mit französischer Staatsangehörigkeit der Vorzug gegeben wurde (vgl. Le Bas 1844: 546 f.). Das Sprachstudium wurde für letztere noch bis zum Ersten Weltkrieg staatlich finanziert. Zwischen 1873 und 1875 wurde allerdings das Pflichtpraktikum in der Levante abgeschafft (vgl. Messaoudi 2007; Skalweit 2018: 39). Der Charakter der Ausbildung wandelte sich in Folge hin zur gelehrten Orientalistik 7 . Auf die Translationskultur Frankreichs bezogen lässt sich demnach feststellen, dass sich zwischen 1669 und 1873 ein erster Versuch der Verselbstständigung der Dolmetscherausbildung unter Abwendung von theologisch begründeten Traditionen vollzogen hat. Dieser bringt einen Konflikt zwischen translatorischen Lehrmethoden und jenen der Theologie / Orientalistik mit sich - ein Beispiel für die allmähliche Veränderung von zunächst an andere Disziplinen gekoppelten translatorischen Normen, die sich nun stärker an wirtschaftlichen und diplomatischen Anforderungen orientierten. Eine klar säkular (damit einhergehend auch republikanisch) ausgerichtete Umorientierung des einschlägigen Lehrbetriebs konnte erst nach der Französischen Revolution stattfinden. Bis dahin beherrschten zudem alteingesessene Dragomane die französische Dolmetschpraxis, vor allem in der Levante. Auch danach wurde ein beachtlicher Teil der Sprachknaben aus den Reihen der Dragomanenfamilien rekrutiert, was auf einen nicht zu verkennenden Einfluss dieser Familien auf die im Prunčschen Sinne verstandene Normbildung innerhalb der Translationskultur Frankreichs schließen lässt - ebenso wie auf den Fortbestand einiger althergebrachter Normen. 2.2.2 École des langues orientales Nach der Französischen Revolution hatten viele der altgedienten levantinischen Dragomane angesichts nicht ausbezahlter Löhne oder veränderter Loyalitäten ihre Arbeitsplätze verlassen (vgl. Reig 1988: 54 f.). Somit ergab sich die Notwendigkeit, neues, ideologisch auf Kurs gebrachtes Personal auszubilden, denn der Bedarf an Sprachmittlern war angesichts des Fortbestandes der osmanisch-französischen Beziehungen gegeben (vgl. Dehérain 1938: VI ). Der bereits bestehenden École des jeunes de langue haftete ein royalistisch-monastischer Charakter 6 Zur Unterscheidung von den meist nicht-muslimischen Dragomanenfamilien des Osmanischen Reiches werden Familien nicht-osmanischer Herkunft hier als „Dolmetscherfamilien“ bezeichnet. 7 Schreiber verweist auf die nationale Übersetzungspolitik Frankreichs zwischen Revolution und Ende der Napoleonischen Epoche, die darauf abzielte, die Ideen der Revolution nicht nur in französischen Regionalsprachen, sondern auch im Ausland bekannt zu machen. Hierbei war gerade in der Anfangsphase auch das Arabische, z. B. im Übersetzungsbüro des Nationalkonvents (1792-1795), vertreten (vgl. Schreiber 2017: 139 f.). <?page no="222"?> 222 Petra Cukier, Alexandra Marics an (vgl. Messaoudi 2007); wohl nicht zuletzt deshalb litt sie gegen Ende des 18. Jahrhunderts unter einem notorischen Lehrer- und Schülermangel (vgl. Reig 1988: 75). Der Orient-Reisende Constantin-François Volney, selbst Absolvent von Arabisch-Kursen am Collège royal , kritisierte 1795 8 die schlechten Sprachkenntnisse von Diplomaten und Orientalisten und versuchte, neue, „aktivere“ Sprachlehrmethoden zu schaffen (vgl. Valensi 2008: 971). Selbst der nur über passive Sprachkenntnisse verfügende Orientalist Louis Langlès, der seine Ausbildung ebenfalls am Collège royal genossen hatte und Anhänger der Revolution war, setzte sich für eine Verbesserung der Sprachlehre ein (vgl. Reig 1988: 77; Hitzel 2008b: 559). Er forderte 1790 im Rahmen einer Rede 9 die Einrichtung von Lehrstühlen für orientalische Sprachen in Paris und Marseille zugunsten des Ausbaus französischer Handelsbeziehungen (vgl. Reig 1988: 20). Auf Initiative des Politikers Joseph Lakanal kam es schließlich durch das Dekret vom 30. März 1795 zur Gründung der École spéciale des langues orientales (Spezialschule für orientalische Sprachen) 10 . Der hierfür mit der Administration betraute Langlès bekräftigte zwar Ende 1796, dass es sich um eine Ausbildungsstätte für Dolmetscher handle; da jedoch weder er noch der ihn 1824 ablösende Antoine-Isaac Silvestre de Sacy über praktische Sprachkenntnisse verfügten, wurde diese in Folge zu einer primär philologisch orientierten Lehranstalt (vgl. Reig 1988: 20 f.). Im Gründungsdekret war die Diskussion politischer und wirtschaftlicher Beziehungen Frankreichs mit der Levante für den Unterricht vorgesehen (vgl. Carrière 1883: 7). Bald wandte man sich jedoch vermehrt philologischen Themen zu, wie etwa in de Sacys Unterricht, der mit seinen aus ganz Europa stammenden Schülern Texte analysierte (vgl. Marics 2016: 126 ff.). Von den Lehrenden wurden vor allem Grammatiken 11 , aber auch eine steigende Zahl anderer Werke publiziert, was ebenso die zunehmende (philologisch orientierte) Verwissenschaftlichung der École verdeutlicht (vgl. Reig 1988: 92). Um das Jahr 1807 machten sich Bemühungen bemerkbar, auch die Ausbildung der Übersetzer von jener der Dolmetscher für orientalische Sprachen zu trennen. Volney rief zur Gründung eines Collège des Drogmans (Dragomanenkolleg) in Marseille für orientalische Sprachen und Dialekte auf 12 , das mit Schülern und Lehrenden muttersprachlichen Niveaus besetzt werden sollte. In seinem Pariser Gegenstück, einem Collège des Traducteurs (Übersetzerkolleg), sollten hingegen Forschungen zu orientalischen Sprachen betrieben und Gäste aus jenem Raum beherbergt werden (vgl. Clavères 2002; Valensi 2008: 971). In der Tat wurde per Dekret vom 31. Mai 1807 im Marseiller Lycée royal (Königliches Lyzeum) ein öffentlich zugänglicher, kostenfreier Arabisch-Kurs eingerichtet, welcher zum Ziel hatte, Spezialisten für den Levante-Handel auszubilden (vgl. Clavères 2002). Obwohl so ein Gegenpol zu den Lehranstalten in Paris geschaffen wurde, kam es nicht zu der ursprünglich 8 Dies in seinem Werk Simplification des langues orientales . 9 „De l’importance des langues orientales pour l’extension du commerce et le progrès des lettres et des sciences“ (Von der Bedeutung der orientalischen Sprachen für den Ausbau der Handelsbeziehungen und den Fortschritt in Literatur und Wissenschaft). 10 Der Orientalist Antoine-Isaac Silvestre de Sacy wurde mit der Lehre des Hocharabischen betraut (vgl. Dehérain 1938: V); der mit dem Türkisch-Unterricht beauftragte Dolmetscher Venture de Paradis wurde dauerhaft vertreten (vgl. Reig 1988: 21); Persisch wurde bis 1824 von Langlès gelehrt (vgl. Hitzel 2008b: 559). 11 Z. B. Silvestre de Sacy, Antoine Isaac (1810) Grammaire arabe (1810), Caussin de Perceval, Amand (1824) Grammaire arabe vulgaire (vgl. Reig 1988: 92). 12 In seinem Werk Vues sur l’enseignement des langues orientales (1807 / 1821). <?page no="223"?> Von den Jeunes de Langue zu den Interprètes de Conférence 223 intendierten Differenzierung der Dolmetscher- und Übersetzerausbildung und auch nicht zur Ausweitung des Sprachenrepertoires (vgl. ibid.). Es sollen überdies lediglich Arabisch-Muttersprachler auf der Basis ihrer Kursteilnahme Dolmetschposten erlangt haben (vgl. Messaoudi 2008: 115). Obwohl man sich zwischen 1821 und 1875 / 76 an der Pariser École durch den Unterricht in ostarabischen Dialekten um eine bessere Grundlage für das Dolmetschen aus der arabischen Alltagssprache bemühte (vgl. Reig 1988: 91 ff.), lief die Dolmetscherausbildung dort ab 1883 aus (vgl. Skalweit 2018: 43). Trotz allem waren manche der Pariser Absolventen durchaus (auch) als Dolmetscher tätig (vgl. Laurens 2004: 115). Da diese aus den unterschiedlichsten Teilen Europas stammten (vgl. Messaoudi 2007), insbesondere aus Deutschland (vgl. Espagne 2005), ist anzunehmen, dass die in Paris inkorporierten, philologisch geprägten Normvorstellungen, wie etwa ein starkes Fokussieren auf das Schriftliche, in den diversen europäischen Lehrbetrieben Verbreitung fanden und sich so die Entstehung einer stärker praxisorientierten Dolmetschausbildung auch dort nur schleppend vollzog. Bemerkenswert ist zudem der Einfluss der Pariser Lehrpersonen auf die Schüler und das Prestige ersterer, nicht zuletzt insofern, als sie im Untersuchungszeitraum zur Ausübung ihrer Lehrtätigkeit nicht einmal einen Studiennachweis vorweisen mussten (zweitere im Übrigen auch kein Abitur, um die École zu besuchen) (vgl. Messaoudi 2007). Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass mit der Gründung der École des langues orientales angesichts ihrer revolutionsnahen Prägung und ihres hohen Prestiges zwar die Säkularisierung orientalischer Sprachlehre zu einer Abrundung gelangt ist, nicht jedoch eine sich zunächst klarer abzeichnende Trennung zwischen einer translatorischen und einer philologischen Ausbildung in diesem Bereich. Letztere Form mit ihrer starken Tendenz zu Text- und Grammatikanalyse bleibt aufgrund des Prestiges „gelehrter Orientalisten“ normbestimmend, dies über die Grenzen Frankreichs hinaus. Die Einbindung von Elementen der Dolmetschpraxis in den Unterricht (z. B. Lehre durch Muttersprachler, Dialekte etc.) konnte sich gegenüber den für die damalige Orientalistik typischen Methoden (z. B. Textanalyse, Textedition etc.) lange nicht durchsetzen. Es ist demnach wahrscheinlich, dass die so vorgeprägten Normvorstellungen großteils mit jenen in Konflikt gerieten, die tatsächlich in der von politischer und wirtschaftlicher Realität geprägten Dolmetschpraxis galten - so, wie um die Wende zum 19. Jahrhundert von praxisorientierten Sprachkundigen moniert wurde. Obwohl die hier beschriebenen Entwicklungen der Differenzierung und Säkularisierung der Dolmetschausbildung eine wesentliche Grundlage für Fortgang und Ausbau der französischen Translationskultur bilden, fand eine von philologischen Normen weitgehend losgelöste Professionalisierung und eigenständige wissenschaftliche Beleuchtung des Dolmetschens in jedem Fall erst im 20. Jahrhundert statt. Die Herausbildung neuer Berufsfelder für DolmetscherInnen, allen voran das Konferenzdolmetschen, sowie die Schaffung von einschlägigen Ausbildungsstätten und Berufsverbänden waren für die Entstehung eigenständiger (translatorischer) Normen innerhalb der Translationskultur Frankreichs von entscheidender Bedeutung. <?page no="224"?> 224 Petra Cukier, Alexandra Marics 3 Institutionalisierung des Konferenzdolmetschens im 20. Jahrhundert Die Anerkennung des Dolmetschberufs erfolgte erst nach dem Ersten Weltkrieg, als auf der Pariser Friedenskonferenz die Geburtsstunde des Konferenzdolmetschens schlug (vgl. Pöchhacker 2016: 29). Die Gründung der International Labour Organization ( ILO , Internationale Arbeitsorganisation ) im Jahr 1919 sowie des Völkerbunds im Folgejahr sorgten für zusätzlichen Dolmetschbedarf und technische Weiterentwicklungen (vgl. Keiser 2004). Den Anstoß für die Professionalisierung der DolmetscherInnen und die Entstehung nationaler und internationaler Berufsvertretungen in der westlichen Hemisphäre gaben schließlich ab 1945 die Nürnberger Prozesse sowie die Errichtung der UNO (vgl. Pöchhacker 2016: 29). Die DolmetscherInnen dieser Epoche dolmetschten zumeist im Nebenerwerb (vgl. Keiser 2004); zu den berühmtesten Dolmetschpionieren zählten die ohne jegliche einschlägige Ausbildung bekannt gewordenen Franzosen André Kaminker und Paul Mantoux (vgl. Andres 2015: 84). Also war die Dolmetschtätigkeit für die sie Ausübenden häufig eine zufällige sekundäre Aktivität, die aufgrund fehlender Ausbildungsstrukturen und einer nicht vorhandenen Berufsvertretung ein unscharfes Profil hatte. Eine verstärkte Wahrnehmung des Dolmetschberufs und eine damit einhergehende Professionalisierung und Institutionalisierung ergaben sich aus dem zunehmenden Dolmetschbedarf für öffentlich gut sichtbare internationale Organisationen und Großereignisse. 3.1 Association Internationale des Interprètes de Conférence (AIIC) Durch die Einsetzung der AIIC (Internationaler Berufsverband der KonferenzdolmetscherInnen) 1953 in Paris wurde ein Meilenstein für die Institutionalisierung des Dolmetschberufs gesetzt (vgl. Diriker 2015: 79) und der Startschuss für die Gründung internationaler Dolmetschschulen erteilt (vgl. Baigorri-Jalón 2015: 19). Für Boéri zählt die AIIC zu den „key internal players“ (2015: 29), einflussreichen Institutionen, die mitbestimmen, wie der Dolmetschberuf erlernt, gelehrt und ausgeübt wird und welche Dolmetschtheorien gebildet werden. Im Jahr 1957 erschien der Ehrenkodex der AIIC , in dem es beispielsweise um die Wahrung des Berufsgeheimnisses ging, und wenig später folgten das erste DolmetscherInnen-Verzeichnis sowie Vorgaben im Bereich der Arbeitsbedingungen (vgl. Widlund-Fantini 2007: 99; Pöchhacker 2016: 168). Im Rahmen einer eigens definierten sogenannten „Schulpolitik“ wollte die AIIC anhand von Kriterien für Lehrstätten unter anderem durchsetzen, dass Programme zur Dolmetschausbildung durch praktizierende Professionelle auf postgradualem Niveau konzipiert und vermittelt werden (vgl. Boéri 2015: 33; Diriker 2015: 79). Diese Empfehlungen trugen dazu bei, dass die Dolmetschausbildung zusehends an Hochschulen erfolgte und akademisch ausgebildete KonferenzdolmetscherInnen hohes Ansehen erlangten (vgl. Pöchhacker 2016: 32). Die Qualitätsansprüche der AIIC , die bestrebt ist, unprofessionelles, das heißt nicht dem Ehrenkodex entsprechendes Verhalten auf dem Konferenzdolmetschmarkt aus ihren Reihen fernzuhalten, spiegeln sich auch heute noch im Beitrittsverfahren wider, denn die Mitgliedschaft beim Berufsverband erfolgt nicht automatisch, sondern kann nur nach Erlangung einer bestimmten Berufserfahrung und nach Beurteilung der „On-the-job-Leistung“ durch mehrere AIIC -Mitglieder beantragt werden, die als MentorInnen der JungdolmetscherInnen wirken (vgl. Pöchhacker 2016: 167) und gleichzeitig „Türsteher“ der berufsvertretenden Institution sind (Boéri 2015: 33). <?page no="225"?> Von den Jeunes de Langue zu den Interprètes de Conférence 225 Zu den Gründungsmitgliedern der AIIC 13 , die den weltweit einzigen Zusammenschluss von KonferenzdolmetscherInnen bildet, zählte Danica Seleskovitch, die als Konferenzdolmetscherin später Generalsekretärin der AIIC sowie Leiterin der École Supérieure d’Interprètes et de Traducteurs ESIT (Hochschule für ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen) werden sollte und lange Zeit als wichtige Repräsentantin der KonferenzdolmetscherInnen angesehen wurde (vgl. Diriker 2015: 79). Danica Seleskovitch bemühte sich bereits ab 1958 um eine Zusammenarbeit zwischen der AIIC und jenen Dolmetschschulen, welche die durch die „Schulpolitik“ der AIIC festgelegten Anerkennungskriterien erfüllten (vgl. Widlund-Fantini 2007: 101). Nicht zuletzt in Personalangelegenheiten zeigt sich somit eine Verflechtung zwischen dem Berufsverband AIIC und der Lehrstätte ESIT . Die normgebende Funktion der AIIC lässt sich daran erkennen, dass sie etwa mit Vorgaben für Arbeitsbedingungen, Beitrittsregeln und einem berufsethischen Ehrenkodex eine regulierende Wirkung auf DolmetscherInnen sowie institutionelle Arbeitgeber ausübte. Die in der „Schulpolitik“ der AIIC festgelegten Empfehlungen können als normierend betrachtet werden, da sie Ausbildungsstätten mit Sicherheit dazu veranlassten, AIIC -DolmetscherInnen als Lehrende zu rekrutieren und unter anderem mit der Ausarbeitung von Curricula zu betrauen. 3.2 École Supérieure d’Interprètes et de Traducteurs (ESIT) Die ESIT ging aus dem 1951 innerhalb der Universität Sorbonne gegründeten, ihr aber nicht zugehörigen Institut de Hautes Études d’Interprétariat (Institut für höhere Dolmetschstudien) hervor, das eher einer Sprachschule für junge Mädchen aus gutem Hause als einer Ausbildungsstätte für DolmetscherInnen glich. Die Hochschule erhielt 1957 ihren heutigen Namen und wurde in den 1960er Jahren der Universität Paris III Sorbonne Nouvelle angegliedert. Bereits 1956 kam Seleskovitch als Lehrende an die ESIT und blieb der Einrichtung bis ans Ende des 20. Jahrhunderts treu. Unter ihrer Initiative kooperierte die ESIT zum Beispiel mit den Instituten Genf und Heidelberg und leitete eine Zusammenarbeit mit dem französischen Außenministerium ein, um Studierende aus Afrika und in weiterer Folge anderer Kontinente auszubilden (vgl. Widlund-Fantini 2007: 168 ff.). Ende der 1960er Jahre erweiterte die ESIT ihren Einflussbereich, indem sie ihre Türen für Studierende aus der ganzen Welt öffnete. Zu diesem Zweck wurde eine pädagogische Methode zur Ausbildung von DolmetscherInnen mit im ESIT -Programm fehlenden Muttersprachen eingeführt, die sogenannten cours des cas spéciaux (Kurse für Sonderfälle) 14 (vgl. Déjean Le Féal 1990: 201 f.). 13 Ende des 20. Jahrhunderts zählte die AIIC , die anfangs nur knapp über 30 Mitglieder umfasste und deren Sitz 1969 nach Genf verlegt wurde, mehr als 2.000 Mitglieder (vgl. Fergusson 2002: 324). Im Jahr 2017 waren es fast 3.500 (vgl. AIIC 2017). Der internationale Berufsverband verfügt unter anderem über Ausschüsse für Forschung, für Aus- und Fortbildung sowie für Technik und Gesundheit. Er veröffentlicht eine Liste von Ausbildungsstätten auf der ganzen Welt und betreut zahlreiche Initiativen, darunter ein Projekt über DolmetscherInnen in Konfliktzonen und eine Arbeitsgruppe für Dolmetschgeschichte (ibid.). 14 Da die mentalen Abläufe beim Dolmetschen nur durch Übungen in die Muttersprache schnell und gut erlernbar sind, werden an der ESIT Personen mit unterschiedlichen, nicht im ESIT -Angebot enthaltenen Muttersprachen unter der Leitung einer / eines Lehrenden, die / der jedoch keine dieser Sprachen beherrscht, in einem Spezialkurs gruppiert und unterrichtet. Die Evaluierung der Dolmetschleistungen, vor allem in die jeweilige Muttersprache der Studierenden, erfolgt mithilfe eines Triangulierungssystems, d. h. unter Heranziehen externer SprachassistentInnen für jede im Kurs vertretene Muttersprache (vgl. Déjean Le Féal 1990: 202 ff.). <?page no="226"?> 226 Petra Cukier, Alexandra Marics 3.2.1 Normbildende Funktion der ESIT Seleskovitch bemühte sich zunächst um eine berufsorientierte TranslatorInnenausbildung mit klar definierten Regeln, indem sie die ESIT umstrukturierte, um sicherzustellen, dass die Dolmetschlehre ausschließlich durch praktizierende DolmetscherInnen erfolgt. Für die Aufnahme zum Dolmetschstudium wurden strenge Beschränkungen eingeführt, die unter anderem verlangten, dass alle KandidatInnen zwei Fremdsprachen beherrschen und eine licence vorweisen mussten (vgl. Widlund-Fantini 2007: 169). Diese Auflagen sicherten der ESIT einen sich eigendynamisch verstärkenden Kreislauf, in dem marktbewährte Lehrende Ausbildungsnormen an Marktbedürfnisse anpassten, um zukünftigen AbsolventInnen gute Erfolgsaussichten in der Profession zu bieten, was wiederum dem Ruf der Lehrstätte förderlich war, ihre Einflussnahme auf die Normbildung und -stabilisierung in der Dolmetschlehre vergrößerte und letztendlich neue Studierende auf den Plan rief. Als die Professionalisierung im berufspraktischen Kontext durch entsprechend festgeschriebene Erfolgsbedingungen im Ausbildungsfeld gewährleistet war, setzte an der ESIT eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit translatorischen Fragestellungen ein. Im Jahr 1973 erhielt Seleskovitch für die erste, jemals in Frankreich verfasste Dissertation über das Konferenzdolmetschen den Doktortitel der Universität Sorbonne (vgl. ibid.: 143; Lederer 2015: 296); ein Jahr später wurde der ESIT gestattet, ein Doktoratsstudium in science et techniques de l’interprétation et de la traduction (Wissenschaft und Technik des Dolmetschens und Übersetzens) anzubieten und ein Forschungszentrum zu errichten (vgl. Widlund-Fantini 2007: 155 und 178 f.). Seleskovitch erforschte Möglichkeiten, die Ausbildung an der ESIT zu optimieren und auf ein wissenschaftliches Fundament zu stellen, von dem aus eine Normbildung bzw. -anpassung im Bereich der Dolmetschdidaktik erfolgen konnte. Die wissenschaftliche Fokussierung von Seleskovitch schien stark auf praxisinduzierte Problemlösungen in der Lehre abzuzielen, als sie Mitte der 1960er Jahre mit der Ausarbeitung der théorie du sens (Interpretative Theorie) begann, die auch von ihrer früheren Schülerin und späteren Kollegin Marianne Lederer mitentwickelt wurde (vgl. Widlund-Fantini 2015: 369). Im Jahr 1968 stellte Seleskovitch die Theorie in L’interprète dans les conférences internationales vor (vgl. Pöchhacker 2016: 34), mit der zentralen These, dass es beim Dolmetschen vor allem darum geht, nicht zu transkodieren, sondern den Sinn eines Diskurses zu verstehen und wiederzugeben (vgl. Diriker 2015: 79). Wie einflussreich die ESIT auf internationaler Ebene als normgebende Institution war, wird deutlich, als der Dolmetschdienst der Europäischen Kommission, heute SCIC genannt, Seleskovitch und Lederer mit einem Projekt im Bereich der Dolmetschpädagogik betraute, das 1989 zur Veröffentlichung von La pédagogie raisonnée de l’interprétation führte (vgl. Widlund-Fantini 2007: 158). Dieses Werk sollte auf Wunsch der Kommission in einer zweiten Auflage ab 2002 als Leitfaden für neue Dolmetschausbildungen in den damals für einen EU -Beitritt kandidierenden Ländern dienen (vgl. Lederer 2015: 297) und ist nach wie vor ein einflussreiches Lehrbuch (vgl. Pöchhacker 2015a: 65). Das beschriebene Lehrkonzept bietet eine umfassende Übersicht über ESIT -Grundsätze in der Dolmetschausbildung, die vor allem darauf ausgerichtet ist, den Studierenden Arbeitsmethoden zu vermitteln (vgl. Seleskovitch / Lederer 1984: 195). Neben Anleitungen zu Hör- und Analyseübungen beinhaltet das Werk auch einen theoretischen Teil, Kriterien für die Studierendenauswahl sowie Richtlinien für einen Aufnahmetest (vgl. Seleskovitch / Lederer 2002). <?page no="227"?> Von den Jeunes de Langue zu den Interprètes de Conférence 227 Die im Laufe mehrerer Jahrzehnte an der ESIT entwickelte Verwissenschaftlichung der Dolmetschdidaktik wirkte dank der offiziellen Beauftragung seitens einer europäischen Institution im praktischen Feld normgebend für weitere Bildungseinrichtungen auf dem Kontinent. ESIT -Normen wurden auf diesem Wege disseminiert und nach dem ESIT -Lehrkonzept ausgebildete AbsolventInnen vermutlich aufgrund ihrer speziellen Ausbildung bevorzugt von den europäischen Instanzen rekrutiert. 3.2.2 Normstabilisierende Funktion der ESIT Die théorie du sens bildete den Grundstein der einflussreichen Pariser Schule, die fast 30 Jahre lang Anhänger finden sollte (vgl. Widlund-Fantini 2015: 368). Institutionelle Basis dieser Denkschule war die ESIT ; ihr theoretischer Rahmen und Ausbildungsansatz „[…] was readily adopted by many interpreters, professional organisations, interpreter trainers, and scholars of interpreting, empowering the profession and shaping the field of INTERPRETING STUDIES in its formative stage“ (Diriker 2015: 79; Hervorh. im Orig.). Pöchhacker (2015a: 64) beschreibt den Einfluss der Pariser Schule folgendermaßen: „[…] the community of professionals and trainers spearheaded by Danica Seleskovitch in Paris asserted itself and managed to establish a paradigm of its own that was to shape the field for one or two decades“. Israël (2002: 6), ehemaliger Leiter der Section Traduction (Fachbereich Übersetzen) an der ESIT und somit an der Dissemination der théorie du sens mitwirkend, unterstreicht die Bedeutung dieser Theorie für Kurse, Pädagogik und Forschungsarbeiten an der ESIT . Auch Déjean, Inhaberin eines ESIT -Doktorats und ESIT -Lehrende, ist offensichtlich eine überzeugte Vertreterin der Pariser Schule, da sie die praxisverbessernde Wirkung der théorie du sens bekräftigt: „[L]a ,théorie du sens’ a été adoptée - du moins dans ses grandes lignes - comme fondement de la pédagogie pratiquée par la plupart des écoles d’interprètes“ (Déjean 2002: 146; Hervorh. im Orig.) 15 . Das Paradigma der théorie du sens wurde allerdings in den 1980er Jahren nach dem Triestsymposium (1986) von einer neuen, der kognitiven Psychologie zugewandten ForscherInnen-Generation mit stärker an der Wissenschaft orientierten Ansprüchen und einer anderen methodologischen Ausrichtung in Frage gestellt (vgl. Pöchhacker 2015b: 294). Zum Zankapfel zwischen der Pariser Schule, die vor allem auf Aufnahmen und Transkriptionen von Konferenzreden und -dolmetschungen basierende, beobachtende Untersuchungen anstellte, und der neuen Generation wurde die experimentelle Komponente. Der théorie du sens wurde zur Last gelegt, sich auf mentale Prozesse zu konzentrieren, dabei aber systematische Beschreibungen wissenschaftlicher Experimente zu vernachlässigen (vgl. Pöchhacker 2016: 69). Für Schreiber (2008: 51) war die théorie du sens zwar Exportschlager, aber mehr präskriptive Norm als Theorie. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts verfügt die ESIT 16 trotz Paradigmenwechsel nach wie vor über Eigendynamik und internationale Strahlkraft. Sie bildet eine der achtzehn Ausbildungsstätten für ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen, mit denen die UNO im Rahmen ihrer 15 […] die ‚théorie du sens‘ wurde zumindest in groben Zügen von den meisten Dolmetschschulen als pädagogische Grundlage übernommen. 16 Zu Beginn des 21. Jahrhunderts führt die ESIT im Zuge des Bologna-Prozesses das système L. M. D. ( licence , master , doctorat ), die Bachelor-, Master und Doktoratsstudium umfassende europäische Studienarchitektur, ein. Studierende der ESIT können drei Masterprogramme (Konferenzdolmetschen, Übersetzen für Verlagswesen, Wirtschaft und Technik, Dolmetschen in / aus französische / r Gebärdensprache LSF), ein <?page no="228"?> 228 Petra Cukier, Alexandra Marics Personalbeschaffung zusammenarbeitet. Um die berufliche Integration ihrer AbsolventInnen generell zu erleichtern, pflegt die ESIT ein Netzwerk für die Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und AbsolventInnen bei reellen Dolmetscheinsätzen (vgl. N. N. 2015). Die Rolle der ESIT als Türöffnerin bestätigt ein Alumni-Mitglied, das den Abschluss sogar als Zauberformel à la „Sesam, öffne dich“ lobt (Inside ESIT 2014). Ein namhafter ESIT -Absolvent, der dies veranschaulicht, ist der 1954 in Frankreich geborene Gilles Ouvrard, der mit den Arbeitssprachen Französisch, Englisch und Chinesisch als Chinesisch-Chefdolmetscher des Außenministeriums für die ehemaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand und Jacques Chirac arbeitete (vgl. Plassard 2009) und später von 1990 bis 2011 unter anderem als Leiter der Section Traduction an der ESIT lehrte. Danach führte ihn seine Karriere nach Seoul, wo er an der Graduate School of Interpretation and Translation , dem südkoreanischen Pendant zur ESIT , unterrichtete (vgl. Ouvrard 2013). Ouvrard streicht die Sonderstellung der ESIT in der Dolmetschausbildung hervor, indem er sie „accélérateur de maturation“ nennt (ibid.), eine Ausbildungsstätte, die den Reifeprozess von Dolmetschstudierenden hin zur Professionalität beschleunige. Eine weitere berühmte „Botschafterin“ der ESIT ist die 1949 in Stockholm geborene Anne- Marie Widlund-Fantini, die von 1976 bis 1990 an der ESIT unterrichtete und parallel dazu als Freelance-Dolmetscherin in Paris arbeitete. Ab 1995 war sie europäische Beamtin in Brüssel und leitete von 2001 bis 2009 die französische Dolmetschabteilung des Europäischen Parlaments . Über den Ruf der ESIT , die ihren Studierenden eine von den internationalen Organisationen geschätzte Dolmetschmethode vermittelt, sagt Widlund-Fantini: „C’est vrai qu’en venant de l’ ESIT on avait quand même une qualité que beaucoup d’autres n’avaient pas, c’est-à-dire qu’on était très forts en consécutive“ 17 (De Rioja 2017). Die ESIT hat Generationen von DolmetscherInnen nach einem auf praxisverbessernder Forschung beruhenden Lehrkonzept geprägt. Auf dem Arbeitsmarkt finden AbgängerInnen der ESIT günstige Bedingungen vor, was dazu beiträgt, dass sie in der ESIT inkorporierte Normen perpetuieren, ob in der Lehre an anderen Ausbildungsstätten oder als praktizierende DolmetscherInnen. Manche dieser ehemaligen ESIT -Studierenden kehren im Laufe ihrer Karriere wieder an die ESIT zurück und bringen praktische Erkenntnisse mit, was zu einer Weiterentwicklung des didaktischen Konzepts beiträgt. Dies macht deutlich, dass die ESIT als normgebend und normstabilisierend auf eine Translationskultur einwirkende Institution wiederum an die Berufsausübung anknüpft und ihre Erwartungen durch die Translationspraxis selbst stabilisiert (vgl. Heller 2013: 65). Es ist somit festzustellen, dass im Zuge der Professionalisierung des Dolmetschberufs in Frankreich die AIIC als berufsvertretende und die ESIT als berufsbildende Institution in kontinuierlicher Wechselwirkung standen, sich gegenseitig zuarbeiteten und eine Translationskultur und ihre Normen wesentlich prägten, die unter anderem für Ausbildungsstätten, deren Aufnahmevoraussetzungen und Lehrmethoden sowie für die Dolmetschpraxis und deren Verwissenschaftlichung galten. Die normbildende Funktion der ESIT , die stark von Einzelpersonen, vor allem Danica Seleskovitch, geprägt war, setzte in Form von strengen Aufnahmeeinjähriges Master 2-Programm (Einführung in die Translationsforschung als Vorbereitung für ein Doktoratsstudium) sowie ein Doktoratsstudium der Translationswissenschaft absolvieren (vgl. ESIT 2017). 17 Es stimmt schon, dass wir ESIT -Absolventen gegenüber vielen Abgängern anderer Schulen einen klaren Vorteil hatten: Wir waren nämlich im Konsekutivdolmetschen wirklich sehr stark. <?page no="229"?> Von den Jeunes de Langue zu den Interprètes de Conférence 229 bestimmungen und Regeln für eine berufsorientierte Ausbildung ein und ging dann in eine Verwissenschaftlichung dieser praxisbezogenen Normen mit dem Ziel der Ausbildungsoptimierung über. Diese praktischen und theoretischen Normkonstrukte leitete die im Laufe der Zeit nicht nur als Ausbildungssondern auch als Forschungszentrum international bekannt gewordene ESIT in eine normstabilisierende Dimension über, die durch einen Prozess der positiven Rückkopplung gekennzeichnet war. In einem sich selbst verstärkenden Kreislauf wurden Normen der ESIT unter anderem von AbsolventInnen und mit der ESIT kooperierenden Institutionen international disseminiert und längerfristig etabliert. An die Lehrstätte zurückkehrende PraktikerInnen trugen im Gegenzug zur Weiterentwicklung und gegebenenfalls notwendigen Anpassung der Normen bei, wodurch das Prestige der Institution erhalten blieb und ihr Einflussbereich vergrößert wurde. 4 Conclusio Im vorliegenden Beitrag wurde versucht, die Rolle führender französischer Ausbildungseinrichtungen bei der Etablierung von Normen im Bereich der Dolmetschausbildung zu beleuchten. Dabei wurde festgestellt, dass die Normbildung und -stabilisierung an diesen Institutionen sich zwar schleppend, dennoch im zunehmenden Maße von theologischen Wert- und Wissensvorstellungen löste und sich immer stärker an wirtschaftlichen und politischen Anforderungen orientierte. In weiterer Folge verlagerte sich der Fokus französischer Dolmetschausbildungsstätten von philologischen Grundsatzdiskussionen auf die Professionalisierung im berufspraktischen Kontext und dessen Erforschung (z. B. durch die théorie du sens ), wobei hierbei zeitweise andere Entitäten (z. B. AIIC ) die Normen mitbestimmten. Durch die zeitlich breit gestreute Darstellung ist deutlich geworden, dass Normbildungsprozesse, die innerhalb einer Translationskultur zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem gewissen Ort stattfinden, auch über die Grenzen derselben Translationskultur hinauswirken können. Nicht nur in der internationalen Verbreitung der von ihnen geprägten Normen lassen sich bei den untersuchten Institutionen gewisse Parallelen erkennen. So sticht am Beispiel Frankreich eine zunehmende Professionalisierung ins Auge, häufig befeuert durch die Leistung von Einzelpersonen. Während hier bis zum 20. Jahrhundert vorwiegend Philologen wie Antoine-Silvestre de Sacy Lehre und „Forschung“ prägten und damit einhergehend Praxis und Theorie immer stärker voneinander getrennt wurden, haben danach praktizierende DolmetscherInnen, allen voran Danica Seleskovitch, die Dolmetschwissenschaft als eigenständige Disziplin erkannt und gefördert. Gemein ist beiden Einflussgruppen, dass die von ihnen geprägten Normen aufgrund ihrer Reputation einem weltweiten Publikum zugänglich gemacht wurden, vor allem durch international tätige AbsolventInnen. Der vorliegende Beitrag versteht sich als Türöffner zu einer weiterführenden Auseinandersetzung mit Normen und Konventionen per se, die im begrenzten Rahmen des Beitrages nicht anhand von Detailanalysen untersucht werden konnten. Um näheren Aufschluss über konkrete Normierungsprozesse und deren Ergebnisse zu erhalten, wäre beispielsweise die genauere Untersuchung von Studierenden- und Lehrendenbiografien, Lehrplänen, Korrespondenzen und anderen schriftlichen Quellen der jeweiligen Institutionen vonnöten. <?page no="231"?> Des jeunes de langue aux interprètes de conférence 231 Des jeunes de langue aux interprètes de conférence-: l’institutionnalisation des normes dans la culture de traduction en France Petra Cukier, Alexandra Marics 1 Introduction Dans sa définition de la culture de traduction 1 ( Translationskultur ), Prunč signale que les normes et conventions jouent un rôle crucial dans la constitution des cultures de traduction (voir Prunč 1997 : 107). Gideon Toury met en rapport le concept de norme avec la traduction dès les années 1970 (voir notamment Toury 1978) ; Prunč l’applique à sa notion de culture de traduction en 1997. En approfondissant cette théorie, Prunč aborde le rôle essentiel des institutions ou personnes qui jouissent d’un grand prestige ou qui ont vocation à établir des normes et des conventions, qui constituent à leur tour la base de création d’une culture de traduction (voir Prunč 2008 : 28). Ces normes et conventions qu’il faut a priori qualifier d’arbitraires sont tributaires des valeurs, et ne sont applicables que si elles sont admises au sein d’une culture de traduction (voir ibid. : 25 sqq.). En fonction des intérêts et des rapports de force, elles peuvent avoir un effet disruptif ou assurer une continuité, et gagnent ainsi en importance dans l’étude des cultures de traduction historiques. Le rôle des institutions qui établissent des normes 2 dans la formation d’interprète n’a pas encore été suffisamment traité dans la traductologie orientée vers l’histoire. Parmi les institutions à haute réputation au sein d’une culture de traduction , certaines écoles forgent les normes et les conventions dans le cadre de leurs activités et favorisent souvent l’émergence d’une culture de traduction par-delà les frontières nationales. La France participe activement au processus d’institutionnalisation et de normalisation des cultures de traduction , car c’est en France que les premières écoles d’interprétation ont vu le jour (ainsi que la première association professionnelle internationale). À l’exemple de ces écoles et d’autres institutions françaises, les chapitres suivants montrent comment la formation d’interprète s’émancipe progressivement de la philologie en créant ses propres normes, pour bientôt passer par un processus de professionnalisation qui entraîne finalement un débat scientifique manifeste sur l’interprétation, aboutissant à son tour à la création de normes. Puisque l’objet du présent article se concentre surtout sur les instituts de formation, les personnages importants ne sont mentionnés qu’incidemment. Ainsi l’article ne porte pas tant sur la définition de normes clairement identifiables que sur la fonction normative des institutions mentionnées, souvent issue de l’échange avec d’autres entités, ainsi que sur les tendances normatives. Les institutions qui ont marqué la formation d’interprète à différentes époques, dans le pays même, mais aussi à l’échelle internationale, ont été choisies pour illustrer la création de normes institutionnelles en France. Il s’agit d’une part des écoles de langues orientales 3 fondées à partir de la fin du 1 NdT : la notion de traduction englobe aussi bien la traduction écrite que la traduction orale. 2 Par esprit de concision, le terme « normes » employé par la suite inclut également les conventions. 3 Ici surtout l’arabe, le persan et le turc. <?page no="232"?> 232 Petra Cukier, Alexandra Marics 17 e siècle, les premières de ce genre à former des interprètes sous l’égide de la France pendant une longue période, et d’autre part de l’ École Supérieure d’Interprètes et de Traducteurs ( ESIT ), un établissement de formation toujours influent qui a créé pendant plusieurs décennies au 20 e siècle des normes applicables dans la pratique et la théorie de l’interprétation. 2 Orientalisme et formation d’interprète en France-: des origines communes Bien que la traductologie, la théologie et l’orientalisme soient aujourd’hui des disciplines distinctes, celles-ci ont des racines institutionnelles communes à l’échelle de l’Europe (voir Roland 1999 : 41 sqq.). Entre le 16 e et le 19 e siècle, aux intérêts théologiques portant sur l’acquisition des langues orientales viennent s’ajouter ceux liés aux échanges culturels et économiques entre les espaces culturels européen et ottoman. Par la suite, ces intérêts décroissent progressivement, menant à une diversification des disciplines (voir Bobzin 1998 : 21). Les instituts de langues orientales fondés par la France jouent un rôle particulier à cet égard. 2.1 Contexte historique Dès le Moyen Âge, la France s’intéresse aux langues orientales en vue de l’exégèse biblique et de l’évangélisation. À partir de 1538, des cours d’arabe accessibles au public 4 sont introduits au Collège royal , financé par l’État et donc à vocation séculière (voir Laurens 2004 : 101). Certains apprentis y apprennent les langues orientales pour devenir interprètes et éventuellement plus tard enseignants (voir Messaoudi 2007). Ce concept novateur est précédé en 1536 par l’alliance franco-ottomane contre l’empire des Habsbourg. Parallèlement, la France réussit à renforcer sa position de puissance commerciale et protectorale en Orient (voir Goffman 2004 : 193). Après la guerre franco-espagnole (1635-1659), la France envisage de redresser son économie en renforçant son commerce extérieur avec le Levant (voir INALCO 2014). Le besoin en médiateurs ayant des notions en langues orientales augmente donc particulièrement dans les domaines séculiers tels que l’économie et la diplomatie (voir Laurens 2004 : 104), agissant ainsi sur la distinction, la formation et l’institutionnalisation des groupements professionnels concernés, notamment les interprètes. Jusqu’au 18 e siècle, la langue française remplace de plus en plus le latin et devient la langue diplomatique. Dès le 17 e siècle, la langue française joue le rôle d’intermédiaire essentiel pour la traduction de nombreux ouvrages vers d’autres langues européennes, notamment les Mille et une nuits (1703-1717) traduites par Antoine Galland (voir Jankowsky 2001 : 1186). Cette « orientalophilie » se trouve encore amplifiée par la campagne d’Égypte de Napoléon (1799-1801) (voir Beaucour 1970 : 11 sqq.). En 1830, la prise d’Alger en constitue le point culminant temporaire, impliquant cependant un recours substantiel aux interprètes locaux ainsi qu’aux interprètes formés en France (voir Laurens 2004 : 118 sq. ; Skalweit 2018 : 135 sqq.). Au 19 e siècle, grâce à l’existence d’établissements de formation en France, Paris répond mieux à la demande en experts en langues que partout ailleurs en Europe, au point que la capitale est décrite vers 1820 comme le vrai centre des études orientales en Europe (voir Carrière 1883 : 25). 4 Le turc et le persan n’y sont enseignés qu’en 1787 (voir Jankowsky 2001 : 1185). <?page no="233"?> Des jeunes de langue aux interprètes de conférence 233 Bien que la formation en traduction et en interprétation pour les langues orientales en France au 19 e siècle ne soit pas encore perçue comme une discipline à part entière, on peut néanmoins supposer qu’entre le 17 e et le 19 e siècle, formation et exercice professionnel se sont progressivement détachés des conceptions et des valeurs religieuses et chrétiennes pour s’inscrire dans le laïcisme pragmatique, donnant ainsi lieu à de nouvelles notions de norme. Cela se traduit entre autres par une séparation graduelle de la profession d’interprète de celle du missionnaire et du philologue formé en théologie, et plus tard, de celle de l’orientaliste scientifique. Cette séparation conditionne l’émergence d’un domaine professionnel, celui de la traduction, qui requiert à son tour la création de ses propres normes. Au cours de ce processus d’émancipation, les établissements de formation gérés par la France jouent un rôle particulier. 2.2 Les débuts de l’institutionnalisation des établissements français de formation en langues orientales Face à l’ouverture de la France vers l’Empire ottoman, des organismes gouvernementaux français mettent sur pied en 1669 un centre de formation à Constantinople pour lesdits jeunes de langue destinés à servir d’interprètes au service diplomatique de la France (voir Hitzel 2008a : 348). Jusqu’à la fin du 19 e siècle, d’autres institutions aux intentions similaires sont mises en place. En décembre 1776, un règlement renseignant sur la catégorisation des interprètes en langues orientales telle qu’elle est appliquée à la cour de France est adopté, ce qui constitue un acte de normalisation professionnelle. Il est d’une part question des « secrétaires interprètes de sa Majesté pour les langues orientales », devant être engagés en France pour la correspondance avec le Levant (donc aussi pour les travaux écrits), pour les visites d’État, etc. D’autre part, il s’agit également d’une référence aux interprètes appartenant à la représentation diplomatique française dans le Levant, dénommés ci-après « drogmans » (voir INALCO 2014). Ces professions pratiques nécessitant un niveau élevé de compétences en langues se considèrent à l’opposé de l’« orientaliste » érudit, ne possédant souvent pas de compétences linguistiques actives, bien que bénéficiant généralement jusqu’au 19 e siècle d’une considération sociale plus importante (voir Reig 1988 : 40 sqq.). Paradoxalement, les orientalistes et les interprètes sont majoritairement formés dans les mêmes écoles françaises à partir de la deuxième moitié du 16 e siècle. À première vue, cela pourrait indiquer que, pendant longtemps, ces deux domaines sont peu différenciés. Étant donné que l’ École des jeunes de langue 5 et l’ École des langues orientales (fondées au 18 e siècle) se concentrent toutes les deux sur la formation d’interprète, ces deux institutions, qui fusionnent en 1873, seront présentées plus en détail ci-après. Dans la mesure du possible, on examinera leur influence sur les tendances normatives. Le cadre temporel qui en résulte s’étend de la première moitié du 18 e siècle au deuxième tiers du 19 e siècle, comme l’illustre la Figure 7 ci-dessous. 5 Les différents noms successifs de toutes les écoles mentionnées ne sont pas pris en compte ici. <?page no="234"?> 234 Petra Cukier, Alexandra Marics Fig. 7 : Établissements d’enseignement des langues orientales à Paris de 1530 à aujourd’hui 2.2.1 École des jeunes de langue Avant l’apparition des écoles d’interprètes, des drogmans polyglottes, généralement issus d’anciennes familles influentes, sont employés au Levant dans les représentations des pays européens. Souvent, les drogmans travaillent pour plusieurs représentations diplomatiques de différents pays, ce qui met en doute leur loyauté envers certaines nations (voir de Groot 1995 : 235 sqq.). Pour cette raison, un arrêt en date du 18 novembre 1669 envoie six garçons âgés de neuf à dix ans de Marseille à Constantinople et Smyrna pour qu’ils y apprennent les langues orientales (voir Bourgey 1995 : 3 sq.). À Marseille, déclarée port franc dans la même année, l’intérêt de développer le commerce avec le Levant est particulièrement fort. C’est probablement la raison pour laquelle le séjour à Constantinople des jeunes de langue est financé par la chambre de commerce de Marseille bien que les jeunes de langue soient sous la surveillance des capucins (voir Le Bas 1844 : 546). En 1700, le roi décide de créer un établissement d’enseignement destiné à former de jeunes chrétiens d’Orient 6 pour devenir missionnaires et interprètes. Cette nouvelle école trouve sa place à Paris, dans le même immeuble que le Collège Louis-le-Grand , dirigé par les jésuites (jusqu’en 1762). En raison de l’inefficacité de la formation des jeunes de langue , les deux formations fusionnent dans une seule école avec l’ordonnance du 20 juillet 1721. Dès lors, la formation principale a lieu en France, suivie d’un stage au Levant. Bientôt, l’école s’écarte de sa voie missionnaire initiale (voir ibid. : 546 sq.). Cette nouvelle école, placée sous l’égide du ministère des Affaires étrangères jusqu’en 1763, devient l’ École des jeunes de langue (voir Hitzel 2008a : 348). L’enseignement des langues orientales est subordonné au secrétaire interprète du roi ainsi qu’à deux autres interprètes, tandis que les matières classiques sont enseignées par des religieux (voir Reig 1988 : 66 ; Messaoudi 2007). Au fil du temps, les interprètes enseignants rassemblent une bibliothèque impressionnante, destinée à servir de source d’information civilisationnelle aux élèves. Les enseignants religieux quant à eux estiment que les méthodes 6 Cette école est appelée l’ École des Arméniens , mais elle enseigne en réalité à des chrétiens de différents pays du Levant (voir Le Bas 1844 : 546). <?page no="235"?> Des jeunes de langue aux interprètes de conférence 235 d’enseignement traditionnelles que l’on utilise pour l’étude du latin, la langue de communication entre les élèves, peuvent aussi être appliquées aux langues orientales, entraînant des divergences de vues entre eux et les interprètes (voir Kalus 1995 : 365 sqq.). À partir de 1721, la formation d’interprète des langues orientales est réservée aux citoyens français ; à partir de 1781 la préférence est donnée aux fils des familles de drogmans ou des familles d’interprètes 7 de nationalité française (voir Le Bas 1844 : 546 sq.). Pour ces derniers, les études de langue sont financées par l’État jusqu’à la Première Guerre mondiale. Cependant, entre 1873 et 1875, le stage obligatoire au Levant est supprimé (voir Messaoudi 2007 ; Skalweit 2018 : 39). Par conséquent, la formation se tourne davantage vers les études orientales 8 . L’étude de la culture de traduction en France permet de constater qu’entre 1669 et 1873, la formation d’interprète entreprend une première tentative de se libérer des traditions théologiques et de devenir indépendante. Par conséquent, les nouvelles méthodes d’enseignement développées par les interprètes sont en conflit avec celles plus traditionnelles de la théologie/ de l’orientalisme, exemplifiant l’évolution progressive des normes de traduction qui, influencées dans un premier temps par d’autres disciplines, s’orientent davantage sur les exigences économiques et diplomatiques de l’époque. Pourtant, une réorganisation purement laïque (et donc républicaine) de la formation d’interprète ne se produit qu’après la Révolution. Jusqu’alors, les anciennes familles de drogmans dominent la pratique de l’interprétation pour la France, surtout au Levant. Même après, beaucoup de jeunes de langue sont recrutés dans les familles de drogmans, ce qui montre l’importance cruciale de ces familles dans la création de normes dans la culture de traduction de la France au sens de Prunč, ainsi que la persistance de certaines normes traditionnelles. 2.2.2 École des langues orientales Après la Révolution française, beaucoup de drogmans levantins chevronnés quittent le service en raison du défaut de paiement de leurs salaires ou du changement dans leurs rapports de loyauté (voir Reig 1988 : 54 sq.). Par conséquent, et pour répondre aux besoins linguistiques dû à la continuité des relations entre la France et l’Empire ottoman, il s’avère nécessaire de former du nouveau personnel obéissant à l’idéologie officielle (voir Dehérain 1938 : VI ). L’ École des jeunes de langue déjà existante a réputation d’être de caractère royaliste-monastique (voir Messaoudi 2007), et c’est probablement pour cela qu’elle souffre d’un manque flagrant d’enseignants et d’élèves vers la fin du 18 e siècle (voir Reig 1988 : 75). C’est Constantin-François Volney, un voyageur en Orient et lui-même ancien élève des cours d’arabe au Collège royal , qui en 1795 9 critique la mauvaise connaissance de langue des diplomates et orientalistes et cherche à créer de nouvelles méthodes d’enseignement des langues qui soient plus « actives » (voir Valensi 2008 : 971). Même l’orientaliste et partisan de la Révolution Louis Langlès, formé au Collège royal , qui lui-même dispose seulement de connaissances linguistiques passives, œuvre 7 Pour faire la différence avec les familles de drogmans, pour la plupart non musulmanes, mais vivant dans l’Empire ottoman, les familles qui ne sont pas issues de l’Empire ottoman sont appelées « familles d’interprètes » dans ce texte. 8 Schreiber fait référence à la politique de traduction nationale de la France entre la Révolution et la fin de l’époque napoléonienne, dont le but était de propager les idées révolutionnaires non seulement dans les langues régionales françaises, mais aussi à l’étranger. L’arabe était une des langues cibles, surtout dans la phase initiale, traduit par exemple dans le bureau de traduction de la Convention nationale (1792-1795) (voir Schreiber 2017 : 139 sq.). 9 Dans son ouvrage Simplification des langues orientales . <?page no="236"?> 236 Petra Cukier, Alexandra Marics pour l’amélioration de l’enseignement des langues (voir Reig 1988 : 77 ; Hitzel 2008b : 559). Dans un discours en 1790, 10 il exige la création de chaires pour les langues orientales à Paris et Marseille au profit du développement des relations commerciales de la France (voir Reig 1988 : 20). Finalement, l’ École spéciale des langues orientales est créée par décret du 30 mars 1795 à l’initiative de l’homme politique Joseph Lakanal 11 . Quoique Langlès, en charge de l’administration, affirme à la fin de 1796 qu’il s’agit bien d’un centre de formation d’interprètes, l’orientation de l’établissement s’avère, par la suite, principalement philologique, vu que ni Langlès ni son successeur en 1824, Antoine-Isaac Silvestre de Sacy, ne possèdent une connaissance pratique des langues (voir Reig 1988 : 20 sq.). Le décret de création de l’ École prévoit l’enseignement des relations politiques et économiques de la France avec le Levant (voir Carrière 1883 : 7). Mais bientôt les enseignants se consacrent de plus en plus à des thèmes philologiques, comme de Sacy, qui analyse des textes dans ses cours avec ses élèves provenant de toute l’Europe (voir Marics 2016 : 126 sqq.). Les enseignants publient surtout des manuels de grammaire 12 , mais aussi un nombre croissant d’autres ouvrages, ce qui démontre que l’ École se tourne de plus en plus vers la recherche (à orientation philologique) (voir Reig 1988 : 92). Autour de 1807, de premiers efforts sont faits pour séparer la formation en langues orientales des traducteurs de celle des interprètes. Volney appelle à la création d’un Collège des Drogmans à Marseille pour les langues et dialectes orientaux 13 , destiné aux élèves et enseignants avec des connaissances de niveau de langue maternelle. En revanche, pour les recherches sur les langues orientales et la réception d’hôtes de l’Orient, on prévoit l’établissement d’un homologue parisien, un Collège des Traducteurs (voir Clavères 2002 ; Valensi 2008 : 971). En effet, un cours public d’arabe gratuit est créé par décret du 31 mai 1807 au Lycée royal de Marseille dans le but de former des spécialistes pour le commerce avec le Levant (voir Clavères 2002). Cette création d’un contrepoids aux centres de formation à Paris n’entraîne cependant ni la distinction initialement espérée entre la formation des interprètes et celle des traducteurs, ni l’élargissement de l’éventail des langues (voir ibid.). D’ailleurs, seulement les locuteurs natifs arabes auraient obtenu des postes d’interprète sur la base de leur participation au cours (voir Messaoudi 2008 : 115). Quoiqu’entre 1821 et 1875/ 76 l’ École de Paris s’efforce de se doter d’une base pour l’interprétation de l’arabe vulgaire en enseignant l’arabe dialectal oriental (voir Reig 1988 : 91 sqq.), la formation d’interprètes n’y est plus proposée à partir de 1883 (voir Skalweit 2018 : 43). Malgré tout, quelques diplômés de Paris travaillent réellement (également) comme interprètes (voir Laurens 2004 : 115). Étant donné qu’ils proviennent des différentes parties de l’Europe (voir Messaoudi 2007), particulièrement de l’Allemagne (voir Espagne 2005), il faut présumer que les concepts de normes forgés par la philologie, tels qu’ils sont incorporés à Paris, notamment l’intense concentration sur l’écrit, se répandent dans les différentes écoles européennes. Par conséquent, la création d’une formation d’interprétation plus orientée vers la pratique ne s’y 10 « De l’importance des langues orientales pour l’extension du commerce et le progrès des lettres et des sciences ». 11 L’orientaliste Antoine-Isaac Silvestre de Sacy assure l’enseignement de l’arabe littéral (voir Dehérain 1938 : V) ; l’interprète Venture de Paradis chargé d’enseigner le turc est remplacé durablement (voir Reig 1988 : 21) ; le persan est enseigné jusqu’en 1824 par Langlès (voir Hitzel 2008b : 559). 12 Par exemple, Silvestre de Sacy, Antoine Isaac (1810) Grammaire arabe (1810), Caussin de Perceval, Amand (1824) Grammaire arabe vulgaire (voir Reig 1988 : 92). 13 Dans son ouvrage Vues sur l’enseignement des langues orientales (1807/ 1821). <?page no="237"?> Des jeunes de langue aux interprètes de conférence 237 accomplit que lentement. En outre, le prestige et l’influence des enseignants parisiens sur les étudiants sont tels que, pendant la période ici considérée, ils ne doivent pas même présenter de diplôme d’études pour exercer une activité enseignante (par ailleurs, les étudiants n’ont pas besoin non plus d’un baccalauréat pour fréquenter l’ École ) (voir Messaoudi 2007). En résumé, on peut constater qu’avec la constitution de l’ École des langues orientales , étant donné son empreinte révolutionnaire et son prestige élevé, la sécularisation de l’enseignement des langues orientales est certes finalisée, mais sans apporter la séparation claire qui s’était profilée dans un premier temps entre la formation en traduction et celle en philologie. Cette dernière, marquée par sa forte propension à l’analyse de texte et grammaticale, continue de déterminer les normes en raison du prestige des « orientalistes érudits », et cela au-delà les frontières de la France. Pendant longtemps l’implication d’éléments issus de la pratique de l’interprétation dans l’enseignement (p. ex. enseignement par des locuteurs de langue maternelle, dialectes, etc.) ne parvient pas à s’imposer face aux méthodes caractéristiques de l’orientalisme de l’époque (p. ex. analyse de texte, édition de texte, etc.). Par conséquent, il est probable que cette conception préétablie de normes soit largement entrée en conflit avec les normes effectivement appliquées dans la pratique de l’interprétation marquée par la réalité politique et économique. Cette opposition est d’ailleurs critiquée par les linguistes tournés vers la pratique à la fin du 18 e siècle. Bien que l’évolution ici décrite de la différenciation et de la sécularisation de la formation d’interprète constitue une base fondamentale pour la continuité et l’expansion de la culture de traduction française, il faut attendre le 20 e siècle pour assister à la professionnalisation de l’interprétation, largement détachée des normes philologiques, et à son étude scientifique indépendante. La constitution de nouvelles filières d’interprétation, notamment l’interprétation de conférence, ainsi que la création de centres de formation spécialisés et d’associations professionnelles sont d’une importance immense pour la mise en place de normes (de traduction) autonomes dans la culture de traduction de la France. 3 L’institutionnalisation de l’interprétation de conférence au 20 e -siècle La profession d’interprète n’est reconnue qu’après la Première Guerre mondiale, lorsque la conférence de paix de Paris donne naissance à l’interprétation de conférence (voir Pöchhacker 2016 : 29). La fondation de l’Organisation internationale du Travail en 1919 ainsi que celle de la Société des Nations l’année suivante suscitent des besoins supplémentaires en interprétation et apportent des progrès techniques (voir Keiser 2004). À partir de 1945, le procès de Nuremberg et la fondation de l’ ONU ouvrent finalement la voie à la professionnalisation des interprètes ainsi qu’à la création d’associations professionnelles nationales et internationales dans l’hémisphère occidental (voir Pöchhacker 2016 : 29). Pour les interprètes de l’époque, il s’agit souvent d’une activité accessoire (voir Keiser 2004) ; les Français André Kaminker et Paul Mantoux comptent parmi les plus célèbres interprètes de leur temps qui, sans avoir suivi aucune formation spécifique, jouent un rôle pionnier (voir Andres 2015 : 84). Ainsi l’interprétation est pour ceux qui l’exercent plutôt une activité secondaire aléatoire au profil imprécis, causé par l’absence de structures de formation et d’associations professionnelles. La prise de conscience accrue du métier d’interprète, ainsi que la professionnalisation et l’institutionnalisation qui y sont liées, résultent d’un besoin d’interprétation croissant manifesté par les organisations internationales et les événements marquants de notoriété publique. <?page no="238"?> 238 Petra Cukier, Alexandra Marics 3.1 Association Internationale des Interprètes de Conférence (AIIC) La mise en place de l’ AIIC ( Association Internationale des Interprètes de Conférence ) en 1953 à Paris pose un jalon de l’institutionnalisation du métier d’interprète (voir Diriker 2015 : 79) et marque le début de la création d’écoles d’interprétation internationales (voir Baigorri-Jalón 2015 : 19). De l’avis de Boéri, l’ AIIC compte parmi les « key internal players » (2015 : 29), à savoir des institutions puissantes qui déterminent comment apprendre, enseigner, exercer le métier d’interprète, et quelles théories élaborer pour l’interprétation. En 1957, l’ AIIC publie son code d’éthique qui traite par exemple du respect du secret professionnel et qui est suivi un peu plus tard du premier annuaire des interprètes, ainsi que d’un guide définissant les conditions de travail (voir Widlund-Fantini 2007 : 99 ; Pöchhacker 2016 : 168). Dans le cadre d’une « politique éducative » spécialement définie, l’ AIIC essaie d’établir des critères pour les centres de formation afin d’imposer notamment que les cursus de la formation d’interprète soient conçus au niveau universitaire supérieur et enseignés par des interprètes professionnels exerçants (voir Boéri 2015 : 33 ; Diriker 2015 : 79). Ces recommandations font que la formation d’interprète a lieu de plus en plus en université et que les interprètes de conférence de formation universitaire jouissent d’une excellente réputation (voir Pöchhacker 2016 : 32). L’ AIIC s’efforce de se distancer de tout comportement non professionnel, autrement dit non conforme au code d’éthique sur le marché de l’interprétation de conférence. Ces exigences de qualité se reflètent encore aujourd’hui dans la procédure d’admission, car l’affiliation à l’association professionnelle ne s’effectue pas automatiquement. Elle ne peut qu’être demandée après avoir acquis une certaine expérience professionnelle et passé un « test » en milieu de travail évalué par plusieurs membres de l’ AIIC , qui servent non seulement de parrains pour les jeunes interprètes (voir Pöchhacker 2016 : 167), mais aussi de « portiers » de l’association professionnelle (Boéri 2015 : 33). Danica Seleskovitch fait partie des membres fondateurs de l’ AIIC 14 , la seule association des interprètes de conférence à l’échelle mondiale. Cette interprète de conférence, qui doit devenir plus tard secrétaire exécutif de l’ AIIC et directrice de l’ École Supérieure d’Interprètes et de Traducteurs ESIT , est aussi très longtemps considérée comme une représentante importante des interprètes de conférence (voir Diriker 2015 : 79). Dès 1958, Danica Seleskovitch s’efforce d’obtenir une collaboration entre l’ AIIC et les écoles d’interprètes remplissant les critères de reconnaissance définis dans la « politique éducative » de l’ AIIC (voir Widlund-Fantini 2007 : 101). Par conséquent, l’interdépendance de l’association AIIC et de l’école supérieure ESIT apparaît notamment au niveau du personnel. La fonction normative de l’ AIIC se manifeste par l’effet régulateur qu’elle exerce sur les interprètes ainsi que sur les employeurs institutionnels en réglementant les conditions de travail, les modalités d’adhésion et en définissant un code éthique. Les recommandations stipulées dans la « politique éducative » de l’ AIIC peuvent être considérées comme normatives parce qu’il est certain qu’elles poussent les centres de formation à recruter leurs enseignants parmi les interprètes de l’ AIIC et à les charger entre autres de rédiger les curricula. 14 À ses débuts, l’ AIIC ne recense guère plus de 30 membres. Son siège est déplacé à Genève en 1969. Elle compte plus de 2000 membres à la fin du 20 e siècle (voir Fergusson 2002 : 324) et près de 3500 en 2017 (voir AIIC 2017). L’association professionnelle inclut des comités de recherche, de formation et de formation continue, de technique et aussi de santé. Elle publie une liste d’écoles d’interprètes du monde entier et est responsable de nombreuses initiatives, notamment un projet sur les interprètes travaillant dans les zones de conflit et un groupe de travail sur l’histoire de la profession (ibid.). <?page no="239"?> Des jeunes de langue aux interprètes de conférence 239 3.2 École Supérieure d’Interprètes et de Traducteurs (ESIT) L’ ESIT est issue de l’ Institut de Hautes Études d’Interprétariat qui est fondé au sein de la Sorbonne en 1951, mais qui n’en fait pas partie. Cet institut est plus une école de langues pour jeunes filles de bonne famille qu’une école d’interprètes. L’école supérieure reçoit son nom actuel en 1957 et est intégrée à l’université Paris III Sorbonne Nouvelle dans les années 1960. Dès 1956, Seleskovitch enseigne à l’ ESIT et lui reste fidèle jusqu’à la fin du 20 e siècle. À son initiative, l’ ESIT collabore par exemple avec les instituts de Genève et d’Heidelberg, mais aussi avec le ministère français des Affaires étrangères, afin de former des étudiants d’Afrique et par la suite aussi des étudiants d’autres continents (voir Widlund-Fantini 2007 : 168 sqq.). À la fin des années 1960, l’ ESIT élargit sa sphère d’influence ouvrant ses portes aux étudiants du monde entier. Dans le but de donner une formation d’interprète aux étudiants de langues maternelles qui ne figurent pas au programme de l’ ESIT , des méthodes pédagogiques, appelées les cours des cas spéciaux 15 , sont introduites (voir Déjean Le Féal 1990 : 201 sq.). 3.2.1 La formation normative de l’ESIT Au début, Seleskovitch s’efforce de donner une orientation professionnelle à la formation d’interprète en établissant des règles précisément définies. Dans ce but, elle restructure l’ ESIT et fait en sorte que l’enseignement soit exclusivement assuré par des praticiens de l’interprétation. L’accès à la formation est strictement limité et réservé aux candidats maîtrisant deux langues étrangères et titulaires d’une licence (voir Widlund-Fantini 2007 : 169). Ces conditions provoquent un cercle vertueux dynamique : les enseignants ayant fait leurs preuves sur le terrain adaptent les normes de formation aux besoins du marché afin que les futurs diplômés puissent réussir dans la profession, ce qui à son tour consolide la réputation de l’ École , augmente son influence sur la constitution et la stabilisation des normes d’enseignement de l’interprétation, et pour finir attire de nouveaux étudiants. Après avoir assuré la professionnalisation du métier d’interprète en définissant les conditions de réussite dans la formation, l’ ESIT se lance dans un débat scientifique sur des questions de traduction. En 1973, la Sorbonne attribue à Seleskovitch le titre de docteur pour sa thèse sur l’interprétation de conférence qui est la première en France rédigée sur ce sujet (voir ibid. : 143 ; Lederer 2015 : 296). Un an plus tard, l’ ESIT est autorisée à proposer le doctorat en science et techniques de l’interprétation et de la traduction ainsi qu’à créer un centre de recherche (voir Widlund-Fantini 2007 : 155 et 178 sq.). Seleskovitch explore les possibilités d’optimiser l’éducation à l’ ESIT et de lui donner un fondement scientifique permettant l’établissement ou plutôt l’adaptation des normes dans la didactique de l’interprétation. Quand elle commence à élaborer la théorie du sens qu’elle co-développe avec son ancienne élève et future collègue Marianne Lederer au milieu des années 1960, elle semble focaliser son travail scientifique sur des solutions d’enseignement dictées 15 Étant donné que les exercices vers la langue maternelle sont indispensables pour apprendre vite et bien à maîtriser les opérations mentales qui se déroulent pendant l’interprétation, les étudiants de l’ ESIT de langues maternelles différentes ne figurant pas au programme de l’ École sont regroupés dans des cours spéciaux donnés par un enseignant qui ne parle aucune de ces langues. L’évaluation de la performance d’interprétation, notamment vers la langue maternelle, est effectuée à l’aide de la méthode du « cours triangulaire », impliquant l’intervention d’un spécialiste externe pour chaque langue maternelle parlée par les étudiants (voir Déjean Le Féal 1990 : 202 sqq.). <?page no="240"?> 240 Petra Cukier, Alexandra Marics par la pratique (voir Widlund-Fantini 2015 : 369). En 1968, Seleskovitch présente sa théorie dans L’interprète dans les conférences internationales (voir Pöchhacker 2016 : 34). Selon la thèse centrale de cette théorie, le but de l’interprétation n’est pas de transcoder, mais de comprendre le sens d’un discours et de le rendre en substance (voir Diriker 2015 : 79). L’influence internationale qu’exerce l’ ESIT en établissant des normes se manifeste clairement quand le service d’interprétation de la Commission européenne, aujourd’hui appelé SCIC , confie un projet de didactique de l’interprétation à Seleskovitch et Lederer. En 1989, ce projet mène à la publication de La pédagogie raisonnée de l’interprétation (voir Widlund-Fantini 2007 : 158). Sur demande de la Commission européenne, cet ouvrage doit servir dans sa deuxième édition à partir de 2002 de guide pour de nouvelles formations d’interprétation dans les pays candidats à l’Union européenne de l’époque (voir Lederer 2015 : 297). Ce traité est aujourd’hui encore influent (voir Pöchhacker 2015a : 65). Le concept pédagogique offre un aperçu général complet des principes fondamentaux de la formation d’interprète à l’ ESIT qui consiste avant tout à fournir des méthodes de travail aux étudiants (voir Seleskovitch/ Lederer 1984 : 195). En plus de méthodes d’exercices d’écoute et d’analyse, l’ouvrage contient une partie théorique, des critères de sélection des étudiants ainsi que des directives pour organiser un examen d’entrée (voir Seleskovitch/ Lederer 2002). Grâce au mandat officiel confié par une institution européenne, la dimension scientifique donnée à la didactique de l’interprétation à l’ ESIT sur plusieurs décennies possède dans la pratique un effet normatif pour d’autres instituts de formation sur le continent. Ainsi se disséminent les normes de l’ ESIT . De plus, les diplômés formés d’après le concept pédagogique de l’ ESIT sont probablement recrutés en priorité par les institutions européennes en raison de leur formation spécifique. 3.2.2 La fonction normative consolidatrice de l’ESIT La théorie du sens pose la première pierre de l’influente École de Paris qui comptera des fidèles pendant près de 30 ans (voir Widlund-Fantini 2015 : 368). L’ ESIT est la base institutionnelle de cette école de pensée ; son cadre théorique et son approche didactique « […] was readily adopted by many interpreters, professional organisations, interpreter trainers, and scholars of interpreting, empowering the profession and shaping the field of INTERPRETING STUDIES in its formative stage » (Diriker 2015 : 79 ; mis en évidence dans l’original). Pöchhacker (2015a : 64) décrit l’influence de l’ École de Paris de la manière suivante : « […] the community of professionals and trainers spearheaded by Danica Seleskovitch in Paris asserted itself and managed to establish a paradigm of its own that was to shape the field for one or two decades ». Israël (2002 : 6), ancien directeur de la Section Traduction de l’ ESIT et participant ainsi à la dissémination de la théorie du sens , souligne l’importance de cette théorie dans les cours, la pédagogie ainsi que les travaux de recherche à l’ ESIT . Déjean elle aussi, diplômée d’un doctorat de l’ ESIT et enseignante à l’ ESIT , est manifestement une représentante convaincue de l’ École de Paris , puisqu’elle confirme l’effet bénéfique de la théorie du sens dans la pratique : « […] la théorie du sens a été adoptée - du moins dans ses grandes lignes - comme fondement de la pédagogie pratiquée par la plupart des écoles d’interprètes » (Déjean 2002 : 146 ; mis en évidence dans l’original). Toutefois, dans les années 1980, le paradigme de la théorie du sens est contesté après le symposium de Trieste (1986) par une nouvelle génération de chercheurs se consacrant à la psychologie cognitive, ayant des exigences davantage tournées vers la science et adoptant une <?page no="241"?> Des jeunes de langue aux interprètes de conférence 241 orientation méthodologique différente (voir Pöchhacker 2015b : 294). L’aspect expérimental devient la pomme de discorde entre cette nouvelle génération de chercheurs et l’ École de Paris qui mène principalement des études observatrices basées sur des enregistrements et des transcriptions de discours de conférences ainsi que leurs interprétations. Il est reproché à la théorie du sens de se concentrer sur des processus mentaux tout en négligeant les descriptions systématiques d’expérimentations scientifiques (voir Pöchhacker 2016 : 69). Pour Schreiber (2008 : 51), la théorie du sens qui connaît un fort succès à l’étranger est plus une norme prescriptive qu’une théorie. Malgré ce changement de paradigme, l’ ESIT 16 bénéficie toujours d’une dynamique propre et d’un rayonnement international au début du 21 e siècle. L’école constitue l’un des dix-huit centres de formation de traducteurs et d’interprètes auprès desquels l’ ONU recrute son personnel. Afin de faciliter d’une manière générale l’intégration professionnelle de ses diplômés, l’ ESIT entretient un réseau de coopération entre enseignants et diplômés au cours de services d’interprétation réels (voir N. N. 2015). Une ancienne étudiante confirme que le diplôme de l’ ESIT est un sésame qui ouvre de nombreuses portes (Inside ESIT 2014). Un témoin célèbre qui incarne bien ce rôle facilitateur de l’ ESIT est Gilles Ouvrard, né en France en 1954. Cet éminent diplômé de l’ ESIT , qui a comme langue de travail le français, l’anglais et le chinois, est chef interprète pour le chinois auprès du ministère des Affaires étrangères pour les anciens présidents français François Mitterrand et Jacques Chirac (voir Plassard 2009). De 1990 à 2011, il est chargé entre autres d’enseigner en tant que directeur de la Section Traduction à l’ ESIT . Il poursuit ensuite sa carrière d’enseignant à Séoul dans une école homologue de l’ ESIT en Corée du Sud, la Graduate School of Interpretation and Translation (voir Ouvrard 2013). Ouvrard souligne le rôle particulier de l’ ESIT dans la formation d’interprète en l’appelant un « accélérateur de maturation » (ibid.), à savoir un établissement de formation, lequel accélère le processus de maturation des étudiants en interprétation jusqu’au professionnalisme. Anne-Marie Widlund-Fantini est une autre « ambassadrice » très connue de l’ ESIT , née à Stockholm en 1949. Elle est chargée de cours à l’ ESIT de 1976 à 1990 tout en travaillant en parallèle comme interprète indépendante à Paris. À partir de 1995, elle devient fonctionnaire européenne à Bruxelles et dirige la division française d’interprétation au Parlement européen de 2001 à 2009. Concernant la réputation de l’ ESIT , qui transmet à ses étudiants une méthode d’interprétation appréciée par les organisations internationales, Widlund-Fantini déclare : « C’est vrai qu’en venant de l’ ESIT on avait quand même une qualité que beaucoup d’autres n’avaient pas, c’est-à-dire qu’on était très forts en consécutive » (De Rioja 2017). L’ ESIT a influencé des générations d’interprètes selon un concept pédagogique basé sur des recherches en vue d’améliorer la pratique. Sur le marché du travail, les diplômés de l’ ESIT trouvent des opportunités avantageuses qui contribuent à perpétuer les normes incorporées dans l’ ESIT , que ce soit en enseignant dans d’autres écoles ou comme interprètes en exercice. Certains de ces anciens étudiants reviennent à l’ ESIT au cours de leur carrière et y apportent 16 Au début du 21 e siècle, dans le cadre du processus de Bologne, l’ ESIT a introduit le système L. M. D. ( licence , master , doctorat ), une architecture d’études européenne basée sur trois niveaux : le baccalauréat, le master et le doctorat. Les étudiants de l’ ESIT peuvent suivre trois programmes de master (Interprétation de conférence, Traduction éditoriale, économique et technique, et Interprétation français/ langue des signes française et LFS/ français), un programme de Master 2 d’un an (Introduction à la recherche en traductologie en vue d’un doctorat) et un programme de Doctorat en Traductologie (voir ESIT 2017). <?page no="242"?> 242 Petra Cukier, Alexandra Marics leur expérience pratique, ce qui contribue au développement du concept didactique. Cela montre clairement que l’ ESIT , dont le rôle normatif et stabilisateur influence la culture de traduction , se base à son tour sur l’exercice de la profession et consolide ses attentes par la pratique de la traduction elle-même (voir Heller 2013 : 65). À mesure que la profession d’interprète se professionnalise en France, l’ AIIC , en tant qu’institution représentative de la profession et l’ ESIT , en tant qu’établissement de formation professionnelle, s’avèrent donc être en permanente interaction, s’entraident et influencent une culture de traduction et ses normes qui s’appliquent, entre autres, aux établissements de formation, à leurs conditions d’admission et à leurs méthodes d’enseignement, ainsi qu’à la pratique de l’interprétation et sa dimension scientifique. La fonction normative de l’ ESIT est fortement influencée par des individus, en particulier Danica Seleskovitch. Elle se traduit d’abord par la mise en place de règles et de critères d’admission stricts en faveur d’une formation d’orientation professionnelle, pour conférer ensuite une dimension scientifique à ces normes liées à la pratique dans le but d’optimiser la formation. Ces élaborations de normes pratiques et théoriques ont conduit l’ ESIT , qui se taille une réputation internationale à la fois de centre de formation et de centre de recherche, vers une dimension consolidatrice, caractérisée par un processus de rétroaction positive. Au sein de ce cercle vertueux, les normes de l’ ESIT se diffusent à l’échelle internationale et s’établissent à long terme, notamment par l’intermédiaire des diplômés et des établissements coopérant avec l’ ESIT . En échange, les praticiens revenant à l’ ESIT contribuent au développement et, le cas échéant, à l’adaptation des normes, ceci préservant le prestige de l’institution et élargissant sa sphère d’influence. 4 Conclusion Le présent article tente d’éclaircir le rôle des principaux établissements de formation français quant à la mise en place de normes dans le domaine de la formation d’interprète. Il constate que la création et la consolidation des normes dans ces établissements se sont détachées lentement, mais progressivement des conceptions et valeurs théologiques pour s’orienter de plus en plus vers les exigences économiques et politiques. Par la suite, l’attention des écoles françaises d’interprétation s’est portée moins sur les discussions de fond philologiques que sur la professionnalisation en contexte professionnel pratique ainsi que sur la recherche dans ce domaine (notamment par la théorie du sens ), sachant que d’autres entités (telles que l’ AIIC ) ont temporairement participé à la définition des normes. La description qui s’étend sur une longue période montre que les processus de création de normes qui ont lieu au sein d’une culture de traduction à un moment et en un lieu précis peuvent aussi agir par-delà les frontières de cette même culture de traduction . Les points communs entre les différents établissements étudiés ne se limitent pas à la diffusion internationale de leurs normes. La France montre l’exemple d’une professionnalisation croissante, souvent favorisée par les accomplissements de certains individus. Tandis que jusqu’au 20 e siècle, l’enseignement et la « recherche » sont avant tout marqués par des philologues comme Antoine-Silvestre de Sacy, ceci s’accompagnant d’une séparation de plus en plus importante entre la pratique et la théorie, les interprètes qui exercent le métier plus tard, en premier lieu Danica Seleskovitch, savent reconnaître et soutenir les sciences de l’interprétation en tant que discipline autonome. Ces deux groupes influents ont en commun d’avoir rendu les normes, <?page no="243"?> Des jeunes de langue aux interprètes de conférence 243 portant leur empreinte, accessibles à un grand public international en raison de leur réputation, et surtout grâce à d’anciens élèves travaillant partout dans le monde. Le présent article entend ouvrir la voie à un débat plus approfondi sur les normes et les conventions en tant que telles, qui n’ont pas pu être examinées en détail dans le cadre limité de cet ouvrage. Pour en savoir davantage sur les processus concrets de création des normes ainsi que sur leurs résultats, il serait par exemple nécessaire d’examiner plus précisément des biographies d’étudiants et d’enseignants, des programmes de formation, des correspondances ainsi que d’autres sources écrites des établissements respectifs. Übersetzung Barbara Geher Marion Glawogger Judith Helmberg Theresa Hofer Elisabeth Konecky Maude Maure Tamara Mazgon Samira Najar unter der Leitung von Anne Durand Bibliografie AIIC (2017), in: https: / / aiic.net [20. 11. 2019]. Andres, Dörte (2015) „Consecutive Interpreting“, in: Pöchhacker, Franz (ed.)/ Grbić, Nadja (assoc. ed.) Routledge Encyclopedia of Interpreting Studies . London: Routledge, 84-87. 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Nach Anthony Pym (1998) kann es mehrere Gründe geben, sich heute mit der geschichtlichen Entwicklung von Translation zu befassen. So biete die Auseinandersetzung mit „translation history“ etwa Zugang zu Informationen und Ideen, die für die Entwicklung einer Zukunftspolitik der Translation nützlich und entscheidend sein könnten (vgl. Pym 1998: 16 f.). Auch Tahir-Gürçağlar (2005: 31) erklärt, dass die Gründe ihres Interesses an der Translationsgeschichte in der heutigen Zeit verankert seien: Ihr Ziel ist, durch den Blick in die Vergangenheit die heutige Lage der Translation zu verändern (ibid.). Insbesondere in Bezug auf die Entwicklung des Berufsbilds von TranslatorInnen im türkischsprachigen Kulturraum kann die Auseinandersetzung mit dessen Geschichte wertvolle Aufschlüsse liefern. Tatsächlich waren bereits vor der Gründung des Osmanischen Reichs im 13. Jahrhundert in dem entsprechenden geografischen Gebiet unterschiedliche Sprachvermittler bzw. Dolmetscher und Übersetzer tätig, die zu jener Zeit als „tercüman“ 1 (vom arabischen Wort „tarjaman“, seinerseits abgeleitet vom aramäischen Terminus „targmana“) bezeichnet wurden (vgl. Paker 2009). Mit der Gründung des Osmanischen Staates bekamen diese Übersetzer und Dolmetscher Schutz seitens des Staates 2 ; sie wurden gezielt in den staatlichen Institutionen als Vermittler angestellt und später zum Teil vom Sultan mit wichtigen Aufgaben betraut (vgl. Paker 2009; Eruz 2010). Die Entwicklung des Berufsbilds von Übersetzern und Dolmetschern verlief dabei parallel zu jener der Staatsform des Osmanischen Reichs bis hin zur Gründung der Republik. Ziel dieser Arbeit ist es daher, anhand der einschlägigen Literatur einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, um ein besseres Verständnis des aktuellen Berufsbilds von TranslatorInnen in der Türkei vor seinem historischen Hintergrund zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, inwieweit die Gründe für die heutigen Erwartungen an die Weiterentwicklung des Berufsbilds in der Geschichte des Osmanischen Reichs zu finden sind. Um sich dieser Frage zu nähern, soll in diesem Artikel ein geschichtlicher Überblick über die 1 Der Begriff wird sehr lange als übergreifende Bezeichnung für Dolmetscher („tercüman“) und Übersetzer („mütercim“) verwendet (vgl. Eruz 2016: 17; 2013). 2 Ob die damaligen Translatoren nur staatliche Übersetzungsleistungen hervorbrachten, ist hier wiederum eine wichtige Frage. Denn die Translatoren waren vom Staat beauftragt, konnten aber dennoch für sich auch privaten Handel treiben; die meisten von ihnen waren gleichzeitig wohlhabende und namenswerte Händler wie der Translator Yunus Bey (Eruz 2010: 165-173). Im Gegensatz dazu waren die Sprachknaben der europäischen Länder fest an die jeweiligen Staaten gebunden und mussten sich ihnen gegenüber vollkommen loyal verhalten, jedoch nicht dem Osmanischen Staat gegenüber (vgl. Eruz 2016: 32; 2013). <?page no="248"?> 248 Sevil Çelik Tsonev Stellung und die (Nicht-)Sichtbarkeit von TranslatorInnen im Laufe der (osmanisch-)türkischen Kulturgeschichte gegeben und anhand wichtiger Ereignisse ein entsprechendes Entwicklungsbild skizziert werden. Dabei lassen sich unterschiedliche Stadien insbesondere der Institutionalisierung von Translation beobachten. Diese Stadien stellen auch die Grundlage der Entstehung der Translationskultur dar; daher ist hier zu betonen, dass Institutionalisierung generell als ein wichtiges Element bei der Herausbildung einer Translationskultur ist. In Bezug auf die türkische Translationskultur ist es dabei eventuell sinnvoller, von mehreren Translationskulturen zu sprechen, die auch als historische Etappen auf dem Weg zur heutigen Translationskultur bezeichnet werden können und vom jeweiligen geografischen Kontext abhängig waren. Die Entwicklung des Berufsbilds steht dabei in der türkischen Kulturgeschichte in enger Berührung mit jener der Translationskulturen und kann als Teil derselben verstanden und beschrieben werden. So nennt Prunč im Zusammenhang mit dem Begriff Translationskultur unter anderem die „Differenzierung zwischen Übersetzen und Dolmetschen“ und die „Gestaltung relevanter Berufsbilder“ als Elemente derselben (2008: 20). Darüber hinaus weist er darauf hin, dass „sich einerseits innerhalb desselben Sprachraumes unterschiedliche Translationskulturen herausbilden und andererseits Translationskulturen über den jeweiligen Sprachraum hinausreichen können“ (ibid.: 25). Im Zusammenhang mit dem Begriff Translationskulturen ist darüber hinaus die enge Beziehung zwischen Sprache und Kultur zu betonen. Durch die Sprache werden kulturelle und historische Gegebenheiten beschrieben, die ihrerseits wiederum die Entwicklung der Sprache beeinflussen. So wurde etwa bei der Gründung des neuen türkischen Staates Anfang des 20. Jahrhunderts ein neues Alphabet eingeführt (1928) und das ehemalige, dem Türkischen in seiner phonetischen Struktur schwer anzupassende arabische Alphabet abgeschafft (vgl. Eruz 2010: 157 ff.). Fasst man den Begriff Translation im weiten Sinne, kann auch dieser Wechsel des Alphabets als eine Art Transfer bezeichnet werden. Diese anfängliche Parallelexistenz unterschiedlicher Schriftkulturen kann als weiterer Hinweis auf die Parallelexistenz mehrerer Translationskulturen interpretiert werden. Der Wechsel zu dem neuen Paradigma war dabei nicht unumstritten und erfolgte nicht ohne Widerstand. Mustafa Kemal Atatürk und seine Anhänger setzten ihn auf radikale Weise um, weshalb die Reform in türkischsprachigen Texten häufig auch als „Sprachrevolution“ ( dil devrimi ) bezeichnet wird. Wie jede Revolution hatte auch diese ihre Befürworter und Gegner. Nach Meriç stellte sie etwa einen Bruch mit der religiösen Tradition und der osmanischen Kultur dar (vgl. Meriç 1992: 301 f.; Meriç 2004: 86) und auch Doğan kritisiert die Revolution der Schriftkultur als kulturellen Bruch (Doğan 2014). Heute werden die Reformen des Gründers Atatürk von den Enkeln der damaligen oppositionellen Gesellschaftsschicht verstärkt diskutiert. Ein Beispiel für diese Entwicklung sind etwa die neuen Vorgaben des Bildungsministeriums in den Schulen, mit denen das Osmanisch-Türkische 2016 ab der 10. Klasse als Wahlbzw. Pflichtfach wiedereingeführt wurde (Ülkar 2017). Dieser neuerliche Druck des herrschenden Systems auf etablierte Translationskulturen bringt in gewissem Sinn auch erneut eine Parallelexistenz unterschiedlicher Kulturen mit sich. Gleichzeitig dokumentiert auch der Wandel des Berufsbilds im Laufe der (osmanisch)-türkischen Kulturgeschichte einen Wandel der Translationskultur . Im folgenden Abschnitt werden daher die unterschiedlichen Berufsbilder in ihrem jeweiligen historischen Kontext beschrieben. Im Anschluss daran erfolgt eine umfassende Darstellung der schrittweisen Institutionalisierung von Translation im türkischsprachigen Kulturraum. <?page no="249"?> Das Berufsbild von TranslatorInnen im türkischsprachigen Raum 249 2 Das Berufsbild als ein Teil der Translationskultur(en) Im Laufe der osmanisch-türkischen Kulturgeschichte vom 13. bis ins 20. Jahrhundert hat sich das Berufsbild von Translatoren immer wieder gewandelt. Diese Änderungen standen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Loyalität der Translatoren zum Staat (vgl. Eruz 2016: 33 ff.). Sie konnten das Fehlen dieser Loyalität bei der Ausübung ihrer Dolmetschdienste mit ihrem Leben bezahlen. Die Loyalität der Sprachknaben galt nicht dem Osmanischen Staat, sondern den einzelnen Ländern. In diesem Zusammenhang ist festzuhalten, dass in die Gründung der Republik Türkei auch nicht-staatliche Übersetzer involviert waren (vgl. Tahir Gürçağlar 2008: 142 ff.). Nach Tahir Gürçağlar ist der Markt für übersetzte Bücher auf der einen Seite vom Staat geschaffen und organisiert worden, auf der anderen Seite spielten hier aber auch nicht-staatliche Übersetzer eine große Rolle. Die diplomatischen Beziehungen und der Handelsverkehr zwischen den einzelnen Staaten, wie die Republik Venedig, das Habsburgerreich und Frankreich, die mit dem Osmanischen Reich in Handelskontakt standen, hatten entscheidenden Einfluss auf die Beurteilung der jeweiligen Translationsleistungen als „wertvoll“ oder auch „wertlos“. Zum Teil erhielten Translatoren innerhalb der Staatsorganisation sehr wichtige Posten, wie etwa den des Dolmetschers des Kadı (des höchsten Richters) oder eines Botschafters, und in einigen Fällen wurden sie sogar selbst als Botschafter der Moldau oder Walachei bestellt. Dennoch schützte sie ihre hohe Position nicht vor einer möglichen Hinrichtung, wenn ihre Loyalität zu den Herrschern als mangelhaft beurteilt wurde. Es gab aber auch Beispiele für Fälle, in denen die Dolmetscher für ihre Loyalität und Leistungen entsprechende Anerkennung erfuhren. So konnte der Dolmetscher etwa auch dann seinen Dienst weiterführen, wenn der Pascha, unter dem er angestellt war, auf Befehl des Sultans hingerichtet wurde (vgl. Kreutel 1955; Eruz 2010: 68). In vielen Fällen waren infolge der Mehrsprachigkeit der Familie letztlich mehrere Generationen als Dolmetscher tätig. Die „Fähigkeit“ zum Dolmetschen wurde praktisch auf die Kinder und Enkeln „übertragen“ (vgl. Eruz 2011: 291; Bilim 2015: 38, Fußnote 42). Wie im Folgenden gezeigt wird, blieb das Berufsbild der Translatoren auch innerhalb der (osmanisch)-türkischen Kulturgeschichte sehr wandelbar. Diese Dynamik war wesentlich von der wechselnden Sichtbarkeit und Nicht-Sichtbarkeit der Translatoren im Rahmen ihrer Translationsleistungen geprägt. Im nächsten Abschnitt soll näher auf die entsprechenden Entwicklungen im Osmanischen Reich eingegangen werden. 2.1 Translatoren im Osmanischen Reich Das über 600 Jahre bestehende Osmanische Reich war ein mehrsprachiger Kulturraum, in dem über 30 verschiedene Sprachen und zahlreiche Dialekte gesprochen wurden. Neben dem Osmanisch-Türkischen (das sich aus einer Kombination des Arabischen, Persischen und Türkischen entwickelt hatte) sind hier auch viele andere Sprachen zu nennen. Lewis (2008: 30) beschreibt dabei die Position des Italienischen bis zum 19. Jahrhundert als die einer Lingua franca, da Vertragstexte zuerst über das Italienische in die anderen Sprachen übersetzt wurden, insbesondere auch ins Osmanisch-Türkische, das eine zentrale Rolle als offizielle Sprache des Staates innerhalb des Osmanischen Reichs spielte. Diese Vielfalt der Sprachen spiegelte zugleich das Kulturenmosaik innerhalb des Osmanischen Reichs wider. Auch die Mehrheit der Sultane war in einem polyglotten Familienkreis aufgewachsen. Die Literatur- und Wis- <?page no="250"?> 250 Sevil Çelik Tsonev senschaftssprache des Seldschukischen Reichs (1037-1194) und später auch des Sultanats der Rum-Seldschuken (1075-1308) war Persisch; Osmanisch-Türkisch hingegen war die Sprache der Dynastie und des Heeres (vgl. Köymen 1957). Im Osmanischen Reich, in der Zeit ab Sultan (Fatih) Mehmet II (15. Jahrhundert) bis Beyazid II (16. Jahrhundert), wurde später ein Großteil der literarischen und wissenschaftlichen Klassiker der islamischen Welt aus dem Persischen ins Osmanisch-Türkische übersetzt (vgl. Ülken 1997: 184). Im 15. Jahrhundert erstreckte sich das Osmanische Reich auf drei Kontinente, umfasste die wichtigsten Hafenstädte in (Klein-) Asien sowie Afrika und verkehrte mit zahlreichen Staaten der damaligen Zeit. In Folge entstanden innerhalb des Osmanischen Reichs, je nach Bedarf an Translationsleistungen, auch neue staatsinterne und -externe Einrichtungen, in denen Translatoren beschäftigt wurden. Diese gehörten meist der intellektuellen Elite des Osmanischen Reichs an. 2.1.1 Typologie der Translatoren nach Translationsleistungen Eruz (2010: 64) beschreibt in diesem Zusammenhang fünf verschiedene Typen. Als erste nennt sie jene Gruppe von Translatoren, die bis zum 18./ 19. Jahrhundert als Dolmetscher tätig waren und vorwiegend aus griechischen, armenischen und jüdischen Familien stammten. So etwa die griechischen Phanarioten, die in Istanbul lebten und später in Moldau und in der Walachei als Fürsten des Osmanischen Reichs regierten. Auch der Oberdolmetscher, Baştercüman der Regierung des Osmanischen Reichs, der Bâb-ı Âli ( Hohe Pforte ), Yahya Naci Efendi 3 , war von phanariotischer Herkunft und gründete 1821 die Dolmetsch-Kammer ( Tercüme Odası 4 ). Eine zweite Gruppe bilden jene Dolmetscher, die zum Islam konvertierten und von denen einige später als Botschafter des Osmanischen Staates dienten. Die dritte Gruppe umfasst die versklavten und später frei gelassenen, zum Islam konvertierten Dolmetscher, wie Ibrahim Müteferrika (1674-1745) und Ali Ufki Bey (1610-1675) 5 . In der vierten Gruppe finden wir jene Dolmetscher, die von den mit dem Osmanischen Reich in Handelsverkehr stehenden westlichen Staaten ausgebildet worden waren. Insbesondere die Italiener, Habsburger, Franzosen 6 und Niederländer gründeten in Europa neue Institutionen, um ihre eigenen Dolmetscher auszubilden (vgl. Eruz 2010; Wolf 2012: 181 ff.; Diriker 2015). So entstanden in Europa die einzelnen Schuleinrichtungen für die Sprachknaben. Ein Großteil dieser Sprachknaben wirkte auch bei den Gründungen der Orientalischen Akademien in den verschiedenen Ländern Europas mit (Hitzel 1995: 9; Pöchhacker 2007: 18; Wolf 2012: 179 ff.). Ein Beispiel dafür ist etwa der ehemalige Sprachknabe und spätere Hofdolmetscher sowie einer der wichtigsten Orientalisten, Joseph von Hammer-Purgstall, der in der Habsburger Monarchie bei der Gründung der Österreichischen Orientalischen Akademie im Jahre 1847 mitwirkte. Er wurde der erste Präsident der Akademie , der er bis 1849 vorstand. Als fünfte Gruppe werden schließlich die im 19. Jahrhundert seitens des Osmanischen Reichs ausgebildeten Dolmetscher genannt. Diese waren 3 Yahya Naci Efendi wird in den meisten Quellen auch als ein Konvertierter von jüdischer und bulgarischer Herkunft beschrieben; in einigen Quellen hingegen als („echter“) Türke präsentiert. Sein Geburtsdatum ist unbekannt, er verstarb 1824 (vgl. Balcı 2006). 4 Vgl. zum Thema Dolmetsch-Kammer Balcı 2006; Paker 2009: 552; Eruz 2010: 121; Bilim 2015: 29-43. 5 Für nähere Informationen zu diesen beiden Dolmetschern siehe Eruz (2010; 2011). 6 Auf die Einrichtung der diesbezüglichen französischen Institutionen wird in diesem Band auch von Cukier und Marics eingegangen. <?page no="251"?> Das Berufsbild von TranslatorInnen im türkischsprachigen Raum 251 in der im Jahr 1821 / 22 gegründeten Dolmetsch-Kammer tätig, aus denen auch bedeutende Wissenschaftler ihrer Zeit hervorgingen, wie etwa Ahmet Vefik Pascha 7 . 2.1.2 Kompetenzen und Positionen der Dolmetscher nach einzelnen Funktionsbereichen Auch in den Hafenstädten, an den Grenzen und beim Zoll wurden Dolmetscher beschäftigt. Parallel zur Entwicklung der innerstaatlichen Organisationsstrukturen des Osmanischen Reichs verbesserte sich im Laufe der Jahre so auch die Position der Dolmetscher, deren Beruf ab dem 16. Jahrhundert immer stärker institutionalisiert wurde und immer mehr Privilegien mit sich brachte. Mehmet II. (1432-1481) legte die Kompetenzen und die jeweilige Position der Dolmetscher in den einzelnen Einrichtungen fest (Paker 2009: 550). Kayaoğlu (1998: 22) und Paker (2009) nennen in diesem Zusammenhang vier Funktionsbereiche. Als erste Gruppe werden die Divan-ı Humayun Tercümanları , die Dolmetscher in der Staatsverwaltung und -regierung, genannt. Die Translationsleistung dieser Dolmetscher bestand nicht nur im Übersetzen von Dokumenten, sie spielten auch eine wichtige Rolle in der Abwicklung und Gestaltung der diplomatischen Kommunikation und der internationalen Beziehungen des Osmanischen Reichs. Es handelte sich damit um eine in kulturellen und politischen Kreisen privilegierte Gruppe (vgl. Aydın 2007: 42). Aydın klassifiziert die Dolmetscher nach ihren Glaubensrichtungen und Nationalitäten in nicht-muslimische Dolmetscher, konvertierte Dolmetscher, Dolmetscher phanariotischer Herkunft und ausgebildete muslimische Dolmetscher der Dolmetsch-Kammer (vgl. ibid.: 41). Die zweite Gruppe bildeten die Eyalet Tercümanları , die Dolmetscher in den Regionsverwaltungen; diese Dolmetscher unterstützten die Staatsdolmetscher. Sie übersetzten die Korrespondenz zwischen dem Staat und der nicht türkischsprachigen einheimischen Bevölkerung. Sie erledigten alle möglichen Arten von Translationsarbeiten, die in den Beziehungen zwischen den Einwohnern und der regionalen Verwaltung anfielen. Sie waren unter anderem bei den Konsulaten in den Hafenstädten wie Thessaloniki und Izmir und auch in der heute syrischen Stadt Aleppo beschäftigt (Balcı 2006; Philliou 2001; 2009). Als dritte Gruppe werden die Askeri ve Eğitim Müesseselerinde Kullanılan Tercümanlar , die Dolmetscher in den Militär- und Bildungsinstituten (18. Jahrhundert) beschrieben. Aufgabe der an den Schulen für Militärtechnik und Schiffbautechnik tätigen Dolmetscher war es, ausländische Lehrkräfte ohne Türkischkenntnisse bei der Wissensvermittlung zu unterstützen. Die Dolmetscher der Marine waren außerdem zusätzlich für die Einhebung der Steuern der nicht-muslimischen Inseln im Mittelmeer und im Ägäischen Meer zuständig (vgl. Paker 2009: 551). Diese Kompetenz wurde durch den Tanzimat (die Reformen zur Modernisierung des Osmanischen Reichs) im Jahr 1839 jedoch später beschränkt. Als vierte und letzte Gruppe werden die Yabancı Elçilik ve Konsolosluk Tercümanları , die Dolmetscher bei ausländischen Botschaften und Konsulaten genannt. Diese Dolmetscher wurden im 18. Jahrhundert anfänglich aus dem Kreise der nicht-muslimischen Gesellschaft gewählt. Paker (2009: 551) beschreibt das Bild der Dolmetscher zur Zeit des Mahmut II . wie folgt: „At the time of Mahmut II (1785-1839) there were 218 consular dragomans, twenty four with 7 Eruz schreibt über Ahmet Vefik Paşa Folgendes: „Der Großvater von Ahmet Vefik Paşa (1823-1891) konvertierte zum Islam, er war Dolmetscher, sein Sohn war Dolmetscher und Ahmet Vefik Paşa, der von der Osmanischen Regierung zur Weiterbildung nach Frankreich geschickt wurde, bekleidete später wichtige Posten im Staatsdienst, doch seine Persönlichkeit als Dolmetscher und Übersetzer hatte immer Vorrang. So auch, als er als Gouverneur nach Bursa geschickt wurde“ (2011: 291). <?page no="252"?> 252 Sevil Çelik Tsonev special warrants, most of whom were Greeks and some wealthy enough to purchase the position“. Später bildeten viele Länder ihre eigenen Dolmetscher direkt in den Einrichtungen ihrer Botschaften aus. Die Institutionen der Franzosen, Niederländer und Venezianer sowie die Habsburgische Botschaft in Istanbul verfügten damit über ihre eigenen Dolmetscher, um mit dem Osmanischen Reich und seiner Handelselite zu verkehren (vgl. de Groot 2007; Rothman 2009; 2012). Die Kommunikation im Rahmen dieser internationalen Beziehungen erfolgte somit über eigene Dolmetscher. Paker (2009: 551) beschreibt die gesellschaftliche Stellung dieser Dolmetscher mit ausführlichen Beispielen, an denen sich die privilegierte Position der Dolmetscher zur damaligen Zeit erkennen lässt. Auch später noch waren Dolmetscher unter anderem an ihrer Kleidung zu erkennen, sogar ihre genaue hierarchische Position ließ sich daran ablesen (siehe dazu noch Ortaylı 1997; Marics 2016). Eruz (2011) hält in diesem Zusammenhang fest, dass die Hohe Pforte eine kleine Gruppe von Dolmetschern und Übersetzern beschäftigte und dass alle „hochangesehene Persönlichkeiten“ waren. „Bis zu den Aufständen in Griechenland 1821 dienten diese polyglotten Übersetzer und Dolmetscher, die später von den Sultanen zu Prinzen der Wallachei [sic] ernannt wurden, als Übersetzer und Dolmetscher“ (Eruz 2011: 290). 2.1.3 Implementierung der Dolmetschinstitutionen im Osmanischen Reich Ab dem 19. Jahrhundert begann der Osmanische Staat in einer privilegierten Einrichtung, der Bâb-ı Âli Tercüme Odası , der Dolmetsch-Kammer der Hohen Pforte (1821), seine eigenen Dolmetscher auszubilden. Um die Sprach- und Kulturausbildung zu beschleunigen und zu intensivieren, wurden diese nach Zentraleuropa und Frankreich geschickt (vgl. Eruz 2011: 290). Das Jahr 1833 markierte hier einen Wendepunkt, denn bis dahin hatte die Dolmetsch-Kammer ausschließlich fremdsprachliche Kompetenzen vermittelt (vgl. Bilim 2015: 35). Im Jahr 1871 wurde die Dolmetsch-Kammer schließlich in eine Einrichtung des Auswärtigen Amts des Osmanischen Staates umgewandelt und blieb als solche bis zum Untergang des Reichs bestehen (vgl. ibid.: 42). Bereits im Jahr 1823 hatte die Dolmetsch-Kammer begonnen, Türken und Nicht-Muslime als Staatsdolmetscher auszubilden. Ähnliche Einrichtungen wurden in Folge auch in den anderen Regierungsinstitutionen im Osmanischen Reich eingerichtet. Paker (2009: 552) beschreibt die wichtige Funktion der Dolmetsch-Kammer im Kontext des Tanzimat 8 . So gingen aus dieser Dolmetsch-Kammer auch wichtige Intellektuelle und Vorreiter der türkischen Kulturgeschichte wie etwa Namık Kemal 9 hervor. Im Zuge der Neuorganisation des Staates, d. h. der allgemeinen Verwestlichung, die im Jahre 1839 begann und 1876 endete, wurde 1851 außerdem die Encümen-i Daniş (Wissenschaftliche Akademie) gegründet, die vermutlich bis 1862 als höchste Instanz wirkte (vgl. Kayaoğlu 1996: 17-55; Demez 2007). Diese Einrichtung förderte im Rahmen der Bildungsreformen die Übersetzung von zahlreichen wissenschaftlichen und literarischen Werken, Rechtstexten und Texten aus dem Bereich des Handels (für die verschiedenen Arbeitsbereiche siehe Kurultay 1998: 20). Auch Hammer-Purgstall war Mitglied der „Wissenschaftlichen Akademie“ (vgl. Kayaoğlu 1996: 32 ff.; Eruz 2010: 90). 8 Vgl. auch Berk Albachten 2004. 9 Namık Kemal (1840-1888) war Dichter und Schriftsteller und ist für seinen großen Einfluss auf die Jungtürken bekannt. Er sprach Arabisch, Persisch und Französisch und war 1857-1858 für die osmanische Regierung als Dolmetscher tätig. <?page no="253"?> Das Berufsbild von TranslatorInnen im türkischsprachigen Raum 253 Eine weitere neue Einrichtung war die „Gesellschaft der Wissenschaften des Osmanischen Staates“, die Cemiyet-i Ilmiye-i Osmaniye (1861-1867). Deren Ziel war es, die Lücken der Encümen-i Daniş im Bereich der Naturwissenschaften abzudecken. Diese Institution wurde von Münif Pascha geleitet (vgl. Yazıcı 2005: 54 ff.; Paker 2009: 556; Eruz 2010: 120). Parallel zur „Gesellschaft der Wissenschaften des Osmanischen Staates“ wurde im Jahr 1865 unter der Dachorganisation des damaligen Bildungsministeriums, des Maarif Nezareti , eine Gesellschaft für Leistungen im Zusammenhang mit Urheberrechten, Originalwerken und Übersetzungen, die Telif ve Tercüme Cemiyeti gegründet. Auch diese Einrichtung stand unter der Leitung von Münif Pascha. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, Originalwerke und Übersetzungen für das allgemeine Lesepublikum zu publizieren, nachdem sich die „Wissenschaftliche Akademie“ ausschließlich auf Veröffentlichungen von und für Intellektuelle und Wissenschaftler konzentriert hatte (vgl. Yazıcı 2005: 56). Doch auch die Telif ve Tercüme Cemiyeti hatte nicht lange Bestand und wurde wenig später in eine andere Einrichtung umgewandelt. Kurz darauf, im Jahr 1870, wurde im Ministerium unter der Leitung von Ahmet Midhat das sogenannte „Wissenschaftliche Amt“, Daireyi İlmiye , gegründet. Dessen Ziel war es, akademische Beziehungen zu den Universitäten in Europa herzustellen. Für eine Anstellung in dieser Einrichtung waren Kenntnisse im Lateinischen und Griechischen erforderlich. Eine weitere Aufgabe des Amts bestand in der Ausarbeitung einer umfassenden Ordnung zur Regelung der Urheberrechte und Übersetzungsleistungen. Damit wurden hier zugleich die Grundlagen für das spätere Urheberrechts- und Verlagswesen gelegt (vgl. Kayaoğlu 1998: 135 ff.). Die für Urheberrecht und Übersetzung zuständige Behörde Telif ve Tercüme Dairesi wurde 1914 im Rahmen der Umstrukturierung der internen Behörden des Bildungsministeriums gegründet. Ihre Aufgabe war die Förderung, Koordination, Auswahl und Veröffentlichung von Übersetzungen für die Gesellschaft und die Schulen. Hier konzentrierte man sich vor allem auf die Themenbereiche Landwirtschaft, Veterinärwesen, Rechtswesen und Wirtschaft, die bis dahin inhaltlich und wissenschaftlich vernachlässigt worden waren (vgl. Kayaoğlu 1996: 85; Yazıcı 2005: 56). Außerdem befasste sich die Behörde explizit auch mit Übersetzungen für Frauen und Kinder (vgl. Yazıcı 2005: 57). Dies war die letzte translatorische Einrichtung, die während der Zeit des Osmanischen Reichs tätig war; sie wurde 1919 aufgelöst (vgl. Kayaoğlu 1996: 96 f.). Im Zuge der bereits diskutierten allgemeinen Verwestlichung des Osmanischen Reichs entwickelte sich schließlich eine eigenständige osmanisch-türkische Translationskultur . Diese führte in Folge, durch Übersetzungen westlicher Literatur der europäischen Aufklärungsepoche, auch zu einer westlich orientierten türkischen „Aufklärung“. Deren Ideen beeinflussten gleichsam die Haltung der Gründer der neuen Republik Türkei, die daraufhin westlich orientierte Reformen durchführten. Auch Atatürk selbst beherrschte mehrere Sprachen. Neben Persisch und Arabisch, den Sprachen des damaligen Bildungssystems, sprach er zudem Französisch, Englisch, Russisch, Deutsch sowie Bulgarisch und fertigte in einigen dieser Sprachen auch Übersetzungen militärischer Texte an (vgl. Coşar 1973). Die erkennbar westlich orientierte Translationskultur hatte damit großen Einfluss auf die türkische Staatsbildung. Translatoren kam in diesem Zusammenhang eine „sichtbare“ Rolle zu. Tatsächlich waren viele von ihnen wichtige Persönlichkeiten ihrer Zeit und ermöglichten durch ihre Übersetzungen einen aktiven Wissenstransfer. <?page no="254"?> 254 Sevil Çelik Tsonev 2.2 Translatoren als Sprachingenieure in der jungen Republik Nach dem Ende des 1. Weltkrieges führte Atatürk von 1919 bis 1923 einen Befreiungskampf gegen die Westmächte, die die zentralen Gebiete Anatoliens besetzt hatten. Dieser Kampf führte am 29. Oktober 1923 zur Gründung der Republik Türkei. Die Bemühungen, eine Republik ins Leben zu rufen, führten auch zu einer spürbaren Steigerung des Übersetzungsvolumens, wobei die Stärkung der türkischen Sprache durch Übersetzungen aus den modernen westlichen Sprachen im Mittelpunkt stand. Ziel dieser Translationspolitik 10 von staatlicher Seite war es, den Zugang der Bevölkerung zu türkischen Texten zu verbessern und die Sprache leichter erlernbar zu machen. Dies führte zu einer Institutionalisierung der Übersetzer- und Dolmetschertätigkeiten in der modernen türkischen Republik. Das Hauptbestreben des neuen Staates galt dabei der Entwicklung einer nationalen (Schrift-)Kultur, die durch diese intensive Übersetzungstätigkeit gefördert werden sollte. Inhaltlich lag der Fokus vor allem auf wissenschaftlichen wie auch literarischen Texten in westlichen Sprachen, um mit deren Hilfe die neuerwachte moderne bzw. westliche türkische Kultur zu beleben und in der Gesellschaft zu verbreiten. Anfänglich waren in der jungen Republik insbesondere Schriftsteller und Intellektuelle mit Fremdsprachenkenntnissen - wie Sabahattin Eyüpoğlu 11 und Nurullah Ataç 12 - als Übersetzer aktiv. Sie alle kämpften durch ihre Übersetzungsarbeiten für die Etablierung der neuen modernen türkischen Sprache und Kultur innerhalb der Gesellschaft. Nach Abschluss der Gründungsphase begannen sich die verschiedenen Organe und Institutionen der jungen Republik zudem rasch zu entwickeln. Insbesondere das Ministerium für nationale Bildung bemühte sich in diesem Zusammenhang intensiv um eine nachhaltige Senkung der Analphabetenrate. Unter der damaligen Leitung von Hasan Âli Yücel 13 entwickelte sich das Ministerium so zur wichtigsten staatlichen Instanz für Übersetzungen. Die Institution verfolgte dabei zwei Ziele. Einerseits wollte man mit Hilfe von Zeitschriften zum Thema Übersetzen und insbesondere durch die Übersetzung von westlicher Literatur universelles Weltwissen zugänglich machen, andererseits wollte man durch die Reform des türkischen Alphabets im Jahr 1928 den Wechsel von einer mündlichen Volkskultur zu einer Schrift-Kultur bewältigen (vgl. Yazıcı 2005: 59). Alle BürgerInnen sollten die türkische Sprache auf Grundlage des lateinischen Alphabets lernen und künftig schriftlich (wie mündlich) verwenden. Außerdem sollte das moderne Türkisch damit zur neuen Literatursprache werden. Gleichzeitig führte das Übersetzungsengagement des jungen türkischen Staates zu einer Steigerung des Ansehens von Übersetzern. Häufig waren berühmte Schriftsteller und Intellektuelle als Übersetzer tätig, was das Ansehen des Berufs ebenfalls erhöhte. 10 Dieser Begriff ist hier auch als ein Teil von Translationskultur zu verstehen. 11 Sabahattin Eyüpoğlu (1908-1973) war ein türkischer Autor, Literaturwissenschaftler und bekannter Übersetzer, der 1959 vom Institut für Türkische Sprache ( TDK ) mit dem Übersetzer-Preis ausgezeichnet wurde. 12 Nurullah Ataç (1898-1957) wurde in Istanbul geboren. Sein Vater, Mehmet Ata Bey übersetzte (1911) Die Geschichte des Osmanischen Reichs von Joseph von Hammer-Purgstall aus dem Französischen ins Türkische (vgl. İslam Ansiklopedisi Bd. 4, 1945: 34). Ataç war Literaturkritiker, Essayist, Autor und Dichter, Übersetzer und Französischlehrer sowie Leiter der Publikationsabteilung des Instituts für Türkische Sprache ( TDK ). 13 Yücel (1897-1961) war Bildungsminister unter Atatürk und ein bekannter Autor und literarischer Übersetzer. <?page no="255"?> Das Berufsbild von TranslatorInnen im türkischsprachigen Raum 255 In der Anfangsphase der modernen türkischen Republik trugen zudem zwei Phänomene entscheidend zur Entwicklung einer schriftlich verbreiteten Nationalkultur bei und formten auch wiederum die Translationskultur : einerseits die Zeitschriften zum Thema Übersetzen und andererseits die Übersetzungsaktivitäten an den Universitäten. So hatte das Ministerium für nationale Bildung 1939 eine eigene Übersetzer-Kommission gegründet, die ihrerseits 1940 das Tercüme Bürosu ( Büro für Übersetzungen ) ins Leben gerufen hatte (vgl. Yağcı 1999: 229-235; Eruz 2003: 59; Yazıcı 2005: 60 ff.; Paker 2009: 557 f.). Dieses Büro, das unter der Leitung des Ministeriums für nationale Bildung stand, gab von 19. Mai 1940 bis 19. März 1947 die Zeitschrift Tercüme 14 (Übersetzung) heraus. Der Schwerpunkt der Zeitschrift lag nach Yazıcı (2005: 60) vor allem auf jenen Werken, die in den europäischen Ländern wesentlich zur Entfaltung der Aufklärung beigetragen hatten. Die Zeitschrift selbst existierte bis 1966, erschien in den Jahren nach 1947 aber nicht mehr unter der Leitung desselben Komitees wie zu Beginn. Tercüme bot Raum für Diskussionen und umfangreiche Reflexionen über das Problem des literarischen Übersetzens. Verschiedenste Autoren und Übersetzer nutzten die Zeitschrift daher bald als gemeinsame Plattform, um sich über Themen wie Übersetzen, Übersetzungsmethoden und Übersetzungsprozesse auszutauschen. Besondere Bedeutung kommt ihr auch deshalb zu, weil sie die erste von der jungen Republik regelmäßig publizierte Zeitschrift war, die sich mit Übersetzungsproblemen befasste und damit klar die staatliche Translationspolitik widerspiegelte. Später publizierte Zeitschriften zum Thema Übersetzen waren nicht mehr staatlich gefördert, sondern wurden von privaten Verlagshäusern herausgegeben und vertrieben, was auf ein Ende der Zeit der staatlich gesteuerten Translationskultur deuten kann. Dies gilt etwa für die Zeitschrift Cep Dergisi ( Dünyaya Açılan Pencere ) (Taschen-Zeitschrift; das Fenster zur Welt), die von dem Herausgeber der weit verbreiteten literarischen Zeitschrift Varlık (Existenz) publiziert wurde. Mit ihr wollte man jene Lücke schließen, die Tercüme nach Einstellen der Publikation hinterlassen hatte. Die Zeitschrift erschien jedoch nur drei Jahre, 1969 wurde das letzte Heft (Nummer 29) gedruckt. Ihr folgte gut zehn Jahre später die Zeitschrift Yazko Çeviri , deren erste Nummer im August 1981 publiziert wurde. Insgesamt erschienen 18 Nummern der Reihe, 1984 wurde auch sie eingestellt. Im Jahr 1987 übernahm dann das Verlagshaus Metis das Ruder - mit der Veröffentlichung der Zeitschrift Metis Çeviri , deren letzte Ausgabe, Nummer 20-21, im Jahr 1992 erschien. Als letzte wichtige Zeitschrift zum Thema literarisches Übersetzen ist schließlich die Zeitschrift TÖMER Edebiyat Çeviri Dergisi (Zeitschrift für literarisches Übersetzen) zu nennen, die 1994 ihr erstes Heft veröffentlichte. Als Beispiel für aktuelle Öffentlichkeitsarbeit soll an dieser Stelle außerdem die im Jahr 2005 von Sabri Gürses gegründete, erste türkische Online-Zeitschrift für Translationswissenschaft, Çeviribilim Dergisi erwähnt werden. Seit dem Jahr 2010 veröffentlicht er darüber hinaus eine Zeitung mit dem Namen Çeviribilim Gazetesi (Zeitung für Translationswissenschaft). Unter der Leitung von Tozan Alkan erscheint seit 2017 außerdem noch eine weitere Zeitschrift, Çevirmenin Notu (Anmerkung des Übersetzers). Parallel zu den Zeitschriften begann man zudem einschlägige Auszeichnungen zu entwickeln. So verlieh das staatliche Tercüme Bürosu im Jahr 1946 einen Preis für lyrische Übersetzungen, während von 1959 bis 1981 das Institut für Türkische Sprache ( TDK ), eine Reihe an ÜbersetzerInnen für ihre Leistungen auszeichnete (vgl. Yağcı 1999: 559 ff.). In den Jahren 14 Eine umfassende Auswahl dieser Texte wurde 1999 von Öner Yağcı unter der Leitung des Ministeriums für Kultur herausgegeben. <?page no="256"?> 256 Sevil Çelik Tsonev darauf wurden hingegen kaum Preise für literarische Übersetzungen verliehen. Der nach Azra Erhat 15 benannte ÜbersetzerInnen-Preis Azra Erhat Çeviri Ödülü wird seit 1983 verliehen. Die in diesem Abschnitt beschriebenen Entwicklungen zeigen eine allgemeine schrittweise Verfestigung von Institutionalisierung in der türkischen Translationskultur . Insbesondere Auszeichnungen spielen für das Ansehen von ÜbersetzerInnen noch heute eine wichtige Rolle. Hinzu kommt der damit verknüpfte ökonomische Aspekt. Im folgenden Abschnitt wird die weitere Institutionalisierung auf universitärer Ebene beleuchtet. 3 Die Institutionalisierung auf universitärer Ebene Mit der Gründung des neuen Staates wurde auch die Gründung universitärer Einrichtungen und Bildungsinstitute gezielt vorangetrieben. Translation spielte dabei an der Universität Istanbul vor allem in den Jahren 1910 bis 1933 eine wichtige Rolle. Mit der Universitätsreform im Jahr 1933 bis in die 1960er Jahre begleiteten translatorische Handlungen das moderne Hochschulwesen des jungen Staates 16 . Die hier beschäftigten Wissenschaftler waren zugleich als Translatoren tätig und konnten ihr Wissen durch entsprechende Translationsprodukte an Studierende und an die Gesellschaft weitergeben. In Folge der politischen und wirtschaftlichen Krisen in den 1970er und 1980er Jahren waren es außerdem nicht mehr staatliche Einrichtungen, die die allgemeine Translationspolitik bestimmten und lenkten, sondern vielmehr die privaten Verlagshäuser. Diese Entwicklung führte dazu, dass sich Translationspolitik nun vor allem an wirtschaftlichen Interessen orientierte (vgl. Yazıcı 2005: 63). In den 1990er Jahren entstand in den Verlagshäusern so eine ganze Reihe neuer Arbeitsplätze mit Translationsbezug und man begann gezielt, ÜbersetzerInnen, EditorInnen und HerausgeberInnen anzustellen. Inzwischen führen auch Banken in Form von Tochtergesellschaften eigene Verlagshäuser, die Übersetzungen publizieren und fördern. Auch darin lässt sich ein deutliches Indiz für einen entscheidenden Wechsel in der türkischen Translationskultur erkennen. Der Übergang von staatlich motivierten Übersetzungen zu marktorientierten wird hier deutlich. Im Jahr 1982 wurden in Istanbul, an der Universität Bosporus , die ersten universitären Ausbildungsinstitute für ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen gegründet. Im selben Jahr wurde auch in der Hauptstadt der Türkei, in Ankara, eine neue Ausbildungseinrichtung für TranslatorInnen ins Leben gerufen. Beide Bildungsinstitutionen setzten sehr gute Englischkenntnisse der Studierenden voraus, in allen anderen Sprachen erfolgte die translatorische Ausbildung indirekt im Rahmen der entsprechenden philologischen Studien. Zu Beginn orientierten sich die translatorischen Ausbildungseinrichtungen bei der Gestaltung ihres Curriculums am Aufbau der philologischen Studien und boten acht-semestrige BA -Programme an. Ab dem Jahr 2000 wurden parallel dazu an einigen Hochschuleinrichtungen auch vier-semestrige Studiengänge eingerichtet, die damit dem Ausbildungsangebot einer Fachhochschule im europäischen 15 Azra Erhat (1915-1982) war Autorin, Archäologin und Übersetzerin. Sie wurde 1961 vom Institut für Türkische Sprache ( TDK ) mit dem Übersetzer-Preis ausgezeichnet und übersetzte Homers Werke Ilias und Odyssee ins Türkische. 16 Der Präsident der jungen Republik Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, lud damals Wissenschaftler, Künstler und Intellektuelle jüdischer Herkunft, die vor dem Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich flohen, ins Land ein. Die ausländischen Gäste wirkten in Folge sehr stark am Ausbau des türkischen Hochschulwesens mit (vgl. Hirsch 1997; Hillebrecht 2000; Berk Albachten 2010; Kazim 2016). <?page no="257"?> Das Berufsbild von TranslatorInnen im türkischsprachigen Raum 257 Sinn entsprechen. Aktuell werden an mehr als 30 Universitäten und 50 Instituten translatorische und translationswissenschaftliche Ausbildungen angeboten (vgl. Türkiye Cumhuriyeti Başbakanlık Kurumu 2015: 12-16; ÖSYM 2019). Eine weitere wichtige Rolle kommt darüber hinaus den Berufsverbänden zu (vgl. Eruz 2012). Der erste türkische Berufsverband für TranslatorInnen war der 1969 gegründete Verband der KonferenzdolmetscherInnen der Türkei, der TKTD . Im Jahr 1999, dreißig Jahre später, erfolgte dann die Gründung von Çeviri Derneği (Verband der ÜbersetzerInnen), der sowohl ÜbersetzerInnen als auch DolmetscherInnen vertritt. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist gemäß Verbandsstatut eine professionelle oder akademische Translationstätigkeit. Heute ist der Verband Çeviri Derneği außerdem Mitglied der International Federation of Translators ( FIT ). Im Gegensatz zu den genannten Verbänden vertritt der im Jahr 2006 gegründete ÇEVBIR ausschließlich ÜbersetzerInnen, insbesondere LaienübersetzerInnen, die sich mit der schriftlichen Übersetzung urheberrechtlich geschützter Originalwerke beschäftigen. Im Jahr 2007 wurde schließlich auch eine Berufsvertretung für AuftraggeberInnen ins Leben gerufen - der Çeviri İşletmeleri Derneği (Verband für Translationsagenturen), der seit 2017 auch Mitglied der EUTAC ist. Auf Ebene der Studierenden wiederum wurde im Mai 2010 von den Studierenden des Instituts für Übersetzen und Dolmetschen an der Universität Trakya in Edirne eine entsprechende Organisation gegründet. Der alle relevanten Institute umfassende Verband mit dem Namen Türkiye Çeviri Öğrencileri Birliği ( TÜÇEB , Verband der Translation-Studierenden der Türkei) organisiert an verschiedenen Universitäten regelmäßig Fachveranstaltungen und erweitert damit die Debatte um das Berufsbild. All diese Bemühungen im Hinblick auf die Institutionalisierung der Ausbildung und der Interessensvertretungen führten nicht nur innerhalb der entsprechenden Institutionen zu intensiven Diskussionen, sondern auch auf Regierungsebene, insbesondere in den betroffenen Ministerien. Darüber hinaus organisierten die verschiedenen Handlungspartner des Translationsprozesses eine Reihe themenspezifischer Veranstaltungen, die Gelegenheit boten, das Berufsfeld Translation gemeinsam eingehend aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Diese Entwicklungen zeigen, dass der Wandel des Berufsbilds nicht nur auf der Einrichtung universitärer Institutionen beruht, sondern auch auf dem Einfluss der verschiedenen Interessenvertretungen. Das Berufsbild wird durch die Institutionalisierung klarer erkennbar, was auch zu einer größeren Sichtbarkeit der TranslatorInnen führt. Durch die hier dargestellte Debatte um das Berufsbild tritt die heutige Translationskultur deutlicher hervor. Die weitere Entwicklung des Berufsbilds in der Türkei auf dem bereits eingeschlagenen Weg zur Sichtbarkeit wird nachfolgend ausführlicher erläutert. 4 Der Wendepunkt in der Entwicklung des Berufsbilds Im Laufe der Beziehungen zur EU führte die Türkei einige wichtige Umstrukturierungen durch, so auch im Hinblick auf den nationalen Qualifikationsrahmen. Diese sind besonders für die Berufsausbildung wie auch für die Allgemeinbildung als ein wichtiger Schritt zu erkennen. Als ein Staat, der das Bologna-Abkommen unterzeichnet hatte, sollte die Türkei dieses dann auch möglichst bald in die Praxis umsetzen. Im Rahmen des Qualifikationsrahmens für den gemeinsamen Europäischen Hochschulraum sollte ein nationaler Qualifikationsrahmen ausgearbeitet werden. Parlak / Bildik beschreiben diesen Schritt wie folgt: <?page no="258"?> 258 Sevil Çelik Tsonev The biggest step towards the idea of convergence in constructing a comprehensive national qualifications framework in Turkey was realised with the establishment of the Vocational Qualifications Authority ( VQA ) on 21 September 2006 by Law No. 5544. (Parlak / Bildik 2014: Kapitel 2) Mit den Umstrukturierungen im Zusammenhang mit dem nationalen Qualifikationsrahmen wurden auch Berufsqualifikationen aller Art neu definiert. Der nationale Qualifikationsrahmen versucht dabei, die Bedürfnisse aller Interessensgruppen zu berücksichtigen und die Ausbildung im Sinne der späteren Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern (vgl. ibid.). Diesbezüglich bestehen von Seiten aller Beteiligten große Erwartungen, wobei an diesem Prozess aber auch starke Kritik geübt wird, besonders von den Übersetzungsagenturen, aber auch von mehreren Bildungsinstituten. Für ein besseres Verständnis dieser Entwicklungen soll an dieser Stelle der türkische Begriff meslek (Beruf) näher beleuchtet werden. Das Wörterbuch des Instituts für Türkische Sprache ( TDK ) schreibt dazu: Belli bir eğitim ile kazanılan sistemli bilgi ve becerilere dayalı, insanlara yararlı mal üretmek, hizmet vermek ve karşılığında para kazanmak için yapılan, kuralları belirlenmiş iş. 17 (Türk Dil Kurumu [o. J.]) Ausgehend von dieser Definition des Begriffs beschreibt Kaya (2012: 44) drei Merkmale für die Existenz eines Berufs: erstens Ausbildung und Titelvergabe, zweitens Standards bezüglich der Ausübung des Berufs und drittens Berufsvereine und -verbände. Das erste und das dritte Kriterium sind im Wesentlichen seit etwa dem 15. Jahrhundert durch die Gründung von Ausbildungseinrichtungen und später auch Berufsvereinen erfüllt. Infolge der Gründung der Behörde für nationale Berufsstandards und Qualifikationen wurden zudem nun die bislang ausgeübten Berufe, deren Standards und Qualifikationen von Seiten einer staatlichen Einrichtung definiert und festgelegt. In diesen Entwicklungsprozess wurde auch das Berufsbild von ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen miteinbezogen. Dies war ein erster und wichtiger Schritt in Richtung einer künftig geschützten Berufsbezeichnung. Die Behörde für nationale Berufsstandards und Qualifikationen ist dem Ministerium für Arbeit und Inneres unterstellt und beschäftigt Mitglieder unterschiedlicher Ministerien und Institutionen. Seit 2006 ist die Behörde mit der schnellstmöglichen Erfüllung ihrer Aufgaben befasst. „Vocational Qualifications Authority has released around 500 national occupational standards, including standards for translators and interpreters, and 250 national vocational qualifications so far“ (Parlak / Bildik 2014: Kapitel 3). Allerdings existieren in der Türkei drei unterschiedliche Qualifikationssysteme: Berufsbezogene Qualifikationen werden von der Behörde für Berufsqualifikationen ( MYK ), Qualifikationen in Bezug auf die Hochschulbildung vom Hochschulrat ( YÖK ) und Qualifikationen für Schulbildung vom Ministerium für nationale Bildung ( MEB ) festgelegt und definiert. Um einen nationalen Qualifikationsreferenzrahmen zu entwickeln, mussten diese Institutionen eng zusammenarbeiten, weshalb 2010 eine entsprechende Repräsentanten-Kommission gegründet wurde, die sich seither mit dieser Aufgabe befasst. Nach den ersten grundlegenden Überlegungen wurden zunächst diverse Arbeitsgruppen und Kommissionen gegründet, die sich weiter mit der Frage befassen sollten. Alle 17 Eine durch eine bestimmte Ausbildung erworbene auf systematischem Wissen und Fähigkeiten beruhende Arbeit, deren Regeln festgelegt sind, um zugunsten der Menschen ein Produkt herzustellen, Dienst zu leisten und dafür bezahlt zu werden. <?page no="259"?> Das Berufsbild von TranslatorInnen im türkischsprachigen Raum 259 HandlungspartnerInnen des Translationsprozesses wurden aufgerufen, sich an dem Entwicklungsprozess zu beteiligen (vgl. ibid.). Die im Zuge dieser Zusammenarbeit gemeinsam ausgearbeiteten Berufsstandards für TranslatorInnen wurden am 29. Januar 2013 im Türkischen Gesetzblatt veröffentlicht. Dieser Rechtstext fasst die Berufsstandards sowohl für Übersetzen als auch für Dolmetschen in einem einzigen Dokument zusammen. Der ca. 27 Seiten umfassende Text enthält eine 15 Zeilen lange Definition der Berufsbezeichnung „TranslatorIn“ ( çevirmen ). In der Einführung wird der Beruf wie folgt definiert: Çevirmen (seviye 6), ilgili mevzuat ve / veya sözleşme, İSG önlemleri, kalite standartları ve hizmet prosedürleri çerçevesinde çeviri süreçlerinin iş organizasyonu ile hazırlık faaliyetlerini gerçekleştiren; sözlü çeviri, işaret dili çevirisi ve / veya yazılı çeviri faaliyetlerini yürüten ve bireysel mesleki gelişmini sağlayan nitelikli kişidir. 18 (Mesleki Yeterlilik Kurumu 2013) Im Rahmen der allgemeinen Entwicklung hin zu einem geschützten Beruf publizierte aber auch die zuständige Behörde des Kanzleramts in den Jahren 2011 und 2015 zwei umfangreiche Berichte über das Berufsbild von DolmetscherInnen und ÜbersetzerInnen (vgl. Küçükyağcı / Avcı 2011; Türkiye Cumhuriyeti Başbakanlık Kurumu 2015). Zugleich wird in beiden Berichten des Kanzleramts aber auch festgehalten, dass die in den Berichten enthaltenen Aussagen, Feststellungen und Beschreibungen nicht als verbindliche Richtlinien, sondern vielmehr als Empfehlungen und Vorschläge zu verstehen sind. Die darin enthaltenen Definitionen des Begriffs „TranslatorIn“ sind also nicht präskriptiver, sondern vielmehr deskriptiver Natur. Weder das Kanzleramt noch die anderen Beteiligten sollen die Inhalte des Berichts als verpflichtende Vorgaben sehen. Die Berichte spiegeln damit das Interesse der Politik an dem Thema wider, enthalten jedoch keine verbindliche Regelung. Auffällig ist, dass sich der 2015 publizierte Bericht, der damit nach der Veröffentlichung der Berufsstandards im Gesetzblatt erschien, kaum von dem aus dem Jahr 2011 unterscheidet. So wurde die Definition des Begriffs „TranslatorIn“ vom Bericht 2011 ohne jedwede Anpassung oder Ergänzung wörtlich in den Bericht von 2015 übernommen. Der Entwicklungsprozess zum vollkommen geschützten Beruf ist daher allein mit der Publikation des Rechtstexts zu den Berufsstandards 2013 und den darin enthaltenen Vorgaben und Beschreibungen noch lange nicht abgeschlossen. Vielmehr befindet sich die Translationskultur in der Türkei nach wie vor in einer Phase dynamischer Umgestaltung, die auf Basis eines „machtgeleiteten Interessenausgleiches aller an Translation, deren Funktion und Funktionieren, interessierten Individuen und Institutionen“ (Prunč 2008: 26) erfolgt. 18 Ein / e TranslatorIn (Stufe 6) ist eine qualifizierte Person, die - unter Einhaltung einer entsprechenden Ordnung und / oder eines Vertrags, der Gesundheits- und Sicherheitsvorgaben, der Qualitätsstandards sowie der Regeln der Dienstleistung - die Arbeitsorganisation von Translationsprozessen und die entsprechenden vorbereitenden Tätigkeiten, Dolmetschtätigkeiten, Gebärdensprachdolmetschungen und / oder Übersetzungen durchführt und eine individuelle Weiterbildung absolviert / absolviert hat. <?page no="260"?> 260 Sevil Çelik Tsonev 5 Ausblick Das Berufsbild von TranslatorInnen hat sich im Laufe seiner geschichtlichen Entwicklung immer wieder gewandelt und ist auch heute alles andere als statisch. Die HandlungspartnerInnen des Translationsprozesses diskutieren heute mehr denn je den Schutz des Berufs sowie die Definition verbindlicher Standards und beruflicher Qualifikationen. Im Zuge dieses Entwicklungsprozesses treten immer wieder dieselben Fragen auf: Inwieweit wird sich die Kluft zwischen Laien und ausgebildeten TranslatorInnen weiter vergrößern? Dürfen die ersteren, auch wenn sie diesen Beruf vielleicht schon länger ausüben, nicht mehr übersetzen und dolmetschen? Haben auch sie an den Eignungsprüfungen für die verschiedenen Qualifikationen teilzunehmen? Wie soll dieser Schutz in der Praxis aussehen und wer soll ihn gewährleisten? All diese Fragen sind in der Türkei zum heutigen Zeitpunkt noch ungeklärt. Mit der Errichtung universitärer Ausbildungsstätten, die entsprechende Titel verleihen, wurden in der ersten Hälfte der 1980er Jahre erste Schritte in Richtung einer Institutionalisierung gesetzt. Doch bis 2013 war der Beruf, für den die Studierenden an den Universitäten ausgebildet wurden, nicht als Beruf definiert und geschützt. Diese Titel werden daher künftig eine noch viel bedeutendere Rolle spielen. Jedoch werden dementsprechend, je nach weiterer Entwicklung der Situation, auch neue Institutionen an Bedeutung gewinnen. In Bezug auf die Vergabe weiterer Titel wird in der Türkei somit noch viel diskutiert werden. Welchen Wert wird welcher Titel haben und welche Befugnisse werden damit festgelegt? Es ist utopisch zu erwarten, dass die HandlungspartnerInnen des Translationsprozesses und die anderen bei der Definition der Berufsstandards mitwirkenden Parteien bezüglich all dieser Fragen einhelligen Konsens erzielen werden. In diesem Zusammenhang wurde bereits mehrmals festgehalten, dass etwa ein BA -Titel und ein Diplom nicht ausreichend für alle Einsatzbereiche qualifizieren. Vielmehr sollten die AbsolventInnen eventuell später jeweils entsprechende Eignungsprüfungen ablegen müssen. Dies lässt sich auch dahingehend interpretieren, dass innerhalb der beiden Bereiche Dolmetschen und Übersetzen künftig jeweils auch unterschiedliche Qualifikationsstufen erreicht werden können. Ein wünschenswertes Ergebnis, das das Ende eines langen Entwicklungswegs markieren könnte. Wie sich die entsprechenden kulturspezifischen Ausprägungen des Handlungsfelds Translation in der Türkei letztlich gestalten werden, bleibt abzuwarten. Welche „Hierarchien sich im Handlungsfeld der Translation“ (Prunč 2008: 20) in der Türkei infolge der geplanten Ausarbeitung der unterschiedlichen Berufsqualifikationen letztlich ausbilden werden, ist zurzeit noch eines der großen Rätsel in diesem so mühsamen wie spannenden Entwicklungsprozess. <?page no="261"?> Türkiye’de Çevirmenlik Mesleği ve Çeviri Kültürüne Özgü Görünümler 261 Türkiye’de Çevirmenlik Mesleği ve Çeviri Kültürüne Özgü Görünümler Sevil Çelik Tsonev 1 Giriş Bu makalede çeviri kültürüne dair görünümler bağlamı çerçevesinde çeviri tarihi açısından gelişmeler irdelenecektir. Anthony Pym’e (1998) göre, bugün çevirinin tarih içindeki gelişimini incelemek için birçok neden olabilir. Böylece “tranlation history” ile ilgilenmek gelecekte çeviri politikasının gelişimi için katkı sağlayacak olup önemli bilgi ve fikirlere kapı açabilir (karş. Pym 1998: 16 vd.). Tahir Gürçağlar (2005: 31) da kendisinin çeviri tarihine yönelik ilgisinin nedenlerinin günümüze dayandığını açıklamaktadır: Amacı, çevirinin bugünkü durumunu geçmişe yönelen bir bakışla değiştirmektir (a.e.). Özellikle Türkçenin konuşulduğu kültür alanı içinde çevirmenlerin mesleğinin tarihiyle uğraşmak bu alanın gelişimiyle ilgili aydınlatıcı olabilir. Şu bir gerçek ki Osmanlı İmparatorluğu’nun 13. yüzyıldaki kuruluşundan önce söz konusu coğrafik bölgede değişik dil aracıları, daha doğrusu mütercim ve tercümanlar çalışıyordu. Bunlar o zamanlarda “tercüman” 1 (Arapça “tarjaman” sözcüğünden, bu sözcük ise Aramice “targmana” kavramından türetilmiştir) olarak adlandırılıyorlardı (karş. Paker 2009). Osmanlı Devleti’nin kuruluşuyla bu mütercim ve tercümanlar devletin koruması altında bulunuyorlardı 2 ; bilinçli olarak devlet kurumlarında aracı olarak çalıştırılan bu kişiler daha sonra padişah tarafından daha önemli işlerle görevlendiriliyorlardı (karş. Eruz 2010; Paker 2009). Mütercim ve tercümanların meslek profilleri ise Osmanlı İmparatorluğu’ndan başlayarak cumhuriyetin kuruluşuna kadar bu devlet biçimlerine koşut bir şekilde gelişmiştir. Bu nedenle bu çalışmanın amacı, ilgili alan yazınını kullanarak ve Türkiye’nin tarihçesine bir göz atarak çevirmenlerin bugünkü meslek profilini tarihsel açıdan daha iyi anlayabilmektir. Bugünkü meslek profilinin gelişim beklentilerinin sebeplerinin ne dereceye kadar Osmanlı İmparatorluğu’nun tarihçesinde bulunabileceği de bu bağlamda sorulan bir sorudur. Bu soruya yaklaşmak için bu makalede (Osmanlı) Türk kültür tarihi sürecinde çevirmenlerin durumu ve görün(-mez/ -ebilir)likleri hakkında tarihi bir genel bakış verilecek ve önemli olaylar aracılığıyla uygun bir gelişim profili resmedilecektir. Bu doğrultuda çevirmenliğin kurumsallaştırılmasında farklı evreler gözlemlenebilir. Bu evreler aynı zamanda çeviri kültürünün gelişiminin temelini oluşturmaktadır; bu yüzden kurumsallaşmanın çeviri kültürünün oluşumu için genel olarak önemli bir unsur olduğu vurgulanmalıdır. 1 Bu kavram uzun süre bir üst kavram olarak sözlü çevirmen (“tercüman”) ve yazılı çevirmen (“mütercim”) için kullanılmıştır (karş. Eruz 2016: 17; 2013). 2 O zamanki çevirmenlerin yalnızca devlet tarafından görevlendirilmiş olarak çeviri yapıp yapmadıkları da burada yine önemli bir sorudur. Nitekim çevirmenler devlet tarafından görevlendirilmiş olmalarına rağmen yine de kendileri için özel ticaret işleri gerçekleştirebiliyorlardı; onların çoğu çevirmen Yunus Bey (Eruz 2010: 165-173) gibi aynı zamanda varlıklı ve ün salmış tacirlerdi. Avrupa ülkelerinin dil oğlanları ise Osmanlı Devletine değil de ilgili devletlere bağlı olup o devletlere tamamen sadık olmalıydılar (karş. Eruz 2016: 32; 2013). <?page no="262"?> 262 Sevil Çelik Tsonev Türkiye’deki çeviri kültürü açısından bugünkü çeviri kültürünün tarihi aşamaları olarak belirtilebilecek ve ilgili coğrafik bağlama dayalı olan çoğul bir çeviri kültüründen söz etmek muhtemelen daha anlamlı olacaktır. Meslek gelişimi burada Türk kültür tarihinde çeviri kültürlerinin tarihiyle yakın bağlantı içinde olup onun bir parçası olarak anlaşılabilir ve betimlenebilir. Prunč bu doğrultuda çeviri kültürü kavramıyla bağlantılı olarak “yazılı ve sözlü çevirinin birbirinden ayrı tutulmasını” ve “ilgili meslek profilleri oluşumunu” bu kavramın unsurları olarak belirtmektedir (2008: 20). Ayrıca “bir yandan aynı dil bölgesi içerisinde değişik çeviri kültürlerinin oluştuğunu ve öte yandan çeviri kültürlerinin bu dil bölgelerinin dışına da çıkabileceklerine” işaret eder (a.e. s. 25). Çeviri kültürleri kavramıyla bağlantılı olarak ayrıca dil ve kültür arasındaki yakın ilişki vurgulanmalıdır. Dil aracılığıyla yine dilin gelişimini etkileyen kültürel ve tarihi durumlar tanımlanmaktadır. Böylece 20. yüzyılın başlangıcında Türkiye devletinin kuruluşunda (1928) yeni bir alfabe kullanılmış ve Türkçenin fonetik yapısına pek uymayan Arap alfabesinden vaz geçilmiştir (karş. Eruz 2010: 157 vd.). Çeviri kavramı geniş anlamıyla düşünüldüğünde söz konusu alfabe değişimi de bir tür aktarım olarak adlandırılabilir. Başlangıçta görülen değişik yazı kültürlerinin koşut varoluşları, birden fazla sayıda çeviri kültürünün koşut varoluşlarına dair bir işaret olarak algılanabilir. Bu yeni paradigmaya geçiş tartışmasız ve dirençsiz olmamıştır. Mustafa Kemal Atatürk ve silah arkadaşları bu değişimi radikal bir şekilde uygulamalarından dolayı bu reform Türkçe metinlerde genellikle “dil devrimi” olarak geçer. Her devrimde olduğu gibi, bu değişimin de savunucuları ve karşıtları vardır. Örneğin Meriç’e göre bu yenilik dini gelenekten ve Osmanlı kültüründen kopmaya neden olmuştur (karş. Meriç 1992: 301 vd.; Meriç 2004: 86). Ayrıca Doğan da yazı kültürünün devrimini kültürel bir kopma olarak eleştirir (Doğan 2014). Atatürk’ün reformları o zamanki muhalefet toplumunun torunları tarafından bu günlerde tekrardan daha da güçlü bir şekilde tartışılıyor. Bu gelişimin bir örneği, okullarda Osmanlı Türkçesinin 2016 yılında 10. sınıftan itibaren zorunlu veya seçimli ders olarak yeniden başlatılması yönünde Milli Eğitim Bakanlığı’nın yeni kararlarıdır (Ülkar 2017). Egemen sistemin yerleşmiş olan çeviri kültürlerine uyguladığı bu yeni baskı da değişik kültürlerin bir nevi koşut varoluşlarını beraberinde getiriyor. Aynı zamanda meslekteki değişimler (Osmanlı) Türk kültür tarihinde çeviri kültürünün değişimini de belgelemektedir. Bu nedenden dolayı gelecek bölümde çevirinin değişik meslek profilleri ilgili tarihi bağlamları içerisinde betimlenecektir. Bunun devamında çevirinin Türkçe konuşulan kültür alanında adım adım kurumsallaşmasının kapsamlı bir tanımlaması yapılacaktır. 2 Çeviri Kültürünün (Kültürlerinin) Bir Parçası Olarak Çeviri Mesleği 13. yüzyıldan 20. yüzyıla dek çevirmenlik mesleği Osmanlı Türk kültür tarihi içerisinde çok kez değişiklik yaşamıştır. Bu değişiklikler, çevirmenlerin devlete olan sadakatleriyle doğrudan bağlantılı olmuştur (karş. Eruz 2016: 33 vd.). Çevirmenler tercümanlık hizmetlerini icra ederken gösterdikleri sadakatsizliklerinin bedelini canlarıyla ödemek zorunda kalıyorlardı. Dil oğlanlarının sadakat anlayışı ise Osmanlı Devlet’ine karşı değil, diğer ülkelere karşıydı. Bu bağlamda Türkiye Cumhuriyeti’nin kuruluşunda devlet tarafından görevlendirilmemiş çevirmenlerin de dâhil olduğu belirtilmelidir (karş. Gürçağlar 2008: 142 vd.). Tahir Gürçağlar’a göre, <?page no="263"?> Türkiye’de Çevirmenlik Mesleği ve Çeviri Kültürüne Özgü Görünümler 263 çevrilen kitapların piyasası bir yandan devlet tarafından yaratılıp düzenlenirken, diğer yandan da burada devlet tarafından görevlendirilmeyen tercümanlar önemli bir rol oynamaktaydılar. Osmanlı İmparatorluğu ile diplomatik ve ticari ilişkilerde bulunan Venedik Cumhuriyeti, Habsburg İmparatorluğu ve Fransa gibi devletler, söz konusu çeviri hizmetlerinin “değerli” veya “değersiz” olarak değerlendirilmesinde belirleyici olmuştur. Devlet teşkilatı içerisinde çevirmenlerin bir kısmı kadılık (Osmanlıda en yüksek yargıç) tercümanlığı veya elçilik tercümanlığı gibi önemli görevlere atanmışlardır; hatta bazılarının bizzat Eflak ve Boğdan elçisi olarak atandığı da görülmüştür. Ancak, hükümdara karşı sadakatleri yetersiz bulunduğunda, yüksek makamlarda yer almaları onları olası bir ölüm cezasından kurtarmıyordu. Yine de tercümanların gösterdikleri sadakat ve başarılarından dolayı takdir gördüklerine dair örnekler de bulunmaktadır. Örneğin tercüman, emri altında çalıştığı paşanın padişah tarafından idam edilmesinden sonra bile hizmetine devam edebiliyordu (karş. Eruz 2010: 68; Kreutel 1955). Çoğu zaman, ailelerin çok dilli olmaları nedeniyle, bunlar arasından birkaç kuşak birden tercüman olarak hizmet vermiştir. Çevirmenlik “becerisinin” çocuklara ve torunlara “aktarıldığı” söylenebilir (karş. Eruz 2011: 291; Bilim 2015: 38, dipnot 42). Aşağıda gösterildiği gibi, çevirmenlerin meslek profili (Osmanlı) Türk kültür tarihi içerisinde de oldukça değişiklik göstermiştir. Bu devingenlik özünde çevirmenlerin çeviri hizmetleri bağlamındaki görünürlük ve görünmezlik ilişkisi arasındaki gidiş gelişleri doğrultusunda belirlenmiştir. Sonraki bölümde Osmanlı İmperatorluğu’ndaki söz konusu bu gelişmeler ayrıntılı olarak irdelenecektir. 2.1 Osmanlı İmparatorluğu’nda Çevirmenler 600 yıldan fazla bir süre varlık gösteren Osmanlı İmparatorluğu, 30’dan fazla dil ve çok sayıda lehçenin konuşulduğu çok dilli kültürel bir alan olmuştur. Osmanlı Türkçesinin yanı sıra (bu dil Arapça, Farsça ve Türkçenin birleşiminden ortaya çıkmıştır) çok sayıda başka dillerden de söz edilmelidir. Lewis (2008: 30) bu bağlamda sözleşme metinlerinin İtalyancadan başka dillere, özellikle Osmanlı Türkçesine, çevrildiğinden dolayı İtalyancanın 19. yüzyıla kadar olan durumunu bir Lingua franca olarak betimlemektedir. Dillerin bu çeşitliliği Osmanlı İmparatorluğu içerisindeki kültür mozaiğini yansıtmaktadır. Sultanların birçoğu da çok dilli ailelerin içerisinde yetişmişlerdi. Selçuklu İmparatorluğu’nun (1037-1194) ve daha sonra da Rumi-Selçuklu Sultanlığı’nın edebiyat ve bilim dili Farsça idi; Osmanlı Türkçesi ise hanedanın ve ordunun diliydi (karş. Köymen 1957). Daha sonra Osmanlı İmparatorluğu’nda (Fatih) Sultan II . Mehmet (15. yüzyıl) ve Şehzade Bayezid (16. yüzyıl) arasındaki dönemde İslam dünyasının edebi ve bilimsel klasik eserlerinin büyük bir bölümü Farsçadan Osmanlı Türkçesine çevrilmiştir (karş. Ülken 1997: 184). 15. yüzyılda Osmanlı İmparatorluğu üç kıtaya yayılmış, (Küçük) Asya ve Afrika’nın en önemli liman şehirlerine hâkim olarak o zamanın çok sayıda devletiyle ilişki içindeydi. Bu nedenle Osmanlı İmparatorluğu’nun içerisinde, gereken çeviri hizmetlerine bağlı olarak, çevirmenlerin çalıştırıldığı devlet çatısı altında ve dışında faaliyet gösteren yeni kurumlar oluşmuştur. Bunların çoğunluğu Osmanlı İmparatorluğu’nun entellektüel elit kesimine mensuptu. <?page no="264"?> 264 Sevil Çelik Tsonev 2.1.1 Çevirmenlerin Çeviri Hizmetlerine Göre Ayrımı Eruz (2010: 64) bu bağlamda beş farklı türü betimlemektedir. İlk olarak 18./ 19. yüzyıla kadar tercüman olarak çalışan ve çoğunlukla Yunan, Ermeni ve Yahudi asıllı ailelerden olan çevirmenler grubunu tanımlar. Bunlar, örneğin İstanbul’da yaşayıp daha sonra Eflak ve Boğdan’da (Moldova) Osmanlı İmparatorluğu’nun beyleri olarak hâkimiyet süren Fenerli Rumlardır. Osmanlı İmparatorluğu’nun yönetim organı Bâb-ı Âli’ nin başterümanı Yahya Naci Efendi 3 de Fenerli Rumlardan olup 1821 yılında Tercüme Odası 4 ’nı kurmuştur. Sonradan Müslümanlığa geçip aralarından bazılarının Osmanlı Devleti elçileri olarak hizmet verdiği tercümanlar ikinci bir grubu oluşturmaktadır. Üçüncü grup, önce köle olan, sonra serbest bırakılan ve İslam’a geçen İbrahim Müteferrika (1674-1745) ve Ali Ufki Bey (1610-1675) gibi tercümanları kapsamaktadır 5 . Dördüncü grupta ise Osmanlı İmparatorluğu ile ticaret ilişkisi içinde bulunan batılı devletler tarafından eğitilen tercümanları görmekteyiz. Özellikle İtalyanlar, Habsburglular, Fransızlar 6 ve Hollandalılar kendi tercümanlarını eğitmek üzere Avrupa’da yeni kurumlar açmışlardır (karş. Eruz 2010; Wolf 2012: 181vd.; Diriker 2015). Böylelikle Avrupa’da dil oğlanları için okullar oluşmuştur. Bu dil oğlanlarının büyük bir kısmı, farklı Avrupa ülkelerindeki Doğu Bilimleri Akademileri’nin kuruluşlarında da etkin olmuştur (Hitzel 1995: 9; Pöchhacker 2007: 18; Wolf 2012: 179 vd.). Bunun bir örneği ise önce dil oğlanı, sonra saray tercümanı olarak hizmet veren, en önemli doğu bilimcilerden olup 1847 yılında Habsburg Hanedanlığı zamanında Avusturya Doğu Bilimleri Akademisi ’nin kuruluşunda etkin olan Joseph von Hammer- Purgstall’dır. Kendisi Akademinin ilk başkanı olarak 1849’a kadar görev yapmıştır. Son olarak beşinci grup içinde 19. yüzyılda Osmanlı İmparatorluğu tarafından yetiştirilmiş tercümanlar yer almaktadır. Bunlar, 1821 / 22 yıllarında kurulan Tercüme Odası ’nda çalışan aralarında Ahmet Vefik Paşa 7 gibi kendi dönemlerinde öne çıkan bilim insanlarıdır. 2.1.2 Tercümanların Çalışma Alanlarına Göre Farklı Edinç ve Konumları Liman kentlerinde, sınırlarda ve gümrüklerde de tercümanlar çalıştırılmıştır. Osmanlı İmparatorluğu’nun devletiçi teşkilat yapılarının gelişimine koşut olarak meslekleri zamanla 16. yüzyıldan itibaren giderek güçlü bir şekilde kurumsallaştırılan ve beraberinde daha fazla imtiyazlar getirilen tercümanların konumu da iyileşme göstermiştir. II . Mehmet (1432-1481) tercümanların edinçlerini ve her bir kurumdaki konumlarını belirlemiştir (Paker 2009: 550). Kayaoğlu (1998: 22) ve Paker (2009) bu bağlamda dört çalışma alanından söz ederler: Birinci grup olarak devlet idaresi ve hükümette çalışan Divan-ı Humayun Tercümanları belirtilir. Bu tercümanların çalışma alanları sadece belge çevirisini kapsamıyordu, bunlar aynı zamanda Osmanlı İmparatorluğu’nun uluslararası ilişkiler ve diplomatik iletişimlerini yürütme ve bi- 3 Yahya Naci Efendi kaynakların çoğunda Yahudi ve Bulgar kökenli olup sonradan Müslüman olarak betimlenir; bazı kaynaklarda ise (“gerçek”) Türk şeklinde gösterilir (karş. Balcı 2006). Doğum tarihi bilinmiyor ancak ölüm tarihi 1824 yılıdır. 4 Karş. Tercüme Odası konusuna ilişkin Balcı 2006; Paker 2009: 552; Eruz 2010: 121; Bilim 2015: 29-43. 5 Her iki tercümana ilişkin ayrıntılı bilgi için bkz. Eruz (2010; 2011). 6 Konuyla bağlantılı olarak Fransız okullarına ilişkin bu cilt içinde Cukier ve Marics bilgi vermektedir. 7 Eruz Ahmet Vefik Paşa hakkında şunu yazar: “Ahmet Vefik Paşa’nın (1823-1891) büyükbabası İslam’a geçmiş bir çevirmen ve oğlu da çevirmendi. Osmanlı yönetimince Fransa’ya yükseköğrenim için gönderilen Ahmet Vefik Paşa da daha sonra devlet hizmetinde önemli makamlara gelmiştir, ancak kendisinin mütercim ve tercüman kişiliği her zaman öncelikli olmuştur. Örneğin Vali olarak Bursa’ya tahin edildiğinde dahi bu böyleydi (2011: 291). <?page no="265"?> Türkiye’de Çevirmenlik Mesleği ve Çeviri Kültürüne Özgü Görünümler 265 çimlendirmede önemli roller üstleniyorlardı. Burada söz konusu olan kültürel ve siyasi çevrelerde imtiyazlı bir gruptur (karş. Aydın 2007: 42). Aydın, tercümanları kendi inançlarına ve milliyetlerine göre Müslüman olmayan tercümanlar, İslam’a geçen tercümanlar, Fener kökenli tercümanlar ve Tercüme Odası ’nın eğitimli Müslüman tercümanları olarak sınıflandırır (karş. a.e. s. 41). İkinci grubu, bölge yönetimlerinde çalıştırılan Eyalet Tercümanları oluştuyorlardı; bu tercümanlar devlet tercümanlarını destekliyorlardı. Bu tercümanlar devlet ile Türkçe konuşmayan yerli nüfus arasındaki yazışmaları çeviriyorlardı. Halk ve bölge yönetimi arasındaki ilişkilerde gerekli olan her türlü çeviri çalışmasını yapıyorlardı. Selanik ve İzmir gibi liman kentlerinde ve bugünkü Suriye’nin Halep kentinde de bulunan konsolosluklarda çalışmışlardı (Balcı 2006; Philliou 2001, 2009). Üçüncü grup olarak Askeri ve Eğitim Müesseselerinde Kullanılan Tercümanlar (18. yüzyıl) nitelendirilir. Askeri teknik donanım ve gemicilik okullarında çalışan tercümanların görevi, Türkçe konuşmayan yabancı uyruklu öğretim elemanlarına bilgi aktarımında yardımcı olmaktı. Ayrıca deniz kuvvetlerinin tercümanları Akdeniz ve Ege’deki gayrimüslim nüfuslu adalarda vergilerin tahsil edilmesinden sorumluydular (karş. Paker 2009: 551). Fakat bu edinç alanı daha sonra 1839’da Tanzimat ile sınırlandırılmıştır. Dördüncü ve son grup ise Yabancı Elçilik ve Konsolosluk Tercümanları olmuştur. Bu tercümanlar 18. yüzyılda ilk olarak Müslüman olmayan çevrelerden seçilmiştir. Paker (2009: 551), II . Mahmut’un döneminde tercümanların mesleğini şöyle tarif eder: “At the time of Mahmut II (1785-1839) there were 218 consular dragomans, twenty four with special warrants, most of whom were Greeks and some wealthy enough to purchase the position”. Sonra birçok ülke kendi tercümanlarını doğrudan elçilik kurumları bünyesinde eğitmiştir. Fransız, Hollandalı ve Venediklilerin kurumları ve İstanbul’daki Habsburg elçiliği, Osmanlı İmparatorluğu ve ticaret elitiyle çalışmak için kendi tercümanlarına sahipti (karş. De Groot 2007, Rothman 2009, 2012). Böylece söz konusu uluslararası ilişkiler çerçevesinde iletişim kendi tercümanları üzerinden gerçekleşiyordu. Paker (2009: 551), bu tercümanların sosyal durumunu, o dönemdeki tercümanların imtiyazlı konumunu gösteren detaylı örneklerle açıklamaktadır. Sonraları da tercümanlar kıyafetleriyle tanınırlar hatta hiyerarşik konumları tam olarak kıyafetlerinden bile belli olurdu (karş. Ortaylı 1997; Marics 2016). Eruz (2011) bu konuda Bâb-ı Âli ’nin küçük bir tercüman ve mütercim grubu çalıştırdığını ve bunların hepsinin “saygın kişiler” olduğunu belirtmektedir. “Bis zu den Aufständen in Griechenland 1821 dienten diese polyglotten Übersetzer und Dolmetscher, die später von den Sultanen zu Prinzen der Wallachei [sic] ernannt wurden, als Übersetzer und Dolmetscher“ 8 (Eruz 2011: 290). 2.1.3 Osmanlı İmparatorluğunda Tercümanlık Kurumlarının Hayata Geçirilmesi Osmanlı Devleti 19. yüzyıldan itibaren imtiyazlı bir kurum olan Bâb-ı Âli Tercüme Odası ’nda (1821) kendi tercümanlarını eğitmeye başlamıştır. Dil ve kültür eğitimini hızlandırmak ve yoğunlaştırmak için bu tercümanlar merkez Avrupa ve Fransa’ya gönderilmişlerdir (karş. Eruz 2011: 290). 1833 yılı bu bağlamda bir dönüm noktası sayılmaktadır, nitekim o zamana kadar Tercüme Odası yalnızca yabancı dil eğitimi vermekteydi (karş. Bilim 2015: 35). 1871 yılında Tercüme 8 1821 yılındaki Yunanistan’daki ayaklanmalara kadar, daha sonra padişahlar tarafından Eflak prensleri ilan edilen bu çok dilli tercüman ve mütercim kişiler, tercümanlık ve mütercimlik hizmetlerinde bulunmuşlardır. <?page no="266"?> 266 Sevil Çelik Tsonev Odası Osmanlı Devleti’nin Hariciye Nezareti’nin bir dairesi haline dönüştürülmüş ve imparatorluğun çöküşüne dek varlığını sürdürmüştür (karş. a.e. s. 42). Daha 1823 yılında Tercüme Odası Türkleri ve Gayrimüslimleri devlet tercümanları olarak eğitmeye başlamıştır. Bunu takiben Osmanlı İmparatorluğu’nun yönetim kurumlarında benzer kurumlar oluşturulmuştur. Paker (2009: 552) Tercüme Odası ’nın Tanzimat Döneminde önem arz eden işlevini betimlemektedir 9 . Örneğin Tercüme Odası ’ndan Namık Kemal 10 gibi Türk kültür tarihinin önemli aydın ve öncüleri yetişmiştir. 1839 yılında başlayıp 1876’da sona eren devletin yeniden yapılanması, yani genel bir batılılışma süreci sırasında 1862 yılına dek en yüksek mercii olarak etki gösteren Encümen-i Daniş 1851 yılında kurulmuştur (karş. Kayaoğlu 1996: 17-55; Demez 2007). Bu kurum eğitim, reformları çerçevesinde çok sayıda bilimsel ve yazınsal yapıtların, hukuki ve ticari metinlerin çevirilerini teşvik etmiştir (çeşitli çalışma alanlarına yönelik bkz. Kurultay 1998: 20). Hammer-Purgstall da “Encümen-i Daniş”in bir üyesiydi (karş. Kayaoğlu 1996: 32 vd.; Eruz 2010: 90). Diğer yeni bir kurum ise Cemiyet-i İlmiye-i Osmaniye (1861-1867) olmuştur. Bu kurumun hedefi Encümen-i Daniş ’in doğa bilimlerindeki eksikliklerini tamamlamaktı. Bu kurum Münif Paşa tarafından yönetilmiştir (karş. Yazıcı 2005: 54 vd.; Paker 2009: 556; Eruz 2010: 120). Cemiyet-i İlmiye-i Osmaniye ’ye koşut olarak 1865 yılında o zamanki eğitim bakanlığı olan Maarif Nezareti ’nin çatısı altında Telif ve Tercüme Cemiyeti kurulmuştur. Bu kurumun da başkanlığını Münif Paşa yürütmüştür. Encümen-i Daniş ’in yalnızca aydınlara ve bilim insanlarına odaklanmasından dolayı ilgili kurumun temel görevi genel bir okur kitlesine yönelik özgün eser ve çeviriler yayınlamaktır (karş. Yazıcı 2005: 56). Ancak Telif ve Tercüme Cemiyeti de uzun zaman varlık gösterememiş ve kısa süre sonra da başka bir kuruma dönüştürülmüştür. Hemen ardından, 1870 yılında, bakanlık bünyesinde Ahmet Midhat yönetiminde Daireyi İlmiye kurulur. Bu kurumun amacı, Avrupa’daki üniversitelerle akademik ilişkiler kurmaktır. Burada çalışabilmek için Latince ve Yunanca bilgisi gerekliydi. Daireyi İlmiye ’nin bir başka görevi de, telif hakları ve çeviri hizmetlerinin düzenlenmesi için kapsamlı bir nizamnamenin geliştirilmesiydi. Bu şekilde gelecekteki telif hakkı ve yayıncılık için temeller atılmış oldu (karş. Kayaoğlu 1998: 135 vd.). Telif hakları ve tercüme için yetkili makam olan Telif ve Tercüme Dairesi 1914 yılında Milli Eğitim Bakanlığı içindeki yapısal değişimler çevrçevesinde kurulmuştur. Söz konusu kurumun görevi, toplum ve okullar için çevirileri teşvik etmek, eşgüdüm faaliyeti yürütmek, seçim yapmak ve yayınlamaktı. Bu anlamda ilgili daire o zamana kadar içeriksel ve bilimsel açıdan ihmal edilmiş olan tarım, veterinerlik, hukuk ve iktisat alanlarına odaklanmıştır (karş. Kayaoğlu 1996: 85; Yazıcı 2005: 56). Ayrıca bu daire kadınlar ve çocuklara yönelik çevirilerle de doğrudan ilgilenmiştir (karş. Yazıcı 2005: 57). Bu kurum, Osmanlı İmparatorluğu döneminde faaliyet gösteren son çevrimenlik kurumu olarak 1919 yılında lağvedilmiştir (karş. Kayaoğlu 1996: 96 vd.). Daha önce tartışılan Osmanlı İmparatorluğu’nun genel anlamda batılılaşması süreci sonunda bağımsız bir Osmanlı Türk çeviri kültürü gelişmiştir. Osmanlı Türk çeviri kültürü, Avrupa Aydınlanma Çağı’nın batıya özgü edebiyat anlayışlarının çevrilmesiyle batı merkezli bir Türk 9 Karş. ayrıca Berk Albachten 2004. 10 Namık Kemal (1840-1888) şair ve yazar olmakla birlikte Jön Türkler üzerindeki büyük etkisiyle tanınır. Arapça, Farsça ve Fransızca konuşur ve 1857-1858 yılları arasında Osmanlı yönetiminde tercüman olarak görev yapmıştır. <?page no="267"?> Türkiye’de Çevirmenlik Mesleği ve Çeviri Kültürüne Özgü Görünümler 267 “Aydınlanması”nın gerçekleşmesini sağlamıştır. Bu fikirler, daha sonra batı odaklı reformları gerçekleştiren yeni Türkiye Cumhuriyeti’nin kurucularının tutumunu etkilemiştir. Atatürk’ün kendisi de birçok dili konuşuyordu. O zamanki eğitim sisteminin dilleri olan Farsça ve Arapçaya ek olarak Fransızca, İngilizce, Rusça, Almanca ve Bulgarca da konuşup bu dillerden bazılarında askeri metinler de çevirmiştir (karş. Coşar 1973). Batı yönelimli söz konusu çeviri kültürü böylece Türk devletinin kurulmasını büyük ölçüde etkilemiştir. Çevirmenler bu bağlamda “görünür” bir rol oynamışlardır. Gerçekten de bu tercümanların çoğu kendi zamanının önemli kişilikleriydi ve çevirileri aracılığıyla da aktif bir şekilde bilgi aktarımını sağlamışlardır. 2.2 Genç Cumhuriyet’te Dil Mühendisleri Olarak Çevirmenler Birinci Dünya Savaşı’nın bitiminden sonra Atatürk, 1919’dan 1923’e kadar, Anadolu’nun merkezi bölgelerini işgal eden batılı güçlere karşı kurtuluş mücadelesini başlatmıştı. Bu mücadele 29 Ekim 1923 tarihinde Türkiye Cumhuriyeti’nin kurulmasını sağlamıştır. Bir Cumhuriyet oluşturma çabaları, çeviri hacminde de hissedilir bir artışa yol açmış ve bu hareketin merkezinde modern batı dillerinden çeviriler aracılığıyla Türkçenin güçlendirilmesi amaçlanmıştır. Devlet tarafından yürütülen bu çeviri politikasının 11 amacı, halkın Türkçe metinlere erişimini arttırmak ve dili öğrenmeyi kolaylaştırmaktır. Bu durum, modern Türkiye Cumhuriyeti’nde yazılı ve sözlü çeviri faaliyetlerinin kurumsallaşmasına yol açmıştır. Yeni devletin temel amacı, bu yoğun çeviri faaliyeti ile desteklenmesi gereken ulusal bir (yazılı) kültürün geliştirilmesiydi. İçerik açısından odaklanılan konu, öncelikle yeni uyanmış modern diyesi batılı Türk kültürünü canlandırmak ve topluma yaymak için batı dillerinde yazılmış edebi ve bilimsel metinler olmuştur. Başlangıçta, özellikle Sabahattin Eyüpoğlu 12 ve Nurullah Ataç 13 gibi yabancı dil becerisine sahip yazarlar ve aydınlar genç cumhuriyette çevirmen olarak etkin olmuşlardır. Bu kişilerin hepsi, toplumda yeni çağdaş Türk dili ve kültürünün yerleştirilmesi yönünde çeviri çalışmaları aracılığıyla mücadele vermişlerdir. Kuruluş mücadelesi safhasının tamamlanmasından sonra, genç cumhuriyetin çeşitli organları ve kurumları da hızla gelişmeye başlamıştır. Özellikle, Milli Eğitim Bakanlığı okuma yazma bilmeyenlerin oranlarının kalıcı bir şekilde azalması için çaba göstermiştir. Hasan Âli Yücel 14 ’in liderliğinde ilgili bakanlık, çeviriler için en önemli devlet mercii haline gelmiştir. Söz konusu kurum bu bağlamda iki amacı takip etmiştir. Bir yandan, çeviri konusunu ele alan dergilerin yardımı ile ve özellikle de batı edebiyatının çevirisiyle evrensel dünya bilgisini erişilebilir kılmak, diğer yandan da 1928’de yeni Türk alfabesi reformuyla sözlü bir halk kültüründen yazılı bir kültüre geçişi başarmak amaçlanmıştır (karş. Yazıcı 2005: 59). Her vatandaş, Türkçeyi Latin alfabesi temelinde öğrenmeli, yazılı (ve sözlü) olarak kullanmalıydı. Ayrıca, bu şekilde modern Türkçe yeni edebi dil haline gelmeliydi. Aynı zamanda, genç Türk devletinin gönüllü çeviri hareketi, çevirmenlerin itibarının artmasını sağlamıştır. Çevirmenler genel- 11 Bu kavram burada çeviri kültürünün de bir parçası olarak anlaşılmalıdır. 12 Sabahattin Eyüpoğlu (1908-1973) yazar, edebiyatçı ve 1959 yılında Türk Dil Kurumu Çeviri Ödülü ’nü alan tanınmış bir çevirmendir. 13 Nurullah Ataç (1898-1957) İstanbul’da doğmuştur. Babası Mehmet Ata Bey Joseph von Hammer- Purgstall’ın Osmanlı Devleti Tarihi adlı eserini Fransızca’dan Türkçe’ye (1911) çevirmiştir (karş. İslam Ansiklopedisi, cilt 4, 1945: 34). Ataç, edebiyat eleştirmeni, deneme yazarı, yazar ve şair, çevirmen, Fransızca öğretmeni ve Türk Dil Kurumu Yayınlar Dairesi Başkanı olarak görev yapmıştır. 14 Yücel (1897-1961) Atatürk döneminde eğitim bakanı olmuş, bilinen bir yazar ve edebi çevirmendir. <?page no="268"?> 268 Sevil Çelik Tsonev likle ünlü yazar ve aydınlar olduğundan mesleğin itibarını arttırmışlardı. Modern Türkiye Cumhuriyeti’nin ilk evresinde, iki unsur yazılı olarak yaygın bir ulusal kültürün gelişimine önemli katkılarda bulunmuş ve çeviri kültürünü de biçimlendirmiştir: Bunlar bir yandan çeviri konusunu ele alan dergiler, diğer yandan da üniversitelerdeki çeviri faaliyetleri olmuştur. Böylece, 1939 yılında Milli Eğitim Bakanlığı, 1940’da Tercüme Bürosu ’nu hayata geçiren kendi bünyesindeki tercüme heyetini kurmuştur (karş. Yağcı 1999: 229-235; Eruz 2003: 59; Yazıcı 2005: 60 vd.; Paker 2009: 557 vd.; ). Milli Eğitim Bakanlığı yönetiminde olan bu büro, 19 Mayıs 1940 ile 19 Mart 1947 tarihleri arasında Tercüme 15 dergisini yayımlamıştır. Yazıcı’ya göre (2005: 60), derginin ağırlık noktası, öncelikle Avrupa ülkelerinde Aydınlanma’nın gelişmesine önemli ölçüde katkıda bulunan eserlerdir. Dergi 1966 yılına kadar faaliyet göstermiş, ancak 1947’den sonraki yıllarda artık başlangıçtaki komitenin yönetiminde yayımlanmamıştır. Tercüme dergisi edebi çeviri sorunlarına ilişkin bir tartışma ve kapsamlı düşünme alanı sağlamıştı. Çeşitli yazar ve çevirmenler kısa bir süre sonra dergiyi çeviri, çeviri yöntemleri ve çeviri süreçleri gibi konuları tartışmak için ortak bir platform olarak kullanmışlardı. Çeviri sorunlarıyla ilgilenen ve böylece de devletin çeviri politikasını açıkça yansıtan genç cumhuriyet tarafından düzenli olarak yayınlanmış olduğundan dergi özel bir önem arz etmektedir. Daha sonraki süreçte çeviri konusunu ele alan dergiler, devlet tarafından finanse edilmeyip özel yayınevleri tarafından yayınlanmış ve dağıtılmıştır. Bu durum, devlet tarafından yönlendirilen çeviri kültürü döneminin sonunu ifade ediyordu. Bu durum, örneğin, yaygın edebiyat dergisi Varlık yayıncısı tarafından yayınlanan Cep Dergisi ( Dünyaya Açılan Pencere ) için geçerlidir. Bununla Tercüme dergisinin yayınlanmasının durdurulmasından sonra bıraktığı boşluk kapatılmak istenmiştir. Ancak, ilgili dergi sadece üç yıl yayınlanmış olup son sayısı (29. sayısı) 1969 yılında basılmıştır. Bundan sonra, ilk sayısı Ağustos 1981’de basılan Yazko Çeviri dergisi on yıl sonra aynı kaderi paylaşmıştır. Dizide toplam 18 sayı yayımlandı ve 1984 tarihinde bu dergi de yayını durdurdu. Son sayısı 20-21 olan 1992’de çıkan Metis Çeviri dergisinin yayımlanmasıyla 1987 yılında Metis Yayınevi dümeni devralmıştı. Son olarak, edebi çeviri konusunu ele alan son önemli dergi 1994 yılında ilk sayısını yayımlayan TÖMER Edebiyat Çeviri Dergisi ’dir. Burada güncel bir kamu hizmetinin bir örneği olarak, 2005 yılında Sabri Gürses tarafından kurulan çeviri bilimine yönelik ilk Türk internet çeviri dergisi olan Çeviribilim Dergisi de belirtilmelidir. Sabri Gürses, bunun dışında bir de 2010’dan beri Çeviribilim Gazetesi adlı bir gazete yayınlamaktadır. Ayrıca, Tozan Alkan yönetiminde, 2017’den beri Çevirmenin Notu adlı başka bir dergi de yayınlanmaktadır. Dergilere koşut olarak, önemli ödüller de geliştirilmeye başlanmıştı. Örneğin, 1946’da devlete ait Tercüme Bürosu şiir çevirileri için bir ödül verirken, 1959’dan 1981’e kadar Türk Dil Kurumu ( TDK ) yaptıkları çeviriler için bir dizi çevirmene ödül takdim etmiştir (karş. Yağcı 1999: 559 vd.). Daha sonraki yıllarda ise edebi çeviriler için neredeyse hiç ödül verilmemiştir. Azra Erhat 16 ’ın adına göre adlandırılmış Azra Erhat Çeviri Ödülü 1983 yılından itibaren verilmektedir. 15 Bu metinlerin kapsamlı bir seçkisi, 1999 yılında Kültür Bakanlığı yönetiminde Öner Yağcı tarafından yayınlanmıştır. 16 Azra Erhat (1915-1982) yazar, arkeolog ve çevirmendi. 1961 yılında Türk Dil Kurumu ( TDK ) Çeviri Ödülü’nü almış ve Homeros’un İlyada ve Odysseia ’sını Türkçeye çevirmiştir. <?page no="269"?> Türkiye’de Çevirmenlik Mesleği ve Çeviri Kültürüne Özgü Görünümler 269 Bu bölümde betimlenen gelişmeler, Türk çeviri kültüründe kurumsallaşmanın genel anlamda adım adım sağlamlaştırılmasını göstermektedir. Özellikle ödüller, günümüzde de çevirmenlerin itibar kazanması açısından önemli bir rol oynamaktadır. Buna bir de ekonomik unsurlar eklenmektedir. Gelecek bölümde üniversite düzeyindeki kurumsallaşma konulaştırılacaktır. 3 Üniversite Düzeyinde Kurumsallaşma Yeni bir devletin kurulmasıyla birlikte üniversiteler ve eğitim kurumlarının da kurulmasına bilinçli olarak hız verilmiştir. Bu bağlamda özellikle 1910 ile 1933 yılları arasında İstanbul Üniversitesi’nde çeviri önemli bir rol oynamıştır. 1933 tarihindeki üniversite reformuyla başlayarak 60’lı yıllara dek genç devletin yükseköğretim alanına çeviri etkinliği eşlik etmiştir 17 . Burada görev yapan bilim insanları aynı zamanda çevirmen olarak faaliyet göstermiş ve bu şekilde bilgilerini çeviri ürünleri aracılığıyla öğrencilere ve topluma aktarabilmişlerdir. 70’li ve 80’li yıllardaki siyasi ve ekonomik krizler sonucunda genel çeviri politikasını belirleyen ve yönlendirenler devlete bağlı kurumlardan ziyade daha çok özel yayın evleri olmuştur. Bu gelişim çeviri politikasının bundan sonra özellikle ekonomik çıkarlara yönelik olmasına neden olmuştur (karş. Yazıcı 2005: 63). 90’lı yıllarda böylece yayınevleri bünyesinde çeviriyle ilgili bir dizi yeni iş olanakları oluşmuş ve bilinçli olarak çevirmen, editör ve yayına hazırlayıcılar işe alınmaya başlanmıştır. Bu arada bankalar da yan kuruluş yapısı altında çeviri yayımlayan ve teşvik eden kendi yayın evlerini yürütmektedirler. Bu durum da Türk çeviri kültürü içinde önemli değişim yaşandığının açık bir göstergesidir. Devlet tarafından güdümlenen çevirilerden pazar odaklı oluşan çevirilere geçiş burada açıkça görülür. 1982 yılında İstanbul’da Boğaziçi Üniversitesi ’nde ilk olarak mütercim tercümanlık bölümü kurulmuştur. Aynı yıl içerisinde başkent Ankara’da da çevirmenlere ilişkin yeni bir eğitim kurumu hayata geçirilmiştir. Her iki eğitim kurumu da öğrencilerin çok iyi derecede İngilizce bilgisine sahip olmalarını zorunlu kılmıştır; diğer tüm dillerde ise o zamanlar çeviri eğitimi ilgili filoloji bölümleri çerçevesinde dolaylı olarak sunulmaktaydı. Başlarda çeviri eğitimi kurumlarının müfredatlarının oluşumunda filolojilerin müfredatları temel alınmış ve öğrencilere sekiz dönemlik bir lisans öğrenimi sunulmuştur. 2000 yılından başlayarak buna koşut olarak bazı yüksekokullarda Avrupa’daki meslek yüksekokullarında sunulan eğitim programlarına benzer dört dönemlik yükseköğrenim programları oluşturulmuştur. Şimdilerde ise 30’dan fazla üniversitede 50’den fazla bölümde çeviri ve çeviribilimsel öğrenim programları sunulmaktadır (karş. Türkiye Cumhuriyeti Başbakanlık Kurumu 2015: 12-16; ÖSYM 2019). Başka önemli bir görev de çeviri meslek birliklerine düşmektedir (karş. Eruz 2012). Çevirmenler için ilk Türk meslek birliği 1969 yılında kurulan Türkiye Konferans Tercümanları Derneği ( TKTD ) olmuştur. Otuz yıl sonra 1999 yılında, hem yazılı hem sözlü çevirmenleri temsil eden Çeviri Derneği kurulmuştur. Bu derneğe üye olmak için tüzük gereği ya profesyonel ya da akademik anlamda çeviri uğraşı gereklidir. Bugün Çeviri Derneği aynı zamanda International Federation of Translators ( FIT ) üyesidir. Belirtilen birliklere karşıt olarak 2006 yılında kurulan ÇEVBİR ise, telif eser çevirilerini yapan yazılı çevirmenleri özellikle de alaylı çevirmenleri 17 Genç Türkiye Cumhuriyeti’nin Cumhurbaşkanı Mustafa Kemal Atatürk o zamanlar Almanya ve Avusturya’daki nasyonal sosyalizmden kaçan Yahudi kökenli bilim insanları, sanatçılar ve aydınları ülkeye davet etmiştir. Bunun sonucunda yabancı misafirler Türk yükseköğretim alanının gelişmesinde çok etkili olmuşlardır (karş. Hirsch 1997; Hillebrecht 2000; Berk Albachten 2010; Kazim 2016). <?page no="270"?> 270 Sevil Çelik Tsonev temsil etmektedir. 2007 yılında çeviri işverenleri için de bir meslek birliği hayata geçirilmiştir ( Çeviri İşletmeleri Derneği 2017 yılından beri EUTAC üyesidir). Öğrenciler düzeyinde de 2010 yılının mayıs ayında Edirne’deki Trakya Üniversitesi Mütercim Tercümanlık bölümü öğrencileri tarafından bir birlik kurulmuştur. Tüm ilgili bölümleri kapsayan Türkiye Çeviri Öğrencileri Birliği ( TÜÇEB ) adlı öğrenci birliği, çeşitli üniversitelerde düzenli olarak meslek etkinlikleri düzenlemekte ve böylece çeviri mesleğine ilişkin tartışmayı genişletmektedir. Eğitimin kurumsallaşması ve paydaşların temsili yönündeki tüm bu çabalar yalnızca ilgili kurumların içinde değil, aynı zamanda da hükümet düzeyinde özellikle de ilgili bakanlıklarda yoğun tartışmalara yol açmıştır. Bunun dışında çeviri sürecinin söz konusu farklı eylem ortakları, çeviri mesleği alanını bütüncül olarak farklı açılardan aydınlatacak bir dizi etkinlik düzenlemişlerdir. Bu gelişmeler, mesleğin değişiminin yalnızca üniversiter yapıların oluşturulmasına değil aynı zamanda da çeşitli paydaşlara dayandığını göstermektedir. Çevirmenlerin daha da fazla görünür olmalarını sağlayan söz konusu meslek profili kurumsallaşma sayesinde daha belirgin olmaktadır. Burada mesleğe yönelik verilen tartışmayla bugünkü çeviri kültürü daha da öne çıkmaktadır. Türkiye’de şimdiye değin görünürlük konusunda kat edilen yolda çeviri mesleğinin diğer gelişmeleri bir sonraki bölümde ayrıntılı olarak açıklanacaktır. 4 Meslek Gelişiminde Dönüm Noktası AB ile süren ilişkiler sırasında Türkiye, Ulusal Yeterlilik Çerçevesi’ne yönelik de önemli yapısal değişimler gerçekleştirmiştir. Bu değişimler özellikle meslek eğitimi ve genel kültür için önemli bir adım olarak görülmelidir. Bologna Sözleşmesi’ni imzalamış bir ülke olarak Türkiye’nin bu değişimleri olabildiğince kısa bir zamanda uygulamaya geçirmesi gerekiyordu. Avrupa Yükseköğretim Alanı Yeterlilik Çerçevesi kapsamında Ulusal Yeterlilik Çerçevesi’nin geliştirilmesi kararlaştırılmıştır. Parlak / Bildik bu adımı şu şekilde betimliyorlar: The biggest step towards the idea of convergence in constructing a comprehensive national qualifications framework in Turkey was realised with the establishment of the Vocational Qualifications Authority ( VQA ) on 21 September 2006 by Law No. 5544. (Parlak / Bildik 2014: 2. Bölüm) Ulusal Yeterlilik Çerçevesi ile bağlantılı yapısal değişimlerle birlikte mesleki yeterlilikler de yeniden tanımlanmıştır. Ulusal Yeterlilik Çerçevesi bu şekilde ilgi alanı aynı olan grupların gereksinimlerini dikkate almaya ve daha sonraki çalışabilirliği sağlamak için eğitimi geliştirmeye çalışmaktadır (karş. a.e.). Özellikle çeviri ajansları ve çok sayıda eğitim kurumlarının şiddetle eleştirdiği bu sürece karşı ilgisi olan herkesin büyük beklentileri bulunmaktadır. Bu gelişmeleri daha iyi anlayabilmek için meslek kavramı yakından incelenmelidir. Türk Dil Kurumu ’nun ( TDK ) sözlüğü bu kavrama ilişkin şu tanımı içerir: Belli bir eğitim ile kazanılan sistemli bilgi ve becerilere dayalı, insanlara yararlı mal üretmek, hizmet vermek ve karşılığında para kazanmak için yapılan, kuralları belirlenmiş iş. (Türk Dil Kurumu) Kavramın bu tanımından yola çıkarak Kaya (2012: 44) bir mesleğin var olması için üç özellik tanımlıyor: Birincisi eğitim ve ünvan verme, ikincisi mesleğin uygulamasındaki standartlar ve üçüncüsü mesleğe bağlı dernekler ve birlikler. Birinci ve üçüncü özellik büyük ölçüde yaklaşık 15. yy.’dan beri eğitim kurumlarının ve daha sonra meslek birliklerinin kurulmasıyla yerine getirilmiştir. Ulusal Mesleki Yeterlilik Kurumu’nun kurulmasıyla o zamana kadar var olan <?page no="271"?> Türkiye’de Çevirmenlik Mesleği ve Çeviri Kültürüne Özgü Görünümler 271 meslekler, standartları ve yeterlilikleri ile birlikte bir devlet kurumu tarafından tanımlanıp belirtilmiştir. Bu gelişim sürecine yazılı ve sözlü çevirmenlik mesleği de dâhil edilmiştir. Bu süreç, çevirmenliğin ileride korunmuş bir meslek olmasına yönelik ilk ve önemli bir adım olmuştur. Ulusal Mesleki Yeterlilik Kurumu Aile, Çalışma ve Sosyal Hizmetler Bakanlığı’na bağlıdır ve bünyesinde çeşitli bakanlıkların ve kurumların üyeleri görev yapmaktadır. 2006 yılından beri bu makam görevini en hızlı şekilde gerçekleştirmeye çalışmaktadır. “Vocational Qualifications Authority has released around 500 national occupational standards, including standards for translators and interpreters, and 250 national vocational qualifications so far” (Parlak / Bildik 2014: 3. Bölüm). Ancak Türkiye’de birbirinden farklı üç yeterlilik sistemi mevcuttur: Meslek ile ilgili olan yeterlilikler Mesleki Yeterlilik Kurumu ( MYK ), yükseköğretim ile ilgili olanlar Yükseköğretim Kurulu ( YÖK ), okul eğitimi ile ilgili olan yeterlilikler ise Millî Eğitim Bakanlığı ( MEB ) tarafından belirlenmiş ve tanımlanmıştır. Ulusal yeterliliğe referans çerçevesini geliştirmek için bu kurumların yoğun işbirliği yapması gerektiğinden 2010 yılında bu görevle ilgilenen bir temsilci heyeti kurulmuştur. Başlangıçta temel olarak gelişen fikirlerden sonra bu konu üzerinde çalışacak farklı çalışma grupları ve komisyonlar oluşturulmuştur. Çeviri sürecinin eylem ortakları olan herkes bu gelişim sürecine katılmaya çağrılmıştır (karş a.e.). Bu işbirliği sırasında çevirmenlerle ilgili birlikte geliştirilen meslek standartları, 29 Ocak 2013 tarihli Resmî Gazete ’de yayınlanmıştır. Bu hukuki metin yazılı ve sözlü çevirmenlik ile ilgili meslekî standartları tek bir belgede bir araya getirmektedir. Yaklaşık 27 sayfalık bu metin “çevirmen” olarak adlandırılan mesleğin 15 satırlık tanımlamasını içerir. Söz konusu meslek, giriş bölümünde şu şekilde tanımlanıyor: Çevirmen (seviye 6), ilgili mevzuat ve / veya sözleşme, İSG önlemleri, kalite standartları ve hizmet prosedürleri çerçevesinde çeviri süreçlerinin iş organizasyonu ile hazırlık faaliyetlerini gerçekleştiren; sözlü çeviri, işaret dili çevirisi ve / veya yazılı çeviri faaliyetlerini yürüten ve bireysel mesleki gelişimini sağlayan nitelikli kişidir. (Mesleki Yeterlilik Kurumu 2013) Başbakanlığın ilgili makamı, 2011 ve 2015 yıllarında yazılı ve sözlü çevirmenliğin meslek olarak tanınması yönündeki gelişmeler çerçevesinde ayrıca iki geniş kapsamlı rapor yayınlamıştır (karş. Küçükyağcı / Avcı 2011; Türkiye Cumhuriyeti Başbakanlığı 2015). Aynı zamanda başbakanlığın bu iki raporundaki ifade, tespit ve tanımlamaların bağlayıcı yönergeler niteliğinde olmadığı, daha ziyade tavsiye ve öneri olarak görülmesi belirtilmiştir. Bu raporda adı geçen “çevirmen” kavramının tanımlaması kural koyucu değil betimleyici niteliktedir. Ne başbakanlık dairesi ne de diğer yetkililer raporun içeriğini bağlayıcı talimatname olarak görmemelidirler. Bu raporlar politikanın konuya ilgisini yansıtmaktadır ancak bağlayıcı bir düzenleme niteliğinde değildir. 2015 yılında yayınlanan ve dolayısıyla Resmî Gazete’de belirlenen meslek standartlarından sonra çıkan bu raporun 2011 senesinde çıkmış olan rapordan pek farklı olmadığı dikkati çekmektedir. Böylece 2011 yılı raporundaki “çevirmen” kavramının tanımlaması 2015 yılı raporunda da hiç bir uyarlama veya tamamlama yapılmadan kelimesi kelimesine tekrarlanmıştır. Çevirmenliğin meslek olarak tanınması ve dolayısıyla korunması için gelişim süreci, 2013 tarihli meslekî standartlar konulu hukukî metnin ve içeriğindeki talimat ve tanımlamaların yayınlanmasıyla henüz sona ermemiştir. Türkiye’ de çeviri kültürü henüz “belirli güçlerin <?page no="272"?> 272 Sevil Çelik Tsonev yönettiği çeviri, çevirinin işlevi ve kullanılırlığı ile ilgilenen bireylerin ve kurumların çıkar dengesi” (Prunč 2008: 26) temelinde devingen bir yeniden şekillendirme aşamasındadır. 5 Sonuç ve öneriler Çevirmenlik mesleği tarihsel gelişim süresince her zaman dönüşümler yaşamıştır ve bugün de yine durağan bir durumda değildir. Çeviri sürecinin ortak eyleyenleri, öncesinden daha çok mesleğin tanınması ve korunmasını gerektiren standartların ve mesleki yeterliliklerin tanımını tartışmaktadırlar. Bu gelişim süreci sonucunda sürekli olarak şu sorular ortaya atılmaktadır: Eğitim görmüş olanlarla eğitim görmemiş olanlar arasındaki uçurum ne dereceye kadar açılacaktır? Birinci anılanlar her ne kadar bu mesleği uzun zamandır icra etmiş olsalar da artık yazılı ve sözlü çeviri yapmamalılar mı? Onlar da mı çeşitli yeterlilik sınavlarına tabi tutulacaklar? Sözü edilen koruma uygulamada nasıl olacak ve bunu kim garanti edecek? Tüm bu sorular Türkiye’de günümüzde henüz yanıtlanamaz durumdadır. Uygun ünvan veren eğitim kurumlarının oluşturulmasıyla 80’li yılların ilk yarısında kurumsallaşma yönünde ilk adımlar atılmıştır. Ancak 2013 yılına dek bu yönde üniversitelerde öğretim gören öğrencilerin yetiştirildiği söz konusu meslek, meslek olarak tanımlanmamış ve korunmamıştır. Bu nedenle de gelecekte bu ünvanlar daha da fazla rol oynayacaktır. Ancak durumun sonraki gelişimine uygun olarak yeni kurumlar da önem kazanacaktır. Başka ünvanların verilmesi bağlamında Türkiye’de böylece bu konu daha da çok tartışılacak. Peki, hangi ünvanın hangi değeri olacak ve bununla ne tür yetkiler belirlenecek? Çeviri sürecinin eylem ortaklarının ve meslek standartlarının belirlenmesinde etkin olan diğer paydaşların tüm bu sorulara ilişkin birlikte açık bir uzlaşıya varmalarını beklemek utopik bir durum olur elbette. Bu bağlamda lisans ünvanı ve bir diplomanın tüm uygulama alanlarında yetkinlik kazanmada yetersiz olabileceği çok kez saptanmıştır. Mezunlar muhtemelen daha sonra her bir alana uygun yeterlilik sınavlarına girmek zorunda kalacaklardır. Yazılı ve sözlü çeviri alanlarının herbiri içerisinde gelecekte farklı yeterlilik basamakları olacağı da buradan anlaşılabilir. Bu durum, uzun bir gelişim yolununun sonunu önemli kılacak arzu edilen bir sonuç olabilir. Sonuç olarak Türkiye’de çeviri eylem alanının kültüre özgü şekillenmesinin nasıl ilerleyeceği artık beklenip görülmelidir. Türkiye’deki “çeviri eylem alanı içinde” ne tür “hiyerarşik yapıların” (Prunč 2008: 20) planlanan farklı meslek yeterliliklerinin geliştirilmesi sonucunda oluşacağı şu an çaba gerektiren gerilimli gelişim sürecine ilişkin büyük bir muamma olarak karşımızda durmaktadır. Übersetzung Ehlimana Medjedovic Deniz Mehringer unter der Leitung von Kerima Karaca-Sornig Sevil Çelik Tsonev <?page no="273"?> Türkiye’de Çevirmenlik Mesleği ve Çeviri Kültürüne Özgü Görünümler 273 Bibliografie Aydın, Bilgin (2007) „Divan-ı Hümayun Tercümanları ve Osmanlı Kültür ve Diplomasisindeki Yerleri“, in: Osmanlı Araştırmaları 29. Istanbul: Enderun, 41-86. Balcı, Sezai (2006) Osmanlı Devletinde Tercümanlık Ve Bâb-ı Âli Tercüme Odası . Ankara Üniversitesi: Dissertation. Berk Albachten, Özlem (2004) Translation and Westernization in Turkey: From the 1840s to the 1980s . Istanbul: Ege. Berk Albachten, Özlem (2010) „Exile as Translation and Transformation in the early Republican Turkey“, in: Translation Studies 3: 2 (= special issue „Contemporary Perspectives on Translation in Turkey“, ed. Elif Daldeniz), 132-148. Bilim, Cahit (2015) „Tercüme Odası“, in: OTAM 1, 29-43. Coşar, Ömer Sami (1973) Atatürk Ansiklopedisi, (1881-23 Temmuz 1908). Cilt 1. Istanbul: Istanbul Reklam. 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Istanbul: Multilingual. <?page no="277"?> Abbildungen Abb. 1: Das Titelblatt des Reichsgesetzblattes in deutscher und slowenischer Sprache ( Quelle: ALEX / Österreichische Nationalbibliothek ) Abb. 2: Gruppenfoto vom keltischen Kongress 1904 ( Fotograf: John Wickens; Gwynedd Archives ) Abb. 3: Grafik aus Lo tasso napoletano von Gabriele Fasano ( Abdruck mit Genehmigung der Universitätsbibliothek Neapel und des italienischen Kulturministeriums ) Abb. 4: Titelblatt der Zeitschrift Vsesvit ( Abdruck mit Genehmigung der Redaktion Vsesvit ) Abb. 5: Sarló és kalapács, 1973 ( Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Sándor Pinczehelyi ) Abb. 6: Danica Seleskovitch im Jahr 1951 in Washington ( Courtesy of AIIC ) Abb. 7: Ausbildungsstätten für orientalische Sprachen in Paris von 1530 bis zur Gegenwart Abb. 8: Dolmetscher mit Botschaftern ( Gravur im Privatbesitz von Sâkine Eruz ) <?page no="279"?> Abbildungen 279 Sachregister abrogation vs. appropriation 84 Accademia della Crusca 93, 96 AIIC , Association Internationale des Interprètes de Conférence 12, 216, 224 f., 228 f. Ausbildung von TranslatorInnen 11, 17, 20, 30 f., 217-229, 256-258, 260 Auszeichnungen 104, 193, 254-256 autotraduzione , s. Selbstübersetzung Beruf Berufsbezeichnung 247, 258 f. Berufsbild 12, 247-260 Berufsstandards 258-260 Berufsverband 12, 156, 160, 217, 223-225, 228, 257-258 geschützter Beruf 258-260 Binnenübersetzung auslösende Faktoren für 101-104 Charakteristika von 92 f., 99-101 Blue Books 70, 74, 76, 81 Boutique-Literatur 195 Bretonisch 70, 72, 74 f., 82-84 bukvalizm 129 s. auch wortwörtliche Übersetzung butik-irodalom , s. Boutique-Literatur Collège royal 218, 222 Dialekt dialetto ricercato 97-100 dialetto rustico 100 Dichterschule, sizilianische 94 Diktatur, weiche 185, 191, 195, 197 Dolmetschdidaktik 226-228 Dolmetschinstitution 11 f., 217-229 Dolmetsch-Kammer 250-252 Dragoman 219-222, 251 École des jeunes de langue 219-222 École des langues orientales 219, 221-223 Entwicklung, sprachliche 21, 23, 28, 93-95, 101, 163, 248 ESIT , École Supérieure d’Interprètes et de Traducteurs 11 f., 218, 225-229 Festival, keltisches 75 f. Förderung der keltischen Kultur 11, 70, 75-77, 85 Four-Nations-Approach 70 Friaulisch 97, 99, 101 „Gulaschkommunismus“ 185 Handeln, translatorisches 17 f., 25 Handlungsfeld 7, 10, 12, 17 f., 20, 151, 153-155, 161, 184, 260 Hiberno-Englisch 77 f., 84 Hofdolmetscher 250 Hohe Pforte 250, 252 Identität 11, 19, 69 f., 76, 99, 101 f., 104, 160 Ideologie 103, 121-126, 129, 132, 151, 153, 157-161, 163 f., 183, 188, 190-192, 196, 221 Institutionalisierung von Ausbildungsstätten 217-229, 250, 256-260 von Translation 12, 163, 217-229, 248, 251-260 Interlinearübersetzung 81, 129 Irisch 70, 72 f., 75-78, 81 f., 85 jeune de langue 219-221, 247, 249 f. Keltische Renaissance 69-86 Kolonialherrschaft 11, 69-71, 77-79, 84 f. Kommunismus 121 f., 124-128, 152, 155-161, 163, 185 f., 188, 191, 196 s. auch „Gulaschkommunismus“ Kompetenzen der TranslatorInnen 30 f., 219, 251 f. <?page no="280"?> 280 Sachregister Konferenzdolmetschen 223-229, 257 Kontrolle Kontrolltranslator 18 f., 23, 25, 28, 30 f. staatliche Kontrolle 121 f., 151, 153, 155, 157, 159-164, 186 f., 191 Konvention 7, 9-11, 17, 33, 122 f., 153 f., 157 f., 160 f., 164, 184, 217, 229 Kooperativität 9, 21, 25-27, 32 s. auch Netzwerk korenizacija 152 Kornisch 70, 72, 75 f., 82 f. Kulturkonzept 9 f., 71 Kulturpolitik 10, 121, 124, 162, 183, 187, 191 f. language policy , s. Sprachpolitik Loyalität 9, 32, 161, 220 f., 247, 249 Macht 12, 18, 25, 71, 78, 85, 101-104, 122 f., 151, 153-155, 158, 160 f., 164, 183-185, 188, 191, 217 f., 259 s. auch Kolonialherrschaft Manx 70, 72, 74-76, 82. Mehrsprachigkeit, s. Multilingualität Methode Lehrmethode 221-223, 225 f., 228 Übersetzungsmethode 23-25, 124, 129, 255 Migration 73 f., 93, 188 Multilingualität 9-10, 77, 121, 129, 133, 152, 249 Netzwerk, translatorisches 18, 21, 25-27, 32, 121 Norm Normbildung 217, 221, 226-229 Normbruch 101, 104, 194-197 normstabilisierender Faktor 227-229 operational 184 f., 188, 197 preliminary 184 f., 188, 197 zensurbedingte 183, 187-190, 197 Orientalistik 218-223, 250 Osmanisches Reich 219, 221, 247, 249, 250-254 Pariser Schule 227-229 Planmäßigkeit ( planomernost' ) 129-131, 133 Politik der drei T 183, 187, 191-194 Postkolonialismus 71, 85 Preis, s. Auszeichnung Prestige 11, 91, 100 f., 217, 223, 229 Professionalisierung 11 f., 217, 223-229 Propaganda 151, 155 f., 158, 160, 186 Qualifikationsrahmen, nationaler 257-260 Qualität 12, 18, 21, 23, 25, 29, 101 f., 189, 192, 197, 224, 259 questione della lingua 93, 95, 100-102, 104 Reichsgesetzblatt 12, 16-32 Relaissprache 128 f., 133 Roter Schwanz 183, 190 f. Samisdat 11, 183 f., 194-197 Schottisch-Gälisch 70, 72 f., 75 f., 79 f., 82, 85 Schriftstellerverband 125, 152, 155 f., 158-162, 186 Selbstübersetzung 84, 93, 95, 98 f., 101, 103 f. Sensibilisierung für translatorische Arbeit 21, 28 f., 32 Sichtbarkeit von TranslatorInnen 248 f., 253, 257 Sowjetenzyklopädie 131 f. Sozialismus 11, 121, 124 f., 158, 162, 183-197 Sprache, orientalische 218-223 Sprachform 21-25, 28, 32 Sprachenfrage, s. questione della lingua Sprachknabe, s. jeune de langue Sprachpolitik 72-75, 85, 94, 101 f., 121, 184 Sprachvarietät 11, 92-104 Standardsprache 19-25, 27, 32, 92-94, 97-100, 103 f., 106 Status von Translat 11, 103, 122, 124 Steuerbarkeit 7, 17, 184 <?page no="281"?> Sachregister 281 Steuerung institutionelle 152-164 ideologische 123, 157-164 Strafmaßnahmen 160 f., 164 Tanzimat 251 f. Tauwetterperiode 131, 152, 164 Tercüme Odasi , s. Dolmetsch-Kammer théorie du sens 226 f., 229 s. auch Pariser Schule Totalitarismus 123 f., 153, 183, 188, 196 traduzione endolinguistica , s. Binnenübersetzung traduzione intralinguistica, s. Binnenübersetzung translation history , s. Translationsgeschichte translation policy , s. Translationspolitik Translationsgeschichte 13, 17, 85, 247 Translationskultur Begriff der Translationskultur 7-10, 17 f., 71, 85, 184, 248 Definition der Translationskultur 7-10, 17, 71, 184, 217 Dimensionen der Translationskultur 9-13, 17, 21-32 Konzept der Translationskultur 7-10, 12 f., 17 f., 32, 71, 151, 153, 217 Parallelexistenz mehrerer Translationskulturen 248 Translationskultur als Forschungsobjekt 9 f., 71 Wandel der Translationskultur 197, 221, 248 Translationspolitik 10 f., 70, 72, 77, 86, 121 f., 133, 184, 254-256 trecentisti 93, 100, 102 Übersetzung domestizierende 78, 81 horizontale 100, 104 interne 10, 124 intralinguale 78, 92 f. literarische 10-12, 23, 77-84, 91-104, 124 f., 129 f., 151-164, 183 f., 186-189, 191-197, 252-256 offizielle 10, 124 Übersetzungsaufkommen 121, 125-128, 130 f., 133 Übersetzungsmethode 23-25, 124, 129, 255 verfremdende 78, 81 vertikale 100, 104 wortwörtliche 24, 78, 81 f., 84, 129 s. auch Binnenübersetzung s. auch bukvalizm Übersetzungskultur 8, 10 f., 91-93, 99-104 Urheberrecht 154-157, 159-161, 253, 257 Verbreitung von Übersetzungen 11, 121-133, 152, 158 f., 188 Verständlichkeit 11, 22, 25, 81, 95, 101, 103 f. volgare illustre 94-97, 100, 102 rustico 100 volgarizzamento 91, 94 Volkslied 83 vörös farok , s. Roter Schwanz Vorschriften zu Übersetzungen 157-159, 161, 164 Vsesvit 12, 150-164 Walisisch 69, 70, 72, 74-76, 80-83, 85 Zeitschrift literarische 12, 75, 125, 130, 150-164, 188, 195 translationswissenschaftliche 254 f. Zensur 11, 123-125, 153, 157, 163 f., 183-197 Zugänglichkeit von Texten 11, 77, 84, 91, 122-124, 133 <?page no="282"?> 282 Sevil Çelik Tsonev Personenregister Achmatova, Anna 188 Aczél, György 187, 192 Aczél, Tamás 194 Albrecht, Jörn 92 Alighieri, Dante 93 f., 95, 101 f., 188 Alkan, Tozan 255 Ariosto, Lodovico 96, 100 Aschajew, Wassilij 188 Ascoli, Graziadio Isaia 97 f. Ashcroft, Bill 84 Ataç, Nurullah 254 Atatürk, Mustafa Kemal 248, 253 f., 256 Babel, Isaak 188 Banchieri, Adriano 97 Bandini, Fernando 99 Bey, Ali Ufki 250 Bembo, Pietro 93, 100 Berk Albachten, Özlem 92, 252, 256 Bilyk, Ivan 161 Boccaccio, Giovanni 93, 96, 102 Boéri, Julie 224 Boiardo, Matteo Maria 95, 100 Borrows, George 81 Bourdieu, Pierre 8, 18 Bruni, Francesco 103 Bulgakow, Michail 188, 196 Calloc’h Jean-Pierre 83 Camus, Albert 188 Cappelli, Giuseppe 95 Carmichael, Alexander 79 Cigale, Matej 19, 21, 25-31 Cocteau, Jean 188 Constantine, Mary-Ann 77, 79, 81 f. Contini, Gianfranco 94 Croce, Giulio Cesare 97 Déjean, Karla 225, 227 Desideri, Paola 93, 98 f. Dickens, Charles 188 Disraeli, Benjamin 188 Doğan, Şahin 248 Dolenc, Matija 23, 25, 28 Dostojewski, Fjodor 191 Dumas, Alexander 188 Efendi, Yahya Naci 250 Einspieler, Andrej, s. Svečan Elliot, T. S. 194 Engels, Friedrich 129 Eörsi, Istvan 186 f., 191 f. Erhat, Azra 256 Eruz, Sâkine 246-253, 255, 257 Eyüpoğlu, Sabahattin 254 Fadajew, Alexander 188 Faggin, Giorgio 97 Fasano, Gabriele 96 f., 103 Favereau, Francis 75, 83 Fehér, Klára 193 Folena, Gianfranco 94, 100 Foy, Soraha 74 f. Gadda, Carlo Emilio 98 Gáspár, Endre 189 Gazzo, Angelico Federico 95 f. Gebrüder Grimm 188 Gillies, William 79 Giraudoux, Jean 188 Goethe, Johann Wolfgang von 194 Göhring, Heinz 185 Goldoni, Carlo 95, 101 González Núñez, Gabriel 10, 70, 121-123, 184 Gorki, Maxim 188 Gramich, Katie 81 Graves, Alfred P. 81 Greene, Graham 188 Griffiths, Gareth 84 <?page no="283"?> Personenregister 283 Gula, Marianna 189 Gürses, Sabri 255 Hajda, Lubomyr 163 Hammer-Purgstall, Joseph von 250, 252, 254 Heine, Heinrich 194 Hemingway, Ernest 188 Hetcher, Michael 76 Hitzel, Frédéric 219 f., 222, 250 Holz-Mänttäri, Justa 8, 184 Huxley, Aldous 188 Hyde, Douglas 77 f., 84 Illés, Béla 193 Illyés, Gyula 188 Israël, Fortunato 227 Jakobson, Roman 92 Jenner, Henry 72, 75 Jessenin, Sergei 188 Jones, Edmund O. 81 f. Joyce, James 189 Kádár, János 11, 183, 185-187, 190, 192-194 Kafka, Franz 192 Kaminker, André 224 Kappanyos, András 189 Károlyi, Amy 194 Kassák, Lajos 192 Katajew, Walentin 188 Kaya, Osman 258 Kayaoğlu, Taceddin 251-253 Kennedy Fraser, Marjorie 79 Kipling, Rudyard 188 Kiss, Gabór Zoltán 189 Konrád, Geörgy 193-195. Koptilov, Viktor 162 Korotyč, Vitalij 154 Kosač, Jurij 163 Kraus, Karl 194 Kujamäki, Pekka 8, 10, 13, 91 La Braz, Anatole 83 Lady Gregory 78 Lady Charlotte Guest 80 f. Lakanal, Joseph 222 Lederer, Marianne 226 Levec, Fran 27, 30 Lewis, Bernard 249 f. Lieber, Maria 91 f., 95, 97-99 Loi, Franco 99 Lubello, Sergio 92 Lukács, Georg 194 Lukaš, Mykola 160 Lukenda, Robert 92, 98 f. Maclean, Magnus 79 MacLeod, Kenneth 79 MacNeill, Nigel 79 Majakowski, Wladimir 188 Mandelstam, Ossip 188 Mantoux, Paul 224 Manzoni, Alessandro 95, 101 f. Márai, Sándor 188 f., 192 f. Marin, Biagio 99 Marx, Karl 129, 188 f. Maugham, Somerset 188 Mauriac, François 188 May, Karl 188 f. Meriç, Cemil 248 Mehmet II . 251 Messaoudi, Alain 218, 221-223 Meylaerts, Reine 10, 121 f., 184 Midhat, Ahmet 253 Miklošič, Franc 19, 21 Mondini, Tommaso 96 Moore, A. W. 83 Moskalenko, Mychajlo 161 Mossop, Brian 92 Munday, Jeremy 19 Musil, Robert 194 Müteferrika, Ibrahim 250 Mykytenko, Oleg 154 Nadiani, Giovanni 101 Nagy, Imre 185, 188 <?page no="284"?> 284 Personenregister Negri, Giovanni Francesco 96 Nemes Nagy, Ágnes 194 Noventa, Giacomo 99 Opisso, Silvio 95 f. Orwell, Georg 196 Ouvrard, Gilles 228 Paker, Saliha 247, 250-253, 255 Papanti, Giovanni 96 f. Pascarella, Cesare 97, 100 Pasolini, Pier Paolo 99, 101 Pasternak, Boris 195 Pavlyčko, Dmytro 154, 161 Petrarca, Francesco 93 Petri, Geörgy 194 Pichi, Giuseppe 97 Pinto, Vito 97 Pirandello, Luigi 93, 98, 101 Pöckl, Wolfgang 92 Pöllabauer, Sonja 8 Pór, Judit 195 Porta, Carlo 95 Proust, Marcel 188 Prunč, Erich 7-10, 12 f., 17-19, 21, 25, 29, 32, 71, 101, 122, 151-154, 157, 161, 184, 197, 217, 221, 248, 259 f. Pym, Anthony 8, 10, 12, 71, 92, 123, 247 Rákosi, Mátyás 185 Rhys, Ernest 81 Ruffato, Cesare 97 Rundle, Christopher 13 f. Sacy, Antoine-Isaac Silvestre de 222, 229 Saint-Exupéry, Antoine de 188 Salviati, Leonardo 96, 102 Sartre, Jean Paul 188 Scataglini, Franco 99 Scervini, Salvatore 95 Schippel, Larisa 13 Scholochow, Michail 193 Schopp, Jürgen 18 Schreiber, Michael 23, 221, 227 Seleskovitch, Danica 216, 225-229 Semjonov, Julian 188 Shaw, Georg Bernard 188 Solschenizyn, Alexander 195 Soproni, András 195 Spolsky, Bernard 10, 184 Standeisky, Éva 186, 191 Steinbeck, John 188 Štrekelj, Karel 19, 21, 23-25, 27, 29-31 Stritar, Josip 30 f. Szelényi, Iván 193 Szíjgyártó, László 196 Szolláth, Dávid 189 Svečan 22, 30 Szentkuthy, Miklós 189 Tahir Gürçağlar, Sehnaz 247, 249 Taldir-Jaffrennou, François 83 Tandori, Dezső 194 Tasso, Torquato 90, 96 f., 103 Ternai, Zoltán 190 f. Tichonow, Nikolai 188 Tolstoi, Alexei 188 Toso, Fiorenzo 95 f. Tiffin, Helen 84 Timár, György 196 Toury, Gideon 123, 184 f., 217 Tymoczko, Maria 69 f., 77 f. Vas, István 193 Vefik Pascha, Ahmet 251 Venuti, Lawrence 78, 81 Verne, Jules 189, 197 Vidic, Fran 19, 21, 23 f., 27, 29, 31 Vigo, Giovan Battista 95 f. Volney, Constantin-François 222 Wass, Albert 193 Weöres, Sándor 194 Widlund-Fantini, Anne-Marie 224-228 Wilder, Thornton 188 Winter, Doerthe 91, 95, 97 Wolf, Michaela 10, 18 f., 25, 30 f., 71, 153, 250 Yazıcı, Mine 253-256 Yücel, Hasan Âli 254 <?page no="285"?> Personenregister 285 Zanzotto, Andrea 94, 99 Zelk, Zoltán 193 Zilio, Meo 101 Zuccagni-Orlandini, Attilio 98 Žučenko, Grygorij, s. Slavutych, Yar Zweig, Stefan 188 Zwetajewa, Marina 188 <?page no="286"?> Die in diesem Band gesammelten Beiträge sind das Ergebnis eines Forschung und Lehre verschränkenden Projekts, in dessen Rahmen sich Lehrende am Grazer Institut für Translationswissenschaft mit den Ausformungen, Bedingungen und historischen Entwicklungen von „Translationskulturen“ in ihren Arbeitssprachen befassten. Den Ausgangspunkt bildet das von Erich Prunč entwickelte Konzept von Translationskultur, das auf die unterschiedlichen Kulturräume übertragen und dadurch eventuell erweitert werden soll. Alle Beiträge wurden zudem von Studierenden übersetzt und stehen den Leserinnen und Lesern somit in zwei Sprachen zur Verfügung - in der Sprache des jeweiligen Kulturraums und auf Deutsch. ISBN 978-3-8233-8384-0 Kujamäki / Mandl / Wolf (Hrsg.) Historische Translationskulturen Pekka Kujamäki Susanne Mandl Michaela Wolf (Hrsg.) Historische Translationskulturen Streifzüge durch Raum und Zeit 18384_Umschlag_Kujamaeki_02.indd Alle Seiten 18384_Umschlag_Kujamaeki_02.indd Alle Seiten 22.04.2020 17: 11: 39 22.04.2020 17: 11: 39