Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
10.2357/FLuL-2019-0015
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2019
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Gnutzmann Küster SchrammNachruf auf Frank G. Königs
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Claus Gnutzmann
Lutz Küster
Karen Schramm
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48 (2019) • Heft 2 DOI 10.2357/ FLuL-2019-0015 Unmittelbar nach den Ostertagen dieses Jahres mussten wir erfahren, dass unser langjähriger Mitherausgeber und hochgeschätzter, mit uns freundschaftlich verbundener Kollege Frank G. Königs am Karsamstag im Alter von 64 Jahren verstorben ist. Diese schmerzliche Nachricht hat uns und viele andere seiner Weggefährten in der Forschungscommunity tief berührt. In der Vorfreude auf ein erfülltes Leben, das er nach seinem Ausscheiden aus dem Beruf vorrangig seiner Familie, insbesondere seinen Enkeln, widmen wollte, hatte er schon seit seinem 60. Geburtstag einen sukzessiven Rückzug aus verschiedenen akademischen Verantwortlichkeiten geplant und vollzogen. So verließ er nach sehr frühzeitiger Ankündigung und noch vor Bekanntwerden seiner letztlich todbringenden Krankheit das Herausgebergremium unserer Zeitschrift zum Ende des Jahres 2017. Zum selben Zeitpunkt gab er ferner seine im Jahre 1995 übernommene Leitungsfunktion in der „Frühjahrskonferenz zur Erforschung des Fremdsprachenunterrichts“ auf. An seiner Universität, der Philipps-Universität Marburg, lehrte und forschte er gleichwohl unermüdlich weiter. Dort nahm er fast bis zuletzt die Leitung des Sprachenzentrums und des international bekannten und renommierten „Informationszentrum[s] für Fremdsprachenforschung“ wahr. Hochschulpolitisch machte er sich zudem in verschiedenen Funktionen der akademischen Selbstverwaltung - u.a. als Dekan, als Institutsleiter und als Senatsmitglied - einen Namen. Seine akademische Laufbahn begann Frank G. Königs nach einem Studium der Sprachlehrforschung, Romanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum in der dortigen, seinerzeit noch sehr jungen Abteilung für Sprachlehrforschung um Karl-Richard Bausch und Inge Christine Schwerdtfeger. Nachdem schon seine Magisterarbeit (1979) unter dem Titel Übersetzen in Theorie und Praxis: Ansatzpunkte für die Konzeption einer Didaktik der Übersetzung veröffentlicht wurde, promovierte er nur zwei Jahre später mit einer konzeptuellen Studie zu Normenaspekte[n] im Fremdsprachenunterricht, die im Jahre ihres Erscheinens 1983 mit dem „Preis der Ruhr-Universität Bochum für eine besonders herausragende wissenschaftliche Arbeit“ ausgezeichnet wurde. In seiner Habilitationsschrift (Beim Übersetzen schreibt man - übersetzt man auch beim Schreiben? , 1998) verband er fachliche Interessensschwerpunkte, denen auch weiterhin wichtige Teile seiner wissenschaftlichen Arbeit gewidmet bleiben sollten: die Schreib- und Übersetzungsforschung sowie eine psycholinguistisch fundierte Lernerorientierung. Seine zunächst als Hochschulassistent, dann als Hochschuldozent in Bochum begonnene berufliche Laufbahn führte ihn über Vertretungsprofessuren in Gießen und Hamburg zu Rufannahmen in Leipzig (1995) und schließlich drei Jahre später nach Marburg, wo er eine Professur für „Allgemeine Didaktik und Sprachlehrforschung“ übernahm. Einladungen zu Forschungs-, Lehr- und Vortragstätigkeiten an zahlreichen Hochschulen N a c hru f a u f Fr a n k G . K ö n i g s 4 Nachruf auf Frank G. Königs DOI 10.2357/ FLuL-2019-0015 48 (2019) • Heft 2 vor allem in Lateinamerika, Afrika und Osteuropa verdeutlichen, dass er auch international ein sehr hohes Ansehen genoss. Dem Herausgeberkreis der Zeitschrift Fremdsprachen Lehren und Lernen gehörte Frank Königs ab 2001 an, seinerzeit gemeinsam mit Ekkehard Zöfgen und Gert Henrici. Ihr Profil prägte er viele Jahre lang mit seiner Arbeit in äußerst kompetenter und weitsichtiger Weise. In der kontinuierlichen Redaktionsarbeit bewies er stets einen klaren Blick für das Wesentliche, ein sicheres Gespür für Sprache und einen ebenso wertschätzenden wie kritischen Umgang mit den eingereichten Texten und ihren Autorinnen und Autoren. Dabei bewältigte er ein bemerkenswertes Arbeitspensum. So beeindruckte er uns Mitherausgeber immer wieder mit ersten E-Mails, die er bereits morgens um fünf Uhr in seinem Marburger Büro verfasst hatte. Unermüdliches Schaffen und ein hohes fachliches Engagement kennzeichneten nicht zuletzt sein forscherisches Wirken, das in besonderer Weise durch den Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis des Fremdsprachenunterrichts geprägt war. Davon legt die Liste seiner Veröffentlichungen ein beredtes Zeugnis ab. So weist sein Schriftenverzeichnis neben fünf Monographien insgesamt 44 Sammelbände auf, hinzu kommen 222 Aufsätze und 43 Rezensionen, wobei in dieser Aufstellung noch nicht einmal alle neuesten Publikationen enthalten sind. Quantität und Qualität verbinden sich hierbei in einer seltenen Einheit; nicht umsonst besaß seine Stimme ein großes Gewicht in der Fachgemeinschaft. Sein differenziertes Urteilsvermögen brachte ihn immer wieder dazu, vermeintliche Gewissheiten in Frage zu stellen, ohne je „missionarisch“ in eine dogmatische Besserwisserei zu verfallen. Bei aller Ernsthaftigkeit seiner fachlichen Anliegen legte er doch auch viel Humor und manchmal zugleich eine wohlwollende Schelmenhaftigkeit an den Tag, die gewiss auch in jenen Campus-Roman eingeflossen wäre, den zu schreiben er nach Auskunft seiner Frau fest geplant und den er in weiten Teilen schon mental entworfen hatte. Seiner Heimatstadt Bochum war Frank G. Königs zeitlebens eng verbunden. Hier blieb er zuhause, auch nachdem ihn sein beruflicher Werdegang längst an andere Wirkungsstätten geführt hatte. Diese Bodenständigkeit zeigt sich u.a. darin, dass er seinem Fußballclub VFL Bochum stets die Treue hielt, wie insgesamt Beständigkeit und Verlässlichkeit zu seinen wesentlichen Eigenschaften zählten. Wir vermissen ihn sehr und werden seine fachliche Expertise und seine menschliche Präsenz in dankbarer Erinnerung bewahren. C LAUS G NUTZMANN , L UTZ K ÜSTER , K AREN S CHRAMM