Forum Modernes Theater
fmth
0930-5874
2196-3517
Narr Verlag Tübingen
10.2357/FMTh-2020-0005
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/31
2020
311-2
BalmeVorwort zu: „Ich sehe was, was du nicht siehst.“ Modi der Kritik
31
2020
Birgit Peter
fmth311-20064
Vorwort zu „ Ich sehe was, was du nicht siehst. “ Modi der Kritik Birgit Peter (Wien) Von 2010 - 2016 fand im Rahmen der so genannten Nachwuchsförderung der Gesellschaft für Theaterwissenschaft der Versuch statt, Doktorand*innen verschiedener Institute und damit Fachkulturen, zusammenzubringen und in gemeinsamer Diskussion eine Keynote für den Kongress der Gesellschaft zum jeweiligen Thema zu entwickeln. Ziel dieser Initiative war die Sichtbarkeit von Forschungszugängen von Doktoand*innen innerhalb der GTW Kongresse zu erhöhen. Die Gruppe wurde vom Vorstandsteam nach einem Call zusammengestellt. Im Zentrum dieser Ausschreibung stand die Bereitschaft, gemeinsam produktiv zu werden, diskussions- und kritikbereit zu sein. Auf den jeweiligen Mitgliederversammlungen der GTW wurde der finanzielle Rahmen beschlossen, der dazu diente, zwei bis drei Treffen der Gruppe sowie die Konferenzteilnahme zu ermöglichen. Als Teil des Vorstandsteam begleitete und moderierte ich diese Treffen und durfte die daraus entstandenen Keynotes moderieren. Für den 2016 in Frankfurt und Gießen abgehaltenen Kongress „ Theater als Kritik “ arbeiteten Melanie Reichert (Kiel), Lucie Ortmann (Leipzig), Sara Tiefenbacher (Wien), Anna Volkland (Berlin) und Marcel Behn (Bern) miteinander. Aus ihren eigenen Dissertationsprojekten heraus entwickelten sie in mehrmonatigem intensivem Austausch Positionen zum Tagungsthema. Diese bildete Basis für den gemeinsamen Vortrag. Der mit Witz und Selbstironie ausgewählte Titel „ Ich sehe was, was du nicht siehst “ erklärte die Zusammenarbeit als perspektivenerweiternde Positionsformulierung. Die fünf äußerst unterschiedlichen Zugänge zu „ Theater als Kritik “ wurden wie folgt gereiht: Melanie Reichert eröffnete mit einer philosophischen Betrachtung zu den Bedingungen der Möglichkeit von Theater und Kritik. Als Gegenrede setzte dann Lucie Ortmann fort. In ihrem Beitrag problematisierte sie kritisch gedachte Settings in gegenwärtigen Kunstinstallationen vor dem Hintergrund kolonialer Dispositive. Sara Tiefenbacher griff den Faden auf, um am Beispiel von polnischen und österreichischen Inszenierungen von Thomas Bernhards Holzfällen der Wirkung von Kritik nachzugehen. Die Institution Stadttheater setzte dann Anna Volkland ins Zentrum ihrer kritischen Fragestellung nach der Verfestigung eines eindimensionalen starren Begriffs vom Stadttheater, das einer kritischen Analyse im Wege steht. Mit einer historiographischen Perspektive, die das Verhältnis zwischen Theater-/ Tanzwissenschaft und Quellenkritik als sich bedingende kritische Praktiken fokussiert, schloss Marcel Behn die Keynote. Als Resümee dieses gemeinsamen Nachdenkens über „ Theater als Kritik “ fand ich in meinen Notizen folgende Formulierung der Gruppe: Ihre Debatten beschrieben sie als „ Agieren im Spannungsfeld der Begrenztheiten des Blicks und Potenzialität der Praxen “ . „ Ich sehe was, was du nicht siehst “ kann als Aufforderung gelesen werden mit offenem Blick die Vielfalt und Heterogenität von Forschungsvorhaben wahrzunehmen und produktiv zu machen. Forum Modernes Theater, 31/ 1-2 (2020), 64 - 64. Gunter Narr Verlag Tübingen DOI 10.2357/ FMTh-2020-0005