eJournals Italienisch 41/81

Italienisch
ita
0171-4996
2941-0800
Narr Verlag Tübingen
10.2357/Ital-2019-0007
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/61
2019
4181 Fesenmeier Föcking Krefeld Ott

Sprachvarietäten im modernen Italienischunterricht

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2019
Iulia Stegmüller
ita41810086
86 I U L I A ST E G MÜL L E R Sprachvarietäten im modernen Italienischunterricht Stellenwert der Sprachvarietäten in den Lehrplänen deutscher Bundesländer Die Themen ‘regionale Sprachvarietäten’ und ‘Jugendsprache’ sind für das Fach Italienisch am Gymnasium in den meisten Lehrplänen der deutschen Bundesländer enthalten, wobei sie unterschiedlich gewichtet sind Beispielsweise sieht der hessische Lehrplan das «Kennenlernen regionaler Sprechgewohnheiten» in der Sekundarstufe I vor, und in der gymnasialen Oberstufe sollen die Schüler*innen sich mit dem Thema «Regionalbewusstsein - identitätsbildende Elemente» beschäftigen In Nordrhein-Westfalen heißt es im Kernlehrplan für die Sekundarstufe II: «Ein stärkeres Bewusstsein hinsichtlich der im Italienischen verwendeten Sprachregister, der Unterschiede zwischen lingua scritta und lingua parlata sowie exemplarischer regionaler Besonderheiten der sich wandelnden italienischen Sprache (Sprachbewusstheit) setzt einen oberstufengemäßen Akzent im Bereich der Sprachbeherrschung und fördert die interkulturelle Handlungsfähigkeit», und der Lehrplan Thüringens sieht vor, dass die Lernenden in Klassenstufe 12 «Sprachebenen und Sprachvarietäten erkennen und adressatengerecht sowie situationsangemessen bewusst anwenden, z B umgangssprachliche Wendungen, Jugendsprache, Jargon, Standardsprache als Unterrichtssprache » Aufwertung der Beschäftigung mit Sprachvarietäten im bayerischen Lehrplan PLUS In Bayern verleiht der kompetenzorientierte Lehrplan PLUS, der seit 2017/ 2018 schrittweise in Kraft tritt, der Beschäftigung mit Sprachvarietäten im Italienischunterricht mehr Gewicht und sieht eine viel differenziertere Behandlung als bislang vor Im auslaufenden Lehrplan (Italienisch am Gymnasium, 3 Fremdsprache) ist die Behandlung von Sprachvarietäten nur in den Rubriken «Sprachreflexion» und «Hörverstehen» vorgesehen . 1 1 Im Hinblick auf die «Sprachreflexion» soll erreicht werden, dass die Schüler*innen der 10 Jahrgangsstufe «unterschiedliche sprachliche Register und regionale Varietäten kennen .» In den Jahrgangsstufen 11 und 12 heißt es im Bereich «Hörverstehen»: Die Schüler*innen sollen «Hörtexte auch unter realistischen Bedingungen (u a regionale Varianten) global und im Detail verstehen» sowie «regionale und soziale Varietäten erkennen » DOI 10. 23 57/ Ital-2019 - 0 0 07 Italienisch_81.indb 86 02.07.19 14: 05 87 Iulia Stegmüller Sprachvarietäten im modernen Italienischunterricht Im Lehrplan PLUS steht nun unter «Themengebiete» für die 10 Klasse (3 Fremdsprache): Schüler*innen erhalten «erste Einblicke in regionale Varietäten (z .B fiorentino, napoletano, piemontese, siciliano) und deren Bedeutung im Alltagsleben» und kennen «grundsätzliche Unterschiede zwischen gesprochener und geschriebener Sprache sowie Umgangssprache und Standardsprache» In der 11 Jahrgangsstufe heißt es in der gleichen Rubrik: Die Jugendlichen sollen «Einblick in die Rolle von Minderheitssprachen in Italien (z .B Sardisch, Deutsch) und des Italienischen in der Schweiz und in Istrien» erhalten Außerdem erfahren sie mehr über «autonome Regionen (u .a Südtirol, eine Insel)» In der 12 Jahrgangsstufe sollen sie sich mit der «Vielfalt von Sprache (u .a Jugendsprache, Register, Soziolekte)» beschäftigen, und sie erhalten «Einblicke in die Entstehung des Italienischen als Nationalsprache» Was das Hörverstehen anbelangt, so soll sich die Kompetenz vom Verständnis von Hör- und Hörsehtexten zu bekannten Themen mit «ggf geringer regionaler oder umgangssprachlicher Färbung» hin zum Verständnis von Hörtexten zu komplexen bzw abstrakten Themen, die «ggf eine regionale oder umgangssprachliche Färbung» haben, entwickeln Rechtfertigung einer gründlicheren Behandlung von Sprachvarietäten im Unterricht Vermittlung wichtiger Bildungs- und Lernziele Es gibt viele Gründe, weshalb eine eingehendere Beschäftigung mit Varietäten im modernen Fremdsprachenunterricht sinnvoll ist So können dadurch z .B viele wichtige Bildungs- und Lernziele erreicht werden Der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen (GER), der vom Europarat veröffentlicht wurde, dient als gemeinsame Basis «für die Entwicklung von zielsprachlichen Lehrplänen, curricularen Richtlinien, Prüfungen, Lehrwerken usw in ganz Europa» Er macht Sprachenlernen und -lehren somit länderübergreifend vergleichbar Ein wichtiges Prinzip, das dem GER zugrunde liegt, besteht darin, «dass das reiche Erbe der Vielfalt der Sprachen und Kulturen in Europa ein wertvoller gemeinsamer Schatz ist, den es zu schützen und entwickeln gilt» (GER) Es geht also um die Wertschätzung sprachlicher und kultureller Vielfalt und damit auch um die Überwindung von Vorurteilen und Diskriminierung Toleranz soll sich nicht nur auf eine positive Haltung im Hinblick auf Nationalsprachen beschränken, sondern gilt auch für Varietäten So heißt es explizit: Ein Gesamtziel besteht darin, «durch vermehrte Kenntnis nationaler und regionaler Sprachen - auch solcher, die nicht so häufig gelehrt werden - den Reichtum und die Vielfalt des kulturellen Lebens in Europa zu erhalten und weiterzuentwickeln» (GER) Dies ist ganz im Sinne eines Bildungsverständnisses, das über die bloße Wis- Italienisch_81.indb 87 02.07.19 14: 05 8 8 Sprachvarietäten im modernen Italienischunterricht Iulia Stegmüller sensvermittlung hinausgeht und die Persönlichkeitsbildung des Menschen im Blick hat Toleranz gegenüber Sprache bedeutet auch Toleranz gegenüber dem Sprecher Denn Personen werden nicht zuletzt nach der Art und Weise, wie sie sprechen, eingeschätzt (vgl Devereaux 2015, 26) Wenn beispielsweise regionale Sprachvarietäten gegenüber der Hochsprache als minderwertig angesehen werden, so hat dies zur Folge, dass ihre Sprecher ebenfalls negativ attribuiert werden Andersartigkeit nicht als Defizit zu verstehen, ist ein wichtiger Aspekt interkultureller Kompetenz So Devereaux: «What if we could help students appreciate that difference does not mean deficit? » (2015, 27) und: «[…] we must teach students about language (i .e ., grammar, style, vocabulary, etc .), but we must also include language ideologies» (2015, 26) Ein weiteres zentrales Ziel des modernen Fremdsprachenunterrichts ist die kommunikative Kompetenz Im GER wird diese beschrieben als eine «kommunikative Kompetenz, zu der alle Sprachkenntnisse und Spracherfahrungen beitragen und in der die Sprachen miteinander in Beziehung stehen und interagieren» (GER) Das heißt, dass jegliche Art der Spracherfahrung, also u .a auch die Wahrnehmung verschiedener Dialekte und Jargons, zur kommunikativen Kompetenz einer Person beiträgt Laut GER ermöglicht Mehrsprachigkeit, dass «Gesprächspartner von einer Sprache oder einem Dialekt zu einer oder einem anderen wechseln und dadurch alle Möglichkeiten der jeweiligen Sprache oder Varietät ausschöpfen, indem sie sich z .B in einer Sprache ausdrücken und den Partner in der anderen verstehen» (GER) Dies kann folgendermaßen erweitert werden: Die Schüler*innen drücken sich standardsprachlich aus und verstehen einen Gesprächspartner, der eine Nonstandardvarietät (z .B Dialekt) spricht (vgl Studer 2002) Durch die Darbietung authentischer Hör- und Hörsehtexte mit zunächst geringer regionaler Färbung können sie allmählich eine gewisse «Wahrnehmungstoleranz gegenüber Varietäten» aufbauen Dies ist «die Voraussetzung dafür, dass sich die Lernenden in verschiedenen Situationen (beim interaktiven Sprechen ebenso wie beim Hör- und Hörsehverstehen) so verhalten können, dass sie nicht irritiert sind» (Studer 2002, 119) Die Schüler*innen sollen also (wie dies beispielsweise im bayerischen Lehrplan PLUS ab der 10 Jahrgangsstufe, Italienisch 3 Fremdsprache vorgesehen ist) eine rezeptive Kompetenz entwickeln, Hör- und Hörsehtexte geringer regionaler oder umgangssprachlicher Färbung zu verstehen Außerdem ist es wichtig, dass sie allgemein ein «Bewusstsein für soziokulturelle Besonderheiten» (z .B das Verhältnis von Standard- und Nonstandardvarietäten und die damit verbundenen Einstellungen) entwickeln (Studer 2002, 121) Italienisch_81.indb 88 02.07.19 14: 05 8 9 Iulia Stegmüller Sprachvarietäten im modernen Italienischunterricht Stellenwert regionaler Sprachvarietäten im heutigen Italien Bei der Überlegung, ob es gerechtfertigt ist, regionale Sprachvarietäten im Unterricht gründlicher zu behandeln, stellt sich unweigerlich die Frage, ob Dialekte in Italien überhaupt noch bedeutsam sind Nach der Auswertung der Ergebnisse einer nationalen Umfrage von Istat (Istituto Nazionale di Statistica) aus dem Jahre 2006 kommt Massimo Cerruti jedoch zu folgendem Schluss: «Il dialetto, in conclusione, non mostra segnali evidenti di imminente estinzione, si mantiene anzi stabilmente, soprattutto in alcune regioni, presso certe classi di parlanti e domini d’uso»; «risulta funzionale e vitale come varietà aggiuntiva, parallela alla lingua nazionale» (Cerruti 2011) Die regionalen Sprachvarietäten sind demnach nicht vom Aussterben bedroht (dies trifft für bestimmte Regionen, Sprecherschichten und Verwendungsbereiche besonders zu) und scheinen parallel zur Nationalsprache bestehen zu bleiben, wobei Sprecher (sogar in ein und derselben Kommunikationssituation) häufig Dialekt und Hochsprache alternierend oder gemischt verwenden «Proprio l’uso alternato con l’italiano nello stesso evento comunicativo rappresenta una delle principali tendenze della situazione sociolinguistica contemporanea […]» (Cerruti 2011) Laut Cerruti werden regionale Varietäten eher in der Familie oder im Gespräch mit Freunden verwendet als in der Konversation mit weniger vertrauten Personen; und besonders im Süden, auf den Inseln und im Nordosten (v .a im Veneto) halten sie sich recht beständig Was den einzelnen Sprecher anbelangt, so fällt die Kategorisierung wesentlich schwerer: «Sono infatti moltissime le variabili che spingono l’individuo a servirsi nella sua pratica quotidiana solo dell’italiano o ad affiancare ad esso l’uso attivo del dialetto, almeno nelle situazioni comunicative più informali e familiari» (D’Agostino 2007, 62) Die Anzahl der reinen Dialektsprecher hat in Italien stark abgenommen und immerhin sprechen laut einer Umfrage von Istat aus dem Jahre 2015 mittlerweile 45,9% der Befragten sogar innerhalb der Familie ausschließlich Italienisch Allerdings hat sich dieser Prozentsatz in den letzten Jahren nicht so erheblich verändert, wie erwartet (44% im Jahr 2000; 45% im Jahr 2006) (vgl D’Agostino 2007, 59) «Siamo dunque ben lontani da quel tracollo dei dialetti che, secondo alcune analisi, avrebbe preceduto di qualche decennio la loro sostanziale scomparsa» (D’Agostino 2007, 194) Während regionale Varietäten in der Vergangenheit oft abgewertet wurden: «Il dialetto è stato, infatti, visto frequentemente come ostacolo principale all’apprendimento dell’italiano, come una deviazione dalla norma corretta, una lingua inferiore […]» (D’Agostino 2007, 229), werden sie heute Italienisch_81.indb 89 02.07.19 14: 05 9 0 Sprachvarietäten im modernen Italienischunterricht Iulia Stegmüller vielmehr als «patrimonio culturale da tutelarsi» (D’Agostino 2007, 210) und somit als wertvoll und als Bereicherung angesehen «Sapere e usare il dialetto, oggi, è spesso valutato positivamente; rappresenta una risorsa comunicativa in più nel repertorio individuale, a disposizione accanto all’italiano, di cui servirsi quando occorre […]» (Cerruti 2011) Offenbar geht die Verbreitung der Standardsprache mit einer Wiederbelebung sprachlicher Varietäten einher, die nun v .a in expressiver Funktion, beispielsweise als Zeichen der Vertrautheit und zum Ausdruck von Gefühlen, verwendet werden - und zwar auch von Sprechern, die die Hochsprache gut beherrschen: «non più marca d’inferiorità socioculturale, ma segnale di familiarità, affettività, ironia nell’uso di persone che dominano bene la norma dell’italiano» (Antonelli 2010) Somit dienen Sprachvarietäten u .a als Quelle sprachlicher Mittel für verschiedene Kommunikationssituationen Regionale Varietäten finden auch in den neuen Medien Verwendung: «Negli ultimi tempi, certi indizi emersi dalla produzione linguistica permettono di avanzare l’ipotesi di una rivalorizzazione sociale dei dialetti in seguito alla rivoluzione dei nuovi media: essa si manifesta nella scrittura informale, familiare e veloce dei messaggini, ma anche in quella diametralmente opposta della scrittura enciclopedica sotto forma delle diverse Wikipedie in dialetto» (Krefeld 2016, 262) Zum einen gibt es zahlreiche Webseiten, die Texte im Dialekt enthalten oder sogar vollständig darin abgefasst sind (obwohl diese in der Regel überwiegend mündlich gebraucht werden): «Infatti, esistono parecchie versioni di Wikipedia in diversi dialetti come anche in idiomi tutelati dalla legge 482, e il numero degli utenti registrati giustifica pienamente la considerazione di tale tendenza come collettiva, che mira proprio ad una elaborazione dei dialetti […]» (Krefeld 2016, 270) Bei der schriftlichen Fixierung z .B in Wikipedia-Einträgen sind Varietäten nicht einfach graphisch wiedergegeben, sondern beispielsweise in den Bereichen Syntax und Lexik ausgebaut: «[…] non sono semplicemente resi sotto forma grafica, ma subiscono anche inevitabili adattamenti alle esigenze del linguaggio scritto (sintassi complessa, lessico differenziato ecc .)» (Krefeld 2016, 270) Es gibt außerdem zahlreiche Internetseiten, auf denen Sprichwörter, Rezepte, Gedichte, etc in Mundart gesammelt werden In solchen Fällen werden die Dialekte meist nicht spontan verwendet, sondern eher «konserviert», was bei Fiorentino in Anlehnung an Berruto als «funzione museogra- Italienisch_81.indb 90 02.07.19 14: 05 91 Iulia Stegmüller Sprachvarietäten im modernen Italienischunterricht fica» bezeichnet wird (vgl Fiorentino 2006, 114) Davon abgesehen gibt es in den neuen Medien aber zum anderen zahlreiche Beispiele spontaner Verwendung der Dialekte oder dialektaler Elemente: «In merito alle funzioni comunicative per cui vengono usati i dialetti, oltre a quella museografica, più volte evocata, si osserva spesso un uso ‘ludico’ dei dialetti, e lo si osserva soprattutto nelle chat (dove peraltro un comportamento e una finalità genericamente e globalmente ludici sono piuttosto comuni)» (Fiorentino 2006, 129) In dieser expressiv-spielerischen Form verwenden auch viele Jugendliche regionale Varietäten z B in Chats und in der Kommunikation per SMS Häufig werden in Gesprächen, die überwiegend in der Hochsprache geführt werden, dialektale Elemente eingestreut, «[…] dando luogo a interessanti fenomeni di code-switching» (Fiorentino 2006, 111) Ausdrücke in Mundart werden dabei oft absichtlich und zu rhetorischen Zwecken, wie beispielsweise zur Hervorhebung oder zum Ausdruck von Ironie und Komik, verwendet (vgl Grimaldi 2004, 125, und Grimaldi 2007) Soziale Netzwerke bilden einen informellen Rahmen, in dem Verstöße gegen die Sprachnorm in der Regel nicht moniert werden und häufig steht weniger der Inhalt von Aussagen im Vordergrund als vielmehr der Ausdruck von Stimmungslagen und Gefühlen, was auch in der Verwendung von Emoticons deutlich wird Es überwiegen die «forme di orale scritto» (D’Agostino 2007, 198) und damit eine «mimesi del parlato» (Grimaldi 2007), worin auch Mundart ihren Platz findet Viele Jugendliche verwenden heute nicht nur auf sozialen Plattformen dialektale Elemente, sondern diese sind allgemein ein Bestandteil ihrer Jargons: «[…] nelle interazioni fra pari emerge un uso controllato del dialetto […]» (D’Agostino 2007, 105) Solche Jugendjargons haben eine identitätsstiftende Funktion und dienen dazu, das Zugehörigkeitsgefühl zu stärken und sich von Erwachsenen und anderen Gruppen abzugrenzen: «Le parole dialettali vengono adoperate un pò come le parole straniere - con lo scopo ludico, espressivo ed emotivo in generale - e svolgono anche la funzione identitaria, che ricollega quei giovani non all’interno del gruppo generazionale, ma alla comunità locale» (Bartkowiak-Lerch 2016, 217) Teils ändert sich die ursprüngliche Bedeutung dialektaler Begriffe im Rahmen der Jargons und teils verbreiten sich solche Begriffe beispielsweise durch TV- Sendungen und Lieder auf nationaler Ebene (vgl Bartkowiak-Lerch 2016, Italienisch_81.indb 91 02.07.19 14: 05 92 Sprachvarietäten im modernen Italienischunterricht Iulia Stegmüller 219) Die Vielzahl von Kontexten, in denen regionale Varietäten heute (auch zweckmäßig) verwendet werden, reicht von Werbung bis hin zur Kommunikation in sozialen Netzwerken - «Da più parti è stato segnalato, infatti, l’emergere di ‘una nuova dialettalità’ […]» (D’Agostino 2007, 195) Insofern gibt es auch einen reichen Fundus authentischer Materialien, dessen sich Lehrkräfte bedienen können, um Sprachvarietäten im Unterricht zu thematisieren Praktische Ideen für die Beschäftigung mit Sprachvarietäten im Italienischunterricht Reflexion über regionale Sprachvarietäten Wie anfangs erwähnt, ist in einigen deutschen Lehrplänen vorgesehen, dass Schüler*innen sich mit regionaler Sprachvielfalt beschäftigen Laut Lehrplan PLUS sollen Schüler*innen in Bayern ab der 10 Klasse (3 Fremdsprache) «erste Einblicke in regionale Varietäten […] und ihre Bedeutung im Alltagsleben» (Lehrplan PLUS) erhalten Bilder (z .B das Cover einer Mundartausgabe von Asterix oder Screenshots zu Serien und Filmen wie Dahoam is Dahoam oder Sauerkrautkoma und Wer früher stirbt ist länger tot) regen eine Diskussion über die Bedeutung von Mundart in Deutschland an Um den Stellenwert regionaler Varietäten im Alltag jedes einzelnen zu thematisieren, könnten die Lernenden zunächst einen Fragebogen in Stillarbeit ausfüllen (z .B «Parli dialetto? Con chi? Quando? Qual è secondo te la differenza tra lingua e dialetto? …») und dann im Anschluss ihre Ergebnisse mit denen der Mitschüler*innen vergleichen Unter anderem bieten Blogs die Möglichkeit einer Auseinandersetzung mit dem Stellenwert regionaler Varietäten im Leben italienischer Jugendlicher Im Blog «dialetti sì o no» auf www .skuola net äußern italienische Teenager ihre Meinung zur Frage, ob Dialekte als Schulfächer unterrichtet werden sollten Die Schüler*innen könnten die jeweiligen Argumente heraussuchen und darüber debattieren Falls es eine italienische Partnerschule gibt, wäre es auch möglich, dieses Thema auf «Edmodo», einer interaktiven Plattform für Schüler*innen, diskutieren zu lassen Einblicke in verschiedene Dialekte und Jugendjargons Es gibt zahlreiche Quellen, um den Schüler*innen erste Einblicke in regionale Sprachvarietäten zu ermöglichen Einen Überblick über verschiedene Dialekte bietet der akustische Sprachatlas VIVALDI, der im Internet abgerufen werden kann (Vivaio Acustico delle Lingue e dei Dialetti d’Italia) Dabei können die Schüler*innen ausprobieren, wie z .B das Wort «l’acqua» an verschiedenen Orten Italiens ausgesprochen wird Um einen raschen Ein- Italienisch_81.indb 92 02.07.19 14: 05 93 Iulia Stegmüller Sprachvarietäten im modernen Italienischunterricht druck sprachlicher Vielfalt zu erhalten, eignen sich auch Clips von «Dialektkünstlern» auf Youtube (z .-B Edoardo Mecca: «Tutti i dialetti italiani in 2 minuti») Mundart wird u .a gezielt in der Werbung eingesetzt (man denke nur an «Seitenbacher Müsli» oder den Slogan «Mia san mia» des FC Bayern) In einem Werbefilm für Nutella, der unter dem Titel «Nutella Dialetti - I nonni d’Italia! » auf Youtube zu finden ist, stellen sich drei italienische Senioren in Mundart (romanesco, milanese, napoletano) vor In dieser unmittelbaren Abfolge ist es gut möglich, die Unterschiede zwischen verschiedenen Dialekten wahrzunehmen Im Anschluss könnten die Schüler*innen darüber diskutieren, warum für manche (v .a regionale) Produkte im Dialekt geworben wird In der Musik wird ebenfalls experimentierfreudig mit dialektalen Elementen umgegangen Als Einstieg wäre ein Gespräch über die aus Übersee am Chiemsee stammende Gruppe LaBrassBanda möglich, die für fetzige Reggae-Ska-Rythmen bekannt ist und unter anderem das bayerische Lied «Nackert» herausgebracht hat In der Neuen Volksmusik bzw Volxmusik/ Tradimix 2 werden häufig traditionelle und zeitgenössische Musik gemischt Das Lied «Er traffico de Roma» (Album Occhio, 2004) der Reggae- und Ska-Band Radici nel Cemento ist in römischer Mundart gesungen Es handelt von den Verkehrsproblemen in Rom und ist daher (in Übersetzung) auch für eine inhaltliche Analyse geeignet Auch die apulische Band Sud Sound System singt im Dialekt, z .B «Sciamu a ballare» (Album Acqua pé sta terra, 2005) Schüler*innen könnten darüber diskutieren, welche Wirkung der Gesang in Mundart auf die Hörer hat Reggae wird normalerweise in englischen Sprachvarietäten (v .a Jamaican Patois) gesungen und ist oft gesellschaftskritisch Natürlich spielen regionale Sprachvarietäten auch in der Literatur eine wichtige Rolle Das Buch Il libro degli errori des italienischen Autors Gianni Rodari enthält die Geschichten «Il biglietto perduto» (worin es um venezianische Mundart geht) und «In Sardegna» (worin das Sardische thematisiert wird) In vielen literarischen Texten wird Mundart auch gezielt im Wechsel mit Hochsprache verwendet Im Beitrag «Sizilianisches in den Romanen von Andrea Camilleri» (vgl Bologna 2009) sind einige Funktionen der Verwendung von Dialekten in literarischen Texten aufgeführt Auch der Film Benvenuti al Sud (2010) von Luca Miniero eignet sich gut, um den Schüler*innen Einblicke in verschiedene Dialekte zu ermöglichen Der Film handelt von dem Postangestellten Alberto Colombo, der - 2 Unter Volxmusik/ Tradimix versteht man eine Mischung aus Elementen der Volksmusik mit anderen Musikstilen wie Hip-Hop, Jazz etc Italienisch_81.indb 93 02.07.19 14: 05 9 4 Sprachvarietäten im modernen Italienischunterricht Iulia Stegmüller anstatt wie gewünscht nach Mailand - in eine Filiale im italienischen Süden, nämlich nach Castellabate versetzt wird Colombo hat - nicht zuletzt wegen seiner vielen Vorurteile - anfänglich mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen Diese sind zum Teil auch sprachlicher Natur, wie besonders von Min 22- Min 44 deutlich wird Zum Teil müssen Colombos Kollegen ihm übersetzen, was die Kunden wünschen und einige sprachliche Unterschiede werden sogar explizit thematisiert Die Schüler*innen sollen sich mit der «Vielfalt von Sprache» (u a Jugendsprache) auseinandersetzen Da sie selbst Jugendjargon sprechen, ist dieses Thema für sie wahrscheinlich besonders interessant Zunächst könnten ein paar Begriffe gesammelt werden, die deutsche Jugendliche gern verwenden - Ausdrücke wie «Oida» und «Digga» sind z .B aus regionalen Sprachvarietäten entlehnt Dass auch italienische Jugendliche sich in ihren Jargons dialektaler Elemente bedienen, wird u .a im Film Scialla! (Stai sereno) von Francesco Bruni aus dem Jahr 2011 (zu dem es auch den Soundtrack Scialla! von Amir Issaa und einen gleichnamigen Roman von Giacomo Bendotti gibt) deutlich In dem Film geht es um einen lässigen, ‘schulfaulen’ Teenager namens Luca und dessen Beziehung zu seinem Vater Es bietet sich an, nur einzelne Szenen aus Scialla! zu wählen, da Luca einen römischen Jugendjargon spricht Die Schüler*innen könnten z .B Vater und Sohn charakterisieren und dabei deren Sprache miteinbeziehen Auf www .adgblog .it sind unter «esercizi sul linguaggio giovanile» einige Formulierungen aus Jugendjargons aufgeführt, die den standardsprachlichen Entsprechungen zugeordnet werden sollen (z B che sfiga! = che ragazza brutta/ che sfortuna) Die Schüler*innen könnten diese und ähnliche Ausdrücke im Online-Wörterbuch Slangopedia (http: / / temi .repubblica .it/ espresso-slangopedia) nachschlagen, um auf die richtigen Lösungen zu kommen Anschließend wäre es möglich, dass sie im Rahmen von Rollenspielen (ein Gespräch unter Jugendlichen oder eine Diskussion mit den Eltern) ein paar dieser Ausdrücke verwenden, damit ihr Bewusstsein für verschiedene Register und die Unterschiede zwischen Jugend- und Standardsprache geschärft wird Daran könnte sich eine Mediation zur Sprache im deutschen Kinoerfolg Fack ju Göhte anschließen Auf www .adgblog .it gibt es auch einen kurzen TG3-Beitrag zu den Jugendjargons, «Generazione 20 parole: una video-comprensione sul gergo giovanile», in dem gezeigt wird, dass Erwachsene zum Teil eine Übersetzung von Begriffen der Jugendjargons benötigen Es gibt zahlreiche Artikel zu diesem Thema (z .B auf la Repubblica.it und L’Espresso) Die Beschäftigung mit Jugendjargons lohnt sich auch für Lehrkräfte - damit man Bella prof! (=Ciao prof! ) nicht für ein Kompliment hält Italienisch_81.indb 94 02.07.19 14: 05 95 Iulia Stegmüller Sprachvarietäten im modernen Italienischunterricht Beschäftigung mit autonomen Regionen und der Entstehung der Nationalsprache Ein Clip von Rai, «Spot Rai per l’unità d’Italia» (auf Youtube zu finden) zeigt, wie schwierig sich die Kommunikation in Italien ohne die Standardisierung der Sprache (u .a gefördert durch das Fernsehen) gestalten würde Ein Abriss über die Entstehung der Nationalsprache würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen, aber es gibt im Internet eine sehr gute Übersicht von online .scuola .zanichelli .it: «Percorso D - La lingua italiana: storia e attualità» Das Material verdeutlicht, dass der Standard aus einem Dialekt hervorgegangen ist und es sich dabei somit, salopp ausgedrückt, um einen «dialetto che ha fatto carriera» handelt Es wird auch klar, dass es nach der nationalen Einheit im Jahre 1861 sehr lange gedauert hat, bis sich die Nationalsprache durchsetzen konnte Neben zahlreichen Dialekten gibt es im heutigen Italien einige Minderheitensprachen, die größtenteils gesetzlich geschützt sind: «Lo strumento più importante, a livello nazionale, è la legge 482 del 1999, su ‘Norme in materia di tutela delle minoranze linguistiche storiche’» (Krefeld 2016, 269) Für die fünf autonomen Regionen (Sicilia, Sardegna, Valle d’Aosta, Trentino-Alto Adige, Friuli-Venezia Giulia) gibt es auf nationaler und regionaler Ebene weitere die Sprachen betreffende Gesetze Im Rahmen der Behandlung autonomer Regionen bietet es sich an, mit den Lernenden Auszüge aus dem Roman Eva dorme (2010) von Francesca Melandri zu lesen Insbesondere in dem Kapitel «1925-1961» beleuchtet die Erzählerin rückblickend die Geschichte ihrer deutschsprachigen Familie in Südtirol und die Schwierigkeiten, die mit politischen Ereignissen (wie z B der Option) und ihren Folgen verbunden waren Im Roman sind vereinzelt immer wieder deutsche Ausdrücke enthalten (etwa in Kapitel «Km 0» 3 ) Die Schüler*innen könnten beispielsweise analysieren, ob diese Begriffe bestimmten Bereichen zugeordnet werden können und warum sie auf Deutsch verwendet werden Außerdem ist der Roman ein guter Ausgangspunkt für Diskussionen über Sprachpolitik, den Zusammenhang von Sprache und Identität und das Deutsche als Minderheitensprache in Italien Minderheitensprachen und «Dialekte muss man als in sich vollständige und funktionsfähige Sprachsysteme ansehen» (Krefeld 2010, 60) Dass sie eine Bereicherung sind, werden Schüler*innen durch die reflektierte Beschäftigung mit Sprachvarietäten erkennen 3 In diesem Kapitel sind deutsche Wörter kursiv gedruckt: «Patin», «Stube», «dirndl» (S 14), «Watten» (S 15) Italienisch_81.indb 95 02.07.19 14: 05 9 6 Sprachvarietäten im modernen Italienischunterricht Iulia Stegmüller Abstract. L’obiettivo di questo saggio è di dimostrare i motivi per cui è utile e importante trattare l’argomento delle varietà linguistiche (p .es dialetti e linguaggi giovanili) nelle lezioni d’italiano come lingua straniera All’inizio si analizza l’importanza delle varietà secondo alcuni programmi di studio tedeschi e il Quadro comune europeo di riferimento per la conoscenza delle lingue e si esamina l’uso dei dialetti nell’Italia di oggi Inoltre sono offerte alcune fonti di materiale didattico e idee per lezioni che mirano a far apprezzare le varietà linguistiche dagli studenti Summary. The aim of this paper is to show the reasons why it is useful and important to deal with language varieties (e .g dialects and youth language) in teaching Italian as a foreign language First, the importance of such varieties according to a selection of German school curricula as well as the Common European Framework of Reference for Languages is analysed, then the significance of dialects in today’s modern Italian society is discussed In addition, some sources for didactic material and ideas for lessons intended to make students appreciate language varieties are presented Bibliographie Primärliteratur Bendotti, Giacomo: Scialla! (Stai sereno) Milano: Arnoldo Mondadori Editore 2011 Melandri, Francesca: Eva dorme Milano: Arnoldo Mondadori Editore 2014 ( 1 2010) Filme Benvenuti al Sud (Willkommen im Süden) Regie: Luca Miniero, 2010 DVD Scialla! (Stai sereno) Regie: Francesco Bruni, 2011 DVD Lehrpläne Lehrplan des Gymnasiums (gültig für Jgst 7 bis 12) (Bayern) (https: / / www .isb bayern .de/ gymnasium/ lehrplan/ gymnasium/ [Stand: 21 .09 .2018]) LehrplanPLUS des Gymnasiums (Bayern) (https: / / www .lehrplanplus .bayern .de/ [Stand: 21 .09 .2018]) Lehrplan Italienisch Gymnasialer Bildungsgang Jahrgangsstufen 8G bis 9G 2010 (Hessen) (https: / / kultusministerium .hessen .de/ sites/ default/ files/ media/ g8italienisch .pdf [Stand: 16 .03 .2019]) Lehrplan Italienisch Gymnasialer Bildungsgang Gymnasiale Oberstufe 2010 (Hessen) (https: / / kultusministerium .hessen .de/ sites/ default/ files/ media/ go-italienisch .pdf [Stand: 16 .03 .2019]) Kernlehrplan für die Sekundarstufe II Gymnasium/ Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen Italienisch 2014 (Nordrhein-Westfalen) (https: / / www .schulentwicklung nrw .de/ lehrplaene/ lehrplan/ 126/ KLP_GOSt_Italienisch .pdf [Stand: 16 .03 .2019]) Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Lehrplan für den Erwerb der allgemeinen Hochschulreife Italienisch 2011 (Thüringen) (https: / / www schulportal-thueringen .de/ media/ detail? tspi=1400 [Stand: 16 .03 .2019]) Italienisch_81.indb 96 02.07.19 14: 05 97 Iulia Stegmüller Sprachvarietäten im modernen Italienischunterricht Sekundärliteratur Antonelli, Giuseppe: «Il dialetto non è più un delitto», in: Enciclopedia dell’Italiano Treccani 2010 (http: / / www .treccani .it/ lingua_italiana/ speciali/ italiano_ narrativa/ antonelli .html [Stand: 21 .09 .2018]) Bartkowiak-Lerch, Magdalena: «Il fermo e il mobile: uno sguardo sui dialettismi nel linguaggio giovanile italiano a cavallo dei millenni», in: Romanica Cracoviensia 16 (4)/ 2016, S 215-225 Bologna, Anna: «Sizilianisches in den Romanen von Andrea Camilleri», in: Zibaldone. 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