Italienisch
ita
0171-4996
2941-0800
Narr Verlag Tübingen
10.2357/Ital-2019-0011
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/61
2019
4181
Fesenmeier Föcking Krefeld OttSieglinde Borvitz (Hrsg.): Metabolismo e spazio simbolico. Paradigmi mediali della Sicilia contempranea, Napoli-Salerno: Orthotes 2018, 305 Seiten, € 25,00
61
2019
Maria Giovanna Campobasso
ita41810114
114 Kurzrezensionen opera: da un iniziale sprezzante snobismo ad un interesse per la traduzione in inglese, definendolo addirittura «Homeric», sfociato nell’attiva opera di traslazione di alcune novelle e di Mastro-don Gesualdo Per quanto numerosi siano i fraintendimenti lessicali, a spingere il romanziere inglese a compiere tale impresa furono il suo interesse per il linguaggio verghiano, proprio di uno scrittore moderno sì, ma fortemente radicato nella tradizione di provenienza, e il senso del tragico, vale a dire una forma poetica di antica ascendenza calata nella realtà sociale dei suoi tempi Melo Freni (Giovanni Verga tra storia e antistoria) esamina l’interesse di Verga per la storia: dal giovanile trasporto mostrato nel torrenziale Amore e Patria (1856), la fiducia in un possibile riscatto storico si incrina già nella vicenda de I carbonari della montagna (1859-1960) fino alla delusione contenuta in Sulle lagune (1863) e al crudele disincanto di Libertà (1882) Giuseppe Quatriglio (A Refuge for Giovanni Verga) scruta all’interno di Casa Verga, un palazzo nel pieno centro di Catania, all’interno del quale lo scrittore nacque e risiedette al terzo piano, circondato da comodità senza alcuna ostentazione, i cui arredi sono rimasti uguali a quando l’autore dava loro vita nell’uso . Maurizio Rebaudengo Sieglinde Borvitz (Hrsg.): Metabolismo e spazio simbolico. Paradigmi mediali della Sicilia contemporanea, Napoli-Salerno: Orthotes 2018, 305 Seiten, € 25,00 In dem Sammelband fragen die AutorInnen nach der gegenwärtigen Kulturproduktion Siziliens Wie die Herausgeberin Sieglinde Borvitz in der «Premessa» (S . 5-15) erläutert, nähern sich die Beiträge ihrem Gegenstand über den Begriff des Metabolismus als Sinnbild der ununterbrochenen Interaktion zwischen Kulturbetrieb und Umwelt . Der kulturwissenschaftliche Ansatz rückt dabei den prozessualen Charakter von Phänomenen wie Mythopoesis, Stadtsanierung, Dramatisierung des Verfalls, Ritualisierung und Inszenierung von Brauchtum als öffentliches Spektakel in den Vordergrund Die Beiträge sind in drei Sektionen gruppiert: «Semiosi e mappature» 1, « Ri/ Appro- 1 Beiträge von Gianfranco Marrone, Vincenzo Guarrasi, Tommaso Guariento und Mirko Lino . DOI 10. 23 57/ Ital-2019 - 0 011 Italienisch_81.indb 114 02.07.19 14: 05 115 Kurzrezensionen priazioni» 2 , «Arte e frizioni» 3 Im Folgenden werden einige Beiträge exemplarisch für thematische Grundlinien der Argumentationen herausgegriffen Die Mehrzahl der Beiträge befasst sich mit der Hauptstadt Palermo, die oft als von Beschädigung zerfressene Stadt beschrieben wird Die Inszenierung ihres Alltags ist durch die Verwicklung von Tod mit Verlangen und Irrsinn gekennzeichnet Aus dieser Perspektive bringt Roberto Giambrone («Il desiderio, la follia e la morte nel teatro palermitano», S . 269-283) die Bühnenwerke von Franco Scaldati, Franco Maresco und Emma Dante miteinander in Zusammenhang, in denen Palermo die Rolle eines verfallenden Hintergrunds spielt Franco Scaldati positioniert sich am Rand der italienischen Szene: In seinem Werk nimmt er auf das Volkstheater Siziliens und die Avantgarde der 70er Jahre Bezug Die Ruinen des Krieges sind von den surrealen Outsidern Palermos bewohnt, die Scaldati ohne Gefühlsseligkeit als Figuren der klassischen Tragödie skizziert Für den Filmregisseur Franco Maresco veranstaltet das fortwährend verwesende Palermo eine ‘Trauerfeier’ für Qualitätskino und -theater Sein Kino weise bereits eine theaterartige Struktur auf; der Übergang zum Bühnenhaften zeige sich in einem Katalog von Verrückten, Palermo erscheine als unheilvolles Puppentheater Emma Dante sei im Augenblick geradezu der Star in Palermos Theaterszene: Ihre Ästhetik bevorzuge die körperliche Performance (Artaud), die Technik der Montage (Brecht) und die symbolträchtige Einbeziehung audiovisueller Materialien In Dantes Süditalien wucherten die typischen morbiden Deviationen matriarchalischer Kultursysteme, in denen Todesrituale und frustrierte Begierden dominieren Belebt hingegen werde die zeitgenössische Kunst Siziliens durch die linksorientierte Gegenkultur: Nach Modesta di Paola («Micropolitiche del quotidiano e tendenze glocali Adalberto Abate: un caso siciliano», S 179- 198) sind bei Adalberto Abbate die Stimmen der Kulturresistenz die Hauptfiguren seiner Kunstproduktion Abbate verknüpft Alltagsdarstellung und Sozialkritik und stellt das harmlose Alltagsleben als drohende Verkörperung der alles dominierenden Machtdynamik dar Tommaso Guariento («Il tempo della festa e lo spazio della rovina Antropologia della Vucciria», S . 45-61) dokumentiert die Phasen der komplexen Verwandlung des Stadtteils Vucciria in eine bloße Kopie seiner selbst Unter den Gassen der Altstadt haben sich trotz fortschreitender Gen- 2 Beiträge von Marco Mondino, Gabriella Bologna, Chiara Giubilaro, Luca Cinquemani und Emanuele Crescimanno, Danilo Mariscalco, Alice Giannitrapani und Valentina Richichi 3 Beiträge von Modesta Di Paola, Alessandro Punto, Valentina Mignano, Giulia Ingarao, Fabiola Di Maggio, Roberto Giambrone und Èlodie Cornez Italienisch_81.indb 115 02.07.19 14: 05 116 Kurzrezensionen trifizierung alte Dynamiken sozialer Interaktion herauskristallisiert Ähnlich wie in Renato Guttusos Gemälde «La Vucciria» (1974) wird der historische Markt als eine von der Zerstörung der Stadt umrahmte Bühne vorgestellt Inmitten von Kriegsruinen wird an den geräuschvollen Verkaufsständen den Touristen ein ebenso kanonisiertes wie veraltetes Bild eines wilden Sizilien geboten Die Entdeckung eines lebhaften Nachtlebens sowie des Zusammenlebens im Viertel zwischen Palermitanern, Tamilen und Senegalesen zerstört die romantisierte Vorstellung einer unverändert gebliebenen Vucciria Auf die Romantisierung des Verfalls konzentriert sich auch Vincenzo Guarrasi («Palermo Shooting . Geografie di spazi diabolici», S . 33-43) in seiner Kritik an Wim Wenders’ Film «Palermo Shooting» (2008) . Der Regisseur habe den Rhythmus der Stadt nicht wahrnehmen und wiedergeben können; die im Film sich manifestierende Fehlinterpretation rühre wahrscheinlich von der politischen Situation während der Aufnahmen her, da eine unkontrollierte Stadtentwicklung das Gemeindegebiet schädigte und es zu einer no-go-area werden ließ (1992-2008) Eine Filmeinstellung der Kapuzinergruft deutet auf das Repertoire des Todesbildes als symbolischer Darstellung von Palermo hin Aus einer theoretischen Perspektive bindet die Symbolik die Identität des Subjekts an den Ort Guarrasi weist durch Beispiele nach, wie Wenders’ Palermo das Stigma des Todesortes trägt und das stereotype Bild von Sizilien als eines ‘Schlachthofs der Mafia’ weiter zuspitzt Durch die Mythisierung eines faszinierenden, aber fremden Siziliens folgt Wenders zugleich der Tradition des Grand Tour Trotz des Titels spielt die Stadt keine Hauptrolle, sondern gibt nur den glanzlosen Hintergrund ab für die Abwärtsspirale, in die der Protagonist gerät Symbol der Hoffnung auf gelingende Stadterneuerung sei das ehemalige Industriegebiet Cantieri Culturali della Zisa, ein von der Stadtverwaltung Palermos für die Ansiedlung von Kunst- und Kulturschaffenden reserviertes ehemaliges Industriegebiet Chiara Giubilaro («Luoghi comuni Pratiche di reinvenzione urbana ai Cantieri Culturali della Zisa», S . 103-120) wählt die Cantieri zum Ausgangspunkt für ihre Untersuchung der Phänomenologie der Gemeinschaft, deren Grundeigenschaft die Öffnung sei: Die Entwicklungen der Gemeinschaft manifestieren sich nach den Prinzipien von Alteration, Pluralität, Begebenheit und zeitlicher Begrenzung Im Rahmen von Kursen, Werkstätten und Veranstaltungen entsteht ein Raum für Widerstand gegen die dominierende Denkweise Aus der Entdeckung eines Archivs in den Cantieri ist «From Archive to Fiction» entstanden, ein in Kooperation zwischen Palermo und Catania entwickeltes Kunstprojekt Luca Cinquemani und Emanuele Crescimanno («La memoria dei luoghi Fare Ala, From Archive to Fiction», S 121-135) gehen diesbezüglich der Frage nach, wie Kunst Erinnerungen an Orte speichern und aktualisieren könne, besonders in Zeiten Italienisch_81.indb 116 02.07.19 14: 05 117 Kurzrezensionen der Emigration und der Überlagerung von Lokalem und Globalem Das Kunstkollektiv Fare Ala löst sich von der Postmoderne, experimentiert mit der Wandelbarkeit und lässt die Schutzmauer selbst zum Bestandteil des Projekts werden . Ebenso positiv beschreibt Mirko Lino («Ubik: identità visive per una mappa emozionale di Palermo», S 63-67) den Erfolg des Projekts «Ubik» . Von Mai 2010 bis Februar 2011 konnten UserInnen kleine Videos von Orten und sozialen Ritualen Palermos im Internet hochladen: Der Kern dieser kraftvollen Erfahrung lag dabei in der Emotionalisierung der visuellen Identität Palermo Einige Beiträge widmen sich dem symbolischen Gehalt Siziliens in früherer Zeit Gianfranco Marrone («Genius loci: fra parole e immagini», S . 19-31) befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen der symbolischen Darstellung des Genius von Palermo und der Topografie der Stadt . Die Vorstellung von Palermo als Becken spiegelt sich in der möglichen Etymologie des Toponyms wider (Palermo = Panormos < gr pan hormos; hormos ‘Hafen’, aber auch ‘Halskette, Geschmeide’), wobei die durch die Kartographie angeregte Einbildungskraft die etymologische Strategie verstärke Der Genius sei eine Personifikation der Stadt und schon in Volkserzählungen mit dem Bild des Goldbeckens, ein anderer Beiname der Stadt, verbunden Ebenfalls um Tod, aber auch um Wiedergeburt geht es in Fabiola Di Maggios («Lo spazio dei pupi a Palermo L’opra tra performance e metaeterotopia», S . 241-268) Überblick über die Opera (Opra) dei Pupi, die Tradition des sizilianischen Marionettentheaters Nach einer kurzen Zusammenfassung von Geschichte und Stoff des Puppenspiels (Bezug auf den höfischen Roman) erläutert die Autorin, wie das Publikum um 1700 sein Bedürfnis nach kulturellen Ausdrucksformen befriedigte, die Verhaltensmuster und Werte wie Mut, Treue und Kraft vermittelten und Interaktionsformen reproduzieren sollten, die denen im feudalen Italien ähnelten Die Opra habe einen symbolischen Identifikationsraum angeboten, in dem die Wahrheit des Mythos mit der Alltagserfahrung des Volks zusammenfiel und der darüber hinaus eine Protestform gegen die Mächtigen darstellte Mit dem politischen Wandel zerbrach eine solche Identifizierung, und mit dem Aufkommen des Fernsehens begann der Verfall der volkstümlichen Kunst des Puppenspiels Die Opra verarbeitet jedoch die Veränderung in den Konsumgewohnheiten der 60er Jahre und erlebt dadurch einen Wandel hinsichtlich der Sprach- und Erzählformen ebenso wie des Publikums Erst in den letzten Jahrzehnten haben volkstümliche Formen wie die Opra das lokale Publikum wieder angezogen, da die Vorstellung von Kultur als intellektuellem Produkt allein der herrschenden Klasse derjenigen gewichen ist, dass alle Kulturprodukte denselben Wert haben Italienisch_81.indb 117 02.07.19 14: 05 118 Kurzrezensionen Der aus der Zusammenarbeit zwischen den Universitäten Düsseldorf und Palermo hervorgegangene Sammelband befasst sich aus kulturwissenschaftlicher Perspektive mit den vielfältigen Transformationsprozessen der symbolischen Räume Siziliens Von ihrer methodischen Ausrichtung her sind die Aufsätze sehr unterschiedlich angelegt, ihr gemeinsamer Nenner ist jedoch die überaus relevante Frage, ob die Insel zum Verfall verurteilt sei Aus den hier dargebotenen Belegen für ihre immer wieder wechselnden symbolischen Gestaltungsformen darf man getrost schließen, dass sich Sizilien weiterhin unerschütterlich umgestalten lassen wird Maria Giovanna Campobasso Dagmar Reichardt/ Nora Moll (Hrsg.): Italia transculturale. Il sincretismo italofono come modello eterotopico, Firenze: Franco Cesati Editore 2018, 167 Seiten, € 18,00 Die Herausgeberinnen Dagmar Reichhardt und Nora Moll verorten den Sammelband Italia transculturale. Il sincretismo italofono come modello eterotopico vor dem Hintergrund verstärkter Migrationsbewegungen nach Europa, mit einem Höhepunkt im Jahr 2015, die für sie einen cultural turn in der Geschichte Italiens und Europas markieren Der Wandel Italiens vom traditionellen Auswanderungsland zum heterogenen Einwanderungsland vollzog sich bereits in den 1980er Jahren, während sich, ausgelöst durch so diverse Ereignisse wie den Fall der Berliner Mauer und die Ermordung des südafrikanischen Flüchtlings Jerry Essan Masslo 1989, der mediale Diskurs und der theoretische Rahmen etablierten, innerhalb derer Migration von da an in Italien diskutiert werden sollte Anfang der 1990er Jahre erschienen drei autobiographische Bücher von nach Italien eingewanderten Autoren (Salah Methnani: Immigrato, 1990; Pap Khouma: Io, venditore di elefanti, 1990; Mohamed Bouchane: Chiamatemi Alì, 1991), mit denen der Grundstein für das neue Feld der italienischen Migrationsliteratur gelegt wurde Diese wird oft mit Hilfe eines Muttersprachlers ‘vierhändig’ geschrieben und erscheint somit direkt auf Italienisch Seit Mitte der 2000er Jahre wird das Thema der italofonen Migrationsliteratur im Bereich Italianistik vermehrt diskutiert (u .a Taddeo 2006; Comberiati 2010; Quaquarelli 2010; Pezzarossa/ Rossini 2011; Bremer/ Heydenreich 2011; Linardi 2017) Es beschreibt ein Forschungsfeld von «narrazioni contese» (so auch der Titel der gleichlautenden Monographie von Mengozzi 2012) DOI 10. 23 57/ Ital-2019 - 0 012 Italienisch_81.indb 118 02.07.19 14: 05
