Italienisch
ita
0171-4996
2941-0800
Narr Verlag Tübingen
10.2357/Ital-2019-0012
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2019
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Fesenmeier Föcking Krefeld OttDagmar Reichardt/Nora Moll (Hrsg.): Italia transculturale, Il sincretismo italofono come modello eterotopico, Firenze: Franco Cesati Editore 2018, 167 Seiten, € 18,00
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2019
Martina Kollroß
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118 Kurzrezensionen Der aus der Zusammenarbeit zwischen den Universitäten Düsseldorf und Palermo hervorgegangene Sammelband befasst sich aus kulturwissenschaftlicher Perspektive mit den vielfältigen Transformationsprozessen der symbolischen Räume Siziliens Von ihrer methodischen Ausrichtung her sind die Aufsätze sehr unterschiedlich angelegt, ihr gemeinsamer Nenner ist jedoch die überaus relevante Frage, ob die Insel zum Verfall verurteilt sei Aus den hier dargebotenen Belegen für ihre immer wieder wechselnden symbolischen Gestaltungsformen darf man getrost schließen, dass sich Sizilien weiterhin unerschütterlich umgestalten lassen wird Maria Giovanna Campobasso Dagmar Reichardt/ Nora Moll (Hrsg.): Italia transculturale. Il sincretismo italofono come modello eterotopico, Firenze: Franco Cesati Editore 2018, 167 Seiten, € 18,00 Die Herausgeberinnen Dagmar Reichhardt und Nora Moll verorten den Sammelband Italia transculturale. Il sincretismo italofono come modello eterotopico vor dem Hintergrund verstärkter Migrationsbewegungen nach Europa, mit einem Höhepunkt im Jahr 2015, die für sie einen cultural turn in der Geschichte Italiens und Europas markieren Der Wandel Italiens vom traditionellen Auswanderungsland zum heterogenen Einwanderungsland vollzog sich bereits in den 1980er Jahren, während sich, ausgelöst durch so diverse Ereignisse wie den Fall der Berliner Mauer und die Ermordung des südafrikanischen Flüchtlings Jerry Essan Masslo 1989, der mediale Diskurs und der theoretische Rahmen etablierten, innerhalb derer Migration von da an in Italien diskutiert werden sollte Anfang der 1990er Jahre erschienen drei autobiographische Bücher von nach Italien eingewanderten Autoren (Salah Methnani: Immigrato, 1990; Pap Khouma: Io, venditore di elefanti, 1990; Mohamed Bouchane: Chiamatemi Alì, 1991), mit denen der Grundstein für das neue Feld der italienischen Migrationsliteratur gelegt wurde Diese wird oft mit Hilfe eines Muttersprachlers ‘vierhändig’ geschrieben und erscheint somit direkt auf Italienisch Seit Mitte der 2000er Jahre wird das Thema der italofonen Migrationsliteratur im Bereich Italianistik vermehrt diskutiert (u .a Taddeo 2006; Comberiati 2010; Quaquarelli 2010; Pezzarossa/ Rossini 2011; Bremer/ Heydenreich 2011; Linardi 2017) Es beschreibt ein Forschungsfeld von «narrazioni contese» (so auch der Titel der gleichlautenden Monographie von Mengozzi 2012) DOI 10. 23 57/ Ital-2019 - 0 012 Italienisch_81.indb 118 02.07.19 14: 05 119 Kurzrezensionen Der vorliegende Band geht aus einem Panel der Konferenz «La stessa goccia nel fiume - Il futuro del passato» hervor, die von 31 August bis 3 September 2016 in Budapest stattfand und von der Vereinigung Italienischlehrer international (A .I .P .I .) organisiert wurde Mit ihrem Konzept der Transkulturalität nach Wolfgang Welsch (1991), das die postkoloniale Kritik Edward Saids (1978) um den Begriff des Sud nach Gramsci (1930) erweitern und zu einer generellen Öffnung in «alle vier Himmelsrichtungen» führen soll, wollen die Herausgeberinnen zum einen neue Impulse für die Italianistik setzen und zum anderen die wichtige Rolle hervorheben, die der Kultur verstanden als Transkultur - im Rahmen der Migrationsbewegungen auf dem europäischen Kontinent zukommt Es geht ihnen dabei um die Identifizierung kultureller Praktiken und Werte, durch die das Italienische vor allem seit den historischen Emigrationsbewegungen Ende des 19 Jahrhunderts eine synkretische, hybride und transkulturelle Identität angenommen hat Die Beiträge sind in Perspektiven auf den «Synkretismus des Südens, glokale Identitäten, mediatischer Pluralismus» sowie «Cross-Border, soziale und literarische Hybriditäten und italophone Transkulturalität» unterteilt Jedes Kapitel wird von einer Bibliographie ergänzt, die die jeweils relevantesten Lektüren umfasst und zur Orientierung und thematischen Vertiefung dienen soll Die einzelnen Beiträge werfen Schlaglichter auf ein breites Themenfeld, das von der Identifizierung transkultureller Figuren und Motive in Werken Leonardo Sciascias, Giuseppe Bonaviris, Ariosts und Laura Parianis über die Möglichkeiten digitaler, transkultureller Ausdrucksmöglichkeiten bis hin zur Verortung des kulturellen Modells der italienischen Familie in der US-amerikanischen Gesellschaft und der Dekonstruktion des Heimat-Begriffs in den Poetiken der Südtiroler Dichter Gerhard Kofler und Norbert C Kaser reicht Ihrem eigenen Anspruch entsprechend wird das oft isoliert behandelte Phänomen der italienischsprachigen Migrationsliteratur somit in einen transkulturellen Kontext eingebettet und mit Fragen des kulturellen Transfers und den Veränderungen in der italienischen Kultur konfrontiert Dadurch soll ein breiter Diskurs geschaffen werden, der darauf abzielt, die Disziplingrenzen zu überschreiten und Wissen über Zusammenhänge, die Italien und die globale Migration betreffen, zu generieren Das gelingt vor allem im zweiten Teil des Bandes, in dem literarische und soziologisch-politische Diskurse zur gegenseitigen Erhellung beitragen und das Heterotopie-Modell Foucaults, das den Titel des Bandes schmückt, seine machtkritische Funktion erfüllt, wie das im Beitrag Francesco Chianeses, «Rappresentazioni transculturali della famiglia italiana nella tarda modernità», über das kulturelle Modell der italienischen Familie in der USamerikanischen Gesellschaft der Fall ist Hervorzuheben ist hier außerdem Lorenzo Filippo Bacchinis postkoloniale und transkulturelle Relektüre des Italienisch_81.indb 119 02.07.19 14: 05 120 Kurzrezensionen kanonischen Textes Orlando Furioso von Ludovico Ariosto in «Cristiani e Saraceni nell’Orlando Furioso: personaggi cross-border e tracce di transculturalità» Politisch aktuell und für den Gegenstand der Transkulturalität interessante Impulse liefert auch der Beitrag von Maria Grazia Negro, «Alto adige/ alto fragile: la decostruzione della Heimat nella poesia plurilingue di Gerhard Kofler e di Norbert C Kaser», in dem sie den Heimat-Begriff in der Poetik Gerhard Koflers und Norbert C Kasers dekonstruiert und in den historisch-politischen Zusammenhang setzt Das Konzept der Transkulturalität wird hier zu einem auf Ebene der Ästhetik kritischen, politischen Instrument, abzulesen auch an den Texten der Online-Zeitschrift El-Ghibli, die Rotraud von Kulessa in ihrem Beitrag «La letteratura impegnata italofona online: il caso della rivista elettronica ‘El-Ghibli’ come laboratorio della letteratura transculturale» bespricht Die junge Disziplin der Transkulturalität kann so verstanden tatsächlich den philosophischen, ästhetischen und selbstreflexiven Horizont der italophonen Literaturtheorie erweitern und die etwas in Vergessenheit geratene ethische und soziale Funktion von Literatur wieder in den Vordergrund rücken In einer globalen, heterogenen Weltgesellschaft beschreibt Transkulturalität nicht nur ein offensichtliches Untersuchungsfeld, bei dem der Blick auf die Zukunft gerichtet sein muss und das sich darüber hinaus, wie die Autorinnen und Autoren zeigen, auf eine solide Traditionslinie in der italienischsprachigen Literatur stützt, sondern bietet sich im Hinblick auf den ethical turn in der Literatur auch als analytische Kategorie in der Frage nach der Begegnung mit dem Anderen an Martina Kollroß Tiberio Snaidero: Interkulturelles Lernen im Italienischunterricht. Eine Konzeption und Lernaufgaben für Italienisch als 3. Fremdsprache, Berlin: Frank & Timme 2017, pp. 435, € 54,80 Accostandosi al Paese di origine e alla sua cultura a partire da una distanza geografica e culturale, nonché attraverso la lente di ingrandimento di un’altra lingua, con la pubblicazione della sua tesi di dottorato Tiberio Snaidero si propone di fornire un contributo nell’ambito della Didattica della lingua e cultura italiana, focalizzando l’attenzione sulle specificità dell’apprendimento interculturale nella lezione di italiano Come spiega nell’introduzione (pp 17-27), in cui, oltre a motivare la scelta tematica chiarendo ragioni biografiche e professionali alla base del percorso condotto, delimita il campo di indagine e precisa gli obiettivi perseguiti, lo studio consiste in un’indagine DOI 10. 23 57/ Ital-2019 - 0 013 Italienisch_81.indb 120 02.07.19 14: 05
