eJournals Italienisch 42/83

Italienisch
ita
0171-4996
2941-0800
Narr Verlag Tübingen
10.2357/Ital-2020-0003
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/61
2020
4283 Fesenmeier Föcking Krefeld Ott

«L’Italia cantata»

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2020
Michael Schwarze
ita42830020
20 M I C H A E L S C H WA R Z E «L’Italia cantata» Die Pandemie lehrt uns, uns des Lesens zu erinnern, Neues zu lesen und Altbekanntes neu zu lesen - daran erinnert Marc Föcking im Editorial dieses Faszikels Eine andere Kulturpraxis, die Menschen in Italien in Zeiten des Ausgangsverbots und anderer radikaler Einschränkungen des sozialen Miteinanders neu beleben, ist das Singen für andere und mit anderen Ja, es scheint so, als erlange das gesungene Wort, das Unterhaltung sein will, Mut spendet und Gemeinschaft schafft, derzeit spontan die kulturanthropologische Bedeutung wieder, die es in Italien über Jahrhunderte hinweg hatte: Man denke etwa im höfischen Zusammenhang an die Minnesänger und Spielleute des Mittelalters, vormoderne canti del popolo, das moderne neapolitanische Lied, die Tradition der Cafés Chantants und des Variété-Theaters sowie Formen des politischen Liedes im Kontext der Kriege des 20 Jahrhunderts bis hin zum Sanremo-Festival oder zu den cantautori, die in den Gesellschaftsdebatten seit den 1970er Jahren wichtige Stimmen darstellen Spuren dieser und weiterer Spielarten der canzone lassen sich derzeit in digitalen flash mobs musicali a distanza beobachten, bei denen sich jetzt landauf landab Menschen von Fenster zu Fenster begegnen Die folgenden vier Aufsätze, die den Themenschwerpunkt dieser Ausgabe von Italienisch bilden, entstanden anlässlich des Italientags 2019 an der Universität Konstanz Der interdisziplinäre Studientag, der durch die Unterstützung der Fondazione Bracco ermöglicht wurde, stand unter dem Motto «L’Italia cantata» und lotete einzelne Kapitel der Gesangsgeschichte Italiens in einer losen Folge von Fallstudien aus . Sie behandeln poetologisch bedeutsame Variationen der Orpheus-Figur in Opern am Beginn des 17 Jahrhunderts (Florian Mehltretter), das zeitgenössische experimentelle Musiktheater Luciano Berios (Caroline Lüderssen), die kulturkritische Bedeutung der Punkband CCCP Fedeli alla Linea im Kontext in den 1980er Jahren (Michele Rossi) sowie Ansätze zur Historisierung der engagierten canzone d’autore (Ruedi Ankli) Den Beiträger*innen gilt mein herzlicher Dank für die sehr zügige schriftliche Ausarbeitung der Vorträge und deren unkomplizierte Bereitstellung! Erbauliches Lese- und Hörvergnügen wünscht Ihnen Michael Schwarze DOI 10. 23 57/ Ital-2020 - 0 0 0 3 83_Italienisch_Inhalt.indb 20 19.06.20 16: 36