Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
10.2357/VOX-2017-019
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2017
761
Kristol De StefaniWerner Forner/Britta Thörle (ed.), Manuel des langues de spécialité, Berlin/Boston (de Gruyter) 2016, 478 p. (Manuals of Romance Linguistics 12)
121
2017
Andreas Schor
vox7610349
349 Besprechungen - Comptes rendus Vox Romanica 76 (2017): 349-350 DOI 10.2357/ VOX-2017-019 w erner f orner / B ritta t hörle (ed.), Manuel des langues de spécialité, Berlin/ Boston (de Gruyter) 2016, 478 p. (Manuals of Romance Linguistics 12) Der vorliegende Band ist der zwölfte der Reihe Manuals of Romance Linguistics, einer Reihe, die eine synthetische und systematische Enzyklopädie der Linguistik der romanischen Sprachen darstellen und dabei die letzten wissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigen will. Sie übernimmt bei de Gruyter die Nachfolge des Lexikons der Romanistischen Linguistik (LRL) und der Romanischen Sprachgeschichte (RSG), da die beiden Werke nicht in vernünftiger Zeit auf den neusten Stand der Wissenschaft gebracht werden konnten. Das Buch, mit dem sich diese Rezension befasst, ist den Langues de spécialité oder auf Deutsch Fachsprachen gewidmet. Den Begriff «Fachsprache» zu definieren, ist schwierig, denn das Gegenstück zur Fachsprache ist die Gemeinsprache, für die es erst recht keine Definition gibt. Dennoch versuchen zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Fachsprache(n) in Kontrast zur Gemeinsprache zu beschreiben. Erstere würden sich demnach durch besondere syntaktische Präferenzen und Namensbildungen von Letzterer unterscheiden. Vom pragmatischen Ansatz her betrachtet ist die Fachsprache die Sprachvariante, derer sich zwei Spezialisten eines Faches für ihre Kommunikation bedienen. Eine eindeutige Bestimmung, ob es sich bei einem Text oder einem discours um Fachsprache handelt, ist aber kaum möglich. Die rein sprachlichen Kriterien (Syntax und Wortschatz) sind nicht genau abgrenzbar, und genauso wenig lässt sich in jedem Fall bestimmen, ob es sich um eine Kommunikation zwischen Spezialisten handelt. Zwischen Fachsprachen und Gemeinsprachen gibt es einen breiten Übergangsbereich. Im vorliegenden Band wird denn auf diese Abgrenzung auch nicht weiter eingegangen, sondern er konzentriert sich darauf, mögliche Merkmale der Fachsprache herauszukristallisieren. Vor die Wahl gestellt, ob sie die Fachsprache unter dem Gesichtspunkt der communication spécialisée, d. h. Wortschatz, Merkmale im Text oder in der Rede, oder demjenigen des sous-système spécialisé, d. h. Untersuchung von Markern der Spezialität, behandeln sollen, entschieden sich die Herausgeber dafür, sowohl den einen Ansatz als auch den anderen zu berücksichtigen. Die beiden ersten Teile sind dem ersten Gesichtspunkt gewidmet, während der dritte Teil sich mit den verschiedenen Untersystemen beschäftigt. In einem vierten Teil schliesslich werden einige diachronische Aspekte behandelt. Der Lexikologie ist der Beitrag von C. s ChMitt (53-67) gewidmet. Er zeigt unter anderem, dass der Fachwortschatz zum Teil aus Wörtern aus der Gemeinsprache besteht, die aber in der Fachsprache eine besondere Bedeutung erhalten. Das gilt insbesondere in der Rechtssprache, die Thema des Beitrags von C. g rieBel (205-28) ist. So bedeutet beispielsweise im Deutschen Frucht in der Rechtssprache «wirtschaftlicher Ertrag einer Sache oder eines Rechts» (wie übrigens auch fruit im Französischen). Die Lehre von den Begriffen eines Fachgebiets und deren Verwaltung (heutzutage meist in Datenbanken) wird Terminologie genannt. Ihr ist der Beitrag von t. C aBré (68-81) gewidmet. Die Autorin fordert eine adressatengerechte Terminologie, die sich auf eine ausführliche, aus Fachtexten des jeweiligen Gebiets bestehende Dokumentation stützt. Wird Terminologie mehrsprachig betrieben, sollten die Quelltexte jeweils aus der Originalsprache stammen (und keine Übersetzungen sein). Für Übersetzerinnen und Übersetzer ist die Terminologie ein wichtiges Hilfsinstrument, denn insbesondere bei Gebrauchsanleitungen oder Handbüchern für Reparatur und Unterhalt, aber auch bei allen übrigen Fachtexten müssen die einzelnen Termini stimmen, ansonsten sind die Übersetzungen wertlos. Damit aber überhaupt eine korrekte Übersetzung gemacht werden kann, muss schon im Ausgangstext die Terminologie stimmen. Bei der Syntax zeichnen sich (vor allem französische) Fachtexte durch Nominalisierungen und sogenannte Funktionswerben aus. Solche Verben sind im Französischen provenir de, permettre, entraîner, résulter de usw. So lässt sich etwa eine Aussage wie «La valeur du franc 350 Besprechungen - Comptes rendus Vox Romanica 76 (2017): 350-354 DOI 10.2357/ VOX-2017-020 suisse a augmenté. Pour cette raison, en Suisse, beaucoup d’emplois ont été supprimés.» in einem Nominalsatz «L’appréciation du franc suisse a entraîné la suppression massive d’emplois en Suisse» wiedergeben. Im Deutschen sind solche Mechanismen etwas seltener, aber sie finden sich auch dort: In unserem Beispiel wäre das dann «Die Höherbewertung des Schweizer Frankens führte zu zahlreichen Stellenaufhebungen in der Schweiz.» Neben der Zeit und der Person gibt das Verb nur noch das Verhältnis zwischen den beiden Nominalkonstruktionen an. In diesem Fall ist A die Ursache von B. Die gleiche Idee könnte auch umgekehrt ausgedrückt werden: «Die zahlreichen Stellenaufhebungen in der Schweiz sind die Folge der Höherbewertung des Schweizer Frankens». In diesem Fall ist A die Konsequenz von B. Dieser Mechanismus der Nominalisierung wird in mehreren Kapiteln des Buchs dargestellt. Nominalverbindungen, wie sie oben beschrieben wurden, und Fachtermini finden sich zum Teil auch in journalistischen oder anderen nicht nur für Fachleute bestimmten Texten. Die Frage, wann der Gebrauch dieser Merkmale der Fachsprache angemessen ist und ob diese heute allenfalls auch in Situationen, in denen es grundsätzlich nicht angebracht ist, verwendet werden, wird im Buch nicht diskutiert. Gesetze und Verordnungen beispielsweise sind eigentlich juristische Fachtexte. Bei technischen Verordnungen ist der Gebrauch der Fachsprache sicher richtig, denn die Spezialisten, für die sie bestimmt sind, verstehen den Inhalt schon. Vorschriften, die für die Allgemeinheit gelten, sollten hingegen so abgefasst werden, dass auch Nichtjuristen sie verstehen. Dasselbe gilt beispielsweise für Gebrauchsanleitungen oder Beipackzettel von Medikamenten, die nicht nur von Technikern beziehungsweise von Ärzten und Apothekern verstanden werden sollten. Im diachronischen Teil wird der Frage nachgegangen, ob es in der Antike Fachsprachen gab, die Entwicklung der Nomenklatur nachgezeichnet und die Situation im Mittelalter, in der Renaissance und in der Aufklärung beschrieben. In der Antike gab es eine Fachsprache im eigentlichen Sinn noch nicht, und die technischen Begriffe wurden im Latein häufig dem Griechischen nachgebildet oder direkt von dieser Sprache übernommen. Während Fachtexte im Mittelalter grundsätzlich in Latein verfasst wurden, schwankten die Verfasser in der Renaissance zwischen Latein und den Volkssprachen. Diese Situation erinnert ein wenig an die Gegenwart, in der es eine Diskussion gibt, ob insbesondere wissenschaftliche Veröffentlichungen in Englisch oder in der Muttersprache der Urheberin oder des Urhebers verfasst werden sollen. Die Verfechter des Englischen pochen darauf, dass diese Sprache auf der ganzen Welt verstanden wird, während die Gegner darauf hinweisen, dass bei einer Veröffentlichung in einer Fremdsprache wichtige Nuancen des Denkens verloren gehen. Insgesamt bietet der vorliegende Band eine umfassende Darstellung der Problematik rund um die Fachsprachen. Nach jedem Artikel befindet sich ausserdem eine Bibliografie mit weiterführenden Titeln. Darunter sind jeweils auch zahlreiche Veröffentlichungen der Autorin oder des Autors des Beitrags. Ansonsten finden sich im Buch leider keine näheren Angaben zu den Verfasserinnen und Verfassern der einzelnen Artikel. Andreas Schor Dacoromania g aBriela p ană d indelegan / r odiCa z afiu / a dina d ragoMiresCu / i rina n iCula / a lex andru n iColae / l ouise e sher (ed.), Diachronic variation in Romanian, with a foreword by Ian Roberts, Newcastle Upon Tyne (Cambridge Scholars Publishing) 2015, 464 p. C’est sont seulement ces dernières années que l’étude des anciennes particularités syntaxiques roumaines a connu un large essor car, auparavant, les spécialistes se préoccupaient davantage