Vox Romanica
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0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
10.2357/VOX-2018-032
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Kristol De StefaniBernhard Pöll, Französisch ausserhalb Frankreichs. Geschichte, Status und Profil regionaler und nationaler Varietäten, Berlin (de Gruyter) 2017, 170 p.
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Sabine Ehrhart https://orcid.org/0000-0001-9296-8016
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356 Besprechungen - Comptes rendus Vox Romanica 77 (2018): 356-358 DOI 10.8357/ VOX-2018-032 à Paris, Edouard Naville, Eugène Ritter et Albert Sechehaye à Genève, enfin Hugo Schuchardt à Graz. Pourquoi alors le parcours universitaire de Ronjat s’est-il limité à un «cours libre» à Lyon (1913-1914) 13 et à des charges de cours à Genève de 1915 à 1925 14 ? La question reste pour l’instant en suspens, de même que l’énigme de sa formation linguistique, comme le remarque justement Thomas (50-51). Le long et patient travail de reconstitution à partir d’archives n’aurait pas dû dispenser l’auteur d’une relecture serrée de la rédaction et de la présentation. Tout en reconnaissant l’importance du travail accompli par Thomas, on regrettera la présence d’innombrables coquilles (que nous renonçons à énumérer), de redites (par ex. à propos de l’excursion dans les Grisons, p. 29 et 49), de simples inadvertances (par ex. «Cours général de linguistique» p. 51 ou «Hugo von Schuchardt» p. 82 et suivantes, «Institut des patois de la Suisse romande» p. 198 N466) ainsi qu’un style narratif qui pèche trop souvent par l’absence de précision: impossible, par exemple, de connaître la date de son «entrée en Félibrige» (18) sans avoir sous la main le numéro de Vivo Prouvenço! de 1907 dans lequel Ronjat se souvient du moment décisif de sa lecture de Calendal à Cassis. On ignore si cette découverte a eu lieu la même année que sa rencontre avec Mistral (1893). C’est trop souvent au lecteur de débrouiller les fils de l’écheveau chronologique (ce que nous nous sommes efforcée de faire dans ce compte rendu). Signalons enfin l’omission surprenante dans la bibliographie du nom de P. Escudé, auteur de la réédition du Bilingue de Ronjat. En conclusion, on reconnaîtra à J. Thomas le mérite de nous faciliter l’accès à une importante partie de la correspondance de cette personnalité originale et aux intérêts multiples, qui s’est tout particulièrement passionnée pour les dialectes méridionaux et le fonctionnement de la langue en général. On souhaite aux études ronjatiennes un bel avenir. Anne-Marguerite Fryba-Reber ★ Bernhard Pöll, Französisch ausserhalb Frankreichs. Geschichte, Status und Profil regionaler und nationaler Varietäten, Berlin (de Gruyter) 2017, 170 p. Nach fast 20 Jahren (1998-2017) erscheint das Standardwerk von Bernhard Pöll Französisch ausserhalb Frankreichs in aktualisierter Form in der 2. Auflage, wieder in der Reihe der Romanistischen Arbeitshefte bei de Gruyter. Es richtet sich speziell an deutschsprachige und 13 Le Journal de Vienne n° 98 du 6 décembre 1913 annonce un cours sur les parlers de la région lyonnaise et leur littérature. «Ce cours comprendra une dizaine de leçons. Voici un résumé du programme: Caractères essentiels des parlers de la région lyonnaise; explication historique de leur formation; raisons de leur faible productivité littéraire; Serments de Strasbourg, le plus ancien monument écrit de nos parlers; XIII e siècle, œuvres de Marguerite d’Oin; abandon des patois par les classes de la population considérées comme supérieures; la littérature à l’époque moderne; intérêt de l’étude des parlers populaires pour la linguistique générale. Le cours de M. Ronjat sera public; aucune formalité préalable n’est requise pour y assister. La première leçon aura lieu le mercredi 10 décembre à 4 heures ¼, amphithéâtre Quinet (entrée à la tête du pont de l’Université)». 14 Les cours sont répertoriés dans Fryba-Reber/ Chambon (1995-96): 55-56. 356 358 032 357 Besprechungen - Comptes rendus Vox Romanica 77 (2018): 356-358 DOI 10.2357/ VOX-2018-032 deutsch verstehende Studierende, welche sich für «Geschichte, Status und Profil regionaler und nationaler Varietäten» (so der Untertitel) des Französischen interessieren. Auf 174 Seiten wird dazu eine übersichtliche und gleichzeitig ausführliche Dokumentation geboten, welche sich auf die klassischen Publikationen der romanistischen Forschung, aber auch auf eine reiche rezente Bibliografie sowie Angaben zu empfehlenswerten digitalen Quellen stützt. In Arbeitsaufträgen können die Kapitelinhalte dann jeweils noch vertieft werden. Der Autor hat sich bewusst auf zentrale und überschaubare Bereiche der Frankophonie (aus sprachwissenschaftlicher und nicht aus literaturwissenschaftlicher Sicht) beschränkt, ohne den Anspruch auf ein all umfassendes Werk und die Behandlung aller geografischer Zonen weltweit zu erheben. Dies ist seinem Zielpublikum geschuldet, denn er wendet sich hauptsächlich an Leser, die sich zum ersten Mal mit dem Thema befassen. Dennoch räumt er auch der Darstellung von Dynamik und Komplexität von sprachlicher Entwicklung ganz dezidiert Platz ein, z.B. bei der Beschreibung von Situationen des Sprachkontakts in Afrika, wo sich «die Überlagerung immer wieder neu vollzieht» (14). Nach einem Einstiegskapitel, in welchem die sprachlichen und sozialen Veränderungen rund um die französische Sprache und ihre Sprecher der letzten beiden Jahrzehnte besonders herausgestellt werden, befassen sich die darauf folgenden mit der Definition der Begriffe Frankophonie und frankophon, der Erklärung der Problematik im Bereich des regionalen Französisch und einer Typologie der frankophonen Gebiete, letzteres mit einer kritischen Endbemerkung, welche darauf hinweist, dass in den meisten Veröffentlichungen immer noch die europäische Standardvariante als normative Ausgangsbasis angesehen wird und den anderen Ausprägungen nicht genug Autonomie zugesprochen bzw. Anerkennung zuteil wird. Das 5. Kapitel behandelt dann die Schweiz, das Aostatal, Belgien und Luxemburg als Beispiele für die europäische Frankophonie ausserhalb Frankreichs. Die Darstellung ist im Allgemeinen sehr präzise und einfühlsam (so Zitate mit Beibehaltung der regionalen Schreibweise für die Schweiz auf p. 29). Zahlreiche Beispiele illustrieren die Sachlage, bei einigen könnten die etymologischen Angaben noch vertieft werden: bancomat könnte z.B. auch auf einen Germanismus zurückzuführen sein (39) und die Angabe von pruneau als Regionalismus der ebenfalls sehr regional begrenzten quetsche ist nicht unbedingt einsichtig. Septante und nonante sind bei bestimmten Berufsgruppen in Frankreich weiterhin auch in der Aktualität im Einsatz, so z.B. bei den Holzfällern, die dadurch lebenswichtige Verständnisfunktionen unterstützen. Für das Aostatal hätte eine Angabe zu den Veröffentlichungen von M. Cavalli eine weitere Bereicherung dargestellt, da sie sich ausgiebig mit den edukativen Aspekten der dortigen Mehr- und Vielsprachigkeit beschäftigt hat. Die sehr komplexe Sprachökologie von Luxemburg wird nur teilweise erfasst, gerade in Bezug auf die jüngsten Entwicklungen im Erziehungssystem und in der Gesellschaft. Das Sprachengesetz von 1984 vermeidet bewusst die Verwendung des Begriffs der Amtssprachen oder langues officielles, auch wenn dies manchmal in Quellen so zitiert wird. Auch die Beispiele aus dem lexikalischen Bereich sind nicht unbedingt repräsentativ oder stellen wiederum Kombinationen von Regionalismuspaaren dar: salade de blé - ‘doucette’ anstelle des wohl etwas weiter verbreiteten Begriffs der mâche für den Feldsalat. Die amerikanische Frankophonie in ihren diversen Ausprägungen wird im 6. Kapitel dargestellt, mit Schwergewicht auf Québec, gefolgt von einer kurzen Darstellung Acadiens und Ontarios (hier unter besonderer Berücksichtigung der Kontaktsprachen, welche sich dort ent- 358 Besprechungen - Comptes rendus Vox Romanica 77 (2018): 358-362 DOI 10.8357/ VOX-2018-033 wickelt haben wie chiac oder michif). Louisiana und die Neu-England-Staaten werden vor allem wegen ihrer historischen Bedeutung erwähnt, auch wenn sich die Position des Französischen dort immer stärker abschwächt. Auch hier sind vor allem die vielfältigen Sprachkontaktphänome für den Beobachter sehr interessant. Das 7. Kapitel schliesslich befasst sich mit dem Französischen in Afrika und behandelt Schwarzafrika und den Maghreb als zwei zentrale Teilbereiche davon. Andere Gebiete wie das insuläre Afrika mit Madagaskar oder den Seychellen und Mauritius sowie La Réunion, das ja politisch zu Frankreich gehört (wie auf p. 3 erwähnt), aber sicherlich geografisch auch Bezüge zu seiner direkten Umgebung aufweist, sind auf dem begrenzten Raum des Buches verständlicherweise nicht aufgenommen worden, ebenso wenig wie ehemals frankophone Gebiete auf dem asiatischen Kontinent oder in Ozeanien. In der kurzen Erwähnung des 5. Kontinents (3) könnte man polynesisch durch austronesisch oder polynesisch und melanesisch ersetzen, denn die polynesischen und die melanesischen Zweige der austronesischen Sprachfamilie sind im Pazifikraum in gleicher Stärke dem Sprachkontakt mit dem Französischen ausgesetzt. In bewundernswerter alleiniger Autorschaft und unter Berufung auf zahlreiche lokale, regionale und internationale Quellen hat B. Pöll wieder ein sehr lesenswertes Werk geschaffen, welches sicher zahlreichen zukünftigen Generationen von Studenten und Forschern als Ausgangsbasis dienen wird. Sabine Ehrhart https: / / orcid.org/ 0000-0001-9296-8016 ★ Marie-Madeleine Bertucci (ed.), Les français régionaux dans l’espace francophone, Frankfurt (Lang) 2016, 251 p. (Sprache, Mehrsprachigkeit und sozialer Wandel 25) Der Sammelband umfasst Studien zum Thema «français régional», die auf ein 2012 in Paris abgehaltenes Kolloquium zurückgehen. Eingeleitet wird er durch ein Vorwort von H. Walter (9-10) und die Präsentation durch die Herausgeberin (11-13). Die eigentlichen Beiträge sind drei Themenbereichen zugeordnet worden: «Les français régionaux: un statut problématique» (15-114), «Quelle place pour les formes régionales dans un contexte mondialisé? » (115-69) und «Vers une didactique contextualisée en situations plurilingues» (171-220). Ein Nachwort von R. Chaudenson (223-32), die Kurzbiographien der Beiträger (233-37) sowie ein Autoren- (239-44) und terminologischer Index (245-51) beschließen den Band. Ein Großteil der 14 Aufsätze befasst sich mit Varietäten außerhalb von Frankreich, im Vordergrund steht eher die theoretische Reflexion über Regiolekte als deren konkrete Beschreibung. P. Blanchet (17-30) steuert einen wissenschaftshistorisch orientierten Aufriss der Betrachtung der Regiolekte bei, der den Bogen von der normativen Sicht des 19. Jahrhunderts über die dialektologisch und strukturell inspirierte Herangehensweise schlägt und vor allem die Relevanz der neueren soziolinguistischen Theoriebildung hervorhebt. Die im Titel angesprochenen Auswirkungen auf eine «didactique de la pluralité des pratiques du français» bleibt mit zwei Seiten allerdings recht wenig konkret und begrenzt sich neben einigen bibliographischen Verweisen auf die von polemisierenden Elementen nicht freie Kritik an der normorientierten, monozentrischen Praxis des Sprachunterrichts. 358 362 033
