Die Proposition mit Kopula
Urteilscharakter, logisch-semantische Valenz und formalisierte Sprache
0513
2024
978-3-3811-0782-7
Gunter Narr Verlag
Maria W. Z. Schädler
10.24053/9783381107827
Die Monographie analysiert Gedanken, Aussagen und Urteile mit Wahrheitswert. Sie thematisiert kritisch die Historie, die Mathematisierung und die sprachwissenschaftliche Diskussion von Sätzen mit Kopulaverben, denn die moderne Logik stützt gemäß der Autorin eine Aktualisierung des Sprachverständnisses, der Grammatikographie und ermöglicht sowohl mit der Prädikatenlogik Freges als auch mit dem λ-Kalkül Churchs eine originäre Anpassung formaler Sprache auf natürliche Sprache. Die Logik von Aussagenstrukturen wird mit der Valenztheorie, der Dependenzgrammatik und der Mathematik neu begründet und verstehbar. Linguist:innen, Informatiker:innen, Philosoph:innen und allen, die sich Gedanken über Gedanken machen, werden eine Revision der traditionellen Urteilslehre, die Eigenart von Gedanken gegenüber Urteilen, eine Entsprechung von Logik und Grammatik sowie der empirisch beweisbare Sinn des Verbs ,sein' vorgestellt.
<?page no="0"?> www.narr.de TBL Tübinger Beiträge zur Linguistik Die Monographie analysiert Gedanken, Aussagen und Urteile mit Wahrheitswert. Sie thematisiert kritisch die Historie, die Mathematisierung und die sprachwissenscha liche Diskussion von Sätzen mit Kopulaverben, denn die moderne Logik stützt gemäß der Autorin eine Aktualisierung des Sprachverständnisses, der Grammatikographie und ermöglicht sowohl mit der Prädikatenlogik Freges als auch mit dem λ-Kalkül Churchs eine originäre Anpassung formaler Sprache auf natürliche Sprache. Die Logik von Aussagenstrukturen wird mit der Valenztheorie, der Dependenzgrammatik und der Mathematik neu begründet und verstehbar. Linguist: innen, Informatiker: innen, Philosoph: innen und allen, die sich Gedanken über Gedanken machen, werden eine Revision der traditionellen Urteilslehre, die Eigenart von Gedanken gegenüber Urteilen, eine Entsprechung von Logik und Grammatik sowie der empirisch beweisbare Sinn des Verbs sein vorgestellt. 588 Schädler Die Proposition mit Kopula Die Proposition mit Kopula Urteilscharakter, logisch-semantische Valenz und formalisierte Sprache Maria W. Z. Schädler ISBN 978-3-381-10781-0 <?page no="1"?> Die Proposition mit Kopula <?page no="2"?> Tübinger Beiträge zur Linguistik herausgegeben von Gunter Narr 588 <?page no="3"?> Maria W. Z. Schädler Die Proposition mit Kopula Urteilscharakter, logisch-semantische Valenz und formalisierte Sprache <?page no="4"?> Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. DOI: https: / / www.doi.org/ 10.24053/ 9783381107827 © 2024 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach CPI books GmbH, Leck ISSN 0564-7959 ISBN 978-3-381-10781-0 (Print) ISBN 978-3-381-10782-7 (ePDF) ISBN 978-3-381-10783-4 (ePub) www.fsc.org MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC ® C083411 ® <?page no="5"?> Meinen Eltern <?page no="6"?> Die beiden Sätze Der Abendstern ist derselbe wie der Abendstern und Der Abendstern ist derselbe wie der Morgenstern unterscheiden sich nur durch einen Eigennamen von derselben Bedeutung. Dennoch drücken sie verschiedene Gedanken aus; denn, wer nicht weiß, dass der Morgenstern der Abendstern ist, könnte den einen für wahr, den andern für falsch halten. (Gottlob F. L. Frege, Einleitung in die Logik, 1906; Funktion und Begriff, 1891) <?page no="7"?> Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2 Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 3 Erläuterungen zur Terminologie und Textgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . 30 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur . . . . . . . . . . . . . . . 33 4.1 Die Grammatiken des Deutschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 4.1.1 Grammatiken mit binaristischer Syntaxbeschreibung . . . 35 4.1.2 Syntaktisch restrukturierende Grammatiken . . . . . . . . . . . 54 4.1.3 Syntaktisch und semantisch restrukturierende Grammatiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 4.2 Die spezifische Fachliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 4.2.1 Monographien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 4.2.2 Aufsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 4.3 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 5 Kopula und logische Prädikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 5.1 Der Logos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 5.2 Die Assertion im Argument eines Syllogismus . . . . . . . . . . . . . . . . 132 5.3 Die Kopula Abaelards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 5.4 Die Port-Royalsche Trichotomie des Aussagesatzes . . . . . . . . . . . 155 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik . . . . . . . . . . . 163 5.5.1 De Morgans Kopula . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 5.5.2 Die Russellsche Ambiguitätsthese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges . . . . . . . . . . . . . . 189 5.6.1 Semiotische Vorannahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 5.6.2 Funktion f(x), Begriff Φ (x) und Aussagesätze . . . . . . . . . . . 202 5.6.3 Asserierte Wahrheitswerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 5.6.4 Beziehungen f(x, y) und Funktionen zweiter Stufe h(g(x)) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 <?page no="8"?> 5.6.5 Extensionale Identität des Begriffsumfangs έ ( Φ ( ε )) und die Relation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 5.6.6 Bezeichnete Wahrheitswerte gesättigter Begriffe φ (s) . . . 236 5.7 Churchs λ -Abstraktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 5.7.1 Die Theorie Russellscher Klassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 5.7.2 Die formalisierte Sprache mit λ -gebundenen Argumenten 252 5.7.3 Die Konzepthierarchie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 5.7.4 Die Signifikation des Sinns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz . . . . . . . . . . . . 266 5.8.1 Subjekts- und Objektsprädikative . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 5.8.2 Das Verb als mehrstelliges Prädikat im deutschen Aussagesatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 5.8.3 Die syntaktische Schichtung und der Assertionsmoment zwischen Valenzträger und Valenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 6 Valenz und Semantik der Kopulae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 6.1 Die Kopulae in der valenztheoretischen Perspektive . . . . . . . . . . 299 6.1.1 Kerns Revision der Assertion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300 6.1.2 Glinz ’ syntaktischer Rang der Kopulae . . . . . . . . . . . . . . . . . 306 6.1.3 Erbens Valenz existenzbezeichnender Verben . . . . . . . . . . 309 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 6.2.1 Die kategorematische Bedeutung des Signifikanten und die Kopula als synkategorematisches Funktionswort . . . 313 6.2.2 Die Differenzierung von Prädikat und Kategorema . . . . . 320 6.2.3 Die Theorie der Argumentstellen im logischen Begriff als lexikalistische Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329 6.3 Valenzpotenz und Valenzrealisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse . . . . . . . . . . . . . . . 345 6.4.1 Morphosyntaktische Valenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 6.4.1.1 Die Kopula und Statusrektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351 6.4.1.2 Die Grammatizität und ‚ Sinnvolligkeit ‘ des sprachlichen Ausdrucks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364 6.4.2 Logisch-semantische Valenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 6.4.2.1 Extensionale logische Valenz und syntaktische Realisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 374 6.4.2.2 Logische Valenz und Funktionenschreibweise . . . . . 384 6.4.3 Pragmatisch-kommunikative Valenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390 6.4.3.1 Komposition kontextunabhängiger signifizierender Elemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392 6.4.3.2 Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395 8 Inhalt <?page no="9"?> 6.5 Die Tiefenstruktur als unscharfe mentale Repräsentation . . . . . . 401 6.6 Innere und äußere Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406 6.7 Der Abbildungscharakter der sprachlichen Äußerung . . . . . . . . . 409 6.7.1 Das Wesen der Konnexionen und dependentielle Strukturierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 412 6.7.1.1 Das Stemma aus Konnexionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413 6.7.1.2 Der Valenzträger als Kopf endozentrischer Struktur 417 6.7.1.3 Die Projektion morphosyntaktischer Valenz und die Perkolation logisch-semantischer Valenz . . . . . . . . . . 421 6.8 Das binäre Prinzip und die Exozentrik der Konstituenz . . . . . . . 424 6.8.1 Das Θ -Kriterium in der Konstituentenstruktur . . . . . . . . . 424 6.8.2 Lexikalische Kasus als Qualität logisch-semantischer Valenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426 6.9 Die Notwendigkeit von Begriffen Φ (x) für endozentrische Projektion und Perkolation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429 6.10 Eine Interpretation der Konnexionen in der Konstituentenstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 438 7.1 Der wörterbuch- und corpusbasierte, quantitativ-qualitative Ansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442 7.1.1 Die Corpora und das Teilprojekt E-VALBU des Leibniz-IDS Mannheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449 7.1.2 Methodologische Erläuterungen zur Corpusrecherche . . 453 7.2 Auswahl und Zuordnung der Kopula-Prädikativ-Komplexe . . . . 461 7.3 Konnexionelle Relationsbescheibungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 471 7.3.1 Valenzbeziehungen nach Jacobs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 472 7.3.2 Die Bedeutungsrelationen nach Zifonun et al. . . . . . . . . . . 476 7.3.3 Die Formrelationen nach Zifonun et al. . . . . . . . . . . . . . . . . 481 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula- Prädikativ-Komplexe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 488 7.4.1 Nicht anwendbare linguistische Testverfahren . . . . . . . . . 490 7.4.2 Anwendbare linguistische Testverfahren . . . . . . . . . . . . . . . 491 7.4.2.1 Die Bestimmung der Stellungs- und Unterglieder (PER; TOP; ANA; ABL; FLX) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493 7.4.2.2 Die Bestimmung des Verbbezugs und SGS (FLX; TOP; TEL) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497 7.4.2.3 Die Bestimmung von Kasusrektion und Kongruenz (ABL; EIN; KON; KGZ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 514 Inhalt 9 <?page no="10"?> 7.4.2.4 Die Bestimmung der syntaktischen Komposition (ELM; + OEZ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 527 7.5 Abhängigkeitsstrukturen nach Kunze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS . . . . . . . . . . . . . . . 540 7.6.1 Exkurs: Semantische Formalismen bilateraler Signifikationstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 541 7.6.2 Die Komposition und der Abstraktionsoperator λ . . . . . . 552 7.6.2.1 Die Funktionsapplikation und die Alternative (1) . . 559 7.6.2.2 Die Konzeptfunktion Δ οβα . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 564 8 Schlussbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 569 9 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 580 10 Anhang: Beleganalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 624 10.1 bezeichnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 624 10.2 Zusammenfassung zu dem Verb bezeichnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 637 10.3 bleiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 642 10.4 Zusammenfassung zu dem Verb bleiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 670 10.5 gelten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 673 10.6 Zusammenfassung zu dem Verb gelten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 693 10.7 heißen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 697 10.8 Zusammenfassung zu dem Verb heißen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 710 10.9 nennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 715 10.10 Zusammenfassung zu dem Verb nennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 732 10.11 scheinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 735 10.12 Zusammenfassung zu dem Verb scheinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 743 10.13 schimpfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 747 10.14 Zusammenfassung zu dem Verb schimpfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 756 10.15 sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 761 10.16 Zusammenfassung zu dem Verb sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 817 10.17 werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 827 10.18 Zusammenfassung zu dem Verb werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 855 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 863 10 Inhalt <?page no="11"?> Vorwort O Du, mein holder Abendstern, wohl grüsst ’ ich immer Dich so gern. (Wolframs Lied, Tannhäuser) Die vorliegende Untersuchung mit dem Titel Die Proposition mit Kopula. Urteilscharakter, logisch-semantische Valenz und formalisierte Sprache entstand als Inauguraldissertation für ein Promotionsvorhaben zur Erlangung des Doktorgrades (Dr. phil.) im Fach Linguistik am Lehrstuhl für Germanistische Linguistik mit dem Schwerpunkt Lexikographie im Department Germanistik und Komparatistik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. An erster Stelle danke ich meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Stefan J. Schierholz, der mich durch seine Sachlichkeit, seine Wissenschaftlichkeit und Geradheit in der akademischen Tätigkeit für die Linguistik begeistert hat. Herr Prof. Dr. Stefan J. Schierholz hat dankenswerterweise meinen eigens unterbreiteten Themen- und Titelvorschlag für die Dissertation angenommen und mir gewährt, eigenständig zu arbeiten. Dem Interdisziplinären Zentrum für Lexikographie, Kollokation und Valenz an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg bin ich für die zahlreichen interessanten Veranstaltungen und dem Projekt Wörterbücher für Sprach- und Kommunikationswissenschaft unter der Chefredaktion von Herrn Prof. Dr. Stefan J. Schierholz, begründet von Herrn Prof. Dr. Stefan J. Schierholz und Herrn Prof. Dr. Herbert E. Wiegand, für die Möglichkeit, praktische Erfahrungen mit der Lexikographie zu sammeln, dankbar. Außerdem danke ich Herrn Prof. Dr. Jörg Zirfas, der mein Interesse an Anthropologie, an dem Verhältnis zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, an der Kultur- und Geistesgeschichte sowie Pädagogik gefördert hat. Ebenso danke ich Herrn Prof. Dr. Rosario La Sala und der Bibliothekarin Frau Margit Schwarz, die mir behilflich waren, einige Kürzel der Quellenangaben in philosophischen Werken zu entziffern, so dass ich die Primärliteratur auffinden konnte. Darüber hinaus danke ich meiner Grundschullehrerin Frau Christine Spiegel sowie meinen Gymnasiallehrern für Französisch und Erdkunde Frau Eva-Maria Klose und Herrn Rudolf Sperl, da sie meine Freude am Lernen unterstützt haben. Im privaten Umfeld danke ich meinen Eltern, die mir zum Schreiben eine Mansarde zur Verfügung stellten, aus deren Dachfenster ich den <?page no="12"?> Morgenstern und den Abendstern sehen konnte. Schließlich danke ich Verwandten, Freunden, Kommilitonen und ungezählten Bewohnern meines Heimatstädtchens für die gelegentlichen freundlichen Zusprüche hinsichtlich meines Promotionsvorhabens. Erlangen, im Februar 2024 Maria W. Z. Schädler 12 Vorwort <?page no="13"?> Abkürzungsverzeichnis Abkürzungen von Fachbegriffen A Angabe AB ein als solcher ausgezeichneter Begriff ABL Ablese- und Listentest ABST Abstraktum ADJ Adjektiv ADK Adkopula ADV Adverb ( ≠ Adverbial) ADVP Adverbphrase adv. Mod. adverbielle Modifikation AJK Adjunktor AJKP Adjunktorphrase AKK (im) Akkusativ Akk. Akkusativ AKT x Aktualisierung x ANA Anaphorisierungstest AP Adjektivphrase (nach Dürscheid) ARG Argumenthaftigkeit (nach Jacobs) ART bestimmter oder unbestimmter Artikel ASS Aussagesatz ASSOZ Assoziiertheit (nach Jacobs) AUTOKOD autonome Kodierung (nach Zifonun et al.) a. abstrakt (r. a. oder t. a.) a., r., z. abstrakt, räumlich oder zeitlich BET Beteiligtheit (nach Jacobs) BET Sachverhaltsbeteiligung (nach Zifonun et al.) BEZ Bezeichnung (z. B. Berufsbezeichnung) BVx Bedeutungsvariante x (nach E-VALBU) COSMAS engl.: Corpus Search, Management and Analysis System DAT (im) Dativ d. diskret d. r. direktiv räumlich E Ergänzung EIN Einsetztest EN Eigenname ELM Eliminierungstest EXO Exozentrizität (nach Jacobs) <?page no="14"?> E-VALBU elektronisches Valenzwörterbuch der deutschen Sprache als Teilprojekt des Leibniz-IDS Mannheim f falsch f 1 intensional falsch/ ungültig; ungrammatisch/ nicht wohlgeformt f 2 extensional falsch fem. femininum FIX Fixiertheit (nach Zifonun et al.) FL flektiert, Flexion ohne Steigerung/ Komparation FLX Flexionstest FOSP formale Spezifizität (nach Jacobs) GN Gattungsname GEN (im) Genitiv Gen. Genitiv HV Handlungsverb IDS Institut für deutsche Sprache IIQG induktiv hergeleitete intensionale Qualität einer Gesetzmäßigkeit INSP Inhaltliche Spezifizität (nach Jacobs) IS Intensionsstruktur IQG intensionale Qualität einer Gesetzmäßigkeit KA Koordinationsart KGZ Kongruenztest KHF Kohärenzfeld KLV Kleines Valenzlexikon deutscher Verben (nach Engel/ Schumacher (1976)) KON Konstanztest KONJ Konjunktion KONST Konstanz (nach Zifonun et al.) KONT Sachverhaltskontextualisierung (nach Zifonun et al.) KOP Kopula Kop Kopulapartikel (nach Engel) KopP Kopulapartikelphrase (nach Engel) KS Kopulasatz KTR kasustransparent KV Koordinationsvalenz; Koordinationsvalenzstruktur KV x Koordinationsvalenz x; Koordinationsvalenzstruktur x KZ Koordinationszahl k. kontinuierlich K-O-K Kopula-Objektsprädikativ-Komplex K-P-K Kopula-Prädikativ-Komplex K-S-K Kopula-Subjektsprädikativ-Komplex LAx Lesart x (nach E-VALBU) LEX. lexikalischer Kasus l. r. lokal räumlich 14 Abkürzungsverzeichnis <?page no="15"?> mask. maskulinum N Nomen neutr. neutrum NF Normalform NOT Notwendigkeit (nach Jacobs) NOM (im) Nominativ Nom. Nominativ NP Nominalphrase NP KASUS Nominalphrase in einem bestimmten Kasus OBJ Objekt P Präposition Part. I Partizip I Part. II Partizip II PART-I Partizip-I-Form PART-I-P Phrase mit einem Kopf als PART-I-Form PER Permutationstest PERSP Perpektivierung (nach Zifonun et al.) Pl. Plural PP Präpositionalphrase PP KASUS Präpositionalphrase in einem bestimmten Kasus PRON Pronomen PROP Pronominalphrase ph. z. phasal zeitlich p. z. punktuell zeitlich REKT Rektion (nach Zifonun et al.) r. räumlich (d. r. oder l. r.) r. a. räumlich abstrakt S Substantiv SBPx Satzbauplan x Sg. Singular SGS Satzgliedstatus SN Sammelname STR. struktureller Kasus STTS Stuttgart-Tübingen Tagset SUBJ Subjekt SW substantivisches Schlagwort s. c. lat.: salva congruitate s. v. lat.: salva veritate TAGGED-T- Archiv Archiv deutschsprachiger Corpora am Leibniz-IDS Mannheim, welches mit dem STTS getaggt ist TEL Telizitätstest TIS typisierte Intensionsstruktur TOP Topikalisierungstest Abkürzungen von Fachbegriffen 15 <?page no="16"?> TRANSF Kasustransfer (nach Zifonun et al.) t. a. textuell abstrakt V Verb VALBU Valenzwörterbuch der deutschen Sprache (nach Schumacher et al. (2004)) ViF Verben in Feldern (nach Schumacher (1986)) VT Valenzträger VV Vorgangsverb w wahr w 1 intensional wahr/ gültig; grammatisch/ wohlgeformt w 2 extensional wahr ZADJ bestimmtes oder unbestimmtes Zahladjektiv ZV Zustandsverb z zeitlich (ph. z. oder p. z.) [Person, Numerus, Genus, Kasus] syntaktische Kategorie + OEZ operationalisierbarer Endozentrikbegriff 16 Abkürzungsverzeichnis <?page no="17"?> Symbolverzeichnis f(); Ω () Funktion; einstelliges Prädikat; Begriff f( , [ … ]); Ω ( , [ … ]) Beziehung; mehrstellige Funktion; mehrstelliges Prädikat f(x); Ω (x) gesättigte Funktion; gesättigter Begriff; gesättigtes Prädikat; Gedanke (nach Frege) f(x, y [ … ]); Ω (x, y [ … ]) gesättigte Beziehung; mehrstellige, gesättigte Funktion; mehrstelliges, gesättigtes Prädikat; Gedanke (nach Frege) id Identitätsfunktion Δ o βα Konzeptfunktion (nach Church) ˄ und ˅ oder > paraphrasiert zu (nach Dürscheid) ≡ identisch; kongruent ≈ ungefähr gleich; ergibt gerundet; Doppeltilde ≠ nicht gleich =: definiert (als) mit Definition rechtsseitig : = definiert (als) mit Definition linksseitig + plus - minus ─ Inhaltsstrich; Waagrechter; wahr/ gültig (nach Frege); (w 1 ) allgemein gültig (nach Frege) den gleichen Begriffsumfang bezeichnend (nach Frege); wertekongruent ├ Urteilsstrich (nach Frege) ┬ falsch (nach Frege); nicht (nach Frege) (Anm.: Dieses Zeichen kann die Ausdrücke falsch und nicht alternativ symbolisieren, je nachdem, wo das Zeichen steht.) ∃ es existiert; Existenzquantor ∃ ! es existiert genau ein ∄ es existiert nicht ∀ für alle; Allquantor : gilt | mit der Eigenschaft / / substituiert (mit) Symbolverzeichnis 17 <?page no="18"?> % Prozent ⇔ Äquivalenzpfeil ↔ einfacher Äquivalenzpfeil ⇒ Folgepfeil → Implikationspfeil; anschließender Pfeil (nach Matsekh-Ukrainsky); paraphrasiert/ transformiert zu; projiziert auf ↛ nicht abgebildet/ aktualisiert auf; nicht paraphrasiert/ transformiert zu 2 Element von = 2 nicht Element von Æ leere Menge \ geschnitten [ vereinigt echte Teilmenge von Teilmenge von ∞ unendlich; Unendlichkeit -; ~ nicht έ Markierung des Begriffsumfangs hinsichtlich des Arguments ε ; Markierung der Extension (nach Frege) λ Abstraktor/ Abstraktionsoperator Lambda; Markierung der Intension (nach Church) {; } Mengenklammern [; ] Intervallklammern; Klammern zur Angabe der Koordinationszahl und Koordinationsart; eckige Klammern * Asterisk; Markierung eines grammatikalisch falschen bzw. eines ungrammatischen/ nicht wohlgeformten Ausdrucks (f 1 ); im Fußnotentext die Markierung einer Anmerkung (? ) fragwürdig grammatisch/ wohlgeformt ʘ Sonne (nach Frege); astronomisches Symbol für die Sonne ℝ Menge der reellen Zahlen ℕ Menge der natürlichen Zahlen {m; n; o; p; q; r; s; t; u; v; w; x; y; z} Menge der Funktionsnamen in Kap. 10 {a; b; c; d; e; f; g; h; i; j, k; l} Menge der Argumentnamen in Kap. 10 18 Abkürzungsverzeichnis <?page no="19"?> ι 0 Typsymbol für Entitäten auf Gegenstandsebene (nach Church) α = { ι 1 } Typsymbol für Individuen, Konzepte von Individuen vom Typ ι 0 (nach Church) β = { ι 1 + 1 } Typsymbol für Individuen, Konzepte von Individuen vom Typ ι 1 = α (nach Church) γ = { ι 1 + 1 + 1 } Typsymbol für Individuen, Konzepte von Individuen vom Typ ι 1 + 1 = β (nach Church) δ = { ι 1 + 1 + 1 + 1 } Typsymbol für Individuen, Konzepte von Individuen vom Typ ι 1 + 1 + 1 = γ (nach Church) ο ; ο 0 Typsymbol für Wahrheitswerte (nach Church) ο 1 Typsymbol für Konzepte von Wahrheitswerten vom Typ ο 0 (nach Church) ( βα ) Typsymbol für Funktionen mit Argumenten vom Typ α und Werten vom Typ β (Notation nach Schönfinkel) ( γβα ) Typsymbol für Binärfunktionen mit Argumenten vom Typ α und Werten vom Typ γβ , d. h. der Wert ist eine Funktion (Notation nach Schönfinkel) id Typsymbol für eine Identitätsfunktion id id βα Typsymbol für eine Identitätsfunktion id, welche Funktionen vom Typ βα auf Funktionen vom Typ βα abbildet K Kongruenz; Kasusrektion einer Präposition K x Kongruenzverhältnis x; Kasusrektion einer Präposition x κ Name der Funktion eines nicht inhaltsleeren Verbs sein oder eines ambigen Zeichens sein ω Buchstabe, der einen Wahrheitswert unbestimmt andeutet [[x, y]] Koordinationsart mit einer Argumentstellenbelegung der Qualität x und y [x] Koordinationszahl x Symbolverzeichnis 19 <?page no="21"?> 1 Einleitung Das Sein ist. Es ist nicht auf etwas hin. Es verfolgt kein Ziel, sondern lebt sich aus nach Zielen und Gesetzen und Gestaltungskräften, die rätselhaft bleiben. (Albert L. P. Schweitzer) Die Linguistik erforscht Themen zur Sprache im weiteren Sinn, wobei die Sprachlehre und Grammatik seit dem Altertum eine der sieben freien Künste (lat.: septem artes liberales; studia liberalia) stellt. Dies hat zur Folge, dass einzelne Thesen der Grammatik seit mehreren Hunderten oder Tausenden von Jahren vertreten werden, eng mit der historischen Entwicklung der Philosophie und Logik verwoben sind und teilweise Anachronismen in der gegenwärtigen Linguistik erzeugen. Da die natürliche Sprache als soziales Kommunikationsmittel in verschiedensten Situationen, als Kulturgut und als Instrumentarium des alltäglichen und wissenschaftlichen Gebrauchs stets vor neue Herausforderungen gestellt ist, eröffnen sich jedoch auch immer aktuelle Forschungsfelder in der Linguistik. Die Reflexion hinsichtlich des Instrumentariums, mit welchem wissenschaftliche Thesen, Hypothesen und Konklusionen formuliert werden, nämlich eben die Reflexion bezüglich einer natürlichen oder einer formalen Sprache, befähigt die Sprachwissenschaft bzw. die Linguistik zu wissenschaftlichen Einsichten, die anderen Wissenschaften nicht zugänglich sind, wenn keine vergleichbare Reflexion über die natürliche oder formale Sprache durch die Wissenschaftler dieser anderen Wissenschaften vorgenommen wird. Demzufolge kann die Linguistik ebenso wie die Mathematik als eine besondere Wissenschaft gewertet werden, die als Hilfswissenschaft für sämtliche andere Wissenschaften notwendig ist. Ebenso ist eine besondere Reflexion über die Sprache in anderen Bereichen, z. B. dem Bildungssektor, den kulturellen Einrichtungen und den verwaltenden Institutionen einer Gesellschaft gefragt. Eine dem aktuellen Stand der Forschung entsprechende Sprachauffassung sowie Syntax- und Semantikbeschreibung ist essentiell für die Erfassung und Deskription wissenschaftlicher Errungenschaften als auch die Verwendung der Sprache im Allgemeinen, da hierfür Präzision, Kalkül und scharfe Begriffe im natürlich- und formalsprachlichen Ausdruck benötigt werden. Ebenso wie das einstellige Prädikat der klassischen Aussagenlogik nicht überwunden, sondern zu einem potentiell mehrstelligen Prädikat erweitert <?page no="22"?> wird, ist in der Grammatik die binäre Syntaxbeschreibung einer Subjekt- Prädikatbzw. Konstituentenstruktur durch eine potentiell mehrgliedrige Struktur mittels Integrierung valenztheoretischer Ansätze zu ergänzen. Die Motivation zu diesem Unterfangen für das Deutsche wurde bereits von zahlreichen Grammatikern und Sprachwissenschaftlern im 20. Jahrhundert bekundet und war eigentlich schon vor dem 20. Jahrhundert bekannt, doch die Umsetzung erfordert viele Jahrzehnte und eine besondere Gründlichkeit in der Theoriebildung, um Inkohärenzen, Widersprüche und Konflikte in der Vermengung valenztheoretischer oder prädikatenlogischer Ansätze mit Thesen der klassischen Aussagenlogik und traditionellen Grammatikschreibung binaristischer Syntaxdeskription zu vermeiden. Oft wurde dabei übersehen, dass hierfür auch der Ansatzpunkt in der Ontologie sprachlicher Ausdrücke und deren Inhalte gesucht werden muss, da die moderne Logik mit der britischen neuen Analytik Booles und der Mengenalgebra De Morgans sowie ob der analytischen Philosophie Russells, Wittgensteins, Quines, Davidsons u. a., mit Freges Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung in der Nachfolge Leibniz ’ , Kants und Hegels steht und eine neuartig zugängliche intensionale Dimension neben den semiotischen Dimensionen des Materialismus, Positivismus, Atomismus und Dualismus erschließt. Bei den Elementen dieser im vorangehenden Satz erwähnten intensionalen Dimension, namentlich die ungesättigten ein- und mehrstelligen Funktionen (auch: Prädikate; Begriffe; Beziehungen) sowie die (schrittweise) gesättigten, aber hinsichtlich ihrer Extension unausgewerteten Funktionen (auch: Prädikate; Begriffe; Beziehungen), handelt es sich nicht um gänzlich Metaphysisches, sondern um herleitbare, erfassbare, deskribierbare und formalisierbare sowie funktional applizierbare Entitäten von praktischem Nutzen und Erkenntniswert. Die somit ermittelte Relationaliät und Referenzialität stellt die Intentionalität natürlich- und formalsprachlicher Zeichen heraus, die desgleichen in der frei gewählten Gerichtetheit der Aufmerksamkeit des menschlichen Bewusstseins als auch mittelbar in der durch ein menschliches Agens festgelegten automatischen Ausführung eines Befehls oder Algorithmus des maschinellen Rechners vorhanden ist. Dabei geht anthropologisch betrachtet die Entwicklung der natürlichen Sprache des Menschen sämtlichen weiteren kulturellen und zivilisatorischen Errungenschaften der Menschheit, z. B. der technischen Entwicklung, voraus. Eine Relationalität und Referenzialität erzeugende Intentionalität ist also nicht nur sekundär in der potentiellen Mehrstelligkeit von logischen Prädikaten (auch: Funktionen; Begriffen; Beziehungen) sowie in der Komposition von Prädikat (auch: Funktion; Begriff; Beziehung) und Argument deskriptiver, formalsprachlicher Notation, sondern primär als Konnexionsstruktur in der Syntax und Semantik der natürlichsprachlichen deutschen 22 1 Einleitung <?page no="23"?> Aussagesätze präsent, welche die Sachverhalte in der außersprachlichen Wirklichkeit bezeichnen. Diese Sprachauffassung stellt eine Weltauffassung dar, die ein Erfassen und komponierendes Begreifen der innersprachlichen und außersprachlichen Signifikate praktiziert und sich von einer Art Weltanschauung, welche eine Trennung und Benennung extensionaler Gegenstände und Sachverhalte vornimmt, unterscheidet. So versucht eine morphosyntaktische und intensionallogische Sprachbetrachtung aus dem Begreifen innerer Strukturverhältnisse der Sprache die Sinne einfacher Zeichen sowie die Sinnstrukturen komplexer Zeichen und ihre jeweilige Bezeichnung zu erforschen, während eine Sprachbetrachtung, die von der extensionalen Ebene, einem Denotat und damit der angenommenen, benannten Bedeutung der einfachen oder komplexen sprachlichen Entitäten ausgeht, eine aktuelle, pragmatisch-kommunikative Semantik sprachlicher Ausdrücke zu bestimmen versucht. Wenn dabei die Sinnebene als begrifflich anerkannt und von der Bedeutungsebene unterschieden wird, geraten die beiden methodischen Ansätze aufgrund ihrer fundamental verschiedenen Herangehensweise und Zielsetzung nicht in Konflikt, sondern können einander ergänzen. Hoffmann konkludiert in seinem Aufsatz Der Mensch und seine Sprache - eine anthropologische Skizze: „ Ein geschlossenes System aus Signalen, genetisch, qua Instinkt verankert, mit festen Zuordnungen zwischen Zeichen und Dingen, ohne die Offenheit und Dynamik menschlicher Sprache, hätte die kulturelle Evolution des menschlichen Geistes, die auf Kooperation, Entgrenzung von situativen Fesseln, Gedächtnis und Tradierung beruht, nicht befördern können. “ 1 Um den Beitrag der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit des Menschen zu Kultur und Zivilisation einzusehen, muss jedoch nicht notwendig eine Evolutionstheorie oder ein Darwinismus vertreten werden 2 , sondern es ist hinreichend zu erkennen, dass die menschliche natürlich- und formalsprachliche Ausdrucksfähigkeit eine Komplexität der Welt und des Lebens erfassbar, begreifbar und bewältigbar macht. Die Theorie der Kopula geht auf Abaelard (* 1079 in Le Pallet bei Nantes; † 21. April 1142 in Saint-Marcel bei Chalon-sur-Saône) im 11. und 12. Jahrhundert n. Chr. zurück und ist durch die von ihr geprägten Rezeption der traditionellen Syllogistik nach Aristoteles in die klassische Aussagenlogik gelangt. Die Grammatik als Lehre vom Satz und damit der Proposition hat spätestens seit der Frühscholastik sowie auch im 19., 20. und 21. Jahrhundert in ihrer Verbundenheit mit der Logik die These der Kopula immer wieder 1 H OFFMANN (2007: 34) 2 Vgl. z. B. die Theorien von Jean-Baptiste de Lamarck; Carl von Linné; Jakob J. von Uexküll u. a. 1 Einleitung 23 <?page no="24"?> aufgegriffen. Die moderne Prädikatenlogik, welche durch mehrstellige Prädikate sowie eine Distinktion von intensionaler und extensionaler Logik gekennzeichnet ist, erfordert nun, wie in der vorliegenden Studie vorgeschlagen, eine Aktualisierung der Grammatikographie, die insbesondere eine genaue Analyse und Überprüfung der Theorie der Kopula und der traditionellen Urteilslehre verlangt. Die Annahmen der traditionellen Theorie der Kopula führen zu nachfolgenden Auffälligkeiten, die als problematisch wahrgenommen werden können: 1. Eine Heterogenität der Gruppe der Realisierungsformen von Prädikativen, 2. ein unterschiedliches semantisch-syntaktisches Verhalten und ein nicht regelhafter Satzgliedstatus der unter den Begriff Prädikativ subsumierten Einheiten, 3. eine Ambiguität oder inhaltliche Blässe/ Leere des Verbs sein, 4. eine Augmentation der Anzahl der Kopulae oder kopulaähnlichen Verben und 5. die propositionale binäre/ tertiäre Gliederung der deutschen Aussagesätze mit Kopula-Prädikativ-Komplex. Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um die Überprüfung der mehr als 800 Jahre alten Theorie der Kopula. Deshalb muss die vorliegende Untersuchung zu Zwecken der Theoriebildung wegen der erwähnten Komplexität der Thematik ab avo vorgehen, um die Argumentation, welche eine in der Grammatikschreibung etablierte sowie interdisziplinär verankerte Lehrmeinung, nämlich die der Kopula und der traditionellen Prädikative, überprüfen möchte, auf ein nachvollziehbares Fundament zu stellen. Zunächst wird hierfür im theoretischen Teil der Studie die Problemstellung verdeutlicht, indem die historische Entwicklung der philosophischen sowie grammatischen Theorie der Kopula erörtert, und ihr Eingang in die Logik und Mathematik erklärt wird. Diese theoretische Grundlegung weist darauf hin, dass die Theorie der Kopula primär mit einer traditionellen Urteilslehre einhergeht und hieraus sekundär Thesen zum Status des logischen Prädikats als auch anschließend zum traditionellen Prädikativ in der Grammatikschreibung sowie der Syntax- und Semantikforschung abgeleitet wurden. Des Weiteren arbeiten die theoretischen Ausführungen heraus, dass das Verständnis des Prädikativs in der traditionellen Grammatikschreibung oft unreflektiert in valenztheoretisch orientierte Grammatiken transferiert wurde und sich in Dependenzgrammatiken wiederfindet, da das Prädikativ mit den Argumenten in den Valenzstellen assoziiert wird, woraus sich aufgrund des Assertionsmoments der traditionellen Urteilslehre Konflikte in der Theoriebildung ergeben, die in der vorliegenden Studie entdeckt, erörtert und aufgelöst werden sollen. Die vorliegende Studie erkennt eine 24 1 Einleitung <?page no="25"?> Motivation zur Überprüfung und Potential zur Revision dieser Thesen zum traditionellen Kopula-Prädikativ-Komplex insbesondere in der Mehrstelligkeit von Prädikaten (auch: Funktionen; Begriffe; Beziehungen) sowie in der modernen Prädikatenbzw. Relationslogik nach Frege. Aus diesem Grund wird Freges Sprachphilosophie, der Fregeschen Theorie zur logischen Grundlagenforschung der Mathematik sowie deren Rezeption und Weiterentwicklung durch Church besondere Aufmerksamkeit gewidmet, um die Erkenntnisse dieser Wissenschaftler zur Aufstellung der Rahmenbedingungen für die vorliegende Studie, eine Isolierung und Operationalisierung des Forschungsgegenstands sowie eine praktische Untersuchungsmethode nutzbar zu machen. Gemäß der Fregeschen Theorie wird anschließend die Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung in traditionell, konstituenten- oder phrasenstrukturell sowie valenztheoretisch orientierten Grammatiktheorien reflektiert, während die zentrale Stellung des finiten Verbs in der Struktur eines deutschen Aussagesatzes oder Kohärenzfeldes profiliert wird. Überdies wird hierbei eine innersprachliche Strukturanalyse des sprachlichen Ausdrucks fokussiert, während Außersprachliches identifiziert und als extensionale oder pragmatisch-kommunikative Aspekte von der morphosyntaktischen sowie intensionallogisch-semantischen Deskription separiert wird. In diesem Prozess verfolgt die vorliegende Arbeit außerdem das Vorhaben, eine Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung nach Frege in der Grammatikographie und linguistischen Forschung zu evozieren. In der vorliegenden Studie müssen zum Verständnis der Begriffsebene die philosophischlogischen Grundlagen und die Mathematisierung der Syllogistik Aristoteles ’ dargelegt als auch die Nachzeichnung der historischen Entstehung der grammatiktheoretischen Thesen zum Kopula-Prädikativ-Komplex nach Abaelard und Arnaulds/ Nicoles Logik von Port-Royal mit zahlreichen direkten und indirekten Zitaten untermauert werden. Aufgrund der Observation der Autorin der vorliegenden Studie, dass die Sprachphilosophie und logische Theorie der mathematischen Grundlagenforschung Freges bereits seit über einem Jahrhundert auf oft unvollständige oder ungenaue Weise in die Linguistik übertragen wurde, ist eine extensive Erörterung der Inhalte des Werks Freges von Nöten und eine detaillierte Wiedergabe sowie Aufbereitung Freges Ausführungen unvermeidbar. Da dies ebenso auf die Ambiguitätsthese Russells zutrifft, welche in die Linguistik aufgenommen wurde und weil diese wiederum nicht ohne die Ambiguititästhese De Morgans abzuhandeln ist, gilt dasselbige auch für die Thesen De Morgans und Russells. Zur Erläuterung und Berichtigung ist es notwendig, teilweise längere wörtliche Zitate anzuführen. Als wegweisend für den in der vorliegenden Studie vorgestellten Ansatz ist der Strukturalismus in der Linguistik nach De Saussure, insbesondere die europä- 1 Einleitung 25 <?page no="26"?> ische Tradition des linguistischen Strukturalismus, welche den Inhalt von Zeichen mitberücksichtigt, der Perspektivwechsel auf den Satz in den Grammatiktheorien P āṇ inis, Meiners, Kerns, Porzigs, Erbens, Tesnières, Glinz ’ , Helbigs, Engels, Judes, Eroms ’ und Tarvainens, welcher zur Entwicklung der Valenztheorie und Dependenzgrammatik beitrug und die sprachphilosophische sowie damit semiotische Grundlegung in Petrus Helias ’ , Thomas ’ von Erfurt, Beckers, Freges und Hjelmslevs Werken zu nennen. Außerdem wurde die vorliegende Untersuchung insbesondere durch die wissenschaftliche Arbeit Schierholz ’ , Wiegands, Uzonyis, Kunzes, Nikulas, Bechs, Langackers und die Grammatik der deutschen Sprache von Zifonun et al. angeregt. 26 1 Einleitung <?page no="27"?> 2 Zielsetzung Das Seiende ist der Zahl nach unbegrenzt. Denn zwischen den einzelnen Dingen liegen stets andere und zwischen jenen wieder andere. (Zenon der Ältere von Elea) Die vorliegende Untersuchung strebt an, die Konnexionsstruktur und logischsemantische Valenz in Kopula-Prädikativ-Komplexen im schriftlichen Gebrauch zu analysieren, um den Status des Verbs sein als sogenannte Kopula sowie den Status der traditionellen Subjekts- und Objektsprädikative festzustellen, eine Entsprechung von Logik und Grammatik vorzustellen, eine Distinktion von Sinn und Bedeutung nach Frege in die Linguistik einzuführen und um für die Valenztheorie sowie die dependenzgrammatische Forschung im Deutschen eine stabile Basis neuer Erkenntnisse zu erarbeiten. Dies soll nach der Operationalisierung des Forschungsgegenstands der Kopula-Prädikativ- Komplexe sowie der Herleitung einer geeigneten Methode zur Ermittlung des Inhalts der Kopula bzw. des Verbs sein mittels einer deduktiven Prüfung unter Hinzuziehung induktiver Methoden an empirisch erhobenen Datenmengen sprachlichen Materials erfolgen. Bei der vorliegenden Studie und Analyse wird die Anwendung einer indirekten Forschungsmethode, welche durch unbeweisbare, gesetzte Rahmenbedingungen auf die Existenz oder Nichtexistenz des Forschungsgegenstands selbst oder seine Eigenschaften schließt, vermieden. So soll in der vorliegenden Studie z. B. nicht durch die Rahmenbedingung eines Sprachvergleichs indirekt auf die Existenz einer verdeckten Kopula oder die Eigenschaften eines im Ausdruck materialisierten Verbs sein geschlossen werden. Deshalb wird in der vorliegenden Untersuchung nicht aus gelehrten, mathematisch oder empirisch unbewiesenen Thesen eines anderen Fachbereichs, z. B. der Theologie, eine Interpretation der Kopula bzw. des Verbs sein im Deutschen konkludiert. Die vorliegende Studie versteht sich nicht als Versuch, anhand von beispiel- oder vereinzelt corpusbeleggestützter Darstellung auf die Qualitäten syntaktischer oder semantischer Einbettungen der betreffenden Verben oder auf die Eigenschaften derselbigen zu schließen, wobei die zu diesem illustrativen Zweck selegierten Beispiele oder Belege weder empirisch, d. h. der induktiven Methode sowie der Berücksichtigung einer breiten und umfangreichen empirischen Basis beipflichtend erhoben, noch als Forschungsgegenstand angemessen <?page no="28"?> isoliert und ohne Kontrollexperimente als auch Vergleichsdaten in der deduktiven Prüfung präsentiert werden. Stattdessen argumentiert die vorliegende Untersuchung mit der Korrespondenztheorie anhand eines Verhältnisses zwischen Theorie und Realität des sprachlichen Materials. Es handelt sich bei der vorliegenden Studie um eine einzelsprachlich orientierte, synchrone, sprachwissenschaftliche Untersuchung der deutschen Sprache und um eine wörterbuch- und corpusbasierte Forschung der kritischen Grammatikographie mit einer neueren corpuslinguistischen Methode bestehend aus einer Abfrageprozedur sowie einer Auswertung und Untersuchung. Als Kontrollexperimente und Vergleichsdaten zur Analyse der Kopulae und ausgewählten kopulaähnlichen Verben (bleiben; gelten; heißen; scheinen; sein; werden) dienen die Analyse der mitausgewählten Objektsprädikativverben (bezeichnen; heißen; nennen; schimpfen) sowie die Analyse vielfältiger potentieller Realisierungsformen der Objekts- oder Subjektsprädikative (ADJ(P)n; ADK(P)n; ADV(P)n; AJKPn; N(P)n; PART-I-(P)n; PPn), so dass unterschiedliche Ergebnisse erhalten werden können. Für die Datenerhebung wird der wörterbuch- und corpusbasierte, quantitativ-qualitative Ansatz 3 gewählt. Die intendierten Untersuchungen der vorliegenden Studie basieren somit auf einer ausreichend großen Menge empirischer Sprachdaten, welche die Sekundärdaten in der vorliegenden Studie bilden. Anhand dieser werden die grammatikographischen Analysen nicht nur exemplarisch, sondern systematisch-empirisch durchgeführt. 4 Dabei kommen 1. eine empirische Datenerhebung, 2. eine morphosyntaktische Analyse, 3. operationale Testverfahren des linguistischen Strukturalismus und 4. das Valenzmodell sowie die ‚ Bedeutungsvarianten ‘ nach Helbig zum Einsatz. Die Interdisziplinarität beschränkt sich auf eine Hinzuziehung der Philosophie zu explikativen sowie der Logik und Mathematik zu erklärenden als auch methodischen Zwecken. So schließt die vorliegende Studie aus, dass es sich bei der angewandten Methode bereits um das Ergebnis der empirischen Studie bzw. der Beleganalyse handelt, indem die 5. Theorie mathematischer Funktionen sowie der injektiven, surjektiven und bijektiven Abbildungen, 6. die mehrstelligen Prädikate der modernen Logik, 3 L EMNITZER / Z INSMEISTER (2015: 34 - 37) 4 Vgl. S CHIERHOLZ (2001: 1) 28 2 Zielsetzung <?page no="29"?> 7. der Funktionenbegriff nach Frege, 8. das Leibniz-Gesetz sowie 9. der λ -Abstraktor bzw. der deskriptive λ -Kalkül nach Church 5 , seine linksassoziative β -Reduktion und zu Teilen die Definition der α -Äquivalenz aus der Mathematik und deren logischer Grundlagenforschung für die Ziele der vorliegenden Studie originär möglichst akkurat in die Linguistik übertragen werden. Dabei geht die vorliegende Untersuchung bewusst nicht a priori von der unbegründeten Annahme einer Existenz oder Nichtexistenz eines Homomorphismus zwischen Syntax und Semantik aus, sondern bemüht sich lediglich, die Begriffstheorie sowie Funktionenschreibweise logischer Prädikate in der deskriptiven Notation zunächst zu begründen und daraufhin probat anzuwenden. Die Darstellung der Analyseergebnisse erfolgt mit Hilfe 1. eines Dependenzstemmas in Tabellenform 6 2. des deskriptiven λ -Kalküls (Intensionsstruktur (IS); typisierte Intensionsstruktur (TIS); Normalform (NF)). Das Experimentieren mit dem sprachlichen Material klärt die Frage nach der Existenz oder Nichtexistenz traditioneller Kopula-Prädikativ-Komplexe a posteriori seitens einer Sinnebene und ordnet a priori jedem verbalen Signifikanten ein potentielles Signifikat zu, um die Konnexionsstrukturen und logischsemantische Valenz in Kopula-Prädikativ-Komplexen zu untersuchen. Es ergibt sich schließlich nachfolgende mehrteilige zentrale Fragestellung: 1. Sind die Sprachzeichen des Verbs in verschiedenen syntaktischen und semantischen Einbettungen als Zeichenketten homonym mit verschiedenen Signifikaten? Existieren inhaltsleere Signifikanten des Verbs ohne Signifikat? Konnotieren mehrere Signifikanten des Verbs ein einziges bestimmtes Signifikat? 2. Welche syntaktischen Funktionen üben die Einheiten in Position der traditionellen Subjekts- und Objektsprädikative in verschiedenen syntaktischen und semantischen Einbettungen aus? 3. Wie verhalten sich Zeichenkette, Sinnstruktur und Urteilscharakter einer natürlich- oder formalsprachlichen Äußerung zueinander? 4. Welche Strukturen sind in Aussagesätzen bzw. Kohärenzfeldern der natürlichen Sprache auffindbar, und wie können die Prädikatenlogik Freges sowie der deskriptive λ -Kalkül Churchs als formalisierte Sprache akkurat zur Beschreibung dieser natürlichsprachlichen Strukturen verwandt werden? 5 C HURCH (1951) 6 Vgl. K UNZE (1972: 14 - 17) 2 Zielsetzung 29 <?page no="30"?> 3 Erläuterungen zur Terminologie und Textgestaltung Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen die Worte nicht; stimmen die Worte nicht, so kommen die Werke nicht zustande. (Konfuzius) Die Fachterminologie ist entweder vorausgesetzt oder im Fließtext erklärt, und die einleitenden Anmerkungen hierzu können nur unvollständig sein. In der vorliegenden Untersuchung wird zwischen Zeichen, Sinn und Bedeutung unterschieden. Die Termini Inhalt und Semantik werden hierbei derart verwendet, dass sie sowohl die Bedeutung als auch den Sinn umfassen können. Der Begriff Konnotation bezieht sich auf den Sinn eines Sprachzeichens, der Begriff Denotation referiert auf die Bedeutung desselbigen. Der Fachterminus Signifikant meint das Zeichen oder die Wortform, während das Signifikat ebenfalls entweder dem Sinn oder der Bedeutung zuzuordnen ist. Der Begriff Designat wurde aufgrund seiner potentiellen Assoziierbarkeit mit seinem Gegenbegriff Denotat in einem bilateralen Zeichenmodell weitgehend vermieden. Die Fachtermini Polysemie und Ambiguität werden als gleichbedeutend verwendet und stehen in der vorliegenden Studie für die Termini Polysemantizität, Mehrdeutigkeit sowie für die Mehrdeutigkeit als Implikation einer angenommenen Unbzw. Unterbestimmtheit (auch: Unbzw. Unterdeterminiertheit) oder Unbzw. Unterspezifiziertheit eines Zeichenträgers. Der grammatische Fachbegriff Prädikativ wird beibehalten, muss jedoch von dem Begriff des logischen Prädikats sowie des grammatischen Prädikats unterschieden werden, weswegen ein in traditionellen Grammatiken syntaktisch oder semantisch hergeleitetes Prädikativ im empirischen Teil der Studie sowie in der Schlussbemerkung und im Anhang traditionelles Prädikativ genannt wird. Ebenfalls werden logisches Subjekt sowie grammatisches Subjekt differenziert, wobei ein logischer Gegenstand auch durch eine Person, d. h. ein Individuum repräsentiert werden kann. Der Terminus Argumentstelle bezeichnet in der vorliegenden Studie gemäß der in der Mathematik üblichen Ausdrucksweise grundsätzlich jede sättigbare Leerstelle einer Funktion bzw. eines Prädikats, eines Begriffs oder einer Beziehung, nicht nur diejenigen Valenzstellen obligatorischer Ergänzungen. Die Benennung Beziehung gilt auch für logische Prädikate in Funktionendarstellung mit mehr als zwei Argumentstellen. Der Terminus logisches Prädikat <?page no="31"?> stellt den aussagen- und prädikatenlogischen Aspekt heraus, während der Terminus Funktion darauf hinweist, dass die Notation überdies der Mathematik entlehnt ist, und die Termini Begriff und Beziehung reflektieren eine Assoziation mit den Einheiten der natürlichen Sprache sowie der Begriffslogik. In den meisten Fällen sind in der vorliegenden Untersuchung für den betreffenden, mit den Termini logisches Prädikat, Funktion und Begriff bzw. Beziehung benannten Forschungsgegenstand die Bezeichnungen beliebig wählbar, da sie an der betreffenden Textstelle einander in der Sache entsprechen. Der Terminus Begriff wird an einigen Stellen statt der Termini einstelliger Begriff und mehrstellige Beziehung benutzt, da der Terminus Begriff grundsätzlich eine Entität der Begriffslogik sowie der Begriffsebene bzw. der Sinnebene bezeichnet, welche nach Frege mit einer Funktion assoziiert werden kann. Eine höherstufige Beziehung wird deshalb z. B. auch höherstufiger Begriff genannt. Die Termini Form und Ausdruck werden zumeist als gleichbedeutend verwendet. Des Weiteren wird in der vorliegenden Studie eine Differenzierung zwischen den Termini Komposition und Synthese vollzogen und das Adjektiv assertiv aus der Sprechakttheorie unter Präferenz des Adjektivs assertorisch nicht verwendet. Die morphosyntaktische Qualität setzt sich zusammen aus den morphosyntaktischen Merkmalen und der Wortart. Aufgrund der Theorie der verdeckten Kopula umfasst die Bezeichnung Kopula-Prädikativ-Komplex auch Verb-Objektsprädikativ-Komplexe, welche mit einem sogenannten Objektsprädikativverb gebildet sind. Bezüglich der Gestaltung und Typographie gilt es folgende Bemerkungen zu treffen. Auf eine Auszeichnung fremdsprachlicher Fachausdrücke (z. B. Accomplishments; BECOME-Lesart) wurde aufgrund fehlender typographischer Optionen verzichtet. Grammatikalisch falsche und nicht wohlgeformte Ausdrücke sind mit einem direkt vorangehenden Asterisk gekennzeichnet, während ein Fragezeichen in Klammern unmittelbar vor grammatikalisch fragwürdigen Ausdrücken steht. Eine veraltete Rechtschreibung in wörtlichen Zitaten und in aus diesen übernommenen, im Fließtext kursiv verfassten Exzerpten wurde nicht auf die aktuelle Rechtschreibung korrigiert, sondern im Original belassen. Es wird darauf hingewiesen, dass bei der wörtlichen Zitierung von Teilsätzen und Phrasen gemäß der typographischen Regeln nach Samac/ Prenner/ Schwetz zu Beginn und am Ende des Zitats keine Klammern mit Punkten eingefügt sind. 7 In Absätzen mit mehreren wörtlichen Zitaten wurde damit eine Beruhigung des Schriftbildes erreicht. Auslassungen in wörtlichen Zitaten sind grundsätzlich anhand der Substitution [ … ] markiert. Die sich in Position des Tiefindex befindlichen Angaben sind entweder kursiviert oder nicht kursiviert. Es sind nur diejenigen Tiefindizes 7 S AMAC / P RENNER / S CHWETZ (2009: 104) 3 Erläuterungen zur Terminologie und Textgestaltung 31 <?page no="32"?> kursiv, welche eine Eigenschaft des zugehörigen Zeichenträgers anzeigen (z. B. NP AKK ), während Tiefindizes, welche die Eigenschaften anderer Zeichenträger angeben, z. B. Rektionsverhältnisse, unkursiviert sind (z. B. geben DAT, AKK ). Auszeichnungen in Kapitälchen sind ausschließlich den Literaturangaben vorbehalten, weswegen generell Kapitälchen in wörtlichen Zitaten stillschweigend in Versalien umgewandelt wurden. Für eine optische Hervorhebung der ermittelten traditionellen prädikativen Verhältnisse in der formalen Notation wurde in der Beleganalyse im Anhang des empirischen Teils der Studie (s. 10) die Schriftauszeichnung als Fettschrift und Unterstreichung der involvierten Entitäten gewählt. Im empirischen Teil der Untersuchung (s. 7; 10) werden Fachbegriffe vermehrt abgekürzt. Einige Abkürzungen und Symbole fachwissenschaftlicher Literatur anderer Autoren, die im Forschungsüberblick vorgestellt wird, sind dortig kurz erklärt, aber teilweise nicht in das Abkürzungs- oder das Symbolverzeichnis mitaufgenommen, da sie keine Relevanz oder Verwendung im theoretischen und empirischen Teil der vorliegenden Untersuchung haben. Die nummerierten und unnummerierten Beispiele dienen ausschließlich als linguistischer Forschungsgegenstand und geben keine Ansichten der Autorin vorliegender Monographie wieder. Die poetisch zu verstehenden Mottos unter den Überschriften als auch die Haltungen ihrer Verfasser tangieren nicht sachlich den Inhalt dieser Monographie und sind ebenfalls nicht mit der Autorin derselbigen zu identifizieren. 32 3 Erläuterungen zur Terminologie und Textgestaltung <?page no="33"?> 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur In dieselben Fluten steigen wir und steigen wir nicht: Wir sind und sind nicht. (Heraklit) Im Folgenden wird ein Überblick über den Forschungsstand zu dem Gegenstand der Untersuchung, den Kopulae und kopulaähnlichen Verben in Kopula- Prädikativ-Komplexen im Deutschen dargelegt. Obwohl die vorliegende Untersuchung aufgrund des Konzepts der verdeckten Kopula (s. 5.3; 5.4) in Kopula- Objektsprädikativ-Komplexen Objektsprädikativverben mitumfasst, betrifft ein Untersuchungsergebnis insbesondere das Verb sein und die Theorie der Kopula. Im Forschungsüberblick sind demzufolge vor allem Studien zu den sogenannten Kopulaverben sein, werden und bleiben relevant. Die Philosophie- und Logikgeschichte ist für die Begutachtung der Fachliteratur von entscheidender Bedeutung, kann jedoch aufgrund verschiedener Prädikatsauffassungen nicht im Rahmen einer Vorstellung der sprachwissenschaftlichen und linguistischen Forschung zu Kopula-Prädikativ-Komplexen thematisiert werden, so dass diese Komponente im darauffolgenden Kapitel 5 Kopula und logische Prädikation detaillierter dargestellt wird. Da somit in der vorliegenden Studie der Fokus des Interesses auf der Theorie der Kopula und dem logisch-semantischen Status der Kopulae und kopulaähnlichen Verben liegt, wird für eine Präsentation der Forschung zu Kopula-Prädikativ-Komplexen eine Herangehensweise gewählt, welche die Kopula oder das kopulaähnliche Verb vor dem Prädikativ priorisiert. Die Prädikative stellen aufgrund ihrer definitorischen Abhängigkeit vom Konzept der Kopula sowie ihrer Affinität zum logischen Prädikat einer Proposition in sprachwissenschaftlicher Literatur eine formal sehr heterogene Kategorie dar, denn die logisch-philosophischen, semantischen und syntaktischen Untersuchungen bezüglich der Subjekt-Prädikat-Struktur, der Kopula sowie des Verhältnisses zwischen Prädikativ und Kopula gehen von variierenden Vorannahmen aus, ziehen demzufolge verschiedene Schlussfolgerungen und sollen deshalb hier nicht zum Ausgangspunkt eines strukturierten Forschungsüberblicks gemacht werden. Sämtliche Literatur zu Prädikativen ist semantisch-syntaktisch und hierbei insbesondere an der binaristischen Syntaxbeschreibung orientiert, mit Ausnahme einiger valenztheoretischer Publikationen, welche auch lexikalische Eigenschaften oder einen Argumentstatus <?page no="34"?> traditioneller prädikativer Entitäten ansprechen. Eine Vorstellung von Forschungsliteratur zu Prädikativen im Deutschen sowie einen Vorschlag zur Klassifikation derselbigen bietet Dolinskas Dissertation Zur Klassifizierung der Prädikative 8 . 4.1 Die Grammatiken des Deutschen Exemplarisch für Interpretationen der Kopulae, kopulaähnlichen Verben und Objektsprädikativverben sowie für verschiedene Auffassungen der Kopula- Prädikativ-Komplexe in deutschen Grammatiken wird im Folgenden eine Auswahl älterer und neuerer Grammatiken vorgestellt. Diese Auswahl von Grammatiken zur deutschen Sprache lässt sich anbetrachts der logisch-semantischen Struktur in Kopula-Prädikativ-Komplexen als Untersuchungsschwerpunkt der vorliegenden Studie primär in zwei Gruppen unterteilen: 1. Diejenigen Grammatiken, welche eine binaristische Syntaxbeschreibung vornehmen, auf welche im Text als sogenannte traditionelle Grammatiken referiert wird (s. 4.1.1); 2. jene Grammatiken, welche eine Syntaxbeschreibung vorschlagen, die Aspekte mit dem Potential aufzeigt, eine traditionelle binaristische Auffassung eines deutschen Aussagesatzes zu restrukturieren (s. 4.1.2; 4.1.3). Diese Einteilung erfolgt primär aufgrund der Analyse des Kopula-Prädikativ- Komplexes in den einschlägigen Grammatiken und nicht anhand der Analyse anderer syntaktischer und semantischer Deskriptionen, wie z. B. attributive Verhältnisse in Substantivgruppen oder Valenzverhältnisse, welche für adjektivische oder substantivische Nomen angenommen werden. Einige Grammatiken, die prima facie eine Zwischenstellung einnehmen, jedoch aus Sicht der Analysemethode der vorliegenden Studie nicht ausreichend konsequent restrukturierende Ansätze präsentieren und in einer binaristischen Syntaxbeschreibung verhaftet bleiben, werden im folgenden Überblick nicht explizit vorgestellt, da sie vor dem Hintergrund des theoretischen Rahmens der vorliegenden Studie zum Teil Widersprüche aufweisen oder keine kohärente Argumentation und Systematik verfolgen, was zu der Verdeutlichung der Zielsetzung der vorliegenden Studie nichts Konstruktives beiträgt. Stattdessen werden Ansätze dieser und weiterer Grammatiken an geeigneter Stelle im Text erklärend erwähnt und dortig Aspekte derselbigen dargelegt. Darüber hinaus sind die Grammatiken nach ihrem Erscheinungsdatum geordnet. Sämtliche 8 D OLINSKA (2012) 34 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="35"?> Grammatiken werden neben ihrer Vorstellung im Forschungsüberblick detaillierter im theoretischen Teil der vorliegenden Studie besprochen. Insbesondere wesentlich restrukturierende Impulse in den Syntaxbeschreibungen der Grammatiken von Kern, Glinz und Erben werden ausführlich im theoretischen Teil der Studie behandelt. 4.1.1 Grammatiken mit binaristischer Syntaxbeschreibung Paul erwähnt die Kopula als Verbindungsglied zwischen Subjekt und „ nominalem Prädikat “ 9 , das durch die Verben sein oder werden repräsentiert werden kann. Sodann nennt er eine Kritik an dieser Auffassung, die sich in der Position äußert, das Verb auch in derartigen Kopulasätzen als Prädikat und das sogenannte nominale Prädikat als Bestimmung des Verbs anzuerkennen. Doch Paul erwidert diese Kritik mit dem Argument 10 , dass es zweifellos sei, dass „ ein Satz wie der Affe ist ein Säugetier nicht aufgefaßt wird als ‚ der Affe existiert als ein Säugetier ‘ , vielmehr ist das Verbum inhaltsleer und ein Säugetier wird in direkte Beziehung zu der Affe gesetzt. “ 11 Des Weiteren geht Paul von einer historischen Ausdehnung des Gebrauchs der Kopula aus, einen Zustand oder den Eintritt eines Zustands zu beschreiben und vergleicht derart gebildete Kopulasätze mit anderen Formen aus Sprichwörtern, die das nominale Prädikat in Auslassung der Kopula direkt an das Subjekt fügen (z. B. Träume Schäume; Bescheidenheit das schönste Kleid) und Kontruktionen mit der Formulierung je - je (desto) (z. B. je länger, je lieber; je eher, desto besser). Dies ist für Paul der Nachweis, dass die Kopula entbehrlich ist. Dennoch seien mit der Kopula „ gewisse Vorteile “ 12 verbunden. Diese behaupteten Vorteile sowie die Frage, weswegen die Kopula als sprachliches Zeichen realisiert wird, obwohl dieses inhaltsleer sein soll, thematisiert Paul nicht ausführlicher. Das nominale Prädikat geht nach Paul ein logisches Verhältnis mit dem Subjekt ein, das sich in einer Identifikation (z. B. der Mann ist mein Vater), in einer Einreihung und in der Zuordnung eines Charakteristikums (z. B. der Mann ist ein Schneider) äußert. Paul vergleicht dieses Verhältnis mit den frei an Substantive angeschlossenen attributiven Adjektiven. 13 Prädikative Adjektive stellt Paul mit Adverben und präpositionellen Bestimmungen auf eine Stufe (z. B. das ist so/ anders; er ist hier). Außer den Verben sein und werden schreibt Paul schließlich 9 P AUL (1968 [1919]a: 40) 10 P AUL (1968 [1919]a: 40 ff.) 11 P AUL (1968 [1919]a: 41) 12 P AUL (1968 [1919]a: 41) 13 P AUL (1968 [1919]a: 40 ff.) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 35 <?page no="36"?> auch anderen Verben den „ Charakter einer Kopula “ 14 zu. Dies sind die Verben bleiben und mhd. bestân, aber auch die Verben scheinen, dünken und heißen. Paul setzt das Verhältnis zwischen nominalem Prädikat und Subjekt dem Verhältnis zwischen Attribut und Substantiv gleich, da die Kopula auslassbar sei. 15 Darüber hinaus konstatiert Paul, dass jedwedes Verb nicht zu den notwendigen Bestandteilen eines Satzes gehöre. 16 Unter dem Begriff Prädikatsergänzungen erfassen Schulz/ Griesbach „ Satzfunktionsteile, die außerhalb der Prädikate an der Bezeichnung eines Geschehens/ Seins teilnehmen “ 17 , und fahren fort: „ Es sind zumeist ganz bestimmte Verben, die im Zusammenspiel mit Prädikatsergänzungen ins Prädikat treten. Ihnen verbleiben dann nur strukturale bzw. funktionale Aufgaben. Sie haben ihren Wortinhalt, den sie in anderen Zusammenhängen zum Ausdruck bringen, weitgehend aufgegeben und werden deshalb als Funktionsverben betrachtet. “ 18 Anderweitig definieren Schulz/ Griesbach die Gruppe der Verben mit Prädikatsergänzungen nicht, so dass verschiedenste Verben mit sogenannten austauschbaren Prädikatsergänzungen (z. B. Belgien liegt in Westeuropa) und festen Prädikatsergänzungen (z. B. er setzte die Maschine in Betrieb) auftreten. 19 Unter dem Begriff der austauschbaren Prädikatsergänzungen erwähnen Schulz/ Griesbach fünf Konstruktionen, die mit bekannten Kopulae und kopulaähnlichen Verben gebildet werden. Dies sind zunächst die Lokalergänzungen, die bei Geschehen die Richtung oder das Ziel nennen (z. B. er bleibt in der Stadt), die Temporalergänzungen, die bei zeitgebundenem Geschehen/ Sein den Zeitraum oder den Zeitpunkt angeben (z. B. es ist neun Uhr; sie blieben drei Tage) sowie die Modalergänzungen, welche bei Geschehen/ Sein die Art und Weise, den Zustand oder den Status aufzeigen (z. B. Peter ist krank; der Mann ist des Diebstahls verdächtig; wir sind deiner Meinung). Darüber hinaus führen Schulz/ Griesbach den Prädikatsnominativ „ nach Verben wie sein, werden, bleiben, sich dünken, heißen und scheinen “ 20 an, der auf das Subjekt bezogen ist (z. B. dieses Gebäude ist ein Museum; ich werde Ingenieur; er dünkt sich ein Held; Herr Müller bleibt Vorsitzender des Vereins) und der nach einigen Verben mit der Konjunktion als angeschlossen ist (z. B. der Verkauf des Hauses stellte sich später als ein großer Fehler heraus). Des Weiteren erläutern Schulz/ Griesbach den Prä- 14 P AUL (1968 [1919]a: 45) 15 P AUL (1968 [1919]a: 45) 16 P AUL (1968 [1919]b: 364) 17 S CHULZ / G RIESBACH (1978: 323) 18 S CHULZ / G RIESBACH (1978: 323) 19 S CHULZ / G RIESBACH (1978: 323 ff.) 20 S CHULZ / G RIESBACH (1978: 327) 36 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="37"?> dikatsakkusativ, welcher mit den kopulaähnlichen Verben nennen, heißen, schelten, schimpfen, schmähen, taufen u. a. einen Komplex bildet (z. B. er nennt mich seinen Freund; wir glauben ihn Herrn der Lage; sie tauften ihr Boot ‚ Schneller Pfeil ‘ ) und der ähnlich wie der Prädikatsnominativ nach einigen Verben mit den Konjunktionen als und für auftritt (z. B. ich betrachte ihn als einen ehrlichen Menschen). 21 Konstruktionen, welche Dolinska z. T. als Depiktive und Resultative 22 , d. h. als freie Prädikative listet, finden bei Schulz/ Griesbach nicht unter dem Begriff der Prädikatsergänzung, eines AcI oder gar eines Prädikativs Erwähnung, sondern werden als Objektergänzungen bezeichnet, die jedoch mit Kopula-Konstruktionen umschrieben werden (z. B. ich sehe ihn fröhlich - er ist fröhlich; ich fand das Buch im Schrank - das Buch war im Schrank; er fühlte den Schmerz im Magen - der Schmerz war im Magen; wir hören die Kinder im Zimmer - die Kinder sind im Zimmer; sie färbt ihr Kleid grün - das Kleid wird grün). 23 Objektergänzungen, welche „ die Beschaffenheit der mit dem Objekt genannten Person oder Sache “ 24 bezeichnen, führen Schulz/ Griesbach auf attributive Konstruktionen zurück (z. B. wir pflücken die Tomaten reif - die reifen Tomaten), wobei derartige Objektergänzungen nach bestimmten Verben ebenfalls mit den Anschlusselementen als oder für angefügt werden (z. B. wir kennen diesen Mann als ehrlich - dieser Mann ist ehrlich). 25 Heidolph/ Flämig/ Motsch nennen lediglich diejenigen Verben, welche Subjektsprädikative zu sich nehmen, Kopulae. Die Kopula fassen sie gegenüber anderen Verben als „ semantisch leer “ 26 auf. Heidolph/ Flämig/ Motsch erwähnen, dass ausschließlich bei „ bestimmten Verben “ 27 Adjektiv-, Substantiv- oder Präpositionalgruppen auftreten 28 , welche die syntaktische Funktion eines Prädikativs übernehmen und gemeinsam mit dem Verb das Prädikat P bilden. 29 Hierbei unterscheiden Heidolph/ Flämig/ Motsch zwischen Prädikativen, die sich auf das Subjekt beziehen (z. B. der Baum wird sehr hoch) und Prädikativen, die sich auf das Akkusativobjekt beziehen (z. B. man hat ihn einen Verräter genannt). 30 Nach Heidolph/ Flämig/ Motsch kann das Prädikativ, wenn es relationale 21 S CHULZ / G RIESBACH (1978: 327) 22 D OLINSKA (2012: 115 - 144) 23 S CHULZ / G RIESBACH (1978: 342) 24 S CHULZ / G RIESBACH (1978: 342) 25 S CHULZ / G RIESBACH (1978: 342 f.) 26 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 250) 27 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 249) 28 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 456 ff., 617, 254 ff., 370 ff., 431 ff.) 29 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 249) 30 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 249 f.) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 37 <?page no="38"?> semantische Merkmale enthält, Valenzträger für Adverbialbestimmungen und Objekte werden, ist aber selbst syntaktisch vom Kopulaverb gefordert. 31 Nach Heidolph/ Flämig/ Motsch ist demzufolge das Prädikativ und nicht das Kopulaverb das einzige Satzglied, das gegenüber anderen Satzgliedern Valenzträger sein kann (z. B. die Familie war dortsässig; wir waren auf Veränderungen gefaßt; ich bin diesen Ärger los). 32 Somit legen Heidolph/ Flämig/ Motsch auch dar, dass Prädikative in Sätzen mit einem Akkusativobjekt in der Regel ihre Valenzstelle nicht im Subjekt, sondern in diesem Akkusativobjekt haben und dass sich diese Prädikative gegenüber dem Akkusativobjekt genau so verhalten, wie sich prädikative Adjektive mit Kopulaverb zum Subjekt verhalten. An dieser Stelle nennen Heidolph/ Flämig/ Motsch nicht nur Sätze mit Verben des Bezeichnens und Benennens (z. B. man hat ihn einen Verräter genannt), sondern auch Konstruktionen mit Verben, die sogenannte „ Resultats-Prädikative “ 33 anschließen (z. B. Helga macht die Scheiben blank). Heidolph/ Flämig/ Motsch konstatieren, dass Substantivgruppen, die als Prädikative fungieren oder in prädikativen Präpositionalgruppen enthalten sind, auf denselben Gegenstand referieren wie die Substantivgruppe, welche die Bezugsphrase des Prädikativs, d. h. das Subjekt oder das Akkusativobjekt des Satzes, darstellt. 34 Eine genauere Differenzierung zwischen der innersprachlichen Referenz des Prädikativs auf seine Bezugsphrase im Aussagesatz und der Referenz der Substantivgruppen auf Denotate findet bei Heidolph/ Flämig/ Motsch an dieser Stelle nicht statt, doch fügen Heidolph/ Flämig/ Motsch hinzu, dass prädikative Substantive nicht auf Gegenstände referieren, wenn sie eine qualifizierende Funktion haben. 35 Angeblich trifft diese Referenzlosigkeit auf Substantive in bestimmten Ausdrücken zu (z. B. etwas zur Kenntnis bringen; etwas in Ordnung bringen). Derartige Konstruktionen gelten bei Heidolph/ Flämig/ Motsch als Streckformen. Nach Heidolph/ Flämig/ Motsch können prädikative Präpositional- und Substantivgruppen in Form von sogenannten Streckform-Prädikativen fungieren, denn sie selektieren ihre Referenz auf Gegenstände und weisen ähnliche Valenzeigenschaften wie Prädikative auf. 36 Heidolph/ Flämig/ Motsch schreiben außerdem den zugeordneten Verben eine kopulative Funktion als sogenannte Streckformen oder Funktionsverben zu 37 , die in Verbindung mit 31 Vgl. H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 250); zu semantischen Selektionsbeschränkungen, s. 5.8.3, 6.4.2, 6.4.2.1. 32 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 250 f., vgl. 440) 33 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 251) 34 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 251) 35 Vgl. L ANG (1969), zit. nach H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 441) 36 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 252 f., 431 f., 440, 441 f.) 37 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 433) 38 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="39"?> dem Streckform-Prädikativ das komplexe Prädikat eines Satzes bilden, das dann als Komplex selektiv auf das Substantiv in Subjekt- oder auf das als latentes Subjekt fungierende Substantiv in Objektposition referiert (z. B. etwas zur Durchführung bringen; Anerkennung finden). In einer Streckform dienen nach Heidolph/ Flämig/ Motsch die Präpositionsgruppen bezüglich Akkusativobjekten (z. B. etwas zum Abschluss bringen) und die Substantivgruppen bezüglich Dativobjekten (z. B. jemandem Hilfe leisten) als Valenzträger, welche auch Leerstellen für weglassbare Ergänzungen eröffnen können (z. B. in Verwirrung (über etwas) geraten; Abschied (von jemandem) nehmen). Drei verschiedene Transformationen belegen nach Heidolph/ Flämig/ Motsch die Ähnlichkeit sogenannter Streckform-Prädikative mit regulären Subjekts- und Objektsprädikativen und begründen die syntaktische Funktion der Streckformen als Prädikativ anstatt als Präpositionalobjekt oder als adverbiale Richtungsbestimmung. 38 Das Prädikativ ist bei Heidolph/ Flämig/ Motsch generell als Funktionsname einer Wortgruppe genannt, die als mehrfunktionale Wortgruppe fungiert, deren direkt übergeordnete Wortgruppe die aktuelle Funktion der Wortgruppe in einem bestimmten Fall festlegt. Das Prädikat selbst ist hierbei eine einfunktionale Wortgruppe, die nicht mehrfunktional einsetzbar ist. 39 Das Prädikativ zu einem Akkusativobjekt gilt bei Heidolph/ Flämig/ Motsch nicht ebenfalls als Akkusativobjekt, sondern als Prädikativ mit Bezug auf ein Akkusativobjekt (z. B. man nannte ihn einen Scharlatan). Deshalb müssen derartige Konstruktionen nach Heidolph/ Flämig/ Motsch von Sätzen abgegrenzt werden, die zwei Akkusativobjekte aufweisen (z. B. er lehrte mich das Segeln). Der AcI wird bei Heidolph/ Flämig/ Motsch als einziges einheitliches Objekt aufgefasst (z. B. Peter sieht mich kommen). 40 Des Weiteren führen Heidolph/ Flämig/ Motsch die Adverbialbestimmung als Nebenfunktion einer Adjektiv- oder Adverbgruppe an, so dass die Funktionen Adverbialbestimmung und Prädikativ einander ausschließen und miteinander konkurrieren. 41 Hierbei stehen Adjektive als Subjektsprädikative (z. B. das Kind ist gesund) mit kopulativen Verben (z. B. sein; werden; bleiben; scheinen). Ebenso wird Formulierungen, die Heidolph/ Flämig/ Motsch in Kopulasätze umformen, prädikativer Charakter zugeschrieben (z. B. der Raum steht leer - ‚ ist leer ‘ ). Adjektivische Objektsprädikative bilden nach Heidolph/ Flämig/ Motsch Verbindungen mit besonderen Verben (z. B. finden; heißen; nennen; sehen; schelten; schimpfen) und werden ebenfalls in Kopulakonstruktionen transformiert (z. B. Peter nennt den Sturz seines Freundes recht 38 Zu den Transformationen mit Beispielen, s. H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 440 ff.). 39 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 178) 40 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 236 f.) 41 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 456 f.) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 39 <?page no="40"?> gefährlich - ‚ der Sturz ist gefährlich ‘ ). Demzufolge können Adjektive nach Heidolph/ Flämig/ Motsch auch mit anderen Verben (z. B. essen; lassen; liefern; machen; streichen; schienen; schlagen) komplexe Prädikate als Prädikative bilden (z. B. man streicht den Fußboden braun; man isst Apfel ungeschält; man lässt Speisen unberührt). Hierbei geben manche Adjektive ihre Selbständigkeit auf und gelten bei Heidolph/ Flämig/ Motsch als Verbzusätze bzw. Kompositionsglieder (z. B. schlägt tot/ totschlagen; erhält aufrecht/ aufrechterhalten) oder stehen mit intransitiven Verben als Resultativbestimmungen, die transitivierend einen Objektbezug herstellen (z. B. sich die Füße wund laufen; sich krank lachen). 42 Heidolph/ Flämig/ Motsch konstatieren: „ Es hängt von dem besonderen Valenztyp des Verbs ab, ob ein Prädikativ auftritt oder nicht. Für das Verb aber ist das Prädikativ valenznotwendig oder -unmöglich. “ 43 Im Gegensatz zu den adjektivischen Verbzusätzen führen Heidolph/ Flämig/ Motsch Adjektive und Konjuktionalphrasen mit dem Anschlusselement als und Substantiv als valenzunabhängige, sogenannte prädikative Attribute 44 an, die mit einem Vollverb auftreten und das Subjekt oder Akkusativobjekt lediglich „ zur Zeit des vom Verb bezeichneten Geschehens “ 45 charakterisieren, somit an dessen Telizität oder Atelizität gekoppelt sind 46 (z. B. die Urlauber kehren gut erholt zurück (d. h. gut erholte Urlauber)). Nach Heidolph/ Flämig/ Motsch sind diese Attribute prädikativ, da sie sich in eine prädikative Struktur mit einer Kopula umformen lassen (z. B. er isst die Würstchen warm - er isst die Würstchen, wenn/ solange sie warm sind). 47 An dieser Stelle führen Heidolph/ Flämig/ Motsch an, in Sätzen mit objektbezogenen Prädikativen repräsentiere die Bezugsphrase Akkusativobjekt generell eine latente Subjektfunktion, die durch Umformungen oder Aufsplittung des Satzes in zwei Sätze mit Kopula und Prädikativ sichtbar gemacht werden kann (z. B. man trinkt den Kaffee heiß - man trinkt den Kaffee. Der Kaffee ist heiß). 48 Die Transformationsregel lässt sich jedoch nicht auf alle objektbezogenen Prädikative anwenden, so gelten bei Heidolph/ Flämig/ Motsch wiederum einige Konstuktionen als Prädikativkonstruktionen, obwohl sie nicht durch Umformungen oder Aufsplittung in zwei Sätze mit Kopula-Prädikativkonstruktion transformiert werden können (z. B. man hat ihn einen Verräter genannt; sie haben ihn zu ihrem Präsidenten gemacht/ gewählt; man hat ihn als 42 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 617) 43 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 249) 44 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 582, 618) 45 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 618) 46 Vgl. H ELBIG / B USCHA (2001: 464) 47 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 390) 48 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 583) 40 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="41"?> Vertrauensmann bestätigt; er wird als talentiert/ als ein Talent betrachtet). 49 Schließlich merken Heidolph/ Flämig/ Motsch an, dass das Verb sein „ nicht als Kopula zu betrachten [ist], wenn es die Identifizierung der Referenten zweier Substantivgruppen bezeichnet. [ … ] In diesen Sätzen ist sein sowohl syntaktisch als auch semantisch Träger der Valenz. “ 50 (z. B. Paris ist die Hauptstadt von Frankreich; Klaus ist der Anstifter des Streichs). 51 Die Grammatik der deutschen Sprache von Jung 52 spricht von Prädikativen, welche mit den sogenannten kopulativen Verben (z. B. sein; werden; scheinen; bleiben; heißen) oder mit Verben des Nennens (z. B. nennen; schelten; taufen; heißen) gemeinsam das Prädikat eines Satzes bilden. Hierbei verbinden sich manche dieser Verben mit dem Prädikativ durch ein Fügewort (als; für; zu) (z. B. wir halten den Mitarbeiter für einen gewissenhaften Menschen). An dieser Stelle erwähnt Jung Verben, die nicht zu der von ihm aufgestellten Liste der kopulativen Verben oder zu den Verben des Nennens gehören und fügt hinzu, dass einige reflexive und reflexiv gebrauchte Verben (z. B. sich dünken; sich fühlen; sich erweisen; sich nennen; sich zeigen) als auch bestimmte Bedeutungsvarianten einiger Verben (z. B. arbeiten; finden; machen; sehen; stehen; liegen; sterben) mit Prädikativen auftreten (z. B. er erweist sich zuverlässig; er zeigte sich als ein tapferer Mann; er arbeitet als Angestellter; die Gäste fanden die Speisen wohlschmeckend; wir sehen die Freunde fröhlich). Das Prädikativ muss nach Jung von Objekten unterschieden werden, da sich deren Bedeutung auf das Verb, die Bedeutung des Prädikativs jedoch stattdessen auf das Subjekt oder das Objekt des Satzes beziehe. Diesen Sachverhalt nennt Jung die syntaktisch-semantische Beziehung des Prädikativs, das dementsprechend als Subjektsprädikativ oder Objektsprädikativ gilt. 53 Jung merkt an, dass Schwankungen zwischen Prädikatsnominativ und Prädikatsakkusativ möglich sind, da sich das Prädikativ nach Jung bei unechten reflexiven Verben unmittelbar auf das Reflexivpronomen als Akkusativ und mittelbar auf das Subjekt im Nominativ beziehe (z. B. er zeigte sich als aufrichtiger (als aufrichtigen) Freund). In diesen Fällen entscheidet nach Jung der Sprecher, ob der Akkusativ oder der Nominativ stehen soll, je nachdem als zu welcher Bezugsphrase „ gehörig “ 54 das Prädikativ empfunden wird. Jung konstatiert, dass bei echten reflexiven Verben, deren Reflexivpronomen nicht austauschbar ist (z. B. sich benehmen; sich betragen; sich 49 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 251) 50 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 250) 51 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 250) 52 J UNG (1984) 53 J UNG (1984: 68 f.); zu den Formen des Prädikativs nach Jung, s. J UNG (1984: 69 f.). 54 J UNG (1984: 72) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 41 <?page no="42"?> bewerben), der Nominativ stehen muss (z. B. er benahm sich als fairer Sportsmann) und bei nichtreflexiv gebrauchten, transitiven Verben der Akkusativ steht (z. B. die Belegschaft wählte ihn als Delegierten). 55 Das prädikative Attribut muss nach Jung vom Prädikativ unterschieden werden, da es bei „ vollbedeutenden Verben “ 56 steht, und da es „ ohne Änderung der Verbbedeutung weggelassen werden oder als Attribut zum Subjekt oder Objekt des Satzes treten oder in einen Nebensatz ausgegliedert werden [kann] “ 57 . Sowohl das Prädikativ als auch das prädikative Attribut „ bezeichnen immer Merkmale, die vom Subjekt oder Objekt des Satzes bezeichnet werden “ 58 (z. B. er liebt den Kaffee heiß (= liebt heißen Kaffee, Attribut)). Modalbestimmungen hingegen drücken nach Jung „ Merkmale der Prozesse aus, die vom Verb im Satz bezeichnet werden “ 59 (z. B. er liebt das Mädchen heiß (= heißes Lieben bzw. heiße Liebe, Modalbestimmung)). Die Abgrenzung zwischen Modalbestimmung und der Angabe eines Merkmals der Bezugsphrase durch das Prädikativ ist nicht immer möglich und nach Jung nicht anhand einer wie-Frage zu entscheiden. Jung unterschiedet vier Bedeutungen des Prädikativs. Erstens, das Prädikativ kennzeichnet als Prädikatssubstantiv einen Namen, die Funktion oder die Begriffsklasse der Bezugsphrase (z. B. mein Freund heißt Fritz). Zweitens, das Prädikativ nimmt die Einordnung in eine Gattung vor (z. B. Tischlerei ist ein Handwerk). Drittens, die Zuordnung Subjekt - Prädikatssubstantiv stellt ein Werturteil dar (z. B. er ist ein Prachtkerl). Viertens kann nach Jung das Prädikativ als Prädikatsadjektiv ein Merkmal der Bezugsphrase kennzeichnen, wobei es möglich ist, dass ihm ein Substantiv im Genitiv oder eine Präpositionalfügung nahesteht (z. B. der Boden war hart; die Tür bleibt geöffnet; der Lehrer schilt den Jungen faul). 60 Bezüglich des Prädikatsadverbs 61 nennt Jung kein Beispiel, doch er erwähnt schließlich, dass kein Prädikativ an das Verb angeschlossen wird, wenn das Verb sein die Bedeutung existieren, leben, wohnen oder bestehen aus hat, sondern dass es sich in diesen Fällen um eine Adverbialergänzung handelt (z. B. er war lange unterwegs; der Tisch ist aus Eichenholz). Wenn das Verb sein die Bedeutung gehören aufweist, so schließt es nach Jung ebenfalls kein Prädikativ, sondern ein Objekt an (z. B. der Garten ist meinen Eltern). Das Verb bleiben kann nach Jung die Bedeutung verweilen besitzen, was dazu führt, dass 55 J UNG (1984: 72) 56 J UNG (1984: 71) 57 J UNG (1984: 71) 58 J UNG (1984: 71) 59 J UNG (1984: 71) 60 J UNG (1984: 70 f.) 61 J UNG (1984: 68) 42 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="43"?> es ebenfalls in diesen Fällen kein Prädikativ, sondern eine Adverbialergänzung (z. B. ich bleibe dort/ daheim/ zu Hause) anschließt. 62 Nach Zifonun et al. 63 sind Kopulae (z. B. sein; werden; bleiben) und kopulaähnliche Verben (z. B. heißen; gelten; aussehen; nennen; finden; halten für) Verben, die „ einen vergleichsweise geringen Beitrag zum Aufbau der Satzbedeutung [leisten]: sie denotieren über die bloße Existenz des Subjekts- Denotats hinaus nur Komponenten wie Veränderung, (gruppenbezogene) Gültigkeit oder Modus der Existenz. Erst zusammen mit der Prädikativbedeutung denotieren sie ein vollständiges Prädikat. “ 64 Außerdem fassen Zifonun et al. bestimmte verfestigte Prädikate, bestehend aus Kopulaverb und einer Präpositionalphrase als Funktionsverbgefüge mit Kopula auf, in welchen wie bei adverbialen Prädikativen die Nominalphrase einer Selektion bezüglich Numerus, Artikel, Attribuierung, Verwendungsmöglichkeiten von Präpositionaladverbien als Verweisformen sowie Erfragbarkeit unterliegt (z. B. an der Reihe sein; auf Achse sein). In den Funktionsverbgefügen mit Kopula gilt das Verb als auch die Präpositionalphrase als desemantisiert, und es liegt, im Gegensatz zu adverbialen Prädikativen, nach Zifonun et al. Präpositionskonstanz vor. Derartige Präpositionalphrasen gelten nach Zifonun et al. nicht als Argument, sondern als „ Bestandteil[e] eines semantisch einfachen, aber formal komplexen idiomatischen Prädikats “ 65 und besitzen keinen echten Komplementstatus. Außerdem nennen Zifonun et al. transitiv-kausative Strukturen mit resultativer Lesart, deren Akkusativkomplement der semantischen Selektion des Verbs unterliegt sowie Bezugsphrase eines Verbgruppenadverbials ist, als Komplementklasse (z. B. der Prinz küsst Dornröschen wach/ aus dem Schlaf). 66 Des Weiteren erwähnen Zifonun et al. sogenannte spezifizierte Prädikate als Verbgruppenadverbiale mit Komplementbezug, welche das Prädikat genauer bestimmen (z. B. sie brachte die Suppe heiß herein). Bezüglich der spezifizierten Prädikate unterscheiden Zifonun et al. zwischen Konstruktionen mit Verben, welche als Vollverb interpretiert werden und in welchen die Spezifikation das Vollverb betrifft (z. B. die Kleinen schliefen fest) und Konstruktionen, welche mit Hilfsverben oder einem als Kopula aufgefasstem Verb gebildet sind (z. B. Janis ist sehr stark; Friedrich war ganz König). Eine Spezifikation wird bei Letzteren 62 J UNG (1984: 68 f.); Jung nennt auch eine prädikative Bedeutungsbeziehung zwischen Bestimmungs- und Grundwort eines Kompositums, z. B. Gastdirigent - der Dirigent ist ein Gast (J UNG (1984: 69)). 63 Z IFONUN et al. (1997a) 64 Z IFONUN et al. (1997c: 1106) 65 Z IFONUN et al. (1997c: 1113 f.) 66 Z IFONUN et al. (1997c: 1113 f., 1116) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 43 <?page no="44"?> nach Zifonun et al. nur in Bezug auf das Adjektiv, das Substantiv bzw. die Substantivgruppe oder das Adverbiale anerkannt, da die Hilfs- und Kopulaverben als nicht spezifizierbar gelten. 67 Auf den Fall derartiger Konstruktionen mit einem ausgezeichneten Vollverb (z. B. die Kinder schliefen sehr fest), für welche ebenfalls angenommen werden kann, dass lediglich das Adverbiale, das Adjektiv oder eine Substantivgruppe spezifiziert werden, ohne dass eine Spezifikation des Vollverbs erfolgt, gehen Zifonun et al. an dieser Stelle nicht ein. Zifonun et al. konstatieren, dass Verbgruppenadverbiale keinen attributiven Charakter besitzen, denn im Unterschied zu Elementen, welche ein Nomen näher bestimmen und aus diesem Grund terminologisch als Attribut gelten, betonen Zifonun et al., dass sich das Adjektiv als Verbgruppenadverbial (z. B. hungrig in das Kind kam hungrig nach Hause) neben dem nominalen Komplement auf das Prädikat bezieht. 68 Schließlich wird eingeräumt, dass die Ansatzpunkte für Spezifikationen in komplexen Prädikaten variabel oder schwer feststellbar sind (z. B. sie gaben ihm schnell Bescheid) und dass eine Zuordnung auch durch die Stellung in der linearen Abfolge im Satz erreicht werden kann (z. B. schnell und zufrieden fuhren sie nach Hause vs. schnell fuhren sie zufrieden nach Hause). 69 Zifonun et al. separieren Kopulaverben (z. B. sein; werden; bleiben) von Hilfs-, Funktions- und Modalverben als spezifische Verbguppe, die „ kombiniert mit einem unflektierten Adjektiv, einer Adkopula, einem Adverb oder einem Substantiv, die phrasal erweitert sein können, als Komplement ( ‚ Prädikativ ‘ ) den Prädikatsausdruck (groß werden, quitt sein, dort sein, Bäcker bleiben) “ 70 bilden. Zudem nennen Zifonun et al. existimatorische Verben, die Aspekte der Wahrnehmung ausdrücken (z. B. ansehen; betrachten; bezeichnen; empfinden; verstehen als). 71 Die Adkopula (z. B. fit; gewillt; leid; pleite; quitt; schade; schuld u. a.) ist nicht flektierbar und nicht attributiv verwendbar, kann jedoch unter Umständen als Adverbial fungieren (z. B. barfuß in sie geht barfuß). Hierbei bildet nach Zifonun et al. die Kopula mit der Adkopula ein minimales Prädikat. 72 Insgesamt zeigen Prädikative die vielfältigsten Realisierungsmöglichkeiten aller Komplementtypen 73 und „ bilden formal eine relativ uneinheitliche Kategorie, die sich aber semantisch recht gut 67 Z IFONUN et al. (1997b: 707 ff.) 68 Z IFONUN et al. (1997c: 1190) 69 Z IFONUN et al. (1997b: 708 f.) 70 Z IFONUN et al. (1997b: 53) 71 Z IFONUN et al. (1997c: 1381) 72 Z IFONUN et al. (1997b: 55) 73 Zu den Formen der Prädikativkomplemente nach Zifonun et al., s. Zifonun et al. (1997c: 1076 f.). 44 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="45"?> als eine Klasse beschreiben läßt. “ 74 Hierbei stellen die Prädikative keine Argumente, da sie Bestandteil des Prädikats sind und aus diesem Grund keinen Sachverhaltsbeteiligten denotieren können. Das Prädikat wird von Kopula und Prädikativ zusammen gebildet wobei semantische Restriktionen nur vom Prädikativ als dem lexikalisch spezifizierten Element ausgehen können. Eine autonome Kodierung tritt nur bei prädikativen Zuschreibungsrelationen auf, die von einer adverbialtypischen Relation überlagert werden. Besondere Aufmerksamkeit widmen Zifonun et al. den sogenannten adverbialen Prädikativen. Zifonun et al. definieren dazu die Subklassen situativer (z. B. lokal: der Nikolaus ist vor der Tür/ draußen/ bei uns; z. B. temporal: Weihnachten ist am 24. Dezember/ morgen/ diesen Montag), direktiver (z. B. Jockel ist aus Mannheim), dilativer (z. B. die Übung ist von 9 bis 11), kausaler (z. B. die ganze Mühe ist nur wegen dir/ weil du nicht da warst), finaler (z. B. dies Konzert ist für Elise/ zum Entspannen), komitativer (z. B. Ober, das Bier ist ja ohne Schaum) und konditionaler (z. B. Humor ist, wenn man trotzdem lacht) adverbialer Prädikative. 75 Zifonun et al. merken an, dass in derartigen adverbialen Konstruktionen das entsprechende Kopulaverb in der Regel nicht in Kommutation mit anderen Kopulaverben steht und Bedeutungsnuancen aufweist, „ die über das Denotat der bloßen Eigenschaftszuschreibung hinausgehen. Vielmehr läßt sich die Kopula hier mit Existenzverben oder Situierungsverben paraphrasieren, die jeweilige Bedeutungsnuance wird dabei durch den semantischen Subtyp des Prädikativkomplements gesteuert. “ 76 Bei adverbialen Prädikativen mit Kopula ist nach Zifonun et al. festzustellen, dass es sich „ um semantisch relativ blasse Prädikate, die über die Existenz des Subjekt-Denotats hinaus oft nur einen Modus des Existierens spezifizieren “ 77 , handelt. Bezüglich aller anderen Realisierungsformen der Prädikative ist nach Zifonun et al. keine autonome Kodierung zu beobachten, weswegen Valenzbindungseigenschaften zwischen Kopula oder kopulaähnlichem Verb und Prädikativkomplement nicht angenommen werden. Nach Zifonun et al. prädizieren Prädikativkomplemente über den von einem Subjekt oder Akkusativkomplement denotierten Gegenstand, wobei eine Eigenschaftszuweisung durch eine Mengenzuordnung des Gegenstands oder eine Einordnung des Gegenstands oder einer Teilmenge in eine Klasse erfolgt. Den Ausdruck einer Gleichsetzung von Gegenständen oder Mengen hingegen weisen Zifonun et al. entschieden zurück. Nach Zifonun et al. etablieren Identitätsaussagen (z. B. sie ist seine Mutter; Menschen sind sprachfähige Säu- 74 Z IFONUN et al. (1997c: 1105) 75 Z IFONUN et al. (1997c: 1110 - 1113) 76 Z IFONUN et al. (1997c: 1112) 77 Z IFONUN et al. (1997c: 1112) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 45 <?page no="46"?> getiere), eine der Eigenschaftszuschreibung verschiedene Relation, die dem Prädikativ echten Argumentstatus verleiht und in welcher dasselbige kein Teil eines Prädikats ist. Schließlich merken Zifonun et al. an, dass die von den Kopulaverben ausgehenden Bindungsrelationen noch ungeklärt sind. Dennoch nehmen Zifonun et al. eine besondere Art von Fixiertheit der Prädikativkomplemente zu den Kopulae und kopulaähnlichen Verben an, die sich darin äußert, dass bei Eliminierung des Prädikativkomplements angeblich der Restausdruck ungrammatisch wird oder einer Bedeutungsveränderung unterliegt, so dass die Eliminierung in Existenzaussagen (z. B. ich denke, also bin ich; stirb und werde; wenn ich nicht wäre! ) resultiert. 78 Götze spricht in seiner Grammatik der deutschen Sprache 79 von Konstruktionen, die er mit „ Verb + Subjekt + Einordnungsergänzung “ 80 , „ Verb + Subjekt + Akkusativergänzung + Einordnungsergänzung “ 81 , „ Verb + Subjekt + Artergänzung “ 82 , „ Verb + Subjekt + Akkusativergänzung + Artergänzung “ 83 sowie „ Verb + Subjekt (+ Akkusativergänzung) + Infinitivergänzung “ 84 umschreibt. Die Einordnungsergänzung steht mit dem Verb und dem Subjekt für den sogenannten Gleichsetzungsnominativ, das Subjektsprädikativ, das Prädikatsnomen oder das Prädikativ. Nach Götze wurde die Bezeichnung Einordnungsergänzung gewählt, da es sich um konstitutive Bestandteile eines Satzes handelt, mit denen eine Person, ein Ding oder ein Abstraktum einer Klasse zugeordnet wird (z. B. Vera ist Lehrerin; Köttgeisering ist ein Dorf). Wie das im vorigen Satz genannte Beispiel zeigt, steht nach Götze die Einordnungsergänzung als Berufsangabe mit dem Nullartikel. Die Einordnungsergänzung tritt mit den Verben sein, werden, bleiben sowie mit zahlreichen weiteren Verben (z. B. arbeiten; sich ausgeben; sich erweisen; gelten etc.), welche die Elemente als, wie, nach, zu und in anschließen (z. B. das Eis zerfloss zu Wasser), auf. Die Erweiterung um die Akkusativergänzung kann mit oder ohne Präposition oder Vergleichselement auftreten. Die Verben finden, heißen, nennen, rufen, schimpfen, taufen bilden diesen Komplex ohne Präposition oder Vergleichsergänzung (z. B. wir nennen ihn einen großen Künstler), die Verben erklären und halten schließen die Einordnungsergänzung mit den Elementen für oder als an (z. B. wir erklären seine Worte für Blödsinn; ich halte das für eine Zustimmung). 78 Z IFONUN et al. (1997c: 1106 f.) 79 G ÖTZE / H ESS -L ÜTTICH (1999) 80 G ÖTZE / H ESS -L ÜTTICH (1999: 465) 81 G ÖTZE / H ESS -L ÜTTICH . (1999: 466 f.) 82 G ÖTZE / H ESS -L ÜTTICH (1999: 468 f.) 83 G ÖTZE / H ESS -L ÜTTICH (1999: 468 f.) 84 G ÖTZE / H ESS -L ÜTTICH (1999: 471 ff.) 46 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="47"?> Resultative Verben treten mit den Elementen zu, in und aus auf (z. B. wir betrachten das als Nebensache; sie haben ein blühendes Land in eine Wüste verwandelt). Hierzu nennt Götze zahlreiche resultative Verben (z. B. umbauen; zusammenbinden; schrauben; kleben; verbessern; verändern; umschulen; ausbilden; zerdrücken). Bezüglich der Konstruktionen mit einer Artergänzung merkt Götze an, dass dabei die Valenz des Verbs sowie die Valenz des Adjektivs zusammentreffen (z. B. sie ist intelligent; die Tochter gilt als hübsch; sie essen die Fische gebraten). Götze identifiziert die Artergänzung als Attribut zum Akkusativ und verneint einen Verbbezug. 85 Zudem sind die Verben sein, werden, bleiben, scheinen usw. nach Götze „ weitgehend bedeutungsentleerte[n] Hilfsverben “ 86 , so dass es sich nach Götze nicht um eine Artergänzung des Verbs handeln kann, sondern das Subjekt oder andere Ergänzungen werden als Ergänzung der Adjektivvalenz eingestuft (z. B. sie ist intelligent; er war seiner Frau sicher; mein Freund ist überlegen; wir sind die Sorgen los; wir sind stolz auf unsere Kinder). 87 Die deutsche Grammatik von Wellmann 88 erwähnt das Subjektsprädikativ als Gleichsetzungsnominativ (z. B. Hans wird/ ist/ bleibt Elektriker) und schlägt für einige Beispielsätze einen Substitutionstest vor (z. B. das Buch gilt als leicht verständlich mit dem Substitutionstest: das Buch ist leicht verständlich/ gilt als solches). Nach Wellman erzeugen die Verben sein, werden, bleiben, scheinen, heißen, sich fühlen als, gelten als und erscheinen als Subjektsprädikative, ebenso beziehen sich grammatisch freie Adverbien nach Wellman semantisch auf das Subjekt und können mit in einer Probe umschrieben werden (z. B. Mutter stellt den Braten mürrisch auf den Tisch mit der Umschreibung: die mürrische Mutter). 89 Das Objektsprädikativ gilt nach Wellman als Gleichsetzungsakkusativ und tritt mit den Veben nennen, benennen, bezeichnen (als), ansehen (als) und halten (für) auf (z. B. das Geißblattgewächs nennt man auch ‚ Jelängerjelieber ‘ mit dem Substitutionstest: Man nennt es auch so). Auch Adjektive fasst Wellman in derartigen Sätzen syntaktisch als freie Adverbien auf, semantisch jedoch bezögen sie sich auf das Akkusativobjekt (z. B. Mutter stellt den Braten kalt auf den Tisch mit der Umschreibung: den kalten Braten). Dennoch und in scheinbarem Widerspruch dazu appelliert Wellman für eine Unterscheidung zwischen der rein attributiven und der rein prädikativen Verwendung eines 85 G ÖTZE / H ESS -L ÜTTICH (1999: 198, 466 ff.) 86 G ÖTZE / H ESS -L ÜTTICH (1999: 468 f.) 87 G ÖTZE / H ESS -L ÜTTICH (1999: 468 f., 471 ff.) 88 W ELLMANN (2008) 89 W ELLMANN (2008: 189) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 47 <?page no="48"?> Adjektivs (z. B. wir sind frei). Wenn derartige prädikative Adjektive von kausativen oder nicht kausativen Handlungsverben angeschlossen werden, beziehen sie sich nach Wellmann auf das Akkusativobjekt. 90 Wenn daraus eine „ ganz neue Bedeutung hervorgeht, werden sie auch zusammen geschrieben: j-n festnehmen, etw. festsetzen, [ … ], gesundbeten. Bei dieser Zusammenschreibung ist eine absolute (nicht komparierbare) Bedeutung des Adjektivs gemeint. “ 91 In allen anderen Fällen bezieht sich nach Wellman das Adjektiv formal auf das Prädikat, semantisch jedoch als prädikatives Subjekt-Attribut (z. B. meine Tante kam gesund in Baden-Baden an Probe: die zu diesem Zeitpunkt gesunde Tante) auf das Subjekt oder als prädikatives Objekts-Attribut (z. B. ich esse den Fisch auch roh Probe: ich esse auch rohen Fisch) auf das Objekt. 92 Welke erwähnt in den Beispielen seiner Valenzgrammatik des Deutschen 93 lediglich das Verb sein als Kopulaverb, welches ein Subjektsprädikativ anschließt (z. B. Emil ist froh). Als Prädikative listet Welke Subjekts- und Objektsprädikative sowie freie Prädikative. 94 Dabei erklärt Welke: „ Subjekts- und Objektsprädikativa sind einerseits Argumente des übergeordneten Prädikats. Andererseits sind sie, wie der Name Prädikativum sagt, (in semantischer Hinsicht) wie das freie Prädikativ Prädikate zu Argumenten (dem Subjekt oder dem Akkusativobjekt). “ 95 In der Analyse einer Subjektsprädikativkonstruktion (z. B. Emil ist froh) gesteht Welke dem Verb sein einen Status als Valenzträger zu und wertet das Subjekt sowie das Prädikativ als Argumente in valenziellen Leerstellen der Kopula. In seiner Analyse der Subjektsprädikativkonstruktionen bezieht Welke die Valenz des Verbs sowie des prädikativen Adjektivs mit ein und zeichnet das Subjekt auch als Argument des prädikativen Adjektivs aus. Dies kennzeichnet Welke mit der Abkürzung <kop> (für: kopiere), und notiert damit, dass eine valenzielle Leerstelle zur Sättigung durch das Subjekt mit der Valenz der Kopula und ein zweites Mal mit der Valenz des als Argument der Kopula fungierenden prädikativen Adjektivs, gegeben ist. 96 Die Abgrenzung zwischen Objektsprädikativ und freiem Prädikativ ist bei Welke jedoch immer klar formuliert. So fasst Welke einige Objektsprädikativkonstruktionen in Sätzen als relativ frei hinzutretend auf (z. B. Karlchen isst den ganzen Teller 90 W ELLMANN (2008: 205) 91 W ELLMANN (2008: 205) 92 W ELLMANN (2008: 205) 93 W ELKE (2011) 94 W ELKE (2011: 224) 95 W ELKE (2011: 224) 96 W ELKE (2011: 109) 48 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="49"?> leer; er isst sich durch den Brei). 97 Schließlich erwähnt Welke, dass eine Valenzgebundenheit des Objektsprädikativs durch eine Bedeutungsvariation des regierenden Verbs verursacht sein kann (z. B. Emil nennt/ findet Anton; Emil nennt/ findet Anton blöd; Emil betrachtet das Bild; Emil betrachtet das Bild als gefälscht). 98 Weiter führt Welke aus: „ Teil der Unterscheidung von freien Prädikativa und Objektsprädikativa scheint der Umstand zu sein, dass Objektsprädikativa Argumente sind. Wenn aber viele Objektsprädikativa nicht-lizenzierte Argumente sind und sich nur durch die semantisch begründete Argumentbindung auszeichnen, ist auch die Unterscheidung zwischen freien Prädikativa und Objektsprädikativa problematisch. Die formalen Kriterien der Valenztheorie, Obligatheit und Subkategorisierung (Rektion), versagen weitgehend. Auch Obligatheit liegt nicht vor, im Gegensatz zu statischen Lokaladverbien, die ebenfalls nicht subkategorisieren, in einigen Fällen jedoch obligatorisch sind: [ … ] Emil wohnt in Berlin. “ 99 So gelangt Welke zu der Ansicht, dass „ Adjektive [ … ] als Objektsprädikativa nur unter der Sonderbedingung obligatorische [sind], dass sie zusammen mit einem Akkusativobjekt und dem betreffenden übergeordneten Verb genau den Typ von Resultativkontruktionen bilden, der von der Valenztheorie bislang nicht erfasst wird, weil beide, das Akkusativobjekt und das Objektsprädikativ, nicht lizenziert [auch: nicht valenzgebunden] sind: Emil quatscht seinen Freund besoffen. “ 100 Dennoch gelten nach Welke auch einige Objektsprädikative in Resultativkonstruktionen als nicht lizenziert (z. B. er hobelt das Brett; er hobelt das Brett glatt). Des Weiteren bemerkt Welke die semantische Selektion des Akkusativobjekts, welches als Bezugsphrase für das Objektsprädikativ dient (z. B. Emil isst den Teller leer vs. Emil isst den Apfel) und dass prädikative Adjektive in einem Satz mit Direktiv nur als freies Prädikativ realisiert werden können (z. B. er malt das Bild; er malt das Bild auf die Tapete). 101 Schließlich resümiert Welke, dass „ resultative Objektsprädikativ-Konstruktionen als nicht-lizenzierte Argumenterweiterungen “ 102 zu gelten haben. Betreffs der freien Prädikative konstatiert Welke: „ Bei einem Adjektiv, das als freies Adjektiv und Modifikator verwendet wird, fügt ein Hörer dem syntaktischen Bezug des Adjektivs auf das Verb durch konzeptionelle Anpassung eine semantische Interpretation hinzu. Das Adjektiv erhält dadurch zu dem syntaktischen auch einen semantischen Bezug auf das 97 W ELKE (2011: 181 f.); einige Objektsprädikativkonstruktionen stuft Welke als resultativ ein, s. W ELKE (2011: 181 f.) 98 W ELKE (2011: 218, 224 f.) 99 W ELKE (2011: 224 f.) 100 W ELKE (2011: 225) 101 W ELKE (2011: 226, 228, 232) 102 W ELKE (2011: 231) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 49 <?page no="50"?> Verb. Es erhält des Weiteren einen nur semantischen, weil formal-syntaktisch nicht indizierten Bezug auf das Subjekt oder Objekt des Satzes. Objektsprädikativa und freien Prädikativa ist gemeinsam, dass eine konzeptionelle Anpassung notwendig ist. “ 103 Zuletzt beschließt Welke, für die Fälle von Konstruktionen mit freiem Dativ, freiem Akkusativ, freiem Direktivum und Objektsprädikativ, den „ festen Boden der projektionistischen Grammatiktheorie zu verlassen und eine Lösung durch Integration des konstruktionsgrammatischen Ansatzes zu suchen. “ 104, 105 Im argumentativen Rahmen der Konstruktionsgrammatik kommt Welke zu dem Schluss, dass es sich bei freien Dativen, nicht-lizenzierten Direktiven und nicht-lizenzierten Objektsprädikativen um Argumente und nicht um freie Angaben handelt. Die Hauptargumente hierfür sind nach Welke, dass es sich bei Objektsprädikativkonstruktionen um idiomatisch und ideosynkratisch eingeschränkte Konstruktionen mit geringen Variationsmöglichkeiten handele und dass deshalb nach Welke eine semantische Anpassung des Verbs an die zu realisierende Konstruktion vorgenommen werden muss, die nicht bei jedem beliebigen Verb möglich sei. 106 Eisenberg 107 definiert die Kopulaverben über ihr Vorkommen mit einem adjektivischen oder substantivischen Prädikatsnomen und grenzt sie von Vollverben und Modalverben ab. Zu den Kopulaverben zählt Eisenberg ausschließlich die Verben sein, werden und bleiben. 108 Die Semantik dieser Verben gibt Eisenberg kurz folgendermaßen an: „ Schreibt man sein als Kopula eine Funktion ganz allgemeiner Art zu wie ‚ Prädikation besteht ‘ , dann hat werden die Bedeutung ‚ Prädikation tritt ein ‘ und bleiben die Bedeutung ‚ Prädikation besteht weiter ‘ . Werden hat mit dem ingressiven/ inchoativen und bleiben mit dem durativen jeweils ein spezielles Bedeutungselement gegenüber dem neutraleren sein, sie sind gegenüber sein semantisch markiert “ 109 Für detaillierte Erklärungen zur Semantik der Verben sein, werden und bleiben verweist Eisenberg lediglich auf Maienborn 110 und Steinitz 111 (s. 4.2.1; 4.2.2). Darüber hinaus erwähnt Eisenberg, dass Kopulaverben, insbesondere das Verb sein, außer mit einem Prädikatsnomen in zahlreichen anderen Kontexten (z. B. ich 103 W ELKE (2011: 236) 104 W ELKE (2011: 237) 105 Zu den Projektionsverhältnissen in Welkes Grammatiktheorie, vgl. 6.9. 106 W ELKE (2011: 245, 247 f.) 107 E ISENBERG (2013) 108 E ISENBERG (2013: 85) 109 E ISENBERG (2013: 85) 110 M AIENBORN (2003) 111 S TEINITZ (1999) 50 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="51"?> denke, also bin ich; Gott ist; er ist des Wahnsinns; das Problem ist zu lösen; die Tür ist offen/ geöffnet/ geöffnet worden) 112 auftreten, wofür er auf die Listen möglicher Konstruktionen in Helbig 113 und Zifonun et al. 114 (s. a. 4.1.1; 4.1.2) verweist. 115 Ungeachtet der Referenz auf obig genannte Literatur zur Semantik der Kopulae, erklärt Eisenberg: „ Ob man hier andere Verben sein neben der Kopula ansetzen, oder bei einem einzigen Verb bleiben sollte lassen wir offen “ 116 . Anschließend führt Eisenberg eine Reihe von Verben an, welche den Kopulaverben „ syntaktisch und semantisch ziemlich nahe “ 117 kommen. Hierzu nennt Eisenberg die Verben aussehen, sich dünken, klingen und schmecken, welche nach Eisenberg ein adjektivisches Prädikatsnomen zu sich nehmen, die Verben heißen und sich dünken, welche nach Eisenberg einem substantivischen Prädikatsnomen vorangehen und die Verben sich vorkommen, sich erweisen und gelten, welche nach Eisenberg ein Adjektiv oder einen Nominativ mit dem Adjunktor als anschließen. Das Verb scheinen zählt Eisenberg explizit nicht zu dieser Gruppe. 118 Eisenberg teilt die Ansicht traditioneller Grammatiken, dass „ Kopula und Prädikatsnomen [ … ] gemeinsam die Funktion [haben], die das Vollverb alleine hat “ 119 und dass das Prädikatsnomen „ inhaltlich ‚ eigentliches ‘ Prädikat und gleichzeitig Valenzträger im Kopulasatz “ 120 ist. Nach Eisenberg herrscht des Weiteren keine prädikative Kongruenzbeziehung zwischen Subjekt und Prädikatsnomen, da nach Eisenberg Genus und Numerus des Prädikatsnomens „ im allgemeinen Fall unabhängig vom Subjekt “ 121 sind und dies entsprechend Eisenbergs Begrifflichkeit nicht als Kongruenz, sondern als „ Kategorienidentität “ 122 zu bezeichnen ist. Das syntaktische und semantische Verhalten der Kopulaverben beschreibt Eisenberg dahingehend, dass eine „ ausgeprägte Rektionsbeziehung vom Prädikatsnomen auf das Subjekt “ 123 besteht, das Prädikatsnomen die Funktion eines syntaktischen Kerns ausübt und das Kopulaverb die Eigenschaften eines syntaktischen Kopfes hat, welcher jedoch lediglich zweistellig markiert ist, aber außer „ der Korrespondenz hinsichtlich Person und 112 E ISENBERG (2013: 85 f.) 113 H ELBIG (2004 [1978]) 114 Z IFONUN et al. (1997c: 1105 - 1117) 115 E ISENBERG (2013: 85) 116 E ISENBERG (2013: 86) 117 E ISENBERG (2013: 86) 118 E ISENBERG (2013: 86) 119 E ISENBERG (2013: 89) 120 E ISENBERG (2013: 89) 121 E ISENBERG (2013: 86) 122 E ISENBERG (2013: 86) 123 E ISENBERG (2013: 86) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 51 <?page no="52"?> Numerus “ 124 keinen Einfluss auf die Form des Subjekts hat. Eisenberg begründet dies semantisch, indem er anmerkt, das Kopulaverb sei mit jeder Form von Subjekt verträglich, welches das Prädikatsnomen zulasse. 125 An dieser Stelle ist jedoch zu notieren, dass dies eine Beobachtung, aber keine Begründung für eine angeblich fehlende semantische Korrespondenz zwischen Kopulaverb und syntaktischem Subjekt ist, denn es ist ebenso möglich, dass das Kopulaverb statt inhaltlicher Blässe eine derartige inhaltliche Fülle aufweist, die dazu führt, dass in Eisenbergs Beobachtung jedes Subjekt mit dem Kopulaverb verträglich ist. Eisenberg hingegen schließt aus dieser Beobachtung, dass das Kopulaverb zwar das Prädikatsnomen regiert, jedoch nicht das Subjekt regiert. 126 Eisenberg verweist also bezüglich der Semantik der Kopulaverben auf Maienborn und Steinitz 127 und schließt die Möglichkeit, dass den Kopulaverben und insbesondere dem Verb sein ein Inhalt zugeschrieben wird, welcher „ kontextuell determinierbar “ 128 ist, nicht aus. Eisenberg resümiert: „ Verglichen mit dem Vollverb ist die Stellung des Kopulaverbs schwach, verglichen mit dem Objekt ist die Stellung des Prädikatsnomens stark. Das Prädikatsnomen ist nicht nur selbst Ergänzung, sondern es hat auch Einfluss auf andere Ergänzungen und verhält sich in dieser Hinsicht ähnlich wie ein Vollverb. “ 129 Dennoch räumt Eisenberg ein: „ Die formale Trennung von syntaktischem Prädikat und dem, was man semantisch den prädizierenden Ausdruck nennt, macht diesen einfachen Satztyp strukturell unübersichtlich “ 130 . Nach der Dudengrammatik 131 werden die Verben sein, werden und bleiben als Kopulaverben ausgezeichnet. Eine weiter gefasste Gruppe stellen die Prädikativverben dar, welche mit den Kopulaverben als auch den Verben scheinen und dünken Subjektsprädikative anschließen sowie die Prädikativverben nennen, finden und heißen, die zusammen mit der Subgruppe der Kausativverben machen und halten Objektsprädikative anbinden. 132 Des Weiteren gilt heißen als ein Verb, das Konstruktionen mit einem Subjektsprädikativ bildet und die Verben taufen, schelten, schimpfen und schmähen werden als Verben mit 124 E ISENBERG (2013: 87) 125 E ISENBERG (2013: 87) 126 E ISENBERG (2013: 87) 127 M AIENBORN (2003); S TEINITZ (1999) 128 E ISENBERG (2013: 86) 129 E ISENBERG (2013: 88) 130 E ISENBERG (2013: 90) 131 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016) 132 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 432) 52 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="53"?> Objektsprädikativen genannt. 133 Einige dieser Verben mit Prädikativen erkennt die Dudengrammatik als Verben der persönlichen Einschätzung (z. B. gelten; finden; dünken; halten für; betrachten als). Die Dudengrammatik distanziert sich ausdrücklich davon, Prädikative nur in Konstruktionen mit Kopulaverben anzunehmen und die freien prädikativen Angaben zu den Adverbialen der Art und Weise zu zählen. Statt dessen unterscheidet die Dudengrammatik zwischen prädikativen Ergänzungen (z. B. Anna ist Studentin; Anna ist gesund) und prädikativen Angaben (z. B. Anna muss als Studentin viel lesen; Anna kehrte gesund zurück) sowie zwischen adverbialen Ergänzungen (z. B. Anna ist in Paris) und adverbialen Angaben (z. B. Anna besuchte in Paris viele Museen) derart, dass jeweils die Ergänzungen mit dem Kopulaverb auftreten. 134 Dieses Kopulaverb gilt gemäß der Dudengrammatik als „ weitgehend inhaltsleer[ … ][es] Verb “ 135 oder als „ semantisch weitgehend leer, so dass die Bedeutung der ganzen Verbindung hauptsächlich von den Prädikativen bestimmt wird. Aus diesem Grund werden solche Konstruktionen aus Kopulaverb und Prädikativ als komplexe Prädikate angesehen. “ 136 Die eigentlichen Kopulae unterscheiden sich gemäß der Dudengrammatik nur darin, „ ob sie die Aussage des Prädikativs neutral (sein), als erst sich entwickelnd (werden) oder als fortbestehend (bleiben) charakterisieren. “ 137 Als Bezugsphrase des Prädikativs führt die Dudengrammatik Nominalphrasen im Nominativ in Subjektposition des Satzes (z. B. Anna ist Schriftstellerin), Nominalphrasen im Akkusativ als Akkusativobjekt (z. B. sie nennen Anna eine Schriftstellerin; der Verein wählte Otto zu seinem Vorsitzenden), Nominalphrasen im Dativ als Dativobjekt (z. B. als gutem Beobachter fiel dem Ornithologen das seltsame Verhalten des Buntspechts sofort auf), Nebensätze (z. B. dass Otto nicht kommen kann, halte ich für sehr bedauerlich) oder Attribute (z. B. Ottos Erfolg als Versicherungsvertreter beruht nicht nur auf seinem Charme) an. Außerdem erwähnt die Dudengrammatik sogenannte depiktive Prädikative, die zumeist als freie Angaben hinzutreten und eine zusätzliche Eigenschaft der Bezugsphrase angeben (z. B. die Muscheln lagen ungeöffnet auf dem Tisch) oder einen Ergänzungen ähnlichen Status aufweisen (z. B. das Brett diente mir als Unterlage; Otto lebt geschieden). Zudem ordnet die Dudengrammatik Prädikative in Konstruktionen mit kausativen, einigen transitiven und intransitiven Verben als Resultative ein (z. B. Otto macht den Tisch sauber; Otto putzt den Tisch sauber; der Hund bellte die Kinder wach). Dabei notiert die Dudengrammatik, dass Resultativkonstruktionen auch adverbial sein können (z. B. der Vogel flog 133 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 984) 134 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 802) 135 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 801) 136 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 866) 137 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 801) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 53 <?page no="54"?> auf das Dach). 138 Nach der Dudengrammatik können grundsätzlich Nominalphrasen im Akkusativ, Adjektivphrasen, Adverbphrasen, Präpositionalphrasen und Konjunktionalphrasen sowohl Prädikative als auch als Adverbiale repräsentieren. 139 Insbesondere bezüglich der Adjektivphrasen erklärt die Dudengrammatik: „ Zu bedenken ist, dass sich der prädikative und der adverbiale Gebrauch nicht immer eindeutig voneinander unterscheiden lassen. “ 140 Die semantische Gemeinsamkeit zwischen Prädikaten mit einem finiten Verb als Kern und Prädikativen, welche kein finites Verb als Kern aufweisen, besteht gemäß der Dudengrammatik darin, dass das Prädikativ wie das Prädikat eine Aussage über eine oder mehrere andere Phrasen macht. 141 Die Dudengrammatik nennt die Verben sein und bleiben nicht nur als Prädikativbzw. Kopulaverben, sondern auch als temporal-modale Hilfsverben und als Verben mit Spezialfunktionen. Ebenso werden die Verben sein und bleiben als Funktionsverben genannt. Das Verb werden tritt als Kopulaverb, Passivhilfsverb sowie (modal-)temporales Hilfsverb auf und das Verb sein kann als Kopulaverb, Funktionsverb, passivisches Modalitätsverb, Passiv-, Zustands(reflexiv)- oder Perfekthilfsverb fungieren. Darüberhinaus erklärt die Dudengrammatik das Verb sein auch als intransitives Vollverb (z. B. die Kinder sind im Garten/ unten). 142 4.1.2 Syntaktisch restrukturierende Grammatiken Kunze 143 nennt als Kopulaverben sein, werden, bleiben und scheinen, welche Prädikatsnomina und prädikative Ergänzungen als Subjektsprädikative zu sich nehmen. Als Realisierungsformen der Subjektsprädikative erfasst Kunze die Substantivgruppe im Nominativ und Genitiv als Prädikatsnomen (z. B. er ist ein guter Sportler gewesen; er ist guter Dinge), die Ergänzung adverbialen Charakters (z. B. er ist hier), die nach Kunze als Präpositionalgruppe mit relativ festen Präpositionen benannte Präpositionalgruppe (z. B. das ist von Bedeutung), die flektierte oder unflektierte Adjektivgruppe (z. B. sein Zeugnis war das beste; er schien müde), die Partizipgruppe als Spezialfall einer komplexen Verbgruppe (z. B. dieses Ereignis ist völlig unbeachtet geblieben), die Infinitivgruppe mit oder ohne dem Element zu als weiteren Spezialfall einer komplexen Verbgruppe 138 Zu einer semantischen Einteilung der Prädikative in vier Gruppen, s. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 356 f., 800 f., 803 ff.) 139 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 807 f.) 140 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 845) 141 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 799) 142 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 423 ff.) 143 K UNZE (1975) 54 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="55"?> (z. B. alles [zu] verstehen, heißt alles [zu] verzeihen) sowie den Nebensatz (z. B. er bleibt, wie der war). 144 Hierbei wird das Prädikatsnomen hinsichtlich seiner Unterordnung wie ein Objekt behandelt und ist somit direkt dem kopulativen Verb untergeordnet. Die Formen adverbialen Charakters sowie die Präpositionalgruppen, welche als Prädikative fungieren, werden wie Adverbiale untergeordnet, d. h. aufgrund ihres Bezugs auf die Kopula sind diese adverbialen Formen der Kopula ebenfalls direkt untergeordnet. Partizipien und Infinitive zu den Kopulae verhalten sich nach Kunze beziehentlich ihrer Unterordnungen wie komplexe Verbgruppen. Als Verben mit Objektsprädikativen erwähnt Kunze exemplarisch die Verben nennen, wählen zu, halten für, machen, fühlen sich, betrachten als und bezeichnen als. Die Realisierungsformen der Objektsprädikative zu diesen Verben veranschlagt Kunze als Gleichsetzungsakkusativ (z. B. wir nannten ihn den Meister des Parketts), als Präpositionalgruppen (z. B. wir wählten ihn zum Vorsitzenden), als Adjektivgruppen (z. B. das macht ihn traurig) und als prädikative Ergänzungen der Form als + Substantiv- oder Adjektivgruppe (z. B. er fühlt sich als Held). Bezüglich dieser als Objektsprädikative fungierenden als-Gruppen und Präpositionalgruppen konstatiert Kunze, dass diese dem Verb direkt untergeordnet seien. Zu den akkusativischen Objektsprädikativen, welche Kunze Gleichsetzungsakkusative nennt, äußert er sich betreffs ihrer Unterordnungsbeziehung nicht explizit, fasst jedoch zusammen, dass sämtliche Prädikative zu obig genannten Verben, welche Objektsprädikative anschließen, von dem Verb regiert werden. 145 Des Weiteren führt Kunze sogenannte satzgliedbezogene prädikative Ergänzungen an, die nicht an bestimmte Verben gebunden und nach Kunze mit Appositionen zu einzelnen Satzgliedern vergleichbar sind, welche sich auf das Subjekt oder das Objekt beziehen können (z. B. er starb jung; sie liebt die Milch heiß). Im Gegensatz zu Appositionen ordnet Kunze diese sogenannten gliedbezogenen prädikativen Ergänzungen nicht dem Glied unter, auf das sie sich beziehen, sondern ordnet sie wie diejenigen Glieder unter, auf die sie sich beziehen. Kunze begründet diese Einordnung mit der relativen Verschiebbarkeit dieser Ergänzungen, welche ihnen in gewissem Maß Satzgliedstatus zuerkennt, mit ihrem Auftreten im vollständigen Satz und nicht als internes Element einer Substantivgruppe und mit ihrer unscharfen Abgrenzung zu bestimmten Adverbialien (z. B. er ging schimpfend hinaus (prädikativ); er ging langsam hinaus (adverbial)). Nach Kunze erscheinen diese gliedbezogenen prädikativen Ergänzungen in ihrer Unterordnung wie satzgliedbezogene Adverbiale. 146 144 K UNZE (1975: 125) 145 K UNZE (1975: 126) 146 K UNZE (1975: 126 - 129) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 55 <?page no="56"?> Helbig/ Buscha nehmen in Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht 147 eine Klassifizierung der Verben nach syntaktischen Kriterien vor, welche die Kopulaverben von Hilfsverben, Modalverben, modifizierenden Verben und Funktionsverben gesondert als Nicht-Vollverben aufführt. Demzufolge bilden die Kopulaverben das Prädikat des Satzes nicht eigenständig und weisen gegenüber anderen Verben funktionelle Besonderheiten und charakteristische Umgebungen auf. Die exemplarische Auflistung verschiedener charakteristischer syntaktischer Einbettungen der unterschiedlichen Verbgruppen im Satz indiziert hierbei entgegen Helbigs/ Buschas Klassifikationssystem, dass die Kopulaverben keine spezifischen Umgebungen besitzen, da sie sämtliche aufgeführte verschiedene Konstruktionen mit Infinitiven mit oder ohne dem Element zu, Akkusativ- oder Präpositionalgruppen, Partizipien, Substantiven im Nominativ sowie Adjektive erschließen. 148 Als Kopulaverben gelten nach Helbig/ Buscha sein, werden und bleiben, insofern sie „ zusammen mit einem Adjektiv (Partizip, Adverb) oder Substantiv (als Prädikativ) das Prädikat bilden. “ 149 Helbig/ Buscha erwähnen außerdem kopulaähnliche Verben, welche lexikalische, nichtfinite Prädikatsteile eines mehrteiligen Prädikats anschließen (z. B. bedeuten in dieses Ereignis bedeutet eine Niederlage). 150 Die Kopulaverben erklären Helbig/ Buscha demzufolge als „ semantisch relativ leer “ 151 , jedoch wird angemerkt, dass Kopulaverben „ nicht schlechthin bedeutungsleer “ 152 sind, sondern „ nur eine sehr allgemeine Bedeutung [haben], die bei sein durativ ist (Bezeichnung eines Zustands), bei werden inchoativ (Zustandsveränderung, Eintreten eines neuen Zustands), bei bleiben + kontinuativ (Andauern eines Zustands) [ist]. “ 153 Die nichtverbalen nicht-finiten Teile des mit der Kopula oder dem kopulaähnlichen Verb gebildeten mehrteiligen Prädikats heißen bei Helbig/ Buscha Prädikative (auch: Subjektsprädikative) und Objektsprädikative. 154 Die Subjektsprädikative stehen bei den Verben sein, werden oder bleiben als Substantive oder substantivische Nomen im Nominativ (z. B. er ist Student), als Adjektiv oder Partizip-I/ II-Form (z. B. die Lava bleibt lange glühend), als Präposition mit Substantiv (z. B. diese Frage ist von Bedeutung) oder als Adverb bzw. als Präposition mit einem Adverb (z. B. diese Erzieherin ist dort). Hierzu notieren Helbig/ Buscha, dass temporale und 147 H ELBIG / B USCHA (2001) 148 H ELBIG / B USCHA (2001: 45) 149 H ELBIG / B USCHA (2001: 45) 150 H ELBIG / B USCHA (2001: 449) 151 H ELBIG / B USCHA (2001: 450) 152 H ELBIG / B USCHA (2001: 45) 153 H ELBIG / B USCHA (2001: 45) 154 H ELBIG / B USCHA (2001: 450 - 454) 56 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="57"?> lokale Adverbien nicht notwendig als Prädikative aufzufassen sind, sondern als Adverbialbestimmungen interpretiert werden können. Für diesen Fall schlagen Helbig/ Buscha vor, das finite Verb des Satzes nicht als Kopulaverb zu verstehen, und stattdessen mehrere Bedeutungsvarianten betreffender Verben anzunehmen, welche jene Varianten in Konstruktionen mit Adverbialbestimmungen von den Kopulae abspalten. Das Objektsprädikativ bezieht sich nach Helbig/ Buscha auf das Objekt und tritt nur mit einer beschränkten Anzahl von Verben (z. B. nennen; finden; halten für; bezeichnen als) auf (z. B. er nennt sie ein Vorbild). Die morphosyntaktischen Stellungsglieder, welche Objektsprädikative repräsentieren, sind Substantive oder substantivische Pronomen im Akkusativ (z. B. der Journalist nannte Hamburg das Tor zur Welt), Adjektive oder Partizipien bzw. mit einer Präposition angeschlossene Adjektive oder Partizipien (z. B. er findet sie liebenswert; ich halte seine Worte für entscheidend), Präpositionen mit einem Substantiv (z. B. Alle finden es in Ordung) oder Adverbien (z. B. man nennt ihn so). Des Weiteren nennen Helbig/ Buscha Prädikative in passivischen Sätzen, welche den Objektsprädikativen in aktivischen Sätzen entsprechen (z. B. sie wird ein Talent genannt). Diese Form wird mit allen morphosyntaktischen Gliedern gebildet, welche das Objektsprädikativ in aktivischen Sätzen stellen, außer den Partizipien. Helbig/ Buscha konstatieren, dass sich in passivischen Sätzen das Prädikativ nicht unmittelbar auf das Subjekt bezieht, sondern lediglich mittelbar über das Verb eine semantische Prädikation über die Bezugsphrase erwirkt (z. B. nennen in der Student wird begabt genannt mit der Attributierungstransformation: der begabt genannte Student transformiert in *der begabte Student). 155 Darüber hinaus zählen Helbig/ Buscha nichtverbale Anteile in Konstruktionen mit kausativen Verben (z. B. der Alkohol machte ihn müde) zu den Objektsprädikativen und differenzieren Adverbialbestimmungen (z. B. sie isst die Möhren schnell) von Konstruktionen, welche nach Helbig/ Buscha als prädikativ gelten und die als prädikative Attribute identifiziert werden (z. B. sie isst die Möhren roh). 156 Letztere sind nach Helbig/ Buscha frei hinzufügbare oder weglassbare Entitäten in Form von Adjektiven, Adverbien oder Präpositionalgruppen mit Substantiven oder substantivischen Pronomen, welche mit Bezug auf das Subjekt (z. B. gesund in er kommt gesund an) oder mit Bezug auf das Objekt (z. B. im dunklen Anzug in er traf ihn im dunklen Anzug) auftreten. Die Abgrenzung der prädikativen Attribute nach Helbig/ Buscha sowohl gegenüber dem einfachen Attribut (z. B. fröhlich in das fröhliche Mädchen kommt nach Hause), als auch gegenüber der Adverbialbestimmung (z. B. eilig in man trug ihn eilig vom Sportplatz), ist dabei durch die Feststellung 155 H ELBIG / B USCHA (2001: 451 ff.) 156 H ELBIG / B USCHA (2001: 454) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 57 <?page no="58"?> eines semantischen Zweifachbezugs möglich, da sich das prädikative Attribut nach Helbig/ Buscha als „ ein sekundäres Prädikat “ 157 einerseits auf das Subjekt oder Objekt und andererseits mittels eines zeitlichen Verhältnisses auf das Prädikat bezieht. 158 Eroms 159 spricht vom Nominalergänzungen (auch: Gleichsetzungsergänzung; substantivisches Prädikatsnomen; Einordnungsergänzung) (z. B. ich bin ein Berliner; er ist aus Überzeugung Wagnerianer), die nicht nur als Nominalphrasen, sondern auch als Pronomina (z. B. er ist wie du), Nebensätze (z. B. der Mensch ist, was er isst) und Anaphern (z. B. der Mensch ist nun einmal so) auftreten können. 160 Eroms erörtert die Bedeutung dieser substantivischen Prädikative bezüglich des Subjekts oder des Akkusativobjekts als „ Einordnungsklasse “ 161 , wodurch „ logisch [ … ] mit diesen Sätzen eine Inklusion des Subjektreferenten in eine Allaussage formuliert [wird]. “ 162 Im Fall eines Bezugs des Prädikativs auf das Akkusativobjekt wird eine solche Einordnung für den Akkusativreferenten erklärt. 163 Darüberhinaus deutet Eroms substantivische Prädikative mengentheoretisch: „ Die an Subjektstelle genannte Menge wird als echte Teilmenge der im Prädikatbereich genannten angegeben. In der Assertion des J. F. K. Ich bin ein Berliner wird die Prädikation formuliert, ‚ zu der Menge der Berliner ‘ zu gehören. “ 164 Das Verb sein gilt nach Eroms in diesen Sätzen als Auxiliar, Kopula und „ verbaler Binder “ 165 . Kopulaähnliche Verben bilden eine Vielzahl von anderen Formen, deshalb „ kann das verbale Prädikat als jeweils spezifische Modifikation der Einordnungsrelation bzw. eine Anreicherung des Prädikats verstanden werden. “ 166 Des Weiteren können die nach Eroms als Gleichsetzungskonjunktionen bezeichneten Wörter als und wie das Prädikativ einleiten (z. B. er gilt als echter Berliner; er wird erst noch Berliner/ bleibt dann aber Berliner; er verhält/ benimmt sich wie ein Berliner). Eine Interpretation als Gleichsetzungsnominativ oder Gleichsetzungsakkusativ erklärt Eroms jedoch als weniger angemessen als eine Interpretation, welche ein Subsumtionsverhältnis benennt, da eine Gleichsetzung nur in sehr seltenen Fällen auftrete (z. B. 157 H ELBIG / B USCHA (2001: 465) 158 H ELBIG / B USCHA (2001: 464 f.) 159 E ROMS (2000) 160 E ROMS (2000: 205 f.) 161 E ROMS (2000: 205) 162 E ROMS (2000: 205) 163 E ROMS (2000: 206) 164 E ROMS (2000: 205) 165 E ROMS (2000: 205) 166 E ROMS (2000: 205) 58 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="59"?> Konrad I. war der erste deutsche König). Zur Analyse der Adjektivalergänzungen (auch: Artergänzung; adjektivisches Prädikatsnomen) unterteilt Eroms sämtliche Subjektsprädikativ-Konstruktionen mit adjektivischen Prädikativen zunächst in drei Gruppen: Erstens jene mit der Kopula sein (z. B. sie ist schön), welche er auch in dieser Verbindung als Auxiliar identifiziert; Zweitens, Konstruktionen mit kopulaähnlichem Verb, welche teilweise das Adjektiv mit der Konjunktion als anschließen (z. B. sie gilt als freundlich); Drittens, Konstruktionen mit beliebigen Verben (z. B. man zahlt hier anständig; er kleidet sich modisch). Da letztere Gruppe keine Auffassung des Adjektivs als Teil des Prädikats erlaubt, sondern statt dessen das Adjektiv nach Eroms als Leerstellenbesetzung eines Verbs aufzufassen ist, schließt Eroms von diesen Konstruktionen auf jene Konstruktionen mit Kopulae oder kopulaähnlichen Verben: 167 „ Die Unterschiede [ … ] sind nicht so gravierend, dass zwei unterschiedliche Typen angesetzt werden müssten. “ 168 Eroms resümiert, dass es sich bei Subjektsprädikativ-Konstruktionen mit adjektivischen Prädikativen um eine einzige Gruppe handelt, in welchen die adjektivischen Ergänzungen „ eine Zwitterstellung zwischen unabhängigen Gliedern und Prädikatsteilen haben “ 169 , in jedem Fall jedoch der Subjektstelle im Satz die semantische Rolle Thema zuweisen. Für den Komplex des Verbs in Verbindung mit dem adjektivischen Prädikativ befindet Eroms keine spezifische semantische Rolle als zutreffend. Des Weiteren erwähnt Eroms jene Valenzen, die vom adjektivischen Prädikativ ausgehen können, nimmt diese jedoch nur für Verbindungen mit den Kopulae sein und werden an, die nach Eroms miteinander kommutieren. An das prädikative Adjektiv gebunden sind in diesen Fällen Akkusativergänzungen (z. B. sie ist sein ewiges Nörgeln leid), Genitivergänzungen (z. B. ich bin des Treibens müde), Dativergänzungen (z. B. das war ihr gänzlich neu) und Präpositionalergänzungen (z. B. sie war auf die Begegnung neugierig). So unterscheidet Eroms zwischen diesen Leerstellen eröffnenden adjektivischen Prädikativen in Konstruktionen mit den Verben sein oder werden, Konstruktionen, in welchen der Dativ nicht vom Adjektiv abhängig sei (z. B. er begegnet ihr freundlich) und Konstruktionen, in welchen Eroms dem adjektivischen Prädikativ einen eigentlichen Angabenstatus zuordnet (z. B. er behandelt sie zuvorkommend), obwohl der linguistische Geschehenstest (z. B. *er behandelt sie - das geschieht zuvorkommend) nach Eroms ’ Einschätzung als negativ zu beurteilen ist. 170 Zudem geht Eroms auf Komparative (z. B. der Großglockner ist höher als 167 E ROMS (2000: 205 - 208) 168 E ROMS (2000: 208) 169 E ROMS (2000: 208) 170 E ROMS (2000: 208 ff.) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 59 <?page no="60"?> der Großvenediger) und Superlative (z. B. der Montblanc ist am höchsten) in prädikativen Strukturen ein. In diesen Prädikativkonstruktionen nimmt das Verb mit dem Prädikativ nach Eroms die Rolle eines Rhemas ein, und das Prädikativ ist als Ergänzung zu werten. Als Prädikative, welche sich auf ein Objekt und insbesondere auf das Akkusativobjekt beziehen, listet Eroms adjektivische freie Prädikative mit angeblich positiv zu wertendem Ergebnis des linguistischen Geschehenstests und demzufolge mit Angabenstatus zu beliebigen Verben, weswegen Eroms diese freien Prädikative adverbiale Prädikative nennt (z. B. der Kellner bringt die Suppe warm herein; der Kellner bringt die Suppe herein - dies geschieht warm). 171 Außerdem erwähnt Eroms Objektsprädikative im Rahmen seiner Erläuterungen zu sogenannten veralteten echten Prädikativkonstruktionen mit verbalen Partizipien (z. B. man glaubte das Haus zerstört). Als eine „ echte Objektsprädikativlesart “ 172 führt Eroms den Beispielsatz ich bekomme das Hemd als gewaschenes an. Nach Eroms „ [handelt] es sich bei den Objektsprädikativen um eine ‚ Ist-Prädikation ‘ [ … ], die einen Zustand oder Vorgang, zentriert auf das Objekt, bezeichnet “ 173 . Die Verben sein und bleiben stuft Eroms demgemäß als Auxiliare ein. Das Verb sein präsentiert nach Eroms als Kopula in Konstruktionen wie dem Perfekt (z. B. er ist gelaufen), dem Zustandspassiv (z. B. er ist gelesen) oder der Kopula-Prädikativ-Konstruktion mit adjektivischem Prädikativ (z. B. er ist ehrgeizig) einen Charakter als Hilfsverb, während Konstruktionen mit substantivischem Prädikatsnomen (z. B. er ist Lehrer) dem Verb sein Vollwertigkeit zuzuerkennen scheinen, die sich nach Eroms dennoch von der Vollwertigkeit beliebiger anderer Verben (z. B. er arbeitet als Lehrer) unterscheidet: 174 „ Dennoch wird man davon sprechen dürfen, dass die Kopula enthaltenden Sätze letztendlich das Gleiche ausdrücken, das heißt in einer vergleichbaren Situation synonyme Ausdrücke darstellen können. Bei ihnen ist die semantische Masse nur anders verteilt. Im Grunde sind alle angeführten Sätze logisch einwertig; ein einstelliges Prädikat wird einem Argument zugewiesen. [ … ] Nur die Sprache signalisiert Zweiwertigkeit. Dieser Widerspruch ist aber nur scheinbar, denn in dem Signal, dass über das Hilfsverb sein zwei sprachliche Entitäten miteinander verbunden werden, liegt ein Hinweis darauf, dass genau dies die sprachlich intendierte Ordnungsstruktur ist. Zumindest darf man daraus schließen, dass das hier benötigte Verb primär ein ordnender Relator ist. “ 175 171 E ROMS (2000: 211 f.) 172 E ROMS (2000: 398) 173 E ROMS (2000: 398) 174 E ROMS (2000: 137 ff.) 175 E ROMS (2000: 139) 60 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="61"?> Eroms geht hinsichtlich der von der Kopula ausgehenden Bindungen von struktureller Valenz aus, welche er als bloße grammatische Bindung definiert: „ Keine der angeführten Konstruktionen ermöglicht die Weglassung des zweiten, gebundenen Elements, sein ist in diesem Sinne obligatorisch nicht fakultativ, zweiwertig. “ 176 Das Verb bleiben gilt bei Eroms ebenfalls als Auxiliar (z. B. die Tür bleibt geschlossen; das bleibt zu erledigen; er bleibt hier; die Verordnung bleibt bestehen), doch die lexikalische Bedeutung des Verbs bleiben ist nach Eroms in allen Fällen konkreter als diejenige des Verbs sein. 177 Das Verb werden zählt Eroms zu den „ modalverbverdächtige[n] Verben “ 178 . Nach Eroms verhält sich das Verb werden in einigen Konstruktionen (z. B. er wird Journalist; er wird tätig) syntaktisch wie ein Modalverb, ist jedoch in vielfältige Paradigmen eingebunden und zeigt deshalb seine „ volle Valenz “ 179 . Engel 180 listet die Kopulaverben oder kopulaähnlichen Verben nicht als eigenständige Verbgruppe neben Auxiliar-, Partizip-, Modal-, Modalitäts-, Infinitiv-, Finit- und Funktionsverben, stattdessen wird eine gesonderte Erwähnung unterlassen. Engel identifiziert die Kopulae und kopulaähnlichen Verben anhand des Auftretens mit einer Prädikativergänzung 181 sowie der Konstituierung einer eigenen Nebengruppe der Prädikativergänzungen, nämlich die der Kopulapartikel (z. B. abhold; angst; feind; gewahr; egal; los; klipp und klar; tipptopp; schnuppe etc.), welche jedoch nicht nur bei Kopulae und kopulaähnlichen Verben (z. B. bleiben; sein; werden; scheinen; finden), sondern auch bei einigen anderen Verben (z. B. gehen; machen; tun) stehen können. Kopulapartikel sind unflektierbare, unveränderliche Wörter, die nur als Prädikativergänzungen und nicht als Attribute eines Nomens fungieren können. 182 Engel argumentiert für eine weitgehend semantische Motivierung der Satzstruktur, so dass die Ergänzungen vorwiegend aufgrund semantischer und weniger aufgrund syntaktischer Kriterien vom zentralen Verb gefordert werden. 183 Nach Engel konstituiert das Prädikativ eine eigene, semantisch vom zentralen Verb geforderte obligatorische Ergänzung und tritt bei den Verben sein, werden, bleiben u. a. sowie bei den Verben nennen, heißen, auffassen als, bezeichnen als, halten für und gelten als auf. Realisierungsformen der obligatorischen Prädikativergän- 176 E ROMS (2000: 139) 177 E ROMS (2000: 140) 178 E ROMS (2000: 147) 179 E ROMS (2000: 148) 180 E NGEL (2009) 181 E NGEL (2009: 103 f.) 182 E NGEL (2009: 421 f.) 183 E NGEL (2009: 94) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 61 <?page no="62"?> zung sind nach Engel Nominalphrasen im Nominativ (z. B. August war ein Feigling) oder im Akkusativ (z. B. man nannte August einen Feigling), Nominalphrasen mit dem Anschlusselement für (z. B. sie hielten ihn für einen Versager) oder Nominalphrasen mit dem Element wie (z. B. er war wie sein Vater), Adjektive oder Adjektivphrasen, die teilweise mit den Elementen als oder wie angeschlossen sind (z. B. Hanno gilt als unverbesserlich; Hanno war wie verhext), die Partikeln es und so (z. B. August war es tatsächlich; man nannte ihn damals wirklich so), Pronomen, die ebenfalls teilweise mit dem Element als auftreten (z. B. er galt als einer) und Nebensätze (z. B. werde, der du bist; bleib, wie du immer warst). 184 Die Prädikativergänzung ist dementsprechend nach Engel mit den Wörtern es, so, als solch-, als + Pronomen anaphorisierbar. 185 Engel weist eine Interpretation der Prädikativergänzung als „ Gleichsetzungsergänzung “ 186 aufgrund der Seltenheit von Ausdrücken, auf welche diese Bezeichnung im wortwörtlichen Sinn zutrifft (z. B. ich bin ich), zurück und spricht statt dessen davon, dass die Prädikativergänzung „ die Subjektsgröße bzw. die Akkusativgröße in eine Klasse ein[ordnet] “ 187 . 4.1.3 Syntaktisch und semantisch restrukturierende Grammatiken Beckers 188 Organism der Sprache erwähnt das Verb sein oder andere Verben in einer Rolle als Kopula in seinen Erläuterungen zum prädikativen Satzverhältnis nicht, obwohl nach Becker dieses Satzverhältnis nicht nur substantivische und adjektivische Prädikative sowie das Prädikat an sich umfasst, sondern auch den Konjunktiv, Indikativ, die Frage, der Konditional, den Imperativ und sonstige Zeit- und Modusformen einschließt. Eine binäre Teilung jedes einzelnen Satzes findet bei Becker insofern statt, als er das Subjekt als notwendig für jeden deutschen Satz ansieht und auch das unpersönliche Pronomen es (z. B. es friert mich) als solches wertet. 189 Hierbei ist das Prädikat eines Satzes nach Becker nicht nur ein Tätigkeitsausdruck, sondern auch ein Sein in Bezug auf das Subjekt: „ Damit aber das Prädikat sich zu einem wirklichen Gedanken gestalte, muß es auf ein Sein als das Subjekt der Thätigkeit [ … ] bezogen werden. Jedes Prädikat wird als eine Thätigkeit gedacht; es gibt aber keine Thätigkeit ohne ein Sein, also kein 184 E NGEL (2009: 103 f.) 185 E NGEL (2009: 92) 186 E NGEL (2009: 104) 187 E NGEL (2009: 104) 188 B ECKER (1841) 189 B ECKER (1841: 231) 62 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="63"?> Prädikat [ … ] ohne Subjekt [ … ]. Daher ist die Beziehung des Prädikates auf das Subjekt, und ihre Verbindung eine innere und nothwendige. “ 190 Becker unterscheidet zwischen einer prädikativen, einer attributiven und einer objektiven Beziehung der Satzbegriffe. 191 Hierbei werden die prädikative und die attributive Beziehung als gleichartig, als ein und dasselbe Verhältnis der Begriffe zueinander, erkannt. 192 Becker spricht notwendig von einem Sein im Satz, das nicht nur in Sätzen, welche mit dem Verb sein gebildet sind vorhanden ist, sondern auch in jenen Sätzen, welche beliebige andere Verben als finites Verb aufweisen. So wird ein Sein nach Becker auch in Konstruktionen mit dem prädikativen Genitiv bzw. in verblosen attributiven Konstruktionen angenommen. 193 Die Prädikation findet somit in gleicher Weise durch Prädikative (z. B. kühl sein) als auch durch andere Verben (z. B. brausen) statt: „ Der Satz, z. B. ‚ Der Wind brauset ‘ ‚ Es ist kühl ‘ ist der Ausdruck eines Gedankens, und der Gedanke ein Akt des menschlichen Geistes, durch welchen ein Sein als ein Besonderes in eine Thätigkeit als ein Allgemeines aufgenommen, und die Thätigkeit als die Thätigkeit des Seins angeschaut (von dem Sein prädiziert) wird. “ 194 Das prädikative Adjektiv und das prädikative Substantiv werden gemeinsam mit dem Verb sein als zusammengesetztes Prädikat aufgefasst: „ Obgleich der mit dem Aussagewort zusammengesetzte Ausdruck des Prädikates in der Bedeutung von dem Verb unterschieden ist; so muß er doch in dem Satze als ein mehr entwickeltes Verb und als nur ein Glied des Satzes, und das Aussagewort nur als Ausdruck der Beziehung - als ein der Endung des Verbs gleichbedeutendes Formwort - aufgefaßt werden. “ 195 Dabei wird das prädikative Adjektiv semantisch wie das prädikative Substantiv interpretiert. 196 Syntaktisch werden nach Becker die Konstruktionen mit dem Verb sein und einem prädikativen Adjektiv oder einem prädikativen Substantiv mit den zusammengesetzten Tempusformen oder mit anderen Modal- und Hilfsverbkonstruktionen verglichen. 197 Das Prädikat gilt bei Becker als Hauptbegriffswort: „ Da das Prädikat ist ein Allgemeines, und der Hauptbegriff des Satzes ist, so wird es immer als ein Artbegriff durch ein Begriffwort ausgedrückt. “ 198 Das Prädikat und damit das Verb sein in Verbindung mit dem Prädikativ, ist nach Becker das Zentrum 190 B ECKER (1841: 231) 191 B ECKER (1841: 192) 192 B ECKER (1841: 197 f.) 193 B ECKER (1841: 588 f.) 194 B ECKER (1841: 230) 195 B ECKER (1841: 234) 196 B ECKER (1841: 234) 197 B ECKER (1841: 234) 198 B ECKER (1841: 235) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 63 <?page no="64"?> des vollständigen Satzes, indem es einen Begriff darstellt, der Beziehungen eingeht: „ Der erste Akt der Intelligenz ist ein Gedanke, nicht ein Begriff ohne Beziehung; das erste Wort in der Sprache ist daher ein Satz: und wir sehen hier deutlich ein, warum in der Sprache das Prädikatwort - das Verb - der Anfangspunkt ist, von dem nothwendig die Entwicklung des ganzen Satzes und des ganzen Wortvorrathes ausgehen muß “ 199 . Im Folgenden soll außerdem dargelegt werden, dass Beckers Grammatik als syntaktisch und semantisch restrukturierend aufgefasst werden kann. Hierzu ist Beckers Trennung zwischen Anschauungsformen und Denkformen zu beachten. 200 Becker differenziert zwischen Anschauungsformen und Denkformen als zwei Dimensionen, welche in der Sprache Ausdruck finden, wobei die Darstellung der Denkformen in der Sprache der Darstellung der Anschauungsformen vorangeht. 201 Becker geht davon aus, dass die Formen aus der realen Welt in die Welt der Gedanken und Begriffe aufgenommen wurden: „ Wir haben gesehen, daß die reale Welt in den Denk- und Anschauungsformen in den Geist aufgenommen und so in eine geistige Welt der Begriffe und Gedanken umgeschaffen wird. “ 202 Becker nimmt jedoch an dieser Stelle keine Abbildungstheorie der außersprachlichen Wirklichkeit in die Sprache an, sondern weist den Denkformen eine eigene Dimension zu, die nach eigenen Gesetzen, Beziehungen und Verhältnissen geordnet ist und ebenso auf die Sprache einwirkt, wie die von den Denkformen losgelösten Anschauungsformen der außersprachlichen Wirklichkeit. 203 Statt eine vom Denken unabhängige Existenz der vollständigen Gedanken herzuleiten, wie dies Dedekind und Frege vorführen, nimmt Becker explizit nur von den Denkformen selbst, von den Anschauungsformen sowie von der außersprachlichen Wirklichkeit unabhängige Beziehungen und Verhältnisse der Denkformen, an. 204 Beckers Thesen kommen deshalb dennoch den Dedekindschen sowie Fregeschen nahe (s. 5.6.6). Becker notiert darüber hinaus, dass eine Methodik oder ein Formalismus der Darstellung der Formen des Denkens, die rein innerlich sind, fehlt. 205 Somit findet in Beckers Grammatik eine Unterscheidung zwischen Prädikation und Assertion statt, die, ungeachtet einer ausführlicheren philosophischen Grundlegung im Realismus oder Platonismus, eine grammatische Sprachbeschreibung ermöglicht, die eine Art innersprachliche Logik in obig näher erklärten Beziehungen und Verhältnissen der 199 B ECKER (1841: 232) 200 B ECKER (1841: 191) 201 B ECKER (1841: 191) 202 B ECKER (1841: 190) 203 Vgl. z. B. B ECKER (1841: 190) 204 B ECKER (1841: 191 - 193) 205 B ECKER (1841: 191) 64 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="65"?> Denkformen 206 , sozusagen in den Formen der Formen gegenüber der Materie erkennt und von extensionallogischen Annahmen sowie der Kopula Abstand nimmt. Aufgrund der zentralen Rolle des logischen Prädikats und des begrifflichen, grammatischen Prädikats in Beckers Theorie als auch der begriffslogischen Fundierung 207 wird das implizite Urteil hinsichtlich des extensionalen Wahrheitswertes eines monadischen Prädikats und seine Bedeutung umgangen. Demzufolge haben Beckers Sprachverständnis sowie grammatikologische Thesen theoretisch die Kapazität, sich an unterschiedliche Strukturen natürlicher Sprachen anzupassen, indem sie sich für eine Einführung mehrstelliger sowie höherstufiger Prädikate und damit moderner logischer als auch valenztheoretischer Ansätze in die Sprachbeschreibung eignen. Kern widmet der Kopula in seinem Werk Die deutsche Satzlehre 208 ein eigenes Kapitel, in welchem er unabhängig von detaillierten Ausführungen zu verschiedenen Formen eines verbalen Prädikats oder zu den Realisierungsformen des Prädikativs die Interpretation des Verbs sein und seiner Flexionsformen als bloße Kopula grundsätzlich ablehnt. Als Beispiel für ein Prädikativ zu der von ihm in Frage gestellten reinen Kopula sein erwähnt er exemplarisch vorwiegend den Prädikatsnominativ, d. h. das substantivische Prädikativ im Nominativ. 209 Kern argumentiert: „ In der durch das finite Verbum geschaffenen sprachlichen Form erscheint also die innige untrennbare Verbindung der zustandslosen Subsistenz (Substantiv) und des subsistenzlosen Zustandes (Infinitiv). Diese und nur diese Verbindung dürfte man als Kopula bezeichnen [ … ], wenn es nicht bei weitem vorzuziehen wäre, das so viele, so unsägliche Verwirrung bereitende Wort ganz aus der Grammatik zu entfernen. So ist das finite Verbum gar kein Satzteil in dem Sinne, wie es Objekt oder Subjektswort sind, es ist selber schon der Satz in seiner einfachsten Form, dem alles Übrige als Bestimmung sich anschliesst. “ 210 Kern nennt zwei mögliche Gründe, weshalb sich die Auffassung des Verbs sein bzw. der Wortform ist als Kopula in der Sprachwissenschaft und Grammatikschreibung etabliert hat. Erstens könnte nach Kern die Verkennung der eigentümlichen Natur des Präsens zur Erfindung der Kopula geführt haben, da diese Tempusform nicht nur das Gegenwärtige, sondern auch etwas stets Gültiges bezeichnet (z. B. im Herbste ziehen die Schwalben fort; Cäsar ist der 206 B ECKER (1841: 191 - 193) 207 Becker erklärt auch idiomatische Formen als zusammengesetzte Ausdrücke für einfache Begriffe, s. B ECKER (1841: 235) 208 K ERN (1888) 209 K ERN (1888: 93, 95) 210 K ERN (1888: 84 f.) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 65 <?page no="66"?> größte römische Feldherr). Dieser Sachverhalt wird dahingehend durch die Kopula scheinbar aufgelöst, da der Begriff des Seins in jenen Fällen geleugnet wird, wo nur an ein Sein in der Vorstellung, d. h. das Sein der allgemeinen Gültigkeit, welche keine gegenwärtige Wirklichkeit beschreibt, gedacht wird. Wie die bereits genannten exemplarischen Sätze zeigen, tritt diese Eigentümlichkeit jedoch nicht nur bezüglich der Präsensform des Verbs sein auf, sondern ist allen beliebigen Verben (z. B. ziehen) eigen. 211 Kern resümiert: „ Diese Möglichkeit besonders, dass das Sein von etwas ausgesagt werden kann und sehr oft ausgesagt wird, was ausser uns gar nicht existiert, oft überhaupt so nicht existiert hat, vielleicht so gar nicht existieren kann, hat das Gespenst der Kopula geschaffen, das hoffentlich nicht für alle Zeiten in den Grammatiken umgehen wird. Wenn nämlich das Sein als haftend an etwas ausgesprochen wird, das nur in unserer Vorstellung Realität hat, so kann natürlich dieses Sein auch kein anderes sein, als solches, das nur in unserer Vorstellung anzutreffen ist nicht da draussen in der wirklichen Welt. Alle Verba, die in Märchen vorkommen, sind so aufzufassen und behalten doch ihren vollen Inhalt. “ 212 Der zweite Grund für den nach Kern unwissenschaftlichen Entwurf einer Kopula auf Basis einer Unterscheidung zwischen dem eigentlichen Verb sein als Existenzverb (lat.: verbum existentiae) und der Kopula, kann nach Kern in der Prosodie liegen. Nach dieser Argumentation wird zwischen einer starken und einer schwachen Betonung des Verbs sein bzw. seiner Flexionsformen im Satz differenziert: Stark betont sei das Verb sein dieser Argumentation zufolge, wenn von der Existenz alleine und nicht von der damit verbundenen Qualität die Rede ist (z. B. Gott ist; die Willensfreiheit ist). Schwach betont hingegen seien das Verb sein und seine Flexionsformen als Kopula. Kern führt jedoch an, dass eine starke Betonung dem Verb sein auch dann zukommt, wenn die Verbalform in temporalem oder modalem Gegensatz zu einer vorangegangenen Verbform steht (z. B. er war sehr unglücklich; er wäre sehr unglücklich gegenüber einem Satz mit einem stark betonten sein, z. B. er ist sehr unglücklich). Außerdem werden das Verb sein und seine Flexionsformen auch in Sätzen stark betont, in welchen keine Rede von einem sogenannten realen Dasein ist, sondern nur von dem Sein in der Vorstellung 213 des Sprechers, der nicht intendiert, dieser 211 K ERN (1888: 88 f.) 212 K ERN (1888: 91) 213 Vgl. hierzu Freges Unterscheidung zwischen dem Terminus Vorstellung und dem Fregeschen Fachterminus Gedanke, s. 5.6.6. An dieser Stelle kann davon ausgegangen werden, dass Kern nicht zwischen Vorstellungen und Gedanken im Fregeschen Sinn unterscheidet, sondern die Benennung als Vorstellung umgangssprachlich gewählt ist, so dass von dieser Redensart nicht auf einen philosophischen Mentalismus oder eine psychologistische Auffassung von Begriffen seitens Kerns geschlossen werden soll. 66 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="67"?> Vorstellung objektive Realität zuschreiben zu wollen. So kann angesichts einer Leugnung (z. B. Hera ist nicht die Gemahlin Zeus ’ ; A ist kein Täter) mit starker Betonung die Verbform ist geäußert werden (z. B. Hera ist die Gemahlin Zeus ’ ; so ist es; ich sage dir, A ist der Täter, ich weiß es genau). 214 Kern konstatiert beziehentlich einer Unterscheidung nach Betonung, dass dieses Kriterium nicht haltbar ist und schließt mit den Worten: „ Dass übrigens das Verbum sein ohne prädikative, die Art des Seins ausdrückende Bestimmung oder eine hinzugefügte Raumbestimmung verhältnismäßig selten gebraucht wird, hat auch darin seinen Grund, dass über die absolute Existenz oder Nichtexistenz von Dingen im gewöhnlichen Leben wenig gesprochen wird; in der Regel kommt nur die relative, die auf die Zwecke des Redenden bezogene in Frage. “ 215 Diese rein kommunikative Tatsache begründet nach Kern die Seltenheit von grammatikalisch richtigen Sätzen, welche die absolute Existenz oder Nichtexistenz von Dingen oder Personen bekunden (z. B. Gott ist; die Willensfreiheit ist). Weiterhin stellt Kern zur Veranschaulichung seiner Thesen mehrere sprachwissenschaftliche Vergleiche zu anderen sprachlichen Ausdrücken auf. So gibt es nach Kern zahlreiche Verben, deren Inhalt verblasst ist, aber kein einziges Verb, das gar keinen Inhalt mehr hätte „ wie das in seltsamer Weise von dem Worte ‚ ist ‘ von vielen Grammatikern mit grosser Beharrlichkeit behauptet wird, so dass nun nicht mehr in dem Worte, wie in jedem finiten Verbum, die Kopula zu finden sei, sondern das ganze Wort gar nichts anderes mehr sein soll, als solche Kopula ohne jeden Begriffsinhalt. “ 216 Kern fügt hinzu: „ Eine überaus befremdende und verwirrende Lehre, wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Hauptsatz eines ganzen Satzgefüges allein aus dem Worte ‚ ist ‘ bestehen kann, dass also unter Umständen eine Identität von Hauptsatz und Kopula in der Schule gelehrt werden müsste. “ 217 Kern vergleicht die beiden Sätze Freiheit ist nur in dem Reich der Träume sowie das Schöne blüht nur im Gesang und stellt die Frage, weswegen die Verbform ist lediglich eine Kopula darstellen soll, die Verbform blüht im zweiten Satz jedoch nicht, obwohl es sich bei jenem um eine Metapher handelt, „ bei welcher sich phantasielose Menschen kaum mehr vorstellen, als bei ‚ ist ‘“ 218 . Darüber hinaus erwähnt Kern, dass in den Sätzen hölzernes Eisen ist ein Unding oder ein viereckiger Kreis ist ein Widerspruch die Existenz des hölzernen Eisens oder des viereckigen Kreises mit genau derselben Klarheit und Nachdrücklichkeit behauptet wird, wie in dem Beispielsatz der Knabe ist im Garten die 214 K ERN (1888: 90 f., 94 f.) 215 K ERN (1888: 90) 216 K ERN (1888: 87) 217 K ERN (1888: 87) 218 K ERN (1888: 88) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 67 <?page no="68"?> Existenz des Knaben behauptet wird. 219 Einen weiteren Vergleich des Verbs sein stellt Kern mit dem Verb haben an: „ Ob also die Subsistenz, welcher ein Sein als anhaftend behauptet wird, eine wirkliche, gedachte, unmögliche, wünschenswerte, verabscheuungswürdige ist, hängt lediglich von dem Inhalt derselben ab, ist gar keine grammatische Frage, ist dem Begriff des Seins ebenso gleichgültig, als wenn als Objekt zum Verbum ‚ haben ‘ ein unermessliches Vermögen oder ein ungeheure Schuldenlast hinzugefügt wird. “ 220 Kern bemerkt, dass die Begriffe etwas oder alles ebenfalls einen weiten Umfang besitzen, dieselbigen jedoch nicht für gänzlich inhaltslose Begriffe erklärt werden: 221 „ Ich sollte meinen, das Verhältnis würde am klarsten erkannt, wenn man statt inhaltvoller Begriffe als Subjektswort und Prädikatsnominativ Buchstaben anwendet, die eben indifferente Repräsentanten für jeden möglichen Begriff sind. Wer könnte denn im Ernste bezweifeln, dass in dem Satze A ist B von einem Sein des A gesprochen wird und von einem B-sein und zwar von einem B-sein des A. Wenn irgendwo aber, so erschiene doch hier gewiss das Wort ‚ ist ‘ als das, was man Kopula zu nennen pflegt. Und doch ist es mir, ich gestehe es offen, geradezu unmöglich, mich in die Gedankenwelt dessen zu versetzen, der allen Ernstes behaupten wollte, in dem Satze sei überhaupt von gar keinem Sein die Rede. Man lasse eben nur die Subsistenzbegriffe, wie es hier durch Buchstaben geschieht, noch mehr verblassen, als den ungemein weiten und darum aller Anschaulichkeit entbehrenden Begriff des Seins, dann wird selbst dem hartnäckigsten Verfechter der Kopula wohl klar werden, dass auch der umfangreichste Begriff immer noch einen Inhalt hat. “ 222 Kern notiert schließlich, dass es unmöglich wäre, einen Unterschied zwischen den Ausdrücken sein und nicht sein festzustellen, wenn der Ausdruck sein keinen Inhalt hätte. Die Verneinung, welche durch das Wort nicht ausgedrückt wird, kann sich nach Kern nur auf den Inhalt des Verbs sein beziehen, der demzufolge vorhanden sein muss. Ebenso zerfällt ein Satz mit dem Ausdruck nicht sein nicht in bloße Vokabeln bestehend aus Subjekt und Prädikatsnominativ. 223 Kern weist zudem eine Belegung der Theorie einer Kopula durch sprachvergleichende Studien entschieden zurück und erklärt ebenfalls die Inkonsequenz derartiger Argumentationen mit Hilfe syntaktischer, morphologischer und semantischer Unterschiede zwischen verschiedenen Sprachen: „ Auch der Umstand, dass es flektierende Sprachen giebt, wie das Hebräische, welche dasselbe, was wir in der Regel durch das Verbum ‚ sein ‘ ausdrücken, in der Regel ohne dieses Verbum ausdrücken, darf nicht zu dem Glauben ver- 219 K ERN (1888: 92) 220 K ERN (1888: 93) 221 K ERN (1888: 94) 222 K ERN (1888: 93 f.) 223 K ERN (1888: 94) 68 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="69"?> führen, dass deshalb unser ‚ ist ‘ ein völlig bedeutungsloses Wort sei. [ … ] Und was wäre das für ein sonderbarer Schluss, aus dem Umstande, dass irgend eine Sprache, um eine gewisse Art der Prädicierung auszudrücken, kein besonderes Wort anwendet, schliessen zu wollen, in dem Worte, das eine andere Sprache zu dem Zweck dieser Prädicierung anwendet, sei gar kein Begriffsinhalt, statt vorsichtig und richtig zu schliessen, dass diese Sprache, wie sehr zweckmässig ist, das Verbum, welches das Sein ausdrückt, gebraucht um die Prädicierung zu bezeichnen. “ 224 Desgleichen wird dem Wort zu in den Sätzen er war bereit zu sterben oder er war bereit zum Tode die Bedeutung der Richtung auf ein Ziel in der deutschen Präposition zu zuerkannt, obwohl im Griechischen derselbe Gedankeninhalt ohne eine derartige Präposition ausgedrückt wird. Ebenso wird von dem Sachverhalt, dass der deutsche Ausdruck du lösest im Griechischen als λύεις und im Lateinischen als solvis formuliert wird, nicht darauf geschlossen, dass das deutsche Wort du keinen Inhalt mehr besäße. 225 Seine Erkenntnisse zur Theorie einer Kopula zusammenfassend, erläutert Kern: „ Also in dem Sinn, in welchem jedes finite Verbum die Satzbestimmungen mit einander verbindet, ist auch das Wort ‚ ist ‘ verbindend, weil eben auch in ihm die Synthese von Subsistenz und Inhärierendem vorhanden ist. Es verbindet wie jedes finite Verbum, nicht wie eine Klammer zwei Hölzer, sondern wie der Stamm des Baumes die Äste. In dem Wort ‚ ist ‘ wird ja die Subsistenz wie der Zustand nur sehr unbestimmt bezeichnet, aber beides wird doch bezeichnet, und die Festigkeit der Verbindung zwischen beiden ist dieselbe, wie in jedem finiten Verbum, ebenso die Klarheit, mit der sich Bestimmungen an beide anschliessen. “ 226 Erben 227 unterscheidet zwischen ist-Prädikation und tut-Prädikation 228 , wobei die ist-Prädikation nach Erben auch als nominale Verdichtung in Abstrakta vorhanden ist (z. B. seine Treue - er ist treu). 229 Demzufolge erklärt Erben: „ Bei einer Gruppe mehr oder minder inhaltsarmer Verben (verba abstracta) bezeichnet ein begriffsergänzendes Nennwort, als eigentliches nomen actionis, das Seiende, Geschehende (im Nominativ [ … ]) “ 230 (z. B. dort ist (herrscht) Ebbe). Im Folgenden erwähnt Erben prädizierende Verben, welche gemeinsam mit einem Nomen bzw. Nennwort im Nominativ als Art- oder Zustandsangabe, Merkmals- oder Wesensbestimmung (z. B. er ist Student; es wird Abend), als Eigennamen in 224 K ERN (1888: 95 f.) 225 K ERN (1888: 97) 226 K ERN (1888: 85 f.) 227 E RBEN (1980) 228 E RBEN (1980: 136, 260 ff.) 229 E RBEN (1980: 136) 230 E RBEN (1980: 140) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 69 <?page no="70"?> einer bekanntmachenden Namensnennung (z. B. das ist Fritz) 231 oder als identifizierende Gleichsetzung (z. B. ‚ Mondello: Und Sie in der Rolle des David, der Goliath gefällt hat. Pierre: [ … ] ich bin David [ … ] der (Zeitungs-) Artikel ist meine Schleuder ‘ Andersch, Nacht 139) 232 auftreten. Anschließend nennt Erben Verben, welche mit einem Prädikativ bezüglich des Subjekts auftreten und listet sogenannte „‚ existenz ‘ -bezeichnende[ … ] Verben sein, bleiben, werden “ 233 (z. B. er ist groß; der Betrieb liegt (= ist) still) 234 sowie die Verben dünken, heißen, scheinen, erscheinen und vorkommen 235 (z. B. das dünkt mich gut; das heißt tüchtig). Hierzu nennt Erben auch den prädikativen Genitiv (z. B. er ist (scheint) des Teufels; hoffentlich macht ihr ihn anderen Sinnes). 236 Ebenso erläutert Erben, dass die Verben sein, werden und bleiben mit einem prädikativen Akkusativ auftreten können, „ wenn der Merkmalsträger (Subjekt) zur Zielgröße (Akkusativobjekt) eines übergeordneten Verbs geworden ist: ‚ Die Nacht … / umarmt mich sanft und läßt mich ihren Freund/ und ihren Bruder sein ‘ Hesse, Ged. 163. ‚ Laß ihn niemals einen Hirten werden ‘ Bergengruen, Rose 60. “ 237 Zudem geht Erben auf Verben des Nennens und Dünkens sowie des Wahrnehmens und Urteilens (z. B. nennen; heißen; schelten; schreiben (sich); glauben (sich); fühlen (sich)) ein, welche als Objektsprädikativ über ein akkusativisches Objekt prädizieren und nach Erben gemäß zweier syntaktischer Grundprogramme vorkommen: Erstens vorbezüglich (z. B. man nennt (heißt) ihn Meister/ heißt (schilt) ihn einen Feigling) und zweitens rückbezüglich (z. B. er nennt sich Arzt; er glaubt (weiß) sich Herr der Lage). 238 An dieser Stelle merkt Erben an, dass auch Verben „ anderer Art “ 239 Prädikative über akkusativische Objekte einleiten können und die Beschaffenheit oder den Zustand des Objekts charakterisieren (z. B. man liefert die Fische frisch) als auch den Zustand beschreiben, in welchen das Objekt versetzt wird (z. B. sie streichen den Zaun grün). 240 Schließlich erwähnt Erben, dass charakteristische Bestimmungen in Form eines Prädikativs oft mit Fügewörtern wie als angeschlossen werden (z. B. sie sind als Sieger heimgekehrt; er gedachte ihrer als treuer Gefährten). Erben notiert, dass in manchen Fällen ein gleichsetzendes als vorkommt (z. B. man bezeichnet etwas 231 E RBEN (1980: 141 f.) 232 E RBEN (1980: 142) 233 E RBEN (1980: 142) 234 E RBEN (1980: 176) 235 E RBEN (1980: 142, 176) 236 E RBEN (1980: 143) 237 E RBEN (1980: 142) 238 E RBEN (1980: 142) 239 E RBEN (1980: 176) 240 E RBEN (1980: 176) 70 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="71"?> als Fortschritt). Nennwörter, welche als Bezeichnungen von Entwicklungs- oder Handlungsergebnissen fungieren, werden nach Erben oft mit den Richtungspartikeln zu oder in eingeleitet (z. B. das Wasser ist zu Eis geworden; das Schloss ist zum Museum umgebaut). Einige objektbezogene Verben des Urteilens und Nennens schließen prädikative Nennwörter mit für an (z. B. er hat sich für einen Maler ausgegeben). Hierbei ist nach Erben das Element als im Gegensatz zu den Elementen zu und für nicht an eine bestimmte Rektion gebunden. 241 Von diesen Fügewörtern als, für, in und zu ist nach Erben ein grammatisch entbehrliches Element wie 242 abzugrenzen (z. B. er ist wie toll). Dazu erläutert Erben sogenannte „‚ freie Prädikative ‘ , ‚ halb-prädikative ‘ oder ‚ appositive ‘ Substantive “ 243 , welche oft neben Verben der Bewegung aber auch anderen Verben, die Art, Verfassung oder Umstände des Handlungsträgers bzw. den Agens des Geschehens sowie das Geschehen selbst bestimmen und nicht derart platzgebunden sind wie prädikative Beiwörter 244 (z. B. du fliegst Vogel in Lüften, schwimmst Fisch im Meer Hesse, Märchen 95). 245 Außerdem treten Prädikatsnomina nach Erben als Parenthese auf (z. B. ‚ sie [ … ] vergaß sogar - (das war die) entsetzliche Folge der Vergiftung durch den Neffen - bei der Wandlung niederzuknien ‘ Werfel, Himmel, 157). 246 Nach Erben zeigt das prädikative Beiwort keine Flexionsendung, außer wenn „ die besondere Art eines Seins nachdrücklich und klassifizierend “ 247 hervorgehoben werden soll (z. B. dieser Winkel ist ein rechter). 248 Es ist auffällig, dass superlativische prädikative Beiwörter mit den Artikeln der, die und das verbunden sind. 249 Dazu erklärt Erben, dass adverbiale Beiwörter im Deutschen ebenso wie prädikative Beiwörter keine Flexion aufweisen und an den gleichen Positionen im Satz erscheinen 250 , wobei „ fast sogar eine funktionale Gleichwertigkeit “ 251 zwischen prädikativem und adverbialem Beiwort besteht (z. B. er ist da; er ist hier; er ist anwesend; die Tür steht auf; die Tür steht offen) 252, 253 , was bisweilen zu Doppeldeutigkeit führen kann (z. B. 241 E RBEN (1980: 143) 242 E RBEN (1980: 176, Fn. 715) 243 E RBEN (1980: 142) 244 E RBEN (1980: 177) 245 E RBEN (1980: 143) 246 E RBEN (1980: 144) 247 E RBEN (1980: 176) 248 E RBEN (1980: 176) 249 E RBEN (1980: 176, Fn. 717) 250 E RBEN (1980: 179) 251 E RBEN (1980: 181) 252 E RBEN (1980: 181) 253 Dies stimmt nicht für sogenannte Objektsprädikative, die nicht ohne adv. Mod. vorfeldfähig sind, vgl. 7.4.2.2. 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 71 <?page no="72"?> der Vater liebt seine Suppe heiß (1. = er liebt sie sehr; 2. = er liebt es, dass seine Suppe heiß ist)). 254 Erben vertritt die Ansicht, dass eine verdeckte ist-Prädikation zwischen Objektsprädikativ und akkusativischem Objekt als Bezugsphrase durch Umformungen aufdeckbar ist (z. B. man liefert die Fische frisch; man liefert die Fische - sie sind frisch). Insgesamt wirkt das charakterisierende Beiwort bei Erben perfektionierend als auch transitivierend (z. B. (sich) die Füsse wundlaufen; (sich) die Augen rot weinen). 255 Dennoch erscheint Erbens Deutsche Grammatik. Ein Abriss als eine valenzorientierte 256 deutsche Grammatik und trennt das Prädikativ als Ergänzungsbestimmung vom Verbalkomplex, welcher u. a. durch Kopulae oder kopulaähnliche Verben repräsentiert sein kann 257 , ab (z. B. Karl ist Berliner; Fritz ist fleißig; Fritzchen nennt Anton Onkel; Ilse putzt das Messer blank). Diese Verben stellen nach Erben mit ihrem jeweiligen spezifischen Inhalt den verbalen Aussagekern 258 dar, so dass in Erbens Ansatz Verben valenzielle Leerstellen für Prädikativergänzungen eröffnen können. Glinz 259 plädiert für eine Verwerfung des Begriffs der Kopula. 260 Demzufolge wird der Prädikatsnominativ (auch: Gleichgröße) (z. B. die Blindesten aber sind die Göttersöhne) seines Status als Prädikativ und bestimmender Teil eines mehrteiligen Prädikatkomplexes mit der Kopula enthoben und erlangt den Status der übrigen fallbestimmten Glieder, wie demjenigen des Subjektsnominativ, des Objektkasus oder der präpositionalen Ausdrücke. 261 Der Prädikatsakkusativ (auch: Gleichgröße zur Zielgröße) (z. B. dich nenn ich meinen Retter) tritt nach Glinz nur bei den Verben nennen und heißen, sowie gelegentlich bei dem Verb glauben auf. Glinz kennt den Prädikatsakkusativ als „ Satzgliedmöglichkeit “ 262 an und interpretiert ihn als „ Gegenstück zum Prädikatsnominativ “ 263 . Eine Differenzierung von Prädikatsnominativ und Prädikatsakkusativ nimmt Glinz für das unflektierte Prädikatsadjektiv (z. B. der Tag ist zu herrlich geworden) vor, welches nach Glinz den fallfremden Gliedern angehört. 264 Das prädikative Adjektiv (z. B. dich nenn ich göttlich; der Gesang klingt herrlich) bildet zusammen mit dem Adverb (z. B. eile mir nicht zu schnell, du goldener Tag, 254 E RBEN (1980: 179, vgl. 166) 255 E RBEN (1980: 176) 256 Vgl. E RBEN (1980: 261 ff.) 257 E RBEN (1980: 315 f.) 258 E RBEN (1980: 315 f.) 259 G LINZ (1972) 260 G LINZ (1972: 85) 261 G LINZ (1972: 85) 262 G LINZ (1972: 87) 263 G LINZ (1972: 87) 264 G LINZ (1972: 85, 116) 72 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="73"?> zum Gipfel des Himmels fort; beweglicher eilt schon die wache Quelle) bei Glinz eine einheitliche Kategorie 265 : „ sie geben die Bestimmung eines ‚ Wie ‘ im Satze, und zwar leisten sie das als selbständige Glieder (nicht als bloße Gliedteile, wie z. B. in ‚ rötliche Flammen, mein sterblich Tun ‘ ), und sie leisten es als Glieder, die nicht im Bilde von ‚ Wesen ‘ gefaßt sind (nicht als ‚ Größen ‘ , wie z. B. in ‚ die Wandelbaren, du Freudiger, Gütiger ‘ ). “ 266 Glinz lehnt also eine Trennung zwischen prädikativem Adjektiv und Adverbiale der Art und Weise ab und erfasst beide unter der Bezeichnung Artangabe. 267 Des Weiteren konstatiert Glinz, dass die Artangabe „ nicht gleichmäßig und direkt auf den ganzen Satz geht, sondern in erster Linie auf eines oder zwei seiner Glieder, und erst durch diese hindurch, mittelbar auch auf das Ganze. “ 268 Doch Glinz stellt fest, dass es sich bei diesen Beziehungen der Artangabe auf das eine oder andere Glied des Satzes nicht um ein „‚ Entweder-Oder ‘ in der Zuordnung (entweder Charakteristik des Geschehens, also Adverbiale oder Eigenschaft des Subjekts, also Prädikatsadjektiv) [handelt], sondern wir finden ein ‚ Sowohl-Als auch ‘ . “ 269 Die Grammatik von Jude 270 nennt die Verben sein und werden als modifizierende Hilfsverben, die den Infinitiv mit und ohne dem Element zu anschließen (z. B. die Pflanzen sind vor Frost zu schützen). 271 Des Weiteren erwähnt er die Verben sein, bleiben, werden, scheinen, erscheinen, sich dünken und heißen als Kopulae mit einem nichtverbalen Prädikativ. Kopula-Prädikativ-Komplexe geben nach Jude als teilverbale Prädikate eine Zuordnung an oder bestimmen eine Art, wobei die Bildung von Handlungssätzen ausgeschlossen ist. Als Prädikativ erwähnt Jude ein unflektiertes Adjektiv oder Partizip (z. B. das Wetter ist schön), ein flektiertes Adjektiv (z. B. ist dieser Wein ein italienischer oder ein spanischer? ), ein nominativisches oder genitivisches Substantiv oder eine Präpositionalphrase (z. B. mein Sohn ist Arzt; sind Sie von Sinnen? ), ein Pronomen (z. B. der Täter war er), ein Zahlwort (z. B. wir waren nur drei), ein Adverb (z. B. die guten Jahre sind vorüber), einen Vergleich (z. B. ich war wie betäubt), einen Gliedsatz (z. B. du bleibst, wo du bist) und einen Infinitiv mit oder ohne dem Element zu (z. B. das bleibt zu bedenken). Des Weiteren erwähnt Jude Konstruktionen, welche von Kopula-Prädikativ-Komplexen zu unterscheiden seien, aber desgleichen eine gewichtige logische Satzaussage tätigen und das Verb im 265 G LINZ (1972: 121) 266 G LINZ (1972: 117) 267 G LINZ (1972: 123) 268 G LINZ (1972: 122) 269 G LINZ (1972: 122) 270 J UDE (1980) 271 J UDE (1980: 17) 4.1 Die Grammatiken des Deutschen 73 <?page no="74"?> Prädikat schwächen. Diese sogenannten Komplemente (d. h. Begleitaussagen) als Bestandteil von Prädikaten können nach Jude in ihrem attributiven Verhältnis zu einem Substantiv subjekt- (z. B. das Haus steht leer) oder objektbezogen (z. B. er strich die Tür grün) sein. Die Formen der Komplemente umfassen auch flektierte Substantive im Dativ, decken sich aber sonst weitgehend mit jenen der Prädikative, außer dass flektierte Adjektive, Pronomen, Zahlwörter, Adverbien oder Vergleiche nicht dazugezählt werden. Nach Jude stehen Komplemente insbesondere bei Verben des Nennens und Bewirkens, und sie sind oft formgleich mit adverbialen Bestimmungen. Hierbei drückt das Komplement als einziges Satzglied eine zweiseitige Beziehung als modale oder kausale Begleitaussage zum Prädikat sowie als attributives Verhältnis zum Subjekt oder Objekt aus. 272 Jude nennt jedoch ausdrücklich die Verben sein und werden auch als Vollverben mit einem eigenständig signifizierten Inhalt. Dieser ist für sein als existieren/ bestehen/ leben/ stattfinden/ sich befinden (z. B. ich denke, also bin ich; er ist nicht mehr; die nächste Vorstellung ist morgen; Mutter ist oben) angegeben. Das Verb werden verfügt nach Jude über den Inhalt entstehen/ anfangen/ etwas zu sein (z. B. daraus wird nichts; die Sache ist noch im Werden; es wird schon werden; in diesem Gedicht spricht Goethe vom Prinzip des ‚ Stirb und Werde ‘ ). 273 Tarvainen nähert sich in seiner Dependenzgrammatik des Deutschen 274 der Kopula über die von der Kopula geforderten Prädikativergänzungen an. Prädikative Ergänzungen treten als Subjektsprädikative (z. B. Karl ist gesund) und als Objektsprädikative (z. B. der Lehrer nannte Karl faul) auf. 275 Des Weiteren können nach Tarvainen freie Prädikativangaben in Sätzen mit beliebigen Verben auftreten, die sich ebenfalls in freie Prädikativangaben mit Bezug auf das Subjekt (z. B. Karl kam gesund an) und freie Prädikativangaben mit Bezug auf das Objekt (z. B. der Lehrer traf Karl verärgert an) untergliedern lassen. 276 Nach Tarvainen drücken die Verben scheinen, dünken und heißen, welche ein Subjektsprädikativ anschließen, Klassifizierung oder Identifizierung aus. Das Verb bleiben hingegen trägt den Inhalt „ in einem bestimmten Zustand verharren “ 277 und das Verb werden bedeutet „ in einen bestimmten Zustand kommen “ 278 . Das Verb sein hat gemäß Tarvainen nur die 272 J UDE (1980: 218 f.) 273 J UDE (1980: 17) 274 T ARVAINEN (1986) 275 T ARVAINEN (1986: 139) 276 T ARVAINEN (1986: 139) 277 T ARVAINEN (1986: 143) 278 T ARVAINEN (1986: 143) 74 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="75"?> allgemeine Bedeutung „ Identifikation, Klassifikation “ 279 . Gegenüber der Auffassung der traditionellen Grammatik, dass eine bedeutungsleere Kopula kein vollständiges Prädikat stellt, sondern dass das Prädikativ der eigentliche Bedeutungsträger ist, führt Tarvainen Kriterien an, die „ es erlauben, die Prädikativergänzung als ein eigenes Satzglied anzusehen und ihm denselben Rang wie z. B. dem Subjekt einzuräumen. “ 280 Tarvainen erklärt, dass das Verb sein nicht völlig bedeutungsleer ist: „ Es hat eine allgemeine Funktion: ‚ Zustand, Identifikation, Klassifikation ‘ . Es ist auch Element eines Paradigmas, so daß es im Vergleich mit anderen prädikativen Verben einen eigenen Inhalt haben muß: Er ist fleißig; Er wird fleißig; Er scheint fleißig; Er bleibt fleißig. “ 281 Darüberhinaus besitzt das Kopulaverb dieselben grammatischen Funktionen (z. B. Modus und Tempus) wie andere Prädikate (z. B. er ist/ war/ wäre fleißig). Außerdem ist das Prädikativ anaphorisierbar (z. B. mein Bruder ist ein Künstler/ faul; ich bin es auch/ so ist er), wohingegen z. B. das Partizip Perfekt als Prädikatsteil nach Tarvainen nicht als anaphorisierbar gilt (z. B. mein Bruder ist gekommen/ *so). Daraus schließt Tarvainen, dass das Verb sein sowie die anderen Kopulae als Prädikat angesehen werden können und das Prädikativ als selbständiges Satzglied betrachtet werden kann. 282 4.2 Die spezifische Fachliteratur Im Forschungsüberblick über die spezifische Fachliteratur in Form von Monographien und Aufsätzen zum Thema der Konnexionsstruktur und logischsemantischen Valenz in Kopula-Prädikativ-Komplexen soll eine Auswahl an aktuelleren Publikationen vorgestellt werden, welche für die Zielsetzung der vorliegenden Studie relevant sind oder problematisierbare Argumente und Methoden vorbringen. Dies betrifft Arbeiten der deutschen, vorwiegend einzelsprachlich orientierten Sprachwissenschaft bzw. Linguistik, die insbesondere die Semantik der Kopulae mit Methoden der synchronen Sprachwissenschaft als Schwerpunkt untersuchen, valenztheoretisch orientiert sind oder versuchen, für ihre Beschreibung der Semantik von Kopulae oder Kopula-Prädikativ-Konstruktionen in einer der Prädikatenlogik entlehnten Notation den λ -Abstraktor Churchs 283 anzuwenden. Die Monographie Grotes Über die Funk- 279 T ARVAINEN (1986: 143) 280 T ARVAINEN (1986: 139) 281 T ARVAINEN (1986: 139) 282 T ARVAINEN (1986: 140) 283 Zum λ -Abstraktionsoperator, s. 5.7; 5.7.2; 7.6; 7.6.2. 4.2 Die spezifische Fachliteratur 75 <?page no="76"?> tionen der Copula 284 wird im Forschungsüberblick nicht vorgestellt, da sie in weiten Teilen übereinzelsprachlich argumentiert. Die linguistischen Arbeiten Montagues 285 und Partees (s. u.) werden im Forschungsüberblick der vorliegenden Studie nicht explizit vorgestellt. Montague appliziert in seinen linguistischen Arbeiten einen λ -Operator, diese sind jedoch übereinzelsprachlich ausgelegt oder die Applikation des λ -Operators ist im Rahmen einer Anwendung zur Formalisierung der englischen Sprache zu verstehen. Zu Montagues Verwendung des λ -Operators in Pragmatics and intensional logic 286 kann angemerkt werden, dass er diesen im Rahmen einer Theorie der möglichen Welten einbindet 287 , welche ein andersartiges Verständnis von Intensionalität als jenes der vorliegenden Studie vertritt. 288 Partees Arbeiten 289 beziehen sich wie Montagues Publikationen ebenfalls vor allem auf das Englische und werden im Forschungsüberblick der vorliegenden Studie im Zusammenhang mit der Übertragung Partees Formalismen in eine Beschreibung des Deutschen vorgestellt. Dabei erfolgt eine kritische Reflexion einer derartigen Übertragung der von Partee vorgeschlagenen Verwendung des λ -Operators in die Studien zur Erforschung der Semantik der Kopulae bzw. der Kopula-Prädikativ-Komplexe im Deutschen. Die Studie von Choi Die kohärente Konstruktion mit Kopula 290 wird im Forschungsüberblick ebenfalls nicht eigens vorgestellt, da den Fokus ihrer Untersuchung nicht die Semantik der Kopula stellt. Choi diskutiert die Kopulakonstruktionen im Rahmen der Prinzipien- und Parametertheorie und zieht hierfür Haiders Unifikationsanalyse heran, welche die semantische Repräsentation mit einer Einbindung des λ -Operators nach Bierwisch verwendet. Diese Anwendung des λ -Operators nach Bierwisch wird im vorliegenden Forschungsüberblick hinsichtlich der Referenz auf dieselbige in der Monographie Geists 291 kritisch erörtert. 292 284 G ROTE (1935) 285 Z. B. M ONTAGUE (1974 [1970]c); z. B. M ONTAGUE (1974 [1970]b); z. B. M ONTAGUE (1974 [1973]) 286 M ONTAGUE (1974 [1970]a) 287 Vgl. P ARSONS (2016: 7) 288 Zu einer kurzen Vorstellung sowie einer Analyse und Kritik des Intensionsverständnisses eines frühen Vertreters (C ARNAP (1948); C ARNAP (1956)) dieses Ansatzes einer Theorie der möglichen Welten im Vergleich mit dem in der vorliegenden Studie verwendeten Verständnis von Intensionalität als auch zu einer Begründung für die Verwendung des in der vorliegenden Studie erfassten Verständnisses von Intensionalität zur Sprachanalyse, s. 5.7.4. 289 Z. B. P ARTEE (1977); P ARTEE (1992); P ARTEE (1986); P ARTEE (1987) 290 C HOI (2000) 291 G EIST (2006) 292 Zu weiteren Hinweisen bezüglich der Studie Chois (C HOI (2000)), s. 6.4.1.1. 76 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="77"?> 4.2.1 Monographien Maienborn 293 behandelt ausschließlich das deutsche Kopulaverb sein in einer übereinzelsprachlichen Studie mit dem englischen Verb to be und den spanischen Verben ser und estar. Ihre Untersuchung der Kopula sein knüpft an die Anwendung der Davidsonschen ontologischen Annahmen zu Handlungsverben 294 in der Sprachwissenschaft an. Die Kritik Maienborns richtet sich gegen eine Übertragung dieser Davidsonschen Annahmen zu Handlungsverben auf Kopulaverben, wonach Kopulakonstruktionen sich auf Davidsonsche Situationen und Zustände in der außersprachlichen Wirklichkeit beziehen. 295 Hierbei werden jene, die Kopula betreffenden Davidsonsche Zustände als „ statische, raumzeitliche Entitäten mit funktional eingebundenen Partizipanten “ 296 erfasst, und eine denotative Bezugnahme der Sätze mit dem Kopulaverb sein auf derartige Zustände nach Maienborn verneint: „ Die bisherigen Überlegungen haben gezeigt, dass Kopula-Sätze keine Situationen in Davidsons Sinn bezeichnen. Sie weisen keine Argumentstelle für eine raumzeitlich Entität mit funktional eingebundenen Partizipanten auf. Die Grammatik unterscheidet klar zwischen der Bezugnahme auf Situationen, an denen Individuen als Partizipanten beteiligt sind, und dem Zusprechen von (temporären oder permanenten) Eigenschaften an Individuen. “ 297 Zur Widerlegung eines Bezugs auf Davidsonsche Situationen von Kopulasätzen stellt Maienborn mehrere Methoden vor. Dies ist erstens der Versuch, durch die Nennung von Beispielen nachzuweisen, dass Kopula-Prädikativ-Konstruktionen nicht als Infinitivkomplemente (z. B. Monika sah Hans an der Bushaltestelle warten) von Perzeptionsverben (z. B. sehen; hören) fungieren können (z. B. *Heidi sah Luise blond sein; *Heidi hörte Luise Französin sein; *Angela sah Bardo wütend sein; *Cathrine hörte die Callas heiser sein). Maienborn markiert diese Sätze als ungrammatisch, erwähnt jedoch, dass die Kopula-Prädikativ- Konstruktionen nicht die einzige Gruppe von grammatischen Prädikaten sind, welche nicht als derartige Infinitivkomplemente von Perzeptionsverben einsetzbar sind, sondern dass es viele Verben gibt, die diese Komplementstellen nicht besetzen können (z. B. *Luise sah/ hörte Robin Hood ‚ der Rächer der Enterbten ‘ heißen; *Luise sah/ hörte den Rotwein 35 DM kosten) und nennt dieselbigen K-Zustandsverben (z. B. ähneln; heißen; besitzen; kosten), da sie ihnen zuschreibt, keine ontologische Basiskategorie, sondern Kimsche Zustän- 293 M AIENBORN (2003) 294 D AVIDSON (1967) 295 M AIENBORN (2003: 14, 117) 296 M AIENBORN (2003: 117) 297 M AIENBORN (2003: 111) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 77 <?page no="78"?> de 298 (auch: K-Zustände) zu denotieren. 299 Es liegt an der Davidsonschen Definition von außersprachlichen Situationen und Maienborns Definition von derartigen statischen Situationen als Zustände 300 sowie als statische, raumzeitliche Entitäten mit funktional eingebundenen Partizipanten 301 , dass diese Gruppe von Verben, die für einen Partizipanten nicht notwendig immer wahrnehmbare Situationen bezeichnen (z. B. Heidi sah Peter die Berge gut finden; Luise sah/ hörte Heidi die Lösung des Rätsels wissen), nicht die Bedingungen zur Denotation Davidsonscher Situationen oder Zustände erfüllen. Die Denotate dieser Gruppe von Verben können nicht in Sätzen mit Perzeptionsverben, deren Subjektstelle von einem äußeren Beobachter bzw. Partizipanten besetzt ist, aufgezeigt werden, da sie z. B. mentale Vorgänge in einer Person oder Bewusstseinszustände darstellen und der primäre Partizipant und Beobachter, welcher diese mentalen Vorgänge und Bewusstseinszustände erfährt, die grammatische Subjektstelle selbst besetzen muss. Jedoch entscheidet die Teilhabe oder Wahrnehmung von bestimmten Personen und ihre Anzahl nicht darüber, ob eine Situation oder ein Zustand in der außersprachlichen Wirklichkeit existiert oder nicht, weswegen Kritik an der Davidsonschen Situationsdefinition und der Konzeption von Zuständen als derartige statische Situationen angebracht ist. 302 Unter nicht epiphänomenalen Annahmen ist es darüber hinaus möglich, dass nicht notwendig durch einen Beobachter wahrnehmbare, mentale Vorgänge und Bewusstseinszustände von Sprechern kausal eine existente Situation oder einen existenten Zustand in der außersprachlichen Wirklichkeit manifestieren sowie eine Motivation für außersprachliche, kausale Wirkungszusammenhänge und Handlungen stellen können. Zweitens versucht Maienborn darzulegen, dass sogenannte situationsbezogene Modifikatoren (z. B. ja doch; gerade) in Kopula-Sätzen grammatikalisch unzulässig seien. 303 Diese Testergebnisse können als weitgehend subjektiv gewertet werden, da z. B. einem kompetenten Sprecher der deutschen Sprache 304 nicht notwendig hinreichend einsichtig ist, weshalb die derartigen Sätze (z. B. Jochen ist gerade in der Hängematte wach; Paul ist gerade unter der Staßenlaterne 298 Vgl. K IM (1969); vgl. K IM (1976) 299 M AIENBORN (2003: 65 ff.) 300 M AIENBORN (2003: 107) 301 M AIENBORN (2003: 117) 302 Vgl. hierzu Freges ontologische Begründung außersprachlicher Sachverhalte, d. h. Situationen und Zustände in der extensionalen Bedeutungsebene, welche unabhängig vom menschlichen Denken existieren am Beispiel unentdeckter Naturgesetze oder einer wüsten Insel im Eismeer (F REGE (2001 [1897]: 46). S. a. 5.6.6 303 M AIENBORN (2003: 84 f.) 304 D. A. 78 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="79"?> betrunken) generell grammatikalisch falsch sein sollen. 305 Die Sätze mit dem Zusatz ja doch können an dieser Stelle nicht in die Wertung mitaufgenommen werden, da dieser Zusatz einem kompetenten Sprecher der deutschen Sprache 306 völlig unbekannt sein kann und statt dessen als umgangssprachliche Antwortphrase geläufig ist. Drittens ergänzt Maienborn in einem weiteren Testverfahren Adverbien der Art und Weise, Komitative, Instrumentalangaben und situationsbezogene Partizipien als „ Mannerangaben i. w. S. “ 307 in Kopulasätzen sowie in Sätzen mit anderen sogenannten K-Zustandsverben (z. B. ähneln; heißen; besitzen; kosten). Die Beispielsätze mit Mannerangaben i. w. S. nach Maienborn in Kopulasätzen werden als grammatikalisch falsch gewertet, stellen sich jedoch in vielen Fällen als lediglich semantisch fragwürdig heraus. Statt derartiger, semantisch fragwürdiger Sätze (z. B. Heidi war mit ihrer Nichte intelligent/ selbstlos/ Vegetarierin; Jochen war ruhig/ sparsam/ spendabel reich; Shirin war sicher Pianistin und unsicher Alpinistin; Karin war mit großer Geduld nüchtern; Anette war (ja doch) ausgestreckt auf dem Sofa müde; Heidi ist ruhig hungrig und unruhig durstig) 308 , können leicht veränderte Sätze genannt werden, welche keine oder weniger semantische Fragwürdigkeiten aufwerfen und grammatikalisch korrekt gebildet sind (z. B. (? )Heidi war ohne ihre Freundin aufmerksam/ bescheiden/ Einzelgängerin; (? )Jochen war bescheiden/ hedonistisch/ unglücklich reich; (? )Shirin war selbstbewusst Pianistin und beschämt Alpinistin; (? )Karin war mit großer Selbstbeherrschung/ geduldig nüchtern; (? )Anette war (*ja doch) dösend/ ungestört auf dem Sofa müde; (? )Heidi ist wütend/ verärgert/ ungeduldig hungrig). Einige der von Maienborn genannten Beispielsätze (z. B. die Leiter war stabil aus Stahl; Jochen war gerade unsicher auf der Leiter; die Treppe war wackelig morsch; Frank ist reglos/ tatenlos auf der Treppe) 309 , können von einem kompetenten Sprecher der deutschen Sprache 310 nicht ausreichend nachvollziehbar als grammatikalisch falsch eingestuft werden. Die von Maienborn anschließend angeführte Argumentation bezüglich Bedeutungsanpassungen bei Manner-Angaben i. w. S. 311 nach Maienborn bindet ebenfalls Beispielsätze ein, welche nach Maienborn als ungrammatisch markiert sind (z. B. Heidi war langsam auf den Beinen; Jochen schmückte langsam den Weihnachts- 305 Vgl. M AIENBORN (2003: 84) 306 D. A. 307 M AIENBORN (2003: 88) 308 M AIENBORN (2003: 88 - 100) 309 M AIENBORN (2003: 89) 310 D. A. 311 M AIENBORN (2003: 88) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 79 <?page no="80"?> baum) 312 , obwohl für einen kompetenten Sprecher der deutschen Sprache 313 ihre Ungrammatizität nicht notwendig einsehbar ist. Zudem werden wiederum semantisch fragwürdige Beispielsätze (z. B. Heidi war mit großer Geduld in der Stadt) 314 anstatt eines semantisch vernünftigeren Satzes (z. B. Heidi war mit großer Freude in der Stadt) vorgeführt und unter anderem die Behauptung aufgestellt, der Aussagesatz Hans war in seiner Jugend mit großer Leidenschaft Katholik müsste in den Satz Hans war in seiner Jugend mit großer Leidenschaft Kirchgänger/ Beichtender uminterpretiert werden. 315 So konstatiert Maienborn: „ Das Adverbial [ … ] spezifiziert nicht unmittelbar einen Zustand des Katholik- Seins, sondern es charakterisiert die Einstellung eines Agens zu den damit verbundenen Tätigkeiten wie Kirchgang, Beichte usw. “ 316 Dem ist zu entgegnen, dass es sich bei dem Satz Hans war in seiner Jugend mit großer Leidenschaft Katholik um einen grammatikalisch richtigen Satz handelt, welcher aussagt, dass Hans in seiner Jugend mit großer Leidenschaft Katholik war, und es wird nicht ausgedrückt, dass Hans mit großer Leidenschaft in die Kirche ging, Kirchgänger war, zur Beichte ging oder Beichtender war. Wenn dies die Aussage des betreffenden Satzes wäre, dann wäre es derartig im komplexen sprachlichen Zeichen des Ausdrucks realisiert, was jedoch nicht der Fall ist. Der mündige Sprecher hat diese und nicht jene zeichenhafte, sprachliche Realisierung gewählt (s. 6.4.3; 6.4.3.1; 6.4.3.2). Schließlich erwähnt Maienborn eine Situationsdiagnostik mit dem Zusatz ein bisschen, welcher als Situationsmodifikator die Situationsdauer bewertet und als Gradmodifikator den Ausprägungsgrad auf einer Skala einordnet, um nachzuweisen, dass die Lesart als Situationsmodifikator für Kopulasätze nur unter einer angeblichen Bedeutungsanpasssung zugelassen ist. 317 Dabei ist einem kompetenten Sprecher der deutschen Sprache 318 nicht hinreichend einsichtig, weshalb in einigen genannten Beispielsätzen lediglich die Lesart als Gradmodifikator (z. B. Karin war ein bisschen müde) und nicht als Situationsmodifikator (z. B. Karin war (für) ein Weilchen müde) zugelassen 319 sein soll. Andere Beispielsätze (z. B. Angela hat ein bisschen im Garten gesessen) 320 hingegen, können von einem kompetenten 312 M AIENBORN (2003: 90, 93 f.) 313 D. A. 314 M AIENBORN (2003: 95) 315 M AIENBORN (2003: 96) 316 M AIENBORN (2003: 96) 317 M AIENBORN (2003: 103) 318 D. A. 319 M AIENBORN (2003: 101) 320 M AIENBORN (2003: 101) 80 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="81"?> Sprecher der deutschen Sprache 321 als umgangssprachlich bis grammatikalisch falsch aufgefasst werden, was für eine semantische Überlappung von Gradangabe und Ausprägungsangabe oder eine Unbestimmtheit diesbezüglich im Inhalt des Zusatzes ein bisschen spricht, da in diesem Beispiel die Interpretation als Gradmodifikator ohne Richtungsangabe im Gegensatz zu ähnlichen Aussagesätzen mit Richtungsangabe (z. B. Heidi ist ein bisschen ins Wasser gegangen) fehlerhaft oder umgangssprachlich ist. Auch in letztgenanntem Beispielsatz sind beide Interpretationen möglich (z. B. Heidi ist bis zu den Knien ins Wasser gegangen; Heidi ist für 15 Minuten ins Wasser gegangen). Wesentlich für die Argumentationsweise Maienborns hinsichtlich der logischen Form von Kopulasätzen sind somit die Davidsonschen Situationsargumente, welche nach Davidson als eigenständige Ereignisvariablen bei den Handlungsverben stehen können und ihre Denotation einer außersprachlichen Situation sichtbar machen. 322 Die Sprachauffassung solcher Davidsonschen Art ist ein sogenannter anomaler Monismus, wobei Davidson vorgibt, sich von einem Epiphänomenalismus 323 zu distanzieren. 324 Ein Gelingen dieses Versuchs einer Distanzierung von einem Epiphänomenalismus kann im Hinblick auf die anderen materialistischen Vorannahmen sowie die der Davidsonschen Theorie inhärente Miteinbeziehung der Tarskischen Wahrheitstheorie in formalisierten Sprachen 325 jedoch hinterfragt werden. In diesem Rahmen aus Davidsonschen sowie Tarkischen Annahmen und der traditionellen, grammatiktheoretischen Vorannahme eines grammatischen Prädikatkomplexes aus Kopula und Prädikativ konkludiert Maienborn, dass sprachlich ausgedrückte Gedanken eines kompetenten Sprechers als vollständige, grammatikalisch korrekt gebildete deutsche Aussagesätze mit einer besetzten Subjektposition sowie mit Lokal- und Temporalangaben oder adverbialen Lokal- und Temporalergänzungen im Helbigschen Sinn in Kopulasätzen keine Situationen und Zustände raumzeitlich derart denotieren, wie es die sprachlichen Elemente als zeichenhafte Bedeutungsträger eines Sprachsystems langue lexikalisch vermitteln (z. B. seit 50 Jahren ist der Matrose verschollen; die Veranstaltung ist immer dienstags für einen unbegrenzten Zeitraum; die Ewigkeit ist für immer; Peter ist hier; Eveline ist im Garten; Zeus ist). Maienborn erklärt des Weiteren, dass in ihrer Theorie „ die Möglichkeiten einer sparsameren Semantik für Kopula-Prädikativ-Konstruktionen ausgelotet werden - einer Semantik ohne Rekurs auf Situationsargu- 321 D. A. 322 M AIENBORN (2003: 14) 323 Vgl. H UXLEY (1899 [1874]) 324 Y ALOWITZ (2021 [2005]) 325 Vgl. T ARSKI (1936) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 81 <?page no="82"?> mente. “ 326 Demzufolge erläutert Maienborn bezüglich Temporalangaben in Kopulasätzen: „ Wir wissen bereits, dass es sich nicht um ein Situationsargument handelt. Genügt es nun anzunehmen, dass hier ein schlichtes Zeitargument vorliegt? Dies wäre die ontologisch sparsamste Annahme. “ 327 An dieser Stelle ist betreffs der Argumentationsweise Maienborns anzumerken, dass es sich hierbei um eine nach Maienborns eigenen Worten „ grammatischontologische Kosten-Nutzen-Aufstellung für die Präsenz von verborgenen Zustandsargumenten in Kopulasätzen “ 328 handelt. Die Ausdrücke sparsam, effizient, optimal und ökonomisch werden teils als Zielsetzung bzw. als angestrebte Eigenschaften, teils als Grundlegungen der von Maienborn ausgearbeiteten Theorie vorgeschlagen 329 und dienen teils als Argumente für oder wider einen Aspekt ihrer Theorie. 330 So wird z. B. eine „ optimalitätstheoretische Rekonstruktion konversationeller Implikaturen als zwei konkurrierende, an den jeweiligen Bedürfnissen von Sprecher und Hörer ausgerichtete Ökonomieprinzipien “ 331 als Hintergrund der Theoriebildung bei Maienborn miteinbezogen, zugleich stellt dieselbe optimalitätstheoretische Rekonstruktion Kriterien, um bestimmte „ Interpretationspräferenzen und -blockaden systematisch herzuleiten “ 332 . Ebenso ersucht Maienborn die Rechtfertigung einer „ sparsameren Semantik für Kopula-Prädikativ-Konstruktionen “ 333 , weist jedoch die angeblich sparsamste ontologische Annahme, nach welcher temporale, referenzielle Argumente bzw. Ergänzungen oder Angaben in Kopulasätzen ein sogenanntes „ schlichtes Zeitargument “ 334 sind, zurück. Im Folgenden schlägt Maienborn eine andersartige ontologische Reduktion und eine reifikatorische Uminterpretation solcher in Kopulasätzen ausgedrückten Zeitintervalle vor, die eine ganz neue ontologische Kategorie entwerfen 335 und eine ontologische Verschiedenheit der betreffenden Referenten temporaler Angaben und Ergänzungen in Kopulasätzen konstatieren. 336 Die Behauptung dieser Verschiedenheit und der Entwurf einer anderen ontologischen Kategorie werden bei Maienborn als „ ontologische 326 M AIENBORN (2003: 110) 327 M AIENBORN (2003: 113) 328 M AIENBORN (2003: 105) 329 Vgl. M AIENBORN (2003: 110, 121, 16, 178 ff.) 330 M AIENBORN (2003: 16, 73, 113, 121, 183) 331 M AIENBORN (2003: 16) 332 M AIENBORN (2003: 16, vgl. 73) 333 M AIENBORN (2003: 110) 334 M AIENBORN (2003: 113) 335 M AIENBORN (2003: 113, 115) 336 M AIENBORN (2003: 115) 82 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="83"?> Kosten “ 337 , denen ein „ grammatischer Nutzen “ 338 gegenübersteht, beschrieben, wodurch diese ontologischen Kosten gerechtfertigt seien. Dabei stellen sich diese ontologischen Kosten als Postulierung nicht unmittelbar manifester Referenten in der außersprachlichen Wirklichkeit heraus. 339 Die sparsame Semantik für Kopula-Prädikativ-Konstruktionen geht demnach mit hohen ontologischen Kosten einher. Der derart hergeleitete grammatische Nutzen lizenziert nach Maienborn diese neue, nicht sparsame ontologische Kategorie, welche reduzierter als andere ontologische Kategorien konzipiert ist, indem sie keine ontologische Basiskategorie und damit keine von der Rede unabhängig existente Situation mehr darstellt, sondern nur ein abstraktes Objekt und mentales Konstrukt zum Zweck effizienter Kommunikation konstituiert, das nicht existiert, wenn nicht darüber gesprochen wird. 340 Somit rechtfertigt die angestrebte sparsame Semantik der Kopula-Prädikativ-Konstruktionen über den Umweg des grammatischen Nutzens eine reduzierte ontologische Kategorie mit hohen ontologischen Kosten, welche wiederum die Kopula-Prädikativ-Konstruktionen als semantisch sparsame sprachliche Einheiten auszeichnet, da diesen dann zugeschrieben werden kann, nur auf diese ontologisch sparsame, reduzierte ontologische Kategorie als mentales Konstrukt, das außerhalb der menschlichen Rede nicht existent ist, zu referieren. 341 Gemäß des Entwurfs zur pragmatisch-kommunikativen Valenz schaffen angenommene Referenten in der Denotationsebene die Argumentstellen der Valenzträger, welche ebenfalls wiederum das Vorhandensein dieser Referenten bestätigen (s. 6.4.3; 6.4.3.1; 6.4.3.2). In der vorliegenden Studie kann eine derartige Argumentation anhand einer grammatisch-ontologischen Kosten-Nutzen-Aufstellung nach Maienborn, die syntaktische Aspekte nur begrenzt miteinbezieht 342 , nicht aufgenommen werden, da die vorliegende Studie anstrebt, interne sprachliche Strukturen des Sprachsystems langue mit Hilfe linguistischer Systemerprobungen syntaktisch und semantisch zu analysieren und unter Hinzuziehung mathematischer sowie logischer Konzepte intersubjektiv einsehbar zu beschreiben und zu formalisieren. Hierbei muss auf eine pragmatisch-kommunikative Argumentation oder Spekulationen über Sachverhalte der außersprachlichen Wirklichkeit und deren ontologischen Status weitgehend verzichtet werden. Schließlich zieht Maienborn den Schluss, dass Kopula-Prädikativ-Konstruktionen lediglich 337 M AIENBORN (2003: 116) 338 M AIENBORN (2003: 116) 339 M AIENBORN (2003: 115) 340 M AIENBORN (2003: 121) 341 Vgl. M AIENBORN (2003: 121, 129, 130 f.) 342 M AIENBORN (2003: 22) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 83 <?page no="84"?> sogenannte K-Zustände (auch: Kimsche Zustände) nach Kim 343 denotieren, die zeitlich gebundene Eigenschaftsexemplifikationen sind 344 und nicht unabhängig von der menschlichen Rede existieren 345 : „ Gemäß unseren bisherigen Überlegungen bezeichnen Kopula-Prädikativ-Konstruktionen K-Zustände. Der Verweis auf diese Entitäten ist dabei der genuine Beitrag der Kopula. Wie alle anderen Verben, so ist auch die Kopula mit einem referentiellen Argument ausgestattet, über welches die temporale Einordnung mittels Tempus und Aspekt kompositional geregelt wird; [ … ]. Im Falle der Kopula sowie der übrigen stativen Verben rangiert dieses referentielle Argument über K-Zustände. “ 346 Außerdem konstatiert Maienborn: „ Unsere Befunde zeigen weiter, dass es für die Frage des Situationsbezugs keine Rolle spielt, ob die Kopula-Konstruktion ein Stadien- oder Individuenprädikat beinhaltet. Es finden sich keine Hinweise darauf, dass die als semantisch/ begriffliche Grundlage für die Stadien/ Individuen-Distinktion beanspruchten Unterscheidungen von temporären vs. permanenten Eigenschaften bzw. von ortsgebundenen vs. arbiträr lokalisierten Eigenschaften auch nur annähernd grammatisch reflektiert würden. “ 347 Maienborn fasst also Kopula-Prädikativ-Konstruktionen mit den Verben, welche Kimsche Zustände denotieren „ zu einer Klasse der nicht-situativen oder stativen Ausdrücke “ 348 zusammen. Die semantischen Inhalte der Kopula-Prädikativ-Konstruktionen verweisen somit auf betreffende Denotate, die abstrakte Objekte als mentale Konstrukte darstellen, welche nur für die effiziente Kommunikation geschaffen wurden, keine bezeichneten außersprachlichen Situationen sind und, wie obig bereits alludiert, außerhalb der menschlichen Rede nicht existieren. Dabei führt Maienborn das Ashersche Spektrum der Weltimmanenz 349 an, in welchem ausschließlich fachterminologische Situationen raumzeitliche außersprachliche Entitäten sind, während fachterminologische Fakten ebenfalls nur abstrakte Objekte als der kommunikativen Effizienz dienliche mentale Konstrukte sind. Ein Verhältnis einer Denotation, Signifikation oder Abbildung zwischen Kopula-Prädikativ-Konstruktionen im sprachlichen Ausdruck und besagten Situationen (s. o.) in der außersprachlichen Wirklichkeit weist Maienborn demnach zurück. Die K-Zustände werden nach Maienborn zwischen Asherschen Situationen und Asherschen Fakten ver- 343 K IM (1969); K IM (1976) 344 M AIENBORN (2003: 116 f.) 345 Vgl. den Dedekindschen Beweis der vom menschlichen Denken unabhängigen Existenz von Fregeschen Gedanken, s. 5.6.6. 346 M AIENBORN (2003: 125) 347 M AIENBORN (2003: 106) 348 M AIENBORN (2003: 105) 349 A SHER (1993: 7, 57 f.) 84 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="85"?> ortet. 350 Da diese materialistische und ontologisch reduzierte Auffassung von Eigenschaftszuweisungen an logische Subjekte der prädikativen Natur von Begriffen (s. 5.6.2) 351 , der Theorie von Eigenschaften als logische Prädikate in einer propositionalen Struktur 352 sowie der Theorie mathematischer Funktionen als Äquivalente zu Begriffen bzw. zu logischen Prädikaten widerspricht, denn die von Maienborn entworfenen, denotierten Eigenschaften sind in der extensionalen Ebene zu lokalisierende, pragmatisch-kommunikative Einheiten und mentale Konstrukte ohne eigenständige Existenz außerhalb der menschlichen Rede, merkt Maienborn an, dass sie „ keine Stellung beziehen [will], zur komplizierten Frage des ontologischen Status von Eigenschaften “ 353 und fügt hinzu: „ Unsere Annahme, dass K-Zustände die Exemplifizierung einer Eigenschaft an einen Träger zu einer Zeit darstellen, ist auf keine bestimmte Eigenschaftstheorie festgelegt. “ 354 Da Maienborn, wie obig erwähnt, mit traditionellen Grammatiken die Auffassung teilt, dass die Kopula gemeinsam mit dem Prädikativ das grammatische Prädikat bildet 355 und diese komplexe Konstruktion mit anderen Verben, insbesondere Handlungsverben, kontrastiv verglichen werden muss, folgert Maienborn außerdem: „ Kopula plus Prädikativ verhalten sich nicht wie jedes beliebige andere Verb [ … ], sondern sie verhalten sich wie jedes andere stative Verb [ … ]. Die [ … ] formulierte These, die Kopula liefere das allgemeine Grundmuster für alle stativen Verben lässt sich nun dahingehend präzisieren, dass dieses Grundmuster in der Bereitstellung eines referentiellen K-Zustandsarguments besteht, welches durch das Prädikativ näher bestimmt wird. “ 356 Bezüglich des Inhalts der in dieses komplexe grammatische Prädikat eingebundenen Kopula vertritt Maienborn eine Vereinfachung der Russellschen Ambiguitätsthese, indem sie diese einleitend als Annahme einer „ prädikativen vs. äquativen Funktion der Kopula “ 357 beschreibt. Dabei nennt Maienborn nicht die Aufspaltung in absolute Identität und Subsumtion in Russells Theorie, sowie die Tatsache, dass das Verb sein bei Russell in seiner äquativen, d. h. seiner Identität anzeigenden Funktion als Trägersegment und Teil des Prädikats erfasst werden muss und im Fall einer Prädikation als reines kopulatives Verbindungsglied eingesetzt ist (s. 5.5.1; 5.5.2). Maien- 350 M AIENBORN (2003: 120 f.) 351 Zur Differenzierung zwischen Prädikation und Urteil nach Frege, vgl. z. B. F REGE (2001 [1906]: 74). 352 Zur logischen Prädikation in einer syllogistischen Konklusion sowie ihrer Gültigkeit, s. 5.2; 5.5.2; vgl. P ERLER (1998: 50). 353 M AIENBORN (2003: 121, Fn. 4) 354 M AIENBORN (2003: 121, Fn. 4) 355 M AIENBORN (2003: 22) 356 M AIENBORN (2003: 131) 357 M AIENBORN (2003: 22) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 85 <?page no="86"?> borns syntaktische Interpretation der Kopula-Prädikativ-Konstruktion als grammatisches Prädikat ist also abgeleitet aus ihrer Auffassung der Kopula als semantisch leer, obwohl es sich bei der äquativen Funktion des Verbs sein nach Russell nicht mehr um eine reine Kopula handelt, welche als semantisch leer gelten kann, sondern um den Ausdruck einer Art Identitätsrelation. Demzufolge ist Maienborns Herleitung ihrer Grundannahme einer reinen, semantisch leeren Kopula, welche theoretisch ein prädikatives oder äquatives Verhältnis in Kopula-Prädikativ-Konstruktionen ausdrücken kann, nicht zutreffend und „ Russells Annahmen zur prädikativen vs. äquativen Funktion der Kopula “ 358 sind entgegen der Behauptung Maienborns nicht in Maienborns einheitlicher logischer und syntaktischer Interpretation der Kopula-Prädikativ- Konstruktionen 359 erfasst. Im Übrigen wäre hierfür auch u. a. notwendig, die Ontologie der Inhalte sprachlicher Zeichen in syntaktischer Position des grammatischen Prädikats zu erörtern, eine Aufgabe, welcher Maienborn nach eigenen Aussagen aufgrund einer angeblichen Kompliziertheit der Thematik ausweicht. In Referenz auf Partee 360 verwendet Maienborn zudem zur Vereinheitlichung der logischen Form der Kopula in Kopula-Prädikativ-Konstruktionen die Notation des λ -Kalküls. Hierbei strebt sie an, zu zeigen, dass die Kopula in einem ausgedrückten prädikativen Verhältnis dem eine Identitätsrelation denotierenden Verb sein als Trägersegment und Teil des Prädikats nach Russell gleich ist. Vorerst formalisiert sie beide Verhältnisse, indem sie das prädikative als die Formulierung λ P λ x[P(x)] darstellt und einen sogenannten IDENT-Operator nach Partee 361 der Form λ y λ z[z = y] einführt. Exemplarisch nennt sie die den Ausdruck Andrea Schopp sein mit einer Abkürzung (IDENT (as)). Danach setzt sie diesen IDENT-Operator bezüglich des Exempels as als Prädikat in den λ -Ausdruck der prädikativen Form ein: λ P λ x[P(x)] (IDENT (as)); λ P λ x[P(x)] ( λ y λ z[z = y] (as)). Daraufhin führt sie eine linksassoziative ß-Konversion durch: λ P λ x[P(x)]( λ y λ z[z = y] (as)) → λ P λ x[P(x)] ( λ z[z = as]) → λ x[( λ z[z = as]) (x)] → λ x[x = as]. 362 Schließlich konkludiert Maienborn: „ Die Kopula sein ist nicht ambig. Sie unterscheidet nicht zwischen temporären und permanenten Eigenschaften, und sie führt in jedem Fall einen Diskursreferenten ein, der keine räumliche Dimension hat, sprich: die von Kopula-Sätzen bezeichneten K-Zustände - egal ob temporär oder permament - sind ortsungebunden. “ 363 Die zur Herleitung dieser Schlussfolgerung verwendete for- 358 M AIENBORN (2003: 22) 359 M AIENBORN (2003: 22) 360 P ARTEE (1986); P ARTEE (1987) 361 P ARTEE (1992) 362 M AIENBORN (2003: 22) 363 M AIENBORN (2003: 130) 86 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="87"?> melhafte Darstellung erfüllt jedoch nicht den von Maienborn behaupteten Zweck des Nachweises fehlender Ambiguität des Verbs sein. Man beachte, dass die Namen, Funktionen und Argumente P, x, y und z jeweils verschieden sind, nicht etwa die Terme P(x) und x = z bilden und einzeln λ -gebunden sind. Dabei ist bemerkenswerterweise auch der Name für die Funktion P λ -gebunden. Was in dieser ß-Konversion geschehen ist, ist für den signifizierten Inhalt der Kopula, auch wenn angenommen wird, dass der Name für dieselbe reine Kopula als Signifikant die prädikative Rolle sowie die Identitätsrelation verkörpert, aussagelos. Der IDENT-Operator besitzt nur ein einsetzbares Argument für die λ -gebundene Variable y und nicht für die Variable z. Außerdem ist in der Identitätsrelation der Operator = für diesselbige nicht λ -gebunden, während in der prädizierenden Funktion der Funktionsname P λ -gebunden ist. Es handelt sich deshalb um ein Spiel mit Zeichen. Was in dieser ß-Konversion vorging, ist, dass ein beliebiger Ausdruck an die Stelle des λ -gebundenen Funktionsnamens P in den eine prädizierende Funktion anzeigenden Ausdruck eingesetzt wurde. Damit wurde nicht bewiesen, dass die prädizierende Funktion gleich der Identitätsrelation ist bzw. dass die als ambig angenommene Kopula eine einheitliche logische Form hat, sondern die angeblich eine Identitätsrelation darstellende Zeichenverbindung wurde einfach mit der mitgebrachten Argumentstelle als Argument anstelle des die prädikative Rolle anzeigenden Namens eingesetzt. Es liegt in der Natur der λ -Ausdrücke, dass sie Funktionen beschreiben und der Buchstabe P ist dabei lediglich ein Name. Wenn anstelle des Namens für eine Funktion ein Name, der eine Identitätsrelation repräsentieren soll, eingesetzt wird, so ist dies möglich. Es zeigt nicht, dass die sprachliche Kopula als Zeichen, als Begriffswort oder in Funktionenschreibweise nicht ambig oder polysem bzw. das Verb sein nicht homonym oder polysem ist. Für die Darstellung der Denotation von Kimschen Zuständen durch die Kopula- Prädikativ-Konstruktionen führt Maienborn einen weiteren λ -Ausdruck λ P λ x λ z[z ≈ [P(x)]] für das Verb sein ein. 364 Dabei fungiert der Buchstabe z als sogenannte Variable über K-Zustände und das Zeichen ≈ als sogenannter Charakterisierungsjunktor, der einem Diskursreferenten von abstraktem ontologischen Typ eine ihn charakterisierende partielle Spezifikation des Informationsgehalts eines Diskurses zuordnet. 365 Eine derartige Verwendung des λ -Kalküls kann in der vorliegenden Studie nicht übernommen werden, da aufgrund der Differenzierung zwischen Sinn und Bedeutung nach Frege und einer genauen Herleitung des Churchschen λ -Abstraktors unter den Vorannahmen der ebenfalls für die vorliegende Studie nutzbar gemachten Fregeschen 364 M AIENBORN (2003: 125) 365 M AIENBORN (2003: 23 ff.); vgl. A SHER (1993) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 87 <?page no="88"?> Begriffslogik derselbige den intensionalen Charakter von Funktionen, deren Namen Begriffswörter sind, anzeigt. In der Darstellung eines λ -Ausdrucks nach Maienborn wird das vermutete Denotat eines Begriffswortes, nämlich der Kopula oder der Kopula-Prädikativ-Konstruktion, als λ -gebundene Variable erklärt. So ist der denotierte K-Zustand λ -gebunden. Ein K-Zustand ist jedoch nicht Element eines Zeichenrepertoires einer natürlichen oder formalen Sprache, sondern die vorgeschlagene Bedeutung bestimmter Elemente dieses Zeichenrepertoires einer natürlichen oder formalen Sprache. Im Rahmen der vorliegenden Studie ist es fehlerhaft, wenn die extensionale Bedeutung eines Zeichens oder einer Form mit einem Namen ausgestattet wird und selbst in die Intensionsstruktur der Zeichen oder Formen einer bestimmten natürlichen oder formalen Sprache mitaufgenommen wird, da nur die Zeichen der Sprache selbst als Signifikanten mit dem λ -Operator abstrahiert dargestellt werden sollen, um die Intensionsstruktur komplexer zeichenhafter Ausdrücke einer Sprache zu erforschen. Zur resümieren ist darüber hinaus, dass Maienborns Zwischenergebnisse und Ergebnisse meist als komplexe Prädikate aufgefasste Kopula- Prädikativ-Konstruktionen und nicht das isolierte Kopulaverb sein betreffen. Aus sämtlichen obig genannten Gründen können Maienborns Ergebnisse und Analysemethoden für die vorliegende Studie nicht nutzbar gemacht werden. Geist stellt eine Untersuchung zur Kopula sein und ihren Komplementen an 366 , wobei sie diese als sprachvergleichende Studie konzipiert und syntaktische und semantische Gegebenheiten aus dem Englischen, Italienischen, Spanischen und insbesondere dem Russischen miteinbezieht. Dabei geht sie davon aus, dass diese übereinzelsprachliche Herangehensweise dem sprachwissenschaftlichen Erkenntnisgewinn betreffs der deutschen Sprache dienlich ist, was nicht begündet wird 367 und nicht notwendig der Fall ist. Für das Deutsche erwähnt Geist mehrere Vorannahmen, die sie als gegeben akzeptiert. So geht sie davon aus, dass das Verb sein im Deutschen als Vollverb, Hilfsverb und als Kopula auftritt, wobei Letztere nach Geist einfach daran zu erkennen ist, dass sie mit substantivischen und adjektivischen Prädikatsnomina auftritt und sich somit von den anderen syntaktischen Funktionen des Verbs sein unterscheidet. 368 Geist vertritt somit a priori unreflektiert die traditionelle Ansicht, dass die komplexe Kopula-Prädikativ-Konstruktion als grammatisches und semantisches Prädikat des Satzes fungiert. 369 Außerdem bestimmt Geist im Voraus: „ Im 366 G EIST (2006) 367 G EIST (2006: 5) 368 G EIST (2006: 2 f.) 369 G EIST (2006: 1) 88 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="89"?> Unterschied zu Sätzen mit typischen Vollverben weisen Kopulasätze die folgende Besonderheit auf: Während in Sätzen mit Vollverben das Verb die lexikalische und die grammatische Bedeutung trägt, setzt sich in Kopulasätzen die grammatische und die lexikalische Bedeutung des Prädikats aus der Bedeutung der Kopula und der Bedeutung ihres prädikativen Komplements zusammen. “ 370 Um die Syntax zu beschreiben, bezieht Geist darüber hinaus Chomskys Rektions- und Bindungstheorie 371 mit ein, die als Konstituentengrammatik generativ aufgebaut ist und eine binäre Gliederung des Ausssagesatzes in Subjekt und Prädikat grundsätzlich annimmt. 372 In ihrer Studie beschränkt sich Geist anschließend auf Kopulasätze mit nominalem oder adjektivischem Prädikativ 373 , erwähnt jedoch, dass das Verb sein im Deutschen „ kaum kategorielle Beschränkungen für die Belegung seiner Komplementposition, des Prädikativs “ 374 hat. Dabei könnte Geists zutreffender Hinweis, die Gruppe der möglichen Belegungen für die Position des Prädikativs sei kategoriell kaum begrenzt, eigentlich indizieren, dass der Einfluss der Kopula auf die kategorientypischen Merkmale der Terme in Position seines Prädikativs eher gering ausfällt, da die Varianz der Belegung und Kombination im Gegensatz zu idiomatischen Ausdrücken oder Funktionsverbgefügen gegeben ist. 375 Dazu stellt Geist die Frage, „ inwieweit die in der Position des Prädikativs vorkommenden nominalen und adjektivischen Kategorien ihre in Argumentpositionen kategorientypischen Merkmale behalten. Das gilt für die Referentialität von NPs ebenso wie für die Eigenschaftsdenotation von APs “ 376 . Vorab legt Geist fest, dass diese der Kopula angeschlossenen Prädikatsnomina keinen Argumentstatus, sondern lediglich einen „ noch genauer zu erläuternden Prädikatstatus [haben]. Dazu wiederum gehört, dass, während typische (Voll-)Verben ihrem externen Argument eine Theta-Rolle wie AGENS oder THEMA zuweisen, die Kopula dem externen Argument keine aus dem für Subjekte angenommenen Inventar bekannte Theta-Rolle zuweist. “ 377 Anbei nennt Geist zur Erläuterung ihrer der traditionellen Grammatik entlehnten Annahme zur komplexen Kopula-Prädikativ-Konstruktion als grammatisches und semantisches Prädikat des Satzes 378 eine Version eines Kompositionalitäts- 370 G EIST (2006: 1) 371 C HOMSKY (1981) 372 G EIST (2006: 11) 373 G EIST (2006: 11, 16) 374 G EIST (2006: 3) 375 G EIST (2006: 9) 376 G EIST (2006: 9) 377 G EIST (2006: 3) 378 G EIST (2006: 1) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 89 <?page no="90"?> prinzips (auch: Kompositionsprinzip; Frege-Prinzip) mit Referenz auf Frege: „ Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ergibt sich aus der Bedeutung seiner unmittelbaren syntaktischen Teile und der Art und Weise, wie sie sich syntaktisch zusammensetzen. ” 379, 380 Nachfolgend erklärt Geist: „ Die Analyse der zusammengesetzten Prädikate stellt eine Herausforderung für das Kompositionalitätsprinzip dar, weil nicht klar ist, welchen semantischen Beitrag der jeweilige Prädikatsteil zur Gesamtbedeutung leistet. “ 381 Auch Geist erläutert, dass die Syntax in ihrer Arbeit nur insoweit einbezogen wird, „ als sie für Fragen der Kompositionalität relevant ist. “ 382 Anschließend gibt Geist an, dass sie Grammatik als ein modulares System von strukturbildenden Komponenten wie Syntax, Phonologie und Semantik versteht und dass ihre Abhandlung zur Kopula sein insbesondere die semantische und logische Form der Kopulasätze als Schnitstelle zwischen Syntax und semantischer Interpretation zum Gegenstand hat. 383 Dabei geht Geist von einer syntaktischen und einer semantischen Repräsentationsebene aus, wobei Letztere nach der Zwei-Ebenen-Theorie der Bedeutung von Bierwisch 384 vorgestellt wird. Eine Interaktion zwischen den Modulen des von Geist angenommenen Systems findet an der Schnittstelle derselbigen durch Zuordnungen von Strukturrepräsentanten zueinander statt. 385 Geist fragt nun, „ worin die Quelle der unterschiedlichen Interpretationen von Kopulasätzen zu suchen ist: in der Kopula, in ihrem Komplement oder in der Kombination der beiden. “ 386 Diese Frage beantwortet Geist teilweise in Referenz auf Maienborn und erklärt dieser nachfolgend: „ Wie oben angenommen, besteht der semantische Beitrag der Kopula darin, ein referentielles statives Zustandsargument [z] beizusteuern. Die Kopula hat allerdings kein eigenes externes Argument, sondern stellt lediglich eine syntaktische Position für das externe Argument des Prädikativs bei “ 387 . Mit Verweis auf Russell, Carnap und Frege und der unpräzise formulierten Behauptung, Frege würde anhand des Beispielsatzes der Abendstern ist ein Morgenstern zwischen prädizierenden und Identität anzeigenden Kopulasätzen unterscheiden, vertritt Geist die Ansicht, dass mindestens zwei Arten von Kopulasätzen zu differenzieren 379 G EIST (2006: 1) 380 Zum Kompositionsprinzip Freges, s. 5.6.2 381 G EIST (2006: 1) 382 G EIST (2006: 11) 383 G EIST (2006: 11, 13) 384 B IERWISCH (1983); B IERWISCH (1997); B IERWISCH (1987a); B IERWISCH (1987b); B IERWISCH / L ANG (1987) 385 G EIST (2006: 11) 386 G EIST (2006: 4) 387 G EIST (2006: 97) 90 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="91"?> seien, nämlich prädizierende Kopulasätze (z. B. der König ist kahlköpfig; Peter ist Lehrer; Peter ist in Berlin) und Identitätssätze (z. B. Samuel Clemens ist Mark Twain). 388 Der Rückgriff auf Frege ist an dieser Stelle für die Zwecke Geists nicht gerechtfertigt, da er eine Missrepräsentation 389 der Fregeschen Ausführungen darstellt. Frege unterscheidet nicht auf diese Weise zwischen Prädikation und Identität oder zwischen Prädikation und Subsumtion (s. 5.5.2; 5.6; 5.6.4; 5.6.5). 390 Nachdem Geist diese Unterscheidung als eine Differenzierung zwischen einer prädizierenden und einer gleichsetzenden Interpretation von Kopulasätzen aufgenommen hat 391 , spaltet sie die gleichsetzenden deutschen Aussagesätze auf in einen Identitätssatz, einen spezifizierenden Satz und einen prädizierendidentifizierenden Satz. 392 Für die Kopula sein nimmt Geist jedoch nur einen Lexikoneintrag als prädizierendes Sein an, das mit Hilfe eines phonologisch leeren, formallogisch entworfenen Operators, welcher für den Identitätssatz an der Kopula, für den spezifizierenden Satz am Prädikativ in einer grammatischen Subjektposition und für den prädizierend-identifizierenden Satz am Prädikativ in postkopularer Position ansetzt, bedeutungsspezifiziert wird. 393 Geist sowie Maienborn ziehen Schlüsse betreffs der logisch-semantischen Form der Kopula in Kopulasätzen aus dem Sachverhalt, dass ein geeignet formulierter IDENT- Operator, d. h. ein als eine Gleichsetzung formulierter IDENT-Operator 394 in einen λ -Ausdruck eingesetzt wird, obwohl ein derartiger Term immer als Argument anstelle des Namens einer Funktion in einem λ -Ausdruck fungieren kann. Ebenso können, wenn besondere funktionale Verknüpfungen entworfen werden, diese immer an einem λ -Ausdruck ausgeführt werden (z. B.: Cicero is Tully; Cicero: cicero; Tully: tullius; IDENT (j): λ x[x = j]; IDENT (tullius): λ x [x = tullius]; is PRÄD Tully: λ P λ y[P(y)] ( λ x[x= tullius]) → λ y[y = tullius]; Cicero is Tully: λ y[y = tullius](cicero) → [cicero = tullius]). Das Einsetzen von Personennamen in λ -Ausdrücke (z. B. Cicero is Tully; Cicero: cicero; Tully: tullius; is IDENT Tully: λ y λ x[x = y] (tullius) → λ x[x = tullius]; Cicero is IDENT Tully: λ x[x = tullius] (cicero) → cicero = tullius) 395 , kann ebenfalls nicht als zweifach funktionale Ableitung einer logischen Form 396 interpretiert werden und ist kein Beweis- 388 G EIST (2006: 16 f.) 389 Vgl. a. H IGGINS (1979: 264) 390 F REGE (2002 [1892]b: 48 f.) 391 G EIST (2006: 60) 392 G EIST (2006: 61) 393 G EIST (2006: 61) 394 G EIST (2006: 33 f.); vgl. P ARTEE (1977); vgl. P ARTEE (1987); vgl. P ARTEE (1986); vgl. P ARTEE (1992) 395 G EIST (2006: 30 - 33) 396 G EIST (2006: 32) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 91 <?page no="92"?> verfahren. In der Tat kommt Geist durch rein sprachliche Betrachtungen des gemäß ihrer Interpretation als Identitätssatz aufzufassenden Kopulasatzes Cicero ist Tullius durch die Testfrage wer/ *was ist Tullius? zu der Einsicht, dass die Ergebnisse der Operationen mit dem IDENT-Operator am λ -Ausdruck unter Umständen nicht auf die natürliche Sprache und ihre Semantik übertragen werden können, da die Frage was ist Tullius? nur nach sogenannten Prädikaten über das Subjekt Tullius im Sinne Geists möglich ist. So führt sie an, dass ein SEIN PRÄD von einem SEIN IDENT zu unterscheiden sei, konkludiert dann jedoch entgegen ihrer Aussage, dass es sich dabei aber aufgrund der Operationen am λ -Ausdruck mit dem IDENT-Operator doch nicht um verschiedene Lexikoneinträge handeln kann, sondern in dem von Geist angenommenen Lexikon lediglich ein SEIN PRÄD vorhanden ist, wobei der phonologisch leere IDENT-Operator als „ universelles Anpassungsmittel “ 397 ebenfalls in demselben Lexikon gelistet sein muss. 398 Motiviert wird diese Schlussfolgerung Geists durch den Wunsch, „ die Repräsentationen im Lexikon nach Ökonomieprinzipien im Sinne von Bierwisch [1997] [zu] gestalten “ 399 . SEIN PRÄD ist demzufolge eine „ unterspezifizierte Kopula [ … ], die durch den nicht-overten Operator IDENT spezifiziert werden kann. “ 400 Aus den Herleitungen der vorliegenden Studie kann dazu angemerkt werden, dass beide der von Geist vorgestellten Ergebnisse hier nicht als relevant gewertet werden können. Die Einsetzung des IDENT-Operators in den λ -Ausdruck nach Maienborn und Geist ist aus bereits genannten Gründen im Rahmen der vorliegenden Studie ohne eigenen logischen oder semantischen Erkenntniswert. Gegen die Erkenntnis, dass auf extensionallogischer Ebene bzw. auf Bedeutungsebene nach Frege, d. h. der extensionalen Denotationsebene, zwischen zwei gleichartigen und gleichgesetzten Entitäten und einer Eigenschaft einer Entität unterschieden werden kann 401 ist nichts einzuwenden. Die Frage ist, wie die Sprache selbst, d. h. der zeichenhaft realisierte sprachliche Ausdruck diese Sachverhalte ausdrückt und ob dabei besondere Inhalte, eine Unterspezifiziertheit des Verbs sein oder die Inhalte anderer zeichenhaft manifester Elemente des Aussagesatzes mitwirken. Hierzu ist es notwendig, die extensionallogische und die intensionallogische Ebene zu unterscheiden und zwischen Sinn und Bedeutung zu differenzieren. Anschließend ist unmittelbar erkennbar, dass die zeichenhaften, sprachlichen Ausdrücke der beiden Satzarten in einigen Fällen verschieden sind, nämlich ist es möglich, einen unbestimmten oder einen bestimmten Ausdruck zu wählen 397 G EIST (2006: 34) 398 G EIST (2006: 34 f.) 399 G EIST (2006: 34) 400 G EIST (2006: 34) 401 Vgl. G EIST (2006: 34) 92 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="93"?> und dies, z. B. durch die Verwendung eines bekannten Eigennamens oder eines bestimmten Artikels im zeichenhaften Ausdruck anstatt eines unbestimmten Artikels in einer Nominalphrase oder anstatt eines Adjektivs, zu markieren (z. B. Cicero ist Lehrer/ begabt; Cicero ist ein Lehrer; Cicero ist der Lehrer). Die ersten beiden Beispielsätze haben keinen bestimmten Artikel oder Eigennamen aufzuweisen oder beinhalten ein Adjektiv, weswegen auf extensionaler Bedeutungsebene ebenfalls nur etwas Allgemeines denotiert werden kann, wodurch die Menge der mittels der Zeichen Lehrer, begabt oder ein Lehrer denotierten außersprachlichen Gegenstände weiter und allgemeiner gefasst ist als das Denotat eines bestimmten Eigennamens (z. B. Cicero) oder einer Nominalphrase mit bestimmtem Artikel (z. B. der Lehrer), welcher bzw. welche für einen einzigen Gegenstand bzw. ein Individuum steht. In der Denotationsebene wird deshalb das Denotat der Zeichen Lehrer, begabt und ein Lehrer mengentheoretisch als das Element des Denotats des Eigennamens Cicero inkludierend konzipiert, was jedoch unter Hinzuziehung realistischer Annahmen oder einer intensionalen Ebene auch ein Verständnis als prädikatives Verhältnis ermöglicht. Der Satz Cicero ist der Lehrer stellt einen Eigennamen einer bestimmten Person Cicero in Bezug zu einem bestimmten Lehrer der Lehrer, was in der extensionalen Bedeutungsebene keine Mengeninklusion zulässt, deshalb wird für die Denotationsebene eine Gleichsetzung und eine absolute konventionelle Identität zweier gleichmächtiger Entitäten vorgestellt, die für den sprachlichen Ausdruck jedoch ebenfalls nur unter vorausgesetzten nominalistischen Annahmen greift und unter anderen Annahmen ebenso als prädikatives Verhältnis aufgefasst werden kann (s. 5.2; 5.5.1; 5.5.2; 5.6). Abgesehen von einer möglichen inkonsequenten Vermischung realistischer und nominalistischer sprachphilosophischer Vorannahmen a priori ist die Interpretation eines sprachlichen Ausdrucks nach einem algebraischen Modell als absolute konventionelle Identität oder Mengenbzw. Klasseninklusion (s. 5.5.1; 5.5.2) zudem eventuell durch syntaktische Analysen nicht gestützt 402 , was es in der vorliegenden Studie und deren empirischen Teil zu ermitteln gilt. Rückschlüsse auf den Inhalt oder eine semantische Unterdeterminiertheit des Verbs sein können anhand der von Geist vorgestellten Methoden aus Sicht der vorliegenden Studie nicht gezogen werden. Der einschlägige Unterschied ist die Wahl eines bestimmten Artikels oder Eigennamens gegenüber der eines unbestimmten Artikels in einer Nominalphrase oder eines Adjektivs sowie die zeichenhafte Realisierung von weiteren hinzugefügten sprachlich materialisierten Elementen mit zusätzlichem Inhalt bzw. Informationsgehalt. Die Unterschiede in der Interpretation auf der extensionalen Bedeutungsebene affi- 402 Vgl. M ORO (2013) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 93 <?page no="94"?> zieren deshalb nicht notwendig das Verb sein und seinen Inhalt. Eine Unterdeterminiertheit, Ambiguität oder eine Homonymie des Verbs sein ist des Weiteren, wie bereits erwähnt, deshalb nicht auf Geists Art und Weise im Rahmen der vorliegenden Studie herleitbar oder beweisbar, da das Einsetzen von Eigennamen, Nominalphrasen, Adjektiven oder sonstiger Terme bzw. Syntagmen anstelle von Funktionsnamen in einem Ausdruck mit dem λ - Operator, welcher zudem nicht den intensionalen Charakter einer Funktion anzeigt, sondern unter Umständen in einem von Church nicht intendierten Sinn auf abweichende Verwendungsweisen, z. B. auf einen Ausdruck mit λ -gebundenen, aber festgelegten ontologischen Einheiten aus der Denotationsebene anderer λ -gebundenen Variablen, übertragen wurde 403 , keinen eigenen Erkenntniswert hat. Außerdem sollen in der vorliegenden Studie keine Ökonomieprinzipien nach Bierwisch 404 entscheidend sein, sondern eine empirische Erhebung von Daten und Methoden des linguistischen Strukturalismus wie Systemerprobungen am sprachlichen Mechanismus und Material, deren Ergebnisse deskriptiv durch eine möglichst angemessen übertragene mathematische und prädikatenlogische Notation zu veranschaulichen sind. Aus diesen Gründen können die von Geist erarbeiteten Ergebnisse und Zwischenergebnisse nicht für die vorliegende Studie aufgegriffen werden. Schlücker untersucht in ihrer Abhandlung Diskurs im Lexikon. Eine Untersuchung der Kopula bleiben 405 das Verb bleiben als Kopulaverb, geht jedoch auch auf die Verben sein und werden als Kopulae ein. Dabei beginnt Schlücker mit der Annahme, dass die Kopula bleiben „ semantisch ambig “ 406 ist. So unterscheidet Schlücker zwei Verwendungsweisen des Verbs bleiben: Erstens, die Verwendung als Ausdruck des Verharrens an einem Ort oder das Andauern eines Zustands, womit bleiben einen Zustand assertiert und einen identischen Vorzustand präsupponiert (z. B. mein Herz blieb in Afrika; die Space Shuttles bleiben bis November am Boden; Hinfallen ist schlimm - Liegenbleiben ist schlimmer); zweitens bedeutet bleiben nach Schlücker in manchen Kontexten, insbesondere in Infinitivkonstruktionen, kein Andauern eines Zustands, sondern einen Zustandswechsel (z. B. als der Wagen um die Ecke gebogen war, blieb er plötzlich stehen; Hans aber blieb in dem Loch stecken; wo sind unsere Steuergelder geblieben; der Vogel flog umher und blieb schließlich auf dem höchsten Ast sitzen). 407 Nach Schlücker geht dem durch das Verb bleiben behaupteten 403 Vgl. z. B. der Kimsche Zustand z (M AIENBORN (2003: 125)) 404 Vgl. B IERWISCH (1997) 405 S CHLÜCKER (2007) 406 S CHLÜCKER (2007: 11) 407 S CHLÜCKER (2007: 11 f.) 94 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="95"?> Zustand im Fall der Bedeutung eines Zustandswechsels kein identischer Zustand voran: „ Vielmehr präsupponiert bleiben offensichtlich eine unmittelbar vorangehende Bewegung des Subjektreferenten, z. B. fahren. Bleiben scheint hier daher bedeutungsgleich mit dem Zustandsverb werden zu sein. “ 408 Demgemäß handle es sich bei dieser Ambiguität nicht nur um eine Besonderheit von Infinitivkonstruktionen, sondern um eine „ regelhafte Eigenschaft der Kopula bleiben “ 409 . Diese Beziehung wird angenommen, da in den der Prädikatenlogik entlehnten Formalismen nach Bierwisch 410 die Verben werden und bleiben durch die Operatoren BECOME (dt.: werden) und REMAIN (dt.: bleiben) repräsentiert werden, wobei diese in einer „ Äquivalenzbeziehung “ 411 zueinander stehen, die sich „ aus der Kombination von äußerer und innerer Negation ergibt. “ 412 Nach dieser Argumentation ist die formale Darstellung [BECOME Px] ≡ [ - [REMAIN[ - Px]]]; [REMAIN Px] ≡ [ - [BECOME[ - Px]]] als Micha wird Raucher ≡ Micha bleibt nicht Nicht-Raucher sowie Micha bleibt Raucher ≡ Micha wird nicht Nicht-Raucher möglich. 413 Dennoch lehnt Schlücker eine derartige Dualitätsbeziehung zwischen werden und bleiben begründet ab: „ Hauptargument ist dabei, dass die Situationen, auf die werden referiert, nicht identisch mit denen sind, auf die äquivalente bleiben-Konstruktionen referieren. Das bedeutet, dass eine angemessene Bedeutungsbeschreibung von bleiben mit Rückgriff auf werden, so wie bei den oben genannten Arbeiten, nicht möglich ist. Damit entfällt auch die Möglichkeit, die Ambiguität von bleiben durch Bezug auf sein Dual werden zu erklären. “ 414 Eine genannte Theorie zu den von Schlücker erwähnten Situationen in der Bedeutungsebene ist wie in der Abhandlung Maienborns zur Kopula sein 415 die Davidsonsche 416 . Schlücker erklärt, dass eine ontologische Erweiterung der semantischen Theorie um die Kategorie der Davidsonschen Situationen als Ereignisse mitsamt den eingeschlossenen Prozessen und Zuständen, welche als besondere Objekte in der Welt konzipiert sind und die auf die sprachliche Ausdrücke referieren können, unentbehrlich sei, aus dem Grund, dass zahlreiche Publikationen 417 derartige Davidsonsche 408 S CHLÜCKER (2007: 12) 409 S CHLÜCKER (2007: 13) 410 B IERWISCH (2004); vgl. S CHLÜCKER (2007: 14); vgl. L ÖBNER (1990); vgl. D OWTY (1979: 139 ff.) 411 S CHLÜCKER (2007: 14) 412 S CHLÜCKER (2007: 14) 413 S CHLÜCKER (2007: 15) 414 S CHLÜCKER (2007: 15) 415 M AIENBORN (2003) 416 D AVIDSON (1967) 417 Vgl. H IGGINBOTHAM (1983); vgl. K RATZER (1995 [1989]); vgl. P ARSONS (1990); vgl. E CKARDT (1998); vgl. E NGELBERG (2000) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 95 <?page no="96"?> Situationen mit sprachlichen „ Phänomenen “ 418 in Verbindung bringen. 419 Eine Unentbehrlichkeit Davidsonscher Ansichten wird für die vorliegende Studie nicht angenommen, insbesondere deshalb, da einer Orientierung an der Analyse sprachinterner Strukturen, an der Entlehnung des Funktionenbegriffs der mathematischen Analysis nach Frege und induktiven sowie deduktiven wissenschaftlichen Methoden Vorrang eingeräumt werden soll und keine notwendige Erfüllung von Annahmen aus dem anomalen Monismus nach Davidson bzw. einem Epiphänomenalismus oder andere, nicht durch mathematische Beweise aufzeigbare philosophische oder ontologische Spekulationen vorausgesetzt werden sollen. Im Rahmen der Davidsonschen Theorie zur Denotation von Davidsonschen Situationen kommt Schlücker anhand der als positives Testergebnis zu wertenden Hinzufügung des Situationsmodifikators ein bisschen nach Maienborn 420 in Kopulasätzen mit bleiben (z. B. Hans blieb ein bisschen bei Tamara stehen; diese Hose bleibt nach dem Bügeln ein bisschen glänzend (aber das geht schnell vorüber); Susi blieb noch ein bisschen sitzen/ im Garten) zu der Schlussfolgerung, dass das Kopulaverb bleiben einen Situationsbezug nach Davidson aufweist. 421 Dieser Situationsbezug ist nach Schlücker eine Zustandsreferenz, wobei Zustände „ homogene, inhärent unbeschränkte Situationen “ 422 sind. Tatsächlich ist für die von Schlücker genannten, modifizierten Sätze eine Lesart des Zusatzes ein bisschen als Gradmodifikator anstatt als sogenannter Situationsmodifikator nicht immer unmöglich (z. B. die Hose bleibt nach dem Bügeln ein bisschen glänzend (aber nur stellenweise)). Es kann dahingehend argumentiert werden, dass diese temporale Auffassung des Gesamtausdrucks daran liegt, dass der beziehentlich einer zeitlichen, räumlichen oder anderweitigen Dimension unbestimmte Ausdruck ein bisschen durch die von dem Verb bleiben denotierte Zeitspanne als Situationsmodifikator interpretiert wird, jedoch ebenso in denselben Beispielsätzen als Gradmodifikator fungieren und verstanden werden kann (z. B. das Brett bleibt (nach dem Schleifen) ein bisschen rau), insbesondere dann, wenn seine dominante, unmittelbare Interpretation als Situationsmodifikator in Sätzen mit dem Verb bleiben von einem expliziten Situationsmodifikator als temporale Adverbialangabe (z. B. für zwei Stunden) verdrängt wird (z. B. (? )Hans blieb für zwei Stunden ein bisschen bei Tamara stehen (wendete sich aber meist Peter zu und kam Tamara nicht zu nahe); die Hose bleibt nach dem Bügeln für zwei Stunden ein bisschen glänzend (aber nur stellenweise); Susi blieb noch (für zwei Stunden) ein 418 S CHLÜCKER (2007: 46) 419 S CHLÜCKER (2007: 45 f.) 420 M AIENBORN (2003: 101 ff.) 421 S CHLÜCKER (2007: 57 f.) 422 S CHLÜCKER (2007: 60) 96 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="97"?> bisschen im Wasser (jedoch nur bis zu den Knien)). Auf die umgangssprachliche Formulierung mit einem Modifikator ja doch nach Schlücker, die einem kompetenten Sprecher der deutschen Sprache 423 unbekannt sein kann (z. B. das Buch bleibt ja doch in der Tüte; die Füße bleiben ja doch in den Stiefeln warm) 424 wurde bereits in den Darlegungen zu Maienborns Anwendung dieses Modifikators 425 hingewiesen, weswegen Schlückers derartig abgeleitete Ergebnisse hier nicht gewertet werden. Die Einordnung des Verbs bleiben nach Schlücker als bestimmte Davidsonsche Zustände bezeichnend, kann demnach im theoretischen Rahmen der vorliegenden Studie nicht nachvollzogen werden. Lediglich die Beschreibungen von Signifikaten der Kopulaverben sein, werden oder bleiben mit Hilfe verschiedener Aktionsarten (dynamisch; telisch; statisch; atelisch etc.) nach Vendler 426 , semantische Deskriptionen nach Dowty 427 , Schlücker 428 oder Maienborn 429 werden als meist intelligibel und ausreichend intersubjektiv einsehbar eingestuft. Rosenthal 430 und Krämer 431 präsentieren in ihren Publikationen abweichende Ergebnisse zum Inhalt des Verbs bleiben, die ebenfalls von Schlücker erwähnt werden 432 und welche dahingehend kurz vorzustellen sind, dass genannte Studien das Verb bleiben grundsätzlich als einen andauernden Zustand bezeichnend erkennen. 433 Um die von Schlücker postulierten Ergebnisse bezüglich einer Bedeutungsanalyse zur Kopula bleiben durch Einbeziehung des Kontextes einer betreffenden sprachlichen Äußerung mit dem Verb bleiben herzuleiten, verwendet Schlücker in ihrer Studie ein diskursbasiertes, dynamisches Modell der Bedeutungstheorie nach Asher/ Lascarides 434 . Dabei handelt es sich nach eigenen Angaben nicht um ein statisches Modell, welches sprachliche Äußerungen isoliert betrachtet, sondern um eine Ableitung von Bedeutungen einzelner Ausdrücke durch Hinzuziehung vorangegangener Äußerungen zur Interpretation. 435 Schlücker geht damit davon aus, dass „ Informationen aus dem Diskurs [ … ] wahrheitskonditionale Effekte auf die Interpretation einer Äußerung haben können, die über den 423 D. A. 424 S CHLÜCKER (2007: 56) 425 M AIENBORN (2003: 84 f.) 426 V ENDLER (1967) 427 D OWTY (1979) 428 Vgl. z. B. S CHLÜCKER (2007: 47 f.) 429 M AIENBORN (2003) 430 R OSENTHAL (1984) 431 K RÄMER (2004) 432 S CHLÜCKER (2007: 16) 433 Krämers Argumentation wird untig vorgestellt (s. u.). 434 A SHER / L ASCARIDES (2003) 435 S CHLÜCKER (2007: 19 f.) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 97 <?page no="98"?> Beitrag von Syntax und kompositionaler Struktur der einzelnen Äußerungen hinausgehen. “ 436 Darüber hinaus werden „ die Bedeutungsbeziehungen zwischen Äußerungen, Diskursrelationen genannt, als Teil der logischen Form “ 437 repräsentiert. Schließlich kommt Schlücker nach der Behauptung der Denotation eines Davidsonschen Zustandes durch die Kopula bleiben zu dem Ergebnis, dass es sich bei dem Verb bleiben um eine ambige Kopula handelt, die zwei klar voneinander unterscheidbare Lesarten aufweist. Dennoch schlägt Schlücker nur einen Lexikoneintrag vor 438 , da der Grund für diese Ambiguität des Verbs bleiben eine Unterspezifiziertheit sei, wobei der von Schlücker gewählte diskursbasierte Rahmen „ die Möglichkeit einer genauen Modellierung des Einflusses vom Kontext auf die Auflösung der Unterspezifikationen und damit der Herleitung der Lesarten von bleiben “ 439 stellt. 440 Schließlich konkludiert Schlücker: „ Als Ergebnis der bisherigen Untersuchung kann als Bedeutungsbeschreibung von bleiben festgehalten werden, dass bleiben einen Zustand P zu einem Intervall I assertiert, die Erwartung des Vorliegens von - P zu I präsupponiert, sowie die Existenz eines Intervalls I' unmittelbar vor I präsupponiert, dessen Wert unterspezifiziert ist die Spezifikation erfolgt im jeweiligen Kontext. “ 441 In einem aus der Theorie Freges abgeleiteten semiotischen Modell ist eine Herangehensweise wie Schlückers nach dem diskursbasierten, dynamischen Modell der Bedeutungstheorie Ashers/ Lascarides 442 an die Analyse logisch-semantischer und syntaktischer Strukturverhältnisse sprachlicher Äußerungen nicht probat. Eine sprachinterne Analyse des Systems langue darf in einem der Theorie Freges entlehnten semiotischen Modell nicht, wie Schlücker vorschlägt, „ über den Beitrag von Syntax und kompositionaler Struktur der einzelnen Äußerungen hinausgehen “ 443 und anhand der Modellierung einer Semantik-Pragmatik-Schnittstelle zur „ Interpretation einer sprachlichen Äußerung die lexikalische und kompositionale Semantik durch zusätzliche Informationsquellen an[ … ]reicher[ … ][n] “ 444 . Die von Schlücker in die Analyse von Kopulasätzen mit dem Verb bleiben eingebundene Bedeutungstheorie nach Asher/ Lascarides 445 könnte unter Einsatz der für diese vorliegende 436 A SHER / L ASCARIDES (2003) 437 S CHLÜCKER (2007: 20) 438 S CHLÜCKER (2007: 163) 439 S CHLÜCKER (2007: 262) 440 S CHLÜCKER (2007: 262) 441 S CHLÜCKER (2007: 118); vgl. L ENZ (1996); vgl. S TEINITZ (2000) 442 A SHER / L ASCARIDES (2003) 443 S CHLÜCKER (2007: 20) 444 S CHLÜCKER (2007: 163) 445 A SHER / L ASCARIDES (2003) 98 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="99"?> Studie gewählten Herangehensweise statt dessen lediglich Methoden zur Untersuchung des psychologischen Verhaltens von Sprechern (z. B. Erwartungshaltung; Lernfähigkeit; kognitiver Zugriff auf Wissen) 446 oder zu sonstigen pragmatisch-kommunikativen Vorgängen in Diskursen 447 liefern, falls sie überhaupt in der Linguistik zum Einsatz kommt. In seiner Abhandlung über die Kopulaverben reflektiert Stettberger 448 die Semantik der Kopulae vom linguistisch-kognitiven Standpunkt aus. Hierbei versucht Stettberger vorerst die Gruppe der Kopulaverben einzugrenzen und diskutiert entsprechend monolexematische, polylexematische und trilexematische definitorische Ansätze, in welchen erstens, ausschließlich das Verb sein (monolexematische Definition) als Kopulaverb anerkannt ist, zweitens, die Verben sein, werden und bleiben (trilexematische Definition) und drittens sämtliche Verben (z. B. sein; werden; bleiben; heißen; nennen; schelten; schimpfen; rufen; scheinen; aussehen; sich fühlen; schmecken; klingen; riechen; erscheinen; prüfen; halten (für); arbeiten (wie); gelten (als); stattfinden; sich befinden) (polylexematische Definition) als Kopulaverben in einer Gruppe erfasst werden. 449 Nach einer kurzen Vorstellung der Konzeptionen einer monolexematischen sowie einer polylexemantischen Definition für die Kopula, argumentiert Stettberger für die trilexematische Definition der Kopula. Hierbei erwähnt Stettberger einen etymologischen Ansatz, welcher jedoch bereits als Voraussetzung nur dem Verb sein drei Bedeutungen zuschreibt, die Stettberger anschließend mit werden und bleiben assoziiert: „ Möglicherweise liegen also dem suppletiven Verb sein etymologisch gesehen drei substantielle semantische Prägungen zugrunde; auf einen Nenner gebracht, ließen sie sich in etwa als ‚ SEIN ‘ , ‚ WERDEN ‘ , ‚ BLEIBEN ‘ abstrahieren. “ 450 Eine lautliche Herleitung eines gemeinsamen Ursprungs dieses von Stettberger behaupteten gemeinsamen Nenners dieser drei Verben gelingt nicht. Im Gegenteil, Stettberger erwähnt neben der „ indogermanische[n] Wurzel es- “ 451 für die Bedeutungskomponente bzw. das Wort sein, eine „ gemein-indogermanische verbale Grundlage bheua-/ bh ū“ 452 für die Bedeutungskomponente bzw. für das Wort werden sowie ein „ gemeingermanische[s] wes-a- “ 453 als Ursprung für die Bedeutungskomponen- 446 Vgl. z. B. S CHLÜCKER (2007: 69 - 91) 447 Vgl. z. B. S CHLÜCKER (2007: 93 - 127) 448 S TETTBERGER (1993) 449 S TETTBERGER (1993: 51 f.) 450 S TETTBERGER (1993: 66) 451 S TETTBERGER (1993: 65) 452 S TETTBERGER (1993: 66) 453 S TETTBERGER (1993: 66) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 99 <?page no="100"?> te bzw. für das Wort bleiben. 454 Doch selbst eine gemeinsame zeichenhafte bzw. lautliche Wurzel wäre kein Beweis für die Subsumtion dreier, verschieden zeichenhaft realisierter Lexeme unter eine gemeinsame Bedeutungskomponente in einer synchronen Sprachanalyse unter den Rahmenbedingungen der vorliegenden Untersuchung, denn in der historischen Sprachentwicklung hat unweigerlich eine Ausdifferenzierung von einem Zeichen zu drei Zeichen stattgefunden. Stettbergers philosophische Annahme eines „ Urmotivs “ 455 für alle drei Wörter ist aufgrund dieser genannten Sachlage an dieser Stelle nicht abzuleiten und dass das alleinige Verb sein von einem „ existential ausgerichteten Ursprungswort “ 456 stammen könnte, bleibt selbst betreffs des Verbs sein eine Vermutung Stettbergers: „ Das Verb sein basiert u. a. vermutlich auf einem auch existential ausgerichteten Ursprungswort. “ 457 Dass Stettberger diese derart begründete existentiale Ausrichtung der Bedeutung des Verbs sein als Anlass dafür dient, die Verben bleiben und werden mit dem Verb sein zusammenzufassen, ist nicht in der Etymologie, sondern in Stettbergers Interpretation der von ihm genannten Textstellen des Alten Testaments der christlichen Bibel begründet, obwohl er anführt, die theologische Deutung würde eine „ etymologische Studie “ 458 lediglich komplettieren. Tatsächlich ist Stettbergers initiale Attribuierung des Verbs sein mit den Bedeutungsaspekten werden und bleiben zu Beginn seiner Argumentation auf eine theologische Interpretation des hebräischen Gottesnamen zurückzuführen. In einer übereinzelsprachlich orientierten Erkenntnisgewinnung assoziiert Stettberger zuerst die kanaanäische Wurzel HWH im hebräischen Namen YHWH mit dem hebräischen HYH und plädiert für eine Umschreibung des Ausdrucks HYH als sein, werden, geschehen, bleiben im Deutschen, um den Namen YHWH im Deutschen als „ Der da ist (und bleibt) “ 459 sowie gleichzeitig als „ Ursprung alles Werdens “ 460 übersetzen zu können. Zur Sprache des Alten Testaments der christlichen Bibel ist außerdem anzumerken, dass die Septuaginta eine Übersetzung des Kanons der siebzig Bücher des Alten Testaments der christlichen Bibel in die altgriechische Sprache ist 461 , wobei die Frage zu beachten ist, inwiefern die Septuaginta eine Übersetzung des u. a. in Aramäisch (bzw. Syriac) und nicht in Hebräisch verfassten Teilkanons des Alten Testaments der 454 S TETTBERGER (1993: 66) 455 S TETTBERGER (1993: 67) 456 S TETTBERGER (1993: 67) 457 S TETTBERGER (1993: 67) 458 S TETTBERGER (1993: 68) 459 S TETTBERGER (1993: 68) 460 S TETTBERGER (1993: 68) 461 R AHLFS (1914) 100 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="101"?> christlichen Bibel namens Peschitta Tanach 462 ist. Zur Ableitung des Namens YHWH im Alten Testament der christlichen Bibel gibt es verschiedene Lehrmeinungen. 463 Die Frage, welche Herleitung des Namens YHWH zutreffend ist oder nicht, ist an dieser Stelle aufgrund der Komplexität der Thematik nicht zu beantworten. Zudem handelt es sich bei der vorliegenden Studie um eine Arbeit zur Grammatikforschung in der synchronen Sprachwissenschaft für die Einzelsprache Deutsch. Stettberger will die Wurzel HYH im Deutschen als sein, werden, geschehen, bleiben zusammengefasst verstanden wissen, da der Name YHWH im Alten Testament der christlichen Bibel gemäß Stettberger „ vom Dasein, Dableiben und Wirken Gottes, dem Werden in der Welt “ 464 zu handeln hat. Eine deutsche Übersetzung der Zeichen in diesem historischen Text mit dem deutschen Verb sein ohne die Bedeutungskomponenten werden und bleiben könnte dazu führen, dass unter Umständen nur etwas Gegenwärtiges bezeichnet und nicht notwendig etwas Bleibendes oder Werdendes signifiziert wird und dass daraus wiederum inferiert werden könnte, der historische Text und der darin erwähnte Name YHWH sei als der Vergangenheit angehörig zu betrachten, was der theologischen Vorstellung Stettbergers widerstrebt. Im Folgenden versucht Stettberger seine Interpretation des Verbs sein mit den assoziierten Bedeutungen der Verben bleiben und werden zu untermauern, indem er eine Umschreibung des Verbs sein als statisch, des Verbs werden als dynamisch und des Verbs bleiben als durativ zurückweist. Statt dessen sieht Stettberger auch einen dynamischen (z. B. der Unfall war/ passierte/ ereignete sich um 5 Uhr) und einen durativen (z. B. er ist Beamter; sie ist schön) Aspekt in dem Verb sein. 465 Bei diesen Substitutionen (z. B. passierte als Substituens für war) und Einbettungen der Verben sein, werden und bleiben in zusammengesetzte natürlichsprachliche Ausdrücke übersieht Stettberger in den von ihm genannten Beispielsätzen jedoch zumeist den kompositionellen (auch: kompositionalen) Charakter komplexer sprachlicher Ausdrücke sowie die Möglichkeit, dass die Substitution eines Verbs mit einem anderen die Signifikation des betreffenden komplexen sprachlichen Ausdrucks mindestens marginal verändert, wenn es sich nicht um eindeutig homonyme Verben handelt, obwohl Stettberger aufgrund seines subjektiven Weltwissens konkludiert, dass die ver- 462 S. z. B. die Lithographie einer neueren Peschitta Tanach, die gegenüber älteren Versionen der Peschitta Tanach hinzugefügte Vokalmarker aufweist (C ERIANI (1876 [MDCCCLXXVI])). 463 Vgl. u. a. z. B. K IRCHENRAT DER E VANGELISCH - REFORMIERTEN L ANDESKIRCHE DES K ANTONS Z ÜRICH (Hrsg. 2007a: 80, Exodus 3, 14); vgl. z. B. S ODEN (1966); D IJKSTRA (1996); T OORN / B ECKING / H ORST (Hrsg. 1999); vgl. G REEN (2003: 219 - 280) 464 S TETTBERGER (1993: 68) 465 S TETTBERGER (1993: 77 f.) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 101 <?page no="102"?> schiedenen Verben in bestimmten Kontexten den gleichen außersprachlichen Sachverhalt denotieren. Schließlich lehnt Stettberger eine Auffassung der Kopulaverben sein, werden und bleiben als semantisch leer ab, da sie durch zahlreiche andere Verben ersetzbar seien (z. B. das Auto ist/ fährt schnell). 466 Stettberger schlussfolgert daraufhin, dass die Kopulaverben sein, werden und bleiben „ multidimensional “ 467 sind und aufgrund ihrer „ Variablenfunktion “ 468 ein „ polysemantische[s] Bedeutungsspektrum “ 469 besitzen, das „ umfangreich “ 470 und „ breitgefächert “ 471 ist. Anwendung findet seine, u. a. in den Interpretationen von Textstellen des Alten Testaments der christlichen Bibel begründete, derartige polysemantische Auffassung der Verben sein, werden und bleiben im Folgenden für die Interpretation des in Altgriechisch (bzw. Koine) verfassten Textes des Neuen Testaments der christlichen Bibel, insbesondere der Textstelle Johannes 1, 1 - 5: „ Im Anfang war das Wort, der Logos, und der Logos war bei Gott, und von Gottes Wesen war der Logos. Dieser war im Anfang bei Gott. Alles ist durch ihn geworden, und ohne ihn ist auch nicht eines geworden, das geworden ist. In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. “ 472 Folgende Anmerkung ist in der Zürcher Bibel angefügt und weist richtigstellend darauf hin, dass eine Übersetzung des griechischen Ausdrucks λόγος (dt.: Logos) als Wort im Deutschen unter Umständen nicht hinreichend ist: „ 1, 1: Für die Wendung ‚ das Wort, der Logos ‘ steht im griechischen Text nur der Begriff ‚ logos ‘ . Die Übersetzung gibt den griechischen Begriff doppelt wieder, um anzudeuten, dass dieser zwar ‚ Wort ‘ heißen, aber auch eine umfassende, bis ins Kosmologische reichende Bedeutung annehmen kann. “ 473 Stettberger möchte in dieser Textstelle das griechische Wort εἷναι (dt.: sein), das weitgehend dem deutschen Verb sein entspricht 474 , anders verstanden wissen. Das griechische Wort λόγος (dt.: Logos) (s. 5.1) ist nach Stettberger als Christus-Gestalt zu erfassen und die betreffende Textstelle Johannes 1, 1 - 5 im Neuen Testament der 466 S TETTBERGER (1993: 92, 154) 467 S TETTBERGER (1993: 89) 468 S TETTBERGER (1993: 188) 469 S TETTBERGER (1993: 152) 470 S TETTBERGER (1993: 188) 471 S TETTBERGER (1993: 188) 472 K IRCHENRAT DER E VANGELISCH - REFORMIERTEN L ANDESKIRCHE DES K ANTONS Z ÜRICH (Hrsg. 2007b: 144, Johannes 1, 1 - 5) 473 K IRCHENRAT DER E VANGELISCH - REFORMIERTEN L ANDESKIRCHE DES K ANTONS Z ÜRICH (Hrsg. 2007b: 144, Fn.) 474 Zum griechischen Wort ἐστιν (dt.: ist) (vgl. griech.: εἷναι ; dt.: sein) und seiner Verwendung in der tradierten Fassung der Syllogistik Aristoteles ’ , s. 5.2. 102 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="103"?> christlichen Bibel mit einem nach Stettberger angeblich polysemantischen Verb sein folgendermaßen zu übersetzen: „ Im Anfang herrschte, waltete/ erschuf, ordnete/ half, liebte (usf.) der Logos und der Logos wohnte, lebte/ wachte, paßte auf/ hatte Wohlgefallen (usf.) bei Gott und Gott trat auf, erschien als/ gab sich hin, opferte sich als/ wirkte (usf.) als der Logos. “ 475 Dass diese Lesart der Textstelle Johannes 1, 1 - 5 andersartig ist als das, was tatsächlich in der Textstelle Johannes 1, 1 - 5 des Neuen Testaments in der christlichen Bibel formuliert ist, und Worte hierbei nicht nur übersetzt, sondern aufgrund philosophischer oder theologischer Gründe 476 ausgetauscht wurden, merkt Stettberger nicht an. Die vorliegende Studie bemüht sich in Bezug auf diese Argumentation Stettbergers ausschließlich um ein akkurates Verständnis der Inhalte des Verbs sein und des Wortes Logos sowie um eine zutreffende Übersetzung dieser Wortformen. Ob die Behauptung, ein bestimmter Gott, ein bestimmtes Numen, eine Christus-Figur oder eine historische Person namens Jesus von Nazareth wäre mit dem Logos vergleichbar, angemessen, nicht angemessen, wahr oder falsch ist, kann an dieser Stelle in der vorliegenden Studie nicht beantwortet werden. Eine derartig interdisziplinäre Untersuchungsmethode wie sie Stettberger vorlegt, soll für die vorliegende Studie nicht gewählt, sondern stattdessen linguistisch vorgegangen und die Mathematik sowie deren logische Grundlagenforschung als Hilfswissenschaft zur formalen Deskription von Ergebnissen hinzugezogen werden. Als weiteren Grund für seine polysemantische Auffassung des Verbs sein und seine in dieser motivierten Übersetzung der altgriechischen, neutestamentlichen Textstelle Johannes 1, 1 - 5, nennt Stettberger außerdem alttestamentliche Verbote: „ gemäß dem Bilder - bzw. Abbildungsverbot und dem Namenverbot des Dekalogs (Ex 20, 4.7; Dtn. 5,8. 11) wird Gott ja als unbeschreibbar dargestellt. Mit Hilfe der polysemantischen Verben HYH oder εἷναι hingegen kann er nicht be-, sondern umschrieben werden. “ 477 Dem kann entgegengehalten werden, dass diese Erklärung eine zirkuläre Argumentation Stettbergers darstellt sowie ein indirektes, ausschließlich religiös begründbares und andernfalls unsachliches Beipflichten der Wissenschaft zu diesem alttestamentlichen Verbot erwirkt, da dessen nicht notwendig im Text des Neuen Testaments der christlichen Bibel gegebene Befolgung gewollt hineininterpretiert wird. Außerdem werden die personifizierenden Verben wohnen, walten, herrschen, lieben, wachen, Wohlgefallen haben etc. der Übersetzung des griechischen Wortes λόγος im weitesten 475 S TETTBERGER (1993: 173) 476 S. z. B. P HILON VON A LEXANDRIA , vgl. C OHN / W ENDLAND / R EITER (Hrsg. 1962 - 1963 [1896 - 1930]); C OHN / H EINEMANN / A DLER / T HEILER (Hrsg. 1964 [1909 - 1938]); B RÉHIER (1950); B ORMANN (1955: insbes. 79 ff.); vgl. U EDING (Hrsg. 2001: 629, Logos) 477 S TETTBERGER (1993: 173) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 103 <?page no="104"?> Sinn als Denken sowie seiner Verwendung, z. B. bei Heraklit und den Stoikern, auch als Inbegriff einer Art Denkgesetz 478 , nicht gerecht. Halib behandelt in ihrer Monographie 479 die Referenzialität der Nominalphrase substantivischer Prädikative in Kopulasätzen. Der Schwerpunkt der Abhandlung liegt nicht auf der Semantik der Kopulae, doch Vorannahmen zu dieser werden in der Untersuchung einleitend kurz erwähnt. 480 Mit Halibs Darlegung ist vorgeführt, wie die Argumentationen Maienborns 481 , Geists 482 , Schlückers 483 und Stettbergers 484 weitgehend konfliktfrei zusammenfallen und sehr ähnliche Auffassungen bezüglich der Semantik der Kopula postulieren können. So entlehnt Halib zunächst vier Kopulasatztypen aus der Untersuchung Higgins 485 hinsichtlich derselbigen in englischer Sprache und reduziert diese durch Hinzuziehung Mikkelsens 486 Thesen 487 und des IDENT-Operators Partees mit dem Beispiel des Ausdrucks Andrea Schopp sein, notiert in der Form (IDENT (as)), auf zwei Typen. Die Einsetzung als Prädikat im λ -Ausdruck des sogenannten prädikativen Verhältnisses und die anschließend ausgeführte linksassoziative ß-Konversion ergeben, wie bereits in der Vorstellung Maienborns Monographie dargelegt, auch bei Halib die Operation λ P λ x[P(x)] (IDENT (as)); λ P λ x[P(x)] ( λ y λ z[z = y] (as)) → λ P λ x[P(x)] ( λ y λ z[z = y] (as)) → λ P λ x[P(x)] ( λ z[z = as]) → λ x[( λ z[z = as]) (x)] → λ x[x = as]. 488 Halib reduziert also die von ihr 478 Zur Übersetzung des griechischen Wortes λόγος als Denken, Denkgesetz, Denkverfahren, Vernunft, Kausalität usw., s. 5.1. 479 H ALIB (2011) 480 Z. B. H ALIB (2011: 33 ff.) 481 Zur Auffassung von Kopula-Prädikativ-Konstruktionen als lediglich K-Zustände denotierende sprachliche Einheiten (s. o.); vgl. z. B. M AIENBORN (2003: 111, 125) 482 Zur kontextuellen Spezifizierung angeblich unterspezifizierter sprachlicher Ausdrücke (s. o.); vgl. z. B. G EIST (2006: 13) 483 Zur angeblichen Unterspezifiziertheit des Verbs bleiben (s. o.); vgl. z. B. S CHLÜCKER (2007: 262) 484 Zur Behauptung einer Variablenfunktion, einer Polysemantizität und einer Multidimensionalität von Kopulaverben (s. o.); vgl. z. B. S TETTBERGER (1993: 68, 89, 152, 188) 485 H IGGINS (1979) 486 M IKKELSEN (2005) 487 Ausführlicher hierzu, s. 5.5.2. Higgins Vorschlag zur Untergliederung der Kopulasätze in vier Typen (H IGGINS (1979)) sowie Mikkelsens Studie (M IKKELSEN (2005)) werden in diesem Forschungsüberblick der vorliegenden, das Deutsche betrachtende und damit einzelsprachlich orientierten Studie nicht explizit vorgestellt, sondern an dieser Stelle nur erwähnt, da Higgins sowie Mikkelsen v. a. anhand von Sätzen der englischen Sprache argumentieren. Zudem wurde Higgins Ansatz in einer Übertragung auf das Deutsche von Geist abgehandelt und modifiziert, worauf obig eingegangen wurde (s. o.). 488 H ALIB (2011: 33 f., 40 ff.); vgl. P ARTEE (1977); vgl. M AIENBORN (2003: 22); vgl. G EIST (2006: 30, 32 f.) 104 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="105"?> erwähnten verschiedenen Kopulasatztypen einleitend auf die zwei Typen Prädikation und Äquation, wobei unter Letztere auch die Identifikation zu subsumieren ist. 489 Allein diese Dichotomie aus Äquation und Prädikation ist nach Halib für ihre Untersuchung, die zu dem Schluss kommt, das artikellose Singulare in der Komplementposition der Kopula (z. B. Milva ist Produktmangerin) als Prädikate in prädikationalen Kopulasätzen fungieren, während Indefinita (z. B. Milva ist eine Produktmangerin) Individuen denotieren und damit als echte Äquative zu verstehen sind 490 , relevant. 491 Dabei bleibt unklar, ob Halib diese Dichotomie als die beiden einzigen unterscheidbaren Kopulasatztypen ansieht, auf welche alle anderen Typen für die Zwecke ihrer Studie „ heruntergebrochen “ 492 werden können, oder ob lediglich diese beiden Kopulasatztypen herausgegriffen wurden, um als Untersuchungsgegenstand ihrer Studie zu dienen 493 , denn an anderer Stelle gibt Halib an, die Anwendung der Operatoren Partees aufgrund ihrer angeblichen Redundanz und konzeptuellen Aufwändigkeit 494 , die „ dem allgemeinen Postulat einer ökonomischen Theorie entgegenwirkt “ 495 , abzulehnen. Dennoch vertritt Halib in ihrer Studie die aus Maienborn 496 entlehnte Ansicht, „ dass das Deutsche eine unambige Kopula aufweist “ 497 , wobei Maienborn Partees IDENT-Operator anerkennt. 498 Ebenso ist nach Halib zu postulieren, dass eine Opposition zwischen Prädikation und Äquation im Deutschen ob dieser unambigen Kopula sichtbar sei: „ Zwar wird dies nicht durch eine lexikalisch differente Kopula markiert, wohl aber - wie in dieser Arbeit angenommen - durch die unterschiedlichen syntaktischen Kategorien des Kopulakomplements als volle oder artikellose Nominalphrase. “ 499 Die Kopula ist nach Halib unterdeterminiert 500 und aus diesem Grund „ als solche mit allen aspektuellen Stukturen kompatibel “ 501 . Zusammenfassend erklärt Halib zur Methodik sowie Argumentationsweise ihrer Studie: „ demnach [wurden] die relevanten Kopulakonstruktionen auf zwei Typen beschränkt. Den äquativen Typ und den prädikationalen Typ. Vor dem Hintergrund der 489 H ALIB (2011: 35, 40) 490 H ALIB (2011: 249) 491 H ALIB (2011: 21) 492 H ALIB (2011: 21, 36, 38 ff., 250) 493 Vgl. z. B. H ALIB (2011: 21, 35, 250) 494 H ALIB (2011: 44) 495 H ALIB (2011: 44) 496 M AIENBORN (2003) 497 H ALIB (2011: 35) 498 Vgl. M AIENBORN (2003: 22) 499 H ALIB (2011: 35) 500 H ALIB (2011: 154 f.) 501 H ALIB (2011: 154) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 105 <?page no="106"?> eingangs genannten Funktion der ‚ semantisch leeren ‘ Kopula, die lediglich dazu dient, Eigenschaften zu identifizieren, soll im Folgenden kurz erläutert werden, wie dieses Postulat der unambigen Kopula, die das Prädikation- ‚ sein ‘ und Identifikation- ‚ sein ‘ gleichermaßen ausdrücken kann, in semantischen Theorien aufrecht erhalten werden kann. “ 502 Als wesentliche Motivation für die Postulierung einer derartigen unterdeterminierten, unambigen Kopula mit nur einem Lexikoneintrag nennt Halib das Argument der sogenannten intensionalen Leere 503 der Kopula. Diese Vorannahme einer intensional leeren Kopula wiederum sieht Halib in zwei weiteren Argumenten begründet. Erstens nennt Halib folgende Herleitung: „ Dass die Kopula intensional ‚ leer ‘ ist, zeigt sich u. a. daran, dass viele Sprachen ohne eine Kopula auskommen, wie beispielsweise das Arabische zeigt: (1) a. Du bist schön. b. Inta Æ ǧ am ī l. (arabisch) Daher wird die Kopula als Verb ohne Einfluss auf die Bedeutungskonstitution des Gesamtausdrucks - und damit als pleonastisches Element - verstanden. “ 504 Zweitens sieht Halib ihre Annahme einer intensional leeren Kopula darin bestätigt, dass Maienborn 505 in ihrer Notation die Kopula nicht beachtet: „ Die logische Form eines Kopulasatzes wird in vielen Logik- und Linguistikeinführungsbüchern wie folgt dargestellt: (2) Luise ist klug. (3) KLUG (Luise). Demzufolge ist die Kopula nichts anderes als die Anwendung des AP [Adjektivphrase] - Prädikats KLUG auf den Subjektreferenten (Luise). “ 506 Die notationelle Darstellung kann an dieser Stelle jedoch nicht als ausschlaggebend gelten, denn hierbei handelt es sich um eine formale Deskription von Sachverhalten, nicht um einen Rechenausdruck, welcher auf die Weise, wie dies Halib vermutet, in der Lage ist, ein Ergebnis oder einen Erkenntniswert zu liefern. Die beiden Kopulasatztypen stellt Halib anschließend derartig dar, dass einem prädikationalen Kopulasatz (z. B. Peter ist Arzt) der Ausdruck λ x λ e[EXIST(e) ˄ THEME(x, e) ˄ Arzt(x, e)] und einem äquativen Kopulasatz (z. B. Peter ist ein Arzt) der Ausdruck λ y λ x λ e[EXIST(e) ˄ THEME(x, y, e)] entspricht. 507 Zur Erklärung dieser Strukturen führt Halib unter anderem die Neo-Davidsonsche Theorie an, in der auch refentielle Argumente in der semantischen Repräsentation als Modifikatoren dargestellt sind 508 , was nach Halib „ im Einklang mit der Annahme steht, dass die Kopula keine Thetarollen zuweist und damit keine thematischen Komplemente 502 H ALIB (2011: 40) 503 H ALIB (2011: 33) 504 H ALIB (2011: 33) 505 M AIENBORN (2001: 8), zit. nach H ALIB (2011: 33) 506 H ALIB (2011: 33) 507 H ALIB (2011: 156) 508 H ALIB (2011: 156) 106 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="107"?> selegiert. “ 509 Hierzu ist anzumerken, dass Halib diesbezüglich inkohärent argumentiert, da sie einerseits die behauptete intensionale Leere der Kopula als Rechtfertigung dafür verwendet, dass im λ -Ausdruck die Kopula nicht als Prädikat, z. B. für das Argument einer zugewiesenen Theta-Rolle (auch: Θ -Rolle) (s. a. 6.8.1), und nicht als λ -gebundene Variable auftreten kann und in der notationellen Wiedergabe Maienborns ebenfalls nicht als logisches Prädikat vorkommt, sondern vollständig ignoriert wird. Andererseits erscheinen bei Halib, wie auch bei Maienborn 510 (s. o.) oder Dölling 511 (s. u.) eine semantische Rolle oder ein referentielles Argument, welche jeweils mit außersprachlichen Gegebenheiten in der Denotationsebene, also extensionalem Inhalt assoziiert werden, in der Schreibweise logischer Prädikate im λ -Ausdruck. Diese Details des denotierten außersprachlichen Sachverhalts sind ebenfalls keine intensionalen, sondern extensionale Sachverhalte, aber in Halibs Notation befähigt, als logische Prädikate geschrieben zu werden und Argumentstellen zu eröffnen. 512 Nach dieser Argumentationsweise müsste deshalb die Kopula auch extensional leer sein, d. h. ohne gegenständlichen Referenten oder ohne Einflussnahme auf einen gegenständlichen Referenten in der extensionalen Ebene sein, um ihre Unterschlagung in der Notation kohärent zu begründen. Dies ist jedoch offensichtlich nicht der Fall, denn Halib erkennt Sätzen mit Kopula eindeutig einen gesonderten Status als Kopulasätze zu und identifiziert die von Kopula- Konstruktionen bezeichneten Ereignisse, Situationen oder anderweitige Sachverhalte explizit als konkreten, in der extensionalen Ebene der außersprachlichen Wirklichkeit existierenden Forschungsgegenstand ihrer Studie. Ersteres Argument Halibs, welches das Fehlen einer Kopula in der arabischen Sprache anmerkt, stellt des Weiteren eine ähnliche Vorgehensweise wie Stettbergers Argumentation dar. Stettberger unternimmt aufgrund der angeblich relativen Abstraktheit des Namens YHWH den Versuch, sämtliche verbale Bedeutungen und Aktionsarten in diesen Namen YHWH und damit in eine vermutete Kopula in der Wurzel des Namens hineinzuinterpretieren. 513 Damit ergibt sich ähnlich wie bei Halib bei Stettberger eine in gewisser Weise unterdeterminierte und deshalb mit sämtlichen aspektuellen Strukturen kompatible Kopula 514 . Ebenso geht die Unaussprechlichkeit dieser Bedeutungen aufgrund eines religiösen Verbots und die vermutete Umschreibung eigentlicher intensionaler Inhalte von Sprachzeichen in der Argumentation Stettbergers mit der angenommenen, 509 H ALIB (2011: 157) 510 M AIENBORN (2003) 511 D ÖLLING (1998) 512 H ALIB (2011: 156 f.) 513 S TETTBERGER (1993: 68) 514 Vgl. H ALIB (2011: 154 f.) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 107 <?page no="108"?> sogenannten intensionalen Leere der Kopula nach Halib einher, da beide vorgestellten Ansichten dazu führen, dass Inhalte von Sprachzeichen nicht von diesen signifiziert, sondern als von anderen Sprachzeichen umschrieben, aufprägbar oder umdeutbar aufgefasst werden sollen und dass vorgestellte Bedeutungen dieser Sprachzeichen sowie pragmatisch-kommunikative Aspekte, Weltwissen oder z. B. theologische Lehren aus der Denotationsebene das Signifikat eines untersuchten Sprachzeichens determinieren. 515 Zu einem sogenannten Kompositionalitätsprinzip 516 merkt Halib überdies an: „ In einigen Theorien wird von einem vollständigen Homomorphismus zwischen Syntax und Semantik ausgegangen. In dieser strengen Auslegung des Kompositionalitätsprinzips sind die Bedeutungen komplexer Ausdrücke vollständig durch die Bedeutung der Teilausdrücke und ihrer syntaktischen Verknüpfung determiniert. Alternative Theorien erlauben semantische[n] [sic] Regeln zu applizieren, die nicht zwangsläufig syntaktischen Prozessen entsprechen. In diesen Theorien entspricht jeder syntaktische Schritt immer noch einem semantischen, aber es gibt ein additives Inventar von rein semantischen Regeln, die die Bedeutung einer Konstituente so verändern können, dass sie in eine komplexere Konstituente ‚ passen ‘ . “ 517 Dazu ist zu notieren, dass es keinen sogenannten vollständigen oder unvollständigen Homomorphismus als Abbildung zwischen der Syntax und der Semantik gibt, sondern dass eine derartige Abbildung entweder homomorph oder nicht homomorph ist. Die mathematische Definition eines vollständigen Homomorphismus setzt ein Supremum und ein Infimum der Urbild- und Bildmenge voraus, denn die Abbildung φ : M → N heißt genau dann vollständig, wenn die Abbildung φ supremumsowie infimumerhaltend ist 518 , wofür es in einem semiotischen Modell bzw. der Syntax und der Semantik, im Gegensatz zu halbgeordneten Mengen keine Entsprechung gibt. Eine semantische Theoriebildung, welche sich durch Wissenschaftlichkeit und Ergebnisoffenheit auszeichnet, kann des Weiteren nicht unter beliebigen sonstigen Bedingungen von einer Existenz oder Nichtexistenz eines Homomorphismus ausgehen, wie dies Halib vorstellt, sondern statt dessen innerhalb eines möglichst geeigneten semiotischen Modells in der notationellen, explikativen oder graphischen Modellierung lediglich die Existenz oder Nichtexistenz eines Homomorphismus zwischen Syntax bzw. Zeichen- oder Ausdrucksebene und Semantik bzw. Bedeutungs- oder Inhaltsebene, entdecken, belegen, beweisen oder widerlegen. Wie Halib selbst darlegt, ist die Unter- 515 Vgl. z. B. S TETTBERGER (1993: 68, 173); vgl. H ALIB (2011: 33, 154 f.) 516 Vgl. Freges Kompositionsprinzip, s. 5.6.2 517 H ALIB (2011: 12, Fn. 2) 518 Vgl. z. B. G ANTER / W ILLE (1996: 8) 108 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="109"?> suchung hinsichtlich ihres Untersuchungsgegenstands damit vor allem in letzterem Fall, d. h. in der Festlegung, dass es sich nicht um eine homomorphe Abbildung handeln soll, unter Umständen nicht mehr klar abgegrenzt, sondern ermangelt diesbezüglich Exaktheit durch die daraus folgende Möglichkeit der Hinzuziehung sämtlicher Aspekte außerhalb des eigentlichen Untersuchungsgegenstands, bezüglich deren die Konklusionen der jeweiligen Untersuchung inferiert werden, wie z. B. der Möglichkeit der Hinzuziehung eines sogenannten „ additiven Inventar[s] von rein semantischen Regeln “ 519 , anderer pragmatischkommunikativer sowie kontextuell-situativer Aspekte, eines Weltwissens oder z. B. einer theologischen Doktrin 520 , die allesamt eigentlich als Rahmenbedingungen bzw. Voraussetzungen von Untersuchungen und nicht als Methodiken, Instrumentarien oder Zwischenergebnisse von synchronen, strukturalistisch geprägten, sprachwissenschaftlichen Untersuchungen zu klassifizieren sind. Eine Nichtbeachtung dieser Klassifikation könnte unter ungünstigen Umständen die Konsequenz der Vorwegnahme von eigentlichen Untersuchungsergebnissen sein. Aus diesem Grund geht die vorliegende Studie nicht von einem Homomorphismus zwischen Syntax und Semantik a priori aus und fokussiert eine Analyse innersprachlicher Strukturen der Einzelsprache Deutsch, so dass Halibs Ergebnisse nicht in die vorliegende Untersuchung miteinbezogen werden können. 4.2.2 Aufsätze Erben stellt in seinem Aufsatz Über ‚ Kopula ‘ -verben und ‚ verdeckte ‘ (kopulalose) Ist-Prädikation 521 einige interpretative Aspekte, welche die lexikalischen Unterscheidungen des lexikalischen Paradigmas der Kopulaverben bestimmen, heraus. 522 Dafür differenziert Erben zwischen sogenannter statischer und dynamischer ist-Prädikation. Um eine statische ist-Prädikation auszudrücken, stehen nach Erben zahlreiche Kopulaverben bzw. kopulaähnliche Verben zur Verfügung, welche alle dadurch gekennzeichnet sind, dass sie durch das Archilexem sein substituiert werden können. 523 Trotz dieser von Erben postulierten Ersetzbarkeit der betreffenden Verben, gesteht er ihnen signifizierte eigene Inhaltsmerkmale zu, welche er wiederum in vier Untergruppen einteilt: Erstens, Merkmale, die es dem Sprecher ermöglichen, ein modifiziertes Sein auszudrücken (z. B. er scheint gutgelaunt); zweitens, Verben, welche die Seins- 519 H ALIB (2011: 12, Fn. 2) 520 Vgl. z. B. S TETTBERGER (1993: 68, 173) 521 E RBEN (1978) 522 E RBEN (1978: 82) 523 E RBEN (1978: 82 - 85) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 109 <?page no="110"?> bestimmung relativieren und auf einen bestimmten Wahrnehmungssinn beziehen (z. B. das schmeckt salzig); 524 drittens, Verben, die eine Eigentümlichkeit eines Lebewesens, welche sich in seinem Verhalten manifestiert, beschreiben (z. B. der Hund verhält sich intelligent) und viertens, Verben, die „ ein Sosein aus der Perspektive einer Selbst- oder Fremdeinschätzung darstellen “ 525 (z. B. er gilt als fanatisch). 526 Die dynamische ist-Prädikation nach Erben ist den Sätzen mit resultativen transitiven Verben eigen, welche mit dem Archilexem machen ersetzt werden können und ausdrücken, dass etwas bewirkt oder verursacht wird bzw. dass etwas „ am Ende eines Entwicklungsprozesses eines anderen ‚ Agens ‘ [ … ] so ist. “ 527 Unter die Gruppe der Verben, welche diese Prädikation verkörpern, gehören auch transitive Verben der Funktionsrichtung (z. B. X wählt/ befördert/ entwickelt/ baut Y auf zu(m/ r) Z), die mit dem Komplex machen + zu substituiert werden können, wobei nach Erben die Gleichgröße in diesen Sätzen meist als fakultativ gewertet wird. 528 Ebenso erwähnt Erben Konstruktionen von resultativen Verben mit adjektivischem Prädikativ (z. B. er macht die Suppe warm) und gibt an, dass sich „ bei Wegfall des Prädikativs die Information wesentlich [ändert]. “ 529 Dieser Einschätzung Erbens ist nicht notwendig immer zuzustimmen, wie die Beispielsätze er streicht den Zaun (grün) und er schlägt den Schrank (kaputt) veranschaulichen. Die prädikativen Adjektive grün oder kaputt in den im vorigen Satz erwähnten Exempeln können als fakultativ betrachtet werden, ebenso ändert sich die Bedeutung der Verben streichen oder schlagen bei Eliminierung des Prädikativs in diesen Beispielsätzen nicht. Hiervon zu unterscheiden sind nach Erben mit dem Verb machen substituierbare, intransitive Verben in Sätzen mit dynamischer ist-Prädikation, da in derartig gebildeten Ausdrücken der einbindende Satz bei Wegfall des Prädikativs ungrammatisch wird, wenn nicht auch das Akkusativobjekt und eventuell das Reflexiv getilgt wird (z. B. der Hund bellt die Kinder wach; *der Hund bellt die Kinder; der Hund bellt; der Kranke liegt sich den Rücken wund; *der Kranke liegt sich den Rücken; *der Kranke liegt den Rücken; *der Kranke liegt sich; der Kranke liegt). Aufgrund der Beobachtung, dass das Archilexem machen nach Erben in diesen Sätzen mit dynamischer ist-Prädikation gegen alle Verben kommutiert werden kann, konkludiert Erben, dass das Verb machen nicht mehr zu der „ einigermaßen geschlossenen Gruppe der ‚ Kopula ‘ -verben “ 530 gezählt 524 E RBEN (1978: 83) 525 E RBEN (1978: 84) 526 E RBEN (1978: 84) 527 E RBEN (1978: 84) 528 E RBEN (1978: 85) 529 E RBEN (1978: 85) 530 E RBEN (1978: 85) 110 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="111"?> werden kann. Ebenso tritt in Sätzen mit dynamischer ist-Prädikation die eigentliche ist-Prädikation hinter der dargestellten Handlung des Bewirkens zurück, so dass es sich nach Erben nur noch um eine verdeckte ist-Prädikation handelt. Diese verdeckte ist-Prädikation kann „ nur durch Umformung der Konstruktion sowie Ergänzung von ist aufgedeckt werden “ 531 (z. B. er schlägt den Schrank kaputt; er schlägt den Schrank, so dass er (nach dem Schlagen) kaputt ist). 532 Dölling strebt in seinem Aufsatz Ist die Kopula mehrdeutig? Anmerkungen zu einem Vorurteil 533 ebenfalls an, die Bedeutung der Kopula seitens einer Semantik-Pragmatik Schnittstelle zu erschließen, während eine der Prädikatenlogik entlehnte Notation zur Beschreibung der Bedeutungsstruktur im weitesten Sinne im Rahmen einer Zwei-Ebenen-Semantik 534 , ähnlich des von Geist miteinbezogenen Modells Bierwischs 535 , angewandt wird. Hierfür arbeitet Dölling nach eigenen Worten in Anlehnung an Lang 536 mit einer „ andere[n] Auffassung von der Funktion der Semantik als Schnittstelle zwischen sprachlicher Struktur und Weltwissen “ 537 , die von einer Unterspezifizierung der im sprachlichen Ausdruck gegebenen Information ausgeht und ein „ integrative[s] Interpretationsmodell “ 538 vorschlägt, nach welchem „ der konzeptuelle Gehalt einer sprachlichen Äußerung über mehrere Repräsentationsstufen bestimmt wird, wobei mit jeder Stufe eine fortschreitende Spezifizierung der übermittelten Information erfolgt. “ 539 Wie Maienborn 540 und Geist 541 wendet Dölling in seiner Darstellung der sogenannten semantischen Struktur syntaktisch realisierter komplexer sprachlicher Ausdrücke eine logische Notation mit dem λ -Operator, d. h. eine der Funktionendarstellung nach Church und der mehrstelligen Prädikatenlogik entlehnte Repräsentation an. Außerdem appliziert Dölling zwei von Partee 542 entworfene Instrumentarien als Operatoren der Typanpassung, nämlich den Operator IDENT: λ y λ x.x = y (als e → < e, t >) und 531 E RBEN (1978: 85) 532 E RBEN (1978: 85) 533 D ÖLLING (1998) 534 D ÖLLING (1998: 17) 535 Vgl. B IERWISCH (1983); vgl. B IERWISCH (1997); vgl. B IERWISCH (1987a); vgl. B IERWISCH (1987b); vgl. B IERWISCH / L ANG (1987) 536 L ANG (1994) 537 D ÖLLING (1998: 17) 538 D ÖLLING (1998: 17) 539 D ÖLLING (1998: 18) 540 Z. B. M AIENBORN (2003: 22) 541 Z. B. G EIST (2006: 30 - 34) 542 P ARTEE (1992: 97 - 126) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 111 <?page no="112"?> den Operator BE: λ P λ x.P( λ y.x = y (als << e, t >, t > → < e, t >) 543 sowie weitere Operatoren, die es ermöglichen, „ die vorangehend zugeordneten semantischen Repräsentationen kompositional abzuleiten, ohne daß eine Mehrdeutigkeit der Kopula angenommen werden muß “ 544 . Zusätzlich sind der Operator INST: λ y λ x. x ▷ y (als Artterm → Instanzprädikat), der Operator SUB: λ y λ x. x ≤ y (als Artterm → Artprädikat) und der Operator KONST: λ P λ x. ∃ y[P(y) & y >> d x] (als Stoffprädikat → Dingprädikat) angegeben. 545 Wie die Methodik Döllings seine semantische Repräsentation sprachlicher Ausdrücke prozessualisiert, legt er selbst dar: „ Die Grundidee [ … ] besteht darin, die von Montague [ 546 ] geforderte funktionale Abbildung von syntaktischen Kategorien auf semantische Typen durch eine weniger rigide Zuordnung zu ersetzen. Danach ist es erlaubt, daß ein und derselbe natürlichsprachliche Ausdruck nicht nur einem, sondern gegebenenfalls mehreren systematisch aufeinander bezogenen semantischen Typen angehört. “ 547 Dölling postuliert, dass seine zugrunde gelegte Version der kompositionalen Semantik die Annahme nur eines einheitlichen Lexikoneintrags für die Kopula ermöglicht, jedoch eine weitaus differenziertere Analyse der Bedeutung von Kopulasätzen und der Vielfalt der von Kopulasätzen ausgedrückten Sachverhalte erschließen lässt, als dies Partees Rekonstruktion voraussetzt. 548 Die Herleitung einer semantisch unterspezifizierten, jedoch nur in einem einzigen Lexikoneintrag festgehaltenen Kopula und unterschiedlichster pragmatisch sowie ontologisch motivierter semantischer Interpretationen von Kopulasätzen 549 nimmt Dölling ebenso wie Geist 550 vor und erfolgt nach Dölling unter anderem ebenfalls durch Einsetzung von Variablen bzw. Operatoren sowie Umformungen an der notationellen Repräsentation einer angenommenen Bedeutungsstruktur, welche Konversionen an dem angeblich die logisch-semantische Struktur darstellenden λ -Ausdruck ausführen. Für die vorliegende Studie können das Modell Döllings, sowie seine semantische Repräsentation, ebenso wie die in Maienborn 551 und Geist 552 applizierte reduzierte Version Partees Repräsentationsform 553 nicht übernommen werden. 543 D ÖLLING (1998: 11) 544 D ÖLLING (1998: 15) 545 D ÖLLING (1998: 15) 546 M ONTAGUE (1973), zit. nach D ÖLLING (1998: 11) 547 D ÖLLING (1998: 11) 548 D ÖLLING (1998: 17, 23) 549 Zur detaillierteren Vorstellung der anhand der Methodik Döllings abgeleiteten Interpretationen von Kopulasätzen, s. D ÖLLING (1999). 550 G EIST (2006: 30-34); vgl. P ARTEE (1986); vgl. P ARTEE (1987); vgl. P ARTEE (1992) 551 M AIENBORN (2003: 22) 552 G EIST (2006: 30 - 34) 553 Vgl. P ARTEE (1992) 112 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="113"?> Wie in der Vorstellung Maienborns und Geists Monographien (s. 4.2.1) dargelegt, ist es nicht möglich, derartigen Einsetzungen und Konversionen an einem Ausdruck mit λ -gebundenen Variablen im Rahmen des für die vorliegende Studie ausgearbeiteten semiotischen Modells einen eigenen Erkenntniswert zuzuschreiben. Stattdessen handelt es sich hierbei um Manipulationen an einem rein deskriptiven λ -Ausdruck, aus denen keine Ergebnisse zur Exploration des Inhalts natürlichsprachlicher Ausdrücke in einer Untersuchung ausschließlich sprachinterner Strukturen, die pragmatisch-kommunikative und andere außersprachliche Aspekte aufgrund der Materialisiertheit der natürlichen Sprache und ihrer Syntax weitgehend ausklammert, abgeleitet werden können. Obwohl Dölling keine Unzulässigkeit einer Vermengung von Entitäten der extensionalen Denotationsebene mit strukturellen Einheiten eines sprachlichen Ausdrucks im λ -Ausdruck bzw. in der Menge λ -gebundener Variablen anspricht und eine Verwendung des λ -Abstraktors als Operator zur Darstellung des intensionalen Charakters von Funktionen nach Church in Nachfolge Freges Theorien nicht erwähnt 554 , räumt Dölling ein, dass es sich bei dem von ihm verwendeten sogenannten integrativen Interpretationsmodell bzw. bei der von ihm verwendeten Repräsentation anhand logischer Notation um die Formalisierung eines ausgesprochenen Sammelsurium aus sprachlichen, semantischen, operationellen Einheiten und Entitäten verschiedenen ontologischen Status ’ sowie miteinfließendem Weltwissen handelt, die problematisch ist: „ Rückblickend muß nun allerdings zugleich festgestellt werden, daß dieses Resultat in seinem Wert insofern gemindert ist, als die herangezogenen Mittel nicht unumstritten sind. Problematisch an den neuen Anpassungsmethoden ist unter anderem, daß sie im Unterschied zu den von Partee vorgeschlagenen Operationen nicht typentheoretisch begründet sind, sondern ihre Rechtfertigung in einer in Gestalt von Postulaten formulierten Ontologie finden. Das Prinzip der semantischen Kompositionalität scheint damit dadurch verletzt zu werden, daß die Ausführung dieser Operationen jeweils durch Bedingungen generellen Weltwissens zu lizensieren [sic] sind. “ 555, 556 Steinitz behandelt in ihrem Aufsatz Die Kopula werden und die Situationstypen 557 die Semantik des Verbs werden als Kopula in Verbindung mit einem Prädikativkomplement. Hierfür erwähnt Steinitz vorerst die Auffassung, nach welcher ein 554 Zur Verwendung des λ -Operators als Abstraktor wie dargelegt, s. 5.7; 5.7.2; 7.6. 555 D ÖLLING (1998: 17) 556 Zur Typentheorie Russells und deren Problematik, s. 5.5.2. 557 S TEINITZ (1999) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 113 <?page no="114"?> Prädikat mit dem Verb werden prozessuale und telische Vorgänge denotiert. 558 In der Notation ist diese Auffassung des Verbs werden als BECOME anzugeben. Des Weiteren ist beziehentlich einer Beschreibung der Semantik des Verbs werden und seines Komplements sowie zum Verständnis der Argumentation Steinitz ’ die Vendlersche Klassifikation von Situationstypen 559 zu nennen. Nach dieser Vendlerschen semantischen Beschreibung der Kopulae sind Prozesse und Zustände homogen, kontinuierlich und unterliegen keiner zeitlichen Beschränkung. Accomplishments stellen den Übergang von einem Zustand in einen anderen dar, sind transitional und die Übergangsphase unterliegt keiner zeitlichen Beschränkung. Achievements hingegen sind ebenso wie Accomplishments transitional, die Übergangsphase muss jedoch punktuell sein. 560 In Anbetracht dieser Klassifikation erklärt Steinitz: „ Werden ist nach meiner Auffassung vom statischen Prädikat sein nicht durch Telizität (Zustandswechsel) unterschieden, sondern dadurch, daß es ein unspezifisches nicht-statisches oder ‚ Veränderungsprädikat ‘ ist. Es ändert sich etwas an der Eigenschaft oder am Zustand eines Individuums x, doch werden bestimmt nicht, [ … ] ob die Veränderung zu einem anderen Zustand führt oder nicht, und falls ja, [ … ] ob dieser Übergang punktuell ist oder nicht. Festlegungen dieser Art kommen durch die jeweilige Spezifikation des Prädikat-Arguments P in die Gesamtbedeutung von werden-Konstruktionen [ … ] Die Bedeutung von werden ist also bezüglich Telizität unbestimmt. “ 561 Für die fortfolgenden Untersuchungen substituiert Steinitz aufgrund dieser Vorannahme das mit Teliziät assoziierte Prädikat in der Notation BECOME mit dem Prädikat CHANGE. 562 Nach Steinitz ist die Kopula werden somit ein semantisch unspezifiziertes, maximal unterbestimmtes Verb 563 mit nur einem einzigen Lexikoneintrag, welcher die Invariante / werden/ mit dem Ausdruck λ P λ x λ s[s INST [CHANGE [Px]]] repräsentiert. 564 Die Wiederlegung dieser Annahme Steinitz ’ kann anhand ihrer eigenen Argumentation hergeleitet werden. So beginnt Steinitz ihre Erläuterungen mit der Behauptung, das von ihr untersuchte Verb werden sei eine Kopula, die gleich transitiven Verben sowie Bewegungs- und Positionsverben eine Position für ein syntaktisches Komplement aufweise. Nach Steinitz wird demnach das Verb werden zusammen mit einem prädikativen Komplement als Prädikat erfasst, wobei eine 558 Vgl. S TECHOW (1996) 559 V ENDLER (1957) 560 Vgl. M USAN (1999: 190) 561 S TEINITZ (1999: 167) 562 S TEINITZ (1999: 167) 563 S TEINITZ (1999: 171) 564 S TEINITZ (1999: 168) 114 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="115"?> Synthese von Verb- und Komplementbedeutung postuliert wird. 565 Nur aufgrund dieses behaupteten und vorausgesetzten komplexen Prädikats, in welchem das Verb werden gemeinsam mit dem prädikativen Komplement erfasst wird, ist es Steinitz möglich, sämtliche Signifikate, die in anderen Theorien dem Verb werden zugeordnet werden könnten, in das prädikative Komplement zu verlegen. Dass die Hinzufügung von sprachlichen Elementen den durch den jeweiligen Satz primär ausgedrückten Situationstyp sekundär modifizieren kann, räumt Steinitz an anderer Stelle ein, nämlich wenn z. B. Adverbiale hinzutreten. Insofern ist Steinitz an dieser Stelle inkonsequent, da sie Adverbialen zuspricht, Situationstypen sekundär modifizieren zu können, während sie dem prädikativen Komplement, welches bei einem Verb werden auftritt, keine derartige Fähigkeit zugesteht, den Ausdruck des Verbs werden durch Hinzufügung sekundär modifizieren zu können. 566 Stattdessen konzipiert sie das Verb werden grundsätzlich auch als alleinstehendes Element im Lexikoneintrag als semantisch unterbestimmt, um die angebliche Denotation von verschiedenen Situationstypen der Zusammenfügung aus dem Verb werden und einem Prädikativkomplement als fester Verbindung ohne sekundärer Bedeutungsmodifikation zu erklären und gibt an, es werde eine kontextabhängige Spezifizierung von CHANGE im unspezifizierten Verb werden erwirkt. 567 Die denotierten Situationstypen beschreibt Steinitz als prozesshaft oder nicht prozesshaft sowie als telisch oder atelisch. Prozesse sind nach Steinitz prozesshaft, jedoch atelisch, Accomplishments sind prozesshaft als auch telisch und Achievements deskribiert Steinitz als nicht prozesshaft, aber telisch. Anschließend ordnet Steinitz prozessuale und atelische Sachverhalte denotierende Konstruktionen (z. B. größer werden; südwärts gehen) den Prozessen, prozessuale und telische Sachverhalte denotierende Konstruktionen (z. B. groß werden; nach Berlin gehen) den Accomplishments und nicht prozessuale, aber telische Sachverhalte denotierende Konstruktionen (z. B. schwanger werden; in Berlin ankommen) den Achievements zu. 568 Steinitz führt an, dass es sich bei der Wortform größer um ein relatives Adjektiv im Komparativ, bei der Wortform groß um ein relatives Adjektiv im Positiv und bei der Wortform schwanger um ein absolutes Adjektiv handle. Ansatzpunkt für Steinitz ’ Theorie zur Unspezifiziertheit und maximalen Unterbestimmtheit des Verbs werden ist die Frage, wie in größer werden die wahrgenommene Atelizität des denotierten Vorgangs zustande kommt. 569 Dass das Wort größer ein kompariertes Adjektiv 565 S TEINITZ (1999: 166, 169) 566 S TEINITZ (1999: 167, 169) 567 S TEINITZ (1999: 173 ff.) 568 S TEINITZ (1999: 170) 569 S TEINITZ (1999: 171) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 115 <?page no="116"?> ist, dessen Steigerungsform bereits buchstäblich eine schrittweise oder fortschreitende Steigerung dem Ausdruck inhäriert, kann bei Steinitz keine Beachtung mehr finden, da präskribiert wurde, dass eine sekundäre Modifikation des Verbs werden innerhalb der Kopula-Prädikativ-Konstruktion nicht zu erfolgen hat. Notwendig kommt Steinitz unter diesen Voraussetzungen ihrer Theorie zu dem Schluss, dass das Verb werden keine Telizität signifizieren kann, wenn die komplexe Verbindung aus dem Verb werden und dem eine Steigerung denotierenden Adjektiv größer nach ihrer Anschauung als Gesamtheit einen atelischen Prozess denotiert. Die alternative Erklärung, dass das Verb werden ein semantisch eigenständiges telisches Verb ist, das isoliert zu betrachten ist und welches adjazent zur Steigungsform der Wortform groß ein größer-Werden Schritt für Schritt denotiert, und somit in Verbindung mit dem Komparativ größer ein sukzessives größer-Werden als mehrere aufeinanderfolgende, telische Ereignisse und damit als ein iteratives Ereignis expliziert, ist unter den von Steinitz aufgestellten Rahmenbedingungen nicht mehr möglich, weswegen ihre Argumentation, insbesondere falls ihre Ergebnisse nicht mit explizitem Hinweis auf diese Rahmenbedingungen formuliert werden, als zirkulär angesehen werden kann. Des Weiteren sind sämtliche Beispielsätze, welche Steinitz als ungrammatisch auszeichnet, für einen kompetenten Sprecher der deutschen Sprache 570 nicht grammatikalisch fehlerhaft oder lediglich semantisch ungewöhnlich formuliert (z. B. (? )er aß in einer Minute Äpfel; er aß stundenlang drei Äpfel; (? )er lief in zwei Stunden in Richtung Norden; er lief stundenlang in die Stadt; (? )es wurde in zehn Minuten dunkler; (? )es wurde zehn Minuten (lang) dunkel). 571 Diese Beispiele sollen nach Steinitz eine „ unbestreitbare “ 572 Telizität oder Atelizität des von der Kopula-Prädikativ-Konstruktion denotierten Sachverhalts beweisen, die Steinitz in der angeblichen kontextuellen Spezifikation eines semantisch maximal unbestimmten Verbs werden durch das prädikative Komplement begründet sieht 573 , und demzufolge sind diese Beispielsätze bei Steinitz mit einem Asterisk markiert. Marginale semantische Modifikation dieser formulierten Exempel kann jedoch zeigen, dass sie nicht notwendig aufgrund der hinzugefügten Zeitdauer- und Zeitspannen-Adverbiale grammatikalisch unrichtig sind (z. B. er aß in einer Stunde Äpfel; er lief in diesen zwei Tagen in Richtung Norden; es wurde in zehn Minuten (merklich) dunkler; es wurde zehn Minuten (lang) dunkel, dann erschien die Sonne hinter der Eklipse). Die Sätze er aß stundenlang drei Äpfel und er lief stundenlang in die Stadt können von 570 D. A. 571 S TEINITZ (1999: 182) 572 S TEINITZ (1999: 182) 573 S TEINITZ (1999: 171) 116 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="117"?> einem kompetenten Sprecher der deutschen Sprache 574 entgegen Steinitz ’ subjektiver Wahrnehmung nicht als semantisch oder grammatikalisch fragwürdig erachtet werden, sondern es ist möglich, diese als syntaktisch korrekt gebildet und semantisch einwandfrei einzustufen. Wie Maienborn 575 oder Dölling 576 verwendet Steinitz zur semantischen Beschreibung der Kopula- Prädikativ-Konstruktion zudem einen λ -Ausdruck (z. B. λ P λ x λ s[s INST [CHANGE [Px]]]) 577 , in welchem in der Menge der λ -gebundenen Variablen außersprachliche Einheiten sowie syntaktische Entitäten, die diese außersprachlichen Einheiten denotieren sollen, etwa die Zeichenabfolge s INST im Ausdruck λ P λ x λ s[s INST [CHANGE [Px]]], zusammengefasst sind. Derartige λ -Ausdrücke können, wie erwähnt, für die vorliegende Studie nicht übernommen noch als eine sinnvolle Applikation des λ -Abstraktors vermittelt werden, da sie der Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung nach Frege sowie der Unterscheidung zwischen Intension und Extension widerstreben. Auch Musan differenziert in ihrem Aufsatz Zur Semantik von werden. Ist prädikatives werden transitional? 578 die Kopula werden von dem Auxiliar werden oder einem „ absolute[n] Verb werden “ 579 , kommt jedoch hinsichtlich der Semantik der Kopula werden zu anderen Ergebnissen als Steinitz. Musan arbeitet mit einer angenommenen oder nicht angenommenen Transitionalität in der Semantik des mit einem Prädikativ auftretenden werden, d. h. mit der Frage, ob das Verb werden den Übergang von einem Zustand zu einem anderen bezeichnet. Einleitend nennt Musan hierzu die Position Amrheins 580 , welcher das Verb werden als transitional analysiert, die Konklusion Leiss ’ 581 , welche das Verb werden als additiv-iterativ und somit als nicht-transitional erfasst sowie die Argumentationen Steinitz ’ 582 und Zimmermanns 583 , die das Verb werden als unspezifiziert bzw. unterbestimmt wahrnehmen. 584 Wie obig bereits alludiert, 574 D. A. 575 Z. B. M AIENBORN (2003) 576 Z. B. D ÖLLING (1998) 577 S TEINITZ (1999: 168) 578 M USAN (1999) 579 M USAN (1999: 189) 580 A MRHEIN (1996) 581 L EISS (1985) 582 S TEINITZ (1999) 583 Z IMMERMANN (1999) 584 Zu diesen Studien, welche aufgrund ihrer Einbindung in die Argumentation der an dieser Stelle für einen Forschungsüberblick explizit vorgestellten Arbeiten, ihres von der Semantik der Kopulae abweichenden Fokus sowie ihrer teilweisen Ähnlichkeiten mit den im Rahmen Steinitz ’ und Musans Argumentationen erwähnten Methodiken (z. B. 4.2 Die spezifische Fachliteratur 117 <?page no="118"?> fokussiert Musan im Gegensatz zu Steinitz nicht die angebliche atelische Prozesshaftigkeit einiger von Konstruktionen mit der Kopula werden denotierten Vorgänge, sondern statt dessen die Art der Transitionalität. Die Vendlerschen Situationstypen Achievement und Accomplishment gelten beide als transitional, wobei Achievements punktuelle und Accomplishments ausgedehnte Übergangsphasen von einem Zustand in einen anderen aufweisen. Nach Musan müssen Achievements notwendig in jedem Fall punktuelle Übergangsphasen haben. Denen gegenüber stehen Prozesse und Zustände als nichttransitionale, homogene Situationstypen. Ein Ausdruck (z. B. reich werden) fällt nach Musan in die Kategorie der Accomplishments, da der Ausdruck reich werden zwar einen punktuell erfolgenden Sachverhalt bezeichnen kann, doch nicht notwendig eine punktuelle Transition von einem Zustand in einen anderen beschreibt. 585 Da Accomplishments nach Steinitz als prozesshaft und als telisch anerkannt sind 586 , während nach Musan das Kriterium der Transitionalität dazu führt, dass Accomplishments und Prozesse als einander disjunkt wahrgenommen werden 587 , unterscheiden sich die Ansichten Musans und Steinitz ’ bereits in ihren Vorannahmen wesentlich. Den Unterschied zwischen Prozessen und Accomplishments sieht Steinitz in der Telizität. 588 Während Musan auf Transitionalität oder Nicht-Transitionalität fokussiert ist, konzentriert sich Steinitz auf Telizität oder Atelizität als Unterscheidung zwischen Prozessen und Accomplishments. Folglich kommen Musan und Steinitz anschließend auch zu verschiedenen Ergebnissen. Musan konkludiert: „ prädikative werden-Konstruktionen sind generell transitional, beinhalten also einen Zustandswechsel. “ 589 Sie fährt fort: „ Daß werden-Konstruktionen sich gelegentlich wie Prozesse zu verhalten scheinen, ist ein sekundäres Phänomen; es kommt durch eine iterative Umdeutung der Konstruktion zustande. Dabei ist festzuhalten, daß solche iterativen Umdeutungen keine Besonderheit von werden-Konstruktionen sind, sondern im Prinzip bei allen Situationsbzw. Verbtypen auftreten können. “ 590 Des Weiteren ist im Vergleich der Beschreibungsansätze sowie der Ergebnisse Steinitz ’ und Musans anzumerken, dass Steinitz Accomplishments sowie Prozessen Prozesshaftigkeit zuschreibt, Mulinguistische Testverfahren; semiotisches Modell) und Aspekten (z. B. Situationstypen; Aktionsarten; Transitionalität) zur Untersuchung der Semantik des Verbs werden nicht eigens in diesem Forschungsüberblick dargelegt werden, s. A MRHEIN (1996); L EISS (1985); Z IMMERMANN (1999). 585 M USAN (1999: 189 f.) 586 M USAN (1999: 170) 587 M USAN (1999: 190) 588 M USAN (1999: 170) 589 M USAN (1999: 192) 590 M USAN (1999: 207) 118 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="119"?> san hingegen erfasst Accomplishments nicht als prozesshaft, sondern als ausgedehnt transitional. Da Musan zudem erwähnt, dass Prozesse (z. B. laufen; schlafen; essen) wie Zustände homogen und kontinuierlich sein müssen 591 , präsentiert sich Musans Beschreibungsmodell deutlich klarer als dasjenige Steinitz ’ . Durch das in ihren Voraussetzungen festgelegte Attribut der Prozesshaftigkeit von Accomplishments verwischt Steinitz somit zuerst die Unterscheidung zwischen Prozessen und Accomplishments, um anschließend prozesshaft erscheinende Accomplishments (z. B. größer werden) als atelische Prozesse zu deklarieren. Musan erläutert diesbezüglich in ihren Ausführungen: „ Es gibt darüber hinaus aber auch werden-Konstruktionen, die den Charakter von Prozessen zu haben scheinen. Ein Beispiel dafür ist größer werden. Im Gegensatz zu reich werden und groß werden legt größer werden die Vorstellung einer homogenen, kontinuierlichen Entwicklung nahe - und damit, dass es sich nicht um ein Accomplishment, sondern um einen Prozeß handelt. Dieser Effekt rührt offenbar aus der besonderen Bedeutung des Komparativs her - obwohl [ … ] das komparativische Adjektiv größer allein einen Zustand bezeichnet “ 592 . Praktisch geht Musan analytischer als Steinitz vor, indem sie in ihren Voraussetzungen zur Untersuchung der Semantik des Verbs werden nicht selbstverständlich von einer Kopula werden ausgeht, welche ausschließlich in Kopula-Prädikativ-Konstruktionen auftritt und nur im Verband mit dem prädikativen Adjektiv zu untersuchen ist. Statt dessen kennt Musan konsequent den kompositionalen (auch: kompositionellen) Charakter sprachlicher Äußerungen an und vermeidet damit explizit die Gefahr der Zirkelhaftigkeit einer Argumentation, die besteht, wenn a priori einigen Satzelementen (z. B. Adverbialen) die Fähigkeit zur sekundären Modifikation der Semantik komplexer Ausdrücke zugestanden wird, anderen jedoch nicht. 593 Neben ihrer bereits obig im Zitat erwähnten Anerkennung eines „ sekundären Phänomen[s] “ 594 , das „ durch eine iterative Umdeutung der Konstruktion “ 595 zustande kommt, erklärt Musan: „ Es ist wichtig zu beachten, daß die Klassifikation eines komplexen prädikativen Ausdrucks wie reich werden als Accomplishment noch nicht notwendigerweise etwas über die Klassifikation von werden selbst aussagt. Gerade so wie das Verb essen bekanntermaßen als Prozeß einzuordnen ist, eine Tafel Schokoloade essen aber als Accomplishment, Schokoladentafeln essen oder Schokolade essen aber wiederum als Prozeß - gerade so ist auch denkbar, daß 591 M USAN (1999: 190) 592 M USAN (1999: 191) 593 Vgl. S TEINITZ (1999: 167, 169) 594 M USAN (1999: 207) 595 M USAN (1999: 207) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 119 <?page no="120"?> werden allein anders zu klassifizieren ist als ein Komplex bestehend aus werden und einem Komplement. “ 596 Musan widerlegt die Theorie Steinitz ’ einer unspezifizierten und unterbestimmten Kopula werden in einer Kopula-Prädikativ-Konstruktion 597 unter anderem mit einer Beobachtung, die nahelegt, dass Musan zwischen dem isolierten Inhalt eines einzelnen Zeichenträgers, wie z. B. des Verbs werden, und der Denotation eines Sachverhalts bzw. einer Situation in der außersprachlichen Wirklichkeit durch einen zusammengesetzten, komplexen sprachlichen Ausdruck, in welcher das Denotat des sprachlichen Elements werden teilhat und zu welcher Weltwissen als „ gängige Vorstellungen “ 598 hinzutreten kann, differenziert. Musan erwähnt eine derartige Differenzierung nicht erläuternd und nicht mit der Betonung und Präzision, wie dies Frege mit seiner Differenzierung zwischen Sinn und Bedeutung vornimmt. Dennoch verleiht diese Unterscheidung Musans Argumentation Klarheit aufgrund einer akkuraten Observation: „ Auch eine werden-Konstruktion wie schwanger werden bezeichnet einen Übergang von einem Zustand zu einem anderen, von Nicht-Schwanger-Sein zu Schwanger- Sein. Nach gängigen Vorstellungen ist dies in jedem Fall ein punktueller Übergang, hat insofern also den Charakter eines Achievements. Wie bei reich werden gilt natürlich auch hier, daß das semantische Prädikat schwanger allein einen Zustand bezeichnet, was wiederum nahelegt, daß der Achievement-Charakter der Gesamtkonstruktion nur von werden herstammen kann. Muß man daraus nun schließen, daß werden mal Achievement- und mal Accomplishment-Charakter hat? Diesen Schluß zu ziehen erscheint im Interesse einer möglichst einheitlichen Semantik von werden nicht vorteilhaft. Denn der punktuelle Charakter des Schwanger-Werdens scheint einzig und allein von biologischen Tatsachen abzuhängen; die Semantik von werden dafür verantwortlich zu machen, hat einen höchst unplausiblen Anstrich. “ 599 Weiter führt Musan diesbezüglich mit Verweis auf den unter Umständen individuellen Charakter aktueller, denotierter außersprachlicher Sachverhalte im Unterschied zum möglicherweise als begrifflich zu verstehenden Inhalt des Signifikanten, d. h. der zeichenhaften Realisierung des Verbs werden, welchen sie als „ semantische Eigenschaften von werden “ 600 bezeichnet, aus: „ Prädikative werden-Konstruktionen sind als Accomplishments zu klassifizieren. Es ist ein weltbzw. situationsbedingter Zufall, ob eine durch werden charakterisierbare Veränderung langwierig oder plötzlich ist; d. h. wenn prädikative werden-Konstruktionen gelegentlich Achievements zu sein scheinen, so sagt dies nichts über die 596 M USAN (1999: 190) 597 Vgl. S TEINITZ (1999: 167 f., 171) 598 M USAN (1999: 191) 599 M USAN (1999: 191) 600 M USAN (1999: 206 f.) 120 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="121"?> semantischen Eigenschaften von werden aus. Ebenso ist es ein situationsbedingter Zufall, ob eine langwierige Veränderung kontinuierlich und homogen oder schrittweise vor sich geht; auch dies sagt nichts über die semantischen Eigenschaften von werden aus. “ 601 Krämer behandelt in ihrem Aufsatz Bleiben bleibt bleiben 602 die Kopula bleiben und konkludiert, dass das Verb bleiben in jedem Fall „ den REMAIN-Operator in die semantische Repräsentation der betreffenden Konstruktion “ 603 induziert, während „ die sog. BECOME-Lesart “ 604 überhaupt keine Lesart des Verbs bleiben darstelle, sondern nur in Situationen auftrete, in welchen die von Positionsverben gemäß Steinitz 605 und Maienborn 606 denotierte Bedeutungskomponente still angäbe, dass von einem nicht stillen, d. h. nicht bewegungslosen Zustand auf einen stillen Zustand gewechselt wird. 607 Hierbei argumentiert Krämer gegen Schlücker 608 , welche einen Situationstypwechsel des Verbs bleiben in der BECOME-Lesart vorschlägt und weist darauf hin, dass Steinitz ’ Abhandlung zur Kopula bleiben keine Erklärung für Einschränkungen des Vorzustandes der BECOME-Lesart des Verbs bleiben angibt. 609 In Krämers Ausführungen kommt Dowtys 610 definierende Darstellung der angewendeten Operatoren zum Einsatz, welche die denotierten Zustände, Vorgänge oder Handlungen mit Hilfe eines Intervallschemas illustriert. Vorweg ist anzumerken, dass die semantischen Beschreibungen nach Dowty 611 oder Vendler 612 geeignet sind, die Inhalte von Sprachzeichen zu explizieren und Signifikate intersubjektiv einsehbar zu vermitteln. Problematisch hierbei ist, dass diese Definitionen für die Operatoren REMAIN (dt.: bleiben) oder BECOME (dt.: werden) nach Dowty lediglich formalisierbare Darstellungen von natürlichsprachlich erklärbaren Sachverhalten wiedergeben und nicht mit Formeln verwechselt werden sollten, welche bei Applikation einen Wahrheitswert liefern, wie unter Umständen suggeriert wird. 613 In der Tat wird lediglich diejenige Formalisierung auf einen zu untersuchenden natürlichsprachlichen Ausdruck angepasst, welche subjektiv bzw. 601 M USAN (1999: 206 f.) 602 K RÄMER (2004) 603 K RÄMER (2004: 273) 604 K RÄMER (2004: 273) 605 S TEINITZ (1990); S TEINITZ (1999) 606 M AIENBORN (1990) 607 K RÄMER (2004: 262) 608 S CHLÜCKER (2007); K RÄMER (2004: 259 ff.) 609 K RÄMER (2004: 257) 610 D OWTY (1979) 611 D OWTY (1979) 612 V ENDLER (1967) 613 K RÄMER (2004: 252) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 121 <?page no="122"?> introspektiv als semantische Beschreibung für probat befunden wurde und somit der entsprechende Wahrheitswert bereits vor der Applikation der Formalisierung assertiert, weswegen er kein experimentell ermittelter oder durch einen formelhaften Rechnungsausdruck erzeugter Wert ist. Dowtys Darstellungen bzw. Formalisierungen repräsentieren keinen applizierbaren Formel- oder Rechnungsausdruck. Derartige Darstellungen bzw. Formalisierungen nach Dowty haben demzufolge keinen eigenen Erkenntniswert, weswegen eine derartige, der Prädikatenlogik entlehnte Notation zur Erklärung der Apperzeption semantischer Komponenten eines natürlichsprachlichen Ausdrucks nicht notwendig ist. Allerdings haben Dowtys Darstellungen bzw. Formalisierungen explikativen Wert und sind für diese Zwecke, nämlich zur erklärenden Deskription des Inhalts eines Zeichenträgers unter Hinzuziehung der muttersprachlichen oder linguistischen Fachkompetenz des Untersuchenden, durchaus angemessen. Hinterfrag- oder kritisierbar sind Krämers natürlichsprachliche Beispiele sowie die subjektive Observation von Zeitintervallen im denotierten außersprachlichen Sachverhalt bzw. dessen semantischer Repräsentation, um vorzuführen, dass die sogenannte BECOME-Lesart, d. h. eine angeblich kontextuell erzeugte WERDEN-Lesart des Verbs bleiben nicht nachvollziehbar ist. Hierfür nennt Krämer das von ihr mit einem Asterisk markierte Beispiel *erst war Hans nüchtern. Dann blieb er betrunken. 614 Vor dem Hintergrund des angestrebten Ziels Krämers Argumentation ist intersubjektiv einsehbar, dass unter der Vorannahme, die Nüchternheit von Hans wäre ein unmittelbarer Vorzustand seiner Betrunkenheit, eine Äußerung wie die Formulierung erst war Hans nüchtern. Dann wurde er betrunken gebräuchlicher ist. Dennoch ist anzumerken, dass eine Äußerung wie die Formulierung erst war Hans nüchtern. Dann blieb er betrunken entgegen Krämer keineswegs falsch oder inakzeptabel ist und desgleichen einen wahrscheinlichen, außersprachlichen Sachverhalt denotiert. Rückschlüsse auf eine Bedeutungskomponente BECOME im Exempel erst war Hans nüchtern. Dann blieb er betrunken lassen sich trotzdem nicht ableiten, denn ein Kontext mit einer frei hinzufügbaren phasendenotierenden Temporalangabe (z. B. erst war Hans nüchtern. Dann blieb er für den Rest des Abends betrunken) ist komplikationslos, wobei in der Intervallapplikation die Phase des Intervalls für den Rest des Abends unmittelbar, d. h. nahtlos an das zeitlich vorgeschaltete Intervall der Phase Hans ’ Nüchternheit anschließt. Das Beispiel erst war Hans nüchtern. Dann blieb er betrunken verletzt deshalb nicht Dowtys Intervallschema für die REMAIN-Lesart. Stattdessen ist annehmbar, dass das Verb bleiben den präsupponierten identischen Vorzustand mitbringt und sich selbst bei einem sprachlich ausgedrückten 614 K RÄMER (2004: 256) 122 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="123"?> nahtlosen Intervall- und Zustandswechsel bzw. Situationstypwechsel innerhalb und nicht zu Beginn des durch es selbst bezeichneten Intervalls verortet. Weitere Beispiele sind ebenfalls fragwürdig, so behauptet Krämer anhand nachfolgenden Beispiels Hans blieb drei Tage in Paris und des von ihr mit einem Asterisk ausgezeichneten Beispiels *Hans blieb innerhalb von drei Tagen in Paris die Zulässigkeit von Zeitdaueradverbialen im Satz Hans blieb drei Tage in Paris und die Unzulässigkeit von Zeitrahmenadverbialen im Satz *Hans blieb innerhalb von drei Tagen in Paris zur Modifikation in Sätzen mit der Kopula bleiben. 615 Die Ungewohntheit einer Formulierung wie die des Satzes (? )Hans blieb innerhalb von drei Tagen in Paris ist eventuell dem Umstand geschuldet, dass eine Präposition, die räumlich sowie zeitlich verwendet werden kann (z. B. innerhalb), in einem Satz mit Orts- (z. B. in Paris) und Temporalangabe (z. B. von drei Tagen) zur Temporalangabe gehörig positioniert wird. An dieser Stelle sind unproblematische Sätze mit einem Zeitrahmenadverbial (z. B. Hans blieb innerhalb dieses Zeitrahmens nervös/ in Paris; Hans blieb während dieser Zeitspanne ein unauffälliger Arbeiter; Hans blieb während dieser Zeitspanne in Paris; Hans blieb vom Beginn bis zum Ende seiner Schulung fleißig; Hans blieb vom Beginn bis zum Ende seiner Schulung ein aufmerksamer Schüler; Hans blieb vom Beginn bis zum Ende seiner Schulung in Paris) zu nennen, die Krämers Behauptung der Unzulässigkeit von Zeitrahmenadverbialen zur Modifikation in Sätzen mit der Kopula bleiben widerlegen. Das Beispiel plötzlich blieb es still 616 ist desgleichen bedenklich. Ein Zustandswechsel ist implizierbar, doch auf das Adverbial plötzlich zurückzuführen, denn sämtliche Verben lassen sich in Sätzen mit dem Adverbial plötzlich im Satzverband als inchoativ oder ingressiv wahrnehmen (z. B. plötzlich schwamm er; plötzlich schlief er; plötzlich verwelkte die Blume; plötzlich rannte sie; plötzlich war er still). Dennoch indiziert der Satz plötzlich blieb es still keine WERDEN-Lesart plötzlich wird es still, denn hierfür fehlt die Dynamik, die Prozesshaftigkeit und der Entwicklungscharakter eines Vorgangs im Verb bleiben. Analog zur Argumentation Krämers, welche insgesamt als subjektiv und introspektiv zu werten ist, könnten als Beleg hierfür die Beispiele der Hund hört auf zu bellen, als es plötzlich still bleibt; der Hund hört auf zu bellen, dann bleibt es plötzlich still; der Hund hört auf zu heulen, als es plötzlich still bleibt; der Hund hört auf zu heulen, dann bleibt es plötzlich still angeführt werden, welche ebenfalls gemäß einer lediglich subjektiv motivierten Lesart potentiell in der Lage sind zu demonstrieren, dass das Verb bleiben einen gleichartigen Vorzustand mitbringt, denn andernfalls hätten die bezeichneten Sachverhalte der zeitlich und materiell vorgeschalteten Haupt- 615 K RÄMER (2004: 258) 616 K RÄMER (2004: 268) 4.2 Die spezifische Fachliteratur 123 <?page no="124"?> sätze der Hund hört auf zu bellen sowie der Hund hört auf zu heulen in den Satzgefügen der Hund hört auf zu bellen, als es plötzlich still bleibt und der Hund hört auf zu heulen, als es plötzlich still bleibt jeweils keine Zeitphase als identischer Vorzustand zur Verfügung, um sich als Reaktion auf das Plötzlich-still-Bleiben auszugeben. Es ist somit desgleichen nicht intersubjektiv einsehbar, weshalb Krämer das Beispiel die Sirene heulte mit einem langanhaltenden Ton. Dann blieb es plötzlich still als wenig akzeptabel einstuft. 617 Resümierend ist hinsichtlich Krämers Methode demzufolge zu konstatieren, dass sich eine Beschreibung des angeblich denotierten außersprachlichen Sachverhalts, z. B. Dowtys Darstellungen bzw. Formalisierungen als semantische Repräsentation oder als eine präskribierte Denotation, nicht dazu eignet, auf intersubjektiv einsehbare Art und Weise den Inhalt eines Zeichenträgers, wie z. B. der Kopula bleiben zu erschließen und diesen zu ermitteln, indem erprobt wird, ob auf den Zeichenträger und seine kontextuelle Einbindung eine bestimmte, im Voraus selegierte Denotation oder eine semantische Repräsentation passt oder nicht passt. Stattdessen gibt es Hinweise darauf, dass der Inhalt eines einfachen oder komplexen Zeichenträgers, z. B. einer Wortform wie die der sogenannten Kopula bleiben oder eines Satzes, vom zeichenhaft realisierten sprachlichen Ausdruck in die außersprachliche Wirklichkeit denotiert und sich während dieses Prozesses seine Denotation selbst konstruiert bzw. ersucht, welche anschließend intersubjektiv einsehbar anhand Dowtys Intervallschema oder mit anderen Methoden beschrieben werden kann. So gelingt es dem Verb bleiben in den obig begutachteten Beispielen immer, die Bezeichnung eines Minimums eines präsupponierten, identischen Vorzustandes zu generieren. Auch wenn es sich bei diesem Minimum nur um das Tausendstel einer Sekunde handeln sollte, ist dieses für die Aufrechterhaltung der REMAIN-Lesart sowie die Denotation bzw. die Bezeichnung eines entsprechenden Intervallschemas nach Dowty hinreichend. Dies gilt auch in Kontexten, welche dem Verb werden zugeschrieben sind, da das Verb bleiben diese von derartigen Kontexten bezeichneten Sachverhalte bei Substitution einfach umordnet (z. B. erst war Hans nüchtern. Dann blieb er betrunken; erst war Hans nüchtern. Dann wurde er betrunken). Helbig erklärt in seinem Aufsatz Zu den Kopulasätzen im Deutschen 618 die Kopulaverben als „ Nicht-Vollverben “ 619 und unterscheidet sie zudem von 617 K RÄMER (2004: 269) 618 H ELBIG (2008) 619 H ELBIG (2008: 81) 124 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="125"?> Hilfsverben, Modalverben, modifizierenden Verben und Funktionsverben. 620 Zur Gruppe der Kopulaverben zählt Helbig „ semantisch ‚ ausgebleicht[e] ‘“ 621 Verben (z. B. sein; werden; bleiben) in Kopulasätzen (z. B. Peter ist dort/ in Berlin; das Finale ist morgen/ nächsten Sonntag; Peter ist frohen Mutes; der Tisch ist aus Eichenholz), welche nach Helbig auf jeden Fall zur Subklasse der Kopulaverben gehören, da sie eine temporale, modale oder stoffliche Charakteristik angeben und postkopulare Elemente demnach als Prädikative aufzufassen seien. 622 Dabei besitzt das Verb sein nach Helbig das Merkmal [+ durativ], das Verb werden das Merkmal [+ inchoativ] und das Verb bleiben das Merkmal [+ durativ/ + kontinuativ]. Helbig unterscheidet in verschiedenen Sätzen ein Verb sein als Vollverb (z. B. ich denke, also bin ich; Gott ist), ein Verb sein als Hilfsverb zur Bildung von Tempusformen (z. B. der Zug ist angekommen) und ein Verb sein als Hilfsverb zur Bezeichnung der Modalität (z. B. das Buch ist zu empfehlen im Sinne von kann/ muss empfohlen werden). 623 Helbig bemängelt die Aufgliederung der Kopulasätze gemäß Helbig/ Buscha 624 in die zwei „ semantischen Satzmodelle [ … ] Identifizierung und Einordnung als Funktionen der Kopulasätze “ 625 und schließt sich im Allgemeinen Geists Theorie einer semantischen Klassifizierung der Kopulasätze sowie ihrem Vorschlag, kontrastive sprachwissenschaftliche Studien insbesondere mit der russischen Sprache hinzuzuziehen, an. 626, 627 Lediglich Geists sogenannte prädizierend-identifizierende Sätze erscheinen Helbig diskussionswürdig. 628 4.3 Fazit Es ist zu konkludieren, dass in der Literatur zur Semantik der Kopula und der kopulaähnlichen Verben vorwiegend für eine sogenannte inhaltliche Leere, inhaltliche Blässe, damit für eine fehlende Signifikation bzw. Konnotation oder Denotation, eine semantisch-syntaktische, semantische oder syntaktische Unselbständigkeit oder für eine Polysemie 629 der untersuchten Kopula oder des 620 H ELBIG (2008: 81); H ELBIG / B USCHA (2001: 44 ff.) 621 H ELBIG (2008: 81) 622 H ELBIG (2008: 81 f.) 623 H ELBIG (2008: 82) 624 H ELBIG / B USCHA (2001: 352 ff.) 625 H ELBIG (2008: 84) 626 H ELBIG (2008: 88 f.); vgl. G EIST (2006) 627 Vgl. die Vorstellung Geists Thesen, s. 4.2.1. 628 H ELBIG (2008: 87) 629 Für den Terminus Polysemantizität insbes., s. S TETTBERGER (1993: 152). 4.3 Fazit 125 <?page no="126"?> untersuchten kopulaähnlichen Verbs argumentiert wird. Dabei wird die Polysemie (auch: Ambiguität) oft aus dem Kontext erklärt, in welchen eine betreffende Kopula oder ein betreffendes kopulaähnliches Verb auf Sprachzeichenebene eingebunden ist oder in welchem der durch die Kopula bzw. das kopulaähnliche Verb oder den Kopula-Prädikativ-Komplex denotierte Sachverhalt in der Ebene der außersprachlichen Wirklichkeit zu verstehen sei. Hinzu treten jedoch Annahmen über sogenannte Un- oder Unterspezifiziertheiten, eine sogenannte Un- oder Unterdeterminiertheit sowie eine besondere inhaltliche Leere bzw. Blässe der Kopula oder des kopulaähnlichen Verbs. Durch die Postulierung von inhaltlichen Schwankungen hinsichtlich der Kopula, des kopulaähnlichen Verbs bzw. des Kopula-Prädikativ-Komplexes wird verhindert, dass sich ein einziges monosemes Verb oder mehrere homonyme Verben mit einem jeweils eindeutigen, zuordenbaren lexikalischen Gehalt im Lexikon manifestieren. Denn eine angebliche semantische Blässe, Un- oder Unterdeterminiertheit, Un- oder Unterspezifiziertheit der Kopula oder des kopulaähnlichen Verbs resultiert aufgrund der behaupteten semantischen oder syntaktischen Unselbständigkeit dieser Verben wiederum in eine Polysemie derselbigen, auch wenn diese Polysemie meist dem wohlgemerkt bereits auf Zeichenebene formal sehr heterogenen Verband aus Kopula bzw. kopulaähnlichem Verb und verschiedensten Realisierungsformen des Prädikativs zugeschrieben wird, um gleichzeitig die Behauptung eben jener semantischen Blässe, Un- oder Unterdeterminiertheit, Un- oder Unterspezifiziertheit der Kopula oder des kopulaähnlichen Verbs aufrechtzuhalten, womit sich der Kreis der Argumentation schließt. Die Behauptung einer inhaltlichen Leere der Kopula oder des kopulaähnlichen Verbs unterbricht konsequent gedacht diesen Kreis der Argumentation, führt jedoch dazu, dass sich Homonyme für die Wortformen der Kopula oder kopulaähnlichen Verben ergeben, wodurch die Frage aufgeworfen wird, wann welches Homonym in einem beliebigen zeichenhaften komplexen Ausdruck vorliegt. Es ist einsehbar, dass die syntaktische und semantische Einbettung der betreffenden Verben in einen Ausdruck Aufschluss darüber geben kann, ob es sich um Homonyme handelt und dass außerdem die Thesen zur Polysemie, semantischen Blässe, Un- oder Unterdeterminiertheit, Un- oder Unterspezifiziertheit der Kopula oder des kopulaähnlichen Verbs überprüft werden müssen. Der obige Forschungsüberblick arbeitet heraus, dass in einschlägigen Studien zur Semantik der Kopula, des kopulaähnlichen Verbs oder der Kopula-Prädikativ-Komplexe derartige Annahmen vertreten werden und wo eine Mehrdeutigkeit oder inhaltliche Leere bzw. Blässe in der semantischen oder syntaktischen Struktur von Kopula-Prädikativ-Komplexen verortet wird, wie diese 126 4 Der Kopula-Prädikativ-Komplex in der Fachliteratur <?page no="127"?> Annahmen begründet, hergeleitet und beschrieben werden, als auch auf welche Art und Weise in diesem Zusammenhang der λ -Abstraktor angewendet wird. Die Verwendung des λ -Abstraktors zu diesem Zweck gibt zudem Aufschluss darüber, mit welchen kohärenten oder inkohärenten semiotischen Modellen und Argumentationen einzelne Studien ihre Zielsetzungen hinsichtlich der Erforschung der Semantik der Kopula, des kopulaähnlichen Verbs und der Kopula-Prädikativ-Komplexe verfolgen. Anhand Erbens Aufsatz zur Kopula 630 (s. 4.2.2) kann gezeigt werden, wie ein Ansatz der Valenztheorie eine neue Perspektive auf die Kopula als Vollverb oder als einem Vollverb gleichwertig eröffnet und welche Konsequenzen sich daraus für das Verständnis der Semantik der Kopula sowie der kopulaähnlichen Verben ergeben können (s. 6.4). Eine weitere Publikation im Rahmen der valenztheoretischen Ansätze, Helbigs Reflexion zu den Kopulasätzen im Deutschen 631 (s. 4.2.2), veranschaulicht, welche Konflikte und welche Stagnation im Forschungsprozess sich unter Umständen ergeben, wenn eine valenzbasierte Grammatiktheorie auf Forschungsergebnisse aus Untersuchungen zur Semantik einer Wortgruppe, z. B. die Gruppe der sogenannten Kopulae und kopulaähnlichen Verben, zurückgreift, welche ihrerseits von Vorannahmen aus einer traditionellen Grammatikschreibung, namentlich der Zusammenfassung von Kopula und Prädikativ zu einem Prädikatkomplex sowie einem diesem gegenüberstehenden syntaktischen Subjekt und von einer semantischen Leere bzw. Blässe der Kopula als faits accomplis, ausgehen. Somit kann im Forschungsüberblick bereits eingeleitet werden, dass sich für eine Untersuchung der syntaktischen und semantischen Einbindung der sogenannten Kopula a priori insbesondere eine der traditionellen, binären syntaktischen Gliederung des deutschen Aussagesatzes verhaftete und eine von der potentiellen Mehrgliedrigkeit der deutschen Syntax ausgehende Methodik gegenüberstehen sowie dass eine detaillierte Analyse des sprachlichen Urteils unabdingbar ist, um eine Stagnation in der Erforschung morphosyntaktischer und logisch-semantischer Strukturen zu vermeiden und statt dessen Erkenntnisse zu gewinnen. 630 E RBEN (1978) 631 H ELBIG (2008) 4.3 Fazit 127 <?page no="128"?> 5 Kopula und logische Prädikation Logik ist das Aufschlussreich, in dem die Sonne nicht untergeht. (Manfred Hinrich) Dem Begriff der Kopula (lat.: copulare; dt.: verbinden; verknüpfen; zusammenkoppeln) vorausgehend ist derjenige der Prädikation (lat.: praedicare; dt.: ausrufen; zusprechen). Dabei muss der moderne Prädikatbegriff vom Prädikatbegriff der traditionellen Logik unterschieden werden. Die Etablierung des traditionellen Prädikatbegriffs wird zumeist Aristoteles zugeschrieben und währte bis ins 19. Jahrhundert oder zum Teil darüber hinaus bis in die Gegenwart. Der moderne Prädikatbegriff wurde von Frege dargelegt und identifiziert die Bedeutung des grammatischen Prädikats als Begriff und die Natur des Begriffs als prädikativ. 632 Dabei muss nach Frege das Prädizieren vom Urteilen getrennt werden 633 und ob einer Kritik am Verständnis eines Aussagesatzes in der traditionellen Grammatikschreibung anerkannt werden, dass Sprache und Logik miteinander verbunden sind. 634 Neben seinen sprachphilosophischen Schriften 635 stellt Frege deshalb Studien zum Wesen der Logik selbst an. 636 Bevor auf die traditionelle Aussagenlogik, auf das grammatische Prädikat sowie das grammatische Subjekt und den modernen Prädikatbegriff eingegangen wird, muss aus diesem Grund das griechische Wort λόγος (dt.: Logos), dessen Übersetzung oft als das Wort Argument angegeben ist, eingehender betrachtet werden. 5.1 Der Logos Das Wort Logos (griech.: λόγος ) ist im deutschsprachigen Raum als solches anzutreffen 637 und deshalb in seinem individuellen Sprachgebrauch als phi- 632 F REGE (2002 [1892]b: 48); vgl. F REGE (2001 [1892 - 1895]: 27) 633 F REGE (2001 [1906]: 74) 634 F REGE (2001 [1897]: 39 ff.) 635 Insbes.: F REGE (2001 [1892 - 1895]); F REGE (2002 [1891]); F REGE (2002 [1892]a); F REGE (2002 [1892]b) 636 Insbes.: F REGE (2001 [1897]); F REGE (2001 [1906]); F REGE (2001 [1882]); F REGE (2001 [1914]); F REGE (2001 [nicht vor 1923]) 637 Vgl. z. B. K IRCHENRAT DER E VANGELISCH - REFORMIERTEN L ANDESKIRCHE DES K ANTONS Z ÜRICH (Hrsg. 2007b: 144, Johannes 1, 1 - 5); vgl. z. B. ‚ Logos ‘ auf Duden online <?page no="129"?> losophischer Fachterminus nicht notwendig gleichbedeutend mit seinen Übersetzungen in eine jeweilige Einzelsprache. Ueding und Eiseler nennen u. a. die Begriffe Vernunft, Denken, Sprache, Rede, Satz, Definition, Ausdruck, Darlegung, Sinn, Berechnung, Rechenschaft, Rechtfertigung; Erklärung, Beweisführung, Grund, Argument; Verhältnis, Proportion, Maß, Regel, Gesetz, Prinzip als Übersetzungen ins Deutsche. 638 Ueding weist auf inhaltliche Aspekte im Begriff des Logos hin und erwähnt zunächst, dass der Begriff Logos selbst in denjenigen Verwendungsweisen, in welchen das natürliche Sprachvermögen als Logos bezeichnet ist, auf die prinzipielle Fähigkeit zu artikulierter, sinnhafter sprachlicher Äußerung abgehoben wird, „ nicht auf linguistische Sprachkompetenz “ 639 . Diese Bemerkung Uedings ist isoliert betrachtet problematisch, da das Potential zu sinnhafter sprachlicher Äußerung oder sprachlich gefasster gedanklicher Operation unmittelbar von der grammatischen Kompetenz des Sprechers abhängig ist und somit die linguistische Sprachkompetenz für das Zustandekommen eines sinnhaften Arguments, sowohl desjenigen in Form eines Aussagesatzes als auch desjenigen im Textzusammenhang relevant ist. Durch das Erkennen anhand grammatischer Kompetenz, d. h. unter Hinzuziehung der Regeln syntaktischer Wohlgeformtheit, was und damit welche Begriffe geäußert oder gedacht wurden, ist überhaupt begriffliches logisches Denken, eine Beurteilung der Wahrheit oder Falschheit der Begriffe, ihres Vernunftgehalts bzw. ihrer Rationalität oder Irrationalität in einem bestimmten argumentativen Kontext möglich, was für die Apperzeption des Logos wesentlich ist. Ueding fährt deshalb fort und erklärt: „ L. [Logos] ist daher nicht nur artikulierte, sondern darüber hinaus immer auch sinnhaltige und sinnvermittelnde Äußerung, sowohl im primären, linguistisch-grammatischen als auch in einem höheren (z. B. logischen oder rhetorischen) Sinne. “ 640 Schließlich resümiert Ueding: „ Seine [des Logos ’ ] Bedeutungsspanne reicht dabei von der einfachen Überlegung der Alltagsvernunft bin zum subtilsten und abstraktesten formallogischen Kalkül. Seine Hauptbedeutungsstränge, der sprachliche und der rational-logische, sind eng miteinander verflochten und verweisen beständig aufeinander, zumal oft geradezu eine Homologie bzw. Isotopie von Denken und Sprache unterstellt wird. <L.> [Logos] wird so zur Bezeichnung für die menschliche Vernunft und ihre Tätigkeit schlechthin. Auch die in den rationalen Ordnungen, Proportionen und Strukturen des Kosmos waltende höhere Vernunft oder Äußerungen dieser meist göttlich gedachten Weltvernunft werden als L. [Logos] interpretiert. “ 641 638 Vgl. U EDING (Hrsg. 2001: 624); vgl. E ISLER (Hrsg. 1910b: 732 - 734, Logos) 639 U EDING (Hrsg. 2001: 624) 640 U EDING (Hrsg. 2001: 624) 641 U EDING (Hrsg. 2001: 625 f.) 5.1 Der Logos 129 <?page no="130"?> Der Logos ist bei Heraklit eine allgemeine Gesetzmäßigkeit. Im Folgenden sind die heraklitischen Quellen wiedergegeben, wobei in der Übersetzung von Diels/ Kranz der Logos als Sinn übersetzt wird. Nach Heraklit ist indiziert, dass „ alles diesem Logos gemäß geschieht “ 642 . Als gemeinsame Denkform 643 und als „ Denkverfahren “ 644 steht der Logos den Menschen zur Verfügung. Bei Heraklit existiert der Logos demzufolge auch außerhalb des menschlichen Verstandes und unabhängig vom Denken sowie der Erkenntnis der Menschen, denn es sei Pflicht, dem Logos zu folgen 645 , da der Menschen Seele Zugang zu einem grenzenlosen Logos habe. 646 Nach dem Logos als ein Weltgesetz, als eine Weltvernunft, als Sinn oder als allgemeines Regelungsprinzip 647 , verlaufen alle Geschehnisse 648 , und demzufolge ist alles mit allem verbunden, weswegen konstatiert wird, im Logos sei alles eins 649 : „ Haben sie nicht mich, sondern den Sinn [Logos] vernommen, so ist es weise, dem Sinne gemäß zu sagen, alles sei eins. “ 650, 651 Platon bestimmt den leitenden Seelenteil als den logoshaften (griech.: λογιστιχόν ) 652 . Im dialektischen Gespräch zwischen zwei Rednern tritt nach Platon der Logos als etwas Drittes und Objektives hinzu. 653 In Platons Dialog Theaitetos ist das Wort λόγος mit dem Begriff Begründung übersetzt 654 : „ Unter logos ist ganz allgemein ‚ rationale Rede ‘ zu verstehen. Erkenntnis ist also nach der von Theätet vorgeschlagenen Definition eine Meinung, die sich rational begründen läßt. Je besser die Begründung ist, desto geringer ist der Unterschied zum eigentlichen Wissen. “ 655 Des Weiteren wird die These aufgestellt, dass nur das Zusammengesetzte erkennbar sei: 642 D IELS / K RANZ (Hrsg. 1934 - 1935: 151, 22 B 1, Sextus Empiricus, adv. math. VII, 132) 643 Vgl. D IELS / K RANZ (Hrsg. 1934 - 1935: 151, 22 B 2, Sextus Empiricus, adv. math. VII, 133); vgl. F RÄNKEL (1968) 644 S CHADEWALDT (1978: 373) 645 Vgl. D IELS / K RANZ (Hrsg. 1934 - 1935: 151, 22 B 2, Sextus Empiricus, adv. math. VII, 133) 646 D IELS / K RANZ (Hrsg. 1934 - 1935: 161, 22 B 45, Diog. Laert. IX, 7) 647 Vgl. H ELD (1980: 176); vgl. E ISLER (Hrsg. 1910: 732 - 734, Logos) 648 Vgl. D IELS / K RANZ (Hrsg. 1934 - 1935: 151, 22 B 2, Sextus Empiricus, adv. math. VII, 132); vgl. E ISLER (Hrsg. 1910b: 732 - 734, Logos) 649 Vgl. D IELS / K RANZ (Hrsg. 1934 - 1935: 161, 22 B 50, Hippolytos, haer. IX, 9, 1) 650 D IELS / K RANZ (Hrsg. 1934 - 1935: 161, 22 B 50, Hippolytos, haer. IX, 9, 1) 651 Vgl. die folgende abweichende Übersetzung von Hippolytos, haer. IX, 9, 1: „ Wenn ihr nicht auf mich, sondern auf den Logos gehört habt, werden wir gemeinsam zu der lichten Weisheit kommen, dass Eines alles ist. “ (B URCKHARDT / H ERAKLIT (1881: 34)). 652 P LATON (1971 [vmtl. ca. 390 v. Chr. - 370 v. Chr]: 342 - 349, Buch IV, 439d - 441c) 653 U EDING (Hrsg. 2001: 628) 654 S EECK (2010: 132 - 144, 201c7 - 210b3) 655 S EECK (2010: 134, 201c8) 130 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="131"?> „ Sokrates referiert eine Ansicht, nach der man die kleinsten Teile (die elementaren Einheiten einer Sache) für sich genommen nur mit Namen (ónoma) versehen, aber keine Aussage (logos) darüber machen könne, weil Aussagen (Sätze) bereits etwas aus Teilen (Namen, d. h. Wörtern) Zusammengesetztes sind. Um über eine Einheit reden und sie erklären zu können, müßte man mindestens eine zweite Einheit hinzunehmen. Die Folgerung, das würde dem Begriff der Einheit widersprechen, ist eine sophistische Paradoxie, aber der dahinter stehende Gedanke ist unbestreitbar richtig “ 656 . Seeck attestiert eine versuchte Steigerung dieser Paradoxie wiederum durch die Sophisten selbst, indem sie alles aufzählten, „ was man von den elementaren Einheiten angeblich nicht aussagen könne, angefangen beim ‚ Sein ‘ (ousía) “ 657, 658 Sokrates erwähnt des Weiteren drei Definitionen von Logos 659 : Erstens, „ etwas zu einer Sache sagen “ 660 ; Zweitens, „ die Bestandteile einer Sache nennen “ 661 und Drittens, „ ein Unterscheidungsmerkmal angeben “ 662 . Platon erläutert im Dialog Theaitetos somit die Auffassung, dass das, was in begründeter, rational dargelegter Form sich als Teil des Logos wiederfindet, Gegenstand des Wissens sein kann. 663 Überdies spricht Platon von einer Weltseele (griech. ψυχὴ κόσμου ). 664 Der Logos der Stoa betrifft das Prinzip der Kausalität, und die davon abgeleitete Logik erfasst demgemäß die formalen Regeln des Denkens, des richtigen Argumentierens und die Sprache, mit der Kausalzusammenhänge oder gedankliche Operationen ausgedrückt werden. Demzufolge haben die Stoiker Studien zur Grammatik und Logik getätigt, so dass der Stoiker Chrysippos von Soli einen formal präzisen Kalkül entdeckte und drei Beweisfiguren, die Konjunktion a ˄ b: Sowohl es ist Tag, als auch ist es hell, die Disjunktion a ˅ b: Entweder ist es Tag, oder es ist Nacht und die Implikation a → b: Weil (dadurch, dass) es Tag 656 S EECK (2010: 135, 201e1 - 203b11) 657 S EECK (2010: 135, 201e4 - 202a7) 658 Seeck merkt an, dass sich die Buchstaben besser als Silben als Exempel eigneten, da durch die bloße Erfassung von Silben oder Wörtern bereits gelehrt wird, „ sich eine Meinung zu bilden, ohne genau hinzusehen. “ (S EECK (2010: 140, Fn. 166)) Aus praktischen Gründen werden in der vorliegenden Studie zur Satzanalyse Wortformen, keine Buchstaben, Silben, lexikalische oder grammatische Morpheme als elementare Einheiten verwendet, allerdings wird Seecks Hinweis zu den Buchstaben als eigentliche elementare Einheiten einer Sprache als zutreffend befunden. 659 S EECK (2010: 138 f., 208c2 - 208e6) 660 S EECK (2010: 139, 206d1 - 206e6) 661 S EECK (2010: 139 - 141, 206e6 - 208b12) 662 S EECK (2010: 141 - 144, 208c7 - 210a9) 663 S EECK (2010: 132 - 144, 201c7 - 210b3) 664 P LATON (1972 [vmtl. ca. 360 v. Chr. - 347 v. Chr]: 38 f., Timaios, 30b - c, 46 f., 34a - c, 50 ff., 36b - e, 37a - c) 5.1 Der Logos 131 <?page no="132"?> ist, ist es hell aufstellte. 665 In der stoischen Physik wirkt der Logos als das tätige Weltprinzip neben der passivischen Materie 666 und ist nach Polenz schöpferischer Gestalter oder Gottheit der Welt. 667 Ebenso gilt nach Polenz der Logos der stoischen Logosphilosophie als Träger der geistigen Existenz und betrifft die Sprache als Ausdrucksform, die Sprachinhalte sowie Denkformen. 668 Cicero verwendet zur Erklärung der stoischen Auffassung u. a. den Begriff Weltgeist (lat.: mens mundi) 669 und erklärt, dass das Weltall mitsamt seines Urstoffes, welcher dasselbige schützt und umschließt, empfindsam, beseelt und vernunftbegabt sei, da das Weltall empfindsame, beseelte und vernunftbegabte Wesen hervorbringe. 670 Dies ist nach Mark Aurel derart zu verstehen, dass der Logos das All verwaltet und die Menschen mit diesem Logos in Verbindung stehen können. 671 Aristoteles erkennt den Logos als Begriff und Vernunft. Er unterschiedet den Begriff exô logos (dt.: Wort; äußerliche Rede) vom dem Begriff esô logos (dt.: Gedanke in der Seele; Gedanken in der Rede): „ Sätze, welche nothwendig durch sich selbst sind und nothwendig so aufgefasst werden, sind keine Voraussetzungen und keine Forderungen; denn der Beweis bezieht sich nicht auf die äusserliche Rede oder den äusserlichen Beweis, sondern auf die Gedanken in der Rede und dies gilt auch von dem Schlusse; denn man kann gegen die äusserliche Rede immer Einwendungen erheben, aber nicht immer gegen den inneren Gedanken. “ 672 Nach Ueding stellt Aristoteles den Logos (qua Begriff, Definition, Struktur) der Materie gegenüber. 673 5.2 Die Assertion im Argument eines Syllogismus Die Begründung der Logik wird i. A. in der assertorischen Syllogistik Aristoteles ’ gesehen, die im Wesentlichen in seinem Werk Analytica Priora (dt.: Erste 665 H ÜLSER (Hrsg. 1988a: 1143, Fragment 914/ § 72, 1172, Fragment 923, 1218, Fragment 955, 1234 ff., Fragment 968/ § 125); vgl. H ÜLSER (Hrsg. 1988b: 1530 - 1534, Fragmente 1130 - 1131) 666 I OANNES AB A RNIM (Hrsg. 1964 [1903 - 1905]a: 24 - 26, B. Physica); I OANNES AB A RNIM (Hrsg. 1964 [1903 - 1905]b: 111, Physica. I Physicae doctrinae fundamenta, § 1. De duobus principiis, materia et causa, 299 f.); vgl. U EDING (Hrsg. 2001: 628) 667 P OHLENZ (1948: 64 - 110) 668 P OHLENZ (1948: 22 - 63) 669 C ICERO (1995: 166 f., 2. Buch, 58) 670 C ICERO (1995: 136 f., 142 ff., 166 f., 2. Buch, 22, 29 f., 57) 671 Vgl. D IELS / K RANZ (Hrsg. 1934 - 1935: 167, 22 B 72, Mark Aurel IV, 46) 672 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]b: 21, 1. Buch, Kap. 10) 673 K IRCHMANN (Hrsg. 1871a: 85, Buch I(A), Kap. 10, 115 - 122, Buch III(B), Kap. 2, 318 - 322, Buch VI(E), Kap. 1, 382 - 392, Buch VII(Z), Kap. 10); K IRCHMANN (Hrsg. 1871b: 12 ff., 1. Buch, Kap. 1, 53, 59 ff., 2. Buch, Kap. 1, 62 f., 67 f., 2. Buch, Kap. 2); P RANTL (Hrsg. 1854: 153 - 156, Buch IV, Kap. 1); vgl. U EDING (Hrsg. 2001: 628) 132 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="133"?> Analytik), datiert etwa auf das Jahr 400 v. Chr., niedergelegt ist. Die Syllogistik Aristoteles ’ wurde jahrtausendelang als Forschungsgegenstand oder Methodik logischen Schließens tradiert, so dass mehrere Übersetzungen der Sammlung des Organon 674 Aristoteles ’ , welche die Analytica Priora 675 enthält, vorhanden sind: „ Die älteste lateinische Uebersetzung ist von Boethius, um die Jahre 450 bis 526 nach Chr. “ 676 Nach Grabmann haben die Übersetzungen der Kategorien und der Peri hermeneias (auch: De Interpretatione; Hermeneutica) des Boethius erst am Anfang des 10. Jahrhunderts Verbreitung gefunden, während die Übersetzungen Boethius ’ des zweiten Teils des Organon, der Bücher Analytica Priora, Analytica Posterior, Topik sowie Elenchik (auch: De sophisticis elenchis; Über die sophistischen Widerlegungen) verloren gegegangen sind, und eine Benutzung dieser Schriften erst ab dem 12. Jahrhundert nachgewiesen werden kann. 677 Außerdem hat nach Scherabon Firchow Notker der Deutsche (oder Teutonicus), der dritte unter diesem Namen bekannte Mönch, die lateinische Übersetzung Aristoteles ’ Peri hermeneias nach Boethius wiederum um das Jahr 1000 nach Chr. in den althochdeutschen Dialekt des Hochalemannisch übersetzt und kommentiert (Codex Sangallensis 818). 678 Im Folgenden wird hier die unverfängliche Benennung Syllogistik Aristoteles ’ verwendet, während Aspekte des Organon Aristoteles ’ dargelegt werden, welche einleitend für die vorliegende Untersuchung relevant sind. Hierfür wird aufgrund ihrer logizistischen Sprache insbesondere die Übersetzung Kirchmanns der aristotelischen Schriften zitiert, da sie gegenüber einigen neueren Übersetzungen dem Verständnis der Inhalte der Schriften Aristoteles ’ in weiten Teilen besonders zuträglich ist. Aristoteles definiert in der Analytica Priora einen Syllogismus folgendermaßen: „ Der Schluss ist nun eine Rede, bei welcher Einiges vorausgesetzt wird und dann daraus etwas davon Verschiedenes sich mit Nothwendigkeit vermittelst jener Vordersätze ergiebt. “ 679 Der lateinische Begriff syllogismus ist als das griechische Wort συλλογισμός übernommen. Je Syllogismus stellt Aristoteles je zwei von drei Begriffen in zwei Prämissen (auch: Vordersätze; Voraussetzungen) und einer Konklusion (auch: Schluss; Schlussfolgerung) zueinander in Bezug, um die Methodik des gültigen Schlussfolgerns zu veranschaulichen. Die Bezeichnung des ersten und zweiten Vordersatzes als 674 K IRCHMANN (Hrsg. 1883) 675 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a) 676 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: V) 677 G RABMANN (1937: 10); vgl. G EYER (1917) 678 N OTKER DER D EUTSCHE VON S T . G ALLEN (1995 [ca. 1000]: IX) 679 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1882]: 1, Buch 1, Kap. 1) 5.2 Die Assertion im Argument eines Syllogismus 133 <?page no="134"?> Obersatz und Untersatz ist auf Aristoteles zurückzuführen. 680 Die Begriffe werden in frühen Übersetzungen der Analytica Priora Oberbegriff (lat.: terminus major), Mittelbegriff (lat.: terminus medius) und Unterbegriff (lat.: terminus minor) genannt. 681 Kneale/ Kneale geben an, dass eine Definition der Termini Oberbegriff und Unterbegiff aus einer Zuordenbarkeit in Aristoteles ’ Werk schwer abzuleiten ist 682 , fügen jedoch folgenden Vorschlag zur Handhabung des Problems an: „ Since the seventeenth century most writers have adopted the suggestion of John Philoponus that the major term be defined as the predicate of the conclusion. Philoponus clearly recognizes, that this is an arbitrary decision “ 683, 684 Kneale/ Kneale stellen außerdem fest, dass sich nach der Etablierung der Annahme, der Oberbegriff sei das Prädikat der Konklusion, die Bezeichnungen für die Begriffe eines Syllogismus seit dem 17. Jahrhundert nach Johannes Philoponus mehrheitlich von Oberbegriff und Unterbegriff zu Prädikat und Subjekt wandelten 685 , weshalb sie oft in Form der Buchstaben P und S abgekürzt werden. Da die Verwechslung der Position des grammatischen Subjekts oder des grammatischen Prädikats mit der Funktion als logisches Subjekt bzw. als logisches Prädikat zu Missverständnissen und Fehlern führen kann, werden im Folgenden die Ersetzungen der Begriffe Oberbegriff (O) mit dem Kürzel P für Prädikat und Unterbegriff (U) mit dem Kürzel S für Subjekt abgelehnt. 686 Dennoch kann eine Beschreibung mittels einer historischen Interpretation der Terme in den Syllogismen als Oberbegriff, Mittelbegriff und Unterbegriff nach Johannes Philoponus aufgrund der Schwierigkeit der Zuordnung der Begriffe zu Definitionen im Originalwerk nicht umgangen werden. Um einen Syllogismus sowie seine historisch spätere Assoziation mit Interpretationen von Kopulasätzen einzusehen und kritisch zu reflektieren, ist es wesentlich, die aristotelischen Definitionen eines Satzes, eines Begriffs und 680 Vgl. z. B. K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: 6 - 16, insbes. 7, 1. Buch, 4., 5., 6. Kap.); vgl. K NEALE / K NEALE (1991: 67) 681 Vgl. z. B. K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: 6 - 16, 56, 1. Buch, 4., 5., 6., 25. Kap.); vgl. K NEALE / K NEALE (1991: 67 ff.) 682 K NEALE / K NEALE (1991: 69) 683 K NEALE / K NEALE (1991: 71) 684 Zur Arbitrarität dieser Festlegung des Oberbegriffs als Prädikat der Konklusion durch Johannes Philoponus, vgl. I OANNIS P HILOPONI (1905/ MCMV [ca. 490 - 575]: 67); vgl. K NEALE / K NEALE (1991: 71) 685 K NEALE / K NEALE (1991: 71); vgl. z. B. M ORGAN (1966 [1846]: 1 f.) 686 Vgl. folgendes Zitat Freges: „ Wir werden die bei den Logikern beliebten Ausdrücke ‚ Subjekt ‘ und ‚ Prädikat ‘ ganz vermeiden, zumal dadurch nicht nur Wiedererkennungen erschwert, sondern auch vorhandene Unterschiede verdeckt werden. “ (F REGE (2001 [1897]: 61) 134 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="135"?> eines Schlusses genau anzugeben. In der Übersetzung von Kirchmann sind diese folgendermaßen wiedergegeben: „ Ein Satz ist nun eine Aussage, welche etwas von einem Anderen bejaht oder verneint; [ … ] Einen Begriff nenne ich das, in was ein Satz aufgelöst wird, also das Ausgesagte und das, von dem etwas ausgesagt wird, mag das Sein oder Nicht-sein hinzugefügt oder abgetrennt werden. [ … ] Ein Schluss ist eine Rede, wo in Folge von Aufstellung mehrerer Sätze etwas von diesen Verschiedenes sich nothwendig ergiebt, und zwar dadurch, dass diese Sätze so lauten. Mit den Worten ‚ dadurch, dass diese Sätze so lauten ‘ meine ich, dass dadurch die Folge sich ergiebt, und unter dem ‚ dass dadurch die Folge sich ergiebt ‘ , dass man keines weiteren Begriffes bedarf, um die Folge zu einer nothwenigen zu machen. “ 687 Anschließend werden nach Aristoteles die drei Begriffe O, M und U den Vordersätzen sowie dem Schlusssatz zugeordnet, derart, dass O und M im ersten Vordersatz, U und M im zweiten Vordersatz und U und O im Schlusssatz vorkommen. Die entstandenen Muster zur Belegung der Begriffe werden Figuren (griech.: σχἠματα ; dt.: Schemata) (Tab. 1) genannt. Aristoteles erwähnt drei Figuren. Die vierte Figur wurde gemäß Kirchmann von dem Arzt Galenus erfunden: „ Die von dem Arzt Galenus erfundene vierte Figur ist nur eine Umstellung der ersten des Aristoteles; sie schmiegt sich zwar dem Sprachgebrauche leichter an, als die erste des Aristoteles, dagegen entspricht letztere mehr dem logischen Sachverhalt und dem wissenschaftlichen Gebrauche und es kann deshalb mit Recht die Galenisches Figur ganz bei Seite bleiben. “ 688 Die untige Tabelle (Tab. 1) ist in Anlehnung an Kneale/ Kneale 689 aufgestellt, verwendet jedoch die Bezeichnungen Oberbegriff (O), Mittelbegriff (M) und Unterbegriff (U), wobei die Position links jeweils die Position desjenigen Begriffs ist, welcher als logisches Prädikat fungiert und die Position rechts die Position des logischen Subjekts darstellen soll. Kneale/ Kneale weisen darauf hin, dass diese strikte Anordnung der Abfolge der Begriffe und des ersten und zweiten Vordersatzes keine zwingende Vorschrift erteilt: „ But although he uses his notion of position in formulation as an explanatory device, always putting the major term before the minor, this can scarcely be all that he had in mind; for it would give a artificial importance to the order of the premisses, and Aristotle rightly saw nothing sacrosanct in their order. “ 690 687 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: 1 - 3, 1. Buch, 1. Kap.) 688 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: VII) 689 K NEALE / K NEALE (1991: 68) 690 K NEALE / K NEALE (1991: 70) 5.2 Die Assertion im Argument eines Syllogismus 135 <?page no="136"?> Belegung der Figuren 1. Figur 2. Figur 3. Figur 1. Vordersatz O-M M-O O-M 2. Vordersatz M-U M-U U-M Schluss O-U O-U O-U Tab. 1: Figuren der Syllogistik Aristoteles ’ 691 Aristoteles erläutert: „ Jeder Satz sagt entweder ein einfaches Sein, oder ein nothwendiges Sein oder ein statthaftes Sein aus und ein Satz kann in Bezug auf diesen Zusatz entweder bejahend oder verneinend lauten; ferner können sowohl die bejahenden wie die verneinenden Sätze entweder allgemein oder beschränkt oder unbestimmt lauten. “ 692 Nach dem Aufstellen der drei Begriffe erfolgt somit eine Klassifizierung der einzelnen Aussagen, welche in der nachfolgenden Tabelle als sogenannter Typ einer Aussage mit einem Buchstaben (I; A; O; E) angegeben ist (Tab. 2). Auf die unbestimmten Sätze, für welche die Frage, ob sie allgemein oder beschränkt seien, unentschieden bleibt, 693 wird an dieser Stelle nicht eingegangen. Quantität/ Qualität bejahend verneinend beschränkt Aussage des Typs I Aussage des Typs O allgemein Aussage des Typs A Aussage des Typs E Tab. 2: Quantität und Qualität in einem Syllogismus Aristoteles ’ 694 Eine weitere Klassifikation ist vornehmbar, indem er jede Prämisse und jede Konklusion einem der obig genannten vier Aussagetypen A, I, E oder O zuordnet, so dass je Syllogismus mehrere Möglichkeiten der Begriffskombination entstehen, die Modi genannt werden. 695 Aristoteles zeichnet die erste Figur sowie ihre Syllogismen als vollkommen (griech.: τέλειος συλλογισμός ) aus und beschreibt, auf welche Weise die Modi aller Figuren auf Modi der vollkommenen Figur reduzierbar sind. 696 Aristoteles, welcher die Deduktion 691 Vgl. K NEALE / K NEALE (1991: 68) 692 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: 3, 1. Buch, 1. Kap.) 693 Vgl. K IRCHMANN (1877 - 1883 [1877]: 7 f., 4. B. 1. K. 1. S. 2., Erl. 4.) 694 Vgl. K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: 55 f., 1. Buch, Kap. 24, 17 f., 1. Buch, Kap. 7); vgl. K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1882]: 60 - 64, Buch 3, Kap. 6); vgl. K NEALE / K NEALE (1991: 55) 695 Vgl. K NEALE / K NEALE (1991: 231 - 234); H AMBLIN (1970: 117, Fn. 1) 696 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: 52 - 55, 1. Buch, Kap. 23); vgl. K NEALE / K NEALE (1991: 73) 136 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="137"?> gegenüber der Induktion hervorhebt 697 , stellt die einzelnen Schlussweisen akribisch vor: „ Nachdem dies auseinandergesetzt worden, will ich nun darlegen, wodurch und wenn und wie alle Schlüsse zu Stande kommen. Später habe ich dann über den Beweis zu sprechen; vor dem Beweis habe ich aber über den Schluss zu sprechen, weil der Schluss das Allgemeinere ist, denn der Beweis ist wohl eine Art des Schlusses, aber nicht jeder Schluss ist ein Beweis. “ 698 Nach Kirchmann gilt ferner, dass sich gemäß der Darlegungen Aristoteles ’ alle Lehrsätze, mit Ausnahme der Modalität, beweisen lassen, er bemerkt hierzu jedoch an: „ Freilich muss man dabei sich streng an die Ausdrucksweise des Aristoteles halten, die Benutzung der Galenischen Schlussfigur bei Seite lassen und festhalten, dass wenn es heisst: Das Prädikat (A) ist in dem ganzen Subjekt (B) enthalten, dies nur von dem Begriff des Prädikats A, aber nicht von seinem Umfange zu verstehen ist und dass damit dasselbe, aber viel logischer ausgedrückt ist, als wenn man sagt: Allen einzelnen Subjekten des Begriffs (B), kommt das Prädikat (A) zu. “ 699 Demgegenüber erläutern Kneale/ Kneale, dass eine Extension implizierende Lesart von Aussagen, welche die Terme in Position des logischen Subjekts sowie des logischen Prädikats als Namen für Klassen interpretiert, zwar eine Austauschbarkeit der Terme erwirkt, aber den Nachteil nach sich zieht, „ that the copula must have different meanings in statements of different forms. ‚ All men are animals ‘ is taken to mean ‘ The class of men is included in the class of animals ‘ but ‚ Some men are white ‘ to mean ‚ The class of men overlaps with the class of white things. ‘ Moreover, sentences understood in this way cannot have singular terms as subjects. “ 700 Festzuhalten gilt somit an dieser Stelle die Anempfehlung der Lesart nach Kirchmann sowie die aus dem Gebilde eines Syllogismus hervorgehende Tatsache, dass eine Konklusion innerhalb eines einzigen Aussagesatzes oder einer Prämisse nicht stattfindet, sondern dass die Konklusion, d. h. das gültige Urteil als Behauptungssatz in Form eines Aussagesatzes als Folge vorangehender Prämissen sich aus den Prämissen ergibt. Dabei handelt es sich um eine Gesetzmäßigkeit. Kneale/ Kneale weisen darauf hin, dass logische Inferenz nicht primär innerhalb eines einzigen Behauptungssatzes stattfindet und erklären: „ logic is concerned with the relations between propositions “ 701 Resümiert werden kann, dass ein Syllogismus demzufolge komplikationslos auf 697 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: VIII - X) 698 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: 6, Buch 1, Kap. 4) 699 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: VII) 700 K NEALE / K NEALE (1991: 65) 701 K NEALE / K NEALE (1991: 54) 5.2 Die Assertion im Argument eines Syllogismus 137 <?page no="138"?> Termen, welche für Begriffe stehen sowie den gesetzten Quantitäten der Gegenstände in deren bezeichneten Begriffsumfängen operiert. Dabei ist es für die Gültigkeit eines Syllogismus unerheblich, ob in der Realität der außersprachlichen Wirklichkeit diese Gegenstände der Begriffsumfänge existieren oder ob es sich um leere Begriffe handelt. 702 Desgleichen hat der extensionale Wahrheitswert derjenigen Propositionen, welche die Prämissen repräsentieren, keine Relevanz für die Gültigkeit der Konklusion. Nach Perler kritisierte Descartes die Syllogistik Aristoteles ’ diesbezüglich, wozu angemerkt werden kann: „ Zudem fällt in Decartes ’ Kritik auf, dass er nicht zwischen der Frage nach der Wahrheit und jener nach der Gültigkeit unterscheidet. Diese Unterscheidung ist jedoch für eine Beurteilung der Syllogistik von entscheidender Bedeutung. So ist etwa ‚ Jeder Mensch kann fliegen; Sokrates ist ein Mensch; also kann Sokrates fliegen ‘ formal gültig, aber der Schlußsatz ist falsch, weil der Obersatz falsch ist. “ 703 Aus diesem Grund ist die erwähnte Kritik zurückzuweisen. Der von Perler genannte Wahrheitswert falsch bezeichnet nicht die Ungültigkeit der Konklusion, sondern bezieht sich auf den von dieser denotierten außersprachlichen Sachverhalt der extensionalen Bedeutungsebene. Eine existentielle Präsupposition für die von den Begriffen bezeichneten Gegenstände ist somit für die Inferenz sowie die Gültigkeit der Konklusion eines Syllogismus nicht notwendig. Nachfolgend soll auf das aristotelische Verb altgriech. εἷναι , seine Verwendungsweisen im Organon Aristoteles ’ und den Seinsbegriff eingegangen werden: „ Die Copula ist oder nicht-ist behandelt Ar. nicht als einen besonderen dritten Begriff, weil er sie nur als die Bezeichnung der Verbindung oder Nicht-Verbindung von Subjekt und Prädikat behandelt, die für jeden Satz immer in gleichem Sinne wiederkehrt und deshalb von ihm nicht zu dem eigenthümlichen Inhalt der Urtheile gerechnet wird. (Man sehe über die Bedeutung dieser Copula bei Ar. die Erl. 2, 31, 32 der Herm.) Deshalb ist auch für die Begriffe (aber nicht für die Urtheile) die Hinzufügung oder Abtrennung dieser Copula unerheblich. [ … ] da ja für die Begriffe oder termini eines Urtheils diese Copula gleichgültig ist. “ 704, 705 Aristoteles formuliert die Kombination der Begriffe in den einzelnen Prämissen und Konklusionen außerdem in vielen Fällen als τὁ O κατηγορεῖται τοῦ U (dt.: 702 Vgl. hierzu das logische Quadrat, das in seiner ältesten Überlieferung vmtl. aus dem 2. Jh. n. Chr. stammt und Apuleius von Madauros zugeschrieben wird (T HIEL (2004 [1995])). 703 P ERLER (1998: 50) 704 K IRCHMANN (1877 - 1883 [1877]: 9 f., 6. B. 1. Kap. 1. S. 2., Erl. 6) 705 Vgl. hierzu das lineare Arrangement mit Linien verbundener Begriffe und die Erklärung in K NEALE / K NEALE (1991: 71 f.); vgl. A MMONIUS (1887/ MDCCCLXXXXVII [ca. 435-517]: x) 138 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="139"?> das O wird über das U ausgesagt; O kommt allen U zu). 706 Für die Darlegung in den Syllogismen geriet jedoch vor allem in den lateinischen Lehrbüchern Europas schließlich eine andere Formulierung mit dem Verb sein in Gebrauch (z. B. alle U sind O; alle S sind P). 707 Hier sind neben der Einsetzung des Verbs sein auch die Positionen der Begriffe gemäß der Topologie der Satzglieder im Modell eines natürlichsprachlichen Aussagesatzes vertauscht und durch die Namensgebung mit dem grammatischen Subjekt und grammatischen Prädikat assoziiert. Ebenso wird das Verb sein eingesetzt und anschließend in der Tradition der Syllogistik für die Bildung syllogistischer Aussagesätze, sowohl der Prämissen, als auch der Konklusionen, verwendet. 708 In der Formulierung τὁ O κατηγορεῖται τοῦ (dt.: das O wird über das U ausgesagt; O kommt U zu) bleiben weitere semantische Aspekte und signifizierte Inhalte, die dem Verb sein anhaften und die zur Inhaltsstruktur eines Satzes oder zur Aussagenbedeutung beitragen können, außen vor. Bei dieser Formulierung wird somit auch der Idee des Vorhandenseins einer Koppelung oder Verbindung bzw. einer assertorischen, kopulativen Entität zwischen den zwei Begriffen der Aussagen, welche durch das Verb sein verkörpert sei, entgegengewirkt. Aristoteles benennt keine Koppelung oder Verbindung zwischen den Begriffen, und keinesfalls zeichnet er ein Verb ἐστιν oder ein anderes Verb als Materialisierung einer solchen aus, so dass der Begriff Kopula in Aristoteles ’ Werk nicht erscheint. 709 Zur Bedeutung einer angenommenen Kopula bei Aristoteles im Speziellen verweist Kirchmann auf die Hermeneutica Aristoteles ’ . Der Gegenstand der Hermeneutica ist die Lehre vom Urteil, welches konsequent von der urteilsfreien Rede unterschieden wird. So verdeutlicht Aristoteles ausdrücklich, „ dass der Gegenstand dieser Schrift nicht die Rede ( λογος ), sondern nur die sei, welche ein Sein oder Nicht-sein ( ἀποφανσις ) aussage. “ 710 Diese Feststellung bezüglich des Inhalts der Hermeneutica zieht Stettbergers Annahme einer „ affirmativen Funktion “ 711 des Verbs εἷναι in Zweifel, denn eine Affirmation in den in der Hermeutica untersuchten Urteilen ist entweder der syntaktisch-semantischen Form oder der Lesart derselbigen als Behauptungssätze, die einen extensionalen Wahrheitswert bezeichnen, geschuldet und keine inhärente Funktion des Verbs 706 Vgl. z. B. A RISTOTELES (1964 [vmtl. 367 v. Chr. - 344 v. Chr.]: 3, 8 - 10); vgl. K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: 6, Buch 1, Kap. 4); K NEALE / K NEALE (1991: 73) 707 K NEALE / K NEALE (1991: 65, 73); vgl. U EDING (Hrsg. 2001: 491 f.) 708 K NEALE / K NEALE (1991: 73) 709 A CKRILL (1963: 45); vgl. M ORO (1997: 251, Appendix) 710 K IRCHMANN (1877 - 1883 [1876]: 55, 1. Titel); vgl. K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1876]: 58, Kap. 4) 711 S TETTBERGER (1993: 12) 5.2 Die Assertion im Argument eines Syllogismus 139 <?page no="140"?> sein bzw. εἷναι . Kirchmann fasst zudem zusammen, dass Aristoteles die Kopula oder ein Eigenschaftswort nicht als Teile des logischen Urteils bzw. der Proposition erwähnt, sondern lediglich das Hauptwort (griech.: ὁνομα ) und ein Zeitwort (griech.: ῥημα ). Kirchmann, welcher zwar keine Ambiguität der Kopula vertritt, aber eine Kopula nach der Logik von Port-Royal (s. 5.4) in jedem Aussagesatz mit extensionalem Wahrheitswert perzipiert 712 , interpretiert Aristoteles ’ Erläuterung, das Zeitwort eines Satzes gebe die Zeit sowie das Eigenschaftswort zugleich an 713 , dahingehend, dass Aristoteles hiermit eine Kopula ansprechen würde, was jedoch hinterfragt werden kann. Insgesamt kommt Kirchmann zu der Einsicht, dass Aristoteles in der Hermeneutica eine Kopula nicht als eigenständige Entität entwirft und auch keine Definition einer Kopula oder eine Vorstellung ihrer spezifischen Funktion anführt: „ Die Natur der Copula oder desjenigen ist, welches blos die Verbindung eines unterliegenden Gegenstandes mit dem von ihm Ausgesagten ausdrückt, und des ist, was zugleich das Dasein oder die Existenz des im Urtheil Ausgedrückten ausspricht, wird dagegen von Ar. nicht scharf gesondert gehalten, vielmehr wird das ἑστιν von ihm meistens in dem letzteren Sinne genommen “ 714 Kirchmann insistiert jedoch darauf, dass „ In Wahrheit [ … ] indess jedes Urtheil aus drei Stücken bestehen [muss], aus dem Subjekt, der Copula und dem Prädikat, wobei aber die Copula eine doppelte Bedeutung haben kann; entweder bezeichnet sie blos die Verbindung von Subjekt und Prädikat, ohne über die Existenz beider etwas auszusagen, oder die Copula: ist drückt sowohl die Verbindung beider, wie das Dasein des im Urtheil Ausgesprochenen aus. Letztere Urtheile nennt man Existentialsätze. “ 715 Diese Behauptung Kirchmanns wird nicht von Aristoteles ’ Ausführungen reflektiert, was Kirchmann kritisiert. So bedauert es Kirchmann, dass Aristoteles beide obig genannten Arten von Urteilen (z. B. Zeus ist; Jupiter ist gerecht) kennt, aber „ dennoch gilt ihm, wo er es nicht besonders hervorhebt, die Copula: ist immer als nicht blos die Verbindung, sondern auch das Dasein bezeichnend. Nur deshalb ist es ihm möglich, die Urtheile so einzutheilen, wie hier geschieht, während doch diese Eintheilung nicht die Natur des Urtheils, sondern nur die Art, es sprachlich auszudrücken betrifft. [ … ] Wenn also Ar. sie [die Urteile] hier in zwei Arten sondert, so erklärt sich dies nur dadurch, dass er die Formen der Sprache überschätzt, die zweifache Bedeutung des ist als Copula übersieht und den Unterschied in der Ausdrucksweise für einen Unterschied in der Sache selbst hält. Aber trotzdem 712 K IRCHMANN (1877 - 1883 [1876]: 81 ff., 31. Kap. 10, S. 67., Erl. 31) 713 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1876]: 57, Kap. 3) 714 K IRCHMANN (1877 - 1883 [1876]: 56, 2. Kap. 1. S. 55., Erl. 2) 715 K IRCHMANN (1877 - 1883 [1876]: 81, 31. Kap. 10, S. 67., Erl. 31) 140 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="141"?> nöthigt ihn diese sachliche Gleichheit beider Urtheile zu dem Ausspruch, dass das: ist und das: war und das: wird sein zu den Zeitwörtern ( ρημα ) gehört, also zu den Worten, die neben der Copula auch noch ein Prädikat ausdrücken. “ 716 Wenn Aristoteles zwischen den zwei Arten der Urteile, nämlich jenen, in welchen die Wortform ist zugleich das Prädikat bildet (auch: enuntiationes secundi), und denjenigen, in welchen zu dem Wort ist noch ein Besonderes (z. B. gerecht; weiß) hinzutritt (auch: tertii adjacentis), unterscheidet, so behält auch in den Urteilen der zweiten Art, mit dem Exempel Jupiter ist gerecht, das Wort ist nach Kirchmann „ die Bedeutung einer seienden Verbindung “ 717 . Da dies nach Kirchmann die aristotelische Auffassung darstellt, konkludiert er, dass derjenige Signifikant ist, welcher in Sätzen, in denen die Wortform ist zugleich das Prädikat bildet mit demjenigen Signifikanten ist der Sätze, in welchen ein dritter Teil, z. B. gerecht, in obigem Beispiel Jupiter ist gerecht, hinzutritt, identisch ist, und dass die Konnotation eines Seins bzw. Daseins somit in beiden Urteilen vorhanden ist. Unter der Vorannahme, dass eine Kopula in jedem Fall overt realisiert oder verdeckt vorhanden sein muss, liegt für Kirchmann die Interpretation nahe, dass das Wort ist in erstem Fall die Kopula ist und das von diesem getrennt wahrzunehmende Prädikat seiend in sich vereinige (z. B. Zeus ist; Zeus ist seiend), während in Urteilen mit drei Teilen (z. B. Jupiter ist gerecht), das Prädikat (z. B. gerecht) von der als Kopula konzipierten Verbform ist abgetrennt sei. 718, 719 Dass es sich dabei um anachronistische Spekulationen handelt, behauptet Moro: „ With Abelard, the term ‚ copula ‘ enters into western thought. In fact, although widely attested, the use of the term ‚ copula ‘ in reference to Aristotele ’ s work ist totally anachronistic. “ 720 (S. 5.3) Stettberger zieht in seiner Studie das Konzept einer Kopula heran und führt dieses auf Aristoteles zurück: „ Der aus dem Lateinischen entlehnte grammatikalische Begriff ‚ Kopula ‘ [ … ] wird sinngemäß erstmals greifbar im Rahmen der artistotelischen Logik. “ 721 Die Bezeichnung σύνθεσι s, welche Kirchmanns als auch die von Stettberger herangezogene Übersetzung nach Rolfes 722 mit dem Wort Verbindung übersetzen, indiziert nach Stettberger eine Kopula. 723 Diese Textstelle lautet in der Übersetzung nach Kirchmann folgen- 716 K IRCHMANN (1877 - 1883 [1876]: 81 f., 31. Kap. 10, S. 67., Erl. 31) 717 K IRCHMANN (1877 - 1883 [1876]: 83, 32. Kap. 10, S. 67., Erl. 32) 718 K IRCHMANN (1877 - 1883 [1876]: 82 ff., 32. Kap. 10, S. 67., Erl. 32) 719 Vgl. hierzu die Ausführungen zur sogenannten Ellipsen-Hypothese (auch: Ellipsentheorie). 720 M ORO (1997: 251, Appendix) 721 S TETTBERGER (1993: 10) 722 R OLFES (Hrsg. 1974) 723 S TETTBERGER (1993: 10) 5.2 Die Assertion im Argument eines Syllogismus 141 <?page no="142"?> dermaßen: „ Wenn die Zeitworte rein für sich ausgesprochen werden, so sind sie Hauptworte und bezeichnen zwar etwas (denn der Sprechende hält dabei sein Denken an und der Hörende verharrt dabei), aber sie sagen nicht, ob dieses Etwas ist oder nicht ist; denn sie bezeichnen weder das Sein, noch das Nichtsein des Gegenstandes und dies gilt selbst dann, wenn man das Wort: Seiendes ohne Zusatz für sich ausspricht, denn als solches ist es noch nichts, vielmehr deutet es nur eine Verbindung im Voraus an, die man aber ohne das damit Verbundene sich noch nicht vorstellen kann. “ 724 Dass ein isoliert geäußertes Verb bzw. Prädikat zur Bildung einer Aussage der einen oder anderen Urteilsart mindestens einen weiteren Term einfordert, demzufolge eine Verbindung anbietet 725 und syntaktische sowie logisch-semantische Leerstellen eröffnet, impliziert jedoch keineswegs eine nach Stettberger 726 vorgeschlagene grammatisch oder logisch verstandene Kopula, geschweige denn eine assertorische Kopula, welche mit Abaelards sowie Port-Royalschen Thesen korrespondiert und ein eingefaltetes Urteil nach Pfänder erzeugt. 727, 728 Moro merkt an, dass Aristoteles an keiner Stelle die Kopula als solche auszeichnet oder eine Benennung für sie angibt, statt dessen referiere Aristoteles auf aktuelle Instanzen des Verbs εἷναι (dt.: sein). 729 In Übereinstimmung mit obiger Zurückweisung einer Identifikation des Substantivs Verbindung mit einer Abaelardschen Koppelung, pflichtet Moro der Übersetzung Ackrills der Wortform σύνθεσι s für das Englische als Kombination (engl.: combination) 730 bei, weist jedoch die Übersetzung nach Cooke als „ copulation [sic] or synthesis “ 731 zurück, da sie eine Kopula nach Abaelard suggeriert. Außerdem ist gemäß der Hypothese Ackrills davon auszugehen, dass Aristoteles an dieser Stelle ohnehin eindeutig von einem existenzbezeichnenden Verb sein spricht. 732 Einen existenzbezeichnenden Aspekt in den im Zitat angeführten Beispielen nimmt auch Stettberger zur Kenntnis: „ Vom ontologischen, d. h. hier existentialen Gesichtspunkt aus drückt etwa die Äußerung ‚ der Mensch lebt gesund ‘ , [ … ], eine Art und Weise (Aristoteles legt sich hier in seinen Kategorien nicht konkret fest) des Existierens aus, welche eben mit dem Satz ‚ der Mensch ist gesund lebend ‘ oder 724 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1876]: 57, Kap. 3) 725 Vgl. A CKRILL (1963: 123) 726 S TETTBERGER (1993: 10) 727 P FÄNDER (1921: 209 f.); s. 5.3; 5.4 728 Zur Erklärung des nicht entfalteten, d. h. des eingefalteten Urteils nach Pfänder, s. a. 5.3; 5.4; 5.8. 729 M ORO (1997: 296, Appendix, Anm. 16) 730 A CKRILL (1963: 45) 731 C OOKE (Hrsg. 1938: 121) 732 A CKRILL (1963: 123); vgl. M ORO (1997: 296, Appendix, Anm. 16) 142 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="143"?> vielleicht seiner Intention nach treffender wiedergegeben mit der Umschreibung ‚ der Mensch existiert als gesund Lebender ‘ verbal zum Vorschein tritt. “ 733 Folgerichtig konkludiert Stettberger schließlich: „εἷναι ist selbst vom logischen Standpunkt aus nach aristotelischer Auffassung keineswegs isoliert von modalen oder affirmativen Aspekten zu betrachten. [ … ] Kopulative und existielle Funktionen von εἷναι schließen einander nicht völlig aus, sondern ergänzen sich z. T. gegenseitig. “ 734 Nicht zu verwechseln mit dieser existentiellen inhaltlichen Komponente im Seinsbegriff ἐστιν ist außerdem ein grundsätzlicher Existenzbegriff für die obersten Grundsätze und Begriffe der Wissenschaften, welchen Aristoteles etabliert, was folgendes Zitat indiziert: „ So wird vorausgesetzt was die Eins und was das Gerade und das Dreieck bedeuten; auch muss man annehmen, dass die Eins und die Grösse sind; alles andere aber wird bewiesen. “ 735 Kirchmann erläutert: „ Bei den obersten Grundsätzen wird die Bedeutung ihrer Worte ohne weiteres angenommen; ebenso ihre Wahrheit. [ … ] Auch die Bedeutung der obersten Begriffe und deren Dasein wird nicht bewiesen, sondern ohne Beweis angenommen. “ 736 Demzufolge liegt der Entwurf einer Kopula nicht in Aristoteles ’ Werk begründet, und auch eine Ambiguität des Verbs εἷναι gemäß der Russellschen Ambiguitätsthese 737, 738 kann nach Hintikka widerlegt werden. 739 Hintikka sieht seine Argumentation durch die Vorarbeiten Kahns 740 und Owens 741 gestützt. 742 Dabei bezeichnet Hintikka die These der Mehrdeutigkeit des Verbs sein als Frege-Russell Ambiguität, allerdings entstammt diese vor allem Russells Werk (s. 5.6), so dass im Folgenden diese Benennung vermieden wird. Die Annahme der Ambiguitätsthese wurde nach Hintikka nicht nur durch Frege und Russell, sondern auch durch Hermann 743 motiviert, welcher das griechische Akzentsystem einsetzt, um einige verschiedene Gebrauchsweisen des Verbs sein im Griechischen zu markieren. 744 Derartige verschiedene Gebrauchsweisen oder 733 S TETTBERGER (1993: 11 f.) 734 S TETTBERGER (1993: 13) 735 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]b: 19, Buch 1, Kap. 10, vgl. 19-22, Buch 1, Kap. 10) 736 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]b: XVII); vgl. R ISTO (2006) 737 R USSELL (1903: 64, Anm.); vgl. R USSELL (1937: 64, Anm.) 738 Zur Russellschen Ambiguitätsthese, s. a. 5.5.2; vgl. z. B. M ORAVSCSIK (1967: 127); vgl. z. B. K IRWAN (1971: 100 f., 141); vgl. z. B. G OMEZ -L OBO (1980/ 1981: 79). 739 H INTIKKA (1981: 1 - 5, 12) 740 K AHN (1966); K AHN (1973a); K AHN (1973b); K AHN (1976) 741 O WEN (1960); O WEN (1965); O WEN (1978 - 1979) 742 H INTIKKA (1981: 1) 743 H ERMANN (1801) 744 H INTIKKA / V ILKKO (2006: 361) 5.2 Die Assertion im Argument eines Syllogismus 143 <?page no="144"?> kontextuelle Einbindungen des Verbs sein bzw. ἕστι im Aussagesatz 745 , obwohl selbst diese verschiedenen Gebrauchsweisen bei Aristoteles nicht regelhaft voneinander abgegrenzt, sondern nur dann angesprochen werden, wenn sie in einem besonderen Kontext Relevanz erlangen 746 , bestreitet Hintikka ausdrücklich nicht: „ What is denied in denying the Frege-Russell ambiguity claim is not that the force of ‚ is ‘ or ἕστι is different in different contexts. Rather, what is ruled out is one particular explanation of these differences, viz. that they are occasioned by different meanings of the verb ‚ is ‘ . In other words, what is asserted is that such differences are always traceable to the context and due to it. Indeed, it is an integral part of my position that ἕστι can have on different occasions in Aristotele different Fregean uses. For instance, Aristotele can - and does - use ἕστι with a purely existential force. “ 747 Hintikka weist somit auch Theorien zur Ellipsen-Hypothese 748 (auch: Ellipsentheorie) hinsichtlich der Semantik des Verbs sein zurück, welche aus der Absenz der Ambiguitätsthese schließt, dass das Verb sein immer ausschließlich Prädikation ausdrücke und Sätze mit einem rein Existenz bezeichnenden Verb sein wie der Beispielsatz Socrates ist als der ergänzte Satz Socrates ist etwas oder sonst etwas zu lesen seien. 749 Hintikka merkt an, dass Aristoteles deutlich ein ausschließlich existenzbezeichnendes Verb sein erwähnt 750 und führt hierfür nachfolgende Textstelle an: „ Manches verlangt man aber in anderer Weise zu wissen, z. B. ob es einen Kentauren oder einen Gott giebt oder nicht? Dieses: Ob es ist, meine ich im vollsten Sinne und nicht so, wie bei der Frage: ob etwas weiss oder nicht-weiss ist. Weiss man nun, dass Etwas ist, so verlangt man nach dem Was es ist, also z. B. was der Gott ist oder was der Mensch ist. “ 751 Aus diesen Gründen konkludiert Hintikka: „ However, many of us have by this time come to suspect that the Frege-Russell ambiguity claim is completely anachronistic when applied to Aristotele “ 752 . Mit der Präsentation einer Argumentation am Beispiel des englischen Wortes is stellt Hintikka auch die These vor, dass die Logik oder Semantik natürlicher Sprachen keinerlei Anlass zur 745 Vgl. H INTIKKA (2004: 117 ff.) 746 H INTIKKA (1981: 4) 747 H INTIKKA (1981: 5, vgl. 8 f.) 748 Vgl. z. B. G OMEZ -L OBO (1980/ 1981) 749 H INTIKKA (1981: 5 f.) 750 H INTIKKA (1981: 6 - 9); vgl. K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]b: 66 - 68, 2. Buch, Kap. 1, Kap. 2) 751 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]b: 66, 2. Buch, Kap. 1) 752 H INTIKKA (1981: 1) 144 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="145"?> Annahme der Russellschen Ambiguitätsthese gebe. 753 Zu einer Herausarbeitung des Zusammenhangs zwischen Sprache und Logik bzw. zwischen Sprache und Wissenschaft im Allgemeinen verweist Gipper auf Snell und führt an: „ Die naturwissenschaftliche Begriffsbildung wäre aber ohne die vorgegebene Struktur der griechischen Sprache gar nicht möglich gewesen. [ … ] so wird man doch zugeben müssen, daß alle gedanklichen Operationen, die der Logiker anstellt: das Herausheben von Eigenschaften und Merkmalen, das Setzen und Inbeziehungsetzen von Begriffen usw. ohne die zu Gebote stehenden sprachlichen Voraussetzungen (in diesem Falle derjenigen der deutschen Muttersprache) gar nicht möglich gewesen wären. “ 754 5.3 Die Kopula Abaelards In der nachfolgenden Zusammenfassung Abaelards Thesen wird der Position De Rijks gefolgt, welche ausarbeitet, dass in Abaelards Schriften eine einzige Theorie der Prädikation niedergelegt ist. Demgegenüber schlägt Kretzmann vor, aus Abaelards Werken in chronologischer Anordnung drei verschiedene Ansätze abzuleiten 755 , eine Theorie der Logica ‚ Ingredientibus ‘ 756 und deren Revision in der Dialectica 757 , welche in eine zweite Theorie und einen zusätzlich unterbreiteten Vorschlag zu untergliedern sei. 758 Abaelard stellt Untersuchungen zur Prädikation in alleinstehenden Propositionen an, um die Syllogismen Aristoteles ’ zu erläutern. Zunächst ist festzuhalten, dass nach Aristoteles Nomen im Unterschied zu Verben keine zeitliche Kosignifikation aufweisen 759 , was Abaelard nach Ansicht De Rijks zurückweist. Im Unterschied zu Aristoteles ’ Auffassung schreibt Abaelard nach De Rijk und Tweedale auch Nomen (Substantive; Adjektive) eine zeitliche Kosignifikation zu. 760 De Rijk argumentiert an dieser Stelle auch gegen Jacobi, welcher anerkennt, dass Abelard einen semantischen Unterschied zwischen Verben und Nomen bestreitet, jedoch annimmt, Abaelard statte ein isoliert stehendes Nomen nicht mit einer zeitlichen Kosignifikation aus 761 , sondern eine solche ergäbe sich nur im 753 H INTIKKA (1979) 754 G IPPER (1963: 103); vgl. S NELL (1955) 755 R IJK (1986: 124) 756 A BAELARD (1919 - 1927 [ca. 1100]); A BAELARD (1933 [ca. 1100]) 757 R IJK (Hrsg. 1956) 758 K RETZMANN (1982: 493 f.) 759 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1876]: 56 f., Kap. 2, Kap. 3) 760 R IJK (1986: 89 - 92, 124); T WEEDALE (1982: 144) 761 J ACOBI (1986: 149 - 159, 174 f., note 44) 5.3 Die Kopula Abaelards 145 <?page no="146"?> Verband eines komplexen Prädikats: „ Abelard does not treat ‚ homo ‘ as a word to be regarded in isolation, either, but as a word which is attributed to someone, that is, one which is said of a particular person: ‚ he is a man ‘ . Accordingly nouns have temporal co-signification if and only if they are predicated. “ 762 De Rijk weist diese Ansicht Jacobis begründet zurück 763 und konkludiert, dass Abaelard dem isoliert stehenden Nomen die zeitliche Kosignifikation des Präsens zuschreibt, welche jedoch durch die Hinzufügung eines Verbs mit einer anderen zeitlichen Kosignifikation modifiziert werden kann, indem sich die Zeitlichkeit des Nomens derjenigen des Verbs anpasst. 764 Die Auffassung der zeitlichen Kosignifikation des Nomens sowie damit die enge semantische Affinität zwischen Nomen und Verb sind grundlegend für Abaelards Argumentation, da aus diesen die Abaelardsche Kopula abgeleitet werden kann. Nomen und Verben sind nach Abaelard lediglich verschiedene Träger identischer Sememe (lat.: modus significandi), wobei sie sich nur darin unterscheiden, auf welche Weise dasselbe Semem vermittelt wird (z. B. lat.: cursus; dt.: Kurs; lat.: currere; dt.: rennen). Auf der Ebene des Bestimmens und Benennens (lat.: onomazein) transportieren das Nomen sowie das Verb, jeweils auf ihre Weise, nominal oder verbal, semantischen Inhalt (auch: Sememe). Auf diese Art und Weise konstituieren sie eine Idee (lat.: conceptio; conteptus; intellectus), die im Sender oder Empfänger mental verarbeitet wird, jedoch ohne einen vollständigen Gedanken oder Sinn zu vermitteln. 765 Die zeitliche Kosignifikation gilt Nomen sowie Verben und die Generierung einer Idee findet im Moment der sprachlichen Expression statt, sowohl für komplexe Ausdrücke mit vollständigem Sinn als auch für isolierte Wortformen: „ Sicut enim ‚ curro ‘ vel ‚ currens ‘ cursum circa personam tamquam ei praesentialiter inhaerentum demonstrat, ita ‚ album ‘ circa substantiam albedinem tam<quam> praesentialiter inhaerentem determinat; non enim album nisi ex praesenti albedine dicitur. “ 766 Abaelard vertritt damit in der Tat einen „ extreme extensionalistic point of view that nouns signify nothing more than their present denotata “ 767 . Jacobi bestreitet dies, doch De Rijk führt eine Widerlegung Jacobis Position diesbezüglich an 768 : „ The conclusion may be drawn now, that Abaelard is really of the opinion that when actually used in some speech context a noun is prone to retain the present time cosignification due to it ’ s ‚ proper invention ‘ . However, one should bear in mind that by 762 J ACOBI (1986: 154) 763 R IJK (1986: 92) 764 A BAELARD (1919 - 1927 [ca. 1100]: 349, 22 - 36, Die Glossen zu Περὶ ἑρμηνείας ) 765 Vgl. R IJK (1986: 99) 766 R IJK (Hrsg. 1956: 122, 22 - 25) 767 J ACOBI (1986: 153) 768 R IJK (1986: 92 f.) 146 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="147"?> ‚ present time ‘ the time is meant in which the utterance is made. That is precisely why taking a noun ‚ in isolation ‘ does not amount to viewing it merely as a lexical entry. “ 769 Wie obiges Zitat 770 darlegt, wird eine extensionalistische Position Abaelards außerdem radikalisiert, indem diese Beschreibung nicht nur für Nomen in Position des logischen oder grammatischen Subjekts und deren Signifikate gilt, sondern durch ihre Fügung an das nominale logische Subjekt auch denjenigen Nomen und Signifikaten zukommt, welche Bestandteil eines als Prädikatskomplex aufgefassten Syntagmas sind. 771 Sämtliche Elaborationen Abaelards hinsichtlich der Existenz von Signifikaten als mentale Repräsentanten der Inhalte von Sprachzeichen für Nomen oder Verben werden in der Synthese einer Aussage bzw. Proposition zu einer Bedeutung nach Abaelard hinfällig, da diese Aussage bzw. Synthese sich nur auf den Gegenstand in der extensionalen Denotationsebene in Subjektsposition, welcher als res anerkannt ist, sofern er existiert, bezieht. Abaelard fährt fort: „ Sed opponitur, cum dicta propositionum níl sint, quomodo propter ea contingat propositiones esse veras, quia haec quae nil omnino sunt vel esse possunt, quomodo dici causa possunt? Sed propter patratum furtum homo suspenditur, quod tamen furtum iam nil est, et moritur homo quid non comedit, et damnatur, quia non bene agit. Non comedere tamen vel non bene agere non sunt essentiae aliquae. “ 772 Abaelard steigert die Dekonstruktion eines intensionalen inhaltlichen Gehalts von Nomen des Weiteren, indem er nicht nur Präpositionen, Konjunktionen und Interjektionen eine semantische Unselbstständigkeit attributiert, sondern auch Verben und Nomen zu Redeteilen (lat.: partes orationis) erklärt, deren Bedeutung erst im Zusammenhang mit anderen Nomen und Verben determiniert wird. So vermitteln z. B. das Nomen homo (dt.: Mann) und der Ausdruck diligo (dt.: ich liebe) nach Abaelard nur dann eine Signifikation, wenn sie im Verband mit anderen Nomen und Verben stehen, z. B. die komplexen Ausdrücke homo albus (dt.: weißer Mann) sowie diligo Ricardum (dt.: ich liebe Richard). 773 Bezüglich einer generellen Unterscheidung zwischen Synkategoremata (z. B. Präpositionen; Konjunktionen) und Kategoremata (z. B. Nomen; Verben) merkt De Rijk an, dass Abaelards Ausführungen zur Kosignifikation von Synkategoremata vage bleiben. 774 Nomen sowie Verben dienen gemäß der 769 R IJK (1986: 93) 770 R IJK (Hrsg. 1956: 122, 22 - 25) 771 A BAELARD (1919 - 1927 [ca. 1100]: 20, 1 - 9, Die Glossen zu Porphyrius) 772 A BAELARD (1919 - 1927 [ca. 1100]: 368, 40 - 369, 6, Die Glossen zu Περὶ ἑρμηνείας ) 773 R IJK (1986: 86 f.); vgl. A BAELARD (1919 - 1927 [ca. 1100]: 338, 3 ff., Die Glossen zu Περὶ ἑρμηνείας ) 774 R IJK (1986: 87) 5.3 Die Kopula Abaelards 147 <?page no="148"?> Auffassung Abaelards der Benennung und Bestimmung. Hierbei ist der Unterschied zwischen Benennung und Bestimmung rein syntaktischer Natur. Die Proposition ein Mann läuft und die Nominalphrase ein laufender Mann unterschieden sich nach Abaelard ausschließlich darin, dass in Letzterer eine Vollkommenheit des Sinns noch nicht herbeigeführt worden ist, denn ein Nomen bzw. eine Nominalphrase erfordert das Verb ist oder ein anderes akzeptables Verb, da ohne ein Verb keine Vollständigkeit des Sinns entsteht. 775 Abaelard gibt vor, diese Position aus den Schriften Aristoteles ’ abzuleiten, da er seine Theorie zu den Verben und Nomen in seinem Kommentar zum Organon Aristoteles ’ 776 erwähnt. Da Aristoteles jedoch eine Distinktion zwischen Verb mit zeitlicher Kosignifikation und Nomen ohne zeitlicher Kosignifikation vertritt, sind die von Abaelard zu Demonstrationszwecken vermeintlich aus dem Organon Aristoteles ’ exzerpierten Beispiele (z. B. ein Mann läuft; ein laufender Mann) nicht immer nachvollziehbar in diesem Zusammenhang dortig vorzufinden. 777 Verben stellen demzufolge nach Abaelard im Unterschied zu Nomen nur die Vollständigkeit des Sinns (lat.: sensus perfectio), welcher im Unterschied zu Phrasen (lat.: orationes imperfectae) für ganze Sätze (lat.: orationes perfectae) charakteristisch sei, bereit. 778 Nach Abaelard haben Verben somit gegenüber Nomen die Eigenschaft, sich an ein Subjekt zu binden. 779 Sämtliche Verben sind nach Abaelard deshalb mit einem nicht sprachlich realisierten Verb sein zu lesen, wodurch jedes Verb eine derartige Bindungseigenschaft erhält. Hierfür beruft Abaelard sich wiederum auf das Beispiel ein Mann läuft und seine Paraphrasierung (s. o.). Das involvierte Verb sein (lat.: esse; engl.: to be) wird dabei als Verbform verbi substantivi (frz.: verbe substantif; engl.: substantive verb) 780 ausgezeichnet. In der vorliegenden Studie wird eine nicht sprachlich realisierte, aber anzunehmende Kopula nach Abaelard oder der Logik von Port-Royal 781 (s. 5.4) mit dem Begriff verdeckte Kopula belegt. Die verdeckte Kopula tritt demnach unter der Vorannahme einer binär oder einer tertiär gegliederten Aussagenstruktur auf. Zur Zwei- oder Dreigliedrigkeit einer Aussagenstruktur bei Abaelard erklärt De Rijk: „ the plain occurrence, on the linguistic level, of three-piece (as opposed to two-piece) 775 R IJK (Hrsg. 1956: 148, 26 - 30); K NEALE / K NEALE (1991: 51 f.) 776 K IRCHMANN (Hrsg. 1883) 777 Vgl. K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1876]); vgl. K IRCHMANN (1877 - 1883 [1876]: 55 - 114, Erl. zu den Hermeneutiken); vgl. A BAELARD (1919 - 1927 [etwa um 1100]: 338, 3 ff., Die Glossen zu Περὶ ἑρμηνείας ) 778 Vgl. T WEEDALE (1982: 144) 779 Vgl. K NEALE / K NEALE (1991: 207, 209); vgl. T WEEDALE (1982: 146) 780 Vgl. z. B. T WEEDALE (1982: 146); vgl. R IJK (1986: 87); vgl. A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 104; vgl. 102) 781 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]) 148 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="149"?> predication with Abelard is not sufficient reason to ascribe to him a similiar tripartition (vs bipartition) of the proposition when it comes to its semantic anatomy. “ 782 In der binären Gliederung gehört die Kopula zum logischen Prädikat, in den tertiär gegliederten einstelligen Aussagestrukturen stellt die Kopula wie in der binären Gliederung einen Marker für die Verbindung dar, erhält jedoch den Status eines unechten Symbols. In der vorliegenden Untersuchung bleibt der Terminus Nullkopula (russ.: nulevaja svjazka) für eine Konzeption einer Kopula nach Pe š kovskij reserviert. 783 Der Terminus verdeckte Kopula ist Erben entlehnt. 784 Nachdem Abaelard diese Differenzierung zwischen Nomen und Verben etabliert und dem Nomen eine zeitliche Kosignifikation zugesprochen hat, ergibt sich eine durchaus artifiziell herbeigeführte Problematik für Sätze wie das Exempel der alte Mann war ein Junge, da die nun zeitgebundenen gegenwärtigen Denotate in der extensionalen Bedeutungsebene der beiden Nominalphrasen ein Junge und der alte Mann einander widerspruchsvoll gegenüberstehen, obwohl eine nach allgemeinem Weltwissen zu urteilen wahre Proposition gebildet wurde. Die These, die Abaelard zur Lösung dieses Konflikts bereitstellt, um die nominalistische Konzeption der Nomen und ihren extensional erfassten Inhalt in einer derartigen Satzbildung aufrechtzuerhalten, erklärt, dass die zeitliche Signifikation des Verbs war die grundsätzlich gegebene zeitliche Kosignifikation Präsens des angeschlossenen Nomens ein Junge modifizieren muss und dass damit eine Lesart, in welcher das Verb sowie die Nominalphrase zu einem Verb bzw. Prädikat war-ein-Junge verschmelzen, forciert sei. 785 Tweedale versteht diese Auffassung Abaelards folgendermaßen: „ Abelard in effect wants us to treat the copula as what a modern grammarian would call an auxiliary “ 786 . Doch es stellt sich heraus, dass Abaelards Prädikationstheorie darüber hinaus geht und weitere Konsequenzen für das Verb sein als Abaelardsche Kopula erwirkt. Die logische Prädikation über ein logisches Subjekt, welche in der einstelligen Aussagenlogik die Proposition (z. B. war-ein-Junge in der alte Mann war ein Junge oder est-homo in Socrates est homo) stellt, sei nach Abaelard irgendetwas (lat.: aliquid), aber bezeichne nichts Wesentliches in der Realität (lat.: res). Nur das logische Subjekt (z. B. der alte Mann; homo) benennt nach Abaelard etwas in der Realität, nämlich einen Gegenstand der extensionalen Denotationsebene, falls dieser 782 R IJK (1986: 102 f.) 783 P E Š KOVSKIJ (1938), zit. nach G EIST (2008: 123) 784 E RBEN (1978) 785 R IJK (Hrsg. 1956: 139, 12 - 140, 22); vgl. A BAELARD (1919 - 1927 [ca. 1100]: 348, 28 - 349, 17, Die Glossen zu Περὶ ἑρμηνείας ); vgl. T WEEDALE (1982: 146); vgl. K NEALE / K NEALE (1991: 209) 786 T WEEDALE (1982: 146) 5.3 Die Kopula Abaelards 149 <?page no="150"?> existiert. 787 Ungeachtet einer Prädikation per accidens oder in substantia der jeweiligen Aussage geht Abaelard davon aus, dass logisches Subjekt und logisches Prädikat in der außersprachlichen Wirklichkeit zusammenfallen. Dieses Zusammenfallen manifestiert im sprachlichen Ausdruck eine Synthese, die an dieser Stelle von einer Komposition unterschieden werden soll. 788 Die obig erwähnte Bindungseigenschaft der Verben erklärt sich nun als explizite Koppelungseigenschaft (lat.: copula; dt.: Band; Koppel; Verbindung). Für einen Konzeptualismus Abaelards ist zwar theoretisch die Grundlage geschaffen, indem Abaelard die Wortform, die Idee ohne vollständigen Sinn sowie den bezeichneten Gegenstand erwähnt 789 und weil Prädikate als solche syntaktisch und intellektuell erfasst werden, wobei die Universalien nach Abaelard in den Dingen (lat.: in rebus) liegen, doch die Kopula erzeugt in der synthetisierten Aussage einen Fokus auf das logische Subjekt und sein Denotat, wodurch eine Art nominalistische Position entsteht. Eine Relationalität einer Entität zu seiner eigenen Eigenschaft bzw. Charakteristik in substantia, zu einer per accidens prädizierten Eigenschaft bzw. Charakteristik oder eine extensional verstandene Relationalität zwischen zwei Gegenständen als Identitätsbeziehung in einem entfalteten statt eingefalteten Urteil nach Pfänder (s. 5.8.1) ist im Ausdruck einer Aussage nicht mehr apperzipierbar. Das Verb sein als realisierte Form oder als nicht sprachlich realisierte Beifügung zum beliebigen Verb stellt nach Abaelard keine Relation zwischen dem logischen Subjekt und dem Nomen in Position des logischen Prädikats her, sondern ist als intransitive Verbindung (engl.: intransitive link) zu beschreiben: „ Oportet autem praedicatum subiecto intransitive copulari, ut videlicet in eadem re ipsius impositio in subiecto inveniatur; veluti cum dicitur: ‚ homo est animal vel albus ‘ , et ‚ homo ‘ et ‚ animal ‘ vel ‚ album ‘ eiusdem nomina esse oportet “ 790 . Kneale/ Kneale konkludieren: „ Abelard insists that est is an intransitive link, that is to say, a link by which something is related only to itself [ … ] In short, he takes the copula as a sign of identity “ 791 . Ebenso spricht Abaelard jedoch von Inhärenz, indem der Term in Position des logischen Prädikats nicht auf ein eigenes Signifikat, sondern nur auf etwas verweist, das dem Denotat des logischen Subjekts anhaftet. Dabei bezeichnen nach Abaelard Verben dasjenige, was im logischen Subjekt inhärent ist: „ Perfectio itaque sensus maxime pendere dinoscitur in verbis, quibus solis alicuius ad aliquid inhaerentia[m] secundum varios affectus animi demonstratur; praeter quam quidem inhaerentiam orationis perfectio non subsistit. 787 R IJK (Hrsg. 1956: 160, 28 - 36) 788 Vgl. M ORO (1997: 196, Appendix, Anm. 16) 789 R IJK (1986: 88 f., 99); vgl. G ILL (1999) 790 R IJK (Hrsg. 1956: 166, 16 - 19) 791 K NEALE / K NEALE (1991: 208) 150 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="151"?> Cum enim dico: ‚ veni ad me ‘ vel ‚ utinam venires ad me ‘ , quodammodo inhaerentiam veniendi ad me propono secundum iussum meum vel desiderium meum, in eo scilicet quod iubeo illi ut venire ei cohaereat, vel desidero, idest ut ipse veniat. “ 792, 793 Tweedale erklärt dies folgendermaßen: „ The talk of inherence, however, must be treated delicately, for it is not Abelards view that any verb, even the copula, signifies some relational property of inherence. Rather verbs generally signify that which ‚ inheres ‘ , while the copula, according to one of Abelard ’ s accounts of it, signifies nothing at all. “ 794 Resümierend ist festzuhalten, dass diese Ausführungen Abaelards zur traditionellen Urteilslehre bzw. zum eingefalteten Urteil nach Pfänder führen, welches mit der obig deskribierten Erfassung des logischen Prädikats einhergeht, die an dieser Stelle als Vergegenständlichung desselbigen erkannt wird (s. 5.4; 5.8.1): „ Unde interpositum tertium nil significationis in se tenet, quod intellectus copulet, sed tantum rem praedicati suppositi. “ 795 De Rijk führt aus: „ In the Dialectica, then, Abelard maintains, a [sic] a whole, his previous position (which is found in two parts of the Logica Ingredientibus, viz. the Perihermeneias commentary and the one on Boethius De topicis differentiis), but sets on to refine it in that he gives the coupling of ‚ substantialness ‘ a predominant position over and against the predication of a (substantial of accidental) form. However he aptly combines this move (quite unavoidably, it may seem) with a subtle emptying of the notion of ‚ essentia ‘ ( ‚ substantialness ‘ ), with the result that, from now on, ‚ est ‘ ( ‚ is ‘ ) has developed into a mere container (meaning ‚ underdetermined substantialness ‘ ) for a ‚ re-al ‘ ( ‚ thing-like ‘ ) content (or sememe) conveyed by a predicate noun (which also may be a participle of an ordinary verb). [ … ] Finally, the emptycontainer view of the copula is completed by Abaelard ’ s suggestion to take the ‚ is ‘ plus the predicate noun as merely one linguistic construct. “ 796 Aus vorangehendem Zitat de Rijks geht hervor, dass von einer logischen Prädikationstheorie im eigentlichen Sinn (s. 5.6.2; 5.6.3) nicht mehr gesprochen werden kann. Nach dieser Vergegenständlichung des logischen Prädikats muss Abaelard nun eine weitere Unterscheidung für Aussagen treffen, in welchen der Term in Position des logischen Subjekts gemäß einer Annahme kein außersprachliches Denotat besitzt (z. B. Chimäre; ein zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits verstorbener Mann), d. h. in welchen das logische Subjekt keinen nachweisbaren (materiellen) Gegenstand in der außersprachlichen Wirklich- 792 R IJK (Hrsg. 1956: 149, 20 - 26) 793 Vgl. R IJK (Hrsg. 1956: 158, 34 - 159, 5) 794 T WEEDALE (1982: 145) 795 A BAELARD (1919 - 1927 [ca. 1100]: 362, 32 - 34, Die Glossen zu Περὶ ἑρμηνείας ); vgl. T WEEDALE (1982: 155) 796 R IJK (1986: 123 f.); vgl. T WEEDALE (1982: 145) 5.3 Die Kopula Abaelards 151 <?page no="152"?> keit denotiert, denn nach Abaelard muss, wie obig erwähnt, der logische Gegenstand, welcher ein Subjekt stellt, eine gegenwärtig raumzeitlich existente Entität der Wirklichkeit sein, die in Koppelung mit dem logischen Prädikat tritt. Wenn ein derartig gegenständliches Subjekt nach Abaelard nicht vorhanden ist, entsteht auch ein Problem für das vergegenständlichte logische Prädikat: „ At vero queritur, cum ‚ est ‘ verbum superius dictum sit inter quaslibet essentias copulare, quod omnes in essentia significat, quomodo illa potest copulare quorum significationem non continet, veluti <non> ens aut opinabile, quod proprie acceptum sola non-existentia, ut noblis placuit, nominat, aut quomodo constructionis proprietas servari poterit, | nisi intransitive ipsum quoque his que copulat coniungatur? “ 797 In solchen Aussagen koppelt die Kopula nach Abaelard nicht die Signifikation von realer Wesentlichkeit im logischen Subjekt, sondern dient nur als Koppelung, die zwar nach Abaelard einen grammatischen Ausdruck formt, aber sonst etwas anderes ausdrückt als die einzelnen Bestandteile des Ausdrucks, wenn sie getrennt erfasst werden. 798 Da Abaelard derartige Aussagen mit leeren Begriffen in Position des logischen Subjekts anhand seiner nominalistischen Konzeption nicht weiter erklären kann, bezeichnet er sie schlicht als unpassend (auch: unsachgemäß; uneigentlich; engl.: improper): „ At vero cum totius constructionis sententia pensatur ac simul verba in sensu alterius enuntiationis confunduntur, non iam singularum dictionum significatio attendenda est, sed tota magis orationis sententia intelligenda; atque in eo impropria dicitur orationis constructio quod eius sententia ex significatione partium non venit. “ 799 Abaelard betont, dass die Problematik derartiger Aussagen sich außerdem auflöst, indem festgelegt sei, dass die Kopula grundsätzlich nie das Signifikat der Existenz trage: „ Nec quidem quantum ad eius interpretationem perinet, ex eo quod diditur: ‚ Petrus est homo ‘ , inferri potest ‚ Petrus est ‘ , sed fortasse quantum ad praedicationem ‚ hominis ‘ , quod existentis rei tantum nomen est. “ 800 Tweedale erklärt: „ Abaelards solution is to treat the whole phrase consisting of the copula plus predicate noun or adjective as a single verb-phrase and in this way eliminate any idea that ‚ to be ‘ on its own is predicated of the subject. “ 801 Auf Sätze wie den Beispielsatz Socrates est wendet Abaelard die Ellipsentheorie (s. 5.2) an und präskribiert die Lesart Socrates est ens mit der Begründung, dass es sich bei dem Satz Socrates est nur um eine Abkürzung handle, was er durch Heranziehung einer Schlussfigur 797 R IJK (Hrsg. 1956: 135, 18 - 23) 798 Vgl. R IJK (Hrsg. 1956: 135, 28 - 136, 13) 799 R IJK (Hrsg. 1956: 136, 22 - 26, vgl. 169, 4 - 24) 800 R IJK (Hrsg. 1956: 137, 2 - 6) 801 T WEEDALE (1982: 145) 152 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="153"?> reductio ad absurdum 802 zu bekräftigen versucht. 803 Doch neben dieser allgemeinen Deskription der Interpretation von Prämissen und Konklusionen eines Syllogismus beruft sich Abaelards Herleitung der Kopula, wie obig einleitend erwähnt, insbesondere auf die zeitliche Kosignifikation der Nomen. Tweedale merkt an, dass Abaelards Bestrebungen, ausschließlich dem Denotat des Terminus ’ Gott bedingungslos Existenz zuzusprechen und sonstigen Entitäten in der Realität nur bedingte oder keine Existenz zuzuerkennen, diese Annahme einer zeitlichen Kosignifikation der Nomen motiviert, um theoretisch deren Inhalte bzw. Sememe raumzeitlich zu binden und extensional als Wesenheiten und Entitäten in der materiellen, außersprachlichen Wirklichkeit zu erfassen. 804 Die Dekonstruktion von satzinterner Relationalität in Abaelards Sprachphilosophie liegt, wie obig nachgezeichnet, deshalb in der Abaelardschen Annahme einer Affinität von Nomen und Verb sowie von logischem Subjekt und logischem Prädikat begründet und resultiert in eine Zersetzung der Aussagenstruktur als auch eine anschließende Synthese auf der Ebene der Gegenständlichkeit, die morphosyntaktisch nicht legitimiert ist, aber unter Hinzuziehung des Konzepts einer Kopula pro forma gerechtfertigt wird. Dabei wird nicht lediglich den Universalien ihr ontologischer Status aberkannt 805 , sondern es wird ebenso gegen die Begriffsbildungen als kompositionelle (auch: kompositionale) semantisch-syntaktische Aussagenstrukturen verstoßen, die in natürlichen, flektierenden Sprachen Inhalte zusammenfügen und diese Zusammenfügung nach Regeln der grammatischen Wohlgeformtheit sprachlich ausdrücken, anstatt eine unendliche Anzahl von Einzelwörtern oder Einzelwortbildungen bereitzustellen, die jegliche Denotate der extensionalen Wirklichkeit mit einem Namen oder einer Benennung ausstatten. Diese Dekonstruktion von logischen Prädikaten in Aussagen betrifft somit insbesondere auch die Gültigkeit von wahren, affirmativ formulierten kategorialen Aussagen bzw. Propositionen, da deren ausgedrückte Begrifflichkeiten nun in ein Abhängigkeitsverhältnis zum extensionalen Denotat des Terms in Position des logischen Subjekts mit lediglich kontingenter Existenz gestellt werden. Tweedale erklärt diesen Zusammenhang und die Konsequenz aus Abaelardschen Annahmen folgendermaßen: „ Further we see, that the ‚ necessity of entailment ‘ which Abelard claims is involved in all valid inference and in the ‚ laws of nature ‘ on which science relies, really concerns connections between these natures or status and the dicta of whole 802 R IJK (Hrsg. 1956: 137, 162, 3 - 24) 803 Vgl. M ORO (1997: 251 f., Appendix) 804 Vgl. T WEEDALE (1982: 151) 805 Vgl. R IJK (1986: 94); vgl. K NEALE / K NEALE (1991: 208 f.) 5.3 Die Kopula Abaelards 153 <?page no="154"?> propositions If we were to treat the status and dicta as things [ 806 ], they would be eternal, necessary realities beloved by all Platonists, which provide whatever intelligibility the world may have. Abelard is not entirely repelled by such a vision. [ … ] But in the end he avoids any commitment to this sort of realism. “ 807 Diese Thesen in Abaelards Sprachphilosophie können somit einen Versuch darstellen, auflösend in die Konzeption des Logos einzugreifen, sofern gültige anerkannte kategoriale Aussagen bzw. Propositionen (z. B. lat.: lex naturae; dt.: Naturgesetze) als Bestandteile desselbigen verstanden werden (s. 5.1). Die Konsequenz ist eine nominalistische Anschauung und eine extensionale Lesart von sprachlichen Ausdrücken, die sich jedoch aufgrund der Infragestellung der Gültigkeit von Relationalität und Kausalität auf der Ebene der Begriffe sowie der Bedingtheit der Existenz sämtlicher Realien, in okkasionalistische Anschauungen, welche ausschließlich die bedingungslose Existenz eines transzendenten Gottes oder nicht begreifbaren Numens zulassen, einbetten lässt: „ God, who is the cause of the concomitance of bodily and mental facts, is in truth the sole cause in the universe. No fact contains in itself the ground of any other; the existence of the facts is due to God, their sequence and coexistence are also due to him. He is the ground of all that is. My desires, volitions and thoughts are thus the desires, volitions and thoughts of God. Apart from God, the finite being has no reality, and we only have the idea of it from God. “ 808 Beiden Anschauungen liegt ein semiotisches Modell zur Sprachanalyse zugrunde, in welchem ausschließlich Gegenstände der extensionalen Denotationsebene der außersprachlichen Wirklichkeit oder deren mentale Repräsentationen kontingenter Existenz lokalisiert sind und gehen nicht von begrifflich erfassbarer Relation, Begriffsintension oder prädikativer Natur sowie von einem Wahrheitswert oder einer Gültigkeit derselbigen, die Letztgenannte als Begriff, Gedanke oder Konzept begreifbar machen und den (materiellen) Gegenständen überordnen, aus (s. a. 7.6.1). Deshalb bilden Abaelards sprachphilosophische Thesen das Fundament der okkasionalistisch bzw. jansenistisch geprägten Logik von Port- Royal (s. 5.4) sowie der mit dieser einhergehenden Grammatik als auch die semiotische Grundlage von nominalistisch, materialistisch oder positivistisch 806 Hierbei sind nicht logische Gegenstände der materiellen, extensionalen Ebene der außersprachlichen Wirklichkeit gemeint, sondern die Ontologie der status und dicta, welche sie als existent auszeichnet. 807 T WEEDALE (1982: 156); vgl. A BAELARD (1919-1927 [ca. 1100]: 365 f., Die Glossen zu Περὶ ἑρμηνείας ) 808 H OOPER / C HISHOLM / P HILLIPS (Hrsg. 1910: 913, Geulincx Arnold); vgl. z. B. a. A L -G HAZALI / K AMALI (1963: 185 f., Problem XVII) 154 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="155"?> orientierten Theorien. 809 Tweedale konkludiert: „ What most associate Abelard with nominalists of the later Middle Ages such as Ockham, and even of our own time, such as N. Goodman and W. V. O. Quine, are his incessant efforts to show that dialectic and the artes sermocinales in general can be developed without their requiring us to believe in the existence of things other than those more or less ordinary ones described by physia. “ 810 Eine Applikation der Abaelardschen These von der Kopula in der deutschen Grammatikschreibung führt z. B. Admoni mit nachfolgenden Worten vor: „ Aus der Sicht der logischen Analyse ist der Gedanke (das Urteil), da zu seinem Bestand die Kopula gehört, sogar dreigliedrig, was für uns irrelevant ist, denn die Funktion der Kopula besteht nur darin, daß sie die Verbindung zwischen Subjekt und Prädikat herstellt und folglich keine selbständige Bedeutung hat. Im Gegensatz zu gängigen Bestimmungen des Subjekts als des Gegenstandes, von dem das Urteil handelt [ … ] bzw. über den etwas ausgesagt wird [ … ], charakterisieren wir das Subjekt des logischen Urteils als den Gegenstand, der im Satz eine Bestimmung bekommt; wir bezwecken damit eine deutlichere gegenseitige Abgrenzung des Urteils als gedanklicher und des Satzes als sprachlicher Einheit. “ 811 Abschließend ist Kneales/ Kneales Kommentierung Abaelards Theorie zu nennen, welche darauf hindeutet, dass Abaelards Sprachtheorie impraktikabel ist und nicht der sprachlichen Realität entspricht: „ For all his subtlety and shrewdness Abelard seems to have failed to appreciate the great importance of the difference between referring to an individual by means of a proper name or demonstrative sign and characterizing it by means of a general term or descriptive phrase, though he was of course quite well able to use the distinction in ordinary discourse and even to talk about it intelligently when he was not dealing with those controversial problems for the solution of which it is essential. “ 812 5.4 Die Port-Royalsche Trichotomie des Aussagesatzes Die Logik von Port-Royal La logique, ou l ’ art de penser 813 und ihre logischphilosophischen Prinzipien sind eng mit der Grammatik Grammaire générale 809 Für fortführende Erläuterungen sowie die Darlegung weiterer Implikationen derartiger Positionen, s. 7.6.1. 810 T WEEDALE (1982: 154) 811 A DMONI (2002 [1955]: 112, Fn. 112) 812 K NEALE / K NEALE (1991: 208 f.) 813 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]) 5.4 Die Port-Royalsche Trichotomie des Aussagesatzes 155 <?page no="156"?> et raisonnée von Arnauld/ Lancelot 814 verwoben 815 , so dass auf eine Vorstellung der Grammaire générale et raisonnée an dieser Stelle verzichtet wird. Anschließend wird Arnaulds/ Nicoles La logique, ou l ’ art de penser 816 erörtert, da sie logische Vorannahmen, welche für die Reflexion logisch-semantischer Beziehungen im Aussagesatz relevant sind, herausarbeitet. Nach Tugendhat/ Wolf versucht Arnaulds/ Nicoles Werk die Inhalte und Bedeutungen von Begriffen zu erfassen sowie psychologische Fragestellungen zu behandeln. 817 Zusammenfassend konstatiert Ueding hinsichtlich der Logik von Port-Royal: Die „ Begriffslogik und Analyse der Wahrheit ersetzen die alte Logik und Dialektik vom richtigen Schließen und Argumentieren. “ 818 Wesentlich sind auch in diesem Werk die Bestimmung der Nomen (frz.: noms), die als Substantive Gegenstände (frz.: des choses) (z. B. terre; soleil) und als Adjektive die Art und Weise (frz.: des manières des choses) (z. B. bon; juste; rond) bezeichnen 819 und ihre Abgrenzung von Verben. 820 Dabei rückt die Analyse der Struktur eines einzelnen Aussagesatzes in den Mittelpunkt, bevor die Figuren aus der Analytica Priora Aristoteles ’ und ihre Modi systematisch dargelegt werden. 821 Das Verständnis der Aussagesätze in den Syllogismen ist in der Logik von Port-Royal von scholastischen Ansichten geprägt. 822 Deshalb übernehmen Arnauld/ Nicole den Abaelardschen Kopulabegriff als bloße Verbindung oder Koppelung zweier Begriffe (frz.: termes) 823 : „ Selon cette idée, l ’ on peut dire que le verbe de luimême ne devrait point avoir d ’ autre usage que de marquer la liaison que nous faisons dans notre esprit des deux termes d ’ une proposition; mais il n ’ y a que le verbe être qu ’ on appelle substantif, qui soit demeuré dans cette simplicité, et encore n ’ y est-il proprement demeuré que dans la troisième personne du présent est et en de certaines rencontres: car, comme les hommes se portent naturellement à abréger leurs expressions, ils ont joint presque toujours à l ’ affirmation d ’ autres significations dans un même mot. “ 824 Des Weiteren wird die Kopula sein (frz.: être), insbesondere die 3. Person Singular ist (frz.: est) derselbigen als reine Affirmation ohne jegliche andere Signifikation inter- 814 A RNAULD / L ANCELOT (1966 [1660]) 815 U EDING (Hrsg. 2001: 570 f.) 816 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]) 817 T UGENDHAT / W OLF (1983: 7) 818 U EDING (Hrsg. 2001: 571) 819 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 96 ff.) 820 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 100 ff.) 821 Vgl. A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 105 ff., 182 ff.) 822 U EDING (Hrsg. 2001: 567) 823 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 101, 104) 824 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 101) 156 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="157"?> pretiert: „ le mot est ne signifie que l ’ affirmation simple “ 825 . In Aussagesätzen mit beliebigen Verben nehmen Arnauld/ Nicole neben einer Zeitlichkeit 826 , ebenfalls einen affirmativen Charakter des Verbs im Allgemeinen als deren Hauptsignifikation an, da angeblich jedwedes Verb neben seinem eigentlichen Inhalt eine verdeckte Kopula in sich birgt. Diese zeitliche Kosignifikation gilt nicht für das Verb sein (frz.: être) in der 3. Person Singular ist (frz.: est), wenn es in Sätzen vorkommt, die ewige Wahrheiten (z. B. Gott ist unendlich; alle Körper sind teilbar; das Ganze ist größer als seine Teile) ausdrücken. 827 Eine Affirmation (frz.: affirmation) ist nach der Logik von Port-Royal an ein bewusstes Urteil des Sprechers gebunden: „ on appelle verbe qui n ’ est rien autre qu ’ un mot dont le principal usage est de signifier l ’ affirmation, c ’ est-à-dire de marquer que le discours où ce mot est employé est le discours d ’ un homme qui ne conçoit pas seulement les choses, mais qui en juge et qui les affirme; en quoi le verbe est distingué de quelques noms, qui signifient aussi l ’ affirmation, comme affirmans, affirmatio, parce qu ’ ils ne la signifient qu ’ en tant que par une réflexion d ’ esprit, elle est devenue l ’ object de notre pensée; et ainsi ils ne marquent pas que celui qui se sert de ces mots affirme, mais seulement qu ’ il conçoit une affirmation. “ 828 Um den affirmativen Charakter eines nicht negierten Aussagesatzes auch für Sätze ohne Kopula bzw. ohne das Verb sein aufrechtzuerhalten, übernehmen Arnauld/ Nicole Abaelards Hypothese einer nicht overt realisierten Kopula und behaupten, dass das Verb sein in jedem Fall dem sprachlichen Ausdruck verdeckt oder sprachlich materialisiert inne ist. Auch Arnauld/ Nicole weisen damit, wie alludiert, eine kopulative Rolle allen Verben zu, wobei diese die Affirmation erwirkt: „ ces verbes enferment dans eux-mêmes l ’ affirmation et l ’ attribut. “ 829 In einem beliebigen Aussagesatz ist nach der Logik von Port-Royal nicht nur ein Attribut oder Prädikativ vorhanden, sondern auch die affirmative und negierbare Natur, welche an das verdeckte oder materiell realisierte Verb sein (frz.: être) geknüpft ist. 830 Die Folge ist eine Reduktion des inhaltlichen Ausdrucks eines Verbs zu einer „ simplicité “ 831 , die mit der geringen inhaltlichen und strukturellen Relevanz des Verbs in den Syllogismen der tradierten Syllogistik Aristotles ’ assoziiert wird. 832 Wie obig dargelegt (s. 5.2), verursacht 825 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 104) 826 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 102, 104) 827 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 101 - 104) 828 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 101); vgl. M URPHY (1974: 276 f.); vgl. U EDING (Hrsg. 2001: 567) 829 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 102) 830 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 101) 831 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 101) 832 Zur Formulierung der Inbezugsetzung zweier Begriffe in den Prämissen und Konklusionen der Syllogistik Aristoteles ’ , s. 5.2. 5.4 Die Port-Royalsche Trichotomie des Aussagesatzes 157 <?page no="158"?> eine angenommene Inhaltsleere des Verbs sein in der scholastischen Tradierung der Syllogismen, die lediglich auf Namen von Begriffen, Quantität und Qualitäten operieren, keine besonderen Komplikationen, da diese als relationslogische, mengentheoretische oder funktionale Gebilde ein Schlussverfahren präsentieren. 833 Die Logik von Port-Royal sowie die Grammaire générale et raisonnée von Arnauld/ Lancelot illustrieren damit historisch nach Abaelard ein weiteres Mal, wie das inhaltsleere Verb sein aus der Tradierung der Syllogismen in die syntaktische oder logisch-semantische Analyse einzelner Aussagesätze gerät, die keine Komponenten einer Beweisführung oder eines schlussfolgernden Verfahrens sind und daraufhin in die Grammatikschreibung gelangt. Gemäß des Vorschlags Abaelards und der von diesem propagierten Ellipsentheorie sind die exemplarisch genannten Sätze Dieu aime les hommes (dt.: Gott liebt die Menschen) als Dieu est aimant les hommes (dt.: (? )Gott ist die Menschen liebend) oder Sätze mit einem existenzbezeichnenden Verb sein wie der Beispielsatz je suis (dt.: ich bin) als die Formulierungen je suis un être (dt.: ich bin ein Sein) oder je suis quelque chose (dt.: ich bin etwas) zu lesen: „ Tels sont tous les verbes, hors celui qu ’ on appelle substantif, comme Dieu existe, c ’ est-à-dire est existant; Dieu aime les hommes, c ’ est-à-dire Dieu est aimant les hommes: et le verbe substantif, quant il est seul, comme quand je dis je pense, donc je suis, cesse d ’ être purement substantif, parce qu ’ alors on y joint le plus général des attributs qui est l ’ être; car je suis veut dire, je suis un être, je suis quelque chose. “ 834 Da das Verb sein als Kopula in der Logik von Port-Royal in Übereinstimmung mit der Hypothese Abaelards (s. 5.3) verdeckt oder sprachlich realisiert in jedem Aussagesatz vorhanden sein muss, folgt daraus die Port-Royalsche Trichotomie der syntaktisch-semantischen Struktur des Aussagesatzes: Subjektposition - Kopula - Prädikatposition: „ toute proposition enferme nècessairement ces trois choses “ 835 . Die Begriffe Extension (frz.: étendu; lat.: extensio; dt.: Ausdehnung; Spannweite; Verbreitung) und Intension (frz.: compréhension; lat.: intensio; dt.: Mühe; Spannung; Anspannung) erläutern Arnauld/ Nicole daraufhin in folgenden Worten: „ Or, dans ces idées universelles, il y a deux choses qu ’ il est très-important de bien distinguer, la compréhension et l ’ étendue. J ’ apelle compréhension de l ’ idée, les attributs qu ’ elle enferme en soi, et qu ’ on ne peut lui ôter sans la détruire, comme la compréhension de l ’ idée du triangle enferme extension, figure, trois lignes, trois 833 Vgl. K IRCHMANN (1877 - 1883 [1877]: 9 f.); vgl. K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: XII) 834 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 106) 835 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 106) 158 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="159"?> angles et l ’ égalité de ces trois angles à deux droits, etc. J ’ appelle étendue de l ’ idée les sujets à qui cette idée convient; ce au ’ on appelle aussi les inférieurs d ’ un terme général, qui, à leur égard, est appelé supérieur, comme l ’ idée du triangle en général s ’ étend à toutes les diverses espèces de triangle. “ 836 Damit ist anhand des Begriffs Dreieck exemplarisch erklärt, dass in der Intension des Begriffs Dreieck die Idee der Figur, d. h. der drei Winkel usw. enthalten sei, doch seine Extension umfasse alle unter diese Idee fallenden Gegenstände. 837 (S. a. 5.7.1) Um die Vorstellung einer nicht notwendig im Inhalt einer Idee enthaltenen Eigenschaft zu erläutern, führen die Autoren das Beispiel beweisbarer, nicht definitorischer Eigenschaften mathematischer Objekte, z. B. des rechten Winkels im Dreieck, der nicht notwendig in der Idee eines beliebigen Dreiecks selbst enthalten ist, an. 838 Nach Kirchmann vertritt auch Aristoteles ’ Werk eine vergleichbare Auffassung von Prädikation: „ Es entspricht dies dem obersten Grundsatze seiner Philosophie, wonach der Begriff eines Gegenstandes nicht ausserhalb desselben, sondern in ihm, als ein Theil desselben enthalten ist, welcher nur im Denken von ihm abgetrennt vorangestellt werden kann. Nun ist das Prädikat der höhere Begriff zu dem Subjekt, unn [sic] folglich ist auch dieser höhere Begriff in dem niederen als ein Theil desselben enthalten. “ 839 Allerdings unterscheidet Aristoteles auch in der Hermeneutica deutlich zwischen zwei Aussagen, nämlich erstens, jener Aussage, welche einem logischen Subjekt im Satz ein logisches Prädikat im selben Satz zuordnet, und zweitens, der Aussage, welche einer Inbezugsetzung bzw. einer Sättigung eines logischen Prädikats mit einem logischen Subjekt, das logische Prädikat wahr oder falsch zuweist: „ Wenn der Gegenstand nicht weiss ist, so ist die Aussage dass er weiss ist, falsch und wenn dieses Aussage falsch ist, so ist der Gegenstand nicht weiss; also muss nothwendig die Bejahung oder Verneinung wahr oder falsch sein. “ 840 Nun wird jedoch terminologisch erstere Aussage Urteil genannt, als auch zweitere Aussage, welche als eigentliches Urteil einen Wahrheitswert wahr oder falsch erwirkt. Dabei ist ebenfalls der Wahrheitswert wahr oder falsch als logisches Prädikat konstruierbar, so dass das logische Prädikat der ersten Aussage, falls es sich um eine affirmative Aussage handelt, mit einem Wahrheitsanspruch bzw. fehlerhaft mit dem Wahrheitswert wahr assoziiert werden kann, während eine negierte Aussage fehlerhaft mit dem Wahrheitswert falsch assoziiert werden kann, wobei der Wahrheitsanspruch der negierten Aussage selbst nicht berücksichtigt wird und 836 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 51 f.) 837 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 51 f.); vgl. U EDING (Hrsg. 2001: 566); vgl. a. F REGE (1884: 64) 838 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 52) 839 K IRCHMANN (1877 - 1883 [1877]: 11, 9. B. 1. K. 1. S. 3., Erl. 9) 840 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1876]: 63, Kap. 9) 5.4 Die Port-Royalsche Trichotomie des Aussagesatzes 159 <?page no="160"?> die Negation als Auflösung des Wahrheitsanspruchs der zugehörigen nicht negierten Aussage perzipiert wird. 841 Arnauld/ Nicole erklären: „ Après avoir conçu les choses par nos idées, nous comparons ces idées ensemble; et, trouvant que les unes conviennent entre elles, et que les autres ne conviennent pas, nous les lions ou délions, ce qui s ’ appelle affirmer ou nier, et généralement juger. Ce jugement s ’ appelle aussi proposition, et il est aisé de voir qu ’ elle doit avoir deux termes: l ’ un de qui l ’ on affirme ou de qui l ’ on nie, lequel on appelle sujet; et l ’ autre que l ’ on affirme ou que l ’ on nie, lequel s ’ appelle attribut ou prædicatum. Et il ne suffit pas de concevoir ces deux termes; mais il faut que l ’ esprit les lie ou les sépare et cette action de notre esprit et marquée dans le discours par le verbe est, ou seul quand nous affirmons, ou avec une particule négative quand nous nions. “ 842 An dieser Stelle wird deutlich, dass Arnaulds/ Nicoles Kunst zu Denken anstrebt, richtiges bzw. eine bestimmte Art zu Denken zu lehren, indem ein kopulativer Assertionsmoment zwischen den Aussagebestandteilen die Komposition eines sprachlichen Ausdrucks als die Kombination von logischem Subjekt und logischem Prädikat zu restringieren versucht. Der in den Satz hineinverlegte Behauptungsmoment des Urteils soll kontrollieren, ob die zwei Ideen, welche durch das logische Subjekt und das logische Prädikat verkörpert werden, affirmativ oder negiert im sprachlichen Ausdruck aneinandergefügt werden dürfen. Hierbei geht es nicht um die Befolgung grammatischer Regeln oder die Wohlgeformtheit eines Ausdrucks in einer logischen oder mathematischen Notation, sondern um Ideen (frz.: idées) und Dinge der außersprachlichen Wirklichkeit (frz.: choses) (s. 5.8.3; 6.4.2; 6.4.2.1; 6.4.2.2). Die Logik von Port-Royal geht damit über die Bemerkung, eine Aussage sei affirmativ formuliert, da sie keine Verneinung aufweise, hinaus, indem sie einen Aussagesatz als Urteil bezeichnet und außerdem den Moment der Affirmation in das Verb und die Kopula verlegt. Unter einem Wahrheitsanspruch einer affirmativ formulierten Aussage tendiert nun das logische Prädikat des Satzes zum Resultat seiner eigenen Prädikation zu werden, so dass das Ergebnis eines angenommenen Urteils der Term in logischer Prädikatsposition ist. Eine Aussage wie der Beispielsatz Peter lebt transformiert sich unter der Konstruktion einer Affirmation in der Kopula in den Ausdruck Peter ist lebendig mit dem Ergebnis des Urteils lebendig. Ein Aussagesatz und ein Urteil gestalten sich somit in einem solchen Fall als ein direkter Verweis in die gegenständliche Ebene auf das Denotat des logischen Prädikats und seine Affirmation, anstatt 841 Diese Differenzierung ist, wie erwähnt, eigentlich aus diesem Zitat Aristoteles ’ abzuleiten, vgl. hierzu auch die Nachgeordnetheit des Urteils bei Frege (s. u.; vgl. F REGE (2002 [1892]a: 31 f.) sowie die Ausführungen Freges zur Verneinung (F REGE (2003 [1918 - 1919] b)); vgl. P FÄNDER (1921); vgl. B ECK (1916); s. a. 5.8; 5.8.1; 5.8.3 842 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 105 f.) 160 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="161"?> als Reflexion über einen als Aussage ausgedrückten Sachverhalt, welchem nach einem Urteil das Prädikat wahr oder falsch zugeteilt wird. Hierbei konstatieren Arnauld/ Nicole, das Subjekt sei der Unterbegriff und das Attribut oder Prädikat sei der Oberbegriff, mit der Begründung, dass das logische Subjekt im Allgemeinen weniger ausgedehnt sei, d. h. eine geringere Extension besitze als das logische Prädikat: „ le sujet est aussi appelée le petit terme, parce que le sujet est d ’ ordinaire moins étendu que l ’ attribut, et celle qui en est l ’ attribut est aussi appelée le grand terme pare une raison contraire. “ 843 Auch dieses Verständnis desjenigen Begriffs mit der weiteren Ausdehnung als Prädikat ist vereinbar mit einer Identifikation des logischen Prädikats in der Analytica Priora Aristoteles ’ : „ Es sei hier nocheinmal wiederholt, dass es besser ist, wenn man sich an die Ausdrucksweise der Urtheile gewöhnt, wonach das Prädikat, als der weite Begriff vorangestellt wird und gesagt wird: das Prädikat ist in dem ganzen Subjektsbegriff enthalten (das Sterbliche ist in allen Menschen enthalten), als: alle Einzelnen des Subjektsbegriffes sind das, was das Prädikat besagt (alle Menschen sind sterblich). Der Sinn ist derselbe, allein Ar. gebraucht nur die erste Ausdrucksweise und nur wenn man dieses auch im Deutschen thut, wird das Verständnis seiner Schrift so erleichtert, dass man bequem ihr folgen kann. “ 844 Diejenigen Schlüsse, welche keinen Mittelbegriff benötigen, aber sich dennoch aus eigentlich zwei Aussagen konstituieren, grenzen sich, wenn sie unter bestimmten Bedingungen operieren, als Verstandesschlüsse von Vernunftschlüssen ab. Kirchmann weist darauf hin, dass das Schlussverfahren eines Syllogismus Aristoteles ’ „ allemal ein Vernunft-Schluss “ 845 ist und dass Aristoteles den Unterschied zwischen Verstandes- und Vernunftschlüssen nicht kennt 846 : „ Verstandesschlüsse werden jetzt diejenigen Schlüsse genannt, welche keinen dritten oder Mittelbegriff brauchen, um aus einem Urtheile abgeleitet zu werden; sie sind also bereits implicite in den [sic] einem Urtheile enthalten und werden im Verstandesschluss nur explicite gesetzt. “ 847 Auch die Logik von Port-Royal führt die Bildung eines Syllogismus ’ nach Aristoteles als eine Struktur aus mindestens zwei Prämissen und einer Konklusion auf 848 . Doch die Strukturierung eines einzelnen Aussagesatzes als affirmierbares oder negierbares Urteil nach Arnauld/ Nicole stellt gegenüber den Verstandesschlüssen noch eine weitere Reduzierung dar. Es handelt sich bei der Affirmation der Logik von Port-Royal um ein Urteil darüber, ob eine Proposition wahr oder 843 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 64 - 66) 844 K IRCHMANN (1877 - 1883 [1877]: 16, 11. B. 1. K. 2. S. 4, Erl. 11) 845 K IRCHMANN (1877 - 1883 [1877]: 22, 17. B. K. 4. S. 6., Erl. 17) 846 K IRCHMANN (1877 - 1883 [1877]: 22, 17. B. K. 4. S. 6., Erl. 17) 847 K IRCHMANN (1877 - 1883 [1877]: 22, 17. B. K. 4. S. 6., Erl. 17) 848 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 167 ff.) 5.4 Die Port-Royalsche Trichotomie des Aussagesatzes 161 <?page no="162"?> falsch ist, ob die ausgesagte Zuschreibung eines Attributs bzw. einer Eigenschaft oder Charakteristik zu einem logischen Subjekt nach einem Ideenvergleich 849 in einem alleinstehenden Aussagesatz semantisch stimmig oder unstimmig erfolgt ist. Ein Urteil erfolgt demnach, wie bereits angesprochen, nicht über den Ausdruck eines Aussagesatzes, sondern während der Bildung eines Aussagesatzes. Da das logische Prädikat des Satzes in einem Aussagesatz nach der Logik von Port-Royal in seiner Kombination mit einer Kopula sich selbst affirmiert, ergibt sich zwischen logischem Subjekt und logischem Prädikat ein Behauptungsbzw. Assertionsmoment. 850 Insgesamt sind diese Denkoperationen aus den Syllogismen Aristoteles ’ übernommen, deren Konklusion des Schlussverfahrens aufgrund des komplexen, systematischen Aufbaus eines aus (mindestens) drei Aussagen bestehenden Syllogismus gemäß den Qualitäten und Quantitäten der jeweils zueinander in Bezug gesetzten Terme immer gültig oder ungültig bzw. wahr oder falsch sein muss (s. 5.2), jedoch wird eine Erwartung dieser Verhältnisse nun in einen alleinstehenden Aussagesatz verlegt. Die Theorie der Logik von Port-Royal über das Verb setzt demnach zunächst an der Kopula Abaelards an, welche als inhaltsleeres Instrument der Koppelung von einem Signifikat existieren abgetrennt wurde. In einer Zusammenziehung des syllogistischen Schlussverfahrens sowie der Nichtbeachtung der Trennung zwischen einer Aussage über einen Gegenstand und einer Aussage über eine logische Prädikation mit dem Wahrheitswert wahr oder falsch, mutiert die Abaelardsche Kopula zu einem affirmierenden Akt. Diese Affirmation wird aufgrund der verdeckten Kopula in jedem Verb nach Abaelard in der Logik von Port-Royal in alle Verben transferiert. Warum z. B. die französische oder deutsche Sprache verschiedene Verben mit diversen Inhalten entworfen hat, erscheint anschließend fragwürdig. Diese Frage beantworten Arnauld/ Nicole mit derselben Begründung wie Abaelard, nämlich dass Verben aus einer Vorliebe für verkürzte Rede (z. B. Peter ist lebendig zu Peter lebt) entstanden seien: „ Car les hommes, voulant abréger leurs discours, ont fait une infinité de mots qui signifient tout ensemble l ’ affirmation, c ’ est-à-dire ce qui est signifié par le verbe substantif, et de plus un certain attribut qui est affimé. “ 851 Obwohl die Logik von Port-Royal ausführliche Erklärungen zu einer Extension und zu einer Intension einbringt sowie innerhalb der Begriffslogik argumentiert, ermöglicht sie eine Verstehbarkeit von sprachlich formulierten Aussagen und Urteilen auf gegenständlicher Ebene, welche mit dem logischen Prädikat auch das grammatische Prädikat, das Verb, dekonstruiert. Der Einfluss Abae- 849 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 105 f.) 850 Zu den Termini Assertionsfunktion und Behauptungsfunktion, vgl. B AUM (1976: 28); s. 5.8 851 A RNAULD / N ICOLE (1992 [1662]: 106) 162 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="163"?> lardscher, cartesianischer und jansenistischer Ansichten erwirkt in der Logik von Port-Royal für die Sprachbeschreibung entgegen der Erwartung nach den Erklärungen zur Intension somit ein Hindernis für das grammatische Prädikat als logisches Prädikat in seinem Wesen als intensionaler Begriff, welcher über Gegenstände bzw. den Term in logischer Subjektsposition etwas aussagt, damit Gegenständen übergeordnet ist und diese umfängt, nicht nur denotiert (s. 5.3). Ein seiender intensionaler Begriff, der als Instrument der Erfassung von Gedanken sowie der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit, d. h. als Satzbildungselement, für die syntaktische Position des Prädikats verfügbar ist, kann sich gemäß der Theorie der Logik von Port-Royal nicht etablieren, da das Urteil über den Wahrheitswert der Zusammensetzung von Ideen im Satzbildungsprozess vorgeschaltet ist, und das Prädikat damit vergegenständlicht wird. Aus obig genannten Gründen ist Ueding zuzustimmen, welcher der Logik von Port-Royal eine „ Radikalisierung “ 852 ähnlicher scholastischen Auffassungen attestiert. 853 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik Ebenso widmet sich die Mathematik der Syllogistik Aristoteles ’ . Der Prozess der Mathematisierung der traditionellen Syllogistik soll in der vorliegenden Studie mit einer einleitenden Erörterung der Thesen Leibniz ’ und Booles vorgestellt werden, da das Leibniz-Gesetz als auch die Auffassung des extensionalen Wahrheitswertes einer Aussage und die Erklärung einer Tautologie nach Boole bzw. die Weiterentwicklung Booles Thesen für die dargelegte Argumentation relevant sind. Nach Ueding hat bereits Leibniz die ersten Entwürfe einer mathematischen Logik formuliert. Entsprechung findet eine formale Betrachtung der Syllogismen somit in Leibniz ’ Ausführungen. Wie Rescher anmerkt, hält Leibniz an der Gültigkeit der klassischen aristotelischen Logik fest, strebt jedoch an, diese mittels symbolischer Abstraktion zu präzisieren. 854 Zudem leitet Leibniz im Jahr 1679 mit der lingua characteristica universalis 855 die Formalisierung der Sprache ein und verwendet Zeichen für unbestimmte Relationen. 856 Dabei greift Leibniz nach Ueding begriffslogische Unterscheidungen auf und bindet sie in seine Grundidee ein, komplexe Begriffe und Begriffsrelationen aus einem Grundinventar von einfachen Begriffen durch 852 U EDING (Hrsg. 2001: 567) 853 U EDING (Hrsg. 2001: 567) 854 L EIBNIZ (1903 [ca. 1660 - 1720]b: 295 ff.); vgl. K LASSEN (1974: 138); vgl. R ESCHER (1954: 7); vgl. L EWIS / L ANGFORD (1932: 5 ff.); vgl. B LANCHÉ (1996: 189 ff.); vgl. U EDING (Hrsg. 2001: 572) 855 Vgl. G ERHARDT (Hrsg. 1890b: 184 - 217, Scientia generalis. Characteristica, Kap. XI - XVII) 856 C OUTURAT (1901: 301); vgl. G UILLAUME (1985: 785 f.) 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik 163 <?page no="164"?> geeignete Kombination abzuleiten. Jedem Begriff wird demnach ein bestimmtes Zeichen als Etikett zugeschrieben, z. B. sei der Buchstabe d das Etikett des Begriffs Mensch, so ist der Buchstabe d eine Art Eigenname für den Begriff Mensch. 857 Das gesamte Werk trägt den Titel Über die universale Synthese und Analyse oder über die Kunst des Findens und Urteilens (lat.: seu de arte inveniendi et iudicandi) womit Leibniz, wie Ueding zusammenfasst, die in der Topik Aristoteles ’ dargelegten Ideen auf das kombinatorische Kalkül überträgt 858 : „ Im Übrigen ist für mich die kombinatorische Kunst speziell diejenige Wissenschaft (man könnte sie auch allgemein Charakteristik oder Bezeichnungskunst nennen), in welcher die Formen oder Formeln der Dinge überhaupt behandelt werden, d. i. ihre Qualität im allgemeinen oder das Verhältnis des Ähnlichen und Unähnlichen, so wie etwa aus solchen Elementen wie a, b, c etc. (ob sie nun für Quantitäten oder etwas anderes stehen) durch ihre wechselseitige Verknüpfung verschiedene Formeln entstehen können; und hierdurch unterscheidet sie sich von der Algebra, die von den Formeln der Quantität handelt oder vom Gleichen und Ungleichen. “ 859 Leibniz unternahm demzufolge mit der lingua characteristica universalis den Versuch einer formalisierten Sprache, doch nach Guillaume verblieb sein Vorhaben im Stadium eines Entwurfs. 860 Festzuhalten ist, dass Leibniz in seiner Abhandlung Elementa calculi (dt.: Bausteine eines Kalküls) aristotelisch Termini, d. h. die Terme in logischer Subjekt- und in logischer Prädikatposition sowie Aussagen (lat.: propositiones) unterscheidet. 861 Nach Ueding ist eine exemplarisch genannte Aussage bzw. Proposition der (jeder) Fromme ist glücklich bei Leibniz begriffsintensional derart zu verstehen, „ daß etwa in <Der (Jeder) Fromme ist glücklich> das Prädikat glücklich im Begriff des Frommen enthalten ist. “ 862 Etwas deutlicher und hinsichtlich der traditionellen Urteilslehre weniger missverständlich ist die Formulierung, dass in der Proposition der (jeder) Fromme ist glücklich das Signifikat des Terms glücklich bzw. ist-glücklich intensionallogisch über den Inhalt des Begriffs der Fromme prädiziert, d. h. von dem Begriff der Fromme ausgesagt wird. In späteren Schriften vertritt Leibniz nach Ueding auch eine auch extensionale Auffassung 863 , indem der Begriff als sein Umfang inter- 857 G ERHARDT (Hrsg. 1890a: 425, Meditationes); vgl. H EINEKAMP (1988: 364 ff.); L EIBNIZ (1992 [ca. 1660 - 1720]b: 137 ff.); vgl. U EDING (Hrsg. 2001: 572) 858 U EDING (Hrsg. 2001: 572) 859 L EIBNIZ (1992 [ca. 1660 - 1720]b: 151) 860 G UILLAUME (1985: 785 f.); vgl. M ITTELSTRA ß (1970: 198) 861 L EIBNIZ (1903 [ca. 1660 - 1720]a: 49 ff.); vgl. L EIBNIZ (1992 [ca. 1660 - 1720]a: 77 ff.); vgl. G ERHARDT (Hrsg. 1890b: 184 - 217, Kap. XI - XVII); vgl. U EDING (Hrsg. 2001: 572) 862 U EDING (Hrsg. 2001: 572); vgl. L EIBNIZ (1992 [ca. 1660 - 1720]a: 69, Vorbem. d. Hrsg.) 863 Vgl. L EIBNIZ (1903 [ca. 1660 - 1720]a: 49 ff.); vgl. L EIBNIZ (1992 [ca. 1660 - 1720]a: 75 ff.); vgl. P ARKINSON (1988: 240 ff., 252 ff., 258 ff.); vgl. U EDING (Hrsg. 2001: 572) 164 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="165"?> pretiert wird, d. h. als die Menge aller Gegenstände, die unter diesen Begriff fallen. Danach ist die Menge der vom Begriff in grammatischer Subjektposition bezeichneten Gegenstände in der Menge der vom Begriff in grammatischer Prädikatsposition bezeichneten Gegenstände enthalten. Bezüglich dieser Sachverhalte ist nun das Leibniz-Gesetz α = β ⇒ φ ↔ φ [ α / / β ] erwähnenswert, welches Leibniz in seiner Schrift Scientia generalis niederlegt: „ Eadem sunt quorum unum potest substitui alteri salva veritae. Si unt A et B et A ingrediatur aliquam propositionem veram, et ibi in aliquo loco ipsius A pro ipso substituendo B fiat nova propositio eaque itidem vera, idque semper succedat in quacunque tali propositione, A et B dicuntur esse Eadem; et contra si Eadem sint A et B, procedet substitutio quam dixi. Eadem etiam vocantur coincidentia; aliquando tamen A quidem et A vocantur idem, A vero et B si sint eadem vocantur coincidentia. “ 864 In Kapitel XX führt Leibniz eine Erklärung zum Leibniz-Gesetz anhand der Figur des Dreiecks an: „ Eadem seu coincidentia sunt quorum alterutrum ubilibet potest substitui alteri salva veritate. Exempli gratia, Triangulum et Trilaterum, in omnibus enim propositionibus ab Euclide demonstratis de Triangulo substitui potest Trilaterum, et contra, salva veritate. A ∞ B significat A et B esse eadem, ut de recta XY et recta YX dicemus: YX ∞ XY, seu coincidere viam brevissimam Mobilis ab X ad Y et ab Y ad X. “ 865 Verschiedene Rezeptionen des Leibniz-Gesetzes erlangen bei der Anwendung operationaler Testverfahren des linguistischen Strukturalismus Relevanz, indem Substitutionen bzw. Modifikationen im sprachlichen Ausdruck unter dem Kriterium, ob die Bedeutung des Ausdrucks gleich bleibt (lat.: salva veritate) oder sich verändert, vorgenommen werden (s. 7). Es wird Boole zugeschrieben, eine Konstituierung vollständig formalisierter Sprachen einzuleiten. Boole nimmt eine Klassifikation von Ausdrücken vor und führt Variablen für allgemeine Relationen ein. Wesentliches Ziel bei diesem Unterfangen ist für Boole unter anderem, die Wahrheit oder Falschheit eines Aussagesatzes zu ermitteln. 866 Bis zur Veröffentlichung Booles An investigation of the laws of thought on which are founded the mathematical theories of logic and probabilities im Jahr 1854 beschäftigten sich zahlreiche Publikationen in der Mathematik mit der Entwicklung einer Symbolik für einen Kalkül, welcher die Schlüssigkeit der Konklusion einzelner Modi der Syllogismen Aristoteles ’ 864 G ERHARDT (Hrsg. 1890b: 228, Scientia generalis. Characteristica, Kap. XIX, Def. 1) 865 G ERHARDT (Hrsg. 1890b: 236, Scientia generalis. Characteristica, Kap. XX, Def. 1) 866 Zur Abstraktion des Schriftbildes nach Boole, s. B OOLE (1957 [1854]: 27). 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik 165 <?page no="166"?> ermitteln konnte. 867 Ein Aussagenkalkül (lat.: calculus; dt.: Rechenstein; Spielstein) 868 ist ein System von Regeln, mit denen sich aus gegebenen Aussagen, die z. B. in einem Axiomensystem verfasst sind, weitere Aussagen ableiten lassen. 869 Booles Algebraisierung der Logik in An investigation of the laws of thought on which are founded the mathematical theories of logic and probabilities expliziert das Klassenkalkül bezüglich der Extension von Begriffen, die Aussagenlogik sowie das Rechnen mit den Zahlen 0 und 1 als drei Interpretionen seines Formalismus. Mit Hilfe der Anfertigung eines Wörterbuchs dokumentiert Boole eine Übersetzung der Ausdrücke in traditioneller Aussageform als Aussagesätze in Ausdrücke seines Formalismus sowie eine Übersetzung einiger seiner eigenen Ausdrücke, welche dazu dienen, verschiedene Figuren des Syllogismus kalkülmäßig zu überprüfen, in traditionelle Aussageformen. 870, 871 Nach Boole ist das Objekt der Wissenschaften das Wissen über Gesetzmäßigkeiten und Relationen: „ The object of science, properly so called, is the knowledge of laws and relations. To be able to distinguish what is essential to this end, from what is only accidentally associated with it, is one of the most important conditions of scientific progress. “ 872 Bezüglich Propositionen unterscheidet Boole mehrere Arten, je nachdem ob diese Relationen zwischen Dingen oder Relationen zwischen Propositionen ausdrücken und belegt sie mit den Bezeichnungen primäre, konkrete Proposition (engl.: primary; concrete proposition) sowie sekundäre oder abstrakte Proposition (engl.: secondary/ abstract proposition): „ Either it expresses a relation among things, or it expresses, or is equivalent to the expression of a relation among propositions. “ 873 Er weist folgendermaßen auf die Unterscheidung zwischen primären Propositionen (engl.: primary propositions) (z. B. the sun shines; the earth is warmed) und sekundären Propositionen (engl.: secondary propositions) (z. B. if the sun shines, the earth is warmed; it is true that the sun shines) hin: „ Every primary proposition may thus give rise to a secondary proposition, viz., to that secondary proposition which asserts its truth, or declares its falsehood. “ 874 Boole vertritt hier ein extensionales Verständnis der zwei Terme in einem Satz bzw. einer Proposition, wobei die Terme in Position des logischen Subjekts und 867 G UILLAUME (1985: 803 ff.) 868 Vgl. Schröders Einführung der Bezeichnung Aussagenkalkül (S CHRÖDER (1890: 161)); vgl. G UILLAUME (1985: 807). 869 R EGENBOGEN et al. (Hrsg. 1998: 333 f., Kalkül) 870 G UILLAUME (1985: 804) 871 Weiterführendes zum Kalkül, s. 7.6.2. 872 B OOLE , G. (1957 [1854]: 39) 873 B OOLE , G. (1957 [1854]: 52) 874 B OOLE , G. (1957 [1854]: 53) 166 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="167"?> logischen Prädikats als Namen für Klassen aus Gegenständen, auch wenn diese nur aus einem einzigen Individuum bestehen 875 , interpretiert werden. Ob dieser Gegenständlichkeit des logischen Prädikats in primären Propositionen (engl.: primary propositions), erwähnt Boole darüber hinaus das entfaltete Urteil nach Pfänder bzw. eine Nachgeordnetheit desjenigen Urteils, welches als sogenanntes sekundäres Urteil (engl.: secondary proposition; dt.: sekundäre Proposition; sekundäres Urteil) über eine Aussage extensionaler Lesart urteilt (z. B. it is true that the sun shines). Das Urteil, das den Wahrheitswert liefert, nimmt Boole, trotz seiner psychologischen Herangehensweise 876 , demzufolge nicht wie die Logik von Port-Royal (s. 5.4) als Assertionsmoment zwischen dem logischen Subjekt und logischen Prädikat an, sondern als Aussage über die Kombination von logischem Subjekt und logischen Prädikat. Boole beschreibt hiermit die Äußerung eines Aussagesatzes extensionaler Lesart ohne Affirmation bzw. Wahrheitsanspruch sowie die Assertion eines Wahrheitswertes bezüglich einer derartigen Aussage, die selbst nicht extensional zu verstehen sei, da das Urteil hinsichtlich eines Wahrheitswertes wahr oder falsch sich nur mittelbar und damit indirekt auf die Gegenstände der Klassen beziehe, aber zeitlich gebunden ist, wenn es sich nicht um ewige Wahrheiten (engl.: eternal truths) handelt. 877 An gleicher Stelle betont Boole, dass eine Relation von Kausalität zwischen zwei Propositionen extensionaler Lesart nicht anzunehmen sei, sondern dass eine solche nur zwischen den von diesen denotierten Sachverhalten in der außersprachlichen Wirklichkeit (engl.: relation among the facts) bestehe. Den Versuch, die Relationen zwischen verschiedenen Propositionen zu beschreiben, unternimmt Boole jedoch, weist dabei eine Identitätsrelation zurück und argumentiert stattdessen auf der Basis von Zeitlichkeit und Koexistenz mehrerer Propositionen: „ the relations amont these subject propositions are relations of coexistent truth or falsehood, not of substantive equivalence. We do not say, then expression the connexion of two distinct propositions, that the one is the other, but use the meaning which we desire to convey ‚ Either the proposition X is true, or the proposition Y is true; ‘ ‚ If the proposition X is true, the proposition Y is true; ‘ ‚ The propositions X and Y are jointly true; ‘ and so on. “ 878 Nach Boole sind Aussagesätze bzw. Propositionen mit der Ziffer 0 als falsch bzw. das Nichts und mit der Ziffer 1 als wahr bzw. das Universum ausgezeichnet 879 , woraus anschließend Formulierungen für Propositionen, die eine Disjunktion, für Propositionen, die eine Bedingung und für Propositionen, 875 B OOLE (1957 [1854]: 28) 876 Vgl. P ATTON (2019) 877 B OOLE (1957 [1854]: 160 ff.) 878 B OOLE (1957 [1854]: 162 f.) 879 B OOLE (1957 [1854]: 47 f., 59 - 63) 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik 167 <?page no="168"?> die eine Disjunktion sowie eine Bedingung ausdrücken, abgeleitet werden. 880 Dabei steht ein Kleinbuchstabe (z. B. x) für den Denkakt (engl.: mental operation) einer Proposition, welche mit dem entsprechenden Großbuchstaben (z. B. X) repräsentiert wird. 881 Wenn z. B. die Proposition X im Universum zu einem bestimmten Zeitpunkt des Denkaktes x wahr ist, so wird dies mit dem Ausdruck x = 1 deskribiert usw.. 882 Wenn der Kleinbuchstabe x eine Klasse repräsentiert (z. B. engl.: men), so übersetzt der Ausdruck 1 - x das Gegenteil oder Supplement derselbigen (z. B. engl.: not-men). Eine Aussage wie z. B. no-x ’ s are y ’ s ist in die Form all x ’ s are not y ’ s konvertierbar. Diese Interpretation Booles repräsentiert wiederum ein extensionales Verständnis, und dabei wird in Booles Theorie der extensionale Wahrheitswert falsch, welcher nach Frege erst mit dem Urteil behauptet wird (s. 5.6.3), mit dem Negationswort in der Aussage assoziiert. 883 Das Rechnen mit den Zahlen 0 und 1 als eine Interpretation und Weiterentwicklung Booles Formalismus ’ durch andere Mathematiker und Logiker, expliziert sich nun als zweielementige Boolesche Algebra. 884 Die Operatoren ˄ , ˅ , sind die booleschen Ausdrücke der Algebra und heißen Konjunktion (auch: UND), Disjunktion (auch: ODER) und Negation (auch: NICHT) 885, 886 In Tabellen mit Booleschen Wahrheitswerten 0 oder 1 können nun Tautologien abgelesen werden. Eine Tautologie in der Aussagenlogik und booleschen zweielementigen Algebra ist „ eine Aussagenverknüpfung, die für beliebige Belegung der Teilaussagen mit Wahrheitswerten stets in eine wahre Aussage übergeht. “ 887 Da es nur zwei Werte gibt, ist der Satz vom ausgeschlossenen Dritten Tertium non datur 888 in der zweielementigen booleschen Algebra auf der extensionalen Gegenstandsebene notwendig eine Tautologie (s. 5.7; 5.7.2), wie auch unmittelbar einsehbar ist. Den ersten aussagenlogischen Kalkül mit der Anwendung der Schlussfigur modus ponens, des Allquantors und einer Substitutionsregel entwickelte Frege. 889 In Nachfolge Halmos ’ erhielt das Forschungsgebiet der Untersuchung derjenigen algebraischen Strukturen, welche bei der Übertragung der Methoden zur Behandlung des Klassen- und Aussagenkalküls mit Hilfe Boolescher Algebra auf andere 880 B OOLE (1957 [1854]: 169 ff.) 881 B OOLE (1957 [1854]: 164) 882 B OOLE (1957 [1854]: 169 ff.) 883 Diese Auffassung findet sich gewissermaßen auch bei De Morgan, s. 5.5.1 884 Vgl. S HEFFER (1913) 885 V ERLAG H ERDER (Hrsg. 1975: 54, 112, 147) 886 Vgl. R USSELL (1906); vgl. H EYTING (1930); S CHRÖDER (1877) 887 V ERLAG H ERDER (Hrsg. 1975: 205) 888 K IRCHNER (1890: 437 f., Tertium non datur) 889 F REGE (2007 [1879]); vgl. G UILLAUME (1985: 786 ff., 813 ff.) 168 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="169"?> Bereiche, z. B. auf den Prädikatenkalkül erster Stufe, entstehen, im Jahr 1955 die Bezeichnung algebraische Logik. 890 Dabei besteht der Unterschied zwischen reinem Aussagenkalkül und Algebra der Logik darin, dass bei Ersterem logisch äquivalente Ausdrücke nicht identifiziert werden. 891 5.5.1 De Morgans Kopula Nach Guillaume leistet neben Boole De Morgan den zweiten großen Beitrag zur Entwicklung der Logik als Studium der Relationen. Dennoch wird De Morgans Arbeit noch als der traditionellen Logik verhaftet angesehen. 892 Zunächst stellt De Morgan die These von zwei Gebrauchsweisen der Kopula ist (engl.: is) oder ist gleich (engl.: is equal to) in einer Proposition auf: „ Every assertion can be divided into three distinct parts. Thus the phrase, ‚ all right angles are equal, ‘ consists of : (1) the subject spoken of, viz., right angeles, which is here spoken of universally, since every right angle is a part of the subject; (2) the copula, or manner in which the two are joined together, which is generally the verb is, or is equal to, and can always be reduced to one or the other: in this case the copula is affirmative; (3) the predicate, or thing asserted of the subject, viz., equal angles. “ 893 Merill erwähnt in seiner Abhandlung Augustus De Morgan and the logic of relations 894 hierzu: „ It is interesting to note that De Morgan nowhere comments on the logical novelty of this doctrine of the two copulas, as we may call it, nor on the novelty of its use in inference. There is no evidence to suggest that De Morgan was aware in 1831 of the controversies surrounding the transitivity of equality. “ 895 In seinem Werk Formal Logic 896 erklärt De Morgan, dass eine Limitierung der Gebrauchsweisen des Verbs sein auf lediglich obig erwähnte zwei Kopulae nicht anzunehmen, sondern dass statt dessen von einer abstrakten Kopula auszugehen sei. 897 Zu dieser Schlussfolgerung gelangt De Morgan, indem er darauf aufmerksam macht, dass die Analyse einer einfachen Proposition und die Interpretation der Kopula ein Unterfangen darstellen, das oft zu Missverständnissen führt: „ any attempt at the resolution of the copular relation into its elements, is likely to be misunderstood. “ 898 Aufgrund dieser 890 H ALMOS (1954) 891 G UILLAUME (1985: 807) 892 G UILLAUME (1985: 804, 809 f.) 893 M ORGAN (1910 [1831]: 203, Chap. XIV) 894 M ERRILL (1990) 895 M ERRILL (1990: 29) 896 M ORGAN (1847) 897 M ORGAN (1847: 46 - 54); vgl. M ERRILL (1990: 48 - 60) 898 M ORGAN (1966 [1850]: 50) 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik 169 <?page no="170"?> Ausgangslage besteht De Morgans Ansatz darin, die Kopula derart zu abstrahieren, dass lediglich alle Formen und Bedingungen des logischen Schließens unverändert bleiben: „ In my work on Formal Logic [ … ] I followed the hint given by algebra, and seperated the essential form the accidental characteristics of the copula, thereby shewing the conditions of invention for a copula different from the ordinary one, or for a copula which being substituted for the ordinary one, shall leave all the forms and conditions of inference unaltered. “ 899 Hierbei versteht De Morgan eine abstrakte Kopula vorerst als Verbindungsglied zwischen zwei Termen, welches keine Bedeutung oder keinen Inhalt trägt: „ By an ‚ abstract copula ‘ of course is meant a formal mode of joining two terms which carries no meaning, and obeys no law except such as is barely necessary to make the forms of inference follow. “ 900 Wie aus vorangegangenem Zitat ersichtlich, steht die Eigenschaft der Kopula nach De Morgan, abstrakt und nicht bedeutungs- oder inhaltstragend zu sein, jedoch unter der Bedingung, die Formen der Inferenzen zu ermöglichen. Zudem merkt De Morgan an: „ as there is no symbol for the copula except the verb is we are left to ascertain from the use of that word how the matter stands with respect to the copula. “ 901 Dabei kritisiert De Morgan, dass die angenommene Verkörperung der Identität mit Hilfe der Kopula in der Logik zu wenig formal ausgearbeitet sowie zu ungenau bestimmt ist. Aus diesem Grund schreibt De Morgan der Definition des Inhalts der Kopula als Verkörperung von Transitivität und Konvertibilität einen höheren Abstraktionsgrad zu als der Verwendung der Kopula zum Zwecke des Ausdrucks einer Identität durch die Logiker: „ The least abstract of all copulae is the is and is not of the logcians, when employed whether subjectively or objectively, in the sense of identity. But logicians rarely confine it to that sense. “ 902 Somit fasst De Morgan nicht nur die Terme in einem Syllogismus als abstrakt auf, sondern desgleichen die Kopula. Merill erläutert, dass De Morgan den Inhalt der Kopula in Abhängigkeit von dem Inhalt der Terme stellt und dass deshalb die Behandlung der Kopula die Interpretation der Terme nicht beeinflussen sollte. 903 Daraufhin legt De Morgan am Beispielsatz der Mensch ist ein Tier (engl.: man is animal) drei verschiedene Inhalte der Kopula dar, die De Morgan selbst als Sinne (engl.: senses) bezeichnet: „ Speak of names, and say ‚ man is animal ‘ : the is is here an is of applicability; to whatsoever (idea, object, &c.) man is a name to be applied, to that same (idea, object, 899 M ORGAN (1966 [1850]: 50 f.) 900 M ORGAN (1966 [1850]: 50 f.) 901 M ORGAN (1966 [1850]: 50 f.) 902 M ORGAN (1966 [1850]: 52) 903 M ERRILL (1990: 51) 170 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="171"?> &c.) animal is a name to be applied. As to ideas, the is is an is of possession of all essential characteristics; man is an idea which possesses, contains, presents, all that is constitutive of the idea animal. As to absolute external objects, the is is an is of identity, the most common and positive use of the word. Every man is one of the animals; touch him, you touch an animal, destroy him, you destroy an animal. The senses are not all interchangeable. Take the is of identity, an the name man is not, as a name, the name animal: the idea man is not, as an idea, the idea animal. “ 904 Um von den Inhalten der Terme sowie der Kopula zu abstrahieren, ist die Frage nach der gemeinsamen Eigenschaft dieser drei sogenannten Sinne der Kopula zu stellen: „ Now we must ask, what common property is possessed by each of these three notions of is, on which the common laws of inference depend. “ 905 Nun stellt De Morgan drei Charakteristiken des Wortes ist auf, welche als Bedingungen fungieren und erwähnt als grundlegend für diese die Annahme einer Konnexion der absoluten Identität. Ebenso spricht De Morgan an dieser Stelle davon, neue Bedeutungen für alle Formen der Inferenz und damit Inhalte des Verbs sein als Kopula zu erfinden (engl.: to invent): „ Every connexion which can be invented and signified by the terms is and is not, so as to satisfy these three conditions, makes all the rules of logic true. No doubt absolute identity was the suggesting connexion from which all the others arose: just as arithmetic was the medium in which the forms and laws of algebra were suggested. But, as now we invent algebras by abstracting the forms and laws of operation, and fitting new meanings to them, so we have power to invent new meanings for all the forms of inference, in every way in which we have power to make meanings of is and is not which satisfy the above conditions. “ 906 Aus den drei Varianten des Verbs sein erschließen sich nach De Morgan fünf Gebrauchsweisen, wovon alle außer jene der Existenzbezeichnung (z. B. man is [i. e. exists]) auf eine Lesart mit dem ist der Identität (engl.: is of identity) reduziert werden können 907 : „ The most common uses of the verb are ; - first absolute identity, as in ‚ the this he sold you is the one I sold him : ‘ secondly, agreement in a certain particular or particulars unterstood, as in ‚ He is a negro ‘ said of a European in reference to his colour : thirdly, possession of a quality, as in ‚ the rose is red : ‘ fourthly, reference of a species to its genus, an in ‚ man is an animal ‘ . All these uses are independent of the use of the verb alone, denoting existence, as in ‚ man is [i. e.exists]. ‘“ 908 904 M ORGAN (1847: 49) 905 M ORGAN (1847: 50) 906 M ORGAN (1847: 49 ff.) 907 M ORGAN (1847: 53 f.) 908 M ORGAN (1847: 53) 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik 171 <?page no="172"?> Merill fasst diesen Schritt De Morgans folgendermaßen zusammen: „ De Morgan has reduced all the uses of ‚ is ‘ (except that of existence) to the ‚ is ‘ of identity. He reads all such statements as either doubly singular identity statements, This one A is this one B, singly singular identity statements, This one A is one of the Bs, or quantified identity statements, Every A is one of the Bs, Some A is not one of the Bs. In this way, the uses of ‚ is ‘ which do not satisfy the three formal conditions on the ‚ is ‘ of identity are reduced to uses which do. “ 909 Die Bedingungen, die diese, auf die Identitätsbeziehung rückgeführten Gebrauchsweisen (engl.: uses) der Kopula erfüllen müssen, ergeben sich somit aus der Interpretation der in einem Syllogismus zueinander in Bezug gesetzten Terme und prägen das weitere Verständnis der Kopula. In seiner Abhandlung On the syllogism III; and on logic in general erläutert De Morgan hierfür seine Auffassung von Form und Materie als Prinzipien des Seienden. Im Gegensatz zu Aristoteles 910 assoziiert De Morgan die Form mit einer Maschine (engl.: machinery), welche auf der Materie operiert. 911 Da De Morgan die Inhalte der Kopula in allen vier obig erwähnten Verwendungsweisen auf die Identitätsbeziehung reduziert, ergibt sich für seine Theorie, dass die Transitivität der Gleichheit (engl.: transitivity of equality) (z. B. the this he sold you is the one I sold him) oder der Übereinstimmung in einer oder mehreren Besonderheiten (engl.: agreement in a certain particular or particulars) (z. B. he is a negro) sowie die Transitivität der Gattung-Art-Relation (auch: Genus-Spezies-Relation) (engl.: transitivity of the species relation) (z. B. man is an animal) als auch die Konstruktion aus einem logischen Subjekt und einem durch ein Adjektiv realisierten logischen Prädikat (z. B. the rose is red) als materielle Prinzipien und nicht als formelle gelten. 912 Merrill konkludiert hinsichtlich dieser materiellen Kopula (engl.: material copula) De Morgans: „ there is something puzzling about devoting the bulk of a book entitled Formal Logic to the study of the syllogism. [ … ] It is De Morgan ’ s claim that the transitivity of the traditional copular relation is only materially valid. “ 913 An anderer Stelle erklärt Merrill: „ Thus, there is a sense in which De Morgan would insist that he is doing formal logic, even though he claims that many inferences often thought to be formally valid are only materially valid. “ 914 Zur Auffassung der Kopula als Relation merkt Merrill schließlich an: „ It seems, that any notation which represents the copular ‚ relation ‘ as a relation runs the risk of ‚ ballooning ‘ 909 M ERRILL (1990: 54) 910 K IRCHMANN (Hrsg. 1871a: Bücher VII(E) - IX( Θ )) 911 M ORGAN (1966 [1850]: 68); M ORGAN (1966 [1858]: 75) 912 Vgl. M ERRILL (1990: 98) 913 M ERRILL (1990: 98 f.) 914 M ERRILL (1990: 104) 172 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="173"?> propositional forms into an arbitrary number of terms. If a copular relation is needed to unite ‚ P ‘ and ‚ a ‘ into ‚ P(a), ‘ why isn ’ t a similar relation needed to unite ‚ R, ‘ and ‚ a, ‘ and ‚ b ‘ into ‚ R(a, b) ‘ ? “ 915 Nach diesen Erklärungen zur De Morganschen Interpretation von Propositionen und der Ontologie ihrer Bestandteile liegt eine Betrachtung der De Morganschen Auffassung von Intension und Extension nahe. So kritisiert De Morgan die Auffassung einiger Autoren einer extensionalen und einer intensionalen Lesart von Propositionen. De Morgan identifiziert diese extensionale und diese intensionale Lesart nicht als zwei Lesarten ein und derselben Proposition, sondern als Schaffung zweier verschiedener Propositionen, wobei die zweite Proposition aus der Ersten inferiert werde. 916 Anschließend bemüht sich De Morgan, diese extensionalen und intensionalen Propositionen bzw. die entsprechenden, sogenannten Lesarten darzulegen und merkt an: „ the two modes of reading are not convertible; the extensive mode gives the intensive, but not vice versa in all cases. “ 917 (s. Tab. 3; Tab. 4). Extension given Intension deduced Every X is Y. Every existing part of all Ys is an existing part of all Xs. No X is Y. No sufficient part of any Y is an existing part of any X. Some Xs are Ys. Every existing part of all Ys is an existing part or some Xs. Some Xs are not Ys. No sufficient part of any Y is an existing part of some Xs. Tab. 3: De Morgans deduzierte Intension aus einer gegebenen Extension 918 Intension given Extension deduced A sufficient part of some one Y is an existing part of every X. Every X is Y. An existing part of any Y is not an existing part of any X. No X is Y. A sufficient part of some Ys is an existing part of some Xs. Some Xs are Ys. An existing part of any Y is not an existing part of some Xs. Some Xs are not Ys. Tab. 4: De Morgans deduzierte Extension aus einer gegebenen Intension 919 915 M ERRILL (1990: 107) 916 M ORGAN (1966 [1850]: 52) 917 M ORGAN (1966 [1850]: 52 f.) 918 M ORGAN (1966 [1850]: 52 f.) 919 M ORGAN (1966 [1850]: 52 f.) 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik 173 <?page no="174"?> Demzufolge ist anzumerken, dass De Morgan seine Interpretation der Begriffe Intension und Extension nicht ontologisch und nicht semiotisch, z. B. als Differenzierung zwischen Verstehen und Urteilen oder zwischen Sinn und Bedeutung, begreift 920 (s. 5.6.6; 5.7), sondern Extension und Intension aus linguistischer Perspektive als zwei Realisierungen in der Oberflächenstruktur (engl.: surface structure) 921 eines Aussagesatzes unterscheidet. Dass auch die sprachliche Expression als Aussagesatz Relationen, Objekte, Prädikate als grammatisches Subjekt, grammatisches Objekt und grammatisches Prädikat für die extensionale sowie die intensionale Lesart vorschlägt, berücksichtigt De Morgan jedoch nicht. Ebenso zeigt das nachfolgende Beispiel zur Interpretation der das Verb sein als Kopula affizierenden Negation, dass De Morgan keine Zeichentheorie miteinbezieht, obwohl er erkennt, dass die Aussage nicht negierter, d. h. affirmativ formulierter Propositionen durch Komposition gewonnen wird. Denn eine derartige Negation in einer Proposition versteht De Morgan als Auflösung (engl.: resolution) und geht nicht auf die Eigenschaften des zeichenhaften Ausdrucks der affirmativ als auch der negiert sprachlich formulierten Proposition ein, welche aus semiotischer Perspektive beide kompositionell zusammengesetzt sind, wobei sie nur durch ihre komponierten Elemente entsprechende Inhalte verkörpern: „ Secondly, it appears that the affirmative syllogism gains its conclusion by composition, the negative by resolution: the negative premise has a compound copular relation, which is to be resolved “ 922 . Dennoch stehen nach De Morgan positive sowie negative Terme gleichermaßen für Gegenstände, und gemäß der Gesetzmäßigkeiten der Algebra können nach De Morgan negativ formulierte Namen (z. B. - a) positiv und positiv formulierte Namen (z. B. a; +a) negativ sein. 923 Schließlich erwähnt De Morgan jedoch, dass die nach ihm häufigste, abstrakteste und zutreffendste Interpretation der Kopula als Transitivität oder Konvertibilität verkörpernde Verbindung, ihre Inferenzkapazität durch den Prozess ihrer Auflösung erfährt. So bemerkt De Morgan, dass sogar eine durch die Kopula ausgedrückte reine Identitätsbeziehung, welche eine besonders einfache Form aufweist, ähnlich einer arithmetischen Gleichung aufgelöst werden könnte, um eine höhere Entwicklung des Denkens und des logischen Begreifens herbeizuführen: 920 Vgl. hierzu z. B. die Erklärung Churchs zu einer intensionalen Struktur (C HURCH (1951a: 5, Fn. 5). 921 Vgl. H OCKETT (1958: 246); vgl. C HOMSKY (1965: 16) 922 M ORGAN (1966 [1850]: 57) 923 M ORGAN (1966 [1846]: 2 f.) 174 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="175"?> „ I should compare the resolution to that of 1 into 1 x 1 in arithmetic. And though this arithmetical resolution be often useful, and even requisite, as a preliminary to clear notion of some higher development of thought, yet the logical type of it might well wait until the time comes when the same may be said of it. ‚ That horse ‚ IS that which IS ‘ that horse ‘ may therefore be abandoned to the objector. But when, as more frequently happens, the copula is only denotes some agreement or something transitive and convertibel which is not pure identity, I maintain the actual resolution to be part of the process of inference. “ 924 Anders als Abaelard, welcher ein Zusammenfallen von logischem Prädikat und logischen Subjekt im denotierten Gegenstand des logischen Subjekts annimmt (s. 5.3), schlägt De Morgan an dieser Stelle eine Pfänders entfaltetem Urteil ähnliche Lesart für das Identitätsurteil vor, was er als erkenntnisfördernd perzipiert (s. 5.8; 5.8.3). Dennoch werden die Bestandteile der Proposition nach De Morgan, auch der Komplex des logischen Prädikats, wie obig dargelegt, materiell und gegenständlich bzw. im traditionellen Sinn extensional interpretiert, so dass in De Morgans Theorie ungeachtet der vorgeschlagenen Lesart ebenfalls immer eine Vergegenständlichung des logischen Prädikats stattfindet (s. 5.4), obwohl er die Kopula als Element der Proposition isoliert, ihr mehrere Inhalte, die jedoch aus der Identitätsbeziehung hervorgehen, zuschreibt und die Kopula als Ausdruck einer Relation, allerdings generell einer materiellen, anerkennt. Diese Beobachtungen bestätigend und somit treffend kritisiert wird De Morgans Position von Mansel 925 : „ The title of Mr. De Morgan ’ s book appears us a complete misnomer. Under the name of Formal Logic he presents us with sundry perversions of the syllogistic form, designed to admit purely material reasonings. It does not seem as if the author had ever asked himself the preliminary question, - What constitutes the matter of thought, and what the form? “ 926 Zur Aufspaltung der Kopula in mehrere Gebrauchsweisen bzw. Inhalte merkt Mansel an: „ The copula always applies to the object of thought, in that application has but one meaning, and without an object there is no thinking at all. [ … ] If thinking about giving is a different form of thought from thinking about killing, there is an end of all general laws of reasoning. The nature of the object thought must, in all cases, determine the inference. But this fundamental principle is erroneous. The copula, so far as it represents a form of thought, is not ambiguous. “ 927 924 M ORGAN (1966 [1850]: 58) 925 M ANSEL (1851) 926 M ANSEL (1851: 105) 927 M ANSEL (1851: 107) 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik 175 <?page no="176"?> De Morgan begründet sein Verständnis von Form und Materie, indem er Kants Definition von Logik anspricht, die mit einer Trennung zwischen der Form des Gedankens und einer Gegenständlichkeit einhergeht und notiert, dass gemäß Kantianischer Auffassung Algebra und Arithmetik keine Disziplinen der Logik seien, da die beiden Erstgenannten lediglich über die Gegenständlichkeiten und Materielles operieren. So äußert De Morgan, dass Logik von der reinen Form des Denkens handle, nimmt jedoch an, dass die allgemeine arithmetische Gesetzmäßigkeit von der Gleichgültigkeit der Reihenfolge der Verbindungen auch für die Gedanken greift. 928 Nach De Morgan sind diese Unterschiede in den Kompositionen von Sinnbzw. Bedeutungseinheiten für das Wesen der Logik nicht relevant. 929 Dies veranschaulicht ein weiteres Mal, dass De Morgan teilweise durchaus formal, aber nicht syntaktisch oder zeichentheoretisch bzw. semiotisch argumentiert: „ For example, the notions animal and rational are joined together in the mind when we think of man, but by a mode of junction very different from that called addition in arithmetic. Nevertheless, it matters nothing as to the notion arrived at whether we think of animal as subsequently limited by the notion rational, or of rational as susequently limited by the notion animal. The pure form of thought is that which belongs equally to the last instance and to 8 + 4 = 4 + 8; different matters, different modes of junction, under the common law that order of junction is indifferent “ 930 De Morgan trennt demnach nicht derart zwischen Intension und Extension sowie kantianisch zwischen Form und Gegenständlichkeit, dass er semiotische Aspekte miteinbezöge, welche eine Auffassung des Urteils als der Konstitution einer intensionalen Sinnstruktur nachgeordnet (s. 5.6.1; 5.6.3; 5.6.5; 5.6.6) und die Etablierung einer Begriffsebene, z. B. in Hinblick auf das logische Prädikat, in seiner Theorie motivieren könnten. Diese Annäherung De Morgans an Kant und dass seine Theorie u. a. in obig genannten Gründen von Kants Thesen abweicht, soll nicht, wie in einer Zusammenfassung Patzigs, unangesprochen oder unbemerkt bleiben. 931 Deshalb muss De Morgan den Assertionsmoment in einzelnen Propositionen, die nicht in die Satzfolge eines komplexen Syllogismus eingebunden sind, doch ebenfalls in der Kopula lokalisieren, obwohl er von der Voraussetzung ausgegangen ist, dass die Kopula keine Funktion erfüllt, außer 928 M ORGAN (1966 [1860]: 248 f.) 929 Diese Auffassung teilt Frege nicht, dessen Theorie über fachterminologische Gedanken davon ausgeht, dass diese von scharfen Begriffen repräsentiert werden, s. z. B.: „ Dem Aufbau des Gedankens entspricht die Zusammensetzung des Satzes aus Wörtern, wobei die Reihenfolge im Allgemeinen nicht gleichgültig ist. “ (F REGE (2003 [1918 - 1919]b: 68 - 70)). 930 M ORGAN (1966 [1860]: 248 f.) 931 P ATZIG (2003: 9) 176 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="177"?> jene, Inferenzen, nicht Urteile bzw. keine Assertionen, zu vollziehen. Mansel bemerkt in seiner Kritik insbesondere, dass De Morgan die Logik der Mathematik unterordnet anstatt die Mathematik als Anwendung der Logik zu begreifen. 932 De Morgans Werk Formal Logic in seiner Gesamtheit kommentiert Mansel folgendermaßen: „ regarding reasoning as a computation, giving a partial and perverted view of the process of thought and its expression by means of mathematical analogies and a mathematical notation, inverting the relation of whole and part, subordinating logic to algebra, and substituting the calculus of inference for the inference of calculation “ 933 . Mit der Distinktion zwischen einem Kalkül der Inferenz (engl.: calculus of inference) und der Inferenz einer Rechnung (engl.: inference of calulation) tangiert Mansel in seiner Beschreibung denjenigen Sachverhalt, welcher auch als Vergegenständlichung des logischen Prädikats aufgrund der Gegenstandsorientiertheit der traditionellen Urteilslehre mitsamt ihrer expliziten (s. 5.4) oder impliziten (s. 5.3) Lokalisierung der Assertion zwischen logischem Subjekt und logischem Objekt erfasst werden kann. 5.5.2 Die Russellsche Ambiguitätsthese Methodisch anders als De Morgan befasst sich im 20. Jahrhundert, nach der Überführung der Syllogistik in die Algebra bzw. Mathematik durch Leibniz, Boole, De Morgan und später Frege (s. u.), Russell mit der Kopula und vertritt mit Referenz auf De Morgan 934 ebenfalls eine Theorie der Polysemie bzw. der Ambiguität 935 des Verbs sein. Im Folgenden ist zu beachten, dass sich Russells Annäherung an die mathematische Logik zunächst aus der Perspektive des sogenannten Russellschen Realismus, doch schließlich in Russells Hinwendung zum Nominalismus 936, 937 und zum Positivismus 938 sowie als Entwicklung Rus- 932 M ANSEL (1851: 93); vgl. M ERRILL (1990: 91 - 95) 933 M ANSEL (1851: 93) 934 R USSELL (1903: 64, Anm.); R USSELL (1937: 64, Anm.) 935 Für eine Geschichte des Begriffs Ambiguität, s. U LLRICH (1989); zur Ambiguität von Zeichen, vgl. 7.6.1. 936 Vgl. z. B. F EIBLEMAN (1973: 31 ff.) 937 Feibleman argumentiert in dieser Schrift nicht für eine realistische oder platonistische Position, sondern für eine Anschauung, welche er modifizierter Realismus (engl.: modified realism) nennt: „ We can accept a modified realism without asserting the existence of a realm of essence, or heaven, in which the perfect actual things are stored in order to cast the shadows which we mistake for them. Certainly there is no perfect ‚ or ‘ laid up in heaven, but this does not establish nominalism or deny a modified realism. From the position of modified realism, the logical constant ‚ or ‘ is logical because it can neither be successfully contradicted nor shown to involve self-contradiction, and is a constant because it involves a constant relationship. “ (F EIBLEMAN (1973: 33)). 938 Vgl. z. B. L EVI (1959: 331 - 360) 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik 177 <?page no="178"?> sells Logischem Atomismus 939 vollzog. 940 Unter Beachtung Russells Vorannahme des Konzepts der Kopula sowie ihrer Ambiguität und der Erläuterungen in obigen Gliederungspunkten (s. 5.3; 5.4; 5.5.1), die darlegen, dass die Theorie der Kopula nach Abaelard für dessen Sprachverständnis als auch für das Spachverständnis der Logik von Port-Royal und De Morgans Logik realistische Annahmen hinsichtlich des logischen Prädikats in Propositionen dekonstruiert, ist es jedoch fraglich, ob der Russellsche Realismus in Bezug auf Propositionen und Begriffe, welche in diesen das logische Prädikat bilden, konsistent ist. Diese Frage hinsichtlich des Frühwerks Russells, z. B. der ersten Auflage von Principles of Mathematics 941 , soll in der nachfolgenden Darlegung Russells Thesen nicht beantwortet werden, da eine nominalistische Position in der zweiten Auflage der Principles of Mathematics 942 bzw. eine Art positivistische Position im Spätwerk Russells nachvollziehbar ist. Ein Spannungsverhältnis zur Prädikatenlogik Freges wurde dabei vor allem aufgrund der um die Jahrhundertwende diskutierten Theorie der Klassen sowie Russells Bedeutungstheorie erzeugt. Anstatt wie De Morgan zuerst von einer tabula rasa bezüglich der Bedeutung bzw. des Inhalts der Kopula und von zu erfüllenden, inferentiellen Aufgaben der Kopula auszugehen, um ihren Inhalt analytisch zu ermitteln, beginnt Russells Theoriebildung zur Kopula bzw. zu dem Verbs sein, mit der Annahme einer Ambiguität a priori. Russell unterscheidet dabei nicht primär zwischen den Inhalten Prädikation als Kopula und Existenz, sondern zwischen den Inhalten Prädikation und Identität des Verbs sein bzw. der Kopula, wie Russell beziehentlich des betreffenden sprachlichen Segments formuliert. Diese Ambiguität nennt Russell eine vollständige Verschiedenheit (engl.: entirely different) und darüber hinaus unbegründet eine Schande der Menschheit (engl.: disgrace to the human race), welche ungünstig für den Entwurf einer symbolischen, logischen Sprache sei. 943 Diese Vorannahme Russells ist durch eine linguistische Betrachtungsweise nicht gerechtfertigt, da zum Entwurf einer symbolischen logischen Sprache, welche mit Hilfe der natürlichen Sprache logische Zusammenhänge darstellen soll, vorerst zu untersuchen ist, inwiefern eine Homonymie oder eine Polysemie bzw. eine sogenannte Ambiguität des Verbs sein vorliegt, was keineswegs mit dem Ausdruck offensichtlich 944 begründet bzw. in Verbindung mit irrationalen Emotionen oder sub- 939 Vgl. R USSELL (1986 [1918]) 940 Zum Atomismus und Materialismus, vgl. D IOGENES L AERTIUS (2015 [vmtl. 200/ 300]: 497 - 505, 7. Kap., Demokritos) 941 R USSELL (1903) 942 R USSELL (1937) 943 R USSELL (1920 [1919]: 172 - 173) 944 D ÖLLING (1998: 5 ff.) 178 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="179"?> jektiven Wertungen gegenüber der natürlichen Sprache, welche für eine wissenschaftliche Argumentation nicht indizierend sind, entschieden werden kann. Hierzu kann Hintikka, welcher die Erwähnung einer Ambiguitätsthese durch De Morgan nicht anspricht und statt dessen Frege erwähnt, zitiert werden: „ The crucial question concerning the changing fortunes of the Frege-Russell thesis is: Where did Frege and Russell get it from? Or perhaps more accurately: How did they arrive at the ambiguity claim? Many philosophers will think these questions trivial, because for them not to acknowledge the Frege-Russell ambiguity is simply a mistake. Indeed, many logic texts say or imlpy that the Frege-Russell ambiguity thesis is an unavoidable presupposition of any satifactory logic that can be used as a semantical framework for natural language. “ 945, 946 Kneale/ Kneale nennen bezüglich der Interpretation der vier Formen allgemeiner Aussagen im Organon Aristoteles ’ und der Entstehung einer Ambiguitätsthese Folgendes: „ Both, subject and predicate may be taken as names of classes and the copula to mean ‚ is included in ‘ in the universal affirmative statement. [ … ] It [this interpretation] has the advantage of allowing full interchangeability of terms but the disadvantage that the copula must have different meanings in statements of different forms. ‚ All men are animals ‘ is taken to mean ‚ The class of men is included in the class of animals ‘ but ‚ Some men are white ‘ to mean ‚ The class of men overlaps with the class of white things. ‘ Moreover, sentences understood in this way cannot have singular terms as subjects. “ 947 In den Rezeptionen der Russellschen Ambiguitätsthese verkörpert das Verb sein mindestens folgende vier verschiedene Inhalte bzw. Rollen: 1. Zuerst ist der Inhalt Existenz des Verbs sein zu nennen (z. B. Gott ist). Dies ist das Verb sein, welches den Inhalt Existenz trägt und folgendermaßen notationell im Ausdruck ∃ x: (x = P) angezeigt wird. 2. Die zweite Deutung des Verbs sein ist der Inhalt der Identität, welchen die Kopula als Trägersegment und Teil des Prädikats annimmt (z. B. Sokrates ist der Ehemann von Xanthippe). Die Identität wird durch das Identitätszeichen zwischen den Termen als der Ausdruck a = b wiedergegeben oder die Identitätsbeziehung wird im Ausdruck a = ι x (x b) formalisiert. 3. Der dritte Aspekt ist die Rolle des Verbs sein als kopulatives Verbindungsglied, welche den Term in grammatischer Prädikatsposition als logisches 945 H INTIKKA (2004: 117 ff., insbes. 118); vgl. H INTIKKA (1981); vgl. H INTIKKA (1979) 946 Zur Klärung der Frage, ob Hintikkas Behauptung einer sogenannten Frege-Russell- Ambiguitätsthese mit Referenz auf Freges Werk nachvollziehbar ist, s. 5.6. 947 K NEALE / K NEALE (1991: 65) 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik 179 <?page no="180"?> Prädikat auszeichnet (z. B. Sokrates ist ein Philosoph). Hierbei wird das Verb sein als bloße Kopula, die eine logische Prädikation P(a) anzeigt, aufgefasst. Es ist ebenfalls die Notation a ∈ P anzutreffen. 4. Der vierte Aspekt gibt an, dass das Verb sein eine Subsumtion bzw. Inklusion in eine Menge oder Klasse erwirkt (z. B. ein Philosoph ist ein Mensch). Dieses Verhältnis ist durch eine allgemeine Bedingung der Form ∀ x (x ∈ M x ∈ P)), der Form ∀ x (P(x) → M(x)) oder der Form P M dargestellt. 948 Russell selbst formuliert die durch ihn vertretene Ambiguitätsthese mit Verweis auf De Morgan folgendermaßen: „ The word is is terribly ambigous, and great care is necessary in order not to confound its various meanings. We have (1) the sense in which it asserts Being as in ‚ A is ‘ ; (2) the sense of identity; (3) the sense of predication, in ‚ A is human ‘ ; (4) the sense of ‚ A is a-man ‘ [ … ], which is very like identity. In addition to these, there are less common uses, as ‚ to be good is to be happy, ‘ where a relation of assertions is meant, that relation, in fact, which, where it exists gives rise to formal implication. Doubtless, there are further meanings which have not occured to me. “ 949 Dazu fügt Russell eine weitere Anmerkung an, welche die vierte Lesart näher erläutern soll: „ There are two allied propositions expressed by the same words, namely ‚ Socrates is a-man ‘ and ‚ Socrates is-a man. ‘ The above remarks apply to the former; but in future, unless the contrary is indicated by a hyphen or otherwise, the latter will always be in question. The former expresses the identity of Socrates with an ambiguous individual; the latter expresses a relation of Socrates to the class-concept man. “ 950 Wenn dem von Russell gegebenen Hinweis auf De Morgans Distinktion verschiedener Sinne 951 oder Gebrauchsweisen des Verbs sein als Kopula gefolgt wird, ist für den Leser an dieser Stelle eine Unschärfe in Russells Erklärung zu vermuten, falls es sich nicht um einen Druckfehler, den Bindestrich im Aussagesatz betreffend, handelt, da die zweite Lesart eine konventionelle absolute Identitätsbeziehung zwischen zwei einzelnen Entitäten (z. B. Sokrates ist der Ehemann von Xanthippe; the this he sold you is the one I sold him) verkörpern soll. Die zweite obig zitierte erläuternde Anmerkung Russells weist eventuell eine derartige konventionelle absolute Identitätsbeziehung zwischen zwei einzelnen Entitäten mit dem Exempel A is a-man (z. B. Sokrates ist ein 948 Vgl. D ÖLLING (1998: 5 ff.); vgl. M ORO (2013: 110 ff.) 949 R USSELL (1903: 64, Anm.); R USSELL (1937: 64, Anm.) 950 R USSELL (1903: 54 f., Anm.); R USSELL (1937: 54 f., Anm.) 951 Das Wort Sinne ist an dieser Stelle nicht gemäß Fregescher Fachterminologie gebraucht, sondern De Morgans Ausführungen entnommen. 180 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="181"?> Mann) jedoch der vierten Lesart zu, wobei ein Mann (engl.: a man) als ambiges Individuum (engl.: an ambiguous individual) verstanden werden soll, und erklärt paradoxerweise, dass diese Lesart wie die Identitätsbeziehung (engl.: very like identity) sei. Es stellt sich nun die Frage, welche Art der Identitätsbeziehung mit der zweiten Lesart angesprochen wird, und welche Lesart für die Subsumtion bzw. Inklusion oder für die Gattung-Art-Relation (auch: Genus- Spezies-Relation) stehen soll. Außerdem geht aus diesen Anmerkungen Russells nicht hervor, unter welcher Lesart, der zweiten oder der vierten, diejenige Lesart eingeordnet werden soll, welche De Morgan als Übereinstimmung in einer oder mehreren Besonderheiten (engl.: agreement in a certain particular or particulars) (z. B. he is a negro) an zweiter Stelle erwähnt. 952 Ohne Russells Annahmen zum logischen Prädikat dem Realismus oder Nominalismus zuordnen zu müssen, geht aus den Vorarbeiten De Morgans 953 hervor, dass Russell ohne weitere Analysen oder Paraphrasierungen demzufolge die Subsumtionsbzw. Inklusionsbeziehung, d. h. die Inklusion einer Klasse in eine andere Klasse, in ihrer extensionalen Formulierung sowie als Gattung-Art-Relation (auch: Genus-Spezies-Relation) (z. B. man is an animal), und auch die konventionelle absolute Identitätsbeziehung (z. B. Sokrates ist der Ehemann von Xanthippe; the this he sold you is the one I sold him), welche zwei einzelne Entitäten einander zuordnet, als Identität erfassen könnte, womit tatsächlich zwei der vier Lesarten als Identität interpretiert wären. Falls Russell die von De Morgan an zweiter Stelle erwähnte Übereinstimmung in einer oder mehreren Besonderheiten (engl.: agreement in a certain particular or particulars) (z. B. he is a negro) mitberücksichtigt, ist fraglich, ob eine Besonderheit oder ein Bündel von Besonderheiten eine Eigenschaft als logisches Prädikat signifizieren oder ob auch diese Lesart nach Russell als eine Art Identitätsbeziehung zu klassifizieren ist. Zur Existenz einer Klasse mit nur einem Term erklärt Russell: „ A class is said to exist when it has at least one term. “ 954 Gleichzeitig erklärt Russell jedoch, dass in diesen Beispielen der Name Socrates nicht für eine einelementige Klasse stehen kann. 955 Es stellt sich an dieser Stelle die Frage, welchen ontologischen Status seines Signifikats der Name Socrates hervorruft, wenn er in einer Proposition wie Socrates is-a man steht. Gemäß Russell denotiert der Term in Position des logischen Prädikats ein Klassenkonzept 956 , doch Socrates denotiert hingegen nach Russell keine einelementige Klasse und demnach auch kein Klassenkonzept. Das Denotat des Namens Socrates muss demzufolge 952 M ORGAN (1847: 53) 953 Vgl. z. B. M ORGAN (1847: 53 f.); vgl. M ERRILL (1990: 98) 954 R USSELL (1903: 21 f.); R USSELL (1937: 21 f.) 955 R USSELL (1903: 19); R USSELL (1937: 19) 956 R USSELL (1903: 54 f., Anm.); R USSELL (1937: 54 f., Anm.) 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik 181 <?page no="182"?> als ein aus jeglichem Kollektiv einer Klasse ausgeschlossenes Individuum in Position des logischen Subjekts erfasst werden. Die vierte Lesart ist als Socrates is a-man exemplifiziert, wobei Russell paradoxerweise noch einmal darauf hinweist, dass es sich dabei um eine Art Identitätsbeziehung handelt, obwohl das Beispiel potentiell die konventionelle absolute Identität (z. B. Sokrates ist der Ehemann von Xanthippe; the this he sold you is the one I sold him) verkörpert. Eventuell meint Russell mit dem Exempel Socrates is a-man jedoch nicht die absolute Identität, sondern die durch De Morgan angesprochene Übereinstimmung in einer oder mehreren Besonderheiten (engl.: agreement in a certain particular or particulars) (z. B. he is a negro) und reduziert diese auf eine Art Identitätsbeziehung. Somit könnten statt der Interpretation der zweiten Lesart als Gattung-Art-Relation (auch: Genus-Spezies-Relation) (z. B. man is an animal) und der vierten Lesart als konventionelle absolute Identität (z. B. Sokrates ist der Ehemann von Xanthippe; the this he sold you is the one I sold him), die Anmerkungen Russells auch so aufgefasst werden, dass sie die absolute Identität (z. B. Sokrates ist der Ehemann von Xanthippe; the this he sold you is the one I sold him) als auch die Gattung-Art-Relation (z. B. man is an animal) beide der zweiten Lesart als Identität zuordnen, und die vierte Lesart De Morgans Übereinstimmung in einer oder mehreren Besonderheiten (engl.: agreement in a certain particular or particulars) (z. B. he is a negro) meint, wobei diese ebenfalls eine Art Identitätsbeziehung mit dem Exempel Socrates is a-man repräsentieren soll. Allerdings unterscheidet Russell zwischen Klasse (engl.: class) und Klassenkonzept (engl.: class-concept) 957 , weswegen auch geschlussfolgert werden könnte, dass Russell mit der zweiten Lesart die absolute konventionelle Identität zwischen zwei Entitäten (z. B. Sokrates ist der Ehemann von Xanthippe; the this he sold you is the one I sold him; Socrates is aman) und die Inklusion bzw. Subsumtion einer Klasse in eine andere Klasse (z. B. alle Griechen sind Menschen; einige Griechen sind Männer) zusammenfasst und mit der vierten Lesart sowohl auf die Übereinstimmung in einer oder mehreren Besonderheiten (eng.: agreement in a certain particular or particulars) (z. B. he is a negro) als auch auf die Gattung-Art-Relation (auch: Genus-Spezies-Relation) (z. B. man is an animal) referiert. Zur Unterscheidung zwischen einem Prädikat und einem Klassenkonzpt gibt Russell an: „ I shall call human a predicate, and man a class-concept, though the distinction is perhaps only verbal. “ 958 In einer solchen Interpretation der Russellschen Anmerkungen wären drei der von De Morgan erwähnten Lesarten, die absolute Identität, die Gattung-Art-Relation und die Übereinstimmung in einer oder mehreren Be- 957 R USSELL (1903: 19); R USSELL (1937: 19) 958 R USSELL (1937: 56) 182 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="183"?> sonderheiten sowie die nach Russell gesondert zu erfassende Subsumtionsbzw. Inklusionsbeziehung zweier Klassen Arten einer Identitätsbeziehung, welche beziehentlich der fünf von De Morgan genannten Aspekte des Verbs sein nur noch der Prädikation und dem Inhalt der Existenz gegenüberstehen. Diese letztgenannte ist die naheliegendste Interpretation der Anmerkungen Russells zur Russellschen Ambiguitätsthese, da Russell prinzipiell vor allem zwischen der Rolle als eine Prädikation erzeugend (z. B. Socrates is human) und dem Inhalt Identität (z. B. Socrates is a man) des Verbs sein differenziert. 959 Helbig erklärt in seiner Abhandlung Zu den Kopulasätzen im Deutschen die Interpretation der Kopulasätze in der germanistischen Linguistik als sogenannte Gleichsetzungssätze eine „ vereinfachende[n] semantische[n] Deutung “ 960 und stellt die Russellsche Ambiguitätsthese, welche er nicht zutreffenderweise ebenfalls auf Frege zurückführt vor: „ Nachdrücklich hat vor allem Russell [ … ] darauf hingewiesen, dass Prädikation und Identität (damit auch prädizierende und identifizierende KS) völlig verschiedene Konzepte sind (die in der (deutschen) Sprache nur durch dasselbe Wort bezeichnet werden). Diese Unterscheidung ist z. T. auch - obwohl nicht überall und auch nur zögerlich - in die Linguistik eingegangen. “ 961 Dabei notieren weder Helbig noch Higgins 962 , dass der behauptete Inhalt Identität des Verbs sein bei Russell bereits derart konstruiert werden muss, dass das Verb sein selbst als Teil der grammatischen Prädikation fungiert und somit kein reines kopulatives Verbindungsglied 963 , ist. 964 Moro fasst beziehentlich dieses Aspekts der Theorie des Verbs sein nach Russell zusammen: „ Clearly, this theory is a drastic departure from the tradition: on the one hand the copula is still analyzed in the traditional way (more precisely, the one which goes back to Abelard) as the linking element of predication in Socrates is human; on the other, and this is the major difference compared to previous models, the copula itself plays the role of predicate, specifically the predicate that, according to Russell, expresses identity in Socrates is a man. “ 965 Helbig akzeptiert kritiklos die Interpretation Russells 966 sowie ihre modifizierte und erweiterte Form für die Aufnahme in die Linguistik durch Higgins, welcher, an die Russellsche Ambiguitätsthese anschließend, zwischen den Inhalten Prädikation, Identität, Identifizierung und Spezifizierung 959 R USSELL (1920 [1919]: 172 f.) 960 H ELBIG (2008: 85) 961 H ELBIG (2008: 85) 962 H IGGINS (1979: 264) 963 Vgl. hierzu die mit Hilfe des Verbs sein dargestellte Identitätsrelation De Morgans, s. 5.5.1 964 Vgl. H ELBIG (2008: 85); vgl. H IGGINS (1979: 264) 965 M ORO (2013: 111) 966 H ELBIG (2008: 85) 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik 183 <?page no="184"?> einer sogenannten Kopula unterscheidet. 967 Bemerkenswerterweise zieht Higgins zur Verdeutlichung des behaupteten Ausdrucks gleichsetzende Identität der Kopula den Beispielsatz Der Abendstern ist der Morgenstern heran, welcher Freges Werk entnommen ist und in diesem dazu dient, das Gegenteilige zu veranschaulichen, nämlich dass der Eigenname Abendstern für einen Gegenstand und der Term ist der Morgenstern bzw. die Lesart desselbigen als ist nichts anderes als der Morgenstern nicht in einer Identitätsbeziehung, sondern in einer prädikativen Beziehung zueinander stehen, obwohl die Terme Abendstern und Morgenstern, falls sie als Eigennamen für einen Gegenstand aufgefasst werden, auf den gleichen Gegenstand in der außersprachlichen Wirklichkeit referieren und sachlich eine Identitätsbeziehung auf gegenständlicher Ebene gegeben ist. 968 (S. 5.6.5) Danach erwähnt Helbig Geists fortführende Modifikation der Russellschen Ambiguitätsthese, welche an Higgins als Revision dessen Theorie anknüpft und zwischen prädizierend, Identitätssatz, spezifizierend und prädizierend-identifizierend unterscheidet. 969 Aufgrund der extensionalen Interpretation Russells Subsumtion als auch Russells Identität werden in die Analysen der Kopulasätze nach Helbig, Higgins und Geist sämtliche außersprachliche Sachverhalte der Referenten sprachlicher Terme in logischer Subjekt- und logischer Prädikatsposition miteinbezogen sowie Bedeutungsunterschiede nicht kontextuell, sondern als Ambiguität des Verbs sein interpretiert, was zu einer immer weiter gehenden Auffächerung der zunächst angenommenen Inhalte Identität und Prädikation führt. Nach Moro beachten die durch Russell vorgenommenen Analysen jedoch nicht die syntaktische Struktur eines Aussagesatzes: „ all these analyses are independent of the syntactic structure of the clause. The different functions that the copula is assumed to be associated with (identity, existence, predication, etc.) are analyzed as inherently dependent on the ‚ word ‘ itself (i. e., on the lexical entry of be, eînai ( εἶναι ), esse, être, essere, etc.). “ 970 Dennoch übten sie nach Moro einen immensen Einfluss auf die Grammatikschreibung aus. Moro resümiert: „ it is worth emphasizing that, despite the fact that Russell considered the copula as a sign of identity if and only if it is followed by a noun phrase, in most frameworks the ambiguity of the copula between predication and identity is claimed to hold even when the copula is indeed followed by a noun phrase. “ 971 Bezüglich der Korrespondenz zwischen der Russellschen Theorie über das Verb sein und der Realität des natürlichsprachlichen Materials konstatiert Moro abschließend: „ we can hardly 967 H IGGINS (1979: 264) 968 Vgl. F REGE (2002 [1892]b: 48 f.) 969 G EIST (2006: 60 ff.) 970 M ORO (2013: 112) 971 M ORO (2013: 111) 184 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="185"?> expect to find much interest in actual linguistic data: in fact, the theory of the copula as the realization of an identity relation is not based on empirical investigation; it is simply imposed on the data. For this reason, the conclusion that Socrates is a man involves an identity is simply not open to falsification. “ 972 Hintikka fasst zusammen: „ It is important to realize what this Frege-Russell thesis says and what it does not say. Every reasonable analyst agrees that verbs for being like is or the ancient Greek estin are used in different ways. What the Frege-Russell thesis claims is that this difference in use is due to the ambiguity of a single word and not e. g. to differences in the context in which the verb occurs. “ 973 Dies ist zutreffend, doch die Komplexität der Russellschen Hypothesen ist damit nicht erschöpft. Die eingefügten Anmerkungen in Principles of Mathematics zeigen bereits auf, dass Russell in seinen theoretischen Ausführungen sämtlicher Werke versäumt, diese von ihm vertretene Ambiguitätsthese des Verbs sein einsichtig darzulegen. Dies wird auch deutlich, wenn geprüft wird, wie Russell den von ihm zunächst propagierten Unterschied zwischen Klasse, Klassenkonzept und Prädikat, d. h. derjenigen Terme und Syntagmen, in welche das Verb sein in einer Proposition kontextuell eingebunden ist, herauszuarbeiten versucht: „ A class is a certain combination of terms, a class-concept is closely akin to a predicate, and the terms whose combination forms the class are determined by the class-concept. Predicates are, in a certain sense, the simplest type of concepts, since they occur in the simplest type of proposition. “ 974 Allerdings erwähnt Russell nachfolgende Propositionen als Subjekt-Prädikat- Propositionen: A ist (engl.: A is); A ist Eins/ einer (engl.: A is one); A ist menschlich (engl.: A is human). 975 An dieser Stelle missachtet Russell seine eigene Distinktion zwischen Prädikat und Klassenkonzept, die angeblich ausschließlich verbal, d. h. im natürlichsprachlichen Ausdruck motiviert ist 976 und verletzt seine eigene Ambiguitätsthese, welche zuerst den Inhalt der Existenz erwähnt und diesen von der an dritter Stelle genannten kopulativen Rolle, ein logisches Prädikat zu erzeugen, abgrenzt. 977 Dabei gilt es außerdem nach Russell Folgendes zu beachten: „ Concepts which are predicates might also be called classconcepts, because they give rise to classes, but we shall find it necessary to distinguish between the words predicate and class-concept. Propositions of the 972 M ORO (1997: 254, Appendix) 973 H INTIKKA (2004: 117) 974 R USSELL (1937: 55) 975 R USSELL (1937: 54) 976 R USSELL (1937: 56) 977 R USSELL (1903: 64, Anm.); R USSELL (1937: 64, Anm.) 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik 185 <?page no="186"?> subject-predicate type always imply and are implied by other propositions of the type which asserts that an individual belongs to a class. “ 978 Demnach sind obige Propositionen nach Russell äquivalent (engl.: equivalent) aber aufgrund ihrer anderen Form nicht identisch (engl.: identical) zu den nachfolgenden Propositionen: A ist (engl.: A is) ⇔ A ist eine Entität (engl.: A is an entity); A ist Eins/ einer (engl.: A is one) ⇔ A ist eine Einheit (engl.: A is a unit); A ist menschlich (engl.: A is human) ⇔ A ist ein Mensch (engl.: A is a man). 979 Die nun wieder aufgegriffene Motivation anhand der Form, d. h. des natürlichsprachlichen Ausdrucks, zeigt eine gewisse Inkonsequenz auf, mit welcher Russell argumentiert. Nach Russell unterscheiden sich die paraphrasierten Propositionen (s. o.: A is an entity; A is a unit; A is a man) von den ursprünglichen Propositionen (s. o.: A is; A is one; A is human) insbesondere dadurch, dass in ihnen das Verb sein bzw. die Kopula ist (engl.: is) das einzige Konzept darstellt, welches nicht als Term fungiert. 980 Schließlich konkludiert Russell jedoch: „ The class-concept differs little, if at all, from the predicate, while the class, as opposed to the class-concept, is the sum or conjunction of all the terms which have the given predicate. The relation which occurs in the second type (Socrates has humanity) is characterized completely by the fact that it implies and is implied by a proposition with only one term, in which the other term of the relation has become a predicate. “ 981 Danach thematisiert Russell eine weitere Unterscheidung, nämlich diejenige zwischen Klasse (engl.: class), Klassenkonzept (engl.: class-concept) und Konzept einer Klasse (engl.: concept of a class). 982 Zudem führt Russell eine leere Klasse (engl.: null-class) ein. 983 Obwohl er leere Klassen zulässt, leitet Russell eine extensionale Interpretation von Klassen ab: „ With regard to the primitive proposition itself, it is to be observed that it decides in favour of an extensional view of classes. “ 984 Durch die strikt extensionale Interpretation einer Klasse spaltet sich der Aspekt der Existenz für die Theorie der Klassen ab. Obwohl eine Null-Klasse mit der Beschreibung class of no terms nach Russell definiert werden kann, existiert sie nicht, wenn sie keine Extension, d. h. keinen Term hat. 985 Die Unterscheidung zwischen Extension und Intension betrachtet Russell des Weiteren als rein psychologisch, da es nach Russells Ansicht, vorausgesetzt man verfüge über 978 R USSELL (1937: 54) 979 R USSELL (1937: 54) 980 R USSELL (1937: 54) 981 R USSELL (1937: 54 f.) 982 R USSELL (1937: 67) 983 R USSELL (1903: 20); R USSELL (1937: 20) 984 R USSELL (1903: 20 f.); R USSELL (1937: 20 f.) 985 R USSELL (1903: 21 f.); R USSELL (1937: 21 f.) 186 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="187"?> genügend Zeit vor dem Tod, angeblich logisch möglich ist, alle Klassen, auch unendliche Klassen extensional zu definieren: „ Class may be defined either extensionally or intensionally. That is to say, we may define the kind of object which is a class, or the kind of concept which denotes a class: this is the precise meaning of the opposition of extension and intension in this connection. But although the general notion can be defined in this two-fold manner, particular classes, except when they happen to be finite, can only be defined intensionally, i. e. as the objects denoted by such and such concepts. I believe this distinction to be purely psychological: logically, the extensional definition appears to be equally applicable to infinite classes, but practically, if we were to attempt it, Death would cut short our laudable endeavour before it had attained its goal. Logically, therefore, extension and intension seem to be on a par. “ 986 Da Russell in diesem Zitat erwähnt, dass eine Klasse extensional oder intensional definiert werden kann, spricht er mit der intensionalen Definition das Klassenkonzept oder Prädikat an. Demzufolge ist auch die Unterscheidung zwischen Klassenkonzept und Klasse nach Russell doch nur eine psychologische Angelegenheit, während sich die Logik nach Russell nicht dadurch von der Mathematik unterscheidet, dass sie sich auch der Intension sowie der Form gegenüber der Materie oder der Extension widmet. Letztendlich löst sich Russells Erörterung über Klassen, Klassenkonzepte und Prädikate auf, indem er die Klasse als Extension eines Klassenkonzeptes, einer Funktion oder eines Prädikats dekonstruiert. Dies wird einerseits seitens der Extension vorgenommen, indem Russell konstatiert, Klassen wären nicht rein extensional aufzufassen: „ We cannot take classes in the pure extensional way as simply heaps or conglomerations. If we were to attempt to do that, we should find it impossible to understand how there can be such a class as the null-class, which has no members at all and cannot be regarded as a ‚ heap ‘ ; we should also find it very hard to understand how it comes about that a class which has only one member is not identical with that one member. I do not mean to assert, or to deny, that there are such entities as ‚ heaps. ‘ As a mathematical logician, I am not called upon to have an opinion on this point. All that I am maintaining is that, if there are such things as heaps, we cannot identify them with the classes composed of their constituents. “ 987 Andererseits sind Klassen nach Russell aber auch nicht intensional als Funktionen beschreibbar, obwohl er diese These zuvor vertreten hat, wobei er nun die nominalistische Methode Ockhams Rasiermesser (engl.: Occam ’ s razor) 986 R USSELL (1937: 69) 987 R USSELL (1924 [1919]: 183) 5.5 Die Mathematisierung der traditionellen Syllogistik 187 <?page no="188"?> anwendet und zu dem Schluss gelangt, dass Klassen symbolische Fiktionen seien: „ When we have decided that classes cannot be things of the same sort as their members, that they cannot be just heaps or aggregates, and also that they cannot be identified with propositional functions, it becomes very difficult to see what they can be, if they are to be more than symbolic fictions. And if we can find any way of dealing with them as symbolic fictions, we increase the logical security of our position, since we avoid the need of assuming that there are classes without being compelled to make the opposite assumption that there are no classes. We merely abstain from both assumptions. This is an example of Occam ’ s razor, namely, ‚ entities are not to be multiplied by necessity. ‘ But when we refuse to assert that there are classes, we must not be supposed to be asserting dogmatically that there are none. We are merely agnostic as regards to them: like Laplace, we can say, ‚ je n ’ ai pas besoin de cette hypothèse. ‘“ 988 Im Gegensatz zu De Morgan, der innerhalb seiner algebraischen Auffassung und rechnenden Methodik durchaus kohärent argumentiert, vermengt Russell zunächst realistische und nominalistische Annahmen, nur um schließlich die durch seine vorangehenden realistischen Annahmen entstandenen Entitäten samt ihrem ontologischen Status auf nominalistische Gegenständlichkeiten zu reduzieren. Theoretisch sind nämlich nach diesen Ausführungen Russells die intensionalen Entitäten, namentlich das Klassenkonzept, das Konzept einer Klasse, das Prädikat sowie die Funktion auf ihre Klassen in einer Identitätsbeziehung reduziert, welche wiederum, da diese Klassen selbst nicht extensional greifbar sind, symbolische Fiktionen darstellen. Eine Besonderheit ist zudem Russells damit einhergehende Herauslösung des Individuums aus der Klasse, so dass Individuen (z. B. Socrates) als Entitäten gehandhabt werden, welche keine einelementige Klasse in ihrer Extension sind, aber auch nicht als Extension eines Klassenkonzepts oder eines Prädikats bzw. als Argument eines Prädikats intensional erfasst oder beschrieben werden können. 989 Zugleich findet eine Einebnung von Prädikaten auf das Materielle und damit die Gegenständlichkeit von Klassen statt. Bereits aus diesen philosophischen Ausführungen Russells sowie der Mitberücksichtigung der De Morganschen und Russellschen Interpetation des Verbs sein und die mögliche Reduktion dessen Rolle auf die Erzeugung von Identitätsbeziehungen anhand von Paraphrasierungen, Extensionalisierung oder der Interpretation von Termen als Namen für Klassen, geht hervor, dass eine genuine, logisch begründete Stufenhierarchie von logischen Prädikaten in Russells Theorie nicht möglich ist 988 R USSELL (1924 [1919]: 183 f.) 989 Vgl. R USSELL (1903: 19, 21 f.); vgl. R USSELL (1937: 19, 21 f., 54); vgl. K NEALE / K NEALE (1991: 65) 188 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="189"?> (s. 5.7.1). Frege merkt bezüglich der Principia Mathematica 990 zu Unklarheiten in Russells/ Whiteheads Theorie an: „ Leider verstehe ich die Englische Sprache nicht genug, um mit Bestimmtheit sagen zu können, dass Russells Theorie (Principia Math. I, 54 ff.) mit meiner Theorie der Funktionen erster, zweiter u. s. w. Stufe übereinstimme. Allerdings scheint es mir so. Aber ich verstehe nicht alles. Was Russell mit seiner Bezeichnung ϕ ! x ˆ will, ist mir nicht recht klar. Ich weiss immer nicht recht, ob er vom Zeichen spricht oder von seinem Inhalte. “ 991 Nachdem Russell die Klassen in Ordnungen und Typen schachtelt, um nun artifiziell formal höherstufige Entitäten als logische Prädikate zu erschaffen 992 , muss er diese wieder auf logische Prädikate erster Ordnung reduzieren (s. axiom of reducibility/ axiom of classes/ axiom of relations) 993 (dt.: Axiom der Reduzierbarkeit), wobei aus sprachphilosophischer Perspektive diese logischen Prädikate erster Ordnung gemäß seiner Auffassung der Kopula bzw. des Verbs sein und der damit verbundenen nominalistischen Annahmen ebenfalls zu extensional zu verstehende Identitätsbeziehungen zu dekonstruieren sind und damit lediglich vergegenständlichte logische Prädikate darstellen. 994 Dies kommentiert Kanamori folgendermaßen: „ In traumatic reaction to his paradox Russell had built a complex system of orders and types only to collapse it whith his Axiom of Reducibility, a fearful symmetry imposed by an artful dodger. “ 995 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges Frege legt im Jahr 1879 mit der Begriffsschrift 996 ein Werk vor, das seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Beginn eines neuen logischen Zeitalters gilt. Daneben veröffentlicht er zahlreiche Aufsätze, Vorträge sowie im Jahr 1893 seine Gundlagen der Arithmetik 997 . In seinem Werk Grundgesetze der Arithmetik 998 erwähnt Frege bezüglich seiner Ausführungen über Funktion, Begriff und Beziehung, welche wesentlich für seine logischen und sprachphilosophischen Thesen sind, dass ein Heranziehen der Begriffsschrift zum Verständnis des in 990 R USSELL / W HITEHEAD (1963 [1925 - 1927]) 991 F REGE / J OURDAIN (1976 [ca. 1914]: 126, Frege an Jourdain [undatiert] XXI/ 12) 992 Z. B. R USSELL (1908: 236 - 241) 993 R USSELL (1908: 243) 994 R USSELL (1908: 241 - 244) 995 K ANAMORI (2009: 411) 996 F REGE (2007 [1879]) 997 F REGE (1884) 998 F REGE (1962 [1893]) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 189 <?page no="190"?> den Grundgesetzen der Arithmetik niedergelegten Inhalts nicht angebracht sei, da einige seiner darin enthaltenen Erläuterungen nicht mehr dem aktuellen Stand entsprächen: „ Man vergleiche meinen Vortrag über Function und Begriff (Jena 1891) und meinen Aufsatz über Begriff und Gegenstand in der Vierteljahresschrift für wissensch. Phil. XVI, 2. Meine Begriffsschrift (Halle a. S. 1879) entspricht nicht mehr ganz meinem jetzigen Standpunkte, ist also zur Erläuterung des hier ausgeführten nur mit Vorsicht heranzuziehen. “ 999 Desgleichen ist Freges, für das Verständnis wesentliche Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung in seinen Grundlagen der Arithmetik noch nicht in derart klarer Terminologie getroffen, wie dies in seinen Aufsätzen erläutert ist: „ Als ich meine Grundlagen der Arithmetik schrieb, hatte ich den Unterschied zwischen Sinn und Bedeutung noch nicht gemacht [ … ] und daher unter dem Ausdrucke ‚ beurteilbarer Inhalt ‘ noch das zusammengefaßt, was ich jetzt mit den Wörtern ‚ Gedanke ‘ und ‚ Wahrheitswert ‘ unterscheidend bezeichne. Die dort auf S. 77 gegebene Erklärung billige ich darum ihrem Wortlaute nach nicht mehr ganz, obwohl ich im wesentlichen noch derselben Meinung bin “ 1000 . Die Weiterentwicklung Freges Theorien über eine längere Zeitspanne führt dazu, dass in der vorliegenden Studie nicht allen Aspekten des Fregeschen Ansatzes zur Sprachphilosophie und zur Analyse sowie Deskription natürlicher Sprache gefolgt werden kann. Insgesamt verfestigt sich aus Sicht der vorliegenden Untersuchung der Eindruck, dass Frege weitgehend an der traditionellen Grammatikschreibung sowie der Binärteilung des deutschen Aussagesatzes (s. 5.6.2) in ein Subjekt und ein Prädikat orientiert war, obwohl er für logische Analysen diese letztgenannte Terminologie ablehnte. Ebenso ist in Freges Applikation seiner eigenen Thesen auf natürlichsprachliche Ausdrücke aus Sicht der vorliegenden Untersuchung eine latente Herabstufung des Zeichens, welche diesem keinen erhöhten Status zuerkennt (s. 5.6.4), indiziert, obgleich Frege in seiner Analyse der formalen Sprache der Mathematik eine besondere Unterscheidung zwischen dem Zeichen, seinem Inhalt sowie seiner gegenständlichen Bedeutung thematisiert, und die Erkenntnisse daraus die Grundlage für sämtliche Thesen Freges Werk stellen. Nachfolgend werden deshalb insbesondere Freges Aufsätze und Vorträge vorgestellt sowie diejenigen Inhalte, welche für die vorliegende Untersuchung Relevanz haben, referiert. Hintikka schreibt auch Frege die Russellsche Ambiguitätsthese zu 1001 , doch diese Annahme kann durch eine genaue Analyse der Fregeschen Schriften, insbesondere des Spätwerks Freges, nicht bestätigt werden. Frege unterscheidet 999 F REGE (1962 [1893]: 5, Anm. 1) 1000 F REGE (2002 [1892]b: 53); vgl. F REGE (2002 [1892]a); F REGE (2001 [1892 - 1895]) 1001 Vgl. H INTIKKA (1979); vgl. H INTIKKA (1981); vgl. H INTIKKA (2004) 190 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="191"?> nicht zwischen Prädikation und Subsumtion. Es lässt sich lediglich eine Unterscheidung zwischen Subordination, d. h. der Besetzung der Argumentstelle eines Begriffs mit einem anderen Begriff, und Subsumtion, d. h. der Besetzung der Argumentstelle eines Begriffs mit einem Gegenstand, erkennen 1002 , welche jedoch nicht dem Verb sein zugeschrieben wird, sondern dem Wesen der Terme oder Syntagmen in logischer Prädikatsowie logischer Subjektsbzw. Argumentsposition (s. 5.5.2; 5.6.3). Dies erwähnt auch Angelelli: „ Contrary to Hintikka ’ s and Haaparanta ’ s claims, Frege never distinguishes an ‚ is ‘ of subordination as opposed to an ‚ is ‘ taken in another sense. “ 1003, 1004 Des Weiteren schreibt Frege dem Verb sein keinen gesonderten Inhalt als ausschließlich Existenz bezeichnend zu. Die einzige Verwendung des Verbs sein im Werk Freges, welche als derart interpretierbar erscheinen könnte, findet in Freges Dialog mit Pünjer über Existenz 1005 statt. Hierbei ist jedoch ein eigens Existenz bezeichnender Inhalt des Verbs sein nicht relevant. In der Tat widerlegt Frege diese Auffassung eines gesonderten Existenz bezeichnenden Inhalts des Verbs sein oder ein allein die Existenz bezeichnendes, homonymes Verb sein, dessen Verwendungsweise sich von anderen Verwendungsweisen des Verbs sein abspalten lässt. Stattdessen nimmt Frege das Signifikat Existenz für das Verb sein grundsätzlich mit an, wie der Text Dialog mit Pünjer über Existenz andeutet: „ Sobald ‚ Sachse ist ein Mensch ‘ ein wirkliches Urteil ist, muß das Wort ‚ Sachse ‘ etwas bezeichnen und dann gebrauche ich eine weitere Prämisse nicht, um daraus zu schließen, ‚ Es gibt Menschen ‘ . Die Prämisse ‚ Sachse existiert ‘ ist überflüssig, wenn sie etwas anderes bedeuten soll, als jene selbstverständliche Voraussetzung bei allem unseren Denken. Können Sie ein Beispiel angeben, wo ein Satz von der Form ‚ A ist ein B ‘ einen Sinn hat und wahr ist, [in dem] [ … ] A der Name eines Einzelnen ist, während ‚ es gibt B ’ s ‘ falsch ist? “ 1006 Bezüglich des Inhalts Identität des Verbs sein kann anschließend zur Klärung Freges Position folgendes Zitat herangezogen werden: „‚ Es gibt Menschen ‘ bedeutet dasselbe wie ‚ Einige Menschen sind sich selbst gleich ‘ oder ‚ Einiges sich selbst gleiche ist Mensch ‘ . In dem Satz ‚ A ist sich selbst gleich ‘ erfährt man ebensowenig etwas Neues über A, wie in dem Satze ‚ A existiert ‘ . Keiner der beiden Sätze kann verneint werden. Man kann in beiden für A setzen was man 1002 F REGE (1962 [1893]: 2 f.) 1003 A NGELELLI (2012: 2 f.) 1004 Die unterstrichenen Wörter im Aufsatz Angelellis wurden im Zitat von d. A. stattdessen kursiv gesetzt. 1005 F REGE (2001 [vor 1884]) 1006 F REGE (2001 [vor 1884]: 11); vgl. A NGELELLI (2012) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 191 <?page no="192"?> will, sie bleiben immer richtig. Sie weisen nicht das A einer von zwei Klassen zu, um es von einem B etwa zu trennen, das dieser Klasse nicht angehört. “ 1007 Allerdings muss angemerkt werden, dass Frege zwischen Bedeutung und Sinn unterscheidet, die Bedeutung bei Frege lediglich den Begriffsumfang anspricht und seine Verwendung des Verbs bedeuten keinesfalls missverstanden werden darf, was untenstehend ausführlich erläutert wird. Im Folgenden wird somit erklärt, womit Frege seine Thesen in der Logik und Sprachphilosophie begründet, welche keine Unterscheidung zwischen Prädikation und Subsumtion treffen. Angelelli konstatiert: „ Frege rejected the principal feature of traditional predication theory; in his terminology, marks of a concept are not predicated of the concepts of which they are marks (opening lines of GRL § 53). Subordination between two concepts should be distinguished from the subsumption of an object under a concept. [ … ] Homo and animal stand in the subordination relation, whereas Socrates stands to animal, or to homo, in the subsumption relation. “ 1008, 1009 Bezüglich der Etablierung einer Identitätsbeziehung durch die Kopula in einem Aussagesatz unterscheidet sich Freges Ansatz gegenüber De Morgans und Russells Thesen dahingehend, dass Frege die Möglichkeit einer bezeichneten Identitätbeziehung zwischen extensionalen Gegenständen oder Begriffsumfängen einräumt, eine ausgedrückte Identität zwischen zwei Begriffen auf sprachlicher Sinnebene jedoch ausschließt, so dass ein Ausdruck der Identität des Verbs sein nach Russells oder De Morgans Verständnis zwischen den Termen in logischer Subjekts- und logischer Prädikatsposition im Ausdruck eines Aussagesatzes bzw. einer Proposition nicht mehr angenommen werden kann. Allerdings präsentiert Frege durch eine Analyse der Identitätsbeziehung auf extensionaler Ebene sowie ihrer Entsprechung in der Intension und die Revision der traditionellen Urteilslehre eine Antwort auf De Morgan, der sich durch eine Resolution der reinen Identitätsbeziehung eine klarere Vorstellung von einer höheren Gedankenentwicklung erhoffte. 1010 (S. 5.5.1) Angelelli kommt zu nachfolgendem Schluss: „ The only distinction, among those listed by Hintikka, seriously made by Frege is that between the ‚ is ‘ of identity and the ‚ is ‘ of predication. “ 1011 Diese in vorangehendem Zitat formulierte Observation Angelellis ist zutreffend, allerdings findet die Unterscheidung zwischen Prä- 1007 F REGE (2001 [vor 1884]: 14) 1008 A NGELELLI (2012: 3) 1009 Die unterstrichenen Wörter im Aufsatz Angelellis wurden im Zitat von d. A. stattdessen kursiv gesetzt. 1010 M ORGAN (1966 [1850]: 58) 1011 A NGELELLI (2012: 4) 192 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="193"?> dikation und Identität bei Frege aufgrund obig alludierter Gründe nicht auf einer Ebene statt. Die Identität kann, wie obig erwähnt und in nachfolgenden Gliederungspunkten dieser Abhandlung erklärt, in Freges Theorie sprachlich mit einem Aussagesatz als Begriffsstruktur nicht ausgedrückt werden, sondern nur zwischen Gegenständen der außersprachlichen Wirklichkeit festgestellt werden bzw. den denotierten Sachverhalt einer Proposition, aber nicht den Sinn derselbigen darstellen. Hierfür ist eine eingehende Betrachtung der Textstelle in Über Begriff und Gegenstand 1012 notwendig. Frege erwähnt zunächst: „ Der Begriff, wie ich das Wort verstehe - ist prädikativ. [ … ] Eine Gleichung ist umkehrbar; das Fallen eines Gegenstandes unter einen Begriff ist eine nicht umkehrbare Beziehung. Das ‚ ist ‘ im Satze ‚ der Morgenstern ist die Venus ‘ ist offenbar nicht die bloße Kopula, sondern auch inhaltlich ein wesentlicher Teil des Prädikats, so daß in den Worten: ‚ die Venus ‘ nicht das ganze Prädikat enthalten ist. Man könnte dafür sagen: ‚ der Morgenstern ist nichts anderes als die Venus ‘ , und hier haben wir, was vorhin in dem einfachen ‚ ist ‘ lag, in vier Worte auseinandergelegt, und in ‚ ist nichts anderes als ‘ ist nun ‚ ist ‘ wirklich nur noch die Kopula. Was hier ausgesagt wird, ist also nicht die Venus, sondern nichts anderes als die Venus. Diese Worte bedeuten einen Begriff, unter den freilich nur ein einziger Gegenstand fällt. Aber ein solcher Begriff muß immer noch von dem Gegenstande unterschieden werden. “ 1013 Frege erwähnt, dass eine Differenz zwischen Gleichheitsbeziehung (auch: Identitätsbeziehung) und Eigenschaftszuschreibung nur sachlich aber nicht sprachlich besteht. Dennoch nennt er Gegenstands- und Eigennamen als auch deren außersprachliches Denotat, nämlich um die Problematik einzuleiten und auf die These einzugehen, dass eine Gleichheitsbzw. Identitätsbeziehung wie sie z. B. in der Arithmetik und Algebra notationell dargestellt wird, sprachlich ausgedrückt wäre (s. 5.5.1; 5.5.2). Dieser These wird durch Frege widersprochen, indem er konstatiert, auch ein Aussagesatz, der eine Gleichheitsbzw. Identitätsbeziehung in der außersprachlichen Wirklichkeit denotiert, bestehe aus einem Argument und einem prädikativen Begriff 1014 , ebenso wie z. B. der Satz dieses Blatt grünt aus einem logischen Gegenstand (z. B. dieses Blatt) als Argument in grammatischer Subjektposition und einem logisch prädikativen Begriff (z. B. grünt) zusammengesetzt ist. Um diese These zu verteidigen, modifiziert Frege die gängige Lehrmeinung über das Verb sein als Kopula. Es ist deutlich, dass Frege zwischen dem Verb sein bzw. ist und der Kopula unterscheidet, wobei die Kopula nach Frege eine Gebrauchsweise des Verbs sein bzw. ist darstellt. Frege behauptet demzufolge nicht, dass das Verb sein bzw. ist 1012 F REGE (2002 [1892]b) 1013 F REGE (2002 [1892]b: 48 f.) 1014 F REGE (2002 [1892]b: 48 f.) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 193 <?page no="194"?> ambig (auch: polysem) sei, sondern dass es verschiedene Gebrauchsweisen aufweist oder ihm diese zugeschrieben werden und vor allem, dass die Gebrauchsweise des Verbs sein bzw. ist über die Rolle als traditionelle, bloße Kopula hinausgehen muss, um in jedem sprachlichen Aussagesatz ein logisches Prädikat zu erzeugen, auch in denjenigen Aussagesätzen, welche eine Gleichheitsbzw. Identitätsbeziehung in der außersprachlichen Wirklichkeit denotieren. Ohne sich außerordentlich gegen die in der Grammatik tradierte Doktrin der Kopula aufzulehnen, korrigiert Frege an dieser Stelle gewissermaßen die traditionelle Auffassung, um dem Missverständnis vorzubeugen, es gäbe eine sprachliche Entsprechung der in Arithmetik, Algebra oder der außersprachlichen Wirklichkeit angenommenen gegenständlichen Gleichheitsbzw. Identitätsbeziehung und damit Aussagesätze ohne logisches Prädikat sowie einer begrifflichen Ebene. Ungeachtet dessen, inwiefern das Verb sein bzw. ist vollständig oder teilweise die traditionelle Rolle als Kopula übernehmend angesehen werden kann, etabliert das Verb sein bzw. ist nach Frege in jedem Fall eine logische Prädikation eines Begriffs über ein Argument. Eine Zurückhaltung Freges gegenüber der etablierten Lehrmeinung der traditionellen Grammatikschreibung und eine Akzeptanz derselbigen sowie der mit dieser einhergehenden syntaktischen Binärteilung des deutschen Aussagesatzes ist durchaus festzustellen, dennoch bestehen in Freges Werk theoretische Ansätze, die das Potential haben, die traditionelle Grammatikschreibung zu hinterfragen und Impulse für eine neuartige syntaktische sowie semantische Analyse des deutschen Aussagesatzes zu geben. Problematisch ist somit, dass Frege sich nicht von der traditionellen Grammatikschreibung löst, da er nicht primär sprachwissenschaftlich arbeitet, sondern die natürliche Sprache als Hilfsmittel für die logische Grundlagenforschung der Mathematik heranzieht. Es ist also lediglich das Konzept der traditionellen Kopula, über welches Frege in obig zitierter Textstelle 1015 reflektiert, nicht notwendig der Inhalt des Verbs sein bzw. ist. So betont Frege, dass auch in einem, eine Gleichheitsbzw. Identitätsbeziehung denotierenden Satz wie z. B. der Aussage der Morgenstern ist die Venus sprachlich das Syntagma in grammatischer Prädikatsposition und damit auch der Gegenstandsbzw. Eigenname die Venus keinen logischen Gegenstand oder eine Klasse repräsentieren, sondern ein logisches Prädikat und damit einen Begriff. Um dies gegenüber der traditionellen Auffassung der Kopula zu verdeutlichen, schlägt Frege die Lesart oder Interpretation der Morgenstern ist nichts anderes als die Venus vor. Damit unterscheidet sich Freges Theorie wesentlich von derjenigen Russells, welcher zwischen einer Prädikation über ein Individuum und einer einelementigen Klasse, d. h. zwischen Prädikation 1015 F REGE (2002 [1892]b: 48 f.) 194 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="195"?> und Subsumtion differenziert. Dadurch ist es Russell, wie obig erläutert (s. 5.5.2) möglich, den sprachlichen Ausdruck einer Identitätsbeziehung zu behaupten, wie dies De Morgan vornimmt. Gleichzeitig wird jedoch hiermit die logische Prädikation über ein Individuum dekonstruiert, weswegen dieses oder ein anderer logischer Gegenstand in Russells Theorie in vielen Fällen aus einer prädikativen Eigenschaftszuschreibung oder aus einer Extension eines sogenannten Klassenkonzepts herausgelöst werden kann. Eine derart ausgeprägte Inkohärenz in der Theoriebildung wie in Russells Werk ist in Freges Schriften spätestens ab Einführung der Distinktion zwischen Sinn und Bedeutung nicht gegeben, sondern die logische Prädikation und Begriffsbildung in einem natürlichsprachlichen Aussagesatz wird grundsätzlich gerechtfertigt. Alle Kopulasätze verkörpern nach Frege eine logische Prädikation anhand eines Begriffs und ein Argument derselbigen. Damit wirkt auch das Verb sein bzw. ist in allen Fällen am sprachlichen Zustandekommen einer logischen Prädikation mittels eines Begriffs erster, zweiter oder höherer Stufe mit. Die angenommenen Lesarten des Verbs sein in der De Morganschen oder Russellschen Ambiguitätsthese (s. 5.5.1; 5.5.2) reduzieren sich dadurch merklich, so dass betreffs Freges Gebrauchsweise des Verbs sein vor allem die Prädikation und die Frage nach dem gesonderten Status des Inhalts Existenz bleiben, welche im Dialog mit Pünjer über Existenz 1016 eigentlich dahingehend beantwortet ist, dass Frege nicht von einer Abspaltung des Existenz bezeichnenden Inhalts des Verbs sein im kopulativen Gebrauch ausgeht. Es liegt nach diesen Ausführungen nahe, in theoretischer Überwindung der traditionellen syntaktischen Binärteilung des deutschen Aussagesatzes das Verb sein schließlich selbst als logisches Prädikat mit einem existenzbezeichnenden Inhalt als begrifflichem Gehalt zu vermuten und empirische Untersuchungen (s. 7; 8; 10) anzustellen, die diese These überprüfen. Diese Reflexion der Annahmen zum Verb sein leitet also eine Überprüfung des Status als kopulatives, homonymes oder ambiges Wort in der Grammatikforschung sowie in der Grammatikschreibung ein und wird untenstehend in nachfolgenden Gliederungspunkten detailliert begründet und expliziert. 5.6.1 Semiotische Vorannahmen Einleitend ist vorwegzunehmen, dass Frege die Notation sowie die konventionalisierte Interpretation von mathematischen Ausdrücken kritisiert, da diese zu logischen Fehlern und Ungenauigkeiten in der mathematischen Sprache 1016 F REGE (2001 [vor 1884]) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 195 <?page no="196"?> sowie der Mathematik selbst führen und logischen Kriterien zur exakten Analyse von Aussagen und Urteilen nicht genügen: „ Die Mathematik sollte eigentlich ein Muster von logischer Klarheit sein. In Wirklichkeit wird man vielleicht in den Schriften keiner Wissenschaft mehr schiefe Ausdrücke und infolgedessen mehr schiefe Gedanken finden als in den mathematischen. Niemals sollte man die logische Richtigkeit der Kürze des Ausdrucks opfern. “ 1017 Diese Kritik führt zu einer Differenzierung, deren Missachtung zahlreiche Inakkuratheiten und Missverständnisse nach sich ziehen kann, nämlich der sich direkt aus der Semiotik bzw. Zeichentheorie ergebenden Unterscheidung zwischen Bezeichnendem und Bezeichnetem sowie zwischen extensionaler und intensionaler Ebene. Im Gegensatz zu De Morgan und Russell beschließt Frege somit, semiotische und zeichentheoretische Aspekte in seiner Theorie der Prädikation, der Proposition (lat.: propositio; dt.: Vorstellung; Thema; Satz; Vordersatz/ Prämisse eines Syllogismus) und des logischen bzw. mathematischen Ausdrucks ebenfalls zu berücksichtigen und den Feinheiten der natürlichen Sprache sowie sprachphilosophischen Fragestellungen Aufmerksamkeit zu widmen: „ Hat man es doch fertig gebracht, die Zahlzeichen für Zahlen, den Namen für das Benannte, das blosse Hilfsmittel für den eigentlichen Gegenstand der Arithmetik zu halten. Solche Erfahrungen lehren, wie nothwendig es ist, an die Genauigkeit der Rede- und Schreibweise die höchsten Anforderungen zu stellen. “ 1018 Wesentlich dabei ist, dass die Verschiedenheit der Bezeichnung nicht hinreichend für eine Verschiedenheit des Bezeichneten ist. 1019 Demzufolge ist ein Ausdruck der Form 2 + 5 nicht in seiner Bedeutung verschieden von dem Ausdruck 3 + 4, sondern ebenso gleichbedeutend mit ersterem Ausdruck, wie die zwei Namen wohlriechendes Veilchen und Viola odorata gleichbedeutend sind, da sie auf den gleichen Gegenstand referieren. 1020 Um seine Auffassung von Gegenständlichkeit zu erläutern, konstatiert Frege zudem: „ Die jetzt sehr verbreitete Neigung, nichts als Gegenstand anzuerkennen, was nicht mit den Sinnen wahrgenommen werden kann, verleitet dann dazu, die Zahlzeichen selbst für die Zahlen, für die eigentlichen Gegenstände der Betrachtung zu halten; und dann wären ja freilich 7 und 2 + 5 verschieden. “ 1021 Frege erklärt, dass die Bedeutung der Zeichen bzw. Zahlzeichen von dem Zeichen selbst unterschieden werden muss, auch wenn die Bedeutung eine nicht sinnlich 1017 F REGE (2002 [1904]: 69) 1018 F REGE (1962 [1893]: 4) 1019 F REGE (2002 [1891]: 3) 1020 F REGE (2002 [1891]: 3) 1021 F REGE (2002 [1891]: 3) 196 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="197"?> wahrnehmbare Zahl ist. Die Form des Ausdrucks eines Zeichens ist nach Frege ebenso wie die Zusammensetzung der Tinte, mit welcher es geschrieben wurde, eine Eigenschaft des Bezeichnenden, d. h. des Zeichens, während z. B. die arithmetischen Eigenschaften einer Zahl Eigenschaften des Bezeichneten sind. So bedeuten die Ausdrücke 2 ∙ 1 3 + 1; 2 ∙ 2 3 + 2; 2 ∙ 4 3 + 4 die Zahlen 3, 18 und 132 1022 und der Ausdruck 3 + 4 bedeutet dasselbe wie der Ausdruck 2 + 5. Die Referenz zwischen Bedeutung und Zeichen lässt sich als ein dyadisches Modell (Abb. 1) darstellen. Abb. 1: Dyadisches Modell Anschließend bemerkt Frege, dass es eine dritte Dimension geben muss, denn die Struktur eines Ausdrucks erweist sich aus verschiedenen Gründen aus einer anderen Perspektive als beachtenswert. So ist in manchen Ausdrücken, jenen mit Bedeutung sowie jenen ohne Bedeutung, ein Muster zu erkennen, das sich nicht nur auf Zeichenebene manifestiert und welches als die Formulierungen 2 ∙ () 3 + () oder 2 ∙ x 3 + x darstellbar sowie als Funktion identifizierbar ist. Frege erläutert, dass das Argument, das an die Stelle der erkannten Platzhalter tritt und welches üblicherweise durch den Buchstaben x unbestimmt angedeutet wird, nicht zu dieser Funktion gehört, sondern mit der Funktion ein vollständiges Ganzes bildet, „ denn die Funktion für sich allein ist unvollständig, ergänzungsbedürftig oder ungesättigt zu nennen. Und dadurch unterscheiden sich die Funktionen von den Zahlen von Grund aus. “ 1023 Die Bedeutung einer Funktion ist ihr Wert für ein bestimmtes Argument, der beim Einsetzen vieler verschiedener Argumente in zeitlicher Reihenfolge einen Verlauf annimmt, welcher die Benennung Wertverlauf einer Funktion trägt, womit die Funktion selbst gegenüber der Bedeutung das logisch Frühere verkörpert. 1024 Somit stellt der Ausdruck x 2 - 4x = x ∙ (x - 4) keine Gleichsetzung von Funktionen, sondern von Wertverläufen in verallgemeinerter Form dar. 1025 Dass die Allgemeinheit einer derartigen Gleichung zwischen Funktionswerten als Gleichung zwischen Wertverläufen aufgefasst werden kann, ist nach Frege ein logisches Grundgesetz, das nicht zu beweisen ist. 1026 Am selbigen Buchstaben, welcher unbestimmt das Argument andeutet, ist zu erkennen, dass sowohl die linke als auch 1022 F REGE (2002 [1891]: 4 f.) 1023 F REGE (2002 [1891]: 5) 1024 F REGE (2002 [1891]: 7, Fn. 5) 1025 F REGE (2002 [1891]: 7 f.) 1026 F REGE (2002 [1891]: 7) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 197 <?page no="198"?> die rechte Seite des Gleichheitszeichens jeweils nur unbestimmt eine Zahl andeuten, so dass die Allgemeinheit der Gleichung ausgedrückt wird, indem eben jener selbe Buchstabe an Stelle des Arguments für die linke und die rechte Seite gewählt wurde. Um die Unterscheidung zwischen Funktion, Argument und Funktionswert sowie Wertverlauf zu berücksichtigen und die Eigenständigkeit der Bedeutung besser zu verdeutlichen, führt Frege eine gesonderte Bezeichnungsweise für diesen Wertverlauf in die mathematischen Ausdrucksformen ein. Es beschreibt der Ausdruck έ ( ε 2 - 4 ε ) mit dem Akzent (lat.: spiritus lenis) über dem Argument 1027 den Wertverlauf der Funktion x 2 - 4x und der Ausdruck ά ( α ∙ [ α - 4]) den Wertverlauf der Funktion x ∙ (x - 4), so dass das Beispiel έ ( ε 2 - 4 ε ) = ά ( α ∙ [ α - 4]) der Ausdruck dafür ist, dass der erste Wertverlauf derselbe wie der Zweite ist. Im Unterschied zu obiger Gleichung x 2 - 4x = x ∙ (x - 4) besitzen in dieser Gleichung έ ( ε 2 - 4 ε ) = ά ( α ∙ [ α - 4]) die linke sowie die rechte Seite jeweils eine abgeschlossene Bedeutung, womit die Wertverläufe als Gegenstände einander gleichgesetzt sind, deshalb erfolgt die Gleichsetzung nicht zeitlich synchron für jedes einzelne eingesetzte Argument wie in der obigen Gleichung. Auch Funktionen können mit Hilfe von Buchstaben unbestimmt angedeutet werden. Sei der Ausdruck f(x) die anonyme Funktion mit dem Argument x und der Ausdruck έ (f( ɛ )) der Wertverlauf der Funktion. 1028 Es ist nach Frege festzustellen, dass beide Gleichungen, x 2 - 4x = x ∙ (x - 4) und έ ( ε 2 - 4 ε ) = ά ( α ∙ [ α - 4]), dasselbige in verschiedenen Weisen ausdrücken, wobei die Gleichung έ ( ε 2 - 4 ε ) = ά ( α ∙ [ α - 4]) im Unterschied zu erstem Ausdruck auf linker und rechter Seite eine als solche kenntlich gemachte abgeschlossene Bedeutung hat. 1029 Dies impliziert bereits eine wesentliche Differenzierung zwischen dem Sinn und der Bedeutung eines Funktionsausdrucks, wobei der Sinn die dritte Dimension neben Zeichen und Bedeutung ist. An dieser Herleitung des Sinns ist zu erkennen, dass sich der Sinn aus der Struktur, d. h. unter anderem aus der ungesättigten und gesättigten, aber noch nicht ausgewerteten Form von Ausdrücken ergibt. Die Wörter ungesättigt und prädikativ sind demzufolge eher für den Sinn als für die Bedeutung probat, dennoch ist zu erkennen, dass beim Fortschreiten vom Sinn zur Bedeutung eines Ausdrucks auch eine Entsprechung der Ungesättigtheit bzw. Prädikativität bei der Bedeutung existiert: „ Die Wörter ‚ ungesättigt ‘ und ‚ prädikativ ‘ scheinen besser auf den Sinn als auf die Bedeutung zu passen; aber es muß dem doch auch etwas bei der Bedeutung entsprechen; und ich weiß 1027 F REGE (2002 [1891]: 8) 1028 Frege verwendet hier einleitend die Notation έ f( ɛ ), die jedoch die gleiche Form darstellt wie die Notation έ (f( ɛ )). 1029 F REGE (2002 [1891]: 8 f.) 198 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="199"?> keine besseren Wörter “ 1030 . Nachdem erläutert wurde, dass die Bedeutung einer Funktion mit einem bestimmten Argument eine Zahl sein kann, führt Frege am Beispiel von Gleichungen und Ungleichungen die weitere Bedeutung des Wahrheitswertes ein, um den Sinn auch von dieser abzugrenzen. Es kann zwischen wahren (z. B. ( - 1) 2 = 1; 1 2 = 1) und falschen (z. B. 0 2 = 1; 2 2 = 1) Gleichungen unterschieden werden. Die Ausdrücke 2 2 = 4; 2 > 1; 2 4 = 4 2 bedeuten dasselbe, nämlich das Wahre, so dass der Ausdruck (2 2 = 4) = (2 > 1) eine richtige, wahre Gleichung ist. 1031 Der Unterschied zwischen Sinn und Bedeutung wird nach dieser Verdeutlichung der Bedeutung als Gegenstand oder Wahrheitswert nun noch deutlicher, wenn dem Einwand, welcher sich gegen die Bedeutung als Wahrheitswert oder Gegenstand richtet, nämlich dem Einwand, die Gleichung 2 2 = 4 und die Ungleichung 2 > 1 besagten etwas Verschiedenes und drückten verschiedene Gedanken bzw. Sinne aus, entgegengehalten werden kann, dass auch die Formulierungen 2 4 = 4 2 und 4 ∙ 4 = 4 2 verschiedene Gedanken ausdrücken, obwohl die Biquadrierung 2 4 durch die Multiplikation 4 ∙ 4 ersetzbar ist, da beide Zeichenkombinationen dieselbe Bedeutung haben. 1032 Folglich haben die Ausdrücke 2 4 = 4 2 und 4 ∙ 4 = 4 2 dieselbe Bedeutung, und es ist erkennbar, dass die Gleichheit der Bedeutung nicht die Gleichheit des Gedankens bzw. des Sinns zur Folge hat, woraus geschlossen werden kann, dass Ausdrücke mit verschiedenen Sinnen oder mit verschiedenen vollständigen Sinnen, d. h. Gedanken 1033 (z. B. 2 2 = 4; 2 > 1; 2 4 = 4 2 ), dieselbe Bedeutung haben können. Frege erläutert diesen Sachverhalt an mehreren Stellen anhand eines natürlichsprachlichen Beispiels: „ Wenn wir sagen ‚ der Abendstern ist ein Planet, dessen Umlaufzeit kleiner ist als die der Erde ‘ , so haben wir einen anderen Gedanken ausgedrückt, als in dem Satze ‚ der Morgenstern ist ein Planet, dessen Umlaufzeit kleiner ist als die der Erde ‘ ; denn, wer nicht weiß, das der Morgenstern der Abendstern ist, könnte den einen für wahr, den andern für falsch halten; und doch muß die Bedeutung beider Sätze dieselbe sein, weil nur die Wörter ‚ Abendstern ‘ und ‚ Morgenstern ‘ miteinander vertauscht sind, welche dieselbe Bedeutung haben, d. h. Eigennamen desselben Himmelskörpers sind. Man muss Sinn und Bedeutung unterscheiden. “ 1034 Unter der Voraus- 1030 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 27, *) 1031 F REGE (2002 [1891]: 9 f.) 1032 F REGE (2002 [1891]: 10) 1033 F REGE (2002 [1891]: 18); vgl. F REGE (2002 [1892]a: 35, 45 f.) 1034 F REGE (2002 [1891]: 10); vgl.: „ Der Gedanke des Satzes ‚ der Morgenstern ist ein von der Sonne beleuchteter Körper ‘ ist verschieden von dem des Satzes ‚ der Abendstern ist ein von der Sonne beleuchteter Körper ‘ . Jemand, der nicht wüßte, daß der Abendstern der Morgenstern ist, könnte den einen Gedanken für wahr, den anderen für falsch halten. Der Gedanke kann also nicht die Bedeutung des Satzes sein, vielmehr werden wir ihn als den Sinn aufzufassen haben. “ (F REGE (2002 [1892]a: 29)) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 199 <?page no="200"?> setzung der Theorie des heliozentrischen Weltbildes, erklärt Frege mit diesem Zitat den Unterschied zwischen Sinn und Bedeutung eines Aussagesatzes. Die Unkenntnis darüber, dass zwei Sinne denselben Gegenstand bezeichnen, erzeugt darüber hinaus einen opaken Kontext. Eine Substitution salva veritate der zwei Sinne ist im opaken Kontext nicht möglich. 1035 Auf diese Weise entsteht ein triadisches geometrisches Modell. Eine Übersicht über die Besonderheit des Dreiecks in semiotischen Untersuchungen sowie eine Reflexion zu einem semiotischen Dreieck insbesondere unter Beachtung der Saussureschen Distinktion zwischen dem Sprachsystem langue und der Rede parole geben Henne/ Wiegand. 1036 Ein Überblick zu verschiedenen semiotischen Dreiecken sowie eine Diskussion derselbigen soll in der vorliegenden Studie nicht präsentiert werden, da insbesondere die abbildungstheoretische Angemessenheit eines der Theorie Freges entlehnten semiotischen Ansatzes (Abb. 2) vorgestellt wird. Abb. 2: Ein der Theorie Freges entlehntes semiotisches Dreieck Dieses semiotische Dreieck (Abb. 2) ähnelt prima facie Baldingers semiotischem Dreieck 1037 . Das Dreieck hat in der Linguistik und Semiotik eine besondere Bedeutung erlangt, ebenso besitzt das Dreieck eine kulturhistorische Relevanz. 1038 Heger spricht von einer „ magische[n] “ 1039 Eigenschaft des Dreiecks, die 1035 Ausführlicheres zur Substitution salva veritate, s. das Leibniz-Gesetz: Vgl. G ERHARDT (Hrsg. 1890b: 228, Scientia generalis. Characteristica, Kap. XIX, Def. 1); vgl. G ERHARDT (Hrsg. 1890b: 236, Scientia generalis. Characteristica, Kap. XX, Def. 1); s. 5.5; 5.6.5; 5.7.1; 5.7.4; 7.6.2.1 1036 H ENNE / W IEGAND (1969) 1037 Z. B. B ALDINGER (1957: 14); vgl. B ALDINGER (1964: 269); vgl. H ENNE / W IEGAND (1969: 141 ff.) 1038 H EINZ -M OHR (1992: 55 ff., Dreieck, Dreifaltigkeitssymbole). Zur Bedeutung des Dreiecks als mythologischer Berg oder als Pagodenbzw. Pyramidenform: Vgl. z. B. G OVERNMENT OF HIS H IGHNESS M AHARAJA OF M YSORE (Hrsg. 1903: 200 - 219, 234 - 274, insbes. 208 f., 215 ff., 244, Kap. 2, Kap. 4); vgl. z. B. K ISARI M OHAN G ANGULI (1991 [1883 - 1896]: 2190 ff., Buch 6: Bhishma Parva: Jamvu-khanda Nirmana Parva, Kap. 6); vgl. z. B. S WAMI Y OGESHWARA- NANDA (Hrsg. 1950: 143 - 174, insbes. S. 144 f., Kap. 1.4.9, Kap. 1.4.10); vgl. z. B. M ITTAL (2006: 3) 1039 H EGER (1964: 486) 200 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="201"?> jedoch für die vorliegende Studie zurückgewiesen wird. Denn auch in anderen Disziplinen, namentlich der Prosodie und der Mathematik, nimmt die Form des Dreiecks eine besondere Rolle ein. So dient das Dreieck als Illustrationsfigur einer Form des Binominalsatzes, des Binärsystems und im weiteren Sinn der Fibonacci-Zahlen. 1040 Außerdem gilt das Dreiecksmotiv als Fraktal (z. B. Apollonische Dichtung; vgl. a. Sierpi ń ski-Dreieck). 1041 An dieser Stelle repräsentiert die Illustrationsfigur dieses Dreiecks ein aus den zeichentheoretischen und sprachphilosophischen Explikationen Freges hergeleitetes semiotisches Dreieck (Abb. 2), für welches insbesondere die weiterführenden Erläuterungen zu Freges sowie Churchs Theorien (s. u.) gelten. In der vorliegenden Studie wird aufgezeigt, dass sich insbesondere die Dreiecksform und nicht die Trapezform 1042 , dafür eignet, die Konzepthierarchie Churchs (s. u. Abb. 13; vgl. Abb 12) graphisch darzustellen (s. 5.7.3). Ein Ausdruck als Zeichen besitzt nach Frege immer mindestens einen unvollständigen oder abgeschlossenen Sinn sowie eine unvollständige Bedeutung. 1043 Eine ungesättigte Funktion bzw. ein ungesättigter Begriff besitzt also ebenfalls einen Sinn, doch einen unvollständigen. 1044 Der abgeschlossene, vollständige Sinn kann Gedanke genannt werden und eine Sinnstruktur hat stets Gültigkeit oder Ungültigkeit sowie einen Wahrheitswert wahr oder falsch 1045 (s. 5.6.6) von dem dann zum Wahrheitswert als Bedeutung des Ausdrucks fortgeschritten werden kann. 1046 Parsons fasst zusammen: „ Frege also believed, that incomplete expressions have Sinne. While it is a matter of contention, Frege scholars have often referred to these Sinne as ‚ sense-functions ‘ . Although Frege ’ s account of this is not entirely perpicuous, he asserts that the Sinne of incomplete expressions are, like functions, also unsaturated. The Sinn of an unsaturated expression such as ‚ξ is a planet ‘ takes the Sinn of a name, such as ‚ Venus ‘ , and yields the Sinn of a complete sentence ‚ Venus is a planet ‘ ; and of course, according to Frege, the Sinn of an entire sentence is a Gedanke. “ 1047 In anderen Worten besitzt somit ein Ausdruck manchmal statt einer unvollständigen eine abgeschlossene Bedeutung. 1048 Im Falle einer abgeschlossenen 1040 Vgl. PI Ṅ GALA/ HAL Ā YUDHA BHA ṬṬ A/ KED Ā RAN Ā THA (1908); vgl. W EBER (1863: 147 - 468, Kap. 2); vgl. S CHOTERMAN (Hrsg. 1982: 181 - 209, Appendix I u. Supplement) 1041 Vgl. A POLLONIUS VON P ERGA / H ALLEY / B ALSAM (1861) 1042 Vgl. H EGER (1964: 515) 1043 F REGE (2002 [1892]a: 32) 1044 Vgl. F REGE (2001 [1892 - 1895]: 34); vgl. P ARSONS (2016: 17) 1045 F REGE (2001 [1906]: 61); vgl. F REGE (2002 [1892]a: 32) 1046 F REGE (2002 [1891]: 12, 18); vgl. F REGE (2002 [1892]a: 32, 35) 1047 P ARSONS (2016: 17) 1048 F REGE (2002 [1891]: 13) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 201 <?page no="202"?> Bedeutung erhält der Ausdruck zusätzlich den extensionalen Wahrheitswert wahr oder falsch als Gegenstand, im Falle einer unvollständigen Bedeutung kann ihm kein extensionaler Wahrheitswert zugeordnet werden. Folglich hat jeder Ausdruck als eng oder weit gefasste Einheit stets einen Sinn, doch ein beliebiger Ausdruck konstituiert nicht immer einen Gedanken und besitzt deshalb nicht immer eine Bedeutung sowie nicht immer einen extensionalen Wahrheitswert. Bei der Analyse von Ausdrücken wird somit vom Zeichen zum Sinn als Funktionen mit Argumenten, welche als Gegenstände ebenfalls einen Sinn besitzen, und dann zur Bedeutung fortgeschritten (Abb. 3). 1049 Abb. 3: Fortschreiten vom Zeichen über den Sinn zur Bedeutung 5.6.2 Funktion f(x), Begriff Φ (x) und Aussagesätze Freges Ansicht, Arithmetik sei weiterentwickelte Logik, führt zur Annahme einer strengeren Begründung der arithmetischen Gesetze in rein logischen Gesetzen, weshalb die arithmetische Zeichensprache nach Frege zu einer logischen erweitert werden muss. 1050 Diese logische Erweiterung schafft indirekt neben den semiotischen Annahmen sowie der Gemeinsamkeit, dass die mathematische Sprache als auch die natürliche Sprache in Zeichen materialisiert sind, eine weitere Verbindung zur Sprache, so dass Funktion und Begriff korrelieren. Wenn die Funktion x 2 = 1 für ein bestimmtes Argument (z. B. - 1), einen wahren Funktionswert annimmt, so ist die negative Zahl - 1 eine Quadratwurzel aus der positiven Zahl 1 oder die negative Zahl - 1 fällt unter den Begriff Quadratwurzel aus 1, während die positive Zahl 2 nicht unter den Begriff Quadratwurzel aus 1 fällt. Frege konstatiert: „ Wir sehen daraus, wie eng das, was in der Logik Begriff genannt wird, zusammenhängt mit dem, was wir Funktion nennen. Ja, man wird geradezu sagen können: Ein Begriff ist eine Funktion, deren Wert immer ein Wahrheitswert ist. “ 1051 Somit ist nach Frege 1049 Vgl. F REGE (2002 [1892]a: 32) 1050 F REGE (2002 [1891]: 11) 1051 F REGE (2002 [1891]: 11) 202 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="203"?> alles, was für Funktionen gilt, auf Begriffe übertragbar. Begriffe sind ungesättigt und besitzen eine Leerstelle. Wenn Begriffe über eine scharfe Begrenzung verfügen, haben sie für jedes Argument einen sinnhaften Gedanken und in der Bezeichnung eine Bedeutung oder eine Bedeutung und einen extensionalen Wahrheitswert. Nach Frege besitzt damit jeder grammatikalisch richtig gebildete Ausdruck, der für einen Eigennamen oder Gegenstand steht, einen Sinn. 1052, 1053 Begriffe, die mit einem Argument gesättigt sind, haben eine Bedeutung, die ein Gegenstand oder ein Wahrheitswert ist. 1054 Der Begriffsumfang kann als der Wertverlauf einer Funktion, deren Wert für jedes Argument ein Wahrheitswert ist, beschrieben werden. Wertverläufe sind gleich, wenn die Bedeutung der Funktion als Zahl für jedes einzelne bestimmte Argument auf beiden Seiten des Gleichheitszeichens gleich ist oder wenn der Umfang der Begriffe gleich ist, d. h. die Bedeutung der Funktion als Wahrheitswert für jedes einzelne bestimmte Argument. Begriffsumfänge und Wertverläufe sind demnach beide Gegenstände, ebenso kann ein Funktionswert nicht nur eine Zahl, sondern darüber hinaus auch ein Wahrheitswert sein. 1055 Es ist nun zu erkennen, dass alles Gegenstand ist, was nicht Funktion ist, „ dessen Ausdruck also keine leere Stelle mit sich führt. “ 1056 Frege schlussfolgert: „ Die logische Grundbeziehung ist die des Fallens eines Gegenstandes unter einen Begriff: auf sie lassen sich alle Beziehungen zwischen Begriffen zurückführen. Indem ein Gegenstand unter einen Begriff fällt, fällt er unter alle Begriffe desselben Umfangs, woraus das Gesagte folgt. Wie also Eigennamen desselben Gegenstandes unbeschadet der Wahrheit [ 1057 ] einander vertreten können, so gilt dasselbe auch von Begriffswörtern, wenn der Begriffsumfang derselbe ist. “ 1058 Deshalb kann auf einer Seite eines Gleichheitszeichens nie nur die Bezeichnung eines Begriffs stehen, sondern immer wird außer dem Begriff noch ein Gegenstand bezeichnet oder angedeutet werden müssen. 1059 Auch schematische Andeutungen von Begriffen durch Funktionsbuchstaben dürfen nur so erfol- 1052 F REGE (2002 [1892]a: 25) 1053 Nach Frege besitzen auch ungesättigte Begriffe Sinne, vgl. F REGE (2001 [1892 - 1895]: 34); s. 5.6.5. Bezüglich der Sinne von Namen, ungesättigten oder gesättigten Ausdrücken; vgl. a. P ARSONS (2016: 17). Vgl. a. die Ausführungen zum begrifflichen Gehalt eines intensionalen Begriffs bzw. zur Intentionalität eines Begriffs, s. 6.2.2; 6.2.3. 1054 F REGE (2002 [1892]a: 36) 1055 F REGE (2002 [1891]: 11 f.) 1056 F REGE (2002 [1891]: 13) 1057 Frege meint an dieser Stelle den extensionalen Wahrheitswert, hier den Wert w 2 . 1058 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 25 f.) 1059 Vgl.: „ Notice also that λ , or λ x, is not the name of any function or other abstract object, but is an incomplete symbol - i. e., the symbol has no meaning alone, but appropriately formed expressions containing the symbol have a meaning. We call the symbol λ x an 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 203 <?page no="204"?> gen, dass dabei die Ungesättigtheit durch eine mitgeführte leere Stelle zur Anschauung kommt wie in den Schreibweisen Ф () und X(). Die Buchstaben Ф und X, welche die Begriffe andeuten oder bezeichnen sollen, sind immer nur als Funktionsbuchstaben zu gebrauchen, d. h. so, dass sie über eine Stelle für das Argument verfügen. Es ist nicht möglich, den Ausdruck * Ф = X zu schreiben, da hierbei die Buchstaben Ф und X nicht als Funktionsbuchstaben auftreten. Ebenso ist es nicht möglich, den Ausdruck * Ф () = X() zu formulieren, weil zum Aufstellen einer Gleichung die Argumentstellen ausgefüllt sein müssen. Falls die Argumentstellen ausgefüllt sind, handelt es sich jedoch nicht mehr um einen Gleichsetzung von Funktionen bzw. von Begriffen, sondern auf jeder Seite des Gleichheitszeichens steht dann außer dem Funktionsbuchstaben noch etwas, das nicht zur Funktion bzw. zum Begriff gehört. 1060, 1061 Aufgrund der Korrelation zwischen mathematischer Funktion und sprachlichem Begriff ist auch die Form der mathematischen Gleichungen mit einem sprachlichen Aussage- oder Behauptungssatz zu assoziieren. 1062 Hierbei zerlegt Frege nach traditionellem Grammatikverständnis für ein einführendes Beispiel den Satz in zwei Teile, wovon er einen als Funktion und einen als Argument bzw. einen Teil als Begriff und den anderen Teil als Gegenstand identifiziert. „ Die sprachliche Form der Gleichungen ist ein Behauptungssatz. [ … ] Behauptungssätze im allgemeinen kann man ebenso wie Gleichungen oder analytische Ausdrücke zerlegt denken in zwei Teile, von denen der eine in sich abgeschlossen, der andere ergänzungsbedürftig, ungesättigt ist. “ 1063 In dem Satz Caesar eroberte Gallien sei der Teil eroberte Gallien ein ungesättigter Begriff, während der Eigenname Caesar einen Gegenstand verkörpere. Ebenso ist nach Frege der Ausdruck die Hauptstadt des deutschen Reichs in die Teile die Hauptstadt des und deutsches Reich zerlegbar, wobei sich der Funktionswert Berlin ergibt. 1064 Diese Zerlegungen Freges sind als Frege-Prinzip oder Kompositionsprinzip (auch: Kompositionalitätsprinzip) (engl.: compositionality thesis) 1065 bekannt geworden, das die mannigfache Zerlegung von Behauptungsätzen und mathematischen Ausdrücken 1066 meint, die vor allem scharf abstraction operator, and speak of the function which is denoted by ( λ xM) as obtained from the expression M by abstraction. “ (C HURCH (1965 [1941]: 7). 1060 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 29) 1061 Bezüglich der Unmöglichkeit einer Gleichheit bzw. Identität zwischen Begriffen auf der intensionalen Ebene des Sinns, s. 5.6.5. Vgl. C HURCH (1965 [1941]: 7). 1062 F REGE (2002 [1891]: 12) 1063 F REGE (2002 [1891]: 12) 1064 F REGE (2002 [1891]: 12 f.) 1065 P ARSONS (2016: 16) 1066 Zur mannigfachen Zerlegung eines Gedankens, vgl. F REGE (2002 [1892]b: 54). 204 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="205"?> umgrenzte Begriffe beinhalten müssen, was nach Frege in sprachlichen Zeichenverbindungen eine korrekte grammatische Bildung anspricht: „ Vielleicht kann man zugeben, dass ein grammatisch richtig gebildeter Ausdruck, der für einen Eigennamen steht, immer einen Sinn habe. Aber ob dem Sinne nun auch eine Bedeutung entspreche, ist damit nicht gesagt. “ 1067 Frege betont, dass das Kompositionsprinzip nur auf Sinnebene greift und keine Komposition auf Bedeutungsebene anspricht: „ Man gelangt durch die Zusammenfügung von Subjekt und Prädikat immer nur zu einem Gedanken, nie von einem Sinne zu dessen Bedeutung, nie von einem Gedanken zu dessen Wahrheitswerte. “ 1068 Demzufolge ist es unpräzise formuliert, das Kompositionsprinzip nach Frege als eine Komposition von Bedeutungen zu beschreiben. 1069 Stattdessen wird eine Komposition nur erwirkt, wenn ein ungesättigter Begriff abgelöst werden kann, dessen Zeichen aufgrund seiner Ungesättigtheit primär ein Sinnträger ist. Die Komposition nach Frege meint deshalb notwendig eine Komposition von Sinnen. Der Begriff ist demzufolge nicht derart vergegenständlicht, wie das logische Prädikat nach Abaelard oder in der Logik von Port-Royal (s. 5.3; 5.4; 5.6.3). So schreibt Frege: „ Begriff ist die Bedeutung eines Prädikates, Gegenstand ist, was nie die ganze Bedeutung eines Prädikates, wohl aber Bedeutung eines Subjekts sein kann. “ 1070 Demzufolge wird in der vorliegenden Untersuchung die Bezeichnung Kompositionsprinzip der Benennung Kompositionalitätsprinzip vorgezogen, da ersterer Terminus hervorhebt, dass das Frege- Prinzip in der Komposition von Ausdrücken und damit notwendig auf Sinnebene greift, während letztere Benennung suggeriert, dass etwas kompositional ist, woraus eine fehlerhafte Assoziation mit der extensionalen Bedeutung abgeleitet werden könnte, da der Prozess der Komposition selbst nicht angesprochen ist. Ebenso wie die Bedeutung einer Funktion abgeschlossen ist, nachdem ein bestimmtes Argument in ihre Leerstelle eingesetzt wurde, ist der Sinn einer Funktion erst dann abgeschlossen. 1071, 1072 Bei der Begutachtung Freges Sprachbeispielen liegt nach obigen Erkenntnissen nahe, dass Frege mit einer von der Abaelardschen Rezeption Aristoteles ’ Syllogistik geprägten deutschen Grammatik konfrontiert war, die er als sprachwissenschaftliches Faktum anerkannte, ohne die potentielle Mehrstelligkeit der Begriffe als 1067 F REGE (2002 [1892]a: 25) 1068 F REGE (2002 [1892]a: 29) 1069 Vgl. z. B. N EWEN / S VIGNY (1996: 31) 1070 F REGE (2002 [1892]b: 53) 1071 Vgl. F REGE (2001 [1892 - 1895]: 34); vgl. P ARSONS (2016: 17) 1072 Zur logischen Unanfechtbarkeit eines Begriffs, unter welchen keine Gegenstände fallen, s. 5.6.5. Vgl. a. die Ausführungen zum begrifflichen Gehalt eines intensionalen Begriffs bzw. zur Intentionalität eines Begriffs, s. 6.2.2; 6.2.3. 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 205 <?page no="206"?> Beziehungen 1073 in einem Aussagesatz als solche zu apperzipieren und ohne sich zu ermächtigen, die weitreichenden Folgen seiner Erkenntnisse sowie die Mehrstelligkeit von Prädikaten unmittelbar auf die Grammatikbeschreibung zu übertragen, deren binäre bzw. tertiäre syntaktische Vorstrukturierung sowie deren Terminologie u. a. in der Logik von Port-Royal sowie in der Abaelardschen Auffassung Aristotelischer Syllogismen fundiert sind. 1074 Die Deskription einer binär oder, in Anbetracht des Assertionsmoments als Kopula, tertiär gegliederten Struktur mit jedoch nur einer (grammatischen) Prädikation, wie es die traditionelle deutsche Grammatikschreibung vorgab, mittels mehrstelliger Prädikate, führt richtigerweise zu einer nur einstelligen logischen Prädikation, die innerhalb der mehrstelligen Prädikatenlogik ebenfalls möglich ist, denn diese stellt lediglich eine Erweiterung der monadischen Prädikatenlogik dar. Die Prägung des Wesens der Schnittstelle zwischen Subjekt und Prädikat in der Syllogistik Aristoteles ’ durch Abaelards Einführung der Kopula und der kopulativen Rolle bzw. des Assertionsmoments der Kopula mag des Weiteren dazu geführt haben, dass Frege die Erweiterung der klassischen, von Aristoteles begründeten Logik mit einstelligen Prädikaten zur mehrstelligen Prädikatenlogik nicht auf die binär vorstrukturierte Syntax der traditionellen Grammatikschreibung übertragen hat und die mögliche Wesensähnlichkeit der Schnittstelle zwischen Subjekt und Prädikat insbesondere in den Prämissen der aristotelischen Syllogistik mit der Schnittstelle zwischen Funktion und mehreren Argumenten nicht für eine neue Sichtweise auf die Satzstruktur und eine Revision der binären Gliederung der Syntax in der traditionellen Grammatikschreibung genutzt hat. Diese Umstände einer traditionellen Grammatikschreibung in der Nachfolge Abaelardscher Rezeption der Syllogistik Aristoteles ’ sowie der Logik von Port-Royal können zu einer Blockierung möglicher Anwendungen der mehrstelligen Prädikatenlogik auf die Sinnstruktur eines natürlichsprachlichen Aussagesatzes führen. Patzig resümiert zudem zutreffend: „ Die Theorien, die Frege in den drei späteren Aufsätzen Der Gedanke, Die Verneinung und Gedankengefüge entwickelt, unterscheiden sich nicht wesentlich, aber doch merklich von den entsprechenden Ausführungen etwa in Sinn und Bedeutung (1891) und in seinem Hauptwerk, den Grundgesetzen der Arithmetik I (1893). Zwischen diesen verschiedenen Fassungen liegen fast 30 Jahre; Veränderungen in der Akzentuierung sind zu erwarten. Zunächst ist auffällig, dass die Unterscheidung zwischen ‚ Sinn ‘ und ‚ Bedeutung ‘ eines Satzes jedenfalls terminologisch zurücktritt. 1073 Zur Mehrstelligkeit und Höherstufigkeit von Begriffen, s. 5.6.4. 1074 Zu Freges binaristischer Auffassung des natürlichsprachlichen Aussagesatzes, vgl. F REGE (2001 [1892 - 1895]: 27). 206 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="207"?> Das mag damit zusammenhängen, dass in diesen späteren Aufsätzen mehr von den besonderen Handlungen des erkennenden und urteilenden Menschen gesprochen wird als früher, so dass sich der Ausdruck ‚ Gedanke ‘ näher legt als der Ausdruck ‚ Sinn ‘ . “ 1075 Auffallend ist jedoch unmittelbar, dass Freges traditionelles Grammatikverständnis entgegen der Annahmen der Logik von Port-Royal nicht von einer Dreiteilung des Satzes und einem kopulativen Moment (auch: Assertionsmoment) zwischen dem Term in grammatischer Subjekts- und jenem in grammatischer Prädikatsposition ausgeht. Ebensowenig scheint sich dieses, Freges Verständnis an die jüngere Schreibweise der Syllogismen Aristoteles (z. B. alle U sind O; alle S sind P) anzulehnen, statt dessen entspricht Freges Auffassung eher der älteren Formulierung in der Tradierung der Syllogistik Aristoteles ’ , in welchen die Aussagesätze der Syllogismen mit der Formulierung τὁ O κατηγορεῖται τοῦ U (dt.: das O wird über das U ausgesagt) (s. 5.2) verstanden werden, die einen nahtlosen Übergang vom Term in grammatischer Prädikatsposition zu jenem in grammatischer Subjektsposition ohne Kopula erwirkt, welcher mit der Zusammensetzung einer Funktion und ihres bestimmten Arguments oder mit der Zusammenfügung zweier Teile einer Linie (Abb. 4) vergleichbar ist. Das Ganze, wozu die Funktion mit dem Argument ergänzt wird, ist nach der Auswertung der Wert der Funktion für dieses Argument und eine Bedeutung des gesättigten Funktionsausdrucks. Das Verhältnis, in welchem die Funktion zum Argument nach der Zerlegung steht, wird von Frege folgendermaßen beschrieben: „ Man kann dies vergleichen mit der Teilung einer Strecke durch einen Punkt. [ … ] Wenn man aber die Teilung rein vornehmen will, nämlich so, daß nichts doppelt gerechnet wird und nichts ausfällt, so darf man den Teilpunkt nur zu der einen Teilstrecke rechnen. “ 1076 Abb. 4: Teilungspunkt einer Strecke So ist im Begriff der Sinn abgeschlossen, wenn ein Gegenstand an seine Leerstelle tritt. Der Ausdruck eroberte Gallien ist ungesättigt, während der Satz Caesar eroberte Gallien einen abgeschlossenen Sinn erkennen lässt. Hierbei konstatiert Frege, der abgeschlossene Sinn als Gedanke könne nicht als Bedeutung aufgefasst werden, vielmehr sei er Sinn. 1077 Eigennamen und 1075 P ATZIG (2003: 20 f.) 1076 F REGE (2002 [1891]: 6) 1077 F REGE (2002 [1892]a: 29) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 207 <?page no="208"?> Personen werden ebenso wie Zahlen als logische Gegenstände aufgefasst. Ein gesättigter Begriff als enger oder weiter gefasste Einheit, enthält keine Argumentstelle mehr 1078 , weswegen seine Bedeutung als Gegenstand verstanden werden muss. Diese Bedeutung ist ein Wahrheitswert. Frege stellt fest: „ Wir haben gesehen, daß zu einem Satze immer dann eine Bedeutung zu suchen ist, wenn es auf die Bedeutung der Bestandteile ankommt; und das ist immer dann und nur dann der Fall, wenn wir nach dem Wahrheitswerte fragen. So werden wir dahin gedrängt, den Wahrheitswert eines Satzes als seine Bedeutung anzuerkennen. “ 1079 Die Ungesättigtheit der Funktion oder des Begriffs sowie die Sättigung der erkannten Funktion oder des erkannten Begriffs mit einem Argument unterzieht Frege mit einem natürlichsprachlichen Beispiel einer genaueren Reflexion. Frege führt aus, dass es ohne zeitliche Komponente in der reinen Analysis sowie in der auf die Geometrie angewandten reinen Analysis, deren Gegenstände diejenigen der Arithmetik sind, nach obigen Erläuterungen falsch ist, von sogenannten Veränderlichen (auch: Variable) (lat.: variabilis; dt.: veränderlich), die Argumente oder Bedeutungen verkörpern sollen, zu sprechen. Es gibt weder eine Veränderung, da diese immer an Zeit gebunden ist und kein Bestandteil der reinen Analysis ist, noch etwas, das sich verändert, denn die Gegenstände sind allein die Zahlen. Dies ist einsehbar, da nach dem Hinzufügen zweier unterschiedlicher Zeitangaben zu einem Satz diese resultierenden beide Sätze unter Umständen gar nicht dasselbe Subjekt bzw. dessen Referenten in der außersprachlichen Wirklichkeit besitzen: „ Wenn sich etwas verändert, so haben wir nacheinander verschiedene Eigenschaften, Zustände an demselben Gegenstande. Wäre es nicht derselbe, so hätten wir gar kein Subjekt, von dem wir die Veränderung aussagen könnten. “ 1080 Um das Problem der Zeit zu lösen, hat die Analysis die Veränderliche als eine unbestimmte Zahl erklärt. 1081 An der Tatsache, dass der Ausdruck cos n π = 1 zutrifft, falls die Zahl n gerade ist, ist einzusehen, dass weder der Bedingungssatz noch der Folgesatz, sondern nur die ganze Aussage einen vollständigen Sinn ergibt, wenn der Buchstabe n ein Eigenname einer Zahl, d. h. ein Gegenstand ist, was zur Folge hat, dass der Buchstabe n dann notwendig eine bestimmte und keine unbestimmte Zahl repräsentiert. 1082 Anschließend wird versucht, mit nachfolgender Erklärung die Gesamtheit der Werte zu fassen, die eine Variable annehmen kann: „ Die Variable x gilt als definiert, wenn von jeder reellen Zahl, die man bezeichnet, festgestellt werden kann, ob sie dem Bereich angehört oder 1078 F REGE (2002 [1891]: 13) 1079 F REGE (2002 [1892]a: 30 f.) 1080 F REGE (2002 [1904]: 62); vgl. das Bsp. Der König dieses Reiches (F REGE (2002 [1904]: 61 ff.)). 1081 Vgl. z. B. C ZUBER (1918: 12 - 15) 1082 F REGE (2002 [1904]: 63 - 69) 208 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="209"?> nicht. “ 1083 Auch diese Darstellung ist nach Frege fehlerhaft, denn „ Da es keine unbestimmten Zahlen gibt, ist es unmöglich, irgendeine unbestimmte Zahl zu definieren. “ 1084 Statt dessen befindet Frege die Formulierung, dass Zahlen bzw. Argumente und Funktionen in Ausdrücken unbestimmt durch Buchstaben angedeutet werden, für angebracht. 1085 Obig dargelegte Fehler wirken sich auf die Zuordnungsbeziehung von Funktionen f(x) bzw. Begriffen Փ (x) mit Wahrheitswert aus. Im Ausdruck f(x) = y wird der Buchstabe y eine bestimmte Zahl genannt, obwohl sie als Variable eine unbestimmte Zahl heißen müsste. Richtig wäre es, zu erkennen, dass der Buchstabe y weder eine bestimmte noch eine unbestimmte Zahl ist, sondern dass das Zeichen y fehlerhaft mehreren Zahlen bzw. Bedeutungen beigelegt wurde, während behauptet wird, es wäre nur eine einzige Zahl, eine bestimmte Zahl. 1086 Etwas klarer wäre folgende Formulierung: „ Jeder Zahl eines x-Bereiches ist eine Zahl zugeordnet. Die Gesamtheit dieser Zahlen nenne ich den y-Bereich. “ 1087 Doch auch dies ist nach Frege noch fehlerhaft, denn die Ausdrücke y ist eine Funktion von x oder der Zahl x ist die Zahl y zugeordnet sind immer falsch, wenn sie nicht jeweils durch die Angabe des Gesetzes ergänzt werden, nach welchem die Zuordnung geschieht. Somit ist die Veränderlichkeit irrelevant geworden, statt dessen tritt die Allgemeinheit hervor, auf die das Wort Gesetz hindeutet. 1088 Nun wird ersichtlich, dass „ Die Unterschiede der Gesetze der Zuordnung [ … ] mit den Unterschieden der Funktionen zusammenhängen, und sie können nicht mehr als quantitative gefasst werden. “ 1089 Stattdessen handelt es sich bei algebraischen Funktionen, Logarithmusfunktionen, elliptischen Funktionen sowie bei Begriffen wie z. B. den Ausdrücken der König dieses Reiches und der König jenes Reiches um qualitative Unterschiede, wodurch ein weiteres Mal deutlich wird, dass Funktionen und Begriffe sowie ihre Bedeutungen nicht als Veränderliche erklärt werden können. Es ist somit festzustellen, dass zwischen Zeichen und Bezeichnetem nicht immer klar unterschieden wurde, so dass man unter einem Rechnungsausdruck (lat.: expressio analytica) 1090 oder dem begrifflichen Ausdruck in natürlichsprachlicher Form, halb und halb auch deren Bedeutung verstanden hat. Infolgedessen hat die formale Theorie die Gegenstände der 1083 C ZUBER (1918: 12) 1084 F REGE (2002 [1904]: 64) 1085 F REGE (2002 [1891]: 8); vgl. F REGE (2002 [1904]: 63 - 69) 1086 F REGE (2002 [1904]: 61 - 65) 1087 F REGE (2002 [1904]: 65) 1088 F REGE (2002 [1904]: 65 ff.) 1089 F REGE (2002 [1904]: 66) 1090 F REGE (2002 [1904]: 66) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 209 <?page no="210"?> Wissenschaft als Zeichen ausgegeben. 1091 Als Funktion bzw. Begriff kann demnach weder der Ausdruck noch seine Bedeutung aufgefasst werden, sondern ausschließlich die Gesetzmäßigkeit, die auf Allgemeinheit hinweist und ihre Ergänzungsbedürftigkeit (z. B. sin()). 1092 In der vorliegenden Studie werden diese Gesetzmäßigkeiten, die auf eine Allgemeinheit hinweisen, mit dem Namen intensionallogische Qualitäten von Gesetzmäßigkeiten (IQG; auch: ─ Φ (x); λ x. Φ (x) (s. u.)) oder dem Namen induktiv hergeleitete intensionallogische Qualitäten von Gesetzmäßigkeiten (IIQG; auch: ─ Φ (x); λ x. Φ (x) (s. u.)) belegt und als Intensionsstrukturen formuliert. Das Wort induktiv referiert auf die Methode der Induktion, welche ebenfalls ein propositionales, aber kein explizites Urteilsverfahren (auch: Urteil; Assertion; Assertionsverfahren), sondern ein Inferenz- und Denkverfahren sowie ein Verfahren des Erkenntnisgewinns darstellt 1093 und welche durchaus Gedanken mit dem Allquantor und damit Universalaussagen (auch: universale Aussage; universelle Aussage; Allsatz; Generalisation; Generalisierung), Kausalsätze oder Naturgesetze formulieren kann. Zur Illustration ist zunächst das mathematische Beweisverfahren der durch Dedekind eingeführten sogenannten vollständigen Induktion 1094 zu nennen. Die Dedekindsche sogenannte vollständige Induktion besteht aus einem Induktionsanfang Ω (1); n = 1; n ∈ ℕ , einer Induktionsvoraussetzung oder Induktionsannahme Ω (n); n ∈ ℕ , einem Induktionsschritt (n → n + 1) und einem Induktionsschluss Ω (n + 1) ⇒ Ω (n); ∀ n ∈ ℕ . Eine induktive Methode ist in diesem Beweisverfahren streng genommen nur im Induktionsanfang und der Induktionsvoraussetzung bzw. der Induktionsannahme gegeben, während der Induktionsschritt bereits teilweise auch eine deduktive Prüfung der Gesetzmäßigkeit an dem extensionalen Gegenstand der natürlichen Zahlen ℕ ist. Eine Gesetzmäßigkeit ist umso glaubwürdiger, je kongruenter der bezeichnete Begriffsumfang mit dem behauptbaren Begriffsumfang ist, wobei der behauptbare Begriffsumfang notwendig raumzeitlich gebunden ist. Eine umfangreiche und breite empirische Datenbasis ist für die Anwendung induktiver sowie deduktiver Verfahren demzufolge immer unabdinglich (s. 7; 7.1; 10). Im Fall rein deduktiver Verfahren können in einigen Fällen statt einer empirischen Datenbasis, geeignete Prämissen, probat gesetzte Voraussetzungen, Operationalisierungen, höherstufige Begriffe oder Definitionen herangezogen werden, wie die 1091 F REGE (2002 [1904]: 66) 1092 F REGE (2002 [1904]: 67) 1093 Vgl. hierzu D EDEKIND (1923: 14, 15, 22, Satz 59, Satz 60, Satz 80); vgl. S OMINSKI (1960: 7); vgl. S OMINSKIJ / G OLOVINA / J AGLOM (1986: 7); vgl. K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: VIII, Vorwort); vgl. F REGE (2002 [1892]a: 32, 46); vgl. F REGE (2001 [1892 - 1895]: 31 f., 34); vgl. F REGE (2003 [1918 - 1919b]: 68 - 70); vgl. a. M ILL (1843) 1094 D EDEKIND (1923: 14, 15, 22, Satz 59, Satz 60, Satz 80) 210 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="211"?> Syllogistik Aristoteles ’ und die mathematische Methode der vollständigen Induktion zeigen. Die Demonstration an Einzelbeispielen und damit das Vorführen von Einzelbeispielen für eine sogenannte „ Bewährung “ 1095 von Thesen oder Theorien 1096 und eine sogenannte „ Strenge “ 1097 deduktiver Nachprüfungen 1098 genügen entgegen Poppers Ansicht nicht, um zur Generierung eines Erkenntniswerts beizutragen, sondern stellen eine didaktische, illustrative oder propagandistische und keine wissenschaftliche Methode dar. Popper arbeitet auch mit einem semiotischen Modell, welches gegenüber dem der Theorie Freges entlehnten, trilateralen semiotischen Modell als bilateral zu verstehen ist, da es eine Begriffs- oder Sinnebene, wie diese von Frege miteinbezogen wird, nicht beinhaltet. 1099 In der mathematischen Methode der sogenannten vollständigen Induktion arbeitet die deduktive Prüfung wiederum mit einer Gesetzmäßigkeit, welche den Elementen der Menge der natürlichen Zahlen eigen ist, nämlich dass die Formel n = (n + 1) - 1; ∀ n ∈ ℕ gilt. Bei dieser deduktiven Prüfung wird festgestellt, ob die jeweilige (I)IQG für alle natürlichen Zahlen n gilt. Da die Mathematik streng formal und abstrakt aufgebaut ist und die natürlichen Zahlen besagter Gesetzmäßigkeit n = (n + 1) - 1 per definitionem unterliegen, kann die deduktive Prüfung einer bestimmten (I)IQG am Forschungsgegenstand vollständig erfolgen und die Universalaussage geäußert werden, dass die bestimmte (I)IQG tatsächlich für alle natürlichen Zahlen einen bestimmten extensionalen Wahrheitswert wahr oder falsch bezeichnet. Es ist also lediglich der Name dieses Beweisverfahrens vollständige Induktion, welcher unter Umständen ein falsches Verständnis induktiver Methoden hervorruft. In Wirklichkeit umfasst das Beweisverfahren der sogenannten vollständigen Induktion zwei Methoden, eine induktive und eine deduktive. Es ist einsehbar, dass außerhalb der formal aufgebauten Mathematik, in der die Gegenstände, über welche geurteilt wird bzw. die einen Begriffsumfang έ ( Φ ( ε )) stellen, durch Definitionen genau beschrieben und dadurch bereits nach ihren Eigenschaften ausgewählt sind, eine deduktive Prüfung universaler Aussagen anders zu handhaben ist. Da jedoch eine IIQG ohnehin kein Urteil nach Frege ist, kann auch eine Universalaussage in dieser Form festgehalten werden und eine Beobachtung beschreiben. In einer Abhandlung über die Dedekindsche vollständigen Induktion erklärt Sominski: „ Den Übergang von allgemeinen zu speziellen Aussagen nennt man Deduktion. Wir betrachten dazu ein Beispiel [ … ] 1. Alle Bürger der UdSSR haben ein Recht auf 1095 P OPPER (1935: 198) 1096 Vgl. P OPPER (1935: 4, 6, 19, 198 f.) 1097 P OPPER (1935: 198 f.) 1098 P OPPER (1935: 6 f., 198 f.) 1099 P OPPER (1962: 108) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 211 <?page no="212"?> Bildung. 2. Petrow ist Bürger der UdSSR. 3. Petrow besitzt das Recht auf Bildung. Aus der allgemeinen Aussage 1 haben wir mit Hilfe der Aussage 2 die spezielle Aussage 3 gefolgert. Den Übergang von speziellen Aussagen zu allgemeinen nennt man Induktion. Dabei kann die Induktion sowohl zu richtigen, als auch zu falschen Schlussfolgerungen führen. Wir wollen dies an zwei Beispielen erläutern. 1. 140 ist durch 5 teilbar. 2. Alle Zahlen, die mit einer Null enden sind durch 5 teilbar. Aus der speziellen Aussage 1 erhielt man die allgemeine Aussage 2, und diese ist richtig. 1. 140 ist durch 5 teilbar. 2. Alle dreistelligen Zahlen sind durch 5 teilbar. Aus der speziellen Aussage 1 entstand die allgemeine Aussage 2. Diese Aussage ist jedoch falsch. “ 1100 Zu beachten ist, dass Sominski ausdrücklich erwähnt, dass induktiv gewonnene Aussagen extensional wahr oder extensional falsch sein können, dass sie demnach als IIQG aufgestellt werden, ohne bereits ein Urteil über ihren extensionalen Wahrheitswert zu fällen. Dedekind erklärt, dass nicht nur auf die Menge eines Bildes einer Abbildung geschlossen wird, sondern dass etwas für jedes solche Element zu beweisen ist: Es ist nach Dedekind „ zu zeigen, [ … ] dass dem Bilde n ’ jedes solchen Elements n von A 0 , welches die Eigenschaft E besitzt, dieselbe Eigenschaft E zukommt. “ 1101 Die für die Wissenschaft und Forschung unverzichtbare und anzuerkennende Leistung der induktiven Methoden besteht darin, derartige IIQG überhaupt aufzufinden d. h. zu erkennen, aufzufassen, zu begreifen und zu formulieren. Darauf weist auch von Kirchmann hin: „ Eher könnte man dem Aristoteles daraus einen Vorwurf machen, dass er die Induktion im Verhältnis zu dem eigentlichen Schluss viel zu kurz und unzureichend behandelt habe; [ … ]. Dieser Vorwurf erscheint umso gerechtfertigter, als in Wahrheit jede Bereicherung der Wissenschaften, selbst die mathematischen nicht ausgenommen, nur auf induktiven Wege erfolgt und durch den eigentlichen Schluss wohl Beweise für einzelne schon in der Wissenschaft begründete Sätze und Aufgaben beschafft werden können, aber niemals ein neuer Inhalt den Wissenschaften zugeführt werden kann. “ 1102 Intensionallogische Qualitäten von Gesetzmäßigkeiten (IQG) oder induktiv hergeleitete intensionallogische Qualitäten von Gesetzmäßigkeiten (IIQG) sind jeweils ein Fregescher Sinn, welcher sich zu einem Gedanken manifestiert, der eine extensionale Bedeutung bezeichnet, aber nicht behauptet. Die Formung und das Ausdrücken derartiger Sinne und Gedanken als IIQG ist demzufolge noch kein explizit behauptender Akt, sondern dient der notwendigen, vorerst urteilsfreien Komposition logischer Zusammenhänge, welche eine Beobach- 1100 S OMINSKI (1960: 7); vgl. S OMINSKIJ / G OLOVINA / J AGLOM (1986: 7) 1101 D EDEKIND (1923: 15) 1102 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: VIII, Vorwort) 212 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="213"?> tung deskribiert, für eine Erkenntnis erforderlich ist und einem Urteil hinsichtlich eines extensionalen Wahrheitswertes wahr oder falsch einer Aussage als Verstehensprozess vorangeht. Das Wort urteilsfrei (auch: urteilslos) wird im vorigen Satz im Fregeschen und nicht im Husserlschen Verständnis 1103 gebraucht. Ohne diese frei komponier- und ausdrückbare Bezeichnung außersprachlicher Sachverhalte sowie induktiven Methoden, die zum Verstehensprozess und Erkenntnisgewinn beitragen, können demzufolge in dem Freges Theorie entlehntem semiotischem Modell auch die Wahrheitswerte, Begriffsumfänge und Bedeutungen in der extensionalen Ebene der außersprachlichen Wirklichkeit nicht erkannt und erurteilt werden. 5.6.3 Asserierte Wahrheitswerte Das Urteil muss eingeführt werden, um das Fortschreiten vom abgeschlossenen, gesättigten Sinn einer Funktion oder eines Begriffs, d. h. eines Gedankens, zur nächsten Stufe, dem Erkennen des Wahrheitswerts als Bedeutung, zu markieren. 1104 Zunächst stellt Frege fest: „ Es ist also möglich, einen Gedanken auszudrücken, ohne ihn als wahr hinzustellen. “ 1105 Hinsichtlich der Behauptung der Wahrheit eines Gedankens führt er aus: „ Man kann einen Gedanken ausdrücken, ohne ihn zu behaupten. Doch fehlt es den Sprachen an einem Worte oder Zeichen, das allein die Aufgabe hätte zu behaupten. [ … ] So wird auch in den Logiken, wie es scheint, das Prädizieren verquickt mit dem Urteilen. So weiß man nicht recht, ob das, was die Logiker Urteil nennen, ein Gedanke sein soll mit oder ohne das Urteil, daß er wahr ist. “ 1106 Etwas genauer erklärt Frege dazu: „ Urteilen kann als Fortschreiten von einem Gedanken zu seinem Wahrheitswerte gefaßt werden. [ … ] Man könnte auch sagen, Urteilen sei Unterscheiden von Teilen innerhalb des Wahrheitswertes. Diese Unterscheidung geschieht durch Rückgang zum Gedanken. Jeder Sinn, der zu einem Wahrheitswerte gehört würde einer eigenen Weise der Zerlegung entsprechen. “ 1107 Da Wahrheitswerte selbst Gegenstände sind, treten sie nicht nur als Funktionswerte bzw. als Bedeutung eines mit einem bestimmten Gegenstand gesättigten Begriffs, sondern auch selbst als gegenständliche Argumente auf. Eine Funktion, deren Argument ein Wahrheitswert ist, sei notationell als die 1103 H USSERL (1901: 67) 1104 F REGE (2002 [1892]a: 32) 1105 F REGE (2003 [1918 - 1919]a: 41) 1106 F REGE (2001 [1906]: 74) 1107 F REGE (2002 [1892]a: 32) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 213 <?page no="214"?> Form ─ x dargestellt, wobei die Festsetzung gilt, der Wert dieser Funktion sei das Wahre, wenn das Argument das Wahre ist, und in allen anderen Fällen, d. h. in denjenigen Fällen, in welchen das Argument das Falsche ist als auch in Fällen, in welchen das Argument kein Wahrheitswert ist, sei der Wert dieser Funktion das Falsche. 1108 Die Notation ─ meint hier den Waagrechten (auch: Inhaltsstrich) nach Frege 1109 , welcher das Bezeichnen einer Bedeutung durch einen gesättigten Sinn markiert. Der Buchstabe x steht unbestimmt für einen bestimmten Wahrheitswert als Argument, der im Allgemeinen durch einen gesättigten Begriff oder eine gesättigte Funktion mit einem vollständigen Sinn verkörpert wird. So sind z. B. die Ausdrücke ─ 1 + 3 = 4 und ─ Φ (4); Φ : = (1 + 3 =) das Wahre. Wohingegen die Ausdrücke ─ 1 + 3 = 5 sowie ─ Φ (5); Φ : = (1 + 3 =) das Falsche sind 1110 und der Ausdruck ─ 4 ebenfalls das Falsche ist, da für alle anderen Fälle ohne Wahrheitswert die Festsetzung der Zuteilung des Wahrheitswertes falsch gilt. 1111 Durch diese Festsetzung wird vermieden, dass im letzteren Fall ─ 4 mit leeren Zeichen gerechnet wird, da keine Bedeutung zu dem Ausdruck ermittelt werden kann. 1112 Der Gedankengang, der erkennt, ob für ein Argument das Wahre oder das Falsche gewählt wurde, wird neben dem betreffenden Ausdruck durch den Waagrechten kenntlich gemacht. In diesen Ausführungen spricht Frege davon, dass z. B. die Form ─ 1 + 3 = 4 das Wahre sei, was keineswegs meint, dass die Form ─ 1 + 3 = 4 das Wahre bedeute oder behaupte. In der Tat weist der Waagrechte darauf hin, dass die Form ─ 1 + 3 = 4 das Wahre bezeichnet, wie auch untiges Zitat erwähnt. 1113 Um das Verständnis zu erleichtern, wird im Folgenden Freges Formulierung dahingehend abgeändert, dass das Verb sein durch das Verb bezeichnen ersetzt wird. Um das Urteil davon zu trennen, worüber geurteilt wird, sei im Folgenden außerdem der Urteilsstrich eingeführt, der kennzeichnet, dass die Formulierung ├ 2 + 3 = 5 nicht nur wie die Formulierung ─ 2 + 3 = 5 einen Wahrheitswert bezeichnet, sondern dass die Form ├ 2 + 3 = 5 die Behauptung einer Wahrheit ist 1114 : „ Der Urteilsstrich kann nicht zur Bildung eines Funktionsausdruckes gebraucht werden, weil er nicht mit anderen Zeichen zusammen zur Bezeichnung eines Gegenstandes dient. ├ 2 + 3 = 5 bezeichnet nichts, sondern behauptet etwas. “ 1115 1108 F REGE (2002 [1891]: 14 f.) 1109 Frege nennt in der Begriffsschrift den Waagrechten Inhaltsstrich, s. F REGE (2002 [1891]: 15); vgl. F REGE (2007 [1879]). 1110 F REGE (2007 [1879]: 18 - 24) 1111 F REGE (2002 [1891]: 14 f.) 1112 F REGE (2002 [1891]: 14) 1113 F REGE (2002 [1891]: 7, Anm. 7) 1114 F REGE (2002 [1891]: 15) 1115 F REGE (2002 [1891]: 7, Anm. 7) 214 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="215"?> Außerdem konstatiert Frege: „ Diese Trennung des Urteilens von dem, worüber geurteilt wird, erscheint unumgänglich, weil sonst eine bloße Annahme, das Setzen eines Falles, ohne gleich über sein Eintreten zu urteilen nicht ausdrückbar wäre. Wir bedürfen also eines besonderen Zeichens, um etwas behaupten zu können. “ 1116 Damit verortet Frege das Urteil im Zeichenmodell, um das Fortschreiten vom Zeichen zum Sinn zum Gedanken und zur Bedeutung als Abfolge festzulegen (Abb. 5). Er erklärt: „ Ich unterscheide das Urteil vom Gedanken, in der Weise, dass ich unter Urteil die Anerkennung der Wahrheit eines Gedankens verstehe. “ 1117 Frege fügt dem hinzu: „ Aber soviel möchte doch schon hier klar sein, daß in jedem Urteile [Fn. 7: Ein Urteil ist mir nicht das bloße Fassen eines Gedankens, sondern die Anerkennung seiner Wahrheit.] - und sei es noch so selbstverständlich - schon der Schritt von der Stufe der Gedanken zur Stufe der Bedeutungen (des Objektiven) geschehen ist. “ 1118 Der Urteilsstrich trennt das Urteil von dem Beurteilten. Abb. 5: Das Fortschreiten zum Urteil 1119 Da die Unterscheidung zwischen Ausdruck bzw. Prädikation und Urteil bzw. Behauptung wesentlich für das Nachvollziehen der Konstitution eines Gedankens ist und die Lokalisierung der Verneinung hierfür besonders relevant ist, muss das Zustandekommen affirmativ und negiert formulierter Gedanken nach Frege genau erklärt werden, was im Folgenden ausgeführt ist. Es können Funktionen auftreten, deren gesättigter Ausdruck für diejenigen Argumente das Falsche bezeichnet, für welche der gesättigte Ausdruck ─ x das Wahre bezeichnet, und deren gesättigter Ausdruck umgekehrt für diejenigen Argumente das Wahre bezeichnet, für welche der gesättigte Ausdruck ─ x das Falsche bezeichnet, d. h. ein Verneinungsstrich ┬ als notationelle Markierung muss bei diesen Funktionen angefügt werden (z. B. ┬ x), damit sie das Wahre 1116 F REGE (2002 [1891]: 15) 1117 F REGE (1962 [1893]: 9) 1118 F REGE (2002 [1892]a: 30 f.) 1119 Vgl. G ABRIEL (2001: XVI) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 215 <?page no="216"?> bezeichnen. Das Argument einer Funktion ┬ x ist der Ausdruck ─ x, so dass bei der Zusammenfügung von bestimmtem Argument und Funktion die beiden Waagrechten vor sowie nach dem Verneinungsstrich verschmelzen, da der Ausdruck ┬ x immer einen Wahrheitswert bezeichnet. Demnach bezeichnet z. B. der Ausdruck ┬ 2 2 = 5 mit der Lesart 2 2 ist nicht mit 5 gleichzusetzen, das Wahre. Die Hinzufügung des Urteilsstrichs ergibt die Behauptung ├┬ 2 2 = 5, mit der Lesart es ist wahr, dass 2 2 = 5 nicht das Wahre bezeichnet. 1120 Die allgemeine Gültigkeit eines Funktionsausdrucks, die besagt, dass derselbige für jedes beliebige Argument an Stelle des unbestimmt angedeuteten Arguments a den Wahrheitswert wahr bezeichnen soll, ist mit der notationellen Formulierung f(a) ausgedrückt. Die Notation deutet somit Allgemeinheit an. Der Ausdruck a = a bezeichnet das Wahre, während der Ausdruck ├ a = a das Urteil fällt, das den extensionalen Wahrheitswert wahr behauptet. Auch eine Verneinung der Allgemeinheit ┬ a 2 = 1 kann stattfinden. In der Formulierung ┬ a 2 = 1 gilt nicht allgemein für alle beliebigen Argumente a, dass der Ausdruck a 2 = 1 das Wahre bezeichnet, und der Ausdruck des Arguments a 2 = 1, welcher das Wahre bezeichnen soll, bezeichnet nun das Falsche. Demzufolge bezeichnet die Form ┬ a 2 = 1 das Wahre, so dass das Urteil die Behauptung ├┬ a 2 = 1 darstellt, welche besagt, dass nicht alle Gegenstände Quadratwurzel aus der natürlichen Zahl 1 sind und dass dies extensional wahr ist. Der Urteilsstrich trennt das Urteil von dem Beurteilten. 1121 Angelelli merkt zu Freges Trennung zwischen Prädikation bzw. Ausdruck und Urteil (auch: Behauptung) an: „ From a historical point of view, Frege ’ s distinction between assertion (Urteil, Behauptung) and predication is, like other distinctions of his (Begriff, concept in an objective sense vs. concept in a subjective sense; concepts of first and of second level, etc.) novel only relative to the so-called ‚ modern philosophers ‘ (from Descartes onwards), who tended to forget the good old scholastic teachings. In the scholastic tradition the distinction is quite vulgaris. It has survived even through neoscholastics texts “ 1122 . Hinsichtlich der Geschichte der Mathematik ist betreffs Freges Notation zu konstatieren, dass „ in dieser Hinsicht [ … ] keines der späteren Systeme über ähnlich weitgehende Ausdrucksmittel [verfügt]. “ 1123 Frege begründet diese Einführung logischer Zeichen 1124 damit, dass es nicht das Ziel sei, einen 1120 F REGE (2002 [1891]: 15 f.) 1121 F REGE (2002 [1891]: 15 - 19) 1122 A NGELELLI (2012: 1 - 24) 1123 G UILLAUME (1985: 813) 1124 G UILLAUME (1985: 813) 216 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="217"?> einfachen auf die reine Logik beschränkten Kalkül (lat.: calculus ratiocinator) zu schaffen, sondern dass es ihm um „ ein für bestimmte wissenschaftliche Zwecke ersonnenes Hilfsmittel “ 1125 , im Sinne der Leibnizschen lingua characteristica geht. 1126, 1127 In obigen Erläuterungen zur notationellen Differenzierung ist insbesondere die Negation nach Frege zu beachten, welche als Verneinungsstrich nebst dem Waagrechten vor einem Urteil markierend angefügt ist. Die Unterschiede in den Auffassungen einer Prädikationsbzw. Begriffstheorie, welche für eine Deskription sowie Analyse natürlicher Sprachen eingesetzt werden kann, sind bei einer genauen Analyse der Negation vormals affirmativ formulierter Aussagen einsichtig, denn diese kann in verschiedenen extensional- oder intensionallogischen Theorien unterschiedlich ausfallen. Zunächst ist anzumerken, dass im Gegensatz zu Boole und De Morgan (s. 5.5; 5.5.1) bereits Kant eine etwas differenziertere Auffassung der Verneinung vertritt. Kant nimmt das aristotelische Begriffspaar Form und Materie wieder auf: „ In der Erscheinung nenne ich das, was der Empfindung correspondirt, die Materie derselben, dasjenige aber, welches macht, dass das Mannigfaltige der Erscheinung in gewissen Verhältnissen geordnet werden kann, [ … ] nenne ich die Form der Erscheinung. Da das, worinnen sich die Empfindungen allein ordnen, und in gewisse Form gestellt werden können, nicht selbst wiederum Empfindung sein kann, so ist uns zwar die Materie aller Erscheinung nur a posteriori gegeben, die Form derselben aber muss zu ihnen insgesamt im Gemüthe a priori bereit liegen, und daher abgesondert von aller Empfindung können betrachtet werden. “ 1128 Dennoch vertritt Kant eine traditionelle Auffassung der Kopula. 1129 So expliziert auch Kant die Verneinung im Zusammenhang mit dem Assertionsmoment der Kopula in der traditionellen Urteilslehre, da er die Assertion, d. h. das Urteil in der Kopula verortet und eine Negation nach Kant dasselbige beeinflusst, jedoch nicht ausschließlich die Gegenstände der extensionalen Bedeutungsebene betrifft, sondern in einem Verhältnis zum logischen Prädikat positioniert wird. Nach Kant wird im „ bejahenden Urtheile [ … ] das Subjekt unter der Sphäre eines Prädikats gedacht, im verneinenden wird es ausser der Sphäre des letzteren gesetzt, und im unendlichen wird es in die Sphäre eines Begriffs, die ausserhalb der Sphäre eines anderen liegt, gesetzt. [ … ] In verneinenden Urtheilen afficirt die Negation immer die Copula; in unendlichen wird nicht die Copula, sondern das Prädikat durch die Negation afficirt “ 1130 . 1125 F REGE (2007 [1879]: XI) 1126 F REGE (2007 [1879]: XI); vgl. G UILLAUME (1985: 813) 1127 G ERHARDT (Hrsg. 1890b: 184 - 217, Scientia generalis. Characteristica, Kap. X - XVII) 1128 K ANT (1919 [1781]: 76, § 1 [34]) 1129 K ANT (1919 [1781]: 516 f., [626], [627]) 1130 K ANT (1876 [1800]: 113 f.) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 217 <?page no="218"?> Auch Hegel hat aufgrund seiner Unterscheidung einer subjektiven und einer objektiven Logik eine genauer ausgearbeitete Theorie zur Verneinung. In Hegels Logik des Seins erwirkt die Negation extensional veränderte Qualitäten, in der Logik des Wesens Unterscheidung, welche das jeweils andere bzw. Unterschiedene bestimmt, und in der Logik des Begriffs, d. h. auf intensionaler Ebene findet nach Hegel die Entwicklung statt, in welcher Entgegengesetztes als Einheit gefasst ist, da jede Determination Negation ist. 1131 Der Begriff ist die Negation der Negation des Seins und somit das wiederhergestellte Sein in sich selbst. 1132 Frege erachtet die Unterscheidung zwischen bejahenden und verneinenden Urteilen als nicht haltbar, da beide wie obig dargelegt, gleichermaßen durch Gedanken ausgedrückt sind, und zu jedem Gedanken ein ihm entgegengesetzter Gedanke gehört. 1133, 1134 Frege betont: „ Demnach ist ein falscher Gedanke nicht ein nicht seiender Gedanke, auch dann nicht, wenn man unter dem Sein versteht, das Nichtbedürfen eines Trägers. [ … ] Wir können durch unser Urteilen am Bestande des Gedankens nichts ändern. Wir können nur anerkennen, was ist. Einem wahren Gedanken können wir durch unser Urteilen nichts anhaben. [ … ] Können wir einem falschen Gedanken durch unser Verneinen etwas anhaben? Auch nicht: denn ein falscher Gedanke bleibt immer ein Gedanke und kann als Bestandteil eines wahren Gedankens vorkommen. “ 1135 Bezüglich einer Auflösung einer Aussage durch Verneinung, welche De Morgan anspricht (s. 5.5.1), erläutert Frege: „ Wie könnte denn ein Gedanke aufgelöst werden? Wie könnte der Zusammenhang seiner Teile zerrissen werden? Die Welt der Gedanken hat ihr Abbild in der Welt der Sätze, Ausdrücke, Zeichen. Dem Aufbau des Gedankens entspricht die Zusammensetzung des Satzes aus Wörtern, wobei die Reihenfolge im Allgemeinen nicht gleichgültig ist. Der Auflösung, der Zerstörung des Gedankens wird demgemäß eine Auseinanderreißung der Wörter entsprechen, welche etwa geschieht, wenn ein auf Papier geschriebener Satz mit der Schere zerlegt wird, so daß auf jedem der Papierschnitzel der Ausdruck eines Gedankenteils steht. Diese Schnitzel können dann beliebig durcheinandergeworfen und vom Winde entführt werden. Der Zusammenhang ist gelöst, die ursprüngliche Anordnung ist nicht mehr erkennbar. Geschieht das, wenn wir einen Gedanken verneinen? Nein! Der Gedanke würde ja auch diese seine Hinrichtung in effigie unzweifelhaft überdauern. “ 1136, 1137 1131 Vgl. H EGEL (1812: 75) 1132 H EGEL (1812: 1 - 6, 19, 75 - 78, 187, 321 - 334); H EGEL (1816: 1 - 9, 15 - 18, 30 f., 71 - 100) 1133 F REGE (2003 [1918 - 1919]b: 72 - 83) 1134 Vgl. S CHAEDLER (2020a) 1135 F REGE (2003 [1918 - 1919]b: 68 f.) 1136 F REGE (2003 [1918 - 1919]b: 69 f.); vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 1998: 623, 715 - 724) 1137 Zur nicht arbiträren Reihenfolge der Wörter in der Zusammensetzung eines Satzes, vgl. die Ausführungen zur Perspektive eines Aussagesatzes, s. 6.4.3.2. 218 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="219"?> Frege erläutert somit eine Auffassung der Verneinung, welche die Grammatizität und den gesamten inhaltlichen Ausdruck einer syntaktischen Struktur anerkennt, ohne diese grammatische Sicht auf den Ausdruck und seinen Inhalt durch extensionallogische Annahmen aus der Bedeutungsebene zu zersetzen. Die Verneinung oder Negierung zerteilt oder vernichtet keinen als affirmative Proposition interpretierten Aussagesatz ohne Negationspartikel in einem assertorischen Moment wie dies De Morgan annimmt (s. 5.5.1), sondern das Urteil ist dem negiert geäußerten Aussagesatz, der einen sinnhaften, bestehenden Gedanken konstitutiert, nachgeordnet. 1138 Zur doppelten Verneinung erklärt Frege zudem: „ Die einen Gedanken bekleidete doppelte Verneinung ändert den Wahrheitswert des Gedankens nicht. “ 1139 Damit ist es möglich, die Verneinung als Bestandteil der Struktur einer Aussage und ihres ausgedrückten Inhalts aufzufassen, wie dies auch in der deutschen Syntax der Fall ist. Im deutschen Aussagesatz wird eine negierte Aussage nicht derart formuliert, dass vor einer affirmativ formulierten Aussage eine Negation positioniert wird (z. B. *nein/ nicht/ falsch, Achill ging an den Meeresstrand oder *nein/ nicht/ falsch, Achill ist am Meeresstrand), stattdessen ist die Negierung in den Ausdruck integriert. Eine Negation eines syntaktisch wohlgeformten Ausdrucks kann gemäß der Dudengrammatik 1140 durch Hinzufügung eines Negationswortes, z. B. eines Negationspronomens (keiner; niemand; nichts u. a.), einer Negationspartikel (nirgends; nie; nicht u. a.) oder des satzäquivalenten Negationswortes nein an verschiedenen, nicht beliebigen syntaktischen Positionen erfolgen. Je nach Art und Position des eingefügten Negationswortes besitzt dieses einen anderen Skopus, weswegen syntaktische sowie semantische Veränderungen am vollständigen Satz als Satznegation oder am Teilausdruck als Sondernegation beobachtbar sind. Der Skopus der Negation ist im sprachlichen Ausdruck durch Akzent, Intonation und Wortstellung bestimmt. In der Aussage er hat die Bücher nicht einsondern umgeordnet [Akzent auf ein- und um-] wirkt die Negation auf ein Präfix, in der Aussage sie hat das nicht brave, sondern störrische Pferd gepflegt [Akzent auf brave und störrische] auf ein Wort, in der Aussage er hat nicht diese Blumen gepflanzt [Akzent auf diese Blumen] auf ein Satzglied und in der Aussage er hat diese Blumen nicht gepflanzt [Akzent auf nicht] auf den vollständigen Aussagesatz. Eine syntaktische Interpretation des Ergebnisses einer Applikation der Negationsprobe vermag unterschiedliche Strukturen in äußerlich gleich scheinenden Satzgefügen offenzulegen (z. B. sie wird, wenn die Sonne scheint, morgen ausreiten → sie wird, wenn die Sonne nicht scheint, morgen 1138 Vgl. F REGE (2002 [1892]a: 31) 1139 F REGE (2003 [1918 - 1919]b: 83) 1140 D UDENREDAKTION (Hrsg. 1998) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 219 <?page no="220"?> nicht ausreiten; sie wird, wenn ich Recht habe, den Wettkampf gewinnen → sie wird, wenn ich nicht Recht habe, den Wettkampf nicht gewinnen). Die Unterschiede in den exemplarisch genannten Sätzen sind mittels weiterer Analysen zu erklären. 1141, 1142 In Freges Begriffstheorie etabliert somit nicht nur die Nachgeordnetheit des Urteils und die Eliminierung des Abaelardschen und Port-Royalschen Assertionsmoments zwischen logischem Subjekt und logischem Prädikat bzw. zwischen grammatischem Subjekt und grammatischem Prädikat eine intensionale, der gegenständlichen übergeordnete Ebene für das logische Prädikat in einem Ausdruck, sondern die Fregesche Akzeptanz der Integriertheit der Verneinung bzw. Negierung in einem formal- oder natürlichsprachlichen Ausdruck, d. h. in seinem Inhalt vor dem Urteil, verhindert ebenso eine Resolution seiner intensionalen Struktur und erkennt des Weiteren an, dass eine Auffassung der Verneinung bzw. Negierung als Urteil, den Assertionsmoment wieder in den Ausdruck zurückverlegen würde. Eine derartige Zurückverlegung des Assertionsmoments in die Satzstruktur anhand der Verneinung bzw. Negierung im Satz hätte die Konsequenz, dass ein eingefaltetes Urteil nach Pfänder (s. 5.8) entstünde und das logische Prädikat des Ausdrucks damit wiederum vergegenständlicht würde (s. 5.4). Auf diese Art und Weise ermöglicht Freges Theorie nicht nur konsequent die Entstehung einer ersten Ebene des Begriffs, sondern es konstituieren sich außerdem noch höherstufige Begriffe und Beziehungen. 5.6.4 Beziehungen f(x, y) und Funktionen zweiter Stufe h(g(x)) Funktionen, deren Bedeutung immer ein Wahrheitswert ist, die aber zwei oder mehr Argumente besitzen, sollen in der vorliegenden Untersuchung in Anlehnung an Frege Beziehungen heißen. Aufgrund der Zerlegung von gesättigten Funktionen und Begriffen wurden das Argument bzw. der Gegenstand und eine ungesättigte Funktion bzw. ein ungesättigter Begriff erkannt: Der zeichenhafte Ausdruck 3 > 2 des Wahren, d. h. des Gegenstands 3 sowie des Begriffs x > 2. Der ungesättigte Teil x > 2 ist weiter zerlegbar in den Gegenstand 2 und die Form x > y, in welcher y die leere Stelle unbestimmt andeutet, die zuvor von dem bestimmten Argument 2 ausgefüllt war. So ist die Form x > y eine Funktion mit zwei Argumenten, deren eines unbestimmt durch x und deren anderes unbestimmt durch y angedeutet ist. Deshalb bezeichnet der Ausdruck 3 > 2 den Funktionswert für die Argumente 3 und 2. Die Bedeutung dieser Funktion x > y ist immer ein Wahrheitswert und Funktionen, deren 1141 D UDENREDAKTION (Hrsg. 1998: 623, 715 - 724) 1142 Vgl. S CHAEDLER (2020a) 220 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="221"?> Bedeutung immer ein Wahrheitswert ist, nennt Frege im Falle einer Funktion mit nur einem Argument Begriff, im Fall von zwei Argumenten Beziehung. 1143 Beziehungen sind z. B. auch die Ausdrücke x 2 + y 2 = 9 und x 2 + y 2 > 9, doch im Unterschied zu diesen besitzt die Addition x 2 + y 2 als Funktionswert keinen Wahrheitswert, sondern eine gegenständliche Zahl, weswegen sie keine Beziehung darstellt. 1144 Da Zerlegungen von sprachlichen und mathematischen Ausdrücken in Einheiten unterschiedlicher Größe vorgenommen werden können 1145 , ist nun nach obigen Herleitungen ersichtlich, dass auch der Ausdruck ┬ ┬ a 2 = 1 1146 eine Funktion ist, die als Einheit aufgefasst werden kann und die eine Argumentstelle besitzt, deren Argument nicht selbst zur Funktion gehört, wie Frege erklärt. Dasselbige gilt für Begriffe. Wenn in erwähntem Beispiel die Quadrierung x 2 eine Funktion ist, deren Argument durch den Buchstaben x unbestimmt angedeutet ist, so ist der Ausdruck ┬ ┬ a 2 = 1 eine Funktion, deren Argument durch die Funktion a 2 = 1 verkörpert ist. Auffälligerweise ist der Ausdruck a 2 = 1 selbst eine Funktion, was im Ausdruck ┬ ┬ f(a) deutlicher hervortritt. Es ist keine Unstimmigkeit in den logischen Gedankengängen zu verzeichnen, so dass zu sättigende Funktionen selbst als Argumente anderer Funktionen f(g()) und zu sättigende Begriffe als Gegenstände anderer Begriffe Φ ( Ψ ()) fungieren können. Frege erläutert, dass Funktionen, deren Argumente nur Gegenstände sind und sein können, grundverschieden sind von Funktionen, deren Argumente Funktionen sind und sein müssen, so dass Frege erstere Funktionen erster Stufe und letztere Funktionen zweiter Stufe nennt. 1147, 1148 Begriffe können Begriffe als Argumente haben und diesen Sachverhalt nennt Frege Unterordnung, wobei er die Unterordnung und die Sättigung eines Begriffs mit einem Gegenstand als Subsumtion voneinander unterscheidet. 1149 (S. 5.6; 5.7.1) In der vorliegenden Untersuchung wird folgende Ansicht De Jongs nicht geteilt: „ In my opinion, which differs 1143 F REGE (2002 [1891]: 11) 1144 F REGE (2002 [1891]: 19 f.) 1145 Zur mannigfachen Zerlegung eines Gedankens, vgl. F REGE (2002 [1892]b: 54). 1146 Dies besagt, dass es nicht kein einziges bestimmtes Argument für die Stelle des unbestimmt angedeuteten Arguments a gibt, also gibt es mindestens ein einziges bestimmtes Argument für die Stelle des unbestimmt angedeuteten Arguments a, mit welchem die dann gesättigte Funktion das Wahre bezeichnet, s. F REGE (2002 [1891]: 16 - 18). 1147 F REGE (2002 [1891]: 18 - 20); vgl. F REGE (2002 [1904]: 68) 1148 Frege fügt als Anm. hinzu: „ Vergleiche meine Grundlagen der Arithmetik (Breslau 1884) § 53 am Ende, wo ich statt ‚ zweiter Stufe ‘ ‚ zweiter Ordnung ‘ gesagt habe. Der ontologische Beweis für das Dasein Gottes leidet an dem Fehler, daß er die Existenz wie einen Begriff erster Stufe behandelt. “ (F REGE (2002 [1891]: 19, Anm.)). 1149 Vgl. F REGE (2001 [1906]: 87); vgl. F REGE (2001 [vor 1884]: 20 f.) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 221 <?page no="222"?> from Angelelli ’ s on this point, Frege regards subordination (Unterordnung) of concepts as being in the first place extensional in character. “ 1150 Denn aufgrund der Auffassung der Begriffe als Bedeutungen von Prädikaten, geht bei Frege immer der Begriff der Extension, d. h. dem Begriffsumfang voraus. In der vorliegenden Studie ist die Applikation Freges Theorie auf Prädikate relevant, während eine Anwendung auf Klassen vermieden werden soll. Ein System auf Klassen aufbauen zu wollen, missachtet Freges Priorität der Begriffe, und die Klassen, die von Frege mit Begriffsumfängen verglichen werden, stellen nach Frege eine abgeleitete Redeweise dar. 1151 De Jongs Ansicht, Frege würde die Unterordnung in dem Satz alle Wale sind Säugetiere extensional verstehen, muss demzufolge nicht geteilt werden, denn die Formulierung alle Wale muss im Rahmen Freges Theorie nicht als ein Haufen von Gegenständen, nämlich als ein Kollektiv von Walen verstanden werden. Eine Lesart mit Berücksichtigung der Vorrangigkeit des Begriffs simplifiziert die logischsprachliche Deskription von formal- oder natürlichsprachlichen Ausdrücken ebenso, wie Kirchmanns Vorschlag, wenn er hinsichtlich der Syllogismen Aristoteles ’ anrät, eine vom Begriff und nicht vom Begriffsumfang ausgehende Lesart zu bevorzugen 1152 . Die Praktikabilität einer Lesart für die Syllogismen Aristoteles ’ , welche die Terme in Position des logischen Subjekts und des logischen Prädikats nicht als Namen für Klassen konzipiert sowie die Annahme einer gleichbleibenden Bedeutung des Verbs sein bestätigen, wie ebenfalls obig bereits angesprochen, auch Kneale/ Kneale 1153 (s. 5.2). Für die Applikation Freges Theorie in der Sprachanalyse und Sprachbeschreibung sind insbesondere auch nachfolgend vorgestellte Funktionen bzw. Beziehungen notwendig. Frege konstatiert: „ Eine Funktion mit zwei Argumenten kann in Beziehung auf diese von derselben oder von verschiedenen Stufen sein: gleichstufige, ungleichstufige Funktionen. “ 1154 Der Differentialquotient mit den zwei Argumenten als der zu differenzierenden Funktion und dem Argument, das unbestimmt als x angedeutet ist und nach welchem zu differenzieren ist, stellt hierbei ein Beispiel für eine ungleichstufige zweistellige Funktion dar (z. B. f(g(x), a)). Die gleichstufigen zweistelligen Funktionen sind anhand der Beispiele x > y; x 2 + y 2 = 9 und x 2 + y 2 > 9 vorgestellt und müssen wiederum in solche erster Stufe und solche zweiter Stufe eingeteilt werden. Eine gleichstufige zweistellige Funktion zweiter Stufe ist z. B. die Stammfunktion F(f[1]), wobei diese Schreibweise der Stammfunktion derart zu interpretieren ist, dass die Buchstaben F und f die Argumente 1150 J ONG (1982: 232) 1151 S LUGA (1962: 200 f.); vgl. F REGE (2003 [1895]) 1152 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1877]a: XII, Vorwort) 1153 K NEALE / K NEALE (1991: 64 f.) 1154 F REGE (2002 [1891]: 20) 222 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="223"?> andeuten. 1155 Die Funktionen zweiter Stufe sind weiter zu differenzieren. Da es, wie obig erläutert, möglich ist, dass Funktionen Funktionen als Argumente nehmen und Funktionen über mehr als ein Argument verfügen können, muss nach Frege bei den Funktionen zweiter Stufe zwischen jenen, die eine einstellige Funktion als Argument, z. B. f(g(a)), und jenen, die eine mehrstellige bzw. zweistellige Funktion als Argument haben, z. B. f(g(a, b)), unterschieden werden. 1156 Ungleichstufige zweistellige Funktionsausdrücke können als Notation in der Analyse und Deskription der natürlichen Sprache an vielen Stellen vorkommen. Typisch für eine derartige formale Darstellung eines Kopula- Prädikativ-Komplexes ist die Deskription eines Komplexes mit einem fakultativen Prädikativ, welches selbst valenzielle Leerstellen eröffnet und somit sprachliche Elemente lizenziert (s. 7.4.2.4) (z. B. der Junge bleibt dem Pferd treu als bleibt(der Junge, treu (dem Pferd))). 1157 Bezüglich des Verhältnisses von Begriffen zu anderen Begriffen bzw. zu Gegenständen konstatiert Frege schließlich: „ Begriffe können nicht in denselben Beziehungen stehen wie Gegenstände. Sie in diesen zu denken wäre nicht falsch, sondern unmöglich. Daher bezeichnen die Wörter ‚ Beziehung des Subjekts zum Prädikat ‘ zwei ganz verschiedene Beziehungen, je nachdem das Subjekt ein Gegenstand oder selbst ein Begriff ist. Am besten wäre es daher, die Wörter ‚ Subjekt ‘ und ‚ Prädikat ‘ ganz aus der Logik zu verbannen, da sie immer wieder dazu verführen, die beiden grundverschiedenen Beziehungen des Fallens eines Gegenstandes unter einen Begriff und [der] Unterordnung eines Begriffes unter einen Begriff zu vermengen. “ 1158 Auffallend ist, dass Frege in seine Erläuterungen zum grammatischen Subjekt und grammatischen Prädikat die Herangehensweise der traditionellen Grammatiker einer binären Unterteilung des Aussagesatzes 1159 verinnerlicht hat. Dennoch distanziert er sich in Folge vorangehend dargelegter Gründe von der traditionellen Urteilslehre, welche einen Assertionsmoment im Ausdruck annimmt und merkt kritisch an: „ Man könnte versucht sein, das Verhältnis des Gedankens zum Wahren nicht als das des Sinnes zur Bedeutung, sondern als das des Subjektes zum Prädikate anzusehen. [ … ] Daraus ist zu entnehmen, daß das Verhältnis des Gedankens zum Wahren doch mit dem des Subjekts zum Prädikate nicht verglichen werden darf. Subjekt und Prädikat sind ja (im logischen Sinne verstanden) Gedankenteile, sie stehen auf 1155 F REGE (2002 [1891]: 20) 1156 F REGE (2002 [1891]: 21) 1157 Für eine ausführliche Analyse des Verbs bleiben, s. 10. 1158 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 27 f.) 1159 Zu Abaelards Entwurf einer Kopula sowie zur binären bzw. tertiären Gliederung eines Aussagesatzes in der Logik von Port-Royal, s. 5.3; 5.4. 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 223 <?page no="224"?> derselben Stufe für das Erkennen. Man gelangt durch die Zusammenfügung von Subjekt und Prädikat immer nur zu einem Gedanken, nie von einem Sinne zu dessen Bedeutung, nie von einem Gedanken zu dessen Wahrheitswerte. Man bewegt sich auf derselben Stufe, aber man schreitet nicht von einer Stufe zur nächsten vor. Ein Wahrheitswert kann nicht Teil eines Gedankens sein, sowenig wie etwa die Sonne, weil er kein Sinn ist, sondern ein Gegenstand. “ 1160 Sodann fügt er an, dass diese Nachgeordnetheit des Urteils auf das Leibniz- Gesetz α = β ⇒ Φ ↔ Φ [ α / / β ] schließen lässt: „ Wenn unsere Vermutung richtig ist, daß die Bedeutung eines Satzes sein Wahrheitswert ist, so muß dieser unverändert bleiben, wenn ein Satzteil durch einen Ausdruck von derselben Bedeutung, aber anderem Sinne ersetzt wird. Und das ist in der Tat der Fall. Leibniz erklärt geradezu: ‚ Eadem sunt, quae sibi mutuo substitui possunt, salva veritate ‘ [* Diese Formulierung ist nicht belegt. Eine andere Version zitiert Frege in den Grundlagen der Arithmetik [ … ]]. “ 1161, 1162 Im Umkehrschluss meint dies, dass das Leibniz-Gesetz nicht greifen würde, wenn man das Urteil, d. h. einen Assertionsmoment zwischen logischem Subjekt und logischem Prädikat bzw. zwischen grammatischem Subjekt und grammatischem Prädikat oder grammatischem Prädikativ veranschlagen würde. So wird einsehbar, dass die Annahme einer Assertionsfunktion Ψ (S, P) als kopulativer Moment Ψ zwischen Subjekt S und Prädikat P zwar in der traditionellen Urteilslehre proklamiert wird, aber unter mathematischen und logischen Aspekten gar nicht möglich ist, wenn die Kopula als inhaltsleer konzipiert wird, da sie dann nicht über begriffliche Intentionalität verfügt und damit keinen Begriff und keine Funktion, hier mit dem Buchstaben Ψ angedeutet, verkörpern kann (s. 6.2.2; 6.2.3). Frege vertritt stattdessen die Ansicht, die Assertionsfunktion stelle das Urteil dar, welches als Verfahren Ψ auf den Gegenstand A als gesättigter Begriff (z. B. Φ (x)) angewandt wird und das Ergebnis B (d.h. ω ) als behaupteten Wahrheitswert nach sich zieht, was dann mit der Form Ψ ( Φ (x), ω ) darstellbar ist. 1163 Dieses Vorgehen Freges erfordert eine besondere notationelle Kenntlichmachung des Urteils. Die traditionelle Urteilslehre bricht somit zwei logische Gesetze (s. u. (i), (ii)). Erstens, die Definition einer mathematischen Funktion bzw. eines logischen Begriffs und zweitens, das Leibniz-Gesetz: 1160 F REGE (2002 [1892]a: 31 f.) 1161 F REGE (2002 [1892]a: 31 f.) 1162 Vgl. hierzu Leibniz ’ intensionale Begriffsauffassung im Gegensatz zu seinen extensionallogischen Auffassungen, s. 5.5; vgl. G ERHARDT (Hrsg. 1890b: 228, Scientia generalis. Characteristica, Kap. XIX, Def. 1, 236, Scientia generalis. Characteristica, Kap. XX, Def. 1) 1163 Vgl. F REGE (2007 [1879]: 4 f.) 224 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="225"?> (i) Der Definition einer mathematischen Funktion ist nicht entsprochen, • da ein inhaltsleeres Zeichen eine Funktion bzw. einen Begriff verkörpern soll und • weil diese ‚ Funktion ‘ (d. h. Assertionsfunktion; Urteilsfunktion) dort verortet wird, wo ein unechtes Symbol, nämlich die Klammer zwischen Funktionsname und Argumentname, die Sättigung einer Funktion mit einem Argument andeutet. (ii) Das Leibniz-Gesetz α = β ⇒ Φ ↔ Φ [ α / / β ] ist nicht erfüllbar, da dieses den Wahrheitswert nach der Sättigung der Funktion bzw. des Begriffs bestimmt und damit eine Substitution des Arguments zulässt, die anschließend denselbigen oder einen anderen Wahrheitswert ergibt, je nachdem ob die Gegenstände, welche die Argumentnamen denotieren, gleich sind oder nicht. Dieser Substitutionstest des Leibniz-Gesetzes ist im Fall einer Vergegenständlichung des logischen Prädikats nicht ausführbar, • wenn das Urteil gemäß der traditionellen Urteilslehre vor der Sättigung mit einem Argument gefällt werden muss und als Sättigungsprozess vollzogen wird (s. z. B.: 5.4) oder • wenn die Signifikate des logischen Prädikats gemäß der traditionellen Urteilslehre nach Abaelard und dessen nominalistischen Annahmen ohne eine probate Sättigung mit dem Gegenstand des logischen Subjekts nicht als res anerkannt werden, sondern notwendig mit diesem zusammenfallen müssen, um zu existieren (s. z. B.: 5.3). Frege kritisiert daraufhin, für das Urteilen die weit verbreitete, dem Sprachlichen entnommene und der traditionellen Grammatik entlehnte Herangehensweise zu übernehmen, die davon ausgeht, „ daß jeder Gedanke - oder Urteil, wie es gewöhnlich heißt - ein Subjekt und ein Prädikat habe, so daß durch den Gedanken bestimmt sei, was sein Subjekt und was sein Prädikat sei, wie durch den Satz sein Subjekt und sein Prädikat unzweideutig mitgegeben sind. [ … ] Wir werden die bei den Logikern beliebten Ausdrücke ‚ Subjekt ‘ und ‚ Prädikat ‘ ganz vermeiden, zumal dadurch nicht nur Wiedererkennungen erschwert, sondern auch vorhandene Unterschiede verdeckt werden. Statt der Grammatik blindlings zu folgen, sollte der Logiker vielmehr seine Aufgabe darin sehen, uns von den Fesseln der Sprache zu befreien. “ 1164, 1165 Deutlich wird bei dieser Ausführung Freges, dass er mit der Sprache, von welcher es sich zu befreien gilt, die traditionelle Grammatikschreibung und eine vorgegebene generelle binäre Teilung des Aussagesatzes in Subjekt und 1164 F REGE (2001 [1897]: 61) 1165 Das Wort Urteil ist hier nach Frege zitiert und soll nicht andeuten, dass ein Gedanke gleich einem Urteil sei. 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 225 <?page no="226"?> Prädikat sowie damit eine materialisierte oder verdeckte Kopula anspricht (s. u.). 1166 In der vorliegenden Untersuchung wird deshalb nicht Freges Ansicht von den Fesseln der Sprache geteilt, sondern angenommen, Frege referiert hier unter Umständen auf die Fesseln der binären bzw. tertiären Teilung der natürlichsprachlichen Syntax in Subjekt und Prädikat gemäß der traditionellen Grammatikschreibung. Frege fährt nun fort, Kritik an einer festlegenden Identifizierung des logischen Prädikats und logischen Subjekts mit dem grammatischen Subjekt sowie dem grammatischen Prädikat zu üben. Hierzu äußert sich Frege folgendermaßen: „ Dies ist nur wunderbar für einen, der verkennt, daß ein Gedanke mannigfach zerlegt werden kann und daß dadurch bald dies, bald jenes als Subjekt und als Prädikat erscheint. Durch den Gedanken selbst ist noch nicht bestimmt, was als Subjekt aufzufassen ist. Wenn man sagt: ‚ das Subjekt dieses Urteils ‘ , so bezeichnet man nur dann etwas Bestimmtes, wenn man zugleich auf eine bestimmte Art der Zerlegung hinweist. “ 1167 Es gilt demzufolge, diese traditionelle Identifikation des grammatischen Subjekts mit einem logischen Subjekt sowie des grammatischen Prädikats mit einem logischen Prädikat bzw. Prädikatkomplex infrage zu stellen. Des Weiteren mahnt Frege, sich nicht dadurch täuschen zu lassen, „ daß die Sprache manchmal dasselbe Wort teils als Eigennamen, teils als Begriffswort gebraucht. “ 1168 Frege erklärt außerdem, die Sprache verfüge durch die Wahl von Formen und Wörtern über eine Freiheit, je nach Belieben diesen oder jenen Bestandteil des Satzes als hauptsächliches Argument erscheinen zu lassen, die nur durch den Mangel an Wörtern begrenzt ist. 1169 Freges Ansichten über die Kopula hingegen scheinen durch das Verständnis der traditionellen Grammatik vorgeprägt 1170 : „ Der sprachliche Ausdruck für die Eigentümlichkeit des Gedankens ist die Kopula oder die Personalendung des Verbums. “ 1171 Doch seine Erläuterungen entfernen sich inhaltlich von jenen traditionellen Auffassungen. Hier thematisiert Frege bereits die fehlerhafte Einwirkung der Ungenauigkeiten und logischen Unstimmigkeiten der mathematischen Sprache auf die Interpretation und Deskription der logischen und grammatischen Struktur von natürlichsprachlichen Ausdrücken. Explizit wird die Lesart y ist eine Funktion von x einer Funktion f(x) = y kritisiert, da dabei erstens, das Gleichheitszeichen mit der traditionellen Kopula übersetzt und zweitens, die 1166 F REGE (2002 [1892]b: 54) 1167 F REGE (2002 [1892]b: 54) 1168 F REGE (2002 [1892]b: 55) 1169 F REGE (2007 [1879]: 18) 1170 F REGE (2002 [1892]b: 48); F REGE (2002 [1904]: 69) 1171 F REGE (2001 [1882]: 23); F REGE (2001 [vor 1884]: 14, 16 f.) 226 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="227"?> Funktion mit ihrem bestimmten Wert für ein Argument verwechselt wird. Diese Lesart und dieses Verständnis ist nach Frege somit rückwirkend ursächlich für die falsche Schlussfolgerung, die Funktion sei eine Zahl, wenn auch eine veränderliche oder unbestimmte 1172 , womit Frege wissentlich oder unwissentlich die Synthese der traditionellen Urteilslehre und das eingefaltete Urteil nach Pfänder kritisiert, welche das logische Prädikat vergegenständlichen, da der Assertionsmoment zwischen logischem Subjekt und logischem Objekt verortet wird (s. 5.4; 5.8). Indizierend für Freges weiterentwickeltes Verständnis der Struktur eines Aussagesatzes sowie der Kopula ist seine nachfolgende Feststellung, die kohärent mit den sprachphilosophischen und logischen Ausführungen seiner Aufsätze und Vorlesungen ist: „ Eine Gleichung ist umkehrbar; das Fallen eines Gegenstandes unter einen Begriff ist eine nicht umkehrbare Beziehung. “ 1173, 1174 Das logische Prädikat wiederum konstituiert nach Frege einen intensionalen Begriff, womit die Kopula als wesentlicher Teil des Prädikats nach Frege bereits zu diesem intensionalen Begriff gehört. 1175 Außerdem fügt Frege an: „ Ich gebrauche das Wort ‚ gleich ‘ und das Zeichen ‚ = ‘ in demselben Sinne von ‚ dasselbe wie ‘ , ‚ nichts anderes als ‘ , ‚ identisch mit ‘ . Man Vergleiche E. Schröders Vorlesungen über die Algebra der Logik (Leipzig 1890)[ 1176 ] 1. Band § 1, wo jedoch zu tadeln ist, daß zwischen den beiden grundverschiedenen Beziehungen des Fallens eines Gegenstandes unter einen Begriff und der Unterordnung eines Begriffes unter einen Begriff nicht unterschieden wird. “ 1177 Allerdings können einige Thesen Freges Theorie nicht in der Art und Weise zur Analyse und Deskription der natürlichen Sprache appliziert werden, wie dies Frege anhand von Beispielen zum Teil konsideriert 1178 , was nachfolgend begründet wird. Während die Betrachtung der Syllogistik Aristoteles ’ für eine Revision der traditionellen Urteilslehre unverzichtbar ist, da sie Prädikation, logische Inferenz und Assertion schrittweise darstellt, so bleibt doch in der Syllogistik Aristoteles ’ eine genaue syntaktische Analyse der dortig formulierten Prämissen und Konklusionen irrelevant, weil die Syllogismen auf den je Aussage zueinander in Bezug 1172 F REGE (2002 [1904]: 69) 1173 F REGE (2002 [1892]b: 49) 1174 Das Wort Beziehung in dem Satzteil nicht umkehrbare Beziehung ist im obigen Zitat nicht in dem Sinne zu verstehen, dass es sich um einen Begriff mit zwei Gegenständen handelt, d. h. das Wort Beziehung ist hier nicht fachterminologisch gebraucht. 1175 Vgl. die Veranschaulichung am Beispiel der Teilung einer Strecke durch einen Punkt (Abb. 4); s. 5.6.2; vgl. F REGE (2002 [1891]: 6). 1176 S CHRÖDER (1890) 1177 F REGE (2002 [1892]b: 49, Fn. 2) 1178 Z. B. F REGE (2003 [1918 - 1919]a); z. B. F REGE (2003 [1923 - 1926]); z. B. F REGE (2001 [nicht vor 1923]) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 227 <?page no="228"?> gesetzten Begriffen sowie deren Qualität und Quantität operieren. Freges Sprachanalyse steht in der Tradition der Syllogistik Aristoteles ’ und unternimmt demzufolge keine eingehende sprachwissenschaftliche Analyse der Syntax. Frege lässt in seiner Untersuchung des Sinns und der Bedeutung natürlichsprachlicher Aussagesätze den Umstand außen vor, dass zeichenhafte Wortformen nicht nur extensionale Bedeutungen oder sinnhafte Konnotationen haben, sondern dass die Zeichen in einer natürlichen Sprache insbesondere als funktionale Entitäten fungieren sowie den Regeln der Grammatik unterworfen sind, obwohl Frege bemerkt, dass in den zu Zeichen gehörigen Sinnstrukturen, welche die gleiche Bedeutung bezeichnen, qualitative Unterschiede overt sein können 1179 und dass die Reihenfolge der Anordnung der Elemente eines zusammengesetzten zeichenhaften Ausdrucks, welchen der natürlichsprachliche Aussagesatz verkörpert, nicht gleichgültig ist. 1180 (S. 5.6.3) Nun tangiert die Relevanz der Reihenfolge der Elemente in einem natürlichsprachlichen Aussagesatz den Satzgliedstatus sowie die syntaktische Funktion eines sprachlichen Elements und die qualitativen Unterschiede 1181 sind linguistisch als Unterschiede in der paradigmatischen und syntagmatischen Ebene eines Aussagesatzes erfassbar. Um Begriffe und Beziehungen im natürlichsprachlichen Aussagesatz zu erkennen, bedarf es demzufolge einer Berücksichtigung der syntaktischen Struktur und der innersprachlichen Bedeutung einer zeichenhaften Wortform, welche ihre grammatische Kategorie, ihre Einbindung in Kongruenz- und Rektionsverhältnisse, ihr Status als ein bestimmtes strukturell notwendiges bzw. nicht notwendiges Satzglied (s. 7.4.2.1), ihr Status als ein Bestandteil eines Satzgliedes oder ihr Status als Attribut ohne Satzgliedstatus konstituieren. Eine syntaktische Strukturanalyse eines natürlichsprachlichen Aussagesatzes ist von einer semantischen Analyse bzw. einer Analyse anhand der außersprachlichen Referenten, d. h. der extensionalen Denotationen der Sprachzeichen zu unterscheiden, die Erstgenannter gegenüber ungeordnet ist und die keine spezifische Zerlegung auf intensionaler Ebene vorgibt. An dieser Stelle wird deutlich, dass Frege den Status einiger Zeichen (z. B. Eigennamen) in einer natürlichen Sprache herabsetzt und jene Zeichen wie Gegenstände konzipiert, während die Zeichen bereits als Konzeptualisierungen perzipiert werden könnten, um sie von Gegenständen zu unterscheiden (s. u. Abb. 9; Abb. 10) Auch ist es die syntaktische Strukturanalyse, welche die von Frege thematisierte Art der Zerlegung (s. o.) 1182 von potentiell großer Mannigfaltigkeit 1179 F REGE (2002 [1892]a: 31 f.); vgl. G ERHARDT (Hrsg. 1890b: 228, Scientia generalis. Characteristica, Kap. XIX, Def. 1, 236, Scientia generalis. Characteristica, Kap. XX, Def. 1) 1180 F REGE (2003 [1918 - 1919]b: 69 f.) 1181 Vgl. F REGE (2002 [1904]: 66) 1182 F REGE (2002 [1892]b: 54) 228 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="229"?> (s. o.) 1183 natürlichsprachlicher Ausdrücke in ihrer Sinnstruktur festlegen kann. In einer konsequenten Übertragung Freges Differenzierung zwischen Zeichen, Sinn und Bedeutung müsste demnach das sprachliche Zeichen sowie der Zeichenkomplex zunächst nur für sich betrachtet und zerlegt werden, bevor über den Sinn, den das sprachliche Zeichen anhand seines syntaktischen Status im Aussagesatz erfasst, zu seiner Bedeutung fortgeschritten werden kann. Aufgrund dieser obig genannten Gründe wird Freges Ansatz zur Analyse natürlichsprachlicher Begriffe, welche eine Deskription derselbigen mit Freges formalisierender Notation fundiert, deshalb nicht vollständig übernommen, sondern durch eine sprachwissenschaftliche Methode ergänzt und modifiziert. In Übereinstimmung mit dieser Methode steht resümierend nachfolgende Bemerkung Freges, die ein Hinweis darauf ist, dass Frege neben der Differenzierung von Sinn und Bedeutung (auch: sachliche Gegebenheiten) ebenfalls die Unterscheidung zwischen natürlichsprachlicher syntaktischer Struktur (auch: sprachlichen Gegebenheiten) und sachlichen Gegebenheiten konsideriert: „ Im Satze ‚ der Morgenstern ist die Venus ‘ haben wir zwei Eigennamen ‚ Morgenstern ‘ und ‚ Venus ‘ für denselben Gegenstand. In dem Satze ‚ der Morgenstern ist ein Planet ‘ haben wir einen Eigennamen: ‚ der Morgenstern ‘ und ein Begriffswort: ‚ ein Planet ‘ . Sprachlich ist zwar nichts geschehen, als daß ‚ die Venus ‘ ersetzt ist durch ‚ ein Planet ‘ ; aber sachlich ist die Beziehung eine ganz andere geworden. “ 1184 Diese deutlich dargelegte Unterscheidung zwischen sprachlicher und sachlicher Ebene bei Frege, soll insbesondere in der vorliegenden Untersuchung fokussiert werden. Dies erfordert eine genaue Untersuchung seines Verständnisses von Extension, Intension und der Gleichheitsbeziehung. 5.6.5 Extensionale Identität des Begriffsumfangs έ ( Φ ( ε )) und die Relation Wittgenstein äußert bezüglich der Extension und Intension folgende Ansicht: „ Einen Satz verstehen, heißt wissen, was der Fall ist, wenn er wahr ist. (Man kann ihn also verstehen, ohne zu wissen, ob er wahr ist.) Man versteht ihn, wenn man seine Bestandteile versteht. “ 1185 Diese Äußerung Wittgensteins wird im Folgenden mit einer Intensionsauffassung und einem Verstehensprozess verglichen, welche aus Freges Theorie herleitbar sind. Dem wörtlichen Sinn nach als auch gemäß der Tradierung der Termini Intension und Extension, z. B. in der Logik von Port-Royal, ist die Intension als Verstehen (frz.: 1183 F REGE (2002 [1891]: 21) 1184 F REGE (2002 [1892]b: 49) 1185 W ITTGENSTEIN (1922: 66, Satz 4.024) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 229 <?page no="230"?> compréhension) aufzufassen. Das Verstehen gehört demnach zur Intension, während Wittgenstein in Missachtung dessen das Verständnis eines Satzes mit seinem extensionalen Wahrheitswert, nämlich damit, was der Fall ist, nicht was der Fall wäre, wenn er wahr ist, in Verbindung bringt, obwohl er vorgibt, explizit auf das Verb verstehen einzugehen. Indem er den Satz man kann ihn also verstehen, ohne zu wissen, ob er wahr ist ausspricht, assoziiert Wittgenstein das Verb verstehen, obwohl es so erscheint, als bemühe er sich um eine gesonderte Definition desselbigen, sogar mit dem Fällen desjenigen eingefalteten (auch: nicht entfalteten) Urteils nach Pfänder, das der Satz affirmativ oder negiert mit einem ihm inhärenten Assertionsmoment behauptet, wenn er extensional wahr ist. Wittgensteins Referenz auf das Wissen was der Fall ist, wenn er wahr ist, legt nahe, Wittgenstein wolle erwähnen, dass man einen Satz nicht verstehen könne, wenn er entweder extensional falsch ist oder wenn der im Sinn des Satzes ausgedrückte Sachverhalt nicht im Wissen oder im Vorstellungsvermögen des Empfängers über die außersprachliche Wirklichkeit vorhanden ist. Doch weder extensionale Wahrheit noch extensionale Falschheit, noch Wissen, die Plausibilität oder Vorstellbarkeit eines potentiellen außersprachlichen Denotats des im Satz ausgedrückten Sachverhalts sind für sein Verständnis notwendig, solange ein Satz grammatisch ist (s. a. 6.4.1.2). Insbesondere kann ein sprachlich ausgedrückter Inhalt zum Wissen eines Empfängers neu hinzutreten, ohne dass dieser den Inhalt eines derartigen Gedankens zuvor erfasst hätte. Wittgensteins Nachtrag man versteht ihn, wenn man seine Bestandteile versteht, erwähnt zudem nicht, dass nicht nur die Bestandteile, sondern, gemäß Freges Hinweis auf die Art der Zerlegung, ebenso die Zusammensetzung dieser Bestandteile, die wohlgeformte Anordnung der Bestandteile sowie damit die grammatischen Regeln der syntaktischen Fügung der Bestandteile zu einer bestimmten Struktur eines Satzes verstanden werden müssen (s. 5.1; 6.2.2; 6.2.3). Wittgensteins Satz suggeriert indirekt, etwas Falsches sei nicht ausdrückbar und verstehbar, was der Natur des Urteils widerspricht und das Urteilen gänzlich obsolet machen würde, da alle verstehbaren Aussagen dann den extensionalen Wahrheitswert wahr bezeichnen würden. Entgegen Wittgensteins ungenauer Formulierung konnotiert, bezeichnet, bedeutet oder behauptet der Aussagesatz nach Frege auch in dem Fall seiner Falschheit etwas Verstehbares, nämlich das Falsche und damit auch etwas, das nicht in der außersprachlichen Wirklichkeit existiert. Da es etwas Falsches ist, entspricht es nicht der außersprachlichen Wirklichkeit in Sachverhalten, kann diesen jedoch kontrastierend gegenübergestellt werden, da diese wahr sind. Wittgensteins Satz vermengt demzufolge das Verständnis, d. h. die Intension mit der Bedeutung (auch: Extension) nach Frege. In größerer Übereinstimmung mit Freges Ausführungen und auch aus terminologischen Gründen treffender wäre es 230 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="231"?> gewesen, wenn Wittgenstein statt dessen Folgendes ausgesprochen hätte: Man kann den Satz verstehen, ohne seinen Wahrheitswert zu behaupten. Man versteht ihn, wenn man die Art der Zusammensetzung seiner Bestandteile versteht. Wittgensteins Sprachverständnis ist auch in nachfolgendem Zitat wiedergegeben: „ Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache. Und die Bedeutung eines Namens erklärt man manchmal dadurch, daß man auf seinen Träger zeigt. “ 1186 Auch diese Anmerkung Wittgensteins ist kritisch reflektierbar wie Henne/ Wiegand 1187 zeigen. Wittgensteins Anschauung wird in der vorliegenden Arbeit aus obig genannten Gründen und vor allem dem daraus resultierenden Wittgensteinschen Verständnis der Inhaltsseite eines Sprachzeichens, welches er zudem in dem von Henne/ Wiegand bemängelten Zitat ausdrückt, nicht vertreten. Vor dem theoretischen Hintergrund der vorliegenden Arbeit wird somit deutlich, dass Wittgensteins Sprachverständnis in den obig genannten Zitaten als ein eher pragmatisch-kommunikatives und seine Auffassung des Inhalts von Signifkanten als weitgehend extensional oder materialistisch erkennbar sind. Bestimmend für die Unterscheidung zwischen Extension und Intension ist außerdem folgende, in einem anderen Zusammenhang obig bereits erläuterte Beobachtung Freges. Die Gleichheitsbzw. Identitätsbeziehung kann lediglich zwischen Wahrheitswerten, Gegenständen sowie Begriffsumfängen entdeckt und festgestellt werden. Der Ausdruck έ ( ε 2 - 4 ε ) = ά ( α [ α - 4]) bezeichnet die Gleichheit zwischen Begriffsumfängen, d. h. Gegenständen bzw. Bedeutungen auf extensionaler Ebene (s. o.). 1188 Frege rezipiert das Leibniz-Gesetz α = β ⇒ Φ ↔ Φ [ α / / β ] 1189 , fordert jedoch auch eine bestimmte Lesart desselbigen unter den Rahmenbedingungen seiner Theorie ein. 1190 Die Lesart dieser Formel α = β ⇒ Φ ↔ Φ [ α / / β ] lautet dann: α und β bezeichnen genau dann denselben Gegenstand, wenn sich α für β mit potentiell jeweils verschiedenen Sinnen als Bestandteil eines Gesamtausdrucks in allen Aussagen bei Erhaltung des extensionalen Wahrheitswertes (lat.: salva veritate) des Gesamtausdrucks der jeweiligen Aussage substituieren lässt. Eine notationell angepasste Wiedergabe obiger Formulierung des Leibniz-Gesetzes, welche die Betonung auf eine Aussage A als einen extensionalen Wahrheitswert behauptend legt, lautet: α = β ⇒ ├ A ↔ ├ A [ α / / β ]. Diese Gleichheit, welche an dieser Stelle durch das Leibniz-Gesetz postuliert wird, bezieht sich auf die Gegenstände, welche den Begriffsumfang konstituieren. Auf der 1186 W ITTGENSTEIN (1977: 41, Satz 43) 1187 Vgl. H ENNE / W IEGAND (1969: 138) 1188 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 30) 1189 Vgl. G ERHARDT (Hrsg. 1890b: 228, Scientia generalis. Characteristica, Kap. XIX, Def. 1, 236, Scientia generalis. Characteristica, Kap. XX, Def. 1) 1190 F REGE (2002 [1892]a: 31 f.) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 231 <?page no="232"?> intensionalen Ebene der Begriffe ist eine Gleichheitsbzw. Identitätsbeziehung 1191 der Ausdrücke A und A [ α / / β ] nicht möglich, da sich durch die Ersetzung des Buchstabens α mit dem Buchstaben β , welche als verschiedene Zeichen verschiedene Sinne ausdrücken, qualitative Unterschiede der ausgedrückten intensionallogischen Gesetzmäßigkeiten (IQG) A und A [ α / / β ] ergeben. Frege versucht diese Tatsache einem potentiell wortwörtlich begriffsstutzigen Leser zu erläutern, was jedoch der Klarheit seines Gedankens nicht gerecht wird, deshalb sollen die Erwähnung einer Selbigkeit sowie einer Entsprechung in der Wiedergabe der Fregeschen Erklärungen nicht übernommen werden. Frege fasst zunächst zusammen: „ Indem ein Gegenstand unter einen Begriff fällt, fällt er unter alle Begriffe desselben Umfangs, woraus das Gesagte folgt. Wie also Eigennamen desselben Gegenstandes unbeschadet der Wahrheit einander vertreten können, so gilt dasselbe auch von Begriffswörtern, wenn der Begriffsumfang derselbe ist. Freilich wird sich bei solchen Ersetzungen der Gedanke ändern; dieser aber ist der Sinn des Satzes, nicht dessen Bedeutung. [ … ] Diese aber, nämlich der Wahrheitswert, bleibt ungeändert. “ 1192 Aufgrund des gleichen Wahrheitswertes stehen die qualitativ verschiedenen Begriffe mit demselben Argument in einer besonderen Relation salva veritate zueinander. Frege erklärt dies folgendermaßen: „ Die Funktion x 2 = 1 hat für jedes Argument denselben (Wahrheits-)Wert wie die Funktion (x + 1) 2 = 2 ∙ (x + 1); d. h. unter den Begriff Quadratwurzel aus 1 fällt jeder Gegenstand, der unter den Begriff was um 1 kleiner ist als eine Zahl, deren Quadrat ihrem Doppelten gleich ist, fällt, und umgekehrt. “ 1193 Statt einer Identitätsbeziehung mit einem Gleichheitszeichen wird der Gedanke, der diese Beziehung zwischen zwei qualitativ differenzierbaren Begriffen thematisiert, mit der Formalisierung (x 2 = 1) ((x + 1) 2 = 2 ∙ (x + 1)) ausgedrückt. 1194 Dies meint, wenn ihre zugehörigen Begriffsumfänge, welche der extensionalen Ebene der Gegenstände angehören, zusammenfallen, stehen zwei Begriffe Φ () und X() der intensionalen Ebene in einer bestimmten Relation zueinander, auf welche der Ausdruck Selbigkeit jedoch nicht zutrifft, da Identität, Gleichheit oder Selbigkeit bei Begriffen unmöglich ist. 1195 Hegel erklärt hinsichtlich der Identität von Begriffen: „ Freiheit ist die Identität des Begriffs. [ … ] Im Begriffe hat sich daher das Reich der Freiheit eröffnet. “ 1196 Die Identität zweier Begriffe mit unterschiedlichen Qualitäten ihrer allgemeinen intensionallogischen Gesetz- 1191 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 30) 1192 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 25 f.) 1193 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 30) 1194 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 30) 1195 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 30 f.) 1196 H EGEL (1816: 8 f.) 232 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="233"?> mäßigkeiten (IQG) ist nach Frege somit nicht möglich. Frege formuliert: „ Wir haben nun erkannt, daß die Beziehung der Gleichheit zwischen Gegenständen nicht auch zwischen Begriffen gedacht werden kann, daß es aber da eine entsprechende Beziehung gibt. Das Wort ‚ derselbe ‘ , das zur Bezeichnung jener Beziehung zwischen Gegenständen gebraucht wird, kann mithin nicht eigentlich auch zur Bezeichnung dieser dienen. “ 1197 Für diese Art von Relation, nämlich (x 2 = 1) ((x + 1) 2 = 2 ∙ (x + 1)), eignet sich kein bekannter Begriff. Statt dessen findet sich die sehr ungenaue oder nach obigen Ausführungen mindestens als unvollständig zu erachtende Definition in der Analysis: „ Zwei Funktionen f und g sind identisch, falls sie den gleichen Definitions- und Wertebereich haben, und falls für alle a aus dem Definitionsbereich f(a) = g(a) gilt. “ 1198, 1199 Diese von Frege dargelegte Problematik thematisiert auch Raschauer: „ Unter der Maschinenmetapher wäre es konsequent, zwei Funktion[en] f und g dann als gleich (f = g) zu bezeichnen, falls beide den gleichen internen Aufbau aufweisen, also die Regeln, nach denen Objekte umgewandelt werden, identisch sind. Durchgesetzt hat sich jedoch eine von der Mengenlehre inspirierte extensionale Definition, nach der zwei Funktion[en] f und g dann gleich sind, wenn sie in ihrem Definitions- und Wertebereich, übereinstimmen und jedes Objekt des Definitionsin das selbe Objekt des Wertebereichs umgewandelt wird, wenn also für alle x, dom (f) = dom (g)[; ] f(x) = g(x) gilt. Es ist dann unerheblich, wie eine Funktion ‚ intensional ‘ definiert ist, alles, was zählt, sind die Zuordnungen von Definitionszu Funktionswerten. “ 1200 Kutschera nennt diese Beziehung „ extensionsgleich “ 1201 . Diese Terminologieschöpfung nach Kutschera wird in der vorliegenden Studie nicht übernommen, denn erstens können bei der Integrierung des Terminus Prädikat nach Kutschera in die Fregesche Theorie unter der Extension eines Prädikats im strengsten Sinne des Wortes nicht nur die Gegenstände des Begriffsumfangs, sondern auch der Begriff selbst verstanden werden (s. u. Abb. 6). Zudem verwendet Kutschera das Wort Bedeutung in einem anderen Sinn als Frege, nämlich um generell auf Inhalte zu referieren, nicht nur auf Extensionen in der außersprachlichen Wirklichkeit oder bezeichnete Denotate bzw. Wahrheits- 1197 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 30 f.) 1198 C ORMEN et al. (2013: 1177) 1199 Vgl. hierzu Churchs Explikation mit der Betonung auf die Extensionen der Funktionen: „ two functions f and g are the same if they have the same range of arguments and, for every element a that belongs to this range, (fa) is the same as (ga). When this is done, we shall say that we are dealing with functions in extension. “ (C HURCH (1965 [1941]: 2 f.)) 1200 R ASCHAUER (2015: 293) 1201 K UTSCHERA (1976: VIII) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 233 <?page no="234"?> werte. 1202 Kutschera zitiert Frege, indem er erwähnt, Begriffe seien Bedeutungen, d. h. gewissermaßen Extensionen von Prädikaten: „ Man bezeichnet üblicherweise Begriffe als Bedeutungen von Prädikaten und Propositionen oder Sachverhalte als Bedeutungen von Sätzen. “ 1203 Kutschera geht hier jedoch gleichzeitig nicht ausreichend darauf ein, dass Frege zwischen Sinn, Bedeutung, Gedanken, bezeichneten und behaupteten Bedeutungen sowie Wahrheitswerten unterscheidet, was wiederum Kutscheras eigener verwendeten Benennung extensionsgleich widerspricht, denn die von Frege angesprochene Beziehung zwischen Begriffen meint eine Gleichheit zwischen deren Begriffsumfängen, bestehend aus Werten und Bedeutungen, nicht eine Gleichheit von verschiedenen Begriffen als Extensionen von Prädikaten. Zweitens ist die Wortbildung extensionsgleich für diesen Sachverhalt nicht probat, da es sich bei diesem Wort um die Bezeichnung einer Gleichheit handelt, die damit eventuell unintendiert auch den Begriffen nachgesagt wird. Es ist unter entsprechenden Umständen richtig, zu sagen, zwei Begriffsumfänge sind gleich oder zwei Extensionen sind gleich, doch zwei Begriffe können nicht unmissverständlich extensionsgleich, im eigentlichen Sinn des Adjektivs sein, da sie nicht gleich sein können. Stattdessen ist es deshalb unter Umständen treffender, zu formulieren, dass zwei Begriffe wertekongruent (lat.: congruere; dt.: übereinstimmen) und zwei Extensionen gleich sind. Der Umstand, dass unbeschadet der extensionalen Wahrheit in jedem Satz Begriffswörter einander vertreten können, wenn ihnen derselbe Begriffsumfang zukommt, scheint nach Frege sehr zu Gunsten der Logiker des Umfangs, d. h. der extensionalen Logik zu sprechen. 1204 Dennoch spricht für die Logiker des Inhalts, d. h. für die intensionale Logik, Folgendes: „ Es muss von jedem Gegenstand bestimmt sein, ob er unter den Begriff falle oder nicht; ein Begriffswort, welches dieser Anforderung an seine Bedeutung nicht genügt ist bedeutungslos. Dahin gehört auch z. B. das Wort ‚μϖλυ‘ [der Name einer Pflanze, welche Odysseus von Hermes erhält, um sich vor Circe schützen zu können] (Homers Od. X, 305), obwohl ja einige Merkmale angegeben sind. Darum braucht jene Stelle noch nicht sinnlos zu sein, ebensowenig wie andere, in denen der Name ‚ Nausikaa ‘ vorkommt, der wahrscheinlich nichts bedeutet oder benennt. Aber er tut so, als benenne er ein Mädchen, und damit sichert er sich einen Sinn. “ 1205 1202 K UTSCHERA (1976: VIII) 1203 K UTSCHERA (1976: IX); vgl. F REGE (2002 [1892]b: 53) 1204 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 25, 31 - 33) 1205 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 32, vgl. 31 - 34) 234 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="235"?> An anderer Stelle äußert Frege: „ Der Gedanke bleibt derselbe, ob der Name ‚ Odysseus ‘ eine Bedeutung hat oder nicht. “ 1206 Frege betont: „ Die Logik muß sowohl vom Eigennamen als auch vom Begriffsworte fordern, daß der Schritt vom Worte zum Sinne und der vom Sinne zur Bedeutung unzweifelhaft bestimmt sei. Sonst würde man gar nicht von einer Bedeutung sprechen dürfen. Das gilt natürlich von allen Zeichen und Zeichenverbindungen, die denselben Zweck wie Eigennamen oder Begriffswörter haben. “ 1207 Angesichts des Begriffs kann anschließend gefragt werden, ob ein Gegenstand unter ihn falle oder mehrere oder keiner. 1208 Frege stellt fest: „ Aber dies [das Fallen eines, keines oder mehrerer Gegenstände unter den Begriff] geht unmittelbar nur den Begriff an. So kann ein Begriffswort logisch durchaus unanfechtbar sein, ohne dass es einen Gegenstand gibt, auf den es sich durch seinen Sinn und seine Bedeutung (den Begriff selbst) hindurch beziehe. Diese Beziehung auf einen Gegenstand ist, wie man sieht, eine mehr vermittelte und unwesentliche, so daß es wenig passend scheint, die Begriffswörter danach einzuteilen, ob unter den entsprechenden Begriff kein oder ein oder mehrere Gegenstände fallen. “ 1209 Die intensionale Logik der Inhaltslogiker hat also insofern einen Vorteil gegenüber der extensionalen Logik der Umfangslogiker, da der Begriff selbst gegenüber seinem Umfang das Ursprüngliche ist und ein Begriffswort mitunter einen Begriff als Bedeutung besitzen kann. Frege erklärt, dass die wissenschaftliche Bedeutung des Begriffswortes weder aus einem Gegenstand noch aus mehreren besteht, sondern ein Begriff ist, dennoch ist diese Bedeutung des Begriffswortes im spezifisch wissenschaftlichen Gebrauch der Begriff. Frege meint damit in etwas doppeldeutiger Formulierung, dass ein Begriffswort im wissenschaftlichen Gebrauch nicht unmittelbar einen Begriffsumfang bedeutet, sondern selbst einen intensionalen Begriff bedeuten kann: „ Auch das Begriffswort muß einen Sinn und für den wissenschaftlichen Gebrauch eine Bedeutung haben; aber diese besteht weder aus einem Gegenstande noch aus mehreren, sondern ist ein Begriff. “ 1210, 1211 (Abb. 6) 1206 F REGE (2002 [1892]a: 30) 1207 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 34) 1208 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 34) 1209 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 34) 1210 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 34) 1211 Vgl. hierzu a. die Ontologie nach Frege und Church, in welcher Konzepte von Namen zu Namen von höherstufigen Konzepten werden, s. 5.7.3. 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 235 <?page no="236"?> Abb. 6: Das Begriffswort Die extensionale Logik der Umfangslogiker hingegen scheint der Wahrheit näher zu kommen, da die Bedeutungen als Wahrheitswerte dem Begriffsumfang angehören, und sie den Umfang als das Wesentliche ansehen, der jedoch nicht der Begriff selbst ist. 1212 Wenn die Begriffe und Strukturen der natürlichen Sprache untersucht und ergründet werden sollen, eignen sich aus diesem Grund intensionallogische Analysen und formale Deskriptionen innersprachlicher Relationen eher als extensionallogische Analysen, da diese eigentlich nicht die Sprache selbst, sondern die durch die natürliche Sprache bezeichnete extensionale Dimension der außersprachlichen Wirklichkeit und die Relationen zwischen ihren Gegenständen observieren und beurteilen. 5.6.6 Bezeichnete Wahrheitswerte gesättigter Begriffe φ (s) Eine umfassende Definition von Logik 1213 , welche über die Schnittstelle zwischen natürlicher Sprache, Syntax und Prädikationsbzw. Begriffstheorie hinausgeht, wird in der vorliegenden Studie nicht vertreten und nicht vorgeschlagen, da diese sich primär als Beitrag zur Grammatik- und Sprachinhaltsforschung versteht und nicht als Beitrag zur Logik selbst. Zusammenfassend werden einige Positionen Freges präsentiert, welche die syntaktische und semantische Analyse der Linguistik zu logischen Fragestellungen in Bezug setzen. So stellt Frege an einigen Stellen fest, dass Logik die Wissenschaft des Wahrseins sei 1214 : „ Die Logik ist die Wissenschaft der allgemeinsten Gesetze des Wahrseins. “ 1215 Dennoch ist es nach Frege vergeblich, eine Definition dessen aufstellen zu wollen, was wahr sei, was er im Hinblick auf die extensionale Ebene anspricht: „ Wollte man etwa sagen: ‚ wahr ist eine Vorstellung, wenn sie 1212 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 31 ff.) 1213 Vgl. z. B. H INTIKKA / S ANDU (2007); F REGE (2001 [1882]); vgl. F REGE (2001 [1897]) 1214 F REGE (2001 [1882]: 24) 1215 F REGE (2001 [1897]: 39); vgl. F REGE (2002 [1892]a: 34) 236 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="237"?> mit der Wirklichkeit übereinstimmt ‘ , so wäre damit nichts gewonnen, denn, um dies anzuwenden, müßte man in einem gegebenen Falle entscheiden, ob eine Vorstellung mit der Wirklichkeit übereinstimme, mit anderen Worten: ob es wahr sei, daß die Vorstellung mit der Wirklichkeit übereinstimme. Es müßte also das Definierte selbst vorausgesetzt werden. “ 1216 Des Weiteren erklärt Frege, Wahrheit sei etwas derart Ursprüngliches und Einfaches, dass eine Zurückführung auf noch Einfacheres nicht möglich sei 1217 , dass das Prädikat wahr keinen Grad habe 1218 und dass das Prädikat wahr sich von allen anderen Prädikaten darin unterscheide, „ daß es immer mit ausgesagt wird, wenn irgend etwas ausgesagt wird. “ 1219 Aus diesem Zitat Freges, das keinen Assertionsmoment in der Aussage gemäß Abaelard oder der Logik von Port-Royal veranschlagt, wird für die vorliegende Untersuchung das Prädikat gültig 1220 oder das Prädikat intensional wahr (w 1 ) abgeleitet, um eine Gültigkeit bzw. Wahrheit (w 1 ) auf Begriffsebene von dem extensionalen Wahrheitswert (w 2 ) zu unterscheiden (s. u. Abb. 8) (s. 5.2). Das Urteilen erläutert Frege als etwas, das entweder durch Zurückgehen auf schon anerkannte Wahrheiten oder ohne Benutzung anderer Urteile gerechtfertigt wird, wobei nur der erstere Fall, das Folgern, Gegenstand der Logik sei. 1221 Die Befolgung logischer Gesetze garantiert die Wahrheit eines Urteils, ist jedoch von der Wahrheit der vorausgesetzten Annahmen unabhängig: „ Die Befolgung der logischen Gesetze kann die Wahrheit eines Urteils nur insoweit verbürgen, als die Urteile wahr sind, auf die man zur Rechtfertigung zurückgeht. “ 1222 Ebenso konstatiert Frege: „ Die Aufgabe der Logik ist die Aufstellung der Gesetze, nach denen ein Urteil durch andere gerechtfertigt wird, einerlei, ob jene selbst wahr sind. “ 1223 Dennoch schlägt Frege vor, Eigennamen und Begriffe zu verwerfen, welche kein extensionales Denotat haben: „ Wenn es einem auf die Wahrheit ankommt - und auf die Wahrheit zielt die Logik hin - muß man auch nach den Bedeutungen fragen, muß man Eigennamen verwerfen, welche keinen Gegenstand bezeichnen oder benennen, wiewohl sie einen Sinn haben mögen; muß man Begriffswörter verwerfen, die keine Bedeutung haben. Das sind nicht etwa solche, die Widersprechendes vereinigen - denn ein Begriff kann recht wohl leer ein - sondern solche, bei denen die Umgrenzung verschwommen 1216 F REGE (2001 [1897]: 39) 1217 F REGE (2001 [1897]: 39) 1218 F REGE (2001 [1897]: 43) 1219 F REGE (2001 [1897]: 39) 1220 Vgl. P ERLER (1998: 50) 1221 F REGE (2001 [1882]: 24) 1222 F REGE (2001 [1882]: 24) 1223 F REGE (2001 [1882]: 24) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 237 <?page no="238"?> ist. “ 1224 Gleichzeitig erklärt Frege: „ Namen, die den Zweck verfehlen, den ein Eigenname zu haben pflegt, nämlich etwas zu benennen, mögen Scheineigennamen heißen. “ 1225 An anderer Stelle betont Frege die Sinnhaftigkeit von Phantasienamen (z. B. Nausikaa), obgleich sie keine Bedeutung haben und spricht von der logischen Unanfechtbarkeit von Begriffen ohne Gegenstände in ihren Begriffsumfängen sowie von der Sinnhaftigkeit der Namen (z. B. Odysseus) und ihrem elementaren Beitrag zum Gedanken, ungeachtet dessen, ob diese Namen eine Bedeutung haben oder nicht. 1226 (S. 5.6.5) Dabei sind aufgrund ihres Sinns die Eigennamen wesentlicher für den Gedanken als ihre Bedeutung: „ Die beiden Sätze ‚ Der Abendstern ist derselbe wie der Abendstern ‘ und ‚ Der Abendstern ist derselbe wie der Morgenstern ‘ unterscheiden sich nur durch einen Eigennamen von derselben Bedeutung. Dennoch drücken sie verschiedene Gedanken aus. Es muß also der Sinn des Eigennamens der Abendstern verschieden sein von dem Sinne des Eigennamens der Morgenstern. “ 1227 Allerdings ist apperzipierbar, dass Frege in seinen Versuchen, das Wesen der Logik zu fassen, sich an den Umfangslogikern orientiert, deren Suche nach der extensionalen Wahrheit, welche auch das Potential hat, die traditionelle Urteilslehre mit einem kopulativen Assertionsmoment zu erzwingen, er anerkennt. 1228 Dabei setzt Frege seine eigene Theorie von der Trennung zwischen Sinn und Bedeutung, der Nachgeordnetheit des Urteils, von dem Primat des logisch unanfechtbaren Begriffs sowie von den sinnhaften Zeichen und damit seine ontologischen Annahmen zu denselbigen nicht konsequent um. Nun ist jedoch hervorzuheben, dass die Sinnstruktur, d. h. der Gedanke nach Frege zur Ermittlung des Wahrheitswertes im Urteil ausschlaggebend ist. 1229 Nachdem diese Interaktion zwischen Bedeutungs- und Sinnebene etabliert wurde, ist für eine linguistische Untersuchung eine Auflösung darin erkennbar, das Wesen der Logik nicht als die Wissenschaft des Wahrseins in der extensionalen Ebene der außersprachlichen Wirklichkeit zu definieren, sondern als Wissenschaft des Wahrheitswertes in der extensionalen Ebene der außersprachlichen Wirklichkeit zu begreifen. Auf diese Weise wird ein Hineinwirken eines angestrebten extensionalen Wahrheitswertes wahr in die Formulierung natürlichsprachlicher Aussagesätze obsolet. Es können extensional wahre oder extensional falsche Aussagen in syntaktischer Wohlgeformtheit als grammatikalisch rich- 1224 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 31 f.) 1225 F REGE (2001 [1897]: 41) 1226 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 31 - 34); F REGE (2002 [1892]a: 30) 1227 F REGE (2001 [1906]: 85) 1228 Vgl. F REGE (2001 [1892 - 1895]: 25, 31 - 34) 1229 F REGE (2002 [1892]a: 32); F REGE (2002 [1892]b: 54) 238 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="239"?> tige Aussagesätze ausgedrückt werden. Damit ist ein unabdingbarer erster Schritt zur Beachtung der Form sowie der Logik, festzustellen, was ausgesagt wird und wie sich der ausgedrückte Gedanke auf Sinnebene präsentiert. Frege indiziert dies mit dem Hinweis darauf, dass ein Begriff scharf umgrenzt sein muss, um einen Sinn zu haben sowie mit einer Erwähnung der Grammatizität. 1230 Dieses Finden der Art der Zerlegung eines Gedankens und der scharfen Umgrenzungen der Begriffe sowie die Feststellung des grammatikalischen Aufbaus einer natürlichsprachlichen Aussage, welche einen Gedanken erfasst, sind anhand einer Betrachtung der innersprachlichen Bedeutungen 1231 von Zeichen (z. B. morphosyntaktische Merkmale; Wortart; syntaktische Funktion) und der innersprachlichen Relationen der Zeichen eines Aussagesatzes zueinander (z. B. Rektionsverhältnisse; Kongruenzverhältnisse), d. h. durch eine geeignete linguistische Analyse der syntaktischen Struktur eines Aussagesatzes zu erreichen und bilden die Vorstufe für jede weitere logische Konsideration. Dass ein ausgedrückter natürlichsprachlicher Aussagesatz ein Gedanke nach Frege sein kann, expliziert er folgendermaßen: „ Was falsch ist, rechne ich also ebenso zu den Gedanken, wie das, was wahr ist. [ … ] Der an sich unsinnliche Gedanke kleidet sich in das sinnliche Gewand des Satzes und wird damit faßbarer. Wir sagen, der Satz drücke einen Gedanken aus. “ 1232 Um einleitend die Gedanken nach Frege einem Mentalismus oder Psychologismus zu entheben, erachtet es Frege als erwähnenswert, dass die Gesetze der Logik nicht durch psychologische Untersuchung gerechtfertigt werden können. 1233 (S. 5.6.1) Des Weiteren erläutert Frege in seinem Werk Grundgesetze der Arithmetik: „ Weil die psychologischen Logiker die Möglichkeit des objectiven Nichtwirklichen verkennen, halten sie die Begriffe für Vorstellungen und weisen sie damit der Psychologie zu. Aber die wahre Sachlage macht sich doch zu mächtig geltend, als dass dies leicht durchzuführen wäre. “ 1234 Frege grenzt die Logik deutlich von der Psychologie ab: „ Wenn man statt der Dinge selbst nur ihre subjectiven Abbilder, die Vorstellungen betrachtet, gehen natürlich alle feineren sachlichen Unterschiede verloren, und es treten dafür andere auf die logisch völlig werthlos sind. “ 1235 Beim Denken werden keine Vorstellungen verknüpft, sondern Dinge, Eigenschaften von Gegenständen, Merkmale von 1230 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 31 - 33); F REGE (2002 [1892]a: 25) 1231 Mit dem Begriff Bedeutung sind hier nicht die fachsprachlichen, außersprachlichen Bedeutungen der extensionalen Denotationsebene nach Frege gemeint. 1232 F REGE (2003 [1918 - 1919]a: 38 f.) 1233 F REGE (2001 [1882]: 24); vgl. F REGE (2001 [1897]: 39); vgl. F REGE (2002 [1891]: 5); vgl. F REGE (2002 [1904]: 67) 1234 F REGE (1962 [1893]: XVIII) 1235 F REGE (1962 [1893]: XIV) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 239 <?page no="240"?> Begriffen, Begriffe und Beziehungen. 1236 Aus diesem Grund ist der Gedanke nach Frege zudem etwas Unpersönliches. Der in der Formulierung 2 + 3 = 5 ausgedrückte Gedanke ist vollständig erkennbar, ungeachtet dessen, welche Person den Satz äußert, eine Tatsache, welche die Pragmatik irrelevant erscheinen lässt, und welche die Distinktion zwischen Wissenschaftssprache und Dichtung 1237 wie obig festgestellt, allein von einem logischen Aufbau abhängig macht. 1238 Da ein Gedanke als abgeschlossener Sinn bereits einen Wahrheitswert bezeichnet, ist er nach Frege somit von Vorstellungen und Anschauungen abzugrenzen. 1239 Der abgeschlossene Sinn muss als Gedanke und nicht als Bedeutung aufgefasst werden. 1240 Die Bedeutung folgt erst nach dem behaupteten Urteil. Um das Wesen des vollständigen Sinns und damit des Gedankens einsichtig zu machen, referiert Frege auf Dedekind. In seiner Schrift Was sind und was sollen die Zahlen? 1241 beweist Dedekind, dass die Gesamtheit aller Dinge, die ein Gegenstand s eines Denkens und damit einer Aussage φ (s), sein können, unendlich ist. Die Aussage φ (s) kann nun wiederum Gegenstand seines Denkens sein, d. h. der Gegenstand des Denkens ist der Gegenstand des Denkens. So ist der Ausdruck φ ( φ (s)) der Gedanke, dass das Argument s Gegenstand des Denkens sein könne, Gegenstand des Denkens sein könne, wonach die Gedanken φ ( φ ( φ (s))); φ ( φ ( φ ( φ (s)))); φ ( φ ( φ ( φ ( φ (s)))) usw. gedacht werden können. 1242 Für eine schlüssige Beweisführung erwähnt Frege lediglich folgende Bedingung: „ Für den Beweis ist es wesentlich, daß der Satz ‚ s kann Gegenstand des Denkens des Herrn Dedekind sein ‘ immer einen Gedanken ausdrückt, sobald der Buchstabe ‚ s ‘ einen solchen Gegenstand bezeichnet. “ 1243 Es ist darum lediglich notwendig, dass der Sinn dieses Satzes mit dem Gegenstand s zu einem Gedanken φ (s) vervollständigt wird. Dedekinds zu beweisende Annahme ist nun, dass es unendlich viele Gegenstände des Denkens gebe, weswegen es unendlich viele solcher Gedanken φ (s) gibt. Nun können unendlich viele Gedanken weder von Herrn Dedekind selbst noch von anderen je gedacht worden sein, denn damit wäre das zu Beweisende eine Voraussetzung. Aus diesem Grund muss es in der unendlich langen Reihe …φ ( φ ( φ ( φ ( φ (s))))) … unendlich viele Gedanken φ ( … (s)) … geben, die nicht gedacht wurden, was zu einem Abbruch der Reihe führen würde, wenn das Gedachtwerden Voraus- 1236 F REGE (2001 [1882]: XIV, 23) 1237 Vgl. F REGE (2001 [1906]) 1238 F REGE (2001 [1906]: 47 f.); vgl. F REGE (2001 [1892 - 1895]: 31 - 34) 1239 F REGE (2001 [1897]: 42 f.) 1240 F REGE (2002 [1892]a: 29) 1241 D EDEKIND (1923) 1242 D EDEKIND (1923: 17 f., § 5, Satz 66) 1243 F REGE (2001 [1897]: 50, *) 240 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="241"?> setzung für die Existenz des Gedankens wäre. Ähnlich eines Gliedes jener Potenzreihe, die nicht für jeden Wert konvergiert und deren Divergieren dem Bedeutungsloswerden eines Gliedes entspräche, würde ein Zeichen φ (s) bedeutungslos werden, wenn es nur gedachte Gedanken gäbe. So schließt der Beweis Dedekinds, dass die Gedanken unabhängig vom Denken bestehen. 1244 Frege erläutert: „ Ein Naturgesetz wird nicht von uns ersonnen, sondern entdeckt. Und wie eine wüste Insel im Eismeer längst da war ehe sie von Menschen gesehen wurde, so gelten auch die Gesetze der Natur und ebenso die mathematischen von jeher und nicht erst seit ihrer Entdeckung. Wir entnehmen hieraus, daß Gedanken nicht nur, falls sie wahr sind, unabhängig von unserer Anerkennung wahr sind, sondern, daß sie [überhaupt unabhängig] [Im Manuskript steht: überhaupt, unabhängig] von unserem Denken sind. “ 1245 Wesentlich für die Gedanken ist demnach, dass sie Bestand haben. Als weitere Auffälligkeit ist erkennbar, dass das Prädikat falsch im eigentlichen Sinn nur auf Gedanken anwendbar ist, denn auf der extensionalen Ebene ist nichts manifestiert, das falsch ist. 1246 Aus demselben Grund ist auch ersichtlich, dass Begriffe, die keine Bedeutung bezeichnen, nicht jene sind, die keine extensionalen Referenten aufweisen können, d. h. keine Entitäten in ihrem Begriffsumfang aufweisen oder Widersprüchliches vereinen, sondern jene, die nicht scharf umgrenzt sind (s. o.). 1247 In diesem Fall ist der ausgedrückte Gedanke unklar, was Verschulden desjenigen Sprechers ist, der das gesättigte unscharfe Begriffswort äußert: „ was man die Klarheit der Gedanken nennt, ist eigentlich eine Vollkommenheit der Aneignung, der Auffassung der Gedanken in unserem Sinne des Worte, nicht eine Eigenschaft der Gedanken. “ 1248 Im anschließend wiedergegebenen Zitat erklärt Frege den Erkenntniswert des Sinns eines Ausdrucks, welcher gegenüber dem Erkenntniswert der Bedeutung nicht zu diskriminieren ist: „ Wenn wir den Erkenntniswert von ‚ a = a ‘ und ‚ a = b ‘ im allgemeinen verschieden fanden, so erklärt sich das dadurch, daß für den Erkenntniswert der Sinn des Satzes, nämlich der in ihm ausgedrückte Gedanke, nicht minder in Betracht kommt als seine Bedeutung, das ist sein Wahrheitswert. “ 1249 Frege konstatiert nun Folgendes: „ ich nenne nun den Sinn eines Behauptungssatzes Gedanken. Gedanken sind z. B. Naturgesetze, mathemati- 1244 F REGE (2001 [1897]: 50 f., *) 1245 F REGE (2001 [1897]: 46) 1246 Vgl. die Erklärungen zu Wittgensteins Satz 4.024 im Tractatus logico-philosophicus, s. 5.6.5. 1247 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 32) 1248 F REGE (2001 [1897]: 53) 1249 F REGE (2002 [1892]a: 45 f.) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 241 <?page no="242"?> sche Gesetze, geschichtliche Tatsachen; alle diese finden ihren Ausdruck in Behauptungssätzen. Nun kann ich genauer sagen: Das Prädikat wahr ist auf Gedanken anwendbar. “ 1250 Doch dem fügt Frege mahnend hinzu: „ Es wäre falsch zu meinen, daß nur die wahren Gedanken einen von unserem Seelenleben unabhängigen Bestand hätten, daß die falschen dagegen wie die Vorstellungen unserem Inneren angehörten. Fast alles, was wir vom Prädikate wahr gesagt haben, gilt auch von Prädikate falsch. “ 1251 Frege spricht hier vom extensionalen Wahrheitswert, welcher von einem Gedanken bezeichnet wird. Wie obig zitiert, begründet Frege mit Referenz auf Dedekinds Beweis einen besonderen ontologischen Status der Sinne von natürlichsprachlichen Ausdrücken, welche einen Gedanken erfassen. Nach Frege, der die eigene Herausstellung der Wichtigkeit einer extensionalen Interpretation der Logik später selbstkritisch hinterfragt 1252 , existieren jedwede Gedanken. Eine Einschränkung mentaler Aktivität oder der Expressivität eines Sprechers muss demzufolge in Freges Theorie nicht angenommen werden. Der Sinn eines Ausdrucks ist existent und erfasst einen extensional wahren oder extensional falschen Gedanken, wenn er aus scharf umgrenzten Begriffen zusammengesetzt ist und damit auf intensionaler Ebene begreifbar, d. h. verstehbar ist. Alle anderen natürlichsprachlichen, zusammengesetzten Ausdrücke erfassen keinen Gedanken. In der vorliegenden Studie sollen nun diejenigen Inhalte von Ausdrücken, welche einen Gedanken fassen, gemäß ihrem ontologischen Status markiert werden. Die obig bereits angesprochene Markierung wahr 1 (w 1 ) erklärt die Existenz der einen Gedanken fassenden Sinnstruktur. Wenn eine natürlichsprachliche Zeichenkombination keinen Sinn mit scharf umgrenzten Begriffen ausdrückt und deshalb keinen Gedanken erfasst, so wird diese Sinnstruktur mit dem Prädikat falsch 1 (f 1 ) gekennzeichnet, da ihr kein existierender Gedanke zugeordnet werden kann. Zu resümieren ist: Falls ein natürlichsprachlicher Ausdruck aus mindestens einem scharf umgrenzten, klaren Begriff besteht, d. h. auch bezüglich diesem grammatikalisch richtig gebildet und gesättigt ist, manifestiert diese Zeichenverbindung eine Sinnstruktur, die einen Gedanken erfasst, welcher auf intensionaler Ebene immer wahr 1 (w 1 ) ist, da alle Gedanken nach Dedekind einen vom Träger sowie vom Denken unabhängigen Bestand haben. Grammatikalisch inkorrekt gebildete Zeichenverbindungen manifestieren ebenfalls Sinne, jedoch führen alle möglichen Zerlegungen zu unscharfen Begriffen, sodass kein einziger scharf umgrenzter, gesättigter Begriff in der Zeichenverbindung erkennbar ist, weswegen es sich in diesem Fall nicht um 1250 F REGE (2001 [1897]: 42; vgl. 46) 1251 F REGE (2001 [1897]: 53 f.) 1252 Vgl. S CHÜLER (1983); vgl. S EEBOHM (1984: 220, 234) 242 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="243"?> einen Gedanken handelt, und diese Zeichenverbindung bereits auf intensionaler Ebene das Prädikat falsch (f 1 ) tragen muss, da sie keinen Bestand hat. Folgt man dem semiotischen Modell vom Zeichen zum Sinn zur Bedeutung und setzt dieses Dreieck mit dem Dreieck des Wesens des Begriffs als Begriffswort, Sinn und Begriff in Relation, so ergibt sich folgende Graphik (Abb. 7): Abb. 7: Ontologie des Gedankens Aus obigen Erörterungen geht hervor, dass die Markierung w 2 eine Teilmenge der Entitäten mit der Markierung w 1 im ersten Dreieck auszeichnet, d. h. zu jedem Behauptungssatz auf extensionaler Ebene mit dem Prädikat w 2 gehört ein Gedanke mit dem Prädikat w 1 , aber nicht zu jedem Gedanken mit dem Prädikat w 1 gehört ein Behauptungssatz mit dem Prädikat w 2 , sondern auch innerhalb eines Ausdrucks kann das Prädikat w 1 manchmal weiteren Teilen der Struktur zugeschrieben werden als das Prädikat w 2 . Doch einem Sinn oder einer Sinnstruktur mit dem Prädikat f 1 kann niemals ein Behauptungssatz auf extensionaler Ebene mit dem Prädikat f 2 entsprechen, da über derartige Sinne aufgrund ihrer Unschärfe und Unklarheit nicht geurteilt werden kann. 1253 Hingegen entspricht allen Behauptungssätzen mit dem Prädikat f 2 ein Gedanke als vollständige Sinnstruktur mit dem Prädikat w 1 . Dies meint, der Sinn kann durchaus über eine bestimmte Bedeutung bzw. über einen Wahrheitswert hinausgehen, indem der Sinn eines Aussagesatzes außer einen Gedanken, noch einen Teil eines anderen Gedankens umfasst. 1254 Demzufolge muss festgestellt 1253 Vgl. F REGE (2001 [1892 - 1895]: 31 - 34) 1254 F REGE (2002 [1892]a: 45) 5.6 Die logische Prädikat-Argument-Struktur Freges 243 <?page no="244"?> werden, dass der Sinn zwar eine Vorstufe der Bedeutung ist, aber sich dennoch unabhängig von dieser konstituieren kann. Auf diese Weise ist der Sinn als strukturierende Ebene sowie als eigenständige, innersprachliche Dimension stärker als die Bedeutung 1255 , da er erstens das logisch Frühere ist und deshalb die Bedeutung vollständig von der Sinnstruktur und ihrer Komposition bzw. der Art ihrer Zerlegung abhängig ist 1256 , und er zweitens über den Gehalt eines Ausdrucks, der eine Bedeutung trägt, hinausgehen kann. 1257 Eine derartig detaillierte logizistische Grundlegung wie Frege sie für die Zahlen vorzunehmen versucht, arbeitet er für die Wortformen nicht aus. Da die vorliegende Studie nur Sinnstrukturen von Gedanken untersucht, deren Ausdruck im Sprachmaterial empirisch beobachtbar vorliegt, muss nicht notwendig ein traditioneller Platonischer Realismus herangezogen werden, um die Sinnstrukturen, welche für Gedanken stehen, zu legitimieren, sondern aus der angewandten Methode des Empirizimus in Observation des physisch existenten Sprachmaterials ergibt sich ein Aristotelischer Realismus 1258 oder Physikalismus und insbesondere eine Beipflichtung zum Strukturalismus. Die logische Unanfechtbarkeit eines ungesättigten Begriffs (auch: Beziehung; Prädikat; Funktion) sowie eines (schrittweise) gesättigten, jedoch hinsichtlich seiner extensionalen Bedeutung unausgewerteten Begriffs (auch: Beziehung; Prädikat; Funktion) als existente, den Gegenständen oder niederstufigeren Begriffen (auch: Beziehung; Prädikat; Funktion) übergeordnete Entitäten, ist notwendig für die Ermittlung der Art der Zerlegung der Sinnstruktur, jedoch ist sie auch herleitbar, da diese logische Unanfechtbarkeit u. a. (s. 5.7.1) eine Konsequenz der Revision einer logische bzw. mathematische Gesetze ((i) die Definition einer mathematischen Funktion bzw. eines Begriffs; (ii) das Leibniz-Gesetz) (s. o. 5.6.4) brechenden traditionellen Urteilslehre (s. 5.6.4) sowie eine Folge der Nachordnung des Urteils nach Frege bzw. der Entfaltung des eingefalteten Urteils nach Pfänder (s. 5.8) und des Beweises Dedekinds 1259 (s. o.) darstellt. Es kann demzufolge als Hinweis auf eine Rechtfertigbarkeit eines Platonismus gewertet werden, dass extensional wahre (w 2 ) oder falsche (f 2 ) Gedanken, welche gemäß des Dedekindschen Beweises grundsätzlich von einem Träger und vom menschlichen Denken unabhängig und in unendlicher Anzahl existieren, nicht nur aus der Dimension mathematischer Sachverhalte, sondern auch aus der Dimension aller natürlichsprachlich ausdrückbaren Sachverhalte 1255 F REGE (2002 [1892]a: 45) 1256 F REGE (2002 [1892]a: 32); F REGE (2001 [1892 - 1895]: 31 f., 34) 1257 F REGE (2002 [1892]a: 45 f.) 1258 Vgl. z. B. M ILL (1843) 1259 D EDEKIND (1923: 17 f., § 5, Satz 66) 244 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="245"?> erfasst und formal auf Zeichenebene wiedergegeben werden können, was mit der Unendlichkeit ihrer Anzahl korrespondiert. 1260 5.7 Churchs λ -Abstraktor In obigen Darlegungen wurde präsentiert, dass Frege in der Notation außer dem Waagrechten (auch: Inhaltsstrich) keine gesonderte Kenntlichmachung einer intensionalen Dimension sowie intensionaler Einheiten und Strukturen oder ungesättigter Ausdrücke auf Sinnebene vorstellt. Daran anschließend greift Church in A formulation of the logic of sense and denotation Freges Theorie auf, um Strukturen auf intensionaler Ebene zu erforschen und mit Hilfe logistischer und formaler Methoden offenzulegen: „ Nevertheless, it seems that Frege would agree that intensional logic also must ultimately receive treatment by the logistic method. And it is the purpose of this paper to make a tentative beginning toward such a treatment, along the lines of Frege ’ s doctrine. “ 1261 Als ein Ansatzpunkt hierfür dient Church die Thematisierung der sogenannten Russellschen Antinomie. Kurz nach dem Erscheinen Freges Grundgesetze der Arithmetik behaupten Zermelo und Russell eine Antinomie in Freges Werk aufgefunden zu haben, was im Jahr 1903 als Russellsche Antinomie publiziert wurde. Die sogenannte Russellsche Antinomie zweifelte Grundlagen Freges Grundgesetze der Arithmetik insofern an, als sie bezüglich der Mengen von Gegenständen, über welchen ein Begriff oder eine Funktion operieren kann, Aussagen trifft, die angeblich eine Antinomie erzeugen. Frege äußerte sich dazu folgendermaßen: „ Einem wissenschaftlichen Schriftsteller kann kaum etwas Unerwünschteres begegnen, als daß ihm nach Vollendung einer Arbeit eine der Grundlagen seines Baues erschüttert wird. In diese Lage wurde ich durch einen Brief des Herrn Bertrand Russell versetzt, als der Druck dieses Bandes sich seinem Ende näherte. “ 1262 5.7.1 Die Theorie Russellscher Klassen Russell erläutert in seinem Werk The principles of mathematics die Herleitung dieser Russellschen Antinomie 1263 , wobei er die Benennung Prädikat (engl.: predicate) aus der traditionellen aristotelischen Syllogistik verwendet, die 1260 Vgl. B ALAGUER (2009) 1261 C HURCH (1951a: 3) 1262 F REGE (1962 [1893]: 253) 1263 R USSELL (1903: 106 f.) 5.7 Churchs λ -Abstraktor 245 <?page no="246"?> sinngemäß Freges Funktion bzw. Begriff entsprechen soll, doch auf mögliche Verwechslungen von logischem Subjekt und logischem Prädikat des Ausdrucks, von logischem und grammatischem Prädikat sowie auf sonstige Ungenauigkeiten in der Identifizierung eines logischen Prädikats als auch auf die Befolgung Freges Kompositionsprinzips wird dieser Terminus Prädikat in Russells Argumentation nicht geprüft. 1264 Zunächst sei das nach obigen Darstellungen leicht einsehbare und als Satz formulierte Abstraktionsprinzip Freges b ∈ {a ∣ Φ (a)} ⇔ Φ (b) als grundlegend vorausgesetzt. Frege erläutert in Grundgesetze der Arithmetik dieses Abstraktionsprinzip. Es ist jedoch bei Frege kein Axiom, sondern ein Satz (Satz 5.), der aus anderen Axiomen abgeleitet wird. 1265 Dann 1266 gilt nach Russell: „ If x be a predicate, x may or may not be predicable of itself. Let us assume that ‚ notpredicable of oneself ‘ is a predicate. Then to suppose either that this predicate is, or that it is not, predicable of itself, is self-contradictory. The conclusion, in this case, seems obvious: ‚ not-predicable of oneself ‘ is not a predicate. “ 1267 Aus linguistischer und semiotischer Perspektive wird unter Heranziehung Freges Ausführungen diesbezüglich die Frage aufgeworfen, ob eine Übertragung des Verhältnisses zwischen Begriff (bzw. Prädikat) und gegenständlichem Argument auf das Verhältnis zwischen Begriffen (bzw. Prädikaten), die beide derart definiert sind, dass unter sie Gegenstände fallen, schlüssig ist. Zunächst ist zu rekapitulieren, dass nach Frege das Urteil der Sinnkonstitution nachzuordnen ist. Wenn die Nachgeordnetheit des Urteils nicht beachtet wird, synthetisiert sich ein gesättigter Begriff (bzw. Prädikat) sofort zu einem Gegenstand. Unter Berücksichtigung der Nachgeordnetheit des Urteils entstehen entweder Begriffe zweiter Stufe, die nur Begriffe erster Stufe annehmen, oder eine Prädikation ist nicht mehr möglich, da zwei Begriffe bzw. Prädikate erster Stufe vorliegen. Frege führt aus: „ Unter Eigenschaften, die von einem Begriffe [einem Begriff erster Stufe] ausgesagt werden [ausgesagt mittels eines Begriffs zweiter Stufe], verstehe ich natürlich nicht die Merkmale, die den Begriff zusammensetzen. Diese sind Eigenschaften der Dinge, die unter den Begriff fallen, nicht des Begriffes. “ 1268 Etwas detaillierter erklärt Frege dies in Über Begriff und Gegenstand im Jahr 1892: „ Die Beziehung eines Gegenstandes zu einem Begriffe erster Stufe, unter den er fällt, ist verschieden von der allerdings ähnlichen eines Begriffes erster Stufe zu einem 1264 Vgl. F REGE (2002 [1892]b: 54) 1265 F REGE (1962 [1893]: 51 f., Satz 5.) 1266 Vgl. R USSELL (1908: 250) 1267 R USSELL (1903: 102, § 101) 1268 F REGE (1884: 64) 246 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="247"?> Begriffe zweiter Stufe. Man könnte vielleicht, um dem Unterschiede zugleich mit der Ähnlichkeit gerecht zu werden, sagen, ein Gegenstand falle unter einen Begriff erster Stufe, und ein Begriff falle in einen Begriff zweiter Stufe. [ … ] Nach meiner Redeweise kann etwas zugleich Eigenschaft und Merkmal sein, aber nicht von demselben. Ich nenne die Begriffe, unter die ein Gegenstand fällt, seine Eigenschaften [die Eigenschaften des Gegenstands], so dass ‚Φ zu sein ist eine Eigenschaft von Γ‘ nur eine andere Wendung ist für ‚Γ fällt unter den Begriff des Φ‘ [ Φ ( Γ )] Wenn der Gegenstand Γ die Eigenschaften Φ , Χ und Ψ hat, so kann ich diese in Ω zusammenfassen, so daß es dasselbe ist, ob ich sage, Γ habe die Eigenschaft Ω , oder ob ich sage, Γ habe die Eigenschaften Φ und Χ und Ψ . Ich nenne dann Φ , Χ und Ψ Merkmale des Begriffes Ω und zugleich Eigenschaften von Γ . Es ist klar, daß die Beziehung von Φ zu Γ ganz verschieden ist von der zu Ω , und daß darum eine verschiedene Benennung geboten ist. Γ fällt unter den Begriff Φ ; aber Ω , das selber ein Begriff ist, kann nicht unter den Begriff erster Stufe Φ fallen, sondern könnte nur zu einem Begriffe zweiter Stufe in einer ähnlichen Beziehung stehen. Dagegen ist Ω dem Φ untergeordnet. “ 1269 In diesem Zitat darf nicht das Wort unter, welches in dem Satzteil unter den Begriff erster Stufe Φ fallen steht, mit der trennbaren Partikel unter der Verbform untergeordnet assoziiert werden. Der Begriff Ω fällt nicht unter den Begriff Φ , sondern der Begriff Ω fällt in den Begriff Φ und der Begriff Ω ist dem Begriff Φ untergeordnet (s. 5.6.4). 1270 Der Unterschied zwischen Begriff und Gegenstand ist demgemäß, dass ein Gegenstand keine Eigenschaften zuweist, sondern Eigenschaften zugewiesen bekommt. Die Eigenschaften eines Gegenstands a decken sich in der Komposition mit den Merkmalen des Begriffs erster Stufe. Die Eigenschaften eines inneren Begriffs erster Stufe Φ () werden ihm von den Merkmalen eines äußeren Begriffs zweiter Stufe zugewiesen. Bei der Zusammenfügung von Begriff und Argument decken sich die Eigenschaften des Arguments a mit den Merkmalen des Begriffs Φ (), unter den die Argumente fallen. 1271 Die Folge ist eine Niederschrift wie Φ (a). Nach Frege geht der Begriff seinem Begriffsumfang logisch voran. Ein Assertionsmoment zwischen Begriff Φ () und Argument a ist somit in der Komposition vorerst nicht vorhanden und der Ausdruck wird kein Gegenstand a ’ . Dies heißt, dass ein Urteil, ob die Deckung der Merkmale des Begriffs mit den Eigenschaften des Arguments wahr oder falsch, stimmig oder unstimmig, ist, findet auf intensionaler Ebene nicht statt. Die Deckung der Eigenschaften des Gegenstands a und der 1269 F REGE (2002 [1892]b: 56 f.) 1270 Vgl. diese Erklärungen zu den Eigenschaften eines Arguments und den Merkmalen eines Begriffs Freges mit der Intentionalität des Begriffs, welcher sich mittels seines begrifflichen Gehalts auf sein Argument bezieht und hierdurch eine Ebene der Intension konstituiert, s. 5.6.6; vgl. 6.2.2; 6.2.3. 1271 Vgl. F REGE (1884: 64 f., § 53); F REGE (2002 [1892]b: 56 ff.) 5.7 Churchs λ -Abstraktor 247 <?page no="248"?> Merkmale des Begriffs Φ () ist aufgrund der Zusammenfügung durch eine wohlgeformte Zeichenbildung Φ (a) gegeben, und ein gewisser möglicher Sachverhalt wird hierdurch erfolgreich in einem vollständigen, klaren Gedanken bezeichnet. Dieser Gedanke hat Bestand und ist damit auf intensionaler Ebene wahr 1 (w 1 ), wenn der Begriff scharf ist (z. B. die Sonne ist quadratisch), selbst wenn der Begriff leer ist. Dieser letztgenannte Begriff ist als leer zu erachten, da es gemäß des allgemeinen, gegenwärtigen Weltwissens bzw. gemäß Beobachtung keine quadratische Sonne in der materiellen außersprachlichen Wirklichkeit gibt. Falsch 1 (f 1 ) auf der intensionalen Ebene sind in semiotischer und sprachphilosophischer Interpretation nach Frege jene Gedanken, die aus einem unscharfen Begriff entstehen. 1272 Im Falle eines natürlichsprachlichen Ausdrucks ist ein ungrammatischer Ausdruck (z. B. die Sonne [1. Pers. Sg.] seid [2. Pers. Pl.] quadratisch) kein scharfer Begriff, und dieser ist auf intensionaler Ebene nicht gültig (f 1 ) und hat keinen Bestand. Das nachgeordnete Urteil liefert für den Satz die Sonne ist quadratisch den Wahrheitswert (f 2 ; w 2 ) bzw. die Bedeutung, dieser gehört der extensionalen Ebene an und ist adaequatio intellectus et rei 1273 zu ermitteln. Thomas von Aquin formuliert hierzu: „ Respondeo dicendum quòd veritas consistit in adæquatione intellectùs et rei, sicut supra dictum est [ 1274 ] Intellectus autem, qui est causa rei, comparatur ad ipsam sicut regula et mensura. E converso autem est de intellectu, qui accipit scientiam à rebus. “ 1275 Nach Frege unterscheidet Husserl wie Schröder nicht hinreichend zwischen den Adjektiven unsinnig, einsinnig, mehrsinnig, undeutig, eindeutig und mehrdeutig. 1276, 1277 Ein Urteil mit dem extensionalen Wahrheitswert f 2 berührt jedoch nicht die kompositionell (auch: kompositional) vorhandene Deckung der Merkmale eines Begriffs mit den Eigenschaften des Arguments in einem zusammengefügten grammatischen bzw. mittels eines scharfen Begriffs formulierten Gedanken, der nach Frege im Falle grammatikalischer Korrektheit als wahr 1 (w 1 ) und bestehend angesehen werden kann. 1278 Nun erläutert Frege deshalb nachdrücklich, dass ein Begriff erster Stufe sehr verschieden von einem 1272 Vgl. F REGE (2002 [1892]a: 25) 1273 A QUINATIS (1880 [ca. 1225 - 1274]: 189, Quæst. XXI, Articulus II, vgl. 145 f., Quæst. XVI, Articulus IV) 1274 Vgl. A QUINATIS (1880 [ca. 1225 - 1274]: 145 f., Quæst. XVI, Articulus IV) 1275 A QUINATIS (1880 [ca. 1225 - 1274]: 189, Quæst. XXI, Articulus II) 1276 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 33) 1277 Frege führt diese Anmerkung an dieser Stelle nicht näher aus, s. hierzu a. 6.4.1.2. 1278 Vgl. hierzu die Inhärenztheorie der Prädikation nach Moody (M OODY (1953: 32 - 38)) im Besonderen, s. a. 6.2.2; 6.2.3. 248 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="249"?> Begriff zweiter Stufe sei. Der innere Begriff Φ (), der in dem Ausdruck Μ ( Φ (a)) als Argument fungiert, besitzt für sich vorerst nur Merkmale und bringt nur Merkmale in die Komposition nach außen ein, keine Eigenschaften, während das Argument a unter einem Begriff erster Stufe Φ (a), Eigenschaften besitzt, die ihm der Begriff Φ () bezeichnend nach innen zuweist. Das Argument Φ (a) bzw. Φ () hat deshalb selbst nach außen keine ausgezeichneten Eigenschaften, lediglich jene ausgezeichneten Eigenschaften, die der Gegenstand a hat und die sich mit den Merkmalen des Begriffs Φ () decken. Wenn der innere Begriff Φ () in einem Begriff zweiter Stufe M() selbst zunächst keine ausgezeichneten Eigenschaften hat, sondern nur Merkmale, die Eigenschaften des Gegenstands a bezeichnen, so kann nicht eine Antinomie oder eine Behauptung aufgestellt werden, der innere Begriff Φ () könne eine oder mehrere Eigenschaften haben, die sich mit einem oder mehreren Merkmalen des nun angefügten äußeren Begriffs M() decken und zu diesem bzw. diesen in Widerspruch stünden, denn die Eigenschaften des inneren Begriffs Φ () werden ihm von dem äußeren Begriff M() zugewiesen. Mathematisch formuliert ist Russells Denkfigur ohnehin nicht möglich, da sich der innere Begriff ohne Vorrangigkeit des Begriffs vor seinem Umfang mit der traditionellen Urteilslehre unmittelbar zu einem Gegenstand a ’ synthetisiert, der nicht als Begriff fungieren kann. Falls er syntaktisch als äußerer Begriff positioniert bzw. identifiziert wird, was Russell vornimmt, ist dies natürlichsprachlich grammatisch formulierbar und der Gedanke hat Bestand, ist wahr (w 1 ) und gültig, doch es handelt sich bei der Entität in Position eines äußeren Begriffs um einen Gegenstand, der grundsätzlich nichts Eigenschaften zuweist. Falls eine Nachgeordnetheit des Begriffsumfangs nach seinem Begriff akzeptiert wird und die traditionelle Urteilslehre somit nicht greift, ergibt sich unweigerlich aus dieser sprachlich formulierten Denkfigur Russells ein Begriff zweiter Stufe M(). Falls eine Nachgeordnetheit des Begriffsumfangs nach seinem Begriff nicht akzeptiert wird und die traditionelle Urteilslehre greift, folgt also die Positionierung eines Gegenstands a ’ , d. h. des Bildes des Gegenstands a nach dem Ausdruck ( Φ (a)), in Position eines äußeren Begriffs. Beide Kompositionen sind vorstellbar und formulierbar, auch wenn sie extensional falsch wären. So ist der Fall *a ’ ( Φ (a)) wobei a ’ ein Gegenstand ist, sprachlich grammatisch formulierbar, mathematisch nicht wohlgeformt. Angenommen, die mathematische Fehlerhaftigkeit dieser Formulierung wird außer Acht gelassen, so ergibt sich im sprachlich formulierten Sachverhalt dennoch kein Widerspruch, denn der Gegenstand a ’ weist dem Begriff ( Φ (a)) keine Eigenschaften zu, die zu den Merkmalen des Begriffs Φ () im Widerspruch stehen könnten. Es ist sprachlich möglich, diese Komposition zu beschreiben, und die sprachliche Formulierung Russells Satz ist in Ordnung. Doch Russells Behauptung, er würde einen Widerspruch oder eine 5.7 Churchs λ -Abstraktor 249 <?page no="250"?> Unverträglichkeit ausdrücken, bezeichnen oder bedeuten, ist nicht zutreffend. Mathematisch ist der Ausdruck *a ’ ( Φ (a)) nicht wohlgeformt, nicht aufstellbar und drückt eine mathematische oder formale Unverträglichkeit aus. Der Vorteil der natürlichen Sprache ist, dass eine vermutete Antinomie, wie Russell sie vorschlägt, denkbar und grammatikalisch richtig formulierbar ist. Die sprachliche Formulierung ist somit nicht zu verwerfen, demonstriert aber nur entweder die notwendige Existenz von Begriffen zweiter Stufe Μ ( Φ (a)) oder keinen ausgedrückten, bezeichneten oder bedeuteten Widerspruch *a ’ ( Φ (a)), je nachdem ob die Vorrangigkeit des Begriffs vor seinem Umfang und eine Nachgeordnetheit des Urteils akzeptiert wird oder ob eine Vorrangigkeit des Begriffs vor seinem Begriffsumfang nicht akzeptiert wird und die traditionelle Urteilslehre vertreten wird. Ein Hinweis, dass Russells Denkfigur eine Antinomie bzw. einen Widerspruch oder eine Unverträglichkeit ausdrücken, bezeichnen oder bedeuten würde, weil die mathematische Formulierung nicht wohlgeformt ist, ist nicht gültig, da Russell seine Denkfigur ordentlich sprachlich sowie grammatikalisch richtig formulieren kann. Wie dargelegt, ergibt sich jedoch aus der sprachlichen Formulierung kein Widerspruch und keine Antinomie. Dieses sogenannte widersprüchliche oder antinomische Verhältnis in Russells Satz 1279 ist für Begriffe bzw. Prädikate (engl.: predicate) unter linguistischen und semiotischen Kriterien in Freges Sprachphilosophie nicht aufstellbar oder nicht vorhanden, da der innere Begriff über keine eigenen Eigenschaften verfügen kann, die sich mit den Merkmalen des äußeren Begriffs decken könnten, und - falls sie nicht zusammenpassen oder an irgendeiner Stelle eine Synthese der traditionellen Urteilslehre veranschlagt wird - einen Widerspruch oder Konflikt erzeugen könnten. Seine Eigenschaften als innerer Begriff werden ihm von dem Begriff zweiter Stufe M() gegeben und stellen demzufolge keinen Widerspruch oder Konflikt mit dem Begriff zweiter Stufe M() dar, weil sie von diesem selbst stammen. Oder die in Position des äußeren Begriffs entgegen der Regeln mathematischer Wohlgeformtheit angefügte Entität ist ein Gegenstand a ’ , welcher dem inneren Begriff gar keine Eigenschaften zuweist, woraus ebenfalls folgt, dass kein Konflikt mit den angeblichen Eigenschaften des inneren Begriffs Φ () entstehen kann. Diejenigen Eigenschaften, die der innere Begriff Φ () dem Gegenstand a zuweist, sind des Weiteren diesselben Eigenschaften, die der Gegenstand a ’ hat, so entsteht selbst bei dieser Möglichkeit, die nicht nur mathematisch nicht wohlgeformt, sondern auch begriffstheoretisch nicht möglich ist, aber gedacht und sprachlich formuliert werden kann, sprachlich kein Widerspruch oder Konflikt. In Übereinstimmung mit Churchs Benennung Paradox ist auch aus linguistischer und 1279 R USSELL (1903: 102, § 101) 250 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="251"?> semiotischer Perspektive demzufolge die sogenannte Russellsche Antinomie im Rahmen Freges Theorie hinsichtlich der Begriffe bzw. Prädikate demzufolge keine Antinomie, sondern, unter Nichtbeachtung des Unterschieds zwischen der mathematischen Formulierung und der natürlichsprachlichen Formulierung ein Paradox 1280, 1281 oder ein Wortspiel, eine Verwechslung von grammatischem Prädikat, logischem Prädikat und logischem Subjekt. Russell bemüht sich außerdem, die von ihm vermutete Antinomie und ihre Widersprüche auf Klassen und seine sogenannten Klassenkonzepte (engl.: class-concepts) (s. 5.5.2) zu übertragen. 1282 Bezüglich Klassen oder Klassenkonzepte, deren Erforschung zudem zur Zeit Freges noch nicht abgeschlossen war, kann aufgrund der Komplexitiät der verschiedenen mathematischen Ansichten über Klassen in der vorliegenden Studie keine Erörterung aus semiotischer oder linguistischer Sicht vorgeschlagen werden. 1283 Festzuhalten ist, dass Russell in einem Brief an Frege seine behauptete Antinomie auf folgende Art und Weise mitteilt: „ Sei ω das Prädikat, ein Prädikat zu sein, welches von sich selbst nicht prädiziert werden kann. Kann man ω von sich selbst prädizieren? “ 1284 Frege antwortet daraufhin: „ Übrigens scheint mir der Ausdruck ‚ Ein Prädikat wird von sich selbst prädiziert ‘ nicht genau zu sein. Ein Prädikat ist in der Regel eine Funktion erster Stufe, die als Argument einen Gegenstand verlangt, und nicht sich selbst als Argument (Subjekt) haben kann. Ich möchte lieber sagen ‚ Ein Begriff wird von seinem Umfange prädiziert ‘ . “ 1285 Sluga kommentiert hierzu: „ Frege hatte unmittelbar erkannt, daß in seinem System rein prädikatenlogische Antinomien nicht auftreten können. Der Grund dafür ist derselbe wie im System der Principia Mathematica, nämlich daß Frege über eine Typentheorie verfügte, zumindest im Bereich der Prädikatenlogik. Nun besaß Frege aber im Bereich der Klassenlogik nichts Ähnliches, und so mußte er die Möglichkeit zugeben, in seinem System klassenlogische Antinomien abzuleiten. “ 1286 Außerdem merkt Sluga an, Russell wäre teilweise „ auf Antinomien gestoßen [ … ], die nicht mehr logischen, sondern semantischen Charakters sind. “ 1287 1280 C HURCH (1932: 347); vgl. C HURCH (1993: 148) 1281 Church betont den intensionallogischen Ansatz in Freges sprachphilosophischen Erläuterungen. 1282 R USSELL (1903: 102, § 101) 1283 Vgl. in der Mathematik das Zornsche Lemma; vgl. in der Mathematik den Wohlordnungssatz, vgl. S IERPI Ń SKI (1947). 1284 F REGE / R USSELL (1902: Brief 16.06.1902), zit. nach S LUGA (1962: 198) 1285 F REGE / R USSELL (1902: Brief 22.06.1902), zit. nach S LUGA (1962: 199) 1286 S LUGA (1962: 199) 1287 S LUGA (1962: 206) 5.7 Churchs λ -Abstraktor 251 <?page no="252"?> Eine Vermeidung des von Russell behaupteten Paradoxons (auch: sogenannte Russellsche Antinomie) mittels einer richtigen Verortung der Assertion bzw. des Urteils als logisch dem Begriff bzw. der Funktion nachgeordnet, mittels einer Einschränkung des Satzes vom ausgeschlossenen Dritten, mittels einer Anerkennung der intensionalen Dimension von Bedeutungen und Zeichen sowie mittels der Notation mit dem Abstraktionsoperator λ (s. 5.7.2) und der einfachen Typentheorie, die nachfolgend vorgestellt sei, (s. 5.7.3) ist mit Freges Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung und seiner Lehre über das Urteil in seinen Schriften in weiten Teilen verträglich, da diese das Urteil als das logisch Spätere nach der Konstitution des Fregeschen Gedankens verorten und anhand einer Unterscheidung verschiedener Typen bzw. Stufen eine herleitbare (s. o.) intensionale Ebene markieren. 5.7.2 Die formalisierte Sprache mit λ -gebundenen Argumenten In A set of postulates for the foundations of logic schlägt Church in Jahr 1932 eine Lösung zur Vermeidung der sogenannten Russellschen Antinomie vor, die sich nach eigenen Aussagen von jener Russells 1288 und jener Zermelos 1289 unterscheidet. 1290 Bezüglich der Entscheidung innerhalb einer zweiwertigen Booleschen Logik, ob ein Prädikat Prädikat seiner selbst sein könne oder nicht, setzt Churchs Lösung bei einer Durchbrechung der zweiwertigen booleschen Logik (s. 5.5), die auf extensionaler Ebene anerkannt wird, mittels einer Einschränkung des Satzes vom ausgeschlossenen Dritten, an 1291, 1292 : „ This restriction consists in leaving open the possibility that a propositional function F may, for some values X of the independent variable, represent neither a true proposition nor a false proposition. “ 1293, 1294 Die Einschränkung des Satzes vom ausgeschlossenen Dritten trennt demnach die Assertion eines Wahrheitswertes wahr oder falsch von dem Ausdruck und gibt die Möglichkeit frei, doch ein Drittes anzunehmen, nämlich, dass noch keine Assertion bzw. kein Urteil stattgefunden hat, was bezüglich Freges Werk dem logisch Früheren und in Fregescher Terminologie dem Sinn entsprechen kann. Der von einer Assertion getrennte Ausdruck wird mittels der Schreibweise gekennzeichnet und mit dem Abs- 1288 R USSELL (1908); vgl. R USSELL / W HITEHEAD (1963 [1925 - 1927]: 63 f.) 1289 Z ERMELO (1908b); vgl. Z ERMELO (1908a) 1290 C HURCH (1932: 347) 1291 F REGE / R USSELL (1902: Brief 23.09.1902), zit. nach S LUGA (1962: 207) 1292 Der Satz vom ausgeschlossenen Dritten ist eine Tautologie in der zweielementigen Booleschen Logik, s. 5.5. 1293 C HURCH (1932: 347) 1294 Für detailliertere Information zur Notation Churchs, s. C HURCH (1932: 352). 252 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="253"?> traktor λ ausgestattet. Es ist nach obigen Erläuterungen leicht einsehbar, dass eine Assertion immer bezüglich eines Arguments des gesättigten Ausdrucks erfolgt, so dass der Abstraktionsoperator λ 1295 betreffendes, als Buchstabe unbestimmt angedeutetes Argument, das in der üblichen Terminologie die Benennung Variable (s. 5.6.2) trägt, bindet. Auf diese Weise wurde von Church eine Kenntlichmachung einer intensionalen Dimension von Ausdrücken in der Notation der eingeführt, was im semiotischen Dreieck (Abb. 8) veranschaulicht werden kann. Abb. 8: Zur Notation Wohlgeformte Formeln als endliche Sequenzen primitiver Symbole im logistischen System als uninterpretierter Kalkül nach Church erfüllen folgende Bedingungen: 1. Eine Formel aus einem einzigen echten Symbol ist wohlgeformt und gehört dem Typ an, der als Tiefindex angegeben ist; 2. Wenn das Zeichen x σ eine Variable des Typ σ ist und der Ausdruck M ς eine wohlgeformte Formel des Typs ς darstellt, dann ist der Ausdruck ( λ x σ M ς ) eine wohlgeformte Formel des Typs ς ; 3. Wenn die Ausdrücke F ςσ und A σ wohlgeformte Formeln der Typen ςσ und σ sind, dann ist der Ausdruck (F ςσ A σ ) eine wohlgeformte Formel des Typs ς . 1296 Bezüglich der Formationsregeln zur Gebundenheit von Variablen innerhalb derart aufgestellter Formeln 1297 erläutert Church: „ An occurrence of a Variable x β in a well-formed fomula is bound or free, according as it is or is not an occurrence in a well-formed part of the formula having the form (x β M α ). The bound variable of a well-formed formula are those which have bound occurences in the formula, and the free variables are those which have free occurrences. “ 1298 Die griechischen Kleinbuchstaben (z. B. τ ; σ ; ς ) dienen als 1295 C HURCH (1951a: 13) 1296 C HURCH (1951a: 7 ff.) 1297 Vgl. C HURCH (1951a: 9); vgl. C HURCH (1951b: 102) 1298 C HURCH (1951a: 9) 5.7 Churchs λ -Abstraktor 253 <?page no="254"?> syntaktische Variablen, deren Werte Typsymbole sind. Hierbei besteht der Typ o aus den zwei Wahrheitswerten wahr oder falsch, der Typ ι markiert Individuen und sei aus einer beliebigen wohldefinierten, endlichen oder unendlichen Domäne gewählt, so dass dieser Typ vielen verschiedenen Interpretationen offensteht, die jeweils an eine der möglichen Festlegungen, was der Typ ι repräsentiere, geknüpft sind. 1299 Alle restlichen Typsymbole (z. B. τ ; σ ; ς ) bestehen aus Funktionen. Falls einer dieser griechischen Kleinbuchstaben, z. B. ς , als Typsymbol verwendet wird, dann symbolisiere das Zeichen ς n denjenigen Typ, der nach einer Erhöhung der Subskripte um die natürliche Zahl n erlangt wird. Zwei gegebene Typen ς und σ können Funktionen bilden, die einen neuen Typ ( ςσ ) konstituieren. 1300 Diese Typen können mittels der Regel gewonnen werden, welche besagt: Falls die Buchstaben ς und σ beliebige Typsymbole sind, stellt der Index ( ςσ ) ebenfalls ein Typsymbol dar. 1301 In dieser Notation der Typen von Funktionen bilden Elemente des jeweils rechtsstehenden Typs Argumente, während die Werte der Funktion dem adjazent linksstehenden Typ angehören. 1302, 1303 Church fasst exemplarisch zusammen: „ For example, the members of the type ιι are functions from individuals to individuals - that is, functions which take individuals as arguments and which, when applied to an individual as argument, yield an individual as the value of the function. Similarly, members of the type οι are functions from individuals to truthvalues. Members of the type οιι are functions from individuals to things of type οι ; and, since in this case the values of the function are themselves functions, which may be applied to individuals as arguments and will then yield truth-values as values we may also regard members of the type o ιι as binary functions of individuals having truth-values as their values. Similarly, the members of the type οοο may be regarded as binary functions of truth-values having truth-values as their values “ 1304 . Gleichbedeutend mit dem Terminus Name verwendet Church den mathematischen Terminus Konstante (engl.: constant) 1305 und führt neben den Namen (engl.: (proper) names) nur die Formen (engl.: forms) ein, um Synkategorematik zu vermeiden: „ This modified Fregean theory may be roughly characterized by the tendency to minimize the category of syncategorematic notations - i. e., notations to which no meaning at all is ascribed in isolation but which may 1299 C HURCH (1951a: 11) 1300 C HURCH (1951a: 12) 1301 C HURCH (1951a: 7 f.) 1302 C HURCH (1951a: 12) 1303 Zur detaillierten Information bezüglich der Notation von Funktionen mit mehreren Variablen, z. B. F αβ A β , bzw. der Typnotation αβ , vgl. S CHÖNFINKEL (1924). 1304 C HURCH (1951a: 12); vgl. K LEMENT (2002: 96); vgl. P ARSONS (2016: 34) 1305 C HURCH (1951b: 101) 254 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="255"?> combine with one or more meaningful expressions to form a meaningful expression [ … ] - and to reduce the categories of meaningful expressions to two, (proper) names and forms, for each of which two kinds of meaning are distinguished in a parallel way. “ 1306 Da Formen freie Variablen enthalten, erschließen sie nach Church einen Sinn, der von demjenigen System möglicher Sinne abhängt, in welchem die vorkommenden freien Variablen interpretiert werden können: „ And analogous to the sense of a name, a form has a sensevalue for every system of admissible sense-values of its free variables. “ 1307 Die Art der auf das logistische System angewandten Semantik, um eine formalisierte Sprache als interpretierter Kalkül zu schaffen, ist abhängig von der gewählten Bedeutungstheorie. „ The character of the semantical rules will depend on the theory of meaning adopted, and this in turn must be justified by the purpose which it is to serve. “ 1308 Zudem ermöglichen Transformationsregeln oder Regeln der Inferenz (engl.: rules of inference), das Ziehen einer Konklusion aus bestimmten Prämissen endlicher Anzahl in Satzform. Diese Regeln der Inferenz orientieren sich am Gebilde eines Syllogismus: „ The transformation rules or rules of inference, by which from the assertion of certain sentences (the premisses, finite in number) a certain sentence (the conclusion) may be inferred. “ 1309 Bei A set of postulates for the foundation of logic handelt es sich um zwei Publikationen 1310 , deren vorgeschlagene Theorie zur Logik im Jahr 1934 von Kleene und Rosser in The inconsistency of certain formal logics 1311 als inkonsistent deklariert wurde. Hierzu bemerkt Church in einer Revision zur gleichnamigen Publikation The inconsistency of certain formal logics von Curry 1312 mit einem Verweis auf Kleenes/ Rossers The inconsistency of certein formal logics Folgendes an: „ The Kleene-Rosser paper is devoted to showing that a certain attempt to construct a system of logic avoiding the logical paradoxes, or more generally any such attempt of a certain class, necessarily fails. “ 1313 Churchs Entwurf einer formalisierten Sprache in A set of postulates for the foundation of Logic ermöglicht das Vorkommen leerer Begriffe und Namen, d. h. von Begriffen ohne Gegenstände in ihren Begriffsumfängen oder von Namen ohne 1306 C HURCH (1951b: 101) 1307 C HURCH (1951b: 103) 1308 C HURCH (1951b: 100) 1309 C HURCH (1951b: 100) 1310 C HURCH (1932); C HURCH (1933) 1311 K LEENE / R OSSER (1935) 1312 C HURCH (1942); vgl. C URRY (1942) 1313 C HURCH (1942: 170) 5.7 Churchs λ -Abstraktor 255 <?page no="256"?> denotierte Referenten in der außersprachlichen Wirklichkeit (z. B. der Eigenname Nausikaa nach Frege) und gibt folgende Begründung dafür an: „ The writer believes, that the construction of a formalized language containig denotionless names should also be possible. [ … ] - if only as a museum piece, to show that the avoidance of denotionless names in a formalized language is a matter of option rather than theoretical necessity. “ 1314 In A formulation of the logic of sense and denotation, einem Aufsatz, in welchem er sich explizit einigen intensionalen Aspekten Freges Theorie widmet 1315 , die er insbesondere Freges Aufsatz Über Sinn und Bedeutung entnimmt, erklärt Church: „ for although the formalized language introduced in these papers [ 1316 ] turned out to involve an inconsistency, it may be that the inconsistency should be traced only to the lack of anything in the nature of a theory of types and that the feature of allowing denotionless names can be preserved. “ 1317 Schließlich publiziert Church im Jahr 1940 in A formulation of a simple theory of types 1318 eine als konsistent geltende Version seiner Typentheorie, um logische Paradoxa oder behauptete Antinomien aufzulösen, die als eine Voraussetzung für seine Ausführungen in A formulation of the logic of sense and denotation 1319 , A revised formulation of the logic of sense and denotation. Alternative (1) 1320 , Outline of a revised fromulation of the logic of sense and denotation (Part II) 1321 sowie für eine Zusammenfassung von Grundlagen zum Abstraktionsoperator λ in The calculi of lambda-conversion 1322 gilt. Letztgenannte Veröffentlichung wurde unter Mitarbeit von Kleene/ Rosser erarbeitet und fasst die in der Anwendung als konsistent geltenden Teile der Theorie zum Abstraktionsoperator λ zusammen. 1323 5.7.3 Die Konzepthierarchie Churchs A formulation of the logic of sense and denotation alludiert die Vermutung, Freges Interesse an intensionaler Logik sei in den Schwierigkeiten begründet, die sich aus dem Verhältnis von extensionaler und intensionaler Logik ergeben. 1324 Bezüglich Freges Theorie im Vergleich zu anderen Bedeu- 1314 C HURCH (1951a: 15 f., Fn. 16); vgl. C HURCH (1932); C HURCH (1933) 1315 C HURCH (1951a: 3) 1316 C HURCH (1932); C HURCH (1933) 1317 C HURCH (1951a: 15 f., Fn. 16) 1318 C HURCH (1940) 1319 C HURCH (1951a) 1320 C HURCH (1993) 1321 C HURCH (1974) 1322 C HURCH (1965 [1941]) 1323 F RINK Jr., (1944: 172) 1324 C HURCH (1951a: 3) 256 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="257"?> tungstheorien erklärt Church: „ There exist more than one theory of meaning showing some promise of fulfilling these requirements, at least so far as the formulation and developement have presently been carried. But the theory of Frege seems to recommend itself above others for its relative simplicity, naturalness, and expanatory power “ 1325 . Daran anschließend inkorporiert Church Teile Freges Ausführungen in seine eigene Theorie und formuliert das Ergebnis als Entwurf des Abstraktionsoperators λ , einer umfassenden Axiomatik 1326 sowie einer einfachen Typentheorie, welche eine konsistente Alternative zu Russells Typentheorie darstellt und die behauptete Russellsche Antinomie vermeidet. Entscheidend ist hierbei auch Churchs Einführung eines fachterminologischen Konzepts (engl.: concept), das in der intensionalen Dimension zu verorten ist und Freges Sinn handhabbarer für abstrahierende Prozesse und deren Formalisierung zu machen scheint: „ Namely anything which is capable of being the sense of a name of x is called a concept of x. [ … ] We suppose, that a concept may in some sense exist even if there is no language in actual use that contains a name expressing this concept. And we may even wish to admit a non-enumerable infinity of conceptsthus more concepts than there can be names to express in any one actual language. “ 1327 Die Niederschrift eines Konzepts in Churchs formalisierter Sprache ist, wie obig erwähnt, mittels eines Tiefindex zu markieren. Churchs Konzept wird innerhalb seiner Typentheorie durch diese Einbindung in die Schreibweise im Ausdruck materialisiert oder sogar, in Anbetracht einer Bezeichnung eines Ausdrucks, verdinglicht, soll jedoch nicht als Gegenstand, sondern mit dem Sinn eines Ausdrucks identifiziert werden, der in verschiedenen Sprachen unterschiedlich manifest sein kann. Hierbei wird von Seiten der Bedeutung bzw. des Gegenstands oder des Wahrheitswerts innerhalb des semiotischen Dreiecks eine Angabe des zugehörigen Konzepts ermöglicht. Der Typ ο 1 besteht aus Konzepten von Wahrheitswerten o 0 und dem Typ ι 1 gehören Konzepte von Individuen ι 0 an. 1328 (Abb. 9) Des Weiteren ist jedoch auch eine Angabe des zugehörigen Sinns von Seiten des zeichenhaften Ausdrucks im semiotischen Dreieck ermöglicht. Diese Markierung wird im unechten Symbol des Abstraktors λ statthaft (s. o. Abb. 8). Da der Abstraktor λ sowie die einzelnen Klammern unechte Symbole sind, hat das Zeichen λ , u. a. wiedergegeben in der 1325 C HURCH (1951b: 101) 1326 Ein logistisches System erfordert Axiome, s. C HURCH (1951b: 100). 1327 C HURCH (1951a: 11) 1328 C HURCH (1951a: 11) 5.7 Churchs λ -Abstraktor 257 <?page no="258"?> Niederschrift, keinen eigenen Sinn und keine eigene Bedeutung im Fregeschen Sinn, weswegen es lediglich eine Markierung desjenigen Buchstabens darstellt, der ein bestimmtes Argument unbestimmt andeutet und bezüglich dessen im betreffenden Ausdruck in Übereinstimmung mit der Einschränkung des Satzes vom ausgeschlossenen Dritten Tertium non datur 1329 noch keine Assertion gefällt ist (s. o. Abb. 8). Unter besonderer Berücksichtigung des arbiträren Zeichens als erste Konzeptualisierung 1330 , ergeben sich nachfolgende Typen im semiotischen Dreieck (Abb. 10). Abb. 9: Typen Abb. 10: Typen (mit besonderer Berücksichtigung des Zeichens) Church übernimmt die Verben ausdrücken, bedeuten und bezeichnen aus Freges Werk. Er übersetzt Freges Verb ausdrücken als das englische Verb to express und das deutsche Verb bezeichnen nach Frege als die englischen Ausdrücke to denote oder to be a name of mit der Anmerkung, ein Ausdruck drücke seinen Sinn aus und bezeichne seine Denotation bzw. seine Bedeutung oder sei ein Name seiner Bedeutung. 1331 (s. 3) (Abb. 11). 1329 C HURCH (1932: 347) 1330 Woher die sprachlichen Zeichen kommen und von was sie Konzeptualisierungen darstellen, bleibt an dieser Stelle unbeantwortet. 1331 C HURCH (1951a: 3, Fn. 1) 258 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="259"?> Abb. 11: Deutsch- und englischsprachige Terminologie 1332 Aufgrund der Bezeichnung eines Wahrheitswerts durch einen Gedanken ─ f(3) nach Frege ist dieser bezeichnete Wahrheitswert ein Konzept des Wahrheitswerts o 0 auf extensionaler Bedeutungsebene, so dass eine Entität vom Typ o 1 mit dem Fregeschen Gedanken identifiziert werden muss. „ The type o 1 is to consist of concepts of truth-values - which, following Frege, we identify as propositions (Gedanken). “ 1333 In einer Zusammenfassung des ersten semiotischen Dreiecks bestehend aus Name, Sinn und Bedeutung mit den Verben bezeichnen und ausdrücken stellt Church dar, dass Aussagesätze (engl.: declarative sentences) ebenfalls in Position der Namen oder als Namen auftreten, die einen Wahrheitswert als Bedeutung bezeichnen (engl.: to denote) und einen Sinn als Gedanken ausdrücken (engl.: to express). Der Sinn ist auch hierbei ein Konzept der Bedeutung und eine höherstufige Einheit als der Gegenstand. 1334 Gedanken können also Wert einer Funktion im abbildungstheoretischen Verständnis sein, aber gemäß ihrem Typ sind diese Gedanken keine Gegenstände, sondern Sinne. Bezüglich Konzepte ohne Denotation bzw. leerer Begriffe, äußert Church infolge der Kritik Kleenes/ Rossers nachfolgende Anmerkung: „ there may be names which have a sense but no denotation. Hence we also admit concepts that are not concepts of anything; and although no name in this present language has such a concept as its sense, we may wish in the construction of the language to allow for existence of such concepts. “ 1335 Nun erzeugt Churchs Erklärung zum Sinn eines Begriffs dennoch scheinbar einen Widerspruch in sich. Da Konzepte von extensionalen Wahrheitswerten Freges Gedanken entsprechen und diese Gedanken gemäß des Kompositionsprinzips Freges aus 1332 Zu Abb. 11, vgl. G ABRIEL (2001: XVI); F REGE (2001 [1892 - 1895]: 32); F REGE (2001 [1882]: 23); F REGE (2001 [1897]: 41). 1333 C HURCH (1951a: 11) 1334 C HURCH (1951b: 101 f.) 1335 C HURCH (1951a: 15, Fn. 16) 5.7 Churchs λ -Abstraktor 259 <?page no="260"?> mindestens einem gesättigten, scharf umgrenzten Begriff bestehen, muss anerkannt werden, dass das Konzept Churchs in Übereinstimmung mit Freges Lehre ein Sinn als gesättigter Begriff sein kann. Church erläutert hierzu jedoch: „ In order to describe what the members of each type are to be, it will be convenient to introduce the term concept in a sense which is entirely different from that of Frege ’ s Begriff, but which corresponds approximately to the use of the word by Russell and others in the phrase ‚ class concept ‘ and rather closely to the recent use of the word by Carnap, in Meaning and Necessity. “ 1336, 1337 Es wird deutlich, dass Church vor allem die Wesensart der potentiellen Ungesättigtheit des Begriffs meint, die im Konzept nicht vorhanden sein soll. So erläutert Chuch: „- or, as I would advocate, Frege ’ s theory as modified by elimination of his somewhat problematical notion of a function (and in particular of a Begriff) as ungesättigt, and by some other changes which bring it closer to present logistic practice without loss of such essentials as the distinction of sense and denotation. “ 1338 Da darüber hinaus ein Gedanke in jedem Fall ein gesättigter Begriff ist, wäre es klarer formuliert, wenn Church an betreffender Stelle dargelegt hätte, das Konzept sei lediglich verschieden von Freges ungesättigtem Begriff, aber das Konzept sei auch kein Wert oder Gegenstand. Die Ungesättigtheit empfindet Church als schwer handhabbar und appelliert für eine praktikablere Formalisierung: „ While we preserve what we believe to be the important features of the theory of Frege, we do make certain changes to which he would probably not agree. One of these is the introduction of the simple theory of types as a means of avoiding the logical antinomies. Another is the abandonment of Frege ’ s notion of a function (including propositional functions) as something ungesättigt, in favor of a notion, according to which the name of a function may be treated in the same manner as any other name, provided that distinctions of type are observed. (But it is even possible that Frege might accept this latter change, on the basis of an understanding that what we call a function is the same thing which he calls Werthverlauf einer Funktion.) “ 1339 . Church nimmt diese Veränderung vor, die ermöglicht, dass der Name eines Begriffs, einer Beziehung oder einer Funktion in seiner Theorie nicht notwendig in ungesättigter Klammerschreibweise Φ () oder f() wiedergegeben, 1336 C ARNAP (1948: 21, 39); s. a. C HURCH (1951b: 101 f.) 1337 C HURCH (1951a: 11) 1338 C HURCH (1951b: 101) 1339 C HURCH (1951a: 4) 260 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="261"?> sondern wie die Namen von Gegenständen behandelt werden kann. 1340 Doch dies geschieht unter der Bedingung, dass der Name einer den Gegenständen übergeordneten Entität, d. h. eines Begriffs, einer Beziehung oder einer Funktion, mittels der Typentheorie entsprechend als solcher gekennzeichnet wird (s. 7.6.1). Nach Church sind nicht nur Typen vorgesehen, die den Sinn erster Stufe als Konzept repräsentieren, sondern auch Konzepte dieser Konzepte. Diese Sukzession entsteht durch die Formalisierung Freges Sinns und der Markierung desselbigen als solchen, wodurch Konzepte, d. h. in Fregescher Terminologie Sinne, Namen erhalten. Ein Konzept besitzt demnach neben seiner Typisierung einen Namen, der sich nicht auf extensionaler Ebene manifestiert, sondern auf intensionaler Ebene als gekennzeichnetes Konzept. Das Konzept ist für die Theorie handhabbar und wird in gewisser Weise dingfest gemacht, d. h., mit einem Namen ausgestattet. So ist das Konzept im logisch Früheren zuerst ein Sinn, dann wechselt im Prozess der Ausstattung des Sinns mit einem Namen die Benennung von Sinn zu typisiertem Konzept, wodurch ein neues semiotisches Dreieck nach Church entsteht (Abb. 12). Abb. 12: Konzeptname Church erläutert: „ The hierarchy of concepts of successively higher orders arises as soon as we suppose that a concept, like anything else which can be discussed at all, is capable of having a name given to it. For a sense of a name of a concept is a concept of the next higher order, and so on. “ 1341 Dies kann vorerst in folgendem Stufenmodell dargestellt werden (Abb. 13): 1340 C HURCH (1951a: 16) 1341 C HURCH (1951a: 12, Fn. 13) 5.7 Churchs λ -Abstraktor 261 <?page no="262"?> Abb. 13: Name, Sinn, Konzept (auch: Ontologie nach Frege und Church; Frege-Church- Ontologie; Konzepthierarchie) Hierbei stellen Entitäten des Typs o n+1 Konzepte jener vom Typ o n dar, desgleichen repräsentieren Entitäten vom Typ ι n+1 Konzepte derjenigen vom Typ ι n : „ The type o 2 is to consist of concepts of propositions, or, as we shall say, propositional concepts. And, generally, the type o n+1 is to consist of concepts of the members of the type o n . [ … ] And generally, the type ι n+1 is to consist of concepts of the members of the type ι n . “ 1342 Das Verhältnis, in welchem Entitäten der Typen niederer Stufe zu ihren Konzepten stehen, ist mittels einer binären Funktion gegeben, die als Konzeptfunktion mit dem Namen Δ ο 0 Φ x+1 Φ x belegt ist: „ For each type symbol α , the primitive constant Δ οα 1 α denotes a binary function whose value, for a pair of arguments of the indicated types, is truth in case the second argument is a concept of the first argument and is falsehood in the contrary case. For example, Δ ο ( ο 1 ο 1 ο 1 ) ( οοο ) C οοο C ο 1 ο 1 ο 1 denotes truth, because we construe the primitive constant C ο 1 ο 1 ο 1 as denoting the sense of the primitve constant C οοο . “ 1343 Die Funktion Δ ο 0 Φ x+1 Φ x gibt demnach das Verhältnis zwischen einer Entität und ihrem Sinn bzw. Konzept an. 5.7.4 Die Signifikation des Sinns Wie bereits referiert, können in Freges Theorie zwei verschiedene Begriffe auf Sinnebene nicht in einer Identitätsbzw. Gleichheitsbeziehung stehen, sondern 1342 C HURCH (1951a: 12); vgl. P ARSONS (2016: 34) 1343 C HURCH (1951a: 16 f.) 262 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="263"?> nur ihre Begriffsumfänge. Church wirft nun die Frage auf, wann zwei Namen als denselben Sinn tragend zu betrachten sind. Eine Gleichheit der Sinne zweier Namen ist nach Church in Erwägung zu ziehen, obwohl das Kriterium, zwei Sinne seien immer dann und nur dann identisch, wenn sie das gleiche Denotat besitzen nicht gilt. 1344 Zunächst fasst Church zutreffend zusammen, dass in Freges Schriften zwei Namen A und B auch bei Gültigkeit der Gleichung A = B unterschiedliche Sinne haben können, wobei die Formulierung A = B trotz unterschiedlicher Sinne logisch gültig bleibt. Church fügt hinzu, dass die logische Gleichung A = B eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung dafür ist, dass die Namen A und B den gleichen Sinn haben können, was er als natürliches Kriterium akzeptiert. 1345 Daraufhin schlägt Church drei verschiedene Kriterien zur Identität des Sinns vor, welche die Benennungen Alternative (0), Alternative (1) und Alternative (2) tragen. Das Kriterium Alternative (1) unterscheidet die Sinne von zwei Namen A und B, wann immer dies unter bestimmten Annahmen möglich ist, das Kriterium Alternative (2) verfolgt andererseits das Interesse, die Sinne der Namen A und B als identisch anzuerkennen, wenn die obig genannte Gleichung A = B logisch gültig ist. 1346 In einem Zusatz vom April des Jahres 1946 wird eine geänderte Form des Kriteriums Alternative (1) eingeführt, welche mit der Bezeichnung Alternative (0) belegt wird und deren Verständnis des Sinns nicht dem Fregeschen Sinnverständnis, sondern dem der Carnapschen Intensionsstruktur (engl.: intensional structure) 1347 entspricht, mit dem einzigen Unterschied gegenüber Carnaps Theorie, dass sie den Sinn als etwas wahrnimmt, das in der Objektsprache behandelt werden muss, während Carnaps Intensionsstruktur innerhalb einer Carnapschen Meta-Sprache (engl.: metalanguage) behandelt wird. 1348, 1349 Church distanziert sich ausdrücklich von Carnaps Verständnis der Intensionsstruktur und erläutert seine Position anhand seiner eigenen Auffassung der Intensionsstruktur natürlichsprachlicher Ausdrücke. Im Anschluss verwendet Church die Beispielsätze Seneca said that man is a rational animal und Columbus believed that the world is round, um Carnaps Auffassung der Intensionsstruktur sowie einen widerlegenden Einwand gegen sie zu demonstrieren: „ The notion of intensional structure is applied by Carnap to the analysis of such statements as ‚ Seneca said that man is a rational animal ‘ or 1344 C HURCH (1951a: 3, Fn. 2) 1345 C HURCH (1951a: 4) 1346 C HURCH (1951a: 4 f.) 1347 C ARNAP (1948: 56 - 64) 1348 C ARNAP (1948: 4 f., 44); vgl. C HURCH (1951a: 5) 1349 Bezüglich Carnaps Metameta-Sprache (engl.: Metametalanguage), vgl. C ARNAP (1948: 71 f., 153). 5.7 Churchs λ -Abstraktor 263 <?page no="264"?> ‚ Columbus believed that the world is round, ‘ understood in such a way that they do not reveal what was the actual succession of letters that Seneca wrote down or what languages may have been known to Columbus. But in the writer ’ s opinion, Carnap ’ s analysis of these statements is open to a fatal objection, which is connected to the fact, that intensional structure has an essentially metatheoretic character and which seems likely to hold against any analysis according to which assertion or belief is a relation between a person and a sentence (rather than between a person and a proposition or the like). “ 1350 Damit weist Churchs Erklärung unter Zuhilfenahme der Übersetzung eines Ausdrucks in verschiedene Sprachen effektiv auch jegliche Annahmen zurück, dass in irgendeiner Weise eine notwendige oder transparente Verbindung zwischen einem sprachlichen Ausdruck in Form eines Wortes oder Satzes und seiner Bedeutung bestehe. Statt dessen zeigt sich, dass eine derartige Verbindung nachweislich vollständig künstlich (engl.: entirely artificial) und arbiträr (engl.: arbitrary) ist, womit Church die strukturalistische Auffassung der Sprachwissenschaft nach De Sausssure bestätigt. 1351 Die Kriterien Alternative (1) und Alternative (2) nach Church implizieren, dass A und B denselben Sinn haben, wenn B aus A durch die Applikation einer Reihe von Operationen am Ausdruck, die aus den ersten drei von fünf bestimmten Inferenzregeln 1352 bestehen, erhalten werden kann (s. 7.6.2.1). 1353 Zunächst ist festzustellen, dass die Formulierung nach Church, dass zwei Sinne identisch sein können, fehlerbehaftet ist. Stattdessen gilt es zu ermitteln, ob zwei Homonyme, für welche angenommen wird, dass sie jeweils ein Signifikat auf Sinnebene haben, dasselbige Signifikat ausdrücken. Wenn sie dasselbe Signifikat konnotieren, löst sich demzufolge das Verhältnis der Homonymie zwischen den beiden Signifikanten auf, da sie als ein einziger Signifikant erfasst werden müssen. In der vorliegenden Studie muss gemäß den dargelegten Rahmenbedingungen in Nachfolge Freges Theorie die Entscheidung zwischen den Kriterien Alternative (1) und Alternative (2) zur Übertragung in eine Deskriptionsmethode natürlichsprachlicher Ausdrücke auf Kriterium Alternative (1) fallen. Das Kriterium Alternative (1) zieht die Gleichheit von Gegenständen und Begriffsumfängen nicht zur Feststellung einer Identität des Sinns heran und forciert eine Anerkennung verschiedener Sinne, wann immer dies möglich ist, d. h. das Kriterium Alternative (1) schöpft das Potential von untersuchten Signifikanten, 1350 C HURCH (1951a: 5 f., Fn. 5); vgl. C HURCH (1950) 1351 C HURCH (1951a: 5 f., Fn. 5); vgl. S AUSSURE / W UNDERLI (2013: 171 - 175, § 2. - Erstes Prinzip: Die Arbitrarität des Zeichens); vgl. P LATON (1974 [vmtl. 428 v. Chr. - 348 v. Chr.]: 395 - 575, Kratylos); vgl. L ANGFORD (1937) 1352 C HURCH (1951a: 5) 1353 Für Ausführungen zu den Regeln der Inferenz, s. 7.6.2.1. 264 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="265"?> verschiedene Sinne auszudrücken und somit eine Polysemie bzw. Homonymie anzuzeigen, voll aus. Eine Formungleichheit von Zeichen hat gemäß der Methode der vorliegenden Studie in Anlehnung an Freges Theorie keinen Einfluss darauf, ob die Bedeutungen eines Zeichenpaars als eine Bedeutung oder zwei verschiedene Bedeutungen identifiziert werden, doch die Feststellung nur eines einzigen Sinns zu einem Zeichenpaar ist ausschließlich unter der Bedingung möglich, dass die beiden Zeichen (auch: Signifikanten) formgleich sind. Die gesetzte Vorannahme präsumiert, dass zwei formgleiche Zeichen eines Zeichenpaars Homonyme sind, folglich muss zur Identifizierung eines einzigen Sinns zu besagtem Zeichenpaar das Gegenteil bewiesen und die gesetzte Vorannahme widerlegt werden. Damit wird zudem vermieden, dass zwei formgleiche Zeichen hinsichtlich ihres Sinns a priori einander gleichgesetzt werden, weil sie die gleiche Form aufweisen. Die Wahl des Kriteriums Alternative (1) hat deshalb außer einer formellen Erklärung als Rahmenbedingung für die vorliegende Studie, die lediglich innersprachliche Strukturen untersucht und Zeichen als Konzepte erster Stufe erfasst, praktisch keinen weiteren Erkenntniswert, und eine Art α -Äquivalenz 1354 wird nur für den untersuchten verbalen Valenzträger festgestellt. Diese, für die Analyse natürlichsprachlicher Ausdrücke übertragene Feststellung einer Art α -Äquivalenz ist ausdrücklich keine mathematische oder programmiertechnische α -Äquivalenz, da die einbettenden natürlichsprachlichen Gesamtausdrücke oft unterschiedliche intensionallogische Strukturen aufweisen. Diese Art α -Äquivalenz wird in der vorliegenden Untersuchung und Beleganalyse mit der Bezeichnung α -Äquivalenz bezüglich eines bestimmten Elements ausgestattet und betrifft nur die Stelligkeit der repräsentierenden Funktion bzw. des repräsentierenden Begriffs oder der repräsentierenden Beziehung eines untersuchten verbalen Valenzträgers sowie die Qualitäten der vom verbalen Valenzträger für Argumente eröffneten Leerstellen morphosyntaktischer Valenz, jedoch nicht den Umstand, ob diese repräsentierenden Funktionen bzw. Begriffe oder Beziehungen gleichstufig oder ungleichstufig sind, weil die Argumente des verbalen Valenzträgers oder der Satz s oft Ergänzungen sowie freie Angaben selbst lizenzieren, die nicht vom verbalen Valenzträger eingefordert werden und welche obig erwähnte, unterschiedliche Formen der Intensionsstrukturen der Gesamtausdrücke erzeugen. Da die Notation des λ -Kalküls zur Deskription innersprachlicher Strukturen angewandt wird, und die ermittelten Intensionsstrukturen zu den untersuchten natürlichsprachlichen Ausdrücken relativ einfach geformt sind, können die Ergebnisse aus dieser illustrativen Sprachbeschreibung direkt abgelesen werden. Dabei geht die Sprachbeschreibung 1354 Zur Erklärung des Terminus α -Äquivalenz, s. a. 7.6.2.1. 5.7 Churchs λ -Abstraktor 265 <?page no="266"?> natürlichsprachlicher Ausdrücke von der Observation des Sprachmaterials als Sprachzeichen aus und bedient sich aufgrund der besonderen Geeignetheit des Abstraktionsoperators λ der Formalisierung mit dem deskriptiven λ -Kalkül, um die innersprachlichen Strukturen sowie die Sinnstruktur der Komposition sprachlicher Elemente darzustellen (s. 6.4.1; 6.4.1.1; 6.6; 7.4.2.4; 7.6; 7.6.2; 7.6.2.2) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz Die Komposition der Begriffe Φ () und Beziehungen Φ (,) auf der Sinnebene in Freges Erläuterungen ist nach der Feststellung der Grammatizität bzw. Wohlgeformtheit eines zeichenhaften Ausdrucks in diesem auszumachen. In der vorliegenden Studie wird hierfür die Applikation linguistischer Testverfahren herangezogen (s. 7; 7.4; 7.4.2.4; 7.6; 7.6.2). Doch in die deutsche Grammatikforschung und Grammatikschreibung hat die dichotomische oder trichotomische Gliederung eines beliebigen Aussagesatzes bzw. einer Proposition in ein logisches Subjekt, eine sprachlich materialisierte oder verdeckt vorhandene Kopula sowie ein logisches Prädikat im Sinne der traditionellen Urteilslehre Eingang gefunden (s. 4.1.1; 5.4). Da insbesondere das Verb sein als Kopula zur Stütze dieser Theorie instrumentalisiert wurde und wird 1355 , gilt das Verb sein als Gegenstand zahlreicher weiterer Analysen und Bedeutungsinterpretationen (s. 5.3; 5.5.2), ohne dass bis ins 19. Jahrhundert Zugang zu Freges Theorie der Konstituierung des Sinns eines Ausdrucks als Erfassung eines existierenden Gedankens als auch zu einer notationell formalisierten zeitlichen und logischen Nachgordnetheit des Urteils bestand. Für die Syntaxbeschreibung war eine Theorie nicht nur einstelliger, sondern mehrstelliger Prädikate im Aussagesatz, welche als eine Erweiterung der einstelligen Prädikate interpretiert werden können 1356 , zudem nicht breit rezipiert. Lyons erklärt die Kopula im Russischen, Griechischen, Lateinischen, Deutschen und Englischen als „ semantisch leeres ‚ Quasi-Verb ‘“ 1357 oder als „ rein grammatisches ‚ Quasizeichen ‘“ 1358 . Wesentlich ist im Rahmen derart aufgefasster Prädikatsausdrücke, dass die koppelnde Rolle der Kopula damit selbst kein Begriff, keine Funktion und keine Beziehung im eigentlichen Sinn ist und auch im Fall einer angenommenen semantischen oder syntaktischen Unselbständigkeit nicht als die Form * κ (A) oder als die Form * κ (S, P) geschrieben werden kann, da sie über keinen Inhalt, d. h. keinen 1355 G LINZ (1984: 52, 85) 1356 Vgl. z. B. M EINER (1781) 1357 L YONS (1973: 328) 1358 L YONS (1973: 328) 266 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="267"?> begrifflichen Gehalt verfügt, deshalb keine begriffliche Intentionalität 1359 ausüben und damit aufgrund ihrer semantischen Leere keine eigene Prädikation über andere Elemente des Aussagesatzes erwirken kann, die selbsterklärend eine Natur der Kopula als Prädikat voraussetzen würde. Da die Kopula aufgrund des fehlenden Inhalts oder der absenten Materialisierung keine Funktion im eigentlichen Sinn ist, eignen sich die Bezeichnungen Moment, Koppelung oder Rolle besser als die Bezeichnung Funktion. Der Terminus Urteilsfunktion nach Baum 1360 oder die Benennung Behauptungsfunktion nach Pfänder 1361 werden deshalb nicht übernommen. Stattdessen muss in der vorliegenden Studie auf die Rolle der Kopulae und kopulaähnlichen Verben im Rahmen einer traditionellen Urteilslehre mit den Bezeichnungen Behauptungsmoment, Assertionsmoment, kopulativer Moment, assertorischer Moment, kopulative Assertion oder kopulative Rolle referiert werden. Beck vertritt in seiner Untersuchung Inwiefern können in einem Urteil andere Urteile impliziert sein? 1362 eine traditionelle Auffassung der Kopula. 1363 Schließlich nimmt er Folgendes an: „ Die logische Valenz der Kopula und der Wahrheitsurteilsfunktion ist also die gleiche. “ 1364 Dieser Aussage Becks kann gemäß obigen Erläuterungen in der vorliegenden Studie nicht zugestimmt werden. Derzufolge nämlich ist eine inhaltsleere Kopula, welche ausschließlich die Rolle der Koppelung von logischem Subjekt und logischem Prädikat praktiziert (z. B. * κ (A); * κ (S, P)), logisch-mathematisch gar nicht darstellbar. Der Name der Funktion κ stünde als reiner Formalismus für nichts. Angenommen sei nun, ein Verb sein stelle potentiell eine Beziehung zwischen logischem Subjekt und logischem Prädikativ s(S, P) her, insbesondere auch, wenn diese auf extensionaler Ebene als Identitätsrelation verstanden wird. Nun liegen entgegen Becks Vorschlag in diesem Funktionsbzw. Beziehungsausdruck s(S, P) sowie in obig genannten Formen * κ (A) und * κ (S, P) als auch in einer Darstellung P(S), in welcher Kopula und Prädikativ zu einem Prädikatkomplex gegenüber einem logischen Subjekt zusammengefasst sind, andere logische Verhältnisse oder Valenzen vor, als im Ausdruck des Wahrheitsurteils über eine Aussage Ψ (P(S), ω ). Pfänder nimmt eine reflektierendere Position gegenüber der traditionellen Auffassung der Kopula ein als Beck: 1359 Erläuterungen zum essentiell notwendigen lexikalischen Gehalt und zur Intentionalität eines Begriffs bzw. einer Funktion, s. 6.2; 6.2.1; 6.2.2; 6.2.3. 1360 B AUM (1976: 28) 1361 P FÄNDER (1921: 209 f.) 1362 B ECK (1916) 1363 B ECK (1916: 30, 32, 37, § 4) 1364 B ECK (1916: 38, § 6) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 267 <?page no="268"?> „ Aus jedem Urteil kann aber die implizierte Mitbehauptung herausgezogen und als sogenanntes Wahrheitsurteil von der Form ‚‚ S ist P ‘ ist wahr ‘ entfaltet werden. Dieses entfaltete Wahrheitsurteil ist jedoch keineswegs mit dem ursprünglichen Urteil ‚ S ist P ‘ bedeutungsidentisch. Denn im ersteren Urteil ist Subjektsgegenstand das Urteil ‚ S ist P ‘ , also sein Subjektsbegriff der Begriff des Urteils ‚ S ist P ‘ , und der Prädikatsbegriff ist der Begriff ‚ wahr ‘ , während im zweiten Urteil der Subjektsgegenstand der Gegenstand ‚ S ‘ , also der Subjektsbegriff der Begriff ‚ S ‘ , und der Prädikatsbegriff der Begriff ‚ P ‘ ist. 1365 Nach Pfänder soll nun jenes, nach Frege nicht nachgeordnete Urteil, welches den Prädikatbegriff (z. B. rot in dem Satz die Sonne ist rot), als Wert des sogenannten Urteils hat, eingefaltetes (auch: nicht entfaltetes) Urteil, und jenes davon unterschiedene Urteil, das die Wahrheitswerte wahr oder falsch als Bedeutung des Urteils haben kann, entfaltetes Urteil genannt werden. 1366 Eine Proposition als traditionelles Urteil, dessen Behauptungsmoment ohne funktionalen Charakter zwischen Subjekt und Prädikat eingeordnet ist, liefert so viele mögliche Werte P ∈ {P 1 , P 2 , … , P n }, wie es die jeweilige Sprache erlaubt, da die Bedeutung des Urteils der vergegenständlichte Prädikatsbegriff P selbst ist. 1367 (S. 5.4) Nach Frege kann erst ein Urteil Ψ über die Aussage P(S) bestehend aus der Komposition eines logischen Prädikats mit einem logischen Subjekt Ψ (P(S), ω ), d. h. die Inbezugsetzung einer Aussage mit einem extensionalen Wahrheitswert ω in einem zweiten Schritt den Wahrheitswert wahr oder falsch liefern, was die Form ├ P(S) anzeigt. Es gilt zu erkennen, dass sich mindestens folgende drei mögliche Entscheidungen für Aussagesätze mit einem materiell realisierten oder angenommenem verdeckten Verb sein ergeben: 1. Das nach Pfänder eingefaltete (auch: nicht entfaltete; zwischengeschaltete; inkludierte; nicht nachgeordnete) sogenannte Urteil; 2. die nach der Russellschen Ambiguitätsthese zu fällende Entscheidung darüber, welche Rolle das als realisiert oder nicht realisiert vorhanden angenommene koppelnde bzw. verbindende Zeichen übernimmt, d. h. eine Art Urteil über das Wesen der Koppelung oder Verbindung; 3. das nach Pfänder explizit entfaltete (auch: nachgeschaltete; exkludierte) Urteil bzw. das nach Frege der Konstituierung eines Sinns zeitlich und materiell nachgeordnete Urteil, das einen booleschen Wahrheitswert liefert. Hierbei ist nicht intelligibel, ob zuerst das Urteil über den Inhalt des Prädikativs oder zuerst das Urteil über die Semantik des Verbs sein zur Auflösung dessen 1365 P FÄNDER (1921: 209 f.) 1366 Obig ist erwähnt, dass De Morgan eine Resolution einer Aussage bzw. Gleichung, d. h. eine Art entfaltetes Urteil nach Pfänder konsideriert, s. 5.5.1. 1367 P FÄNDER (1921: 209 f., 220 f.) 268 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="269"?> angenommener Ambiguität fällt. 1368 Pfänder führt diesbezüglich an: „ Es ist klar, daß durch die Verwechslung und Vermischung so wesentlich verschiedener Schichten, wie es die der Urteile und die der Sachverhalte sind, notwendig die ganze Urteilslehre in Verwirrung geraten muss. “ 1369 Pfänder fährt kritisch fort: „ Die richtige Ausdeutung des Sinnes der Behauptung, ein Urteil sei wahr, können wir gewinnen, wenn wir von der alten Bestimmung ausgehen, die Wahrheit sei die ‚ Adäquatio intellectus et rei ‘ , wenn wir unter dem ‚ intellectus ‘ hier das Urteil und unter der ‚ res ‘ den von dem Urteil betroffenen Gegenstand verstehen. Dann besagt nämlich diese Bestimmung das gleiche wie jene andere alte Erklärung: die Wahrheit eines Urteils sei seine Übereinstimmung mit der Wirklichkeit. Die Einwände, die gegen diese Erklärung erhoben worden sind, beruhen wohl alle auf Mißverständnissen und lassen sich durch die Aufhebung dieser Mißverständnisse sämtlich beseitigen. “ 1370 Festzuhalten ist, dass Pfänder an dieser Stelle die Verwirrung demonstriert, die entsteht, wenn morphosyntaktische Strukturen im ausgeformten Ausdruck einer natürlichsprachlichen Aussage übergangen werden sowie nicht zwischen Prädikation und Urteil bzw. Assertion als auch zwischen intensionallogischer und extensionallogischer Ebene unterschieden wird. Außerdem bemerkt Pfänder: „ Aus unseren früheren Untersuchungen über das Urteil ergibt sich, daß in dieser Theorie eine große logische Verirrung vorliegt, die ihren Ursprung wohl in der falschen Deutung des kopulativen ‚ ist ‘ hat. “ 1371 5.8.1 Subjekts- und Objektsprädikative Diese Instrumentalisierung des Verbs sein als Kopula im Rahmen einer traditionellen Urteilslehre 1372 führt, wie die Logik von Port-Royal demonstriert, zur Annahme weiterer kopulativer Verbindungen, wann immer in einem sprachlichen Ausdruck eine vermeintliche Prädikation über einen Gegenstand oder mehrere Gegenstände bzw. ein logisches Subjekt wahrgenommen werden kann. Demzufolge findet sich die Kopula nicht nur in Aussagesätzen mit einer apperzipierten logischen Prädikation über den Term in grammatischer Subjektsposition (Abb. 14), z. B. in den Sätzen er ist ein sensibler, wacher Zeitgenosse (A00/ FEB.08565 St. Galler Tagblatt, 03.02.2000, Ressort: TB-OT (Abk.); CVP- Wahltreffen im Zentrum Marmorsäge); der Flächenverbrauch ist riesig (BRZ09/ NOV.13844 Braunschweiger Zeitung, 28.11.2009; Nach 35 Tagen Mast wartet 1368 Vgl. Pfänder, der das Problem für zwei Urteile anspricht (P FÄNDER (1921: 220)). 1369 P FÄNDER (1921: 175) 1370 P FÄNDER (1921: 220 f.) 1371 P FÄNDER (1921: 327 f.) 1372 Der Terminus traditionelle Urteilslehre findet sich z. B. in B AUM (1976: 28). 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 269 <?page no="270"?> der Schlachter) oder in dem Satz der Mann läuft mit der angenommenen Interpretation der Mann ist laufend (s. 5.4), sondern auch in Sätzen mit einer vermuteten logischen Prädikation über den Term in grammatischer Objektsposition (Abb. 15) (z. B. Clusius selbst nannte ihn Crocus purpureus grandiflorus (NON07/ MAR.13539 Niederösterreichische Nachrichten, 26.03.2007, S. 23; ); er nannte die Aussagen glaubhaft (NUN07/ NOV.00197 Nürnberger Nachrichten, 03.11.2007, S. 1; Herzogau: Kein Strafverfahren - Staatsanwalt ermittelt nicht); er nennt den Mann einen Segler). Letztgenannte Aussagesätze werden jedoch in vorwiegend traditionell oder generativ orientierten Syntaxbeschreibungen nicht als eine mehrstellige begriffliche Struktur oder als ein Begriff zweiter Stufe aufgefasst, sondern einer Aufgliederung in mehrere, einzelne einstellige Prädikate, jeweils bestehend aus logischem Subjekt, Kopula und logischem Prädikat oder einer formalen binaristischen Zergliederung unterzogen. (Abb. 14; Abb. 15). Abb. 14: Struktur eines Kopula-Subjektsprädikativ-Komplexes Abb. 15: Struktur eines Kopula-Objektprädikativ-Kompexes 1373 1373 Die in der vorliegenden Untersuchung verwendete Terminologie ist zu beachten. In einem Kopula-Objektsprädikativ-Komplex ist keine Kopula sprachlich materialisiert, wird jedoch als Port-Royalsche verdeckte Kopula in der traditionellen Grammatikschreibung und in weiten Teilen der Fachliteratur angenommen. 270 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="271"?> Die obigen graphischen Darstellungen (Abb. 14; Abb. 15) sind einer „ charakteristischen Wortfolge “ 1374 im Aussagesatz 1375 mit Kopula-Subjektsprädikativ- oder Kopula-Objektsprädikativ-Komplex und grammatischem Subjekt im Vorfeld angepasst. Kopula-Objektsprädikativ-Komplexe sind mit besonderen Verben (z. B. bezeichnen; nennen; heißen; schelten) gebildet. 1376 In der vorliegenden Studie werden diese Verben, welche eine Prädikation über ein Objekt einleiten, zur einfacheren Handhabung der Terminologie Objektsprädikativverben genannt, während der Terminus kopulaähnliche Verben für alle Verben mit Subjektsprädikativ außer dem Verb sein (z. B. bleiben; gelten; scheinen; werden) herangezogen wird. Unter Hinzuziehung einer Argumentation auf Basis semantischer oder syntaktischer Kriterien im Sinne der Logik von Port-Royal wird eine verdeckte Kopula sein zwischen dem syntaktischen Objekt und der angeschlossenen logischen Prädikation, d. h. dem traditionellen grammatischen Prädikativ angenommen. Das Objekt ist demzufolge das Argument eines einstelligen logischen Prädikats, und eine verdeckte Kopula (s. 5.4) bindet das angenommene, neue logische Subjekt in Form des syntaktischen Objekts an dasselbige (Abb. 15). Die sprachlichen Elemente derartig perzipierter logischer Prädikate sind also mit dem Terminus Prädikativ belegt und können in verschiedenen Realisierungsformen vorliegen. Ein Prädikativ prädiziert als sogenanntes Subjektsprädikativ über das Subjekt oder als sogenanntes Objektsprädikativ über ein Objekt des Satzes, das jeweils Bezugsphrase 1377 des Prädikativs ist. Das Akkusativobjekt spielt gegenüber dem grammatischen Subjekt im Nominativ, einem Dativobjekt oder einem äquivalenten Nebensatz 1378 als Bezugsphrase des Prädikativs eine besondere Rolle. Die Kopula wird in der traditionellen Grammatikschreibung im Allgemeinen nicht zum Prädikativ gezählt, sondern stellt ein im zeichenhaften Ausdruck materialisiertes oder nicht materialisiertes Verbindungsglied zwischen logischem Subjekt und logischem Prädikat dar und hält damit den Assertionsmoment der traditionellen Urteilslehre aufrecht. 1379 Infolgedessen wird in der traditionellen Grammatikschreibung der semantische Gehalt des Prädikatssausdrucks in Kopula- Prädikativ-Komplexen größtenteils oder vollständig vom Prädikativ der einstelligen Prädikation gestellt, so dass die Kopula oder das kopulaähnliche Verb zu einem Subjektsprädikativ-Komplex syntaktisch keine eigene Prädikation bilden 1374 E RBEN (1980: 243) 1375 Zur Grundreihenfolge im Aussagesatz Vorfeld, Position des finiten Verbs, Hauptfeld, Prädikativum, Position des Verbs, s. H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 710). 1376 Vgl. T ARVAINEN (1986: 149 ff.) 1377 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 799) 1378 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 800 f.) 1379 Vgl. S CHAEDLER (2018b) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 271 <?page no="272"?> kann 1380 oder in einem Kopula-Objektsprädikativ-Komplex verdeckt bleibt, aber als Koppelung einer Urteilssynthese im Sinne der Logik von Port-Royal bzw. Abaelards (s. 5.3; 5.4) als vorhanden angenommen wird. 1381 Die Vorannahmen zu einer Prädikation über das grammatische Subjekt oder Objekt führen dazu, dass zahlreichen weiteren Verben innerhalb dieses Regelwerks zur Analyse natürlichsprachlicher Aussagesätze die Rolle einer Kopula zufällt. So konstituiert sich eine enger oder weiter fassbare Gruppe von Verben, denen eine kopulaähnliche Rolle oder Wirkungsweise zugeschrieben wird, da auch sie unter diesen Vorbedingungen wie eine Koppelung zwischen einem logischen Subjekt und dem erklärten logischen Prädikat des grammatischen Subjektsprädikativs im Rahmen einer traditionellen Urteilslehre interpretierbar sind. Zifonun et al. konstatieren: „ Diese Verben leisten einen vergleichsweise geringen Beitrag zum Aufbau der Satzbedeutung: sie denotieren über die bloße Existenz des Subjekt-Denotats hinaus nur Komponenten wie Veränderung, (gruppenbezogene) Gültigkeit oder Modus der Existenz. Erst zusammen mit der Prädikativbedeutung denotieren sie ein vollständiges Prädikat. “ 1382 Desgleichen wird eine enger oder weiter fassbare Gruppe von Objektsprädikativverben wahrgenommen, da variierende Realisierungsformen im Satz als Prädikativ über ein grammatisches Objekt identifiziert werden. Als echte Kopulaverben, welche ein Subjektsprädikativ binden, gelten im Allgemeinen lediglich die Verben sein, werden und bleiben. 1383 Zifonun et al. erwähnen die Gruppe der kopulaähnlichen Verben mit Subjektsprädikativ als eine Auflistung der Verben heißen, gelten, nennen und aussehen. 1384 Nach Tarvainen erfolgt eine Zuordnung der betreffenden Verben zur Bildung von Subjektsprädikativen oder von Objektsprädikativen, wobei z. B. das Verb nennen ausschließlich ein Objektsprädikativ einer Prädikation über das Akkusativobjekt einleitet, während z. B. das Verb heißen Subjektssowie Objektsprädikative binden kann und z. B. die Verben gelten sowie aussehen nur Subjektsprädikative koppeln. 1385 In Anlehnung an Tarvainens detaillierte Darstellung soll an dieser Stelle ein exemplarischer Überblick über die verschiedenen möglichen Zuordnungen der betreffenden Kopulae, kopulaähnlichen Verben und Objektsprädikativverben vorgestellt werden. So führt Tarvainen die Verben sein, werden, bleiben, scheinen, dünken und heißen als kopulabzw. kopulaähnliche Verben an, die Subjektsprädikative im Nominativ zu sich nehmen (z. B. mein Bruder ist ein 1380 Z IFONUN et al. (1997c: 1106) 1381 Vgl. S CHAEDLER (2018b) 1382 Z IFONUN et al. (1997c: 1106) 1383 Z IFONUN et al. (1997c: 1106) 1384 Z IFONUN et al. (1997c: 1106) 1385 T ARVAINEN (1986: 143) 272 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="273"?> großer Künstler; er wird ein Dieb; er wird Kaufmann/ Arzt/ Soldat; Klaus bleibt Beamter; das scheint (mir) die beste Lösung; es dünkt mir/ mich ein Wunder). Ebenso erwähnt Tarvainen das mit dem Element zu angeschlossene Subjektsprädikativ, welches das Verb werden bindet, jedoch nicht als Berufsbezeichnung (z. B. er wird zum Dieb (ein Dieb); das Kind wird zum Mann). Die Verben sein, werden, bleiben, scheinen und dünken nennt Tarvainen als Verben, die ein adjektivisches Subjektsprädikativ binden (z. B. die Milch ist sauer geworden; das scheint mir lächerlich; mich/ mir dünkt die Antwort gut; er wurde faul genannt/ gescholten/ geschimpft). Darüber hinaus erwähnt Tarvainen die Verben gelten und erscheinen, die mit als oder für eingeleitete Subjektsprädikative fordern (z. B. er gilt als/ für dumm; er gilt als bedeutender Gelehrter; (? )er gilt für einen ehrlichen Mann) sowie das Verb dienen, das mit dem Adjunktor als angeschlossene Subjektsprädikative fordert (z. B. das ehemalige Schloss dient jetzt als Erholungsheim). 1386 Die reflexiven Verben (z. B. sich erweisen; sich zeigen; sich herausstellen), können nach Tarvainen substantivische oder adjektivische Subjektsprädikative, die mit dem Adjunktor als angeschlossen werden, binden (z. B. er erwies sich als aufrichtiger Freund; die Nachricht erwies sich als wahr; die Sache hat sich als Betrug herausgestellt; seine Behauptung stellte sich als unwahr heraus; er zeigte sich als aufrichtiger Mensch). Mit dem Element zu angeschlossene Subjektsprädikative werden nach Tarvainen unter anderem von dem reflexiven Verb sich entwickeln gefordert (z. B. das Land entwickelt sich zu einem Industrieland) und mit dem Element in angeschlossene Subjektsprädikative finden sich bei dem Verb verwandeln (z. B. er verwandelte sich in einen Schwan). 1387 Davon unterscheidet Tarvainen jene Verben, die Objektsprädikative einleiten. Substantivische Objektsprädikative treten nach Tarvainen bei den Verben nennen, schelten, schimpfen, taufen und titulieren auf (z. B. ich nannte ihn einen Faulenzer; er hat mich einen Lügner gescholten; er schimpfte sich selbst einen Narren). Adjektivische Objektsprädikative werden nach Tarvainen z. B. von den Verben nennen, heißen, schimpfen, schelten, glauben, finden, wissen, fühlen und machen angeschlossen (z. B. ich nannte ihn faul; sie hießen sich religiös; er hat mich undankbar gescholten; ich glaubte das Geld schon verloren; er findet das Buch interessant; er weiß ihn versorgt; wir fühlen uns müde; ich mache dich frei). Die mit dem Adjunktor als und dem Anschlusselement für angefügten substantivischen sowie adjektivischen Objektsprädikative werden nach Tarvainen von Verben der Bedeutungsgruppe für etwas halten eingeleitet (z. B. halten; betrachten; ansehen) (z. B. ich halte ihn für einen ausgezeichneten Wissenschaftler; ich betrachte ihn als meinen Freund; ich sehe das als ein Verbrechen an). 1386 T ARVAINEN (1986: 143 - 147) 1387 T ARVAINEN (1986: 143 - 149) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 273 <?page no="274"?> Bezüglich der mit den Elementen zu und in angeschlossenen Objektsprädikative nennt Tarvainen außerdem die Verben machen, ernennen und verwandeln (z. B. ich habe ihn zu einem toleranten Menschen gemacht; man hat ihn zum Professor ernannt; ein Zauberer hatte den Märchenprinz in einen Frosch verwandelt). Das genitivische Objektsprädikativ tritt ebenfalls mit dem Verb machen auf (z. B. hoffentlich macht ihr ihn anderen Sinnes). 1388 Steinitz schlägt zudem vor, Lokationsverben (z. B. sitzen; liegen; stehen) als „ semantisch angereicherte Kopulaverben “ 1389 zu klassifizieren, indem sie adverbiale Komplemente derartiger Lokationsverben als einen „ Spezialfall von Prädikativen “ 1390 zu rekonstruieren versucht. 1391 So wird das Syntagma, das durch das Vorkommen einer materialisierten oder verdeckten Kopula als Behauptungsmoment und einer einstelligen logischen Prädikation gekennzeichnet ist, grammatisch als Prädikatsausdruck aufgefasst, der von Verbgefügen oder komplexen Prädikaten differenziert wird. Prädikative konstituieren also eine formal uneinheitliche Kategorie. Zwischen einem substantivischen Prädikativ und seiner substantivischen Bezugsphrase besteht grammatische Kongruenz hinsichtlich des Kasus und der Person, jedoch nicht immer notwendig hinsichtlich des Numerus und Genus. Diese Kongruenz wird manchmal als prädikative Kongruenz bezeichnet (s. 7.4.2.3). Prädikative sind im Fall eines Subjektsprädikativs z. B. als nominativische und genitivische Nominalphrasen (z. B. mein Bruder ist ein großer Künstler; er ist frohen Mutes), unflektierte Adjektive (z. B. mein Bruder ist begabt), Partizip-Formen (z. B. mein Bruder ist hörend), Adverbien (z. B. die Mühe war umsonst), Adkopulae (z. B. das ist egal), kasustransparente Konstruktionen mit dem Adjunktor als (z. B. er gilt als/ für dumm; er gilt als bedeutender Gelehrter), nicht kasustransparente Präpositionalphrasen (z. B. er wurde durch den Tod seiner Eltern zum Dieb; Zeus verwandelte sich in einen Schwan; die Sache ist von Bedeutung; der Ring ist aus Gold; der Mann ist ohne Mittel), mit den Anschlusselementen wie, als, als ob, wie wenn eingeleitete Subjunktorsätze 1392 , nicht kasustransparente für-Konstruktionen (z. B. das Geld ist für seinen Berater (Bsp. nach HMP09/ MAR.01857 Hamburger Morgenpost, 17.03.2009, S. 44; 150 000 Euro - wer kassierte in Zagreb? )), eine wie-Konstruktion (z. B. er heißt wie sein Vater), mit dem Element zu oder ohne zu angeschlossene Infinitive (z. B. verbannt werden heißt sterben; sein Ziel war, Politiker zu werden), ein satzwertiges zweites Partizip (z. B. frisch gewagt ist halb gewonnen) oder als mit einem W-Element eingeleitete Nebensätze realisiert 1388 T ARVAINEN (1986: 149 - 151) 1389 S TEINITZ (1992: 186) 1390 S TEINITZ (1992: 186) 1391 S TEINITZ (1992: 186 - 205) 1392 Z IFONUN et al. (1997c: 1108 ff.) 274 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="275"?> (z. B. er bleibt wie er war; er bleibt, was er immer war, nämlich ein Träumer). 1393, 1394 Objektsprädikative können z. B. von akkusativischen und genitivischen Nominalphrasen (z. B. ich nannte meinen Bruder einen Faulenzer; hoffentlich macht ihr ihn anderen Sinnes), unflektierten Adjektiven (z. B. ich nannte meinen Bruder faul), Partizip-Formen (z. B. ich nannte meinen Bruder hörend), Adkopulae (z. B. er nennt ihn pleite), Infinitiven (z. B. das nenne ich arbeiten), nicht kasustransparenten zu- und in-Konstruktionen (z. B. man hat ihn zum Professor ernannt; die Explosion hat das Haus in ein Trümmerfeld verwandelt) sowie kasustransparenten als- und für-Konstruktionen (z. B. die Ärzte halten den Mann für tot; ich betrachte ihn als meinen Freund) 1395 repräsentiert werden. Der Akkusativ einer in-Konstruktion ist von der Präposition in regiert (z. B. ein Zauberer hatte den Märchenprinz in einen Frosch verwandelt). Da die für-Konstruktion traditionellerweise als Objektsprädikativ erfasst ist und sich in dieser syntaktischen Position auf die akkusativische Bezugsphrase bezieht, ergibt sich das Phänomen der prädikativen Kongruenz für die beiden Nominalphrasen im Akkusativ, weswegen die für-Konstruktion als Objektsprädikativ mit akkusativischer Bezugsphrase auch als Konstruktion mit einem kasustransparenten Anschlusselement für verstanden werden kann (z. B. ich halte ihn für einen harten Hund (Bsp. nach NON09/ MAR.05939 Niederösterreichische Nachrichten, 10.03.2009, S. 88; DAS SAGT DIE FUSSBALL-BASIS)). Die Gruppe der Realisierungsformen des Prädikativs wird somit in der Literatur ebenfalls unterschiedlich weit oder eng gefasst und ihre Elemente sind terminologisch uneinheitlich klassifiziert. Die Kopula bindet nach Zifonun et al. generell ein gesättigtes Prädikativ. Deshalb werden nach Zifonun et al. sämtliche, an ein Prädikativ gebundene Elemente als Teile einer Konstruktion interpretiert, die durch das Prädikativ und nicht durch das in diesen Fällen intransitive Kopulaverb lizenziert sind. 1396 (S. 7.4.2.4) 1397 Während für die Kopula-Subjektsprädikativ-Komplexe zumeist eine Interpretation des der Kopula bzw. dem kopulaähnlichen Verb rechtsadjazenten Terms als Prädikativ (s. 4.1.1) und in seltenen Fällen als Adverbial (z. B. die Kinder sind im Garten/ unten) 1398 vorgeschlagen wird, ergeben sich für die Kopula-Objektsprädikativ-Komplexe und deren Term in syntaktischer Position des traditionellen Objektsprädikativs verschiedenste Deutungen unter variierenden gram- 1393 T ARVAINEN (1986: 142 f.) 1394 Vgl. S CHAEDLER (2018b) 1395 T ARVAINEN (1986: 142 f.) 1396 Z IFONUN et al. (1997c: 1110) 1397 Vgl. S CHAEDLER (2018b) 1398 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 424 f.) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 275 <?page no="276"?> matiktheoretischen Rahmenbedingungen. Dabei sind insbesondere vier verschiedene Ansätze zu unterscheiden. Eine erste Analysemethode ist die Small- Clause-Analyse mit einer Argumentation auf Basis generativer Grammatikmodelle. 1399 Eine zweite Analysemethode nennt Bauswein Prädikationsanalyse. 1400 Dazu erwähnt Helbig 1401 einen Ansatz syntaktischer Analyse 1402 sowie eine semantisch-pragmatische Interpretation 1403 . Aufgrund einer derartig vielfältig motivierten Ermittlung prädikativer Verhältnisse im Satzverband, werden nicht nur eine Subjektsprädikation mit einer Nominalphrase im Nominativ (z. B. Anna ist Schriftstellerin; das Kind wird wieder gesund) oder einem Nebensatz (z. B. dass Otto nicht kommen kann, ist bedauerlich; diesen Gletscher ohne Seil zu überqueren, ist ein gefährliches Wagnis) als logisches Subjekt bzw. Bezugsphrase und eine Objektsprädikation mit einem Akkusativobjekt (z. B. der Verein wählte Otto zu seinem Vorsitzenden; das graue Wetter macht mich ganz trübsinnig) als logisches Subjekt bzw. Bezugsphrase erfasst, sondern es werden auch Objektsprädikative mit einem Dativobjekt (z. B. als gutem Beobachter fiel dem Ornithologen das seltsame Verhalten des Buntspechts sofort auf) oder einem äquivalenten Nebensatz (z. B. dass Otto nicht kommen kann, halte ich für sehr bedauerlich) als logisches Subjekt bzw. Bezugsphrase und Prädikative mit einem Attribut (z. B. Annas Arbeit als EDV-Verantwortliche war spannend; die Arbeit von Anna als EDV-Verantwortliche war spannend; ihre Arbeit als EDV-Verantwortliche war spannend) als logisches Subjekt bzw. Bezugsphrase veranschlagt. 1404 Die mögliche Interpretation einer Struktur als ein traditionelles Prädikativ mit Bezug auf eine Nominalphrase im Dativ wird in der Beleganalyse der vorliegenden Studie für das Verb sein (KV 2 ; KV 3 ) und das Verb werden (KV 2 ) anerkannt. 1405, 1406 Ausführlich hat Bausewein eine angenommene Prädikation im Satz als Objektsprädikat beschrieben. In Akkusativobjekt, Akkusativobjektsätze und Objektsprädikate im Deutschen 1407 stellt Bausewein zunächst folgende Definition auf: „ Der Terminus ‚ Objektsprädikat ‘ wird hier als Oberbegriff für alle Elemente verwendet, deren logisches Subjekt ein Objekt ist [Fn. 1: Ausgenommen sind hier die Infinitivsätze, deren logisches Subjekt ein Objekt ist [ … ]]. “ 1408 Anschlie- 1399 C HOMSKY (1981); R IEMSDIJK / W ILLIAMS (1986); S TOWELL (1983); vgl. z. B. B AUSEWEIN (1990: 204 - 206); H ELBIG (2004 [1984]a: 737 - 739); P FÜTZ (1982); P FÜTZ (1988); F LAATE (2007) 1400 W ILLIAMS (1980); W ILLIAMS (1983) 1401 H ELBIG (2004 [1984]: 736 f.) 1402 M ARKO (1980) 1403 R ATH (1972); D OWTY (1972); N IKULA (1982) 1404 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 800 f.) 1405 Zur Erklärung der Koordinationsvalenzstruktur (KV), s. 6.6; 7.4.2.4; 7.6; 7.6.2. 1406 Für eine detaillierte Analyse der Verben sein und werden, s. 10. 1407 B AUSEWEIN (1990) 1408 B AUSEWEIN (1990: 201) 276 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="277"?> ßend listet Bausewein sämtliche Konstruktionen auf, welche diesen sogenannten Objektsprädikaten angehören: 1. AcI-Konstruktionen (z. B. ich sah ihn tanzen); 2. AcI-ähnliche Konstruktionen (z. B. er glaubte sich sicher); 3. Resultative (z. B. er streicht die Wand gelb); 4. prädikative Attribute (z. B. er trägt die Suppe heiß herein); 5. Objektsprädikative (z. B. sie nannte ihn einen Idioten); 6. fakultative als-Phrasen (z. B. als Mensch schätzten wir ihn alle). 1409 Bausewein fasst zusammen: „ Allen diesen Strukturen ist gemeinsam, daß zwischen Objekt und Objektsprädikat die semantische Relation der Prädikation besteht “ 1410 . Hierbei stellt sich vor allem aufgrund der nicht materialisierten Kopula die Frage, ob ein präsumiertes logisches Objektsprädikat syntaktischer oder semantischer bzw. logisch-semantischer oder semantisch-syntaktischer Natur ist. Bausewein kommt zu dem Schluss, dass die empirische Hauptmotivation einer Small-Clause-Analyse für das Deutsche nicht gegeben ist, denn es lässt sich „ durch keinen Konstituententest bestätigen, daß es sich bei den fraglichen Strukturen um Konstituenten handelt. “ 1411 Statt dessen können nach Bauseweins Observation Objekte und ihre Prädikate im Mittelfeld des Satzes getrennt auftreten und einzeln, aber nicht gemeinsam topikalisiert werden. 1412 Diese Beobachtung wird in der Beleganalyse der vorliegenden Studie durch die Applikation der linguistischen Testverfahren 1413 geprüft und das Ergebnis je untersuchtem Verb dokumentiert (s. 10). Bezüglich der sogenannten Prädikationsanalyse konkludiert Bausewein: „ Es handelt sich daher bei diesen Sätzen aus syntaktischer Sicht um monosententiale Strukturen. Lediglich nach der Definition für Sätze in einem logischen Sinn, nach der ein Satz aus einem Prädikat und seinen Argumenten besteht, sind zwei Sätze enthalten. Dies impliziert, daß diese Sätze sich in syntaktischer Hinsicht wie einfache Sätze verhalten sollten und die Evidenz für Bisententialität eher semantisch-interpretativer Natur sein sollte. “ 1414 Dabei hält Bausewein an der traditionellen Auffassung der Proposition als monadischer Prädikatenkalkül, welcher komplexere sprachliche Strukturen in einstellige aussagenlogische 1409 B AUSEWEIN (1990: 201) 1410 B AUSEWEIN (1990: 201) 1411 B AUSEWEIN (1990: 205) 1412 B AUSEWEIN (1990: 206) 1413 Zur Applikation insbesondere der linguistischen Testverfahren des Permutationstests, des Topikalisierungstests und des Telizitätstests sowie sämtlicher weiterer angewendeter linguistischer Testverfahren, s. 7.4.2; 7.4.2.1; 7.4.2.2; 7.4.2.3; 7.4.2.4. 1414 B AUSEWEIN (1990: 208) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 277 <?page no="278"?> Strukturen zerlegt, fest, obwohl sie schließt, dass es sich syntaktisch im Deutschen nicht um eine derartige Zerlegung in mehrere sententiale Strukturen innerhalb eines Aussagesatzes handle. Auch dieses Resultat der Erörterung Bauseweins wird in der vorliegenden Studie überprüft, jedoch unter der Voraussetzung, dass logische Prädikate bzw. Begriffe nicht nur potentiell einstellig, sondern unter Umständen auch mehrstellig sein können. Eine sich aus syntaktischen oder semantischen Gründen ergebende Bisententialität ist hierbei nicht a priori ausgeschlossen. Diese logisch-semantischen Strukturen in Kopula-Objektsprädikativ-Komplexen werden ebenfalls für jedes einzelne untersuchte Verb in der Beleganalyse der vorliegenden Studie ermittelt (s. 10). Auffällige syntaktische und logisch-semantische Strukturen diesbezüglicher Interpretationen zeigen z. B. Kopula-Objektsprädikativ-Komplexe mit den Verben heißen und schimpfen. Für das Verb heißen betrifft dies traditionelle Kopula-Objektsprädikativ-Komplexe der Form die Schulbürgerversammlung hiess alle Anträge gut (Bsp. nach A09/ MAR.09386 St. Galler Tagblatt, 28.03.2009, S. 33; Budget mit deutlichem Mehr gutgeheissen) (KV 5 heißen). Das Verb schimpfen ist in Komplexen der Form die Schülerschaft schimpft die sanitären Anlagen veraltet (A98/ NOV.72709 St. Galler Tagblatt, 13.11.1998, Ressort: WV- UTT (Abk.); ausgeplaudertStille Bedürfnisse) (LA3 schimpfen) in eine Konstruktion mit einer Einheit, die unter Vorbehalt als eine Art Objektsprädikativ intepretierbar ist, eingebunden. In diesen beiden Fällen vom Typ die Schulbürgerversammlung hiess alle Anträge gut (KV 5 heißen) sowie vom Typ die Schülerschaft schimpft die sanitären Anlagen veraltet (LA3 schimpfen) (keine KV) ist das sogenannte Objektsprädikativ (z. B. gut; veraltet) zudem entgegen der Observation in Bauseweins Beispiel 1415 obligatorisch und kann nicht topikalisiert werden, ohne potentiell als Adverbial zu fungieren 1416 . Die genannten Komplexe zu den Verben heißen und schimpfen (KV 5 heißen; LA3 schimpfen (keine KV)) könnten aus diesen Gründen im Rahmen eines generativ-transformationellen grammatiktheoretischen Ansatzes auf ihren Charakter als potentielle Small-Clauses hin geprüft werden, was jedoch in der vorliegenden Studie nicht vorgenommen wird, da dies eine eigene Studie unter grundsätzlich veränderten theoretischen Rahmenbedingungen in einer anderen Grammatiktheorie erfordern würde. Es sei an dieser Stelle lediglich darauf hingewiesen, dass für diese beiden obig genannten Komplexe (KV 5 heißen; LA3 schimpfen (keine KV)) gemäß der Beleganalyse (s. 10) der vorliegenden Untersuchung eine Interpretation als traditionelles Objektsprädikativ (auch: Objektsprädikat) 1415 B AUSEWEIN (1990: 206) 1416 Zu einer Erläuterung des Topikalisierungstests (TOP) sowie des Telizitätstests (TEL), s. 7.4.2; 7.4.2.1; 7.4.2.2. 278 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="279"?> naheliegt und dass aus syntaktischen Gründen eine gemeinsame Erfassung des traditionellen Objektsprädikativs und seiner Bezugsphrase indiziert ist, da die Entität in syntaktischer Position des traditionellen Objektsprädikativs in diesen Fällen adjazent an seine Bezugsphrase gebunden ist und keinen eigenen Satzgliedstatus besitzt, was sich eventuell günstig auf eine Interpretation als Small-Clause auswirkt. 1417 Bauseweins differenzierte Analyse der Komplexe mit einem angenommenen logischen Objektsprädikat wird in der vorliegenden Untersuchung durch eine kritische Reflexion über die Schnittstelle zwischen Syntax und Semantik sowie einer Revision der traditionellen Urteilslehre und damit der assertorischen Auffassung logisch-semantischer Strukturen ergänzt als auch einer valenztheoretischen sowie dependenzgrammatischen Betrachtung unterzogen. Die Motivation für einen valenztheoretischen Ansatz statt eines generativen Ansatzes ist die Akzeptanz mehrstelliger Prädikate, welche als Erweiterung monadischer Prädikate begriffen werden, die ebenfalls akzeptiert sind, sowie die Feststellung, dass insbesondere für zahlreiche verschiedene Realisierungen in syntaktischer Position des traditionellen Objektsprädikativs nicht gewiss ist, ob es sich um eine obligatorische, fakultative oder freie Einheit handelt. 1418 Aus Perspektive der vorliegenden Studie ist dies anhand morphosyntaktischer und logisch-semantischer Relationen im Satz zu klären, die von der Kopula, dem kopulaähnlichen Verb oder dem Objektsprädikativverb initiiert sind. Eine übersichtlich gegliederte Darstellung sämtlicher Prädikative und eine Einteilung derselbigen in Subjektsprädikative, Objektsprädikative, Depiktive und Resultative sowie eine Erläuterung zur Auffassung von Prädikativen als sogenannte freie Prädikative bietet Dolinskas Zur Klassifizierung der Prädikative 1419 . In der vorliegenden Studie müssen traditionelle Prädikative, welchen die Termini Subjekts- oder Objektsprädikativ beigelegt werden, obligatorische Ergänzungen sein. Unter Vorbehalt können diese Termini auch für die von einer fakultativ angeschlossenen Nominalphrase als Bezugsphrase obligatorisch geforderten Entitäten verwandt werden. 1420 Eine Reflexion über die traditionelle Urteilslehre ist aufgrund der Theorie Freges sowie der obig dargelegten Unstimmigkeit der traditionellen Urteilslehre mit dem Leibniz- Gesetz und der Definition einer mathematischen Funktion (s. 5.6.4) angebracht sowie durch die Tatsache motiviert, dass selbst syntaktisch und semantisch restrukturierende Grammatiktheorien, wie z. B. Erbens Ansatz, über die logische Prädikation zum Teil nicht ausreichend reflektieren 1421 (s. 4.1.2; 4.1.3). 1417 Für eine detaillierte Analyse zu den Verben heißen und schimpfen, s. 10. 1418 Vgl. z. B. H ELBIG (2004 [1984]a: 736); vgl. H ELBIG (2004 [1974]) 1419 D OLINSKA (2012); vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 799 - 806) 1420 S. 10, z. B. LA3 schimpfen u. SBP1 schimpfen. 1421 Vgl. E RBEN (1978); vgl. E RBEN (1980: 58) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 279 <?page no="280"?> Resümierend ist festzuhalten, dass in der vorliegenden Untersuchung die Zusammenstellung der Sekundärdaten in der Beleganalyse des empirischen Teils (s. 10) einen Überblick über einen Teil der Terme in syntaktischer Position des traditionellen Subjekts- und Objektsprädikativs gibt. Eine umfassende Sammlung aller in Grammatiken als auch in der Fachliteratur erwähnten Prädikative wird in der vorliegenden Studie nicht gesondert vorgestellt, sondern auf Dolinska 1422 verwiesen. Dieses Vorgehen ist dadurch gerechtfertigt, dass die vorliegende Studie primär die Kopulae und kopulaähnlichen Verben sowie deren inhaltliche Dimension als Untersuchungsgegenstand hat. 5.8.2 Das Verb als mehrstelliges Prädikat im deutschen Aussagesatz Ansätze, die einer Koppelung von grammatischem Subjekt und traditionellem Prädikativ entgegenwirken und das Verb als ein- oder mehrstelliges Prädikat sowie als Zentrum der Satzorganisation erfassen, sind bereits bei P āṇ ini 1423 und Meiner 1424 nachzuvollziehen. Der Aufbau P āṇ inis Grammatik erfordert ein ausführliches Studium zum Verständnis des Inhalts, weswegen derselbige an dieser Stelle aus Zeit- und Platzgründen nicht in angemessener Form vorgestellt werden kann. Unmittelbar auffällig ist jedoch, dass P āṇ ini seine Sûtras mit Ausführungen zu den V ŗ ddhi und Gu ṇ a mit dem Verbalstamm beginnt. In der Anmerkung Böhtlingks ist hierzu notiert: „ Pâ ṇ ini erklärt absichtlich [als V ŗ ddhi aufgeführt] vor गुण [als Gu ṇ a aufgeführt] und setzt es als Prädicat gegen seine Gewohnheit an den Anfang des Sûtra, um sein Werk mit einem Glück verheißenden Worte zu beginnen. “ 1425 Meiners Motivation für prädikatzentristische Annahmen bildet die Auffassung, dass Gedanken in Sätzen abgebildet werden: „ Soll nun die Rede unserm Denken, wie ein Bild seine Orginale entsprechen; so muß nothwendig unter den Sprachen eine eben so große Aehnlichkeit herrschen, als unter mancherley Bildern eines einzigen Orginals, wenn solche anders alle wohl getroffen sind. “ 1426 Meiner inkludiert die Kopula in Übereinstimmung mit der Logik von Port-Royal in jedem Verb und führt aus: „ A. Verba, die etwas unselbständiges bezeichnen, und zugleich die Copulam propositionis mit in sich schließen. Daher sie zu weiter nichts, als nur alleine zu Prädikaten gebraucht werden können. “ 1427 Allerdings nimmt Meiner das Verb als Begriff wahr, welcher aufgrund seines begrifflichen Gehalts eine gegen- 1422 D OLINSKA (2012) 1423 B ÖHTLINGK (Hrsg. 1887) 1424 M EINER (1781) 1425 B ÖHTLINGK (Hrsg. 1887: 2) 1426 M EINER (1781: 79) 1427 M EINER (1781: 80) 280 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="281"?> ständliche Sättigung erfordert und spricht „ Von den nothwendigen Bestimmungen, die das Prädikat vermöge des inneren Gehalts seines Begriffes zu seiner Erklärung erfordert. “ 1428 Die Prädikate können nach Meiner ein-, zwei- oder dreistellig sein, so dass er einseitig, zweiseitig und dreiseitig unselbständige Prädikate nennt. 1429 Meiner konkludiert: „ Das Prädikat ist der vornehmste Theil des Satzes; denn aus ihm entwickelt sich der ganze Satz. Es gleichet einer vollen Frühlingsknospe. “ 1430 Ob dieser Meinerschen Erklärungen, welche mit den mehrstelligen Prädikaten der modernen Logik korrespondieren, erwirkt die Theorie der Kopula sowie der traditionellen Urteilslehre entgegengesetzte Entwicklungen in der deutschen Sprachwissenschaft. Das Heranziehen neuerer linguistischer Forschung eröffnet aber einen veränderten Blickwinkel auf die Rolle des Verbs im Satz. So haben Tesnière und Erben etwa zeitgleich statt der traditionellen horizontalen Perspektive auf den Satz, wie sie in der linearen Abfolge der Zeichen für Subjekt, Kopula und Prädikat gegeben ist, eine Perspektive auf den zeichenhaften Ausdruck in eher vertikaler Richtung, die zunächst inhaltlich motiviert und orientiert ist 1431 , eröffnet. 1432 Durch eine Einbeziehung des Inhalts eines zeichenhaften Ausdrucks gemäß eines semiotischen Dreiecks (Abb. 2) (s. 5.6.1; vgl. 5.6.2), der als Sinn nach Frege interpretiert werden kann, ergibt sich außerdem anschaulich nicht nur die traditionelle Bedeutungskonstitution in linearer, horizontaler Richtung des zeichenhaften Ausdrucks, sondern nun auch die Apperzeption einer dritten, vertikalen Dimension. Zu einer jedoch unter Umständen fehlleitenden Konklusion kommt Welke, wenn er zusammenfasst: „ Es ist aber nicht die Sprache an sich, die diese Dichotomie [Subjekt - Prädikat] suggeriert, sondern eine bestimmte Auffassung von Sprache, und die ist entscheidend durch die aristotelische Logik geprägt. “ 1433 In Anbetracht einer unvoreingenommenen Betrachtung der Struktur von deutschen Aussagesätzen, soll diese sich nach Welke vom „ Prokrustesbett der traditionellen aristotelischen Logik “ 1434 befreien. An dieser Stelle ist zu beachten, dass Welke auf Aristoteles und damit auf die Einstelligkeit der Prädikate in der traditionellen Logik verweist, jedoch nicht kritisierend auf die Theorie der Abaelardschen Kopula, die Rezeption der Syllogistik Aristoteles ’ durch die jansenistisch und cartesianisch geprägte Logik von Port-Royal sowie die Ambiguitätsthese nach Russell referiert. Die 1428 M EINER (1781: 127) 1429 M EINER (1781: 132, 143) 1430 M EINER (1781: 127) 1431 Vgl. E ROMS (2003: 164) 1432 E ROMS (2003: 162) 1433 W ELKE (2011: 69) 1434 W ELKE (2011: 67); vgl. K LAUS (1958) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 281 <?page no="282"?> traditionelle Urteilslehre geht, wie obig dargelegt, insbesondere auf Abaelards Rezeption der Syllogistik Aristoteles ’ zurück, während eine Interpretation der aristotelischen Schriften in Verbindung mit der assertorischen Kopula oder einer das logische Prädikat vergegenständlichenden Synthese von Subjekt und Prädikat im Aussagesatz als eine anachronistische Sichtweise auszuweisen ist (s. 5.3; 5.4). Welke bemerkt daraufhin an, dass sich die moderne Logik selbst von der „ traditionellen aristotelischen Logik befreit “ 1435 hätte. Auch diese Bemerkung Welkes reflektiert nicht hinreichend, denn die moderne Logik Russells, welche Welke diesbezüglich erwähnt 1436 hat sich nicht von der traditionellen Urteilslehre Abaelards oder der Logik von Port-Royal gelöst und eine extensionale Interpretation des Terms in syntaktischer Subjektsposition sowie des Terms in syntaktischer Prädikativposition als Namen von Klassen oder Einzelgegenständen stützt Aspekte derselbigen zudem (s. 5.5.2). In seiner Einführung in die Satzanalyse 1437 vertritt Welke die Ambiguitätsthese nach Russell 1438 und einen mustergültigen Binarismus bzw. Tertiärismus nach der Logik Port-Royal, indem er Sätze mit Kopula-Objektsprädikativ-Komplexen in zwei einstellige Prädikate zersetzt und eine verdeckte assertorische Kopula zwischen dem grammatischen Objekt als logischem Subjekt und dem grammatischen Objektsprädikativ als logischem Prädikat lokalisiert. Dabei steht die Abkürzung <kop> nach Welke für den Befehl kopiere 1439 , doch das einstellige logische Prädikat des Objektsprädikativs nach Welke suggeriert eindeutig eine ist-Prädikation über das von ihm als logisches Subjekt eines einstelligen Prädikats instrumentalisierte grammatische Objekt, da Welke eine Synthese zwischen logischem Subjekt und logischem Prädikat mit der Kopula sein erwirkt sieht. So ist der Beispielsatz Anton nennt Emil faul nach Welke für den Empfänger mit der Äußerung Emil ist faul assoziierbar und das Exempel Anton sagt, dass Emil faul ist, demonstriert nach Welke gegenüber dem erstgenannten Beispiel „ eine weniger kondensierte Satzstruktur[en] [sic] [ … ], in der der Zusammenhang zwischen Emil und faul deutlicher kodiert ist. “ 1440 Die von Welke tangierte Dreistelligkeit des Prädikats im finiten Verb 1441 wird durch diese Betrachtungsweise Welkes restlos aufgehoben, für nichtig erklärt und durch ein traditionelles monadisches Prädikat ersetzt. 1442 Welke erweitert sogar die im All- 1435 W ELKE (2011: 67) 1436 W ELKE (2011: 67) 1437 W ELKE (2007) 1438 W ELKE (2007: 170) 1439 W ELKE (2007: 173) 1440 W ELKE (2007: 173) 1441 W ELKE (2007: 173 f.) 1442 W ELKE (2007: 162 - 193) 282 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="283"?> gemeinen gefasste Gruppe der grammatischen Prädikative (s. 4; 5.8.1) und transferiert damit das Erklärungsmodell des monadischen Prädikats im Rahmen der traditionellen Urteilslehre in anderweitige Satzstrukturen, indem er schließlich konstatiert: „ Infinitive in AcI-Konstruktionen und Adjektive und Substantive in AcI-ähnlichen Konstruktionen fassen wir ebenfalls als Objektsprädikativa auf. “ 1443 Die Aussagen Welkes korrigierend kann aus Perspektive der vorliegenden Studie angemerkt werden, dass die moderne Logik nach Frege mitsamt der Lehre über die Stufen der Prädikate, Begriffe, Beziehungen und Funktionen, welche eine Typentheorie motiviert, keine Verwerfung der Syllogisik Aristoteles ’ darstellt, sondern eine Weiterentwicklung und Erweiterung derselbigen anhand der Miteinbeziehung mehrstelliger Prädikate und höherstufiger Prädikate (auch: Begriffe; Beziehungen; Funktionen), wobei der intensionale Charakter des logischen Prädikats, welcher eine Stufenhierarchie der Gegenstände sowie Prädikate erzeugt, aus Aristoteles ’ Syllogistik abzuleiten ist (s. 5.7.1). 1444 Obig wurde gezeigt, dass die Intensionsauffassung der Logik von Port-Royal hierzu nichts beiträgt, da die Abaelardsche Kopula, deren Theorie in der Logik von Port-Royal als psychologistischer Assertionsmoment vertreten wird, das Intensionsverständnis unbrauchbar macht und das logische Prädikat vergegenständlicht (s. 5.4). Eine sogenannte Befreiung 1445 von der Syllogistik Aristoteles ’ wäre demnach unproduktiv. Ein Ansatz, Sprachzeichen als mehrstellige Funktionen bzw. als Beziehungen oder höherstufige Begriffe im Fregeschen Sinn zu interpretieren, findet sich in der deutschen Grammatikschreibung zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Da sich die Grammatikforschung bemühte, die syntaktischen Kategorien neu und aus den Eigenschaften der deutschen Sprache herzuleiten, repräsentiert die Lehre von den Valenzen des Verbs nach Eroms wissenschaftsgeschichtlich eine spezifische Aufnahme strukturalistischer Ansätze. 1446 Dies legt Eroms in seinem Aufsatz Die Wegbereiter der deutschen Valenzgrammatik dar und soll an dieser Stelle zusammengefasst wiedergegeben werden, da die vorliegende Studie nicht die grundsätzlichen strukturellen Annahmen der Valenztheorie in der Grammatik zum primären Untersuchungsgegenstand hat, sondern die Konnexionsstrukturen sowie insbesondere die Inhalte und die Rollen der Kopulae, der kopulaähnlichen Verben sowie der Objektsprädikativverben. Die Einbeziehung mehrstel- 1443 W ELKE (2007: 193) 1444 Zu Freges Überlegungen hinsichtlich Subjekt, Prädikat und Objekt im Satz, s. F REGE (2007 [1879]: 3 f., 18). 1445 W ELKE (2011: 67 f.) 1446 E ROMS (2003: 159) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 283 <?page no="284"?> liger Prädikate und die Übernahme der Termini Wertigkeit 1447 oder Valenz in die Linguistik vollzog und vollzieht sich langsam. Selbsterklärend stellt es eine Herausforderung dar, die sich durch jene neuen Theorien eröffnenden Möglichkeiten mittels einer von der gelehrten dichotomischen Satzstruktur vorgeprägten Denkweise zu erschließen. Deshalb erwähnt Eroms einige Grammatiken, die nach Eroms Begründung trotz Konsideration neuer Ansätze am tradierten Strukturschema eines binär oder tertiär gegliederten natürlichsprachlichen Aussagesatzes verhaftet bleiben, so die Die innere Form des Deutschen 1448 von Glinz 1449 , Porzigs Abhandlung Wesenhafte Bedeutungsbeziehungen 1450 , Admonis Der deutsche Satzbau 1451 , Brinkmanns Die deutsche Sprache. Gestalt und Leistung 1452 sowie Grebes Neuausgabe der Dudengrammatik 1453 . Erben jedoch erkennt konsequent mittels einer vertikalen Perspektive auf den deutschen Aussagesatz das Verb als „ kategorial wichtigste Wortklasse “ 1454 , als Satzkern und als Träger der Satzaussage. Erben unterscheidet hier den verbalen Aussagekern V und sogenannte Ergänzungsbestimmungen E. 1455 Das Subjekt wird graphisch in Erbens Modell links unterhalb des Verbs platziert, die anderen Ergänzungen sind rechts unterhalb des Verbs positioniert (s. u. Abb. 16). 1456, 1457 So erläutert Erben entsprechend seiner eher vertikalen, den Inhalt des Verbs miteinbeziehenden Perspektive auf den deutschen Aussagesatz: „ Das, was man als Satzglieder anspricht, sind im Grunde ‚ besetzte Rollen ‘ oder ‚ (Plan-)Stellen ‘ unserer Satzbaupläne “ 1458 . Erben erklärt, dass er den Fachausdruck der Chemie Wertigkeit bei der Ausarbeitung des entsprechenden Artikels für das Grimmsche Wörterbuch entdeckt habe, wobei ihm dieser „ als Hilfsbegriff auch für die Syntax brauchbar “ 1459 erschien. 1460 Eine Auffassung des Verbs als Begriff nach Frege ist jedoch unmittelbar naheliegend, wobei die potentiell mehreren (Plan-) 1447 Dem Terminus Wertigkeit wäre der Terminus Stelligkeit vorzuziehen, da dieser die (Leer-) Stellen/ Argumentstellen eines Begriffs (auch: Funktion; Prädikat) anspricht, während der Terminus Wertigkeit fehlerhaft mit der Wertemenge, dem Wertverlauf bzw. der Bedeutung eines Begriffs (auch: Funktion; Prädikat) assoziiert werden kann. 1448 G LINZ (1973) 1449 E ROMS (2003: 162) 1450 P ORZIG (1934); s. insbes. P ORZIG (1934: 70, 72, 74, 76); E ROMS (2003: 160) 1451 A DMONI (1966); s. insbes. A DMONI (1966: 82); E ROMS (2003: 160 f.) 1452 B RINKMANN (1962); s. insbes. B RINKMANN (1962: 223 ff., 511); E ROMS (2003: 160 - 163) 1453 G REBE (Hrsg. 1959); s. insbes. G REBE (Hrsg. 1959: 81, 434, 466 - 469); E ROMS (2003: 163) 1454 E RBEN (1995: 68) 1455 E RBEN (1980: 246, 260) 1456 E RBEN (1980: 261 ff.) 1457 E ROMS (2003: 161) 1458 E RBEN (1958: 188) 1459 E RBEN (1995: 67) 1460 E ROMS (2003: 161 f.) 284 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="285"?> Stellen nach Erben als Argumentstellen einer ungesättigten Funktion (auch: Begriff; Beziehung; Prädikat) dienen. 1461 Erben geht nicht auf den Unterschied zwischen extensionaler und intensionaler Logik ein, so merkt er kritisch an: „ Offensichtlich kann der grammatische Begriff der syntaktischen Valenz nicht einfach mit dem scheinbar völlig entsprechenden Begriff der ‚ Stelligkeit ‘ in der ‚ Prädikaten-Logik ‘ gleichgesetzt werden, wenngleich ‚ im Begriff der Valenz, der Wertigkeit, der Stelligkeit, Prädikatenlogik und immanente Sprachbeschreibung immer direkter aufeinanderstoßen ‘ . Schon deshalb wäre es für den Grammatiker ratsam, bis zur genauen Klärung der logisch-grammatischen Entsprechungsverhältnisse nicht von der Wertigkeit des ‚ Prädikats ‘ , sondern unmißverständlicher von der Valenz des Verbs zu sprechen “ 1462 . Das Warten auf eine Klärung erfordert jedoch eine Assoziation der beiden Termini Valenz und Stelligkeit miteinander, um eine Weiterentwicklung oder eine Klärung der logisch-grammatischen Entsprechungsverhältnisse, wie Erben es formuliert, zu erwirken, und es kann nicht von einer Offensichtlichkeit gesprochen werden, solange die genauen Sachverhalte und Entsprechungsverhältnisse nicht erprobt, untersucht und erforscht wurden. Die Stelligkeitsbestimmung des verbalen Zeichenträgers führt mit der Anerkennung seines Wesens als Begriff oder Beziehung zum semiotischen Zeichenmodell, zur Sinnkonstitution in der Logik Freges und zu einer stufigen Strukturierung des Satzes, wie das folgende Schema Erbens 1463 veranschaulicht (Abb. 16). Abb. 16: Allgemeines Strukturbild nach Erben 1464 In Übereinstimmung mit vorangehender Graphik (Abb. 16) legt Erben des Weiteren bezüglich des Verbs dar: „ Von seiner syntaktischen Wertigkeit ( ‚ Fügungspotenz ‘ ) - man kann sie geradezu mit der Valenz eines Atoms vergleichen - hängt es wesentlich ab, welche und wie viele Ergänzungsbestimmungen im Vor- und Nachfeld des Verbs auftreten und das Satzschema ausgestalten. Die ‚ inhärente ‘ Syntax des Verbs, seine Fähigkeit zu spezifischer 1461 E RBEN (1980: 255) 1462 E RBEN (1980: 255) 1463 Vgl. E RBEN (1961: 188) 1464 E RBEN (1980: 261 ff.) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 285 <?page no="286"?> Gruppenbildung, erweist sich als eine wesentliche Hilfe beim Aufbauen deutscher Sätze. “ 1465 Dieser Beobachtung Erbens ist hinzuzufügen, dass Erben mit der inhärenten Syntax des Verbs durchaus einen ähnlichen Sachverhalt beschreibt, wie er der Komposition der Sinnstruktur nach Frege eigen ist. Auffällig ist des Weiteren, dass Erben die Struktur des Satzes vor allem als grammatisches Grundgerüst, als durch die syntaktische Wertigkeit bzw. die syntaktische Valenz gegeben sieht und vorerst nicht der Semantik oder einer Bedeutung in der außersprachlichen Wirklichkeit eine entscheidende Rolle zuschreibt. Erst darauffolgend zieht Erben semantische Selektionsregeln 1466 hinzu. Nach diesen Kriterien ist nach Eroms bei Erben somit das Verb in seiner „‚ vertikalen ‘ Organisationsrichtung “ 1467 gefasst. Erben spricht auch von einer sogenannten Ausgestaltung des deutschen Satzes. Diese Deskription mit der Bezeichnung Gestalt soll an dieser Stelle nicht übernommen werden. Obwohl Erben nicht auf Ehrenfels referiert und das Wort Gestalt bzw. Ausgestaltung wahrscheinlich im gewöhnlichen Wortgebrauch verwendet, soll dieses Wort als Fachterminus hier vermieden werden, da der Begriff Gestalt nach Ehrenfels von der These der Übersummativität nach Aristoteles strikt getrennt werden muss. Aristoteles erläutert die Annahme einer Übersummativität folgendermaßen: „ Das was aus Bestandteilen so zusammengesetzt ist, dass es ein einheitliches Ganzes bildet, nicht nach Art eines Haufens, sondern wie eine Silbe, das ist offenbar mehr als bloß die Summe seiner Bestandteile. Eine Silbe ist nicht die Summe ihrer Laute; ba ist nicht dasselbe wie b plus a, und Fleisch ist nicht dasselbe wie Feuer plus Erde. Denn zerlegt man sie, so ist das eine, das Fleisch und die Silbe, nicht mehr vorhanden, aber wohl das andere, die Laute, oder Feuer und Erde. Die Silbe ist also etwas für sich; sie ist nicht bloß ihre Laute, Vokal plus Konsonant, sondern noch etwas Weiteres, und das Fleisch ist nicht bloß Feuer und Erde oder das Warme und das Kalte, sondern noch etwas Weiteres. “ 1468 Die Übersummativität nach Aristoteles sagt aus, dass das Ganze mehr als die Summe seiner Teile sei, nicht dass das Ganze etwas Verschiedenes als die Summe seiner Teile sei. Nach Ehrenfels jedoch entsteht eine Verschiedenheit oder Neuheit dadurch, dass sich die Gestalt des Ganzen nicht aus der Übersummativität ihrer Teile, sondern auch durch das Eindringen sämtlicher „ Gestaltqualitäten “ 1469 ergibt. Ehrenfels spricht von der „ Belauschung der 1465 E RBEN (1980: 246) 1466 E RBEN (1980: 246) 1467 E ROMS (2003: 162) 1468 A RISTOTELES (2016 [vmtl. 384 v. Chr. - 322 v. Chr.]: 136, Abschnitt 128) 1469 E HRENFELS (1890: 256) 286 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="287"?> Phänomene der inneren Wahrnehmung “ 1470 und elaboriert anschließend über das Wesen der sogenannten Gestaltqualitäten. 1471 Diese Gestaltqualitäten nach Ehrenfels bilden „ einen von der Grundlage abhängigen und doch von ihr zu unterscheidenden Vorstellungsinhalt “ 1472 , so dass „ mit allen Combinationen psychischer Elemente Neues geschaffen wird “ 1473 , das keine „ Verschiebungen ewig wiederkehrender Bestandtheile “ 1474 darstellt. Nach Ehrenfels gilt: „ Niemals wiederholen sich psychische Combinationen mit vollkommener Genauigkeit. [ … ] jeder Zeitpunkt einer jeden der unzähligen Bewusstseinseinheiten besitzt daher seine eigenthümliche Qualität, seine Individualität “ 1475 . Metzger betont hinsichtlich der Theorie Ehrenfels ’ : „ Es ist daher auch nicht zutreffend, wenn man sagt, das Ganze sei mehr als die Summe seiner Teile. Vielmehr muß es heißen: Das Ganze ist etwas anderes als die Summe seiner Teile. Es kommen nicht etwa nur zu den - unveränderten - Teilen Gestaltqualitäten hinzu, sondern alles, was zu einem Teil eines Ganzen wird, nimmt selbst neue Eigenschaften an. “ 1476 So muss beachtet werden, dass die angestrebte Exaktheit in Freges Kompositionsprinzip, die diesem zugrunde gelegte Schärfe der Begriffe und die präzise Kombination der Eigenschaften eines Arguments mit den Merkmalen eines Begriffs in einem gesättigten Sinn sowie die Fregesche Annahme, dass mehrere Träger gemeinsam denselbigen Gedanken erfassen können als auch die Verstehbarkeit der Gesetzmäßigkeiten des Zusammengesetzten im Logos 1477 (s. 5.1; 5.6.2; 5.6.6; 5.7.1) mit der These der Übersummativität nach Aristoteles und mit dem Verständnis einer mathematischen Funktion einhergehen können, jedoch nicht mit dem Begriff Gestalt, wie Ehrenfels ihn definiert. Die Sinnebene nach Frege dient dem Nachvollzug einer intersubjektiv einsehbaren Zerlegung bzw. Komposition des formal- oder natürlichsprachlichen zeichenhaften Ausdrucks, um entsprechend den Regeln der Wohlgeformtheit oder Grammatizität die bezeichnete oder behauptete Bedeutung möglichst genau zu ermitteln, während es sich beim Ehrenfelsschen Theoriemodell um eine a priori zur Voraussetzung erhobene Unschärfe, einzigartige Qualität und Individualität der Gestalt handelt. Die Komposition eines Aussagesatzes als Realisierung von 1470 E HRENFELS (1890: 253) 1471 E HRENFELS (1890: 262 ff.) 1472 E HRENFELS (1890: 266) 1473 E HRENFELS (1890: 292) 1474 E HRENFELS (1890: 292) 1475 E HRENFELS (1890: 292) 1476 M ETZGER (1975: 6) 1477 D IELS / K RANZ (Hrsg. 1934 - 1935: 151, 22 B 2, Sextus Empiricus, adv. math. VII, 132 - 133, 161, 22 B 45, Diog. Laert. IX, 7, 22 B 50, Hippolytos, haer. IX, 9, 1) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 287 <?page no="288"?> Valenzen eines zentralen, verbalen Valenzträgers muss nun genauer betrachtet werden, was im Folgenden geschieht. 5.8.3 Die syntaktische Schichtung und der Assertionsmoment zwischen Valenzträger und Valenzen Helbig wendet die Theorie der Valenz von Verben im Unterricht von Sprachenlernern an, welche dadurch erlernen könnten, Fehler wie z. B. die ungrammatischen Sätze *ich besuche oder *ich gebe zu vermeiden. 1478 Den Valenzbegriff unterscheidet Helbig für die praktische Beschreibung in drei Stufen 1479 : 1. Erstens, die quantitative Anzahl der valenziellen Leerstellen; 2. zweitens, die Qualität derselbigen als syntaktische Umgebung der Verben in streng formalen Begriffen; 3. drittens, eine semantische Fixierung der valenziellen Leerstellen, d. h. die Spezifizierung dieser „ syntaktischen Umgebungen durch die Angabe des zugelassenen semantischen Gehalts. Solche Regeln werden - im Unterschied zu den strengen Subkategorisierungsregeln - heute meist als ‚ Selektionsregeln ‘ bezeichnet. “ 1480 Eroms formuliert die Entwicklung des Valenzbegriffs mit Helbig folgendermaßen: „ Er tauche zuerst dem Sinne, dann dem Begriffe und schließlich dem Terminus nach auf. “ 1481 Diese Deskription korrespondiert in Teilen mit Freges Auffassung, die darlegt, dass vom sprachlichen Zeichen, zum Sinn, zum scharfen Begriff, zum gesättigten Begriff bzw. zum vollständigen Sinn, zum Gedanken, zur Bezeichnung der Bedeutung und schließlich zum Urteil als Behauptung der Bedeutung fortzuschreiten sei (s. 5.6.1; 5.6.3; 5.6.6). Helbig verweist auf Heyse 1482 , Schulz/ Griesbach 1483 und Schmidt 1484, 1485 In dem Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben wird auch der für die Schulgrammatik entwickelte Ansatz Flämigs erwähnt 1486 , der das Verb als strukturell-grammatisches Zentrum des Satzes erkennt und verschiedene 1478 H ELBIG (1965: 10); vgl. H ELBIG (1971a: 31) 1479 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 50 ff.) 1480 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 52); vgl. C HOMSKY (1965: 85 f., 95 f., 113); vgl. C HOMSKY (1964: 27 f., 38 f., 55), zit. nach H ELBIG / S CHENKEL (1980: 52) 1481 E ROMS (2003: 163) 1482 H EYSE (1972 [1838 u. 1849]) 1483 S CHULZ / G RIESBACH (1978) 1484 S CHMIDT (1963) 1485 Vgl. E ROMS (2003: 163) 1486 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 20); vgl. E ROMS (2003: 164) 288 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="289"?> Strukturtypen des deutschen Satzes mit Hilfe der von den jeweiligen Verben eröffneten Leerstellen begründet. 1487 Hervorzuheben ist bei Helbig, „ daß das finite Verb als strukturelles Zentrum des Satzes begriffen wird. Das ist keineswegs selbstverständlich, sondern steht im Gegensatz zur traditionellen Satzanalyse “ 1488 . Außerdem erklärt Helbig, dass die Zweigliedrigkeit der Satzstruktur, wie sie von der traditionellen Grammatik, aber auch von der modernen Phrasenstruktur- und Transformationsgrammatik amerikanischer Prägung 1489 angenommen werde, aufzugeben ist, was Helbig mit Hinweis auf die „ moderne[n] Relationslogik, die nicht nur zweigliedrige, sondern auch mehrgliedrige Urteile annimmt “ 1490 , rechtfertigt. 1491 Helbig erläutert also vorerst, man müsse „ seinen Ausgang vom finiten Verb als Festpunkt des Satzes nehmen “ 1492 und der Satz sei vom Verb ausgehend zu begreifen, wie Eroms ebenfalls erwähnt. 1493 Die Leerstellen oder Argumente des Verbs sind nach Helbig semantisch gleichrangig, lediglich dem Subjekt kann aufgrund der Kongruenz mit dem finiten Verb eine strukturelle Sonderstellung zufallen. 1494 Des Weiteren beschäftigt sich Helbig mit der Frage, wie weit oder eng die Gruppe der unmittelbar zur Sättigung des Verbs zu besetzenden Leerstellen zu fassen ist. Aus den Ausführungen zum syntaktischen Minimum von Renicke 1495 , zu einer Abstrichmethode von Weisgerber 1496 und von Grebe 1497 sowie zu einer Weglassprobe von Glinz 1498 , gehen strukturalistische Konzeptionen hervor. 1499 Helbig untersucht die obig genannten verschiedenen Typen eines Eliminierungstests und entscheidet sich für die Glinzsche Weglassprobe 1500 , welche durch das Feststellen der Ungrammatizität des Restausdrucks nach der Anwendung der Weglassprobe syntaktische Obligatorik von sprachlichen Elementen indiziert. Helbig erwähnt, dass die Glinzsche Weglassprobe zu „ genaueren und exakter meßbaren Ergebnissen “ 1501 führt. Die Bezeichnung der 1487 F LÄMIG (1966: 340 ff.) 1488 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 24) 1489 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 30) 1490 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 30) 1491 Vgl. E ROMS (2003: 164) 1492 H ELBIG (1965: 14) 1493 E ROMS (2003: 163) 1494 E ROMS (2003: 163) 1495 R ENICKE (1961) 1496 W EISGERBER (1971) 1497 G REBE (Hrsg. 1959) 1498 G LINZ (1973: 93) 1499 E ROMS (2003: 163) 1500 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 33); vgl. H ELBIG (1971a: 34 f.) 1501 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 33) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 289 <?page no="290"?> Glinzschen Weglassprobe als Eliminierungstransformation 1502 wird hier nicht übernommen, statt dessen soll die Glinzsche Probe mit den Termini Weglassprobe oder Eliminierungstest 1503 benannt werden, da es sich bei der Eliminierung von Elementen in einer Zeichenkette nicht notwendig um eine Transformation (s. 5.8.2; 6.4.3.2; 6.5), sondern lediglich um eine Reduktion handelt. Glinz betont außerdem eine Auffassung von Sprache als schichthaftes System: „ Diese Schichthaftigkeit und stets nur erstrebte, nie ganz erreichte Systemnatur - übrigens auch ein weiterer Beleg für das ‚ Willkürlichsein der Zeichen ‘ - läßt uns erst die wirklichen Sprachen richtig verstehen. “ 1504 Dieser Eliminierungstest führt Helbig zu der Fragestellung der Weglassbarkeit oder Nichtweglassbarkeit von Satzelementen 1505 , welche ihn Sätze mit unterschiedlicher Anzahl nicht weglassbarer, besetzter Leerstellen (z. B. ich lege das Buch auf den Tisch; die Henne legt) vergleichen lässt. Die Observation einer scheinbaren Unstetigkeit in der von einem bestimmten Verb geforderten Sättigungen verleitet Helbig zu schlussfolgern, dass es sich hierbei um Varianten eines bestimmten Verbs (z. B. legen 1 ; legen 2 ) handeln muss. 1506 Helbig konzipiert für diese Fälle somit das Prinzip der Verbvarianten oder sogenannten Bedeutungsvarianten eines Verbs 1507 , das essentiell für die Weiterentwicklung der Valenztheorie und deren Anwendung im Zuge syntaktischer Analysen und in der Grammatikforschung ist. Verbvarianten und Belegpläne von Leerstellen können introspektiv anhand linguistischer sowie muttersprachlicher Fachkompetenz oder empirisch ermittelt und in Valenzwörterbüchern dokumentiert werden (s. 7.1). Nach Helbig sind somit auch manche valenzgebundenen Glieder eliminierbar und werden als fakultativ deklariert, was im jeweiligen Verb begründet liegt. Bei den notwendigen Ergänzungen wird also zudem zwischen obligatorischen und fakultativen differenziert 1508 , so dass die notwendigen Ergänzungen die verschiedenen Verbvarianten konstituieren: „ Wir sprechen von mehreren ‚ Varianten ‘ eines Verbs dann, wenn das gleiche Verb der Zahl oder der Art nach verschiedene Aktanten hat. “ 1509 Weiter erklärt Helbig: „ Manche Verben haben eine verschiedene Valenz und damit verbunden auch eine verschiedene Bedeutung; wir sprechen in solchen Fällen von mehreren Varianten eines Verbs (V1, V2, V3 … ): kochen 1 (2) (Die Mutter kocht [die Suppe]) und kochen 1 1502 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 33); vgl. E ROMS (2003: 164) 1503 H ELBIG (1971a: 35) 1504 G LINZ (1973: 21) 1505 Vgl. H ELBIG (1971a: 34 f.) 1506 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 32, 55); vgl. E ROMS (2003: 163) 1507 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 54 f.); H ELBIG (1971: 36) 1508 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 33) 1509 H ELBIG (1971a: 36) 290 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="291"?> (Die Suppe kocht). Davon zu unterscheiden sind Fälle, bei denen ein bestimmtes Glied in der Oberflächenstruktur eliminiert werden kann, das jedoch unabhängig vom Kontext eindeutig mitgedacht ist; in diesen Fällen ändert sich die Bedeutung nicht: ‚ Er gibt den Spielern die Karten ‘ ist semantisch äquivalent mit ‚ Er gibt die Karten ‘ und ‚ Er gibt ‘ . In den elliptischen Sätzen ist der Dativ (= den Spielern) und der Akkusativ (= die Karten) eindeutig; das Verb bleibt deshalb - trotz Ellipse - dreiwertig. Das unterscheidet das Verb ‚ geben ‘ etwa von ‚ legen ‘ (legen 3 [Er legt die Zeitung auf den Schrank] und legen 2 [Sie legt die Karten]); zu legen 2 gehört auch das elliptische ‚ Die Hühner legen ‘ (Sa = Eier). “ 1510 Helbig selbst versucht zudem verschiedene Ebenen der Valenz zu etablieren und teilt seine Ansicht folgendermaßen mit: So „ unterscheidet man beispielsweise zwischen syntaktischer, inhaltlicher und logischer Wertigkeit [ … ] - etwa vergleichbar mit der Koschmiederschen Trias von Bezeichnendem, Bezeichnetem und Gemeintem - oder zwischen Ausdrucksvalenz und Inhaltsvalenz [ … ]. Entscheidend ist die Tatsache, daß man diese Ebenen unterscheidet, keine Isomorphie zwischen ihnen annimmt und - falls man die Valenz auf der begrifflichen oder Tiefenstrukturebene ansetzt - die Notwendigkeit von zusätzlichen Überführungsregeln annimmt, mit deren Hilfe erst die konkrete syntaktische Realisation in den Einzelsprachen erklärbar gemacht werden kann. “ 1511 Dieses Zitat Helbigs zeigt an, dass seine Ansätze bis zu einem gewissen Grad durch die Arbeiten Chomskys, die Generative Grammatik und damit durch die Annahme einer semantischen Tiefenstruktur beeinflusst sind. 1512 Die konsiderierte Koschmiedersche Trias 1513 findet eine vage Entsprechung in der Fregeschen Differenzierung zwischen Zeichen, Sinn und Bedeutung. Festzuhalten ist, dass Helbig seine auf der Valenztheorie basierende Analyse der syntaktischen Satzstruktur folgendermaßen zusammenfasst: „ Zu einer solchen doppelten Scheidung (einmal zwischen Valenz und freien Angaben, zum anderen zwischen obligatorischer und fakultativer Valenz) sind wir genötigt, weil wir - im Gegensatz zu Tesnière und Brinkmann - nicht nur Subjekte und Objekte, sondern auch Prädikativa und Präpositionalphrasen in die Valenzbeziehungen einschließen, weil wir aber andererseits - im Unterschied zu Grebe und Erben - wirklich nur die im Stellenplan des Verbs verankerten Glieder als Valenz auffassen, da uns nur so eine strengere Modellierung möglich erscheint. Auf diese Weise gewinnen auch die Begriffe 1510 H ELBIG (1971a: 40); vgl. H ELBIG / S TEPANOWA (1978: 161 f.) 1511 H ELBIG (1971a: 43) 1512 Vgl. E ROMS (2003: 164) 1513 Vgl. K OSCHMIEDER (1945); vgl. K OSCHMIEDER (1952: 7) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 291 <?page no="292"?> ‚ obligatorisch ‘ und ‚ fakultativ ‘ einen fester umrissenen Sinn als sie ihn bisher hatten. “ 1514 Weiter erklärt Helbig: „ Da der Unterschied zwischen obligatorischer und fakultativer Valenz nicht in der Tiefenstruktur begründet liegt, kann auch das Kriterium für ihre Unterscheidung nicht aus der Tiefenstruktur gewonnen werden. Das Kriterium muß also eine Oberflächenprobe sein, bei der sich der Eliminierungstest als wichtigste Probe geradezu anbietet. Ein Glied ist ein obligatorischer Mitspieler, wenn es in der Oberflächenstruktur nicht eliminiert werden kann, ohne daß der Satz ungrammatisch wird; sonst ist es ein fakultativer Mitspieler oder eine freie Angabe. Der Eliminierungstest begründet also den Unterschied zwischen obligatorischer Valenz einerseits und fakultativer Valenz sowie freier Angabe andererseits. “ 1515 Obwohl Helbig nicht wie Frege zwischen Sinn und Bedeutung unterscheidet, und er Verbvarianten als Bedeutungsvarianten auffasst, ordnet er zuerst das Kriterium der Bedeutung, d. h. der Tiefenstruktur, den syntaktischen Kriterien nach. Diese Methode des Primats der Oberflächenkriterien pflichtet Freges Bedingung der Grammatizität bzw. Wohlgeformtheit in einer Komposition eines sinnhaften Ausdrucks, bevor eine Bedeutung bezeichnet werden kann, bei. 1516 Die Erfassung der von Verben eröffneten Leerstellen und weiterführende Informationen zu diesen, erfolgt im Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben 1517 von Helbig/ Schenkel (s. 7.1; 7.1.1). Der Satz wir wollen ihn besuchen hat nach Helbig das folgende vertikale Stemma (Abb. 17): Abb. 17: Stemma nach Helbig 1518 Helbig erreicht somit die Feststellung eines syntaktischen bzw. strukturellen Minimums des Aussagesatzes 1519 , das sich in den ersten Schritten des Analyseprozesses Helbigs Methodik, welche die semantischen Selektionsbeschränkungen noch nicht miteinbezieht, von Renickes syntaktischem Minimum unter- 1514 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 34) 1515 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 34); vgl. H ELBIG / S TEPANOWA (1978: 144 - 160) 1516 Zur Erklärung der Termini Oberflächen- und Tiefenstruktur, vgl. 6.5 1517 H ELBIG / S CHENKEL (1991) 1518 H ELBIG (1971a: 41); vgl. E ROMS (2003: 165) 1519 H ELBIG / S CHENKEL (1991: 33); H ELBIG (1971a: 35) 292 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="293"?> scheidet. Helbig stellt fest: „ Renicke trennt nicht genügend zwischen der semantischen Bedeutungssphäre und der syntaktischen Notwendigkeit. Da er den syntaktischen Beziehungen lexikalische Maßstäbe unterlegt, liegt sein ‚ syntaktisches Minimum ‘ abseits unseres Weges. “ 1520 Die syntaktische Schichtung 1521 des Satzes ergibt sich nun durch die Unterteilung in notwendige obligatorische und fakultative Ergänzungen sowie freie Angaben, welche mit dem Glinzschen Eliminierungstest, dessen Kriterium wiederum die Grammatizität des Restausdrucks ist, ermittelt werden. 1522 Im Hinblick auf Renicke lehnt Helbig ein semantisch-kommunikatives Satzminimum als für eine strukturelle Modellierung nicht weiterführend ab 1523 , doch es bleibt ein syntaktischer und ein semantischer Aspekt 1524 , nach welchem valenzielle Leerstellen zu besetzen sind. Denn schließlich gelangt Helbig mit der dritten Stufe (Stufe III) seines Valenzbegriffs zur Bedeutung, wobei die Semantik eine Rekursion auf die syntaktische Strukturumgebung des Verbs vornimmt und in diese, mit Verweis auf Chomskys Selektionsregeln, selegierend eingreift. 1525 Hierbei spezifizieren die syntaktischen Umgebungen die Mitspieler, und die semantischen Umgebungen scheinen sie nach Eroms in der Art und Weise konzeptuell spezifizieren zu wollen, wie dies zuerst bei Porzig 1526 vorgenommen wurde. 1527 Eroms konkludiert, dass bei Helbig somit der Satzbau vom jeweiligen Verb und damit von den individuellen syntaktischen, aber auch semantischen Eigenschaften der vom verbalen Valenzträger eröffneten Leerstellen geprägt ist, und eine Rückkoppelung zu prinzipiellen, lexikalischen Entscheidungen stattfindet, indem die Verbvarianten angesetzt werden. 1528 Mit dieser von Helbig eingeführten Rekursion oder Rückkoppelung der Semantik in die zu Beginn des Analyseprozesses ermittelte syntaktische Umgebung des Verbs sowie dessen syntaktische Schichtung, wird das Primat der Oberflächenkriterien bzw. der Beschreibung der syntaktischen Dimension der Valenz potentiell dekonstruiert. Eroms bemerkt, dass Helbig mit seinem dreischrittigen Ansatz in der Valenzbeschreibung sowie seinen Verbvarianten versucht, „ die Bildung von richtigen und nur richtigen Sätzen im Prinzip “ 1529 zu gewährleisten. 1530 Diese Richtigkeit 1520 H ELBIG / S CHENKEL (1991: 32) 1521 E ROMS (2003: 165) 1522 Vgl. H ELBIG (1971a: 36 - 41); vgl. H ELBIG / S CHENKEL (1980: 33 ff.) 1523 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 32) 1524 H ELBIG (1971a: 39 f.) 1525 H ELBIG (1971a: 39) 1526 P ORZIG (1934) 1527 E ROMS (2003: 165) 1528 E ROMS (2003: 165) 1529 E ROMS (2003: 165) 1530 E ROMS (2003: 165) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 293 <?page no="294"?> ist syntaktisch als auch semantisch zu verstehen. Die Vorgehensweise Helbigs führt schließlich zu erwähnter Rekursion und läuft Gefahr, methodisch eine Zirkularität zu erzeugen, indem die mit strukturalistischen Methoden auf Basis syntaktischer Kriterien ermittelten Bedeutungsvarianten rückwirkend nach Helbig semantische Selektionsbeschränkungen fixieren und damit wiederum die Ermittlung der syntaktischen Schichtung in eine Abhängigkeit von semantischen Kriterien versetzen, was eine Vermengung und Verunklarung der syntaktischen und semantischen Valenzebene erwirken kann. Eine derartige Zirkularität und eine dadurch erwirkte Aufhebung des Primats syntaktischer Kriterien in der Strukturanalyse, lässt sich auf zweierlei Art und Weise vermeiden: 1. Die Rückkoppelung mündet nicht in eine Zirkularität, wenn eine innersprachliche Bedeutung der Sprachzeichen, sprachimmanente Strukturen sowie eine konkrete inhaltliche Deskription der Konnotation von Sprachzeichen probat von einer außersprachlichen Bedeutung, der Denotation und pragmatisch-kommunikativen Aspekten geschieden wird. Die Semantik eines sprachlichen Ausdrucks ist somit in den Sinn (auch: Konnotation) und die Bedeutung (auch: Denotation) zu unterteilen. 2. Verschiedene syntaktische Belegpläne von Valenzträgern, d. h. Lesarten oder Satzbaupläne, in welche der zu untersuchende Valenzträger eingebettet ist, die ihrerseits rückwirkend auf die Feststellung der syntaktischen Schichtung Einfluss nehmen, sollten nicht nur anhand der Semantik als Bedeutungsvarianten ermittelt, sondern auch aus empirisch erhobenen Daten exzerpiert werden, wobei jeder aus einem Textcorpus sprachlichen Materials legitim entnehmbare syntaktische Belegplan einer Variante, d. h. einer Lesart oder einem Satzbauplan, entspricht, ungeachtet dessen, ob es sich subjektiv bei dem darin eingebundenen Valenzträger um einen Träger derselben Bedeutung oder einer von den Bedeutungen der anderen Varianten verschiedenen Bedeutung handelt. Durch diese empirische Grundlegung ersetzt die syntaktische Einbettung subjektive semantische Eindrücke, welche der perzipierten außersprachlichen Bedeutung oder pragmatisch-kommunikativen Aspekten entstammen, und eine Vorrangigkeit syntaktischer Kriterien in der Analyse ist gesichert. (S. 7; 7.1; 10) 1531 Ob der Problematik einer potentiellen Zirkularität in seinem methodischen Ansatz, betont Helbig jedoch theoretisch stets diese Vorrangigkeit syntaktisch- 1531 Bezüglich des syntaktischen Minimums und der syntaktischen Einbettung eines Verbs ist neben der Einheit Aussagesatz auch der Terminus Kohärenzfeld zu beachten, s. 6.4.1; 6.4.1.1. 294 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="295"?> struktureller vor semantischen Kriterien. 1532 Helbigs derart entstandene Stufigkeit in den Valenzbeziehungen, und damit die Unterscheidung zwischen fakultativen und obligatorischen Ergänzungen, bereiten den Valenzbegriff für weitere Nutzungen vor. 1533 Bemerkenswert ist nun, dass die Ausdrücke zweigliedriges Urteil oder mehrgliedriges Urteil in Helbigs Zitat 1534 bereits einen Hinweis darauf geben, dass Freges Theorie zur zeitlichen und materiellen Nachgeordnetheit des Urteils beim Entwurf der Schichtung (s. 5.8.3) eines Satzes nach Helbig nicht verinnerlicht wurde, sondern neben der Annahme der bloßen Struktur mehrstelliger Prädikate als Beziehungen in einer Logik Fregescher Prägung nicht erwähnt wird. Stattdessen scheint die Auffassung eines Urteils nach der traditionellen Urteilslehre, welche den Assertionsmoment in einer Verknüpfung inmitten des sprachlichen Ausdrucks zwischen logischem Prädikat und logischem Subjekt verortet, um semantischen Selektionsregeln unterworfene richtige Sätze 1535 zu bilden, nicht thematisiert zu werden. Einer derartig unvollständigen Reflexion über eine Übertragung der Theorie Freges in die Analyse syntaktischer Strukturen von Aussagesätzen zufolge werden die Argumente in den valenziellen Leerstellen des Verbs als dessen Subjekte im Sinne der traditionellen Urteilslehre aufgefasst. Logischer Prädikatbegriff und gleichzeitig gewissermaßen Bedeutung eines Urteils 1536 ist dabei das Verb bzw. der Valenzträger. 1537 Letztendlich wurde damit die innovative, von Helbig mittels einer verbzentrierten Sichtweise auf den Aufbau des Satzes entworfene Schichtung des Satzes doch wieder der grammatischen Tradition angenähert. 1538 Eine Art Behauptungsmoment des Urteils, den in der Satzstruktur der Logik von Port-Royal die realisierte oder verdeckte Kopula erzeugt, befindet sich aufgrund einer nur teilweise für die Linguistik verwandten Theorie Freges nun in mehrfacher Weise zwischen dem valenzielle Leerstellen eröffnenden Verb und seinen obligatorischen sowie fakultativen Ergänzungen. Jeder dieser assertorischen Momente resultiert im sprachlichen Ausdruck in eine Art Urteil im traditionellen Sinn, um sogenannte richtige Sätze hinsichtlich einer Denotation in der extensionalen Bedeutungsebene zu bilden, so dass gegenüber der dichotomischen Gliederung als sogenanntes zweigliedriges Urteil keine wesentliche Veränderung eintritt, außer, dass nun für die linguistische Theorie- 1532 H ELBIG (1971a: 38 f.) 1533 Vgl. E ROMS (2003: 163) 1534 H ELBIG / S CHENKEL (1980: 30); vgl. E ROMS (2003: 164) 1535 E ROMS (2003: 165); vgl. H ELBIG / S TEPANOWA (1978: 128 - 142) 1536 Vgl. P FÄNDER (1921: 209 f.) 1537 Zu Pfänders nicht entfaltetem Urteil und dem logischen Prädikat als Gegenstand der Bedeutung des traditionellen Urteils, vgl. 5.8; vgl. 5.4 1538 Vgl. E ROMS (2003: 163 f.) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 295 <?page no="296"?> bildung auch nicht zweigliedrige Urteile bzw. mehrgliedrige Urteile angenommen werden. In Übereinstimmung damit konstituieren Helbigs Annahmen eine die Sachverhalte in der außersprachlichen Wirklichkeit spiegelnde logische Valenz. 1539 (S. 6.4.2.1; 6.4.2.2) Deshalb kann Helbigs Verständnis einer Ebene logischer Valenz im theoretischen Rahmen der vorliegenden Studie nicht aufgegriffen werden. Wie sehr diese unvollständige Erfassung und Übertragung der Aspekte Freges Theorie auf die syntaktische und semantische Struktur eines Aussagesatzes dessen Analyse behindert, wird ersichtlich, wenn die zahlreichen Versuche, die Valenz als morphosyntaktische, logisch-semantische, oder pragmatisch-kommunikative Gegebenheit zu erfassen (s. 6.4.1; 6.4.2; 6.4.3) sowie die Versuche, semantische Selektionsbeschränkungen für die Besetzung von Leerstellen aufzustellen 1540 , um damit eine Generierung von richtigen Sätzen zu erreichen, betrachtet werden. Immer scheint ein Assertionsmoment zwischen dem Valenzträger und seinen Ergänzungen angenommen zu werden, der die Frage nach der Richtigkeit der Besetzung der Leerstellen aufgrund der Transformation des logischen Prädikats in die extensionale Bedeutung des traditionellen Urteils verunklart, wobei potentiell zudem eine Kollision verschiedener Urteile stattfindet (s. 5.8). Auf diese Weise hat die Wahrnehmung der modernen Logik nach Frege für die Satzanalyse keine Entledigung der durch die Imposition einstelliger oder vergegenständlichter logischer Prädikate auf die Satzstruktur verursachten Restriktionen im natürlichsprachlichen Ausdruck und in seinem Verständnis herbeigeführt, sondern demonstriert, dass das Verhaftetsein an der traditionellen Urteilslehre dieses, durch die Kenntnis ein- oder mehrstelliger Prädikate verschiedener Stufen nach Frege verfügbare Potential einer akkurateren sowie gleichzeitig flexibleren Ausdrucks- und Syntaxbeschreibung erfolgreich blockieren kann. Wie obig dargelegt, strebt die Logik von Port-Royal an, richtiges Denken zu lehren, indem bei der Formung eines Aussagesatzes der kopulative Assertionsmoment restriktiv kontrolliert, ob die zwei Ideen, welche durch das logische Subjekt und das logische Prädikat verkörpert werden, affirmativ oder negiert im sprachlichen Ausdruck kombiniert werden dürfen (s. 5.4). Aus anderen Gründen, jedoch mit derselbigen Motivation, nämlich um eine flexible und freie sprachliche Ausdrucksfähigkeit zu gewährleisten, hat Ickler eine Kritik an den semantischen Selektionsbeschränkungen Helbigs bzw. Chomskys ausgesprochen. 1541 Ickler nennt die Angabe semantischer Selektionsbeschränkungen bei Helbig einen 1539 H ELBIG (1992: 7) 1540 H ELBIG / S TEPANOWA (1978: 52); vgl. H ELBIG / S TEPANOWA (1978: 128 - 142); vgl. C HOMSKY (1964: 27 f., 38 f.; 55); vgl. C HOMSKY (1965: 85 f., 95 f., 113) 1541 I CKLER (1985: 366 ff.) 296 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="297"?> „ immanentistische[ … ][n] Irrweg “ 1542 . So stellt Ickler die Frage nach der „ wissenschaftsstrategischen Motivation “ 1543 der Vertreter generativer Grammatikmodelle bzw. semantischer Selektionsregeln, mit „ extrem sinnlosen “ 1544 Beispielen zu argumentieren und formuliert hierauf eine eigene Antwort: „ Wenn sehr wenig, ja fast gar keine Sach- oder Weltkenntnis erforderlich ist, um einen der angeführten [extrem sinnlosen] Sätze [z. B. der Onkel legt Eier; das Auto fährt den Wagen; tauchende Steine träumen] als ‚ abweichend ‘ beurteilen zu können, dann kann der Eindruck umso länger aufrecht erhalten werden, es sei überhaupt keine sachliche, sondern eine rein sprachliche Frage, welche Wortkombinationen zulässig seien, und von der Grammatik ‚ generiert ‘ werden müßten. D. h. die immanentistische Illusion kann sich besser halten. “ 1545 Die vorliegende Untersuchung führt die Entstehung derartiger Thesen vor allem auf die Nichtanerkennung einer sprachlichen Sinnebene neben der Bedeutungsebene (s. 5.6.1) und den Versuch zurück, die herleitbare Dimension einer intensionalen Logik (auch: Begriffsebene) bzw. eine logoshafte Ebene von Gesetzmäßigkeiten in der Komposition forcierend der Dimension der extensionalen Denotationsebene der außersprachlichen, (materiellen) Wirklichkeit bzw. deren mentaler Repräsentation unter- oder beizuordnen. Zu einer Befreiung des sprachlichen Ausdrucks betragend betont Ickler darüber hinaus: „ Es kann aber weder die Aufgabe der Linguistik sein, jeden von der Grammatik (im engeren Sinn) zugelassenen Unsinn ausdrücklich für unzulässig zu erklären, noch umgekehrt irgendeinen denkbaren Mitteilungsinhalt aus angeblich sprachlichen Gründen zu verbannen. Konkreter gesagt: Es muß sprachlich offengehalten werden, daß jemand, der es will, auch sagen kann: (20) Er sieht im Garten schlecht. (Jäntti 1983: 158; der Autor schließt es mit Asterisk aus) (21) Er hört gerade. (Ebd.; ebenso) oder - das Paradebeispiel so vieler Autoren - (22) Peter stirbt manchmal. (Helbig 1982: 12) “ 1546 . (S. 6.4.3; 6.4.3.1; 6.4.3.2) Demzufolge ist die Berücksichtigung außersprachlicher, extensionaler Bedeutungsaspekte sowie pragmatisch-kommunikativer Aspekte auf diese Art und Weise für die Begriffsinhaltsforschung als auch für die Syntaxforschung im engeren Sinn nicht förderlich. Da die vorliegende Studie Konnotation (auch: Sinn) und Denotation (auch: Bedeutung) trennt, werden einige konkrete inhaltliche Kriterien bei der deskriptiven Dokumentation der empirisch ermittelten, wohlgeformten sprachlichen Ausdrücke, d. h. der Lesarten und Satzbaupläne zu einem bestimmten Valenzträger, miteinbezogen (s. 7.2; 10). Schließlich erwähnt 1542 I CKLER (1985: 368) 1543 I CKLER (1985: 367) 1544 I CKLER (1985: 367) 1545 I CKLER (1985: 367) 1546 I CKLER (1985: 367 f.) 5.8 Prädizierende Entitäten im deutschen Aussagesatz 297 <?page no="298"?> Eroms den Eingang der „ Relationslogik Fregescher Prägung “ 1547 als logischen Zugang zur Schärfung des Valenzbegriffs 1548 , was im Folgenden weiter ausgearbeitet werden soll. 1547 E ROMS (2003: 165) 1548 E ROMS (2003: 165) 298 5 Kopula und logische Prädikation <?page no="299"?> 6 Valenz und Semantik der Kopulae Dass wir selber sind, ist unser höchster und edelster Gedanke. Und von sterblichen Lippen läßt sich kein erhabneres Wort vom Schönen sagen als: es ist! (Karl Philipp Moritz) In obigen Kapiteln wurde nachgezeichnet, wie die Entwicklung der modernen Logik und eine vertikale Perspektive auf die Satzstruktur in der Linguistik mit dem Paradigma des traditionellen Binarismus in der Syntaxanalyse und Grammatikbeschreibung konkurrieren. Eine Rearrangierung der Methodik zur Erstellung einer Grammatiktheorie ist durch einen Wechsel der Analyserichtung und die Anerkennung der Bezeichnungsfunktion sprachlicher Ausdrücke in die Sprache zu erreichen. Diese vom zeichenhaften Ausdruck ausgehende Signifikationstheorie eröffnet zudem aufgrund der Auslassung der Einwirkung extensionallogischer, vergegenständlichender Interpretationen des Prädikats in die Sprachstruktur das Potential, ein eingefaltetes Urteil nach Pfänder zu entfalten, das Urteil über den Inhalt der Expression gemäß Frege nachzuordnen, Assertion und Prädikation zu unterscheiden und eine Komposition statt einer Synthese sprachlicher Elemente zu observieren. Auf diese Weise kann auch die Kopula sein wieder als Zeichenträger und als konnotierendes sprachliches Element perzipiert werden. Dieses Potential für eine Revision des Konzepts der Kopula ist jedoch nur angemessen einzuschätzen, nachdem das Verb sein einer genaueren Untersuchung unterzogen wurde, was im Folgenden vorgenommen wird. 6.1 Die Kopulae in der valenztheoretischen Perspektive Die deutsche Grammatikforschung verlautbart bereits seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Kritik an der traditionellen Urteilslehre sowie an der Binärteilung der Syntax des deutschen Aussagesatzes und dem Status der Kopulae. Dies soll im Folgenden anhand der Darlegung Kerns, Glinz ’ und Erbens Ansätze illustriert werden, in welchen drei wichtige Bedingungen zur Erforschung der Valenz und Semantik der Kopulae erarbeitet wurden ((i) - (iii)): <?page no="300"?> (i) Erstens, die Infragestellung der traditionellen Urteilslehre, der Kopula und der Limitierung auf monadische Prädikate in der Grammatikbeschreibung; (ii) zweitens, die Anerkennung eines syntaktischen Rangs bzw. eines Platzanspruchs der Kopulae und kopulaähnlichen Verben in einer nicht mehr notwendig als binär gegliedert verstandenen Satzstruktur; (iii) drittens, die (Wieder-)entdeckung der Existenzbezeichnung als Signifikat der Kopula bzw. des Verbs sein sowie der damit verbundenen Fähigkeit des Verbs sein, als verbaler Inhaltsträger gemäß der Valenztheorie valenzielle Leerstellen zu eröffnen. Zu (i), (ii) und (iii) ist anzumerken, dass damit eine Aussage darüber, ob das Verb sein polysem (auch: ambig), homonym oder monosem ist, noch nicht getroffen ist. 6.1.1 Kerns Revision der Assertion Kern erfasst das Urteil mit den Worten: „ Der Sinn des Urteils ist immer der: Diese beiden (Subjekt und Prädikat) sind identisch, gleich, ähnlich oder das Gegenteil. “ 1549 Dabei referiert Kern, mit Hinweis auf Schuppe, auf die Logik mit monadischen Prädikaten, welche in einem Aussagesatz als Urteil immer zwei Einheiten annimmt, deren eine der anderen subsumiert oder der anderen gleichgestellt wird. 1550 Schuppe gilt als einer der Vertreter der Immanenzphilosophie, welche die Welt aus immanenten, d. h. innerhalb des Bewusstseins sich vorfindenden Elementen zu erklären versucht und dergemäß es kein anderes Sein als Bewusst-Sein und keine vom Bewusstsein unabhängigen Objekte gibt. 1551 Eine vom Denken unabhängige Existenz von fachterminologischen Gedanken und Sinnstrukturen wie sie Dedekind, einen Platonismus stützend, mathematisch beweist und Frege anerkennt (s. 5.6.6), wird von der Immanenzphilosophie Schuppes nicht explizit angenommen. 1552 Außerdem erklärt Schuppe: „ Im weitesten Sinne ist der Begriff oder die Vorstellung nichts anderes, als der auf dem genannten Wege in ’ s Bewusstsein erhobene Eindruck “ 1553 . Doch Kern erlangt die Erkenntnis, dass das Urteil von der Überlegung während der Tätigkeit des Satzbaus zu trennen sei oder dass das Urteil einen besonderen, außersprachlichen Charakter hat: „ Urteil ist immer das 1549 K ERN (1888: 3, vgl. 112) 1550 K ERN (1888: 3); vgl. z. B. S CHUPPE (1870: 111 f.) 1551 E ISLER (Hrsg. 1910a: 559, Immanenzphilosophie) 1552 Vgl. z. B. S CHUPPE (1870: 9, 110) 1553 S CHUPPE (1870: 53) 300 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="301"?> Ergebnis einer Überlegung, ob mit Recht das Prädikat dem Subjekte zukomme, ob der Subjektsbegriff wie eine Art dem Prädikatsbegriff unterzuordnen sei. So reden wir von wissenschaftlichen, von richterlichen Urteilen. “ 1554, 1555 Bezüglich der Notwendigkeit einer kritischen Reflexion über die traditionelle Urteilslehre und die Kopula befindet Kern sehr differenziert: „ Identificiert man Satz und Urteil, so verwischt man einen durch die Sprache klar ausgeprägten Unterschied, vergeht sich also gegen das Gesetz der Spezifikation: entium varietates non temere esse minuendas; ebenso wie man durch die Erfindung der Kopula, wenn darunter, wie gewöhnlich, irgend eine Form des Verbums ‚ sein ‘ oder anderer Verba von sehr weitem Umfang verstanden wird, das Gesetz der Homogeneität nicht genügend beachtet: entia praeter necessitatem non esse multiplicanda. “ 1556 Weiter führt Kern diese Observation in folgenden Erläuterungen aus: „ Demnach ist das Subsumieren kein Vorgang bei der Satzbildung, sondern eine beim wissenschaftlichen Denken überaus nützliche Thätigkeit, die erst, nachdem der entstandene Satz aufgelöst ist, möglich wird. Die Logik sucht den Satz als Urteil in die ‚ feierliche Ruhe der Ideenwelt ‘ [ … ] einzutauchen, während der Satz in der That das allmähliche Entstehen eines Bildes der Wirklichkeit ist. “ 1557 Kern deutet darauf hin, dass vor der urteilenden Subsumtion eine Zusammenbzw. Hinzufügung der Satzelemente zu einem gesamten Inhalt des sprachlichen Satzes erfolgt, womit er sich einer alternativen Strukturerfassung des Aussagesatzes, ähnlich der intensionalen Sinnkonstitution Freges, die ungeachtet eines Urteils oder eines extensionalen Wahrheitswertes zustandekommt, annähert: „ Es findet also Hinzufügung, aber keine Subsumtion statt. Das schliesst nicht aus, dass ich das Resultat nachher mir logisch, nachdem ich das gesamte Prädikat (den ganz erfüllten Verbalinhalt) substantiviert und es in die Vorstellung von etwas überhaupt Subsistierenden verwandelt habe [ … ] an welchem der Verbalinhalt haftet, so zurecht legen kann, dass nun das durch das Subjektwort und seine Bestimmungen erheblich verengerte (im finiten Verbum liegende) Subjekt als ein Teil jenes allgemeinen, künstlich geschaffenen Prädikatsbegriffs erscheint. Das logische Urteil ist demnach ein sicherer Schluss aus dem, was in dem sprachlichen Satze enthalten ist. “ 1558 Für diese Konstitution des Inhalts sind nach Kern außersprachliche Bedeutungen irrelevant: „ Durch das Wort ist wird nur gesagt, dass eine Existenz an einer 1554 K ERN (1888: 1) 1555 Vgl. hierzu das der Sinnkonstitution nachgeordnete Urteil Freges, s. 5.6.3; zu Pfänders entfaltetem Urteil, s. 5.8. 1556 K ERN (1888: 2) 1557 K ERN (1888: 9) 1558 K ERN (1888: 7 f.) 6.1 Die Kopulae in der valenztheoretischen Perspektive 301 <?page no="302"?> Substistenz hafte; das wird aber auch immer dadurch gesagt. Ob diese Existenz durch einen Gattungsbegriff bestimmt wird (Subsumtion), ob durch einen Begriff mit gleichem Inhalt, wie der Subjektsbegriff (Identitätsurteil, Definition), ob durch eine Eigenschaft, ein Raumverhältnis oder wodurch auch immer, ist für den Inhalt des Begriffes sein ganz gleichgültig. “ 1559 Schließlich assoziiert Kern diese Zusammenfügung des Satzinhalts mit dem Gedanken 1560 und erörtert eine Hinzufügung von Satzelementen um das finite Verb im deutschen Aussagesatz: „ Dass man sich den (deutschen) Satz als ein allmähliches Hinzufügen von Bestimmungen zum Verbum vorstelle und so verständlich mache gilt mit voller Strenge nur vom Hauptsatze, in welchem jene Bestimmungen dem finiten Verbum auch folgen, auch der sogenannten Kopula folgen, die eben die volle Verbalkraft hat, wie jedes andere durch einen Prädikatsnominativ bestimmte Zeitwort. [ … ] Der Hauptsatz allein repräsentiert im Deutschen durch seine Stellung den sich erst bildenden Gedanken “ 1561 . So ergibt sich für Kern auch folgende Sichtweise auf das Verb: „ Der satzbildende Redeteil ist das finite Verbum. [ … ][D. h.] den Satz definieren als einen mit Hülfe eines finiten Verbums ausgedrückten Gedanken. “ 1562 Kern erkennt die Schwierigkeiten der traditionellen Urteilslehre nicht nur im Entwurf der Kopula und ihres Assertionsmoments, sondern er bemerkt auch die Unflexibilität der damit verbundenen Dichotomie der monadischen Prädikate. Zuordenbare Art- und Gattungsbegriffe in einer Interpretation des deutschen Aussagesatzes im Rahmen der Logik mit einstelligen Prädikaten sind nach Kern in vielen deutschen Sätzen und in der Rede generell nicht vorhanden, stattdessen hat „ das finite Verbum eine reiche Fülle von substantivischen und adverbialen Bestimmungen “ 1563 . Kern, der bereits die Problematik der Theorie einer Kopula betreffs eines kopulativen Assertionsmoments der traditionellen Urteilslehre sowie die Selbständigkeit des Verbs sein und seine Gleichwertigkeit mit anderen, als Prädikate fungierende Verben erfasst hat, greift im Anschluss an diese Beobachtungen Steinthals Ansichten auf und verfolgt seine Erkenntnis bezüglich sogenannter prädikativer Strukturen im Satz, die er mit der Veranschaulichung des syntaktischen und semantischen Status des Verbs sein als Stamm eines Baumes aus Hinzufügungen erklärt 1564 , somit abrupt nicht weiter. 1559 K ERN (1888: 9 f.) 1560 Vgl. hierzu den Fregeschen Fachterminus Gedanke, welcher bei Frege jedoch nicht mit Hilfe Schuppes Immanenzphilosophie, sondern anhand Dedekinds Beweis hergeleitet wird, s. 5.6.6. 1561 K ERN (1888: 8) 1562 K ERN (1888: 30) 1563 K ERN (1888: 3) 1564 K ERN (1888: 85 f.) 302 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="303"?> Stattdessen äußert er gleich zu Beginn seiner Darlegungen: „ Die Hineinmengung logischer Abstraktionen hat der Wissenschaft der Grammatik und noch mehr dem schulmännischen Betriebe des grammatischen Unterrichts unsäglich geschadet und übt noch immer ihre verderbliche Wirkung aus. Das Unzulässige besteht natürlich nur in der unberechtigten Aufnahme einzelner logischer Anschauungen, also des Materialen in die Grammatik, als ob diese selbst eine Art von Logik wäre, ein Vorurteil, das von Steinthal siegreich bekämpft worden ist. “ 1565 Kern referiert hierbei auf Steinthals Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältnis zu einander 1566 , ein Werk, das die folgende Ansicht proklamiert: „ Wenn weder Denken und Sprechen identisch sind, noch auch die grammatischen Kategorien die logischen sind: wie sollte die Sprache logisch, ein logisches Wesen ein bewußtes oder unbewußtes Erzeugniß der dem menschlichen Denken inwohnenden Logik sein? Auch ist sie dies gar nicht. “ 1567 Dabei widmet Steinthal sein Werk der Kritik Beckers Organism der Sprache 1568, 1569 Kern kommt nach seinen Einsichten zum Verb sein und der fundierten Feststellung, dass einstellige Prädikate der komplexen syntaktischen und semantischen Struktur des Satzes nicht gerecht werden, ohne eine Kritik am Forschungsstand der Logik, der mathematischen Grundlagenforschung oder am Entwicklungsstand der deskriptiven logischen Notation miteinzubeziehen, in Nachfolge Steinthals zu dem Schluss: „ Die ganze Auffassung des Satzes als einer logischen Aussage, die Identifizierung von Satz und Urteil ist also nicht zu billigen. “ 1570 Doch Steinthals vollständige Ablehnung der Logik in Sprache oder Grammatik ist aufgrund der Entstehung der Logik in weiten Teilen aus der mit natürlichsprachlichen Prämissen und Konklusionen formulierten Syllogistik Aristoteles ’ unhaltbar, wie ebenso der historische Prozess der Mathematisierung der traditionellen Syllogistik und die Weiterentwicklung der Logik 1571 belegen. In der Tat kann demzufolge die Steinthal widersprechende Ansicht vertreten werden, die Erschließung und Erfassung der Logik sei aus der Sprache und ihrer Grammatik entstanden. Zudem setzt Steinthals Kritik ausschließlich an der dichotomischen Gliederung des Satzes als logische Proposition eines monadischen Prädikats an: „ Als bezeichnendes Merkmal der unorganischen Sprachforschung Beckers erkennen wir also näher 1565 K ERN (1888: 1) 1566 S TEINTHAL (1855) 1567 S TEINTHAL (1855: 215) 1568 B ECKER (1841) 1569 S TEINTHAL (1855: V - XII) 1570 K ERN (1888: 23) 1571 Zur Mathematisierung der traditionellen Syllogistik sowie der traditionellen Urteilslehre, s. 5.5; 5.5.1; 5.5.2. 6.1 Die Kopulae in der valenztheoretischen Perspektive 303 <?page no="304"?> die logische Dichotomie der Begriffe. “ 1572 Dies kann aber kein generell gültiger Beweis gegen eine logische Betrachtungsweise der Syntax oder Semantik eines sprachlichen Ausdrucks an sich sein, da erstens, die moderne Logik nun über mehrstellige und höherstufige Funktionen (auch: Prädikate; Begriffe; Beziehungen) verfügt und zweitens, da es eine unendliche Anzahl von sprachlichen Ausdrücken gibt, und es durchaus möglich ist, einen sprachlichen Ausdruck zu finden, welcher mit der Struktur eines Prädikatenkalküls mit einstelligen Prädikaten auf syntaktischer oder semantischer Ebene kongruent ist und der demzufolge als Proposition eines monadischen Prädikats interpretierbar ist, z. B. der grammatische und vollständige Aussagesatz er läuft. Bereits dieses einzige Beispiel widerlegt Steinthals Generalisierung. So kann der Prädikatenkalkül mit einstelligen Prädikaten zur Beschreibung einiger Sätze, wie des exemplarisch genannten Satzes er läuft, bestehend aus einem Subjekt er und einem Verb laufen als Prädikat, genügen, wenn sie als Behauptungssätze oder als bloße Aussagesätze aufgefasst werden. Für eine Vielzahl anderer deutscher Sätze hingegen ist die abstrahierende Deskription ihrer semantischen oder syntaktischen Struktur mittels eines Prädikatenkalküls mit monadischen Prädikaten nicht hinreichend, und es ist eine Formulierung mehrstelliger Prädikate bzw. Beziehungen und höherstufiger Begriffe sowie damit eine Überarbeitung der traditionellen Urteilslehre notwendig. Aus diesem Grund sind die Feststellung einer Unzulänglichkeit logischer Strukturen sowie logischer Notationen, die grammatischen zu beschreiben oder zu modellieren und die Einsicht, dass die erforschten logischen Strukturen sowie die verwendeten oder zur Verfügung stehenden logischen Notationen eventuell noch nicht komplex genug für eine Anpassung auf die inhärenten logischen Zusammenhänge sämtlicher sprachlicher Ausdrücke sind oder dass das Urteil der traditionellen Urteilslehre ausdifferenziert und eine Scheidung zwischen extensionaler und intensionaler Logik formuliert werden muss, naheliegender als eine vollständige Verwerfung logischer Erklärungsmodelle in der Grammatikbeschreibung natürlicher Sprachen (s. 5.6.2; 5.6.4; 5.6.5). Insgesamt ist demzufolge bei der Lektüre Steinthals auch zu bemerken, dass er die Erforschung der Logik und ihre Geschichte nicht mitberücksichtigt und dass er vorwiegend die Formulierungen Beckers kritisiert und weniger auf den Inhalt Beckers Thesen eingeht. So bemängelt Steinthal z. B. Beckers Erläuterungen zu einer Differenz zwischen Satzelementen sowie einer Über- und Unterordnung derselbigen lediglich aufgrund der gewählten Worte in der Erklärung Beckers, widerlegt jedoch nicht die These Beckers, dass eine organische Über- und Unterordnung von 1572 S TEINTHAL (1855: 46) 304 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="305"?> Satzelementen festzustellen sei. 1573 Kern verfehlt in seiner Referenz auf Steinthal 1574 den Sachverhalt, dass historisch eine Verbindung zwischen natürlicher Sprache und Logik gegeben ist (s. 5.2; 5.4; 5.5). Durch das Verfehlen dieses Sachverhalts, der die Notwendigkeit einer Revision der traditionellen Urteilslehre nach Abaelard und nicht eine vollständige Ablehnung der Logik in der natürlichen Sprache indiziert, stehen Kerns Überlegungen in weiten Teilen in Übereinstimmung mit dieser klassischen Position der traditionellen Urteilslehre nach Abaelard, obwohl er dieselbige ablehnt. Indem Kern die traditionelle Urteilslehre und die binäre Gliederung des Aussagesatzes zurückweist 1575 , keine Weiterentwicklung einer Erforschung der Verschränktheit von natürlicher Sprache und Logik anstrebt und seine treffenden Beobachtungen zum Status des Verbs sein sowie zur Satzstruktur nicht fortführt, sondern sich von Steinthals Ansichten leiten lässt, wird das Problem der syntaktischen und semantischen Analyse von Kopulasätzen im Rahmen der traditionellen Urteilslehre sowie der Logik mit einstelligen Prädikaten als inadäquate, zugrundeliegende Struktur sämtlicher deutscher Aussagesätze nicht beseitigt. Im Gegensatz zu Steinthal erkennt Kern jedoch den Inhalt des deutschen Aussagesatzes als Gedanken aus voneinander abhängigen Satzelementen um ein zentrales Verb: „ Und während die anderen Wörter alle bald in diesem, bald in jenem Abhängigkeitsverhältnis stehen können, bald dem Subjektsbegriff sich unmittelbar oder mittelbar unterordnend, bald den Verbinhalt direkt oder indirekt bestimmend, hat das finite Verbum immer nur die eine, aber die wichtigste Funktion, Träger des Gedankens zu sein. [ … ] Das finite Verbum ist keine Wortart, wie Substantiv und Adjektiv, auch kein Satzteil, wie Subjektswort und Objekt, sondern es ist der Satzkeim, die Satzwurzel, ohne welche der Baum des Satzes gar nicht bestehen kann. “ 1576 Kerns Grundriss sowie damit seine Satzlehre bilden nach Ehrhard „ Sätze in Strukturbäumen ab, in denen die einzelnen Bestimmungen vom Verb abhängen; diese Darstellungsweise hat eine große Ähnlichkeit mit den viel späteren Strukturbäumen der Dependenzgrammatik. Dort, wo Carl Wilhelm Heyse Hinweise zu einer zentralen Stellung des Verbs gibt, sie aber nicht unbedingt weiter verfolgt, versucht Kern zu interpretieren und zieht die Konsequenzen zum Status der anderen Satzteile in der Beziehung zum zentral gelegenen Verb. “ 1577 1573 S TEINTHAL (1855: 46 f.) 1574 K ERN (1888: 1) 1575 K ERN (1888: 23) 1576 K ERN (1888: 5 f.) 1577 E HRHARD (1998: 253) 6.1 Die Kopulae in der valenztheoretischen Perspektive 305 <?page no="306"?> 6.1.2 Glinz ’ syntaktischer Rang der Kopulae Glinz strebt an, einen neuen, natürlichen Weg zu echten Satzgliedbegriffen 1578 zu finden, ein Vorhaben, das mit einer Prüfung der bisherigen deutschen Schultradition und einer Feststellung ihrer wissenschaftlichen Unhaltbarkeit einhergeht. 1579 Glinz erklärt im Vorwort der ersten Auflage seiner Monographie Der deutsche Satz, dass „ die uns geläufige Fassung der Satzgliedbegriffe ‚ Prädikat, Objekt, Attribut, Adverbiale ‘ keineswegs antikes Geistesgut und europäischer Gemeinbesitz ist, sondern eine spekulative Sonderentwicklung aus der Zeit der deutschen Spätromantik “ 1580, 1581 Glinz nimmt eine „ Unterscheidung des ergänzenden Objekts, das meist durch einen Fall gebildet wird, und des bestimmenden Objekts, das meist aus einem ‚ Adverb ‘ besteht “ 1582 vor. Anschließend stellt Glinz fest, dass es notwendig ist, die besonderen Beziehungen klarzulegen, in denen sich die fallbestimmten Glieder oder Größen als Ganze dem vom Verb geschaffenen Geschehensrahmen einordnen 1583 und warnt: „ Das ist eine heikle Aufgabe, da wir hier in den Bereich der sogenannten ‚ logischen Grammatik ‘ hineinkommen und uns doch hüten müssen, nur logisch zu verfahren. Täten wir das nämlich, so könnten wir leicht gerade diejenigen Beziehungen verfehlen, die nun eben sprachliche Gestalt und Wirklichkeit sind, auch wenn sie den Forderungen der Logiker nur grob, ja oft gar nicht entsprechen. “ 1584 Die binäre Unterteilung des deutschen Aussagesatzes in Subjekt und Prädikat im Rahmen einer traditionellen Urteilslehre nimmt Glinz kritisch war und beschreibt die Auffassung des Subjekts der traditionellen Grammatik folgendermaßen: „ das logische Subjekt in seiner ganzen Strenge und Dürre, welcher Begriff dann durch einen ganzen Katalog von Einschränkungen wieder für die Sprache brauchbar gemacht werden muß “ 1585 . Er betont, 1578 G LINZ (1972: 19) 1579 G LINZ (1972: 18) 1580 G LINZ (1972: 18 f.) 1581 Weisgerber stellt in seiner inhaltbezogenen Grammatik die Frage nach einer Neubeurteilung der Terminologie für Satzglieder und konsideriert, die Termini Subjekt und Prädikat aufgrund ihrer logischen Prägung in der Sprachbetrachtung nicht zu gebrauchen (W EISGERBER (1971: 348 f.)). Doch eine derartige Trennung von sprachwissenschaftlichen und logischen Beschreibungsweisen impliziere nach Weisgerber, dass die Grundvorgänge des Denkens ohne Berücksichtigung der Sprache geschehen könnten, doch dies sei noch zu prüfen. Insbesondere deshalb, da eine solche Behauptung die Annahme miteinschließe, dass die Teilung in Subjekt und Prädikat universell für alle Sprachen gelte (W EISGERBER (1971: 348 f., 357, 400)). 1582 G LINZ (1972: 51) 1583 G LINZ (1972: 78) 1584 G LINZ (1972: 78) 1585 G LINZ (1972: 8) 306 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="307"?> dass er das Subjekt nicht „ mit Becker und manchen seiner modernen Nachfahren als den einzigen primären Bezugspunkt [auffasst], so daß es der fast mystische Gegenpol des Prädikats wäre und aus seiner spannungsreichen Verbindung mit dem Prädikat sich der ganze übrige Satz mit all seinen Gliedern herausentwickeln müßte “ 1586 . Glinz fügt an: „ Er [der richtige Kern] wird aber erst frei, wenn wir uns von der Einengung auf das (logisch mißverstandene) Subjekt und Prädikat lösen und auf die Beckersche Prokrustes-Systematik, die alles in das primitive Zweiteilungsschema pressen will, ein für allemal verzichten. [ … ] Innerhalb aller dieser verschiedenen Größen kann man dem Subjekt freilich den ersten Rang einräumen, [ … ] es ist trotzdem nicht der ‚ Vater ‘ , zu welchem alle andern im Kindesverhältnis stünden, sondern es ist nur der ‚ Primus inter Pares ‘ , der erste in einer Reihe von Gleichgebürtigen. “ 1587 Des Weiteren erläutert Glinz über das Subjekt: „ Der feste Nominativ und die Kongruenz charakterisieren dieses Glied als den Ansatz- oder Ausgangspunkt des verbalen Geschehens, als eine erste und allgemeinste ‚ Verwirklichungsstelle des Geschehens im Reiche der als Wesen gedachten Inhalte ‘“ 1588 . (S. 6.7.1.2) Wieder ist es die traditionelle Urteilslehre, die Glinz ’ progressiven Ansatz, die Spannung zwischen verschiedenen Satzgliedern neuartig wahrzunehmen, zunichte macht, wenn er die Satzteile als Grundgrößen, Gleichgrößen oder Zielgrößen auszeichnet, die eine extensionale Lesart des Satzes nahelegen: „ Es gibt nur wenige Verben, die eine solche gleichsetzende oder in ein Allgemeineres einreihende Beziehung gestatten: ‚ sein, werden, bleiben, heißen, scheinen ‘ . Das strenge logische Prädikat ( ‚ Sokrates ist ein Weiser ‘ ) erscheint so als mathematisierender Grenzfall der allgemeinen sprachlichen Möglichkeit, zwei Wesen vergleichend nebeneinanderzustellen. Um nun das sprachliche Verhältnis, ‚ fester, dem Verb kongruenter Nominativ als Ausgangspunkt ‘ und ‚ gleichgesetzter Nominativ ‘ deutlich zu unterscheiden vom logischen Verhältnis ‚ Subjekt ‘ und ‚ Prädikat ‘ , benützen wir im folgenden die Namen ‚ Subjektsnominativ ‘ und ‚ Prädikatsnominativ ‘ und daneben die im Buche ‚ Die innere Form des Deutschen ‘ vorgeschlagenen Ausdrücke ‚ Grundgröße ‘ und ‚ Gleichgröße ‘ . “ 1589 Nach diesem abermaligen Rückfall in eine Thesenbildung im Rahmen der traditionellen Urteilslehre erklärt Glinz außerdem: „ Es ist eben sprachlich etwas ganz anderes, wenn gesagt wird ‚ Die Blindesten aber sind Göttersöhne ‘ , als wenn es hieße ‚ am blindesten aber sind Göttersöhne ‘ . Im ersten Fall werden die Göttersöhne in eine Kategorie von besonderen Wesen eingeordnet, im zweiten 1586 G LINZ (1972: 82) 1587 G LINZ (1972: 82 f.) 1588 G LINZ (1972: 82) 1589 G LINZ (1972: 83 - 85) 6.1 Die Kopulae in der valenztheoretischen Perspektive 307 <?page no="308"?> Falle dagegen in eine rein abstrakte Kategorie, die nicht mehr als ‚ Wesen ‘ erscheint. “ 1590 Den Bezug zwischen dem Objekt und einem Objektsprädikativ erklärt Glinz folgendermaßen: „ Hier haben wir eine Art Gegenstück zum Prädikatsnominativ oder zur Gleichgröße, nämlich eine dem Objektakkusativ (der Zielgröße) gleichgesetzte Größe. [ … ] Der herkömmliche Name ‚ doppelter Akkusativ ‘ ist freilich so ungeeignet, daß man ihn besser ersetzt durch ‚ Prädikatsakkusativ ‘ . In unserer deutschen Namenreihe ergibt sich zwanglos ‚ Gleichgröße und Zielgröße ‘ . “ 1591 Damit ist die binäre Teilung der Syntax möglicherweise unintendiert von Glinz wiederhergestellt, und es nicht gelungen, sich von der „ Prokrustes-Systematik, die alles das primitive Zweiteilungsschema pressen will “ 1592 , zu lösen. Eroms merkt außerdem an, Glinz ’ Ausdruck Leitglied für das finite Verb als festen Pol des Satzes, „ da es gewissermaßen den Bau des ganzen Satzes leitet “ 1593 sei konstitutionell gedacht. 1594 Glinz unternimmt also den Versuch, die Syntaxbeschreibung von der „ Einengung auf das (logisch mißverstandene) Subjekt und Prädikat “ 1595 zu lösen, erkennt jedoch die Auszeichnung von Satzteilen als sogenannte Grundgrößen, Gleichgrößen und Zielgrößen, die als solche nur durch einen angenommenen assertorischen Moment einer Kopula sowie einer extensionalen Lesart des Aussagesatzes wahrgenommen werden können, an und definiert eine Gruppe von Verben als solche, angeblich den Ausdruck einer Gleichsetzung oder eines sonstigen extensionalen Verhältnisses gestattende Verben 1596 . Dies pflichtet indirekt als semantische und strukturelle Interpretation der traditionellen Grammatik und Urteilslehre bei, obwohl die Terminologie leicht geändert wurde und versuchsweise Ansätze zur Bereinigung der sogenannten „ Aussagespannung “ 1597 zwischen Subjekt und Prädikat in der traditionellen Grammatik als auch zu einem veränderten Status des Subjekts als „ Primus inter Pares “ 1598 angestellt werden. Nichtsdestotrotz stellt Glinz jedoch fest: „ Und wenn auch die dabei verwendeten Verben [sein; werden; bleiben; heißen; scheinen] sehr blaß sein mögen und hie und da ganz unnötig erscheinen, so haben sie doch, wenn sie überhaupt auftreten, genau den gleichen Rang im Satz und auch 1590 G LINZ (1972: 85) 1591 G LINZ (1972: 87) 1592 G LINZ (1972: 83) 1593 G LINZ (1973: 97) 1594 E ROMS (2003: 162) 1595 G LINZ (1972: 82 f.) 1596 G LINZ (1972: 83 - 85, 87) 1597 G LINZ (1972: 83) 1598 G LINZ (1972: 83) 308 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="309"?> genau die gleichen Platzansprüche wie jedes andere Verb. So fällt auch aus dieser Sicht der grammatisch mißbrauchte scholastische Begriff der ‚ Kopula [ … ] ‘ dahin, und der Prädikatsnominativ tritt in eine Reihe mit den übrigen fallbestimmten Gliedern, also mit Subjektsnominativ, Objektkasus und präpositionalen Ausdrücken - solange er wirklich ein Nominativ ist. Anders ist es freilich mit dem Prädikatsadjektiv, dem ‚ unflektierten ‘ Adjektiv. “ 1599 Resümierend ist also festzuhalten, dass Glinz ’ Theorie der Kopula den gleichen Rang sowie die Notwendigkeit einer materiellen zeichenhaften Realisierung zuerkennt, wie sie jedem anderen Verb zuteilwerden, was in Kontrast zur traditionellen Grammatik sowie Urteilslehre steht. Dieser Rang ist im Rahmen Glinz ’ Theorie zur Grammatikbeschreibung syntaktisch durch seinen Platzanspruch und semantisch durch die sprachliche Gestaltung, bei der „ alles im Bilde eines Geschehens mit daran beteiligten Wesen gefaßt ist “ 1600 begründet. Darüber hinaus verursacht Glinz ’ Anwendung operationaler linguistischer Testverfahren, um das System der Sprache wie einen Mechanismus zu erforschen, strukturelle Entgrenzungen, die unerlässliche Voraussetzungen zum Erkennen valenzieller Strukturen sind. 1601 Dies motiviert eine weitere fortführende Analyse sprachlicher Strukturen und ihrer logisch-semantischen Interpretationen sowie eine Beschreibung dieser mittels einer der Prädikatenlogik entlehnten Notation. 6.1.3 Erbens Valenz existenzbezeichnender Verben Auch bei Erben wird eine neuartige Wahrnehmung der Kopula motiviert, die sich schließlich von jener der Theorie einer traditionellen, binären Gliederung des deutschen Aussagesatzes im Rahmen einer traditionellen Urteilslehre unterscheidet. Ohne explizit den angesprochenen Binarismus sowie den Entwurf einer Kopula zu kritisieren, wie dies Kern und Glinz vorgenommen haben, referiert Erben auf die Kopulae als „ eine[ … ] Gruppe mehr oder minder inhaltsarmer Verben (verba abstracta) “ 1602 . Erben stellt fest: „ Für den Kernbereich ‚ statischer ‘ Ist-Prädikation steht eine Vielzahl von Verben zur Verfügung, die zwar alle durch das ‚ Archilexem ‘ sein ersetzt werden können, doch weisen sie alle noch besondere Inhaltsmerkmale auf, die dem Sprecher ermöglichen, ein ‚ modificirtes Sein ‘ [ … ] auszudrücken. “ 1603 So apperzipiert Erben, dass die Kopulae unterschiedliche lexikalische Nuancen aufweisen, z. B. ver- 1599 G LINZ (1972: 85) 1600 G LINZ (1972: 85) 1601 G LINZ (1973: 53, 85 - 98) 1602 E RBEN (1980: 140) 1603 E RBEN (1978: 82 f.) 6.1 Die Kopulae in der valenztheoretischen Perspektive 309 <?page no="310"?> mittelt das Verb scheinen nach Erben den „‚ Anschein ‘ -charakter “ 1604 der Aussage. Ebenso verhalten sich auf ihre jeweils eigene Art und Weise andere kopulaähnliche Verben außer dem Verb scheinen, die nach Erben mit Verweis auf Brinkmann „ das Sosein als Eindruck “ 1605 auffassen, da die Seinsbestimmung aus einem bestimmten Wahrnehmungssinn resultiert: „ Hieran schließen andere Verben, durch welche die Seinsbestimmung ‚ auf einen bestimmten Wahrnehmungssinn bezogen ‘ und ‚ relativiert ‘ [ … ] wird, z. B. Das schmeckt salzig/ nach (wie) Salz (statt der uneingeschränkten Feststellung: Das ist salzig/ Salz). “ 1606 Bemerkenswert ist Erbens deutliches Bekenntnis zur traditionellen Urteilslehre in seinen Erläuterungen zum Objektsprädikativ. Hierzu erwähnt er die Existenz von Verben, die ein Sosein aus der Perspektive einer Selbst- oder Fremdeinschätzung beschreiben. 1607 Erben erklärt bezüglich einer ist-Prädikation bzw. einer Assertion in Aussagesätzen mit kopulaähnlichen Verben außerdem: „ Schließlich stehen zahlreiche Verben zur Verfügung, die ein Sosein aus der Perspektive einer Selbst- oder Fremdeinschätzung darstellen. [ … ] Der Sprecher schiebt diesen gleichsam die Verantwortung dafür zu, ob die Merkmalszuordnung richtig ist und der Charakterisierte wirklich der behaupteten Klasse/ Art zugehörig ist oder ob er nur dazu gerechnet wird. “ 1608 Ebenso spricht Erben davon, dass der Person, welche in Subjektposition erwähnt wird, ein Urteil gilt (z. B. das ist dem Vater unbegreiflich, dem Prüfling zu schwierig). 1609 Ferner gibt Erben eine Nähe zur Logik von Port-Royal zu erkennen, wenn er das Konzept 1610 einer verdeckten ist-Prädikation 1611 einbringt, die in einigen Sätzen (z. B. sie bemalen sich violett) vorkommt, in welchen eine Prädikation nach Erben allein durch das Prädikativ entsteht, aber durch Umformung das Verb ist der Prädikation mit der Aussage sie sind violett aufgedeckt werden könne. Dies meint, nach Erben kann der Satz die aufgebrachte Menge schlägt ihn zum Krüppel in den Satz mit sprachlich materialisierter Kopula die aufgebrachte Menge schlägt ihn, so dass er (nach dem Schlagen) Krüppel ‚ ist ‘ transformiert werden. 1612 Erben sieht somit das Urteil als assertorischer Moment der Merk- 1604 E RBEN (1978: 83) 1605 E RBEN (1978: 83); vgl. B RINKMANN (1971: 585) 1606 E RBEN (1978: 83) 1607 Vgl. Carnaps Verständnis der Intensionsstruktur, s. C ARNAP (1948: 4 f., 44, 56 - 64); vgl. C HURCH (1951a: 5, Fn. 5); vgl. C HURCH (1950) 1608 E RBEN (1978: 84) 1609 E RBEN (1980: 176) 1610 Das Wort Konzept ist hier nicht im fachterminologischen Churchschen Sinn zu verstehen. 1611 E RBEN (1978: 85) 1612 E RBEN (1978: 85) 310 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="311"?> malszuordnung 1613 durch mehr oder minder inhaltsarme Verben mit der Bezeichnung verba abstracta 1614 und eine sogenannte „‚ statische[n] ‘ Ist-Prädikation “ 1615 , was als eine Anlehnung an die traditionelle Grammatik verstanden werden kann. 1616 Trotzdem ist es für Erben und seine valenzorientierte Grammatik notwendig, die Verben sein, bleiben und werden als „‚ existenz ‘ bezeichnende “ 1617 Verben einzuordnen, was in gewisser Weise ihrer ursprünglich angenommenen inhaltliche Blässe und ihrer Rolle als bloßer koppelnder, assertorischer Moment widerspricht, aber mit der Feststellung des Vorhandenseins jeweiliger „ semantischer Sondermerkmale “ 1618 der Kopulae oder kopulaähnlichen Verben, die nach Erben eine ist-Prädikation verkörpern, übereinstimmt. Erben trifft keine Unterscheidung zwischen der Kopula sein und einem sogenannten Existenz bezeichnenden Verb sein. 1619 Statt dessen formuliert er: „ In einem Satze wie: ‚ Gott ist ‘ , ist das Sein ohne alles Merkmal rein aufgefaßt, in allen andern Sätzen aber wird das Sein des Subjects unter einem oder mehreren bestimmten Merkmalen aufgefaßt, die wir uns als Art und Weise des Seins denken müssen [ … ]. Nicht bloß das Verbum ‚ sein ‘ , sondern auch andere Verba können Inhärenzen zu sich nehmen, als: heißen, scheinen, erscheinen, leben, gehen, kommen u. a. “ 1620 . Dies stellt eine andere Herangehensweise an eine angenommene Mehrdeutigkeit des Verbs sein dar, als sie die Russellsche Ambiguitätsthese (s. 5.5.2) vertritt, denn inhaltlich kann nach Erben demzufolge ausschließlich der Ausdruck von Existenz vorliegen oder der Ausdruck von Existenz gemeinsam mit einer der Existenz verbundenen Qualität. Dadurch erscheint die Existenz als eine Art Grundbedeutung oder Grundkonnotation aller Kopulae und kopulaähnlichen Verben, die nach Erben durch das „‚ Archilexem ‘ sein “ 1621 ersetzbar sind, aber trotz obiger Erläuterungen alle auch selbst eigenständig, ebenso wie das Verb sein, eine ist-Prädikation erzeugen. Erben stellt somit im Hinblick auf das „ sonst als ‚ semantisch leer ‘ angesehene Verbum sein “ 1622 fest, dass die Kopulae und kopulaähnlichen Verben bzw. die Verben mit dem Namen verba abstracta eine semantisch 1613 E RBEN (1978: 82 ff.); vgl. E RBEN (1980: 176) 1614 E RBEN (1980: 140) 1615 E RBEN (1978: 82) 1616 E RBEN (1978: 82 f.) 1617 E RBEN (1980: 142) 1618 E RBEN (1978: 81 f.) 1619 Zur Unterscheidung einer Kopula sein und eines Verbs sein, welches Existenz bezeichnet, s. 5.5.2. 1620 E RBEN (1978: 76) 1621 E RBEN (1978: 82) 1622 E RBEN (1978: 80) 6.1 Die Kopulae in der valenztheoretischen Perspektive 311 <?page no="312"?> heterogene Gruppe darstellen, da sie unterschiedliche semantische Nuancen 1623 aufweisen: „ Wie der Verfasser auf der gleichen Seite selbst erwähnt, ist es jedoch eine bemerkenswerte Tatsache, ‚ daß kopulative Verben untereinander kommutieren, daß sie zueinander in paradigmatischen Beziehungen und in semantischer Opposition stehen: Der Mann ist/ wird/ bleibt/ scheint/ dünkt sich klug ‘ . Das letztgenannte Verb dünkt sich fordert z. B. durchaus eine Besetzung seiner beiden syntaktischen Leerstellen durch Nomina bestimmter semantischer Beschaffenheit; und ähnliches gilt mehr oder weniger für andere ‚ Kopula ‘ -verben. “ 1624 Lediglich aufgrund dieser zwei Annahmen, der ersten Annahme eines Paradigmas der Kopulae und kopulaähnlichen Verben 1625 und der zweiten Annahme eines Existenz bezeichnenden 1626 Inhalts der Kopulae und kopulaähnlichen Verben, ist es im Rahmen der Überlegungen Erbens als auch gemäß der Begriffstheorie, welche für Begriffe und damit Prädikate einen begrifflichen Gehalt vorsieht (s. 5.8; 6.2.2; 6.2.3), möglich, den Kopulae und kopulaähnlichen Verben das Eröffnen von Leerstellen zuzugestehen und das sogenannte Prädikativ als Ergänzungsbestimmung zum verbalen Aussagekern aufzufassen 1627 , denn die Konzeption der Verben mit der Bezeichnung verba abstracta sowie der verdeckten ist-Prädikation in Sätzen mit Kopulae, kopulaähnlichen Verben und Objektsprädikativverben, forciert die traditionelle, binäre Gliederung des deutschen Aussagesatzes und die Annahmen einer semantischen Leere sowie einer Uneigenständigkeit der Kopulae und kopulaähnlichen Verben als Prädikat eines Satzes. Dennoch betont Erben: „ Im Unterschied zu L. Tesnière, von dessen valenztheoretischen Auffassungen mir erst bei der Endredaktion meines Abrisses der deutschen Grammatik [1958, 1980] einiges bekannt geworden ist, hatte ich von Anfang an auch einen Teil der Adverbialbestimmungen sowie die adjektivischen und substantivischen Prädikativa als obligatorische Ergänzungsbestimmungen des Verbs angesehen, in grundsätzlicher Übereinstimmung mit der heutigen Einschätzung. Ich hatte damit natürlich auch die Kopula-Verben als Valenzträger gewertet. Im übrigen habe ich bei meinem eigenen Ansatz zunächst nicht von ‚ Valenz ‘ des Verbs gesprochen, sondern von einer besonderen syntaktischen ‚ Wertigkeit ‘ . “ 1628 1623 E RBEN (1978: 83) 1624 E RBEN (1978: 80) 1625 E RBEN (1978: 76, 80) 1626 E RBEN (1980: 263) 1627 E RBEN (1980: 315 f.); vgl. E RBEN (1995) 1628 E RBEN (1995: 66) 312 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="313"?> 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens Resümierend ist zu konstatieren, dass die Frage nach dem Signifikat oder den Signifikaten der Kopula in den verschiedenen einschlägigen Grammatiken 1629 auf andere Art und Weise aufgeworfen und die Relevanz des möglicherweise vorhandenen Inhalts der als Kopulae und kopulaähnliche Verben aufgefassten Wortformen anhand verschiedener Analysemethoden entdeckt wird, so dass der Versuch unternommen werden kann, diesen für die Grammatikforschung so relevanten, potentiell signifizierten Inhalt des traditionell als Kopula interpretierten Verbs sein zu isolieren. 6.2.1 Die kategorematische Bedeutung des Signifikanten und die Kopula als synkategorematisches Funktionswort Wie obig dargelegt, ist in der Grammatikschreibung insbesondere über die Kopula ausgesagt, dass sie als ein semantisch und syntaktisch uneigenständiges Verb zu verstehen sei, was jedoch bei genauerer Betrachtung eine Annahme darstellt, die sich zirkulär in Wechselwirkung mit der binären Teilung des Satzes in ein logisches Subjekt und ein logisches Prädikat sowie grammatisches Prädikativ im Rahmen der traditionellen Urteilslehre aufrechterhält. Eine fixierende Klassifizierung einiger Wortformen als generell semantisch blass, semantisch unselbständig oder inhaltlich leer, festigt diese These. Wie Erbens Grammatiktheorie zeigt, kann die binäre Gliederung des deutschen Aussagesatzes in Subjekt und Prädikat als Folge des Einflusses der traditionellen Urteilslehre in die Grammatikschreibung ihre Geltung durch den Widerspruch verlieren, der entsteht, wenn den als Kopulae interpretierten Verben ein bestimmter, eigenständig signifizierter Inhalt zugeschrieben werden kann, so dass sich eine andere Satzstruktur, im Fall Erbens eine Dependenzstruktur, profiliert. Admonis Kritik an der Dependenzgrammatik setzt insbesondere am Verständnis der Kopula an, überspringt jedoch die Tatsache, dass Grammatiker wie Kern, Glinz oder Erben im Zuge der Auflösung einer perzipierten und in traditionellen Grammatiken etablierten binären Gliederung des Aussagesatzes a priori einen spezifischen semantischen Inhalt der als Kopulae erfassten Verben annehmen und das Konzept 1630 einer inhaltlich blassen oder leeren Kopula zu dekonstruieren versuchen, bevor zu einer veränderten Perspekti- 1629 K ERN (1888); G LINZ (1972); E RBEN (1980) 1630 Das Wort Konzept ist hier nicht im fachterminologischen Churchschen Sinn zu verstehen. 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens 313 <?page no="314"?> ve 1631 auf die Satzstruktur und den Status des Subjekts fortgeschritten wird. Admonis Kritik lautet vor dem Hintergrund des Vorgehens dieser Grammatiker ohne Räsonnement: „ Doch führt die von der Dependenzgrammatik geforderte Degradierung des Subjekts zu einem Aktanten (Mitspieler) des Verbs zu der Schlußfolgerung, daß in den Sätzen mit nominalem Prädikat das kopulative Verb als herrschendes Glied auftritt, was den realen Kräfteverhältnissen im Satz als einer konkreten sprachlich gestalteten Form zuwiderläuft. “ 1632 Beweise für oder detailliertere Erklärungen zu Admonis postuliertem realen Kräfteverhältnis einer konkreten sprachlich gestalteten Form bleiben absent. Zur Erfassung des Inhalts eines Signifikanten wurden in der Sprachwissenschaft Worttypisierungen, Wortartenklassifizierungen und Wortgruppen aufgestellt, welche mehr oder weniger bedeutungsvolle Sprachzeichen sowie Sprachzeichen mit einer besonderen Art der Signifikation auszeichnen sollen, wobei die Wortgruppe der als Kopulae oder kopulaähnlich interpretierbaren Verben den semantisch blassen oder uneigenständigen Sprachzeichen zugeordnet wird. Rekursiv kann demnach immer auf diese Klassifizierung als semantisch blasse oder semantisch abhängige Verben verwiesen werden. An dieser Stelle wird Ockhams Lehre von den Termen und Relationen relevant, welche u. a. zwischen den sogenannten Kategoremata (engl.: categorematic terms; lat.: categorematici) (z. B. Tier; Baum) den sogenannten Synkategoremata (engl.: syncategorematic terms; lat.: syncategorematici) (z. B. jeder; außer) und sogenannten relativen Namen (engl.: relative names; lat.: nomina relativa) (z. B. Sohn; ähnlich) unterscheidet. 1633, 1634 Diese Auflistung Ockhams Typen von Termen soll aufgrund der Relevanz dieser Einteilung von Wortformen für eine Thematisierung in der vorliegenden Untersuchung herausgegriffen werden. Auf Ockhams weiterführende Erläuterungen, z. B. zu absoluten Termen (lat.: termini absoluti), zu konnotativen Termen (lat.: termini connotativi), zu negativen Termen (lat.: termini negativi), zu privativen Termen (lat.: termini privativi) usw. sowie seine Suppositionstheorie und Signifikationstheorie im Detail kann an dieser Stelle, unter anderem aus dem Grund, dass Ockham nach Loux selbst keine definiten Erklärungen zu den verschiedenen Arten der Signifikation gibt 1635 , nicht eingegangen werden. Zu notieren ist, dass Ockham 1631 Der Terminus Perspektive ist an dieser Stelle als Sichtweise zu verstehen und meint nicht die fachterminologische, pragmatisch-kommunikativ aufgefasste oder sprachinhärente Perspektive. 1632 A DMONI (1982: 222) 1633 O CKHAM (1974 [ca. 1349]: 55, 158 - 161) 1634 Zur Definition der Termini, vgl. O CKHAM (1974 [ca. 1349]: 55, 158 - 161); vgl. P ERLER (1992: 88, Fn. 79) 1635 L OUX (1974: 6) 314 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="315"?> Propositionen mit Termen in Subjekts- oder in Prädikatsposition, die gemäß seiner Theorie für nichts supponieren, wie z. B. der Term Chimäre, als falsch markiert, da sie nach Ockham einen falschen Exponenten aufweisen. Hierbei konstatiert Ockham: „ It should be replied that if the terms supposit significatively, then ‚ A chimera is a chimera ‘ is, strictly speaking, false, since it implies falsehood. “ 1636, 1637 Im Folgenden soll zunächst die vereinfachende und teilweise abwandelnde Übertragung dieser auf Ockham zurückgehenden Einteilung von Sprachzeichen nach ihrer Signifikation und Supposition in die Grammatikschreibung anhand der Übersicht bei Hentschel/ Weydt präsentiert werden. Hentschel/ Weydt unterscheiden zwischen Synsemantika und Autosemantika, wobei Autosemantika über eine sogenannte kategorematische Bedeutung verfügen: „ Eine kategorematische Bedeutung gliedert einen bestimmten Bereich aus der außerprachlichen Wirklichkeit aus. Das Ausgegliederte kann ein Objekt sein, aber auch ein Vorgang, eine Eigenschaft, eine Relation usw. Der Hinweis auf die außersprachliche Wirklichkeit bedeutet dabei aber nicht, dass das Bezeichnete auch in der Realität existieren muss. Auch Wörter wie Schlaraffenland oder Einhorn, aber natürlich auch Abstrakta wie Minderwertigkeitskomplex bezeichnen Gegebenheiten der außerprachlichen Realität - unabhängig davon, ob sie konkret oder abstrakt, real oder fiktiv sind - und haben somit eine kategorematische Bedeutung. “ 1638 Hentschel/ Weydt berücksichtigen dabei nicht die Fregesche Terminologie und Distinktion von Sinn und Bedeutung. Neben der kategorematischen Bedeutung nennen Hentschel/ Weydt eine deiktische Bedeutung, eine Wortartbedeutung (auch: kategorielle Bedeutung) und eine synkategorematische Bedeutung (auch: synsemantische Bedeutung). 1639 Autosemantika können weiterhin in Terme mit relationaler Bedeutung (z. B. Onkel; groß; ähneln) und Terme mit absoluter Bedeutung (z. B. Pferd; tot; schwimmen) unterteilt werden. 1640 Den Erläuterungen Hentschels/ Weydts ist zu entnehmen, dass es sich, im semiotischen Dreieck verortet, bei den Thesen zur sogenannten kategorematischen Bedeutung um die Beschreibung eines Sachverhalts handelt, welche sich auf die extensionale Bedeutungsebene bezieht. Mit den relationalen Bedeutungen sind Relationen in der außersprachlichen Wirklichkeit, wie etwa die Relation zwischen den Gegenständen bzw. Individuen Onkel und Nichte oder Neffe 1636 O CKHAM (1980 [ca. 1349]: 123) 1637 Weiterführend zu Ockhams Suppositionstheorie, s. z. B. O CKHAM (1974 [ca. 1349]: 188 - 193, Kap. 63, 64, 65); vgl. P ERLER (2002: 319 - 397); vgl. F REDDOSO (1980: 3 - 16); vgl. M C C ORD A DAMS (1976) 1638 H ENTSCHEL / W EYDT (2013: 15) 1639 H ENTSCHEL / W EYDT (2013: 14 - 19) 1640 H ENTSCHEL / W EYDT (2013: 15) 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens 315 <?page no="316"?> angesprochen. Hiermit sind auch Phänomene der Wirklichkeit, wie z. B. die Relativität der Bedeutung des Adjektivs groß, das in der Wahrnehmung immer in Relation zu etwas Kleinerem steht, gemeint. Die Terme relationale kategorematische Bedeutung und absolute kategorematische Bedeutung fungieren demnach dazu, Sachverhalte in der außersprachlichen Wirklichkeit zu deklarieren, und die Unterscheidung in relationale Bedeutung und absolute Bedeutung stellt keine Erkenntnis dar, die ohne Weltwissen aus einer innersprachlichen Analyse von Zeichenketten sprachlicher Ausdrücke gewonnen werden kann, wie z. B. die Kenntnis der Bedeutung eines grammatischen Morphems einer markierten Genitivergänzung, welche bei einer innersprachlichen Analyse von Ausdrücken in Form von Zeichenketten mit Methoden der kognitiven Mustererkennung festgestellt werden kann. In seiner Abhandlung zu französischer Lexikographie erklärt Schafroth: „ Lexeme sind Träger von Bedeutungen, welche auf die außersprachliche Wirklichkeit verweisen. Sie können Konkreta [ … ] ebenso wie Abstrakta [ … ] bezeichnen. Ihre Bedeutung kann für sich selbst stehen, ist also nicht von der Bedeutung anderer sprachlicher Zeichen abhängig. Lexeme werden deshalb auch als Autosemantika [ … ] oder Inhaltswörter bezeichnet. Sie verfügen über semantische Autonomie [ … ] und über einen nachvollziehbaren semantischen Gehalt (Inhalt). Das Gegenstück zu den Autosemantika sind Synsemantika [ … ], also Elemente, deren Bedeutungen nicht unabhängig von anderen Elementen ist, die oft sogar nur wenig bis keine lexikalische Bedeutung haben, sondern vor allem die Beziehungen zwischen Lexemen und Lexemgruppen innerhalb eines Satz oder einer Äußerung herstellen [ … ] oder als Kennzeichen für eine Wortart dienen [ … ]. Sie werden deshalb auch grammatische Wörter [ … ] oder Funktionswörter [ … ] genannt. “ 1641 Um Autosemantika und Synsemantika zu differenzieren, weisen Hentschel/ Weydt 1642 statt dessen etwas differenzierter als Schafroth explizit auf die sogenannte kategorematische Bedeutung hin. Hentschel/ Weydt differenzieren 1643 zwischen lexikalischer Bedeutung und kategorematischer Bedeutung und erläutern, dass der Terminus lexikalische Bedeutung irreführend sei, da er suggeriere, eine derartige, sogenannte lexikalische Bedeutung käme allen Wörtern zu, die in einem Lexikon aufgeführt sind. 1644 Dies ist nach Hentschel/ Weydt nicht der Fall, und der Terminus Lexem benennt auch bei Schafroth, wie er selbst in obigem Zitat ausführt, ausschließlich Autosemantika, d. h. Kategoremata nach Ockham. Deutlich erklärt Schafroth, diese Kategoremata (Lexeme) verwiesen auf die außerprachliche Wirklichkeit, was 1641 S CHAFROTH (2014: 1 f.) 1642 H ENTSCHEL / W EYDT (2013: 15) 1643 H ENTSCHEL / W EYDT (2013: 15) 1644 H ENTSCHEL / W EYDT (2013: 15) 316 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="317"?> des Weiteren einer Verortung der Signifikate der Kategoremata 1645 sowie der denotierten Relationen relationaler Kategoremata auf der Bedeutungsebene des semiotischen Dreiecks beipflichtet. Ockhams Nominalismus (s. a. Ockhams Rasiermesser) 1646 nimmt selbsterklärend nicht wie Frege Sinne und Gedanken als intensionale Einheiten wahr, die nach Dedekind unabhängig vom menschlichen Denken und in unendlicher Anzahl existieren (s. 5.6.6). Stattdessen verkörpert bei Ockham der Intellekt das Verbindungsglied zwischen zeichenhaftem sprachlichen Ausdruck und außersprachlicher Wirklichkeit. Grotz erläutert hierzu: „ Für die Logik Ockhams ist die natürliche Sprache (oratio vocalis) kein passivisches Abbild einer (wie auch immer verstandenen) Wirklichkeit, sondern sichtbares und sekundäres Zeichen der begriffsbildenden Tätigkeit und Synthesis des Intellekts, dessen unmittelbares Produkt die oratio mentalis ist. “ 1647 Das Wort Begriff ist hier nicht im spezifisch Fregeschen Sinn verwendet. Aus Sicht der vorliegenden Studie ist die Benennung als begriffsbildend deshalb an dieser Stelle in Referenz auf Ockhams Terme ungünstig gewählt, da ein Begriff nach Frege herleitbar eine Intensionalität konstitutiert, welche in der Prädikationstheorie Ockhams nicht derart angenommen wird. Eine auf ähnliche Weise mentalistische Position wie diejenige Ockhams wird auch von Locke vertreten, welcher In An essay concerning human understanding and a treatise on the conduct of the understanding die Auffassung äußert: „ words in their primary or immediate signification signify nothing but the ideas in the mind of him that uses them, how imperfectly soever or carelessly those ideas are collected from the things which they are supposed to represent. “ 1648 Diese Art der Bedeutung kommt nach Kretzmann bei Locke allen Wörtern zu, außer propositionalen Konnektiven, der Kopula und dem englischen Wort not 1649 , so dass Brauße annimmt, diese letztgenannten Wörter gälten bei Locke als Synkategoremata 1650 . Eine kurze Gegenüberstellung Ockhams und Freges Auffassungen eines logischen Prädikats bzw. Begriffs stellt Freddoso an, allerdings ohne hinreichende Erklärung der Differenzen sowie unter der fehlerbehafteten Angabe, Ockham hätte ein Verständnis eines logischen Prädikats als einer zu sättigenden Funktion. Zudem gibt Freddoso Freges Signifikationstheorie nicht akkurat wieder, da behauptet wird, in Freges Theorie würde das logische Prädikat auf keinen Inhalt verweisen: 1645 O CKHAM (1974 [ca. 1349]: 55) 1646 Vgl. auch Russells Anwendung Ockhams Rasiermesser, s. 5.5.2. 1647 G ROTZ (1998: xx) 1648 L OCKE (1846: 267) 1649 K RETZMANN (1975: 334); vgl. B RAU ß E (1994: 32) 1650 B RAU ß E (1994: 32) 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens 317 <?page no="318"?> „ According to the second alternative account, the subject of such a proposition supposits for something, which - if the proposition is true - satisfies a function of the form ‚… is F ‘ , where ‚ F ‘ stands for a predicate in Ockham ’ s sense. Hence, the proponent of this alternative account denies that the subject and predicate of an Sproposition both have the role of suppositing for or denoting something. This alternative [ … ] finds its most important formulation in Frege ’ s writings “ 1651 . Nach Frege drückt ein ungesättigter Begriff einen unvollständigen Sinn aus, so dass es sich seitens Freddosos um die Unterstellung einer Leugnung (engl.: to deny) Freges handelt, wobei diese Unterstellung aus einer Nichtanerkennung einer Fregeschen Sinnebene im semiotischen Modell resultiert. 1652 Ockhams Verständnis eines Synkategoremas kann nun durch folgendes Zitat ergänzt werden: „ It should first be noted that no such sign signifies anything by itself or is impose to signify anything determinately. [ … ] This is why it is called a syncategorematic term. The same holds for many other terms and, in general, for all terms which, when taken by themselves, cannot be extremes of any proposition “ 1653 Mit den Extremen (engl.: extremes) einer Proposition meint Ockham das Subjekt und das Prädikat. Hierbei proklamiert er gleichzeitig seine Indifferenz hinsichtlich des Status ’ der Kopula 1654 : „ A subject we have said is that part of a proposition preceding the copula. In similar fashion we can say that the predicate is that part of a proposition which follows the copula. Nevertheless, some want to say that the predicate is the copula together with what follows it; but since that controversy depends on features peculiar to conventional expressions, I shall ignore it for the present. Whether we construe the predicate as including the copula, the term ‚ predicate ‘ is used in a variety of senses. In one sense anything is a predicate which is the extreme of a proposition and not its subject; in this sense anything can be a predicate because anything can be the predicate of a true or false proposition. “ 1655 Nun erklärt eine Wortarteneinteilung nach positionellen, distributionellen und funktionalen Kriterien 1656 von Moskal ’ skaja 1657 die Kopula als eigenständige Wortart, welche Funktionswörter umfasst, und damit gilt die Kopula als nicht 1651 F REDDOSO (1980: 11) 1652 Zum Problem der Synthesis Ockhams Terme termini absoluti zur ‚ vor ‘ -sprachlichen Tätigkeit des Intellekts oratio mentalis sowie den Kategoremata, s. 6.2.2. 1653 O CKHAM (1974 [ca. 1349]: 96) 1654 Zur Schnittstelle zwischen logischem Prädikat und logischem Subjekt bei Frege am Beispiel der Teilung einer Linie, s. F REGE (2002 [1891]: 6); s. 5.6.2; s. a. (Abb. 4). 1655 O CKHAM (1974 [ca. 1349]: 111 f.) 1656 K NOBLOCH / S CHAEDER (2000: 678) 1657 M OSKAL ’ SKAJA (1975: 41 - 55) 318 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="319"?> satzwertig, nicht satzgliedfähig und als synsemantisch. 1658 Knobloch/ Schaeder beobachten hierbei: „ Obwohl Moskal ’ skaja zunächst von einer Gleichwertigkeit der Komponenten ausgeht, spielt das morphologische Kriterium so gut wie keine Rolle. Hingegen nimmt das syntaktische Kriterium (satzwertig vs nicht satzwertig, satzgliedfähig vs nicht satzgliedfähig) den ersten und das semantische Kriterium (autosemantisch vs synsemantisch, benennend, verweisend, zählend) den zweiten Rang ein. “ 1659 Die deiktische (auch: verweisende) Bedeutung erzeugt in Moskal ’ skajas Wortarteneinteilung keine Untergliederung, welche die Kopula betrifft, sondern gliedert nur sogenannte „ eigentliche Wortarten “ 1660 . Der Unterschied zwischen Zeigewörtern und Nennwörtern geht gemäß des Reallexikons der deutschen Literaturwissenschaft auf Appolinius Dyskolos zurück. 1661 Hentschel/ Weydt erklären: „ Während die Nennwörter einen bestimmten Ausschnitt aus der außersprachlichen Wirlichkeit ‚ benennen ‘ , ‚ zeigen ‘ die Zeigwörter oder Deiktika (von griech. deiknymi ‚ zeigen ‘ ; Sing.: Deiktion oder Deiktikum) nur auf etwas. Deiktika sind Wörter wie ich, jetzt oder hier, die auf Personen, Zeitpunkte oder Orte in der außersprachlichen Wirklichkeit verweisen, indem sie dieses in ihrem Verhältnis zur Sprechsituation (zu SprecherIn, Sprechzeit oder Sprechort) definieren. “ 1662 Somit sind die kategorematische, die synkategorematische sowie die deiktische Bedeutung nach Hentschel/ Weydt in der Wortarteneinteilung nach Moskal ’ skaja, welche die Kopula schließlich als prädikatsprägendes, synsemantisches Funktionswort mit syntaktischer Funktion auffasst 1663 , weitgehend berücksichtigt. Die Kopulae gelten folglich als Satzbildner, die nur für die Konstruktion eines Satzes eingesetzt werden, sowie als Träger von Finitheitsmerkmalen (Kongruenz; Tempus; Modus), während der Träger der Semantik das Prädikativ ist. Dieser zugeschriebene grammatische, rein morphologische Status und die angenommene Absenz einer eigenen Semantik oder die behauptete Abhängigkeit seines Inhalts von anderen Satzgliedern führen dazu, dass das Verb sein mit den Bezeichnungen Funktionswort, Leerwort, Strukturwort oder Synkategorem 1664 ohne nennenswerten spezifischen lexikalischen Inhalt belegt wird. Insbesondere die Einordnung als Synkategorem entspricht 1658 M OSKAL ’ SKAJA (1975: 53) 1659 K NOBLOCH / S CHAEDER (2000: 679) 1660 M OSKAL ’ SKAJA (1975: 53 f.) 1661 B RAUNGART et al. (2010: 244, Kataphorik, Anaphorik) 1662 H ENTSCHEL / W EYDT (2013: 16 f.); vgl. H EMPEL (1965 [1954]) 1663 M OSKAL ’ SKAJA (1975: 54) 1664 G LÜCK / R ÖDEL (Hrsg. 2016: 695, Synsemantikon); B U ß MANN (Hrsg. 2008: 709, Synsemantikum) 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens 319 <?page no="320"?> diesen Konzeptualisierungen 1665 des Verbs sein als Kopula, denn unter diesem Begriff werden auch Ausdrücke mit einer vermuteten Polysemie 1666 erfasst. 6.2.2 Die Differenzierung von Prädikat und Kategorema Der Kopula wird somit durch ihre Auszeichnung als inhaltlich blasses oder semantisch durch andere Sprachzeichen im Aussagesatz determinierbares Verb eine sogenannte kategorematische Bedeutung abgesprochen, und sie gilt nicht als Autosemantikum nach Hentschel/ Weydt oder als Lexem nach Schafroth. Dabei ist auffällig, dass Hentschel/ Weydt missverständlicherweise ihre Verwendung des Adjektivs kategorematisch auf Aristoteles zurückführen. 1667 Diese Referenz ist nicht gerechtfertigt, denn das Adjektiv kategorematisch ist von dem griechischen Wort kategorema (griech.: κατηγόρημα ; κατηγορουμένων ) abgeleitet und ein Terminus der philosophischen Logik nach Aristoteles, der den prädikativen Teil eines Satzes benennt. 1668 So ist die Übersetzung des Terminus ’ kategorema vom Altgriechischen ins Lateinische nach Boethius prædicatum (dt.: Prädikat) 1669 und Baumgartner legt dar: „ Während Kategorema (K.) bei Aristoteles ursprünglich allein den prädikativen Teil des Satzes bezeichnet [ 1670 ] - was Boethius durch seine Übersetzung mit ‚ praedicatum ‘ bestätigt [ 1671 ] - und die stoischen Philosophen zum Teil das aristotelische Verständnis übernehmen [ 1672 ], zum Teil aber den Gebrauch des Wortes ‚ K. ‘ [Kategorema] im Zusammenhang ihrer Lehre von den unvollständigen Urteilen auf bloß verbale Prädikate einschränken [ 1673 ], findet sich der neuere semantische Gebrauch erst im Zusammenhang terminologischer Erörterungen der scholastischen Logica Modernorum. “ 1674 Hentschels/ Weydts Verwendung des Adjektivs kategorematisch steht in Übereinstimmung mit diesem neueren semantischen Gebrauch, 1665 Das Wort Konzeptualisierungen ist an dieser Stelle nicht mit dem Fachterminus Konzept nach Church zu identifizieren. 1666 B U ß MANN (Hrsg. 2008: 709, Synsemantikum) 1667 H ENTSCHEL / W EYDT (2013: 15) 1668 K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1876]: 70 - 72, Kap. 11); K IRCHMANN (Hrsg. 1883 [1882]: 16, Kap. 7); K IRCHMANN (Hrsg. 1871a: 89, Buch X(I), Kap. 2) 1669 B OETII (1891 [528]: 356, prædicantur, prædicamentum, prædicant, prædicata) 1670 A RISTOTELES (1998 [vmtl. 384 v. Chr. - 322 v. Chr.]: 128 f., Hermeneutik, Kap. 11, 20b 32); A RISTOTELES (1997 [vmtl. 384 v. Chr. - 322 v. Chr.]: 482 f., Topik, Kap. 7, 169b 5); A RISTOTELES (1987 [vmtl. 384 v. Chr. - 322 v. Chr.]: 102 f., Buch III, Kap. 1, 201a 1); A RISTOTELES (1980 [vmtl. 384 v. Chr. - 322 v. Chr.]: 146 f., Buch X, Kap. 2, 1053b 19 - 20) 1671 B OETII (1891 [528]: 356, prædicantur, prædicamentum, prædicant, prædicata) 1672 C ICERO (1984 [vmtl. 45 v. Chr.]: 260 f., Buch IV, (9), 21); vgl. P OHLENZ (1948: 47) 1673 D IOGENIS L AERTII (1999 [vmtl. 200 - 300]: 482 f., Buch VII (ZENO), 63 - 64); vgl. S EXTUS E MPIRICUS : Pyrrhoneíai Hypotypôseis III, 4, 14, zit. nach B AUMGARTNER (1976: 712 f.) 1674 B AUMGARTNER (1976: 712 f.) 320 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="321"?> welcher u. a. auf Ockham zurückgeht, der schreibt: „ Categorematic terms have a definite and determinate signification. [ … ] Likewise, a syncategorematic term does not, properly speaking, signifiy anything “ 1675 Die Verwendung des Wortes kategorematisch bei Hentschel/ Weydt weicht deutlich stark von seiner ursprünglichen Bedeutung bei Aristoteles und Boethius ab und pflichtet Ockhams Definition bei, der das Wort kategorematisch anwendet, um es auf seinen Entwurf von bestimmten oder unbestimmten, selbständigen oder unselbständigen, bedeutungsvollen oder bedeutungsleeren Sprachzeichen als Kategoremata und Synkategoremata 1676 zu übertragen. 1677 Wie obig angesprochen, lautet das griechische Wort Kategorema (griech.: κατηγόρημα ) ins Deutsche übersetzt statt dessen das von jemandem Ausgesagte oder Punkt der Anklage und meint in Aristoteles ’ Werk den prädikativen Teil bzw. das logische Prädikat eines Aussagesatzes. Der Terminus Kategorie (griech.: κατηγόρία ) geht in seiner Verwendung ebenfalls auf Aristoteles zurück. 1678 Das Kategorema als logisches Prädikat bei Aristoteles drückt eine Intentionalität aus, indem es sich auf ein logisches Subjekt bezieht. Nach Frege erfolgt dies, wie obig erklärt, als Sättigung eines Begriffs mit einem Argument bzw. mehrstelliger Beziehungen mit mehreren Argumenten. Dabei expliziert Frege die Intentionalität von Begriffen mit Hilfe der Eigenschaften eines Arguments und den Merkmalen eines Begriffs (s. 5.7.1). Der Terminus Intentionalität ist für die Verwendung in der vorliegenden Studie ausreichend und geeignet bei Aristoteles definiert, wobei Brentanos Intentionalitätstheorie 1679 , welche sich von Aristoteles ’ unterscheidet, ausgelassen wird. 1680 Diese Intentionalität manifestiert eine semiotische Hierarchie, welche für die Inhalte logischer Prädikate bzw. für Begriffe und Beziehungen, eine Ebene der Intension 1681 etabliert, die der Ebene der Gegenstände bzw. logischen Subjekte in der Art und Weise ihrer Referenzialität übergeordnet sein muss, da sich logische Prädikate auf logische Subjekte beziehen, die sich wiederum mittelbar oder unmittelbar auf Gegenstände in der extensionalen Wirklichkeit beziehen. Der Bezug des Zeichens, das ein logisches Subjekt repräsentiert, zu seinem außersprachlichen Denotat in der extensionalen Ebene ist demnach ein andersartiger Bezug als der Bezug des 1675 O CKHAM (1974 [ca. 1349]: 55) 1676 O CKHAM (1974 [ca. 1349]: 55) 1677 Zur Differenzierung von Prädikat und Kategorema, sowie die daraus resultierenden Folgen für das Verständnis von Prädikativität, Intentionalität, Intensionalität und damit für die Auffassung des Verbs sein als kopulatives Bindeglied zwischen Subjekt und Prädikat, s. 6.2.3. 1678 B AUMGARTNER et al. (1976: 714 - 716) 1679 B RENTANO (1874) 1680 K IRCHMANN (Hrsg. 1871b: 122 - 129, 2. Buch, Kap. 12); vgl. K NEALE / P RIOR (1968) 1681 Vgl. P ARSONS (2016: 9 f.) 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens 321 <?page no="322"?> begrifflichen Inhalts (auch: begrifflicher Gehalt; Konnotation; Signifikat; Sinn) eines logischen Prädikats auf den Sinn desjenigen Zeichens, welches für das logische Subjekt steht. Der Bezug eines Zeichens auf sein außersprachliches Denotat ist arbiträr 1682 und durch seine Konventionalisierung sowie Lexikalisierung festgelegt. Bei der Komposition von Sinnen bezieht sich der menschliche Geist in einem Akt der Intentionalität auf die auszudrückende oder zu erkennende logische Relation sowie auf die Art dieser logischen Relation, indem er ein bestimmtes logisches Prädikat dahingehend lenkt, sich wiederum intentional auf den Repräsentanten des Sinns eines logischen Subjekts zu beziehen. Dabei kann die ausgedrückte oder erkannte logische Relation als gesättigter Begriff oder als gesättigte Beziehung auf der Ebene der extensionalen Wirklichkeit wahr oder falsch sein, wenn die Intentionalität jedoch grammatikalisch wohlgeformt ausgedrückt ist, ist die jeweilige Relation auf intensionaler Ebene sinnhaft 1683 und bestehend (s. 5.7.3). Perler, der vorerst alludiert, eine Feststellung a priori, dass „ es dem Geist tatsächlich von sich aus gelingen sollte, sich auf Objekte zu beziehen “ 1684 würde eine sogenannte magische Theorie 1685 der Intentionalität implizieren 1686 , widerlegt dies an gleicher Stelle selbst mit der Beobachtung: „ Es würde kaum jemandem einfallen, dem Magen eine magische Verdauungskraft zuzuschreiben. Die Fähigkeit, etwas zu verdauen, wird vielmehr mit Rekurs auf besondere physiologische Eigenschaften und Strukturen erklärt. Ebenso wenig sollte man dem Geist eine magische Kraft zur Bezugnahme zuschreiben, auch dann nicht, wenn man davon ausgeht, dass er von Natur aus dazu disponiert ist, sich auf Objekte zu beziehen. “ 1687 Anschließend stellt Perler die Frage: „ Welche besonderen Eigenschaften oder strukturellen Merkmale ermöglichen es dem Geist, sich in konkreten Situationen auf etwas zu beziehen? “ 1688 Perlers Forderung nach einer Erklärung, wie diese Intentionalität dem menschlichen Geist gelingt, kann entgegnet werden, dass die Beantwortung dieser Frage irrelevant für die Wahrheit der Feststellung a priori ist, dass der menschliche Geist die Fähigkeit zur freigestellten Intentionalität besitzt. Vollständig bewiesen ist die Wahrheit dieser Feststellung 1682 Zur Arbitrarität sprachlicher Zeichen, s. S AUSSURE / W UNDERLI (2013: 171 - 175, § 2. - Erstes Prinzip: Die Arbitrarität des Zeichens); vgl. P LATON (1974 [vmtl. 428 v. Chr. - 348 v. Chr.]: 395 - 575, Kratylos); vgl. Churchs Ausführungen, s. C HURCH (1951a: 5 f., Fn. 5); s. 5.7.4. 1683 Vgl. F REGE (2002 [1892]a: 25); vgl. F REGE (2001 [1892 - 1895]: 31 - 34) 1684 P ERLER (2002: 3) 1685 Vgl. P UTNAM (1981: 3 ff.) 1686 P ERLER (2002: 2) 1687 P ERLER (2002: 3) 1688 P ERLER (2002: 3) 322 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="323"?> bereits durch die Fähigkeit eines kompetenten Sprechers, Sätze wie die Aussage colorless green ideas sleep furiously 1689 , welche sämtliche semantischen Selektionsregeln brechen und Sätze wie die Aussage a chimera is a chimera 1690 , welche, nach allgemeinem Weltwissen zu urteilen, leere Begriffe unter Beachtung semantischer Selektionsregeln zueinander in Bezug setzen, grammatikalisch richtig zu formen. 1691 Jegliche Versuche, die Kapazität des menschlichen Geistes um diese Fähigkeit zur freigestellten Intentionalität zu bringen, die sich darin äußern, die Bildung derartiger, grammatikalisch wohlgeformter Sätze mit dem Argument einer angeblichen Sinnlosigkeit (engl.: nonsense) 1692 oder einer angeblichen Falschheit 1693 gewissermaßen zu verbieten oder zu verunmöglichen 1694 (s. 5.8.3) und dem sprachlichen Ausdruck Restriktionen aufzuerlegen (s. 5.8.1), scheitern bereits daran, dass diese Sätze als illustrierendes Exempel gebildet werden müssen, um sie vorzuführen. Damit ist in dem Versuch zu zeigen, dass der Sinn, den derartige Sätze konstituieren, nicht erlaubt oder nicht möglich sein sollte, bewiesen, dass die Grammatizität bzw. die grammatikalische Wohlgeformtheit derartiger Sätze durchaus einen Sinn konstituiert und eine derartige freigestellte Intentionalität des menschlichen Geistes trotz aller Einwände und entgegen aller aufgestellten Regeln sowie entgegen sämtlicher restringierender ontologischer oder kognitiver Vorannahmen möglich ist. 1695, 1696 Ob der angeführten Begründungen, welche eine Intentionalität des Begriffs sowie einen begrifflichen Gehalt erschließen, wird in der vorliegenden Studie die Intentionalität eines Begriffs nicht a priori angenommen, sondern ebenfalls anhand Freges Theorie begründet und hergeleitet. 1697, 1698 Demgegenüber ist unter einem Kategorema nach Ockham etwas zu verstehen, das 1. erstens, eine feststehende, bestimmte Bedeutung auf extensionaler Bedeutungsebene hat; 1689 C HOMSKY (1976: 15) 1690 Vgl. O CKHAM (1980 [ca. 1349]: 123) 1691 Vgl. hierzu Helias ’ Verständnis eines Satzes aliquid rationaliter (s. u.). 1692 C HOMSKY (1976: 15). Das engl. Wort nonsense wird gewöhnlicherweise als Unsinn ins Dt. übersetzt, vgl. a. 6.4.1.2. 1693 O CKHAM (1980 [ca. 1349]: 123) 1694 I CKLER (1985: 366 ff.) 1695 Weiterführend, s. 6.4.3.2. 1696 Zur Grammatizität, ‚ Sinnvolligkeit ‘ oder proklamierten Falschheit eines sprachlichen Ausdrucks, s. 6.4.1.2. 1697 Zur Begründung und Herleitung der Annahme eines begrifflichen Gehalts ungesättigter Begriffe, s. F REGE (2001 [1892 - 1895]: 31 - 34); vgl. P ARSONS (2016: 17); s. 5.6.2; 5.6.5; 5.6.6. 1698 Zu einer Explikation der Intentionalität von Begriffen, s. die Ausführungen zu den Eigenschaften eines Arguments und den Merkmalen eines Begriffs in 5.7.1. 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens 323 <?page no="324"?> 2. zweitens, keine Intentionalität besitzt, da es sich nicht auf einen zeichenhaften Repräsentanten für den Inhalt eines logischen Subjekts bezieht, sondern lediglich für einen außersprachlichen Gegenstand supponiert bzw. diesen denotiert. Nach Ockham nimmt der Intellekt dabei eine herausragende Stellung ein: „ Thus, these conceptual terms and the propositions composed of them are the mental words [ … ]. They reside in the intellect alone and are incapable of being uttered aloud, although the spoken words which are subordinated to them as signs are uttered aloud. [ … ] The point is rather that spoken words are used to signify the very things that are signified by concepts of the mind, so that a concept primarily and naturally signifies something and a spoken word signifies the same thing secondarily. Thus, suppose a spoken word is used to signify something signified by a particular concept of the mind. “ 1699 Perler fasst zusammen, Ockham insistiere mit seiner Intentionalitätstheorie, sofern diese Bezeichnung überhaupt gewählt werden kann, da es sich primär um eine Denotations- oder eine Referenztheorie handelt, darauf, dass „ keine intentionalen Gegenstände [ 1700 ] und keine intelligiblen Species angenommen werden dürfen, weil sich intentionale Akte [ 1701 ] im Normalfall direkt auf individuelle, materielle Gegenstände beziehen. Es ist jedoch noch kaum erkennbar geworden, wie Ockham und Wodeham diese These begründen. “ 1702 Gleich dem ersten Term verhält sich nach Ockham der zweite Term in einer Proposition. Somit kann für ein Kategorema in einer Proposition nach Ockham kein intensionaler Begriff veranschlagt werden, welcher eine logische Sättigung erfährt, sondern lediglich eine Referenz auf eine Bedeutung in der außersprachlichen Wirklichkeit, die von einer Sinnkonstitution im Fregeschen Sinn 1703 unabhängig ist. Strukturell verbindende Funktion übernehmen in Ockhams Theorie zu den Termen inhaltlich unbestimmte und undefinierte 1704 Synkategoremata, die einzelne Kategoremata nach Ockham aneinanderheften sollen, ohne dass eine Intentionalität intensionaler Begriffe existiert. 1705 Der logische Charakter der Sprache, welcher in der Syllogistik Aristoteles ’ und dem in dieser vorgenommenen Inbezugsetzen des Ober-, Mittel- und Unterbegriffs 1699 O CKHAM (1974 [ca. 1349]: 49 f.) 1700 Richtiger als die Bezeichnung intentionale Gegenstände wäre die Formulierung intentionale Begriffe, welche für Gegenstände oder Bedeutungen stehen. 1701 Hier ist ein spezieller intentionaler Akt nach Ockham gemeint, welcher den Bezug eines Terms auf sein außersprachliches Denotat meint. 1702 P ERLER (2002: 342) 1703 F REGE (2002 [1892]a: 25, 29); F REGE (2002 [1892]b: 54 f.); s. a. 5.6.2; 5.6.4 1704 O CKHAM (1974 [ca. 1349]: 55) 1705 Vgl. P ERLER (1992: 96) 324 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="325"?> der Prämissen und Konklusionen dargestellt ist, sowie die Sinnstruktur von komplexen Zeichenketten in Form von Begriffen und Beziehungen, d. h. logischen Prädikaten in der Prädikatenlogik Freges, werden durch Ockhams Umdeutung des Terminus Kategorema terminologisch und theoretisch einer Umkehrung ausgesetzt und eo ipso die Bezugsrichtung sämtlicher Entitäten in eine Referenz in die außersprachliche Wirklichkeit konvertiert. Die sogenannte Prädikationstheorie Ockhams ist folgendermaßen zusammenzufassen: „ a term never supposits for something unless it is truly predicated of that thing. “ 1706 Eine derartige Ockhamsche Prädikation referiert des Weiteren immer nur auf Individuen: „ In this way ‚ healthy ‘ is predicated of each species, not for itself but for an individual, since no species is healthy - rather only an individual is healthy. “ 1707 Die Konsequenz dieser andersartig definierten Ockhamschen Prädikation ist, dass Ockham über singuläre, nicht-modale Propositionen (engl.: singular non-modal proposition) Nachfolgendes expliziert: „ [for the truth of a singular non-modal proposition] it is sufficient and necessary, that the subject and the predicate supposit for the same thing. And therefore, if in ‚ This is an angel ‘ the subject and predicate supposit for the same thing, the proposition will be true. Thus, it is not asserted that this thing has angelhodd or that angelhood is in it - or anything of this sort. Rather it is asserted, that this thing is truly an angel - not, indeed that it is the predicate, but that it is that for which the predicate supposits. “ 1708 Über indefinite Propositionen (engl.: indefinite proposition) äußert sich Ockham außerdem: „ It should be said, that it is sufficient for the truth of such [indefinite] proposition, that the subject and predicate supposit for the same thing if the proposition is affirmative, or that they not supposit for the same thing if the proposition is negative. “ 1709 Hierzu und zur Suppositionstheorie betreffs logischem Subjekt und logischem Prädikat bei Ockham im Allgemeinen, erklärt Perler: „ Wilhelm von Ockham versteht die Zuordnung des Prädikats zum Subjekt lediglich als eine Gleichsetzung von zwei kategorematischen Termini, die für dieselbe Entität supponieren. Auch Ockham verwendet den Ausdruck ‚ inhaere ‘ zur Charakterisierung der Subjekt-Prädikat Relation. Er interpretiert diese Inhärenz aber ausschließlich im syntaktischen Sinn als formale Prädikation. Selbst wenn angenommen wird, daß das Prädikat bzw. dessen Suppositum wirklich dem Subjekt inhäriert (wie z. B. die Weißheit der Wand innewohnt), darf nicht gefolgert werden, daß die Verbindung 1706 O CKHAM (1980 [ca. 1349]: 97); vgl. O CKHAM (1974 [ca. 1349]: 188 f., 203 - 211) 1707 O CKHAM (1980 [ca. 1349]: 101) 1708 O CKHAM (1980 [ca. 1349]: 87) 1709 O CKHAM (1980 [ca. 1349]: 94) 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens 325 <?page no="326"?> von Subjekt und Prädikat eine Einheit bilden. In diesen Fällen wird lediglich ein Terminus von einem anderen ausgesagt. “ 1710 Die Notwendigkeit eines Entwurfs von synkategorematischen Termen innerhalb Ockhams Theorie vollzieht Perler nach, stellt den Erfolg und eine Rechtfertigung dieses Entwurfs von Synkategoremata aber an gleicher Stelle in Frage: „ Einerseits handelt es sich dabei [Ockhams Theorie] um eine Kognitionstheorie, die intentionale Akte als mentale Termini bestimmt; die Genese dieser Termini wird mit Verweis auf eine Kausalrelation zu den materiellen Gegenständen erklärt. Andererseits handelt es sich dabei auch um eine logische Theorie, die erläutern will, warum aus mehreren Termini Sätze gebildet werden können, die wahr oder falsch sind. Im Rahmen der logischen Theorie müssen auch mentale synkategorematische Termini angenommen werden. Doch im Rahmen der Kognitionstheorie scheint es keinen Platz für solche Termini zu geben. Denn wie sollten wir über mentale Termini wie ‚ und ‘ , ‚ wenn ‘ und ‚ keiner ‘ verfügen können, wenn Termini durch eine Kausalrelation zu materiellen Gegenständen entstehen? Es gibt ja keine Gegenstände wie ‚ das Und ‘ und ‚ das Wenn ‘ die in uns solche Termini verursachen. “ 1711 Resümierend ist festzustellen, dass Ockhams Analyse eines Aussagesatzes diesen in einer unmittelbaren Referenz auf die Gegenstände, für welche das Subjekt und das Prädikat dieses Aussagesatzes supponieren, mit einem Urteil und einem Urteilsakt über diese denotierten Gegenstände in der außersprachlichen Wirklichkeit assoziiert. 1712 Damit kommt Ockhams Theorie insbesondere Abaelards Thesen sehr nahe (s. 5.3). Die Herangehensweise Ockhams ist dabei aber nicht notwendig einer historisch bedingten Unkenntnis anderer Prädikationstheorien zuzuschreiben, denn Ansätze bezüglich der Nachgeordnetheit des Urteils nach der Sinnkonstitution eines Aussagesatzes existieren bereits im 12. Jahrhundert, demnach vor Ockhams Zeit, bei Helias. So erwidert Helias auf Abaelards Fokussierung auf eine aussagenlogische Wahrheit eines Satzes (s. 5.3) vor einer Beachtung syntaktischer Formen, welche Terme in einem ersten Schritt des Ausdrückens sinnvoll zusammenfügen, dass auch eine Aussage wie der Satz Socrates est lapis, die nach Abaelard aussagenlogisch falsch ist, im Verständnis Helias demonstriert, dass ein Empfänger dieses Satzes aufgrund der grammatikalisch korrekten Zusammenfügung seiner Terme, diesen Satz aliquid rationaliter versteht. 1713 Grotz erklärt: 1710 P ERLER (1992: 96); vgl. O CKHAM (1974 [ca. 1349]: 112 f.) 1711 P ERLER (2002: 396 f.) 1712 Vgl. P ERLER (2002: 363 f.) 1713 Vgl. R EILLY (Hrsg. 1993b: 832, Liber Constructionum, 5 - 15); vgl. G ROTZ (1998: xiii, Fn. 21) 326 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="327"?> „ Die rationalisierbare (und insofern ‚ logische ‘ ) grammatische Struktur eines Satzes kann also nach Petrus [Helias] jenseits seiner aussagelogischen Wahrheit bzw. Falschheit geklärt werden. Eine derart szientifische Aufdeckung seiner ‚ logischen ‘ Struktur, d. h. hier: seiner ‚ Grammatizität ‘ ; erfolgt aber innerhalb und nur innerhalb der logica sermonicalis bzw. der grammatica. Diese szientifische Grundhaltung des Grammatikers liegt bereits Petrus ’ [Helias] Definition der Grammatik zugrunde. “ 1714 Schließlich ist zu konkludieren, dass das Konzept einer Kopula als Synkategorema oder als ein in Anlehnung an Ockhams Synkategoremata definiertes synsemantischen Funktionswort nach Moskal ’ skaja, welches semantisch blass, semantisch leer oder semantisch und syntaktisch unselbständig ist, prädikationstheoretisch selbst im Verband mit dem Term in Position des sogenannten logischen Prädikats nicht mit einer Funktionendarstellung oder einer der Logik entlehnten notationellen Niederschrift von Prädikaten vereinbar ist (s. a. 5.8; 5.8.3; 6.4.2.2). Denn auch die nicht-synkategorematischen oder nicht-synsemantischen sogenannten Ockhamschen Extreme einer Proposition und damit auch das Ockhamsche Prädikat können nicht als Funktion oder Begriff gedacht werden, sondern ihre Supposition und Intentionalität bzw. Referenz richtet sich als Bezugsrichtung auf die Denotate in der außersprachlichen Wirklichkeit und nicht auf eine zu sättigende oder gesättigte Argumentstelle 1715 , weswegen sie im Rahmen einer anderen Signifikationsbzw. Denotationstheorie oder im Rahmen einer spezifisch Ockhamschen Prädikationstheorie diskutiert werden müssen. Die Kategoremata nach Ockham und ihre Denotate in der außersprachlichen Wirklichkeit lassen eine Abbildungs- oder Spiegelungstheorie (s. 6.4.2.2) von den Sachverhalten der außersprachlichen Wirklichkeit in die Sprache vermuten. Ockham konzipiert sein Erklärungsmodell jedoch marginal komplexer, indem die Terme zuerst mental erfasst werden: „ Für die Logik Ockhams ist die natürliche Sprache (oratio vocalis) kein passivisches Abbild einer (wie auch immer verstandenen) Wirklichkeit, sondern sichtbares und sekundäres Zeichen der begriffsbildenden [ 1716 ] Tätigkeit und Synthesis des Intellekts, dessen unmittelbares Produkt die oratio mentalis ist. “ 1717 Da Grotz zwischen Begriffen und Termen nicht differenziert und deshalb nicht erwähnt, dass der Intellekt in Ockhams Theorie nicht über intentionale Begriffe, welche 1714 G ROTZ (1998: xiii, Fn. 21) 1715 Zu dieser festgestellten Unvereinbarkeit vgl. z. B. a. M AIENBORN (2003); G EIST (2006); vgl. a. S CHLÜCKER (2007); vgl. a. H ALIB (2011); vgl. a. D ÖLLING (1998); vgl. a. S TEINITZ (1999); s. a. 4.2.1; 4.2.2 1716 Das Wort Begriff ist hier nicht im spezifisch Fregeschen Sinn verwendet. Statt von Begriffen und dem Ausdruck begriffsbildend, wäre es vorzuziehen, von Termen und dem Ausdruck termbildend zu sprechen. 1717 G ROTZ (1998: xx) 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens 327 <?page no="328"?> sich auf logische Subjekte beziehen, verfügen kann, ist die Anmerkung, dass es sich bei Ockhams Erfassensakt von Termini durch den Intellekt nicht um eine passive Abbildung der Sachverhalte der außersprachlichen Wirklichkeit, für welche diese Terme supponieren sollen, handelt, nicht gerechtfertigt. Die sogenannte Intentionalität des Intellekts oder des Geistes ist bei Ockham ein Erfassensakt von Termen 1718 , kein Konzipieren von Begriffen, die ihrerseits eine durch den menschlichen Geist lenkbare Intentionalität ausüben. Insofern kann nach Ockhams Vorstellung des Intellekts derselbige durchaus passiv, passiv beeindruckbar oder sogar mechanistisch genannt werden. Dies wird von Grotz dennoch an vereinzelten, fehlenden Erklärungen in Ockhams Theorie zur Sprache erkannt. So schreibt Grotz in seiner Einleitung zur deutschen Übersetzung Thomas von Erfurts Abhandlung über die bedeutsamen Verhaltensweisen der Sprache (Tractatus de Modis significandi): „ Wie aber dann die ‚ vor ‘ sprachliche oratio mentalis, d. h. die Synthesis der termini absoluti zu komplexen Begriffen, in ihrem syntaktisch-formalen Charakter näherhin vorzustellen sei - darüber schweigt sich Ockham aus. “ 1719 Grotz ’ Feststellung des Fehlens einer entsprechenden Erklärung bestätigt sich, da Ockhams Schweigen darin begründet liegt, dass es diese komplexen Begriffe in Ockhams Theorie nicht gibt, und eine derartige Synthesis 1720 sprachlicher Elemente, wie sie Grotz in Ockhams Theorie vermisst, geschweige denn eine Komposition, ist demzufolge nicht möglich. Ockhams Verständnis von sprachlichen Aussagesätzen ähnelt statt dessen begriffsstutzigen Abfolgen von bezugslos aneinandergefügten Referenzen auf individuelle Dinge in der außersprachlichen Wirklichkeit, welche keine sprachinterne Intentionalität ausüben können und deshalb nicht aufeinander Bezug nehmen. 1721 Entsprechende Konsequenzen resultieren aus einer Konzeption des Verbs sein als eine Art Synkategorema, und eine Auffassung der Terme in syntaktischer Position des logischen Subjekts sowie des logischen Prädikats als Namen für extensional zu interpretierende Klassen oder Einzelgegenstände erwirkt beinahe selbsterklärend ebenso eine Vergegenständlichung, d. h. eine direkte Referenz auf das außersprachliche Denotat. In der Relationslogik Freges hingegen sind Relationen Argumentstellen von intensionalen Begriffen in der bezeichneten lexikalischen Bedeutung. Hierbei 1718 Vgl. P ERLER (2002: 360) 1719 G ROTZ (1998: xiii, Fn. 21) 1720 Der Terminus Komposition wird dem der Synthese (auch: Synthesis) vorgezogen, da Letzterer mit der traditionellen Urteilslehre und einem Abaelardschen Verständnis von Subjekt und Prädikat im Aussagesatz assoziiert werden kann, s. 5.3; 5.6.2; 5.8.3; 6; 6.1. 1721 Vgl. G ÁL (Hrsg. 1978: 238 - 248, Cap. 12, De relatione sive de ad aliquid); vgl. B OEHNER / G ÁL / B ROWN (Hrsg. 1974: 153 - 159, Pars I: De Terminis, Cap. 49, De praedicamento ‚ ad aliquid ‘ ); vgl. P ERLER (1992: 88, Fn. 79); vgl. G ROTZ (1998: xx) 328 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="329"?> übt der Begriff eine Intentionaliät gegenüber seinen Argumenten aus, die in flektierenden Sprachen u. a. auch an den morphosyntaktischen Merkmalen beobachtbar ist. 1722 6.2.3 Die Theorie der Argumentstellen im logischen Begriff als lexikalistische Theorie Inwiefern die Dekonstruktion von Begriffen nach Frege in der Sprache die Apperzeption von Sinn und die Bezeichnung lexikalischer Bedeutung von Wörtern, unter anderem des Verbs sein, beeinträchtigt, soll im Folgenden vorgestellt werden. So legt Perler in Der propositionelle Wahrheitsbegriff im 14. Jahrhundert dar, dass Ockhams Theorie bezüglich der Beantwortung der Frage, ob die Kopula eine Inhärenz oder eine Identität verkörpere, Widersprüche aufweist. Nach Moody existieren im Mittelalter zwei Theorien der Prädikation, die als Inhärenztheorie und als Identitätstheorie bezeichnet werden. 1723 Bereits aufgrund der vorangegangenen Ausführungen in der vorliegenden Studie ist erkennbar, dass es fragwürdig ist, diese Theorien mit der Benennung Prädikationstheorien zu belegen, wenn die traditionelle Urteilslehre ein Zusammenfallen von logischem Subjekt und logischem Prädikat auf Gegenstandsebene erwirkt (s. 5.3) bzw. in einer Identitätsbeziehung Einzelgegenstände bzw. Klassen von Gegenständen zueinander in Relation setzt (s. 5.5.1). Eine Prädikation im eigentlichen Sinn des Wortes ergibt sich für die Inhärenztheorie als einstelliges Prädikat und für die Identitätstheorie als zweistelliges Prädikat, wenn Assertion und Prädikation durch eine Nachordnung des Urteils hinsichtlich der Extension gemäß Frege unterschieden oder eine Unterscheidung von eingefaltetem und entfaltetem Urteil nach Pfänder vorgenommen wird. So trägt eine Unterscheidung von Form und Materie sowie von Sinn und Bedeutung zu einer Prädikationstheorie bei. Die Konstitution eines zweistelligen Prädikats erfordert außerdem, dass das Verb sein als Beziehung auf Begriffsebene wahrgenommen wird und somit keine Kopula mehr repräsentieren kann. Diese Observation soll im Folgenden näher erläutert werden. So ist den von Moody erwähnten Theorien gemeinsam, daß sie einen Subjektterminus extensional auffassen. Ebenso extensional wie den Subjektterminus sehen die Vertreter der Identitätstheorie das Prädikat, während gemäß der Inhärenztheorie das Prädikat eine Eigenschaft bezeichnet, welche den 1722 Zur detaillierteren Ausführung über das Fehlen einer Synthesis der Terme mit der Bezeichnung termini absoluti nach Grotz in der Theorie Ockhams, sei auf Grotz (G ROTZ (1998)), vgl. T HOMAS VON E RFURT (1998 [ca. 1300 - 1310])), und Perler (P ERLER (1992)) verwiesen. 1723 M OODY (1953: 32 - 38) 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens 329 <?page no="330"?> durch den Subjektterminus bezeichneten Gegenständen inhärent sei. 1724 Barth formuliert mit Verweis auf Moody und De Rijk etwas genauer: „ The inherence or attribution theory of the copula is the doctrine, that the copula expresses a relation between the extension of a (logical) subject term S and the meaning, intension (Leibniz), comprehension, content, or sense of a (logical) predicate P. In the days of the schoolmen this theory was an alternative to the theory of extensional identity. [ … ] The supporters of the inherence theory seem to have thought, and to think, in terms of the meaning or intension of any predicate P of a natural language, as a forma or universal nature belonging to the expression P and to all things of which P can be truly predicated. “ 1725, 1726 Es ist nach obigen Ausführungen einsehbar, dass die Inhärenztheorie wie sie Barth mit Referenz auf Moody und De Rijk darlegt, weiter dahingehend differenzierter betrachtet werden muss, dass ein angenommenes Verhältnis der Inhärenz zwischen logischem Subjekt und logischem Prädikat in Verbindung mit der traditionellen Urteilslehre bzw. mit Pfänders eingefaltetem Urteil als verkörperte Inhärenz oder unter Berücksichtigung der Nachgeordnetheit des Urteils bzw. des entfalteteten Urteils nach Pfänder als bezeichnete Inhärenz verstanden werden kann. Bezüglich der Formulierung dieser Sachverhalte als Identitäts- und Inhärenztheorie nach Moody jedoch fasst Perler zusammen, dass Ockham die syntaktische Verbindung der Satzglieder nicht als eine relationale Zuordnung versteht, denn „ die Kopula bezeichnet nicht nur dann eine Inhärenz des Prädikats im Subjekt, wenn das Prädikat wirklich vom Subjekt verschieden ist, sondern auch dann, wenn die beiden Satzglieder bzw. ihre Supposita identisch sind. “ 1727 Ockham erklärt: „ Dico quod non tantum significat inhaerentiam praedicati ad subiectum quando praedicatum distinguitur realiter a subiecto et sibi inest realiter, sed quando praedicatum est omnino idem subiecto suo vel quando illud pro quo supponit subiectum est onmino idem cum illo pro quo supponit praedicatum. “ 1728 Im Folgenden werden Sätze diskutiert, in welchen der Inhalt des Verbs sein unter Umständen als Begriff in Position eines komplexen oder einfachen grammatischen Prädikats erfasst werden könnte. Perler notiert, dass in derartigen Sätzen (z. B. Gott ist seiend) bei Ockham keine Relation zwischen dem Subjekt Gott und dem Prädikativ seiend hergestellt wird, sondern dass diese beiden Terme einander gleichgesetzt werden. 1729 So fährt Ockham fort: „ Et ex hoc patet quod conceptus 1724 S HERWOOD / K ANN / B RANDS (1995: 229) 1725 B ARTH (1974: 207) 1726 Vgl. 5.5.1; 5.6.1 1727 P ERLER (1992: 88) 1728 G ÁL / W OOD (Hrsg. 1981: 20, Liber II, Quaest. I) 1729 P ERLER (1992: 88) 330 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="331"?> importatus per copulam non est respectivus sed absolutus. “ 1730 Dass eine Identität oder Gleichsetzung von Sinnen verschiedener Zeichen bzw. von Begriffen auf intensionaler Ebene nicht möglich ist, sondern lediglich eine Gleichsetzung von Gegenständen und Begriffsumfängen erfolgen kann, hat Frege erläutert. Aufgrund dieser vorangehend genannten Gleichsetzung Ockhams ist der sogenannte Ockhamsche Begriff, der durch die Kopula bzw. durch den Inhalt des Verbs sein als Ockhamscher Prädikatbegriff erzeugt werden soll, in Ockhams Theorie nicht relational, was ihn seines Wesens als Begriff entledigt. Zudem wird durch diese Gleichsetzung der Ockhamsche Begriff gemäß eines der Theorie Freges entlehnten semiotischen Dreiecks vergegenständlicht. Dies merkt auch Perler an, der darauf hinweist, dass der Ockhamsche Begriff, welchen die Kopula erzeugt, nicht als relational, sondern als absolut zu erfassen ist. 1731 Eine Gleichsetzung ist nach Frege nur auf der Ebene der Begriffsumfänge, d. h. auf der Ebene der extensionalen Bedeutungen möglich (s. 5.6.5). Dass die kategorematische Bedeutung nach Ockham durch dessen Umdeutung des Terminus Kategorema (s. 6.2.2) in der außersprachlichen Wirklichkeit auf der extensionalen Bedeutungsebene verortet werden muss, wurde obig hergeleitet und dargelegt. Die Beobachtung Perlers ist demnach, ob der etwas anderen Beschreibungsmethode anhand Moodys Inhärenz- oder Identitätstheorie, einsichtig. Perler konstatiert: „ Ockham versteht die Funktion der Kopula im Beispielsatz ‚ Der Mensch ist weiß ‘ in der Tat im Sinn der Identitätstheorie; die Kopula verbindet sprachlich die Termini und mental die entsprechenden Begriffe. Im Satz ‚ Dem Menschen wohnt Weißheit inne ‘ vertritt Ockham aber offensichtlich die Inhärenztheorie “ 1732 . Ockham schreibt hierzu: „ a sign signifies something, when it is capable of suppositing for that thing in a true past, present, or future proposition or in a true modal proposition. “ 1733 Hierbei versteht Ockham Subjekt und Prädikat als kategorematische Termini, die Dinge bedeuten und für diese supponieren 1734 , was Perler für „ problematisch “ 1735 befindet. Weiter führt Perler aus: „ Offensichtlich besteht hier ein Dilemma: In der Analyse von ‚ Dem Menschen wohnt Weißheit inne ‘ vertritt Ockham die These, dass eine wirkliche Inhärenz von Prädikat und Subjekt besteht, so dass die Weißheit dem Menschen innewohnt. In der Summa Logicae behauptet er jedoch ausdrücklich, daß ein Ausdruck wie ‚ Weißheit ‘ nichts anderes bezeichnet als individuelle weiße Dinge und keine Entität 1730 G ÁL / W OOD (Hrsg. 1981: 20, Liber II, Quaest. I) 1731 P ERLER (1992: 88) 1732 P ERLER (1992: 88) 1733 O CKHAM (1974 [ca. 1349]: 113) 1734 P ERLER (1992: 91) 1735 P ERLER (1992: 91) 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens 331 <?page no="332"?> Weißheit “ 1736 . Ockham widerspricht sich somit selbst und führt vor, dass sein Entwurf der Kategoremata und Synkategoremata unzureichend ist, um eine syntaktische und semantische Struktur zu „ synthetisieren “ 1737 , wie Grotz es nennt, der in Akzeptanz der traditionellen Urteilslehre nur das Wort Synthese findet, um die Komposition einer Sinnstruktur zu benennen. Hierbei ist nochmalig zu beachten, dass Perlers Feststellung eines Dilemmas korrekt ist, dass jedoch das Problem in Ockhams Theorie etwas tiefer liegt, und der Satz dem Menschen wohnt Weißheit inne nur in Moodys Terminologie ohne eine Infragestellung der traditionellen Urteilslehre bzw. Pfänders eingefaltetem Urteil eine sogenannte Inhärenz verkörpert. Unter Beachtung der Intentionalität von Begriffen und der Nachgeordnetheit des Urteils nach einer Sinnkomposition liegt die besagte Inhärenz als Bezeichnung einer Inhärenz vor, und es ist erkennbar, dass dieses Dilemma in der Ockhamschen Dekonstruktion der Intentionalität und in seiner Suppositionstheorie begründet ist. Deshalb kann keine bezeichnete Inhärenz zustande kommen, sondern nur ein Zusammenfallen von logischem Subjekt und logischem Prädikat auf Gegenstandsebene. Dennoch ist Perlers Observation zutreffend, dass Ockham, vereinfacht dargelegt, derart vorgeht, dass er Beispiele mit Termen anführt, welche eindeutig die Identitätstheorie bestätigen sollen, um eine Inhärenz zu belegen. Im Folgenden werden seitens Perler Bemühungen angestellt, die Widersprüche in Ockhams Theorie zur Kopula unter besonderer Beachtung des Entwicklungsprozesses seiner Werke über einen längeren Zeitraum hinweg zu erklären 1738 , was kein Ersatz für eine eigenständige Auflösung dieses Dilemmas oder eine Korrektur seitens Ockhams selbst sein kann. Neben dieser Entleerung eines begrifflichen Gehalts des Verbs sein, des Prädikativs seiend oder eines als komplex aufgefassten Prädikats ist seiend in dem Beispielsatz Gott ist seiend steht die neuartige Logik Ockhams in der Grammatik des Weiteren in Konflikt mit grammatischen Studien Ockhams Zeitgenossen um die Jahrhundertwende zum 14. Jahrhundert, die den sogenannten Logos namens logos extrinsecus (lat.: extrinsecus; dt.: von außen) in der Grammatik behandeln und zur Erforschung der „ Logik der Sprache den intelligiblen Formen und Strukturen der sprachlichen Bedeutsamkeit “ 1739 nachgehen. 1740 Hierbei bewirkt Ockhams Logik eine Infragestellung von sprachtranszendenten, ontologischen und erkenntnistheo- 1736 P ERLER (1992: 90, vgl. 70, vgl. 117 - 122); vgl. B OEHNER / G ÁL / B ROWN (Hrsg. 1974: 36 f., Pars I, Cap. 10) 1737 G ROTZ (1998: xiii, Fn. 21) 1738 P ERLER (1992: 91) 1739 G ROTZ (1998: xii) 1740 G ROTZ (1998: xii) 332 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="333"?> retischen Annahmen, die auf Helias ’ Studien 1741 aufbauen und in der modistischen Grammatik des 12. Jahrhunderts um Thomas von Erfurt vertreten wurden. Grundlage für die bewusste Verbindung von Logik und Grammatik im 12. Jahrhundert war eine nomenklatorische Aufspaltung des griechischen Wortes λόγος (dt.: Logos) (s. 5.1). in die angenommenen lateinischen Entsprechungen ratio (lat.: ratio; dt.: Vernunft; Ratio; Denkart) und sermo (lat.: sermo; dt.: Rede; Äußerung; Ausdruck), welche auch im Rahmen Helias ’ Lehre beibehalten wurde und die Entwicklung Helias ’ Ansätze zur Trennung des Urteils über die Bedeutung eines Aussagesatzes von dem Verstehen eines ausgedrückten Satzes begünstigte. 1742 Diese als logisch aufgefasste Grammatik des 12. Jahrhunderts, deren Vertreter unter den Modisten angetroffen werden können, ist nach Grotz bestrebt, sich als eigenständig und kompetent gegenüber der traditionellen Ars grammatica des Donatus zu profilieren. 1743 So unterscheidet die modistische Grammatik zwischen den Forschungsfeldern logica rationativa bzw. logica speculativa und logica sermonicalis bzw. grammatica. Die Modisten stellen nach Grotz Bemühungen an, die Grammatik als eine genuine Wissenschaft scientia speculativa (lat.: scientia; dt.: Wissenschaft; lat.: speculativa; dt.: spekulative) oder grammatica speculativa (lat.: grammatica; dt.: Grammatik) zu etablieren, welche insbesondere die Probleme der Bedeutsamkeit untersucht. 1744 Grotz resümiert: „ Die Introspektion der Modisten richtet sich in erster Linie nicht auf die sprachtranszendenten logischen Strukturen des Intellekts, um dann deren Adäquation mit den dazu sekundären sprachlichen Bezeichnungen zu prüfen. Sondern sie ‚ spiegelt ‘ [ 1745 ], reflektiert die intrinsecus - d. h. in der Sprache überhaupt angelegten - intelligiblen semantischen Strukturen. “ 1746 Hierbei differenzieren die Modisten außerdem zwischen logischem Satzurteil (lat.: propositio), grammatischem Satzverband (lat.: oratio; sermo), logischem Satzglied (lat.: terminus) und grammatischem Satzglied (lat.: constructibile). 1747 Daran ist erkennbar, dass die Modisten ebenfalls eine sehr logizistische Herangehensweise an die Elemente bzw. Einheiten eines Aussagesatzes vertreten, welche jeweils in eine logische oder in eine grammatische Satzstruktur als logische oder grammatische Elemente bzw. Einheiten eingebunden sind, während die Semantik ihr zentrales Interesse ist. Die Modisten 1741 R EILLY (Hrsg. 1993a); R EILLY (Hrsg. 1993b) 1742 G ROTZ (1998: xiii, xiii, Fn. 21); vgl. a. G RABMANN (1926: 114 ff.) 1743 Vgl. G ROTZ (1998: xiv) 1744 G ROTZ (1998: xiv) 1745 Hierbei ist keine Spiegelung im Sinne einer Abbildungs- oder Spiegelungstheorie nach Flämig zu verstehen, s. 6.4.2.2. 1746 G ROTZ (1998: xiv) 1747 G ROTZ (1998: xvi) 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens 333 <?page no="334"?> fassen Wörter als zeichenhafte Einheiten auf, die für zielgerichtet Intentionalität ausübende Begriffe stehen und nicht unmittelbar Gegenstände in der extensionalen Bedeutungsebene der außersprachlichen Wirklichkeit denotieren. 1748 So schreibt Thomas von Erfurt gemäß der Übersetzung aus dem Lateinischen Grotz ’ : „ Das finalursächliche Prinzip (für eine syntaktische Konstruktion) ist der (sprachliche) Ausdruck eines zusammengesetzten mentalen Konzeptes. Denn wie es in (Aristoteles,) Metaphys. Δ 2 [ 1749 ] heißt, ist das Ziel dasjenige, weswegen etwas geschieht. Eine syntaktische Vereinigung erfolgt aber, um einem zusammengesetzten mentalen Konzept Ausdruck zu verleihen. Deshalb sagt Aristoteles in De Interpr. 1 [ 1750 ], daß ‚ das, was im lautlichen Ausdruck liegt ‘ - nämlich die geäußerten bedeutsamen Laute, aus denen Sätze im grammatischen Sinn bestehen - , ‚ Symbole für diejenigen Eindrücke sind, die in der Seele liegen ‘ , d. h. daß sie Zeichen für mentale Konzepte bzw. für (Konzepte) in der Seele sind. Ein Zeichen ist aber zielgerichtet aufgrund eines (angestrebten) Bezeichneten. Also ist für die Grammatik eine syntaktische Konstruktion bzw. ein Satz zielgerichtet aufgrund des (angestrebten) Ausdrucks von mentalen Konzepten. “ 1751 Es handelt sich bei der modistischen Grammatik demnach um einen Versuch, die Bedeutsamkeit der Sprache mit Hilfe einer Erforschung von intelligiblen semantischen Strukturen in Verbindung mit einer logistischen Herangehensweise zu ergründen ohne dabei den Intellekt, der die Tätigkeit der Sprachbeherrschung ausübt, in die Untersuchung miteinzubeziehen. Wie die Verortung der Ockhmamschen Kategoremata, Synkategoremata und relativen Namen auf der Bedeutungsebene des Fregeschen semiotischen Dreiecks unter seinen antiplatonistischen 1752 und nominalistischen Annahmen veranschaulicht, richtet sich dann eine Kritik von Seiten Ockhams an der Grammatik der Modisten aus diesem Grund von Anbeginn gegen diese, die Sprachtranszendenz betreffenden und den Intellekt des Sprechers ausklammernden Positionen der spekulativen Grammatik der Modisten sowie damit gegen die erkenntnistheoretischen und ontologischen Grundlagen der Signifikation modus significandi (lat.: modus significandi; dt.: Modus des Bezeichnens; Weise des Bezeichnens) der modistischen Grammatik nach Thomas von Erfurt sowie ihre platonistischen und realistischen 1753 Aspekte, wie auch Grotz anmerkt. 1754 Wie 1748 Vgl. B RAU ß E (1994: 23) 1749 K IRCHMANN (Hrsg. 1871a: 223, Buch V( Δ ), Kap. 2) 1750 Vgl. K IRCHMANN , J. H. von (Hrsg. 1883 [1876]: 55, Kap. 1) 1751 T HOMAS VON E RFURT (1998: 89) 1752 F REDDOSO (1980: 8) 1753 Vgl. F REDDOSO (1980: 1) 1754 Vgl. G ROTZ (1998: xvii) 334 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="335"?> bereits dargelegt (s. 5.6.2; 5.6.5; 5.6.6) 1755 , besitzen nach Frege auch ungesättigte Begriffe Sinne und die Annahme eines begrifflichen Gehalts ungesättigter Begriffe ist herleitbar. 1756 Grotz erläutert: „ Am augenfälligsten realisiert sich die sprachliche Bedeutsamkeit als lexikalische, d. h. in Form von einzelnen bedeutungstragenden Sprachzeichen (dictiones), die stets auf ein bestimmtes Etwas (sei es in mente, sei es extra mentem) ausgerichtet sind - in der Sprache der Modisten: deren Bedeutungsgehalt ein spezifisches Signifikat (significatum speciale) ist. Gerade dies[e] sprachliche Ebene der lexikalischen Bedeutungen rückt in besonderer Weise ins Zentrum der aussagenlogischen Sprachbetrachtung, sofern nämlich hauptsächlich mit den einzelnen bedeutungstragenden Sprachzeichen (dictiones) ein begrifflicher Gehalt zum Ausdruck kommen, d. h. ein mentales Konzept repräsentiert werden kann. [ … ] Für Ockham liegen jedoch die vom Intellekt produzierten begrifflichen Gehalte in der natürlichen Sprache nicht so offen zu Tage, daß die natürliche Sprache diese Gehalte direkt widerspiegeln könnte. Vielmehr ist die oratio vocalis ein komplexes und akzidentellen Schwankungen unterworfenes Gebilde. “ 1757 Grotz meint hier mit der sogenannten Produktion begrifflicher Gehalte durch den Intellekt das, was Perler den Erfassensakt der Termini 1758 nennt. Dabei ist Perlers Formulierung vorzuziehen, da, wie bereits erwähnt, Begriffe im Sinne Freges Theorie in Ockhams Theorie nicht denkbar sind. Im Unterschied zur terministischen Logik geht die spekulative Grammatik nicht von Schwankungen begrifflicher Gehalte im sprachlichen Ausdruck aus. Gleichzeitig lenkt die spekulative Grammatik ihre Aufmerksamkeit auf die grammatische Kohärenz, d. h. die morphosyntaktischen Formen der Sprachzeichen: „ Da also diese für die grammatische Kohärenz konstitutive Funktion einer dictio - nämlich (potentieller) Bestandteil eines grammatischen Verbandes zu sein - nicht unmittelbar mit ihrer lexikalischen Bedeutung (significatum speciale) zum Vorschein kommt, bedient sich auch die spekulative Grammatik bei ihrer Sprachanalyse einer spezifischen Transformation: der Reduktion von lexikalisch bedeutsamen Sprachzeichen (dictiones) auf ihre grammatische Form und Funktion als partes orationis. [ … ]. Gleichzeitig ist aber der modus operandi der modistischen Sprachanalyse von prinzipiell anderer Art als derjenige der terministischen Logik, da dort gerade nicht von den lexikalischen Einzelbedeutungen im Satz abgesehen werden kann. “ 1759 Das heißt, in der spekulativen Grammatik werden 1755 Zu beachten sind des Weiteren Freges Ausführungen zu den Merkmalen eines Begriffs und den Eigenschaften eines Arguments, s. 5.7.1. 1756 Vgl. F REGE (2001 [1892 - 1895]: 31 - 34; vgl. P ARSONS (2016: 17) 1757 G ROTZ (1998: xx) 1758 P ERLER (2002: 360, 364) 1759 G ROTZ (1998: xxii) 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens 335 <?page no="336"?> die lexikalischen Inhalte der Sprachzeichen sowie ihre grammatischen Formen respektiert und in die Sprachanalyse miteinbezogen. Das Verständnis der Semantik, d. h. der Inhaltsebene eines sprachlichen Ausdrucks, muss hierbei dem Verständnis der grammatischen Formen nachgeordnet sein, wobei die kategoriale Bedeutung eines Sprachzeichens jedoch miteinfließt: „ Nach dieser Maßgabe aber - dass sich nämlich syntaktische Bezüge aus den grammatischen Ausformungen der Wortklassen ergeben, welche ‚ an sich ‘ semantisch fundiert sind - können die grammatischen und syntaktischen Formen nicht mehr aus derjenigen semantischen Struktur verstanden werden, welche für alle Sprachzeichen formal konstitutiv ist: nicht nur nicht aus ihren einzelnen lexikalischen Bedeutungen (significata specialia), sondern insbesondere auch nicht aus ihrer lexikalischen Verweisstruktur oder Bedeutsamkeit überhaupt (significatio). Es ist nämlich der ‚ mitbedeutende ‘ Charakter (ratio consignificandi) von grammatischen Ausformungen, [ 1760 ] der zugleich verantwortlich ist für die consignificatio der lexikalischen Sprachzeichen (dictiones), d. h. für ihren semantisch fundierten Bezug aufeinander, und der unabhängig ist von ihren jeweils konkret aufeinander bezogenen lexikalischen Bedeutungen. “ 1761 Diese Vorgehensweise der spekulativen Grammatik steht in Übereinstimmung mit Freges Vorrangigkeit der Zeichen- und der Sinnebene, mit dem notwendigen und hinreichenden Kriterium der grammatikalischen Wohlgeformtheit eines sprachlichen Ausdrucks (s. 5.6.1; 5.6.2; 5.6.3) für seine Sinnkonstitution sowie mit Helbigs Primat der syntaktischen Valenz in einer dreistufigen Valenzbeschreibung (5.8.3). Den Synkategoremata nach Ockham oder den synsemantischen Funktionswörtern nach Moskal ’ skaja hingegen wird ihr Inhalt bzw. ihre sogenannte lexikalische Bedeutung entweder ganz abgesprochen oder ihr Inhalt wird als von anderen Sprachzeichen beeinflussbar bzw. aufprägbar verstanden. Dadurch geht jedoch auch ihre grammatische Bedeutung oder kategoriale Bedeutung verloren, da sie deshalb nicht als Begriffe im Sinne Freges aufgefasst werden können, die durch ihre Intentionalität dazu beitragen, Zeichenketten sinnhaft zu strukturieren. 1762 Nun erklärt Ágel in seiner Abhandlung zur Valenztheorie: „ Synsemantika sind keine bedeutungslosen Sprachzeichen, sondern welche mit grammatischer Bedeutung. (Die Begriffsbestimmung ‚ bedeutungsloses Sprachzeichen ‘ wäre sowieso eine Contradictio in adjecto.) “ 1763 Obwohl die Nennung der Figur contradictio in adiecto einer Infragstellung dieser Aussage entgegenzustehen scheint, ist zu erwähnen, dass 1760 Vgl. G ROTZ (1998: xxiii) 1761 G ROTZ (1998: xxvii) 1762 Vgl. G ROTZ (1998: xiii, Fn. 21) 1763 Á GEL (2000: 57, Fn. 29) 336 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="337"?> unter grammatischer Bedeutung, jenseits Ágels eigener Terminologie, in der sprachwissenschaftlichen und linguistischen Fachliteratur auch die Bedeutung gebundener grammatischer Morpheme gemeint ist, die sich mit Hilfe syntaktischer Kategorien wiedergeben lässt. Ágel stellt hier unter dem Fachbegriff grammatische Bedeutung eine Bedeutung von freien, lexikalisierten Wörtern vor. Ein derartiges Verständnis der grammatischen Bedeutung, das durchaus ebenfalls in der sprachwissenschaftlichen und linguistischen Fachliteratur anzutreffen ist, setzt eine Nähe zu Ockhams Theorie und deren Synkategoremata voraus, wobei diese wiederum im engen Sinn des Wortes keine grammatischen Einheiten sind, da sie sprachliche Elemente nicht auf der Ebene der Form zu einer Komposition zusammenfügen, sondern auf der Ebene des Materiellen, d. h. des Denotats als außersprachliche Bedeutung. Ágel meint mit dem Ausdruck grammatische Bedeutung in gewisser Weise eine Synsemantik, wobei die Termini grammatische Bedeutung und Synsemantik unter Berücksichtigung des Begriffspaars Form und Materie nicht miteinander assoziierbar sind, aber im Rahmen bestimmter Sprachtheorien, z. B. der Ockhamschen Sprachauffassung, gleichgesetzt werden. Eine Synsemantik ist bei Schafroth ebenfalls definitorisch ausgeführt. Gemäß dieser sind Synsemantika Zeichen, die „ oft nur wenig bis keine lexikalische Bedeutung haben “ 1764 . Die Idee eines lexikalisierten Wortes, welches angeblich ausschließlich eine synsemantische Bedeutung nach Ágel besitzt, d. h. über eine sogenannte grammatische Bedeutung, welche zudem synsemantisch, d. h. schwankend oder von anderen Sprachzeichen aufprägbar ist, verfügt, pflichtet also dem Konzept der Synkategoremata nach Ockham bei, welche als Verkettungsglieder von Kategoremata dienen sollen. Nach obigen Ausführungen ist einsehbar, dass ein Entwurf derartiger Sprachzeichen in der Tradition Ockhams problematisch und eine sinnhafte Komposition eines Aussagesatzes mit derartig vorgestellten Kategoremata und Synkategoremata unmöglich ist. 1765 Bezüglich einer Unterscheidung zwischen Synsemantika und Autosemantika als zwei verschiedene Wortartentypen äußert sich Brauße im Fazit nach einer eingehenden Reflexion der sprachwissenschaftlichen Forschung zu lexikalischen Funktionen von Synsemantika: „ Wir haben uns wohl mit der Tatsache auseinanderzusetzen, daß alle im Laufe der Geschichte der Sprachwissenschaft herangezogenen Kriterien nicht geeignet sind, eine scharfe Grenzziehung zwischen den zwei intuitiv immer unterschiedenen Wortartentypen [Synsemantika; Autosemantika] zu ermöglichen. “ 1766 Insbesondere zu nennen ist hierbei Otto, welchen 1764 S CHAFROTH (2014: 1 f.) 1765 Für weiterführende Erklärungen zur Synsemantik, s. 6.4.1; 6.4.1.1 1766 B RAU ß E (1994: 76) 6.2 Der signifizierte Inhalt eines Zeichens 337 <?page no="338"?> Brauße eingehend zitiert und dessen Thesen sie folgendermaßen zusammenfasst: „ Ernst Otto setzt sich mit Martys und Husserls Bedeutungstheorien auseinander und kommt zu dem Schluß, daß nicht entscheidbar sei, welche Wörter als selbständige Begriffswörter, als Autosemantika und welche als unselbständige Glied-, Form-, Funktionswörter oder Synsemantika anzusehen sind. Er selbst rechnet auch Präpositionen und Konjunktionen zu den Begriffswörtern. Im Unterschied zu den Substantiven und Adjektiven bezeichnet er sie als ‚ begriffliche Relationswörter ‘ oder ‚ Bezugswörter ‘ . Er meint, daß man nicht unterschiedliche Typen von Wortbedeutungen annehmen kann, etwa Autosemantika und Synsemantika, sondern daß in allen Typen von Wörtern sowohl lexikalische als auch syntaktische Mitbedeutung enthalten sei. Diesen Gedanken hatte schon Humbodt angedeutet. “ 1767, 1768 Die Schlussfolgerung Ottos, auf welche Brauße referiert, lautet: „ so wird man nach all dem gegeneinander der Ansichten dahin gedrängt, nicht etwa einzelne Wörter nach ihren Bedeutungen klassifizieren zu wollen, sondern vielmehr an den Wörtern zu sondern: 1. die lexikalische Begriffsbedeutung, 2. die syntaktische Mitbedeutung, die wir die Beziehungsbedeutung nennen wollen. [ … ] Es ist also grundsätzlich zwischen der syntaktischen Beziehungsbedeutung und der Beziehungsmittel und der begrifflichen Bedeutung der Substantive, Adjektive, Verben, auch der Präpositionen und Konjunktionen zu unterscheiden, die alle volle Begriffswörter sind. Die beiden letzteren fasse ich der Klarheit wegen als ‚ Relationswörter ‘ (Bezugswörter) zusammen, um sie von den syntaktischen ‚ Beziehungsmitteln ‘ zu unterscheiden. “ 1769 Aus den in vorangegangenen Absätzen dargelegten Gründen kann im Folgenden die den Theorien Ockhams entlehnte Terminologie (z. B. Synkategoremata) nicht übernommen werden. Statt dessen führen die Ergebnisse der obigen argumentativen Darlegungen zu dem Resultat, dass alle Wortformen einer Sprache mindestens eine lexikalische Bedeutung bezeichnen und gemäß der Terminologie Hentschels/ Weydts Autosemantika sind, doch viele Wörter verfügen neben dieser bezeichneten, lexikalischen Bedeutung auch über grammatische oder kategoriale Bedeutungen, welche u. a. ihre syntaktischen Funktionen anzeigen. Der Terminus Lexem für dasjenige sprachliche Element, das eine lexikalische Bedeutung bezeichnet, im Gegensatz zu grammatischen Morphemen, die nicht isoliert stehen können sowie lediglich eine sogenannte grammatische Bedeutung und keine lexikalische Bedeutung übermitteln, wird beibehalten, da Teile von Namen, Wortformen oder Ausdrücken auf Zeichen- 1767 B RAU ß E (1994: 44) 1768 Zu Husserls und Martys Bedeutungstheorien, s. 6.4.1.2. 1769 O TTO (1954: 16, 18); vgl. B RAU ß E (1994: 44) 338 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="339"?> ebene keinen Sinn nach Frege besitzen müssen, wenn sie als fehlerhaft kombinierte zeichenhafte Segmente ungrammatisch, unscharf und damit im obig aufgestellten semiotischen Dreieck falsch (f 1 ) sind (Abb. 7). Die lexikalische Bedeutung muss hier von lexikalischem Inhalt (auch: Sinn) in Anlehnung an Frege unterschieden werden, da in der vorliegenden Untersuchung in Übereinstimmung mit dem der Theorie Freges entlehnten semiotischen Dreieck eine Formulierung gewählt ist, nach welcher sprachliche Zeichen keine lexikalische Bedeutung tragen, sondern diese bezeichnen (Abb. 5). 6.3 Valenzpotenz und Valenzrealisierung Die vorangehenden Explikationen zu einer bezeichneten lexikalischen Bedeutung eines Intentionalität ausübenden intensionalen Begriffs mit eigenem Inhalt (auch: begrifflicher Gehalt) finden teilweise eine etwaige Entsprechung in einer von Ágel entworfenen Valenzpotenz- und Valenzrealisierungstheorie. Für eine Übertragung der Termini Valenzpotenz und Valenzrealisierung aus Ágels theoretischer Konzeption von Valenzpotenz und Valenzrealisierung in die Theoriebildung und Methodik für die Analyse von Corpusbelegen in der vorliegenden Studie, sollen jedoch auch Freges Begriffslogik, Aristoteles ’ Angaben zur Potentialität und Aktualität 1770 sowie der modistische Ansatz einer logizistischen grammatischen Analyse berücksichtigt werden. Untenstehend ist demnach zuerst Ágels Verständnis von Valenzpotenz und Valenzrealisierung kurz vorgestellt. Anschließend sind sämtliche Fragen Ágels bezüglich der Valenztheorie sowie der Valenzrealisierungstheorie im theoretischen Rahmen der vorliegender Studie beantwortet. Ágel leitet eine Unterscheidung zwischen Valenzpotenz und Valenzrealisierung 1771 folgendermaßen her: „ Relationale Sprachzeichen, die der Kategorie Verb angehören, haben qua ihres Aktantenpotenzials die Fähigkeit/ Potenz, die semantische und syntaktische Organisation des Satzes zu prädeterminieren. In dieser Reformulierung befinden sich zwei mehr oder weniger unbekannte bzw. unterspezifische Größen: Y = Relationale Sprachzeichen, die der Kategorie Verb angehören; X = Aktantenpotenzial. [ … ] Dieser Präzisierung ist zu entnehmen, dass es für die Valenztheorie zwei Grundfragen gibt: (1) Was ist Y? (2) Was ist X? (1) ist die Frage nach den relationalen Sprachzeichen, die der Kategorie Verb angehören, d. h. nach dem verbalen Valenzträger (im Folgenden: VT); (2) ist die Frage nach dem Aktantenpotenzial des VT, d. h. nach dessen Valenz(potenz). Hinzu kommen zwei weitere Grundfragen, die das Verhältnis der Valenzpotenz zu deren Realisierung betreffen: (3) die Frage nach den 1770 P RANTL (Hrsg. 1854: 39, 490) 1771 Vgl. Á GEL (1993a); vgl. Á GEL , V. (1993b); vgl. Á GEL (1995); vgl. Á GEL (2000) 6.3 Valenzpotenz und Valenzrealisierung 339 <?page no="340"?> Formen und Typen der grammatischen Realisierung der Valenz in verschiedenen Einzelsprachen bzw. verschiedenen Varietäten derselben Einzelsprache, d. h. die Frage nach der strukturellen Valenzrealisierung (= Valenz und Sprachstruktur); (4) die Frage nach der (Nicht)Realisierbarkeit und den Nichtrealisierungsbedingungen der Formen und Typen der grammatischen Realisierung der Valenz in (mündlichen oder schriftlichen) Texten, d. h. die Frage nach der kontextuell-situativen Valenzrealisierung (= Valenz im Text). Um die zwei Grundfragen-Gruppen der Valenzttheorie terminologisch zu unterscheiden, möchte ich folgenden Vorschlag machen (1) und (2) könnten die Grundfragen der Valenzpotenztheorie, (3) und (4) die der Valenzrealisierungstheorie genannt werden. “ 1772 Das Konzept der Valenzpotenz wird von Ágel somit gemeinsam mit dem der Valenzrealisierung aus der Rektionspotenz sowie der Rektionsrealisierung abgeleitet, um die Grundlegung einer neuen Valenztheorie zu schaffen, die angeblich nicht an ein bestimmtes Grammatikmodell gebunden ist. Hierbei geht Ágel von einem kategorialen Rektionsbegriff und der Fähigkeit eines Sprachzeichens, das aktuelle Formmerkmal seines aktuellen Rektums als Valenzrealisierung festzulegen, sowie umgekehrt von der Möglichkeit der Valenzrealisierungen sowie anderer Sprachzeichen, die Rektionpotenz eines Sprachzeichens zu bestimmen, aus. 1773 Des Weiteren unterscheidet Ágel Typen sowie Formen der Valenzrealisierung: Die Typen struktureller Valenzrealisierungmodelle sind von der Valenzpotenz unabhängig und vermeiden eine Inkorporierung bestimmter Valenzrealisierungsstrukturen in die Valenzpotenz. Diese Realisierungsstrukturen sollen nicht als kanonische Verkörperung der Valenz im Lexikon angenommen werden und seien Ausbuchstabierungen von Makro- und Mikrostrukturen. 1774 Die Makrovalenz mit den Aktanten A n bzw. 0 für Nullrealisierung, beschreibt nach Pasierbsky „ die morphologisch-syntaktischen Beziehungen zwischen (prädikativem) Verb und anderen Redeteilen “ 1775 . Die Mikrovalenz, durch die Markierungen a n bzw. 0 für Nullrealisierung angegeben, gilt als „ die Eigenschaft eines Morphems in der Funktion eines Valenzträgers, verschiedene Aktanten [ … ], die makrovalente Leerstellen im Satzbauplan besetzen [ … ], in der morphologischen Struktur des Verbs zu repräsentieren “ 1776 (Abb. 18). 1777 Die Aktanten sind nach Pasierbsky gesättigte Leerstellen der Valenzträger. 1772 Á GEL (2000: 105) 1773 Á GEL (2000: 58 - 63, 105) 1774 Á GEL (1995: 3, 7, 20) 1775 P ASIERBSKY (1981: 162) 1776 P ASIERBSKY (1981: 163) 1777 Vgl. a. S CHAEDLER (2020b); vgl. a. S CHAEDLER (2019a) 340 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="341"?> Abb. 18: Valenzrealisierungen auf der Mikro- und Makroebene 1778 Die morphosyntaktischen Formen, welche Valenzrealisierungen darstellen, sind anhand struktureller Valenzrealisierungmodelle und Valenzpotenz zu erfassen. Folglich ist die Qualität bestimmter syntaktischer Kategorien an den Valenzrealisierungen zu beobachten (Abb. 18), jedoch sind die Formen und Typen der Valenzrealisierung nach Ágel nicht unmittelbar aus der Valenzpotenz ableitbar. 1779 Hinsichtlich der Untersuchung des Valenzträgers gilt nach Ágel, dass für jeden einzelnen Aktanten ein anderes Valenzkriterium die Formen der Valenzrealisierung erzeugen kann. 1780, 1781 Nach Ágel können nur sogenannte Lexemwörter, die semantisch den Kategoremata entsprechen, z. B. das Wort geben mit folgenden gesättigten Leerstellen als Aktanten geben (NP SUB , NP DAT , NP AKK ) (z. B. sie gibt DAT, AKK → ihm das Buch), eigenständige Valenzpotenz und durch Valenzpotenz motivierte Valenzrealisierungen besitzen, während sogenannten Funktionswörtern, die semantisch angeblich einer Art Synkategoremata entsprechen (z. B. auf), von anderen Elementen aufgetragen wird, zu regieren. 1782, 1783, 1784 Zu diesen Konzeptionen 1785 Ágels ist anzumerken, dass auch ohne einer expliziten Nachfolge Freges Theorie im Detail grundsätzlich andere signifikationstheoretische Annahmen und Rektionsbegriffe, z. B. die kategoriale Rektion von Substantiven (z. B. der Sohn GEN 1778 Vgl. L AZLO (1988: 228 - 230); vgl. Á GEL (1995: 11) 1779 Á GEL (1995: 3 ff.) 1780 Á GEL (1995: 23) 1781 Zu einer Diskussion verschiedener Valenzkriterien bzw. Valenzrelationen, s. 7.3; 7.3.1; 7.3.2; 7.3.3. Zur pragmatisch-kommunikativen Valenz, welche in der vorliegenden Studie von der logisch-semantischen Valenz und der morphosyntaktischen Valenz unterschieden wird, s. 6.4.3; 6.4.3.1; 6.4.3.2 1782 Á GEL (2000: 58 f.) 1783 Zur Kopula als synkategorematisches Funktionswort, s. 6.2.1. 1784 Vgl. S CHAEDLER (2020b); vgl. S CHAEDLER (2019a) 1785 Das Wort Konzeptionen ist an dieser Stelle nicht mit dem Churchschen Fachterminus Konzept zu assoziieren. 6.3 Valenzpotenz und Valenzrealisierung 341 <?page no="342"?> → des Vaters), die lexikalische Rektion deverbaler Substantive (z. B. die Hoffnung AKK → auf AKK → Freiheit) oder eine Statusrektion nicht-deverbaler Substantive 1786 (z. B. das Recht AKK → auf AKK → den Garten) 1787 zu weiteren Möglichkeiten führen können, Valenzpotenzen von Sprachzeichen anzunehmen. Betreffs (X), der Frage nach dem Aktantenpotenzial des VT, d. h. nach dessen Valenz(potenz), existieren nach Ágel erstens, Sprachzeichen, die mehrere verschiedene Valenzpotenzen gleichzeitig aufweisen (z. B. sie gibt DAT, AKK → ihm das Buch), sowie zweitens, Sprachzeichen, die verschiedene Valenzpotenzen alternativ eröffnen (z. B. das Recht AKK → auf AKK → den Garten), wobei Letztere als polysem und durch die aktualisierte, lexikalisch-kasusformale Rektionsrealisierung monosemiert gelten. In die Hoffnung AKK → auf AKK → Freiheit und das Recht AKK → auf AKK → den Garten kann die Auffassung vertreten werden, dass das Substantiv oder die Präposition oder dass das Substantiv sowie die Präposition einen Akkusativ regieren. 1788 Eine theoretische Behandlung dieser Thematik für die praktische Anwendung und Interpretation von Ergebnissen in der Beleganalyse der vorliegenden Studie erfolgt anhand der Distinktion zwischen lexikalischer oder kategorialer Statusrektion und Kasusrektion sowie anhand der Ausführungen zu den Formrelationen Fixiertheit, Rektion, Konstanz und Kasustransfer nach Zifonun et al. (s. 6.4.1.1; 7.3.2; 7.3.3). Die in der Grammatik für die Beschreibung der Valenzpotenz sowie der Valenzrealisierung angewandten Begriffe Materie, Form, Potentialität und Aktualität gehen auf Aristoteles zurück und wurden in der modistischen Grammatikforschung der Scholastik dazu verwendet, wechselseitige syntaktische Abhängigkeitsbeziehungen zu beschreiben. 1789 Aristoteles erläutert dies folgendermaßen: „ das Seinkönnende hingegen ist dasjenige, welches als Potenz zum Actus strebt; das erstere also fällt mehr der logischen Konzeption, das letzere der Real-Potenz des Faktischen anheim. “ 1790 Bezüglich der Form gegenüber der Potenz erläutert Aristoteles, „ daß immer Etwas zugrunde liegen muss, nämlich dasjenige, welches wird, und daß dieses, wenn es auch der Zahl nach Eines ist, doch wenigstens der Form nach nicht Eines ist. “ 1791, 1792 Somit kann die Potenz als logische Konzeption nach Aristoteles bzw. der aus Ágels Theorie herausgelöste Terminus Valenzpotenz mit den Merkmalen eines Begriffs oder einer Beziehung nach Frege assoziiert werden, da ungesättigte Begriffe und 1786 Vgl. W IEGAND (1996: 139) 1787 Zur Statusrektion, s. 6.4.1.1 1788 S CHAEDLER (2020b); S CHAEDLER (2019a) 1789 Vgl. T HOMAS VON E RFURT (1998: 87 - 92) 1790 P RANTL (Hrsg. 1854: 490) 1791 P RANTL (Hrsg. 1854: 39) 1792 S CHAEDLER (2020b); S CHAEDLER (2019a) 342 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="343"?> Beziehungen durch ihren begrifflichen Gehalt auf ihre Argumentstellen intentional ausgerichtet sind (s. 5.6.2; 5.7.1; 6.2.2; 6.2.3). Eine Distinktion von Sinn und Bedeutung nach Frege findet bei Ágel nicht statt, so dass diese Ágelsche sogenannte Relationalität von Sprachzeichen nicht zugeordnet werden kann (s. 6.4.1.1). Da Ágel die Existenz von sogenannten Autosemantika bzw. absoluten Lexemwörtern und Funktionswörtern bzw. Synsemantika 1793 annimmt, muss, wie obig bereits alludiert (s. 6.2.1; 6.2.2; 6.2.3), geschlussfolgert werden, dass seine Konzeption von Sprachzeichen gewissermaßen in der Tradition Ockhams steht. Dazu erwähnt Ágel Autosemantika, welche als relationale Lexemwörter aufzufassen seien. Ágel stellt folgende Behauptung auf: „ Das Lexemwort regiert ‚ aus eigener Kraft ‘ , dem Funktionswort wird aufgetragen zu regieren. Genauer: Die Realisierung der Rektionspotenz des Funktionswortes Präposition wird fremdregiert. “ 1794 Damit bleibt die von Ágel angesetzte Relationalität einer Wortform fragwürdig, denn Valenz ist die Fähigkeit von Sprachzeichen, auf morphosyntaktischer, logischer, semantischer oder pragmatisch-kommunikativer Ebene Leerstellen für Argumente zu eröffnen. Valenz erwirkt somit formal eine prädikative Natur oder einen Begriffscharakter des Valenzträgers. Ungeachtet dessen, auf welcher Ebene die zu untersuchende Valenz veranschlagt wird, steht die Ockhamsche Terminologie, welche denotierende Elemente bzw. Entitäten und ihre Verkettung mit Hilfe synkategorematischer Zeichen beschreibt, wie bereits erläutert, diesem Begriffscharakter entgegen (s. 6.2.1; 6.2.3). Weil es sich bei der morphosyntaktischen als auch der intensionallogisch-semantischen Valenz somit um Eigenschaften handelt, welche formal in prädikatenlogischer Notation deskribiert und modelliert werden können, sind die ausdifferenzierenden Konzepte Valenzpotenz und Valenzrealisierung anhand einer Analyse des sprachlichen Ausdrucks auf Sinnebene zu observieren. Da ein vollständiger Sinn eine mit Argumenten gesättigte, grammatikalisch wohlgeformte Struktur ist, muss auch der Terminus Valenzrealisierung, welcher die Argumente in den valenziellen Leerstellen zu erfassen hat, für eine Erklärung im theoretischen Rahmen der vorliegenden Studie der Theorie Ágels enthoben werden. Zusammenfassend sind nun die Fragen Ágels zur Valenzpotenztheorie und Valenzrealisierungstheorie aus der Perspektive der obig erarbeiteten Ansichten zu beantworten. Eine Relationalität der Sprachzeichen ist innersprachlich durch die Intentionalität intensionaler Begriffe gegeben, welche sich auf andere Sprachzeichen beziehen. Diese innersprachliche Relationalität ist in flektierenden Sprachen insbesondere in morphosyntaktischen Merkmalen observierbar, aber auch anhand der Wortarten und schließlich der syntakti- 1793 Á GEL (2000: 58 ff.) 1794 Á GEL (2000: 58 f.) 6.3 Valenzpotenz und Valenzrealisierung 343 <?page no="344"?> schen Funktionen von Entitäten im Satz sowie damit erforschter sprachlicher Regeln und Muster, welche zur Erfüllung des Kriteriums der Grammatizität eines sprachlichen Ausdrucks beitragen. Eine derartige Relationalität ist der Charakter aller Sprachzeichen, welche Leerstellen für obligatorische oder fakultative Ergänzungen eröffnen, somit nicht ausschließlich dem Verb vorbehalten und sollte zudem aus obig dargelegten linguistischen und sprachphilosophischen Gründen nicht mit Ockhams Kategoremata, Synkategoremata oder relativen Namen assoziiert werden (s. 6.2.1; 6.2.2; 6.2.3). In einer kohärenten Theorie, welche nominalistische Ansätze, z. B. Ockhams, nicht mit realistischen Annahmen, z. B. Aristoteles ’ , vermengt und demzufolge nicht versuchen muss, die sich daraus notwendig ergebenden Inkohärenzen durch terminologische Vielfalt oder Terminologieneuschöpfung zu überbrücken, ist Ágels zweite Frage mit der Erklärung zur ersten Frage bereits beantwortet. Die Valenzpotenz eines sprachlichen Zeichens ist durch empirische Studien am sprachlichen Material zu ermitteln. Das zu untersuchende sprachliche Material ist einem Textcorpus zu entnehmen oder aus introspektiv mit muttersprachlicher oder linguistischer Fachkompetenz erschlossenen, natürlichsprachlichen Belegen, z. B. denen eines Wörterbuchs, zu gewinnen. Die obligatorisch oder fakultativ zu sättigenden Leerstellen des untersuchten verbalen Valenzträgers werden durch eine Datensammlung sprachlichen Materials sowie die Beleganalyse der vorliegenden Studie erforscht. Dabei ist die obligatorische Valenzpotenz eines sprachlichen Zeichens als Koordinationsvalenz X (KV X ) (auch: Koordinationsvalenzstruktur X ) festgehalten. Homonyme sprachlicher Zeichen besitzen die Koordinationsvalenz Y (KV Y ); y ≠ x. (S. 10). 1795 Die dritte Frage Ágels ist damit beantwortet, dass die Leerstellen bzw. die Stellen der Valenzpotenz die Qualität bestimmter grammatischer Kategorien aufweisen oder für die sonstige morphosyntaktische Qualität (z. B. Wortart) einer vom Valenzträger kasusregierten, lexikalisch oder kategorial statusregierten Einheit reserviert sind (s. 7.4.2.1; 7.4.2.2; 7.4.2.3; 7.4.2.4). Die Frage Ágels (4) nach der (Nicht)Realisierbarkeit und den Nichtrealisierungsbedingungen der Formen und Typen der grammatischen Realisierung der Valenz in (mündlichen oder schriftlichen) Texten betrifft kontextuell-situative Valenzrealisierung und ist an dieser Stelle für die Betrachtung von Kopula-Prädikativ-Komplexen im theoretischen Rahmen der vorliegenden Studie nicht relevant, da bereits dargelegt wurde, dass die Sinnkonstitution einem Urteil bezüglich der Bedeutung vorangehen muss, und es sich damit in einem ersten Schritt um die Analyse nach dem Fregeschen Kompositionsprinzip und um lediglich bezeichnete Bedeutungen, nicht um in 1795 Zur Erläuterung des Terminus Koordinationsvalenz bzw. Koordinationsvalenzstruktur, s. 6.6. 344 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="345"?> einem Urteil behauptete Bedeutungen, handelt. Im Fokus steht demnach, was der zu untersuchende sprachliche Ausdruck bezeichnet und nicht, wie der Sprecher, welcher angeblich eine bestimmte außersprachliche Situation oder Bedeutung denotieren oder sprachlich abbilden will, missverstanden werden könnte. Fakultative Valenzrealisierungen beinhalten in der Beleganalyse der vorliegenden Untersuchung keinesfalls eine „ Hörerund/ oder Sprecherorientiertheit “ 1796 und sind nicht an „ pragmatische[n] ‚ Steuerungspotenzen ‘“ 1797 gebunden. Schierholz merkt mit Verweis auf Helbig und Heringer 1798 zu einer Kontextabhängigkeit an: „ Diese Kontextabhängigkeit ist jedoch bei genauer Betrachtung eine Abhängigkeit von kommunikativ-pragmatischen Aspekten, weil die Auslassung einer Leerstelle nicht in allen Fällen durch den unmittelbaren Kontext begründet werden kann, sondern eine offene Leerstelle sich auch auf der Basis des Weltwissens der Kommunikationsteilnehmer hinreichend interpretieren lässt. “ 1799 Somit handelt es sich bei kontextuell-situativen Aspekten der sogenannten Valenzrealisieung nach Ágel um Sachverhalte, die sich nur unter der Bedingung der Priorität extensionaler Bedeutungen in der Sprachanalyse und in der außersprachlichen Wirklichkeit sowie im psychosozialen Kommunikationsverhalten der Mitglieder einer Sprachgemeinschaft abspielen. 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse Wie an obigen Fragen Ágels zur Valenzpotenz und Valenzrealisierung erkennbar und im semiotischen Zeichenmodell nachvollziehbar, kann Valenz in der Linguistik verschieden aufgefasst und auf unterschiedlichen Ebenen der Sprache angenommen werden. So schreibt Hyvärinen: „ Seit den Anfängen der Valenztheorie hat sich der Valenzbegriff zu einem Multimodulkonzept entwickelt. Schon Helbig/ Schenkel [ … ] haben die Valenz nicht nur quantitativ (Ebene I) und morphosyntaktisch-qualitativ (Ebene II), sondern auch semantisch-qualitativ nach lexikalisch-kategorialen Merkmalen (Ebene III) dargestellt. “ 1800 Vor dem Hintergrund obig dargelegter Erläuterungen können die unterschiedlichen Herangehensweisen an die Valenz in der linguistischen Valenztheorie nun reflektiert werden. Die Bezeichnung „ Valenzebenen “ 1801 wird 1796 Á GEL (2000: 247) 1797 Á GEL (2000: 247) 1798 Vgl. H ELBIG (1992); vgl. H ERINGER (1984); vgl. H ERINGER (1996: 161 ff.) 1799 S CHIERHOLZ (2001: 106) 1800 H YVÄRINEN (2003: 739); vgl. H ELBIG / S CHENKEL (1969); vgl. H ELBIG / S CHENKEL (1973) 1801 H ELBIG (1971b: 8); vgl. H ELBIG / S CHENKEL (1991: 60 ff.); vgl. H YVÄRINEN (2003: 739 ff.) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 345 <?page no="346"?> jedoch im Folgenden nicht übernommen, da bereits eine Verortung der Valenz von Wortformen als Argumentstellen von Begriffen und Beziehungen auf Sinnebene begründet hergeleitet wurde (s. 6.2.2; 6.2.3; 6.3). Die Vorarbeiten und Rahmenbedingungen in der vorliegenden Studie machen eine derartige Differenzierung verschiedener sogenannter Valenzebenen an dieser Stelle obsolet. Wie am semiotischen Dreieck sichtbar, kann sich die darin verortete Valenz neben ihrem primär zu ermittelnden Vorhandensein auf der Sinnebene, desgleichen auf der Zeichenebene sowie auf der Bedeutungsebene niederschlagen bzw. auf der Zeichenebene sowie auf der Bedeutungsebene observier- und dokumentierbar sein, wobei der Unterschied zwischen Valenzpotenz und Valenzrealisierung zu beachten ist. So hat Homberger, wie Hyvärinen zitiert, erkannt, dass die Antwort auf die Frage, wo die Grenze zwischen einem Teil des Prädikatskomplexes und einer vom Prädikat regierten Ergänzung, d. h. einer zugehörigen gesättigten Argumentstelle, zu ziehen ist, von dem Valenzebenenkonzept der jeweiligen Theorie abhängt und dass das Prädikat 1802 , welches in der vorliegenden Studie im Fokus steht, „ die derzeit schillerndste Kategorie in der deutschen Grammatik ist “ 1803 . Durch eine vorangehende Herleitung des grammatischen und logischen Prädikats wurde obig versucht, dieser Unklarheit bezüglich des logischen, semantischen und formalen Status des Prädikats Einhalt zu bieten (s. 5.5.2; 5.6.2; 5.6.4; 6.2.2; 6.2.3) wobei innersprachliche Argumentstellen logischer Prädikate entdeckt wurden und deshalb, wie bereits alludiert, eine Voraussetzung a priori von festgelegten sogenannten Valenzebenen an dieser Stelle nicht notwendig ist. Statt von Valenzebenen auszugehen, wird es demzufolge aus methodischen Gründen vorgezogen, von Herangehensweisen an die Valenz zu sprechen, welche die Valenz von Wörtern je nach Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis und je nach Terminologie unterschiedlich zu erfassen versuchen. Für eine linguistische Analyse, welche die mathematische Grundlagenforschung und die Sprachphilosophie Freges miteinbezieht, ist es allerdings notwendig, eine aus extensionallogischen Gegebenheiten oder rein pragmatisch-kommunikativen Aspekten der außersprachlichen Wirklichkeit abgeleitete sogenannte Valenz von dem Forschungsgegenstand sprachinhärenter Strukturen zu scheiden. Eine Distinktion von qualitativer und quantitativer Valenz besagt in der vorliegenden Studie nur, dass ein Valenzträger eine Anzahl (auch: Quantität) von Leerstellen mit einer bestimmten Qualität eröffnet (s. 6.3; 6.4.1; 6.8.2). In der Literatur weitgehend etabliert sind die morphosyntaktische Valenz, die logische Valenz, die semantische Valenz und die pragmatisch-kommunikative Valenz. Homberger bejaht 1802 Vgl. H YVÄRINEN (2003: 740) 1803 H OMBERGER (1993: 10); vgl. H YVÄRINEN (2003: 740) 346 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="347"?> ein Koexistenzmodell für die verschiedensten Valenzkonzeptionen und Ansätze 1804 gegenüber einer Deklarierung dieser vielfältigen Valenzkonzeptionen als Valenzmisere. 1805 (S. 7.3.1). Jung präsentiert ebenfalls ein integriertes Valenzmodell, das jedoch entgegen der Vorgehensweise Freges zeichentheoretisch von einer logisch-semantischen Ebene ausgeht und nicht vom sprachlichen Zeichen selbst. 1806 In dieser Studie sollen sämtliche in der Linguistik entwickelte Herangehensweisen an den Valenzbegriff als erkenntnisfördernd konstruktiv aufgenommen werden, um möglicherweise vorhandene valenzielle Eigenschaften der Kopula aufzudecken. 6.4.1 Morphosyntaktische Valenz Unter morphosyntaktaktischer Valenz werden im Allgemeinen diejenigen Verhältnisse zwischen Elementen bzw. Entitäten des sprachlichen Ausdrucks verstanden, die auf Zeichenebene anhand grammatischer Morpheme, auch grammatischer Nullmorphe, der Identifikation von Wortarten und unter dem Kriterium der sogenannten strukturellen Notwendigkeit erkennbar sind. Helbig betont in seiner Darlegung der Stufen seines Valenzmodells, dass die erste Analyse von gesättigten Argumentstellen (auch: Ergänzungen) „ durch Angabe der syntaktischen Umgebungen des Verbs in streng formalen Termini “ 1807 zu erfolgen hat. Mit dem Verb ist hier der Valenzträger angesprochen. Wie obig erwähnt, meint die realisierte morphosyntaktische Valenz damit u. a. auch die durch Rektion und Kongruenz erzeugten morphosyntaktischen Merkmale grammatischer Kategorien, d. h. Kasus- und Kongruenzaffixe in der flektierenden Sprache des Deutschen. 1808 Jung erklärt, dass „ die Flexionsmorpheme Produkte der syntaktischen Relationen sind und bestimmte (semantisch-) syntaktische Funktionen tragen “ 1809 . Außerdem fasst Jung zusammen, „ dass die Rektion gegenüber der Kongruenz nicht als eine Relation zwischen den Wörtern, die sich an einem morphosyntaktischen Merkmal beteiligen, sondern als eine Relation zwischen einem morphosyntaktischen Merkmal (Kasus) und einem Wort von spezifischen lexikalischen Wortklassen, oder zwei verschiedenen morphosyntaktischen Merkmalen aufgefasst werden kann. “ 1810 Nach der 1804 H OMBERGER (1993: 192 ff.); vgl. H YVÄRINEN (2003: 740) 1805 J ACOBS (1994); vgl. H YVÄRINEN (2003: 740) 1806 J UNG (1995: 133 - 135) 1807 H ELBIG (1971a: 39) 1808 Vgl. J UNG (2003: 283) 1809 J UNG (2003: 282) 1810 J UNG (2003: 283) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 347 <?page no="348"?> in der Dudengrammatik 1811 gegebenen Definition von Rektion, welche Jung einleitend als traditionellen Rektionsbegriff erwähnt, ist Rektion „ die Tatsache, dass bei bestimmten Wörtern festgelegt ist, in welchen Kasus (grammatischen Fall) ein von ihnen abhängendes Wort gesetzt werden muss. “ 1812 Schließlich erklärt Jung, dass hierbei nur kasuszuweisende Wortarten, d. h. Verben, Adjektive, Präpositionen und Substantive ein Rektionsverhältnis erzeugen. 1813 Im Fall einer Kasuszuweisung tritt die morphologische Kennzeichnung einer grammatischen Relation als materialisiertes grammatisches Morphem oder als nicht materialisiertes Nullmorph, auf. So kennzeichnet z. B. das Affix -es in dem Substantiv Baumes den Genitiv, das Maskulinum und den Singular. Im Falle grammatischer Nullmorphe, z. B. in dem Satz ich lerne die Sprache, in welchem die Nominalphrase die Sprache den Nominativ oder den Akkusativ bezeichnet, ist es möglich, den Akkusativ durch eine, die Grammatizität eines sprachlichen Ausdrucks offenlegende Frage als linguistisches Testverfahren ich lerne Wen oder Was? nach dem Akkusativ gegenüber der Frage *ich lerne Wer oder Was? nach dem Nominativ zu identifizieren. Eine derartige Zuordnung von Sprachzeichen und ihren Formen zum ausgedrückten Kasus kann in folgenden drei Fällen von Sprachwandelerscheinungen erschwert werden: 1. Erstens, wenn es sich um einen Ausdruck handelt, der gegenwärtig von einem die Form des sprachlichen Zeichens betreffenden Sprachwandel, der keinen Bedeutungswandel bzw. Sinnwandel mit sich bringt, z. B. der Ersetzung eines Genitivs in dem Satz er pflegt der Ruhe durch einen Akkusativ in dem Satz er pflegt die Ruhe 1814, 1815 , betroffen ist. Doch selbst in einem derartigen Fall von Sprachwandel kann die aktuelle sprachliche Konvention in der Regel mittels linguistischer Tests zur Grammatizität eines sprachlichen Ausdrucks festgestellt werden, da angesichts eines kompetenten Sprechers vorausgesetzt werden muss, dass dieser Kenntnis von den sprachlichen Konventionen hat. 2. Zweitens sind Sprachwandelerscheinungen zu nennen, die neben der veränderten Form auf Zeichenebene mit einem Bedeutungswechsel verbunden sind. Diese Art von Sprachwandelerscheinungen ist in der vorliegenden Studie nicht relevant, da veränderte Zeichen, d. h. Wortwurzeln oder Lexeme, 1811 D UDENREDAKTION (Hrsg. 1973) 1812 D UDENREDAKTION (Hrsg. 1973: 194) 1813 Vgl. J UNG (2003: 283 ff.) 1814 W URZEL (1994: 11 f.) 1815 Zu einer detaillierten Darstellung des Sprachwandels bezüglich des Genitivs, vgl. B EHAGHEL (1923: 479 ff.). 348 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="349"?> gemäß Freges Theorie andere Sinne auf Inhaltsebene ausdrücken, auch wenn sie dieselbe Bedeutung denotieren. 1816 3. Auch die drittens zu erwähnenden, sogenannten Valenzschwankungen, die nicht immer einem Sprachwandel zugeschrieben werden müssen, z. B. die Valenzschwankung zwischen Dativobjekt in dem Satz ich schreibe seinem Kollegen und Präpositionalobjekt in dem Satz ich schreibe an seinen Kollegen 1817 sind für diese Studie ebenfalls nicht problematisch, da beide Varianten als Rektionspotenz bzw. Valenzpotenz, in dem Sinne wie der Terminus Valenzpotenz hier verstanden wird, nämlich als Argumentstelle bzw. als Argumentstellen in Begriffen und Beziehungen nach Frege, im Valenzträger angelegt sind und realisiert werden können. Doch Jung weist darauf hin, dass obig genannter, enger Kasusrektionsbegriff erweiterbar ist. So erklärt Engel demgegenüber den Begriff Rektion allgemein als „ Fähigkeit, andere Elemente zu regieren “ 1818 und definiert Valenz als „ subklassenspezifische Rektion “ 1819 , welche auch das Verhältnis zwischen Substantiven und ihrem jeweiligen Artikel beschreibt, wobei nach Engel das Substantiv den bestimmten oder unbestimmten Artikel regiert 1820 so wie der Artikel wiederum das attributive Adjektiv in einer Nominalphrase regiert. 1821 Einen noch umfassenderen aber dennoch formalen Rektionsbegriff, der an dieser Stelle für die vorliegende Studie beachtet werden muss, da er auf Zeichenebene deutlich als Subjektsnominativ und als Genitiv von Genitivattributen observierbar manifestiert ist 1822 , vertritt Eisenberg: „ Eine Konstituente f 1 regiert eine Konstituente f 2 , wenn die Form von f 2 durch eine Paradigmenkategorie von f 1 festgelegt ist “ 1823, 1824 Nützlich ist auch Eisenbergs Typologie von Markierungskategorien, die sich in Einheiten- und Paradigmenkategorien 1825 unterteilen lassen. Einheitenkategorien sind Flexionskategorien, wie sie im Deutschen z. B. im Akkusativ gegeben sind, da jedes Substantiv im Deutschen im Akkusativ stehen kann. Die Paradigmenkategorie gehört zur paradigmatischen Bestim- 1816 Nach Frege besitzt jeder sprachliche Ausdruck einen Sinn und eine Identität von Sinnen verschiedenartiger Zeichen ist nicht möglich, s. 5.6.5. 1817 H UNDT (2001: 174) 1818 E NGEL (2009: 16) 1819 E NGEL (2009: 16) 1820 Vgl. E NGEL (2009: 270) 1821 E NGEL (2009: 313) 1822 J UNG (2003: 284 f.) 1823 E ISENBERG (1994: 52) 1824 Die Namensgebung der Konstituenten f 1 und f 2 sind an dieser Stelle Eisenberg entnommen und nicht mit den Kürzeln f 1 (falsch 1 ) und f 2 (falsch 2 ) oder mit einem Funktionsnamen zu verwechseln. 1825 E ISENBERG (1994: 36 - 41) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 349 <?page no="350"?> mung eines Wortes und ist z. B. im Maskulinum im Deutschen vorhanden. Sie kann nicht als Flexionskategorie gelten, da nicht jedes Substantiv im Deutschen in den Maskulinum versetzt werden kann. 1826 Konsequenz dieser umfassenderen Rektionsauffassung Eisenbergs ist, dass sämtliche den Kasus betreffende, auf Zeichenebene observierbare Formen erfasst sind. 1827 Für die zu untersuchenden Strukturen der Belege in der Datensammlung des empirischen Teils der vorliegenden Studie sind ein gegenüber der traditionellen Kasusrektionsdefinition erweiterter Rektionsbegriff und eine Beachtung der Kongruenz notwendig. Hierfür müssen neben der Kasusrektion der Verben, welche einen Akkusativ, Dativ, Genitiv, Nominativ, einen doppelten Akkusativ, einen Akkusativ und einen Dativ oder einen Akkusativ und einen Genitiv regieren, die Kasusrektion der Adjektive, welche einen Akkusativ, Dativ oder Genitiv regieren, die Kasusrektion der Präpositionen, welche den Akkusativ, den Dativ oder den Genitiv regieren und die Kasusrektion derjenigen Substantive, die als Attribut den Genitivus subjectivus haben, die Kasusrektion der durch Nominalisierung transitiver Verben entstandenen, abstrakten Substantive sowie außerdem die Kasusrektion der Substantive, welche als Attribut einen Genitivus explicativus besitzen 1828 , anerkannt werden. Jung nennt kasusregierende Substantive mit Referenz auf Lehmann „ inalienable Substantive “ 1829 und listet drei Typen derartiger, rektions- und valenzfähiger Substantive: 1. Erstens, Substantive, die als Attribut den Genitivus subjectivus haben; 2. zweitens, die durch Nominalisierung transitiver Verben entstandenen, abstrakten Substantive; 3. drittens, die Substantive, welche als Attribut einen Genitivus explicativus besitzen. 1830 Heringer konstatiert, dass in dem Ausdruck Kennedys Untersuchung der Frage zwei valenzielle Leerstellen des Valenzträgers Untersuchung durch Genitivattribute gesättigt sind. 1831 Schierholz stellt fest, dass in Formulierungen wie z. B. dem Ausdruck die Wut auf den Lehrer, Substantive als Rektionssubstantive PPA die nachfolgende Präposition Präposition PPA regieren können. Die Abkürzung PPA steht hierbei für den Terminus Präpositionalattribut. 1832 Für die zu untersuchenden Belege der vorliegenden Studie ist die Statusrektion von Auxiliar- 1826 E ISENBERG (1994: 36 - 41); vgl. Á GEL (2000: 50, Fn. 8) 1827 Vgl. J UNG (2003: 284 f.) 1828 J UNG (2003: 284 f.) 1829 L EHMANN (1983: 361); vgl. J UNG (1995: 91) 1830 J UNG (1995: 91) 1831 H ERINGER (1996: 112) 1832 S CHIERHOLZ (2001: X, 124 f.) 350 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="351"?> verben und topikalisiersowie eliminierbaren Konjunktionen 1833 nicht relevant. Jedoch ist die Statusrektion der finiten Verben, welche eine Leerstelle für bestimmte Präpositionen, für Adjektive oder für Adverbien eröffnen, miteinzubeziehen. Zudem müssen die Statusrektion der Präpositionen, die eine Leerstelle für Adjektive, Adverbien oder Präpositionen besitzen, die Statusrektion der Adjektive, die eine Leerstelle für Präpositionen oder andere Adjektive haben sowie die Statusrektion von Substantiven, die eine Leerstelle für eine Präposition mitbringen, berücksichtigt werden. Da Satzgefüge nicht in der Beleganalyse behandelt werden, sind statusrektionale Verhältnisse in diesen an dieser Stelle nicht erwähnt. 1834 Schließlich gilt es, die Kongruenz zwischen dem grammatischen Subjekt und dem finiten Verb, die Kongruenz zwischen Substantiven oder zwischen einem Substantiv und einem Adjektiv sowie die Kongruenz als Ausdrucksmittel des Bezugs zwischen Substituens und Substituendum nach einer Pronominalisierung aufzunehmen. Das substituierende Pronomen übernimmt nämlich morphosyntaktische Merkmale des Substituendum. 1835 Da in der Beleganalyse der vorliegenden Studie nur Verhältnisse zwischen Stellungsgliedern oder anaphorisierbaren Untergliedern (s. 7.4.2.1; 7.4.2.4; 7.6) notiert werden, sind die Kongruenz zwischen dem Substantiv und dem Artikel sowie die Kongruenz zwischen Substantiv und attributivem Adjektiv 1836 nicht aufgeführt. (S. 7.4.2.3) Im Folgenden wird die Statusrektion erklärt und auf problematische Aspekte derselbigen eingegangen. 6.4.1.1 Die Kopula und Statusrektion Bech stellt eine Rektion von infiniten Verbformen vor, deren Formmerkmal er „ status “ 1837 nennt. Hierbei unterscheidet er zwischen drei Statusformen: „ wie ich zwischen den drei status unterscheide, dürfte ohne weiteres klar sein: Den ersten status finden wir bei dem ‚ reinen ‘ infinitiv (lieben) und dem part. präs. (liebend). Den 2. status finden wir bei dem infinitiv mit zu (zu lieben) sowie bei dem gerundiv (liebend). Und den 3. status finden wir beim sogenannten part. prät. (geliebt). “ 1838 Nach Bech ist die Statusrektion wie die Kasusrektion „ homonexuell “ 1839 , was bedeutet, dass das Regens und das Rektum zum selben Satz gehören. 1840 Darüber hinaus erklärt Bech hinsichtlich der Topologie von 1833 J UNG (2003: 287 ff.) 1834 J UNG (2003: 286 - 290) 1835 S CHAEDLER (2019b) 1836 J UNG (2003: 291 ff.) 1837 B ECH (1955: 12) 1838 B ECH (1955: 12 f., vgl. 17) 1839 B ECH (1955: 16) 1840 B ECH (1955: 16) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 351 <?page no="352"?> Verbpositionen, „ Verbalfelder “ 1841 genannt, dass eine Kette von hypotaktisch und damit durch Statusrektion verbundenen Verbalfeldern, aus einem oder mehreren sogenannten Kohärenzfeldern besteht. Jedes Kohärenzfeld umfasst mindestens ein Verbalfeld 1842 : „ Von zwei verbalfeldern, die zur selben hypotaktischen kette gehören, wollen wir sagen, daß sie kohärent sind, wenn sie zum selben kohärenzfeld gehören, und inkohärent, wenn sie zu zwei verschiedenen kohärenzfeldern gehören. Ein kohärenzfeld ist also eine gruppe von miteinander kohärenten verbalfeldern, von denen keins mit einem außerhalb der betreffenden gruppe befindlichen verbalfeld kohärent ist. [ … ] Es muß zwischen finiten und supinischen kohärenzfeldern unterschieden werden. “ 1843 Ein Kohärenzfeld ist finit, wenn es ein finites, zur topologisch links stehenden ersten hypotaktischen Kette im Satz gehörendes Verb enthält, z. B. das finite Kohärenzfeld er soll den Vater gebeten haben in der hypotaktischen Kette des Satzes mit zwei adjazenten Kohärenzfeldern er soll den Vater gebeten haben, den Jungen laufen zu lassen. Ein Kohärenzfeld hingegen ist supinisch, wenn es kein derartiges, der hypotaktischen Kette vorangehendes finites Verb aufweist, z. B. das zweite Kohärenzfeld den Jungen laufen zu lassen im erwähnten Beispielsatz. 1844 Aus den Beispielen Bechs zur Verdeutlichung der finiten und supinischen Kohärenzfelder ergibt sich die Regel im Schriftbild, dass verschiedene Kohärenzfelder einer hypotaktischen Kette aus einander statusregierenden Verben, durch Kommata getrennt sind 1845 , die Bech insofern bestätigt, indem er auf die rhythmische Einheit eines Kohärenzfeldes verweist. 1846 In dieser Studie werden lediglich Kopula-Prädikativ-Komplexe untersucht, welche sich innerhalb eines einzigen Kohörenzfeldes befinden und dieses wird gemäß der Terminologie und Definition Bechs als solches anerkannt. Aus diesem Grund werden linguistische Testverfahren, welche Teile des Kopula-Prädikativ-Komplexes aus der rhythmischen Einheit ausgliedern (z. B. der Paraphrasentest namens Anschlusstest) und damit das topologisch definierbare Kohärenzfeld unterbrechen, als unzulässige Perspektivwechsel des Satzes gewertet (s. 7.4.1). Bechs Statusrektion ergänzt die hier vorgestellte Theorie außerdem, da sie sich der Konzeptionen Hjelmslevs bedient, welche den inhaltlichen Aspekt sprachlicher Zeichen betonen. So erläutert Bech: 1841 Z. B. B ECH (1955: 60) 1842 B ECH (1955: 61) 1843 B ECH (1955: 62) 1844 B ECH (1955: 62) 1845 B ECH (1955: 60 f.) 1846 B ECH (1955: 61) 352 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="353"?> „ Der praktische vorteil, der unsere systematik bietet, beruht vor allem darauf, daß wir dank der neuen betrachtungsweise und der neuen terminologie bei der behandlung des infiniten verbums von rektion und kongruenz, d. h. statusrektion und statuskongruenz, sprechen können, in genauer analogie mit der terminologie der kasuslehre. Aber außerdem berechtigt uns die erkenntnis, daß die statuswahl durch rektions- und kongruenzrelationen bestimmt sein kann, zu behaupten, daß die status nichts anderes sind als morpheme. Unter dem begriffe morphem verstehe ich - im anschluß an L. Hjelmslev [ … ] - nicht ein ausdrucks-, sondern ein inhaltselement. “ 1847, 1848 Hjelmslev führt aus: „ Wenn man übersieht, daß die Funktion zwischen der grammatischen Form und den einzelnen Bedeutungen wichtiger ist als die Beziehung zwischen den letzteren, so überbewertet man diese Beziehung und führt die semantische Definition der Form selbst auf ein einfaches Repertoire von verschiedenen Bedeutungen zurück; man würde die fundamentale Bedeutung, die in der Form eingeschlossene platonische Idee, durch eine Familie verschiedener einzelner Bedeutungen ersetzen “ 1849 . Diese sogenannte in der Form eingeschlossene platonische Idee geht mit der Beschreibung Fregescher Sinne und Gedanken einher, welche in der vorliegenden Untersuchung jedoch ungeachtet einer expliziten Nachfolge der Philosophie Platons, hier durch die mathematisch fundierte Herleitung der Beschaffenheit Fregescher Begriffe und Beziehungen anhand des Beweises der Existenz und unendlichen Anzahl der Gedanken nach Dedekind gestützt ist (s. 5.6.6). Bechs Konzeption im Anschluss an Hjelmslev untermauert an dieser Stelle die einem der Fregeschen Theorie entlehnten semiotischen Modell gemäße Vorgehensweise, die Rektion als valenzielle Realisierungen in der Zeichenebene aufzufassen und eine Assoziation derselbigen mit der Valenzpotenz auf einer inhaltlichen Sinnebene anzunehmen, wobei diese Assoziation einer Entsprechung oder sogar einer Isomorphie (vgl. Isomorphismus) als Bijektion (s. u. Abb. 19) und Homomorphie (vgl. Homomorphismus) nahekommen kann, was im Folgenden erkundet wird. Jung erweitert diesen Statusrektionsbegriff Bechs darüberhinaus, indem sie einer allgemeinen Rektionsdefinition Lehmanns folgt: „ Es liegt Rektion vor, wenn ein regierendes Element (Kopf) A morphosyntaktisch eine Leerstelle für ein abhängiges Element B eröffnet. “ 1850 Derzufolge erklärt Jung: „ Wie oben angedeutet, ist die Statusrektion in dieser Arbeit anders als die bei Bech. Die hier angeführte Statusrektion wird auf die Relation zwischen zwei Elementen 1847 B ECH (1955: 17); vgl. H JELMSLEV (1938: 140 ff.) 1848 Vgl. hierzu Heringers Thesen zu Inhaltsbzw. Sinneinheiten sprachlicher Ausdrücke, für welche er den Hjelmslevschen Plerembegriff zu entlehnen versucht, s. 6.4.1.2; 6.4.2.1. 1849 H JELMSLEV (1974 [1939]: 21 f.) 1850 L EHMANN (1983: 344); vgl. J UNG (1995: 88) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 353 <?page no="354"?> erweitert, die die Rektionsdefinition [ … ] befriedigen, während bei Bech die Statusrektion nur zwischen einem infiniten Verb und einem benachbarten Verb besteht. “ 1851 Die Statusrektion umfasst nach Jungs Worten demnach nicht nur die Rektion als Verhältnis zwischen einem Wort und einem morphosyntaktischen Merkmal oder die Rektion als Verhältnis zwischen zwei verschiedenen morphosyntaktischen Merkmalen, sondern auch eine Rektion als ein Verhältnis zwischen zwei sprachlichen Elementen selbst. 1852 Jung erkennt somit eine Statusrektion zwischen den zwei Elementen bekommen und schlecht, d. h. zwischen dem Verb und dem Adjektiv in dem Satz die Arbeit bekommt ihm schlecht, wobei das Verb bekommen das Adjektiv schlecht als Kopf regiert. 1853 Jung führt außerdem eine Statusrektion von Verben an, die eine Leerstelle für eine bestimmte Präposition, ein Adjektiv, ein Adverb oder eine Konjunktion eröffnen (z. B. er besteht auf seiner Forderung; sie ist schön; der Professor denkt logisch; das Schloss befindet sich dort; ich bin da; sein Verhör ergibt, ob er gestohlen hat). Jung erwähnt zudem eine Statusrektion der Präpositionen, die eine Leerstelle für ein Adjektiv oder eine Konjunktion eröffnen (z. B. heute ist es nicht so warm wie gestern; er fragte danach, ob er reisen sollte) sowie eine Statusrektion der Adjektive, welche eine Leerstelle für eine Präposition oder ein weiteres Adjektiv eröffenen (z. B. ich bin mit meinem Buch fertig; er ist gut geartet). Schließlich listet Jung eine Statutsrektion von Substantiven, welche eine Leerstelle für eine Präposition oder eine Konjunktion eröffnen können (z. B. seine Fahrt nach München ist sehr wichtig; die Beobachtung, ob sein Freund kommt). 1854 Besonders beachtenswert ist nun, dass Jung auch spezifizierte Prädikate nennt, in welchen ein Verb ein Adjektiv regiert (z. B. die Arbeit bekam ihm schlecht). Wie obig alludiert, stellt Jung in letztgenanntem Beispiel eine Statusrektion des Verbs bekommen bezüglich des nicht-kasustragenden Adjektivs schlecht fest 1855 , die in der hier verwendeten Terminologie in Anlehnung an Wiegand kategoriale Statusrektion heißt, da die Kategorie des Rektums durch ein Verb vorgegeben wird (s. u.). Spezifizierte Prädikate werden in Zifonun et al. vorgestellt (z. B. die Nächte lagen schwer auf der Stadt; sie fuhren schnell und zufrieden nach Hause). 1856 Es handelt sich bei dem Rektionsverhältnis in Jungs spezifizierten Prädikaten nicht um eine lexikalische Statusrektion, da der komplexe Ausdruck nicht als feste Wendung im Wörterbuch eingetragen ist und auch andere Elemente derselben Kategorie als Rektum 1851 J UNG (1995: 94) 1852 J UNG (1995: 92) 1853 J UNG (1995: 83 ff., 92) 1854 J UNG (1995: 83 ff., 92) 1855 J UNG (1995: 92) 1856 Z IFONUN et al. (1997b: 707 ff.) 354 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="355"?> fungieren können (z. B. die Arbeit bekommt ihm gut). Deshalb fallen unter Umständen auch Kopula-Prädikativ-Komplexe mit sogenannten adjektivischen Prädikativen (z. B. die Arbeit bleibt beschwerlich) in die Gruppe der Strukturen mit kategorialer Statusrektion, wenn auffällige Regelhaftigkeiten in der Analyse derartiger Sätze auftreten und dies mittels Applikation linguistischer Testverfahren bestätigt werden kann. Demzufolge können theoretisch auch feste Funktionsverbgefüge mit Präpositional-, Nominativ-, Akkusativ-, Dativ- oder Genitivobjekt, die im Wörterbuch lexikographisch dokumentiert sind (z. B. er bringt das Projekt zur Vollendung; der Behälter fungiert als Wasserspeicher; der Sportler übt Verzicht; der Patient unterzieht sich einer Untersuchung) eine lexikalische Statusrektion zwischen finitem Verb und nicht kasusfähiger Präposition oder eine kategoriale Statusrektion zwischen Verb und kasusfähigem Substantiv aufweisen. 1857 Nach diesen differenzierten Ausführungen Jungs gilt es innerhalb der Rahmenbedingungen der vorliegenden Untersuchung zu erkennen, dass diese Arbeit Jungs zur morphosyntaktischen Identifikation von Rektionsverhältnissen in der Zeichenebene als unproduktiv aufgefasst werden muss, wenn eine außersprachliche 1858 logisch-semantische Valenz, entgegen Helbigs Primat der syntaktischen Valenz, nach Jung als der morphosyntaktischen Valenz vorrangig betrachtet wird und die Quantität der Argumentstellen festlegen soll 1859 . Stattdessen sollen hier die Arbeiten Jungs zu statusrektionalen Verhältnissen konstruktiv aufgenommen werden, doch keinesfalls einer Vorrangigkeit einer besonderen, außersprachlichen, (extensional) logisch-semantischen Valenz unterworfen werden, sondern als Ausgangspunkt für eine weiterführende, empirische, strukturalistisch-experimentelle und auf Beobachtung beruhende Ermittlung der syntaktischen Schichtung eines Satzes nach Helbig dienen, wodurch gemäß des Freges Theorie entlehnten semiotischen Dreiecks vom zeichenhaften sprachlichen Ausdruck zu dessen komponierter Sinnstruktur und schließlich zu dessen bezeichneter Bedeutung fortgeschritten werden kann. Wiegand kommentiert Jung kritisch, kommt jedoch mit Hilfe einer ganz anderen Argumentation zu denselben Erkenntnissen wie die Argumentation in dieser vorliegenden Studie, was zur Behandlung der Statusrektion korrigierend angemerkt werden muss. Zunächst erwähnt Wiegand, dass eine morphosyntaktisch apperzipierbare Rektion von Präpositionen, entgegen Jungs Formulierung, nicht möglich ist. Nach der von Eisenberg gegebenen Rektionsdefinition (s. 6.4.1) „ können Präpositionen als Rektum nicht auftreten, denn es kann keine Konstituente geben, die eine 1857 Vgl. W IEGAND (1996: 124 f.) 1858 J UNG (1995: 130) 1859 J UNG (1995: 135) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 355 <?page no="356"?> Paradigmenkategorie aufweist, welche die Form der Präposition festlegt. Präpositionen haben ja nur eine Form, sind unflektierbar, so daß diese synchron schon immer festgelegt ist! “ 1860 Diese Beachtung Wiegands der Formen des sprachlichen Zeichens entspricht obig angesprochener Methodik des Fortschreitens in besagtem semiotischen Dreieck. Eine Präposition weist keine Flexionsmorpheme auf und eine vereinfachende linguistische Testfrage zur Wahl einer Präposition fällt zudem im Gegensatz zur Feststellung der Kasusrektion in Satzobjekten immer auf die Präposition zurück, weswegen nicht von grammatischen Nullmorphen gesprochen werden kann (z. B. sie stellt die Vase auf den Tisch → sie stellt die Vase auf wen oder was? → auf wen oder was stellt sie die Vase? → *wen oder was stellt sie die Vase? ; sie stellt die Vase in die Kiste → sie stellt die Vase in wen oder was? → in wen oder was stellt sie die Vase? → *wen oder was stellt sie die Vase? ). Nach Eisenbergs Rektionsdefinition kann weiterhin abgeleitet werden, dass Verben den Nominativ kategorial regieren, den Kasus ihrer Objekte hingegen nach Eisenberg lexikalisch regieren. 1861 Dies wird in dieser Formulierung für diese Studie aus folgenden Gründen nicht angenommen. So ist es zutreffend, dass nach Eisenbergs Rektionsdefinition die Form des regierten Elements durch eine Paradigmenkategorie des regierenden Elements festgelegt ist, was einer Kongruenzbeziehung zwischen nominativem Subjekt und finitem Verb in einem deutschen Aussagesatz entspricht. Doch im Rahmen der vorliegenden Studie steht fest, dass ein lexikalisch-statusrektionales Verhältnis, wie jenes, mit welcher Präpositionen, die keinerlei Flexionsmorpheme aufweisen können, von nicht-deverbalen Substantiven (z. B. Recht in dem Ausdruck das Recht auf [den Garten]) regiert werden, keinesfalls mit einem Rektionsverhältnis wie jenem zwischen einem Verb und dem von ihm regierten Objekten gleichgesetzt werden kann, da die vom Verb regierten Objekte im zeichenhaften Ausdruck kategoriale Formmerkmale der Kasus, in welchen sie stehen, tragen. Dies gilt auch für die von einem Verb regierten Kasusadverbiale. Die Wichtigkeit einer Unterscheidung ist dem Primat des sprachlichen Zeichens vor seinem Sinn oder seiner Bedeutung in dieser Studie verschuldet. Diese Vorrangigkeit des sprachlichen Zeichens ist notwendig, wenn eingesehen wird, dass eine „ semantosyntaktisch motivierte Einteilung der sprachlichen Ausdrücke in relationale und absolute “ 1862 sprachliche Ausdrücke keinesfalls einfach ist oder klar begründet werden kann. 1863 Eine besondere Relationalität der Präpositionen kann nach Wiegand unmöglich 1860 W IEGAND (1996: 125) 1861 E ISENBERG (1994: 53) 1862 W IEGAND (1996: 128) 1863 Vgl. hierzu die Erklärungen zur Unterscheidung zwischen Synkategoremata und Kategoremata, s. 6.2.1; 6.2.2; 6.2.3; 6.3 356 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="357"?> zurückgewiesen werden. 1864 Diese Sachverhalte wurden ausführlich diskutiert, mit dem Ergebnis, dass reine Synkategoremata im Ockhamschen Verständnis in der deutschen Sprache unter den Rahmenbedingungen der vorliegenden Studie nicht angenommen werden können (s. 6.2.3) und dass die Relationalität jedweder Sprachzeichen aus ihrer Fähigkeit, morphosyntaktische, beobachtbare, rektionale Verhältnisse oder in der Sprachpflege dokumentierte lexikalisch statusrektionale Verhältnisse nach Wiegand (s. u.) einzugehen, abgeleitet werden muss. Deshalb spielt die Pflege des Sprachsystems langue und damit die dokumentierende Grammatikschreibung sowie lexikographische Arbeit eine entscheidende Rolle bei der Feststellung der grammatischen Konventionen und der Verwendung eines sprachlichen Ausdrucks. Eine sogenannte lexikalische Statusrektion wird in dieser Studie nur als solche bezeichnet, wenn die einzige Begründung dieses Rektionsverhältnisses in den Konventionen des Sprachsystems langue liegt und keine Formmerkmale, auch keine Nullmorphe, vorliegen. Ähnlich beschreibt Wiegand die lexikalische Statusrektion: „ Die hier fragliche ‚ Bindung ‘ ist daher [ … ] im Lexikon zu beschreiben. Das bedeutet mithin, daß die ‚ Bindung ‘ der Präposition PPA als die jeweiligen Status im Lexikoneintrag des regierenden Substantivs (und entsprechend im Wörterbuchartikel eines Printwörterbuches) vermerkt sein muß. Im Folgenden wird die obig gegebene Definition von Statusrektion auf kategoriale Statusrektion eingeschränkt. “ 1865 Nach Wiegand ist eine kategoriale Statusrektionsbeziehung beispielsweise folgendermaßen zu beschreibende Bezugnahme: „ Die Eigenschaft, daß Modalverben den Infinitiv ohne zu regieren, [ … ] kann an der Kategorie des Modalverbs festgemacht werden. Von der kategorialen wird die lexikalische Statusrektion unterschieden. Lexikalische Statusrektion liegt vor genau dann, wenn ein Ausdruck A für eine bestimmte syntaktische Konstruktion K, in die A als Konstituente k A eintritt, einen bestimmten anderen nicht kasusfähigen Ausdruck B fordert, der als Konstituente k B in K eintritt. Es ist zu beachten: Eine Relationalität von A ist nicht gefordert, so daß A auch nicht Leerstellen obligatorisch eröffnet. Wir können jetzt feststellen: In einer PPA-Konstruktion regiert das Vorgänger-Substantiv PPA lexikalisch die Präposition PPA als Status und z. B. sagen: In [ … ] Hoffnung auf Frieden steht Hoffnung zu auf AKK in der Beziehung der lexikalischen Statusrektion [ … ] Die ‚ Bindung ‘ von auf an das Verb hoffen kann nun ebenfalls als lexikalische Statusrektion erläutert werden. Denn immer wenn eine der beiden syntaktischen Leerstellen von hoffen mit einem präpositionalen Objekt besetzt wird, muß auf AKK letzteres einleiten “ 1866 1864 W IEGAND (1996: 133) 1865 W IEGAND (1996: 134 f.) 1866 W IEGAND (1996: 134 f.) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 357 <?page no="358"?> Dabei ist die Präposition auf ebenfalls selbst nicht flektierbar, d. h. nicht morphologisch veränderbar, nicht kasusfähig und zeigt keine morphosyntaktische Markierung. Das Rektionsverhältnis zwischen Verb und seinen Objekten bzw. Kasusadverbialen hingegen kann im zeichenhaften, sprachlichen Ausdruck an morphosyntaktischen Merkmalen erkannt werden. Die sprachlichen Ausdrücke, welche die Objekte oder Kasusadverbiale des Verbs darstellen, sind kasusfähig (s. 6.4.1). Der Vorschlag Eisenbergs, die Rektion des grammatischen Subjekts im Nominativ von der Rektion der Terme in grammatischer Objektposition im Genitiv, Dativ oder Akkusativ zu unterscheiden, weil zwischen Subjekt und Verb das besondere Verhältnis der Kongruenz vorliege, wird in dieser Studie nicht angenommen, da diese Kongruenz anders erklärt wird. Aufgrund der Position des finiten Verbs als Begriff höherer Stufe innerhalb der Intensionsstruktur des deutschen Aussagesatzes kann nicht behauptet werden, dass die Konjugationsform des Verbs dem Term in grammatischer Position des Subjekts verschuldet sei, sondern umgekehrt, die Konjugationsform des Verbs regiert die grammatische Kategorie des Subjekts. Die regelhafte Kongruenz zwischen grammatischem Subjekt und finitem Verb ist damit anhand der stemmatischen Spitzenstellung des Verbs zu deuten und signalisiert lediglich, dass ein Satz immer mindestens zwei Elemente enthalten muss (s. 5.1). Dies wird als sprachliche Konvention angesehen, welche die Anschlussfähigkeit des finiten Verbs hervorhebt (s. 6.1.2; 6.7.1.2). In der vorliegenden Studie wird somit jede vom Verb ausgehende Rektion, welche das Rektum in einen bestimmten Kasus versetzt, unter die Bezeichnung Kasusrektion subsumiert. Dies betrifft die Rektion des Terms in grammatischer Subjektposition ebenso wie die Rektion der Terme in grammatischen Objekts- oder Kasusadverbialpositionen durch das finite Verb. Auch die Rektion einer morphologisch unveränderbaren Präposition, die den Kasus einer nachfolgenden Nominalphrase festlegt, heißt Kasusrektion. 1867 Dieses Rektionsverhältnis ist somit eine Kasusrektion, obwohl kein wechselseitiges Verhältnis wie im Kongruenzverhältnis besteht. Für die vorliegende Studie wird des Weiteren Wiegands Bemerkung, dass es sich bei Substantivvalenz keinesfalls um eine Valenz der gleichen Qualität wie jener der Verbvalenz handelt, zurückgewiesen. 1868 Wie hinsichtlich Eisenbergs Argumentation obig dargelegt, hat in den Rahmenbedingungen dieser Studie das finite Verb als Valenzträger lediglich deshalb einen besonderen Status, da es in seiner Eigenschaft als handlungs-, zustands- oder vorgangsbeschreibend primär satzbildend ist und demzufolge als Kopf des Satzes gilt (s. 6.7.1.2). In der vorliegenden Studie werden zudem die Termini Kasusrektion, kategoriale 1867 S CHIERHOLZ (1998: 73) 1868 W IEGAND (1996: 136) 358 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="359"?> Statusrektion, Kongruenz, Paradigmenkategorie und Flexion verwendet, um Beobachtungen auf der Zeichenebene zu beschreiben. Weiterhin wurde obig mit Hilfe Freges Begriffs- und Beziehungstheorie sowie der Erläuterungen zu den Termini Kategorema und (logisches) Prädikat hergeleitet, dass jedes Sprachzeichen, welches in einen Aussagesatz eingebunden ist, unter Umständen als Begriff oder Beziehung nach Frege fungieren kann. Damit wurde in obigem Absatz begründet, dass es sich bei der Theorie zu den Argumentstellen im logischen Begriff bzw. in der logischen Beziehung in jedem Fall um eine lexikalistische Theorie handeln muss (s. 6.2.1; 6.2.2; 6.2.3), da die gesättigten Begriffe und Beziehungen Bedeutungen in der extensionalen Bedeutungsebene, d. h. kategorematische Bedeutungen in der Terminologie Ockhams oder Hentschels/ Weydts oder lexikalische Bedeutungen in der Terminologie Schafroths sowie Wahrheitswerte bezeichnen 1869 . Deshalb ist die Wahrnehmung Eisenbergs, eindeutige Kasusrektionen wie z. B. die Rektion eines Verbs gegenüber einem Objekt in einem bestimmten Kasus als lexikalisch zu verstehen, durchaus nachvollziehbar, wenn auch seine Terminologie in der vorliegenden Studie aus den dargelegten Gründen nicht übernommen wird. Eine kategoriale Statusrektion oder eine Kasusrektion können demnach gemäß der Argumentation vorliegender Untersuchung ebenfalls als lexikalistisch deskribiert angesehen werden, da die Valenzrealisierungen dieser Rektionen die Sinne einzelner sprachlicher Elemente in der vollständigen Sinnstruktur als einer Art der Zerlegung des sprachlichen Ausdrucks offenlegen, wobei die vollständigen Sinne als Gedanken Bedeutungen bezeichnen. Demzufolge ist gemäß der in der vorliegenden Studie erarbeiteten Theorie die Rektionspotenz jeglicher Rektionsrealisierung lexikalisch motiviert, ungeachtet dessen, ob es sich um lexikalische oder kategoriale Statusrektion oder um Kasusrektion handelt, da diese als Valenzpotenz auf Begriffsebene in eröffneten Argumentbzw. Leerstellen angelegt und damit im Sinn, d. h. im begrifflichen Gehalt (auch: lexikalischer Inhalt) der Sprachzeichen manifest ist. Es handelt sich also um eine terminologische Unklarheit, die aufgelöst werden kann, indem zuerst die Terminologie Ockhams, Hentschels/ Weydts sowie Schaftroths diesbezüglich außer Acht gelassen wird, da diese Terminologie einigen, in dieser Studie zurückgewiesenen Aspekten der Ockhamschen Signifikations- und Denotationsbzw. Suppositionstheorie entlehnt und damit von Letztgenannter geprägt ist. Außerdem entsteht durch Wiegands Terminologie in dieser Studie eine Überschneidung von inhaltlicher, d. h. grundsätzlich lexikalisch motivierter Rektionsbzw. Valenzpotenz und jener Teilmenge der Sta- 1869 Hier ist wohlgemerkt das Verb bezeichnen, nicht das Verb behaupten eingesetzt. 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 359 <?page no="360"?> tusrektion, die unter der Benennung lexikalische Statusrektion von der kategorialen Statusrektion sowie der Kasusrektion abgegrenzt wird. Da in der vorliegenden Studie zwischen Sinn und Bedeutung sowie Valenzpotenz und Valenzrealisierung unterschieden wird, ist diese Benennung lexikalische Statusrektion im präsentierten theoretischen Rahmen folglich etwas undifferenziert, da, wie erwähnt, in der hier vorliegenden Studie jedes Rektionsverhältnis in der inhaltlichen Sinnebene wiedergegeben ist und damit eine lexikalische Rektion im wortwörtlichen Sprachgebrauch ist, obwohl einzelne Rektionsverhältnisse verschieden benannt werden können. Die weitere Auflösung der terminologischen Undifferenziertheit kann aus Wiegands eigener Publikation abgeleitet werden, in welcher er die notwendige Dokumentation der lexikalischen Statusrektion in Wörterbüchern betont. Dennoch wird auch in den vorliegenden Rahmenbedingungen dieser Untersuchung die Teilmenge der Rektionen, die unter den Fachbegriff lexikalische Statusrektion fallen, weiterhin so benannt und kein eigener Terminus, z. B. der Terminus *lexikographische Statusrektion, entworfen, da der Fachterminus lexikalische Statusrektion bereits konventionalisiert ist. Stattdessen soll es als ausreichend erachtet werden, dass auf diese terminologische Überschneidung unter den in dieser Studie gegebenen Rahmenbedingungen hingewiesen wurde. Resümierend ist noch einmal zu konstatieren, dass Eisenbergs Terminologie, welche besagt, dass Verben den Nominativ kategorial regieren und ihre kasusfähigen Objekte lexikalisch regieren 1870 , wie bereits erwähnt, für die vorliegende Studie unbrauchbar und verworfen ist. Ebenso ist Wiegands Bemerkung, dass es sich bei Substantivvalenz keinesfalls um eine Valenz der gleichen Qualität wie jener der Verbvalenz handelt, wie obig angesprochen, im Rahmen dieser Studie nicht haltbar 1871 , da auf der Sinnebene speziell gemäß dieser Studie alle valenziellen Argumentstellen als gleichartig gelten. Der Beitrag Wiegands besteht darin, dass er eine lexikalische Statusrektion insbesondere von nicht deverbalen und nicht deadjektivischen Substantiven, die Präpositionen regieren, anspricht (z. B. Recht auf; Appetit auf; Einfluss auf; Monopol auf/ für; Rezept für). 1872 Um eine lexikalische Statusrektion von Substantiven zu erkennen, sind umfangreiche wissenschaftliche Studien und Testverfahren notwendig, die eine Abgrenzung von Präpositionalattributskonstruktionen mit statusregierter Präposition u. a. von attributiven adverbialen Bestimmungen (z. B. in diesem Käfig in dem Beispielausdruck der Vogel in diesem Käfig) ohne statusrektionalem Verhält- 1870 E ISENBERG (1994: 53) 1871 W IEGAND (1996: 134 f.) 1872 W IEGAND (1996: 128 - 139); vgl. S CHIERHOLZ (2001: 131 - 184) 360 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="361"?> nis 1873 bezüglich der Präposition ermöglichen und die in Schierholz ’ Publikation 1874 gründlich nachvollzogen werden können. Schierholz fasst zusammen: „ Danach kann die oben verwendete Redeweise, daß das Vorgängersubstantiv PPA die P PPA regiert und daß die P PPA die Nachfolger-NP PPA regiert, aufrecht erhalten werden, läßt sich aber dadurch präzisieren, daß man sagt, daß ‚ das Vorgängersubstantiv PPA lexikalisch die Präposition PPA als Status ‘ regiert - also eine lexikalische Statusrektion vorliegt - und daß die P PPA zu der Nachfolger-NP PPA in einer Kasusrektion steht, weil die P PPA den Kasus der Nachfolger-NP PPA festlegt “ 1875 . Wiegand merkt hinsichtlich derartiger Fälle an: „ Die Eigenschaft von Präpositionen, einen obliquen Kasus (oder ggf. mehrere, wie z. B. auf und entlang) regieren zu können, muß [ … ] pro Präposition im Lexikon angegeben werden. Bei Präpositionen liegt daher lexikalische Rektion vor. “ 1876 In der vorliegenden Untersuchung wird aufgrund der größeren Klarheit an dieser Stelle Schierholz ’ Terminologie verwendet, welche die Rektion der Präposition einer nachfolgenden Nominalphrase als Kasusrektion bezeichnet. Gegenüber Wiegand kann angemerkt werden, dass die erarbeitete Theorie der vorliegenden Studie ohnehin jede Rektion als lexikalisch, da als im Intentionalität ausübenden intensionalen Begriff und seinem begrifflichen Gehalt (auch: lexikalischer Inhalt) angelegt, auffasst. Wenn Wiegand allerdings den vollständigen komplexen Ausdruck (z. B. das Recht auf AKK etwas [z. B. den Garten]) in einem Wörterbucheintrag dokumentieren möchte, so muss selbstverständlich die Rektion des Akkusativs durch die Präposition als lexikalische Statusrektion festgehalten und die Rektion eines Dativs durch die Präposition auf (z. B. das Recht auf DAT den Seewegen) ausgeschlossen werden. Dennoch handelt es sich bei der Rektion der Präposition auf in dem Ausdruck das Recht auf etwas [z. B. den Garten] faktisch 1877 um eine Kasusrektion, die jedoch zusätzlich als lexikalische Statusrektion verzeichnet ist. Es darf nicht übersehen werden, dass im Gegensatz zu einer reinen lexikalischen Statusrektion die Anschlussmöglichkeiten in derartigen Konstruktionen bereits durch die Kasusrektion der Präposition stark eingeschränkt sind. So ist es unter keinen Bedingungen möglich, Ausdrücke wie z. B. *das Recht auf zu schwimmen oder *das Recht auf des Gartens, zu bilden. In der vorliegenden Studie wird demnach diese durch die Präposition vorangelegte und schließlich ausgeführte Kasusrektion nicht übergangen und als solche benannt. (S. 7.3.2; 7.3.3) Wiegand besteht darauf, dass ein Syntagma wie z. B. Hoffnung auf dennoch kein eigenständiger Lexikoneintrag 1873 Vgl. W IEGAND (1996: 133) 1874 S CHIERHOLZ (2001: 131 - 184) 1875 S CHIERHOLZ (1998: 73); vgl. W IEGAND (1996: 123 - 139) 1876 W IEGAND (1996: 124) 1877 Das Wort faktisch ist hier nicht im Sinne Ashers (A SHER (1993)) gebraucht. 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 361 <?page no="362"?> wie z. B. die Formulierungen bei jemandem einen Stein im Brett haben oder achten auf ist, da eine eigenständige lexikalische Bedeutung nicht gegeben sei. 1878 Dieser Anmerkung wird in der Beleganalyse der vorliegenden Studie insofern Rechnung getragen, als zum untersuchten Valenzträger eine Koordinationsvalenz X (KV X ) ermittelt wird, die in der Intensionsstruktur nicht mit einer anderen Koordinationsvalenz Y (KV Y ) α -äquivalent bezüglich des Valenzträgers sein darf. Die Entscheidung darüber, ob je KV ein eigener Lexikoneintrag veranschlagt werden sollte, bleibt aber an dieser Stelle der Fachwissenschaft der Lexikographie überlassen (s. 6.6; 7.4.2.1; 7.6; 7.6.2). Schließlich stellt Wiegand fest, dass statusrektionale Verhältnisse aufgrund eines einschiebbaren Genitivattributs (z. B. der Schülerin) oder einschiebbarer Spezifizierer (z. B. zumindest) in einem Exempel wie dem Satz die Skepsis der Schülerin zumindest gegen dieses Beispiel war groß, nicht nur zwischen adjazent stehenden Elementen stattfinden können 1879 , was für die vorliegende Untersuchung akzeptiert wird, da zahlreiche überzeugende Beispiele nennbar sind, und ohnehin die vertikale Perspektive valenztheoretischer Ansätze auf den Aussagesatz bzw. das Kohärenzfeld sowie die dadurch ermittelbare syntaktische Schichtung eines Aussagesatzes oder Kohärenzfeldes eine strikt horizontal orientierte Betrachtungsweise des sprachlichen Ausdrucks überlagern (s. 5.8.2; 5.8.3). Im Folgenden sind für weiterführende Studien einige Hinweise zur Statusrektion gegeben, welche keine praktische Anwendung in der vorliegenden Studie finden, da derartige rektionale Verhältnisse in der Datensammlung des zu untersuchenden Sprachmaterials nicht vorkommen. So gibt Wiegand zudem an, dass Modalverben im traditionellen Sinn in Sätzen (z. B. er kann laufen; er darf laufen) gute Beispiele für kategoriale Statusrektion seien, da sie den Null- Infinitiv als Status regieren. 1880 Als statusregierend in ihrer Funktion als Auxiliarverben oder als Vollverben nennt Jung auch die als Kopulaverben fungierenden Verben sein, werden, bleiben und die kopulaähnlichen Verben aus der Gruppe der Wahrnehmungsverben sowie aus der Gruppe der Verben, welche den zu-Infinitiv anschließen (z. B. scheinen; bleiben). 1881 Es kann konstatiert werden, dass die Kopula und einige kopulaähnliche Verben kategoriale Statusrektion gemäß der Terminologie Wiegands ausüben (z. B. die Schaffnerin Eurykleia ist eine ältere Dame; Odysseus ist verbannt; das Schiff ist gesunken; die Göttin Kirke ist arbeiten; der Freund Elpenor ist zu suchen). 1882 Des Weiteren 1878 W IEGAND (1996: 134 f.) 1879 W IEGAND (1996: 120) 1880 W IEGAND (1996: 131) 1881 J UNG (1995: 94 - 101) 1882 Vgl. J UNG (1995: 94 f., 99) 362 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="363"?> nennt Jung eine Statusrektion von Auxiliarverben (z. B. ein Blitz ist aus den Wolken gefahren; ich werde es schaffen; sie scheint ihn zu besuchen; das Tor bleibt verschlossen) und eine Statusrektion von finiten und infiniten Satzkonstruktionen, welche mit einer Konjunktion eingeleitet sind (z. B. [ … ], als ich das Buch gelesen habe; [ … ], um ihn zu sehen). 1883 Auch andere Grammatikbeschreibungen greifen die Statusrektion Bechs auf. Choi untersucht und beschreibt die kohärente Konstruktion mit einer statusregierenden Kopula als basisgenerierte monosententiale Konstruktion in einem Kohärenzfeld nach der Terminologie Bechs im Rahmen der Prinzipien- und Parametertheorie mit Hilfe der Unifikationsanalyse Haiders. 1884 Zur Beschreibung der Argumentstruktur bedient sich Haiders Unifikationsanalyse 1885 in diesem Zusammenhang Bierwischs Einbindung des λ -Operators als semantische Repräsentation, welche am Beispiel Geists Monographie 1886 (s. 4.2.1; 6.4.2.1) kurz vorgestellt und u. a. aus dortig genanntem Grund, nämlich der variierenden Applikation des λ -Abstraktionsoperators Churchs, für eine Einbeziehung in die vorliegende Untersuchung ausgeschlossen wurde. Chois Monographie ist an dieser Stelle demzufolge nicht relevant, da die Definition eines Kohärenzfeldes nach Bech hier anerkannt wird und nicht im Rahmen einer Prinzipien- und Parametertheorie oder im Zusammenhang mit Bierwischs Applikation eines λ -Operators gerechtfertigt werden muss. Die Dudengrammatik nennt eine der Statusrektion entsprechende sogenannte Infinitrektion und beschreibt diese als Rektion einiger Verben und Verbvarianten, die sich mit einer Infinitform, z. B. dem Infinitiv oder dem Partizip, verbinden. Hierbei gliedern sich die regierenden Verbvarianten entsprechend der infiniten Form, welche sie regieren, in folgende drei Gruppen: 1. Erstens Verbvarianten, die sich mit dem Partizip II verbinden (z. B. haben; sein; werden; bekommen); 2. zweitens Verbvarianten, die den reinen Infinitiv regieren, d. h. Modalverben (z. B. werden; bleiben; haben; finden; machen; lassen) sowie Wahrnehmungsverben (z. B. sehen; hören; fühlen; spüren); 3. drittens, Verbvarianten, die den Infinitiv mit dem Element zu fordern (z. B. haben; sein; scheinen; pflegen; wissen). Diese Verben haben gemäß der Dudengrammatik „ auf die syntaktisch-semantische Valenz des Verbalkomplexes keinen Einfluss “ 1887 und fungieren als Perfekthilfsverben, als modaltemporale Hilfsverben und als Modalsowie Modalitätsverben, werden 1883 J UNG (1995: 83 ff., 92) 1884 C HOI (2000: 10 f., 19 f., 44ff, 47 ff., 138 ff.) 1885 H AIDER (1991); H AIDER (1993); H AIDER (1994) 1886 G EIST (2006) 1887 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 434) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 363 <?page no="364"?> jedoch nach der Dudengrammatik von Verben der Passivbildung als auch von Kausativverben abgegrenzt 1888 , da diese drittens genannten Verbvarianten nach der Dudengrammatik „ zusätzlich zur modalen Charakterisierung die Valenzeigenschaften und eventuell die Aktionsart oder Aktionalität des Verbalkomplexes [beeinflussen] “ 1889 . Die Abgrenzung ist also durch semantische Aspekte motiviert, welche unter einer Berücksichtigung der Fregeschen Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung betrachtet werden müssen. Undifferenzierte semantische Aspekte können deshalb im Rahmen dieser vorliegenden Studie nicht miteinbezogen werden, weswegen an dieser Stelle die Verben der Passivbildung und die Kausativverben ebenfalls zu den infinitregierenden Verben in der Terminologie der Dudengrammatik gezählt werden. Auch die Dudengrammatik nennt somit die Kopulae, kopulaähnliche Verben und Wahrnehmungsverben (z. B. sein; werden; bleiben; scheinen) als Verben, welche die Fähigkeit besitzen, eine Infinitrektion, die der Statusrektion entspricht, auszuüben. Aus vorangehenden Reflexionen resultiert, dass unter den Rahmenbedingungen der vorliegenden Untersuchung sämtliche Rektionspotenzen bzw. Valenzpotenzen als Argumentstellen logischer Begriffe und Beziehungen auf Sinnebene anzuerkennen sind, weswegen abschließend zu konstatieren ist, dass sich für die Entsprechung zwischen Rektion im obig dargelegten Verständnis und Valenzpotenz als Argumentstellen logischer Begriffe und Beziehungen auf Sinnebene tatsächlich eine Isomorphie, d. h. eine Bijektion (s. u. Abb. 19) und eine Homomorphie 1890 , ergibt. In der Beleganalyse der vorliegenden Studie werden die vom verbalen Valenzträger ausgehenden Rektionen, darunter auch die lexikalische Statusrektion, anhand der gewählten Methodik empirisch am Sprachmaterial ermittelt. Dabei wirken Wörterbucheinträge ausschließlich indirekt auf das Untersuchungsergebnis ein, indem sie einen Teil des zu untersuchenden Sprachmaterials einbringen (s. 7.1). 6.4.1.2 Die Grammatizität und ‚ Sinnvolligkeit ‘ des sprachlichen Ausdrucks Nachdem im vorangehenden Abschnitt erörtert wurde, dass es sich bei der Theorie der valenziellen Argumentstellen um eine lexikalistische Theorie 1888 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 433 f.) 1889 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 434) 1890 Zu den Fachtermini Bijektion, Isomorphismus und Homomorphismus i. d. Mathematik, s. z. B. V ERLAG H ERDER (Hrsg. 1975: 41, 92, 102) 364 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="365"?> handelt, in welcher valenzielle Argumentstellen bzw. Valenzpotenzen sämtlicher Rektionsverhältnisse auf inhaltlicher Sinnebene nach Frege gleichermaßen repräsentiert sind, gilt es auf die Komposition und Grammatizität in Bezug zu dieser Sinnvolligkeit 1891 selbst einzugehen. Chomsky erklärt: „ the notion ‚ grammatical ‘ cannot be identified with ‚ meaningful ‘ or ‚ significant ‘ in any semantic sense. Sentences (1) and (2) are equally nonsensical, but any speaker of English will recognize that only the former is grammatical. (1) Colorless green ideas sleep furiously. (2) Furiously sleep ideas green colorless. Similarly, there is no semantic reason to prefer (3) to (5) or (4) to (6), but only (3) and (4) are grammatical sentences of English. (3) have you a book on modern music? (4) the book seems interesting. (5) read you a book on modern music? (6) the child seems sleeping. “ 1892 Nach Chomsky ist somit Grammatizität vollständig von Sinnvolligkeit oder Signifikation unabhängig. Die Grammatizität bzw. Wohlgeformtheit eines zeichenhaften Ausdrucks ist umgekehrt deshalb nach Chomsky kein Garant für eine Sinnvolligkeit oder Signifikation. Einen Beweis dafür, dass grammatikalisch richtig gebildete Sätze, z. B. der Satz colorless green ideas sleep furiously sinnlos oder ohne Signifikation sind, kann Chomsky nicht liefern, stattdessen ist dieser Satz sowie sein Inhalt jedem kompetenten Sprecher der englischen Sprache intelligibel. (S. 5.6.5; 5.6.6; 6.2.2; 6.2.3). 1893 Ungeachtet dieser Intelligibilität begründet Chomsky eine gelingende Kommunikation zwischen Sender und Empfänger mit Verweis auf die von ihm angenommene Tiefenstruktur, wobei diese Tiefenstruktur im semiotischen Modell nach Frege als extensionale Denotationsebene oder ihre mentale Repräsentation verstanden werden kann, woraus sich Probleme ergeben können, da das Weltwissen oder eine durch eine Grammatiktheorie vorgegebene Tiefenstruktur demnach Inhalte von zeichenhaften Ausdrücken zu interpretieren und damit auch zu determinieren oder zu restringieren haben. 1894 Eine ähnliche Theorie wie Chomsky vertritt Husserl. Betreffs grammatikalisch richtig gebildeter sprachlicher Ausdrücke, korrekter morphosyntaktischer Formung und ihrem Verhältnis zur Sinnkonstitution auf Sinnebene bzw. zur Bedeutung auf Bedeutungsebene ist Nachfolgendes zur Theorie Husserls anzumerken. 1895 (S. 5.8.3; 6.4.2.1) Husserl plädiert für eine Distinktion von sinnlosen und widersinnigen 1891 Der Terminus Sinnvolligkeit soll eine Substantivierung des Adjektivs sinnvoll in Anlehnung an die Wortformen sinnlos und Sinnlosigkeit verkörpern und grenzt sich von Sinnvollheit im Sinne von Sinnhaftigkeit ab. 1892 C HOMSKY (1976: 15) 1893 Zur Intentionalität von Begriffen in grammatikalisch wohlgeformten Ausdrücken, s. 5.6.4; 5.7.1; 6.2.2; 6.2.3. 1894 Zur Diskussion der Tiefenstruktur nach Chomsky, s. 6.5. 1895 Vgl. H ERINGER (1973: 144 f.) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 365 <?page no="366"?> sprachlichen Ausdrücken. 1896 Diese Unterscheidung, die sich ebenfalls auf die Grammatizität und Sinnvolligkeit eines sprachlichen Ausdrucks bezieht, wird für die vorliegende Studie nicht übernommen, was im Folgenden begründet wird. Nach Husserl, dessen Terminologie im Rahmen seiner eigenen theoretischen Überlegungen interpretiert und verstanden werden muss, wird der Ausdruck widersinnig gemäß seines Wortgebrauchs mit dem Ausdruck falsch gleichgesetzt, unter Umständen die Widersinnigkeit sogar als Steigerung der Falschheit angesehen 1897 , Bedeutung als gleichbedeutend mit Sinn aufgefasst 1898 und als „ bedeutungsloser oder sinnloser Ausdruck “ 1899 gilt nach Husserl ein ungrammatischer Ausdruck, z. B. „ Grün ist oder “ 1900 , welcher nach Husserl gar kein Ausdruck ist. 1901 Heringer distanziert sich ausdrücklich von einer derartigen Gleichsetzung der Widersinnigkeit mit Falschheit (s. 6.4.2.1). Zunächst erläutert Husserl in Anlehnung an Marty 1902 in nachvollziehbarer Weise, dass grammatische Ausdrücke wie die Formulierung rundes Viereck nicht als sinnlos bezeichnet werden sollten. Grammatische Ausdrücke wie die Formulierung rundes Viereck sind demnach bei Husserl nicht sinnlos, sondern widerspruchsvoll 1903 , und er konstatiert: „ Unter einem urtheilslosen Gerede meinen wir offenbar nicht ein solches wo das Urtheilen fehlt, sondern, wo es nicht aus eigener und verständiger Erwägung hervorgegangen ist. Auch die als Absurdität (Widersinn) verstandene ‚ Sinnlosigkeit ‘ constituiert sich im Sinn. Es gehört zum Sinn des widersinnigen Ausdrucks, objectiv Unvereinbarliches zu meinen. “ 1904 Obwohl Husserl nun erklärt hat, dass er widersinnige Ausdrücke als nicht sinnlose Ausdrücke versteht, ergibt sich jedoch potentiell eine Verkehrung. Marty verwendet hier die gegenüber der Husserlschen Beschreibung als widersinnig und als nicht sinnlos treffendere und weniger missverständliche Formulierung, diese grammatikalisch richtig gebildeten Ausdrücke (z. B. rundes Viereck) seien nach Marty durchaus explizit sinnvoll, nur nicht vernünftigen Sinnes. 1905 Ein sinnloser Ausdruck ist also nach Husserl ein ungrammatischer 1896 H USSERL (1901: 67) 1897 H USSERL (1901: 132); Anm.: Im streng logischen Verständnis gibt es keine Steigerung von dem Prädikat falsch. 1898 H USSERL (1901: 52) 1899 H USSERL (1901: 54) 1900 H USSERL (1901: 54) 1901 H USSERL (1901: 54) 1902 M ARTY (1895: 80 f.) 1903 H USSERL (1901: 55) 1904 H USSERL (1901: 67) 1905 M ARTY (1895: 80 f.); vgl. H USSERL (1901: 55) 366 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="367"?> Ausdruck, doch ein grammatischer Ausdruck wie die Formulierung rundes Viereck, die inhaltlich Ungewöhnliches ausdrückt, ist nach Husserl nicht sinnlos und widersinnig. Im Folgenden soll nachgezeichnet werden, weshalb nach Husserls Distinktion und Erklärung schließlich grammatische Ausdrücke nicht regelhaft sinnvoll genannt werden können, so dass die Grammatizität als Kriterium für die Richtigkeit und Sinnvolligkeit eines sprachlichen Ausdrucks schließlich völlig zurücktritt. Beide Formulierungen, die Formulierung, dass der grammatikalisch falsch gebildete Ausdruck sinnlos ist 1906 sowie die Formulierung, dass grammatikalisch richtig gebildete, widersinnige Ausdrücke nicht sinnlos sind 1907 , werden von Husserl herangezogen. Husserl verwendet in seiner Distinktion wohlgemerkt nicht die Formulierungen nicht sinnvoll oder sinnvoll. Das Problem einer Verkehrung erscheint, wenn nun der Frage nachgegangen wird, was dann ein sinnvoller Ausdruck sei. Für den kompetenten Sprachteilnehmer kann beim Lesen Husserls Werk der Schluss gezogen werden, dass der Ausdruck nicht sinnlos mit dem Ausdruck sinnvoll und der Ausdruck nicht sinnvoll mit dem Ausdruck sinnlos in einem Entsprechungsverhältnis steht, insbesondere dann, wenn Husserl auch den Ausdruck widerspruchsvoll als gleichbedeutend mit dem Ausdruck widersinnig verwendet 1908 , so dass eine Entsprechung der Ausdrücke nicht widersinnig und widerspruchslos oder der Ausdrücke nicht sinnlos und sinnvoll naheliegt. Zunächst wird Husserls Definition betrachtet, die besagt, dass widersinnige Ausdrücke nicht sinnlose Ausdrücke sind 1909 . Die Widersinnigkeit nach Husserl betrifft somit ungrammatische, sinnlose Ausdrücke nicht. Es folgt mit der Voraussetzung, dass der Ausdruck nicht sinnlos mit dem Ausdruck sinnvoll in einem Entsprechungsverhältnis steht und dass der Ausdruck sinnvoll dem Ausdruck widersinnig entsprechen kann, was bereits eine Verkehrung ist. Setzt man nun Husserls Voraussetzung, dass das Adjektiv widersinnig gemäß seinem Wortgebrauch mit dem Adjektiv falsch 1910 assoziiert wird, ein, so folgt darüber hinaus, dass das Adjektiv sinnvoll mit dem Adjektiv falsch in einem Entsprechungsverhältnis steht. Dies ist auch nach einer andersartigen Denkweise das Ergebnis: So ist ein sinnvoller Ausdruck in einem Argumentationsmuster eines kompetenten Sprechers ein nicht sinnloser Ausdruck, was mit Husserls Voraussetzung, ein sinnloser Ausdruck sei nicht mit einem widersinnigen Ausdruck gleichzusetzen, dazu führt, dass ein nicht sinnloser Ausdruck sehr wohl einem widersinnigen Ausdruck, dass ein sinnvoller Ausdruck einem widersinnigen 1906 H USSERL (1901: 54) 1907 H USSERL (1901: 55) 1908 H USSERL (1901: 55, 67) 1909 H USSERL (1901: 55) 1910 H USSERL (1901: 132) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 367 <?page no="368"?> Ausdruck und demzufolge, dass ein sinnvoller Ausdruck einem falschen Ausdruck entsprechen könnte, womit wiederum obige Verkehrung erzeugt ist. Zusätzlich zu diesen Unstimmigkeiten bzw. Unschärfen und nach Frege zudem nicht hinreichenden Differenzierungen 1911 vollzieht Husserl außerdem keine Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung 1912 , sondern geht von einer direkten Referenz sprachlicher Zeichen in die extensionale, außersprachliche Wirklichkeit aus woraufhin sich die Problematik auf bedeutungsvolle oder nicht bedeutungslose sprachliche Ausdrücke überträgt. 1913, 1914 Aus diesen Gründen wird festgestellt, dass sich aus der Husserlschen Distinktion zwischen sinnlosen und widersinnigen Ausdrücken sowie der Verwendung dieser Termini für die Beschreibung und Einordnung natürlichsprachlicher Ausdrücke inakzeptable theoretische Inkohärenzen oder Verwirrungen ergeben können und dass stattdessen die morphosyntaktische Valenzrealisierung idealiter grammatikalisch richtig gebildete sprachliche Ausdrücke verwirklicht, die einen zusammengesetzten, vollständigen Sinn und eine intelligible inhaltliche Komposition der Konnotationen von Sprachzeichen konstituieren. 1915 Sinnvolligkeit sprachlicher Ausdrücke erfordert somit in Übereinstimmung mit Marty denkbarerweise ausschließlich Grammatizität und damit die Sättigung von Argumentstellen sowie frei besetzbaren Positionen in der Satzstruktur mit Wortformen, die probate morphosyntaktische Qualitäten aufweisen. 1916 In nachfolgendem Zitat erwähnt Jung die Rolle der Syntax, die primär für die sprachliche Zeichenkombination, deren Regeln und die Intelligibität von sprachlichen Äußerungen insbesondere in der Schriftsprache verantwortlich ist: „ Geschriebene Sprache muß demgegenüber so gestaltet werden, daß sie auch unabhängig von den konkreten Situationsbedingungen eindeutig verstanden wird. [ … ] Die Zeichenkombination ist Gegenstand der Syntax. Die Syntax beschäftigt sich also mit den Gesetzmäßigkeiten, Regeln und Mustern, nach denen einzelne Sprachzeichen kombiniert werden, und mit den Zeichenverbindungen selbst. “ 1917 Die Relevanz der morphosyntaktischen Wohlgeformtheit als wesentliches Kriterium zur Komposition von Sprachzeichen und die Unterscheidung von Assertionsmoment zwischen grammatischem Subjekt und grammatischem 1911 Vgl. F REGE (2001 [1892 - 1895]: 33) 1912 H USSERL (1901: 52); s. a. Husserls Ausführungen zu den sog. Bedeutungserlebnissen (H USSERL (1901: 97 - 105, Viertes Kapitel)). 1913 H USSERL (1901: 52, 54) 1914 Vgl. hierzu die Ausführungen zu Wittgensteins Erläuterungen, s. 5.6.5. 1915 Vgl. I CKLER (1985: 367 f.) 1916 Vgl. H ENTSCHEL / W EYDT (2013: 15) 1917 J UNG (1984: 28) 368 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="369"?> Prädikat sowie derjenigen Relationen, welche in der Syntax zwischen den Wortformen entstehen, arbeitet auch Baum heraus: „ Der Kopulabegriff - verstanden als ‚ Assertationsfunktion ‘ oder ‚ Behauptungsmoment ‘ - wäre aber nur ein Sonderfall der Erscheinung, die Tesnière als connexion bezeichnet und die hier als Relation bezeichnet wird. Wie in der Urteilslehre die ‚ Kopula ‘ den Subjekts- und Prädikatsbegriff voraussetzt, so setzt der Begriff der Relation denjenigen der Kategorie voraus. Auf die Gegebenheiten der Sprache zugeschnitten könnte gesagt werden, daß der Begriff der Relation denjenigen der ‚ Wortklasse ‘ zur Voraussetzung hat “ 1918 Hierbei signalisiert der Assertionsmoment der traditionellen Urteilslehre ein existierendes außersprachliches Denotat oder den extensionalen Wahrheitswert wahr (w 2 ) einer Proposition, während die gewöhnliche Relation (frz.: connexion) zwischen den Wortformen durch die Lehre von den Kategorien und Wortklassen in erster Linie den Regeln der Syntax unterworfen ist, ungeachtet einer Bedeutung in Abgrenzung des mittels der Grammatizität oder Wohlgeformtheit entstandenen Sinns des Ausdrucks. 6.4.2 Logisch-semantische Valenz Der Fokus auf die logisch-semantische Valenz lenkt eine Betrachtung der Valenzstruktur auf den Begriff, die Beziehung oder diejenigen Eigenschaften des Valenzträgers, welche er mit einem logischen Prädikat oder einer mathematischen Funktion teilt. Meinhard erklärt zu Beginn seines Aufsatzes zur logischen und semantischen Valenzebene: „ Die Grundidee des Konzeptes der logischen und semantischen Valenz ist: (1) Der Inhalt von Satzbedeutungen besteht in der Beschreibung von Sachverhalten (oder von Situationen als Sachverhalten); (2) Sachverhaltsbeschreibungen haben die Struktur von Propositionen, die formallogisch als Prädikat-Argument-Strukturen darstellbar sind “ 1919 . Wie untig referiert wird, ist eine Auffassung der logisch-semantischen Valenz anhand einer der Prädikatenlogik entlehnten Notation durch zwei Entwicklungen vorgezeichnet ((i), (ii)): (i) Erstens, die Unterscheidung zwischen einer extensional und einer intensional verstandenen logisch-semantischen Valenz, d. h. einer außersprachliche Aspekte modellierenden Valenz und einer innersprachlich verstandenen Valenz; 1918 B AUM (1976: 28 f.) 1919 M EINHARD (2003: 399) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 369 <?page no="370"?> (ii) zweitens, der Versuch einer Untergliederung der extensionallogischsemantischen Valenz in eine logische und eine semantische Valenzebene. Hierbei gestaltet sich letztgenanntes Unterfangen der Abspaltung einer semantischen Valenzbeschreibung (ii) problematisch, da es sich bei diesen beiden vorgeschlagenen Valenzebenen um Deskriptionsmodelle ein- und derselbigen Dimension von Valenz handelt, mit dem einzigen Unterschied, dass die Valenzbeschreibungen notationell verschieden dargestellt werden und dass die an dieser Stelle fachterminologisch sogenannte semantische Valenz dabei restriktiver vorgeht, weitere Details der Bedeutung abdeckt und die Bildung von Ausdrücken, welche extensional falsch (f 2 ) sind oder die nicht (materiell) existente bzw. unter bestimmten theoretischen Voraussetzungen nicht rechtfertigbare Sachverhalte denotieren, unterbinden möchte. Die verschiedenen notationellen Repräsentationen dieser zwei angesetzten Valenzebenen äußern sich in einer Funktionenschreibweise für logische Prädikate, welche bei Sättigung ihrer Argumentstellen extensional wahr (w 2 ) oder extensional falsch (f 2 ) sind (z. B. P(x); P(x, y)) 1920 gegenüber einer Angabe semantischer Merkmale (z. B. [Hum]; [+/ - Anim]) 1921 , welche anstrebt, Kompatibilitätsbedingungen für die Sättigung von valenziellen Leerstellen, d. h. die Sättigung der Argumentstellen eines logischen Prädikats, das in einem zwischengeschalteten Urteil den extensionalen Wahrheitswert wahr (w 2 ) behaupten soll, vorzuschreiben. Aufgrund der extensionalen Interpretation von formal dargestellten Prädikaten ergibt sich also eine Überschneidung von semantischer und logischer Sprachanalyse sowie Sprachdeskription in der Valenztheorie. Deshalb wird logische Valenz oft gemeinsam mit semantischer Valenz erfasst, unter der Annahme, dass der Begriffsinhalt bestimmt, welche Argumente mit welchen Bedeutungsmerkmalen Leerstellen sättigen können und dass dabei eine Selektion nach der Kompatibilität semantischer Klassen erfolgt, was in den Generativen Grammatiken als Selektionsbeschränkung gilt. 1922, 1923 Die Aufspaltung einer komplexen Erscheinung in ihre inhärenten, als binär strukturiert und als universal gültig angenommenen Merkmale 1924 erlangte methodologische und theoretische Bedeutung bei der dichotomischen Klassifikation linguistischer Elemente. 1925 Sowohl explizit logisch kontradiktorisch formulierte als auch als kon- 1920 Vgl. H ELBIG / S TEPANOWA (1978: 131) 1921 Vgl. z. B. C HOMSKY (1964: 27 f., 38 f., 55); vgl. C HOMSKY (1965: 85 f., 95 f., 113); vgl. W OTJAK (1975); H ELBIG / S CHENKEL (1980: 52); vgl. H ELBIG / S TEPANOWA (1978: 128 - 142) 1922 H ELBIG (1971a: 39); H ELBIG / S TEPANOWA (1978: 131); H ELBIG (1992: 7 f.) 1923 Vgl. a. S CHAEDLER (2019c) 1924 J AKOBSON / H ALLE (1956: 28) 1925 J AKOBSON / F ANT / H ALLE (1967: 9) 370 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="371"?> tradiktorisch wahrgenommene distinktive Merkmale werden bei Jakobsen/ Halle als oppositionell und damit als binär verstanden. 1926 Sie können mit den Werten [+] oder [ - ] für das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein des Merkmals ausgestattet werden. 1927 Von Vertretern des Binarismus 1928 wird angenommen, dass sich neben dem phonologischen auch das morphologische, syntaktische und semantische System von Sprachen durch eine begrenzte Anzahl binärer Merkmale beschreiben lässt. Als auf dem Prinzip des Binarismus basierend können z. B. die Konstituentenanalyse und z. T. die Komponentenanalyse aufgefasst werden. Kritik am linguistischen Binarismus äußert sich in Vorwürfen wie „ Manipulation der Fakten, Vergewaltigung der sprachlichen Wirklichkeit, subjektive Willkür der Forschung, Systemdenken und [der] Versuch, alle sprachlichen Erscheinungen in das Prokrustesbett binärer Oppositionen zu zwängen. “ 1929, 1930 Neben einer semantischen Merkmalsanalyse werden jedoch noch zwei weitere semantische Beschreibungsmethoden für eine logisch-semantische Valenzebene vorgeschlagen. Diese Beschreibungsmethoden gehen weniger restriktiv vor, versuchen jedoch stattdessen den Inhalt des sprachlichen Ausdrucks mittels einer Stereotypik von denotierten Mitspielern bzw. einer prototypischen sachverhaltsmäßigen Bedeutung oder einer angenommenen Grundbedeutung von sprachlichen Elementen zu interpretieren und damit zu determinieren. Diese sind die Erfassung der am außersprachlichen Sachverhalt beteiligten Mitspieler mit Hilfe zugewiesener semantischer Rollen (auch: semantischer Kasus; Kasusrollen) der Kasustheorie 1931 und die semantische Komponentenanalyse 1932 . Ágel kommentiert das Verständnis einer außersprachlichen, logisch-semantischen Valenz, führt dieses auf Bühler zurück und zieht Parallelen zwischen allen jenen Theorien, die logische Prädikate als Abbild oder Spiegelung der außersprachlichen Wirklichkeit ansehen bzw. von einer stofflichen Steuerung ausgehen, die in den Inhalt des sprachlichen Ausdrucks hineinwirkt. 1933 Bondzio erläutert die Deskription von außersprachlichen Sachverhalten mit Kasusrollen folgendermaßen: „ Traditionelle Versuche, die Funktionen der Kasusobjekte als Agens, Träger, Patiens, direktes Objekt, indirektes Objekt u. ä. zu beschreiben, zielen ebenfalls, allerdings mit nicht zureichenden Mitteln, auf diesen Sachverhalt. Im 1926 J AKOBSON / H ALLE (1956: 29 - 31) 1927 S CHAEDLER (2016) 1928 Vgl. B ACON (1829 [1623]) 1929 L EWANDOWSKI (1990: 192) 1930 Vgl. a. S CHAEDLER (2016) 1931 F ILLMORE (1987 [1968]); F ILLMORE (1987 [1977]a); F ILLMORE (1987 [1977]b) 1932 Vgl. S CHMIDT (1963); vgl. K ORHONEN (1977: 102) 1933 Á GEL (2000: 29); vgl. F ILLMORE (1987 [1968]: 21 - 33); vgl. F ILLMORE (1987 [1977]a: 71 - 78) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 371 <?page no="372"?> übrigen ist natürlich nicht an eine vollständige Isomorphie zu denken. “ 1934 Auch Welke vertritt eine ähnliche Position: „ Es besteht weitgehende Übereinstimmung darüber, daß die Kennzeichnung der Ergänzungen eines Valenzträgers nach semantischen Rollen (semantischen Kasus) ebenfalls zur Valenzbeschreibung gehört. Sehr umstritten sind jedoch De finition und Abgrenzung der einzelnen semantischen Rollen. “ 1935 Auf die semantischen Rollen wird in den Ausführungen zur pragmatisch-kommunikativen Valenz näher eingegangen (s. 6.4.3; 6.4.3.1; 6.4.3.2). Eine semantische Komponentenanalyse und das Konzept einer semantischen Valenz in der Linguistik wird für die deutsche Sprache nach Korhonen vor allem von Schmidt 1936 thematisiert 1937 . Nach Schmidt, dessen Theorie sich dadurch auszeichnet, dass sie Inhalte von Wörtern oder Wortbedeutungen in Elemente zu zerlegen versucht, konstituiert sich die semantische Valenz 1938 als „ die lexikalisch-semantischen Bedingungen, unter denen allein eine bestimmte aktuelle Wortbedeutung in der Rede realisiert werden kann. “ 1939 So unterscheidet Schmidt zwischen einer „ den komplexen Inhalt des Wortes als Bestandteil des Systems der Sprache “ 1940 bildenden „ lexikalische[n] Bedeutung “ 1941 und einer eindeutig im Kontext determinierten „ aktuellen Bedeutung “ 1942 . Hierbei lässt sich „ unter den aktuellen Bedeutungen eines bestimmten Verbs der Gegenwartssprache seine Hauptbedeutung “ 1943 ermitteln, die im Allgemeinen wenigstens einige Bedeutungselemente besitzt, welche stets dem Bedeutungsträger zugeschrieben werden können, auch wenn die Bedeutung eines Valenzträgers in verschiedenen Kontexten bis zu einem gewissen Grad variiert, was Schmidt folgendermaßen formuliert 1944 . Die sogenannte Hauptbedeutung des Verbs fallen setzt sich nach Schmidt zum Beispiel aus nachfolgenden Komponenten zusammen: „‚ schnelle ‘ (a), ‚ unwillkürliche ‘ (b), ‚ nach unten gerichtete ‘ (c), ‚ Bewegung ‘ (d) “ 1945 . Dabei können zwei Varianten des Verbs fallen in den zwei Beispielsätzen sie fiel in den Graben und sie fiel ihm um den Hals festgestellt werden 1946 , die sich dadurch ergeben, dass 1934 B ONDZIO (1971: 96) 1935 W ELKE (1988: 20) 1936 S CHMIDT (1963) 1937 K ORHONEN (1977: 102) 1938 S CHMIDT (1963: 45, 91) 1939 S CHMIDT (1963: 45) 1940 S CHMIDT (1963: 24) 1941 S CHMIDT (1963: 24) 1942 S CHMIDT (1963: 24); vgl. K ORHONEN (1977: 102) 1943 S CHMIDT (1963: 44) 1944 Der Terminus Bedeutung ist hier nach Schmidt verwendet. 1945 S CHMIDT (1963: 49) 1946 Vgl. K ORHONEN (1977: 102 f.) 372 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="373"?> aufgrund der individuellen semantischen Valenz im Kontext einige Bedeutungselemente des verbalen Valenzträgers hervortreten, während andere zurücktreten. 1947 An dieser Stelle bemüht sich Schmidt um eine deutliche Erklärung zu Bedeutungsvarianten, welche Helbig lediglich ermittelt, ohne von einer Art Grundbedeutung auszugehen, die eventuell auch unter Bedeutungsvarianz konstant bleibt. Eine Zusammenfassung von einer logischen Valenz und den Kriterien, die mit einer semantischen Merkmalsanalyse für sprachliche Ausdrücke und Begriffe aufgestellt werden sowie denjenigen anderweitigen Beschreibungsmethoden, welche unter einer extensional verstandenen sogenannten semantischen Valenz erfasst werden, ist jedoch nicht notwendig, wenn eine Revision der traditionellen Urteilslehre vorgenommen wird, derzufolge die Nachgeordnetheit des Urteils nach Frege sowie das entfaltete Urteil nach Pfänder berücksichtigt werden und wenn die logische Unanfechtbarkeit von Begriffen, welche kein extensionales Denotat haben (auch: leere Begriffe), akzeptiert ist (s. 5.6.5; 5.6.6). Aus diesen Gründen sind eine semantische Merkmalsanalyse, semantische Selektionsbeschränkungen 1948 , semantische Rollen oder eine semantische Komponentenanalyse für die Theoriebildung der vorliegenden Studie unbrauchbar, werden nicht weiter thematisiert und finden in der praktischen Beleganalyse keine Anwendung. Auch Helbig konsideriert, dass eine semantische Struktur von einer Art logischen Struktur, welche in der vorliegenden Studie als innersprachliche, intensionallogische Struktur identifiziert wird, getrennt werden muss: „ Nach den gegenwärtigen Einsichten ist es sicher unbestreitbar, daß man auch innerhalb des Valenzbegriffes mehrere Ebenen unterschieden muß, die keine isomorphe Abbildung voneinander sind: Obwohl diese Diskussion noch im Fluß ist und die verschiedensten Autoren verschiedene Valenzebenen ansetzen - je nach der zugrunde gelegten Sprachtheorie - , ist die Tatsache wohl nicht zu leugnen, dass die logische Valenz (als interlinguale Relation zwischen Begriffsinhalten) etwas anderes ist als die semantische Valenz (die sich aus der Verträglichkeit und Kombinierbarkeit der Bedeutungskomponenten ergibt), diese wieder etwas anderes als die syntaktische Valenz (als obligatorische oder fakultative Besetzung von Leerstellen in einer bestimmten Zahl und Art, differenziert nach den Einzelsprachen). “ 1949 An dieser Stelle wird die logische Valenz neben der (außersprachlich) semantischen, morphosyntaktischen und pragmatisch-kommunikativen Valenzbeschreibung auch von Helbig als eine 1947 S CHMIDT (1963: 49); vgl. K ORHONEN (1977: 102) 1948 Für eine Erklärung selektionaler Kriterien nach Schmidt, s. S CHMIDT (1963: 91). 1949 H ELBIG (1971b: 8 f.); vgl. H ELBIG (1992: 7 ff.) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 373 <?page no="374"?> von mehreren Valenzebenen anerkannt, deren Isomorphie zu den anderen Valenzebenen diskutierbar ist. 1950 6.4.2.1 Extensionale logische Valenz und syntaktische Realisierung Nach Meinhard wird der Entwurf einer logischen Valenz bzw. einer logischen Valenzebene insbesondere mit Bondzios Theorie in Verbindung gebracht 1951 und impliziert primär die in der vorliegenden Studie erörterte Übertragung des Prädikatenkalküls der modernen Logik in die Valenztheorie. In obigem Absatz wurde dargelegt, dass die (extensional)logische Valenz im Allgemeinen explizit einer Modellierung der Sachverhalte in der außersprachlichen Bedeutungsebene entspricht. Es ist aus diesem Grund zutreffend, diese Übertragung prädikatenlogischer Strukturen in grammatische Theorien folgendermaßen nach Schierholz zusammenzufassen: „ Im Bewußtsein eines Sprachteilhabers werden die Sachverhalte der Wirklichkeit festgehalten. Das läßt sich in der Regel mit Hilfe elementarer logischer Prädikate darstellen, die ein oder mehrere Argumente als Leerstellen besitzen. Dies wird als die Ebene der logischen Valenz, die eine außersprachliche ist, bezeichnet. “ 1952 Nach Eroms Aufsatz Die Wegbereiter der deutschen Valenzgrammatik 1953 wird bei Bondzio, Welke, Flämig und Heger eine eher semantische Nutzung des Valenzbegriffs vorbereitet. 1954 Da Heger eine übereinzelsprachlich ausgerichtete Theorie 1955 entwirft, wird sie im Folgenden nicht diskutiert. Stattdessen werden Heringers Grammatik und Bierwischs Modell in die Betrachtung miteinbezogen. Die der Prädikatenlogik entlehnte Notation dient gemäß Bondzio zur Darstellung einer aus der außersprachlichen Bedeutung gespiegelten logischsemantischen Valenz. Aus dieser Auffassung der logischen Valenz als durch außersprachliche Sachverhalte motivierte Strukturen folgt nach Bondzio für die Kopula eine Absprechung der semantisch-logischen Valenz. 1956 Zunächst erklärt Bondzio seine extensionallogische Auffassung der Valenz als Spiegelung bzw. Abbild der außersprachlichen Bedeutung in formallogischer Darstellung. 1957 Bondzio räumt zudem ein, dass es sich bei seiner Spiegelung der Bedeutung 1950 B ONDZIO (1971: 96); vgl. H ELBIG (1971a: 43) 1951 M EINHARD (2003: 400); vgl. K ORHONEN (1977: 98) 1952 S CHIERHOLZ (2001: 103) 1953 E ROMS (2003) 1954 E ROMS (2003: 165) 1955 H EGER (1966); H EGER (1971) 1956 B ONDZIO (1971: 90) 1957 B ONDZIO (1971: 88 f.) 374 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="375"?> aus der außersprachlichen Wirklichkeit in die logisch-semantische Struktur von Sätzen nicht um eine „ vollständige Isomorphie “ 1958 handelt. Für die Realisierung des sprachlichen Ausdrucks schließt Bondzio eine kurze Beschreibung der grammatischen Regeln im Deutschen an, die jedoch nicht aus der logischsemantischen Begriffsstruktur gewonnen werden, so dass die jeweilige Sprache, in diesem Fall das Deutsche, bestenfalls wie eine Gussform für die Spiegelung oder das Abbild der Sachverhalte aus der extensionalen Bedeutungsebene der außersprachlichen Wirklichkeit fungieren soll. 1959 Bondzio konstatiert: „ Die der logisch-semantischen Ebene angehörenden Beziehungsgefüge aus VT [Valenzträger] und LS [Leerstelle] bilden die Grundlage für die Formierung von Sätzen und anderen syntaktischen Ausdrücken. Es handelt sich hierbei um die sprachliche Realisierung dieser Beziehungsgefüge nach den Gesetzmäßigkeiten der jeweiligen Sprache mit den jeweiligen Mitteln. Die Realisierung betrifft sowohl die grammatisch-syntaktischen Beziehungen als auch die morphonologische Form einschließlich Anordnung und Intonation. “ 1960 Nach Bondzio ist „ die sprachliche Form irrelevant, in der die jeweilige Bedeutung auftritt. Dies gilt auch für die verschiedenen grammatisch-morphologischen Formen eines Wortes “ 1961 . So erklärt Bondzio in Übereinstimmung mit der Passivtransformation der generativen Transformationsgrammatik 1962 : „ Passiv-Sätze haben keine eigenen, besonderen Grundstrukturen, sondern müssen auf aktive Grundstrukturen zurückgeführt werden. “ 1963 Ein weiteres Zitat, das den gussformhaften Charakter der grammatischen Regeln einer natürlichen Sprache ohne jedwede konzeptualisierende Funktion des sprachlichen Ausdrucks sowie ohne Intentionalität sprachlich realisierter Begriffe (s. 6.2.2; 6.2.3; 6.3) in Bondzios Theorie unterstreicht, ist des Weiteren folgende Bemerkung Bondzios: „ In vielen Fällen gibt es für die Besetzung von LS [Leerstellen] grammatische Varianten. Dies trifft z. B. zu für das Nebeneinander von Inf.-Gruppe und Nebensatz: ‚ Es ist notwendig, ihn zu verständigen. ‘ - ‚ Es ist notwendig, daß er kommt. ‘ Daneben können u. U. auch Nominalgruppen stehen: ‚ Seine Verständigung ist notwendig. ‘ - ‚ Sie wünschten, daß er die Funktion übernimmt. ‘ - ‚ Sie wünschten die Übernahme der Funktion durch A. ‘“ 1964 1958 B ONDZIO (1971: 96); vgl. H ELBIG (1971: 43) 1959 B ONDZIO (1971: 95 ff., 101) 1960 B ONDZIO (1971: 95) 1961 B ONDZIO (1971: 89) 1962 C HOMSKY (1965: 16 f., 29 ff., 31); C HOMSKY (1981: 36, 49, 170, 175); G REWENDORF (1988 154); vgl. H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1984: 748 ff., 768, 774 ff.); vgl. R AMERS (2000: 111 - 118) 1963 B ONDZIO (1971: 97) 1964 B ONDZIO (1971: 101) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 375 <?page no="376"?> Alle diese Varianten bedeuten nach Bondzio dasselbe, eine Annahme einer Tiefenstruktur wie sie die Generative Grammatik veranschlagt, weist er jedoch „ schon aus Gründen der terminologischen Eindeutigkeit “ 1965 zurück. Eine Schichtung der Satzstruktur versteht Bondzio dennoch anders als Glinz oder Helbig (s. 5.8.3), da diese nach Bondzio „ von einer sehr abstrakten Ebene bis zur konkreten, morphologisch ausgeformten Oberfläche reicht “ 1966 . Weiter fährt Bondizo fort: „ Wenn die Existenz und die Anzahl der LS in der angegebenen Weise von der Wortbedeutung abhängen, ist es unmöglich, daß dabei, wie bisher angenommen, die Wortart grundsätzlich entscheidend sein kann. “ 1967 Doch entgegen dieser Aussage zieht Bondzio anschließend eine logischsemantische valenzielle Argumentstelle bzw. Leerstelle für notwendige lokale Richtungsbestimmungen in Zweifel 1968 und erklärt, dass vor allem Verben Leerstellen zugeschrieben werden können, da diese im Unterschied z. B. zu lokalen Richtungsbestimmungen, „ Handlungen, Prozesse oder Zustände bezeichnen. “ 1969 Verben, die nach Bondzios Wahrnehmung keine Handlungen, Prozesse oder Zustände beschreiben, werden ebenso logische valenzielle Leerstellen abgesprochen. Obwohl Witterungsverben (z. B. es regnet) das unpersönliche Pronomen es syntaktisch obligatorisch zur Bildung eines grammatischen Satzes fordern, erklärt Bondzio, dass eine Leerstelle derartiger Verben für ein Subjekt fehle. 1970 Zudem erklärt Bondzio in Ockhamschem Sinne: „ Ebenso dürfte die Synsemantik der Präpositionen und Konjunktionen eine Valenz in dem hier definierten Sinne ausschließen “ 1971 . Allerdings wendet Bondzio ein: „ Solche Entscheidungen setzen jedoch eine zureichende Definition der Begriffe Autosemantik und Synsemantik im Rahmen einer Theorie der Semantik voraus. “ 1972 (S. 6.2.1; 6.2.2; 6.2.3) Schließlich erklärt Bondzio bezüglich der Kopula: „ Ähnliches gilt auch für die Beurteilung der Valenz bei der Kopula ‚ sein ‘ , die in letzter Zeit häufig als syntaktisch selbständiges Element behandelt wurde. In allen Fällen handelt es sich allein um semantisch-logische Entscheidungen [daß auf der semantisch-logischen Ebene nicht mit LS für solche Konstituenten gerechnet werden kann] “ 1973 . Nach Bondzio besitzt die Kopula demnach keine semantisch-logische Valenz, denn Bondzio legt fest, dass Valenz 1965 B ONDZIO (1971: 88) 1966 B ONDZIO (1971: 88) 1967 B ONDZIO (1971: 89) 1968 B ONDZIO (1971: 90) 1969 B ONDZIO (1971: 90) 1970 B ONDZIO (1971: 90) 1971 B ONDZIO (1971: 91) 1972 B ONDZIO (1971: 91) 1973 B ONDZIO (1971: 90) 376 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="377"?> eine sogenannte begriffliche Bedeutung im Sinne eines sogenannten begrifflichen Abbildes voraussetzt 1974 , welche für die Kopula fehle. Eine differenzierte Unterscheidung zwischen Begriffsstrukturen bzw. Gedanken, Vorstellungen und Anschauungen, wie Frege dies vornimmt (s. 5.6.6) 1975 , trifft Bondzio an dieser Stelle nicht, schließt für die Strukturanalyse semantisch-logischer Valenz „ einen Einfluß der sog. grammatischen Bedeutung “ 1976 jedoch explizit aus. So ist nachvollziehbar, dass sich in Bondzios Theorie dieser Ausschluss einer grammatischen Bedeutung der realisierten Sprachzeichen eines deutschen Aussagesatzes aus der Spiegelungsrichtung von Entitäten im semiotischen Modell sowie aufgrund der extensionalen Interpretation logischer Valenz ergibt. Die Kohärenz eines Aussagesatzes soll also nach Bondzio semantisch zustandekommen, während die syntaktischen Beziehungen dazu vorerst nichts beitragen. Deshalb gehen in Bondzios Theorie extensionallogisch-semantisch aufgefasste Valenzbeziehungen der grammatischen Realisierung voran 1977 , so dass der sprachliche Ausdruck nach Aspekten einer präsumierten extensionalen Bedeutung strukturiert wird. 1978 Diesen Annahmen Bondzios sowie der daraus resultierenden Handhabung der sogenannten grammatischen Bedeutung von Sprachzeichen kann im Rahmen der vorliegenden Studie, welche eine Abbildungsrichtung nach Frege vom Zeichen zum Sinn zur Bedeutung veranschlagt sowie nach Helbig der morphosyntaktischen Struktur eines Aussagesatzes oder Kohärenzfeldes Priorität einräumt, nicht beigepflichtet werden. Nach Eroms wird eine komplette valenzbasierte Grammatik zum ersten Mal von Heringer für das Deutsche erarbeitet. 1979 Heringer legt jedoch aus dem Grund, dass das eine binäre Gliederung veranschlagende Konstituenzsystem angeblich die bevorzugte Behandlung des Aufbaus von Sätzen in neueren Grammatiken sei 1980 , ein derartiges Konstituenzsystem der semantischen und syntaktischen Analyse von Sätzen zugrunde. 1981 Er geht von einer Satzstruktur aus, welche mit Hilfe von sogenannten kontextfreien „ Konstitutionsregeln “ 1982 aus den zwei jeweils vom Subjekt und vom Prädikat gesteuerten Konstituenten 1974 B ONDZIO (1971: 88 f., 91) 1975 Vgl. F REGE (2001 [1897]: 42 f.) 1976 B ONDZIO (1971: 91) 1977 B ONDZIO (1994a: 31) 1978 Zur grammatischen Realisierung der Valenzstruktur nach Bondzio, s. Bondzio (1994a: 17 - 20, 30 f., 37 ff.); vgl. B ONDZIO (1993); vgl. B ONDZIO (1994b) 1979 E ROMS (2003: 166) 1980 H ERINGER (1973: 130) 1981 H ERINGER (1973: 130) 1982 H ERINGER (1973: 131 f.) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 377 <?page no="378"?> Sätze erzeugt, die strukturell in ein System münden, in dem valenzielle Leerstellen für Ergänzungen und Angaben 1983 als Einheiten, die das Prädikat ergänzen 1984 , sowie ihre Konnexionen maßgebend sind. Hierbei werden Konnexionen im Plerembereich als auch zwischen Lexemen sowie zwischen Wörtern und Wortgruppen angenommen. 1985 Plereme konstituieren bei Heringer kleinste, bedeutungstragende, sprachliche Zeichen, die durch sukzessive Teilung des Satzes entstehen. 1986 Hierbei vertritt Heringer die besondere Husserlsche Distinktion zwischen widersinnigen und sinnlosen 1987 Ausdrücken, erweitert diese jedoch um die Aussage, dass alle grammatischen Äußerungen sinnvolle Sätze seien. 1988, 1989 Obwohl Heringer Husserls Distinktion aufnehmen will, greift bei Heringer somit das Kriterium, dass alle sogenannten grammatischen Sätze sinnvoll sind. Falls Heringers Auffassung des Adjektivs sinnvoll als Entsprechung zu Husserls Auszeichnung nicht sinnlos gilt, so steht Heringers Theorie in Konflikt mit Husserls Unterscheidung, obwohl er auf Husserl referiert. 1990 Aufgrund der Referenz kann demnach unter Umständen vermutet werden, dass Heringer Husserls Auffassung der Auszeichnungen nicht sinnlos und widersinnig folgen oder diese übernehmen wollte, jedoch bemängelt, dass diese Husserlsche Unterscheidung ungerechtfertigt davon ausgehe, „ daß wir wüßten, was nur formal sei und was auch den Sinn betrifft. “ 1991 Ebenso weist Heringer im Unterschied zu Husserl auf Folgendes hin: „ Auf keinen Fall darf die Frage, was ein sinnvoller Satz sei, eingeschränkt werden darauf, ob er wahr oder falsch sein könne. Dies mag für bestimmte Kalküle einen Sinn haben, darf aber nicht auf natürliche Sprachen übertragen werden, da sie in dieser Hinsicht reicher sind, und Widersprüche zulassen “ 1992 . Diese Auffassung Heringers teilt Husserl nicht, sondern zeichnet derartige, sogenannte widerspruchsvolle natürlichsprachliche Sätze, gemäß seinem Wortgebrauch zu urteilen, als falsch 1983 Zu Heringers Auffassung von Ergänzungen bzw. nicht-notwendigen Ergänzungen und Angaben, s. H ERINGER (1973: 153 f., 156). 1984 H ERINGER (1973: 151, 157); vgl. E ROMS (2003: 166); zu Heringers K-Regeln, s. H ERINGER (1973: 131 f.). 1985 H ERINGER (1973: 130, 139 - 271, insbes. 152 - 155) 1986 Zu Heringers selbständigen (Lexeme) und unselbständigen (Morpheme) Pleremen, Ausdruck (Monem) und Inhalt (Semem) eines Plerems, s. H ERINGER (1973: 77 f., 109). 1987 H USSERL (1901: 52 - 56) 1988 H ERINGER (1973: 144) 1989 Zu Husserls besonderen Distinktion zwischen den Adjektiven widersinnig und sinnlos sowie zur Grammatizität und Sinnvolligkeit sprachlicher Ausdrücke, s. 6.4.1.2. 1990 H ERINGER (1973: 144 f.) 1991 H ERINGER (1973: 143) 1992 H ERINGER (1973: 145 f.) 378 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="379"?> aus. 1993 Die Klarheit in Heringers Theorie und Argumentation wird schließlich durch eine Infragestellung der Abgrenzung zwischen sogenannter Inhaltssyntax und Ausdruckssyntax 1994 , welche die Definition von Grammatizität eines sprachlichen Ausdrucks modifiziert, abgeschwächt, denn nach Heringer bezieht sich grammatische Richtigkeit nicht nur auf die Form eines Ausdrucks, sondern auch auf ihren Sinn. 1995 So präsentiert in Heringers Theorie der einem Platonismus beipflichtende Hjelmslevsche Plerembegriff 1996 einen Indikator für eine vom Denken, d. h. vom Träger unabhängigen Sinnebene nach Frege bzw. Dedekind, was durch die Anerkennung der Existenz sprachlicher bzw. begrifflicher Inhalte einige Inkohärenzen behebt, jedoch ergibt sich durch die Hinzuziehung der Husserlschen Distinktion zwischen sinnlosen und widersinnigen Ausdrücken (s. 6.4.1.2) wiederum Unklarheit. 1997 Heringers Ausführungen legen offen, dass sein Verständnis von Inhalt bezüglich seiner Inhaltssyntax als Systematisierung einer Bedeutungsbeschreibung 1998 gegenüber seiner Ausdruckssyntax nicht Freges Verständnis von Sinn entspricht und eine Trennung zwischen Sinn und Bedeutung bei Heringer nicht gegeben ist. So argumentiert Heringer mit Hilfe einer Einbeziehung der Sachverhalte der außersprachlichen Wirklichkeit. Ein Ausdruck wie der Satz Fritz unterdrückt Emil konstituiert nach Heringer eine Beziehung des Unterdrückens, was mit Freges Interpretation einer Beziehung unterdrücken (Fritz, Emil) übereinstimmt. Heringer begründet diese mehrstellige Beziehung gegenüber einem einstelligen Prädikat jedoch nicht mit innersprachlichen Gegebenheiten, z. B. mit der Transitivität des Verbs unterdrücken, der Position des Namens Emil als Akkusativobjekt sowie dem Namen Fritz als grammatisches Subjekt in der Ausdruckssyntax. Stattdessen erklärt Heringer die Beziehung mit Hilfe der Sätze Fritz unterdrückt und dadurch sowie Emil wird unterdrückt als gerechtfertigt, also durch eine Reflexion über den durch den sprachlichen Ausdruck beschriebenen außersprachlichen Sachverhalt legitimiert: „ Denn es könnte ja sein, daß Fritz Karl unterdrückt und Karl die Unterdrückung Fritz ’ nur abwälzt auf Emil. “ 1999 Nach Heringer kann man deshalb „ nicht immer mit Recht “ 2000 den Satz Fritz unterdrückt Emil äußern, wenn die Ausdrücke Fritz unterdrückt und dadurch sowie 1993 H USSERL (1901: 132); s. 6.4.1.2 1994 H ERINGER (1973: 143 ff.) 1995 H ERINGER (1973: 143) 1996 H JELMSLEV (1974 [1939]: 22) 1997 Husserl setzt nur eine Inhaltsebene, die er Bedeutung nennt, für sprachliche Entitäten an. Zu Husserls postuliertem phänomenologischen und idealen Inhalt der sog. Bedeutungserlebnisse, s. H USSERL (1901: 97 - 105, Viertes Kapitel). 1998 H ERINGER (1973: 116) 1999 H ERINGER (1973: 157) 2000 H ERINGER (1973: 157) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 379 <?page no="380"?> Emil wird unterdrückt „ mit Recht “ 2001 gebildet werden können. 2002 Demzufolge kommt Heringer zu dem Schluss, dass seine Wertigkeitstheorie 2003 einem strukturalistischen linguistischen Testverfahren wie einer Reduktion bzw. Eliminierung von Satzelementen überlegen sei, da ein Reduktionsverfahren die von Heringer selbst angenommene Zweistelligkeit des Unterdrückens nicht erklären könne. Auf diese Weise entwirft Heringer einen relativ komplexen Prädikatsbegriff, welcher z. B. die Form es will dunkel werden als einstelliges Prädikat erfasst 2004 , obwohl er die Prädikatstypen in einbis vierstellige Prädikate unterteilt. 2005 Bemerkenswert ist bei Heringer, dass er auch Adjektiven eine Stelligkeit zuspricht (z. B. Otto ist einig mit Emil). 2006 Heringer schließt aus diesen valenztheoretischen Überlegungen im Rahmen seiner Theorie, dass es sich bei sogenannten Adjektivprädikaten (z. B. wund laufen; einig sein) um „ zusammengesetzte Prädikate “ 2007 handle, da die Stelligkeit des Adjektivprädikats durch das Verbs sowie durch das Adjektiv gemeinsam verursacht sei. 2008 Dabei gibt er gleichzeitig vor, gegen die „ traditionelle Auffassung, in der prädikative Adjektive ohne weitere Diskussion als Teile des Prädikats angesehen werden “ 2009 , zu argumentieren, was ihm jedoch mit seiner Theorie nicht gelingt, weshalb er schließlich eine sehr ähnliche Interpretation wie die von ihm kritisierend erwähnte traditionelle Auffassung vertritt. 2010 Aus diesen Gründen propagiert Heringer auch eine Auffassung der Rektionsverhältnisse zwischen Valenzträger und seinen Ergänzungen bzw. Argumenten, welche nicht mit Hilfe höherstufiger Begriffe nach Frege beschrieben werden. Allerdings spricht Heringer die Problematik des Verhältnisses zwischen einer angenommenen semantischen Tiefenstruktur und einer aus dieser abgeleiteten syntaktischen Oberflächenstruktur an: „ Die Grundidee dieser Beschreibung ist mit einiger Skepsis zu betrachten, weil sie einen Teil der Entwicklung der neueren Logik ignoriert und zu weitergehenden Annahmen Anlaß gibt, wie, daß die Oberflächenstruktur die wahre Form des Satzes verdecke und unsere natürliche Sprache uns irreführe, daß die so ermittelten Tiefenstrukturen eine allen Menschen gemeinsame Logik aufzeigen können, die also in diesem Sinne eine universale Tiefenstruktur sei. Darin sind vorerst mindes- 2001 H ERINGER (1973: 157) 2002 H ERINGER (1973: 157) 2003 Dem Terminus Wertigkeit wäre der Terminus Stelligkeit vorzuziehen. 2004 Vgl. E ROMS (2003: 166) 2005 H ERINGER (1973: 190 - 194) 2006 H ERINGER (1973: 165) 2007 H ERINGER (1973: 165) 2008 H ERINGER (1973: 165 f.) 2009 H ERINGER (1973: 163) 2010 H ERINGER (1973: 165 f., 240) 380 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="381"?> tens drei unbeweisbare Annahmen enthalten: (i) die Oberflächenstruktur ist irgendwie von der Tiefenstruktur abhängig. (ii) jedem nicht-mehrdeutigen Satz entspricht genau eine logische Struktur. (iii) die Logik ist universal. “ 2011 In diesem Zitat Heringers wird jedoch deutlich eine Beschreibung extensionallogischer Zusammenhänge anhand einer formalen Darstellung semantischer Aspekte aus einer universalen Tiefenstruktur thematisiert, während die Möglichkeit intensionallogischer Beschreibungen sowie einer einzelsprachlich orientierten Deskription innersprachlicher Strukturen an dieser Stelle nicht konsideriert wird. Das Modell Bierwischs wird in der vorliegenden Studie ebenfalls nicht weiter miteinbezogen, da die formale Notation Bierwischs Bezüge veranschaulicht, die zwischen einer angesetzten Ebene sprachlicher Repräsentation, dem System der grammatischen Elemente und Regeln der Sprache, einer semantischen Struktur, begrifflich strukturierter Umweltkenntnis, einer konzeptuellen Struktur und als Interaktion sprachlicher und anderer kognitiver Systeme stattfinden. 2012 Zur Zwei-Ebenen-Theorie der Bedeutung von Bierwisch 2013 ist anzumerken, dass diese angibt, zwei Ebenen der Bedeutungskonstitution zu veranschlagen, eine der semantischen bzw. der logischen Form 2014 sowie eine der konzeptuellen Struktur. 2015 Diese Ebenen sind anders angeordnet, als in dem hier verwendeten semiotischen Modell nach Frege. Die logische Form wird bei Bierwisch mit der semantischen zu einer sprachlichen Bedeutungsrepräsentationsebene zusammengefasst, und sie ist die Ebene, welche er mit der Prädikatenlogik entlehnten Formalismen darstellt. Diese Bedeutungsrepräsentationsebene soll die syntaktischen und konzeptuellen Strukturen einander zuordnen. Nach den Worten Geists findet hierbei Folgendes statt: „ Das Spektrum zulässiger Interpretationen eines sprachlichen Ausdrucks auf der konzeptuellen Ebene wird durch die semantische Form dieses Ausdrucks beschränkt. “ 2016 Somit ist die mit den der Prädikatenlogik entlehnten Formalismen dargestellte Bedeutungsrepräsentationsebene ein Instrumentarium, welches die syntaktischen Strukturen interpretiert, gleichzeitig jedoch auch die Interpretation der konzeptuellen Struktur durch Beschränkungen bestimmt. Diese Bedeutungsrepräsentationsebene 2017 und ihre Formalismen müssen als 2011 H ERINGER (1973: 49 f.) 2012 B IERWISCH (1983: 64 f.); vgl. M EINHARD (2003: 401) 2013 B IERWISCH (1983); B IERWISCH (1997); B IERWISCH / L ANG (1987) 2014 B IERWISCH (1997) 2015 Vgl. G EIST (2006: 12) 2016 G EIST (2006: 12) 2017 Zu Bedeutungsspezifizierungen bei Bierwisch, s. a. G EIST (2006: 13). 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 381 <?page no="382"?> extensionallogisch aufgefasst werden, da sie auf der Bedeutungsebene verortet sind und zudem pragmatisch-kommunikative Aspekte miteinbeziehen. Dabei greift die semantische Dimension der Bedeutungsrepräsentationsebene insbesondere auf die konzeptuelle Struktur zu, d. h. die semantische und konzeptuelle Form bilden die entscheidende Schnittstelle. Die grammatische Form hingegen umschließt syntaktische und morphologische Aspekte, welche jedoch auf Ebene der konzeptuellen Struktur nicht interpretiert werden. Demzufolge übt die Bedeutungsrepräsentationsebene eine Art ungleiche Vermittlungsfunktion aus. 2018 Eine derartige methodische Erarbeitung eines Ergebnisses hat Geist für die Kopula sein in Kopulasätzen anschaulich vorgeführt. 2019 Entgegen Geists Behauptung kann in einem derartigen Modell wie der Zwei-Ebenen-Theorie der Bedeutung 2020 nach Bierwisch ein „ Kompositionalitätsprinzip, das besagt, dass die Bedeutungen eines komplexen sprachlichen Ausdrucks eine Funktion der Bedeutungen seiner Teile unter Berücksichtigung ihrer syntaktischen Fügung ist “ 2021 nicht im Sinne des Fregeschen Kompositionsprinzips befolgt werden, da die komponierte Bedeutung als Funktion der Bedeutungen seiner Teile nach Geist mit Referenz auf Bierwisch auf der Bedeutungsrepräsentationsebene die syntaktische Fügung interpretiert und zudem auf konzeptueller Ebene diese konzeptuelle Struktur der Signifikate jener Elemente syntaktischer Strukturen beschränkt sowie damit korrigierend auf sie einwirkt. Dabei ist zu beachten, dass Bierwisch zur Darstellung der Strukturen auf dieser mindestens teilweise extensionalen Bedeutungsrepräsentationsebene den λ -Abstraktor verwendet, welchen Church zur intensionallogischen Auffassung von Funktionen eingeführt hat. Das Kompositionsprinzip nach Frege ist hiermit ebenfalls nicht erfüllt. Eine Erklärung zum Fregeschen Kompositionsprinzip und dass dieses den Prozess der Sinnkonstitution beschreibt, wurde obig dargelegt (s. 5.6.2). So ist festzuhalten, dass Bierwisch das Fregesche Kompositionsprinzip extensional interpretiert und derart vereinfacht wiedergibt, dass es seinen intendierten Zweck verfehlt, jedoch insofern eingesetzt wird, als lexikalische Einheiten semantische Strukturen haben, welche einen Anteil zur Semantik komplexer Strukturen beitragen sollen 2022 : „ Eine weiterhin akzeptierte Annahme ist dabei zunächst das sogenannte Fregesche Prinzip, das etwas vereinfacht besagt, daß sich die Bedeutung eines Ausdrucks aus der Bedeutung seiner Teile und der Art ihrer Kombination ergibt. “ 2023 In der Auffassung Freges wirkt das Kompositi- 2018 Vgl. G EIST (2006: 12, Fn. 2) 2019 Vgl. G EIST (2006: 32 - 35, 49 - 53, 60 ff.) 2020 B IERWISCH (1983); B IERWISCH (1997); B IERWISCH / L ANG (1987) 2021 G EIST (2006: 12) 2022 B IERWISCH (1983: 64) 2023 B IERWISCH (1983: 79) 382 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="383"?> onsprinzip primär auf Sinnebene und die entstandene, komponierte Struktur bezeichnet Bedeutungen als außersprachliche Sachverhalte bzw. Verhältnisse, die in der extensionalen Denotationsebene wahr oder falsch sein können. Eine Korrektur der nach dem Fregeschen Kompositionsprinzip geformten Intensionsstruktur auf Sinnebene findet gemäß der Rezeption der Fregeschen Theorie in der vorliegenden Studie durch die Regeln der Wohlgeformtheit bzw. Grammatizität des sprachlichen Ausdrucks, d. h. durch die Syntax statt, womit unscharfe Begriffe untersagt werden. Beschränkungen der konzeptuellen Struktur, d. h. der Sinnstruktur, z. B. durch eine sogenannte Bedeutungsrepräsentationsebene, finden bei Frege im Allgemeinen nicht statt, weil jeder grammatikalisch korrekt gebildete komplexe sprachliche Ausdruck sowie auch einzelne Ausdrücke (z. B. Nausikaa) und leere Begriffe einen Sinn besitzen können, die Gedanken vom Träger unabhängig sowie in unendlicher Anzahl existieren, und eine Bedeutung für den Sinn keine notwendige Voraussetzung ist. Da in der vorliegenden Studie sprachinterne Strukturen und nur am Rande außersprachliche Bedeutungen und damit pragmatisch-kommunikative Aspekte untersucht werden sollen sowie der Dedekindsche Beweis zur Existenz der fachterminologischen Gedanken respektiert ist, wird im Rahmen dieser Arbeit das Fregesche semiotische Modell dem Modell Bierwischs vorgezogen. Welke erläutert hinsichtlich einer Beschreibung valenzieller Verhältnisse: „ Unsere Darstellung findet eine ziemlich genaue Analogie in der Struktur von Aussagen des Aussagenkalküls der Logik. “ 2024, 2025, 2026 Eine Schichtung rechtfertigt Welke mit einer Perspektive auf Modalverben: „ In einem Satz wie Er will das Fenster öffnen ist öffnen ein Prädikat bzw. allgemeiner ein Operator erster Stufe und will ein Prädikat bzw. allgemeiner ein Operator erster Stufe mit seinen Argumenten ist Argument des Operators zweiter Stufe “ 2027, 2028 Diese Operatoren erster und zweiter Stufe ähneln prima facie Freges höherstufigen Begriffen (s. 5.6.4) und sollen eine Schichtung des Satzes reflektieren. Doch Welke verhaftet der Doktrin, dass nur präskriptiv ausgewählte Verben derartige Operatoren stellen können und geht nicht auf eine Adjektiv- oder Substantivvalenz, sowie auf begriffliche Strukturen im Satz ein, die nach einer syntaktischen oder semantischen Analyse a posteriori als höherstufige Begriffe konstituierend eingeordnet werden und die unter Umständen von Adjektiven oder Substantiven repräsentiert werden könnten. Welke sieht ebenfalls eine 2024 W ELKE (1965: 36) 2025 Zur Analyse einer Satzstruktur nach Welke, s. 6.9. 2026 Vgl. E ROMS (2003: 165) 2027 W ELKE (1965: 41); vgl. E ROMS (2003: 165) 2028 E ROMS (2003: 165) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 383 <?page no="384"?> Tendenz in der Behandlung der logisch-semantischen Valenz, Gedanken als ein Abbild der Realität zu verstehen: „ So kam es zu der Tendenz, gewisse Aspekte der sprachlichen (syntaktischen) Struktur, von denen man annahm, daß sie ‚ logisch ‘ seien (weil durch die formale Logik legitimiert) nicht nur als die semantische Struktur schlechthin anzusehen, sondern auch wegen der Assoziation: ‚ logisch ‘ = ‚ gedanklich ‘ = ‚ Abbild der Realität ‘ mit der Struktur des abgebildeten Sachverhalts zu identi fizieren. “ 2029 In der Tat handelt es sich hierbei um eine wortwörtliche Bedeutungskonstitution, nicht um eine Sinnkonstitution wie sie von Frege veranschlagt wurde. 6.4.2.2 Logische Valenz und Funktionenschreibweise Flämig erwähnt wie Bondzio ebenfalls eine Spiegelung, führt dies jedoch detaillierter aus, was Anlass zu einer genaueren Betrachtung der vorgestellten Spiegelung oder Widerspiegelung anhand Flämigs Theorie gibt. Flämig erklärt die Struktur von Sätzen mit Repräsentanten der „ Objektiven Realität “ 2030 , welche sich mit ihren „ Sach-verhalten “ 2031 über das „ Bewußtsein “ 2032 als „ logische Prädikate “ 2033 und ihre „ Aussagestrukturen “ 2034 in sprachlichen Ausformulierungen niederschlagen, in denen die „ semantische Struktur “ 2035 in der „ grammatischen Struktur “ 2036 inbegriffen sei. 2037 Diese Behauptung stellt Flämig auf, indem er folgendes Zitat aus der Schrift Elementare Logik von Segeth vorführt: „ Die im Bewußtsein widergespiegelten Sachverhalte der Wirklichkeit sind als Gedankenstrukturen mit den Mitteln der formalen Logik formulierbar als Aussagestrukturen, und zwar als logische Prädikate mit einer oder mehreren Lehrstellen. Demnach sind Prädikate ‚ Aussagefunktionen ‘ [ … ], d. h. Begriffsintensionen in ihrer korrekten logischen Form, aus der man ersehen kann, ob [ … ] eine Eigenschaft oder eine Beziehung widergespiegelt wird und zwischen wieviel Individuen eine solche Beziehung besteht. “ 2038 Schließlich spricht Flämig „ Beziehungen zwischen Individuen “ 2039 an, die mit mehrstelligen 2029 W ELKE (1988: 99) 2030 F LÄMIG (1971: 110) 2031 F LÄMIG (1971: 110) 2032 F LÄMIG (1971: 110) 2033 F LÄMIG (1971: 110) 2034 F LÄMIG (1971: 110) 2035 F LÄMIG (1971: 110) 2036 F LÄMIG (1971: 110) 2037 F LÄMIG (1971: 110); E ROMS (2003: 165) 2038 S EGETH (1967: 110); vgl. W ELKE (1965: 29 ff.) 2039 F LÄMIG (1971: 108 f.) 384 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="385"?> Prädikaten dargestellt werden, geht jedoch nicht auf höherstufige Begriffe nach Frege ein. Flämig erklärt: „ P(x), x hat die Eigenschaft P (Gold glänzt); R(x, y), x steht in der Beziehung R zu y (Peter sucht Paul); R(x, y, z), x steht in der Beziehung R zu y und z, (Peter schenkt Paul Bücher). Die logischen Aussagen sind wahr, wenn sie den Sachverhalt adäquat widerspiegeln; wahre Aussagen über Sachverhalte der Wirklichkeit erlauben Rückschlüsse auf bestimmte Strukturmerkmale ihnen entsprechender sprachlicher Äußerungen. “ 2040 Somit besteht auch bei Flämig eine deutliche Miteinbeziehung der Sachverhalte der extensionalen Wirklichkeit in die semantische Beschreibung. Flämig geht darüber hinaus auch davon aus, dass sprachliche Strukturmerkmale diese Sachverhalte adäquat abbilden bzw. spiegeln und schreibt vor, dass sprachliche Realisierungen gemäß ihren wahren Urbildern in der außersprachlichen Wirklichkeit strukturell interpretiert werden sollen. 2041 Zudem referiert Flämig auf Klaus und nimmt an, dass „ die sprachlichen Zeichen und die gedanklichen Abbilder eine unmittelbare dialektische Einheit bilden. “ 2042 Eine dialektische Einheit von syntaktischer und semantischer Struktur, welche einer dialektischen Einheit sprachlicher Zeichen in der Syntax und semantischer Inhalte als gedankliche Abbilder entspricht, proklamiert auch Helbig. 2043 Nun muss überprüft werden, inwiefern diese Behauptungen Segeths, Klaus ’ und Flämigs mit den, die Theorien Freges stützenden mathematisch nachvollziehbaren Sachverhalten übereinstimmen. Die geforderten Bedingungen für die Urbild- und die Bildmenge einer Abbildung sind in den mathematischen Fachtermini Injektivität, Surjektivität und Bijektivität definiert sowie folgendermaßen simplifiziert graphisch illustrierbar (Abb. 19): 2040 F LÄMIG (1971: 108) 2041 Zu weiteren Erläuterungen über die Einflussnahme von Sachverhalten der extensionalen Wirklichkeit oder Sachverhaltsbeschreibungen derselbigen (z. B. semantische Rollen wie Agens, Patiens, Benefizient etc.) auf die logisch-semantische Strukturbeschreibung sowie den Schwierigkeiten für die morphosyntaktische Strukturanalyse, die sich daraus ergeben, s. 6.4.2; 6.4.2.1; 6.5. 2042 K LAUS (1966: 21 f.); vgl. F LÄMIG (1971: 109) 2043 H ELBIG / S TEPANOWA (1978: 128 - 142, insbes. 133 f.) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 385 <?page no="386"?> Abb. 19: Injektivität, Surjektivität, Bijektivität einer Abbildung 2044 So werden nach Klaus, Segeth und Flämig Strukturen der objektiven Realität in sprachlichen Strukturen widergespiegelt, doch dies geschieht außerdem mittelbar, über die sogenannten gedanklichen Abbilder, welche mit den sprachlichen eine dialektische Einheit bilden. Diese sogenannten gedanklichen Abbilder sind somit nicht stet, ebenso wenig sind die sogenannten sprachlichen Abbilder stet, sondern der Dialektik, des Auflösens von Widersprüchen durch das Bewusstsein, unterworfen. Erstens ist damit festzustellen, dass in Flämigs Darlegung, welche er mit Zitaten Segeths zu stützen versucht, der Beweis zur Unabhängigkeit der Gedanken vom Vorgang des Denkens und zu ihrer unendlichen Anzahl durch Dedekind (s. 5.6.6) nicht berücksichtigt ist, da die sogenannten gedank- 2044 Vgl. R ECK (Hrsg. 1975: 19); vgl. F URLAN (2012: 122 ff.); vgl. H ILBERT (1985: 60 ff.) 386 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="387"?> lichen Abbilder nach Flämig nicht stet oder vom Denken unabhängig sowie in unendlicher Anzahl existieren, sondern vom Denken, vom Bewusstsein sowie von der Dialektik, d. h. von der dialektischen Einheit mit den sogenannten sprachlichen Abbildern, abhängig sind. Zweitens ist in einer derartigen Abbildungs- oder Spiegelungstheorie von den extensionalen Sachverhalten in der außersprachlichen Wirklichkeit als Urbildmenge in eine sogenannte dialektische Einheit aus gedanklichen und sprachlichen Abbildern, welche als Bildmenge fungiert, im Gegensatz zu Freges Modell, in welchem Gedanken unabhängig vom Denken eines Trägers und in unzähliger Anzahl vorliegen, nicht eindeutig klar, ob die Bildmenge gleichmächtig oder mächtiger als die Urbildmenge ist. In Segeths, Klaus ’ und Flämigs Modell spiegelt die Bildmenge die Urbildmenge lediglich. Dies impliziert, dass die Bildmenge im Bewusstsein eines Sprechers, welcher unmöglich alle Sachverhalte der außersprachlichen Wirklichkeit gleichzeitig aufnehmen und mental sowie sprachlich verarbeiten kann, sondern immer nur mit einem Ausschnitt der extensionalen Wirklichkeit konfrontiert ist, ebenfalls immer nur als eine Spiegelung oder Abbildung dieses Ausschnitts der Gesamtheit aller extensionalen Sachverhalte der außersprachlichen Wirklichkeit repräsentiert ist. Es erscheint deshalb eher zwingend, dass in dem Modell der Abbildungs- und Spiegelungstheorie die Urbildmenge mächtiger als die Bildmenge im Bewusstsein eines Sprechers sein muss, während zahlreiche Bilder als sprachliche oder gedankliche Abbilder und damit nach Segeth erklärte Begriffsintensionen zu verwerfen sind, da sie angeblich die extensionalen Sachverhalte der außersprachlichen Wirklichkeit nicht korrekt abbilden. Es handelt sich demnach um eine Einforderung von Restriktionen im Denken sprachlicher Ausdrücke seitens des Modells Segeths, Klaus ’ und Flämigs. 2045 Nach Frege jedoch ist ein Begriff demgegenüber logisch unanfechtbar, auch wenn keine extensionalen Elemente in seinem Begriffsumfang sind, d. h. wenn der Begriff kein außersprachliches Denotat besitzt und damit leer ist. 2046 Ohne Berücksichtigung der Mächtigkeiten von Urbild- und Bildmenge, ergeben sich dennoch weitere Probleme im Modell der Abbildungs- und Spiegelungstheorie sowie mit ihrer Formalisierung. Es ist nicht möglich, die gedankliche Bewusstseinsebene als zwischengeschaltete, zweite Abbildung oder Funktion aufzufassen, welche ihrerseits in die Sprache abbildet, denn nach Klaus bilden die sprachlichen Zeichen und die gedanklichen Abbilder eine unmittelbare dialektische Einheit, wobei die Betonung auf der Dialektik liegt. In einer derart vorgestellten Konstellation zwischen objektiver Realität, Gedanken 2045 Vgl. hierzu das Verwerfen grammatikalisch richtig gebildeter sprachlicher Ausdrücke als widersinnig bei Husserl, s. 6.4.1.2. 2046 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 34); F REGE (2002 [1892]a: 30) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 387 <?page no="388"?> und Sprache, wie sie Flämig, mit Referenz auf Segeth und Klaus, angibt, ist die Zuordnung der Elemente des Urbildes zu den Elementen des Bildes entweder nicht scharf oder es wird ein Element der Urbildmenge mindestens zwei Elementen der Einheit der Bildmenge, nämlich einem gedanklichen Element und einem sprachlichen Element, zugeordnet. Durch die Dialektik in der Einheit der Bildmenge ergeben sich unter Umständen mehr als zwei Bildelemente zu einem Urbildelement. In einem solchen Fall ist es nicht möglich, von einer (eindeutigen) Abbildung, geschweige denn von einer injektiven oder bijektiven Funktion im mathematischen Sinn zu sprechen (s. Abb. 19). 2047 Hilbert erwähnt: „ Der Begriff ‚ Abbildung ‘ wird in der Mathematik nicht einheitlich gebraucht. Hier [in Hilberts Ausführungen zum Abbildungsbegriff] wird eine nicht notwendig eindeutige Zuordnung ‚ Abbildung ‘ genannt, die in anderen Darstellungen ‚ Korrespondenz ‘ heißt. “ 2048 Demzufolge handelt es sich bei Flämigs sogenannter Abbildungs- und Spiegelungstheorie mit Verweis auf Segeth und Klaus aus mathematischer Perspektive entweder um gar keine Abbildung oder um eine nicht eindeutige Abbildung. Weitere Inkohärenzen und Unstimmigkeiten ergeben sich aus nachfolgenden Gründen. Die sogenannte Abbildung bzw. Widerspiegelung spiegelt in der derart vorgestellten Konstellation nach Flämig, mit Verweis auf Segeth und Klaus, zudem ausschließlich extensionale Sachverhalte der außersprachlichen Wirklichkeit, welche bei Flämig objektive Realität genannt wird, in die Sprache. An dieser Stelle greift Churchs Widerlegung des Carnapschen Verständnisses einer intensionalen Struktur (auch: Intensionsstruktur), die ebenfalls jegliche Annahme widerlegt, dass in irgendeiner Weise eine notwendige oder transparente Verbindung zwischen einem sprachlichen Ausdruck in Form eines Wortes oder Satzes und seiner Bedeutung in der extensionalen Wirklichkeit, d. h. in der sogenannten objektiven Realität bestünde und die belegt, dass eine derartige, angenommene Verbindung nachweislich künstlich und arbiträr ist. 2049, 2050 Diese beweisbare, notwendig gegebene Arbitrarität der Zeichen ist in einem Abbildungs- und Spiegelungsmodell wie dies Flämig, mit Hinweis auf Segeth und Klaus, vorschlägt, nicht gewährleistet, da in einem derartigen Modell die Bildung eines einfachen oder komplexen sprachlichen Zeichens aus seinem außersprachlichen Denotat abgeleitet sein muss. Als ein Beispiel für eine Grammatiktheorie, welche aus der sogenannten Abbildungs- und Spiegelungstheorie gleich zwei unbewiesene Schlüsse zieht, ist Admonis These zur Zweigliedrigkeit des 2047 Zum Aussagesatz als Funktion oder Begriff, s. 5.6.2; 5.6.3; 7.1; vgl. F REGE (2002 [1904]: 66) 2048 H ILBERT (1985: 60) 2049 Zur Intensionsstruktur (auch: intensionale Struktur) nach Carnap, s. 5.7.4; vgl. C HURCH (1951a: 5, Fn. 5) 2050 Zur Arbitrarität sprachlicher Zeichen, vgl. u. a. C HURCH (1951a: 5, Fn. 5) 388 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="389"?> Satzbaus zu nennen, mit welcher er vice versa auch die Behauptung aufstellt, das menschliche Bewusstsein wäre nicht nur gemäß einer Kunst zu Denken (s. 5.4) dazu angehalten, binär strukturierte Propositionen in Form monadischer Prädikatenkalküle zu bilden, sondern würde die extensionalen Sachverhalte in der objektiven, außersprachlichen Wirklichkeit grundsätzlich als binär strukturiert und die Welt generell aus Zweigliedrigkeiten bestehend wahrnehmen. 2051 Die Konflikte entstehen also durch die Abbildungsrichtung, nämlich dass davon ausgegangen wird, dass eine sogenannte Abbildung oder Spiegelung von der außersprachlichen Wirklichkeit bzw. der objektiven Realität nach Flämig in die Gedanken und in die Sprache erfolgt und nicht andersherum, von den Sprachzeichen und ihren Sinnen in die außersprachliche Wirklichkeit, wie es ein semiotisches Modell nach Frege vorschlägt. Das Modell der Abbildungs- oder Spiegelungstheorie nach Flämig, mit Hinweis auf Segeth und Klaus, steht somit in Unstimmigkeit mit folgenden fünf Sachverhalten: 1. Mit der von Church bewiesenen Arbitrarität des sprachlichen Zeichens 2052 ; 2. mit Dedekinds Beweis zur von einem Träger und vom Denken unabhängigen Existenz sowie unendlichen Anzahl der fachterminologischen Gedanken 2053 ; 3. mit der von Frege hergeleiteten, logischen Unanfechtbarkeit von Begriffen, unter welche kein Gegenstand fällt, d. h. die keine Denotation in der außersprachlichen Wirklichkeit bzw. der objektiven Realität haben 2054 ; 4. mit der Theorie einer mathematischen (eindeutigen) Abbildung, nach welcher einem Element der Urbildmenge höchstens ein Element der Bildmenge zugeordnet werden kann; 5. mit der Definition einer mathematischen Funktion. Es handelt sich bei der Spiegelungstheorie, wie sie von Flämig mit Referenz auf Segeth und Klaus präsentiert wird, somit trefflicherweise tatsächlich im Unterschied zu einer Abbildung oder Funktion gemäß dem Wörterbucheintrag um eine „ blenden[de], störende Reflexe verursachende “ 2055 Spiegelung und nicht um eine (eindeutige) Abbildung, die der mathematischen Definition einer (eindeutigen) Abbildung entspricht und die logisch als auch mathematisch nachvollzogen oder angemessen notationell formalisiert werden könnte (s. 6.7). Die Deskription der Prozesse dieser Spiegelungstheorie mit einer der Prädi- 2051 A DMONI (2002 [1955]: 115) 2052 Zur Analyse der Intensionstruktur nach Carnap, s. 5.7.4; vgl. C HURCH (1951a: 5, Fn. 5). 2053 S. z. B. 5.6.6; vgl. F REGE (2002 [1891]: 12, 18); F REGE (2002 [1892]a: 32, 35, 45 f.); vgl. D EDEKIND (1923: 17 f., § 5, Satz 66) 2054 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 34); F REGE (2002 [1892]a: 30) 2055 ‚ spiegeln ‘ auf Duden online 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 389 <?page no="390"?> katenlogik entlehnten Notation, die sogenannte Begriffsintensionen 2056 oder Funktionen repräsentieren soll, ist aus der Perspektive Freges Begriffsverständnisses (s. 5.6.2) und nach mathematischen Gesichtspunkten hinsichtlich der Definition einer injektiven, surjektiven oder bijektiven Abbildung nicht stichhaltig gerechtfertigt, sondern fehlerhaft. Eine Applikation einer der Prädikatenlogik entlehnten Notation, die Begriffe oder Funktionen darstellt, wird jedoch möglich, wenn der sprachliche Ausdruck und seine Signifikation stattdessen als Abbildung von der Urbildmenge der Zeichenebene in die Bildmenge des Sinns verstanden wird. Meinhard erwähnt schließlich eine innersprachliche logische Valenz, die von der außersprachlich verstandenen zu unterscheiden sei: „ Anfangs oft als Eigenschaft von logischen Prädikaten als übereinzelsprachlich oder sogar außersprachlich verstanden, erfasst der Begriff einer innersprachlichen logischen Valenz die allgemeinsten strukturbildenden Eigenschaften von Verben, als logische Prädikate entsprechend ihrer Ergänzungsbedürftigkeit über eine bestimmte Anzahl (Stelligkeit) und Anordnung (Reihenfolge) von Leerstellen (Argumentstellen) als Argumentvariablen zu verfügen, die bei der Bildung einer Proposition durch konkrete Argumente besetzt und semantisch spezifiziert werden müssen oder können. Mit ihrer sogenannten logischen Valenz prädeterminieren Verben die logische Struktur der aktuellen propositionalen Satzbedeutung quantitativ hinsichtlich der Anzahl der notwendigen oder möglichen Argumente und qualitativ hinsichtlich deren Position als 1., 2., … , n. Argument. “ 2057 Dieser Ansatz soll in der vorliegenden Untersuchung theoretisch unter Heranziehung Freges Theorie ausgearbeitet werden. 6.4.3 Pragmatisch-kommunikative Valenz Die Abbildungsbzw. Spiegelungstheorie, der Versuch einer Präskription mentaler Prozesse im Bewusstsein der Sprecher durch semantische Selektionsbeschränkungen, semantische Komponentenanalysen oder die Beschreibung der Sachverhalte in der außersprachlichen Wirklichkeit mit Hilfe des Vokabulars dramaturgischer Szenen, d. h. durch Vergabe semantischer Rollen, vermögen demnach die sprachliche Ausdrucksfähigkeit und Sinnkonstitution sowie die Interpretation der bezeichneten Bedeutung einzuschränken. Zudem hat die Fokussierung auf mentale Prozesse im Bewusstsein der Sprecher dazu beigetragen, weitere Regeln und Einschränkungen für den sprachlichen Ausdruck und seine Sinnkonstitution abzuleiten. Diese Entwicklung fasst Helbig 2056 S EGETH (1967: 110); vgl. W ELKE (1965: 29 ff.) 2057 M EINHARD (2003: 403) 390 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="391"?> folgendermaßen zusammen: „ Nachdem schon seit längerer Zeit die syntaktische Valenz durch die semantische Valenz ergänzt worden ist, (und die semantischen Kasus in zunehmendem Maße zum Beschreibungsinventar für diese semantische Valenz verwendet werden), zeichnet sich in jüngerer Zeit die Tendenz ab, die Valenz und die semantischen Kasus ihrerseits auf kommunikative und kognitive Sachverhalte zu beziehen und durch sie zu begründen. Dem ersten Schritt von der Syntax zur Semantik folgte somit ein zweiter Schritt von der Semantik zur Pragmatik. “ 2058 Nikula erwähnt, dass nach Helbig R ůž i č ka 2059 die Bezeichnung pragmatische Valenz entworfen und in die Sprachwissenschaft eingebracht hat. 2060 Die Idee einer pragmatischen Valenz wurde von Nikula kritisch kommentiert 2061 und von anderen Linguisten vertreten 2062 . Nikula erklärt, dass kein Konsens darüber besteht, was unter dem Begriff Pragmatik zu subsumieren ist 2063 , weswegen offensteht, ob eine Einbeziehung pragmatischer Überlegungen in die Valenztheorie nützliche Regeln für die Wohlgeformtheit eines sprachlichen Ausdrucks bietet oder dem sprachlichen Ausdruck und seiner Sinnkonstitution bzw. Bedeutungsreferenz stattdessen unnötige sowie ungerechtfertigte Restriktionen oder Verzerrungen auferlegt. Die Grundannahme, die bei dem Entwurf einer pragmatischen Valenz zum Ausgangspunkt wird, ist vorerst die sogenannte „ Wahl “ 2064 des Sprechers, der „ entsprechend seiner jeweiligen Kommunikationsintention “ 2065 Elemente des Ausdrucks, die semantisch und syntaktisch in den Valenzeigenschaften der Sprache angelegt sind, sprachlich realisiert oder nicht realisiert. 2066 Die Problematik einer Einführung dieser pragmatischen Herangehensweise an eine Beschreibung valenzieller Eigenschaften sprachlicher Zeichen ist bereits in der Definition derselbigen zu erkennen. So schreibt Helbig: „ Diese pragmatische Valenz umschreibt den Umstand, daß unter pragmatischen Aspekten der konkreten Kommunikation der Sprecher die freie Wahl hat “ 2067 . 2058 H ELBIG (1992: 47) 2059 R ŮŽ I Č KA (1978) 2060 Vgl. N IKULA (2003: 499); vgl. H ELBIG (1992: 47) 2061 Vgl. z. B. N IKULA (1985: 159); vgl. N IKULA (2003: 500, 504) 2062 Vgl. z. B. W ELKE (1988: 85 ff.); vgl. W ELKE (1989: 5 ff.); vgl. W ELKE (1988/ 1989); vgl. H ELBIG (1992: 48) 2063 N IKULA (2003: 499) 2064 H ELBIG (1992: 49) 2065 H ELBIG (1992: 49) 2066 Vgl. H ELBIG (1992: 49) 2067 H ELBIG (1992: 48) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 391 <?page no="392"?> 6.4.3.1 Komposition kontextunabhängiger signifizierender Elemente Da die pragmatische Valenz demnach mit der zugrunde gelegten Theorie einhergeht, die sprachliche Ausdrücke als sogenannte Abbildungen oder Spiegelungen von Sachverhalten oder situativen Szenen in der außersprachlichen Wirklichkeit der extensionalen Bedeutungsebene oder ihrer mentalen Repräsentation begreift 2068 , ist festzustellen, dass es sich bei der Auffindung von pragmatischer Valenz vorwiegend um angenommene Reduktionen 2069 im sprachlichen Ausdruck handelt, da nur das legitim sprachlich ausgedrückt werden kann, was in seiner Gesamtheit aus der extensionalen Bedeutungsebene in die Sprache abbild- oder spiegelbar ist. Im Zuge der Vorannahme einer Abbildung oder Spiegelung außersprachlicher Gegebenheiten in die Sprache a priori, findet für den Vorgang der Ermittlung pragmatischer Valenz anschließend eine Umkehrung dieser Abbildung bzw. Spiegelung statt, „ die nicht darauf zielt, was eigentlich [als sprachlicher Ausdruck] stehen müßte, sondern darauf, was mitverstanden wird “ 2070 , obwohl es im konkreten sprachlichen Ausdruck nicht realisiert ist. Die Umkehrung soll darlegen, dass der sprachliche Ausdruck die Sachverhalte in der außersprachlichen Wirklichkeit oder ihrer mentalen Repräsentation für eine bestimmte Kommunikationsintention nicht vollständig abgebildet bzw. gespiegelt hat. An dieser Stelle ist des Weiteren das Argument einer sogenannten „ kommunikativen Notwendigkeit “ 2071 zu erwähnen, welches „ die Einbeziehung der Kommunikationssituation in die Beschreibung der Regularitäten der Satzbildung [fordert], weil Sätze - nach dieser Argumentation - ohne Beziehung zum Gebrauch in der jeweiligen Situation nicht adäquat studiert werden können. “ 2072 Helbig ergänzt hierzu: „ Ein solcher Ansatz beruht offenbar auf einem Missverständnis im Hinblick auf die Beziehung zwischen Sprachsystem und Kommunikation, die - unter dem Primat der Kommunikation zwar eng zusammengehören, [ … ] aber doch nicht einfach miteinander identifiziert werden dürfen “ 2073 . Im Falle der Identifizierung des Sprachsystems mit der Kommunikation sowie im Falle jedweder anders begründeten Erschließung einer sogenannten pragmatisch-kommunikativen Valenz handelt es sich demnach um eine Fokussierung auf die Sachverhalte, Situationen oder Szenen in der außersprachlichen Wirklichkeit, was die Frage aufwirft, ob der Entwurf einer pragmatisch-kommunikativen Valenz nicht die Souveränität des Sprechers untergräbt, da etwas bewusst mitverstanden wird, das nicht aus- 2068 Vgl. H ELBIG (1992: 51 - 69) 2069 Vgl. H ELBIG (1992: 49) 2070 H ERINGER (1984: 37); vgl. P OLENZ (1985: 157); vgl. H ELBIG (1992: 54) 2071 H ERINGER (1984: 36 ff., 62) 2072 H ELBIG (1992: 47) 2073 H ELBIG (1992: 47) 392 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="393"?> gedrückt wurde und damit unter anderem ein Missverstehen dessen, was ausgedrückt wird, lizenziert wird. Dass der Sprecher die Wahl hätte, sich auf die eine oder andere Weise auszudrücken, wäre dann nur ein vordergründiges Scheinargument, um eine Entmündigung des Sprechers herbeizuführen, die den sprachlichen Ausdruck als unvollkommen stigmatisiert. Auf diese Weise verdrängen pragmatisch hinzugefügte Muster aus der außersprachlichen Wirklichkeit der extensionalen Bedeutungsebene das Signifikat bzw. Denotat des sprachlichen Ausdrucks, was die Behauptung scheinbar rechtfertigt, etwas sei ausgedrückt worden, was eben nicht ausgedrückt wurde, da es im Ausdruck fehlt. Deshalb sind im Allgemeinen zuerst zwei Fälle (s. u. (i), (ii)) zur Ermittlung einer möglichen pragmatischen Valenz zu unterscheiden: (i) Erstens, der sprachliche Ausdruck wird als nicht grammatikalisch oder logisch-semantisch wohlgeformt perzipiert. (ii) Zweitens, der sprachliche Ausdruck wird als grammatikalisch oder logisch-semantisch wohlgeformt wahrgenommen. Im ersten Fall (i) ist die Ebene der pragmatisch-kommunikativen Valenz als übereinstimmend mit der morphosyntaktischen sowie mit der logisch-semantischen Ebene der Valenz anzusehen. Im zweiten Fall (ii) ist von keiner Übereinstimmung zwischen der Ebene der pragmatisch-kommunikativen Valenz und der morphosyntaktischen sowie der logisch-semantischen Ebene der Valenz auszugehen, und die pragmatisch-kommunikative Valenz ist entweder unnötig oder stellt eine Entmündigung des kompetenten Sprechers dar, da diesem durch die pragmatisch-kommunikative Valenz vorgeschrieben wird, was er sprachlich auszudrücken hat. Der erste Fall (i) soll hier nicht nicht näher behandelt werden, da ungrammatische sprachliche Ausdrücke als falsch 1 (f 1 ) zu deklarieren und zu verwerfen sind. Die Konzeption einer pragmatisch-kommunikativen Valenz ist in diesem Modell für diese Fälle nicht notwendig. Ein Vergleich ungrammatischer sprachlicher Ausdrücke und ihrer behaupteten pragmatisch-kommunikativen valenziellen Leerstellen mit morphosyntaktischer oder logisch-semantischer Varianz, wie sie Helbigs Bedeutungsvarianten von Valenzträgern mit weglassbaren oder nicht weglassbaren Argumenten verwirklichen, ist unangemessen 2074 , da das morphosyntaktische Kriterium zur Bestimmung von Valenz vorrangig ist, wie folgendes Zitat erläutert: „ Damit verbunden, aber nicht damit völlig identisch ist die Frage nach der Obligatorität bzw. Fakultativität von Aktanten [ … ]. Es ist zunächst syntaktisch feststellbar (und z. T. semantisch motivierbar), ob ein Aktant obligatorisch oder fakultativ 2074 H ELBIG (1992: 99 - 107) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 393 <?page no="394"?> ist. “ 2075 Diese Unangemessenheit eines Vergleichs ist also darin begründet, dass die syntaktische Schichtung des Satzes und die Ermittlung von Bedeutungsvarianten von Valenzträgern, die je nach Variante unterschiedliche valenzielle Argumentstellen eröffnen, seitens morphosyntaktischer Aspekte und nicht seitens pragmatisch-kommunikativer Aspekte motiviert sind. 2076 Falls im Eintreten des zweiten Falls (ii) keine Ungrammatizität im sprachlichen Ausdruck festzustellen ist, handelt sich bei der pragmatisch-kommunikativen Valenz somit nach Helbig auch um diejenigen sprachlichen Elemente, die aufgrund der Varianz von Bedeutungen eines Valenzträgers weggelassen werden können. 2077 Eine Wahl des Sprechers nach pragmatischen Aspekten der Kommunikation existiert unter diesen Bedingungen in keinem der beiden Fälle. Im ersten Fall (i) handelt es sich eindeutig um Ungrammatizität. Da eine Ungrammatizität des sprachlichen Ausdrucks nicht vom Empfänger korrigiert oder entschuldigt werden muss, hat der Sender keine Wahl, wenn er eine gelungene Kommunikation anstrebt. Im zweiten Fall (ii) manifestiert eine andere Bedeutungsvariante nach Helbig auch einen anderen Inhalt, andere Argumentstellen und ein anderes (konventionalisiertes) Verständnis des sprachlichen Ausdrucks innerhalb der Gemeinschaft kompetenter Sprecher, so dass hier nicht die Wahl besteht, ein und dieselbe Bedeutungsvariante unterschiedlich, d. h. mit unterschiedlichen valenziellen gesättigten Argumentstellen, in einen komplexeren sprachlichen Ausdruck einzubinden, sondern nur die Wahl besteht, verschiedene Bedeutungsvarianten samt ihren jeweiligen gesättigten Argumentstellen zu wählen: „ Die Problematik kommt sehr anschaulich zum Ausdruck in der scheinbar widersprüchlichen Unterscheidung zwischen struktureller Notwendigkeit und fakultativer Weglassbarkeit von Ergänzungen, die im Valenzwörterbuch von Helbig und Schenkel [ … ] eingeführt wurde. Die strukturelle Notwendigkeit der Ergänzungen bedeutet, dass jede Ergänzung bei der Wahl eines Valenzträgers wenigstens als Leerstelle ‚ mitgewählt ‘ werden muss, wobei diese Leerstelle zwangsläufig auf die Struktur des Satzes einwirkt. “ 2078 Die fakultativen Ergänzungen der einzelnen Bedeutungsvarianten müssen mitgewählt werden, da sie strukturell notwendig sind, obwohl sie für die Grammatizität eines sprachlichen Ausdrucks nicht obligatorisch sind. Unter der Voraussetzung, dass der Sprecher die Wahl hat, wird somit offengelegt, dass Helbigs Terminus Bedeutungsvarianten für die in unterschiedliche morphosyntaktische und logisch-semantische Rahmen eingebundenen Valenzträger 2075 H ELBIG (1992: 48) 2076 H ELBIG (1992: 99 - 107) 2077 H ELBIG (1992: 48) 2078 N IKULA (2003: 500); vgl. H ELBIG / S CHENKEL (1991: 31 - 40) 394 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="395"?> keine zutreffende Bezeichnung ist, da dieser Terminus die Möglichkeit einer Wahl von Varianten ein und desselben sprachlichen Elements suggeriert. Helbig geht jedoch von einem beinahe homonymen Verhältnis zwischen den sogenannten Bedeutungsvarianten einzelner Valenzträger aus, anstatt von Varianten, d. h. Spielarten ein und desselben Signifikanten, die sich durch dessen kompositionelle Einbettung in den deutschen Aussagesatz ergeben. Unter der Voraussetzung, dass Bedeutungsvarianten nach Helbig existieren, hat demnach der Sprecher nicht die Wahl, sich für verschiedenartige Valenzrealisierungen zu ein und demselbigen sprachlichen Zeichen zu entscheiden. Stattdessen hat der Sprecher nur die Möglichkeit, eine der zur Auswahl stehenden Bedeutungsvarianten mitsamt ihren zu sättigenden, strukturell notwendigen Argumentstellen zu wählen. Wenn hingegen der Sprecher die Wahl zu verschiedenartigen Valenzrealisierungen ein und desselben Valenzträgers nach der Idee eines pragmatisch-kommunikativen Standpunktes hat, so ist diese Wahl nur eine zusätzliche, bewusste, pragmatisch-kommunikative Begründung der morphosyntaktischen Valenz. 2079 Es gibt demnach Grund zu der Annahme, dass es sich bei komplexen sprachlichen Ausdrücken um eine von einem mündigen Sprecher frei gewählte Komposition mehrerer, kontextunabhängiger, signifizierender Elemente mit einem jeweils eigenständigen, weitgehend isolierbaren und in einer Sprechergemeinschaft konventionalisierten sowie für lexikographische Dokumentation geeigneten Inhalt handelt. Rückschlüsse darüber, ob der Sprecher bewusst oder unbewusst einen sprachlichen Ausdruck bildet, sind psychologische oder psychiatrische Annahmen, begründen gemäß linguistischer Observation jedoch im Fall eines grammatischen Ausdrucks kein Mitverstehen, kein Andersverstehen, keine Entmündigung des Sprechers oder Zweifel an seiner Intention. Zudem sind Lexeme und Wortformen unter dieser Annahme nur in Ausnahmefällen bedeutungswandlerischen Prozessen 2080 unterworfen oder polysem. 6.4.3.2 Perspektive Die obig aufgeworfene Frage, ob es sich bei Helbigs Bedeutungsvarianten um homonyme Valenzträger oder Varianten eines (polysemen) Valenzträgers handelt, führt zur Schnittstelle zwischen sprachlichem Ausdruck und Bedeutungsebene sowie zur Schnittstelle zwischen Bedeutungswissen und Situationswissen. Nikula erwähnt zur Beschreibung derjenigen Sachverhalte in der außersprachlichen Wirklichkeit, die für eine genauere Betrachtung dieser 2079 H ELBIG (1992: 50, 66); vgl. N IKULA (1978: 18 f.); vgl. G ÖTZE (1974: 67); vgl. I TÄLÄ (1986: 27 f., 34 ff.) 2080 Zu Bedeutungswandel, vgl. 6.4.1. 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 395 <?page no="396"?> Schnittstellen relevant sind, die Fachtermini Szene und Perspektive sowie die Termini Frames, Skripts und Schemas aus der kognitiven Psychologie und künstlichen Intelligenz. 2081 Eine Erläuterung der Begriffe Skript und Schema bietet z. B. Unseld. 2082 Der Fachterminus Frame bzw. Framing wurde von Bateson 2083 eingeführt, ist an dieser Stelle jedoch der Frame-Semantik Fillmores Kasusgrammatik 2084 entnommen. Als Konzepte der kognitiven Psychologie und der künstlichen Intelligenz sind diese in der außersprachlichen Wirklichkeit bzw. deren mentaler Repräsentation im kognitionspsychologischen Sinne verortet, so dass zur Betrachtung der Schnittstelle zwischen sprachlichem Ausdruck und der Bedeutungsebene in der außersprachlichen Wirklichkeit lediglich die Begriffe Szene, Frame und Perspektive als relevant herausgestellt werden sollen, denn nach Nikula stellt die Szene „ die Schnittstelle zwischen Bedeutungs- und Situationswissen “ 2085 dar. Dabei sind Frames und Perspektive angeblich der Szene angehörig, was im Folgenden erklärt wird. An dieser Stelle ist vorwegzunehmen, dass ein Vergleich mit Tesnières kleinem Drama (frz.: petit drame) 2086 hier nicht für angebracht befunden wird. Tesnière konzipiert ein bilaterales Zeichenmodell, das sich durch seine Bilateralität Ausdruck und Inhalt sowie der von Tesnière vertretenen Arbitrarität des Zeichens 2087 trotz der De Saussureschen Unterscheidung zwischen dem Sprachsystem langue und der Rede parole stark von kognitiven, psychologistischen Theorien sowie von Theorien unterscheidet, welche eine sogenannte Abbildung oder Spiegelung eines außersprachlichen Sachverhalts in die Sprache annehmen. Helbig konstatiert, dass Fillmores Kasustheorie „ über den Begriff der Szene eine Öffnung zur kommunikativen und kognitiven Dimension “ 2088 vollzieht. 2089 Es gilt festzuhalten, dass Frames abstrakte Situationen und Szenen darstellen sollen 2090 , die das Wissen über die Welt bzw. die Sachverhalte in der extensionalen Bedeutungsebene der außersprachlichen Wirklichkeit repräsentieren. Des Weiteren differenziert Fillmore zwischen 2081 N IKULA (2003: 503) 2082 U NSELD (1990: 42 f.) 2083 B ATESON (1972) 2084 F ILLMORE (1987 [1977]b) 2085 N IKULA (2003: 504) 2086 T ESNIÈRE (1959: 102, chap. 48, 1.) 2087 Vgl. Churchs Ausführungen zu Carnaps Verständnis einer Intensionsstruktur, s. 5.7.4. 2088 H ELBIG (1992: 50, 66) 2089 H ELBIG (1992: 33); vgl. F ILLMORE (1987 [1977]b); vgl. F ILLMORE (1987 [1968]: 21 - 33); vgl. F ILLMORE (1987 [1977]a: 71 - 78); vgl. N IKULA (2003: 503) 2090 Vgl. Z IEM (2008: 16); F ILLMORE (1987 [1977]b: 79 f., 82, 84 f.) 396 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="397"?> 1. grammatischen Kasus, die er in Übereinstimmung mit Chomskys Unterscheidung zwischen Oberflächen- und Tiefenstruktur 2091 als Kasus der Oberfläche identifiziert und 2. sogenannten Tiefenkasus, welche er als semantische Rollen erkennt 2092 und die Bezeichnungen wie Agent, Experiencer, Instrument u. a. tragen 2093 . Das szenische oder dramaturgische Vokabular eignet sich, Situationen der außersprachlichen Wirklichkeit unter Hinzuziehung von Rollen (z. B. Agens; Patiens; Beneficient) als stereotypische Handlungsmuster oder prototypische Abfolgen von Ereignissen 2094 zu erfassen, welche in der Sprache abgebildet werden sollen. Durch diese subjektive Beschreibung von Handlungen, Ereignissen oder clichéehaften Simplifikationen der angeblich denotierten Bedeutung ist es jedoch möglich, dass metasprachliche oder psychologische Aspekte in die Sprachanalyse miteinfließen, welche eventuell die eigentlich bezeichnete Bedeutung bzw. die Sinne der Zeichenträger sowie die vom sprachlichen Ausdruck konzeptualisierten Sachverhalte nicht akkurat reflektieren. Semantische Rollen können Frames erzeugen, indem sie deren Mitspieler stellen: „ Mit diesen Szenen werden Rahmen [Frames] verbunden, d. h. Leerstellen als Erwartungen in Bezug auf Rollenverteilungen. Kasusrollen sind dann die Ergänzungen derjenigen Verben, die diese Szenen sprachlich realisieren können. “ 2095 Die Bezeichnung semantische Rolle soll an dieser Stelle der gleichbedeutenden Bezeichnung semantischer Kasus 2096 oder der Bezeichnung Kasusrolle vorgezogen werden, um auf die Ausstattung eines grammatischen Kasus mit einer Rolle hinzuweisen. Es ist ersichtlich, dass die semantischen Rollen im Gegensatz zur Szene oder zu Frames näher am sprachlichen Ausdruck stehen. Helbig erkennt im sprachlichen Ausdruck die grammatischen Kasus, die an den Valenzträger als Sättigung seiner Argumentstellen gebunden sind, als mit den semantischen Rollen identifizierbar, wodurch sich diese begründete, nachvollziehbare Nähe zwischen semantischen Rollen und valenziellen Argumentstellen ergibt, was er zudem folgendermaßen formuliert: „ Die kognitiven Aspekte der Valenz, d. h. ihre Einbindung über die semantischen Kasus [semantische Rollen] in kognitive Szenen [Szenen] und pragmatische Bezugsrahmen [Frames], traten in das Blickfeld, als das Unbehagen mit den bisherigen Kasustheorien zu einer Suche nach einem adäquateren (weiteren) Erklärungs- 2091 C HOMSKY (1965: 16) 2092 F ILLMORE (1987 [1968]: 29 f.) 2093 D IRVEN / R ADDEN (1987: 7) 2094 Vgl. N IKULA (1995: 142) 2095 H ELBIG (1992: 52) 2096 K AILUWEIT / H UMMEL (2004: 123) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 397 <?page no="398"?> rahmen führte. “ 2097 Daraus resultiert, dass die Beziehung zwischen Frames und semantischen Rollen die Perspektive manifestiert: „ Zu einem zentralen Begriff bei der kognitiven Einbindung der semantischen Kasus [semantischen Rollen] in ‚ Szenen ‘ ist der Begriff ‚ Perspektive ‘ (oder ‚ Perspektivierung ‘ ) geworden. Allerdings bezieht sich auch dieser Begriff auf recht unterschiedlicher Sachverhalte, die nicht ohne weiteres gleichgesetzt werden können [ 2098 ]. [ … ] Vor allem aber muß von vornherein unterschieden werden zwischen kommunikativer und semantischer Perspektive (Perspektivierung). Unter kommunikativer Perspektive sind jene Erscheinungen zu verstehen, die - im Anschluß an die Differenzierung Pauls [ 2099 ] zwischen einem psychologischen Subjekt und Prädikat einerseits und einem grammatischen Subjekt und Prädikat andererseits - vor allem in der Prager Linguistenschule untersucht worden sind und unter Bezeichnungen wie ‚ Funktionale Satzperspektive ‘ (FSP) und ‚ Thema-Rhema- Gliederung ‘ (TRG) des Satzes bekannt geworden sind “ 2100, 2101 Eine Anwendung pragmatischer Faktoren und Regeln auf die syntaktischsemantische Struktur nach Helbig fasst Nikula folgendermaßen zusammen: „ Die Entscheidung, welche Rollen perspektiviert werden sollen und somit auch, welcher Valenzträger gewählt wird, geschieht ausgehend von der aktuellen Kommunikationssituation, wobei also pragmatische Gesichtspunkte entscheidend sind. “ 2102 Ein weiterer Hinweis darauf, dass Helbig die Perspektive als in der außersprachlichen Wirklichkeit oder ihrer mentalen Repräsentation verortet wahrnimmt, bestätigt folgendes Zitat, das außerdem die Perspektive als erste Reduktion der wiedergegebenen Szene versteht: „ Diese Szene wird jedoch - wie jede andere Szene - niemals direkt sprachlich wiedergegeben, sondern ist immer und notwendig durch eine unterschiedliche Perspektive gebrochen, also mit Hilfe unterschiedlicher Verben perspektiviert, die ihrerseits unterschiedliche Kasusrahmen haben “ 2103 Anschließend unterscheidet Helbig zwischen drei Fällen ((i), (ii), (iii)) (s. u.), wie die semantische Perspektive und die Wahl des Valenzträgers sich zueinander verhalten können. 2104 : (i) Erstens, das gleiche Verb (die gleiche Verbform) liegt vor, doch dieses Verb erhält unterschiedliche Perspektiven (z. B. er wurde in das Krankenhaus 2097 H ELBIG (1992: 51); vgl. F ILLMORE (1987 [1977]b: 85 ff.); vgl. H ERINGER (1984) 2098 Vgl. H ELBIG (1990) 2099 P AUL (1898: 111 ff.) 2100 H ELBIG (1992: 58) 2101 Vgl. die binäre Gliederung des Aussagesatzes bei Chomsky: „ NP-VP as an analysis of sentence “ (C HOMSKY (1976: 94)). 2102 N IKULA (2003: 504) 2103 H ELBIG (1992: 52) 2104 H ELBIG (1992: 59 - 63) 398 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="399"?> eingeliefert; er wurde in dem Krankenhaus eingeliefert; warum hast du so lange geschwommen? ; er ist über den Fluss geschwommen) 2105 Diese Fälle (i) beziehen die Perspektive auf ein Verb, „ das unabhängig von der (unterschiedlichen) Perspektive dieselbe Bedeutung hat und sich auf dieselbe externe Situation bezieht (aber in unterschiedlicher morphosyntaktischer Umgebung vorkommt). “ 2106 (ii) Zweitens, eine Gruppe von Fällen, die nicht ein einziges Verb, sondern mehrere Verben enthalten, die lediglich regulär über Wortbildung zusammen gruppiert werden können und die eine mindestens annähernd gleiche Bedeutung mit Bezug auf dieselbe externe Situation besitzen (z. B. er hat Farbe auf die Wand geschmiert; er hat die Wand mit Farbe beschmiert; Peter steigt auf den Berg; Peter besteigt den Berg). 2107 Diese Gruppe (ii) bezieht die Perspektive auf verschiedene, über Wortbildung zusammenhängende Verben, die „ sich ebenfalls unabhängig von der (unterschiedlichen) Perspektive auf dieselbe Situation beziehen (in diesen Fällen ist umstritten, ob dieselbe Bedeutung vorliegt oder nicht). “ 2108 (iii) Drittens, der Begriff der Perspektive wird angewandt auf verschiedene Verben, „ die eindeutig auch verschieden sind in der Bedeutung (nicht nur in der morphosyntaktischen Umgebung), die sich auch formal unterscheiden und nicht regulär über Wortbildung zusammenhängen, die wohl auch auf eine unterschiedliche Situation referieren, mindestens aber unterschiedliche Aspekte (oder Teile) einer komplexen Situation ( ‚ Szene ‘ ) in das Blickfeld rücken. “ 2109 Das, was perspektiviert wird, ist im dritten Fall (iii) „ die kognitive Szene, sind die Rollen von Partizipanten in einem Sachverhalt “ 2110 Das Verständnis der Perspektive hat sich demzufolge vom ersten Fall (i) über den zweiten Fall (ii) bis zum dritten Fall (iii) erweitert: „ von der Form, über die sprachinterne Bedeutung zur kognitiven Szene. Diese Erweiterung entspricht der Erweiterung, die das Kasuskonzept selbst erfahren hat, indem die semantischen Kasus [semantischen Rollen] in kognitive Szenen eingebettet [ … ] worden sind und indem auf diese Weise ein pragmatisches Kasuskonzept [ … ] etabliert worden ist. “ 2111 Auffällig ist hier, dass Helbig die Perspektiven der obig 2105 H ELBIG (1992: 59 - 61) 2106 H ELBIG (1992: 62) 2107 H ELBIG (1992: 61 f.) 2108 H ELBIG (1992: 62); vgl. F ILLMORE (1987 [1977]a); vgl. S TAROSTA (1981: 93 ff.) 2109 H ELBIG (1992: 62) 2110 H ELBIG (1992: 62) 2111 H ELBIG (1992: 62 f.) 6.4 Die Kopula in der valenztheoretischen Analyse 399 <?page no="400"?> genannten drei Fälle ((i), (ii), (iii)) allesamt in der außersprachlichen Wirklichkeit oder ihrer mentalen Repräsentation als extensionale Bedeutungsebene, d. h. in den semantischen Tiefenkasus oder ihrer Erweiterung zu kognitiven Szenen vermutet. Die Perspektive wird durch diesen Erweiterungsprozess unter pragmatisch-kommunikativen Annahmen aus der Form des sprachlichen Ausdrucks, worin sie sich als Intentionalität der Begriffe, die sich in der morphosyntaktischen Struktur und damit als Rektion und Kongruenz im deutschen Aussagesatz verwirklicht, herausgelöst und in vorgestellte kognitive Szenen verlegt. Im Folgenden erläutert Helbig, wie sich die semantischen Tiefenkasus, d. h. die semantischen Rollen, bezüglich der kognitiven Szenen verhalten und konkludiert, dass es sich dabei nicht um eine Gleichsetzung noch um eine Ableitung handeln kann, sondern ausschließlich um eine Erweiterung, da die semantischen Rollen „ abstrakte Beziehungen in der Struktur sprachlicher Bedeutung darstellen, die Szenen aber deren Realisierung in der Kommunikation betreffen “ 2112 . Auch an dieser Stelle ist erkennbar, dass Helbig verschiedene Arten von Perspektivierungen ansetzt, die den unterschiedlichen, weit oder eng gefassten Strukturen in der außersprachlichen Wirklichkeit oder deren mentaler Repräsentation gerecht werden müssen. Dabei kann der erste Fall (i) als Perspektivwechsel durch Bedeutungsvarianten nach Helbig aufgefasst werden. Wenn nun, wie nach den Erläuterungen in obigem Abschnitt indiziert, der Sprecher eine frei gewählte Komposition mehrerer, kontextunabhängiger, signifizierender Elemente bildet, dann muss festgestellt werden, dass sich die Wahl des Verbs und seiner gesättigten Argumentstellen nicht aus der Abbildung oder Spiegelung einer Perspektive im ersten Fall (i) ergibt und dieses Verhältnis anschließend auf kognitive Szenen im zweiten (ii) und im dritten Fall (iii) erweitert wird, sondern dass die Wahl des Verbs und seiner gesättigten Argumentstellen selbst die Perspektive erst erzeugt, d. h., dass die Perspektive im Gegensatz zu Szenen und Frames nicht der außersprachlichen Wirklichkeit oder ihrer mentalen Repräsentation inhärent ist, sondern dem sprachlichen Ausdruck selbst anhaftet und vom Sprecher ebenso selbst gewählt wurde, um einen außersprachlichen Sachverhalt gemäß des der Theorie Freges entlehnten semiotischen Dreiecks in der extensionalen Bedeutungsebene zu bezeichnen. Die Komposition mehrerer, kontextunabhängiger, signifizierender Elemente zu einem deutschen Satz setzt ein Wissen über den Inhalt bzw. die bezeichnete Bedeutung eines sprachlichen Zeichens voraus, für dessen Dokumentation die Lexikographie zuständig ist, welche die Schnittstelle zwischen sprachlichem 2112 H ELBIG (1992: 63 f.) 400 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="401"?> Ausdruck und Bedeutungsebene erforscht. 2113 Das Primat der Lexikographie vor einer Einbeziehung pragmatisch-kommunikativer Aspekte verdeutlicht schließlich auch Nikula mit einer ganz anderen Herleitung als der obig erarbeiteten, indem er in nachfolgendem Zitat die Relevanz pragmatischkommunikativer Aspekte auf die Probe stellt und erklärt, dass das Argument pragmatisch-kommunikativer Einflussnahme auf das Wissen über die Bedeutung des sprachlichen Ausdruck zirkulär ist, während er die lexikalisierte, einzellexemspezifische Perspektivierung herausstellt: „ Wenn man die lexikalisierte, einzellexemspezifisch perspektivierte Rollenkonstellation als Ausdruck pragmatischer Restriktionen betrachtet, ist schwer zu sagen, was denn überhaupt nicht als pragmatisch bezeichnet werden könnte, denn letzten Endes gibt es Sprache nur in Form von sprachlichem Wissen und als Ergebnis der Verwendung dieses Wissens “ 2114 . Die Wahl des Sprechers ist somit nicht notwendig determiniert durch seinen Blickwinkel auf einen zu beschreibenden Sachverhalt der extensionalen Bedeutungsebene in der außersprachlichen Wirklichkeit oder seiner mentalen Repräsentation, den der Sprecher im Rahmen einer Abbildungsbzw. Spiegelungstheorie sprachlich abzubilden hat. Stattdessen bezeichnet gemäß der Fregeschen Theorie der sprachliche Ausdruck sowie der konstituierte Sinn eines Aussagesatzes Sachverhalte in der extensionalen Bedeutungsebene der außersprachlichen Wirklichkeit, d. h. Szenen, gebrochene Szenen, Gegenstände, Situationen, Geschehnisse, usw.. Auf diese Weise betonen pragmatische Aspekte der innersprachlichen Valenz die Mündigkeit des Sprechers, die freie Wahl des sprachlichen Ausdrucks und dessen Komposition sowie seine Perspektive, die nicht vom Bezeichneten zum Bezeichnenden gerichtet ist, sondern dem sprachlichen Ausdruck eigen ist, also vom Bezeichnenden auf etwas Bezeichnetes zeigt. 2115 6.5 Die Tiefenstruktur als unscharfe mentale Repräsentation Die vorangegangene Argumentation kommt zu dem Schluss, dass die Perspektive sowie die freie Wahl des Sprechers als pragmatischer Aspekt der Valenz der innersprachlichen Struktur und damit deren Analyse zur Ermittlung einer Intensionsstruktur angehören. Die semantischen Rollen, d. h. die Tiefenkasus, hingegen wurden in dem semiotischen Dreieck in Anlehnung an Freges sprachphilosophische Theorie zur Begriffslogik auf der Bedeutungsebene einer 2113 Vgl. N IKULA (2003: 503) 2114 N IKULA (2003: 504) 2115 Weiterführend zur Perspektive, s. 7.3.2 6.5 Die Tiefenstruktur als unscharfe mentale Repräsentation 401 <?page no="402"?> außersprachlichen Wirklichkeit oder deren mentaler Repräsentation verortet, wo sie in Szenen und Frames eingebunden sind und mit Hilfe der kognitiven Psychologie sowie der sogenannten künstlichen Intelligenz behandelt werden können. Die grammatischen Kasus, die Perspektive und der pragmatische Aspekt der freien Wahl des Sprechers bilden also in diesem Modell vorliegender Studie die Verbindung innersprachlicher Strukturen zur kognitiven Psychologie und der sogenannten künstlichen Intelligenz. Dennoch haben Sprachwissenschaftler und Linguisten auf verschiedene Art und Weise versucht, Strukturen, die durch semantische Rollen, Szenen und Frames der Bedeutungsebene angeblich repräsentiert werden, in die Grammatikforschung und Grammatikschreibung miteinzubeziehen. So entwirft Hockett eine „ surface and deep grammar “ 2116 Bemerkenswerterweise verwendet Hockett den Terminus „ valence “ 2117 , um darzulegen, wie sich die Oberflächengrammatik (engl.: surface grammar) konstituiert. Hockett fährt fort: „ It is as though the whole network of structural relationships between forms, overlapping sometimes into the non-speech context, constituted a complex interwining of various kinds of valences, only one layer of which is immediately apparent to the analyst. This most apparent layer constitutes, we shall say, surface grammar. Beneath it lie various layers of deep grammar, which have much to do whith how we speak and understand but which are still largely unexplored, in a systematic way, by grammarians. “ 2118 Als Beispiel, wie sich die Oberflächengrammatik von der nach Hockett noch nicht hinreichend erforschten Tiefengrammatik unterscheidet, führt Hockett aus: „ Thus in English, as in Chinese, one may say either I don ’ t like to drive such a large car or, in a common colloquial style Such a large car, I don ’ t like to drive. The two sentences differ in surface grammar, but are much the same at deeper levels. “ 2119 Einen Versuch, eine derartige Tiefengrammatik aufzudecken oder zu beschreiben, leistet Chomsky. Hierbei geht Chomsky jedoch umgekehrt von einer tiefengrammatischen Struktur aus, die er als gegeben voraussetzt und verwendet schließlich den Terminus kernel sentence um einen Satz zu beschreiben, der das Ergebnis zahlreicher Transformationen dieser tiefengrammatischen Sätze ist. 2120 Er hält fest: „ Then we define the kernel of the language (in terms of the grammar G) as the set of sentences that are produced, when we apply obligatory transformations to the terminal strings of the [ Σ , F] grammar. 2116 H OCKETT (1958: 246) 2117 H OCKETT (1958: 248) 2118 H OCKETT (1958: 249) 2119 H OCKETT (1958: 250) 2120 C HOMSKY (1976: 46) 402 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="403"?> [ … ] Thus, every sentence will either belong to the kernel or will be derived from the strings underlying one or more kernel sentences by a sequence of one or more transformations. “ 2121 Somit sind nach Chomsky die Sätze der Struktur der Oberflächengrammatik von tiefengrammatischen Sätzen durch eine Reihe von Transformationen abgeleitet. 2122 In Aspects of the theory of syntax verwendet Chomsky die Bezeichnungen Oberflächenstruktur und Tiefenstruktur (engl.: deep structure; surface structure) 2123 , um darzulegen, wie die Sätze des von Chomsky eingeführten Gebildes kernel einer Sprache durch Transformationen aus elementaren tiefenstrukturellen Sätzen gebildet werden. Anhand der Aufteilung von Sätzen nach dem Binärprinzip ist es nach Chomsky möglich, umgekehrt die Tiefenstruktur von Sätzen der Oberflächenstruktur zu ermitteln. 2124 Der Binarismus und die grundlegende Zweiteilung des Aussagesatzes in Subjekt und Prädikat 2125 in der Tradition Abaelards und der Logik von Port- Royal sind hierbei auffällig. Des Weiteren erläutert Chomsky, dass die Tiefenstruktur mit der semantischen Interpretation zu assoziieren sei und die Oberflächenstruktur die phonetische Struktur determiniere. 2126 Damit in Übereinstimmung formulieren Aarts/ Chalker/ Weiner in The Oxford Dictionary of English Grammar: „ Deep structures can be used to explain the way in which sentences are interpreted. [ … ] More loosely, deep and surface structure are often used as terms in a simple binary opposition, with the deep structure representing meaning, and the surface structure being the actual sentence we see. “ 2127 Auch in diesen Definitionen scheint die Tiefenstruktur der Bedeutung als Ausgangspunkt genommen zu werden. Zu beachten ist damit, dass die semantische Struktur, d. h. an dieser Stelle die Bedeutung eines Satzes in ihrer Referenz auf die außersprachliche Wirklichkeit bzw. die mentale Repräsentation der Satzbedeutung nach Chomsky, wie obig erwähnt, strikt binär 2128 , cartesianisch gegliedert und ausschließlich im unflexiblen Regelwerk einstelliger Prädikate zu verstehen ist. Dies wird der Mannigfaltigkeit von Begriffen und Beziehungen nach Frege nicht gerecht, sondern stellt eine Restriktion der Analyse und Interpretation des sprachlichen Ausdrucks sowie der von diesem bezeichneten Bedeutung dar und repräsentiert nicht den Stand der modernen Logik. Die Einbeziehung von Sachverhalten in der Bedeutungsebene oder deren 2121 C HOMSKY (1976: 45) 2122 C HOMSKY (1965: 16 f., 29 ff., insbes. 31) 2123 C HOMSKY (1965: 16) 2124 C HOMSKY (1965: 140 f.) 2125 Vgl. C HOMSKY (1965: 29 ff., insbes. 31, 129 f., 137) 2126 C HOMSKY (1965: 16) 2127 A ARTS / C HALKER / W EINER (2014: 109) 2128 Vgl. C HOMSKY (1965: 29 ff., 128 ff., 137) 6.5 Die Tiefenstruktur als unscharfe mentale Repräsentation 403 <?page no="404"?> mentaler Repräsentation als Tiefenstruktur ist ebenso in antimodistischer Sprachlogik aufzufinden. Dass diese Reflexion über Sprachzeichen nach Ockham eine abstrahierende Reduktion tatsächlicher sprachlicher Inhalte und außersprachlicher Sachverhalte darstellt, erklärt nach den Ausführungen in obigen Absätzen an dieser Stelle nachfolgendes Zitat; ebenso erläutert dasselbige darüber hinaus, wie diese reduzierende Auffassung von Sprache der antimodistischen Sprachlogik eine Tiefenstruktur ähnlich derjenigen Hocketts und Chomskys etabliert: „ Die spezifisch logische Transformation von lexikalischen Satzbestandteilen (dictiones) in termini vollzieht sich [in der terministischen Logik nach Ockham] als die Reduktion dieser Bestandteile auf ihre logisch elementaren Implikate, bei denen dann die logische Reduktion ‚ terminiert ‘ , gleichsam zur Ruhe kommt [ … ]. Vollzogen und gesteuert wird aber diese terministische Reduktion eines Satzes auf seine logische Tiefenstruktur nach einer Maßgabe, die recht eigentlich außerhalb der oratio vocalis angesiedelt ist: nach den Prinzipien des Denkens. “ 2129 Somit ist Ockhams Sprachdimension oratio vocalis der phonetischen Oberflächenstruktur Chomskys ähnlich und nach Ockham eine Sprachdimension oratio mentalis als reduzierte Tiefenstruktur, vergleichbar mit der Tiefenstruktur Chomskys, gegeben. Damit nimmt die antimodistische Sprachlogik bzw. die terministische Logik Ockhams eine mentale Ebene zwischen außersprachlicher Wirklichkeit und Sprachzeichen an, die bei Ockham im Unterschied zu Freges Theorie der Sinnstruktur eine unvermeidbare Unschärfe aufweist, welche die Inhalte von Sprachzeichen und ihre Referenz auf Bedeutungen Schwankungen unterwirft. Ockhams Sprachdimension oratio vocalis wird desgleichen als „ ein komplexes und akzidentellen Schwankungen unterworfenes Gebilde “ 2130 bezeichnet (s. a. 6.2.1; 6.2.2; 6.2.3): „ Um also die oratio mentalis logisch korrekt widerspiegeln zu können, bedarf die natürliche Sprache von Seiten der Logik einer Rückführung auf die oratio mentalis, einer Analyse im buchstäblichen Sinn, die den Weg von den propositionalen und begrifflichen Gehalten hin zu den ‚ letzten ‘ logisch-semantischen Einheiten, den termini absoluti - zurückverfolgt. [Fn. 37: Die oratio vocalis und oratio mentalis sind also nach Ockhams Verständnis nicht ‚ deckungsgleiche ‘ Instanzen, die nur in jeweils verschiedenen Bereichen (einmal in mente, einma in voce) angesiedelt sind. Im Gegensatz zur oratio vocalis meint die oratio mentalis eine ausschließlich den logischen Denkgesetzen gehorchende, logisch kohärente Ideal- ‚ Sprache ‘ in termini absoluti. [ … ]] “ 2131 . 2129 G ROTZ (1998: xxi); vgl. T HOMAS VON E RFURT (1998 [ca. 1300 - 1310]: 8, Kap. VI) 2130 G ROTZ (1998: xx) 2131 G ROTZ (1998: xx) 404 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="405"?> Hinsichtlich der absoluten Terme (lat.: termini absoluti) fasst Grotz zusammen: „ Nur diese termini absoluti [absoluten Terme] beeinflussen den Wahrheitswert einer sprachlichen Äußerung, da nur sie direkt die res absolutae, die beiden einzigen extramentalen Kategorien der individuellen Substanz(en) und der Qualität(en), zum Ausdruck bringen können. “ 2132, 2133 . Durch den Erfassensakt der Terme wird bei Ockham eine Abbildung von der außersprachlichen Wirklichkeit in die Sprachdimension oratio mentalis impliziert und sonach eine unscharfe, nicht deckungsgleiche, d. h. nicht isomorphe Abbildung zwischen Sprachzeichen und mentaler Repräsentation angenommen (s. 6.2.2). Unter Beachtung und Auslassung Grotz ’ fehlender Unterscheidung zwischen Ockhamschen Termen und dem Fachterminus Begriff, welcher in der vorliegenden Studie nach der Begriffsdefinition Freges verwendet wird, ist Grotz ’ zutreffende Beobachtung hinsichtlich der Methodik Ockhams Theorie, der terministischen Logik, folgendermaßen wiederzugeben: „ Wie bereits erwähnt, gestaltet sich die Vorgehensweise der terministischen Logik als eine Reduktion der bedeutsamen Sprachzeichen [ … ]. Hierfür muss die terministische Logik auf sprachexterne Denkgesetze zurückgreifen [ … ]. Dementsprechend sind bei Ockhams rigider Unterordnung der oratio vocalis unter die Belange der oratio mentalis die grammatisch-syntaktischen Formen, welche in der natürlichen Sprache vorliegen, ohne Belang. “ 2134 Inwiefern diese mentale Ebene bei Ockham, die Annahme einer sogenannten Tiefenstruktur sowie Ockhams Auffassung von Sprachzeichen als Kategoremata und Synkategoremata tatsächlich als Vermittlungsinstanz zwischen Sprachzeichen und ihren Signifikationen fungieren können, wurde bereits obig diskutiert (s. 6.2.1; 6.2.2; 6.2.3). Dies hat zur Folge, dass eine Tiefenstruktur im Sinne Ockhams, Hocketts oder Chomskys durch die Argumentation der spekulativen Grammatik sowie durch die Intentionalität von Begriffen und die Konstitution einer begrifflichen Komposition auf Sinnebene grammatikalisch wohlgeformter, sprachlicher Ausdrücke nach Frege 2135 überflüssig wird, außerdem können die einstelligen Prädikate der spekulativen Grammatik nach Frege zu einer Prädikatenlogik mit mannigfaltigen Begriffen und Beziehungen auf Sinnebene erweitert werden. 2132 G ROTZ (1998: xx - xxi) 2133 Zur sogenannten Abbildungs- oder Spiegelungstheorie, s. 6.4.2.2. 2134 G ROTZ (1998: xxii - xxiii) 2135 Zur Intentionalität von Begriffen sowie zur Kompositionsstruktur auf Sinnebene, s. 5.6.2; 6.2.2; 6.2.3. 6.5 Die Tiefenstruktur als unscharfe mentale Repräsentation 405 <?page no="406"?> 6.6 Innere und äußere Struktur Auf dem theoretischen Fundament der hier argumentativ erarbeiteten Resultate wird nächst eine andere Methode zur Erfassung und Isolation der Signifikate von Sprachzeichen auf intensionaler Ebene, d. h. der Sinne von Sprachzeichen, vorgeschlagen. Dabei soll es sich methodisch um eine weitgehend innersprachliche Analyse des Sinns von Sprachzeichen im Sprachsystem handeln. Unter Berücksichtigung dieser Bedingung ist sonach eine Art Hauptsinn, in terminologischer Anlehnung an Schmidts Bezeichnung Hauptbedeutung, eines Valenzträgers zu bestimmen, falls ein solcher existiert. Ansätze zu einer Art Grundbedeutung wurden bereits in der Linguistik diskutiert und in der Forschungsliteratur einige Vorschläge gemacht, die nun vor obigen Erkenntnissen reflektiert werden können. Mehrere Autoren verwenden den Terminus „ Grundvalenz “ 2136 um die am häufigsten realisierte Argumentstellensättigung zu benennen. Welke fasst zusammen: „ Man setzt eine Grundvalenz an, von der es Abweichungen nach unten, [ … ] aber auch nach oben gibt. “ 2137 Es wurde der Vorschlag gemacht, „ Variabilität nicht nur als Reduktion, sondern auch als Hinzufügung aufzufassen, also eine Variabilität nicht nur nach unten, sondern auch nach oben zuzulassen. Die Annahme war, dass es eine Ausgangsvalenz gibt, von der die Sprecher in beide Richtungen abweichen können. [ … ] Grundvalenz wurde als typische Valenzrealisierung aufgefasst. “ 2138 Diese Ansicht ist desgleichen bei Tarvainen mit Referenz auf Korhonen 2139 zu finden: „ Geht man bei der Betrachtung der Valenzbeziehungen von der sog. Gesamtvalenz, d. h. von der Gesamtheit der Ergänzungen aus, kann es sich bei einer Valenzänderung nur um Reduzierung handeln. Nimmt man dagegen die sog. Grundvalenz, unter der die am häufigsten auftretende Valenzkonstruktion zu verstehen ist, zum Ausgangspunkt, kann man auch von der Valenzerhöhung sprechen “ 2140 . Korhonen referiert ebenso in seiner Verwendung der Bezeichnung Grundvalenz auf Ehnert 2141 : „ Theoretisch könnte man nämlich auch die obligatorische Einwertigkeit zum Ausgangspunkt nehmen und dementsprechend die Zweiwertigkeit als Valenzerhöhung betrachten. Um feststellen zu können, welche Stellung des Subjekts (und das heißt Einwertigkeit oder Zweiwertigkeit) häufiger ist, bedarf es jedoch genauer Unter- 2136 K ORHONEN (1977: 193, Fn. 289); vgl. E HNERT (1974: 2 f.), zit. nach K ORHONEN (1977: 193, Fn. 289); K ORHONEN (1977: 194 f.); T ARVAINEN (1981: 34 f.) 2137 W ELKE (2011: 168) 2138 W ELKE (2011: 169) 2139 K ORHONEN (1977: 194 f.) 2140 T ARVAINEN (1981: 34) 2141 E HNERT (1974), zit. nach K ORHONEN (1977: 193, Fn. 289) 406 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="407"?> suchungen. Unter Berufung auf die Ergebnisse solcher Untersuchungen könnte man dann den häufigeren Gebrauch als ‚ Grundvalenz ‘ (zu diesem Terminus vgl. Ehnert [ 2142 ]) bezeichnen und folglich bei davon abweichendem Gebrauch von Reduzierung bzw. Erweiterung der Valenz sprechen. “ 2143 Ágel macht darauf aufmerksam, dass eine festgestellte Grundvalenz mit einer Grundbedeutung, d. h. mit einem grundlegenden Inhalt des Sprachzeichens assoziiert werden könnte: „ unter Grundvalenz, die wohl nicht von ungefähr an den Terminus ‚ Grundbedeutung ‘ erinnert, wird das normale, übliche und/ oder am häufigsten realisierte Aktantenpotenzial eines Verbes verstanden. “ 2144 Wenn Korhonens Ansatz einer gegebenen Einwertigkeit und Ágels Deutung einer Grundvalenz mit einer Grundbedeutung assoziiert und weiterverfolgt werden, kann daraus Weinrichs Differenzierung „ zwischen lexikalischer und textueller Valenz “ 2145 folgen. Hierbei wird die lexikalische Valenz den Verben theoretisch im Vokabular der Sprache zugesprochen, doch diese lexikalisch veranschlagte Art und Anzahl der zu sättigenden Argumentstellen kann im Text variieren, also über- oder unterwertig realisiert werden: „ Die [lexikalische] Valenz eines Verbs gibt nicht an, wieviele und welche Handlungsrollen ein Verb in einem gegebenen Text tatsächlich bei sich hat, sondern wieviele und welche Handlungsrollen es in einem beliebigen Text bei sich haben kann. “ 2146 Dieser Ansatz Weinrichs betont die Wichtigkeit eines Wörterbuchs und die Dokumentation lexikalischer Eigenschaften oder Inhalte von sprachlichen Zeichen, jedoch sind seine Definitionen der lexikalischen sowie der textuellen Valenz unvollständig, insbesondere im Hinblick auf die Beobachtung, dass Helbig verschiedene Bedeutungsvarianten einzelner verbaler Valenzträger aufdeckt, für die jedoch die Benennung Varianten nicht zutreffend gewählt ist. Weinrichs Vorschlag ermangelt noch der rechtfertigenden Argumentation gegen den Einwand, welcher durch die Auffassung von Valenzträgern als sogenannte Bedeutungsvarianten gegen eine festgelegte lexikalische Valenz vorgebracht werden könnte, nämlich dass Bedeutungsunterschiede im verbalen Valenzträger vorangelegt sind, die anschließend jeweils eine unterschiedliche syntaktische Einbettung in gesättigte Argumentstellen fordern. Mit Sgall 2147 zeichnet sich schließlich ein veränderter Blickwinkel auf den Valenzträger und seine valenziellen Argumentstellen ab: 2142 E HNERT (1974: 2 f.), zit. nach K ORHONEN (1977: 193, Fn. 289) 2143 K ORHONEN (1977: 193, Fn. 289) 2144 Á GEL (2000: 131) 2145 W EINRICH (1993: 111) 2146 W EINRICH (1993: 136) 2147 S GALL (1978) 6.6 Innere und äußere Struktur 407 <?page no="408"?> „ Ein zentrales Problem, auf das sich vertiefende Einblicke aus der Einordnung der Valenz in die verschiedenen Ebenen ergeben, ist die Unterscheidung zwischen valenzgebundenen (valenzdeterminierten) Gliedern einerseits und nicht-valenzgebundenen (freien) Gliedern andererseits zwischen Aktanten und freien Angaben [ … ] [ 2148 ]. Diese Unterscheidung ist offenbar für jede syntaktische Theorie der Valenz unverzichtbar. Dabei ist es von sekundärer Bedeutung, wie diese beiden Arten von Gliedern bezeichnet werden, ob z. B. als Ergänzungen und Angaben [ … ] [ 2149 ], als konstitutive und nichtkonstitutive, als spezifische und nicht-spezifische Glieder [ … ] [ 2150 ], als ‚ innere ‘ und ‚ äußere ‘ Verbergänzungen [ … ] [ 2151 ] oder noch anders. “ 2152, 2153 Obwohl Sgall hiermit freie Angaben anspricht, kann der Vorschlag Sgalls, von inneren und äußeren Verbergänzungen 2154 zu sprechen, mit dem pragmatischen Aspekt der sprachinhärenten Perspektive assoziiert werden, wobei die innere Valenz eine enge, während die äußere Valenz eine weitere Perspektive des Inhalts des Valenzträgers umfasst, um einen gedanklichen Sinn zu erfassen oder um auf einen Sachverhalt in der außersprachlichen Wirklichkeit der extensionalen Bedeutungsebene oder seine mentale Repräsentation zu verweisen. So ist es möglich, dass eine innere und eine äußere Valenz engere und weitere Ausschnitte einer außersprachlichen Szene mit ihren Frames bezeichnet und des Weiteren kann sich durch eine engere oder weitere Perspektive der bezeichnete außersprachliche Sachverhalt, d. h. die bezeichnete Szene, verändern. Statt einer Oberflächen- und Tiefenstruktur werden auf diese Weise statt dessen zunächst eine äußere und eine innere Struktur des sprachlichen Ausdrucks erkannt, die zudem mit einer syntaktischen Schichtung des Aussagesatzes oder Kohärenzfeldes einhergehen. In der Funktionendarstellung von Valenzträgern als Fregesche Begriffe und Beziehungen in prädikatenlogischer Notation sind das finite Verb als verbaler Valenzträger und seine obligatorischen Ergänzungen als die äußeren Funktionen und Argumente, d. h. als äußere Struktur repräsentiert, während die fakultativen Ergänzungen als innere Funktionen und Argumente, d. h. als innere Struktur anschließen. Dies führt zu einer neuen Festlegung einer Art Grundvalenz. Um die so ermittelte 2148 Vgl. H ELBIG / S CHENKEL (1991: 33 ff.) 2149 Z. B. H ERINGER (1970: 33 ff.); H ERINGER (1973: 114 ff.); E NGEL (1977: 98 ff.); E NGEL / S CHUMA- CHER (1976: 18 ff.); S CHUMACHER (Hrsg. 1986: 21 ff.) 2150 Z. B. E NGELEN (1975: 64 ff.) 2151 S GALL (1978: 118 ff., 213) 2152 H ELBIG (1992: 72) 2153 Zur weiterführenden Unterscheidung zwischen Ergänzungen u. Angaben nach Helbig, s. H ELBIG (1992: 72); vgl. E NGEL (1977: 100 f.); vgl. E NGELEN (1975 : 64 ff.); vgl. H ELBIG / S CHENKEL (1991: 33 ff.). 2154 S GALL (1978: 118 ff., 213) 408 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="409"?> valenzielle Argumentstellensättigung auf Sinnebene zu benennen, eignet sich jedoch nicht der Fachterminus der anders definierten Grundvalenz, die als sogenannte typische, mittlere oder häufigste Valenz zumeist von Frequenzen im Sprachgebrauch abhängig ist. Stattdessen soll eine andere Bezeichnung gewählt werden, die jedoch, ebenso wie der Terminus Valenz, der Wissenschaft der Chemie entlehnt ist und in ihrer Wertigkeitstheorie verwendet wird. So besitzt die Koordinationszahl in der Kristallographie folgende Definition: „ Die Anzahl der nächsten Nachbarn [s]eines Kristallbausteins wird als seine Koordinationszahl bezeichnet (im Schriftsatz wird sie in eckige Klammern eingeschlossen Na [6] Cl [6] ). “ 2155 Die äußerste Valenz eines untersuchten Valenzträgers, d. h. die zur Erfüllung des Kriteriums der Grammatizität notwendigen obligatorischen Ergänzungen bilden jeweils eine Koordinationsvalenz (auch: Koordinationsvalenzstruktur) (KV), die hinsichtlich Quantität und Qualität bestimmbar ist. Es ist möglich, zu einem Valenzträger mehrere Koordinationsvalenzen bzw. Koordinationsvalenzstrukturen (KV X ; KV Y ; KV Z etc.) zu ermitteln, falls diese existieren. Die zugehörigen Valenzträger verschiedener Koordinationsvalenzen müssen dann im theoretischen Rahmen der vorliegenden Studie als Homonyme aufgefasst werden, da sie verschiedene Sinne ausdrücken, denn die Valenzpotenzen sind lexikalisch motiviert und zeigen den Inhalt eines Intentionalität ausübenden Begriffs an. Die Anzahl von Argumentstellen heißt Koordinationszahl (KZ; [x] Koordinationszahl x) eines Valenzträgers, und die Angabe der Qualität der Sättigung wird mit dem Terminus Koordinationsart (KA; [[x, y]] Koordinationsart mit einer Argumentstellenbelegung der Qualität x und y) belegt. 6.7 Der Abbildungscharakter der sprachlichen Äußerung Die obigen Herleitungen resultierten in eine Apperzeption des Verbs sein und anderer als Kopulae oder kopulaähnliche Verben klassifizierter Verben als potentielle Vollverben oder Valenzträger mit einem eigenständig signifizierten Inhalt, welchen es, falls dieser Inhalt eines Signifikanten belegbar existiert, in einer empirischen Untersuchung anhand einer Analyse zu isolieren, zu erfassen, damit nachzuweisen und formalsprachlich als Funktionen (auch: Begriffe; Beziehungen; Prädikate) bzw. als Abbildungen darzustellen gilt, um eine Deskription der morphosyntaktischen und logisch-semantischen Einbindung der betreffenden Verben in einem deutschen Aussagesatz oder Kohärenzfeld zu 2155 K LEBER (1990: 111) 6.7 Der Abbildungscharakter der sprachlichen Äußerung 409 <?page no="410"?> schaffen. Eine Abbildung ist eine Zuordnung, deren Definition folgendermaßen lautet: „ eine A. [Abbildung] der Menge M in die Menge N liegt vor, wenn Elementen von M Elemente von N zugeordnet werden. Dabei heißt die Abbildung Surjektion, wenn jedes Element aus N wenigstens ein Element aus M als Urbild hat, Injektion, wenn jedem Element aus M höchstens ein Element aus N zugeordnet wird, Bijektion, wenn jedem Element aus M genau ein Element aus N zugeordnet wird. Dabei heißen die abgebildeten Elemente auch Urbilder, die von ihnen gebildete Menge die Urbildmenge oder der Definitionsbereich der Abbildung; die Elemente, die diesen zugeordnet werden, heißen Bilder, die von ihnen gebildete Menge heißt die Bildmenge oder der Wertebereich der Abbildung. Eine Injektion heißt auch Funktion. “ 2156, 2157 Aus diesem Grund war es Frege möglich, den mathematischen Funktionenbegriff auf natürlichsprachliche Begriffe und Beziehungen zu übertragen. Bei der Abbildung von der Zeichenebene in die Sinnebene handelt es sich um eine Injektion, da die Gedanken auf Sinnebene nach Frege mit der Beweisführung Dedekinds unabhängig vom Denken und in unendlicher Anzahl vorliegen, weswegen z. B. der Sinn des Eigennamens Abendstern vom Sinn des Eigennamens Morgenstern zu unterscheiden ist, obwohl von beiden Sinnen das gleiche Denotat in der extensionalen Bedeutungsebene, nämlich der Himmelskörper Venus bezeichnet wird. Auf die spezifischen Eigenschaften der Referenz von der Sinnebene in die Bedeutungsebene wird in der vorliegenden Studie nicht eingegangen, da dies eine eigene Untersuchung erfordern würde. Eine Applikation der Funktionenschreibweise und die Bezeichnung eines Valenzträgers als Funktion, welche von der Zeichenebene in die Sinnebene abbildet, ist unter den dargelegten theoretischen Vorannahmen dieser Studie legitim (s. 5.6.1; 5.6.2). Die Funktionenschreibweise präskribiert demzufolge für die Untersuchung, dass je zwei verschiedene sogenannte Varianten, Variante x und Variante y ; x ≠ y, aus den einzelnen Lesarten des Valenzwörterbuchs E-VALBU als zwei verschiedene Zeichen, Zeichen x und Zeichen y; x ≠ y erfasst werden müssen. Zum Beispiel sind im Valenzwörterbuch E-VALBU neben weiteren Lesarten die zwei folgenden Lesarten zu dem Verb nennen dokumentiert 2158 : 1. nennen (Lesart 1) Strukturbeispiel nach E-VALBU: jemand/ etwas nennt jemandem etwas Im Sinne von: jemand/ etwas gibt jemandem etwas zur Kenntnis; mitteilen; anführen Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, (K dat) 2156 R ECK (Hrsg. 1975: 19) 2157 Zur Injektivität, Surjektivität und Bijektivität einer Abbildung, s. 6.4.2.2; Abb. 19. 2158 ‚ nennen ‘ im Wörterbuch zur Verbvalenz des IDS 410 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="411"?> 2. nennen (Lesart 2) Strukturbeispiel nach E-VALBU: jemand nennt jemanden/ etwas einen solchen Im Sinne von: jemand gibt jemandem/ etwas einen solchen Namen Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Diese zwei Varianten des Verbs nennen in den zwei Lesarten nennen (Lesart 1) und nennen (Lesart 2) sind in der Beleganalyse (s. 10) als zwei verschiedene Zeichen nennen 1 und nennen 2 zu interpretieren. Ebenso wie die Varianten in den Lesarten aus E-VALBU gelten die in der Beleganalyse im Anhang dokumentierten Satzbaupläne als Einbettungen von Varianten der zu untersuchenden Verben, die jeweils ein eigenes Zeichen konstituieren. Die Unterscheidung zwischen Lesarten und Satzbauplänen weist nur auf die Quelle des Exempels hin und erfüllt sonst keinen weiteren Zweck. Die Bezeichnung Lesart deutet darauf hin, dass eine derartige Einbettung als Lesart im elektronischen Valenzwörterbuch E-VALBU dokumentiert ist, während die Satzbaupläne dem Textcorpus entnommen oder aus den Lesarten abgeleitet sind. Der Terminus Variante ist an dieser Stelle Helbigs Bedeutungsvarianten entlehnt. Es wurde jedoch obig darauf hingewiesen, dass diese Bezeichnung als Varianten eigentlich nicht probat ist (s. 6.4.3; 6.4.3.1; 6.4.3.2). Nachfolgend wird deshalb auch von Zeichen, Signifikanten und Homonymen gesprochen. Um eine Vorwegnahme des Untersuchungsergebnisses auszuschließen, ist Ausgangspunkt der Untersuchung somit die Annahme, dass jeder einzelnen Lesart und jedem einzelnen Satzbauplan eine Variante des darin eingebundenen Verbs entspricht, wobei jede dieser Varianten einen eigenen Signifikanten repräsentiert und einen eigenen Sinn ausdrückt. Es wird demnach zunächst anerkannt, dass Variante x (Variante x ) einen Sinn x (Sinn x ) und Variante y (Variante y ) einen Sinn y (Sinn y ); x ≠ y, signifiziert. Beispielsweise besitzt das Verb nennen gemäß den Sekundärdaten in der Beleganalyse sieben Lesarten und vier Satzbaupläne (s. 10). Folglich entstehen elf verschiedene Einbettungen, die potentiell elf verschiedene Varianten des Verbs nennen erzeugen, welche als elf verschiedene Zeichen (auch: Signifikanten) potentiell elf differenzierbare Sinne konnotieren. Eine Mehrdeutigkeit eines Lexems, z. B. des Verbs nennen, kann demnach unter den obig erarbeiteten theoretischen Rahmenbedingungen der vorliegenden Studie nur als homonymes Verhältnis zwischen den einzelnen Signifikanten, z. B. nennen 1 und nennen 2 , interpretiert werden. Anschließend muss als Ausgangslage jede Polysemie (auch: Ambiguität) eines Sprachzeichens Homonymie genannt werden, was der Deskription der sprachlichen Signifikation mittels der mathematischen Formelsprache als Funktionen geschuldet ist. Aus lexikologischer oder lexikographischer Sicht ist dies unter Umständen eine nicht angemessene Verwendung des Fachterminus Homonymie. Vorüber- 6.7 Der Abbildungscharakter der sprachlichen Äußerung 411 <?page no="412"?> gehend muss jedoch im Rahmen der vorliegenden Studie von Homonymen ausgegangen werden. In der Beleganalyse wird geprüft, ob diese aufgestellte Behauptung, dass jeder Variante aus einer Lesart oder einem Satzbauplan eines Lexems bzw. Verbs ein eigenes Zeichen (auch: Signifikant) und ein eigener Sinn (auch: Signifikat) entspricht, widerlegt werden kann. Es ist somit ein Gegenbeweis gefordert, der demonstriert, dass zu einem untersuchten Lexem bzw. Verb weniger als die potentiell manifestierten Zeichen (auch: Signifikanten) und damit weniger als die potentiell konnotierten Sinne (auch: Signifikate) ausgemacht werden können. Je größer die Anzahl der dokumentierten Lesarten und Satzbaupläne ist, umso schwieriger ist es demzufolge, zu beweisen, dass ein bestimmtes untersuchtes Verb nicht mehrere Homonyme als verschiedene Zeichen (auch: Signifikanten) mit verschiedenen konnotierten Sinnen (auch: Signifikate) aufweist. Falls eine derartige Homonymie für alle oder einige Varianten (auch: Signifikanten) eines Verbs a posteriori im empirischen Teil der vorliegenden Studie anhand der Beleganalyse ermittelbar ist, kann diese Homonymie unter anderen theoretischen Rahmenbedingungen auch als Polysemie eines einzigen Lexems bzw. Verbs gedeutet werden, und ein gemeinsamer Sinn aller Varianten eines Lexems bzw. Verbs, d. h. die Isolierbarkeit eines bestimmten, gemeinsamen Sinns sämtlicher Varianten (auch: Signifikanten; Zeichen; Homonyme), muss verneint werden. Andernfalls können im theoretischen Rahmen der vorliegenden Studie die zunächst erfassten verschiedenen Varianten eines Lexems bzw. Verbs als ein einziges Zeichen (auch: Signifikant) mit einem einzigen, isolierbaren signifizierten Inhalt interpretiert werden, und eine Homonymie oder Polysemie des betreffenden Lexems bzw. Verbs ist dann nicht zu konkludieren. Zusammenfassend wird mit diesen Vorbedingungen des Weiteren von einer semiotischen bzw. zeichentheoretischen Grundlegung im Sinne Churchs Kriterium Alternative (1) ausgegangen. Die Analyse deutscher Aussagesätze und Kohärenzfelder erfolgt somit unter der Annahme, dass es mehrere gleich materialisierte einzelne Sprachzeichen gibt, die als Variante 1 , Variante 2 , Variante 3 etc., eingebettet in verschiedene komplexere Zeichenketten, auf Zeichenebene wie eigenständige Zeichenträger mit jeweils verschiedenen Sinnen zu handhaben sind, obwohl derartig erfasste Zeichenträger potentiell das gleiche Denotat besitzen. Dies entspricht der Definition des Sinns nach Frege und den Bedingungen Churchs Kriterium Alternative (1) (s. 5.6.1; 5.7.4; vgl. 7; vgl. 7.6.2.1). 6.7.1 Das Wesen der Konnexionen und dependentielle Strukturierung Der Glinzsche Eliminierungstest (auch: Weglassprobe) und das Kriterium der Grammatizität führen Helbig zu der von ihm erkannten syntaktischen Schich- 412 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="413"?> tung des Satzes und zu den sogenannten Bedeutungsvarianten sowie mit diesen zu einer methodischen Annäherung an den Inhalt von Zeichenträgern. Wie in obigen Absätzen (s. 5.8.3; 6.4.2.2) beschrieben, führt eine nach Frege als fehlerhaft zu beurteilende Auffassung logischer, syntagmatischer Beziehungen zwischen Entitäten des Aussagesatzes, die in der traditionellen Urteilslehre begründet liegt, zur Einbeziehung extensionaler semantischer und psychologischer bzw. pragmatisch-kommunikativer Kriterien in die Analyse innersprachlicher logischer Strukturen, wobei Letztere in Freges Modell auf der intensionalen Ebene des Sinns zu verorten sind. Derartige extensionale Kriterien und semantische Selektionsbeschränkungen sind sehr wohl für eine richtige Bildung von Behauptungssätzen mit Wahrheitsanspruch relevant, doch diese Richtigkeit wird auf extensionaler Bedeutungsebene festgestellt und tangiert den Sinn eines Zeichenträgers oder einer komplexeren Zeichenkette nicht (s. 6.4.2; 6.4.2.2). Die extensionale Bedeutungsebene muss in dem hier vorgestellten Modell nach Frege von der Sinnebene unterschieden werden. Für die Ermittlung von innersprachlichen Strukturen können außersprachliche Verhältnisse vorerst nicht herangezogen werden. Stattdessen stellt die morphosyntaktische Valenzbeschreibung im Deutschen eine Möglichkeit zur Erkennung scharfer Begriffe und Beziehungen nach Frege, die mit Argumenten gesättigt sind, dar. Die intensionale logische Valenz ordnet die Signifikate der Zeichenträger als intensionale Begriffe und Beziehungen, die in einem intentionalen Bezug zu anderen Elementen im sprachlichen Ausdruck stehen. Im Folgenden soll herausgearbeitet werden, wie eine dependentielle Strukturierung des Aussagesatzes ermittelt werden kann, wenn die Auffassung der Konnexionen zwischen den Elementen des Satzes als Assertionsmomente gemäß der traditionellen Urteilslehre nicht vertreten wird. 6.7.1.1 Das Stemma aus Konnexionen Für die anschließenden Ausführungen gilt es demnach festzuhalten, dass die logische Valenz als innersprachliche logische Valenz verstanden wird, die auf der intensionalen Sinnebene verortet ist und dass außerdem zwischen Valenzträger und Argument bzw. zwischen den Elementen in innersprachlichen Strukturen der einzelnen syntaktischen Schichten Helbigs, die mit dem Glinzschen Eliminierungstest ermittelt werden, kein (kopulativer) Behauptungs- oder Assertionsmoment zu verorten ist. Ebenso wird Baums Ansicht des Kopulabegriffs als ein Sonderfall der Konnexion 2159 nicht für die Betrachtungen in dieser Studie übernommen, da eine Konnexion grundsätzlich von einer kopulativen Verbindung mit einem Assertionsmoment unterschieden werden 2159 B AUM (1976: 28) 6.7 Der Abbildungscharakter der sprachlichen Äußerung 413 <?page no="414"?> muss. Gemäß den obigen Ausführungen (s. 6.4.1; 6.4.2) ist es jedoch angebracht, folgende, teilweise bereits zitierte Bemerkung Baums zu akzeptieren, da die Argumentstellen der morphosyntaktischen sowie der logischen Valenz gewisse Qualitäten aufweisen: „ Wie in der Urteilslehre die ‚ Kopula ‘ den Subjekts- und Prädikatsbegriff voraussetzt, so setzt der Begriff der Relation [Konnexion] denjenigen der Kategorie voraus. Auf die Gegebenheiten der Sprache zugeschnitten könnte gesagt werden, daß der Begriff der Relation [Konnexion] denjenigen der ‚ Wortklasse ‘ zur Voraussetzung hat. Ein Typ von Relation [Konnexion], der vor geraumer Zeit schon in der Sprachwissenschaft eine Rolle spielt, ist die Dependenz- oder Abhängigkeitsrelation [ … ] [ 2160 ] “ 2161 Wie bereits erwähnt, entspricht in Baums Terminologie der Begriff Relation dem Tesnièreschen Begriff Konnexion (frz.: connexion). 2162 Es ist nach Tesnière möglich, dass ein Regens mehrere Dependens besitzt, während das Umgekehrte nicht der Fall sein kann. 2163 Die Gesamtheit der Konnexionen, als Striche dargestellt, ergibt ein sogenanntes Stemma. 2164 Zur Aufstellung eines dergestaltigen Stemmas ist es zunächst notwendig, Teile des Satzes oder Kohärenzfeldes zu exzerpieren, welche die Knoten des Stemmas stellen können (s. 7.4.2.1; 7.4.2.4; 7.5). Jeder besetzte Knoten (frz.: n œ ud) ist konnexionell mit einem anderen Knoten verbunden und erzeugt gemeinsam mit eventuell gegebenen Schwesterknoten (frz.: n œ ud s œ ur) eine Ebene im Stemma. 2165 Jede mögliche grammatikalisch korrekte syntaktische Schichtung eines Aussagesatzes oder Kohärenzfeldes ist in der vorliegenden Untersuchung zusätzlich zu der bereits entwickelten Baumstruktur als Manifestation einer besonderen Ebene in der Stemmadarstellung aufzufassen, die von normalen Ebenen unterschieden ist und die entsprechend markiert werden kann (s. 7.6.2.1). Die Erschließung der syntaktischen Schichtung nach Helbig zieht die Feststellung der Grammatizität von Teil- oder Restausdrücken und damit den Eliminierungstest nach Glinz als strukturalistische Methode heran. Schließlich ist es möglich, dass diese graphisch dargestellten Über- und Unterordungen (frz.: subordonnés; dt.: Unterordnungen) als Dependenz- oder Abhängigkeitsrelationen (frz.: dépendre; dt.: abhängen) bezeichnet werden. 2166 Diese Dependenz- oder Abhängigkeitsrelationenen ergeben sich zwischen dem Valenzträger und den einzelnen Ele- 2160 Vgl. S TATI (1968) 2161 B AUM (1976: 28 f.) 2162 B AUM (1976: 28); T ESNIÈRE (1959: 11 - 13) 2163 Vgl. hierzu die nach Frege zur Beschreibung von sprachlichen Begriffen und Beziehungen entlehnte mehrstellige Funktion f(x, y). 2164 T ESNIÈRE (1959: 14 f.) 2165 T ESNIÈRE (1959: 14 ff.) 2166 Vgl. S TATI (1968); vgl. B AUM (1976: 28 f.); vgl. T ESNIÈRE (1959: 14 ff.) 414 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="415"?> menten, welche die von ihm eröffneten Leerstellen besetzen können. Es besteht z. B. die Möglichkeit, diese Elemente, welche die vom Valenzträger eröffneten Leerstellen besetzen, als vom Valenzträger abhängig (auch: dependent) und in Fällen obligatorischer Ergänzungen, als von diesem Valenzträger regiert zu betrachten. Da die Annahme einer Tiefen- und Oberflächenstruktur nicht mit der in dieser Studie vertretenen Auffassung der Perspektive korreliert, wurden obenstehend (s. 6.6) stattdessen innere und äußere Satzstrukturen benannt. Eine Zuordnung der jeweiligen Ergänzungen oder Angaben zu einer Tiefen- oder einer Oberflächenstruktur 2167 erfolgt demnach im theoretischen Rahmen der vorliegenden Studie nicht. Die Valenzträger binden damit von ihnen abhängige Elemente des komplexen sprachlichen Ausdrucks, doch wie diese Abhängigkeit verstanden werden soll, bleibt offen, denn es ergeben sich obligatorische, fakultative und freie Elemente des Satzes 2168 , die zu ihrem Valenzträger oder zu den übrigen Elementen des Satzes in einem jeweils anderen Verhältnis stehen, da ihre Bindung stärker oder schwächer ausfällt. Einige Dependenzgrammatiker wählen für die graphische Darstellung jeweiliger Konnexionen zwischen dem Valenzträger und obligatorischen Ergänzungen, fakultativen Ergänzungen sowie freien Angaben unterschiedliche Linien, Hilfslinien, Pfeile oder anderweitige Verbildlichungen. Trotz der einfachen, einsichtigen und unmittelbar naheliegenden Idee einer Abhängigkeitsrelation und einer daraus abgeleiteten zweidimensionalen Veranschaulichung von Strukturen, gilt dennoch, dass die Erforschung des Wesens der Relation zwischen dem Valenzträger und seinen Argumenten eine der entscheidensten Aufgaben ist, um Abhängigkeitsstrukturen bzw. dependenzielle Strukturen oder andersartige innersprachliche Verhältnisse und Relationen zwischen Zeichenträgern komplexer sprachlicher Ausdrücke zutreffend zu deskribieren. Vorerst ist festzustellen, dass sich diesbezüglich zudem eine Verunklarung der Sachverhalte ergibt, welche teminologischen Ursprungs ist. Als in der Linguistik etabliert gelten die Bezeichnungen Regens (auch: Regierendes) für den Valenzträger, Dependens (auch: Abhängiges) für ein Element, das die vom Valenzträger eröffnete Leerstelle besetzen kann und Rektum (auch: Regiertes) für ein regiertes Element. Doch die Bestimmung des regierenden und des abhängigen Elementes ist nicht notwendig in der Art und Weise einsichtig und begründbar, wie diese Bezeichnungen zu vermitteln scheinen, insbesondere wenn mehrere Ebenen des Valenzbegriffs unterschieden werden, wie dies Helbig z. B. mit dem Entwurf einer syntaktischen und einer semantischen Ebene des Valenzbegriffs vornimmt. Es ist mitunter nicht in jedem Fall geklärt, 2167 Vgl. H ELBIG / S CHENKEL (1991: 36) 2168 Vgl. H ELBIG / S CHENKEL (1991: 37) 6.7 Der Abbildungscharakter der sprachlichen Äußerung 415 <?page no="416"?> ob ein Element semantisch oder syntaktisch von einem oder mehreren anderen Elementen im Satz oder Kohärenzfeld abhängig ist. Hinsichtlich der Rektion müssen neben der Kasusrektion auch die kateogriale und lexikalische Statusrektion beachtet werden (s. 6.4.1; 6.4.1.1). So ließe sich im Rahmen einer anderen Argumentation, welche sich nicht an der graphischen Baumstruktur eines entsprechenden Dependenzstemmas sowie aus einem bestimmten Blickwinkel am Wesen des Valenzbegriffs orientiert, die Ansicht vertreten, der Valenzträger sei das abhängige Element, denn er bittet um die Besetzung seiner von ihm eröffneten Leerstellen, während jene Elemente, die diese Leerstellen besetzen können, als determinierende Elemente aufgefasst werden können. Dabei kann die Abhängigkeit des Valenzträgers als etwas Potentielles verstanden werden, während die Besetzung seiner Leerstellen durch andere Elemente eine Aktualisierung oder Erfüllung vornimmt. 2169, 2170 Nun ist etwas Determinierendes jedoch wiederum nicht notwendigerweise etwas Regierendes, so ist vorzubringen, dass eventuell folgende fünf Aspekte unterschieden werden können: 1. der Aspekt der Abhängigkeit; 2. der Aspekt der Determination; 3. der Aspekt des Potenziellen; 4. der Aspekt des Aktuellen; 5. ein regierender Aspekt. Eine angenommene Interdependenz entsteht durch eine observierbare wechselseitige Abhängigkeit von Valenzträger und Argument, welche die Folge der möglicherweise gegebenen Fähigkeit des sprachlichen Zeichens zur Abhängigkeit sowie zur Rektion ist. Ob Abhängigkeit und Rektion gleichzeitig bei einem Valenzträger auftreten können, oder ob jeweils eine der beiden Möglichkeiten bei verschiedenen Sprachzeichen dominiert, ist festzustellen. Es gilt nun, die Argumente dieser Erörterungen am Modell des Valenzträgers als Funktion von der Zeichenebene als Urbildmenge in die Sinnebene als Bildmenge nachzuvollziehen sowie mittels einer empirischen Datenerhebung und Analyse Beobachtungsdaten zu sammeln, welche Aufschluss über den Charakter der einzelnen untersuchten Zeichenträger bzw. Valenzträger und die konnexionell angeschlossenen Argumente geben. Das Vorliegen eines Rektionsverhältnisses zwischen Valenzträger und Argument kann demnach auf Sinnebene ohne eine genauere Analyse und ohne eine empirische Studie nicht generell als Grund 2169 Vgl. S EPPÄNEN (2003: 22 f.); vgl. T HOMAS VON E RFURT (1998 [ca. 1300 - 1310]: 91) 2170 Zu den in dieser Studie übernommenen Termini Valenzpotenz und Valenzrealisierung, s. 6.3. 416 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="417"?> gelten, von einer Unterordnung des Inhalts der Argumente unter eine inhaltliche Determination eines übergeordneten Valenzträgers als Regens zu sprechen. Stattdessen ist der Valenzträger unter Umständen ebenso vom Argument gewissermaßen abhängig wie das Argument vom Valenzträger, z. B. im Fall einer Kasusrektion, welche die morphosyntaktische Form des Arguments festlegt, abhängig ist. Desgleichen ist eventuell der Valenzträger vom Argument ebenso aktualisiert und determiniert wie das Argument vom Valenzträger determiniert und aktualisiert ist. Angesichts der notwendigen Prüfung dieser Sachverhalte ist zunächst die Akkuratheit einer deskriptiven graphischen Darstellung als stemmatische Baumstruktur, welche die Verhältnisse zwischen den als Knoten fungierenden Einheiten eines Aussagesatzes oder Kohärenzfeldes illustrieren soll, zu diskutieren, um Transparenz in das Wesen der Konnexionen einzuführen und diverse Abhängigkeitsverhältnisse, falls sie beobachtbar sind, auch akkurat schildern zu können. Vorab ist bereits festzulegen, dass in der vorliegenden Studie die Einwirkung auf die Argumente seitens des Valenzträgers Projektion genannt, während die eventuell vorhandene Rückwirkung der Argumente auf den Valenzträger als Perkolation bezeichnet wird. Wenn Projektion und Perkolation zwischen einem Valenzträger und seinem Argument oder seinen Argumenten vorliegen, heißt dieses Verhältnis in dieser Untersuchung Interdependenzverhältnis. 6.7.1.2 Der Valenzträger als Kopf endozentrischer Struktur Obig wurde hergeleitet, dass die Rektionspotenzen gemäß des dargelegten Rektionsverständnisses und die Valenzpotenzen isomorph zueinander sind und betont, dass es sich bei der Abbildung von der Zeichenebene in die Sinnebene um eine injektive Funktion handelt (s. 6.4.1; 6.4.1.1). Im Folgenden soll demnach das Prinzip der Rektion Φ K → a K in dem Begriff Φ K (a K ) oder in der Beziehung Φ K, M (a K , b M ) (s. 5.6.2; 5.6.4) expliziert werden. Zum Verständnis der Notation ist z. B. das Sprachbeispiel sie gibt DAT, AKK → ihm das Buch zu vergleichen, wobei der Valenzträger geben als Begriff Φ und das Argument a in der zu sättigenden Argumentstelle als regiertes Element zu betrachten ist, während die Indizes K oder M die von der Kasusrektion oder der kategorialen Statusrektion geforderte morphosyntaktische Qualität des Arguments oder die Art des geforderten Elements der lexikalischen Statusrektion anzeigen (s. 6.3). In der Funktionenschreibweise repräsentiert die Form Φ () die Potentialität eines Begriffs, während der Ausdruck Φ (a) in der als traditionelle Sättigung verstandenen Funktionenschreibweise, ohne die Berücksichtigung Freges Nachgeordnetheit des Urteils und ohne Applikation des λ -Abstraktors, die Auswertung als Synthese von Valenzträger und Argument anzeigt. Differenzierter formuliert zeigt der Gedanke ─ Φ (a) noch nicht den extensionalen Wert der Funktion an; auf die 6.7 Der Abbildungscharakter der sprachlichen Äußerung 417 <?page no="418"?> Sprache und Syntax übertragen hat jedoch zu diesem Zeitpunkt ─ Φ (a) bereits eine Aktualisierung des Arguments a stattgefunden, wenn der Ausdruck ─ Φ (a) grammatisch bzw. wohlgeformt ist. Wenn nun der Ausdruck grammatisch ist, also das Argument a entsprechend durch den Begriff Φ aktualisiert wurde, ist der Ausdruck intensional wahr 1 (w 1 ) bzw. gültig. Insofern müssen drei Aktualisierungen unterschieden werden ((i) - (iii)): (i) Erstens, die Aktualisierung (AKT 1 ) des Lexems, welches für einen außersprachlichen Gegenstand steht, während des Prozesses der grammatischen bzw. wohlgeformten Komposition ─ Φ (a), wobei das Lexem in die von der Valenzstelle geforderte morphosyntaktische Qualität transformiert wird. Dabei wird hier in jedem Fall von einer Aktualisierung ausgegangen, ungeachtet dessen, ob sich die äußere Form materiell tatsächlich ändert oder ob ein grammatisches Nullmorph vorhanden sein muss; (ii) zweitens, die Aktualisierung (AKT 2 ), welche das Argument a erfährt, indem es mit dem Begriff Φ () einen Ausdruck formt, welcher eine Bedeutung bezeichnet, was Frege mit der Notation ─ Φ (a) festhält; (iii) drittens, die Aktualisierung (AKT 3 ), welche das Argument a erfährt, indem es mit dem Begriff Φ () einen Ausdruck formt, welcher eine extensionale Bedeutung sowie damit auch einen extensionalen Wahrheitswert behauptet, was die traditionelle Schreibweise als Φ (a) = a ’ und Frege als ├ Φ (a) wiedergeben. Da in der vorliegenden Studie keine mehrstufigen λ -Abstraktoren oder eine λ -Gebundenheit einer Satzfunktion s eingeführt werden, welche als hintereinandergeschaltete Abstraktoren den Vorzustand beider Aktualisierungen ((i): AKT 1 ; (ii): AKT 2 ) vor dem Urteil markieren, und weil die Analyse innersprachlicher Strukturen sowie die Formung grammatischer Sätze und Kohärenzfelder, welche in der Lage sind, Extensionales zu bezeichnen, Primat hat, zeigt der hier applizierte λ -Abstraktor die komponierende Sättigung der Funktion mit passenden Argumenten sowie die Aktualisierung der Argumente auf die von der Valenzstelle geforderte morphosyntaktische Qualität an, was somit der Aktualisierung AKT 1 entspricht. Die zweite Aktualisierung AKT 2 wird hier nicht mittels eines zweiten λ -Abstraktors, sondern mittels eines Typsymbols ο 1 der Satzbzw. Kohärenzfeldfunktion angezeigt, weswegen der Gedanke ─ Φ (a) der typisierten Form Φ o 1 (a) entspricht (s. 7.6), und die dritte Aktualisierung AKT 3 aufgeschoben ist. AKT 1 und AKT 2 gehören beide zum Kompositionsprozess, d. h. zur Erfassung eines fachterminologischen Gedankens und konstituieren beide die Vorschrift zu einer Abbildung, nämlich die Vorschrift der Abbildung von der Zeichenin die Sinnebene. AKT 3 betrifft die 418 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="419"?> Referenz von der Sinnebene in die Bedeutungsebene. In dem der Theorie Freges entlehnten semiotischen Dreieck wird zur Analyse eines Aussagesatzes und seiner Elemente die Zeichenebene zuerst betrachtet. Primär sind demnach die materialisierten Formen der Zeichen zu analysieren sowie im Rahmen der obig vorgestellten morphosyntaktischen Valenzbeschreibung zu erfassen, und es eignen sich, wie obig dargelegt, der Rektionsbegriff Eisenbergs 2171 sowie die Anerkennung der Statusrektion (s. 6.4.1; 6.4.1.1), um Rektion und Abhängigkeit miteinander zu identifizieren. Die Eliminierung von Elementen des Aussagesatzes und die obig angesprochene Prüfung der Grammatizität bzw. der syntaktischen Wohlgeformtheit des Restausdrucks führen des Weiteren zum Kriterium der Endozentrik: „ Endozentrik bedeutet [ … ] in diesem Zusammenhang nur soviel, dass das Vorkommen von a das Vorkommen von b voraussetzt. “ 2172 Uzonyi erwähnt, dass dieses Kriterium alleine nicht ausreicht, um die zentrale Stellung des finiten Verbs zu beweisen: „ es bedarf tatsächlich noch einer zusätzlichen Entscheidung (auf welcher Grundlage auch immer), wenn man z. B. in den Paaren ‚ transitives Verb : Akkusativobjekt ‘ immer das Verb als bestimmendes Glied behandeln will, aus dessen Vorkommen das Vorkommen des Objektes folgt. Das Gegenteil ist nämlich ebenfalls nachweisbar: Wenn es im Satz ein Akkusativobjekt gibt, folgt daraus immer, dass in dem selben (nicht elliptischen) Satz auch ein transitives Verb vorliegt. “ 2173 Eine zunächst angenommene zentrale Stellung des finiten Verbs basiert in der vorliegenden Untersuchung auf mehreren Voraussetzungen. Im Rahmen Freges Theorie ist eine Begriffs- oder Beziehungsstruktur auf der Sinnebene zu erkennen, welche sich durch Komposition bzw. Zusammensetzung ergibt, was als eine der Grundbedingungen des Logos anzusehen ist (s. 5.1), und welche sich als innersprachliche, logische Valenzbeschreibung erfassen lässt, die direkt aus der morphosyntaktischen Valenzstruktur gewonnen werden muss, da die Grammatizität bzw. die Wohlgeformtheit des Ausdrucks unerlässlich für scharfe Begriffe und Beziehungen nach Frege ist. Zu dem Subjekt im Nominativ ist das finite Verb kongruent, und außer gegenüber einigen fakultativen Ergänzungen sowie den freien Angaben übt das finite Verb gegenüber anderen Einheiten des Satzes Rektion aus, wodurch eine besondere Rolle des finiten Verbs in der Satzorganisation zudem erkennbar wird. Während ein Akkusativobjekt nicht in jedem Satz eingebunden sein muss, existiert kein grammatischer Satz ohne Verb. Das Akkusativobjekt ist demnach nicht für die syntaktische 2171 Zur Rektionsdefinition Eisenbergs, s. E ISENBERG (1994: 52 f.); vgl. U ZONYI (2003: 230); vgl. ‚ Kategorisierung ‘ (E ISENBERG (1994: 38)); vgl. E ISENBERG (1994: 52 f.); vgl. W ELKE (1995: 165) 2172 U ZONYI (2003: 230 f.) 2173 U ZONYI (2003: 230 f.) 6.7 Der Abbildungscharakter der sprachlichen Äußerung 419 <?page no="420"?> Minimalstruktur der Menge aller Aussagesätze oder Kohärenzfelder obligatorisch. Das Verb hingegen ist für die syntaktische Minimalstruktur der Menge aller grammatischen Aussagesätze oder Kohärenzfelder der deutschen Sprache essentiell. So zeigt sich die zentrale Stellung des finiten Verbs in der syntaktischen Minimalstruktur eines Aussagesatzes 2174 , die mindestens ein Verb und ein weiteres Element enthalten muss, um die Fähigkeit zur Grammatizität bzw. grammatikalischen Wohlgeformtheit zu besitzen. Dies steht in Übereinstimmung mit obig alludierter Beobachtung, dass eine Komposition bzw. Zusammensetzung immer mindestens zwei Elemente erfordert (s. 5.1). Dabei kann das unpersönliche Pronomen es als Proform für eine subjektivische Nominalphase gelten. Diese traditionelle, aussagenlogische Struktur des monadischen Prädikatenkalküls als Proposition, bestehend aus einem logischem Subjekt und einem logischem Prädikat Φ (a), wird nach Frege zu mehrstelligen Prädikaten Φ (a, b) sowie zur Komposition von Prädikaten höherer Stufe Ω ( Χ (a)) erweitert. Dennoch trifft die Strukturbeschreibung einer syntaktischen Minimalstruktur als eine zweigliedrige Proposition auf viele deutsche Aussagesätze (z. B. er läuft) zu. Die Kongruenz gegenüber dem nominativischen Subjekt zeigt diese grundsätzliche Anschlussfähigkeit des Verbs zur Bildung einer Komposition an. 2175 Dabei besitzt das nominativische Subjekt jedoch nach Glinz den Status primus inter pares 2176 , der die zentrale Stellung des finiten Verbs untermauert. Die Übergeordnetheit des finiten Verbs leitet sich in einer syntaktischen Minimalstruktur als gesättigtes monadisches Prädikat letztendlich nur aus seiner Rolle als logisches Prädikat, welches als Begriff nach Frege das logisch Frühere ist, einer zeitlichen Kosignifikation und seiner Expressivität als Handlungs-, Vorgangs- oder Zustandsverb ab (s. 5; 5.1; 5.2; 5.3; 5.4; 7.2). Das logische Prädikat zeichnet sich nämlich durch Ungesättigtheit aus (s. 5.6.2; 5.6.4; 5.6.5; 5.6.6), weswegen die paradigmatische Ebene der Sprache die nominalen Subjekte in der äußersten Funktion der Struktur (s. 6.6) als Gegenstände einordnet. Die paradigmatische Ebene der Sprache stützt diese Struktur außerdem insofern, als die Möglichkeit der Substitution nachweisbar das Verb als Prädikat als auch das Subjekt zu zeichenhaften Einheiten macht, welche nach Frege potentiell jeweils einen eigenen Sinn signifizieren, außer der Status als Synkategorema (auch: Synsemantikum) in der Tradition Ockhams, eine Abaelardsche bzw. Port-Royalsche Kopula sowie damit eine syntaktische und semantische Unselbständigkeit ist empirisch nachweisbar, was in der vorliegenden Untersuchung zu überprüfen ist. Für Kompositionen, welche keine 2174 Vgl. z. B. E NGEL (2009: 90) 2175 Vgl. G LINZ (1972: 82); s. 6.1.2 2176 G LINZ (1972: 82 f.); s. 6.1.2 420 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="421"?> syntaktische Minimalstruktur darstellen 2177 , spricht Uzonyi selbst eine Verfeinerung des Endozentrikbegiffs an, welche vorführt, dass das finite Verb als ein den fakultativen Ergänzungen nach Helbig in einem Aussagesatz übergeordnetes Element in Erscheinung tritt: „ Das Dilemma wird zum Teil aufgehoben, wenn man die vereinfachte Definition ‚ das Vorkommen von a setzt das Vorkommen von b voraus ‘ durch den operationalisierbaren Endozentrikbegriff ersetzt, nach dem die Konstituente der Kopf ist, die man ohne die andere(n) nicht eliminieren kann. Die Operationalisierung (z. B. Eliminierungstest) liefert hierbei allerdings nur dann ein brauchbares Ergebnis, wenn die Verbkomplemente keine obligatorischen Ergänzungen sind. “ 2178 Dieser operationalisierbare Endozentrikbegriff muss beziehentlich der Strukturen in Präpositional- und Adjunktorphrasen eingeschränkt werden, was untig näher erläutert wird (s. 6.7.1.3; 7.4.2.3). 6.7.1.3 Die Projektion morphosyntaktischer Valenz und die Perkolation logisch-semantischer Valenz Ein weiteres strukturelles Prinzip, welches für ein Dependenzstemma zum Tragen kommen sollte, ist der Linguistik teilweise bereits in verschiedenen Interpretationen bekannt, jedoch in der vorliegenden Studie vor allem dem Funktionencharakter der Valenzträger beipflichtend. Da kasusregierte, kategorial sowie lexikalisch statusregierte Elemente von einem Regens regiert werden, projizieren die übergeordneten Elemente gemäß einem Projektionsprinzip Kasus-, Numerus- und Genusmerkmale sowie Status in die untergeordneten Elemente. Osswald fasst Jacobs Projektionsbegriff in einer Art und Weise zusammen, wie er für die Applikation in der vorliegenden Studie definitorisch angenommen wird: „ Nach Jacobs [ … ] zeichnen sich projektionistische bzw. lexikalistische Grammatikmodelle dadurch aus, dass syntagmatische Konstrukte als Projektionen von Eigenschaften der beteiligten Wörter bzw. Morpheme analysiert werden. ‚ Projektion ‘ meint hier vor allem, dass der Phrasenkopf, d. h. der Valenzträger, die Zusammensetzung der Phrase aus ihren Teilen steuert und damit gewissermaßen seine Eigenschaften auf die Phrase projiziert. [ … ] Die semantische Grundstruktur der Phrase sowie die Angaben zur syntaktischen Valenz sind im Kopflexem verankert. Ob und wie die Semantik des Valenzträgers mit der spezifischen Art und Weise der Argumentrealisierung zusammenhängt, wird [ … ] bei [ Jacobs] nicht thematisiert. “ 2179 2177 In der vorliegenden Untersuchung wird zwischen syntaktischer Minimalstruktur und KV unterschieden, s. 6.6. 2178 U ZONYI (2003: 231) 2179 O SSWALD (2014: 314); vgl. J ACOBS (2008); vgl. J ACOBS (2009) 6.7 Der Abbildungscharakter der sprachlichen Äußerung 421 <?page no="422"?> Nach Frege werden nicht die Eigenschaften, sondern die Merkmale des Begriffs projiziert (s. 5.7.1). Wie die Semantik des Valenzträgers mit der spezifischen Art und Weise der Argumentrealisierung zusammenhängt ist für die vorliegende Untersuchung bereits geklärt, indem obig diskutiert wurde, dass es sich bei dem Valenzträger um einen Intentionalität ausübenden Begriff im Fregeschen Sinn handelt, welcher wie in modistischen Grammatikmodellen über begrifflichen Gehalt, d. h. lexikalischen Inhalt verfügt, der auf intensionaler Ebene zu verorten ist und eine Bedeutung in der extensionalen Ebene lediglich bezeichnet, nicht assertorisch behauptet (s. 5.6.5; 5.6.6; 6.2.3). Das Projektionsprinzip verhindert, dass das Fortlaufen der Konnexionen von dem übergeordnetsten Element zum untergeordnetsten Element unterbrochen wird, d. h. dass Knoten verschwinden oder zusammenhangslos neu entstehen und versichert, dass die morphosyntaktische Valenz erwirkt wird, d. h. dass die Rektion die regierten Elemente erreicht. Diese Eigenschaft der Projektion entspricht der Auffassung von Valenzträgern als Funktionen bzw. als Begriffe Φ (a) und Beziehungen Φ (a, b). Die nachgeordneten Elemente im Stemma fungieren in der Projektion als Argumente a oder X(a) der Begriffe (z. B. Φ (a); Ω ( Χ (a))) und Beziehungen (z. B. Φ (a, b); Φ (X(a), b)), so dass sie in jedem Fall durch den äußeren Begriff oder die äußere Beziehung abgebildet und damit aktualisiert werden. Die Aktualisierung äußert sich in der morphosyntaktischen Anpassung der zeichenhaften Formen der Argumente an das Rektionsverhältnis oder in der Probatheit der Art des lexikalisch statusrektional als Argument geforderten Elements, womit die morphosyntaktische Valenz Ausdruck der Projektion des Valenzträgers ist. Deshalb muss umgekehrt von einer sogenannten Perkolation der Valenz auf den übergeordneten Valenzträger ausgegangen werden, wenn die obligatorischen Sättigungen eines einzigen Valenzträgers als verschiedene syntaktische Einbettungen variieren. Die Potentialität des Valenzträgers ist dann nicht in jedem Fall gleichförmig, und da die Valenzpotenz lexikalisch motiviert ist, muss aus einer derartigen Varianz von obligatorischen Ergänzungen auf eine Varianz im begrifflichen Gehalt (auch: lexikalischer Inhalt), d. h. im Sinn des Valenzträgers geschlossen werden. Die Perkolation ist somit das umgekehrte Prinzip zur obig dargelegten Projektion und beschreibt das Aktualisieren des zeichenhaften Valenzträgers mit einem bestimmten Inhalt (auch: begrifflicher Gehalt; Signifikat) durch die Quantität und Qualität der obligatorischen Argumente. 2180 Für die Problematik in Gliederungspunkt 6.7.1.1 Das Stemma aus Konnexionen, ob der Valenzträger oder das Argument das abhängige Element verkörpert, steht somit in der vorliegenden Studie gemäß den theo- 2180 Zum begrifflichen Gehalt sowie zur Intentionalität des Begriffs, zur lexikalischen Motivation der Valenzpotenz und zur Perkolation, s. 6.2.2; 6.2.3; 6.3; 6.7; 7.6. 422 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="423"?> retischen Rahmenbedingungen eine Antwort bereit, die aus der Funktionendarstellung von Valenzträgern sowie der dadurch entstehenden Projektion und Perkolation einer Abbildung hergeleitet ist. Aufgrund dieser Funktionendarstellung ist eine Projektion mit einer Rektion, Aktualisierung und Determination der Einheit oder der Einheiten in der Argumentstelle oder den Argumentstellen durch den Valenzträger assoziiert, weswegen diese vom Valenzträger abhängig sind. Eine bloße Projektion erzeugt eine einfache Dependenzrelation, in welcher das Argument als das abhängige Dependens figuriert. Eine Perkolation hingegen indiziert eine Aktualisierung und eine Determination des zeichenhaften Valenzträgers seitens einer Einheit oder mehrerer Einheiten in einer Argumentstelle oder mehreren Argumentstellen. 2181 So ist im Fall einer Perkolation der jeweilige zeichenhafte Valenzträger von den Elementen abhängig, welche seine Argumentstellen sättigen, obwohl der Valenzträger in der stemmatischen Baumstruktur dem Argument immer graphisch übergeordnet ist. Da der Valenzträger in einem solchen Fall nicht nur eine Projektion ausübt, sondern selbst Gegenstand einer rückwirkenden Perkolation ist, stellt sich eine derartige Konnexion als eine Interdependenzrelation dar. Es wird an dieser Stelle die Formulierung verwendet, dass das Zeichen des Valenzträgers und nicht der Inhalt des Valenzträgers abhängig ist, da das Eintreten eines derartigen Falls auf die Existenz mehrerer homonymer Zeichen (auch: Signifikanten) mit einem jeweils bestimmbaren Inhalt (auch: Signifikat) zurückgeführt wird. Ob das Zeichen eines Valenzträgers durch seine Argumente perkolativ aktualisiert und determiniert wird, muss anhand der empirischen Untersuchung ermittelt werden (s. 10). Eine vom verbalen Valenzträger ausgehende Projektion ist in einem beliebigen Satz oder Kohärenzfeld mit mindestens einer obligatorischen Ergänzung also grundsätzlich vorhanden. Eine Perkolation auf das Zeichen des verbalen Valenzträgers findet nicht immer statt. Es ergibt sich demnach eine Projektion morphosyntaktischer Valenz als Auswirkung logisch-semantischer Valenz sowie eine Perkolation logischersemantischer Valenz. Entscheidend sind somit die Feststellung der morphosyntaktischen Valenz, d. h. der Kasussowie Statusrektion und der Eliminierungstest unter Beibehaltung der Grammatizität bzw. Wohlgeformtheit des sprachlichen Ausdrucks, um die syntaktische Schichtung eines Aussagesatzes oder Kohärenzfeldes zu ermitteln. Diese Vorrangigkeit der Projektion vor der Perkolation steht in Übereinstimmung mit der Fregeschen Vorrangigkeit des Begriffs, da der Begriff das logisch Frühere ist 2182 , was durch die Praxis der empirischen Untersuchung bestätigt wurde (s. 7.4.2.4; 7.6). Erst nach der 2181 Hierzu genauer, s. 6.7.1; 6.7.1.2; 6.9; 7.6; 7.6.2; 7.6.2.1; 7.6.2.2. 2182 F REGE (2002 [1891]: 11) 6.7 Der Abbildungscharakter der sprachlichen Äußerung 423 <?page no="424"?> Ermittlung der Projektionen von zeichenhaften Valenzträgern gibt die Perkolation Aufschluss darüber, ob Homonyme zu einem Valenzträger bestätigbar bzw. ob ein Valenzträger mono- oder polysem ist. Die Perkolation erschließt jedoch nicht, was der spezifische Inhalt eines Zeichens oder was die einzelnen Inhalte mehrerer homonymer, gleich materialisierter Zeichen sind. Letztere Frage, nämlich was der Inhalt (auch: begrifflicher Gehalt) eines jeweiligen Zeichens (auch: Signifikant) ist, wird in jedem Fall durch die jeweilige Projektion beantwortet. Aufgrund der Vorrangigkeit der Projektion ist das valenzielle Prinzip, welches der Fregeschen Auffassung von Begriffen und Beziehungen als Funktionen entspricht, in Dependenzgrammatiken am deutlichsten repräsentiert, in denen Köpfe über den (Phrasen)elementen stehen, die sie als Argumente obligatorisch oder fakultativ binden und keine strukturellen Wiederholungen übergeordneter Elemente auftreten (s. u. Abb. 21; Abb. 25). Eine Konstituentenstruktur hingegen (s. u.) folgt dem binären Prinzip, weswegen die Köpfe von Phrasen nicht regelhaft hierarchisch übergeordnet sind (s. u. Abb. 24). 2183, 2184 6.8 Das binäre Prinzip und die Exozentrik der Konstituenz Die obig dargelegten grammatischen Strukturen werden jedoch nicht in allen neueren Grammatikmodellen angemessen beschrieben oder konsequent beachtet. So resümiert Eroms: „ Die Entdeckung des Wertigkeitsprinzips, bzw. die Rezeption der Valenzidee Tesnièrscher Prägung in der deutschen Grammatik hat zu einer Neuorientierung und Neugestaltung grammatikologischer Auffassungen geführt. Dies vollzog sich simultan mit der Rezeption der generativ-transformationellen Grammatik, die in einer, für die Valenzlehre fundamentalen Weise bei der grammatischen Tradition verblieb, ja diese geradezu noch radikalisierte, dass nämlich jeder Satz in zwei Grundkonstituenten zu teilen sei, eine vom Subjekt und eine vom Verb gesteuerte Komponente. Damit verbunden ist die Auffassung, dass jeder Satz ein Subjekt enthalten müsse. “ 2185 6.8.1 Das Θ -Kriterium in der Konstituentenstruktur Jene Grammatiken, die dem binären Prinzip folgen und eine traditionelle Teilung des Aussagesatzes in grammatisches bzw. logisches Subjekt und grammatisches bzw. logisches Prädikat nach der Struktur eines lediglich 2183 Vgl. E NGEL (2009: 17 f.) 2184 S CHAEDLER (2018a) 2185 E ROMS (2003: 168) 424 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="425"?> monadischen Prädikats vertreten, beziehen dennoch teilweise die Aspekte der grammatischen Kasusrektion sowie der Valenztheorie mit ein. In der generativen Grammatik, die ein Konstituentenstrukturprinzip verwirklicht, untersucht die sogenannte Kasustheorie folgende zwei verschiedenen Kasusauffassungen: 1. Erstens, das Auftreten der semantischen Kasus, d. h. der semantischen Rollen oder sogenannten Thetarollen (auch: Θ -Rollen) 2186, 2187 ; 2. zweitens, die grammatischen Kasus, d. h. die kategorialen Kasus der Einzelsprachen, welche in flektierenden Sprachen auch als morphosyntaktische Valenz im zeichenhaften sprachlichen Ausdruck ausgeformt sind. Wie bereits dargelegt, handelt es sich bei den semantischen Rollen um für universell oder übereinzelsprachlich erklärte Gegebenheiten. Diese werden verwendet, um die Sachverhalte, d. h. Szenen und Frames der außersprachlichen Wirklichkeit oder ihre mentale Repräsentation, durch zugeordnete dramaturgische Rollen von an der Szene oder dem Frame beteiligten Mitspielern zu beschreiben (s. 6.4.3.2). Die Mitspieler werden mit zeichenhaften Elementen im Satz assoziiert und die Semantik des Satzes entsprechend interpretiert. Deshalb eignen sich die semantischen Rollen für eine außersprachlich verstandene logische oder pragmatisch-kommunikative Valenzbeschreibung und sind für die Deskription einer logisch-semantischen Valenzebene innersprachlicher Strukturen, wie auch das Primat morphosyntaktischer Kriterien nach Helbig impliziert, nicht prioritätsrichtig. In Korrespondenz mit einer innersprachlich verstandenen logischen Valenz verzerren die semantischen Rollen potentiell die Perzeption logisch-semantischer Strukturen unnötig, da ausgedrückte Inhalte durch Beschreibungen mit clichéehaften, dramaturgischen Vorstellungen aus dem außersprachlichen Weltwissen verfälscht oder restringiert werden können. So hat das Framenet 2188 sowie damit die Dokumentation semantischer Rollen extensive Ausmaße erreicht, weil keine scharfe Grenze zwischen dem System der Sprache, d. h. innersprachlichen Strukturen, und den Sachverhalten in der außersprachlichen Wirklichkeit, dem Weltwissen sowie ihren mentalen Repräsentationen gezogen wird und weil die Absenz intersubjektiv einsehbarer Gründe für eine spezifische Rollenzuordnung zu einer Augmentation der Anzahl zur Verfügung gestellter Rollen führt. Das Thetakriterium (auch: Θ -Kriterium) versucht die Zuordnung von Rollen zu 2186 Vgl. G RUBER (1976 [1965]: 2); F ILLMORE (1972 [1968]: 20, 24 f.) 2187 Weiterführend bezüglich Thetaprinzipien (engl.: theta principles; Θ -principles), s. C HOM- SKY (1986: 86). 2188 Vgl. B AKER / F ILLMORE / L OWE (1998) 6.8 Das binäre Prinzip und die Exozentrik der Konstituenz 425 <?page no="426"?> Argumenten bzw. sprachlichen Repräsentanten durch eine Filterfunktion zu regeln und besagt, dass jede semantische Rolle als Thetarolle nur ein einziges Mal von einem sprachlichen Zeichen innerhalb eines Aussagesatzes denotiert werden darf: „ Theta-Criterion: Each argument bears one and only one thetarole, and each theta-role is assigned to one and only one argument. “ 2189 Das Thetakriterium ist für eine innersprachlich verstandene logische Valenz, wie sie in dem hier vorgestellten Modell der logisch-semantischen Valenz als Begriffsstruktur auf der intensionalen Sinnebene vorgestellt wird, unerheblich, da ausschließlich Ungrammatizität den sprachlichen Ausdruck ungültig machen kann, und da mit Freges Trennung zwischen Sinn und Bedeutung außersprachliche Verhältnisse sowie Sachverhalte oder deren mentale Repräsentationen von der Analyse sprachinhärenter Strukturen getrennt werden und darüber hinaus, den Ausdruck der natürlichen Sprache sowie die Expressivität und mentale Aktivität des Sprechers, Gedanken zu erfassen, nicht restringieren sollen. Die von dem Thetakriterium angestrebten Restriktionen und Regelungen bezüglich einer Zuordnung außersprachlicher Sachverhalte zu zeichenhaften Argumenten sind demnach im Rahmen dieser Studie für die Ermittlung des Sinns eines zeichenhaften Ausdrucks, statt seiner extensionalen Bedeutung, nicht angemessen. 6.8.2 Lexikalische Kasus als Qualität logisch-semantischer Valenz Semantische Rollen können in der Generativen Grammatik unter die Menge der obliquen Kasus 2190 (lat.: casus obliquus; dt.: schiefer Kasus; schiefer Fall) fallen, die nicht in Position des Subjekts stehen. In der Generativen Grammatik führt unter anderem die binäre Gliederung des Aussagesatzes in ein grammatisches Subjekt als nominativische Nominalphrase und ein grammatisches Prädikat dazu, dass der dortig als obliquer Kasus (engl.: oblique case) bezeichnete Kasus (engl.: inherent case; dt.: inhärenter Kasus; inhärenter Fall) nicht aufgrund seiner syntaktischen Position zugeordnet wird. Stattdessen wird ein obliquer Kasus in generativen Grammatiken semantischen Rollen (auch: lexikalischen Kasus) zugewiesen. Die lexikalischen Kasus 2191 (engl.: semantic case; dt.: semantischer Kasus) sind hierbei als alle Kasus identifiziert, welche keine strukturellen Kasus im Sinne der generativen Grammatiken sind, d. h. die lexikalischen Kasus treten lediglich aufgrund angenommener lexikalischer Eigenschaften von Verben im Satz auf. Als strukturelle Kasus gelten im 2189 C HOMSKY (1981) 2190 Vgl. C HOMSKY (1981: 170) 2191 Vgl. C HOMSKY (1981: 170) 426 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="427"?> Allgemeinen alle jene Kasus, welche in Chomskys Theorie entsprechend einer angenommenen strukturellen Norm im Aussagesatz gefordert sind. Für das Deutsche sind als strukturelle Kasus von Vertretern derartiger Kasusdefinitionen und Kasustheorien meist der Nominativ und der Akkusativ anerkannt. Die Kasusalternation zwischen einem Subjekt im Nominativ und einem Objekt im Akkusativ bei der Anwendung der Passivprobe sowie die Kasusabsorption durch die Argumentreduktion dienen in der Kasus- und Θ -Theorie zur Differenzierung der zwei Kasustypen, wobei strukturelle Kasus alternieren und lexikalische Kasus invariant bleiben 2192 (z. B. sie [NOM STR. ] bindet ihm [DAT LEX. ] die Krawatte [AKK STR. ] → die Krawatte [NOM] wird ihm [DAT] (von ihr) gebunden) (vgl. Abb. 1). 2193 Die Kasustheorie Chomskys ändert ihre Annahmen, ihre Terminologie und die zugeordneten Kasusdefinitionen mehrmals, doch eine detaillierte Darstellung der Veränderungen innerhalb Chomskys Theorie wäre an dieser Stelle nicht weiterführend. Fischer/ Leek beschreiben die zahlreichen Änderungen und Chomskys Kasustheorie folgendermaßen: „ Yet, other changes in the Case system are proposed, though in terms which are as arbitrary as they are obscure. [ … ] at a later stage, Chomsky becomes even harder to follow. “ 2194 Ein Fokus auf die Distinktion zwischen strukturellen und nicht-strukturellen Kasus schafft hinreichende Klarheit für die Erläuterungen in diesem Absatz. Eine Annäherung an eine innersprachlich verstandene logische Valenz, welche unabhängig von einer binären Gliederung eines Aussagesatzes Argumentstellen für Argumente bestimmter syntaktischer Kategorien eröffnet, könnte in den Konstituentengrammatiken durch die zugewiesenen nicht-strukturellen Kasus, d. h. die lexikalischen Kasus, welche ebenfalls den obliquen Kasus zuordenbar sind, geschehen. An dieser Stelle überschneidet sich die Arbeit der Valenztheoretiker mit jener der Konstituentengrammatiker, denn es ist zu klären, welche lexikalischen Kasus bzw. nicht-strukturellen Kasus ein Zeichenträger regieren kann, was mit Hilfe der Valenzwörterbücher und der Dokumentation von Bedeutungsvarianten nach Helbig sowie ihren unterschiedlichen Argumentstrukturen vorgenommen wird. Eine Ermittlung der logisch-semantischen Valenz von Valenzträgern mit dependenzgrammatischen Methoden kann demnach Erkenntnisse für die Anwendung der lexikalischen Kasus bzw. der nicht-strukturellen Kasus in Konstituentengrammatiken liefern (vgl. Abb. 22). Die lexikalischen bzw. nicht-strukturellen Kasus können als Qualitäten der Argumentstellen logisch-semantischer Valenz von Valenzträgern gelten und in diesen Qualitäten erkannt werden (vgl. Abb. 22) (s. 5.8.3; 2192 Vgl. C HOMSKY (1981: 36, 49, 170, 175); vgl. R AMERS (2000: 112 f.) 2193 S CHAEDLER (2020c) 2194 F ISCHER / L EEK (1987: 96) 6.8 Das binäre Prinzip und die Exozentrik der Konstituenz 427 <?page no="428"?> 6.4.1; 6.4.1.1; 6.4.2). Der in Konstituentengrammatiken z. T. eingeführte Kasusfilter (engl.: case filter) 2195 stellt in Übereinstimmung mit der morphosyntaktischen Valenz der Valenztheorie eine Bedingung für die Grammatizität eines Aussagesatzes auf, die darin besteht, dass jede Nominalphrase die Qualität eines grammatischen Kasus aufweisen muss, was durch morphosyntaktische Merkmale oder durch die syntaktische Position im Satz ausgedrückt ist. Allerdings verfehlt diese Bedingung zur Wohlgeformtheit bzw. Grammatizität sprachlicher Ausdrücke in Konstituentengrammatiken den Zweck, eine kohärente Strukturbeschreibung zu ermöglichen, denn in einer Konstituentenstruktur kann diese Wohlgeformtheit nicht als durch den funktionenhaften Charakter von Valenzträgern in die morphosyntaktische Struktur projiziert aufgefasst werden, wie dies in endozentrisch strukturierten grammatischen Modellen der Dependenzgrammatiken (Abb. 21) möglich ist (s. 6.7.1.1; 6.7.1.2), in denen keine strukturellen Wiederholungen übergeordneter Elemente auftreten und Köpfe regelhaft ihren untergeordneten Elementen hierarchisch übergeordnet sind. 2196 (S. 6.7.1.3) 2197 Dennoch kann ein schwacher Endozentrikbegriff, der nicht notwendig mit einer Projektion der Quantitäten und Qualitäten einhergeht, neben den lexikalischen Kasus als weiterer konstruktiv nutzbarer Berührungspunkt zwischen Dependenzgrammatiken und Konstituentengrammatiken angesehen werden (Abb. 20; Abb. 21; Abb. 22). 2198 Abb. 20: Exemplarische Konstituentenstruktur mit lexikalischen Kasus 2195 Vgl. C HOMSKY (1981: 49, 175) 2196 Vgl. E NGEL (2009: 17 f.) 2197 S CHAEDLER (2018a) 2198 Bezüglich Abb. 20, Abb. 21 und Abb. 22 ist zu beachten, dass es sich nur um Modelle handelt, die Bildung eines natürlichsprachlichen Satzes mit Ergänzungen zum Verb in allen vier Fällen ist im Deutschen unwahrscheinlich. 428 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="429"?> Abb. 21: Exemplarische Dependenzstruktur mit Qualitäten von Argumentstellen der Funktion des Valenzträgers Abb. 22: Überlagerung einer exemplarischen Konstituentenstruktur mit einer exemplarischen Dependenzstruktur 6.9 Die Notwendigkeit von Begriffen Φ (x) für endozentrische Projektion und Perkolation Über die prädikatenlogische Auffassung von Sprachzeichen natürlicher Sprachen und ihre Beschreibung als Funktionen wird zunächst einleitend am Beispiel Welkes Thesen reflektiert. Bei genauer Beobachtung wird eine strikte Projektivität bei Welkes Analyse der valenziellen Verhältnisse innerhalb einfachster Subjektsprädikativkonstruktionen (z. B. Emil ist froh) nicht eingehalten. Das Argument des Subjekts in Welkes Modell ist theoretisch dupliziert bzw. kopiert, da zwei valenzielle Leerstellen für ein einziges Argument eröffnet sind, welches dadurch im Stemma wiederholt wird. 2199 Welke erklärt dies folgendermaßen: 2199 W ELKE (2011: 109) 6.9 Die Notwendigkeit von Begriffen Φ (x) für endozentrische Projektion und Perkolation 429 <?page no="430"?> „ Auch die Darstellung des prädikativen Adjektivs verlangt eine Weiterung, wenn man Kopula-Verb und Adjektiv in ihrer jeweils eigenen Valenz berücksichtigen will [ … ] Das Verb ist ist ein zweiwertiger Valenzträger. Als sein 2. Argument kann u. a. ein Adjektiv stehen. Dieses Adjektiv hat jedoch selbst Valenz. [ … ] Das Argument wird jedoch in der Regel nicht explizit ein zweites Mal realisiert, weil es bereits als Argument des Kopula-Verbs existiert. Die Sprecher nehmen auf dieses bereits durch die Kopula gesetzte Argument Bezug. “ 2200 Welke gibt somit an dieser Stelle an, dass syntaktisch die von ihm angenommene Leerstelle des Adjektivs, welche durch das Subjekt besetzt sei, nicht gesondert realisiert aber dennoch vorhanden ist. Dabei befindet Welke nicht, dass es sich bei der von ihm angenommenen valenziellen Leerstelle des Adjektivs in dem Satz Emil ist froh um einen rein semantischen und deshalb andersartig zu deskribierenden Bezug des Adjektivs auf das Subjekt handelt. Stattdessen nennt er diese Leerstelle ohne sie von den zwei Leerstellen des Verbs sein zu unterscheiden und leitet ihre Existenz aus der umschreibenden Formulierung Emil ist ein froher (Emil/ Mensch) ab. 2201 Das Zeichen des logischen Gegenstands der Person Emil bzw. des Individuums Emil wird somit zweimal von einer Funktion aufgenommen und zweimal abgebildet, mit dem Bild des syntaktischen Subjekts. Ob es sich dabei nach Welke um eine surjektive Abbildung handeln soll, ist jedoch nicht geklärt, da Welke anführt, das Argument des Adjektivs sei vorhanden, nur nicht realisiert. 2202 Eine komplexe verknüpfte Funktion des Verbs sein ist damit aber nicht mehr vorstellbar, wie die Form *ist(Emil, froh(Emil)) zeigt, da diese einen logischen Gegenstand zweimal als Argument annimmt und auf gewisse Weise ein Urbild auf zwei Bilder abbilden würde, von welchen eines materialisiert existiert und das andere als unrealisiert vorhanden gilt. Deshalb ist Welkes nachfolgender Vergleich mit Verweis auf Freges Begriffsschrift, sofern diese als Repräsentant der modernen Relationslogik verstanden wird, an dieser Stelle nicht akkurat oder bedarf detaillierterer Erläuterungen: „ Aber man kann den gleichen Satz auch als eine Funktion (ein Prädikat) mit zwei Argumenten ansehen und das sagt die Dependenzbzw. Valenzanalyse “ 2203 . Welke konstatiert: „ Die Satzgliedanalyse geht in diesem Punkt mit der modernen Relationslogik konform. “ 2204 An anderer Stelle, nämlich in der Aufnahme der Adjektivvalenz 2205 und Sub- 2200 W ELKE (2011: 109) 2201 W ELKE (2011: 109) 2202 Vgl. W ELKE (2011: 109) 2203 W ELKE (2011: 70) 2204 W ELKE (2011: 66) 2205 W ELKE (2011: 109) 430 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="431"?> stantivvalenz, wobei Adjektive grundsätzlich valenzielle Leerstellen für Substantive eröffnen können und Substantive selbst ebenfalls Valenzträger sein können, ist Welkes Theorie in Ansätzen für eine Übertragung Freges Thesen in die Erforschung der Satzstruktur praktikabel und geeignet: „ In ihrer prädikativen Funktion sind Substantive dann qua prädikativer Funktion auch Valenzträger “ 2206 . An dieser Argumentation Welkes ist einsehbar, dass durch die Theorie der realisierten oder verdeckten Kopula die Konzeptualisierung sprachlicher Valenzträger als mehrstellige Prädikate und Funktionen (auch: injektive Abbildungen) gestört wird. Diese Problematik haftet auch den Konstituentengrammatiken an, insbesondere dann, wenn die der traditionellen Urteilslehre und deren monadischen Prädikaten entnommene Struktur auf Aussagesätze angewandt wird, welche ein nicht monovalentes finites Verb aufweisen. Obwohl Welke konstruktionsgrammatische Lösungsvorschläge einbringt, erfolgt in der vorliegenden Studie keine weiterführende Präsentation konstruktionsgrammatischer Theorien zum Thema. Die vorliegende Untersuchung erforscht die Konnexionsstruktur und logisch-semantische Valenz unter Einbeziehung einer syntaktischen Analyse und der Fregeschen Distinktion zwischen Sinn und Bedeutung. Eine möglichst genaue Feststellung und Modellierung von ermittelbaren Projektions- und Perkolationsverhältnissen sind hierfür notwendig (s. 6.7.1.3; 6.9). Nach Welke liegt der Ansatzpunkt der Erforschung von Bedeutungen einzelner und komplexer sprachlicher Einheiten für die Konstruktionsgrammatik nicht in Projektionsverhältnissen, sondern in einer Untersuchung der Schnittstelle zwischen Sprachgebrauch und Lexikon, wobei nach Goldberg weder Lexikon und Grammatik noch Pragmatik und Semantik in konstruktionsgrammatischen Theorien als strikt voneinander getrennt angesehen werden: „ In Construction Grammar, no strict division is assumed between the lexicon and syntax. [ … ] Another notion rejected by Construction Grammar ist that of a strict division between semantics and pragmatics. “ 2207 Ziem fasst zusammen: „ Sprachwissen umfasst in konstruktionsgrammatischer Perspektive kognitive Strukturen und Einheiten, die in der kommunikativen Praxis entstehen und die Verwendung und das Verstehen von sprachlichen Einheiten motivieren. “ 2208 Ein expliziter Annäherungsversuch der Konstituentengrammatiken an dependentielle Strukturen wurde aufgrund der strukturellen Schwächen des binären Prinzips der Konstituentenstruktur durch 2206 W ELKE (2011: 112) 2207 G OLDBERG (1995: 7) 2208 Z IEM (2014a: 17); vgl. Z IEM (2014b) 6.9 Die Notwendigkeit von Begriffen Φ (x) für endozentrische Projektion und Perkolation 431 <?page no="432"?> die X-bar-Theorie Jackendoffs unternommen. Die Abwandlung einer reinen Konstituentenstruktur (Abb. 24) in eine sogenannte Phrasenstruktur ermöglicht eine schwache Endozentrik innerhalb der Phrasen, in welchen diejenige Konstituente als Kopf der Phrase gilt, „ deren Vorkommen in der gegebenen Phrase obligatorisch ist, d. h. ohne welche die andere[n] Konstituente[n] in derselben Phrase nicht auftreten könnte[n] (wenn wir allerdings von ‚ Phrasen ‘ und ‚ Köpfen ‘ sprechen, ist es nicht mehr Konstituenz pur, sondern eine Phrasenstruktur). “ 2209 Des Weiteren bemüht sich die X-bar-Theorie, das valenzielle Prinzip zu beachten. In der X-bar-Theorie bilden Köpfe und deren angeschlossene Einheiten Phrasen, wobei den Köpfen die Fähigkeit zuerkannt wird, gemäß valenztheoretischer Übelegungen Argumentstellen für andere Entitäten zu eröffnen. Hierbei bilden autonome Wörter sowie lexikalische Köpfe, die eine Wortgruppe anhand einer sogenannten Projektion hierarchisch strukturieren, Phrasen (Abb. 23). 2210, 2211 Eine Störung des Abbildungscharakters der Sprache und der Projektionssowie Perkolationsverhältnisse innerhalb der endozentrischen Strukturierung ist in der strukturellen Beschreibung der X-bar-Theorie sowie deren graphischer und formaler Darstellung dennoch nicht vollständig beseitigt, denn es treten weiterhin strukturelle Wiederholungen übergeordneter Element in den ihnen untergeordneten Strukturen auf (Abb. 23). 2212, 2213 Derartige strukturelle Wiederholungen, z. B. im Strukturbaum des Beispielsatzes der Junge ist dem Pferd zugetan (vgl.: Abb. 23; Abb. 24; Abb. 25), können dem Charakter der Regens bzw. Valenzträger als logische Prädikate mit einer injektiven Abbildungsfunktion nicht gerecht werden, da eine (injektive) Identitätsabbildung f: M → M; f id (x) nicht mit einer (injektiven) Abbildung, die nicht der Identitätsabbildung entspricht f: M → N; f(x), vermengt werden kann. Strukturelle Wiederholungen in untergeordneten Strukturen indizieren eine Identitätsabbildung, die gleichzeitig andere Elemente nicht auf sich selbst abbildet, was einen Widerspruch erzeugt. 2209 E ROMS (2003: 231) 2210 J ACKENDOFF (1982: 33 ff., 81 ff.) 2211 S CHAEDLER (2018a) 2212 Vgl. J ACKENDOFF (1982: 33 ff., 81 ff.) 2213 S CHAEDLER (2018a) 432 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="433"?> Abb. 23: Darstellung struktureller Wiederholungen im Strukturbaum nach der X-bar- Theorie am Beispiel einer isolierten Kopulapartikelphrase (KopP) 2214 Abb. 24: Darstellung struktureller Wiederholungen im Strukturbaum einer Konstituentengrammatik am Beispiel einer isolierten Kopulapartikelphrase (KopP) 2215 Der Valenzträger nimmt die Argumente als Sättigung seiner Argumentstellen und formt sie durch das Rektionsverhältnis morphosyntaktisch in ihr Bild um, welches er projiziert (z. B. der Baum → des Baumes) (s. 6.4.1; 6.4.1.1; 7.6.2.2). Auch Valenzträger, welche lediglich gleichartig in der Zeichenebene materialisiert sind, jedoch als Funktionen bzw. Begriffe oder Beziehungen aufgefasst 2214 S CHAEDLER (2018a) 2215 S CHAEDLER (2018a) 6.9 Die Notwendigkeit von Begriffen Φ (x) für endozentrische Projektion und Perkolation 433 <?page no="434"?> verschiedene begriffliche Gehalte d. h. verschiedene Sinne besitzen und deshalb verschiedene, untergeordnete Strukturen projizieren, können mittels der Perkolation eindeutig erkannt werden. Das Prinzip der Projektion, welches in der X-bar-Theorie veranschlagt ist, kann somit keinesfalls mit demjenigen Prinzip der Projektion gleichgesetzt werden, welches in einer rein dependenzgrammatischen Struktur (Abb. 25), in der aufgrund der Endozentrik die Valenzträger als Prädikate bzw. Funktionen nach Frege aufgefasst werden können, verwirklicht ist. 2216 Es handelt sich um zwei verschiedene Entwürfe von Projektion, wobei diejenige Projektion, die von Valenzträgern als Begriffe und Beziehungen nach Frege bzw. als injektive Funktionen in strikt endozentrischen, dependenzgrammatischen Strukturen erwirkt wird, aus obig genannten Gründen die mathematisch und logisch kohärentere darstellt. Abb. 25: Darstellung einer isolierten Kopulapartikelphrase in einem exemplarischen dependenzgrammatischen Stemma mit subklassenspezifischer Rektion nach Engel 2217 6.10 Eine Interpretation der Konnexionen in der Konstituentenstruktur Die Beachtung von Aspekten der morphosyntaktischen Valenz, z. B. des Kasusfilters, bleibt demnach in Konstituentengrammatiken ohne logische Konsequenz und ohne Erkenntnisgewinn, denn traditionelle Konstituentengrammatiken sind fundamental exozentrisch strukturiert, weswegen der funktionale Abbildungscharakter der strukturellen Köpfe bzw. Valenzträger durch die theoretische Grundlegung gestört ist, und die Projektion sowie die Perkolation innersprachlicher Strukturen unterbrochen ist. Wenn die übergeordneten Einheiten einer konstituentengrammatischen Satzananalyse nicht als 2216 Vgl. S CHAEDLER (2018a) 2217 Vgl. E NGEL (2009: 16, 270); vgl. S CHAEDLER (2018a) 434 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="435"?> Funktionen (auch: injektive Abbildungen) bzw. als Begriffe und Beziehungen nach Frege aufgefasst werden können, so ist nicht nur die Konstituierung eines gesättigten Begriffs ─ Φ (x), d. h. einer Sinnstruktur, sondern demzufolge auch die Bezeichnung einer Bedeutung der Funktion έ ( Φ ( ε )) bzw. deren intersubjektiver Nachvollzug als Referenz vom Zeichen oder vom Sinn auf die Bedeutung verunmöglicht. Dies sei nächst an einer exemplarischen Applikation der Funktionenschreibweise auf die jeweilige Struktur der Bäume einer Konstituentengrammatik (vgl. Abb. 24) sowie der X-bar-Theorie (vgl. Abb. 23) illustriert. So würde im geschilderten Strukturbaum einer Konstituentengrammatik ein Kopf namens KopP, welcher die Definition KopP → NP + Kop besitzt, seine eigenen Bestandteile als Argumente in der Struktur *KopP(NP, Kop) projizieren oder ein Kopf namens NP, welcher die Definition NP → Det + N hat, würde seine eigenen Bestandteile als Argumente in der Struktur *NP(Det, N) projizieren, was jeweils nur als eine Art ungültige Selbstabbildung interpretiert werden kann. In dem vorgestellten Strukturbaum der X-bar-Theorie würde die Einheit Kop die Einheiten Kop und NP in der Struktur *Kop ’ (Kop, NP) projizieren und die Entität NP projiziere die Entiäten N ’ sowie DetP in der Struktur *NP(N ’ , DetP), womit wiederum eine Art ungültige Selbstabbildung dargestellt ist. Die Köpfe der Konnexionsstrukturen in den Bäumen einer beliebigen Konstituentengrammatik oder der X-bar-Theorie können also nicht regelhaft als Begriffe, Beziehungen, Prädikate bzw. Funktionen gelesen werden. Stattdessen zeigen sich die Interpretationen der Konnexionsstriche als die Lesarten KopP ist/ besteht aus NP + Kop; NP ist/ besteht aus Det + N; Kop ’ ist/ besteht aus Kop + NP; NP ist/ besteht aus N ’ + DetP. Damit ist zumindest auf der ersten Ebene einer Konstituentenstruktur (S → NP + VP) ein assertorischer Moment mit der Lesart ist/ besteht aus perzipierbar, welcher den sprachlichen Repräsentanten des Prädikats (VP) nicht über ein logisches Subjekt (NP) mit oder ohne behauptende Kraft aussagt, sondern die sprachlichen Repräsentanten des logischen Subjekts und logischen Prädikats aufsummiert. Es lässt sich also konkludieren, dass es sich bei der Einsetzung der Konnexionen in den exemplarischen Strukturbäumen einer Konstituentengrammatik sowie der X-bar- Theorie auch um eine Radikalisierung der traditionellen Urteilslehre (s. 5.3; 5.4; 5.5.2) handelt, in welcher nicht einmal mehr die vage Struktur eines logischen Prädikats oder das eingefaltete (auch: nicht entfaltete) Urteil nach Pfänder erkennbar ist, sondern stattdessen sind die Konnexionsstrukturen in diesen Bäumen einer Konstituentengrammatik sowie der X-bar-Theorie eine Zerteilung des sprachlichen Ausdrucks bzw. Satzes und eine Präskription einer Struktur in Gleichsetzungen (z. B. NP ist/ besteht aus Det + N; KopP ist/ besteht aus NP + Kop) nach dem Modus einer a priori festgelegten Definition. Dabei ist die entstehende Struktur gar nicht oder nicht regelhaft aus logischen Prädikaten 6.10 Eine Interpretation der Konnexionen in der Konstituentenstruktur 435 <?page no="436"?> bzw. Funktionen aufgebaut und berücksichtigt demzufolge auch nicht die Intentionalität von Begriffen oder Beziehungen und deren begrifflichen Gehalt (auch: lexikalischer Inhalt), d. h. deren Sinn. 2218 Da diese Auflistung von Definitionen (s. o.) nicht dem Charakter einer Axiomatik, aus deren Axiomen intersubjektiv einsehbare Implikationen inferiert werden können, nahekommt, ergibt sich als Strukturbeschreibung in einer Konstituentengrammatik sowie in der X-bar-Theorie ein zerlegendes Regelwerk oder eine Vorschriftentafel. Lediglich die Zerteilung von Einheiten (z. B. S → NP + VP) bleibt intersubjektiv nachvollziehbar, wenn auch nicht immer rational begründbar, da sich die Teile nicht notwendig zu einem übergeordneten Ganzen zusammenfügen (Abb. 23) und weil z. B. keine Begründung dafür präsentiert wird, warum das nominativische Subjekt nicht der Verbalphrase untergeordnet wurde, nach welchen Kriterien sämtliche Entitäten konnexionell an die Verbalphrase gebunden sind oder warum ein Satz nur aus zwei Teilen, der Nominalphrase und der Verbalphrase zusammengesetzt wird, wenn das logische Prädikat nicht als solches wahrgenommen wird. Auch sofern „ Die logische Grundbeziehung [ … ] die des Fallens eines Gegenstandes unter einen Begriff [ist] “ 2219 , muss demzufolge Chomskys Beschreibungsmodell für einen Aussagesatz S → NP + VP für nicht logisch bzw. für unlogisch erklärt werden. Eine konstituentengrammatische Zerlegung sowie graphische Darstellung der Struktur des Aussagesatzes (z. B. S → NP + VP) 2220 stellt außerdem nicht regelhaft intentionale Verhältnisse dar und eine Synthese aus derartig zersetzten Einzelteilen der zusammenhängenden Satzstruktur liefert keinen vermehrten Erkenntniswert hinsichtlich der Art der Komposition bzw. Zusammensetzung als syntaktische Schichtung oder semantischer Aufbau. Es ist demzufolge zu resümieren, dass eine Nichtbeachtung endozentrischer Aspekte einer Struktur mit einem Verlust innersprachlich interpretierbarer, logischer Valenz einhergeht, da der Abbildungscharakter der als Funktionen (auch: injektive Abbildungen) verstandenen intensionalen Begriffe und Beziehungen nach Frege, welche durch sprachliche Zeichenträger, die als Valenzträger fungieren, repräsentiert werden, verloren geht. Deshalb muss eine Konstituentengrammatik auf semantische Selektionsbeschränkungen (z. B. Θ -Prinzipien (engl.: Θ -principles) und S-Selektion (engl.: S-selection)) 2221 , auf eine extensional verstandene logische Valenz und ihre Beschreibung mit Hilfe semantischer Rollen der Szenen und Frames in der außersprachlichen Wirklichkeit bzw. ihrer mentalen Repräsentation oder auf 2218 Vgl. die Erklärung einer genuinen Intentionalität der Elemente eines Aussagesatzes, s. 6.2.2; 6.2.3; 6.9. 2219 F REGE (2001 [1892 - 1895]: 25) 2220 C HOMSKY (1976: 26) 2221 C HOMSKY (1986: 86 - 92) 436 6 Valenz und Semantik der Kopulae <?page no="437"?> pragmatisch-kommunikative Valenzbeschreibungen, welche allesamt der extensionalen Bedeutungsebene zugehörig sind, zurückgreifen, um einen Inhalt des natürlichsprachlichen Ausdrucks zu erfassen. Eine innersprachliche logisch-semantische Valenz kann mit Hilfe der formalen oder graphischen Strukturbeschreibungen einer Konstituentengrammatik nicht logisch kohärent und in der X-bar-Theorie nicht widerspruchs- oder fehlerfrei dargestellt werden. 2222 Ob dieser obigen argumentativen Auseinandersetzung mit den Eigenheiten einer konstituentenstrukturellen Grammatikbeschreibung soll ein Gegenentwurf zu derselbigen vor dem Hintergrund des theoretischen Rahmens der vorliegenden Studie außerdem anhand einer Deskription der Ergebnisse einer Analyse empirischer Daten erfolgen. Dabei ist zusammenfassend die Valenz als lexikalische Eigenschaft von Lexemen, ihre morphosyntaktische Umgebung (obligatorisch) festzulegen, definiert, während die (reine) Dependenz eine (fakultative) grammatische Abhängigkeitsbeziehung, welche die syntaktische Schichtung offenlegt, darstellt. 2223 Induktiv erhobene und mit Hilfe deduktiver linguistischer, operationaler Methoden analysierte Belege natürlichsprachlicher Aussagesätze und Kohärenzfelder erweisen sich unter Anerkennung unausgewerteter, (ungesättigter) Fregescher Gedanken als syntaktisch geschichtete Gebilde in Form von Funktionen mit dem finiten Verb als strukturellem Zentrum und potentiell mehrstelligem Prädikat (auch: Begriff; Beziehung; Funktion), wobei sich jede Valenzbeziehung als Dependenz- oder Interdependenzbeziehung herausstellt, aber nicht jede Dependenzbeziehung als Valenzbeziehung. Diese dependenzgrammatische Struktur, welche mit einer konstituentengrammatischen Struktur konkurriert, soll also mit Hilfe einer Datenerhebung und Datenanalyse intersubjektiv einsehbar aufgestellt werden. 2222 S CHAEDLER (2018a) 2223 Vgl. J ÄRVENTAUSTA (2003: 717) 6.10 Eine Interpretation der Konnexionen in der Konstituentenstruktur 437 <?page no="438"?> 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse Kein Urteil ist schneller und keines hält sich für sicherer als das der Unwissenheit. (Adalbert Stifter) Im Folgenden wird im empirischen Teil der Untersuchung die Beleganalyse von ASSen und KHFern mit K-P-Ken vorgenommen. Als finites V fungiert in diesen Belegen eine KOP, ein kopulaähnliches V oder ein Objektsprädikativverb, welches in der Fachliteratur als solches aufgeführt ist. Die einzelnen Belege werden mehreren geeigneten linguistischen Testverfahren unterzogen. In der vorliegenden Untersuchung ist eine nicht arbiträre Folge mehrerer sukzessiv (z. B. die Anwendung des TOPs hat Primat vor dem TEL, welcher auf das Resultat des TOPs angewendet wird, falls dessen Testergebnis positiv ist) oder rekursiv (z. B. die Applikation des ELMs, welcher auf den sprachlichen Beleg angewendet wird und anschließend jeweils ein- oder mehrmals auf das Resultat seiner eigenen Applikation) anzuwendender Testverfahren für die Analyse eines einzelnen Ausdrucks bzw. Belegs sprachlichen Materials erforderlich, um objektive, valide und reliable Beobachtungsdaten zu erhalten. Die Applikation geeigneter linguistischer Testverfahren ist ein experimentelles Vorgehen der operationalen Analyse in der strukturellen Linguistik, um sprachliche Elemente zu segmentieren und zu klassifizieren. 2224 Sie stellt eine intersubjektiv einsehbare, empirische und deduktive Methode dar, sprachwissenschaftliche Thesen bzw. Hypothesen auf extensionaler Grundlage des Forschungsgegenstands zu veri fizieren oder zu falsi fizieren. 2225 Dabei wird in der Regel die Sprache als System aufgefasst, welches nach de Saussure als Sprachsystem langue von der Rede parole im individuellen Sprechakt unterschieden wird. 2226 Glinz entwirft eine Reihe linguistischer Testverfahren 2227 und beschreibt die sprachliche Systemerprobung: „ Wir experimentieren [ … ] mit dem sprachlichen Mechanismus [ … ]: Wir nehmen Teile weg, wechseln sie aus, stellen sie um, fügen neue hinzu usw., und beobachten bei alledem, was passiert. “ 2228 Um valide Testergebnisse zu erhalten, wird deshalb die muttersprachliche Kompetenz 2224 D ÜRSCHEID (2012: 47 - 54); vgl. S CHAEDLER (2020d) 2225 Vgl. a. S CHIERHOLZ (2001: 74 ff.); vgl. S CHAEDLER (2020d) 2226 S AUSSURE (1931: 30 ff.) 2227 Vgl. G LINZ (1973: 53 f., 85 ff., 89 ff., 93 ff.) 2228 G LINZ (1973: 53) <?page no="439"?> oder linguistische Fachkompetenz bezüglich des Sprachsystems langue eingesetzt, weswegen eine Informantenbefragung mit zufällig ausgewählten Versuchspersonen nicht für alle sprachwissenschaftlichen bzw. linguistischen Untersuchungsgegenstände geeignet ist 2229 und eine Konsenstheorie der Wahrheit zur Ermittlung von Untersuchungsergebnissen idealiter auszuschließen ist. Die operationale linguistische Analyse validiert ihre Ergebnisse somit aufgrund der Korrespondenztheorie der Wahrheit adaequatio intellectus et rei 2230 , welche existierende Theorien anhand von Beobachtungsdaten und unter Hinzuziehung induktiver Methoden überprüft. Der Prozess der empirischen Prüfung einer Theorie an der Realität ist durch die Notwendigkeit der Beachtung besonderer „ Spielregeln “ 2231 der Wissenschaftlichkeit sowie eines hinreichenden Umfangs des Erfahrungsgehalts und der empirischen Basis 2232 zu ergänzen. Linguistische Testverfahren operieren auf der syntagmatischen sowie der paradigmatischen Ebene der Sprache und hierbei zumeist nach einer Rezeption des Leibniz- Gesetzes α = β ⇒ φ ↔ φ [ α / / β ] salva veritate 2233 unter Erhalt der Bedeutung bzw. des Wahrheitswertes oder salva congruitate 2234 , unter Beibehaltung der Grammatizität bzw. der Wohlgeformtheit eines Ausdrucks. 2235, 2236 Dabei ist die operationale Analysemethodik des behavioristisch geprägten amerikanischen Strukturalismus 2237 von derjenigen des europäischen Strukturalismus, welcher unter anderem die Inhaltsseite bzw. die Semantik von Sprachzeichen miteinbezieht 2238 , abzugrenzen. 2239 Nach Straus sind eine rein behavioristische Sprachauffassung sowie die objektive Psychologie widerlegbar. 2240 Diese Kritik gilt nach Gipper muta mutandis auch den entsprechenden Auffassungen der Sprachphilosophen und Logiker des Wiener Kreises um Schlick sowie den von diesen beeinflussten Thesen. 2241 Die linguistischen Testverfahren sind nach dem Typ der Operation am Ausdruck gruppierbar. Im Allgemeinen sind Substitutions- (z. B. Pronominalisierungstest), Permutations- (z. B. Vorfeldtest), Transformations- (z. B. Passivtest), Eliminierungs- (z. B. Reduktionsverfahren), Para- 2229 Vgl. S CHIERHOLZ (2001: 132) 2230 A QUINATIS (1880 [ca. 1225 - 1274]: 189, 145 f.); vgl. S CHAEDLER (2020d) 2231 B ALLMER (1976: 15) 2232 S CHIERHOLZ (2001: 75 f.) 2233 Vgl. G ERHARDT (Hrsg. 1890b: 228, 236); s. a. 5.5 2234 Vgl. N ICOLAS DE P ARIS (ca. 1250: f° 203 - 210); vgl. P INBORG (1967: 27 f., 53 ff.) 2235 Vgl. a. M ARTINUS DE D ACIA (ca. 1270) 2236 S CHAEDLER (2020d) 2237 Vgl. z. B. B LOOMFIELD (1965: 74 - 280) 2238 Vgl. z. B. G LINZ (1974: 134 - 141) 2239 Vgl. a. S CHIERHOLZ (2001: 79); vgl. S CHAEDLER (2020d) 2240 Vgl. S TRAUS (1956: 148 - 194) 2241 G IPPER (1963: 67); vgl. z. B. S CHLICK (2008) 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse 439 <?page no="440"?> phrasierungs- (z. B. Anschlusstest) und Erweiterungstests (z. B. Koordinationstest) sowie der Kommutationstest (auch: Minimalpaartest) und die Listenprobe zu unterscheiden. 2242 Dem mittels linguistischen Testverfahren identifizierten sprachlichen Element kann je nach Grammatiktheorie ein anderer Status zugeschrieben werden. Dürscheid differenziert Satzgliedproben und Konstituenztests. 2243, 2244 Die Resultate derjenigen operationalen Verfahren am sprachlichen Material, denen lediglich ein heuristischer Wert zur Theoriebildung zugeschrieben wurde und welche zu Beginn der Studie als deduktive Methode zur Überprüfung erster und zum Teil wieder verworfener Thesen und Theorieansätze eingesetzt wurden, sind nicht explizit in der Beleganalyse (s. 10) gelistet. In der vorliegenden Studie werden ausschließlich in der Sprachwissenschaft bekannte linguistische Testverfahren herangezogen und keine spezifischen operationalen Verfahren für die Anwendung am sprachlichen Material erschlossen. Aus den Ergebnissen dieser Applikation von linguistischen Testverfahren werden jedoch je untersuchtem natürlichsprachlichem Beleg formelhafte Darstellungen in Funktionenschreibweise (Intensionsstruktur (IS); typisierte Intensionsstruktur (TIS); Satzbzw. Kohärenzfeldfunktion s; Konzeptfunktion Δ ) abgeleitet, deren Anpassung auf die in der vorliegenden Untersuchung offengelegten sprachinhärenten und semiotischen Strukturen sowie deren Nutzbarmachung für die in dieser Untersuchung intendierten Zwecke auf originäre Art und Weise vorgenommen wurden. Im Gegensatz zu anderen Darstellungen natürlichsprachlicher Strukturen mit Hilfe einer der Prädikatenlogik entlehnten Notation, zeichnen sich die hier vorgestellten formelhaften Darstellungen zur Sprachbeschreibung unter anderem insbesondere dadurch aus, dass das grammatische Prädikat und das logische Prädikat sowie Intension und Extension strikt voneinander getrennt werden, was unter Hinzuziehung einer kritischen Reflexion der traditionellen Urteilslehre dazu führt, dass sämtliche Zeichenträger verschiedenster Wortarten (Substantive; Verben; Partikel; Adjektive; Adverben) (s. 10) als logische Prädikate und damit als Funktionen fungieren können. Auf diese deskriptiven formelhaften Darstellungen in Funktionenschreibweise werden der λ -Abstraktor, die β -Konversion sowie in Teilen die α -Äquivalenz und die Bedingungen des Kriteriums Alternative (1) zur Feststellung der Identität oder Homonymie von gleichartig materialisierten Zeichen (z. B. nennen 1 und nennen 2 ), angewendet. Diese für die vorliegende Untersuchung abgeleiteten, aus den Erklärungen Freges sowie Churchs in die Linguistik übertragenen formelhaften Darstellungen in Funk- 2242 Vgl. z. B. G ALLMANN / S ITTA (2015: 12 - 20); vgl. S CHAEDLER (2020d) 2243 D ÜRSCHEID (2012: 47) 2244 S CHAEDLER (2020d) 440 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="441"?> tionenschreibweise mit Funktionsapplikation sind befähigt, obligatorische Een, fakultative Een des verbalen VTs und freie An im ASS oder KHF jeweils auf eine ihnen angemessene Art und Weise darzustellen, wodurch sie im formelhaften Ausdruck der IS oder TIS identifiziert und voneinander unterschieden werden können, und womit eine syntaktische Schichtung bzw. die Komposition und der logisch-semantische Aufbau des untersuchten natürlichsprachlichen ASSes oder KHFes als auch die Abbildung (auch: Funktion) einer natürlichsprachlichen Äußerung deskribiert ist (s. IS; TIS; s; Δ ). (S. 7.6; 7.6.2; 7.6.2.1; 7.6.2.2; 10) Diese spezifische Übertragung einer der Prädikatenlogik entlehnten Notation, des λ -Abstraktors, der β -Konversion und der Konzeptfunktion Δ nach Church in die Beschreibung von sprachinhärenten und semiotischen Strukturen natürlichsprachlicher Ausdrücke, die spezifische Übertragung von Teilen der α -Äquivalenz nach Church als Methode und die Beachtung des Kriteriums Alternative (1) nach Church als Modell in der Sprachanalyse als auch die besondere Miteinbeziehung einer Typentheorie nach Church bzw. der Stufen von Begriffen (auch: Beziehungen; Prädikate; Funktionen) nach Frege sowie der Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung nach Frege in die formelhaften Darstellungen zur Sprachbeschreibung werden also für den besonderen Untersuchungsgegenstand in der vorliegenden Studie unter Begründung erarbeitet. Die Ergebnisse des empirischen Teils der vorliegenden Studie (s. 10) beziehen sich primär auf den Sinn sprachlicher Zeichen, nicht auf deren Bedeutung. Die Wörter Sinn und Bedeutung sind an dieser Stelle als Fachtermini nach Frege zu verstehen. Anschließend wird dargelegt, wie die Corpus- und Wörterbuchnutzung zur Erhebung von Daten eingesetzt und wie die Auswertung derselbigen vorgenommen wird. Schierholz beschreibt diese Prozesse folgendermaßen: „ Der Prozess der Corpusnutzung und die sich anschließende Arbeit mit den Belegen kann in mehrere Teilbereiche gegliedert werden. In einem ersten Schritt geht es um die Abfrageprozeduren, welche mit den sich aus der formulierten Fragestellung ergebenden Abfragewünschen beginnen, sich in der konkreten Abfrageformulierung fortsetzen und mit der Abfrageeingabe enden. [ … ] Der zweite Schritt umfasst die Auswertung der extrahierten Corpusbelege. Neben einer Belegsortierung müssen die Belege auf Bildschirm oder Papier dargestellt und bearbeitet werden, und zwar entweder in einer statistischen oder einer evaluativen Auswertung. In jedem Fall ist abschließend eine Interpretation der ausgewerteten Belege bzw. der aus den Belegen gewonnenen Daten notwendig. “ 2245 In der vorliegenden Studie wird die Corpusnutzung durch eine Wörterbuchnutzung ergänzt. Die empirische Untersuchung der vorliegenden Studie be- 2245 S CHIERHOLZ (2005: 10) 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse 441 <?page no="442"?> ginnt bewusst nicht mit einer Hypothese oder Theorie über die KOP, die kopulaähnlichen Ven, die Objektsprädikativverben, die K-P-Ke oder deren semantische, syntaktische bzw. anderweitige Eigenschaften, sondern sucht die Fragestellung der Zielsetzung zu beantworten. 7.1 Der wörterbuch- und corpusbasierte, quantitativqualitative Ansatz Bei der Gewinnung und Auswahl von zu observierenden Belegen gilt es mehrere Aspekte zu berücksichtigen. Die Sammlung aus natürlichsprachlichen Belegen ist im Anhang je untersuchtem V in mehreren LAen und SBPen geordnet. Diese Sammlung entspricht jedoch nicht den Rohdaten aus dem Corpus, sondern es handelt sich bereits um Sekundärdaten. Die Quellen für diese Sekundärdaten sind erstens die Dokumentation in Form des E-VALBUs und zweitens ein elektronisches Textcorpus der Volltextdatenbank für das linguistisch motivierte Recherchieren des Leibniz-Instituts für deutsche Sprache Mannheim, welches als Belegressource 2246 fungiert (s. 7.1.1). Während diejenigen Belege, welche als dortig gelistete LAen eines bestimmten Vs dem E-VALBU entnommen wurden, vollständig verwendet wurden, mussten die Rohdaten aus dem elektronischen Textcorpus zunächst maschinell exzerpiert und anschließend manuell bzw. intellektuell einzeln sortiert werden, um Primärdaten aus ihnen zu gewinnen. Dabei werden aus den Rohdaten alle Daten verworfen, die nicht als syntaktische Strukturen mit potentiellen K-P- Ken in einem ASS oder KHF identifiziert werden können, d. h. nicht den Anforderungen zur Aufnahme in die Primärdaten (s. u.) genügen. Die Rohdaten als Corpusdaten entsprechen in einer Klassifikation von empirischen Datentypen, die nicht auf Introspektion beruhen, in der empirischen Untersuchung der vorliegenden Studie nicht-elizitierten und nicht introspektiven Daten. 2247 Diese Einordnung resultiert aus dem Datengewinnungsprozess 2248 mittels des elektronischen Textcorpus der Volltextdatenbank für das linguistisch motivierte Recherchieren des Leibniz-Instituts für deutsche Sprache Mannheim sowie aus dem Typ des verwendeten elektronischen Corpus. 2249 Insgesamt ergeben sich somit vier Status der Daten: Rohdaten, Primärdaten, Sekundärdaten und Tertiärdaten. Die Bezeichnung entspricht dabei nicht derjenigen 2246 H IRSCHMANN (2019: 14) 2247 H IRSCHMANN (2019: 5) 2248 H IRSCHMANN (2019: 5) 2249 Für Erklärungen zu den Metadaten zum Corpus, s. 7.1.1. 442 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="443"?> Hirschmanns, welcher auch die einer Corpusaufbereitung zugrundeliegenden Textdaten der Datenakquise Primärdaten nennt 2250 , jedoch die Unterscheidung zwischen Corpusdaten und Forschungsdaten anspricht. 2251 Als fünfter Datentyp treten die Metadaten 2252 hinzu, welche in der Beleganalyse im Anhang als Quellenangabe zu jedem Beleg angegeben sind und die Herkunft der Äußerungen notieren (z. B. E-VALBU; Corpus bzw. eine Angabe wie etwa A08/ OKT.01949 St. Galler Tagblatt, 07.10.2008, S. 27; Utopie, aber keine Konzepte). Auch die Angabe der Suchanfrage der Corpusrecherche mit dem System Corpus Search, Managment and Analysis System II web (COSMAS II web ) als Corpusrecherchewerkzeug des Leibniz-IDS in Mannheim gilt hier als Angabe von Metadaten und wird genannt (s. u. Tab. 5). Die Sekundärdaten sind im Anhang unter den einzelnen LAen und SBPen gelistet. Als Tertiärdaten können die ermittelten Koordinationsvalenzstrukturen (auch: Koordinationsvalenzen) (KV x ) je V gelten, sie stellen die erste Stufe der Ergebnisse dar, welche in den Zusammenfassungen je V auch abschließend ausgewertet bzw. diskutiert und interpretiert werden. Die Primärdaten sind die manuell und intellektuell aus den Rohdaten exzerpierten ASSe und KHFer, in denen potentielle K-P-Ke erkennbar sind, welche ein unflektiertes ADJ, eine PART-I-Form, eine ADK, ein S oder eine Wortgruppe mit einem unflektierten ADJ, einer PART-I-Form, einer ADK oder einem S in syntaktischer Position des traditionellen Subjektsbzw. Objektsprädikativs aufweisen. Diese Primärdaten aus dem Corpus müssen manuell und intellektuell ein weiteres Mal sortiert und ausgezählt werden, um sie in Sekundärdaten zu überführen. Hinsichtlich der Zählung gilt, dass sich eine bestimmte syntaktische Struktur zur Verarbeitung zu Sekundärdaten qualifiziert, wenn sie mindestens dreimal 2253 in den Primärdaten vorkommt. Diese Entscheidung ist gestützt durch die Reflexion über die Verifikation der Grammatizität eines sprachlichen Ausdrucks mittels Corpusevidenz. Lemnitzer/ Zinsmeister merken an, „ dass in Korpora nicht nur Sätze vorkommen, die wohlgeformt sind. Wir haben es mit einer nicht zu unterschätzenden Zahl von Äußerungen zu tun, die ungrammatisch sind oder deren Grammatikalität zumindest zweifelhaft scheint. “ 2254 Damit ist die möglicherweise irreführende positive Evidenz von singulär oder zweimal auftretenden Belegen aus dem Corpus berücksichtigt. Die Verarbeitung zu Sekundärdaten erfolgt, indem eine bestimmte legitimierte syntaktische Struktur entweder unverändert als ein einziger SBP erfasst wird, oder falls notwendig, aus differenzierenden seman- 2250 H IRSCHMANN (2019: 19 ff.) 2251 H IRSCHMANN (2019: 4) 2252 L EMNITZER / Z INSMEISTER (2015: 43 - 48); vgl. S CHERER (2014: 9 f.) 2253 Vgl. S CHIERHOLZ (2001: 199) 2254 L EMNITZER / Z INSMEISTER (2015: 51 f.) 7.1 Der wörterbuch- und corpusbasierte, quantitativ-qualitative Ansatz 443 <?page no="444"?> tischen Gründen als zwei oder mehrere SBPe notiert wird. Ebenso werden die in E-VALBU aufgeführten LAen in der Form, wie sie dortig gelistet sind, als Primärdaten behandelt, wobei ein Transferieren in Sekundärdaten derselbigen insofern stattfindet, indem einzelne LAen semantisch spezifiziert werden und sich somit aus einer einzigen gelisteten LA, die E-VALBU entstammt, eine spezifizierte LA und ein von dieser LA derivierter SBP oder mehrere derivierte SBPe ergeben können, was als Verweis zu Vergleichszwecken je entsprechender LA oder je zugehörigem SBP notiert ist. Allerdings ist diese Vorgehensweise nicht einer gewählten Methodik geschuldet, sondern entspricht der sprachlichen Realität, welche gleiche syntaktische Strukturtypen als verschiedene semantische Strukturtypen realisiert. So sind auch einige LAen aufgrund der für sie vorgesehenen, angeschlossenen PPen in mehrere semantisch-syntaktische Strukturtypen zu untergliedern, da verschiedene Pen in einer LA erwähnt werden. Wenn diese Pen unterschiedliche Kasus regieren, wird die LA aufgespalten, wohingegen z. B. die E-VALBU sowie dem Corpus entstammende LA3 sein (z. B. Wir sind bestimmt nicht für/ gegen die Ausrottung dieser Vögel. (Bsp. nach A09/ APR.07151 St. Galler Tagblatt, 25.04.2009, S. 39; Vogelabschuss löst Problem nicht)) mit den Pen für und gegen belassen wird, da die P für sowie die P gegen beide notwendig den AKK regieren. Diese semantisch motivierte Aufspaltung eines einzigen syntaktischen Strukturtyps in verschiedene LAen und SBPe resultiert in eine größere Wahrscheinlichkeit für das Eintreten des Untersuchungsergebnisses, dass es sich bei den untersuchten Ven um ambige (auch: polyseme) Ven bzw. um homonyme Zeichen der VT handelt, da sich die Möglichkeit verringert, dass komplexere LAen und SBPe auf einfacheren LAen und SBPen aufbauen und sich demzufolge nur unter sehr strengen Bedingungen, die durch die Berücksichtigung der Konnotation der Bestandteile des natürlichsprachlichen ASSes oder KHFes erzeugt sind, eine regelhafte Systematik im kompositionellen Aufbau von LAen und SBPen ergibt (s. 7.4.2.4; 7.6). Es sei darauf hingewiesen, dass die in E-VALBU angeführten LAen als für die Verarbeitung zu Sekundärdaten legitimiert betrachtet werden, um auf die aktuell vorliegende wissenschaftliche Arbeit in der Valenzforschung konstruktiv aufzubauen sowie um eine möglichst umfassende Sammlung an Sekundärdaten bzw. an LAen und SBPen zu erreichen. 2255 Die Rohdaten entsprechen den Ergebnissen der einzelnen Suchanfragen der Corpusrecherche, welche maschinell ermittelt sind und in der virtuellen Volltextanzeige des Systems COSMAS II web als Corpusrecherchewerkzeug des Leibniz-IDS in Mannheim präsentiert werden. Auch der einzelne Beispielsatz Der festgenommene 2255 Für detailliertere Informationen zur Erhebung der Sekundärdaten aus den Primärdaten, s. 7.1.2. 444 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="445"?> junge Mann gilt der Polizei als verdächtig, welcher als einziges Beispiel aus E-VALBU einen gesonderten SBP (SBP6 gelten) in den Sekundärdaten in der Beleganalyse (s. 10) erzeugt, da er semantisch von der in E-VALBU gelisteten LA (LA1 gelten) abweicht, unter welcher er direkt als Exempel aufgeführt ist, gehört den Rohdaten an. Allerdings wurden zu dieser semantischen Variante (SBP6 gelten) jener syntaktischen Struktur (LA1 gelten) gehörige weitere syntaktisch und semantisch gleichartige Ausdrucksstrukturen als Belege für SBP6 gelten auch im Corpus gefunden. Eine Vollständigkeit dieser Sammlung von Sekundärdaten in der vorliegenden Studie (s. 10) wird ausdrücklich nicht behauptet, da bereits im theoretischen Teil der Studie auf die Mannigfaltigkeit der sprachlichen Ausdrücke hingewiesen wurde, welche nicht artifiziell begrenzt, noch mit einem Anspruch auf Vollständigkeit beschrieben werden soll (s. 5.6.2; 5.6.4; 5.6.5; 5.6.6; 6.2.2; 6.4.1.2). 2256 Beispielsätze zu Verwendungsweisen von Ven aus besonderen Hinweisen im E-VALBU wurden nicht als für die Verarbeitung zu Sekundärdaten legitimiert betrachtet, da dafür aus formellen Gründen keine intersubjektiv einsehbare Rechtfertigung gefunden wurde, obwohl einige Beispielsätze einem kompetenten Sprecher der deutschen Sprache 2257 sowie den Mitarbeitern des Projekts Valenzwörterbuch deutscher Verben am Leibniz-IDS Mannheim als grammatikalisch korrekte nennenswerte Ausdrucksstrukturen erscheinen, und deshalb eine Erwähnung im E-VALBU vorgenommen ist. Die Sekundärdaten dokumentieren hierbei sowohl multiple Ven, die als KOPe, kopulaähnliche Ven oder Objektsprädikativverben gelten, sowie eine Vielfalt an potentiellen Realisierungsformen von Subjektssowie Objektsprädikativen. Die Umgrenzung des Untersuchungsgegenstands und die Auswahl der zu untersuchenden Ven ist im Gliederungspunkt 7.2 Auswahl und Zuordnung der Kopula-Prädikativ-Komplexe angegeben. Dabei versteht sich die Corpusrecherche der vorliegenden Studie als eine neuere corpuslinguistische Methode bestehend aus einer Abfrageprozedur sowie einer Auswertung und Untersuchung. 2258 Beziehentlich der Erstellung der Sammlung von Sekundärdaten sowie deren Analyse und Auswertung wird ausdrücklich darauf verwiesen, dass einfache Häufigkeiten und statistische Methoden nicht für jede Aufbereitung von Daten und nicht für jede Analyse zu einem bestimmten Forschungsziel geeignet sind, da sich stets zwingend die Frage stellt, was gemessen wurde. So würde sich z. B. eine statistische Erhebung mit Frequenzen des Vorkommens eines bestimmten sprachlichen Ausdrucks in einem Text- 2256 Zur mannigfachen Zerlegung eines Gedankens, vgl. F REGE (2002 [1892]b: 54); zur Freiheit des sprachlichen Ausdrucks, die nur durch den Mangel an Wörtern begrenzt ist, vgl. F REGE (2007 [1879]: 18). 2257 D. A. 2258 Vgl. S CHIERHOLZ (2005: 2 f.) 7.1 Der wörterbuch- und corpusbasierte, quantitativ-qualitative Ansatz 445 <?page no="446"?> corpus in einigen Fällen dazu eignen, um z. B. das Sprecherverhalten bestimmter Personengruppen, eine Worthäufigkeit, den Autor, forensische Information 2259 oder den Stil der in das Corpus eingespeisten Texte zu ermitteln. In der vorliegenden Studie jedoch handelt es sich um eine wörterbuch- und corpusbasierte Forschung der kritischen Grammatikographie 2260 , deren Forschungsergebnis das Sprachsystem langue betrifft. Lemnitzer/ Zinsmeister unterscheiden zwischen einem corpusbasierten, quantitativen Ansatz, einem corpusbasierten, quantitativ-qualitativen Ansatz und einem corpusgestütztem Ansatz. 2261 Der empirische Teil der vorliegenden Studie kommt dem corpusbasierten, quantitativ-qualitativen Ansatz am nächsten, zieht jedoch ein Wörterbuch hinzu, anstatt auf die Befragung von Muttersprachlern zurückzugreifen. 2262 Aus diesem Grund konstituieren die Sekundärdaten sowie die Diskussion und Interpretation der Analyseergebnisse in den Zusammenfassungen zu den jeweiligen Ven qualitative Daten, die Primärdaten sowie Rohdaten als auch die Prozentzahlen aus der Auswertung der Sekundärdaten gelten als quantitative Daten. Die Sekundärdaten sind nur insofern als quantitative Daten zu betrachten als sie eine möglichst große (Mindest-)Anzahl syntaktisch-semantischer Einbettungen der jeweiligen Ven als LAen und SBPe auflisten, die nicht mit Vollständigkeit assoziiert werden soll. Qualitativ sind die Sekundärdaten deshalb, weil es sich um eine Auflistung verschiedener Arten von syntaktisch-semantischer Einbettung bzw. um eine Liste qualitativ verschiedener syntaktisch-semantischer Einbettungen der KOP, des kopulaähnlichen Vs oder des Objektsprädikativverbs handelt. Eine Wörterbuch- und corpusbasierte Untersuchung des Sprachsystems langue muss zwar mit sprachlichem Material empirisch arbeiten, sollte jedoch keine Daten aus den Rahmenbedingungen der Untersuchung ziehen, denn oft ist es der Fall, dass derartige Rahmenbedingungen natur- oder geisteswissenschaftlicher Studien, die unter anderem der Tatsache geschuldet sind, dass immer nur ein raumzeitlicher Ausschnitt der Realität beobachtet wird, nicht fixiert werden können. Kein Corpus ist neutral, jedes Corpus sprachlichen Materials, selbst ein gemischtes Corpus aus Zeitungsartikeln, fachsprachlichen Texten, Belletristik, hoch- und umgangssprachlichen Transkriptionen der parole etc. reflektiert primär nur sich selbst und nur mittelbar, sekundär das Sprachsystem langue. Schierholz formuliert eine Reflexion über Corpora folgendermaßen: „ Ganz gleich wie groß ein Corpus ist, es bleibt immer eine Stichprobe aus der 2259 Vgl. S CHIERHOLZ (2005: 5) 2260 Vgl. S CHIERHOLZ (2005: 5); vgl. S CHIERHOLZ (1996) 2261 L EMNITZER / Z INSMEISTER (2015: 34 - 37) 2262 L EMNITZER / Z INSMEISTER (2015: 53) 446 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="447"?> Grundgesamtheit ‚ Sprache ‘ . “ 2263 Diese Einsicht, die aus einer notwendigen doppelten Reflexion über den Untersuchungsgegenstand resultiert und die der Linguistik wie der Mathematik in ihrer Zwischenstellung zwischen Natur- und Geisteswissenschaft spätestens seit der Etablierung der Corpuslinguistik als Methode eigen ist, erschwert die wissenschaftliche Arbeit für den Linguisten, trägt jedoch potentiell auch zur wissenschaftlichen Exaktheit möglicher Erkenntnisse und Schlussfolgerungen bei. Durch die begrenzte Gegenständlichkeit des linguistischen Textcorpus wird in der Linguistik im Gegensatz zur deduktiven Prüfung an der Realität in vielen anderen Wissenschaften explizit deutlich, dass es unabdinglich ist, einen Forschungsgegenstand zuerst zu isolieren und zu definieren, bevor er einer näheren Observation unterzogen werden kann oder empirische, für die induktive Methode heranzuziehende Daten zu demselbigen erhoben werden können. Die der Definition folgende Isolierung des Forschungsgegenstands wird in der vorliegenden Studie durch die Exzerption der Sekundärdaten sowie die obige Erläuterung der Methode dieser Exzerption erreicht. In der vorliegenden Studie liegt der Untersuchungsgegenstand in den empirisch erhobenen Sekundärdaten somit isoliert, materialisiert und beobachtbar vor. Anschließend können wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Analyse des definierten, isolierten Forschungsgegenstands und aus der Ausführung deduktiver Methoden an der Realität des sprachlichen Materials beobachtend unter Hinzuziehung induktiver Methoden gewonnen werden. Von Interesse sind demzufolge die Qualität der Sekundärdaten sowie die Qualität der Diskussion und Interpretation der Analyseergebnisse in den Zusammenfassungen zu den jeweiligen Ven sowie die quantitativen Daten aus den Roh- und Primärdaten, welche zur Exzerption der Sekundärdaten beitragen als auch die quantitativen Daten aus den Analyseergebnissen bzw. der Auswertung der Sekundärdaten, wenn sie, mangels ihres Anspruchs auf Vollständigkeit, als Mindestwerte verstanden werden und die Prozentangaben in den Kreis- und Ringdiagrammen entsprechend relativiert werden (s. 10). Schierholz führt hinsichtlich der Belegauswertung an: „ Eine evaluative Corpusdatenauswertung muss keine statistische Auswertung enthalten und wird sehr oft für die Auswertung von Grammatikdaten eingesetzt. Zwar dürfte das Häufigkeitskriterium hier immer eine wesentliche Rolle spielen, aber es kann kein absoluter Wert angesetzt werden, der konstant über das ausreichend Belegtsein, nicht ausreichend Belegtsein oder das Nichtbelegtsein einer Konstruktion begründet. “ 2264 Die muttersprachliche Kompetenz bzw. die linguistische Fachkompetenz kommt in der vorliegenden Untersuchung als potentiell 2263 S CHIERHOLZ (2005: 7) 2264 S CHIERHOLZ (2005: 11) 7.1 Der wörterbuch- und corpusbasierte, quantitativ-qualitative Ansatz 447 <?page no="448"?> subjektiver bzw. introspektiver methodischer Aspekt mangels alternativer Methoden bei der semantischen Klassifikation der Terme in syntaktischer Subjektposition zum Einsatz. Das Kriterium der Grammatizität bzw. Wohlgeformtheit eines Ausdrucks wurde unter anderem bereits hinsichtlich der Husserlschen Unterscheidung im Gliederungspunkt 6.4.1.2 Die Grammatizität und ‚ Sinnvolligkeit ‘ des sprachlichen Ausdrucks diskutiert. Diese Argumentation im theoretischen Teil der Studie wird durch die Ausführungen betreffs methodischer Probleme und ihrer Lösung in der Corpuslinguistik praktisch bestätigt. Lemnitzer/ Zinsmeister konstatieren: „ Wenn Sie [ … ] zeigen wollen, dass eine grammatische Konstruktion verwendet wird, die nach Auffassung einer Sprachtheorie nicht wohlgeformt bzw. ungrammatisch ist, dann ist die Argumentation schwieriger. “ 2265 Nach Lemnitzer/ Zinsmeister gibt es „ bisher keine theoretisch ausreichend fundierte Methode, um korrekte von nicht korrekter Sprachverwendung zu unterscheiden. “ 2266 Lemnitzer/ Zinsmeister fahren fort, dass präsentierte Belege sprachlicher Ausdrücke „ immer als nicht korrekter Sprachgebrauch disqualifiziert “ 2267 werden können. Schierholz erklärt: „ Findet man Belege zu einer Konstruktion, die man selbst für ungrammatisch hält, so muss man akzeptieren, dass diese Konstruktion im Deutschen belegt ist, und dass die eigene Sprachkompetenz möglicherweise restringierter ist als die der Deutschsprechenden. “ 2268 Außerdem weisen Lemnitzer/ Zinsmeister auf den Fall hin, dass eine grammatische Konstruktion, deren Korrektheit aus einer Sprachtheorie folgt, bei der Überprüfung anhand von Corpusdaten im Corpus nicht auffindbar ist: „ In diesem Fall bleiben Ihnen andere Möglichkeiten der Bestätigung, z. B. indem Sie Muttersprachler befragen. Zweifeln Sie andererseits eine Konstruktion, deren Korrektheit aus einer bestimmten Sprachtheorie folgt, an, dann ist die Tatsache, dass es keine Corpusbelege für sie gibt, noch kein hinreichendes Argument. Auch hier kann möglicherweise die Befragung von Muttersprachlern entscheiden. “ 2269 Dieses „ Problem unvollständiger Datenabdeckung “ 2270 betrifft die Situation, dass viele „ Konstruktionen, die im Beschreibungsbereich einer Grammatik liegen, da sie wohlgeformt sind, [ … ] in Korpora dieser Sprache nicht vorhanden [sind] “ 2271 . Es gilt somit zu beachten, dass negative Evidenz fehlender Belege im Corpus nicht notwendig die Nichtexistenz eines bestimmten sprachlichen Ausdrucks 2265 L EMNITZER / Z INSMEISTER (2015: 53 f.) 2266 L EMNITZER / Z INSMEISTER (2015: 54) 2267 L EMNITZER / Z INSMEISTER (2015: 54) 2268 S CHIERHOLZ (2005: 12) 2269 L EMNITZER / Z INSMEISTER (2015: 53) 2270 L EMNITZER / Z INSMEISTER (2015: 29) 2271 L EMNITZER / Z INSMEISTER (2015: 29) 448 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="449"?> bedeutet. In der vorliegenden Studie wird aus diesen Gründen zur Ermittlung einer möglichst umfangreichen Sammlung natürlichsprachlicher Ausdrücke mit potentiellen K-P-Ken das Wörterbuch E-VALBU hinzugezogen. 2272 7.1.1 Die Corpora und das Teilprojekt E-VALBU des Leibniz-IDS Mannheim Zur Erhebung der Corpusbelege wurde ein elektronisches Textcorpus der Volltextdatenbank für das linguistisch motivierte Recherchieren des Leibniz-IDS Mannheim verwendet. Hierbei handelt es sich um das COSMAS II web in den Versionen 2.2. ab Juni 2016 bis Version 2.2.3 ab September 2019 als Nachfolgesystem von COSMAS I. COSMAS II web ist eine betriebssystemunabhängige WWW-Applikation, welche die Corpusrecherche in einem beliebigen WWW- Browser ermöglicht ohne COSMAS II win installieren zu müssen. COSMAS II web verfügt außer der graphischen Suchanfragekomponente über alle Funktionalitäten von COSMAS II win . 2273 COSMAS II macht das Deutsche Referenzkorpus (DeReKo-2010-II) mit einem Umfang von ca. 42 Mrd. Wörtern, Stand April 2018, zugänglich. Das Deutsche Referenzkorpus umfasst Zeitungen, Sach-, Fachsowie schöngeistige Literatur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz von 1772 bis heute. 2274 Mit den COSMAS II-Applikationen ist die Recherche in 573 Corpora, in welchen aktuell ca. 58,4 Mrd. laufende Wortformen (entspricht etwa 146,1 Mio. Buchseiten) verwaltet werden, möglich. 2275 Die 573 COSMAS-II- Corpora sind in 18 Archiven organisiert. 2276 Hierbei wurde das Archiv TAG- GED-T-öffentlich, d. h. alle öffentlichen, virtuellen Corpora des TAGGED-T- Archivs 2277 , das morphosyntaktisch annotiert (TreeTagger) ist, verwendet. Das TAGGED-T-öffentlich-Archiv hat einen Umfang von 1020,17 Millionen laufenden Wortformen. Somit ist der Mindestumfang von mehreren Millionen Wortformen für lexikologische oder grammatische Untersuchungen erfüllt. 2278 Die Corpora des TAGGED-T-öffentlich-Archivs eignen sich für die vorliegende empirische Untersuchung (s. 7; 7.1): „ Für sehr viele Fragestellungen der kritischen Grammatikographie erfüllt ein Corpus, das überwiegend aus Texten überregionaler 2272 ‚ bezeichnen ʻ ; ‚ bleiben ʻ ; ‚ gelten ʻ ; ‚ heißen ʻ ; ‚ nennen ʻ ; ‚ scheinen ʻ ; ‚ schimpfen ʻ ; ‚ sein ʻ ; ‚ werden ʻ im Wörterbuch zur Verbvalenz des IDS. 2273 COSMAS II web des IDS 2274 COSMAS II für Einsteiger des IDS 2275 Übersicht über das Portal - COSMAS II des IDS 2276 Allgemeines - Archive des IDS 2277 Zu einer Auflistung der virtuellen Corpora im TAGGED-T-Archiv, s. Allgemeines - Virtuelle Korpora des IDS. 2278 Vgl. S CHIERHOLZ (2001: 95); vgl. S CHIERHOLZ (2005: 7 f.) 7.1 Der wörterbuch- und corpusbasierte, quantitativ-qualitative Ansatz 449 <?page no="450"?> Tageszeitungen besteht, die genannten Anforderungen. Auch die Corpora des IDS, die man über das Cosmas-System benutzen kann, sind dazu zu rechnen. “ 2279 Das Archiv TAGGED-T ist mit dem Stuttgart-Tübingen Tagset (STTS) 2280 getaggt. Das TAGGED-T-Archiv eignet sich neben anderen Gründen für eine Untersuchung zu den K-P-Ken, da in jenem wenigstens das prädikative ADJ als solches annotiert ist und weil, trotz gewisser Fehlerquote in den Annotationen, im Archiv aufgrund des STTS-Tagsets für ein potentielles adjektivisches Subjekts- oder Objektsprädikativ eine relativ hohe Dichte an hinsichtlich des gefragten syntaktischen Aufbaus der ASSe und KHFer gut auswertbaren Treffern in den Rohdaten präsentiert wurde. Auch für die Suche nach NPn in einem bestimmten Kasus erweist sich das TAGGED-T-Archiv mit dem STTS als praktisch und zweckdienlich. Für einen weiteren Zweck in der vorliegenden Studie, außer für eine möglichst erfolgreiche Suche mit einer hohen Dichte an virtuell präsentierten Treffern, ist die erwähnte Annotation nicht probat. Es wurden alle im TAGGED-T-Archiv gefundenen Treffer und somit die annotierten Wortformen in der Volltextsuche manuell und intellektuell einzeln überprüft und auf diese handverlesende Weise die Primärdaten aus den Rohdaten exzerpiert. Das E- VALBU wurde am Leibniz-Institut für deutsche Sprache Mannheim im Rahmen der Projekte Grammatisches Informationssystem ‚ grammis ‘ und Texttechnologie und Datenbanken erarbeitet. 2281 E-VALBU ist eine elektronische Fassung des einsprachigen Verbvalenzwörterbuchs deutscher Sprache VALBU (Valenzwörterbuch deutscher Verben). 2282 Nach Kubczak ist das 2004 erschienene VALBU das bis dato (im Jahr 2009) „ umfassendste Verbvalenzwörterbuch zur deutschen Sprache, umfassend weniger wegen der Zahl der bearbeiteten Verben als wegen der detaillierten Darstellung der spezifischen Umgebung jedes einzelnen Verbs in semantischer und syntaktischer Sicht und zwar in Abhängigkeit der verschiedenen an das jeweilige Verb gebundenen Bedeutungen. “ 2283 E-VALBU ging somit aus VALBU hervor, welches wiederum auf Grundlage des Kleinen Valenzlexikons deutscher Verben (KVL) 2284 und des Verben in Feldern 2285 entstand. 2286 Da E-VALBU ein Teil des Projekts der elektronischen Darstellung einer Grammatik der deutschen Sprache grammis ist, wurde die Terminologie von E-VALBU weit- 2279 S CHIERHOLZ (2005: 9 f.) 2280 S CHILLER et al. (1999); vgl. S CHILLER / T EUFEL / S TÖCKERT (1995), zit. nach Vorbemerkung - STTS-Tagset des IDS 2281 K UBCZAK (2009: 18) 2282 S CHUMACHER / K UBCZAK / S CHMIDT / R UITER (2004); vgl. K UBCZAK (2009: 18) 2283 K UBCZAK (2009: 18) 2284 E NGEL / S CHUMACHER (1976) 2285 S CHUMACHER (Hrsg. 1986) 2286 S CHUMACHER et al. (2004: 7) 450 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="451"?> gehend an die Terminologie der elektronischen Grammatik grammis angepasst. 2287 Nach Kubczak basiert die Lemmaliste in E-VALBU auf der Verbauswahl, welche aus VALBU übernommen wurde und die sich an die Wortschatzlisten des Zertifikats Deutsch des Goethe-Instituts und des Deutschen Volkhochschulverbandes anlehnt. 2288 Nach den Angaben in VALBU, geht dasselbige über diese Zertifikatsanforderung hinaus. 2289 Erweiterungen dieses Wortschatzes in E-VALBU sollen vorwiegend aus dem Bereich des allgemein-wissenschaftlichen Vokabulars stammen, da somit auf Erkenntnisse aus Schumachers Valenzwörterbuch Verben in Feldern (ViF) 2290 rekurriert werden kann. 2291 Kubczak erklärt hinsichtlich der Datengrundlage: „ Das Wörterbuch beruht auf ausführlichen Recherchen in den Textkorpora des IDS. Die meisten Beispiele sind diesen Korpora entnommen. Die Datenlage hat sich aber seit dem Erscheinen von VALBU geändert. Die Korpora, auf die man sich stützen kann, sind inzwischen auf 3,6 Milliarden Wörter angewachsen. Die Aussagen des VALBU werden also anhand des aktuelleren größeren Korpus überprüft und gegebenenfalls im E-VALBU aktualisiert. “ 2292 Diese Erklärung kann in der vorliegenden Studie nicht explizit überprüft werden. Es wurde jedoch mindestens ein einzelner Hinweis darauf gefunden, dass eventuell einige Angaben in E-VALBU nachzukontrollieren sind. In LA3 gelten mit dem Strukturbeispiel etwas gilt jemandem/ etwas, (z. B. Die letzte Abstimmung galt der Verteilung auf Gold, Silber und Bronze (A09/ MAR.07552 St. Galler Tagblatt, 24.03.2009, S. 29; Die Kür der Schönsten)) lautet die Angabe in E-VALBU, dass es sich bei dieser LA zu dem V gelten mit der NP DAT angeblich um eine gehobene Variante handelt, die deshalb mit dem Hinweis [meist geh.] auszustatten ist. Diese Angabe ist, nach der Häufigkeit zu urteilen, eventuell nicht zutreffend. Es wurden nämlich zahlreiche Corpusbelege der deutschen Gegenwartssprache zu LA3 gelten im TAGGED-T-Archiv als Ergebnisse der speziellen Suchanfragen der vorliegenden Studie (s. 7.1.2) aufgefunden. Demzufolge ist also die gehobene Sprache vielverwendet oder es handelt sich bei LA3 gelten nicht um eine gehobene, sondern um eine gewöhnliche Formulierung. Doch die „ Informationen zur Passivfähigkeit und Stilistik “ 2293 sowie „ morphologische Informationen zur Flexion und Konjugation “ 2294 sind für 2287 K UBCZAK (2009: 19) 2288 K UBCZAK (2009: 19); vgl. S CHUMACHER et al. (2004: 20) 2289 S CHUMACHER et al. (2004: 21) 2290 S CHUMACHER (Hrsg. 1986) 2291 K UBCZAK (2009: 19) 2292 K UBCZAK (2009: 19) 2293 K UBCZAK (2009: 18) 2294 K UBCZAK (2009: 19) 7.1 Der wörterbuch- und corpusbasierte, quantitativ-qualitative Ansatz 451 <?page no="452"?> die vorliegende Untersuchung nachrangig. 2295 Der Valenzbegriff in VALBU hat eine semantische und eine syntaktische Dimension 2296 und steht „ in der Tradition der Forschungsarbeiten zur Verbvalenz, die an diesem Institut seit seiner Gründung vor 40 Jahren durchgeführt wurden. Insbesondere in dem Wörterbuchprojekt ‚ Kleines Valenzlexikon deutscher Verben ‘ (KVL), abgeschlossen 1976, und ‚ Verben in Feldern ‘ (ViF), abgeschlossen 1986, wurden wichtige theoretische Grundlagen entwickelt und angewendet, die bei der Planung und Ausarbeitung von VALBU einbezogen werden konnten. “ 2297 Nach Schierholz und Wiegand besitzen Wörterbücher „ eine große authoritative Kraft (z. B. die Regelung von Orthographie, Grammatik, Aussprache), unterstützen die Aneignung von Wissen, erfüllen den Informationsbedarf von Individuen, Gruppen und Nationen und fördern deren Verständigung, weil über die Menschen, die Kultur, die Gesellschaft, die Nation, die Wirtschaft etc. aufgeklärt wird. Wörterbücher dienen dem sprachlichen Austausch zwischen anders Sprechenden und informieren (als Enzyklopädie oder Fachlexikon) über Sachen. “ 2298 Deshalb ist ungeachtet spezifischer theoretischer Grundlagen, detaillierter Angaben zum Gebrauch der Ven sowie Details zum verwendeten Valenzbegriff in E-VALBU, dieses Wörterbuch zur Exzerption von Sekundärdaten 2299 geeignet, denn von Interesse für die Gewinnung von Sekundärdaten aus E-VALBU in der vorliegenden Untersuchung sind lediglich die „ semantische und syntaktische Beschreibung der Verben und ihre[r] spezifischen Umgebungen “ 2300 sowie einige der „ zahlreiche[n] Verwendungsbeispiele “ 2301, 2302 . Sämtliche linguistische Testverfahren, welche die logisch-semantische Valenz eines betreffenden untersuchten Vs ermitteln, werden in der Beleganalyse der vorliegenden Studie erneut appliziert und derartige Daten nicht aus E-VALBU unreflektiert und ungeprüft übernommen. Die sogenannten LAen aus E-VALBU werden in der vorliegenden Untersuchung somit als semantisch und syntaktisch analysierbare Einbettungen der entsprechenden 2295 Für weitere Information zum Aufbau von E-VALBU, für lexikographische Information sowie für Benutzerhinweise, s. K UBCZAK (2009) und die Online-Präsenz des Teilprojektes E-VALBU am Leibniz-IDS Mannheim, s. E-VALBU des IDS. 2296 Für detaillierte Angaben zu dem zugrunde gelegten Valenzbegriff in VALBU sowie zu den Ergänzungen und Angaben, s. S CHUMACHER et al. (2004: 25 - 48). 2297 S CHUMACHER et al. (2004: 7) 2298 S CHIERHOLZ (2013: 8); vgl. W IEGAND (1998: 64 ff.) 2299 Zur Exzerption von Sekundärdaten aus der grammatikographischen Dokumentation des Valenzwörterbuchs E-VALBU, s. 7; 7.1. 2300 K UBCZAK (2009: 18); vgl. S CHUMACHER et al. (2004: 7) 2301 K UBCZAK (2009: 18); vgl. S CHUMACHER et al. (2004: 7) 2302 Zur Exzerption von Sekundärdaten aus der grammatikographischen Dokumentation des Valenzwörterbuchs E-VALBU, s. 7; 7.1. 452 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="453"?> Ven in ASSen und KHFern erfasst. Zur Verwendung des E-VALBU kann demnach Folgendes konkludiert werden: „ Ein Wörterbuch ist ein Gebrauchsgegenstand, der unter Berücksichtigung seines Zwecks ein Nachschlagewerk ist, das Benutzern für die Beantwortung einer Suchfrage zur Verfügung steht. “ 2303 7.1.2 Methodologische Erläuterungen zur Corpusrecherche Anschließend wird näher auf die Erhebung von Rohdaten aus den Textcorpora eingegangen. Die Überführung der Rohdaten in Primärdaten wird in dem Gliederungspunkt 7.2 Auswahl und Zuordnung der Kopula-Prädikativ-Komplexe erörtert. Die potentiellen Realisierungsformen der Subjekts- und Objektsprädikative wurden erfasst, indem je explizit in die Suchanfrage 2304 eingegebenem sogenannten Kopulaverb, kopulaähnlichem V oder Objektsprädikativverb die im Verband angeschlossene Suche nach potentiellen substantivischen oder adjektivischen Prädikativen getätigt wurde. Dabei liefert bei entsprechender manueller Eingabe die Recherche nicht nur adjektivische oder substantivische Elemente in syntaktischer Position der traditionellen Prädikative, sondern auch Ergebnisse mit komplexeren Realisierungsformen von potentiellen Prädikativen, welche ein ADJ oder ein S als Bestandteil, Kern oder Phrasenkopf enthalten. Derartige komplexere Realisierungsformen konstituieren ADJPen, AJKPen, ADKPen, ADVPen, NPen, PART-I-Pen oder PPen in den Suchergebnissen, welche allesamt in die Sammlung von Rohdaten mitaufgenommen wurden. Da bei der Suche nach potentiellen adjektivischen Prädikativen fast keine ADKe oder ADKPen in den Suchergebnissen erschienen, wurde zur Überprüfung die einzelne Eingabe einer Gruppe von ADKe in das Suchfeld vorgenommen. Infolgedessen konnten einige Rechercheergebnisse mit ADKe erzielt werden, welche jedoch, nach den Textcorpora zu urteilen, das ausschließliche Auftreten von legitimierten, d. h. mindestens dreimal erfassbaren ADKe in ASSen und KHFern mit dem finiten V sein und damit ein relativ seltenes und sehr spezifisches Aufkommen bestätigten. Die Abbildung (s. u. Abb. 26) illustriert als Suchanfrage nur den Teil der Eingabe im Suchfeld, welcher an syntaktischer Position des potentiellen Subjekts- oder Objektsprädikativs steht und nicht die vollständige Zeichenkette, die in das Recherchefeld eingegeben wurde. Die Suchergebnisse stehen deswegen ebenso nur für die Realisierungsformen der potentiellen Subjekts- oder Objektsprädikative und nicht für den präsentierten vollständigen ASS oder das präsentierte voll- 2303 S CHIERHOLZ (2013: 8); vgl. W IEGAND et al. (Hrsg. 2010: 8 ff.) 2304 Zur manuellen Eingabe der Suchanfrage, s. u. a. Vorbemerkung - STTS-Tagset des IDS. 7.1 Der wörterbuch- und corpusbasierte, quantitativ-qualitative Ansatz 453 <?page no="454"?> ständige KHF mit einer KOP, einem kopulaähnlichem V oder einem Objektsprädikativverb als Finitum in den Rechercheergebnissen. Abb. 26: Methodologie der Corpusrecherche Die Suche nach potentiellen Subjekts- und Objektsprädikativen fokussiert Realisierungsformen mit einem elementaren ADJ oder S, da das sogenannte Prädikatsnomen, d. h. ein traditionelles Nomen im gegenwärtig unüblichen Gebrauch des Wortes als S oder ADJ, die originäre Fassung des Konzepts 2305 Prädikativ im Verband mit einer KOP darstellt. Das substantivische oder adjektivische Subjekts- oder Objektsprädikativ ist auch die in der Literatur am häufigsten rezipierte Realisierungsform des Prädikativs der traditionellen Urteilslehre und konstituiert damit eine Art Prototyp des Prädikativs. Aus diesem Grund ist ein Untersuchungsergebnis zu Komplexen mit einem adjektivischen oder substantivischen Subjekts- oder Objektsprädikativ wesentlich für die gesamte Theoriebildung zu K-P-Ken sowie den Entwurf der KOP und die traditionelle Urteilslehre. An dieser Stelle ist anzugeben, nach welchen Kriterien die Primärdaten aus den Rohdaten aussortiert wurden. Folgende Konstruktionen ((i) - (vi)) wurden bei dem Transfer der Rohdaten in die Primärdaten verworfen: (i) als graphematisches Wort zusammenschreibbar lexikalisierte Partikelverben (z. B. zurückbleiben; aufscheinen) mit trennbarer, unflektierbarer Partikel in syntaktischer Prädikativposition; (ii) Konstruktionen mit dem Infinitiv ohne Anschlusselement zu in syntaktischer Prädikativposition, Modalverbkonstruktionen (z. B. bleiben bestehen); (iii) der Infinitiv mit dem Anschlusselement zu in syntaktischer Prädikativposition, Modalverbkonstruktionen (z. B. sind zu kaufen; scheinen zu fühlen); 2305 Das Wort Konzept ist hier nicht im fachterminologischen Churchschen Sinn gebraucht. 454 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="455"?> (iv) Hilfsverbkonstruktionen (Bildung der Perfekt-, Plusquamperfekt- und Zunkunftsformen, Passivbildung mit den Verben werden und sein, würde-Form, Irrealisbzw. Konjunktiv I- und Konjunktiv II-Bildung mit eingebundenem Infinitiv oder Partizip II); (v) Imperativ- und Fragesätze; (vi) Reflexivkonstruktionen (s. 7.2). Die Konstruktionen aus (i), (ii), (iii) und (iv) sind in der Literatur oft als sogenannte komplexe Prädikate oder Verbgefüge u. Ä. aufgeführt und die Ermittlung ihrer inneren konnexionellen und valenziellen Verhältnisse sowie der syntaktischen und semantischen Strukturen, die sie in einem ASS oder KHF ausprägen, bedarf einer eigenständigen Studie. Durch die notwendige Eingrenzung der zu untersuchenden Komplexe auf ein Vorkommen in ASSen bzw. KHFern (s. 5.3; 5.4; 6.4.1; 6.4.1.1), ergibt sich zudem das Aussortieren von Satzgefügen bzw. Haupt- und Nebensatzkonstruktionen sowie von Ellipsen aus den Rohdaten. Derartige Bildungen gelangen nicht in die Primärdaten. Die Unterscheidung von ADJ und ADV bzw. Adverbial, Partikel und potentiell prädikativem ADJ wurde aufgrund der nicht hinreichend vorhandenen Objektivität einer Beurteilung prima facie sowie der möglichen Fehlerquote in den Taggingwerkzeugen ausgelassen und der erneuten manuellen und intellektuellen Prüfung mittels linguistischer Testverfahren in der Beleganalyse übergeben. PART-I-Formen werden als potentielle prädikative ADJe angenommen. Somit werden als ADVen, Partikel oder PART-I-Formen markierte bzw. annotierte Elemente ebenfalls als potentielle adjektivische Prädikative in die Primär- und sodann in die Sekundärdaten mitaufgenommen und jedes Element in syntaktischer Position des traditionellen Prädikativs auf seinen Status als potentielles Prädikativ bzw. als obligatorische oder fakultative E oder als freie A hin einzeln untersucht, ohne im Voraus eine Diskriminierung zwischen ADV und ADJ als fait accompli festzulegen. Desgleichen ist somit ein Resultat möglich, welches ein als prädikatives ADJ annotiertes Element als Adverbial oder Partikel identifiziert (s. 7.4.2; 7.4.2.2). Die finiten Ven werden in der Suchanfrage in allen Konjugationsformen, aber nur im Präsens, Präteritum, Konjunktiv I Präsens und Konjunktiv II der Gegenwart gesucht, um die Gruppe der unter (iv) (s. o.) genannten Konstruktionen in den Rohdaten möglichst gering zu halten. Die Satzlänge ist in der Suchanfrage zuerst begrenzt, da andernfalls Suchergebnisse mit einer hohen Fehlerquote, insbesondere Satzgefüge aus Haupt- und Nebensätzen, präsentiert werden, in welchen die Suchanfrage nach einem adjektivischen oder substantivischen Term in syntaktischer Position des 7.1 Der wörterbuch- und corpusbasierte, quantitativ-qualitative Ansatz 455 <?page no="456"?> traditionellen Subjekts- oder Objektsprädikativs, nach einem V oder die gezielte Suchanfrage zum OBJ unwirksam waren. Es wurden verschiedene Satzlängen mit fünf, acht, zwölf usw. Wörtern erprobt, wobei sich im Allgemeinen die Satzlängen mit sieben und mit zehn Wörtern sowohl für die Suche nach Termen in syntaktischer Position des traditionellen Subjektsals auch für die Suche nach Termen in syntaktischer Position des traditionellen Objektsprädikativs als diejenigen Satzlängeneingaben mit der geringsten Fehlerquote in den Ergebnissen erwiesen. Als fehlerhaft wird ein Suchergebnis eingestuft, welches eine Ellipse darstellt oder in der Suchanfrage erwähnte Entitäten nicht innerhalb eines einzigen ASSes oder KHFes anzeigt, sondern lediglich über ein Satzgefüge aus zwei oder mehreren Haupt- oder Nebensätzen hinweg verteilt wiedergibt, weswegen kein ASS bzw. KHF mit einem apperzipierbaren potentiellen K-P-K vorliegt. Die Dichte der verwertbaren Belege fiel für die Suchanfragen mit beschränkter Satzlänge bei einer Satzlänge von sieben Wörtern im Allgemeinen am höchsten aus, so dass im Durchschnitt etwa sieben Belege von zehn Belegen in der Volltextsuche nach potentiellen Realisierungsformen von Prädikativen mit einem unflektierten ADJ oder einem S als Bestandteil eindeutig potentielle K-P-Ke darstellten. Diese prima facie perzipierten Auffälligkeiten beziehentlich der etwaigen Fehlerquote von Suchanfragen mit verschiedenen Satzlängen steht in Übereinstimmung mit Pieper, welche den Median als Mittelwert für die Satzlänge in den Textformen des Hörspiels mit 6,64, des Dramas mit 6,49 und des Roman-Dialogs mit 6,01 Wörtern angibt. 2306 Best erwähnt in seinem Aufsatz Satzlängen im Deutschen: Verteilungen, Mittelwerte, Sprachwandel mehrere Quellen, die teilweise zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen hinsichtlich der Satzlängen im Deutschen in verschiedenen Textformen kommen. 2307 Um die Auffälligkeiten während der Erprobung der Corpusrecherchewerkzeuge und die ermittelte Satzlänge als Median Piepers als auch die Erhebungen zu Satzlängen in der deutschen Sprache, welche eine höhere Anzahl an Wörtern pro Satz angeben, zu berücksichtigen sowie um möglichst viele K-P-Ke in deutschen ASSen und KHFern zu treffen, werden alle Suchanfragen nach potentiellen Subjekts- oder Objektsprädikativen zunächst mit der Satzlänge von sieben Wörtern und anschließend mit unbegrenzter Satzlänge durchgeführt. Trotz einer Beschränkung der Satzlänge auf sieben Wörter in der Suchanfrage zeigte die Ergebnispräsentation der Rohdaten etwa drei von zehn Suchergebnissen als Sätze mit mehr als sieben Wörtern an, was impliziert, dass sich die generierte Anzeige der Suchergebnisse in der Suchsoftware des TAGGED-T- Archivs über diese Beschränkung auf sieben Wörter eigenständig hinwegge- 2306 P IEPER (1979: 50) 2307 B EST (2002); s. a. B EST (2001); s. a. S CHIERHOLZ (2001: 91, Fn. 96) 456 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="457"?> setzt hat. Um sämtliche syntaktisch-semantische Einbettungen der zu untersuchenden Ven erfassen zu können und um das Fehlen komplexerer Valenzstrukturen und längerer deutscher ASSe bzw. KHFer mit Genitivobjekten, Dativobjekten, mehreren Akkusativobjekten, Präpositionalobjekten, Kasusadverbialen, sonstigen adverbialen und attributiven Konstruktionen auszuschließen, werden also des Weiteren dieselben Suchanfragen mit unbegrenzter Satzlänge noch einmal getätigt und ebenfalls für die Primärbzw. Sekundärdaten verwertet. In den Suchdurchläufen mit unbegrenzter Satzlänge sind etwa vier von zehn Suchergebnissen in der Volltextsuche valide Treffer, d. h. ASSe oder KHFer mit einem potentiellen K-P-K. In beiden Suchdurchläufen, jener mit der Satzlänge von sieben Wörtern, sowie jener mit unbegrenzter Satzlänge, hat die Suchsoftware in zahlreichen Fällen eigenständig die im Suchfeld präskribierte Reihenfolge von Satzbestandteilen missachtet, was jedoch eher einen positiven als einen negativen Effekt darstellte. Für das potentielle Objektsprädikativ zu dem V bezeichnen beträgt die Anzahl verwertbarer Treffer, deren syntaktischer Aufbau nicht mit der im Suchfeld eingegebenen Reihenfolge von Satzbestandteilen korrespondiert, z. B. etwa 50 %. Sämtliche Ergebnisse beider Arten von Suchdurchläufen, jener mit der Satzlänge von sieben Wörtern sowie jener mit unbegrenzter Satzlänge, in welchen ein ASS oder KHF mit einem potentiellen K-P-K in irgendeiner Reihenfolge vorlag, werden somit als Rohdaten erfasst und für die Erhebung der Primär- und Sekundärdaten zur Untersuchung in der Beleganalyse gelistet. Es sind in den ersten Probesuchdurchläufen Ergebnislisten mit bis zu 1500 Zufallstreffern gewählt. In diesen 1500 Ergebnissen in Volltextansicht werden zahlreiche Wiederholungen derselben Satzmuster und K-P-Ke präsentiert. Um die Suche effektiver zu gestalten, kann man weniger Kopulaverben, kopulaähnliche Ven und Objektsprädikativverben, weniger Realisierungsformen der potentiellen Prädikative zur Suche und Untersuchung auswählen oder die Anzahl der Zufallstreffer vermindern. Zugunsten der qualitativen Vielfalt von Verben und potentiellen K-P-Ken wurde entschieden, da die Studie das Verhalten von potentiellen K-P-Ken und die innersprachlichen Strukturen der deutschen ASSe und KHFer, in welche diese eingebunden sind, untersuchen möchte, mit dem Ziel, Erkenntnisse über die Fähigkeit zur Eröffnung valenzieller Leerstellen, die potentiell gegebene Valenz und die eventuell signifizierten Inhalte der KOPe oder kopulaähnlichen Ven zu gewinnen als auch um Kontrollexperimente und Vergleichsdaten zu schaffen, so dass möglichst viele sogenannte KOPe, kopulaähnliche Ven und Objektsprädikativverben, die oft verschiedenste mögliche Valenzrahmen und zahlreiche, in E-VALBU dokumentierte LAen aufweisen, in die Analyse miteinbezogen sind. Um diese relativ 7.1 Der wörterbuch- und corpusbasierte, quantitativ-qualitative Ansatz 457 <?page no="458"?> umfangreiche Studie durchführen zu können, ist die Anzahl der Zufallstreffer auf die Frequenz der Ergebnisse angepasst und auf 500 Zufallstreffer je Suchanfrage limitiert. Diese Limitation auf 500 Zufallstreffer je Suchanfrage bedeutet jedoch nicht eine Limitation von 500 Zufallstreffern für ein einziges V: • Da jedes derjenigen ausgewählten Ven, welche gemäß der traditionellen Grammatikschreibung Objektsprädikative binden (bezeichnen; heißen; nennen; schimpfen) 2308 auf potentielle angeschlossene Subjektsals auch auf potentielle angeschlossene Objektsprädikative hin untersucht wurde, diese mit adjektivischem oder substantivischem Kern realisiert sein können und Suchdurchläufe mit begrenzter Satzlänge von sieben Wörtern als auch mit unbegrenzte Satzlänge vorgenommen wurden, ergibt sich je V potentiell und maximal die Anzahl 2 [syntaktische Subjekts- oder Objektsprädikativposition] x 500 [Limitation der Zufallstreffer] x 2 [adjektivischer oder substantivischer Kern] x 2 [Satzlänge] = 4000 von Zufallstreffern als Rohdaten. • Jedes derjenigen Ven hingegen, welche in traditionellen Grammatiken in der Gruppe derartiger erfasst ist, die Subjektsprädikative binden (bleiben; gelten; scheinen; sein; werden) 2309 , wurde auf potentielle angeschlossene Subjektsprädikative hin untersucht, die mit adjektivischem oder substantivischem Kern realisiert sein können, und auch bei diesen Ven wurden jeweils Suchdurchläufe mit begrenzter Satzlänge von sieben Wörtern als auch mit unbegrenzte Satzlänge vorgenommen. Somit ergibt sich je solchem V potentiell und maximal die Anzahl 1 [syntaktische Subjektsprädikativposition] x 500 [Limitation der Zufallstreffer] x 2 [adjektivischer oder substantivischer Kern] x 2 [Satzlänge] = 2000 von Zufallstreffern als Rohdaten. 2310 Dieses Vorgehen ist gewählt, da einige derjenigen Ven, welche traditionellerweise Objektsprädikative binden, auch Komplexe aufweisen, die der syntaktischen Struktur von K-S-Ken gleichen (heißen) oder deren semantische Struktur mit gefordertem Akkusativobjekt derjenigen von K-S-Ken trotz eines fehlenden zweiten NOMs ähnelt (bezeichnen). Die verschiedene Anzahl der erhobenen Rohdaten je Gruppe von Ven resultiert nicht in eine unterschiedliche Verteilung von LAen und SBPen je Verbgruppe. Einige Ven, zu welchen 4000 Corpusbelege als Rohdaten erfragt wurden, besitzen in den Sekundärdaten weniger LAen und SBPe, die sich auf Daten aus der Corpusrecherche stützen (z. B. bezeichnen; schimpfen) als andere Ven, zu welchen nur 2000 Corpusbelege recherchiert wurden und die eine signifikant höhere Anzahl von LAen und 2308 Zur Auswahl der zu untersuchenden Verben, s. 7.2. 2309 Zur Auswahl der zu untersuchenden Verben, s. 7.2. 2310 Weitere Erläuterungen zu den Suchergebnissen s. u. 458 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="459"?> SBPen als Sekundärdaten, welche aus den Corpusdaten exzerpierbar waren, erzielen (z. B. bleiben; sein; werden). Diese Tatsache bezüglich der Sättigung in einer Ergebnisliste von 2000 Zufallstreffern gegenüber einer von 4000 Zufallstreffern bestätigt indirekt die folgende Beobachtung: Die zahlreichen Wiederholungen von syntaktischen und semantischen Strukturen in den observierten Corpusbelegen gaben indizierend den nicht anderweitig verifizierten aber subjektiven Eindruck wieder, dass auch eine Ergebnisliste von 2000 Corpusbelegen für ein einziges V eine relativ gute Sättigung 2311 von verschiedenen syntaktischen Strukturtypen bereitstellt, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass die Formulierung der Suchanfrage im Recherchefeld für potentielle K-S-Ke und insbesondere für potentielle K-O-Ke wiederum jeweils relativ spezifisch ist. Einige der Suchanfragen (s. u. Tab. 5) haben keine 500 Zufallstreffer in der Präsentation der Ergebnisse erreicht, sodass weniger als 4000 bzw. 2000 Zufallstreffer je V für die Rohdaten ermittelbar waren. Dies betrifft das V schimpfen und die ADK quitt. Für das V schimpfen lieferte die Suchanfrage nach einem potentiellen Objektsprädikativ mit substantivischem Element und einer begrenzten Satzlänge von sieben Wörtern 403 Treffer, die Suchanfrage nach einem potentiellen Objektsprädikativ mit adjektivischem Element und einer begrenzten Satzlänge von sieben Wörtern null Treffer, die Suchanfrage nach einem potentiellen Subjektsprädikativ mit substantivischem Element und einer begrenzten Satzlänge von sieben Wörtern 457 Treffer und die Suchanfrage nach einem potentiellen Subjektsprädikativ mit adjektivischem Element und einer begrenzten Satzlänge von sieben Wörtern fünf Treffer. Für die Adkopula quitt ergab die Suchanfrage 20 Treffer. Wie alludiert, beziehen sich diese Zahlen auf die Rohdaten. An dieser Stelle ist ein weiteres Mal zu vermerken, dass die Verwertung der Rohdaten zu Primärdaten und schließlich zu Sekundärdaten in allen Fällen nur auf Corpora begrenzten Volumens und damit eine Stichprobe aus der deutschen Sprache zugreift sowie außerdem aufgrund der manuellen sowie intellektuellen Auswahl und Sortierung der einzelnen Corpusbelege mit großer Wahrscheinlichkeit fehlerbehaftet ist. Um diese angenommene Fehlerquote sowie die Limitierung von Daten aus einer Stichprobe in der Evaluierung, d. h. im Untersuchungsergebnis, nicht unberücksichtigt zu lassen, müssen die Sekundärdaten explizit als Mindestanzahl von LAen und SBPen je V gelten, deren Datenangebot keineswegs, wie bereits erwähnt, Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann. Aus der angewandten Methodik geht hervor, dass die Sekundärdaten die Basis für die Tertiärdaten stellen. Jegliche Untersuchungsergebnisse sind in Referenz auf die Beschränkungen der empirischen Studie zu interpretieren. Die Hinzuzie- 2311 Vgl. S CHIERHOLZ (2005: 8); vgl. N EUMANN (1996: 16) 7.1 Der wörterbuch- und corpusbasierte, quantitativ-qualitative Ansatz 459 <?page no="460"?> hung der Dokumentation sämtlicher verfügbarer LAen bzw. SBPe zu den einzelnen Ven aus der Makrostruktur des E-VALBUs, welche als Teil der Sekundärdaten der Studie offensichtlich desgleichen nicht als mit einem Anspruch auf Vollständigkeit ausgestattet gehandhabt wurde, soll dazu beitragen, dass die Konsequenzen der angenommenen Unvollständigkeit der Sekundärdaten bzw. der angenommenen Wahrscheinlichkeit einer Fehlerquote bei der Exzerption der Primärsowie der Sekundärdaten aus den Corpora des TAGGED-T-Archivs eingegrenzt werden und versichern, dass die Sekundärdaten der vorliegenden Studie hinsichtlich der Menge der dokumentierten verschiedenartigen LAen und SBPe, d. h. hinsichtlich der Anzahl zu analysierender syntaktisch-semantischer Strukturen, mindestens den Qualitätsstandard der Dokumentation von LAen bzw. sogenannten Bedeutungsvarianten oder Belegplänen zu den jeweiligen Ven in E-VALBU für sich beanspruchen können. Die Anzahl der exemplarisch aufgeführten Corpusbelege zu einer LA oder einem SBP (s. 10) ist aus Platzgründen auf die geforderten, legitimierenden drei Belege je syntaktische Struktur begrenzt. Für folgende neun Ven wurden Daten aus den Corpora des TAGGED-T-Archivs im COSMAS-II web am Leibniz-IDS Mannheim erhoben: bezeichnen, bleiben, gelten, heißen, nennen, scheinen, schimpfen, sein, werden. 2312 Die Suchanfragen im Recherchefeld lauten (Tab. 5): Suchanfrage nach einem Komplex mit potentiellem Subjektsprädikativ Suchanfrage nach einem Komplex mit potentiellem Objektsprädikativ Suchanfrage nach einem Komplex mit Adkopula (MORPH(N) / +w0 &[Infinitivform des Verbs x] / +s0 MORPH(N))#IN(all) (#BEG(<s>) / 7w,s0 #END(<s>)) (MORPH(N) / +w0 &[Infinitivform des Verbs x] / +s0 MORPH(N) / +s0 MORPH (N))#IN(all) (#BEG(<s>) / 7w,s0 #END(<s>)) egal (MORPH(N) / +w0 &[Infinitivform des Verbs x] / +s0 MORPH(ADJ d))#IN(all) (#BEG(<s>) / 7w,s0 #END(<s>)) (MORPH(N) / +w0 &[Infinitivform des Verbs x] / +s0 MORPH(N) / +s0 MORPH (ADJ d))#IN(all) (#BEG(<s>) / 7w,s0 #END(<s>)) pleite (MORPH(N) / +w0 &[Infinitivform des Verbs x] / +s0 MORPH(N))#IN(all) (#BEG(<s>) / s0 #END(<s>)) (MORPH(N) / +w0 &[Infinitivform des Verbs x] / +s0 MORPH(N) / +s0 MORPH (N))#IN(all) (#BEG(<s>) / s0 #END(<s>)) quitt (MORPH(N) / +w0 &[Infinitivform des Verbs x] / +s0 MORPH(ADJ d))#IN(all) (#BEG(<s>) / s0 #END(<s>)) (MORPH(N) / +w0 &[Infinitivform des Verbs x] / +s0 MORPH(N) / +s0 MORPH (ADJ d))#IN(all) (#BEG(<s>) / s0 #END(<s>)) schuld Tab. 5: Suchanfragen im Recherchefeld des COSMAS-II web am Leibniz-IDS Mannheim 2312 Zur Auswahl der zu untersuchenden Verben, s. 7.2. 460 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="461"?> 7.2 Auswahl und Zuordnung der Kopula-Prädikativ- Komplexe Die Auswahl der Ven in den zu untersuchenden K-P-Ke orientiert sich an den in der Fachliteratur erwähnten sogenannten KOPe, kopulaähnlichen Ven oder Objektsprädikativverben. 2313 Hierbei gelten als KOPe meist lediglich die Ven im Verband mit einem Subjektsprädikativ: z. B. sein, werden, bleiben. Folgende kopulaähnliche Ven mit angeschlossenem Subjektsprädikativ sind in der Literatur genannt: z. B. aussehen, deuchen, dünken, erscheinen, gelten, scheinen, vorkommen, wirken. Als kopulaähnliche Ven, die mit einem Objektsprädikativ auftreten, sind in der Literatur nachfolgende Ven aufgeführt: z. B. befinden, befinden (sich), bezeichnen, definieren, finden, finden (sich), fühlen (sich), halten, halten (sich), heißen, nennen, schelten, schimpfen, sehen, taufen, titulieren. 2314 Des Weiteren werden z. T. AcI-Verben als eine Prädikation über ein Akkusativobjekt erzeugende Ven gelistet, so dass auch AcI-Konstruktionen als K-O-Ke interpretiert werden können. 2315 Als AcI-Verben gelten: finden, haben, lassen, machen. Die AcI-ähnlichen Konstruktionen sind mit Wahrnehmungsverben (lat.: verba sentiendi) gebildet und fallen unter Umständen ebenfalls in die Gruppe der K-O-Ke. 2316 Wahrnehmungsverben sind: z. B. beobachten, blicken, erblicken, ertasten, finden, fühlen, gucken, haben, horchen, hören, kosten, lassen, machen, probieren, riechen, schauen, schmecken, schnüffeln, schnuppern, sehen, spähen, spüren, tasten. Zudem können vor allem kausative und faktitive Ven sowie zahlreiche andere Ven, die nicht mehr angebbar sind, da fast jedes V zu derartigen Konstruktionen fähig ist, in Resultativkonstruktionen auftreten, welche als Komplexe mit sogenannten freien Prädikativen verstanden werden. 2317 Schließlich ist es einer Vielzahl von Ven möglich, Depiktivkonstruktionen zu bilden, die ebenfalls als Prädikativkomplexe mit sogenannten freien Prädikativen aufgefasst werden. 2318 In Resultativkonstruktionen (z. B. er schlägt das Brett kaputt) kann nach gängiger Auffassung das unflektierte ADJ kaputt als Objektsprädikativ zu dem S Brett interpretiert werden. Helbig weist darauf hin, dass die Argumentation zur Aufstellung einer Klasse von Kopulaverben mitunter zirkulär ausfallen kann: 2313 Vgl. den Terminus Prädikativverben in D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 422 f.). 2314 Vgl. Z IFONUN et al. (1997c: 1381) 2315 B AUSEWEIN (1990: 201) 2316 B AUSEWEIN (1990: 201) 2317 D OLINSKA (2012: 127 - 144); D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 803 ff.) 2318 D OLINSKA (2012: 115 - 126); D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 803) 7.2 Auswahl und Zuordnung der Kopula-Prädikativ-Komplexe 461 <?page no="462"?> „ Wenn Kopulasätze (= KS) definiert werden, so werden sie in der Regel mit Bezug auf Kopulaverben (= KV) bestimmt. KS sind dann Sätze, deren Prädikat aus einer Kopula (einem KV) und einem prädikativen Nomen oder Adjektiv (als Prädikativ) besteht [ … ]. Umgekehrt wird das KV (vereinfacht: die Kopula) oft mit Bezug auf den KS definiert als Verbindungsglied zwischen Subjekt und Prädikativ, als ‚ Verknüpfer ‘ , der ein Subjekt mit einem nichtverbalen Ausdruck (einem Prädikativ) verbindet, mit diesem zusammen ein Prädikat bildet und in Verbindung mit einem Subjekt einen Satz (einen KS) ergibt [ … ]. Auch wenn sich auf diese Weise KS und KV wechselseitig durcheinander bestimmen (eine gewisse Zirkularität also nicht zu übersehen ist), sind Begriff und Terminus ‚ KV ‘ wohl nicht nur grundlegender, sondern auch einfacher zu bestimmen. “ 2319 In einem ersten Schritt werden deshalb in der vorliegenden Studie zum Zweck einer Auswahl für die Untersuchung jene Ven, welche eindeutig ausschließlich existimatorischen Charakter haben (z. B. bewerten; befinden; beurteilen; erachten; betrachten; empfinden; verstehen (als)) 2320 und die keine potentiellen Komplexe mit Subjektsprädikativen bilden, aussortiert. Das V befinden ist zwar nicht in allen Fällen als existimatorisch einordenbar, doch seine nicht existimatorische Variante sich befinden, z. B. in Konstruktionen mit einem Lokaladverbial (z. B. der Ort befindet sich auf dem Hügel) ist reflexiv. Die reflexiven Ven werden aus der empirischen Untersuchung der vorliegenden Studie ebenfalls ausgeschlossen (s. u.). Die Aussortierung der existimatorischen Ven erfolgt aus dem Grund, dass diese Ven inhaltlich zusammengefasst werden können und einen stark subjektiven Aspekt ausdrücken. Im Gegensatz zu Ven des Benennens oder Bezeichnens erzeugen die Ven des Einschätzens eine im Inhalt des Vs begründete, noch deutlicher hervortretende „ subjektive Prädikation “ 2321 in dem eintretenden Fall, dass ein potentielles Objektsprädikativ vorliegt, als Erstgenannte. Aus der Gruppe der Ven des Benennens, Bezeichnens und Einschätzens 2322 werden somit nur Ven des Benennens und Bezeichnens untersucht. Des Weiteren werden als faktitiv oder kausativ identifizierbare Ven (z. B. stimmen in dem Satz die Musik stimmt ihn nachdenklich) verworfen, da auch diese Ven semantisch zusammengefasst werden können und aufgrund ihrer inhaltlichen Spezifik eigenständig untersucht werden müssten. Dabei ist das V halten eine Art Sonderfall, da dieses V in diversen anderen Konstruktionen auftritt und im Allgemeinen nicht ausschließlich reflexiv verwendet wird (z. B. ihr Gesundheitszustand hält sich stabil; die Bäder halten den Gesundheitszustand (der Patientin) stabil). Trennbare Partikelverben mit nicht flektierbaren und 2319 H ELBIG (2008: 81) 2320 Vgl. Z IFONUN et al. (1997c: 1381) 2321 B AUSEWEIN (1990: 252) 2322 Vgl. H ELBIG (1984: 349 f.) 462 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="463"?> nicht kasusfähigen Partikeln (z. B. anerkennen; aussehen; abtun; aufnehmen; vorkommen) sind ebenfalls nicht in der Liste der zu analysierenden Ven, da die semantischen Verhältnisse in Partikelverben aufgrund ihres Charakters als Komposition oder anderweitiges Wortbildungsprodukt einen Sonderfall darstellen und eine schlüssige Analyse ihres signifizierten Inhalts oder der sie umgebenden Konnexionsstruktur mit den hier vorgestellten Methoden nicht erfolgen soll, sondern eine separate Untersuchung erfordern würde. Aus ähnlichen Gründen werden, wie obig alludiert, alle reflexiven Ven (z. B. sich erweisen (als); sich befinden) aus der Untersuchung ausgeschlossen. Das Reflexivum fungiert in diesen Komplexen wie das Akkusativobjekt, über welches ein traditionell verstandenes sogenanntes Objektsprädikativ prädiziert. Dieser Sachverhalt verlangt jedoch eine eigenständige Betrachtung, und eine Gleichsetzung des Reflexivums mit einem Akkusativobjekt soll in dieser Untersuchung nicht unkritisch angenommen werden. Die Ven deuchen und dünken stellen ebenfalls einen Sonderfall dar, da diese Ven in syntaktischer Subjektposition den AKK oder den DAT binden, außerdem wurden zu den Ven deuchen und dünken zu wenige Corpusbelege gefunden, um Schlussfolgerungen über ihren semantischen Inhalt in verschiedenen syntaktischen Einbettungen im Rahmen der vorliegenden Studie zuzulassen. Die AcI-Konstruktionen und AcIähnlichen Konstruktionen werden angesichts ihrer Sonderstellung nicht in dieser Studie behandelt. Dies betrifft die Ven haben, lassen, machen und sehen, welche den AcI bilden. Der Auslassung der AcI-Konstruktionen folgt die Auslassung der AcI-ähnlichen Konstruktionen in dieser Studie sowie die Aussortierung derjenigen potentiellen K-S-Ke, welche zwar KOPe oder kopulaähnliche Ven beinhalten, aber in traditioneller syntaktischer Prädikativposition Infinitive mit oder ohne dem Element zu realisieren und die eine strukturelle Ähnlichkeit zu den AcI- und AcI-ähnlichen Konstruktionen aufweisen, jedoch nicht als AcI- oder AcI-ähnliche Konstruktionen gelten, da sie keine akkusativische Bezugsphrase besitzen, welche für den AcI kennzeichnend ist. Ebenso ist es nicht möglich, in der vorliegenden Untersuchung auf Komplexe mit Depiktiven und Resultativen einzugehen, da die Erhebung von Corpusbelegen aufgrund der Vielzahl der in diesen Komplexen auftretenden, unbestimmten Ven nicht nach hinreichend operationalisierbaren Kriterien in der Suchanfrage der Corpusrecherche erfolgen kann. Des Weiteren ist es für die vorliegende Untersuchung nicht zielführend, in den Corpora nach ASSen und KHFern zu recherchieren, welche eine potentielle Prädikation über ein Dativobjekt (z. B. die AJKP in Bezug auf das dativische Pronomen in dem Satz er gibt ihr als begeisterte Vorleserin das Buch) 2323 enthalten. Auch derartige Konstruktionen 2323 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 800, 802 f.) 7.2 Auswahl und Zuordnung der Kopula-Prädikativ-Komplexe 463 <?page no="464"?> können in ASSen und KHFern mit sämtlichen Ven gebildet werden und eine Analyse ihrer syntaktischen und logisch-semantischen Struktur ergibt nicht primär Untersuchungsergebnisse, welche sich speziell auf KOPe, kopulaähnliche Ven, Objektsprädikativverben oder K-P-Ke beziehen. Deswegen ist die Corpusrecherche ausschließlich auf potentielle traditionelle Subjekts- und Objektsprädikativkomplexe mit einer nominativischen oder akkusativischen Bezugsphrase, die stets mit einer KOP, einem kopulaähnlichen V oder einem Objektsprädikativverb auftritt, ausgerichtet. Das dativische Kasusadverbial, die freie A im DAT oder das Dativobjekt sowie eine potentielle Prädikation über dieselbigen werden in der Beleganalyse der vorliegenden Studie dennoch untersucht, nämlich wenn der DAT in LAen, SBPen oder sonstigen Belegen der Sekundärdaten mit traditionellen KOPe, kopulaähnlichen Ven oder Objektsprädikativverben materialisiert ist. Für die Untersuchung in der vorliegenden Studie kommen demnach die Ven bezeichnen, bleiben, definieren, erscheinen, finden, gelten, halten, heißen, nennen, scheinen, schelten, schimpfen, sein, taufen, titulieren, werden und wirken in die engere Auswahl. Diese verbleibenden Ven sind nun weiter zu prüfen und zu untergliedern. Während der Erhebung der Corpusbelege aus dem Textmaterial und ihrer anschließenden Analyse in der vorliegenden Studie hat sich gezeigt, dass einige Ven, die in der Literatur im Allgemeinen als mit sogenannten Objektsprädikativen Komplexe bildend erwähnt werden, semantisch auch als Ven mit sogenanntem Subjektsprädikativ gedeutet werden können. Diese Ven, die gemäß semantischer Deutung ein sogenanntes Subjektsprädikativ oder ein sogenanntes Objektsprädikativ anschließen, sind die Ven bezeichnen (z. B. der Begriff Regelung bezeichnet eine Vorschrift [AKK]), definieren (z. B. diese Linie definiert einen Kreis [AKK]) und heißen (z. B. weniger Aussaat heißt weniger Ernte [AKK]; sie heißt Martina [NOM]). Die Ven sein, bleiben und scheinen fungieren darüber hinaus als Hilfsverben bzw. regieren den Infinitiv mit dem Element zu (z. B. der Plan ist zu bedenken; die Aufgabe bleibt zu erledigen; die Sonne scheint zu glühen; die Sonne scheint warm zu glühen) (s. 6.4.1.1). Das V halten ist, wie obig erwähnt, auffällig, da es eine PP, eine Phrase mit den AJKen als oder wie oder eine für- Konstruktion als potentielles Objektsprädikativ anschließt (z. B. sie hält ihn für einen Fachmann; der Ingenieur hält das Dach für einen Wetterschutz; sie hält ihn als Bekanntschaft; das Haus hält das Dach wie ein Gewölbe), ein potentielles Objektsprädikativ adjazent zum Akkusativobjekt positioniert (z. B. ich halte den Kaffee warm; die Säule hält das Dach stabil) sowie beim Wegfall der P, der AJKen als oder wie oder des präpositionalen Anschlusselements für einen unter Umständen als potentielles Subjektsprädikativ interpretierbaren Komplex erzeugt (z. B. die Sportlerin hält ihre Kondition; sie hält still). Die Dudengrammatik listet das V halten darüber hinaus als Kausativverb unter Ven mit Spezialfunk- 464 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="465"?> tionen 2324 , und das V halten kann in einer Konstruktion mit akkusativischer Bezugsphrase ohne Anschluss in Form eines AJKs oder einer P somit als kausatives V gedeutet werden kann (z. B. das Training hält die Kondition stabil; die Spenden halten den Geldfluss konstant). Diese Ven gliedern sich demzufolge in folgende vier Gruppen: 1. Die erste Gruppe umfasst jene Ven, welche angeblich ein traditionelles Subjektsprädikativ anschließen (bleiben; erscheinen; gelten; halten; heißen; scheinen; sein; werden; wirken); 2. die zweite Gruppe sind jene Ven, die angeblich ein traditionelles Objektsprädikativ nach sich ziehen (bezeichnen; definieren; halten; heißen; nennen; schimpfen; schelten; taufen; titulieren); 3. die dritte Gruppe bilden Ven, welche in syntaktischen Strukturen auftreten, die angeblich traditionelle Subjekts- oder Objektsprädikativkomplexe bilden (heißen); 4. die vierte Gruppe stellen Ven, die gemäß semantischer Interpretation ein potentielles Subjektsprädikativ oder alternativ möglicherweise ein potentielles Objektsprädikativ zu sich nehmen können (bezeichnen; definieren; heißen). Da das V halten eine außerordentlich komplexe Untersuchung erfordern würde sowie als kausatives V gelistet ist, wird es aus der vorliegenden Untersuchung ausgeschlossen. Schließlich werden die Ven definieren, schelten, taufen und titulieren, welche nicht im E-VALBU aufgeführt sind, nicht in die Untersuchung mitaufgenommen. 2325 Um die Gruppe verbleibender Ven weiter zu reduzieren, werden die relativ selten in der Literatur aufgeführten kopulaähnlichen Ven erscheinen, finden und wirken aussortiert. Gleichzeitig wird darauf geachtet, dass etwa zu gleichen Teilen Ven mit potentiellem Subjektsprädikativ als auch Ven mit potentiellem Objektsprädikativ akzeptiert sind. Für die Beleganalyse der vorliegenden Untersuchung sind infolgedessen die neun Ven bezeichnen, bleiben, gelten, heißen, nennen, scheinen, schimpfen, sein und werden selegiert. Die Zuordnung der ausgewählten Ven nach semantischen Kriterien folgt einer Einteilung in HVen, ZVen und VVen 2326 sowie den Erläuterungen der Dudengrammatik zur Aktionsart. Die Dudengrammatik konstatiert: „ Die Aktionsart eines Verbs ist in vielen Fällen nicht ein für alle Mal festgelegt, sondern eher als ein Potential aufzufassen, das je nach dem Zusammenhang, in dem das Verb 2324 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 423) 2325 Zur Methode der Datenerhebung, s. 7; 7.1. 2326 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 419); H ELBIG / B USCHA (2001: 58 ff.) 7.2 Auswahl und Zuordnung der Kopula-Prädikativ-Komplexe 465 <?page no="466"?> erscheint, die eine oder die andere Richtung nehmen kann. So ist Kirschen essen atelisch, ein Kilo Kirschen essen hingegen telisch, weil der Vorgang abgeschlossen ist, wenn das eine Kilo erreicht ist [ 2327 ] “ 2328 . Die semantische Deskription von Ven mittels des im Deutschen nicht morphosyntaktisch markierten Aspekts und der Aktionsart des Vs versucht sprachinhärente Konnotationen der Inhaltsseite von Ven zu erfassen. Die Angaben agentiv, nicht agentiv, telisch, atelisch, dynamisch, statisch, intransformativ, kontinuativ, typisches Agens, Agenskontrolle, atypisches Agens, statische Relation, ingressiv/ inchoativ, egressiv, statisch, dynamisch, intransformativ und kontinuativ, welche zwar den konnotativen Inhalt und damit semantische Komponenten des Vs umreißen, erreichen dies im Gegensatz zu einer pragmatisch-kommunikativen Beschreibung, einer Beschreibung des Denotats in der extensionalen Bedeutungsebene, einer Angabe semantischer Merkmale bzw. Selektionsbeschränkungen oder einer Umschreibung mit dramaturgischem oder szenischem Vokabular frame-konstituierender semantischer Rollen mittels einer Handlungs-, Vorgangs- oder Zustandsbeschreibung sowie einer raumzeitlichen Ausdehnungsbeschreibung, welche konkrete Konzepte darstellt, die intersubjektiv einsehbar sind und in Bezug mit der extensionalen Bedeutungsebene der außersprachlichen Wirklichkeit allenfalls mittels eines hohen Abstraktionsgrades treten (Tab. 6; Tab. 7). Handlungsverben Vorgangsverben Zustandsverben agentiv x nicht agentiv x telisch x x atelisch x x x immer dynamisch x x nicht statisch x typisches Agens x keine Agenskontrolle x kein typisches Agens x statische Relationen x Tab. 6: Aktionsarten der Verben 2329 2327 Vgl. K RIFKA (1989a); vgl. K RIFKA (1989b) 2328 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 417) 2329 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 416 - 419) 466 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="467"?> telisch (punktuell oder zeitbegrenzt) atelisch (kein Kulminations- oder Endpunkt, graduelle Änderungen, stete Wiederholungen gleichartiger abgeschlossener Vorgänge (Iteration)) ingressiv (transformativ) x inchoativ (transformativ) x egressiv (transformativ) x statisch x dynamisch x kontinuativ (intransformativ) x perfektiv x imperfektiv x Tab. 7: Telizität und Atelizität 2330 Aufgrund der theoretisch gegebenen Variabilität der Aktionsart eines Vs wird in der Beleganalyse jedes einzelne V gemäß seinem Vorkommen in dem zu analysierenden natürlichsprachlichen Ausdruck zugeordnet und der Wechsel seiner Aktionsart notiert. In den meisten Fällen ist eine derartige inhaltliche Deskription intersubjektiv einsehbar, da sie sich am Wesen des Terms in syntaktischer Subjektposition orientiert, das bestimmt, ob es sich im ausgedrückten Sachverhalt um ein typisches Agens, um Agenskontrolle oder um ein untypisches Agens handelt. Nach der Feststellung des Terms, welcher das grammatische Subjekt stellt und seines Wesens, folgt die Observation, ob die Satzglieder sowie der Inhalt des finiten Vs im ASS oder KHF eine statische Relation zwischen zwei oder mehreren Entitäten expressiv etablieren (Tab. 6). Nach einer Bejahung oder Verneinung dieser Frage stellt sich unter Hinzuziehung der Tabelle 7 die Frage nach der Telizität oder Atelizität des ausgedrückten Sachverhalts sowie nach dessen Dynamik und dem Grad der Dynamik. Dies erfordert meist eine Rekursion auf das Wesen des Terms in syntaktischer Subjektsposition (Tab. 6). Generell gilt, dass nicht immer eindeutig entschieden werden kann, ob eine Entität als belebt und potentiell agentiv oder als unbelebt und nicht potentiell agentiv erfasst werden soll. Es ist z. B. kulturell bedingt, ob Gott, organische oder nichtorganische Gegenstände der Natur bzw. Naturerscheinungen als belebt und potentiell agentiv oder als unbelebt und nicht potentiell agentiv, d. h. als Ding oder als Idee konzeptualisiert werden. So ist es z. B. im aufgeklärten europäischen Kontext nicht üblich, 2330 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 416 - 419) 7.2 Auswahl und Zuordnung der Kopula-Prädikativ-Komplexe 467 <?page no="468"?> Pflanzen als belebt und potentiell agentiv anzusehen, doch für ein fehlendes Bewusstsein und eine absente Intentionalität bzw. Agenskontrolle von Pflanzen oder anderen Gegenständen sowie Phänomenen der Natur existieren keine in dieser Studie darlegbaren naturwissenschaftlichen Beweise. Es ist des Weiteren kulturell bedingt, ob z. B. Himmelskörper als belebte, potentiell agentive bzw. als leuchtende Entitäten oder als unbelebte, nicht potentiell agentive bzw. als beleuchtete Entitäten verstanden werden. Eine allgemein gültige Aussage über die Klassifikation derartiger (leuchtender) Körper soll aus diesem Grund in dieser Untersuchung nicht erfolgen. Die Ven in zahlreichen LAen und SBPen der Sekundärdaten müssen demzufolge kulturell bedingt als VVen eingestuft werden, wobei oft kein anderes Räsonnement außer diesen unbegründeten kulturellen Vorannahmen die Kategorisierung der ausgedrückten Sachverhalte als Vorgänge motiviert und begründet. Die inhaltliche Deskription ist deshalb diesbezüglich in derartigen Fällen nicht exakt oder sogar fehlerhaft und entsprechend kritisch zu betrachten. Unter anderen kulturellen Vorannahmen würde z. B. das V werden gegebenenfalls in der Beleganalyse weniger oft als ausgezeichnetes VV in verschiedene Kompositionen eingebunden sein als dies aufgrund erwähnter kultureller Rahmenbedingungen in der vorliegenden Studie erfolgen muss. Eine detaillierte Klassifikation diverser, als SUBJe fungierender Se kann in der vorliegenden Studie aus Platzgründen nicht erarbeitet werden. Das Kriterium des Erhalts der bezeichneten außersprachlichen Bedeutung wird gewissermaßen insofern beachtet, als die Angabe salva veritate (s. v.) markiert, dass sich nach der Applikation linguistischer Testverfahren keine Änderung des Charakters des Vs als HV, VV, oder ZV ergeben hat. Andernfalls fehlt die Angabe salva veritate (s. v.). Wenn dem V im resultierenden Ausdruck aufgrund des Wechsels der LA oder des SBPs (auch) a posteriori eine andere Einordnung als HV, VV oder ZV zufällt, ist dies ebenfalls notiert. Dabei sind diejenigen Angaben HV, VV oder ZV mit Fettschrift ausgezeichnet, welche sich ausschließlich durch Reduktion des ASSes oder KHFes, d. h. mit Hilfe des ELMs, ergeben, während die restlichen Angaben HV, VV oder ZV auch die Resultate des ANAs miteinbeziehen. Die letztgenannte Angabe salva veritate (s. v.) bzw. die Erwähnung der Einordnung als HV, VV oder ZV fließt nicht in die Ermittlung der IS oder der TIS ein. Dennoch werden die Daten aus diesen Angaben mit einem Ringdiagramm in den Ergebnissen ausgewertet: Der äußerste Ring zeigt die Verteilung von HVen, VVen und ZVen für die LAen und SBPe zu einem V an. Der mittlere Ring zeigt diese Verteilung mit denjenigen in den Kompositionen verborgenen HVen, VVen und ZVen (s. Auszeichnung als Fettschrift in den Tabellen) an, die sich nur durch Applikationen des ELMs ergeben. Der innerste Ring zeigt die Verteilung wiederum mit den in den Kompositionen verborgenen HVen, VVen und ZVen an, die durch 468 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="469"?> den ELM und den ANA offengelegt werden (s. 10). Als eine weitere Vorlage für inhaltliche bzw. semantische Beschreibungen konnotierter Inhalte von LAen und SBPen wird in der Beleganalyse die Theorie über Domänen (engl.: domains) der Cognitive Grammar Langackers herangezogen. 2331 Es wird jedoch strikt zwischen der Übertragung von Termini aus der Forschung zur Cognitive Grammar und ihrer Theorie selbst differenziert. Es ist nicht intendiert, die komplexe Theorie der Cognitive Grammar im Rahmen der vorliegenden Studie zu inkludieren, unter anderem aufgrund der verschiedenen semiotischen Vorannahmen. Langackers Cognitive Grammar unterscheidet nicht zwischen außersprachlicher und innersprachlicher Bedeutung oder zwischen einer Bedeutungs- und einer Sinnebene in Freges Terminologie. Hierzu äußert sich Langacker folgendermaßen: „ The distinction between semantics and pragmatics (or between linguistic and extralinguistic knowledge) is largely artifactual, and the only viable conception of linguistic semantics is one that avoids such false dichotomies and is consequently encyclopedic in nature. “ 2332 Diese Ansicht Langackers kann für die vorliegende Studie nicht akzeptiert werden, da sie den theoretischen Vorannahmen, namentlich dem Freges Theorie entlehntem semiotischen Modell und der Fregeschen Distinktion zwischen Sinn und Bedeutung zuwiderläuft. Nicht tangiert von dieser Auffassung Langackers allerdings sind generelle Termini aus der kognitiven Forschung, welche insbesondere mit einer Beschreibung von sprachlichen Einheiten durch Angabe der Aktionsart oder Aktionalität 2333 in Verbindung stehen. Dies ist die fundamentale Auszeichnung von Domänen sprachlicher Einheiten als abstrakt, zeitlich oder räumlich, wobei zusätzlich anschaulich zwischen einer Ein-, Zwei- oder Dreidimensionalität unterschieden wird. 2334 Die zwei- oder dreidimensionale Räumlichkeit sowie die Zeit sind nach Langacker grundlegende kognitive Einheiten bzw. Repräsentationen. 2335 Jede Domäne, die nicht mehr als grundlegend aufzufassen ist, umschreibt Langacker als abstrakt: „ Any nonbasic domain, i. e. any concept or conceptual complex that functions as a domain for the definition of a higher-order concept [ 2336 ] will be called an abstract domain. “ 2337 Hierzu zählt Langacker z. B. die Fähigkeit zu zählen oder das 2331 L ANGACKER (1987: 147 - 154) 2332 L ANGACKER (1987: 154) 2333 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 416 - 419) 2334 Vgl. L ANGACKER (1987: 148 f.) 2335 L ANGACKER (1987: 148) 2336 Langackers Terminus concept wird an dieser Stelle von der Churchschen Verwendung des Terminus concept differenziert. 2337 L ANGACKER (1987: 150) 7.2 Auswahl und Zuordnung der Kopula-Prädikativ-Komplexe 469 <?page no="470"?> Alphabet geordnet zu erfassen. 2338 Für die vorliegende Studie wird diese Definition Langackers gewissermaßen in ihrem Subsumtionsbereich erweitert und simplifiziert, indem weitere, spezifizierende Termini für eine Deskription von kognitiven Domänen und im Speziellen der abstrakten Domäne ausgelassen werden und jegliche Domäne abstrakt genannt wird, die nicht den grundlegendsten Domänen Raum und Zeit angehört. Die Auszeichnung als abstrakte Domäne grenzt also lediglich Inhalte ab, die weder räumlich noch zeitlich erfasst werden können oder die profilierend über eine räumliche oder zeitliche Beschreibung hinausgehen. Wegen ihrer Dimensionalität und graphischen Repräsentierbarkeit als punktuell, d. h. eindimensional, zwei- oder dreidimensional ist es des Weiteren zu explikativen Zwecken annehmbar, dass Langacker grundlegende Domänen wie Raum und Zeit als kontinuierlich (k.) und die abstrakte Domäne als diskret (d.) bezeichnet. 2339 Diese Termini bzw. Auszeichnungen können in die Beleganalyse der vorliegenden Studie übernommen werden (s. 10), da die Deskription von Raum und Zeit anthropologisch als „ intrinsic part of our inborn cognitive apparatus “ 2340 oder als „ primitive dimension of cognitive representation “ 2341 akzeptierbar ist, somit die Fregesche Distinktion zwischen Sinn und Bedeutung nicht aufhebt und ob der kognitivistischen Terminologie noch keinen Mentalismus 2342 , keine pragmatischkommunikative und keine außersprachliche semantische Beschreibung aus der Denotationsebene postuliert. Angewendet werden sollen diese Begriffe der Sprachbeschreibung der Cognitive Grammar Langackers deshalb unter Beibehaltung der Fregeschen Unterscheidung zwischen Sinn bzw. Konnotation und Bedeutung bzw. Denotation eines einfachen oder komplexen sprachlichen Zeichens und nicht im theoretischen Rahmen Langackers Cognitive Grammar, sondern zur Beschreibung der Inhaltsseite von Sprachzeichen auf Sinnebene (auch: Konnotation) 2343 aus diesem herausgelöst werden (s. 10). Für die vorliegende Studie werden die Bezeichnungen der Domänen unter Berücksichtigung der Dimensionen etwas differenzierter formuliert, indem die Domäne Zeit (z.) in Zeitspanne (phasisch als ph. z.) (z. B. für drei Monate) und Zeitpunkt (punktuell als p. z.) (z. B. morgen), die Domäne Raum (r.) in Richtung (direktiv als d. r.) (z. B. in die Ferne) und Ort (lokal als l. r.) (z. B. in der Sporthalle; hier) sowie die Domäne Abstrakt (a.) in räumliche Abstraktheit (räumlich abstrakt als r. a.) 2338 L ANGACKER (1987: 151 f.) 2339 L ANGACKER (1987: 152) 2340 L ANGACKER (1987: 148) 2341 L ANGACKER (1987: 148) 2342 Vgl. im Gegensatz hierzu auch Ockhams Sprachdimension oratio mentalis, s. 6.2.1; 6.2.2; 6.2.3; 6.5. 2343 Zur Unterscheidung zwischen Konnotation und Denotation, s. 5.8.3; vgl. a. 6.4.2. 470 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="471"?> (z. B. auf der Erfolgsspur) und textuelle Abstraktheit (textuell abstrakt als t. a.) unterteilt werden. Als textuell abstrakt ist jeder Ausdruck zu werten, welcher nicht in die anderen erwähnten Domänen fällt. Auf diese Art und Weise werden die sprachlichen Einheiten in den syntaktischen Positionen des traditionellen Subjektssowie des traditionellen Objektsprädikativs deskriptiv zugeordnet (s. 10). In den Ergebnissen werden die Angaben z., ph. z., p. z., r., d. r., l. r., a., r. a. und t. a. im Kreisdiagramm Domain A erfasst, und die Angaben d. und k. werden im Kreisdiagramm Domain B dargestellt (s. 10). 7.3 Konnexionelle Relationsbescheibungen Die Konnexionsstruktur sowie die morphosyntaktische und logisch-semantische Valenz der Terme in den syntaktischen Positionen der traditionellen Subjekts- oder Objektsprädikative gilt es in der Beleganalyse zu jedem einzelnen untersuchten V zu ermitteln. Die nachfolgende Reflexion über die Beschreibung der Konnexionen als Valenzbeziehungen, Bedeutungs- oder Formrelationen (s. 7.3.1; 7.3.2; 7.3.3) kommt zu dem Schluss, dass die Notwendigkeit nach Jacobs und Helbig, die Argumenthaftigkeit nach Jacobs, die Perspektive als innersprachliche Eigenschaft des sprachlichen Ausdrucks sowie sämtliche Formrelationen Zifonun et al.s für die Ermittlung bzw. die Beschreibung von Konnexionen in dem hier vorgestellten Modell relevant sind. Diese relevanten Konnexionsbeschreibungen konstituieren in dieser Studie das Kriterium der Grammatizität bzw. der Wohlgeformtheit eines Ausdrucks. Die methodische Einbindung dieses Kriteriums der Grammatizität bzw. der Wohlgeformtheit eines Ausdrucks zur Ermittlung der IS bzw. der TIS soll an dieser Stelle vorab einleitend umrissen werden. Das Resultat einer Modifikation des ursprünglichen ASSes oder KHFes wird im Fall der Beibehaltung der Grammatizität bzw. der Wohlgeformtheit mit der Angabe salva congruitate (s. c.) gekennzeichnet. Andernfalls fehlt dieser Hinweis salva congruitate (s. c.). Falls sich ein Wechsel der LA oder des SBPs a posteriori nach der Anwendung eines linguistischen Testverfahrens auf den zu untersuchenden ASS oder das zu untersuchende KHF ergibt, wird dies mit der Angabe der entsprechenden LA oder dem entsprechenden SBP vermerkt. Wenn a posteriori keine Änderung der LA oder des SBPs eines ASSes oder KHFes stattfindet, ist diese Information ebenfalls angegeben. Die Kompositionsstruktur als IS bzw. TIS erschließt sich u. a., indem jeweils die Komposition von Einheiten innerhalb einer LA bzw. eines SBPes von Kompositionen mit Entitäten, die einen Wechsel der LA oder des SBPes herbeiführen, differenziert wird. In der IS sowie in der TIS sind demgemäß die Konnexionen innerhalb einer LA oder eines SBPs von denjenigen Konnexionen, 7.3 Konnexionelle Relationsbescheibungen 471 <?page no="472"?> die in eine andere LA bzw. in einen anderen SBP führen, unterschieden, während die Normalform (NF) alle Konnexionen gleichartig repräsentiert (s. 10). 7.3.1 Valenzbeziehungen nach Jacobs In seinem Buch Kontra Valenz 2344 stellt Jacobs zur Beantwortung der Frage nach der Valenzgebundenheit einzelner Satzglieder sieben Beziehungen (als: Valenzrelationen; Valenzaspekte) vor, welche in einem multidimensionalen Valenzkonzept angemessene Kriterien für die Annahme von Konnexionen und eine Beschreibung derselbigen beitragen können. Hierbei versucht Jacobs jedoch nicht, diese relationalen Eigenschaften valenzieller Verhältnisse in ein Valenzmodell einzubinden. Stattdessen strebt Jacobs an, zu widerlegen, dass es valenzielle Verhältnisse zwischen verbalen VTn und ihren Aktanten gibt, indem er Anstrengungen unternimmt, darzustellen, dass es sich bei den valenziellen Verhältnissen um sieben verschiedene, voneinander unabhängige, syntagmatische Beziehungen zwischen V und Aktant handelt, welche nicht unter eine Definition subsumiert werden können, womit er sich um eine Dekonstruktion des Begriffs Valenz bemüht. Diese sieben Valenzrelationen 2345 können folgendermaßen gemäß Jacobs und in Anlehnung an Waltereits Zusammenfassung 2346 kurz wiedergegeben werden: 1. Notwendigkeit (NOT): Nicht-valenzgebundene Satzglieder sind weglassbar (z. B. im Stall in das Mädchen striegelt das Pferd im Stall), valenzgebundene sind nicht weglassbar (z. B. einen Brief in er schickt einen Brief). 2347 2. Beteiligtheit (BET): Valenzgebundene Satzglieder sind an einem Sachverhalt beteiligt (z. B. das Mädchen in das Mädchen striegelt das Pferd im Stall), nichtvalenzgebundene Glieder bezeichnen Begleitumstände (z. B. im Stall in das Mädchen striegelt das Pferd im Stall). 3. Argumenthaftigkeit (ARG): Valenzgebundene Satzglieder sind Argumente der zugehörigen Prädikation (z. B. das Pferd in das Mädchen striegelt das Pferd im Stall), nicht-valenzgebundene Satzglieder sind nach Jacobs keine Argumente der zugehörigen Prädikation (z. B. im Stall in das Mädchen striegelt das Pferd im Stall). 4. Exozentrizität (EXO): Jacobs setzt hierfür drei Bedingungen voraus, welche die syntaktische Distribution und das zugrundegelegte Modell betreffen. 2344 J ACOBS (1994) 2345 J ACOBS (1994: 14 - 32) 2346 W ALTEREIT (1998 [1994]) 2347 J ACOBS (1994: 14 - 16) 472 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="473"?> EXO erfordert ein Modell, das Nicht-Exozentrizität für die betreffenden Konstituenten nicht prinzipiell verbietet und erwähnt als Beispiel Varianten der X-bar-Theorie (s. o.). Dann bilden nach Jacobs in einer Konstituentenstruktur die exozentrisch angeordneten valenzgebundenen Satzglieder (z. B. das Pferd in das Mädchen striegelt das Pferd im Stall) gemeinsam mit dem Prädikat einer Satzstruktur S = NP + VP als Valenzträger einen anderen Konstituententyp mit dem Namen VP als das Prädikat alleine, das im Allgemeinen ein V als lexikalischer Kopf V ist. Demgegenüber konstituieren nach Jacobs nicht-valenzgebundene und nicht-exozentrisch angeordnete Satzglieder (z. B. im Stall in das Mädchen striegelt das Pferd im Stall) mit dieser Verbalphrase VP als Ko-Konstituente eine weitere, übergeordnete Verbalphrase VP (z. B. S [ NP Das Mädchen VP [ VP [ V striegelt NP [das Pferd]] PP [im Stall]]]). 2348 (S. 6.7.1.1; 6.7.1.2; 6.7.1.3; 6.8; 6.9) 5. Formale Spezifizität (Rektion) (FOSP): Mindestens ein Formmerkmal (z. B. Kasus) des valenzgebundenen Satzglieds (z. B. das Pferd in das Mädchen striegelt AKK das Pferd [AKK] im Stall [ Æ ]) wird vom VT spezifiziert. 6. Inhaltliche Spezifizität (INSP): Mindestens ein inhaltliches Merkmal (z. B. semantische Rolle) des valenzgebundenen Satzglieds (z. B. das Pferd in das Mädchen striegelt PATIENS das Pferd [PATIENS] im Stall [ Æ ]) wird vom VT spezifiziert. 7. Assoziiertheit (ASSOZ): Nach Jacobs assoziieren in Referenz auf Heringer 2349 Versuchspersonen angeblich häufig valenzgebundene Satzglieder zum VT, jedoch nicht valenzunabhängige Satzglieder. 2350 Auffällig ist bei dieser Darstellung der sieben Beziehungen Jacobs, dass er zumeist Beispiele für die Valenzgebundenheit von Entitäten angibt sowie Bedingungen anfügt, welche die Feststellung einer Valenzungebundenheit erschweren. 2351 Nun kombiniert Jacobs jeweils zwei dieser Valenzrelationen und nennt Beispiele, in welchen dieses Paar widersprüchliche Aussagen über die valenzielle Bindung ergibt, um zu zeigen, dass die jeweiligen beiden Valenzrelationen unabhängig voneinander sind. 2352 Waltereit diskutiert Jacobs sieben Valenzrelationen (auch: Valenzbeziehungen) und stellt ihre Unabhängigkeit voneinander sowie damit die veranschlagte Anzahl derartig aufgefächerter Valenzrelationen in Frage. Hierfür erwähnt er Jacobs eigenes Eingeständnis, dass die Valenzrelationen EXO und ASSOZ zur Beschreibung von 2348 W ALTEREIT (1998 [1994]: 55) 2349 H ERINGER (1984); vgl. H ERINGER (1986) 2350 W ALTEREIT (1998 [1994]: 55 f.); J ACOBS (1994: 14 - 32) 2351 J ACOBS (1994: 14 - 32) 2352 J ACOBS (1994: 33 - 41) 7.3 Konnexionelle Relationsbescheibungen 473 <?page no="474"?> Konnexionen nicht unabhängig voneinander sind. 2353 Die EXO sei als syntaktische Konfiguration nicht exklusiv für Valenzbeziehungen, und ASSOZ kann als psychologisches Korrelat der Argumenthaftigkeit aufgefasst werden. 2354 In seiner Argumentation legt Waltereit dar, dass auch die verbleibenden fünf Valenzrealationen nicht alle voneinander unabhängig sind. Im Folgenden soll Waltereits Argumentation einsehbar wiedergegeben, expliziert und argumentativ auf ihre Richtigkeit in dem theoretischen Rahmen der vorliegenden Studie hin überprüft werden. So ist die BET ein unklares Kriterium, welches nicht unabhängig von der FOSP, der INSP und der ARG ist, da nicht prädikatunabhängig definiert werden kann, welche Konstituententypen beteiligt (+ BET) sind, sondern dies muss nach Waltereit für jeden VT einzeln spezifiziert werden. Die FOSP ist wiederum, zumindest für verbale VT, wie Waltereit anmerkt, nicht unabhängig von der ARG, da zur Apperzeption der ARG vor allem Grammatizität und morphosyntaktische Merkmale relevant sind. So kann Waltereits Ausführungen mit der Argumentation in der vorliegenden Studie zugestimmt werden, da von der Zeichenebene ausgegangen wird, um Helbigs Primat der syntaktischen Valenz und Freges Vorgehensweise, welche vom Zeichen zum Sinn und sodann zur Bedeutung eines Ausdrucks fortschreitet, beizupflichten (s. 6.4.1; 6.4.1.1). Waltereit erwähnt, dass die Behandlung des englischen SUBJs in der generativen Theorie mit einer exozentrischen Konstituentenstruktur nicht geeignet ist, die Unabhängigkeit der FOSP von der INSP zu beweisen. Da die INSP auf semantische Rollen und andere sogenannte inhaltliche Merkmale, welche vom Valenzträger spezifiziert werden sollen, referiert, ist nach obigen Erläuterungen ebenfalls Waltereits Ansicht zu teilen, der schließlich die FOSP und die INSP zu einer FOINSP zusammenfasst 2355 , zumindest unter der Voraussetzung, dass die INSP lediglich die nicht-strukturellen Kasus innerhalb einer Konstituentengrammatik auszeichnet bzw. diese von den strukturellen Kasus durch semantische Bestimmungen abgrenzt. Neben der grundsätzlichen Kritik an der Beschreibung semantischer Strukturen mit Hilfe der semantischen Rollen wurde obenstehend zudem gezeigt, dass ein konstruktiver Berührungspunkt zwischen der exozentrischen Struktur einer Konstituentenstrukturgrammatik und valenztheoretischer Forschung in endozentrisch orientierten Dependenzgrammatiken lediglich die nicht-strukturellen Kasus der konstituentenstrukturell angelegten Grammatiken sein können (s. 6.4.3.2; 6.8.2). Ebenso argumentiert Waltereit, wenn er erwähnt, dass die Auffassung des SUBJs als strukturelle Position in englischen Konstituenten- 2353 J ACOBS (1994: 69 - 70, Nachschrift 1993) 2354 W ALTEREIT (1998 [1994]: 55 f.) 2355 W ALTEREIT (1998 [1994]: 57) 474 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="475"?> grammatiken das SUBJ aus der Diskussion um Valenz ausschließt, was Folge der in diesen Grammatiken vertretenen Kasusdefinitionen ist. Waltereit schließt: „ Die Behandlung des englischen Subjekts in der generativen Prinzipien- und Parameter-Theorie ist also nicht geeignet, die Unabhängigkeit von FOSP und INSP zu beweisen. “ 2356 Somit ist einsichtig, dass es sich bei der INSP, insofern sie als von der FOSP und der ARG unabhängig gelten soll, nicht um ein beweisbares Kriterium handeln kann. 2357 Nach seiner Darlegung kommt Waltereit überzeugend zu dem Schluss: „ Es bleiben also (wieder unter dem Vorbehalt, daß vielleicht andere als die von Jacobs präsentierten Beispiele die gewünschte Unabhängigkeit der jeweiligen Valenzdimensionen voneinander zeigen könnten) ganze zwei unabhängige Valenzdeutungen übrig, nämlich die Notwendigkeit (NOT) und die Argumenthaftigkeit (ARG). “ 2358 Wie obig erläutert, referiert die (strukturelle) Notwendigkeit nach Helbig auf die fakultativen und obligatorischen Een sowie die syntaktische Schichtung des Satzes und die sich daraus ergebenden Bedeutungsvarianten. Die ARG ist von verschiedenen Arten der Rektion sowie der morphosyntaktischen Valenz abhängig und kann mit derjenigen Obligatorik von Argumenten assoziiert werden, welche sich zeigt, wenn unter Anwendung des Glinzschen Eliminierungstests die Grammatizität des Satzes bzw. Restausdrucks nicht erhalten bleibt. Bezüglich der Kritik an linguistischen Testverfahren und insbesondere an der Weglassprobe 2359 , kann vorgebracht werden, dass die Unterscheidung zwischen obligatorischen und fakultativen Een nach Helbig keine Problematik eröffnet, sondern eine Errungenschaft der Valenztheorie darstellt, welche die syntaktische Schichtung und die sogenannten Bedeutungsvarianten der VT ermittelt, was unter Umständen den kompositionellen Charakter der Inhalte sprachlicher Ausdrücke verdeutlicht oder worauf eventuell mit einer Weiterentwicklung der Valenztheorie durch Hinzuziehung einer Sinnebene nach Frege konstruktiv aufgebaut werden kann, was das Anliegen der vorliegenden Untersuchung ist und in dieser präsentiert wird. So ist es möglich, die von Jacobs benannte Valenzmisere, wenn sie überhaupt existiert, als geringfügige Unklarheit in der Auffassung des Inhalts bzw. der Semantik von Zeichenträgern als extensionale Bedeutung oder als intensionaler Sinn anzusehen. Damit kann die Begründung der Valenzmisere Jacobs zudem in der unvollständigen Übertragung der modernen Logik nach Frege in die Linguistik liegen. Durch eine Überwindung der traditionellen Urteilslehre, welche die Konnexionen synthetisch als exten- 2356 W ALTEREIT (1998 [1994]: 57) 2357 W ALTEREIT (1998 [1994]: 56 ff.) 2358 W ALTEREIT (1998 [1994]: 58) 2359 W ALTEREIT (1998 [1994]: 58); vgl. J ACOBS (1994: 48 f.) 7.3 Konnexionelle Relationsbescheibungen 475 <?page no="476"?> sionale Bedeutungen erzeugend sowie damit als assertorisch konzeptualisiert, können die Konnexionen mit Freges Nachgeordnetheit des Urteils und der Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung als sortierte und systematische innersprachliche, morphosyntaktische und logisch-semantische Verhältnisse sowie als eine Komposition anstatt als eine Synthese sprachlicher Zeichen konstituierend erkannt werden. 7.3.2 Die Bedeutungsrelationen nach Zifonun et al. Zifonun et al. 2360 referieren in der Präsentation eines multidimensionalen Valenzkonzeptes einführend auf Helbig 2361 sowie auf Jacobs 2362 und stellen sogenannte Bedeutungsrelationen auf. Diese Bedeutungsrelationen heißen Sachverhaltsbeteiligung (BET), Perspektivierung (PERSP), Sachverhaltskontextualisierung (KONT) und autonome Kodierung (AUTOKOD). 2363 Bei der BET, der KONT sowie der AUTOKOD handelt es sich um Kriterien, die von der außersprachlichen bzw. extensionalen semantischen Ebene und nicht von der morphosyntaktischen Zeichenebene ausgehend auf den Status der Einheiten im Satz sowie auf die Grammatizität des Gesamtausdrucks schließen. 2364 Deshalb sind sie im Rahmen der vorliegenden Studie durch die hier vorgenommene Trennung zwischen Sinn und Bedeutung als pragmatisch-kommunikative Valenzbeschreibung einzuordnen (s. 6.4.3; 6.4.3.1; 6.4.3.2). Zunächst ist anzumerken, dass sämtliche Bedeutungs- und Formrelationen in Zifonun et al. zwischen Komplementen, d. h. i. A. sachverhaltsbeteiligten Entitäten und Supplementen, d. h. i. A. nicht sachverhaltsbeteiligten Entitäten, hinsichtlich der denotierten Bedeutung bzw. des denotierten Sachverhalts differenzieren sollen. 2365 Zifonun et al. führen aus: „ Ausreichend für die Zuerkennung oder Aberkennung des Komplementstatus eines Komplementkandidaten bei einem Valenzträger ist in der Regel nicht eine einzelne Valenzrelation. Entscheidend ist vielmehr die Bündelung solcher Relationen auf jeweils einer der beiden Seiten und der Bezug zwischen den Relationen bzw. Bündelungen auf der Form- und der Bedeutungsseite. “ 2366 In der vorliegenden Studie jedoch wird die Terminologie nach Helbig angewendet, welche zwischen obligatorischen Een, fakultativen Een und freien An der Sinnstruktur unterscheidet. Nicht alle 2360 Z IFONUN et al. (1997c: 1030) 2361 H ELBIG (1992) 2362 J ACOBS (1992) 2363 Z IFONUN et al. (1997c: 1038 - 1041) 2364 Z IFONUN et al. (1997c: 1038) 2365 Z IFONUN et al. (1997c: 1027 ff., 1030 f.) 2366 Z IFONUN et al. (1997c: 1031) 476 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="477"?> Komplemente bzw. Sachverhaltsbeteiligte nach Zifonun et al. sind, wie im Folgenden begründet wird, als obligatorische Een in der Terminologie der vorliegenden Studie zu interpretieren, sondern als fakultative Een zu werten, welche sich von freien An abgrenzen, weswegen einige Bedeutungsrelationen nach Zifonun et al. für die Untersuchung der Sinnstruktur und insbesondere des Sinns eines Vs als VT (s. 6.6; 6.7.1.2) unbrauchbar sind. Dies betrifft vor allem die KONT 2367 , welche sogenannte Sachverhaltsbeteiligte als solche auszeichnet, da sie nach Zifonun et al. nicht sachverhaltskontextualisierend sind. 2368 Dieses Kriterium ist für die Identifizierung einer obligatorischen E der Sinnstruktur nicht hinreichend, und es sei, wie in Zifonun et al., statt dessen auf die PERSP verwiesen (s. u.). Zifonun et al. definieren nicht-sachverhaltskontextualierende Einheiten als „ mehr oder minder stark perspektiviert. “ 2369 Als „ Semantische[r] Komplement-Fürsprecher “ 2370 ist die KONT im Gegensatz zur Sachverhaltsbeteiligung (+ BET), Perpektivierung (++/ + PERSP) und autonomen Kodierung ( - AUTOKOD) außerdem nicht aufgeführt 2371 , weshalb diese Relation nachrangig oder Bestandteil der Definition von Sachverhaltsbeteiligten ist. Beziehentlich der BET gilt, dass die Annahme, „ semantisches Wissen “ 2372 aus der außersprachlichen Wirklichkeit sei durch den Folgerungstest 2373 objektivierbar, für die vorliegende Studie nicht vertreten werden kann. In den genannten Bespielen nach Zifonun et al. handelt es sich deutlich um verschiedene Ausdrücke. In dem Ausdruck Hans isst wird mitgeteilt, dass Hans mit dem Prozess des Essens beschäftigt ist, welcher Kauen, Schlucken, Verdauen umfängt. Die Expression Hans isst etwas hingegen drückt aus, dass Hans isst und dass einem Gegenstand, welcher gegessen wird, etwas widerfährt, nämlich dass er gegessen wird. Es kann gemäß der Trennung zwischen Sinn und Bedeutung in der vorliegenden Studie nicht darauf geschlossen werden, dass der Ausdruck Hans isst gewissermaßen unvollständig sei, das V essen immer neben dem grammatischen SUBJ eine weitere sachverhaltsbeteiligte E impliziere, weil der außersprachliche Sachverhalt ein semantisches Wissen generiere, dass der mündige Sprecher angeblich ausdrücken wollte oder auch ausgedrückt haben könnte, dass Hans etwas isst, wenn dieser nur formuliert, dass Hans isst. Die Konnotation und der inhaltliche Fokus des vom Sprecher gewählten Ausdrucks Hans isst ist eindeutig von dem Ausdruck Hans isst etwas 2367 Z IFONUN et al. (1997c: 1039) 2368 Z IFONUN et al. (1997c: 1041) 2369 Z IFONUN et al. (1997c: 1041) 2370 Z IFONUN et al. (1997c: 1041) 2371 Z IFONUN et al. (1997c: 1041) 2372 Z IFONUN et al. (1997c: 1038) 2373 Z IFONUN et al. (1997c: 1046 ff.) 7.3 Konnexionelle Relationsbescheibungen 477 <?page no="478"?> differenzierbar und diese Wahl des Sprechers ist bei einer Sprachanalyse, welche dem Sinn des zeichenhaft materialisierten sprachlichen Ausdrucks Primat einräumt und die Mündigkeit des Sprechers respektiert, zu akzeptieren (s. 6.4.3.1; 6.4.3.2). Dies ist unter dem Primat der extensionalen Bedeutung eines Ausdrucks und anderen theoretischen Rahmenbedingungen eventuell anders zu handhaben als in der dem Sinn eines sprachlichen Ausdrucks verpflichteten vorliegenden Studie. Zifonun et al. deuten den nicht zwingenden Charakter einer derartigen Implikation bzw. Folgerung durch sogenanntes semantisches Wissen schließlich doch an, indem sie die zu einem grammatischen Ausdruck mittels einer Folgerung hinzutretende Entität beschreiben: „ Dabei ist die Variable nicht von der Art, dass sie beliebige Propositionsausdrücke erweitern kann, sondern daß sie verbsubklassenspezifisch bei einer paraphrasierenden Bedeutungsbeschreibung des Verbs ins Spiel kommt (kommen kann). “ 2374 In diesem Zitat indiziert die Hinzufügung kommen kann bereits die Vagheit einer Begründung des Status einer Einheit mit Hilfe von Paraphrasierungen eines angeblich einen bestimmten außersprachlichen Sachverhalt denotierenden Ausdrucks. Für die vorliegende Studie ist statt dessen ausschließlich wesentlich, dass Zifonun et al. konstatieren: „ Das Ergebnis der Reduktion [hier: Hans isst; man erinnert sich] kann als Ausdruck einer Proposition gelten. “ 2375 Die Definition von Komplementen geben Zifonun et al. aber in latentem Widerspruch zu obigen Ausführungen folgendermaßen an: „ Ein Verbalkomplex wird durch seine Komplemente zum Ausdruck einer Elementarproposition gesättigt. “ 2376 Eine Markierung der BET als semantischer Komplementfürsprecher 2377 ist unter Umständen hinsichtlich der extensionalen Bedeutung zutreffend, für die Ermittlung der kompositionellen Sinnstruktur jedoch zu ungenau, da die reduzierteste wohlgeformte Proposition bzw. der elementarste Fregesche Gedanke die äußerste Funktion zu bilden hat. Die Bedeutungsrelation der AUTO- KOD 2378 soll ebenfalls sachverhaltsbeteiligte Entitäten identifizieren. Nach Zifonun et al. ist eine Entität sachverhaltsbeteiligt, wenn es keine „ autonome - d. h. in anderen Kontexten gültige - satzsemantische Information “ 2379 beiträgt, d. h. wenn es nicht-autonom kodiert. 2380 Dieses Kriterium kann nicht in die vorliegende Untersuchung übertragen werden, da es möglicherweise eine gültige Unterscheidung zwischen fakultativen Een und freien An anspricht, 2374 Z IFONUN et al. (1997c: 1038) 2375 Z IFONUN et al. (1997c: 1046) 2376 Z IFONUN et al. (1997c: 1028) 2377 Z IFONUN et al. (1997c: 1041) 2378 Z IFONUN et al. (1997c: 1039 ff.) 2379 Z IFONUN et al. (1997c: 1039) 2380 Z IFONUN et al. (1997c: 1041) 478 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="479"?> aber das Testergebnis, dass eine Einheit nicht-autonom kodiert, liefert in der vorliegenden Studie kein hinreichendes Kriterium für den Status als obligatorische E. Zifonun et al. explizieren: „ eine NP in einem regierten Kasus konstituiert im prototypischen Fall einen Beteiligten- oder Argumentausdruck. Eine solche kasusmarkierte NP hat also zweierlei Bedeutung: den Entwurf eines Gegenstands und die Markierung einer relationalen Bedeutung. Mit letzterer wird indiziert, daß überhaupt eine semantische Relation vorliegt; es wird jedoch nicht angegeben, welcher Art diese Beziehung ist. In diesem Sinne kodiert die NP nicht auf autonome Weise eine satzsemantische Information. “ 2381 Die Erzeugung einer unbestimmten relationalen Bedeutung durch Hinzufügung einer weiteren Einheit zu einem wohlgeformten gesättigten Sinn, der bereits einen Fregeschen Gedanken ausdrückt, hebt diese ergänzte Einheit nicht in den Status einer obligatorischen E, welche für die Sättigung des Sinns und die Grammatizität des Ausdrucks unabdingbar ist. 2382 Die Gleichstellung einer derartigen Einheit mit nicht eliminierbaren Entitäten ist eventuell für die Bestimmung des Denotats bzw. des denotierten Sachverhalts in der extensionalen Bedeutungsebene probat, verunklart jedoch den kompositionellen Aufbau der Sinnstruktur, welchen es in der vorliegenden Studie zu ermitteln gilt, weswegen diese Relation für diesen Zweck nicht anzuwenden ist. Zifonun et al. erwähnen als weitere Bedeutungsrelation die PERSP 2383 mit der expliziten Bemerkung, dass es sich bei der PERSP um ein pragmatisches Konzept handelt: „ Ein Komplementkandidat X ist im Hinblick auf einen Valenzträger Y in einem Satz S ‚ perspektiviert ‘ , wenn das von X Bezeichnete in dem mit S entworfenen Sachverhalt/ Ereignis aufgrund der Bedeutung von Y als in den Vordergrund gerückt betrachtet werden muss. Kurzform: PERSP (X, Y). Dies ist ein eher pragmatisches Konzept. Es geht dabei um die auf den einzelnen Valenzträger bezogene Bewertung der Beteiligtenrollen. “ 2384 Auch die Referenz auf Storrers eher kognitiven Ansatz als „ Perspektivierungsfixiertheit “ 2385 stellt die Handhabung der PERSP als pragmatischen Aspekt heraus. So fasst Domínguez Vázquez zusammen: „ Storrers Perspektivierungsfixiertheit (1992: 285) hat die kommunikative Angemessenheit von Äußerungen zum Ziel. “ 2386 Dennoch soll diese letztgenannte Bedeutungsrelation mit der Bezeichnung Perspektivierung in dem Sinn für die vorliegende Studie übernommen werden, wie bereits ausgeführt und erörtert (s. 6.4.3.2). Dabei wird die 2381 Z IFONUN et al. (1997c: 1040) 2382 Vgl. Z IFONUN et al. (1997c: 1041) 2383 Z IFONUN et al. (1997c: 1038 f.) 2384 Z IFONUN et al. (1997c: 1038 f.) 2385 S TORRER (1992: 285) 2386 D OMÍNGUEZ V ÁZQUEZ (2011: 22) 7.3 Konnexionelle Relationsbescheibungen 479 <?page no="480"?> sogenannte Perspektive als innersprachliche Eigenschaft einer sprachlichen Äußerung verstanden, die insofern ein pragmatischer Aspekt ist, als der Sprecher für die Komposition die freie Wahl hat, wie sein sprachlicher Ausdruck perspektiviert ist. Des Weiteren wird in der vorliegenden Studie die Perspektive nicht näher bestimmt oder, wie Zifonun et al. veranschlagen, als graduierbar verstanden 2387 , sondern nur entweder als gleichbleibende Perspektive oder als Perspektivwechsel wahrgenommen. Die sogenannte Perspektivierung zeigt auch in der Auffassung nach Zifonun et al. eine Abhängigkeit von der Formrelation der Weglassprobe. Dies ist insofern der Fall, als Zifonun et al. zwischen starker (++ PERSP) und schwacher (+ PERSP) PERSP einzelner Einheiten unterscheiden, wobei die stark Perspektivierten sich dadurch auszeichnen, dass sie kaum weglassbar sind (s. u.). 2388 Eine derartige Unterscheidung zwischen sogenannten stark perspektivierten Einheiten oder schwach perspektivierten Einheiten wird in der vorliegenden Studie nicht getroffen. Die Perspektive ist in der vorliegenden Studie statt dessen die Gesamtorganisation des ASSes oder KHFes, welche stark und schwach perspektivierte Entitäten in einer bestimmten Struktur anordnet, d. h. jede Umstellung der Reihenfolge von Einheiten im Satzbau, welche einen ASS oder ein KHF durch Permutation oder Paraphrasierung abändert oder zerstört sowie jede Substitution einer Einheit eines Satzes mit einer anderen Einheit, welche nicht als Anapher gelten kann (Tab. 11; Tab. 12) (s. 7.4.2.1), ist als Perspektivwechsel zu deuten. Es ist in der vorliegenden Studie demnach nicht die Rede von der Perspektivierung einzelner Einheiten des ASSes oder KHFes, sondern von der Perspektivierung bzw. Perspektive des ASSes oder KHFes, welche alle Entitäten des ASSes oder KHFes in einer bestimmten Struktur anordnet. Die Weglassung einzelner Elemente unter Vorbehalt der Berücksichtigung des ursprünglichen Gesamtausdrucks bzw. des Vergleichs mit dem ursprünglichen Gesamtausdruck gilt damit als Reduktion des Ausdrucks und nicht als Perspektivwechsel. Durch diese Reduktion als linguistisches Testverfahren eröffnen sich somit nicht verschiedene Perspektivierungen bzw. Perspektiven der Einheiten des Restausdrucks oder verschiedene Perspektiven der Restausdrücke selbst, sondern stattdessen der innere Aufbau der Perspektive des Gesamtausdrucks, welchen es als Kompositionsstruktur bzw. IS zu erfassen gilt (s. 6.4.3; 6.4.3.1; 6.4.3.2). Eine vage Entsprechung hat diese Auffassung der Perspektive als innersprachliche Eigenschaft, die sich potentiell nur verändert, wenn Elemente syntaktisch umgestellt oder substituiert (nicht: anaphorisiert) werden, wie obig alludiert, in Zifonun et al.s Erklärung: „ Stark perspektivierte Ereignisbeteiligte werden in 2387 Z IFONUN et al. (1997c: 1038) 2388 Z IFONUN et al. (1997c: 1039) 480 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="481"?> der Regel durch stark fixierte Komplementkandidaten ausgedrückt, sie sind also kaum weglassbar. “ 2389 Mit dieser Beschreibung postulieren Zifonun et al. die konsequente Auffassung der Gebundenheit der Perspektivierung bzw. Perspektive an eine Art syntaktische Minimalstruktur. Diese strengere Handhabung und Interpretation der Perspektive versichert, dass die Bedeutung der außersprachlichen Ebene der Wirklichkeit oder ihrer mentalen Repräsentation sowie ihre Konzeptualisierung in Szenen, Frames, semantischen Rollen oder einer anderweitig erfassten sprachlichen Tiefenstruktur die Analyse der innersprachlichen Struktur des zeichenhaften Ausdrucks und seiner Sinnstruktur möglichst wenig bis nicht beeinträchtigen und kann als aus der Trennung von Sinn und Bedeutung abgeleitet verstanden werden. Demzufolge ist das Kriterium der Perspektive in der vorliegenden Studie vor allem hinsichtlich der Auswahl von zulässigen linguistischen Testverfahren, welche die IS ermitteln sollen, relevant (s. 7.4; 7.4.1; 7.4.2). Linguistische Testverfahren, welche die Perspektive verändern, können für die Beleganalyse der vorliegenden Studie nicht akzeptiert werden, da die Komposition der inneren Struktur eines ASSes bzw. KHFes, wie er vom Sprecher mittels der Wahl einer Formulierung und damit einer Perspektive intentional geäußert wurde, im Fokus des Interesses steht. So sind die Bedeutungsrelationen für die praktische Anwendung in der Beleganalyse der vorliegenden Untersuchung weitgehend nicht relevant, fließen aber eventuell derart in die Untersuchung mit ein, indem als Quelle für die Sekundärdaten das E-VALBU herangezogen wurde, welchem ein Valenzbegriff mit einer semantischen und einer syntaktischen Dimension zugrunde gelegt ist. 2390 7.3.3 Die Formrelationen nach Zifonun et al. Des Weiteren nennen Zifonun et al. vier Formrelationen, die Fixiertheit (FIX), Rektion (REKT), Konstanz (KONST) und Kasustransfer (TRANSF) heißen. 2391 Zifonun et al. geben an, dass „ Im Hinblick auf die Abgrenzung von Komplementen und Supplementen [ … ] die positiv belegten Relationen + REKT, + KONST, + TRANSF, ++ FIX/ + FIX als Komplement-Fürsprecher, die jeweils negativen Belegungen als Komplement-Gegenspieler “ 2392 aufzufassen sind. Nachfolgend werden die Formrelationen nach Zifonun et al. nachvollzogen und ihre Relevanz zur Ermittlung der kompositionellen Sinnstruktur erklärt. 2389 Z IFONUN et al. (1997c: 1039) 2390 Vgl. S CHUMACHER et al. (2004: 25 - 48) 2391 Z IFONUN et al. (1997c: 1031 ff.) 2392 Z IFONUN et al. (1997c: 1037) 7.3 Konnexionelle Relationsbescheibungen 481 <?page no="482"?> Die FIX 2393 ähnelt der Obligatorik, ist jedoch im Gegensatz zu dieser nicht binär aufgefasst. Es wird zwischen starker FIX (++ FIX), schwacher FIX (+ FIX) und keiner FIX ( − FIX) unterschieden. Dies führt bei Zifonun et al. zu einer Lockerung des Kriteriums der Obligatorik, die in dieser Studie mit Hilfe des Konzepts 2394 eines syntaktischen Minimums sowie dem Kriterium der Grammatizität desselbigen definiert sein soll. Wie in den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung deutlich wird, muss mit der Idee des syntaktischen Minimums gearbeitet werden, es erfolgt jedoch eine wesentliche terminologische Unterscheidung. In den Untersuchungsergebnissen der Beleganalyse der vorliegenden Studie ist erklärt, dass das wohlgeformte syntaktische Minimum, in welchem eine zeichenhaft materialisierte Verbform den Kopf stellt, kein Kriterium für die Obligatorik von Een dieses zeichenhaften VTs ist. Es ist möglich, dass das Homonym dieses zeichenhaften VTs andere oder weitere obligatorische Een fordert, als diejenigen Een des syntaktischen Minimums. Die Bezeichnung syntaktisches Minimum wird im Folgenden in der Beleganalyse der vorliegenden Studie nur bezüglich des zeichenhaft materialisierten Minimalausdrucks appliziert. Der Terminus Koordinationsvalenz (auch: Koordinationsvalenzstruktur) (KV) hingegen umfasst den elementarsten Fregeschen Gedanken, d. h. einen VT, welcher einen bestimmten Sinn konnotiert, mitsamt seinen obligatorischen Een. Die syntaktische Minimalstruktur eines zeichenhaften Ausdrucks ist demnach immer eine KV, aber nicht jede KV ist eine syntaktische Minimalstruktur (s. 6.6; 10). Zifonun et al. referieren für die Abwandlung der Obligatorik durch das Konzept der FIX auf 2395 Welke 2396 , Sæbø 2397 sowie Storrer 2398 und beziehen kontextuelle, pragmatische Aspekte mit ein: „ X ist ‚ fixiert ‘ bezüglich eines Valenzträgers Y in einem Satz S, wenn X aufgrund der lexikalischen Füllung von Y in S nicht weglaßbar ist (++ FIX) bzw. nur weglassbar ist, wenn Y in S kontextuell oder semantisch speziell markiert ist (+ FIX) “ 2399 . Vorerst ist anzumerken, dass der Ausdruck lexikalische Füllung, im Vergleich zu der Aufspaltung der Semantik bzw. des Inhalts eines Ausdrucks in Sinn und Bedeutung des sprachlichen Zeichens, die dem hier vorgestellten Modell eigen ist, sich relativ undifferenziert darstellt und in dieser Form für diese Untersuchung deshalb nicht verwendet werden kann. Um dem Anspruch 2393 Z IFONUN et al. (1997c: 1031) 2394 Das Wort Konzept ist hier nicht im fachterminologischen Churchen Sinn zu verstehen. 2395 P ASCH (1977) 2396 W ELKE (1988) 2397 S ÆBØ (1984) 2398 S TORRER (1992); vgl. Z IFONUN et al. (1997c: 1031) 2399 Z IFONUN et al. (1997c: 1031) 482 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="483"?> der Beschreibung der FIX bei Zifonun et al. gerecht zu werden, seien diese kontextuellen oder pragmatischen Aspekte ((i) - (viii)), erwähnt: (i) die Weglassbarkeit bei kontextueller Vorerwähnung im Text (Analepse); (ii) die Weglassbarkeit bei situativer Eindeutigkeit (situative Ellipse); (iii) die Weglassbarkeit bei Kontrastbetonung, d. h. der Kontrastierung des Valenzträgers mit einem anderen Verb, zum Beispiel die Weglassbarkeit eines Orts- oder Artadverbials; (iv) die Weglassbarkeit bei Modalisierung des Valenzträgers; (v) die Weglassbarkeit zum Ausdruck von Generizität; (vi) die Weglassbarkeit zum Ausdruck von Habitualität; (vii) die Weglassbarkeit im Sinne einer lexikalisierten Ellipse; (viii) die analeptische oder elliptische Weglassbarkeit des Subjekts. 2400 Insgesamt sind die Sonderfälle (ii), (iii) und (viii) als solche zu akzeptieren, allerdings sind derartige Formulierungen auch tatsächlich ungrammatisch und werden vor allem umgangssprachlich oder in der Werbung eingesetzt (z. B. (ii) *bitte im Sekreteriat abgeben; (iii) *er wohnt nicht, sondern haust; (viii) *bin so müde). Der Fall (iv) soll für die vorliegende Studie nicht beachtet werden, da eine Modalisierung ein komplexes Prädikat bzw. ein Modalverbgefüge erzeugt und das entsprechende V im Infinitiv seinen syntaktischen Status durch die Modalisierung grundlegend verändert. Diese Prozesse bei der Modalisierung erfordern eine gesonderte Studie, welche auch feststellt, ob der Prädikatkomplex in einem dependenzgrammatischen Modell den Kopf des Satzes bildet oder ob nur das Modalverb den Kopf darstellen soll. Zudem ist Fall (iv) für die Beleganalyse der vorliegenden Untersuchung nicht relevant, da Modalverbkonstruktionen in dieser nicht analysiert werden. Die drei Fälle (i), (v) und (vi) jedoch ergeben in vielen Fällen, insbesondere in schriftsprachlichen, die nicht in einer kommunikativen Situation auftreten, ausschließlich grammatische Ausdrücke, welche nicht notwendig als reduzierte Elementarpropositionen wahrgenommen werden müssen. Zifonun et al. kommentieren die obige Auflistung folgendermaßen: „ Gewisse Komplementkandidaten bestimmter Verben jedoch erweisen sich als resistent gegenüber diesen Faktoren insgesamt oder gegenüber einzelnen von ihnen. “ 2401 Deshalb wird die Grammatiziät der Resultate von (i), (v), (vi) und (vii) deutlich, wenn sie mit Ven verglichen werden, die sich als explizit resistent erweisen (z. B. (i) ja, ich verzichte; *ja, ich kaufe; ja, ich kaufe es; (v) Menschen verzichten leichter, wenn sie wissen, weshalb; *Menschen wissen, wenn sie verzichten; *die Leute wissen; die Leute wissen es; 2400 Z IFONUN et al. (1997c: 1032 f.) 2401 Z IFONUN et al. (1997c: 1032) 7.3 Konnexionelle Relationsbescheibungen 483 <?page no="484"?> (vi) Eva ißt eben gerne; Eva spielt gerne; *Eva kauft gerne; Eva kauft gerne Kosmetik). Der Fall (vii) ist ein Grenzfall, da die von Zifonun et al. genannten Beispiele unterschiedlich sind. So ist es durchaus vertretbar, dass der Beispielsatz er benimmt sich ein grammatischer Ausdruck ist, doch das Exempel *das kostet ist ungrammatisch. Für die vorliegende Studie sollen deutlich ungrammatische sogenannte lexikalisierte Ellipsen nach Zifonun et al. nicht anerkannt werden und fallen wie die Sonderfälle (ii), (iii) und (viii) in diejenige Kategorie von Fällen, welche die Struktur der obligatorischen Een eines VTs nicht korrekt repräsentieren. Die semantischen Bedingungen (ii), (iii), (viii) und unter Vorbehalt (vii) begründen somit in der vorliegenden Studie eine Berücksichtigung der Ausdrücke, in denen sie auftreten, als ungrammatisch, doch eine Übernahme der nicht-binären FIX zu Ungunsten der binären Beurteilung als obligatorisch oder nicht obligatorisch erfolgt nicht, da sie zur Ermittlung der Sinnstruktur eines Ausdrucks mittels einer Beleganalyse, welche pragmatischkommunikative Bedingungen nicht in dem Ausmaß beachten soll wie eine Untersuchung der extensionalen sachverhaltsmäßigen Bedeutung von Ausdrücken, nicht zielführend ist. Diejenige FIX, die Zifonun et al. als „ spezielle Form der Fixiertheit [ … ], wenn zwei Komplementkandidaten sich wechselseitig bedingen “ 2402 bezeichnen, wird in der vorliegenden Studie unter Miteinbeziehung des operationalisierbaren Endozentrikbegriffs (+ OEZ) erfasst und in der Beleganalyse markiert. Die Formrelation REKT 2403 soll, wie bereits diskutiert, den Rektionsbegriff Eisenbergs und die Statusrektion (s. 6.4.1; 6.4.1.1) respektieren und in der morphosyntaktischen Valenz aufgrund des Kriteriums der Grammatizität eines sprachlichen Ausdrucks zur Konstitution scharfer Begriffe sowie damit eines vollständigen Sinns nach Frege beschrieben werden. Dabei wird die Kasusrektion von Adverbialen und OBJen durch Formänderung 2404 und die Kasusrektion einer NP in einer PP durch die Substitution der P kenntlich gemacht. Dass der Austausch der P die Bedeutung modifiziert 2405 spielt zur bloßen Illustration der Rektion in einer PP, wie sie zur Ermittlung der IS hinreichend ist, keine Rolle. Die lexikalische Statusrektion einer P durch einen verbalen VT wird in der Beleganalyse der vorliegenden Studie nicht ausschließlich in Anlehnung an die Ausführungen in Zifonun et al. 2406 gehandhabt, d. h. es wird nicht nur auf semantisches Wissen zurückgegriffen, um diese Frage, ob eine P 2402 Z IFONUN et al. (1997c: 1034) 2403 Z IFONUN et al. (1997c: 1034) 2404 Vgl. Z IFONUN et al. (1997c: 1034) 2405 Vgl. Z IFONUN et al. (1997c: 1035) 2406 Vgl. Z IFONUN et al. (1997c: 1034) 484 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="485"?> lexikalisch statusregiert ist oder nicht, zu beantworten. Stattdessen stützt in der Beleganalyse (s. 10) die Sammlung der Sekundärdaten das semantische Wissen, um die Beurteilung der Grammatizität eines reduzierten Ausdrucks, die mit der Angabe salva congruitate (s. c.) notiert ist, zu rechtfertigen. Hierbei fließt aufgrund des im E-VALBU verwendeten Valenzbegriffs mit einer syntaktischen und einer semantischen Dimension 2407 eventuell teilweise weitere semantische Information aus E-VALBU, welche bei der Dokumentation der LAen bzw. Bedeutungsvarianten in E-VALBU von den Mitarbeitern dieses Teilprojekts hinzugezogen wurde, indirekt in die Beurteilung ein. Die Formrelation KONST ist bei Zifonun et al. folgendermaßen definiert: „ Eine Präposition X eines Komplementkandidaten ist ‚ konstant ‘ bezüglich eines Valenzträgers Y in einem Satz S, wenn die Präposition durch eine Paradigmenkategorie von Y unabänderlich festgelegt ist. “ 2408 Den Ausführungen diesbezüglich in Zifonun et al. wird in der vorliegenden Studie weitgehend zugestimmt: „ Nehmen wir an, daß Präpositionen die Köpfe von Präpositionalphrasen sind, so muß auch von ihnen aus die benachbarte NP regiert werden; ein Hineinregieren des Verbs in die Präpositionalphrase sollte ausgeschlossen sein. Dieses syntaktisch unerwünschte Hineinregieren könnte aber ohnehin nur bei Adverbialkomplementen vermieden werden. Bei Präpositivkomplementen, wie sie etwa in Verbindung mit erkennen an, warten auf auftreten, muß die Kasusbestimmung in jedem Fall vom Verb ausgehen, da das Konzept der Lokalisierung und des zurückgelegten Weges hier nicht mehr trägt. “ 2409 Diesen Erläuterungen Zifonuns et al. s ist zu entnehmen, dass mit der Unterscheidung zwischen Adverbial und OBJ 2410 in der vorliegenden Untersuchung nur PPen als Präpositionalobjekte gelten dürfen, deren P vom V lexikalisch statusregiert ist. Sonstige PPen werden als präpositionale Adverbiale identifiziert. Ob die P vom V hinsichtlich der Sinnstruktur lexikalisch statusregiert ist, wird in der Beleganalyse mit den vorgestellten Methoden zur Ermittlung der kompositionellen Sinnstruktur eines ASSes oder KHFes festgestellt. Dies betrifft insbesondere die Reduzierbarkeit und den Vergleich des Reduktionsresultats mit den anderen Sekundärdaten zu dem betreffenden V. Aufgrund dieser strengen Methodik sind unter Umständen die Fälle, in welchen eine lexikalische Statusrektion für die Sinnstruktur erfasst werden muss, von 2407 Vgl. S CHUMACHER et al. (2004: 25 - 48) 2408 Z IFONUN et al. (1997c: 1035) 2409 Z IFONUN et al. (1997c: 1036 f.) 2410 Vgl. z. B. D ÜRSCHEID (2012: 40) 7.3 Konnexionelle Relationsbescheibungen 485 <?page no="486"?> geringerer Anzahl als die Fälle, welche sich bei der Feststellung eines Rektionsverhältnisses zwischen V und P mit anderen Methoden oder unter besonderer Beachtung der extensionalen Bedeutung ergeben. Zu den Formrelationen REKT und KONST tritt die Formrelation TRANSF hinzu. Zifonun et al. fassen zusammen: „ Der Kasus eines präpositional kodierten Komplementkandidaten X ist ‚ durch eine Präposition ‘ transferiert, wenn die zugehörige Präposition sowohl Dativ als auch Akkusativ regiert und die Wahl des jeweiligen Kasus durch den Valenzträger Y festgelegt ist. [ … ] Die [ … ] Formrelationen Rektion, Konstanz und Kasustransfer fassen wir gelegentlich als ‚ rektionale Formrelationen ‘ zusammen. Gemeinsam ist ihnen, daß die Form des Komplementkandidaten vom Valenzträger festgelegt ist. Im einzelnen unterscheiden sie sich. “ 2411 Für Erklärungen zur TRANSF nach Zifonun et al. ist es in der vorliegenden Studie notwendig, auf die Ausführungen in den Gliederungspunkten 6.4.1 Morphosyntaktische Valenz und 6.4.1.1 Die Kopula und Statusrektion zu referieren. Da die Beleganalyse der vorliegenden Studie die kompositionelle Sinnstruktur in Abgrenzung von der Bedeutung der ASSe und KHFer ermittelt, geht die Beachtung der Valenzpotenz derjenigen der Valenzrealisierung voraus. So wurde in obig genannten Absätzen befunden, dass in dem exemplarisch verwendeten Ausdruck die Hoffnung auf Frieden eine lexikalische Statusrektion von dem S auf die P ausgeht, während die P die postpräpositionale NP eigenständig kasusregiert. Es wurde darauf hingewiesen, dass die zeichenhafte P potentiell weiterhin eine Leerstelle für einen AKK sowie eine Leerstelle für einen DAT eröffnet oder dass das S Hoffnung bereits ausschließlich die P auf AKK und nicht die P auf DAT lexikalisch statusregiert, wenn ein eigener Lexikoneintrag erstellt werden soll. 2412 Da die Valenzpotenzstruktur bei der Analyse Primat hat, ergibt die Argumentation in obigen Absätzen, dass Ágels Annahme, der P auf, d. h. einer P, welche alternativ den AKK oder den DAT regieren kann, werde aufgetragen zu regieren, und sie werde damit von anderen Elementen monosemiert, in der vorliegenden Untersuchung nicht vertretbar ist. 2413 Der TRANSF spricht ebenfalls derartige Fälle an. So ist es durchaus auffällig, dass ein V (z. B. wohnen; sich befinden) 2414 beim Anschluss einer PP mit einer P, welche potentiell alternativ den AKK oder den DAT regieren kann, scheinbar den DAT fordert (z. B. er wohnt in Berlin; *er wohnt in den Wintergarten). Es ist einsehbar, 2411 Z IFONUN et al. (1997c: 1037) 2412 Vgl. W IEGAND (1996: 134 f.); vgl. S CHIERHOLZ (1998: 73) 2413 Vgl. Á GEL (2000: 63) 2414 Z IFONUN et al. (1997c: 1037) 486 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="487"?> dass die PP in den Wintergarten isoliert betrachtet auch in dem Satz *er wohnt in den Wintergarten grammatisch ist, während z. B. die isolierte PP *an des Wintergartens ungrammatisch ist. Ebenso ist der Anschluss der P in an das V wohnen grammatisch. Der Gesamtausdruck *er wohnt in den Wintergarten ist jedoch ungrammatisch. Aus diesem Grund schließen Zifonun et al. auf eine Kasusrektion des Vs wohnen in die PP, d. h. darauf, dass das V wohnen den DAT in der PP mittels Kasusrektion bzw. TRANSF fordert. Sofern nicht behauptet wird, dass das V wohnen die P monosemiert, sondern allenfalls als P in DAT lexikalisch statusregiert, falls es sich tatsächlich um eine lexikalische Statusrektion handelt, ist diese Ansicht auch in der vorliegenden Untersuchung hinsichtlich der extensionalen Bedeutung gerechtfertigt. Bei einer Vorrangigkeit der Valenzpotenz, d. h. der Intentionalität der Begriffe in einer intensionalen Sinnstruktur jedoch, ist die Vorstellung, dass das V wohnen in die PP hineinregiert und einen Kasus transferiert, nicht begründbar. Es muss davon ausgegangen werden, dass die zeichenhafte P in solchen Fällen weiterhin potentiell einen AKK oder einen DAT regiert. Denn es darf nicht übersehen werden, dass die PP *in des Wintergartens gegenüber der PP in den Wintergarten und der PP in dem Wintergarten stets ungrammatisch ist (z. B. er wohnt in diesen Tagen in dem Wintergarten; *er wohnt in des Anwesens in dem Wintergarten; er wohnt in dem Anwesen in dem Wintergarten; er wohnt in diesen Tagen dort). Die zeichenhafte P in verliert demzufolge auch in dem Beispielsatz er wohnt in dem Wintergarten nicht ihre eigenständige Kasusrektion, was daran erkennbar ist, dass diese generell nicht nur festlegt, was regiert wird, sondern auch, was keinesfalls regiert werden kann. An den Exempeln wird deutlich, dass das V wohnen nicht grundsätzlich eine PP mit NP im AKK ausschließt und dass eine exemplarische zeichenhafte P in, die alternativ den DAT oder den AKK regieren kann, frei ist, den einen oder den anderen Kasus zu regieren. Eine Argumentation auf Basis der FIX der PP mit dem TRANSF erweist sich als zirkulär. Stattdessen klärt das Beispiel er wohnt in diesen Tagen dort, dass eine semantische und keine syntaktische Motivation, nämlich die Forderung des Vs wohnen nach einem Lokaladverbial die FIX verursacht, denn die P in mit der angeschlossenen NP im AKK bleibt bei entsprechender Sättigung mit einem Lokaladverbial dort umittelbar von dem V wohnen und seinem sogenannten Kasustransfer unaffiziert. In der vorliegenden Studie kann deshalb unter dem Primat der Valenzpotenz sowie des Sinns von VTn nicht die Redeweise verwendet werden, dass das V einen bestimmten Kasus in die PP hineinregiert oder transferiert, wobei es sich um eine Formrelation handeln soll. Stattdessen ist durch das Primat der Sinnstruktur vor der Bedeutung erkennbar, dass es sich bei diesen Fällen nicht um eine Formrelation und eine Kasusrektion vom V in die PP oder sogar um eine Monosemierung der zeichenhaften P handelt, 7.3 Konnexionelle Relationsbescheibungen 487 <?page no="488"?> sondern dass diese Fälle eine Art Bedeutungsrelation bzw. ein semantisches Kriterium anzeigen. Die Argumentation in der vorliegenden Studie kommt somit zu dem Ergebnis, dass das V wohnen keinen Kasus für eine PP fordert bzw. keinen Kasus in die PP hineinregiert, sondern aus semantischen Gründen in obig genannten Beispielen ein Lokaladverbial und kein Direktionaladverbial verlangt. Dass dieses Lokaladverbial im DAT steht, ist der semantischen Konnotation des DATs geschuldet, welcher nach Smith meist Statik signalisiert, während der AKK i. A. richtungsweisend ist. 2415 In einer Argumentation, welche die extensionale Bedeutung fokussiert und damit die Bedeutung der Valenzrealisierungen, ist die Annahme eines sogenannnten TRANSF eventuell durchaus akzeptierbar. In der vorliegenden Studie jedoch kann für die kompositionelle Sinnstruktur nicht von einem TRANSF gesprochen werden. Wenn die P vom V lexikalisch statusregiert wird, ist für diese spezifische Koordinationsvalenzstruktur (KV) des Vs allerdings annehmbar, dass das V die P nur als Regens eines bestimmten Kasus (z. B. in DAT ; auf AKK ) lexikalisch statusregiert, was in einem Lexikon notiert werden kann. Ob es sich in der Sinnstruktur um eine lexikalische Statusrektion handelt, muss aber erst noch ermittelt werden. Diese Fälle mit einer lexikalischen Statusrektion gelten dann als KONST und nicht der sogenannten Formrelation TRANSF unterworfen. Die Ausführungen in Zifonun et al. unter TRANSF werden jedoch nicht vollständig für unbrauchbar erklärt. Bei der Sammlung der Sekundärdaten wird die Formrelation TRANSF indirekt als eine Art Bedeutungsrelation beachtet, indem die Einheiten der LAen bzw. SBPe als r., l. r., d. r., z., p. z., ph. z., a., r. a. oder t. a. markiert sind (s. 7.2) und falls notwendig, nach diesen inhaltlichen Unterschieden differenziert werden, wobei der Terminus Bedeutungsrelation insofern im Rahmen Freges Fachterminologie nicht passend ist, da diese kognitivistisch anmutenden Deskriptionen nicht explizit die extensionale Bedeutung bzw. Denotation betreffen, sondern auf konkretere, konnotierte Konzepte wie Statik, Dynamik, Direktionalität, Punktualität, Phasalität, Abstraktheit etc. sowie auf die Aktionsarten, d. h. auf die Konnotation verweisen sollen (s. 7.2). 2416 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe Die morphosyntaktischen Formen des sprachlichen Ausdrucks stellen mit der Betrachtung der Valenzrelationen ARG und NOT, der obig diskutierten Per- 2415 Vgl. S MITH (1987: 87 f., 92, 146 ff., 310 f.) 2416 Zur Differenzierung zwischen Konnotation und Denotation, s. 5.8.3. 488 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="489"?> spektive sowie der erörterten Formrelationen Zifonun et al.s den ersten Anhaltspunkt für eine Analyse eines ASSes oder KHFes dar. Glinz beschreibt, wie das Experimentieren mit dem sprachlichen Mechanismus 2417 (s. 5.8.3) zur Ermittlung der syntaktischen Struktur führen kann. Des Weiteren weist Glinz darauf hin, dass damit Denkinhalte, welche auch als Begriffe und Beziehungen sowie deren Sättigung in einer logischen Sinnstruktur auffassbar sind, erschlossen werden können. 2418 Hierbei kann nicht nur die bereits eingeführte Glinzsche Weglassprobe, sondern gemäß den strukturalistischen Methoden des Segmentierens und Klassifizierens 2419 auch das Auswechseln, Umstellen und Hinzufügen von sprachlichen Elementen 2420 eingesetzt werden. Schließlich definiert Glinz das Wort als „ kleinste allein sprechbare Bedeutungseinheit (oder Bedeutungsmoment) “ 2421 , das Stellungsglied als „ kleinste sinnvoll verschiebbare Einheit im Satz, zugleich höhere Bedeutungseinheit (oder Bedeutungsmoment) “ 2422 und den einbogigen Satz als „ kleinste Sprecheinheit, zugleich noch höhere Bedeutungseinheit “ 2423 . Die zugrundeliegende Satzdefinition in dieser Untersuchung ist für die Struktur eines ASSes auf der Zeichenebene folgende Satzdefinition von Gallmann/ Sitta: „ Ein Satz ist eine Einheit, die aus einem Verb und allen von ihm verlangten Satzgliedern sowie allenfalls weiteren Satzgliedern besteht. “ 2424 Gallman/ Sitta fügen hinzu: „ Ein Satz ist eine abgeschlossene Einheit, die nach den Regeln der Syntax gebildet worden ist. “ 2425 Außerdem ergänzen Gallmann/ Sitta: „ Ein Satz ist die grösste Einheit, die man mit den Regeln der Syntax erzeugen kann. “ 2426 Die Definition eines KHFes wurde in den Gliederungspunkten 6.4.1 Morphosyntaktische Valenz und 6.4.1.1 Die Kopula und Statusrektion expliziert. Für die Sinnstruktur eines hier als Sekundärdatum analysierten sprachlichen Ausdrucks, welcher mit einer KOP, einem kopulaähnlichen V oder einem Objektsprädikativverb gebildet ist, gilt jedoch auch der Terminus Proposition bzw. Gedanke nach Frege als Definition. Dabei handelt es sich a priori ausdrücklich nicht um eine Proposition im traditionellen Sinn, welche durch einstellige Prädikate in Subjekt und Prädikat gegliedert oder sogar der traditionellen Urteilslehre unterworfen 2417 G LINZ (1973: 53) 2418 G LINZ (1973: 57 f.) 2419 D ÜRSCHEID (2012: 47) 2420 G LINZ (1973: 53) 2421 G LINZ (1973: 87) 2422 G LINZ (1973: 87) 2423 G LINZ (1973: 87) 2424 G ALLMANN / S ITTA (2015: 90) 2425 G ALLMANN / S ITTA (2015: 90) 2426 G ALLMANN / S ITTA (2015: 91) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 489 <?page no="490"?> ist, die einen Assertions- oder Behauptungsmoment zwischen Subjekt und Prädikat annimmt, sondern der ASS bzw. das KHF im hier verwendeten Gebrauch, ist ein ein- oder mehrstelliges Prädikat, hat aber die Fähigkeit, als vollständiger Sinn aufgrund der Nachgeordnetheit des Urteils nach Frege einen bestimmten intensionalen Wahrheitswert zu besitzen und einen extensionalen Wahrheitswert zu bezeichnen. Im Folgenden sind die linguistischen Testverfahren vorgestellt, welche die morphosyntaktische Struktur des Ausdrucks in der Zeichenebene und die logisch-semantische Struktur der Sinnebene eines ASSes oder eines KHFes erschließen sollen. 7.4.1 Nicht anwendbare linguistische Testverfahren Linguistische Testverfahren wie der Koordinationstest 2427 , der Anschlusstest 2428 , die Erweiterungsprobe 2429 , die Umformungsprobe 2430 , die Umschreibeprobe, welche zwei Propositionen bzw. eine bisententiale Struktur in einem einzigen komplexen Aussagesatz ermitteln soll 2431 , die Relativsatzprobe 2432 , die Überführung in einen Nebensatz mit Korrelat 2433 , die Modifzierbarkeit der PP 2434 oder der Kopulaverbtest 2435 , welche einen Perspektivwechsel gemäß der hier erarbeiteten Definition der Perspektive zur Folge haben, können aus den detailliert ausgeführten Gründen (s. 6.4.3; 6.4.3.1; 6.4.3.2; 6.5; 6.6; 7.3.2) in dieser Studie nicht angewendet werden, mögen aber Ergebnisse unter veränderten Rahmenbedingungen für andere oder weiterführende Studien liefern. Die Ergebnisse des Erfragbarkeitstests decken sich, insofern sie mit den Rahmenbedingungen korrelieren, aufgrund der gewissen Ähnlichkeit zwischen der Methode des Erfragbarkeitstests und derjenigen der Pronominaladverbsubstitution 2436 ohnehin speziell in der Analyse der vorliegenden Untersuchung mit den Ergebnissen des Anaphorisierungstests 2437 und erfüllen denselben Zweck wie dieser, nämlich ausschließlich den Zweck der Erkennung von Gliedern im Satz, wie sie in den Definitionen (s. 7.4.2.1) festgelegt sind. Des 2427 D ÜRSCHEID (2012: 52) 2428 Z IFONUN et al. (1997c: 1051 ff.) 2429 G ALLMANN / S ITTA (2015: 17) 2430 G ALLMANN / S ITTA (2015: 19 f.) 2431 Vgl. z. B. B AUSEWEIN (1990: 208) 2432 S CHIERHOLZ (2001: 142 f.) 2433 S CHIERHOLZ (2001: 168 ff.) 2434 S CHIERHOLZ (2001: 173 ff.) 2435 S CHIERHOLZ (2001: 176 ff.) 2436 Vgl. S CHIERHOLZ (2001: 164) 2437 E NGEL (2009: 91 f.) 490 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="491"?> Weiteren sind syntaktische Transformationen, welche eine sprachliche Oberflächen- und Tiefenstruktur annehmen und auf Basis derselbigen operieren, in dieser Studie aus den dargelegten Gründen (s. 6.5; 6.6) nicht anwendbar. Auch verschiedene, unter die Umformungsprobe 2438 und den Paraphrasentest subsumierbare Tests gehen von einem Inhalt des ASSes oder KHFes aus 2439 , der mit einer Tiefenstruktur eines Satzes identifizierbar ist. Zudem können aufgrund der Unterscheidung von Sinn und Bedeutung keine linguistischen Testverfahren wie z. B. der Folgerungstest 2440 eingesetzt werden, die mit dem Argument der BET 2441 , mit anderweitigen pragmatisch-kommunikativen Mitteln oder mit den sonstigen, obig als für die Untersuchung der vorliegenden Studie nicht probat befundenen Aspekten der Bedeutungsrelationen Zifonun et al.s (s. 7.3.2) arbeiten. Auch linguistische Testverfahren, welche das kommunikative Verstehen zwischen Sprecher und Hörer und somit ebenfalls pragmatisch-kommunikative Aspekte heranziehen (z. B. der Erfragbarkeitstest 2442 ), sind nicht applizierbar. Zu der Gruppe der nicht einsetzbaren Testverfahren gehören demzufolge sämtliche linguistische Testverfahren, welche eine Analyse des sprachlichen Ausdrucks anhand einer extensionalen Bedeutung in außersprachlichen Sachverhalten, Szenen, Frames, semantischen Rollen oder deren mentalen, kognitiven Repräsentationen bzw. eine semantische Komponenten- oder Merkmalsanalyse einer innersprachlichen Analyse methodisch vorziehen. Die Gründe hierfür sind ausführlich erläutert (s. 6.4.2; 6.4.2.1; 6.4.3; 6.4.3.1; 6.4.3.2). 7.4.2 Anwendbare linguistische Testverfahren Die Anwendung des Substitutionstests (auch: Ersatzprobe; Substitutionsprobe) 2443 , des Anaphorisierungstests 2444 (ANA), des Permutationstests (auch: Verschiebeprobe; Permutationsprobe) 2445 (PER), des Ablese- und Listentests (auch: Ablese- und Listenprobe) 2446 (ABL), des Topikalisierungstests (auch: Adver- 2438 G ALLMANN / S ITTA (2015: 19 f.) 2439 G ALLMANN / S ITTA (2015: 19) 2440 Z IFONUN et al. (1997c: 1038, 1060) 2441 Z IFONUN et al. (1997c: 1060) 2442 S CHIERHOLZ (2001: 164) 2443 Vgl. G LINZ (1973: 89 f.); vgl. G ALLMANN / S ITTA (2015: 12 ff.); vgl. D ÜRSCHEID (2012: 49 ff.); vgl. S CHIERHOLZ (2001: 139) 2444 Vgl. E NGEL (2009: 91 f.); vgl. Pronominaladverbtest (S CHIERHOLZ (2001: 155)) 2445 Vgl. G LINZ (1973: 85 - 89); vgl. D ÜRSCHEID (2012: 48); vgl. S CHIERHOLZ (2001: 137 ff.) 2446 Vgl. G ALLMANN / S ITTA (2015: 14 f.) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 491 <?page no="492"?> bialtest) (TOP) 2447 , eines Testverfahrens zur adverbialen Modifikation (Telizitätstest) 2448 (TEL), des Flexionstests 2449 (FLX), des Konstanztests 2450 (s. 7.3.3) (KON), des Einsetztests (auch: Einsetzprobe) 2451 (EIN), des Kongruenztests (auch: Kongruenzprobe) 2452 (KGZ) sowie des Eliminierungstests (auch: Weglassprobe) 2453 (ELM) wird praktiziert. Diese Testverfahren operieren experimentell am Mechanismus des Sprachmaterials, indem sie im zu analysierenden ASS oder KHF zeichenhafte Elemente permutieren, substituieren und eliminieren. Die Operationen der für probat befundenen Testverfahren betreffen somit die morphosyntaktische Struktur des ASSes oder KHFes, die Positionen ihrer funktionalen Glieder und die Grammatizität der Ausdrücke und Restausdrücke. Ob bestimmte Entitäten in verschiedenen syntaktischen Positionen als Adverbial im ASS oder KHF wirken können, kommt mit dem TEL zum Tragen. Die drei Testverfahren PER, TOP und TEL verändern potentiell die Perspektive eines ASSes oder KHFes, deshalb dienen diese Testverfahren gemeinsam mit den Testverfahren ABL und FLX ausschließlich der Identifizierung von Satzgliedern bzw. Stellungsgliedern (s. 7.4.2.1; 7.4.2.2; 7.4.2.4) und nicht der Ermittlung der syntaktischen Minimalstruktur oder der syntaktischen Schichtung, d. h. diese Testverfahren ermitteln nicht die Obligatorik oder Fakultativität von Satzelementen. Allerdings ist der TOP unter anderem Kriterium für die Identifizierung einer Einheit als freie A im ASS oder KHF (s. 7.4.2.4). Grundsätzlich bleibt bei der Beleganalyse die Annotation im Corpus unberücksichtigt. Nachfolgend werden die zehn, für die Beleganalyse der vorliegenden Studie in einer Reihenfolge (ABL; PER; FLX; TOP; TEL; EIN; KGZ; KON; ANA; ELM) sukkzessiv anzuwendenden linguistischen Testverfahren vorgestellt. Der ABL bedarf keiner gesonderten Erklärung, denn dieser Test entspricht der gängigen Praxis des Nachschlagens in Grammatiken oder in der Fachliteratur. Die betreffenden Testverfahren werden in der Testreihenfolge, die aus obig erwähnten Gründen nicht willkürlich sein kann 2454 , präsentiert und unter der Funktion zusammengefasst, die sie zu erfüllen haben. 2447 Vgl. E ISENBERG (1989: 220 - 225); vgl. E ISENBERG (2013: 214); vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 580); vgl. ‚ Adverb ‘ im grammatischen Informationssystem des IDS; vgl. ‚ Adverb - Syntaktische Eigenschaften ‘ im grammatischen Informationssystem des IDS; vgl. H ELBIG / B USCHA (2001: 307) 2448 Vgl. H ELBIG / B USCHA (2001: 464); vgl. E ISENBERG (1989: 220 - 225) 2449 Vgl. G ALLMANN / S ITTA (2015: 16 f.) 2450 Vgl. M ATSEKH -U KRAINSKY (2015: 168 ff.); vgl. Z IFONUN et al. (1997c: 1035 ff.) 2451 Vgl. G ALLMANN / S ITTA (2015: 15) 2452 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 1998: 634, 1120); vgl. K WAKERNAAK (1996: 385); vgl. D ARSKI (2010: 339 f.) 2453 Vgl. G LINZ (1973: 93 ff.) 2454 Vgl. G LINZ (1973: 85 - 98); vgl. K ORHONEN (1977: 60 ff.); vgl. K UNZE (1975: 64) 492 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="493"?> 7.4.2.1 Die Bestimmung der Stellungs- und Unterglieder (PER; TOP; ANA; ABL; FLX) Zur Bestimmung der Glieder im Satz werden in dieser Analyse der PER 2455 und der ANA 2456 nacheinander angewendet. Der ABL 2457 und FLX 2458 werden hinzugezogen, um eine erste Orientierung zu gewinnen, welche Elemente als Glieder oder Gliedteile zusammengehören könnten. Das Testverfahren PER bestimmt am Anfang der Analyse die Stellungsglieder. 2459 Die angeführten linguistischen Testverfahren ABL und FLX dienen also der Identifizierung von eventuell zusammenhängenden Phrasen, welche als komplexe Einheiten gehandhabt werden sollten, um eine möglichst zielführende Anwendung des PER und damit des TOP 2460 zu erreichen, z. B. kann eine komplexe, exemplarisch genannte NP ein neues Luftgewehr (BRZ05/ SEP.01723 Braunschweiger Zeitung, 20.09.2005; Frühstück zum Ende des Schießens) mit ART, präsubstantivischem, flektiertem ADJ und S mittels FLX und ABL als solche erkannt werden. Ebenso wird aufgrund des ABLs ein pränominal stehendes, entsprechend flektiertes ADJ als einer NP des adjazenten Ss zugehörig befunden und ein unflektiertes, alleine stehendes ADJ als Adverbial oder Prädikativ verdächtigt, was jedoch durch Hinzuziehung anderer Testverfahren noch explizit geprüft wird (s. 7.4.2.2). Die Vorgehensweise der sukzessiven Applikation des PERs und des ANAs liegt in einer erwünschten Genauigkeit der Abgrenzung von Satzgliedern begründet und ist Glinz entlehnt 2461 , der zunächst mittels eines die Satzperspektive ändernden Permutationstests (hier: PER) Stellungsglieder (auch: Hauptglieder) im Satz ermittelt und einen Substitutionstest (hier: ANA) hinzuzieht, um Unterglieder dieser Stellungsglieder (auch: Gliedteile) zu identifizieren. 2462 Der PER erfasst die syntagmatische Ebene der Sprache. Nach Glinz ist „ jeweils als ein Glied [zu] betrachten, was sich gesamthaft versetzen läßt oder was durch Versetzung anderer Stücke von seinem Zusammenhang gelöst werden kann und dadurch eine gewisse Selbständigkeit beweist “ 2463 . Meist können komplexere Satzteile verschoben werden und weniger komplexe Satzteile durch eine Anapher substituiert werden. Dies ist z. B. der Fall bei 2455 Vgl. G LINZ (1973: 85 ff.) 2456 Vgl. E NGEL (2009: 91 f.); vgl. Glinz (1973: 92) 2457 Vgl. G ALLMANN / S ITTA (2015: 14 f.) 2458 Vgl. G ALLMANN / S ITTA (2015: 16 f.) 2459 Vgl. G LINZ (1973: 92 f.) 2460 Vgl. E ISENBERG (1989: 220 - 225); vgl. E ISENBERG (2013: 214); vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 580); vgl. H ELBIG / B USCHA (2001: 307) 2461 Vgl. G LINZ (1973: 85 - 93) 2462 Vgl. G LINZ (1973: 92 f.) 2463 Vgl. G LINZ (1973: 86) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 493 <?page no="494"?> nicht kasustransparenten PPen ((1), (1a), (1b), (1c)) sowie bei kasustransparenten AJKPen mit den AJKen als und wie ((2), (2a), (2b), (2c)). (1) Nach der Pause waren die Hausherren klar tonangebend. (BVZ09/ APR.00198 Burgenländische Volkszeitung, 01.04.2009, S. 59; So ist St. Georgen ein Titelanwärter) (1a) Die Hausherren waren nach der Pause klar tonangebend. (PER) (1b) Klar tonangebend waren die Hausherren nach der Pause. (PER) (1c) Nach dieser waren sie so. (ANA) (2) Das Gesetz nennt Abstinenz neu ausdrücklich als Ziel. (A08/ OKT.01949 St. Galler Tagblatt, 07.10.2008, S. 27; Utopie, aber keine Konzepte) (2a) Als Ziel nennt das Gesetz neu ausdrücklich Abstinenz. (PER) (2b) Abstinenz nennt das Gesetz neu ausdrücklich als Ziel. (PER) (2c) Als dieses nennt es neu ausdrücklich diese. (ANA) Bei der Anaphorisierung oder Pronominalisierung wird versucht, die getestete Einheit durch ein PRON oder eine andere, in untigen Tabellen (Tab. 8; Tab. 9) aufgeführte Proform zu substituieren. Wenn dies möglich ist, ohne dass der Satz ungrammatisch wird, handelt es sich bei der substituierten Teilkette in der Glinzschen Terminologie um ein Unterglied eines Stellungsglieds oder um ein nicht weiter untergliederbares Stellungsglied. 2464 Glinz arbeitet zur Ermittlung der Unterglieder im Satz mit einer Ersatzprobe, dergegenüber jedoch für die Beleganalyse der vorliegenden Studie Engels Substitutionstestverfahren, der ANA, aufgrund der relativen Ungenauigkeit Glinz ’ Ersatzprobe präferiert wurde. Engels Ansatz hat den Vorteil, durch die Anaphern eine erste Orientierung bezüglich der Klasse oder der Art der Een und An im Satz zu geben 2465 , während Glinz jedwede Ersetzungen anführt, z. B. wird eine Adverbialangabe Abends vorher mit dem Ausdruck am vergangenen schönen Abend, ein ADV frei durch ein ADV ungehindert oder eine NP soviel Abenteuer mit einer NP so große Wunder ersetzt. 2466 Glinz spricht jedoch davon, dass „ die allermeisten Glieder [ … ], auch wenn sie im Original mehrwortig sind, einen einwortigen Ersatz “ 2467 haben. Diese Bemerkung Glinz ’ leitet zu Engels Anaphorisierung als Substitutionstest über. Der ANA erfasst durch seine Substitutionen die paradigmatische Ebene des zu analysierenden sprachlichen Ausdrucks. Der 2464 Vgl. G LINZ (1973: 85 - 93) 2465 E NGEL (2009: 91) 2466 Vgl. G LINZ (1973: 92) 2467 Vgl. G LINZ (1973: 93) 494 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="495"?> Tabelle nach Engel (Tab. 8) können als Zusatz folgende untig gelistete Anaphern und Differenzierungen hinzugefügt werden (Tab. 9). Sämtliche dieser Anaphern in den Tabellen 8 und 9 werden in der vorliegenden Untersuchung auch zur Anaphorisierung von freien An benutzt. Abkürzung Bezeichnung Anapher E SUB Subjekt Verweispronomen im Nominativ: er; sie; es E AKK Akkusativergänzung Verweispronomen im Akkusativ: ihn, sie; es E GEN Genitivergänzung dessen; deren E DAT Dativergänzung Verweispronomen im Dativ: ihm; ihr; ihnen E PRP Präpositivergänzung feste Präposition mit Pronomen oder Präpositionaladverb mit fester Präposition E VRB Verbativergänzung es geschehen; dass es so ist; ob es so ist E SIT Situativergänzung da; dort; damals E DIR Direktivergänzung dorthin; von dort u. a. E EXP Expansivergänzung solange; (um) soviel; soweit u. a. E MOD Modifikativergänzung so; auf solche Art E PRD Prädikativergänzung es; so; als solch-; als + Pronomen Tab. 8: Ergänzungen und ihre Anaphern 2468 Abkürzung Bezeichnung Anapher E SUB Subjekt Verweispronomen im Nominativ: dieser; diese; dieses E AKK Akkusativergänzung Verweispronomen im Akkusativ: diesen; diese; dieses E DAT Dativergänzung Verweispronomen im Dativ: diesem; dieser; diesen E PRD Prädikativergänzung wie solch-; wie + Pronomen E PRD NP Prädikativergänzung solcher; solche; solches; das; dieser; diese; dieses E PRD ADJ -FL / ADK/ Partizip-I-Form Prädikativergänzung so ADV Adverbiale so 2469 Tab. 9: Ergänzungen und ihre Anaphern (Zusatz) 2468 Vgl. E NGEL (2009: 92) 2469 Vgl. H ELBIG / B USCHA (2001: 464 f.) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 495 <?page no="496"?> Das Kriterium für die Bestimmung der Stellungsglieder mit dem PER und die Bestimmung der Unterglieder oder Stellungsglieder mit dem ANA ist die Grammatizität bzw. Wohlgeformtheit des mit substituierenden Ausdrücken wiedergegebenen resultierenden ASSes oder KHFes und die Grammatizität bzw. Wohlgeformtheit des Permutationsergebnisses in der Zeichenebene. Zur Ermittlung syntaktischer Glieder konkurrieren demnach PER, TOP und ANA. Eine Einheit gilt in der vorliegenden Studie als traditionelles Satzglied, wenn sie topikalisierbar ist. ANA verfeinert die Gliedstrukturen, welche sich bereits durch ABL, FLX, PER und TOP ergeben haben. ANA ermittelt Unterglieder von Stellungsgliedern 2470 und legt die Knoten für konnexionelle Verbindungen in der graphischen Illustration der IS fest (s. 7.6.2). Ein Term muss im Stemma mit einem Konnexionsstrich angeschlossen werden, wenn er anaphorisierbar ist und sich deshalb als eigenständige Einheit von rechts- oder linksadjazenten bzw. sonstigen Entitäten abgrenzt. 2471 Die Eliminierbarkeit schließlich wird sowohl an anaphorisierbaren Einheiten als auch an permutier- oder topikalisierbaren Einheiten getestet. Im Zweifelsfall bildet die nächstkomplexere Einheit den Knoten, nicht eine kleinteiligere Einheit. Wie bereits dargelegt, gelten die Wortformen eines Satzes in der vorliegenden Studie a priori, vor der Anwendung der Testverfahren zur Bestimmung der Stellungs- und Unterglieder, als zeichenhafte Elementareinheiten eines ASSes oder KHFes. Hierbei handelt es sich um eine praktische Lösung (s. 5.1). 2472 Dies geschieht in der Beleganalyse auch unter anderem deshalb, da das zu untersuchende sprachliche Material als schriftsprachliches Corpus vorliegt und Methoden der synchronen Sprachwissenschaft angewendet werden. Auf diachrone Aspekte, wie z. B. Sprachwandel und ältere Schreibweisen kann aus Platzgründen nur verwiesen und nicht eingegangen werden, wenn sie eine Rolle in der Interpretation der Ergebnisse der empirischen Corpusbeleganalyse spielen. Eine mögliche Abhängigkeit des Ns vom Determinans in NPn 2473 bzw. die subklassenspezifische Rektion nach Engel 2474 sind damit für diese Untersuchung nicht relevant, und es sollen ebenfalls keine Aussagen über derartige Annahmen getroffen werden, weil NPn in der Regel als Stellungsglied permutierbar und als Unterglied anaphorisierbar sind. Neben der Verwendung der Termini Stellungsglied sowie Unterglied eines Stellungsglieds bei Glinz, erläutern Heidolph/ Flämig/ Motsch bezüglich der Klassifikation sprachlicher Segmente, dass der Terminus Satzglied als ein relationaler, aber derjenige der Wortklasse als ein kategorialer 2470 G LINZ (1973: 92 f.) 2471 Vgl. G LINZ (1973: 92 f.) 2472 Vgl. S EECK (2010: 140, Fn. 166) 2473 Vgl. A BNEY (1987); vgl. H AIDER (1988); vgl. O LSEN (1991) u. a.; vgl. U ZONYI (2003: 231) 2474 E NGEL (2009: 16, 270); s. a. Abb. 25 496 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="497"?> Begriff zu bezeichnen ist. 2475 Indessen definieren Heidolph/ Flämig/ Motsch den Terminus Konstituente als einen „ Begriff [ … ], in den ‚ Wortklasse ‘ und ‚ Wortgruppe ‘ als Teilmengen eingehen. “ 2476 Heidolph/ Flämig/ Motsch meinen an dieser etwas fragwürdig formulierten Stelle wohl, dass die Begriffsumfänge der Begriffe Wortklasse und Wortgruppe beide zum Begriffsumfang des Begriffs Konstituente beisteuern. Auch aus diesem Grund werden der Begriff Satzglied bzw. die Glinzschen Termini Stellungsglied und Unterglied eines Stellungsglieds in dieser Studie als relationale Einheiten in der Bestimmung innersprachlicher, relationaler bzw. relationslogischer Strukturen des ASSes eingestuft, und die Erforschung möglicher valenzieller Bindungen zwischen isolierten Wortformen ohne Stellungs- oder Untergliedstatus oder gar zwischen Morphen, Morphemen oder Pleremen wird also in der vorliegenden Studie nicht angestrebt. 7.4.2.2 Die Bestimmung des Verbbezugs und SGS (FLX; TOP; TEL) Zur Bestimmung des Verbbezugs von Entitäten in syntaktischer Position des traditionellen Subjekts- oder Objektsprädikativs werden neben dem FLX 2477 zwei weitere Tests miteinbezogen. Der TOP ist ein Permutationstest, zeichnet sich jedoch dadurch aus, dass er eine bestimmte Einheit explizit ins Vorfeld verschiebt, prüft, ob dieselbige alleine vorfeldfähig ist und damit Aufschluss über den SGS sowie einen adverbialen Charakter der topikalisierten Einheit 2478 gibt. Dieses Testverfahren kann deshalb auch unter den Namen Permutationstest oder Trennprobe 2479 zur Ermittlung von Vorfeldfähigkeit sowie obligatorischer Adjazenz zu den anderen Permutations- oder Verschiebeproben gerechnet werden. Dem TOP werden in der Beleganalyse der vorliegenden Studie alle Entitäten in syntaktischer Position des traditionellen Subjekts- oder Objektsprädikativs unterzogen: ADJe, ADKe, PART-I-Formen, ADVien, AJKPen, NPen und PPen. Aufgrund der Weitläufigkeit der Thematik wird in dieser Studie nicht detailliert theoretisch auf die Abgrenzung zwischen ADV und ADJ eingegangen. 2480 Zur groben Identifizierung von ADJen gegenüber 2475 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 176) 2476 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 176) 2477 Vgl. G ALLMANN / S ITTA (2015: 16 f.) 2478 Vgl. E ISENBERG (1989: 220 - 225); vgl. E ISENBERG (2013: 214); vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 580); vgl. ‚ Adverb ‘ im grammatischen Informationssystem des IDS; vgl. ‚ Adverb - Syntaktische Eigenschaften ‘ im grammatischen Informationssystem des IDS; vgl. H ELBIG / B USCHA (2001: 307) 2479 Vgl. S CHIERHOLZ (2001: 140 ff.) 2480 Vgl. die Ausführungen zur Handhabung der Annotationen als Adjektiv, Adverb, Partikel, Partizip-I-Form im Corpus, s. 7.1.2. 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 497 <?page no="498"?> unflektierbaren ADVien und Partikeln ist der einfache Flexionstest 2481 praktizierbar. Da u. a. sämtliche ADJe und Partikel auch adverbial verwendet werden können, tragen darüber hinaus die Testverfahren TOP und TEL dazu bei, den adverbialen bzw. adjektivisch adverbialen, attributiven, prädikativen bzw. adjektivisch prädikativen Charakter eines einzigen sprachlichen Elements oder einer komplexeren sprachlichen Einheit zu klären. Sogenannte Subjekts- und Objektsprädikative beziehen sich gemäß traditioneller Ansicht primär semantisch und sekundär gemäß besonderen syntaktischen Interpretationen eines traditionellen Prädikativs auf die NP in Subjekt- oder Objektposition, doch ein Zweifachbezug, d. h. ein semantischer oder syntaktischer Bezug auf die betreffende NP als auch auf das V, ist gemäß gängiger Ansicht insbesondere bei sogenannten prädikativen An nach Dolinska, den Depiktiven und Resultativen 2482 , möglich. 2483 Auch Heidolph/ Flämig/ Motsch erwähnen eine Charakterisierung bzw. Attributierung des Ss in der Bezugsphrase „ zur Zeit des vom Verb bezeichneten Geschehens “ 2484 . Die Dudengrammatik erkennt ebenfalls eine ähnliche Beziehung zwischen substantivischer Bezugsphrase bzw. V und Prädikativ bereits für prädikative An, d. h. ebenfalls für sogenannte freie Prädikative, Depiktive und Resultative, die nicht mit einer KOP, einem kopulaähnlichen V oder einem Objektsprädikativverb auftreten, an. 2485 Die Dudengrammatik weist darauf hin, dass KOPe und kopulaähnliche Ven mit adverbialen Een auftreten können (z. B. Anna ist in Paris; Anna ist guter Laune) 2486 und erklärt damit die Zurückweisung einer „ 1: 1 Beziehung zwischen den Begriffen Kopulaverb und Prädikativ “ 2487, 2488 Dies leitet zum TEL über, der die Bedingungen für ein positives Ergebnis gegenüber des TOP in ASSen und KHFern mit einem potentiellen Subjekts- oder mit Objektsprädikativ verschärft und dessen Name aus Helbigs/ Buschas Einteilung (s. Tab. 10) abgeleitet ist, die ebenfalls einen Verbbezug einer traditionell als Prädikativ eingestuften Einheit thematisiert. 2481 Vgl. G ALLMANN / S ITTA (2015: 16 f.) 2482 D OLINSKA (2012: 145 f.) 2483 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 800 ff., insbes. 803) 2484 H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 618) 2485 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 802) 2486 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 802) 2487 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 802) 2488 Zur Zeitlichkeit des Prädikats bzw. Verbs und einer damit verbundenen Argumentation bezüglich des Entwurfs einer Kopula, s. 5.3. 498 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="499"?> Synt. Funktion nach Helbig Bezug Adverbial Bezug direkt auf das Prädikat Attribut Bezug nur auf sein Bezugswort prädikatives Attribut Bezug auf das Subjekt oder Objekt und zeitliches Verhältnis zum Prädikat Tab. 10: Adverbial, Attribut und prädikatives Attribut nach Helbig 2489 Somit kann ein primärer oder sekundärer Bezug auf die KOP, das kopulaähnliche V oder das Objektsprädikativverb festgestellt werden. 2490 Helbig/ Buscha führen aus: „ Das prädikative Attribut unterscheidet sich auch vom normalen Attribut [ … ]. Im Unterschied zu diesem bezeichnet es keine dauernde Eigenschaft des Subjekts bzw. Objekts, sondern eine - durch die Beziehung auf die Aktzeit des Verbs - zeitlich beschränkte Eigenschaft “ 2491 . In dieser Studie soll nicht unreflektiert vorausgesetzt werden, dass sich der syntaktische Status derjenigen sogenannten Prädikative, die mit KOPe, kopulaähnlichen Ven oder Objektsprädikativverben auftreten, notwendig von demjenigen der sogenannten freien Prädikative, d. h. der Depiktive und Resultative oder adverbialen An bezüglich Eliminierbarkeit bzw. Fixiertheit in den logisch-semantischen und morphosyntaktischen Beziehungen zu anderen Entitäten des ASSes oder KHFes unterscheidet. Demzufolge ist der adverbiale Charakter für alle betreffenden Einheiten in syntaktischer Position der traditionellen Prädikative, außer für kasusmarkierte NPen, vorurteilsfrei mit dem FLX, dem TOP und dem TEL zu prüfen. Die Ableitung eines Tests zur adverbialen Modifikation muss von ASSen mit einem sogenannten attributiven Prädikativ nach Helbig/ Buscha 2492 , d. h. einem freien Prädikativ, das als Depiktiv gilt 2493 und das nicht von einem Kopulaverb, kopulaähnlichen V oder Objektsprädikativverb angeschlossen wird, auf die ASSe und KHFer mit einer KOP, einem kopulaähnlichen V oder Objektsprädikativverb übertragen werden. Unter dem Kriterium, dass kein Adverbial nach einer topikalisierenden Permutation der betreffenden Glieder hinzutreten oder wegfallen soll, ist dies jedoch möglich. Die Bezeichnung Telizitätstest beruft sich ausschließlich auf die Entlehnung aus Helbigs Beobachtungen zum zeitlichen Bezug des sogenannten attributiven Prädikativs 2489 H ELBIG / B USCHA (2001: 464 f.) 2490 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 800 ff.) 2491 H ELBIG / B USCHA (2001: 466) 2492 H ELBIG / B USCHA (2001: 464 f.) 2493 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 801); vgl. D OLINSKA (2021: 115 - 124) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 499 <?page no="500"?> auf das finite Verb 2494 . In der Beleganalyse der vorliegenden Studie wird der TEL nicht zur Observation von Telizität und Atelizität bzw. Aktzeit des Vs herangezogen, sondern begutachtet grundsätzlich die potentielle adverbiale Modifikation durch topikalisierte Entitäten, welche in syntaktischer Vorfeldposition aufgrund ihrer Form potentiell eine adverbiale Funktion ausüben bzw. eine in ihrer morphosyntaktischen Form begründete Ambiguität als Zweifachbezug auf das V und die Bezugsphrase erzeugen, weswegen eine Bezeichnung wie z. B. Testverfahren der adverbialen Modifikation zutreffender wäre. Der TEL wird nach dem TOP auf ASSe und KHFer angewandt. Der resultierende Ausdruck des TELs ist in allen Fällen mit dem resultierenden Ausdruck des TOPs identisch. Die Ergebnisse können jedoch verschieden ausfallen. Nach dem positiven TOP, welcher die Verschiebbarkeit der topikalisierten Entität und das Potential, dass es sich eventuell bei dieser in ihrer ursprünglichen syntaktischen Position um ein Adverbial handelt, offenlegt, prüft der TEL eben dieses Ergebnis ein zweites Mal, um eine möglicherweise stattgefundene syntaktisch-funktionale Statusveränderung der topikalisierten Entität in veränderter Position zu erkennen. Wenn die topikalisierte Einheit aufgrund ihrer Form als potentielles Adverbial zu dem ursprünglichen Ausdruck hinzutritt, erklärt der TEL den eventuell prima facie adverbialen Charakter der topikalisierbaren Einheit als prätopikalisierte Einheit in ihrer ursprünglichen syntaktischen Position als ungültig. Das Ergebnis des TEL ist dann negativ und wird mit einem Asterisk markiert. Damit ist es möglich, den Status der betreffenden Einheit aufgrund eines Verbbezugs als Adverbial oder wegen eines Bezugs auf eine NP in grammatischer Subjekt- oder Objektposition als Prädikativ oder Attribut eindeutig zu beurteilen. Dabei treten wesentliche Unterschiede zwischen topikalisierten Entitäten des sogenannten Objektsprädikativs ((3), (3a), (3b), (4), (4a), (4b), (4d)) gegenüber topikalisierten Entitäten des sogenannten Subjektsprädikativs ((7), (7a), (7b), (8), (8a), (8b)) (s. u.) auf: (3) Analysten nannten die Übernahme strategisch sinnvoll. (A09/ MAR.00843 St. Galler Tagblatt, 04.03.2009, S. 9; Galenica erwirbt Sun Store) (3a) Strategisch sinnvoll nannten Analysten die Übernahme. (TOP) (3b) *Strategisch sinnvoll nannten Analysten die Übernahme (TEL) (4) Die Stadt nannte die Straßen in diesem Stadtviertel nach Bäumen und Blumen. [Bsp. nach E-VALBU] (4a) In diesem Stadtviertel nannte die Stadt die Straßen nach Bäumen und Blumen. (TOP) 2494 H ELBIG / B USCHA (2001: 464 - 467); vgl. H EIDOLPH / F LÄMIG / M OTSCH (1981: 618) 500 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="501"?> (4b) Nach Bäumen und Blumen nannte die Stadt die Straßen in diesem Stadtviertel. (TOP) (4c) *In diesem Stadtviertel nannte die Stadt die Straßen nach Bäumen und Blumen. (TEL) (4d) *Nach Bäumen und Blumen nannte die Stadt die Straßen in diesem Stadtviertel. (TEL) In obigen Beispielen ist observierbar, dass das Ergebnis des TELs in (3b) negativ ist, da der Ausdruck strategisch sinnvoll in topikalisierter Position als Adverbial aufgefasst werden kann und gegenüber dem ursprünglichen ASS oder KHF explizit als potentielle adverbiale Bestimmung hinzutritt. Ebenso sind in (4c) und (4d) die Resultate des applizierten TELs negativ. In (4c) fungiert die topikalisierte PP in diesem Stadtviertel in ihrer neuen Position als Adverbial, während sie im ursprünglichen Ausdruck eine an die NP die Straßen gebundene postnominale PP 2495 darstellt. 2496 Die Topikalisierung in (4d) besteht ebenfalls nicht den TEL, da die PP nach Bäumen und Blumen im Vorfeld adverbial agiert und mitteilt, dass das Benennen der Straßen nach der Benennung der Bäume und Blumen erfolgt ist. Dies ist jedoch nicht die Konnotation des ursprünglichen Ausdrucks, in welchem die PP nach Bäumen und Blumen primär einen Bezug auf die NP die Straßen aufweist und von einer adverbialen Funktion syntaktisch positionell abgekoppelt ist. Ebenso gestaltet es sich, wenn sprachliche Entitäten, die als Adverbiale fungieren, durch Permutation oder Topikalisierung im wohlgeformten Ausdruck ihre adverbiale Funktion verlieren, z. B. ((5), (5a), (5b)): (5) Andres nennt nur mal die erheblich gestiegenen Energiepreise. (RHZ08/ AUG.05231 Rhein-Zeitung, 06.08.2008; Subotic-Transfer mindert Stress) (5a) Nur Andres nennt mal die erheblich gestiegenen Energiepreise. (PER, TOP) (5b) *Nur Andres nennt mal die erheblich gestiegenen Energiepreise. (TEL) (6) Er nannte die Reform notwendig. (6a) Notwendig nannte er die Reform. (PER, TOP) (6b) *Notwendig nannte er die Reform. (TEL) 2495 S CHIERHOLZ (2001: 139 - 142) 2496 Zur Abgrenzung der Präpositionalattribute von attributiven adverbialen Bestimmungen, s. S CHIERHOLZ (2001: 147 - 184). Bei der Präpositionalphrase in diesem Stadtviertel aus obigem Beispiel (4) handelt es sich gemäß einer Zuordnung seitens d. A. dieser Studie in Schierholz ’ Terminologie um eine attributive adverbiale Bestimmung. 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 501 <?page no="502"?> (6c) Notwéndig nannte er die Reform. (6d) Nótwendig nannte er die Reform. 2497 Auch (5a) ist grammatisch, und das Ergebnis dieser Anwendung des PERs und des TOPs ist positiv. Anschließend wird in (5b) mit dem TEL analysiert, ob eine adverbiale Funktion potentiell im Vorfeld übernommen werden kann. Das Ergebnis der Anwendung des TELs auf die resultierenden Ausdrücke der Testverfahren TOP und PER ((5a), (6a)) ist in (5b) und (6b) negativ und mit einem Asterisk zu markieren. Als ein negatives Testergebnis der Applikation des TELs ist auch eine vermeintliche Ambiguität zu werten, d. h. der Fall, in welchem sich die entsprechende topikalisierte Entität in einem resultierenden Ausdruck als adverbiale Bestimmung auf das V sowie aus näher zu bestimmenden Gründen auf eine andere Einheit beziehen kann. In der Tat handelt es sich in (6a) um einen derartigen Fall. Lautsprachlich wird die entstandene vermeintliche Ambiguität oft durch die Setzung des Satzakzents aufgeklärt, indem bei einer Betonung der im Vorfeld stehenden, potentiell adverbialen Entität signalisiert wird, dass sie sich nicht auf das Verb, sondern auf eine andere Einheit bezieht, während die Unterlassung einer expliziten Betonung dieser Entität im Vorfeld anzeigt, dass sie tatsächlich als Adverbial zum V fungieren soll. So würde die lautsprachliche Realisierung des Beispielsatzes (6a) darauf hinweisen, dass die Reform notwendig genannt wird, während die lautsprachliche Realisierung des Beispielsatzes (6d) indiziert, dass die Nennung der Reform notwendig ist. Dennoch ist auch in (6d) das fakultative Rechtsattribut notwendig im Vorfeld fehlplatziert, da dies die syntaktische Position für ein Adverbial ist und (6d) eigentlich nur als Antwort auf eine wie-Frage akzeptabel ist. Das Kriterium, ob das Ergebnis eines PERs als Antwort auf eine Frage verwendbar ist, soll hier nicht beachtet werden, da dies fast immer möglich ist und den pragmatisch-kommunikativen Aspekt miteinbezieht: Auch ambige Permutationsergebnisse, in welchen sich die Perspektive sowie die syntaktischen und semantischen Bezugsverhältnisse zwischen den Einheiten im ASS oder KHF grundlegend verändern, wie in dem Beispiel (3) (s. o.) mit dem topikalisierenden Permutationsergebnis (3a) sind in einer Antwort auf eine konkret formulierte Frage (z. B.: Wie ist die Übernahme? / Wie nennen die Analysten die Übername ? - Strategisch sinnvoll nannten die Analysten die Übernahme) als gültige und grammatikalisch korrekte Permutationen auffassbar, welche ihre Ambiguität und die potentiell adverbiale Funktion der topikalisierten Adjektivphrase (3b) im Verstehensprozess des Antwortrezipienten verlieren. Dem Testverfahren TEL werden ADJe, ADJPn, ADKe, ADKPn, 2497 Für die vollständige Untersuchung des Verbs nennen zur Ermittlung der IS, s. 10. 502 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="503"?> ADVien, ADVPn, AJKPn, Partikeln bzw. Partikelphrasen, PART-I-Formen, PART-I-Pn und PPn unterzogen, da diese Einheiten traditionell als Adverbiale fungieren und potentiell im Vorfeld als solche fungieren können. Das Ergebnis des TELs kann jedoch auch positiv ausfallen ((7), (7a), (7b), (8), (8a), (8b)): (7) Der Intrigant wird ratlos (A00/ JAN.04437 St. Galler Tagblatt, 19.01.2000, Ressort: TB-AMR (Abk.); Wenn Liebe den Spuk vertreibt) (7a) Ratlos wird der Intrigant. (TOP) (7b) Ratlos wird der Intrigant. (TEL) 2498 (8) Drei Mädels bleiben bei NA. (HMP08/ MAR.02582 Hamburger Morgenpost, 29.03.2008, S. 44; NEWS) (8a) Bei NA bleiben drei Mädels. (TOP) (8b) Bei NA bleiben drei Mädels. (TEL) In (7b) tritt keine adverbiale Bestimmung des Vs gegenüber dem Ausdruck (7) hinzu. Der resultierende Ausdruck ist außerdem wohlgeformt bzw. grammatisch und die Ergebnisse der Applikationen der Tests PER und TOP sowie des Tests TEL sind positiv. Bereits an diesen einfachen Beispielen ist erkennbar, dass es sich bei dem unflektierten ADJ in (6) um eine andere Entität handelt als bei dem unflektierten ADJ in (7). In (6) ist das unflektierte ADJ relativ fest an seine postsubstantivische Position gebunden, während es in (7) permutierbar und topikalisierbar ist. Es ist demzufolge nicht erklärbar sowie nicht akkurat, beide Einheiten, das unflektierte ADJ in (6) als auch das unflektierte ADJ in (7), unter den Begriff adjektivisches Prädikativ zu subsumieren, wie dies in traditionellen Grammatiken oft der Fall ist. Stattdessen handelt es sich in (6) und (7) um zwei grundverschiedene Strukturen und um zwei verschiedene syntaktisch funktionale Einheiten. 2499 Die Erklärungen Pittners hinsichtlich einer Differenzierung zwischen Adverbial und Prädikativ 2500 können für die vorliegende Studie nicht herangezogen werden. So erläutert Pittner argumentativ: „ Die Abgrenzung von Adverbialen und bestimmten Formen der Prädikative ist unklar, so daß sogar vorgeschlagen wurde, Adverbiale als eine Spielart der Prädikative zu behandeln [ 2501 ]. Dies erscheint angesichts der Tatsache, daß Adverbiale in prädikatenlogischen Darstellungen häufig als Prädikate ein- 2498 Für die vollständige Untersuchung des Verbs werden zur Ermittlung der IS, s. 10. 2499 Detailliertere Ausführungen und Erklärungen hierzu in den Zusammenfassungen der Beleganalyse, s. 10. 2500 P ITTNER (1999: 53 f.) 2501 P LANK (1985) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 503 <?page no="504"?> geführt werden, durchaus konsequent. “ 2502 Derartige Begründungen als bloße Referenz auf eine deskriptive prädikatenlogische Notation sind mit den die Anwendungen prädikatenlogischer Notation und einer Funktionenschreibweise in der Linguistik kritisch reflektierenden Ausführungen der vorliegenden Studie zu dem Funktionenbegriff als einer injektiven Abbildung, zur Revision der traditionellen Urteilslehre und zur Fregeschen Trennung zwischen Sinn und Bedeutung inkompatibel und deshalb nicht akzeptabel. Dezisiv für die Beleganalyse der vorliegenden Studie sind allerdings nachfolgende Anmerkungen Pittners: „ Die Abgrenzung ist vor allem in zwei Richtungen nicht ganz klar. So stellt sich die Frage, ob in den Sätzen (2) a. Der Affe sitzt auf dem Baum. b. Der Affe ist auf dem Baum. Die PP tatsächlich zwei verschiedene Funktionen hat, nämlich (a) Adverbial und (b) Prädikativ. [ … ] In diesem Zusammenhang ist es wichtig festzuhalten, daß es keinen syntaktisch motivierten Unterschied zwischen den PPs in (a) und (b) gibt und eine Zuordnung der beiden zu verschiedenen syntaktischen Funktionen daher eher willkürlich erscheint [ … ] Des Weiteren ist die Abgrenzung der freien Prädikative (auch depiktive Prädikate oder ‚ prädikative Attribute ‘ genannt) von den Modaladverbialen unklar. Als ‚ freie Prädikative ‘ sollen hier prädikative Elemente verstanden werden, die einen temporären Zustand des Subjekts- oder Objektsreferenten angeben, aber in keiner Weise vom Verb selegiert sind. Ob es sich bei einem Adjektiv um ein Modaladverbial oder ein freies Prädikativ handelt, läßt sich oft nur anhand der Semantik entscheiden. “ 2503 Pittners Beispiele ((9), (10)) können hier nicht ausführlich kommentiert werden, da das V essen in der empirischen Untersuchung der vorliegenden Studie nicht abgehandelt wurde. Unter Umständen handelt es sich in beiden Fällen um ein Adverbial, denn nachfolgende Aussagen ((11), (12)) sind grammatisch und für einen Muttersprachler semantisch einwandfrei. (9) Er ißt die Suppe warm. (10) Er ißt die Suppe langsam. 2504 (11) Wir essen zu Abend warm. (12) Sie essen (zweimal am Tag) warm. Dennoch ist anzumerken, dass ein Unterschied zwischen (9) und (10) nicht notwendig bedeutet, dass das ADJ warm in (9) als Prädikativ bezeichnet werden muss. Es könnte sich auch um ein fakultatives oder obligatorisches Rechtsattribut zu der NP die Suppe handeln, welches sich naturgemäß semantisch oder 2502 P ITTNER (1999: 53) 2503 P ITTNER (1999: 53) 2504 P ITTNER (1999: 53) 504 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="505"?> semantisch-syntaktisch von einem Adverbial unterscheidet. Einheiten ohne SGS sind potentielle fakultative oder obligatorische Attribute, so ergibt sich eine Einordnung als Rechtsattribut. Falls ein potentielles Attribut obligatorisch ist, liegt die Interpretation nahe, dass es sich um ein traditionelles Prädikativ handelt. Diese Beobachtung ist nicht nur, wie Pittner mit einem Hinweis auf eine angebrachte Untersuchung der Stellungseigenschaften der beiden Adjektive zur Klärung des syntaktischen Verhaltens 2505 alludiert, „ in erster Linie “ 2506 introspektiv anhand der Semantik, sondern semantisch-syntaktisch machbar ((13), (13a), (13b)): (13) Sie strich die Wand weiß. 2507 (13a) Weiß strich sie die Wand. (TOP) (s. c.) (13b) *Weiß strich sie die Wand. (TEL) Da das ADJ weiß in (13) den TEL nicht besteht, kann es somit als ein nicht topikalisierbares Element ohne SGS (13b) gelten, und es handelt sich eventuell um eine Entität, die terminologisch als (resultatives) Rechtsattribut zu der NP die Wand erfassbar ist. Ob diese Vermutung zutrifft, ist hier nicht zu beantworten, da auch das V streichen in der Beleganalyse der vorliegenden Studie nicht inbegriffen ist, und eine ausführliche Untersuchung der LAen und SBPe zu dem V streichen bzw. zu dem V essen durchgeführt werden müsste. Falls die Entitäten in (9) und (13) als fakultativ angesehen werden können, liegt der Vorschlag, dass es sich in (9) und in (13) um ein fakultatives Rechtsattribut handelt, nahe. Falls dieselbigen Entitäten sich als obligatorisch erweisen, handelt es sich um ein obligatorisches Rechtsattribut, und eine Interpretation als traditionelles Prädikativ ist annehmbar. Dies ist keine terminologische Unbedeutsamkeit, sondern wesentlich. Dürscheid legt einen „ syntaktischen Attributbegriff “ 2508 zugrunde, welcher die terminologische Überlappung der Bezeichnungen logisches Prädikat, traditionelles Objekts- oder Subjektsprädikativ und „ prädikative[m][s] Verhältnis “ 2509 , auf das Letztere seien Attribute in semantischer Hinsicht zurückführbar 2510 , weitgehend bereinigt. Dieser syntaktische Attributbegriff ist für die vorliegende Studie wegen des Primats der Zeichenebene und der morphosyntaktischen Strukturen in der Beleganalyse derselbigen verwendbar: 2505 P ITTNER (1999: 54, 95 - 99) 2506 P ITTNER (1999: 54) 2507 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 133) 2508 D ÜRSCHEID (2012: 43) 2509 D ÜRSCHEID (2012: 43) 2510 D ÜRSCHEID (2012: 43) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 505 <?page no="506"?> „ Das Attribut ist kein Satzglied, sondern ein in ein Satzglied eingebettetes Glied. [ … ] Der Attributbegriff umfasst sowohl syntaktische als auch semantische Kriterien. Beide fallen nicht zusammen. Während in syntaktischer Hinsicht Erweiterungen zu einem Nomen als Attribute gelten, sind in semantischer Hinsicht nur diejenigen Konstituenten Attribute, die sich auf ein prädikatives Verhältnis zurückführen lassen (z. B. der blaue Pullover > der Pullover ist blau). Genitiv-NPs, die als Genitivus obiectivus auftreten (z. B. die Verhaftung des Mörders > jemand verhaftet den Mörder), würden demnach nicht zu den Attributen zählen. “ 2511 Anschließend nennt Dürscheid Kriterien zur Bestimmung des Attributs gemäß einem syntaktischen Attributbegriff: „- Das Attribut ist eine Beifügung zum Substantiv oder zum Adjektiv. Es ist nicht selbst Satzglied, sondern Teil eines Satzgliedes (syntaktisches Kriterium). - Als Attribute können verschiedene syntaktische Kategorien fungieren: APs (kleine Kinder), PPs (das Buch auf dem Tisch), NPs (die Freundin meiner Nachbarin), abhängige Sätze (der Mann, der im Lotto gewonnen hat) (formales Kriterium). - Vom Prädikat abgesehen kann jedes Satzglied durch ein Attribut erweitert werden (syntaktisches Kriterium). “ 2512, 2513 Die Entscheidung, dass es sich um ein Rechtsattribut handelt, wird aufgrund logisch-semantischer sowie syntaktischer Kriterien getroffen, ohne Berücksichtigung der Setzung von Satzzeichen, z. B. Kommata, welche in derartigen Konstruktionen absent sind. Eine Bezeichnung als Prädikativ demgegenüber impliziert traditionellerweise immer eine verdeckte KOP sein zwischen den Bezugseinheiten (s. 5.3; 5.4), ungeachtet dessen, ob ein kopulativer Behauptungsmoment inkludiert oder exkludiert bzw. nachgestellt wird. Der ASS oder das KHF ist deshalb immer zersetzt: (9) Er ißt die Suppe warm. 2514 (9a) Er ißt die Suppe. (9b) Die Suppe ist warm. Unter der Bedingung, dass das ADJ warm in (9) fakultativ sei (9a), ist die korrigierende Anmerkung nach Helbig, dass das sogenannte prädikative Attribut einen Zweifachbezug besitzt und sich nebst seinem Bezug auf die NP auch auf das V bezieht, stimmig, doch dieser Observation wird durch den Terminus Prädikativ widersprochen. Das Verstehensmodell (9b) zeigt keinen 2511 D ÜRSCHEID (2012: 42 f.) 2512 D ÜRSCHEID (2012: 43) 2513 Die Abkürzung AP steht bei Dürscheid für den Terminus Adjektivphrase (D ÜRSCHEID (2012: 29)). 2514 P ITTNER (1999: 53) 506 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="507"?> Bezug auf das zentrale V essen, sondern verursacht eine Ablösung von dem Sinnzusammenhang, welchen das finite V essen eröffnet, indem es eine unsichtbare KOP sein vorstellt, welche mit dem Inhalt des Vs essen im idealsten Fall konkurriert, im ungünstigsten Fall den Ausdruck des Vs essen nach der KOP sein zurückstellt. Eine Bezeichnung als Rechtsattribut hingegen verneint in einem solchen Fall eine zweite Proposition (9b) im ASS oder KHF, ordnet jegliche Ausdrücke der inhaltlichen Konnotation des finiten Vs essen unter und stellt damit deutlich heraus, dass die Suppe zu dem Zeitpunkt des Essens als warm bezeichnet wird und als etwas Warmes Gegenstand des Ausdrucks des Vs essen ist. Der Terminus Rechtsattribut deskribiert somit, gesetzten Falles das ADJ warm ist fakultativ, komplexer, aber akkurater die Sinnstruktur des ASSes oder KHFes. Noch deutlicher wird dies bei der Betrachtung des untigen Exempels im Präsens: (14) Sie streichen die Wand weiß. 2515 (14a) Sie streichen die Wand. (14b) Die Wand ist/ (wird) weiß. Auch dessenbezüglich, (14), sei vorausgesetzt, dass das ADJ weiß fakultativ ist. Hier zeigt das sich einem Muttersprachler aufdrängende wird in (14b) an, dass die eigentliche KOP sein und eine Interpretation des ADJs weiß als Prädikativ unzulänglich sind: Das Weiß der Wand ist als Ausdruck der inhaltlichen Konnotation des HVs streichen untergeordnet. Die traditionelle KOP sein (14b) und der Inhalt des Vs streichen (14a) konkurrieren im Fall der Fakultativität des ADJs weiß so stark, dass sie einander inhaltlich verdrängen. Die Dynamik und Prozesshaftigkeit des Vs streichen evoziert eher ein Weiß-Werden als ein Weiß- Sein der Wand. Dieser Bruch im Verstehensmodell wird durch eine Erfassung als Rechtsattribut, falls eben das ADJ weiß in (14) fakultativ ist, vermieden. Auf diese Weise ist es dem Leser möglich, das V streichen zunächst mit dem Objekt die Wand und dann mit dessen Weißheit zu assoziieren. Die Terminologie Helbigs wird für die vorliegende Untersuchung somit nicht ungeprüft übernommen. Hinsichtlich einer Identitifizierung der syntaktischen Funktionen von AJKPn sowie der in der Fachliteratur verwendeten Terminologie zu denselbigen gilt es eine besondere Erörterung vorzunehmen. Die attributive AJKP 2516 ist für die Beleganalyse der vorliegenden Studie aufgrund ihres seltenen Vorkommens nicht relevant. Ihre Unterscheidung von der AJKP mit ADJ, einer PART-I-Form 2515 Modifiziertes Beispiel, vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 133). 2516 Z IFONUN et al. (1997b: 80); Z IFONUN et al. (1997c: 1603 ff., 1654 ff.) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 507 <?page no="508"?> oder einem S als Verbgruppenadverbial ist jedoch notwendig. Zunächst werden folgende Beispiele von AJKPn in K-S-Ken ((15), (15a), (15b)), in K-O-Ken ((16), (16a), (16b)) und einer AJKP in adnominaler Funktion zum SUBJ ((17), (17a), (17b)), (17c)) betrachtet: (15) Damit gilt Hanan als ungelernt und ledig. (NUN09/ AUG.00074 Nürnberger Nachrichten, 01.08.2009, S. 21; Nur geduldet statt willkommen - Sechsköpfige irakische Familie erhält keine Zuschüsse — Rechtsstatus unsicher) (15a) Als ungelernt und ledig gilt Hanan damit. (TOP) (15b) Als ungelernt und ledig gilt Hanan damit. (TEL) (16) Er nannte Stefan Wisniewski als möglichen Schützen. (NUN09/ AUG.03227 Nürnberger Nachrichten, 29.08.2009, S. 2; Vergangenheit holt Becker ein - Hintergründe des Buback-Mords nach wie vor rätselhaft) (16a) Als möglichen Schützen nannte er Stefan Wisniewski. (TOP) (16b) Als möglichen Schützen nannte er Stefan Wisniewski. (TEL) (17) Peter als Mensch würde das nicht tun. 2517 (17a) Peter würde dies als Mensch nicht tun. 2518 (17b) Als Mensch würde Peter dies nicht tun. (TOP) (17c) *Als Mensch würde Peter dies nicht tun. (TEL) Flaate führt für die Behandlung von deutschen als-Phrasen in Grammatiken, Monographien und Aufsätzen eine Zwei-Funktionen-Hypothese, eine Drei- Funktionen-Hypothese und eine Vier-Funktionen-Hypothese an. 2519 Bausewein unterscheidet zwischen als-Phrasen als Objektsprädikativen, adverbialen als- Phrasen, attributiven als-Phrasen und satzadverbialen als-Phrasen. 2520 Zifonun differenziert hinsichtlich der als-Phrasen zwischen einer adnominalen Funktion, einer verbbezogenen adverbialen Funktion, einer satzbezogenen adverbialen Funktion und einer Funktion als Verbergänzung. 2521 Bauseweins Ansatz wird für die vorliegende Studie nicht übernommen, da Bausewein den Terminus Objektsprädikativ für obligatorische oder fakultative Een verwendet. 2522 (S. 5.8.1) Zifonuns Vorschlag wird als Methode ebenfalls nicht für die vorliegende Untersuchung herangezogen, da Zifonun anhand eines Paraphrasie- 2517 Z IFONUN et al. (1997b: 80) 2518 Z IFONUN et al. (1997b: 80) 2519 F LAATE (2007: 13 f.) 2520 B AUSEWEIN (1990: 151 - 156); vgl. F LAATE (2007: 25, 29) 2521 Z IFONUN (1998: 16) 2522 B AUSEWEIN (1990: 525) 508 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="509"?> rungstests bzw. einer Negationsprobe sowie mit Hilfe pragmatischer Aspekte zwischen verbbezogener und satzbezogener adverbialer Funktion der als- Phrase unterscheidet. 2523 (S. 6.4.3.2; 7.4.1) Stattdessen wird Helbigs These vielfältiger zur Verfügung stehender Funktionen für AJKPen zunächst als probate Ausgangssituation anerkannt. Helbig unterscheidet zwischen als- und wie-Phrasen mit den Funktionen Adverbial, Prädikativ, prädikatives Attribut und Attribut. 2524 In der Beleganalyse werden alle AJKPen in syntaktischer Position des traditionellen Subjekts- oder Objektsprädikativs mehreren linguistischen Testverfahren unterzogen. Zur qualitativen Auswertung der Ergebnisse eignet sich jedoch die neutralere Terminologie aus Zifonun et al. 2525 , da Helbigs Definition der prädikativen Attribute in Abgrenzung von Prädikativen und Adverbialen für eine Entlehnung in die vorliegende Studie nicht brauchbar ist. Helbig erklärt: „ Hier liegt [ … ] ein prädikatives Attribut zum Subjekt vor, das nicht valenzgebunden und deshalb nicht an spezifische Verben gebunden ist. [ … ] Bei diesen als-Gruppen handelt es sich [ … ] um ein prädikatives Attribut, allerdings [ … ] um ein prädikatives Attribut zum Objekt. Es ist [ … ] nicht valenzgebunden, nicht an spezifische Verben gebunden und in einen Hauptsatz (mit dem Verb sein) transformierbar “ 2526 Da in der vorliegenden Untersuchung die Valenz der Ven untersucht werden soll, ist jedoch die Frage, welche Einheiten valenzgebunden sind, zunächst ergebnisoffen und wird schließlich a posteriori für die Sinnstruktur anders beantwortet, nämlich insofern, als zahlreiche obligatorische Een Helbigs als fakultativ deklariert werden müssen (s. 10). Deshalb eignet sich Helbigs Terminologie, welche die Valenzgebundenheit theorieintern rechtfertigt, z. B. anhand einer Klassifikation von Ven 2527 , an dieser Stelle nicht. Flaate vertritt die Ansicht, dass einige der prädikativen Attribute nach Helbig, welche er, wie obig zitiert, teilweise ebenfalls mit in der vorliegenden Untersuchung nicht applizierbaren Paraphrasentests, z. B. der Paraphrasierung in einen Satz mit dem Verb sein 2528 , ermittelt, den Adverbialen zuzuordnen sind: „ Meines Erachtens gehören diese als-Prädikative in Helbigs Gruppe der Adverbiale mit spezifizierender Bedeutung, da man es in beiden Fällen mit verbbezogenen adverbialen als-Phrasen zu tun hat. “ 2529 Dabei referiert Flaate allerdings auf Zifo- 2523 Z IFONUN (1998: 13 - 16) 2524 H ELBIG (2004 [1984]a: 725 - 734) 2525 Z IFONUN et al. (1997b) 2526 H ELBIG (2004 [1984]a: 732) 2527 H ELBIG (2004 [1984]a: 730 f.) 2528 H ELBIG (2004 [1984]a: 732) 2529 F LAATE (2007: 22) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 509 <?page no="510"?> nun. 2530 Generell gestalten sich in der Grammatik Zifonuns et al.s die syntaktisch-semantischen Bezüge in ASSen und KHFern mit AJKPn wie anschließend ausgeführt: „ Zur Bezugsphrase mit Kasusmerkmal besteht Kasusidentität. Die Kasusabgleichung läuft über den Adjunktor als operatives Aufschlussmittel. “ 2531 Die attributive AJKP muss adjazent zu der NP stehen, auf die sie sich bezieht ((17), (17c)). Ihre syntaktische Position ist damit fest, und sie kann nicht ohne Übernahme einer adverbialen Funktion isoliert topikalisiert werden (17c). Der durch die Topikalisierung der abgelösten AJKP oder durch eine sonstige Trennung der AJKP von ihrer Bezugsnominalphrase entstehende Ausdruck wird hinsichtlich der Konnotation und der semantisch-syntaktischen Bezüge mindestens ambig oder adverbial ergänzt (17): „ Attributive Adjunktorphrasen zeigen auch das gleiche Stellungsverhalten wie adverbiale Nomenerweiterungen: Sie müssen adjazent zur Bezugs-NP stehen. Das heißt, bei getrennter Stellung auf einer eigenen Satzposition (im Mittelfeld oder allein im Vorfeld), [ … ], sind sie als selbständige Komponenten und zwar als Verbgruppenadverbialia (mit Komplementbezug) anzusehen. “ 2532 Zifonun et al. erwähnen ebenfalls sogenannte prädikative AJKPn. 2533 Dieserbezüglich konstatieren Zifonun et al. Folgendes: „ In der Funktion eines Prädikativs stehen Adjunktorphrasen selten im Nachfeld; immerhin ist diese Stellung für sie eher möglich, als für andere prädikative Ausdrücke (vor allem Adjektiv- und Nominalphrasen) “ 2534 . Diese Ansicht kann in der vorliegenden Studie nicht nachvollzogen werden. Es ist zwar zutreffend, dass zahlreiche Corpusbelege zu dem V bezeichnen gefunden wurden, in welchen die AJKP nicht im Nachfeld positioniert ist, doch es wird auch Zifonun et al.s Schlussfolgerung aus dem angestellten Vergleich mit traditionellen Prädikativen als ADJPn und NPn widerlegt, da diese gemäß der Corpusrecherche mit den entsprechenden Suchanfragen der vorliegenden Studie im Vergleich zu den AJKPn seltener im Vorfeld und öfter im Nachfeld aufzufinden sind. Unter Umständen handelt es sich hierbei um eine rein technische oder recherchemethodische Angelegenheit, welche diesen Eindruck hervorruft, bestätigt werden konnte Zifonun et al.s Aussage jedoch nicht. Die Formulierung Zifonuns et al.s, die Position im Nachfeld wäre für sogenannte prädikative AJKPn eher möglich wird an dieser Stelle als unangemessen zurückgewiesen. Stattdessen wird nach der Corpusrecherche und Beleganalyse der vorliegenden Studie erklärt, dass die Position der AJKPn als traditionelle Subjekts- ((15), (15a)) oder Objektsprädikative ((16), (16a)) im 2530 Z IFONUN (1998) 2531 Z IFONUN et al. (1997b: 80) 2532 Z IFONUN et al. (1997c: 1604) 2533 Z IFONUN et al. (1997c: 1654) 2534 Z IFONUN et al. (1997c: 1654) 510 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="511"?> Nachfeld sowie die Position der ADJPn oder NPn als traditionelle Subjekts- oder Objektsprädikative im Nachfeld eines ASSes oder KHFes normal ((16), (15)), nicht nur möglich, sind. Eine relative Gleichgültigkeit, ob eine AJKP attributiv oder adverbial syntaktisch eingebunden ist, indem befunden wird, es sei „ in vielen Kontexten [ … ] letztlich unerheblich für die Satzbedeutung, ob eine als- Phrase attributiv oder adverbial steht “ 2535 , wird in der vorliegenden Studie auch aufgrund der Trennung zwischen Satzsinn und Satzbedeutung für die Sinnstruktur eines ASSes oder KHFes mit ADJKP ebenfalls nicht vertreten. Stattdessen wird an dem bei Zifonun et al. angesprochenen als auch in der Begutachtung von Beispielen deutlich apperzipierbaren Unterschied zwischen einer AJKP, welche sich attributiv nur auf eine NP bezieht (17) und einer AJKP, welche z. B. in topikalisierter Position auch einen deutlichen Verbbezug aufweist ((17c), (16b), (15b)), festgehalten: „ Im Prinzip leisten attributive und adverbiale Adjunktorphrasen einen unterschiedlichen Beitrag zur Satzbedeutung: Bei attributiver Verwendung wird dem Denotat der Bezugskomponente eine eher generelle, zeitunabhängige Eigenschaft zugesprochen, während bei adverbialer Verwendung der Ereignisbeteiligte nur temporär, d. h. zeitgleich zum Ereignis charakterisiert wird. “ 2536 In der Beleganalyse der vorliegenden Studie werden fixierte bzw. obligatorische AJKPn entdeckt, die entgegen ihres adverbialen Status nicht wie Zifonun et al. veranschlagen, als Supplemente 2537 bzw. als fakultative Een oder freie An handhabbar sind. Diese obligatorischen Verbgruppenadverbiale als AJKPn stellen also eine dritte Gruppe, neben den attributiven AJKPn und den fakultativen AJKPn als Verbgruppenadverbialen, dar. Die Gruppe der obligatorischen Verbgruppenadverbiale als AJKPn muss gemäß den Ergebnissen der Applikation linguistischer Testverfahren in der Beleganalyse noch einmal in normale obligatorische Verbgruppenadverbiale und paradoxe obligatorische Verbgruppenadverbiale untergliedert werden. Letztere können keinerlei Verbbezug mittelbar durch Kongruenz anzeigen und sind deshalb gemäß der vorliegenden Studie als traditionelle Prädikative interpretierbar. Dieses Klassifikationsschema, das sich aus der Unterscheidung zwischen attributiven AJKPn, fakultativen Verbgruppenadverbialen als AJKPn, normalen obligatorischen Verbgruppenadverbialen als AJKPn und paradoxen obligatorischen Verbgruppenadverbialen als AJKPn ergibt, indiziert aber eine weitere Konklusion, denn wenn derartige paradoxe obligatorische Verbguppenadverbiale als AJKPn nachprüfbar weitgehend unter die Definition eines 2535 Z IFONUN et al. (1997c: 1604) 2536 Z IFONUN et al. (1997c: 1604) 2537 Z IFONUN et al. (1997c: 1177 - 1206) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 511 <?page no="512"?> traditionellen Prädikativs fallen, stellt sich die berechtigte und aufschlussreiche Frage, welchen Status dann diejenigen anderen AJKPn besitzen, die traditionellerweise als Subjekts- oder Objektsprädikative bezeichnet werden, jedoch gleichzeitig das Kriterium der Topikalisierbarkeit bzw. Permutierbarkeit eines Verbgruppenadverbials erfüllen und fakultativ sind oder sich als obligatorische Een mit dem AJK als als Anschlusselement mittelbar über das V auf eine substantivische Bezugsphrase beziehen, welche mit dem V kongruiert. Die Schlussfolgerung muss lauten, dass diese fakultativen, topikalisierbaren AJKPn, welche den TEL bestehen, sowie die obligatorischen Verbgruppenadverbiale mit deutlichem Verbbezug, tatsächlich Verbgruppenadverbiale sind und sich gegenüber den sogenannten paradoxen obligatorischen Verbguppenadverbialen als AJKPn, die nicht mehr als Adverbiale, sondern als traditionelle Prädikative benennbar sind, abgrenzen. 2538 Beziehentlich des TOPs sowie des TELs ist also anzumerken, dass eine eingeschränkte Permutierbarkeit bzw. die Unmöglichkeit einer Topikalisierung der betreffenden Einheit darauf hindeutet, dass deren Position im Satz invariabel ist, und sich die betreffende Einheit nicht auf das finite V, sondern auf eine NP in syntaktischer Subjekt- oder Objektposition bezieht. Da der TOP auch bestimmt, ob eine Einheit SGS besitzt, haben Entitäten, welche gar nicht oder nur mit einem negativen TEL ins Vorfeld verschoben werden können, in ihrer prätopikalisierten syntaktischen Position keinen SGS und gelten als Attribute. Zusammenfassend ist konstatierbar, dass die mögliche Topikalisierbarkeit einer Entität, ohne negatives Ergebnis des TELs, diese als Adverbial auszeichnet und einen Verbbezug offenlegt. Dabei handelt es sich um ein ADV, ein adverbiales ADJ, eine adverbiale ADJP, eine Partikel oder Partikelphrase als Adverbial, eine PART-I-Form oder PART-I-P als Adverbial, eine PP als präpositionales Adverbial 2539 oder um eine fakultative bzw. obligatorische AJKP als Verbgruppenadverbial, denn das Ergebnis der Prüfung, ob der TEL positiv oder negativ ausfällt, ist an der syntaktischen Position sowie der morphosyntaktischen Form der geprüften Einheit und an der Grammatizität des Topikalisierungsresultats ablesbar (s. a. 7.4.2.3). Bei einer Topikalisierung einer NP hingegen ergibt sich aufgrund ihrer Form grundsätzlich kein negatives Ergebnis des TELs ((18), (18a), (18b)): 2538 Für Erläuterungen zu den Adjunktorphrasen als Verbgruppenadverbialen oder als Prädikativen und einen Nachvollzug der Analyse von Aussagesätzen und Kohärenzfeldern im Detail anhand von Beispielen, s. 10. 2539 Vgl. D ÜRSCHEID (2012: 38 ff.) 512 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="513"?> (18) Die Behörden nennen den Vorfall eine Premiere. (BRZ09/ MAI.08068 Braunschweiger Zeitung, 18.05.2009; Polizisten in Vorstadt mit Sturmgewehr beschossen) (18a) Eine Premiere nennen die Behörden den Vorfall. (TOP) (18b) Eine Premiere nennen die Behörden den Vorfall. (TEL) Aus diesem Grund werden NPn in syntaktischer Objektsprädikativposition wie in (18) nicht als Attribut bzw. als Apposition eingeordnet: „ Eine besondere Form des Attributs ist die Apposition. Dabei handelt es sich um ein Substantiv (bzw. eine Substantivgruppe), das syntaktisch und meist auch referentiell mit dem Bezugswort übereinstimmt. Beide Konstituenten, Bezugswort und Apposition stehen in der Regel im selben Kasus und beziehen sich auf denselben außersprachlichen Referenten (vgl. meine Lehrerin, eine sehr nette Frau). “ 2540 Da die zweite NP AKK somit SGS besitzt ((18a), (18b)), kann sie nicht als Attribut gelten, sondern ist als ein Kasusobjekt/ Kasusadverbial erklärbar, welches im Fall seiner Obligatorik als traditionelles Prädikativ interpretierbar ist. 2541 Der Status einer Entität als Kasusadverbial ist nicht mit dem Kriterium der Fakultativität oder der Permutierbarkeit zu klären, weswegen die Unterscheidung zwischen Kasusadverbial und Kasusobjekt in der vorliegenden Studie nicht getroffen wird. Ob es sich bei den betreffenden Entitäten jeweils um ein Kasusadverbial oder ein Kasusobjekt handelt 2542 , muss in einer eigenen Studie unter Hinzuziehung weiterer linguistischer Testverfahren ermittelt werden und kann hier aufgrund der Komplexität des Themas aus Platzgründen nicht erfolgen. Ob die geprüften Entitäten in syntaktischer Position des traditionellen Subjekts- oder Objektsprädikativs zu den neun analysierten Ven tatsächlich mit dem Namen traditionelles Prädikativ belegt werden sollten und ob diese Entitäten obligatorisch, fakultativ oder frei sind, wird anhand weiterer linguistischer Testverfahren wie des KGZs als auch anhand der Ermittlung der Projektion und der kompositionellen Sinnstruktur, d. h. der IS, vorgenommen. 2540 D ÜRSCHEID (2012: 43) 2541 Vgl. hierzu die Untersuchungen der Verben heißen und schimpfen in der Beleganalyse, s. 10. 2542 Vgl. D ÜRSCHEID (2012: 40 ff.) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 513 <?page no="514"?> 7.4.2.3 Die Bestimmung von Kasusrektion und Kongruenz (ABL; EIN; KON; KGZ) Sämtliche morphosyntaktische valenzielle Verhältnisse zwischen VT und Argument sind durch die Formen und die Kategorie des Rektums eines kasusrektionellen oder statusrektionellen Verhältnisses in der Zeichenebene beobachtbar, d. h. unter dem Kriterium der Grammatizität des sprachlichen Ausdrucks salva congruitate (s. c.) in den materialisierten Formen, die Nullmorphe inbegriffen, erkennbar (s. 6.4.1; 6.4.1.1; 6.4.1.2). Die Kasusrektion von Pen wird mittels linguistischer Testverfahren sichtbar gemacht, während die lexikalische und kategoriale Statusrektion sowie die Kasusrektion von Ven, welche nicht die Kongruenz umfasst, ausschließlich aufgrund der Obligatorik der regierten Entitäten feststellbar ist. Die obligatorischen, kasusregierten, kategorial statusregierten oder lexikalisch statusregierten Entitäten gelten als vom Regens projiziert. Die morphosyntaktischen Merkmale der Kasusrektion, die kategoriale oder lexikalische Statusrektion von Entitäten sowie die Formmerkmale der syntaktischen Kongruenz spielen für die Bestimmung der Projektion gegenüber der Feststellung der Obligatorik (s. 7.4.2.4) somit eine untergeordnete Rolle. Anschließend werden die linguistischen Testverfahren vorgestellt, welche in der Beleganalyse der vorliegenden Studie die Kasusrektion sowie die grammatische Kongruenz sichtbar machen. Hierbei handelt es sich vorwiegend um eine Illustration der zur Grammatizität eines ASSes oder KHFes notwendigen morphosyntaktischen Merkmale. Zunächst werden der ABL, der EIN und der KON in Kombination angewendet, um die Kasusrektion von Pen im ASS oder KHF zu präsentieren. Hierbei wird durch die kategoriale Substitution einer P mit einer anderen, durch eine Abwandlung eines Kasus sowie anhand des Kriteriums der Grammatizität getestet, ob ein formales Rektionsverhältnis zwischen Entitäten vorliegt oder nicht. Dabei erwirkt der EIN, welcher ein Substitutionstest ist, das Auswechseln der im ursprünglichen Ausdruck gegebenen P durch Einsetzung einer anderen P, die aufgrund ihrer andersartigen Rektion die Bestimmung der morphosyntaktischen Merkmale der nachfolgenden NP durch die ursprünglich gegebene P veranschaulicht. Der KON referiert in der vorliegenden Untersuchung auf die Formrelation Konstanz nach Zifonun et al.. 2543 Matsekh-Ukrainsky hat eine Applikation eines KONs aus der Annahme abgeleitet, dass die Pen in einem Präpositionalobjekt nach Konsiuszaniec 2544 und Zifonun et al. 2545 nicht mit 2543 Vgl. Z IFONUN et al. (1997c: 1035 ff.) 2544 K ONSIUSZANIEC (1986: 69) 2545 Z IFONUN et al. (1997c: 1035 - 1037) 514 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="515"?> anderen Pen substituierbar sind. 2546 Dies entspricht der Handhabung von Präpositionalobjekten und präpositionalen Adverbialen in der vorliegenden Studie. 2547 (S. 7.3.3) Es handelt sich somit um einen Test der paradigmatischen Ebene der Sprache. Das Kriterium ist das der Grammatizität desjenigen Ausdrucks, in welchem die Substitution der P oder die Veränderung des Kasus der postpräpositionalen NP vorgenommen wurde. Der KON ist negativ, wenn der Ausdruck ungrammatisch ist, und das Resultat der Substitution der P wird in einem solchen Fall mit einem Asterisk gekennzeichnet. Dieses Verfahren ist systematisch für alle PPen in den Belegen durchzuführen und präsentiert, dass jede P den Kasus der nachfolgenden NP regiert. PPn, bestehend aus der P sowie einer kasusregierten einfachen oder komplexen NP, werden in der Beleganalyse als komplexe Einheiten aufgefasst. Es hat sich herausgestellt, dass diese Handhabung in der vorliegenden Studie notwendig ist, da bis zum jetzigen Forschungsstand keine Lösung für das Problem gefunden wurde, dass die Beachtung des operationalisierbaren Endozentrikbegriffs (+ OEZ) nicht für PPn sowie für AJKPn mit den AJKen als und wie gilt. Die PPn und AJKPn stellen diesbezüglich insbesondere ein Problem dar, da die in PPn eingebundenen NPn sowie die in AJKPn eingebundenen NPn, ADJe oder PART-I-Formen anaphorisierbar sind (z. B. durch die Sportler → durch diese; durch diesen Mann → durch ihn; als sein Onkel → als dieser; wie sein Kollege → wie er). Diese Anaphorisierbarkeit leitet die Thematisierung des ELM (s. u.) ein, und in vielen Fällen ist es möglich, unter Erhalt der Grammatizität bzw. der Wohlgeformtheit des Ausdrucks, lediglich die P oder den AJK zu eliminieren, d. h. das Resultat ist grammatisch und entspricht auch in vielen Fällen einer dokumentierten LA oder einem dokumentierten SBP der Sekundärdaten. Nach einer strengen Beachtung des + OEZ müsste demzufolge in diesen Fällen die NP oder das ADJ bzw. die PART-I-Form der Kopf der betreffenden PP oder AJKP sein. Eine derartige Handhabung würde jedoch die Projektion als Kasusrektion, welche von der P ausgeht und die angeschlossene NP betrifft, unterschlagen. Des Weiteren wurde festgestellt, dass die Aufführung dieser Strukturen, nämlich der LAen und SBPe, welche die Resultate derartiger Eliminierungen von Pen und AJKen konstituieren, sämtliche Regelhaftigkeiten der ISen zu einem bestimmtem V brechen können und mitunter die sonst sichtbare Systematik im logisch-semantischen Aufbau von Kompositionen mit einem bestimmten V verunklaren. Dies sei an folgenden Beispielen ((19), (19a), (19b)) vorgeführt. Gegen das Resultat der Applikation des ELM in (19b) ist nichts Spezifisches einzuwenden, dennoch ist eine derartige Eliminierung nicht möglich, da sie die 2546 M ATSEKH -U KRAINSKY (2015: 155) 2547 Vgl. Z IFONUN et al. (1997c: 1036 f.); vgl. D ÜRSCHEID (2012: 40) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 515 <?page no="516"?> komplexe Einheit einer PP zerteilt. Ein weiteres Beispiel ist zu nennen ((20), (20a)): (19) Das Buch ist von diesem Autor. [Bsp. nach E-VALBU] (19a) Das Buch ist von diesem. (ELM) (19b) Das Buch ist diesem Autor. (ELM) (20) Der Richter bezeichnete die Tat als brutal. (A09/ JUL.07750 St. Galler Tagblatt, 31.07.2009, S. 48; Vergewaltiger erhält achteinhalb Jahre) (20a) Der Richter bezeichnete die Tat brutal. (ELM) In (20a) transformiert sich das ADJ der AJKP in ein Adverb bzw. ein Adverbial, welches eine modale Bestimmung zum V bezeichnen ist. Eine derartige Eliminierung ist nicht zulässig, obwohl sie möglich ist und unter Beachtung des + OEZ berücksichtigt werden müsste. Aus diesen Gründen wird die Applikation des ABLs, EINs und KONs dahingehend interpretiert, dass PPn mit kasusregierten NPn als komplexe Einheiten erfasst werden müssen, welche dem + OEZ nur als Komplex und nicht vollständig auszusetzen sind. Es gibt keine weiteren Gründe, die in der vorliegenden Studie zum aktuellen Forschungsstand genannt werden können, warum sich diese Handhabung von PPn, welche durch die Kasusrektion noch hinreichend hergeleitet werden kann, auf AJKPn mit kasustransparenten AJKen als und wie notwendig überträgt. Matsekh-Ukrainsky erklärt: „ Mit dem KT [Konstanztest] wird die Formrelation KONST [Konstanz] ermittelt. Der KT überprüft, ob durch den Austausch der Präposition oder die Veränderung des Kasus der Satz ungrammatisch wird. Ist das der Fall, so ist anzunehmen, dass die Präposition im Sinn des lexikalisch-kasusformalen Rektionsbegriffs vom Valenzträger festgesetzt wird und die Kasusmarkierung der nachfolgenden NP in der PP fest ist. Die Grammatikalität des Satzes ist das Kriterium für eine erfolgreiche Durchführung des Tests. “ 2548 Für die Analyse der Sinnstruktur sprachlicher Ausdrücke in der vorliegenden Studie genügt dieses Kriterium einer bloßen Ungrammatizität der syntaktischen Komposition eines ASSes oder KHFes nicht, um auf eine sogenannte Festsetzung, d. h. eine lexikalische Statusrektion des verbalen VTs mit der P als Rektum zu schließen. Stattdessen muss zudem nachgewiesen werden, dass die P eine obligatorische E des verbalen VTs in der IS ist, worauf im Gliederungspunkt 7.4.2.4 Die Bestimmung der syntaktischen Komposition näher eingegangen wird. Außerdem wird gemäß den Erläuterungen im Gliederungspunkt 7.3.3 Die Formrelationen nach Zifonun et al. für die kompositionelle Sinnstruktur (auch: 2548 M ATSEKH -U KRAINSKY (2015: 168) 516 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="517"?> IS) kein Kasustransfer (21) (s. u.) veranschlagt. Die Offenlegung der Kasusrektion ((21), (21), (22a), (22b)) erlangt als Konstanz nur Relevanz, wenn eine bestimmte P von dem verbalen VT in der Sinnstruktur lexikalisch statusregiert und damit auf Sinnebene eine obligatorische E ist (22), was durch die Ermittlung der IS festgestellt wird. Ob eine P in einem kontinuierlichen, d. h. in einem raumzeitlichen Zusammenhang, oder diskret, d. h. abstrakt verwendet wird, bleibt für die Ermittlung der lexikalischen Statusrektion des Vs (s. 7.4.2.4) in der vorliegenden Studie zunächst unberücksichtigt und die jeweiligen Belege werden vorurteilsfrei den linguistischen Testverfahren unterzogen. Unter Berücksichtigung der Ausführungen zu den Formrelationen KONST und TRANSF in Gliederungspunkt 7.3.3 Die Formrelationen nach Zifonun et al. 2549 (s. a. 6.4.1; 6.4.1.1), ist der von der lexikalisch statusregierten P (22) geforderte Kasus der nachfolgenden NP bei der Angabe der betreffenden Koordinationsart (KA) (z. B. [[x, y]]) eines bestimmten untersuchten Vs in der Beleganalyse zu notieren, ungeachtet dessen, ob es sich um eine zeichenhafte P handelt, welche stets nur einen einzigen bestimmten Kasus oder alternativ verschiedene Kasus regieren kann (22) (vgl. (22a) - (22c)). Diese Notiz des Kasus der NP in der PP ist keine Angabe eines Hineinregierens bzw. eines Kasustransfers des Vs, sondern stellt ein etwaiges Analogon zu der Angabe zur lexikalischen Statusrektion des Vs dar, falls für den derart eingebundenen verbalen Zeichenträger ein eigener Lexikoneintrag erstellt werden soll. 2550 (21) Der Globus bleibt im Landesmuseum. (A09/ AUG.05712 St. Galler Tagblatt, 22.08.2009, S. 31; Ein runder Abschluss) (21a) *Der Globus bleibt in Landesmuseum. (ABL, EIN, KON) (21b) *Der Globus bleibt im Landesmuseums. (ABL, EIN, KON) (21c) Der Globus bleibt. → KV: [1]; [[NP NOM ]] 2551 (22) Johannes heißt nach seinem Großvater. [Bsp. aus E-VALBU] (22a) *Johannes heißt vom seinem Großvater. (ABL, EIN, KON) (22b) *Johannes heißt nach sein Großvater/ seines Großvaters. (ABL, EIN, KON) (22c) *Johannes heißt. → KV: [2] [[NP NOM , NACH DAT, -KTR ]] 2552 2549 Vgl. Z IFONUN et al. (1997c: 1036 f.) 2550 S. 6.4.1.1; vgl. insbes. W IEGAND (1996: 138) 2551 Für die vollständige Untersuchung des Verbs bleiben zur Ermittlung der KV, s. 10. 2552 Für die vollständige Untersuchung des Verbs heißen zur Ermittlung der KV, s. 10. 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 517 <?page no="518"?> Diese argumentativ erarbeitete Vorgehensweise der vorliegenden Untersuchung und Beleganalyse findet eine Entsprechung in Matsekh-Ukrainskys folgender Erklärung betreffs einer Differenzierung zwischen Statusrektion und Kasusrektion: „ Für die regierte PP werden die lexikalisch-statusformale Rektion (gebunden → an, erpicht → auf) und die lexikalisch-kasusformale Rektion (an → den Jagdstopp, auf → einen ganz anderen Ball) unterschieden “ 2553 . Des Weiteren wird in der Beleganalyse der vorliegenden Studie der KGZ angewendet sowie die grammatische Kongruenz der Beispiele zu den LAen und SBPen beobachtet. In flektierenden Sprachen ist grammatische Kongruenz eine syntaktische Beziehung, die durch Flexionsendungen gekennzeichnet ist, indem zwei oder mehr Wörter in der gleichen syntaktischen Kategorie (z. B. Person; Numerus; Genus; Kasus) flektiert werden. Nach einer sprachtypologischen Auffassung der Kongruenz muss eine grammatische Kategorie, welche auf der Inhaltsseite nur einmal vorhanden ist, innerhalb eines bestimmten Syntagmas mehrfach ausgedrückt werden. 2554 Um das grammatische SUBJ des ASSes oder KHFes von einem substantivischen Prädikativ im NOM als auch von einem OBJ im obliquen Kasus oder von einer mit dem finiten V inkongruenten Entität in syntaktischer Subjektposition (z. B. mir ist kalt) zu unterscheiden, wird in der Beleganalyse der vorliegenden Studie vereinzelt der KGZ 2555 herangezogen, da zwischen grammatischem SUBJ und finitem V Kongruenz im Deutschen als Übereinstimmung von Person und Numerus konstituiert wird (23). 2556 Bei der prädikativen Kongruenz kann im Deutschen die Einheit in syntaktischer Position des traditionellen Prädikativs in Genus, Numerus und Kasus der substantivischen Bezugsphrase erscheinen (24). 2557 Im Deutschen versetzt der KGZ zur Identifikation des grammatischen SUBJs die Singularform des Finitums in eine Pluralform oder umgekehrt (25a) und ordnet anschließend alle Satzelemente ohne formale Modifikation dem Prädikat zu (25b). Zum SUBJ gehören jene Satzbestandteile, die unter dem Kriterium der Grammatizität ((25), (25c)) des Satzes notwendig ebenfalls den Numerus ändern müssen (25c). 2558 Der KGZ ermittelt manchmal das syntaktische Subjekt und das nominativische Prädikativ in Sätzen mit zwei NPn im NOM ((26), (26a)). 2559 2553 M ATSEKH -U KRAINSKY (2015: 169) 2554 W ERNER (1979: 960); vgl. a. S CHAEDLER (2019d) 2555 D UDENREDAKTION (Hrsg. 1998: 634, 1120); vgl. K WAKERNAAK (1996: 385); vgl. D ARSKI (2010: 339 f.) 2556 Vgl. a. S CHAEDLER (2019d) 2557 Vgl. a. S CHAEDLER (2019d) 2558 Vgl. K WAKERNAAK (1996: 385); vgl. a. S CHAEDLER (2019d) 2559 Vgl. D ARSKI (2010: 339 f.); vgl. a. S CHAEDLER (2019d) 518 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="519"?> (23) Die Pferde [3. Pers. Pl.] grasen [3. Pers. Pl.]. (24) Die aktive Sportlerin [3. Pers. Sg. Fem. Nom.] ist zudem Abteilungsleiterin [3. Pers. Sg. Fem. Nom.]. (BRZ09/ OKT.14733 Braunschweiger Zeitung, 31.10.2009; ) (25) Das kleine Pferd macht dem Mann Angst. (25a) macht [3. Pers. Sg.] → machen [3. Pers. Pl.] (25b) *Das kleine Pferd machen dem Mann Angst. (25c) Die [Pl.] kleinen [Pl.] Pferde [Pl.] machen dem Mann Angst. (26) Die Pferde [3. Pers. Pl. Nom.] sind [3. Pers. Pl.] ihr Vermögen [3. Pers. Sg. Nom.]. (26a) Das Pferd [3. Pers. Sg. Nom.] ist [3. Pers. Sg.] ihr Vermögen [3. Pers. Sg. Nom.]. Zunächst zur grammatischen Kongruenz in Person, Genus und Kasus: In der Beleganalyse der vorliegenden Studie wird die innersprachliche grammatische Kongruenz in Person, Genus und Kasus der ASSe und KHFer der Sekundärdaten geprüft, weil die Grammatizität des Ausdrucks Voraussetzung für die Konstitution eines erfassten Fregeschen Gedankens ist (s. 5.6.2; 5.6.3; 5.6.4; 5.6.5; 5.6.6). Ein negatives Ergebnis des KGZs deutet also auf ein traditionelles Prädikativ im untersuchten ASS oder KHF hin. Auch das Fehlen eines Verbbezugs und stattdessen der Bezug auf eine NP ((27), (28)), worauf Kongruenzverhältnisse hinweisen, indiziert eine Interpretierbarkeit als traditionelles Prädikativ ((27d), (28d)). Dies ist in untigen Beispielen dargelegt ((27), (27a) - (27d), (28), (28a) - (28d)). In (27) besteht das ADJ gut den TEL nicht ((27a), (27b)), weswegen es keinen Status als Adverbial oder als Satzglied besitzt. Es weist in seiner ursprünglichen Position (27) demzufolge keinen Verbbezug auf. Dennoch ist das ADJ gut obligatorisch (27c), tritt in der IS somit als Schwesterknoten zu der NP AKK alle Anträge des Verwaltungsrates auf und bezieht sich auf eben diese NP AKK , obwohl keine Kongruenz observierbar ist. In (28) besteht die AJKP als Sensation den TOP (28a) und den TEL (28b), doch die eingebundene NP AKK Sensation kongruiert deutlich mit der NP AKK ihre Verpflichtung und nicht mit dem grammatischen SUBJ Ralph Conrad sowie mit dem finiten V. Zudem ist in (28) die AJKP ohne Berücksichtigung der Schweizer Variante LA4 bezeichnen obligatorisch (28c) und ist deshalb stark an die NP AKK ihre Verpflichtung gebunden (s. 7.4.2.2). Für beide Fälle ((27), (28)) kann gemäß der Beleganalyse der vorliegenden Untersuchung (s. 10) eine Interpretation als traditionelles Prädikativ ((27d), (28d)) nicht zurückgewiesen werden. 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 519 <?page no="520"?> (27) Sie hiessen alle Anträge des Verwaltungsrates gut. (SOZ09/ MAI.00123 Die Südostschweiz, 01.05.2009; Aktionäre mit Geberit zufrieden) → KV: [3] [[NP NOM , NP AKK , ADJ -FL ˅ ADJP -FL ]] 2560 (27a) Gut hiessen sie alle Anträge des Verwaltungsrates. (TOP) (27b) *Gut hiessen sie alle Anträge des Verwaltungsrates. (TEL) (27c) *Sie hiessen alle Anträge des Verwaltungsrates. (ELM) (27d) Die Anträge des Verwaltungsrates sind gut. (28) Ralph Conrad bezeichnete ihre Verpflichtung als Sensation. (BRZ09/ SEP.06325 Braunschweiger Zeitung, 12.09.2009; Nationalspielerin zu den Wildcats) → KV: [3] [[NP NOM , NP AKK , AJK +KTR ]] 2561 (28a) Als Sensation bezeichnete Ralph Conrad ihre Verpflichtung. (TOP) (28b) Als Sensation bezeichnete Ralph Conrad ihre Verpflichtung. (TEL) (28c) *Ralph Conrad bezeichnete ihre Verpflichtung. (ELM) [ohne Berücksichtigung der Schweizer Variante LA4 bezeichnen] (28d) Ihre Verpflichtung ist Sensation. Falls das potentielle traditionelle Prädikativ als AJKP TOP und TEL besteht, weist also dennoch eine Kongruenz mit einer substantivischen Bezugsphrase, welche selbst nicht mit dem V kongruiert, auf einen starken Bezug zwischen der Entität in traditioneller syntaktischer Prädikativposition und seiner Bezugsphrase und damit auf eine Interpretierbarkeit dieses Bezugsverhältnisses als traditionelles prädikatives Verhältnis hin, falls diese AJKP zusätzlich obligatorisch ist. Ein AJK (z. B. als; wie) ist ein kasustransparentes Anschlusselement, und eine potentielle Kongruenz muss auch für (obligatorische) AJKPn mit eingebundenen ADJen, ADJPn, PART-I-Formen oder PART-I-Pn angenommen werden, da in einem solchen Fall nur der AJK vom verbalen VT lexikalisch statusregiert ist, und eine kongruente NP in die AJKP mit SGS eingesetzt werden könnte (z. B. (28), (28a) - (28d)). Falls die betreffende obligatorische E TEL nicht besteht, zeigt die feste syntaktische Position adjazent zur substantivischen Bezugsphrase an, dass dieses Verhältnis als traditionell prädikativ interpretiert werden kann (z. B. (27), (27a) - (27d)). Die Bezeichnung als ein traditionelles Prädikativ ist deshalb insbesondere nicht für Präpositionalobjekte angemessen, deren P vom verbalen VT lexikalisch statusregiert ist, deren NP aber von der nicht kasustransparenten P kasusregiert wird und deshalb nicht 2560 Für die vollständige Untersuchung des Verbs heißen zur Ermittlung der KV, s. 10. 2561 Für die vollständige Untersuchung des Verbs bezeichnen zur Ermittlung der KV, s. 10. 520 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="521"?> potentiell mit einer Bezugsphrase kongruiert. Der Verbbezug ist in einem solchen Fall zu stark, und das im sprachlichen Ausdruck materialisierte V leistet die inhaltliche Verbindung zwischen den obligatorischen Een. Ebenfalls ist eine Bezeichnung als traditionelles Prädikativ jedoch demzufolge auch nicht für AJKPn gerechtfertigt, welche ebenfalls ein positives Testergebnis zum TEL liefern, und deren innere Entität potentiell mit dem grammatischen SUBJ kongruiert, welches wiederum mit dem V kongruiert und dieses im sprachlichen Ausdruck materialisierte V somit als verbindendes Element auszeichnet, wie es in K-S-Ken der Fall ist. Auch in derartigen Kompositionen ist der Verbbezug zu stark, und das V bindet inhaltlich alle obligatorischen Een. Zur grammatischen Kongruenz im Numerus sind für potentielle K-S-Ke und K-O-Ke nachfolgende Beobachtungen relevant. Zunächst ist festzustellen, dass Unregelmäßigkeiten in der Realisierung von Kongruenz hinsichtlich Numerus ((29), (30), (32a)) oder die sogenannte prädikative Kongruenz ((31), (31a), (31b)) dazu führen können, dass die Testergebnisse des KGZs durch Kongruenzkonflikte ungültig werden ((29a), (30a)) oder an Transparenz verlieren ((31a), (32a)). 2562, 2563 In (30a) identifiziert der KGZ fehlerhaft nur die NP die Pferde als SUBJ. 2564 Mitunter wird alternativ zur grammatischen Kongruenz (32) außerdem Synesis verwirklicht (32a). 2565 (29) Meine Schwester [3. Pers. Sg.] und du [2. Pers. Sg.] [= ihr] seid [2. Pers. Pl.] die Reiterinnen [Pl.]. (29a) *Meine Schwester und du bist [2. Pers. Sg.] die Reiterinnen [Pl.]. (30) Du [2. Pers. Sg.] oder das Pferd [3. Pers. Sg.] ist [3. Pers. Sg.] wichtig. (30a) Du oder die Pferde sind [3. Pers. Pl.] wichtig. (31) Die Schülerinnen [3. Pers. Pl. Nom.] sind [3. Pers. Pl.] die Tänzerinnen [3. Pers. Pl. Nom.]. (31a) Die Schülerin [3. Pers. Sg. Nom.] ist [3. Pers. Sg.] die Tänzerin [3. Pers. Sg. Nom.]. (31b) Die Schülerinnen [3. Pers. Pl. Nom.] sind [3. Pers. Pl.] die Tanzgruppe [3. Pers. Sg. Nom.]. (32) Eine große Zahl Blumen [3. Pers. Sg.] ist [3. Pers. Sg.] ein schöner Anblick. (32a) Eine große Zahl Blumen [3. Pers. Sg.] sind [3. Pers. Pl.] ein schöner Anblick. 2562 Vgl. H ELBIG / B USCHA (2001: 536 - 540) 2563 Vgl. a. S CHAEDLER (2019d) 2564 Vgl. a. S CHAEDLER (2019d) 2565 Vgl. H ELBIG / B USCHA (2001: 536 - 540) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 521 <?page no="522"?> Die Kongruenz im Numerus erfährt auch Unregelmäßigkeiten durch die Arten von Sen bzw. NPn (s. u.), welche die syntaktischen Subjekt-, Objekt- oder Prädikativpositionen belegen und dadurch, ob diese im grammatischen Plural oder Singular sowie mit ART, ADJ, PRON oder ZADJ oder ohne ART, ADJ, PRON oder ZADJ stehen können. Manchmal kann ein präsubstantivisches ADJ die Rolle eines ARTs, ADJs, PRONs oder ZADJs ersatzweise übernehmen oder ist sogar gefordert, z. B. in NPn im GEN. Die Arten von Sen bzw. NPn sind folgendermaßen auflistbar: 1. Pronomen (PRON) (z. B. er; sie; wir; euch; euer, ihr; dein); 2. Eigenname (EN) (z. B. Fanni; Vogts; Doris Weiss); 3. ein als solcher ausgezeichneter Begriff (AB) (z. B. der Begriff x; eine Bezeichnung x; ‚ x ‘ ), ein Gattungs- oder Sammelname als Abstraktum (ABST) (z. B. Freiheit; Würde; Ehre; Liebe) oder als substantivisches Schlagwort (SW) (z. B. Propaganda; Feierabend; Sport); 4. Gattungsname (GN) (z. B. das Blatt; die Blätter; Blumen); 5. Gattungs- oder Sammelname als Bezeichnung (BEZ) (z. B. Lehrer; Schlosser; Stellvertreterin; Chorleiter; Abteilungsleiterin; Sportlerin; Opa; Mutter; Hannoveraner (Pferderasse); Kind; Grieche; Römer; Katholik; Münchner; Siamese (Katzenrasse); Autor); 6. Sammelname (SN) (auch: Überbegriff; Hyperonym; Kollektivum) (z. B. das Gebirge; das Team; die Gruppe; die Art; eine große Zahl; die Herde (Sg.); die Herden (Pl.); die Art (Sg.); die Arten (Pl.)). 2566 In einigen Fällen fungieren insbesondere GNn als BEZn und können dann wie ein EN auch im grammatischen Singular ohne ART, ADJ, PRON oder ZADJ stehen, wobei ein präsubstantivisches ADJ ebenfalls absent ist. BEZen sind eine Teilmenge der GNn sowie SNn und fallen, wenn sie nicht im grammatischen Singular ohne ART, ADJ, PRON oder ZADJ stehen, unter die Menge der GNn und SNn. Ein präsubstantivisches ADJ ist bei ABen, ABSTa und SWern beliebig. In einigen Fällen fehlt eine Auszeichnung eines Begriffs mit Anführungszeichen oder anhand einer objektsprachlichen Einbindung. In diesen Fällen ist ein solcher AB nicht immer von einem ABST, einem SW, einem ENn oder einer BEZ zu unterscheiden. Nicht als solche ausgezeichnete Begriffe bzw. ABSTa und SWer sind ebenfalls eine Teilmenge der GNn sowie SNn und fallen, wenn sie nicht im grammatischen Singular ohne ART, ADJ, PRON oder ZADJ stehen, unter die Menge der GNn und SNn. In der Beleganalyse der vorliegenden Studie werden ENn (z. B. Fanni; Vogts; Doris Weiss) als als NPn eingeordnet. Auch Se im 2566 Vgl. R EGENBOGEN et al. (Hrsg. 1998: 237, Gattungsname, 384, Kollektivbegriffe, 677, Sammelbegriffe); vgl. a. F REGE (2002 [1892]b: 55) 522 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="523"?> Plural ohne ART, ADJ, PRON oder ZADJ gelten als NPn, obwohl sie nur aus einer Wortform bestehen. Im Gegensatz dazu wurden ADJe, ADVien, PART-I- Formen und ADKe pro forma gesondert aufgeführt, da Reihungen von diesen Elementen (ADJP; ADVP; PART-I-P; ADKP) (z. B. dies war ihm sehr egal; wir bleiben heute Abend; sie ist sehr sportlich und geübt) sich von NPn unterscheiden, die eine interne Deklination und Flexion aufweisen. Eine Aufzählung von ENn, GNn, BEZen, SNn oder ABen wird in der Beleganalyse stets als grammatischer Plural gewertet. Festzuhalten ist, dass eine grammatische Kongruenz im Numerus zwischen potentiellem traditionellem Prädikativ und Bezugsphrase im Allgemeinen von der sogenannten KOP, dem sogenannten kopulaähnlichen V oder dem sogenannten Objektsprädikativverb nicht gefordert wird. Dies zeigen die Beispiele zu den einzelnen LAen und SBPen in der Beleganalyse, in denen PRON, ENn, ABe, ABSTa, SWer, GNn, BEZen und SNn zumeist wahlweise im grammatischen Plural oder Singular mit unterschiedlichen mengentheoretisch erfassbaren Denotaten in den syntaktischen Positionen des traditionellen Prädikativs und seiner nominativischen Bezugsphrase auftreten können. Um das mögliche Fehlen einer grammatischen prädikativen Kongruenz im Numerus in K-S-Ken und K-O-Ken in den Beispielen der Beleganalyse noch mehr zu verdeutlichen und die intensionale Lesart dieser exemplarischen ASSe und KHFer als Sinnebene bzw. IS zu fundieren, werden im Folgenden aufgrund der möglichen Darstellung traditionell als prädikativ bezeichneter Verhältnisse in sprachlichen Propositionen mit Hilfe mengentheoretischer Modelle (s. 5.5.1) die grammatischen Regeln zu Mengen- oder Maßangaben sowie die Grammatiziät der ASSe und KHFer mit denselbigen in der deutschen Sprache dargelegt. Eine Mengen- oder Maßangabe (auch: Numerativkonstruktion) ist in der Regel eine Konstruktion aus einem ZADJ (33) oder Quantor (34), einer Mengen- oder Maßbezeichnung sowie einer Stoff- oder Gattungsbezeichnung 2567 ((33), (34)). 2568 Nach Zifonun et al. denotiert in (33) die Angabe zwei Kilo einen Messwert (auch: Grad). Das ADJ zwei denotiert eine Zahl, und die Interpretation des Ss Kilo liefert eine Funktion als Denotat, die Zahlen als Argumente hat und Messwerte als Werte. 2569 Mengen- und Maßbezeichnungen im Maskulinum und Neutrum weisen im Allgemeinen die Singularform auf (35). Vor allem bei femininen Mengen- und Maßbezeichnungen fällt die Pluralendung -en/ -n nie weg ((36), (37)) 2570, 2571 2567 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 177); vgl. Z IFONUN et al. (1997d: 1979 - 1987) 2568 Vgl. a. S CHAEDLER (2019e) 2569 Z IFONUN et al. (1997d: 1982) 2570 D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 178 f.) 2571 Vgl. a. S CHAEDLER (2019e) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 523 <?page no="524"?> (33) zwei Kilo Gold (34) einige Gramm Gold (35) fünf Pfund Äpfel (36) fünf Ellen Kordel (37) fünf Kugeln Eis Nach Cantor ist eine Menge M = {m} „ jede Zusammenfassung M von bestimmten wohlunterschiedenen Objecten m unserer Anschauung oder unseres Denkens (welche die ‚ Elemente ‘ von M genannt werden) zu einem Ganzen “ 2572 . Mengen können extensional M = {a; b; c} oder, insbesondere wenn es sich um unendliche Mengen handelt, intensional durch Angabe der gemeinsamen Eigenschaften der Elemente M = {a ∣ Φ (a)} beschrieben werden. 2573 Damit gilt das Abstraktionsprinzip b ∈ { a ∣ Φ (a)} ⇔ Φ (b) 2574 . Die Dedekindsche Auffassung einer Menge als „ geschlossene[r] Sack, der ganz bestimmte Dinge enthalte, die man aber nicht sähe, und von denen man nichts wisse, außer, daß sie vorhanden und bestimmt seien “ 2575 , ermöglicht die Vorstellung einer leeren Menge sowie einer Menge unendlicher Extension. 2576 Zur Analyse von Mengen- oder Maßangaben in der Linguistik ist insbesondere nachfolgende philosophische Beobachtung relevant 2577 : „ The loss of an objects unity [ … ] must therefore involve the loss of its objecthood. [ … ] a unitary chunk of bronze cannot persist if it is broken into a plurality of pieces. And [ … ] it is the unitary chunk that is destroyed, not the bronze “ 2578 . Die deutsche Sprache wird diesen mathematischen sowie philosophischen Annahmen gerecht, indem in einem Satz mit einer Mengen- ((38), (39)) oder Maßangabe ((40), (41)) im SUBJ das Finitum in der Regel nicht mit der Stoff- oder Gattungsbezeichnung kongruiert und somit mit den Elementen, d. h. der Extension der Menge oder des Maßes, sondern stattdessen mit dem Numerus, den das ZADJ oder der Quantor und die Mengen- oder Maßbezeichnung ausdrücken. 2579 Wenn eine Stoff- ((40), (43)) oder Gattungsbezeichnung ((39), (42)) im GEN steht oder in eine PP eingebunden ist ((42), (43)), muss das Finitum mit dem ZADJ oder Quantor und der Mengen- (42) oder Maßbezeichnung (43) 2572 C ANTOR (1895: 481) 2573 Vgl. z. B. C ANTOR (1897: 232 ff.); vgl. a. S CHAEDLER (2019e) 2574 Vgl. F REGE (1962 [1893]: 51 f.); vgl. a. S CHAEDLER (2019e) 2575 N OETHER / F RICKE / Ø YSTEIN (Hrsg. 1932: 449) 2576 N OETHER / F RICKE / Ø YSTEIN (Hrsg. 1932: 449) 2577 S CHAEDLER (2019e) 2578 L AYCOCK (1979: 97) 2579 S CHAEDLER (2019e) 524 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="525"?> im Numerus kongruieren. 2580, 2581 Ein im Finitum variierender Numerus kann ermöglicht werden, wenn die Stoff- oder Gattungsbezeichnung semantisch hervorgehoben werden soll. Wie bereits obig angesprochen, konstituiert sich in einem solchen Fall statt grammatischer Kongruenz (42) Synesis (44), und das Finitum kongruiert mit der Stoff- oder Gattungsbezeichnung, statt mit dem Zahladjektiv oder dem Quantor und der Mengen- oder Maßbezeichnung (44). 2582, 2583 Eine Synesis ist nicht ohne den Plural der Stoff- oder Gattungsbezeichnung (44a) möglich, wodurch gezeigt ist, dass es sich um einen grammatischen Fehler handelt, der die Synesis als extensionales Mengenverhältnis identifiziert, welches entgegen syntaktischer Regeln aus der Bedeutungsebene der außersprachlichen Wirklichkeit in den sprachlichen Ausdruck hineinwirkt (44a). (38) Eine große Zahl [Sg.] Blumen blüht [Sg.]. (39) Drei Kilo [Pl.] Erdbeeren sind [Pl.] teuer. (40) Ein Glas [Sg.] Orangensaft ist [Sg.] gesund. (41) Drei Gläser [Pl.] Wasser kühlen [Pl.]. (42) Eine Menge [Sg.] dieser Blumen/ von diesen Blumen ist [Sg.] rot. (43) Ein Glas [Sg.] frischen Quellwassers/ von frischem Quellwasser kühlt [Sg.]. (44) Eine große Zahl Blumen blühen. (44a) *Eine große Zahl blühen. (ELM) Um nun die Bemerkungen zur prädikativen grammatischen Kongruenz im Numerus abzurunden, wird abschließend die extensionale Lesart eines ASSes oder KHFes der intensionalen Lesart Freges und damit der IS, welche in der Beleganalyse der vorliegenden Studie zu den einzelnen LAen und SBPen erstellt wird, gegenübergestellt. Es stellt sich also heraus, dass die deutsche Sprache den Ausdruck extensionaler Mengendeskriptionen ((44), (39)), intensionaler Mengendeskriptionen ((38), (39), (40), (41), (42), (43)) und grundsätzlich alle Ausdrücke ermöglicht, welche der innersprachlichen grammatischen Kongruenz ((38), (39), (40), (41), (42), (43)) und damit der syntaktischen Wohlgeformtheit entsprechen, während eine prädikative grammatische Kongruenz im Numerus im Allgemeinen, wie obig bereits erwähnt, nicht zwingend gefordert ist, was veranschaulicht, dass eine extensionale Lesart von ASSen oder KHFern mit 2580 Vgl. H ELBIG / B USCHA (2001: 537 ff.) 2581 Vgl. a. S CHAEDLER (2019e) 2582 Vgl. H ELBIG / B USCHA (2001: 536 - 540) 2583 Vgl. a. S CHAEDLER (2019e) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 525 <?page no="526"?> derartigen Ven als Mengenverhältnisse für die Sinnebene fehlplaziert ist. Das Beispiel (39) kann als intensionale sowie als extensionale Mengenbeschreibung gelesen werden, da die Gattungsbezeichnung Erdbeeren im Plural steht und die Erdbeeren zählbar sind. Es wird gemäß den Herleitungen und Erläuterungen der vorliegenden Studie zwischen zwei verschiedenen Arten 2584 von Propositionen bzw. Aussagen unterschieden, wobei eine Art von Aussagen extensional beschriebene Mengen bzw. extensional beschriebene Mengenverhältnissse ausdrückt, z. B. ((45), (46)). Die andere Art von Aussagen drückt intensional beschriebene Mengen bzw. intensional beschriebene Mengenverhältnisse aus, z. B. ((47), (48)): 2585 (45) Eine große Zahl [Sg.] Blumen [Pl.] sind [Pl.] rot. (46) Alle Menschen [Pl.] sind [Pl.] Lebewesen [Pl.]. (47) Eine große Zahl [Sg.] Blumen [Pl.] ist [Sg.] rot. (48) Alle Menschen [Pl.] sind [Pl.] die Menschheit [Sg.]. Wie an den obigen Beispielen ((45) - (48)) erkennbar, richtet sich die Klassifikation als ein extensional beschriebenes Mengenverhältnis oder als ein intensional beschriebenes Mengenverhältnis danach, ob grammatische (prädikative) Kongruenz im Numerus auftritt oder nicht. Beispiel (45) ist dabei ein Sonderfall, der untig erläutert wird. Jede einzelne Aussage dieser beiden Arten von Aussagen hat jedoch wiederum nach Frege potentiell eine extensionale und eine intensionale Lesart (s. 5.6.5; 5.6.6; 5.7), nämlich denotiert die extensionale Lesart einer Aussage den extensionalen Wahrheitswert bzw. die extensionale Bedeutung in der außersprachlichen Wirklichkeit ((45a), (46a), (47a), (48a)): (45a) ├ (sind rot (eine große Zahl Blumen)); (46a) ├ (sind (alle Menschen, Lebewesen)); (47a) ├ (ist (eine große Zahl Blumen, rot)); (48a) ├ (sind (alle Menschen, die Menschheit)). Die intensionale Lesart hingegen begreift die Grammatizität, d. h. die syntaktische Wohlgeformtheit sowie den sich aus dieser ergebenden ausgedrückten Sinn der jeweiligen Aussage, welcher noch kein Urteil hinsichtlich des extensionalen Wahrheitswertes, z. B. ob die Blumen in der extensionalen Denotationsebene der außersprachlichen Wirklichkeit rot sind und ob die sprachliche Behauptung damit extensional wahr (w 2 ) ist, fällt. Dabei repräsen- 2584 Vgl. C ANTOR (1895: 481); vgl. C ANTOR (1897: 232 ff.); vgl. F REGE (1962 [1893]: 51 f.) 2585 Vgl. hierzu auch die Darlegung der möglichen Interpretationen der Aussagen Aristoteles ’ (K NEALE / K NEALE (1991: 64 - 66)). 526 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="527"?> tiert der vorangestellte Strich ─ den Fregeschen Inhaltsstrich (auch: Waagrechter) ((46b), (47b), (48b)): (46b) ─ (sind (alle Menschen, Lebewesen)); (47b) ─ (ist (eine große Zahl Blumen, rot)); (48b) ─ (sind (alle Menschen, die Menschheit)). Die extensionale Lesart ist falsch (f 2 ) oder ungültig, wenn der in der Aussage behauptete Inhalt in der extensionalen Denotationsebene der außersprachlichen Wirklichkeit nicht wahr ist, und die intensionale Lesart ist falsch (f 1 ) oder ungültig, wenn der Ausdruck der Aussage ungrammatisch bzw. nicht wohlgeformt ist und deshalb keinen scharfen Begriff eines gesättigten Sinns nach Frege ausdrückt, welcher eine Bedeutung bezeichnen kann. Dabei ist (45) derartig extensional (45a) formuliert, dass er eine intensionale Lesart nicht besteht, weil er gemäß konventionellen grammatischen Regeln der Kongruenz ungrammatisch ist und seinen Inhalt oder seine oberflächlich perzipierte sprachliche Akzeptanz ausschließlich aus der Anschauung der Gegenstände in der extensionalen Denotationsebene der außersprachlichen Wirklichkeit oder ihrer mentalen Repräsentation bezieht. Dieses Exempel (45) kann als ASS mit einem traditionell verstandenen prädikativen Verhältnis interpretiert werden. Das V sein verliert in (45) bzw. (45a) durch seine fehlende grammatische Kongruenz den innersprachlichen syntaktischen Bezug zu seinem grammatischen SUBJ, so dass es nur als Teil eines Prädikats und als inhaltlich unselbständig, von anderen Elementen polysem prägbar oder als unwesentlich, da inhaltlich blass, verstanden werden kann. Das Prädikat rot sein in (45a) fügt sich nicht syntaktisch, sondern nur semantisch bzw. extensionallogisch an das SUBJ. Es handelt sich deshalb, wie alludiert, um einen als traditionelles Prädikativ interpretierbaren Ausdruck. Die Bedeutungsinterpretation dieses Ausdrucks ((45), (45a)) erfolgt ohne Sinnkonstitution mittels einer Abbildung eines beobachteten oder vorgestellten, wohlgemerkt extensional wahren oder extensional falschen Sachverhalts der extensionalen Bedeutungsebene der außersprachlichen Wirklichkeit oder seiner mentalen Repräsentation in den sprachlichen Ausdruck und pflichtet damit zudem automatisch der traditionellen Urteilslehre sowie einem unmittelbaren Assertionsmoment innerhalb eines alleinstehenden ASSes und einem semiotischen Modell ohne intensionaler Sinnbzw. Begriffsebene gemäß der Theorie Freges bei. 7.4.2.4 Die Bestimmung der syntaktischen Komposition (ELM; + OEZ) Der ELM erfüllt zweierlei Funktionen. Erstens prüft die Eliminierbarkeit von einzelnen Wortformen die Annahmen über die mittels anderer Testverfahren 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 527 <?page no="528"?> ermittelten Satzglieder und zweitens reduziert der ELM in der Beleganalyse der vorliegenden Studie Stellungs- und teilweise illustrativ Unterglieder (z. B. die NP einer PP), um die Grammatizität von Restausdrücken zu testen, die syntaktische Schichtung des gesamten ASSes oder KHFes offenzulegen und somit die syntaktische Komposition zu bestimmen. Es handelt sich also bei dem ELM um einen Test der syntagmatischen Ebene der Sprache auf Zeichenebene. Um den Unterschied zwischen obligatorischen und fakultativen Een sowie freien An nach Helbig exemplarisch für die Beleganalyse zu verdeutlichen, werden hier Helbigs Beispiele mit PPn wiedergegeben: (49) Mein Freund wohnt in Dresden. (49a) *Mein Freund wohnt. (50) Er legt das Buch auf den Tisch. (50a) *Er legt das Buch. (51) Er wartete auf seinen Freund. (51a) Er wartete. (52) Er stieg in die Straßenbahn ein. (52a) Er stieg ein. (53) Er aß sein Brot in der Schule. (53a) Er aß sein Brot. (54) Er besuchte uns am Vormittag. (54a) Er besuchte uns. 2586 In den Beispielen ((49), (49a), (50), (50a)) handelt es sich nach Helbig um obligatorische En, in den Beispielen ((51), (51a), (52), (52a)) um fakultative En und in den Beispielen ((53), (53a), (54), (54a)) um freie An. In dieser Studie soll demnach der ELM nach Glinz (auch: Glinzsche Weglassprobe), wie Helbig ihn anfänglich in der syntaktischen Analyse anwandte, konsequent appliziert werden. Die Anwendung des ELMs gibt in einigen Fällen Aufschluss über das grammatische SUBJ. BEZen (z. B. Stellvertreterin), GNn und SNn können im grammatischen Singular ohne ART/ PRON/ ZADJ nicht immer in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs stehen, während ENn (z. B. Elisabeth Seher) in grammatischem Singular ohne ART/ PRON/ ZADJ in syntaktischer Subjekt- 2586 Vgl. H ELBIG / S CHENKEL (1991: 34) 528 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="529"?> position im ASS oder KHF positioniert sein können, wie nachfolgende Exempel ((55), (55a), (55b)) sowie die in der Beleganalyse (s. 10) ausführlich untersuchten ASSe und KHFer verdeutlichen. Auch nimmt das unpersönliche PRON es nicht immer die Funktion des grammatischen SUBJs ein, wie folgende Beispielsätze und deren Kongruenzverhältnisse darlegen ((56), (56a), (57), (57a), (57b)): (55) Stellvertreterin wurde Elisabeth Seher. (NON09/ JUN.08772 Niederösterreichische Nachrichten, 10.06.2009, S. 64; ) (55a) *Stellvertreterin wurde. (ELM) (55b) Elisabeth Seher wurde. (PER, ELM) (56) Es wird Frühling. (nach Berliner Zeitung, 17.03.1998, S. 20) [Bsp. aus E- VALBU] (56a) Frühling wird es. (PER) (57) Es werden schöne Tage. (vgl. Berliner Zeitung, 17.03.1998, S. 20) [vgl. Bsp. aus E-VALBU] (s. o. (62)) (57a) Schöne Tage werden es. (PER) (57b) *Es [Sg.] wird [Sg.] schöne Tage [Pl.]. (KGZ) Die Applikation des ELMs geht mit einer Berücksichtigung des + OEZ einher, was in der Beleganalyse für die betreffenden Fälle markiert wird. Es handelt sich dabei nicht um einen eigenen linguistischen Test, sondern eine spezielle Anwendung des ELM, der den + OEZ miteinbezieht. Die Differenzierung zwischen obligatorischen und fakultativen Een einerseits und fakultativen Een und freien An andererseits gestaltet sich in der vorliegenden Studie durch die Hinzuziehung des + OEZs sowie die Berücksichtigung anderer LAen und SBPe zu einem verbalen Zeichenträger aus den Sekundärdaten etwas komplexer als in Helbigs Beispielen. Der ELM prüft im Speziellen unter Hinzuziehung der anderen LAen bzw. SBPe zu einem bestimmten V in den Sekundärdaten mit dem Kriterium der Grammatizität (s. c.), ob es sich bei der P im Verband mit einer NP in einer PP auf Sinnebene um eine obligatorische oder um eine fakultative E handelt. Nur dasjenige Eliminierungsergebnis gilt als grammatisch, welches auch als LA oder SBP zu dem betreffenden V in den Sekundärdaten belegt ist. Zur Ermittlung der syntaktischen Komposition ist somit ein positives Ergebnis einer Applikation des ELMs relevant, welche ein Stellungsglied eliminiert hat und einen Restausdruck erzeugt, der grammatikalisch richtig bzw. wohlgeformt ist sowie eine LA oder einen SBP der Sekundärdaten konstituiert. Eine mittels einer obligatorischen, lexikalisch statusregierten P angeschlossene PP ist potentiell ein Prädikativ oder ein präpositionales OBJ. Eine nicht mittels einer obligatorischen, lexikalisch statusregierten P 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 529 <?page no="530"?> eingeleitete PP ist ein präpositionales Adverbial. 2587 Zudem gibt eine obligatorische, d. h. eine lexikalisch statusregierte P Aufschluss über die sogenannte Homonymie einer zeichenhaft materialisierten Verbform, z. B. wenn in einigen LAen oder SBPen von dem verbalen Signifikanten eine P lexikalisch statusregiert wird und in anderen LAen oder SBPen dieselbige Wortform des Vs als Signifikant ohne eine P als Rektum auftritt. In einem derartigen Fall entsteht eine Perkolation auf den Inhalt des verbalen VTs und die beiden Signifikanten sind zu unterscheiden. 2588 Im Fall einer möglichen, geeigneten Reduzierbarkeit eines analysierten ASSes oder KHFes mit Hilfe des ELMs, konstituiert jede LA bzw. jeder SBP um einen zeichenhaft materialisierten verbalen VT einen Kompositionsabschnitt 2589 in der gesamten Kompositionsstruktur, so dass der sprachliche Ausdruck schichtweise morphosyntaktisch sowie logisch-semantisch aufeinander aufbaut. Jeder Kompositionsabschnitt ist in der graphischen Darstellung eines dependenzgrammatischen Stemmas als Oval einzuzeichnen. Die konnexionell gebundenen Einheiten, welche Knoten des Stemmas stellen, bestimmt somit primär die Anwendung des ANAs und ein Konflikt zwischen ELM und ANA bezüglich der Ermittlung derjenigen Einheiten, welche konnexionell verbunden sind, entsteht deshalb nicht. So zeigen die Beispiele (58), (58a) - (58c), dass in einer komplexen NP einige Elemente eliminierbar sind. Da jedoch die gesamte Phrase mittels einer einzigen Anapher anaphorisierbar ist und ihre Bestandteile nicht einzeln anaphorisierbar sind (58b), bestimmt die Applikation von ANA (58c), dass es sich um eine einzige Einheit handelt ((58), (58c)). Als weitere Beispiele werden nachfolgende Ausdrücke (59), (59a), (59b) genannt. (58) der halbjährige Malteserrüde namens Max (NON07/ APR.13456 Niederösterreichische Nachrichten, 23.04.2007, S. 69; TIERECKE) (58a) der Maltesterrüde (58b) *der halbjährige Malteserrüde namens das/ so/ solcher (58c) er/ dieser (59) für die Ausrottung dieser Vögel (A09/ APR.07151 St. Galler Tagblatt, 25.04.2009, S. 39; Vogelabschuss löst Problem nicht) (59a) für die Ausrottung dieser (ANA) 2587 Vgl. D ÜRSCHEID (2012: 36 - 40) 2588 Die syntaktische Schichtung des Satzes kann, wie erläutert, zur Wahrnehmung der Verwirklichung eines Kompositionsprinzips führen, was anbetrachts der Darlegung Freges Kompositionsprinzips im theoretischen Teil der vorliegenden Studie ein Untersuchungsgegenstand der Beleganalyse ist. 2589 Zu einer Erklärung der Ovale in der graphischen Darstellung, s. 7.5; 7.6; 7.6.2; 7.6.2.1. 530 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="531"?> (59b) für diese (ANA) Gemäß des ANAs in (59a) muss der Term dieser Vögel in (59) einzeln mittels einer Konnexion angebunden werden und bildet eine Einheit. In Zweifelsfällen jedoch werden komplexere Einheiten erfasst und eine feinere Untergliederung in Einheiten unterlassen (59b). Strukturen mit anaphorisierten Einheiten entsprechen demnach mehreren anderen LAen und SBPen als Strukturen ohne anaphorisierte Einheiten, da die semantischen Unterschiede in der Konnotation, z. B. ob es sich um einen belebten, potentiell agentiven, personalen Term oder um einen unbelebten, nicht potentiell agentiven, gegenständlichen Term in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs handelt, nach der Anaphorisierung nicht mehr einsehbar sind, was in den Tabellen der Beleganalyse erfasst ist. Freie An eines untersuchten ASSes oder KHFes, die direkt an die Satzbzw. Kohärenzfeldfunktion s angeschlossen werden müssen, identifiziert der ELM in Kombination mit dem TOP und TEL sowie unter Hinzuziehung der anderen LAen bzw. SBPe zu einem bestimmten V in den Sekundärdaten. Eine Einheit, für welche die Applikationen von TOP und TEL positive Ergebnisse liefern, und die außerdem ohne Lesartbzw. Satzbauplanänderung eliminierbar ist, schließt direkt mit einer Konnexion an die Satzbzw. Kohärenzfeldfunktion s an und gilt als freie A, die nicht fakultativ oder obligatorisch vom V gefordert wird, z. B. ((60), (60a), (60b), (60c)): (60) Wir sind bestimmt nicht für die Ausrottung dieser Vögel. (A09/ APR.07151 St. Galler Tagblatt, 25.04.2009, S. 39; Vogelabschuss löst Problem nicht) (60a) Bestimmt nicht sind wir nicht für die Ausrottung dieser Vögel. (TOP) (60b) Bestimmt nicht sind wir nicht für die Ausrottung dieser Vögel. (TEL) (60c) Wir sind für die Ausrottung dieser Vögel. (ELM) 2590 In (60a) ist die Einheit bestimmt nicht alleine topikalisierbar und besteht TEL ((60), (60b)). Außerdem ist die Einheit bestimmt nicht eliminierbar, ohne die spezifische LA oder den spezifischen SBP des Beispiels (60) zu verändern (60c). Demzufolge muss die Einheit bestimmt nicht konnexionell an die Satzbzw. Kohärenzfeldfunktion s angeschlossen werden und ist eine freie A. Da der ELM den Status einer Einheit als obligatorische E, fakultative E oder freie A bestimmt, werden anschließend einige Erklärungen zu Entitäten des sogenannten Prädikativs gegeben, welche selbst valenzielle Argumentstellen eröffnen und damit anderweitige angeschlossene Elemente valenziell lizenzieren. Engel nennt den Komplex aus einer sogenannten Kopulapartikel (Kop; 2590 Für die vollständige Untersuchung des Verbs sein zur Ermittlung der IS, s. 10. 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 531 <?page no="532"?> auch: C-Partikel) 2591 und die durch die valenziellen Eigenschaften der Kop angeschlossenen Elemente Kopulapartikelphrase (KopP). Die KopP ist eine strukturierte Phrase, welche eine Kop aufgrund ihrer Valenz oder ihrer Steigerbarkeit bildet (z. B. eingedenk GEN ; zugetan DAT ; schade P ‚ UM ‘ ) (z. B. der Junge ist dem Pferd zugetan). Steigernde Elemente werden manchmal als Präfixe an die Partikel angefügt (z. B. jammerschade; höllenangst) (z. B. es ist jammerschade um die Blumen). Auch andere Wortgruppen (z. B. angst und bange; fix und fertig) können nach Engel wie Kopn fungieren 2592 (z. B. das Kind ist fix und fertig). Kopn (z. B. abhold; egal; wett) kommen nach Engel bei KOPe sowie kopulaähnlichen Ven (z. B. sein; werden; scheinen) und einigen anderen Ven (z. B. machen; gehen; tun) vor, sind nach Engel vorfeldfähig, was es in der Beleganalyse dieser Studie zu prüfen gilt, sowie nicht flektierbar und angeblich nicht attributiv verwendbar. 2593 Die Kopn unterscheiden sich nach Engel insofern von ADVien, da sie nicht als Antwort auf w-Fragen dienen können. 2594 In traditionellen Grammatiken gelten Kopn aufgrund semantischer Kriterien als ADJe, die nur prädikativ verwendbar sind und im Gegensatz zu Partikeln über eine sogenannte kategorematische und eine lexikalische Bedeutung verfügen. 2595, 2596 Zifonun et al. bezeichnen einige Kopn (z. B. fit; leid; pleite) als ADKe, die Leerstellen eröffnen können und mit der KOP ein miminales Prädikat bilden. 2597 Da sich ADKe nach Zifonun et al. nur mit KOPe und kopulaähnlichen Ven verbinden, muss ihre Gruppe von jener der Kopn unterschieden werden. 2598 Nach Engel/ Schramm ist eine Wortgruppe aufgrund ihrer internen oder externen Struktur zu gliedern, wobei das intern regierende Element den Nukleus, das extern regierende Element das Regens darstellt. Demzufolge sind nach Engel/ Schramm dann Nukleusklassen Phrasen. Sogenannte Regensklassen konstituieren syntaktische Glieder 2599 , so dass die direkt untergeordneten Elemente Dependentien ihres individuellen Regens und komplexere untergeordnete Elementgruppen Satelliten des externen Kopfes heißen. Eine KopP ist demnach eine Nukleusklasse. Aufgrund der Valenz der Kop sind ihre 2591 E NGEL (2009: 13, 421 ff.); E NGEL / S CHRAMM (1975: 16) 2592 E NGEL (2009: 421 ff.) 2593 E NGEL (2009: 13); E NGEL / S CHRAMM (1975: 16) 2594 E NGEL (2009: 13) 2595 Vgl. H ENTSCHEL / W EYDT (2013: 193, 249) 2596 Vgl. a. S CHAEDLER (2018a) 2597 Z IFONUN et al. (1997c: 1110) 2598 E NGEL (2009: 421) 2599 E NGEL / S CHRAMM (1975: 17 ff.) 532 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="533"?> Dependentien nach Engel subklassenspezifisch zugeordnet. 2600, 2601 Nach Zifonun et al. kann eine KopP als Teil einer Kopulakonstruktion aufgefasst werden, wenn ein intransitives Kopulaverb ein gesättigtes Prädikativ als KopP bindet, deren Elemente nicht durch die KOP, sondern durch das Prädikativ lizenziert sind. Hierbei bilden nach Zifonun et al. adjektivische Prädikative und ADKe als Köpfe mit präpositional angeschlossenen Phrasen in allen Kasus Komplexe. 2602, 2603 Diese Strukturen in den Ausführungen Engels, Engels/ Schramms und Zifonuns et al.s untersucht die vorliegende Studie als Komplexe, welche aus einem ADJ, einem ADV, einer Part-I-Form oder einer ADK bzw. einer sogenannten Kop in syntaktischer Position eines traditionellen Subjekts- oder Objektsprädikativs und den von diesen Einheiten dependenten Entitäten bestehen, die in der Kompositionsstruktur als obligatorische oder fakultative Een angeschlossen werden. 2604 Im Fall einer Obligatorik mehrerer verschiedener derartig an ein bestimmtes Prädikativ gebundener Entitäten ist Perkolation und ein Interdependenzverhältnis zwischen VT und Argument konstituiert. In der Beleganalyse (s. 10) wird nicht vor der Untersuchung aufgrund einer Klassifizierung a priori zwischen ADJen, ADVien, PART-I-Formen oder ADKe bzw. Kopn diskriminiert. Der Status der betreffenden Entitäten ist mit Hilfe des ELMs zu bestimmen (s. 7.4.2.2; 7.4.2.4). Falls eine angeschlossene Einheit nicht fakultativ sondern obligatorisch ist, gilt es zu observieren, ob es sich um eine Kasusrektion, eine kategoriale Statusrektion oder eine lexikalische Statusrektion handelt. Obligatorisch an die Einheit in syntaktischer Position des traditionellen Subjekts- oder Objektsprädikatv angebundene Elemente treten in der Beleganalyse der vorliegenden Studie nicht auf (s. 10). Diese Entitäten wurden stattdessen als fakultative Een zur Einheit in syntaktischer Position des traditionellen Subjekts- oder Objektsprädikativs ((61), (61a), (61a), (62), (62a), (62b), (62c)) oder als freie An zum ASS oder KHF bzw. als Argumente der Satzfunktion s identifiziert, wie die Beispiele zeigen. In einigen Fällen ergeben sich alternativ zwei verschiedene ISen zu einer LA bzw. einem SBP, da der + OEZ (vgl. (61), (61a), (61b), (61c)) nicht greift ((62), (62a), (62b), (62c)) und beide Elemente gleich stark an den verbalen VT bzw. an die betreffende KV (auch: Koordinationsvalenzstruktur) fakultativ gebunden sind ((62), (62a), (62b)). Nach den ADJen, ADVien, PART-I-Formen, ADKe bzw. Kopn sind NPn in syntaktischer Position des traditionellen Subjekts- oder Objektsprä- 2600 E NGEL (2009: 15 f., 423); vgl. a. S CHAEDLER (2018a) 2601 Zu den Begriffen Rektion und Subklassenspezifik und ihrem Verhältnis zueinander, s. a. U ZONYI (2003: 232). 2602 Z IFONUN et al. (1997c: 1110) 2603 Vgl. a. S CHAEDLER (2018a) 2604 Vgl. M ATSEKH -U KRAINSKY (2015) 7.4 Die linguistischen Testverfahren zur Analyse der Kopula-Prädikativ-Komplexe 533 <?page no="534"?> dikativs auf ihre Fähigkeit, valenzielle Leerstellen zu eröffnen, hin zu untersuchen. Dies betrifft K-P-Ke wie das Exempel (63): (61) Eine genaue Antwort blieb Vogts schuldig. (NUN08/ FEB.00586 Nürnberger Nachrichten, 05.02.2008, S. 21; Gnadenfrist für Vogts - Seine Tage als Nigerias Trainer sind wohl gezählt) (61a) Vogts blieb schuldig. (PER, ELM) (61b) *Vogts blieb eine genaue Antwort [AKK]. (PER, ELM, + OEZ) (61c) Vogts blieb (PER, ELM) 2605 (62) Pommerenkes Strafe gilt seit neun Jahren als verbüßt. (NUN06/ OKT.02385 Nürnberger Nachrichten, 23.10.2006; Freiheit in weiter Ferne - Rekord-Häftling lehnte alle angebotenen Therapien ab) (62a) Pommerenkes Strafe gilt seit neun Jahren. (ELM) (62b) Pommerenkes Strafe gilt als verbüßt. (ELM) (62c) Pommerenkes Strafe gilt. (ELM) (63) Die Würde ist das Recht auf Freiheit. In (63) weist der komplexe Term in syntaktischer Position des traditionellen Prädikativs das Recht auf Freiheit ein statusrektionales Verhältnis zwischen dem S Recht und der P auf sowie ein kasusrektionales Verhältnis zwischen der P auf und dem S Freiheit auf 2606 (s. 6.2.2; 6.2.3; 6.3; 6.4.1.1; 6.4.2; 7.3.3). In der Beleganalyse werden diese postnominalen Elemente bzw. die durch den substantivischen VT in syntaktischer Position des traditionellen Subjekts- oder Objektsprädikativs fakultativ oder obligatorisch valenziell lizenzierten Entitäten bei der Ermittlung ((64), (64a) - (64f), (65), (65a) - (65d)) der Stellungs- und Unterglieder ((64), (64a), (64c), (64d), (64f), (65), (65a), (65b)) (s. 7.4.2.1) sowie bei der Ermittlung des Verbezugs ((64), (64b), (64e), (65), (65c), (65d)) (s. 7.4.2.2) aufgedeckt: (64) Der Sieger heisst Alois Häni aus Zuzwil. (A00/ SEP.59380 St. Galler Tagblatt, 05.09.2000, Ressort: TB-RSP (Abk.); Attraktiver Fahrsport in Weinfelden) (64a) (? )Aus Zuzwil heißt der Sieger Alois Häni. (TOP) (64b) *Aus Zuzwil heißt der Sieger Alois Häni. (TEL) (64c) *Aus Zuzwil der Sieger heißt Alois Häni. (TOP) 2605 Für die vollständige Untersuchung des Verbs bleiben zur Ermittlung der IS, s. 10. 2606 Vgl. W IEGAND (1996); vgl. S CHIERHOLZ (2001) 534 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="535"?> (64d) Alois Häni aus Zuzwil heißt der Sieger. (TOP) (64e) Alois Häni aus Zuzwil heißt der Sieger. (TEL) (64f) Dieser heißt so. (ANA) (65) Die Stadt nannte die Straßen in diesem Stadtviertel nach Bäumen und Blumen. [Bsp. nach E-VALBU] (65a) In diesem Stadtviertel nannte die Stadt die Straßen nach Bäumen und Blumen. (TOP) (65b) Nach Bäumen und Blumen nannte die Stadt die Straßen in diesem Stadtviertel. (TOP) (65c) *In diesem Stadtviertel nannte die Stadt die Straßen nach Bäumen und Blumen. (TEL) (65d) *Nach Bäumen und Blumen nannte die Stadt die Straßen in diesem Stadtviertel. (TEL) Betreffs sämtlicher dieser Elemente, welche ein potentieller VT in syntaktischer Position des traditionellen Subjekts- oder Objektsprädikativs obligatorisch oder fakultativ anschließt, gilt, dass die vorliegende Studie primär die logischsemantischen Valenzstrukturen der KOPe und kopulaähnlichen Ven feststellt, um deren Sinn zu analysieren, weswegen ein Fokus auf die durch diese potentiellen VT in syntaktischer Position des traditionellen Subjekts- oder Objektsprädikativs lizenzierten bzw. kompositionell angeschlossenen Elemente nicht zielführend ist, denn diese wirken in der komponierten Sinnstruktur, d. h. der IS, nicht perkolierend auf den Inhalt des verbalen VTs ein und werden von diesem nicht direkt projiziert (s. 6.7.1.3; 6.9; 7.6.2). Die Suchanfrage der Corpusrecherche zur Erhebung der Rohdaten wurde aus diesem Grund nicht auf Komplexe mit einer Einheit in syntaktischer Position des traditionellen Prädikativs als VT und Kopf einer dependenten bzw. interdependenten Struktur angepasst (s. 7.1.2). Es ist möglich, dass diese Recherchemethodik und die technischen Gegebenheiten dazu beitragen, dass keine derartigen Komplexe mit obligatorischen Een von Entitäten in syntaktischer Position des traditionellen Subjekts- oder Objektsprädikativs in den Sekundärdaten der empirischen Untersuchung der vorliegenden Untersuchung vorkommen. 7.5 Abhängigkeitsstrukturen nach Kunze Nach der Bestimmung der Kompositionsstruktur wird Kunzes reine Abhängigkeitsgrammatik, als deren Anwendungsbereich die automatische Sprachver- 7.5 Abhängigkeitsstrukturen nach Kunze 535 <?page no="536"?> arbeitung vorgesehen ist und die eine vollständige Formalisierung anstrebt 2607 , relevant. Kunzes reine Abhängigkeitsgrammatik kann als eine Grammatik angesehen werden, welche ausschließlich auf der Oberflächenstruktur der sprachlichen Ausdrücke und Aussagesätze operiert, da das Modell Kunzes sowie dessen Anwendungsbereich zum Stand der Forschung im Jahr 1975 keinerlei sogenannte Tiefenstruktur miteinbezog. 2608 Dies qualifiziert sie für ein Aufgreifen als Deskriptionsmethode von Analyseergebnissen in der Beleganalyse vorliegender Studie, da auch diese von morphosyntaktischen Strukturen in der Zeichenebene ausgeht, welche mit der Oberflächenstruktur assoziiert werden kann, und weil in dieser Studie aufgrund der Differenzierung zwischen Sinn und Bedeutung nicht mit einer Tiefenstruktur in Anlehnung an Chomsky gearbeitet wird (s. 6.5). Kunze argumentiert, dass erst nach detaillierten Erörterungen zur Oberflächenstruktur und einer adäquaten Darstellung derselbigen ein Bezug zu abstrakteren Strukturen möglich sei. 2609 Kunze kombiniert ein Konfigurationskriterium und ein Eliminationskriterium und stellt fest: „ Da das Konfigurationskriterium allein selten zur Bestimmung einer Abhängigkeitsstruktur ausreicht, wollen wir noch ein weiteres Kriterium formulieren, [ … ]. Wir nennen es das absolute Eliminationskriterium. “ 2610 In der vorliegenden Studie wird nicht derselbe Substitutionstest zur Ermittlung von sogenannten Konfigurationen verwendet wie in Kunzes Analyse, da dieser nicht nur anaphorisiert, sondern z. T. jedwede von paradigmatischen Substitutionen vornimmt. So kann in Kunzes Modell ein Beispielsatz wie (66) ein Substitutionsresultat wie den Satz (67) haben. (66) Ich brachte ihr Brot. (67) Ich ging. 2611 Eine derartige Vorgehensweise für einen Substitutionstest ((66), (67)) wurde bereits bezüglich Glinz ’ Ersatzprobe zur Ermittlung von Stellungs- und Untergliedern abgelehnt und Engels Ansatz der Anaphorisierung vorgezogen (s. 7.4.2.1). In Übereinstimmung mit Kunzes Vorschlag, Konfigurations- und Eliminierungstest zu kombinieren, soll in der Beleganalyse der vorliegenden Studie der Eliminierungstest Glinz ’ erst nach einer Bestimmung der Stellungs- und Unterglieder und damit in Kombination mit dieser angewendet werden. 2607 K UNZE (1975: 7) 2608 K UNZE (1975: 7); K ORHONEN (1977: 59) 2609 K UNZE (1975: 7 f.) 2610 K UNZE (1975: 64); vgl. K ORHONEN (1977: 61) 2611 K UNZE (1975: 60) 536 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="537"?> Zur Beschreibung der Dependenzstrukturen 2612 bzw. der Konnexionsstrukturen der untersuchten LAen und SBPe, wird Kunzes Formalismus zur Graphenstruktur und die daraus erstellte Matrix übernommen, da sie den für die Projektion und Perkolation essentiellen Abbildungscharakter einer Dependenzgrammatik veranschaulicht. Mit dieser Tabellenform nach Kunze ist lediglich eine zu einer Graphik alternative Darstellungsweise einer Baumstruktur aus Konnexionen gewählt. 2613 Ein gerichteter Baum vom Grad g mit einer Spitze s ist ein Paar der Form B = [K, D], wobei der Buchstabe K eine beliebige Menge und der Buchstabe D eine eindeutige Abbildung aus K in sich darstellt ((i) - (iii)): (i) ∃ ! Element s aus der Menge K, für das die Form D(s) nicht definiert ist. Das Element s ist die Spitze der Entität B. (ii) Zu jedem Element k aus der Menge K mit der Eigenschaft k ≠ s gibt es eine Folge k 1 , k 2 , … , k m wobei k μ ∈ K; ∀ μ mit 1 ≤ μ ≤ m; (m ≥ 2; denn ein Satz besteht aus mindestens zwei Elementen auf Zeichenebene) so dass Folgendes gilt: • k = k 1 ; s = k m ; • k μ + 1 = D(k μ ); ∀ μ mit 1 ≤ μ < m; da k (m - 1) + 1 = k m ; (iii) Die Menge K enthält genau g Elemente; wobei g > 0. Dies stellt in der vorliegenden Studie dar, dass der Buchstabe k auf Zeichenebene als ein Argument des Valenzträgers k ’ identifizierbar ist. Sei nun B = [K, D] ein geordneter Baum. Als linearisierte Darstellung von B gilt Folgendes: Es sei der Ausdruck k( ξ ) der Knoten k aus der Menge aller Knoten K von Baum B mit der Gültigkeit der Gleichung n(k) = ξ (1 ≤ ξ ≤ g). Die Funktion n bringt die Knoten in die bestimmte Reihenfolge, der Kleinbuchstabe h repräsentiert die Funktion der Hierarchie, der Ausdruck h(k) stellt die hierarchische Abbildung der Knoten dar und gibt die Tiefe des Knotens k in Baum B an. Die Struktur des geordneten Baumes B ist damit eindeutig bestimmt durch das untige Schema für den folgenden Graph und die Konnexionsstruktur zu dem Satz (68) (Tab. 11; Tab. 12) (Abb. 27). 2614 (68) Helga wusch die Hemden. 2615 2612 Auf den Terminus Dependenz bzw. Abhängigkeit wurde bereits in folgenden Absätzen eingegangen, s. 6.7.1.1; 6.7.1.3; 6.9. 2613 Zur Darstellung dieser ermittelten Intensionsstruktur sowie der typisierten Intensionsstruktur mittels des deskriptiven λ -Kalküls nach Church, s. 7.6; 7.6.2; 7.6.2.1; 7.6.2.2. 2614 Vgl. K UNZE (1972: 14 - 17) 2615 K UNZE (1972: 17) 7.5 Abhängigkeitsstrukturen nach Kunze 537 <?page no="538"?> h = 0 b h = 0 . h = 1 e h = 1 wusch h = 2 d a h = 2 Helga Hemden h = 3 c h = 3 die n = 1 n =2 n = 3 n = 4 n = 5 n = 1 n =2 n = 3 n = 4 n = 5 Tab. 11: Reihenfolge der Knoten und Funktion der Hierarchie nach Kunze 2616 W(k( ξ ) Helga wusch die Hemden . ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) d e c a b D(k( ξ )) e b a e / n(D(k( ξ ))) 2 5 4 2 / h(k) 2 1 3 2 0 Tab. 12: Hierarchische Abbildung der Knoten und Tiefe der Knoten im Strukturbaum nach Kunze 2617 Das Stemma zu (68) sowie zu obiger Tabelle 12 ist nach Kunze folgendermaßen graphisch zu veranschaulichen (Abb. 27). Abb. 27: Stemma mit Konnexionen nach Kunze gemäß der Tabelle 12 2618 Die Einbeziehung von Satzzeichen erfolgt in der Beleganalyse der vorliegenden Studie nicht, weil bereits die Sekundärdaten erklärte ASSe oder KHFer sind. Sei nun der Kleinbuchstabe s der Name für eine äußere Funktion, die angibt, dass es sich bei der Begriffsbzw. Stemmastruktur um die Struktur einer Zeichenkette in Form eines ASSes oder eines satzwertigen Ausdrucks eines einzigen KHFes handelt (Tab. 13; Tab. 14). Mit der Ergänzung einer übergeordneten Funktion s und der Strukturanalyse der vorliegenden Untersuchung, in welcher der 2616 Vgl. K UNZE (1972: 14 - 17) 2617 Vgl. K UNZE (1972: 14 - 17) 2618 K UNZE (1972: 17) 538 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="539"?> Ausdruck (68a) als grammatischer Satz erfasst werden soll, sind obige Tabellen Kunzes anzupassen (Tab. 13; Tab. 14). (68a) Helga wusch. (ELM) h = 0 s h = 0 s h = 1 e h = 1 wusch h = 2 d h = 2 Helga h = 3 a h = 3 die Hemden n = 1 n = 2 n =3 n = 4 n = 1 n = 2 n =3 n = 4 Tab. 13: Reihenfolge der Knoten und Funktion der Hierarchie mit Satzfunktion W(k( ξ ) s Helga wusch die Hemden ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s d e a D(k( ξ )) / e s d n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 h(k) 0 2 1 3 Tab. 14: Hierarchische Abbildung der Knoten und Tiefe der Knoten im Strukturbaum mit Satzfunktion Das Stemma zu (68) sowie zu obiger Tabelle 14 ist folgendermaßen graphisch zu veranschaulichen (Abb. 28): Abb. 28: Stemma mit Konnexionen gemäß der Tabelle 14 Die Ovale geben dabei die LAen und SBPe sowie die Projektion an und sind den Tabellen (Tab. 11; Tab. 12; Tab. 13; Tab. 14) nicht zu entnehmen. Die mit Ovalen markierte Schichtung (Abb. 28) wird bei der Beschreibung der Struktur mit dem deskriptiven λ -Kalkül als Darstellung der IS sichtbar (s. u. 7.6.2; 7.6.2.1). Kunze 7.5 Abhängigkeitsstrukturen nach Kunze 539 <?page no="540"?> gibt eine eigene Definition von Projektivität 2619 an, jedoch ist diese zu allgemein gefasst und entfernt sich zu sehr von dem hier erarbeiteten Projektivitätsbegriff (s. 6.7.1.2; 6.7.1.3; 6.9), weswegen die Definition der Projektivität Kunzes nicht in diese Studie miteinbezogen werden soll, sondern nur jene Projektivität in Kunzes Modell beachtet werden soll, die durch den mathematischen Abbildungscharakter der angegebenen Funktionen gegeben ist und welche mit dem hier erarbeiteten linguistischen Projektivitätsbegriff wenigstens in den grundlegendsten mathematischen Eigenschaften übereinstimmt. 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS Nachdem die Konnexionsstruktur eines ASSes oder KHFes aufgrund der syntaktischen Schichtung, der Feststellung morphosyntaktischer und logisch-semantischer Valenzverhältnisse sowie des + OEZs bestimmt wurde, sind somit, wie obig erklärt, weitere Beschreibungsmethoden heranzuziehen, um die Projektion und Perkolation zwischen den VTn und ihren Argumenten, sowie damit die Valenzpotenz und Valenzrealisierung darzustellen. Hierbei handelt es sich zunächst um eine Beschreibung der mit Hilfe linguistischer Testverfahren ermittelten morphosyntaktischen und logisch-semantischen Strukturen. In den Notationen zu einer Formalisierung der Deskription sprachlicher Strukturen erfolgt die Übertragung des λ -Kalküls in die Linguistik in der Fachliteratur oft keiner tiefergehenden Reflexion, sondern wird in erster Linie zur Darstellung von VTn als Funktionen 2620 und zur Markierung ihrer Argumente verwendet. Ob es sich dabei um extensionale oder intensionale logische Zusammenhänge handelt und ob logische Notationen korrekt, inkorrekt oder intersubjektiv einsichtig angewendet sind, wird oft nicht thematisiert. Des Weiteren kann die Ansicht vertreten werden, dass eine mathematische oder logische Formalisierung linguistischen Wissens nur zweckhaft und angebracht ist, wenn die mathematische oder logische Notation akkurat übertragen ist oder sogar einen eigenen Erkenntniswert in der Anwendung liefert. Andernfalls ist eine Darstellung von linguistischen Sachverhalten in Textform anstatt in logischer oder mathematischer Notation oft vorteilhafter. Es ist vor allem auf die Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung und die kritische Hinterfragung des Status der KOP in der traditionellen Urteilslehre bezüglich 2619 K UNZE (1972: 24) 2620 Zu einer kritischen Erörterung der Bezeichnung von Valenzträgern als Funktionen sowie der Anwendung einer der Prädikatenlogik entlehnten Notation in der Sprachwissenschaft und Linguistik, s. 6.4.2.2. 540 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="541"?> stets binär als monadische Prädikate interpretierter Propositionen zurückzuführen, dass gängige oder bereits vorgeschlagene Modelle zur formalen Beschreibung von Sprachstrukturen 2621 nicht in dieser Untersuchung appliziert werden. 7.6.1 Exkurs: Semantische Formalismen bilateraler Signifikationstheorien An dieses Vorwissen anschließend kann nun an dieser Stelle exemplarisch als Exkurs dargelegt werden, warum z. B. der Formalismus Lohnsteins den Herleitungen in dieser Studie zu den angestrebten Zwecken der Analyse von K-P- Ken nicht hinreichend entspricht. Die intensionale Ebene ist in dieser Studie die Ebene der innersprachlichen logischen Valenz, welche mit Hilfe Freges Terminologie und Begriffsschreibweise bzw. einer Notation mit ein- oder mehrstelligen Prädikaten deskribiert werden kann. Dass Lohnsteins Formalismus versucht, eine Art außersprachliche logische Valenz zu beschreiben, wird zum einen im Kapitel über Kompositionalität seiner Abhandlung 2622 deutlich, in welchem er wie Bondzio und Flämig (s. 6.4.2.1; 6.4.2.2) von mentalen Bildern einer virtuellen Realität spricht, d. h. von mentalen Repräsentationen einer außersprachlichen Wirklichkeit oder Bewusstseinsinhalten anhand derselbigen. Nach Lohnstein ist eine beispielhafte Aussage Maria ist in Paris 2623 wahr, wenn Maria tatsächlich in Paris ist und deshalb der außersprachliche Sachverhalt der Anwesenheit Marias in Paris erfüllt ist 2624 . Damit spricht Lohnstein den extensionalen Wahrheitswert einer Proposition (z. B. Maria ist in Paris) an, welcher in der vorliegenden Studie mit den Wahrheitswerten w 2 oder f 2 ausgezeichnet wird. Die Feststellung Freges, dass ein Ausdruck auf Inhaltsebene immer gültig und bestehend (w 1 ) ist, wenn er grammatisch bzw. wohlgeformt ist, wird bei Lohnstein dabei nicht miteinbezogen. 2625 Des Weiteren gibt Lohnstein die Definition an: „ Zwei (komplexe) Aussagen P und Q heißen logisch äquivalent, gdw. die Formel (P ↔ Q) eine Tautologie ist. “ 2626, 2627 Gegen eine Gleichsetzung der extensionalen Wahrheitswerte ist nichts einzuwenden, aber 2621 Z. B. eine formale Beschreibung nach Montague, Partee, Bierwisch, Dölling, Kutschera u. a., s. a. 4.2; 4.2.1; 4.2.2; 6.4.2.1. 2622 L OHNSTEIN (2011) 2623 L OHNSTEIN (2011: 34) 2624 L OHNSTEIN (2011: 34) 2625 Zur Grammatizität eines sprachlichen Ausdrucks sowie zur Schärfe von Begriffen, s. 5.6.2. 2626 L OHNSTEIN (2011: 41) 2627 Zur Tautologie, s. 5.5. 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS 541 <?page no="542"?> die Ausdrücke P und Q wurden (komplexe) Aussagen genannt, dies heißt, sie stellen einen Begriff oder eine Beziehung nach Frege dar. Doch eine Äquivalenz oder Gleichheit von zwei Funktionen, Begriffen oder Beziehungen mit unterschiedlichen Namen sowie Qualitäten P und Q ist auf intensionaler Ebene nach Frege nicht möglich, insbesondere dann, wenn sie im zeichenhaften Formalismus eine Variable mit dem λ -Abstraktionsoperator binden, welcher Funktionen bzw. Begriffe und Beziehungen als intensional konzipiert kennzeichnet. Anschließend erläutert Lohnstein, dass ein kompetenter Sprecher entscheiden kann, ob ein Satz in der realen Welt wahr ist. Für diese Behauptung gibt es keine Beweise, noch einen anderen Grund zu ihrer Annahme. Derartige Annahmen sind Themenfeldern der Psychologie und Psychiatrie zuzuordnen, welche den Realitätssinn, die Vernunftfähigkeit und Rationalität einzelner Individuen und Gruppen von Individuen untersuchen, berühren jedoch nicht diejenigen Forschungsfelder der Linguistik in engerem Sinne, welche das Sprachsystem langue, die menschliche Sprache language oder die Rede parole als Gegenstand der Wissenschaft haben. Um Begriffe und Lexeme richtigzustellen, grammatikalische Regeln der Wohlgeformtheit oder lexikalische Inhalte zu erforschen sowie korrekt zu dokumentieren, sind die wissenschaftliche Grammatikschreibung sowie die Lexikographie zuständig. Für den Nachweis aller anderen Wahrheiten bezüglich der außersprachlichen Wirklichkeit sind die Logik und damit das syllogistische Konkludieren auf Basis mehrerer geeigneter Prämissen (s. 5.1; 5.2), die empirischen Natur- und die empirischen Sozialwissenschaften zuständig. Der sprachlichen Kommunikation kommt das gegenseitige Verstehen, d. h. die Einsicht in den Inhalt der sprachlichen Ausdrücke und in ihre innersprachliche Logik sowie Konnotation zu, weniger ein Urteilen, ob diese Inhalte in der außersprachlichen Realität wahr sind. Das Verstehen umfasst das Begreifen von Sprachzeichen und intensionalen Begriffsstrukturen, deren Wohlgeformtheit sowie deren intensionale Wahrheitswerte bzw. deren Grammatizität und Gültigkeit. Es sind somit die Sprachkompetenz der Sprecher und die Kenntnis der im Sprachsystem langue konventionalisierten Syntax, des im Sprachsystem langue konventionalisierten Zeichenrepertoires einer Sprache sowie die Sprachpflege als Grammatikographie und Lexikographie einer Sprachgemeinschaft zum gegenseitigen Verstehen relevant, keine angenommene sogenannte semantische Kompetenz, um physikalische, phänomenale oder mediale Wahrheiten bzw. Unwahrheiten in der außersprachlichen Wirklichkeit zu erurteilen. Dass Lohnstein hiernach Freges Kompositionsprinzip, welches er Fregesches Kompositionalitäts-Prinzip nennt, als das von ihm angewendete zitiert 2628 , zeugt aus Sicht der vorliegenden Studie von einer 2628 L OHNSTEIN (2011: 54) 542 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="543"?> Unvollständigkeit oder einer Zusammenhangslosigkeit in seinen Ausführungen, die deshalb in ihrer Ungenauigkeit für die Zwecke der vorliegenden Studie nicht akzeptiert werden können. Danach fügt Lohnstein hinzu, wie die beiden von ihm formulierten Fragen, nämlich erstens, „ wie die Wahrheitswerte für einfache Aussagen kompositionell zustandekommen, d. h. [ … ] in welchem Verhältnis die Teilausdrücke eines Satzes zu den Bausteinen von Situationen in der Welt stehen “ 2629 und zweitens, „ Wie ergibt sich aber die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks aus den Bedeutungen der Teilkomponenten? “ 2630 zu beantworten seien und erwähnt, dass „ Prädikate, als auch die einzelnen Argumente für sich alleine betrachtet eine Bedeutung haben und daß diese einzelnen Bedeutungen zu komplexen Bedeutungen zusammengesetzt werden können. “ 2631 So gibt Lohnstein an, dass obige Fragen beantwortet werden könnten, indem man darüber nachdenke, „ welcher Bezug zwischen der Sprache und der Welt besteht “ 2632 und die Denotation, d. h. die extensionalen Bedeutungen in der außersprachlichen Wirklichkeit, heranziehe. Mit einer Referenz auf die wahrheitsfunktionale Semantik Tarskis 2633 definiert Lohnstein die Bedeutung folgendermaßen: „ Die Bedeutung eines Satzes zu kennen, heißt, zu wissen, wie die Welt beschaffen sein muß, damit der Satz wahr (oder falsch) ist. “ 2634 Diese Definition ist durch die Erwähnung der Kenntnis der Bedeutung, nicht des Verstehens eines Satzes, etwas deutlicher formuliert als Wittgensteins Erklärung und legt der Bedeutung eines Satzes direkt den Sachverhalt in der außersprachlichen Wirklichkeit bei, entspricht jedoch nicht der Auffassung Freges, welcher das Begreifen des Sinns zur Bedingung des Verstehens vor einer Kenntnis der Bedeutung, einer Bedeutungsdenotation oder urteilenden Behauptung macht. 2635 Gemäß den Erklärungen Lohnsteins fasst die wahrheitsfunktionale Semantik Tarskis „ den Begriff der Bedeutung als eine Funktion zwischen sprachlichen Ausdrücken und der Welt auf und verwendet die Wahrheit von Aussagen als Kriterium für die Ermittlung von deren Bedeutung. “ 2636 Die Vorgehensweise Lohnsteins entspricht demnach nicht einem Abgleich oder Vergleich, sondern einem Zusammenfallen von einem angenommenen sprachlichem Inhalt und Denotat in der außersprachlichen Wirklichkeit, d. h. eine Differenzierung zwischen Zeichen, Sinn und Bedeutung eines sprach- 2629 L OHNSTEIN (2011: 56) 2630 L OHNSTEIN (2011: 57) 2631 L OHNSTEIN (2011: 56) 2632 L OHNSTEIN (2011: 56) 2633 Vgl. T ARSKI (1944); vgl. T ARSKI (1965 [1941]) 2634 L OHNSTEIN (2011: 58) 2635 Vgl. Wittgensteins Definition des Verstehens eines Satzes, s. 5.6.5. 2636 L OHNSTEIN (2011: 58) 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS 543 <?page no="544"?> lichen Ausdrucks nach Frege findet nicht statt. Des Weiteren knüpft nun Lohnstein den Wahrheitswert sowie die Komposition einer komplexen Aussage an die bereits erwähnte sogenannte „ semantische Kompetenz “ 2637 der Sprecher, denn „ diese sind offenbar in der Lage, in Kenntnis einer gewissen Situation in der Welt zu entscheiden, ob eine Aussage über diese Welt zutreffend ist oder nicht. Und indem sie dies können, vermögen sie, eine Aussage über die Welt mit der Welt selbst zu vergleichen, und sie können feststellen, ob die Aussage einen Sachverhalt ausdrückt, der in der Welt tatsächlich besteht oder nicht. Was damit aber offensichtlich zur semantischen Kompetenz gehört, ist die Fähigkeit, die Wahrheit von Aussagen relativ zu den Gegebenheiten in der Welt zu bewerten. “ 2638 Dies alles geschieht nach der Kompetenz der Sprecher im Abgleich bzw. Vergleich einer von ihnen wahrgenommenen außersprachlichen Wirklichkeit oder ihrer mentalen Repräsentation, ohne zuvor die innere Struktur des zeichenhaften, sprachlichen Ausdrucks zu analysieren und seine logische Sinnstruktur bzw. seine Konnotation oder seinen Inhalt zu ermitteln, was die Aufgabe der Grammatikologie und Lexikologie sowie die Aufgabe des kompetenten Sprachteilnehmers, welchem eine hinreichende Kenntnis der sprachlichen Konventionen des Sprachsystems langue abverlangt wird, ist. Hinsichtlich seiner Kenntnis des Sprachsystems langue sowie seiner korrekten Verwendung desselbigen ist der Sprachteilnehmer somit von anderen Sprachteilnehmern korrigierbar. Demgegenüber basiert die von Lohnstein erwähnte semantische Kompetenz in erster Linie auf einer von vorneherein extensional und außersprachlich verstandenen logischen Valenz, wenn der Terminus logische Valenz nicht bereits zu speziell ist, dieser pragmatischen 2639 Methode Lohnsteins gerecht zu werden. Das Verständnis einer sprachlichen Aussage ergibt sich nach Lohnstein also durch einen Abgleich der in einer sprachlichen Äußerung empfangenen Bedeutungseinheit mit der außersprachlichen Wirklichkeit oder ihrer mentalen Repräsentation, anstatt durch eine vorangehende Analyse der innersprachlichen Struktur und Wohlgeformtheit des Ausdrucks bzw. der intensionalen Komposition von Sinneinheiten mittels scharfer Begriffe nach Frege, deren Umgrenzung nicht verschwommen ist. 2640 Hierdurch entsteht ein Interpretationsspielraum, indem eine von einem individuellen Empfänger oder von mehreren Empfängern kollektiv wahrgenommene Wahrheit hinsichtlich der außersprachlichen Wirklichkeit den Rahmen zur Deutung einer sprachlichen Äußerung setzt bzw. der Inhalt einer sprachlichen Äußerung 2637 L OHNSTEIN (2011: 57) 2638 L OHNSTEIN (2011: 57, vgl. 58) 2639 Vgl. L OHNSTEIN (2011: 58 f.) 2640 Vgl. F REGE (2001 [1892 - 1895]: 31 - 33) 544 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="545"?> innerhalb der Limitation akzeptierter Wahrheiten des Empfängers oder der Empfänger zu liegen hat. Dieser Interpretationsspielraum kommt danach auch Aussagen zu, welche über die außersprachliche Wirklichkeit getroffen werden und deren Wahrheit adaequatio intellectus et rei empirisch wissenschaftlich beweisbar ist, die jedoch von einem Empfänger oder von mehreren Empfängern aufgrund ihrer semantischen Kompetenz nach Lohnstein nicht anerkannt oder bewusst missverstanden wird, woraus sich seitens der Empfänger oder des Empfängers das ergibt, was im juristischen Jargon als Falschaussage und umgangssprachlich als Lüge 2641 bezeichnet werden kann. Eine ähnliche Problematik, nämlich eine Restriktion oder Erweiterung der Deutungsmöglichkeiten des Inhalts sprachlicher Äußerungen durch eine wahrgenommene, medial oder mental repräsentierte außersprachliche Wirklichkeit ist auch denjenigen Sprachtheorien inhärent, welche eine sogenannte Abbildungsbzw. Spiegelungstheorie von der außersprachlichen Wirklichkeit oder deren mentaler Repräsentation in den sprachlichen Ausdruck annehmen (s. 6.4.2.2; 6.4.3; 6.4.3.1; 6.4.3.2). Aus Sicht der vorliegenden Studie ist das gelegentliche Auftreten von Missverständnissen zwischen Sender und Empfänger sprachlicher Äußerungen in der Kommunikation unvermeidlich. Allerdings kann angemerkt werden, dass eine Sprachtheorie sowie eine semiotische Theorie diesen Interpretationsspielraum möglichst gering halten oder zu eliminieren versuchen und denselbigen vor allem explizit auf der pragmatisch-kommunikativen Ebene der Sprache verorten und ihm auf dieser pragmatisch-kommunikativen Ebene Beachtung zuteil werden lassen sollte, anstatt diesen Interpretationsspielraum bei der Analyse von sprachlichen Äußerungen im Zeichenmodell zu rechtfertigen, ihn artifiziell zu erweitern, ihn durch eine sogenannte angebliche semantische Kompetenz der Sprachteilnehmer zu fördern und diesem Interpretationsspielraum damit auf die eine oder andere Weise eine Existenzberechtigung einzuräumen. Nachdem obig der Fall (i) einer Falschaussage im juristischen Jargon bzw. einer umgangssprachlichen Lüge als Zeichendetermination durch die Denotationsebene ersten Grades bereits alludiert wurde, ist nun ein Fall (ii) einer Zeichendetermination durch die Denotationsebene zweiten Grades sowie ein Fall (iii) einer Determination der Denotationebene durch die Zeichen zu nennen, die alle drei anhand des hier vorgestellten semiotischen Zeichenmodells in Anlehnung an Freges Theorie als Folge eines semiotischen Modells und einer Signifikationstheorie erkannt werden können, welche die Signifikation sprachlicher Ausdrücke nicht als injektive Abbildung in die intensionallogische Sinnebene auffasst und das 2641 K IRCHNER (1890: 224 f.) 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS 545 <?page no="546"?> Urteil beziehentlich der extensionalen Bedeutung einer Aussage nicht gemäß Frege nachordnet: (i) Bei dem ersten Fall handelt es sich, wie erwähnt, um eine Falschaussage im juristischen Jargon bzw. um eine umgangssprachliche Lüge und damit um den Sachverhalt, dass mindestens zwei Repräsentationen der Sachverhalte in der außersprachlichen Wirklichkeit existieren. Die wahre (w 1 ) zeichenhaft formulierte Aussage, welche nach Dedekind unabhängig vom menschlichen Denken existiert und den extensionalen Wahrheitswert wahr (w 2 ) betreffs eines bestimmten Sachverhalts in der außersprachlichen Wirklichkeit denotiert, wird derart paraphrasiert, dass die modifizierte oder transformierte Aussage eine andere Qualität, d. h. eine andere IS als die ursprüngliche Proposition ausdrückt, wobei diese IS der modifizierten Aussage zudem eine andere Bedeutung als Wahrheitswert in der extensionalen Denotationsebene bezeichnet als die ursprüngliche Aussage. Dennoch wird behauptet, dass beide Aussagen qualitativ gleich wären oder den gleichen extensionalen Wahrheitswert bezeichnen und behaupten würden, woraus sich eine Falschaussage ergibt. Dies ist eine Zeichendetermination durch die Denotationsebene oder ihre mentale Repräsentation ersten Grades. Eine Falschaussage ist damit die Behauptung, das Leibniz-Gesetz α = β ⇒ φ ↔ φ [ α / / β ] 2642 einer Substitution im Ausdruck salva veritate würde greifen, wenn diese Substitution im Ausdruck salva veritate stattdessen nicht erfüllt ist. Eine inadäquate sprachliche Beschreibung der Realität unter Behauptung desselbigen Wahrheitswerts, welchen die adäquate Beschreibung der Realität bezeichnet, wird ermöglicht. (ii) Ein zweiter Fall ist gegeben durch eine Anschauung, welche signifikationstheoretisch lediglich eine Referenz von der Zeichenebene in die extensionale Denotationsebene oder ihrer mentalen Repräsentation annimmt, eine Sinnebene auslässt und die Inhalte von Sprachzeichen ihrer (angeblich) aktuell denotierten Bedeutung in der extensionalen Ebene unterwirft. Fall (ii) ermöglicht damit eine Zeichendetermination durch die Denotationsebene oder ihre mentale Repräsentation zweiten Grades. Der Fall (ii) ist z. B. hinsichtlich einer als ambig interpretierten Kopula sowie im Rahmen der traditionellen Urteilslehre erfüllt, wobei ein eigener Inhalt der Kopula entweder als nicht vorhanden oder als von anderen Sprachzeichen und ihren extensionalen Bedeutungen determiniert und damit als vollständig akzidentellen semantischen Schwankungen unterworfen ver- 2642 Zum Leibniz-Gesetz, s. 5.5; 5.6.4; 5.6.5. 546 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="547"?> standen wird. Eine determinierende Verzerrung des Inhalts eines zeichenhaften Ausdrucks durch außersprachliche Sachverhalte bzw. die mentalen Repräsentationen derselbigen im Bewusstsein eines Empfängers findet statt. (iii) Ein dritter Fall entsteht ebenfalls aufgrund einer derartigen Signifikationstheorie, welche ausschließlich von einer Referenz zwischen Zeichenebene und extensionaler Dentotationsebene in der außersprachlichen Wirklichkeit ausgeht und wiederum die Sinnebene ausschließt. Unter diesen semiotischen Voraussetzungen kann der Fall (iii) eintreten und damit die Annahme einer Determination der Denotationsebene oder ihrer mentalen Repräsentation durch die Zeichenebene gegeben sein. Hier fordert alleinig die Existenz der Zeichen ihre Verwirklichung in der materialen außersprachlichen Wirklichkeit oder ihrer mentalen Repräsentation ein. Aus diesen drei semiotisch begründeten Fällen (Fall (i); Fall (ii); Fall (iii)) resultieren weitere Implikationen für das Sprachverständnis. Neben der Falschaussage im juristischen Jargon im Fall (i) kann es sich außerdem, wie bereits an anderer Stelle erläutert, um eine Entmündigung des Sprechers handeln, indem nicht im zeichenhaften Ausdruck geäußerte pragmatisch-kommunikative valenzielle Leerstellen hinzuinterpretiert werden, die angeblich dem außersprachlichen denotierten Sachverhalt zu entnehmen sind und die den Inhalt der Äußerung determinieren (s. 6.4.3; 6.4.3.1; 6.4.3.2). Die Annahme von Ambiguitäten im sprachlichen Ausdruck ist zudem einem Glauben an Orakel bzw. Orakelsprüche 2643 inhärent. Die als semantisch ambig, rätzel- oder orakelhaft aufgefasste sprachliche bzw. zeichenhafte Äußerung wird hierbei durch die Sachverhalte in der außersprachlichen Denotationsebene oder ihrer mentalen Repräsentation determiniert und konstituiert den Fall (ii). Der Fall (iii) etabliert umgekehrt eine Determination der Denotationebene durch die Zeichen, und es handelt sich hierbei um eine semiotische Konstellation, die einem Glauben an sogenannte Flüche, Zaubersprüche oder Prophezeiungen zugrunde liegt. Da die geäußerten Zeichen in Fall (iii) direkt in die extensionale Denotationsebene der außersprachlichen Wirklichkeit referieren, kann durch Fall (iii) die Annahme einer sachverhaltsmäßigen Verwirklichung oder extensionalen Wahrheit der Zeichen allein durch die Existenz der Zeichen, d. h. als direkte Folge der Existenz der Zeichen entstehen. Wie an anderer Stelle erläutert, können derartige, bilaterale Signifikationstheorien und semiotische Modelle auch mit der Theorie der Kopula oder dem Ockhamschen Entwurf von synkatego- 2643 Vgl. hierzu die Arbeit zur Begriffsgeschichte der Ambiguität: U LLRICH (1989). 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS 547 <?page no="548"?> rematischen Zeichen sowie mit der traditionellen Urteilslehre in Verbindung stehen (s. 5.8; 5.8.1; 6.2.2) und schließen in jedem Fall ((i), (ii), (iii)) eine der extensionalen Bedeutungsebene vorgeordnete Begriffsbzw. Sinnebene gemäß Frege sowie eine dieser entsprechenden Analyse sprachinterner Strukturen aus. Mit der Heranziehung der Begriffe „ Diskursuniversum “ 2644 und „ Diskursdomäne “ 2645 versucht Lohnstein, die Komplexität der außersprachlichen Wirklichkeit für eine noch pragmatisch beschränktere mentale Repräsentation derselbigen in den Sprachteilnehmern handhabbar zu machen. Den Sprachteilnehmern obliegt nach Lohnstein demnach nicht nur, spontan Wahrheiten der außersprachlichen Wirklichkeit und extensionale Wahrheitswerte von Aussagen mit Hilfe einer sogenannten semantischen Kompetenz zu beurteilen, sondern den Sprachteilnehmern kann darüber hinaus auch ein gewisses Diskursuniversum oder eine gewisse Diskursdomäne zugeordnet werden, aus welchen heraus bzw. vor deren Hintergrund sie diese sogenannten Wahrheiten bestimmen. Doch das Weltwissen, aus welchem Teilnehmer einer Sprachgemeinschaft ihre semantische Kompetenz ableiten, ist nicht derart definitorisch spontan als Diskursuniversum bzw. Diskursdomäne eingrenzbar, wie z. B. das Diskursuniversum der Menge ℕ , in welcher bestimmte mathematische Propositionen extensional wahr oder falsch sind. Die Gegenstände in der außersprachlichen Wirklichkeit verhalten sich anders als die Gegenstände der formal aufgebauten Mathematik, da sie nicht ohne Komplikationen gemäß objektiven Kriterien definier- und kategorisierbar sind, und ein Diskursuniversum für natürlichsprachliche Propositionen zuerst ausgehandelt werden müsste. Deshalb ist ein Diskursuniversum bzw. eine Diskursdomäne für natürlichsprachliche Propositionen nicht mit einem Diskursuniversum, einer Diskursdomäne, einem Gegenstands- oder Objektbereich der Mathematik oder Mengenlehre vergleichbar, die rechtfertigbar sind. 2646 Stattdessen läuft die Festlegung eines Diskursuniversums bzw. einer Diskursdomäne für natürlichsprachliche Propositionen Gefahr, die Realität der außersprachlichen Wirklichkeit nicht angemessen zu repräsentieren, so dass Propositionen nicht adaequatio intellectus et rei, d. h. an der Realität, sondern an einem artifiziell und subjektiv erzeugten Diskusuniversum deduktiv geprüft werden. Lohnsteins semantischer Formalismus kann nicht dem intensionalen Verständnis von Funktionen im λ -Kalkül gerecht werden, wie er in der vorliegenden Studie verwandt werden soll, denn die von Lohnstein gegebene Erklärung des λ -Kalküls thematisiert keine intensionalen logischen Zusammenhänge, sondern gibt in Referenz auf Church zudem eine relativ undiffe- 2644 L OHNSTEIN (2011: 59) 2645 L OHNSTEIN (2011: 60) 2646 S LUGA (1962: 203 ff.); vgl. F REGE (2003 [1895]); vgl. S CHRÖDER (1890: 188) 548 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="549"?> renzierte Definition des λ -Kalküls wieder. Es ist unter Hinzuziehung Freges Ausführungen unvollständig dargestellt, dass Churchs Motivation, den λ -Kalkül zu entwickeln, darin bestand, eine wahrgenommene Ambiguität zwischen der Bedeutung einer Funktion f(x) mit einem einzigen, bestimmten Argument x und der Bedeutung der Funktion f(x), in welcher die Variable x als eine Menge von Zahlen, z. B. x ∈ ℝ , definiert ist, aufzulösen, wie Lohnstein mit Hilfe einer Graphik erklärt. 2647 Ebenso ist es nicht akkurat, dass das unechte Symbol λ gemäß der Behauptung Lohnsteins, die gesamte Kurve einer Funktion markiert 2648 , welche potentiell eine Ansammlung von gegenständlichen Werten ist, wenn sie nicht explizit mit dem bezeichneten Begriffsumfang assoziiert wird und die nichts mit der potentiell ungesättigten Funktion, die ihren Wertverlauf als Begriffsumfang lediglich bezeichnet, gemein hat: „ Der Ausdruck [ … ] könnte einerseits die gesamte Funktion bezeichnen, andererseits aber auch den Funktionswert an der Stelle x, etwa für x = 2. Im ersten Fall bedeutet die Darstellung in [ … ] die gesamte Kurve in der Abbildung [ … ] und im zweiten Fall nur den Funktionswert an der Stelle x, also für x = 2, die Zahl 7. Diese Ambiguität können wir auflösen, indem wir für die beiden Verwendungsweisen jeweils verschiedene Darstellungen wählen. Dies war eine Motivation für Alonzo Church, im Jahr 1941 den sog. λ -Kalkül zu entwickeln. “ 2649 Das bei dieser Erklärung Lohnsteins entstehende Paradox, nämlich dass die Einsetzung einer Zahl x = 2 in den mit dem λ -Abstraktor markierten Ausdruck λ x[x 3 - 1] wieder nur einen einzigen Wert, die Zahl 7 ergibt 2650 , ebenso wie die Einsetzung der Zahl x = 2 in den Ausdruck x 3 - 1 ebenfalls die Zahl 7 ergibt, und keineswegs der λ -Abstraktor automatisch die Kurve der gesamten Funktion anzeigt, sondern wiederum jede Zahl x ∈ ℝ als Argument einzeln annimmt und annehmen muss, um die Kurve als Wertverlauf auszugeben, klärt Lohnstein nicht auf. Somit setzt Lohnstein die Bedeutung als „ gesamte Kurve “ 2651 , d. h. den Wertverlauf mit der Formulierung „λ x[x 3 - 1] die gesamte Funktion “ 2652 gleich, was nicht derjenigen Genauigkeit der Beschreibung der Intension Churchs sowie des Verständnisses des Sinns eines Ausdrucks nach Frege entspricht, welche für die Zwecke der vorliegende Studie notwendig ist. Es ist zutreffend, dass die intensionallogische Qualität einer Gesetzmäßigkeit (IQG) als Funktion in Fregescher Terminologie am ehesten dem bezeichneten Wertverlauf bzw. dem bezeichneten Begriffsumfang, welcher nicht der behauptete extensionale 2647 Vgl. L OHNSTEIN (2011: 132) 2648 Vgl. L OHNSTEIN (2011: 132) 2649 L OHNSTEIN (2011: 132) 2650 L OHNSTEIN (2011: 132 f.) 2651 L OHNSTEIN (2011: 132) 2652 L OHNSTEIN (2011: 133) 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS 549 <?page no="550"?> Wertverlauf bzw. der behauptete extensionale Begriffsumfang ist, nahekommt. Des Weiteren ist eine Anmerkung in einem unveröffentlichten Briefwechsel zwischen Russell und Frege zu beachten, mit welcher Frege in Erwägung zog, „ daß man nämlich die Wertverläufe und mithin die Klassen als eine besondere Art von Gegenständen aufzufassen habe, deren Namen nicht in allen Argumentstellen erster Art erscheinen dürfen. Eine Klasse wären dann nicht ein Gegenstand im vollsten Sinn des Wortes, sondern - sozusagen - ein uneigentlicher Gegenstand, von dem der Satz des ausgeschlossenen Dritten ungültig wäre, da es Prädikate gäbe, die ihm mit Wahrheit weder beigelegt noch abgesprochen werden könnten [ … ] so erhält man eine solche Mannigfaltigkeit von Gegenständen und Funktionen, daß es schwer wird, ein vollständiges System von logischen Gesetzen aufzustellen. Diese Bedenken halten mich zunächst noch ab, den von Ihnen vorgeschlagenen Weg zu begehen. “ 2653 Zu Beginn der Ausarbeitung seiner Theorie thematisiert Frege außerdem, dass „ die Functionen zweiter Stufe in gewisser Weise durch Functionen erster Stufe vertreten werden können, wobei die Functionen, die als Argumente jener erscheinen, durch ihre Werthverläufe vertreten werden. “ 2654 Diese Formulierung meint aber gerade nicht, dass die Funktionen erster Stufe, welche als Argumente von Funktionen zweiter Stufe angenommen werden mit ihren Wertverläufen gleichgesetzt werden können, sondern dass die Annahme eines Wertverlaufs die Annahme eines Gegenstands ist und dass Funktionen, welche Wertverläufe als Argumente annehmen, keine Funktionen zweiter Stufe mehr sind, sondern Funktionen erster Stufe. Ein Wertverlauf ist demnach als Gegenstand erkannt und nicht als Funktion. Aus dieser Erklärung kann nicht abgeleitet werden, dass Frege Wertverlauf und Funktion gleichsetzt. Noch deutlicher wird Frege, wenn er darlegt: „ Die Umwandlung der Allgemeinheit einer Gleichheit in eine Werthverlaufsgleichheit muss auch in unsern Zeichen ausführbar sein. “ 2655 Frege führt „ Wahrheitswerte und Werthverläufe als Gegenstände “ 2656 ein und unterscheidet des Weiteren explizit und sogar notationell zwischen Wertverlauf und Funktion: „ Es [x 2 - 4x = x (x - 4)] stellt den Sinn dar als Allgemeinheit einer Gleichung, während der neu eingeführte Ausdruck [ έ ( ε 2 - 4 ε ) = ά ( α [ α - 4]) (der Spiritus Lenis markiert, dass jeweils der Wertverlauf der Funktion gemeint ist)] einfach eine Gleichung ist, deren rechte Seite sowohl wie die linke eine in sich abgeschlossene Bedeutung hat. “ 2657 Der Wertverlauf erklärt sich also als eine abgeschlossene Bedeutung. Schließlich 2653 F REGE / R USSELL (1902: Brief 23.09.1902), zit. nach S LUGA (1962: 207) 2654 F REGE (1962 [1893]: 42) 2655 F REGE (1962 [1893]: 14) 2656 F REGE (1962 [1893]: 17) 2657 F REGE (2002 [1891]: 8) 550 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="551"?> expliziert Frege: „ In manchen Wendungen der üblichen mathematischen Ausdrucksweise entspricht wohl das Wort ‚ Funktion ‘ dem, was ich hier Wertverlauf einer Funktion genannt habe. Aber Funktion in dem hier gebrauchten Sinne des Wortes ist das logisch Frühere. “ 2658 Auch in der Textstelle, in welcher Church Änderungen in der Handhabung der Terminologie Freges vorschlägt, soll die in Klammern gesetzte Anmerkung, Wertverlauf und Funktion könnten gleichgesetzt werden 2659 lediglich als eine Verstehensbasis (engl.: basis of an understanding) 2660 dafür dienen, dass Church die Handhabung einer ungesättigten Funktion bzw. eines ungesättigten Begriffs nach Frege vereinfacht, indem er den Namen der Funktion (z. B. f) ebenso verwendet wie jeden anderen Namen, vorausgesetzt die Unterscheidung des Typs wird berücksichtigt. 2661 Es handelt sich also um eine notbehelfliche notationelle Regelung, welche die Differenzierung der Typen hinzuzieht, so dass Gegenstände nicht mit Begriffen bzw. Funktionen und Extensionales nicht mit Intensionalem verwechselt wird. 2662 Die Hinzuziehung einer Typentheorie läuft Freges Annahmen über die Gegenstände und Begriffe nicht notwendig zuwider. Sluga erklärt: „ Freges Theorie, konsequent durchgedacht, führt zur Annahme einer unendlichen Hierarchie von Typen, wobei Funktionen vom Typus n jeweils mindestens ein Objekt vom Typus n - 1 als Argument haben, jedoch kein Argument von höherem Typus. Damit ergibt sich, daß Frege, was die Funktionen angeht, schon seit 1884 die Grundlagen für eine allgemeine Typentheorie besaß. Frege hat allerdings diese Typentheorie der Funktionen nie in ihrer Allgemeinheit ausgesprochen. Es war ihm klar, daß diese Typenhierarchie, für sich genommen, zu unüberwindlichen Schwierigkeiten im Bereiche der Mathematik führen könnte “ 2663 Nach Frege handelt es sich bei beiden Sättigungen der Funktion in der von Lohnstein dargestellten Erklärung um die Bedeutung, d. h. den Funktionsumfang, Wert oder Wertverlauf der Funktion in der extensionalen Ebene, und es ist für ihr Wesen als Gegenstand und nicht als Funktion unerheblich, ob damit nur ein einziger Wert oder ein Wertverlauf als Kurve gemeint ist (s. 5.6.1; 5.6.2; 5.6.5). Parsons erklärt zutreffenderweise die Intention Churchs, den λ -Kalkül einzuführen: „ Church was the first to formalise the lambda calculus in The Calculi of Lambda Conversion (1941). His intention was that the 2658 F REGE (2002 [1891]: 7, Fn. 5) 2659 C HURCH (1951a: 4) 2660 C HURCH (1951a: 4) 2661 C HURCH (1951a: 4) 2662 Vgl. zusätzlich zur Erläuterung Churchs Ansatz zum Abstraktionsoperator λ in obigen Gliederungspunkten, s. insbes. 5.7.3. 2663 S LUGA (1962: 196 f.) 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS 551 <?page no="552"?> expressions of the lambda calculus be used to denote functions in intension. “ 2664 So ist zu resümieren, dass die Allgemeinheit oder das Gesetz der Zuordnung, welches die Qualität einer Gesetzmäßigkeit einer intensional verstandenen Funktion (IQG) im λ -Kalkül beschreibt, nicht, wie Lohnstein angibt und graphisch darstellt, eine denotierte Gesamtheit meint und in keinem Fall mit dem Wertverlauf, welchen Lohnstein „ die gesamte Kurve “ 2665 nennt, verwechselt werden darf, denn auch die gesamte Kurve, d. h. der Wertverlauf, ist die Extension der Funktion. Die Bedeutung einer Funktion kann ein Wertverlauf, ein einzelner Wert, ein Wahrheitswert, eine Zahl oder ein anderweitiger extensionaler Funktionsumfang sein, und die Art der extensionalen Bedeutung tangiert nicht den intensionalen Sinn der Funktion, der die Qualität ihrer Gesetzmäßigkeit ist. Die von Church entwickelte Schreibweise des λ -Kalküls ermöglicht ausdrücklich die Niederschrift von ungesättigten Funktionsausdrücken, deren zerlegte und komponierte intensionallogische Qualität einer Gesetzmäßigkeit (IQG), d. h. deren strukturelle Qualität (hier: IS; TIS) (z. B. λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d)) zur illustrierenden Deskription von Inhalten und der Analyse derselben wesentlich ist und die einen eigenen Erkenntniswert besitzt. Der Vorteil dieser Schreibweise ist also unter anderem, dass diese strukturelle Qualität von Funktionsausdrücken vor einer Auswertung der Funktionsausdrücke observierbar wird. Im λ -Kalkül ist durch den Abstraktionsoperator λ erwirkt, dass das Urteil, welches eine extensionale Bedeutung behauptet, aufgeschoben wird, um eine (komponierte) Sinnkonstitution zu ermöglichen und die Qualität der Gesetzmäßigkeit zu beobachten, indem die (schrittweise) formale Sättigung der Funktion mit einem λ -gebundenen Argument bzw. mit λ -gebundenen Argumenten unter Hinzuziehung der Einschränkung des Satzes vom ausgeschlossenen Dritten die extensionale Bedeutung logisch und zeitlich der Sinnbzw. Konzeptstruktur nachordnet (s. 5.7; 5.7.1; 5.7.2). 7.6.2 Die Komposition und der Abstraktionsoperator λ In der Beleganalyse werden die Ergebnisse der Applikation von linguistischen Testverfahren als IS dargestellt, die zugleich ein dependenzgrammatisches Stemma beschreibt und deren Formalisierung nach Church deshalb im Folgenden erklärt und begründet wird. Die Komposition in der Beschreibungssprache des λ -Kalküls ist also in dieser Studie aus der mit Hilfe linguistischer Methoden ermittelten Konnexionsstruktur abzuleiten. Nach der Wiedergabe 2664 P ARSONS (2016: 32) 2665 L OHNSTEIN (2011: 132) 552 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="553"?> können in der linearen Formalisierung der Komposition mit dem Abstraktionsoperator λ die Projektionsverhältnisse und die Perkolation bzw. die innersprachliche logische Valenz sowie die Homonymie eines Zeichens abgelesen als auch mögliche traditionelle prädikative Verhältnisse entdeckt werden. Die Komposition ist neben der einfachen Sättigung von Funktionen gegeben durch die Verkettung der Funktionen, die Begriffe und Beziehungen darstellen. Definition Verkettung von Funktionen Die Verkettung (auch: Hintereinanderausführung; Verknüpfung) von Funktionen, d. h. zusammengesetzte oder mittelbare Funktionen sind folgendermaßen definiert: Seien die Buchstaben M, N und L Namen für beliebige Mengen. Wenn die Funktionen f: M → N sowie g: N → L gegeben sind, dann ist der Ausdruck g ° f: M → L die Komposition x → (g ° f (x) : = g(f(x)) von f und g. Die Verkettung von Funktionen ist assoziativ. Seien die Buchstaben f, g und h die Namen für Funktionen, so gilt die Formel (h ° g) ° f = h ° (g ° f), denn es gelten die Umformungen ((h ° g) ° f)(x) = (h ° g)(f(x)) = h(g(f(x))) und (h ° (g ° f))(x) = h((g ° f)(x)) = h(g(f(x))); ∀ x ∈ M. Die Verkettung von Funktionen ist nicht kommutativ. Es gibt eine Identitätsfunktion id, die auf sich selbst abbildet und welche sich bei der Verkettung neutral verhält. Für eine Funktion f: M → N gilt die Formel f ° id M = f = id N ° f. Die Verkettung injektiver Funktionen ist injektiv, die Verkettung sujektiver Funktionen ist surjektiv und die Verkettung bijektiver Funktionen ist bjijektiv. Wenn die Verkettung g ° f injektiv ist, so ist die Funktion f injektiv. Wenn die Verkettung g ° f surjektiv ist, so ist die Funktion f surjektiv. Wenn die Verkettung g ° f bijektiv ist, so ist die Funktion f injektiv und die Funktion g surjektiv. 2666 Definition Kalkül Ein Kalkül besteht aus einer Symbolik, aus einer Audrucksmenge, aus einer Satzmenge und aus einem Folgerungsbegriff. 2667 λ -Terme und Konversion Eine sogenannte Variable sei nachfolgend ein Buchstabe, welcher ein Argument unbestimmt andeutet. Es wird der Fachterminus Variable verwendet, da dieser konventionalisiert ist, jedoch sollen die Anmerkungen Freges hierzu beachtet werden (s. 5.6.2). Die Menge der λ -Terme besteht aus einer unendlichen Menge von Variablen V = {v, v ’ , v ’’ , . . .}, der Funktionsabstraktion und der Funktionsapplikation ((i) - (iii)): 2666 F URLAN (2012: 121 - 128) 2667 S CHRÖTER (1941: 5, 31) 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS 553 <?page no="554"?> (i) x ∈ V ⇒ x ∈ Λ ; (ii) M, N ∈ Λ ⇒ (MN) ∈ Λ ; (iii) M ∈ Λ , x ∈ V ⇒ ( λ x.M) ∈ Λ . Das grundlegende Axiomenschema des λ -Kalküls lautet ((iv)): (iv) ( λ x.M)(N) = M[x : = N]; ∀ M, N ∈ Λ . (Konversion β ) 2668 Ein Wechsel von gebundenen Variablen im Ausdruck M ist die Ersetzung einer Form λ x.N im Ausdruck M mit einer Form λ y.(N [x: =y]), wenn der Variablenname y im Ausdruck N zunächst nicht vorkommt. Der Ausdruck M ist α -kongruent mit dem Ausdruck N, wenn der Ausdruck N aus dem Ausdruck M nach einer Reihe von Wechseln der gebundenen Variablen resultiert ((v)): (v) λ x.M = λ y.M[x: =y]. (Konversion α ) 2669 (auch: α -Konversion; α -Kongruenz; α -Äquivalenz) Die Menge der freien Variablen des Ausdrucks M, FV(M) erfüllt die Definition ((vi)): (vi) FV(x) = {x}; FV(MN) = FV(M) ∪ FV(N); FV( λ x.M) = FV(M) − {x}. Wenn eine Variable im Ausdruck M gebunden ist, ist sie nicht frei. Eine gebundene Variable ist an den λ -Abstraktor gebunden. Der Ausdruck M heißt geschlossener λ -Term (oder: Combinator) wenn die nachfolgende Formel zutrifft ((vii)): (vii) FV(M) = ∅ . 2670 Das Ergebnis einer Substitution der freien vorkommenden Variablen x in M durch N, d. h. der Ausdruck M[x : = N] ist folgendermaßen definiert ((viii) - (xi)): (viii) x[x : = N] ≡ N; (ix) y[x : = N] ≡ y, falls x nicht identisch mit y; (x) ( λ y.M 1 )[x : = N] ≡ λ y.(M 1 [x : = N]). (xi) (M 1 M 2 )[x : = N] ≡ (M 1 [x : = N])(M 2 [x : = N]); So hat z. B. der Ausdruck λ x.yx die freie Variable y und die gebundene Variable x. Eine Substitution [x : = N] kann nur im freien Vorkommen von x erfolgen (z. B. yx( λ x.x)[x : = N] ≡ yN( λ x.x)). 2671 Die Notation betreffend gilt dann für Argumente der Anzahl n und für die Konversion β als die Formel ( λ x.M)N = M [x : = N] ((xii) - (xiv)): (xii) ( λ x 1 … λ x n .f(x 1 , … , x n ))x 1 … x n = f(x 1 , … , x n ) (n-fache Anwendung der Konversion β ) (auch: β -Konversion) (xiii) λ x 1 … λ x n .M ≡ λ x 1 ( λ x 2 ( … ( λ x n (M)) … )) (rechtsassoziative, iterative Abstraktion) 2668 B ARENDEGT (1984: 22 f.) 2669 B ARENDEGT (1984: 26) 2670 B ARENDEGT (1984: 24) 2671 B ARENDEGT (1984: 27) 554 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="555"?> (xiv) MN 1 … N n ≡ ( … ((MN 1 )N 2 ) … N n ) (linksassoziative Applikation) 2672 (z. B. ( λ x.M[x])N = M[N]; ( λ x.M)N = M[x : = N]; yx( λ x.x)N = yxN; ( λ x.x)a = a = ( λ y.y)a; λ x. λ y.f(x, y)(x)(y) = f(x, y)) Sei der Ausdruck ( λ x.x)( λ y.y) ein Axiom, so ist die Formulierung ( λ x.x)( λ y.y) → ( λ y.y) die Ableitung. Als Identität und als die Abbildung eines beliebigen Elements auf die Identitätsfunktion gelten ((xv), (xvi)): (xv) λ x.x; (Identität) (xvi) λ y.( λ x.x); (Funktion, welche ein beliebiges Argument auf die Identitätsfunktion abbildet). Die Normalform (NF) ist folgendermaßen definiert: „ A well-formed formula will be said to be in normal form if it contains no part of the form (( λ xM)N). We shall call B a normal form of A if B is in normal form and A conv B. We shall say that A has a normal form if there is a formula B which is a normal form of A. “ 2673 Zu resümieren ist, dass die Funktionenschreibweise λ x.A also eine Funktion definiert, in welcher das unechte Symbol λ eine Argumentstelle bindet, die in der Funktion vorkommen kann, aber nicht muss. Der Buchstabe A ist der Name für die Qualität einer Gesetzmäßigkeit der Funktion ohne Kennzeichnung seiner intensionalen Lesart, d. h. A ist der Ausdruck des Funktionskörpers. Die Abstraktion ist rechtsassoziativ und die Funktionsapplikation ist linksassoziativ (s. (xiii), (xiv)). Das Argument in linkester Position am rechten Ende des Funktionskörpers ist mit der λ -gebundenen Argumentstelle zu identifizieren, die in linkester Position steht. Wenn keine weitere β -Konversion durchgeführt werden kann, ist die NF des Ausdrucks hergestellt. Die Klammersetzung ist dabei zu beachten (z. B. ( λ x. λ y.x ∙ y) (a) (b) → λ y.a ∙ y) (b) → a ∙ b (NF)). Die Applikation des ELMs ermittelt die Schichtung verschiedener LAen und SBPe. Je grammatischem bzw. wohlgeformtem Resultat einer Anwendung des ELMs entsteht somit entweder eine einfache lesart- oder satzbauplaninterne Konnexion oder stattdessen eine Konnexion, welche eine neue syntaktisch-semantische Schicht als dokumentierte LA oder dokumentierter SBP der Sekundärdaten markiert, die graphisch im Stemma mit einem Oval umrandet wird. Alle Entitäten, die sich an den VT des finiten Vs konnexionell anschließen gelten als Een. Obligatorische und damit projizierte Een des finiten Vs sind jedoch nur direkte Argumente des finiten Vs als VT (z. B. die Argumente x und y zum VT f im Ausdruck f(x,y)). Innere Strukturen in der Funktionenschreibweise gelten als obligatorische und projizierte Een anderer Einheiten im ASS oder KHF oder 2672 B ARENDEGT (1984: 22) 2673 C HURCH (1965 [1941]: 14) 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS 555 <?page no="556"?> als fakultative Een. Freie Aen schließen als Argument an die Satzfunktion s an. In der Formalisierung des Stemmas ist es also möglich, mit Hilfe des λ - Abstraktionsoperators und seiner Applikation in der IS obligatorische Een, fakultative Een und freie Aen jeweils anders darzustellen, was die besondere Geeignetheit des λ -Kalküls zur illustrativen Sprachbeschreibung mit eigenem Erkenntniswert demonstriert. Demzufolge werden auch die Ovale der graphischen Stemmastruktur in der formalisierenden IS sichtbar. Die Erstellung der IS sowie die Konversion in die Normalform (NF) (s. 7.6.2.1) werden untenstehend am Beispielsatz (69) (vgl. Tab. 15, Tab. 16) gezeigt. (69) Doch Tradition gilt nichts mehr in diesem Staat. (nach Spiegel, 21/ 1994, S. 77) [Bsp. aus E-VALBU] Zunächst ergibt sich aus der Applikation der linguistischen Testverfahren folgende Tabelle des Stemmas aus Konnexionen (Tab. 15): W(k( ξ ) s Doch Tradition gilt nichts mehr in diesem Staat ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / s c s b s e n(D(k( ξ ))) / 1 4 1 3 1 6 h(k) 0 1 2 1 3 1 2 Tab. 15: Tabelle zur Darstellung eines Dependenzstemmas A zu (69) Aufgrund der festgestellten LAen und SBPe in der syntaktischen Schichtung muss diese Stemmastruktur mit der Satzbzw. Kohärenzfeldfunktion s(a, e(f), c(b(d))) intensionallogisch entsprechend dargestellt werden. Dabei wird jede neue LA bzw. jeder neuer SBP in der Komposition als eigene Funktion angeschlossen. Somit verkörpert die Form λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q, r(t), u(v(w))) (a) (e) (f) (c) (b) eine LA bzw. einen SBP und deskribiert den Ausdruck doch Tradition gilt in diesem Staat. Das ADV bzw. die Partikel doch sowie die PP in diesem Staat sind freie Entitäten, welche direkt an den Namen der Satzbzw. Kohärenzfeldfunktion s angebunden sind. Die Funktion ( λ x.x) (d) fügt sich als fakultative Einheit an die Funktion λ w.s(a, e(f), c(b(w))), und zwar als Argument für eine Leerstelle, welche nicht die Satzbzw. Kohärenzfeldfunktion s direkt, sondern die Funktion c des Vs gelten eröffnet. Der Buchstabe c entspricht dem VT gelten. Die Funktion des Vs gelten lautet: c(b(w)). Die IS zu (Tab. 15) konstituiert sich somit als folgender Ausdruck λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q, r(t), u(v(w))) (a) (e) (f) (c) (b) ( λ x.x) (d). Da für das V gelten eine semantische 556 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="557"?> Klassifikation von Sen notwendig ist, welche diejenigen Se, die in der syntaktischen Minimalstruktur den Term in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs stellen können von jenen Sen unterscheidet, die für diese Funktion nicht geeignet sind, unterliegt das S Tradition dieser Klassifikation, welche aufgrund einer Abgrenzungsproblematik in vielen Fällen subjektiv ist. Wegen erwähnter Abgrenzungsproblematik wird alternativ hier eine andere mögliche IS wiedergegeben. Diese alternative IS impliziert, dass der Satz *Tradition gilt ungrammatisch ist (Tab. 16), während dieselbige syntaktische Struktur mit einem anderen S (z. B. der Fahrplan gilt), als grammatisch einzuordnen ist. W(k( ξ ) s Doch Tradition gilt nichts mehr in diesem Staat ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / s c s c s e n(D(k( ξ ))) / 1 4 1 4 1 6 h(k) 0 1 2 1 2 1 2 Tab. 16: Tabelle zur Darstellung eines Dependenzstemmas B zu (69) Der Ausdruck der IS zu Tabelle 16 ist folgendermaßen ist als die Form λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q, r(t), u(v, w))) (a) (e) (f) (c) (b) (d) anzugeben. Die logischen Prädikate in der IS deskribieren innersprachliche Bezüge. Der Erkenntniswert dieser hergeleiteten formalen Sprachbeschreibung liegt in der vorliegenden Studie darin, dass in der IS abgelesen werden kann, an welchen Stellen in den zu untersuchenden ASSen oder KHFern als traditionell prädikativ interpretierbare Verhältnisse auftreten. Die TIS zeigt neben den Typen der Entitäten die Kongruenzverhältnisse sowie die Kasusrektion in PPn an. Zusammenfassend ist noch einmal zu konstatieren, dass ein traditionelles Prädikativ folgende Kriterien erfüllt: Das traditionelle Prädikativ als auch seine Bezugsphrase müssen obligatorische Een sein. 2674 Für das traditionelle Prädikativ muss diese angenommene Obligatorik gelten, da die KOP bzw. das kopulaähnliche V traditionellerweise als semantisch blass, inhaltlich leer, unbzw. unterbestimmt, unbzw. unterspezifiziert, ambig, da semantisch-syntaktisch unselb- 2674 Es wird erwähnt, dass das Verb schimpfen Elemente anschließt, die unter Umständen als eine Art traditionelles Objektsprädikativ interpretiert sind, obwohl dieses sowie dessen Bezugsphrase fakultativ sind, s. 10. 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS 557 <?page no="558"?> ständig oder als durch andere Elemente inhaltlich prägbar konzipiert 2675 ist. Ein traditionelles prädikatives Verhältnis ist an denjenigen Stellen der IS oder der TIS zu identifizieren, in welchen ein besonderes Bezugsverhältnis zwischen zwei Entitäten besteht, und dieses nicht aus der logisch-semantischen Struktur der IS bzw. der TIS erklärbar ist, da es zwischen Schwesterknoten auftritt und damit nicht auf intensionaler Ebene als logisches Prädikat manifest sowie deshalb nicht innersprachlich morphosyntaktisch und intensionallogisch-semantisch begründet ist (z. B. λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r, t, u(v))) (b) (a) (c) (d) (e)) zu dem Satz Richter Mauro Ermani bezeichnete diese Aussage als beängstigend (A09/ JAN.04124 St. Galler Tagblatt, 21.01.2009, S. 8; Rekonstruktion des Tathergangs) (SBP3 bezeichnen ohne Berücksichtigung der LA4 bezeichnen als Schweizer Variante); λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t, u))) (b) (a) (c) (d)) zu dem Satz sie heißen mich einen schlechten Poeten (nach Schädlich, S. 200) [Bsp. aus E-Valbu] (LA5 heißen)). 2676 Das entdeckte besondere Bezugsverhältnis zwischen den zwei Entitäten im untersuchten ASS oder KHF als Schwesterknoten ist demzufolge nicht aus der IS bzw. der TIS auf Sinnebene zu erklären und stattdessen möglicherweise von einer Extension im Sinne einer außersprachlichen Semantik, d. h. von Sachverhalten der außersprachlichen Wirklichkeit oder deren mentaler Repräsentation, von einer Synthese (nicht: Komposition), von einem extensional interpretierten Verhältnis zwischen Einzelgegenständen, einem extensional interpretierten Mengenbzw. Klassenverhältnis oder einer extensional interpretierten Einordnung eines Einzelgegenstands in eine Menge oder Klasse erzeugt und ist deshalb als traditionelles prädikatives Verhältnis mit einem koppelnden Moment (auch: KOP; verdeckte KOP; kopulaähnliches V) interpretierbar. A priori wird für die IS oder TIS sowie die Satzbzw. Kohärenzfeldfunktion s vom Typ ο 1 kein Assertionsmoment, d. h. kein Behauptungsmoment der traditionellen Urteilslehre hinsichtlich eines extensionalen Wahrheitswertes oder einer extensionalen Bedeutung angenommen. Dennoch kann ein nicht innersprachlich motivierter koppelnder Moment a posteriori, wie im Fall der Erfüllung obig genannter Kriterien, in der Ausdrucksstruktur entdeckt und deshalb eine optionale Interpretation als traditionelles Prädikativ bestätigt sowie die Anerkennung einer realisierten oder einer verdeckten KOP sein akzeptiert werden, wenn alternative Erklärungsmodelle für die morphosyntaktischen bzw. logisch-semantischen Bezüge zwischen zwei Elementen bzw. Einheiten eines ASSes oder KHFes fehlen. Am detailliertesten werden die 2675 Das Verb konzipieren ist hier nicht mit dem Churchschen Fachterminus Konzept zu assoziieren. 2676 Für die vollständige Untersuchung der Verben bezeichnen und heißen zur Ermittlung der jeweiligen IS, s. 10. 558 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="559"?> Ergebnisse zu den Ven bleiben, sein und werden diskutiert, da diese Ven in der Literatur als prototypische KOPe gelten. 7.6.2.1 Die Funktionsapplikation und die Alternative (1) Zusammenfassend gelten für den λ -Kalkül somit die zwei Prinzipien, die α -Äquivalenz (auch: α -conversion; dt.: α -Konversion) 2677 , die besagt, dass Variablennamen austauschbar sind und die β -Konversion, welche die Funktionsapplikation darstellt ((i), (ii)). Barendegt erklärt die Herauslösung der α -Äquivalenz aus den Konversionsregeln nach Church: „ In Church [1941] the renaming of bound variables was built into the conversion rules: there the theory λ was extended by the axiom scheme λ x.M = λ y.M[x: =y] ( α -conversion) where y is not free or bound in M. We prefer to identify α -congruent terms on a syntactic level. “ 2678 (i) λ x.M[x][x: =y] ↔ λ y.M[y] ( α -Äquivalenz; auch: α -conversion; dt.: α -Konversion) (ii) λ x.M[x](a) ↔ M[a] ( β -Konversion) 2679 Die von Church erarbeitete Formalisierung geht davon aus, dass nur die Symbole λ , (, ) zulässige unechte Symbole sind. Die wohlgeformten Ausdrücke dieser Formalisierung bestehen lediglich aus Funktionen und ihren Argumenten sowie aus Funktionskompositionen. Diese Struktur eignet sich aufgrund der in dieser Studie dargelegten sprachphilosophischen, logischen und valenztheoretischen Gründe für die Beschreibung der Sinnstrukturen von ASSen oder KHFern, die nach Frege aus gesättigten Begriffen und Beziehungen komponiert sind, und die als gesättigte Begriffe bzw. vollständige Sinne, d. h. Gedanken, nur Wahrheitswerte bezeichnen, nicht bedeuten, da ein Urteil bezüglich der extensionalen Bedeutung des ASSes oder KHFes oder eines Teilausdrucks des ASSes oder KHFes nachgeordnet und noch nicht gefällt wurde. Eine intensional verstandene Funktion ist kein extensionaler Wahrheitswert oder eine Bedeutung, sondern eine Allgemeinheit, ein Gesetz der Zuordnung 2680 bzw. eine IQG. Frege weist mit dieser Konzeption von Funktionen bzw. Begriffen und Beziehungen die Schlussfolgerung zurück, die Sinne von zwei Zeichen A und B immer dann als identisch anzuerkennen, wenn die Gleichung A = B extensional logisch gültig ist. Die Gleichheit zweier Funktionen kann nach Frege nicht aus der Gleichheit ihrer Umfänge geschlossen werden. Derartige, eine Allgemein- 2677 Zur α -Äquivalenz bezüglich eines Valenzträgers in der vorliegenden Untersuchung, s. 5.7.4. 2678 B ARENDEGT (1984: 26) 2679 C HURCH (1951a: 4 f., 17); C HURCH (1965 [1941]: 12 ff.) 2680 F REGE (2002 [1904]: 66 f.) 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS 559 <?page no="560"?> heit bzw. eine IQG darstellende Funktionen sind nicht extensional, sondern intensional zu interpretieren und entsprechen dem Verständnis der Funktion im λ -Kalkül. 2681 Die in dieser Studie vermittelte Sichtweise auf sprachliche Strukturen suggeriert also des Weiteren, dass die logische Valenz ((70), (70a), (70b)) strikt von formalen Methoden der Semantik mit Junktoren, Quantoren ((71), (71a)) oder Modalbegriffen sowie der Algebra der Syntax <M, O σ > syntaktischer Operationen O σ in einer Menge M abgegrenzt werden muss, obwohl sie sich z. T. mit diesen positionell formallogisch deckt ((70a), (71a)), wie die folgenden Beispiele zeigen. 2682 (70) Walli und Peter wandern. (70a) wandern (x); der Buchstabe x deutet das logische Argument für den Ausdruck Walli und Peter unbestimmt an; (70b) *wandern (Walli, Peter) (71) Alle wandern. (71a) ∀ x [wandern (x)]; der Buchstabe x deutet die Argumentstelle für alle Variablen x ∈ {a, b, c, … } unbestimmt an. 2683 Deshalb bezieht die Beschreibung der innersprachlichen logischen Valenz und der Sinnstrukturen von ASSen oder KHFn mit dem λ -Kalkül unter den Rahmenbedingungen dieser Studie in konsequenter Anlehnung an die Konnexionsstruktur keine weiteren unechten Symbole mit ein. Nach dem Kriterium Alternative (1) gilt, dass Umformungen, die mit Inferenzregeln identifiziert werden, an den formelhaften Darstellungen in Funktionenschreibweise möglich sind und dass A und B 2684 denselben Sinn haben, wenn B aus A durch eine Folge der Anwendung derartiger Inferenzregeln (i) - (iii) (s. u.) 2685 erhalten werden kann. Im Falle einer erfolgreichen β -Konversion anhand der Inferenzregeln (i) - (iii) (s. u.) gilt die Formulierung A conv B (engl.: to converse; dt.: umwandeln). 2686 Die Typangaben τ , ς und σ sind im Gegensatz zu der Typangabe ι für Individuen und der Typangabe ο für Wahrheitswerte, beliebige Typangaben. Zusätzlich sind untig die Inferenzen des Allquantors (iv) sowie des Konditionals (v) (s. u.) angegeben. 2681 Vgl. A LAMA / K ORBMACHER (2018 [2012]); vgl. P ARSONS (2016: 32) 2682 S CHAEDLER (2019c) 2683 S CHAEDLER (2019c) 2684 Wie bereits erklärt, ist in der vorliegenden Studie nur erlaubt, dass gleich materialisierte Zeichen, z. B. das Zeichen A und das Zeichen A, daraufhin untersucht werden, ob sie denselben Sinn konnotieren. 2685 C HURCH (1951a: 5) 2686 C HURCH (1951a: 4 f.) 560 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="561"?> (i) Die Ersetzung eines Teils M ς einer Formel durch das Ergebnis einer Ersetzung von x σ durch y σ in M ς , vorausgesetzt, dass x σ keine freie Variable in M ς ist und dass y σ nicht in M ς vorkommt. Das heißt, aus einer gegebenen Formel die durch diese Ersetzung erhaltene Formel abzuleiten. (ii) Die Ersetzung eines Teils (( λ x σ M ς )N σ ) einer Formel durch das Ergebnis einer Ersetzung von x σ durch N σ in M ς , vorausgesetzt, dass die gebundenen Variablen von M ς sowohl von x σ als auch von den freien Variablen in N σ verschieden sind. (iii) An der Stelle, an welcher A ς das Ergebnis einer Ersetzung von x σ durch N σ in M ς ist, jedweden Teil A ς einer Formel durch den Ausdruck (( λ x σ M ς )N σ ) zu ersetzen, vorausgesetzt, dass die gebundenen Variablen von M ς sowohl von x σ als auch von den freien Variablen in N σ verschieden sind. (iv) Aus Π ο ( ος ) F ος die Form F ος A ς zu inferieren, vorausgesetzt, dass A ς keine freien Variablen hat. Dies ist die Inferenz des universellen Quantifizierers (auch: Allquantor). Das Typsymbol ο markiert Wahrheitswerte, und der Typ ος einer Funktion markiert, dass die Funktion ein Argument vom Typ ς nimmt und einen Wert vom Typ ο ausgibt. (v) Aus C οοο A ο B ο und A ο die Form B ο zu inferieren. Dies ist die Inferenz der materiellen Implikation (auch: Konditional). Das Typsymbol ο markiert Wahrheitswerte. 2687, 2688 In dem hier vorgestellten Modell spielt die Definition von L-Äquivalenz nach Carnap oder Churchs Definition von Synonymie 2689 für die Substitutionen von Elementen keine Rolle, da wie bereits erläutert (s. 5.7.4) für die Verwendung des λ -Kalküls als Beschreibungssprache der Konnexionsstrukturen von ASSen bzw. KHFern noch strengere Kriterien für die Äquivalenz bzw. Synonymie angelegt werden, so dass nur die Feststellung a posteriori einer Synonymie von gleich materialisierten Zeichen möglich ist, die zunächst als Homonyme aufgefasst werden. Zum Beispiel wird die Bedeutungsvariante x (Bedeutungsvariante x ) eines bestimmten Valenzträgers mit der Bedeutungsvariante y (Bedeutungsvariante y ) desselben VTs ersetzt, der in Isolation gleichartig als Zeichen materialisiert ist (z. B. nennen: nennen x / / nennen y ). Dieses strengere Kriterium für die Feststellung, dass zwei Zeichen potentiell denselben Sinn konnotieren, muss eingehalten werden, da nach Frege eine Identität der Sinne zweier verschieden materialisierter Zeichen (z. B. Abendstern und Morgenstern), un- 2687 C HURCH (1951a: 17) 2688 Zur Substitution von Elementen in der Zeichenebene eines komplexen Ausdrucks einer Sprache unter Beibehaltung des Wahrheitswertes desselbigen salva veritate, vgl. das Leibniz-Gesetz, s. 5.5. 2689 Vgl. C HURCH (1954) 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS 561 <?page no="562"?> möglich ist, selbst wenn sie das gleiche Denotat besitzen (z. B. Venus) und in der Relation zueinander stehen, d. h. wertekongruent 2690 sind. Es werden deshalb lediglich Inferenzen und Transformationen angewendet, welche die Kriterien zur Synonymie nach Church oder zur L-Äquivalenz nach Carnap nicht tangieren (s. a. 5.7.3). Auf diese Weise erfolgt das Aufstellen der Konnexionsstruktur eines ASSes oder KHFes mit einem bestimmten zentralen verbalen VT, der potentiell verschiedene Bedeutungsvarianten verkörpert, zunächst durch linguistische Testverfahren, welche die syntaktische Schichtung möglichst genau feststellen. Anschließend werden die endozentrischen Strukturen sowie die Projektion morphosyntaktischer Formen in der Formelsprache des λ - Kalküls beschrieben. Schließlich werden sämtliche Inferenz- und Transformationsregeln des Kriteriums Alternative (1) angewandt außer jenen, welche eine Synonymie oder L-Äquivalenz der Bedeutungsvarianten voraussetzen, um den Ausdruck illustrativ in die NF zu konvertieren. Somit wird versucht, das Signifikat des VTs, das allen seinen Bedeutungsvarianten inhärent ist, zu isolieren. Falls dies für alle oder einige Bedeutungsvarianten gelingt, indem sie hinsichtlich des zentralen verbalen VTs α -äquivalent sind, kann eine Synonymie des Sinns von Bedeutungsvarianten (z. B. nennen 1 und nennen 2 ) festgestellt werden, und die anfänglich angenommenen und vorausgesetzten verschiedenen Signifikate der Bedeutungsvariante 1 und der Bedeutungsvariante 2 sind kompositionell aus der Sinnstruktur des ASSes oder KHFes erklärbar und für die Konnotation eines einzelnen sprachlichen Elements, in diesem Fall des Vs, aufzuheben, wodurch die zwei Sinne der Bedeutungsvariante 1 und der Bedeutungsvariante 2 zu einem gemeinsamen Sinn zusammenfallen. Dies ist vor allem eine graphische und formalsprachliche Deskription, welche in intersubjektiv einsehbarer Methodik den kompositionellen Charakter komplexer sprachlicher Strukturen und ihrer Sinne darstellen soll und durch Vergleich dieser Strukturen die Theorie der Ambiguität der KOPe oder kopulaähnlichen Ven für die Sinnebene überprüft. Die Analyse der Objektsprädikativverben und ihrer potentiellen K-P-Ke stellt hierbei Kontrollexperimente sowie Vergleichsdaten bereit und untersucht darüber hinaus die logisch-semantischen Konnexionsstrukturen in K-O-Ken. Der Prozess der Konversion der IS in die NF durch die β -Reduktion (auch: β -Konversion) hat in der vorliegenden Studie, ob obiger erklärender Ausführungen, keinen großen eigenen Erkenntniswert, da die Funktionen sich als Darstellung der Satzstruktur simplifiziert und relativ gleichförmig gestalten. Mathematische Operatoren und kompliziertere Funktionen kommen nicht vor, wie dies in anderen Ausdrücken des deskriptiven λ -Kalküls der Fall ist. Der exemplarisch zu nennende Ausdruck 2690 Zur Wertekongruenz, s. 5.6.5. 562 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="563"?> ( λ x.x)( λ x. λ y.x ∙ y( λ z.( λ x.x)z)) ( λ z.x(y)) besitzt z. B. die β -Reduktion: ( λ x.x) ( λ x. λ y.x ∙ y( λ z.( λ x.x)z))( λ z.x(y)) → ( λ x. λ y. x ∙ y( λ z.( λ x.x)z))( λ z.x(y)) → ( λ y. ( λ z.( λ x.x)z) ∙ y)( λ z.x(y)) → ( λ z.( λ x.x)z) ∙ ( λ z.x(y)) → ( λ z.z) ∙ ( λ z.x(y)) (NF)). Diese Raffinesse des λ -Kalküls, der Ausführung der β -Reduktion und der Feststellung der α -Äquivalenz, die in komplizierteren Funktionsausdrücken mit mathematischen Operationen deutlich wird, kommt in der Deskription der relativ einfachen Funktionen einer Syntaxbeschreibung deshalb nicht besonders zur Geltung, was den wahrnehmbaren Erkenntniswert mindert. Die zu ermittelnde α -Äquivalenz beziehentlich der Funktion, welche das V als VT repräsentiert, ist in Kompositionen derartig einfacher Funktionen ebenso oder sogar deutlicher in der IS ohne β -Reduktion ablesbar. Der Erkenntniswert der β -Reduktion (auch: β -Konversion) besteht demnach primär darin, die stemmatische Struktur der gesamten Satzbzw. Kohärenzfeldfunktion s aus der Tabelle in anderer Form anzuzeigen als auch zu verdeutlichen, dass die IS in diese Form, namentlich die NF, konvertiert werden kann und deshalb korrekt ausgeführt ist. Die IS zu dem Beispiel (69) (s. Tab. 15) hat nachfolgende β -Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q, r(t), u(v(w))) (a) (e) (f) (c) (b) ( λ x.x) (d) → λ r. λ t. λ u. λ v. λ w. s(a, r(t), u(v(w))) (e) (f) (c) (b) ( λ x.x) (d) → λ t. λ u. λ v. λ w.s(a, e(t), u(v(w))) (f) (c) (b) ( λ x.x) (d) → λ u. λ v. λ w.s(a, e(f), u(v(w))) (c) (b) ( λ x.x) (d) → λ v. λ w. s(a, e(f), c(v(w))) (b) ( λ x.x) (d) → λ v. λ w.s(a, e(f), c(v(w))) (b) ( λ x.x) (d) → λ w. s(a, e(f), c(b(w))) ( λ x.x) (d) → s(a, e(f), c(b( λ x.x))) (d) → s(a, e(f), c(b(d))) (NF). Die stemmatische Struktur steht zur NF des Beispiels (84) in anschließend graphisch repräsentiertem Verhältnis. So entspricht die NF s(a, e(f), c(b(d))) dem Stemma (Abb. 29): Abb. 29: Stemmatische Struktur mit Wortformen sowie Funktions- und Argumentnamen Unter Hinzuziehung der Tabellenspalte salva congruitate (s. c.), in welcher die syntaktische Schichtung der verschiedenen LAen und SBPe zu einem V angegeben ist, welche sich aus der Applikation der linguistischen Testverfahren ergibt, zeigt die IS eine Schichtung von Funktionen auf, die sich im Stemma 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS 563 <?page no="564"?> graphisch mit Ovalen und in der IS bzw. TIS als angeschlossene Funktionen markieren lässt, wobei eine Projektion durch eine Funktion bzw. einen VT oder ein Regens immer nur innerhalb eines Ovals bzw. innerhalb einer Funktion in der ausgeführten IS möglich ist (Abb. 30) (vgl. (69)): Abb. 30: Stemmatische Struktur mit Wortformen und den Ovalen zur Markierung der syntaktischen Schichtung zu Tabelle 15 Das V gelten projiziert z. B. in dieser IS zu (69) (s. a. Tab. 15) das obligatorische S Tradition, kann jedoch nicht die fakultative E nichts mehr projizieren, welche durch ihr Hinzutreten eine neue LA bzw. einen neuen SBP generiert und graphisch mit einem weiteren Oval umrahmt ist. 7.6.2.2 Die Konzeptfunktion Δ οβα Die in der Beleganalyse dieser Studie dargestellte Beschreibung der Konnexionsstruktur geht von dem Abbildungscharakter der Sprache und von VTn als logische Prädikate bzw. Begriffe und Beziehungen in Funktionenschreibweise nach Frege aus, die in der formalen Beschreibung des λ -Kalküls Churchs veranschaulicht werden. Es handelt sich um eine Sprachbeschreibung. Hierbei wird angenommen, dass ein VT durch seine morphosyntaktische Valenz die sprachlichen Elemente, die er regiert, als Argumente zu seiner Sättigung nimmt und wie eine Funktion abbildet f(x) = x ’ . Diese Abbildung durch den VT äußert sich darin, dass in der deutschen Sprache dieses Argument kasusregiert, kategorial statusregiert oder lexikalisch statusregiert wird und aufgrund dieser Rektion durch den als Funktion übergeordneten VT auf eine von der Argumentstelle geforderte (morphosyntaktische) Qualität abgebildet, d. h. projiziert wird ((72), (73)) (s. 6.4.1; 6.4.1.1; 6.4.1.2). (72) Die Frau gibt dem Mann das Buch. (73) *Die Frau gibt des Mannes das Buch. 564 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="565"?> So werden die Argumente die Frau (Argument a), der Mann (Argument b) und das Buch (Argument c) von dem VT geben (Funktion f) in der Satz- oder Kohärenzfeldfunktion s eines Fregeschen Gedankens vom Typ ο 1 als Argumente morphosyntaktischer Valenz angenommen, wobei die Argumente von der Funktion des VTs auf eine bestimmte syntaktische Kategorie abgebildet werden. Es ergibt sich die β -Konversion der Form: λ a. λ b. λ c.s(geben NOM, DAT, AKK (a, b, c)) (die Frau) (der Mann) (das Buch) → λ b. λ c.s(geben NOM, DAT, AKK (die Frau NOM , b, c)) (der Mann) (das Buch) → λ c.s(geben NOM, DAT, AKK (die Frau NOM , dem Mann DAT , c) (das Buch) → s(geben NOM, DAT, AKK (die Frau NOM , dem Mann DAT , das Buch AKK ). Da diese sprachlichen Entitäten, die als Argumente anderer sprachlicher Entitäten fungieren, abgebildet werden, ist ihr Bild ein Konzept ihres Urbildes. Ein VT, welcher ein Argument annimmt, ist demnach in der Lage, ein Konzept des Urbildes seines Arguments zu erzeugen. Die Funktion eines sprachlichen VTs, d. h. ein Begriff oder eine Beziehung, hat aber in der Satzbzw. Kohärenzfeldfunktion s vom Typ ο 1 zunächst keine extensionalen Wahrheitswerte als Werte, sondern seine Funktion bildet nur Konzepte auf Konzepte ab. Ein außersprachlicher extensionaler Gegenstand (z. B. [der Mann]), wird als sprachliches Zeichen der Zeichenebene konzipiert. Dieses sprachliche Zeichen wird wiederum durch die Funktion eines sprachlichen VTs auf eine bestimmte Qualität einer morphosyntaktischen Valenzstelle abgebildet. Das heißt, der VT nimmt ein Konzept als Argument und bildet es auf ein höheres Konzept ab (72a). Wenn die Funktion des Regens bzw. des VTs gemäß den Qualitäten seiner morphosyntaktischen Valenzstellen erfolgreich abbildet, dann ist der Ausdruck grammatisch ((72), (72a)). Wenn das Argument nicht erfolgreich gemäß den Qualitäten der morphosyntaktischen Valenzstelle abgebildet wird, dann ist der Ausdruck ungrammatisch ((73), (73a)): (72a) geben DAT : [der Mann] α → [dem Mann DAT ] β (73a) *geben DAT : [der Mann] α ↛ [des Mannes GEN ] β Daraus folgt, dass in (72) der Wert der Konzeptfunktion Δ ο 0 Φ x+1 Φ x der Wahrheitswert wahr ist und dass in (73) der Wert der Konzeptfunktion Δ ο 0 Φ x+1 Φ x der Wahrheitswert falsch ist. Ein Zeichenträger, der in einer Leerstelle nichts regiert, jedoch in die endozentrische Struktur des ASSes oder KHFes miteingebunden ist, bildet alle Einheiten, die er, motiviert durch Endozentrik, anschließt, auf sich selbst ab. Ein derartiger Zeichenträger ist demzufolge eine Identitätsfunktion id. 2691 Die Fregeschen Gedanken sind in der TIS mit einem Typsymbol ο 1 graphisch markiert, um eine Verwechslung von ihren bezeichneten Bedeutungen zu unterbinden. Es gilt die Konzepthierarchie (s. 5.7.3) 2691 Freie Angaben sind Argumente der Satz- oder Kohärenzfeldfunktion s. 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS 565 <?page no="566"?> (Abb. 13). Die Typangaben (s. 5.7.3) nach Church wurden für die Beleganalyse der vorliegenden Untersuchung um nachfolgende Indizes ergänzt ((i) - (v)): (i) Der Index K x zeigt an, dass bestimmte Bilder grammatisch kongruent zu jenen sind, welche ebenfalls mit dem Index K x markiert sind oder dass ein Bild K x gemäß einer von der P ausgehenden Kasusrektion K x in einer PP abgebildet ist. (ii) Der Typ id stellt den Typ der Identitätsfunktion dar. (iii) Der Index idK x zeigt an, dass es sich um diejenige Entität handelt, welche eine andere Entität auf K x abbildet, um grammatische Kongruenz oder ein kasusrektionales Verhältnis zu etablieren. (iv) Der Typ id βα indiziert Funktionen, welche andere Funktionen vom Typ βα annehmen und ebenfalls eine Funktion vom Typ βα liefern. (v) Die Konzeptfunktion Δ bzw. Δ οβα schließlich markiert, ob Entitäten des Typs α auf ihre Konzepte, d. h. Entitäten des Typs β abgebildet wurden, so dass diese Abbildung einen grammatischen bzw. wohlgeformten sprachlichen Ausdruck erzeugt. Wenn die Abbildung richtig erfolgt ist und jede Entität im ASS bzw. KHF auf eine geforderte oder passende syntaktische Position abgebildet wurde, gibt die Konzeptfunktion Δ οβα einen Wahrheitswert vom Typ ο 0 (w ο oder f ο ) aus. Diesen Wahrheitswert vom Typ ο 0 nimmt die Satzbzw. Kohärenzfeldfunktion s an und bildet ihn auf sein Konzept, d.h auf einen Fregeschen Gedanken vom Typ ο 1 (w 1 oder f 1 ) ab. Ein grammatischer und wohlgeformter Ausdruck ergibt den Wert w 0 der Konzeptfunktion Δ , welcher wiederum von der Satz- oder Kohärenezfeldfunktion s auf w 1 als intensional wahr bzw. gültig abgebildet wird. Wenn eine Entität nicht auf eine passende oder geforderte morphosyntaktische Qualität abgebildet wurde und der ASS bzw. das KHF deshalb nicht grammatisch bzw. nicht wohlgeformt ist, liefert anschließend die Konzeptfunktion Δ den Wert f 0 als Wahrheitswert, welchen s auf f 1 abbildet. Ein grammatikalisch falscher und nicht wohlgeformter sprachlicher Ausdruck ergibt in jedem Fall den Wert f 0 der Konzeptfunktion Δ , da α nicht auf β bzw. Φ x nicht auf Φ x + 1 abgebildet wurde (s. 5.7.3). Dabei entsprechen die Definition der Konzeptfunktion Δ sowie die Ausstattung der Fregeschen Gedanken mit einem Typsymbol denjenigen Churchs. 2692 Der Ausdruck λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α . λ w βα .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα ), u idK 2 βα (v K 2 βα (w id βα ))) (a ι 1 ) (e ι 1 ) (f ι 1 ) (c ι 1 ) (b ι 1 ) ( λ x α .x βα ) (d ι 1 ) → s ο 1 (a ι 2 , e idK 1 ι 2 (f K 1 ι 2 ), c idK 2 ι 2 (b K 2 ι 2 (d ι 2 ))) stellt die typisierten Strukturen zu (69) (s. Tab. 15) dar. Die zweite Zeile nach der Reduktion hat keine λ -gebundenen Elemente mehr, was aber nicht darauf hinweist, dass die Funktionen nun gesättigt sind und ihrem extensio- 2692 C HURCH (1951a: 11 f.); vgl. P ARSONS (2016: 34) 566 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="567"?> nalen Wert bzw. ihrer extensionalen Bedeutung entsprechen. Da auch der Ausdruck s ο 1 (a ι 2 , e idK 1 ι 2 (f K 1 ι 2 ), c idK 2 ι 2 (b K 2 ι 2 (d ι 2 ))) zu (69) (s. Tab. 15) noch ein Gedanke ist, wären auch mehrstufige λ -Abstraktoren erwägbar, was hier jedoch nicht vorgenommen wurde. Freges spricht über „ die Mannigfaltigkeit von Gegenständen und Funktionen, daß es schwer wird, ein vollständiges System von logischen Gesetzen aufzustellen “ 2693 . Um dem Eindruck, es handle sich bei Formen ohne λ -Abstraktor bereits um die extensionale Bedeutung in der außersprachlichen Wirklichkeit bzw. um eine Funktion, welche den extensionalen Wahrheitswert behauptet, entgegenzuwirken, dient das Typsymbol ο 1 der Satz- oder Kohärenzfeldfunktion s. Deshalb ist diese Darstellung neben der Konzepthierarchie Churchs ((Abb. 9), (Abb. 10), (Abb. 13)) (s. 5.7.2; 5.7.3; 7.6.1) 2694 auch mit den Fregeschen Stufen zu assoziieren 2695 , wobei die Typen sowie die Funktionen selbst aufgrund ihrer Qualität verschiedene Stufen anzeigen. Sluga führt, wie obig bereits alludiert, außerdem an, es wäre Frege klar gewesen, „ daß diese Typenhierarchie, für sich genommen, zu unüberwindlichen Schwierigkeiten im Bereiche der Mathematik führen könnte “ 2696 . In den Tabellen der Beleganalyse (s. 10) ist ablesbar, welche Operationen im Zuge der Anwendung verschiedener linguistischer Testverfahren einen grammatischen Ausdruck oder Teilausdruck ergeben, der mit der Angabe salva congruitate (s. c.) sowie der Nennung der LA oder des SBPs versehen ist, so dass die Darstellung der TIS auf diese Weise legitimiert ist. Ein Entwurf einer komplexeren Typisierung könnte zusätzlich weitere Information aus der Applikation der linguistischen Testverfahren am sprachlichen Beleg im formelhaften Ausdruck des deskriptiven λ -Kalküls (s. u. (vi) - (ix)) darstellen, worauf jedoch in der vorliegenden Studie verzichtet wurde, damit die Typisierung der IS auch im Hinblick auf die limitierten graphischen Darstellungsmöglichkeiten eine möglichst simplifizierte und übersichtliche Form hat: (vi) Die von einem VT für eine bestimmte Leerstelle geforderte morphosyntaktische (z. B. morphosyntaktische Merkmale; Wortart) oder inhaltlich konnotierte (z. B. atypisches Agens; typisches Agens; Eigenname; ein als solcher ausgezeichneter Begriff) Qualität könnte als Hochindex oder an anderer Stelle angegeben werden. 2693 F REGE / R USSELL (1902: Brief 23.09.1902), zit. nach S LUGA (1962: 207) 2694 Vgl. auch Freges Verstehensmodell, dass Funktionen zweiter Stufe unter besonderen, erwähnten Bedingungen von Funktionen erster Stufe vertreten werden könnten (F REGE (1962 [1893]: 42). 2695 Vgl. S LUGA (1962: 196 f.) 2696 S LUGA (1962: 196 f.) 7.6 Der deskriptive λ -Kalkül in der IS und der TIS 567 <?page no="568"?> (vii) Die morphosyntaktische (z. B. morphosyntaktische Merkmale; Wortart) oder inhaltlich konnotierte (z. B. atypisches Agens; typisches Agens; Eigenname; ein als solcher ausgezeichneter Begriff) Qualität der λ -gebundenen Einheiten in Argumentposition könnte notationell erwähnt werden, wodurch markiert wäre, wie die Entitäten vom Typ ι 1 als Entitäten des Typs ι 2 konzeptualisiert sind. (viii) Sämtliche kasusrektionalen, kategorial oder lexikalisch statusrektionalen Verhältnisse, nicht nur die Kasusrektion in PPn, könnten markiert werden. (ix) Das Verhältnis zwischen Konzeptfunktion Δ und Satzbzw. Kohärenzfeldfunktion s, in welchem die Satzfunktion s den resultierenden Wahrheitswert der Konzepfunktion Δ auf einen Gedanken abbildet, könnte in der formelhaften Darstellung in Funktionenschreibweise noch ausführlicher repräsentiert werden. Die TIS zeigt demzufolge primär grammatische Kongruenzverhältnisse sowie die Kasusrektion in PPn an und veranschaulicht sekundär, dass sprachlich realisierte ASSe und KHFer einen Fregeschen Gedanken vom Typ ο 1 konstituieren, wenn sie aus grammatischen bzw. wohlgeformten Teilausdrücken komponiert sind und einen grammatischen bzw. wohlgeformten Gesamtausdruck ergeben, da fachterminologische Gedanken aus scharfen, gesättigten Begriffs- und Beziehungsstrukturen bestehen. Dieser Gedanke ist dann, und nur dann nach Frege und Dedekind gültig, hat Bestand (w 1 ) (s. 5.6.6) und bezeichnet einen extensionalen Wahrheitswert w 2 oder f 2 . Der bezeichnete oder zu behauptende extensionale Wahrheitswert w 2 oder f 2 kann in diesem Modell nur erwähnt, nicht ermittelt werden, da nur innersprachliche Strukturen und Sinnstrukturen zu deskribieren sind. Schließlich ergibt sich die Form s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) zu dem Beispiel (69) (s. Tab. 15). Dabei beschreibt die Konzeptfunktion mit dem Namen Δ ο 0 Φ x+1 Φ x die Existenz von Konzepten im Verhältnis zu Entitäten vom Typ tieferer Stufen und den Ausdruck ihrer Sinne als Entitäten vom Typ einer höheren Stufe. 2697 2697 C HURCH (1951a: 16 f.); vgl. S LUGA (1962: 196 f.) 568 7 Empirischer Teil: Datenerhebung und Analyse <?page no="569"?> 8 Schlussbemerkung Es sind die gleichen ordnenden Kräfte, die die Natur in allen ihren Formen gebildet haben und die für die Struktur unserer Seele, also auch unseres Denkvermögens verantwortlich sind. (Werner K. Heisenberg) Die Beleganalyse der mittels einer Corpusrecherche und dem Valenzwörterbuch E-VALBU empirisch erhobenen Daten zu den Verben bezeichnen, bleiben, gelten, heißen, nennen, scheinen, schimpfen, sein und werden befindet nachfolgende Ergebnisse. Ein traditionelles prädikatives Verhältnis, welches eine Kopula und ein traditionelles grammatisches Prädikativ in Nachfolge Abaelards im weitesten Sinn umfasst, ist gemäß dem empirischen Teil der vorliegenden Untersuchung (s. 10) bis zum jetzigen Forschungsstand in folgenden sprachlichen Komplexen auffindbar (Tab. 17): Signifikanten der Verben KVen mit traditionellem prädikativen Verhältnis bezeichnen (ohne LA4 Schweizer Variante) • LA3 (KV 3 ) (z. B. Ralph Conrad bezeichnete ihre Verpflichtung als Sensation. (BRZ09/ SEP.06325 Braunschweiger Zeitung, 12.09.2009; Nationalspielerin zu den Wildcats)) zwischen der NP AKK 1 und der ADJP mit NP AKK 2 • SBP2 (KV 3 ) (z. B. Händler bezeichneten den Preis als hoch. (SOZ07/ MAR.02736 Die Südostschweiz, 13.03.2007; Die Swisscom steht vor einer Grossübernahme)) zwischen der NP AKK 1 und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL • SBP3 (KV 3 ) (z. B. Das Echo bezeichnen die Organisatoren als überwältigend. (A97/ OKT.31757 St. Galler Tagblatt, 27.10.1997, Ressort: wv-wil (Abk.); Auktion zugunsten der Kindertagesstätte)) zwischen der NP AKK 1 und der PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL bezeichnen (mit LA4 Schweizer Variante) Æ bleiben Æ gelten Æ <?page no="570"?> Signifikanten der Verben KVen mit traditionellem prädikativen Verhältnis heißen • LA5 (KV 3 ) (z. B. Sie heißen mich einen schlechten Poeten. (nach Schädlich, S. 200) [Bsp. aus E-Valbu]) zwischen der NP AKK 1 und der NP AKK 2 • SBP1 (KV 5 ) (z. B. Sie hiessen alle Anträge des Verwaltungsrates gut. (SOZ09/ MAI.00123 Die Südostschweiz, 01.05.2009; Aktionäre mit Geberit zufrieden)) zwischen der NP AKK 1 und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL nennen Æ scheinen Æ schimpfen • LA3 (keine KV) (z. B. Die Schülerschaft schimpft die sanitären Anlagen veraltet. (A98/ NOV.72709 St. Galler Tagblatt, 13.11.1998, Ressort: WV-UTT (Abk.); ausgeplaudert Stille Bedürfnisse)) zwischen der NP AKK 1 und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL (unter Vorbehalt) • SBP1 (keine KV) (z. B. Andere schimpfen ihn einen Anti- Modernisten (M07/ NOV.02911 Mannheimer Morgen, 12.11.2007, S. 32; Der Konservative mit der stilvollen Sprache)) zwischen der NP AKK 1 und der NP AKK 2 (unter Vorbehalt) sein • LA17 (KV 2 ) (z. B. Mir war heute nicht nach Joggen. [Bsp. aus E-VALBU]) zwischen der NP DAT und der PP NACH • LA18 (KV 3 ) (z. B. Der Katze war sehr kalt. [Bsp. nach E-VALBU]) zwischen der NP DAT und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL werden • LA6 (KV 2 ) (z. B. Unserem Hund wurde schlecht. [Bsp. nach E-VALBU]) zwischen der NP DAT und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL Tab. 17: Koordinationsvalenzstrukturen mit traditionellen Prädikativen Andere sprachliche Elemente in syntaktischer Position des traditionellen Subjekts- oder Objektsprädikativs der untersuchten Sekundärdaten wurden anhand der angewendeten Analyse- und Deskriptionsmethode (s. 10) als Nominativobjekte, Genitivobjekte, Dativobjekte, Akkusativobjekte, Kasusadverbialien, Temporaladverbialien, Lokaladverbialien, Modaladverbialen, Verbgruppenadverbialien, (Rechts-)Attribute und Partikel zu dem Verb sein identifiziert. 570 8 Schlussbemerkung <?page no="571"?> Aus der Beleganalyse des empirischen Teils der vorliegenden Studie (s. 10) ergeben sich außerdem folgende Konklusionen als aktueller, aber aktualisierbarer Forschungsstand zu den untersuchten Verben (Tab. 18): Verbklassifikation Verben KOPe V sein in KV 2 sein; V sein in KV 3 sein kopulaähnliche Ven V werden in KV 2 werden Objektsprädikativverben V bezeichnen in KV 3 bezeichnen (ohne LA4 Schweizer Variante); V heißen in KV 3 heißen; V heißen in KV 5 heißen Objektsprädikativverben (unter Vorbehalt aufgrund der Fakultativität der NP AKK 1 ) V schimpfen in LA3 (keine KV); V schimpfen in SBP1 (keine KV) Tab. 18: Verben in Kopula-Prädikativ-Komplexen Zu den restlichen Verben, die nicht in Tab. 18 aufgeführt sind, ergeben sich folgende Schlussfolgerungen: 1. Die Verben der KV 1 sein, KV 1 bleiben und KV 1 werden verkörpern keine traditionellen Kopulae oder kopulaähnlichen Verben, welche als semantisch leere oder blasse, syntaktisch unselbständige, ambige (auch: polyseme) Verben aufgefasst werden könnten, sondern stellen jeweils ein Vollverb mit einem isolierbaren, nachweisbaren sowie monosemen Inhalt auf Sinnebene dar. Sie bilden ein semantisches Paradigma, stellen jeweils ein logisches Prädikat im Aussagesatz oder Kohärenzfeld dar und sind jeweils das grammatische Prädikat im Aussagesatz oder Kohärenzfeld. 2. Die Adkopula ist in Übereinstimmung mit diesen Resultaten nach Engel 2698 als Partikel zu bezeichnen, da sie nicht mit einer Kopula, sondern mit dem Vollverb sein auftritt. 3. Eine inhaltliche Verwandtschaft zwischen KV 1 sein, KV 1 bleiben und KV 1 werden ist nicht nachweisbar. 4. Die Verben in KV 1 gelten, KV 2 gelten, KV 3 gelten, KV 1 heißen, KV 2 heißen, KV 4 heißen, KV 1 scheinen, KV 2 scheinen, KV 3 scheinen sind nicht als traditionelle Kopulae oder kopulaähnliche Verben identifizierbar und schließen keine traditionellen Subjektsprädikativ-Komplexe an, sondern verfügen ebenfalls 2698 Vgl. E NGEL (2009: 13, 421 ff.); vgl. E NGEL / S CHRAMM (1975: 16) 8 Schlussbemerkung 571 <?page no="572"?> über einen jeweils bestimmbaren Inhalt auf Sinnebene und einen Status als Vollverb. 5. Die Verben in KV 1 bezeichnen mit Berücksichtigung der LA4 als Schweizer Variante, in KV 1 nennen und in KV 1 schimpfen konstituieren keine traditionellen Objektsprädikativverben und erzeugen keine traditionellen Objektsprädikativ-Komplexe. 6. Die Beleganalyse der vorliegenden Untersuchung bestätigt Moros nachfolgend zitierte Vermutung für das Verb sein in KV 1 sein der deutschen Sprache: „ in fact, the theory of the copula as the realization of an identity relation is not based on empirical investigation; it is simply imposed on the data. “ 2699 Diese Interpretation eines sprachlichen Ausdrucks nach einem algebraischen Modell als absolute konventionelle Identität oder Mengenbzw. Klasseninklusion ist gemäß der Beleganalyse der vorliegenden Untersuchung durch syntaktische Analysen für das Verb sein in KV 1 sein nicht gestützt. Auch der nächst angeführten Behauptung Moros ist hinsichtlich des deutschen Verbs sein in KV 1 sein zuzustimmen: „ all those analyses are independent of the syntactic structure of the clause. The different functions that the copula is assumed to be associated with (identity, existence, predication, etc.) are analyzed as inherently dependent on the ‚ word ‘ itself (i. e., on the lexical entry of be, eînai ( εἶναι ), esse, être, essere, etc.) “ 2700 . Die Beleganalyse der vorliegenden Studie ermittelt zusätzlich, dass das Verb sein in KV 1 sein auf der intensionalen Inhaltsebene nicht derartig semantisch leer, semantisch blass oder polysem (auch: ambig) ist. Statt dessen besitzt das Verb sein in KV 1 sein einen eigenen, spezifischen, observierbaren und erfassbaren Sinn und damit einen begrifflichen Gehalt, um als scharf umgrenzter Begriff in einem Fregeschen Gedanken zu fungieren. Untig in Tabelle 19 aufgeführte Verben besitzen als Homonyme mehrere Signifikate auf Sinnebene und sind damit als Verben homonym oder polysem (auch: ambig) oder sie stellen keine Homonyme dar, womit sie nur ein einziges Signifikat haben und als Verb monosem sind. Ein Verb ohne jegliches Signifikat bzw. ein stets inhaltlich leeres/ blasses Verb wurde nicht gefunden. 2699 M ORO (2013: 111) 2700 M ORO (2013: 112) 572 8 Schlussbemerkung <?page no="573"?> Klassifikation Wortformen Homonyme bezeichnen (ohne Schw. Variante); gelten; heißen; scheinen; sein (mit NP DAT in syntakt. Subj.pos.); werden (mit NP DAT in syntakt. Subj.pos.) keine Homonyme bezeichen (mit Schw. Variante); bleiben; nennen; schimpfen; sein (ohne NP DAT in syntakt. Subj.pos.); werden (ohne NP DAT in syntakt. Subj.pos.) Ven ohne Signifikat (inhaltlich leere/ blasse Ven) Æ Tab. 19: Verben und ihre Signifikate auf Sinnebene Die Beleganalysen, die Beschreibungen der Beobachtungen von Strukturen sowie der Signifikate auf intensionaler Ebene, die ermittelten obligatorischen sowie fakultativen Ergänzungen und freien Angaben, insbesondere auch die Ermittlung der vom verbalen Valenzträger ausgehenden statusrektionalen Verhältnisse auf Sinnebene und damit die ausführliche Auswertung zu jedem einzelnen Verb sind im Anhang (s. 10) nachzulesen. Es lässt sich in der Beleganalyse (s. 10) folgendes syntaktisches Verhalten der Entitäten in traditioneller Subjektsprädikativ- und traditioneller Objektsprädikativposition erkennen (Tab. 20; Tab. 21). ADJe ˅ ADJPn, ADKe ˅ ADKPn, ADVe ˅ ADVPn, AJKPn, NPn, Partikeln, PPn, Part-I-Formen ˅ Part-I-Pn in trad. Subjektsprädikativposition TOP pos. TOP neg. TEL pos. TEL neg. ELM pos. ELM neg. KGZ mit fin. V u. NP NOM 1 nicht obligatorisch → kein trad. Prädikativ x / x / x / / primär Verbbezug → kein trad. Prädikativ x / x / / x / nicht obligatorisch → kein trad. Prädikativ x / x / x / x primär Verbbezug → kein trad. Prädikativ x / x / / x x 8 Schlussbemerkung 573 <?page no="574"?> ADJe ˅ ADJPn, ADKe ˅ ADKPn, ADVien ˅ ADVPn, AJKPn, Partikeln, PPn, Part-I-Formen ˅ Part-I-Pn in trad. Subjektsprädikativposition u. NP DAT in trad. Subjektsposition TOP pos. TOP neg. TEL pos. TEL neg. ELM pos. ELM neg. KGZ mit fin. V kein primärer Verbbezug → trad. Prädikativ zur NP DAT x / x / / x / Tab. 20: Syntaktisches Verhalten der Terme in traditioneller Subjektsprädikativposition ADJe ˅ ADJPn, Partikeln, PPn, Part-I-Formen ˅ Part-I-Pn in trad. Objektsprädikativposition TOP pos. TOP neg. TEL pos. TEL neg. ELM pos. ELM neg. KGZ mit NP AKK 1 nicht obligatorisch → kein trad. Prädikativ x / / x x / / primär Objektbezug → trad. Prädikativ x / / x / x / NPn, AJKPn in trad. Objektsprädikativposition TOP pos. TOP neg. TEL pos. TEL neg. ELM pos. ELM neg. KGZ mit NP AKK 1 nicht obligatorisch → kein trad. Prädikativ x / x / x / / primär Objektbezug → trad. Prädikativ x / x / / x / nicht obligatorisch → kein trad. Prädikativ x / x / x / x primär Objektbezug → trad. Prädikativ x / x / / x x ADVien ˅ ADVPn in trad. Objektsprädikativposition TOP pos. TOP neg. TEL pos. TEL neg. ELM pos. ELM neg. KGZ mit NP AKK 1 nicht obligatorisch → kein trad. Prädikativ x / / x x / / 574 8 Schlussbemerkung <?page no="575"?> ADVien ˅ ADVPn in trad. Objektsprädikativposition TOP pos. TOP neg. TEL pos. TEL neg. ELM pos. ELM neg. KGZ mit NP AKK 1 nicht obligatorisch → kein trad. Prädikativ x / x / x / / primär Verbbezug → kein trad. Prädikativ x / x / / x / Tab. 21: Syntaktisches Verhalten der Terme in traditioneller Objektsprädikativposition Folgende auf Sinnebene lexikalisch statusregierte Präpositionen und Adjunktoren der einzelnen verbalen Signifikanten wurden in der Beleganalyse des empirischen Teils der vorliegenden Untersuchung (s. 10) mit Hilfe der verwendeten Methodik aufgefunden ((i) - (iv)): (i) Für das Verb bezeichnen ohne Berücksichtigung der LA4 als Schweizer Variante: Präposition MIT DAT, -KTR ; Adjunktor ALS +KTR • KV 2 : [[NP NOM , NP AKK , MIT DAT, -KTR ]] (z. B. In Europa bezeichnet man mit Buggy meistens Kutschen im Stil eines Phaeton (WPD/ BBB.13882 Thomas Springer; Andizo; MFM; u. a.: Buggy (Kutsche), In: Wikipedia - URL: http: / / de.wikipedia.org: Wikipedia, 2005); • KV 3 : [[NP NOM , NP AKK , ALS +KTR ]] (z. B. Ralph Conrad bezeichnete ihre Verpflichtung als Sensation. (BRZ09/ SEP.06325 Braunschweiger Zeitung, 12.09.2009; Nationalspielerin zu den Wildcats); Händler bezeichneten den Preis als hoch (SOZ07/ MAR.02736 Die Südostschweiz, 13.03.2007; Die Swisscom steht vor einer Grossübernahme); Das Echo bezeichnen die Organisatoren als überwältigend (A97/ OKT.31757 St. Galler Tagblatt, 27.10.1997, Ressort: wv-wil (Abk.); Auktion zugunsten der Kindertagesstätte)) (ii) Für das Verb gelten: Adjunktor ALS +KTR • KV 2 : [[NP NOM , ALS +KTR ]] (z. B. Dort galten sie über Jahrzehnte als verschollen (NUZ09/ OKT.01260 Nürnberger Zeitung, 14.10.2009, S. 22; kurznotiert); Er gelte als der Vater des Wacholderheide-Projektes (RHZ09/ MAI.15486 Rhein-Zeitung, 19.05.2009; Im Heidegarten verweilen)) (iii) Für das Verb heißen: Präposition NACH DAT, -KTR • KV 4 : [[NP NOM , NACH DAT, -KTR ]] (z. B. Johannes heißt nach seinem Großvater [Bsp. aus E-VALBU]) (iv) Für das Verb sein: Präposition NACH DAT, -KTR • KV 2 : [[NP DAT , NACH DAT, -KTR ]] (z. B. Mir war heute nicht nach Joggen [Bsp. aus E-VALBU]). Da das Verb sein in (iv) als traditionelle Kopula 8 Schlussbemerkung 575 <?page no="576"?> interpretiert werden kann, wird üblicherweise die Formulierung, dass das Verb sein regiert, vermieden. Stattdessen könnte von morphosyntaktischer Unselbständigkeit gesprochen werden. Im theoretischen Teil der vorliegenden Untersuchung wurden zudem folgende weitere Erkenntnisse argumentativ hergeleitet (s. u. (i) - (iv)): (i) Nach der Zugrundelegung eines der Theorie Freges entlehnten semiotischen Dreiecks wurde eine injektive Abbildung von der Zeichenebene in die Sinnebene gemäß Frege nachvollzogen sowie anschließend durch eigene Nachforschungen eine Isomorphie als Bijektion und Homomorphie zwischen Rektionspotenz gemäß dem in dieser Studie ausgearbeiteten Rektionsverständnis und Valenzpotenz in der flektierenden Sprache des Deutschen entdeckt (s. 5.6.1; 5.6.2; 6.4.1.1). (ii) Vertreter generativ-transformationeller Grammatiktheorien sind darauf hingewiesen, dass sich die Komplexe KV 5 heißen und LA3 schimpfen eventuell aus den im zugehörigen Gliederungspunkt genannten Gründen für eine Untersuchung mit Hilfe der Small-Clause-Analyse eignen (s. 5.8.1; 10). (iii) Vertreter der sogenannten Abbildungs- und Spiegelungstheorie, pragmatisch-kommunikativer Ansätze zur Sprachbeschreibung oder Spracherwerbswissenschaftler sind durch die Erläuterungen und Ergebnisse der vorliegenden Studie auf das Phänomen der Synesis im Deutschen aufmerksam gemacht, in welchem ein ungrammatischer sprachlicher Ausdruck aus der Anschauung eines extensionalen Mengenverhältnisses, d. h. eines Sachverhalts in der außersprachlichen Wirklichkeit oder dessen mentaler Repräsentation, abgeleitet wird (s. 7.4.2.3). Eventuell können sie zur weiteren Erforschung der Entstehung dieses Phänomens der Synesis konstruktiv beitragen. (iv) Die traditionelle Urteilslehre nach Abaelard oder der Logik von Port- Royal, Ockhams Rasiermesser, die Behauptung einer sogenannten Russellschen Antinomie bezüglich Freges Theorie zu logischen Prädikaten bzw. Begriffen und Beziehungen, die sogenannte Abbildungs- und Spiegelungstheorie nach Flämig mit Referenz auf Segeth und Klaus in Verbindung mit einer der Prädikatenlogik entlehnten deskribierenden Notation, die Verwendung des λ -Symbols zur Markierung oder Bindung von Entitäten aus der Denotationsebene oder ihrer mentalen Repräsentation als auch von angeblichen logischen Prädikaten, Funktionen oder Variablen in semiotischen Modellen und semantischen Formalismen ohne intensionallogischer Sinn- oder Begriffsebene sowie eine Konstituentengrammatik mit einem Beschreibungsschema S → NP + VP für die Struktur eines 576 8 Schlussbemerkung <?page no="577"?> deutschen Aussagesatzes stehen in Widerspruch zu folgenden logischen und mathematischen Gesetzmäßigkeiten sowie Definitionen: • der Definition einer mathematischen Funktion; • dem Leibniz-Gesetz α = β ⇒ Φ ↔ Φ [ α / / β ]; • der von Church bewiesenen Arbitrarität des sprachlichen Zeichens; • Freges Begriffstheorie; • der herleitbaren Ontologie nach Frege und Church (auch: Konzepthierarchie); • Dedekinds Beweis zur vom Träger und vom Denken unabhängigen Existenz und unendlichen Anzahl der fachterminologischen Gedanken; • der von Frege hergeleiteten, logischen Unanfechtbarkeit von Begriffen, unter welche kein Gegenstand fällt, d. h. die keine Denotation in der extensionalen Bedeutungsebene der außersprachlichen Wirklichkeit bzw. der objektiven Realität haben; • der Definition des λ -Abstraktors (auch: λ -Abstraktionsoperator) nach Church mit Verweis auf Freges Thesen; • der Definition einer mathematischen (eindeutigen) Abbildung, nach welcher einem Element der Urbildmenge höchstens ein Element der Bildmenge zugeordnet werden kann. (S. 5.6.3; 5.6.4; 5.7.1; 5.7.3; 5.8; 5.8.1; 5.8.3; 6.4.2.2; 6.4.3.2; 6.9; 6.10) Als Ausblick stellt sich die Frage, ob den einzelnen, in dieser Studie ermittelten Signifikanten eines Sinns auf intensionaler Ebene ein eigener Lexikoneintrag zusteht oder nicht. Diese Frage gilt es in der Lexikographie und mit den dortig anzuwendenden Forschungsmethoden zu beantworten. Ebenso ist eine weitere Erforschung der logisch-semantischen Konnexionsstrukturen in Kopula-Prädikativ-Komplexen darin motiviert, anhand von Methoden diachroner Sprachwissenschaft, der Lexikologie, der Lexikographie, der Dialektologie oder der Sprachvariantenforschung die Gründe für die Entstehung der Komplexe mit Verhältnissen, die als traditionell prädikativ interpretiert werden können, auszumachen. Darüber hinaus ist eine zukünftige Durchführung einer vollständigen Untersuchung des Verbs halten, welches in der vorliegenden Studie u. a. aufgrund seines außerordentlich vielfältigen Vorkommens in unterschiedlichen, semantisch-syntaktischen Einbettungen aus Platzgründen nicht in die Beleganalyse mitaufgenommen wurde, erstrebenswert. Zudem kann die Einsicht in den logisch-semantischen Aufbau und die Systematik der Sprache in der vorliegenden Untersuchung dazu anregen, Studien der Syntax- und Semantikforschung sowie der kritischen Grammatikographie hinsichtlich des morphosyntaktischen und logisch-semantischen Status des unpersönlichen Pronomens es im Deutschen aufzunehmen. Überdies lenken die Ergebnisse der 8 Schlussbemerkung 577 <?page no="578"?> vorliegenden Untersuchung die Aufmerksamkeit auf das Rechtsattribut sowie die Valenz von Substantiven und Adjektiven im Deutschen. Abschließend ist zu resümieren, dass gemäß der theoretischen Argumentation und empirischen Untersuchung der vorliegenden Studie das Verständnis der morphosyntaktischen und logisch-semantischen Struktur eines deutschen Aussagesatzes oder Kohärenzfeldes durch eine Ontologie ihrer Entitäten in Form einer herleitbaren Stufenhierarchie von logischen Gegenständen und logischen Prädikaten als Begriffe und Beziehungen ermöglicht wird. Die vorliegende Untersuchung hat ebenfalls herausgearbeitet, dass die Intelligibilität von grammatischen bzw. wohlgeformten natürlich- oder formalsprachlichen Aussagen als Begreifen und Erfassen ihrer komponierten intensionalen Sinnstruktur anhand muttersprachlicher oder linguistischer Kompetenz sowie anhand linguistischer, morphosyntaktischer und logisch-semantischer Analyse unabdingbar ist, um die Bedeutung oder den extensionalen Wahrheitswert wahr oder falsch einer Aussage mit Hilfe eines nach Frege notwendig nachzuordnenden Urteils adaequatio intellectus et rei festzustellen. Dabei ist zu beachten, dass es auf der Ebene des Begriffs, d. h. der Sinnebene, keine Gegensätze gibt, die sich gegenseitig bestimmen, hervorrufen, zerstören oder als existent bzw. als nichtexistent bestätigen. Stattdessen gibt es auf der begrifflichen Sinnebene nur eine Mannigfaltigkeit von qualitativ verschiedenen Entitäten unendlicher Anzahl, die sich wechselseitig voneinander unterscheiden, aber nicht einander erzeugen oder vernichten. Allerdings können diese begrifflichen Entitäten der Sinnebene Gegensätze bezeichnen, welche sich in der extensionalen Denotationsebene wie eben solche verhalten und welche das extensional Wahre dem extensional Falschen gegenüberstellen. Insofern ist der aus dem Kontext des Briefwechsels in Schillers Thalia herausgelöste Satz die Vernunft erkennt die Wahrheit 2701 zutreffend, doch eben nur dann, wenn die Vernunft auch mit Frege als Unterscheiden von Zeichen, Sinn und Bedeutung sowie damit als Unterscheiden der Ausdrücke Φ (x), ├Φ (x) und ─ Φ (x) bzw. λ x. Φ (x) praktiziert wird. Die dargelegten sprachlichen, logischen und mathematischen Zusammenhänge zeigen demzufolge auf, dass die Bestimmung des Sinns der Bestimmung eines Wertes in Übereinstimmung mit logischen sowie mathematischen Gesetzmäßigkeiten und syntaktischen Regeln der deutschen Sprache vorangeht und dass umgekehrt die Determination des Sinns anhand des Wertes logische und mathematische Gesetzmäßigkeiten sowie syntaktische Regeln in der deutschen Sprache bricht (s. 5.6.3; 5.6.4; 5.6.6; 5.7.1; 5.7.3; 5.8; 5.8.1; 5.8.3; 6.4.3.2; 6.9; 6.10). 2701 S CHILLER (Hrsg. 1786: 106, Julius an Raphael, III. Philosophische Briefe) 578 8 Schlussbemerkung <?page no="579"?> Der Sinn des Verbs sein in KV 1 sein wird in den Resultaten der vorliegenden Untersuchung als etwas/ jemand existiert/ verwirklicht sich/ praktiziert ein Dasein erfasst. Hierbei bezieht sich das Verb sein mit der Intentionalität seines begrifflichen Gehalts auf die Wesenheit seines Arguments in grammatischer Subjektposition. Somit ist auch das Verständnis des Verbs sein nach Thomas von Aquin in folgendem Zitat bestätigt: „ Ad cuius evidentiam considerandum est quod hoc verbum est quandoque in enunciatione praedicatur secundum se; ut cum dicitur, Socrates est: per quod nihil aliud intendimus significare, quam quod Socrates sit in rerum natura. “ 2702 Durch seinen feststellbaren Inhalt als Sinn besitzt das Verb sein in KV 1 sein begrifflichen Gehalt, konstituiert ein logisches Prädikat als höherstufiges Konzept für niederstufigere Entitäten sowie ein grammatisches Prädikat und übt Intentionalität aus. Das Verb sein ist in diesen Komplexen keine Kopula, sondern ein Begriff, dessen Identität mit einer anderen begrifflichen Entität nach Frege auf intensionaler Ebene nicht ausgedrückt werden kann, und nach der poetischen Formulierung Hegels gilt, dass die Identität eines Begriffs und damit auch die des Verbs sein als logisches Prädikat, nur die Freiheit 2703 seiner selbst ist. 2702 A QUINATIS (1964 [ca. 1225 - 1274]: 85, Lectio II., Commentarium S. Thomae, 212) 2703 H EGEL (1816: 8 f.) 8 Schlussbemerkung 579 <?page no="580"?> 9 Literatur Literaturen in Papierform A ARTS , Bas/ C HALKER , Sylvia/ W EINER , Edmund (2014): The Oxford Dictionary of English Grammar. 2. Aufl.. Oxford A BAELARD , Peter (1919 - 1927 [ca. 1100]): Die Logica ‚ Ingredientibus ‘ . In: G EYER , Bernhard (Hrsg. 1919 - 1927): Peter Abaelards philosphische Schriften (= Beiträge zur Geschichte und Philosophie des Mittelalters, Bd. XXI, Hefte 1 - 3). Aschendorff. S. V - 503 A BAELARD , Peter (1933 [ca. 1100]): Die Logica ‚ Nostrorum petitioni sociorum ‘ . In: G EYER , Bernhard (Hrsg. 1933): Peter Abaelards philosphische Schriften (= Beiträge zur Geschichte und Philosophie des Mittelalters, Bd. XXI, Heft 4). Aschendorff. S. 505 - 648 A BNEY , Steven (1987): The English noun phrase in its sentinental aspect (Dissertation). Massachusetts Institute of Technology, Cambridge, MA A CKRILL , John L. (1963): Aristotele ’ s Categories and De Interpretatione. Translated with notes by J. L. Ackrill. Oxford A DMONI , Wladimir G. (1966): Der deutsche Satzbau. Leningrad A DMONI , Wlaldimir G. (1982): Der deutsche Sprachbau (= Beck ’ sche Elementarbücher). 4., überarb. und erw. Aufl.. MünchenA DMONI , Wladimir G. (2002 [1955]): Zur Zweigliedrigkeit des Satzes. In: P AVLOV , Wladimir/ R EICHMANN , Oskar (Hrsg. 2002): Wladimir Admoni. Sprachtheorie und deutsche Grammatik. Aufsätze aus den Jahren 1949 - 1975. Tübingen. S. 105 - 126 Á GEL , Vilmos (1993a): Ist die Dependenzgrammatik wirklich am Ende? Valenzrealisierungsebenen, Kongruenz, Subjekt und die Grenzen des syntaktischen Valenzmodells. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik 21: 20 - 70 Á GEL , Vilmos (1993b): Gebt endlich die Grenze zwischen Wortbildung und Syntax frei! Aktiv und Passiv in der deutschen Nominalphrase. In: Deutsche Sprache 21: 128 - 142 Á GEL , Vilmos (1995): Valenzrealisierung, Grammatik und Valenz. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik 23: 2 - 32 Á GEL , Vilmos (2000): Valenztheorie. Tübingen Á GEL , Vilmos/ E ICHIGER , Ludwig M./ E ROMS , Hans-Werner/ H ELLWEG , Peter/ H ERINGER , Hans J./ L OBIN , Henning (Hrsg. 2003): Dependenz und Valenz. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 25.1). Berlin [etc.] A KADEMIE DER W ISSENSCHAFTEN DER DDR (Hrsg. 1977): Beiträge zur semantischen Analyse. Linguistische Studien des Zentralinstituts für Sprachwissenschaft. Reihe A. Bd. 42. Berlin <?page no="581"?> A L -G HAZALI / K AMALI , Sabih A. (1963): Al-Ghazali ’ s tahafut al-falasifah. Incoherence of the philosophers. Translated into English by Sabih A. Kamali (= Pakistan Philosophical Congress publication, no. 3). Lahore A MMONIUS (1887/ MDCCCLXXXXVII [ca. 435 - 517]): In Aristotelis De Interpretatione. Commentarius. Edidit Adolfus Busse (= Commentaria in Aristotelem Graeca (C. I. A. G.) Voluminis IV, Pars V). Berolini A MRHEIN , Jürgen (1996): Die Semantik von werden. Grammatische Polysemie und die Verbalkategorien Diathese, Aspekt und Modus (= Fokus 14). Trier A NGELELLI , Ignacio (Hrsg. 2007): Gottlob Frege. Begriffsschrift und andere Aufsätze. 6. Nachdr. der 2. Aufl.. Hildesheim A PELT , Otto (Hrsg. 2004): Platon - Sämtliche Dialoge. Übersetzung mit Einleitung und Erläuterungen von Otto Apelt. Bd. 2. (Nachdr. der 2. durchges. Aufl. Leipzig 1922). Hamburg A POLLONIUS VON P ERGA / H ALLEY , Edmund/ B ALSAM , Paul H. (1861): Des Apollonius von Perga sieben Bücher über Kegelschnitte Nebst dem durch Halley wieder hergestellten achten Buche; dabei ein Anhang, enthaltend Die auf die Geometrie der Kegelschnitte bezüglichen Sätze aus Newton ’ s ‚ Philosophiae naturalis principia mathematica ‘ . Berlin A RISTOTELES (1964 [vmtl. 367 v. Chr. - 344 v. Chr.]): Aristotelis Analytica priora et posteriora. Recensvit breviqve adnotatione critica instrvxit W. D. Ross. Praefatione et appendice avxit L. Minio-Paluello. Oxonii A RISTOTELES (1980 [vmtl. 384 v. Chr. - 322 v. Chr.]): Aristoteles ’ Metaphysik. Zweiter Halbband: Bücher VII(Z) - XIV(N). In der Übers. von Hermann Bonitz. Neu bearb., mit Einleitung und Kommentar hrsg. von Horst Seidl. Griechischer Text in der Edition von Wilhelm Christ. Griechisch - deutsch (= Philosophische Bibliothek Bd. 308). Hamburg A RISTOTELES (1987 [vmtl. 384 v. Chr. - 322 v. Chr.]): Aristoteles ’ Physik. Vorlesung über Natur. Erster Halbband: Bücher I(A) - IV( Δ ). Hrsg., übers., mit Einleitungen und Anm. versehen von Hans Günter Zekl. Griechisch - deutsch (= Philosophische Bibliothek Bd. 380). Hamburg A RISTOTELES (1997 [vmtl. 384 v. Chr. - 322 v. Chr.]): Organon. Bd. 1. Topik. Topik, neuntes Buch oder über die sophistischen Widerlegungsschlüsse. Hrsg., übers., mit Einleitungen und Anm. versehen von Hans Günter Zekl. Griechisch - deutsch (= Philosophische Bibliothek Bd. 492). Hamburg A RISTOTELES (1998 [vmtl. 384 v. Chr. - 322 v. Chr.]): Organon. Bd. 2. Kategorien. Hermeneutik oder vom sprachlichen Ausdruck (De interpretatione). Hrsg., übers., mit Einleitungen und Anm. versehen von Hans Günter Zekl. Griechisch - deutsch (= Philosophische Bibliothek Bd. 493). Hamburg A RISTOTELES (2016 [vmtl. 384 v. Chr. - 322 v. Chr.]): Metaphysik. Übersetzt von Adolf Lasson. (Der Text dieser Ausgabe folgt: Aristoteles: Metaphysik. Ins Deutsche übertragen von Adolf Lasson. Jena 1907). Berlin A RNAULD , Antoine/ N ICOLE , Pierre (1992 [1662]): La logique ou l ’ art de penser. Notes et postface de Charles Jourdain (= Collection tel no. 211). Paris Literaturen in Papierform 581 <?page no="582"?> A RNAULD , Antoine/ L ANCELOT , Claude (1966 [1660]): Grammaire générale et raisonnée, contenant les fondements de l ’ art de parler, expliquéz d ’ une manière claire et naturelle, les raisons de ce qui est commun à toutes les langues et des principales différences qui s ’ y rencontrent, et plusieurs remarques nouvelles sur la langue française. 2 Bde.. Stuttgart-Bad Cannstatt A SHER , Nicholas/ L ASCARIDES , Alex (2003): Logics of conversation (= Studies in natural language processing). New York A SHER , Nicholas (1993): Reference to abstract objects in discourse. Dordrecht A SKEDAL , John O./ F ABRICUS -H ANSEN , Catherine/ S CHÖNDORF , Kurt E. (1988): Gedenkschrift für Ingrid Dal. Tübingen A UGUSTIN , Matthias/ S CHUNCK , Klaus-Dietrich (Hrsg. 1996): ‚ Dort ziehen Schiffe dahin …‘ . Collected communications to the XIVth congress of the international organization for the study of the Old Testament, Paris 1992 (= Beiträge zur Erforschung des Alten Testaments und des antiken Judentums 28). Frankfurt a. M. [etc.] A QUINATIS , Thomæ S. (1964 [ca. 1225 - 1274]): In libros Peri hermeneias. In: A QUINATIS , Thomæ S. (1964 [ca. 1225 - 1274): In Aristotelis libros Peri hermeneias et Posterium analyticorum. Expositio cum textu ex recensione leonina. Editio secunda. Torino. S. 1 - 144 A QUINATIS , Thomæ (1880 [ca. 1225 - 1274]): Summa theologica. Tomus Primus. Pars prima: I - LXXIV. Editio duodecima (12. Aufl.). Parisiis B ACH , Emmon/ H ARMS , Robert T. (Hrsg. 1972): Universals in linguistic theory. London B ACON , Francis (1829 [1623]): De dignitate et augmentis scientiarum libri IX. In: M AYER , Philipp (Hrsg. 1829): De dignitate et augmentis scientiarum libri IX. Nürnberg B ALAGUER , Mark (2009): Realism and Anti-Realism in Mathematics. In: I RVINE , Andrew D. (Hrsg. 2009): Philosophy of Mathematics (= Handbook of the Philosphy of Science). Amsterdam [etc.]. S. 35 - 101 B ALDINGER , Kurt (1957): Die Semasiologie. Versuch eines Überblicks (= Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Vorträge und Schriften 61). Berlin B ALDINGER , Kurt (1964): Sémasiologie et Onomasiologie. In: Revue de Linguistique Romane 28: 249 - 272 B ALLMER , Thomas T. (1976): Inwiefern ist Linguistik empirisch? In: W UNDERLICH , Dieter (Hrsg. 1976): Wissenschaftstheorie der Linguistik. Kronberg. S. 6 - 53 B ARENDEGT , Hendrik P. (1984): The lambda calculus. Its syntax and symantics (= Studies in logic and the foundations of mathematics, vol. 103). Amsterdam [etc.] B ARTH , Else M. (1974): The logic of the articles in traditional philosophy. A contribution to the study of conceptual structure (= Synthese historical library 10). Dordrecht B ATESON , Gregory (1972): Steps to an ecology of mind. Chicago B ARTSCH , Renate/ B ENTHEM , Johan van/ E MDE B OAS , Peter van (Hrsg. 1989): Semantics and contextual expressions. Dordrecht B AUM , Richard (1976): Dependenzgrammatik. Tesnières Modell der Sprachbeschreibung in wissenschaftsgeschichtlicher und kritischer Sicht (= Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie Bd. 151). Tübingen 582 9 Literatur <?page no="583"?> B AUMGARTNER , Hans M. (1976): Kategorema, kategorematisch. In: R ITTER , Joachim/ G RÜN- DER , Karlfried (Hrsg. 1976): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Unter Mitwirkung von mehr als 900 Fachgelehrten. Völlig neu bearb. Ausg. des ‚ Wörterbuchs der philosophischen Begriffe ‘ von Rudolf Eisler. Bd. 4: I - K. Basel. S. 712 - 713 B AUMGARTNER , Hans M./ G ERHARDT , Gerd/ K ONHARDT , Klaus/ S CHÖNRICH , Gerhard (1976): Kategorie, Kategorienlehre. In: R ITTER , Joachim/ G RÜNDER , Karlfried (Hrsg. 1976): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Unter Mitwirkung von mehr als 900 Fachgelehrten. Völlig neu bearb. Ausg. des ‚ Wörterbuchs der philosophischen Begriffe ‘ von Rudolf Eisler. Bd. 4: I - K. Basel. S. 714 - 775 B AUSEWEIN , Karin (1990): Akkusativobjekt, Akkusativobjektsätze und Objektsprädikate im Deutschen (=Linguistische Arbeiten 251). Tübingen B AYER , Josef/ R ÖMER , Christine (Hrsg. 2000): Von der Philologie zur Grammatik: Peter Suchsland zum 65. Geburtstag. Tübingen B ECH , Gunnar (1955): Studien über das deutsche Verbum infinitum. Bd. 1 (= Det kongelige Danske videnskabernes selskab. Historisk-filologiske meddelelser, bind 35, nr. 2). Københaven B ECK , Max (1916): Inwiefern können in einem Urteil andere Urteile impliziert sein? (Dissertation). Karl Ludwig-Maximilians-Universität München, Leipzig B ECKER , Karl F. (1841): Organism der Sprache. 2., neubearb. Aufl.. Frankfurt a. M. B EHAGHEL , Otto (1923): Deutsche Syntax - Eine geschichtliche Darstellung Bd. 1: Die Wortklassen und Wortformen (= Germanische Bibiliothek Reihe 1. Grammatiken Bd. 10). Heidelberg B ENSON , Robert L./ C ONSTABLE , Giles/ L ANHAM , Carol D. (Hrsg. 1982): Renaissance and renewal in the twelfth century. Oxford B ERGENTHOLTZ , Henning/ M UGDAN , Joachim (Hrsg. 1985): Lexikographie und Grammatik. Akten des Essener Kolloquiums zur Grammatik im Wörterbuch 28. - 30.6.1984 (= Lexicographica. Series maior 3). Tübingen B ERMAN , Stephen/ C HOE , Jae-Woong/ M C D ONOUGH , Joyce (Hrsg.): Proceedings of NELS 16. GLSA University of Massachusetts. Amherst B EST , Karl-Heinz (Hrsg. 2001): Häufigkeitsverteilungen in Texten. Göttingen B EST , Karl-Heinz (2001): Wie viele Wörter enthalten Sätze im Deutschen? Ein Beitrag zu den Sherman-Altmann-Gesetzen. In: B EST , Karl-Heinz (Hrsg. 2001): Häufigkeitsverteilungen in Texten. Göttingen. S. 167 - 201 B EST , Karl-Heinz (2002): Satzlängen im Deutschen: Verteilungen, Mittelwerte, Sprachwandel. In: Göttinger Beiträge zur Sprachwissenschaft 7: 7 - 31 B IERWISCH , Manfred (1983): Semantische und konzeptuelle Repräsentation lexikalischer Einheiten. In: R ŮŽ I Č KA , Rudolf/ M OTSCH , Wolfgang (Hrsg. 1983): Untersuchungen zur Semantik (= studia grammatica 22). Berlin. S. 61 - 100 B IERWISCH , Manfred/ L ANG , Ewald (Hrsg. 1987): Grammatische und konzeptuelle Aspekte von Dimensionsadjektiven (= studia grammatica XXVI, XXVII). Berlin B IERWISCH , Manfred (1987a): Dimensionsadjektive als strukturierender Ausschnitt des Sprachverhaltens. In: B IERWISCH , Manfred/ L ANG , Ewald (Hrsg. 1987): Grammatische Literaturen in Papierform 583 <?page no="584"?> und konzeptuelle Aspekte von Dimensionsadjektiven (= studia grammatica XXVI, XXVII). Berlin. S. 1 - 28 B IERWISCH , Manfred (1987b): Semantik der Graduierung. In: B IERWISCH , Manfred/ L ANG , Ewald (Hrsg. 1987): Grammatische und konzeptuelle Aspekte von Dimensionsadjektiven (= studia grammatica XXVI, XXVII). Berlin. S. 91 - 286 B IERWISCH , Manfred/ L ANG , Ewald (Hrsg. 1987): Grammatische und konzeptuelle Aspekte von Dimensionsadjektiven (= studia grammatica XXVI, XXVII). Berlin B IERWISCH , Manfred (1997): Lexicalist information from a minimalist point of view. In: W ILDER , Chris/ G ÄRTNER , Hans-Martin (Hrsg. 1997): The role of economy principles in linguistic theory. Berlin. S. 227 - 266 B IERWISCH , Manfred (2004): BECOME and its presuppositions (Manuskript). Humboldt- Universität, Berlin B IERWISCH , Manfred/ L ANG , Ewald (1987): Etwas länger - viel tiefer - immer weiter: Epilog zum Dimensionsadjektiveprojekt. In: B IERWISCH , Manfred/ L ANG , Ewald (Hrsg. 1987): Grammatische und konzeptuelle Aspekte von Dimensionsadjektiven (= studia grammatica XXVI, XXVII). Berlin. S. 649 - 699 B LANCHÉ , Robert (1996): La logique et son histoire. 2. Aufl. bearb. von J. Dubucs. Paris B LOOMFIELD , Leonard (1965): Language. 8. Aufl.. London B OEHNER , Philotheus/ G ÁL , Gedeon/ B ROWN , Stephanus (Hrsg. 1974): Venerabilis Inceptoris Guillelmi de Ockham. Summa Logicae. Opera Philosophica et Theologica. Opera Philosophica I (= Editiones Instituti Franciscani). St. Bonaventure, New York B OEHNER , Philotheus/ B ROWN , Stephanus/ G ÁL , Gedeon/ G AMBATESE , Angelus/ M OODY , Ernestus A. (Hrsg. 1978): Guillelmi de Ockham. Opera Philosophica et Theologica. Opera Philosophica II (= Editiones Instituti Franciscani). St. Bonaventure, New York B OETII , Manlii S. A. (1891 [528]): In librum Aristotelis de interpretatione Commentaria minora. In: M IGNE , Jacques-Paul (Hrsg. 1891): Manlii Severini Boetii. Opera Omnia. Sæculum vl annus 528. Tomus posterior (= Patrologiæ cursus competus, series latina. Patrologiæ latinæ tomus LXIV. Manlius Severinus Boetius). Parisina. S. 293 - 392 B ONDZIO , Wilhelm (1971): Valenz, Bedeutung und Satzmodelle. In: H ELBIG , Gerhard (Hrsg. 1971): Beiträge zur Valenztheorie. Halle a. S.. S. 85 - 103 B ONDZIO , Wilhelm (1993): Funktorenstrukturen in der deutschen Sprache. Ein Beitrag zur Grundlegung einersemantischen Valenztheorie. In: S IMMLER , Franz (Hrsg. 1993): Probleme der funktionellen Grammatik. Bern [etc.]. S. 21 - 89 B ONDZIO , Wilhelm (1994a): Die Valenz zweiter Stufe als Grundlage der Adverbialsyntax. In: T HIELEMANN , Werner/ W ELKE , Klaus M. (Hrsg. 1994): Valenztheorie - Werden und Wirken. Wilhelm Bondzio zum 65. Geburtstag. Münster. S. 13 - 39 B ONDZIO , Wilhelm (1994b): Circonstants und Valenz zweiter Stufe. Präzisierungen und Ergänzungen. In: T HIELEMANN , Werner/ W ELKE , Klaus M. (Hrsg. 1994): Valenztheorie - Werden und Wirken. Wilhelm Bondzio zum 65. Geburtstag. Münster. S. 41 - 60 B OOIJ , Gert E./ L EHMANN , Christian/ M UGDAN , Joachim/ K ESSELHEIM , Wolfgang (Hrsg. 2000): Morphologie. Ein internationales Handbuch zur Flexion und Wortbildung (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 17.1). Berlin 584 9 Literatur <?page no="585"?> B OOLE , George (1957 [1854]): An investigation of the laws of thought on which are founded the mathematical theories of logic and probabilities (First American Printing of the 1854 edition with all corrections made within the text). New York B ORMANN , Karl (1955): Die Ideen- und Logoslehre Philons von Alexandrien. Eine Auseinandersetzung mit A. H. Wolfson (Inaugural-Dissertation). Philosophische Fakultät der Universität Köln, Köln B ÖHTLINGK , Otto (Hrsg. 1887): Pâ ṇ ini ’ s Grammatik. Hrsg., übers., erl. und mit verschiedenen Indices versehen von Otto Böthlingk. Leipzig B RAND , Myles/ W ALTON , Douglas (Hrsg. 1976): Action theory. Proceedings of the Winnipeg Conference on human action. Dordrecht B RAUNGART , Georg/ F RICKE , Harald/ G RUBMÜLLER , Klaus/ M ÜLLER , Jan-Dirk/ V OLLHARDT , Friedrich/ W EIMAR , Klaus (2010): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Bd. 1, A - G. Berlin B RAU ß E , Ursula (1994): Die lexikalischen Funktionen der Synsemantika (= Forschungsberichte des Instituts für deutsche Sprache Mannheim Bd. 71). Tübingen B RENTANO , Franz C. H. H. J. (1874): Psychologie vom empirischen Standpunkte. In zwei Bänden. Leipzig B RÉHIER , Émile (1950): Les idées philosophiques et religieuses de Philon d ’ Alexandrie (= Études de Philosophie Médiévale VIII). 3. Aufl.. Paris B RINKMANN , Henning (1962): Die deutsche Sprache. Gestalt und Leistung. Düsseldorf B RINKMANN , Henning (1971): Die deutsche Sprache. Gestalt und Leistung (= Sprache und Gemeinschaft: Grundlegung Bd. 1). 2. Aufl.. Düsseldorf B ROGYANYI , Bela (Hrsg. 1979): Studies in diachronic, synchronic, and typological linguistics. Festschrift for Oswald Szemerényi on the occasion of his 65th birthday. Part II (= Current issues in linguistic theory 11). Amsterdam B UECK , Otto/ G EDAN , Paul/ K INKEL , Walter/ K IRCHMANN , von Julius H./ V ORLÄNDER , Karl/ S CHIELE , Friedrich M./ V ALENTINER , Theodor (Hrsg. 1919): Immanuel Kant. Sämtliche Werke. 1. Bd.. Kritik der reinen Vernunft. Leipzig B URCKHARDT , Georg/ H ERAKLIT (1881): Heraklit, seine Gestalt und sein Künden. Einführung. Übertragung/ Deutung von Georg Burckhardt. Zürich B U ß MANN , Hadumod (Hrsg. 2008): Lexikon der Sprachwissenschaft. 4., durchges. und bibliographisch erg. Aufl. unter Mitarbeit von Hartmut Lauffer. Stuttgart B ZD Ę GA , Andrzej Z. (Hrsg. 1986): Studia Germanica Posnaniensia XV. Sprachwissenschaft. Pozna ń C ANTOR , Georg F. L. P. (1895): Beiträge zur Begründung der transfiniten Mengenlehre I. In: Mathematische Annalen 46: 481 - 512 C ANTOR , Georg F. L. P. (1897): Beiträge zur Begründung der transfiniten Mengenlehre II. In: Mathematische Annalen 49: 207 - 246 C ANTOS -G ÓMEZ , Pascual/ A LMELA -S ÁNCHEZ , Moisés (Hrsg. 2018): Lexical Collocation Analysis: Advances and Applications. Cham C ARLSON , Gregory N./ P ELLETIER , Francis J. (Hrsg. 1995): The generic book. Chicago C ARNAP , Rudolf (1948): Meaning and necessity. A study in semantics and modal logic. Chicago Literaturen in Papierform 585 <?page no="586"?> C ARNAP , Rudolf (1956): Meaning and necessity. A study in semantics and modal logic. 2., erw. Aufl.. Chicago C ERIANI , Antonio M. (1876 [MDCCCLXXVI]): Translatio Syra Pescitto. Eteris Testamenti. Ex Codice Ambrosiano Sec. Frere VI. Photolithographice edita. Curante et adnotante Sac. Obl. Antonio Maria Ceriani. Tomus I.: Genesis - Threni. Mediolani C HOI , Do-Gyu (2000): Die kohärente Konstruktion mit Kopula (= Europäische Hochschulschriften 21). Frankfurt a. M. C HOMSKY , Noam A. (1964): Categories and relations in syntactic theory. Cambridge, MA. In: Materialen zum II Internationalen Symposion ‚ Zeichen und System der Sprache ‘ in Magdeburg 1964 C HOMSKY , Noam A. (1965): Aspects of the theory of syntax. Cambridge, MA C HOMSKY , Noam A. (1976): Syntactic structues (= Janua linguarum series minor 4). 12. Aufl.. The Hague C HOMSKY , Noam A. (1981): Lectures on government and binding. Dordrecht C HOMSKY , Noam A. (1986): Knowledge of language. Its nature, origin and use. New York C HURCH , Alonzo (1932): A set of postulates for the foundation of logic. In: Annals of Mathematics, second series, vol. 33, no. 2: 346 - 366 C HURCH , Alonzo (1933): A set of postulates for the foundation of logic. Second paper. In: Annals of Mathematics, second series, vol. 34, no. 4: 839 - 864 C HURCH , Alonzo (1940): A formulation of the simple theory of types. In: The Journal of Symbolic Logic, vol. 5, no. 2: 56 - 68 C HURCH , Alonzo (1942): Review of The inconsistency of certain formal logics by Haskell B. Curry. In: The Journal of Symbolic Logic, vol. 7, no. 4: 170 - 171 C HURCH , Alonzo (1950): On Carnap ’ s analysis of statements of assertion and belief. In: Analysis, vol. 10, no. 5: 97 - 99 C HURCH , Alonzo (1951a): A formulation of the logic of sense and denotation. In: H ENLE , Paul/ K ALLEN , Horace M./ L ANGER , Susanne K. (Hrsg. 1951): Structure, method and meaning. Essays in honor of Henry Scheffer. New York. S. 3 - 24 C HURCH , Alonzo (1951b): The need for abstract entities in semantic analysis. In: Proceedings of the American Academy of Arts and Sciences 80(1): 100 - 112 C HURCH , Alonzo (1954): Intensional isomorphism and identity of belief. In: Philosophical Studies, vol. 5, no. 5: 65 - 73 C HURCH , Alonzo (1965 [1941]): The calculi of lambda-conversion (= Annals of mathematics studies, no. 6). (Reprint of the first edition 1941, Princeton). New York C HURCH , Alonzo (1974): Outline of a revised formulation of the logic or sense and denotation (Part II). In: Noûs 8(2): 135 - 156 C HURCH , Alonzo (1993): A revised formulation of the logic of sense and denotation. Alternative (1). In: Noûs 27(2): 141 - 157 C ICERO , Tullius M. (1984 [vmtl. 45 v. Chr.]): Gespräche in Tusculum. Lateinisch - deutsch mit ausführlichen Anmerkungen neu hrsg. von Olof Gigon. 5., durchges. Aufl.. München 586 9 Literatur <?page no="587"?> C ICERO , Tullius M. (1995): De natura deorum. Über das Wesen der Götter. Lat./ Dt.. Übers. und hrsg. Von Ursula Blank-Sangmeister. Nachwort von Klaus Thraede (= Reclam Universal-Bibliothek Nr. 6881). Stuttgart C OHN , Leopoldus/ W ENDLAND , Paulus/ R EITER , Sigofredus (Hrsg. 1962 - 1963 [1896 - 1930]): Philonis Alexandrini opera quae supersunt. Vol. I - VII. (Unveränderter Nachdruck der 7 Bde. von 1896 - 1930, Berolini). Berlin C OHN , Leopold/ H EINEMANN , Isaak/ A DLER , Maximilian/ T HEILER , Willy (Hrsg. 1964 [1909 - 1938]): Philo von Alexandrien. Die Werke in deutscher Übersetzung. 7 Bde.. Berlin C OOKE , Harold P./ T REDENNIK , Hugh (Hrsg. 1938): Categories, On Interpretation, Prior Analytics (= Loeb Classical Library, Aristoteles I). Cambridge, MA C OOKE , Harold P. (Hrsg. 1938): Aristotele. De Interpretatione. In: C OOKE , Harold P./ T REDENNIK , Hugh (Hrsg. 1938): Categories, On Interpretation, Prior Analytics (= Loeb Classical Library, Aristoteles I). Cambridge, MA. S. 112 - 179 C ORMEN , Thomas H./ L EISERSON , Charles E./ R IVEST , Ronald/ S TEIN , Clifford (2013): Algorithmen - Eine Einführung. Oldenburg C OUTURAT , Louis (1901): La logique de Leibniz d ’ après des documents inédits (= Collections des grands philosophes). Paris C OUTOURANT , Louis (Hrsg. 1903): Opuscules et fragments inédits de Leibniz. Paris C URRY , Haskell B. (1942): The inconsistency of certain formal logics. In: The Journal of Symbolic Logic, vol. 7, no. 3: 115 - 117 C ZUBER , Emanuel (1918): Vorlesungen über Differential und Integralrechnung. 1. Bd.. 4., sorgfältig durchges. Aufl.. Wiesbaden D ALE , Jacquette (Hrsg. 2007): Philosophy of logic (= Handbook of the Philosophy of Science). Amsterdam [etc.] D ARSKI , Józef P. (2010): Deutsche Grammatik: ein völlig neuer Ansatz (= Posener Beiträge zur Germanistik 26). Frankfurt a. M. D AVIDSON , Donald (1967): The logical form of action sentences. In: R ESHER , Nicholas (Hrsg. 1967): The logic of decision and action. Pittsbourgh. S. 81 - 95 D EDEKIND , Richard J. W. (1923): Was sind und was sollen die Zahlen. 5., unveränd. Aufl.. Braunschweig D IELS , Hermann A./ K RANZ , Walther (Hrsg. 1934 - 1935): Die Fragmente der Vorsokratiker. Griechisch und deutsch von Hermann Diels. 1. Bd.. 5. Aufl.. Berlin D IEUDONNÉ , Jean (Hrsg. 1985): Geschichte der Mathematik 1700 - 1900. Ein Abriß. Braunschweig D IJKSTRA , Meindert (1996): Yahweh-El or El Yahweh? In: A UGUSTIN , Matthias/ S CHUNCK , Klaus-Dietrich (Hrsg. 1996): ‚ Dort ziehen Schiffe dahin …‘ . Collected communications to the XIVth congress of the international organization for the study of the Old Testament, Paris 1992 (= Beiträge zur Erforschung des Alten Testaments und des antiken Judentums 28). Frankfurt a. M. [etc.]. S. 43 - 52 D IOGENIS L AERTII (1999 [vmtl. 200/ 300]): VITAE PHILOSOPHORVM VOL. I, LIBRI I - X. Edidit Miroslav Marcovich (= BIBLIOTHECA SCRIPTORVM GRAECORVM ET ROMANORVM TEVBNERIANA). Bad Langensalza Literaturen in Papierform 587 <?page no="588"?> D IOGENES L AERTIUS (2015 [vmtl. 200/ 300]): Leben und Meinungen berühmter Philosophen. In der Übers. Von Otto Appelt unter Mitarbeit von Hans Günther Zekl neu herausgegeben sowie mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Klaus Reich. Hamburg D IRVEN , René/ R ADDEN , Günther (Hrsg. 1987): Fillmore ’ s case grammar. A reader. Heidelberg D IRVEN , René/ R ADDEN , Günther (1987): Table of case labels used by Fillmore. In: D IRVEN , René/ R ADDEN , Günther (Hrsg. 1987): Fillmore ’ s case grammar. A reader. Heidelberg. S. 7 D OLINSKA , Justyna (2012): Zur Klassifizierung der Prädikative (Dissertation). Friedrich- Schiller-Universität, Jena D OMÍNGUEZ V ÁZQUEZ , Maria J. (2011): Kontrastive Grammatik und Lexikographie: spanisch-deutsches Wörterbuch zur Valenz des Nomens. München D OWTY , David R. (1972): Temporally restrictive adjektives. In: K IMBALL , John P. (Hrsg. 1972): Syntax and Semantics. Vol. 1. New York. S. 51 - 62 D OWTY , David R. (1979): Word meaning and Montague Grammar. The semantics of verbs and times in Generative Semantics and in Montague ’ s PTQ. Dordrecht D UDENREDAKTION (Hrsg. 1973): Grammatik der deutschen Gegenwartssprache (= Der grosse Duden Bd. 4). 3., neu bearb. und erw. Aufl. bearb. von Paul Grebe unter Mitwirkung von Helmut Gipper et al.. Mannheim D UDENREDAKTION (Hrsg. 1998): Grammatik der deutschen Gegenwartssprache (= Duden Bd. 4). 6., neu bearb. Aufl.. Mannheim D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016): Die Grammatik. Unentbehrlich für richtiges Deutsch (= Der Duden in 12 Bänden, Bd. 4). 9., vollst. überarb. u. aktual.. Aufl.. Berlin D ÜRING , Ingemar/ O WEN , G. E. L (Hrsg. 1960): Aristotle and Plato in Mid-Fourth Century (= Studia Graeca et Latina Gothoburgensia, vol. ii). Göteborg D ÜRSCHEID , Christa (2012): Syntax. Grundlagen und Theorien (= Uni-Taschenbücher 3319). 6., aktual. Aufl. Göttingen D ÖLLING , Johannes (1998): Ist die Kopula mehrdeutig? Anmerkungen zu einem Vorurteil. In: S CHEFFLER , Uwe/ W UTTICH , Klaus (Hrsg. 1998): Terminigebrauch und Folgebeziehung (= Logische Philosophie 1). Berlin. S. 5 - 24 D ÖLLING , Johannes (1999): Kopulasätze als Zustandsbeschreibungen. In: L ANG , Ewald/ G EIST , Ljudmila (Hrsg. 1999): Kopula-Prädikativ-Konstruktionen als Semantik/ Syntax- Schnittstelle (= ZAS Papers in Linguistics 14). Berlin. S. 95 - 122 E CKARDT , Regine (1998): Adverbs, events and other things. Issues in the semantics of manner adverbs (= Linguistische Arbeiten 379). Tübingen E HNERT , Rolf (1974): Liste der Grundvalenz der häufigsten deutschen Verben (Ms.). Oulu E HRENFELS , Christian M. J. L. von (1890): Über Gestaltqualitäten. In: Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Philosophie 14: 249 - 292 E HRHARD , Anne-Francoise (1998): Die Grammatik von Johann Christian Heyse: Kontinuität und Wandel im Verhältnis von Allgemeiner Grammatik und Schulgrammatik (1814 - 1914). Berlin E ICHINGER , Ludwig M./ E ROMS , Hans-Werner (Hrsg. 1995): Dependenz und Valenz (= Beiträge zur germanistischen Sprachwissenschaft Bd. 10). Hamburg 588 9 Literatur <?page no="589"?> E ISLER , Rudolf (Hrsg. 1910a): Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Bd. 1, A - K. 3., völlig neu bearb. Aufl.. Berlin E ISLER , Rudolf (Hrsg. 1910b): Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Bd. 2, L - Sch. 3., völlig neu bearb. Aufl.. Berlin E ISENBERG , Peter (1989): Grundriss der deutschen Grammatik. 2., überarb. u. erw. Aufl.. Stuttgart E ISENBERG , Peter (1994): Grundriß der deutschen Grammatik. 3., überarb. Aufl.. Stuttgart E ISENBERG , Peter (2013): Der Satz. Grundriss der deutschen Grammatik Bd 2. 4., aktual. u. überarb. Aufl.. Stuttgart E ISENBERG , Peter (2013): Grundriss der deutschen Grammatik Bd. 2: Der Satz. Unter Mitarbeit von Rolf Thieroff. 4., aktual. und überarbeitete Aufl.. Stuttgart E NGEL , Ulrich/ S CHRAMM , Angelika (1975): Lexeme und Wortgruppen. Beitrag zu einer Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. In: W ERNER , Otmar/ F RITZ , Gerd (Hrsg. 1975): Deutsch als Fremdsprache und neuere Linguistik: Referat eines Fortbildungskurses in Mannheim. München. S. 1 - 26 E NGEL , Ulrich/ S CHUMACHER , Helmut (1976): Kleines Valenzlexikon deutscher Verben. Unter Mitarb. Von Joachim Ballweg et al. (= Forschungsberichte des Instituts für deutsche Sprache Bd. 31). Tübingen E NGEL , Ulrich (1977): Syntax der deutschen Gegenwartssprache (= Grundlagen der Germanistik Bd. 22). Berlin E NGEL , Ulrich (2009): Deutsche Grammatik - Neubearbeitung - . 2., durchges. Aufl.. München E NGELBERG , Stefan (2000): Verben, Ereignisse und das Lexikon (= Linguistische Arbeiten 414). Tübingen E NGELEN , Bernhard (1975): Untersuchungen zu Satzbauplan und Wortfeld in der geschriebenen deutschen Sprache der Gegenwart. Teilband 1 (= Heutiges Deutsch I/ 3.1). München E RBEN , Johannes (1978): Über ‚ Kopula ‘ -verben und ‚ verdeckte ‘ (kopulalose) Ist-Prädikation, zugleich ein Beitrag zur Theorie der Valenz und ihrer Geschichte. In: M OSER , Hugo/ R UPP , Heinz/ S TEGER , Hugo (Hrsg. 1978): Deutsche Sprache: Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Friedrich Maurer zum 80. Geburtstag. Bern. S. 75 - 92 E RBEN , Johannes (1980): Deutsche Grammatik. Ein Abriss. 12. Aufl.. München E RBEN , Johannes (1995): Zur Begriffsgeschichte von Wertigkeit und Valenz. In: E ICHINGER , Ludwig M./ E ROMS , Hans-Werner (Hrsg. 1995): Dependenz und Valenz (= Beiträge zur germanistischen Sprachwissenschaft Bd. 10). Hamburg. S. 66 - 69 E RBEN , Johannes (1958): Abriß der deutschen Grammatik. Berlin E RBEN , Johannes (1961): Abriß der deutschen Grammatik. 4. Aufl.. Berlin E ROMS , Hans-Werner (2000): Syntax der deutschen Sprache. Berlin E ROMS , Hans-Werner (2003): Die Wegbereiter der deutschen Valenzgrammatik. In: Á GEL , Vilmos/ E ICHIGER , Ludwig M./ E ROMS , Hans-Werner et al. (Hrsg. 2003): Dependenz und Valenz. Ein internationales Handbuch der zeitenössischen Forschung (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 25.1). Berlin [etc.]. S. 159 - 169 Literaturen in Papierform 589 <?page no="590"?> F ANSELOW , Gisbert/ F ELIX , Sascha W. (Hrsg. 1991): Strukturen und Merkmale grammatischer Kategorien (= Studien zur deutschen Grammatik Bd. 39). Tübingen F EIBLEMAN , James K. (1973): Inside the great mirror. A critical examination of the philosophy of Russell, Wittgenstein, and their followers. The Hague F ELDWEG , Helmut/ H INRICHS , Erhard W. (Hrsg.): Lexikon und Text (= Lexicographica. Series Maior, 73). Tübingen F ILLMORE , Charles (1972 [1968]): The case for case. In: B ACH , Emmon/ H ARMS , Robert T. (Hrsg. 1972): Universals in linguistic theory. London. S. 1 - 88 F ILLMORE , Charles (1987 [1968]): The case for case. In: D IRVEN , René/ R ADDEN , Günther (Hrsg. 1987): Fillmore ’ s case grammar. A reader. Heidelberg. S. 21 - 33 F ILLMORE , Charles (1987 [1977]a): The case for case reopened. In: D IRVEN , René/ R ADDEN , Günther (Hrsg. 1987): Fillmore ’ s case grammar. A reader. Heidelberg. S. 71 - 78 F ILLMORE , Charles (1987 [1977]b): Scenes-and-frames semantics. In: D IRVEN , René/ R ADDEN , Günther (Hrsg. 1987): Fillmore ’ s case grammar. A reader. Heidelberg. S. 79 - 87 F ISCHER , Olga/ L EEK , Frederike van der (1987): A ‚ case ‘ for the old English impersonal. In: K OOPMAN , Willem F./ F ISCHER , Olga/ L EEK , Frederike van der/ E ATON , Roger (Hrsg. 1987): Explanation and linguistic change (= Current issues in linguistic theory 45). Amsterdam. S. 79 - 120 F LAATE , Inghild (2007): Die ‚ als ‘ -Prädikative im Deutschen. Eine syntaktisch-semantische Analyse (= Studien zur deutschen Grammatik 71). Tübingen F LÄMIG , Walter (1966): Probleme und Tendenzen der Schulgrammatik. In: Deutschunterricht 19(6): 334 - 345 F LÄMIG , Walter (1971): Valenztheorie und Schulgrammatik. In: H ELBIG , Gerhard (Hrsg. 1971): Beiträge zur Valenztheorie. Halle a. S.. S. 105 - 121 F LØIDSTAD , Guttorm (Hrsg. 2004): Language, meaning and interpretation (= Philosophical problems of today 2). Dordrecht F RÄNKEL , Hermann (Hrsg. 1968): Wege und Formen frühgriechischen Denkens, 3., durchges. Aufl.. München F RÄNKEL , Hermann (1968): Eine heraklitische Denkform. In: F RÄNKEL , Hermann (Hrsg. 1968): Wege und Formen frühgriechischen Denkens, 3., durchges. Aufl.. München. S. 253 - 283 F REDDOSO , Alfred J. (1980): Theory of truth conditions. In: O CKHAM , William of (1980 [ca. 1349]): Ockham ’ s theory of propositions. Part II of the summa logicae. Translated by Alfred J. Freddoso and Henry Schuurman. London. S. 1 - 76 F REGE , Gottlob F. L. (1884): Grundlagen der Arithmetik. Eine logisch mathematische Untersuchung über den Begriff der Zahl. Breslau F REGE , Gottlob F. L./ R USSELL , Bertrand A. W. (1902): Frege, Gottlob F. L. - Russell, Bertrand A. W.. Briefwechsel (unveröffentlicht). Brief 16.06.1902, Brief 22.06.1902, Brief 23.09.1902 F REGE , Gottlob F. L. (1962 [1893]): Grundgesetze der Arithmetik. 1. Bd.. 2. unveränd. Aufl. (unveränd. Reprogr. Nachdr. der Aufl. Jena 1893). Hildesheim F REGE , Gottlob F. L./ J OURDAIN , Philip E. B. (1976 [ca. 1914]): XXI. Frege - Jourdain. In: G ABRIEL , Gottfried/ H ERMES , Hans/ K AMBARTEL , Friedrich/ T HIEL , Christian/ V ERAART , Albert 590 9 Literatur <?page no="591"?> (Hrsg. 1976): Gottlob Frege. Wissenschaftlicher Briefwechsel (= Gottlob Frege. Nachgelassene Schriften und wissenschaftlicher Briefwechsel. Bd. 2). Hamburg. S. 109 - 133 F REGE , Gottlob F. L. (2001 [1882]): 17 Kernsätze zur Logik. In: G ABRIEL , Gottfried (Hrsg. 2001): Schriften zur Logik und Sprachphilosophie. Aus dem Nachlaß. 4., verb. Aufl.. Hamburg. S. 23 - 24 F REGE , Gottlob F. L. (2001 [vor 1884]): Dialog mit Pünjer über Existenz. II. Freges Nachwort. In: G ABRIEL , Gottfried (Hrsg. 2001): Schriften zur Logik und Sprachphilosophie. Aus dem Nachlaß. 4., verb. Aufl.. Hamburg. S. 1 - 22 F REGE , Gottlob F. L. (2001 [1892 - 1895]): Ausführungen über Sinn und Bedeutung. In: G ABRIEL , Gottfried (Hrsg. 2001): Schriften zur Logik und Sprachphilosophie. Aus dem Nachlaß. 4., verb. Aufl.. Hamburg. S. 25 - 34 F REGE , Gottlob F. L. (2001 [1897]): Logik. In: G ABRIEL , Gottfried (Hrsg. 2001): Schriften zur Logik und Sprachphilosophie. Aus dem Nachlaß. 4., verb. Aufl.. Hamburg. S. 35 - 73 F REGE , Gottlob F. L. (2001 [1906]): Einleitung in die Logik. In: G ABRIEL , Gottfried (Hrsg. 2001): Schriften zur Logik und Sprachphilosophie. Aus dem Nachlaß. Hamburg. S. 74 - 91 F REGE , Gottlob F. L. (2001 [1914]) Logik in der Mathematik. In: G ABRIEL , Gottfried (Hrsg. 2001): Schriften zur Logik und Sprachphilosophie. Aus dem Nachlaß. 4., verb. Aufl.. Hamburg. S. 92 - 165 F REGE , Gottlob F. L. (2001 [nicht vor 1923]): Logische Allgemeinheit. In: G ABRIEL , Gottfried (Hrsg. 2001): Schriften zur Logik und Sprachphilosophie. Aus dem Nachlaß. 4., verb. Aufl.. Hamburg. S. 166 - 171 F REGE , Gottlob F. L. (2002 [1891]): Funktion und Begriff. In: T EXTOR , Mark (Hrsg. 2002): Funktion - Begriff - Bedeutung (= Sammlung Philosophie 4). Göttingen. S. 2 - 22 F REGE , Gottlob F. L. (2002 [1892]a): Über Sinn und Bedeutung. In: T EXTOR , Mark (Hrsg. 2002): Funktion - Begriff - Bedeutung (= Sammlung Philosophie 4). Göttingen. S. 23 - 46 F REGE , Gottlob F. L. (2002 [1892]b): Über Begriff und Gegenstand. In: T EXTOR , Mark (Hrsg. 2002): Funktion - Begriff - Bedeutung (= Sammlung Philosophie 4). Göttingen. S. 47 - 60 F REGE , Gottlob F. L. (2002 [1904]): Was ist eine Funktion? In: T EXTOR , Mark (Hrsg. 2002): Funktion - Begriff - Bedeutung (= Sammlung Philosophie 4). Göttingen. S. 61 - 69 F REGE , Gottlob F. L. (2003 [1895]): Kritische Beleuchtung einiger Punkte in E. Schröders Vorlesungen über die Algebra der Logik. In: P ATZIG , Günther (Hrsg. 2003): Gottlob Frege. Logische Untersuchungen. 5. Aufl.. Göttingen. S. 109 - 132 F REGE , Gottlob F. L. (2003 [1918 - 1919]a): Der Gedanke - Eine logische Untersuchung. In: P ATZIG , Günther (Hrsg. 2003): Gottlob Frege. Logische Untersuchungen. 5. Aufl.. Göttingen. S. 35 - 62 F REGE , Gottlob F. L. (2003 [1918 - 1919]b): Die Verneinung - Eine logische Untersuchung. In: P ATZIG , Günther (Hrsg. 2003): Gottlob Frege. Logische Untersuchungen. 5. Aufl.. Göttingen. S. 63 - 83 Literaturen in Papierform 591 <?page no="592"?> F REGE , Gottlob F. L. (2003 [1923 - 1926]): Logische Untersuchungen - Dritter Teil: Gedankengefüge. In: P ATZIG , Günther (Hrsg. 2003): Gottlob Frege. Logische Untersuchungen. 5. Aufl.. Göttingen. S. 85 - 107 F REGE , Gottlob F. L. (2007 [1879]): Begriffsschrift. Eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens. In: A NGELELLI , Ignacio (Hrsg. 2007): Gottlob Frege. Begriffsschrift und andere Aufsätze. 6. Nachdr. der 2. Aufl.. Hildesheim. S. V - 88 F RINK Jr., Orrin (1944): Book review ‚ The calculi of Lambda conversion ‘ by Alonzo Church. In: Bulletin of the American Mathematical Society 50(3): 169 - 172 F URLAN , Peter (2012): Das gelbe Rechenbuch 1 für Ingenieure, Naturwissenschaftler und Mathematiker. Lineare Algebra, Differentialrechnung. Rechenverfahren der Höheren Mathematik in Einzelschritten erklärt. Mit vielen ausführlichen Beispielen. Dortmund G ABRIEL , Gottfried/ H ERMES , Hans/ K AMBARTEL , Friedrich/ T HIEL , Christian/ V ERAART , Albert (Hrsg. 1976): Gottlob Frege. Wissenschaftlicher Briefwechsel (= Gottlob Frege. Nachgelassene Schriften und wissenschaftlicher Briefwechsel. Bd. 2). Hamburg G ABRIEL , Gottfried (Hrsg. 2001): Schriften zur Logik und Sprachphilosophie. Aus dem Nachlaß. 4., verb. Aufl.. Hamburg G ABRIEL , Gottfried (2001): Logik und Sprachphilosophie bei Frege. Einleitung des Herausgebers. In: G ABRIEL , Gottfried (Hrsg. 2001): Schriften zur Logik und Sprachphilosophie. Aus dem Nachlaß. 4., verb. Aufl.. Hamburg. S. XI - XXX G ÁL , Gedeon (Hrsg. 1978): Venerabilis Inceptoris Guillelmi de Ockham. Expositio in librum praedicamentorum Aristotelis. In: B OEHNER , Philotheus/ B ROWN , Stephanus/ G ÁL , Gedeon/ G AMBATESE , Angelus/ M OODY , Ernestus A. (Hrsg. 1978): Guillelmi de Ockham. Opera Philosophica et Theologica. Opera Philosophica II (= Editiones Instituti Franciscani). St. Bonaventure, New York. S. 133 - 339 G ÁL , Gedeon/ W OOD , Rega (Hrsg. 1981): Venerabilis Inceptoris Guillelmi de Ockham. Quaedstiones in Librum secundum sententiarum (Reportatio). Opera Philosophica et Theologica. Opera Theologica V (= Editiones Instituti Franciscani). St. Bonaventure, New York G ALLMANN , Peter/ S ITTA , Horst (2015): Deutsche Grammatik. Schweizer Ausgabe. 8., unveränd. Aufl.. Zürich G ANTER , Bernhard/ W ILLE , Rudolf (1996): Formale Begriffsanalyse: Mathematische Grundlagen. Heidelberg [etc.] G EIST , Ludmilla (2006): Die Kopula und ihre Komplemente. Zur Kompositionalität in Kopulasätzen (= Linguistische Arbeiten 502). Tübingen G EIST , Ljudmila (2008): Wieviel Verb braucht ein Satz. Überlegungen zur Nullkopula. In: J UNGHANNS , Uwe (Hrsg. 2008): Linguistische Beiträge zur Slavistik: XIII. JungslavistInnen-Treffen in Leipzig, 23. - 26. September 2004. München. S. 123 - 141 G ERHARDT , Carl I. (Hrsg. 1890a): Die philosophischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz. 4. Bd.. Berlin G ERHARDT , Carl I. (Hrsg. 1890b): Die philosophischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz. 7. Bd.. Berlin G EYER , Bernhard (1917): Die alten lateinischen Übersetzungen der Aristotelischen Analytik, Topik und Elenchik. In: Philosophisches Jahrbuch 30: 25 - 43 592 9 Literatur <?page no="593"?> G EYER , Bernhard (Hrsg. 1919 - 1927): Peter Abaelards philosphische Schriften (= Beiträge zur Geschichte und Philosophie des Mittelalters, Bd. XXI). Aschendorff G ILL , Harjeet Singh/ M ANETTI , Giovanni (Hrsg. 1999): Signs and Signification. Vol. I. New Delhi G ILL , Harjeet Singh (1999): The Abaelardian tradition of semiotics. In: G ILL , Harjeet Singh/ M ANETTI , Giovanni (Hrsg. 1999): Signs and Signification. Vol. I. New Delhi. S. 35 - 67 G IPPER , Helmut (1963): Bausteine zur Sprachinhaltsforschung. Neue Sprachbetrachtung im Austausch mit Geistes- und Naturwissenschaften (= Sprache und Gemeinschaft). Düsseldorf G LINZ , Hans (1972): Der deutsche Satz. Wortarten und Satzglieder wissenschaftlich gefaßt und dichterisch gedeutet. 7. Aufl.. Düsseldorf G LINZ , Hans (1973): Die innere Form des Deutschen. Eine neue deutsche Grammatik (= Bibliotheca Germanica 4). 6., durchges. Aufl.. Bern G LINZ , Hans (1974): Linguistische Grundbegriffe und Methodenüberblick (= Studienbücher zur Linguistik und Literaturwissenschaft 1). 5., verb. Aufl.. Potsdam G LINZ , Hans (1984): Der deutsche Satz. Wortarten und Satzglieder wissenschaftlich gefaßt und dichterisch gedeutet. 7. Aufl.. Düsseldorf G LÜCK , Helmut/ R ÖDEL , Michael (Hrsg. 2016): Metzler Lexikon Sprache. 5., aktual. und überarb. Aufl.. Stuttgart G OENENDIJK , Jeroen/ J ONG , Dick de/ S TOKHOF , Martin (Hrsg.): Studies in discourse representation theory and the theory of generalized quanitfiers. Dordrecht G OLDBERG , Adele (1995): Constructions. A Construction Grammar approach to argument structure (= Cognitive theory of language and culture). Chicago G OMEZ -L OBO , Alfonso (1980/ 1981): The so-called question of existence in Aristotele, An. Post. 2. 1 - 2. In: Review of Metaphysics, vol. 34: 71 - 89 G OVERNMENT OF HIS H IGHNESS M AHARAJA OF M YSORE (Hrsg. 1903): Vedic religion. The taittirîya upinishad with the commentaries of Sankarâchârya, Suresvarâchârya and Sâyana (Vidyâranya.). Translated by A. Mahadeva Sastri, B. A.. Mysore G ÖTZE , Lutz (1974): Zu den Begriffspaaren obligatorisch/ fakultativ und notwendig/ nicht notwendig in einer Valenzgrammatik und ihre Relevanz für den Sprachunterricht. In: Zielsprache Deutsch 5(2): 62 - 71 G ÖTZE , Lutz/ H ESS -L ÜTTICH , Ernest W. B. (1999): Grammatik der deutschen Sprache. Grammatik und Sprachgebrauch (Die Teile ‚ Das Wort ‘ und ‚ Syntax ‘ wurden von Lutz Götze der Teil ‚ Der Text ‘ von Ernest W. B. Hess-Lüttich erarbeitet). München G RABMANN , Martin (1926): Mittelalterliches Geistesleben. Abhandlungen zur Geschichte der Scholastik und Mystik I. München G RABMANN , Martin (1937): Bearbeitungen und Auslegungen der aristotelischen Logik aus der Zeit von Peter Abaelard bis Petrus Hispanus. Mitteilungen aus Handschriften deutscher Bibliotheken (= Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Jahrgang 1937 Philosophisch-historische Klasse Nr. 5). Berlin G REBE , Paul (Hrsg. 1959): Der große Duden: Grammatik. Mannheim G REEN , Alberto R. W. (2003): The Storm-God in the ancient near east (= Biblical and Judaic studies 8). Winona Lake Literaturen in Papierform 593 <?page no="594"?> G REWENDORF , Günther (1988): Aspekte der deutschen Syntax. Eine Rektions-Bindungs- Analyse (= Studien zur deutschen Grammatik 33). Tübingen G ROTE , Albert (1935): Über die Funktion der Copula. Eine Untersuchung der logischen und sprachlichen Grundlagen des Urteils. Leipzig G ROTZ , Stephan (1998): Einleitung. In: T HOMAS VON E RFURT (1998): Abhandlungen über die bedeutsamen Verhaltensweisen der Sprache (Tractatus de modis significandi). Aus dem Lateinischen übersetzt und eingeleitet von Stephan Grotz (= Bochumer Studien zur Philosophie Bd. 27). Amsterdam. S. vii - li G RUBER , Jeffrey S. (1976 [1965]): Lexical structures in syntax and semantics (published version of MIT doctoral dissertation ‚ Studies in lexical relations ‘ , 1965). Amsterdam G UILLAUME , Marcel (1985): 13 Axiomatik und Logik. In: D IEUDONNÉ , Jean (Hrsg. 1985): Geschichte der Mathematik 1700 - 1900. Ein Abriß. Braunschweig. S. 748 - 881 G USS , Kurt (Hrsg. 1975): Gestalttheorie und Erziehung (= Uni-Taschenbücher 508). Darmstadt H AIDER , Hubert (1988): Die Struktur der deutschen Nominalphrase. In: Zeitschrift für Sprachwissenschaft 7: 32 - 59 H AIDER , Hubert (1991): PRO-bleme. In: F ANSELOW , Gisbert/ F ELIX , Sascha W. (Hrsg. 1991): Strukturen und Merkmale grammatischer Kategorien (= Studien zur deutschen Grammatik Bd. 39). Tübingen. S. 121 - 143 H AIDER , Hubert (1993): Deutsche Syntax, generativ. Vorstudien zur Theorie einer projektiven Grammatik. Tübingen H AIDER , Hubert (1994): Fakultative kohärente Infinitkonstruktion im Deutschen. In: S TEUBE , Anita/ Z YBATOW , Gerhild/ R UZICIKA , Rudolf (Hrsg. 1994): Zur Satzwertigkeit von Infinitiven und Small Clause: dem 70. Geburtstag von Rudolf Ruzicika gewidmet. Tübingen. S. 75 - 106 H ALIB , Christine A. (2011): Referenzialität, Prädikation und die Struktur der Nominalphrase. Konstrastierung artikelloser nominaler Prädikate und Indefinita in Kopulasätzen im Deutschen (= Philologia sprachwissenschaftliche Forschungsergebnisse Bd. 163). Hamburg H ALMOS , Paul R. (1954): Polyadic boolean algebras. In: Proceedings of the national Academy of Sciences of the United States of America, vol. 40, no. 5: 296 - 301 H ARRAS , Gisela/ B IERWISCH , Manfred (Hrsg. 1996): Wenn die Semantik arbeitet. Klaus Baumgärtner zum 65. Geburtstag. Tübingen H AMBLIN , Charles L. (1970): Fallacies. London H EGEL , Wilhelm F. (1812): Wissenschaft der Logik. 1. Bd.. Die objective Logik. Nürnberg H EGEL , Wilhelm F. (1816): Wissenschaft der Logik. 2. Bd.. Die subjective Logik oder Lehre vom Begriff. Nürnberg H EGER , Klaus (1964): Die methodologischen Voraussetzungen von Onomasiologie und begrifflicher Gliederung. In: Zeitschrift für romanische Philologie 80: 486 - 516 H EGER , Klaus (1966): Valenz, Diathese und Kasus. In: Zeitschrift für romanische Philologie 82: 138 - 170 H EGER , Klaus (1971): Monem, Wort, Satz. Tübingen 594 9 Literatur <?page no="595"?> H EIDOLPH , Karl E./ F LÄMIG , Walter/ M OTSCH , Wolfgang (1981): Grundzüge einer deutschen Grammatik. Berlin H EIDOLPH , Karl E./ F LÄMIG , Walter/ M OTSCH , Wolfgang (1984): Grundzüge einer deutschen Grammatik. 2., unveränd. Aufl.. Berlin H EINEKAMP , Albert/ S CHUPP , Franz (Hrsg. 1988): Leibniz ’ Logik und Metaphysik. Darmstadt H EINEKAMP , Albert (1988): Natürliche Sprache und allgemeine Charakteristik bei Leibniz. In: H EINEKAMP , Albert/ S CHUPP , Franz (Hrsg. 1988): Leibniz ’ Logik und Metaphysik. Darmstadt. S. 349 - 386 H EINEKAMP , Albert/ S CHUPP , Franz (Hrsg. 1988): Leibniz ’ Logik und Metaphysik. Darmstadt H EINZ -M OHR , Gerd (1992): Lexikon der Symbole. Bilder und Zeichen der christlichen Kunst. 11., Aufl.. München H ELD , Klaus (1980): Heraklit, Parmenides und der Anfang von Philosophie und Wissenschaft - Eine phänomenologische Besinnung. Berlin H ELBIG , Gerhard (1965): Der Begriff der Valenz als Mittel der strukturellen Sprachbeschreibung und des Fremdsprachenunterrichts. In: Deutsch als Fremdsprache 2(1): 10 - 23 H ELBIG , Gerhard/ S CHENKEL , Wolfgang (1969): Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben. Leipzig H ELBIG , Gerhard (Hrsg. 1971): Beiträge zur Valenztheorie. Halle a. S. H ELBIG , Gerhard (1971a): Theoretische und praktische Aspekte eines Valenzmodells. In: H ELBIG , Gerhard (Hrsg. 1971): Beiträge zur Valenztheorie. Halle a. S.. S. 31 - 49 H ELBIG , Gerhard (1971b): Einleitung. In: H ELBIG , Gerhard (Hrsg. 1971): Beiträge zur Valenztheorie. Halle a. S.. S. 7 - 10 H ELBIG , Gerhard/ S CHENKEL , Wolfgang (1973): Wörterbuch zu Valenz und Distribution deutsche Verben. 2., überarb. und erw. Aufl.. Leipzig H ELBIG , Gerhard (Hrsg. 1978): Beiträge zu Problemen der Satzglieder (= Linguistische Studien 7). Leipzig H ELBIG , Gerhard/ S TEPANOWA , Maria D. (1978): Wortarten und das Problem der Valenz in der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig H ELBIG , Gerhard/ S CHENKEL , Wolfgang (1980): Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben. 8., durchges. Aufl.. Tübingen H ELBIG , Gerhard (1984): Was sind Objektsprädikate, Objektsprädikative und prädikative Attribute? In: Deutsch als Fremdsprache 21(6): 346 - 350 H ELBIG , Gerhard (1990): Semantische Kasus und Perspektive. In: Deutsch als Fremdsprache 27(2): 71 - 79 H ELBIG , Gerhard/ S CHENKEL , Wolfgang (1991): Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben. 8., durchges. Aufl.. Tübingen H ELBIG , Gerhard (1992): Probleme der Valenz- und Kasustheorie (= Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft 51). Tübingen H ELBIG , Gerhard/ B USCHA , Joachim (2001): Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. München H ELBIG , Gerhard (2004 [1974]): Notizen zu einigen umstrittenen Fragen der Satzglieder (im besonderen: des prädikativen Attributs und des ‚ Modalgliedes ‘ ) im Deutschen. In: Literaturen in Papierform 595 <?page no="596"?> S ITTA , Horst/ S KIBITZKI , Bernd/ W ENZEL , Johannes/ W OTJAK , Barbara (Hrsg. 2004): Gerhard Helbig. Kleinere Schriften zur Grammatik. München. S. 301 - 308 H ELBIG , Gerhard (2004 [1978]): Zu den zustandsbezeichnenden Konstruktionen mit ‚ sein ‘ und ‚ haben ‘ im Deutschen. In: S ITTA , Horst/ S KIBITZKI , Bernd/ W ENZEL , Johannes/ W OTJAK , Barbara (Hrsg. 2004): Gerhard Helbig. Kleinere Schriften zur Grammatik. München. S. 435 - 444 H ELBIG , Gerhard (2004 [1984]a): Objektsprädikat(iv) oder prädikatives Attribut? In: S ITTA , Horst/ S KIBITZKI , Bernd/ W ENZEL , Johannes/ W OTJAK , Barbara (Hrsg. 2004): Gerhard Helbig. Kleinere Schriften zur Grammatik. München. S. 736 - 745 H ELBIG , Gerhard (2004 [1984]b): Die Substantivgruppen mit als und wie im Deutschen. In: S ITTA , Horst/ S KIBITZKI , Bernd/ W ENZEL , Johannes/ W OTJAK , Barbara (2004): Gerhard Helbig. Kleinere Schriften zur Grammatik. München. S.720 - 735 H ELBIG , Gerhard (2008): Zu den Kopulasätzen im Deutschen. In: Deutsch als Fremdsprache 45(2): 81 - 90 H EMPEL , Heinrich (1965 [1954]): Wortklassen und Bedeutungsweisen. In: M OSER , Hugo (Hrsg. 1965): Das Ringen um eine neue deutsche Grammatik. Darmstadt. S. 217 - 254 H ENLE , Paul/ K ALLEN , Horace M./ L ANGER , Susanne K. (Hrsg. 1951) Structure, method and meaning. Essays in honor of Henry Scheffer. New York H ENNE , Helmut/ W IEGAND , Herbert E. (1969): Geometrische Modelle und das Problem der Bedeutung. In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 36(2): 129 - 173 H ENTSCHEL , Elke/ W EYDT , Harald (2013): Handbuch der deutschen Grammatik. 4., vollst. überarb. Aufl.. Berlin H ERINGER , Hans-Jürgen (1970): Deutsche Syntax (= Sammlung Göschen 1246/ 1246a). Berlin H ERINGER , Hans-Jürgen (1973): Theorie der deutschen Syntax (= Linguistische Reihe Bd. 1). 2. Aufl.. München H ERINGER , Hans-Jürgen (1984): Neues von der Verbszene. In: S TICKEL , Gerhard (Hrsg. 1984): Pragmatik in der Grammatik (= Jahrbuch des Instituts für deutsche Sprache 1983). Düsseldorf. S. 34 - 64 H ERINGER , H.-J. (1986): The verb and its semantic power: association as a basis for valence theory. In: Journal of Semantics, vol. 4, issue 1: 79 - 99 H ERINGER , Hans-Jürgen (1996): Deutsche Syntax dependentiell. Tübingen H ERMANN , Gottfried J. J. (1801): De emendanda ratione graecae grammatica. Leipzig H ERRING , Herbert (Hrsg. 1992): Schriften zur Logik und zur philosophischen Grundlegung von Mathematik und Naturwissenschaft. Hrsg. und übers. von Herbert Herring (= Philosophische Schriften 4). Berlin H EYSE , Johann C. A. (1972 [1838 u. 1849]): Theoretisch-praktische deutsche Grammatik oder Lehrbuch der deutschen Sprache. 2 Bde.. (Reprogr. Nachdr. d. 5., völlig umgearb. u. sehr verm. Ausg. Hannover 1838 u. 1849). Hildesheim [etc.] H EYTING , Arend (1930): Die formalen Regeln der intuitionistischen Logik. 3 Teile. In: Sitzungsberichte der preußischen Akademie der Wissenschaften phys.-math. Klasse (1930): 42 - 56, 57 - 71, 158 - 169 596 9 Literatur <?page no="597"?> H IGGINBOTHAM , James (1983): The logic of perceptual reports: An extensional alternative to situation semantics. In: Journal of Philosophy 80(2): 100 - 127 H IGGINS , Roger F. (1979): The Pseudo-Cleft Construction in English (= Outstanding dissertations in linguistics series 17). New York H ILBERT , Alfred (1985): Taschenbuch mathematisches Grundwissen. Bd. 1: Elementare Mathematik. Mit 343 Bildern und 244 vorgerechneten Beispielen. Thun H INTIKKA , Jaakko K. J./ S UPPES , Patrick/ M ORAVCSIK , Julius M. E. (Hrsg. 1973): Approaches to natural language. Dordrecht H INTIKKA , Jaakko K. J. (1979): ‚ Is ‘ semantical games and semantical relativity. In: Journal of Philosophical Logic 8: 433 - 468 H INTIKKA , Jaakko K. J. (2004): On the different identities of identity. A historical and critical essay. In: F LØIDSTAD , Guttorm (Hrsg. 2004): Language, meaning and interpretation (= Philosophical problems of today 2). Dordrecht. S. 117 - 139 H INTIKKA , Jaakko K. J./ V ILKKO , Risto (2006): Existence and Predication from Aristotle to Frege. In: Philosophy and Phenomenological Research, vol. LXXIII, no. 2: 359 - 377 H INTIKKA , Jaakko K. J./ S ANDU , Gabriel (2007): What is logic? In: D ALE , Jacquette (Hrsg. 2007): Philosophy of logic (= Handbook of the Philosophy of Science). Amsterdam [etc.]. S. 13 - 39 H JELMSLEV , Louis (1938): Essai d ’ une théorie des morphèmes. In: Actes du IV. Congrès International de linguistes (1936). Copenhague: 140 - 151 H JELMSLEV , Louis (1974): Aufsätze zur Sprachwissenschaft. Stuttgart H JELMSLEV , Louis (1974 [1939]): Die morphologische Struktur. In: H JELMSLEV , Louis (1974): Aufsätze zur Sprachwissenschaft. Stuttgart. S. 20 - 43 H OCKETT , Charles F. (1958): A course in modern linguistics. New York H OFFMANN , Ludger (Hrsg. 1992): Deutsche Syntax. Ansichten und Aussichten (= Institut für deutsche Sprache Jahrbuch 1991). Berlin H OFFMANN , Ludger (2007): Der Mensch und seine Sprache - eine anthropologische Skizze. In: R EDDER , Angelika (Hrsg. 2007): Diskurse und Texte. Festschrift für Konrad Ehlich zum 65. Geburtstag. Tübingen. S. 21 - 36 H OMBERGER , Dietrich (1993): Das Prädikat im Deutschen. Linguistische Terminologie in Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik. Opladen H OOPER , Horace E./ C HISHOLM , Hugh/ P HILLIPS , Walter E. (Hrsg. 1910): The Encyclopædia Britannica. A dictionary of arts, sciences, literatur and general information. Vol. XI: Franciscans - Gibson. 11. Aufl.. London H UNDT , Markus (2001): Grammatikalisierungsphänomene bei Präpositionalobjekten in der deutschen Sprache. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik 29: 167 - 191 H USSERL , Edmund G. A. (1901): Logische Untersuchungen. Zweiter Theil. Untersuchungen zur Phänomenologie und Theorie der Erkenntnis. Halle a. S. H USSERL , Edmund G. A. (Hrsg. 1921): Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung. In Gemeinschaft mit Oskar Beckar (Freiburg), Moritz Geiger (München), Martin Heidegger (Freiburg), Alexander Pfänder (München), Adolf Reinach (Göttingen), Max Scheler (Berlin). Bd. 4. Halle a. S. H UXLEY , Thomas H. (1899): Methods and results. Essays by Thomas H. Huxley. New York Literaturen in Papierform 597 <?page no="598"?> H UXLEY , Thomas H. (1899 [1874]): On the hypothesis that animals are automata, and its history. In: H UXLEY , Thomas H. (1899): Methods and results. Essays by Thomas H. Huxley. New York. S. 199 - 250 H ÜLSER , Karlheinz (Hrsg. 1988a): Die Fragmente zur Dialektik der Stoiker, Bd. 3. Stuttgart- Bad Cannstatt H ÜLSER , Karlheinz (Hrsg. 1988b): Die Fragmente zur Dialektik der Stoiker, Bd. 4. Stuttgart- Bad Cannstatt H YVÄRINEN , Irma (2003): Der verbale Valenzträger. In: Á GEL , Vilmos/ E ICHIGER , Ludwig M./ E ROMS , Hans-Werner et al. (Hrsg. 2003): Dependenz und Valenz. Ein internationales Handbuch der zeitenössischen Forschung (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 25.1). Berlin [etc.]. S. 738 - 764 I CKLER , Theodor (1985): Valenz und Bedeutung. Beobachtungen zur Lexikographie des Deutschen als Fremdsprache. In: B ERGENTHOLTZ , Henning/ M UGDAN , Joachim (Hrsg. 1985): Lexikographie und Grammatik. Akten des Essener Kolloquiums zur Grammatik im Wörterbuch 28. - 30.6.1984 (= Lexicographica. Series maior 3). Tübingen. S. 358 - 377 I OANNES AB A RNIM (Hrsg. 1964 [1903 - 1905]a): STOICORVM VETERVM FRAGMENTA. VOLVMEN I: Zeno et Zenonis diszipvli. Editionis primae (MCMV). Stuttgart I OANNES AB A RNIM (Hrsg. 1964 [1903 - 1905]b): STOICORVM VETERVM FRAGMENTA. VOLVMEN II: Chrysippi fragmenta logica et physica. Editionis primae (MCMIII). Stuttgart I OANNIS P HILOPONI (1905/ MCMV [ca. 490 - 575]): In Aristotelis Analytica Priora. Commentaria. Edidit Maximilianus Wallies (= Commentaria in Aristotelem Graeca (C. I. A. G.) Voluminis VIII, Pars II). Berolini I RVINE , Andrew D. (Hrsg. 2009): Philosophy of Mathematics (= Handbook of the Philosphy of Science). Amsterdam [etc.] I TÄLÄ , Marja-Leena (1986): Verbvalenz - Valenzsemantik. Turku J ACKENDOFF , Ray (1982): X ’ -Syntax: A study of phrase structure (= Linguistic inquiry monographs 2). 3. Aufl.. Cambridge, MA J ACOBI , Klaus (1986): Peter Abelard ’ s investigations into the meaning and functions of the speech sign ‚ est ‘ . In: K NUUTTILA , Simo/ H INTIKKA , Jaako (Hrsg. 1986): The logic of being. Historical Studies (= Synthese Historical Library, vol. 28). Dordrecht. S. 145 - 180 J ACOBS , Joachim (1992): Syntax und Valenz. In: H OFFMANN , Ludger (Hrsg. 1992): Deutsche Syntax. Ansichten und Aussichten (= Institut für deutsche Sprache Jahrbuch 1991). Berlin. S. 94 - 127 J ACOBS , Joachim (1994): Kontra Valenz (= Fokus Linguistisch-Philologische Studien 12). Trier J ACOBS , Joachim (2008): Wozu Konstruktionen? In: Linguistische Berichte 213: 3 - 44 J ACOBS , Joachim (2009): Valenzbindung oder Konstruktionsbindung? Eine Grundfrage der Grammatiktheorie. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik 37(3): 490 - 513 J AKOBSON , Roman/ H ALLE , Morris (1956): Fundamentals of Language Bd. 10 (= Janua linguarum. Series minor 1). 4., überarb. Neuaufl.. S ’ Gravenhage J AKOBSON , Roman/ F ANT , Gunnar/ H ALLE , Morris (1967): Preliminaries to speech analysis. The distinctive features and their correlates. 7. Aufl.. Cambridge, MA 598 9 Literatur <?page no="599"?> J ÄRVENTAUSTA , Marja (2003): Das Verb als strukturelles Zentrum des Satzes. In: Á GEL , Vilmos/ E ICHINGER , Ludwig M./ E ROMS , Hans-Werner/ H ELLWEG , Peter/ H ERINGER , Hans J./ L OBIN , Henning (Hrsg. 2003): Dependenz und Valenz (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 25.1). Berlin [etc.]. S. 717 - 737 J ONG , Willem R. de (1982): The semantics of John Stuart Mill. Translated from the Dutsch by Herbert Donald Morton (= Synthese historical library, vol. 23). Dordrecht J UDE , Wilhelm K. (1980): Deutsche Grammatik. Neufassung Rainer F. Schönhaar. 17. Auflage. Braunschweig J UNG , Walter (1984): Grammatik der deutschen Sprache. 8., durchges. Aufl.. Leipzig J UNG , Wha-Young (1995): Syntaktische Relationen im Rahmen der Dependenzgrammatik (= Beiträge zur germanistischen Sprachwissenschaft Bd. 9). Hamburg J UNG , Wha-Young (2003): Rektion und Kongruenz in der Dependenzgrammatik. In: Á GEL , Vilmos/ E ICHIGER , Ludwig M./ E ROMS , Hans-Werner/ H ELLWEG , Peter/ H ERINGER , Hans J./ L OBIN , Henning (Hrsg. 2003): Dependenz und Valenz. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 25.1). Berlin [etc.]. S. 282 - 293 J UNGHANNS , Uwe (Hrsg. 2008): Linguistische Beiträge zur Slavistik: XIII. JungslavistInnen- Treffen in Leipzig, 23. - 26. September 2004. München K AHN , C. H. (1966): The Greek verb ‚ to be ‘ and the concept of being. In: Foundations of Language, vol. 2, no. 3: 245 - 265 K AHN , Charles H. (1973a): The verb ‚ be ‘ in Ancient Greek. Dordrecht K AHN , Charles H. (1973b): On the theory of the verb ‚ to be ‘ . In: M UNITZ , Milton K. (Hrsg. 1973): Logic and ontology. New York. S. 1 - 20 K AHN , Charles H. (Hrsg. 1976): Hans Wagner zum 60. Geburtstag gewidmet (= Archiv für Geschichte der Philosophie, Sonderheft, Bd. 58 (4)). Berlin K AHN , Charles H. (1976): Why existence does not emerge as a distict concept in Greek philosophy. In: K AHN , Charles H. (Hrsg. 1976): Hans Wagner zum 60. Geburtstag gewidmet (= Archiv für Geschichte der Philosophie, Sonderheft, Bd. 58 (4)). Berlin. S. 323 - 334 K AILUWEIT , Rolf/ H UMMEL , Martin (2004): Semantische Rollen (= Tübinger Beiträge zur Linguistik 472). Tübingen K ANAMORI , Akihiro (2009): Set theory from Cantor to Cohen. In: I RVINE , Andrew D. (Hrsg. 2009): Philosophy of Mathematics (= Handbook of the Philosophy of Science). Amsterdam. S. 395 - 459 K ANT , Immanuel (1876 [1800]): Logik. Ein Handbuch zu den Vorlesungen (= Philosophische Bibliothek oder Sammlung der Hauptwerke der Philosophie alter und neuer Zeit Bd. 23). 2. Aufl.. Leipzig K ANT , Immanuel (1919 [1781]): Kritik der reinen Vernunft (= Philosophische Bibliothek Bd. 37). 11., mit der 10. gleichlautende Aufl.. In: B UECK , Otto/ G EDAN , Paul/ K INKEL , Walter/ K IRCHMANN , von Julius H./ V ORLÄNDER , Karl/ S CHIELE , Friedrich M./ V ALENTINER , Theodor (Hrsg. 1919): Immanuel Kant. Sämtliche Werke. 1. Bd.. Kritik der reinen Vernunft. Leipzig K ÄSBAUER , Max/ K UTSCHERA , Franz von (Hrsg. 1962): Logik und Logikkalkül. München Literaturen in Papierform 599 <?page no="600"?> K ERN , Franz G. G. (1888): Die deutsche Satzlehre. Eine Untersuchung ihrer Grundlagen. 2., verm. Aufl.. Berlin K IM , Jaegwon (1969): Events and their descriptions: Some considerations. In: R ESCHER , Nicholas (Hrsg. 1969): Essays in honor of Carl G. Hempel. A tribute on the occasion of his sixty-fifth birthday. Dordrecht. S. 198 - 215 K IM , Jaegwon (1976): Events and property exemplifications. In: B RAND , Myles/ W ALTON , Douglas (Hrsg. 1976): Action theory. Proceedings of the Winnipeg Conference on human action. Dordrecht. S. 159 - 177 K IMBALL , John P. (Hrsg. 1972): Syntax and Semantics. Vol. 1. New York K IRCHENRAT DER E VANGELISCH - REFORMIERTEN L ANDESKIRCHE DES K ANTONS Z ÜRICH (Hrsg. 2007): Zürcher Bibel (Sammelband). Zürich K IRCHENRAT DER E VANGELISCH - REFORMIERTEN L ANDESKIRCHE DES K ANTONS Z ÜRICH (Hrsg. 2007a): Das alte Testament. Die Bücher des alten Testaments. In: K IRCHENRAT DER E VANGELISCH - REFORMIERTEN L ANDESKIRCHE DES K ANTONS Z ÜRICH (Hrsg. 2007): Zürcher Bibel (Sammelband). Zürich K IRCHENRAT DER E VANGELISCH - REFORMIERTEN L ANDESKIRCHE DES K ANTONS Z ÜRICH (Hrsg. 2007b): Das neue Testament. Die Bücher des neuen Testaments. In: K IRCHENRAT DER E VAN- GELISCH - REFORMIERTEN L ANDESKIRCHE DES K ANTONS Z ÜRICH (Hrsg. 2007): Zürcher Bibel (Sammelband). Zürich K IRCHMANN , Julius H. von (Hrsg. 1871a): Die Metaphysik des Aristoteles. 1. Bd.. Hrsg. bzw. übers., erl. Und mit Lebensbeschreibungen versehen von J. H. v. Kirchmann (= Philosophische Bibliothek oder Sammlung der Hauptwerke der Philosophie alter und neuer Zeit Bd. 38). Berlin K IRCHMANN , Julius H. von (Hrsg. 1871b): Aristoteles ’ drei Bücher über die Seele. Unter Mitwirkung namhafter Gelehrten hrsg. bzw. übers., erl. und mit einer Lebensbeschreibung versehen von J. H. von Kirchmann (= Philosophische Bibliothek oder Sammlung der Hauptwerke der Philosophie alter und neuer Zeit Bd. 43). Berlin K IRCHMANN , Julius H. von (1877 - 1883): Erläuterungen zu dem Organon des Aristoteles von J. H. v. Kirchmann (= Der philosophischen Bibiliothek Bd. 14 - 18 (Sammelband)). Leipzig K IRCHMANN , Julius H. von (1877 - 1883 [1876]): Erläuterungen zu den Kategorien und den Hermeneutiken des Aristoteles von J. H. v. Kirchmann. Leipzig. In: K IRCHMANN , Julius H. von (1877 - 1883): Erläuterungen zu dem Organon des Aristoteles von J. H. v. Kirchmann (= Der philosophischen Bibiliothek Bd. 14 - 18 (Sammelband)). Leipzig K IRCHMANN , Julius H. von (1877 - 1883 [1877]): Erläuterungen zu den ersten Analytiken des Aristoteles von J. H. von Kirchmann. Leipzig. In: K IRCHMANN , Julius H. von (1877 - 1883): Erläuterungen zu dem Organon des Aristoteles von J. H. v. Kirchmann (= Der philosophischen Bibiliothek Bd. 14 - 18 (Sammelband)). Leipzig K IRCHMANN , Julius H. von (Hrsg. 1883): Das Organon des Aristoteles. Uebers. und erl. von J. H. von Kirchmann (Sammelband). Heidelberg K IRCHMANN , Julius H. von (Hrsg. 1883 [1876]): Zweite Abtheilung. Aristoteles ’ Hermeneutica oder Lehre vom Urtheil. Uebers. und erl. von J. H. v. Kirchmann. Leipzig. In: 600 9 Literatur <?page no="601"?> K IRCHMANN , Julius H. von (Hrsg. 1883): Das Organon des Aristoteles. Uebers. und erl. von J. H. von Kirchmann (Sammelband). Heidelberg K IRCHMANN , Julius H. von (Hrsg. 1883 [1877]a): Aristoteles ’ erste Analytiken, oder: Lehre vom Schluss. Uebers. und erl. von J. H. v. Kirchmann. Leipzig. In: K IRCHMANN , Julius H. von (Hrsg. 1883): Das Organon des Aristoteles. Uebers. und erl. von J. H. von Kirchmann (Sammelband). Heidelberg K IRCHMANN , Julius H. von (Hrsg. 1883 [1877]b): Aristoteles ’ zweite Analytiken, oder: Lehre vom Erkennen. Uebers. und erl. von J. H. v. Kirchmann. Leipzig. In: K IRCHMANN , Julius H. von (Hrsg. 1883): Das Organon des Aristoteles. Uebers. und erl. von J. H. von Kirchmann (Sammelband). Heidelberg K IRCHMANN , Julius H. von (Hrsg. 1883 [1882]): Die Topik des Aristoteles. Uebers. und erl. von J. H. von Kirchmann. Heidelberg. In: K IRCHMANN , Julius H. von (Hrsg. 1883): Das Organon des Aristoteles. Uebers. und erl. von J. H. von Kirchmann (Sammelband). Heidelberg K IRCHNER , Friedrich (1890): Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe (= Philosphische Bibliothek oder Sammlung der Hauptwerke der Philosophie alter und neuer Zeit unter Mitwirkung namhafter Gelehrten von J. H. v. Kirchmann. 94 Bd.). 2., durchges. u. verm. Aufl.. Heidelberg K IRWAN , Christopher (1971): Aristotele ’ s Metaphysics, Books Γ , Δ , E. Translated with notes by Christopher Kirwan (= Clarendon Aristotele Series). Oxford K ISARI M OHAN G ANGULI (1991 [1883 - 1896]): The Mahabharata of Krishna-Dwaipayana Vyasa. Translated by Kisari Mohan Ganguli. New Dehli K LASSEN , Rainer (1974): Logik und Rhetorik der frühen deutschen Aufklärung (Dissertation). Philosophische Fakultät, Augsburg K LAUS , Georg (1958): Einführung in die formale Logik. Berlin K LAUS , Georg (1966): Spezielle Erkenntnistheorie. Prinzipien der wissenschaftlichen Theorienbildung. Berlin K LEBER , Will (1990): Einführung in die Kristallographie. 17., stark bearb. Aufl.. Berlin K LEENE , Stephen C./ R OSSER , Barkley J. (1935): The inconsistency of certain formal logics. In: Annals of Mathematics, second series, vol. 36, no. 3: 630 - 636 K LEMENT , Kevin C. (2002): Frege and the logic of sense and reference. New York K NEALE , William/ K NEALE , Martha (1991): The Development of Logic. Oxford K NEALE , William/ P RIOR , Arthur N. (1968): Intentionality and intensionality. In: Proceedings of the Aristotelian Society, supplementary vol. 42: 73 - 106 K NOBLOCH , Clemens/ S CHAEDER , Burkhard (2000): Kriterien für die Definition von Wortarten. In: B OOIJ , Gert E./ L EHMANN , Christian/ M UGDAN , Joachim/ K ESSELHEIM , Wolfgang (Hrsg. 2000): Morphologie. Ein internationales Handbuch zur Flexion und Wortbildung (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 17.1). Berlin. S. 674 - 692 K NUUTTILA , Simo/ H INTIKKA , Jaako (Hrsg. 1986): The logic of being. Historical Studies (= Synthese Historical Library, vol. 28). Dordrecht Literaturen in Papierform 601 <?page no="602"?> K ONSIUSZANIEC , Gabriela (1986): Zur adverbialen Funktion der für-Phrase aus kontrastiver Sicht. In: B ZD Ę GA , Andrzej Z. (Hrsg. 1986): Studia Germanica Posnaniensia XV. Sprachwissenschaft. Pozna ń . S. 67 - 75 K OOPMAN , Willem F./ F ISCHER , Olga/ L EEK , Frederike van der/ E ATON , Roger (Hrsg. 1987): Explanation and linguistic change (= Current issues in linguistic theory 45). Amsterdam K ORHONEN , Jarmo (1977): Studien zu Dependenz, Valenz und Satzmodell. Teil I. Theorie und Praxis der Beschreibung der deutschen Gegenwartssprache. Dokumentation, kritische Besprechung, Vorschläge (= Europäische Hochschulschriften Reihe I. Deutsche Literatur und Germanistik. Bd. 212). Bern K OSCHMIEDER , Erwin (1945): Zur Bestimmung der Funktionen grammatischer Kategorien (= Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch- Historische Klasse XXV). München K OSCHMIEDER , Erwin (1952): Die noetischen Grundlagen der Syntax (= Sitzungsberichte der Philosphisch-historischen Klasse der Bayrischen Akademie der Wissenschaften zu München. Jahrgang 1951, Heft 4). München K RATZER , Angelika (1995 [1989]): Stage-level and individual-level predicates. In: C ARLSON , Gregory N./ P ELLETIER , Francis J. (Hrsg. 1995): The generic book. Chicago. S. 125 - 175 K RÄMER , Sabine (2004): Bleiben bleibt bleiben. In: Zeitschrift für Sprachwissenschaft 23(2): 245 - 274 K RETZMANN , Norman (1975): The main thesis of Locke ’ s semantic theory. In: P ARRET , Herman (Hrsg. 1975): History of linguistic thought and contemporary linguistics. Berlin. S. 331 - 347 K RETZMANN , Norman (1982): The culmination of the old logic in Peter Abelard. In: B ENSON , Robert L./ C ONSTABLE , Giles/ L ANHAM , Carol D. (Hrsg. 1982): Renaissance and renewal in the twelfth century. Oxford. S. 488 - 511 K RETZMANN , Norman/ K ENNY , Anthony/ P INBORG , Jan (Hrsg. 1982): The Cambridge history of later medieval philosophy: From the rediscovery of Aristotle to the desintegration of scholasticism, 1100 - 1600. Cambridge K RIFKA , Manfred (1989a): Nominal reference, temporal constitution and quantification in event semantics. In: B ARTSCH , Renate/ B ENTHEM , Johan van/ E MDE B OAS , Peter van (Hrsg. 1989): Semantics and contextual expressions. Dordrecht. S. 75 - 115 K RIFKA , Manfred (1989b): Nominalreferenz und Zeitkonstitution. München K UBCZAK , Jacqueline (2009): Hier wird Ihnen geholfen! E-VALBU - Das elektronische Valenzwörterbuch deutscher Verben. In: Sprachreport 4: 17 - 23 K UNZE , Jürgen (1972): Die Auslassbarkeit von Satzteilen bei Koordinativen Verbindungen im Deutschen (= Schriften zur Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung Nr. 14). Berlin K UNZE , Jürgen (1975): Abhängigkeitsgrammatik (= studia grammatica XII). Berlin K UTSCHERA , Franz von (1976): Einführung in die intensionale Semantik. Berlin K WAKERNAAK , Erik (1996) Grammatik im Fremdsprachenunterricht. Geschichte und Innovationsmöglichkeiten am Beispiel Deutsch als Fremdsprache in den Niederlanden. Amsterdam [etc.] 602 9 Literatur <?page no="603"?> L ANG , Ewald (1969): Rezension zu: James D. McCawley ‚ On the Role of Semantics in a Grammar ‘ . In: ASG-Bericht 4, Berlin: 1 - 35 L ANG , Ewald (1994): Semantische vs. konzeptuelle Struktur: Unterscheidung und Überschneidung. In: S CHWARZ , Monika (Hrsg. 1994): Kognitive Semantik/ Cognitive Semantics. Ergebnisse, Probleme, Perspektiven. Tübingen. S. 25 - 41 L ANG , Ewald/ G EIST , Ljudmila (Hrsg. 1999): Kopula-Prädikativ-Konstruktionen als Semantik/ Syntax-Schnittstelle (= ZAS Papers in Linguistics 14). Berlin L ANGACKER , Ronald W. (1987): Foundations of Cognitive Grammar. Volume I. Theoretical prerequisites. Stanford L ANGFORD , Cooper H. (1937): The significs of pasigraphic systems. A contribution to the psychology of the mathematical thought process. In: Journal of Symbolic Logic 2(1): 53 - 54 L APOINTE , Sandra (Hrsg. 2019): Logic from Kant to Russell. Laying the foundations for analytic philosophy (= Routledge Studies in Nineteenth-Century Philosophy). New York L ASCH , Alexander/ Z IEM , Alexander (Hrsg. 2014): Grammatik als Netzwerk von Konstruktionen. Sprachwissen im Fokus der Konstruktionsgrammatik (= Sprache und Wissen 15). Berlin L AYCOCK , Henry (1979): Theories of matter. In: P ELLETIER , Francis J. (Hrsg. 1979): Mass terms: Some philosophical problems. Dordrecht. S. 89 - 120 L AZLO , Sarolta (1988): Mikroebene. In: M RAZOVI Ć , Pavica/ T EUBERT , Wolfgang (Hrsg. 1988): Valenzen im Kontrast. Ulrich Engel zum 60. Geburtstag. Heidelberg. S. 218 - 233 L EIBNIZ , Gottfried W. (1903 [ca. 1660 - 1720]a): Elementa calculi. In: C OUTOURANT , Louis (Hrsg. 1903): Opuscules et fragments inédits de Leibniz. Paris. S. 49 - 57 L EIBNIZ , Gottfried W. (1903 [ca. 1660 - 1720]b) De formæ logicæ comprobatione per linearum ductus. In: C OUTOURANT , Louis (Hrsg. 1903): Opuscules et fragments inédits de Leibniz. Paris. S. 292 - 321 L EIBNIZ , Gottfried W. (1992 [ca. 1660 - 1720]a): Elementa calculi. Elemente eines Kalküls. In: H ERRING , Herbert (Hrsg. 1992): Schriften zur Logik und zur philosophischen Grundlegung von Mathematik und Naturwissenschaft. Hrsg. und übers. von Herbert Herring (= Philosophische Schriften 4). Berlin. S. 67 - 91 L EIBNIZ , Gottfried W. (1992 [ca. 1660 - 1720]b): De synthesi et analysi universali seu arte inveniendi et iudicandi. Über die universale Synthese und Analyse oder über die Kunst des Auffindens und Beurteilens. In: H ERRING , Herbert (Hrsg. 1992): Schriften zur Logik und zur philosophischen Grundlegung von Mathematik und Naturwissenschaft. Hrsg. und übers. von Herbert Herring (= Philosophische Schriften 4). Berlin. S. 131 - 151 L EISS , Elisabeth (1985): Zur Entstehung des neuhochdeutschen analytischen Futurs. In: Sprachwissenschaft 10: 250 - 273 L EHMANN , Christian (1983): Rektion und syntaktische Relationen. In: Folia Linguistica XVII/ 1 - 4: 339 - 378 L EMNITZER , Lothar/ Z INSMEISTER , Heike (2015): Korpuslinguistik. Eine Einführung. 3., überarb. und erw. Aufl.. Tübingen Literaturen in Papierform 603 <?page no="604"?> L ENZ , Barbara (1996): Sein, bleiben und werden im Negations- und Partizipial-Kontext. In: Linguistische Berichte 162: 161 - 182 L ENZ , Friedrich/ S CHIERHOLZ , Stefan J. (Hrsg. 2005): Corpuslinguistik in Lexik und Grammatik (= Stauffenburg Linguistik Bd. 37). Tübingen L EVI , Albert W. (1959): Philosophy and the Modern World. Bloomington L EWANDOWSKI , Theodor (1990): Linguistisches Wörterbuch. Bd. 1 (= Uni-Taschenbücher Nr. 1518). 5., überarb. Aufl.. Heidelberg L EWIS , Clarence L./ L ANGFORD , Cooper H. (1932): Symbolic logic. New York L OCKE , John (1846): An essay concerning human understanding; and a treatise on the conduct of the understanding. Complete, in one volume: With the author ’ s last additions and corrections. Philadelphia L ÖBNER , Sebastian (1990): Wahr neben falsch. Duale Operatoren als die Quantoren natürlicher Sprache. Tübingen L OHNSTEIN , Horst (2011): Formale Semantik und natürliche Sprache. 2., durchges. und erw. Aufl.. Berlin L OUX , Michel J. (1974): The ontology of William of Ockham. In: O CKHAM , William of (1974 [ca. 1349]): Ockham ’ s theory of terms. Part I of the summa logicae. Translated and introduced by Michael J. Loux. London. S. 1 - 21 L ÖWE , Benedikt/ P ECKHAUS , Volker/ R ÄSCH , Thomas (Hrsg. 2006): Foundations of the formal sciences IV. The history of the concept of the formal sciences (= Studies in logic 3). London L YONS , John (1973): Einführung in die moderne Linguistik. 3., durchges. Aufl.. München M AIENBORN , Claudia (1990): Position und Bewegung. Zur Semantik lokaler Verben (= IWBS Report 138). Stuttgart M AIENBORN , Claudia (2001): Die logische Form von Kopula-Sätzen (Habilationsschrift. Ms.). Humboldt-Universität, Berlin M AIENBORN , Claudia (2003): Die logische Form von Kopula-Sätzen (= studia grammatica 56). Berlin M ANSEL , Henry L. (1851): Recent extensions of formal logic. In: North British Review 15 (5/ 1851): 90 - 121 M ARKO , Ernest (1980): Zum Problem des prädikativen Attributs im Deutschen und im Slowakischen. In: Deutsch als Fremdsprache 17(2): 96 - 100 M ARTINUS DE D ACIA (ca. 1270): Tractatus de modis significandi. Cum cuiuslibet artificis. Bibl. Mun. Ms. 2006 f° 6 - 27, s. XIII. Troyes M ARTY , Anton (1895): Ueber subjectlose Sätze und das Verhältnis der Grammatik zur Logik und Psychologie VI - VII. In: Vierteljahrsschrift für wiss. Philosophie Bd. 19: 19 - 87 M ATSEKH -U KRAINSKY , Lyubomyr (2015): Adjektivvalenz und präpositionale Komplemente. Eine famebasierte Untersuchung zu Syntax und Semantik der präpositionalen Komplemente bei Adjektiven (= Sprache, System und Tätigkeit Bd. 66). Frankfurt a. M. M C C ORD A DAMS , Marilyn (1976): What does Ockham mean by ‚ supposition ‘ ? In: Notre Dame Journal of Formal Logic 17: 375 - 391 604 9 Literatur <?page no="605"?> M EINER , Johann W. (1781): Versuch einer an der menschlichen Sprache abgebildeten Vernunftlehre oder philosophische und allgemeine Sprachlehre entworfen von Johann Werner Meiner, der Schule zu Langenfalza Rektor. Leipzig M EINHARD , Joachim (2003): Ebenen der Valenzbeschreibung: Die logische und die semantische Ebene. In: Á GEL , Vilmos/ E ICHIGER , Ludwig M./ E ROMS , Hans-Werner/ H ELLWEG , Peter/ H ERINGER , Hans J./ L OBIN , Henning (Hrsg. 2003): Dependenz und Valenz. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 25.1). Berlin [etc.]. S. 399 - 404 M ERRILL , Daniel D. (1990): Augustus De Morgan and the logic of relations (= The new synthese historical library, vol. 38). Dordrecht [etc.] M ETZGER , Wolfgang (1975): Was ist Gestalttheorie? In: G USS , Kurt (Hrsg. 1975): Gestalttheorie und Erziehung (= Uni-Taschenbücher 508). Darmstadt. S. 1 - 17 M IGNE , Jacques-Paul (Hrsg. 1891): Manlii Severini Boetii. Opera Omnia. Sæculum vl annus 528. Tomus posterior (= Patrologiæ cursus competus, series latina. Patrologiæ latinæ tomus LXIV. Manlius Severinus Boetius). Parisina M IKKELSEN , Line (2005): Copular Clauses: Specification, Predication and Equation (= Linguistik aktuell/ Linguistics today 85). Amsterdam M ILL , John S. (1843): A System of Logic. London M ITTAL , Jai P. (2006): History of ancient India (a new version): From 7300 BC to 4250 BC. Vol. 1. New Dehli M ITTELSTRA ß, Jürgen (1970): Monade und Begriff. Leibnizens Rekonstruktion des klassischen Substanzbegriffs und der Perzeptionensatz der Monadentheorie. In: Studia Leibnitiana 2: 171 - 200 M ITTELSTRA ß, Jürgen (Hrsg. 2004): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Bd. 3.. Stuttgart M ONTAGUE , Richard (1974 [1970]c): Universal grammar. In: T HOMASON , Richmond H. (Hrsg. 1974): Formal philosophy: Selected papers of Richard Montage. New Haven. S. 222 - 246 M ONTAGUE , Richard (1974 [1970]b): English as a formal language. In: T HOMASON , Richmond H. (Hrsg. 1974): Formal philosophy: Selected papers of Richard Montague. New Haven. S. 188 - 221 M ONTAGUE , Richard (1973): The proper treatment of quantification in ordinary English. In: H INTIKKA , Jaakko K. J./ S UPPES , Patrick/ M ORAVCSIK , Julius M. E. (Hrsg. 1973): Approaches to natural language. Dordrecht. S. 221 - 242 M ONTAGUE , Richard (1974 [1973]): The proper treatment of quantification in ordinary English. In: T HOMASON , Richmond H. (Hrsg. 1974): Formal philosophy: Selected papers of Richard Montague. New Haven. S. 247 - 270 M ONTAGUE , Richard (1974 [1970]a): Pragmatics and intensional logic. In: T HOMASON , Richmond H. (Hrsg. 1974): Formal philosophy: Selected papers of Richard Montage. New Haven. S. 119 - 147 M OODY , Ernest A. (1953): Truth and consequence in mediaeval logic (= Studies in logic and the foundations of mathematics 9). Amsterdam Literaturen in Papierform 605 <?page no="606"?> M ORGAN , Augustus de (1847): Formal Logic: Or, the calculus of inference, necessary and probable. London M ORGAN , Augustus de (1910 [1831]): On the study and difficulties of mathematics. 3. reprint edition. Chicago M ORGAN , Augustus de (1966): On the syllogism and other logical writings (= Rare masterpieces on philosophy and science). London M ORGAN , Augustus de (1966 [1846]): On the syllogism: I. On the structure of the syllogism, [and on the application of the theory of probabilities to questions of argument and authority]. In: M ORGAN , Augustus de (1966): On the syllogism and other logical writings (= Rare masterpieces on philosophy and science). London. S. 1 - 21 M ORGAN , Augustus de (1966 [1850]): On the syllogism: II. On the Symbols of Logic. The theory of syllogism, and in particular of the copula. In: M ORGAN , Augustus de (1966): On the syllogism and other logical writings (= Rare masterpieces on philosophy and science). London. S. 22 - 68 M ORGAN , Augustus de (1966 [1858]): On the syllogism: III; and on Logic in General. In: M ORGAN , Augustus de (1966): On the syllogism and other logical writings (= Rare masterpieces on philosophy and science). London. S. 74 - 146 M ORGAN , Augustus de (1966 [1860]): Logic. In: M ORGAN , Augustus de (1966): On the syllogism and other logical writings (= Rare masterpieces on philosophy and science). London. S. 247 - 270 M ORAVCSIK , Julius M. E. (Hrsg. 1967): Aristotle: A collection of critical essays (= Modern studies in philosophy). New York M ORAVSCSIK , Julius M. E. (1967): Aristotele ’ s theory of categories. In: M ORAVCSIK , Julius M. E. (Hrsg. 1967): Aristotle: A collection of critical essays (= Modern studies in philosophy). New York. S. 125 - 145 M ORO , Andrea (1997): The rising of predicates. Predicative noun phrases and the theory of clause structure. Cambridge M ORO , Andrea (2013): The equilibrium of human syntax. Symmetries in the brain (= Routledge leading linguists 18). New York M OSER , Hugo (Hrsg. 1965): Das Ringen um eine neue deutsche Grammatik. Darmstadt M OSER , Hugo/ R UPP , Heinz/ S TEGER , Hugo (Hrsg. 1978): Deutsche Sprache: Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Friedrich Maurer zum 80. Geburtstag. Bern M OSKAL ’ SKAJA , Ol ’ ga I. (1975): Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. Moskau M RAZOVI Ć , Pavica/ T EUBERT , Wolfgang (Hrsg. 1988): Valenzen im Kontrast. Ulrich Engel zum 60. Geburtstag. Heidelberg M UNITZ , Milton K. (Hrsg. 1973): Logic and ontology. New York M URPHY , James J. (1974): Rhetorik in the Middle Ages. A history of rhetorical theory from Saint Augustine to the Renaissance. Berkley M USAN , Renate (1999): Zur Semantik von werden. Ist prädikatives werden transitional? In: L ANG , Ewald/ G EIST , Ljudmila (Hrsg. 1999): Kopula-Prädikativ-Konstruktionen als Semantik/ Syntax-Schnittstelle (= ZAS Papers in Linguistics 14). Berlin. S. 189 - 208 606 9 Literatur <?page no="607"?> N EUMANN , Robert (1996): Korpora - Eine Herausforderung an die Informationserschließung. In: F ELDWEG , Helmut/ H INRICHS , Erhard W. (Hrsg.): Lexikon und Text (= Lexicographica. Series Maior, 73). Tübingen. S. 13 - 22 N EWEN , Albert/ S VIGNY , Eike von (1996): Analytische Philosophie. Eine Einführung. München N ICOLAS DE P ARIS (ca. 1250): Super Barbarismum. Grammatica aliter dividitur a Donato, aliter a Prisciano. Kommentar zu Donatus. SB Clm 14460 f° 201 - 210. s. XIII. München N IKULA , Henrik (1978): Kontextuell und lexikalisch bedingte Ellipse (= Meddelanden från Stiftelsen för Åbo akademi forskningsinstitut 35). Åbo N IKULA , Henrik (1982): ‚ Temporalisierte ‘ Adjektive. In: Studia Neophilologica 54: 81 - 98 N IKULA , Henrik (1985): Pragmatik und Valenz. In: N YHOLM , Kurt (Hrsg. 1985): Grammatik im Unterricht (= Publications of the Research Institute of the Åbo Akademi Foundation 103). Turku. S. 159 - 183 N IKULA , Henrik (1995): Valenz und Bedeutung. In: E ICHINGER , Ludwig M./ E ROMS , Hans- Werner (Hrsg. 1995): Dependenz und Valenz (= Beiträge zur germanistischen Sprachwissenschaft Bd. 10). Hamburg. S. 135 - 149 N IKULA , Henrik (2003): Valenz und Pragmatik. In: Á GEL , Vilmos/ E ICHIGER , Ludwig M./ E ROMS , Hans-Werner/ H ELLWEG , Peter/ H ERINGER , Hans J./ L OBIN , Henning (Hrsg. 2003): Dependenz und Valenz. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 25.1). Berlin [etc.]. S. 499 - 507 N OETHER , Emmy A./ F RICKE , Robert/ Ø YSTEIN , Ore (Hrsg. 1932): Richard Dedekind. Gesammelte mathematische Werke. 3 Bde. Bd. 3. Braunschweig N OTKER DER D EUTSCHE VON S T . G ALLEN (1995 [ca. 1000]): De interpretatione. Boethius ’ Bearbeitung von Aristoteles ’ Schrift peri hermeneias. Konkordanzen, Wortlisten und Abdruck des Textes nach dem Codex Sangallensis 818. Hrsg. von Evelyn Scherabon Firchow. Berlin N YHOLM , Kurt (Hrsg. 1985): Grammatik im Unterricht (= Publications of the Research Institute of the Åbo Akademi Foundation 103). Turku O CKHAM , William of (1974 [ca. 1349]): Ockham ’ s theory of terms. Part I of the summa logicae. Translated and introduced by Michael J. Loux. London O CKHAM , William of (1980 [ca. 1349]): Ockham ’ s theory of propositions. Part II of the summa logicae. Translated by Alfred J. Freddoso and Henry Schuurman. London O LSEN , Susan/ F ANSELOW , Gisbert (Hrsg. 1991): DET, COMP und INFL. Zur Syntax funktionaler Kategorien und grammatischer Funktionen (= Linguistische Arbeiten 263). Tübingen O LSEN , Susan (1991): Die deutsche Nominalphrase als ‚ Determinansphrase ‘ . In: O LSEN , Susan/ F ANSELOW , Gisbert (Hrsg. 1991): DET, COMP und INFL. Zur Syntax funktionaler Kategorien und grammatischer Funktionen (= Linguistische Arbeiten 263). Tübingen. S. 35 - 56 O SSWALD , Rainer (2014): Konstruktion vs. Projektion: Argumentrealisierung bei Kognitionsverben des Deutschen und Englischen. In: L ASCH , Alexander/ Z IEM , Alexander Literaturen in Papierform 607 <?page no="608"?> (Hrsg. 2014): Grammatik als Netzwerk von Konstruktionen. Sprachwissen im Fokus der Konstruktionsgrammatik (= Sprache und Wissen 15). Berlin. S. 313 - 328 O TTO , Ernst (1954): Stand und Aufgabe der Allgemeinen Sprachwissenschaft. Berlin O WEN , G. E. L. (1960): Logic and Metaphysics in some earlier works of Aristotle. In: D ÜRING , Ingemar/ O WEN , G. E. L (Hrsg. 1960): Aristotle and Plato in Mid-Fourth Century (= Studia Graeca et Latina Gothoburgensia, vol. ii). Göteborg. S. 163 - 190 O WEN , G. E. L. (1965): Aristotle in the snares of ontology. In: B AMBROUGH , Renford (Hrsg. 1965): New essays on Plato and Aristotle. London. S. 69 - 95 O WEN , G. E. L. (1978 - 1979): Particular and General. In: Proceedings of the Aristotelian Society, vol. 79: 1 - 21 P ARKINSON , George H. R. (1988): Einleitung zu einer Auswahl logischer Schriften. In: H EINEKAMP , Albert/ S CHUPP , Franz (Hrsg. 1988): Leibniz ’ Logik und Metaphysik. Darmstadt. S. 236 - 310 P ARRET , Herman (Hrsg. 1975): History of linguistic thought and contemporary linguistics. Berlin P ARSONS , David (2016): Theories of intensionality. A critical survey. Singapore P ARSONS , Terence (1990): Events in the semantics of English. A study in Subatomic Semantics. Cambridge, MA P ARTEE , Barbara (1977): John is easy to please. In: Z AMPOLLI , Antonio (Hrsg. 1977): Linguistics structure processing (= Fundamental studies in computer science 5/ Janssen research foundation series V. 3). Amsterdam. S. 281 - 312 P ARTEE , Barbara (1992): Syntactic categories and semantic types. In: R OSNER , Michael/ J OHNSON , Roderick (Hrsg): Computional linguistics and formal semantics (= Studies in natural language processing). Cambridge. S. 97 - 126 P ARTEE , Barbara (1986): Ambiguous pseudoclefts with unambiguous Be. In: B ERMAN , Stephen/ C HOE , Jae-Woong/ M C D ONOUGH , Joyce (Hrsg.): Proceedings of NELS 16. GLSA University of Massachusetts. Amherst. S. 354 - 366 P ARTEE , Barbara (1987): Noun phrase interpretation and type-shifting principles. In: G OENENDIJK , Jeroen/ J ONG , Dick de/ S TOKHOF , Martin (Hrsg.): Studies in discourse representation theory and the theory of generalized quanitfiers. Dordrecht. S. 115 - 143 P ASCH , Renate (1977): Zum Status der Valenz. In: A KADEMIE DER W ISSENSCHAFTEN DER DDR (Hrsg. 1977): Beiträge zur semantischen Analyse. Linguistische Studien des Zentralinstituts für Sprachwissenschaft. Reihe A. Bd. 42. Berlin. S. 1 - 50 P ASIERBSKY , Fritz (1981): Sprachtypologische Aspekte der Valenztheorie unter besonderer Berücksichtigung des Deutschen. In: Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung 34: 160 - 177 P ATTON , Lydia (2019): Laws of thought and laws of logic after Kant. In: L APOINTE , Sandra (Hrsg. 2019): Logic from Kant to Russell. Laying the foundations for analytic philosophy (= Routledge Studies in Nineteenth-Century Philosophy). New York. S. 123 - 137 P ATZIG , Günther (Hrsg. 2003): Gottlob Frege. Logische Untersuchungen. 5. Aufl.. Göttingen 608 9 Literatur <?page no="609"?> P ATZIG , Günther (2003): Einleitung. In: P ATZIG , Günther (Hrsg. 2003): Gottlob Frege. Logische Untersuchungen. 5. Aufl.. Göttingen. S. 5 - 33 P AUL , Hermann O. T. (1898): Prinzipien der Sprachgeschichte. 3., Aufl.. Halle a. S. P AUL , Hermann O. T. (1968 [1919]a): Deutsche Grammatik. Bd. III, Teil VI: Syntax erste Hälfte. (Unveränd. Nachdr. der 1. Aufl. 1919). Tübingen P AUL , Hermann O. T. (1968 [1919]b): Deutsche Grammatik. Band IV, Teil VI: Syntax zweite Hälfte. (Unveränd. Nachdr. der 1. Aufl. 1919). Tübingen P AVLOV , Wladimir/ R EICHMANN , Oskar (Hrsg. 2002): Wladimir Admoni. Sprachtheorie und deutsche Grammatik. Aufsätze aus den Jahren 1949 - 1975. Tübingen P ELLETIER , Francis J. (Hrsg. 1979): Mass terms: Some philosophical problems. Dordrecht [etc.] P ERLER , Dominik (1992): Der propositionale Wahrheitsbegriff im 14. Jahrhundert (= Quellen und Studien zur Philosophie Bd. 33). Berlin P ERLER , Dominik (1998): René Descartes (= Beck ’ sche Reihe Denker 542). München P ERLER , Dominik (2002): Theorien der Intentionlität im Mittelalter (= Philosophische Abhandlungen Bd. 82). Frankfurt a. M. P E Š KOVSKIJ , Aleksandr M. (1938): Russkij sintaksis v nau č nom osve šč enii. Moskva P FÄNDER , Alexander (1921): Logik. Edmund Husserl zum 60. Geburtstag gewidmet. In: H USSERL , Edmund G. A. (Hrsg. 1921): Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung. In Gemeinschaft mit Oskar Beckar (Freiburg), Moritz Geiger (München), Martin Heidegger (Freiburg), Alexander Pfänder (München), Adolf Reinach (Göttingen), Max Scheler (Berlin). Bd. 4. Halle a. S.. S. 139 - 494 P FÜTZ , Herbert (1982): Objektsprädikate. In: A BRAHAM , Werner (Hrsg. 1982): Satzglieder im Deutschen. Vorschläge zur syntaktischen, semantischen und pragmatischen Fundierung (= Studien zur deutschen Grammatik 15). Tübingen. S. 331 - 367 P FÜTZ , Herbert (1988): Über Objektsprädikate: Neuere Ableitungen, Bedeutungsvielfalt, Abgrenzung. In: A SKEDAL , John O./ F ABRICUS -H ANSEN , Catherine/ S CHÖNDORF , Kurt E. (1988): Gedenkschrift für Ingrid Dal. Tübingen. S. 182 - 201 P IEPER , Ursula (1979): Über die Aussagekraft statistischer Methoden für die linguistische Stilanalyse (= Ars linguistica 5). Tübingen P INBORG , Jan (1967): Die Entwicklung der Sprachtheorie im Mittelalter (= Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters Bd. XLII/ 2). 2. Aufl.. Münster PI Ṅ GALA/ HAL Ā YUDHA BHA ṬṬ A/ KED Ā RAN Ā THA (1908): Chanda ḥśā stram: with the commentary M ṛ tasañj ī van ī . Mumbayy āṃ (Mumbai) P ITTNER , Karin (1999): Adverbiale im Deutschen. Untersuchungen zu ihrer Stellung und Interpretation (= Studien zur deutschen Grammatik 60). Tübingen P LANK , Frans (1985): Prädikativ und Koprädikativ. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik 13(2): 154 - 185 P LATON (1971 [vmtl. ca. 390 v. Chr. - 370 v. Chr]): Π O ΛΙΤΕІΑ - Der Staat. Bearb. von Dietrich Kurz. Griechischer Text von Émile Chambry, deutsche Übers. von Friedrich Schleiermacher. Darmstadt (= Platon Werke in 8 Bden. Griech. u. Deutsch, 4. Bd.). Darmstadt Literaturen in Papierform 609 <?page no="610"?> P LATON (1972 [vmtl. ca. 360 v. Chr. - 347 v. Chr]): ΤΙΜΑΙΟΣ · Κ R ΙΤΙΑΣ · ΦΙΛΗΒΟΣ - Timaios Kritias Philebos. Bearb. von Klaus Widdra. Griechischer Text von Albert Rivaud und Auguste Diès, deutsche Übers. von Hieronymus Müller u. Friedrich Schleiermacher (= Platon Werke in 8 Bden. Griech. u. Deutsch, 7. Bd.). Darmstadt P LATON (1974 [vmtl. 428 v. Chr. - 348 v. Chr.]): ΦΑΙΔΩΝ · ΣΥΜΠΟΣΙΟΝ · ΚΡΑΤΥΛΟΣ - Phaidon · Das Gastmahl · Kratylos. Bearb. von Dietrich Kurz. Griechischer Text von Léon Robin u. Louis Méridier, deutsche Übers. von Friedrich Schleiermacher (= Platon Werke in 8 Bden. Griech. u. Deutsch, 3. Bd.). Darmstadt P LEINES , Jochen (Hrsg. 1981): Beiträge zum Stand der Kasustheorie (= Tübinger Beiträge zur Linguistik 133). Tübingen P OHLENZ , Max (1948): Die Stoa. Geschichte einer geistigen Bewegung. Göttingen P OLENZ , Peter von (1985): Deutsche Satzsemantik. Grundbegriffe des Zwischen-den- Zeilen-Lesens (= Sammlung Göschen, 2226). Berlin P OPPER , Karl R. (1935): Logik der Forschung. Zur Erkenntnistheorie der modernen Naturwissenschaft (= Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung 9). Wien P OPPER , Karl R. (1962): Conjectures and refutations. The growth of scientific knowledge. New York P ORZIG , Walter (1934): Wesenhafte Bedeutungsbeziehungen. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 58: 70 - 97 P RANTL , Carl (Hrsg. 1854): Aristoteles ’ Werke. Griechisch und Deutsch und mit sacherklärenden Anmerkungen. 1. Bd. Acht Bücher Physik (= Aristoteles ’ Werke 1). Leipzig P UTNAM , Hilary W. (1981): Reason, truth and history. Cambridge R AHLFS , Alfred (1914): Verzeichnis der griechischen Handschriften des Alten Testaments, für das Septuaginta-Unternehmen aufgestellt von Alfred Rahlfs (= Mitteilungen des Septuaginta-Unternehmens der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Bd. 2). Berlin R AMERS , Karl-Heinz (2000): Einführung in die Syntax. München R ASCHAUER , Martin (2015): Metaphern in der Mathematik. Berlin R ATH , Rainer (1972): Adverbialisierte Adjektive im Deutschen. In: Linguistische Berichte 20: 1 - 18 R ECK , Jürgen (Hrsg. 1975): Herder Lexikon Mathematik. 2. Aufl.. Freiburg i. Br. R EDDER , Angelika (Hrsg. 2007): Diskurse und Texte. Festschrift für Konrad Ehlich zum 65. Geburtstag. Tübingen R EGENBOGEN , Arnim/ M EYER , Uwe/ K IRCHNER , Friedrich/ M ICHAËLIS , Carl/ H OFFMEISTER , Johannes (Hrsg. 1998): Wörterbuch der Philosophischen Begriffe (= Philosophische Bibliothek Bd. 500). Hamburg R EILLY , Leo (Hrsg. 1993a): Petrus Helias. Summa super Priscianum. Volume 1 (= Studies and texts 113). Toronto R EILLY , Leo (Hrsg. 1993b): Petrus Helias. Summa super Priscianum. Volume 2 (= Studies and texts 113). Toronto R ENICKE , Horst (1961): Grundlegung der neuhochdeutschen Grammatik. Zeitlichkeit, Wort und Satz. Berlin 610 9 Literatur <?page no="611"?> R ESCHER , Nicholas (1954): Leibniz ’ s interpretation of his logical calculi. In: Journal of Symbolic Logic, vol. 19, no. 1: 1 - 13 R ESHER , Nicholas (Hrsg. 1967): The logic of decision and action. Pittsbourgh R ESCHER , Nicholas (Hrsg. 1969): Essays in honor of Carl G. Hempel. A tribute on the occasion of his sixty-fifth birthday. Dordrecht R IEMSDIJK , Henk C. van/ W ILLIAMS , Edwin S. (1986): Introduction to the theory of grammar. Cambridge, MA R IJK , Lambertus M. de (1986): Peter Abelard ’ s semantics and his doctrine of being. In: Vivarium XXIV, 2: 85 - 127 R IJK , Lambertus M. de (Hrsg. 1956): Petrus Abaelardus - Dialectica. First complete edition of the Parisian manuscript; with an introduction by Lambertus M. De Rijk (= Wijsgerige teksten en studies 1). Assen R ISTO , Vilkko (2006): Existence, identity, and the algebra of logic. In: L ÖWE , Benedikt/ P ECKHAUS , Volker/ R ÄSCH , Thomas (Hrsg. 2006): Foundations of the formal sciences IV. The history of the concept of the formal sciences (= Studies in Logic 3). London. S. 255 - 265 R ITTER , Joachim/ G RÜNDER , Karlfried (Hrsg. 1976): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Unter Mitwirkung von mehr als 900 Fachgelehrten. Völlig neu bearb. Ausg. des ‚ Wörterbuchs der philosophischen Begriffe ‘ von Rudolf Eisler. Bd. 4: I - K. Basel R OLFES , Eugen (Hrsg. 1974): Aristoteles. Kategorien/ Lehre vom Satz (Peri hermeneias). Organon I/ II. Übers. von Eugen Rolfes (= Philosophische Bibliothek 8/ 9). 2., Aufl. (Neuausg. 1958 der 2. Aufl. von 1925, unveränd. Nachdruck 1974). Berlin R OSENTHAL , Dieter (1984): Studien zur Syntax und Semantik des Verbs ‚ bleiben ‘ . Unter besonderer Berücksichtigung des Niederdeutschen und Niederländischen (= Göteborger germanistische Forschungen 27). Göteborg R OSNER , Michael/ J OHNSON , Roderick (Hrsg): Computional linguistics and formal semantics (= Studies in natural language processing). Cambridge R USSELL , Bertrand A. W. (1903): The principles of mathematics. Cambridge R USSELL , Bertrand A. W. (1906): The theory of implication. In: American Journal of Mathematics, vol. 28, no. 2: 159 - 202 R USSELL , Bertrand A. W. (1908): Mathematical logic as based on the theory of types. In: American Journal of Mathematics, vol. 30, no. 3: 222 - 262 R USSELL , Bertrand A. W. (1920 [1919]): Introduction to mathematical Philosophy (= Library of Philosophy). London R USSELL , Bertrand A. W. (1937): The principles of mathematics. 2., Aufl.. London R USSELL , Bertrand A. W. (1924 [1919]): Introduction to mathematical Philosophy (= Library of Philosophy). London R USSELL , Bertrand A. W./ W HITEHEAD , Alfred N. (1963 [1925 - 1927]): Principia mathematica. 3 Bde. 1925 - 1927. Bd. 1. 2. Aufl.. Cambridge R USSELL , Bertrand A. W. (1986 [1918]): The Philosophy of Logical Atomism. In: S LATER , John G. (Hrsg. 1986): Bertrand Russell. The philosophy of Logical Atomism and other essays (= The collected papers of Bertrand Russell Volume 8). London [etc.]. S. 157 - 244 Literaturen in Papierform 611 <?page no="612"?> R ŮŽ I Č KA , Rudolf (1978): Three aspects of valence. In: A BRAHAM , Werner (Hrsg. 1978): Valence, semantic case and grammatical relations. Amsterdam. S. 47 - 53 R ŮŽ I Č KA , Rudolf/ M OTSCH , Wolfgang (Hrsg. 1983): Untersuchungen zur Semantik (= studia grammatica 22). Berlin S ÆBØ , Kjell J. (1984): Über fakultative Valenz. In: Deutsche Sprache 12: S. 97 - 109 S AMAC , Klaus/ P RENNER , Monika/ S CHWETZ , Herbert (2009): Die Bachelorarbeit an Universität und Fachhochschule. Ein Lehr- und Lernbuch zur Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten (= Uni-Taschenbücher 3241). Wien S AUSSURE , Ferdinand M. de (1931): Cours de linguistique générale. 3. Aufl.. Paris S AUSSURE , Ferdinand M. de/ W UNDERLI , Peter (2013): Ferdinand de Saussure: Cours de linguistique générale. Zweisprachige Ausgabe französisch-deutsch mit Einleitung, Anmerkungen und Kommentar. Tübingen S CHADEWALDT , Wolfgang (1978): Die Anfänge der Philosophie bei den Griechen. Die Vorsokratiker und ihre Voraussetzungen (= Tübinger Vorlesungen Bd. 1). Frankfurt a. M. S CHAFROTH , Elmar (2014): Französische Lexikographie. Einführung und Überblick (= Romanistische Arbeitshefte 57). Berlin S CHEFFLER , Uwe/ W UTTICH , Klaus (Hrsg. 1998): Terminigebrauch und Folgebeziehung (= Logische Philosophie 1). Berlin S CHERER , Carmen (2014): Korpuslinguistik (= Kurze Einführungen in die Germanistische Linguistik Bd. 2). 2., aktual. Auflage. Heidelberg S CHIERHOLZ , Stefan J. (1996): Grammatische Informationen zu Substantiven in einsprachigen deutschen Wörterüchern. In: W IEGAND , Herbert E. (Hrsg. 1996): Wörterbücher in der Diskussion II (= Lexicographica. Series Maior, 70). Tübingen. S. 140 - 203 S CHIERHOLZ , Stefan J. (1998): Zur Semantik der Präposition ‚ auf ‘ in komplexen Nominalphrasen sowie notwendigen und möglichen Darstellungen im Wörterbuch. In: W IEGAND , Herbert E. (Hrsg. 1998): Wörterbücher in der Diskussion III (= Lexicographica. Series maior 84). Tübingen. S. 55 - 105 S CHIERHOLZ , Stefan J. (2001): Präpositionalattribute. Syntaktische und semantische Analysen (= Linguistische Arbeiten 447). Tübingen S CHIERHOLZ , Stefan J. (2005): Einige grundlegende Überlegungen zur Corpuslinguistik. In: L ENZ , Friedrich/ S CHIERHOLZ , Stefan J. (Hrsg. 2005): Corpuslinguistik in Lexik und Grammatik (= Stauffenburg Linguistik Bd. 37). Tübingen. S. 1 - 14 S CHIERHOLZ , Stefan J. (2013): Wörter - Wissen - Wörterbücher. In: Zeitschrift für angewandte Linguistik 58: 1 - 12 S CHILLER , Friedrich J. C. von (Hrsg. 1786): Thalia. 1. Bd, Heft 3. Leipzig S CHILLER , Anne/ T EUFEL , Simone/ S TÖCKERT , Christine (1995): Vorläufige Guidelines für das Tagging deutscher Textcorpora mit STTS (Draft, 14.11.1995). Institut für maschinelle Sprachverarbeitung, Christine Thielen, Universität Tübingen, Seminar für Sprachwissenschaften. Tübingen S CHLICK , Moritz (2008): Die Wiener Zeit. Aufsätze, Beiträge, Rezensionen 1926 - 1936 (Moritz Schlick Gesamtausgabe, Abteilung I, Band 6). Wien 612 9 Literatur <?page no="613"?> S CHLÜCKER , Barbara (2007): Diskurs im Lexikon. Eine Untersuchung der Kopula bleiben (= Studien zur deutschen Grammatik 73). Tübingen S CHMIDT , Wilhelm (1963): Lexikalische und aktuelle Bedeutung. Ein Beitrag zur Theorie der Wortbedeutung (= Schriften zur Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationforschung 7). Berlin S CHOTERMAN , Jan A. (Hrsg. 1982): The Ṣ a ṭ s ā hasra Sa ṃ hit ā . Chapters 1 - 5. Leiden S CHÖNFINKEL , Moses I. (1924): Über die Bausteine der mathematischen Logik. In: Mathematische Annalen, vol. 92: 305 - 316 S CHULZ , Heinz/ G RIESBACH , Dora (1978): Grammatik der deutschen Sprache. 11. Aufl., neu bearb. von Heinz Griesbach. München S CHUMACHER , Helmut (Hrsg. 1986): Verben in Feldern. Valenzwörterbuch zur Syntax und Semantik deutscher Verben (= Schriften des Insitituts für deutsche Sprache Bd. 1). Berlin [etc.] S CHUMACHER , Helmut/ K UBCZAK , Jacqueline/ S CHMIDT , Renate/ R UITER , Vera de (2004): VALBU - Valenzwörterbuch deutscher Verben (= Studien zur Deutschen Sprache 31). Tübingen S CHUPPE , Wilhelm (1870): Das menschliche Denken. Berlin S CHÜLER , Wolfgang (1983): Grundlegungen der Mathematik in transzendentaler Kritik. Frege und Hilbert (= Schriften zur Transzendentalphilosophie Bd. 3). Hamburg. S. 1 - 29 S CHRÖDER , Ernst (1877): Der Operationskreis des Logikkalküls. Leipzig S CHRÖDER , Ernst (1890): Vorlesungen über die Algebra der Logik (exakte Logik). 4 Bde.. Bd. 1.. Leipzig S CHRÖTER , Karl (1941): Ein allgemeiner Kalkülbegriff (= Forschungen zur Logik und zur Grundlegung der exakten Wissenschaften. Neue Folge. Heft 6) (Dissertation). Philosophische und Naturwissenschaftliche Fakultät, Universität Münster, Leipzig S CHWARZ , Monika (Hrsg. 1994): Kognitive Semantik/ Cognitive Semantics. Ergebnisse, Probleme, Perspektiven. Tübingen S EEBOHM , Thomas M. (1984): Philosophie der Logik (= Handbuch Philosophie Bd. 5). Freiburg i. Br. [etc.] S EECK , Gustav A. (2010): Platons Theaitetos. Ein kritischer Kommentar (= Zetemata Monographien zur klassischen Altertumswissenschaft 137). München S EGETH , Wolfgang (1967): Elementare Logik. Berlin S EPPÄNEN , Lauri (2003): Mit der Valenz verwandte Begriffe im Mittelalter: Ein Überblick. In: Á GEL , Vilmos/ E ICHIGER , Ludwig M./ E ROMS , Hans-Werner/ H ELLWEG , Peter/ H ERINGER , Hans J./ L OBIN , Henning (Hrsg. 2003): Dependenz und Valenz. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 25.1). Berlin [etc.]. S. 20 - 26 S EXTUS E MPIRICUS (1842 [vmtl. 180 - 200]): Sextus Empiricus. Ex recensione Immanuelis Bekkeri. Berolini S GALL , Petr (1978): Aktanten, Satzglieder und Kasus. In: H ELBIG , Gerhard (Hrsg. 1978): Beiträge zu Problemen der Satzglieder (= Linguistische Studien 7). Leipzig. S. 212 - 233 Literaturen in Papierform 613 <?page no="614"?> S HEFFER , Henry M. (1913): A set of five independent postulates for Boolean Algebra, with application to logical constants. In: Transactions of the American Mathematical Society 14: 481 - 488 S HERWOOD , William of/ K ANN , Christoph/ B RANDS , Hartmut (1995): Einführung in die Logik. Introductiones in Logicam. Lateinisch - Deutsch (= Philosophische Bibliothek BoD). Hamburg S IERPI Ń SKI , Waclaw F. (1947): L ’ hypothèse généralisée du continu et l ’ axiome du choix. In: Fundamenta Mathematicae 34(1): 1 - 5 S IMMLER , Franz (Hrsg. 1993): Probleme der funktionellen Grammatik. Bern [etc.] S ITTA , Horst/ S KIBITZKI , Bernd/ W ENZEL , Johannes/ W OTJAK , Barbara (Hrsg. 2004): Gerhard Helbig. Kleinere Schriften zur Grammatik. München S LATER , John G. (Hrsg. 1986): Bertrand Russell. The philosophy of Logical Atomism and other essays (= The collected papers of Bertrand Russell Volume 8). London [etc.] S LUGA , Hans-Dieter (1962): Frege und die Typentheorie. Eine historische Untersuchung. In: K ÄSBAUER , Max/ K UTSCHERA , Franz von (Hrsg. 1962): Logik und Logikkalkül. München. S. 195 - 209 S MITH , Michael B. (1987): The semantics of Dative and Accusative in German. An investigation in Cognitive Grammar (Dissertation). University of California, San Diego S NELL , Bruno (1955): Die Entdeckung des Geistes. Studien zur Entstehung des europäischen Denkens bei den Griechen. 3., neu durchges. und abermals erw. Aufl.. Hamburg S ODEN , Wolfram von (1966): Jahwe, ‚ er ist, er erweist sich ‘ . In: Welt des Orients 3(3): 177 - 187 S OMINSKI , Il ’ ja S. (1960): Die Methode der vollständigen Induktion (= Kleine Ergänzungsreihe zu den Hochschulbüchern für Mathematik III). 2., durchges. Aufl.. Berlin S OMINSKIJ , Il ’ ja S./ G OLOVINA , Lidia I./ J AGLOM , Isaak M. (1986): Die vollständige Induktion. Berlin S TAROSTA , Stanley (1981): Die ‚ 1-Pro-Sent ‘ -Lösung. In: P LEINES , Jochen (Hrsg. 1981): Beiträge zum Stand der Kasustheorie (= Tübinger Beiträge zur Linguistik 133). Tübingen. S. 45 - 147 S TATI , Sorin (1968): Dépendence ‚ simple ‘ et ‚ complexe ‘ dans la structure de l ’ énoncé. In: Revue Roumaine de Linguistique 13: 49 - 60 S TECHOW , Arnim von (1996): The different readings of wieder ‚ again ‘ : A structural account. In: Journal of Semantics 13(2): 87 - 138 S TEINITZ , Renate (1990): Prädikation, Modifikation und die Adverbiale. In: S TEUBE , Anita (Hrsg. 1990): Syntaktische Repräsentationen mit leeren Kategorien oder Proformen und ihre semantischen Interpretationen (= Akademie der Wissenschaften der DDR, Zentralinstitut für Sprachwissenschaft Bd. 206). Berlin. S. 117 - 132 S TEINITZ , Renate (1992): Durative und inchoative Prädikate und die Adverbialkomplemente von Verben. In: H OFFMANN , Ludger (Hrsg. 1992): Deutsche Syntax - Ansichten und Aussichten (= Jahrbuch des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim 1991). Berlin [etc.]. S. 186 - 205 614 9 Literatur <?page no="615"?> S TEINITZ , Renate (1999): Die Kopula werden und die Situationstypen. In: L ANG , Ewald/ G EIST , Ljudmila (Hrsg. 1999): Kopula-Prädikativ-Konstruktionen als Semantik/ Syntax- Schnittstelle (= ZAS Papers in Linguistics 14). Berlin. S. 165 - 188 S TEINITZ , Renate (1999): Deutsch werden, bleiben: Schwedisch bli, förbli. In: L ANG , Ewald/ G EIST , Ljudmila (Hrsg. 1999): Kopula-Prädikativ-Konstruktionen als Semantik/ Syntax- Schnittstelle (= ZAS Papers in Linguistics 14). Berlin. S. 209 - 226 S TEINITZ , Renate (2000): Deutsch werden, bleiben und schwedisch bli, förbli - ein Dualitätsproblem. In: B AYER , Josef/ R ÖMER , Christine (Hrsg. 2000): Von der Philologie zur Grammatik: Peter Suchsland zum 65. Geburtstag. Tübingen. S. 315 - 341 S TEINTHAL , Chajim H. (1855): Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältnis zu einander. Berlin S TETTBERGER , Herbert (1993): Zur Semantik der sogenannten Kopulaverben. Eine begriffsdefinitorische Herleitung und Untersuchung der Verben sein, werden und bleiben vom kognitiv-linguistischen Standpunkt aus (= Europäische Hochschulschriften Reihe XXI Linguistik Bd. 128). Frankfurt a. M. S TEUBE , Anita (Hrsg. 1990): Syntaktische Repräsentationen mit leeren Kategorien oder Proformen und ihre semantischen Interpretationen (= Akademie der Wissenschaften der DDR, Zentralinstitut für Sprachwissenschaft Bd. 206). Berlin S TEUBE , Anita/ Z YBATOW , Gerhild/ R UZICIKA , Rudolf (Hrsg. 1994): Zur Satzwertigkeit von Infinitiven und Small Clause: dem 70. Geburtstag von Rudolf Ruzicika gewidmet. Tübingen S TICKEL , Gerhard (Hrsg. 1984): Pragmatik in der Grammatik (= Jahrbuch des Instituts für deutsche Sprache 1983). Düsseldorf S TORRER , Angelika (1992): Verbvalenz. Theoretische und methodische Grundlagen ihrer Beschreibung in Grammatikographie und Lexikographie (= Reihe Germanistische Linguistik 126). Tübingen S TOWELL , Tim (1983): Subjects across categories. In: The Linguistic Review 2: 285 - 312 S TRAUS , Erwin (1956): Vom Sinn der Sinne. Ein Beitrag zur Grundlegung der Psychologie. 2., verm. Aufl.. Berlin [etc.] S WAMI Y OGESHWARANANDA (Hrsg. 1950): The B ṛ had ā ra ṇ yaka Upinishad. With the commentary of Ś ankar ā c ā rya. 3. Aufl.. Calcutta T ARSKI , Alfred (Hrsg. 1936): Logic, semantics, metamathematics. Oxford T ARSKI , Alfred (1936): The concept of truth in formalized languages. In: T ARSKI , Alfred (Hrsg. 1936): Logic, semantics, metamathematics. Oxford. S. 152 - 278 T ARSKI , Alfred (1944): The semantic conception of truth: and the foundation of Semantics. In: Philosophy and Phenomenological Research, vol. 4, no. 3: 341 - 376 T ARSKI , Alfred (1965 [1941]): Introduction to logic and to the methodology of deductive sciences. 3., revised edition. Oxford T ARVAINEN , Kalevi (1981): Einführung in die Dependenzgrammatik (= Reihe Germanistische Linguistik 35). Tübingen T ARVAINEN , Kalevi (1986): Deutsche Satzstruktur und ihre Entwicklung. Dependenzgrammatik des Deutschen mit historischen Erläuterungen. Jyväskylä T ESNIÈRE , Lucien (1959): Éléments de syntaxe structurale. Paris Literaturen in Papierform 615 <?page no="616"?> T EXTOR , Mark (Hrsg. 2002): Funktion - Begriff - Bedeutung (= Sammlung Philosophie 4). Göttingen T HIEL , Christian (2004 [1995]): Logisches Quadrat. In: M ITTELSTRA ß, Jürgen (Hrsg. 2004): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Bd. 3.. Stuttgart T HIELEMANN , Werner/ W ELKE , Klaus M. (Hrsg. 1994): Valenztheorie - Werden und Wirken. Wilhelm Bondzio zum 65. Geburtstag. Münster T HOMAS VON E RFURT (1998 [ca. 1300 - 1310]): Abhandlungen über die bedeutsamen Verhaltensweisen der Sprache (Tractatus de modis significandi). Aus dem Lateinischen übersetzt und eingeleitet von Stephan Grotz (= Bochumer Studien zur Philosophie Bd. 27). Amsterdam T HOMASON , Richmond H. (Hrsg. 1974): Formal philosophy: Selected papers of Richard Montage. New Haven T OORN , Karel van der/ B ECKING , Bob/ H ORST , Pieter van der (Hrsg. 1999): Dictionary of deities and demons in the Bible. 2. Aufl.. Leiden T UGENDHAT , Ernst/ W OLF , Ursula (1983): Logisch-semantische Propädeutik (= Reclams- Universal-Bibliothek Nr. 8206 [3]). Stuttgart T WEEDALE , Martin (1982): Abelard and the culmination of the old logic. In: K RETZMANN , Morman/ K ENNY , Anthony/ P INBORG , Jan (Hrsg. 1982): The Cambridge history of later medieval philosophy: From the rediscovery of Aristotle to the desintegration of scholasticism, 1100 - 1600. Cambridge. S. 143 - 157 U EDING , Gert (Hrsg. 2001): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Bd. 5: L - Musi. Tübingen U LLRICH , Wolfgang (1989): Grundrisse einer philosophischen Begriffsgeschichte von Ambiguität. In: Archiv für Begriffsgeschichte 32: 121 - 169 U NSELD , Sigrid D. (1990): Künstliche Intelligenz und Simulation in der Unternehmung. Wissensbasierte Systeme im Dienste des Managements (= Informatik und Unternehmensführung). Stuttgart U ZONYI , Pál (2003): Dependenzstruktur und Konstituentenstruktur. In: Á GEL , Vilmos/ E ICHIGER , Ludwig M./ E ROMS , Hans-Werner/ H ELLWEG , Peter/ H ERINGER , Hans J./ L OBIN , Henning (Hrsg. 2003): Dependenz und Valenz. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 25.1). Berlin [etc.]. S. 230 - 247 V ENDLER , Zénó (1957): Verbs and times. In: Philosophical Review 66(2): 143 - 160 V ENDLER , Zénó (1967): Linguistics in philosophy. Ithaca, NY V ERLAG H ERDER (Hrsg. 1975): Herder Lexikon Mathematik mit über 1800 Stichwörtern sowie über 400 Abbildungen und Tabellen unter besonderer Berücksichtigung der Neuen Mathematik. Bearb. i. Auftrag der Lexikonredaktion von Jürgen Reck. 2. Aufl.. Freiburg i. Br. W EBER , Albrecht (1863): Indische Studien. Beiträge für die Kunde des indischen Alterthums. Im Vereine mit mehreren Gelehrten. Bd. 8. Berlin W EINRICH , Harald (1993): Textgrammatik der deutschen Sprache. Mannheim [etc.] 616 9 Literatur <?page no="617"?> W EISGERBER , Leo J. (1971): Grundzüge der inhaltsbezogenen Grammatik (= Von den Kräften der deutschen Sprache Bd. 1). 4. Aufl. (unveränd. Nachdr. der 3. neu bearb. Aufl. von 1962). Düsseldorf W ELKE , Klaus M. (1965): Untersuchungen zum System der Modalverben in der deutschen Sprache der Gegenwart. Ein Beitrag zur Erforschung funktionaler und syntaktischer Beziehungen (= Schriften zur Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung 10). Berlin W ELKE , Klaus M. (1988): Einführung in die Valenz- und Kasustheorie. Leipzig W ELKE , Klaus M. (1988/ 1989): Pragmatische Valenz. In: Das Wort 4: 46 - 56 W ELKE , Klaus M. (1989): Pragmatische Valenz. Verben des Besitzwechsels. In: Zeitschrift für Germanistik 10: 5 - 18 W ELKE , Klaus M. (1995): Dependenz, Valenz und Konstitution. In: E ICHINGER , Ludwig M./ E ROMS , Hans-Werner (Hrsg. 1995): Dependenz und Valenz (= Beiträge zur germanistischen Sprachwissenschaft Bd. 10). Hamburg. S. 163 - 175 W ELKE , Klaus M. (2007): Einführung in die Satzanalyse. Die Bestimmung der Satzglieder im Deutschen. Berlin W ELKE , Klaus M. (2011): Valenzgrammatik des Deutschen. Eine Einführung. Berlin W ELLMANN , Hans (2008): Deutsche Grammatik. Laut. Wort. Satz. Text. Heidelberg W ERNER , Otmar/ F RITZ , Gerd (Hrsg. 1975): Deutsch als Fremdsprache und neuere Linguistik: Referat eines Fortbildungskurses in Mannheim. München W ERNER , Otmar (1979): Kongruenz wird zur Diskontinuität im Deutschen. In: B ROGYANYI , Bela (Hrsg. 1979): Studies in diachronic, synchronic, and typological linguistics. Festschrift for Oswald Szemerényi on the occasion of his 65th birthday. Part II (= Current issues in linguistic theory 11). Amsterdam [etc.]. S. 959 - 988 W IEGAND , Herbert E. (1996): Über primäre, von Substantiven ‚ regierte ‘ Präpositionen in Präpositionalattributkonstruktionen. In: H ARRAS , Gisela/ B IERWISCH , Manfred (Hrsg. 1996): Wenn die Semantik arbeitet. Klaus Baumgärtner zum 65. Geburtstag. Tübingen. S. 109 - 147 W IEGAND , Herbert E. (1998): Wörterbuchforschung. Untersuchungen zur Wörterbuchbenutzung - Zur Theorie, Geschichte, Kritik und Automatisierung der Lexikographie. Teilbd. 1. Berlin W IEGAND , Herbert E. (Hrsg. 1998): Wörterbücher in der Diskussion III (= Lexicographica. Series maior 84). Tübingen W IEGAND , Herbert E./ B EI ß WENGER , Michael/ G OUWS , Rufus H./ K AMMERER , Matthias/ S TORRER , Angelika/ W OLSKI , Werner (Hrsg. 2010): Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung/ Dictionary of Lexicography and Dictionary Research. Bd. 1, A - C. Berlin [etc.] W ILDER , Chris/ G ÄRTNER , Hans-Martin (Hrsg. 1997): The role of economy principles in linguistic theory. Berlin W ILLIAMS , Edwin S. (1980): Predication. In: Linguistic Inquiry 11: 203 - 238 W ILLIAMS , Edwin S. (1983): Against Small Clauses. In: Linguistic Inquiry 14: 287 - 308 W ITTGENSTEIN , Ludwig J. J. (1922): Tractatus logico ‐ philosophicus. With an indroduction by Bertrand Russell. London Literaturen in Papierform 617 <?page no="618"?> W ITTGENSTEIN , Ludwig J. J. (1977): Philosophische Untersuchungen (= Surkamp Taschenbuch Wissenschaft 203). Frankfurt a. M. W OTJAK , Gerd (1975): Semantische Merkmalsanalysen und Valenzmodelle. In: Vox Romanica, Bd. 34: 1 - 26 W UNDERLICH , Dieter (Hrsg. 1976): Wissenschaftstheorie der Linguistik. Kronberg W URZEL , Wolfgang U. (1994): Grammatisch initiierter Wandel. Unter Mitarbeit von Andreas Bittner und Dagmar Bittner (= Bochum - Essener Beiträge zur Sprachwandelforschung Band XXIII. Sprachdynamik. Auf dem Weg zu einer Typologie sprachlichen Wandels. Aus dem Projekt ‚ Prinzipien des Sprachwandels ‘ Berlin/ Bochum/ Essen/ Leipzig Bd. 1). Bochum Z AMPOLLI , Antonio (Hrsg. 1977): Linguistics structure processing (= Fundamental studies in computer science 5/ Janssen research foundation series V. 3). Amsterdam Z ERMELO , Ernst (1908a): Neuer Beweis für die Möglichkeit einer Wohlordnung. In: Mathematische Annalen 65(1): 107 - 128 Z ERMELO , Ernst (1908b): Untersuchungen über die Grundlagen der Mengenlehre. In: Mathematische Annalen 65(2): 261 - 281 Z IEM , Alexander (2008): Frames und sprachliches Wissen. Kognitive Aspekte der semantischen Kompetenz (= Sprache und Wissen 2). Berlin Z IEM , Alexander (2014a): Konstruktionsgrammatische Konzepte eines Konstruktikons. In: L ASCH , Alexander/ Z IEM , Alexander (Hrsg. 2014): Grammatik als Netzwerk von Konstruktionen. Sprachwissen im Fokus der Konstruktionsgrammatik (= Sprache und Wissen 15). Berlin. S. 15 - 34 Z IEM , Alexander (2014b): Von der Kasusgrammatik zum FrameNet: Frames, Konstruktionen und die Idee eines Konstruktikons. In: L ASCH , Alexander/ Z IEM , Alexander (Hrsg. 2014): Grammatik als Netzwerk von Konstruktionen. Sprachwissen im Fokus der Konstruktionsgrammatik (= Sprache und Wissen 15). Berlin. S. 263 - 290 Z IFONUN , Gisela/ H OFFMANN , Ludger/ S TRECKER , Bruno/ B ALLWEG , Joachim/ B RAU ß E , Ursula/ B REINDL , Eva/ E NGEL , Ulrich/ F ROSCH , Helmut/ H OBERG , Ursula/ V ORDERWÜLBECKE , Klaus (1997a): Grammatik der deutschen Sprache (= Schriften des Instituts für Deutsche Sprache 7.1 - 7.3). Berlin Z IFONUN , Gisela/ H OFFMANN , Ludger./ S TRECKER , Bruno/ B ALLWEG , Joachim/ B RAU ß E , Ursula/ B REINDL , Eva/ E NGEL , Ulrich/ F ROSCH , Helmut/ H OBERG , Ursula/ V ORDERWÜLBECKE , Klaus (1997b): Grammatik der deutschen Sprache (= Schriften des Instituts für Deutsche Sprache 7.1). Berlin Z IFONUN , Gisela/ H OFFMANN , Ludger/ S TRECKER , Bruno/ B ALLWEG , Joachim/ B RAU ß E , Ursula/ B REINDL , Eva/ E NGEL , Ulrich/ F ROSCH , Helmut/ H OBERG , Ursula/ V ORDERWÜLBECKE , Klaus (1997c): Grammatik der deutschen Sprache (= Schriften des Instituts für Deutsche Sprache 7.2). Berlin Z IFONUN , Gisela/ H OFFMANN , Ludger/ S TRECKER , Bruno/ B ALLWEG , Joachim/ B RAU ß E , Ursula/ B REINDL , Eva/ E NGEL , Ulrich/ F ROSCH , Helmut/ H OBERG , Ursula/ V ORDERWÜLBECKE , Klaus (1997d): Grammatik der deutschen Sprache (= Schriften des Instituts für Deutsche Sprache 7.3). Berlin 618 9 Literatur <?page no="619"?> Z IFONUN , Gisela (1998): Zur Grammatik von Subsumtion und Identität: Herr Schulze als erfahrener Lehrer … In: Deutsche Sprache 26(1): 1 - 17 Z IMMERMANN , Ilse (1999): Das deutsche Partizip II - Konstruktionen des Deutschen als Modifikatoren. In: L ANG , Ewald/ G EIST , Ljudmila (Hrsg. 1999): Kopula-Prädikativ- Konstruktionen als Semantik/ Syntax-Schnittstelle (= ZAS Papers in Linguistics 14). Berlin. S. 123 - 146 Literaturen elektronischer Form ‚ Adverb ‘ im grammatischen Informationssystem des IDS: L EIBNIZ -I NSTITUT FÜR DEUTSCHE S PRACHE (o. J.): grammis. Grammatisches Informationssystem. Adverb. URL: https: / / grammis.ids-mannheim.de/ systematische-grammatik/ 278, (Abrufdatum: 23.04.2021) ‚ Adverb - Syntaktische Eigenschaften ‘ im grammatischen Informationssystem des IDS: L EIBNIZ -I NSTITUT FÜR DEUTSCHE S PRACHE (o. J.): grammis. Grammatisches Informationssystem. Adverb - Syntaktische Eigenschaften. URL: https: / / grammis.ids-mannheim.de/ systematische-grammatik/ 278, (Abrufdatum: 23.04.2021) A LAMA / K ORBMACHER (2018 [2012]): A LAMA , Jesse/ K ORBMACHER , Johannes (2018 [2012]): The Lambda Calculus (First published Wed Dec 12, 2012; substantive revision Wed Mar 21, 2018). In: Z ALTA , Edward N. (2018): The Stanford Encyclopedia of Philosophy. (Fall 2018 Edition). URL: https: / / plato.stanford.edu/ archives/ fall2018/ entries/ lambda-calculus/ , insbes. https: / / plato. stanford.edu/ entries/ lambda-calculus/ #Non-Extensionality, [28.01.2019] Allgemeines - Archive des IDS: L EIBNIZ -I NSTITUT FÜR DEUTSCHE S PRACHE (o. J.): Archive. Allgemeines. URL: https: / / www.idsmannheim.de/ cosmas2/ projekt/ referenz/ archive.html, (Abrufdatum: 29.08.2020) Allgemeines - Virtuelle Korpora des IDS: L EIBNIZ -I NSTITUT FÜR DEUTSCHE S PRACHE (o. J.): Virtuelle Korpora. Allgemeines. URL: https: / / www.ids-mannheim.de/ cosmas2/ projekt/ referenz/ virtuell.html, (Abrufdatum: 29.08.2020) A NGELELLI (2012): A NGELELLI , Ignacio (2012): Hintikka vs. Frege on the ‚ Logic of Being ‘ . S. 1 - 24. URL: https: / / liberalarts.utexas.edu/ _files/ iaa4774/ Hintikka_vs_Frege_on_the_Logic_of_Being.pdf, [08.04.2021] B AKER / F ILLMORE / L OWE (1998): B AKER , Collin F./ F ILLMORE , Charles J./ L OWE , John B. (1998): The Berkeley FrameNet project. In: Proceedings of COLING-ACL 1998, Montreal/ Canada (36th Annual Meeting of the Literaturen elektronischer Form 619 <?page no="620"?> Association for Computational Linguistics and 17th International Conference on Computational Linguistics, Vol. 1): S. 86 - 90. FrameNet project URL: https: / / framenet. icsi.berkeley.edu/ fndrupal/ about, [31.10.2020] ‚ bezeichnen ‘ ; ‚ bleiben ‘ ; ‚ gelten ‘ ; ‚ heißen ‘ ; ‚ nennen ‘ ; ‚ scheinen ‘ ; ‚ schimpfen ‘ ; ‚ sein ‘ ; ‚ werden ‘ im Wörterbuch zur Verbvalenz des IDS: bezeichnen; bleiben; gelten; heißen; nennen; scheinen; schimpfen; sein; werden. In: L EIBNIZ -I NSTITUT FÜR DEUTSCHE S PRACHE (o. J.): ‚ Wörterbuch zur Verbvalenz ‘ . Grammatisches Informationssystem grammis. DOI: 10.14618/ evalbu; URL: https: / / grammis. ids-mannheim.de/ verbvalenz/ 400802; https: / / grammis.ids-mannheim.de/ verbs/ view/ 400557/ 2, (Abrufdatum: 09.01.2019) COSMAS II für Einsteiger des IDS: L EIBNIZ -I NSTITUT FÜR DEUTSCHE S PRACHE (o. J.): COSMAS II für Einsteiger. URL: https: / / www. ids-mannheim.de/ einsteiger/ was.html, (Abrufdatum: 24.08.2020) COSMAS II web des IDS: L EIBNIZ -I NSTITUT FÜR DEUTSCHE S PRACHE (o. J.): COSMAS II web (Corpus Search, Management and Analysis System). URL: https: / / www.ids-mannheim.de/ cosmas2/ web-app/ , (Abrufdatum: 29.08.2020) E-VALBU des IDS L EIBNIZ -I NSTITUT FÜR DEUTSCHE S PRACHE (o. J.): E-VALBU. URL: https: / / grammis.ids-mannheim.de/ verbvalenz, (Abrufdatum: 02.11.2020) H INTIKKA (1981): H INTIKKA , Jaakko (1981): The Unambiguity of Aristotelian Being (= The society for ancient Greek Philosophy newsletter 238). URL: https: / / orb.binghamton.edu/ sagp/ 238, [07.04.2021] H IRSCHMANN (2019): H IRSCHMANN , Hagen (2019): Korpuslinguistik. Eine Einführung. Berlin. URL: lb_hirschmann_jbm_02643_kommentiert.pdf (hu-berlin.de) oder https: / / doi.org/ 10.1007/ 978-3- 476-05493-7, [19.04.2021] ‚ Logos ‘ auf Duden online: D UDENREDAKTION (o. J.): ‚ Logos ‘ auf Duden online. URL: https: / / www.duden.de/ rechtschreibung/ Logos, (Abrufdatum: 06.04.2021) ‚ nennen ‘ im Wörterbuch zur Verbvalenz des IDS: nennen. In: L EIBNIZ -I NSTITUT FÜR DEUTSCHE S PRACHE (o. J.): ‚ Wörterbuch zur Verbvalenz ‘ . Grammatisches Informationssystem grammis. DOI: 10.14618/ evalbu; URL: https: / / grammis.ids-mannheim.de/ verbvalenz/ 400802, (Abrufdatum: 09.01.2019) 620 9 Literatur <?page no="621"?> S CHAEDLER (2016): S CHAEDLER , Maria W. Z. (2016): ‚ binäres Merkmal ‘ . In: S CHIERHOLZ , Stefan J. et al. (Hrsg. o. J. [2013]): Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Online. Berlin/ Boston. URL: https: / / www.degruyter.com/ document/ database/ WSK/ entry/ wsk_id_wsk_artikel_artikel_21678/ html, (Abrufdatum: 10.06.2021) S CHAEDLER (2018a): S CHAEDLER , Maria W. Z. (2018a): ‚ Kopulapartikelphrase ‘ . In: S CHIERHOLZ , Stefan J. et al. (Hrsg. o. J. [2013]): Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Online. Berlin/ Boston. URL: https: / / www.degruyter.com/ document/ database/ WSK/ entry/ wsk_id_wsk_artikel_artikel_8664/ html, (Abrufdatum: 10.06.2021) S CHAEDLER (2018b): S CHAEDLER , Maria W. Z. (2018b): ‚ Kopulakonstruktion ‘ . In: S CHIERHOLZ , Stefan J. et al. (Hrsg. o. J. [2013]): Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Online. Berlin/ Boston. URL: https: / / www.degruyter.com/ document/ database/ WSK/ entry/ wsk_id_wsk_artikel_artikel_5981/ html, (Abrufdatum: 10.06.2021) S CHAEDLER (2019a): S CHAEDLER , Maria W. Z. (2019a): ‚ Valenzpotenz ‘ . In: S CHIERHOLZ , Stefan J. et al. (Hrsg. o. J. [2013]): Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Online. Berlin/ Boston. URL: https: / / www.degruyter.com/ document/ database/ WSK/ entry/ wsk_id_wsk_artikel_artikel_6290/ html, (Abrufdatum: 10.06.2021) S CHAEDLER (2019b): S CHAEDLER , Maria W. Z. (2019b): ‚ Pronominalisierungstest ‘ . In: S CHIERHOLZ , Stefan J. et al. (Hrsg. o. J. [2013]): Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Online. Berlin/ Boston. URL: https: / / www.degruyter.com/ document/ database/ WSK/ entry/ wsk_id_wsk_artikel_artikel_8841/ html, (Abrufdatum: 10.06.2021) S CHAEDLER (2019c): S CHAEDLER , Maria W. Z. (2019c): ‚ logische Valenz ‘ . In: S CHIERHOLZ , Stefan J. et al. (Hrsg. o. J. [2013]): Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Online. Berlin/ Boston. URL: https: / / www.degruyter.com/ document/ database/ WSK/ entry/ wsk_id_wsk_artikel_artikel_8251/ html, (Abrufdatum: 10.06.2021) S CHAEDLER (2019d): S CHAEDLER , Maria W. Z. (2019d): ‚ Kongruenzprobe ‘ . In: S CHIERHOLZ , Stefan J. et al. (Hrsg. o. J. [2013]): Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Online. Berlin/ Boston. URL: https: / / www.degruyter.com/ document/ database/ WSK/ entry/ wsk_id_wsk_artikel_artikel_8415/ html, (Abrufdatum: 10.06.2021) Literaturen elektronischer Form 621 <?page no="622"?> S CHAEDLER (2019e): S CHAEDLER , Maria W. Z. (2019e): ‚ Mengenangabe ‘ . In: S CHIERHOLZ , Stefan J. et al. (Hrsg. o. J. [2013]): Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Online. Berlin/ Boston. URL: https: / / www.degruyter.com/ document/ database/ WSK/ entry/ wsk_id_wsk_artikel_artikel_6553/ html, (Abrufdatum: 10.06.2021) S CHAEDLER (2020a): S CHAEDLER , Maria W. Z. (2020a): ‚ Negationsprobe ‘ . In: S CHIERHOLZ , Stefan J. et al. (Hrsg. o. J. [2013]): Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Online. Berlin/ Boston. URL: https: / / www.degruyter.com/ document/ database/ WSK/ entry/ wsk_id_wsk_artikel_artikel_9072/ html, (Abrufdatum: 10.06.2021) S CHAEDLER (2020b): S CHAEDLER , Maria W. Z. (2020b): ‚ Valenzrealisierung ‘ . In: S CHIERHOLZ , Stefan J. et al. (Hrsg. o. J. [2013]): Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Online. Berlin/ Boston. URL: https: / / www.degruyter.com/ document/ database/ WSK/ entry/ wsk_id_wsk_artikel_artikel_6083/ html, (Abrufdatum: 10.06.2021) S CHAEDLER (2020c): S CHAEDLER , Maria W. Z. (2020c): ‚ Passivprobe ‘ . In: S CHIERHOLZ , Stefan J. et al. (Hrsg. o. J. [2013]): Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Online. Berlin/ Boston. URL: https: / / www.degruyter.com/ document/ database/ WSK/ entry/ wsk_id_wsk_artikel_artikel_7482/ html, (Abrufdatum: 10.06.2021) S CHAEDLER (2020d): S CHAEDLER , Maria W. Z. (2020d): ‚ Testverfahren ‘ . In: S CHIERHOLZ , Stefan J. et al. (Hrsg. o. J. [2013]): Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Online. Berlin/ Boston. URL: https: / / www.degruyter.com/ document/ database/ WSK/ entry/ wsk_id_wsk_artikel_artikel_7260/ html, (Abrufdatum: 10.06.2021) S CHILLER et al. (1999): S CHILLER , Anne/ T EUFEL , Simone/ S TÖCKERT , Christine/ T HIELEN , Christine (1999): ‚ Guidelines für das Tagging deutscher Textcorpora mit STTS ‘ . Technischer Bericht, Institut für maschinelle Sprachverarbeitung, Stuttgart. URL: http: / / www.ims.uni-stuttgart.de/ forschung/ ressourcen/ lexika/ TagSets/ stts-1999.pdf, [20.04.2021] S CHIERHOLZ et al. (Hrsg. o. J. [2013]): S CHIERHOLZ , Stefan J./ B ACHMANN , Michael/ B LÄSI , Christoph/ D EMMERLING , Christoph/ G ANSEL , Christina/ H ABERMANN , Mechthild/ K ILIAN , Jörg/ M EINEKE , Eckhard/ M ÜLLER , Peter O./ N EEF , Martin/ O LSEN , Susan/ R YMARCZYK , Jutta/ S AHEL , Said/ S PIE ß, Constanze/ S TEKELER -W EITHO- FER , Primin/ U ZONYI , Pál/ W EINGARTEN , Rüdiger/ W ISCHER , Ilse (Hrsg. o. J. [2013]): Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Online. Berlin/ 622 9 Literatur <?page no="623"?> Boston. URL: https: / / www.degruyter.com/ document/ database/ WSK/ html, (Abrufdatum: 10.06.2021) ‚ spiegeln ‘ auf Duden online: D UDENREDAKTION (o. J.): ‚ spiegeln ‘ auf Duden online. URL: https: / / www.duden.de/ rechtschreibung/ spiegeln, (Abrufdatum: 22.03.2021) Übersicht über das Portal - COSMAS II des IDS: L EIBNIZ -I NSTITUT FÜR DEUTSCHE S PRACHE (o. J.): COSMAS II. Übersicht über das Portal. URL: https: / / www.ids-mannheim.de/ cosmas2/ uebersicht.html, (Abrufdatum: 29.08.2020) Vorbemerkung - STTS-Tagset des IDS: L EIBNIZ -I NSTITUT FÜR DEUTSCHE S PRACHE (o. J.): STTS-Tagset. Vorbemerkung. URL: https: / / www.ids-mannheim.de/ cosmas2/ projekt/ referenz/ stts/ , (Abrufdatum: 29.08.2020) W ALTEREIT (1998 [1994]): W ALTEREIT , Richard (1998 [1994]): Jacobs, Joachim: Kontra Valenz (= Fokus 12). (Rezension). Trier. In: Philologie im Netz 4 (PhiN 4/ 1998 - Inhaltsverzeichnis (fu-berlin.de)): S. 53 - 59. URL: http: / / www.fu-berlin.de/ phin, [21.04.2021] Y ALOWITZ (2021 [2005]): Y ALOWITZ , Steven (2021 [2005]): Anomalous Monism (First published Tue Nov 8, 2005; substantive revision Fri Sep 6, 2019). In: Z ALTA , Edward N. (2021): The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Spring 2021 Edition). URL: https: / / plato.stanford.edu/ archives/ spr2021/ entries/ anomalous-monism/ , [15.06.2021] Literaturen elektronischer Form 623 <?page no="624"?> 10 Anhang: Beleganalyse Logik ist für die Grammatik das, was der Sinn für die Worte ist. (Joseph Joubert) Die Angaben zu den einzelnen Verben sind, wie in der folgenden Beleganalyse an den entsprechenden Stellen jeweils vermerkt, zum Teil aus dem E-VALBU exzerpiert. 2704 10.1 bezeichnen LA1: NP NOM [etwas/ kein typisches Agens] bezeichnet [ZV] NP AKK [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP1; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: etwas bezeichnet etwas; im Sinne von: etwas bedeutet etwas; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk Freiheit<N nn> bezeichnet<VRB fin v> das<ART> Fehlen<N nn> von<AP pr> Zwängen.<N nn> (WPD/ FFF.06414 KHeck; Michaelsy; Frankipank; u. a.: Freiheit, In: Wikipedia - URL: http: / / de.wikipedia.org: Wikipedia, 2005) Feierabend<ADJ d> bezeichnete<VRB fin v> ursprünglich<ADJ d> den<ART> Vorabend<N nn> eines<ART> Feiertages.<N nn> (SOZ09/ JAN.01709 Die Südostschweiz, 14.01.2009; Den Feierabend geniessen) Der<ART> Begriff<N nn> Pflanzung<N nn> bezeichnet<VRB fin v> kleinere<ADJ at> Ziergrünflächen.<N nn> (WPD/ PPP.03923; 3: Pflanzung (Rabatte), In: Wikipedia - URL: http: / / de.wikipedia.org: Wikipedia, 2005) 2704 ‚ bezeichnen ‘ ; ‚ bleiben ‘ ; ‚ gelten ‘ ; ‚ heißen ‘ ; ‚ nennen ‘ ; ‚ scheinen ‘ ; ‚ schimpfen ‘ ; ‚ sein ‘ ; ‚ werden ‘ im Wörterbuch zur Verbvalenz des IDS <?page no="625"?> Der Begriff Pflanzung bezeichnet kleinere Ziergrünflächen. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Kleinere Ziergrünflächen bezeichnet der Begriff Pflanzung. ABL, FLX, PER, TOP s. c. 2705 , LA1 s. v. Die Begriffe bezeichnen kleinere Ziergrünflächen. Der Begriff Pflanzung bezeichnet eine kleinere Ziergrünfläche. Die Begriffe bezeichnen eine kleinere Ziergrünfläche. KGZ Er bezeichnet sie. ABL, ANA s. c., LA1, [LA4], SBP1 s. v. ˅ HV ˅ VV Der Begriff bezeichnet Ziergrünflächen. ABL, ELM s. c., LA1 s. v. *Der Begriff Pflanzung bezeichnet. ELM *Kleinere Ziergrünflächen bezeichnet. PER, ELM *Er bezeichnet. ANA, ELM Tab. 22: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA1 bezeichnen W(k( ξ ) s Der Begriff Pflanzung bezeichnet kleinere Ziergrünflächen ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s b n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 h(k) 0 2 1 2 Tab. 23: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA1 bezeichnen IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r, t)) (b) (a) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r, t)) (b) (a) (c) → λ r. λ t. s(b(r, t)) (a) (c) → λ t.s(b(a, t)) (c) → s(b(a, c)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t βα )) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) LA2: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] bezeichnet [HV] NP AKK [t. a.] mit [P DAT, - KTR ] + NP DAT [t. a.] 2705 Zur Erklärung der Angaben s. c. und s. v., s. 7.3. 10.1 bezeichnen 625 <?page no="626"?> Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA2 nach E-VALBU: jemand bezeichnet jemanden/ etwas mit etwas; im Sinne von: jemand versieht jemanden mit etwas als Namen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prp In<AP pr> Europa<N ne> bezeichnet<VRB fin v> man<PRON ind sub> mit<AP pr> Buggy<N ne> meistens<ADV> Kutschen<N nn> im<AP prart> Stil<N nn> eines<ART> Phaeton<N nn> mit<AP pr> Langbaum,<N nn> [ … ] (WPD/ BBB.13882 Thomas Springer; Andizo; MFM; u. a.: Buggy (Kutsche), In: Wikipedia - URL: http: / / de.wikipedia.org: Wikipedia, 2005) Mit dem Fachbegriff Adipositas bezeichnen Ärzte ein krankhaftes Übergewicht. (Mannheimer Morgen, 06.07.2010, S. 17) [Bsp. aus E-Valbu] Mit dem Fachbegriff Adipositas bezeichnen Ärzte ein krankhaftes Übergewicht. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Ärzte bezeichnen mit dem Fachbegriff Adipositas ein krankhaftes Übergewicht. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Ein krankhaftes Übergewicht bezeichnen Ärzte mit dem Fachbegriff Adipositas. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Mit dem Fachbegriff Adipositas bezeichnen Ärzte ein krankhaftes Übergewicht. TEL s. c., LA2 s. v. *Durch dem Fachbegriff Adipositas bezeichnen Ärzte ein krankhaftes Übergewicht. *Mit den/ der Fachbegriff Adipositas bezeichnen Ärzte ein krankhaftes Übergewicht. ABL, EIN, KON Mit den Fachbegriffen bezeichnen Ärzte ein krankhaftes Übergewicht. Mit dem Fachbegriff bezeichnen Ärzte krankhafte Übergewichte. KGZ Mit diesem bezeichnen sie es. ABL, ANA s. c., LA2, [LA4] s. v. *Mit dem Fachbegriff Adipositas bezeichnen Ärzte. ELM *Mit dem Fachbegriff Adipositas bezeichnen ein krankhaftes Übergewicht. ELM *Ärzte bezeichnen mit dem Fachbegriff Adipositas. PER, ELM [*]Ärzte bezeichnen ein krankhaftes Übergewicht. ABL, PER, ELM [s. c., LA4] [s. v.] *Ärzte bezeichnen. PER, ELM Ärzte bezeichnen es. PER, ANA, ELM s. c., [LA4], SBP1 [s. v.] ˅ VV Sie bezeichnen es. PER, ANA, ELM s. c., LA1, [LA4], SBP1 [s. v.] ˅ VV ˅ ZV Tab. 24: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA2 bezeichnen 626 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="627"?> W(k( ξ ) s Mit dem Fachbegriff Adipositas bezeichnen Ärzte ein krankhaftes Übergewicht ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / e a s c c n(D(k( ξ ))) / 6 2 1 4 4 h(k) 0 3 4 1 2 2 Tab. 25: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA2 bezeichnen mit Berücksichtigung von LA4 (Schweizer Fachsprache) IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (c) (d) (e) ( λ v. λ w.v(w)) (a) (b); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (c) (d) (e) ( λ v. λ w.v(w)) (a) (b) → λ r. λ t. λ u.s(c(r, t(u))) (d) (e) ( λ v. λ w.v(w)) (a) (b) → λ t. λ u.s(c(d, t(u))) (e) ( λ v. λ w.v(w)) (a) (b) → λ u.s(c(d, e(u))) ( λ v. λ w.v(w)) (a) (b) → s(c(d, e( λ v. λ w.v(w)))) (a) (b) → s(c(d, e( λ w.a(w)))) (b) → s(c(d, e(a(b)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t βα (u id βα ))) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) ( λ v α . λ w α .v idK 2 βα (w K 2 βα )) (a ι 1 ) (b ι 1 ) → s ο 1 (c idK 1 ι 2 (d K 1 ι 2 , e ι 2 (a idK 2 ι 2 (b K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) W(k( ξ ) s Mit dem Fachbegriff Adipositas bezeichnen Ärzte ein krankhaftes Übergewicht ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / c a s c c n(D(k( ξ ))) / 4 2 1 4 4 h(k) 0 2 3 1 2 2 Tab. 26: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA2 bezeichnen ohne Berücksichtigung von LA4 (Schweizer Fachsprache) IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r, t, u(v))) (c) (d) (e) (a) (b); ß-Reduktion: λ r. λ t. λ u. λ v. s(c(r, t, u(v))) (d) (e) (a) (b) → λ t. λ u. λ v.s(c(d, t, u(v))) (e) (a) (b) → λ u. λ v.s(c(d, e, u(v))) (a) (b) → λ v.s(c(d, e, a(v))) (b) → s(c(d, e, a(b))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t βα , u idK 2 βα (v K 2 βα ))) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) (a ι 1 ) (b ι 1 ) → s ο 1 (c idK 1 ι 2 (d K 1 ι 2 , e ι 2 , a idK 2 ι 2 (b K 2 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) 10.1 bezeichnen 627 <?page no="628"?> LA3: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] bezeichnet [HV] NP AKK 1 [t. a.] als [AJK +KTR ] + NP AKK 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP2; vgl. SBP3; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand bezeichnet jemanden/ etwas so/ als einen solchen; im Sinne von: jemand charakterisiert jemanden/ etwas so/ als einen solchen; nennen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Ralph<N ne> Conrad<N ne> bezeichnete<VRB fin v> ihre<PRON pos at> Verpflichtung<N nn> als<KON kom> Sensation.<N nn> (BRZ09/ SEP.06325 Braunschweiger Zeitung, 12.09.2009; Nationalspielerin zu den Wildcats) Den<ART> Garten<N nn> bezeichnen<VRB fin v> sie<PRON per irr> als<KON kom> ihr<PRON pos at> Paradies.<N nn> (A00/ JUL.49610 St. Galler Tagblatt, 24.07.2000, Ressort: TB-SGR (Abk.); Korben - fast vergessenes Handwerk) Diese<PRON dem at> Flugart<N nn> bezeichnet<VRB fin v> man<PRON ind sub> als<KON kom> Thermikfliegen<ADJ d>. (WPD/ GGG.04959 Horgner; TheK; Whgreiner; u. a.: Gleitschirmfliegen, In: Wikipedia - URL: http: / / de.wikipedia.org: Wikipedia, 2005) Diese Flugart bezeichnet man als Thermikfliegen. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Als Thermikfliegen bezeichnet man diese Flugart. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. Man bezeichnet diese Flugart als Thermikfliegen. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. Als Thermikfliegen bezeichnet man diese Flugart. TEL s. c., LA3 s. v. Als diese Flugart bezeichnet man Thermikfliegen. TEL s. c., LA3 s. v. Man bezeichnet diese Flugarten als Thermikfliegen. Diese Flugarten bezeichnet man als Thermikflug. Diese Flüge bezeichnet man als Thermikflug. KGZ Man bezeichnet sie als dieses. ABL, FLX, PER s. c., LA3 s. v. [*]Man bezeichnet diese. ANA, PER, ELM [s. c., LA4] [s. v.] [*]Man bezeichnet diese Flugart. PER, ELM [s. c., LA4] [s. v.] *Als dieses bezeichnet man. ANA, PER, ELM 628 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="629"?> Diese Flugart bezeichnet man als Thermikfliegen. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Man bezeichnet. PER, ELM *Diese Flugart [AKK] bezeichnet. ELM Tab. 27: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA3 bezeichnen W(k( ξ ) s Diese Flugart bezeichnet man als Thermikfliegen ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s b a d n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 2 5 h(k) 0 2 1 2 3 4 Tab. 28: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA3 bezeichnen mit Berücksichtigung von LA4 (Schweizer Fachsprache) IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (c) (a) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (c) (a) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t(u))) (c) (a) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ t. λ u.s(b(c, t(u))) (a) → λ u.s(b(c, a(u))) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → s(b(c, a( λ v. λ w.v(w)))) (d) (e) → s(b(c, a( λ w.d(w)))) (e) → s(b(c, a(d(e)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t idK 2 βα (u id βα ))) (b ι 1 ) (c ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ v α . λ w α .v βα (w K 2 βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 , a idK 2 ι 2 (d ι 2 (e K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 ι 1 K 2 ι 1 ) W(k( ξ ) s Diese Flugart bezeichnet man als Thermikfliegen ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s b b d n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 3 5 h(k) 0 2 1 2 2 3 Tab. 29: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA3 bezeichnen ohne Berücksichtigung von LA4 (Schweizer Fachsprache) 10.1 bezeichnen 629 <?page no="630"?> IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r, t, u(v))) (b) (c) (a) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. s(q(r, t, u(v))) (b) (c) (a) (d) (e) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(b(r, t, u(v))) (c) (a) (d) (e) → λ t. λ u. λ v.s(b(c, t, u(v))) (a) (d) (e) → λ u. λ v.s(b(c, a, u(v))) (d) (e) → λ v.s(b(c, a, d(v))) (e) → s(b(c, a, d(e))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t idK 2 βα , u βα (v K 2 βα ))) (b ι 1 ) (c ι 1 ) (a ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 , a idK 2 ι 2 , d ι 2 (e K 2 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 ι 1 K 2 ι 1 ) LA4: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] bezeichnet [HV] NP AKK [t. a.] [jemanden/ etwas] [mit [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.]] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel nach E-VALBU: [Schweiz/ fachspr.] jemand bezeichnet etwas mit etwas; im Sinne von: jemand markiert etwas mit etwas als Zeichen; kennzeichnen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, (K prp) Der Bauer hat seine Schafe mit einem roten Punkt bezeichnet[, um sie in der großen Herde erkennen zu können]. [Bsp. aus E-Valbu] Der Bauer bezeichnet seine Schafe mit einem roten Punkt. [Bsp. nach E-Valbu] Der Bauer bezeichnet seine Schafe mit einem roten Punkt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Mit einem roten Punkt bezeichnet der Bauer seine Schafe. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA4 s. v. Mit einem roten Punkt bezeichnet der Bauer seine Schafe. TEL s. c., LA4 s. v. Seine Schafe bezeichnet der Bauer mit einem roten Punkt. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA4 s. v. *Der Bauer bezeichnet seine Schafe durch einem roten Punkt. *Der Bauer bezeichnet seine Schafe mit einen roten Punkt/ ein roter Punkt/ eines roten Punktes. ABL, EIN, KON Der Bauer bezeichnet seine Schafe mit roten Punkten. Der Bauer bezeichnet seine Schafe mit einem roten Punkt. Der Bauer bezeichnet sein Schaf mit roten Punkten. KGZ Er bezeichnet sie mit diesem. ABL, ANA s. c., LA4 s. v. *Der Bauer bezeichnet mit einem roten Punkt. ELM Der Bauer bezeichnet seine Schafe. ELM s. c., LA4 s. v. Er bezeichnet sie. ANA, ELM s. c., LA1, LA4, SBP1 s. v. ˅ VV ˅ ZV 630 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="631"?> Der Bauer bezeichnet seine Schafe mit einem roten Punkt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Der Bauer bezeichnet. ELM *Er bezeichnet. ANA, ELM Tab. 30: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA4 bezeichnen W(k( ξ ) s Der Bauer bezeichnet seine Schafe mit einem roten Punkt ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s b s d n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 1 5 h(k) 0 2 1 2 1 2 Tab. 31: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA4 bezeichnen IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r), t(u, v)) (d) (e) (b) (a) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. s(q(r), t(u, v)) (d) (e) (b) (a) (c) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(d(r), t(u, v)) (e) (b) (a) (c) → λ t. λ u. λ v.s(d(e), t(u, v)) (b) (a) (c) → λ u. λ v.s(d(e), b(u, v)) (a) (c) → λ v.s(d(e), b(a, v)) (c) → s(d(e), b(a, c)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα ), t idK 2 βα (u K 2 βα , v βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) → s ο 1 (d idK 1 ι 2 (e K 1 ι 2 ), b idK 2 ι 2 (a K 2 ι 2 , c ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) SBP1: NP NOM [etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] bezeichnet [VV] NP AKK [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA1; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: etwas bezeichnet etwas; im Sinne von: etwas bedeutet etwas; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk Diese<PRON dem at> Kennzahl<N nn> bezeichnet<VRB fin v> die<ART> Eigenmittel<N nn> gemessen<ADJ d> am<AP prart> Eigenmittelerfordernis .<N nn> (SOZ09/ FEB.01018 Die Südostschweiz, 06.02.2009; Zurich halbiert Gewinn 2008) Der<ART> Mezzogiorno<N nn> bezeichnet<VRB fin v> das<PRON dem sub> wirtschaftlich<ADJ d> wenig<PRON ind at> entwickelte<VRB fin v> Süditalien.<N ne> (WPD/ MMM.06276 Ulrich.fuchs; LocalTrader; Langec; u. a.: Mezzogiorno, In: Wikipedia - URL: http: / / de.wikipedia.org: Wikipedia, 2005) 10.1 bezeichnen 631 <?page no="632"?> Die<ART> größte<ADJ at> Gruppe<N nn> der<ART> Ökolabel<N nn> bezeichnet<VRB fin v> ganze<ADJ at> Spritsparpakete.<N nn> (HAZ09/ FEB.00444 Hannoversche Allgemeine, 04.02.2009, S. 21; Das Verwirrspiel um die Ökolabels) Die größte Gruppe der Ökolabel bezeichnet ganze Spritsparpakete. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Ganze Spritsparpakete bezeichnet die größte Gruppe der Ökolabel. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP1 s. v. *Der Ökolabel bezeichnet die größte Gruppe ganze Spritsparpakete ABL, FLX, PER, TOP Die größte Gruppe der Ökolabel bezeichnet ein ganzes Spritsparpaket. Die größten Gruppen der Ökolabel bezeichnen ein ganzes Spritsparpaket. KGZ Die größte Gruppe derer bezeichnet diese. ABL, ANA s. c., [LA4], SBP1 s. v. [ ˅ HV] Sie bezeichnet diese. ABL, ANA s. c., LA1, [LA4], SBP1 s. v. [ ˅ HV] ˅ ZV Diese derer bezeichnet diese. ABL, ANA s. c., LA1, [LA4], SBP1 s. v. [ ˅ HV] ˅ ZV Die größte Gruppe der Ökolabel bezeichnet Spritsparpakete. ELM s. c., SBP1 s. v. Die größte Gruppe bezeichnet ganze Spritsparpakete. ELM s. c., [LA4], SBP1 s. v. [ ˅ HV] *Die größte Gruppe der Ökolabel bezeichnet. ELM *Ganze Spritsparpakete [AKK] bezeichnet. PER, ELM *Sie bezeichnet. ANA, ELM Tab. 32: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP1 bezeichnen W(k( ξ ) s Die größte Gruppe der Ökolabel bezeichnet ganze Spritsparpakete ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / c a s c n(D(k( ξ ))) / 4 2 1 4 h(k) 0 2 3 1 2 Tab. 33: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP1 bezeichnen 632 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="633"?> IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r(t), u)) (c) (a) (b) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r(t), u)) (c) (a) (b) (d) → λ r. λ t. λ u.s(c(r(t), u)) (a) (b) (d) → λ t. λ u.s(c(a(t), u)) (b) (d) → λ u.s(c(a(b), u)) (d) → s(c(a(b), d)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t βα ), u βα )) (c ι 1 ) (a ι 1 ) (b ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (c idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (b ι 2 ), d ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) SBP2: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] bezeichnet [HV] NP AKK [t. a.] als [AJK +KTR ] + ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP3; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand bezeichnet jemanden/ etwas so/ als einen solchen; im Sinne von: jemand charakterisiert jemanden/ etwas so/ als einen solchen; nennen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Händler<N nn> bezeichneten<VRB fin v> den<ART> Preis<N nn> als<KON kom> hoch.<ADJ d> (SOZ07/ MAR.02736 Die Südostschweiz, 13.03.2007; Die Swisscom steht vor einer Grossübernahme) Robin<N ne> bezeichnet<VRB fin v> die<ART> Vögel<N nn> als<KON kom> äusserst<ADJ d> zutraulich.<ADJ d> (SOZ09/ JAN.01223 Die Südostschweiz, 09.01.2009; Invasion der Seidenschwänze im Linthgebiet) Der<ART> Richter<N nn> bezeichnete<VRB fin v> die<ART> Tat<N nn> als<KON kom> brutal.<ADJ d> (A09/ JUL.07750 St. Galler Tagblatt, 31.07.2009, S. 48; Vergewaltiger erhält achteinhalb Jahre) Der Richter bezeichnete die Tat als brutal. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Tat bezeichnete der Richter als brutal. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Als brutal bezeichnete der Richter die Tat. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Als brutal bezeichnete der Richter die Tat. TEL s. c., SBP2 s. v. Der Richter bezeichnet die Taten als brutal. *Der Richter bezeichnet die Taten als brutale. *Der Richter bezeichnet die Tat als brutale. KGZ Er bezeichnete sie als so. ABL, ANA s. c., SBP2, SBP3 s. v. *Als brutal bezeichnete der Richter. ELM [*]Der Richter bezeichnete die Tat. ELM [s. c., LA4] [s. v.] *Die Tat [AKK] bezeichnete. ELM Er bezeichnete sie. ANA, ELM s. c., LA1, [LA4], SBP1 [s. v.] ˅ VV ˅ ZV 10.1 bezeichnen 633 <?page no="634"?> Der Richter bezeichnete die Tat als brutal. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Er bezeichnete. ELM Tab. 34: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP2 bezeichnen W(k( ξ ) s Der Richter bezeichnete die Tat als brutal ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s b c d n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 4 5 h(k) 0 2 1 2 3 4 Tab. 35: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP2 bezeichnen mit Berücksichtigung von LA4 (Schweizer Fachsprache) IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t(u))) (a) (c) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ t. λ u.s(b(a, t(u))) (c) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ u.s(b(a, c(u))) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → s(b(a, c( λ v. λ w.v(w)))) (d) (e) → s(b(a, c( λ w.d(w)))) (e) → s(b(a, c(d(e)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t βα (u id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ v α . λ w α .v βα (w βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c ι 2 (d ι 2 (e ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) W(k( ξ ) s Der Richter bezeichnete die Tat als brutal ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s b b d n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 3 5 h(k) 0 2 1 2 2 3 Tab. 36: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP2 bezeichnen ohne Berücksichtigung von LA4 (Schweizer Fachsprache) IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r, t, u(v))) (b) (a) (c) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. s(q(r, t, u(v))) (b) (a) (c) (d) (e) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(b(r, t, u(v))) (a) (c) (d) (e) → λ t. λ u. λ v.s(b(a, t, u(v))) (c) (d) (e) → λ u. λ v.s(b(a, c, u(v))) (d) (e) → λ u. λ v. s(b(a, c, u(v))) (d) (e) → λ v.s(b(a, c, d(v))) (e) → s(b(a, c, d(e))) NF 634 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="635"?> TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t βα , u βα (v βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c ι 2 , d ι 2 (e ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) SBP3: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] bezeichnet [HV] NP AKK [t. a.] als [AJK +KTR ] + PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP2; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand bezeichnet jemanden/ etwas so/ als einen solchen; im Sinne von: jemand charakterisiert jemanden/ etwas so/ als einen solchen; nennen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Das<ART> Echo<N nn> bezeichnen<VRB fin v> die<ART> Organisatoren<N nn> als<KON kom> überwältigend.<ADJ d> (A97/ OKT.31757 St. Galler Tagblatt, 27.10.1997, Ressort: wv-wil (Abk.); Auktion zugunsten der Kindertagesstätte) Er<PRON per irr> bezeichnet<VRB fin v> die<ART> Seite<N nn> als<KON kom> führend<ADJ d> im<AP prart> Kreissportbund.<N nn> (BRZ06/ MAR.11460 Braunschweiger Zeitung, 20.03.2006; ) Richter<N ne> Mauro<N ne> Ermani<N ne> bezeichnete<VRB fin v> diese<PRON dem at> Aussage<N nn> als<KON kom> beängstigend.<ADJ d> (A09/ JAN.04124 St. Galler Tagblatt, 21.01.2009, S. 8; Rekonstruktion des Tathergangs) Richter Mauro Ermani bezeichnete diese Aussage als beängstigend. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Als beängstigend bezeichnete Richter Mauro Ermani diese Aussage. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP3 s. v. Diese Aussage bezeichnete Richter Mauro Ermani als beängstigend. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP3 s. v. Als beängstigend bezeichnete Richter Mauro Ermani diese Aussage. TEL s. c., SBP3 s. v. Richter Mauro Ermani bezeichnete diese Aussagen als beängstigend. *Richter Mauro Ermani bezeichnete diese Aussagen als beängstigende. *Die Richter bezeichneten diese Aussagen als beängstigende. KGZ Er bezeichnete sie als so. ABL, ANA s. c., SBP2, SBP3 s. v. *Als beängstigend bezeichnete Richter Mauro Ermani. ELM [*]Richter Mauro Ermani bezeichnete sie. ANA, ELM [s. c., LA4] [s. v.] *Richter Mauro Ermani bezeichnete. ELM *Diese Aussage [AKK] bezeichnete. ELM 10.1 bezeichnen 635 <?page no="636"?> Richter Mauro Ermani bezeichnete diese Aussage als beängstigend. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Er bezeichnete sie. ANA, ELM s. c., LA1, [LA4], SBP1 [s. v.] ˅ VV ˅ ZV *Er bezeichnete. ANA, ELM Tab. 37: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP3 bezeichnen W(k( ξ ) s Richter Mauro Ermani bezeichnete diese Aussage als beängstigend ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s b c d n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 4 5 h(k) 0 2 1 2 3 4 Tab. 38: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP3 bezeichnen mit Berücksichtigung von LA4 (Schweizer Fachsprache) IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t(u))) (a) (c) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ t. λ u.s(b(a, t(u))) (c) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ u.s(b(a, c(u))) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → s(b(a, c( λ v. λ w.v(w)))) (d) (e) → s(b(a, c( λ w.d(w)))) (e) → s(b(a, c(d(e)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t βα (u id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ v α . λ w α .v βα (w βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 , a ι 2 (d ι 2 (e ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) W(k( ξ ) s Richter Mauro Ermani bezeichnete diese Aussage als beängstigend ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s b b d n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 3 5 h(k) 0 2 1 2 2 3 Tab. 39: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP3 bezeichnen ohne Berücksichtigung von LA4 (Schweizer Fachsprache) 636 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="637"?> IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r, t, u(v))) (b) (a) (c) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r, t, u(v))) (b) (a) (c) (d) (e) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(b(r, t, u(v))) (a) (c) (d) (e) → λ t. λ u. λ v.s(b(a, t, u(v))) (c) (d) (e) → λ u. λ v.s(b(a, c, u(v))) (d) (e) → λ u. λ v.s(b (a, c, u(v))) (d) (e) → λ v.s(b(a, c, d(v))) (e) → s(b(a, c, d(e))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t βα , u βα (v βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c ι 2 , d ι 2 (e ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) 10.2 Zusammenfassung zu dem Verb bezeichnen KV α -äquivalente LAen u. SBPe (bzgl. V) KZ KA KV 1 alle LAen u. SBPe [2] [NP NOM , NP AKK ] Tab. 40: KV des Vs bezeichnen mit Berücksichtigung der LA4 als Schweizer Variante KV α -äquivalente LAen u. SBPe (bzgl. V) KZ KA KV 1 LA1, SBP1 [2] [NP NOM , NP AKK ] KV 2 LA2 [3] [NP NOM , NP AKK , MIT DAT, -KTR ] KV 3 LA3, SBP2, SBP3 [3] [NP NOM , NP AKK , ALS +KTR ] Tab. 41: KVen des Vs bezeichnen ohne Berücksichtigung der LA4 als Schweizer Variante KV Konnotation KV 1 jemand/ etwas bezeichnet jemanden/ etwas im Sinne von jemand/ etwas referiert auf/ markiert jemanden/ etwas Tab. 42: Konnotationen des Vs bezeichnen mit Berücksichtigung der LA4 als Schweizer Variante KV Konnotation KV 1 etwas bezeichnet etwas im Sinne von etwas steht für etwas oder etwas referiert auf etwas KV 2 jemand bezeichnet jemanden/ etwas mit im Sinne von jemand erwähnt etwas mit einem Begriff/ Namen bzw. jemand stattet etwas mit einem Begriff/ Namen aus KV 3 jemand/ etwas bezeichnet jemanden/ etwas als im Sinne von jemand/ etwas benennt/ charakterisiert/ tauft jemanden etwas als jemanden/ etwas/ so Tab. 43: Konnotationen des Vs bezeichnen ohne Berücksichtigung der LA4 als Schweizer Variante 10.2 Zusammenfassung zu dem Verb bezeichnen 637 <?page no="638"?> Abb. 31: Aktionsart 2706 Abb. 32: Synt. Subj.pos. Abb. 33: Domain A 2707 Abb. 34: Domain B 2708 Komposition: Mit Berücksichtigung der LA4 als Schweizer Variante sind alle LAen und SBPe zu dem V bezeichnen regelhaft komponiert und bauen auf KV 1 auf. Die IS ist eine Komposition aus einer äußeren Struktur, der KV 1 , und einer angeschlossenen inneren Struktur. Die innere Struktur bilden eine PP mit NP DAT oder eine AJKP mit dem AJK als und ADJ -FL ˅ ADJP -FL , einer PART-I -FL ˅ PART- I-P -FL oder einer NP. Das V bezeichnen projiziert die NP NOM sowie die NP AKK , ebenso projiziert der AJK als die nachfolgende Entität und die P mit projiziert die NP DAT . Eine Perkolation auf das V bezeichnen ist nicht vorhanden. Ohne Berücksichtigung der LA4 bezeichnen als Schweizer Variante zerfällt diese regelhafte Systematik der Bildung von ASS und KHF mit dem V bezeichnen in drei Konnotationen. Die syntaktische Minimalstruktur als KV 1 kann nicht mehr als Grundlage für alle LAen und SBPe gelten, da sie semantisch lediglich als ein ZV oder ein VV ohne typisches belebtes Agens auftritt und komplexere LAen und SBPe mit PP oder AJKP zum Teil nicht auf KV 1 reduziert werden können. Die Konnotation des Vs bezeichnen, welche die LA4 bezeichnen als Schweizer Variante einbringt und welche eine Verbindung zwischen der syntaktischen Minimalstruktur und den komplexeren Strukturen herstellt sowie diese ordnet, fehlt. Es wird erkannt, dass die LA4 als Schweizer Variante einen essentiellen Beitrag zum Verständnis des Inhalts des Vs bezeichnen für die Sprachteilnehmer liefert. Eine Dokumentation oder Pflege einer deutschen Hochsprache, welche derartige Varianten wie die LA4, die Schweizer Variante des Vs bezeichnen, auslässt, fügt der inneren Systematik und dem inneren logisch-semantischen Aufbau der Sprache sowie dem Inhalt des Vs bezeichnen 2706 Zur Erklärung der Diagramme zu den Aktionsarten, s. 7.2. 2707 Zur Erklärung der Diagramme zu den Domains (dt.: Domänen), s. 7.2. 2708 Zur Erklärung der Diagramme zu den Domains (dt.: Domänen), s. 7.2. 638 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="639"?> Schaden zu und erschwert das Verständnis des Inhalts des Vs bezeichnen in verschiedenen syntaktischen Einbettungen für die Sprachteilnehmer. In diesem Fall projiziert das V bezeichnen eine NP NOM sowie eine NP AKK und in einigen Fällen zusätzlich einen AJK als oder die P mit. Der AJK als projiziert das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL , die PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL oder die NP. Die P mit projiziert eine NP DAT . Hierbei ergeben sich Perkolationen durch die zusätzlichen Projektionen, welche die syntaktische Minimalstruktur KV 1 erweitern, auf das V bezeichnen und seinen Inhalt. Diese sind eine Perkolation durch den AJK als sowie eine Perkolation durch die P mit, welche durch ihren Argumentstatus den Inhalt des Vs bezeichnen ohne Berücksichtigung der LA4 bezeichnen Schweizer Variante mitbeeinflussen und die Funktion des VTs bezeichnen verändern bzw. eine Varianz erzeugen. Die gleichzeitige Projektion und Perkolation zwischen dem V bezeichnen und dem AJK als bzw. der P mit kann auch als wechselseitiges Interdependenzverhältnis verstanden werden. Konnexionen: Mit Berücksichtigung der LA4 als Schweizer Variante sind die AJKPn sowie PPn fakultative Een, welche keinen Beitrag zum Inhalt des Vs bezeichnen hinzufügen, sondern sich in der IS kompositionell an KV 1 als syntaktische Minimalstruktur angliedern. KV 1 besitzt als obligatorische Een eine NP NOM und eine NP AKK , welche vom V bezeichnen kasusregiert sind. Der AJK als ist nicht von dem V bezeichnen lexikalisch statusregiert und in keinem Fall obligatorisch. Auch die P mit der inneren PP ist nicht von dem V bezeichnen lexikalisch statusregiert und in keinem Fall obligatorisch. Der AJK als übt eine kategoriale Statusrektion auf das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL , die PART-I -FL ˅ PART-I- P -FL oder die NP aus und fordert diese jeweiligen Entitäten obligatorisch. Ebenso kasusregiert die P mit eine für die PP obligatorische NP DAT . Eine traditionelle prädikative Beziehung zwischen zwei obligatorischen Een, z. B. zwischen zwei kongruenten obligatorischen Een, ist in Kompositionen mit KV 1 mit Berücksichtigung der LA4 bezeichnen als Schweizer Variante nicht vorhanden. Ohne Berücksichtigung der LA4 bezeichnen als Schweizer Variante ist der AJK als in KV 3 bezeichnen vom V bezeichnen lexikalisch statusregiert und eine obligatorische E. Auch die P mit in KV 2 bezeichnen ist vom Vs bezeichnen lexikalisch statusregiert und eine obligatorische E. Daneben kasusregiert das V bezeichnen in KV 1 , KV 2 und KV 3 jeweils eine NP NOM und eine NP AKK als obligatorische Een. Zudem übt der AJK als eine kategoriale Statusrektion auf ein/ -e obligatorisch geforderte/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL , PART-I -FL ˅ PART-I- P -FL oder NP aus und die P mit kasusregiert eine NP DAT obligatorisch. Eine traditionelle prädikative Beziehung zwischen zwei obligatorischen Een ist in Kompositionen mit KV 2 nicht vorhanden, da die P mit vom V lexikalisch 10.2 Zusammenfassung zu dem Verb bezeichnen 639 <?page no="640"?> statusregiert wird und die NP in der PP von der P obligatorisch kasusregiert wird. In KV 3 besteht die AJKP den TOP und den TEL, jedoch ist in KV 3 der AJK als kasustransparent und die eingebundene NP mit der obligatorischen NP AKK 1 kongruent. Somit fungiert der AJK als Anschlusselement, und ein Bezug auf NP AKK 1 ist indiziert. Ein traditionelles prädikatives Verhältnis zwischen NP AKK 1 und der obligatorischen AJKP mit NP, ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder PART-I -FL ˅ PART- I-P -FL ist annehmbar und ist auch für SBP2 und SBP3 nicht widerlegbar. Status des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Subjektsprädikativs: Mit Berücksichtigung der LA4 bezeichnen als Schweizer Variante ergibt sich ein obligatorisches Akkusativobjekt mit SGS (LA1, LA2, LA3, LA4, SBP1, SBP2, SBP3). Ohne Berücksichtigung der LA4 als Schweizer Variante ergibt sich ein obligatorisches Akkusativobjekt mit SGS (LA1, LA2, LA3, SBP1, SBP2, SBP3). Status des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Objektsprädikativs: Mit Berücksichtigung der LA4 bezeichnen als Schweizer Variante ergeben sich ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P mit und NP DAT mit SGS (LA2), eine fakultative AJKP mit dem AJK als und NP AKK 2 als Verbgruppenadverbial und qualitative Bestimmung mit SGS, die den TOP und den TEL besteht und deren NP AKK 2 mit dem obligatorischen Akkusativobjekt NP AKK 1 kongruiert (LA3). Auch zwischen dieser AJKP mit NP AKK 2 und der NP AKK 1 ist kein traditionelles prädikatives Verhältnis nachzuweisen, da dieses Verbgruppenadverbial fakultativ an KV 1 anschließt. Außerdem treten eine fakultative AJKP mit dem AJK als und ADJ -FL ˅ ADJP -FL als Verbgruppenadverbial und qualitative Bestimmung mit SGS, die den TOP und den TEL besteht (SBP2) sowie eine eine fakultative AJKP mit dem AJK als und PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL als Verbgruppenadverbial und qualitative Bestimmung mit SGS, die ebenfalls den TOP und den TEL besteht (SBP3), auf. Des Weiteren ergibt sich ein präpositionales Modaladverbial mit einer P mit und einer NP DAT mit SGS als freie A (LA4). Ohne Berücksichtigung der LA4 als Schweizer Variante ergeben sich ein obligatorisches Präpositionalobjekt mit der P mit und NP DAT mit SGS (LA2) sowie eine obligatorische AJKP mit dem AJK als und NP AKK 2 als Verbgruppenadverbial und qualitative Bestimmung bzw. als traditionelles Objektsprädikativ mit SGS (LA3). Diese obligatorische AJKP besteht den TOP und den TEL und ihre NP AKK 2 kongruiert mit dem obligatorischen Akkusativobjekt NP AKK 1 (LA3). Außerdem treten eine obligatorische AJKP mit dem AJK als und ADJ -FL ˅ ADJP -FL zur NP AKK 1 als Verbgruppenadverbial und qualitative Bestimmung bzw. 640 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="641"?> als traditionelles Objektsprädikativ mit SGS auf. Diese obligatorische AJKP besteht den TOP und den TEL (SBP2). Des Weiteren tritt eine obligatorische AJKP mit dem AJK als und PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL zur NP AKK 1 als Verbgruppenadverbial und qualitative Bestimmung bzw. als traditionelles Objektsprädikativ mit SGS auf. Auch letztgenannte obligatorische AJKP besteht den TOP und den TEL (SBP3). In diesen Fällen handelt es sich um einen jeweils obligatorisch vom V bezeichnen lexikalisch statusregierten AJK als, welcher eine obligatorische AJKP einleitet (LA3, SBP2, SBP3). Zudem weisen diese AJKPn in LA3, SBP2 und SBP3 aufgrund der Kongruenz zwischen der NP AKK 1 und der NP AKK 2 in LA3 einen Bezug auf die NP AKK 1 auf, weswegen sie paradoxe obligatorische Verbgruppenadverbiale sind. Da in der IS der AJK als direkt als obligatorisches Argument des Vs bezeichnen konzipiert ist und nicht als fakultatives Argument zur vom V bezeichnen obligatorisch regierten NP AKK 1 , liegt für LA3, SBP2, SBP3 jeweils eine Interpretation als traditionelles Objektsprädikativ, welches sich auf NP AKK 1 bezieht, nahe, da das sekundäre Verhältnis zur vom V regierten obligatorischen NP AKK 1 sich nicht mehr aus der IS ergibt, wie in denjenigen Fällen, in welchen die AJKP fakultativ ist. Es kann demzufolge zwischen der NP AKK 1 und den AJKPn in LA3, SBP2 und SBP3 ein traditionelles prädikatives Verhältnis angenommen werden. Das obligatorische Präpositionalobjekt mit der P mit und NP DAT in LA2 wird ohne Berücksichtigung der LA4 bezeichnen als Schweizer Variante als zum V bezeichnen gehörig interpretiert, und die Konnotation, dass eine Bezeichnung dem Gegenstand oder der Person, welche NP AKK 1 stellt, beigelegt wird, verblasst deshalb gegenüber derjenigen IS, welche die LA4 bezeichnen als Schweizer Variante miteinbezieht und in welcher diese Ausstattung mit einer Bezeichnung in der Struktur deutlich hervortritt. Traditionelle Prädikative: Ohne Berücksichtigung der LA4 als Schweizer Variante kann die Annahme einer traditionellen prädikativen Beziehung zwischen der NP AKK 1 und der AJKP mit NP AKK 2 , ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL in LA3 (IS LA3 bezeichnen: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r, t, u(v))) (b) (c) (a) (d) (e)), in SBP2 (IS SBP2 bezeichnen: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r, t, u(v))) (b) (a) (c) (d) (e)) und in SBP3 (IS SBP3 bezeichnen: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r, t, u(v))) (b) (a) (c) (d) (e)) zum aktuellen Stand der Untersuchung nicht stichhaltig widerlegt werden, sondern muss als mögliches Erklärungsmodell für diese Strukturen anerkannt werden. 10.2 Zusammenfassung zu dem Verb bezeichnen 641 <?page no="642"?> 10.3 bleiben LA1: NP NOM [etwas/ kein typisches Agens] bleibt [ZV] [a., r., z.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA2; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: etwas bleibt; im Sinne von: etwas hat weiterhin Bestand; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub Zum<AP prart> Glück<N nn> bleibt<VRB fin v> da<ADV>noch<ADV>der<ART> Hotelpool.<N nn> (A00/ NOV.81631 St. Galler Tagblatt, 28.11.2000, Ressort: TT- NEU (Abk.); Strände, Palmen und das Meer) Bleibt<VRB fin v> noch<ADV> die<ART> Frage<N nn> der<ART> Romantik. <N nn> (A09/ AUG.07423 St. Galler Tagblatt, 28.08.2009, S. 18; Auf den ersten Klick) [Aber] die Bunker bleiben [, wie ja auch die Pyramiden geblieben sind]. (Grass, Blechtrommel, S. 27) [Bsp. aus E-VALBU] Die Bunker bleiben. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Bunker bleiben. s. c., LA1, LA5, LA7 s. v. Der Bunker bleibt. KGZ Sie bleiben. ABL, ANA s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ HV Tab. 44: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA1 bleiben W(k( ξ ) s Die Bunker bleiben ξ = n(k) 1 2 3 k( ξ ) s a b D(k( ξ )) / b s n(D(k( ξ ))) / 2 1 h(k) 0 2 1 Tab. 45: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA1 bleiben IS: λ q. λ r.s(q(r)) (b) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r.s(q(r)) (b) (a) → λ r.s(b(r)) (a) → s(b(a)) NF TIS: λ q α . λ r α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα )) (b ι 1 ) (a ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ) LA2: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] bleibt [HV] [ADV ˅ ADVP ˅ PP [l. r.]] 642 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="643"?> Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA8; vgl. LA3; vgl. SBP6; Strukturbeispiel LA2 nach E-VALBU: jemand/ etwas bleibt irgendwo; im Sinne von: jemand/ etwas entfernt sich nicht von irgendwo; sich weiterhin irgendwo aufhalten; verharren; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, (K adv) Das<ART> Kind<N nn> bleibt<VRB fin v> in<AP pr> der<ART> Familie.<N nn> (HMP09/ NOV.01315 Hamburger Morgenpost, 13.11.2009, S. 1-4-5; Teresa Enke Sie darf die kleine Leila behalten) Das Kind bleibt in der Familie. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart In der Familie bleibt das Kind. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. In der Familie bleibt das Kind. TEL s. c., LA2 s. v. *Das Kind bleibt im der Familie. *Das Kind bleibt in die Familie. ABL, EIN, KON Das Kind bleibt in den Familien. Die Kinder bleiben in der Familie. KGZ Es bleibt in dieser. ANA s. c., LA2, LA3, LA8, LA9, LA13, SBP6 s. v. ˅ ZV ˅ VV Das Kind bleibt in dieser. ANA s. c., LA2, LA13, SBP6 *In der Familie bleibt. PER, ELM Das Kind bleibt. ELM s. c., LA2, LA4, LA5 s. v. ˅ ZV 2709 Es bleibt. ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ ZV Tab. 46: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA2 bleiben W(k( ξ ) s Das Kind bleibt in der Familie ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s s c n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 4 h(k) 0 2 1 1 2 Tab. 47: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA2 bleiben 2709 Zur Erklärung der fett ausgezeichneten Angaben HV, VV oder ZV, s. 7.2. 10.3 bleiben 643 <?page no="644"?> IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r), t(u)) (c) (d) (b) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r), t(u)) (c) (d) (b) (a) → λ r. λ t. λ u.s(c(r), t(u)) (d) (b) (a) → λ t. λ u.s(c(d), t(u)) (b) (a) → λ u.s(c(d), b(u)) (a) → s(c(d), b(a)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα ), t idK 2 βα (u K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) → s ο 1 (c idK 1 ι 2 (d K 1 ι 2 ), b idK 2 ι 2 (a K 2 ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA3: NP NOM [etwas/ kein typisches Agens] bleibt [ZV] ADV ˅ ADVP ˅ PP [l. r.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA8; vgl. LA2; vgl. SBP6; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: etwas bleibt irgendwo; im Sinne von: etwas wird von irgendwo nicht weggenommen, nicht entfernt; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K adv Der<ART> Globus<N nn> bleibt<VRB fin v> im<AP prart> Landesmuseum.<N nn> (A09/ AUG.05712 St. Galler Tagblatt, 22.08.2009, S. 31; Ein runder Abschluss) Der Globus bleibt im Landesmuseum. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Im Landesmuseum bleibt der Globus. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. Im Landesmuseum bleibt der Globus. TEL s. c., LA3 s. v. *Der Globus bleibt in Landesmuseum. *Der Globus bleibt im Landesmuseums. ABL, EIN, KON Der Globus bleibt in den Landesmuseen. Die Globen bleiben im Landesmuseum. KGZ Er bleibt in diesem. ANA s. c., LA2, LA3, LA8, LA9, LA13, SBP6 s. v. ˅ HV ˅ VV *Im Landesmuseum bleibt. PER, ELM Der Globus bleibt. ELM s. c., LA1, LA5, LA7 s. v. Er bleibt. ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ HV Tab. 48: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA3 bleiben 644 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="645"?> W(k( ξ ) s Der Globus bleibt im Landesmuseum ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 49: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA3 bleiben IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → s(b(a( λ u. λ v.u(v) (c) (d)))) → s(b(a( λ v.c(v) (d)))) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA4: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] bleibt [HV] [bei [P DAT, -KTR ] + NP DAT [r. a.]] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA4 nach E-VALBU: jemand bleibt bei jemandem; im Sinne von: jemand scheidet aus seinem Arbeits-, Dienst-, Mitgliedsverhältnis o. Ä. bei jemandem nicht aus; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, (K prp) Drei<CARD> Mädels<N nn> bleiben<VRB fin v> bei<AP pr> NA.<ITJ> (HMP08/ MAR.02582 Hamburger Morgenpost, 29.03.2008, S. 44; NEWS) Drei Mädels bleiben bei diesem Verein. [Bsp. nach Corpusbeleg] Drei Mädels bleiben bei diesem Verein. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Bei diesem Verein bleiben drei Mädels. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA4 s. v. Bei diesem Verein bleiben drei Mädels. TEL s. c., LA4 s. v. *Drei Mädels bleiben durch diesem Verein. *Drei Mädels bleiben bei dieser Verein/ dieses Vereins. ABL, EIN, KON Das Mädel bleibt bei diesen Vereinen. KGZ Sie bleiben bei diesem Verein. ABL, ANA LA2, LA3, LA4, LA6, LA8, SBP3 s. v. ˅ ZV Sie bleiben bei diesem. ABL, ANA s. c., LA2, LA3, LA4, LA6, LA8, LA13, SBP3, SBP6 s. v. ˅ ZV ˅ VV 10.3 bleiben 645 <?page no="646"?> Drei Mädels bleiben bei diesem Verein. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Bei diesem Verein bleiben. PER, ELM Drei Mädels bleiben. ELM s. c., LA2, LA4, LA5 s. v. ˅ ZV Sie bleiben. ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ ZV Tab. 50: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA4 bleiben W(k( ξ ) s Drei Mädels bleiben bei diesem Verein ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s s c n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 4 h(k) 0 2 1 1 2 Tab. 51: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA4 bleiben IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r), t(u)) (c) (d) (b) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r), t(u)) (c) (d) (b) (a) → λ r. λ t. λ u.s(c(r), t(u)) (d) (b) (a) → λ t. λ u.s(c(d), t(u)) (b) (a) → λ u.s(c(d), b(u)) (a) → s(c(d), b(a)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα ), t idK 2 βα (u K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) → s ο 1 (c idK 1 ι 2 (d K 1 ι 2 ), b idK 2 ι 2 (a K 2 ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA5: NP NOM [etwas/ jemand/ kein typisches Agens] bleibt [ZV] [NP DAT ] [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA5 nach E-VALBU: etwas bleibt jemandem; im Sinne von: etwas verbleibt jemandem als Möglichkeit; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, (K dat) Griswold<N ne> bleibt<VRB fin v> nur<ADV> der<ART> Whiskey.<N nn> (HAZ09/ AUG.04819 Hannoversche Allgemeine, 31.08.2009; Tod eines Rabenvaters) Grieswold bleibt nur der Whisky. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Nur der Whisky bleibt Grieswold. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA5, LA7 s. v. *Der Whisky bleibt Grieswold nur. ABL, FLX, PER, TOP *Nur bleibt Grieswold der Whisky. ABL, FLX, PER, TOP Der Whisky bleibt nur Grieswold. ABL, FLX, PER s. c., LA5, LA7 s. v. 646 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="647"?> Grieswold bleibt nur der Whisky. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Ihnen bleibt nur der Whisky. *Ihm bleibt nur die Whiskyflaschen. Ihm bleiben nur die Whiskyflaschen. *Ihnen bleiben nur der Whisky. Ihnen bleiben nur die Whiskyflaschen. KGZ Ihm bleibt nur dieser. ABL, ANA s. c., LA5, LA7 s. v. Grieswold bleibt der Whisky. ELM s. c., LA5, LA7 s. v. *Ihm bleibt. ANA, ELM Nur der Whisky bleibt. PER, ELM s. c., LA1, LA5, LA7 s. v. ˅ HV Nur dieser bleibt. PER, ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ HV Dieser bleibt. PER, ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ HV Tab. 52: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA5 bleiben W(k( ξ ) s Grieswold bleibt nur der Whisky ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / c s d b n(D(k( ξ ))) / 4 1 5 3 h(k) 0 4 1 3 2 Tab. 53: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA5 bleiben IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (d) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w.w) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t))) (b) (d) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w.w) (a) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (d) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w.w) (a) → λ t.s(b(d(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w.w) (a) → s(b(d( λ u. λ v.u(v)))) (c) ( λ w.w) (a) → s(b(d( λ v.c(v)))) ( λ w.w) (a) → s(b(d(c( λ w.w)))) (a) → s(b(d(c(a)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (d ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (c ι 1 ) ( λ w α .w βα ) (a ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (d K 1 ι 2 (c ι 2 (a ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) LA6: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] bleibt [HV] bei [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.] 10.3 bleiben 647 <?page no="648"?> Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP3; Strukturbeispiel LA6 nach E-VALBU: jemand bleibt bei etwas; im Sinne von: jemand hält an etwas fest; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp Der Zeuge blieb auch im Kreuzverhör bei seiner Aussage. [Bsp. aus E-VALBU] Alle<PRON ind at> bisherigen<ADJ at> Gemeinderäte<N nn> bleiben<VRB fin v> bei<AP pr> ihren<PRON pos at> Ressorts.<N nn> (gk.<ADJ d>) (A09/ MAI.02849 St. Galler Tagblatt, 08.05.2009, S. 55; Ressortverteilung vorgenommen) Alle bisherigen Gemeinderäte bleiben bei ihren Ressorts. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Bei ihren Ressorts bleiben alle bisherigen Gemeinderäte. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA6 s. v. Bei ihren Ressorts bleiben alle bisherigen Gemeinderäte. TEL s. c., LA6 s. v. *Alle bisherigen Gemeinderäte bleiben durch ihren Ressorts. *Alle bisherigen Gemeinderäte bleiben bei ihre Ressorts/ ihrer Ressorts. ABL, EIN, KON Alle bisherigen Gemeinderäte bleiben bei ihrem Ressort. Der bisherige Gemeinderat bleibt bei seinen Ressorts. KGZ Alle diese bleiben bei diesen. ABL, ANA s. c., LA2, LA3, LA4, LA6, SBP3, LA13 s. v. ˅ ZV ˅ VV Sie bleiben bei ihnen. ANA s. c., LA2, LA3, LA4, LA6, SBP3, LA13 s. v. ˅ ZV ˅ VV Bei ihnen bleiben alle. PER, ANA s. c., LA2, LA3, LA4, LA6, SBP3, LA13 s. v. ˅ ZV ˅ VV *Bei ihren Ressorts bleiben bisherigen Gemeinderäte. PER, ELM *Bisherigen Gemeinderäte bleiben. ELM *Bei diesen bleiben. ELM Alle bisherigen Gemeinderäte bleiben. ELM s. c., LA2, LA4, LA5 s. v. ˅ ZV Alle bleiben. ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ ZV Tab. 54: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA6 bleiben 648 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="649"?> W(k( ξ ) s Alle bisherigen Gemeinderäte bleiben bei ihren Ressorts ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / c a s b d n(D(k( ξ ))) / 4 2 1 3 5 h(k) 0 2 3 1 4 5 Tab. 55: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA6 bleiben IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r(t(u)))) (c) (a) (b) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r(t(u)))) (c) (a) (b) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ r. λ t. λ u.s(c(r(t(u)))) (a) (b) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ t. λ u.s(c(a(t(u)))) (b) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ u.s(c(a(b(u)))) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → s(c(a(b( λ v. λ w.v(w))))) (d) (e) → s(c(a(b( λ w.d(w))))) (e) → s(c(a(b(d(e))))) (e) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r idK 1,2 βα (t K 2 βα (u id βα )))) (c ι 1 ) (a ι 1 ) (b ι 1 ) ( λ u α . λ v α . u idK 3 βα (v K 3 βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (c idK 1 ι 2 (a idK 1,2 ι 2 (b K 2 ι 2 (d idK 3 ι 2 (e K 3 ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 idK 1,2 ι 2 K 2 ι 2 idK 3 ι 2 K 3 ι 2 ) (idK 1 ι 1 idK 1,2 ι 1 K 2 ι 1 idK 3 ι 1 K 3 ι 1 ) LA7: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] bleibt [ZV] [von [P DAT, -KTR ] + NP DAT 1 [jemandem/ etwas] [a.]] [NP DAT 2 [jemandem/ etwas] ˅ für [P AKK, -KTR ] + NP AKK [jemanden/ etwas] [t.a]] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA7 nach E-VALBU: von jemandem/ etwas bleibt jemandem/ für jemanden etwas; im Sinne von: etwas ist als Rest von jemandem/ etwas jemandem/ für jemanden vorhanden; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, (K dat/ K prp), (K prp) Für seine Kinder blieb nichts. [Bsp. aus E-VALBU] Für seine Kinder blieb nichts. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Nichts blieb für seine Kinder. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA7, LA5 s. v. Für seine Kinder blieb nichts. TEL s. c., LA7, LA5 s. v. *Nichts für seine Kinder blieb. ABL, FLX, PER, TOP *Nach seine Kinder blieb nichts. *Für seiner Kinder blieb nichts. ABL, EIN, KON 10.3 bleiben 649 <?page no="650"?> Für seine Kinder blieb nichts. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Für sein Kind blieb nichts. Diese blieben für seine Kinder. Das blieb für seine Kinder. Das blieb für sein Kind. KGZ Nichts blieb für sie. PER, ANA s. c., LA7, LA5 s. v. Für sie blieb das. ANA s. c., LA7, LA5 *Für sie blieb. PER, ANA, ELM Nichts blieb. ELM s. c., LA1, LA5, LA7 s. v. Es blieb. PER, ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ HV Tab. 56: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA7 bleiben W(k( ξ ) s Für seine Kinder blieb nichts ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / s a s c n(D(k( ξ ))) / 1 2 1 4 h(k) 0 1 2 1 2 Tab. 57: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA7 bleiben IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r), t(u)) (a) (b) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r), t(u)) (a) (b) (c) (d) → λ r. λ t. λ u.s(a(r), t(u)) (b) (c) (d) → λ t. λ u.s(a(b), t(u)) (c) (d) → λ u.s(a(b), c(u)) (d) → s(a(b), c(d)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα ), t idK 2 βα (u K 2 βα )) (a ι 1 ) (b ι 1 ) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (a idK 1 ι 2 (b K 1 ι 2 ), c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA8: NP NOM [etwas/ kein typisches Agens] bleibt [ZV] ADV ˅ ADVP ˅ PP [r. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA2; vgl. LA3; vgl. SBP6; Strukturbeispiel LA8 nach E-VALBU: jemand/ etwas bleibt irgendwo; im Sinne von: jemand hält sich weiterhin irgendwo; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K adv Die Angebote der Handwerker für die Dachreparatur blieben unter dem Limit [, das wir zu zahlen bereit waren]. [Bsp. aus E-Valbu] 650 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="651"?> Somit<ADV> bleibt<VRB fin v> der<ART> Spass<N nn> nicht<PTK neg> auf<AP pr> der<ART> Strecke.<N nn> (pd<FM>) (A09/ APR.06127 St. Galler Tagblatt, 23.04.2009, S. 38; Volley Rheineck lädt ein) Danach<PRON ad> blieb<VRB fin v> aber<ADV> alles<PRON ind sub> im<AP prart> grünen<ADJ at> Bereich.<N nn> (A09/ NOV.02636 St. Galler Tagblatt, 09.11.2009, S. 51; Wenn Fussball zur Nebensache gerät) Die<ART> «civitas<N ne>» bleibt<VRB fin v> unter<AP pr> dem<ART> Krummstab.<N nn> (A98/ MAR.16733 St. Galler Tagblatt, 17.03.1998, Ressort: WV-WIL (Abk.); schauplatz der wiler stadtgeschichte (2)) Die „ civitas “ bleibt unter dem Krummstab. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Unter dem Krummstab bleibt die „ civitas “ . ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA8 s. v. Unter dem Krummstab bleibt die „ civitas “ . TEL s. c., LA8 s. v. [*ugs.] Die „ civitas “ bleibt wegen dem Krummstab. *Die „ civitas “ bleibt unter den Krummstab/ des Krummstabes. ABL, EIN, KON Diese [Pl.] bleiben unter dem Krummstab. Die „ civitas “ bleibt unter den Krummstäben. KGZ Diese bleibt unter diesem. ABL, ANA s. c., LA2, LA3, LA8, SBP6 s. v. ˅ HV *Unter dem Krummstab bleibt. PER, ELM Die „ civitas “ bleibt. ELM s. c., LA1, LA5, LA7 s. v. Sie bleibt. ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ HV Tab. 58: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA8 bleiben W(k( ξ ) s Die „ civitas “ bleibt unter dem Krummstab ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 59: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA8 bleiben 10.3 bleiben 651 <?page no="652"?> IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v)))) (d) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA9: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] bleibt [HV] in [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA9 nach E-VALBU: jemand bleibt in etwas; im Sinne von: jemand erhält etwas aufrecht Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp Ich bleibe<VRB fin v> im<AP prart> Training.<N nn> (BRZ06/ SEP.12747 Braunschweiger Zeitung, 23.09.2006; Bühnenabschied mit Musik und Tanz) Ich bleibe in dem Training. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart In dem Training bleibe ich. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA9 s. v. In dem Training bleibe ich. TEL s. c., LA9 s. v. *Ich bleibe durch dem Training. *Ich bleibe in das Training/ des Trainings. ABL, EIN, KON Ich bleibe in den Trainingseinheiten. Sie bleiben in dem Training. Sie bleiben in den Trainingseinheiten. KGZ Ich bleibe in diesem. ANA s. c., LA2, LA9, LA13, SBP6 s. v. ˅ VV *In diesem bleibe. PER, ELM Ich bleibe. ELM s. c., LA2, LA4, LA5 s. v. ˅ ZV Tab. 60: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA9 bleiben W(k( ξ ) s Ich bleibe in dem Training ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c 652 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="653"?> W(k( ξ ) s Ich bleibe in dem Training n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 61: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA9 bleiben IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → s(b(a( λ u. λ v.u(v) (c) (d)))) → s(b(a( λ v.c(v) (d)))) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA10: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] bleibt [ZV] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA10 nach E-VALBU: jemand/ etwas bleibt so; im Sinne von: jemand/ etwas ist weiterhin so; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd In<AP pr> der<ART> Liebe<N nn> bleibt<VRB fin v> kein<PRON ind at> Wunsch<N nn> offen! <ADJ d> (NON09/ AUG.00109 Niederösterreichische Nachrichten, 03.08.2009, NÖN Großformat S. 34; DAS NÖN-HOROSKOP VON 5. BIS 12. AUGUST VON EVA VASKOVICH-FIDELSBERGER) Die<ART> Lenkerin<N nn> blieb<VRB fin v> unverletzt<ADJ d> (A09/ JUN.00500 St. Galler Tagblatt, 03.06.2009, S. 40; Mädchen auf Strolchenfahrt) Die Lenkerin blieb unverletzt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Unverletzt blieb die Lenkerin. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA10 s. v. Unverletzt blieb die Lenkerin. TEL s. c., LA10 s. v. Die Lenkerinnen blieben unverletzt. *Die Lenkerin blieb unverletzte. *Die Lenkerinnen blieben unverletzten. KGZ Sie blieb so. ABL, ANA s. c., LA10 s. v. 10.3 bleiben 653 <?page no="654"?> Die Lenkerin blieb unverletzt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Sie blieb. ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ HV Die Lenkerin blieb. ELM s. c., LA2, LA4, LA5 s. v. ˅ HV Tab. 62: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA10 bleiben W(k( ξ ) s Die Lenkerin bleibt unverletzt ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s a n(D(k( ξ ))) / 2 1 3 h(k) 0 2 1 3 Tab. 63: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA10 bleiben IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u.u) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u.u) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u.u) (c) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u.u) (c) → s(b(a( λ u.u)) (c) → s(b(a(c)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α .u βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) LA11: NP NOM 1 [etwas/ kein typisches Agens] bleibt [ZV] NP NOM 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP7; Strukturbeispiel LA11 nach E-VALBU: jemand/ etwas bleibt ein solcher/ ein solches; im Sinne von: jemand/ etwas verkörpert oder stellt weiterhin einen solchen/ ein solches dar; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Hauptprobleme<N nn> bleiben<VRB fin v> die<ART> Luft<N nn> und<KON neb> der<ART> Lärm.<N nn> (A97/ APR.01076 St. Galler Tagblatt, 29.04.1997, Ressort: TB-INL (Abk.); Kurz) Doch<KON neb> es<PRON per irr> bleibt<VRB fin v> ein<ART> schaler<ADJ at> Beigeschmack.<N nn> (M08/ JUN.42974 Mannheimer Morgen, 05.06.2008, S. 17; Ein schaler Beigeschmack) Tatsachen<N nn> bleiben<VRB inf v> Tatsachen.<N nn> (A09/ JAN.07259 St. Galler Tagblatt, 30.01.2009, S. 49; «Die Zwänglipolitiker wollen die Schweizer für dumm verkaufen») 654 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="655"?> Tatsachen bleiben Tatsachen. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Tatsachen bleiben Tatsachen. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA11 s. v. Tatsache 1 bleibt Tatsachen 2 . *Tatsachen 1 bleibt Tatsache 2 . Tatsachen 1 bleiben Tatsache 2 . Tatsache 1 bleibt Tatsache 2 . KGZ Sie bleiben das. ABL, ANA s. c., LA11, SBP7 s. v. ˅ HV Tatsachen 1 bleiben diese. ABL, ANA s. c., LA11 s. v. Sie bleiben Tatsachen 2 . ABL, ANA s. c., LA11, SBP7 s. v. ˅ HV Tatsachen bleiben. ELM s. c., LA1, LA5, LA7 s. v. Sie bleiben. ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ HV Tab. 64: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA11 bleiben W(k( ξ ) s Tatsachen bleiben Tatsachen ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s a n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 h(k) 0 2 1 3 Tab. 65: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA11 bleiben IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u.u) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u.u) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u.u) (c) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u.u) (c) → s(b(a( λ u.u)) (c) → s(b(a(c)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α .u K 1 βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c K 1 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 K 1 ι 1 ) LA12: [Infinitivkonstruktion] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA12 nach E-VALBU: jemand/ etwas bleibt etwas tun; im Sinne von: jemand/ etwas tut weiterhin etwas; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K vrb LA13: NP NOM [jemand/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] bleibt [VV] ADV ˅ ADVP ˅ PP [l. r.] 10.3 bleiben 655 <?page no="656"?> Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA13 nach E-VALBU: [verhüllend] jemand bleibt irgendwo; im Sinne von: [verhüllend] jemand ist irgendwo gestorben oder umgekommen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K adv Markgraf Aribo und der Salzburger Erzbischof Theotmar blieben auf dem Schlachtfeld. (Salzburger Nachrichten, 27.04.1999; Slawen) [Bsp. aus E-Valbu] Markgraf Aribo und der Salzburger Erzbischof Theotmar blieben auf dem Schlachtfeld. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Auf dem Schlachtfeld blieben Markgraf Aribo und der Salzburger Erzbischof Theotmar. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA13 s. v. Auf dem Schlachtfeld blieben Markgraf Aribo und der Salzburger Erzbischof Theotmar. TEL s.c., LA13 s. v. *Markgraf Aribo blieben auf dem Schlachtfeld und der Salzburger Erzbischof Theotmar. ABL, PER *Markgraf Aribo und der Salzburger Erzbischof Theotmar blieben durch dem Schlachtfeld. * Markgraf Aribo und der Salzburger Erzbischof Theotmar blieben auf das Schlachtfeld/ des Schlachtfeldes. ABL, EIN, KON Markgraf Aribo blieb auf den Schlachtfeldern. Markgraf Aribo blieb auf dem Schlachtfeld. KGZ Dieser und dieser blieben auf diesem. ABL, ANA s. c., LA2, LA3, LA8, LA13, SBP6 s. v. ˅ HV ˅ ZV Sie blieben auf diesem. ANA s. c., LA2, LA3, LA8, LA13, SBP6 s. v. ˅ HV ˅ ZV *Auf diesem blieben. PER, ELM Markgraf Aribo und der Salzburger Erzbischof Theotmar blieben. ELM s. c., LA2, LA4, LA5 HV ˅ ZV Sie blieben. ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 HV ˅ ZV Tab. 66: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA13 bleiben 656 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="657"?> W(k( ξ ) s Markgraf Aribo und der Salzburger Erzbischof Theotmar blieben auf dem Schlachtfeld ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / d a b s c e n(D(k( ξ ))) / 5 2 3 1 4 6 h(k) 0 2 3 4 1 5 6 Tab. 67: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA13 bleiben IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r(t(u(v))))) (d) (a) (b) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (e) (f); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r(t(u(v))))) (d) (a) (b) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (e) (f) → λ r. λ t. λ u. λ v. s(d(r(t(u(v))))) (a) (b) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (e) (f) → λ t. λ u. λ v.s(d(a(t(u(v))))) (b) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (e) (f) → λ u. λ v.s(d(a(b(u(v))))) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (e) (f) → λ v.s(d(a(b(c(v))))) ( λ w. λ x.w(x)) (e) (f) → s(d(a(b(c( λ w. λ x.w(x)))))) (e) (f) → s(d(a(b(c( λ x.e(x)))))) (f) → s(d(a(b(c(e(f)))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t βα (u K 1 βα (v id βα ))))) (d ι 1 ) (a ι 1 ) (b ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ w α . λ x α .w idK 2 βα (v K 2 βα )) (e ι 1 ) (f ι 1 ) → s ο 1 (d idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (b ι 2 (c K 1 ι 2 (e idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP1: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] bleibt [HV] NP AKK [t. a.] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: Corpus; vgl. SBP9 Eine<ART> genaue<ADJ at> Antwort<N nn> blieb<VRB fin v> Vogts<N ne> schuldig.<ADJ d> (NUN08/ FEB.00586 Nürnberger Nachrichten, 05.02.2008, S. 21; Gnadenfrist für Vogts - Seine Tage als Nigerias Trainer sind wohl gezählt) Eine genaue Antwort blieb Vogts schuldig. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Vogts blieb eine genaue Antwort schuldig. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP1 s. v. Schuldig blieb Vogts eine genaue Antwort. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP1 s. v. Schuldig blieb Vogts eine genaue Antwort. TEL s. c., SBP1 s. v. 10.3 bleiben 657 <?page no="658"?> Eine genaue Antwort blieb Vogts schuldig. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Eine genaue Antwort blieben sie [Pl.] schuldig. Genaue Antworten blieben sie [Pl.] schuldig. Genaue Antworten blieb Vogts [Sg.] schuldig. *Genaue Antworten blieben Vogts [Sg.] schuldig. *Genaue Antworten blieb Vogts [Sg.] schuldigen. *Eine genaue Antwort blieb Vogts [Sg.] schuldige. KGZ Diese blieb er schuldig. ABL, ANA s. c., SBP1 s. v. *Diese blieb er so. ANA Eine Antwort blieb er schuldig. ANA, ELM s. c., SBP1 s. v. *Eine genaue Antwort [AKK] blieb er. ANA, ELM, + OEZ *Er blieb eine genaue Antwort [AKK]. PER, ANA, PER, ELM, + OEZ *Er blieb sie [AKK]. PER, ANA, ELM, + OEZ Er blieb schuldig. PER, ANA, ELM, + OEZ s. c., LA10 ZV Er blieb so. ANA, ELM, + OEZ s. c., LA10 ZV Vogts blieb. PER, ELM s. c., LA2, LA4, LA5 s. v. ˅ ZV Er blieb. PER, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ ZV Tab. 68: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP1 bleiben W(k( ξ ) s Eine genaue Antwort blieb Vogts schuldig ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / d s b c n(D(k( ξ ))) / 5 1 3 4 h(k) 0 4 1 2 3 Tab. 69: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP1 bleiben 658 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="659"?> IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (c) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ x.x) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t))) (b) (c) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ x.x) (a) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (c) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ x.x) (a) → λ t.s(b(c(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ x.x) (a) → s(b(c( λ u. λ v.u(v)))) (d) ( λ x.x) (a) → s(b(c( λ v.d(v)))) ( λ x.x) (a) → s(b(c(d( λ x.x)))) (a) → s(b(c(d(a)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (d ι 1 ) ( λ w α .w βα ) (a ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 (d ι 2 (a ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) SBP2: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] bleibt [ZV] NP DAT [t. a.] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: Corpus Die<ART> Taxifahrt<N nn> bleibt<VRB fin v> Frau<N nn> von<AP pr> Knecht<N ne> unvergessen.<ADJ d> (NUN09/ JUL.04339 Nürnberger Nachrichten, 11.07.2009, S. 2; Der mörderische Norden - Skandinavien exportiert Krimiserien wie vom Fließband: Ab Sonntag ermittelt Irene Huss von der Kripo Göteborg) Ihre<PRON pos at> Taten<N nn> bleiben<VRB fin v> auch<ADV> der<ART> Stadtmission<N nn> unbekannt.<ADJ d> (NUN09/ DEZ.02036 Nürnberger Nachrichten, 18.12.2009, S. 11; Kinder von Strafgefangenen müssen mitbüßen - Sie werden gemobbt — Arbeitskreis Resozialisierung der Stadtmission will gefährdete Familien retten — Fall 36) Doris<N ne> Weiß<N nn> bleibt<VRB fin v> ihrem<PRON pos at> Stil<N nn> treu. <ADJ d> (BRZ08/ JUN.00473 Braunschweiger Zeitung, 02.06.2008; Ingrid Cremer irrt sich empor in Acryl) Doris Weiß bleibt ihrem Stil treu. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Ihrem Stil bleibt Doris Weiß treu. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Treu bleibt Doris Weiß ihrem Stil. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Ihrem Stil treu bleibt Doris Weiß. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Treu bleibt ihrem Stil Doris Weiß. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. *Treu Doris Weiß bleibt ihrem Stil. ABL, FLX, PER, TOP *Ihrem Stil Doris Weiß bleibt treu. ABL, FLX, PER, TOP Treu bleibt Doris Weiß ihrem Stil. TEL s. c., SBP2 s. v. 10.3 bleiben 659 <?page no="660"?> Doris Weiß bleibt ihrem Stil treu. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Ihrem Stil treu bleibt Doris Weiß. TEL s. c., SBP2 s. v. Treu bleibt ihrem Stil Doris Weiß. TEL s. c., SBP2 s. v. Doris Weiß bleibt ihren Stilen treu. *Doris Weiß bleibt ihrem Stil treue. *Doris Weiß bleibt ihren Stilen treuen. KGZ Sie bleibt ihm treu. ABL, ANA s. c., SBP2 s. v. Sie bleibt ihrem Stil so. ANA s. c., SBP2 s. v. Ihrem Stil bleibt sie. PER, ANA, ELM s. c., LA5, LA7 s. v. Sie bleibt ihrem Stil. ANA, ELM s. c., LA5, LA7 s. v. Doris Weiß bleibt treu. ELM s. c., LA10 s. v. Sie bleibt so. ANA, ELM s. c., LA10 s. v. *Ihrem Stil bleibt. PER, ELM Doris Weiß bleibt. ELM s. c., LA2, LA4, LA5 s. v. ˅ HV Sie bleibt. ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ HV Tab. 70: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP2 bleiben W(k( ξ ) s Doris Weiß bleibt ihrem Stil treu ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s d a n(D(k( ξ ))) / 3 1 5 2 h(k) 0 2 1 4 3 Tab. 71: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP2 bleiben IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ x.x) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ x.x) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ x.x) (c) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (d) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ v.d(v)))) ( λ x.x) (c) → s(b(a(d( λ x.x)))) (c) → s(b(a(d(c)))) NF 660 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="661"?> TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (d ι 1 ) ( λ w α .w βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d ι 2 (c ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) W(k( ξ ) s Doris Weiß bleibt ihrem Stil treu ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 72: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP2 bleiben IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ x.x) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ x.x) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ x.x) (d) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ x.x) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (c) ( λ x.x) (d) → s(b(a( λ v.c(v)))) ( λ x.x) (d) → s(b(a(c( λ x.x)))) (d) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (c ι 1 ) ( λ w α .w βα ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 (d ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) SBP3: NP NOM [etwas/ es/ kein typisches Agens] bleibt [ZV] bei [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA6; Strukturbeispiel LA6 nach E-VALBU: jemand bleibt bei etwas; im Sinne von: jemand hält an etwas fest; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp Es<PRON per irr> blieb<VRB fin v> bei<AP pr> den<ART> zwei<CARD> Toten. <N nn> (HAZ08/ JUL.02971 Hannoversche Allgemeine, 15.07.2008, S. 8; Tödlicher Lauf in eisiger Höhe) Es<PRON per irr> bleibt<VRB fin v> bei<AP pr> einer<ART> Inhaltsübersicht. <N nn> (M09/ JAN.01836 Mannheimer Morgen, 09.01.2009, S. 28; ) Es bleibt bei einer Inhaltsübersicht. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Bei einer Inhaltsübersicht bleibt es. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP3 s. v. Bei einer Inhaltsübersicht bleibt es. TEL s. c., SBP3 s. v. *Es bleibt am/ durch einer Inhaltsübersicht. *Es bleibt bei eine Inhaltsübersicht. ABL, EIN, KON 10.3 bleiben 661 <?page no="662"?> Es bleibt bei einer Inhaltsübersicht. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Es bleibt bei Inhaltsübersichten. Die Arbeiten bleiben bei einer Inhaltsübersicht. *Es bleiben bei Inhaltsübersichten. KGZ Es bleibt bei dieser. ABL, ANA s. c., LA6, SBP3 s. v. *Bei einer Inhaltsübersicht bleibt. PER, ELM Es bleibt. ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ HV Tab. 73: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP3 bleiben W(k( ξ ) s Es bleibt bei einer Inhaltsübersicht ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 74: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP3 bleiben IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v))) (d) → s(b(a(c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP4: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] bleibt [ZV] ohne [P AKK, -KTR ] + NP AKK [t. a.] Quelle: Corpus Doch<KON neb> dieser<PRON dem at> Zeitverlust<N nn> blieb<VRB fin v> ohne<AP pr> Folgen.<N nn> (SOZ09/ SEP.00280 Die Südostschweiz, 02.09.2009; Dank mentaler Stärke zum 99. Sieg) Seine<PRON pos at> 34-jährige<ADJ at> Begleiterin<N nn> blieb<VRB fin v> ohne<AP pr> Blessuren.<N nn> (HAZ08/ JUL.05543 Hannoversche Allgemeine, 28.07.2008, S. 14; Betrunkener flüchtet über A 2) 662 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="663"?> Die<ART> anderen<ADJ at> Bezirksteams<N nn> blieben<VRB fin v> ohne<AP pr> Erfolg.<N nn> (BVZ07/ MAR.00095 Burgenländische Volkszeitung, 07.03.2007, S. 56; Spitzenduell ging knapp an die Deutschkreutzer) Die anderen Bezirksteams blieben ohne Erfolg. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Ohne Erfolg blieben die anderen Bezirksteams. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP4 s. v. Ohne Erfolg blieben die anderen Bezirksteams. TEL s. c., SBP4 s. v. *Die anderen Bezirksteams blieben wegen Erfolg. *Die anderen Bezirksteams blieben ohne Erfolgs. ABL, EIN, KON Die anderen Bezirksteams blieben ohne Erfolge. Das andere Bezirksteam blieb ohne Erfolge. KGZ Sie blieben ohne ihn. ABL, ANA s. c., SBP4 s. v. *Ohne Erfolg blieben. PER, ELM Die anderen Bezirksteams blieben. ELM s. c., LA2, LA4, LA5 s. v. ˅ HV Sie blieben. ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ HV Tab. 75: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP4 bleiben W(k( ξ ) s Die anderen Bezirksteams blieben ohne Erfolg ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 76: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP4 bleiben IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v))) (d) → s(b(a(c(d))) NF 10.3 bleiben 663 <?page no="664"?> TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP5: NP NOM [etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] bleibt [VV] bis/ bis in/ bis zu … [P KASUS, -KTR ] + NP KASUS [ph. z.] Quelle: Corpus; vgl. SBP8 Bis<KON neb> ins<AP prart> Alter<N nn> blieb<VRB fin v> die<ART> Fotografie<N nn> seine<PRON pos at> Passion.<N nn> (M09/ MAI.35087 Mannheimer Morgen, 07.05.2009, S. 19; Tor zur „ Welt der Augenblicke“ öffnet sich) Die<ART> Ausstellung<N nn> bleibt<VRB fin v> bis<AP pr> Mittwoch, [ … ] (RHZ09/ FEB.03150 Rhein-Zeitung, 04.02.2009; Kompakt) Die Ausstellung bleibt bis Mittwoch. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Bis Mittwoch bleibt die Ausstellung. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP5 s. v. Bis Mittwoch bleibt die Ausstellung. TEL s. c., SBP5 s. v. *Die Ausstellung bleibt nach Mittwoch. *Die Ausstellung bleibt bis Mittwoches. ABL, EIN, KON Sie bleibt bis Mittwoch. ABL, ANA s. c., SBP5, SBP8 s. v. ˅ HV *Bis Mittwoch bleibt. PER, ELM Die Ausstellung bleibt. ABL, ELM s. c., LA1, LA5, LA7 s. v. ˅ ZV Sie bleibt. ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ ZV ˅ HV Tab. 77: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP5 bleiben W(k( ξ ) s Die Ausstellung bleibt bis Mittwoch ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 78: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP5 bleiben 664 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="665"?> IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v))) (d) → s(b(a(c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP6: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] bleibt [HV] auf/ unter/ am/ an/ im … [P DAT, -KTR ] + NP DAT [r. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA8; vgl. LA2; vgl. LA3; Strukturbeispiel LA8 nach E-VALBU: jemand/ etwas bleibt irgendwo; im Sinne von: jemand hält sich weiterhin irgendwo; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K adv Regisseur<N nn> Heinicke<N ne> bleibt<VRB fin v> eng<ADJ d> an<AP pr> der<ART> Vorlage.<N nn> (A99/ JUN.43200 St. Galler Tagblatt, 18.06.1999, Ressort: TB-KUL (Abk.); Der Opernkomponist als Prophet) NÖN<ADJ at> Online<N nn> bleibt<VRB fin v> am<AP prart> Ball.<N nn> (NON09/ MAR.03803 Niederösterreichische Nachrichten, 09.03.2009, S. 2; FI- LIALE<W ANA='KON neb'>&</ W>p; PARTNER) Der<ART> Sportwagenbauer<N nn> Porsche<N ne> bleibt<VRB fin v> weiter<ADV> auf<AP pr> der<ART> Erfolgsspur.<N nn> (M08/ OKT.77242 Mannheimer Morgen, 02.10.2008, S. 10; Porsche legt beim Umsatz leicht zu) Der Sportwagenbauer Porsche bleibt weiter auf der Erfolgsspur. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Auf der Erfolgsspur bleibt der Sportwagenbauer Porsche weiter. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP6 s. v. Auf der Erfolgsspur bleibt der Sportwagenbauer Porsche weiter. TEL s. c., SBP6 s. v. Weiter auf der Erfolgsspur bleibt der Sportwagenbauer Porsche. TEL s. c., SBP6 s. v. *Der Sportwagenbauer Porsche bleibt weiter durch der Erfolgsspur. *Der Sportwagenbauer Porsche bleibt weiter auf die Erfolgsspur. ABL, EIN, KON Der Sportwagenbauer Porsche bleibt weiter auf den Erfolgsspuren. Die Sportwagenbauer bleiben weiter auf der Erfolgsspur. KGZ Dieser bleibt weiter auf ihr. ABL, ANA s. c., LA2, LA3, LA8, SBP6 s. v. ˅ ZV 10.3 bleiben 665 <?page no="666"?> Der Sportwagenbauer Porsche bleibt weiter auf der Erfolgsspur. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Der Sportwagenbauer Porsche bleibt. ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ ZV *Auf der Erfolgsspur bleibt. PER, ELM Der Sportwagenbauer bleibt. ELM s. c., LA2, LA4, LA5 s. v. ˅ ZV Er bleibt. ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ ZV Tab. 79: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP6 bleiben W(k( ξ ) s Der Sportwagenbauer Porsche bleibt weiter auf der Überholsspur ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s s a d n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 2 5 h(k) 0 2 1 1 3 4 Tab. 80: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP6 bleiben IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u))) (c) (b) (a) ( λ v. λ w.v(w) (d) (e)); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u))) (c) (b) (a) ( λ v. λ w.v(w) (d) (e)) → λ r. λ t. λ u.s(c, r(t(u))) (b) (a) ( λ v. λ w. v(w) (d) (e)) → λ t. λ u.s(c, b(t(u))) (a) ( λ v. λ w.v(w) (d) (e)) → λ u.s(c, b(a(u))) ( λ v. λ w.v(w) (d) (e)) → s(c, b(a( λ v. λ w.v(w) (d) (e)))) → s(c, b(a( λ w.d(w) (e)))) → s(c, b(a(d(e)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα (u id βα ))) (c ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ v α . λ w α .v idK 2 βα (w K 2 βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (c idK 1 ι 2 , b K 1 ι 2 (a idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 (e K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP7: NP NOM 1 [jemand/ agentiv, typisches Agens] bleibt [HV] NP NOM 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA11; Strukturbeispiel LA11 nach E-VALBU: jemand/ etwas bleibt ein solcher/ ein solches; im Sinne von: jemand/ etwas verkörpert oder stellt weiterhin einen solchen/ ein solches dar; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Chorleiter<N nn> bleibt<VRB fin v> Horst<N ne> Heinemann.<N ne> (BRZ09/ JAN.08857 Braunschweiger Zeitung, 22.01.2009; Hans-Joachim Selenz ist Vorsitzender des MGV Woltorf) 666 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="667"?> Chorleiter bleibt Horst Heinemann. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Horst Heinemann bleibt Chorleiter ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP7 s. v. *Chorleiter [Pl.] bleibt Horst Heinemann. *Chorleiter [Sg.] bleibt sie [Pl.]. Sie [Pl.] bleiben Chorleiter [Sg.]. KGZ Sie [Pl.] bleiben der Chor. KGZ Er bleibt dieser. ABL, PER, ANA s. c., LA11, SBP7 s. v. ˅ ZV *Chorleiter bleibt. ELM Horst Heinemann bleibt. PER, ELM s. c., LA2, LA4, LA5 s. v. ˅ ZV Er bleibt. ANA, PER, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ ZV Tab. 81: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP7 bleiben W(k( ξ ) s Chorleiter bleibt Horst Heinemann ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / c s b n(D(k( ξ ))) / 4 1 3 h(k) 0 3 1 2 Tab. 82: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP7 bleiben IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (c) ( λ u.u) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (c) ( λ u.u) (a) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (c) ( λ u.u) (a) → λ t.s(b(c(t)) ( λ u.u) (a) → s(b(c( λ u.u)) (a) → s(b(c(a)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ u α .u K 1 βα ) (a ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 (a K 1 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 K 1 ι 1 ) SBP8: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] bleibt [HV] bis/ bis in/ bis zu … [P KASUS, -KTR ] + NP KASUS [ph. z.] Quelle: Corpus; vgl. SBP5 Hiddink<N ne> bleibt<VRB fin v> nur<ADV> bis<AP pr> Saisonende<N nn> (HMP09/ FEB.02159 Hamburger Morgenpost, 21.02.2009, S. 51; NEWS) 10.3 bleiben 667 <?page no="668"?> Sie<PRON per irr> blieben<VRB fin v> dann<ADV> auch<ADV> bis<AP pr> Montag<N nn> früh.<ADJ d> (X99/ MAI.15677 Oberösterreichische Nachrichten, 19.05.1999, Ressort: Leben heute; Der Besuch der jungen Wilden) Hiddink bleibt nur bis Saisonende. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Nur bis Saisonende bleibt Hiddink. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP8 s. v. *Nur bleibt Hiddink bis Saisonende. ABL, FLX, PER, TOP Nur bis Saisonende bleibt Hiddink. TEL s. c., SBP8 s. v. Bis Saisonende bleibt Hiddink nur. TEL s. c., SBP8 s. v. *Bis Saisonende bleibt nur Hiddink. TEL *Hiddink bleibt über Saisonende. *Hiddink bleibt bis Saisonendes. ABL, EIN, KON Hiddink bleibt bis diese Tage. Sie [Pl.] bleiben bis diese Tage. Sie [Pl.] bleiben bis Saisonende. KGZ Hiddink bleibt bis Saisonende. ELM s. c., SBP8 s. v. Er bleibt bis Saisonende. ABL, ANA s. c., SBP5, SBP8 s. v. ˅ VV *Nur bis Saisonende bleibt. PER, ELM Hiddink bleibt. ABL, ELM s. c., LA2, LA4, LA5 s. v. ˅ ZV Er bleibt. ANA, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ ZV Tab. 83: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP8 bleiben W(k( ξ ) s Hiddink bleibt nur bis Saisonende ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s e a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 6 2 4 h(k) 0 2 1 5 3 4 Tab. 84: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP8 bleiben 668 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="669"?> IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (d) (e) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (d) (e) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v. λ w. u(v(w))) (d) (e) (c) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (d) (e) (c) → s(b(a( λ u. λ v. λ w. u(v(w)))) (d) (e) (c) → s(b(a( λ v. λ w.d(v(w)))) (e) (c) → s(b(a( λ w.d(e(w)))) (c) → s(b(a(d(e(c)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α . λ w α .u K 2 βα (v K 2 βα (w βα ))) (d ι 1 ) (e ι 1 ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 (c ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) SBP9: NP NOM [etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] bleibt [VV] NP AKK [t. a.] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: Corpus; vgl. SBP1 Das<ART> furiose<ADJ at> Finale<N nn> bleibt<VRB fin v> eine<ART> eindeutige<ADJ at> Antwort<N nn> schuldig.<ADJ d> (HAZ09/ OKT.02575 Hannoversche Allgemeine, 17.10.2009; Moral oder Karriere? ) Das furiose Finale bleibt eine eindeutige Antwort schuldig. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Eine eindeutige Antwort bleibt das furiose Finale schuldig. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP9 s. v. Schuldig bleibt das furiose Finale eine eindeutige Antwort. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP9 s. v. *Schuldig eine eindeutige Antwort bleibt das furiose Finale. ABL, FLX, PER, TOP Schuldig bleibt das furiose Finale eine eindeutige Antwort. TEL s. c., SBP9 s. v. Genaue Antworten blieb er schuldig. *Genaue Antworten blieben er schuldig. Eine genaue Antwort blieben sie [Pl.] schuldig. *Genaue Antworten blieb er schuldige. *Eine genaue Antwort blieb er schuldige. KGZ Es bleibt diese schuldig. ANA s. c., SBP1, SBP9 s. v. ˅ HV Eine Antwort bleibt das furiose Finale schuldig. ELM, + OEZ s. c., SBP1, SBP9 s. v. ˅ HV *Eine eindeutige Antwort [AKK] blieb das furiose Finale. ELM, + OEZ *Es bleibt sie [AKK]. ELM, + OEZ Das furiose Finale bleibt schuldig. ELM, + OEZ s. c., LA10 ZV Schuldig bleibt das furiose Finale. TEL s. c., LA10 ZV 10.3 bleiben 669 <?page no="670"?> Das furiose Finale bleibt eine eindeutige Antwort schuldig. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Es bleibt so. ANA, ELM, + OEZ s. c., LA10 ZV Das furiose Finale bleibt. ELM s. c., LA1, LA5, LA7 s. v. ˅ ZV Es bleibt. PER, ELM s. c., LA1, LA2, LA4, LA5, LA7 s. v. ˅ ZV ˅ HV Tab. 85: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP9 bleiben W(k( ξ ) s Das furiose Finale bleibt eine eindeutige Antwort schuldig ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s d a n(D(k( ξ ))) / 3 1 5 2 h(k) 0 2 1 4 3 Tab. 86: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP9 bleiben IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ x.x) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ x.x) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ x.x) (c) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (d) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ v.d(v)))) ( λ x.x) (c) → s(b(a(d( λ x.x)))) (c) → s(b(a(d(c)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (d ι 1 ) ( λ w α .w βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d ι 2 (c ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) 10.4 Zusammenfassung zu dem Verb bleiben KV α -äquivalente LAen u. SBPe (bzgl. V) KZ KA KV 1 alle LAen u. SBPe [1] [NP NOM ] Tab. 87: KV des Vs bleiben 670 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="671"?> KV Konnotation KV 1 jemand/ etwas bleibt im Sinne von jemand/ etwas verharrt/ verhaftet durativ u. atelisch mit identischem Vorzustand Tab. 88: Konnotation des Vs bleiben Abb. 35: Aktionsart Abb. 36: Synt. Subj.pos. Abb. 37: Domain A Abb. 38: Domain B Komposition: Alle LAen und SBPe zu dem V bleiben sind regelhaft komponiert und bauen auf KV 1 auf. Die IS ist eine Komposition aus einer äußeren Struktur, der KV 1 , und einer inneren Struktur. Die innere Struktur bilden ein/ -e ADV ˅ ADVP, eine PP, eine NP NOM , eine NP DAT , eine NP AKK oder ein/ -e unflektierte/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL . Das V bleiben projiziert die NP NOM 1 , ebenso projiziert die P einer fakultativen inneren Struktur eine nachfolgende NP. Eine Perkolation auf das V bleiben ist nicht vorhanden. Konnexionen: Die inneren Strukturen sind fakultative Een, welche keinen Beitrag zum Inhalt des Vs bleiben hinzufügen, sondern sich in der IS an KV 1 als syntaktische Minimalstruktur angliedern. KV 1 besitzt als obligatorische Een eine NP NOM , welche vom V bleiben obligatorisch kasusregiert ist. Demzufolge sind die Pen der inneren Strukturen nicht von dem V bleiben lexikalisch statusregiert und in keinem Fall obligatorisch. Diese Pen kasusregieren eine für die jeweilige PP obligatorische NP. Fakultative NPn NOM , NPn DAT oder NPn AKK , ein/ -e fakultativ angeschlossene/ -s ADV ˅ ADVP oder ein/ -e fakultativ angeschlossene/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL sind nicht vom V bleiben kasusregiert bzw. nicht vom V bleiben kategorial oder lexikalisch statusregiert. 10.4 Zusammenfassung zu dem Verb bleiben 671 <?page no="672"?> Status des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Subjektsprädikativs: Ein/ -e fakultative/ -s ADV ˅ ADVP mit SGS als adverbiale lokale Bestimmung (LA2, LA3, LA13), ein fakultatives präpositionales, beliebiges Lokaladverbial mit NP in einem von der jeweiligen P geforderten Kasus mit SGS (LA2, LA3, LA13), ein/ -e fakultative/ -s ADV ˅ ADVP mit SGS als adverbiale räumlich abstrakte Bestimmung (LA8), ein fakultatives, präpositionales, beliebiges, räumlich abstraktes Modaladverbial mit NP in einem von der jeweiligen P geforderten Kasus mit SGS (LA8), ein fakultatives, präpositionales, beliebiges Temporaladverbial mit NP in einem von der jeweiligen P geforderten Kasus mit SGS (SBP5, SBP8), ein fakultatives, präpositionales, räumlich abstraktes Modaladverbial mit NP DAT mit SGS (SBP6), ein freies präpositionales Modaladverbial mit der P bei und NP DAT mit SGS (LA4), ein freies präpositionales Modaladverbial mit der P für und NP AKK mit SGS (LA7), ein freies präpositionales Modaladverbial mit der P von und NP DAT mit SGS (LA7), ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P bei und NP DAT mit SGS (LA6, SBP3), ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P in und NP DAT mit SGS (LA9), ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P ohne und NP AKK mit SGS (SBP4), ein fakultatives Dativobjekt/ Kasusadverbial im DAT mit SGS (LA5, SBP2), ein fakultatives Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM mit SGS (LA11, SBP7), ein fakultatives Akkusativobjekt/ Kasusadverbial im AKK mit SGS (SBP1, SBP9), ein/ -e fakultative/ -s adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL mit SGS (LA10, SBP1, SBP2, SBP9). Letztere/ -s, das/ die fakultative/ -s adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL mit SGS weist an jedweder Position im Satz einen starken Verbbezug auf, besteht den TOP und den TEL, weswegen diese Entität als Adverbial fungiert. Grund zur Annahme einer traditionellen prädikativen Beziehung zwischen dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL und der NP NOM 1 in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs gibt es deshalb nicht. Ähnliches gilt für das fakultative Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM. Es beschreibt das durative Verharren, welches das V bleiben über die Person oder den Gegenstand in grammatischer Subjektposition aussagt, näher. Weder das V noch die NP NOM 1 regieren das/ die adverbiale ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder das Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM. In der IS nimmt aber die NP NOM 1 das/ die adverbiale ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder das Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM als Argument an, womit logisch-semantisch signalisiert ist, dass das/ die adverbiale ADJ -FL ˅ ADJP -FL sowie das Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM den bleibenden Gegenstand oder die bleibende Person, welche die NP NOM 1 stellt, näher beschreiben. Allerdings ist diese Beschreibung fakultativ, betrifft die von dem V bleiben regierte NP NOM 1 und ist keine vom V bleiben unabhängige, eigenständige Relation zwischen der NP NOM 1 und dem/ der adverbialen ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder zwischen der NP NOM 1 und dem Nominativobjekt/ Kasus- 672 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="673"?> adverbial im NOM, welche mittels einer verdeckten KOP sein angezeigt werden müsste. An der IS ist sichtbar, dass der innere logische Aufbau der Sprache und die syntaktische Struktur der im ASS oder KHF materialisierten Sprachzeichen ausreichen, die entsprechende Beziehung angemessen darzustellen und zu verstehen. Nach obiger Beleganalyse handelt es sich bei dem Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM jeweils um eine fakultative Einheit, deren Kasus nicht obligatorisch kasusregiert aber vielleicht vom V bestimmt ist. 10.5 gelten LA1: NP NOM [etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] gilt [VV] [NP DAT [jemandem/ etwas] ˅ für [P AKK, -KTR ] + NP AKK [jemanden/ etwas] [t. a.]] als [AJK +KTR ] + ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] 2710 Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP 2; vgl. SBP6; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: etwas gilt jemandem/ für jemanden als ein solcher/ ein solches/ so; im Sinne von: etwas wird von jemandem/ jemandem als ein solcher/ ein solches/ so angesehen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, (K dat/ K prp), K prd Kürzere Arbeitszeiten mit Lohnverzicht gelten für die Gewerkschaften nicht mehr als unantastbar. (Berliner Zeitung, 06.05.2000, S. 35) [Bsp. aus E-VALBU] Pommerenkes<N ne> Strafe<N nn> gilt<VRB fin v> seit<AP pr> neun<CARD> Jahren<N nn> als<KON kom> verbüßt.<VRB pp v> (NUN06/ OKT.02385 Nürnberger Nachrichten, 23.10.2006; Freiheit in weiter Ferne - Rekord-Häftling lehnte alle angebotenen Therapien ab) Pommerenkes Strafe gilt seit neun Jahren als verbüßt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Als verbüßt gilt Pommerenkes Strafe seit neun Jahren. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 s. v. Seit neun Jahren gilt Pommerenkes Strafe als verbüßt. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 s. v. Als verbüßt gilt seit neun Jahren Pommerenkes Strafe. TEL s. c., LA1 s. v. 2710 E-VALBU nennt unter LA1 im angegebenen Bsp. ein sachliches SUBJ etwas, erwähnt jedoch auch Bsp.e mit personalen bzw. potentiell agentiven SUBJen jemand gilt jemandem/ für jemanden als ein solcher/ ein solches/ so (z. B. er gilt als Fachmann auf dem Gebiet; der festgenommene junge Mann gilt der Polizei als verdächtig). Für diese Beleganalyse werden die Ausdrücke etwas gilt jemandem/ für jemanden als ADJ -FL ˅ ADJP -FL und jemand gilt jemandem/ für jemanden als ADJ -FL ˅ ADJP -FL differenziert, da sie verschiedene ISen aufweisen (s. SBP6: jemand gilt jemandem/ für jemanden als ADJ -FL ˅ ADJP -FL ) 10.5 gelten 673 <?page no="674"?> Pommerenkes Strafe gilt seit neun Jahren als verbüßt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Seit neun Jahren gilt Pommerenkes Strafe als verbüßt. TEL s. c., LA1 s. v. *Pommerenkes Strafe gilt durch neun Jahren als verbüßt. *Pommerenkes Strafe gilt seit neun Jahre als verbüßt. ABL, EIN, KON Pommerenkes Strafen gelten seit neun Jahren als verbüßt. Pommerenkes Strafen gelten seit einem Jahr als verbüßt. *Pommerenkes Strafen gelten seit neun Jahren als verbüßte/ -n. *Pommerenkes Strafen gelten seit einem Jahr als verbüßte/ -n. *Pommerenkes Strafe gilt seit einem Jahr als verbüßte. KGZ Sie gilt seit neun Jahren als so. ABL, ANA s. c., LA1 s. v. Pommerenkes Strafe gilt als verbüßt. ABL, ELM s. c., LA1 s. v. Pommerenkes Strafe gilt seit neun Jahren. ABL, ELM s. c., LA2, SBP4 s. v. Pommerenkes Strafe gilt. ELM s. c., LA2 *Als verbüßt gilt. PER, ELM Sie gilt als verbüßt. ANA, ELM s. c., LA1, SBP6 s. v. Sie gilt. ANA, ELM s. c., s. c., LA2 s. v. Tab. 89: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA1 gelten W(k( ξ ) s Pommerenkes Strafe gilt seit neun Jahren als verbüßt ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / b s f c a e n(D(k( ξ ))) / 3 1 7 4 2 6 h(k) 0 2 1 5 6 3 4 Tab. 90: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA1 gelten 674 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="675"?> IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w)) (e) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a)( λ u. λ v. λ w.u(v(w)) (e) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w)) (e) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w)) (e) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v. λ w. u(v(w)))) (e) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (c) (d) → s(b(a( λ v. λ w.e(v(w)))) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (c) (d) → s(b(a( λ w.e(f(w)))) ( λ x. λ y.x(y)) (c) (d) → s(b(a(e(f( λ x. λ y.x(y))))) (c) (d) → s(b(a(e(f( λ y.c(y))))) (d) → s(b(a(e(f(c(d))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α . λ w βα .u βα (v βα (w id βα ))) (e ι 1 ) (f ι 1 ) ( λ x α .y α .x idK 2 βα (y K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (e ι 2 (f ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) W(k( ξ ) s Pommerenkes Strafe gilt seit neun Jahren als verbüßt ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / b s a c d e n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 5 6 h(k) 0 2 1 3 4 5 6 Tab. 91: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA1 gelten IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w)) (c) (d) ( λ x. λ y.x(y)) (e) (f); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a)( λ u. λ v. λ w.u(v(w)) (c) (d) ( λ x. λ y.x(y)) (e) (f) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w)) (c) (d) ( λ x. λ y.x(y)) (e) (f) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w)) (c) (d) ( λ x. λ y.x(y)) (e) (f) → s(b(a( λ u. λ v. λ w. u(v(w)))) (c) (d) ( λ x. λ y.x(y)) (e) (f) → s(b(a( λ v. λ w.c(v(w)))) (d) ( λ x. λ y.x(y)) (e) (f) → s(b(a( λ w.c(d(w)))) ( λ x. λ y.x(y)) (e) (f) → s(b(a(c(d( λ x. λ y.x(y))))) (e) (f) → s(b(a(c(d( λ y.e(y))))) (f) → s(b(a(c(d(e(f))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α . λ w βα .u idK 2 βα (v K 2 βα (w id βα ))) (c ι 1 ) (d ι 1 ) ( λ x α .y α .x βα (y βα )) (e ι 1 ) (f ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 (e ι 2 (f ι 2 )))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ι 1 ) LA2: NP NOM [etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] gilt [VV] [für [P AKK, -KTR ] + NP AKK [etwas][t. a.]] [ADV ˅ ADVP ˅ PP [a., r., z.]] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP1; vgl. SBP3; vgl. SBP4; vgl. SBP5; Strukturbeispiel LA2 nach E-VALBU: etwas gilt irgendwann für etwas; im Sinne von: etwas irgendwann für etwas gültig sein; in Kraft sein; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, (K prp), (K adv) 10.5 gelten 675 <?page no="676"?> Seit<AP pr> Mitte<N nn> September<N nn> gelte<VRB fin v> hierfür<PRON ad> ein<ART> Vertragswerk.<N nn> (BRZ09/ OKT.00103 Braunschweiger Zeitung, 01.10.2009; Wie Kindergruppen zu fördern sind) Für<AP pr> alle<PRON ind at> Höhenlagen<N nn> gelte<VRB fin v> jetzt<ADV> die<ART> zweithöchste<ADJ at> Warnstufe<N nn> 4.<ADJ at> (NUZ09/ FEB.02597 Nürnberger Zeitung, 26.02.2009, S. 16; Lawinengefahr steigt - Berghütte verschüttet) Ja,<PTK ant> die<ART> neue<ADJ at> Entschädigungsregelung<N nn> gilt<VRB fin v> für<AP pr> alle<PRON ind at> Reisen,<N nn> [ … ] (RHZ09/ JUL.13798 Rhein-Zeitung, 16.07.2009; Bei Zugverspätungen gibt es bald Bares) Der neue Eisenbahnfahrplan gilt ab 21.9. für alle Strecken. [Bsp. aus E-VALBU]. Der neue Eisenbahnfahrplan gilt ab diesem Datum für alle Strecken. [Bsp. nach E-VALBU] Der neue Eisenbahnfahrplan gilt ab diesem Datum für alle Strecken. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Ab diesem Datum gilt der neue Eisenbahnfahrplan für alle Strecken. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Für alle Strecken gilt ab diesem Datum der neue Eisenbahnfahrplan. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Für alle Strecken gilt der neue Eisenbahnfahrplan ab diesem Datum. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Ab diesem Datum gilt für alle Strecken der neue Eisenbahnfahrplan. ANA, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Ab diesem Datum gilt der neue Eisenbahnfahrplan für alle Strecken. TEL s. c., LA2 s. v. Für alle Strecken gilt ab diesem Datum der neue Eisenbahnfahrplan. TEL s. c., LA2 s. v. Für alle Strecken gilt der neue Eisenbahnfahrplan ab diesem Datum. TEL s. c., LA2 s. v. Ab diesem Datum gilt für alle Strecken der neue Eisenbahnfahrplan. TEL s. c., LA2 s. v. *Der neue Eisenbahnfahrplan gilt durch diesem Datum für alle Strecken. *Der neue Eisenbahnfahrplan gilt ab dieses Datum/ diesen Datums für alle Strecken. ABL, EIN, KON *Der neue Eisenbahnfahrplan gilt ab diesem Datum an alle Strecken. *Der neue Eisenbahnfahrplan gilt ab diesem Datum für allen Strecken/ aller Strecken. ABL, EIN, KON 676 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="677"?> Der neue Eisenbahnfahrplan gilt ab diesem Datum für alle Strecken. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die neuen Eisenbahnfahrpläne gelten ab diesem Datum für diese Strecke. Die neuen Eisenbahnfahrpläne gelten ab diesen Tagen für diese Strecke. KGZ Er gilt ab diesem für sie. ABL, ANA s. c., LA2, SBP1 s. v. Der neue Eisenbahnfahrplan gilt für alle Strecken. ELM s. c., LA2 s. v. Der neue Eisenbahnfahrplan gilt ab diesem Datum. ELM s. c., LA2, SBP4 s. v. Der neue Eisenbahnfahrplan gilt. ELM s. c., LA2 s. v. Er gilt. ANA, ELM s. c., LA2 s. v. Tab. 92: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA2 gelten W(k( ξ ) s Der neue Eisenbahnfahrplan gilt ab diesem Datum für alle Strecken ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / b s s c s e n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 4 1 7 h(k) 0 2 1 1 2 1 2 Tab. 93: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA2 gelten IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q(r), t(u), v(w)))) (c) (d) (e) (f) (b) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q(r), t(u), v(w)))) (c) (d) (e) (f) (b) (a) → λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(c(r), t(u), v(w)))) (d) (e) (f) (b) (a) → λ t. λ u. λ v. λ w.s(c(d), t(u), v(w)))) (e) (f) (b) (a) → λ u. λ v. λ w.s(c(d), e(u), v(w)))) (f) (b) (a) → λ v. λ w.s(c(d), e(f), v(w)))) (b) (a) → λ w.s(c(d), e(f), b(w)))) (a) → s(c(d), e(f), b(a)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α . λ w α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα ), t idK 2 βα (u K 2 βα ), v idK 3 βα (w K 3 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) (f ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) → s ο 1 (c idK 1 ι 2 (d K 1 ι 2 ), e idK 2 ι 2 (f K 2 ι 2 ), b idK 3 ι 2 (a K 3 ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 idK 3 ι 2 K 3 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 idK 3 ι 1 K 3 ι 1 ) 10.5 gelten 677 <?page no="678"?> LA3: NP NOM [etwas/ kein typisches Agens] gilt [VV] NP DAT [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: [meist geh.] etwas gilt jemandem/ etwas; im Sinne von: [meist geh.] etwas ist für jemanden/ etwas bestimmt oder auf jemanden/ etwas ausgerichtet; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K dat Die<ART> letzte<ADJ at> Abstimmung<N nn> galt<VRB fin v> der<ART> Verteilung<N nn> auf<AP pr> Gold,<N nn> Silber<N nn> und<KON neb> Bronze<N nn> - (A09/ MAR.07552 St. Galler Tagblatt, 24.03.2009, S. 29; Die Kür der Schönsten) Humboldts<N ne> besonderes<ADJ at> Interesse<N nn> gilt<VRB fin v> der<ART> Erforschung<N nn> des<ART> Erdmagnetfeldes.<N nn> (BRZ08/ JUN.08470 Braunschweiger Zeitung, 17.06.2008; ) Sein<PRON pos at> Hauptaugenmerk<N nn> galt<VRB fin v> dem<ART> Wohnungsbau.<N nn> (NON09/ AUG.10695 Niederösterreichische Nachrichten, 19.08.2009, S. 24; Richard Erlinger verstorben) Sein Hauptaugenmerk galt dem Wohnungsbau. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Dem Wohnungsmarkt galt sein Hauptaugenmerk. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. Sein Hauptaugenmerk galt den Wohnungsbaus. Seine Hauptaugenmerke galten dem Wohnnungbau. KGZ Es galt ihm. ABL, ANA s. c., LA3 s. v. *Dem Wohnungsmarkt galt. ELM Sein Hauptaugenmerk galt. ELM s. c., LA2 s. v. Es galt. ANA, ELM s. c., LA2 s. v. Tab. 94: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA3 gelten W(k( ξ ) s Sein Hauptaugenmerk galt dem Wohungsmarkt ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s a n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 h(k) 0 2 1 3 Tab. 95: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA3 gelten 678 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="679"?> IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u.u) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u.u) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u.u) (c) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u.u) (c) → s(b(a( λ u.u))) (c) → s(b(a(c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α .u βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) LA4: NP NOM [etwas/ kein typisches Agens] gilt [ZV] [NP DAT [t. a.]] ADV ˅ ADVP ˅ NP AKK [t. a.] Quelle: E-VALBU; vgl. SBP7; Strukturbeispiel LA4 nach E-VALBU: [geh.] jemand/ etwas gilt jemandem irgendwieviel; im Sinne von: [geh.] jemand/ etwas ist jemandem irgendwieviel wert; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, (K dat), K adv Ordnung und Vorschriften gelten bei vielen Menschen nichts mehr. [Bsp. aus E-VALBU] Marie Pappenheims Text zur Oper 'Erwartung' gilt uns heute viel weniger als die Partitur Arnold Schönbergs. (Mannheimer Morgen, 24.04.1985, S. 36) [Bsp. aus E-VALBU] Doch Tradition gilt nichts mehr in diesem Staat. (nach Spiegel, 21/ 1994, S. 77) [Bsp. aus E-VALBU] Doch Tradition gilt nichts mehr in diesem Staat. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart In diesem Staat gilt doch Tradition nichts mehr. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA4 s. v. Doch in diesem Staat gilt Tradition nichts mehr. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA4 s. v. In diesem Staat gilt Tradition doch nichts mehr. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA4 s. v. In diesem Staat gilt doch Tradition nichts mehr. TEL s. c., LA4 s. v. Doch in diesem Staat gilt Tradition nichts mehr. TEL s. c., LA4 s. v. Doch Tradition gilt nichts mehr in diesem Staat. TEL s. c., LA4 s. v. In diesem Staat gilt Tradition doch nichts mehr. TEL s. c., LA4 s. v. *Doch Tradition gilt nichts mehr durch diesem Staat. *Doch Tradition gilt nichts mehr in dieser Staat. ABL, EIN, KON Doch sie gilt nichts mehr in diesem. ABL, ANA s. c., LA4 s. v. 10.5 gelten 679 <?page no="680"?> Doch Tradition gilt nichts mehr in diesem Staat. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Tradition gilt nichts mehr in diesem Staat. ABL, ELM s. c., LA4 s. v. Tradition gilt in diesem Staat. ELM s. c., LA2 s. v. Doch Tradition gilt nichts mehr. ELM s. c., LA4 s. v. Tradition gilt nichts mehr. PER, ELM s. c., LA4 s. v. Tradition gilt. ELM s. c., LA2 VV Sie gilt. ANA, ELM s. c., LA2 VV Tab. 96: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA4 gelten W(k( ξ ) s Doch Tradition gilt nichts mehr in diesem Staat ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / s c s b s e n(D(k( ξ ))) / 1 4 1 3 1 6 h(k) 0 1 2 1 3 1 2 Tab. 97: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA4 gelten IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q, r(t), u(v(w))) (a) (e) (f) (c) (b) ( λ x.x) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q, r(t), u(v(w))) (a) (e) (f) (c) (b) ( λ x.x) (d) → λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(a, r(t), u(v(w))) (e) (f) (c) (b) ( λ x.x) (d) → λ t. λ u. λ v. λ w.s(a, e(t), u(v(w))) (f) (c) (b) ( λ x.x) (d) → λ u. λ v. λ w.s(a, e(f), u(v(w))) (c) (b) ( λ x.x) (d) → λ v. λ w. s(a, e(f), c(v(w))) (b) ( λ x.x) (d) → λ v. λ w.s(a, e(f), c(v(w))) (b) ( λ x.x) (d) → λ w.s (a, e(f), c(b(w))) ( λ x.x) (d) → s(a, e(f), c(b( λ x.x))) (d) → s(a, e(f), c(b(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α . λ w βα .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα ), u idK 2 βα (v K 2 βα (w id βα ))) (a ι 1 ) (e ι 1 ) (f ι 1 ) (c ι 1 ) (b ι 1 ) ( λ x α .x βα ) (d ι 1 ) → s ο 1 (a ι 2 , e idK 1 ι 2 (f K 1 ι 2 ), c idK 2 ι 2 (b K 2 ι 2 (d ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) W(k( ξ ) s Doch Tradition gilt nichts mehr in diesem Staat ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / s c s c s e n(D(k( ξ ))) / 1 4 1 4 1 6 h(k) 0 1 2 1 2 1 2 Tab. 98: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA3 gelten 680 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="681"?> IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q, r(t), u(v, w))) (a) (e) (f) (c) (b) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q, r(t), u(v, w))) (a) (e) (f) (c) (b) (d) → λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(a, r(t), u(v, w))) (e) (f) (c) (b) (d) → λ t. λ u. λ v. λ w.s(a, e(t), u(v, w))) (f) (c) (b) (d) → λ u. λ v. λ w.s(a, e(f), u(v, w))) (c) (b) (d) → λ v. λ w.s(a, e(f), c(v, w))) (b) (d) → λ w.s(a, e(f), c(b, w))) (d) → s(a, e(f), c(b, d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α . λ w βα .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα ), u idK 2 βα (v K 2 βα , w βα )) (a ι 1 ) (e ι 1 ) (f ι 1 ) (c ι 1 ) (b ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (a ι 2 , e idK 1 ι 2 (f K 1 ι 2 ), c idK 2 ι 2 (b K 2 ι 2 , d ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) SBP1: NP NOM [etwas, keine Agenskontrolle] gilt [VV] für [P AKK, -KTR ] + NP AKK [jemanden] [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP3; vgl. SBP4; vgl. SBP5; Strukturbeispiel LA2 nach E-VALBU: etwas gilt irgendwann für etwas; im Sinne von: etwas irgendwann für etwas gültig sein; in Kraft sein; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, (K prp), (K adv) Künftig<ADJ d> gilt<VRB fin v> die<ART> Regelung<N nn> für<AP pr> alle<PRON ind at> Personen<N nn> ab<AP pr> 50.<ADJ at> (RHZ06/ NOV.29856 Rhein-Zeitung, 30.11.2006; Kabinett will Ältere in Arbeit bringen) Für<AP pr> Weinliebhaber<N nn> gilt<VRB fin v> ein<ART> Maximum<N nn> von<AP pr> täglich<ADJ d> vier<CARD> Litern.<N nn> (NUZ09/ OKT.00687 Nürnberger Zeitung, 08.10.2009, S. 30; Alkoholverbot australisch: Neun Liter Bier pro Tag) Gleiches<N nn> galt<VRB fin v> für<AP pr> Stefan<N ne> Lexa, [ … ] (RHZ08/ FEB.16794 Rhein-Zeitung, 19.02.2008; Erfolg bestätigt Sasics Entscheidungen) Gleiches galt für Stefan Lexa. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Für Stefan Lexa galt Gleiches. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP1 s. v. Für Stefan Lexa galt Gleiches. TEL s. c., SBP1 s. v. *Gleiches galt nach/ mit ihn. *Gleiches galt für ihm/ er. ABL, EIN, KON Gleiches galt für sie [Pl.]. Die Gleichen galten für ihn. KGZ Es galt für ihn. ABL, ANA s. c., SBP1 s. v. *Für Stefan Lexa galt. PER, ELM Gleiches galt. ELM s. c., SBP1, LA2 s. v. Es galt. ANA, ELM s. c., SBP1, LA2 s. v. Tab. 99: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP1 gelten 10.5 gelten 681 <?page no="682"?> W(k( ξ ) s Gleiches gilt für Stefan Lexa ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s s c n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 4 h(k) 0 2 1 1 2 Tab. 100: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP1 gelten IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r), t(u)) (b) (a) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r), t(u)) (b) (a) (c) (d) → λ r. λ t. λ u.s(b(r), t(u)) (a) (c) (d) → λ t. λ u.s(b(a), t(u)) (c) (d) → λ u.s(b(a), c(u)) (d) → s(b(a), c(d)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα ), t idK 2 βα (u K 2 βα )) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 ), c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP2: NP NOM [etwas/ keine Agenskontrolle] gilt [VV] als [AJK +KTR ] + NP NOM 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP8; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: etwas gilt jemandem/ für jemanden als ein solcher/ ein solches/ so; im Sinne von: etwas wird von jemandem/ jemandem als ein solcher/ ein solches/ so angesehen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, (K dat/ K prp), K prd Den anderen gilt das Schicksal von Patricia Hearst als ein Zeichen für die Widerstandskraft der amerikanischen Werte. (nach Zeit, 04.02.1999, S. 84) [Bsp. aus E-VALBU] Speicherchips<N nn> gelten<VRB fin v>mithin<ADV>als<KON kom> moderner<ADJ at>Rohstoff.<N nn> (HAZ09/ JAN.03858 Hannoversche Allgemeine, 24.01.2009, S. 13; Eine Branche unter Strom) Noch<ADV> vor<AP pr> hundert<CARD> Jahren<N nn> galt<VRB fin v> Heimweh<N nn> als<KON kom> Krankheit.<N nn> (NUN09/ MAI.00693 Nürnberger Nachrichten, 09.05.2009, S. 6; Dienstmädchen als Mörderinnen - Das spannende Theaterprojekt „ Heimweh und Verbrechen“ im Fürther Kulturforum) Der<ART> Brotkorbpass<N nn> gilt<VRB fin v> praktisch<ADJ d> als<KON kom> Eintrittskarte.<N nn> (M07/ NOV.04075 Mannheimer Morgen, 15.11.2007, S. 17; „ Ich habe meinen Augen und Ohren nicht getraut, als die Frau ihre Nöte schilderte“ ) 682 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="683"?> Der Brotkorbpass gilt praktisch als Eintrittskarte. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Als Eintrittskarte gilt praktisch der Brotkorbpass. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Praktisch gilt der Brotkorbpass als Eintrittskarte. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Als Eintrittskarte gilt der Brotkorbpass praktisch. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. *Der Brotkorbpass gilt als Eintrittskarte praktisch. ABL, FLX, PER, TOP Als Eintrittskarte gilt praktisch der Brotkorbpass. TEL s. c., SBP2 s. v. Praktisch gilt der Brotkorbpass als Eintrittskarte. TEL s. c., SBP2 s. v. Die Brotkorbpässe gelten praktisch als Eintrittskarte. Die Brotkorbpässe gelten praktisch als Eintrittskarten. *Der Brotkorbpass gilt praktische als Eintrittskarte. *Die Brotkorbpässe gelten praktische als Eintrittskarte. KGZ Er gilt praktisch als diese. ABL, ANA s. c., SBP2, SBP8 s. v. Der Brotkorbpass gilt als Eintrittskarte. ELM s. c., SBP2 s. v. Der Brotkorbpass gilt praktisch. ELM s. c., LA2 s. v. Er gilt als diese. ANA, ELM s. c., SBP2, SBP8 s. v. *Als dieser gilt. ANA, ELM Der Brotkorbpass gilt. ELM s. c., LA2 s. v. Er gilt. ANA, ELM s. c., LA2 s. v. Tab. 101: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP2 gelten W(k( ξ ) s Der Brotkorbpass gilt praktisch als Eintrittskarte ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s s a d 10.5 gelten 683 <?page no="684"?> W(k( ξ ) s Der Brotkorbpass gilt praktisch als Eintrittskarte n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 2 5 h(k) 0 2 1 1 3 4 Tab. 102: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP2 gelten IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u)))) (c) (b) (a) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u)))) (c) (b) (a) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ r. λ t. λ u.s(c, r(t(u)))) (b) (a) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ t. λ u.s(c, b(t(u)))) (a) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ u.s(c, b(a(u)))) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → s(c, b(a( λ v. λ w.v(w))))) (d) (e) → s(c, b(a( λ w.d(w))))) (e) → s(c, b(a(d(e))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα (u id βα ))) (c ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ v α . λ w α .v βα (w K 1 βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d ι 2 (e K 1 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 K 1 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 K 1 ι 1 ) SBP3: NP NOM [etwas/ kein typisches Agens] gilt [ZV] hinsichtlich/ beim/ vor/ in … [P DAT, -KTR ] + NP DAT [a.] Quelle: Corpus; vgl. LA2; vgl. SBP1; vgl. SBP4; vgl. SBP5 Dies<PRON dem sub> gilt<VRB fin v> nicht<PTK neg> nur<ADV> hinsichtlich<AP pr> der<ART> Branchen.<N nn> (A09/ AUG.03237 St. Galler Tagblatt, 14.08.2009, S. 28; SGKB pflegt Strategie weiter) Das<ART> Ganze<N nn> gilt<VRB fin v> ja<ADV> zunächst<ADV> nur<ADV> zur<AP prart> Probe.<N nn> (BRZ09/ MAR.12768 Braunschweiger Zeitung, 25.03.2009; ) Das<PRON dem sub> gilt<VRB fin v> in<AP pr> der<ART> gesamten<ADJ at> Männermode.<N nn> (A01/ OKT.38296 St. Galler Tagblatt, 26.10.2001, Ressort: RT-EXT (Abk.); Jeans sind wieder im Modetrend) Das gilt in der gesamten Männermode. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart In der gesamten Männermode gilt das. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP3 s. v. In der gesamten Männermode gilt das. TEL s. c., SBP3 s. v. *Das gilt durch der gesamten Männermode. *Das gilt in die gesamte Männermode. ABL, EIN, KON Diese [Pl.] gelten in der gesamten Männermode. Das [Sg.] gilt in den gesamten Männermoden. *Das gelten in den gesamten Männermoden. KGZ 684 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="685"?> Das gilt in der gesamten Männermode. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Das gilt in dieser. ABL, ANA s. c., SBP3 s. v. *In der Männermode gilt. PER, ELM Das gilt. ELM s. c., LA2 VV Es gilt. ELM s. c., LA2 VV Tab. 103: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP3 gelten W(k( ξ ) s Das gilt in der gesamten Männermode ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 104: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP3 gelten IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v)))) (d) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP4: NP NOM [etwas/ keine Agenskontrolle] gilt [VV] am/ seit/ von/ um/ ab/ bis … [P DAT, -KTR ] + NP DAT [z.] Quelle: Corpus; vgl. LA2; vgl. SBP1; vgl. SBP3; vgl. SBP5 Von<AP pr> 20<CARD> Uhr<N nn> an<PTK vz> galt<VRB fin v> eine<ART> Ausgangssperre.<N nn> (BRZ09/ FEB.10689 Braunschweiger Zeitung, 23.02.2009; „ Die Entscheidungsschlacht beginnt“ ) Der<ART> alte<ADJ at> Führerschein<N nn> gilt<VRB fin v> bis<AP pr> zum<AP prart> Jahr<N nn> 2032.<ADJ at> (NON09/ NOV.00479 Niederösterreichische Nachrichten, 02.11.2009, S. 38; Aus für "rosa Schein"? Mail bringt Verwirrung) Diese<PRON dem at> Regelung<N nn> gilt<VRB fin v> ab<AP pr> dem<ART> Schuljahr<N nn> 2010/ <CARD>11.<ADJ at> (RHZ09/ JUL.25924 Rhein-Zeitung, 30.07.2009; VG Kastellaun soll Träger der IGS bleiben) 10.5 gelten 685 <?page no="686"?> Diese Regelung gilt ab dem Schuljahr 2010/ 11. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Ab dem Schuljahr 2010/ 11 gilt diese Regelung. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP4 s. v. Ab dem Schuljahr 2010/ 11 gilt diese Regelung. TEL s. c., SBP4 s. v. *Diese Regelung gilt durch dem Schuljahr 2010/ 11. *Diese Regelung gilt ab das Schuljahr 2010/ 11. ABL, EIN, KON Diese Regelungen gelten ab dem Schuljahr 2010/ 11. Diese Regelung gilt ab diesen Schuljahren. *Diese Regelung gelten ab diesen Schuljahren. KGZ Sie gilt ab diesem. ANA s. c., SBP4 s. v. *Ab Schuljahr 2010/ 11 gilt. PER, ELM Diese Regelung gilt. ELM s. c., LA2 s. v. Sie gilt. ANA, ELM s. c., LA2 s. v. Tab. 105: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP4 gelten W(k( ξ ) s Diese Regelung gilt ab dem Schuljahr 2010/ 11 ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 106: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP4 gelten IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v)))) (d) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP5: NP NOM [etwas/ kein typisches Agens] gilt [ZV] in/ auf/ an … [P DAT, -KTR ] + NP DAT [l. r.] 686 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="687"?> Quelle: Corpus; vgl. LA2; vgl. SBP1; vgl. SBP3; vgl. SBP4 In<AP pr> den<ART> Stadien<N nn> gilt<VRB fin v> schliesslich<ADJ d> ein<ART> Vermummungsverbot.<N nn> (A09/ SEP.01157 St. Galler Tagblatt, 04.09.2009, S. 12; Verstecken Sie sich) An<AP pr> der<ART> Abendkasse<N nn> gilt<VRB fin v> ein<ART> erhöhter<ADJ at> Preis.<N nn> (RHZ09/ FEB.19538 Rhein-Zeitung, 21.02.2009; Klassische Philharmonie Bonn beendet … ) Unveränderte<ADJ at> Hebesätze<N nn> gelten<VRB fin v> in<AP pr> der<ART> Gemeinde<N nn> Hahnstätten.<N ne> (RHZ09/ JAN.03607 Rhein-Zeitung, 06.01.2009; Steuern bleiben weiter stabil) Unveränderte Hebesätze gelten in der Gemeinde Hahnstätten. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart In der Gemeinde Hahnstätten gelten unveränderte Hebesätze. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP5 s. v. In der Gemeinde Hahnstätten gelten unveränderte Hebesätze. TEL s. c., SBP5 s. v. *Unveränderte Hebesätze gelten durch der Gemeinde Hahnstätten. *Unveränderte Hebesätze gelten in die Gemeinde Hahnstätten. ABL, EIN, KON Unveränderte Hebesätze gelten in den Gemeinden. KGZ Ein unveränderter Hebesatz gilt in den Gemeinden. KGZ Sie gelten in dieser. ABL, ANA s. c., SBP5 s. v. *In der Gemeinde Hahnstätten gelten. PER, ELM Unveränderte Hebesätze gelten. ELM s. c., LA2 VV Sie gelten. ANA, ELM s. c., LA2 VV Tab. 107: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP5 gelten W(k( ξ ) s Unveränderte Hebesätze gelten in der Gemeinde Hahnstätten ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 108: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP5 gelten 10.5 gelten 687 <?page no="688"?> IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v)))) (d) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP6: NP NOM [jemand/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] gilt [VV] [NP DAT [jemandem/ etwas] ˅ für [P AKK, -KTR ] + NP AKK [jemanden/ etwas] [t. a.]] als [AJK +KTR ] + ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: (E-VALBU und) Corpus; vgl. SBP2; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: etwas gilt jemandem/ für jemanden als ein solcher/ ein solches/ so; im Sinne von: etwas wird von jemandem/ jemandem als ein solcher/ ein solches/ so angesehen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, (K dat/ K prp), K prd Dort<ADV> galten<VRB fin v> sie<PRON per irr> über<AP pr> Jahrzehnte<N nn> als<KON kom> verschollen.<ADJ d> (NUZ09/ OKT.01260 Nürnberger Zeitung, 14.10.2009, S. 22; kurzyotiert) Damit<PRON ad> gilt<VRB fin v> Hanan<N ne> als<KON kom> ungelernt<ADJ d> und<KON neb> ledig.<ADJ d> (NUN09/ AUG.00074 Nürnberger Nachrichten, 01.08.2009, S. 21; Nur geduldet statt willkommen - Sechsköpfige irakische Familie erhält keine Zuschüsse — Rechtsstatus unsicher) Der festgenommene junge Mann gilt der Polizei als verdächtig. [Bsp. aus E-VALBU] Der festgenommene junge Mann gilt der Polizei als verdächtig. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Als verdächtig gilt der festgenommene junge Mann der Polizei. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP6 s. v. Der Polizei gilt der festgenommene junge Mann als verdächtig. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP6 s. v. Als verdächtig gilt der festgenommene junge Mann der Polizei. TEL s. c., SBP6 s. v. Der festgenommene junge Mann gilt den Polizisten als verdächtig. Die festgenommenen jungen Männer gelten den Polizisten als verdächtig. Die festgenommenen jungen Männer gelten der Polizei als verdächtig. *Der festgenommene junge Mann gilt der Polizei als verdächtiger. KGZ 688 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="689"?> Der festgenommene junge Mann gilt der Polizei als verdächtig. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Die festgenommenen jungen Männer gelten der Polizei als verdächtige. KGZ Er gilt ihr als so. ABL, ANA s. c., LA1, SBP6 s. v. Der festgenommene junge Mann gilt als verdächtig. ABL, ELM s. c., SBP6 s. v. *Der festgenommene junge Mann gilt der Polizei. ELM *Der festgenommene junge Mann gilt. ELM *Als verdächtig gilt. ELM Er gilt als verdächtig. ANA, ELM s. c., LA1, SBP6 s. v. Er gilt der Polizei. ANA, ELM s. c., LA3 s. v. *Der Mann gilt ihr. ANA, ELM *Der Mann gilt der Polizei. ANA, ELM *Der festgenommene junge Mann gilt als. ELM *Der Mann gilt. ELM Er gilt. ANA, ELM s. c., LA2 s. v. Tab. 109: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP6 gelten W(k( ξ ) s Der festgenommene junge Mann gilt der Polizei als verdächtig ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s s b d n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 3 5 h(k) 0 2 1 1 2 3 Tab. 110: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP6 gelten IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q, r(t, u(v)))) (c) (b) (a) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. s(q, r(t, u(v)))) (c) (b) (a) (d) (e) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(c, r(t, u(v)))) (b) (a) (d) (e) → λ t. λ u. λ v.s(c, b(t, u(v)))) (a) (d) (e) → λ u. λ v.s(c, b(a, u(v)))) (d) (e) → λ v.s(c, b(a, d(v)))) (e) → s(c, b(a, d(e)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα , u βα (v βα ))) (c ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , d ι 2 (e ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) 10.5 gelten 689 <?page no="690"?> SBP7: NP NOM [jemand/ kein typisches Agens] gilt [ZV] [NP DAT [t. a.]] ADV ˅ ADVP ˅ NP AKK [t. a.] Quelle: E-VALBU; vgl. LA4; Strukturbeispiel LA4 nach E-VALBU: [geh.] jemand/ etwas gilt jemandem irgendwieviel; im Sinne von: [geh.] jemand/ etwas ist jemandem irgendwieviel wert; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, (K dat), K adv Mir gelten meine Katze, mein Hund und mein Garten sehr viel, aber meine Kinder noch mehr. [Bsp. aus E-VALBU] Meine Kinder gelten mir sehr viel. [Bsp. nach E-VALBU] Meine Kinder gelten mir sehr viel. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Mir gelten meine Kinder sehr viel. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP7 s. v.. Sehr viel gelten mir meine Kinder. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP7 s. v. Sehr viel gelten meine Kinder mir. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP7 s. v. Sehr viel gelten mir meine Kinder. TEL s. c., SBP7 s. v. Sehr viel gelten meine Kinder mir. TEL s. c., SBP7 s. v. Mein Kind gilt mir sehr viel. Meine Kinder gelten mir sehr viel. Mein Kind gilt uns sehr viel. *Mein Kind gelten uns sehr viel. *Meine Kinder gilt mir sehr viel. KGZ Sie gelten mir sehr viel. ABL, ANA s. c., LA4, SBP7 s. v. ˅ VV Sie gelten mir das. PER, ANA s. c., SBP2, SBP8, SBP7 s. v. ˅ VV Meine Kinder gelten sehr viel. ABL, ELM s. c., SBP7 s. v. Sie gelten sehr viel. ANA, ELM s. c., SBP7, LA4 s. v. *Meine Kinder gelten mir. ELM Sie gelten mir. ANA, ELM s. c., LA3 VV *Meine Kinder gelten. ELM Sie gelten. ANA, ELM s. c., LA2 VV Tab. 111: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP7 gelten 690 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="691"?> W(k( ξ ) s Meine Kinder gelten mir sehr viel ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s s b n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 3 h(k) 0 2 1 1 2 Tab. 112: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP7 gelten IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t, u)) (c) (b) (a) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t, u)) (c) (b) (a) (d) → λ r. λ t. λ u.s(c, r(t, u)) (b) (a) (d) → λ t. λ u.s(c, b(t, u)) (a) (d) → λ u.s(c, b(a, u)) (d) → s(c, b(a, d)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα , u βα )) (c ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , d ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) SBP8: NP NOM [jemand/ keine Agenskontrolle] gilt [VV] als [AJK +KTR ] + NP NOM [t. a.] Quelle: Corpus; vgl. SBP2; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: etwas gilt jemandem/ für jemanden als ein solcher/ ein solches/ so; im Sinne von: etwas wird von jemandem/ jemandem als ein solcher/ ein solches/ so angesehen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, (K dat/ K prp), K prd Er<PRON per irr> gelte<VRB fin v> als<KON kom> der<ART> Vater<N nn> des<ART> Wacholderheide-Projektes.<N nn>(RHZ09/ MAI.15486 Rhein-Zeitung, 19.05.2009; Im Heidegarten verweilen) Thomas<N ne> Henzinger<N ne> gilt<VRB fin v> als<KON kom> Koryphäe<N nn> auf<AP pr> seinem<PRON pos at> Gebiet.<N nn> (NON09/ SEP.16286 Niederösterreichische Nachrichten, 23.09.2009, S. 29; IST Austria lädt ein: Auf zur Campus Tour! ) Er<PRON per irr> gilt<VRB fin v> als<KON kom> der<ART> begabteste<ADJ at> Bach-Sohn.<N nn> (A09/ DEZ.08132 St. Galler Tagblatt, 31.12.2009, S. 31; Silvesterchlausen auf dem Dorfplatz in Teufen) Der Musiker gilt als der begabteste Bach-Sohn. [Bsp. nach Corpusbeleg] Der Musiker gilt als der begabteste Bach-Sohn. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Als der begabteste Bach-Sohn gilt der Musiker. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP8 s. v. Als der begabteste Bach-Sohn gilt der Musiker. TEL s. c., SBP8 s. v. 10.5 gelten 691 <?page no="692"?> Der Musiker gilt als der begabteste Bach-Sohn. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Der Musiker gilt als die begabtesten Bach-Söhne. Sie [Pl.] gelten als die begabtesten Bach-Söhne. Sie [Pl.] gelten als eine Familie [Sg.]. *Sie [Pl.] gelten als der begabteste Bach-Sohn. KGZ Er gilt als dieser. ABL, ANA s. c., SBP2, SBP8 s. v. Er gilt als das. ABL, ANA s. c., LA1, SBP2, SBP6, SBP8 s. v. Der Musiker gilt als das. ABL, ANA s. c., SBP8, SBP6 s. v. *Als dieser gilt. ABL, ELM *Der Musiker gilt. ELM Er gilt. ELM s. c., LA2 s. v. Tab. 113: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP8 gelten W(k( ξ ) s Er gilt als der begabteste Bach-Sohn ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s b c n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 4 h(k) 0 2 1 2 3 Tab. 114: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP8 gelten IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) (d) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t(u))) (a) (c) (d) → λ t. λ u.s(b(a, t(u))) (c) (d) → λ u.s(b(a, c(u))) (d) → s(b(a, c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t βα (u K 1 βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c ι 2 (d K 1 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 K 1 ι 1 ) 692 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="693"?> 10.6 Zusammenfassung zu dem Verb gelten KV α -äquivalente LAen u. SBPe (bzgl. V) KZ KA KV 1 LA1, LA2, LA3, LA4, SBP1, SBP2, SBP3, SBP4, SBP5 [1] [NP NOM ] KV 2 SBP6, SBP8 [2] [NP NOM , ALS +KTR ] KV 3 SBP7 [2] [NP NOM , ADV ˅ ADVP ˅ NP AKK ] Tab. 115: KV des Vs gelten KV Konnotation KV 1 ein unbelebtes, nicht potentiell agentives Subjekt/ etwas gilt im Sinne von etwas ist gültig/ legitim KV 2 jemand/ etwas gilt als im Sinne von jemand/ etwas wird als so/ jemand/ etwas angesehen/ eingeschätzt KV 3 jemand/ etwas gilt etwas/ soviel im Sinne von jemand/ etwas ist etwas/ soviel wert/ bedeutet etwas/ soviel Tab. 116: Konnotation des Vs gelten Abb. 39: Aktionsart Abb. 40: Synt. Subj.pos. Abb. 41: Domain A Abb. 42: Domain B Komposition: Es gibt keine regelhafte Systematik der Bildung von ASSen und KHFern mit dem V gelten. Die syntaktische Minimalstruktur als KV 1 betrifft nur ASSe und KHFer, die ein sachliches 2711 , ein unbelebtes oder nicht potentiell 2711 Die Wortformen Gegenstand, gegenständlich etc. sprechen in den Zusammenfassungen dieser Beleganalyse eine sachliche (unbelebte) Entität an, die z. B. von einer Person 10.6 Zusammenfassung zu dem Verb gelten 693 <?page no="694"?> agentives SUBJ als NP NOM 1 aufweisen. Andere LAen und SBPe können nicht auf KV 1 reduziert werden, da sie ein potentiell agentives oder belebtes SUBJ besitzen. In einigen Fällen können auch ASSe und KHFer mit einem sachlichen, nicht potentiell agentiven SUBJ nicht auf KV 1 reduziert werden. Es ergeben sich für das V gelten drei verschiedene Grundstrukturen, KV 1 , KV 2 und KV 3 . Die inneren Strukturen von KV 1 sind eine AJKP mit dem AJK als und ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder NP, PPn, ein/ -e ADV ˅ ADVP oder eine NP DAT . Das V gelten projiziert in KV 1 ausschließlich die NP NOM 1 . Die inneren Strukturen, welche an KV 1 anschließen, besitzen zum Teil einen AJK als, welcher ein/ -e ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder eine NP projiziert oder sie besitzen eine P, welche eine NP projiziert. In KV 2 projiziert das V gelten die NP NOM 1 sowie den AJK als. In KV 3 projiziert das V gelten die NP NOM 1 und ein/ -e ADV ˅ ADVP oder eine NP AKK . Als innere Struktur kann an KV 2 eine NP DAT oder eine PP mit P für und NP AKK angeschlossen werden, und an KV 3 kann als innere Struktur eine NP DAT hinzutreten. Hierbei ergeben sich Perkolationen durch die zusätzlichen Projektionen, welche die syntaktische Minimalstruktur KV 1 erweitern, auf das V gelten und seinen Inhalt. Diese sind eine Perkolation durch den AJK als sowie eine Perkolation durch ein/ -e ADV ˅ ADVP oder eine P, die einen AKK obligatorisch kasusregiert. Diese Perkolationen beeinflussen durch ihren Argumentstatus den Inhalt des Vs gelten mit. Die gleichzeitige Projektion und Perkolation zwischen dem V gelten und dem AJK als bzw. eine/ -m/ -er ADV ˅ ADVP oder der P, die einen AKK regiert, kann auch als wechselseitiges Interdependenzverhältnis verstanden werden. Um eine regelhafte Systematik der Bildung von ASSen und KHFern mit dem V gelten zu erhalten, wäre in der deutschen Sprache eine Redensart gefragt, welche einem SBP mit belebtem oder potentiell agentiven SUBJ bzw. mit einem persönlichen Agens in grammatischer Subjektposition, nach dem Beispiel *Der Mann gilt, Grammatizität im Sinne von Der Mann macht sich geltend oder Das Wort dieses Mannes gilt verleiht. Eine derartige LA bzw. ein derartiger SBP ist nicht vorhanden, sondern wird vom kompetenten Muttersprachler unmittelbar mit SBPen wie Der Fahrplan gilt oder Erweiterungen wie Der Mann gilt etwas assoziiert. Insbesondere ein persönliches Agens kann im Deutschen nicht in demselben Sinn gelten wie z. B. eine große Teilmenge sachlicher Agens, z. B. ein Wort, ein Gesetz oder ein Fahrplan, gelten kann, weswegen keine gemeinsame Schnittmenge des Inhalts aller LAen und SBPe des Vs gelten ermittelbar ist, und der Inhalt des Vs gelten in drei verschiedene Konnotationen mit KV 1 , KV 2 und KV 3 zerfällt. unterschieden wird und sind nicht mit dem Fachterminus logischer Gegenstand zu assoziieren. 694 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="695"?> Konnexionen: An KV 1 , KV 2 und KV 3 angeschlossene Strukturen leisten keinen Beitrag zur jeweiligen Konnotation des Vs gelten in den drei verschiedenen Grundstrukturen, da sie sich in der IS als fakultative Een anfügen. Allerdings beeinflussen die perkolierenden obligatorischen Een in KV 2 und KV 3 den Inhalt des Vs gelten in der syntaktischen Minimalstruktur KV 1 . KV 1 besitzt als obligatorische E eine NP NOM , welche vom V gelten kasusregiert ist. In KV 1 ist der AJK als fakultativ und nicht vom V gelten lexikalisch statusregiert, ebenso sind komponierte Pen fakultative Een zu KV 1 und nicht lexikalisch statusregiert. Auch eine NP DAT ist nicht vom V gelten in KV 1 kategorial statusregiert. Da die inneren Strukturen jedoch eigene Dynamiken aufweisen, sind die NPn in den angeschlossenen PPen von der P obligatorisch kasusregiert und in den AJKPen sind sowohl das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL als auch die NP kategorial statusregiert. Die NP in der AJKP zeigt keinen direkten Bezug auf die NP NOM 1 , sondern wird als Argument fakultativ an KV 1 angefügt. Diese AJKP ist, wenn sie als fakultative AJKP an KV 1 anschließt, ein Verbgruppenadverbial, das eine qualitative Bestimmung des Vs gelten angibt. Syntaktisch nimmt in der IS die geltende NP NOM 1 die fakultative AJKP als Argument. Es besteht in dieser Struktur kein vom V gelten unabhängiges Verhältnis zwischen NP NOM 1 und der NP in der AJKP, und die Annahme eines traditionellen prädikativen Verhältnisses ist nicht gerechtfertigt. In KV 2 kasusregiert das V gelten die obligatorische NP NOM 1 und der obligatorische AJK als ist von dem V gelten lexikalisch statusregiert. Auch in KV 2 ergibt sich kein prädikatives Verhältnis, da die AJKP direkt an das V gebunden ist und eine Substitution des Vs gelten mit der KOP sein keinen Sinn macht, außer das V gelten ist in einer bestimmten Situation für Sprachteilnehmer nicht intelligibel und eine Substitution mit einem Element, das im zeichenhaften Ausdruck nicht materialisiert ist, erfolgt als Notbehelf zu explikativen Zwecken. Eine Ersetzung des Vs gelten mit einer KOP sein verfälscht lediglich den Sinn der Komposition. Die NP in der obligatorischen AJKP bezieht sich mittelbar über das V gelten auf die NP NOM 1 in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs, welche mit dem V kongruiert. Die inhaltliche Leistung, die beiden Terme NP NOM 1 und AJKP zu verbinden, vollbringt somit das V gelten. Eine fakultativ an KV 2 anschließende NP DAT oder PP mit NP AKK ist nicht vom V gelten regiert. Die P für kasusregiert in der fakultativen PP obligatorisch eine NP. In KV 3 kasusregiert das V gelten die obligatorische NP NOM 1 und eine obligatorische Bestimmung einer Quantität in Form eine/ -s/ -r ADVs ˅ ADVP oder einer NP AKK . Diese Realisierungen der obligatorischen Bestimmung einer Quantität sind von dem V gelten in KV 3 lexikalisch statusregiert und bilden den Ausdruck gelten was/ wieviel. Diese/ -s ADV ˅ ADVP ˅ NP AKK ist deshalb lexikalisch statusregiert und nicht kategorial statusregiert, da das V gelten nicht nur die Kategorie des/ der obligatorischen ADVs ˅ ADVP 10.6 Zusammenfassung zu dem Verb gelten 695 <?page no="696"?> ˅ NP AKK bestimmt, sondern auch inhaltliche Vorgaben, nämlich die Vorgabe, dass es sich um eine Quantität oder Mengenangabe was/ wieviel handeln muss, erwirkt. Eine NP DAT , die fakultativ an KV 3 herantritt, ist nicht regiert. Status des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Subjektsprädikativs: Es treten eine obligatorische AJKP mit dem AJK als und ADJ -FL ˅ ADJP -FL mit SGS, die ein obligatorisches Verbgruppenadverbial und eine qualitative Bestimmung ist (SBP6), eine obligatorische AJKP mit dem AJK als und NP NOM mit SGS, die ein obligatorisches Verbgruppenadverbial und eine qualitative Bestimmung ist (SBP8), ein/ -e obligatorische/ -s ADV ˅ ADVP als Modaladverbial mit SGS (SBP7) oder eine obligatorische NP AKK als Kasusobjekt mit SGS (SBP7) auf. Es ergeben sich außerdem eine fakultative AJKP mit dem AJK als und ADJ -FL ˅ ADJP -FL mit SGS, die ein Verbgruppenadverbial und eine qualitative Bestimmung ist (LA1), eine fakultative AJKP mit dem AJK als und NP NOM mit SGS, die ein Verbgruppenadverbial und eine qualitative Bestimmung ist (SBP2), ein fakultatives präpositionales Modaladverbial im DAT mit SGS (SBP3), ein fakultatives präpositionales Lokaladverbial im DAT mit SGS (SBP4) oder ein fakultatives präpositionales Temporaladverbial im DAT mit SGS (SBP5), ein freies Modal- Temporal- oder Lokaladverbial mit SGS (LA2), ein freies, beliebiges präpositionales Modal-, Lokal- oder Temporaladverbial mit einer NP im von der jeweiligen P geforderten Kasus mit SGS (LA2), ein freies präpositionales Modaladverbial mit der P für und eingebundener NP AKK mit SGS (LA1, LA2, SBP6), ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P für und NP AKK mit SGS (SBP1), ein freies Kasusadverbial im DAT mit SGS (LA4, SBP6, SBP7), ein fakultatives Kasusadverbial/ Kasusobjekt im AKK mit SGS (LA4) und ein fakultatives Kasusadverbial/ Kasusobjekt im DAT mit SGS (LA3). Nach obiger Beleganalyse handelt es sich bei dem Kasusadverbial/ Kasusobjekt in LA3 und in LA4 auf jeden Fall jeweils um eine fakultative Entität, deren Kasus nicht obligatorisch kasusregiert aber vielleicht vom V bestimmt ist. Eine traditionelle prädikative Beziehung wird in traditionellen Grammatiken oft zwischen der NP NOM 1 und der zu dieser kongruenten NP bzw. dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL in der AJKP angenommen. Diese AJKP ist für KV 1 fakultativ und für KV 2 obligatorisch. In beiden Fällen scheitert die Interpretation dieser Beziehung als traditionell prädikativ gemäß der ermittelten IS. Eine zwingende traditionelle prädikative Beziehung ergibt sich nicht, da die AJKP fakultativ und für die Sinnkonstitution des Ausdrucks KV 1 gelten nicht erforderlich ist. Darüber hinaus besteht diese fakultative AJKP den TOP und den TEL, weswegen diese AJKP einen starken Verbbezug besitzt, als fakultatives Verbgruppenadverbial identifiziert wird und ein kongruentes Verhältnis zu der NP NOM 1 nur mittelbar 696 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="697"?> und sekundär über das V gelten etabliert. In KV 2 ist diese AJKP obligatorisch an das V gelten gebunden, die NP NOM 2 der AJKP bezieht sich in SBP8 ebenfalls mittelbar über das V gelten auf die NP NOM 1 in syntaktischer Subjektposition, da diese mit dem V kongruent ist, und eine primäre Beziehung der AJKP zu der NP NOM 1 gibt es somit in SBP8 nicht. Demzufolge wird in der vorliegenden Beleganalyse die Einordnung dieser AJKP in KV 2 als normales obligatorisches Verbgruppenadverbial statt als paradoxes obligatorisches Verbgruppenadverbial bzw. traditionelles Prädikativ vorgenommen. Es handelt sich in diesem Fall um einen obligatorisch vom V gelten lexikalisch statusregierten AJK als und gleichzeitig aufgrund des Verbbezugs nicht um eine traditionelle prädikative Beziehung zwischen AJKP und NP NOM 1 . 10.7 heißen LA1: NP NOM [etwas/ kein typisches Agens] heißt [ZV] NP AKK [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: etwas heißt etwas; im Sinne von: etwas hat etwas als Bedeutung; bedeuten; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk Arbeitslosigkeit<N nn> heisse<VRB fin v> nicht<PTK neg> gleich<ADJ d> mehr<PRON ind at> Sozialhilfe.<N nn> (A09/ NOV.03827 St. Galler Tagblatt, 13.11.2009, S. 34; Spezialist und arbeitslos) Arbeitslosigkeit heiße nicht gleich mehr Sozialhilfe. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Sozialhilfe heiße nicht gleich mehr Arbeitslosigkeit. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 s. v. Nicht gleich mehr Sozialhilfe heiße Arbeitslosigkeit. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 s. v. Nicht gleich heiße Arbeitslosigkeit mehr Sozialhilfe. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 s. v. Nicht gleich mehr Sozialhilfe heiße Arbeitslosigkeit. TEL s. c., LA1 s. v. Nicht gleich heiße Arbeitslosigkeit mehr Sozialhilfe. TEL s. c., LA1 s. v. Arbeitslosigkeit heiße nicht gleich mehr Sozialhilfen. Arbeitslosigkeiten hießen nicht gleich mehr Sozialhilfe. *Arbeitslosigkeit hießen nicht gleich mehr Sozialhilfen. KGZ 10.7 heißen 697 <?page no="698"?> Arbeitslosigkeit heiße nicht gleich mehr Sozialhilfe. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Diese heiße nicht gleich sie [AKK]. ABL, ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Sie heiße sie [AKK]. ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Arbeitslosigkeit heiße Sozialhilfe. ELM s. c., LA1 s. v. *Arbeitslosigkeit heiße nicht gleich. ELM *Arbeitslosigkeit heiße nicht. ELM *Arbeitslosigkeit heiße. ELM *Mehr Sozialhilfe heiße nicht gleich. PER, ELM *Mehr Sozialhilfe heiße. PER, ELM *Sie heiße. ANA, ELM Tab. 117: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA1 heißen W(k( ξ ) s Arbeitslosigkeit heisse nicht gleich mehr Sozialhilfe ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s s b n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 3 h(k) 0 2 1 1 2 Tab. 118: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA1 heißen IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t, u)) (c) (b) (a) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t, u)) (c) (b) (a) (d) → λ r. λ t. λ u.s(c, r(t, u)) (b) (a) (d) → λ t. λ u.s(c, b(t, u)) (a) (d) → λ u.s(c, b(a, u)) (d) → s(c, b(a, d)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα , u βα )) (c ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (c βα , b idK 1 βα (a K 1 βα , d βα )) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) LA2: NP NOM 1 [etwas/ kein typisches Agens] heißt [ZV] auf/ in [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.] NP NOM 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA2 nach E-VALBU: etwas heißt in etwas ein solches; im Sinne von: ewas hat in etwas ein solches als sprachliche Entsprechung; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp, K prd Intubieren<N nn> heißt<VRB fin v> das<PRON dem sub> in<AP pr> der<ART> Fachsprache.<N nn> (BRZ09/ JUL.16514 Braunschweiger Zeitung, 06.07.2009; Zentraler Operationstrakt geht in Betrieb) 698 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="699"?> Intubieren heißt das in der Fachsprache. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Das heißt Intubieren in der Fachsprache. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Das heißt in der Fachsprache Intubieren. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. In der Fachsprache heißt das Intubieren. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. In der Fachsprache heißt das Intubieren. TEL s. c., LA2 s. v. *Intubieren heißt das im der Fachsprache. *Intubieren heißt das in die Fachsprache. ABL, EIN, KON *In Intubieren heißt das der Fachsprache. ABL, FLX, PER, TOP *In das heißt Intubieren der Fachsprache. ABL, FLX, PER, TOP *Intubieren heißt diese [Pl.] in der Fachsprache. Intubieren heißt das in den Fachsprachen. Diese [Pl.] heißen Intubieren in der Fachsprache. KGZ Das heißt das in dieser. ABL, ANA s. c., LA2 s. v. Intubieren heißt das. ELM s. c., LA3, LA7, LA8 s. v. *Das heißt in der Fachsprache. PER, ELM *In der Fachsprache heißt. PER, ELM Das heißt das. ANA s. c., LA3, LA7, LA8 s. v. *Das heißt. PER, ELM Tab. 119: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA2 heißen W(k( ξ ) s Intubieren heißt das in der Fachsprache ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s b a d n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 2 5 h(k) 0 2 1 2 3 4 Tab. 120: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA2 heißen 10.7 heißen 699 <?page no="700"?> IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (c) (a) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t(u))) (a) (c) ( λ v. λ w. v(w)) (d) (e) → λ t. λ u.s(b(a, t(u))) (c) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ u.s(b(a, c(u))) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → s(b(a, c( λ v. λ w.v(w)))) (d) (e) → s(b(a, c( λ w.d(w)))) (e) → s(b(a, c(d(e)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t K 1 βα (u id βα ))) (b ι 1 ) (c ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ v α . λ w α .v idK 2 βα (w K 2 βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 , a K 1 ι 2 (d idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA3: NP NOM 1 [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] heißt [ZV] NP NOM 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand/ etwas heißt so; im Sinne von: jemand/ etwas hat einen solchen Namen oder wird so genannt; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Die<ART> Pferde<N nn> heißen<VRB fin v> Fani,<N ne> Mani<N ne> und<KON neb> Rodi.<N ne> (BRZ09/ DEZ.12798 Braunschweiger Zeitung, 29.12.2009; Pferde sind mein Hobby) Die Pferde heißen Fani, Mani und Rodi. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Fani, Mani und Rodi heißen die Pferde. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3, LA7, LA8 s. v. *Die Pferde heißt Fani, Mani und Rodi. *Das Pferd heißen Fani, Mani und Rodi. Die Pferde heißen Fani, Mani und Rodi. KGZ Sie heißen so. ABL, ANA s. c., LA3, LA7, LA8 s. v. Sie heißen so, so und so. ABL, ANA s. c., LA3, LA7, LA8 s. v. *Die Pferde heißen. ELM *Sie heißen. ELM Tab. 121: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA3 heißen W(k( ξ ) s Die Pferde heißen Fani, Mani und Rodi ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s b n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 700 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="701"?> W(k( ξ ) s Die Pferde heißen Fani, Mani und Rodi h(k) 0 2 1 2 Tab. 122: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA3 heißen IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r, t)) (b) (a) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r, t)) (b) (a) (c) → λ r. λ t. s(b(r, t)) (b) (a) (c) → λ t.s(b(a, t)) (c) → s(b(a, c)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t K 1 βα )) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c K 1 ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 K 1 ι 1 ) LA4: NP NOM [etwas/ keine Agenskontrolle] heißt [VV] NP AKK 1 [t. a.] für [P AKK, -KTR ] + NP AKK 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA4 nach E-VALBU: etwas heißt für jemanden etwas; im Sinne von: etwas hat für jemanden etwas zur Folge oder als Konsequenz; bedeuten; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prp Die Einführung des Euros heißt für Deutschland den Abschied von der Mark. [Bsp. aus E-VALBU] Die Einführung des Euros heißt für das Land den Abschied von der Mark. [Bsp. nach E-VALBU] Die Einführung des Euros heißt für das Land den Abschied von der Mark. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Für das Land heißt die Einführung des Euros den Abschied von der Mark. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA4 s. v. Den Abschied von der Mark heißt die Einführung des Euros für das Land. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA4 s. v. Den Abschied von der Mark heißt für das Land die Einführung des Euros. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA4 s. v. *Für das Land heißt den Abschied von der Mark die Einführung des Euros. ABL, FLX, PER, TOP Für das Land heißt die Einführung des Euros den Abschied von der Mark. TEL s. c., LA4 s. v. *Die Einführung des Euros heißt am das Land den Abschied von der Mark. *Die Einführung des Euros heißt für des Landes den Abschied von der Mark. ABL, EIN, KON *Die Einführung des Euros heißt für das Land den Abschied vom der Mark. *Die Einführung des Euros heißt für das Land den Abschied von die Mark. ABL, EIN, KON 10.7 heißen 701 <?page no="702"?> Die Einführung des Euros heißt für das Land den Abschied von der Mark. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Einführung des Euros heißt für das Land die Abschiede von der Mark. Die Einführung des Euros heißt für die Länder den Abschied von der Mark. Die Einführungen des Euros heißen für die Länder den Abschied von der Mark. KGZ Sie heißt für dieses das [AKK]. ANA s. c., LA4 s. v. *Die Einführung des Euros heißt von der Mark. ELM Die Einführung des Euros heißt den Abschied von der Mark. ELM s. c., LA1 ZV Die Einführung des Euros heißt für das Land den Abschied. ELM s. c., LA4 s. v. Die Einführung des Euros heißt den Abschied. ELM s. c., LA1 ZV *Die Einführung des Euros heißt. ELM *Für das Land heißt die Einführung des Euros. PER, ELM Die Einführung heißt den Abschied. ELM s. c., LA1 ZV *Sie heißt. ANA, ELM Tab. 123: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA4 heißen W(k( ξ ) s Die Einführung des Euros heißt für das Land den Abschied von der Mark ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 k( ξ ) s a b c d e f g h D(k( ξ )) / c a s h d c f g n(D(k( ξ ))) / 4 2 1 9 5 4 7 8 h(k) 0 2 3 1 5 6 2 3 4 Tab. 124: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA4 heißen IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w. λ x.s(q(r(t), u(v(w(x))))) (c) (a) (b) (f) (g) (h) ( λ y. λ z.y(z)) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w. λ x.s(q(r(t), u(v(w(x))))) (c) (a) (b) (f) (g) (h) ( λ y. λ z.y(z)) (d) (e) → λ r. λ t. λ u. λ v. λ w. λ x.s(c(r(t), u(v(w(x))))) (a) (b) (f) (g) (h) ( λ y. λ z.y(z)) (d) (e) → λ t. λ u. λ v. λ w. λ x.s(c(a(t), u(v(w(x))))) (b) (f) (g) (h) ( λ y. λ z. 702 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="703"?> y(z)) (d) (e) → λ u. λ v. λ w. λ x.s(c(a(b), u(v(w(x))))) (f) (g) (h) ( λ y. λ z.y(z)) (d) (e) → λ v. λ w. λ x.s(c(a(b), f(v(w(x))))) (g) (h) ( λ y. λ z.y(z)) (d) (e) → λ w. λ x.s(c(a(b), f(g(w(x))))) (h) ( λ y. λ z.y(z)) (d) (e) → λ x.s(c(a(b), f(g(h(x))))) ( λ y. λ z.y(z)) (d) (e) → s(c(a(b), f(g(h( λ y. λ z.y(z)))))) (d) (e) → s(c(a(b), f(g(h( λ z.d(z)))))) (e) → s(c(a(b), f(g(h(d(e)))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α . λ w α . λ x βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t βα ), u βα (v idK 2 βα (w K 2 βα (x id βα ))))) (c ι 1 ) (a ι 1 ) (b ι 1 ) (f ι 1 ) (g ι 1 ) (h ι 1 ) ( λ y α . λ z α .y idK 3 βα (z K 3 βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (c idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (b ι 2 ), f ι 2 (g idK 2 ι 2 (h K 2 ι 2 (d idK 3 ι 2 (e K 3 ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 idK 3 ι 2 K 3 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 idK 3 ι 1 K 3 ι 1 ) LA5: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] heißt [HV] NP AKK 1 [t. a.] NP AKK 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU; vgl. SBP1; Strukturbeispiel LA5 nach E-VALBU: [geh.] jemand heißt jemanden/ etwas einen solchen/ ein solches; im Sinne von: [geh.] jemand charakterisiert jemanden/ etwas als einen solchen/ ein solches/ als so; nennen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Sie heißen mich einen schlechten Poeten. (nach Schädlich, S. 200) [Bsp. aus E-Valbu] Sie heißen mich einen schlechten Poeten. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Einen schlechten Poeten heißen sie mich. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA5 s. v. Sie [Pl.] heißen mich einen schlechten Poeten. Er heißt uns schlechte Poeten. Er heißt uns einen Poetenbund. Sie heißen uns einen Poetenbund. KGZ Sie heißen mich einen solchen. ABL, ANA s. c., LA5 s. v. Sie heißen mich. [ANA], ELM s. c., [LA1] [ZV] *Einen schlechten Poeten heißen. PER, ELM *Mich heißen. PER, ELM *Sie heißen. ELM Tab. 125: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA5 heißen W(k( ξ ) s Sie heißen mich einen schlechten Poeten ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s b b 10.7 heißen 703 <?page no="704"?> W(k( ξ ) s Sie heißen mich einen schlechten Poeten n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 3 h(k) 0 2 1 2 2 Tab. 126: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA5 heißen IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t, u))) (b) (a) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t, u))) (b) (a) (c) (d) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t, u))) (a) (c) (d) → λ t. λ u.s(b(a, t, u))) (c) (d) → λ u.s(b(a, c, u))) (d) → s(b(a, c, d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t K 2 βα , u K 2 βα )) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c idK 2 ι 2 , d K 2 ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA6: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] heißt [ZV] nach [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA6 nach E-VALBU: jemand/ etwas heißt nach jemandem/ etwas; im Sinne von: jemand/ etwas ist nach jemandem/ etwas benannt; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp Johannes heißt nach seinem Großvater. [Bsp. aus E-VALBU] Johannes heißt nach seinem Großvater. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Nach seinem Großvater heißt Johannes. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA6 s. v. Nach seinem Großvater heißt Johannes. TEL s. c., LA6 s. v. *Johannes heißt vom seinem Großvater. *Johannes heißt nach sein Großvater/ seines Großvaters. ABL, EIN, KON Er heißt nach seinen Großvätern. Sie [Pl.] heißen nach ihren Großvätern. Sie [Pl.] heißen nach ihrem Großvater. *Er heißen nach seinen Großvätern. KGZ Er heißt nach ihm. ABL, ANA s. c., LA6 s. v. *Johannes heißt nach. ELM *Johannes heißt. ELM *Nach ihm heißt. PER, ELM *Er heißt. ELM Tab. 127: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA6 heißen 704 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="705"?> W(k( ξ ) s Johannes heißt nach seinem Großvater ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s b c n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 4 h(k) 0 2 1 2 3 Tab. 128: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA6 heißen IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) (d) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t(u))) (a) (c) (d) → λ t. λ u.s(b(a, t(u))) (c) (d) → λ u.s(b(a, c(u))) (d) → s(b(a, c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t idK 2 βα (u K 2 βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA7: NP NOM 1 [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] heißt [ZV] NP NOM 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA7 nach E-VALBU: jemand/ etwas heißt ein solcher/ ein solches; im Sinne von: jemand/ etwas ist ein solcher/ ein solches; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Steffi Graf und Ivan Lendl heißen die großen Sieger der Australian Open. (Mannheimer Morgen, 30.01.1989) [Bsp. aus E-VALBU] Leipzig heißt der Zielbahnhof für 1997. (Zeit, 16.06.1995, S. 61) [Bsp. aus E-VALBU] Der<ART> Sieger<N nn> heisst<VRB fin v> Alois<N ne> Häni<N ne> aus<AP pr> Zuzwil.<N ne> (A00/ SEP.59380 St. Galler Tagblatt, 05.09.2000, Ressort: TB- RSP (Abk.); Attraktiver Fahrsport in Weinfelden) Der Sieger heißt Alois Häni aus diesem Dorf. [Bsp. nach Corpusbeleg] Der Sieger heißt Alois Häni aus Zuzwil. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Aus Zuzwil heißt der Sieger Alois Häni. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3, LA7, LA8 s. v. *Aus Zuzwil der Sieger heißt Alois Häni. ABL, FLX, PER, TOP Alois Häni aus Zuzwil heißt der Sieger. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3, LA7, LA8 s. v. Alois Häni heißt der Sieger aus Zuzwil. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3, LA7, LA8 s. v. *Aus Zuzwil heißt der Sieger Alois Häni. TEL 10.7 heißen 705 <?page no="706"?> Der Sieger heißt Alois Häni aus Zuzwil. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Der Sieger heißt Alois Häni durch diesem Dorf. *Der Sieger heißt Alois Häni aus dieses Dorf/ dieses Dorfes. ABL, EIN, KON *Die Sieger heißen der Mann aus diesem Dorf. Die Sieger heißen die Männer aus diesem Dorf. Die Sieger heißen die Männer aus diesen Dörfern. *Die Sieger heißen der Mann aus diesen Dörfern. Der Sieger heißt der Mann aus diesem Dorf. KGZ Er heißt so aus diesem. ABL, ANA s. c., LA3, LA7, LA8 *Der Sieger heißt aus Zuzwil. ELM Er heißt so. ANA s. c., LA3, LA7, LA8 s. v. *Der Sieger heißt. ELM *Er heißt. ANA, ELM Tab. 129: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA7 heißen W(k( ξ ) s Er heißt Alois Häni aus Zuzwil ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s b n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 h(k) 0 2 1 2 Tab. 130: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA7 heißen IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r, t)) (b) (a) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r, t)) (b) (a) (c) → λ r. λ t.s(b(r, t)) (a) (c) → λ t.s(b(a, t)) (c) → s(b(a, c)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t K 1 βα )) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c K 1 ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 K 1 ι 1 ) LA8: NP NOM 1 [etwas/ kein typisches Agens] heißt [ZV] NP NOM 2 [t. a.] 706 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="707"?> Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA8 nach E-VALBU: etwas heißt ein solches; im Sinne von: etwas ist ein solches; lauten Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd «Zweiklang<N nn>» heisst<VRB fin v> diese<PRON dem at> Art<N nn> von<AP pr> Grenzstein.<N nn> (A09/ JUL.05535 St. Galler Tagblatt, 22.07.2009, S. 31; Grenzen erfahren und lustvoll überschreiten) „ Zweiklang “ heißt diese Art von Grenzstein. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Diese Art von Grenzstein heißt „ Zweiklang “ . ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3, LA7, LA8 s. v. *Von Grenzstein heißt diese Art „ Zweiklang “ . ABL, FLX, PER, TOP * „ Zweiklang heißt diese Art nach Grenzstein. * „ Zweiklang “ heißt diese Art von Grenzsteines. ABL, EIN, KON * „ Zweiklang “ heißt diese Arten von Grenzstein. „ Zweiklang “ heißen diese Arten von Grenzstein. „ Zweiklang “ heißt diese Art von Grenzsteinen. KGZ So heißt diese von diesem. ABL, ANA s. c., LA3, LA7, LA8 s. v. So heißt diese. ANA s. c., LA3, LA7, LA8 s. v. * „ Zweiklang “ heißt. ELM *Diese Art von Grenzstein heißt. ELM *So heißt. ANA, ELM *Diese heißt. ANA, ELM Tab. 131: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA8 heißen W(k( ξ ) s „ Zweiklang “ heißt diese Art von Grenzstein ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s b a d n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 2 5 h(k) 0 2 1 2 3 4 Tab. 132: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA8 heißen 10.7 heißen 707 <?page no="708"?> IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r, t(u(v))) (b) (c) (a) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r, t(u(v))) (b) (c) (a) (d) (e) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(b(r, t(u(v))) (c) (a) (d) (e) → λ t. λ u. λ v.s(b(c, t(u(v))) (a) (d) (e) → λ u. λ v.s(b(c, a(u(v))) (d) (e) → λ v.s(b(c, a(d(v))) (e) → s(b(c, a(d(e))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t K 1 βα (u idK 2 βα (v K 2 βα )))) (b ι 1 ) (c ι 1 ) (a ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 , a K 1 ι 2 (d idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA1 es heißt: [Nebensatz] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA1 es heißt nach E-VALBU: es heißt über jemanden/ etwas etwas; im Sinne von: es wird über jemanden/ etwas behauptet, dass etwas der Fall sei; Satzbauplan nach E-VALBU: (K prp), K vrb LA2 es heißt: [Nebensatz] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA2 es heißt nach E-VALBU: es heißt irgendwo etwas; im Sinne von: irgendwo steht gedruckt, geschrieben, dass etwas der Fall ist; Satzbauplan nach E-VALBU: K adv, K vrb SBP1: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] heißt [HV] NP AKK [t. a.] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA5; Strukturbeispiel LA5 nach E-VALBU: [geh.] jemand heißt jemanden/ etwas einen solchen/ ein solches; im Sinne von: [geh.] jemand charakterisiert jemanden/ etwas als einen solchen/ ein solches/ als so; nennen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Die<ART> Gemeindeverwaltung<N nn> heisst<VRB fin v> den<ART> neuen<ADJ at> Mitarbeiter<N nn> herzlich<ADJ d> willkommen.<ADJ d> (A00/ JUN.41057 St. Galler Tagblatt, 14.06.2000, Ressort: WV-HTG (Abk.); Frauenverein besucht Theatervorstellung) Sie<PRON per irr> hiessen<VRB fin v> alle<PRON ind at> Anträge<N nn> des<ART> Verwaltungsrates<N nn> gut.<ADJ d> (SOZ09/ MAI.00123 Die Südostschweiz, 01.05.2009; Aktionäre mit Geberit zufrieden) Die<ART> Kantone<N nn> [die Personen der Kantone] heissen<VRB fin v> den<ART> bundesrätlichen<ADJ at> Vorschlag<N nn> gut.<ADJ d> (A00/ OKT.69562 St. Galler Tagblatt, 10.10.2000, Ressort: TB-INL (Abk.); Nicht ohne Militär) 708 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="709"?> Die Kantone heißen den bundesrätlichen Vorschlag gut. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Gut heißen die Kantone den bundesrätlichen Vorschlag. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP1 *Den bundesrätlichen Vorschlag gut heißen die Kantone. ABL, FLX, PER, TOP Den bundesrätlichen Vorschlag heißen die Kantone gut. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP1 s. v. *Gut heißen die Kantone den bundesrätlichen Vorschlag. TEL Der Kanton heißt die bundesrätlichen Vorschläge gut. *Die Kantone heißen die bundesrätlichen Vorschläge guten. KGZ *Die Kantone heißen den bundesrätlichen Vorschlag guten. KGZ Sie heißen ihn so. ANA s. c., SBP1 s. v. *Die Kantone heißen den bundesrätlichen Vorschlag. ABL, ELM *Die Kantone heißen gut. ELM *Den bundesrätlichen Vorschlag heißen gut. ELM *Den bundesrätlichen Vorschlag heißen. ELM Sie heißen ihn. ANA, ELM s. c., LA1 ZV *Die Kantone heißen. ELM *Sie heißen. ANA ELM Tab. 133: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP1 heißen W(k( ξ ) s Die Kantone heißen den bundesrätlichen Vorschlag gut ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s b b n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 3 h(k) 0 2 1 2 2 Tab. 134: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP1 heißen 10.7 heißen 709 <?page no="710"?> IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t, u))) (b) (a) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t, u))) (b) (a) (c) (d) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t, u))) (a) (c) (d) → λ t. λ u.s(b(a, t, u))) (c) (d) → λ u.s(b(a, c, u))) (d) → s(b(a, c, d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t βα , u βα )) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c ι 2 , d ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) 10.8 Zusammenfassung zu dem Verb heißen KV α -äquivalente LAen u. SBPe (bzgl. V) KZ KA KV 1 LA1, LA4 [2] [NP NOM , NP AKK ] KV 2 LA2, LA3, LA7, LA8 [2] [NP NOM 1 , NP NOM 2 ] KV 3 LA5 [3] [NP NOM , NP AKK 1 , NP AKK 2 ] KV 4 LA6 [2] [NP NOM , NACH DAT, -KTR ] KV 5 SBP1 [3] [NP NOM , NP AKK , ADJ -FL ˅ ADJP -FL ] Tab. 135: KVen des Vs heißen KV Konnotation KV 1 ein unbelebtes, nicht potentiell agentives Subjekt/ etwas heißt etwas im Sinne von etwas bedeutet etwas anderes, etwas ist die Konsequenz von etwas anderem KV 2 jemand/ etwas heißt ein solcher/ ein solches/ ein Name im Sinne von jemand/ etwas trägt einen Namen/ eine Bezeichnung KV 3 jemand heißt jemanden/ etwas einen solchen/ ein solches im Sinne von jemand nennt jemanden/ etwas einen solchen/ ein solches KV 4 jemand/ etwas heißt nach jemandem/ etwas im Sinne von jemand/ etwas lautet nach jemandem/ etwas, jemand/ etwas wird mit dem Namen eines anderen ausgestattet bzw. ein Laut/ eine Lautform wird wiedergegeben oder das Echo eines Lautes/ einer Lautform wird erzeugt KV 5 jemand heißt jemanden/ etwas so im Sinne von jemand benennt jemanden/ etwas als solcher Art Tab. 136: Konnotation des Vs heißen 710 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="711"?> Abb. 43: Aktionsart Abb. 44: Synt. Subj.pos. Abb. 45: Domain A Abb. 46: Domain B Komposition: Es gibt keine regelhafte Systematik der Bildung von ASSen und KHFern mit dem V heißen. Die syntaktischen Minimalstrukturen werden von KV 1 , KV 2 und KV 4 gestellt. KV 1 betrifft nur ASSe und KHFer, die ein sachliches 2712 , ein unbelebtes oder nicht potentiell agentives Subjekt als NP NOM 1 aufweisen. KV 2 sowie KV 3 sind in der Lage, verschiedenartige gegenständliche 2713 oder personale Subjekte anzunehmen. Aus diesem Grund können nicht sämtliche LAen und SBPe auf KV 1 reduziert werden und bilden eigene Strukturen, die in der IS nicht auf KV 1 aufbauen. Es ergeben sich für das V heißen insgesamt fünf verschiedene Grundstrukturen, KV 1 , KV 2 , KV 3 , KV 4 und KV 5 . Die innere Struktur von KV 1 ist eine fakultative PP mit der P für und NP AKK . Das V heißen projiziert in KV 1 ausschließlich die NP NOM 1 und eine NP AKK . Die inneren Strukturen, welche an KV 1 anschließen, besitzen zum Teil eine P für, welche eine NP AKK projiziert. Die innere Struktur von KV 2 ist eine fakultative PP mit NP DAT . In KV 2 projiziert das V heißen die NP NOM 1 sowie die NP NOM 2 . Die innere Struktur wird von einer P eingeleitet, die eine NP DAT projiziert. Eine innere Struktur von KV 3 ist nicht gegeben, die ASSe und KHFer mit KV 3 werden nur durch freie An ergänzt. Die innere Struktur von KV 4 ist ebenfalls nicht anzugeben, denn ASSen und KHFern mit KV 4 werden nur freie An angefügt. Die innere Struktur von KV 5 ist desgleichen nicht zu nennen, da ASSen und KHFern mit KV 5 nur freie Aen hinzugefügt werden. Es ergeben sich Perkolationen durch die zusätzlichen Projektionen. Allerdings besitzt das V heißen nicht nur eine syntaktische Minimalstruktur, sondern drei verschiedene syntaktische Minimalstrukturen. Da diese perkolierenden Einheiten des Vs heißen gleichzeitig Einheiten syntaktischer Minimalstrukturen stellen, besitzen sie nach der IS einen etwas stärkeren Einfluss auf den Inhalt des Vs heißen als z. B. die 2712 S. obige Fn. 2711 2713 S. obige Fn. 2711 10.8 Zusammenfassung zu dem Verb heißen 711 <?page no="712"?> Perkolationen derjenigen Entitäten, welche die syntaktische Minimalstruktur des Vs gelten obligatorisch erweitern, welches nur eine einzige syntaktische Minimalstruktur hat. Betreffs des Vs heißen liefert KV 1 die Perkolation der NP AKK , KV 2 die Perkolation der zweiten NP NOM , KV 3 die Perkolationen von zwei NPn AKK , KV 4 die Perkolation einer P und KV 5 die zwei Perkolationen einer NP AKK und eine/ -s/ -r ADJs -FL ˅ ADJP -FL . Diese Perkolationen beeinflussen durch ihren Argumentstatus den Inhalt des Vs heißen mit. Die gleichzeitige Projektion und Perkolation zwischen dem V heißen und den verschiedenen Perkolationen, d. h. den NPn AKK , der NP NOM 2 oder des/ der ADJs -FL ˅ ADJP -FL , können auch als wechselseitiges Interdependenzverhältnis verstanden werden. Um eine regelhafte Systematik der Bildung von ASSen und KHFern mit dem V heißen zu erhalten, ist keine einfache Lösung zu denken. Eine Reduktion auf drei Grundstrukturen, nämlich KV 1 , KV 2 und KV 4 würde eine Redensart in der deutschen Sprache erfordern, welche einem SBP mit belebtem und potentiell agentiven SUBJ als personales Agens in grammatischer Subjektposition nach dem Beispiel *Der Mann heißt einen Zeugen Grammatizität im Sinne von Der Mann nennt einen Zeugen oder Der Mann deutet auf einen Zeugen hin verleiht. Eine derartige LA oder ein derartiger SBP ist nicht vorhanden, sondern wird vom kompetenten Muttersprachler unmittelbar mit SBPen wie Der Mann heißt ein Zeuge oder Erweiterungen wie Der Mann heißt einen Zeugen einen solchen/ so assoziiert. Deswegen zerfällt der Inhalt des Vs heißen mit KV 1 , KV 2 KV 3 , KV 4 und KV 5 in fünf verschiedene Konnotationen. Konnexionen: An KV 1 , KV 2 , KV 3 , KV 4 und KV 5 angeschlossene Strukturen leisten keinen Beitrag zur jeweiligen Konnotation des Vs heißen in den fünf verschiedenen Grundstrukturen, da sie sich in der IS als fakultative Een anfügen. KV 1 besitzt als obligatorische Een eine NP NOM und eine NP AKK , welche beide vom Verb heißen kasusregiert sind. In KV 1 ist die P für fakultativ und nicht vom V heißen lexikalisch statusregiert, doch da die innere Struktur eine eigene Dynamik aufweist, ist die NP AKK in der PP von der P für obligatorisch kasusregiert. In KV 2 sind beide obligatorischen NPn von dem V heißen kasusregiert. Die P auf oder in der fakultativen PP mit NP DAT , welche an KV 2 anschließt, ist nicht vom V heißen lexikalisch statusregiert, kasusregiert jedoch selbst die obligatorische NP DAT in der PP. In KV 3 kasusregiert das V heißen eine obligatorische NP NOM und zwei obligatorische NPn AKK . In KV 4 kasusregiert das V heißen eine obligatorische NP NOM und zudem ist die P, die selbst eine obligatorische NP DAT kasusregiert, von dem V heißen obligatorisch lexikalisch statusregiert. In KV 5 erwirkt das V heißen eine Kasusrektion auf eine obligatorische NP NOM sowie auf eine obligatorische NP AKK und übt eine kategoriale Statusrektion auf ein/ -e obligatorische/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL aus. In der an KV 1 712 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="713"?> angeschlossenen Struktur ist die mit NP AKK 1 kongruierende NP AKK in der fakultativen PP nicht obligatorisch und zudem von der P für kasusregiert. Deswegen entsteht die Annahme einer traditionellen prädikativen Beziehung in LAen und SBPen mit KV 1 nicht. In KV 2 besteht ein Kongruenzverhältnis zwischen der obligatorischen NP NOM 1 und der obligatorischen NP NOM 2 . Ein traditionelles prädikatives Verhältnis könnte in KV 2 zwischen NP NOM 1 und NP NOM 2 angedacht werden, ist jedoch strukturell in keinem Fall notwendig und würde den Inhalt des Vs heißen mit einer KOP sein substituieren, was jedoch im zeichenhaften Ausdruck nicht materialisiert ist und deshalb wortwörtlich keinen Sinn macht, außer unter Umständen als ein Notbehelf für Sprachteilnehmer, denen das Zeichen des Vs heißen nicht intelligibel ist. Eine derartige Substitution des realisierten Vs heißen mit dem V sein einer traditionellen prädikativen Beziehung erwirkt jedoch in jedem Fall eine unerwünschte semantische Verzerrung des ursprünglich mit dem V heißen realisierten sprachlichen Ausdrucks. Das V heißen übernimmt in KV 2 die Etablierung der Beziehung zwischen den beiden NPn NOM , wobei die NP NOM 2 sich auf die NP NOM 1 mittelbar über das V heißen bezieht, das mit der NP NOM 1 kongruiert. Die inhaltliche Leistung, die beiden Einheiten sinnhaft miteinander zu verknüpfen, leistet damit in der IS das V heißen. Das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL in KV 5 ist ein obligatorisches Argument des Vs heißen und besteht den TEL nicht. Deswegen bezieht sich das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL in KV 5 nicht primär auf das V heißen sondern auf die NP AKK 1 , an die es positionell gebunden ist. Durch die Festsetzung der Position des/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL ist es möglich, eine verdeckte KOP sein zwischen der NP AKK und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL anzunehmen. Die NP AKK 2 aus KV 3 besteht den TOP und den TEL, kongruiert jedoch nicht mit dem V heißen bzw. mit NP NOM 1 , sondern mit der NP AKK 1 . Es ist deshalb naheliegend, die NP AKK 2 als traditionelles Prädikativ zur NP AKK 1 zu interpretieren, welches mit Hilfe einer verdeckten KOP sein an die NP AKK 1 gebunden ist. Obwohl KV 3 und KV 5 sich syntaktisch zu ähneln scheinen und in traditionellen Grammatiken oft als heißen mit Objektsprädikativ jemand/ etwas heißt jemanden/ etwas einen solchen/ ein solches/ so zusammengefasst werden, handelt es sich demnach um zwei ganz verschiedene syntaktische Strukturen. Dennoch befindet die vorliegende Beleganalyse, dass eine Interpretation für die Strukturen in KV 3 und KV 5 als Objektsprädikativ-Komplexe mit einer verdeckten KOP sein nicht widerlegbar ist, obwohl die Person oder der Gegenstand, welche/ -r die obligatorische NP AKK 1 stellt, von der Person oder dem Gegenstand als NP NOM 1 , so bzw. ein solches/ ein solcher/ eine solche geheißen wird, was nicht konnotiert, dass die Person oder der Gegenstand, welcher die obligatorische NP AKK 1 stellt, so bzw. ein solches/ ein solcher/ eine solche ist. 10.8 Zusammenfassung zu dem Verb heißen 713 <?page no="714"?> Status des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Subjektsprädikativs: Es treten ein obligatorisches Akkusativobjekt mit SGS (LA1, LA4, LA5, SBP1), ein obligatorisches Nominativobjekt mit SGS (LA2, LA3, LA7, LA8) und ein obligatorisches Präpositionalobjekt mit der P nach und einer NP DAT mit SGS (LA6) auf. Status des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Objektsprädikativs: Zunächst ist ein fakultatives, präpositionales Modaladverbial/ fakultatives Präpositionalobjekt mit vorgegebener P auf oder in mit SGS (LA2) zu nennen. Diese E kann unter Umständen als Präpositionalobjekt und nicht als präpositionales Modaladverbial eingestuft werden, da die P auf/ in weitgehend von dem V heißen vorgegeben ist. 2714 Doch die Präpositionalkonstanz ist nicht uneingeschränkt gegeben und die Wahl der P auf oder in erzeugt eine leichte Bedeutungsveränderung (LA2). Ob es sich in LA2 um ein Objekt oder ein Adverbial handelt, muss eventuell durch weitere, differenziertere Analysen und linguistische Testverfahren ermittelt werden und kann in der vorliegenden Studie nicht eindeutig beantwortet werden. Nach obiger Beleganalyse handelt es sich auf jeden Fall um eine fakultative Einheit, dessen P vom V heißen nicht lexikalisch statusregiert ist, aber vielleicht vom V bestimmt ist. Des Weiteren ergibt sich ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P für und einer NP AKK mit SGS (LA4). Es treten außerdem ein obligatorisches zweites Akkusativobjekt/ traditionelles Objektsprädikativ NP AKK 2 mit SGS (LA5) sowie ein/ -e obligatorische/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL als Rechtsattribut/ Objektsprädikativ ohne SGS (SBP1) auf. Die NP AKK 2 (LA5) besteht den TOP, ebenso wie das obligatorische erste Akkusativobjekt NP AKK 1 (LA1, LA4, LA5, SBP1). Die NP AKK 2 (LA5) muss nicht adjazent zu der NP AKK 1 stehen, indiziert jedoch einen notwendigen Bezug auf die NP AKK 1 durch seine Obligatorik sowie seine Kongruenz mit der NP AKK 1 , wobei beide NPn AKK nicht mit dem V heißen kongruieren. Das obligatorische Rechtsattribut/ traditionelle Objektsprädikativ besteht den TEL nicht und ist damit an seine Position adjazent rechts der NP AKK gebunden (SBP1). Traditionelle Prädikative: Das obligatorische Rechtsattribut als das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL in SBP1 (IS SBP1 heißen: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t, u))) (b) (a) (c) (d)) sowie das obligatorische Kasusobjekt NP AKK 2 in LA5 (IS LA5 heißen: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t, u))) (b) (a) (c) (d)) können jeweils als traditionelles Prädikativ zu der Bezugsphrase NP AKK bzw. NP AKK 1 interpretiert werden. 2714 Vgl. D ÜRSCHEID (2012: 40) 714 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="715"?> 10.9 nennen LA1: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] nennt [HV] [NP DAT [t. a.]] NP AKK [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP4; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: jemand/ etwas nennt jemandem etwas; im Sinne von: jemand/ etwas gibt jemandem etwas zur Kenntnis; mitteilen, anführen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, (K dat) Andres<N ne> nennt<VRB fin v> nur<ADV> mal<ADV> die<ART> erheblich<ADJ d> gestiegenen<ADJ at> Energiepreise.<N nn> (RHZ08/ AUG.05231 Rhein-Zeitung, 06.08.2008; Subotic-Transfer mindert Stress) Andres nennt nur mal die erheblich gestiegenen Energiepreise. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die erheblich gestiegenen Energiepreise nennt Andres nur mal. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1, LA4 s. v. Andres nennt die erheblich gestiegenen Energiepreise nur mal. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1, LA4 s. v. *Nur mal nennt Andres die erheblich gestiegenen Energiepreise. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1, LA4 s. v. Mal nennt Andres nur die erheblich gestiegenen Energiepreise. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1, LA4 s. v. Nur Andres nennt mal die erheblich gestiegenen Energiepreise. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1, LA4 s. v. Mal nennt Andres nur die erheblich gestiegenen Energiepreise. TEL s. c., LA1, LA4 s. v. *Nur Andres nennt mal die erheblich gestiegenen Energiepreise. TEL Er nennt nur mal den erheblich gestiegenen Energiepreis. Sie [Pl.] nennen nur mal den erheblich gestiegenen Energiepreis. KGZ Er nennt nur mal sie. ABL, ANA s. c., LA1, LA4, SBP4 s. v. ˅ VV Andres nennt nur die erheblich gestiegenen Energiepreise. ABL, ELM s. c., LA1, LA4 s. v. Andres nennt mal die erheblich gestiegenen Energiepreise. ABL, ELM s. c., LA1, LA4 s. v. Andres nennt die erheblich gestiegenen Energiepreise. ABL, ELM s. c., LA1, LA4 s. v. *Andres nennt. ELM 10.9 nennen 715 <?page no="716"?> Andres nennt nur mal die erheblich gestiegenen Energiepreise. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Die erheblich gestiegenen Energiepreise [AKK] nennt. ELM *Er nennt. ELM Tab. 137: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA1 nennen W(k( ξ ) s Andres nennt nur mal die erheblich gestiegenen Energiepreise ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s s s b n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 1 3 h(k) 0 2 1 1 1 2 Tab. 138: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA1 nennen IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q, r, t(u, v)) (c) (d) (b) (a) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. s(q, r, t(u, v)) (c) (d) (b) (a) (e) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(c, r, t(u, v)) (d) (b) (a) (e) → λ t. λ u. λ v.s(c, d, t(u, v)) (b) (a) (e) → λ u. λ v.s(c, d, b(u, v)) (a) (e) → λ v.s(c, d, b(a, v)) (e) → s(c, d, b(a, e)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α .s ο 1 (q βα , r βα , t idK 1 βα (u K 1 βα , v βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , d ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , e ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) LA2: NP NOM [jemand/ agentiv typisches Agens] nennt [HV] NP AKK 1 [t. a.] NP AKK 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA6; vgl. SBP1; Strukturbeispiel LA2 nach E-VALBU: jemand nennt jemanden/ etwas einen solchen; im Sinne von: jemand gibt jemandem/ etwas einen solchen Namen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Man<PRON ind sub> nennt<VRB fin v> den<ART> Mars<N nn> auch<ADV> den<ART> „ Roten Planeten “ . (BRZ09/ JAN.06905 Braunschweiger Zeitung, 19.01.2009; Gibt es Leben auf dem Mars? ) Bottini<N ne> nennt<VRB fin v> den<ART> Weg<N nn> schlicht<ADJ d> Tomaten-Teppich.<N nn> (A09/ JUL.04685 St. Galler Tagblatt, 18.07.2009, S. 27; «Walk of Fame» der Tomaten) 716 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="717"?> Die<ART> Lichtensteiger<N nn> nennen<VRB fin v> ihn<PRON per irr> unterdessen<ADV> liebevoll<ADJ d> «Ötzi<N ne>». (A09/ AUG.05566 St. Galler Tagblatt, 21.08.2009, S. 47; Premierensplitter) Die Lichtensteiger nennen ihn unterdessen liebevoll „ Ötzi “ . Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart „ Ötzi “ nennen die Lichtensteiger ihn unterdessen liebevoll. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Liebevoll nennen die Lichtensteiger ihn unterdessen „ Ötzi “ . ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Unterdessen nennen die Lichtensteiger ihn liebevoll „ Ötzi “ . ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Ihn nennen die Lichtensteiger unterdessen liebevoll „ Ötzi “ . ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Unterdessen nennen ihn die Lichtensteiger liebevoll „ Ötzi “ . ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Liebevoll nennen ihn die Lichtensteiger unterdessen „ Ötzi “ . ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. *Die Lichtensteiger nennen „ Ötzi “ unterdessen liebevoll ihn. ABL, FLX, PER, TOP Liebevoll nennen die Lichtensteiger ihn unterdessen „ Ötzi “ . TEL s. c., LA2 s. v. Unterdessen nennen die Lichtensteiger ihn liebevoll „ Ötzi “ . TEL s. c., LA2 s. v. Liebevoll nennen ihn die Lichtensteiger unterdessen „ Ötzi “ . TEL s. c., LA2 s. v. Unterdessen nennen ihn die Lichtensteiger liebevoll „ Ötzi “ . TEL s. c., LA2 s. v. *Die Lichtensteiger nennen sie [Pl.] unterdessen liebevoll „ Ötzi “ . Die Lichtensteiger nennen sie [Pl.] unterdessen liebevoll „ Ötzis “ . Der Lichtensteiger nennt ihn unterdessen liebevoll „ Ötzi “ . KGZ Die Lichtensteiger nennen ihn unterdessen „ Ötzi “ . ABL, ELM s. c., LA2 s. v. Die Lichtensteiger nennen ihn liebevoll „ Ötzi “ . ABL, ELM s. c., LA2 s. v. Die Lichtensteiger nennen ihn „ Ötzi “ . ELM s. c., LA2 s. v. „ Ötzi “ nennen ihn die Lichtensteiger. PER s. c., LA2 s. v. Sie nennen ihn unterdessen liebevoll einen solchen. ABL, ANA s. c., LA2, LA6, SBP1 s. v. Sie nennen ihn. ANA, ELM s. c., LA1, LA4, SBP4 s. v. ˅ VV 10.9 nennen 717 <?page no="718"?> Die Lichtensteiger nennen ihn unterdessen liebevoll „ Ötzi “ . Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Lichtensteiger nennen einen solchen. ELM s. c., LA1, LA4 s. v. *Die Lichtensteiger nennen. ELM *Sie nennen. ANA, ELM Tab. 139: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA2 nennen W(k( ξ ) s Die Lichtensteiger nennen ihn unterdessen liebevoll „ Ötzi “ ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / b s b s s c n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 1 1 4 h(k) 0 2 1 2 1 1 3 Tab. 140: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA2 nennen IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q, r, t(u, v(w))) (d) (e) (b) (a) (c) ( λ x.x) (f); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q, r, t(u, v(w)))) (d) (e) (b) (a) (c) ( λ x.x) (f) → λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(d, r, t(u, v(w)))) (e) (b) (a) (c) ( λ x.x) (f) → λ t. λ u. λ v. λ w.s(d, e, t(u, v(w)))) (b) (a) (c) ( λ x.x) (f) → λ u. λ v. λ w.s(d, e, b(u, v(w)))) (a) (c) ( λ x.x) (f) → λ v. λ w. s(d, e, b(a, v(w)))) (c) ( λ x.x) (f) → λ w.s(d, e, b(a, c(w)))) ( λ x.x) (f) → s(d, e, b(a, c ( λ x.x)))) (f) → s(d, e, b(a, c(f)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α . λ w βα .s ο 1 (q βα , r βα , t idK 1 βα (u K 1 βα , v idK 2 βα (w id βα ))) (d ι 1 ) (e ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ x α .x K 2 βα ) (f ι 1 ) → s ο 1 (d ι 2 , e ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c idK 2 ι 2 (f K 2 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) ( ι 1 ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA3: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] nennt [HV] NP AKK [t. a.] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA7; vgl. SBP1; vgl. SBP2; vgl. SBP3; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand nennt jemanden/ etwas als einen solchen/ ein solches/ so; im Sinne von: jemand charakterisiert jemanden/ etwas als einen solchen/ ein solches/ so charakterisieren; heißen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Analysten<N nn> nannten<VRB fin v> die<ART> Übernahme<N nn> strategisch<ADJ d> sinnvoll.<ADJ d> (A09/ MAR.00843 St. Galler Tagblatt, 04.03.2009, S. 9; Galenica erwirbt Sun Store) 718 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="719"?> Er<PRON per irr> nannte<VRB fin v> die<ART> Aussagen<N nn> glaubhaft. <ADJ d> (NUN07/ NOV.00197 Nürnberger Nachrichten, 03.11.2007, S. 1; Herzogau: Kein Strafverfahren - Staatsanwalt ermittelt nicht) Er<PRON per irr> nannte<VRB fin v> die<ART> Reform<N nn> notwendig. <ADJ d> (BRZ05/ NOV.01214 Braunschweiger Zeitung, 24.11.2005; Seehofer: Wir wollen die Reform) Er nannte die Reform notwendig. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Reform nannte er notwendig. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. Notwendig nannte er die Reform. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1, LA4 s. v. *Notwendig nannte er die Reform. TEL Er nannte die Reformen notwendig. Sie [Pl.] nannten die Reform notwendig. *Er nannte die Reformen notwendige. *Sie [Pl.] nannten die Reformen notwendige. *Er nannte die Reform notwendige. KGZ Er nannte sie so. ABL, ANA s. c., LA3, SBP3 s. v. Er nannte sie. ABL, ANA, ELM s. c., LA1, LA4, SBP4 s. v. *Er nannte notwendig. ELM *Er nannte. ELM Tab. 141: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA3 nennen W(k( ξ ) s Er nannte die Reform notwendig ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s b c n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 4 h(k) 0 2 1 2 3 Tab. 142: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA3 nennen IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v.v) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v.v) (d) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t(u))) (a) (c) ( λ v.v) (d) → λ t. λ u. s(b(a, t(u))) (c) ( λ v.v) (d) → λ u.s(b(a, c(u))) ( λ v.v) (d) → s(b(a, c( λ v.v))) (d) → s(b(a, c(d))) NF 10.9 nennen 719 <?page no="720"?> TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t βα (u id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ v α .v βα ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c ι 2 (d ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) LA4: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] nennt [HV] NP AKK [t. a.] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA4 nach E-VALBU: jemand nennt jemanden; im Sinne von: jemand bestimmt jemanden und gibt dessen Namen bekannt; benennen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk Der Verteidiger des Angeklagten nannte mehrere Zeugen. [Bsp. aus E-VALBU] Der Verteidiger des Angeklagten nannte mehrere Zeugen. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Mehrere Zeugen nannte der Verteidiger des Angeklagten. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1, LA4 s. v. *Des Angeklagten nannte mehrere Zeugen der Verteidiger. ABL, FLX, PER, TOP Der Verteidiger des Angeklagten nannte einen Zeugen. Die Verteidiger des Angeklagten nannten einen Zeugen. Der Verteidiger der Angeklagten nannte mehrere Zeugen. Der Verteidiger der Angeklagten nannte einen Zeugen. Die Verteidiger der Angeklagten nannten einen Zeugen. KGZ Er nannte sie. ANA s. c., LA1, LA4, SBP4 s. v. ˅ VV Der Verteidiger nannte Zeugen. ELM s. c., LA1, LA4 s. v. *Mehrere Zeugen [AKK] nannte. PER, ELM *Der Verteidiger nannte. ELM *Er nannte. ANA, ELM Tab. 143: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA4 nennen W(k( ξ ) s Der Verteidiger des Angeklagten nannte mehrere Zeugen ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / c a s c n(D(k( ξ ))) / 4 2 1 4 h(k) 0 2 3 1 2 Tab. 144: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA4 nennen 720 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="721"?> IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r(t), u))) (c) (a) (b) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r(t), u))) (c) (a) (b) (d) → λ r. λ t. λ u.s(c(r(t), u))) (a) (b) (d) → λ t. λ u.s(c(a(t), u))) (b) (d) → λ u.s(c(a(b), u))) (d) → s(c(a(b), d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t βα ), u βα )) (c ι 1 ) (a ι 1 ) (b ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (c idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (b ι 2 ), d ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) LA5: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] nennt [HV] NP AKK [t. a.] [jemanden/ etwas] nach [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.] [jemandem/ etwas] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA5 nach E-VALBU: jemand nennt jemanden/ etwas nach jemandem/ etwas; im Sinne von: jemand gibt jemandem/ etwas den Namen von jemandem/ etwas; benennen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prp Die Stadt hat die Straßen in diesem Stadtviertel nach Bäumen und Blumen genannt. [Bsp. aus E-VALBU] Die Stadt [die Personen/ die Stadtverwaltung der Stadt] nannte die Straßen in diesem Stadtviertel nach Bäumen und Blumen. [Bsp. nach E-VALBU] Die Stadt nannte die Straßen in diesem Stadtviertel nach Bäumen und Blumen. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Nach Bäumen und Blumen nannte die Stadt die Straßen in diesem Stadtviertel. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1, LA4, LA5 s. v. In diesem Stadtviertel nannte die Stadt die Straßen nach Bäumen und Blumen. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1, LA4, LA5 s. v. *Nach Bäumen und Blumen nannte die Stadt die Straßen in diesem Stadtviertel. TEL *In diesem Stadtviertel nannte die Stadt die Straßen nach Bäumen und Blumen. TEL *Die Stadt nannte die Straßen in diesem Stadtviertel durch Bäumen und Blumen *Die Stadt nannte die Straßen in diesem Stadtviertel nach Bäume und Blumen. ABL, EIN, KON *Die Stadt nannte die Straßen durch diesem Stadtviertel nach Bäumen und Blumen. *Die Stadt nannte die Straßen in dieses Stadtviertel nach Bäumen und Blumen. ABL, EIN, KON 10.9 nennen 721 <?page no="722"?> Die Stadt nannte die Straßen in diesem Stadtviertel nach Bäumen und Blumen. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Stadt nannte die Straßen in diesen Stadtvierteln nach Bäumen und Blumen. Die Städte nannten die Straßen in diesen Stadtvierteln nach Bäumen und Blumen. Die Städte nannten die Straße in diesem Stadtviertel nach Bäumen und Blumen. Die Städte nannten die Straßen in diesen Stadtvierteln nach einem Baum. KGZ Sie nannte diese in diesem nach diesen und diesen. ABL, ANA s. c., LA5 s. v. Sie nannte diese nach diesen. ABL, ANA s. c., LA5 s. v. Die Stadt nannte die Straßen nach Bäumen und Blumen. ELM s. c., LA5 s. v. *Die Stadt nannte in diesem Stadtviertel nach Bäumen und Blumen. ELM *Die Stadt nannte nach Bäumen und Blumen. ELM *Die Stadt nannte in diesem Stadtviertel. ELM Die Stadt nannte die Straßen. ELM s. c., LA1, LA4 s. v. Sie nannte sie [AKK]. ANA, ELM s. c., LA1, LA4, SBP4 s. v. ˅ VV *Sie nannte. ANA, ELM Tab. 145: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA5 nennen W(k( ξ ) s Die Stadt nannte die Straßen in diesem Stadtviertel nach Bäumen und Blumen ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 k( ξ ) s a b c d e f g h i D(k( ξ )) / b s b c d d f g h n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 4 5 6 7 8 9 h(k) 0 2 1 2 3 4 5 6 7 8 Tab. 146: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA5 nennen IS: λ p. λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(p(q, r(t(u(v))) (b) (a) (c) (d) (e) ( λ w. λ x. λ y. λ z.w(x(y(z)))) (f) (g) (h) (i); ß-Reduktion: λ p. λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(p (q, r(t(u(v))) (b) (a) (c) (d) (e) ( λ w. λ x. λ y. λ z.w(x(y(z)))) (f) (g) (h) (i) → λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(b(q, r(t(u(v))) (a) (c) (d) (e) ( λ w. λ x. λ y. λ z.w(x(y(z)))) (f) (g) (h) (i) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(b(a, r(t(u(v))) (c) (d) (e) ( λ w. λ x. λ y. λ z.w(x(y(z)))) (f) (g) (h) (i) → λ t. λ u. λ v.s(b(a, c(t(u(v))) (d) (e) ( λ w. 722 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="723"?> λ x. λ y. λ z.w(x(y(z)))) (f) (g) (h) (i) → λ u. λ v.s(b(a, c(d(u(v))) (e) ( λ w. λ x. λ y. λ z. w(x(y(z)))) (f) (g) (h) (i) → λ v.s(b(a, c(d(e(v))) ( λ w. λ x. λ y. λ z.w(x(y(z)))) (f) (g) (h) (i) → s(b(a, c(d(e( λ w. λ x. λ y. λ z.w(x(y(z)))))) (f) (g) (h) (i) → s(b(a, c(d(e( λ x. λ y. λ z.f(x(y(z)))))) (g) (h) (i) → s(b(a, c(d(e( λ y. λ z.f(g(y(z)))))) (h) (i) → s(b(a, c(d(e ( λ z.f(g(h(z)))))) (i) → s(b(a, c(d(e(f(g(h(i)))))))) NF TIS: λ p α . λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v βα .s ο 1 (p idK 1 βα (q K 1 βα , r βα (t idK 2 βα (u K 2 βα (v id βα ))))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) ( λ w α . λ x α . λ y α . λ z α .w idK 3 βα (x K 3 βα (y βα (z K 3 βα )))) (f ι 1 ) (g ι 1 ) (h ι 1 ) (i ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c ι 2 (d idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 (f idK 3 ι 2 (g K 3 ι 2 (h ι 2 (i K 3 ι 2 )))))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 idK 3 ι 2 K 3 ι 2 ι 2 K 3 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 idK 3 ι 1 K 3 ι 1 ι 1 K 3 ι 1 ) LA6: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] nennt [HV] NP AKK 1 [t. a.] NP AKK 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA2; vgl. SBP1; Strukturbeispiel LA6 nach E-VALBU: jemand nennt jemanden/ etwas einen solchen; im Sinne von: jemand belegt jemanden/ etwas mit einem solchen Namen; bezeichnen als; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Emma<N ne> Kunz<N ne> nannte<VRB fin v> dieses<PRON dem at> Heilgestein<N nn> Aion<N ne> A.<N ne> (A09/ MAI.04762 St. Galler Tagblatt, 14.05.2009, S. 41; Vielseitiges Heilmittel) Clusius<N ne> selbst<ADV> nannte<VRB fin v> ihn<PRON per irr> Crocus<N ne> purpureus<N ne> grandiflorus.<ADJ d> (NON07/ MAR.13539 Niederösterreichische Nachrichten, 26.03.2007, S. 23; ) Er<PRON per irr> nannte<VRB fin v> das<ART> Element<N nn> Russium<N nn>. (WPD/ FFF.05555 Bierdimpfl; Kristjan'; Romanm; u. a.: Francium, In: Wikipedia - URL: http: / / de.wikipedia.org: Wikipedia, 2005) Er nannte das Element Russium. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Russium nannte er das Element. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA6 s. v. Das Element nannte er Russium. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA6 s. v. Er nannte die Elemente Russium. Er nannte die Elemente diese Namen [Pl.]. Sie [Pl.] nannten das Element Russium. KGZ Er nannte es ein solches. ABL, ANA s. c., LA2, LA6, SBP1 s. v. Er nannte es. ANA, ELM s. c., LA1, LA4, SBP4 s. v. ˅ VV 10.9 nennen 723 <?page no="724"?> Er nannte das Element Russium. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Er nannte. ELM Tab. 147: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA6 nennen W(k( ξ ) s Er nannte das Element Russium ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s b c n(D(k( ξ ))) / 2 1 2 4 h(k) 0 2 1 2 3 Tab. 148: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA6 nennen IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v.v) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v.v) (d) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t(u))) (a) (c) ( λ v.v) (d) → λ t. λ u. s(b(a, t(u))) (c) ( λ v.v) (d) → λ u.s(b(a, c(u))) ( λ v.v) (d) → s(b(a, c( λ v.v))) (d) → s(b(a, c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t idK 2 βα (u id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ v α .v K 2 βα ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA7: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] nennt [HV] NP AKK 1 [t. a.] als [AJK +KTR ] + NP AKK 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA3; vgl. SBP1; vgl. SBP2; vgl. SBP3; Strukturbeispiel LA7 nach E-VALBU: jemand nennt jemanden/ etwas als einen solchen/ ein solches; im Sinne von: jemand führt jemanden/ etwas als einen solchen/ ein solches auf; benennen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Maschinen<N nn> und<KON neb> Werkzeuge<N nn> nennt<VRB fin v> Z'Graggen<ADJ d> als<KON kom> Beispiele.<N nn> (A97/ MAI.01559 St. Galler Tagblatt, 02.05.1997, Ressort: TB-OT (Abk.); «Hiob» - Brockenhäuser und Recycling) Das<ART> Gesetz<N nn> nennt<VRB fin v> Abstinenz<N nn> neu<ADJ d> ausdrücklich<ADJ d> als<KON kom> Ziel.<N nn> (A08/ OKT.01949 St. Galler Tagblatt, 07.10.2008, S. 27; Utopie, aber keine Konzepte) Als<KON kom> Ziel<N nn> nennt<VRB fin v> Silvia<N ne> Schwyter<N ne> einen<ART> Feuerwehrverbund.<N nn> (A09/ JAN.03242 St. Galler Tagblatt, 17.01.2009, S. 40; Fünfhunderter-Marke geknackt) 724 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="725"?> Als Ziel nennt Silvia Schwyter einen Feuerwehrbund. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Silvia Schwyter nennt als Ziel einen Feuerwehrbund. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA7 s. v. Einen Feuerwehrbund nennt Sylvia Schwyter als Ziel. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA7 s. v. Als Ziel nennt Silvia Schwyter einen Feuerwehrbund. TEL s. c., LA7 s. v. Als Ziel nennt Silvia Schwyter Feuerwehrbünde. Als Ziel nennen sie [Pl.] Feuerwehrbünde. KGZ Als das nennt sie diesen. ABL, ANA s. c., LA7 s. v. *Als Ziel nennt Sylvia Schwyter. ELM *Sylvia Schwyter nennt als Ziel. PER, ELM *Sylvia Schwyter nennt. PER, ELM *Einen Feuerwehrbund nennt. PER, ELM Sie nennt diesen. PER, ANA, ELM s. c., LA1, LA4, SBP4 s. v. ˅ VV *Sylvia Schwyter nennt. PER, ELM *Sie nennt. PER, ELM Tab. 149: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA7 nennen W(k( ξ ) s Als Ziel nennt Sylvia Schwyter einen Feuerwehrbund ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / e a s c c n(D(k( ξ ))) / 6 2 1 4 4 h(k) 0 3 4 1 2 2 Tab. 150: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA7 nennen IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (c) (d) (e) ( λ v. λ w.v(w)) (a) (b); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (c) (d) (e) ( λ v. λ w.v(w)) (a) (b) → λ r. λ t. λ u.s(c(r, t(u))) (d) (e) ( λ v. λ w.v(w)) (a) (b) → λ t. λ u.s(c(d, t(u))) (e) ( λ v. λ w.v(w)) (a) (b) → λ u.s(c(d, e(u))) ( λ v. λ w.v(w)) (a) (b) → s(c(d, e( λ v. λ w.v(w)))) (a) (b) → s(c(d, e( λ w.a(w)))) (b) → s(c(d, e(a(b)))) NF 10.9 nennen 725 <?page no="726"?> TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t idK 2 βα (u id βα ))) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) ( λ v α . λ w α . v βα (w K 2 βα )) (a ι 1 ) (b ι 1 ) → s ο 1 (c idK 1 ι 2 (d K 1 ι 2 , e idK 2 ι 2 (a ι 2 (b K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP1: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] nennt [HV] NP AKK 1 ([t. a.] NP AKK 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA2; vgl. LA6; vgl. LA7; vgl. SBP2; vgl. SBP3; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand nennt jemanden/ etwas als einen solchen/ ein solches/ so; im Sinne von: jemand charakterisiert jemanden/ etwas als einen solchen/ ein solches/ so charakterisieren; heißen Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Sie<PRON per irr> nannte<VRB fin v> den<ART> Zeugen<N nn> einen<ART> Gotteslästerer.<N nn> (NUZ08/ JUL.03262 Nürnberger Zeitung, 31.07.2008, S. 9; Prozess um Eklat in der Stadion-Nordkurve - Club-Fan vermöbelte Bamberger Religionslehrer) Sie<PRON per irr> nennt<VRB fin v> sie<PRON per irr> Engel.<N ne> (A08/ JUL.02251 St. Galler Tagblatt, 08.07.2008, S. 37; Engel im Garten) Die<ART> Behörden<N nn> [die Personen in den Behörden] nennen<VRB fin v> den<ART> Vorfall<N nn> eine<ART> Premiere.<N nn> (BRZ09/ MAI.08068 Braunschweiger Zeitung, 18.05.2009; Polizisten in Vorstadt mit Sturmgewehr beschossen) Die Behörden nennen den Vorfall eine Premiere. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Eine Premiere nennen die Behörden den Vorfall. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP1 s. v. Den Vorfall nennen die Behörden eine Premiere. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP1 s. v. Die Behörde nennt die Vorfälle Premieren. Die Behörden nennen die Vorfälle eine Premiere. Die Behörde nennt die Vorfälle eine Pemiere. KGZ Sie nennen ihn eine solche. ABL, ANA s. c., LA2, LA6, SBP1 s. v. Sie nennen sie. ANA, ELM s. c., LA1, LA4, SBP4 s. v. ˅ VV Sie nennen ihn. ANA, ELM s. c., LA1, LA4, SBP4 s. v. ˅ VV *Die Behörden nennen. ELM *Den Vorfall nennen. PER, ELM 726 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="727"?> Die Behörden nennen den Vorfall eine Premiere. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Eine Premiere nennen. PER, ELM *Sie nennen. ELM Tab. 151: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP1 nennen W(k( ξ ) s Die Behörden nennen den Vorfall eine Premiere ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s b c n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 4 h(k) 0 2 1 2 3 Tab. 152: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP1 nennen IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v.v) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v.v) (d) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t(u))) (a) (c) ( λ v.v) (d) → λ t. λ u. s(b(a, t(u))) (c) ( λ v.v) (d) → λ u.s(b(a, c(u))) ( λ v.v) (d) → s(b(a, c( λ v.v))) (d) → s(b(a, c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t idK 2 βα (u id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ v α .v K 2 βα ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) W(k( ξ ) s Die Behörden nennen den Vorfall eine Premiere ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s d b n(D(k( ξ ))) / 3 1 4 3 h(k) 0 2 1 3 2 Tab. 153: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP1 nennen IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (d) ( λ v.v) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (d) ( λ v.v) (c) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t(u))) (a) (d) ( λ v.v) (c) → λ t. λ u.s(b(a, t(u))) (d) ( λ v.v) (c) → λ u.s(b(a, d(u))) ( λ v.v) (c) → s(b(a, d( λ v.v))) (c) → s(b(a, d(c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t idK 2 βα (u id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (d ι 1 ) ( λ v α .v K 2 βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , d idK 2 ι 2 (c K 2 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) 10.9 nennen 727 <?page no="728"?> SBP2: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] nennt [HV] NP AKK 1 [t. a.] als [AJK +KTR ] + NP AKK 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA7; vgl. SBP1; vgl. SBP3; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand nennt jemanden/ etwas als einen solchen/ ein solches/ so; im Sinne von: jemand charakterisiert jemanden/ etwas als einen solchen/ ein solches/ so charakterisieren; heißen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Stadionsprecher<N nn> und<KON neb> -leinwand<N nn> nannten<VRB fin v> den<ART> Bosnier<N nn> als<KON kom> Torschützen.<N nn> (BRZ09/ OKT.01875 Braunschweiger Zeitung, 05.10.2009; Rätselraten um den Torschützen des Ausgleichs) Er<PRON per irr> nannte<VRB fin v> Stefan<N ne> Wisniewski<N ne> als<KON kom> möglichen<ADJ at> Schützen.<N nn> (NUN09/ AUG.03227 Nürnberger Nachrichten, 29.08.2009, S. 2; Vergangenheit holt Becker ein - Hintergründe des Buback-Mords nach wie vor rätselhaft) Spielhofer<N ne> nannte<VRB fin v> die<ART> Mehrfachbelastung<N nn> als<KON kom> einen<ART> Grund.<N nn>(A98/ NOV.70317 St. Galler Tagblatt, 05.11.1998, Ressort: TT-NEU (Abk.); Selbstverständlich und gerecht) Spielhofer nannte die Mehrfachbelastung als einen Grund. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Als einen Grund nannte Spielhofer die Mehrfachbelastung. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Die Mehrfachbelastung nannte Spielhofer als einen Grund. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Als einen Grund nannte Spielhofer die Mehrfachbelastung. TEL s. c., SBP2 s. v. Sie [Pl.] nannten die Mehrfachbelastung als einen Grund. Sie [Pl.] nannten die Mehrfachbelastungen als einen Grund. Er nannte die Mehrfachbelastungen als einen Grund. KGZ Er nannte sie [AKK] als ihn. ABL, ANA s. c., LA7, SBP2 s. v. Spielhofer nannte die Mehrfachbelastung. ELM s. c., LA1, LA4 s. v. *Er nannte als diesen. ANA, ELM Er nannte sie. ANA, ELM s. c., LA1, LA4, SBP4 s. v. ˅ VV *Spielhofer nannte. ELM *Er nannte. ANA, ELM Tab. 154: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP2 nennen 728 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="729"?> W(k( ξ ) s Spielhofer nannte die Mehrfachbelastung als einen Grund ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s b c d n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 4 5 h(k) 0 2 1 2 3 4 Tab. 155: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP2 nennen IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t(u))) (a) (c) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ t. λ u.s(b(a, t(u))) (c) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → λ u.s(b(a, c (u))) ( λ v. λ w.v(w)) (d) (e) → s(b(a, c( λ v. λ w.v(w)))) (d) (e) → s(b(a, c( λ w.d(w)))) (e) → s(b(a, c(d(e)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t idK 2 βα (u id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ v α . λ w α . v βα (w K 2 βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c idK 2 ι 2 (d ι 2 (e K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP3: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] nennt [HV] NP AKK [t. a.] PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. LA7; vgl. SBP1; vgl. SBP2; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand nennt jemanden/ etwas als einen solchen/ ein solches/ so; im Sinne von: jemand charakterisiert jemanden/ etwas als einen solchen/ ein solches/ so charakterisieren; heißen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Führende<ADJ at> Demokraten<N nn> nannten<VRB fin v> die<ART> Zerstörung<N nn> beunruhigend.<ADJ d> (BRZ07/ DEZ.12458 Braunschweiger Zeitung, 10.12.2007; Bush kann sich an CIA-Videos nicht erinnern) Zugleich<ADV> nannte<VRB fin v> er<PRON per irr> die<ART> schleppenden<ADJ at> Fortschritte<N nn> frustrierend.<ADJ d> (BRZ07/ SEP.10942 Braunschweiger Zeitung, 04.09.2007; Bush hält Kriegsrat in der Wüste) Wolfgang<N ne> Klages<N ne> nannte<VRB fin v> die<ART> Bilanz<N nn> erschreckend.<ADJ d> (BRZ09/ NOV.03022 Braunschweiger Zeitung, 07.11.2009; Fast alle auf der A2 kontrollierten Laster mangelhaft) 10.9 nennen 729 <?page no="730"?> Wolfgang Klages nannte die Bilanz erschreckend. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Bilanz nannte Wolfgang Klages erschreckend. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP3 s. v. Erschreckend nannte Wolfgang Klages die Bilanz. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1, LA4, SBP3 s. v. *Erschreckend nannte Wolfgang Klages die Bilanz. TEL Er nannte die Bilanzen erschreckend. Sie [Pl.] nannten die Bilanzen erschreckend. *Er nannte die Bilanzen erschreckende. *Sie [Pl.] nannten die Bilanzen erschreckende. KGZ Er nannte sie so. ABL, ANA s. c., LA3, SBP3 s. v. Er nannte sie [AKK]. ANA, ELM s. c., LA1, LA4, SBP4 s. v. ˅ VV *Wolfgang Klages nannte. ABL, ELM *Er nannte erschreckend. ANA, ELM *Sie [AKK] nannte erschreckend. PER, ANA, ELM *Sie [AKK] nannte. PER, ANA, ELM *Er nannte. ANA, ELM Tab. 156: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP3 nennen W(k( ξ ) s Wolfgang Klages nannte die Bilanz erschreckend ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s b c n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 4 h(k) 0 2 1 2 3 Tab. 157: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP3 nennen IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v.v) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (c) ( λ v.v) (d) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t(u))) (a) (c) ( λ v.v) (d) → λ t. λ u.s(b(a, t(u))) (c) ( λ v.v) (d) → λ u.s(b(a, c(u))) ( λ v.v) (d) → s(b(a, c( λ v.v))) (d) → s(b(a, c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t βα (u id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ v α .v βα ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c ι 2 (d ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) 730 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="731"?> SBP4: NP NOM [etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] nennt [VV] NP AKK [t. a.] [NP DAT [t. a.]] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: jemand/ etwas nennt jemandem etwas; im Sinne von: jemand/ etwas gibt jemandem etwas zur Kenntnis; mitteilen, anführen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, (K dat) Die Anzeige sollte so abgefasst sein, dass sie alle wesentlichen Vorteile des Verkaufsobjekts nennt. (Mannheimer Morgen, 06.03.1987, S. 37) [Bsp. aus E-VALBU] Der neue § 10e nennt auch noch weitere Einschränkungen. (Mannheimer Morgen, 03.04.1985, BL) [Bsp. aus E-VALBU] Der neue § 10e nennt auch noch weitere Einschränkungen. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Weitere Einschränkungen nennt der neue § 10e auch noch. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP4 s. v. *Auch noch nennt der neue § 10e weitere Einschränkungen. ABL, FLX, PER, TOP Auch nennt der neue § 10e noch weitere Einschränkungen. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP4 s. v. *Auch der neue § 10e nennt noch weitere Einschränkungen. TEL Noch nennt der neue § 10e auch weitere Einschränkungen. TEL s. c., SBP4 s. v. Sie [Pl.] nennen auch noch eine weitere Einschränkung. Der neue § 10e nennt auch noch eine weitere Einschränkung. KGZ Er nennt auch noch sie. ABL, ANA s. c., LA1, LA4, SBP4 s. v. ˅ HV Der neue § 10e nennt weitere Einschränkungen. ABL, ELM s. c., SBP4 s. v. *Er nennt auch noch. ELM *Sie [AKK] nennt auch noch. ELM *Sie [AKK] nennt. ELM *Er nennt. ELM Tab. 158: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP4 nennen W(k( ξ ) s Der neue § 10e nennt auch noch weitere Einschränkungen ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e 10.9 nennen 731 <?page no="732"?> W(k( ξ ) s Der neue § 10e nennt auch noch weitere Einschränkungen D(k( ξ )) / b s s s b n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 1 3 h(k) 0 2 1 1 1 2 Tab. 159: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP4 nennen IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q, r, t(u, v)) (c) (d) (b) (a) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q, r, t(u, v)) (c) (d) (b) (a) (e) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(c, r, t(u, v)) (d) (b) (a) (e) → λ t. λ u. λ v.s(c, d, t(u, v)) (b) (a) (e) → λ u. λ v.s(c, d, b(u, v)) (a) (e) → λ v.s(c, d, b (a, v)) (e) → s(c, d, b(a, e)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α .s ο 1 (q βα , r βα , t idK 1 βα (u K 1 βα , v βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , d ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , e ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) 10.10 Zusammenfassung zu dem Verb nennen KV α -äquivalente LAen u. SBPe (bzgl. V) KZ KA KV 1 alle LAen u. SBPe [2] [NP NOM , NP AKK ] Tab. 160: KVen des Vs nennen KV Konnotation KV 1 jemand/ etwas nennt jemanden/ etwas im Sinne von jemand/ etwas erwähnt jemanden/ etwas bzw. jemand/ etwas bringt jemanden/ etwas ein bzw. jemand/ etwas führt jemanden/ etwas an bzw. jemand/ etwas weist auf jemanden/ etwas hin Tab. 161: Konnotation des Vs nennen 732 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="733"?> Abb. 47: Aktionsart Abb. 48: Synt. Subj.pos. Abb. 49: Domain A Abb. 50: Domain B Komposition: Alle LAen und SBPe zu nennen sind regelhaft komponiert und bauen auf KV 1 auf. Die IS ist eine Komposition aus einer äußeren Struktur, der KV 1 , und einer inneren Struktur. Die innere Struktur bilden eine fakultative NP AKK (LA2, LA6, SBP1), eine fakultative/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL (LA3), eine NP DAT (LA1, SBP4), eine fakultative PP mit NP DAT (LA5), eine fakultative AJKP mit dem AJK als und einer NP AKK (LA7, SBP2) oder eine fakultative PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL (SBP3). Das V nennen projiziert lediglich die obligatorische NP NOM und die obligatorische NP AKK 1 . Die P nach projiziert eine NP DAT und der AJK als projiziert eine NP AKK . Perkolationen auf das V nennen als VT entstehen nicht. Konnexionen: Die inneren Strukturen sind fakultative Een, welche keinen Beitrag zum Inhalt des Vs nennen hinzufügen, sondern sich in der IS an KV 1 als syntaktische Minimalstruktur angliedern. KV 1 besitzt als obligatorische Een eine NP NOM und eine NP AKK , welche vom V nennen obligatorisch kasusregiert sind. Demzufolge sind die Pen der inneren Strukturen nicht von dem V nennen lexikalisch statusregiert und in keinem Fall obligatorisch. Die Pen kasusregieren eine nachfolgende NPn obligatorisch. Auch der AJK als der fakultativen AJKP ist nicht vom V nennen lexikalisch statusregiert. Der AJK als statusregiert jedoch in jeder fakultativen AJKP die nachfolgende, obligatorische NP kategorial. Fakultativ angeschlossene NPn AKK oder NPn DAT , das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL , die PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL sowie hinzugefügte NPn DAT sind nicht vom V nennen kasusregiert bzw. nicht vom V nennen kategorial oder lexikalisch statusregiert und nicht obligatorisch. Die gerechtfertigte Annahme einer traditionellen prädikativen Beziehung entsteht nicht. Status des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Subjektsprädikativs: Diese Position ist in allen LAen und SBPn von einem obligatorischen Akkusativobjekt besetzt. 10.10 Zusammenfassung zu dem Verb nennen 733 <?page no="734"?> Status des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Objektsprädikativs: Es treten ein fakultatives Kasusadverbial/ Kasusobjekt im AKK mit SGS auf, das den TOP und den TEL besteht (LA2, LA6, SBP1). Dieses fakultative Kasusadverbial/ Kasusobjekt im AKK ist kongruent mit dem obligatorischen Akkusativobjekt NP AKK 1 . Dennoch gibt es aufgrund der Fakultativität des Kasusadverbials/ Kasusobjekts im AKK keinen Anlass, eine traditionelle prädikative Beziehung zwischen der NP AKK 1 und dem fakultativen Kasusadverbial/ Kasusobjekt im AKK anzunehmen. Nach obiger Beleganalyse handelt es sich bei dem Kasusadverbial/ Kasusobjekt im AKK in LA2, LA6 und SBP1 auf jeden Fall jeweils um eine fakultative Einheit, deren Kasus nicht obligatorisch kasusregiert aber vielleicht vom V bestimmt ist. Des Weiteren kann in der inneren Struktur ein freies Kasusadverbial/ Kasusobjekt im DAT mit SGS hinzugefügt werden (LA1, SBP4). Nach obiger Beleganalyse handelt es sich bei dem Kasusadverbial/ Kasusobjekt im DAT in LA1 und SBP4 ebenfalls auf jeden Fall jeweils um eine fakultative Einheit, deren Kasus nicht obligatorisch kasusregiert aber vielleicht vom V bestimmt ist. Zudem sind eine fakultative AJKP als Verbgruppenadverbial und qualitative Bestimmung mit SGS ergänzbar, die den TOP und den TEL besteht und deren NP AKK mit NP AKK 1 kongruiert (LA7, SBP2). Auch zwischen dieser AJKP bzw. der darin enthaltenen NP AKK und dem Akkusativobjekt NP AKK 1 ist kein traditionelles prädikatives Verhältnis nachzuweisen, da dieses Verbgruppenadverbial in der IS fakultativ an KV 1 anschließt. In LA5 handelt es sich um ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit einer NP DAT und mit SGS, dessen P nach vom V nennen nicht regiert ist (LA5). Außerdem sind in der inneren Struktur ein fakultatives Rechtsattribut als ein/ -e ADJ -FL ˅ ADJP -FL ohne SGS (LA3) oder ein fakultatives Rechtsattribut als eine PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL (SBP1) anfügbar. Beide Rechtsattribute bestehen den TEL nicht. Eine traditionelle prädikative Beziehung zwischen dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL bzw. der PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL und dem NP AKK 1 ist nicht anzunehmen, da diese Rechtsattribute im Gegensatz zum Rechtsattribut in KV 5 heißen nicht obligatorisch sind und sich auf die obligatorisch vom V regierte NP AKK 2 beziehen. Bei den Kompositionen mit einem fakultativen Kasusadverbial/ Kasusobjekt im AKK (LA2, LA6, SBP1) und den Kompositionen mit einem fakultativen Rechtsattribut (LA3, SBP1) handelt es sich demnach logisch-semantisch sowie syntaktisch um zwei verschiedene Strukturen, obwohl diese zwei Strukturtypen in der traditionellen Grammatik oft als sog. Objektsprädikativ-Konstruktionen mit traditionellem Objektsprädikativ zur Bezugsphrase NP AKK 1 zusammengefasst werden. Die Rechtsattribute (LA3, SBP1) sind an ihre Position im Satz gebunden und müssen adjazent zur Bezugsphrase stehen, während das Kasusadverbial/ Kasusobjekt im AKK (LA2, LA6, SBP1) im Satz verschiebbar ist sowie als NP topikalisierbar ist. Somit weist 734 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="735"?> das fakultative Kasusadverbial/ Kasusobjekt im AKK (LA2, LA6, SBP1) mehr Verbbezug auf als die fakultativen Rechtsattribute zur NP AKK 1 (LA3, SBP1). 10.11 scheinen LA1: NP NOM [Leuchtkörper/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] scheint [VV] [ADV ˅ ADVP ˅ PP] [a., r., z.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: etwas scheint irgendwie; im Sinne von: etwas leuchtet irgendwie; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, (K adv) Am<AP prart> Sonntag<N nn> scheint<VRB fin v> anfangs<ADV> noch<ADV> die<ART> Sonne,<N nn> [ … ] (RHZ06/ NOV.17469 Rhein-Zeitung, 18.11.2006; Guten Morgen wünscht euer Ecki … ) Die<ART> Sonne<N nn> scheint<VRB fin v> den<ART> ganzen<ADJ at> Tag, <N nn> [ … ] (RHZ07/ APR.13352 Rhein-Zeitung, 16.04.2007; Blaulicht Zehnjähriger schwer verletzt … ) Die<ART> Sonne<N nn> scheint<VRB fin v> täglich<ADJ d> etwa<ADV> sieben<CARD> Stunden.<N nn> (A98/ JUN.42927 St. Galler Tagblatt, 26.06.1998, Ressort: TB-OT (Abk.); Sehr warmer, aber gewitterhafter Juli) Die Sonne scheint täglich etwa sieben Stunden. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Täglich scheint die Sonne etwa sieben Stunden. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 s. v. Etwa sieben Stunden täglich scheint die Sonne. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 s. v. Etwa sieben Stunden scheint die Sonne täglich. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 s. v. Täglich scheint die Sonne etwa sieben Stunden. TEL s. c., LA1 s. v. Etwa sieben Stunden täglich scheint die Sonne. TEL s. c., LA1 s. v. Etwa sieben Stunden scheint die Sonne täglich. TEL s. c., LA1 s. v. Die Sonne scheint täglich etwa eine Stunde. Die Sonnen scheinen täglich etwa eine Stunde. KGZ Sie scheint so. ABL, ANA s. c., LA1 s. v. Die Sonne scheint täglich. ELM s. c., LA1 s. v. Die Sonne scheint etwa sieben Stunden. ELM s. c., LA1 s. v. 10.11 scheinen 735 <?page no="736"?> Die Sonne scheint täglich etwa sieben Stunden. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Sonne scheint. ELM s. c., LA1 s. v. Sie scheint. ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 162: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA1 scheinen W(k( ξ ) s Die Sonne scheint täglich etwa sieben Stunden ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s s n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 h(k) 0 2 1 1 Tab. 163: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA1 scheinen IS: λ q. λ r. λ t.s(q, r(t)) (c) (b) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q, r(t)) (c) (b) (a) → λ r. λ t.s(c, r(t)) (b) (a) → λ t.s(c, b(t)) (a) → s(c, b(a)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα )) (c ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ) LA2: NP NOM [Leuchtkörper/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] scheint [VV] ADV ˅ ADVP ˅ PP [d. r.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA2 nach E-VALBU: etwas scheint irgendwohin; im Sinne von: etwas strahlt irgendwohin Licht aus; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K adv Und<KON neb> die<ART> Sonne<N nn> scheint<VRB fin v> immer<ADV> noch<ADV> auf<AP pr> Jürgen<N ne> Possins<N ne> Plantage,<N nn> [ … ] (BRZ06/ OKT.08898 Braunschweiger Zeitung, 19.10.2006; Weihnachten im Herbst) Die<ART> Sonne<N nn> scheint<VRB fin v> ins<AP prart> Zimmer.<N nn> (VDI07/ JUN.00053 VDI Nachrichten, 01.06.2007, S. 3; Die erste Berührung mit Hightech) Die Sonne scheint in das Zimmer. [Bsp. nach Corpusbeleg] Die Sonne scheint in das Zimmer. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart In das Zimmer scheint die Sonne. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. In das Zimmer scheint die Sonne. TEL s. c., LA2 s. v. 736 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="737"?> Die Sonne scheint in das Zimmer. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Die Sonne scheint im das Zimmer. *Die Sonne scheint in des Zimmers. ABL, EIN, KON Die Sonnen scheinen in das Zimmer. Die Sonnen scheinen in die Zimmer. KGZ Sie scheint in es. ANA s. c., LA2 s. v. Die Sonne scheint. ELM s. c., LA1 s. v. Sie scheint. ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 164: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA2 scheinen W(k( ξ ) s Die Sonne scheint in das Zimmer ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 165: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA2 scheinen IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (c) (d) → s(b(a( λ v. c(v)))) (d) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .v idK 2 βα (w K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA3: NP NOM [etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] scheint [VV] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP1; vgl. SBP2; vgl. SBP3; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand/ etwas scheint ein solches/ so; im Sinne von: jemand/ etwas erweckt den Anschein, ein solches/ so zu sein; erscheinen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Positiv<ADJ d> scheint<VRB fin v> die<ART> jüngste<ADJ at> Entwicklung<N nn> im<AP prart> Fall<N nn> Olic.<N ne> (HMP08/ OKT.01903 Hamburger Morgenpost, 20.10.2008, S. 4; Olic Der Poker um neuen Vertrag beginnt) 10.11 scheinen 737 <?page no="738"?> Zuerst<ADV> schienen<VRB fin v> die<ART> Verletzungen<N nn> harmlos. <ADJ d> (SOZ09/ JUL.03876 Die Südostschweiz, 21.07.2009; «Der König Armstrong ist tot - es lebe der König Contador») Ein<ART> Sieg<N nn> scheint<VRB fin v> gegen<AP pr> den<ART> Deutschen<ADJ at> Meister<N nn> unrealistisch.<ADJ d> (RHZ06/ OKT.06333 Rhein- Zeitung, 07.10.2006; Ruhl: "Als Team ist alles möglich") Ein Sieg scheint unrealistisch. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Unrealistisch scheint ein Sieg. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. Unrealistisch scheint ein Sieg. TEL s. c., LA3 s. v. Unrealistisch scheinen die Siege. *Unrealistische scheint ein Sieg. *Unrealistische scheinen die Siege. KGZ Er scheint so. ABL, ANA s. c., LA3 s. v. *Ein Sieg scheint. ELM Er scheint. ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 166: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA3 scheinen W(k( ξ ) s Ein Sieg scheint unrealistisch ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s b n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 h(k) 0 2 1 2 Tab. 167: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA3 scheinen IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r, t))) (b) (a) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r, t))) (b) (a) (c) → λ r. λ t. s(b(r, t))) (a) (c) → λ t.s(b(a, t))) (c) → s(b(a, c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t βα )) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) SBP1: NP NOM 1 [etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] scheint [VV] NP NOM 2 [t. a.] Quelle: Corpus; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand/ etwas scheint ein solches/ so; im Sinne von: jemand/ etwas erweckt den Anschein, ein solches/ so zu sein; erscheinen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd 738 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="739"?> Der<ART> Prozess<N nn> gegen<AP pr> O.<N ne> schien<VRB fin v> nur<ADV> noch<ADV> Formsache.<N nn> (NUN06/ FEB.00032 Nürnberger Nachrichten, 01.02.2006; Freispruch im Fall Gsell - Autoschieber war an tödlichem Überfall nicht beteiligt) Der<ART> Fall<N nn> der<ART> Abgeordneten<N nn> Marion<N ne> Lederhos<N ne> scheint<VRB fin v> nur<ADV> bedingt<VRB fin v> ein<ART> Betriebsunfall.<N nn> (V99/ JAN.04557 Vorarlberger Nachrichten, 29.01.1999, S. A4, Ressort: Lokal/ Region; KOMMENTAR) Einzige<ADJ at> Rettung<N nn> scheint<VRB fin v> ein<ART> Klubwechsel. <N nn> (HAZ08/ JUL.02195 Hannoversche Allgemeine, 11.07.2008, S. 25; Brasiliens dicke Fußballprobleme) Einzige Rettung scheint ein Klubwechsel. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Ein Klubwechsel scheint einzige Rettung. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP1 s. v. Einzige Rettung scheinen die Klubwechsel. KGZ Sie scheint dieser. ABL, ANA s. c., SBP1 s. v. *Einzige Rettung scheint. ELM Sie scheint. ANA, ELM s. c., LA1 s. v. *Ein Klubwechsel scheint. PER, ELM Er scheint. ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 168: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP1 scheinen W(k( ξ ) s Einzige Rettung scheint ein Klubwechsel ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s b n(D(k( ξ ))) / 3 1 3 h(k) 0 2 1 2 Tab. 169: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP1 scheinen IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r, t))) (b) (a) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r, t))) (b) (a) (c) → λ r. λ t.s(b(r, t))) (a) (c) → λ t.s(b(a, t))) (c) → s(b(a, c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα , t K 1 βα )) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 , c K 1 βα )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 K 1 ι 1 ) 10.11 scheinen 739 <?page no="740"?> SBP2: NP NOM [jemand/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] scheint [VV] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand/ etwas scheint ein solches/ so; im Sinne von: jemand/ etwas erweckt den Anschein, ein solches/ so zu sein; erscheinen; Satzbauplan: K sub, K prd Auch<ADV> „ Chefjuror “ Dieter<N ne> Bohlen<N nn> schien<VRB fin v> zufrieden<ADJ d> mit<AP pr> der<ART> Wahl.<N nn> (BRZ09/ MAI.04532 Braunschweiger Zeitung, 11.05.2009; Milchbubi mit Dreitagebart ist Bohlens neuer Superstar) Neben<AP pr> der<ART> großen<ADJ at> Steffi<N ne> Graf<N ne> schien<VRB fin v> auch<ADV> die<ART> neue<ADJ at> Königin<N nn> von<AP pr> Paris<N ne> plötzlich<ADJ d> ganz<ADV> klein.<ADJ d> (NUN09/ JUN.00794 Nürnberger Nachrichten, 08.06.2009, S. 25; Siegerehrung mit Steffi Graf - Paris-Siegerin Swetlana Kusnezowa trifft erstmals ihr Idol) Er<PRON per irr> scheint<VRB fin v> den<ART> Tränen<N nn> nah.<ADJ d> (BRZ08/ JUN.04042 Braunschweiger Zeitung, 09.06.2008; ) Er scheint den Tränen nah. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Den Tränen scheint er nah. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Nah scheint er den Tränen. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Nah scheint er den Tränen. TEL s. c., SBP2 s. v. Sie scheinen den Tränen nah. Er scheint der Träne nah. Sie scheinen der Träne nah. *Er scheint den Tränen nahen. *Sie scheinen den Tränen nahen. KGZ Er scheint diesen so. ABL, ANA s. c., LA3, SBP2 s. v. *Er scheint diesen. ABL, ANA, ELM, + OEZ Er scheint nah. ELM s. c., SBP2, LA3 s. v. *Er scheint den Tränen. ELM, + OEZ *Er scheint. ELM Tab. 170: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP2 scheinen W(k( ξ ) s Er scheint den Tränen nah ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s s b 740 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="741"?> W(k( ξ ) s Er scheint den Tränen nah n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 3 h(k) 0 2 1 1 2 Tab. 171: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP2 scheinen IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t, u)) (c) (b) (a) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t, u)) (c) (b) (a) (d) → λ r. λ t. λ u.s(c, r(t, u)) (b) (a) (d) → λ t. λ u.s(c, b(t, u)) (a) (d) → λ u.s(c, b(a, u)) (d) → s(c, b(a, d)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα , u βα )) (c ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 βα , d βα )) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) SBP3: NP NOM [Leuchtkörper/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] scheint [VV] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: Corpus; vgl. SBP1; vgl. SBP2; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand/ etwas scheint ein solches/ so; im Sinne von: jemand/ etwas erweckt den Anschein, ein solches/ so zu sein; erscheinen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Am<AP prart> Sonntag<N nn> scheint<VRB fin v> die<ART> Sonne<N nn> weitgehend<ADJ d> ungestört.<ADJ d> (RHZ06/ JAN.24330 Rhein-Zeitung, 28.01.2006; Guten Morgen Ein Fall für die … ) Die<ART> Sonne<N nn> scheint<VRB fin v> heute<ADV> zunächst<ADV> fast<ADV> ungehindert,<ADJ d> [ … ] (RHZ06/ MAI.10833 Rhein-Zeitung, 11.05.2006; Johnny G) Über<AP pr> dem<ART> getanzten<ADJ at> Phantasiepuzzle<N nn> scheint<VRB fin v> bleich<ADJ d> der<ART> Mond.<N nn> (BRZ05/ DEZ.00345 Braunschweiger Zeitung, 06.12.2005; Bedeutsames Blicke- und Beinewerfen) Über dem getanzten Phantasiepuzzle scheint bleich der Mond. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Bleich scheint der Mond über dem getanzten Phantasiepuzzle. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP3 s. v. Der Mond scheint bleich über dem getanzten Phantasiepuzzle. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP3 s. v. Bleich scheint der Mond über dem getanzten Phantasiepuzzle. TEL s. c., SBP3 s. v. 10.11 scheinen 741 <?page no="742"?> Über dem getanzten Phantasiepuzzle scheint bleich der Mond. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Über dem getanzten Phantasiepuzzle scheinen bleich die Monde. Über den getanzten Phantasiepuzzeln scheint bleich der Mond. *Über dem getanzten Phantasiepuzzle scheint bleiche der Mond. *Über dem getanzten Phantasiepuzzle scheinen bleichen die Monde. *Über den getanzten Phantasiepuzzeln scheinen bleichen die Monde. KGZ *Durch dem getanzten Phantasiepuzzle scheint bleich der Mond. *Über des getanzten Phantasiepuzzles scheint bleich der Mond. ABL, EIN, KON Über ihm scheint so dieser. ABL, ANA s. c., LA3, SBP2, SBP3 s. v. Dieser scheint so. PER, ANA, ELM s. c., LA3, SBP2, SBP3 s. v. Der Mond scheint bleich. PER, ELM s. c., SBP3 s. v. Über dem getanzten Phantasiepuzzle scheint der Mond. ELM s. c., LA1, LA2 s. v. Der Mond scheint. PER, ELM s. c., LA1 s. v. Er scheint. PER, ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 172: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP3 scheinen W(k( ξ ) s Über dem getanzten Phantasiepuzzle scheint bleich der Mond ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / s a s e c n(D(k( ξ ))) / 1 2 1 6 4 h(k) 0 1 2 1 3 2 Tab. 173: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP3 scheinen 742 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="743"?> IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r), t(u(v))) (a) (b) (c) (e) ( λ w.w) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r), t(u(v))) (a) (b) (c) (e) ( λ w.w) (d) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(a(r), t(u(v))) (b) (c) (e) ( λ w.w) (d) → λ t. λ u. λ v.s(a(b), t(u(v))) (c) (e) ( λ w.w) (d) → λ u. λ v.s(a(b), c(u(v))) (e) ( λ w.w) (d) → λ v.s(a(b), c(e(v))) ( λ w.w) (d) → s(a(b), c(e( λ w.w))) (d) → s(a(b), c(e(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα ), t idK 2 βα (u K 2 βα (v id βα ))) (a ι 1 ) (b ι 1 ) (c ι 1 ) (e ι 1 ) ( λ w α .w βα ) (d ι 1 ) → s ο 1 (a idK 1 ι 2 (b K 1 ι 2 ), c idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 (d ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) 10.12 Zusammenfassung zu dem Verb scheinen KV α -äquivalente LAen u. SBPe (bzgl. V) KZ KA KV 1 LA1, LA2, SBP3 [1] [NP NOM ] KV 2 LA3, SBP2 [2] [NP NOM , ADJ -FL ˅ ADJP -FL ] KV 3 SBP1 [2] [NP NOM 1 , NP NOM 2 ] Tab. 174: KVen des Vs scheinen KV Konnotation KV 1 ein Leuchtkörper scheint im Sinne von ein Leuchtkörper strahlt physikalisch messbares/ beobachtbares/ wahrnehmbares Licht aus KV 2 etwas/ jemand scheint so im Sinne von etwas/ jemand erscheint/ wirkt auf eine bestimmte Art und Weise bzw. etwas/ jemand wird auf eine bestimmte Art und Weise wahrgenommen KV 3 etwas scheint ein solcher/ ein solches im Sinne von etwas erscheint/ wirkt wie ein solches/ ein solcher bzw. etwas wird wie ein solches/ ein solcher wahrgenommen Tab. 175: Konnotationen des Vs scheinen 10.12 Zusammenfassung zu dem Verb scheinen 743 <?page no="744"?> Abb. 51: Aktionsart Abb. 52: Synt. Subj.pos. Abb. 53: Domain A Abb. 54: Domain B Komposition: Es gibt keine regelhafte Systematik der Bildung von ASSen und KHFern mit dem V scheinen. Die syntaktische Minimalstruktur als KV 1 betrifft nur ASSe und KHFer, die einen Leuchtkörper als NP NOM 1 aufweisen. Einige andere LAen und SBPe können nicht auf KV 1 reduziert werden, da sie keinen Leuchtkörper als Term in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs besitzen. Die Abgrenzung zwischen einem potentiell leuchtenden Körper und einem nicht potentiell leuchtenden Körper ist nicht immer möglich. Zum Beispiel ist in dem Satz der Traum scheint zum Greifen nah (RHZ06/ AUG.27872 Rhein-Zeitung, 31.08.2006; Russland steuert auf Aids-Katastrophe zu) nicht eindeutig feststellbar, ob der Traum zum Greifen nah wirkt oder ob dieses Nah- Wirken durch als leuchtend wahrgenommene Bilder in der Vorstellung des Träumenden erzeugt ist. Es ergeben sich für das V scheinen drei verschiedene Grundstrukturen, KV 1 , KV 2 , und KV 3 . Die inneren Strukturen von KV 1 sind PPen in verschiedenen Kasus, ein/ -e ADV ˅ ADVP oder ein/ -e ADJ -FL ˅ ADJP -FL . Das V scheinen projiziert in KV 1 ausschließlich die NP NOM 1 , die inneren Strukturen, welche an KV 1 anschließen, besitzen zum Teil eine P, welche eine NP projiziert. In KV 2 projiziert das V scheinen die NP NOM 1 sowie das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL . KV 2 besitzt keine fakultativen inneren Strukturen, sondern schließt nur beliebige freie An an. In KV 3 projiziert das V scheinen NP NOM 1 und NP NOM 2 . Auch KV 3 bindet keine fakultativen inneren Strukturen, sondern nimmt nur beliebige freie An an. Es ergeben sich Perkolationen durch die zusätzlichen Projektionen, welche die syntaktische Minimalstruktur KV 1 scheinen erweitern. Diese sind eine Perkolation durch das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL aus KV 2 sowie eine Perkolation durch die NP NOM 2 aus KV 3 . Diese Perkolationen beeinflussen durch ihren Argumentstatus den Inhalt des Vs scheinen mit. Die gleichzeitige Projektion und Perkolation zwischen dem V scheinen und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL bzw. der NP NOM 2 in KV 2 und KV 3 kann auch jeweils als wechselseitiges Interdepen- 744 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="745"?> denzverhältnis verstanden werden. Um eine regelhafte Systematik der Bildung von ASSen und KHFern mit dem V scheinen zu erhalten, wäre in der deutschen Sprache eine Redensart gefragt, welche einem SBP mit belebtem, personalen Term oder mit einem beliebigen gegenständlichen 2715 Term in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs, welche beide nicht physikalisch messbar leuchten, z. B. *Der Mann scheint oder *Dieser Vorschlag scheint bzw. *Diese Statue scheint, Grammatizität im Sinne von der Mann wirkt/ bewirkt etwas/ ist hervorragend oder dieser Vorschlag wirkt/ bewirkt etwas/ ist hervorragend bzw. diese Statue wirkt/ bewirkt etwas/ ist hervorragend verleiht. Hierbei wäre impliziert, dass ein Leuchten oder Strahlen nicht nur unmittelbar physikalisch messbar, sondern in einem weiteren Kontext auch als Ausstrahlung, Wirkung oder Wirken von etwas/ jemandem verstanden wird. Eine derartige LA bzw. ein derartiger SBP ist nicht vorhanden, sondern wird vom kompetenten Muttersprachler unmittelbar mit SBPen wie z. B. die Lampe scheint oder Erweiterungen wie z. B. der Mann scheint freundlich bzw. (? )die Statue scheint ein Kunstwerk assoziiert. Insbesondere ein persönliches Agens kann gemäß den Corpusbelegen zu urteilen in der deutschen Gegenwartssprache nicht in demselben oder im übertragenen Sinn scheinen wie z. B. eine große Teilmenge potentiell leuchtender Gegenstände, weswegen keine gemeinsame Schnittmenge des Inhalts aller LAen und SBPe des Vs scheinen ermittelbar ist, und der Inhalt des Vs scheinen mit KV 1 , KV 2 und KV 3 in drei verschiedene Konnotationen zerfällt. Konnexionen: An KV 1 , KV 2 und KV 3 angeschlossene Strukturen leisten keinen Beitrag zur jeweiligen Konnotation des Vs scheinen in den drei verschiedenen Grundstrukturen, da sie in der IS fakultative Een sind. KV 1 besitzt als obligatorische E eine NP NOM , welche vom V scheinen kasusregiert ist. Da die freien inneren Strukturen jedoch eigene Dynamiken aufweisen, sind die NPn in den angeschlossenen PPn von der vorangehenden P obligatorisch kasusregiert. In KV 2 ist die obligatorische NP NOM 1 vom V scheinen kasusregiert und das obligatorische ADJ -FL ˅ ADJP -FL vom V scheinen kategorial statusregiert. In KV 3 werden die zwei obligatorischen NPn NOM von dem V scheinen kasusregiert. Freie Angaben, die zu KV 2 oder KV 3 hinzugefügt werden, sind nicht vom V scheinen regiert. 2715 S. obige Fn. 2711 10.12 Zusammenfassung zu dem Verb scheinen 745 <?page no="746"?> Status des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Subjektsprädikativs: Es treten ein beliebiges Adverbial als ein/ -e ADV ˅ ADVP oder ein beliebiges präpositionales Adverbial als freie A (LA1), ein fakultatives Lokaladverbial als ein/ -e ADV ˅ ADVP mit SGS oder ein fakultatives präpositionales Lokaladverbial (LA2) mit SGS auf. Des Weiteren handelt es sich um ein/ -e obligatorische/ -s adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL mit SGS, welche/ -s einen starken Verbbezug aufweist, da diese E den TOP und den TEL besteht (LA3, SBP2). Trotz der Obligatorik dieser E gibt es demzufolge keinen Anlass, ein traditionelles prädikatives Verhältnis zwischen der NP NOM 1 und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL zu veranschlagen, da die ADJ -FL ˅ ADJP -FL die Funktion eines Adverbials ausübt. Eine inhaltliche Verbindung zwischen der NP NOM 1 und des/ der ADJs -FL ˅ ADJP -FL ist mittels des Vs scheinen gegeben und eine Ersetzung des Vs scheinen durch eine verdeckte KOP sein ist nicht notwendig. Zudem ergibt sich ein/ -e fakultative/ -s adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP mit SGS, welche/ -s einen starken Verbbezug aufweist, da diese E ebenfalls den TOP und den TEL besteht (SBP3). Auch diese E erzeugt kein traditionelles prädikatives Verhältnis zwischen der NP NOM 1 und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL , da das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL in der IS fakultativ als innere Struktur an KV 1 angeschlossen ist, den TEL besteht und damit die Funktion eines Adverbials ausübt. Eine Verbindung zwischen der NP NOM 1 und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL ist auch in diesem Fall fakultativ mittels des Vs scheinen gegeben, und eine Ersetzung des Vs scheinen durch eine verdeckte KOP sein ist nicht angebracht. Schließlich wird in SBP1 ein obligatorisches Nominativobjekt mit SGS gebunden. Obwohl diese E obligatorisch ist und diese NP NOM 2 mit der NP NOM 1 kongruiert, gibt es keinen Anlass, ein traditionelles prädikatives Verhältnis zwischen der NP NOM 1 und der NP NOM 2 zu veranschlagen, da die NP NOM 2 mit dem V scheinen kongruiert, eine inhaltliche Verbindung zwischen der NP NOM 1 und der NP NOM 2 mittels des Vs scheinen gegeben ist und eine Ersetzung des Vs scheinen durch eine verdeckte KOP sein nicht notwendig ist. Eine Ersetzung des Inhalts des Vs scheinen durch den Inhalt einer nicht sprachlich materialisierten KOP sein macht deshalb wortwörtlich keinen Sinn, außer der zeichenhafte Ausdruck des Vs scheinen und sein Inhalt sind in einem besonderen Fall für Sprachteilnehmer nicht intelligibel und müssen in einer besonderen Kommunikationssituation zu explikativen Zwecken substituiert werden, was jedoch in jedem Fall eine unerwünschte semantische Verzerrung des ursprünglich mit dem V scheinen realisierten sprachlichen Ausdrucks erwirkt. 746 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="747"?> 10.13 schimpfen LA1: NP NOM [jemand/ etwas/ agentiv, typisches Agens] schimpft [HV] über [P AKK, -KTR ] + NP AKK [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SPB4; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: jemand/ etwas schimpft über/ auf jemanden/ etwas; im Sinne von: jemand/ etwas äußert sich verärgert kritisch über jemanden/ etwas; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp Sie<PRON per irr> schimpft<VRB fin v> über<AP pr> die<ART> Architekten<N nn> ganz<ADV> allgemein,<ADJ d> [ … ] (A08/ FEB.09740 St. Galler Tagblatt, 25.02.2008, S. 39; Ins Auge getroffen) Der<ART> 55-jährige<ADJ at> Bauernsohn,<N nn> Landgutbesitzer<N nn> und<KON neb> Pferdezüchter<N nn> schimpft<VRB fin v> am<PTK ka> liebsten<ADJ d> über<AP pr> die<ART> Machtkonzentration<N nn> in<AP pr> Medien,<N nn> Wirtschaft<N nn> und<KON neb> Politik; <N nn> [ … ] (SOZ07/ MAR.02942 Die Südostschweiz, 14.03.2007; François Bayrou und der Versuch einer Revolution aus der Mitte) Autofahrer<N nn> schimpfen<VRB fin v> über<AP pr> Fußgänger,<N nn> [ … ] (RHZ09/ JUL.26946 Rhein-Zeitung, 31.07.2009; Guten Morgen Rollenverhalten im Verkehr … ) Autofahrer schimpfen über Fußgänger. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Über Fußgänger schimpfen Autofahrer. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 s. v. Über Fußgänger schimpfen Autofahrer. TEL s. c., LA1 s. v. *Autofahrer schimpfen nach Fußgänger. *Autofahrer schimpfen über Fußgängern. ABL, EIN, KON Autofahrer [Pl.] schimpfen über den Fußgänger. KGZ Sie schimpfen über sie. ABL, ANA s. c., LA1 s. v. *Autofahrer schimpfen Fußgänger. ELM *Sie schimpfen diese. ANA, ELM Autofahrer schimpfen. ELM s. c., SBP3 s. v. Sie schimpfen. ANA, ELM s. c., SBP3 s. v. Tab. 176: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA1 schimpfen 10.13 schimpfen 747 <?page no="748"?> W(k( ξ ) s Autofahrer schimpfen über Fußgänger ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 177: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA1 schimpfen IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v))) (d) → s(b(a(c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA2: NP NOM [jemand/ etwas/ agentiv, typisches Agens] schimpft [HV] mit [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA2 nach E-VALBU: jemand schimpft mit jemandem; im Sinne von: jemand weist jemanden verärgert in heftigen Worten zurecht; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp In<AP pr> der<ART> ersten<ADJ at> Geschichte<N nn> schimpft<VRB fin v> Pettersson<N ne> richtig<ADJ d> mit<AP pr> Findus.<N ne> (BRZ08/ OKT.02847 Braunschweiger Zeitung, 07.10.2008; „ In Bilderbüchern gibt es kleine Revolutionen“ ) Schult<VRB fin v> schimpfte<VRB fin v> beim<AP prart> Essen<N nn> mit<AP pr> Meike<N ne> Gottschalk,<N ne> Hildegard<N ne> Krekel<N ne> und<KON neb> Hanno<N ne> Friedrich.<N ne> (RHZ08/ FEB.21045 Rhein-Zeitung, 23.02.2008; O-Ton Der Aktionskünstler HA Schult (68) … ) Als<KON kom> Bundespräsident<N nn> schimpft<VRB fin v> er<PRON per irr> ab<PTK vz> und<KON neb> zu<PTK ka> mit<AP pr> den<ART> Parteien.<N nn> (RHZ08/ MAI.17478 Rhein-Zeitung, 21.05.2008; Jürgen Stange) Der Arzt hat mit mir geschimpft. [Bsp. aus E-VALBU]. Der Arzt schimpft mit mir. [Bsp. nach E-VALBU] 748 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="749"?> Der Arzt schimpft mit mir. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Mit mir schimpft der Arzt. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Mit mir schimpft der Arzt. TEL s. c., LA2 s. v. *Der Arzt schimpft durch mir. *Der Arzt schimpft mit mich/ ich. ABL, EIN, KON Der Arzt schimpft mit uns. KGZ Er schimpft mit mir. ABL, ANA s. c., LA2 s. v. *Mit mir schimpft. PER, ELM Der Arzt schimpft. ELM s. c., SBP3 s. v. Er schimpft. ANA, ELM s. c., SBP3 s. v. Tab. 178: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA2 schimpfen W(k( ξ ) s Der Arzt schimpft mit mir ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 179: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA2 schimpfen IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v))) (d) → s(b(a(c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA3: NP NOM [jemand/ etwas/ agentiv, typisches Agens] schimpft [HV] NP AKK [t. a.] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP1; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand/ etwas schimpft jemanden/ etwas einen solchen/ ein solches/ so; im Sinne von: jemand/ etwas bezeichnet jemanden/ etwas in beleidigender Weise als einen solchen/ ein solches/ so; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Im Verlauf der lautstarken Auseinandersetzung soll Frau Müller den Vermieter geldgierig und das Haus verkommen geschimpft haben. [Bsp. aus E-VALBU] 10.13 schimpfen 749 <?page no="750"?> Nach<AP pr> dem<ART> Verzicht<N nn> der<ART> Ständeratskandidatin<N nn> Ursula<N ne> Brasey<N ne> schimpft<VRB fin v> Jost<N ne> Gross<N ne> die<ART> FDP<N ne> doppelzüngig<ADJ d> [ … ] (A99/ OKT.76212 St. Galler Tagblatt, 30.10.1999, Ressort: TB-ZUS (Abk.); «FDP-Absage fordert SP heraus», Bodensee Tagblatt vom 29.10.99) Die<ART> Schülerschaft<N nn> schimpft<VRB fin v> die<ART> sanitären<ADJ at> Anlagen<N nn> veraltet.<VRB pp v> (A98/ NOV.72709 St. Galler Tagblatt, 13.11.1998, Ressort: WV-UTT (Abk.); ausgeplaudertStille Bedürfnisse) Die Schülerschaft schimpft die sanitären Anlagen veraltet. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Veraltet schimpft die Schülerschaft die sanitären Anlagen. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. Die sanitären Anlagen schimpft die Schülerschaft veraltet. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. *Veraltet schimpft die Schülerschaft die sanitären Anlagen. TEL Die Schülerschaften schimpfen die sanitäre Anlage veraltet. *Die Schülerschaft schimpft die sanitäre Anlage veraltete. *Die Schülerschaften schimpfen die sanitäre Anlage veraltete. *Die Schülerschaft schimpft die sanitären Anlagen veraltete. KGZ Sie schimpft diese so. ABL, ANA s. c., LA3 s. v. *Die Schülerschaft schimpft die sanitären Anlagen. ABL, ELM, + OEZ *Sie schimpft diese. ANA, ELM, + OEZ *Die Schülerschaft schimpft veraltet. ELM, + OEZ [s. c., SBP3] adv. Mod. *Die sanitären Anlagen schimpft. PER, ELM Die Schülerschaft schimpft. ELM, + OEZ s. c., SBP3 s. v. Sie schimpft. ANA, ELM s. c., SBP3 s. v. Tab. 180: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA3 schimpfen 750 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="751"?> W(k( ξ ) s Die Schülerschaft schimpft die sanitären Anlagen veraltet ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a a n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 2 h(k) 0 2 1 3 3 Tab. 181: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA3 schimpfen IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u, v) (d) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u, v) (d) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u, v) (d) (c) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u, v) (d) (c) → s(b(a( λ u. λ v.u, v))) (d) (c) → s(b(a( λ v.d, v))) (c) → s(b(a(d, c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u βα , v βα ) (d ι 1 ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d ι 2 , c ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) SBP1: NP NOM [jemand/ etwas/ agentiv, typisches Agens] schimpft [HV] NP AKK 1 [t. a.] NP AKK 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand/ etwas schimpft jemanden/ etwas einen solchen/ ein solches/ so; im Sinne von: jemand/ etwas bezeichnet jemanden/ etwas in beleidigender Weise als einen solchen/ ein solches/ so; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K akk, K prd Andere<PRON ind sub> schimpfen<VRB fin v> ihn<PRON per irr> einen<ART> Anti-Modernisten,<N nn> [ … ] (M07/ NOV.02911 Mannheimer Morgen, 12.11.2007, S. 32; Der Konservative mit der stilvollen Sprache) Noch<ADV> am<AP prart> Freitagabend<N nn> schimpfte<VRB fin v> Parteipräsident<N nn> Christophe<N ne> Darbellay<N ne> SP-Nationalrätin<N nn> Susanne<N ne> Leutenegger<N ne> Oberholzer<N nn> in<AP pr> der<ART> TV- Arena<N nn> eine<ART> «Landesverräterin<N nn>» [ … ] (A09/ FEB.06724 St. Galler Tagblatt, 24.02.2009, S. 5; Bankgeheimnis: Es rumort im Staate Schweiz) Er<PRON per irr> schimpfte<VRB fin v> alle<PRON ind at> seine<PRON pos at> Kinder<N nn> Versager.<N nn> (A99/ JUL.51291 St. Galler Tagblatt, 23.07.1999, Ressort: TB-SPL (Abk.); Königlicher Hauskrach) 10.13 schimpfen 751 <?page no="752"?> Er schimpfte alle seine Kinder Versager. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Alle seine Kinder schimpfte er Versager. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. Seine Kinder schimpfte er alle Versager. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. *Alle schimpfte er seine Kinder Versager. ABL, FLX, PER, TOP Versager schimpfte er alle seine Kinder. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. Versager schimpfte er alle seine Kinder. TEL s. c., LA3 s. v. Er schimpfte sein Kind einen Versager. Sie [Pl.] schimpften ihr Kind Versager. *Er schimpfte alle seine Kinder einen Versager. Er schimpfte alle seine Kinder eine Herausforderung. KGZ Er schimpfte sie Versager. ABL, ANA s. c., LA3 s. v. Er schimpte sie alle das. ABL, PER, ANA s. c., LA3 s. v. *Er schimpfte alle seine Kinder. ELM, + OEZ *Er schimpfte alle. ELM, + OEZ *Er schimpfte seine Kinder. ELM, + OEZ *Alle seine Kinder schimpfte. PER, ELM *Er schimpfte Versager. ELM, + OEZ Er schimpfte seine Kinder Versager. ELM s. c., LA3 s. v. Er schimpfte. ELM s. c., SBP3 s. v. Tab. 182: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP1 schimpfen W(k( ξ ) s Er schimpfte alle seine Kinder Versager ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s d a a n(D(k( ξ ))) / 3 1 5 2 2 h(k) 0 2 1 4 3 3 Tab. 183: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA3 schimpfen IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v), w)) (d) (c) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v), w)) (d) (c) (e) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v), w)) (d) (c) (e) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v. λ w.u(v), w)) (d) (c) (e) → s(b(a( λ u. λ v. λ w.u(v), w)))) (d) (c) (e) → s(b(a( λ v. λ w.d(v), w)))) (c) (e) → s(b(a( λ w.d(c), w)))) (e) → s(b(a(d(c), e)))) NF 752 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="753"?> TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α . λ w α .u idK 2 βα (v K 2 βα ), w K 2 βα ) (d ι 1 ) (c ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d idK 2 ι 2 (c K 2 ι 2 ), e K 2 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP2: NP NOM [jemand/ etwas/ agentiv, typisches Agens] schimpft [HV] wie [AJK +KTR ] + NP NOM 2 [t. a.] Quelle: Corpus - er<PRON per irr> schimpft<VRB fin v> beinahe<ADV> so<ADV> schön<ADJ d> wie<KON kom> einst<ADV> Thomas<N ne> Bernhard<N ne> in<AP pr> seinen<PRON pos at> Werken.<N nn> (RHZ06/ APR.06148 Rhein-Zeitung, 06.04.2006; Dombrowski droht mit dem Revolver) [ … ],<VRB pp v> und<KON neb> die<ART> ganze<ADJ at> Schweiz<N ne> schimpfte<VRB fin v> wie<KON kom> die<ART> Rohrspatzen<N nn> auf<AP pr> diese<PRON dem at> riesigen<ADJ at> Geldinstitute,<N nn> [ … ] (SOZ09/ APR.00974 Die Südostschweiz, 06.04.2009; Die Banken-Kehrtwendungen der Volksseele) - Keeper<N nn> Igor<N ne> Matovic<N ne> schimpfte<VRB fin v> wie<KON kom> ein<ART> Rohrspatz<N nn> - (NON08/ SEP.06011 Niederösterreichische Nachrichten, 09.09.2008, S. 84; 2: 0, aber: Bezirksteams hatten hart zu kämpfen) Keeper Igor Matovic schimpfte wie ein Rohrspatz. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Wie ein Rohrspatz schimpfte Keeper Igor Matovic. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Wie ein Rohrspatz schimpfte Keeper Igor Matovic. TEL s. c., SBP2 s. v. Er schimpfte wie die Rohrspatzen. Sie [Pl.] schimpften wie ein Rohrspatz. KGZ Er schimpfte wie er. ABL, ANA s. c., SBP2 s. v. *Wie ein Rohrspatz schimpfte. PER, ELM Keeper Igor Matovic schimpfte. ABL, ELM s. c., SBP3 s. v. Er schimpfte. PER, ANA, ELM s. c., SBP3 s. v. Tab. 184: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP2 schimpfen W(k( ξ ) s Keeper Igor Matovic schimpfte wie ein Rohrspatz ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d 10.13 schimpfen 753 <?page no="754"?> W(k( ξ ) s Keeper Igor Matovic schimpfte wie ein Rohrspatz D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 185: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP2 schimpfen IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v))) (d) → s(b(a(c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u βα (v K 1 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 (d K 1 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 K 1 ι 1 ) SBP3: NP NOM [jemand/ etwas/ agentiv, typisches Agens] schimpft [HV][t. a.] [ADV ˅ ADVP ˅ PP [a., r., z.]] Quelle: Corpus Lehrerverbände<N nn> schimpfen,<VRB inf v> [ … ] (RHZ08/ AUG.22668 Rhein- Zeitung, 27.08.2008; Neue Lehrer braucht das Land) Die<ART> Bibliothekare<N nn> schimpften,<VRB fin v> [ … ] (NUN07/ FEB.00304 Nürnberger Nachrichten, 03.02.2007; Bunt lackierter Supermarkt der Kunst - Einst umstritten, heute ein Besucher-Magnet: Das Pariser Centre Pompidou ist 30 Jahre alt) Vater<N nn> schimpfte<VRB fin v> gewaltig.<ADJ d> (NUZ07/ DEZ.02220 Nürnberger Zeitung, 15.12.2007, S. 14; Christkindlesmarkt - Acht Lieblingsplätze) Vater schimpfte gewaltig. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Gewaltig schimpfte Vater. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP3 s. v. Gewaltig schimpfte Vater. TEL s. c., SBP3 s. v. *Vater schimpfte gewaltiger. *Die Väter schimpften gewaltigen. KGZ Er schimpfte so. ABL, ANA s. c., SBP3 s. v. Vater schimpfte. ELM s. c., SBP3 s. v. Er schimpfte. ABL, ANA, ELM s. c., SBP3 s. v. Tab. 186: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP3 schimpfen 754 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="755"?> W(k( ξ ) s Vater schimpfte gewaltig ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s s n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 h(k) 0 2 1 1 Tab. 187: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP3 schimpfen IS: λ q. λ r. λ t.s(q, r(t)) (c) (b) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q, r(t)) (c) (b) (a) → λ r. λ t.s(c, r(t)) (b) (a) → λ t.s(c, b(t)) (a) → s(c, b(a)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα )) (c ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 βα )) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ) SBP4: NP NOM [jemand/ etwas/ agentiv, typisches Agens] schimpft [HV] auf [P AKK, -KTR ] + NP AKK [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: jemand/ etwas schimpft über/ auf jemanden/ etwas; im Sinne von: jemand/ etwas äußert sich verärgert kritisch über jemanden/ etwas; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp Auch<ADV> die<ART> Umweltschutzorganisation<N nn> BUND<N ne> schimpft<VRB fin v> auf<AP pr> den<ART> Stromversorger.<N nn> (HMP07/ JUL.00392 Hamburger Morgenpost, 05.07.2007, S. 1-2-3; Wie gefährlich wars wirklich? ) Hildebrandt<N ne> schimpft<VRB fin v> vor<AP pr> allem<PRON ind sub> auf<AP pr> die<ART> neue<ADJ at> Sprache,<N nn> [ … ] (RHZ08/ JUN.27413 Rhein-Zeitung, 28.06.2008; Ein Kabarett-Grandseigneur mit Klasse) Er<PRON per irr> schimpft<VRB fin v> auf<AP pr> die<ART> Umweltschützer, <N nn> [ … ] (NUN07/ MAI.02702 Nürnberger Nachrichten, 24.05.2007, S. 21; Klaffende Wunden in den Marmor-Bergen - Betreiber von Steinbrüchen in Nürnbergs Partnerstadt Kavala im Konflikt mit Naturschützern — EU-Auflage hilft) Er schimpft auf die Umweltschützer. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Auf die Umweltschützer schimpft er. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP4 s. v. Auf die Umweltschützer schimpft er. TEL s. c., SBP4 s. v. Sie [Pl.] schimpfen auf den Umweltschützer. KGZ 10.13 schimpfen 755 <?page no="756"?> Er schimpft auf die Umweltschützer. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Er schimpft nach die Umweltschützer. *Er schimpft auf der Umweltschützer. ABL, EIN, KON Er schimpft auf sie. ABL, ANA s. c., SBP4 s. v. *Auf die Umweltschützer schimpft. ABL, PER, ELM Er schimpft. ELM s. c., SBP3 s. v. Tab. 188: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP4 schimpfen W(k( ξ ) s Er schimpft auf die Umweltschützer ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 189: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP4 schimpfen IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v))) (d) → s(b(a(c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) 10.14 Zusammenfassung zu dem Verb schimpfen KV α -äquivalente LAen u. SBPe (bzgl. V) KZ KA KV 1 alle LAen u. SBPe [1] [NP NOM ] Tab. 190: KV des Vs schimpfen KV Konnotation KV 1 jemand/ etwas schimpft im Sinne von jemand/ etwas spricht/ äußert sich negativ mit erregter Stimme/ in aufgebrachter/ empörter Stimmung 756 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="757"?> Tab. 191: Konnotationen des Vs schimpfen Abb. 55: Aktionsart Abb. 56: Synt. Subj.pos. Abb. 57: Domain A Abb. 58: Domain B Komposition: Alle LAen und SBPe zu dem V schimpfen sind regelhaft komponiert und bauen auf KV 1 auf. Die IS ist eine Komposition aus einer äußeren Struktur, der KV 1 , und einer inneren Struktur. Die innere Struktur bilden ein/ -e ADV ˅ ADVP, eine unbestimmte PP, eine PP mit NP DAT oder NP AKK , eine NP AKK , zwei NPn AKK , ein/ -e ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder eine AJKP mit dem AJK wie und NP NOM 2 . Das V schimpfen projiziert die NP NOM 1 , ebenso projiziert die P einer fakultativen Struktur eine nachfolgende NP und der AJK wie der AJKP projiziert die NP NOM 2 . Eine Perkolation auf das V schimpfen ist nicht vorhanden. Dennoch ergibt sich in der angeschlossenen inneren Struktur eine Unregelmäßigkeit in der Komposition. Diese ist darin begründet, dass der Ausdruck *jemand/ etwas schimpft jemanden/ etwas nicht grammatisch ist. Somit gilt bei der Anwendung des ELM die Beachtung des + OEZ, welcher erfasst, dass in LA3 und SBP1 das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL bzw. die NP AKK 2 nicht eliminiert werden können, ohne auch gleichzeitig die NP AKK 1 zu eliminieren. Dies gilt zudem jeweils für beide fakultativen Entitäten. LA3 sowie SBP1, d. h. die Kompositionen jemand/ etwas schimpft jemanden/ etwas ADJ -FL ˅ ADJP -FL und jemand/ etwas schimpft jemanden/ etwas NP AKK 2 , sind den entsprechenden LAen und SBPen der Ven bezeichnen, nennen und heißen ähnlich und parallel zu diesen aufgebaut. Dennoch sind LA3 schimpfen und SBP1 schimpfen nicht auf die Ausdrücke *jemand/ etwas schimpft jemanden/ etwas reduzierbar, wie die entsprechenden Kompositionen mit innerer Struktur der Ven bezeichnen und nennen, jemand/ etwas bezeichnet jemanden/ etwas sowie jemand/ etwas nennt jemanden/ etwas. Zudem ergibt sich damit in LA3 schimpfen und SBP1 schimpfen eine Projektion von der NP AKK 1 auf die NP AKK 2 bzw. von der NP AKK 1 auf das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL . 10.14 Zusammenfassung zu dem Verb schimpfen 757 <?page no="758"?> Konnexionen: Die inneren Strukturen sind fakultative Een, welche keinen Beitrag zum Inhalt des Vs schimpfen hinzufügen, sondern sich in der IS an KV 1 als syntaktische Minimalstruktur angliedern. KV 1 besitzt als obligatorische E eine NP NOM , welche vom V schimpfen kasusregiert ist. Demzufolge sind die Pen der inneren Strukturen nicht von dem V schimpfen lexikalisch statusregiert und in keinem Fall obligatorisch. Die Pen kasusregieren jeweils eine nachfolgende NP obligatorisch. Der AJK wie übt eine kategoriale Statusrektion auf die NP NOM 2 aus. Die NP NOM 2 in der AJKP ist kongruent zu der NP NOM 1 . Die Annahme eines traditionellen prädikativen Verhältnisses zwischen NP NOM 1 und dieser eingeschlossenen NP NOM 2 in SBP2 ist nicht gerechtfertigt, da die AJKP fakultativ ist. Eine fakultativ angeschlossene NP AKK , ein/ -e fakultative/ -s ADV ˅ ADVP oder ein/ e fakultative/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL sind nicht vom V schimpfen kasusregiert bzw. nicht vom V schimpfen kategorial oder lexikalisch statusregiert und nicht obligatorisch. Da jedoch keine Perkolationen entstehen, beeindrucken die Kompositionen der LA3 schimpfen und des SBP1 schimpfen den Sinn des Vs schimpfen gemäß der IS nicht, sondern affizieren nur die inneren Strukturen komplexerer Kompositionen. Obwohl die NP AKK 1 nicht obligatorisch ist, fordert die NP AKK 1 bzw. die Komposition jemand/ etwas schimpft NP AKK 1 die E NP AKK 2 oder die E ADJ -FL ˅ ADJP -FL obligatorisch. Es besteht demzufolge eine außergewöhnliche Projektion des komplexen Ausdrucks jemand/ etwas schimpft NP AKK 1 gegenüber der zur NP AKK 1 kongruenten E NP AKK 2 oder gegenüber der E ADJ -FL ˅ ADJP -FL , wobei NP AKK 2 als auch das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL von der NP AKK 1 kategorial statusregiert sind. Es kann in der ermittelten IS keine Rektion zwischen dem V schimpfen und der NP AKK 1 , zwischen dem V schimpfen und der NP AKK 2 oder zwischen dem V schimpfen und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL nachgewiesen werden, da in der IS KV 1 die syntaktische Grundstruktur für alle LAen und SBPe zu dem V schimpfen ist. Die beobachteten Strukturen in der IS bleiben somit unklar. Eventuell wurden LA3 schimpfen und SBP1 schimpfen in Anlehnung an die Kompositionen des Vs bezeichnen sowie insbesondere des Vs nennen gebildet und in der deutschen Gegenwartssprache konventionalisiert, obwohl derartige LAen bzw. SBPe nicht mit KV 1 schimpfen bzw. mit der Systematik der anderen logisch-semantischen Sinnstrukturen und dem Inhalt des Vs schimpfen harmonisieren. Eine Untersuchung der diachronen Sprachwissenschaft, der Dialektologie oder der Sprachvariantenforschung zu dem V schimpfen könnte zur Klärung dieser Struktur beitragen, ist in der vorliegenden Studie jedoch aus Platzgründen nicht möglich. Eine logisch-semantische Erklärung, welche aus der IS abgelesen werden könnte, fehlt deshalb für diese zwei Kompositionen. Die IS zeigt einen unlogischen, nicht sinnhaften Bruch in den beiden Kompositionen auf, der nicht in einer beobachtbaren Polysemie/ Homonymie des Vs schimpfen begründet liegt. Da keine andere Erklärung aus 758 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="759"?> der IS hergeleitet werden kann, ist es zum aktuellen Untersuchungsstand möglich, an dieser Stelle die kategoriale Statusrektion zwischen der NP AKK 1 und der NP AKK 2 bzw. dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL in LA3 schimpfen und SBP1 schimpfen anzuerkennen sowie eventuell ein traditionelles prädikatives Verhältnis zwischen der NP AKK1 und der NP AKK 2 bzw. dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL zu vermuten. Es ist deshalb unter Vorbehalt möglich, eine verdeckte KOP sein zwischen der NP AKK 1 und der NP AKK 2 bzw. zwischen der NP AKK 1 und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL in LA3 schimpfen und SBP1 schimpfen anzunehmen. Status des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Subjektsprädikativs: Es ergeben sich ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P nach und einer NP AKK mit SGS (LA1), ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P mit und einer NP DAT mit SGS (LA2) sowie ein fakultatives Akkusativadverbial/ Akkusativobjekt mit SGS (LA3, SBP1). Nach obiger Beleganalyse handelt es sich bei dem Kasusobjekt/ Kasusadverbial im AKK in LA3 und SBP1 auf jeden Fall jeweils um eine fakultative E, deren Kasus nicht obligatorisch kasusregiert aber vielleicht vom V bestimmt ist. Des Weiteren treten eine fakultative AJKP als Verbgruppenadverbial und als qualitative Bestimmung mit dem AJK wie und NP NOM mit SGS (SBP2) und ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P auf und einer NP AKK mit SGS (SBP4) auf. Die Beschreibung, welche durch die AJKP erfolgt, ist fakultativ, betrifft die von dem V schimpfen regierte NP NOM 1 und ist keine vom V schimpfen unabhängige, eigenständige Relation zwischen der NP NOM 1 und der NP NOM 2 , welche mittels einer traditionellen prädikativen Beziehung angezeigt werden müsste. Zudem können freie, adverbiale An als ein/ e ADV ˅ ADVP oder als unbestimmtes präpositionales Modal-, Temporal- oder Lokaladverbial hinzutreten (SBP3) (z. B. er schimpft wild gestikulierend ins Spielfeld (NON09/ JUN.08589 Niederösterreichische Nachrichten, 10.06.2009, S. 91; Schiri im Mittelpunkt)) Status des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Objektsprädikativs: Es tritt ein fakultatives Akkusativadverbial/ Akkusativobjekt mit SGS (SBP1) auf. Nach obiger Beleganalyse handelt es sich bei dem Kasusobjekt/ Kasusadverbial im AKK in SBP1 auf jeden Fall um eine fakultative E, deren Kasus nicht obligatorisch kasusregiert aber vielleicht vom V schimpfen bestimmt ist. Dieses Akkusativadverbial/ Akkusativobjekt ist kongruent zur NP AKK 1 und besteht den TOP sowie den TEL. Außerdem kann in gleicher Position ein/ -e fakultative/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL als Rechtsattribut ohne SGS stehen (LA3). Da sowohl das Akkusativadverbial/ Akkusativobjekt NP AKK 2 mit SGS als auch das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL als Rechtsattribut ohne SGS obligatorisch 10.14 Zusammenfassung zu dem Verb schimpfen 759 <?page no="760"?> von der NP AKK 1 gefordert werden und alternative Erklärungsmodelle fehlen, ist es unter Vorbehalt möglich, die NP AKK 2 in SBP1 schimpfen sowie das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL in LA3 schimpfen als substantivisches bzw. adjektivisches traditionelles Objektsprädikativ zu bezeichnen. Traditionelle Prädikative: LA3 schimpfen (IS LA3 schimpfen: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u, v) (d) (c)) und SBP1 schimpfen (IS SBP1 schimpfen: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v), w)) (d) (c) (e)) können mangels alternativer Erklärungsansätze unter Vorbehalt als Kompositionen mit einer traditionellen prädikativen Beziehung zwischen der fakultativen NP AKK 1 und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL sowie zwischen der fakultativen NP AKK 1 und der NP AKK 2 angesehen werden. Hinweis: Das V schimpfen ist unter allen in dieser Beleganalyse untersuchten Ven dasjenige, welches im Corpus die meisten Einzelfälle ungewöhnlicher Kompositionen aufweist. Einzelne Corpusbelege, die nicht ausreichen, um eine LA oder einen SBP zu konstituieren, dokumentieren ein Vorkommen mit einem Akkusativadverbial/ Akkusativobjekt mit SGS sowie mit einer AJKP als Verbgruppenadverbial und als qualitative Bestimmung mit dem AJK als mit SGS (z. B. Der<ART> Literatur-Nobelpreisträger<N nn> schimpfte<VRB fin v> die<ART> «Verbrechen<N nn> der<ART> USA<N ne>» als<KON kom> «systematisch,<ADJ d> konstant,<ADJ d> infam<ADJ d> und<KON neb> unbarmherzig<ADJ d>». (SOZ06/ MAI.05172 Die Südostschweiz, 26.05.2006; «Frieden ist Science Fiction»)), ein Vorkommen mit einem präpositionalen Modaladverbial mit der P gegen und eingebundener NP AKK mit SGS (z. B. Die<ART> "Punkerbraut<N nn>" Helma<N ne> Kraus<N ne> schimpfte<VRB fin v> gegen<AP pr> alle,<PRON ind at> die<PRON rel sub> arbeiten<VRB inf v> gehen<VRB inf v> [ … ] (RHZ07/ FEB.12983 Rhein-Zeitung, 14.02.2007; Verein stellte Sitzung im Eiltempo auf die Beine)), ein Vorkommen als reflexives V (z. B. Auf<AP pr> Bayerisch<N nn> schimpft<VRB fin v> es<PRON per irr> sich<PRON per ref> eben<ADV> immer<ADV> noch<ADV> am<AP prart> besten.<ADJ d> (NUZ06/ DEZ.01884 Nürnberger Zeitung, 18.12.2006; Bayerns neuer Aufstand gegen die Gesundheitsreform - Herumpöbeln oder regieren)) oder ein Vorkommen mit einem Akkusativadverbial/ Akkusativobjekt mit SGS sowie einem Genitivadverbial/ Genitivobjekt mit SGS (z. B. Den<ART> Antragsteller<N nn> und<KON neb> ihn<PRON per irr> unterstützende<ADJ at> Votantinnen<N nn> und<KON neb> Votanten<N nn> schimpfte<VRB fin v> er<PRON per irr> des<ART> undemokratischen<ADJ at> Verhaltens<N nn> und<KON neb> eines<ART> Komplottes<N nn> [ … ] (A08/ MAI.06934 St. Galler Tagblatt, 22.05.2008, S. 55; L'état c'est moi? )). Das V schimpfen bringt demnach 760 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="761"?> einige individuelle sprachliche Formulierungen von Sprachteilnehmern oder unkonventionelle SBPe und LAen hervor, was eventuell darauf zurückzuführen ist, dass der Jargon unter Umständen möglicherweise oft salopp ist, wenn Sprachteilnehmer das V schimpfen verwenden. 10.15 sein LA1: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] ist [HV] [a., r., z.] Quelle: E-VALBU; vgl. SBP14; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: [geh.] jemand/ etwas ist; im Sinne von: jemand/ etwas existiert in der Realität; Satzbauplan nach E-Valbu: K sub [Der berühmte Satz von Descartes lautet auf deutsch: Ich denke,] also bin ich. [Bsp. aus E-VALBU] [Die Theologie behauptet: ] Gott ist. [Bsp. aus E-VALBU] Gott ist. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Götter sind. KGZ Tab. 192: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA1 sein W(k( ξ ) s Gott ist ξ = n(k) 1 2 3 k( ξ ) s a b D(k( ξ )) / b s n(D(k( ξ ))) / 3 1 h(k) 0 2 1 Tab. 193: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA1 sein IS: λ q. λ r.s(q(r)) (b) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r.s(q(r)) (b) (a) → λ r.s(b(r)) (a) → (s(b(a)) NF TIS: λ q α . λ r α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα )) (b ι 1 ) (a ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ) LA2: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] ist [HV] NP GEN [t. a.] 10.15 sein 761 <?page no="762"?> Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA2 nach E-VALBU: [geh.] jemand ist etwas; im Sinne von: jemand vertritt etwas; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K gen 135<CARD> Personen<N nn> davon<PRON ad> sind<VRB fin a> ausländischer<ADJ at> Herkunft.<N nn> (NON09/ FEB.05096 Niederösterreichische Nachrichten, 10.02.2009, S. 3; AKTUELLE AMS-DATEN) Da bin ich anderer Meinung. [Bsp. aus E-VALBU] Da bin ich anderer Meinung. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Anderer Meinung bin ich da. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Ich bin da anderer Meinung. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Da bin ich anderer Meinung. TEL s. c., LA2 s. v. Ich bin da anderer Meinungen. Wir sind da anderer Meinung. KGZ Da bin ich dessen. ANA s. c., LA2 s. v. Da bin ich. ELM s. c., SBP13 s. v. Ich bin anderer Meinung. PER, ELM s. c., LA2 s. v. Ich bin. PER, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 194: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA2 sein W(k( ξ ) s Da bin ich anderer Meinung ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / s s b c n(D(k( ξ ))) / 1 1 3 4 h(k) 0 1 1 2 3 Tab. 195: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA2 sein IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u))) (a) (b) (c) (( λ v.v) (d)); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. s(q, r(t(u))) (a) (b) (c) (( λ v.v) (d)) → λ r. λ t. λ u.s(a, r(t(u))) (b) (c) (( λ v.v) (d)) → λ t. λ u.s(a, b(t(u))) (c) (( λ v.v) (d)) → λ u.s(a, b(c(u))) (( λ v.v) (d)) → s(a, b(c((( λ v.v) (d))))) → s(a, b(c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα (u id βα ))) (a ι 1 ) (b ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ v α .v βα ) (d ι 1 ) → s ο 1 (a ι 2 , b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 (d ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) 762 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="763"?> LA3: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] ist [HV] für/ gegen [P AKK, -KTR ] + NP AKK [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand ist für/ gegen etwas; im Sinne von: jemand befürwortet oder lehnt etwas ab; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp Wir<PRON per irr> sind<VRB fin a> bestimmt<ADJ d> nicht<PTK neg> für<AP pr> die<ART> Ausrottung<N nn> dieser<PRON dem at> Vögel.<N nn> (A09/ APR.07151 St. Galler Tagblatt, 25.04.2009, S. 39; Vogelabschuss löst Problem nicht) Wir sind bestimmt nicht für die Ausrottung dieser Vögel. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Bestimmt sind wir nicht für die Ausrottung dieser Vögel. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. *Dieser Vögel sind wir bestimmt nicht für die Ausrottung. ABL, FLX, PER, TOP Für die Ausrottung dieser Vögel sind wir bestimmt nicht. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. Bestimmt nicht sind wir für die Ausrottung dieser Vögel. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. Wir sind nicht bestimmt für die Ausrottung dieser Vögel. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP1 ZV Für die Ausrottung dieser Vögel sind wir bestimmt nicht. TEL s.c., LA3 s. v. Bestimmt nicht sind wir für die Ausrottung dieser Vögel. TEL s. c., LA3 s. v. *Bestimmt sind wir nicht für die Ausrottung dieser Vögel. TEL adv. Mod. *Wir sind bestimmt nicht von die Ausrottung dieser Vögel. *Wir sind bestimmt nicht für der Ausrottung dieser Vögel. ABL, KON, EIN Ich bin bestimmt nicht für die Ausrottungen dieser Vögel. Ich bin bestimmt nicht für die Ausrottung dieser Vögel. KZG Wir sind bestimmt nicht für sie [AKK]. ABL, ANA s. c., LA3 s. v. Wir sind bestimmt nicht für die Ausrottung dieser. ANA s. c., LA3 s. v. Wir sind nicht für die Ausrottung dieser Vögel. ABL, ELM s. c., LA3 s. v. Wir sind für die Ausrottung dieser Vögel. ABL, ELM s. c., LA3 s. v. 10.15 sein 763 <?page no="764"?> Wir sind bestimmt nicht für die Ausrottung dieser Vögel. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Wir sind bestimmt nicht für die Ausrottung. ABL, ELM, + OEZ s. c., LA3 s. v. Wir sind bestimmt nicht. ABL, ELM s. c., LA1 s. v. Wir sind. ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 196: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA3 sein W(k( ξ ) s Wir sind bestimmt nicht für die Ausrottung dieser Vögel ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / b s s a d e n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 2 5 6 h(k) 0 2 1 1 3 4 5 Tab. 197: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA3 sein IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u))) (c) (b) (a) ( λ v. λ w. λ x.v(w(x))) (d) (e) (f); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u))) (c) (b) (a) ( λ v. λ w. λ x.v(w(x))) (d) (e) (f) → λ r. λ t. λ u. s(c, r(t(u)))(b) (a) ( λ v. λ w. λ x.v(w(x))) (d) (e) (f) → λ t. λ u.s(c, b(t(u))) (a) ( λ v. λ w. λ x.v(w(x))) (d) (e) (f) → λ u.s(c, b(a(u)))( λ v. λ w. λ x.v(w(x))) (d) (e) (f) → s(c, b(a( λ v. λ w. λ x.v(w(x))))) (d) (e) (f) → s(c, b(a( λ w. λ x.d(w(x))))) (e) (f) → s(c, b(a( λ x.d(e(x))))) (f) → s(c, b(a(d(e(f))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t idK 1 βα (u id βα ))) (c ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ v α . λ w α . λ x α . v idK 2 βα (w K 2 βα (x βα ))) (d ι 1 ) (e ι 1 ) (f ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 (f ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) LA4: NP NOM [etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] von [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA4 nach E-VALBU: etwas ist von jemandem; im Sinne von: etwas ist von jemandem geschaffen oder hergestellt; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp Das Buch ist von Thomas Mann. [Bsp. aus E-VALBU] Das Buch ist von diesem Autor. [Bsp. nach E-VALBU] 764 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="765"?> Das Buch ist von diesem Autor. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Von diesem Autor ist das Buch. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA4 s. v. Von diesem Autor ist das Buch. TEL s. c., LA4 s. v. *Das Buch ist vor diesem Autor. *Das Buch ist von dieser Autor/ dieses Autors. ABL, EIN, KON Das Buch ist von diesen Autoren. Die Bücher sind von diesem Autor. KZG Es ist von ihm. ABL, ANA s. c., LA4 s. v. Das Buch ist ihm. ELM s. c., LA9 s. v. Das Buch ist. ELM s. c., SBP14 s. v. Es ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 198: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA4 sein W(k( ξ ) s Das Buch ist von diesem Autor ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 199: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA4 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → s(b(a( λ u. λ v.u(v) (c) (d)))) → s(b(a( λ v.c(v) (d)))) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA5: NP NOM [etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] ADV ˅ ADVP ˅ PP [l. r.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA5 nach E-VALBU: etwas ist irgendwo; im Sinne von: etwas befindet sich irgendwo; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K adv 10.15 sein 765 <?page no="766"?> Das<ART> Festival<N nn> war<VRB fin a> in<AP pr> Woodstock.<N ne> (HMP09/ AUG.00844 Hamburger Morgenpost, 09.08.2009, S. 22-23; Die Legende von Woodstock) Das Festival war in dieser Stadt. [Bsp. nach Corpusbeleg] Das Festival war in dieser Stadt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart In dieser Stadt war das Festival. ABL, FLX, PER, TOP s.c., LA5 s. v. In dieser Stadt war das Festival. TEL s. c., LA5 s. v. *Das Festival war durch dieser Stadt. *Das Festival war in diese Stadt. ABL, EIN, KON Das Festival war in diesen Städten. Die Festivals waren in dieser Stadt. KGZ Es war in dieser. ANA s. c., LA5 s. v. Das Festival war. ELM s. c., SBP14 s. v. Es war. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 200: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA5 sein W(k( ξ ) s Das Festival war in dieser Stadt ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 201: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA5 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → s(b(a( λ u. λ v.u(v) (c) (d)))) → s(b(a( λ v.c(v) (d)))) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) 766 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="767"?> LA6: NP NOM [etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle][nicht nur ein Ereignis] ist [VV] ADV 1 ˅ ADVP 1 ˅ PP 1 [l. r. ˅ z. ˅ r. a. ˅ t. a.] [ADV 2 ˅ ADVP 2 ˅ PP 2 ] Quelle: E-VALBU; vgl. SBP12; Strukturbeispiel LA6 nach E-VALBU: etwas ist irgendwo irgendwann; im Sinne von: etwas findet irgendwo irgendwann statt oder ereignet sich; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K adv ˅ K adv Ende<N nn> der<ART> 80er-Jahre<N nn> waren<VRB fin a> Bortfeld<N ne> und<KON neb> Meerdorf<N nn> im<AP prart> Dorferneuerungsprogramm.<N nn> (BRZ07/ JUL.05108 Braunschweiger Zeitung, 26.07.2007; „ Dorferneuerung in Wendeburg ist Überlegung wert“ ) Die<ART> Abfahrt<N nn> ist<VRB fin a> um<AP pr> 9<CARD> Uhr<N nn> ab<PTK vz> Busbahnhof<N nn> am<AP prart> "Neuen<ADJ at> Weg<N nn>". (RHZ08/ SEP.02895 Rhein-Zeitung, 03.09.2008; Kompakt) In der Türkei war im vorigen Jahr ein schreckliches Erdbeben. [Bsp. aus E-VALBU] In der Türkei war im vorigen Jahr ein schreckliches Erdbeben. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Im vorigen Jahr war ein schreckliches Erdbeben in der Türkei. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA6 s. v. Ein schreckliches Erdbeben war im vorigen Jahr in der Türkei. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA6 s. v. In der Türkei war im vorigen Jahr ein schreckliches Erdbeben. TEL s. c., LA6 s. v. Im vorigen Jahr war ein schreckliches Erdbeben in der Türkei. TEL s. c., LA6 s. v. *Im der Türkei war im vorigen Jahr ein schreckliches Erdbeben. *In die Türkei war im vorigen Jahr ein schreckliches Erdbeben. ABL, EIN, KON *In der Türkei war in vorigen Jahr ein schreckliches Erdbeben. *In der Türkei war im voriges Jahr ein schreckliches Erdbeben. ABL, EIN, KON In diesen Ländern war im vorigen Jahr ein schreckliches Erdbeben. In der Türkei waren im vorigen Jahr schreckliche Erdbeben. KGZ Es war im vorigen Jahr in der Türkei. PER, ANA s. c., LA6 s. v. Ein schreckliches Erdbeben war in der Türkei. PER, ELM s. c., LA6 s. v. *Im vorigen Jahr war. PER, ELM 10.15 sein 767 <?page no="768"?> In der Türkei war im vorigen Jahr ein schreckliches Erdbeben. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *In der Türkei war. ELM Ein schreckliches Erdbeben war. PER, ELM s. c., SBP14 ZV Es war. ANA, PER, ELM s. c., LA1, SBP14 ZV ˅ HV Tab. 202: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA6 sein W(k( ξ ) s In der Türkei war im vorigen Jahr ein schreckliches Erdbeben ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / s a s f d c n(D(k( ξ ))) / 1 2 1 7 d 4 h(k) 0 1 2 1 3 4 2 Tab. 203: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA6 sein IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r), t(u(v))) (a) (b) (c) (f) ( λ w. λ x.w(x) (d) (e)); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r), t(u(v))) (a) (b) (c) (f) ( λ w. λ x.w(x) (d) (e)) → λ r. λ t. λ u. λ v. s(a(r), t(u(v))) (b) (c) (f) ( λ w. λ x.w(x) (d) (e)) → λ t. λ u. λ v.s(a(b), t(u(v))) (c) (f) ( λ w. λ x.w(x) (d) (e)) → λ u. λ v.s(a(b), c(u(v))) (f) ( λ w. λ x.w(x) (d) (e)) → λ v.s(a(b), c(f(v))) ( λ w. λ x.w(x) (d) (e)) → s(a(b), c(f( λ w. λ x.w(x) (d) (e)))) → s(a(b), c(f( λ x.d(x) (e)))) → s(a(b), c(f(d(e)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα ), t idK 2 βα (u K 2 βα (v id βα ))) (a ι 1 ) (b ι 1 ) (c ι 1 ) (f ι 1 ) ( λ w α . λ x α .w idK 3 βα (x K 3 βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (a idK 1 ι 2 (b K 1 ι 2 ), c idK 2 ι 2 (f K 2 ι 2 (d idK 3 ι 2 (e K 3 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 idK 3 ι 2 K 3 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 idK 3 ι 1 K 3 ι 1 ) W(k( ξ ) s In der Türkei war im vorigen Jahr ein schreckliches Erdbeben ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / f a s s d c n(D(k( ξ ))) / 7 2 1 1 5 4 h(k) 0 3 4 1 1 2 2 Tab. 204: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA6 sein 768 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="769"?> IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r), t(u(v))) (d) (e) (c) (f) ( λ w. λ x.w(x) (a) (b)); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r), t(u(v))) (d) (e) (c) (f) ( λ w. λ x.w(x) (a) (b)) → λ r. λ t. λ u. λ v. s(d(r), t(u(v))) (e) (c) (f) ( λ w. λ x.w(x) (a) (b)) → λ t. λ u. λ v.s(d(e), t(u(v))) (c) (f) ( λ w. λ x.w(x) (a) (b)) → λ u. λ v.s(d(e), c(u(v))) (f) ( λ w. λ x.w(x) (a) (b)) → λ v.s(d(e), c(f(v))) ( λ w. λ x.w(x) (a) (b)) → s(d(e), c(f( λ w. λ x.w(x) (a) (b)))) → s(d(e), c(f( λ x. a(x) (b)))) → s(d(e), c(f(a(b)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα ), t idK 2 βα (u K 2 βα (v id βα ))) (d ι 1 ) (e ι 1 ) (c ι 1 ) (f ι 1 ) ( λ w α . λ x α .w idK 3 βα (x K 3 βα )) (a ι 1 ) (b ι 1 ) → s ο 1 (d idK 1 ι 2 (e K 1 ι 2 ), c idK 2 ι 2 (f K 2 ι 2 (a idK 3 ι 2 (b K 3 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 idK 3 ι 2 K 3 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 idK 3 ι 1 K 3 ι 1 ) LA7: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] ADK ˅ ADKP [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP1; vgl. SBP2; Strukturbeispiel LA7 nach E-VALBU: jemand/ etwas ist so; im Sinne von: jemand/ etwas befindet sich in einem solchen Zustand oder hat eine solche Eigenschaft; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Schwere<ADJ at> Fehlplanungen<N nn> sind<VRB fin a> schuld.<ADJ d> (BVZ09/ SEP.00074 Burgenländische Volkszeitung, 02.09.2009, S. 1; Ärger wegen Mole West) Das<PRON dem sub> ‚ Wie' ist<VRB fin a> heute<ADV> egal.<ADJ d> (BVZ07/ OKT.00936 Burgenländische Volkszeitung, 10.10.2007, S. 81; STIMME<W ANA='KON neb'>&</ W>p; SPRÜCHE) Das<ART> Unternehmen<N nn> ist<VRB fin a> pleite.<ADJ d> (HMP09/ FEB.00026 Hamburger Morgenpost, 01.02.2009, S. 8; Pleite! Doch Konditor Andersen will kämpfen) Das Unternehmen ist pleite. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Pleite ist das Unternehmen. ABL, PER, FLX, KON, TOP s. c., LA7 s. v. Pleite ist das Unternehmen. TEL s. c., LA7 s. v. Die Unternehmen sind pleite. KGZ Es ist so. ABL, ANA s. c., LA7, SBP1, SBP2 s. v. Das Unternehmen ist. ELM s. c., SBP14 s. v. Es ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 205: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA7 sein 10.15 sein 769 <?page no="770"?> W(k( ξ ) s Das Unternehmen ist pleite ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s a n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 h(k) 0 2 1 3 Tab. 206: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA7 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) (( λ u.u) (c)); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) (( λ u.u) (c)) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) (( λ u.u) (c)) → λ t.s(b(a(t)) (( λ u.u) (c)) → s(b(a(( λ u.u) (c))) → s(b(a(c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α .u βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) LA8: NP NOM 1 [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] NP NOM 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA8 nach E-VALBU: jemand/ etwas ist etwas; im Sinne von: jemand/ etwas stellt einen solchen/ ein solches dar oder fungiert als ein solcher/ solches; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Das<ART> Ergebnis<N nn> war<VRB fin a> nur<ADV> Nebensache.<N nn> (NON09/ NOV.17038 Niederösterreichische Nachrichten, 25.11.2009, S. 70; Ein Schock: Verdacht auf Schlaganfall! ) Das<PRON dem sub> ist<VRB fin a> Bescheidenheit.<N nn> (A08/ MAI.05483 St. Galler Tagblatt, 17.05.2008, S. 59; «Ich bin ein Glückspilz») Attila<N nn> Vurals<N ne> ist<VRB fin a> ein<ART> Gitarrenvirtuose.<N nn> (A09/ JUL.06268 St. Galler Tagblatt, 25.07.2009, S. 18; Hin und Weg) Attila Vurals ist ein Gitarrenvirtuose. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Ein Gitarrenvirtuose ist Attila Vurals. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA8 s. v. Sie [Pl.] sind ein Gitarrenensemble [Sg.]. Sie [Pl.] sind Gitarrenvirtuosen. KGZ Er ist das. ANA s. c., LA8 s. v. Attila Vurals ist. ELM s. c., LA1 HV Ein Gitarrenvirtuose ist. PER, ELM s. c., LA1 HV 770 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="771"?> Attila Vurals ist ein Gitarrenvirtuose. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Er ist. ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Das ist. PER, ELM s. c., SBP14 s. v. Tab. 207: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA8 sein W(k( ξ ) s Attila Vurals ist ein Gitarrenvirtuose ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s a n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 h(k) 0 2 1 3 Tab. 208: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA8 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u.u) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) (( λ u.u) (c)) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) (( λ u.u) (c)) → λ t.s(b(a(t)) (( λ u.u) (c)) → s(b(a(( λ u.u) (c))) → s(b(a(c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α .u K 1 βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c K 1 βα ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 K 1 ι 1 ) W(k( ξ ) s Attila Vurals ist ein Gitarrenvirtuose ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / c s b n(D(k( ξ ))) / 4 1 3 h(k) 0 3 1 2 Tab. 209: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA8 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (c) ( λ u.u) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (c) (( λ u.u) (a)) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (c) (( λ u.u) (a)) → λ t.s(b(c(t)) (( λ u.u) (a)) → s(b(c(( λ u.u) (a))) → s(b(c(a))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ u α .u K 1 βα ) (a ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 (a K 1 βα ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 K 1 ι 1 ) 10.15 sein 771 <?page no="772"?> LA9: NP NOM [etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] NP DAT [t. a.] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA9 nach E-VALBU: [ugs.] etwas ist jemandem; im Sinne von: etwas gehört jemandem; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K dat [Das Auto ist nicht mir,] es ist meinem Vater[, ich habe es nur geliehen]. [Bsp. aus E-VALBU] Es ist meinem Vater. [Bsp. nach E-VALBU] Es ist meinem Vater. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Meinem Vater ist es. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA9 s. v. Es ist meiner Väter. Sie sind meinem Vater. KGZ Es ist ihm ABL, FLX, ANA s. c., LA9 s. v. *Ihm ist. ANA, ELM *Meinem Vater ist. PER, ELM Es ist. ELM s. c., LA1, LA1 es ist, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 210: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA9 sein W(k( ξ ) s Es ist meinem Vater ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s a n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 h(k) 0 2 1 3 Tab. 211: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA9 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) (( λ u.u) (c)); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) (( λ u.u) (c)) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) (( λ u.u) (c)) → λ t.s(b(a(t)) (( λ u.u) (c)) → s(b(a(( λ u.u) (c))) → s(b(a(c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α .u βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c βα ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) LA10: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] aus [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.] 772 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="773"?> Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA10 nach E-VALBU: etwas ist aus etwas; im Sinne von: etwas besteht aus etwas, ist aus etwas hergestellt; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp Die Kette ist aus Gold. [Bsp. aus E-VALBU] Die Kette ist aus Gold. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Aus Gold ist die Kette. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA10 s. v. Aus Gold ist die Kette. TEL s. c., LA10 s. v. *Die Kette ist vor Gold. *Die Kette ist aus Goldes. ABL, EIN, KON Sie ist aus dem. ANA s. c., LA5, LA6, LA10, LA13, LA14 s. v. ˅ VV Sie ist aus. ANA, ELM s. c., SBP13, SBP15 s. v. ˅ HV *Aus Gold ist. PER, ELM Die Kette ist. ELM s. c., SBP14 s. v. Sie ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 212: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA10 sein W(k( ξ ) s Die Kette ist aus Gold ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 213: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA10 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v)))) (d) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA11: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] ist [HV] bei [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.] 10.15 sein 773 <?page no="774"?> Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA11 nach E-VALBU: jemand ist bei etwas; im Sinne von: jemand tut gerade etwas; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp [Würden Sie bitte später anrufen,] wir sind gerade beim Essen. [Bsp. aus E-VALBU] Wir sind gerade beim Essen. [Bsp. nach E-VALBU] Wir sind gerade bei der Arbeit. [Bsp. nach E-VALBU] Wir sind gerade bei der Arbeit. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Bei der Arbeit sind wir gerade. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA11 s. v. Gerade sind wir bei der Arbeit. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA11 s. v. Bei der Arbeit sind wir. TEL s. c., LA11 s. v. Gerade sind wir bei der Arbeit TEL s. c., LA11 s. v. *Wir sind durch der Arbeit. *Wir sind bei die Arbeit. ABL, EIN, KON Ich bin bei den Arbeiten. Wir sind bei den Arbeiten. KGZ Wir sind gerade bei dieser. ABL, ANA s. c., LA11, LA12, SBP12 s. v. ˅ ZV Wir sind bei der Arbeit. ABL, ELM s. c., LA11 s. v. Wir sind gerade. ELM s. c., SBP13 s. v. Wir sind. ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 214: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA11 sein W(k( ξ ) s Wir sind gerade bei der Arbeit ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s e a d n(D(k( ξ ))) / 3 1 6 2 5 h(k) 0 2 1 5 3 4 Tab. 215: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA11 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w)) (d) (e) ( λ x.x) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w)) (d) (e) ( λ x.x) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w)) (d) (e) ( λ x.x) (c) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w)) (d) (e) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ u. λ v. λ w.u(v(w)))) (d) (e) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ v. λ w.d(v(w)))) (e) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ w.d(e(w)))) ( λ x.x) (c) → s(b(a(d(e( λ x.x)))) (c) → s(b(a(d(e(c))))) NF 774 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="775"?> TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α . λ w βα .u idK 2 βα (v K 2 βα (u βα ))) (d ι 1 ) (e ι 1 ) ( λ x α .x βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 (c ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) W(k( ξ ) s Wir sind gerade bei der Arbeit ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s a d d n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 5 h(k) 0 2 1 3 4 5 Tab. 216: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA11 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w (x)) (d) (e) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → s(b(a( λ v.c(v)))) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → s(b(a(c( λ w. λ x.w(x))))) (d) (e) → s(b(a(c( λ x.d(x))))) (e) → s(b(a(c(d(e))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (c ι 1 ) ( λ w α . λ x α .w idK 2 βα (x K 2 βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 (d idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA12: NP NOM [jemand/ kein typisches Agens] ist [ZV] bei [P DAT, -KTR ] + NP DAT [r. a.] [jemandem/ etwas] Quelle: E-VALBU; vgl. SBP17; Strukturbeispiel LA12 nach E-VALBU: [ugs.] jemand ist an/ bei etwas; im Sinne von: jemand befindet sich in einem Arbeits-, Dienst-, Mitgliedsverhältnis o. Ä. zu etwas; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp „ Wo arbeitet Ihr Vater? “ - „ Er ist bei Siemens. “ [Bsp. aus E-VALBU] Er ist bei Siemens. [Bsp. nach E-VALBU] Er ist bei dieser Firma. [Bsp. nach E-VALBU] Er ist bei dieser Firma. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Bei dieser Firma ist er. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA12 s. v. Bei dieser Firma ist er. TEL s. c., LA12 s. v. *Er ist durch dieser Firma. *Er ist bei diese Firma. ABL, EIN, KON Er ist bei diesen Firmen. Sie sind bei dieser Firma. KGZ 10.15 sein 775 <?page no="776"?> Er ist bei dieser Firma. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Er ist bei dieser. ABL, ANA s. c., LA11, LA12, SBP12 s. v. ˅ HV Er ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 217: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA12 sein W(k( ξ ) s Er ist bei dieser Firma ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 218: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA12 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v)))) (d) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA13: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] ist [HV] ADV ˅ ADVP ˅ PP [d. r.] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA13 nach E-VALBU: [ugs.] jemand ist irgendwohin; im Sinne von: jemand hat sich irgendwohin begeben; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K adv "Deine Eltern sind nicht da? “ - „ Nein, sie sind ins Kino. “ [Bsp. aus E-VALBU] Sie sind in das Kino. [Bsp. nach E-VALBU] Sie sind in das Kino. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart In das Kino sind sie. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA13 s. v. In das Kino sind sie. TEL s. c., LA13 s. v. *Sie sind nach das Kino. *Sie sind in des Kinos. ABL, EIN, KON 776 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="777"?> Sie sind in das Kino. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Sie sind in dieses. ABL, ANA s. c., LA13 s. v. Sie sind. ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 219: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA13 sein W(k( ξ ) s Sie sind in das Kino ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 2 Tab. 220: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA13 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → s(b(a( λ u. λ v.u(v) (c) (d)))) → s(b(a( λ v.c(v) (d)))) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA14: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] ADV ˅ ADVP ˅ PP [d. r.] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA14 nach E-VALBU: jemand/ etwas ist von irgendwoher; im Sinne von: jemand/ etwas stammt oder kommt von irgendwoher; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K adv Dieses Volkslied ist aus Italien. [Bsp. aus E-VALBU] Dieses Volkslied ist aus diesem Land. [Bsp. nach E-VALBU] Dieses Volkslied ist aus diesem Land. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Aus diesem Land ist dieses Volkslied. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA14 s. v. Aus diesem Land ist dieses Volkslied. TEL s. c., LA14 s. v. *Dieses Volkslied ist durch diesem Land. *Dieses Volkslied ist aus dieses Land. ABL, EIN, KON 10.15 sein 777 <?page no="778"?> Dieses Volkslied ist aus diesem Land. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Dieses Volkslied ist aus diesen Ländern. Diese Volkslieder sind aus diesem Land. KGZ Es ist aus diesem. ABL, ANA s. c., LA5, LA6, LA10, LA13, LA14 s. v. ˅ VV Das Volkslied ist aus. ELM s. c., SBP15 s. v. Es ist aus. ANA, ELM s. c., SBP13, SBP15 s. v. ˅ HV Das Volkslied ist. ELM s. c., SBP14 s. v. Es ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 221: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA14 sein W(k( ξ ) s Das Volkslied ist aus diesem Land ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 222: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA14 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v)))) (d) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA15: NP NOM 1 [etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] NP NOM 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA15 nach E-VALBU: etwas ist etwas; im Sinne von: etwas ergibt auf Grund einer Rechenoperation ein solches Resultat; machen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Drei Arbeitsstunden zu je 30, - Euro sind 90, - Euro ohne Mehrwertsteuer. [Bsp. aus E-VALBU] 778 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="779"?> Vier plus vier ist acht. [Bsp. aus E-VALBU] Vier plus vier ist acht. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Acht ist vier plus vier. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA15 s. v. *Vier plus ist acht vier ABL, FLX, PER Vier ist acht plus vier. ABL, FLX, PER s. c., LA15 s. v. Acht plus vier ist vier. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA15 s. v. Vier plus vier sind acht. Das [Sg.] ist das [Sg.]. Diese [Pl.] sind das [Sg.]. KGZ Das plus das ist das. ANA s. c., LA15 s. v. Das ist das. ANA s. c., LA15, LA8, LA16 s. v. Vier plus vier ist. ELM s. c., SBP14 s. v. Acht ist. PER, ELM s. c., SBP14 s. v. Das plus das ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Das ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 223: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA15 sein W(k( ξ ) s Vier plus vier ist acht ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s a n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 h(k) 0 2 1 3 Tab. 224: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA15 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)))) (b) (a) ( λ u.u) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)))) (b) (a) ( λ u.u) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t)))) (a) ( λ u.u) (c) → λ t.s(b(a(t)))) ( λ u.u) (c) → s(b(a( λ u.u)))) (c) → s(b(a(c)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α .u K 1 βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c K 1 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 K 1 ι 1 ) 10.15 sein 779 <?page no="780"?> LA16: NP NOM 1 [etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] NP NOM 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA16 nach E-VALBU: etwas ist so; im Sinne von: etwas lautet so; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Sein<PRON pos at> Name<N nn> ist<VRB fin a> Gütig.<ADJ d> (NUN09/ JUN.00196 Nürnberger Nachrichten, 03.06.2009, S. 17; Filmreife Schießerei - Detektiv aus Kreis Roth drehte mit Roman Polanski) Sein Name ist Gütig. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Gütig ist sein Name. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA16 s. v. Seine Namen sind Gütig 1 und Gütig 2 . Sie [Pl.] sind ein solcher/ das. KGZ Dieser 1 ist dieser 2 . PER, ANA s. c., LA16 s. v. Sein Name ist. ELM s. c., SBP14 s. v. Dieser 1 ist. PER, ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Gütig ist. ELM s. c., SBP14 s. v. Dieser 2 ist. ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 225: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA16 sein W(k( ξ ) s Sein Name ist Gütig ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s a n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 h(k) 0 2 1 3 Tab. 226: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA16 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u.u) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u.u) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u.u) (c) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u.u) (c) → s(b(a( λ u.u)) (c) → s(b(a(c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α .u K 1 βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c K 1 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 K 1 ι 1 ) LA17: NP DAT [kein typisches Agens] ist [ZV] nach [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.] 780 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="781"?> Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA17 nach E-VALBU: [ugs.] jemandem ist nach etwas; im Sinne von: jemand hat ein Verlangen nach etwas; Satzbauplan nach E-VALBU: K dat, K prp Mir war heute nicht nach Joggen. [Bsp. aus E-VALBU] Mir war heute nicht nach Joggen. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Heute war mir nicht nach Joggen. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA17 s. v. Nach Joggen war mir heute nicht. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA17 s. v. *Nicht war mir heute nach Joggen. ABL, FLX, PER, TOP Nicht nach Joggen war mir heute. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA17 s. v. Nach Joggen war mir heute nicht. TEL s. c., LA17 s. v. Heute war mir nicht nach Joggen. TEL s. c., LA17 s. v. Nicht nach Joggen war mir heute. TEL s. c., LA17 s. v. *Mir war heute nicht um Joggen. *Mir war heute nicht nach Joggens. ABL, EIN, KON Uns war heute nicht nach diesen [Pl.]. Mir war heute nicht nach diesen [Pl.]. Uns war heute nicht nach diesem. Es war uns heute nicht nach diesem. Es war uns heute nicht nach diesen [Pl.]. Es war mir heute nicht nach diesen [Pl.]. Es war mir heute nicht nach diesem. KGZ Mir war heute nicht nach dem. ABL, ANA s. c., LA17 s. v. Mir war heute nach Joggen. ELM s. c., LA17 s. v. *Mir war heute. ELM Mir war nach Joggen. ELM s. c., LA17 s. v. *Nach Joggen war. PER, ELM *Mir war. ELM Tab. 227: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA17 sein W(k( ξ ) s Mir war heute nicht nach Joggen ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / b s s f b e n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 7 3 6 h(k) 0 2 1 1 4 2 3 Tab. 228: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA17 sein 10.15 sein 781 <?page no="782"?> IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q, r(t, u(v(w)))) (c) (b) (a) (e) (f) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q, r(t, u(v(w)))) (c) (b) (a) (e) (f) (d) → λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(c, r(t, u(v(w)))) (b) (a) (e) (f) (d) → λ t. λ u. λ v. λ w.s(c, b(t, u(v(w)))) (a) (e) (f) (d) → λ u. λ v. λ w. s(c, b(a, u(v(w)))) (e) (f) (d) → λ v. λ w.s(c, b(a, e(v(w)))) (f) (d) → λ w.s(c, b(a, e(f(w)))) (d) → s(c, b(a, e(f(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α . λ w α .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t βα , u idK 2 βα (v K 2 βα (w βα )))) (c ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (e ι 1 ) (f ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , b idK 1 ι 2 (a ι 2 , e idK 2 ι 2 (f K 2 ι 2 (d ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) LA18: NP DAT [kein typisches Agens] ist [ZV] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA18 nach E-VALBU: jemandem/ etwas ist so; im Sinne von: jemand fühlt sich so; Satzbauplan nach E-Valbu: K dat, K prd Der Katze war sehr kalt[, sie zitterte am ganzen Körper]. [Bsp. aus E-VALBU] Der Katze war sehr kalt. [Bsp. nach E-VALBU] Der Katze war sehr kalt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Sehr kalt war der Katze. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA18 s. v. Sehr kalt war der Katze. TEL s. c., LA18 s. v. Den Katzen war sehr kalt. *Der Katze war sehr kalte. *Den Katzen war sehr kalten. *Den Katzen war sehr kalte. KGZ Es war den Katzen sehr kalt. *Es waren den Katzen sehr kalt. Es war der Katze sehr kalt. KGZ *Es waren den Katzen sehr kalten. KGZ Ihr war so. ANA s. c., LA18 s. v. Der Katze war kalt. ELM s. c., LA18 s. v. *Der Katze war sehr. ELM *Der Katze war. ELM *Ihr war. ELM Tab. 229: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA18 sein W(k( ξ ) s Der Katze war sehr kalt ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s d b 782 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="783"?> W(k( ξ ) s Der Katze war sehr kalt n(D(k( ξ ))) / 3 1 5 3 h(k) 0 2 1 3 2 Tab. 230: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA18 sein IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (d) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r, t(u))) (b) (a) (d) (c) → λ r. λ t. λ u.s(b(r, t(u))) (a) (d) (c) → λ t. λ u.s(b(a, t(u))) (d) (c) → λ u.s(b(a, d(u))) (c) → s(b(a, d(c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α .s ο 1 (q idK 1 βα (r βα , t βα (u βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (d ι 1 ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a ι 2 , d ι 2 (c ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) LA19: [Infinitiv] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA19 nach E-VALBU: jemand ist etwas tun; im Sinne von: jemand ist an einen anderen Ort gegangen und tut dort etwas; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K vrb LA1 es ist: NP NOM [es] ist [ZV] [ADV ˅ ADVP ˅ PP [r.]] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA1 es ist nach E-VALBU: es ist irgendwo so; im Sinne von: es gibt irgendwo einen Zustand/ eine Situation der/ die so ist; Satzbauplan nach E-VALBU: (K adv), K prd [Am liebsten möchte ich hier bleiben,] es ist so behaglich und friedlich. [Bsp. aus E-VALBU] Es ist so behaglich und friedlich. [Bsp. nach E-VALBU] Es ist so behaglich und friedlich. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart So behaglich und friedlich ist es. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 es ist s. v. So ist es behaglich und friedlich. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 es ist (adv. Mod., durch Aufteilung des Prädikativs) So behaglich und friedlich ist es. TEL s. c., LA1 es ist s. v. *So ist es behaglich und friedlich. TEL adv. Mod. *Es ist so behagliche und friedliche. *Sie [Pl.] sind so behagliche und friedliche. Sie [Pl.] sind so behaglich und friedlich. KGZ 10.15 sein 783 <?page no="784"?> Es ist so behaglich und friedlich. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Es ist so und so. ANA s. c., LA1 es ist, LA7, SBP1, SBP2 s. v. Es ist so behaglich. ELM s. c., LA1 es ist s. v. Es ist so friedlich. ELM s. c., LA1 es ist s. v. Es ist behaglich. ELM s. c., LA1 es ist s. v. Es ist friedlich. ELM s. c., LA1 es ist s. v. Es ist so. PER, ANA s. c., LA1 es ist, LA7, SBP1, SBP2 s. v. Es ist. ELM s. c., LA1 es ist, SBP14 s. v. Tab. 231: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA1 es ist W(k( ξ ) s Es ist so behaglich und friedlich ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / b s f a d e n(D(k( ξ ))) / 3 1 7 2 5 6 h(k) 0 2 1 6 3 4 5 Tab. 232: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA1 es ist IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) (( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y)) (e) (f) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y)) (e) (f) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y)) (e) (f) (c) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y)) (e) (f) (c) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (d) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y)) (e) (f) (c) → s(b(a( λ v.d(v)))) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y)) (e) (f) (c) → s(b(a(d( λ w. λ x. λ y.w(x(y))))) (e) (f) (c) → s(b(a(d( λ x. λ y.e(x(y))))) (f) (c) → s(b(a(d( λ y.e(f(y))))) (c) → s(b(a(d(e(f(c))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (d ι 1 ) ( λ w α . λ x α . λ y α .w βα (x βα (y βα ))) (e ι 1 ) (f ι 1 ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d ι 2 (e ι 2 (f ι 2 (c ι 2 )))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) LA2 es ist: NP NOM 1 [es] ist [VV] [ADV ˅ ADVP ˅ PP [z.]] NP NOM 2 [es/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] [t. a.] 784 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="785"?> Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA2 es ist nach E-VALBU: es ist irgendwann etwas; im Sinne von: es gibt irgendwann eine Situation oder einen Zustand, die/ der eine solche/ ein solcher ist; Satzbauplan nach E-VALBU: (K adv), K prd Es<PRON per irr> war<VRB fin a> ein<ART> toller<ADJ at> Rheinland-Pfalz-Tag. <N nn> (RHZ09/ JUL.10223 Rhein-Zeitung, 11.07.2009; Die Begeisterung über das tolle … ) Noch<ADV> ist<VRB fin a> es<PRON per irr> ja<ADV> Februar.<N nn> (RHZ09/ FEB.17055 Rhein-Zeitung, 19.02.2009; Gesine Schwan und die Kunst) Es war Nacht[, als man weiterflog, sodass ich den Golf von Korinth nicht erkennen konnte]. (nach Frisch, S. 245) [Bsp. aus E-VALBU] Es war Nacht. [Bsp. nach E-VALBU] Es war Nacht. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Nacht war es. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 es ist s. v. *Es war Nächte. Es waren Nächte. Nächte waren es. KGZ Das war es. PER, ANA s. c., LA2 es ist, LA8, LA15, LA2 s. v. ˅ ZV ˅ HV Es war das. ANA s. c., LA2 es ist, LA8, LA15, LA2 s. v. ˅ ZV ˅ HV Das war. PER, ANA, ELM s. c., SBP14 ZV Es war. ANA, ELM s. c., SBP14 ZV Tab. 233: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA2 es ist W(k( ξ ) s Es war Nacht ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s a n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 h(k) 0 2 1 3 Tab. 234: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA2 es ist IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u.u) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u.u) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u.u) (c) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u.u) (c) → s(b(a( λ u.u)) (c) → s(b(a(c))) NF 10.15 sein 785 <?page no="786"?> TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α .u βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) SBP1: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP2; Strukturbeispiel LA7 nach E-VALBU: jemand/ etwas ist so; im Sinne von: jemand/ etwas befindet sich in einem solchen Zustand oder hat eine solche Eigenschaft; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Der Flächenverbrauch<N nn> ist<VRB fin a> riesig <ADJ d> (BRZ09/ NOV.13844 Braunschweiger Zeitung, 28.11.2009; Nach 35 Tagen Mast wartet der Schlachter) Mitglieder<N nn> und<KON neb> Sympathisanten<N nn> sind<VRB fin a> herzlich<ADJ d> willkommen.<ADJ d> (A07/ SEP.01539 St. Galler Tagblatt, 05.09.2007, S. 43; KIR-Exkursion) Sein<PRON pos at> Blick<N nn> war<VRB fin a> starr.<ADJ d> (RHZ06/ APR.05041 Rhein-Zeitung, 06.04.2006; Roman) Sein Blick war starr. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Starr war sein Blick. ABL, PER, FLX, KON, TOP s. c., SBP1 s. v. Starr war sein Blick. TEL s. c., SBP1 s. v. Seine Blicke waren starr. *Sein Blick war starre. *Seine Blicke waren starre. KGZ Er war so. ABL, FLX, ANA s. c., LA7, SBP1, SBP2 s. v. Der Blick war. ELM s. c., SBP14 s. v. Er war. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 235: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP1 sein W(k( ξ ) s Der Blick war starr ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s a n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 h(k) 0 2 1 3 Tab. 236: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP1 sein 786 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="787"?> IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u.u) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) (( λ u.u) (c)) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) (( λ u.u) (c)) → λ t.s(b(a(t)) (( λ u.u) (c)) → s(b(a(( λ u.u) (c))) → s(b(a(c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α .u βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) SBP2: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP1; Strukturbeispiel LA7 nach E-VALBU: jemand/ etwas ist so; im Sinne von: jemand/ etwas befindet sich in einem solchen Zustand oder hat eine solche Eigenschaft; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Mit<AP pr> den<ART> Künstlern<N nn> war<VRB fin a> Schmitz<N ne> auch<ADV> freundschaftlich<ADJ d> verbunden.<VRB pp v> (RHZ09/ APR.21630 Rhein-Zeitung, 25.04.2009; Helmut Schmitz ’ Werk unvollendet) Ingesamt<VRB pp v> sind<VRB fin a> die<ART> Ernteprognosen<N nn> regional<ADJ d> stark<ADJ d> schwankend.<ADJ d> (NON09/ JUL.14881 Niederösterreichische Nachrichten, 29.07.2009, S. 20; "Vermarktung wird spannend") Insgesamt sind die Ernteprognosen regional stark schwankend. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Regional stark schwankend sind insgesamt die Ernteprognosen. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Regional sind die Ernteprognosen insgesamt stark schwankend. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Die Ernteprognosen sind insgesamt regional stark schwankend. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Regional stark schwankend sind insgesamt die Ernteprognosen. TEL s. c., SBP2 s. v. Regional sind die Ernteprognosen insgesamt stark schwankend. TEL s. c., SBP2 s. v. *Insgesamt sind die Ernteprognosen regional stark schwankende. *Insgesamt ist die Ernteprognose regional stark schwankende. Insgesamt ist die Ernteprognose regional stark schwankend. KGZ Insgesamt sind sie regional so. ABL, ANA s. c., LA7, SBP1, SBP2 s. v. 10.15 sein 787 <?page no="788"?> Insgesamt sind die Ernteprognosen regional stark schwankend. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Insgesamt sind sie so. ABL, ANA s. c., LA7, SBP1, SBP2 s. v. Insgesamt sind die Ernteprognosen regional. ELM s. c., SBP1 s. v. Insgesamt sind die Ernteprognosen stark schwankend. ELM s. c., SBP2 s. v. Die Ernteprognosen sind regional stark schwankend. PER, ELM s. c., SBP2 s. v. Die Ernteprognosen sind. PER, ELM s. c., SBP14 s. v. Sie sind. PER, ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 237: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP2 sein W(k( ξ ) s Insgesamt sind die Ernteprognosen regional stark schwankend ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / s s b s c n(D(k( ξ ))) / 1 1 3 1 4 h(k) 0 1 1 2 1 3 Tab. 238: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP2 sein IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q, r, t(u(v))) (a) (d) (b) (c) ( λ w.w) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q, r, t(u(v)) (a) (d) (b) (c) ( λ w.w) (e) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(a, r, t(u(v)) (d) (b) (c) ( λ w.w) (e) → λ t. λ u. λ v.s(a, d, t(u(v)) (b) (c) ( λ w.w) (e) → λ u. λ v.s(a, d, b(u(v)) (c) ( λ w.w) (e) → λ v.s(a, d, b(c(v)) ( λ w.w) (e) → s(a, d, b(c( λ w.w)) (e) → s(a, d, b(c(e))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v βα .s ο 1 (q βα , r βα , t idK 1 βα (u K 1 βα (v id βα ))) (a ι 1 ) (d ι 1 ) (b ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ w α .w βα ) (e ι 1 ) → s ο 1 (a ι 2 , d ι 2 , b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 (e ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) SBP3: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] NP AKK [t. a.] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: Corpus Mehrere<PRON ind at> tausend<CARD> Euro<N nn> ist<VRB fin a> seine<PRON pos at> Plattenkiste<N nn> wert.<ADJ d> (HMP09/ OKT.01079 Ham- 788 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="789"?> burger Morgenpost, 12.10.2009, S. 18; "Fieser Dieb klaute meine Platten- Schätze") Sie<PRON per irr> ist<VRB fin a> bereits<ADV> beachtliche<ADJ at> vier<CARD> Meter<N nn> hoch.<PTK vz> (BRZ06/ MAR.15943 Braunschweiger Zeitung, 28.03.2006; Azubi-Baum ist bereits stolze vier Meter hoch) «Samson<N ne> et<FM> Dalila<N ne>» ist<VRB fin a> eine<ART> Entdeckung<N nn> wert.<ADJ d> (A09/ JUN.06292 St. Galler Tagblatt, 20.06.2009, S. 30; Alles andere als Beigemüse) „ Samson et Dalila “ ist eine Entdeckung wert. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Wert ist „ Samson et Dalila “ eine Entdeckung. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP3 s. v. Eine Entdeckung wert ist „ Samson et Dalila “ . ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP3 s. v. Eine Entdeckung ist „ Samson et Dalila “ wert. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP3 s. v. Wert ist „ Samson et Dalila “ eine Entdeckung. TEL s. c., SBP3 s. v. Eine Entdeckung wert ist „ Samson et Dalila “ . TEL s. c., SBP3 s. v. Es ist Entdeckungen wert. Sie [Pl.] sind eine Entdeckung wert. *Es ist Entdeckungen werte. *Sie [Pl.] sind Entdeckungen werte. *Es ist eine Entdeckung werte. KGZ Es ist sie wert. ABL, ANA s. c., SBP3 s. v. * „ Samson et Dalila “ ist eine Entdeckung [AKK]. ABL, ELM, + OEZ *Es ist eine Entdeckung [AKK]. ANA, ELM, + OEZ „ Samson et Dalila “ ist wert. ELM, + OEZ s. c., SBP1 s. v. Es ist wert. ANA, ELM, + OEZ s. c., SBP1 s. v. *Es ist sie [AKK]. ANA, ELM, + OEZ *Eine Entdeckung [AKK] ist „ Samson et Dalila “ . PER, ANA, ELM, + OEZ *Eine Entdeckung [AKK] wert ist. PER, ELM *Eine Entdeckung [AKK] ist. PER, ELM 10.15 sein 789 <?page no="790"?> „ Samson et Dalila “ ist eine Entdeckung wert. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart „ Samson et Dalila “ ist. ELM s. c., SBP14 s. v. Es ist. ANA, ELM s. c., LA1 es ist, SBP14 s. v. Tab. 239: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP3 sein W(k( ξ ) s „ Samson et Dalila “ ist eine Entdeckung wert ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s d a n(D(k( ξ ))) / 3 1 5 2 h(k) 0 2 1 4 3 Tab. 240: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP3 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (c) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (c) → s(b(a( λ u. λ v.u(v))) (d) ( λ w.w) (c) → s(b(a( λ v.d(v))) ( λ w.w) (c) → s(b(a(d( λ w.w))) (c) → s(b(a(d(c)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (d ι 1 ) ( λ w α .w βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d ι 2 (c ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) SBP4: NP NOM [jemand/ etwas/ agentiv, typisches Agens] ist [HV] NP DAT [t. a.] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: Corpus Seine<PRON pos at> Berufskollegen<N nn> sind<VRB fin a> ihm<PRON per irr> noch<ADV> heute<ADV> dankbar.<ADJ d> (SOZ06/ MAI.01361 Die Südostschweiz, 07.05.2006; Von Eishockeyrecken und Fussball-Softies) Noch<ADV> ist<VRB fin a> die<ART> Waffenruhe<N nn> beiden<PRON ind at> Seiten<N nn> wertvoll.<ADJ d> (A08/ NOV.01558 St. Galler Tagblatt, 06.11.2008, S. 6; Wacklige Gaza-Waffenruhe) Nachwuchsförderung<N nn> ist<VRB fin a> dem<ART> Musikverein<N nn> Sponheim <N ne> wichtig.<ADJ d> (RHZ09/ DEZ.09401 Rhein-Zeitung, 10.12.2009; MV Sponheim ehrt Nachwuchsmusiker) 790 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="791"?> Nachwuchsförderung ist dem Musikverein Sponheim wichtig. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Wichtig ist dem Musikverein Sponheim Nachwuchsförderung. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP4 s. v. Dem Musikverein Sponheim ist Nachwuchsförderung wichtig. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP4 s. v. Wichtig ist dem Musikverein Sponheim Nachwuchsförderung. TEL s. c., SBP4 s. v. Nachwuchsförderung ist den Musikvereinen Sponheim wichtig. *Nachwuchsförderung ist den Musikvereinen Sponheim wichtige. *Nachwuchsförderungen sind den Musikvereinen Sponheim wichtige. Nachwuchsförderungen sind dem Musikverein Sponheim wichtig. KGZ Sie ist diesem wichtig. ABL, ANA s. c., SBP4 s. v. Nachwuchsförderung ist dem Musikverein Sponheim. ABL, ELM s. c., LA9 ZV Sie ist ihm. ANA, ELM s. c., LA9 ZV Nachwuchsförderung ist wichtig. ELM s. c., SBP1 ZV Sie ist so. ANA, ELM s. c., SBP1, SBP2, LA7 ZV *Ihm ist so. PER, ANA, ELM Nachwuchsförderung ist. ELM s. c., SBP14 ZV Sie ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ ZV Tab. 241: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP4 sein W(k( ξ ) s Nachwuchsförderung ist dem Musikverein Sponheim wichtig ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s d a n(D(k( ξ ))) / 3 1 5 2 h(k) 0 2 1 4 3 Tab. 242: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP4 sein 10.15 sein 791 <?page no="792"?> IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (c) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (c) → s(b(a( λ u. λ v.u(v))) (d) ( λ w.w) (c) → s(b(a( λ v.d(v))) ( λ w.w) (c) → s(b(a(d( λ w.w))) (c) → s(b(a(d(c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (d ι 1 ) ( λ w α .w βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d ι 2 (c ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) W(k( ξ ) s Nachwuchsförderung ist dem Musikverein Sponheim wichtig ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a d n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 5 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 243: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP4 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w.w) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w.w) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w.w) (d) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w.w) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v))) (c) ( λ w.w) (d) → s(b(a( λ v.c(v))) ( λ w.w) (d) → s(b(a(c( λ w.w))) (d) → s(b(a(c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (c ι 1 ) ( λ w α .w βα ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 (d ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) SBP5: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] ist [HV] NP DAT [t. a.] ADK ˅ ADKP [t. a.] Quelle: Corpus Die<ART> Kunden<N nn> sind<VRB fin a> uns<PRON per irr> nicht<PTK neg> egal<ADJ d> (A09/ DEZ.01058 St. Galler Tagblatt, 03.12.2009, S. 37; Kurze Ausfälle, weitreichende Folgen) Sein<PRON pos at> Schicksal<N nn> ist<VRB fin a> mir<PRON per irr> nicht<PTK neg> egal.<ADJ d> (SOZ09/ MAR.03121 Die Südostschweiz, 17.03.2009; Für das St. Galler «Urgestein» ist der Cup wie Zucker) Mozart<VRB pp v> ist<VRB fin a> mir<PRON per irr> egal.<ADJ d> (M06/ JAN.02737 Mannheimer Morgen, 12.01.2006; Mozart lebt! ) 792 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="793"?> Mozart ist mir egal. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Mir ist Mozart egal. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP5 s. v. Egal ist mir Mozart. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP5 s. v. Egal ist mir Mozart. TEL s. c., SBP5 s. v. Sie [Pl.] sind mir egal. KGZ Er ist mir egal. ABL, ANA s. c., SBP5 s. v. Mozart ist mir. ABL, ELM s. c., LA9 ZV *Mir ist egal. PER, ELM *Mir ist. PER, ELM Mozart ist egal. ELM s. c., LA7 s. v. Er ist egal. ANA, ELM s. c., LA7 s. v. Mozart ist. ELM s. c., LA1 s. v. Er ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ ZV Tab. 244: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP5 sein W(k( ξ ) s Mozart ist mir egal ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s d a n(D(k( ξ ))) / 3 1 5 2 h(k) 0 2 1 4 3 Tab. 245: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP5 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (c) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (c) → s(b(a( λ u. λ v.u(v))) (d) ( λ w.w) (c) → s(b(a( λ v.d(v))) ( λ w.w) (c) → s(b(a(d( λ w.w))) (c) → s(b(a(d(c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (d ι 1 ) ( λ w α .w βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d ι 2 (c ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) W(k( ξ ) s Mozart ist mir egal ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a d 10.15 sein 793 <?page no="794"?> W(k( ξ ) s Mozart ist mir egal n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 5 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 246: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP5 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w.w) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w.w) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w.w) (d) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w.w) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v))) (c) ( λ w.w) (d) → s(b(a( λ v.c(v))) ( λ w.w) (d) → s(b(a(c( λ w.w))) (d) → s(b(a(c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (c ι 1 ) ( λ w α .w βα ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 (d ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) SBP6: NP NOM 1 [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] NP NOM 2 [t. a.] in/ im/ auf/ zur/ vor … [P DAT, -KTR ] + NP DAT [r. a., l. r.] Quelle: Corpus Die<ART> Mondlandung<N nn> ist<VRB fin a> Thema<N nn> im<AP prart> Planetarium.<N nn> (BRZ09/ JUL.20474 Braunschweiger Zeitung, 15.07.2009; Abenteuer „ Apollo 11“ ) Der<ART> Tourismus<N nn> sei<VRB fin a> eine<ART> tragende<ADJ at> Säule<N nn> zur<AP prart> Stärkung<N nn> der<ART> Infrastruktur<N nn> im<AP prart> ländlichen<ADJ at> Raum,<N nn> [ … ] (RHZ07/ JUN.24485 Rhein- Zeitung, 26.06.2007; Themenabend zum Tourismus) Pavel<N ne> Vacek<N ne> ist<VRB fin a> Werkleiter<N nn> in<AP pr> Emden. <N ne> (BRZ09/ JAN.06603 Braunschweiger Zeitung, 17.01.2009; Bald Kurzarbeit in Emden? ) Pavel Vacek ist Werkleiter in dieser Stadt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart In dieser Stadt ist Pavel Vacek Werkleiter. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP6 s. v. *Werkleiter ist Pavel Vacek in dieser Stadt. ABL, FLX, PER, TOP Werkleiter in dieser Stadt ist Pavel Vacek. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP6 s. v. In dieser Stadt ist Pavel Vacek Werkleiter. TEL s. c., SBP6 s. v. *Pavel Vacek ist Werkleiter durch dieser Stadt. *Pavel Vacek ist Werkleiter in diese Stadt. ABL, EIN, KON 794 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="795"?> Pavel Vacek ist Werkleiter in dieser Stadt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Sie [Pl.] sind die Werkleiter [Pl.] in dieser Stadt. Sie [Pl.] sind Werkleiter [Sg.] in dieser Stadt. Er ist Werkleiter in diesen Städten. *Er ist Werkleiter [Pl.] in diesen Städten. KGZ Er ist dieser in dieser. ABL, ANA s. c., SBP6 s. v. Pavel Vacek ist in dieser Stadt. ELM s. c., SBP12 HV Er ist in dieser. ANA, ELM s. c., LA5, LA6, SBP12 s. v. Pavel Vacek ist Werkleiter. ELM s. c., LA8 s. v. Er ist dieser. ANA, ELM s. c., LA8 s. v. *Werkleiter ist. ELM Pavel Vacek ist. ELM s. c., LA1 HV Er ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 247: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP6 sein W(k( ξ ) s Pavel Vacek ist Werkleiter in dieser Stadt ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s a c d n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 5 h(k) 0 2 1 3 4 5 Tab. 248: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP6 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → s(b(a( λ v.c(v)))) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → s(b(a(c( λ w. λ x.w(x))))) (d) (e) → s(b(a(c( λ x.d(x))))) (e) → s(b(a(c(d(e))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u K 1 βα (v id βα )) (c ι 1 ) ( λ w α . λ x α .w idK 2 βα (x K 2 βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c K 1 ι 2 (d idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) 10.15 sein 795 <?page no="796"?> W(k( ξ ) s Pavel Vacek ist Werkleiter in dieser Stadt ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s e a d n(D(k( ξ ))) / 3 1 6 2 5 h(k) 0 2 1 5 3 4 Tab. 249: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP6 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (d) (e) ( λ x.x) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (d) (e) ( λ x.x) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (d) (e) ( λ x.x) (c) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (d) (e) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ u. λ v. λ w.u(v(w))))) (d) (e) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ v. λ w.d(v(w))))) (e) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ w.d(e(w))))) ( λ x.x) (c) → s(b(a(d(e( λ x.x))))) (c) → s(b(a(d(e(c))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α . λ w βα .u idK 2 βα (v K 2 βα (w id βα ))) (d ι 1 ) (e ι 1 ) ( λ x α .x K 1 βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 (c K 1 ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 K 1 ι 1 ) SBP7: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] an/ vor/ ab/ mit … [P DAT, -KTR ] + NP DAT [a.] Quelle: Corpus Eine<ART> Ausweisung<N nn> ist<VRB fin a> mit<AP pr> den<ART> bestehenden<ADJ at> Gesetzen<N nn> möglich.<ADJ d> (A08/ FEB.05514 St. Galler Tagblatt, 15.02.2008, S. 10; Parteien auf dem Wahl-Prüfstand) Sein<PRON pos at> Gesicht<N nn> war<VRB fin a> ganz<ADV> bleich<ADJ d> vor<AP pr> Schmerz.<N nn> (BRZ06/ APR.05995 Braunschweiger Zeitung, 12.04.2006; Der neue Roman) Elisabeth<N ne> Hamburger<N nn> ist<VRB fin a> begeistert<ADJ d> von<AP pr> dieser<PRON dem at> Aufführung.<N nn> (A99/ MAI.32411 St. Galler Tagblatt, 07.05.1999, Ressort: TB-ROM (Abk.); Schmetterlingsjäger, Gesundheitsfanatiker) Elisabeth Hamburger ist begeistert von dieser Aufführung. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Von dieser Aufführung ist Elisabeth Hamburger begeistert. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP7 s. v. Begeistert ist Elisabeth Hamburger von dieser Aufführung. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP7 s. v. 796 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="797"?> Elisabeth Hamburger ist begeistert von dieser Aufführung. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Begeistert von dieser Aufführung ist Elisabeth Hamburger. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP7 s. v. Von dieser Aufführung begeistert ist Elisabeth Hamburger. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP7 s. v. Von dieser Aufführung ist Elisabeth Hamburger begeistert. TEL s. c., SBP7 s. v. Begeistert ist Elisabeth Hamburger von dieser Aufführung. TEL s. c., SBP7 s. v. Begeistert von dieser Aufführung ist Elisabeth Hamburger. TEL s. c., SBP7 s. v. Von dieser Aufführung begeistert ist Elisabeth Hamburger. TEL s. c., SBP7 s. v. *Elisabeth Hamburger ist begeistert durch dieser Aufführung. *Elisabeth Hamburger ist begeistert von diese Aufführung. ABL, EIN, KON *Sie [Pl.] sind begeisterte von dieser Aufführung. *Sie [Sg.] ist begeisterte von dieser Aufführung. *Sie [Sg.] ist begeisterten von diesen Aufführungen. Sie [Pl.] sind begeistert von dieser Aufführung. KGZ Sie ist begeistert von dieser. ABL, ANA s. c., SBP7 s. v. Elisabeth Hamburger ist begeistert. ABL, ELM, + OEZ s. c., SBP1 s. v. *Von dieser Aufführung ist. PER, ELM Elisabeth Hamburger ist so. ANA, ELM, + OEZ s. c., LA7, SBP1, SBP2 s. v. *Elisabeth Hamburger ist von dieser Aufführung. ELM, + OEZ Sie ist von dieser. ANA, ELM, + OEZ s. c., LA4, LA14, SBP12 s. v. ˅ HV Elisabeth Hamburger ist von dieser. ANA, ELM, + OEZ s. c., LA14, SBP12 s. v. ˅ HV Elisabeth Hamburger ist. ELM, + OEZ s. c., LA1 HV Sie ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 250: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP7 sein 10.15 sein 797 <?page no="798"?> W(k( ξ ) s Elisabeth Hamburger ist begeistert von dieser Aufführung ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s a c d n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 5 h(k) 0 2 1 3 4 5 Tab. 251: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP7 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → s(b(a( λ u. λ v.u(v))) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → s(b(a( λ v.c(v))) ( λ w. λ x. w(x)) (d) (e) → s(b(a(c( λ w. λ x.w(x)))) (d) (e) → s(b(a(c( λ x.d(x)))) (e) → s(b(a(c(d(e)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (c ι 1 ) ( λ w α . λ x α .w idK 2 βα (x K 2 βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 (d idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP8: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] im/ in/ auf … [P DAT, -KTR ] + NP DAT [l. r.] Quelle: Corpus Parkuhren<N nn> sind<VRB fin a> in<AP pr> dieser<PRON dem at> Landesgegend<N nn> unbekannt.<ADJ d> (A08/ OKT.02957 St. Galler Tagblatt, 10.10.2008, S. 42; Der Einkaufsplatz) Stets<ADV> ist<VRB fin a> eine<ART> Aufsichtsperson<N nn> im<AP prart> Haus<N nn> anwesend.<ADJ d> (A99/ SEP.62644 St. Galler Tagblatt, 10.09.1999, Ressort: TB-ARB (Abk.); Für Jugendliche in Not) Er<PRON per irr> ist<VRB fin a> immer<ADV> noch<ADV> präsent<ADJ d> auf<AP pr> deutschen<ADJ at> Bühnen.<N nn> (HAZ09/ SEP.03262 Hannoversche Allgemeine, 19.09.2009; Schule mit Clowns? ) Er ist immer noch präsent auf deutschen Bühnen. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Auf deutschen Bühnen ist er immer noch präsent. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP8 s. v. Immer noch ist er auf deutschen Bühnen präsent. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP8 s. v. 798 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="799"?> Er ist immer noch präsent auf deutschen Bühnen. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Präsent ist er immer noch auf deutschen Bühnen. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP8 s. v. *Immer ist er noch auf deutschen Bühnen präsent. ABL, FLX, PER, TOP Noch ist er immer auf deutschen Bühnen präsent. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP8 s. v. Auf deutschen Bühnen ist er immer noch präsent. TEL s. c., SBP8 s. v. Immer noch ist er auf deutschen Bühnen präsent. TEL s. c., SBP8 s. v. Präsent ist er immer noch auf deutschen Bühnen. TEL s. c., SBP8 s. v. *Immer ist er noch auf deutschen Bühnen präsent. TEL adv. Mod. Noch ist er immer auf deutschen Bühnen präsent. TEL s. c., SBP8 s. v. *Er ist immer noch präsent durch deutschen Bühnen. *Er ist immer noch präsent auf deutsche Bühnen. ABL, EIN, KON *Er ist immer noch präsenter auf deutschen Bühnen. *Sie [Pl.] sind immer noch präsente auf deutschen Bühnen. Er ist immer noch präsent auf der deutschen Bühne. Sie [Pl.] sind immer noch präsent auf der deutschen Bühne. *Er ist immer noch präsente auf der deutschen Bühne. Sie [Pl.] sind immer noch präsent auf deutschen Bühnen. KGZ Er ist immer noch präsent auf diesen. ABL, ANA s. c., SBP8 s. v. Er ist immer noch präsent. ABL, ELM s. c., SBP1 s. v. Er ist immer präsent. ELM s. c., SBP1 s. v. Er ist noch präsent. ELM s. c., SBP1 s. v. Er ist präsent. ELM s. c., SBP1 s. v. Präsent ist er auf deutschen Bühnen. PER, ELM s. c., SBP8 s. v. Er ist immer noch. ANA, ELM s. c., SBP13, SBP14 s. v. ˅ HV 10.15 sein 799 <?page no="800"?> Er ist immer noch präsent auf deutschen Bühnen. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Er ist immer. ANA, ELM s. c., SBP13, SBP14 s. v. ˅ HV Er ist noch. ANA, ELM s. c., SBP13, SBP14 s. v. ˅ HV Er ist immer noch auf deutschen Bühnen. PER, ELM s. c., SBP12 s. v. Er ist immer auf deutschen Bühnen. PER, ELM s. c., SBP12 s. v. Er ist noch auf deutschen Bühnen. PER, ELM s. c., SBP12 s. v. Er ist auf deutschen Bühnen. PER, ELM s. c., SBP12 s. v. Immer noch ist er präsent. PER, ANA, ELM s. c., SBP1 s. v. Immer ist er auf deutschen Bühnen präsent. PER, ELM s. c., SBP8 s. v. Noch ist er auf deutschen Bühnen präsent. PER, ELM s. c., SBP8 s. v. Er ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 252: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP8 sein W(k( ξ ) s Er ist immer noch auf deutschen Bühnen präsent ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 8 k( ξ ) s a b c d e f g D(k( ξ )) / b s s s a e f n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 1 2 6 7 h(k) 0 2 1 1 1 3 4 5 Tab. 253: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP8 sein IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q, r, t(u(v))) (c) (d) (b) (a) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (e) (f) ( λ z.z) (g); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q, r, t(u(v))) (c) (d) (b) (a) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (e) (f) ( λ z.z) (g) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(c, r, t(u(v))) (d) (b) (a) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (e) (f) ( λ z.z) (g) → λ t. λ u. λ v.s(c, d, t(u(v))) (b) (a) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (e) (f) ( λ z.z) (g) → λ u. λ v.s(c, d, b(u(v))) (a) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (e) (f) ( λ z.z) (g) → λ v.s(c, d, b(a(v))) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (e) (f) ( λ z.z) (g) → s(c, d, b(a( λ w. λ x. λ y.w(x(y))))) (e) (f) ( λ z.z) (g) → s(c, d, b(a( λ x. λ y.e(x(y))))) (f) ( λ z.z) (g) → s(c, d, b(a( λ y.e(f(y))))) ( λ z.z) (g) → s(c, d, b(a(e(f( λ z.z))))) (g) → s(c, d, b(a(e(f(g))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v βα .s ο 1 (q βα , r βα , t idK 1 βα (u K 1 βα (v id βα ))) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ w α . λ x α . λ y βα .w idK 2 βα (x K 2 βα (y id βα ))) (e ι 1 ) (f ι 1 ) ( λ z α .z βα ) (g ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , d ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (e idK 2 ι 2 (f K 2 ι 2 (g ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) 800 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="801"?> W(k( ξ ) s Er ist immer noch auf deutschen Bühnen präsent ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 8 k( ξ ) s a b c d e f g D(k( ξ )) / b s s s g e a n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 1 8 6 2 h(k) 0 2 1 1 1 4 5 3 Tab. 254: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP8 sein IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q, r, t(u(v))) (c) (d) (b) (a) ( λ w. λ x.w(x))) (g) ( λ y. λ z.y(z)) (e) (f); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q, r, t(u(v))) (c) (d) (b) (a) ( λ w. λ x.w(x))) (g) ( λ y. λ z.y(z)) (e) (f) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(c, r, t(u(v))) (d) (b) (a) ( λ w. λ x.w(x))) (g) ( λ y. λ z.y(z)) (e) (f) → λ t. λ u. λ v.s(c, d, t(u(v))) (b) (a) ( λ w. λ x.w(x))) (g) ( λ y. λ z.y(z)) (e) (f) → λ u. λ v.s(c, d, b(u(v))) (a) ( λ w. λ x.w(x))) (g) ( λ y. λ z.y(z)) (e) (f) → λ v.s(c, d, b(a(v))) ( λ w. λ x.w(x))) (g) ( λ y. λ z.y(z)) (e) (f) → s(c, d, b(a( λ w. λ x. w(x))))) (g) ( λ y. λ z.y(z)) (e) (f) → s(c, d, b(a( λ x.g(x))))) ( λ y. λ z.y(z)) (e) (f) → s(c, d, b(a(g( λ y. λ z.y(z)))))) (e) (f) → s(c, d, b(a(g( λ z.e(z)))))) (f) → s(c, d, b(a(g(e(f)))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v βα .s ο 1 (q βα , r βα , t idK 1 βα (u K 1 βα (v id βα ))) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ w α . λ x βα .w βα (x id βα )) (g ι 1 ) ( λ y α . λ z α .y idK 2 βα (z K 2 βα )) (e ι 1 ) (f ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , d ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (g ι 2 (e idK 2 ι 2 (f K 2 ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) ( ι 1 ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP9: NP NOM [jemand/ etwas/ Agens eines ZV/ kein typisches Agens] ist [ZV] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] in/ im … [P DAT, -KTR ] + NP DAT [z.] Quelle: Corpus; vgl. SBP16 In<AP pr> dieser<PRON dem at> Zeit<N nn> war<VRB fin a> er<PRON per irr> als<KON kom> Angestellter<N nn> in<AP pr> Bad<N ne> Marienberg<N ne> tätig. <ADJ d> (RHZ08/ APR.12305 Rhein-Zeitung, 17.04.2008; KSK dankte ihren treuen Mitarbeitern) Der<ART> Grund<N nn> dafür<PRON ad> war<VRB fin a> bis<AP pr> gestern<ADV> Abend<N nn> unklar.<ADJ d> (BRZ05/ SEP.13423 Braunschweiger Zeitung, 19.09.2005; ) In<AP pr> der<ART> Antike<N nn> war<VRB fin a> die<ART> Muskatnuss<N nn> noch<ADV> unbekannt.<ADJ d> (NUN09/ SEP.00102 Nürnberger Nachrichten, 01.09.2009, S. 2; Muskatnuss: Das Gold Ost-Indiens - Anfangs ein Mittel gegen Pest) 10.15 sein 801 <?page no="802"?> In der Antike war die Muskatnuss noch unbekannt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Muskatnuss war in der Antike noch unbekannt. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP9 s. v. Noch war die Muskatnuss in der Antike unbekannt. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP9 s. v. Unbekannt war die Muskatnuss noch in der Antike. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP9 s. v. In der Antike war die Muskatnuss noch unbekannt. TEL s. c., SBP9 s. v. Noch war die Muskatnuss in der Antike unbekannt. TEL s. c., SBP9 s. v. Unbekannt war die Muskatnuss noch in der Antike. TEL s. c., SBP9 s. v. Noch unbekannt war die Muskatnuss in der Antike. TEL s. c., SBP9 s. v. *Durch der Antike war die Muskatnuss noch unbekannt. *In die Antike war die Muskatnuss noch unbekannt. ABL, EIN, KON In diesen war die Muskatnuss noch unbekannt. In diesen waren die Muskatnüsse noch unbekannt. *In diesen waren die Muskatnuss noch unbekannt. *In dieser war die Muskatnuss noch unbekannte. *In dieser waren die Muskatnüsse noch unbekannte. In dieser waren die Muskatnüsse noch unbekannt. KGZ In dieser war sie noch unbekannt. ABL, ANA s. c., SBP9 s. v. *In der Antike war die Muskatnuss. ELM, + OEZ Sie war in der Antike. PER, ANA, ELM, + OEZ s. c., LA6, SBP12 VV ˅ HV In der Antike war sie. ANA, ELM, + OEZ s. c., LA6, SBP12 VV ˅ HV *Die Muskatnuss war in der Antike noch. PER, ELM, + OEZ *Die Muskatnuss war in der Antike. PER, ELM, + OEZ *In der Antike war. ELM Die Muskatnuss war unbekannt. PER, ELM, + OEZ s. c., SBP1 s. v. 802 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="803"?> In der Antike war die Muskatnuss noch unbekannt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Muskatnuss war. PER, ELM s. c., SBP14 s. v. Sie war. PER, ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 255: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP9 sein W(k( ξ ) s In der Antike war die Muskatnuss noch unbekannt ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / f a s c s d n(D(k( ξ ))) / 7 2 1 4 1 5 h(k) 0 4 5 1 2 1 3 Tab. 256: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP9 sein IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u))) (e) (c) (d) ( λ v. λ w.v(w)) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (a) (b); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u))) (e) (c) (d) ( λ v. λ w.v(w)) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (a) (b) → λ r. λ t. λ u.s(e, r(t(u))) (c) (d) ( λ v. λ w.v(w)) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (a) (b) → λ t. λ u. s(e, c(t(u))) (d) ( λ v. λ w.v(w)) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (a) (b) → λ u.s(e, c(d(u))) ( λ v. λ w.v(w)) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (a) (b) → s(e, c(d( λ v. λ w.v(w)))) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (a) (b) → s(e, c(d( λ w.f(w)))) ( λ x. λ y.x(y)) (a) (b) → s(e, c(d(f( λ x. λ y.x(y))))) (a) (b) → s(e, c(d(f( λ y.a(y))))) (b) → s(e, c(d(f(a(b))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα (u id βα ))) (e ι 1 ) (c ι 1 ) (d ι 1 ) ( λ v α . λ w βα .v βα (w id βα )) (f ι 1 ) ( λ x α . λ y α .y idK 2 βα (z K 2 βα )) (a ι 1 ) (b ι 1 ) → s ο 1 (e ι 2 , c idK 1 ι 2 (d K 1 ι 2 (f ι 2 (a idK 2 ι 2 (b K 2 ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP10: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] ADK ˅ ADKP [t. a.] an/ bei/ in/ mit/ zum … [P DAT, -KTR ] + NP DAT [a.] Quelle: Corpus Die<ART> Jungen<N nn> seien<VRB fin a> nicht<PTK neg> schuld<ADJ d> an<AP pr> der<ART> Wirtschaftskrise <N nn>(A09/ DEZ.02712 St. Galler Tagblatt, 09.12.2009, S. 1; Der Nationalrat erhöht den Druck auf junge Arbeitslose) Das<ART> Wetter<N nn> ist<VRB fin a> nur<ADV> in<AP pr> ganz<ADV> wenigen<PRON ind at> einzelnen<ADJ at> Fällen<N nn> am<AP prart> Erfolg<N nn> 10.15 sein 803 <?page no="804"?> oder<KON neb> Misserfolg<N nn> schuld.<ADJ d> (SOZ09/ OKT.02982 Die Südostschweiz, 16.10.2009; Nachlese zur Hochwildjagd) An<AP pr> dem<ART> Quadratdesign<N nn> ist<VRB fin a> ein<ART> deutscher<ADJ at> Künstler<N nn> schuld.<ADJ d> (HAZ09/ MAR.03511 Hannoversche Allgemeine, 20.03.2009, S. 7; Im Stilzeugladen) An dem Quadratdesign ist ein deutscher Künstler schuld. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Ein deutscher Künstler ist an dem Quadratdesign schuld. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP10 s. v. Schuld an dem Quadratdesign ist ein deutscher Künstler. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP10 s. v. An dem Quadratdesign ist ein deutscher Künstler schuld. TEL s. c., SBP10 s. v. Schuld an dem Quadratdesign ist ein deutscher Künstler. TEL s. c., SBP10 s. v. *Durch dem Quadratdesign ist ein deutscher Künstler schuld. *An das Quadratdesign ist ein deutscher Künstler schuld. ABL, EIN, KON An den Quadratdesigns ist ein deutscher Künstler schuld. An den Quadratdesigns sind deutsche Künstler schuld. An dem Quadratdesign sind deutsche Künstler schuld. KGZ An diesem ist er schuld. ABL, ANA s. c., SBP10 s. v. *An dem Quadratdesign ist ein deutscher Künstler. ABL, ELM, + OEZ *An dem Quadratdesign ist. ELM Ein deutscher Künstler ist schuld. PER, ELM, + OEZ s. c., LA7 s. v. Ein deutscher Künstler ist. ELM s. c., LA1 HV Er ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 257: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP10 sein 804 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="805"?> W(k( ξ ) s An dem Quadratdesign ist ein deutscher Künstler schuld ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / e a s c d n(D(k( ξ ))) / 6 2 1 4 5 h(k) 0 4 5 1 2 3 Tab. 258: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP10 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (c) (d) ( λ u. λ v.u(v)) (e) ( λ w. λ z.w(z)) (a) (b); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (c) (d) ( λ u. λ v.u(v)) (e) ( λ w. λ z.w(z)) (a) (b) → λ r. λ t.s(c(r(t))) (d) ( λ u. λ v.u(v)) (e) ( λ w. λ z.w(z)) (a) (b) → λ t.s(c(d(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (e) ( λ w. λ z.w(z)) (a) (b) → s(c(d( λ u. λ v.u(v)))) (e) ( λ w. λ z.w(z)) (a) (b) → s(c(d( λ v.e(v)))) ( λ w. λ z.w(z)) (a) (b) → s(c(d(e( λ w. λ z.w(z))))) (a) (b) → s(c(d(e( λ z.a(z))))) (b) → s(c(d(e(a(b))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (c ι 1 ) (d ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (e ι 1 ) ( λ w α . λ z α .w idK 2 βα (z K 2 βα )) (a ι 1 ) (b ι 1 ) → s ο 1 (c idK 1 ι 2 (d K 1 ι 2 (e ι 2 (a idK 2 ι 2 (b K 2 ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP11: NP NOM [jemand/ etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] ADK ˅ ADKP [t. a.] auf … [P DAT, -KTR ] + NP DAT [r.] Quelle: Corpus Den<ART> Fenins<N nn> auf<AP pr> der<ART> Tribüne<N nn> war<VRB fin a> das<PRON dem sub> egal.<ADJ d> (NUN08/ FEB.00412 Nürnberger Nachrichten, 04.02.2008, S. 18; Drei Tore für die Oma - Mann des Tages - Martin Fenins schöner Einstand) Aber<ADV> auf<AP pr> dem<ART> Bolzplatz<N nn> war<VRB fin a> Abseits<N nn> immer<ADV> egal,<ADJ d> [ … ] (HAZ09/ MAR.02757 Hannoversche Allgemeine, 16.03.2009, S. 16; „ Es soll mal wieder kribbeln“ ) Aber auf dem Bolzplatz war Abseits immer egal. [Bsp. nach Corpusbeleg] Aber auf dem Bolzplatz war Abseits immer egal. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Abseits war aber auf dem Bolzplatz immer egal. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP11 s. v. Immer egal war aber Abseits auf dem Bolzplatz. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP11 s. v. Immer aber war Abseits auf dem Bolzplatz egal. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP11 s. v. 10.15 sein 805 <?page no="806"?> Aber auf dem Bolzplatz war Abseits immer egal. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Aber Abseits war auf dem Bolzplatz immer egal. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP11 s. v. Aber immer war Abseits auf dem Bolzplatz egal. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP11 s. v. Egal war Abseits auf dem Bolzplatz aber immer. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP11 s. v. Auf dem Bolzplatz war aber Abseits immer egal. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP11 s. v. Aber auf dem Bolzplatz war Abseits immer egal. TEL s. c., SBP11 s. v. Abseits war aber auf dem Bolzplatz immer egal. TEL s. c., SBP11 s. v. Immer egal war aber Abseits auf dem Bolzplatz. TEL s. c., SBP11 s. v. Immer aber war Abseits auf dem Bolzplatz egal. TEL s. c., SBP11 s. v. Aber Abseits war auf dem Bolzplatz immer egal. TEL s. c., SBP11 s. v. Aber immer war Abseits auf dem Bolzplatz egal. TEL s. c., SBP11 s. v. Egal war Abseits auf dem Bolzplatz aber immer. TEL s. c., SBP11 s. v. Auf dem Bolzplatz war aber Abseits immer egal. TEL s. c., SBP11 s. v. *Durch dem Bolzplatz war aber Abseits immer egal. *Auf der Bolzplatz war aber Abseits immer egal. ABL, EIN, KON Aber auf dem Bolzplatz waren diese [Pl.] immer egal. Aber auf dem Bolzplatz war dieses immer egal. Aber auf den Bolzplätzen waren diese [Pl.] immer egal. Aber auf den Bolzplätzen war dieses immer egal. *Aber auf den Bolzplätzen waren dieses immer egal. KGZ Aber auf diesem war es immer egal. ABL, ANA s. c., SBP11 s. v. Aber auf dem Bolzplatz war Abseits egal. ELM s. c., SBP11 s. v. Auf dem Bolzplatz war Abseits immer egal. ELM s. c., SBP11 s. v. 806 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="807"?> Aber auf dem Bolzplatz war Abseits immer egal. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Auf dem Bolzplatz war Abseits egal. ELM s. c., SBP11 s. v. Abseits war auf dem Bolzplatz egal. ELM s. c., SBP11 s. v. Abseits war egal. PER, ELM s. c., LA7 s. v. Es war egal. PER, ANA, ELM s. c., LA7 s. v. Auf dem Bolzplatz war Abseits. PER, ELM s. c., LA5, LA6 s. v. ˅ VV Es war auf dem Bolzplatz. PER, ANA, ELM s. c., LA5, LA6 s. v. ˅ VV *Auf dem Bolzplatz war. PER, ELM Abseits war. PER, ELM s. c., SBP14 s. v. Es war. PER, ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 259: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP11 sein W(k( ξ ) s Aber auf dem Bolzplatz war Abseits immer egal ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 8 k( ξ ) s a b c d e f g D(k( ξ )) / s e b s d s c n(D(k( ξ ))) / 1 6 3 1 5 1 4 h(k) 0 1 3 4 1 2 1 5 Tab. 260: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP11 sein IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q, r, t(u(v))) (a) (f) (d) (e) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (b) (c) ( λ z.z) (g); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q, r, t(u(v))) (a) (f) (d) (e) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (b) (c) ( λ z.z) (g) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(a, r, t(u(v))) (f) (d) (e) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (b) (c) ( λ z.z) (g) → λ t. λ u. λ v.s(a, f, t(u(v))) (d) (e) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (b) (c) ( λ z.z) (g) → λ u. λ v. s(a, f, d(u(v))) (e) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (b) (c) ( λ z.z) (g) → λ v.s(a, f, d(e(v))) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (b) (c) ( λ z.z) (g) → s(a, f, d(e( λ w. λ x. λ y.w(x(y))))) (b) (c) ( λ z.z) (g) → s(a, f, d(e( λ x. λ y.b(x(y))))) (c) ( λ z.z) (g) → s(a, f, d(e( λ y.b(c(y))))) ( λ z.z) (g) → s(a, f, d(e(b(c( λ z.z))))) (g) → s(a, f, d(e(b(c(g))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v βα .s ο 1 (q βα , r βα , t idK 1 βα (u K 1 βα (v id βα ))) (a ι 1 ) (f ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) ( λ w α . λ x α . λ y βα .w idK 2 βα (x K 2 βα (y id βα ))) (b ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ z α .z βα ) (g ι 1 ) → s ο 1 (a ι 2 , f ι 2 , d idK 1 ι 2 (e K 1 ι 2 (b idK 2 ι 2 (c K 2 ι 2 (g ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) 10.15 sein 807 <?page no="808"?> W(k( ξ ) s Aber auf dem Bolzplatz war Abseits immer egal ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 8 k( ξ ) s a b c d e f g D(k( ξ )) / s g b s d s e n(D(k( ξ ))) / 1 8 3 1 5 1 6 h(k) 0 1 4 5 1 2 1 3 Tab. 261: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP11 sein IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q, r, t(u(v))) (a) (f) (d) (e) ( λ w. λ x.w(x)) (g) ( λ y. λ z.y(z)) (b) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q, r, t(u(v))) (a) (f) (d) (e) ( λ w. λ x.w(x)) (g) ( λ y. λ z.y (z)) (b) (c) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(a, r, t(u(v))) (f) (d) (e) ( λ w. λ x.w(x)) (g) ( λ y. λ z.y(z)) (b) (c) → λ t. λ u. λ v.s(a, f, t(u(v))) (d) (e) ( λ w. λ x.w(x)) (g) ( λ y. λ z.y(z)) (b) (c) → λ u. λ v. s(a, f, d(u(v))) (e) ( λ w. λ x.w(x)) (g) ( λ y. λ z.y(z)) (b) (c) → λ v.s(a, f, d(e(v))) ( λ w. λ x. w(x)) (g) ( λ y. λ z.y(z)) (b) (c) → s(a, f, d(e( λ w. λ x.w(x)))) (g) ( λ y. λ z.y(z)) (b) (c) → s(a, f, d(e( λ x.g(x)))) ( λ y. λ z.y(z)) (b) (c) → s(a, f, d(e(g( λ y. λ z.y(z))))) (b) (c) → s(a, f, d(e(g( λ z.b(z))))) (c) → s(a, f, d(e(g(b(c))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v βα .s ο 1 (q βα , r βα , t idK 1 βα (u K 1 βα (v id βα ))) (a ι 1 ) (f ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) ( λ w α . λ x βα .w βα (x id βα )) (g ι 1 ) ( λ y α . λ z α .y idK 2 βα (z K 2 βα )) (b ι 1 ) (c ι 1 ) → s ο 1 (a ι 2 , f ι 2 , d idK 1 ι 2 (e K 1 ι 2 (g ι 2 (b idK 2 ι 2 (c K 2 ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) ( ι 1 ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP12: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] ist [HV] auf/ im/ unter/ bei/ in/ an … [P DAT, -KTR ] + NP DAT [r. a., l. r.] Quelle: Corpus; vgl. LA6 Seit<AP pr> 1992<CARD> ist<VRB fin a> er<PRON per irr> im<AP prart> Gemeinderat.<N nn> (NON09/ APR.03064 Niederösterreichische Nachrichten, 07.04.2009, S. 6; Sozialer Vize mit großem Herzen) Unter<AP pr> den<ART> Opfern<N nn> waren<VRB fin a> Schüler,<N nn> [ … ] (HMP07/ JUL.00594 Hamburger Morgenpost, 06.07.2007, S. 46; MOMENT- AUFNAHME) Die<ART> 19-jährige<ADJ at> R'n'B-Sängerin<N nn> ist<VRB fin a> auf<AP pr> Deutschlandtour<N nn> - (RHZ07/ NOV.22965 Rhein-Zeitung, 24.11.2007; Der Wirbelsturm Rihanna fegt umher) Die 19-jährige R'n'B-Sängerin ist auf der Tour. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Auf der Tour ist die 19-jährige R'n'B-Sängerin. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP12 s. v. Auf der Tour ist die 19-jährige R'n'B-Sängerin. TEL s. c., SBP12 s. v. 808 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="809"?> Die 19-jährige R'n'B-Sängerin ist auf der Tour. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Die 19-jährige R'n'B-Sängerin ist durch der Tour. *Die 19-jährige R'n'B-Sängerin ist auf die Tour. ABL, EIN, KON Sie [Pl.] sind auf der Tour. Sie [Sg.] ist auf den Touren. KGZ Sie ist auf dieser. ABL, ANA s. c., SBP12 s. v. *Auf dieser ist. PER, ANA, ELM Die 19-jährige R'n'B-Sängerin ist. ELM s. c., LA1 s. v. Sie ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ ZV Tab. 262: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP12 sein W(k( ξ ) s Die 19-jährige R'n'B-Sängerin ist auf der Tour ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 263: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP12 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (c) (d) → s(b(a( λ v.c(v)))) (d) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP13: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] ist [HV] ADV ˅ ADVP [a., r., z.] Quelle: Corpus; vgl. SBP15 Fünf<CARD> Schüler<N nn> waren<VRB fin a> sofort<ADV> mit<AP pr> Feuereifer<N nn> dabei. (BRZ09/ MAR.00953 Braunschweiger Zeitung, 03.03.2009; Ein Holzhaus in der Pausenhalle) 10.15 sein 809 <?page no="810"?> Sie<PRON per irr> sind<VRB fin a> wieder<ADV> da<ADV> (NON09/ JUN.17862 Niederösterreichische Nachrichten, 29.06.2009, S. 16; DAS TRATSCH- WEIBERL VOM HERRENPLATZ) Sie sind wieder da. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Wieder da sind sie. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP13 s. v. Wieder sind sie da. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP13 s. v. Da sind sie wieder. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP13 s. v. Wieder sind sie da. TEL s. c., SBP13 s. v. Da sind sie wieder. TEL s. c., SBP13 s. v. Wieder da sind sie. TEL s. c., SBP13 s. v. Sie [Sg.] ist wieder da. KGZ Sie sind da. ABL, ELM s. c., SBP13 s. v. Sie sind wieder. ABL, ELM s. c., SBP13 s. v. Sie sind. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ ZV Tab. 264: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP13 sein W(k( ξ ) s Sie sind wieder da ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s s a n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 2 h(k) 0 2 1 1 3 Tab. 265: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP13 sein IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u))) (c) (b) (a) ( λ v.v) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. s(q, r(t(u))) (c) (b) (a) ( λ v.v) (d) → λ r. λ t. λ u.s(c, r(t(u))) (b) (a) ( λ v.v) (d) → λ t. λ u.s(c, b(t(u))) (a) ( λ v.v) (d) → λ u.s(c, b(a(u))) ( λ v.v) (d) → s(c, b(a( λ v.v))) (d) → s(c, b(a(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα (u id βα ))) (c ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ v α .v βα ) (d ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) W(k( ξ ) s Sie sind wieder da ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d 810 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="811"?> W(k( ξ ) s Sie sind wieder da D(k( ξ )) / b s a s n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 1 h(k) 0 2 1 3 1 Tab. 266: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP13 sein IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u))) (d) (b) (a) ( λ v.v) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. s(q, r(t(u))) (d) (b) (a) ( λ v.v) (c) → λ r. λ t. λ u.s(d, r(t(u))) (b) (a) ( λ v.v) (c) → λ t. λ u.s(d, b(t(u))) (a) ( λ v.v) (c) → λ u.s(d, b(a(u))) ( λ v.v) (c) → s(d, b(a( λ v.v))) (c) → s(d, b(a(c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα (u id βα ))) (d ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ v α .v βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (d ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) SBP14: NP NOM [etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] [a., r., z.] Quelle: E-Valbu; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: [geh.] jemand/ etwas ist; im Sinne von: jemand/ etwas existiert in der Realität; Satzbauplan nach E-Valbu: K sub [Die Theologie behauptet: ] Gott ist. [Bsp. aus E-VALBU] Was nicht ist, kann noch werden. [Bsp. aus E-VALBU] Die Frage ist, ob heute noch Chancen sind und welche. (nach Jaspers, S. 199) [Bsp. aus E-VALBU] Nach der Bombennacht in Dresden existiert nichts mehr von all dem, was war. (nach Zeit, 22.02.1985, S. 53) [Bsp. aus E-VALBU] Das war. [Bsp. nach E-VALBU] Das war. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Diese sind. KGZ *War das. ABL, PER, FLX *Das. ELM *War. ELM Tab. 267: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP14 sein W(k( ξ ) s Das war ξ = n(k) 1 2 3 k( ξ ) s a b D(k( ξ )) / b s 10.15 sein 811 <?page no="812"?> W(k( ξ ) s Das war n(D(k( ξ ))) / 3 1 h(k) 0 2 1 Tab. 268: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP14 sein IS: λ q. λ r.s(q(r)) (b) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r.s(q(r)) (b) (a) → λ r.s(b(r)) (a) → s(b(a)) NF TIS: λ q α . λ r α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα )) (b ι 1 ) (a ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ) SBP15: NP NOM [etwas/ kein typisches Agens] ist [ZV] ADV ˅ ADVP [a., r., z.] Quelle: Corpus; vgl. SBP13 Und<KON neb> dann<ADV> seien<VRB fin a> da<ADV> natürlich<ADV> die<ART> Tiere.<N nn> (BRZ09/ NOV.13844 Braunschweiger Zeitung, 28.11.2009; Nach 35 Tagen Mast wartet der Schlachter) Hier<ADV> ist<VRB fin a> auch<ADV> das<ART> Start-<TRUNC> und<KON neb> Zielgelände.<N nn> (A00/ MAI.34461 St. Galler Tagblatt, 19.05.2000, Ressort: TB-SG (Abk.); Runde Rennstrecke auf Dreilinden) Danach<PRON ad> war<VRB fin a> die<ART> Luft<N nn> raus<ADV> (RHZ09/ OKT.22494 Rhein-Zeitung, 26.10.2009; Aufholjagd raubt den Luchsen zu viel … ) Danach war die Luft raus. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Raus war danach die Luft. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP15 s. v. Die Luft war danach raus. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP15 s. v. Danach war die Luft raus. TEL s. c., SBP15 s. v. Raus war danach die Luft. TEL s. c., SBP15 s. v. Danach waren die Lüfte raus. KGZ Danach war sie raus. ABL, ANA s. c., SBP13, SBP15 s. v. ˅ HV Danach war sie. ANA, ELM s. c., SBP13, SBP15 s. v. ˅ HV Sie war raus. PER, ANA, ELM s. c., SBP13, SBP15 s. v. ˅ HV Die Luft war. PER, ELM s. c., SBP14 s. v. 812 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="813"?> Danach war die Luft raus. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Sie war. PER, ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 269: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP15 sein W(k( ξ ) s Danach war die Luft raus ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / s s b c n(D(k( ξ ))) / 1 1 3 4 h(k) 0 1 1 2 3 Tab. 270: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP15 sein IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u))) (a) (b) (c) ( λ v.v) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. s(q, r(t(u))) (a) (b) (c) ( λ v.v) (d) → λ r. λ t. λ u.s(a, r(t(u))) (b) (c) ( λ v.v) (d) → λ t. λ u.s(a, b(t(u))) (c) ( λ v.v) (d) → λ u.s(a, b(c(u))) ( λ v.v) (d) → s(a, b(c( λ v.v))) (d) → s(a, b(c(d))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα (u id βα ))) (a ι 1 ) (b ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ v α .v βα ) (d ι 1 ) → s ο 1 (a ι 2 , b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 (d ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) W(k( ξ ) s Danach war die Luft raus ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / c s b s n(D(k( ξ ))) / 4 1 3 1 h(k) 0 3 1 2 1 Tab. 271: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP15 sein IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u))) (d) (b) (c) ( λ v.v) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. s(q, r(t(u))) (d) (b) (c) ( λ v.v) (a) → λ r. λ t. λ u.s(d, r(t(u))) (b) (c) ( λ v.v) (a) → λ t. λ u.s(d, b(t(u))) (c) ( λ v.v) (a) → λ u.s(d, b(c(u))) ( λ v.v) (a) → s(d, b(c( λ v.v))) (a) → s(d, b(c(a))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα (u id βα ))) (d ι 1 ) (b ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ v α .v βα ) (a ι 1 ) → s ο 1 (d ι 2 , b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 (a ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) 10.15 sein 813 <?page no="814"?> SBP16: NP NOM [etwas/ jemand/ nicht agentiver Term eines VV/ kein typisches Agens] ist [VV] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] in/ im … [P DAT, -KTR ] + NP DAT [z.] Quelle: Corpus; vgl. SBP9 Am<AP prart> Ende<N nn> sind<VRB fin a> die<ART> Zuhörer<N nn> zufrieden. <ADJ d> (NUN08/ FEB.01182 Nürnberger Nachrichten, 11.02.2008, S. 3; Türken umjubeln ihren Regierungschef wie einen Popstar - Gefeierter Auftritt Recep Tayyip Erdogans vor 16000 Landsleuten in der Kölnarena — Buhrufe für Angela Merkels EU-Kurs) Die<ART> Rückgabe<N nn> ist<VRB fin a> jedoch<ADV> zu<AP pr> den<ART> Öffnungszeiten<N nn> möglich.<ADJ d> (RHZ09/ AUG.23412 Rhein-Zeitung, 29.08.2009; Jugendbücherei ist geschlossen) Die<ART> Marktverbreitung<N nn> war<VRB fin a> zu<AP pr> DDR-Zeiten<N nn> enorm.<ADJ d> (WPD/ HHH.00885 Wiegels; Leolo; Rainer Zenz; u. a.: Halloren Schokoladenfabrik, In: Wikipedia - URL: http: / / de.wikipedia. org: Wikipedia, 2005) Die Marktverbreitung war zu den DDR- Zeiten enorm. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Marktverbreitung war enorm zu den DDR- Zeiten. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP16 s. v. Zu den DDR-Zeiten war die Marktverbreitung enorm. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP16 s. v. Enorm war die Marktverbreitung zu den DDR- Zeiten. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP16 s. v. Zu den DDR-Zeiten war die Marktverbreitung enorm. TEL s. c., SBP16 s. v. Enorm war die Marktverbreitung zu den DDR- Zeiten. TEL s. c., SBP16 s. v. *Die Marktverbreitung war durch den DDR- Zeiten enorm. *Die Marktverbreitung war zu der DDR-Zeiten/ die DDR-Zeiten enorm. ABL, EIN, KON Die Marktverbreitung war zu den DDR-Zeiten enorm. Die Marktverbreitungen waren zu der DDR- Zeit enorm. *Die Marktverbreitung war zu den DDR-Zeiten enorme. *Die Marktverbreitungen waren zu den DDR- Zeiten enorme. KGZ 814 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="815"?> Die Marktverbreitung war zu den DDR- Zeiten enorm. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Sie war zu diesen so. ABL, ANA s. c., SBP7, SBP8, SBP9, SBP10, SBP11, SBP16 s. v. Sie war zu den DDR-Zeiten so. ANA s. c., SBP9, SBP16 s. v. ˅ ZV Die Marktverbreitung war zu den DDR-Zeiten. ABL, ELM s. c., LA6 s. v. Die Marktverbreitung war enorm. ABL, ELM s. c., LA6 s. v. Sie war so. ANA, ELM s. c., LA7, SBP1, SBP2 ZV Die Marktverbreitung war. ELM s. c., SBP14 ZV Sie war. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 ZV ˅ HV Tab. 272: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP16 sein W(k( ξ ) s Die Marktverbreitung war zu den DDR-Zeiten enorm ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s a c d n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 5 h(k) 0 2 1 3 4 5 Tab. 273: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP16 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (c) (d) ( λ x.x) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (c) (d) ( λ x.x) (e) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (c) (d) ( λ x.x) (e) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (c) (d) ( λ x.x) (e) → s(b(a( λ u. λ v. λ w.u(v(w))))) (c) (d) ( λ x.x) (e) → s(b(a( λ v. λ w.c(v(w))))) (d) ( λ x.x) (e) → s(b(a( λ w.c(d(w))))) ( λ x.x) (e) → s(b(a(c(d( λ x.x))))) (e) → s(b(a(c(d(e))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α . λ w βα .u idK 2 βα (v K 2 βα (w id βα ))) (c ι 1 ) (d ι 1 ) ( λ x α .x βα ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 (e ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) 10.15 sein 815 <?page no="816"?> W(k( ξ ) s Die Marktverbreitung war zu den DDR-Zeiten enorm ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s e c a n(D(k( ξ ))) / 3 1 6 4 2 h(k) 0 2 1 4 5 3 Tab. 274: Alternative Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP16 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v))) (e) ( λ w. λ x.w(x)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v))) (e) ( λ w. λ x.w(x)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b (r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v))) (e) ( λ w. λ x.w(x)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v))) (e) ( λ w. λ x.w(x)) (c) (d) → s(b(a( λ v.e(v))))) ( λ w. λ x.w(x)) (c) (d) → s(b(a(e( λ w. λ x.w (x)))))) (c) (d) → s(b(a(e( λ x.c(x)))))) (d) → s(b(a(e(c(d))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (e ι 1 ) ( λ w α . λ x βα .w idK 2 βα (x K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (e ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP17: NP NOM [jemand/ kein typisches Agens] ist [ZV] an [P DAT, -KTR ] + NP DAT [r. a.] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA12 nach E-VALBU: [ugs.] jemand ist an/ bei etwas; im Sinne von: jemand befindet sich in einem Arbeits-, Dienst-, Mitgliedsverhältnis o. Ä. zu etwas; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp Meine Mutter ist an der Universität. [Bsp. aus E-VALBU] Meine Mutter ist an der Universität. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart An der Universität ist meine Mutter. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP17 s. v. An der Universität ist meine Mutter. TEL s. c., SBP17 s. v. *Meine Mutter ist durch der Universität. *Meine Mutter ist an die Universität. Meine Mutter ist an die Universität [ugs.][Lesartänderung: LA13]. ABL, EIN, KON Meine Mutter ist an den Universitäten. Sie sind an der Universität. KGZ Sie ist an dieser. ANA s. c., SBP12, SBP17 s. v. ˅ HV Meine Mutter ist. ELM s. c., LA1 HV 816 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="817"?> Meine Mutter ist an der Universität. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Sie ist. ANA, ELM s. c., LA1, SBP14 s. v. ˅ HV Tab. 275: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP17 sein W(k( ξ ) s Meine Mutter ist an der Universität ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / b s a c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 h(k) 0 2 1 3 4 Tab. 276: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP17 sein IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v) (c) (d)) → s(b(a( λ u. λ v.u(v) (c) (d)))) → s(b(a( λ v.c(v) (d)))) → s(b(a(c(d)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) 10.16 Zusammenfassung zu dem Verb sein KV α -äquivalente LAen u. SBPe (bzgl. V) KZ KA KV 1 alle LAen u. SBPe außer LA17 u. LA18 [1] [NP NOM ] KV 2 LA17 [2] [NP DAT , NACH DAT, -KTR ] KV 3 LA18 [2] [NP DAT , ADJ -FL ˅ ADJP -FL ] Tab. 277: KVen des Vs sein KV Konnotation KV 1 jemand/ etwas ist im Sinne von etwas/ jemand existiert/ verwirklicht sich/ praktiziert ein Dasein 10.16 Zusammenfassung zu dem Verb sein 817 <?page no="818"?> KV Konnotation KV 2 jemandem/ etwas ist nach jemandem/ etwas im Sinne von jemand/ etwas hat ein Verlangen nach jemandem/ etwas bzw. jemand/ etwas sehnt sich nach jemandem/ etwas KV 3 jemandem/ etwas ist so im Sinne von jemandem/ etwas widerfährt ein Sosein/ ein Gefühl/ ein Zustand Tab. 278: Konnotationen des Vs sein Abb. 59: Aktionsart Abb. 60: Syntakt. Subj.pos. Abb. 61: Domain A Abb. 62: Domain B Komposition: Es gibt keine regelhafte Systematik der Bildung von ASSen und KHFern mit dem V sein. Die syntaktischen Minimalstrukturen werden von KV 1 , KV 2 und KV 3 gestellt. KV 1 betrifft alle ASSe und KHFer, die ein sachliches 2716 , ein unbelebtes bzw. nicht potentiell agentives Subjekt sowie ein personales, belebtes bzw. potentiell agentives SUBJ als NP NOM 1 aufweisen. KV 2 sowie KV 3 sind nicht in der Lage, verschiedenartige sachliche oder personale SUBJe als NP NOM 1 anzunehmen. Stattdessen binden KV 2 sowie KV 3 eine NP DAT in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs und eine obligatorische NP NOM ist absent. Aus diesem Grund können nicht sämtliche LAen und SBPe auf KV 1 reduziert werden und bilden eigene Strukturen, die in der IS nicht auf KV 1 aufbauen. Es ergibt sich für das V sein die syntaktische Minimalstruktur KV 1 . Die innere Struktur von KV 1 wird aus einer fakultativen NP GEN , einer fakultativen PP mit den Pn für/ gegen und NP AKK , einer fakultativen PP mit der P von 2716 S. obige Fn. 2711 818 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="819"?> und NP DAT , einer fakultativen PP mit der P aus und NP DAT , einer fakultativen PP mit der P bei und NP DAT , einer fakultativen PP mit der P an und NP DAT , eine/ -m/ -r fakultative/ -m/ -er ADV ˅ ADVP, einer beliebigen fakultativen PP, eine/ -m/ -r freie/ -m/ -n ADV ˅ ADVP, einer freien beliebigen PP, einer fakultativen ADK ˅ ADKP, eine/ -m/ -r fakultative/ -m/ -n ADJ -FL ˅ ADJP -FL , einer fakultativen PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL , einer fakultativen NP DAT , einer fakultativen NP AKK , einer fakultativen PP mit NP DAT oder einer fakultativen NP NOM gebildet. Das V sein projiziert in KV 1 ausschließlich die NP NOM 1 . Die innere Struktur, welche an KV 1 anschließt, besitzt zum Teil eine P, welche eine NP im von der P geforderten Kasus obligatorisch projiziert. In KV 2 projiziert das V sein die NP DAT sowie eine obligatorische P nach. Diese P nach projiziert eine obligatorische NP DAT . Eine innere Struktur von KV 2 ist nicht gegeben, die ASSe und KHFer mit KV 2 werden nur durch freie An ergänzt. In KV 3 projiziert das V sein eine obligatorische NP DAT und ein/ -e obligatorische/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL . Die innere Struktur von KV 3 ist ebenfalls nicht anzugeben, da ASSen und KHFern mit KV 3 nur freie An angefügt werden. Hierbei entstehen Perkolationen durch die zusätzlichen Projektionen. Allerdings besitzt das V sein eine syntaktische Minimalstruktur, aber zwei weitere Grundstrukturen, welche die syntaktische Minimalstruktur nicht beinhalten. Da diese perkolierenden Entitäten des Vs sein gleichzeitig Einheiten der syntaktischen Minimalstruktur KV 1 sowie der anderen beiden Grundstrukturen KV 2 und KV 3 stellen, besitzen sie, da sie in der IS noch weiter außen stehen, einen etwas stärkeren Einfluss auf den Inhalt des Vs sein, als z. B. die Perkolationen derjenigen Einheiten, welche die syntaktische Minimalstruktur des Vs gelten obligatorisch erweitern, das nur eine einzige syntaktische Minimalstruktur hat, auf der alle anderen Grundstrukturen aufbauen. Betreffs des Vs sein liefert KV 1 die Perkolation der NP NOM , KV 2 die Perkolationen der NP DAT sowie der P nach, und KV 3 erzeugt die Perkolationen der NP DAT und des/ der ADJs -FL ˅ ADJP -FL . Diese Perkolationen beeinflussen durch ihren Argumentstatus den Inhalt des Vs sein mit. Die gleichzeitige Projektion und Perkolation zwischen dem V sein und den verschiedenen Perkolationen, d. h. der NP NOM , der NPn DAT , der P nach oder des/ der ADJs -FL ˅ ADJP -FL , kann auch jeweils als wechselseitiges Interdependenzverhältnis verstanden werden. Um eine regelhafte Systematik der Bildung von ASSen und KHFern mit dem V sein zu erhalten, ist zu beachten, dass es sich bei KV 2 und KV 3 eventuell um Kurzformen handelt, deren ursprüngliches SUBJ eliminiert wurde. So ist KV 2 als der Ausdruck jemandem/ etwas ist nach jemandem/ etwas in die Form es ist jemandem/ etwas nach jemandem/ etwas erweiterbar und KV 3 als der Ausdruck jemandem/ etwas ist ADJ -FL ˅ ADJP -FL ist zu der Form es ist jemandem/ etwas ADJ -FL ˅ ADJP -FL ergänzbar. Mit diesen Erweiterungen ist eine Reduktion auf nur eine einzige Grundstruktur, welche gleichzeitig die syntaktische 10.16 Zusammenfassung zu dem Verb sein 819 <?page no="820"?> Minimalstruktur stellt, d. h. die Rückführung aller LAen und SBPe des Vs sein auf KV 1 , möglich. Deswegen kann eine gemeinsame Schnittmenge des Inhalts aller oder mehrerer LAen und SBPe des Verbs sein ermittelt werden, und der Inhalt des Vs sein zerfällt nicht notwendig mit KV 1 , KV 2 und KV 3 in drei verschiedene Konnotationen. Da jedoch ohne eine Studie der diachronen Sprachwissenschaft und weiterführende Untersuchungen nicht mit Sicherheit konstatiert werden kann, dass es sich bei KV 2 sein und KV 3 sein um Kurzformen handelt, die aus Kompositionen mit einem unpersönlichen Pronomen es, das als eine NP NOM erfasst werden kann, entstanden sind, und weil die Formen KV 2 sein und KV 3 sein in der Gegenwartssprache grammatisch sind, müssen die Formen KV 2 sein und KV 3 sein in der vorliegenden Untersuchung der synchronen Sprachwissenschaft zunächst in der Form akzeptiert werden, wie sie gegenwärtig für den Sprachteilnehmer vorliegen. Die Systematik der Bildungen mit dem V sein ist nicht mehr regelhaft und kohärent, sondern spaltet sich in drei verschiedene Grundstrukturen, mit demzufolge drei Konnotationen. Sollte sich herausstellen, dass es sich bei KV 2 sein und KV 3 sein um Kurzformen handelt, so ist dies ein Hinweis darauf, dass Kurzformen bzw. pragmatisch verkürzte Formulierungen oder die Auslassung des unpersönlichen PRONs es der Sprache, ihrer inneren Systematik, dem sinnhaften logisch-semantischen Aufbau der Sprache sowie dem Inhalt des Vs sein Schaden zufügen und das Verständnis des Inhalts des Vs sein in verschiedenen syntaktischen Einbettungen für die Sprachteilnehmer erschweren. Konnexionen: An KV 1 , KV 2 und KV 3 angeschlossene innere Strukturen leisten keinen Beitrag zur jeweiligen Konnotation des Vs sein in den drei verschiedenen Grundstrukturen, da sie sich in der IS als fakultative Een oder freie An anfügen. Allerdings beeinflussen die perkolierenden obligotorischen Een in KV 1 , KV 2 und KV 3 den Inhalt des Vs sein in den jeweiligen syntaktischen Grundstrukturen. KV 1 besitzt als obligatorische E eine NP NOM , welche vom V sein kasusregiert ist. In KV 1 ist die P für fakultativ und nicht vom V sein lexikalisch statusregiert, doch die NP AKK in der PP ist von der P für obligatorisch kasusregiert. Fakultative Een oder freie An sind in KV 1 nicht vom V sein kasusregiert bzw. lexikalisch oder kategorial statusregiert. Jedoch kasusregieren die Pen für/ gegen (LA3) eine NP AKK obligatorisch. Ebenso kasusregieren die Pen von (LA4), aus (LA10), bei (LA11, LA12) und an (SBP17) eine obligatorische NP DAT . Zudem kasusregiert eine geeignete P in der inneren Struktur eine obligatorische NP DAT (SBP6, SBP7, SBP8, SBP9, SBP10, SBP11, SBP12, SBP16) und beliebige fakultative oder freie PPn kasusregieren obligatorische NPn in einem, von der jeweiligen P geforderten, Kasus (LA5, LA6, LA13, LA14, LA1 es ist, LA2 es ist). In KV 2 ist die obligatorische NP DAT von dem V sein kasusregiert 820 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="821"?> und die obligatorische P nach ist von dem V sein lexikalisch statusregiert. Angefügte freie An sind in KV 2 nicht vom V sein kasusregiert bzw. lexikalisch oder kategorial statusregiert. In KV 3 kasusregiert das V sein eine obligatorische NP DAT . Zudem ist das/ die obligatorische ADJ -FL ˅ ADJP -FL von dem V sein kategorial statusregiert. Angefügte freie An sind in KV 3 nicht vom V sein kasusregiert bzw. lexikalisch oder kategorial statusregiert. Alle obig genannten fakultativen Een in den Kompositionen zu KV 1 bestehen den TOP und den TEL und besitzen demnach einen starken Verbbezug. In KV 2 und KV 3 kongruiert das V sein nicht mit der obligatorischen, vom V sein kasusregierten NP DAT in grammatischer Subjektposition. Stattdessen kongruiert das V sein mit einer nicht materialisierten NP NOM es bzw. einer NP der grammatischen Kategorie 3. Person Sg., was darauf hindeutet, dass es sich bei den Formen KV 2 und KV 3 eventuell um Kurzformen obig genannter Kompositionen mit unpersönlichem PRON es handelt. Ein Kongruenzverhältnis zwischen zwei obligatorischen Een, welches auf eine prädikative Beziehung hin untersucht werden muss, oder ein attributives Verhältnis zwischen einer NP und einer nicht verschiebbaren weiteren Entität, welches ebenfalls auf eine prädikative Beziehung hinweisen könnte, treten in KV 2 oder KV 3 nicht auf. Allerdings müssen in KV 2 und KV 3 das Ergebnis des TOPs und das Ergebnis des TELs relativiert werden. In KV 2 als auch in KV 3 bestehen die obligatorischen Een in syntaktischer Position des traditionellen Prädikativs den TOP und den TEL. Doch der KGZ zeigt, dass das V sein in diesen beiden Grundstrukturen nicht mit der NP DAT , welche in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs steht, kongruiert, und deshalb handelt es sich um ein dem Term in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs nicht zugehöriges V sein, welches stattdessen z. B. mit einem absenten unpersönlichen PRON es kongruiert. Die positiven Ergebnisse des TOPs und des TELs der PP NACH und des/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL , zeigen in KV 2 und KV 3 einen starken Verbbezug dieser beiden Entitäten an, doch es handelt sich hierbei um einen Bezug zu einem V sein, welches nicht zur NP DAT in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs gehört, da es nicht mit diesem kongruiert. Es kann demnach nicht geschlussfolgert werden, dass die Topikalisierbarkeit der PP NACH und des/ der ADJs -FL ˅ ADJP -FL in KV 2 und KV 3 einen adverbialen Charakter derselbigen signalisiert. Es kann demzufolge auch nicht konkludiert werden, dass der adverbiale Charakter dieser Een einer möglichen traditionellen prädikativen Beziehung zu einer Bezugsphrase vorangeht und sich deshalb die Annahme einer solchen notwendigen Beziehung erübrigt. Im Gegensatz zu den Kompositionen es ist jemandem/ etwas nach jemandem/ etwas und es ist jemandem/ etwas so, sind die NP DAT in KV 2 und die NP DAT in KV 3 keine fakultativen Een oder freien An, sondern obligatorische Een, d. h. in der IS von KV 2 und KV 3 notwendig und obligatorisch an die P nach bzw. die PP NACH 10.16 Zusammenfassung zu dem Verb sein 821 <?page no="822"?> und an das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL gebunden. Im Gegensatz zu KV 2 heißen, KV 3 heißen, KV 4 heißen, KV 5 heißen (s. o.) sind in KV 2 sein und KV 3 sein die NP DAT und die PP NACH oder das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL nicht mittels des im sprachlichen Ausdruck materiell realisierten Vs sein miteinander verbunden, denn dieses materiell realisierte V sein gehört nicht zur NP DAT , sondern kongruiert mit einem absenten sprachlichen Zeichen. Um diese obligatorische Bindung zwischen der NP DAT und der PP NACH oder dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL in den entstandenen ISen zu erklären, kann an dieser Stelle und zum aktuellen Forschungsstand aus synchroner Perspektive nichts dagegen vorgebracht werden, jeweils ein traditionelles prädikatives Verhältnis in KV 2 sein und in KV 3 sein zu veranschlagen. In KV 2 sein ist angezeigt, dass dem Ausdruck jemandem/ etwas syntaktisch obligatorisch die PP nach jemandem/ etwas zugeordnet wird, ohne dass ein materialisiertes V vorhanden wäre, welches, einerseits durch ein Kongruenzverhältnis mit dem Term in syntaktischer Subjektposition und andererseits durch den adverbialen Charakter des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Prädikativs, diese Zuordnung vollbringt. Desgleichen ist in KV 3 sein angezeigt, dass dem Ausdruck jemandem/ etwas syntaktisch obligatorisch das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL zugeordnet wird, ohne dass ein materialisiertes V vorhanden wäre, welches diese Zuordnung leistet. Die Annahme einer verdeckten KOP sein in KV 2 und KV 3 ist möglich, da diese verdeckte KOP sein nicht mit einem anderen materialisierten V konkurriert und die semantischen Strukturen sowie die Kongruenz des materialisierten Vs sein in KV 2 und KV 3 ohne NP NOM in syntaktischer Subjektposition schwierig zu erklären sind. Es handelt sich hierbei um eine obligatorische, keine fakultative oder freie, traditionelle prädikative Beziehung zu einer dativischen Bezugsphrase. 2717 Es gilt jedoch anzumerken, dass diese Annahme eines traditionellen prädikativen Verhältnisses in KV 2 und KV 3 mit einer verdeckten KOP sein, welche mit der NP DAT kongruiert (z. B. in den Ausdrücken uns ist (+ Kopula: sind) nach Joggen; den Katzen ist (+ Kopula: sind) kalt), dem Sinn, der logisch-semantischen Struktur sowie den Ausdrücken der Formen es ist uns nach Joggen sowie es ist den Katzen kalt, nicht gerecht wird, und eine semantische Verzerrung stattfindet. Es wäre unter Umständen vorzuziehen, falls es sich bei KV 2 und KV 3 um Kurzformen handelt, statt einer verdeckten KOP sein ein verdecktes bzw. eliminiertes unpersönliches PRON es anzunehmen. Status des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Subjektsprädikativs: Es treten ein fakultatives Genitivobjekt/ Kasusadverbial im GEN 2717 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 800) 822 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="823"?> mit SGS (LA2) und ein fakultatives Präpositionalobjekt/ präpositionales Adverbial als modale Bestimmung mit vorgegebener P für oder P gegen und NP AKK mit SGS (LA3) auf. Diese E in LA3 kann eventuell als Präpositionalobjekt und nicht als präpositionales Modaladverbial eingstuft werden, wenn angenommen wird, dass die Pen für und gegen weitgehend von dem V sein vorgegeben sind. 2718 Doch die Präpositionalkonstanz ist nicht uneingeschränkt gegeben und die Wahl der P für oder gegen erzeugt eine Bedeutungsveränderung (LA3). Nach obiger Beleganalyse handelt es sich bei dem Genitivobjekt/ Kasusadverbial im GEN in LA2 auf jeden Fall um eine fakultative E, deren Kasus nicht obligatorisch kasusregiert aber vielleicht vom V bestimmt ist. In LA3 tendiert die vorliegende Studie eher dazu, die entsprechende Einheit als präpositionales Modaladverbial aufzufassen, da die Pen für und gegen sowie die anschließende NP AKK ebenfalls nicht obligatorisch sind, und die Pen für und gegen nicht vom V lexikalisch statusregiert sind. Zudem finden sich ein fakultatives, präpositionales Modaladverbial mit der P von und NP DAT mit SGS (LA4), eine lokale adverbiale Bestimmung als ein fakultative/ -s ADV ˅ ADVP mit SGS (LA5), ein fakultatives präpositionales Lokaladverbial mit SGS in beliebigem Kasus (LA5), eine lokale oder zeitliche adverbiale Bestimmung als ein fakultative/ -s ADV ˅ ADVP mit SGS (LA6), ein fakultatives präpositionales Lokal- oder Temporaladverbial mit SGS in beliebigem Kasus (LA6) und eine fakultative Partikel oder eine fakultative Partikelphrase als modale Bestimmung mit SGS (LA7, SBP5, SBP10, SBP11). Diese fakultative Partikel oder fakultative Partikelphrase ist eine ADK ˅ ADKP, die in LA7, SBP5, SBP10 und SBP11 den TOP und den TEL besteht und deshalb einen starken Verbbezug aufweist. Des Weiteren treten ein fakultatives Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM mit SGS (LA8, LA15, LA16, LA2 es ist, SBP6) und ein fakultatives Dativobjekt/ Kasusadverbial im DAT mit SGS (LA9) auf. Nach obiger Beleganalyse handelt es sich bei den Kasusobjekten/ Kasusadverbialien im NOM oder DAT in LA8, LA15, LA16, LA2 es ist, SBP6 und LA9 auf jeden Fall jeweils um fakultative Een, deren Kasus nicht obligatorisch kasusregiert aber vielleicht vom V bestimmt ist. Außerdem sind ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P aus und NP DAT mit SGS (LA10), ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P bei und NP DAT mit SGS (LA11, LA12), ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P an und NP DAT mit SGS (SBP17), eine lokale, adverbiale Bestimmung als ein/ -e fakultative/ -s ADV ˅ ADVP mit SGS (LA13, LA14), ein fakultatives präpositionales Lokaladverbial mit SGS in beliebigem Kasus (LA13, LA14), eine lokale adverbiale Bestimmung als ein freie/ -s ADV ˅ ADVP mit SGS (LA1 es ist), ein freies präpositionales Lokaladverbial mit SGS in beliebigem Kasus (LA1 2718 Vgl. D ÜRSCHEID (2012: 40) 10.16 Zusammenfassung zu dem Verb sein 823 <?page no="824"?> es ist), eine temporale adverbiale Bestimmung als ein/ -e freie/ -s ADV ˅ ADVP mit SGS (LA2 es ist), ein freies präpositionales Temporaladverbial mit SGS in beliebigem Kasus (LA2 es ist) und ein/ -e fakultative/ -s adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL (LA1 es ist, SBP1, SBP3, SBP4, SBP7, SBP8, SBP9, SBP16) vorzufinden. Das/ die fakultative/ -s, adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL mit SGS weist an jedweder Position im Satz einen starken Verbbezug auf, hat positive Ergebnisse für den TOP und den TEL, weswegen diese E als Adverbial fungiert. Grund zur Annahme einer traditionellen prädikativen Beziehung zur NP NOM 1 in grammatischer Subjektposition gibt es nicht. Ähnliches gilt für das fakultative Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM (LA8, LA15, LA16, LA2 es ist, SBP6), das ebenfalls topikalisierbar ist. Weder das V sein noch die NP NOM 1 regieren das/ die adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder das Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM. In der IS nimmt aber die NP NOM 1 das/ die adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder das Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM als angeschlossenes Argument an, womit logisch-semantisch signalisiert ist, dass das/ die adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL sowie das Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM den seienden Gegenstand oder die seiende Person, welche die NP NOM 1 stellt, näher beschreiben. Allerdings ist diese Beschreibung fakultativ, betrifft die von dem V sein regierte NP NOM 1 und ist keine vom Verb sein unabhängige, eigenständige Relation zwischen der NP NOM 1 und dem/ der adverbiale/ -m/ -n ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder zwischen der NP NOM 1 und dem Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM, welche mittels einer kopulativen Beziehung bzw. einer KOP sein angezeigt werden müsste. An der IS ist sichtbar, dass der innere logische Aufbau der Sprache und die syntaktische Struktur der im ASS oder im KHF materialisierten Sprachzeichen ausreichen, um die entsprechende Beziehung angemessen darzustellen und zu verstehen. Des Weiteren ergeben sich ein fakultatives Kasusadverbial/ Kasusobjekt im DAT mit SGS (SBP4, SBP5) sowie ein fakultatives Kasusadverbial/ Kasusobjekt im AKK mit SGS (SBP3). Nach obiger Beleganalyse handelt es sich bei den Kasusadverbialien/ Kasusobjekten im DAT oder im AKK in SBP3, SBP4 und SBP5 auf jeden Fall jeweils um eine fakultative E, deren Kasus nicht obligatorisch kasusregiert aber vielleicht vom V bestimmt ist. Außerdem treten ein fakultatives, präpositionales, räumlich abstraktes oder lokal räumliches Adverbial mit NP DAT mit SGS (SBP6, SBP12), ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit NP DAT mit SGS (SBP7, SBP10), ein fakultatives präpositionales Temporaladverbial mit NP DAT mit SGS (SBP9, SBP16), ein fakultatives präpositionales Lokaladverbial mit NP DAT mit SGS (SBP8, SBP11) sowie eine fakultative adverbiale PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL mit SGS (SBP2) auf. Die fakultative adverbiale PART-I -FL ˅ PART-I-P -FL mit SGS weist an jedweder Position im Satz einen starken Verbbezug auf, da sie den TOP und den TEL besteht, weswegen diese E als Adverbial fungiert. Grund zur Annahme einer 824 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="825"?> traditionellen prädikativen Beziehung zur NP NOM 1 in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs gibt es nicht (vgl. LA1 es ist, SBP1, SBP3, SBP4, SBP7, SBP8, SBP9, SBP16). Ein geeigneter Term in syntaktischer Subjektposition kann ermöglichen, dass z. B. in LA6 oder SBP9 an KV 1 sein lediglich ein Temporaladverbial anschließt, während KV 1 sein mit einem personalen Agens in syntaktischer Subjektposition nicht ausschließlich ein Temporaladverbial annimmt (z. B. *der Mann war um 16 Uhr). In SBP8 oder SBP11, die ein räumliches Adverbial aufweisen, ist hingegen das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL bzw. die ADK ˅ ADKP immer eliminierbar. In SBP7 und SBP10 sind ebenfalls das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder die ADK ˅ ADKP nicht eliminierbar, da eine betreffende, zu SBP7 bzw. zu SBP10 gehörende, abstrakte PP DAT nicht an eine beliebige KV 1 sein alleine angeschlossen werden kann. In SBP6 ist es möglich, die NP NOM 2 zu eliminieren, während das räumlich abstrakte oder lokal räumliche Adverbial PP DAT bleibt. Außerdem ist in LA17 ein obligatorisches Präpositionalobjekt mit der P nach und eingebundener NP DAT vorhanden, das zum in KV 2 materialisierten V sein gehört und welches auch als traditionelles Prädikativ über die obligatorische NP DAT in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs gedeutet werden kann, da alternative Erklärungsmodelle, welche in der vorliegenden Studie der synchronen Sprachwissenschaft erarbeitet und dargelegt werden könnten, fehlen. Schließlich gibt es in LA18 ein/ -e obligatorische/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL , welche/ -s nicht adverbial interpretiert werden kann. Diese/ -s obligatorische ADJ -FL ˅ ADJP -FL in LA18 muss als Partikel bzw. als Partikelphrase zum in KV 3 materialisierten V sein oder als traditionelles Prädikativ zu der obligatorischen NP DAT in syntaktischer Position des grammatischen Subjekts gedeutet werden, da alternative Erklärungsmodelle, welche in der vorliegenden Studie erfasst werden könnten, fehlen. Status des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Objektsprädikativs: Gemäß dem Satzbauplan für Komplexe mit potentiellem traditionellem Objektprädikativ ergibt sich für das V sein aus syntaktischen Gründen lediglich SBP3 als Untersuchungsgegenstand, da das V sein traditionellerweise nur sog. Subjektsprädikative annimmt. In SBP3 steht theoretisch das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL in syntaktischer Position eines traditionellen Objektsprädikativs. Allerdings findet sich in der IS zu dem SBP3 sein keine strukturelle Auffälligkeit wie in der IS zu der LA3 schimpfen. Das Akkusativobjekt/ Kasusadverbial im AKK in SBP3 sein statusregiert kein/ -e obligatorische/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL kategorial, wie dies in der LA3 schimpfen der Fall ist, und das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL ist nicht fest an seine/ ihre syntaktische Position gebunden wie in der LA3 schimpfen, sondern besteht in SBP3 sein den TOP und den TEL. Demzufolge ist das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL in SBP3 sein kein Rechtsattribut zu der 10.16 Zusammenfassung zu dem Verb sein 825 <?page no="826"?> NP AKK 1 . In der IS nimmt das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL die NP AKK 1 als angeschlossenes, fakultatives Argument. Aus diesen Gründen ist eine Interpretation des/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL als traditionelles adjektivisches Objektsprädikativ nicht angemessen, und es zeigt sich in dieser traditionellen syntaktischen Objektsprädikativposition stattdessen so wie bereits in seiner Auflistung als mögliche Entität in syntaktischer Position des traditionellen Subjektsprädikativs, nämlich als adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL mit SGS (SBP3). Traditionelle Prädikative: Es kann an dieser Stelle nichts gegen die Annahme einer traditionellen prädikativen Beziehung in LA17 (KV 2 sein) (IS LA17 sein: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w.s(q, r(t, u(v(w)))) (c) (b) (a) (e) (f) ( λ x.x) (d)) zwischen der NP DAT und der PP NACH sowie in LA18 (KV 3 sein) (IS LA18 sein: λ q. λ r. λ t. λ u. s(q(r, t(u))) (b) (a) (d) (c)) zwischen der NP DAT und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL vorgebracht werden. Da jedoch die LA LA18 zu KV 3 sein nicht mit einer ADK ˅ ADKP gebildet wird, sondern an dieser Stelle nur mit eine/ -m/ -r ADJ -FL ˅ ADJP -FL dokumentiert ist, gilt es die Bezeichnung Partikel der Bezeichnung Adkopula für diese Elemente vorzuziehen. Für Kompositionen mit KV 1 sein kann in der IS kein traditionelles prädikatives Verhältnis nachgewiesen werden, und die sogenannte ADK ˅ ADKP werden in LA7 sein, SBP5 sein, SBP10 sein und SBP11 fakultativ angeschlossen. Es sei deshalb auch aus diesem Grund vorgeschlagen, diese Elemente, die traditionellerweise manchmal Adkopulae genannt werden, nach Engel 2719 als Partikel zu bezeichnen. Hinweis: Die Handhabung der aus E-VALBU exzerpierten LAen LA1 es ist und LA2 es ist ist nicht befriedigend und die Analysen der LA1 es ist sowie der LA2 es ist sind aufgrund der Ergebnisse der Applikation des KGZs (z. B. es sind Nächte; Nächte sind es) nicht abgeschlossen. Es wären weiterführende Untersuchungen zum sogenannten unpersönlichen PRON es im Deutschen notwendig. 2719 Vgl. E NGEL (2009: 13; 421 ff.); E NGEL / S CHRAMM (1975: 16) 826 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="827"?> 10.17 werden LA1: NP NOM [jemand/ etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] wird [VV] [a., r., z.] Quelle: E-VALBU; vgl. SBP3; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: [ugs.] jemand/ etwas wird; im Sinne von: jemand/ etwas entsteht und entwickelt sich positiv bzw. wird wieder gesund; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub [Ich fürchte,] meine Rosen werden nicht mehr. [Bsp. aus E-VALBU] Lange war auf der Baustelle Ruhe. Aber jetzt sollen die Häuser bis zum Herbst werden. [Bsp. aus E-VALBU] Der Blumenhändler hat gesagt: Es braucht seine Zeit, bis ein Gummibaum wird. [Bsp. aus E-VALBU] Ein Gummibaum wird. [Bsp. nach E-VALBU] Ein Gummibaum wird. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Wird ein Gummibaum. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 s. v. Die Gummibäume werden. KGZ Er wird. ABL, ANA s. c., LA1 s. v. Tab. 279: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA1 werden W(k( ξ ) s Ein Gummibaum wird ξ = n(k) 1 2 3 k( ξ ) s a b D(k( ξ )) / s s n(D(k( ξ ))) / 1 1 h(k) 0 1 1 Tab. 280: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA1 werden IS: λ q. λ r.s(q(r)) (b) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r.s(q(r)) (b) (a) → λ r.s(b(r)) (a) → s(b(a)) NF TIS: λ q α . λ r α .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα )) (b ι 1 ) (a ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ) 10.17 werden 827 <?page no="828"?> LA2: NP NOM [etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] wird [VV] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP4; Strukturbeispiel LA2 nach E-VALBU: jemand/ etwas wird so; im Sinne von: jemand/ etwas gelangt in einen solchen Zustand oder bekommt eine solche Eigenschaft; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd «Es<PRON per irr> wird<VRB fin a> schwierig,<ADJ d> [ … ] (SOZ06/ SEP.04643 Die Südostschweiz, 23.09.2006; Acht Top-Ten-Cracks in Zürich) Der<ART> halbjährige<ADJ at> Malteserrüde<N nn> namens<AP pr> Max<N ne> [das Tier] wurde<VRB fin a> obdachlos,<ADJ d> [ … ] (NON07/ APR.13456 Niederösterreichische Nachrichten, 23.04.2007, S. 69; TIERECKE) „ Das wird<VRB fin a> ganz<ADV> schwer “ (BRZ07/ APR.06283 Braunschweiger Zeitung, 13.04.2007; Siegen und den Klassenerhalt feiern) Das wird ganz schwer. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Schwer wird das ganz. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Ganz schwer wird das. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. *Ganz wird das schwer. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 s. v. Ganz schwer wird das. TEL s. c., LA2 s. v. Diese [Pl.] werden ganz schwer. *Diese werden ganz schwere. *Das wird ganz schwere. KGZ Das wird ganz so. ABL, ANA s. c., LA2 s. v. Es wird ganz so. ABL, ANA s. c., LA2, SBP4 s. v. ˅ HV Das wird so schwer. ABL, ANA s. c., LA2 s. v. Es wird so. ABL, ANA s. c., LA2, SBP4 s. v. ˅ HV Es wird ganz schwer. ABL, ANA s. c., LA2, SBP4 s. v. ˅ HV Das wird. ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 281: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA2 werden W(k( ξ ) s Das wird ganz schwer ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s a n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 828 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="829"?> W(k( ξ ) s Das wird ganz schwer h(k) 0 2 1 3 Tab. 282: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA2 werden IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u.u) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u.u) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u.u) (c) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u.u) (c) → s(b(a( λ u.u))) (c) → s(b(a(c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α .u βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) LA3: NP NOM 1 [jemand/ agentiv, typisches Agens] wird [HV] NP NOM 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; vgl. SBP6; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand wird ein solcher; im Sinne von: jemand fängt an, ein solcher zu sein; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Sylvia<N ne> Vogl<N ne> und<KON neb> Alexandra<N ne> Wollner<N ne> wurden<VRB fin a> gute<ADJ at> Fünfte.<N nn> (BVZ09/ FEB.00428 Burgenländische Volkszeitung, 04.02.2009, S. 49; "Sensationell! Ein Auftakt nach Maß") Die<ART> beiden<PRON ind at> ungleichen<ADJ at> Männer<N nn> werden<VRB fin a> Freunde.<N nn> (A01/ JUL.17581 St. Galler Tagblatt, 17.07.2001, Ressort: TB-SGR (Abk.); Wäldi-Chilbi: Open Air für Jun<W ANA='KON neb'>&</ W>p; Alt) Stellvertreterin<N nn> wurde<VRB fin a> Elisabeth<N ne> Seher.<N nn> (NON09/ JUN.08772 Niederösterreichische Nachrichten, 10.06.2009, S. 64; ) Stellvertreterin wurde Elisabeth Seher. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Elisabeth Seher wurde Stellvertreterin. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 s. v. Stellvertreterinnen wurden sie [Pl.]. Das [Sg.] wurden sie [Pl.]. Das Team wurden sie [Pl.]. KGZ Sie wurde diese. PER, ANA s. c., LA3, SBP6 s. v. ˅ VV *Stellvertreterin wurde. ELM Elisabeth Seher wurde. PER, ELM s. c., LA1 VV Sie wurde. PER, ANA, ELM s. c., LA1 VV Tab. 283: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA3 werden 10.17 werden 829 <?page no="830"?> W(k( ξ ) s Stellvertreterin wurde Elisabeth Seher ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / c s b n(D(k( ξ ))) / 4 1 3 h(k) 0 3 1 2 Tab. 284: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA3 werden IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (c) ( λ u.u) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (c) ( λ u.u) (a) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (c) ( λ u.u) (a) → λ t.s(b(c(t)) ( λ u.u) (a) → s(b(c( λ u.u)) (a) → s(b(c(a)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ u α .u K 1 βα ) (a ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 (a K 1 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 K 1 ι 1 ) LA4: NP NOM [jemand/ etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] wird [VV] zu [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA4 nach E-VALBU: jemand/ etwas wird zu jemandem/ etwas bzw. ein solches; im Sinne von: jemand/ etwas entwickelt sich zu jemandem/ etwas bzw. zu einem solchen; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp/ K prd Abends<ADV> wird<VRB fin a> das<ART> Amphitheater<N nn> dann<ADV> zur<AP prart> Showbühne.<N nn> (RHZ09/ AUG.17561 Rhein-Zeitung, 21.08.2009; Neue Giganten der Weltmeere) „ Durch<AP pr> die<ART> Umwandlung<N nn> in<AP pr> eine<ART> Hochschule<N nn> werden<VRB fin a> die<ART> Abschlüsse<N nn> der<ART> Berufsakademien<N nn> automatisch<ADJ d> zu<PTK zu> akademischen<ADJ at> Graden<N nn> “ , (M08/ APR.31853 Mannheimer Morgen, 25.04.2008, S. 5; Gütesiegel für Erfolgsmodell) Die Raupe wird im Sommer zum Schmetterling. [Bsp. aus E-VALBU] Die Raupe wird in dem Sommer zu einem Schmetterling. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart In dem Sommer wird die Raupe zu einem Schmetterling. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA4 s. v. Zu einem Schmetterling wird die Raupe in dem Sommer. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA4 s. v. In dem Sommer wird die Raupe zu einem Schmetterling. TEL s. c., LA4 s. v. Zu einem Schmetterling wird die Raupe in dem Sommer. TEL s. c., LA4 s. v. 830 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="831"?> Die Raupe wird in dem Sommer zu einem Schmetterling. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Die Raupe wird in dem Sommer in einem Schmetterling *Die Raupe wird in dem Sommer zu ein Schmetterling/ eines Schmetterlings. ABL, EIN, KON *Die Raupe wird durch dem Sommer zu einem Schmetterling *Die Raupe wird in der Sommer/ des Sommers zu einem Schmetterling. ABL, EIN, KON Die Raupe wird in den Sommern zu einem Schmetterling. Die Raupen werden in dem Sommer zu einer neuen Art. Vgl.: Die Bretter werden zu einer Kiste. Die Kiste wird zu Brettern. KGZ Sie wird in diesem zu dem. ABL, ANA s. c., LA4 s. v. Sie wird in dem Sommer. ANA, ELM s. c., SBP3 s. v. Die Raupe wird zu einem Schmetterling. ELM s. c., LA4 s. v. *Zu einem Schmetterling wird. PER, ELM *In diesem Sommer wird. PER, ELM Die Raupe wird. ELM s. c., LA1 s. v. Sie wird. ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 285: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA4 werden W(k( ξ ) s Die Raupe wird in dem Sommer zu einem Schmetterling ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / b s f c a e n(D(k( ξ ))) / 3 1 7 4 2 6 h(k) 0 2 1 5 6 3 4 Tab. 286: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA4 werden IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (e) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (c) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (e) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (c) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (e) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (c) (d) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (e) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (c) (d) → s(b(a( λ u. λ v. λ w. u(v(w))))) (e) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (c) (d) → s(b(a( λ v. λ w.e(v(w))))) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (c) (d) → s(b(a( λ w.e(f(w))))) ( λ x. λ y.x(y)) (c) (d) → s(b(a(e(f( λ x. λ y.x(y)))))) (c) (d) → s(b(a(e(f( λ y.c(y)))))) (d) → s(b(a(e(f(c(d)))))) NF 10.17 werden 831 <?page no="832"?> TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α . λ w βα .u idK 2 βα (v K 2 βα (w id βα ))) (e ι 1 ) (f ι 1 ) ( λ x α . λ y α .x idK 3 βα (y K 3 βα )) (c ι 1 ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (e idK 2 ι 2 (f K 2 ι 2 (c idK 3 ι 2 (d K 3 ι 2 )))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 idK 3 ι 2 K 3 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 idK 3 ι 1 K 3 ι 1 ) W(k( ξ ) s Die Raupe wird in dem Sommer zu einem Schmetterling ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / b s a c d e n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 5 6 h(k) 0 2 1 3 4 5 6 Tab. 287: Alternative tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA4 werden IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (c) (d) ( λ x. λ y.x(y)) (e) (f); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (c) (d) ( λ x. λ y.x(y)) (e) (f) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (c) (d) ( λ x. λ y.x(y)) (e) (f) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (c) (d) ( λ x. λ y.x(y)) (e) (f) → s(b(a( λ u. λ v. λ w. u(v(w))))) (c) (d) ( λ x. λ y.x(y)) (e) (f) → s(b(a( λ v. λ w.c(v(w))))) (d) ( λ x. λ y.x(y)) (e) (f) → s(b(a( λ w.c(d(w))))) ( λ x. λ y.x(y)) (e) (f) → s(b(a(c(d( λ x. λ y.x(y)))))) (e) (f) → s(b(a(c(d( λ y.e(y)))))) (f) → s(b(a(c(d(e(f)))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α . λ w βα .u idK 2 βα (v K 2 βα (w id βα ))) (c ι 1 ) (d ι 1 ) ( λ x α . λ y α .x idK 3 βα (y K 3 βα )) (e ι 1 ) (f ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 (e idK 3 ι 2 (f K 3 ι 2 )))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 idK 3 ι 2 K 3 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 idK 3 ι 1 K 3 ι 1 ) LA5: NP NOM [jemand/ etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] wird [VV] aus [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA5 nach E-VALBU: jemand/ etwas wird aus jemandem/ etwas; im Sinne von: jemand/ etwas entwickelt sich aus jemandem/ etwas; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prp Aus Kindern werden Leute. [Bsp. aus E-VALBU] Aus Kindern werden Leute. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Leute werden aus Kindern. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA5 s. v. *Aus Leute werden Kindern. ABL, FLX, PER, TOP Aus Kindern werden Leute. TEL s. c., LA5 s. v. Aus Kindern werden diese [Pl.]. Aus Kindern wird dieser. KGZ Aus ihnen werden sie. ABL, ANA s. c., LA5 s. v. 832 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="833"?> Aus Kindern werden Leute. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart *Aus ihnen werden. ANA, ELM *Aus Kindern werden. ELM Leute werden. ELM s. c., LA1 s. v. Sie werden. ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 288: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA5 werden W(k( ξ ) s Aus Kindern werden Leute ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / d a s c n(D(k( ξ ))) / 5 2 1 4 h(k) 0 3 4 1 2 Tab. 289: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA5 werden IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (c) (d) ( λ u. λ v.u(v)) (a) (b); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (c) (d) (( λ u. λ v.u(v)) (a) (b)) → λ r. λ t.s(c(r(t)) (d) (( λ u. λ v.u(v)) (a) (b)) → λ t.s(c(d(t)) (( λ u. λ v.u(v)) (a) (b)) → s(c(d( λ u. λ v.u(v)) (a) (b)) → s(c(d( λ v.a(v)) (b)) → s(c(d(a(b))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (c ι 1 ) (d ι 1 ) ( λ u α . λ v α .u idK 2 βα (v K 2 βα )) (a ι 1 ) (b ι 1 ) → s ο 1 (c idK 1 ι 2 (d K 1 ι 2 (a idK 2 ι 2 (b K 2 ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) LA6: NP DAT [nicht agentiv, keine Agenskontrolle] wird [VV] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA6 nach E-VALBU: jemandem/ etwas wird so; im Sinne von: jemand/ etwas beginnt, sich so zu fühlen; Satzbauplan nach E-VALBU: K dat, K prd Unserem Hund wurde schlecht [, nachdem er diese Wurst gegessen hat]. [Bsp. aus E-VALBU] Unserem Hund wurde schlecht. [Bsp. nach E-VALBU] Unserem Hund wurde schlecht. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Schlecht wurde unserem Hund. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA6 s. v. Schlecht wurde unserem Hund. TEL s. c., LA6 s. v. 10.17 werden 833 <?page no="834"?> Unserem Hund wurde schlecht. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Unseren Hunden wurde schlecht. *Unserem Hund wurde schlechter. *Unseren Hunden waren schlechte. KGZ Es wurde unseren Hunden schlecht. *Es wurden unserem Hund schlecht. Es wurde unserem Hund schlecht. KGZ Ihm wurde so. ABL, ANA s. c., LA6 s. v. *Unserem Hund wurde. ELM *Ihm wurde. ANA, ELM Tab. 290: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA6 werden W(k( ξ ) s Unserem Hund wurde schlecht ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s a n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 h(k) 0 2 1 3 Tab. 291: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA6 werden IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r, t)) (b) (a) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r, t)) (b) (a) (c) → λ r. λ t.s(b(r, t)) (a) (c) → λ t.s(b(a, t)) (c) → s(b(a, c)) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α .s ο 1 (q idK 1 βα (r βα , t βα )) (b ι 1 ) (a ι 1 ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a ι 2 , c ι 2 )) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) LA1 es wird: NP NOM [es] wird [VV] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] mit [P DAT, -KTR ] + NP DAT [t. a.] Quelle: E-VALBU; Strukturbeispiel LA1 es wird mit nach E-VALBU: es wird mit etwas/ jemandem so; im Sinne von: die Situation in Bezug auf etwas/ jemanden verändert sich so; Satzbauplan nach E-VALBU: K prp, K prd Mit der Arbeitslosigkeit wird es allmählich wieder besser. [Bsp. aus E-VALBU] Es wurde schlimmer mit dem alten Serno. (Strittmatter, S. 167) [Bsp. aus E-VALBU] 834 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="835"?> Es wurde schlimmer mit dem alten Serno. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Mit dem alten Serno wurde es schlimmer. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 es wird s. v. Schlimmer wurde es mit dem alten Serno. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 es wird s. v. Schlimmer mit dem alten Serno wurde es. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA1 es wird s. v. Es wurde mit dem alten Serno schlimmer. ABL, PER s. c., LA1 es wird s. v. Mit dem alten Serno wurde es schlimmer. TEL s. c., LA1 es wird s. v. Schlimmer wurde es mit dem alten Serno. TEL s. c., LA1 es wird s. v. Schlimmer mit dem alten Serno wurde es. TEL s. c., LA1 es wird s. v. *Es wurde schlimmer durch dem alten Serno. *Es wurde schlimmer mit der alte Serno/ des alten Sernos. ABL, EIN, KON Es wurde schlimmer mit ihnen [Pl.]. *Es wurde schlimmere mit dem alten Serno. KGZ Es wurde so mit ihm. ANA s. c., LA1 es wird s. v. Es wurde schlimmer. ANA, ELM s. c., LA2 es wird, LA2 s. v. Es wurde so. ANA, ELM s. c., LA2 es wird, LA2 s. v. Es wurde mit dem alten Serno. ELM s. c., LA1 es wird s. v. Es wurde. ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 292: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA1 es wird W(k( ξ ) s Es wurde schlimmer mit dem alten Serno ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s a c d n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 4 5 h(k) 0 2 1 3 4 5 Tab. 293: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA1 es wird IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) 10.17 werden 835 <?page no="836"?> (d) (e) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → s(b(a( λ v.c(v))) ( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → s(b(a(c( λ w. λ x.w(x)) (d) (e) → s(b(a(c( λ x.d(x)) (e) → s(b(a(c(d(e)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (c ι 1 ) ( λ w α . λ x α .w idK 2 βα (x K 2 βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 (d idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) W(k( ξ ) s Es wurde schlimmer mit dem alten Serno ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s e a d n(D(k( ξ ))) / 3 1 6 2 5 h(k) 0 2 1 5 3 4 Tab. 294: Alternative tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA1 es wird IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (d) (e) ( λ x.x) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (d) (e) ( λ x.x) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (d) (e) ( λ x.x) (c) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (d) (e) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ u. λ v. λ w.u(v(w))))) (d) (e) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ v. λ w.d(v(w))))) (e) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ w.d(e(w))))) ( λ x.x) (c) → s(b(a(d(e( λ x.x))))) (c) → s(b(a(d(e(c))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α . λ w βα .u idK 2 βα (v K 2 βα (w id βα ))) (d ι 1 ) (e ι 1 ) ( λ x α .x βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 (c ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) LA2 es wird: NP NOM [es] wird [VV] [ADV ˅ ADVP ˅ PP [r.]] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA2 es wird nach E-VALBU: es wird irgendwo so; im Sinne von: irgendwo beginnt es so zu sein; Satzbauplan nach E-VALBU: (K adv), K prd «Es<PRON per irr> wird<VRB fin a> schwierig,<ADJ d> [ … ] (SOZ06/ SEP.04643 Die Südostschweiz, 23.09.2006; Acht Top-Ten-Cracks in Zürich) Da<ADV> werden<VRB fin a> die<ART> Übergänge<N nn> schnell<ADJ d> unscharf.<ADJ d> (BRZ09/ SEP.07850 Braunschweiger Zeitung, 15.09.2009; Die Vielfalt des Lebens im Visier) [ … ] aber es wird auch nicht viel besser [", sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel]. (die tageszeitung, 02.01.2010, S. 06) [Bsp. aus E-VALBU] 836 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="837"?> An den Bächen und Teichen wird es schon wieder grün. [Bsp. aus E-VALBU] An den Bächen und Teichen wird es schon wieder grün. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Es wird schon wieder grün an den Bächen und Teichen. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 es wird s. v. Grün wird es schon wieder an den Bächen und Teichen. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 es wird s. v. Schon wieder grün wird es an den Bächen und Teichen. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 es wird s. v. Schon wird es an den Bächen und Teichen wieder grün. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 es wird s. v. Wieder wird es an den Bächen und Teichen schon grün ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 es wird s. v. Schon wieder wird es an den Bächen und Teichen grün. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 es wird s. v. Es wird schon wieder an den Bächen und Teichen grün. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA2 es wird An den Bächen und Teichen wird es schon wieder grün. TEL s. c., LA2 es wird s. v. Grün wird es schon wieder an den Bächen und Teichen. TEL s. c., LA2 es wird s. v. Schon wieder grün wird es an den Bächen und Teichen. TEL s. c., LA2 es wird s. v. Schon wird es an den Bächen und Teichen wieder grün. TEL s. c., LA2 es wird s. v. Wieder wird es an den Bächen und Teichen schon grün TEL s. c., LA2 es wird s. v. Schon wieder wird es an den Bächen und Teichen grün. TEL s. c., LA2 es wird s. v. *Am den Bächen und Teichen wird es schon wieder grün. *An die Bäche und Teiche/ der Bäche und Teiche wird es schon wieder grün. ABL, EIN, KON An dem Bach wird es schon wieder grün. *An dem Bach wird es schon wieder grüne. *An den Bächen und Teichen wird es schon wieder grüne. KGZ An diesen und diesen wird es schon wieder so. ANA s. c., LA2 es wird s. v. An diesen wird es schon wieder so. ANA s. c., LA2 es wird s. v. An diesen und diesen wird es so. ANA, ELM s. c., LA2 es wird s. v. An diesen wird es so. ANA, ELM s. c., LA2 es wird s. v. 10.17 werden 837 <?page no="838"?> An den Bächen und Teichen wird es schon wieder grün. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart An den Bächen und Teichen wird es schon. ELM s. c., SBP3 s. v. An den Bächen und Teichen wird es wieder. ELM s. c., SBP3 s. v. An den Bächen und Teichen wird es. ELM s. c., LA1 es wird s. v. Es wird an den Bächen und Teichen. PER, ELM s. c., LA1 es wird s. v. Es wird grün. PER, ELM s. c., LA2 es wird, LA2 s. v. Es wird. PER, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 295: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA2 es wird W(k( ξ ) s An den Bächen und Teichen wird es schon wieder grün ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 k( ξ ) s a b c d e f g h i D(k( ξ )) / s a b c s e s s f n(D(k( ξ ))) / 10 2 3 4 1 6 1 1 7 h(k) 0 4 5 6 7 1 2 1 1 3 Tab. 296: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA2 es wird IS: λ p. λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w. λ x. λ y.s(p, q, r(t(u(v))), w(x(y))) (g) (h) (a) (b) (c) (d) (e) (f) ( λ z.z) (i); ß-Reduktion: λ p. λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w. λ x. λ y.s(p, q, r(t(u(v))), w(x(y))) (g) (h) (a) (b) (c) (d) (e) (f) ( λ z.z) (i) → λ q. λ r. λ t. λ u. λ v. λ w. λ x. λ y.s(g, q, r(t(u(v))), w(x(y))) (h) (a) (b) (c) (d) (e) (f) ( λ z.z) (i) → λ r. λ t. λ u. λ v. λ w. λ x. λ y.s(g, h, r(t(u(v))), w(x(y))) (a) (b) (c) (d) (e) (f) ( λ z.z) (i) → λ t. λ u. λ v. λ w. λ x. λ y.s(g, h, a(t(u(v))), w(x(y))) (b) (c) (d) (e) (f) ( λ z.z) (i) → λ u. λ v. λ w. λ x. λ y.s(g, h, a(b(u(v))), w(x(y))) (c) (d) (e) (f) ( λ z.z) (i) → λ v. λ w. λ x. λ y.s(g, h, a(b(c(v))), w(x(y))) (d) (e) (f) ( λ z.z) (i) → λ w. λ x. λ y.s(g, h, a(b(c(d))), w(x(y))) (e) (f) ( λ z.z) (i) → λ x. λ y.s(g, h, a(b(c(d))), e(x(y))) (f) ( λ z.z) (i) → λ y.s(g, h, a(b(c(d))), e(f(y))) ( λ z.z) (i) → s(g, h, a(b(c(d))), e(f( λ z.z))) (i) → s(g, h, a(b(c(d))), e(f(i))) NF TIS: λ p α . λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v α . λ w α . λ x α . λ y βα .s ο 1 (p βα , q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα (u βα (v K 1 βα ))), w idK 2 βα (x K 2 βα (y id βα ))) (g ι 1 ) (h ι 1 ) (a ι 1 ) (b ι 1 ) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) (f ι 1 ) ( λ z α .z βα ) (i ι 1 ) → s ο 1 (g ι 2 , h ι 2 , a idK 1 ι 2 (b K 1 ι 2 (c ι 2 (d K 1 ι 2 ))), e idK 2 ι 2 (f K 2 ι 2 (i ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) LA3 es wird: NP NOM 1 [es] wird [VV] [ADV ˅ ADVP ˅ PP [z.]] NP NOM 2 [etwas] [t. a.] 838 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="839"?> Quelle E-VALBU; Strukturbeispiel LA3 es wird nach E-VALBU: es wird irgendwann ein solches; im Sinne von: irgendwann beginnt ein solches allmählich zu existieren; Satzbauplan nach E-VALBU: (K adv), K prd Es wird Frühling [, und die beiden Kater sind noch nicht kastriert]. (nach Berliner Zeitung, 17.03.1998, S. 20) [Bsp. Aus E-VALBU] Es wird Frühling. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Frühling wird es. ABL, FLX, PER, TOP s. c., LA3 es wird s. v. Es wird dieser [Sg.]. [Es werden diese [Pl.].] [Diese [Pl.] werden es.] *Es wird diese [Pl.]. KGZ Das wird es. ABL, FLX, PER, ANA s. c., LA3 es wird, SBP6 s. v. Es wird das. ABL, FLX, ANA s. c., LA3 es wird, SBP6 s. v. *Frühling wird. ELM Er wird. ANA, ELM s. c., LA1, LA3 es wird, LA3, SBP6 s. v. ˅ HV Es wird ELM s. c., LA1 s. v. Das wird. ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 297: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf LA3 es wird W(k( ξ ) s Es wird Frühling ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s a n(D(k( ξ ))) / 3 1 4 h(k) 0 2 1 3 Tab. 298: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu LA3 es wird IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u.u) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u.u) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u.u) (c) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u.u) (c) → s(b(a( λ u.u))) (c) → s(b(a(c))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α .u βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 βα (c ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 K 1 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 K 1 ι 1 ) SBP1: NP NOM [etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] wird [VV] nach/ im/ am/ vor … [P DAT, -KTR ] + NP DAT [z.] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] 10.17 werden 839 <?page no="840"?> Quelle: Corpus; vgl. SBP7 Am<AP prart> letzten<ADJ at> Februar-Wochenende<N nn> wird<VRB fin a> das<ART> Wetter<N nn> in<AP pr> Deutschland<N ne> frühlingshaft.<ADJ d> (M08/ FEB.14465 Mannheimer Morgen, 23.02.2008, S. 1; Wochenende) Erst<ADV> am<AP prart> Nachmittag<N nn> und<KON neb> Abend<N nn> werden<VRB fin a> die<ART> Wolken<N nn> dichter.<ADJ d> (RHZ09/ JAN.15702 Rhein-Zeitung, 22.01.2009; Polizeibericht Krankenkasse und Kunden … ) Sie<PRON per irr> wird<VRB fin a> erst<ADV> nach<AP pr> der<ART> Ernte<N nn> hart.<ADJ d> (WPD/ LLL.06204 Vic Fontaine; Necrophorus; Media lib; u. a.: Litchibaum, In: Wikipedia - URL: http: / / de.wikipedia.org: Wikipedia, 2005) Sie wird erst nach der Ernte hart. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Hart wird sie erst nach der Ernte. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP1 s. v. Nach der Ernte wird sie erst hart. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP1 s. v. Erst wird sie nach der Ernte hart. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP1 s. v. Hart wird sie erst nach der Ernte. TEL s. c., SBP1 s. v. Nach der Ernte wird sie erst hart. TEL s. c., SBP1 s. v. Erst wird sie nach der Ernte hart. TEL s. c., SBP1 s. v. *Sie wird erst durch der Ernte hart. *Sie wird erst nach die Ernte hart. ABL, EIN, KON Sie [Pl.] werden erst nach der Ernte hart. *Sie [Pl.] werden erst nach der Ernte harte. *Sie [Sg.] wird erst nach der Ernte harte. Sie [Pl.] werden erst nach den Ernten hart. Sie [Sg.] wird erst nach den Ernten hart. KGZ Sie wird erst nach dieser so. ABL, ANA s. c., SBP1, SBP7 s. v. ˅ HV Sie wird nach der Ernte hart. ELM s. c., SBP1 s. v. Sie wird erst nach der Ente. ELM s. c., SBP3 s. v. Sie wird erst. ELM s. c., SBP3 s. v. Sie wird nach der Ernte. ELM s. c., SBP3 s. v. Sie wird hart. PER, ANA, ELM s. c., LA2, SBP4 s. v. ˅ HV Sie wird. ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 299: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP1 werden 840 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="841"?> W(k( ξ ) s Sie wird erst nach der Ente hart ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / b s s f d b n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 7 5 2 h(k) 0 2 1 1 4 5 3 Tab. 300: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP1 werden IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u)))) (c) (b) (a) ( λ v. λ w.v(w)) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (d) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u)))) (c) (b) (a) ( λ v. λ w.v(w)) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (d) (e) → λ r. λ t. λ u.s(c, r(t(u)))) (b) (a) ( λ v. λ w.v(w)) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (d) (e) → λ t. λ u.s(c, b(t(u)))) (a) ( λ v. λ w.v(w)) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (d) (e) → λ u.s(c, b(a(u)))) ( λ v. λ w. v(w)) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (d) (e) → s(c, b(a( λ v. λ w.v(w)))) (f) ( λ x. λ y.x(y)) (d) (e) → s(c, b(a( λ w.f(w)))) ( λ x. λ y.x(y)) (d) (e) → s(c, b(a(f( λ x. λ y.x(y))))) (d) (e) → s(c, b(a(f( λ y.d(y))))) (e) → s(c, b(a(f(d(e))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα (u id βα ))) (c ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ v α . λ w βα .v βα (w id βα )) (f ι 1 ) ( λ x α . λ y α .x idK 2 βα (y K 2 βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (f ι 2 (d idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ) W(k( ξ ) s Sie wird erst nach der Ente hart ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 k( ξ ) s a b c d e f D(k( ξ )) / b s s b d 3 n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 2 5 6 h(k) 0 2 1 1 3 4 5 Tab. 301: Alternative tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP1 werden IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u)))) (c) (b) (a) ( λ v. λ w. λ x.v(w(x))) (d) (e) ( λ y.y) (f); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q, r(t(u)))) (c) (b) (a) ( λ v. λ w. λ x.v(w(x))) (d) (e) ( λ y.y) (f) → λ r. λ t. λ u.s(c, r(t(u)))) (b) (a) ( λ v. λ w. λ x.v(w(x))) (d) (e) ( λ y.y) (f) → λ t. λ u. s(c, b(t(u)))) (a) ( λ v. λ w. λ x.v(w(x))) (d) (e) ( λ y.y) (f) → λ u.s(c, b(a(u)))) ( λ v. λ w. λ x. v(w(x))) (d) (e) ( λ y.y) (f) → s(c, b(a( λ v. λ w. λ x.v(w(x))))) (d) (e) ( λ y.y) (f) → s(c, b(a( λ w. λ x.d(w(x))))) (e) ( λ y.y) (f) → s(c, b(a( λ x.d(e(x))))) ( λ y.y) (f) → s(c, b(a(d(e( λ y.y))))) (f) → s(c, b(a(d(e(f))))) NF 10.17 werden 841 <?page no="842"?> TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q βα , r idK 1 βα (t K 1 βα (u id βα ))) (c ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ v α . λ w α . λ x βα . v idK 2 βα (w K 2 βα (x id βα ))) (d ι 1 ) (e ι 1 ) ( λ y α .y βα ) (f ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (d idK 2 ι 2 (e K 2 ι 2 (f ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) SBP2: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] wird [HV] ADV ˅ ADVP [z.] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: Corpus; vgl. SBP5; vgl. SPB8 »Langsam<ADJ d> werde<VRB fin a> ich<PRON per irr> ärgerlich<ADJ d>«, (NUZ06/ JUN.03252 Nürnberger Zeitung, 29.06.2006; Keine Lust auf den WM- Rummel - 150 Frauen - flüchten nach Andalusien) Renitent<ADJ d> aber<ADV> wurde<VRB fin a> schließlich<ADV> Martina, <N ne> [ … ] (RHZ08/ AUG.07824 Rhein-Zeitung, 09.08.2008; Guten Morgen wünscht euer Ecki Schwanger … ) Einmal<ADV> werd<N ne>' ich<PRON per irr> ganz<ADV> berühmt<ADJ d> (WPD/ WWW.05756 Generator; Magnus; Zenogantner; u. a.: Joachim Witt, In: Wikipedia - URL: http: / / de.wikipedia.org: Wikipedia, 2005) Einmal werde ich ganz berühmt. [Bsp. nach Corpusbeleg] Einmal werde ich ganz berühmt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Ganz berühmt werde ich einmal ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. Ich werde einmal ganz berühmt. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP2 s. v. *Ganz werde ich einmal berühmt. ABL, FLX, PER, TOP *Berühmt werde ich einmal ganz. ABL, FLX, PER, TOP Einmal werde ich ganz berühmt. TEL s. c., SBP2 s. v. Ganz berühmt werde ich einmal TEL s. c., SBP2 s. v. *Ganz werde ich einmal berühmt. TEL *Einmal werde ich ganz berühmte/ -er. KGZ *Einmal werden sie [Pl.] ganz berühmte. Einmal werden sie [Pl.] ganz berühmt. KGZ Einmal werde ich so. ABL, ANA s. c., SBP2 s. v. Einmal werde ich. PER, ANA, ELM s. c., SBP3 s. v. ˅ VV Ich werde ganz berühmt. ABL, PER, ELM s. c., SBP4 s. v. Ich werde berühmt. PER, ELM s. c., SBP4 s. v. Ich werde einmal berühmt. PER, ELM s. c., SBP2 s. v. Ich werde einmal. PER, ELM s. c., SBP3 s. v. ˅ VV 842 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="843"?> Einmal werde ich ganz berühmt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Ich werde. PER, ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 302: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP2 werden W(k( ξ ) s Einmal werde ich ganz berühmt ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / d s b c n(D(k( ξ ))) / 5 1 3 4 h(k) 0 4 1 2 3 Tab. 303: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP2 werden IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (c) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t))) (b) (c) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (a) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (c) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (a) → λ t.s(b(c(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (d) ( λ w.w) (a) → s(b(c( λ u. λ v.u(v)))) (d) ( λ w.w) (a) → s(b(c( λ v.d(v)))) ( λ w.w) (a) → s(b(c(d( λ w.w)))) (a) → s(b(c(d(a)))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (d ι 1 ) ( λ w α .w βα ) (a ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 (d ι 2 (a ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) W(k( ξ ) s Einmal werde ich ganz berühmt ξ = n(k) 1 2 3 4 5 k( ξ ) s a b c d D(k( ξ )) / c s b a n(D(k( ξ ))) / 4 1 3 2 h(k) 0 3 1 2 4 Tab. 304: Alternative tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP2 werden IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (c) ( λ u. λ v.u(v)) (a) ( λ w.w) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. s(q(r(t))) (b) (c) ( λ u. λ v.u(v)) (a) ( λ w.w) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (c) ( λ u. λ v.u(v)) (a) ( λ w.w) (d) → λ t.s(b(c(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (a) ( λ w.w) (d) → s(b(c( λ u. λ v.u(v)))) (a) ( λ w.w) (d) → s(b(c( λ v.a(v)))) ( λ w.w) (d) → s(b(c(a( λ w.w)))) (d) → s(b(c(a(d)))) NF 10.17 werden 843 <?page no="844"?> TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (a ι 1 ) ( λ w α .w βα ) (d ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 (a ι 2 (d ι 2 )))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) SBP3: NP NOM [jemand/ etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] wird [VV] ADV ˅ ADVP ˅ PP [z.] Quelle: Corpus; Strukturbeispiel LA1 nach E-VALBU: [ugs.] jemand/ etwas wird; im Sinne von: jemand/ etwas entsteht und entwickelt sich positiv bzw. wird wieder gesund; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub Was nicht ist, kann noch werden. [Bsp. aus E-VALBU] Macht euch keine Sorgen, euer Junge wird noch! [Bsp. aus E-VALBU] Allmählich wird das Projekt[: Die Konzeption liegt bereits vor]. [Bsp. aus E-VALBU] Allmählich wird das Projekt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Das Projekt wird allmählich. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP3 s. v. Allmählich wird das Projekt. TEL s. c., SBP3 s. v. *Allmähmliche werden die Projekte. Allmählich werden die Projekte. KGZ Es wird allmählich. ABL, PER, ANA s. c., SBP3 s. v. Das Projekt wird. PER, ELM s. c., LA1 s. v. Es wird. PER, ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 305: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP3 werden W(k( ξ ) s Allmählich wird das Projekt ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / c s b n(D(k( ξ ))) / 4 1 3 h(k) 0 3 1 2 Tab. 306: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP3 werden IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (c) ( λ u.u) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (c) ( λ u.u) (a) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (c) ( λ u.u) (a) → λ t.s(b(c(t)) ( λ u.u) (a) → s(b(c( λ u.u)) (a) → s(b(c(a)) NF 844 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="845"?> TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (c ι 1 ) ( λ u α .u βα ) (a ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (c K 1 ι 2 (a ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) SBP4: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] wird [HV] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: Corpus; vgl. SBP8; Strukturbeispiel LA2 nach E-VALBU: jemand/ etwas wird so; im Sinne von: jemand/ etwas gelangt in einen solchen Zustand oder bekommt eine solche Eigenschaft; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Der<ART> Intrigant<N nn> wird<VRB fin a> ratlos,<ADJ d> [ … ] (A00/ JAN.04437 St. Galler Tagblatt, 19.01.2000, Ressort: TB-AMR (Abk.); Wenn Liebe den Spuk vertreibt) Der Intrigant wird ratlos. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Ratlos wurde der Intrigant. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP4 s. v. Ratlos wurde der Intrigant. TEL s. c., SBP4 s. v. Die Intriganten werden ratlos. *Der Intrigant wird ratloser. *Die Intriganten werden ratlose. KGZ Er wurde so. ABL, ANA s. c., LA2, SBP4 s. v. ˅ VV Der Intrigant wird. ELM s. c., LA1 VV Er wird. ANA, ELM s. c., LA1 VV Tab. 307: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP4 werden W(k( ξ ) s Der Intrigant wird ratlos ξ = n(k) 1 2 3 4 k( ξ ) s a b c D(k( ξ )) / b s a n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 h(k) 0 2 1 3 Tab. 308: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP4 werden IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u.u) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t)) (b) (a) ( λ u.u) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t)) (a) ( λ u.u) (c) → λ t.s(b(a(t)) ( λ u.u) (c) → s(b(a( λ u.u)) (c) → s(b(a(c)) NF 10.17 werden 845 <?page no="846"?> TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α .u βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ) SBP5: NP NOM [etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] wird [VV] ADV ˅ ADVP [z.] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: Corpus; vgl. SBP2 Heuer<ADV> wurde<VRB fin a> es<PRON per irr> seinem<PRON pos at> Ruf<N nn> wieder<ADV> gerecht.<ADJ d> (NON09/ JUN.12162 Niederösterreichische Nachrichten, 17.06.2009, S. 38; ) Das<ART> Training<N nn> wurde<VRB fin a> daher<PRON ad> für<AP pr> die<ART> Kicker<N nn> zuletzt<ADV> ein<ART> wenig<PRON ind at> härter. <ADJ d> (BRZ05/ OKT.05517 Braunschweiger Zeitung, 01.10.2005; Saisonziel geändert) Das Training wurde daher für die Kicker zuletzt ein wenig härter. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Für die Kicker wurde daher zuletzt das Training ein wenig härter. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP5 s. v. Daher wurde für die Kicker das Training zuletzt ein wenig härter. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP5 s. v. Zuletzt wurde daher das Training für die Kicker ein wenig härter. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP5 s. v. Ein wenig härter wurde daher zuletzt das Training für die Kicker. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP5 s. v. Ein wenig härter wurde daher zuletzt das Training für die Kicker. TEL s. c., SBP5 s. v. Daher wurde für die Kicker das Training zuletzt ein wenig härter. TEL s. c., SBP5 s. v. Zuletzt wurde das Training daher für die Kicker ein wenig härter. TEL s. c., SBP5 s. v. Zuletzt wurde daher das Training für die Kicker ein wenig härter. TEL s. c., SBP5 s. v. *Das Training wurde daher nach die Kicker zuletzt ein wenig härter. *Das Training wurde daher für den Kickern zuletzt ein wenig härter. ABL, EIN, KON 846 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="847"?> Das Training wurde daher für die Kicker zuletzt ein wenig härter. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Trainingseinheiten wurden daher für die Kicker zuletzt ein wenig härter. Das Training wurde daher für den Kicker zuletzt ein wenig härter. *Das Training wurde daher für den Kicker zuletzt ein wenig härteres. *Die Trainingseinheiten wurden daher für die Kicker zuletzt ein wenig härtere. KGZ Es wurde daher für sie zuletzt ein wenig so. ABL, ANA s. c., SBP5 s. v. Es wurde daher für diese zuletzt so. ABL, ANA s. c., SBP5 s. v. Es wurde für sie zuletzt so. ANA, ELM s. c., SBP5 s. v. Es wurde daher für sie so. ANA, ELM s. c., SBP5 s. v. Das Training wurde daher für die Kicker. ELM s. c., LA1 s. v. Das Training wurde daher für die Kicker zuletzt. ELM s. c., SBP3 s. v. Das Training wurde für die Kicker. ELM s. c., LA1 s. v. Das Training wurde daher zuletzt. ELM s. c., SBP3 s. v. Das Training wurde daher. ELM s. c., LA1 s. v. Das Training wurde zuletzt. ELM s. c., SBP3 s. v. Es wurde zuletzt ein wenig härter. ANA, ELM s. c., SBP2, SBP5, SBP8 s. v. ˅ HV Es wurde ein wenig härter. ANA, ELM s. c., LA2, LA2 es wird, SBP2, SBP5, SBP8 s. v. ˅ HV Für die Kicker wurde das Training. PER, ELM s. c., LA1 s. v. Das Training wurde. ELM s. c., LA1 s. v. Es wurde. ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 309: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP5 werden W(k( ξ ) s Das Training wurde daher für die Kicker zuletzt ein wenig härter ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 k( ξ ) s a b c d e f g h D(k( ξ )) / b s s s d a h f n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 1 5 2 9 7 h(k) 0 2 1 1 1 2 3 5 4 Tab. 310: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP5 werden 10.17 werden 847 <?page no="848"?> IS: λ p. λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(p, q(r), t(u(v))) (c) (d) (e) (b) (a) ( λ w. λ x.w(x)) (f) ( λ y. λ z. y(z)) (h) (g); ß-Reduktion: λ p. λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(p, q(r), t(u(v))) (c) (d) (e) (b) (a) ( λ w. λ x.w(x)) (f) ( λ y. λ z.y(z)) (h) (g) → λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(c, q(r), t(u(v))) (d) (e) (b) (a) ( λ w. λ x.w(x)) (f) ( λ y. λ z.y(z)) (h) (g) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(c, d(r), t(u(v))) (e) (b) (a) ( λ w. λ x.w(x)) (f) ( λ y. λ z.y(z)) (h) (g) → λ t. λ u. λ v.s(c, d(e), t(u(v))) (b) (a) ( λ w. λ x.w(x)) (f) ( λ y. λ z.y(z)) (h) (g) → λ u. λ v.s(c, d(e), b(u(v))) (a) ( λ w. λ x.w(x)) (f) ( λ y. λ z.y(z)) (h) (g) → λ v.s(c, d(e), b(a(v))) ( λ w. λ x.w(x)) (f) ( λ y. λ z.y(z)) (h) (g) → s(c, d(e), b(a( λ w. λ x.w(x)))) (f) ( λ y. λ z.y(z)) (h) (g) → s(c, d(e), b(a( λ x.f(x)))) ( λ y. λ z.y(z)) (h) (g) → s(c, d(e), b(a(f( λ y. λ z.y(z))))) (h) (g) → s(c, d(e), b(a(f( λ z.h(z))))) (g) → s(c, d(e), b(a(f(h(g))))) NF TIS: λ p α . λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v βα .s ο 1 (p βα , q idK 1 βα (r K 1 βα ), t idK 2 βα (u K 2 βα (v id βα ))) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ w α . λ x βα .w βα (x id βα )) (f ι 1 ) ( λ y α . λ z α .y βα (z βα )) (h ι 1 ) (g ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , d idK 1 ι 2 (e K 1 ι 2 ), b idK 2 ι 2 (a K 2 ι 2 (f ι 2 (h ι 2 (g ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) W(k( ξ ) s Das Training wurde daher für die Kicker zuletzt ein wenig härter ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 k( ξ ) s a b c d e f g h D(k( ξ )) / b s s s d g h a n(D(k( ξ ))) / 3 1 1 1 5 8 9 2 h(k) 0 2 1 1 1 2 5 4 3 Tab. 311: Alternative tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP5 werden IS: λ p. λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(p, q(r), t(u(v))) (c) (d) (e) (b) (a) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (h) (g) ( λ z.z) (f); ß-Reduktion: λ p. λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(p, q(r), t(u(v))) (c) (d) (e) (b) (a) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (h) (g) ( λ z.z) (f) → λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(c, q(r), t(u(v))) (d) (e) (b) (a) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (h) (g) ( λ z.z) (f) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(c, d(r), t(u(v))) (e) (b) (a) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (h) (g) ( λ z.z) (f) → λ t. λ u. λ v.s(c, d(e), t(u(v))) (b) (a) ( λ w. λ x. λ y. w(x(y))) (h) (g) ( λ z.z) (f) → λ u. λ v.s(c, d(e), b(u(v))) (a) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (h) (g) ( λ z.z) (f) → λ v.s(c, d(e), b(a(v))) ( λ w. λ x. λ y.w(x(y))) (h) (g) ( λ z.z) (f) → s(c, d(e), b(a( λ w. λ x. λ y.w(x(y))))) (h) (g) ( λ z.z) (f) → s(c, d(e), b(a( λ x. λ y.h(x(y))))) (g) ( λ z.z) (f) → s(c, d(e), b(a( λ y.h(g(y))))) ( λ z.z) (f) → s(c, d(e), b(a(h(g( λ z.z))))) (f) → s(c, d(e), b(a(h(g(f))))) NF TIS: λ p α . λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v βα .s ο 1 (p βα , q idK 1 βα (r K 1 βα ), t idK 2 βα (u K 2 βα (v id βα ))) (c ι 1 ) (d ι 1 ) (e ι 1 ) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ w α . λ x α . λ y βα .w βα (x βα (y id βα ))) (g ι 1 ) (h ι 1 ) ( λ z α .z βα ) (f ι 1 ) → s ο 1 (c ι 2 , d idK 1 ι 2 (e K 1 ι 2 ), b idK 2 ι 2 (a K 2 ι 2 (h ι 2 (g ι 2 (f ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 ( ι 2 idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ι 2 ι 2 ) ( ι 1 idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) 848 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="849"?> SBP6: NP NOM 1 [etwas/ nicht agentiv, keine Agenskontrolle] wird [VV] NP NOM 2 [t. a.] Quelle: E-VALBU und Corpus; Strukturbeispiel LA3 nach E-VALBU: jemand wird ein solcher; im Sinne von: jemand fängt an, ein solcher zu sein; Satzbauplan nach E-VALBU: K sub, K prd Nun<ADV> wird<VRB fin a> zumindest<ADV> der<ART> Kirchvorplatz<N nn> komplett<ADJ d> autofreie<ADJ at> Zone.<N nn> (BRZ09/ JUN.07867 Braunschweiger Zeitung, 18.06.2009; Trinitatiskirche wird autofreie Zone) In der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands wurden die Großbetriebe Staatseigentum. [Bsp. aus E-VALBU] In der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands wurden die Großbetriebe Staatseigentum. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Großbetriebe wurden in der sowjetischem Besatzungszone Deutschlands Staatseigentum. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP6 s. v. In der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands wurden die Großbetriebe Staatseigentum. TEL s. c., SBP6 s. v. *Durch der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands wurden die Großbetriebe Staatseigentum. *In die sowjetische Besatzungszone Deutschlands wurden die Großbetriebe Staatseigentum. ABL, EIN, KON In der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands wurde der Großbetrieb Staatseigentum. In der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands wurden die Großbetriebe Staatseigentümer. KGZ In dieser wurden sie es. ANA s. c., LA3, SBP6 s. v. ˅ HV In der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands wurden die Großbetriebe. ELM s. c., LA1 s. v. In dieser wurden sie. ELM s. c., LA1 s. v. *In dieser wurden. ANA, ELM Sie wurden es. PER, ANA, ELM s. c., LA3, SBP6 s. v. ˅ HV Die Großbetriebe wurden. PER, ELM s. c., LA1 s. v. Sie wurden. PER, ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 312: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP6 werden 10.17 werden 849 <?page no="850"?> W(k( ξ ) s In der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands wurden die Großbetriebe Staatseigentum ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / s a s c d n(D(k( ξ ))) / 1 2 1 4 5 h(k) 0 1 2 1 2 3 Tab. 313: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP6 werden IS: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r), t(u(v))) (a) (b) (c) (d) ( λ w.w) (e); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u. λ v.s(q(r), t(u(v))) (a) (b) (c) (d) ( λ w.w) (e) → λ r. λ t. λ u. λ v.s(a(r), t(u(v))) (b) (c) (d) ( λ w.w) (e) → λ t. λ u. λ v.s(a(b), t(u(v))) (c) (d) ( λ w.w) (e) → λ u. λ v.s(a(b), c(u(v))) (d) ( λ w.w) (e) → λ v.s(a(b), c(d(v))) ( λ w.w) (e) → s(a(b), c(d( λ w.w))) (e) → s(a(b), c(d(e))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u α . λ v βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα ), t idK 2 βα (u K 2 βα (v id βα ))) (a ι 1 ) (b ι 1 ) (c ι 1 ) (d ι 1 ) ( λ w α .w K 1 βα ) (e ι 1 ) → s ο 1 (a idK 1 ι 2 (b K 1 ι 2 ), c idK 2 ι 2 (d K 2 ι 2 (e K 2 ι 2 ))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 K 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 K 2 ι 1 ) SBP7: NP NOM [jemand/ agentiv, typisches Agens] wird [HV] nach/ im/ am/ vor … [P DAT, -KTR ] + NP DAT [z.] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: Corpus; vgl. SBP1; vgl. SBP8 Erst<ADV> in<AP pr> der<ART> Nachspielzeit<N nn> wurden<VRB fin a> auch<ADV> die<ART> Gäste<N nn> fündig,<ADJ d> [ … ] (RHZ09/ APR.01537 Rhein-Zeitung, 02.04.2009; Kontertor sichert Sieg) Erst in der Nachspielzeit wurden auch die Gäste fündig. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart In der Nachspielzeit wurden auch die Gäste erst fündig. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP7 s. v. Auch in der Nachspielzeit wurden die Gäste erst fündig. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP7 s. v. Fündig wurden auch die Gäste in der Nachspielzeit. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP7 s. v. Auch die Gäste wurden in der Nachspielzeit erst fündig. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP7 s. v. Die Gäste wurden auch in der Nachspielzeit erst fündig. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP7 s. v. 850 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="851"?> Erst in der Nachspielzeit wurden auch die Gäste fündig. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Die Gäste wurden auch erst in der Nachspielzeit fürndig ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP7 s. v. *Auch in der Nachspielzeit wurden die Gäste erst fündig. TEL *In der Nachspielzeit wurden auch die Gäste erst fündig. TEL *Auch wurden die Gäste erst in der Nachspielzeit fündig. TEL Fündig wurden auch die Gäste erst in der Nachspielzeit. TEL s. c., SBP7 *Erst durch der Nachspielzeit wurden auch die Gäste fündig. *Erst in der Nachspielzeiten [Pl., Gen.] wurden auch die Gäste fündig. ABL, EIN, KON s. v. Erst in der Nachspielzeit wurde auch der Gast fündig. Erst in den Nachspielzeiten wurden auch die Gäste fündig. Erst in den Nachspielzeiten wurde auch der Gast fündig. *Erst in den Nachspielzeiten wurden auch die Gäste fündige. *Erst in den Nachspielzeiten wurde auch der Gast fündiger [+FL]. KGZ Erst in dieser wurden auch sie so. ABL, ANA s. c., SBP1, SBP7 s. v. ˅ VV In der Nachspielzeit wurden auch die Gäste fündig. ABL, ELM s. c., SBP7 s. v. Erst in der Nachspielzeit wurden die Gäste fündig. ABL, ELM s. c., SBP7 s. v. Erst in der Nachspielzeit wurden auch die Gäste. ABL, ELM s. c., SBP3 s. v. ˅ VV Auch sie wurden erst in der Nachspielzeit. PER, ANA, ELM s. c., SBP3 s. v. ˅ VV Die Gäste wurden fündig. PER, ELM s. c., SBP4 s. v. Sie wurden fündig. PER, ANA, ELM s. c., LA2, SBP4 s. v. ˅ VV In dieser wurden auch sie so. ANA, ELM s. c., SBP1, SBP7 s. v. ˅ VV 10.17 werden 851 <?page no="852"?> Erst in der Nachspielzeit wurden auch die Gäste fündig. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Erst in dieser wurden sie so. ANA, ELM s. c., SBP1, SBP7 s. v. ˅ VV Die Gäste wurden. PER, ELM s. c., LA1 s. v. Sie wurden. PER, ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 314: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP7 werden W(k( ξ ) s Erst in der Nachspielzeit wurden auch die Gäste fündig ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 8 k( ξ ) s a b c d e f g D(k( ξ )) / c g b s f d e n(D(k( ξ ))) / 4 8 3 1 7 5 6 h(k) 0 7 5 6 1 3 2 4 Tab. 315: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP7 werden IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r(t(u)))) (d) (f) (e) ( λ v. λ w.v(w)) (g) ( λ x. λ y. λ z.x(y(z))) (b) (c) (a); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r(t(u)))) (d) (f) (e) ( λ v. λ w.v(w)) (g) ( λ x. λ y. λ z.x(y(z))) (b) (c) (a) → λ r. λ t. λ u.s(d(r(t(u)))) (f) (e) ( λ v. λ w.v(w)) (g) ( λ x. λ y. λ z.x(y(z))) (b) (c) (a) → λ t. λ u.s(d(f(t(u)))) (e) ( λ v. λ w.v(w)) (g) ( λ x. λ y. λ z.x(y(z))) (b) (c) (a) → λ u.s(d (f(e(u)))) ( λ v. λ w.v(w)) (g) ( λ x. λ y. λ z.x(y(z))) (b) (c) (a) → s(d(f(e( λ v. λ w.v(w))))) (g) ( λ x. λ y. λ z.x(y(z))) (b) (c) (a) → s(d(f(e( λ w.g(w))))) ( λ x. λ y. λ z.x(y(z))) (b) (c) (a) → s(d(f(e(g( λ x. λ y. λ z.x(y(z))))))) (b) (c) (a) → s(d(f(e(g( λ y. λ z.b(y(z))))))) (c) (a) → s(d(f(e(g( λ z.b(c(z))))))) (a) → s(d(f(e(g(b(c(a))))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t βα (u id βα )))) (d ι 1 ) (f ι 1 ) (e ι 1 ) ( λ v α . λ w βα .v βα (w id βα )) (g ι 1 ) ( λ x α . λ y α . λ z α .x idK 2 βα (y K 2 βα (z βα ))) (b ι 1 ) (c ι 1 ) (a ι 1 ) → s ο 1 (d idK 1 ι 2 (f K 1 ι 2 (e ι 2 (g ι 2 (b idK 2 ι 2 (c K 2 ι 2 (a ι 2 ))))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ) W(k( ξ ) s Erst in der Nachspielzeit wurden auch die Gäste fündig ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 7 8 k( ξ ) s a b c d e f g D(k( ξ )) / c e b s f d a n(D(k( ξ ))) / 4 6 3 1 7 5 2 852 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="853"?> W(k( ξ ) s Erst in der Nachspielzeit wurden auch die Gäste fündig h(k) 0 6 4 5 1 3 2 7 Tab. 316: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP7 werden IS: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r(t(u)))) (d) (f) (e) ( λ v. λ w. λ x. λ y.v(w(x(y)))) (b) (c) (a) ( λ z.z) (g); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t. λ u.s(q(r(t(u)))) (d) (f) (e) ( λ v. λ w. λ x. λ y.v(w(x(y)))) (b) (c) (a) ( λ z.z) (g) → λ r. λ t. λ u.s(d(r(t(u)))) (f) (e) ( λ v. λ w. λ x. λ y.v(w(x(y)))) (b) (c) (a) ( λ z.z) (g) → λ t. λ u.s(d(f(t(u)))) (e) ( λ v. λ w. λ x. λ y.v(w(x(y)))) (b) (c) (a) ( λ z.z) (g) → λ u.s(d(f(e(u)))) ( λ v. λ w. λ x. λ y.v(w(x(y)))) (b) (c) (a) ( λ z.z) (g) → s(d(f(e( λ v. λ w. λ x. λ y.v(w(x(y))))))) (b) (c) (a) ( λ z.z) (g) → s(d(f(e( λ w. λ x. λ y.b(w(x(y))))))) (c) (a) ( λ z.z) (g) → s(d(f(e( λ x. λ y.b(c(x(y))))))) (a) ( λ z.z) (g) → s(d(f(e( λ y.b(c(a (y))))))) ( λ z.z) (g) → s(d(f(e(b(c(a( λ z.z))))))) (g) → s(d(f(e(b(c(a(g))))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t α . λ u βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t βα (u id βα )))) (d ι 1 ) (f ι 1 ) (e ι 1 ) ( λ v α . λ w α . λ x α . λ y βα .v idK 2 βα (w K 2 ι 2 (x βα (y id βα )))) (b ι 1 ) (c ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ z α .z βα ) (g ι 1 ) → s ο 1 (d idK 1 ι 2 (f K 1 ι 2 (e ι 2 (b idK 2 ι 2 (c K 2 ι 2 (a ι 2 (g ι 2 ))))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 idK 2 ι 2 K 2 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 idK 2 ι 1 K 2 ι 1 ι 1 ι 1 ) SBP8: NP NOM [jemand/ keine Agenskontrolle] wird [VV] ADV ˅ ADVP ˅ PP DAT [z.] ADJ -FL ˅ ADJP -FL [t. a.] Quelle: Corpus; vgl. SBP2; vgl. SBP4; vgl. SBP7 Vor<AP pr> ein<ART> paar<PRON ind at> Tagen<N nn> wurde<VRB fin a> sie<PRON per irr> 84<CARD> Jahre<N nn> alt.<ADJ d> (BRZ07/ DEZ.04549 Braunschweiger Zeitung, 08.12.2007; Spagat zwischen Menschlichkeit und Zeitplan) «Am<AP prart> 1.<ADJ at> Mai<N nn> 2008<CARD> werde<VRB fin a> ich<PRON per irr> 65<CARD> Jahre<N nn> alt<ADJ d>» (A07/ DEZ.10721 St. Galler Tagblatt, 29.12.2007, S. 42; Ära Bischofberger geht zu Ende) Margit<N ne> Heimowski<N ne> wird<VRB fin a> heute<ADV> 75<CARD> Jahre<N nn> alt.<ADJ at> (RHZ09/ JUL.26058 Rhein-Zeitung, 30.07.2009; Wir gratulieren) Margit Heimowski wird heute 75 Jahre alt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart 75 Jahre wird Margit Heimowski heute alt. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP8 s. v. 75 Jahre alt wird Margit Heimowski heute. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP8 s. v. 10.17 werden 853 <?page no="854"?> Margit Heimowski wird heute 75 Jahre alt. Ling. Testverf. LA/ SBP Aktionsart Heute wird Margit Heimowski 75 Jahre alt. ABL, FLX, PER, TOP s. c., SBP8 s. v. 75 Jahre alt wird Margit Heimowski heute. TEL s. c., SBP8 s. v. Heute wird Margit Heimowski 75 Jahre alt. TEL s. c., SBP8 s. v. Sie werden heute 75 Jahre alt. *Margit Heimowski wird heute 75 Jahre alte. *Sie [Pl.] werden heute 75 Jahre alte/ -en. KGZ Sie wird heute so alt. ABL, ANA s. c., SBP8 s. v. Sie wird heute so. ABL, ANA s. c., SBP2, SBP5, SBP8 s. v. ˅ HV Margit Heimowski wird 75 Jahre alt. ABL, ELM s. c., SBP4 s. v. Margit Heimowski wird heute alt. ABL, ELM s. c., SBP8 s. v. Sie wird so. ANA, ELM s. c., LA2, SBP4 s. v. ˅ HV Sie wird so alt. ANA, ELM s. c., LA2, SBP4 s. v. ˅ HV Sie wird alt. ANA, ELM s. c., LA2, SBP4 s. v. ˅ HV Margit Heimowski wird. ELM s. c., LA1 s. v. Sie wird. ANA, ELM s. c., LA1 s. v. Tab. 317: Anwendung der linguistischen Testverfahren auf SBP8 werden W(k( ξ ) s Margit Heimowski wird heute 75 Jahre alt ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s d e a n(D(k( ξ ))) / 3 1 5 6 2 h(k) 0 2 1 5 4 3 Tab. 318: Tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP8 werden 854 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="855"?> IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (e) (d) ( λ x.x) (c); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (e) (d) ( λ x.x) (c) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (e) (d) ( λ x.x) (c) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v. λ w.u(v(w))) (e) (d) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ u. λ v. λ w.u(v(w))))) (e) (d) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ v. λ w.e(v(w))))) (d) ( λ x.x) (c) → s(b(a( λ w.e(d(w))))) ( λ x.x) (c) → s(b(a(e(d( λ x.x))))) (c) → s(b(a(e(d(c))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v α . λ w βα .u βα (v βα (w id βα ))) (e ι 1 ) (d ι 1 ) ( λ x α .x βα ) (c ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (e ι 2 (d ι 2 (c ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) W(k( ξ ) s Margit Heimowski wird heute 75 Jahre alt ξ = n(k) 1 2 3 4 5 6 k( ξ ) s a b c d e D(k( ξ )) / b s a e c n(D(k( ξ ))) / 3 1 2 6 4 h(k) 0 2 1 3 5 4 Tab. 319: Alternative tabellarische Darstellung des Dependenzstemmas zu SBP8 werden IS: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (e) (d); ß-Reduktion: λ q. λ r. λ t.s(q(r(t))) (b) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (e) (d) → λ r. λ t.s(b(r(t))) (a) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (e) (d) → λ t.s(b(a(t))) ( λ u. λ v.u(v)) (c) ( λ w. λ x. w(x)) (e) (d) → s(b(a( λ u. λ v.u(v)))) (c) ( λ w. λ x.w(x)) (e) (d) → s(b(a( λ v.c(v)))) ( λ w. λ x.w(x)) (e) (d) → s(b(a(c( λ w. λ x.w(x))))) (e) (d) → s(b(a(c( λ x.e(x))))) (d) → s(b(a(c(e(d))))) NF TIS: λ q α . λ r α . λ t βα .s ο 1 (q idK 1 βα (r K 1 βα (t id βα ))) (b ι 1 ) (a ι 1 ) ( λ u α . λ v βα .u βα (v id βα )) (c ι 1 ) ( λ w α . λ x α .w βα (x βα )) (d ι 1 ) (e ι 1 ) → s ο 1 (b idK 1 ι 2 (a K 1 ι 2 (c ι 2 (e ι 2 (d ι 2 ))))) → s ο 1 Δ ο 0 (idK 1 ι 2 K 1 ι 2 ι 2 ι 2 ι 2 ) (idK 1 ι 1 K 1 ι 1 ι 1 ι 1 ι 1 ) 10.18 Zusammenfassung zu dem Verb werden KV α -äquivalente LAen u. SBPe (bzgl. V) KZ KA KV 1 alle LAen u. SBPe außer LA6 [1] [NP NOM ] KV 2 LA6 [2] [NP DAT , ADJ -FL ˅ ADJP -FL ] Tab. 320: KVen des Vs werden 10.18 Zusammenfassung zu dem Verb werden 855 <?page no="856"?> KV Konnotation KV 1 etwas/ jemand wird im Sinne von etwas/ jemand entwickelt sich/ durchlebt einen Prozess 2720 / erfährt eine Fortentwicklung/ bildet sich/ gedeiht als transitionaler, dynamischer, telischer oder iterativ atelischer Vorgang KV 2 jemandem/ etwas wird so im Sinne von jemandem/ etwas widerfährt ein Werden/ eine Entwicklung/ ein Prozess bzw. jemand/ etwas ist in einen Prozess/ eine Entwicklung miteingebunden 2721 Tab. 321: Konnotationen des Vs werden Abb. 63: Aktionsart Abb. 64: Synt. Subj.pos. Abb. 65: Domain A Abb. 66: Domain B Komposition: Es gibt keine regelhafte Systematik der Bildung von ASSen und KHFern mit dem V werden. Die syntaktischen Minimalstrukturen werden von KV 1 und KV 2 gestellt. KV 1 betrifft alle ASSe und KHFer, die ein sachliches 2722 , ein unbelebtes oder nicht potentiell agentives Subjekt sowie ein personales, belebtes oder potentiell agentives SUBJ als NP NOM 1 aufweisen. KV 2 werden ist nicht in der Lage, verschiedenartige sachliche oder personale SUBJe als NP NOM 1 anzunehmen. Stattdessen bindet KV 2 eine NP DAT in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs und eine obligatorische NP NOM ist absent. Aus diesem Grund können nicht sämtliche LAen und SBPe auf KV 1 werden reduziert werden und bilden eigene Strukturen, die in der IS nicht auf KV 1 2720 Ob eine vorhandene Telizität der Konnotation des Vs werden in KV 1 auch als Erscheinung einer atelischen Iteration gedeutet werden kann, die wiederum aus anderen Gründen als atelischer Prozess ohne wahrnehmbare Iteration verstanden werden kann, muss in der vorliegenden Studie unbeantwortet bleiben, da es keine deutlichen Hinweise auf derartig detaillierte Angaben gibt. 2721 Der Begriff Prozess ist in diesen Ausführungen nicht fachterminologisch zu verstehen. 2722 S. obige Fn. 2711 856 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="857"?> aufbauen. Es ergibt sich für das V werden die syntaktische Minimalstruktur KV 1 werden. Die inneren Strukturen von KV 1 sind eine fakultative PP mit der P zu und NP DAT , eine fakultative PP mit der P aus und NP DAT , eine fakultative PP mit der P mit und NP DAT , ein/ -e fakultative/ -s ADV ˅ ADVP, eine beliebige fakultative PP, eine fakultative NP DAT , ein/ -e fakultative/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL , eine fakultative PP mit NP DAT sowie eine fakultative NP NOM . Außerdem treten mit KV 1 ein/ e freie/ -s ADV ˅ ADVP oder eine freie beliebige PP auf. Das V werden projiziert in KV 1 ausschließlich die NP NOM 1 . Die inneren Strukturen, welche an KV 1 anschließen, besitzen zum Teil eine P, welche eine NP im von der P geforderten Kasus obligatorisch projiziert. In KV 2 projiziert das V werden die NP DAT sowie ein/ -e obligatorische/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL . Eine innere Struktur von KV 2 ist nicht gegeben, die ASSe und KHFer mit KV 2 werden nur durch freie An ergänzt. Hierbei ergeben sich Perkolationen durch die zusätzlichen Projektionen. Allerdings besitzt das V werden eine syntaktische Minimalstruktur und eine weitere Grundstruktur, welche die syntaktische Minimalstruktur nicht beinhaltet. Da diese perkolierenden Einheiten des Vs werden gleichzeitig Einheiten der syntaktischen Minimalstruktur KV 1 sowie der anderen Grundstruktur KV 2 stellen, besitzen sie, weil sie in der IS äußerer stehen, einen etwas stärkeren Einfluss auf den Inhalt des Vs werden, als z. B. die Perkolationen derjenigen Entitäten, welche die syntaktische Minimalstruktur des Vs gelten obligatorisch erweitern, das nur eine einzige syntaktische Minimalstruktur hat, auf der alle anderen Grundstrukturen aufbauen. Betreffs des Vs werden liefert KV 1 die Perkolation der NP NOM , und KV 2 steuert die Perkolationen der NP DAT sowie des/ der ADJs -FL ˅ ADJP -FL bei. Diese Perkolationen beeinflussen durch ihren Argumentstatus den Inhalt des Vs werden mit. Die gleichzeitige Projektion und Perkolation zwischen dem V werden und den verschiedenen Perkolationen, d. h. den NPn NOM , den NPn DAT oder des/ der ADJs -FL ˅ ADJP -FL , kann auch jeweils als wechselseitiges Interdependenzverhältnis verstanden werden. Um eine regelhafte Systematik der Bildung von ASSen und KHFern mit dem V werden zu erhalten, ist zu beachten, dass es sich bei KV 2 werden eventuell um eine Kurzform handelt, deren ursprüngliches SUBJ eliminiert wurde. So ist KV 2 jemandem/ etwas ist ADJ -FL ˅ ADJP -FL zu dem Ausdruck es ist jemandem/ etwas ADJ -FL ˅ ADJP -FL ergänzbar. Mit dieser Erweiterung ist eine Reduktion auf nur eine einzige Grundstruktur, welche gleichzeitig die syntaktische Minimalstruktur stellt, d. h. die Rückführung aller in dieser Beleganalyse untersuchten LAen und SBPe zu dem V werden auf KV 1 werden, möglich. Deswegen kann eine gemeinsame Schnittmenge des Inhalts aller oder mehrerer LAen und SBPe des Vs werden ermittelt werden, und der Inhalt des Vs werden zerfällt nicht notwendig in zwei verschiedene Konnotationen mit KV 1 und KV 2 . Da jedoch ohne eine Studie der diachronen Sprachwissenschaft und weiterführende 10.18 Zusammenfassung zu dem Verb werden 857 <?page no="858"?> Untersuchungen nicht mit Sicherheit konstatiert werden kann, dass es sich bei KV 2 werden um eine Kurzform handelt, die aus Kompositionen mit einem unpersönlichen PRON es, das als NP NOM erfasst werden kann, entstanden ist und weil KV 2 grammatisch ist, muss die KV 2 werden in der vorliegenden Untersuchung der synchronen Sprachwissenschaft zunächst in der Form akzeptiert werden, wie sie gegenwärtig für den Sprachteilnehmer vorliegt. Die Systematik der Bildungen mit dem V werden ist nicht mehr regelhaft und kohärent, sondern spaltet sich in zwei verschiedene Grundstrukturen. Sollte sich herausstellen, dass es sich bei KV 2 werden um eine Kurzform handelt, so ist dies ein Hinweis darauf, dass Kurzformen bzw. pragmatisch verkürzte Formulierungen der Sprache, ihrer inneren Systematik, ihrem inneren logisch-semantischen und sinnhaften Aufbau sowie dem Inhalt des Vs werden Schaden zufügen als auch das Verständnis des Inhalts des Vs werden in verschiedenen syntaktischen Einbettungen für die Sprachteilnehmer erschweren. Konnexionen: An KV 1 und KV 2 angeschlossene innere Strukturen leisten keinen Beitrag zur jeweiligen Konnotation des Vs werden in den zwei verschiedenen Grundstrukturen, da sie sich in der IS kompositionell als fakultative Een oder freie An anfügen. Allerdings beeinflussen die perkolierenden obligatorischen Een in KV 1 und KV 2 den Inhalt des Vs werden in den jeweiligen syntaktischen Grundstrukturen. KV 1 besitzt als obligatorische E eine NP NOM , welche vom V sein kasusregiert ist. In KV 1 ist die P für fakultativ und nicht vom V heißen lexikalisch statusregiert, doch die NP AKK in der angeschlossenen PP ist von der P für obligatorisch kasusregiert. Angeschlossene fakultative Een oder freie An sind in KV 1 nicht vom V werden kasusregiert bzw. lexikalisch oder kategorial statusregiert. Jedoch kasusregieren die Pen zu (LA4), aus (LA5) und mit (LA1 es wird) jeweils eine obligatorische NP DAT . Zudem kasusregiert eine geeignete P in der angeschlossenen inneren Struktur eine obligatorische NP DAT (SBP1, SBP7, SBP8) und beliebige fakultative oder freie Pen kasusregieren obligatorische NPn in einem, von der jeweiligen P geforderten Kasus (LA2 es wird, LA3, SBP3). In KV 2 ist die obligatorische NP DAT von dem V werden kasusregiert und das/ die obligatorische ADJ -FL ˅ ADJP -FL von dem V werden kategorial statusregiert. Angefügte freie An sind in KV 2 nicht vom V werden kasusregiert bzw. nicht vom V werden lexikalisch oder kategorial statusregiert. Alle obig genannten fakultativen Een in den Kompositionen zu KV 1 bestehen den TOP sowie den TEL und besitzen demnach einen starken Verbbezug. Ein grammatisches Kongruenzverhältnis zwischen der obligatorischen NP NOM 1 und einer fakultativen E besteht jeweils in LA3, LA3 es wird und SBP6. Hierbei kongruiert die NP NOM 1 in grammatischer Subjektposition mit der NP NOM 2 in grammatischer Objektposition, doch in KV 1 ist der zweite NOM NP NOM 2 858 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="859"?> fakultativ, weswegen ein traditionelles prädikatives Verhältnis nicht anzunehmen ist. In KV 2 kongruiert das V werden nicht mit der obligatorischen, vom V werden kasusregierten NP DAT in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs. Stattdessen kongruiert das V werden mit einer nicht materialisierten NP NOM es bzw. einer Phrase der grammatischen Kategorie 3. Person Sg.. Ein Kongruenzverhältnis zwischen zwei obligatorischen Een, welches auf eine traditionelle prädikative Beziehung hin untersucht werden muss, oder ein attributives Verhältnis zwischen einer NP und einer nicht verschiebbaren weiteren Entität, welches ebenfalls auf eine traditionelle prädikative Beziehung hinweisen könnte, tritt in KV 2 werden nicht auf. Allerdings müssen in KV 2 werden die Ergebnisse des TOPs und des TELs jeweils relativiert werden. In KV 2 besteht das/ die obligatorische ADJ -FL ˅ ADJP -FL in syntaktischer Position des traditionellen Prädikativs TOP und TEL, was in KV 2 werden einen starken Verbbezug dieser E anzeigt, doch es handelt sich um einen Bezug zu einem V werden, welches nicht zur NP DAT in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs gehört, da es nicht mit diesem kongruiert. Es kann demnach nicht geschlussfolgert werden, dass die Topikalisierbarkeit des/ der ADJs -FL ˅ ADJP -FL in KV 2 werden einen adverbialen Charakter desselbigen signalisiert. Es kann demzufolge auch nicht konkludiert werden, dass der adverbiale Charakter dieser E einer möglichen traditionellen prädikativen Beziehung zu einer Bezugsphrase vorangeht und sich deshalb die Annahme einer notwendigen traditionellen prädikativen Beziehung erübrigt. Im Gegensatz zu der Komposition es wird jemandem/ etwas so, ist die NP DAT in KV 2 werden keine fakultative oder freie E, sondern eine obligatorische E, d. h. in der IS von KV 2 obligatorisch an das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL gebunden. Im Gegensatz zu KV 2 heißen, KV 3 heißen, KV 4 heißen, KV 5 heißen (s. o.) sind in KV 2 sein und KV 3 sein sowie in KV 2 werden die NP DAT und das/ die ADJ -FL ˅ ADJP -FL bzw. die PP NACH nicht mittels des im sprachlichen Ausdruck materiell realisierten Vs werden (KV 2 werden) miteinander verbunden, denn dieses materiell realisierte V werden gehört nicht zu der NP DAT , sondern kongruiert mit einem absenten sprachlichen Zeichen. Um diese obligatorische Bindung zwischen der NP DAT und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL in der entstandenen IS KV 2 werden zu erklären, kann an dieser Stelle und zum aktuellen Forschungsstand aus synchroner Perspektive nichts dagegen eingewendet werden, ein traditionelles prädikatives Verhältnis zu veranschlagen. In KV 2 ist angezeigt, dass jemandem/ etwas syntaktisch obligatorisch die Phrase ADJ -FL ˅ ADJP -FL zugeordnet wird, ohne dass ein materialisiertes V vorhanden wäre, welches, einerseits durch ein Kongruenzverhältnis mit dem Term in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs und andererseits durch den adverbialen Charakter des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Prädikativs, diese Zuordnung vollbringt. Da die 10.18 Zusammenfassung zu dem Verb werden 859 <?page no="860"?> grammatischen Strukturen der IS der KV 2 werden synchron nicht anders erklärbar sind, kann also, wie erwähnt, an dieser Stelle kein Einwand gegen die Annahme eines traditionellen prädikativen Verhältnisses zwischen der NP DAT und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL in KV 2 werden vorgebracht werden. Es handelt sich hierbei um eine obligatorische, keine fakultative oder freie, prädikative Beziehung zu einer dativischen Bezugsphrase. 2723 Es gilt jedoch anzumerken, dass diese Annahme eines traditionellen prädikativen Verhältnisses in KV 2 werden mit einer verdeckten KOP sein, welche mit der NP DAT kongruiert (z. B. den Katzen wird (+ Kopula: sind) kalt) dem Sinn sowie der logisch-semantischen Struktur der Form es wird den Katzen kalt, nicht gerecht wird und eine semantische Verzerrung stattfindet. Es wäre unter Umständen vorzuziehen, falls es sich bei KV 2 werden um eine Kurzform handelt, statt einer verdeckten KOP sein ein verdecktes bzw. eliminiertes unpersönliches PRON es anzunehmen. Status des Terms in syntaktischer Position des traditionellen Subjektsprädikativs: Es handelt sich um ein/ -e fakultative/ -s adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL mit SGS (LA2, LA1 es wird, LA2 es wird, SBP1, SBP2, SBP4, SBP5, SBP7, SBP8). Das/ die fakultative/ -s adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL mit SGS weist an jedweder Position im Satz einen starken Verbbezug auf, da es/ sie den TOP und den TEL besteht, weswegen diese E als Adverbial fungiert. Dieser Status bindet das/ die fakultative/ -s adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL an das V, Grund zur Annahme einer traditionellen prädikativen Beziehung zu der NP NOM 1 in grammatischer Subjektposition gibt es nicht. Ähnliches gilt für das fakultative Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM mit SGS (LA3, LA3 es wird, SBP6), das ebenfalls topikalisierbar ist. Nach obiger Beleganalyse handelt es sich bei dem Kasusobjekt/ Kasusadverbial im NOM in LA3, LA3 es wird und SBP6 auf jeden Fall um eine fakultative Einheit, deren Kasus nicht obligatorisch kasusregiert aber vielleicht vom V bestimmt ist. Weder das V werden noch die NP NOM 1 regieren das/ die adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder das Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM NP NOM 2 . In der IS nimmt aber die NP NOM 1 das/ die adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder das Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM NP NOM 2 als angeschlossenes Argument an, womit logisch-semantisch signalisiert ist, dass das/ die adverbiale/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder das Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM NP NOM 2 den werdenden Gegenstand oder die werdende Person, welche die NP NOM 1 stellt, näher beschreiben. Allerdings ist diese Beschreibung fakultativ, betrifft die von dem V werden regierte NP NOM 1 und ist keine vom V werden unabhängige, eigenständige Relation zwischen 2723 Vgl. D UDENREDAKTION (Hrsg. 2016: 800) 860 10 Anhang: Beleganalyse <?page no="861"?> NP NOM 1 und dem/ der adverbiale/ -m/ -r ADJ -FL ˅ ADJP -FL oder zwischen NP NOM 1 und dem Nominativobjekt/ Kasusadverbial im NOM, NP NOM 2 , welche mittels einer traditionellen prädikativen Beziehung angezeigt werden müsste. An der IS ist sichtbar, dass der innere logische Aufbau der Sprache und die syntaktische Struktur der im ASS oder im KHF materialisierten Sprachzeichen ausreichen, um die entsprechende Beziehung angemessen darzustellen und zu verstehen. Zudem ist ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P zu und NP DAT mit SGS (LA4), ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P aus und NP DAT mit SGS (LA5), ein fakultatives präpositionales Modaladverbial mit der P mit und NP DAT mit SGS (LA1 es wird), eine lokale adverbiale Bestimmung als ein freie/ -s ADV ˅ ADVP mit SGS (LA2 es wird), ein freies präpositionales Lokaladverbial mit SGS in beliebigem Kasus (LA2 es wird), eine temporale adverbiale Bestimmung als freie/ -s ADV ˅ ADVP mit SGS (LA3 es wird), ein freies präpositionales Temporaladverbial mit SGS in beliebigem Kasus (LA3 es wird), eine zeitliche adverbiale Bestimmung als ein fakultative/ -s ADV ˅ ADVP mit SGS (SBP2, SBP3, SBP5, SBP8) sowie ein fakultatives präpositionales Temporaladverbial mit SGS in beliebigem Kasus (SBP1, SBP3, SBP7, SBP8) vorzufinden. Schließlich tritt in LA6 ein/ -e obligatorische/ -s ADJ -FL ˅ ADJP -FL , welche/ -s nicht adverbial interpretiert werden kann, auf. Diese/ -s obligatorische ADJ -FL ˅ ADJP -FL in LA6 muss als Partikel bzw. Partikelphrase zum in KV 2 materialisierten V werden oder als traditionelles Prädikativ zu der obligatorischen NP DAT in syntaktischer Position des grammatischen SUBJs gedeutet werden, da alternative Erklärungsmodelle, welche in der vorliegenden Untersuchung der synchronen Sprachwissenschaft erarbeitet und dargelegt werden könnten, fehlen. Traditionelle Prädikative: Es kann an dieser Stelle nichts gegen die Annahme einer traditionellen prädikativen Beziehung in LA6 (KV 2 ) (IS LA6 werden: λ q. λ r. λ t.s(q(r, t)) (b) (a) (c)) zwischen der NP DAT und dem/ der ADJ -FL ˅ ADJP -FL vorgebracht werden. Hinweis: Die Handhabung der aus E-VALBU exzerpierten LAen LA1 es wird, LA2 es wird und LA3 es wird ist nicht befriedigend, und die Analysen der LA1 es wird, LA2 es wird sowie LA3 es wird sind aufgrund der Ergebnisse der Applikation des KGZ (z. B. es werden diese [Pl.]; diese [Pl.] werden es) nicht abgeschlossen. Es wären weiterführende Untersuchungen zum sogenannten unpersönlichen PRON es im Deutschen notwendig. 10.18 Zusammenfassung zu dem Verb werden 861 <?page no="863"?> Stichwortverzeichnis Abaelard 145 - 148, 150, 152, 157, 162, 175, 178, 225, 282 Abbildung 385, 389, 410, 430, 564 Ablese- und Listentest 491, 493, 514 Abstraktionsprinzip 246, 524 Accomplishment 114 f., 118 Achievement 114 f., 118 AcI-ähnliche Konstruktion 277, 283 AcI-Konstruktion 277, 283 adaequatio intellectus et rei 248, 269, 439, 545, 548 Adjektivvalenz 430 Adkopula 532 Adverbial 498, 501, 503, 505, 512 Affirmation 157 Ágel, Vilmos 336 f., 339 - 341, 343, 371, 407 Aktionsart 465, 467, 469 Aktualisierung 418, 422 Aktualität 339, 342 Algebra 176 Alternative (0) 263 Alternative (1) 263 - 265, 412, 440 f., 560 Alternative (2) 263 Ambiguität 30, 177, 300, 411 Ambiguitätsthese 143 f., 179, 281 f. Analysis 208, 233 Anapher 495 Anaphorisierungstest 491, 493 - 496, 515, 536 Angabe, freie 291, 293, 408, 441, 529, 531 Anschlusstest 490 Antinomie 251, 256 arbiträr 264, 322, 388, 396 Argument 197, 207, 220, 253, 285, 343, 359 Aristoteles 128, 132 f., 135 f., 138, 141, 144 f., 148, 159, 161, 172, 179, 207, 212, 227, 281, 286 f., 320 f., 324, 334, 342 Aristotelischer Realismus 244 Arithmetik 176, 208 Arnauld, Antoine 156 - 158, 160 Ashersches Spektrum der Weltimmanenz 84 Assertion 177, 217, 252 Assertionsmoment 160, 176, 207, 220, 237, 267, 295 f., 369, 413, 435, 558 Attribut 498, 505 f. Aussagenkalkül 166, 169 Autosemantikum 315 f., 337 f. Axiom der Reduzierbarkeit 189 Axiomenschema 554 Axiomensystem 166 Barendegt, Hendrik P. 559 Baum, Richard 267, 369 Baumstruktur 537 Bausewein, Karin 276 f., 508 Bech, Gunnar 351 f. Beck, Max 267 Becker, Karl F. 62, 303 Bedeutung 196 - 198, 205, 236, 240, 244, 259, 294, 296, 470, 552 Bedeutung, abgeschlossene 201 f., 550 Bedeutung, grammatische 337 f. Bedeutung, kategorematische 315 f. Bedeutung, kategoriale 338 Bedeutung, lexikalische 316, 336, 338 Bedeutungsrelation 471, 476, 488 Bedeutungsvariante 290, 292, 393 - 395, 407, 411 Begriff 31, 163, 202, 204 f., 210, 234 f., 241, 246 f., 324, 359, 364, 433 Begriff erster Stufe 246, 248 Begriff zweiter Stufe 246, 249, 270 Begriff, gesättigter 241, 246, 322 Begriff, höherstufiger 220 f. Begriff, leerer 138 <?page no="864"?> Begriff, ungesättigter 201, 203 f. Begriffslogik 156 Begriffsumfang 203, 232, 236, 549 Begriffswort 235 Behauptungsmoment 160, 295 Behauptungssatz 204 Behaviorismus 439 Bezeichnetes 196 f., 209 Bezeichnung 196, 214, 242 Beziehung 30, 206, 220, 364, 433 Beziehung, höherstufige 220 Bezugsphrase 271, 276 Bierwisch, Manfred 381 - 383 Bijektion 353, 364, 385, 410 Binarismus 371, 403 Bisententialität 277 f., 490 Boethius 133, 151, 320 Bondzio, Wilhelm 371, 374 f. Boole, George 163, 165 Boolesche Algebra 168 Boolesche Logik 252 Boolescher Wahrheitswert 168 Buscha, Joachim 56, 498 Carnap, Rudolf 263, 561 f. Carnapsche Meta-Sprache 263 Cartesianismus 163, 281, 403 Chomsky, Noam A. 365, 402 - 404, 427 Church, Alonzo 245, 250, 255, 549, 551, 559, 561 Cicero 91, 132 Cognitive Grammar 469 Combinator 554 Dedekind, Richard J. W. 240 - 242, 244, 353, 524 Definitionsbereich 233 Denotat 321 f. Denotation 30, 147, 294, 466, 470 Dependens 414 f. Dependenz 414 Dependenzbeziehung 437 Dependenzgrammatik 313, 424, 428, 434, 537 Dependenzrelation 414, 423 Dependenzstemma 416, 421, 530, 537 Dependenzstruktur 313 Depiktiv 279 Descartes 138 Determination 416 Dialektik 385 - 387 Diskursuniversum 548 Dölling, Johannes 111 Domäne 469 f. Domäne, abstrakte 469 f. Domäne, räumliche 469 Domäne, zeitliche 469 Dreieck 200 f. Dreieck, semiotisches 200, 257, 261, 281 Dudengrammatik 52, 363 Dürscheid, Christa 440, 505 f. Ehrenfels, Christian M. J. L. von 286 f. Eigenschaft eines Gegenstandes 246 f., 287 Einsetztest 492, 514 Eisenberg, Peter 50, 349, 355, 484 Eliminationskriterium 536 Eliminierungstest 289 f., 293, 413, 439, 468, 492, 515, 527 - 529, 536 Ellipsentheorie 144, 152, 158 Endozentrik 419, 421, 428, 432, 434 Endozentrikbegriff, operationalisierbarer 421, 484, 515 f., 529 Engel, Ulrich 61, 349, 495, 531 - 533 enuntiationes secundi 141 Epiphänomenalismus 81 Erben, Johannes 69, 109, 284, 286, 309 Ergänzung 284, 296 Ergänzung, fakultative 290, 293, 441, 529, 533 Ergänzung, notwendige 290, 293 Ergänzung, obligatorische 279, 290, 293, 441, 529, 533 Eroms, Hans-Werner 58, 283, 286, 293, 424 Erweiterungstest 440, 490 864 Stichwortverzeichnis <?page no="865"?> Existenz 178 f., 191, 311 Existenzbezeichnung 171, 300 Exozentrik 434 expressio analytica 209 Extension 158, 173, 176, 229, 234, 296, 345, 440 extensionsgleich 233 falsch 199, 241 - 243 Fillmore, Charles 396 Flaate, Inghild 508 f. Flämig, Walter 37, 384 - 386, 388 f., 496 Flexionstest 492 f., 497, 499 Form 31, 172, 176, 217, 342 formgleich 265 Formrelation 342, 471, 481, 514 Frame 396 f., 400, 425 Framenet 425 Frege-Church-Ontologie 261 Frege-Prinzip 204 Frege, Gottlob F. L. 179, 184, 189, 231, 235, 245 f., 248, 252, 256, 263, 317, 342, 550 f. Fügungspotenz 285 Funktion 188, 197, 202, 204 f., 207 f., 210, 224 f., 233, 246, 260, 266, 287, 305, 369, 389, 410, 433, 437, 551, 553, 555 f., 559, 563 - 565, 567 Funktion erster Stufe 221 Funktion zweiter Stufe 221 Funktion, gleichstufige 222 Funktion, höherstufige 223 Funktion, syntaktische 338 Funktion, ungesättigte 201, 285 Funktion, ungleichstufige 222 Funktionale Satzperspektive 398 Funktionsverbgefüge 355 Funktionswort 318 f., 341 Gallmann, Peter 489 Gattungsbezeichnung 524 f. Gedanke 199, 201, 232, 235, 239 f., 243 Gegenstand 147, 196, 203 f., 246 f., 550 Gehalt, begrifflicher 339, 343, 359, 361, 422, 424, 434 Geist, Ljudmila 88, 184 Generative Grammatik 297, 425 f. Generative Transformationsgrammatik 375 Gestaltqualität 286 f. Gleichgröße 307 Gleichsetzungssatz 183 Glinz, Hans 72, 290, 306, 438, 489, 496, 528 Götze, Lutz 46 Grammatik der deutschen Sprache 43, 275, 476, 481, 510, 532 f. Grammatik, spekulative 334 f. Grammatikmodell, lexikalistisches 421 Grammatikmodell, projektionistisches 421 Graphenstruktur 537 Griesbach, Dora 36 Grotz, Stephan 317, 328, 333, 335, 405 Grundbedeutung 373 Grundgröße 307 Grundvalenz 406 - 408 Gültigkeit 138, 201, 216, 237, 248 Halib, Christine A. 104 Handlungsverb 465, 468 Hauptbedeutung 372 Hegel, Wilhelm F. 218, 232 Heidolph, Karl E. 37, 496 Helbig, Gerhard 56, 124, 183, 276, 288 f., 291 - 293, 345, 391 f., 395, 398, 461, 498, 506, 509 Helias, Petrus 326 f., 333 Henne, Helmut 200, 231 Hentschel, Elke 315 f., 319 f., 338 Heraklit 104, 130 Heringer, Hans-Jürgen 345, 350, 377 - 380 Hermeneutica 139 Hintikka, Jaakko K. J. 143 f., 179, 185 Hockett, Charles F. 402, 404 Homomorphie 108, 353, 364 Homonym 265, 395, 411 f., 561 Homonymie 264 f., 300, 411 f., 424 Stichwortverzeichnis 865 <?page no="866"?> Husserl, Edmund G. A. 213, 248, 338, 365 - 368, 378 Identität 170 f., 178 f., 183, 191, 555 Identität, konventionelle absolute 180 Identitätsbeziehung 172, 174, 192, 232, 267 Identitätsfunktion 553, 555, 565 Identitätstheorie 329 IIQG 210, 212 in rebus 150 Individuum 188, 254 Induktion, vollständige 210 f. Inferenz 138, 171, 177, 255 Inferenzkapazität 174 Inferenzregel 560 Infinitrektion 363 Inhaltsstrich 214, 245 Inhärenz 150, 332 Inhärenztheorie 329 Injektion 385, 410 Inklusion 180, 182 Intension 158, 163, 173, 176, 229, 245, 252, 257, 283, 440, 559 Intensionsstruktur 210, 263, 265, 440, 471, 539, 556 f., 563 Intensionsstruktur, typisierte 440, 471, 557, 564 f., 567 f. Intentionalität 224, 267, 321 - 324, 343 Interdependenz 416 f., 423 Interdependenzbeziehung 437 IQG 210, 212, 232, 549, 552, 559 f. Isomorphie 353, 364, 375 ist-Prädikation, dynamische 109 f. ist-Prädikation, statische 109 ist-Prädikation, verdeckte 111 Jackendoff, Ray 432 Jacobs, Joachim 421, 472 f., 475 Jansenismus 154, 163, 281 Jude, Wilhelm K. 73 Jung, Walter 41 Jung, Wha-Young 347, 349 f., 353 - 355, 363 K-Zustandsverb 77 Kalkül 177, 217, 553 Kalkül, interpretierter 255 Kalkül, uninterpretierter 253 Kant, Immanuel 176, 217 Kasus- und Θ -Theorie 427 Kasus, lexikalischer 426 f. Kasus, obliquer 426 Kasus, struktureller 426 f. Kasusadverbial 356, 358, 513 Kasusalternation 427 Kasusfilter 428 Kasusgrammatik 396 Kasusobjekt 356, 358, 513 Kasusrektion 342, 350 f., 358 - 361, 514, 534, 564 Kasustheorie 371, 425, 427 Kasustransparenz 274 f. Kategorem 147, 314, 316, 321, 323 - 325, 331 f., 337, 341 kategorematisch 320 f. Kategorienidentität 51 Kern, Franz G. G. 65, 300 kernel sentence 402 Kirchmann, Julius H. von 133, 137, 140 f., 143, 161, 222 Klasse 182, 185, 187, 251 Klasse, einelementige 181, 188 Klasse, leere 186 Klassenkalkül 166 Klassenkonzept 182, 185, 187 f., 251 Kneale, Martha 134, 137, 150, 155, 179, 222 Kneale, William 134, 137, 150, 155, 179, 222 Knoten 414, 496, 530, 537 Kohärenzfeld 352 Kommutationstest 440 Komplement 476, 478 Komponentenanalyse, semantische 371 - 373 Komposition 31, 205, 247, 441, 471, 527, 530, 553, 556 Kompositionsprinzip 204 f., 246, 287 866 Stichwortverzeichnis <?page no="867"?> Konfigurationskriterium 536 Kongruenz, grammatische 239, 274, 350 f., 358, 514, 518 f., 521, 525 Kongruenz, prädikative 274 f., 521, 525 Kongruenzkonflikt 521 Kongruenztest 492, 518 Konklusion 133, 136, 138 Konnexion 369, 413 f., 435, 471, 496, 555 Konnexionsstruktur 413, 435, 537, 562 Konnotation 30, 294, 466, 470 Konstante 254 Konstanztest 492, 514, 516 Konstituente 277, 497 Konstituentenanalyse 371 Konstituentengrammatik 431, 434 - 437 Konstituentenstruktur 424 f., 428, 431 f. Konstituenz 432 Konstituenztest 440 Konstruktionsgrammatik 431 Konvertibilität 170, 174 Konzept 257, 259, 261, 568 Konzept einer Klasse 186, 188 Konzeptfunktion Δ 262, 440 f., 565 f., 568 Konzepthierarchie 201, 261, 565, 567 Konzeptualismus 150 Koordinationsart 409 Koordinationstest 490 Koordinationsvalenz 344, 409, 482 Koordinationszahl 409 Koppelung 139, 150, 156, 267, 272 Kopula 139 f., 146, 153, 160, 266, 271 f., 299, 301, 309 f., 312 f., 318 f., 364, 413, 461, 465 Kopula-Objektsprädikativ-Komplex 271, 275 Kopula-Prädikativ-Komplex 31 Kopula-Subjektsprädikativ-Komplex 271, 275 Kopula, abstrakte 169 Kopula, materielle 172 Kopula, verdeckte 31, 109, 148 f., 157, 271, 310 Kopulapartikel 531 Kopulapartikelphrase 532 Kopulasatz 462 Korrespondenztheorie 439 Koschmiedersche Trias 291 Kosignifikation, zeitliche 145 f., 148 f., 153 Krämer, Sabine 121 Künstliche Intelligenz 402 Kunze, Jürgen 54, 535 f. L-Äquivalenz 561 f. Lancelot, Claude 156 Langacker, Ronald W. 469 f. langue 357, 438 Leerstelle 359 Leerstelle, valenzielle 288 Leibniz-Gesetz 163, 165, 224 f., 231, 439, 546 Leibniz, Gottfried W. 163, 165, 217 Leitglied 308 Lesart 294, 411 f., 471 lex naturae 154 Lexem 316, 338, 411 lingua characteristica universalis 163, 217 Listenprobe 440 Logik 176, 236, 238 f. Logik von Port-Royal 154 f., 178, 281 - 283 Logik, algebraische 169 Logik, aristotelische 163 Logik, extensionale 235 f., 256 Logik, intensionale 235, 256 Logik, mathematische 163, 177 Logik, terministische 335, 404 Logischer Atomismus 178 Logos 128 f., 154 Lohnstein, Horst 541, 543, 548 f. Lokationsverb 274 Maienborn, Claudia 77 Makrovalenz 340 Mansel, Henry L. 175, 177 Maßbezeichnung 524 Maschinenmetapher 172, 233 Materialismus 154 Materie 172, 176, 217, 342 Stichwortverzeichnis 867 <?page no="868"?> Meiner, Johann W. 280 f. Menge 524 Mengenbezeichnung 524 Mengendeskription, extensionale 525 f. Mengendeskription, intensionale 525 f. mens mundi 132 Mentalismus 239, 470 Merill, Daniel D. 169, 172 Merkmal eines Begriffs 246 f., 287, 342, 422 Merkmal, binäres 370 f. Merkmal, morphosyntaktisches 354 Merkmalsanalyse, semantische 370, 373 Mikrovalenz 340 Minimalstruktur, syntaktische 289, 292 f., 420 f., 482 Mittelbegriff 134 Modifikation, adverbiale 492 Modisten 333 f., 339, 342 Modistische Grammatik 334 modus ponens 168 modus significandi 146 Monismus, anomaler 81 Monosemie 300, 424 Monosententialität 277 Morgan, Augustus de 169 f., 174 f., 177 f., 180, 188, 218 Moro, Andrea 141 f., 183 f. Morphem, grammatisches 338, 347 Moskal ’ skaja, Ol ’ ga I. 318 Motsch, Wolfgang 37, 496 Musan, Renate 117 f. Name, relativer 314 Naturgesetz 154, 241 Negation 174, 217 - 219 Negationsprobe 219 Negationswort 219 Neo-Davidsonsche Theorie 106 Nicole, Pierre 156 - 158, 160 Nikula, Henrik 391, 395 f., 398, 401 Nomen 145 f., 148 Nominalismus 150, 154, 177, 181, 188, 225, 317 Normalform 555 Notwendigkeit, strukturelle 394 Null-Klasse 186 Nullkopula 149 Nullmorph 347, 357 Oberbegriff 134 Oberflächenkasus 397 Oberflächenkriterium 292 Oberflächenstruktur 174, 402 - 404, 408, 536 Objektsprädikat 277 Objektsprädikation 276 Objektsprädikativ 271, 275 - 277, 279, 310, 454, 461, 465 Objektsprädikativverb 271, 461, 465 Obligatorik, syntaktische 289 Ockham, William of 314 f., 317 f., 321, 323 - 332, 334 f., 337 f., 343, 404 Ockhams Rasiermesser 187, 317 Okkasionalismus 154 Ökonomieprinzip 82, 92 P āṇ ini 280 Paradox 250 f., 256 Paraphrasierungstest 440 parole 438 Passivtransformation 375 Paul, Hermann O. T. 35 Perkolation 417, 422 - 424, 434, 537 Perler, Dominik 138, 322, 324 f., 329 f., 335 Permutationstest 439, 491, 493, 496, 502 Perspektive 396, 398 - 400, 408, 480 f. Pfänder, Alexander 150, 175, 220, 267 f. Phrasenkopf 421, 432, 532 Phrasenstruktur 432 Phrasenstrukturgrammatik 289 Physikalismus 244 Platon 130 f., 353 Platonischer Realismus 244 Platonismus 244, 334, 379 Polysemie 30, 177, 265, 300, 395, 411 f., 424 868 Stichwortverzeichnis <?page no="869"?> Positivismus 154, 177 Potentialität 339, 342, 422 Prädikat 182, 185, 188, 225, 246 Prädikat, grammatisches 30, 134, 226, 246, 440 Prädikat, logisches 30, 134, 172, 226, 246, 267, 283, 295, 317, 440 Prädikat, spezifiziertes 43, 354 Prädikat, vergegenständlichtes 151, 175, 177, 189 Prädikatbegriff, moderner 128 Prädikatbegriff, traditioneller 128 Prädikatenlogik 178, 206, 289 Prädikation 128, 178, 183, 191 f. Prädikation in substantia 150 Prädikation per accidens 150 Prädikation, logische 180, 195, 269 Prädikation, subjektive 462 Prädikationsanalyse 276 f. Prädikativ 30, 128, 193, 198, 271, 274 f., 279, 454, 498, 503, 506, 531 Prädikativ, traditionelles 30, 505, 511 - 513, 520, 557 f. Prager Linguistenschule 398 Prämisse 133, 136 Präpositionalobjekt 520 primäre Proposition 166 Primus inter Pares 308 Prinzip, binäres 431 Prinzip, valenzielles 424, 432 Prinzipien- und Parametertheorie 76, 363, 475 Projektion 417, 421 - 424, 434, 537, 564 Projektionsprinzip 421 f., 540 Proposition 140, 147 f., 166, 173, 196, 219, 277, 390 Proposition, abstrakte 166 Proposition, konkrete 166 Proposition, sekundäre 166 Prozess 115, 118 Psychologie, kognitive 402 Psychologismus 239 Realie 154 Realisierungsform 271, 274 f. Realismus 177, 181, 188, 334 Rechtsattribut 502, 504 - 507 Regens 351, 414 f. Rektion 239, 341, 348 - 351, 353 Rektions- und Bindungstheorie 89 Rektionsbegriff, kategorialer 340 Rektionspotenz 340, 359, 364 Rektionsrealisierung 340, 359 Rektum 351, 415 Relationslogik 289, 298, 497 Relativsatzprobe 490 Resultativ 277, 279 Rijk, Lambertus M. de 145 f., 148, 151 Rolle, semantische 371, 373, 397, 425 f. Russell, Bertrand A. W. 177, 180, 183, 187, 194, 245, 249, 251 f., 550 Russellsche Ambiguitätsthese 179 f., 183, 195 Russellsche Antinomie 245, 250 - 252, 257 S-Selektion 436 salva congruitate 439, 471 salva veritate 165, 231, 439, 468, 546 Satzbzw. Kohärenzfeldfunktion s 440, 531, 538, 556, 563, 565, 567 Satzbauplan 294, 411 f., 471 Satzdefinition 489 Satzglied 284, 497 Satzgliedprobe 440 Satznegation 219 Sausssure, Ferdinand M. de 264 Schema 396 Schichtung, syntaktische 293, 413, 441, 528, 539, 555 f., 563 Schierholz, Stefan J. 345, 350, 361, 374, 452 Schlücker, Barbara 94 Schmidt, Wilhelm 372 f. Scholastik 156, 163 Schulz, Heinz 36 Schwesterknoten 414, 558 Stichwortverzeichnis 869 <?page no="870"?> Selektionsbeschränkung, semantische 292, 296, 370, 373, 436 Selektionsregel 288, 293, 295, 297, 323 Semem 146 Sgall, Petr 407 f. Signifikant 30, 265, 411 f., 424 Signifikat 30, 300, 313, 412, 422 Sinn 198 f., 205, 234, 244, 252, 255, 259, 265, 294, 359, 412, 470 Sinn, abgeschlossener 201, 240 Sinnvolligkeit 365, 367 Sitta, Horst 489 Skript 396 Small-Clause 278 f. Small-Clause-Analyse 276 f. Sokrates 131 Sondernegation 219 Spiegelungstheorie 387 - 389, 545 spiritus lenis 198, 550 Sprache, formalisierte 164 f., 255 Sprachlogik, antimodistische 404 Sprachverarbeitung, automatische 536 Statusrektion 351, 353 f., 362 - 364, 484 Statusrektion, kategoriale 342, 354 f., 357 - 360, 362, 534, 564 Statusrektion, lexikalische 342, 354 f., 357, 359 f., 488, 534, 564 Steinitz, Renate 113, 118, 274 Stellungsglied 493 f., 496 f., 528, 536 Stemma 292, 414, 429 Stettberger, Herbert 99, 141, 143 Stoa 104, 131 f. Stoffbezeichnung 524 f. Streckform-Prädikativ 38 Strukturalismus 244, 283, 489 Strukturbaum 432, 435 Stufenhierarchie 188 Subjekt 225, 314 Subjekt, grammatisches 134, 226, 358 Subjekt, logisches 134, 172, 226, 246, 267, 271, 276, 321 f. Subjektsprädikation 276 Subjektsprädikativ 271, 274, 279, 454, 461, 465 Substantivvalenz 431 Substitutionstest 439, 491, 536 Subsumtion 180, 182, 191 f., 221 Supplement 476 Surjektion 385, 410 Syllogismus 133, 138, 170, 176 Syllogistik 145, 157, 162 f., 166, 206, 227, 283 Symbol, primitives 253 Symbol, unechtes 257, 559 Synesis 521, 525 Synkategorem 147, 314, 318 f., 321, 324, 332, 336 - 338 Synonym 561 Synonymie 562 Synsemantik 337, 376 Synsemantikum 315 f., 319, 337 f. Synthese 31, 147, 150, 153, 227, 246, 250 Szene 396, 399 f., 425 Tarvainen, Kalevi 74, 272, 406 Tautologie 168 Telizitätstest 492, 497 - 500, 502, 512 terminus major 134 terminus medius 134 terminus minor 134 tertii adjacentis 141 Tertium non datur 168, 258 Tesnière, Lucien 396, 414 Testverfahren, linguistisches 438 f., 471, 490 Thema-Rhema-Gliederung 398 Thomas von Aquin 248 Thomas von Erfurt 328, 333 f. Tiefenkasus 397 Tiefenstruktur 292, 365, 402 - 404, 408, 536 Topikalisierungstest 491, 496 - 499, 502 Transformation 402 f. Transformationsgrammatik 289 Transformationsregel 255 Transformationstest 439 870 Stichwortverzeichnis <?page no="871"?> Transitionalität 118 Transitivität 170, 174 Trapezform 201 Tweedale, Martin 145, 151, 153, 155 Typentheorie 252, 256 f., 261 Typsymbol 189, 254, 560, 566 f. Übersummativität 286 f. Ueding, Gert 129, 156, 164 Umformungsprobe 490 Umschreibeprobe 490 ungesättigt 198 Ungültigkeit 201 Unifikationsanalyse 76, 363 Universalie 150, 153 Unterbegriff 134 Unterglied 494, 496 f., 528, 536 Unterordnung 221 f., 227, 247 Urteil 139, 157, 159 f., 167, 177, 210, 213, 215, 217, 237, 246, 252, 268, 295, 300 Urteil, eingefaltetes 150, 220, 227, 268 Urteil, entfaltetes 150, 268 urteilsfrei 139, 213 Urteilslehre, traditionelle 177, 224, 227, 250, 269, 282, 295 f., 299, 301, 307, 310, 369, 435 urteilslos 366 Urteilsstrich 214 - 216 Valenz 284, 288, 291, 312, 349, 402 Valenz, äußere 408 Valenz, fakultative 290, 292 Valenz, innere 408 Valenz, logisch-semantische 369, 384, 413, 423, 437 Valenz, logische 267, 296, 390 Valenz, morphosyntaktische 347, 423 Valenz, obligatorische 292 Valenz, pragmatisch-kommunikative 391 - 393 Valenz, qualitative 288 Valenz, quantitative 288 Valenzbeziehung 437, 471 - 473 Valenzebene 291, 345 Valenzgrammatik 283 Valenzkriterium 341 Valenzmisere 475 Valenzpotenz 339 - 344, 353, 359, 364, 422 Valenzrealisierung 339 - 341, 343 Valenztheorie 283, 345 Valenzträger 294 - 296, 312, 341, 369, 409 f., 415 f., 421, 433, 564 Variable 208, 253, 553 Variable, freie 255, 554 Variable, gebundene 253, 554 Verb 145 f., 148 Verb, kopulaähnliches 271 f., 310, 364, 461, 465 verba abstracta 309 Verbalfeld 352 Verbgruppenadverbial 508, 511 f. verbi substantivi 148 Verbvariante 290, 292, 411 f. Verneinung 216 - 220 Verneinungsstrich 215 Vernunftschluss 161 Verstandesschluss 161 Vorgangsverb 465, 468 Waagrechter 214, 245 wahr 199, 236 f., 242 f. Wahrheit 237 Wahrheitswert 159, 167, 199, 201, 208, 213, 236, 240, 254, 550 Wahrheitswert, extensionaler 163, 202, 237 f., 243 Wahrheitswert, intensionaler 237, 242 Waltereit, Richard 473 - 475 Welke, Klaus M. 48, 281 f., 372, 383, 406, 429 - 431 Wellmann, Hans 47 Wertebereich 233 wertekongruent 234, 562 Wertigkeit 284, 312, 409 Wertverlauf 197, 203, 549 f. Weydt, Harald 315 f., 319 f., 338 Stichwortverzeichnis 871 <?page no="872"?> Wiegand, Herbert E. 200, 231, 354, 362, 452 Wiener Kreis 439 Wittgenstein, Ludwig J. J. 229, 231 Wortfolge, charakteristische 271 Wortgruppe 497 Wortklasse 497 X-bar-Theorie 432, 434 f., 437 Zeichen 196 - 198, 201, 209, 265, 322 Zielgröße 307 Zifonun, Gisela 508 Zustand 118 Zustandsverb 465, 468 Zwei-Ebenen-Theorie der Bedeutung 90, 381 f. Zweifachbezug 57, 506 α -Äquivalenz 265, 440 f., 554, 559, 563 α -Konversion 559 β -Konversion 440 f., 554, 559 f., 562 f., 565 β -Reduktion 563 Θ -Kriterium 425 f. Θ -Prinzip 436 Θ -Rolle 425 f. λ -Abstraktionsoperator 252 f., 256 f., 417 f., 440 f., 552 f. λ -Kalkül 265, 539 f., 548 f., 552, 554 λ -Term 553 λ -Term, geschlossener 554 872 Stichwortverzeichnis <?page no="873"?> TÜBINGER BEITRÄGE ZUR LINGUISTIK (TBL) Bisher sind erschienen: Frühere Bände finden Sie unter: https: / / www.narr.de/ linguistik-kat/ linguistikreihen-kat? ___store=narr_starter_de 559 Tingxiao Lei Definitheit im Deutschen und im Chinesischen 2017, 228 Seiten €[D] 58,- ISBN 978-3-8233-8092-4 560 Fabienne Scheer Deutsch in Luxemburg Positionen, Funktionen und Bewertungen der deutschen Sprache 2017, 416 Seiten €[D] 78,- ISBN 978-3-8233-8097-9 561 Wolfgang Dahmen, Günter Holtus, Johannes Kramer, Michael Metzeltin, Claudia Polzin- Haumann, Wolfgang Schweickard, Otto Winkelmann (Hrsg.) Sprachkritik und Sprachberatung in der Romania Romanistisches Kolloquium XXX 2017, 427 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-8233-8104-4 562 Martina Zimmermann Distinktion durch Sprache? Eine kritisch soziolinguistische Ethnographie der studentischen Mobilität im marktwirtschaftlichen Hochschulsystem der mehrsprachigen Schweiz 2017, 304 Seiten €[D] 68,- ISBN 978-3-8233-8144-0 563 Philip Hausenblas Spannung und Textverstehen Die kognitionslinguistische Perspektive auf ein textsemantisches Phänomen 2018, 256 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-8233-8155-6 564 Barbara Schäfer-Prieß, Roger Schöntag (Hrsg.) Seitenblicke auf die französische Sprachgeschichte Akten der Tagung Französische Sprachgeschichte an der Ludwig-Maximilians- Universität München (13. - 16. Oktober 2016) 2018, 558 Seiten €[D] 128,- ISBN 978-3-8233-8118-1 565 Vincent Balnat L’appellativisation du prénom Étude contrastive allemand-français 2018, 298 Seiten €[D] 78,- ISBN 978-3-8233-8185-3 566 Silvia Natale Informationsorganisation und makrostrukturelle Planung in Erzählungen Italienisch und Französisch im Vergleich unter Berücksichtigung bilingualer SprecherInnen 2018, 212 Seiten €[D] 68,- ISBN 978-3-8233-8209-6 <?page no="874"?> 567 Ilona Schulze Bilder - Schilder - Sprache Empirische Studien zur Text-Bild-Semiotik im öffentlichen Raum 2019, 227 Seiten €[D] 59,- ISBN 978-3-8233-8298-0 568 Julia Moira Radtke Sich einen Namen machen Onymische Formen im Szenegraffiti 2020, 407 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-8233-8330-7 571 Melanie Kunkel Kundenbeschwerden im Web 2.0 Eine korpusbasierte Untersuchung zur Pragmatik von Beschwerden im Deutschen und Italienischen 2020, 304 Seiten €[D] 78,- ISBN 978-3-8233-8364-2 573 Mario Franco Barros Neue Medien und Text: Privatbrief und private E-Mail im Vergleich 2020, ca. 750 Seiten €[D] 119,90 ISBN 978-3-8233-8377-2 574 Sofiana Lindemann Special Indefinites in Sentence and Discourse 2020, 250 Seiten €[D] 68,- ISBN 978-3-8233-8381-9 575 Junjie Meng Aufgaben in Übersetzungslehrbüchern Eine qualitative und quantitative Untersuchung ausgewählter deutschchinesischer Übersetzungslehrbücher 2020, 206 Seiten €[D] 48,- ISBN 978-3-8233-8382-6 576 Anne-Laure Daux-Combaudon, Anne Larrory- Wunder (Hrsg.) Kurze Formen in der Sprache / Formes brèves de la langue Syntaktische, semantische und textuelle Aspekte / aspects syntaxiques, sémantiques et textuels 2020, 392 Seiten €[D] 78,- ISBN 978-3-8233-8386-4 577 Bettina Eiber Wikipedia und der Wandel der Enzyklopädiesprache Ein französisch-italienischer Vergleich 2020, 473 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-8233-8407-6 578 Lidia Becker, Julia Kuhn. Christina Ossenkop, Anja Overbeck, Claudia Polzin-Haumann, Elton Prifti (Hrsg.) Fachbewusstsein der Romanistik Romanistisches Kolloquium XXXII 2020, 327 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-8418-2 579 Lidia Becker, Julia Kuhn. Christina Ossenkop, Anja Overbeck, Claudia Polzin-Haumann, Elton Prifti (Hrsg.) Romanistik und Wirtschaft Romanistisches Kolloquium XXXIII 2020, 274 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-8420-5 580 Claudia Schweitzer Die Musik der Sprache Französische Prosodie im Spiegel der musikalischen Entwicklungen vom 16. bis 21. Jahrhundert 2021, 201 Seiten €[D] 58,- ISBN 978-3-8233-8493-9 <?page no="875"?> 581 Roger Schöntag Das Verständnis von Vulgärlatein in der Frühen Neuzeit vor dem Hintergrund der questione della lingua Eine Untersuchung zur Begriffsgeschichte im Rahmen einer sozio- und varietätenlinguistischen Verortung: Die sprachtheoretische Debatte zur Antike von Leonardo Bruni und Flavio Biondo bis Celso Cittadini (1435-1601) 2022, 763 Seiten €[D] 138,- ISBN 978-3-8233-8540-0 582 Lea Schäfer Onymische Flexion Strukturen und Entwicklungen kontinentalwestgermanischer Dialekte 2021, 486 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-8521-9 583 Sarah Brommer, Kersten Sven Roth, Jürgen Spitzmüller (Hrsg.) Brückenschläge Linguistik an den Schnittstellen 2022, 324 Seiten €[D] 78,- ISBN 978-3-8233-8518-9 584 Mohcine Ait Ramdan Konzeptualisierung von Konkreta und Abstrakta Eine kulturorientierte, kognitionslinguistische Vergleichsstudie zwischen dem Deutschen, dem Arabischen und dem Französischen 2022, 245 Seiten €[D] 68,- ISBN 978-3-8233-8556-1 585 Steffen Hessler Autorschaftserkennung und Verstellungsstrategien Textanalysen und -vergleiche im Spektrum forensischer Linguistik, Informationssicherheit und Machine-Learning 2023, 426 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-8233-8561-5 586 Jakob Wüest Une histoire des connecteurs logiques Causalité, argumentation, conséquence, finalité et concession 2023, 319 Seiten €[D] 58,- ISBN 978-3-8233-8615-5 587 Bin Zhang Metapherntheorie und Konstruktionsgrammatik Ein vierdimensionaler Ansatz zur Analyse von Metaphern und metaphorischen Konstruktionen 2023, 410 Seiten €[D] 78,- ISBN 978-3-8233-8614-8 588 Maria Schädler Die Proposition mit Kopula Urteilscharakter, logisch-semantische Valenz und formalisierte Sprache 2023, 872 Seiten €[D] 118,- ISBN 978-3-381-10781-0 589 Eva Lavric, Gerhard Pisek (eds.) Language and Football 2024, 384 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-8233-8624-7 590 Laura Guse Bewegungskonstruktionen des Deutschen Korpusstudien zur Versprachlichung von Bewegungsereignissen aus konstruktionsgrammatischer Perspektive 2024, 358 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-381-11031-5 <?page no="876"?> www.narr.de TBL Tübinger Beiträge zur Linguistik Die Monographie analysiert Gedanken, Aussagen und Urteile mit Wahrheitswert. Sie thematisiert kritisch die Historie, die Mathematisierung und die sprachwissenscha liche Diskussion von Sätzen mit Kopulaverben, denn die moderne Logik stützt gemäß der Autorin eine Aktualisierung des Sprachverständnisses, der Grammatikographie und ermöglicht sowohl mit der Prädikatenlogik Freges als auch mit dem λ-Kalkül Churchs eine originäre Anpassung formaler Sprache auf natürliche Sprache. Die Logik von Aussagenstrukturen wird mit der Valenztheorie, der Dependenzgrammatik und der Mathematik neu begründet und verstehbar. Linguist: innen, Informatiker: innen, Philosoph: innen und allen, die sich Gedanken über Gedanken machen, werden eine Revision der traditionellen Urteilslehre, die Eigenart von Gedanken gegenüber Urteilen, eine Entsprechung von Logik und Grammatik sowie der empirisch beweisbare Sinn des Verbs sein vorgestellt. 588 Schädler Die Proposition mit Kopula Die Proposition mit Kopula Urteilscharakter, logisch-semantische Valenz und formalisierte Sprache Maria W. Z. Schädler ISBN 978-3-381-10781-0
