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Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuch (VSNB)

Bd. 1: Einleitung, Gemeindenamen, Flurnamen A-C

1218
2024
978-3-3811-0842-8
978-3-3811-0841-1
A. Francke Verlag 
Iwar Werlen
10.24053/9783381108428
CC BY-SA 4.0https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de

Das Besondere an den Oberwalliser Orts- und Flurnamen ist ihr relativ spätes Auftreten. Während die deutsche Schweiz im Wesentlichen seit dem 5. Jahrhundert langsam alemannisiert wurde, war das Oberwallis noch eine gallo-romanische Sprachlandschaft, in der es kaum Spuren des Alemannischen gab. Die früheste alemannische Besiedlung scheint im 9. Jahrhundert geschehen zu sein. Das "Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuch" erschließt den Bestand der alemannischen Oberwalliser Namen sprachhistorisch und sprachgeographisch. Es schließt somit eine Lücke zwischen dem schon vollendeten "Urner Namenbuch" und dem im Erscheinen begriffenen "Berner Namenbuch", die das Oberwallis zwar berührten, aber seinen Namenschatz weitgehend ungedeutet ließen. Die verzeichneten Orts- und Flurnamen wurden in den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts erhoben. Sie stammen aus dem agrarischen, alpinistischen und touristischen Bereich, seltener handelt es sich auch um Namen von Straßen und Plätzen. Die Hauptlemmata der Orts- und Flurnamen werde in den Bänden ausführlich dargestellt, etymologisch kommentiert und geografisch verortet. Sie führen als Grundwörter, Bestimmungswörter, in ihrer flektierten und unflektierten Form und begleitet von Adjektiven zur Deutung der Orts- und Flurnamen. Ergänzt wird die Darstellung der Hauptlemmata durch eine Datenbank, die umfangreiche Informationen zu den Lemmata bietet (Belege, geographische Angaben, Kartenangaben etc.). Es entsteht auf diese Art und Weise ein umfassendes Bild der Orts- und Flurnamen des Oberwallis.

<?page no="0"?> Bd. 1: Einleitung, Gemeindenamen, Flurnamen A-C Iwar Werlen (Hrsg.) Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuch (VSNB) <?page no="1"?> Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuch (VSNB) Band 1: Einleitung, Gemeindenamen, Flurnamen A - C Herausgegeben von Iwar Werlen unter Mitarbeit von Anne-Lore Bregy, René Pfammater und Gabriele Schmid und Valentin Abgottspon, Claude Beauge, Werner Bellwald, Milda Christen, Martin Clausen, Gabriela Fuchs, Dominique Knuchel, Gisèle Pannatier und Stefan Würth sowie mit zwei Beiträgen von Philipp Kalbermatter <?page no="2"?> Umschlagabbildung: Bearbeitete Version der Abbildung „ Gemeinden des Kantons Wallis “ von Tschubby (https: / / de.wikipedia.org/ wiki/ Kanton_Wallis#/ media/ Datei: Karte_Gemeinden_des_ Kantons_Wallis_farbig_2021.png), CC BY-SA 4.0 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Das Gesamtprojekt des Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuchs wurde gefördert durch die Walliser Delegation der Loterie Romande, im Kanton Wallis durch das Erziehungsdepartement und die Dienststellen für Kultur und Hochschulwesen, die Stadtgemeinde Brig sowie anonyme Spender. Prof. em. Dr. Iwar Werlen Wangenhubelstrasse 5 3173 Oberwangen bei Bern SCHWEIZ DOI: https: / / doi.org/ 10.24053/ 9783381108428 © 2024 · Iwar Werlen Das Werk ist eine Open Access-Publikation. Es wird unter der Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen | CC BY-SA 4.0 (https: / / creativecommons.org/ licenses/ by-sa/ 4.0/ ) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, solange Sie die/ den ursprünglichen Autor/ innen und die Quelle ordentlich nennen, einen Link zur Creative Commons-Lizenz anfügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Die in diesem Werk enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der am Material vermerkten Legende nichts anderes ergibt. In diesen Fällen ist für die oben genannten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich. Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach Druck: Elanders Waiblingen GmbH ISBN 978-3-381-10841-1 (Print) ISBN 978-3-381-10842-8 (ePDF) ISBN 978-3-381-10843-5 (ePub) Bestellbar im Bundle mit den Bänden 1 bis 4 unter ISBN 978-3-381-10831-2 <?page no="3"?> Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V Dank an Gründer, Mitarbeiter: innen und Förderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI Das Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuch: Präsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Grammatische und lautliche Besonderheiten des Walliserdeutschen . . . . . . . . . . . IX Die räumliche Gliederung des Walliserdeutschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . X 1. Haupttonvokalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI 2. Nichthaupttoniger Vokalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIV 3. Konsonantische Veränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XV 4. Die Flexion der Nomina im Walliserdeutschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XVII 5. Adjektive des Walliserdeutschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XVIII 6. Partizipien im Walliserdeutschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIX 7. Ableitungen: die Diminutive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIX 8. Präfixe des Walliserdeutschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XX 9. Derivationssuffixe im Walliserdeutschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XX Literatur als Hilfe, Probleme damit und Hinweise für Zitierungen . . . . . . . . . . . . XXIV Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXVIII Abkürzungen und Zitate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXIX Die Archive im Wallis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXX 1. Die Ortsarchive des Oberwallis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXX 2. Das Domkapitelsarchiv in Sitten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXI 3. Das Walliser Staatsarchiv in Sitten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXII 4. Das Archiv des Geschichtsforschenden Vereins des Oberwallis in Brig XXXIII 5. Das Stockalperarchiv in Brig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXIV 6. Edierte Quellen: Chartes Sédunoises und Documents . . . . . . . . . . . . . . . . XXXV 7. Bemerkungen zur Quellenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXV Rechtshistorische Begriffe mit Erklärungen und Beispielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXVII Bibliografie VSNB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XLII Gemeindenamen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 B (siehe auch P) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 C (siehe auch G und K) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 <?page no="4"?> Verbunden mit dieser Publikation ist eine Datenbank der einzelnen Orts- und Flurnamen. Zusätzlich sind darin die folgenden Informationen hinterlegt: Gemeinde, Kennzahl, Umschrift des jeweiligen Namens, Kartenangaben, geographische Höhe und geographische Länge und Breite, Hauptlemma und Lemma, zusätzliche Angaben; dazu kommen geographische Lage und Höhe, Beschreibung, lebende Belege und historische Angaben mit der Jahreszahl und einem Zitat mit den historischen Belegen der Namen. Das alles ist natürlich nur vorhanden, wenn die Namen lebend sind; wenn nur historische Belege vorhanden sind, werden nur sie dargestellt. Die Installations- und Systemdateien für die Datenbank können Sie unter diesem Link herunterladen: https: / / files.narr.digital/ 9783381108312/ Datenbank.zip. IV <?page no="5"?> Einleitung Das Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuch ist in seiner Endfassung 2024 erschienen. Um es zu verstehen, ist einerseits wichtig, die Besonderheiten des Oberwalliser Dialektes zu sehen, die Archive kennenzulernen, aus denen zitiert wird, die Besonderheiten des Walliser Landrechts kennenzulernen, die wissenschaftliche Literatur zu den Orts- und Flurnamen generell zu verstehen und die Stellung des Oberwalliser Namengutes zwischen dem Deutschen, dem Französischen und Frankoprovenzalischen und dem Italienischen, resp. seinen piemontesischen und lombardischen Dialekten zu sehen. Zur Geschichte des Oberwalliser Orts- und Flurnamengutes wurde in W ERLEN (2012) das Nötigste gesagt; es wird hier nur teilweise wiederholt. Zunächst sei aber den Beteiligten seit 1969 besonders gedankt. V <?page no="6"?> Dank an Gründer, Mitarbeiter: innen und Förderer Es sind zunächst die beiden Professoren Dr. E DUARD S TUDER (Fribourg / Freiburg) und Dr. P AUL Z INSLI (Bern), die Ende des Jahres 1969 beschlossen, dem Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) ein Projekt zu den Orts- und Flurnamen des Oberwallis zu unterbreiten. Während P. Z INSLI als Projektverantwortlicher für das Ortsnamebuch des Kantons Bern (im heutigen Zeitpunkt ist Band 1, 6, 2020 zu den Namen von Se-Di/ Ti des alten Kantonsteils erschienen) ein ausgewiesener Forscher auf diesem Gebiet war, vertrat E. S TUDER eher die ältere Germanistik. Man kann sich aber heute nicht mehr vorstellen, dass E. S TUDER als Katholik und P. Z INSLI als Protestant sich von den geldgebenden Stellen mehr Erfolg versprachen als die umgekehrte Konstellation. Der Mitarbeiter, den die beiden rekrutierten, war Prof. M ARCUS S EEBERGER . Gleichzeitig wurde S EEBERGER , der als Professor am Kollegium Spiritus Sanctus in Brig tätig war, von der Erziehungsdirektion des Kantons Wallis für diese Aufgabe freigestellt. In den Folgejahren nahm S EE- BERGER die Namen des Oberwallis phonetisch auf; seine Notierungen geschahen mit der phonetischen Umschrift, die von Prof. Dr. R UDOLF H OTZENKÖCHERLE (Zürich) für den Sprachatlas der deutschen Schweiz vorgesehen war (siehe dazu H OTZENKÖCHERLE 1962a, 50 ff.). Etwas weniger Glück hatten die beiden Gesuchsteller, als sich S EEBERGER später auch mit den historischen Namenbelegen befassen sollte. Der SNF lehnte das diesbezügliche Gesuch ab, aber S EE- BERGER beschäftigte sich mit den historischen Namen dennoch und legte sie zusammen mit seiner Frau Miranda in einer Zetteldatei nieder; ihre Arbeit wurde dann von R. P FAMMATTER und späteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einer elektronischen Datenbank erfasst (siehe unten). Dem Explorator M. S EEBERGER wurde ein Kuratorium zur Seite gestellt, das zunächst aus Dr. J OSEPH G UNTERN (Erziehungsdirektion des Kantons Wallis) und G ASTON M ICHLIG (Kantonsgeometer) sowie den zwei Professoren S TUDER und Z INSLI bestand; später kamen Prof. Dr. W ALTER H AAS (Universität Freiburg), Prof. Dr. R UDOLF R AMSEYER (Universität Bern), Dr. W ULF M ÜLLER (Université de Neuchâtel), H ANS -R OBERT A MMANN (Staatsarchivar), H ERBERT I MOBERDOR F (Kantonsgeometer), Prof. Dr. I WAR W ERLEN (Präsident) und als Gast Prof. M. S EEBERGER hinzu. Das Kuratorium tagte normalerweise jedes Jahr und begleitete die Arbeit des Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuches. Die beiden Proff. S TUDER und Z INSLI , sowie Dr. J. G UNTERN , Dr. R. R AMSEYER und Prof. M. S EEBERGER sind inzwischen leider verstorben. Etwa 1995 übernahm Prof. Dr. I. W ERLEN , damals Direktor des Instituts für Sprachwissenschaft (ISW) der Universität Bern und Leiter des Universitären Forschungszentrums für Mehrsprachigkeit (UFM) in Brig- Glis und Bern, die Leitung des Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuches. An der Erarbeitung der heutigen Ausgabe übernahmen nach Prof. S EEBERGER die folgenden Personen Aufgaben und Deutungen (alphabetische Reihenfolge, ohne Angabe der Zeiten): V ALENTIN A BGOTTSPON , C LAUDE B EAUGE , W ERNER B ELLWALD , A NNE -L ORE B REGY , M IL- DA C HRISTEN , M ARTIN C LAUSEN , G ABRIELA F UCHS , P HILIPP K ALBERMATTER , D OMINIQUE K NUCHEL , R ENÉ P FAMMATTER , G I- SÈLE P ANNATIER , G ABRIELLE S CHMID und S TEFAN W ÜRTH (Titel sind weggelassen) Zusätzliche Informationen gaben Dr. G ABRIEL I MBODEN und Dr. G REGOR Z ENHÄUSERN . Nach der Emeritierung von Prof. W ERLEN waren es vor allem P HILIPP K ALBERMATTER , R ENÉ P FAMMATTER und Dr. G REGOR Z ENHÄUSERN , die ihre Wissensbestände in den Dienst des Oberwalliser Orts- und Flurnbamenbuches stellten. Das Projekt wurde seit 1995 von der Walliser Delegation der Loterie Romande, dem Kanton Wallis, dem Kanton Bern (insbesondere durch das ISW der Universität Bern), der Gemeinde Brig-Glis, individuellen Geldgebern und ab 2002 durch den SNF bis 2012 unterstützt. 2017 gelang es, einen V EREIN FÜR DAS O BERWALLISER O RTS - UND F LURNAMENBUCH mit dem Präsidenten Prof. Dr. K URT G RÜNWALD zu gründen, der für die Unterstützung der Arbeiten des Vereins auch finanziell zuständig war. Der Verein ist über die Internetsite www.vsnb.ch zugänglich. VI <?page no="7"?> Das Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuch: Präsentation Das Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuch enthält zunächst eine Datenbank, die auf den Aufnahmen von Prof. M ARCUS S EEBERGER beruht. Als Beispiel dafür sei der Beleg Nr. 1308 di Burgschaft (Brig) vorgestellt: Gemeinde: Brig (Heute: Brig-Glis) Kennzahl: 13087 (KNr = 23) Ortsnamen: Burgschaft, di Koordinaten: 642460/ 129550 Höhe ü. M. 688 m. Breite 46° 18' 57,62'' N / Länge 07° 59' 23,59'' E Lemmas: Burgschaft (Oberbegriff ) → burgschaft (Variante) Deutung: die Burgschaft (Altstadt von Brig) Beschreibung: Südlicher Teil von Brig, alter Teil von Brig (<Altstadt>). Lebendige Belege: 1972, Gewährsperson(en): BP di b|urgß.aft Historische Quellen: 1579 vnam petiam pomerij sitam in bùrgo Brÿge (GA Naters, B 15 - 6, S. 33bis, Brig) 1583 vnam possessionem tam prati quam agri sitam superius búrgúm Brÿga' l. d. an den Bielen (A Arnold Perren, Brig, Nr. 18 Perg., Brig) 1649 zu ᵕ oder in der Bu ᵕ rgschafft Brÿg (GA + PA Gondo, Nr. X Perg., Brig) Die Karte trägt die folgenden Zeilen: Gemeinde: Brig (Heute: Brig-Glis): Die Angabe enthält den Gemeindenamen (Brig) von 1972 und die heutige Zuordnung der Gemeinde zu Brig-Glis. Kennzahl: 13087 (KNr = 23): Die Kennzahl bezieht sich auf die fortlaufende Nummerierung der Namen. Sie verbindet die phonetische Notation, die historischen Belege und die Kommentare dazu. Die Kartennummer gibt die Nummer der Aufnahme durch M. S. in der Gemeinde. Ortsnamen: Burgschaft, di: Der Ortsname wird hier in Transkription nach E. D IETH , Schwyzertütschi Dialäktschrift (Aarau, Sauerländer 2 1986) mit dem definiten Artikel nach einem Komma angegeben. Fehlen lebende Belege, werden die historischen Namen angegeben. Koordinaten: die Koordinaten werden entsprechend der Landeskarte 1: 25 ’ 000 angeführt. Die Höhe entspricht dieser Angabe (wobei di Burgschaft sich von unten nach oben hinzieht und deswegen unterschiedliche Werte annehmen kann; das gilt generell von Flüssen und Bächen). Breite und Länge sind auf Grund der Koordinaten angegeben. Spätere und andere Karten sind unter zusätzliche Daten erwähnt. Lemmas: die Lemmata (griechischer Plural von Lemma; Lemmas ist der dt. Plural) geben einerseits das Hauptlemma (hier: Burgschaft) und Varianten davon (hier: burgschaft) an. Die Kennzeichnung als „ Oberbegriff “ und „ Variante “ entspricht der Redeweise der Mitarbeitenden. Eigentlich müssten hier auch das HL Burg und die Ableitung schaft erwähnt werden; das geschieht üblicherweise nicht, wenn die wenigen Belege keine Differenzierung kennen. Zusätzliche Daten: im Beispiel fehlen sie. Normalerweise sind hier die zusätzlichen Kartenbelege (LT, EK und SK) und allfälligerweise von der Flurnamenkommission (FLNK) erhobene Belege enthalten. Zu den Abkürzungen siehe das Verzeichnis der Abkürzungen (unten). Deutung: die Burgschaft (Altstadt von Brig). Die Deutung wurde im Wesentlichen von I. W ERLEN erarbeitet; zu ihrer näheren Bestimmung vgl. die Bände über die Hauptlemmata des Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuches. Beschreibung: die Beschreibung stammt aus dem Eintrag von M. S. und seinen Gewährspersonen. Lebendige Belege: dieser Kommentar enthält die lebenden Belege der Gewährspersonen; sie sind hier mit den Initialen der Gewährsperson(en) gekenneichnet. Aus Datenschutzgründen werden diese Personen nicht aufgeschlüsselt. Die Angaben sind aber nicht-öffentlich vorhanden. Dann folgt die phonetische Umschrift: di Burgschaft. Sie wird hier in einer vereinfachten Umschrift wiedergegeben. M. S. hat normalerweise die phonetische Umschrift des SDS gewählt; für die vereinfachte Umschrift wird die Schreibweise von E. D IETH ( 2 1986) verwendet. Historische Quellen: Die historischen Quellen werden mit einer Jahreszahl, dem Quellentext und der historischen Quelle in runder Klammer gekennzeichnet. Die Quellenangaben entsprechen der Schreibung, die M. S. angewandt hat. In einigen Fällen entspricht die Quelle nicht der Deutung. Hier ist es insbesondere die Quelle von 1579: vnam petiam pomerij sitam in bùrgo Brÿge ‚ ein Stück eines Apfelgartens in der Gemeinde Brig ’ (GA Naters, B 15 - 6, S. 33bis, Brig). Diese Deutung ist zweifellos enger als die gegebene Deutung. Häufig sind hier nur die ältesten Nennungen eines Orts- oder Flurnamens erfasst; nach 1500 werden bei häufigen Nennungen nur die klarsten Fälle wiedergegeben. Die Nennung der VII <?page no="8"?> Archive entspricht der Wegleitung von P H . K ALBERMATTER (siehe unten). Die Datenbank enthält alle lebenden und historischen Orts- und Flurnamen des Oberwallis. Nicht alle davon können gedeutet oder zugewiesen werden. Einige davon sind mehrdeutig oder nicht erklärbar. Wenn Familiennamen (FaN) oder Personennamen (PN) vermutet werden, wird das angegeben; sofern Quellen vorhanden sind, werden diese zitiert, insbesondere die Wappenbücher des Kantons Wallis als AWWB und NWWB. Die Färbung (ungefärbt, rot, türkis und violett) der Deutung der Hauptlemmata entspricht einerseits der vermuteten Herkunft eines Hauptlemmas oder einer Deutung als FaN oder PN. FaN oder PN werden normalerweise nicht weiter gedeutet (sonst wäre ein Familiennamenbuch entstanden, was nicht in der Absicht eines Orts- und Flurnamenbuches liegen kann). Dennoch sind solche Flurnamen häufig, da in ihnen Besitzer- oder Nutzernamen enthalten sind. Die Hauptlemmata des VSNB sind farblich hervorgehoben, wenn sie Familiennamen (FaN), Personennamen (PN) (beide dunkelblau), französische oder frankoprovenzalische, auch romanische Flurnamen (rot) oder italienische, piemontesische oder lombardische Flurnamen (grün) kennzeichnen. Deutsche Flurnamen sind normalerweise nicht gekennzeichent; das Gleiche gilt für Flurnamen, die nicht zugewiesen werden oder mehrere Herkünfte aufweisen können. VIII Das Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuch: Präsentation <?page no="9"?> Grammatische und lautliche Besonderheiten des Walliserdeutschen Die deutschen Dialekte des Oberwallis unterscheiden sich in einer Reihe von Eigenschaften von den Dialekten des Schweizer Mittellandes. Sie sind aber auch unter einander verschieden. R ÜBEL (1950) hat diese interne Variation ausführlich beschrieben; die Karten des (SDS) verdeutlichten seither seine Feststellungen 1 . G RICHTING (1998, 10) hat die dialektale Gliederung schematisch in seinem Wörterbuch dargestellt. In der Deutschschweizer Dialektologie ist es üblich, die mittelhochdeutschen (mhd.) oder althochdeutschen (ahd.) Lautverhältnisse als Referenzgrössen anzugeben. Wir folgen hier dieser Gewohnheit, ohne damit irgendeine Hypothese über die Laute des Walliserdeutschen zu ahd. und mhd. Zeit aufzustellen. 1 Der SDS hat an 34 Orten des Oberwallis Aufnahmen durchgeführt. Das Namenbuch umfasst dagegen alle Gemeinden. Orte, die vom SDS nicht erfasst wurden, können unter Umständen dialektale Besonderheiten aufweisen. Ein Beispiel dafür ist Bellwald. Nach C AMILL S CHMID (1969, XVII) wurde hier von der älteren Bevölkerung anlautendes [ch-] (entsprechend germ. k) als [ š ] realisiert. Wieweit diese Besonderheit verbreitet war, ist unklar. Die entsprechende Karte SDS II 94 ‘ Kind ’ zeigt für das ganze Goms ein präpalatales [ç] ( χ in der SDS-Umschrift), das teilweise leicht jotiert ist. Das Bellwalder [ š ] scheint eine Weiterentwicklung dieser Präpalatalisierung. IX <?page no="10"?> Die räumliche Gliederung des Walliserdeutschen Die räumliche Gliederung des Walliserdeutschen lässt sich von Osten nach Westen dem Verlauf des Haupttals folgend beschreiben; die grösseren Seitentäler wie das Lötschental und die Vispertäler unterscheiden sich in einigen Zügen vom Haupttal. Im Westen ist es der westlichste Teil des Bezirkes Leuk, der sich noch einmal von den andern regionalen Räumen unterscheidet. Dennoch gibt es zwischen den einzelnen Orten keine festen Dialektgrenzen; es sind vielmehr einzelne Unterschiede im Wortschatz, in der Formenbildung und der Lautung, die zur räumlichen Strukturierung beitragen. An gewissen Grenzlinien bündeln sich manchmal mehrere solcher Erscheinungen; je mehr solcher Grenzlinien sich dort bündeln, desto eher geht man von einer Dialektgrenze aus 2 . Für unseren Namenschatz sind solche Unterschiede in dreierlei Hinsicht wichtig: lautlich gesehen kann der „ gleiche “ Name in unterschiedlicher Form auftreten (z. B. Hüs, Hüüs, Huis für ‚ Haus ‘ ), er kann von der Formenbildung her unterschiedlich sein (z. B. Läärch (m.), Läärcha (f.)), oder er kann einen andern Worttyp aufweisen; so hat etwa R ÜBEL (1950, 54) die unterschiedlichen Benennungen der Alpenrose (L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 706 s. v. R HODODENDRON FERRUGINEUM ) als Gippi, Jippi, Hienerlöüp, Hienerleibe, Gleiberstude, Troosle usw. dargestellt. Im Fall bloss lautlicher Unterschiede setzen wir kein neues Lemma an, sondern geben die lautlich unterschiedlichen Formen in der Reihenfolge von Osten nach Westen an. Bei den Formenbildungen setzen wir unterschiedliche Lemmata an, auch wenn es keine erkennbaren sonstigen Unterschiede gibt (z. B. die Frage, ob sich Egg (ntr.) und Egga / Eggu (fem.) sachlich unterscheiden oder nicht). Bei den Namenstypen schliesslich sind klarerweise mehrere Lemmata anzusetzen; auf ihre regionale Verteilung kann im Text hingewiesen werden. Eine ausgeprägte Grenze liegt zwischen Brig-Glis und Visp (vermutlich folgt die Grenze der Bezirksgrenze, auf Grund des SDS lässt sich das jedoch nicht sicher sagen). Der Baumname der Lärche (SDS I 31) erscheint im Osten als Typ Läärch, im Westen als Leerch. Er verhält sich dabei wie die Wörter mit umgelautetem langem â (SDS 1, 73 ‚ strääle ‘ , SDS 1, 74 ‚ Käse ‘ ). Im Westen ist dabei eine leichte Diphthongierung möglich (Typ Che ə s in Visp, Agarn und Feschel). Etwas weniger grossräumig ist die Gliederung im Bereich der Nebentonvokale. In den walliserdeutschen Dialekten sind solche Nebentonvokale nicht überall zum sogenannten Schwa ([ ə ]) reduziert. Geographisch am klarsten ist hier die Verteilung bei Feminina auf ahd. -a, wo die drei Hauptformen Tann ə , Tanna und Tannu von Osten nach Westen vertreten sind (SDS 3, 186). Kleinere Dialektregionen sind das Lötschental und das Simplongebiet: beide haben einen Diphthong / ui/ in Wörtern mit mhd. û (Muis ‚ Maus ‘ , SDS 1, 106), beide palatalisieren mhd. uo nicht und haben den Typ Bruodär ‚ Bruder ‘ ; im Lötschental wird auslautendes -n nicht getilgt (SDS 2, 140 ‚ morn (morgen) ‘ , SDS 2, 155 ‚ Mann ‘ , 2, 156 ‚ Sinn ‘ ). Das Zwischbergental, das zum Simplongebiet zählt, weist italienische und piemontesisch-lombardische Flurnamen auf; in den Bergen sind es auch die Gipfel vom Monte Rosa bis zu den Grenzgipfeln zum Tessin, die italienische Bezeichnungen haben. Schliesslich weist auch der westliche Teil des Bezirks Leuk Besonderheiten auf: hier sind es die Realisierungen des germanischen ë und des Sekundärumlauts-ä als [e] (SDS 1, 19 - 24). In der jüngeren Zeit wird hier vermehrt [ä] verwendet; hinzu kommt, dass im westlichen Teil des Bezirkes Leuk ältere und teilweise jüngere Orts- und Flurnamen auf das Frankoprovenzalische zurückgehen, das hier bis ins 17. Jahrhundert gesprochen wurde, teilweise neben dem Deutschen. Im Folgenden werden sowohl Regeln, die das Walliserdeutsche in einigen wesentlichen Hinsichten von den Dialekten des Schweizer Mittellandes unterscheiden, als auch interne Unterschiede angegeben. Andere sog. höchstalemannische Dialekte können die gleichen Laute wie das Walliserdeutsche aufweisen. Für Details verweisen wir auf die einschlägigen Karten des SDS. 2 In der Literatur wird von Isoglossen und Isoglossenbündeln gesprochen; die Benennung erinnert an die aus Wetterkarten bekannten Isobaren, also Verlaufslinien von gleichen Luftdruckverhältnissen. Gemeint sind Grenzlinien, die Orte mit gleichen Eigenschaften von Orten mit davon abweichenden Eigenschaften trennen; je mehr solcher Grenzlinien gleich verlaufen, desto stärker ist die jeweilige Dialektgrenze. X <?page no="11"?> 1. Haupttonvokalismus 1.1 Entrundung: [y, ʏ ] > [i, ɪ ]; Beispiel Rüti > Riti. Der Prozess heisst Entrundung, weil das in den Mittellanddialekten mit Lippenrundung gesprochene [y, ʏ ] ohne solche ausgesprochen wird. Weitere Beispiele sind: Hütte > Hitta, Hüüser > Hiischer usw. Zu beachten ist, dass jene walliserdeutschen [y: ], die beim Prozess der Palatalisierung entstehen, nicht entrundet werden! (Beispiel: Hüüs ‚ Haus ‘ (bdt. Huus) wird nicht zu *Hiis). 1.2 Entrundung: [ø, œ ] > [e, ɛ ]; Beispiel Löcher > Lecher. Auch hier werden die mit Lippenrundung versehenen Laute ohne Lippenrundung gesprochen. Weitere Beispiele sind schöön > schee(n), Hööchi < Heeji. 1.3 Entrundung: [ ʏ ø] > [ ɪɛ ]; Beispiel Güöter > Gieter. Auch der Diphthong üö wird entrundet. Dabei ist der zweite Teil des entstehenden ie in verschiedenen Formen ([e, ə , ɛ , o, æ] vorhanden (siehe / ie/ generell). Die aus der Palatalisierung entstandenen üö werden nicht entrundet: Güöt ‚ Gut ‘ (bdt. Guet) wird nicht zu *Giet. 1.4 Entrundung: [øy] > [e ɪ ]. Beispiel Öüa > Eia. Auch der Diphthong öü wird entrundet zu ei. Das betrifft auch jene Diphthonge, denen noch ein [v] folgt (geschrieben als w); dabei wird in einigen Gebieten -eiwzu -eww- und in einigen Orten des Bezirks Leuk entsteht ein [b]. Höü ‚ Heu ‘ wird dann zu Heww, Heyw oder Heyb. Nicht entrundet werden die palatalisierten öü, die an den meisten Orten im Wallis an Stelle von ou entstehen: Böüm ‚ Baum ‘ (bdt. Boum) wird nicht zu *Beim. 1.5 Palatalisierung: [u ː ] > [y ː , y, u ɪ ]. Beispiel: Huus > Hüüs, Hüs, Huis. Bei der Palatalisierung wird die höchste Zungenfläche in die Richtung des Palatums (harter Gaumen) verschoben, sodass ein mehr oder weniger deutlicher ü-Laut entsteht. Im Nikolaital und in den untersten Gemeinden des Bezirkes Leuk ist die Palatalisierung nur schwach ausgeprägt. Im Lötschental und auf dem Simplon wird der Monophthong diphthongiert zu ui. Der Palatalisierung unterliegen nur altlange Vokale, die im Hochdeutschen normalerweise ein au enthalten. Beispiel: Muure ‚ Mauer ‘ wird zu Müüra, Muira usw. Wenn dem Diphthong ein w folgt, ist die Palatalisierung stärker gehemmt. Das Goms und Östlich Raron weisen dann -üwwauf; das hintere Saastal und der grösste Teil des Bezirks Leuk haben nur -üü-; die Bezirke Brig und Visp haben -uww-, die sog. Rarner Schattenberge haben -uu- und das Lötschental -uiw-. In den Wörtern ‚ Sau ‘ und ‚ Bau ‘ ist die Palatalisierung teilweise vollständig gehemmt. 1.6 Palatalisierung: [ ʊ o] > [ ʏ ø]. Beispiel Guot > Güöt. Der Prozess ist der Gleiche wie unter 1.5; er betrifft hier aber einen Diphthong. Auch hier ist die Realisierung regional verschieden. An einigen Orten - etwa im Goms, im Simplongebiet, im vorderen Nikolaital - werden auch ue und uo verwendet. Das Lötschental hat uä. Weitere Beispiele: Gruebe wird zu Grüöba, Uewand zu Üöwand. 1.7 Palatalisierung: [o ʊ ] < [ø ʏ ]. Beispiel: Boum < Böüm. Der Prozess besteht in der gleichen Vorwärtsverschiebung der Zunge wie in 1.5 und 1.6. Auch hier gibt es aber regionale Varianten. Die ersten unterscheiden öü und öi, wobei diese Differenz nicht immer leicht wahrnehmbar ist. Ausnahmen von diesen zwei Varianten sind: ou in Törbel und Niedergesteln (nach R ÜBEL 1950, 3), oi im Lötschental und im östlichen Teil des Bezirks Leuk. Nordöstlich von Brig kann der Diphthong vor Verschlussfortis und m zu ö gekürzt werden. Auch dieser Diphthong kann mit w verbunden werden. Wie R ÜBEL (1950, 4) zeigt, ist die Realisierung auch von der Stellung im Wort abhängig. Ein Wort wie ‚ Stroh ‘ (strouw) erscheint mit -ow, -ou, -öw, -öu(w), -öi, -öiw, -oi. Beispiel mit inlautendem -w-: Louene ( ‚ Lauenen ‘ ) wird zu Lowwina, Löwwina, Löüwina, Loiwina, Loibina usw. 1.8 Realisierung von / e/ und / ä/ Historische Vorbemerkung: in der Entwicklung des Deutschen aus dem Germanischen sind verschiedene / e/ -artige Laute zu unterscheiden, die sich in den schweizerdeutschen Dialekten unterschiedlich entwickelt haben. Das Mittelhochdeutsche, das wir hier am sinnvollsten als Referenzgrösse annehmen können, kennt fünf verschiedene Laute in diesem Bereich: • das sog. germanische ë - ein kurzes, offenes [ ɛ ] (Bsp. mhd. bërc ‚ Berg ‘ ) • das sog. Primärumlauts-e - ein kurzes, geschlossenes [e] (Bsp. geste ‚ Gäste ‘ ) • das sog. Sekundärumlauts-ä - ein kurzes, überoffenes [æ] (Bsp. mägede ‚ Mädchen ‘ ) 1. Haupttonvokalismus XI <?page no="12"?> • das lange -ê - ein langes, geschlossenes [e: ] (Bsp. snê ‚ Schnee ‘ ) • das lange Sekundärumlauts-æ - ein langes, überoffenes [æ] (Bsp. mære ‚ Stute ‘ ) ‚ lang ‘ und ‚ kurz ‘ beziehen sich auf das mhd. Lautsystem; im heutigen Dialekt können die Längenwerte sich geändert haben. e wird im Nebenton auch zur Bezeichnung des Schwa [ ə ] verwendet; hier hat das Walliserdeutsche teilweise andere Nebentonvokale. Das Primärumlauts-e wird normalerweise als geschlossenes bis neutrales [e] realisiert. Das lange ê wird normalerweise als geschlossenes bis neutrales langes [e: ] realisiert. Das kurze Sekundärumlauts-ä erscheint normalerweise als überoffenes [æ] (e mit zwei untergesetzten Häkchen in der SDS-Transkription). Regionale Variation gibt es vor allem bei der Realisierung des germ. ë und des langen Sekundärumlauts æ. Das germanische ë wird bis auf den westlichsten Teil als überoffenes [æ] realisiert; in Zermatt und im westlichen Teil des Bezirks Leuk als offenes [ ɛ ]. Bsp. [rækxholt ə r] vs. [r ɛ kxholt ə r] ‚ Reckholder ‘ . Das lange Sekundärumlauts-æ gehört zu einer der ausgeprägtesten Dialektgrenzen im Wallis, die den östlichen Teil (Goms, Östlich-Raron, Brig mit Ausnahme des Simplon) vom westlichen Teil trennt. Der östliche Teil hat ein überoffens [æ], der westliche Teil ein offenes bis geschlossenes [ ɛ , e], wobei die Tendenz gilt: je weiter westlich, desto geschlossener. Bsp. Tääla vs. Teelu ‚ Dähle ‘ , Läärch vs. Leerch ‚ Lärche ‘ . Wichtig ist weiter, dass sich vor einem folgenden Nasalkonsonanten die e-Qualität verändern kann. So ist das Primärumlauts-e von ‚ eng ‘ (SDS 1, 35) in einigen Orten (wie Brig, Visp, Eischoll, Niedergesteln, Turtmann, Feschel und Agarn) als [æ] realisiert. Umgekehrt wird das normalerweise offene Sekundärumlauts-ä in einem Wort wie ‚ Wäntele ‘ (SDS 1, 36) an vielen Orten geschlossen ausgesprochen (Details siehe SDS) und das Primärumlauts-e vor nn in ‚ brennen ‘ (SDS 1, 37) erscheint in einem grösseren Gebiet als [æ]. Bei Namen wie dem Plural von Wang wirkt sich das aus: die meisten Gemeinden haben Weng, vereinzelte wie Raron, Ausserberg, St. Niklaus und Stalden dagegen Wäng. 1.9 Qualität der Vokale bei Ersatzdehnung vor Reibelaut (sog. Staubsches Gesetz). Das Walliserdeutsche kennt - wie die meisten schweizerdeutschen Dialekte - die Ersatzdehnung bei der Tilgung eines Nasalkonsonanten vor einem Reibelaut. Der Prozess wird nach dem Begründer des Schweizerdeutschen Wörterbuchs, Friedrich Staub, „ Staubsches Gesetz “ genannt. Nicht immer ist die „ Ersatzdehnung “ bloss eine Dehnung des bestehenden Vokals; bei mittleren und tiefen Vokalen entstehen im Wallis auch Diphthonge. In einigen Walliser Dialekten wird das Staubsche Gesetz eher zurückhaltend angewandt. Kommt hinzu, dass der Prozess heute immer weniger angewendet wird. Beispiele für den Prozess (aus dem Namenbereich): Namenstyp Formen Ranft Raaf(t), Räift Hanf Häif, Hampf finster fiischter, finschter Runse Rüüs, Ruis, Runs Anken Aiche, Oiche, Äiche Winkel Wiichel Die regionale Verteilung ist nicht einfach und je nach Wort verschieden. Das Goms tendiert dazu, den Nasalkonsonanten beizubehalten (fimf ‚ fünf ‘ , finschter ‚ finster ‘ usw.), hat allerdings bei / anF/ auch / ai, oi/ oder / äi, ei/ . Die westlicheren Mundarten haben dagegen selten einen erhaltenen Nasalkonsonanten, unterscheiden sich aber darin, ob sie eher offene oder geschlossene, vordere oder hintere Diphthonge haben. Für Details siehe R ÜBEL (1950, 6) und SDS (2, 126 - 132 und 2, 97 - 104 für -nk-, wo ausnahmslos alle Oberwalliser Gemeinden die n-Tilgung durchgeführt haben). Generell kann man davon ausgehen, dass ein Langvokal oder Diphthong vor einem Reibelaut ein möglicher Kandidat für das Staubsche Gesetz ist. Wenn der Nasalkonsonant erhalten bleibt, kann häufig ein Sprosskonsonant (siehe dort) entstehen (Typ: Hampf für ‚ Hanf ‘ ). 1.10 Änderungen der Quantität von Vokalen: Dehnungen und Kürzungen In den meisten Walliser Dialekten ist der Unterschied zwischen langen und kurzen Vokalen im Prinzip zwar bedeutungsunterscheidend, doch gibt es einige Kürzungs- und Dehnungsprozesse seit den früheren Sprachstufen Alt- und Mittelhochdeutsch, die den Unterschied verdunkeln. Nicht alle diese Prozesse sind in allen betroffenen Wörtern durchgeführt, so dass hier ein grosser Variationsbereich entsteht; die einzelnen Ortsmundarten unterscheiden sich hier ebenfalls. Schliesslich kommt hinzu, dass die Ortsnamen häufig in einem langsameren Sprechtempo quasi diktiert werden, sodass Dehnungen auftreten können, die sich in spontaner Sprechsprache nicht mehr finden. Wir behandeln zunächst die Dehnun- XII Die räumliche Gliederung des Walliserdeutschen <?page no="13"?> gen, dann die Kürzungen. Ausgangspunkt sind die Verhältnisse im Mhd. Die Dehnungs- und Kürzungsverhältnisse können auch durch den Folgekonsonantismus bedingt sein oder diesen ihrerseits beeinflussen (nicht immer ist klar, was die Ursache und was die Folge ist). 1.10.1 Dehnung alter Kurzvokale in offener Silbe Dieser Typ von Dehnung betrifft normalerweise zweisilbige Wörter wie Graben, Gabel oder Wasen, deren Vokal mhd. kurz war (vgl. SDS 2, 1 - 44). Die meisten Walliser Dialekte behalten diese Kürze bei. Hauptsächliche Ausnahme sind die Dörfer im Nikolaital (St. Niklaus, Randa, Täsch und vor allem Zermatt). In einzelnen Wörtern kommen weitere Orte hinzu, am meisten im Worttyp fahren (SDS 2, 22), der in allen Bezirken unterhalb von Brig gedehnten Vokal hat. In unserem Namenmaterial hinterliess diese Dehnung interessanterweise kaum Spuren; es könnte sich um ein Transkriptionsartefakt handeln. 1.10.2 Dehnung alter Kurzvokale in einsilbigen Wörtern vor Verschluss- oder Reibeleniskonsonant SDS (2, 45 - 50) gibt die Verteilung in Wörtern wie Glas, Grab und Schmied. Die meisten Walliser Orte weisen die alte Kürze auf; nur im Lötschental und vereinzelt im Mattertal werden Längen notiert. Auch hier finden sich keine Spuren der Dehnung in den Namen. 1.10.3 Dehnung alter Kurzvokale vor altem Reibefortiskonsonant SDS (2, 51 - 56) gibt die geographische Verteilung der Kurz- und Langformen an Hand von Wörtern wie Blech, Stich, Tisch und anderen. Auch hier sind es nur das Lötschental und vereinzelte Gemeinden im Mattertal, die Dehnungen aufweisen; die restlichen Dialekte bleiben bei den Kurzvokalen. Hierzu gehört auch etwa das in Flurnamen häufige Joch, das laut SDS (2, 56) in den genannten Orten teilweise gelängt vorkommt. In unserem Namenbestand haben wir kein Beispiel dafür finden können. Das kann mit zwei Faktoren zusammenhängen: zum einen wird Joch nur in Zusammensetzungen gebraucht und zum andern hat hier das Hochdeutsche die Kürze bewahrt. 1.10.4 Dehnung alter Kurzvokale vor r+Konsonant und l+Konsonant Diese Art der Dehnung ist im Walliserdeutschen sehr stark ausgeprägt. SDS (2, 57 - 66 und 137 - 143, sowie 202) geben die Verhältnisse für die Wörter Garbe, schwarz, Ärmel, Kerze, Erbse, färben, gestorben, Morgen, Stirne, Salz, Garn, gern, Horn, morn und weitere an. Die Dehnung ist vom Vokal abhängig: hohe Vokale werden kaum gedehnt, tiefe fast durchwegs. So dehnen alle Walliser Dialekte in den Wörtern Garbe und schwarz, nur sehr wenige dagegen bei Ärmel und Kerze, noch weniger bei Stirne, jedoch wieder alle bei Horn und morn. Diese letzteren Fälle unterliegen einem zweiten komplexen Prozess: auslautendes -n und im Fall von Darm oder Arm auch -m wird durch einen eingesetzten unbetonten Vokal (Epenthese) vom vorausgehenden Konsonanten getrennt und danach fast immer getilgt; -m bleibt manchmal erhalten. So ergibt sich die häufig auftretende Form Hooru (oder ähnlich), deren (seltener) Plural Heerner heisst. Oder die ungedehnte Form Ture ‚ Turm ‘ mit dem Plural Turna, was auf ein altes -n verweist (mhd. lautet das Wort turn). Diese Dehnung kann zu Fehldeutungen führen, etwa beim Lemma Arm, das als Aaru erscheinen kann, das zugleich das Wort für Adler ist. 1.10.5 Dehnung vor altem rr SDS (2, 67 - 70) zeigt diese Dehnung an Hand von Wörtern wie Pfarrer, dörren, Geschirr und dürr. Auch diese Dehnung ist im Wallis nur äusserst vereinzelt zu finden, vor allem im Nikolaital, aber auch hier kaum ausgeprägt. Wir finden entsprechend keine Spuren in den Ortsnamen. Die Länge im Namenstyp Herr (gesprochen Heer) für den Pfarrer, resp. ihm oder der Kirche gehörendes Gut, entspricht der Herkunft aus dem Komparativ zu hehr ‚ hoch ‘ , fällt also nicht unter diese Dehnungsregel. 1.10.6 Kürzung von altem Langvokal vor Verschlussfortis SDS (2, 77 - 78) zeigt die Verteilung am Beispiel von reiten und Vergleichsmaterial. Das Wallis weist lange und kurze Vokale auf. Die Verteilung ist nicht ganz klar: sicher haben die oberen Bezirke mit Einschluss des Ortes Visp Kürze, dazu auch das hintere Nikolaital und der Nordwesten des Bezirkes Leuk. Die andern Orte haben Länge oder Halblänge. Das Vergleichsmaterial macht deutlich, dass viele Orte variable Werte aufweisen, doch der obere Teil hat praktisch durchgehend Kürze. So variiert die Aussprache des Ortsnamens Brig: in Brig selbst und im oberen Teil ist der Vokal kurz und geschlossen, im unteren Oberwallis dagegen lang und geschlossen. Ein häufiger Ortsname ist Chriz ‚ Kreuz ‘ , das meist gekürzt erscheint, aber auch mit Halblänge oder Länge notiert wird. 1.10.7 Vokalkürzung in Zusammensetzungen Dieser Prozess, auch als „ Brandstettersches Gesetz “ (nach dem Dialektologien und Linguisten R ENWARD 1. Haupttonvokalismus XIII <?page no="14"?> B RANDSTETTER ) bekannt, besagt, dass ein eigentlich langer Vokal oder Diphthong in Zusammensetzungen gekürzt wird. SDS (2, 79 - 80) zeigt das am Beispiel Schuhmacher, wo der ursprüngliche Diphthong von Schuezu Schugekürzt wird. Für das Wallis gibt es auf der betreffenden Karte keinen einzigen Beleg, hingegen zeigt die Karte (2, 80) bei Grossvater und Grossmutter einige Kürzungsbelege auch aus dem Wallis. E LISA W IPF führt in ihrer Arbeit über die Mundart von Visperterminen einige Beispiele für solche Kürzungen auf (§ 67, 44), sagt aber dazu, dass gedehnte Vokale in solchen Fällen viel häufiger seien. In einigen Namen könnte dieser Prozess einen Einfluss haben, allerdings sind dabei andere Kürzungsprozesse (z. B. bei öüw -> öw usw.) zu berücksichtigen. 1.10.8 Kürzung von altem Langvokal vor m(m) SDS (2, 83 - 84) zeigt am Beispiel der Wörter schäumen und Pflaumen, dass manche Dialekte hier ein ursprüngliches altes langes û kürzen. Im Wallis sind es die Gemeinden von Östlich-Raron und dem unteren Goms, die eine solche Kürzung, verbunden mit der Längung von m aufweisen. Soweit erkennbar ist aber kein belegter Name davon betroffen. 1.10.9 Kürzung vor Reibefortis im Wort Haus Diese Kürzung, die vor allem von Brig aufwärts verwendet wird, scheint auf das Wort Haus beschränkt zu sein, das als Hüss ausgesprochen wird (vgl. SDS 1, 106 Textteil). Schon Wörter wie Maus oder Laus unterliegen der Kürzung nicht. 2. Nichthaupttoniger Vokalismus *Vorbemerkung: neben dem Haupttonvokalismus werden meistens nebenbetonte und unbetonte (resp. schwachbetonte) Silben unterschieden. Wir fassen diese beiden Kategorien zum nichthaupttonigen Vokalismus zusammen. Während die meisten Mittellanddialekte dazu neigen, neben- und schwachtonige Silben mit Schwa [ ə ] zu versehen, ist in den Walliserdialekten häufig ein reduzierter Vollvokal zu hören, der regionale Verschiedenheit aufweist. Die wichtigsten Fälle sind: 2.1 Der Vokalismus bei Maskulina auf -il / -ol (Typ: Hubel) Nach R ÜBEL (1950,7) haben das Goms, Östlich-Raron und Brig in solchen Wörtern ein Schwa (Typ hub ə l) oder ein synkopiertes -l- (Typ hubl), oder - im l-vokalisierenden Gebiet (dem unteren Goms) - einen -u- (Typ hubu). In den Bezirken Visp und Westlich-Raron (mit Ausnahme Lötschental) steht je nach Vokal der Hauptsilbe -ol oder -ul (bei a, o, u der Hauptsilbe) oder -il (bei i, e der Hauptsilbe). Diese Art von „ Vokalharmonie “ ist allerdings nur noch beschränkt wirksam. In den weiter westlichen Gebieten steht durchgehend -il, das aber auch als -äl (Lötschental) oder mit Schwa erscheinen kann (siehe auch SDS 3, 166 ‚ Löffel ‘ und SDS 3, 167 ‚ Nagel / Nägel ‘ ). 2.2 Der Vokalismus des Nominativ Plurals der maskulinen a-Stämme: (Typ: Hubla) Das Walliserdeutsche kennt maskuline a-Stämme, die im Plural im grössten Teil des Gebietes tatsächlich ein / a/ im Nominativ Plural haben. Nur das oberste Goms hat hier ein Schwa, alle andern Orte weisen / -a/ auf. Bei den Stämmen auf -il / -ol gibt es prinzipiell zwei Modelle: Singular und Plural haben die gleiche Endung, eventuell mit Umlaut im Plural. Dieses Modell ist im obersten Goms, im Lötschental, im Bezirk Leuk und dazwischen an vereinzelten Orten vorhanden, scheint dabei eher in den grösseren Talgemeinden angetroffen zu werden. Das andere Modell hat einen Plural auf -la, teilweise palatalisiert zu -ja (im Obergoms hat dieses Modell ə l im Singular und -je im Plural). Die SDS-Karten (3, 166 und 167) zeigen hohe Variation in diesem Bereich. 2.3 Der Vokalismus der schwachen Maskulina und der ursprünglich starken Neutra auf -rn (Typen: Bode, Hoore). Im Singular haben hier nach R ÜBEL Goms und Östlich- Raron ein Schwa (mit vereinzelten Ausnahmen). Visp (mit Ausnahme Saastal) und Raron haben eher ein / -o/ . Das Saastal und der Bezirk Leuk haben ein / -u/ , wobei die Qualität zwischen geschlossen und offen schwankt. Das Lötschental setzt ein silbisches / n/ , das auch an einen vorausgehenden Konsonanten assimiliert werden kann. Der SDS (3, 177 ‚ Horn ‘ ) kategorisiert etwas weniger fein; er hat im Goms ein Modell mit Hoor ə im Sg. und Pl. und für die übrigen Bezirke Hooru im Sg. und Pl.; Ausnahmen davon ist ein Modell Hooru (Sg.) vs. Hoore (Pl.) im hinteren Mattertal und Hoorn (Sg. und Pl.) im Lötschental. Im Plural kann auch Umlaut auftreten, dann hat das Goms die gleiche Form mit Umlaut, Östlich-Raron hat ein überoffenes / ä/ , und die meisten andern Ortschaften haben ein / e/ . Das Lötschental hat auch hier silbisches / n/ . Die Verhältnisse sind im Einzelnen nicht leicht zu resümieren, vgl. die Übersicht bei SDS (3, 173) für verschiedene Walliser Gemeinden. XIV Die räumliche Gliederung des Walliserdeutschen <?page no="15"?> Beispiel für das Wort Chrome ‚ Pferch ‘ : Singular Plural Verteilung chrom ə chrem ə Goms und Mörel, Zwischbergen chromo chreme Bezirk Brig, Visperterminen, Nikolaital (ohne Zermatt), Westlich-Raron (ohne Lötschental) chromu chreme Bezirk Leuk chromn chremn Lötschental 2.4 Nominativendung der schwachen Femina (Typ Alpe) Im Singular enden diese Feminina im obersten Goms auf Schwa, anschliessend vom unteren Goms bis nach Raron auf / -a/ (mit verschiedenen Reduktionsstufen), unterhalb der Gemeinde Raron auf / -u/ (mit verschiedenen Reduktionsstufen). Im Plural enden diese Feminina im oberen Goms auf Schwa (mit etwas stärkerer Verbreitung als im Singular), in Östlich-Raron, Lötschental und Teilen von Westlich- Raron auf / -ä/ , sonst auf / -e/ (offen). Die wichtigsten drei Grosstypen sind: Singular Plural Verteilung alp ə alp ə Oberes Goms alpa alpe Teile von Bezirk Brig und Bezirk Visp alpu alpe Bezirk Westlich-Raron und teilweise Leuk alpu alpä mehrheitlich Bezirk Leuk und sonst vereinzelt. Der SDS zeigt die lokale Variation auf den Karten 3, 182 - 186. 2.5 Deletion des Vokals beim Präfix gi- und bei der Artikelform di vor folgendem Verschlusslaut. In den den Bezirken Goms und Östlich-Raron wird der Vokal des Präfixes der Partizip Perfekt Bildung (gi-) getilgt; der verbleibende Konsonant / g/ wird an den folgenden Verschlusslaut assimiliert (vgl. SDS 3, 3 und 4); in den unteren Bezirken dagegen bleibt gierhalten. Es heisst hier also giderrt ‚ gedörrt ‘ , oberhalb dagegen terrt ‚ gedörrt ‘ ; bei der Assimilation entsteht normalerweise eine Fortis. Ähnlich verhalten sich die Artikelformen di: im oberen Teil haben wir Poscht ‚ die Post ‘ , im unteren di Poscht ‚ die Post ‘ (vgl. SDS 3, 132 und 133). Allerdings sind beide Regeln teilweise variabel. Vor anderen Konsonanten sowie vor Vokalen werden in beiden Fällen die Vokale getilgt und der bleibende Konsonant wird an Folgekonsonanten assimiliert. Diese Assimilation ist aber auch variabel. Im Fall von anlautenden Frikativen erscheinen dann vermeintliche Affrikaten, z. B. bei t Chüematt in der Form Kchüematt. Diese Affrikaten werden gelegentlich auch geschrieben, was zu Fehldeutungen führen kann. 2.6 Sprossvokale bei r+n / m und l+n / m und Vorschläge bei anlautendem / r/ . Sprossvokale (auch Epenthese- oder Svarabhaktivokale genannt) sind unbetonte, meist schwa-artige Vokale, die in den Konsonantengruppen r+Konsonant und l+Konsonant auftreten können, vor allem, wenn diese sich im Auslaut befinden. Teilweise werden die auslautenden -n und -m anschliessend getilgt. So erklären sich Belege wie Hooru ‚ Horn ‘ oder waarum ‚ warm ‘ . Vorschläge beim anlautenden / r/ sind fast im ganzen Wallis belegt (SDS 2, 151 zu Wörtern wie reiten, Rad usw.); im oberen Teil bis und mit dem Bezirk Brig wird dabei das r nicht geminiert (also gelängt), im unteren Teil dagegen schon, teilweise sogar sehr stark. Der vokalische Vorschlag ist immer ein Schwa, also kein anderer Vokaltyp. Im Namenmaterial werden diese Vokale häufig ausgesprochen, aber nicht schriftlich festgehalten. In den phonetischen Transkriptionen sind sie aber notiert. Die Vorschläge können wegfallen, wenn sie nicht im absoluten Anlaut stehen, wenn also zum Beispiel ein Artikel vorangeht wie in der Rot Bach, aber vam e Rotu Bach. In unserer Umschrift werden solche Vokalvorschläge vor / r/ meist in Klammer als (e) notiert. In einigen Fällen hat LT diesen Typ fälschlicherweise als zum Namen gehörend gesehen: so ist der Typ Gri (> Grün) im Lötschtal falsch als Geryn (LT, nicht jedoch in neuesten Karten) notiert. 3. Konsonantische Veränderungen 3.1 Assimilation von / d, t/ an vorausgehendes / n/ , Typ: Hinter > Hinner Diese Regel ist im Walliserdeutschen variabel, das heisst, sie kommt nicht in jedem Fall vor, in dem sie vorkommen könnte. Sie betrifft die häufigen Namensbestandteile Hinter und Unter, die als Hinner und Unner erscheinen. 3.2 Palatalisierung von / l/ ; Typ: Grindji (zu Grund +li) Ein anlautendes / l/ in Nebensilben wie dem Diminutiv (-lîn), aber auch in flektierten Formen von Wörtern mit 3. Konsonantische Veränderungen XV <?page no="16"?> auslautendem / -l/ kann zu / j/ werden. Die Regel ist abhängig von der lautlichen Umgebung; wenn dem / l/ ein / r/ oder ein / n/ vorausgeht, wird die Regel nicht (oder eher nicht) angewandt. Beispiele aus dem Namenbereich: Grindji (zu Grund + li mit Umlaut und Entrundung), Waldji, Bächji (mit Umlaut), Alpja (wohl aus Alp + la), Mettja (entspr. schwzdt. Mettle(n)) usw. Die Regel gilt im Lötschental nicht. Das entstehende / j/ kann dazu führen, dass vorausgehende dentale Konsonanten velarisiert werden: Gringji aus Grindji, Blaggji aus Blattji. 3.3 Vokalisierung von / l/ zu / u/ (Typ: Bieu ‚ Büel ‘ ) Diese l-Vokalisierung kommt nur in einem klar umgrenzten Gebiet im unteren Goms vor (SDS 2, 147 ‚ Sohle ‘ ). Sie umfasst die früheren Gemeinden Gluringen, Ritzingen, Biel, Selkingen, Blitzingen, Niederwald, Steinhaus, Bellwald, Mühlebach, Ernen, Ausserbinn, Binn, Fiesch, Fieschertal, Lax und Martisberg (Gemeinedestatus: Stand Aufnahmen S EEBERGER ). Teilweise führt die Vokalisierung auch nur zu einer stark velaren Aussprache des / l/ ; diese scheint stärker verbreitet zu sein als die eigentliche Vokalisierung. 3.4 Vokalischer Vorschlag vor / r/ und Längung von / r/ (Typ: ə Rrottu ‚ Rhone ‘ ) Wie SDS (2, 151) zeigt, kennt fast das ganze Oberwallis (Ausnahme hinteres Mattertal), einen vokalischen Vorschlag (meist [ ə ] oder [a]) vor anlautendem / r/ . Dieser vokalische Vorschlag kann auch fehlen. Im Bezirk Westlich-Raron wird das anlautende / r/ zusätzlich länger ausgesprochen, bis hin zur Gemination; teilweise ist davon auch der Bezirk Visp betroffen, sowie Mund. In unseren Transkriptionen erscheinen die vokalischen Vorschläge in Klammern, was auf eine eher schwache Vokalisierung hindeutet (vgl. auch 2.6 dazu). 3.5 Die Realisierung von / s/ als / ʃ / . (Typ: Naatersch) Einige / s/ des mittelländischen Schweizerdeutschen erscheinen im Walliserdeutschen als / š / (vgl. SDS (2 144): die Unterscheidung von [ š ] und [ ʃ ] geht auf das verwendete phonetische System von SDS vs. IPA zurück. Das betrifft in den Namen vor allem Ortsnamen mit auslautendem / s/ wie Naters, Lax, Grengiols und Ems. Besonders betroffen sind Genitive des Singulars wie in ts Aadisch Hüss ‚ des Adrians Haus ‘ . Auch in konsonantischen Kontexten, die im Schweizerdeutschen zu [ts] führen, kann [t ʃ ] oder [t š ] entstehen, wie etwa in Gredetsch (Gredetz). 3.6 Die Assimilation von / s/ an / ʃ / und umgekehrt (Typen Hiischi ‚ Häus-chen ‘ und bees ‚ böses ‘ ) Wenn die beiden Frikative / s/ und / ʃ / bei einer Ableitung oder einer Flexionsform aufeinanderfolgen, assimiliert sich der erste an den zweiten. So wird aus Hiis+schi Hiischi und aus beesch+s bees. 3.7 Die Realisierung von / rn/ und / rm/ als / r+Vokal/ (Typen Hoore ‚ Horn ‘ , Ture ‚ Turm ‘ ) Diese Regel wurde schon unter den Nebentonvokalen kurz (vgl. 2.3) behandelt. Wörter mit auslautendem -rn und -rm erscheinen im Walliserdeutschen als -r+Vok, bei -rm kann das m erhalten sein (Aare(m) ‚ Arm ‘ ). Ein Sprossvokal wie in diesen zwei Fällen kann auch bei der Verbindung / lm/ auftreten: Beispiel Äälum (zu Elm). Im Löschental bleibt auch n erhalten. 3.8 Die Tilgung von / n/ vor Frikativ mit Ersatzdehnung, resp. -diphthongierung (Typ: Wiichel ‚ Winkel ‘ ) Diese Regel wurde schon beim Haupttonvokalismus berührt. Das sog. Staubsche Gesetz betrifft das Vorkommen von Nasalkonsonanten vor Frikativen generell, wobei die velaren Frikative in anderen schweizerdeutschen Dialekten als Verschlusslaute, resp. Affrikaten erscheinten (Winkel und Winggel). Die Regel geht generell auch über Wortbildungsfugen hinaus, vgl. das Beispiel Häischpil aus hane-spil ‚ Hahnenspiel ‘ . Zur Variation des Vokals oder Diphthongs wurde weiter oben Näheres gesagt. Die Verhältnisse im Einzelnen zeigt SDS (2, 97 - 108, für die Fälle mit -nk-) und (2, 124 - 132 für dentale und labiale Frikative). 3.9 Sprosskonsonanten Im Walliserdeutschen gibt es einige Fälle, in denen beim Aufeinandertreffen eines Nasalkonsonanten mit einem folgenden Konsonanten ein sog. Sprosskonsonant auftreten kann. Normalerweise ist dieser Sprosskonsonant ein Verschlusslaut, der die gleiche Artikulationsstelle wie der Nasal aufweist. Ein Beispiel ist Brunntschi aus Brunn+schi; besonders trickreich ist die Rekonstruktion eines / d/ oder / t/ bei Wörtern, die zuvor nach 3.1 an / n/ assimiliert wurden. So heisst es dr Unner Schtafel, aber vom Undru Schtafel. Auch nach / r/ und / l/ vor / š / kann ein / t/ entstehen, etwa beim Diminutivsuffix -schi (siehe unten 6.5). XVI Die räumliche Gliederung des Walliserdeutschen <?page no="17"?> 4. Die Flexion der Nomina im Walliserdeutschen Das Walliserdeutsche unterscheidet im Nomenbestand zwischen Singular und Plural; im Kasusbestand sind die ehemaligen Kasus Nominativ und Akkusativ nicht unterschieden. Der Genitiv ist nur noch in Restbeständen vorhanden (z. B. Tagsch ‚ Tages ‘ ), erscheint aber in Flurnamen häufig im Singular (ts Aadisch Hüss) oder im Plural (Bobmerroschlüecht ‚ die Schluecht der Bodmer ‘ (Ausserberg)). Der Dativ ist die oblique Form; er variiert in seinen Endungen regional entsprechend dem Nebentonvokalismus. Die im Folgenden mit (B.) gekennzeichneten Formen finden sich in B OHNENBERGER (1913), können aber nicht in jedem Fall als der heutigen Mundart entsprechend betrachtet werden. 4.1 Maskuline Nomina Die Klassifikation der Nomina folgt den Vorschlägen von B OHNENBERGER (1913). 4.1.1 Sogenannt starke maskuline Nomina 4.1.1.1 a-Deklination. Singular Plural Nom. tak taga Gen. tagsch tago (B.) Dat. tak tagu, tago, tage, tagn (B.) Anmerkung: Das Beispiel tag stammt von B OHNENBERGER (1913). Heute kann das gleiche Wort auch mit Umlaut erscheinen (zwei Tägg). Bei den Ortsnamen ist es vor allem Bäärg, das diesem Muster folgt. SDS (3, 164 ‚ Stiel, Stiele ‘ , 165 ‚ Knecht, Knechte ‘ , 166 ‚ Löffel Sg., Pl. (Nom.) ‘ , 167 ‚ Nagel/ Nägel ‘ ). Sonderfälle: Die Nomina auf -er und -el elidieren den Vokal manchmal (Hammer / Hamm(e)ra; Hubel / Hubla); bei -el kann Palatalisierung des -l auftreten (Eschel / Eschja). In einer Reihe von Gemeinden ist jedoch der Plural dieser Gruppe gleich wie der Singular. Die Nomina auf -rn, -rm vom Typ Doore ‚ Dorn ‘ erhalten das -nim Plural: Doorna. 4.1.1.2 i-Deklination Singular Plural Nom. gascht gescht Gen. gaschtsch (B.) geschto (B.) Dat. gascht geschtu, geschte, geschtn (B.), gescht n-Insertion kann auch bei vokalischem Auslaut im Dativ Plural auftreten: Schüöne ‚ Schuhen ‘ . 4.1.2 Sog. schwache maskuline Nomina Singular Plural Nom. Akk. has ə / haso hase Gen. Dat. hasu, hase, hasn (B.) Hasu, hasun (B.) Anmerkung: Im östlichen Oberwallis wird der Nom.Akk. Sg. mit einem Schwa ausgesprochen, der Plural dagegen mit einem geschlossenen [e]. Im westlichen Oberwallis dagegen findet sich hasu vs. hase und haso vs. hase / hasä; im Lötschental hasu vs. hasn (laut SDS 3, 169; siehe auch oben bei den Nebentonvokalen). 4.2 Neutrale Nomina 4.2.1 Sogenannt starke neutrale Nomina 4.2.1.1 a-Stämme Singular Plural Nom. Akk. jaar jaar Gen. jaarsch (B.) jaaro (B.) Dat. jaar jaaru, jaare, jaarn (B.) Anmerkung. Die starken Nomina auf -rn erhalten hier kein -nim Plural: Hoor ə / Hoore (SDS 3, 177). 4.2.1.2 -er-Stämme (mit Umlaut) Singular Plural Nom. Akk. hüs hiischer Gen. hüsch (B.) hiischro (B.) Dat. hüs hiischre, hiischrn (B.) 4.2.1.3 i-Plurale Singular Plural Nom. Akk. näscht näschti Gen. näschtsch (B.) näschto(B.) Dat. näscht näschtu, näschte, näschtn (B.) näscht Siehe dazu SDS (3, 175 ‚ Fest, Feste ‘ ). 4. Die Flexion der Nomina im Walliserdeutschen XVII <?page no="18"?> 4.2.1.4 -in-Plurale Singular Plural Nom. Akk. chisschi chisschini Gen. chisschisch (B.) chisschino (B.) Dat. chisschi chisschinu, chisschine, chisschin (B.) Anmerkung: Diminutive können palatalisierte -lerhalten: Grind-ji. (Zu den verschiedenen Diminutiven siehe unten). 4.2.2 Schwache Neutra Sie sind nach B OHNENBERGER (1913) selten; im Singular haben sie keine Endung, wirken also wie stark flektiert. Ein Beispiel ist ‚ Auge ‘ : Singular Plural Nom. Akk. öük öüge Gen. öüksch (B.) öügu (B.) Dat. öük öügu, öüge, öügn (B.) 4.3 Feminine Nomina 4.3.1 Sogenannt starke feminine i-Deklination (mit Umlaut): Singular Plural Nom. Akk. hant hent Gen. hant hendo (B.) Dat. hant hendu, hende, hendn (B.) Anmerkung: Der Umlaut ist in manchen Fällen offen (Hänt). 4.3.2 Schwache Deklination 1 Singular Plural Nom. Akk. mata, matu mate Gen. matu (B.) matu (B.) Dat. matu (B.) matu (B.) Die Variation im Nominativ Singular unterliegt regionaler Variation. Neben Matta ist Alpa eines der häufigsten Lemmata mit diesem Paradigma. Im Goms ist die Endung ein Schwa. 4.3.3 Schwache Deklination 2 Singular Plural Nom. Akk. chucchi chucchine Gen. Dat. chucchi chuchinu (B.) 5. Adjektive des Walliserdeutschen Viele Orts- und Flurnamen enthalten Adjektive, die sich unterschiedlich verhalten können. Bei den lebendigen Namen wurden normalerweise auch oblique Formen erhoben, um herauszufinden, ob ein vorhandenes attributives Adjektiv flektiert wird oder nicht und wie es flektiert wird. Da Namen normalerweise bestimmt sind (dr Aalt Stafel), hat das Adjektiv eine schwache Form; die oblique Form ist dann vam Aaltu Stafel. Der Vokalismus der Nebentonsilbe ist wiederum regional unterschiedlich. Bei festen Adjektiv-Nomen-Verbindungen wird das Adjektiv im Dativ nicht flektiert: vam Aaltstafel. Vermutlich ist in diesem Fall der Hauptakzent auf dem Adjektiv; im flektierten Fall dagegen auf dem Nomen (das wurde leider nicht immer notiert). 5.1 Starkes Adjektiv Singular Mask. Fem. Ntr. Nom. Akk. güötä / güöte güöti güöts / (groosses / groossus) Dat. güötum / güöt ə m güöter güötum / güöt ə m Der Genitiv ist nach B OHNENBERGER (1913) aaltsch, aalter, aaltsch. Plural Mask. Fem. Ntr. Nom. Akk. güöti güöti güöti Dat. güöte güöte güöte Daneben gibt es vereinzelt endungslose Formen wie beed Aarma, beed Hent (B OHNENBERGER 1913). Die starken Formen des Adjektivs erscheinen bei artikellosen Konstruktionen (güötä Wii, güöti Milch, güöts Broot; güöti Lit), nach dem unbestimmten Artikel (en güötä Wii, en güöti Milch, es güöts Broot), auch ohne Bezugsnomen, und im prädikativen Gebrauch (der Wii isch güötä, t Milch isch güöti, ts Broot isch güöts). 5.2 Schwaches Adjektiv Singular Mask. Fem. Ntr. Nom. Akk. aaltu/ aalt ə / aalt aalta aalta Dat. aalte aalta aalte Plural alle drei Genera Nom. Akk. aaltu / aalte Dat. aalte / aaltu XVIII Die räumliche Gliederung des Walliserdeutschen <?page no="19"?> Die ‚ schwache ‘ Form wird beim substantivierten Adjektiv verwendet (dr Aalt(e), t Aalta, ts Aalta). Nach dem definiten Artikel erscheint häufig ein endungsloses Adjekt (dr aalt Ma, di aalt Fröü, ts aalt Hüss); aber im Dativ ((d)em aalte Ma, der aalte Fröü, (d)em aalte Hüs) kann eine Endung entstehen. Im Plural erscheint ein [e]: di aalte Manna, di aalte Fröüwe, di aalte Hiischer. Dieses [e] kann auch als [u] realisiert werden. 6. Partizipien im Walliserdeutschen 6.1 Partizip Präsens auf -end In wenigen Fällen erscheinen Partizipia des Präsens auf -end, -änd, -und. Sie können entweder substantiviert erscheinen (selten) wie in ts Schtotsunda ‚ das Stotzende ‘ oder als Attribute, wie in t hangend Egga oder dr lägend Gletscher. Die Partizipia folgen dabei dem Muster der schwachen Adjektive. (In anderen Schweizer Dialekten verschwindet der Nasalkonsonant und es entstehen Formen wie hanget und läget.) 6.2 Partizip Perfekt Passiv Diese Partizipbildung ist bei starken und schwachen Verben unterschiedlich. In beiden Fällen steht ein Präfix gi-, sofern kein anderes untrennbares Suffix (wie be-, veretc.) vorhanden ist. Die starken Verben haben -e(n) (-ä(n), -(un)) als Endung, die schwachen -t. Dazu treten allfällige Endungen. Die Partizipia können substantiviert oder attributiv erscheinen. Beispiele für starke (keine substantivierten Belege gefunden): dr verbrunne Fat, ts gibrochu Hittgi. Beispiele für schwache: ts Verbrannta. 7. Ableitungen: die Diminutive Das Walliserdeutsche kennt mehrere Diminutive, die im Sprachatlas der deutschen Schweiz (SDS 3, 149 - 158) gut erfasst sind. 7.1 -i (Typ Achi, Bidi) Diese neutrale -i-Ableitung ist relativ häufig; sie kann mit oder ohne Umlaut auftreten. In Fällen wie Achi zu Acher und Bidi zu Bidem erfolgt dabei die Ableitung von einem reduzierten Stamm. Das Suffix kann auch mit einem Ortsnamen zusammen als Bezeichnung für einen Bewohner des Ortes verwendet werden (es Brigi ‚ ein Briger ‘ , es Gommi ‚ ein Gommer ‘ ), oder zusammen mit einem Geschlechtsnamen (es Werli ‚ ein Mann aus der Familie Werlen ‘ , es Fänetschi ‚ ein Mann aus der Familie Venetz ‘ ). Es gibt auch Berufsbezeichnungen dieses Typs wie es Schüeni ‚ ein Schuhmacher ‘ . In solchen Fällen liegt wohl kein Diminutiv im semantischen Sinn vor. 7.2 -li (Typ Hoorli, Schiirli) Diese neutrale Ableitung entspricht dem mhd. -lîn-Typ; sie tritt mit oder ohne Umlaut auf. Sie steht in Konkurrenz zur palatalisierten Form -ji (siehe oben 3.2). Nach / r/ steht praktisch nur die Form -li. 7.3 -ji (Typ Bidemji, Blattji / Blaggji) Diese neutrale Ableitung ist ebenfalls mit und ohne Umlaut möglich. Relativ häufig führt die palatalisierte Form nach einem dentalen Konsonanten zu dessen Velarisierung. Das ergibt Namen wie Blaggji zu Blatt-, Brungji zu Brunn-, Gäärggji zu Gaartusw. Das Lötschental kennt die palatalisierte Form nicht. 7.4 -(el)ti (Typ Bielti, Alpelti) Diese neutrale Ableitung ist bei Namen häufig; auch sie ist mit und ohne Umlaut möglich. Die Form ist zunächst -ti zu Wörtern, die ein -el (mit verschiedenem Vokalismus wie -ol, -il, -ul) im Stamm haben. So ist bei Biel-ti ‚ Bühl-lein ‘ -el nicht Teil des Suffixes. Hingegen ist in Fällen wie Alpelti, Eggelti, Eielti zu Alp-, Egg- und Eidas Suffix -elti, mit wiederum wechselndem Vokal nach 2.1 oben. Das erweiterte Suffix ist produktiv. 7.5 -(t)schi (Typ Brunntschi) Dieses neutrale Suffix ist seltener und auch im Alltagsgebrauch nicht mehr sehr lebendig. Im Fall von Brunntschi tritt ein Sprosskonsonant auf: Brunn + schi. Vorsicht geboten ist bei einigen Namen, wo das -sch zum Stamm gehört und dann vermutlich ein -i-Diminutiv vorliegt. Das scheint bei Giretschi der Fall zu sein. Auf der andern Seite gibt es auch die Möglichkeit einer analogischen Erweiterung des Suffixes auf -tschi wie in Talltschi zu Tal (üblicher ist Telli). 7.6 -si (Typ Mundsi) Dieses neutrale Suffix scheint nur in sehr wenigen Belegen vorhanden zu sein und ist sicher nicht mehr produktiv. Mundsi ‚ Kuss ‘ ist der bekannteste Beleg. Bisher wurden keine Belege in Flurnamen gefunden. 7. Ableitungen: die Diminutive XIX <?page no="20"?> 8. Präfixe des Walliserdeutschen 8.1 gials Kollektiv (ntr.) Ähnlich wie im Hochdeutschen (Ge-äst, Ge-stein) kennt das Walliserdeutsche Bildungen mit gi-. Wie beim Verbpräfix giwird der Vokal im allgemeinen getilgt; vor einem Verschlusslaut wird von Brig bis Leuk der Vokal nicht getilgt, oberhalb wird er getilgt und das gassimiliert sich an den folgenden Verschlusslaut. Einige Beispiele: Gigufer, Giblätt, Gibreita, Gibrächtji, Gibidum, Gidick, Gidischtel, Gifett, Gschtei, Gschtid, Gschtipf, Glaiwina, Gläärch, Graafji und Grit. Die Beispiele zeigen, dass Umlaut nicht immer eintritt; in Fällen wie Gibreita ist unklar, ob eine a-Ableitung zu Breit vorhanden ist, zu der gitritt, oder ob das Präfix mit dem Suffix zusammengehört (wie in nhd. Ge-e in Gerede). Normalerweise sind gi-Präfixbildungen neutral, weisen also den Artikel ts auf. Inhaltlich bezeichnen sie meist Kollektiva. 9. Derivationssuffixe im Walliserdeutschen Vorbemerkung: Suffixe legen das Geschlecht des abgeleiteten Wortes fest. Ein Teil von ihnen setzt auch bestimmte Wortarten für das Grundwort voraus. Entsprechend wird von deverbativen, denominalen und deadjektivischen Bildungen gesprochen. 9.1 -a (fem.) (Varianten: ə / -a / -u) Das feminine Derivationssuffix -a ist zunächst ein deverbatives Suffix wie in Wasserleita (zum Verb leiten ‚ lenken, führen ‘ ); es bezeichnet ein Instrument im weitesten Sinn. Weiter gibt es auch deadjektivische Bildungen, so vor allem Breita, Gibreita (mit gi-Präfix), und vermutlich denominale wie in Schipfa. S ONDEREGGER (1958, 511) führt das Suffix auf germ. -jô zurück, was Umlaut und allfällige Geminate erklären würde; als Bedeutung gibt er „ Zugehörigkeit “ . Andere Namen auf -a (fem.) sind entweder -a-Nomina oder haben romanische Wurzeln; manchmal ist unentscheidbar, ob ein maskuliner Plural oder ein femininer Singular vorliegt. Substantivierte Adjektive wie Groossa, Niwwa (meist zu Wasserleita) lassen sich nicht als Derivationen betrachten. Bei Flussnamen vom Typ Gamsa, Vispa ist nicht klar, ob das alte Suffix -aha (S ONDEREGGER 1958, 465) vorliegt oder eine andere Ableitung. Flussnamen mit dem erweiterten Suffix -ina (Saltina, Ägine) können ein ursprünglich romanisches Suffix enthalten, das aber auch produkiv geworden sein kann (z. B. Altina, Altana) (siehe unter -ina). 9.2 -elti (ntr., Diminutiv) (Varianten: ə lti, -ulti, -ilti, -olti, -uti) Zu diesen Dimininutiven siehe oben 7.4. 9.3 -er (mask., Personennamen in Orts- und Flurnamen) (Varianten: -er, -ler, -är, -jer) Das Suffix -er mit seinen Varianten erscheint in Personennamen (mit Erweiterung auf -ler); diese PNN können in Orts- und Flurnamen im Genitiv Singular oder Plural vorkommen. Beispiel ts Rufinersch Wägj ‚ des Rufiners Weglein ‘ . Hier ist der Familienname Rufiner von einer Ortsbezeichnung Rufi oder Rufina abgeleitet. In den historischen Belegen erscheint häufig der Plural in der Form Albinerro Wald ‚ der Wald der Leute aus Albinen ‘ oder Bacherro Biela ‚ der Bühl der Leute aus dem Bach oder der Familie Bacher ‘ . In diesen Belegen ist nicht immer klar, ob mit Albiner oder Bacher schon ein FN oder einfach eine Herkunftsbezeichnung vorliegt. In lebenden Fälle wie ts Jodere Wäälji ‚ des Jodern Wäldchen ‘ kann ein PN oder ein FN (oder ein Übername, der im Dorf bekannt ist) gemeint sein. In Zusammensetzungen wie Steineregg (mit Erstbetonung) wird der Besitzername wie ein Bestimmungswort verwendet (auch als Adjektiv! ). 9.4 -er (mask. Herkunftsbezeichnung) (Varianten: -er / -är) Die Herkunftsbezeichnungen sind eng verbunden mit dem Suffix -er unter 9.3. Die Herkunftsbezeichnungen erscheinen als Adjektive, die auf ursprüngliche Genitive zurückgehen können, oder Bildungen auf ahd. -ari (S ON- DEREGGER 1958, 525); es können durch falsche Abtrennungen auch -ler oder -ner entstehen. Beispiele: Agaarnerwaalt, Almagäller Alpu, Saaserwäg, Alpjer Bach. 9.5 -er / -ler (mask. Stellenbezeichnungen) (Varianten: -er, -ler, -är, -jer) Das Suffix -er / -ler als sogenannte Stellenbezeichnung kommt nach S ONDEREGGER (1958, 541) in mehrerenTypen vor: 1. Denominative Bildungen (Typ: Brämer zu Brämi ‚ Brombeere ‘ ); 2. Bildungen von Zahlwörtern (Dryer, Dreier zu drei); 3. Deverbative Bildungen (Typ: Brenner zu ‚ Holzkohle brennen ‘ ). Stellenbezeichnung kann also heissen, dass es dort etwas hat, was das Nomen bezeichnet, oder dass dort etwas geschah, was das Verb bezeichnet, oder dass es von etwas zwei oder drei (etc.) Dinge gab. Belege im Wallis sind etwa Ameisser, Chatzler, bi de Zwejere. Weitere Belege: Blackerli (Diminutiv zu Blacker, wo es viele Blacken hat), Choler (wo man Kohlen brennt), XX Die räumliche Gliederung des Walliserdeutschen <?page no="21"?> Blattjer (wo es viele Blatten (Felsplatten) hat), Eicherli, Erler, Felacher (wo es viele Felache hat), Holler (wo es Holunder hat), Intjeier (Hütte, wo man die Tiere hineintun kann). Die Endung -er kann auch zum Wort gehören (Acher) oder Plurale bezeichnen (Lecher, Leesser). Adjekive wie inner, ober, hinner, üsser, unner usw. sind nicht hieher zu rechnen. 9.6 -era (fem.) (Varianten: -erra, -erru, -era, -eru) Zu diesem Suffix sagt S ONDEREGGER : „ Die lateinische Endung -âria ist in schweizerdeutschen und süddeutschen Mundarten zu einem Suffix -ere(n) [ … ] entwickelt worden und hat auch in den romanischen Sprachen Entsprechungen (fr. -ière, ital. -iera, rätorom. -era). Das Suffix ist denominativ und bezieht sich auf Sachen und Personen, einerseits den räumlichen Bereich anzeigend, wo die betreffende Sache von Natur aus in großer Menge vorhanden ist oder hergestellt wird (Gersteren ‚ Ort wo viel Gerste wächst ‘ … ), anderseits den Wohnsitz oder Besitz von Personen bezeichnend. “ (1958, 471 f.). Im Walliserdeutschen wird das Suffix auch für die Benennung von Suonen oder Wasserleiten verwendet; es kann dann auch als feminine Erweiterung von Herkunftsbezeichnungen gesehen werden. Die Varianten mit langem / rr/ überwiegen. Beispiele: Gäärschterra, Haberra, Hafnerra, Müölerra, Tischterra, Weiderra, Fiechterru, Fischperru, Gärwerra, Dirriweiderra, Lüögjerru (bei Lüögja, Hohtenn). Das Suffix scheint vor allem im Bezirk Visp und Westlich Raron vertreten zu sein. 9.7 -eri (fem., sog. Movierung) (Varianten: -eri, -äri, -ere, -erri) Das Suffix ist eigentlich eine -i-Ableitung von Herkunfts- oder Besitzerbezeichnungen auf -er. Diese Ableitung wird traditionell als Movierung bezeichnet: „ Feminine Movierungen können eine Wiese, eine Weide oder einen Hof bezeichnen und sind von ON, wo sie die Lage bezeichnen, oder von PN, wo sie den Besitz angeben, abgeleitet. “ (S ONDEREGGER 1958, 551). Im Wallis sind es vor allem Wasserleiten oder Suonen, die so benannt werden. Beispiele: Baneri (Visperterminen, fliesst durch Bawald) und viele andere Wasserleiten. Beispiele für andere Typen: Chouueri, Foggleri, Gaalzeri (Geschinen, Alpweide), Giigeribodu, Häärderi, Schniideri. 9.8 -et (ntr.) Der bekannteste Name dieses Typs ist Äbnet oder Ebnet (und die dazu gehörenden Varianten), der auf ahd. ëbanoti zurückgeführt wird. Das Suffix entwickelt sich später zu -et. S ONDEREGGER (1958, 524) weist darauf hin, dass ahd. Formen auf -ôti / -ôdi neutral sind, auf -ôt / -ôd maskulin. In unserem Namenbestand sind primär neutrale Belege enthalten. Es scheint aber auch Namen zu geben, die ein romanisches Suffix -et enthalten. Wir geben zunächst einige Beispiele mit vermutlich deutscher Wurzel: Reetet, Riiset, Albet, Blattet, Brunnet, Bäret, Chantslet, Äbmet, Ebnet, Griset, Gsteinet, Gurtet, Schallbett, Schälbet, Steinet; vermutlich romanische: Filet, Floret, Glaret, Gognet, Golliet, Loveret, Ponntet, Mulinet. Das romanische Suffix müsste eigentlich feminin sein; es scheint aber einen Einfluss des deutschen Suffixes auf das romanische zu geben. Nicht eingeschlossen sind romanische Namen mit Endbetonungen. Die deutschen Ableitungen können von Adjektiven (root) oder Substantiven (Brunn, Blatt, Chantsel) abgeleitet sein und bezeichnen Stellen, die eine bestimmte Eigenschaft oder Beschaffenheit aufweisen. Die romanischen weisen wohl eine Ableitung zu einem Suffix - ITTU ( M ) / - ITTA auf (B OSSARD / C HAVAN 2006, 287, wo weitere lateinische Suffixe aufgeführt sind; für eine ausführlichere Suffixliste des Rätoromanischen vgl. RN 2, 1027 - 1034). 9.9 -eta (fem.) (Varianten -eta / -etu) Das Suffix wird von S ONDEREGGER (1958, 482) auf ein romanisches Suffix -âta zurückgeführt, das schweizerdeutsch als -ete erscheint. In unserem Namenbestand können auch ursprünglich romanische Bildungen auftreten. Sicher deutsch ist der häufig vorkommende Name Howweta (mit seinen Varianten). Auch sehr verbreitet sind Belege vom Typ Pflanzeta. Da es im Bezirk Leuk mehrere historische Belege wie in Agarn Grangeta (1337), in Leukerbad Fleseta, in Salgesch Goleta gibt, ist auch eine romanische Bildung zu vermuten. Neben Pflanzeta finden wir auch Flanzeta, was sich auf eine Patois-Form mit anlautendem * FLAN aus PLANU (möglicherweise identisch mit Planchettaz bei B OSSARD / C HAVAN 2006, 59, primäres Suffix wäre - ITTA ) zurückführen liesse. Pflanzeta wäre dann volksetymologisch oder durch Assimilation des Artikels an das anlautende fals Ableitung zum deutschen Wort pflanzverstanden worden. Darauf deuten eine Reihe von historischen Belegen zu flantzata hin. Ägreta in Bellwald ist eine Umdeutung von historischem Eggerden. Das im Walliserdeutschen häufig vorkommende Suffix -eta / -etu etc. (Aarfleta, Lismeta, Biezeta, Bacheta) mit den Bedeutungen ‚ die Menge, die ein Gefäss usw. fassen kann ‘ und deverbal ‚ das Produkt der Verbalhandlung ‘ können die Semantik des namenbildenden Suffixes, das romanisch ein Diminutiv ist, beeinflussen. Bei den Pluralen ist nicht immer klar, ob 9. Derivationssuffixe im Walliserdeutschen XXI <?page no="22"?> ein neutraler -et-Stamm vorliegt oder ein femininer -eta/ -etu-Stamm. 9.10 -heit (fem.) Das Suffix -heit bildet nominale Abstrakta aus Adjektiven oder - seltener - Nomina. In unserem Korpus kommen nur drei Typen vor: Friiheit, Göüchheit und Löübheit. Bei Friiheit liegt sicher das Suffix vor; bezeichnet werden steil aufragende, frei stehende Felsen. Göüchheit ist sehr häufig; hier ist unklar, ob -heit das Suffix ist oder sich auf Heide bezieht, das sich im Wallis sonst aber nur als entweder der Heide (paganus) oder die Heidelbeere bezieht, wobei Heidelbeere ursprünglich von Heide abgeleitet ist. Löübheit ist unklar, geläufiger ist das Simplex Löub oder pl. Löuber allein. 9.11 -i (fem. Adjektivabstraktum) Das ahd. Suffix -î leitet Nomina von Adjektiven ab; nhd. erscheint es als auslautendes Schwa wie in Höhe, Grösse etc. (S ONDEREGGER 1958, 495). Auch in Oberwalliser Namen ist es häufig: Heeji, Wildi, Engi, Plitti und andere mehr. 9.12 -i (fem. Verbalabstraktum) Das ahd. Suffix -î(n) (S ONDEREGGER 1958, 497) leitet aus Verben Nomina ab, die ein Produkt der Verbalhandlung, einen Ort oder ein Instrument bezeichnen können. Beispiele sind Weri, Riti, Deri (zu dere, derre ‚ dörren ‘ ), Ajegi (wo die Jagd beginnt), Treichi und andere mehr. 9.13 -i (neutr., Diminutiv) Der neutrale Diminutiv wurde oben unter 7.1 ausführlich behandelt. 9.14 -ig (mask., meist pl.) S ONDEREGGER (1958, 503) führt es auf ahd. -ing zurück. Er kennt drei Bildungstypen: Familiennamen mit -ing, Ortsbewohnernamen mit -ing, singularische Stellenbezeichnungen. Zu letzeren: sie können von Substantiven, Adjektiven und Verben abgeleitet sein; Variante ist -ling. Beispiele von S ONDEREGGER : Chrömmlig aus Krumbling, Greblig aus Grabling. In unserem Bestand kommen vor allem historisch sehr viele Familiennamen vor, oft im Genitiv Plural wie in Carligo Wald, Gattligo Wald. Aus Ortsnamen entstehen ebenfalls solche Formen: Bieliger Bode (zum Ortsnamen Biel). In lebendigen Namen wird der auslautende Vokal meist abgeschwächt zu Schwa oder [u]. Statt eines Plurals kann auch ein Singular erscheinen: ts Werligsch Waald. Das Suffix -ing für Kollektive ist im Wallis bis in die Gegenwart hinein lebendig geblieben; in Familiennamen gibt es Doppelungen wie Schnyder vs. Schnydrig oder Schmid vs. Schmidig und andere. Die Siedlungsnamen wie Ritzingen, Blitzingen, Selkingen und andere sind deswegen nicht als frühe Siedlungen wie die Mittellandnamen auf -ingen zu betrachten, sondern als lebende Weiterbildungen, hier zu einfachen Personennamen. Stellungsbezeichnungen auf -ig sind selten, Beispiele sind etwa Reetig und Rootig (beide zu root), Chrüütig, Dischlig, vielleicht auch Chräyige. Nicht zu diesem Suffix gehören die femininen -ig- Formen, die dem Hochdeutschen -ung entsprechen (Chrizig, Abzweigig). Auch Adjektive auf -ig (brannig, aschpig) gehören nicht hierzu; sie werden meist attributiv verwendet. 9.15 -ig (fem.) -ig bildet deverbative Substantivabstrakta, die dem hdt. -ung entsprechen. Solche Bildungen sind im allgemeinen nicht alt. Beispiele sind Chrizig, Abzweigig. Älter scheint Atzig zu sein. 9.16 -ig (adjektivisch) Das Suffix -ig (ahd. -îg, S ONDEREGGER 1958, 487) bildet Adjektive aus Nomina oder Verben. In unserem Namenbestand werden die Adjektive fast nur attributiv verwendet, wie in im Aschpigu Bode, t Brannig Egga, Bruchligen Tschuggo. Manchmal ist unklar, ob - wie in Rootig - ein substantiviertes Adjektiv vorliegt, oder eine Stellenbezeichnung auf -ig, oder gar ein Familienname auf -ig. 9.17 -ina (fem.) (Varianten: -ina, -ana, -ena, -inu, -ene) Es scheint, dass sich hier verschiedene Bildungen zu einem Quasi-Suffix vereinigen. Die Fälle Lowwina, Rufina erscheinen als erweiterte Bildungen zu Lowwi, Rufi, wobei mindesten Lowwi auf mlat. *labina zurückgeführt wird. Flussnamen wie Saltina, Saltana oder Wasserleiten wie Altina, Altana könnten ein urspr. lateinisches Suffix enthalten, das später (mit Akzentwechsel) zu -ina wurde (s. auch Aegina, Aegene zu AQUA ? ). Bitzina ist wohl eine Erweiterung zum sonst belegten Bitzi (zu ahd. bî-zuni). Viele andere Beispiele sind unklar. Auch -ona als romanisches Suffix könnte hineinspielen (siehe Funnona für das heutige Finne(n)). XXII Die räumliche Gliederung des Walliserdeutschen <?page no="23"?> 9.18 -ja (fem.) (Varianten: -ja, -ju) Es handelt sich um die palatalisierte Variante von -la (siehe unten). S ONDEREGGER (1958, 517) sieht im entsprechenden -(e)le eine Stellenbezeichnung, abgeleitet aus Substantiven (Eggelen aus Egg), Adjektiven (Derbelen aus derb) und Verben (Hängelen zu hangen). Beispiele aus unserem Korpus sind: Alpja, Blattja, Djepja, Figja, Fochja, Ggipfja, Gibja, Griebja, Gummja, Liegja, Lüögja, Meiggja, Mettja, Gettja. Dabei sind die Grundwörter nicht immer sicher erklärbar. 9.19 -ji (ntr., Diminutiv) Diminutive auf -ji wurden unter 7.2 ausführlich behandelt. 9.20 -la (fem.) (Varianten: -la, -lu) Diese Ableitung ist das nicht-palatale Gegenstück zu 9.18 -ja. Im Lötschental ist die Form mit / l/ normal. Beispiele (teilweise historisch -la, lebend -ja): Gibla, Giigela, Godela, Gugla, Hasela, Hellela, Hängela, Bachla, Määrjela. Unklar ist Isla, das einmal als Insula erscheint; es könnte sich also um Insel handeln. Dies könnte im unteren Wallis auch zu Ill werden, also eine allgemeine Weiterbildung von lat. insula aufweisen. 9.21 -li (ntr., Diminutiv) (-li, -lin) Das diminutive -li wurde unter 7.3 schon ausführlich behandelt. 9.22 -schaft (fem. Kollektiv) Bei S ONDEREGGER (1958) ist dieses Suffix nicht erwähnt. Es ist ein desubstantivisches Kollektivsuffix und erscheint in den folgenden Belegen Burgschaft, Grafschaft, Wirtschaft, Brüöderschaft, Geteilschaft. Die Belege sind jeweils sehr spezifisch: Grafschaft ist ein Teil des unteren Goms, Geteilschaft ist das Kollektiv der Geteilen, denen eine Alp gehört, Brüöderschaft ist eine religiöse Vereinigung. Bei Burgerschaft ist das alte Zentrum von Brig (dazu auch von Visp und Leuk) gemeint, in Brig geschieden in t Unner und t Ober Burgschaft. Bei letzterem könnte, wie bei Grafschaft, ursprünglich einfach das Gebiet gemeint sein, dass den Burgern gehört (wäre aber eher Burgerschaft). 9.23 -(t)schi (ntr. Diminutiv) (Varianten -dschi, -tschi, -schi) Der Diminutiv auf -tschi mit seinen Varianten wurde schon unter 7.5 ausführlich behandelt. 9.24 -(el)ti (ntr. Diminutiv) (Varianten -elti, -ulti, -uti, -älti) Der Diminutiv auf -(el)ti) wurde schon unter 7.4 behandelt. 9.25 -scha / -schu. Das Suffix -scha, im Bezirk Leuk -schu, aber auch sonst als oblique Form, historisch als -sa / -su, ist ausserhalb des Wallis, soweit bekannt, nicht belegt. Es tritt primär mit PN auf (Huitbrächtscha, Blatten) und meint dann ‚ das Gut des Huitbrächt ‘ . In einigen Fällen kann auch die Lage eines Gutes gemeint sein (Heescha, (Embd, historische Belege legen aber Hew ‚ Heu ‘ nahe)), Mittscha (Fieschertal, Mörel), Obscha (Bürchen, Eischoll, Unterbäch). In einigen Fällen ist -scha Teil des Namens (z. B. Giritscha ‚ Eberesche ‘ ) und kann deswegen nicht als Suffix gewertet werden. Diese Darstellung verdankt sich neben dem SDS und der zitierten Literatur der ausführlichen Beschäftigung mit den Orts- und Flurnamen des Oberwallis. Zu berücksichtigen ist, dass die historischen Belege, insbesondere solche nach 1500, dem Frühneuhochdeutschen und dem Hochdeutschen folgen können. Das ist normalerweise unproblematisch, kann aber in Einzelfällen zu Schwierigkeiten führen. So sind etwa die nhd. Diphthongierung in Fällen wie / ei/ , / au/ und / eu/ notiert, wo die wdt. Formen ein / î/ , / û/ und zu / î/ entrundetem / iu/ erwarten lassen. H OTZENKÖCHERLE (1963, nachgedruckt 1986) hat jedoch darauf hingewiesen, dass alemannisch klîn / klein dieser Regel nicht folgt. So weisen manche Walliser Flurnamen ein chlei(n) auf, das nicht hdt., sondern dialektal ist. Nicht ausführlich dargestellt wurde der italienische, resp. piemontesisch-lombardische Teil der Flurnamen, die sich insbesondere auf den AIS (Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz), O LIVIERI (1965), P ETRINI (1993 u. später), das LSI (Lessico dialettale della Svizzera italiana) und den RIP (Repertorio italiano-dialetto) sowie D EVOTO / O LI (2020) stützen. Behilflich waren dabei Prof. Dr. B RUNO M ORETTI und die Redaktoren des Vocabolario della Svizzera italiana. Dank auch an Dr. G. V ASSERE , der inzwischen Direktor der Biblioteca cantonale del Ticino ist. 9. Derivationssuffixe im Walliserdeutschen XXIII <?page no="24"?> Literatur als Hilfe, Probleme damit und Hinweise für Zitierungen Ein grosser Teil der Arbeit an den Orts- und Flurnamen besteht in der Sichtung der Literatur. Was auf den ersten Blick als problemlos erscheint, weist bei näherem Zusehen einige Schwierigkeiten auf. Es genügt ja nicht, einfach irgendwo irgendetwas abzuschreiben. Immer muss man sich bewusst sein, woher eine Erklärung oder Deutung stammt, was mit ihr bezweckt wird und was sie leisten kann. Ein geflügeltes Wort, das dem leider verstorbenen Namenforscher Dr. Eugen Nyffenegger zugeschrieben wird, lautete: die einfachsten Deutungen sind immer die besten. Aber nicht immer sind die einfachsten leicht zu finden und nicht immer sind sie dann die besten. Aber zurück zur Literatur: Der einfachste Fall sind Monographien, die einmal erschienen sind und seither nicht mehr verändert wurden. Das sind in unserem Fall etwa die Werke von B RIDEL (1866), das erste umfassende Glossaire du patois de la Suisse romande, R ÄNKE (1903) über das Französische im Wallis, W IPF (1910) über Visperterminen, M EYER (1914) über das Einfischtal (Val d ’ Anniviers), P IERREHUMBERT (1926) mit seinem Dictionnaire historique du parler neuchatelois et Suisse romande, G ERSTER (1927) über Montana, T AGMANN (1946) über Miège, Z INSLI (o. J. [1946]) zu Grund und Grat und Z INSLI (1984) zum Südwalser Namengut, R ÜBEL (1950) über die Viehzucht im Oberwallis, S CHMID (1969) über Bellwald und viele andere mehr. Manche von ihnen, etwa J ACCARD (1906) sind später neu aufgelegt worden (mein Exemplar etwa 2014 in Genf), manche sind ursprünglich als Zeitschriftenartikel erschienen und dann als Buch publiziert worden, wie etwa G UEX ( 2 1976), wieder andere sind Zeitschriftenartikel geblieben wie etwa K LEIBER (1992) oder E. J OSSEN (1986), der aber 1989 ein sehr viel umfassenderes Buch über den Ort Mund geschrieben hat. Das Problem aller dieser Publikationen ist es, dass sie zum Zeitpunkt ihrer Drucklegung zwar noch aktuell waren, später aber nicht mehr und deswegen in die Irre führen. So hat etwa Z IMMERMANN (1968) in seiner Dissertation über Die Orts- und Flurnamen des Vispertales im Wallis auf S. 20 Mära ‚ steil abfallender Fels und Umgebung ‘ erwähnt und stellt es mit der Literatur zu Morga ‚ Grenze ‘ , ohne auf das naheliegende Mära > Märch (I D . 4, 394) zu verweisen (phonetisch als M ǟ re n ‚ Stute ‘ ); ein Hinweis, der die seltsame Deutung ( ‚ ein Ort aussehend wie eine Stute ‘ ) hätte erklären können. Anders verhält es sich mit Publikationen wie dem Schweizerdeutschen Wörterbuch, das wir als I D .[iotikon] zitieren: es ist immer noch nicht vollständig erschienen; die ersten vier Bände sind weitestgehend veraltet, die jüngeren zitieren immer mehr Quellen und verfügen über immer mehr Literatur. Mit der Verwendung des Internet sind solche Verzeichnisse leichter zitierbar geworden, aber ihr Grundproblem bleibt: je älter etwas ist, um so weniger ist es an neuerer Literatur orientiert. Ein Forscher wie J. U. H UBSCHMIED hat das deutlich erfahren: galten seine Deutungen in den Vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts als unangefochten, werden sie heute nur noch vereinzelt zitiert, meist mit Vorbehalten. Dabei ist nicht so sehr sein Keltentum in Frage gestellt (siehe aber P OKORNY (1948 - 49)), als vielmehr seine Sicht der alten Gottheiten, die sich in den Namen versteckten. Neben dem Idiotikon sind es die drei romanistischen nationalen Wörterbücher, von den wir vor allem das Glossaire des patois de la Suisse romande (G PSR ) zitiert haben. Dieses, das Vocabolario della Svizzera italiana und das Dicziunari rumantsch grischun beruhen auf Fragebogen (in jüngerer Zeit auch weitere Materialien) und sind allesamt weit von ihrer Vollendung entfernt. Als Ersatz dient uns, für das Französische und das Frankoprovenzalische das Französische Etymologische Wörterbuch (FEW), das zwar vollendet ist (eine Neuauflage ist in Band 1 (Refonte) vorhanden), aber kaum auf die geographischen Namen Rücksicht nimmt. Für die bis 2005 geltenden Gemeindenamen haben wir auf das monumentale Werk von K RISTOL ET AL . (2005) zurückgegriffen; da vor allem im Wallis Gemeindefusionen im 21. Jahrhundert üblich waren, sind nicht alle heutigen Gemeinden erfasst. Schwieriger als diese Jahrhundertwerke sind die Bücher, die in ständig neuen und veränderten Auflagen erscheinen. Sie sind einerseits in den nationalen Wörterbüchern zitiert (und damit veraltet, sobald eine neue Auflage erscheint), anderseits unterscheiden sie sich im Verlauf ihres Erscheinens auch inhaltlich. Klassiker dieser Sorte bereiten eine grosse Unsicherheit: welche Ausgabe soll zitiert werden? Und welche gibt Antworten auf die Fragen, die sich uns stellen? Ein Beispiel dafür ist das heute als K LUGE / S EEBOLD ( 25 2011) zitierte Etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache. Es wurde im Laufe der Arbeit am Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuch seit 1995 (23. Auflage) verwendet und inzwischen auf die 25. Auflage umgeschrieben. Oder die 25. Auflage von H ERMANN P AUL s Mittelhochdeutscher Grammatik, die von T H . K LEIN , H.-J. S OLMS und K.-P. W EGERA 2007 in Tübingen herausgegeben wurde; sie kann sich auf die früheren Ausgaben stützen, führt aber neue Aspekte ein, die XXIV <?page no="25"?> früher nicht gesehen wurden. Auch das als A MMON ET AL . (2004) zitierte Variantenwörterbuch des Deutschen ist inzwischen in einer neuen Auflage von 2016 erschienen und müsste deswegen neu zitiert werden; da nur wenige Zitate der ersten Auflage enthalten sind, wurde darauf verzichtet. Solche Werke stellen uns vor teilweise unlösbare Aufgaben. Etwas weniger problematisch sind Neu-Auflagen von Werken, die sich mit wenigen, kleinen Ausnahmen gleich bleiben. So zitieren wir etwa A LOIS G RICHTING in seinem Werk Wallisertitschi Weerter aus dem Jahre 1998, obwohl das Werk inzwischen in weiteren Auflagen erschienen ist, allerdings ohne Veränderungen (von Druckfehlern abgesehen); die neueste Auflage stammt von 2021 (! ). Bei G RICHTING ist wichtig, dass er unbetontes [ ə ] nicht kennt und es häufig mit {ä} wiedergibt, was Leserinnen und Lesern unter Umständen zu falschen Schlüssen führen kann; insbesondere sind die vielen unbetonten {ä}-Formen für das Goms regelmässig als [ ə ] zu lesen. Hingegen wurde der Sonderwortschatz über die Gebäude von V. S CHMID (2003) verwendet, das unseres Wissens in der Zwischenzeit nicht neu aufgelegt wurde. B OSSARD / C HAVAN wird von uns aus dem Jahre 2006 zitiert, obwohl in der Zwischenzeit eine Neu-Auflage des Buches von 2014 erschienen ist; die beiden Autoren schreiben die bei ihnen versammelten Orts- und Flurnamen jedoch normal, das heisst ohne Diakritika, während das G PSR Diakritika anwendet, was in einzelnen Fällen Schwierigkeiten bereitet. Ein Problem der besonderen Art stellen die vielen populären Abhandlungen zu Orts- und Flurnamen des Wallis dar. Wir haben uns entschlossen, nur die wichtigsten von ihnen zu zitieren. Wichtig heisst hier: es gibt (a) Feldarbeit und (b) der Versuch einer Deutung. Viele der von uns in W ERLEN (2012, 290) zitierten Werke weisen das nicht auf. Erfasst haben wir dagegen, soweit möglich, die Daten von E. J ORDAN (2006) über die Orts- und Flurnamen Simplon-Süd, wobei hier die häufigen Namen wie Wang und ähnliche nicht vollständig erfasst sind. J ORDAN hat die Namen von Gewährspersonen erhalten, zählt sie alle auf, verweist auf Karten und ein Register, hat eine eigene phonetische Notation entwickelt und erfasst Flurnamen, die in der Datei des VSNB nicht enthalten sind. Was bei ihm leider fehlt, sind Deutungen - ab und zu findet sich etwas aus der Literatur, aber meist eher nebenbei. Neu hat M. M ATHIER (2015) die Orts- und Flurnamen von Salgesch auf Grund seiner Lizenziatsarbeit bei E. S TUDER in Freiburg i. Ue. herausgegeben; er fügt Deutungen bei. Er verwendet dabei auch die von T AG- MANN (Ms.) gedeuteten frankoprovenzalischen Namen; in einigen Fällen stehen Deutungen von M ATHIER und Deutungen von T AGMANN ohne Versuch, sie zu vereinigen, nebeneinander. Auch bei M ATHIER sind die Flurnamen bildlich erfasst. Das Werk von J ULEN ET AL . (1995) über die Flurnamen von Zermatt wurde berücksichtigt, weil es zu den Namen auch Deutungen gibt, die Namen auch auf (leider schlecht lesbaren) Schwarz-Weiss-Fotografien wiedergibt und die einzelnen Namen auflistet. Den Band von H. M ATHIEU (2006) über Albinen haben wir aufgenommen, weil auf S. 10 f. eine Reihe von frankoprovenzalischen und französischen Flurnamen erklärt sind (leider nicht alle richtig, teilweise aus unserem eigenen Verschulden) und weil die schönen Farbfotos erkennen lassen, wo sich die einzelnen Flurnamen befinden. Ebenfalls aufgenommen wurde R. G RICHTING (1993) über Leukerbad: dieses Werk enthält zwar keine Deutungen, ist aber auf grossen Farbfotografien und über ein Register erschlossen. Eine Reihe weiterer Sammlungen sind im Register der verwendeten Literatur erwähnt. Es gibt weiter eine Reihe von Deutschschweizer Namenbüchern, von denen einige in der Laufzeit unseres eigenen Namenbuches erschienen sind; einige davon sind inzwischen abgeschlossen, andere sehen einer Publikation noch entgegen. Von den vielen Namenbüchern seien hier jene erwähnt, die mehr oder weniger direkt an das Gebiet des Oberwallis anschliessen: zunächst das Berner Namenbuch, dessen erster Band 1976 erschien; inzwischen ist - wie an anderer Stelle erwähnt - Band 6 erschienen. Entgegen unserer ursprünglichen Erwartung sind nur die wenigsten Flurnamen aus unserem Bereich dort erwähnt; insbesondere fehlen fast alle Flurnamen aus dem Alpengebiet, das in unserem Bereich wohl etwas anders ausgestaltet war als im Bernischen; die Dissertation von P. G LATTHARD (1977) im Zusammenhang mit diesem Namenbuch ist unseres Wissens die einzige, die sich mit den romanisch-deutschen Ortsnamen im Grenzgebiet von Aare und Saane beschäftigt. Im Osten schliesst das Urner Namenbuch an (A. H UG / V. W EIBEL 1988, vier Bände), dem inzwischen von den gleichen Autoren das Nidwaldner Namenbuch folgte (A. H UG / V. W EIBEL 2003, fünf Bände); V. W EIBEL (2012) hat seine Dissertation neu erweitert als Namenbuch des Kantons Schwyz herausgegeben, neu auch mit einem Datenschlüssel auf dem Internet, einem allgemeinen Band Vom Dräckloch i Himel und einem fünfbändigen Lexikon der Namen. Von E RIKA W ASER (1996) wurde die Entlebucher Orts- und Flurnamen herausgegeben (Bände 1 und 2); spätere Namenbücher der gleichen Autorin sind im Literaturverzeichnis aufgelistet. Erwähnt sei das Appenzeller Namenbuch von S TEFAN S ONDEREGGER (2013, 3 Bände); wir haben von ihm allerdings nur seine ausführliche Dissertation von 1958 berücksichtigt, die für die Suffixe des Deutschen als Grundlage auch für das Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuch gilt. Nur ansatzweise das Literatur als Hilfe, Probleme damit und Hinweise für Zitierungen XXV <?page no="26"?> Obwaldner Namenbuch von P. Hugo Müller verwendet. Leider gibt es bisher für die deutschsprachigen Gebiete des Kantons Freiburg kein umfassendes Ortsnamenbuch. Hingegen ist mit S CHMUTZ / H AAS (2000 u. spätere Neuauflagen) ein Senslerdeutsches Wörterbuch erschienen. Eine besondere Gruppe bilden die an das Oberwallis anschliessenden Flurnamen des sog. bischöflichen Wallis, also jene Flurnamen, die auf das Frankoprovenzalische zurückgehen (zum Berndeutschen siehe P. G LATT- HARD (1977)). Hier ist vor allem E RNEST M URET zu erwähnen, der als Professor an der Universität Genf (1891 - 1935) arbeitete und für das Glossaire des patois de la Suisse romande die Flurnamen der Romandie erfassen sollte. Von ihm sind insbesondere die Daten des Fichier M URET erhalten, die sich heute auf dem Internet befinden. Bis zur Internet-Version des Fichier konnten nur die Redaktoren des G PSR oder Gäste in Neuchâtel Einsicht in dieses handschriftliche Verzeichnis der Westschweizer Namenwelt nehmen. In W ERLEN (2019) haben wir einige Orte aus dem westlichen Bezirk Leuk und ihre Bearbeitung bei M URET dargestellt. Daneben hat M URET sich in einigen Artikeln der Zeitschrift Romania und besonders in seinem Beitrag von 1912, der auch im Bulletin des G PRS erschien, zu Fragen der Mittel- und Unterwalliser Flurnamen geäussert. Das Verzeichnis der Flurnamen des frankofonen Wallis von der Seite von Topoval (die Namen stammen wohl aus den Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts) enthält kaum Erklärungen. Mit einer staunenswerten Leistung hat H ENRI S UTER die Flurnamen des frankoprovenzalischen Bereiches (eingeschlossen des Val d ’ Aoste) auf dem Internet gesammelt und gedeutet: Noms de lieux des Suisse romande, Savoie et environs (2000 - 2009). Zuletzt ist von R. M AÎTRE , E. F LÜCKIGER und G. P ANNATIER der Dictionnaire du patois de Bagnes (2019) erschienen, der den (riesigen) Wortschatz einer Gemeinde darstellt. Ein Wort noch zu den Karten, auf die wir uns beziehen. In der Datenbank sind sie unter Zusätzliche Daten erfasst. Als wir mit der Arbeit begannen, waren die Daten nur auf Karten erhältlich, die zum damaligen Zeitpunkt (ab 1995) erfassbar waren: die Namen auf den Siegfriedkarten, die Namen auf den kantonalen Karten 1: 10000, die Namen auf den damals aktuellen Karten im Mass-Stab 1: 25000 der Landeskarte der Schweiz und die Daten auf Einzelkarten, die uns von Kollegen zur Verfügung gestellt wurden. M. S. hatte seine Namen handschriftlich mit Kugelschreiber auf den ihm um 1971 und später zur Verfügung stehenden Geometerkarten des Oberwallis notiert. Diese Notierungen wurden um 1995 unter G. M ICHLIG georeferenziert. Leider sind dabei auch Fehler geschehen: aus Gründen der Vergleichbarkeit wurden die einzelnen Angaben von M. S. auf den Geometer-Karten jeweils in der Mitte des Eintrages erfasst: diese Daten waren aber zugleich zu eng (so haben etwa ganze Alpen, die sich über grosse Gebiete erstrecken, eine punktgenaue Referenzierung erhalten) und am falschen Ort (so erscheinen Alpengipfel generell an etwas anderen Orten als ihre punktgenaue Festlegung auf der Landeskarte). Vor allem in stark überbauten Gebieten, also in Gemeinden, wurden die Daten verzerrt wiedergegeben. Die neueren Karten auf map.geo.admin.ch zeigen diese Daten nun sauberer und helfen dank ihrer historischen Dimension, auch ältere Flurnamen zu erklären; in der Zwischenzeit (März 2021) sind weitere Karten von swisstopo publiziert worden, auf die wir aus Zeitgründen nicht mehr eingehen konnten. Dennoch bleiben Unsicherheiten, die an einem Beispiel klar gemacht werden können: in Brig gibt es einen belegten Flurnamen t Sandmatta ‚ die Wiese im sandigen Gebiet ‘ . Es handelt sich um ein Gebiet, das heute vollständig überbaut und asphaltiert ist; keine Wiese befindet sich dort und dass es sich um Sand, hier einerseits Schwemmgebiet des Rottens und anderseits der Saltina (der Sand dieser beiden Flüsse wird Litta genannt), handelt, weiss inzwischen fast niemand mehr. Der Name t Sandmatta ist also nur noch verständlich, wenn man weiss, dass dieses Gebiet vor dem Bau des heutigen Bahnhofs und vor der Überbauung des Gebietes eine Wiese war, die sich in sandigem Gebiet der beiden Flüsse befand (und ursprünglich nicht überbaut war). Das führt zu einem anderen Problem: die Daten, die Prof. M ARCUS S EEBERGER gesammelt hat, stammten aus den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts (zu seinen historischen Belegen vgl. den Beitrag von P H . K ALBERMATTER zu den Archiven im Walllis (unten)). Inzwischen haben die Gemeinden des Tales, insbesondere Naters, Brig und Visp, aber auch andere, sich massiv verändert, Strassen sind neu gebaut worden, ein neuer Tunnel der Neat (Neue Alpentransversale) ist entstanden, Geschäfte haben ihre Namen verändert, die Orts- und Flurnamen sind vielerorts durch neue Strassennamen ersetzt worden - alles Dinge, die wir nicht erfassen konnten. Insofern ist unser Orts- und Flurnamenbuch nur ein Ausschnitt aus einem Prozess, dessen Ausgang wir nicht voraussagen können. Einen Sonderfall stellen die vier Gemeinden Saas-Almagell, Saas-Balen, Saas-Grund und Saas-Fee dar. Wir haben sie im Text immer mit dem Bindestrich geschrieben. Das ist ein prinzipieller Entscheid, der (a) nicht in jedem Fall den Entscheidungen der Gemeindebehörden entspricht und (b) nicht immer den Eintragungen in der Datenbank des VSNB. Unsere Entscheidung fällt aus historischen Gründen: die vier Gemeinden wurden 1392 in vier selbständige Gemeinden aufgetrennt, die üblicherweise als Saas-Almagell, Saas-Balen, Saas-Grund und Saas-Fee XXVI Literatur als Hilfe, Probleme damit und Hinweise für Zitierungen <?page no="27"?> bezeichnet wurden. Diese Schreibweise bildete den Ausgangspunkt für unsere Entscheidung. Einen zusätzlichen Kommentar verlangen die HLL, die in den Bänden des VSNB versammelt sind. Einige von ihnen (z. B. A CHER ) sind sehr häufig (rund 1700 Namen), viele andere kommen aber nur einbis dreimal vor, einige sind nur historisch belegt, andere nur lebend. Von jenen Belegen, die nur sehr selten vorkommen (bis zu circa zehnmal) sind jeweils alle erwähnt; von den häufigeren jedoch nur wenige. Das hängt damit zusammen, dass die Nutzerinnen und Nutzer sämtliche Belege in der Datenbank des VSNB konsultieren können und dass die Deutung des HL normalerweise möglich ist. Ausgenommen hievon sind einzelne häufige HLL wie z. B. das HL R IEBA , deren Deutung sehr unsicher ist. Es gibt einige wenige Belege, die sowohl deutsch, wie französisch, frankoprovenzalisch oder italienisch (eventuell mit einer dialektalen Form) vertreten sind. Sie sind jeweils dann nicht gekennzeichnet, wenn sie entweder zu verschiedenen Wörtern gehören oder wenn ihre Herkunft nicht klar ist. In einigen Fällen wird ein ursprünglich romanisches Wort (wie etwa lat. murus, das zu dt. Mauer geworden ist und dialektal als HL M ÜRA erscheint) nicht als romanisch gekennzeichnet. Diese Entscheidung ist nicht immer einfach; die Nutzerin und der Nutzer können solche Fälle jedoch aus der Datenbank des VSNB heraus selbst näher deuten. Literatur als Hilfe, Probleme damit und Hinweise für Zitierungen XXVII <?page no="28"?> Abkürzungen (e) = vokalischer Vorschlag vor R: z. B. (e)Rat „ Rat “ . FaN = Familiennamen FGA = Forschungsinstitut zur Geschichte der Alpenregion Fln = Flurname FLNK = Flurnamenkommission des Kantons Wallis Gwp. = Gewährsperson Gwpp. = Gewährspersonen HL = Hauptlemma HLL = Hauptlemmata LT = Landestopographie (Karten, auch digitale) PN = Personennamen SK = Siegfried-Karte VSNB = Oberwalliser Namenbuch 10 000 = Karten im Mass-Stab 1: 10 ’ 000 des Kantons Wallis XXVIII <?page no="29"?> Abkürzungen und Zitate Wir haben im Rahmen des Literaturverzeichnisses eine Reihe von Abkürzungen für Zeitschriften und andere verwendet, auf die wir hier nicht eingehen; die Abkürzungen sind im Allgemeinen nach APA (American Psychological Association) zitiert. Die weiteren Abkürzungen, soweit sie nicht nach dem Abkürzungsverzeichnis im D UDEN (2020, 16 f.) erscheinen, sind im Folgenden aufgeführt; Abkürzungen für Literatur sind in der Bibliografie nachgewiesen: AIS Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz. APNB Orts- und Flurnamen des Landes Appenzell. AWWB Altes Walliser Wappenbuch, 1946. BENB Berner Namenbuch (Bände 1 - 6 der Dokumentation). FaN Familienname; Plural: FaNN. EK Karten von Beiträgern aus verschiedenen Orten. FEW Französisches Etymologisches Wörterbuch. FlN Flurname(n). FLNK Flurnamenkommission. frpr. frankoprovenzalisch. GLS Geographisches Lexikon der Schweiz (1902 - 1910). Siehe Bibliographie unter GLS. Gpsr Glossaire des patois de la Suisse Romande. GrWb Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (1852 - 1971).Zitiert nach der Internet-Version des Wörterbuches, die auf die Ausgabe des dtv-Verlages zurückgeht. HBLS Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz (1921 - 1934). Siehe Bibliographie unter HBLS. HRBS Handlungs- und Rechnungsbücher Kaspar Stockalpers vom Thurm. Das Personenregister von 2003 wird als Register HRBS zitiert. LSI Lessico dialettale della Svizzera Italiana. Bellinzona 2004. LT Landestopographie (Karten im Mass-Stab 1: 25 ’ 000 und interaktive Karten). LUNB Luzerner Namenbuch. NWNB Nidwaldner Namenbuch. NWWB Bände 1 und 2 des Neuen Walliser Wappenbuches, St. Maurice 1974 und 1984. PN Personenname; Plural PNN. REW Romanischea Etymologisches Wörterbuch. RID Repertorio italiano - dialetti. Bellinzona 2013. RN Rätisches Namenbuch. Bd. 2: Etymologien. schwzdt. schweizerdeutsch. SDS Sprachatlas der deutschen Schweiz. Bände 1 - 8. SK Siegfriedkarte (Erste Militärkarten im Mass-Stab 1: 25 ’ 000, handgezeichnet). SONB Solothurner Namenbuch. SZNB Schwyzer Namenbuch. TGNB Thurgauer Namenbuch. URNB Urner Namenbuch. VSNB Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuch; Abkürzung wird für Datenbank gebraucht. wdt. walliserdeutsch. ZGNB Zuger Namenbuch. 1: 10000 Kantonale Karten im Mass-Stab 1: 10000 mit Flurnamen meist von M. S. Zitate erscheinen prinzipiell nach dem Muster A UTOR (E RSCHEINUNGSJAHR , S EITENZAHL ); für das S CHWEIZERDEUTSCHE W ÖRTERBUCH und das B ERNER O RTSNAMENBUCH ist die Zählung nach Spalten vereinfacht worden, das Kürzel sp. wird hier und (meist) in anderen Werken mit Spaltenzählung nicht verwendet. Das G LOSSAIRE DES PATOIS DE LA S UISSE ROMANDE verzeichnet die Spalten der Seitenzahlen prinzipiell mit den Buchstaben (a) und (b); wir haben hier darauf verzichtet. Bei den grossen Wörterbücher wie etwa D EVOTO / O LI für das Italienische oder K LUGE / S EEBOLD für das Deutsche haben wir Seitenzahlen verwendet und, falls das nötig war, das Stichwort mit s. v. (sub verbo) angefügt. Das D EUTSCHE W ÖRTERBUCH der Brüder Grimm haben wir mit der oben erwähnten Abkürzung G R W B mit Bandnummer und Spaltennummer erwähnt, wobei wir auf die Internet-Ausgabe des Wörterbuches, also die Aufteilung der dtv-Ausgabe des Buches Bezug nehmen und nicht auf das Original, das sehr schwer zitierbar ist. XXIX <?page no="30"?> Die Archive im Wallis Philipp Kalbermatter 1. Die Ortsarchive des Oberwallis 1.1 Gemeinden, Burgerschaften, Pfarreien Der Ursprung der Oberwalliser Gemeinden liegt im Dunkeln. Im feudalen Hochmittelalter war der Bischof von Sitten Grundherr und erliess Rechtssatzungen. Seit dem 13./ 14. Jh. kann man die Loslösung der Gemeinden von den Grundherrschaften (z. B. durch Loskauf der chiminagia, dt. Besthaupt) beobachten. Dieses Streben nach mehr Autonomie führte vorerst zur Aufzeichnung des Gewohnheitsrechts für den landwirtschaftlichen Alltag (Bauernzünfte) durch die wirtschaftliche Gemeinde, später zur Fixierung der Rechte der alten und der eingekauften Burger (Burgerstatuten) durch die politische Gemeinde. Diese entsprach in etwa der modernen Burgergemeinde und war Trägerin des örtlichen Lebens. In der ersten Hälfte des 19. Jh. entstand die Munizipalgemeinde, die alle Einwohner mit Schweizer Bürgerrecht umfasste und seit 1848 für das politische Leben massgebend wurde (Gesetz über die Gemeindeverwaltung von 1851). Die Burgergemeinde bildete nur noch einen Teil der Ortsgemeinde, und in manchen Orten richtete sie erst im 20. Jh. eine eigene Verwaltung ein. 3 Während für die Zeitspanne von 381 bis 585 nur vier Kirchen, darunter jene von Glis, archäologisch nachgewiesen sind, erhöhte sich ihre Zahl zwischen 950 und 1200 merklich (53 im Jahr 1200). Für das Oberwallis sind die Grosspfarreien und späteren Zendenhauptorte (Münster, Ernen, Mörel, Naters, Visp, Raron und Leuk) charakteristisch. Im 13. Jh. war das Pfarreinetz (73 im Jahr 1300) für längere Zeit weitgehend abgeschlossen. Spätere Neugründungen entstanden u. a. aufgrund der schlechten Wege und der grossen Entfernung und führten oft zu Schwierigkeiten mit den Mutterpfarreien. Im 20. Jh. erreichte der Ausbau des Pfarrsystems den Höhepunkt und vorläufigen Abschluss. Seit 1880 wurden bei Neugründungen die Bande zwischen Mutter- und Tochterkirchen von Anfang an gelöst, und seit 1917 wurden alle Patronatsrechte gemäss Weisung des Kirchenrechts beseitigt 4 . 1.2 Archive Das Oberwallis besitzt zahlreiche alte Ortsarchive, meist als Gemeindearchiv, Burgerarchiv oder Pfarrarchiv bezeichnet, gelegentlich als Pfarr- und Bezirksarchiv 5 (Münster) oder als Kirchenarchiv (Reckingen) 6 . Eigene Burgerarchive mit alten Dokumenten gibt es da, wo schon vor 1848 eine starke Burgerschaft mit einem eigenen Archiv bestand (Leuk, Visp). Der Staatsrat ernannte 1884 Pfarrer F ERDINAND S CHMID wegen seiner grossen Kenntnisse der Walliser Geschichte zum Inspektor der Gemeindearchive im Oberwallis und der Bischof von Sitten übertrug ihm die gleiche Aufgabe für die Pfarrarchive. Die meisten dieser Archivbestände sind in der Folge zum ersten Mal richtig geordnet und registriert worden. 1.3 Inventarisierung F ERDINAND S CHMID hat am Ende des 19. Jh. überall im Oberwallis ein einheitliches System mit Buchstaben von A bis H eingeführt. Eine biographische Notiz: geboren 1832 in Stalden als Sohn des V ALENTIN S CHMID von Ernen und der M ARIA J OSEFA V ENETZ von Stalden, Studien 1847 - 1852 in Brig und Einsiedeln und 1852 - 1855 am Priesterseminar in Sitten, Priesterweihe 1855 in Sitten, 1855 - 1857 Rektor in Glis, 1857 - 1860 Pfarrer von Reckingen, 1860 - 1870 Pfarrer von Leukerbad und 1870 - 1901 bis zu seinem Tod Pfarrer von Mörel. Sein Interesse an Geschichte mag er von F RANZ J OSEF J OLLER , der 1847 am Kollegium Brig lehrte und später den Grundstock zum Archiv des Geschichtsforschenden Vereins des Oberwallis legte, und von P. S IGISMUND F URRER im 3 Louis Carlen, Gericht und Gemeinde im Goms vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution. Beiträge zur Verfassungsgeschichte. Freiburg Schweiz 1967, S. 183 - 199 (Arbeiten aus dem iuristischen Seminar der Universität Freiburg Schweiz 31); Werner Kämpfen, Bernard de Torrenté, Essay über die Entwicklung der Walliser Burgergemeinden, Sitten 2002. 4 Arthur Fibicher, Die Pfarreien, in Helvetia Sacra 1/ 5, Basel 2001, S. 533 - 562; François-Olivier Dubuis, Antoine Lugon, De la mission au réseau paroissial. Le diocèse de Sion jusqu ’ au XIIIe siècle, Sion 2002 (Cahiers de Vallesia 7). 5 Die Bezeichnung Bezirksarchiv würde allerdings auf die meisten Archive der Bezirkshauptorte zutreffen. 6 Das Kirchenarchiv Reckingen wurde früher in der Sakristei der Kirche aufbewahrt. XXX <?page no="31"?> Kapuzinerkloster Sitten mitbekommen haben. Pfarrer Schmid war einer der Initianten, die 1861 in Leuk den „ Historischen Verein für den Kanton Wallis “ ins Leben riefen, der nur vier Jahre Bestand hatte. Abbé J EAN G REMAUD berief Schmid als Mitarbeiter für die Sammlung der „ Documents relatifs à l ’ histoire du Vallais “ . Im Jahre 1888 war Schmid an der Gründung des „ Geschichtsforschenden Vereins von Oberwallis “ beteiligt und amtete 1898 - 1900 als dessen Präsident 7 . Die hochrechteckigen, zwischen 1885 und 1900 entstandenen, in deutscher Schrift abgefassten Inventarhefte (22,5 x 36,5 cm) Schmids mit ihrem vorgedruckten Formular sind einheitlich gehalten. Im Staatsarchiv Sitten gibt es neben den originalen Inventaren auch die sogenannten Favre-Abschriften in Kurrentschrift oder daktylographierte Versionen. Zu einigen Archiven gibt es neuere, ausführliche Inventare, erstellt meist durch die Staatsarchivare Bernard Truffer und Hans-Robert Ammann und lic. phil. Philipp Kalbermatter. 1.4 Archivordnung Im Gegensatz zum Unterwallis sind die die Oberwalliser Archive fast alle nach einem einheitlichen Schema eingeteilt. Bei den Pfarrarchiven existieren oft nur die Rubriken D (Kirchliches) und G (Register) oder man findet eine Einteilung nach Ordnungszahlen. Angabe der Rubrikentitel: A) Die Dokumente, welche für das Land, die Bezirke und die Gemeinden von Interesse sind, wie die Abscheide des Landrates. B) Die Freiheitsrechte der Gemeinden. Die Urschriften der Notare. Die Statuten oder Reglemente der Gemeinden und Burgerschaften. C) Die Juridiktions-Akte oder Gebiets-Abgrenzungen der Bezirke und der Gemeinden. Jene Urkunden, welche sich auf Abmarkung der Gemeindewälder, der Alpenweiden, der Berge, sowie die Reglemente, welche sich auf die Benutzung derselben beziehen. D) Die Urkunden betreffend das unbewegliche Eigentum, die Kapitalien und die Schulden der Gemeinden und Burgerschaften. Ferner die Urkunden betreffend den Kultus, die Kirchen, die Pfründen, die Jahresgedächtnisse (Anniversarien), Spitäler, Armenfonds, Bruderschaften und die Schulen (Schulfonds). E) Die Urkunden und Uebereinkünfte betreffend die öffentlichen Wege, die Wasserläufe und Eindämmungen. F) Die Dokumente betreffend das Militärwesen und im allgemeinen die Dokumente, wie Urkunden, Titel und Briefe, welche von historischem Interesse sein können. G) Die Protokolle und Rechnungen der Gemeinde- und Burgerverwaltungen und der Waisenämter. H) Verschiedene Dokumente. 2. Das Domkapitelsarchiv in Sitten 2.1 Domkapitel Die Geschichte des Domkapitels von Sitten ist seit dem 11. Jh. aktenkundig. Es bestand bis weit ins 18. Jh. hinein aus zwei Gruppen von Domherren: die eine residierte neben der oberen Kirche (Basilika) auf dem Hügel von Valeria, die andere in der Stadt Sitten, um die Feier der Gottesdienste in der unteren Kirche (Kathedrale) sicherzustellen. Die Domherren bekleideten seit dem Mittelalter im Auftrag des Bischofs wichtige diözesane Ämter wie das des Generalvikars oder des Offizials. Von der einstigen Ausübung des Notariatsrechts zeugen die zahlreichen Minutenbücher. Das Domkapitel besass früher Patronatsrechte in zahlreichen Pfarreien sowie Herrschaften, Grundstücke und Einkünfte in grossem Umfang, besonders im Zentralwallis. Innere Mängel schwächten das Kapitel, so dass es dem Bischof im Kampf gegen die Neugläubigen im 16. Jh. und gegen die Patrioten im 17. Jh. nicht die erhoffte Stütze war. Es musste 1613 das Recht der Bischofswahl an den Landrat abtreten und verlor in der Folge seine Mitbestimmung im Landrat. Im 19./ 20. Jh. schmolz der Einfluss des Kapitels weiter, etwa bei der Wahl der Domherren (jetzt durch den Bischof), und es musste als Folge der Säkularisation von 1848 die Pfründen reduzieren. Es besitzt heute zehn Pfründen und führt immer noch eine eigene, von der bischöflichen Mensa getrennte Verwaltung 8 . 2.2 Archiv Das Resultat der internen und externen Verwaltungstätigkeit wie auch die historische Bedeutung des Domkapitels manifestieren sich in einem äusserst umfangreichen Archiv, früher auch Archives de Valère genannt. Es ist eine erstrangige und unersetzliche Quelle für die Geschichte des Landes Wallis und der Diözese Sitten. Weil es sich bis in die neuere Zeit auf dem Valeriahügel befand, fiel es dem verheerenden Stadtbrand von Sitten im Jahr 1788 nicht zum Opfer. Das Archiv wurde 1958 in 7 Josef Lambrigger, Ferdinand Schmid, in BWG 20, 1988, S. 221 - 231. 8 Helvetia Sacra 1/ 5, Basel 2001, S. 359 - 410. 2. Das Domkapitelsarchiv in Sitten XXXI <?page no="32"?> ein Gebäude nördlich der Kathedrale überführt und befindet sich seit kurzem als Depot im Staatsarchiv Sitten 9 . 2.3 Inventarisierung Das älteste bekannte Inventar stammt von Domherr C HRISTIAN S CHRÖTER aus der Zeit um 1674 und diente bis in die zweite Hälfte des 19. Jh. als Findmittel. Dann erstellte Domherr P IERRE -A NTOINE G RENAT ein neues systematisches Inventar, das man vor allem für die Tiroirs noch benutzt. Zwischenzeitlich ging das Schröter-Inventar wohl verloren, so dass Domherr D IONYS I MESCH die Dokumente neu zu numerieren begann. Die heute gültige Signaturengebung ist eine Mischung aus beiden Systemen. Zum Suchen von Dokumenten steht eine Konkordanz zur Verfügung. Die alte Einteilung nach Aufbewahrungsorten (tiroirs, thèques, bahuts) hat nur noch historische Bedeutung, weil die meisten Einzelakten jetzt in Schachteln aufbewahrt werden 10 . 2.4 Archivordnung Das Archiv umfasst mehrere grössere Abteilungen. Sein Inhalt betrifft vor allem das Zentralwallis, wo das Domkapitel die meisten seiner Rechte und Besitzungen hatte. • Tiroirs (Tir.): 101 Titel, früher in Schubladen, heute in Schachteln. • Theken (Th.): 118 Titel, früher in Truhen, heute in Schachteln. • Bahuts (Bah.): 49 Pergamente, vor allem aus dem Fonds der Familie Blandrate. • Kalendenbücher (Kal.): 39 Protokollbücher des Kapitels seit dem Jahre 1500. • Rechnungen (Cpt.) der einzelnen Abteilungen des Kapitels. • Judicialia (Jud.): gerichtliche Akten und Prozesse. • Erkanntnisse (Rec.): 331 Bände über die Einkünfte des Kapitels. • Minutenbücher (Min.): Serie A (gebunden) und B (ungebunden), meist Notariatsakten. • Fragmente (Fragm.). 3. Das Walliser Staatsarchiv in Sitten 3.1 Wallis Während wir über das Wallis der vorrömischen und römischen Epoche durch archäologische Funde gut unterrichtet sind, verliert sich seine Geschichte zur Zeit der Völkerwanderung im Dunkel. Das Wallis als eigenständiges Gebilde entstand 999, als König R UDOLPH III. von Burgund den pagus Vallensis dem Bischof H UGO von Sitten als Grafschaft zu Lehen gab. Im späten Mittelalter kam es zu Konflikten mit Savoyen, das durch Erbschaft, Kauf oder Krieg seine Herrschaft über fast das gesamte Unterwallis ausdehnte, und im Oberwallis brachen Kämpfe zwischen den grösseren Adelsfamilien (von Raron, von Turn) und den Gemeinden (grössere Talflecken mit ihrem Hinterland) aus. Die Herkunft der Fürstbischöfe teils aus Savoyen und teils aus dem deutschen Wallis führte oft zu komplexen politischen Konstellationen. Die frühe Neuzeit war seit 1475 bzw. 1536 durch die Mitregierung der sieben oberen Zenden und durch die Herrschaft über das eroberte Unterwallis geprägt. An der Spitze der Republik stand der Fürstbischof, dessen Macht im 17. Jh. durch den Landrat stark eingeschränkt wurde. Nach dem Untergang des Ancien Régime 1798, nach den von Frankreich dominierten Zwischenetappen und nach dem vorübergehenden Rückgriff auf die Vergangenheit entstand 1847/ 48 der moderne Kanton Wallis. Das politische Geschehen wird seither vom Staatsrat und vom Grossen Rat geprägt, während die Rolle der Bezirke und der Gemeinden stark beschnitten wurde. 3.2 Staatsarchiv Das Mittelalter kannte kein Zentralarchiv, sondern Behördenarchive. Ein grosser Teil der alten Dokumente befand sich in der Kanzlei des Fürstbischofs und ging beim Stadtbrand von Sitten 1788 unter, ein anderer Teil im Archiv des Domkapitels. Die Dokumente in den Hauptorten der Zenden gingen an andere Archive über (in Münster ins Pfarr- und Bezirksarchiv, in Leuk ins Pfarrarchiv, in Mörel ins Zendenarchiv, in Visp ins Burgerarchiv). Das staatliche Archivwesen geht auf das 16. Jh. zurück, als die Landessachen vom Bischof an den Landrat gelangten, der einen Archivar (clavifer arcarum) einsetzte. Dieser betreute die Abschiede des Landrats und die amtliche Korrespondenz. Im 19. Jh. bildeten die alten Dokumente der Landschaft Wallis weniger einen organisch gewachsenen Bestand als viel- 9 Peter Rück, Das Archiv des Domkapitels von Sitten, in Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 65, 1971, S. 114 - 120; Helvetia Sacra 1/ 5, Basel 2001, S. 402 - 405. 10 Helvetia Sacra 1/ 5, Basel 2001, S. 402 - 405. XXXII Die Archive im Wallis <?page no="33"?> mehr eine lose Sammlung. Dies änderte sich 1905 mit der Ernennung von H. H. L EO M EYER aus Turtmann zum Leiter des Archivs und der Bibliothek. Während 35 Jahren analysierte und ordnete M EYER die archivalischen Bestände und schuf so das heutige Staatsarchiv. Unter A NDRÉ D ONNET (Archivar und Bibliothekar 1941 - 1968) galt das Augenmerk dem Sammeln und der Forschung. Sein Nachfolger G RÉGOIRE G HIKA (Archivar 1968 - 1983) animierte Familien, Vereine und Gemeinden, ihre Fonds im Staatsarchiv zu deponieren. Der Mikrofilm hielt Einzug, etwa bei der Verfilmung der Pfarrbücher. B ERNARD T RUFFER (Archivar 1984 - 2000) setzte die Walliser Landratsabschiede fort und versuchte, vermehrt Forscher aus dem Oberwallis anzuziehen. Unter seinen Nachfolgern H ANS -R OBERT A MMANN (2000 - 2014) und A LAIN D UBOIS (seit 2014) hielt die Digitalisierung Einzug. Das Staatsarchiv ist jetzt zusammen mit der Mediathek (Bibliothek) und den Museen der Dienststelle für Kultur unterstellt und befindet sich im einstigen Zeughaus von Sitten 11 . 3.3 Inventarisierung Das Staatsarchiv mit rund 17 ’ 000 Laufmetern Umfang dokumentiert vor allem die moderne Zeit ab 1815, wobei die Akten der Staatsverwaltung den grössten Teil (13 ’ 000 m) ausmachen. Alle Staatsarchivare verfassten Inventare oder liessen solche erstellen, besonders für die moderne Verwaltung des Staates (Akten der einzelnen Departemente und Dienststellen). Sie konnten aber auch auf die Hilfe von auswärtigen Personen zählen, etwa H. H. Hans Anton von Roten (1907 - 1993). 3.4 Archivordnung Heute befinden sich im Lesesaal des Staatsarchivs grüne Ordner mit den Inventaren von: a) alten (AV, AVL) und modernen (Helvetik, Staatsrat, Grosser Rat) Akten des Staatsarchivs b) im Staatsarchiv deponierten Fonds von Familien, Vereinen und Gemeinden c) Spezialsammlungen (Mikrofilme, Ph = Kopien von verschiedenen Dokumenten) d) anderen Archiven (Burgerschaft Sitten, Domkapitel, Bistum, Propstei vom Grossen Sankt Bernhard, Abtei St-Maurice, Kapuziner in Sitten, Pfarreien, Gemeinden). Die Bestände folgender Archive sind heute im Staatsarchiv zugänglich: Gemeindearchive Baltschieder, Biel, Ergisch, Grächen, Hohtenn, Lalden, Leuk, Niederwald, Ritzingen, Saas-Grund Pfarrarchive Biel, Ergisch, Grächen, Leuk, Mörel, Niederwald Burgerarchive Biel, Ergisch, Grächen, Hohtenn, Ritzingen Gemäss dem Portal scopequery.vs.ch sind die Inventare folgender Ortsarchive online konsultierbar (GA = Gemeindearchiv, BA = Burgerarchiv, PA = Pfarrarchiv): GA Baltschieder, GA und BA Birgisch, GA, BA und PA Blitzingen, GA und PA Bürchen, BA Eyholz, GA Ferden, GA und BA Feschel, GA Fieschertal, GA, BA und PA Grächen, GA und BA Guttet, GA und BA Inden, GA Lalden, GA und PA Mund, GA und PA Niederwald, GA und PA Obergesteln, GA Oberwald, GA Turtmann, GA und PA Ulrichen, GA und BA Varen, BA Visp. Das bedeutet in der Regel, dass diese Archivfonds (und noch weitere hier nicht erwähnte) dort deponiert sind. Da die Bestände des VSNB während mehrerer Jahrzehnte aufgebaut wurden, sind nicht alle Archive den heutigen Zuständen (2021) zugeordnet. 4. Das Archiv des Geschichtsforschenden Vereins des Oberwallis in Brig 4.1 Geschichtsforschender Verein In den Jahren 1861 - 1865 bestand im Oberwallis ein kleiner Geschichtsforschender Verein, der seine Existenz den Impulsen des Kapuziners P. S IGISMUND F URRER , des späteren Staatsrates L EO L UZIAN VON R OTEN und des Pfarrers F ERDINAND S CHMID verdankte. Im Jahre 1888 kam nach einem neuen Anlauf der noch heute bestehende, in seiner Anfangszeit klerikal geprägte Geschichtsforschende Verein des Oberwallis zustande. Neben von Roten und Schmid war auch Domherr D IONYS I MESCH eine treibende Kraft. Der Verein richtete ein Archiv, eine Bibliothek (alte Bücher, neue Bücher) und ein Museum (Münzen, Porträte, Fahnen) ein, gibt bis heute die „ Blätter aus der Walliser Geschichte “ heraus und führt neben den jährlichen Versammlungen auch gelegentlich andere Tagungen durch 12 . 11 Bernard Truffer, Das Walliser Archivwesen im 16. Jahrhundert, in Vallesia 28, 1973, S. 213 - 244; Pierre Reichenbach, Le rôle des sociétés d ’ histoire et des Archives de l ’ Etat du Valais dans l ’ historiographie valaisanne, in Annales Valaisannes 1996, S. 9 - 24. Siehe auch die homepage www.vs.ch/ web/ culture/ aev. 12 Josef Guntern, Hundert Jahre Geschichtsforschender Verein Oberwallis 1888 - 1988, in BWG 20, 1988, S. 13 - 71. 4. Das Archiv des Geschichtsforschenden Vereins des Oberwallis in Brig XXXIII <?page no="34"?> 4.2 Archiv Den Grundstock bildet der Nachlass von Pfarrer F RANZ J OSEPH J OLLER . Biographische Notiz: geboren 1820 in Stans, Kollegium in Stans 1833 - 1837 und in Schwyz 1837 - 1838, Eintritt bei den Jesuiten in Freiburg 1838, Studium in Brig 1840 - 1842 und in Freiburg 1842 - 1844, Lehrer in Brig von 1844 bis zur Ausweisung der Jesuiten 1847, Priesterweihe um 1848 in Deutschland. Danach Priester und Historiker in Westfalen, Paderborn und Feldkirch, Kaplan im Elsass und in Dallenwil und 1878 - 1893 Pfarrer von Gondo und Sammler und Förderer der Walliser Geschichte 13 . Erst nach Jollers Tod folgten von allen Seiten grössere und kleinere Eingänge, darunter der Nachlass der Pfarrherren F ERDINAND S CHMID und J OSEF L AUBER mit Urkunden, Abschriften von Dokumenten und Inventaren sowie historischen und genealogischen Notizen. Das Archiv war ursprünglich in Lokalitäten des Kollegiums Brig untergebracht und befindet sich seit 1963 im Stockalperschloss in Brig. 4.3 Inventarisierung Das Inventar von Rektor H ANS A NTON VON R OTEN trägt das Datum von 1955, ein Supplement stammt von 1963. 4.4 Archivordnung Angabe der Rubrikentitel mit der jeweiligen Anzahl der Nummern. A) Allgemeine Walliser Geschichte (464) B) Minuten, Statuten (39) C) Chroniken (14) D) Religiosa (14) E) Strassen (49) F) Militärwesen (150) G) Familie von Werra (98) H) Unterwallis (195) J) Sammlung Joller (70) K) Bezirk Raron (104) L) Bezirk Leuk (161) M) Bezirk Visp (29) N) Bezirk Brig (233) O) Bezirk Goms (491) S) Sammlung Schmid-Joller (246) T) Theater (20) V) Varia (55) Y) Manuscripti et Libri (55) Z) Nachlass Pfarrer Kämpfen und Professor Jost (2) 5. Das Stockalperarchiv in Brig 5.1 Familie Stockalper Das wohl berühmteste Geschlecht des Zenden Brig nahm im 16. Jh. seinen Aufschwung und zählte vom 17. bis ins 19. Jh. zu den wichtigsten Familien im Oberwallis. Zentrum der Familie war seit dem 17. Jh. das Stockalperschloss in Brig, heute Sitz der Stadtverwaltung und eines historischen Forschungsinstitutes sowie Standort des Stockalper-Archivs und der Stockalper- Bibliothek. Als bedeutendster Vertreter gilt der Baron K ASPAR S TOCKALPER VOM T HURM (1609 - 1691), der „ Grosse Stockalper “ genannt. Er war Politiker, Handelsmann, Salzherr, Soldunternehmer und vieles mehr. Nach seinem Sturz 1678 brachen für die Familie vorübergehend schwere Zeiten an, doch beruhigte sich die Lage wieder. Die Familie wurde erneut die mächtigste des Landes, wobei ihre Macht nun weniger auf dem Geld beruhte als vielmehr auf dem moralischen Ansehen unter der Bevölkerung. Der letzte Nachkomme in männlicher Linie starb 1975. Das Schloss gehört heute der Stadtgemeinde Brig-Glis und wird mit Hilfe der Schweizerischen Stiftung für das Stockalperschloss unterhalten 14 . 5.2 Archiv Das umfangreiche Archiv befindet sich im Stockalperschloss in Brig und umfasst rund 15 ’ 000 Dokumente aus der Zeit zwischen 1259 und 1850. Es beinhaltet auch zahlreiche Dokumente, die nicht direkt mit der Familie Stockalper in Zusammenhang stehen und umfasst daher auch Akten, die den Zenden Brig betreffen oder über das Verhältnis des Wallis zu Frankreich, Savoyen, Mailand und der Eidgenossenschaft unterrichten 15 . 5.3 Inventarisierung Ein erstes Inventar verfasste Pfarrer Franz Josef Joller (+ 1893). In den Jahren 1894 - 1904 ordnete der Pfarrer und spätere Domherr Dionys Imesch das Archiv umfassend nach thematischen Sachgruppen. Zwischen 1951 13 Gabriel Imboden, Franz Joseph Joller (1820 - 1893), in BWG 20, 1988, S. 175 - 182. 14 Walliser Wappenbuch, Zürich 1946, S. 251 - 252; Louis Carlen, Das Stockalperschloss in Brig, 2. Aufl., Visp 2003. 15 Louis Carlen, Das Stockalperschloss in Brig, 2. Aufl., Visp 2003, S. 97 - 100. XXXIV Die Archive im Wallis <?page no="35"?> und 1962 verfassten U LI R OTACH und H ANS A NTON VON R OTEN ein neues Inventar nach chronologischen Gesichtspunkten. 5.4 Archivordnung Die Dokumente des Archivs sind heute in 107 Schachteln verpackt und rein chronologisch von Nr. 1 bis Nr. 15 ’ 263 geordnet. Die Sammlung der Bücher (Libri) umfasst L 1 bis L 82. 6. Edierte Quellen: Chartes Sédunoises und Documents 6.1 Abbé J EAN G REMAUD Biographische Notiz: geboren 1823 in Riaz, Studien 1834 - 1843 am Collège St-Michel in Freiburg und 1843 - 1847 am Priesterseminar in Freiburg, Priesterweihe 1847. G REMAUD war 1847 - 1856 Vikar und Pfarrer in kleineren Pfarreien, unterrichtete 1857 - 1891 als Professor für Geschichte und Geographie am Collège St-Michel und ab 1875 zusätzlich als Professor für Geschichte am Seminar in Freiburg und war 1870 - 1897 auch Kantonsbibliothekar. Des weiteren amtete er als Redaktor des Mémorial de Fribourg mit literarischen und historischen Beiträgen, betrieb umfassende Archivstudien und entfaltete eine rege Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Geschichte und der Kirchengeschichte der Westschweiz (Vuadens sous la domination de l ’ abbaye de Saint-Maurice; Liber donationum der Abtei Hauterive). In seinen letzten Lebensjahren redigierte er das achtbändige Quellenwerk zum Wallis im Mittelalter (Documents relatifs à l ’ histoire du Vallais). Gremaud wurde 1889 Professor der Universität Freiburg und amtete 1896 - 1897 als deren Rektor. Er starb 1897 in Freiburg 16 . 6.2 Die Chartes Sédunoises (1863) Es handelt sich um eine Sammlung aller Jean Gremaud bekannten Dokumente des Wallis vor dem Jahre 1200 und einer Auswahl von Dokumenten nach diesem Datum. Sie umfasst 64 Nummern von 1005 bis 1620, vor allem den Bischof und das Domkapitel betreffend, meist Originale, bisweilen Abschriften von Domherr A NNE J OSEPH DE R IVAZ . Das Werk wurde veröffentlicht in Mémoires et Documents, Band 18, Lausanne 1863, S. 333 - 459, mit Register auf S. 501 - 517. Interessant für die Orts- und Flurnamen sind die Listen von Einkünften des Domkapitels. Die später in die Documents relatifs aufgenommenen Nummern werden dort nicht nochmals abgedruckt, sondern lediglich mit einem Verweis auf die Chartes Sédunoises versehen. 6.3 Die Documents relatifs à l ’ histoire du Vallais (1875 - 1898) Wer über mittelalterliche Geschichte im Wallis arbeitet, kommt kaum um die achtbändige Sammlung der Documents relatifs à l ’ histoire du Vallais, die 1875 - 1898 in der Reihe Mémoires et documents publiés par la Société d ’ histoire de la Suisse romande (MDR) erschien, herum. Jean Gremaud nahm selber in die Archive Einsicht (Domkapitel von Sitten) oder liess sich die Abschriften von Gewährsleuten (Abtei Saint-Maurice, Oberwalliser Ortsarchive) zuspielen. Bei allem Respekt vor der Leistung Gremauds muss gesagt sein, dass es sich nicht um eine historisch-kritische Edition handelt: Quellen sind unvollständig wiedergegeben, die meisten enthalten keine kritischen Kommentare, und gerade bei deutschsprachigen Dokumenten aus dem Oberwallis, die Gremaud als Abschriften aus der Hand Ferdinand Schmids erhielt, sind auch Fehler vorhanden. Gründe mögen sein, dass Schmid vermutlich in deutscher Schrift schrieb und/ oder dass Gremaud wohl der deutschen Sprache und der Oberwalliser Flurnamen nicht kundig war. 7. Bemerkungen zur Quellenarbeit 7.1 Bearbeitungsstand der Quellen Die Sammeltätigkeit S EEBERGER s konzentrierte sich vor allem auf die Ortsarchive als wichtigste lokale Hauptquelle und das Archiv des Domkapitels, wo er vor allem die das Oberwallis betreffenden Minutare sowie andere Bestände (Reconnaissances, Tiroirs, Thèques) bearbeitet hat. Auch das Stockalperarchiv und das Archiv des Geschichtsforschenden Vereins in Brig hat er konsultiert, nicht aber das Staatsarchiv Sitten, wo sich in verschiedenen Privatfonds zahlreiche - auch schon mittelalterliche - Dokumente mit Flurnamen befinden, ebensowenig die Edition Gremauds. K ALBERMATTER hat einige Minutare nachgeprüft und einige neu bearbeitet, ältere Dokumente von ausgewählten Familienfonds durchgesehen und die Edition von Gremaud systematisch durchsucht und - wo möglich - die Originale nachgeprüft, da Gremaud insbesondere bei Flurnamen oder deutschen Texten ungenau ist. 16 Max de Diesbach, Biographie de l ’ abbé Jean Gremaud, in der Einleitung zu Band 8 der Documents relatifs in MDR 39, S. VII-XXXIV. 7. Bemerkungen zur Quellenarbeit XXXV <?page no="36"?> 7.2 Umgang mit Quellen Im Umgang mit den Quellen fehlte zur Zeit der Sammeltätigkeit S EEBERGER s wohl noch der Blick für eine historisch-kritische Bewertung der Belege. Insbesondere bei den ältesten Belegen, an denen die Etymologie oft festgemacht wird, ist eine genaue Analyse der Dokumente wichtig. Es geht etwa um die Frage, ob es sich beim Verfasser um einen deutschen oder einen welschen Schreiber handelt. So ist für uns beim Namen Saastal die Variante „ Vallis de Sausa “ massgebend und nicht die von italienischen Schreibern um 1291 verwendeten Formen „ Vallis Solza “ oder „ Vallis Salxe “ . Auch kann es von Bedeutung sein, ob ein Dokument original oder kopial vorliegt. Wenn ein Dokument aus dem 14. Jh. nur in einer Abschrift des 17. Jh. vorhanden ist, und sei sie noch so getreu, wird der Kopist just die Orts- und Flurnamen so schreiben, wie er diese von seiner Zeit her kennt. Daher können in der Abschrift Formen auftreten, die zur Zeit der Abfassung des Originals noch nicht möglich waren (z. B. Entrundung). Eine Bezeichnung wie „ Torbio seu Derbil “ stammt nicht aus dem originalen Akt von 1343, sondern aus einer 1767 redigierten Kopie. XXXVI Die Archive im Wallis <?page no="37"?> Rechtshistorische Begriffe mit Erklärungen und Beispielen Philipp Kalbermatter Allmein, Allmende Eine Allmein bzw. Allmende ist der ungeteilte Grundbesitz von öffentlichen Körperschaften, meistens Gemeinden oder Korporationen. Dabei kann es sich um Weideland, Wald, Gewässer oder unkultiviertes Land handeln. Die Nutzungsrechte an der Allmein sind als Ergänzung zum bäuerlichen Privatbetrieb zu sehen. Die genauen Ansprüche können differieren, etwa zwischen Burgern und Einwohnern. Eine Verpachtung für Geld ist verboten, denn es handelt sich um eine persönliche Naturalnutzung. / I D 1, 190; Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte HRG, Band 1. Berlin 1971, Sp. 108 - 120 (Art. Allmende). Der Flurname Allmend, Almein oder Allmei kommt in vielen Oberwalliser Gemeinden vor, hin und wieder mit näherer Eingrenzung wie innere und üssere Allmei in Kalpetran bei Embd. Gelegentlich treten Begriffe auf wie Allmeifärich oder Allmeiwald in Jeizinen ob Gampel usw. Ammann Ammänner als Vorsteher von Freigerichten gab es im Goms in Geren, Biel und Fieschertal. In der Grafschaft Biel war der Ammann der Ortsrichter und wurde alle zwei Jahre gewählt. Er richtete ursprünglich nur über die freien Bauern, nicht aber über Adel und Klerus, später aber über mehr oder weniger alle in der Grafschaft wohnenden Personen. / Stanislaus Noti, Zur Geschichte der Grafschaft: Selkingen, Biel, Ritzingen, Gluringen, in Vallesia 30, 1975, S. 1 - 48. Der Flurname Amman Martis Bode in Biel (1780) muss von einem Vornamen abgeleitet sein, weil ein Familienname wie Marti oder Martig dort nicht vorkommt. Stanislaus Noti erwähnt zum Jahr 1749 Martin Aufdereggen von Biel als Ammann. Bischof Der Bischof von Sitten war früher nicht nur Oberhaupt des Bistums Sitten, sondern seit 999 auch Graf und damit Landesherr im Wallis. Obwohl seine Macht im 17. Jh. durch den Landrat stark eingeschränkt wurde, behielt er den Grafentitel bis 1798. Zahlreich sind lebende Belege für Bischofchappu: in Steinhaus, Glis, Niedergesteln, Steg, Gampel und Salgesch. Auch gibt es den Bischoftschuggu in Steg, das Bischofwägelti in Stalden oder die Bischofsmatta in Visperterminen. Solche Beispiele haben weniger mit dem Amt des Bischofs zu tun als vielmehr mit einer Erscheinung im Gelände, etwa in Form einer Bischofsmütze. Bischofsberg (mons episcopi) ist eine alte Bezeichnung (1306 - 1454) für Ausserberg (mons exterior). Als Berg (mons) wurde im Wallis früher eine am Hang liegende Siedlung bezeichnet, die eine Einheit bildete, etwa Eischollberg oder Birchenberg. Wohl weil der Bischof im Mittelalter der wichtigste Grundherr in Ausserberg war, hiess dieser Ort Bischofsberg. Im 14. Jh. erfolgte der Loskauf der Feudalrechte und mit der selbständigen Organisation des Dorflebens (Bauernzunft von 1487) wurde der Name Bischofsberg immer mehr durch Ausserberg verdrängt. Der neue Name widerspiegelt wohl die abgelegene geographische Lage aus der Sicht der Mutterkirche in Raron. / Klaus Anderegg, Ausserberg. Dorf und Weiler. Der alte Baubestand. Ausserberg 1983. Burgerschaft und Gemeinde In der Zeit vor 1798 entsprach die Burgerschaft in etwa dem, was wir heute unter Gemeinde verstehen. Seit 1848 dient die Bezeichnung Burgerschaft bzw. Burgergemeinde auch als Abgrenzung zur Munizipalgemeinde (politische Gemeinde). / Werner Kämpfen, Bernard de Torrenté, Essay über die Entwicklung der Walliser Burgergemeinden. Sitten 2002. Namen wie Burgereye, Burgerlöser oder Burgerreben sind lebende Belege oder stammen aus dem 19. Jh. Gerade die Burgerlöser im Talgrund entstanden erst mit der Rhonekorrektion zwischen 1863 und 1894. Andere historische Belege stammen meist aus dem 18. Jh., einige aus dem 16. und 17. Jh. Zu den ältesten zählt Burgerwasserleite in Brig (1641). Die Gemeinden entstanden ab dem 13./ 14. Jh. durch Ablösung von der Grundherrschaft. Die genossenschaftlich organisierten Mitglieder gaben sich vorerst Bauernzünfte (Regelung des Ortslebens vor allem im bäuerlichen Bereich) und später Burgerstatuten (Erwerb und Verlust des Burgerrechts, Rechte und Pflichten der Burger). Die übrigen Einwohner, die nicht Burger waren, blieben in vielen Bereichen vom Gemeindeleben ausgeschlossen oder besassen weniger Rechte. XXXVII <?page no="38"?> Flurnamen mit Gmeind (im Sinne von Gemeinde) kommen vor allem im 18. und 19. Jh. vor oder sind lebende Belege. Bezeichnungen mit dem Bestandteil Gmei- oder ähnlichen Formen können allerdings auch den Sinn von ‚ allgemein ‘ (lat. COMMUNIS ) haben, z. B. juxta viam communem eys Perez in Salgesch (1594), also der übliche Weg, den alle benutzen. Burgschaft Der Begriff Burgschaft ist von mittellateinisch burgum, burgus abgeleitet, was castellum parvulum (kleinere Befestigung) bedeutet. In mittelalterlichen Städten hatten die aneinander gereihten Steinhäuser auf der Rückseite fensterlose Mauern, die eine Befestigung überflüssig machten. Im Zentrum wohnten die burgenses, die Bürger, in den Aussenquartieren die Handwerker. Im Oberwallis wird der Begriff Burgschaft bzw. burgus für die Orte Ernen, Mörel, Naters, Brig, Visp und Leuk verwendet. Dabei bezeichnen jm gschnitt gemelter burgschaft Moerill (1583) oder ein lobliche burgschafft Leück (1728) das Territorium der Gemeinde, während in Narres superius der burgschaft in der turrenmatten (1673) oder ein gwisses gutt ob der burgschafft Bryg (1630) mit Burgschaft das Stadtzentrum mit den wichtigen Gebäuden meint. Orte wie Brig und Leuk bezogen ihr wehrhaftes Aussehen durch die vielen festen Häuser und Türmchen, verfügten aber nicht über Wehrmauern. / Georg Carlen, Kunsthistorisches Inventar der Stadt Leuk, in Vallesia 30, 1975, S. 160 - 161; Carmela Kuonen Ackermann, Kdm VS 4 (Bezirk Brig), Bern 2015, S. 148 - 151. Galgen Im alten Wallis existierten zahlreiche Galgen als Ausdruck der Gerichtshoheit. Zum Blutgericht gehörte auch das öffentliche Erhängen von Verbrechern. Galgen waren vorerst nur aus Holz bestehende provisorische Einrichtungen, seit dem Ende des Mittelalters aber dauerhafte, mit Steinsäulen versehene Richtstätten. Sie standen oft auf einem Hügel, vielleicht zur Abschreckung. Von zahlreichen Galgen ist nur noch der Standort bekannt, teilweise aufgrund eines noch existierenden Flurnamens. Der einzige, der noch steht, ist jener in Ernen mit seinen drei steinernen Säulen, der 1702 in seiner heutigen Form errichtet wurde. / Louis Carlen, Stein und Recht, in Walliser Jahrbuch 30, 1961, S. 40 - 42; Louis Carlen, Gericht und Gemeinde im Goms. Vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution. Beiträge zur Verfassungsgeschichte. Freiburg, Universitätsverlag 1967 (Arbeiten aus dem iuristischen Seminar der Universität Freiburg Schweiz, 31), S. 168 - 170. Das VSNB verzeichnet Belege zum Begriff Galgen im Gerental bei Oberwald, in Obergesteln, in Ernen und in Visp, sowie in Wortverbindungen in Finnen bei Eggerberg (Galguhubel), in Zermatt (Galgegga) und in Leuk (Galguwald). Wohl kaum ein Gerichtsgalgen war der Galgen bei Obergesteln. Gericht, Hochgericht, Freigericht Die hohe Gerichtsbarkeit war eng mit der Landeshoheit verbunden und unterstand dem Fürstbischof, der Stellvertreter (Viztume, Meier oder Kastläne) einsetzte. Sie äusserte sich u. a. im Blutgericht und schlug sich nieder in Flurnamen wie Hochgericht (Stätte der Hinrichtung) oder Gerichtsbank (Ort des Gerichts). Der Gricht banch von Ernen (1528) meint das Gerichtshaus in Ernen, der Grichtsbank von Steg (1699) das Gerichtsgebäude des Freigerichts Benken-Steg im Oberdorf von Steg am Ort des heutigen 1727 erbauten Gemeindehauses. Das Hogricht in Mörel (lebender Beleg) war die Richtstätte des Meiertums Mörel östlich der Kapelle zen Hohen Flühen. Auf die Richtstätte des Freigerichts Holz bei Unterbäch weisen die Flurnamen Galguachra (jetzt nicht mehr geläufig) und Hogricht hin. In Leuk meint das Hogricht (1736) wohl den Ort, wo einst der Galgen stand. Es gab im Oberwallis auch Freigerichte, die vom Zendenrichter unabhängig waren und die höhere Gerichtsbarkeit mehr oder weniger selbständig ausübten. Sie entstanden meist, als Einheimische im 15. Jh. adeligen Personen und Familien die höhere Gerichtsbarkeit abkauften. Der Richter hiess Meier, Kastlan oder Ammann. Im Oberwallis gab es Freigerichte u. a. in Geren, Biel, Fieschertal, Binn, Walderoberg, Ganter, Kipfen, Finnen, Holz und Benken. Der Begriff Freigericht ist zumeist kein Flurname, sondern meint in der Regel das Territorium des Gerichtsbezirks. Graf Der Bischof von Sitten stand seit 999 dem Wallis als Graf und damit als Vertreter der königlichen Gewalt (König von Burgund, ab 1032 deutscher König) vor. Auch wenn die weltliche Macht immer mehr an die Zenden überging, behielt der Bischof den Grafentitel bis 1798. Mit dem Begriff Graf gebildete Flurnamen beziehen sich weder auf den Fürstbischof, der von der Bevölkerung nicht als Graf, sondern als Bischof gesehen wurde, noch auf den Grafen von Savoyen. Es gab allerdings im Oberwallis Adelsfamilien, die den Grafentitel trugen, worauf sich vielleicht der Graffen-Boden in Oberems (1702) bezieht (13. Jh.: fundum comitis). Doch die Graffen-Zelg in Agarn (1685) oder der Grafenwald in Eyholz leiten sich wohl vom Familiennamen Grafen ab. Hingegen war der Hügel Gräfinbiel in Visp (1533) Sitz der Familie Blandrate. Graf Gottfried von Blandrate aus XXXVIII Rechtshistorische Begriffe mit Erklärungen und Beispielen <?page no="39"?> Novara zog nach Visp und heiratete um 1250 Aldisia, die Tochter des Meiers Peter de Castello, und erlangte dadurch das Meiertum Visp. Namhafte Historiker vermuten, dass der Wohnsitz der Familie, die sogenannte Hübschburg, auf dem Hügel oberhalb der Pflanzetta gestanden habe. Im 17. Jh. gab es auf dem Gräfinbiel eine Mauer und im 18. Jh. einen Turm; noch im 20. Jh. waren Spuren eines Mauerrings sichtbar. / Enrico Rizzi, Beziehungen zwischen dem Wallis und Ossola im 13. und 14. Jahrhundert, 3. Teil, in BWG 18/ 4, 1985, S. 401 - 414; Peter Jossen, Visp. Die Vespia Nobilis. Brig 1988, S. 59 - 62. Grafschaft Der Begriff Grafschaft bezeichnet bisweilen einen kleineren Gerichtsverband, der von der landgräflichen Gewalt unabhängig ist. Es handelt sich um die Blutgerichtsbarkeit über die bäuerliche Bevölkerung. / Stanislaus Noti, Zur Geschichte der Grafschaft: Selkingen, Biel, Ritzingen, Gluringen, in Vallesia 30, 1975, S. 1 - 48; Louis Carlen, Gericht und Gemeinde im Goms. Vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution. Beiträge zur Verfassungsgeschichte. Freiburg, Universitätsverlag 1967 (Arbeiten aus dem iuristischen Seminar der Universität Freiburg Schweiz, 31), S. 126 - 131. Der comitatus (1344) bzw. die Grafschaft (1516) Biel bestand seit dem 13. Jahrhundert, war verwaltungstechnisch dem Zenden Goms angegliedert, nahm aber als Gerichtsbezirk eine Sonderstellung ein. Zur Grafschaft gehörten die vier Gemeinden Selkingen, Biel, Ritzingen und Gluringen. Der Ammann richtete - zumindest anfänglich - nur über die freien Bauern, nicht aber über den Adel und den Klerus. Gumper Der Ausdruck Gumper bzw. Gumperschaft kommt in der lat. Form compra erstmals in einer Urkunde von 1349 vor, in der festgestellt wird, dass Ried zwei Drittel und Termen einen Drittel der Gumper Ried ausmachen. Nach L OUIS C ARLEN bedeutet das Wort compars ‚ Mitgeteile ‘ . Ab dem 15. Jh. bis 1798 bestand der Zenden Brig aus 6 ½ Gumper: Mund, Rischinen, Naters, Brig, Brigerberg, Simplon, Halbgumper Zwischbergen. Diese zerfielen wiederum in kleinere Einheiten. Zweck war die möglichst gerechte Verteilung der öffentlichen Einkünfte und Lasten im Zenden Brig. / Dionys Imesch, Der Zenden Brig bis 1798, in BWG 7/ 1 - 2, 1930, S. 136 - 141. In Mund gibt es einen Gumperwald, der Mund und Eggerberg gehört. Er ist von geringer wirtschaftlicher Bedeutung, bildet aber Schutz gegen Steinschlag. Auch der benachbarte Mattwald wurde bis 1867 Gumperwald genannt. Zur Gumperschaft Mund gehörten Mund, Oberbirgisch, Brigerbad und Eggerberg. / Erwin Jossen, Mund. Das Safrandorf im Wallis. Brig 1989, S. 174. Hube Hube ist ein Sammelbegriff für einen wohl bemessenen Landanteil für die bäuerliche Lebensordnung: eine vom Grundherrn abhängige bäuerliche Siedlung mit dazugehörigem Kulturland und Nutzungsrecht. Später wurde der Begriff Hube (lat. mansus) auch als Flächenmass verwendet. Huben stammen oft aus kirchlichem Grossgrundbesitz; im Wallis ist dieser Grundherr der Bischof, besonders im Goms, oder das Domkapitel. Die Bauern (mansuarii) besassen die Huben als Erblehen und mussten dem Grundherrn Abgaben leisten. Erbteilungen und Verkäufe führten zu einer grossen Zerstückelung, so dass es z. B. um 1384 in Ulrichen nur zwei grosse bischöfliche Huben, aber schon 37 bzw. 47 Lehensleute gab. / Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte HRG, Band 2. Berlin 1978, Sp. 248 - 251 (Art. Hufe); Hans- Robert Ammann, Zur Geschichte der Rechte des Bischofs von Sitten im Oberwallis: zwei „ Urbare “ aus dem 13. Jahrhundert. Einleitung und kritische Edition, in Vallesia 54, 1999, S. 245 - 251. Bei noch vorhandenen Flurnamen wie Hüeb in Selkingen (1593), Huob in Mund (1517) oder Huob in Glis (1573) hat das Wort Hube in der Regel eine allgemeine Bedeutung im Sinne von Acker. Eine Ausnahme bildet der mansus in Visp, der grutzingo halbhuoba heisst (1328), bei dem es sich tatsächlich um ein Lehen des Domkapitels von Sitten handelt. Kaplan, Kaplanei Der Kaplan war im Spätmittelalter der Inhaber einer an Altären oder in Kapellen gestifteten Messpfründe ausserhalb der Pfarreien. Heute ist er ein Hilfspriester, dem die Seelsorge für einen bestimmten Personenkreis oder für ein Teilgebiet einer Pfarrei anvertraut wird. / Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, Freiburg-Basel- Rom-Wien, Band 5, 1996, Sp. 1217 (Art. Kaplan). Kapläne gab es im Oberwallis vor allem in den alten Mutterpfarreien. Die Einrichtung einer Kaplanei wurde im 18./ 19. Jh. gelegentlich mit der Pflicht verbunden, den Kindern Schulunterricht (Religion, Lesen, Schreiben) zu erteilen. Zur materiellen Ausstattung der Kaplanei gehörten ein bescheidener Lohn, der Wohnsitz im Kaplaneihaus und die Nutzung von Wiesen, Äckern und Reben. Von der materiellen Grundlage der Kaplaneien zeugen die Flurnamen Kaplaahüsmatte, Kaplaamärweri und Kaplaasch Eie in Münster, Caplaney guoth in Ernen, Kaplaney Reben in Visp, Kaplaneigut in Stalden, in der Kaplany in Raron, Chaplaniischiir in Kippel, Kaplanii- Rechtshistorische Begriffe mit Erklärungen und Beispielen XXXIX <?page no="40"?> mattu in Leuk. Die historischen Belege datieren meist aus dem 19. Jh. Kastlan Der Kastlan war ursprünglich ein vom Bischof auf Zeit eingesetzter richterlicher Beamter, dessen Amt im Gegensatz zum Vitztum nicht erblich war. Kastläne waren später Richter in grösseren Orten oder in Zenden (Brig, Visp). Besonders im 17. Jh. hiessen die Zendenrichter auch Grosskastläne. Lebende Belege wie ts Chaschtlaasch Brannd in Stalden und Chastlaweid in Leukerbad lassen vermuten, dass ein früherer Eigentümer Richter bzw. Kastlan war. In Leukerbad (Baden) gab es einen als Badrichter bezeichneten Ortsrichter. Meier Ursprünglich war der Meier der Wirtschaftsbeamte der Herrschaft. Im Wallis war er Vorsteher der bischöflichen Eigenleute, welche die Güter der bischöflichen Tafel (mensa episcopalis) bearbeiteten, und musste die Zinse einziehen. Mit der Zeit übernahm er auch die grundherrliche Gerichtsbarkeit (Verhängen von Bussen, kleinere Rechtsfälle betreffend die Zinspflichten). Das Amt wurde ein erbliches Lehen und der Meier übernahm die Gerichtsbarkeit anstelle der bischöflichen Viztume, die nur noch im Mai und im Oktober zu Gericht sassen. Im 14. Jh. erhielten die Meier vorübergehend Konkurrenz durch die Kastläne, die vom Bischof eingesetzt wurden und deren Amt nicht erblich war, danach waren sie Richter in gewissen Regionen (z. B. Binntal, Lötschental) oder Zenden (z. B. Goms, Raron). / Louis Carlen. Gericht und Gemeinde im Goms. Vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution. Beiträge zur Verfassungsgeschichte. Freiburg, Universitätsverlag 1967 (Arbeiten aus dem iuristischen Seminar der Universität Freiburg Schweiz, 31) S. 80 - 96. Einige Flurnamen können mit dem Meieramt oder dessen Inhaber in Verbindung gebracht werden, z. B. Meyers muren im Äginental bei Ulrichen (wohl vor 1651 auf Anordnung des Meiers von Goms errichtete Mauer, um das Tal unter die drei an der Alpe beteiligten Parteien zu trennen), Grossmeiersch Hüs in Grächen (vielleicht ein Grossmeier von Nendaz-Hérémence? ), des meyer Werlen matten in Raron (Meier Christian Werlen + 1660), Meiertum in Mörel. Andere Belege wie Meiermattu in Gampel (1698) oder Meiersch Boimgartu in Turtmann dürften mit der Familie Meyer zu tun haben. Beim Meierhubil in Wiler ist beides möglich. Meni Nach dem Idiotikon hat menni die Bedeutung ‚ Gespann, Zugtier, Zugschlitten ‘ . In den Rechtsquellen des Goms kann es den Transport von Lasten bezeichnen, z. B. menweg iuxta Rodanum (1480) oder fimum ducere seu mennen (1482). Aber in den meisten Fällen bedeutet es Durchgang oder Weg, z. B. meni seu via oder meni seu iter (1482). In sogenannten Menischriften werden Durchgangsrechte der Dorfbewohner aufgelistet. / Idiotikon 4, 298 - 299. Flurnamen mit meni kommen nur im Goms vor. Sie stammen aus der Zeit von 1550 bis 1896 oder sind lebendige Belege. In Ernen entsprechen die obere und die untere Meni den heutigen Strassen nach Binn bzw. Niederernen. In Geschinen sind die obere, mittlere und untere Meni die drei heutigen Feldwege von Münster nach Geschinen nördlich der Kantonsstrasse. Einige Belege mit meni in der Datenbank sind wohl nicht Flurnamen, sondern Sachbezeichnungen. Pfarrei, Pfarrer Die Pfarrei ist eine abgegrenzte Gemeinschaft von Gläubigen, die zur seelsorgerlichen Begleitung einem Pfarrer zugeordnet ist. In ihrer heutigen Form bildete sie sich im Hochmittelalter aus. Sie ist eine Unterabteilung der Diözese und wird durch den Pfarrzwang zusammengehalten. Der Pfarrer übt unter der Autorität des Bischofs die Seelsorge in der Pfarrei aus; dazu treten administrative Verpflichtungen. Früher stand eher die Spendung der Sakramente und die Verkündigung im Mittelpunkt, heute der Leitungs- und Hirtendienst. / Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, Freiburg-Basel-Rom-Wien, Band 8, 1999, Sp. 162 - 171 (Art. Pfarrei und Pfarrer). Zum Benefizium, das für den Unterhalt des Pfarrers bestimmt war, gehörte neben einer kleinen Entlöhnung auch das Pfarrhaus und Grundstücke (Güet), die zur Nutzniessung dienten, also Garten, Weide, Feld, Alpe. Davon zeugen die zahlreichen und weit verbreiteten Flurnamen Pfarrgarten, Pfarreigut, Pfarrhalde, Pfarreireben, Pfarrwald, Pfarrweidu, zumeist lebende Belege. Weil man den Pfarrer bzw. Pfarrherrn auch Herr (dr Heer) nannte, gibt es auch Namen wie ts Heersch Böumgartu, ts Heersch Chumma und ts Heersch Holzmeis (alle in Mund), ts Heersch Räbe (Zeneggen) oder ts Heersch Gartu (Niedergesteln), alles Güter, die dem Pfarrer zur Nutzung zustanden. Viztum Im Mittelalter war der Bischof von Sitten geistlicher und weltlicher Herrscher im Wallis und sein Stellvertreter in Verwaltung und Gericht hiess vice-dominus. Viztume besassen ihr Amt als erbliches Lehen und übten für geistliche Herren die hohe und niedere Gerichtsbarkeit aus, weil das Kirchenrecht es geistlichen Personen un- XL Rechtshistorische Begriffe mit Erklärungen und Beispielen <?page no="41"?> tersagte, Urteile über Blut und Leben zu fällen. Anfänglich gab es für das Gebiet oberhalb der Morge von Conthey nur einen Viztum, später mehrere. / Louis Carlen, Gericht und Gemeinde im Goms. Vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution. Beiträge zur Verfassungsgeschichte. Freiburg 1967 (Arbeiten aus dem iuristischen Seminar der Universität Freiburg Schweiz, 31), S. 75 - 80; Hans-Robert Ammann, Das Vizedominat in Leuk, in BWG 18/ 4, 1985, S. 415 - 420. Der 1304 genannte Viztumswald (silva vicedomini) lag im Ried in Bürchen, wo sich auch fünf der sieben Huben befanden, die zum Vizedominat von Raron gehörten. Dieses wird seit 1235 erwähnt und gelangte im 14. Jh. an die Familie de Chevron, die es 1538 der Grosspfarrei Raron verkaufte. Weibel, Wyscho Der Weibel (Wischo, Wischun) war der Gerichtsdiener des Viztums, Kastlans oder Meiers. Zu seinen Aufgaben gehörten die Verhaftung von Übeltätern, das Einziehen von Abgaben, öffentliche Ausrufungen und die niedere Gerichtsbarkeit. Er entwickelte sich mit der Zeit zum Ortspolizisten. / Robert Hoppeler, Beiträge zur Geschichte des Wallis im Mittelalter. Zürich 1897, S. 118 - 121. Flurnamen wie Wischunacher in Grächen (1685) und Weibelsch Eie in Geschinen haben wohl mit einem Weibel als einstigem Besitzer zu tun, bei Wischacher in Binn und Lax oder Wischmatte in Zeneggen ist dies unsicher, in anderen Fällen handelt es sich eher um eine kleine Heuwiese. Zehnten Der Zehnten ist eine aus dem Alten Testament hergeleitete Abgabe in Naturalien für Kultusaufwand und Armenunterstützung, die in der christlichen Kirche ab dem 4./ 5. Jh. erscheint und im 19. Jh. abgeschafft wurde. Diese öffentliche Grundsteuer war meist eingeteilt in den grossen Zehnten (Wein, Getreide) und den kleinen Zehnten (Früchte, Gemüse, Tierprodukte), die später teilweise durch Geldbeträge ersetzt wurde. Je ein Viertel der Einnahmen gingen an den Bischof, an den Pfarrklerus, an Arme und Fremde des Ortes und an die Kirchenfabrik. Durch das Eigenkirchenwesen kamen im Mittelalter Laien zu Besitz und Verwaltung von Zehntrechten, die in der frühen Neuzeit nach und nach durch Pfarreien und Gemeinden zurückgekauft wurden. / Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, Freiburg-Basel-Rom-Wien, Band 10, 2001, Sp. 1394 - 1398 (Art. Zehnt) Namen wie Zehntacher, Zehntstadel, Zehnten Zelg beziehen sich auf den Zehnten als Abgabe. So gab es einen Zehntstadel in Ernen (1715), in Lax (1632), in Greich (1539), in Mund (1548), in Visperterminen (1569), in Bürchen (1620) und in Turtmann (1686), des weiteren einen Zendtacher in Törbel (1532), einen Zehnden Biel in Bürchen (1798), ein Zehnden Zelgi in Leuk (1732). Zelg Bei einer besonderen Form der Zweifelderwirtschaft war das Ackerland eines Dorfes in zwei Zelgen aufgeteilt und jeder Bauer besass auf jeder Zelge einen Acker. In jährlichem Wechsel wurde die eine Zelge bebaut, die andere brach gelassen. Die Arbeit erfolgte wegen fehlender Feldwege im Flurzwang, d. h. die einzelnen Arbeitsschritte wurden für alle gleichzeitig angesetzt. / Arthur Fibicher, Walliser Geschichte, Band 2. Sitten 1987, S. 205 - 206 (Die Feldsysteme). Es fällt auf, dass sich der Flurname Zelg oder Zälg mit wenigen Ausnahmen (z. B. Wiler im Lötschental) auf die Dörfer nördlich des Rhonetals zwischen Leuk und Gampel beschränkt. Es gibt auch eine Aufteilung in die obere und untere Zelg oder die grosse und kleine Zelg. Zenden Die Herkunft des Begriffs ist unklar, doch waren es wohl ehemals zehn überregionale politische Körperschaften im bischöflichen Wallis, von denen drei (Martigny, Chamoson und Ardon) unter die Herrschaft Savoyens gelangten. Die sieben oberen Zenden kämpften meist an der Seite des Bischofs nach innen gegen den aufständischen Adel und nach aussen gegen Savoyen. Sie waren unterteilt in Drittel (Leuk, Raron, Siders, Sitten), in Viertel (Visp, Obergoms), in Fünftel (Untergoms) und in 6 1/ 2 Gumper (Brig). / Louis Carlen, Gericht und Gemeinde im Goms. Vom Mittelalter bis zur französischen Revolution. Beiträge zur Verfassungsgeschichte. Freiburg 1967 (Arbeiten aus dem iuristischen Seminar der Universität Freiburg Schweiz 31) S. 1 - 19. Das Dreizehntenhorn ist tatsächlich ein Berg, wo die drei Zenden (heute: Bezirke) Leuk, Raron und Visp zusammentreffen. Rechtshistorische Begriffe mit Erklärungen und Beispielen XLI <?page no="42"?> Bibliografie VSNB Die Bibliografie wurde von A NNE -L ORE B REGY , G ABRIELLE S CHMID und weiteren Mitarbeitern gesammel, von D O- MINIQUE K NUCHEL überarbeitet und stand unter der Leitung von I WAR W ERLEN , der für die Inhalte verantwortlich ist. Aebischer, Paul (1921). Noms de montagne de la Suisse Romande. In: Annales Fribourgeoises 6. 233 - 253. Aebischer, Paul (1925). Noms de lieu suisses d ’ origine gauloise. 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Jahrhundert ausschliesslich erscheint; erst 1637 ist die heutige Form belegt. Die frpr. Form Aert/ Ayert entspricht der anzusetzenden lautlichen Entwicklung in den Patois des Mittelwallis. J ACCARD (1903, 115 und 1906, 22) führt den Namen auf lat. ACER ‘ Ahorn, Ahornbaum ’ zurück, G PSR (2, 174 f.) und H UBSCHMIED (1933b, 263 f.) leiten ihn von kelt. *akarno ‘ Ahorn ’ ab. J ACCARD hat zwar die Bedeutung des Namens richtig interpretiert, aus lautlichen Gründen kann der Name jedoch nicht auf lat. ACER zurückgeführt werden, sondern muss auf der kelt. Grundform *akarno- oder *akaros beruhen. M EYER (1930, 18) vermutete als Basis das ahd. Wort agierida, mhd. egerde ‘ unbebautes, ungepflügtes Land ’ ; dagegen spricht der im romanischen Raum weit verbreitete Name. Ein Problem bildet jedoch die heutige Form mit [g] und deutscher Endung. Die Entwicklung der Lautgruppe [aka] zu [aga] > [ag j a] > [aja] wird ins 5. Jh. angesetzt, da die Alemannen jedoch erst im 8./ 9. Jh. ins Oberwallis einwanderten, meinen K RISTOL ET AL . (2005, 77), dass die Lautung [aga/ ag j a] im Afrpr. des Oberwallis bis in diese Periode erhalten blieb. Die heutige Länge in der nur nebenbetonten zweiten Silbe deutet auf eine Dehnung vor / -rn/ hin, wie sie in vergleichbaren Wörtern (z. B. gääru ‚ gern ‘ ) vorliegt. Albinen Die Gemeinde Albinen liegt auf rund 1300 m auf einer Anhöhe oberhalb der linken Seite der Dalaschlucht. Der Name Albinen (gespr. ´Albinu; frz. Arbignon) wird heute nach K RISTOL ET AL . (2005, 81) zu einem Personennamen Albinius gestellt, umschrieben mit ‘ Land, Besitz des Albinius ’ . Die Formen mit / r/ erklären sich aus der frpr. Entwicklung von / l/ vor einem Folgekonsonanten zu / r/ (so auch in balma zu barma); die Gemeinde war im 16. und 17. Jahrhundert zweisprachig. Frühere Deutungen: S TUDER , J ULIUS (1896, 50) sieht im Namen Albinen, eine Pluralform von Alb, ahd. alpa, mhd. albe ‘ Alpe, Bergweide ’ , siehe auch I D . (1, 194 Anmerkung). J ACCARD (1906, 6 und 11) stellt Albinen zu Arbignon und vermutet, dass der Name durch eine Diminutivbildung von alb, alp ‘ Alpe, Bergweide ’ aus kelt. *alpis entstanden ist, das Wort Albinen würde also ‘ kleine Alpe ’ bedeuten. H UB- SCHMIED führt den Namen auf den lat. Personennamen A LBINIUS zurück (G UEX 1938, 361 und 2 1976, 19; R ÜBEL 1950, 132). Das BENB (1, 1, 14) schliesst aus den historischen Belegen, dass der Name die gleichen Grundlagen hat wie Albligen BE, der zur voridg. Wurzel alp-/ alb- ‘ Bergweide ’ oder zu lat.-rom. ALBUS ‘ weiss ’ gestellt wird, ohne jedoch auf das Bedeutungsmotiv des lat. ALBINUS , gebildet mit dem -inione-Suffix, einzugehen. Ausserberg Das Zentrum der Gemeinde Ausserberg, der ehemalige Weiler Trogdorf, liegt auf der rechten Rhonetalseite auf einer Anhöhe von 1008 m; weitere Weiler gehören dazu. Die Gemeinde hiess bis ins 15. Jh. Bischofsberg, lat. MONS EPISCOPI . Mit schwdt. Bërg m. und lat. mons wird im Wallis eine am Hang liegende Siedlungs- und Kulturlandschaft bezeichnet (A NDEREGG 1983, 13). Das Bestimmungswort schwdt. Bischof m. (I D . 4, 1762) bezieht sich vermutlich auf den Sittener Bischof, in dessen Hand im Mittelalter Gerichtsbarkeit und Feudalrechte lagen (https: / / hls-dhs-dss.ch/ de/ articles/ 002756/ 2011-10-06/ [06.07.2020/ iw]). In der zweiten Hälfte des 15. Jh. wird dann zunächst lateinisch von de exteriori monte gesprochen, 1523 ist Ausserberg (gespr. Üsserbäärg) belegt. Den beiden Namen ist Berg gemeinsam; der Wechsel von Bischof zu schwdt. usser ‘ ausserhalb, jenseits, talauswärts ’ (I D . 1, 561) lässt sich aus den Belegen nicht erklären. Da Ausserberg nicht in einem Tal liegt, wird der Standpunkt, von dem aus es ‘ draussen ’ liegt, wohl am ehesten Raron sein, die ursprüngliche Pfarrei und der wichtigste Ort des Zehndens; K RISTOL ET AL . (2005, 107) sind der Meinung, dass aus Sicht von Brig und Visp Ausserberg im Unterschied zu Eggerberg draussen gelegen sei: diese Deutung ist unwahrscheinlich, da die Gemeinde aus der Sicht der beiden genannten Orte kaum ein Rolle spielte. Nach S TEBLER (1913, 14) soll aus ‘ us an den Berg gan ’ oder ‘ us am Berg ’ ‘ Userberg ’ , ‘ Usserberg ’ oder ‘ Ausserberg ’ entstanden sein. Ausserbinn Die früher selbständige Gemeinde Ausserbinn liegt auf rund 1300 m auf der rechten Seite der Binntalschlucht oberhalb von Ernen, mit dem es seit 2004 zusammen mit Mühlebach und Steinhaus eine Gemeinde bildet. Der Name Ausserbinn (gespr. ´Üsserbi) erklärt sich aus der Lage der Siedlung talauswärts des Binntales; die Ge- 1 2 Ausserbinn <?page no="66"?> meinde Binn selbst liegt innerhalb des Tales und heisst in älteren Quellen auch Innerbinn. Das Bestimmungswort schwdt. usser ‘ ausserhalb, jenseits, talauswärts ’ (I D . 1, 561) verweist auf die Lage der Haufenansiedlung an der Flanke des äusseren Binntals, die Teil des Zendenviertels und der Pfarrei Ernen ist (www.hls-dhs-dss.ch/ de/ articles/ 002681/ 2017-01-04/ [06.07.2020/ iw]). Nach heutigem Stand der Forschung bleiben dagegen Herkunft und Bedeutung von Binn selbst unsicher (siehe unter Binn und bei K RISTOL ET AL . 2005, 158). Baltschieder Baltschieder ist eine kleine Gemeinde auf der rechten Talseite des Rottentals, nordwestlich von Visp, an der Mündung des Baltschiederbachs in die Rhone. Die ältesten Belege (ponczirro 1224, balschiedro 1275) weisen auf eine eher romanische und eine eher deutsche Form hin; beide Formen sind bis ins 17. Jahrhundert hinein belegt. Das erste Namenelement geht nach allgemeiner Meinung auf lat. PONS , PONTEM ‘ Brücke ’ zurück (O ETTLI 1945, 212; Z IM- MERMANN 1968, 21), allerdings bleibt der Wandel des romanischen Pontzum deutschen Bal(t)unklar. Für das zweite Element gibt es eine auffällige Parallele zu den hist. Belegen für Sierre/ Siders VS, der als ‘ Ort, Besitz des Sitrius ’ erklärt wird. Baltschieder lässt sich deshalb als ‘ Brücke des Sitrius ’ oder ev. als ‘ Brücke auf dem Weg nach Sierre/ Siders ’ deuten (K RISTOL ET AL ., 2005, 119). Die zweite Lesart ist dabei eher unwahrscheinlich, sind doch die nächstliegenden wichtigen Orte talabwärts Raron und Leuk, bevor man nach Siders gelangt, eine Strecke von rund 30 km. Spekulativ könnte angenommen werden, dass der Wechsel von Pont zu Balt auf einer falschen Rekonstruktion einer älteren Lautentwicklung beruht: der Laut / l/ wurde nach / a/ vor einem weiteren Konsonanten vokalisiert (also zu / u/ ) und dieser Diphthong wurde später zu / o/ . Das / o/ von Ponczirro wurde also fälschlich als aus / al/ entstanden rekonstruiert; daraus ergibt sich die Form mit Bal(t)-. Es kann sein, dass beim deutschen Namen auch der FaN Tschieder (AWWB 266) mitspielte, obwohl er vor allem im Bezirk Brig vorkam. Bellwald Bellwald ist eine Gemeinde mit Streusiedlung, deren Zentrum auf einer Anhöhe zwischen dem Rottental und dem Fieschertal liegt, rund 1560 m über Meer. Der lokale Dialekt verfügt wie die umliegenden Gemeinden über eine l-Vokalisierung, sodass die Dialektform Beuwaud ist. C. S CHMID (1969, 109) berichtet von einer Sage, wonach Gott selbst den Namen gegeben habe. Der Name Bellwald erscheint in den Quellen häufig als Berg ( MONS ) oder Bezirk ( DISTRICTUS ), bezeichnete also zuerst wohl die Bergkuppe, auf welcher die Gemeinde liegt, und ging erst später auf die Hauptsiedlung (1374 Z BLATTUN ) über (https: / / hls-dhs-dss.ch/ de/ articles/ 002804/ 2014-08-24/ [06.07.2020/ iw]). Beizufügen ist, dass es im Lötschental einen Flurnamen Bellwald gibt und dass dort ein gleichlautender FaN verbreitet ist. Im Oberwallis gibt es neben dem hier vorliegenden Bell mit / e/ auch ein Bäll mit / ä/ , das in Naters, Niedergesteln und als Bällegga in Zwischbergen belegt ist. Bei der Belalp in Naters handelt es sich um eine neuere Schreibung zur älteren Aussprache mit / ä/ . In einer geläufigen Hypothese wird angenommen, dass das Grundwort von Bellwald schwdt. Wald m., ahd. wald, mhd. walt wesentlich wie nhd. ‘ kleinerer oder grösserer Baumbestand ’ (I D . 15, 1467 ff. bes. 1475 f.) sei. Schwieriger zu deuten ist der erste Namenteil Bell-. Die ältesten Belege sind Beliwalt und Bellewalt (beide 1273, Beliwalt ist in unserer Datenbank nicht belegt, wird aber von P H . K ALBERMATTER erwähnt). Man könnte sie als Personennamen im Genitiv deuten: also des Beli Walt. Ähnliche Personennamen sind belegt: 1303 und 1306 kommt ein Petrus dictus Belun in Niedergesteln vor; in Gamsen ist ein FaN Beling oder Bellen belegt (auch als Bälen im Register zu den HRBS). Letztere scheinen aber ein / ä/ zu enthalten und sind wohl nicht einschlägig. K RISTOL ET . AL . (2005, 137) denken an lat. BELLUM ‘ schön ’ , weil in der näheren Umgebung romanische Namen belegt sind. Dafür würde zusätzlich sprechen, dass bel mhd. in diesem Sinn vorkommt, aber wohl nur für die Ritterdichtung, nicht als Ortsnamenbestandteil. Dagegen spricht auch die gleichartige Bildung im Lötschental. K RISTOL ET AL . denken alternativ auch an einen Personennamen: Das erste Element könnte zum germanischen PN Ballo / Pallo (M ORLET 1,51a; 3, 248b) gestellt werden, der durch Assimilation aus dem PN-Stamm balda- ‘ kühn, stark ’ hervorgegangen ist (F ÖRSTEMANN 1, 233) oder zum Stamm balva (F ÖRSTEMANN 1, 243 und M ORLET 1,51a; 3,248b; K RISTOL ET AL . 2005, 137). Dennoch erscheint eine Deutung als Wald des Bell nicht ausgeschlossen, woher immer dieser Name selbst stammen würde. Eine etwas gewagtere Hypothese scheint uns möglich: das Grundwort könnte ebenfalls ein alter Name sein: VALD ist als Namensbestandteil bei F ÖRSTEMANN (1, 1496 ff.) reich belegt. Dann wäre die Interpretation von Bellewalt < Baldwalt - ein alter Personenname, der sekundär mit dem dt. Wald in Verbindung gebracht wurde. Das könnte dann auch den FaN Bellwald und die seltsame Bildung Bellwaldwald im Lötschental erklären. Die Station der MGB (früher FO) für Bellwald ist Fürgangen (dial. Firgange), von wo aus eine Luftseilbahn nach Bellwald führt. Der Weilername ist wird zum einem PN Fergang gestellt, gehört aber wohl zu einem Weg, den man (nach vorne) geht. Die Deutung ist aber unklar. Baltschieder 3 4 <?page no="67"?> Betten Betten (heute mit Martisberg zur Gemeinde Bettmeralp gehörig) ist eine kleine Gemeinde am rechten Hang des Rottentales zwischen Grengiols und Mörel, rund 1200 m über Meer mit zwei Dorfteilen. Der Name lautet dial. Bättu, amtliche Schreibweise ist Betten. R ÜBEL (1950, 131) deutet den Namen nach einem Vorschlag von H UB- SCHMIED als altalemannisch *bet(w)un (< kelt. betwas ‘ Birkengehölz ’ ). I D . (4, 1810 ff.) stellt den Namen zu schwdt. Bett n. in FlN ‘ Wildheuplanke, Heubett ’ (cf. S ONDEREGGER 1967, 47). Die Erklärung von H UBSCHMIED und R ÜBEL wird von den älteren Belegen nicht gestützt. Die Deutung des I D . zu schwdt. Bett n. in der Bedeutung ‘ Wildheuplanke, Heubett ’ stellt allerdings lautliche Probleme: der sog. Primärumlaut von Bett wird mit / e/ ausgesprochen; das würde auch auch für den Lokalnamen gelten. Die mda. Aussprache (cf. 1599 Bättun) hat schon früh zu einer frommen Umdeutung des Namens geführt, welche in lat. Form erstmals 1635 belegt ist ( MONTIS ORATIONIS ‘ des Bet-Bergs ’ ). Auf dieser Umdeutung beruht auch die entsprechende Ortsnamenlegende, laut der zur Pestzeit 1720/ 30 das Dorf beinahe ausgestorben sei; die Leute sollen so laut geweint und gebetet haben, dass man sie in Bister gehört habe. Von dieser Zeit an habe man das Dorf Betten genannt (K RISTOL ET AL ., 2005, 146 f.). I D . (12, 1322) kennt den Typ Bättental, interpretiert den ersten Teil als Personennamen (zu Beat? ). Als Simplex erwähnt WWW . ORTSNAMEN . CH an Bätte für Thayngen (SH), ohne Erklärung. Auch für Betten ergibt sich wegen der Qualität des betonten / ä/ im Dialekt keine überzeugende Deutung. Bettmeralp Bettmeralp ist heute eine Gemeinde, zu der auch Betten und Martisberg gehören. Ursprünglich handelt es sich um eine kleine Alpsiedlung, die nach den Bewohnern von Betten als Bättmer Alp benannt wurde. Das / m/ in diesem Flurnamen, das auch in Bettmerhorn erscheint, kann nicht auf frühe Belege zu Betten (historisch 1243 als Bettan) gestellt werden, sondern muss wohl als Assimilation aus Bättner > *Bäpner > Bäpmer verstanden werden; diese Hypothese ist nicht in einer Publikation zum Thema enthalten (G RAF / S IEGFRIED 2017). Die Alpe befindet sich auf der Höhe von 1920 bis 2000 m über Meer, ist heute touristisch gut erschlossen und zählt mehr Einwohner als die beiden ursprünglichen Gemeinden Betten und Martisberg, die hier einzeln behandelt werden. Der zweite Teil des Gemeindenamens bezieht sich auf das HL A LPA . Biel Biel ist eine kleine Gemeinde auf der rechten Rottenseite im Haupttal, zwischen Selkingen und Ritzingen, die nach ihrer Selbständigkeit bis 2017 zur Gemeinde Grafschaft gehörte. Der frühere Gemeinde- und heutige Ortschaftsname Biel geht zurück auf das Appellativ schwdt. Bühel, Büchel, Büel, Biel, Buel m., n. ‘ (kleine) Erhöhung überhaupt; Erdhaufe; Hügel, Anhöhe (etwas länglicher, fast horizontal fortlaufender Hügel) ’ , ahd. buhil, mhd. bühel (I D . 4, 1094 ff.; Z INSLI 1945, 314; G RICHTING 1998, 36). Am 01.10.2000 fusionierte Biel zusammen mit den ehemaligen Gemeinden Gluringen, Ritzingen und Selkingen zur politischen Gemeinde Grafschaft, die 2017 in die neue Gemeinde Goms integriert wurde. Binn Die Gemeinde Binn ist eine Streusiedlung im Binntal, einem Seitental, durch das seit alters die Strasse über den früher wichtigen Albrunpass führte. Zentrum ist Schmidigehischere, andere Weiler sind Ze Binne, Wilere, Giesse und Fäld. Diese erkennbar deutschen Namen kontrastieren mit der Überlieferung des Gemeindenamens, der allerdings auch auf die Binna passen könnte, die das Tal entwässert. Der älteste Beleg von 1246 lautet: Jn tota valle de buyn tam in monte quam Jn plano ‘ im ganzen Tal von Binn, sowohl auf dem Berg, wie im Grund ’ . Die Schreibung legt eine Form Bün nahe; die entrundete Form Binn erscheint, wie zu erwarten, erst nach 1500. (Der Beleg 1485 Zen Bunnon bezieht sich auf den Weilernamen Ze Binne; hier ist vermutlich das Lemma Bina (I D . 4, 3121) enthalten und nicht Binn). Die längere Form Bundolo / Bondolo ist sehr häufig mit vallis verbunden. Es scheint sich also um eine Benennung für die Binna und ihr Tal zu handeln. M ÜLLER (1939 - 46, 218) schlägt vor, Binn zu einem germ. PN wie Binni zu stellen, was schon aus lautlichen Gründen nicht geht. W ERLEN (1991, 244) erwägt eine Ableitung von Büne / Bünt ‘ eingezäuntes Grundstück ’ (I D . 4, 3121); das ist aber aus lautlichen, wie morphologischen Gründen nur für Ze Binne möglich. Die Beziehung zwischen den zwei überlieferten Namenformen lautet: Buyn > Bün > Binn und ist unklar; die Belege sind für eine sichere Deutung zu jung. Archäologische Funde im Tal seit der Latène-Zeit lassen an sehr alte Namen denken. Eine Ableitung von Bondolo / Bundolo aus Buyn / Bün (mit welchem Suffix? ) ist nur dann möglich, wenn der überlieferten Form Bün eine ältere *Bun / Bon zu Grunde liegen würde und sich daraus eine suffigierte Form Bundolo / Bondolo entwickelt haben könnte. Ein Zusammenhang mit dem Lemma Tola (I D . 12, 1676 ff.) ‘ Vertiefung, Loch, Höhle ’ ist eher unwahrscheinlich, weil das Genus nicht übereinstimmt. Bondolo / Bundolo könnte aber auch vom kelt. Stamm *bunda ‘ Grund, Boden ’ abgeleitet sein (cf. Bondo GR); entsprechende rom. Namen bezeichnen Ortschaften, die im Talgrund liegen. Für die Formen vom Typus Buyn / Binn 5 6 Binn <?page no="68"?> könnte ev. an den Stamm *buina ‘ Baumstrunk ’ (G PSR 2, 637; bei K RISTOL ET AL . 2005 falsch als 627) gedacht werden, der im Wallis in der Bedeutung ‘ Holzschüssel ’ belegt ist; Geländemulden werden relativ häufig metaphorisch als ‘ Schüssel ’ bezeichnet. Beim gegenwärtigen Forschungsstand bleiben Herkunft und Bedeutung des Namens jedoch sehr unsicher (K RISTOL ET AL . 2005, 157). Birgisch Die frühere Gemeinde Birgisch gehört heute zu Naters; sie liegt auf einer Anhöhe auf der rechten Seite des Rottentals auf ungefähr 1100 m ü. M. Die Deutungen des Namens sind unklar: die ältesten Formen sind durchgehend vom Typ Burguise (beim Beleg von 1232 Chono de Burginse (K RISTOL ET AL ., 2005, 179) handelt es sich um einen Lesefehler; das Original hat Chono de Burguise). Der Weg zur heutigen Namensform läuft über Burg-ise > Bürg-ise > Birg-isch. Umstritten ist, ob es sich um einen deutschen oder einen gallo-romanischen Namen handelt. W ERLEN (1991, 217) vermutete (ohne die ältesten Belege zu kennen) eine Ableitung von Burg oder Berg oder aber auch eine lat.-rom. Quelle. Für das Suffix -ise verweist W ERLEN (wiederum ohne Kenntnis der historischen Belege) auf Argessa (Ergisch). K RISTOL ET AL . (2005, 159) bemerken, dass die historischen Formen von Ergisch (Argessa) und jene von Birgisch nicht das gleiche Suffix aufweisen. Auch wird eine Herleitung vom rom. Stamm BURG - (> frz. bourg) ausgeschlossen, da keine Ableitung von diesem Stamm mit einem lat. Suffix erkennbar sei. Hingegen könnte Birgisch auf eine im Altertum belegte keltische Form Berguisa (zur idg. Wurzel *bhergh-) zurückgehen und wäre dann eine Zusammensetzung aus dem idg. Adj. *bhergh- ‘ hochgelegen, herausragend ’ und dem Suffix - Ū SIU , - Ū SIA (K RISTOL ET AL . 2005, 159). Diese Herleitung erscheint aus drei Gründen als eher unwahrscheinlich: die Schreibweise Burguise enthält ein stummes / u/ nach dem / g/ , eine keltische Form Berg könnte nicht zu Burg werden und das Genus ist nach den Belegen von 1347 und später maskulin oder neutrum, nicht aber feminin. Zum Genuswechsel verweist FEW (15, 2, 21 s. v. *burg) auf den Zusammenhang mit lat. CASTELLU und den lautlichen Zusammenfall mit lat. BUR- GUS ; FEW zeigt auch, dass sowohl *burg wie BURGUS verschiedene Suffigierungen aufweisen. Nicht wegdiskutieren lässt sich, dass alle historischen Belege den Typ Burg(u)ise aufweisen. Zu vermuten ist, dass eine Ableitung von *burg / burgus im Sinn von Bourg ‘ Weiler ’ (B OSSARD / C HAVAN 2006, 211) gegeben ist; die genaue Form des Suffixes lässt sich aus den Urkunden nicht erkennen. In Frage käme etwa - ICIA (B OSSARD / C HAVAN 2006, 288), was zur Deutung ‘ das kleine Weilerchen ’ führen würde. Bister Bister ist eine sehr kleine Gemeinde mit Streusiedlung am steilen linken Talhang des Haupttales, auf ca. 1000 m ü. M. Laut dem H ISTORISCHEN L EXIKON DER S CHWEIZ wurde der Name auch auf den ganzen Berg ausgedehnt. Bister wurde bisher nicht gedeutet. K RISTOL ET AL . (2005, 162) denken an ein afrz., afrpr. bestort ‘ krumm ’ (lat. BIS ‘ doppelt ’ und lat. TORTUS ‘ krumm, gewunden ’ ; G PSR 2, 367), was als Benennungsmotiv in FlN (z. B. zur Bezeichnung von Wasserläufen) nicht selten sei, hier aber durch den Realbefund nicht gestützt werde. Auffällig ist, dass es einen Flurnamen Im Bisterli in Mörel gibt; historisch ist der Name auch für Betten belegt. Deswegen liegt eine Deutung zum Adj. b ī ster ‘ düster, trübe ’ nahe (siehe I D . 4, 1795, schon bei S TALDER 1, 175). Die Quantität des Vokals ist unklar, S TALDER gibt Kürze und Länge, das I D . nur Länge. Das Adjektiv gilt sonst als niederdeutsch; S TALDER belegt es aber für das Berner Oberland. Bister wäre also ein unfreundlicher Ort, der auf der Schattenseite liegt und im Winter kaum Sonneneinstrahlung hat (die Realprobe (Mai 2013) bestätigt diese Deutung). Die frühesten Belege (Bystur, bisture, bistore) weisen einen vollen Nebensilbenvokal auf, vermutlich ist das aber eine blosse Schreibtradition. Die Deutung sieht also ein deutsches Bister ‘ unfreundlicher Ort ’ als Grundlage. Bitsch Bitsch ist eine kleine, auf der rechten Rottentalseite liegende Streusiedlung mit mehreren Weilern; vom benachbarten Naters ist es durch die Massaschlucht getrennt; gleichzeitig verläuft hier die Bezirksgrenze. Archäologische Spuren bezeugen, dass hier schon früh Siedlungen bestanden. Der Name Bitsch ist Gegenstand kontroverser Deutungen. Klar ist auf Grund der ältesten Belege, dass die überlieferte Form Bütsch gelautet haben muss. Die Entrundung zu Bitsch erfolgte um 1500 wie in anderen derartigen Fällen. Es gibt im Oberwallis weitere ähnliche Namen: in Naters ein Bitschji (mit einem nicht sicher zuordenbaren Beleg von 1412 in dem Butsche), das als Zentrum eines Namensnestes auf Natischer Boden gelten kann; die Flur hat nichts mit der Gemeinde Bitsch zu tun. Für Unterbäch ist der Familiennamen Bitschin (NWWB 2, 36) bezeugt, dessen älteste Belege (1427 Butschins, 1441 Butschin) jenen von Bitsch ähnlich sind; ein Dorfteil von Unterbäch heisst nach dieser Familie Bitschiga. Vergleichbare Namen kennt das BENB (1, 4, 769 f. s. v. Bü(t)sch(i)) mit der Deutung eines Lehnappellativs zur frpr. Weiterentwicklung von lat. PODIUM ‘ Anhöhe ’ (dazu FEW 9, 111 f., G LATTHARD (1976)). K RISTOL ET AL . (2005, 162) nehmen eine urspr. rom. Form an, in welcher ein lat. [k] vor [a] zu [t š ] (später [ts]) palatalisiert wurde. Vermutlich sei Bitsch zu einem germ. Stamm *b ū sca ‘ Feuerholz ’ , der als Lehnwort Birgisch 7 8 <?page no="69"?> im Galloromanischen verbreitet ist (frz. bûche, frpr. [buts ə ]), zu stellen (K RISTOL ET AL . 2005, 162). Da die Gemeinde im Bezirk Oestlich-Raron - also im Osten unseres Gebietes - liegt, ist eine späte direkte Übernahme einer Patois-Form eher unwahrscheinlich; ein Lehnappellativ würde die Form besser erklären. Die Semantik von PODIUM ‘ Anhöhe ’ würde auch eher passen als jene von *busca ‘ Brennholz ’ . Der ähnliche Thurgauer Gemeindename Bütschwil (TG) wird auf einen ahd. Personennamen zurückgeführt (K RISTOL ET AL ., 2005, 210); er käme im Oberwallis, wenn überhaupt, für die Herleitung des FaN Bitschin in Frage. Insgesamt ist die Deutung von lat. PODIUM ‘ Anhöhe ’ am sinnvollsten. Blatten Blatten ist die oberste Gemeinde im Lötschtal. Der Namenstyp ist im Oberwallis weit verbreitet. Er geht zurück auf schwdt. Blatte(n), Platte(n), wdt. Blatta, Blattä, Blattu f. ‘ Fläche auf einem Berggipfel, Felsplateau, Fels-, Bergterrasse ’ , ahd. blatta, platta, mhd. blat(t)e, plat(t)e, aus mlat. PLAT ( E ) A (I D . 5, 189 ff.; G RICHTING 1998, 39; Z INSLI 1945, 312). Wie die Mundartlautung uf .dÈr bl.aàtuû ‘ auf der Blatten ’ zeigt, wird der Name auch heute noch appellativisch verstanden (K RISTOL ET AL ., 2005, 163). Blitzingen Die frühere Gemeinde Blitzingen (dial. Blitzige) gehört heute zur Gemeinde Goms und hat ihren Siedlungsschwerpunkt auf der rechten Rottentalseite zwischen Selkingen und Niederwald auf ca. 1300 m ü. M.; sie verfügt über mehrere Weiler. Der Name lässt sich als kollektive - ING -Ableitung (dial. - IG ) zu einem Personennamen erklären.; sie bezeichnet typischerweise Angehörige einer Familie, lässt sich aber auch generell als Kollektivsuffix betrachten. Die u. a. von B RUCKNER (1945, 107) angenommene Deutung, wonach die - ING -Namen Reckingen, Gluringen, Ritzingen, Selkingen, Blitzingen um 1000 als lebendige Tradition der mittelländischen - ING - Namen erscheinen, dürfte deswegen falsch sein. Die ursprüngliche Form des zugrunde liegenden PN kann nicht sicher bestimmt werden, da entsprechende historische Belege fehlen. Wahrscheinlich liegt eine Ableitung zum Personennamenstamm BLIC- (F ÖRSTEMANN 1, 312) vor, z. B. die PN-Kurzform *Blitzo. Blitzingen bedeutet also ‘ bei den (Gefolgs-)Leuten, der Sippe des *Blitzo ’ . Der Blitz im Gemeindewappen beruht auf volksetymologischer Umdeutung des nicht mehr verständlichen Namens (W ERLEN 1991, 218; K RISTOL ET AL . 2005, 164). Bratsch Bratsch bildet heute mit Gampel zusammen eine politische Gemeinde. Bratsch (gespr. Braatsch) selbst liegt auf ca. 1100 m. ü. M. auf der rechten Rottentalseite; die Weiler Engersch und Niedergampel gehören dazu. Der Ortsname Bratsch leitet sich aus lat. PR Ā TUM ‘ Wiese ’ her (O ETTLI 1945, 94), genauer aus der Pl.-Form lat. * PR Ā TAS > * PR Ā DES ‘ Wiesen ’ , welche in den hist. Belegen sowohl in der romanischen Form, mit Schwund des intervokalischen - D - (> praes), wie auch in deutsch geprägter Weiterentwicklung mit Schwund des Auslautvokals und Verhärtung des - D vor - S (> *prads > prats > brats > bratsch), überliefert ist. Die mit - G geschriebenen Formen von 1408 und 1530 reflektieren eine frpr. Aussprache mit [j]. Das urspr. lat. Schluss - S ist bewahrt, das sich im Oberwallis zu [ š ] entwickelt hat. Der Zeitpunkt der Germanisierung von Bratsch lässt sich nicht genau festlegen; es gibt aber schon im frühen 14. Jahrhundert deutsche Flur- und Personennamen. Der Name muss deswegen schon relativ früh (etwa im 10. Jh.) von benachbarten deutschsprachigen Siedlern übernommen worden sein, d. h. zu einer Zeit, als das romanische / -d- / noch nicht geschwunden war (nach K RISTOL ET AL . 2005, 181). Brig Die Stadtgemeinde Brig (seit 1972 Brig-Glis) liegt auf dem linken Rottenufer am Zusammenfluss von Saltina und Rotten auf ca. 680 m ü. M. Der Name Brig (frz. Brigue, it. Briga) geht auf ein keltisches Gattungswort *briga ‘ Hügel; Hügelfestung ’ zurück (J ACCARD 1905, 54; K RISTOL ET AL . 2005, 187; D ELAMARRE 2 2003, 87). Andere Deutungen, die Brig zu ahd. brugga ‘ Brücke ’ stellen (G ATSCHET 1867a, 245), sind abzulehnen; die ältesten Belege (1215 Briga) zeigen kein / ü/ und die heutige Lautung enthält ein geschlossenes / i/ , kein offenes, wie es die vielen Belege für Brigg und Brigga im Oberwallis aufweisen. Im Übrigen hat Brig zweifellos schon vor der alemannischen Einwanderung im Oberwallis bestanden, was auch durch entsprechende archäologische Funde gestützt wird. Ein weiterer Deutungsansatz stellt den Namen zu spätgallisch *brigwa ‘ Brücke ’ (H UBSCHMIED 1933b, 4; G UEX 1938, 357 und 2 1976, 177; R ÜBEL 1950, 131): laut K RISTOL ET AL . (2005, 187) ist aber dieser Ansatz ebenfalls hinfällig, weil die mittelalterlichen Belege von Brig ansonsten -vaufweisen müssten, da [gw] sich im Frpr. des Oberwallis zu [v] entwickelte (K RISTOL ET AL ., 2005, 187). 1972 vereinigten sich die Ortschaften Brig, Glis mit Gamsen und Brigerbad zur Gemeinde Brig-Glis. Brigerbad Der ehemalige Gemeinde- und heutige Ortschaftsname Brigerbad (seit 1972 Teil der Gemeinde Brig-Glis) setzt sich zusammen aus dem Grundwort schwdt. Bad n., wie nhd. ‘ Bad; Thermalquelle ’ (Id. 4, 1011 ff.) und dem Be- 9 10 Brigerbad <?page no="70"?> stimmungswort Briger (aus Brig) und nimmt Bezug auf die Thermalquellen am Ort. In den historischen Belegen wechseln sich Nennformen des Namens im Sg. (so z. B. 1354 de badt, 1585 zum Badt oder auch die heutige Mundartform Zum Bad) und historisch mehrheitlich Pl. (Baden) ab. Bei der Pl.-Form ist von einer Grundform *(zen) Badun ‘ (bei den) Bädern, Thermalquellen ’ auszugehen. Auch findet sich der Name in historischen Belegen in latinisierter Form (so z. B. 1489 ad balneum, 1512 apud balnea, domus balneorum), zu lat. BALNEUM , BALNE Ī n. ‘ Bad ’ , und in gelehrter griechischer Übersetzung als thermas brigenses (1527), thermas brÿgenses (1535). Erst später, so auch in der griechischen Übersetzung des Namens, tritt als Bestimmungswort der relative Bezug Brigerzur damaligen Nachbargemeinde Brig hinzu, damit die Ortschaft von gleichnamigen Orten unterschieden werden kann (wie etwa Leukerbad). Bürchen Die Gemeinde Bürchen ist eine Streusiedlung (zu den Weilern vgl. G ATTLEN 2007, 23 ff.). Seltsamerweise fehlt die dialektale Aussprache Birchu in der Datenbank des VSNB. Die Siedlung liegt auf ca. 1340 m ü. M. auf einer Anhöhe auf der linken Seite des Rottentals (üblicherweise „ Rarner Schattenberge “ genannt). Der Name Bürchen geht zurück auf das schwdt. Appellativ Birch m., f., wdt. Bircha, Birchä (Goms), Birchu f. ‘ Birke, Betula alba ’ , in den Birchen ‘ im Birkenwald ’ , Birch n. ‘ Birkengehölz ’ , ahd. bir(i)cha, mhd. birche, birke (I D . 4, 1536 f.; G RICHTING 1998, 37). Der heutige amtliche Name mit - Ü ist hyperkorrekt gerundet für - I - (erstmals 1509 montis de bürchon) (G ATT- LEN 2007, 17 ff.). In den älteren Belegen wird Bürchen oft als Birkenberg oder als lateinischer Übersetzungsname 1447 de bethuli, 1757 montis betulae, zu lat. BETULA ‘ Birke ’ , genannt (K RISTOL ET AL ., 2005, 202). Teile der Gemeinde weisen das gleiche Lemma auf (ts Birch, ts Birchji). Eggerberg Die Gemeinde Eggerberg ist eine Streusiedlung mit mehreren Weilern, deren Zentrum heute auf etwa 850 m liegt, auf der rechten Rottentalseite auf dem Hang oberhalb von Visp, politisch aber noch zum Bezirk Brig gehörend. Der Name Eggerberg (gespr. Eggerbärg) ist zu deuten als der Berg, also der Abhang, der zu den Leuten von Eggen gehört. Bis Mitte des 16. Jh. hiess die Siedlung insgesamt nach dem Weiler Eggen. Dazu ist das schwdt. Gattungswort Egg, Egge n , Eggt m./ n. wie nhd. ‘ Ecke, vorspringender und einspringender Winkel ’ , Pl. -i, ahd. ecka, mhd. ecke, egge zu stellen. Im Namenbereich bezeichnet Egg(e) f./ n. eine gewisse Gestalt von Bodenerhebung ‘ Gipfel, spitzig vorstehende Anhöhe, vorspringendes Ende eines Hügels; Übergangsstelle eines Bergpfades, Passhöhe; dachähnlicher Ausläufer eines Berges, Bergkante und die darunter sich anlehnende Halde oder das von ihr begrenzte Plateau, langgestreckte Hochebene (I D . 1, 155 ff.), im Walsergebiet meist ‘ langgezogene Anhöhe am Berghang ’ (Z INSLI 1984, 562; Z IM- MERMANN 1968, 99 f.). Eggen ist formal ein Dativ Singular in lokativischer Bedeutung, und der Name bezeichnet die Siedlung ‘ am Eggen ’ (K RISTOL ET AL ., 2005, 314). Die Form Egger ist ursprünglich als Genitiv Plural zu sehen und meint ‚ zu den Leuten von Eggen gehörig ‘ . Das Grundwort des Gemeindenamens Eggerberg, schwdt. Bërg m. und lat. mons, bezeichnet im Oberwallis eine am Hang liegende Siedlungs- und Kulturlandschaft (A NDEREGG 1983, 13). Sie wird als zu den Leuten vom Weiler Eggen gehörend bestimmt. Eischoll Die Gemeinde Eischoll befindet sich auf rund 1200 m auf der linken Rottentalseite auf einer Anhöhe (bekannt als „ Rarner Schattenberge “ ) westlich von Unterbäch, von dem es durch den Mühlebach getrennt ist. Der Name Eischoll (gespr. Eischoll) ist durch Entrundung aus *Öü š el, frz. Oizelz, Oisel, gall. *ouzello ‘ Höhe, Anhöhe ’ entstanden (K RISTOL ET AL . 2005, 317; R ÜBEL 1950, 131; G UEX 1938, 357 und 2 1976, 177; H UBSCHMIED 1938, 98; M EYER 1930, 22). G ATTLEN (1999, 51) übernimmt jedoch die Etymologie von I D . (1, 346 und 18), das den Dorfnamen Eischoll mit Ei, Eie ‘ Aue, Land im oder am Wasser ’ deutet, mit der Begründung, dass das betreffende Gebiet auf eine Aue ausmünde. Da dies jedoch nicht den topographischen Verhältnissen entspricht, vermutet G ATTLEN (1999, 51), dass der Name mit der Rodung des Waldes und der dort entstandenen Siedlung ‘ einer Insel im Walde, was mit lat. INSULA , treffend bezeichnet wäre ’ in Zusammenhang stehen könnte, was M ÜLLER aus sprachhistorischen Überlegungen verwirft (B ULLETIN G PSR 1999 - 2000, 37). G ATTLEN (1999, 53) lokalisiert in den Rarner Schattenbergen noch ein weiteres Oysel, das Wort kann als Synonym für ‘ Gutshof, besiedelte Flur, Weiler ’ betrachtet werden; die historischen Belege sind zwar Bürchen zugeordnet, gehören aber wohl zu Eischoll. Die Belege mit Entrundungen (Typ Eÿsal) aus dem 15. Jahrhundert (z. B. 1445, 1461 (zweimal)) sind problematisch - man würde Entrundungen eigentlich erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts erwarten. Ob hier eine frühe Entrundung vorliegt, die schon mündlich vorhanden war, oder eine spätere Abschrift, ist unklar. Eisten Die Gemeinde Eisten liegt auf 1145 m am Eingang zum Saastal. Der Name Eisten (gespr. Zen Eischtu) ist ein Bürchen 11 12 <?page no="71"?> Plural; die historischen Belege (1299 oysten) zeigen, dass der ursprüngliche Zwielaut / oy/ zu / ey/ entrundet wurde. Zu Grunde liegt ahd. awist, ewist, auch ouwist ‘ Schafstall ’ , ‘ Aufenthaltsort für Schafe ’ , eine Ableitung zum Namen des weiblichen Schafes (schwdt. Au f., mhd. ouwe, ow, ahd. awi ‘ weibliches Schaf ’ (S ONDEREGGER 1958, 46; ZGNB 1, 922 f.; I D . 1, 5; R ÜBEL 1950, 4, 102; K RISTOL ET AL . 2005, 317 f.). Abzulehnen ist die Deutung von S TUDER (1896, 96). Er stellt den Namen Eisten wegen seiner Ähnlichkeit zu nhd. Hester, Heister ‘ junger Waldbaum, Buche ’ . Schon J ACCARD (1903, 140 f.) verwirft diese mit der Begründung, dass in den höher gelegenen Orten im Lötschental und im Goms, wo diese Namen ebenfalls vorkommen, keine Buchen wachsen. Embd Die Gemeinde Embd mit mehreren Weilern hat ihr Zentrum auf rund 1350 m auf der linken Seite der Matter Vispe. Nahe liegt die Erklärung des Namens Embd (gespr. Ämd) aus dem Schwdt. Amad, Ā mat, Ämd, Emd, Ömd, Ämt, Änd n. ‘ Spätheu, zweiter Graswachs ’ , ahd. und mhd. ā m ā t also eigentlich ‘ Aus-, Abschnitt ’ (I D . 1, 213; K RISTOL ET AL ., 2005, 320), also ‘ der Ort, wo das Spätheu wächst ’ . Das BENB (1, 1, 80 f.) führt den Siedlungsnahmen Emdthal auf dieses Lemma zurück. Die ältesten Belege für unsere Gemeinde lauten Emeda oder Emda, sie weisen ein auslautendes / -a/ auf, das eventuell einer Latinisierung zu verdanken ist (wie Vespia zu Visp). Das Appellativ lautet bei G RICHTING (1998, 15) Äämd, Eemd (Lötschtal), Aamat. Dagegen hat der Ortsname einen Kurzvokal. Die Schreibung mit / -bd/ enthält einen Übergangslaut / b/ zum einfachen Emd. Ergisch Die Gemeinde Ergisch liegt auf rund 1100 m auf der linken Rottentalseite oberhalb von Turtmann im rechten Ausgang des Turtmanntales auf einer wenig steilen Anhöhe. Der Name Ergisch (gespr. Äärgisch) lautet in seiner ältest überlieferten Form 10? ? und später Argessa. Man nimmt an, dass diesem Namen das kelt. Adj. argio- ‘ glänzend, hell, weiss ’ zugrunde liegt (D ELAMARRE 2003, 54), das sich mit einem vorlat., eventuell kelt. -is(s)a- Suffix verband, das Zugehörigkeit ausdrückt (K RISTOL ET AL . 2005, 328 f.). Damit ist auch klar, dass -s (das heutige š ) im Namen Ergisch zum Stamm gehört, also nicht ein rom. Plural-s ist (S CHMID 1951, 21). Laut J ACCARD (1906, 152) soll das Dorf den Namen seiner sonnigen Lage verdanken, M EYER (1930, 22) meint, dass die von weitem sichtbare Lage des Dorfes zur Namengebung geführt habe; für andere Autoren ist das Vorkommen von weissem Quarzit oberhalb des Dorfes für die Benennung ausschlaggebend gewesen, kelt. *Argissa sei die ‘ Siedlung beim hell, glänzenden Gestein ’ (G UEX 1938, 375 und 2 1976, 177 f.; R ÜBEL 1950, 131; H UBSCHMID 1960, 285). Neben den vielen Belegen für Argessa und einigen wenigen für Argesa tritt der erste sichere ‘ deutsche ’ Beleg 1548 als Ergisch auf, 1574 ist es Erÿsch, 1626 Ergies, 1655 Ehries, 1667 Ergesch, 1669 Eriesch, 1700 Ehriesch, 1742 u. später am Erjesch. Die schriftlichen Formen wechseln also zwischen / g/ und / i/ , was sich auch in anderen Belegen findet. Der heutige Name Ergisch (Äärgisch) lässt sich auf Argessa zurückführen, die Form mit / i/ , resp. / j/ für / g/ lässt sich als regelmässige Lautentwicklung ansehen (R HEINFELDER 4 1968, 193). Ernen Die Gemeinde Ernen liegt auf der linken, schattigen Rhonetalseite auf 1196 m, Fiesch gegenüber. Heute gehören auch die früher selbständigen Gemeinden Ausserbinn, Mühlebach und Steinhaus zur Gemeinde, die bis ins 19. Jahrhundert hinein neben Münster die wichtigste der Gommer Gemeinden war. Der Name Ernen, (gespr. Äärnu, frz. Aragnon) lässt sich auf Grund der historischen Belege (fast durchwegs vom Typ Aragnon) als vordeutsch betrachten (Z IMMERLI 1899, 86; Z INSLI 1977, 99 f.), die Deutung des Namens ist jedoch unsicher. S TUDER (1896, 48) leitet den Namen von lat. AREA ‘ Tenne, Feld ’ ab, Ernen sei ein ‘ aus Hofstätten bestehendes Dorf ’ . G UEX (1938, 356 und 1976 2 , 176) und R ÜBEL (1950, 131) übernehmen H UBSCHMIEDS Vorschlag, der den Namen von kelt. *agraniono ‘ Gruppe von Schlehensträuchern ’ ableitet, was K RISTOL ET AL ,. (2005, 332) aus lautgeschichtlichen Überlegungen verwerfen. Aufgrund der rom. Lautentwicklung hätte sich kelt. *agraniono nicht zu dem gut belegten romanischen Namen mit Aim Anlaut entwickeln können. Die frühesten Namenformen Aragnon lassen eher auf den lat. Personennamen Aranius schliessen (S CHULZE 1991, 125). Dies würde einen Deklinationswechsel (Aranius, *Aranione) voraussetzen, und die lautliche Entwicklung des Avon Aragnon zu Ernen könnte laut K RISTOL ET AL . durch die palatale Lautgruppe [nj] > [ ŋ ] entstanden sein. Der Dorfname Ernen würde also ‘ Land, Besitz des Aranius ’ bedeuten (K RISTOL ET AL ., 2005, 332). Die heutige Feriensiedlung Aragon bei Ernen nimmt den historischen Namen auf. Erschmatt Die frühere Gemeinde Erschmatt (heute Teil der Gemeinde Leuk) liegt auf 1228 m auf einer sonnigen Anhöhe über der rechten Rottentalseite, auf halbem Weg zwischen Gampel und Leuk. Der Name Erschmatt (gespr. An Eersch) ist in dieser Form jung. Das Grundwort Matt scheint erst im 19. Jahrhundert fest geworden zu sein; vorher ist nur Eersch belegt, historisch als Huers, eine 13 14 Erschmatt <?page no="72"?> vermutlich vordeutsche Bildung (M URET 1924, 451). J AC- CARD (1906, 152) hält die früheste Namenform Huers für eine Pluralbildung einer rom. Dialektform, z. B. huert aus der Dauphiné, bündnerrom. üert ‘ Garten ’ , zu lat. HORTUS . K RISTOL ET AL . (2005, 333) widerlegen diese Deutung mit der Begründung, dass im Frpr. des Wallis die Bezeichnung courtil für ‚ Garten ‘ verwendet wurde, auch müsste in den Walliser Namenformen lat. -ovon h ō rtum als offenes / o/ erhalten sein. In der mittelalterlichen frz. Schreibtradition wurde das anlautende, etymologisch unbedeutende h zur Unterscheidung eines am Wortanfang stehenden u von einem v verwendet. In diesem Fall könnte von einer ursprünglichen Lautung wers oder wersch und einem germanischen Etymon auf wausgegangen werden. K RISTOL ET AL . schlagen als Basis spätlat. * WERSICUS ‘ krumm ’ vor (2005, 333). Eyholz Die früher selbständige Gemeinde Eyholz liegt im Talboden (ca. 654 m) auf der linken Rottentalseite etwas östlich von Visp, zu dem sie seit 1972 gehört (P ETER J OSSEN , 1988, 83). Der Name Eyholz ist als ‘ Eichwald ’ zu deuten: schwdt. Eich(e n )holz n. ‘ Eichenholz, Eichenwald ’ , mit Schwund des Inlautes -ch- (I D . 2, 1249; AWWB 90). Die ältesten Belege von 1275 (wohl beide aus dem gleichen Dokument) zeigen Hegolz; vermutlich ist das anlautende H eine romanisch beeinflusste Schreibtradition; unklar ist / -g-/ , das eine Verbindung von auslautenden / -ch-/ und anlautendem / h-/ von Holz darstellen kann. Eine Deutung von Eyholz zum dt. Etymon Aue > Eie (G R W B 1, 601 f.) liegt auf Grund der historischen Belege, die schon im 14. Jahrhundert Eich usw. haben, nicht vor. Ferden Die Gemeinde Ferden ist die westlichste der vier Gemeinden des Lötschentals. Gelegen ist sie auf 1375 m auf der rechten Seite der Lonza westlich von Kippel. Der Name Ferden (gespr. Fäärda) wird schon von Z IMMERLI (1899, 76) als vordeutsch angesehen. Die erstbelegte Form Verdan stammt aus dem 14. Jahrhundert. K RISTOL ET AL . (2005, 350 f.) nehmen an, dass sich der Name aus dem Adjektiv vert ‘ grün ’ (< lat. v ĭ r ĭ dis (FEW 14, 507ss.) und dem Suffix ā num zusammensetzt (K RISTOL ET AL ., 2005, 350 f.), ein in der in der Westschweiz weit verbreiteter Namentyp (J ACCARD 1906, 499). S TUDER (1896, 104) führt den Namen auf lat. VIRIDARIUM ‘ Baum- oder Krautgarten ’ zurück, was lautlich nicht haltbar ist. Als Substantiv bezeichnet verdan ‘ unreife Trauben ’ , ‘ spät reifende, lang grün bleibende Hanfsorte ’ , eine ‘ Birnensorte ’ , aber auch ‘ Wiese ’ . Das genaue Benennungsmotiv für Ferden im Lötschental kann jedoch nicht mehr bestimmt werden (K RISTOL ET AL ., 2005, 350 f.). Feschel Die früher selbständige Gemeinde Feschel liegt auf 1280 m auf einer sonnigen Anhöhe westlich Erschmatt und oberhalb von Guttet, mit dem sie seit 2000 eine gemeinsame Gemeinde bildet. Der Name Feschel (gespr. Feschil) ist romanisch. Unklar ist das Verhältnis zum Namen des Baches Feschilju (auf der SK Feschelbach genannt). Die historischen Belege zeigen den Typ Veselly in verschiedenen Schreibweisen, wobei das anlautende / v/ heute als / f/ ausgesprochen wird (B ESSE 1997, 287). K RISTOL ET AL . (2005, 424) führen den Namen vom Typ Veselly auf das Adj. (terra) *veselia zurück, das vom lat. PN V ESELIUS (S CHULZE 1991, 256 und 445) abgeleitet sein könnte. Der Name würde also ‘ Besitz des Veselius ’ bedeuten. Laut FEW (14, 366 s. v. vexillum standarte) kommt vexillum nicht in Frage, da es erst in der Renaissance entliehen wurde. Fiesch Die Gemeinde Fiesch liegt an einem steilen Hang auf rund 1050 bis 1100 m auf der rechten Rottentalseite gegenüber Ernen, links und rechts des Wysswassers mit mehreren Weilern. Der Name der Gemeinde Fiesch ist vordeutsch, vermutlich aus lat. vicus ‘ Gehöfte, Weiler, Dorf ’ (S TUDER 1896, 267; J ACCARD 1906, 168; G UEX 1938, 362; B RUCKNER 1945, 75). Das ursprünglich lat. Schluss-s, das in den romanischen Formen wegfällt, entwickelt sich im Oberwallis zu [ ∫ ]: 1225 wious, 1233 uiox, 1256 vyes, 1356 vies, 1435 viesche, 1469 viesch usw. (S CHMID 1951, 53 f.; K RISTOL ET AL ., 2005, 354). Rom. v wurde von der deutschsprachigen Bevölkerung als f übernommen (B ESSE 1997, 287). Fieschertal Die Gemeinde Fieschertal befindet sich mit ihren verschiedenen kleinen Weilern auf rund 1100 m nördlich von Fiesch am Wysswasser. Der Name Fieschertal (dial. Fieschertau) ist historisch als vallis de vyes belegt. Die Verwendung von Fiescher erscheint erst 1608; es handelt sich, anders als bei anderen derartigen Benennungen nicht um einen Genitiv Plural, sondern um eine relative Ortsbezeichnung zu Fiesch (K RISTOL ET AL ., 2005, 355). Wie unter Fiesch ausgeführt, ist der Name vordeutsch (G AU- CHAT 1907, 5; Z INSLI 1976, 100), vermutlich aus lat. VICUS ‘ Gehöfte, Weiler, Dorf ’ (S TUDER 1896, 267; J ACCARD 1906, 168; G UEX 1938, 362; B RUCKNER 1945, 75). Das ursprünglich lat. Schluss-s, das in den romanischen Formen wegfällt, entwickelte sich im Oberwallis zu [ ∫ ]. Rom. [v] wurde von der deutschsprachigen Bevölkerung als [f] übernommen (B ESSE 1997, 287). Der zweite Namenbestandteil Tal n. wird in der Bedeutung ‘ Tal, als Geländeform, Einheit der Bodengestalt, durch Höhenzüge begrenztes Eyholz 15 16 <?page no="73"?> Gebiet ’ auch ‘ Seitental ’ (I D . 12, 1303 ff.; Z INSLI 1946, 105, 207) verwendet. Das lat. Gegenstück in den frühen Belegen ist lat. vallis ‘ Tal ’ . Filet Das Zentrum der früher selbständigen Gemeinde Filet, einer in Einzelhöfen und kleinsten Siedlungsgruppen zerstreuten Ortschaft, liegt auf der linken Rottentalseite etwas oberhalb von Mörel auf einer Höhe von etwas über 700 m. Früher war sie noch ein eigentliches Dorf und hiess im Spätmittelalter Gifris (R UPPEN 1991, 9 f.), das heute noch im Flurnamen Gifrisch erhalten ist. Der Name Filet (gespr. Filet) lässt sich auf das lat. VILLA ‘ Landhaus, Landgut, Gehöft ’ zurückführen; gebildet mit dem lat. Diminutivsuffix - ITTA bedeutet er ‘ kleines Gehöft, kleines Landgut ’ (K RISTOL ET AL . 2005, 355). Die Übernahme des rom. v als ahd. f dürfte kaum vor dem 8./ 9. Jh. stattgefunden haben (B ESSE 1997, 733). Filet fusionierte 2009 mit Mörel zu Mörel-Filet. Gampel Gampel (gespr. Gampil) ist der Name der früher selbständigen Gemeinde Gampel (heute Gampel-Bratsch). Es liegt auf der Westseite der Lonza auf der Nordseite des Rottentals; die Lonza bildet zugleich die Bezirksgrenze. Der SBB-Bahnhof von Gampel und Steg befindet sich auf dem linken Rottenufer. Die ältesten Belege sind 1238 Champilz und Champiz, 1244 Champilz, 1288 Champilz, 1300 Champiz, 1303 Gampil, 1305 Campiz usw. Der heutige Ortschaftsname Gampel lässt sich auf lat. CAMPUS ‘ Feld ’ zurückführen (J ACCARD 1906, 182; G UEX 1938, 362; 1976, 185). Allerdings lassen sich mit der von J ACCARD vorgeschlagenen Form CAMP Ĕ LLU die historischen Formen und die heutige Mundartlautung mit - I - (Champi(l)z / Gampil) nicht befriedigend erklären. K RISTOL ET AL . (2005, 377) vermuten, dass Gampel sehr wahrscheinlich auf lat. * CAMP - Ī LE ‘ in Wiese umgewandeltes Feld, das im Vorjahr gepflügt wurde ’ (G PSR 3, 294), eine Ableitung zu lat. CAMPUS , zurückgehe; die frz. Formulierung mit labourer ‘ ackern, pflügen ’ kann auch für das Oberwallis gelten, wo nicht gepflügt, sondern mit der Hacke gearbeitet wurde. Die ältesten Belege haben ein auslautendes - Z , was einen Plural auf - S nahelegt. Die Form mit anlautendem / g-/ legt eine Übernahme vor der jüngerem Entwicklung zu einem velaren Reibelaut oder einer velaren Affrikata nahe, doch die ältesten Belege zeigen noch eine Form mit anlautendem / ch-/ , die frpr. / š -/ enspricht, sofern nicht einfach eine Schreibtradition übernommen wurde. Geschinen Die früher selbständige Gemeinde Geschinen (gespr. Geschene) liegt auf rund 1350 m. über Meer auf der rechten Rottentalseite zwischen Ulrichen und Münster im Goms. Der Name Geschinen wird zu it. cascina f. ‘ Sennhütte, Alphütte, Meierei, Viehweide, Käserei ’ zu lat. CAPSUM ‘ Wagenkasten, Behälter für Tiere ’ , dazu die Nebenform * CAPSEUM gestellt (G AUCHAT 1906, 348 f; RN 2, 77; G UEX 2 1976, 185; Z INSLI 1977, 76; BENB 1, 2, 84 f; URNB 2, 12; K RISTOL ET AL ., 2005, 384 f.). Der Erstbeleg 1211 prope villam Gestheynon, der einen andern Namen (wohl Gesteinen) nahelegt, stammt von einer Hand des 17. Jahrhunderts (Mitteilung von P H . K ALBERMATTER ); es handelt sich also um eine volksetymologische Umdeutung. Das Lemma erscheint auch an anderen Orten im Oberwallis; der Urner Gemeindename Göschenen weist die gleiche Herkunft auf. Geschinen fusionierte am 01.10.2004 zur Gemeinde Münster-Geschinen, die ihrerseits seit 2017 zur Gemeinde Goms wurde. Glis Der Kern der ehemals selbständigen Gemeinde Glis liegt auf der linken Talseite leicht erhöht über der Talsohle auf rund 684 m ü. M. um die Wallfahrtskirche ‘ Unserer Lieben Frau auf dem Glisacker ’ herum, die an der Stelle einer frühchristlichen Saalkirche aus dem 5. Jahrhundert steht (D ESCOEUDRES / S AROTT 1986); dazu kommen eine Reihe von Weilern wie Ze Hiischru, Holzji und Gamsen. Der Name Glis (älteste Belege 1230 Glisa, 1252 apud Glisam, 1279 Glisa usw.) wird zurückgeführt auf kirchenlateinisch ECCLESIA ‘ Kirche, Pfarrkirche ’ ; dieser Worttyp ist nach G PSR (6, 161) in den Diözesen Sitten und Genf verbreitet, während die restliche Romandie den Typ moutier > lat. MONASTERIUM aufweist, was nach K RISTOL ET AL . auf norditalienischen Einfluss hinweise (J ACCARD 1906, 191; O ETTLI 1945, 133; R ÜBEL 1950, 133; W ERLEN 1991, 246, n. 59; K RISTOL ET AL . 2005, 187). Am 01.10.1972 fusionierte Glis mit Brig, Gamsen und Brigerbad zur heutigen politischen Gemeinde Brig-Glis. Gluringen Der ehemalige Gemeinde- und heutige Ortschaftsname Gluringen (gespr. Glüürige) lässt sich mit dem Patronymikalsuffix -ingun (> -ingen > -igen) zum althochdeutschen PN Gluro (F ÖRSTEMANN 1, 658; allerdings verweist die Stelle auf unseren Namen) in der Bedeutung ‘ bei den Gefolgsleuten des Gluro ’ (K RISTOL ET AL . 2005, 393) stellen. Am 01.10.2004 fusionierten die beiden ehemaligen Gemeinden Gluringen und Reckingen zur politischen Gemeinde Reckingen-Gluringen; heute gehören beide zur Gemeinde Goms. Wie schon unter Blitzingen aufgeführt, vertreten die -ingen-Namen des Oberwallis nicht eine Fortsetzung der -ingen-Namen der deutschen Schweiz, sondern stellen eine eigenständige Form des Kollektivsuffixes -ing (dial. -ig) dar, das zu FaN und PN gebildet werden konnte. 17 18 Gluringen <?page no="74"?> Goms Goms (frz. Conches) wird in der Forschung zu lat. concha ‘ Muschelschale, Näpfchen ’ , hier in der übertragenen Bedeutung ‘ (Tal-)Mulde ’ gestellt (Z IMMERLI 3, 87; G UEX 1938, 363; B OSSARD / C HAVAN 2006, 34; K RISTOL ET AL . 2005, 629). Der Bezirk wird seit 1247 auch als a Monte Dei superius ‘ oberhalb des Deischberges ’ bezeichnet; Mons Dei ‘ Gottesberg ’ ist eine fromme Umdeutung des dialektalen Deischbärg, das sich beim Weiler Deisch befindet und die Grenze zum Bezirk Östlich-Raron bildet. Die deutsche Form ist seit 1514 als Goms belegt; es ist unklar, ob hier auch ein Einfluss von lat. CUMBA ‘ Mulde ’ zu sehen ist. Das auslautende / s/ wird in beiden Fällen auf ein früheres Plural-s des Lateinischen zurückgeführt (H. S CHMID 1951, 21). Der Name bezeichnete zunächst die ehemalige Gemeinde Münster (heute Münster-Geschinen, seit 2017 Goms); als Talschaftsbezeichnung gilt er seit dem 15. Jh. Der älteste Beleg von 1211 in deseno Gomesiano ist in einer Schrift aus dem 17. Jahrhundert geschrieben, laut P H . K ALBERMATTER . Er stellt also eine Latinisierung dar, der kein etymologischer Wert innewohnt. Die frühesten Belege (auch unter Münster) weisen die Schreibweise Conches oder Consches auf, was die etymologische Deutung bestätigt; die dt. Form Goms ist jünger; unerklärt ist bisher, warum sie ein / m/ enthält (eigentlich müsste eine Form *Gons auf Grund des sog. Staubschen Gesetzes zu *Gous (oder ähnlich) werden - eine solche Form ist aber nicht bezeugt). Hingegen würde eine Herleitung zu lat. CUMBA ‘ Mulde ’ das / m/ erklären. Unter dem Namen Obergoms fusionierten am 01.01.2009 die drei ehemaligen Gemeinden und heutigen Ortschaften Ulrichen, Obergesteln und Oberwald. Obergoms kann aber auch das östliche Goms mit dem Hauptort Münster bezeichnen, das sich vom unteren Goms mit Fiesch und Ernen unterscheidet. Goppisberg Die früher selbständige kleine Gemeinde Goppisberg (gespr. Goppischbärg) liegt auf rund 1340 m ü. M. auf der rechten, sonnigen Rottentalseite, hoch über dem Talgrund. Der Name Goppisberg enthält als Grundwort wdt. Bäärg m. ‘ Berg ’ , amhd. bërc, im Allgemeinen im Gegensatz zu Boden oder Tal (I D . 4, 1550 ff.) und als Bestimmungwort einen Personennamen im Genitiv, der sich auf den ahd. PN *Cobbilo, *Coppilo, Dim. zu den Kurznamen Cobbo, Coppo (F ÖRSTEMANN 1, 371) zurückführen lässt. Als Grundform kann *Cobbilinsberg, *Coppilinsberg (cf. Beleg goplinsperg 1291) ‘ Berg des *Cobbilo, *Coppilo ’ angesetzt werden (K RISTOL ET AL . 2005, 396 f.). Das erhaltene / l/ findet sich auch in Formen wie Gopplerlicka ‘ Goppisberger Lücke ’ und anderen. Am 01.11.2003 fusionierte Goppisberg zusammen mit Greich und Ried-Mörel zur politischen Gemeinde Riederalp. Grächen Die Gemeinde Grächen (gespr. Greechu) hat ihren Siedlungsschwerpunkt auf rund 1600 m ü. M. auf der rechten Talseite des Mattertales. Die Gemeinde besteht aus mehreren Weilern, von denen einer Zer Gr ē chu (heute: Niedergrächen) heisst. Diese Namen werden mit einem langen, geschlossenen / e: / ausgesprochen; die amtliche Schreibweise orientiert sich an Schreibungen aus dem 19. Jahrhundert. Der Name Grächen wird allgemein zum galloromanischen Appellativ * GRAN Ĭ CA ‘ Scheune, Kornspeicher ’ gestellt (spätlat. auch ‘ Meierei, Bauernhof ’ ), daraus das ahd. Lehnappellativ *grencha ‘ Scheune ’ . Die höchstalemannischen Formen entsprechen dem sog. Staubschen Gesetz vor velarem Reibelaut (cf. REW 3845; FEW 4, 225 f.; BENB 2, 102 f.; SONB 1, 319f.; K RISTOL ET AL ., 2005, 402). Die historischen Belege sind unsicher: 1210 ist de Grachan erwähnt, das zwar in einem Dokument von 1210, allerdings aus Turtmann, erscheint (Dank an C HAN- TAL A MMANN und P H . K ALBERMATTER ), aber so nicht stimmen kann, da 1210 eine Form ohne inlautendes - N nicht möglich ist; vermutlich liegt also ein anderer Ort vor, der aber nicht genau bestimmt werden kann. 1250 ist von Granges die Rede, das gleich darauf folgende prato de Grescon kann sich nicht auf das HL beziehen. Das 1295 und 1297 erwähnte de Grangiis ist noch lateinisch orientiert; ab 1301 erscheint de Grenekun ‘ bei den Kornspeichern ’ . Ob es sich hier um eine Übersetzungspaar handelt, wie K RISTOL ET AL . (2005, 402) annehmen, ist unklar: die Notare schreiben ja durchwegs Latein und können solche Namen auch lateinisch wiedergeben. Das 1303 erwähnte Grenekin ist vermutlich ein verschriebener Name, erwähnt der gleiche Text doch mehrfach auch Grenekun (hier nicht belegt). Das 1304 erwähnte sub agro de Grenekers ‘ unter dem Acker des Grenchners ’ ist wohl ein Besitzername; das Dokument bezieht sich zuvor auf supra dem Kynne ‘ oberhalb des Chi (Schlucht) ’ und meint wohl Stalden und nicht Grächen. Die folgenden Belege - etwas vereinfacht - sind Grenckon und ab 1388 Grenchun. Das / n/ nach dem Hauptvokal verschwindet erst im Lauf des 15. Jahrhunderts (wobei ein Beleg von 1426 unsicher ist). Sichere Belege ohne / n/ sind erst ab 1584 fassbar, das / n/ bleibt aber noch lange erhalten. Eine hyperkorrekte Form Grönchen (1599 u. später), Gröchen (1654) zeigt den Einfluss der Entrundung (ö > e). Insgesamt ist die Schreibung ein gutes Beispiel dafür, wie die dial. Form die schriftsprachliche beeinflusst. Goms 19 20 <?page no="75"?> Grafschaft Grafschaft ist zu schwdt. Grafschaft ‘ Grafschaft; das unter der Verwaltung oder Herrschaft eines Grafen stehende Gebiet ’ , ahd. gr ā fscaft, mhd. gr ā veschaft, gr ā fschaft, Abstraktbildung mit dem Suffix -schaft zu schwdt. Graf ‘ Graf; vornehmer, reicher Herr, der standesgemässen Aufwand machen kann ’ (I D . 2, 707; G R W B 8, 1726 ff.) zu stellen. Seit 01.10.2000 ist es der Gemeindename der fusionierten früheren Gemeinden Biel, Ritzingen und Selkingen. Die Gemeinde Grafschaft wurde 2017 in die Gemeinde Goms integriert. Grafschaft ist die traditionelle Bezeichnung einer Landschaft im Goms, die vom Walibach bei Selkingen bis zum Reckingerbach reichte und deren Zentrum Biel war. Das Gebiet war 1237 durch Schenkung des Boso de Granges, Bischof von Sitten und letzter Spross der alten Grafenfamilie de Granges (auch von Gradetsch genannt) in bischöflichen Besitz gekommen und besass bis 1799 eine eigenständige Blutgerichtsbarkeit (K RISTOL ET AL . 2005, 403; http: / / www.hlsdhs-dss.ch/ de/ articles/ 04728/ 2017-01-12/ [06.07.2020/ iw]). Typisch für diese Ortschaften und für das untere Goms insgesamt ist eine l-Vokalisierung zu / u/ , die aber erst in den lebenden Flurnamen belegt ist, vermutlich aber älter sein muss (R ÜBEL 1950, 14 erwähnt eine l- Vokalisierung von / l/ zu / u/ im Auslaut, vor Konsonant und als intervokalische Geminata in den Orten Gluringen bis Binn, ohne historische Dimension; diese l-Vokalisierung entspricht der l-Vokalisierung im westlichen Schweizerdeutschen, besonders im Mittelberndeutschen (SDS 2, 146, 149, 150; Geminaten in SDS 2, 197 ff.)). Ein direkter arealer Einfluss kann jedoch ausgeschlossen werden, da das Berner Oberland laut SDS keine l-Vokalisierung kennt; es ist eine eigenständige Entwicklung anzunehmen, die nur für das untere Goms gilt. Greich Die kleine, ehemals selbständige Gemeinde Greich (heute Riederalp) liegt auf 1360 m ü. M. auf der rechten Rottentalseite oberhalb von Mörel und Filet auf einem südwestlich ausgerichteten Hang. Der Ortschaftsname Greich (gespr. Gräich) gehört zum gleichen Typ wie Grächen im Mattertal, also zum lat. Appellativ * GRAN Ĭ CA ‘ Scheune, Kornspeicher ’ , (spätlat. auch ‘ Meierei, Bauernhof ’ ), daraus das ahd. Lehnappellativ *grencha ‘ Scheune ’ , höchstalemannisch [gr9 1 4e»u, gre: », grei»] mit Anwendung des sog. Staubschen Gesetzes vor einem velaren Reibelaut; die heute gesprochene Form mit / äi/ entspricht der normalen Lautentwicklung. Die historisch belegten Formen von Greich zeigen die Stadien der höchstalemannischen Lautentwicklung: 1279 greneche, 1331 grenche, 1426 grench, 1569 grech, 1633 Gräch, 1635 Greÿch (cf. REW 3845; FEW 4, 225 f.; BENB 2, 102 f.; G LATTHARD 1977, 185 und 289 f.; B ESSE 1997, 157; K ULLY 1999, 32 f.; SONB 1, 319 f.; K RISTOL ET AL . 2005, 408). Am 01.11.2003 fusionierte Greich zusammen mit Goppisberg und Ried-Mörel zur politischen Gemeinde Riederalp. Grengiols Das Zentrum der Gemeinde Grengiols (gespr. Grängelsch) liegt auf rund 990 m ü. M. auf der linken Rottentalseite, südlich des sog. Deischberges; hier ging die alte Strasse Richtung Goms durch. Der Name ist ursprünglich romanisch und wird zu lat. AD GRANARIÓLAS ‘ kleine Speicher ’ , Dim. zu lat. GRANARIUM ‘ Speicher ’ gestellt (J ACCARD 1906, 201; G UEX 1938, 363; 2 1976, 186; R ÜBEL 1950, 133; K RISTOL ET AL ., 2005, 410). Die ältesten Belege vom Typ grinruhel oder greniruel sind wohl Versuche, eine mündliche vordeutsche Form wiederzugeben. Die Belege vom Typ granyols oder grenyols dagegen haben wohl schon Erstbetonung, teilweise mit Umlaut, welche die spätere Schreibform vorausnimmt; der palatale Nasal (geschrieben nj) wird später zu einem velaren (geschrieben ng) - das ist ein Prozess, der sich auch sonst findet. Das auslautende / s/ der lat. Formen ist im Deutschen als / ʃ / erhalten (H. S CHMID 1951, 21). Guttet Die vor 2000 selbständige Gemeinde Guttet liegt auf 1336 m ü. M. auf der sonnigen rechten Rottentalseite oberhalb von Leuk, mit zwei tiefer gelegenen Weilern (Wiler und Grächmatten). Guttet lässt sich auf frpr. gotta ‘ Tropfen ’ (< lat. GUTTA ) mit dem Dim.-Suffix - ETTA (lat. - ITTA ) in der Bedeutung ‘ Ort am Bächlein, an der kleinen Quelle ’ zurückführen (J ACCARD 1906, 206; G UEX 1938, 364; 2 1976, 188; B OSSARD / C HAVAN 2006, 45; K RISTOL ET AL . 2005, 424; G PSR 8, 541ss., bes. 545 7° Noms de lieux). Am 01.10.2000 fusionierten die beiden ehemaligen Gemeinden Guttet und Feschel zur Gemeinde Guttet-Feschel. Hohtenn Die früher selbständige Gemeinde Hohtenn befindet sich auf 817 m auf einer Anhöhe oberhalb von Steg auf der sonnigen, rechten Rottentalseite. Sie ist seit 2009 mit Steg zur Gemeinde Steg-Hohtenn vereinigt. Der Name Hohtenn (gespr. Ho´te mit Betonung der zweiten Silbe) besteht aus dem Bestimmungswort schwdt. h ō ch, ahd. h ō h, mhd. h ō ch, h ō ‘ hoch, gross, stark ’ , räumlich ‘ in vertikaler Erstreckung ’ (I D . 2, 972 ff.; G RICHTING 1998, 108), häufiger verkürzte Form he(e), ho(o), seltener als kontrahierte und assimilierte Form hon- < *hohen-alpe. Das Grundwort schwdt. Tänn und Tenn n., im Wallis meist mit Schwund des auslautenden -nn, ‘ ebener, freier Platz ’ als Wiedergabe von lat. AREA , ist ‘ in dieser Bedeutung in den Schweizer Flurnamen zum Teil noch erhal- 21 22 Hohtenn <?page no="76"?> ten ’ , ahd. tenni, tenne n., mhd. tenne m./ f./ n. (I D . 13, 114; G RICHTING 1998, 193); Ort ‘ zum Dreschen und Säubern des Getreides ’ (I D . 13, 102ff.; H UBER K ONRAD 1944, 27 ff.). Mit ‘ Hochtenne ’ wird vorwiegend in alpinen Gebieten eine freistehende ‘ auf Blockfundament oder Pfosten gestellte Getreidescheuer ’ bezeichnet (I D . 13, 102 ff.; K RISTOL ET AL . 2005, 450). Der Name kommt auch an mehreren anderen Orten als Flurname vor (siehe HL Tenn). Inden Die Gemeinde Inden (gespr. Innu) liegt auf 1138 m ü. M. auf einem östlich ausgerichteten Hang auf der rechten Seite der Dalaschlucht unterhalb von Leukerbad. Der Name Inden ist bisher nicht sicher gedeutet. Laut K RISTOL ET AL . (2005, 460) weisen die historischen Belege Indes auf einen afrpr. fem. Pl. hin und der Name könnte möglicherweise zu einer frpr. Form wie linda ‘ bande de toile ’ ( „ Leinenstreifen “ ; Mase) und linda ‘ champ étroit ’ ( „ schmales Feld “ ; Grône) passen. In Nendaz (P RAZ 1995, 337) findet sich eine entsprechende Form înda ‘ long band de terrain dans le sens de pente ’ ( „ langer, abfälliger Geländestreifen “ ) (G PSR , unpubliziertes Material). Das anlautende lwäre dann als Artikel aufgefasst und abgetrennt worden. Der Name würde somit ‘ schmale Felder, lange, schmale Ackerstreifen ’ bedeuten und ursprünglich einen FlN bezeichnen. Die heutige Lautung geht auf einen Prozess in wdt. Dialekten zurück, bei dem intervokalisches / -nd-/ zu / -nn-/ assimiliert wird. Unklar ist, wann das auslautende / -s/ des frpr. Namens getilgt wurde; in den historischen Belegen ist die Form ohne / -s/ erst 1667 u. später bezeugt. Kippel Die Gemeinde Kippel (gespr. Chiipel) ist das Zentrum der Talschaft Lötschtal; sie liegt auf 1376 m ü. M. auf der rechten Seite des Lötschtales zwischen Ferden und Wiler. Historisch ist der Name 1320 als Kybuel, 1437 Kypill (zweimal), 1440 Kypil, 1440 Kÿpill, 1445 Kipu ᵕ l, 1482 Kippil usw. belegt. 1508 gibt es apud Kupuell, das eine falsche Entrundung im ersten Teil und eine Deutung zu Büel ‘ Hügel ’ im zweiten Teil annimmt; dieses Buel könnte schon 1320 bezeugt sein. Die ältesten Belege machen klar, dass eine Entrundung (ü > i) nicht möglich ist, da das / i/ schon im 14. Jahrhundert vorhanden ist; die Entrundung erscheint sonst erst um 1500. Der wechselnde Vokal im zweiten Teil wird gelegentlich auf Büel zurückgeführt, was nur bei einer Erstbetonung mit Abschwächung des zweiten Teils zur Endung -bil möglich wäre. Laut K RISTOL ET AL . (2005, 481) ist eine romanische Herkunft des Namens, wie sie z. B. bei S TUDER (1896, 141) zu finden ist, der den Namen zu lat. CAPELLA ‚ Kapelle ’ stellt, unwahrscheinlich. Eine Herkunft von hd. Küppel, Kippel m. ‘ Berg, Hügel ’ (G R W B 11, 2771 und 2775 s. v. Kuppe) (nach K RISTOL ET AL . 2005, 481) ist kaum möglich, da die Form im Schweizerdeutschen Gupf (I D . 2, 390) heissen würde. Nicht haltbar ist die Annahme, dass anlautendes / k/ vorhanden gewesen sei; auch in anderen Fällen ist heutiges dialektales / ch/ schriftlich als / k/ realisiert worden, z. B. Kiematt ‘ Kühmatt ’ (1662, Blatten), das heute Chiämad ausgesprochen wird. Lautlich würde eine Ableitung auf -el / -il (S ONDEREGGER 1958, 523) als Stellenbezeichnung zum Nomen Ch ī b ‘ Zorn, Wetteifer, Zank, Streit ’ (I D . 3, 105 f.), also etwa ‘ der Ort, um den es Streit gibt ’ , passen (was auch das sonst undeutbare lange / i: / erklären wurde), aber das Nomen ist sonst für das Oberwallis nicht belegt (vgl. aber HL Strit). Insgesamt ist darum keine Deutung für Kippel sicher. Lalden Die Gemeinde Lalden (gespr. Laalu) liegt auf der rechten Rottentalseite auf 649 m ü. M. Die heute gesprochene Form geht auf eine Lautentwicklung zurück, die sich auch bei Stalden (Staalu) findet. R ÜBEL (1950, 131) führt den Namen nach einem Vorschlag von H UBSCHMIED auf kelt. *loudon ‘ Blei ’ zurück, so auch Z IMMERMANN (1968, 19) und W ERLEN (1991, 248) (cf. K RISTOL ET AL . 2005, 503). Dieser Erklärungsversuch wird von K RISTOL ET AL . (2005, 503) wie folgt abgelehnt: „ In der gallorom. Lautentwicklung müsste das intervok. -dvon *loudon spätestens im 10. Jh. schwinden; vorher wird es jedoch in den Walliser Mda. zu -t- (cf. Rhodanus > Rhône / Rotten, Sedunum > Sion / Sitten). Es ist ausgeschlossen, dass ein kelt *loudon (? ) als Laudona (wie in den Belegen 1218, 1224 etc.) erhalten bleibt; es wäre vielmehr eine rom. Form *Loon (o. ä.) und im Dt. *Lutten / *Lotten zu erwarten. Es muss somit von einem Etymon *laldona oder *laldonia ausgegangen werden, in welchem das postkons. -din der rom. Lautentwicklung zunächst erhalten blieb und das von den Alemannen im 9. Jh. in dieser Form (vor der rom. Vokalisierung von -l-) entlehnt werden konnte. Es finden sich im Wallis zahlreiche ON auf -ona, die meist auf einen alten Gewässernamen zurückgeführt werden können (cf. Evionnaz, Venthône, Vionnaz und Veysonnaz). Zu einem hypothetischen *Lald-ona ist uns jedoch kein alteuropäischer oder keltischer Gewässernamenstamm bekannt, der zur Erklärung dienen könnte. Zudem verweist der romanisch geprägte Beleg 1220 laongne eher auf eine Bildung mit dem Suffix -onia, d. h. auf eine ursprüngliche Grundform *Lald-onia (in frpr. Entwicklung > *Laudonia > *Laogni; zum Suffix -onia cf. auch Raron / Rarogne VS). Auch zu einer solchen Grundform ist uns jedoch kein Etymon bekannt. “ Die historischen Belege enthalten nur Laudona, Lauduna oder Laudun, erst ab 1438 erscheint Lalden. Aus alldem folgt: die Inden 23 24 <?page no="77"?> ältesten Belege haben eine l-Vokalisierung (R HEINFELDER 4 1968, 235), die im Deutschen nicht nachvollzogen wurde. Eine sichere Deutung ist nicht möglich; warum die l- Vokalisierung im Dorfnamen rückgängig gemacht oder gar nie vollzogen wurde, ist nicht erkennbar. Lax Die Gemeinde Lax (gespr. Laggsch) liegt auf ca. 1040 m ü. M. auf der rechten Rottentalseite oberhalb des Deischberges; der Rotten bildet hier eine tiefe Schlucht, die Gemeinde liegt aber auf einer nur leicht ansteigenden Fläche. K RISTOL ET AL . (2005, 515) stellen den Namen Lax zu lat. LACUS in der Grundbedeutung ‘ trogartige Vertiefung ’ (FEW 5, 125 f.) bzw. ‘ See, Tümpel, Teich ’ mit Bezug auf die Geländemulde unterhalb des Dorfes im Bereich des heutigen Bahnhofs, die anscheinend in jüngerer Zeit trockengelegt worden ist. J ACCARD (1906, 227) vertritt die gleiche Deutung, meint aber, der Name beziehe sich auf die Rottenschlucht und nicht auf die weit entfernten Alpseeen auf der Laxeralp. Diese inhaltliche Deutung J ACCARD s ist jedoch kaum zutreffend. Die ältesten Belege seit dem 14. Jahrhundert weisen Lax auf. Es kommen auch Schreibungen wie Lacx (1290, 1330 u. später), Laques (1307) und Lagx (1459 u. später) und andere vor. Die heutige Form Lagsch erscheint erstmals 1547. Das dazu gehörende Adjektiv Lagger ist wohl nicht direkt mit dem FaN Lagger (AWWB 144) verwandt, wo der FaN zu Reckingen und Geschinen gestellt wird. Leuk Die Gemeinde Leuk (SK, LT) oder Leuk Stadt (1: 10000), gespr. Leigg, ist der Hauptort des gleichnamigen Bezirkes. Nicht damit zu verwechseln ist der Weiler Leiggere (Ausserberg) (cf. HL L EIGGERN ), von welchem der FaN Leiggener (AWWB 148) abgeleitet ist. Der Ort befindet sich auf der nördlichen Talseite oberhalb des Rottens auf einem leicht ansteigenden Plateau. Zur Gemeinde gehören auch mehrere südlich des Rottens gelegene Weiler, darunter Susten, wo sich die Bahnstation befindet. 2013 fusionierte Leuk mit der früher selbständigen Gemeinde Erschmatt. Die latinisierte Form Leuca des deutschen Namens Leuk, dialektal Leigg, frz. Loèche, wird erstmals 515 in der Gründungsurkunde des Klosters St-Maurice erwähnt. Der Name wäre so der älteste belegte Ortsname des heutigen Oberwallis, allerdings ist die Urkunde von 515 nur in späteren Abschriften aus dem 12., 14. und 18. Jahrhundert überliefert (A MMANN 1983, 119). In den frühen Urkunden aus dem 12. Jahrhundert lesen wir Formen wie Leuca, Leuce, Leucam und Luchiam. Zu Grunde liegt diesen latinisierten Schreibformen ein ursprünglich keltisches Wort * LEUCOS mit der Bedeutung ‘ hell, glänzend, weiss ’ (D ELAMARRE 2003, 200). K RISTOL ET AL . (2005, 531) haben die wechselhafte Geschichte der Deutung des Namens zusammengestellt. Klar ist, dass der Name vordeutsch sein muss; die meisten Autoren inkl. der Autorin M ARIA B ESSE schliessen sich dem Argument an, dass Leuk auf ein kelt. * LEUCOS zurückzuführen ist. K RISTOL ET AL . (2005, 531) weisen allerdings darauf hin, dass die frz. und frpr. Formen wie Loêche, [lwitsi] (Montana) und [l ɛ tsi] (Val d ’ Anniviers) sich nicht auf * LEUCOS , sondern auf * LEUCCA zurückführen liessen. Begründet wird dies mit der Lautgeschichte des Lateinischen. W. M ÜLLER (p. c.) ist weiter der Meinung, dass die diphthongischen Lautungen wie Loêche und [lwitsi] sich nur durch eine Metathese erklären lassen, welche - anders als das vorausgesetzte * LEUCA - den betonten Vokal auf die zweite Stelle gesetzt hätten. Auch M ÜLLER ist der Meinung, dass ein Gewässername zu Grunde liegt. Während aber die meisten Autoren die Dala als Ausgangspunkt nehmen (sie fliesst in einer tiefen Schlucht an Leuk vorbei), nimmt er einen Bach an, der bei St. Martischbrunnu ‘ die Quelle des Hl. Martin ’ entspringt. Die deutsche Form Leigg muss eigentlich aus einer gerundeten Form Loigg entstanden sein, die nicht im Wallis, wohl aber ausserhalb 1417 als Loigg, 1419 als Löygg bezeugt ist. Im Wallis ist Leig erst 1669 bei S TOCK- ALPER belegt. Und 1671 erscheinen Leügg, Leügk, 1673 Leück usw. Die dialektale Form Leigg hat, im Unterschied zu den hdt. Formen, keine Affrikata, sondern eine Fortis (notiert als -gg). Bis heute ist deswegen die dialektale Aussprache [leik], die hdt. aber [l ɔɩ kx]. Diese dialektale Aussprache deutet auf eine frühe dt. Übername des ursprünglich kelt. Namens * LEUCOS mit erhaltenem Velarkonsonant, während die frpr. Namen eine Wiedergabe des Velars durch eine dentale Affrikata / ts/ oder einen dentalen Zischlaut / ʃ / aufweisen. Die Entwicklung in den frpr. Dialekten der Umgebung scheint also später stattgefunden zu haben als die deutsche Form. Leukerbad Der alte Siedlungskern der Gemeinde Leukerbad (gespr. Badu) liegt auf 1477 m ü. M. im Talkessel der Dala, einem rechten Nebenfluss des Rotten. Der ursprüngliche Name ist frpr. Boez ‘ Wald ’ . Diese Form entspricht der älteren Aussprache von frz. bois (> * BOSCUM ), einem alten Lehnwort aus westgerm. * BOSK ‘ Buschwerk, Wald ’ , welches auch ins Frpr. übernommen wurde (K RISTOL ET AL . 2005, 531 f.; Z IMMERLI 3, 68; G PSR 2, 456 f.). Dieser Name hält sich in den historischen Belegen bis ins 15. Jh. Erst dann wird auf die dortigen Thermalquellen Bezug genommen, in den historischen Belegen zunächst noch in lat. Form zu lat. BALNEUM , BALNE Ī n. ‘ Bad ’ (1407 balneis, 1421 balnea etc.), bis 1438 parallel zum alten Namen Boez (1421 25 26 Leukerbad <?page no="78"?> balnea de buex, 1423 Balnea de Buez etc.). Später in gelehrter griechischer Übersetzung (1557 vallis termarum; 1591 vallis thermarum) und schliesslich deutsch Baden (historisch erstmals 1667 Baden), zum schwdt. Appellativ Bad n., wie nhd. ‘ Bad; Thermalquelle ’ (I D . 4, 1011 ff.). Auszugehen ist von einer Grundform *(zen) Badun ‘ (bei den) Bädern, Thermalquellen ’ . Erst später tritt der relative Bezug zum Namen der grösseren Gemeinde Leuk hinzu, damit die Ortschaft von gleichnamigen Orten unterschieden werden kann (siehe etwa Brigerbad) (K RISTOL ET AL . 2005, 531 f.). Lötschen Als Lötschen (gespr. Leetschtn oder Leetschtal) wird das Tal der Lonza von der Lötschenlücke im Osten bis hin zur Lonzaschlucht im Westen bezeichnet; in den Urkunden wird es häufig Talschaft Lötschen genannt, jedoch trägt keine der einzelne Gemeinden (Ferden, Kippel, Wiler und Blatten) den Namen Lötschen. Der Name ist umstritten. Die ältesten Belege (Liech, Liesc) deuten auf einen gallo-romanischen Ursprung vom Typ *lie(s)c o. ä. (cf. historische Belege) zurück, welches aber bisher nicht identifiziert oder gedeutet werden konnte. Möglicherweise könnte ein kelt. leucos, leucet(i)o- ‚ klar, glänzend ’ (D ELAMARRE 2 2003, 200) zugrunde liegen, welches ursprünglich den Fluss bezeichnet hätte. Es stellen sich dabei aber lautliche Probleme: die frühesten belegten Formen zeigen einen Auslaut / ts/ , später entwickelt er sich im Deutschen zu / t ʃ / . Dieser Auslaut muss auf ein gallo-romanisches / -k/ zurückgehen; die Entwicklung zu / ts/ ist aber relativ spät - und das Lötschental ist vermutlich früher deutschsprachig geworden als die westlicher liegenden Gebiete. Da für Leuk eine ähnliche Etymologie angenommen wird, wäre dieser Name früher ins Deutsche übernommen worden als der Name des Lötschentals, was unwahrscheinlich ist. Auffällig ist weiter, dass die historischen Belege eine gerundete Form Lötschen erst ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts aufweisen, die aber ab 1500 weitgehend wieder verschwinden. Es scheint, dass die Form Lötschen eine schriftsprachliche Form mit sekundärer Rundung ist. Das würde auch erklären, warum die gallo-romanische Form von 1233 an immer Lyehc oder ähnlich lautet. Die dt. Form wäre dann zunächst Leetsch gewesen, das seinerseits aus liech entstanden ist. Ein Zusammenhang mit Lötsch ‘ ungeschickter, unbeholfener Mensch ’ (ZGNB 3, 241) existiert nicht; der FaN Lötscher (NWWB 1, 157; F AMILIENNAMENBUCH DER S CHWEIZ 2, 1117 f.) wird für den Kanton Graubünden als Herkunftsname auf Lötschen zurückzuführen sein; die Luzerner Namen aus dem Entlebuch stammen laut NWWB (1, 157) aus dem Lötschtal. Im Wallis gibt es den FaN seit dem 19. Jahrhundert in Ober- und Unterems, jedoch als späte Einwanderung aus dem Entlebuch. Der öfters angeführte Zusammenhang mit dem Flussnamen Lütschine lässt sich schwer nachweisen. Im Übrigen sind in der deutschen Schweiz laut WWW . ORTSNAMEN . CH die Namen Leutsch (AG) und Leutschenbach (/ ZH) vertreten, die eine andere Herkunft aufweisen. Martisberg Die frühere Gemeinde Martisberg (gespr. Martischbärg) liegt auf rund 1340 m oberhalb von Deisch (einem Weiler von Grengiols) auf einem sonnigen Hang der rechten Rottentalseite. Sie fusionierte 2014 mit Betten zur Gemeinde Bettmeralp. Der Gemeindenamen Martisberg ‘ Berg des Martin ’ setzt sich zusammen aus der lokalen Kurzform des PN Martin (I D . 4, 426) und dem Grundwort Berg, wdt. Bäärg (I D . 4, 1550 ff.; K RISTOL ET AL . 2005, 524; G RICHTING 1998, 31). Mit schwdt. Bërg m. und lat. mons wird im Wallis eine am Hang liegende Siedlungs- und Kulturlandschaft bezeichnet (A NDEREGG 1983, 13). Mörel Die Gemeinde Mörel liegt auf rund 760 m auf der rechten Rottentalseite; sie ist Hauptort des Bezirks Östlich-Raron. Mörel fusionierte 2009 mit Filet zu Mörel-Filet. Der Name Mörel (gespr. Merl) enthält laut den historischen Belegen einen Stamm Morg- (latinisiert als Morgia). Erst im 16. Jahrhundert wird eine Ableitung auf / -il/ geläufig, wobei das ursprünglich sicher vorhandene / -g/ verschwindet; die Entrundung zu / -e-/ setzt einen früheren Umlaut von / -o-/ zu / -ö-/ voraus. Das Stammwort ist weit verbreitet; es handelt sich um einen vordeutschen Flur- und Flussnamen (Z INSLI 1976, 100). Die Bedeutung des Namentyps *morga war in der Forschung lang umstritten (G ROSSENBACHER K ÜNZLER 1997, 72). S TUDER (1896, 175) und J ACCARD (1906, 302) stellen den Namen Mörel zu dem in der Westschweiz häufigen Namentyp Murgier, Murgi, Meurgier, Morgier, lat. MURICARIUM ‘ Steinhaufen ’ . G UEX ( 2 1976, 179; 1938, 358), R ÜBEL (1950, 132) und O ETTLI (1945, 128) übernehmen die Etymologie von H UBSCHMIED (1938b, 139 ff.), der den Namen von gall. *morg ā ‘ Grenze ’ ableitet, Die Alemannen sollen eine Form *Morji übernommen haben, das auslautende -il im Namen Mörel sei ein Diminutivsuffix (H UBSCHMIED 1938b, 145). Da jedoch die als Begründung aufgeführten Grenzen jüngeren Datums als die Flussnamen sind, wird dieses Benennungsmotiv bereits von P OKORNY (1948/ 49, 264 f.) verworfen. G EIGER (1965, 128 f.) geht von einer idg. Grundform *mer(e)g-, mer(e)k- ‘ Sumpf ’ aus, was auch erklären würde, dass Murg-Namen nicht nur Gewässer sondern auch Fluren bezeichnen. G REULE (1973, 206 ff.) schliesst als Benennungsmotiv der Namen weder die Lötschen 27 28 <?page no="79"?> Deutung ‘ Grenze ’ noch ‘ Sumpf ’ aus, da beide Namen auf eine homonyme Wurzel *mer(e)g-, *mer(e)kzurückgeführt werden können, und schlägt eine Abklärung von Fall zu Fall vor. B OESCH (1982, 245) und M ÜLLER (1994, 846) schlagen zur Basis *mer(e)geine idg. Variante *morgh ‘ Sumpf, Sumpfbach ’ vor. Nach heutigem Stand der Forschung geht der Name Mörel auf den ursprünglichen Gewässernamen zurück, für das erst ab dem 16. Jh. auslautendem / -il/ im Namen gibt es keine genaue Erklärung (K RISTOL ET AL . 2005, 615). Einige der unter Morgi erwähnten historischen Belege gehen wohl auf andere Orte oder Flüsse zurück, wie etwa 1260 Morgia, wo wohl der heutige Fluss Morge bei Sitten gemeint ist. Schon L. E. I SELIN (1894 - 1897, 37) hat darauf hingewiesen, dass es neben dem Ort Mörel im Goms auch Merje bei Stalden gibt, das wohl auf den gleichen Typ zurückgeht. Mühlebach Die früher selbständige Gemeinde Mühlebach liegt auf einer steilen Anhöhe auf der linken Rottentalseite (ca. 1240 m) bei der Mündung des gleichnamigen Baches in die Rhone. Mühlebach gehört heute zusammen mit Steinhaus und Ausserbinn zur Gemeinde Ernen. Der Name Mühlebach (gespr. Milibach) bezeichnet einen Bach, der eine Mühle treibt, danach wird die Gemeinde benannt. Der Ortsname ist zusammengesetzt aus dem Grundwort Bach ‘ Bach ’ (I D . 4, 97 s. v. B ă ch 2 ; G RICHTING 1998, 31) und dem Bestimmungswort wdt. Mili ‘ Mühle ’ zu schwdt. Mülli f., allgemein wie nhd. ‘ Mühle ’ , mhd. mühl(e), ahd. mul ī n (I D . 4, 187 f.; G RICHTING 1998, 135). Milibach ‘ Bach bei der Mühle ’ ist im Oberwallis neben dem früheren Gemeindenamen häufig vertreten. Mund Mund ist eine heute zu Naters gehörende, früher selbständige Gemeinde auf rund 1207 m (Dorfzentrum) auf einem Plateau rechts des Rottentales. Der Name geht auf rom. mont, lat. MONTE ( M ) ‘ Berg ’ zurück (J ACCARD 1906, 301). Schwdt. Bërg m., lat. mons, bezeichnet im Wallis eine am Hang liegende Siedlungs- und Kulturlandschaft (A NDEREGG 1983, 13). K RISTOL ET AL . (2005, 628) stimmen J ACCARD zu. Die ältesten Belege sind 1250 - 1299 apud monz ‘ bei Mund ’ , 1259 de Munt ‘ von Mund ’ , 1289 de Month usw. In der älteren Überlieferung heisst der Ort meistens Mont, manchmal auch Munt und Mund. Um 1558 ist auch de monte Mundt ‘ vom Berg Mund ’ belegt, also eine doppelte Form. Die lateinische Form von 1716 super monte oris ‘ auf dem Berg des Mundes ’ enthält eine volksetymologische Umdeutung von Mund als lat. os, Gen. oris ‘ Mund ’ , die den historischen Belegen nicht gerecht wird. Münster Die Gemeinde Münster liegt auf 1370 m auf einer leicht ansteigenden Ebene auf der rechten Rottentalseite; sie ist Hauptort des Bezirkes Goms. Der Name Münster (gespr. Minschter) beruht auf einem dt. Münster aus kirchenlat. M Ō NAST Ē R Ī UM > ahd. munistar, ursprünglich ‘ Einsiedelei ’ , später ‘ Kloster, Pfarrkirche ’ (K RISTOL ET AL . 2005, 629). Zwar ist für Münster und sein altes Pfarreigebiet einsiedlerisches Ordensleben im 13. Jh. zahlreich bezeugt (N OTI , 1982, 8; WB 1964, Nr. 113, 13), doch dürfte der Name hier einfach auf die Pfarrei zurückzführen sein - Münster war (laut W ALPEN in www.hls-dhs-dss.ch/ textes/ d/ D2693.php [03.07.2020; iw]) eine Grosspfarrei, der alle Gemeinden talabwärts bis Selkingen zugehörten. Üblicherweise wird angenommen (Z IMMERLI 1899, 3, 87; G AUCHAT 1907, K RISTOL ET AL . 2005, 629), dass der ursrpüngliche Name Goms gewesen sei (vgl. die Belege von 1276 de Conches, 1320 de Conches, 1321 illi de Conches, 1323 apud Consches usw.). Das lässt sich nicht schlüssig beweisen, da auch immer Belege wie 1225 de Mostier, 1225 apud Musterium, 13? ? de Monasterio usw. vorhanden sind. Spätestens ab Beginn des 14. Jh. erscheint der Dorfteil jenseits des Baches, der Conches oder Goms genannt wurde, als ‘ ennet ’ oder ‘ über Bach ’ (N OTI , 1982, 7; WB 1964, Nr. 2, 6). Münster ist seit 2004 mit Geschinen zur Gemeinde Münster-Geschinen zusammengeschlossen, seit 2017 ist es Teil der neuen Gemeinde Goms. Naters Naters (gespr. Naatersch) ist der Name der zweitgrössten Gemeinde des Bezirkes Brig, die sich von der Rottenebene (rund 673 m) bis zum Aletschhorn (4193 m) erstreckt; sie umfasst mehrere Weiler wie Hegdorn, Geimen, Mehlbaum, Rischinen und Blatten und heute auch die früheren Gemeinden Birgisch und Mund. Die ältesten Namenformen Nares (1018), Natres (1079), Natrensis (1131), Nares (1210), Narres (1222) legen eine romanische Form Narres und eine deutsche Form Natres, später Naters (erstmals 1519) nahe. Die früheren Deutungen mit kelt. nader, natri ‘ Schlange, Natter ’ , gebildet mit dem Adjektivsuffix -isc, nhd. -isch, also ‘ ein mit Nattern besetzter Ort ’ (G ATSCHET 1867, 199 f.; S TUDER 1896, 180; J ACCARD 1906, 303) oder lat. NÁRDUS STRICTA ‘ Borstgras ’ , schwdt. Nätsch (I D . 4, 877) sind aus lautlichen Gründen nicht haltbar (G ATSCHET 1867, 199 f.; S TUDER 1896, 180). H UBSCHMIED geht von einer Pluralform zu kelt. *(s)n ā tro ‘ Schutzhütte ’ aus. Diese Deutung ist spekulativ, da es für diese Form keinen Hinweis im Keltischen gibt (H UB- SCHMIED 1938, 115 f.; R ÜBEL 1950, 132; G UEX 1976 2 , 179; P OKORNY 1948/ 49, 256). A NREITER sieht als Benennungsmotiv die feuchte Bodenbeschaffenheit - der alte Dorfkern von Naters lag im Mündungstrichter des Kelchba- 29 30 Naters <?page no="80"?> ches - und leitet den Namen von einer indoeuropäischen Grundform *(s)notros ‘ nass ’ ab, Deutung, die nach heutigem Stand der Forschung am wahrscheinlichsten scheint (A NREITER 1996/ 1997, 100 f.; K RISTOL ET AL . 2005, 636). Die erwähnte Doppelform gleicht der Lautentwicklung von rom. Sierre und dt. Siders, wobei nicht ganz klar ist, warum in Naters (< *natros) ein -t- und in Siders (< *Sitrius) ein -derhalten blieb (W ERLEN 1991, 250; K RISTOL ET AL . 2005, 636). Das auslautende / s/ , bzw. / ʃ / ist der Reflex eines lateinischen Schluss-/ s/ (H. S CHMID 1952, 26 ff.). Insgesamt ist wohl die Deutung von A NREITER am ehesten zutreffend. Niedergesteln Die Gemeinde Niedergesteln (gespr. Geschtillu) liegt auf der rechten Rottenseite westlich von Raron mit mehreren Weilern am Berghang im Norden und auf der linken Rottenseite. Die ältesten Belege enthalten 1170 - 1184 Chastellon, 1198 - 1203 Chastellun, 1219 Chastelan, 1224 de Castellion usw., also eine Ableitung zu castellum ‘ Schloss ’ (FEW 2, 458 ff.). Im Unterschied zu Obergesteln wurde hier tatsächlich eine Burg erbaut, wohl im 2. Viertel des 13. Jahrhunderts von den Freiherren von Turn-Gestelnburg. Die Burg wurde 1384 zerstört (nach https: / / hls-dhs-dass.ch/ de/ articles/ 002763/ 2017-05-04; [06.07.2020iw]). Der Name blieb und wurde zur Unterscheidung von Obergesteln als Niedergesteln bezeichnet; die lokale Aussprache bezieht sich aber nur auf Geschtillu. Bei Gesteln handelt es sich um ein Lehnappellativ (G LATTHARD 1976), während verbreiteteres Chastel (cf. HL Chastel) mit der Verschiebung von / g/ zu / ch/ belegt ist. Nieder bezieht sich auf schwdt. nider ‘ nieder ’ und wdt. nider, nidr (Lötschtal), nidär ‘ nieder ’ (I D . 4, 670 f; G RICH- TING 1998, 143), hier im Gegensatz zu ober (siehe auch K RISTOL ET AL . 2005, 646). Niederwald Die frühere Gemeinde Niederwald (gespr. Niderwaud) bildet mit Blitzingen, Grafschaft, Münster-Geschinen und Reckingen-Gluringen seit 2017 die Gemeinde Goms. Der Ortsname ist ursprünglich nur Wald (1386 de Walde, 1386 Waldigen, 1402 Waldt) und wird auch lat. als inferiori wald und später dt. als Zniderwalt bezeichnet, wohl um es von Oberwald zu unterscheiden. Die frühere Gemeinde liegt auf der rechten Rottenseite, erstreckt sich aber auch auf der linken Seite des Rotten. Der Ortsname ist zum schwdt. Wald, wdt. Waald ‘ Wald ’ (I D . 15, 1467 ff.; G RICHTING 1998, 235) zu stellen. Nieder bezieht sich auf schwdt. nider ‘ nieder ’ und wdt. nider, nidr (Lötschtal), nidär ‘ nieder ’ (I D . 4, 670 f; G RICHTING 1998, 143), hier als unter im Gegensatz zu ober (s. auch K RISTOL ET AL . 2005, 650). Oberems Das Zentrum der Gemeinde Oberems (gespr. Oberäms) liegt auf einer sonnigen Anhöhe auf der linken Rottentalseite am Eingang des Turtmanntales auf 1336 m. Zur Gemeinde gehören eine Reihe von Weilern; die Abgrenzung zur früher selbständigen Gemeinde Unterems ist in den historischen Zeugnissen nicht immer einfach, da sich viele ältere Belege auf den ganzen Emsberg beziehen. Der Name Oberems besteht aus der Höhenangabe Ober (im Gegensatz zum tieferliegenden Unterems) und einem vordeutschen Namen Ems, der in den historischen Belegen als Emesa (manchmal mit anlautendem / h/ , das aber eine reine Schreibvariante darstellt) erscheint. R ÜBEL (1950, 131) führt den Namen auf Vorschlag von H UBSCHMIED hin auf *Amissa zurück, gibt jedoch keine ausführlicheren Erklärungen zu dieser hypothetischen Form, die K RISTOL ET AL . (2005, 660) ausschliessen, da fast alle historischen Belege nur mit einem -sgeschrieben sind, was auf eine Aussprache mit [z] hinweist (K RISTOL ET AL ., 2005, 660). T SCHERRIG deutet den Namen Ems, der früher das ganze von den Kelten bewohnte Gebiet am Emsberg und im Turtmanntal bezeichnet haben soll, mit ‘ am Bach ’ , gibt jedoch zur Namenentwicklung keine näheren sprachhistorischen Erklärungen (T SCHERRIG 1968, 23). Nach K RISTOL ET AL . (2005, 660 f.) soll der Name des Emsbachs auf die Ortschaft übertragen worden sein. Für den Gewässernamen Ems, Nebenfluss der Lahn bei Limburg, geht K RAHE von einer Grundform *Amisia zu idg. *am- ‘ Flussbett, Graben ’ aus (K RAHE 1962, 312). Trotz formeller Übereinstimmung des Walliser Namens mit dem Namen Ems in Graubünden, urk. 765 Amede, 976 Amedes, 1224 de Amite (RN 2, 676) besteht zwischen diesen Namen keine etymologische Verwandtschaft (G AUCHAT 1907b, 7; K RISTOL ET AL ., 2005, 661). Das Bestimmungswort schwdt. Adj. ober, ahd. obaro, mhd. ober, ist ein Komparativ zu ob und bezeichnet in räumlichen Ortsbestimmungen eine ‘ obere, höher gelegene ’ Stelle ’ (I D . 4, 51; K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 663). In den frühesten Belegen ist (1101 u. später) ist lat. von superiori emesa ‘ Oberems ’ die Rede. Obergesteln Die früher selbständige Gemeinde Obergesteln liegt auf rund 1360 m auf der rechten Rottentalseite zwischen Oberwald und Ulrichen. Seltsamerweise ist in der Datenbank des VSNB die gesprochene Form nicht belegt; in einigen abgeleiteten Flurnamen ist von Geschler oder Gestler die Rede. Der Name Obergesteln (frz. Exonym Châtillon-le-Haut) geht zurück auf lat./ rom. CASTELLIONE , Dim. zu mlat. CASTELLUM ‘ befestigtes Lager, Burg ’ , hier höchstwahrscheinlich in der Bedeutung ‘ kleines Lager, Dorf ’ (G UEX 1976, 185; W ERLEN 1991, 246; K RISTOL ET AL . 2005, 662). Niedergesteln 31 32 <?page no="81"?> Die Übernahme ins Deutsche erfolgte wohl nach der alemannischen Einwanderung ins Oberwallis (9. Jh.), d. h. vor der frpr. Palatalisierung des anlautenden [k] vor [a], die zur Lautung tsch- < tsgeführt hätte (vgl. HL Chaschtel); es handelt sich also wohl um ein sog. Lehnappellativ (G LATTHARD 1976). Gemäss S CHMID (1980, 164) lässt der Name auf die Existenz eines Kastells an dieser Stelle schliessen, wo der Gries- und der Nufenenpass ins Rottental einmünden und wo früher der Aufstieg über die Grimselalp zum Grimselpass begann. A EBISCHER (1962a, 206) hingegen betont, dass an dieser Stelle anscheinend nie eine Befestigung gestanden hat. Es ist deshalb möglich, dass sich im Namen (Ober-)Gesteln die ursprüngliche Bedeutung von CASTELLUM ‘ kleines Lager, Dorf ’ bewahrt hat, welche sonst vor allem im Bündnerromanischen gut belegt ist (RN 2, 85 ff.). Der die Ortschaft vom sonst gleichnamigen Niedergesteln unterscheidende Zusatz schwdt. Ober Adj. ‘ der/ die/ das obere, höhere ’ (I D . 1, 51 f.) findet sich in den historischen Belegen erstmals in lateinischer Form 1332 de superiori castellione, dann in deutscher Form 1415 Obergestillen. Am 01.01.2009 fusionierte Obergesteln mit Oberwald und Ulrichen zur politischen Gemeinde Obergoms. Oberwald Die früher selbständige Gemeinde Oberwald liegt am Oberlauf des Rotten auf 1368 m, zugehörig ist auch der Weiler Unterwassern (gespr. Unnerwassere), wobei unter hier als zwischen zu verstehen ist, und die Siedlung Gletsch, sowie der Rottengletscher. Der Name Oberwald (gespr. Oberwaald) setzt sich zusammen aus der Höhenbezeichnung Ober (im Gegensatz zum weiter unten im Tal liegenden Niederwald) und dem Appellativ Wald. Es ist zu schwdt. Wald m., wesentlich wie nhd. ‘ kleinerer oder grösserer Baumbestand ’ , ahd. wald, mhd. walt und wdt. Waald ‘ Wald ’ (I D . 15, 1467 ff.; G RICHTING 1998, 235) zu stellen. Das Adj. ober, ahd. obaro, mhd. ober, ist ein Komparativ zu ob und bezeichnet in räumlichen Ortsbestimmungen eine ‘ obere, höher gelegene ’ Stelle ’ (I D . 4, 51; K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 663). Seit 2009 bildet Oberwald mit Obergesteln und Ulrichen die politische Gemeinde Obergoms. Randa Die weilerreiche Gemeinde Randa liegt im Mattertal auf etwas über 1400 m an der Mattervispe zwischen St. Niklaus und Täsch. Der Name Randa ntr. (gespr. Ran´daa mit Betonung der Endsilbe) ist schon auf Grund der Betonung als vordeutsch zu erkennen (Z INSLI 1977, 100), doch ist die Deutung unklar. Üblicherweise wird der Name auf kelt. oder dt. *randa ‘ Rand, Grenze, Kante ’ , beide Namen aus idg. Wurzel *rem-dh, zurückgeführt (FEW 10, 56 - 58; I D . 6, 1022; H OPFNER undatiert, 18; S TUDER 1896, 201 f.; J ACCARD 1906, 376 f.). H UBSCHMIED (bei R ÜBEL 1950, 132, Anm. 1) geht von alpis randata aus; dabei leitet er das Verb rande n , von *randa ab (siehe aber dagegen I D . 6. 1024, das es zu Rand (I D . 6, 1022) im Sinn des nhd. Rand (auch wie dial. Bord, Ranft) stellt). In der Alpwirtschaft werden Genossenschafts- oder Gemeindealpen abgeteilt, das heisst, es wird ‘ der Anteil jedes Nutzungsberechtigten bzw. die Anzahl der Kuhrechte festgesetzt ’ , Güter werden gerandet, um ‘ den Anspruch der Eigentümer auf die Nutzung der Gemeindealpen festzulegen ’ (I D . 6, 1024; R ÜBEL 1950, 78; H UBSCHMID 1951, 23). Eine Deutung auf der Grundlage eines dt. Rand verbietet sich wegen der Endbetonung wie in Planta, Almagell, St. Niklaus, Kalpetran, alle mit Endbetonung. Die Herleitung von H UBSCHMIED ist nur formal überzeugend; das Benennungsmotiv stimmt hingegen nicht, wenn man die geografische Lage des Ortes in Betracht zieht. Randa selbst kann nicht als Alpe verstanden werden; Alpen im engeren Sinn liegen rund 500 bis 600 m. höher. Entsprechend kann auch das Verb rande n hier kaum eine Rolle spielen. Auch eine Grenze ist hier (zwischen Täsch und Herbriggen) kaum anzunehmen, auch wenn Randa vom 13. Jh. bis 1552 zum Meiertum und später zur Kastlanei Naters gehörte (https: / / hls-dhs-dss.ch/ de/ articles/ 002809/ 2010- 07-27/ [06/ 07/ 2020/ iw], sodass der Gemeindename unklar bleibt. Raron Die Gemeinde Raron ist Hauptort des Bezirkes Westlich- Raron. Sie liegt auf der rechten Rottentalseite auf 637 m am Fuss eines Burghügels. Zu Raron gehören die Siedlung St. German und die Weiler Turtig (auf der andern Seite des Rotten) und Rarnerchumma. Der Name Raron (gespr. Raru, frz. Rarogne) ist vordeutsch. Belegt sind 10? ? : Rannia (laut P H . K ALBERMATTER verschrieben für Raronia; Beleg aber heute verschollen), 1146 Rarun, 1189 - 1203, 11? ? Rarogni, 1210 Raronia, 1221, 1224 Rarognia, 1224 Raronie, 1225 (ca.) Rarognia usw., aber 1276 Rarun. Die historischen Belege deuten auf einen latinisierten Namen Raronia; die Schreibweise mit / -g-/ (Rarognia) gibt palatales / nj/ wieder. Die heutige Form liegt schon 1146 und 1276 als Rarun vor. Eine sichere Deutung gibt es nicht; K RISTOL ET AL . (2005, 727) führen den Namen auf ein Adjektiv *raronia zurück, gebildet aus dem lat. Cognomen R ARUS und dem Suffix -on ĕ u, on ĕ a; terra *raronia bedeutet dann ‘ Land, Besitz des Rarus ’ . Frühere Deutungen: G ATSCHET (1867a, 249) und S TUDER (1896, 202) leiten den Namen Raron, frz. Exonym Rarogne, vom Adjektiv RARANUS zu mlat. RARA , RARIS ‘ Fusspfad, Furche ’ aber auch ‘ Wasserrinne, Kanal ’ , 33 34 Raron <?page no="82"?> lat. RIGARE , IRRIGARE , mlat. ROGIUS , ARROGIUM ab. J ACCARD (1906, 378) verwirft diesen Vorschlag, da sich raranus zu *rarain entwickeln müsste. Er geht von einem keltischen Namen gebildet aus rara und dem Augmentativ-Suffix -ogne aus. Laut H UBSCHMIED (in: R ÜBEL 1950, 132) lässt sich der Name weder aus dem Romanischen noch aus dem Germanischen erklären, er setzt vorrom. *Raronia oder *Raraunia > frz. Rarogne voraus, die deutsche Form Raron sei erst spät entlehnt (die Form ist aber historisch schon im 12. und 13. Jahrhundert belegt; es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die vorausgehenden Belege blosse Latinisierungen des Namens darstellen). B ESSE (1997, 236) macht keinen Deutungsvorschlag. Eine sichere Deutung ist nicht möglich. Reckingen Die früher selbständige Gemeinde Reckingen liegt auf ca. 1350 m auf der rechten Rottentalseite (mit einem Weiler Uberrotte auf der linken Seite des Rotten) zwischen Münster und Gluringen (mit dem es seit 2004 fusioniert ist; seit 2017 gehört es zur Gemeinde Goms). Der Name Reckingen (gespr. Reckige) ist von einem ahd. PN mittels des -ingen-Suffixes zur Bestimmung der Zugehörigkeit einer Siedlergruppe zu ihrem Gründer oder Grundherrn abgeleitet. Beim PN könnte es sich um eine Kurzform Ricco zum Stamm RICJA - oder eine von diesem Stamm hergeleitete Form *Recco handeln (W ERLEN 1991, 235; K RISTOL ET AL . 2005, 729); nach F ÖRSTEMANN (1, 1240) wäre auch eine Ableitung von RAGJA und einem Namen R EGGI möglich. Der von B RUCKNER (1945, 107) u. a. vermutete Zusammenhang mit den -ingen-Namen der deutschen Schweiz liegt nicht vor, da das kollektive -ig-Suffix zur Ableitung von PN oder FaN im Walliserdeutschen bis zur Gegenwart belegt ist. Ried-Brig Das Zentrum der Gemeinde Ried-Brig liegt auf 918 m oberhalb von Brig auf einer sonnigen Anhöhe der linken Rottentalseite; sie umfasst mehrere Dorfteile und Weiler und erstreckt sich bis auf den Simplon. Der Name Ried- Brig (gespr. Ried; geläufig auch Brigerbäärg) lässt auf einen Rodungsnamen schwdt. Ried n. ‘ ausgereuteter Platz im Wald, zur Bepflanzung aufgebrochenes und eingezäuntes Weidestück ’ , ahd. *riod (I D . 6, 1731 f.) schliessen (W ERLEN 1991, 214 f.; K RISTOL ET AL . 2005, 731). Ab dem 15. Jh. wird dem Namen Ried zur näheren geografischen Bestimmung und Unterscheidung von anderen Ried-Namen der Name Brig hinzugefügt (zu Brig siehe dort). Der alternative Namen Brigerbäärg bezieht sich auf oberhalb von Brig gelegenes Kulturland (A NDE- REGG 1983, 13). Er kann auch für die Gemeinde Termen verwendet werden. Riederalp Die heutige Gemeinde Riederalp entstand 2003 aus den Gemeinden Ried-Mörel, Greich und Goppisberg. Entsprechend hat die Gemeinde bis heute vier verschiedene Zentren: Riederalp selbst auf ca. 1900 m, Ried-Mörel auf 1180 m, Greich auf 1361 m und Goppisberg auf 1339 m. Alle vier liegen auf der rechten Rottentalseite oberhalb von Mörel, in sonniger Lage. Der Name Riederalp (gespr. Riederalp, bzw. Riederalpa) bezieht sich auf die Alp, die den Riedern (also den Leuten von Ried-Mörel) gehört. Wie üblich ist Ried hier eher als Rodungsname zu verstehen, zu schwdt. Ried, Riet n., Pl. Rieder ‘ ausgereuteter Platz im Wald, zur Bepflanzung aufgebrochenes und eingezäuntes Weidestück ’ , ahd. *riod (I D . 6, 1731 f.). Der frühere Name der Alp ist Terpnetz (siehe HL Terpnetz). Die Namen der übrigen Teilgemeinden sind hier einzeln verzeichnet. Ried-Mörel Die früher selbständige Gemeinde Ried-Mörel (gespr. Ried) gehört seit 2003 mit Greich und Goppisberg zur Gemeinde Riederalp. Ried-Mörel liegt auf rund 1200 m oberhalb von Mörel am Hang der rechten Rottentalseite. Der Dorfname Ried ist zum schwdt. Rodungsnamen Ried n. ‘ ausgereuteter Platz im Wald, zur Bepflanzung aufgebrochenes und eingezäuntes Weidestück ’ , ahd. *riod (I D . 6, 1731 f.) zu stellen. Der erst spät belegte Zusatz Mörel ermöglicht eine Unterscheidung zu anderen Ried- Namen des Oberwallis (wie etwa Ried-Brig). Zur Deutung von Mörel vergleiche den Gemeindenamen Mörel und das HL Mörel. Ritzingen Die früher selbständige Gemeinde Ritzingen liegt auf rund 1320 m am Ende des sogenannten Ritzinger Feldes auf der rechten Rottentalseite oberhalb von Biel. Der Name Ritzingen (gespr. Ritzige) gehört zur Reihe der Gommer Namen auf -ingen, die eine Siedlung einer Gruppe kennzeichnen, die von einer Person mit dem Personennamen angeführt wurde, auf die der Name zurückgeht; hier wohl zu Ricco (F ÖRSTEMANN 1, 1256); ein Zusammenhang mit dem FaN Ritz ist wahrscheinlich. Dieser Namenstyp galt der früheren Forschung als Beispiel einer Namenskontinuität mit dem Berner Oberland in nachkarolingischer Zeit (Z INSLI 2 1975, 34 ff. bes. 36; B OESCH 1958, 27; K RISTOL ET AL . 2005, 403). Heute ist klarer, dass das Suffix -ingenim Oberwallis bis in die Gegenwart hinein gebraucht wurde; es ist in vielen Flurnamen vorhanden und die frühere Deutung ist nicht haltbar. Ritzingen gehört heute zur Gemeinde Goms, die durch die Fusion der früheren Gemeinde Grafschaft, die inzwischen in die Gemeinde Goms fusioniert wurde. Reckingen 35 36 <?page no="83"?> Saas-Almagell Saas-Almagell ist eine der vier Gemeinden des Saastales (gespr. Alma ’ gäll mit Endbetonung) und sie liegt auf 1671 m über Meer. Die ältesten Belege für den Gemeindenamen sind 1291 de Armenzello und 1307 am Almenkel. Mit der Ausnahme einer Hyperkorrektur von 1502 (Jm Ammenggöll) bleibt die Form Almenkel oder Almengel. Erst 1643 tritt die Form Almagell erstmals auf. Die heute gesprochene Form ist Almagäll oder Amigäll, beide sind endbetont. Zu vermuten ist, dass der älteste Beleg mit / r/ romanisch ist (der Wechsel von / l/ zu / r/ ist üblich, vgl. etwa Barma für Balma ‘ überhängender Fels ’ ), da alle späteren Belege ein / l/ aufweisen. Probleme schafft die betonte Silbe zello, deren Endung latinisiert ist (Ablativ in Folge der Präposition de). Es scheint, dass der Schreiber hier einen Anklang an das ursprünglich lateinische Wort cella ‘ die Zelle, das Zimmer ’ vorgenommen hat. Das inlautende / n/ in Almenkel verschwindet erst im 17. Jahrhundert; es kann vorher allerdings auch schriftsprachlich bedingt sein (/ n/ in dieser Position schwindet in alemannischen Dialekten nach 1500). Die Endbetonung legt einen vordeutschen Namen nahe. Auszugehen ist nach aller Wahrscheinlichkeit von der Form Almenggel (-ggist die velare Fortis). Die heutige Aussprache mit nebenbetontem / a/ am Anfang und / ä/ in der betonten Silbe am Schluss bringt schwierige lautliche Probleme mit sich, die ohne ältere Belege nicht zu lösen sind. Der erste Teil des Gemeindenamens geht auf den Talnamen Saas zurück (cf. HL S AAS ). K RISTOL ET AL . (2005, 776) resümieren die bisherige Deutung aus lat. * MANICELLUS ‘ Griff am Pflug ’ nach H UB- SCHMIED (G UEX 1938, 361 f.; R ÜBEL 1950, 132) und weisen sie aus lautlichen und inhaltlichen Gründen zurück. Fakt ist, dass auf dieser Höhe ein Acker nicht belegt ist und dass die Siedler keinen Pflug kannten. Das lat. * MANICELLUS ist also inhaltlich nicht belegt. Formal würde es eine Präposition verlangen, die so nicht gegeben ist. Der Gemeindename ist deswegen nicht deutbar. Saas-Balen 1392 teilt sich die ehemalige Grossgemeinde Saas in vier Viertel, die heute als Gemeinden noch bestehen (Saas- Almagell, Saas-Balen, Saas-Fee und Saas-Grund). Die Gemeinde Saas-Balen ist flächenmässig am kleinsten, das Zentrum liegt auf rund 1480 m im Tal der Saaser Vispe, zwischen Saas-Grund und Eisten auf einem flachen Stück Land. Der Name Balen (gespr. Balu) lässt sich zunächst auf schwdt. Balm ‘ Felshöhle, stark überhängender Fels für Schutz und Obdach ’ und wdt. Balma, Balmä (Goms), Palma (Mattertal), Balmu ‘ Stechpalme, Unterschlupf ’ (I D . 4, 1215; G RICHTING 1998, 32)) zurückführen; dafür spricht, dass die Einwohner dieses Ortes durchwegs als Balmerro (Genitiv Plural) bezeichnet werden. I SELIN (1905/ 09, 509 f.) stellt Balen allerdings zu einem ahd. Stamm bal ‘ Wassergraben ’ oder bündnerrom. aval (< lat. AQUALIS ‘ Wassergraben ’ ), was von VON W ART- BURG (1915, 52) abgelehnt wird. O ETTLI (1945, 48), G UEX (1976 2 , 177) und D ITTLI (1992, 89) stellen wie oben Balen zu mhd. balme ‘ Felsenhöhle, stark überhängender Fels, Felswand, Örtlichkeiten, die Schutz bieten ’ (< balma als Lehnwort aus dem Gallorom. ins Alemannische übernommen). Laut K RISTOL ET AL . (2005, 777) ist diese Namendeutung unhaltbar, da alle andern Namenbelege aus der Schweiz, die auf diese Grundlage zurückgeführt werden, das -m bis heute bewahren und auch keiner der historischen Belege ein -m aufweist. Diese Kritik ist allerdings nicht haltbar, wenn bedacht wird, dass auch andere Formen auf -rm sich zu -re entwickeln, z. B. Aare < Arm. K RISTOL ET AL . (2005, 777) ziehen in Betracht, den Namen auf den lat. Typ pala ‘ Schaufel ’ (FEW 8, 482) zurückzuführen, der in ONN in der Westschweiz ‘ flaches Gelände, Weide ’ bedeutet (B OSSARD / C HAVAN 2006, 18) und auch sonst in den Westalpen gut belegt sei. Diese Deutung ist zumindest mit der geografischen Lage von Saas Balen besser vergleichbar als die Herleitung aus Balm. Das stellt allerdings dann die Frage, ob die Form Balmerro mit / m/ eine nachträgliche Umdeutung oder ein bodenständiger Genitiv Plural ist. Deswegen bleibt die Deutung unsicher. Saas-Fee Saas-Fee ist eine der vier Gemeinden Saas-Almagell, Saas-Balen, Saas-Fee und Saas-Grund, die bis ins 14. Jahrhundert die Grossgemeinde Saas (cf. HL S AAS ) bildeten. Heute ist Saas-Fee die touristisch bekannteste Gemeinde im Saastal. Sie liegt auf rund 1800 m über Meer in einem grossen Kessel unterhalb des Mischabel. Der Name Fee erscheint seit 1304 als Vee oder Ve. Laut K RISTOL ET AL . (2005, 777) wird der Name auf die frpr. Form fèa, fèja ‘ weibliches Schaf ’ zurückgeführt, das seinerseits auf spätlateinisches F Ē TA ‘ Mutterschaf ’ zurückgeht (FEW 3, 486; G PSR 7, 216). Die Deutung als ‘ Fee ’ - unter anderem in der Beschreibung in der Datenbank des VSNB - , ist volksetymologisch belegt, aber nicht zutreffend. Gemeint ist vielmehr ‘ der Ort, wo es (weibliche) Schafe gibt ’ . Saas-Grund Die Gemeinde Saas-Grund liegt auf rund 1600 m im Tal der Saaser Vispe unterhalb von Saas-Fee. Der Name lässt sich auf das geläufige schwdt. und wdt. Grund m. ‘ Talgrund, -sohle, Niederung, Ebene ’ , auch ‘ Boden ’ , amhd. grunt (I D . 2, 772 f.; Z INSLI 1946, 321; RN 2, 770 f.; BENB 2, 122 f.; URNB 2, 84 f.; G RICHTING 1998, 98, K RISTOL ET AL . 37 38 Saas-Grund <?page no="84"?> 2005, 777) zurückführen. Der älteste Beleg Grunderro ist ein Genitiv Plural ‘ der Leute von Grund ’ . Zum Talnahmen Saas vgl. HL S AAS . Saas Das Tal der Saaser Vispe mit den vier Gemeinden Saas- Almagell, Saas-Balen, Saas-Fee und Saas-Grund sowie dem talauswärts liegenden Eisten zieht sich von Monte- Moro- und Antronapass im Süden auf rund 2800 m bis zum Zusammenschluss mit der Matter Vispe bei Stalden auf unter 800 m hin. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts bildet das Tal eine Grossgemeinde; danach werden die vier Gemeinden Almagell, Balen, Fee und Grund einzeln genannt; heute ist ihr amtlicher Name mit Saas verbunden (vgl. https: / / hls-dhs-dss.ch/ de/ articles/ 008388/ 2012-01-06/ [06.07.2020; iw]). Der Name Saas erscheint in den ältesten Belegen vornehmlich als Sausa, daneben sind Einzelbelege vom Typ Solxa (wohl alle aus dem gleichen Dokument), Soxa und sogar Xoxie (1415, Genitiv) vorhanden. Blosses Sas liest man erst 1425. Die meisten Deutungen gehen von einem romanischen Namen aus. J ACCARD (1906, 401) nimmt ein spätlat. * SAUICA (zu lat. SALICETA ‘ Weidengebüsch ’ , aus lat. SALIX , SALICEM ‘ Weide ’ ) an, was aus lautlichen Gründen, wie in K RISTOL ET AL . (2005, 776) ausgeführt, nicht haltbar ist. G UEX (1938, 363), R ÜBEL (1950, 133) und Z INSLI (1965, 338) stellen den Namen direkt zu lat. SALICEM ‘ Weide ’ . Auch diese Herleitung ist laut K RISTOL ET AL . (2005, 776) nicht überzeugend: Zum Zeitpunkt der Germanisierung des Saasertals müsse für die Entwicklung des lat. - C vor - E sehr wahrscheinlich eine affrizierte Lautung [dz] angenommen werden. Jedenfalls seien die mit - S geschriebenen Formen aus dem 13. Jh. auf dieser Grundlage nicht zu erklären. Zudem können die gut belegten Formen vom Typ Solxa, Sausa (mit Schluss-a) nicht auf SALICEM zurückgehen. K RISTOL ET AL . (2005, 776) erwägen, den Namen zu lat. SALSUS , SALSA ‘ salzhaltig, gesalzen ’ zu stellen. Die fem. Form von S ALSA ( ‘ saures oder salziges Wasser ’ ) wäre in diesem Fall der ursprüngliche Name der Saaser Vispa, der auf die Siedlung übertragen worden wäre. Diese Deutung kann den Namen besser erklären, setzt aber voraus, dass der Flussname primär ist, der Talname sekundär. Die Deutung ist deswegen umstritten. Salgesch Die Gemeinde Salgesch liegt auf der rechten Rottentalseite in einer leichten Senke auf rund 580 m; ihre Westgrenze ist zugleich Bezirks- und Sprachgrenze. Der heutige Name Salgesch (gesprochen ´Salkesch) ist sicher romanischen Ursprung, das französische Äquivalent ist Salquenen, der patois-Name Sarqueno. Der älteste Beleg (1075 - 1125) in Salconio ist latinisiert; die Grundlage wäre wohl *S ALCONIUM . Spätere Belege weisen Salqueno auf. Alternativ dazu erscheint Sarqueno (1287); die Entwicklung von / l/ vor Konsonant zu / r/ in den frpr. Patois ist bekannt (cf. barma zu balma). Der erste Beleg mit / k/ stammt von 1416 Sarkenum (Akkusativ Singular). Ein erster Beleg mit einem / -z/ am Schluss stammt von 1428 Sarquenoz. Der erste Beleg mit auslautendem / -sch/ taucht erst 1590 als Salgesch auf. Es geht also wohl um einen ursprünglich romanischen Namen Salquen- / Sarquen-. Die Schreibung mit -qudeutet (entgegen K RISTOL ET AL . 2005, 87) nicht auf einen Labiovelar hin, sondern ist eine Verdeutlichung eines velaren Verschlusslautes, der nicht der Palatalisierung unterlag. Laut D ELAMARRE (2003, 265) würde ein Etymon * SALIKOS ‘ Weide ’ anzusetzen sein. Bisherige Deutungen führen den Namen auf lat. SALI- CETUM ‘ Weidengehölz ’ (G ATSCHET 1867, 80; G UEX 1938, 363) bzw. die romanischen Namenformen vom Typ Salquenen (und den Erstbeleg Salconio) auf eine deutsche Form Salchen ebenfalls mit der Bed. ‘ Weidengehölz ’ , zu ahd. salaha ‘ Salweide ’ (J ACCARD 1906, 413) oder lat. saliconem ‘ kleine Weide ’ (Guex 1938, 363) zurück. R ÜBEL (1950, 132) deutet den Namen aufgrund eines Hinweises von H UBSCHMIED als kelt. * SALIKONIOS ‘ die Leute beim Weidengebüsch ’ . In der bisherigen Forschung werden diese Deutungsansätze regelmässig zitiert (O ETTLI 1945, 72; W ERLEN 1991, 251; M ATHIER 2015, 20 f.; B ESSE 1997, 252). M URET (1907, 152) und K RISTOL ET AL . (2005, 787) weisen sie aber zurück, weil eine Deutung auf deutscher Grundlage äusserst ungewöhnlich und sprachlich nicht plausibel sei. Lat. salicetum ergebe im Frpr. Saugey, Saugy, Seudzey (B OSSARD / C HAVAN 2006, 175), lat. - C vor - E bleibe auf keinen Fall als - K erhalten. Die von G UEX vorgeschlagene Form * SALICONE werde von den hist. Belegen nicht gestützt; sie müsste sich in der rom. Lautentwicklung zu *Saucon oder *Sarcon o. ä. entwickeln. H UBSCHMIED s (bzw. R ÜBEL s 1950, 132) Deutungsansatz * SALIKONIOS beruhe auf dem isolierten Erstbeleg in Salconio aus dem 11. Jh. Aus dieser Form müsste sich aufgrund der frpr. Lautentwicklung ein modernfrz. *Salcone (> *S AUCOGNE , *S ARCOGNE oder *S ACOGNE ) ergeben. Alle andern Belege weisen aber auf eine Form mit der Endsilbe - EN ( N ) U hin. K RISTOL ET AL . (2005, 787) werten den Erstbeleg Salconio als Schreibfehler oder gelehrte Latinisierung und ziehen ihn als Ausgangspunkt für die Deutung nicht in Betracht. Als Ausgangsform wird *salquén- oder *salquínnmit - KW angesetzt. K RISTOL ET AL . (2005, 787) denken an eine Bildung aus kelt. SALICO ‘ Weide ’ (urverwandt mit lat. SALIX , cf. D ELAMARRE 2003, 265) und dem vermutlich kelt. Stamm venn- (spätlat. VENNA ‘ Fischreuse, Weidegeflecht ’ , cf. Tavannes BE). In der modernen frz. Form Salquenen beruhe das - L auf einer Beeinflussung durch die deutsche Form Salgesch. Weiter wird erklärt, die Entwicklung Saas 39 40 <?page no="85"?> von Salquénno zu Sálgesch sei weitgehend regelmässig und weise auf eine frühe Entlehnung der romanischen Form ins Deutsche hin (seit dem 9. Jh.): (1) Verlegung des Haupttons auf die erste Silbe; Schwund des Auslautvokals. (2) Entlehnung des romanischen K als G (cf. Gampel). (3) Analogische Anfügung eines - S als Endkonsonant (H. S CHMID 1952, 26 f.) und Wandel von -s zu -sch in den Oberwalliser Dialekten (K RISTOL ET AL ., 2005, 787). Das schriftsprachliche / g/ , das von Kristol et al. angenommen wird, ist vermutlich im Walliserdeutschen später fortisiert worden (vgl. SDS 2, 166 ff.),; deswegen heisst der heutige gesprochene Dorfname ['Salkesch]. Selkingen Die früher selbständige Gemeinde Selkingen liegt auf 1338 m auf der rechten Rottenttalseite zwischen Biel und Blitzingen. Der Name Selkingen (gespr. Seukchige) ist ein Siedlungsname aus einem ahd. PN und dem Patronymikalsuffix -ingen. Die u. a. von B RUCKNER (1945, 107) vertretene Annahme eines Zusammenhangs mit den -ingen-Namen der Deutschweiz ist hinfällig, da im Oberwallis bis heute Kollektiva mit - ING (- IG ) zu PN und FaN gebildet werden. Die ursprüngliche Form des zu Grunde liegenden PNs kann nicht sicher bestimmt werden; die historischen Belege schwanken zwischen Selgingen (1374) und Selkingen (1376); der Name müsste Selgo oder Selko gelautet haben; hierzu passt der ahd. Personenname Salicho oder Selke bei F ÖRSTEMANN (1, 1290 ff. zu S ALVA ). Der Vorschlag von S TUDER (1896, 230), den Namen zu ahd. salahi ‘ Weidegebüsch ’ zu stellen, ist unwahrscheinlich, da sich das Suffix -ingen in der Regel mit einem ahd. PN im ersten Glied verbindet. Die ehemalige Gemeinde Selkingen fusionierte am 01.10.2000 mit Biel und Ritzingen zur Gemeinde Grafschaft, die ihrerseits seit 2017 zur Gemeinde Goms gehört. Präkonsonantisches / l/ wird in den unteren Gemeinden des Goms als / u/ vokalisiert. Simplon Die Gemeinde Simplon liegt auf rund 1460 m auf der Südseite des Simplonpasses (2005 m) am Krummbach. Der Name Simplon (frz. Simplon, it. Sempione; gespr. ts Símpilu) wird zunächst für die Talschaft (1257 in valle de Simplun) und das Dorf (1267 Simpilion) verwendet, später auch für den Pass (A RNOLD (1984 [1947], 202), der in den Urkunden meist mons collium oder mons de collibus (vermutlich als Übersetzung der heutigen Bäärgalpa) genannt wird. Auf der ältesten Walliser Karte (1545 bei S EBASTIAN M ÜNSTER ) heisst er Sempronij M[ons]; diese Form ist seit dem 17. Jahrhundert auch sonst belegt; sie bezieht sich auch auf Tal und Dorf. J ACCARD (1906, 437) stellt den Namen wohl deswegen zu einem lat. PN S EM- PRONIUS ; es handelt sich aber vermutlich um eine blosse Latinisierung des Namens, wie er auch bei anderen Ortsnamen vorkommt. Das ganze Gebiet wurde wohl erst spät germanisiert; die ursprüngliche Bevölkerung wird aber eher eine Variante des Alpinlombardischen als des Frankoprovenzalischen verwendet haben. G UEX (1938, 359) und R ÜBEL (1950, 132) referieren einen Vorschlag H UBSCHMIED s, der den Namen als ursprünglich keltische Bildung *seno pelion ‘ alte Weide ’ deutet. Der Name soll - wie der (Col du) Pillon und die Val Pellina (Aostatal) etc. - auf einen indoeuropäischen Stamm * KWEL ‚ vermutlich mit der Bedeutung ‘ Weide ’ zurückgehen, keltisch * SENOS ‘ alt ’ ist gut belegt. Allerdings wären von *Sen-pelióne ausgehend rom. Formen vom Typus *Sempillon zu erwarten, in der Belegreihe finden sich jedoch keine analogen Namenformen (K RISTOL ET AL . 2005, 835). L URATI (2004, 102 ff.) führt den Namen auf ein romanisches SUMMU PLANU ‘ die auf dem Gipfel, in der Höhe gelegene Ebene ’ zurück. Das ist sehr spekulativ, da sich der Vokalismus weder von SUMMU noch von PLANU im Namen wiederfindet. Die Entwicklung von plazu ploinsbesondere lässt sich nicht belegen; der Deutungsvorschlag bleibt ebenfalls zweifelhaft. Insgesamt ergibt sich deswegen keine sichere Deutung. J ORDAN (2006, 109) führt die verschiedenen Formen inklusive der Deutung von P AUL H ELDNER , der von S UMMUS B ELENUS ausgeht, aus, ohne eine Deutung zu bevorzugen. St. Niklaus Die Gemeinde St. Niklaus liegt auf 1113 m im Mattertal, das auch Nikolaital heisst. Der Gemeindename (gespr. Zani ’ glaas mit Endbetonung) ist ursprünglich das Patrozinium der Pfarrkirche. In den historischen Belegen heisst das Dorf 1218 Chouson, 1233 Chousun und 1234 Gauson. 1291 (mehrfach) sind Zauxono (Ablativ konstruktionsbedingt) und Zauxon belegt. 1329 tritt erstmals Schouson auf, dem verschiedene weitere Varianten folgen. 1401 erscheint Gason und 1547 ist Gasenn erwähnt. Erst 1606 ist Sanct Niclaus erwähnt, aber Chauson (mit Varianten) und Gasen (mit Varianten) bleiben. Die neuere Form ist als Sanniglas ab 1799 bezeugt. Die alte Form ist sicher romanisch und wird von der Forschung sehr unterschiedlich gedeutet, ohne dass eine wirklich überzeugende Deutung gegeben würde (K RISTOL ET AL . 2005, 793 f.). Am ehesten wird ein PN C ALIDIUS (S CHULZE 1991, 138, 352 und 427a.) angenommen, dessen Name einem Deklinationswechsel zu *C ALIDI Ō NE unterlegen wäre (K RISTOL ET AL . 2005, 794). Die ‘ deutsche ’ Form Gasen wird analog zu Saas mit der Entwicklung von / au/ zu / a: / begründet; sie ist noch im Weiler Gasenried, (gespr. Gasuried) erhalten. Der heutige Gemeindename St. Niklaus beruht, wie gesagt, auf dem Patrozinium der 41 42 St. Niklaus <?page no="86"?> Kirche der Gemeinde, die als zentraler Ort des Tales der Matter Vispa galt. Das Aufkommen des weiter hinten im Tal liegenden Zermatt als Bergsteiger- und Touristenzentrum fällt erst ins 19. Jahrhundert. Stalden Die Gemeinde Stalden liegt auf rund 800 m am Zusammenfluss von Matter und Saaser Vispe in steilem, besonntem Gelände. Der Name Stalden (gespr. Staalu) gehört zum schwdt. Appellativ Stalde(n), G(e)-Stalde(n), St ā le(n) m., f. ‘ ansteigende Stelle im Gelände, steiler Abhang; ansteigender Weg ’ , Grundbedeutung ‘ Ort, wo man gestellt, gehemmt wird ’ (I D . 11, 335 ff.). Der Name ist auch als Flurname im Oberwallis weit verbreitet (cf. HL S TALDE ). Ursprünglich, in den historischen Belegen noch sichtbar, hiess die Gemeinde Morgi, Morgie, Morgia o. ä.; der Name ist im Weilernamen Merje noch erhalten, worauf schon L. E. I SELIN (1894 - 1897, 37 f.) hingewiesen hat. Der Name geht auf den weit verbreiteten keltischen Worttyp * MORG Ā ‘ Sumpf, Sumpfbach ’ oder ‘ Grenze ’ (cf. G ROSSENBACHER K ÜNZLER 1999, 72) zurück (K RISTOL ET AL . 2005, 849). Staldenried Die Gemeinde Staldenried liegt in einem steilen Gelände (Zentrum bei der Kirche auf 1041 m) auf der rechten Seite des Vispertales oberhalb der Gemeinde Stalden (siehe den Artikel zu Stalden) mit mehreren Weilern, darunter G SPON (cf. HL G SCHPO ). Der Name Staldenried (gespr. Staluried, bei G RICHTING (1998, 180) Schtaaluried) erscheint in den ältesten Belegen einfach als Ried; später wird es, zur Unterscheidung von anderen Ried (wie Ried- Brig, Ried-Mörel) Staldenried benannt. Ried ist entweder zu schwdt. Ried n., ahd. hriot und mhd. riet, zu stellen, welches verschiedene Pflanzarten an sumpfigen Orten bezeichnet, die meist als Streu aber auch als Pferde- und Schaffutter verwendet wurden, aber auch allgemein ‘ mit Schilf, Sumpfgras bewachsener Grund, Moor ’ (I D . 6, 1729 ff.) oder zu Ried n., ahd. *riod, als Rodungsname ‘ ausgereuteter Platz im Wald, zur Bepflanzung aufgebrochenes und eingezäuntes Weidestück ’ (I D . 6, 1731 f.) gestellt werden. Staldenried ebenso wie die andern genannten Ried bezeichnen im Oberwallis normalerweise höhergelegene, steile Gebiete, nicht sumpfige Stellen; sie sind daher eher als ‘ gerodete Gebiete ’ zu verstehen. Erst sekundär (erstmals 1391 am riede supra stalden und nahe der heutigen Form 1638 Stalden Riedt) tritt der Zusatz Stalden zum Namen, hier als relative Ortsbezeichnung für ‘ die oberhalb von Stalden gelegene Ortschaft Ried ’ . Steg Die früher selbständige Gemeinde Steg liegt auf der rechten Rottentalseite auf 634 m am Fluss Lonza, der zugleich Grenze zum Bezirk Leuk ist. Der Name Steg (gespr. Stäg) geht zurück auf das Appellativ schwdt. und wdt. Stëg m. ‘ Steg, schmale, leichte Brücke, schmaler Weg ’ , amdh. stëg (I D . 10, 1487 ff.; G RICHTING 1998, 180). Historisch wird Steg alternierend Benken (so schon 1300 Benke) genannt, Benken ist heute Teil der Ortschaft Steg. Zwischen 1434 und 1789 war Benken Freigericht (nach 1727 Gemeinde und Freigericht Steg genannt). Der Name Benken ist (anders als in Benken (SG, ZH) und Biel- Benken (BL); vermutlich falsch bei K RISTOL ET AL . 2005, 852 f.) zum Appellativ schwdt. Bank m. ‘ Sitzbank ’ , ‘ Kirchenbank, Schulbank, Gerichts-, Schöffenbank ’ , mhd. banc mf. (I D . 4, 1380 ff.) zu stellen, hier mit grösster Wahrscheinlichkeit in der Bedeutung ‘ Gerichts-, Schöffenbank ’ aufgrund der Tatsache, dass Benken Freigericht war. Die lokale Musikgesesellschaft heisst übrigens Benken. Steg fusionierte mit Hohtenn am 01.01.2009 zur Gemeinde Steg-Hohtenn. Steinhaus Die früher selbständige kleine Gemeinde Steinhaus liegt auf der linken Rottentalseite auf ca. 1273 m auf einer leicht ansteigenden Fläche oberhalb von Mühlebach und Ernen. Der Name Steinhaus (gespr. Steihüs) setzt sich aus dem schwdt. Appellativ Stei(n) m. ‘ Gestein, Mineral; Rohstoff, Bruchstein ’ , amhd. stein (I D . 11, 754 ff.) und dem schwdt. Appellativ schwdt. H ū s n. ‘ Haus ’ (Id. 2, 1700 ff.) zusammen und bezeichnet ein ‘ aus Stein gebautes Haus ’ . Die steinernen Häuser fielen in dieser Gegend, wo Holzhäuser üblich waren, besonders auf (cf. HLL S TEI und H ÜS ). Der Name erscheint in den historischen Belegen auch als lat. Übersetzungsname de domo lapidea (1574, 1658). Der Name der Ortschaft soll auf eine ehemalige Burg ‘ Steinhuss ’ auf dem Turen zurückgehen, von der allerdings heute keine Spuren mehr vorhanden sind (https: / / hls-dhs-dss.ch/ de/ articles/ 002700/ 2017-01- 04[06.07.2020iw]). Steinhaus gehört seit 01.10.2004 zusammen mit Mühlebach und Ausserbinn zu Ernen. Täsch Die Gemeinde Täsch liegt auf 1450 m im Mattertal, auf der rechten Seite der Mattervispe an der Mündung des Täschbaches, zwischen Randa und Zermatt. Der Name Täsch (gespr. Täsch) ist in den ältesten Belegen aus dem 14. Jahrhundert als Tech, Techs oder Thes zu lesen. Vordeutsche Namen sind im Mattertal öfters belegt; deswegen nimmt man auch für Täsch eine vordeutsche Entstehung an. Eine Deutung ist jedoch schwierig (Z INSLI 1977, 100). Eine Ableitung von rom. tegia, tigia ‘ Alphütte, Stalden 43 44 <?page no="87"?> Dach ’ (S TUDER 1896, 244) verbietet sich aus lautlichen Gründen (ausser man würde von einer Form *tegias ausgehen); eine Rückführung auf ahd. tasca ‘ Mulde, Talschlucht, Waldbucht ’ (M EYER 1931, 626, in: HBLS 6. Bd.; Z URBRIGGEN 1952, 186, vorsichtig auch I D 13, 1871 s. v. Täsch) ist auszuschliessen, da es sich um ein rom. Etymon handelt (A EBISCHER 1971, 15; Z IMMERLI 3, 1899, 81). Die spätere latinisierte Namenform PERA ‘ Ranzen, Quersack ’ , die in den Belegen im 17. Jh. auftritt, ist eine wörtliche Übersetzung des deutschen Wortes Tasche (A MMANN 1997, 205). K RISTOL ET AL . (2005, 866) schlagen eine Herleitung von vorlat. *t ĭ ska ‘ Haufe ’ (FEW 13, 1, 354 f.) vor. Das altfrpr. Tesche in der Bedeutung ‘ Haufen von Brennmaterial, Heuhaufen, Garben ’ ist oder war in der Westschweiz gut belegt, auch eine Übertragung der Bedeutung ‘ Haufen ’ auf die Geländeform sei denkbar. Allerdings ist einerseits unklar, ob Tesche je als Flurname erscheint (alle Belege in FEW sind appellativ; B OSSARD / C HAVAN (2006) erwähnen den Typ nicht) und zweitens bleibt zu erklären, wie aus einem ursprünglichen / e/ in den schriftlichen Formen ein gesprochenes offenes / ä/ hat entstehen können. W IPF (1910) erwähnt für Visperterminen offenes / ä/ u. a. bei Lehnwörtern, jedoch im Wechsel mit / e/ . SDS (1, 16) hat offenes / ä/ , weist aber in anderen Karten auch Formen mit / e/ auf. Ein gesprochenes / ä/ ist deswegen möglich, aber schwierig zu deuten. Termen Die Gemeinde Termen befindet sich auf einer Anhöhe oberhalb Brig und östlich von Ried-Brig auf rund 920 m auf der linken Rhoneseite. Der Name Termen (gespr. Tärmu) erscheint seit dem 13. Jahrhundert als Terman; das / a/ in der Endsilbe ist dabei wohl eine reine Schreibvariante. Schreibungen mit anlautendem {th} deuten auf Therme ‘ Bad, Quelle ’ . Tatsächlich verfügt Termen über einige Quellen weit unterhalb des Dorfes beim Rotten, die heute wieder ausgebeutet werden; sie sind aber nicht warm. Die übliche Deutung führt auf lat. TERMINUS ‘ Grenze ’ , afrz. termine, zurück (J ACCARD 1906, 459; R ÜBEL 1950, 133; G UEX 1938, 363 und 2 1976, 187; W ERLEN 1991, 252; K RISTOL ET AL . 2005, 869). I D . 13, 1607 erwähnt den Ortsnamen s. v. Thërm und sagt, er sei zum gleichen Etymon (frz. terme) im Sinn von ‘ Grenze, Grenzstein ’ zu stellen. Unklar ist, welche Grenze hier genau gemeint sein könnte, doch sind auch andere Flurnamen mit verwandter Bedeutung vom Typ Zill ‚ Ziel, Grenze ‘ oder Maarch ‚ Mark, Grenze ‘ ähnlich unbestimmt. Die östliche Grenze des Zehndens Brig kommt zwar in Frage, ist aber wohl später entstanden als der Gemeindename. Törbel Die Gemeinde Törbel liegt auf rund 1500 m auf der linken Seite des Vispertales oberhalb von Stalden und umfasst mehrere Weiler. Der Name Törbel (gespr. Teerbil) erscheint historisch als Dorbia, Dorbi oder Torbio, wobei unklar ist, welches Genus der Name genau hat. Die heutige Form mit / -e: -/ geht auf Entrundung und Dehnung zurück. Das auslautende / -il/ tritt erst im 14. Jahrhundert auf - es scheint, dass es eine romanische Namenform ohne Suffix und eine deutsche mit Suffix (-il) gegeben hat. Zu erklären bleibt zum einen die Form vom Typ Dorbi- und zum anderen die Suffigierung. In einer frühen Deutung wird der Name auf frpr. derbi ‘ Fichte ’ zurückgeführt, was jedoch nicht den ältesten Formen mit / -o-/ Rechnung trägt. Auch die Herleitung der Endung -il (l) von mhd. lô ‘ Wald ’ oder hlê ‘ Hügel ’ ist sprachgeschichtlich nicht befriedigend (G ATSCHET 1867, 192 f.). J ACCARD (1906, 137) vermutet im Namen eine keltische Wurzel darbi ‘ Nadelbaum ’ . Die lautliche Ähnlichkeit zwischen Torbi und dem germ. thorp dürfte zur Fehldeutung ‘ Dorf, Siedlung ’ geführt haben (M EYER 1934, 8, in: HBLS 7. Bd.), denn ansonsten müsste der Ort heute Dorf und nicht Törbel heissen (K RISTOL ET AL ., 2005, 877). I D . (13, 1441) stellt Dorben in Albinen, Turben in Binn und Tirbjen in Saas zu schwdt. Turbe n ‘ Schlafkammer, Syn. von Speicher ’ und vermerkt, dass der Dorfname Törbel eventuell auch zu diesem Worttyp gehören könnte, was K RISTOL ET AL . (2005, 877) ausschliessen, da der Umlaut in Dorben fehlt, und die historische Form Torbi nicht auf einem fem. Etymon *torba beruhen kann. Breiten Anklang fand die Etymologie von H UBSCHMIED (cf. S TAUB 1927, 152, Anm. 1; G UEX 1938, 359 und 2 1976, 180; R ÜBEL 1950, 132; Z IMMERMANN 1968, 20), der Törbel auf gall. *dorwia ‘ Tannen-, Föhren- und Lärchenwald ’ zurückführt. Die Endsilbe erklärt Z IMMERMANN (1968, 20) mit dem maskulinen ahd. Suffix -al, -alo, -il, -ilo > schwdt. -el, welches in FlN eine Stelle und allgemein eine Zugehörigkeit bezeichnet (Z IMMERMANN 1991, 46; S ONDEREGGER 1958, 513). Da *dorwia in den einschlägigen Referenzwerken nicht vorkommt, ist diese Deutung nicht haltbar. Ein neuerer Deutungsvorschlag setzt für Törbel einen alten indoeuropäischen Gewässernamen *durvoraus, der zur idg. Wurzel *dheu- ‘ laufen, rinnen ’ gehört. Dazu stellt sich das in mehreren Gewässernamen der Westschweiz vorhandene, wahrscheinlich keltische Suffix ŭ bia (B REGY / M ÜLLER 2003, 9 ff.). Nach heutigem Stand der Forschung ist diese Erklärung die wahrscheinlichste (K RISTOL ET AL ., 2005, 877). Diese Deutung würde gestützt, wenn der historische Beleg von 1434 in torrente de dorbi (aus Salgesch) tatsächlich einen Bachnamen bezeichnet. Die Endung auf -il (-el) lässt sich am ehesten nach Z IMMER- MANN (1968, 20) erklären. 45 46 Törbel <?page no="88"?> Turtmann Die Gemeinde Turtmann liegt auf der linken Rottentalseite auf leicht ansteigendem Gelände; das Zentrum liegt auf 628 m. Der Name Turtmann (gespr. Turtma oder Turpma) ist auf Grund der historischen Belege als vordeutsch zu betrachten; die Endung -mann ist volksetymologisch. Im 19. Jh. wurde der vordeutsche Siedlungsname Turtmann, frz. Tourtemagne, lat. turris de maneriis oder mansionilibus, als ‘ Turm bei den Hofstätten, das von Häusern umgebene Schloss ’ gedeutet (G ATSCHET 1867, 254; S TUDER 1896, 254; die Belege stammen aus G ATSCHET ). R ÄNKE (1903, 23) deutete Tortemagny als lat. turrim magnam ‘ der grosse Turm ’ . Wie jedoch FEW (13, 2, 435 ff. s. v. t ŭ rris turm) klar zeigt, gibt es keinen einzigen Beleg für das Simplex mit auslautendem / -t/ wie in torte-. Allerdings würde anlautendes tor- ‘ Turm ’ zu einem anschliessenden Temagni führen, das von S. F URRER (1850 - 52) angenommen wurde, wie J ACCARD berichtet. J ACCARD s (1906, 468) Etymologie beruht auf einem vermeintlichen Erstbeleg für Turtmann Curtmannonis (1050). Er deutet ihn als rom. corte-Bildung mit dem Personennamen Manno. Ein Lautwandel zwischen dem 11. und 13. Jh. von *Curtmann zu Turtmann ist jedoch ausgeschlossen (M URET 1907, 149 f.). K RISTOL ET AL . vermuten, dass bei der frühesten Schreibform das anlautende T mit einem C verwechselt wurde (K RISTOL ET AL . 2005, 891 f.). Die Belege des 13. Jh. mit auslautendem -i (1245 Tortemagni und weitere) zeigen die Lautentwicklung des lat. -a vor Palatalkonsonant, der sich im Frpr. zu -i entwickelt hat (K RISTOL ET AL . 2005, 891 f.). Es wäre also von einer ursprünglichen Form *Tortmania, oder ähnlich, auszugehen, nach heutigem Stand der Forschung gibt es jedoch kein lat. oder vorlat. Etymon, das eine solche Bildung erklären könnte (R ÜBEL 1952, 132; W ERLEN 1991, 253). Der erste Beleg mit der ‘ deutschen ’ Form erscheint 1352 als Turteman. Es zeigt schon deutlich, dass im heutigen Turtmann die Endung aus volksetymologischer Anlehnung an die älteren rom. Formen entstanden ist, die in der Bedeutung ‘ Mann ’ missverstanden wurden (Z INSLI 1977, 91). Interessanterweise heisst auch der Fluss Turtmänna, der sich aus dem Turtmanntal in den Rotten ergiesst, in den historischen Belegen seit dem 13. Jh. aquam … tortemagny (mit Varianten). Erst 1830 wird vom T ŭ rtmannbach gesprochen; damit wird die Frage, ob der Fluss oder das Dorf den Namen zuerst trug, zu Gunsten des Dorfes entschieden. Insgesamt ist aber die Herkunft des Gemeindenamens nicht klar. Ulrichen Die früher selbständige Gemeinde Ulrichen liegt auf der linken Rottentalseite auf 1346 m., auf einer ebenen Fläche zwischen Obergesteln und Geschinen. Der Name Ulrichen (gespr. Üerliche) geht auf ein älteres Uolrichingen zurück (siehe die ältesten historischen Belege), ist also zu verstehen als ‘ bei den (Gefolgs-)Leuten, der Sippe des Odalric, Uodalric, Uolrich ’ gebildet aus dem häufig belegten zweigliedrigen ahd. PN Odalric, Uodalric, Uolrich (F ÖRSTEMANN 1, 1190 f.) und dem Suffix - ING -. Die u. a. von B RUCKNER (1945, 107) vertretene Annahme eines Zusammenhangs mit den -ingen-Namen der Deutschweiz ist hinfällig, da im Oberwallis bis heute Kollektiva mit - ING (- IG ) zu PN und FaN gebildet werden. Die Verkürzung des Namens ist seit dem 14. Jh. belegt; die Umstellung von - LR zu - RL - (wie in der heutigen Mda.- Form) erscheint erstmals im Beleg von 1695 Vrlichen (K RISTOL ET AL . 2005, 896). S TÖCKLI (1953, 46 f.) versucht den Namen auf Ulrich von Kyburg zurückzuführen, was aber in Ermangelung eindeutiger Dokumente nicht nachzuweisen ist. Am 01.01.2009 fusioniert U LRICHEN mit Obergesteln und Oberwald zur heutigen Gemeinde Obergoms. Unterbäch Die Gemeinde U NTERBÄCH liegt auf rund 1220 m auf der linken Rottentalseite, auf einer hochgelegenen Fläche zwischen Bürchen und Eischoll, den sog. Rarner Schattenbergen. Der Name Unterbäch (gespr. Únnerbäch) setzt sich zusammen aus der Präposition schwdt. under, assimiliert unner, hier in räumlicher Bedeutung ‘ zwischen ’ (I D . 1, 324 ff.) und dem Appellativ schwdt. Bach m., Pl. Bäch, wdt. Bach m. ‘ Bach ’ (I D . 4, 947 ff.; G RICHTING 1998, 31) bzw. schwdt. Bäch f. ‘ Örtlichkeit, wo mehrere Bäche zusammen fliessen ’ (Id. 4, 955). Unterbäch, zwischen Milibach und Löübbach gelegen, bedeutet daher ‘ zwischen den Bächen ’ (K RISTOL ET AL . 2005, 897). Die älteren Belege zeigen fast durchwegs einen Dativ Plural Underbechen, der erst ab dem 18. Jahrhundert zur heutigen endungslosen Pluralform führt. Unterems Die früher selbständige Gemeinde Unterems gehört seit 2013 zusammen mit Turtmann zur Gemeinde Turtmann- Unterems. Sie liegt auf etwa 1000 m auf einer Ebene auf der linken Rottentalseite, zwischen dem darunter liegenden Turtmann und dem höher liegenden Oberems. Der Name Unterems (gespr. Unneräms) besteht aus der geografischen Lagekennzeichnung schwdt. under ‘ unterhalb ’ und wdt. unner, undr (Lötschtal), unnär ‘ unterhalb, unter, während ’ (I D . 1, 324; G RICHTING 1998, 211) und dem Stamm Ems (cf. Gemeinde Oberems). Die historischen Belege haben 1270 apud inferioris hemesa ‘ beim unteren Ems ’ (wobei die Präposition apud eigentlich den Akkusativ inferiorem verlangt), 1276 de hemesa, 13. Jh. apud Turtmann 47 48 <?page no="89"?> inferiorem emesa, 1328 in inferiori hemesa. Erst 1700 ist von Nider Embs die Rede und 1785 von Under Embs. Eine Deutung von Ems ist nicht möglich. K RISTOL ET AL . (2005, 899) führen kurz die Deutung *Amissa von H UBSCHMIED bei R ÜBEL (1950, 131) an, weisen sie zurück und postulieren als mögliche Deutung den Emsbach, den sie auf *Amisia zurückführen und der dem Berg Ems den Namen gegeben hätte. Diese Deutung ist sehr unsicher, fliesst doch der Emsbach (nach SK und LT) deutlich westlich von Unter- und Oberems durch den Emsgraben, bei Agarn im Rottental vorbei und verbindet sich dort mit dem Meretschibach. Varen Die Gemeinde Varen liegt auf der rechten Rottenseite oberhalb des Rottens auf rund 760 m zwischen Leuk und Salgesch. Der Name Varen (gespr. Faru, frz. Varone) ist sicher vordeutsch; die historischen Belege weisen alle Varona auf. Die Form entspricht einem Gewässernamen, der auf den Ort übertragen wurde. Angenommen wird ein altidg. oder kelt. Stamm *var- ‘ Wasser, Regen, Fluss ’ und das in Gewässernamen häufige Suffix -ona (K RAHE 1964, 39 f.; M ÜLLER 1988, 3, 1994a, 47 und 2000, 160; B ESSE 1997, 279; K RISTOL ET AL . 2005, 913). Die ältere Deutung zu dt. Farn bei G ATSCHET (1867, 80) und S TUDER (1896, 264) lässt sich nicht halten (J ACCARD 1906, 490). Die historischen Belege haben schon 1225 (ca.) Varona und diese Schreibung - teilweise im Genitiv mit auslautendem -e - und mit Varianten wie Uaronam (1267). Es bleibt mit einer Ausnahme von 1430 Voron, aber unsicher, bis 1662, wo dt. zuo Fahren erscheint. Eingedeutschte Nennungen haben später Varen, zú Faren, Varren, Fahren und Farren. Teilweise kann diese Schreibung auch durch die Zuweisung zu dt. Farn erklärt werden. Ob die Deutung von M ÜLLER , die von K RISTOL ET AL . untersützt wird, wirklich zutrifft, ist allerdings problematisch. Varen verfügt auf den zugänglichen Karten zwar über Wasserleitungen, die u. a. aus der Dala und dem Gulantschi abgeleitet sind, aber sonst über keine erkennbaren Bäche; allerdings weist Varen mehrere Belege mit torrens ‘ Bach ’ auf, wovon einer 1721 als ad Varronensium torentem ‘ beim Bach der Leute von Varen ’ bezeichnet wird. Es ist unklar, welcher Bach damit gemeint ist. Jedenfalls werden auf dem Gebiet von Varen mehrere Bäche genannt, sodass ein Bachname durchaus in Frage kommt. Visp Die Gemeinde Visp (Hauptort des gleichnamigen Bezirkes) liegt auf der linken Rhonetalseite auf rund 660 m am Eingang der Vispertäler. Der Name Visp (gespr. Fischp, frz. Viège) erscheint von Anfang der Überlieferung an in einer latinisierten Form Vespia (11? ? Vespiam) oder Vesbia (1075 - 1125 Vesbia, 1213 Vesbiam) und einer frpr. Form Viegie (1210 Viegie) und Viegi (1220 Viegi). Der Name ist deutlich vordeutsch. Die heutige Form des Namens ist erstmals 1514 als Visp belegt. Die späte Form Vispach (erstmals 1630; der frühe Beleg Vispach aus dem 12. Jahrhundert im Gemeindearchiv von Naters ist vermutlich eine späte Kopie) ist eine volksetymologische Konstruktion. Unklar ist das Verhältnis zum Flussnamen Vispa. G ATSCHET (1867, 248), gefolgt von S TUDER (1896, 268), stützt seine Deutung auf die jüngere deutsche Namenform Vispach, in der er eine Kurzform für Wiesenbach sieht. Er hält Vispach für die deutsche Übersetzung von frz. Praborgne, frz. Benennung des Dorfes Zermatt. J ACCARD (1906, 509 f.) berichtigt, dass der Name Visp, wie übrigens auch die umliegenden Ortsnamen, nicht dt. sondern rom. Ursprungs seien, gibt jedoch keine weitere Erklärung. Z IMMERMANN (1968, 16 f.) vermutet, dass der Name Visp keltischen Ursprungs sei, er geht irrtümlicherweise von einer Grundform Vespia statt Vesbia aus, und verweist auf die Etymologie von H UB- SCHMIED (1926, 437 f. und 1933, 106 f.), der den Namen von einem idg. Stamm *wesp- ‘ nähren ’ ableitet, aus dem im Keltischen ein Substantiv *wosp ā , *wasp ā , *wesp ā ‘ Nahrung, eigentlich Futter für das Vieh, Alpweide ’ gebildet und daraus wiederum eine weitere Form *wespi ā ‘ Alpbach ’ abgeleitet worden sei. Da die frz. Form Viège aus lautlichen Gründen nicht auf diesen Stamm zurückgeführt werden kann, konstruiert H UBSCHMIED ein spätgall. *wesbia. Diese Etymologie wird von R ÜBEL (1950, 132), G UEX (1938, 359 und 2 1976, 181) und B ESSE (1997, 292) kritiklos übernommen. Aufgrund der frpr. und frz. Formen Viegie und Viège gilt Vesbia als ursprüngliche Form, Vespia müsste im Frz. zu *Vièche führen. K RISTOL ET AL . (2005, 937) vermuten, dass die Formen mit p erst mit der Auslautverhärtung bei der Entlehnung des Namens ins Deutsche entstanden seien. W. M ÜLLER (2011) nimmt an, dass Visp/ Viège einen Gewässernamen aus idg. *uis- ‘ fliessen ’ > rom. *vis- und Endung -ubia repräsentiert und erklärt, dass man wegen des kurzen i von *uisbei diesem Proparoxytonon zu rom. Vesbia komme. Das spätere -iin der frz. Namensnennung Viège stamme aus dt. Visp. Für K RISTOL ET AL . (2005) bleibt die Deutung des Namens Visp unsicher, ein Gewässername für den Ortsnamen Visp wird jedoch nicht ausgeschlossen. Die idg. Wurzel *uissei in Gewässernamen gut belegt, aus einer ursprüngliche Form *uisuba würde die frührom. Form *Vésobia entstehen, die vor der alemannischen Einwanderung zu Vesbia synkopiert worden wäre. 49 50 Visp <?page no="90"?> Der Fluss, an dem die Gemeinde Visp liegt, ist in den Quellen schon früh als Vispa (1275 - 1298; 1303, 1315), dann auch lat. als Vespia (1322) und aque Vespie (1450) benannt. Es liegt also die Übertragung des Flussnamens auf den Ort nahe. Visperterminen Die Gemeinde Visperterminen liegt auf der rechten Vispertalseite auf rund 1370 m auf einer sonnigen, westlich ausgerichteten Anhöhe; ihr Weinberg gilt als höchstgelegener Europas. Der Name Visperterminen (gespr. Vischpertäärmino, Vischpertäärminu, auch einfach Täärmino) setzt sich klarerweise zusammen aus dem ursprünglich als Genitiv Plural zu verstehenden Visper und dem ursprünglichen Ortsnamen Terminon (so in den meisten historischen Belegen). Die Kompositionsform erscheint in der historischen Belegreihe erst ab dem 17. Jh. J ACCARD (1906, 459) leitet den rom. Namen, von altfrz. termine > frz. terme ‘ Ende ’ ab, zur Herkunft des Namens siehe auch M URET (1924, 444). Laut I SELIN (1906, 2, 25 ff.) soll der imposante Felsblock unterhalb der Kirche von Visperminen ob Niderhäusern, der in der Ortsmonographie von S TEBLER (1901, 34) abgebildet ist, als Grenzstein, lat T ERMINUS , TERMINUM , gedient haben, und diesem soll die Ortschaft ihren Namen verdanken. O ETTLI (1945, 128), R ÜBEL (1950, 132), G UEX (1938, 365 und 2 1976, 189) und Z IMMERMANN (1968, 23) gehen von lat. TERMINUS ‘ Grenze, Ziel ’ aus, der vollständige Name Visperterminen bedeute ‘ Grenze von Visp, an der Grenze von Visp gelegene Örtlichkeit ’ . K RISTOL ET AL . (2005, 938) widerlegen diese Etymologien, die aus sprachhistorischen Gründen nicht haltbar seien. Lat. TERMINUS , TERMINUM m. ‘ Grenze, Grenzstein ’ ergibt im Gallorom. terme. Das lat. TERMEN , TERMINEM n. ‘ Grenzstein ’ erklären die mehrmals belegten Formen vom Typ T ERMINON / T ERMIGNON nicht; diese Formen lassen jedoch vermuten, dass der Name Terminen von einem lat. PN abgeleitet sein könnte. Als Grundlage käme der PN Terminius (S CHULZE 1991, 278 und 373) in Frage, wobei, wie für zahlreiche von PN abgeleitete Westschweizer Ortsnamen, ein Deklinationswechsel (Terminius, *Terminione) stattgefunden hätte. Terminen würde also ‘ Land, Besitz des Terminius ’ bedeuten. Die Form mit inlautendem / -b-/ ist erstmals 1646 als montis Derbinun belegt und kommt ab 1731 mehrfach vor. W IPF (1910, 1) erwähnt Fälle mit / b/ aus dem 15. Jahrundert, die jedoch nicht belegt sind. Inlautendes / b/ kann als nicht-nasalierte Form von / m/ verstanden werden; das deutet aber auch darauf hin, dass der Sinn des Gemeindenamens nicht mehr verstanden wurde (wie immer man ihn deutet). Wiler Die Gemeinde Wiler befindet sich im Lötschental auf rund 1420 m, etwas oberhalb von Kippel auf der rechten Talseite. Der Name Wiler (gespr. ts Wilär) ist im Oberwallis auch sonst als Flurname belegt, vor allem im Goms. Er ist zurückzuführen auf schwdt. W ī ler m., ahd. w ī l ā ri, mhd. w ī ler ‘ kleine Ansiedlung, Weiler, einzelnes Gehöft ’ , frühe Entlehnung aus rom. vill ā re ‘ Gehöft, Vorwerk, Gutshof ’ , einem substantiviertem Neutrum des lat. Adj. V Ī LLARIS ‘ zum Landhaus, Landhof gehörig ’ (I D . 15, 1258 ff.; FEW 14, 456; K RISTOL ET AL . 2005, 968). Die späten Belege (z. B. 1625) vom Typ Wüler enthalten hyperkorrekt gebildete / ü/ als Ersatz für als entrundet angenommenes / i/ . Das ursprünglich kleine Dorf wurde mehrfach zerstört, hat sich aber seit 1972 mit der Luftseilbahn auf die Lauchernalp touristisch erheblich verändert. Zeneggen Die Gemeinde Zeneggen ist eine Streusiedlung auf der linken Seite des Vispertales westlich von Visp; das Zentrum (Alt-Zeneggen auf LK) liegt auf 1434 m. Der Name Zeneggen (gespr. Zen´eggu) setzt sich zusammen aus der Präposition mit Artikel wdt. zen ‘ zu, bei den ’ und dem Appellativ schwdt., wdt. E GGE ( N ) f. (hier Pl.) ‘ Vor- und einspringender Winkel ’ (I D . 1, 155) zusammen. Als Orts- und Flurname bezeichnet Egg(en) oft Anhöhen, Bergvorsprünge, Bergkanten und Übergangsstellen eines Bergpfades (I D . 1, 155 f., Z INSLI 1946, 317). Im Walsergebiet bedeutet das Wort meistens ‘ langgezogene Anhöhe am Berghang ’ (Z INSLI 1984, 562; K RISTOL ET AL . 2005, 985). Historisch ist der Ort 1282 als Sisych, 1297 Sysicz, 1299 Sisitz belegt. Sisetsch ist heute ein Weiler der Gemeinde Zeneggen. Andere Belege sind 1283 Eccun, 1299 ze dien Eccun, 1299 ze dien Eccon und weitere Belege. Der heutige Gemeindename bezieht sich also auf mehrere Weiler wie Eggen, Im Esch, Schulmatten, Sisetsch, Stadlen, Unterbiel, Widum und Winkelried (zitiert nach dem Artikel Zeneggen (https: / / hls-dhs-dss. ch/ de/ articles/ 002821/ 2014-02.07/ [08.07.2020; iw] von A. G RICHTING ). Während der Gemeindename Zeneggen durchschaubar ist, gilt das nicht für den Weiler S ISETSCH (cf. HL S ISETSCH ). Zermatt Zermatt ist der Name der bekanntesten Oberwalliser Tourismusgemeinde zuhinterst im Mattertal, berühmt wegen des Matterhorns. Der Gemeindename Zermatt (gespr. Zermatt mit Endbetonung; bei Einheimischen ist auch Anfangsbetonung möglich) ist seltsam, da er feminin ist, obwohl das endungslose Grundwort Matt (HL M AHD ) neutral ist. Der Name wäre deswegen wohl als zur Matte zu übersetzen (zum Ortsnamen ausführlich Visperterminen 51 52 <?page no="91"?> A. J ULEN 1951, 8 - 29). Der frz. Name lautet Praborgne. Die historischen Belege seit 1285 haben Pra Borno, das in verschiedenen Formen - einige davon latinisiert wie 1291 de prato borno - bis ins 16. Jahrhundert und weiter belegt ist. Die sicherste Erwähnung des deutschen Namens stammt von 1539, wo es zer Mat heisst (ein früherer Beleg von 1435 mit ze Made ist unsicher). Der erste Teil dieses frpr. Namens ist klarerweise zu pra < lat. PRATUM ‘ Wiese ’ zu stellen Das Adjektiv BORNUM wird üblicherweise einem vorromanischen ‘ Loch ’ zugewiesen, meint aber eigentlich einen Fluss (B OSSARD / C HAVAN 2006, 43; R ÜBEL 1950, 132; das bei Rübel erwähnte Lochmatta als Viertel von Zermatt ist in der Datenbank des VSNB und auf SK nicht belegt). FEW (1, 566 ff.) stellt es zu einem gotischen Wort brunna brunnen und weist es S. 569 einem Adjektiv BORN ‘ dunkel ’ zu. Der heutige Name Zermatt ist zu wdt. Matta, Matte, Mattu, schwdt. Matt (en) f. eine ‘ ebene Grasfläche, Wiese, bes. im Talgrunde, die das Heu für den Winter liefert, daher dem Viehtrieb nicht geöffnet wird, auch Bergwiese ’ (I D . 4, 548; G RICH- TING 1998, 133) zu stellen. Beim ersten Namenbestandteil Zerhandelt es sich um die agglutinierte Präposition mit Artikel zu der > zer (K RISTOL ET AL ., 2005, 985). Wie ausgeführt, ist das feminine Genus des Gemeindenamens schwer erklärbar. Zwischbergen Die Gemeinde Zwischbergen ist ein nur noch schwach besiedeltes Tal, das bei Gondo (830 m) in das Tal der Doveria mündet; das Zentrum der Talsiedlung liegt bei rund 1360 m. Der Name ist eine Bildung aus der Präposition zwischen, wdt. zwischet, zwischät (Goms), zwischänd (Lötschtal), zwischu, zwischunt ‘ zwischen, dazwischen ’ , welche in FlN die Lage zwischen Wäldern, Erhebungen, Vertiefungen, Gewässern oder andern Merkpunkten der Landschaft bezeichnet (TGNB 2,2,685; LUNB 1,2,1208 ff.; G RICHTING 1998, 252) und amhd. bërc, altoberdt. bëreg, -ig, im Allgemeinen im Gegensatz zu Boden oder Tal, als Bezeichnung eines bestimmten Berges im Munde der Anwohner, übertragen auf etwas an oder auf einem Berg befindliches (z. B. der auf einer Anhöhe gelegene Teil einer Ortschaft, unterhalb der eigentlichen Alpregion gelegene, eingehegte, oft noch gedüngte Bergwiese, Berganteil, Alprecht) (I D . 4, 1550 ff.; LUNB 1, 1, 110 ff). Zwischbergen bedeutet dann ‘ zwischen den Bergen ’ (K RISTOL ET AL . 2005, 995 f.); das frz. Gegenstück ist das Val d ’ Entremont, das zum Grossen St. Bernard führt. In den historischen Belegen findet sich auch der alte Name von Zwischbergen und des Tales Waira bzw. Vayra u. ä., welcher heute noch eine Alpweide bezeichnet. Der Name Waira ist bisher nicht gedeutet. Vermutlich handelt es sich um ein romanisches bzw. italienisches Etymon, z. B. das Adj. vair ‘ vaio, screzziato, chiazzato, bigio [grau] ’ (LSI 5, 700), das zu lat. VARIUS ‘ bunt, verschieden, unbeständig ’ zu stellen wäre (F RANCO L URÀ , p. c.). Der Name wäre dann eine elliptische Form mit einem Grundwort wie z. B. Alp o. ä (*Alpa vaira). Ebenfalls in den historischen Belegen findet sich der Name Zwischbergen in lat. Übersetzung (so z. B. 1493 medysmontibus, 1534 Jnter montibus, 1608 medijs montibus). J ORDAN (2006, 319) kennt es als Zwischpäärgu. Der frühere Gemeindename Gondo (auch Ruden, gespr. Rudu) bezieht sich auf einen Ort direkt an der Grenze zu Italien. Gondo (in monte Gundo; cf. W ERLEN 1991, 247, früher deutsch auch Gunt) ist nicht sicher gedeutet. Er wird von J ACCARD (1906, 193) zu bündnerrom. ganda ‘ Geröllhalde, Steinhaufen; Erdrutsch ’ gestellt (RN 2, 159), was sicher nicht zutrifft, da ganda fem. ist. Eher könnte an eine Herleitung von lat. CANTHUS ‘ Rand, Ecke ’ gedacht werden; dieses vorrömische Gattungswort lebt im Bündnerrom. in der Bed. ‘ Stutz, steiles Wegstück ’ weiter und ist auch im Galloromanischen belegt (RN 2, 72; FEW 2, 227). Ruden oder Rudu ist, wie gesagt, ein weiterer Name der früheren Gemeinde Gondo, das schon 1381 belegt ist; offenbar bezog sich der Name damals auch auf eine Alpe, aber auch auf die Gemeinde selbst; J ORDAN (2006, 307) verwendet beide Namen und gibt die Literatur dazu, ohne aber Stellung zu nehmen. In einigen Fällen wird hier Rodanus verwendet (z. B. 1511 der Alpen Rodani, 1622 Rodann), das aber im Kontext als lombardisch gekennzeichnet wird. O LIVIERI (1965, 295) hat dazu keine Deutung, die deswegen nicht möglich ist (cf. HL R UDU ). 53 54 Zwischbergen <?page no="92"?> A Aaber Aaber ‘ aper, schneefrei ’ ist zu schwdt. ā ber ‘ schneefreie Stelle, wo der nackte Erdboden zum Vorschein kommt ’ , ahd. ā par, mhd. ā ber ‘ trocken, sonnig, warm ’ zu stellen. Schwdt. Aberi, Äberi, Äbri, Ē beri, Ē bri f. bezeichnet einen ‘ von Schnee befreiten Erdboden, aber auch den unter noch bleibender Schneedecke erreichbaren Boden ’ (I D . 1, 39 f.; G R W B 1, 31, 72; G RICHTING 1998, 15). Das Lexem kommt zweimal vor, in t Abrahalta ‘ die apere, schneefreie Halde ’ (Ferden) und in t Eeberi Schnittu ‘ der apere, schneefreie Streifen Landes ’ (Gampel). Der kurze Stammvokal in Abrahalta ist wohl auf die Kürzung nach dem sog. Brandstetterschen Gesetz zurückzuführen. Gemeint sind in beiden Fällen Fluren, die früh schneefrei sind. Nicht zu diesem Lexem gehört der FaN A BER in Melchers Abers Claus (Leuk) (cf. HL A RBER (F A N)). Aadi (PN) Aadi ‘ Adi ’ ist die Kurzform eines Personennamens wie Adrian (I D . 1, 90) oder Adolf. Der Name kommt nur einmal vor in ts Aadisch Äbi ‘ der Abhang des Adi / der Leute des Adi ’ (Eggerberg) mit einem vorangestellten Genitiv, der als Plural interpretiert wird (ts Aadisch wird verstanden als die Angehörigen, die Familie des Aadi). Aadrian (PN) Aadrian (PN) ist der Vorname Adrian (der FaN Adrian ist im Oberwallis nicht geläufig). Er erscheint nur einmal in ts Aadriasch Huisin ‘ das kleine Haus des Adrian / der Familie des Adrian ’ (Kippel). Der Genitiv des Personennamens dient als Pluralbezeichnung für die Familie; in den Dörfern mit vielen gleichen Familiennamen werden die Personen nach dem Vornamen des Ältesten oder eines Vorfahrs benannt. Aal Aal ist nur belegt in ts Aalschliechtgi (Reckingen). Weder die Zuordnung zu lat. AQUILA , ahd. aro, mhd. ar ‘ Adler ’ , noch die zu lat. ANGUILLA , ahd./ mhd. âl ‘ Aal ’ (I D . 1, 167) ist sinnvoll. Es handelt sich vermutlich um ein assimiliertes Alt ‘ die alte, kleine Geländeeinbuchtung ’ , wohl zum benachbarten Alt Stafel, eventuell auch zu Alt als ‘ hoch ’ . Die Gwp. stellt es aber zu Aal und bezieht sich auf die Form der Geländeeinbuchtung. Aaldnerru Aaldnerru ‘ die alte Wasserleite ’ kommt nur einmal in Hohtenn vor. Der Name ist schwierig zu deuten. Das Suffix / - ERRA / - ERRU / ist zwar für Wasserleiten geläufig, doch bleibt das Lemma unklar. Das / n/ in Aaldnerru macht eine Deutung als ‘ alt ’ zu schwdt. Adj. alt (I D . 1, 203 ff.) problematisch. Für Wasserleiten wird in frühen Texten mehrfach Altana (Naters, Ried-Brig, Stalden), später auch Altina (Mund) verwendet, zu lat. ALTUS ‘ hoch ’ . Nach R. M ÖLLER (1985) kann dt. alt auch ‘ hochgelegen ’ bedeuten (nach einem Hinweis von E. W ASER , vgl. LUNB 1, 1, 50). Altana wäre dann ‘ die Hochgelegene ’ (cf. HL A LTANA ), zu der hier pleonastisch das / - ERRA / - ERRU / -Suffix hinzukommt: Altána -> Áltina -> Aaltnerra / Aaltnerru. Das ist allerdings spekulativ. Aalese Aalese ‘ Ahle ’ ist einmal als Bestimmungswort in Aalesegrabe ‘ Graben, der einer Ahle gleicht ’ (Binn) belegt. Es ist zu schwdt. Alesne f. ‘ Ahle ’ , ahd. alansa und wdt. Alesa, Alsa (Mattertal), Alussa (Lötschtal) und Alesu ‘ Ahle ’ (I D . 1, 173; G RICHTING 1998, 25) zu stellen (cf. HL A LLESSEN ). Aalter Aalter ‘ ander ’ ist nur als Bestimmungswort belegt. In Zermatt bildet es ein kleines Namensnest mit dem Zentrum Aalterhöüt ‘ das Alter-Haupt ’ ; es scheint hier das andere Haupt zu meinen, dazu dann Aalterchäla und Aalterwaldji. J ULEN ET AL . ( 2 1995, 210) führt allerdings ds Âlter als eigenen Namen auf und deutet ihn als ‘ Hervorragender Bergrücken ’ , ohne dass es dazu eine Quelle gibt. In Naters ist ts Aalterpomatt ‘ das andere Pomatt ’ (cf. HL P OMATT ) belegt. Die Form Aalter schliesst das Adj. aalt ‘ alt ’ eigentlich aus. Es muss sich um ein Adj. aalter handeln, das eventuell zu ald ‘ oder ’ (I D . 1, 187) gestellt werden kann; alder ist ahd. bezeugt und wird von I D . als ursprünglich, dem lat. ALTER ‘ ander ’ entsprechend angesehen (I D . 1, 188). M. H. G RAF (p. c., 4.11.2014) nimmt jedoch eine Reanalyse von alt zu alter an; er erwägt auch kurz Alter ‘ Altar ’ , das u. E. auszuschliessen ist, weil dieses Lexem im Walliserdeutschen nur mit Zweitbetonung belegt ist und nie als Lokalname. M ÖLLER (1985) plädiert für alt im Sinne von lat. ALTUS ‘ hoch, hochgewachsen ’ (nach einem Hinweis von E. W ASER , vgl. LUNB 1, 1, 50). Auch hier ergibt sich das Problem mit der Form Aalter. Aaber 55 56 <?page no="93"?> Aameissa Aameissa ‘ Ameise ’ ist zu schwdt. Ameis(s)e, f. u. ä., wdt. Aameisse, A(a)meissa, A(a)meissu, Pl. Aameisse, Dim. Ameissi, wie nhd. ‘ Ameise ’ , mhd. ā meize und ahd. ā meiza zu stellen. (I D . 1, 216 f.; SDS 6, 229 f. und 232; G RICHTING 1998, 1, 26; Z IMMERMANN 1968, 89). Aameissa tritt in einer Kurzform Ameis und einer Langform Aameissa / Aameissu als Bestimmungswort auf, zusammen mit den Grundwörtern Bodu, Cheer, Haalta, Teiffi, Tola. Gemeint sind verschiedene Geländeformen, in denen es Ameisen oder Ameisenhügel gibt. Ableitungen sind: Ameisser (Ernen, Mühlebach) (so auch laut BENB 1, 1, 26 für Toffen) und Ameisra (auch Ameissi und Ameisnere) (Bratsch); beide bezeichnen Stellen, an denen es Ameisen oder Ameisenhügel hat. Eine alternative Deutung von Aameissu bezieht sich auf den etymologischen Ansatz, wonach das Wort auf mhd. meizen ‘ hauen, schneiden ’ (L EXER 1, 2091) zurückzuführen ist und so eine Rodung bezeichnet. Diese Bedeutung lässt sich wohl angesichts der Häufigkeit von anderen Rodungsnamen kaum halten. Aana Aana ist entweder zum kelt. ana ‘ Sumpf ’ (D ELAMARRE 2003, 43) oder zum dt. Lemma Ane ‘ Grossmutter, Ahne ’ (I D . 1, 247) zu stellen. Unklar ist weiter bei älteren Belegen die Zuordnung zu ‘ Ahne ’ oder zu den PNN ‘ Anna ’ und ‘ Anno ’ (cf. HLL A NNA und A NNO ) (Zer a ᵉ nn ů m (1584, Visperterminen), Anunmatta (1305, Lalden), Anamatta (1307, Raron)). Das Simplex Aana wird sonst nur in Blatten für ein hoch gelegenes Alpgebiet verwendet; nach Auskunft von W. B ELLWALD (p. c.) ist das Gebiet sumpfig. Ausgehend davon bildet sich ein Namennest mit Bach, Boden, Chnubel, Chriz, Firn, Graat, Joch, Loch, Hitta, Schniärä und See als Grundwörtern. Historische Belege zu Aana (Blatten) fehlen leider, die Beschaffenheit der Alp spricht eher für das kelt. ana ‘ Sumpf ’ . Äänär (PN) Äänär ist nur einmal belegt als ts Äänärsch Bodu ‘ der Boden des Enersch ’ (Gampel). Der vorangestellte Genitiv legt einen PN Äänär oder Ernst nahe; es ist nicht klar, ob es sich um einen PN oder einen Übernamen handelt. Das Adjektiv Enerst (I D . 1, 266) ‘ äusserste ’ kommt kaum in Frage, da der Hauptvokal im Walliserdeutschen normalerweise kurz bleibt. Die Konstruktion ts Äänärsch Bodu liesse sich nur verstehen als ‘ der zu äusserst liegende Boden ’ , was sich jedoch ohne den fehlenden Artikel nicht rechtfertigen lässt. Äänitz Äänitz kommt nur in ts Äänitzloch (Betten) vor. Die Gwp. erklärt Äänitz als ‘ Erz ’ und deutet den Namen als ‘ Höhle, wo Erz abgebaut wurde ’ . I D . (1, 496 s. v. Erz) kennt auch Ërez und Ëlez, hat aber keine Form mit / n/ . Unter Enz II gibt I D . (1, 358) die Deutung ‘ Erz, das frisch aus den Minen gekommen ist ’ , aber nur für das Fricktal. Alternativ, aber sehr unsicher, liesse sich ënent ‘ auf der andern Seite ’ (I D . 1, 267) als Grundlage der Konstruktion annehmen; Tilgung des / n/ und die Endung / s/ des Neutrums würden die Form als ts Äänets Loch erklären mit der Deutung ‘ das Loch auf der andern Seite / der Jenseite ’ . Ein PN Äänit ist nicht ganz ausgeschlossen, hätte aber wohl ein {sch} im Genitiv. Aar (Adler) Aar (Adler) m., auch Aaro, Aaru und Aari n. ist zu schwdt. Ar, Are(n), Aro, Aru m. ‘ grosser Raubvogel, Adler, Geier ’ , ahd. aro, arn, mhd. ar(e), arn und wdt. Aari (Mattertal) (I D . 1, 385 und 4, 838; Z IMMERMANN 1968, 89; S ALADIN 1943, 32; G RICHTING 1998, 16) zu stellen. Das Simplex ist als Flurname nicht belegt. Als Bestimmungswort verbindet sich das HL in zweigliedrigen Komposita mit den Grundwörtern Flüö, Gscheis, Näscht, Schipfa, Tschugge, Wald und Wang. Komplexere Belege sind dr Aarenäschtstafel ‘ der Stafel auf dem Adlernest ’ (Ulrichen) und t Arigscheisflüe ‘ die Fluh beim Arigscheis (wo es Exkremente von Adlern hat) ’ (Täsch). Eine Ableitung auf / - ERRA / (nach S ONDEREGGER 1958, 471 f. zu ahd. / - ARRA / ) ist t Aarnärra ‘ der Ort, wo es Adler hat ’ (Kippel). Aar Aar ist in unserem Kontext zum einen ein Alpname im Gebiet des Ursprungs der Aare, zum andern Teil eines Gipfelnamens. Ursprünglich ist es zum Flussnamen Aar oder Aare f. zu stellen, dem *Arura als älteste erschliessbare Form zu Grunde liegt (Näheres bei K RAHE 1963, 318; G REULE 1973, 101 ff.; BENB 1, 1, 40; G ROSSENBACHER K ÜNZLER 1999, 56). Belegt ist das Simplex Aar ‘ die Alpe Aar ’ (1692, Fieschertal), sowie jn der Núdren Ahren ‘ in der Niederen Ar ’ (1604, Oberwald), die Ober Ar (1514 u. später, Obergesteln; 1443 u. später, Oberwald), die vndren Ar (1514, Oberwald; 1514 Obergesteln). Vermutlich befanden sich diese Alpen alle auf dem Gebiet des heutigen Kantons Bern; zwei davon wurden zeitweise von Törbel bestossen. Als Namen von Gipfeln, Jochen und Hütten sind belegt: ts Finschteraarhore ‘ das Finsteraarhorn (Gipfelname, Gipfel oberhalb des Finsteraargletschers) ’ (Bellwald, Fieschteral), ts Finschteraarrothore ‘ das Finsteraarrothorn (Gipfelname nach den roten Felsen beim Finsteraarhorn) ’ (Bellwald, Fieschtertal), t Finschteraar- 57 58 Aar <?page no="94"?> horehitta ‘ die (SAC-)Hütte am Finsteraarhorn (Gipfel oberhalb des Finsteraargletschers) ’ (Fieschertal), ts Oberaarhore ‘ das Oberaarhorn (Gipfelname, oberhalb des Oberaargletschers) ’ (Bellwald, Fieschertal), ts Oberaarjoch ‘ das Joch zwischen Oberaarhorn und Oberaarrothorn ’ (Bellwald, Fieschertal), t Oberaarjochhitta ‘ die (Schutz-)Hütte des SAC beim Oberaarjoch ’ (Fieschertal), ts Oberaarrothore ‘ das Oberaarrothorn (Gipfelname, benannt nach dem roten Fels, beim Oberaargletscher) ’ (Bellwald, Fieschertal, Münster). In unserer Datei nicht belegt ist Oberaarrotjoch ‘ das Oberaarrotjoch (zwischen Nollen und Oberaarrothorn) ’ (LT, Bellwald und Fieschertal). Aarbei Aarbei ‘ Ort, wo es mageres Heu gibt ’ ist wohl zu frpr. Arbi ‘ mageres Heu ’ (G PSR 1, 569; B OSSARD / C HAVAN 2006, 239 s. v. Arbé, Arbey …‘ Foin maigre ’ mit dem Hinweis „ essentiellement Valais “ ) zu stellen. Es kommt in in t Aarbei (Leukerbad) vor; auf der Karte und bei der FLNK als Tarbei, vermutlich mit angefügtem Artikel; auch R. G RICHTING (1993) schreibt Tarbey (Blatt 9, Nr. 54). In einem historischen Beleg heisst es d ’ Arbey (1749, Leukerbad), wobei unklar ist, ob hier eine frz. Präposition de oder der deutsche feminine Artikel gemeint ist. Der lange Vokal der ersten Silbe entspricht der Dehnung vor / r+Kons/ . Der auslautende Diphthong / ei/ hat dazu geführt, es dem HL Arbarey zuzuweisen, doch gibt es sonst keinen Beleg mit dem Ausfall der Silbe -ar-. Äärbis Äärbis ‘ Erbse ’ ist zu schwdt. Erbis f. ‘ Erbse ’ (I D . 1, 419) und wdt. Äärbes, Äärbäs, Äärbis ‘ Erbse ’ (G RICHTING 1998, 15) zu stellen. In FlN dient die Erbse ‘ bildlich … ihrer Kleinheit, teilweise auch ihrer Form wegen zur Bezeichnung geringer Grösse oder Menge ’ . Aus ahd. araweiz, mhd. areweiz, erweiz, erb ī z mit Verhärtung w > b nach r. Als Simplex kommt Äärbis nicht vor; es gibt eine Ableitung Ärbissera ‘ Stück Land mit Erbsen ’ (zu schwdt. Erbsere f. ‘ Stück Land, wo Erbsen angepflanzt sind ’ , I D . 1, 431); das Suffix ist / - ERRA / (S ONDEREGGER 1958, 551). Es kommt in Birgisch (mit Diminutiv), Grengiols, Naters, Simplon und Staldenried vor. In Bratsch wurde die Bildung zu Äärdwässere umgedeutet, doch zeigen die Belege aus dem 18. Jahrhundert deutlich den Typ Ärbissera. Das Simplex wird in den Namen nur als Bestimmungswort verwendet; als Grundwort fehlt es. Die Grundwörter sind Acher, Blatta, Bodo, Egg(a), Fad, Grabu, Loch, Tola, Tschuggu und Wald. Komposita mit Ärbissera als Bestimmungswort enthalten Egg(a) und Tola als Grundwörter. Hohtenn weist mit Ärbissacher, Ärbisblatte, Ärbissgrabu, Ärbissloch und Ärbisswald ein Namennest auf; Ärbiss als Simplex fehlt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass der Erbsen-Acker als Bezugspunkt dient. Aarcha Aarcha f. ‘ Fassungsstelle und Sandfang; Schöpfkasten ’ ist zu wdt. Arche f. < lat. ARCA in der Terminologie der Walliser Wasserleiten zur Bezeichnung der Fassungsstelle und des Sandfangs (E ICHENBERGER 1940, 78; G PSR 1, 580 f.; B ELLWALD / W ÜRTH 2006, passim) zu stellen. Das HL ist dreimal belegt: ts Aarchelti ‘ der kleine Schöpfkasten ’ (Randa), zer Niwwu Aarchu ‘ beim neuen Schöpfkasten ’ (St. Niklaus), t Weraarcha ‘ der Schöpfkasten beim Wehrbau (gegen Überschwemmungen) ’ (Täsch). Die Belege zeigen, dass das HL nicht nur bei Wasserleitungen, sondern generell bei Wasserfassungen verwendet wird. Die Beschränkung auf das Mattertal in den Belegen ist wohl zufällig. Äärd Äärd n., Äärda f. ‘ Erde ’ ist zu schwdt. Erde n f., ahd. erda, mhd. erde ‘ Erde, Welt ’ , in FlN ‘ Erdreich, Erdboden, als Stoff, bes. als Element der Pflanzen, doch auch der Menschen ’ und ‘ Grundstück, Grundbesitz ’ , in diesen Bedeutungen jedoch eher selten und meistens durch Herd vertreten; wdt. Äärda, Äärdä (Goms), Äärdn (Lötschental), Äärdu ‘ Erdreich, Erde ’ (I D . 1, 436 f.; G RICHTING 1998, 16) zu stellen. Das HL kommt nur in wenigen Namen vor. Als Simplex im Singular ist es 1482 in Baltschieder als zem Erd ‘ beim Gebiet mit Erde ’ belegt; die Rede ist von einem Gut des Johannes Hug. Vermutlich ist einfach ein Gut mit Humus gemeint. t Äärda ‘ der Graben mit Erde ’ (Wiler) ist wohl ein Graben mit Erde, also ohne Bach oder Fels. Mit einem Partizip ist Sinkende Erde (LT Saas-Almagell) belegt, eine Übersetzung für das am gleichen Ort belegte t Sickundu Bodme ‘ die sumpfigen Böden ’ (Nr. 33043, Saas-Almagell) für Böden, auf denen man einsinkt (resp. die sumpfig sind). Ein unklarer Beleg von 1531 in Münster hat am Juden Erdt ‘ an der Erde des Juden ’ , was wie ein Genitiv Singular eines PN erscheint; 1601 steht dafür an Guden (? ) Erdt ‘ an der Erde des Guden ’ , wobei das Fragezeichen eine Leseunsicherheit bezeugt. Das Ganze ist deswegen unklar. Als Bestimmungswort kommt das HL in zweigliedrigen Komposita mit folgenden Grundwörtern vor: Bodu, Bruch, Riische und Wang. Gemeint sind hier immer Gebiete mit Erde (Humus) statt Felsen oder Gestein. Komplexer ist uf der Äprichwasserleitu ‘ auf der Wasserleite bei den Erdbrüchen ’ (Zermatt), wo Gwp. meint, die alte Wasserleitung habe viele Erdrutsche verursacht. Aarbei 59 60 <?page no="95"?> Einen Sonderfall stellt das Kompositum vffen Ertrich ‘ auf dem Erdreich ’ (1537, Ernen) dar, das wohl als Beiname zum PN Johnnes Schmitz erscheint. Gemeint ist wohl einfach ein Gut mit Erde (Humus). Eine Ableitung auf - LA / - LU (S ONDEREGGER 1958, 517 f.) als Stellenbezeichnung ist in den beiden Flurnamen der Äärdjustafil ‘ der Stafel beim Gebiet mit Erde ’ und der Äärdjuwald ‘ der Wald beim Äärdjustafil ’ (beide Oberems) enthalten. Vermutlich handelt es sich bei Äärdju (< Äärda + -la / -lu) um einen Alpnamen, der inzwischen abgegangen ist. Die Namen befinden sich heute in einem Wald auf rund 1640 m. Äärez Äärez n. ‘ Erz ’ ist zu schwdt. Ärz, Ē rez, Ärez m. wie nhd. ‘ Erz ’ , wdt. Äärez, Eerez, Ääräz, Ärz ‘ Metall (Eisen, Bronce) ’ (I D . 1, 498; G RICHTING 1998, 16) zu stellen. Der Name wird für das Vorkommen oder die Ausbeutung von Erz verwendet. Als Simplex des Diminutivs ist belegt ts Eerezji ‘ die kleine Erzstelle ’ (Eischoll); hier sei früher eine Mine gewesen. Dazu gesellen sich in Eischoll Erezchriz ‘ das Kreuz im Gebiet Erezji (die kleine Erzstelle) ’ und Ereztreg ‘ die Tröge beim Erezji (die kleine Erzstelle) ’ (beide FLNK, Eischoll) und das nur auf SK belegte Erizkumme ‘ die Chumme (Mulde) beim Eerezji ’ (Ergisch). Die Ableitung Ääreze ‘ die Erzstelle ’ (Glis) auf / - A / , im Plural / - E / (S ONDEREGGER 1958, 511) ist auch namengebend für Äärezhitta ‘ die Hütte bei den Ääreze ’ , Ärezhoru ‘ das Horn bei den Ääreze ’ und Erizeggen ‘ die Ecke bei den Ääreze ’ (alle Glis, letzteres nur SK). Die übrigen Belege enthalten das HL als Bestimmungswort in zweigliedrigen Komposita: der Ääritschgrabe ‘ der Graben mit Erz ’ (Grengiols), t Äärizhitta ‘ die Erzhütte (Hütte der Arbeiter bei der Erzgewinnung oberhalb Heiligkreuz) ’ (Grengiols), der Eritzberg ‘ der Erzberg (Alpe) ’ (1609, Simplon), in alpe de Erysberge ‘ auf der Alpe Erzberg ’ (1397 u. später, Ried-Brig) und Äärezegg ‘ die Ecke mit Erz ’ (FLNK, Termen). Inhaltlich ist zu vergleichen R ÜEGG ET AL . (2017), wo Fundstellen für Magnetit im Binntal und im Simplongebiet untersucht sind. Aarnesch Aarnesch ‘ Adlernest (? ) ’ ist schwierig zu deuten. Belegt ist es als Simplex ts Aarnesch (Hohtenn) und als ts Unner Aarnisch (Fieschertal). In Hohtenn gibt es dazu ein Namennest mit den Grundwörtern Färricha, Rand, Wald und Wäng. Das Lemma lässt sich deuten als Aaru-Näscht ‘ Adlernest ’ (so die Deutung der Gwp. aus Hohtenn zum Beleg ts Aarnescherand) (vgl. I D . 1, 386 zu Ar (Adler) und I D . 4, 836 ss. zu Nëscht (Vogelnest), wobei ein Beleg ohne auslautendes -t fehlt). Ähnlich deutet B ENB (1, 1, 44) das Lemma Arnist vorsichtig als ar-nëst ‘ Adlernest ’ . Zwei Belege mit Äärnetsch (Saas-Almagell) sind auf der LK als Ärnisch ‘ des Ärni ’ verzeichnet; sie dürften zum PN Ärni zu stellen sein (cf. HL Ä RNI (PN)). Aaro Aaro m., auch Aarum, ist zu schwdt. Arm m., ahd. aram, Pl. Ärm, Arme n , Dim. Ärmli, wie nhd. Körperteil ‘ Arm ’ , wdt. Aare und Varianten (I D . 1, 452 f.; BENB 1, 1, 41; G RICHTING 1998, 16) zu stellen. In FlN übertragen für armähnliche Geländeformen. Das Simplex im Singular ist als der Aaro ‘ der Arm ’ (Eisten) belegt für eine Weide, die wie ein Arm gebogen sei. Als Bestimmungswort ist das HL in der Aarumacher ‘ der Acker, der wie ein Arm aussieht ’ (Leukerbad) und Arumbiel ‘ der Hügel, der wie ein Arm aussieht ’ (Raron) belegt. Der Beleg Ze Arumprässchteru ‘ bei den Armbrustern ’ wird von der Gwp. zu Armbrust gestellt (I D . 1, 865 ff.), gehört aber von der Form her eher zum FaN Armbruster (AWWB 17, allerdings dort als Berner Familie bezeichnet) oder zu den Leuten, die eine Armbrust (< afrz. arbalestre < lat. ARCUBALLISTA ‘ Bogenschleuder ’ ) getragen haben. Arm hat hier ursprünglich nicht den Sinn von ‘ Arm ’ , sondern von ‘ Bogen ’ (K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 60). Äärse Äärse f., wohl Plural, kommt nur einmal vor: t Äärse (Saas-Almagell). Laut Gwp. handelt es sich um eine Ziegenweide, die ziemlich felsig und steil ist. Der Bach, an dem sich die Flur befindet, heisst auf LT Almagellerbach, auf 1: 10000 Leebach (nach dem nördlich danebenliegenden Ortsteil Lee). Formal lässt sich der Beleg zu einem Plural Ärse ‘ die hinten liegenden Gebiete ’ zu schwdt. Ars ‘ Arsch ’ und wdt. Aarsch, Äärs (Saastal) ‘ Gesäss, Hinterteil ’ (I D . 1, 466 f.; G RICHTING 1998, 16) stellen. Das HL wird für die hinten liegenden Gebiete metaphorisch verwendet. Ääschig Ääschig m. ist nur einmal in Betten belegt. Historisch (1681 Äschig, 1735, 1756 im Eschig, 1839 auf dem Eschig) fehlt die Länge der Erstsilbe. Unklar ist, ob es sich um eine / - IG / -Ableitung handelt oder nicht, und falls ja, welches Lemma die Ausgangsform bildet. Schwdt. Äscha II ‘ Asche ’ und wdt. Äscha, Äschä (Goms), Äschu ‘ Asche ’ (I D . 1, 565; G RICHTING 1998, 28) geht wegen der Kürze der betonten Silbe kaum; Escha f., Eschä ‘ Goms ’ , Eescha (Lötschtal), Esch m. ‘ Esche ’ hat bei G RICHTING (1998, 73) kein offenes / ä/ ; hingegen hat I D . (1, 568 s. v. Esch I) eine ahd. Form asch m., die bestätigt ist. Es könnte 61 62 Ääschig <?page no="96"?> deswegen sein, dass Ääschig eine / - IG / - Ableitung (S ON- DEREGGER 1958, 503) ist, die zu den singularischen Stellenbezeichnungen gehört. Dann würde der Flurname ‘ der Ort, wo es Eschen hat ’ heissen. Äätli Äätli, bzw. Äärtli ‘ das bebaute Stück Land ’ ist nur in Oberwald belegt. Während FLNK Ärtli hat, notiert M. S. ts Ober und ts Unner Äätli. Die Namen befinden sich jedoch am gleichen Ort. Die Form legt einen Diminutiv nahe. I D . (1, 473 s. v. Art ‘ Pflügung, gepflügtes Land ’ ) kennt den Diminutiv nicht; das fehlende / r/ in den Belegen von M. S. lässt sich aus einer / r/ -Tilgung bei Langvokal erklären. Inhaltlich befindet sich die Flur auf rund 2000 m, wo eine Bebauung möglich, aber nicht wahrscheinlich ist. Gepflügt wurde in diesem Teil des Oberwallis jedoch nicht; Äcker wurden mit der Hacke umgegraben. Das Urner Namenbuch dokumentiert ein historisches Atlibutzen m., gibt dazu jedoch keine Erklärung (URNB 1, 752). Ab Ab ‘ hinunter ’ ist zu schwdt. Adv. ab ‘ hinab, herab, den Abhang hinunter ’ (I D . 1, 29 f.) zu stellen. Da abauch als Verbpartikel (D UDEN G RAMMATIK 7 2005, Nr. 1061, S. 705) verwendet wird, kann es in Verbalsubstantiven des Typs Abbruch, Abschlacht usw. erscheinen; in einigen Fällen auch mit einem Nomen. Belegt sind der Abärg ‘ die steile Alpe (abfallender Berg) ’ (St. Niklaus, LT Abberg, FLNK Abbärg) mit der Bedeutung von Berg als Alpe, dazu gehörend der Abärggletscher ‘ der Gletscher oberhalb des Abärg (steile Alpe) ’ (St. Niklaus; LT u. SK Abberggletscher, FLNK Abbärggletscher); der Ober und Uner Abbode ‘ der obere und der untere Abboden ’ (Mund), wobei wohl der abfallende Boden gemeint ist; t Abbrucheiu ‘ die Abbruch-Eie (Aue im vom Wasser abgebrochenen Gebiet) ’ (Agarn, Leuk), die Aue ist heute von der Kantonsstrasse überbaut; t Abräche ‘ die Anbruchstellen für Lawinen oder Geröll) ’ (Münster, auch FLNK); zer Abschaaltu ‘ bei der Abschaltstelle (Stelle zur Ableitung des Wassers) ’ (Visperterminen) ist zu Abschalte n f. ‘ Abzugskanal ’ (I D . 8, 1710) zu stellen, hier als Schleusenvorrichtung zum Ableiten des Wassers einer Wasserleitung (früher wohl t Niwa ‘ die Neue ’ ), formal abgeleitet vom Verb abschalte n ‘ fliessendes Wasser ablenken, ableiten ’ (I D . 8, 714); mehrfach belegt ist t Abschlacht ‘ die Stelle, wo das Wasser abgeleitet wurde ’ (St. Niklaus und weitere sieben Gemeinden), das zu schwdt. Abschlacht als Flurname und wdt. Abschlacht ‘ Wässern (Beendigung) ’ (I D . 9, 21; G RICHTING 1998, 20; B ELLWALD / W ÜRTH 2006, s. v. Abschlacht) mit erweiterten Grundwörtern wie Matta, Rüüs und Tschugge; Abschlag ‘ der Abschlag (laut Dokument Üewand (Magerwiese)) ’ (1832, Saas-Balen), wohl eine Baumrodung; t Abzweigig ‘ die Abzweigung (Weggabelung) ’ (Grengiols), am Abz ů gs Graben ‘ der Graben, mit dem das Wasser abgezogen wird (wohl Entwässerungsgraben) ’ (1872, Eyholz). Mit attributiven Adjektiven belegt sind zum Grossu Abschutz ‘ bei der grossen Abschuss-Stelle (wo Holz hinuntergelassen wird) ’ (Niedergesteln) mit dem attributiven Adjektiv Gross konstruiertes Abschutz zum Verb abschiesse n ‘ hinabwerfen ’ (I D . 8, 1378, Bed. 2b) und der Gemeine Abrus (Unterems); anders als im I D . (6, 1150) handelt es sich hier um eine Ableitung aus einer Wasserleitung, die der Gemeinde gehört. Das seltsame die Gemeine Abschecht (1731, Zeneggen) wird zu Abschlacht gestellt; es handelt sich laut Dokument um ein Stück Land, von dem unklar ist, ob es zu einer Wasserleitung gehört. Ober Abbodo und Under Abbode ‘ der obere und der untere abfallende Boden ’ (beide EK, Mund) und t Oberi und t Unneri Abschlacht ‘ der obere und der untere Teil der Abschlacht (Stelle, wo das Wasser abgeleitet wird) ’ (Leuk, auch LT) sind weitere Unterscheidungen. Komplexer sind Gmeine Wasserabschlacht ‘ die abgeleitete Wasserleitung, die der Gemeinde gehört ’ (1730, Oberems) und di Gieschsüüeabschlacht ‘ die Stelle, wo die Giesch-Suon (Wasserleitung nach Giesch) abgeleitet wird ’ (Hohtenn). Sichere Belege mit ab als Adverb sind zu finden in zwei voneinander getrennten Namen va Hinnerab ‘ von hinten hinunter ’ (Bratsch, Gampel); gemeint sind Gebiete, die von der jeweiligen Gemeinde aus gesehen unten auf einer Hinterseite gelegen sind. Abäss Abäss ist lebendig als ts Abäss n., historisch als Abbis (1703), beide Ergisch, belegt. Die nächstliegende Erklärung ist ein Pflanzenname, wörtlich ‘ Ab-Biss ’ (die Abgebissene) oder ‘ Ab-Ess ’ (die Abgegessene), genauer die Blutwurz (P OTENTILLA ERECTA , cf. M ARZELL 4, 1014; L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 254, S. 248 - 256 sind weitere Arten von P OTENTILLA aufgeführt). Das I D . (4, 1693 f.) erwähnt Ab-Biss und Tüfels-Ab-Biss als Name für diese Pflanze; belegt auch für das Wallis. In Ermangelung einer besseren Hypothese ist davon auszugehen, dass der Pflanzenname für das ganze Gebiet verwendet wurde. ABC ABC, auch Abetze ‘ ABC ’ , ist belegt in ABC Gufer (Saas- Almagell) und Abetzégufer (Saas-Almagell; LT und FLNK Abc Gufer, SK A B C Guffer); die beiden Benennungen bezeichnen denselben Ort. Der Flurname ist zu ABC zu stellen (I D . 1, 1), dem Anfang des Alfabets im Deutschen. Äätli 63 64 <?page no="97"?> Da schon SK (1879) den Flurnamen enthält, muss die Benennung älter sein. Dennoch ist die Motivation nicht klar: es scheint sich aber um eine grosse Fläche mit Steingeröll zu handeln, das einer ABC-Tafel gleicht, also einer Tafel für Kinder, die schreiben lernen sollen (G R W B 1, 18). Abend Abend ‘ Abend ’ ist im Oberwallis laut SDS 1, 61 in den Formen Aabet, Aabut, Aabu, Aabun, Aabnt und Aabunt vertreten und zu schwdt. Aabend (mit verschiedenen Formen), mhd. âbent, ahd. âpand, âbant, âbunt ‘ eig. der spätere Teil des Tages ’ und wdt. Aabed. Aabäd (Goms), Aabnd (Lötschtal), Aabu oder Aabund ‘ Abend ’ (I D . 1, 34ff.; G R WB 1, 22, 48; G RICHTING 1998, 15) zu stellen. In Flurnamen gibt der Name eine Lage oder eine Richtung an, die Abendseite f. ist die gegen Westen gerichtete Seite eines Berges, Gebäudes (BENB 1, 1, 2; G R WB 1, 26, 18). Als Simplex findet sich nur einmal Abendyn ‘ der kleine Abend ’ (1760, Birgisch), wobei wohl ein westlich gelegenes Gebiet gemeint ist. Als Grundwort erscheint es nur in drei Belegen zu Fiirabend (Visperterminen, Saas-Almagell), wobei die Belege in Saas-Almagell insgesamt Bestimmungswörter zu Loch und Weid sind (siehe LK Fiir). Weitaus am häufigsten (rund 15 Belege) ist Abend als Bestimmungswort zu Abe(nd)weid, Plural Abe(nd)weide. Das Wort bezeichnet eine Weide, die sich meist in der Nähe des Stalls befindet und gegen sieben Uhr abends genutzt wird, auch die Weidefläche, die zur Abendfütterung auf den Alpen benötigt wird (I D . 15, 508; R ÜBEL 1950, 84; S CHMID 1969, 156). Adjektive als Attribute sind in t Gross Aabeweid ‘ die grosse Abendweide ’ (Ernen) und t Beesch Aabeweid ‘ die böse (steile) Abendweide ’ (Oberwald) zu finden. In einigen Fällen kommt ein zusätzliches Bestimmungswort hinzu, das die betreffende Alpe oder den Besitzer angibt, z. B. t Chummabeweid ‘ die Abendweide der Alpe Chumm ’ (Ulrichen) oder Mauren Zschampigen Abentweÿdt ‘ die Abendweide des Moritz Tschampen ’ (1714, Binn), um nur zwei zu nennen. Unklar ist ts Aabuwasser ‘ das Wasser (Bach) im Westen ’ (Unterems). Zweimal erscheint Abubrod ‘ das Abendbrot ’ (hier das Essen zur Abendzeit nach der Arbeit) in Aabundbrodeggilti ‘ die kleine Ecke, bei der das Abendbrot gegessen wurde ’ (Visperterminen) und der Aabundbroodstei ‘ der Stein, bei der das Abendbrot gegessen wurde ’ (Randa). Abendbrot bezeichnet nach I D . ‘ frugales Abendessen, meist aus Brot und Wein, ursprünglich nur aus Brot bestehend ’ (I D . 5, 952). In Saas-Grund, Saas- Almagell und Törbel wird auch die Viehfütterung Morgenbrot n. und Abendbrot n. genannt (R ÜBEL 1950, 84). Nicht ganz klar sind Abenberg (1310, Saas-Balen; 1305 Stalden) ‘ der gegen Westen gelegene Berg ’ (? ) und Abenlende (1304, Bürchen; 1307 Eischoll), von dem unklar ist, ob es überhaupt das HL A BEND enthält und welches der zweite Teil des Namens ist. Zu vermuten ist, dass es eher zu Abländsch ‘ abländisch, abgelegen ’ (I D . 1, 42) zu stellen ist; das ist aber auch unsicher. BENB (1, 1, 3 s. v. Abländschen) macht klar, dass der Ortsname zum frz. avalanche ‘ Lawine ’ gebildet wurde und ursrpünglich nichts mit abländsch zu tun hat. Äbermund (PN) Äbermund ist ein PN, der lebend in Termen als Äbermund (FLNK) und als ts Ober und ts Unner Äbermund ‘ der obere und der untere Teil (des Gutes) des Ebermund ’ belegt ist; der Artikel ts ist hier wohl ursprünglich ein Genitiv. Historisch kommt der Name als im Ebermundt (1711, Mörel) vor. F ÖRSTEMANN (1, 444) kennt Ebermund. Abex Abex ‘ bei der Wiese des Abel ’ ist nur einmal als eys abex (1361, Leukerbad) belegt. Es handelt sich um ein frpr. Wort im Plural, wie die Präposition eys und das / x/ am Ende zeigen; dieses ist schreibsprachlich. Am nächsten kommt dem Flurnamen der Eigenname Abel (G PSR 1, 45; M EYER 1914, 26). Äbi Äbi f. ist zu schwdt. Äbi f. als Name zur Bezeichnung von ‘ Nutzungsland von einer gewissen Lage, Schattenhang ’ (I D . 41 f.; Z INSLI 1984, 556 und 602; LUNB 1, 1, 27) zu stellen. Wahrscheinlich ist der Name durch Weiterbildung des Adverbs ā b- ‘ hinab ’ mit / - I / -Suffix entstanden (zu weiteren Vorschlägen siehe LUNB 1, 1, 27). Wir geben den Namen einfach als ‘ Abhang ’ wieder. Rund 160 Flurnamen sind mit dem HL gebildet; keiner von ihnen befindet sich jedoch im Bezirk Leuk. Soweit Bemerkungen vorliegen, werden schattige, wenig besonnte Stücke Land so benannt; in einigen Fällen scheint der Name zum Adjektiv äbu, äbä (Goms), äbm (Lötschental) ‘ eben (hier: ebenes Stück Land) ’ (G RICHTING 1999, 22) gestellt zu werden, was aber nur für das ähnliche HL Ä BNET (ebenes Stück Land) gilt. Das Simplex im Singular ist lebend als t Äbi (Blitzingen und weitere zwanzig Gemeinden) belegt, Äbi ist in Visperterminen und Eggerberg belegt, sowie in Randa, Saas-Balen und Törbel (je FLNK) und Zermatt (LT). Nur einmal ist ein anderes Genus vertreten: ts Äbi (Visperterminen), wo vermutlich ein Diminutiv angenommen wird. Bei den lebenden Belegen ist in der Äby (Gluringen) selten, aber historisch erscheinen jn der Ebin (1391 u. später, Reckingen) und in der Ebi (1695 u. später, Ausserberg) in verschiedenen Schreibweisen häufig. Selten ist einfaches Ebyn (1307, Stalden und weitere). 65 66 Äbi <?page no="98"?> Das Simplex im Plural erscheint als t Äbinä (Ferden), Äbine (FLNK, EK, Eggerberg), t Äbini (Staldenried) und in den Ebinun (1542, Mund). Hier könnte die Nähe zum Nomen Äbni ‘ Ebene ’ (G RICHTING 1999, 19) eine Rolle spielen. Der Diminutiv im Singular ist als Äbeli (FLNK, Ried- Brig), ts Äbili (Naters, Zwischbergen) und Äbili (FLNK, Randa) belegt. Der Plural fehlt, soweit erkennbar. Attributive Adjektive zum HL sind ts Chlei Äbeli ‘ der kleine Abhang ’ (Randa), (durch) die Dicken Ebin ‘ (durch) den dicken (=dichten) Abhang ’ (1315 u. später, Visperterminen), jn der Jnndren a ᵉ bin ‘ im inneren Abhang ’ (1607, Baltschieder), t Inner Äbi ‘ der innere (taleinwärts liegende) Abhang ’ (Randa), im Lengen Ebilli ‘ im langen kleinen Gut am Abhang ’ (1542, Mund), das Mittel Ebilli ‘ das mittlere kleine Gut am Abhang ’ (1542, Mund), t Ober Äbi ‘ der obere Teil des Abhangs ’ (Embd und weitere sechs Gemeinden, teilweise historisch), t Under Äbi ‘ der untere Teil des Abhanges ’ (Ferden, zwei Belege), Undri Äbi (FLNK u. LT, St. Niklaus), t Unner Äbi (Embd, Staldenried), die Vndren a ᵉ bi ‘ der untere Abhang ’ (1587, Grächen), in der Aúsren Ebi ‘ im äusseren Abhang ’ (1820, Eggerberg), t Wiiss Äbi ‘ der weisse Abhang ’ (Randa), t Wilt Äbi ‘ der wilde (unfruchtbare) Abhang ’ (Baltschieder, St. Niklaus). Vorangestellte Genitive finden sich in ts Aadisch Äbi ‘ der Abhang der Familie des Aadi (Adrian, Adolf) ’ (Eggerberg), Bigsch Äbi ‘ der Abhang des Big / der einer Büchse gleicht ’ (Mund), ts Bobmisch Äbi ‘ der Abhang des Bodmi (Imboden) ’ (Randa), ts Niggisch Äbi ‘ der Abhang des Niggi (Nikolaus) ’ (Visperterminen), ds Saagisch Äbi ‘ der Abhang des Sägers (Berufsbezeichnung oder Übername) ’ (Eggerberg), tsch Schalisch Äbi ‘ der Abhang der Familie Schaller / beim Schali ’ (Eggerberg). Eggerberg ist hier mehrfach vertreten; mit dem Genitiv kann auf den Besitzer Bezug genommen werden. Als Grundwort bildet das HL eine Reihe von zweigliedrigen Komposita: Alberebin ‘ der Abhang mit Alber (Pappeln) ’ (1551, Zermatt), di Baltschiederäbine ‘ die Abhänge, die den Baltschiedern gehören ’ (Eggerberg), di Bladäbi ‘ der Abhang beim Gebiet Blatten (Felsplatte) ’ (St. Niklaus), Blasiäbi ‘ der Abhang im Bereich Blaasi (wo es viel windet) ’ (FLNK, Täsch), di Bockäbi ‘ der Abhang unterhalb der Blockflüe (Fluh, wo Böcke weiden) ’ (St. Niklaus), t Chalberäbi ‘ der Abhang für die Kälber ’ (Zermatt), t Chalchäbini ‘ die Abhänge mit Kalk ’ (Visperterminen), t Findneräbine ‘ die Abhänge, die den Leuten von Finnen (Weiler von Eggerberg) gehören ’ (Eggerberg) und andere mehr. Einmal bildet ein Adjektiv das Bestimmungswort: Mieschigäbi ‘ der Abhang mit Moos ’ (FLNI, St. Niklaus). In zwei Fällen ist unklar, was genau gemeint ist: t Fuggsäbi ‘ der Abhang der Familie Fux / wo es Füchse hat ’ (Eisten), Fuxebi ‘ der Abhang der Familie Fux / wo es Füchse hat ’ (1830, Grächen). Komplexere Belege sind etwa t Kiebobmuäbi ‘ der Abhang bei den Chiebodme (Kühböden) ’ (Randa), t Hobalmuäbi ‘ der Abhang beim Gebiet der Hobalmu (des hohen überhängenden Felsen) ’ (Randa), t Höuschbieläbi ‘ der Abhang beim Ort, wo die Auerhähne ihr Balzspiel aufführen ’ (St. Niklaus) und andere. Als Bestimmungswort tritt das HL, manchmal mit auslautendem / n/ , in zweigliedrigen Komposita mit folgenden Grundwörtern auf: Acher, Bäärg, Bodu, Egg(a), Flüö, Gassa, Haalta, Hee (hooch, heej), Hooru, Licka, Löüb, Matta, Rigg, Rufina, Schluocht, Tola, Tossu, Wäg, Wald und Wasser. Unklar sind der Äb(e)ritz (Blatten, LT Äbriz) mit den dazu gehörenden dr Äb(e)ritzgrad und ts Äb(e) ritzläger, sowie der (e)Reschtinäb(e)ritz (Ferden) und t Chummunäb(e)ritz (Ferden, unklar, wohl Plural). Die Deutung ‘ begraster Bergabhang ’ löst den Namen in die HLL Ä BI und R ITZ auf. Klar ist, dass das inlautende Schwa ein vokalischer r-Vorschlag ist; das Kompositum ist dann als Verbindung von Äb und Ritz zu verstehen. Der erste Bestandteil könnte auch zum Adjektiv äbe ‘ eben ’ passen, doch gibt G RICHTING (1999, 17) äbm für das Lötschental, sodass das HL Ä BI als näher liegend gelten kann. Unklar ist weiter auch das 1861 in Glis belegte Ebla ŭ b Graben; hier könnte es sich auch um eine Kurzform zu Eb-heuwlaub ‘ Efeu ’ (H EDERA HELIX , cf. L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 950) handeln. Das in Reckingen belegte ts Äbilöb ‘ das Laub bei der Äbi (Abhang) ’ (LT Äbilöüb) meint dagegen sicher ein Gebiet namens Löb ‘ Laub ’ bei der Äbi ‘ Abhang ’ . Komplexere Fälle sind etwa ts Ober und ts Unner Bigschäbi Wägilti ‘ der obere und der untere kleine Weg zur Bigschäbi (unklar) ’ (Mund), wo Bigschäbi sowohl ‘ der Abhang des Big ’ wie ‘ der Abhang, der einer Büchse gleicht ’ meinen kann. Eine Ableitung auf / - ERRI / für Wasserleitungen ist in t Äbinerri ‘ die Wasserleitung, die durch die Äbine führt (LT Laldner Suon) ’ (Eggerberg) belegt, die historisch auch für Baltschieder (1549 u. später) bezeugt ist. Abign Abign ist in Greich historisch belegt als in bÿ Abign Grenchenn und Zabigo Grenchen (beide 1570). In beiden Belegen ist Abig enthalten. Es kann sich um einen allerdings nicht belegten FaN Abig handeln, oder um die Leute, die in der Abi (Abhang) wohnen. Weiter kann Grenchen hier für den Gemeindenamen Greich oder für das Appellativ mit der Bedeutung ‘ Kornspeicher ’ stehen. Ohne weitere Belege kann die Deutung nicht gesichert werden. Abign 67 68 <?page no="99"?> Äbnet Äbnet n. ‘ ebenes Land ’ ist zu schwdt. Ebnet, Ebnat, Ebnit m./ n./ f. ‘ flaches Land, Fläche, welche eine Abdachung unterbricht, also in einer relativen Höhe gelegener Ort ’ und wdt. Äbni, Äbmi (Lötschtal) ‘ Ebene ’ (I D . 1, 46, BENB 1, 1, 54 f., S ONDEREGGER 1958, 524; G RICHTING 1998, 19 zum HL Ä BNI ) zu stellen, eine Ableitung zum Adjektiv äbe ‘ eben ’ . Häufig ist eine Assimilation zu Äbmet zu finden, vor allem im Goms; zu unterscheiden ist das Lemma vom ähnlichen Äbi ‘ Abhang ’ , das zum Adverb ab zu stellen ist. Das Goms weist deutlich am meisten Belegstellen (rund 70 von rund 140) auf, gefolgt von Östlich Raron; in den übrigen Bezirken ist die Anzahl gering, aber es sind alle Bezirke vertreten. Das Simplex ist in der geschriebenen Form Ebnet, sonst als Äbmet oder Äbnet, manchmal mit offener unbetonter Silbe, sehr häufig. Plurale vom Typ Äbmete oder Ebneten sind seltener; sie sind wohl als Kollektive ‘ mehrere ebene Stücke Land ’ zu verstehen. Diminutive im Singular sind Äbmeti, Äbmetgi, Äbnetji, Ebmetli (1803, Ernen); der Plural ist nur einmal belegt: t Äbmetjini (Steinhaus). Häufig, vor allem im Goms, findet sich eine relative Lagenangabe vom Typ ts Ober und ts Unner Äbmet; oft neben dem Simplex Äbmet. Selten sind Plurale betroffen, wie Uneräbmete (Blitzingen) oder t Undru Äbnete (Termen). Andere attributive Adjektive sind selten: das Finstere Ebmet (1848, Oberwald), ts Leng Äbmet (Münster), zen Nydren Ebmeten (1406, Blitzingen), ts Still Äbmet (Mühlebach), in das Still=Etmet (1851, Ernen). Komplexer sind die beiden Belege des Jnneren Ebnet Theils (1840, Embd) und des Äússern Ebnet Theils (1840, Embd), beide wohl zu lesen als ‘ (Besitzer) des Teiles des inneren / äusseren Ebnet (ebenes Land) ’ . Als Grundwort verbindet sich Äbnet mit Genitiven oder Bestimmungswörtern wie in t Borteräbmete ‘ die ebenen Grundstücke der Familie Borter ’ (Ulrichen), Elso Ebnet ‘ das Ebnet (ebenes Land) des Elso / der Elsa ’ (1726, Ried-Mörel), im Elsen=Ebnet (1835, Bitsch), in Elsen Ebnet (1734, Mörel), vermutlich alle das gleiche Gut betreffend, ts Fouetschäbmet ‘ das Ebnet des Follet ’ (Bellwald, unklar), inn Geroldigo Ebnet ‘ im ebenen Land der Leute des Gerold / der Familie Gerold ’ (1725, Naters), Gerolds Ebnet ‘ das ebene Land des Gerold ’ (1651, Bitsch, mit späteren Varianten), beide wohl das gleiche Gut betreffend, üf ts Ligsch Äbmetgi ‘ auf dem kleinen ebenen Land / auf dem ebenen Land des Ligg ’ (Münster, unklare Konstruktion), Oyst Ebnette ‘ das ebene Land beim Eist (Schafstall) (1320, Termen, mit späteren Varianten bis 1381). Das Lemma tritt als Bestimmungswort auf, meist zu Grundwörtern, die eine Flur bei einem Äbnet betreffen. Die Grundwörter sind: Acher, Alpa, Bode, Brunne, Gassa, Grabe, Haalte, Matta, Schleif, Stadel, Stutz, Wald und Wase. Komplexere Konstruktionen sind z. B. t Unner Äbmetmatte ‘ die untere Wiese beim Ebnet (ebenes Land) ’ (Reckingen) oder die Ebnetmatta Dirringo ‘ die Wiese beim Ebnet (ebenes Land) der Familie Dirren ’ (1504, Bürchen). Einen Sonderfall stellt die Form ts Ober und ts Un(d)er Abmät (Wiler) dar, ersteres bei FLNK als Obers Äbmät, und das dazugehörige zwischänn Äbmäten ‘ zwischen den Ebnet (ebene Stücke Land) ’ . Die Form Abmät scheint eine idiosynkratische Veränderung des sonst überall belegten Äbmät zu sein. Äbni Äbni f. ist zu schwdt. E(e)bni, Ebeni f. ‘ Fläche, Talgegend ’ , ahd. ëbanî und wdt. Äbni, Äbmi (Lötschental) ‘ Ebene ’ (I D . 1, 46; G RICHTING 1998, 19) zu stellen. Belegt ist das Simplex im Singular nur historisch als in der Ebnÿ ‘ in der Ebene ’ (1700, Eggerberg). Als Grundwort kommt es in t Lochäbni ‘ die Ebene beim Loch ’ (Hohtenn) vor, laut Gwp. früher eine Siedlung. Das HL als Bestimmungswort in zweigliedrigen Komposita haben t Äbniflüe ‘ die ebene Fluh (Gipfelname, FLNK Äbni Flüe, LT Äbeni Flue, SK Ebnefluh) ’ (Fieschertal), t Äbnimatte ‘ die ebene Wiese ’ (Ausserbinn, LT Äbnimatt, SK Ebene Wiesen); am gleichen Ort liegt t Äbnimatta ‘ die ebene Wiese ’ (Ernen). Die übrigen Belege sind komplexer: der Äbneflüegletscher ‘ der Gletscher bei der Äbniflüe (ebene Fluh) ’ (Fieschertal). ts Äbneflüejoch ‘ das Joch bei der Äbniflüe (ebene Fluh) ’ (Fieschertal, SK Ebnefluh Joch) und Äbni Flüefirn ‘ der Firn bei der Äbni Flüe (ebene Fluh) ’ . Zu verwandten Belegen vgl. HL Ä BNET . Abraham (PN) Der Name des alttestamentlichen Abraham (Stammvater Israels) kommt nur einmal vor in ts Aberhamsch Schoos ‘ des Abrahams Schoss ’ (Greich). Gemeint ist hier ein schönes Gebiet, das so sicher und gut aufgehoben ist, wie der arme Lazarus im Schoss des Abraham nach der Erzählung im Lukasevangelium (L K 16, 19 - 31). Äbu Äbu ‘ eben ’ ist als Adjektiv belegt und meint in Flurnamen flache Flächen. Das Adjektiv tritt als lebendes Attribut oder als Bestimmungswort normalerweise mit / ä/ auf; als historisches Attribut oder Bestimmungswort erscheint es mit / e/ . In beiden Fällen ist es als attributives Adjektiv auch mit der Endung / -nd/ belegt. Zu stellen ist 69 70 Äbu <?page no="100"?> es zu schwdt. Adj. eben, ä(ä)ben, ahd. ëpan, mhd. ëben, wie nhd. ‘ eben, geebnet, flach ’ und wdt. äbu, äbä (Goms), äbm (Lötschtal) ‘ eben ’ (I D . 1, 43; G RICHTING 1998, 22)). Bezeugt ist es in lebenden Belegen wie folgt: ts Äbehee ‘ die hochgelegene Ebene ’ (Fieschertal, auch FLNK; FLNK, Ernen; Steinhaus), t Äbelecher ‘ die ebenen Löcher ’ (Binn), Äbuland ‘ das ebene Land ’ (FLNK, Bürchen) ’ , der Äbunacher ‘ der ebene Acker ’ (Unterbäch, auch FLNK; auch Filet und Hohtenn), ts Äbuneggi ‘ die kleine ebene Ecke ’ (Mund), Äbunä Weg ‘ der ebene Weg ’ (FLNK, Erschmatt). Die Form mit / -nd/ erscheint in ts Äbend Bärgji ‘ das ebene, kleine Berggebiet ’ (Binn), der Äbund Stei ‘ der ebene Stein ’ (Mund) und der Äbund Wäg ‘ der ebene Weg ’ (Niedergesteln, FLNK Äbunde Wäg). Die historischen Belege zum Adjektiv enthalten jeweils eben und ebend: Eben Acker ‘ der ebene Acker ’ (1200, Binn), jm Ebennen Acher ‘ im ebenen Acker ’ (1567 u. später, Betten; 1567, Greich; 1570, Mörel), in der Ebenen Bodinen ‘ auf dem ebenen Boden ’ (1844, Naters; der Plural ist unkar), im Ebenen Wald ‘ im ebenen Wald ’ (1701, Gampel), eine Form mit anlautendem / h/ ist wohl romanisch: Hebene Wege ‘ der ebene Weg ’ (1200, Binn). Mit auslautendem / -nd/ erscheinen zum Ebenden Weg ‘ zum ebenen Weg ’ (1771, Hohtenn), zum Ebenden Zuggen ‘ beim Fels mit der Ebene ’ (1540, Embd). Als Bestimmungswort tritt das HL wie folgt auf: Ebenaker ‘ der ebene Acker ’ (1277, Lalden), im Ebenacher ‘ der ebene Acker ’ (1691 u. später, Steg), der Ebenberg ‘ der ebene Berg ’ (1525, Grächen). Eine Ableitung auf / - I / ist die Ebenbergerrj ‘ die Wasserleitung, die vom / zum Ebenberg führt ’ (1634 u. später, Eisten). Eine weitere romanische Form ist wohl illis de Hebeneccen ‘ (von den Leuten von der) Ebenecke ’ (1254, Naters). Mit einem weiteren Adjektiv ist belegt aúff den Obren Ebenhee ‘ auf dem oberen Teil der ebenen Höhe ’ (1680 u. später, Fieschertal) und mit einer Erweiterung die Ebenackerwasserleite ‘ die Wasserleitung vom / zum ebenen Acker ’ (1838, Mörel). Lateinische Formen sind: super planum collem ‘ auf dem ebenen Hügel ’ (1650, Salgesch) und apud planum lapidem ‘ bei dem ebenen Stein ’ (1475, Visp). Beide Belege sind lateinisch und möglicherweise keine Namen, sondern Appellativa. Acher Acher und seine Ableitungen sind sehr häufig (rund 1700 Namen). Zu stellen ist das Lemma zu schwdt. Acher, Acker m., ahd. achar, mhd. acker, Pl. Ächer, Äcker, Achere, Achre, Dim. Ackerli und Ächerli, wie nhd. ‘ Acker, abgegrenztes Stück Pflugland, angepflanztes oder zur Anpflanzung bestimmtes Stück Land, bes. Saatfeld ’ und wdt. Acher, Achär (Goms), Achr (Lötschtal), Achär ‘ Acker ’ (I D . 1, 66 ff.; G RICHTING 1998, 22). Die Häufigkeit von Acher erklärt sich aus dem bäuerlichen Alltag: auf Äckern werden Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Flachs und Hanf und weitere Pflanzen angebaut. M ONHEIM (1955) zeigt übersichtsartig die verschiedenen Systeme der Ackernutzung je nach Höhenstufe und Feuchtigkeit mit Fruchtwechsel (Wintergetreide, Sommergetreide, Gerste und Roggen, Kartoffeln), Brachen und Wechselwirtschaft (Wiesen). Bearbeitet wurden die häufig steilen Äcker von Hand mit der Haue; gepflügt wurde selten. Häufig sind Plurale zu finden, weil die Ackerflächen verschiedenen Besitzern gehörten (teilweise bedingt durch die Realteilung im Erbrecht). Je nach Lage der Gemeinden sind Acher-Namen unterschiedlich häufig. Im Talgrund des Rottens unterhalb von Brig/ Naters, der bis zu Rhonekorrektion Mitte / Ende des 19. Jahrhunderts praktisch Überschwemmungsgebiet war, fehlen solche Namen weitgehend. Als Simplex im Singular wird Acher eher selten gebraucht; häufiger sind Plurale Achra / Achru / Achre, manchmal mit Präpositionen wie Zen oder Uf. Die häufigsten Diminutive sind Acherli und Acherlini (Pl.), die aber selten als Simplizia belegt sind, genau so selten wie die ‘ rückgebildeten ’ Formen Achi und Achini (Pl.) Verglichen mit der Menge der Belege sind beide Typen wenig vertreten. Meistens wird Acher als Grundwort gebraucht; dann entweder mit einem begleitenden Adjektiv (z. B. der Chrumm Acher, der Leng Acher, der Gross Acher) oder als eigentliches Kompositum mit einem Adjektiv wie Chrummacher, Lengacher, Grossacher. Komposita sind im Übrigen sehr zahlreich und bezeichnen den Ort (Hofacher, Hüsacher, Milacher), angebaute Pflanzen (Weizacher, Gärschtacher, Boonacher, Kabisacher, Chleeacher), Geländeeigenschaften (Chummunacher, Schleifacher, Grabunacher, Chiacher), Formen (Schlusselacher, Spitzacher), Besitzer (Chirchunacher, Schitzunacher), benachbarte Gebäude (Stadelacher, Chapilluacher), Wegkreuze oder Kreuzungen (Chrizacher), Bäume (Eschacher (teilweise wohl zu Esch ‘ Saatfeld ’ )), Tannacher, Waldacher, Birchacher, Haselacher), Familien- und Personennamen, manchmal mit Genitivkonstruktionen (Lamjenacher, Lampertsacher, Maartigsch Acher, Perrigo Acher) und Besitzernamen wie Pfaffenacher (wo es unklar ist, ob der FaN Pfaffen oder das Besitztum des Pfarrers oder der Kirche gemeint ist), Rechtstermini (Pfandacher, Pfrüemdacher) und andere. Ganz unklar ist, was jeweils mit Tiernamen wie Fuggsacher, Geissacher, Schafacher, Wolfacher gemeint ist, und im Fall von Rosacher kann oft nicht entschieden werden, ob es um Pferde oder Roossen (Röstplätze für Hanf und Flachs) geht. Wie auch sonst Acher 71 72 <?page no="101"?> üblich, können solche Namen mit Unner oder Ober modifiziert sein, doch in relativ wenigen Fällen. Acher als Bestimmungswort ist sehr selten, am häufigsten ist Achermatta. Es gibt natürlich auch komplexere Namen, in denen Acher vorkommt, etwa Acherstadolwägji (Staldenried), Fuggsgrabuachra (Hohtenn) oder Chapfacherschleif (Visp). Besonders erwähnt seien drei Fälle mit unterschiedlicher Problematik: der Hooschtiunacher (Leuk) (mit Erstbetonung) ist als ‘ der Acker, dessen Ertrag für das Backen von Hostien verwendet wird ’ zu verstehen; das erklärt sich nicht nur aus den Angaben der Gwp., sondern auch aus der Erstbetonung. Die Belege Mälachji ‘ Signal ’ und Ritzumälachji ‘ Signal bei den Ritzen ’ (beide Staldenried und beide auf weit über 2000m) sind nicht zu Acher, sondern zu einem uns bislang unbekannten Mälach ‘ trigonometrisches Signal zur Höhenmessung ’ zu stellen. Schwierig bleibt auch t Weizäggrä (Zwischbergen). Die historischen Belege dazu (1660 weitzakren, 1672 weizachra) legen eine Interpretation als ‘ Acker ’ nahe - wenn aber die lebende Form so stimmt, wie sie notiert wurde (in Einzelfällen hat M. S. velare Fortis statt Affrikata notiert), müsste ein italienischer Einfluss angenommen werden. J ORDAN (2006, 282) notiert aber Weizachra (mit der Bemerkung, dass diese Bezeichung für die spätere Kapelle Sankt Jakob und Anna geläufig war) und Weizacherúawand. Achermann (FaN) Achermann (FaN) ist ein FaN, der in in Achermaas Acher ‘ im Acker der Familie Ackermann ’ (1796, Gampel) belegt ist. Der FaN ist in der Schweiz weit verbreitet; in den FaN des FGA (Forschungsinstitut zur Geschichte der Alpen) ist der Name zweimal notiert. Alt belegt ist jedoch der FaN Amacker (AWWB 7). Die späte Erwähnung in den Quellen deutet auf Achermann hin. Adam (PN) Adam (PN) ist nur 1786 in Birgisch als im Adamlein ‘ im (kleinen Gut) des Adam (PN) ’ (Birgisch) belegt, einem Diminutiv zum PN Adam (I D . 1, 85). Adelese (PN) Adelese (PN) ist nur historisch belegt als Adelese (1320, Törbel) und Adlese Mata ‘ die Wiese der Adelese ’ (13. Jh., Stalden). Der PN ist als Adeliza (B ACH 3 19178b, 55) bekannt; B ACH führt ihn dort mit S CHRÖDER auf eine Kurzform von Adelheid zurück. Diese Kurzform dürfte auch dem PN Adelese zu Grunde liegen. Adelheit (PN) Adelheit ist ein weiblicher PN Adelheit, Adelheid (F ÖRS- TEMANN 1, 169). Er ist zweimal belegt als Adelheyt Rùty ‘ das gerodete Gebiet der Adelheid ’ (1300, Baltschieder) und Adelheyt Rúty ‘ das gerodete Gebiet der Adelheit ’ (1302 u. später, Visp). Die Belege betreffen vermutlich die gleiche Flur. Adelhelm (PN) Adelhelm ist ein männlicher PN Adelhelm (F ÖRSTEMANN 1, 172). Er ist nur belegt in Adelhemsmatton ‘ die Wiese des Adelhelm ’ (13. Jh., Visperterminen). Adil Adil ist nur als Bestimmungswort in t Adiltschugge ‘ die Adil-Felsen ’ (Gampel) und ts Unner Adilwägji ‘ der untere kleine Weg bei den Adil-Tschuggen ’ (Gampel) belegt. Zu vermuten ist, dass Adil hier den Adler meint, vgl. mhd. adel-are ‘ Adler ’ . Sonst ist das HL A DLER oder A AR . Gemeint wären dann Felsen mit Adlern und der untere Weg dorthin. Adler Adler m. ist als Aar, wie schon G R W B (1, 5 s. v. Aar) ausführt, „ des Adlers echter Name “ , während Adler sich aus adel-are entwickelt hat. Im Wallis sind Aro m. oder Ari n. dialektale Ausdrücke (R ÜBEL 1950, 106); Adler deutet auf späte Benennung hin. Das Lemma ist zu schwdt. Adler m. ‘ Lämmergeier; grosser Raubvogel ’ zu stellen (I D . 1, 90; K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 17); G RICHTING (1998, 23) verzeichnet Adler und Ari beim gleichen Wörterbucheintrag. Als Simplex mit Präposition ist belegt bim Adler (Simplon). Es handelt sich um ein 1943/ 1944 erstelltes Mahnmal zur Grenzüberwachung auf dem Simplon während des zweiten Weltkriegs. Das über acht Meter hohe Denkmal wurde vom Berner Erwin Friedrich Baumann, Architekt und Bildhauer, aus Granitblöcken aus der Gondoschlucht erstellt. In weiteren Namen ist Adler Bestimmungswort, so in Zermatt beim Namennest Adlerhore, Adlergletscher und Adlerpass (dieser auch Saas-Almagell). Die Adlerflüe (Oberems, Turtmann) und die Adlerspitza (Niedergesteln) sind hochgelegene Flühe und Felsspitzen. In Turtmann ist historisch auf Latein 1417 von einem Ort in prato de aquilla die Rede, was sich übersetzen lässt als ‘ die Adlerwiese ’ , obwohl unklar ist, ob der Name wirklich deutsch oder doch romanisch ist; im frühen 15. Jahrhundert ist Turtmann vermutlich deutsch, kann aber auch zweisprachig gewesen sein. 73 74 Adler <?page no="102"?> Ado Ado ist als der Ado (Ried-Brig) belegt. Die historischen Belege haben 1650 und 1702 im Aden, 1723 úfm Adún, 1744 am Aden, 1796 aúf dem Aden. FLNK Ado und LT Ado zeigen ein Gebiet nördlich von Brey. Der Flurname im Ade ist in Altstätten (SG) belegt ( WWW . ORTSNAMEN . CH s. v. ade), allerdings ohne Deutung. Vermutlich liegt den beiden Flurnamen ein PN wie Adam zu Grunde. Allerdings wird nicht ein Genitiv wie in ts Aadisch Äbi ‘ der Abhang des Familie des Aadi (Adrian, Adolf) ’ (Brig) verwendet, sondern der Name von Land, das dem Adam gehörte. Die Deutung ist aber unsicher. Adolf (PN) Adolf (PN) ist zum Taufnamen Adolf (I D . 12, 1731 s. v. Dolf) zu stellen. Belegt ist nur ein vorangestellter Genitiv in ts Adolfsch Matta ‘ die Wiese des Adolf ’ (Baltschieder). Der Besitzer oder Nutzer der Wiese ist nicht bekannt. F ÖRSTEMANN (1, 1640 ff.) kennt mehrere PNN, die zu Adolf gehören. Affolter Affolter m. ist zu schwdt. Affolter m., ahd. apfoltera f., mhd. apfalter, affalter m. ‘ Apfelbaum ’ , jetzt nur noch als Orts- und Familienname (I D . 1, 106) zu stellen. Belegt ist es nur noch historisch als jm Affolter ‘ im Gebiet mit Apfelbäumen ’ (1569, Staldenried), in der Affoltro ‘ im Gebiet mit Apfelbäumen ’ (1753, Feschel, später Plural), Affoltern ‘ das Gebiet mit Apfelbäumen ’ (1547, Blitzingen), von der Affoltern ‘ vom Gebiet mit Apfelbäumen ’ (1580, u. später, Glis), die Affoltra ‘ das Gebiet mit Apfelbäumen ’ (1448 u. später, Naters), in der Affoltron ‘ im Gebiet mit Apfelbäumen ’ (1399 u. später, Ried-Brig), die Affoltra ‘ das Gebiet mit Apfelbäumen ’ (1475 u. später, St. Niklaus). Komplexer ist Affolger Matte ‘ die Wiese im Gebiet mit den Apfelbäumen ’ (1857, Ried-Brig) (bei Affolger handelt es sich wohl um einen verschriebenen Beleg). Einen Diminutiv findet man in das Ober únd Únder Affolterli ‘ das obere und das untere kleine Gebiet mit Apfelbäumen ’ (1796, Ried-Brig). Affreton Affreton ist nur belegt als jn der Affreton Matton (1345, Gampel). Es handelt sich um ein attributives Adjektiv, das wahrscheinlich zum Adjektiv after ‘ der / die / das hintere ’ (I D . 1, 124; Genera von IW.) zu stellen ist. Ein auslautendes / t/ ist laut Anmerkung im I D . „ angeschweisst “ . Der Beleg meint wohl einfach ‘ in der hinteren Wiese ’ . Äfnet Äfnet ‘ flaches Land ’ ist unklar, selbst das Genus kann sowohl f. wie n. sein. Belegt ist das HL nur in t Schipfäfnet (Hohtenn), wobei die phonetischen Form tsch Schipfäfnet lautet, also eher ein Neutrum meint. Der erste, nebenbetonte Teil des Kompositums ist das HL S CHIPFA ‘ überhängender Fels ’ ; der zweite, hauptbetonte Teil ist Äfnet. Die Endung / - ET / lässt sich zum ahd. / - ÔDI / , / - ÔTI / (S ONDEREGGER 1958, 524) stellen, wohl zu ëban ‘ eben ’ , also insgesamt Ebnet ‘ flaches Land ’ (I D . 1, 46). Der Wechsel von / b/ zu / f/ ist nicht unmöglich (vgl. Schwebel vs. Schwefel, I D . 9, 1725), aber im Wallis u. E. kaum belegt. In der Beschreibung wird es als „ Allmein, Felsen “ beschrieben; das dürfte der Deutung ‘ flaches Land beim überhängenden Felsen ’ entsprechen. After After Adj. ‘ hinter ’ ist zum schwdt. Adj. after ‘ nachfolgend, nachherig; der andere, hintere ’ , ahd. aftar, mhd. after (I D . 1, 124) zu stellen und im I D . für das Wallis belegt. W IPF (1910, 62) kennt after zeitlich als ‘ später ’ und als Präposition ‘ durch ’ ; R ÜBEL (1950, 20) als Adjektiv ‘ hinter ’ . Z INSLI (1984, 423) nennt für Gressoney einen Beleg After Yaz ‘ der hintere Jatz (Lageplatz für das Vieh) ’ aus dem 18. Jahrhundert, allerdings ohne Deutung. Das Nomen After wird in G R W B (1, 185) als After m. ‘ Podex (Hintern) ’ und After n. ‘ der hinterbleibende, schlechtere Teil ’ unterschieden, ist aber im I D . nicht erwähnt. Das in Grengiols mehrfach belegte After f. ‘ die After (Gebiet hinter dem Dorf) ’ , auch Tafter, ist in keinem Wörterbuch belegt; zu vermuten ist, dass hier ein feminines Nomen wie z. B. Matte erspart wurde. Aus lautlichen Gründen werden alle Belege unter dem HL A FTER (mit Ausnahme des HL A FFRETON ) aufgeführt. Als attributives Adjektiv erscheint After vor allem mit dem Nomen Matta ‘ die hintere Wiese ’ , beide mit Variationen in acht Belegen. Weitere Nomina sind: Bach, Fad, Langgse, Mittag, Tanna, Wald; Komposita: Weizacher, Mannmahd. Das Adjektiv ist vor allem im Bezirk Visp belegt; gänzlich fehlt es aber nur im Bezirk Leuk. Am Affter (1763, Mörel) meint wohl einen hinteren Teil des Dorfes; eventuell auch eine Geländeform, die sonst als Arsch erscheint. Neben After f. und Tafter f. (Grengiols), letzteres mit agglutiniertem Artikel, finden sich am gleichen Ort die Affter (1668) ‘ die Wasserleitung zum Gebiet After ’ , der Afterwald ‘ der Wald beim Gebiet After (hinter dem Dorf) ’ und in der Fodren After ‘ im vorderen Teil des Gebietes After (hinter dem Dorf) ’ (1773). Ado 75 76 <?page no="103"?> Agarn Agarn, dial. Agaaru, ist der Name einer Gemeinde im Bezirk Leuk südlich von Leuk selbst auf der linken Seite des Rotten. Der Gemeindename Agarn ist ein dt. Exonym für dial. Ayer, und die historischen Schreibweisen zeigen, dass sich die frpr. Form Aert/ Ayert regelmässig entwickelt hat. J ACCARD (1903, 115 und 1906, 22) führt den Namen auf lat. ACER ‘ Ahorn, Ahornbaum ’ zurück, G PSR (2, 174 f.) und H UBSCHMIED (1933b, 263 f.) leiten ihn von kelt. *akarno ‘ Ahorn ’ ab. Obwohl J ACCARD die Bedeutung des Namens richtig interpretiert hat, kann er von der Form her aus phonetischen Gründen nicht auf lat. ACER zurückgeführt werden, sondern auf die kelt. Grundform *akarno- oder *akaros. Ein von M EYER (1930, 18) vermutetes ahd. Wort agierida, mhd. egerde ‘ unbebautes, ungepflügtes Land ’ kann dem Namen nicht zugrunde liegen. Problematischer ist die Erklärung der heutigen Form mit [g] und deutscher Kasusendung. Die Entwicklung der Lautgruppe [aka] zu [aga] > [ag j a] > [aja] wird ins 5. Jh. angesetzt; da die Alemannen jedoch erst im 8./ 9. Jh. ins Oberwallis einwanderten, meinen K RISTOL ET . AL (2005, 77), dass die Lautung [aga/ ag j a] im Afrpr. des Oberwallis bis in diese Periode erhalten blieb. Als Adjektiv, resp. früherer Genitiv Plural ist der Name auch in der Agarnerwald ‘ der Wald oberhalb Agarn ’ (Agarn, Turtmann) belegt, heute in Besitz von Turtmann. Agassiz (FaN) Der FaN Agassiz bezieht sich auf Louis Agassiz (1807 - 1873), nach dem ts Agassihore und ts Agassijoch (beide Fieschertal) benannt sind; die Benennung ist bei D ESOR (1844, 161 f.) (nach W ERLEN 2008, 580) verzeichnet. L. Agassiz war unter anderem Begründer der eiszeitlichen Gletschertheorie und Pionier der Glaziologie (http: / / www.hls-dhs-dss.ch/ de/ articles/ 015920/ 2018-03- 23/ [iw.09.11.2020]). Ägene Ägene ist der Name eines Baches und eines Tals südöstlich von Ulrichen Richtung Nufenenpass. Die ältesten Belege finden sich zur Alpe Ägene, die 1240 als Ayguelina / Ay`guelina belegt ist. Weitere Belege sind: 1327 Egglina, 1391 Eglina, 1395 Egly`nun usw. Belegt ist als Simplex t Ägene (Ulrichen, LT Ägene, SK Eginen Bach, FLNK Ägene). Die historischen Belege für den Bach sind 1653 aquam vallis dictam Eginen ‘ das Talwasser, das Ägene heisst ’ , 1686 an die Eggena, 1686 beÿ der Egenen, 1707 Eginenwasser, 1774 von dem Flúss Egena. Das Tal ist als ts Ägenetal (Ulrichen, LT Ägenetal, SK Eginen Thal) bezeugt. Diese Formen sind wohl zu lat. AQUA ‘ Wasser, Bach ’ zu stellen. Im Goms liegt sicher keine jüngere patois-Form vor, die laut G PSR (6, 2b ff.) inlautendes -wergeben hätte, sondern eine ältere Form mit inlautendem -g- (H AFNER 1955, 163; FEW 25, 63ss.). Die ältesten historischen Belege weisen darauf hin, dass ursprünglich wohl eine doppelte Ableitung vom Typ aqualina ‘ der kleine Bach ’ vorliegt, die später als aquina zu Ägene wurde. Neben dem Flussnamen sind belegt: t Reckiger Ägene ‘ die zu Reckingen gehörende Alpe Ägene ’ , t Üerlicher Ägene ‘ die zu Ulrichen gehörende Alpe Ägene ’ (beide Ulrichen), der Ägenegrad ‘ der Grat am Brudelhorn Richtung Ägene ’ (Geschinen, Münster, Ulrichen), der Ägenespitz ‘ spitzes Stück Land bei der Einmündung der Ägene in den Rotten ’ (Ulrichen). Unsicher ist ein Beleg von 1626 in Oberwald, wo die Rede von Marchen (Grenzzeichen) ist und es heisst harwerdts … dem Thall vnd Wasser Eginen (1626). Es handelt sich offenbar um die Abgrenzung der zu Oberwald gehörenden Alpe auf dem Blasen in Richtung Ägenental. Äger (FaN) Äger ist wohl zum FaN In Ager, In-Ager, Nager zu stellen (AWWB 180) (cf. HL N AGER ). Belege vom Typ Ager sind ebenfalls erfasst. Die neun Belege enthalten zwei Simplizia: jn Egren ‘ im Gebiet der Familie Äger ’ (1791, Ernen) und den Diminutiv im Egeri ‘ im kleinen Gebiet der Familie Äger ’ (1815, Guttet). Unklar ist in alpe Agerun ‘ in der Alpe der Familie Äger ’ (1548 u. später, 1856 von der Gären, Oberwald), wozu es frühe historische Belege vom Typ de Ago ᵉ rn (1397 u. später, Oberwald) gibt, die zum heutigen Geeretal gehören. Die übrigen Belege enthalten Äger als Bestimmungswort oder im Genitiv als Ägersch: der Agerbiel ‘ der Hügel der Familie Ager ’ (Bitsch), Eger Spitz ‘ der spitze (Acker) der Familie Äger ’ (1821, Selkingen), der Ägerbiel ‘ der Hügel der Familie Äger ’ (Simplon), im Egersteg ‘ im Gebiete des Steges der Familie Äger ’ (1857, Simplon), t Ägerblatte ‘ die Felsplatten der Familie Äger ’ (Naters) und ts Ägersch Gade ‘ der Gaden der Familie Äger ’ (Ritzingen). Alternativ liesse sich Eger ‘ Berggelb ’ (I D . 1, 143) heranziehen, doch ist das Wort nur für das St. Galler Stiftsarchiv belegt. Ägerta Ägerta f. ‘ Brachland ’ ist zu schwdt. Ägerte, Egerde zu stellen: ‘ Stück Land, welches, nachdem es ausgereutet und meistens eine Zeit lang als Acker bebaut war, etwa wegen allzu steinigen Grundes, unfruchtbarer oder entfernter Lage in Wiese, Weide oder sogar wieder in Wald verwandelt worden; Brachland ’ (I D . 1, 129 f.), mhd. egerde, egerte, gerte, egde. Die Herkunft dieses weit verbreiteten Namens ist nicht geklärt (G R W B 3, 34, 25; BENB 1, 1; 58 ff.; Z INSLI 1984, 556). G RICHTING (1998, 24) kennt Ägerta, Ägärta, Ägärtu nur als „ Halde (sonnen- 77 78 Ägerta <?page no="104"?> reich) “ . C. S CHMID (1969, 92) nennt sie „ brachliegende Äckerlein “ . In den Deutungen wird „ Brachland “ verwendet, auch wenn das Land inzwischen umgenutzt wurde; der Plural wird als „ die Stücke Brachland “ gedeutet, mit einer kollektiven Lesart. Weitaus die meisten der rund 200 Flurnamen sind Simplizia im Singular (Ägerta und Varianten) oder im Plural (Ägerte und Varianten), sowie Diminutive im Singular wie Ägerti, Ägertji oder im Plural Ägertjini. Nur einmal ist die Form Ägreta (Bellwald) belegt. In älteren Texten erscheinen häufig die Formen Egerda und Egerden für das Simplex, Egerdgi, Egerdlin und weitere für Diminutive. Alle Belege können auch mit einer Präposition wie an, auf, in, bei, zu erscheinen. Mit agglutiniertem Artikel ist wohl zer Tägerte ‘ beim Brachland ’ (Obergesteln) zu verstehen. Unsicher ist weiter der Beleg in der Hasol Eggerstun (1678, Embd), wo eventuell das Wort für die Elster (Agelstere, I D . 1, 125) versteckt sein könnte, das aber sonst nie in den Flurnamen erscheint. Adjektivische Attributbildungen sind in der Allten Egerten (1824, Bellwald), in der Kalten Egerten (1709, Visperterminen), D ů nchl ů n Egordon ‘ das dunkle Brachland ’ (1388, Glis), di Gaalt Ägerta ‘ das unfruchtbare Brachland ’ (Törbel), die Gemeine Egerden ‘ das Brachland, das der Gemeinde gehört ’ (1693, Gampel), in den Kleinen Egerden (1856, Guttet), in der Kr ů mmen Ägertten (1637, Obergesteln), aúff die Lenge Eggerden (1687, Raron; dazu vier weitere Belege in Embd, Grächen, Simplon und Staldenried), die Letz Egerda ‘ das Brachland auf der Schattenseite ’ (1680, Zwischbergen), t Leidu Ägerde ‘ die schlechten Stücke Brachland ’ (Hohtenn, dazu Niedergesteln und Steg), aúf der Niwen Eggerten (1783, Eischoll, älter auch in Mund), t Spitz Ägreta (Bellwald) und jn den Tieffen Egerden (1596, Turtmann). Relative Lagen werden - wie üblich - mit Ober und Unner konstruiert, einmal mit Voder ‘ vordere ’ . Eher ungewöhnlich ist in Ergisch die Trias t Endruschtu Ägerde ‘ die am weitesten entfernten Stücke Brachland ’ , t Mittluschtu Ägerde und t Undruschtu Ägerde. Eigentliche Komposita zum Grundwort Ägerta sind selten. Genitive bezeichnen Nutzer oder Besitzer: in Bilgischeren Egerden ‘ im Brachland der Familie Bilgischer ’ (1695, Stalden), Hassens Egerda ‘ das Brachland der Familie Haas ’ (1448, Zermatt), in Maners Eggerden ‘ im Brachland der Leute von St. German ’ (1721, Raron) Perris Egerden ‘ das Brachland der Familie Perri / des Perri (Peter? ) ’ (1603, Steg), und Peter Lochers Egerden (1540 - 1558, Erschmatt und Feschel). Andere Nutzungsformen werden genannt: t Acherägerda (Raron), di Biinuägerde ‘ die Stücke Brachland beim Pflanzplatz ’ (Hohtenn), Haber Eggerda ‘ das Brachland mit Hafer ’ (1505, Eischoll), in der Kries Egerten ‘ im Brachland mit Kirschbäumen ’ (1824, Bellwald), weitere Bäume wie zur Than=Eggerden ‘ beim Brachland mit Tannen ’ (1866, Oberems), in der Örill Egerden ‘ im Brachland mit Erlen ’ (1786, Eischoll) oder das schon erwähnte, unsichere in der Hasol Eggerstun (1678, Embd) und Tetzeggerten (1868, Birgisch) mit falsch agglutiniertem Artikel: ‘ das Brachland, das der Viehweide (Etzweide) dient ’ . Unklar sind t Chrizägerte ‘ das Brachland beim Kreuz ’ (Grächen, auch Embd und St. Niklaus, je historisch), sowie aúff der Schmitten Egerden (1733, Eischoll) und aúff den Schützen=Eggerden (1850, Eischoll), wo im ersten Fall eine Schmiede, ein Schmied oder die Familie Schmid gemeint sein kann, im zweiten Fall wohl das Eigentum der Schützengilde. Nur historisch belegt ist Ko ᵘ fegerda ‘ das gekaufte Brachland ’ (1383, Ried-Brig). Weitere Flurnamen sind au ᵕ ff der Bächin Egerde (1861, Bürchen), in der Bachtolen Egerden (1835, Niedergesteln), in der Blat Egerden (1786, Bürchen), t Brandägerta (Blitzingen) und in der Telschegerden (1743, Betten und später), wobei hier Teltsch unklar ist. Etwas seltsam mutet auch Deischägerta (Betten) an, befindet sich Deisch doch deutlich östlicher - es könnte sich also um Brachland im Besitz von Leuten aus Deisch handeln. Ganz unsicher schliesslich ist Viregerda (1398, Ried-Brig), wo eventuell das Präverb Fir- ‘ Vor ’ (Id. 1, 952 ff.) belegt ist, also wohl ‘ das Vor-Brachland ’ , gemeint könnte das Land sein, das später zum Brachland wurde. Als Bestimmungswort ist Ägerte selten belegt. Grundwörter sind Acher, Bode, Bord, Gassa, Hüs, Matta, Schiir, Schlüocht, Wäg Wasserleita und Wildi. Die insgesamt nicht seltenen Ägerta-Namen deuten darauf hin, dass Grundstücke mit wechselnder Nutzung vorhanden waren; die spätere Entwicklung des Wortes zu ‘ Halde ’ bei G RICHTING würde sich auf die eher steilen Grundstücke beziehen, die nicht mehr beackert wurden. Agnun (PN) Agnun ist nur belegt in Agnun Stuckin ‘ das kleine abgeteilte Stück Land des Agno / der Agna ’ (1299, Raron). Es handelt sich wohl um einen PN im Genitiv. F ÖRSTEMANN (1, 36 ff.) gibt unter A GIN eine Reihe von ähnlichen PNN, etwa Agno oder Agin. Agsch Agsch f. ‘ Axt ’ ist nur einmal belegt in im Breitagschi ‘ in der kleinen Breitaxt (Geländeform) ’ (Visperterminen). Das HL ist zu schwdt. Ax, Agsch, Äx, Ägsch, Achs, Ächs f. ‘ Axt ’ , mhd. ackse, aks, ax, ahd. ackus zum wdt. Aggscht, Aggschi ‘ Axt ’ (I D . 1, 617 ff.; G RICHTING 1998, 24) zu stellen. Die formale Diminutivform Agschi n. dient auch generell der Benennung des Werkzeugs. Das Gelände wurde Agnun (PN) 79 80 <?page no="105"?> Breitaxt ‘ Axt mit breiter Schneide und kurzem Stiel zum glatt hauen des schon einmal behauenen Balkenholzes ’ (I D . 1, 616) genannt, weil seine Form der des Werkzeugs ähnelt. Agten (FaN) Agten (FaN) ist nur einmal belegt jn Agttún Garttun ‘ im Garten der Familie Agten ’ (1595, Betten). Es handelt sich um den FaN Agten, Agtun, Akten (AWWB 3), der ursprünglich in Lax und Grengiols belegt ist. Ob die Belege aus dem Goms unter Atti hieher gehören, ist unklar. Am ehesten hieher gehört des Atten Felt ‘ das Feld des Vaters / der Familie Agten ’ (1528, Ernen), wo eine Assimilation von / gt/ zu / tt/ vorliegen kann. Ahore Ahore ‘ Ahorn ’ ist zu schwdt. Ahorn, amhd. ahorn aus lat. ACERNUS ‘ Ahorn ’ (I D . 1, 161; K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 23 ist unsicher, ob Ahorn ein Erbwort oder ein Fremdwort ist) zu stellen. Zu der Form mit Nasal Anhorn siehe S ONDEREGGER (1958, 11). Die Form mit langem / o/ und getilgtem / n/ wird gleich behandelt wie das hdt. Horn, wdt. Hoore / Hooru. Das Genus ist, sofern erkennbar, das Neutrum; es geht also um ein Kollektiv, das als ‘ Ahorngehölz ’ wiedergegeben wird. Der Ahorn wird auch als Massholter(baum) bezeichnet (cf. HL M ASSHOLTER ). Beim Diminutiv ts Ahori, ts Ahorili oder ts Ahornli ist nicht klar, ob ein kleiner Ahorn oder ein kleines Ahorngehölz gemeint ist. Öfters ist notiert, dass die Gwp. am Ort mit diesem Namen keine Ahorne mehr kennen; manchmal deuten sie den Namen auch als ‘ am Horn ’ . Zu vermuten ist, dass es am so benannten Ort früher Ahornbäume oder -sträucher gab. Das Simplex im Singular ist als ts Ahore ‘ das Ahorngehölz ’ (Ausserbinn und fünf weitere Gemeinden), bim Ahore ‘ beim Ahorngehölz ’ (Binn), am Ahoren (1482, Visp), im Ahoren (1718, Obergesteln; 1307 u. später, Unterems), an den Ahorn ‘ an den Ahorn ’ (1733, Ried- Mörel), jm Ahorn (1634, Ausserberg), am Anhoren (1661 u. später, Stalden), imm Ahornä (Ferden), ts Ahorne (Oberems), am Ahorne (1463, Raron), an Ahornen (1530, Leuk) und ts Ahoru (Eisten, Naters, Ried-Brig) belegt. Der Diminutiv erscheint als ts Ahori (Zwischbergen und drei weitere Gemeinden), das Ahorilli (1542, Mund), ts Ahorli (Visperterminen, zweimal), im Ahorli (1820, Eggerberg), ts Ahorni (Oberwald). Der Plural ist nur einmal belegt als aúff den Anhorlinen ‘ auf den kleinen Gebieten mit Ahornen ’ (1771, Staldenried). Mit attributiven Adjektiven in zweigliedrigen Konstruktionen sind belegt: im Ändru Ahorne ‘ im jenseitigen Ahorngehölz (Weiler von Oberems) ’ (Oberems), ts Ober und ts Unner Ahorne ‘ im oberen und im unteren Teil des Ahorngehölzes ’ (Oberems), ts Ober Ahoru ‘ der obere Teil des Ahorngehölzes ’ (Eisten), am Vndren Ahoren ‘ am unteren Teil des Ahorngehölzes ’ (1619, Eisten), am Obren Anhoren ‘ am Oberen Ahorngehölz ’ (Ergisch). Als Bestimmungswort tritt das HL in zweigliedrigen Komposita mit folgenden Grundwörtern auf: Balma, Bach, Bodu, Brunnu, Fad, Lee, Loch, Schluocht, Stafel, Tschugge, Wäg und Wald. Komplexer ist an Ahornern Bachtela ‘ an der Wasserrinne im Weiler Ahorn ’ (1550, Naters), das wohl einen Genitiv Plural enthält. Das gilt auch für Ahornerro Gu ᵉ ter ‘ die Güter der Leute von Ahorn (Weiler von Naters) ’ (1383, Naters) und Ahornerro Len ‘ das Lehen der Leute von Ahorn (Weiler von Naters) ’ (1383, Naters). Attributive Adjektive enthalten t Chlei Ahoruschlüocht ‘ die kleine Geländeeinbuchtung bei Ahorn ’ (Glis) und di Gross Ahoruschüocht ‘ die grosse Geländeeinbuchtung bei Ahorn ’ (Glis). In einigen wenigen Fällen ist ein Bezug zum FaN Imahorn, Im Ahorn, Im Ahoren (AWWB 128) nicht ausgeschlossen. Äich Äich m. ‘ Butter ’ ist zu schwdt. Anke n , Angge, Ache, Ahe, Auche, Auhe, Aiche, Auhin m. allgemein ‘ Butter ’ , mhd. anke, ahd. ancho und wdt. Aiche, Äiche (Goms), Öücha u. Anka (Mattertal), Äichu (Saastal), Aichn (Lötschental), Aichu (I D . 1, 341 ff.; W ERLEN 1977, 203 f., 247; S TALDER 1994, 18; G RICHTING 1998, 24; zu den lautlichen Formen siehe R ÜBEL 1950, 6) zu stellen. Das HL erscheint nur als Bestimmungswort. Neben dem isolierten dr Aichicheer ‘ der Aichi-Cheer (Wegkehre mit Butter? Unklare Motivation) ’ (Ferden) (laut Gwp. sei dort verschüttete Milch gefroren gewesen, wie reine Butter) sind die Typen t Aichballa ‘ Fels, der einem Butterballen gleicht ’ (Naters, Saas-Almagell, Saas-Grund), in Glis 1542 als die Anckballa bezeugt (alle zu I D . 4, 1149). Komplexer ist t Äichballurufina ‘ das Rutschgebiet, das einem Butterballen gleicht ’ (Ried-Brig). Vermutlich ist nirgends einer der im I D . erwähnten Pflanzennamen gemeint, z. B. C ALTHA PALUSTRIS ‘ Sumpfdotterblume ’ . Zweimal belegt ist weiter der Aichchibjigrabo ‘ der Graben, der aussieht wie ein Butterfass ’ (Naters), auch der Äichchibjigrabo ‘ der Graben, der aussieht wie ein Butterfass ’ (Visperterminen) zu schwdt. Ankechübel ‘ Butterfass ’ (I D . 3, 112 f.). Aisser Aisser kommt nur 1725 als im Aisser Moott ‘ im äusseren Mott (Morast) ’ (Leuk) vor. Vermutlich liegt eine Entrundung von Äusser vor, wobei eine hyperkorrekte Form entsteht, die dialektal Üsser heissen müsste (I D . 1, 582 f.; G RICHTING 1998, 216). Ein Zusammenhang mit der unsicheren Lesart in dem Wissermolt (Aissermolt? ) (1736, Guttet) ist möglich, aber nicht klar. 81 82 Aisser <?page no="106"?> Alaliin Ala ’ liin ist ein schwer deutbarer Name, der die Phantasie der Namendeuter beflügelt hat. Vermutlich stammt der Name von einer Alp Allelii (noch belegt in ts Ober und ts Unner Alellii (beide Saas-Almagell)), eventuell auch von der Hintere Allalinweid ‘ die hintere Weide bei Allalin ’ (Saas-Almagell) und ts Hinder Allelii. Um diese Alp herum, resp. oberhalb von ihr gibt es ts Chlei Allelii und ts Groos Allelii (beides Gipfelnamen). Das Simplex allein Allelii n. (Saas-Fee, Täsch) betrifft aber auch den Gipfel, der sonst Aleliihooru ‘ Allalinhorn ’ (Saas-Almagell, Saas- Grund, Täsch) genannt wird. Aleliingletscher, Aleliinpass und Allalinbach sind weitere Namen in diesem Namennest. Dazu kommt das Mittelalelii / Mittel Allalin (Saas- Almagell), der Hintere Allalingrat, zu dem sich die Hintere und Vordere Allelinmoräne und die Nordallelinmoräne gesellen (alle Saas-Almagell). Die durchgehende Endbetonung des Namens deutet auf eine vordeutsche Herkunft hin. E NGELHARDT (1852, 132) schliesst auf eine sarazenische Namengebung und führt den Namen auf arabisch ala ‘ über ’ und aïn ‘ Quelle ’ zurück. Diese Deutung im Sinn der sogenannten Sarazenenhypothese lässt sich jedoch nicht halten. G ATSCHET (1867, 40 f. und 1880, 407) vermutet ein it. all ’ allagna ‘ bei den Haselstauden ’ ohne zu erklären, woher eine solche Form kommen soll. S TUDER (1896, 50) verwirft sowohl die Sarazenenhypothese als auch G ATSCHETS Etymologie und leitet den Namen von lat. AQUILINA VALLIS ‘ Adlertal ’ ab, erklärt aber nicht, wie die heutige Namenform entstanden ist. G UEX ( 2 1976, 176) beruft sich auf eine H UBSCHMIED - Etymologie und führt den Namen auf kelt. *akarnos ‘ Ahorn ’ zurück, Dim. *acarinus > agalin Name im Versascatal für ‘ kleinen Ahorn ’ . Das noch nicht germanisierte Saastal hatte einen analogen Namen ayalin, der durch die frankoprovenzalische Lautentwicklung -k- > -g- > -yentstanden sein soll (während K RISTOL (in K RISTOL ET AL . 2005, 77) im Fall von Agarn gerade das Gegenteil annimmt). W ERLEN (2008, 585 f.) vermerkt, dass keine der Erklärungen zu überzeugen vermag, und dass das Fehlen historischer Quellen eine sichere Deutung nicht zulässt. Sicher ist eigentlich nur, dass die Alp Alelli (Saas-Almagell) namengebend war; die Endbetonung weist auf einen nicht-deutschen Namen hin. Alamania Alamania ‘ Gebiet der Alemannen (Deutschsprachige) ’ kommt in mehreren Gemeinden vor: eys Alemannio (1649, Leukerbad), jn Alamagny (1398, Leuk), Allemaniae (1388, Varen). Letzteres ist latinisiert. Die Deutschsprachigen selbst werden als Alamans bezeichnet in Crista eis Alamanz ‘ der Hügel der Alemannen (Deutschsprachige) ’ (13. Jh. u. ö. Ergisch). Es ist abzuleiten aus Allemagne (G PSR 1, 280s. und 281.). Wie das G PSR ausführt, könnten sowohl deutschsprachige Siedler und ihr Gebiet, als auch ein FaN oder PN gemeint sein. Alamania und seine Varianten ersetzen das sonst gängige Germania und Germani. Wahrscheinlich gehört auch pratum a Lalamant ‘ die Wiese des Alemannen (Deutschsprachigen) ’ (13. Jh., Ergisch) hierher, mit falsch abgetrenntem Artikel (cf. HL L ALAMANT ). Alawäschi Alawäschi n. ‘ in der schlechten kleinen Wiese (unsicher) ’ ist nur einmal belegt als ts Alawäschi (Eggerberg). Die Betonung liegt auf der dritten Silbe. Beim Grundstück handelt es sich heute um ein bebuschtes Gebiet mit Graswuchs in den nördlichen Felshängen des Rottentals. Die historischen Belege haben: 1717 jm Malo Weschÿ, 1859 Allaweschi und Alleweschÿ. URNB (1, 61) deutet den ersten Bestandteil von Alafund als ‘ bei der ’ und das Grundwort als romanisches fontem ‘ Quelle ’ , ev. auch fundum ‘ Grund, Boden ’ . In Eggerberg ist eine romanische Bildung dieses Typs kaum zu erwarten, auch wenn der älteste Beleg im ersten Teil malo ‘ schlecht ’ einführt (FEW 6, 1, 123 s. v. malus ‘ schlecht ’ ; I D . 4, 166 kennt mehrere Wörter mit anlautendem mal-, aber ohne direkten Bezug). B OSSARD / C HAVAN (2006, 36) nennen den Flurnamen Malavaux, dessen Grundwort vaux ‘ Tal ’ aber rein lautlich nicht direkt zu Wäschi führen kann. Als Wort mit neutralem Genus ist Wäschi ein Diminutiv, laut G RICHTING (1998, 237) zu Wase ‘ Rasenstück ’ zu stellen, was durch I D . (16, 1777 s. v. Wase n ) mit Diminutiv Wä š i für Ausserberg und Lötschen bestätigt wird. Die Deutung von 1717 wäre dann am ehesten wie folgt zu geben: ‘ in der schlechten kleinen Wiese ’ . Alba Alba, auf LT auch Albe, ist eine kleine Siedlung auf Visper Gebiet auf halbem Weg von Visp nach Bürchen. Die ältesten Belege sind: 11? ? apud Albugna, 1280 (ca.) de prato Albi Lapidis; 1372 Albun; 1422 in der Albun; 1509 apud Albunna. Auch andere mit Alba gebildete Namen sind früh belegt: 1299 ad Albun Wald (Bürchen), 1328 juxta fontem de Albuna; 1389 Albonwalde. Abweichend davon sind zwei Belege von 1275 mit der Form Alpiz Uualt und Alpizuualt (beide Visp); in beiden Fällen wird das Grundstück als vinea ‘ Weinberg ’ bezeichnet, was höchstens zutreffen würde, wenn die Weinberge sich im Tal westlich von Visp befanden und das Gebiet dort Albenwald genannt wurde; wir hätten dann wohl eine gelehrte Umdeutung von Alba zu Alpis ‘ Alpe ’ vor uns. Die übrigen Belege deuten auf einen romanischen Namen zum lat. Adj. ALBUS ‘ weiss ’ und einem Suffix, vermutlich / - ONA / , also *A LBONA . Im Alaliin 83 84 <?page no="107"?> Dialekt der Alemannen wurde aus / - ONA / ein / - UNA / , später gekürzt zu Alba oder Albe. Die seltsame Übersetzung von 1280 Albi Lapidis ‘ des weissen Steines ’ nimmt wohl diesen Sinn auf: was jedoch genauer gemeint war, ist unklar. Der Hang, auf dem Alba liegt, heisst am Ort Graubärg (FLNK), was zu einer hellen Geländefarbe passt. Kaum einschlägig ist die Ableitung vom Flussnamen Albe (G REULE 2014, 30); aus formalen Gründen ist auch Albere oder Alber (I D . 1, 186) ‘ Pappel, Feldahorn, Alpen- Goldregen ’ ) kaum einschlägig. Z IMMERMANN (1968, 70 f.) stellt es zu Alpe, was schon rein sachlich nicht geht, liegt Alba doch auf rund 950 m. Um Alba herum bildet sich ein Namennest mit der Obere und Unnere Alba und den Komposita Albuachra (Visp), Albubrunnu (Visp), Albukapälli ‘ die kleine Kapelle bei Alba ’ (Visp), t Albumatte (Visp), Albenriedt (1664, Zeneggen), ts Alburied (Visp, Raron), Albuwald (Visp, Bürchen). Komplexer ist Albuwaldkapälli ‘ die kleine Kapelle im Albuwald ’ (Bürchen) - sie liegt deutlich westlicher und höher als ts Albukapälli (Visp). Ganz aus der Reihe fällt der Beleg sub albo Stalden (1299, Visperterminen); vermutlich ist hier das Adjektiv lat. ALBUS ‘ weiss ’ im Ablativ gemeint für das heute noch belegte t Wiissu Staale ‘ die weissen Stalden (Anstiege) ’ (das im Text von 1299 erwähnte ze der Honflue liegt als Hoflüo in der Nähe). Der FaN In-Albon gehört wohl hieher (cf. A LBINER FaN). Alber Alber n. kommt als ts Alber (Ergisch) vor. Zwar haben die beiden ältesten Belege jn Albert (1535) und jm Albert (1580), später ist jedoch jm Alber (1633) belegt. ts Unner Alber und ts Oberalber (FLNK) sind belegt. Dazu kommen in Alberschnitten ‘ in den ausgeschnittenen Stücken Land beim Alber ’ (1771, Ergisch), die Albertschuggen ‘ die Felsen beim Alber ’ (1771) und der Alberwäg ‘ der Weg vom / zum Alber ’ (1601 u. später, Leuk). Am nächstliegenden ist der Pflanzenname Alber (I D . 1, 186 s. v. Albere ‘ Pappel ’ ). Von der Höhe her (ca. 1560 m) kommt die Zitterpappel (P OPULUS TREMULA ; cf. L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 426)) in Frage. In Zermatt ist 1551 Alberebin ‘ der Abhang mit Pappeln ’ belegt, in Termen kennt SK Albergraben (vgl. aber HL A LBET ). Albert (PN) Albert (PN) ist ein Tauf- oder von diesem hergeleiteter Familienname Albert (AWWB 3). Belegt sind: das Albert Kromji ‘ die kleine eingezäunte Wiese des Albert (PN) ’ (1841, Glis), ts Albregisch Drieschta ‘ die Driesta (unfruchtbares Gebiet) der Familie Albert ’ (Mund) und Albertinigo Matten ‘ die Wiese der Familie Alberti(ni) ’ (1730, Niedergesteln), das eine kollektive / - IG / -Ableitung im Genitiv Plural zum FaN Alberti(ni) (AWWB 3) enthält. In Mund ist die Familie Albert gut belegt (J OSSEN 1989, 55). Unter dem HL A LBET ist als Alternative auch ts Albert (Ried-Brig) belegt, wo ein Besitzername gemeint sein könnte; allerdings ist die Benennung sehr unsicher. Der PN Albert ist bei F ÖRSTEMANN (1, 163) erwähnt. Albet Albet n. ist in ts Albet, resp. ts Albert (Ried-Brig) belegt. Auf LT und 1: 10000 ist Albetwald (Termen) notiert, das auch als der Alpetwald (Termen) erscheint. In Termen verzeichnet FLNK Albetschleif, also einen Schleif (Graben) beim Albet. Auf SK befindet sich südlich davon Albergraben (sic! ) (Termen). Der Name scheint sehr unsicher zu sein. Am nächstliegenden kommt zwar Alpet n. ‘ die kleine Alpe ’ (zu Alpetta (G PSR 1, 631, noms de lieux) in Frage, aber die Karten weisen keine Lichtung für eine kleine Alpe nach. Die Nennung Albert würde einen Besitzernamen meinen (cf. HL A LBERT (PN)) und er ist auch in der SK Notation Albergraben (cf. HL A LBER ) möglich. Beide Benennungen sind belegt; die Unsicherheit in den verschiedenen Belegen macht jedoch eine Entscheidung unmöglich. Albinen Albinen, gespr. Albinu (mit Erstbetonung), ist der Name einer Gemeinde im Bezirk Leuk auf der rechten Rottenseite, etwas höher gelegen (Zentrum auf ca. 1273 m). M ATHIEU (2006) nennt nur die hochsprachliche Form im Titel und auf dem Kartenausschnitt (S. 60). Die ältesten Belege weisen folgende Formen auf: 1224 Albignun, 1225 (ca.) Albigniun, 1226 Albinnon, 1276 Dalbignon, 1300 Albignyon, 1320 Arbiniong, 1328 Albignon, 1331 Darbignon. Später wird vor allem die Form Arbign(i)on verwendet. Albinen, die heutige Schreibform, erscheint erstmals 1653; man weiss im Übrigen, dass das Dorf im 16. und 17. Jahrhundert zweisprachig war. Die Form mit / r/ an Stelle von / l/ entspricht der Entwicklung im Frankoprovenzalischen (vgl. barma vs. balma). Zur Deutung des Namens greift S TUDER (1896, 50) auf eine Pluralform von Alb, ahd. alpa, mhd. albe ‘ Alpe, Bergweide ’ zurück (siehe auch I D . 1, 194 Anmerkung). J ACCARD (1906, 6 und 11) stellt Albinen zu Arbignon und vermutet, dass der Name durch eine Diminutivbildung von alb, alp ‘ Alpe, Bergweide ’ aus kelt. *alpis entstanden ist, das Wort Albinen würde also ‘ kleine Alpe ’ bedeuten. H UBSCHMIED führt den Namen auf den lat. Personennamen A LBINIUS zurück (G UEX 1938, 361 und 2 1976, 19; R ÜBEL 1950, 132). Das BENB (1, 1, 14) schliesst aus den historischen Belegen, dass der Name die gleichen Grundlagen hat wie Albligen BE, die dort zur voridg. Wurzel alp-/ alb- ‘ Berg- 85 86 Albinen <?page no="108"?> weide ’ oder zu lat.-rom. ALBUS ‘ weiss ’ gestellt werden, ohne jedoch auf das Bedeutungsmotiv des lat. ALBINIUS , gebildet mit dem / - INIONE / -Suffix, einzugehen. K RISTOL ET AL . (2005, 81) stellen den Namen zu den Westschweizer Ortsnamen, die von einem Personennamen abgeleitet sind. Der Name würde also ‘ Land, Besitz des Albinius ’ bedeuten (K RISTOL ET AL ., 2005, 81). S CHULZE (1991 [1904], 118 s.) erwähnt den Namen Albinius. Ein historischer Beleg von 1361 in Albinen spricht von einem Stück Wiese retro cristam de Albignon ‘ hinter dem Hügel von Albinen ’ . Der Gemeindename erscheint auch als Albinerleitre (FLNK, Albinen; LT und SK Albinenleitern), während M ATHIEU (2006, 49) nur Leiträ und Leitrugrabu kennt. Die Leitern erlauben es, eine Felswand in Richtung Leukerbad zu überwinden. In Albinen ist weiter ts Albiner Alputirli ‘ die kleine Tür auf dem Weg zur Albiner Alpe ’ erwähnt; ein Holztürchen im Alpzaun auf dem Alpweg von Albinen her. M ATHIEU (2006, 59) kennt Zum Tirrli / Z Albiner Tirrli und zeigt diesen Durchgang auf einer Fotografie (zu Tirli cf. HL T IRI , hier als ‘ Türe im Grenzzaun ’ ). Oberhalb von Leuk ist der Albinerstadil ‘ der Stadel der Gemeinde Albinen (auf dem Boden von Leuk) ’ (FLNK Albinärstadil) belegt. Anders ist ts Albinergräbji ‘ der kleine Graben des Albiners (Einwohner von Albinen) ’ (Steg) motiviert; die Gwp. gibt an, hier sei vor langer Zeit einer aus Albinen verunglückt. Der kleine Graben findet sich im steilen Gelände der Lonzaschlucht. Aus den Belegen erhellt, dass Albiner sowohl als attributives Adjektiv für die Gemeinde, als auch als Nomen für die Einwohner der Gemeinde steht. Albiner (FaN) Albiner ist ein Herkunfstname und entspricht dem FaN In-Albon, Inalbon, In Alba, de Alben, in Alben, Inalben, In Albun, In Albon. Die Familie wurde nach ihrem Stammsitz, dem Weiler Alba, zwischen Visp und Bürchen, benannt (AWWB 130; BWG 1974, 17, 82 ff.). I D . (1, 193) führt den Namen auf ahd. alpa, mhd. albe f. ‘ Alpe, Bergweide ’ zurück, was unwahrscheinlich ist. Der Gemeindename Albinen gehört nicht hieher. Unter dem HL A LBA wurde der Name zu lat. ALBUS ‘ weiss ’ und der Ableitung / - ONA / gestellt. Belegt sind der Albinerwald ‘ der Wald der Familie In Albon ’ (Eggerberg), Albinerro Waldt ‘ der Wald der Familie In Albon ’ (1763, Glis), in Albiners Kromen ‘ in der eingezäunten Wiese der Familie In Albon ’ (1858, Glis). Albinus (PN) Albinus (PN) ist im Beleg bim Albinutrog ‘ beim (Tränke) Trog des Albinus ’ (Visperterminen) belegt. Ein Zusammenhang mit dem Dorfnamen Albinu ‘ Albinen ’ besteht nicht direkt, auch wenn der Gemeindename auf den PN A LBINIUS zurückgeführt wird. Vielmehr dürfte der Vorname Albinus gemeint sein, der auch heute noch in Visperterminen als Albin bekannt ist. Alboster Alboster ist nur historisch in Ausserberg 1706 als im Alboster, 1825 aúf dem Alboster (Albaster? ) belegt; der jüngere Beleg ist laut M. S. unsicher. In beiden Fällen ist von einem Stück Wiese die Rede. Der Name sieht aus wie ein Superlativ zu alb, doch ist dieses Adjektiv nicht belegt; das nächstliegende Adjektiv ist älw ‘ fahl, gelb ’ (I D . 1, 211), das aber kaum in Frage kommt. Ein Anklang an Alabaster (wie in der zweiten Lesung von 1825) ist sehr unsicher. Eine Deutung ist nicht möglich. Albrecht (PN) Albrecht (PN) ist ein Tauf- oder Familienname Albrecht (AWWB 4 f.). Belegt ist er in Albrechtigen Wald (1691, Bellwald) und im gleichen Jahr auch für Fieschertal (mit der gleichen Quelle). Gemeint ist der Wald der Albrechtigen (der Familie Albrecht). Auch hieher ist Albrechtgigrabe ‘ der Graben der Familie Albrecht ’ (Oberwald) zu stellen. Der PN Albrecht ist bei F ÖRSTEMANN (1, 163) erwähnt. Albres Albres ist nur einmal in subtus Albres fura ‘ unter der Furche (des) Albres (PN) ’ (1361, Gampel) belegt. Es handelt sich vermutlich um einen gekürzten Genitiv eines PN Albrecht (cf. HL A LBRECHT (PN)) oder ähnlich, vielleicht auch nur verschrieben, obwohl das Dokument an dieser Stelle keine Korrektur aufweist. Albrun Albrun, mit l-Vokalisierung Aubrun, ist primär der Name des Albrunpasses, der vom Binntal ins italienische Val Dévero führt; die deutschen Namen haben Erstbetonung; darauf deutet auch die Form Albren (1645) hin. Der Name ist heute in Albrunhorn, Albrunpass, Auberbärg und Aubrunhitta belegt. Formen mit / u/ entsprechen der / l/ -Vokalisierung der Gegend. Das Simplex fehlt. Der italienische Name ist Arbola, auf der italienischen Seite gibt es einen Rio d ’ Arbola und eine Punta d ’ Arbola. Der Pass selbst heisst auf italienisch Bocchetta d ’ Arbola. H UBSCHMIED (1938, 137 Fussnote 2) und ihm folgend G UEX (1938, 357 und 1976 2 , 176) stellen den Berg- und Passnamen Arbola zu den Flussnamen Aubonne und Albarine, hist. Albona und Albarona mit dem Wortstamm alb- ‘ weiss ’ , die sie auf den Namen der kelt. Flussgöttin ‘ weisse Frau ’ , mask. Albaronos ‘ weisser Mann ’ , zurückführen. Der Name des Flussgottes soll sich im Oberwallis Albiner (FaN) 87 88 <?page no="109"?> zu Albrun und in Frankreich zu Auberon entwickelt haben. Diese Deutung ist schon aus lautlichen Gründen unwahrscheinlich, naheliegender scheint eine / - ONE / -Ableitung des rom. albarus ‘ Weisspappel ’ (REW 318; RN 2, 10 f.). Zum Wechsel von -l- und -rin romanischen Mundarten mit Hinweis auf den Passo d ’ Albora, der zu Arbola wird, siehe Z INSLI (1984, 51). Vermutlich ist Albrun also einfach eine eingedeutschte Form zum it. Arbola. Als it. Name für das Albrunhorn gilt heute auch Monte Figascian (F URRER 1991, 2). Umgekehrt heisst die Punta d ’ Arbola auf dt. Ofenhorn. Alche Alche f. ist im Oberwallis nur in t Auga (Bellwald, / l/ - Vokalisierung) belegt, wo historische Belege Algen (1824 u. später) aufweisen. Als Kompositum erscheint dr Alhurein ‘ der Rain mit Alchen ’ (Ferden). I D . (7, 844 s. v. Salche n ) nennt als weitere Formen Alche n , Alha und nennt einerseits den sumpfigen Boden, anderseits die darauf wachsende Pflanze; im Walliserdeutschen sind Alcha (B ELLWALD 1956) und Alchen (S TEBLER 1928) belegt. BENB (1, 1, 14 ff.) nimmt die Wortformen Alch- / Alk- / Algghieher und verweist auf die genannte I D .-Stelle: sie bezeichnet „ in BE und WS eine sumpfige Wiese u. ä. Gelände, bzw. die Pflanze, die auf solchem Boden häufig wächst “ (15) (cf. HL S ALCHE ). In Bellwald ist t Auga eine ‘ sumpfige Wiese ’ , heute in der Nähe einer Klein-Siedlung. dr Alhurein ist ‘ der sumpfige Rain (Abhang) ’ (Ferden). Alder (FaN) Alder (FaN) kommt nur einmal vor in Aldärschwildi ‘ das unfruchtbare Gebiet der Familie Alder ’ (Wiler). Der FaN ist in dieser Form in den zugänglichen Quellen für das Oberwallis nicht belegt; er kommt aber im F AMILIENNAMEN- BUCH DER S CHWEIZ (1, 20) vor allem für den Kanton Appenzell-Ausserhoden vor. Es kann sich auch um einen Bei- oder Übernamen handeln. Alegi Alegi ‘ sanfte Steigung, Abdachung ’ ist zum schwdt. Adj. a(n)lege n ‘ sanft ansteigend, bes. von Terrain ’ bzw. dem dazu gehörenden Sub. A(n)lägi f. ‘ sanfte Steigung oder Abdachung ’ (I D . 3, 1166) zu stellen. Das HL könnte formal in die Verbpartikel an- und das Nomen Legi aufgetrennt werden, doch wird es in allen Fällen ohne Trennung verwendet und das HL L EGI wird meist als ‘ Zaundurchgang ’ verstanden. Das Simplex kommt als Aalegi (Ausserberg, SK), als Alegi (St. Niklaus) und als uf dr Aalegin (Blatten, unterhalb Fafleralp) vor. Hier bildet es ein Namennest mit t Aalegbiäla ‘ die Hügel bei der Aalegin ’ , dr Aalegbopem ‘ der Boden bei der Aalegin ’ , t Aalegfurä ‘ die Furchen bei der Aalegin ’ , t Aalegschiirä ‘ die Scheuern bei der Aalegin ’ , t Aalegsuän ‘ die Wasserleite von / zur Aalegin ’ und t Aalegbopemschiirä ‘ die Scheuern beim Aalegbopem (Boden bei der Aalegin) ’ . Aleminjum Aleminjum ist zu hdt. Aluminium (K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 37) zu stellen und nur in Leuk als t Aleminjuhittu und t Aleminjummattu belegt. Die Hütte wurde beim Kraftwerkbau beim Illsee durch die Alusuisse (Chippis) erstellt, die Wiese befand sich früher beim Bahnhof Leuk und gehörte eine Zeit lang der Alusuisse (Chippis). Heute existiert die Alusuisse in dieser Form nicht mehr, sie war aber lange Zeit einer der grossen Arbeitgeber in der Region. Die Aussprache ist gegenüber dem hdt. Gebrauch reduziert. Aletsch Aletsch ist ein zwar bekanntes, aber bisher nicht gedeutetes Lemma. Namengebend ist der Alpname Aletsch (Naters), auf der SK nördlich von der Zunge des Grossen Aletschgletschers auf ca. 1845 m über Meer. Inzwischen hat sich jedoch der Gletscher weit zurückgezogen. Die ältesten Belege sind 1231 Alech, um 1270 Alehc, 1320 Alehc, 1363 Aletz. Erst 1460 ist Aletsch belegt. Soweit phonetische Notationen vorliegen, ist der Name anfangsbetont. Zu vermuten ist ein romanischer Name. Das Simplex Aletsch kommt auch in Fieschertal (FLNK) vor, meint aber dort ein hochgelegenes Felsengebiet oberhalb des Konkordiaplatzes, das wohl nicht einmal als Schafalpe benutzt wird. Als attributive Bildung mit einem Adjektiv wird das Innere Aletsch, auch Aletschji genannt, für Naters, Mörel, Bitsch und Ried-Mörel angegeben - es liegt nordwestlich des Grossen Aletschgletschers und umfasst ein grosses Alpgebiet. Das Gegenstück ist das Üsser Aletsch (auf LK Üssers Aletschi), das seinerseits in Oberaletsch und Unner Aletschji gegliedert ist (auf der SK trennt die Zunge des Oberaletschgletschers dieses Gebiet vom Inner Aletschji). Es scheint also, dass das ganze Gebiet vom Unner Aletschji bis zum Inner Aletschji ein grosses Alpgebiet war, das zu Naters gehörte. Mittelaletsch (Betten, Naters) hingegen liegt im Bereich des Mittelaletschfirns und -gletschers; es dürfte kaum als Alpe genutzt worden sein. Die übrigen Aletsch-Namen in diesem Gebiet enthalten das Lemma als Bestimmungswort zu Bach, Biel, Biwak, Bord, Firn, Gletscher, Grat, Horn, Hütte, Joch, Matta, Tal, Wäg und Wald. Dazu kommen die Adjektive Gross (der Grosse Aletschgletscher), Alt, Mittel, Ober und Unter. 89 90 Aletsch <?page no="110"?> Als Ableitung ist historisch im Aletscher (Turtmann) belegt: zuerst 1675 Jm Aletzer, dann 1717 Im Aletscher. Ob es sich um den gleichen Namen handelt, ist unklar. Die bisher vorliegenden Deutungen gehen von der falschen Annahme aus, dass das Aletschhorn Ausgangspunkt des Namens sei, so bei G ATSCHET und S TUDER , die im Namen die herabstürzenden Lawinen erkennen wollen (frz. avalanche, it. valanga, wdt. alenz, avalenz, eine präsentische Partizipialform vom mlat. AVALLARE , ADVAL- LARE , d. h. AD VALLEM VENIRE ‘ ins Tal stürzen ’ (G ATSCHET 1867, 63; S TUDER 1896, 50; B RIDEL 1866, 22 s. v. avalantzche). C OOLIDGE verwirft diese Etymologie zu Recht, er stellt den Namen mit einem inzwischen erloschenen Walliser FaN Alechera, Alechere, Alethere, Aletscher, Alecher, Alacher, Alatscher und dem Lötschental in Verbindung. „ Wir möchten darin einen leisen Anklang an das ‘ Lötschental ’ sehen, weil diese Gletscher und Alpweiden von Brig aus gesehen, als zum Lötschental zugehörig scheinen “ , er gibt jedoch keine weiteren Erklärungen (C OOLIDGE 1914, 73 ff.); eine Anlehnung an das Lötschtal (cf. HL L ÖTSCHEN ) ist kaum gegeben. Nach heutigem Stand der Forschung bleibt die Bedeutung des Namens offen (W ERLEN 1991, 243). Alfred (PN) Alfred (PN) ist nur einmal im Genitiv des Diminutivs Alfredji -> Alfrigi in ts Alfrigisch Hitta ‘ die Hütte des Alfred (PN) ’ (Betten) belegt. Zum Übergang von -dj, -tj in -gi wie zum Beispiel meitja zu meigja ‘ Mädchen ’ siehe B OHNENBERGER (1913, 183). Es handelt sich um eine einfache Hütte in der Nähe des Bettmersees auf der Bettmeralp; der Vorname ist auf einen Vorbesitzer der Hütte zurückzuführen. Der PN Alfred ist schon F ÖRSTEMANN (1, 70) bekannt und heute noch in Betten belegt. Aliichji Aliichji ist nur in den Verbindungen ts Einig Alichji (Erschmatt, auch FLNK und LT) und ts Einigaliichji (Gampel, auch LT und FLNK) belegt; in beiden Fällen ist ein Gipfel gemeint, der auf der Karte auch als Niwen (Abschluss des Niwungrates) erscheint. Weitere Belege sind ts Driialiichji (Gampel, kleiner Gipfel beim Einigaliichji) und ts Meiggualiichji (Gampel) oberhalb der Alpe Meiggu. Aliichji ist als Wort im I D . nicht belegt, es scheint aber einen Steinmann zu bezeichnen, resp. einen Gipfel mit einem Steinmann; Steinmänner sind Orientierungspunkte im Gebirge, bei denen mehrere lose Steine aufeinandergestellt werden. W ERLEN (2008, 590 f.) verweist darauf, dass die Anlautbetonung, langes [i: ] und die Diminutivendung / -ji/ wohl ein deutsches Wort darstellen. Er geht davon aus, dass eine Bildung vom Typ an + lich + li oder ähnlich vorliegt, es ist jedoch nicht klar, ob lîch die Bedeutung ‘ Körper ’ oder ‘ gleich ’ hat. Wie unter dem HL M ÄLLIG ausgeführt, sind die Formen auf ahd. manlîha ‘ statua, figura humana: Menschenbild ’ (G RAFF 1836, 2, 118), mhd. manlîch ‘ das dem Menschen Gleiche, sein Bild ’ (L EXER 1, 2033) zurückzuführen. Die Deutung unter Mellig (I D . 4, 223) zu ‘ Mehl ’ ist unrichtig. Die belegten Einig- und Driibeziehen sich auf die Zahl der Steinmänner; der Name Meiggualiichji bezieht sich auf eine Anhöhe mit einem Steinmann oberhalb der Alpe Meiggu. All All ist ein vermutlich mehrdeutiges HL. Es tritt nur als Bestimmungswort auf. Allewinde ‘ bei allen Winden ’ ist nur in Ulrichen (FLNK) belegt. Es handelt sich um einen Dorfteil von Ulrichen. Die übrigen Belege enthalten Allmatte (Agarn) ab 1527 jn Almatton, später Allmatte und andere Formen. In Leukerbad ist 1591 Allmatton belegt, eine Form, die als ‘ bei den Erlen ’ verstanden wird. In Leuk ist die entsprechende Form 1748 als in den Almatten belegt. Die Belege aus dem unteren Oberwallis (Agarn, Leuk und Leukerbad) enthalten wohl aulne ‘ die Erle ’ (cf. FEW 15, 1, 14 s. v. *alisa (anfrk.) erle), während der Beleg aus Ulrichen hdt. all (I D . 1, 157) ‘ alle ’ enthält. Allesen Allesen ist nur historisch 1765 in Raron als die Allesenmatten und Allesenmatten belegt. Die Flur wird lateinisch als marechiam bezeichnet, was als ‘ Sumpf ’ zu verstehen ist. Das HL ist wohl zu schwdt. Alesne ‘ Ahle ’ und wdt. Alesa, Alsa (Mattertal), Alussa (Lötschtal) und Alesu ‘ Ahle ’ (I D . 1, 173; G RICHTING 1998, 25) zu stellen. Es wird metaphorisch auf die Form des Grundstücks angewandt (cf. HL A ALESE ). Möglich ist aber auch ein Genitiv zu einem PN Alesia, der aber selten belegt ist (AWWB 90 s. v. Exchampéry). Allet (FaN) Allet ist zum FaN Allet, auch Alleti, Allietti, Alliet, Alieti, Allyet (AWWB 5) zu stellen. Der FaN ist als Flurname nur belegt in ts Alletgüed ‘ das Gut der Familie Allet ’ (Leuk). Allmei Allmei f. ‘ Allmende ’ ist zu schwdt. Allmein, Allmeind, Allmend f. ‘ Gemeinweide ’ , mhd. almende, al(ge)meinde, ahd. *(ala)gimeinida ‘ Agrargemeinschaft ’ (I D . 1, 190 ff.; K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 33 s. v. Allmende) zu stellen. G RICHTING (1998, 25) deutet Allmei als ‘ Gemeinschaftsboden ’ . In den Urkunden wird häufig das quasi-lateinische almenia verwendet. Alfred (PN) 91 92 <?page no="111"?> Das Simplex im Singular ist Allmei, in historischen Belegen auch Allmein und Almenia (latinisiert), im unteren Goms Aumei mit / l/ -Vokalisierung. Es ist rund zwölf Mal belegt. In einer Reihe von Belegen werden die Besitzer im Genitiv identifiziert: almeniam Argessensium ‘ die Allmein (gemeinsamer Besitz) der Leute von Ergisch ’ (1630, Ergisch), Bettmero almeniam ‘ die Allmein der Leute von Betten ’ (1770, Betten), Gopillero … almeniam ‘ die Allmend der Leute von Goppisberg ’ (1770, Goppisberg), an Greichero Almein ‘ an die Allmein der Leute von Greich ’ (1677, Greich), au ᵕ ff der Riederen Almeÿ ‘ auf der Allmein der Leute von Ried ’ (1825, St. Niklaus, Grächen), almeniam burgensium Vespie ‘ die Allmei der Burger von Visp ’ (1546, Visp), die Wyler Allmeÿn ‘ die Allmein der Leute von Wiler ’ (1754, Blatten), unter Túnnitschiro Almein ‘ unter der Allmein der Leute von Tunetsch ’ (1643). t Moseralmei ‘ die Allmein (Burgergebiet) beim Moss (Weiler von Naters) ’ (Naters) enthält einen alten Genitiv, der wie ein Adjektiv aussieht. Mit attributiven Adjektiven sind belegt: Inner Allmei ‘ die innere (taleinwärts liegende) Allmein ’ (Embd), Unner Allmei ‘ die untere Allmein ’ (Bellwald), Üsser Allmei ‘ die äussere (talauswärts liegende) Allmein ’ (Embd). Als Grundwort ist Allmei mit Flurnamen verbunden, welche die Lage der Allmei kennzeichnen: di Dorfallmei ‘ die Allmein beim Dorf ’ (Leukerbad), t Fiessalmei ‘ die Allmein bei Fiess ’ (Leukerbad), t Hollerallmei ‘ die Allmei oberhalb Holler (wo es Holunderstauden hat) ’ (Eisten, Saas-Balen), t Lufualmei ‘ die Allmein bei Lufu ’ (Niedergesteln), auf der Tscherggalmein ‘ auf der Allmein bei Tscherggu ’ (1927, Eischoll). Komplexer ist der historische Beleg von 1869 in Törbel auf die intere Törbelallmei ‘ auf die innere Allmein von Törbel ’ . Als Bestimmungswort verbindet sich Allmei mit Färich, Giesse, Schiir, Stadel und Wald, wobei im Einzelfall unklar ist, ob es sich um ein Gebäude, einen Wald oder einen Bach handelt, der bei einer Allmei liegt oder der selbst Gemeinbesitz ist. Allubärzä (PN) Allubärzä ist belegt als t Allubärzä (Gampel, 1: 10000 Allubärtsche). Historisch erscheint es auch in Bratsch als in Alobertschen (1752, 1772), in den Albertschen (1785) und jn Alabertschy (1825). Die Beschreibung Gampelji inferioris ‘ Niedergampel ’ legt nahe, dass es sich um die gleiche Flur handelt. Die ältesten Formen legen einen PN im Genitiv Singular nahe. Bei F ÖRSTEMANN (1, 52) ist Alabert belegt; es dürfte sich also um ‘ das Land des Alubert ’ (oder ähnlich) handeln. Allun (PN) Allun kommt nur im Beleg ts Allungadu ‘ der Gaden des Allo ’ (Greich) vor. Es handelt sich wohl um den schwachen Genitiv eines PN Al(l)o, der ev. als Kurzform von Alach oder Adalgisus (BENB 1, 1, 18, nach H UBSCHMIED 1940, 53; B ACH PN 1, 132) zu verstehen ist. Älm Älm ‘ Ulme ’ ist der schwdt. Baumname Ilm, Ilme, Elme, Olme, Ulm, Ulme f./ m. nhd. ‘ Ulme ’ , mhd. ē lme und ëlme f., gegenüber dem Nhd. entlehnt aus lat. ULMUS (I D . 1, 193). Belegt sind die Formen ts Älum n. und ts Älmi n., beide sind als ‘ Gehölz mit Ulmen ’ zu verstehen, die erste mit dem Genus Neutrum allein, die zweite mit dem Ableitungssuffix / - AHI / > / - I / (S ONDEREGGER 1958, 466 ff.) für ein Standortkollektiv. In einigen Fällen scheint ein Diminutiv Älmi als Diminutiv zu Allmeind (I D . 1, 188) nicht ausgeschlossen. Belegt sind: ts Älum ‘ das Gehölz mit Ulmen ’ (Ausserberg, Baltschieder; gemeint ist die gleiche Flur), am Elmen ‘ am Gehölz mit Ulmen ’ (1528, Ernen), ts Älmi ‘ das Gehölz mit Ulmen ’ (Oberwald), ts Äumi ‘ das Gehölz mit Ulmen ’ (Fiesch, mit l-Vokalisierung), jm Elmi ‘ im Gehölz mit Ulmen ’ (1715, Ried-Mörel; ebenfalls 1715 der Elmi ‘ aus der Elmi-Wasserleitung ’ ). Mit einem attributiven Adjektiv findet sich im breiten Elmi ‘ im breiten Gehölz mit Ulmen ’ (1717, Obergesteln). Als Bestimmungswort findet sich das HL in der Älmibode ‘ der Boden beim Älmi (Gehölz mit Ulmen) ’ (Oberwald; Gwp. leitet es aber von Allmeind ab! ), der Älumgrabo ‘ der Graben beim Gehölz mit Ulmen ’ (Baltschieder) und t Äumiwasserleita ‘ die Wasserleitung zum Äumi (Gehölz mit Ulmen) ’ (Fiesch). Der SK-Beleg Elmsteg ‘ der Steg (über den Baltschiederbach) beim Älum (Gehölz mit Ulmen) ’ (Eggerberg) befindet sich nahe beim Älum (Ausserberg, Baltschieder). Beim SK-Beleg Elmet (Mund) ‘ das Gehölz mit Ulmen ’ handelt es sich um ein verschriebenes Ebnet (so auch S TEBLER 1913, 48), vgl. Äbnet ‘ das ebene Land ’ (Mund) (cf. HL Ä BNET ). Almagäll Almagäll (mit Endbetonung) ist der Name der Gemeinde Saas-Almagell; eine Erklärung für Almagäll ist nicht möglich (cf. Saas-Almagell bei den Gemeindenamen). Das Simplex Almagäll wird nur für die Gemeinde verwendet; der LT-Beleg Saas-Almagell Dörfli meint einen nördlichen Weiler, der sonst Chäischlitu heisst. Einen vorangestellten Genitiv Plural enthält der Almagälleru Bitz ‘ das kleine Stück Alp der Leute von Almagell ’ . Die meisten übrigen Belege enthalten Almagäller als Herkunfts- oder Zugehörigkeitsbezeichung mit den Grund- 93 94 Almagäll <?page no="112"?> wörtern Alpa, Bach, Furgga, Hitta (SAC), Hitte (Alphütten), Hooru, Stafel, Viertil, Vischpu (in Saas-Grund) und Tal. Eine komplexere Bildung ist Allmagäller Suonuwäg ‘ der Weg zu den Suonen von Almagell ’ . Zweimal erscheint Amigäller: ts Amigällerhoru (unterhalb des Almagellerhorn, auch Unters Horn genannt) und t Amiggälerhitte ‘ die Hütten von Almagell im Furggtäli ’ . Alle genannten Namen beziehen sich auf dem Gemeindenamen; zu den historischen Belegen siehe den Gemeindenamen A LMAGELL . Alnon Alnon ist nur in zen Lengnon Alnon (1320, Termen) belegt. Es handelt sich um einen Dativ Plural. Alnon ist wohl ein Lehn- oder Fremdwort im Dativ Plural zu lat. ALNUS ‘ Erle ’ . Der Name ist zu deuten als ‘ bei den langen Erlen ’ . Eine Übernahme aus dem Französischen ist dabei kaum möglich (vgl. FEW 15, 1, 14 s. v. *alisa ‘ Erle ’ ); im Übrigen wird in der frpr. Schweiz verna, vergna verwendet (B RIDEL 1866, 406; B OSSARD / C HAVAN 2006, 174); vgl. aber HL A LL . Alo Alo ist nur belegt in t Alobielstapfu, t Obri Alobielstapfu und t Undri Alobielstapfu (alle Niedergesteln). Es handelt sich in allen drei Fällen um einen Zaunüberstieg im Gebiet Alobiel. Das Grundwort Biel ‘ Hügel ’ ist bekannt; Alo hingegen nicht. Ein Anschluss an Allod ‘ freies uneingeschränktes Vermögen ’ (K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 33) verbietet sich, da das ursprüngliche Rechtswort latinisiert und erst im 19. Jahrhundert wieder ins Deutsche übernommen wurde. Zwar kennen B OSSARD / C HAVAN (2006, 123) Alloux, Allaux und andere, die sie auf Patois-Formen für das frz. alleu zurückführen, das seinerseits auf Allod zurückgeht. Ein solcher Einfluss dürfte allerdings für Niedergesteln kaum angenommen werden. Ob in Alo ein PN oder Beiname als Besitzername vorliegt, bleibt fraglich. Eine Deutung ist deswegen nicht möglich. Alois (PN) Alois (PN) ist in der Form Wiisi zu schwdt. W ī sel (I D . 16, 2012, wo auch W ī si angegeben ist) zu stellen. Belegt ist es in ts Ober und ts Unner Wiisch Bord (Grengiols) mit dem Hinweis, dass Wiisch hier als <ts wiisisch> ‘ des Alois ’ zu verstehen sei. Weiter sind belegt ts Bäärtschuwiisisch Gufer ‘ das Steingeröll des Alois Bäärtschi ’ (Randa) und dr Treesawiisischleif ‘ der Schleif des Treesawiisi (Alois, wohl Sohn der Treesa (Theresa)) ’ (Steg). Die beiden PNN kennzeichnen die Besitzer oder Nutzer. Der PN ist als Alois auch schon bei F ÖRSTEMANN (1, 1622) belegt. Alpa Alpa f. ist zu schwdt. Alp, Alb, Alpa, Alben f., Pl. Alpe n , Dim. Alpetli, Älpetli, Alpli, Alpi, ahd. alpa, mhd. albe, wie nhd. ‘ Alpe, Bergwiese, bes. für Melkvieh ’ und ‘ Recht der Benutzung einer Gemeinalp ’ , sowie Alpa, Alpä (Goms), Alpu ‘ Alpe ’ (I D . 1, 193 ff.; G RICHTING 1998, 25) und Aupa (im unteren Goms) zu stellen. S EEBOLD / K LUGE ( 25 2011, 24) vermuten im Anschluss an die Literatur ein vorindogermanisches Wort mit der Bedeutung ‘ Berg ’ . Das HL ist in über 550 Flurnamen belegt. Das Simplex im Singular erscheint als in der Alben (1707, Visperterminen) und t Alpa (St. Niklaus, Zermatt, Zwischbergen). Lateinische Formen von alpis sind im Allgemeinen Appellative, keine Namen. Plurale sind nicht belegt. Als Diminutive im Singular erscheinen ts Alpgi (unklares Datum, Saas-Fee), im Alpgÿ (1708, Embdt), ts Alpji (Eischoll, Glis (zweimal), Ried-Brig (dreimal), Simplon, Törbel und Zwischbergen, Alpji (FLNK, Termen), ts Ällpi (Saas-Balen, Saas-Fee). Plurale sind nicht belegt. Attributive Adjektive oder Partizipien sind: die Gemeinen Alpen ‘ die Alpen, die der Gemeinde gehören ’ (1824, Naters), die Gemein Alpen ‘ die Alpe, die der Gemeinde gehört ’ (1774 (? ), Eggerberg), in der Gemeinen Alpen ‘ auf der Alpe, die der Gemeinde gehört ’ (1746, Simplon; 1650 super communi alpe), vss der Gemeinen Alpen ‘ die Alpe, die der Gemeinde gehört ’ (1469, Ernen), von der Gemeinen Alpen ‘ von der Alpe, die der Gemeinde gehört ’ (1714, Binn; 1490 u. 1655 communi alpe), die Grosse Alpen ‘ die grosse Alpe (von Geren) ’ (1550, Oberwald), t Inner Alpa ‘ die innere Alpe ’ (Zwischbergen), die Kaufte Alpe ‘ die gekaufte Alpe ’ (1681, Blitzingen; unklar, ob es sich überhaupt um einen Flurnamen handelt), an der Nydrun Alpun ‘ an der niederen (unteren) Alpe ’ (1448, Zermatt), (lat.: ) apud inferiorem alpem ‘ bei der unteren Alpe ’ (1369, Ried-Brig), in der Nydron Alpon ‘ in der niederen (unteren) Alpe ’ (1393, Termen), in der Obren Alpen ‘ in der oberen Alpe ’ (1749, Ried-Brig), Obere Alpe ‘ die obere Alpe ’ (1862, Mund), in den Obern Alpen ‘ in den oberen Alpen ’ (1774, Termen), (lat.: ) in superiori alpe ‘ auf der oberen Alpe ’ (1449, Zermatt), in der Obren Alpen (1749, Ried-Brig), ts Ober Alpji (Randa, Zwischbergen (zweimal)), Obere Alpe (1862, Mund), Oberste Alp ‘ die oberste Alpe ’ (SK, Visperterminen), t Obri Alpu ‘ die obere Alpe ’ (Albinen), in den Vndresten Alpen ‘ in den untersten Alpen ’ (1745, Törbel), t Undri Alpu (Albinen), ts Undruscht Alpa ‘ (das Gebiet) zu unterst der Alpe ’ (Gampel), t Unner Alpa ‘ die untere Alpe ’ (Zermatt), ts Unner Alpji ‘ die untere kleine Alpe ’ (Zwischbergen (zweimal)), iner Unner Aupe ‘ in der unteren Alpe ’ (Martisberg), ts Wiiss Alpji ‘ die kleine Weisse Alpe ’ (Bürchen). Alnon 95 96 <?page no="113"?> Die meisten attributiven Adjektive kennzeichnen die relative Lage oben - unten. Vorangestellte Genitive (ohne die alten Genitive Plural auf / - ER / ) sind: in Arnolsch Alpen ‘ in der Alpe des Arnold / der Familie Arnold ’ (1676 u. später, Törbel), Balligo Alpji ‘ die kleine Alpe der Familie Balli (Balet? ) ’ (1675, Unterbäch), jn Bertoldsalpen ‘ auf der Alpe des Bertold ’ (1768, Ergisch), in Bitschigo Alpÿ ‘ auf der kleinen Alpe der Leute des Bitschin ’ (1742 u. später, Turtmann), ts Bitschisch Alpji ‘ die kleine Alpe der Familie Bitschin ’ (Glis), in Bÿtschis Alpyn ‘ in der kleinen Alpe der Familie Bitschin ’ (1745 Ergisch; 1830 die Alpen Pitschier), in Bortero Alpe ‘ auf der Alpe der Familie Borter ’ (1679, Bürchen; 1678 steht Vortero Alpe), in alpegio der Dietzigen ‘ (lat.: in alpegio) in der Alpe der Familie Diezig ’ (1654, Binn; Genitiv ist aus Konstruktionsgründen nachgestellt), jn Gersters Alpen ‘ auf der Alpe der Familie Gerster ’ (1628, Visperterminen), Ggugis Alpa ‘ die Alpe des Guggi / die Guggi-Alpe ’ (153? , Törbel), ts Guschtavsch Alpji ‘ die Alpe des Gustav (laut Gwp. Gustav Heinzmann) ’ (Visperterminen), in Hofero Alpen ‘ auf der Alpe der Familie Hofer / der Leute vom Hof ’ (1528, Saas-Grund), Jennen Alpen ‘ die Alpe der Familie Jennen ’ (1681, Blitzingen), Júnigo Alpgi ‘ die kleine Alpe der Familie Juon ’ (Unterbäch), Kalbermattero Alpÿ ‘ die kleine Alpe der Familie Kalbermatter ’ (1687 Ergisch; 1687 Turtmann, gleiche Alpe), in alpe illorum de Martis ‘ (lat.: in alpe illorum de Martis) in der Alpe der Leute von Martisberg ’ (1648, Martisberg; Genitiv ist konstruktionsbedingt nachgestellt), Niggligo Alpen ‘ die Alpe der Leute des Niggeli / der Familie Niggeli (Nikolaus) ’ (1585, Oberems), ts Pfarheersch Alpa ‘ die Alpe des Pfarrherrn ’ (Naters; FLNK Pfarrherrualpa), ts Stoffolsch Alpji ‘ die kleine (Vor-)Alpe des Stoffel / der Familie Stoffel ’ (Visperterminen), Trogerro Alpa ‘ die Alpe der Familie Troger ’ (1548, Turtmann), Trogerro Alpgÿ ‘ die kleine Alpe der Familie Troger ’ (1585, Ergisch), Weissen Alpli ‘ die kleine weisse Alpe / die kleine Alpe der Familie Weissen ’ (1706, Turtmann), Zimermans Alpen ‘ die Alpe der Familie Zimmermann ’ (1744, Ergisch). Die / - ER / -Belege (alte Genitive Plural) sind vor allem mit Gemeindenamen vertreten und erscheinen manchmal auch als Erstglieder von Komposita: Almagäller Älpi ‘ die kleine Alpe der Leute von Almagell ’ (FLNK, Saas- Almagell; LT Almagelleralp, SK Almageller Alp) (die Höhenangaben differieren stark, wohl grössere Alp mit einem Stafel), Au ᵕ serbinner Alpen ‘ die Alpen der Leute von Ausserbinn ’ (1844, Ernen), Balmerro Alpelti ‘ die kleine Alpe der Leute von Saas-Balen ’ (1553), in Balmerro Alpen ‘ die Alpe der Leute von Saas-Balen ’ (1528, Saas- Balen), Bettmeralp ‘ die Alpe, die den Leuten von Betten gehört ’ (LT und SK, Betten; 1583 apud alpem Bettmerro), t Bischtmeralpa ‘ die Alpe der Geteilen von Bister ’ (Filet), t Bobmeraupa ‘ die Alpe der Leute von Bodmen ’ (Blitzingen; laut Gwp. Leute aus dem Weiler Bodmen), di Borteralpu ‘ die Alpe der Familie Borter ’ (Oberems, laut Gwp. FaN Borter, auch ze Borteru), Brÿgerro Alp ‘ die Alpe der Leute von Brig ’ (1578, Glis), Bürchner Alp ‘ die zur Gemeinde Bürchen gehörende Alpe ’ (LT, Bürchen), au ᵕ ff Viescherern Alpen ‘ auf der Alpe der Leute von Fiesch ’ (1691, Fieschertal), t Fiescheraupa ‘ die Alpe der Leute von Fiesch ’ (Fiesch), Fieschertalleren Alpen ‘ die Alpe der Leute von Fieschertal ’ (1818, Lax), in Finninero Alpen ‘ auf der Alpe der Leute von Finnen ’ (1306, Eggerberg), Geschineralp ‘ die Alpe der Leute von Geschinen ’ (1471, Geschinen), in der Gorpiler Alpe ‘ auf der Alpe der Leute von Goppisberg ’ (1839, Goppisberg; 1809 in alpibus de Goppileren), Goppisbergeralp ‘ das Alpgebiet der Leute von Goppisberg ’ (LT u. SK, Goppisberg), Gräicher Alpe ‘ die Alpe der Leute von Greich / die zu Greich gehört ’ (FLNK u. LT, Greicheralp; Name ist phonetisch Gräicheralp), Laggeralpa ‘ die Alpe der Leute von Lax ’ (FLNK, Lax), Laxeralp ‘ die Alpe der Leute von Lax ’ (LT u. SK, Lax), Leigeralpa ‘ die Alpe der Leute von Leiggern ’ (Ausserberg; LT u. FLNK Leiggeralpa), Martisbergeralp ‘ die Alpe der Leute von Martisberg ’ (LT, Martisberg), Milebacheraupa ‘ die Alpe von Mühlebach ’ (FLNK, Mühlebach), Munder Alpe ‘ (lat. alpes) die Alpen der Leute von Mund ’ (1527 Baltschieder; 1527 Mund), Riederalpa ‘ die Alpe der Leute von Ried-Mörel ’ (FLNK, Ried-Mörel; LT und SK Riederalp), Ritzigeralpe ‘ die Alpe der Leute von Ritzingen ’ (FLNK, Gluringen; FLNK, Ritzingen), alpem Schineren ‘ (lat.: alpem) die Alpe der Familie Schiner ’ (1520, Binn), ts Schreeteralpji ‘ die kleine Alpe der Familie Schröter ’ (Eischoll), Varneralp ‘ die Alpe der Leute von Varen ’ (LT und SK, Varen; FLNK Varneralpu), Vischper Alpa ‘ die Alpe der Leute von Visp (im Nanztal) ’ (1519, Visperterminen; 1717 Wisper Alpen), Wileralpen ‘ die Alpe von Wiler ’ (1811, Lax), t Wileraupa ‘ die Alpe von Wiler (Weiler von Blitzingen) ’ (Fiesch), ts Wileraupji ‘ die kleine Alpe von Wiler (Weiler von Blitzingen) ’ (Fiesch), Zwischberger Alppen ‘ die Alpen von Zwischbergen ’ (Zwischbergen). Einen nachgestellten Genitiv Plural findet man in jn Alpe Tallerro ‘ in der Alpe der Leute vom Tal (wohl Fieschertal) ’ (1508, Fieschertal). Eine sonst selten belegte Konstruktion besteht im Grundwort Alp und einer Apposition dazu. So gibt es Alp Distel ‘ die Alpe, wo es Disteln hat ’ (LT, Saas-Almagell), Alp Hermetje ‘ die Alp Hermetje (Mettle des Herrn? ) ’ (Zermatt), t Alpa Bäll ‘ die Alpe Bälle ’ (Naters; sonst auch Belalp, wohl in Anlehnung an frz. la belle alpe), Alpe Bächi ‘ die Alpe Bächi (bächereiches Gebiet) ’ (FLNK, Reckingen), in Alpe Biellensium (latinisiert) ‘ die Alpe der Leute von Biel ’ (1733, Biel), Alpa Finilu ‘ die Alpe Finilu (Heuschober; SK Fin- 97 98 Alpa <?page no="114"?> nelenalp, gehört zu Eisten) ’ (Eisten), Alpe Gamilti ‘ die Alpe mit der kleinen Hütte (unsicher) ’ (1680 u. später, Zwischbergen), Alpa au ᵕ ff dem Driest ‘ die Alpe auf dem Driest (unfruchtbares Gebiet) ’ (1401 u. später, Naters; die Namen wechseln, es handelt sich wohl um eine Alpe im inneren Aletschi, die auf dem Driest genannt wurde), alpe zem Beche ‘ auf der Alpe zum Bach ’ (1399, Ried-Mörel), alpe zem Bech ‘ auf der Alpe zum Bach ’ (1480, Naters; die Belege sind unklar, meist nur zum Bech), in Alpe Agerun ‘ die Alpe der Familie Äger / der Leute von Ager (Geren) ’ (1548; Oberwald; später Gerenalp) und weitere. Eine Reihe von Namen weisen dabei romanische Appositionen oder präpositionale Bestimmungen mit de auf: Alpen Camona ‘ die Alpe Camona (Hütte) (liegt jenseits der Grenze in Italien) ’ , Alpa Possetta ‘ die Alpe Pussetta (kleiner Tannenwald) ’ (SK, Zwischbergen), Alpis Sottheroz ‘ die Alpe, die dem Gerichtsboten zur Verfügung gestellt wurde ’ (1495, Salgesch), alpem deys chauanes ‘ die Alpe mit den Hütten ’ (1357, Leukerbad), Alpis de curmilz ‘ die Alpe von Curmilz (unklar) ’ (1346, Leukerbad), in alpe de la soterod ‘ auf der Alpe, die dem Gerichtsboten zur Verfügung gestellt wurde ’ (1344, Feschel), alpem de lalpeta ‘ die Alpe genannt die kleine Alpe ’ (1328 u. später, Leukerbad), alpem de solla ‘ die Boden-Alpe ’ (1346, Leukerbad). In einem Fall ist ein PN im Genitiv nachgestellt: in alpe Otolfi ‘ auf der Alpe des Otolf ’ (1232, Ried-Brig). Andere Belege sind: der Alpen Rodani ‘ die Alpe Rudu (heute Alpjerung) ’ (1511 u. später, Zwischbergen), in alpe Ruspecca ‘ die Alpe Rusp-Egga (Rusp-Ecke, unklar) ’ (Visperterminen) und andere mehr. Das Bild wird hier bestimmt durch lateinische und romanische Konstruktionen, wobei lat. ALPIS und dt. Alpe oft nur appellativen Charakter haben. Als Grundwort tritt das HL zunächst mit Tiernamen auf: Chiealpa ‘ die Alpe für die Kühe ’ (FLNK, Bellwald), Chuealpa ‘ die Alpe für die Kühe ’ (FLNK, Betten), Gämschalpji ‘ die kleine Alpe mit Gämsen ’ (FLNK, Guttet), Chalberalpa ‘ die Alpe für die Kälber ’ (FLNK, Bellwald), Lämmerenalp ‘ die Alpe mit vielen Lämmern ’ (LT und SK, Leukerbad; FLNK Lämmerenalpu), ts Bäralpji ‘ die kleine Alpe, wo es Bären hatte ’ (Ried-Brig), ts (e) Rinneralpu ‘ bei der Alpe für die Rinder ’ (Unterbäch, LT Rinderalp) und ohne Vokalvorschlag in den Formen Rinderalpen ‘ die Alpe für die Rinder ’ (1701, Feschel), jn der Rinderalpen ‘ in der Alpe für die Rinder ’ (1616, Eischoll; der Beleg von 1729 gehört wohl zu Ergisch), die Rinder Alpen ‘ die Alpe für die Rinder ’ (1693, Törbel), ts Rinneralpji ‘ die kleine Alpe für die Rinder ’ (St. Niklaus, laut Gwp. heute Schafalpe), t Rinneralpu ‘ die Alpe für die Rinder ’ (Oberems, laut Gwp. früher Voralpe, heute überwaldet), Schafalpa ‘ die Alpe für die Schafe ’ (FLNK, Bellwald), t Schaafalpa ‘ die Alpe für die Schafe ’ (Visperterminen), Schafalpen (1600 u. später, Turtmann), t Schaafalpu ‘ die Alpe für die Schafe ’ (Ergisch), ts Stieralpji ‘ die kleine Alpe für die Stiere ’ (Erschmatt), t Stieralpu ‘ die Alpe für die Stiere ’ (Guttet) (gemeint ist in beiden Fällen wohl die Alpe für die Stierkälber (R ÜBEL 1950, 23); Stiere wurden kaum auf die Alpen getrieben), ts Tieralpji ‘ die Alpe mit Gämsen ’ (Betten). Komplexer ist t Ämser Schafalpu ‘ die Alpe für die Schafe der Leute von Ems (heute Ober- und Unterms) ’ (Oberems), Ämsär Schafalpu ‘ die Alpe für die Schafe der Leute von Ems (heute Ober- und Unterems) ’ (FLNK, Turtmann). Gemeinde-, Weiler-, Familien- und Personennamen ohne Veränderungen sind: Eischollalpu ‘ die Alpe von Eischoll ’ (FLNK, Eischoll), Ergischalpen ‘ die Alpen von Ergisch ’ (SK, Ergisch), Gerenalp ‘ die Alpe Geere (spitzer Streifen Landes) ’ (1846, Obergesteln), Illalpu ‘ die Ill-Alpe (Alpe beim Illi ‘ Aue ’ ) ’ (FLNK, Leuk), Jolialpa ‘ die Jolialpe (im Jolital) ’ (FLNK, Niedergesteln; SK Ijollialp), Jooscht Alpji ‘ die kleine Alpe des Jost / der Familie Jost ’ (Ergisch), ts Perrigalpji ‘ die kleine Alpe der Familie Perrig ’ (Glis), alpium de Sarqueno ‘ die Alpen von Salgesch ’ (1490, Salgesch), ts Schreeteralpji ‘ die kleine Alpe der Familie Schröter ’ (Eischoll), Spüttelalp ‘ die Alpe beim Spittel (auf der Grimsel) ’ (1604, Oberwald), die Taferalpe ‘ die Alpe bei der Taferna ’ (1857, Ried-Brig), Törbelalpen ‘ die Alpe von Törbel ’ (SK, Törbel; 1412 in alpe de Torbio), Täschalpa ‘ die Alpe von Täsch ’ (FLNK, Täsch; 1388, in alpe de Tesche). Zwei lateinische Belege betreffen das Baltschiedertal: alpis ponÿrrensis ‘ der Alpe von Baltschieder ’ (1660, Baltschieder), in alpe de Balschedertal ‘ in der Alpe des Baltschiedertales ’ (1381, Baltschieder). Die meisten Belege mit dem HL als Grundwort in zweigliedrigen Komposita beziehen sich auf eine naheliegende Flur. Beispiele dafür sind: t Eiualpu ‘ die Alpe an der Aue ’ (Saas-Almagell), t Faldumalp (LT u. SK, Ferden) ‘ die Faldumalp ’ , Findelalp ‘ die Findelalp (LT; lebend: ts Findle) ’ (LT, Zermatt), t Flüealp ‘ die Fluh-Alpe ’ (Leukerbad, so nicht bei R. G RICHTING 1993; Zermatt), t Furggalpu ‘ die Furggalpe (Pass und Alpe) ’ (Saas-Almagell), Gletscheralp ‘ die Gletscheralp (früher wohl im Vorfeld des Langgletschers) ’ (Blatten), di Graadalpa ‘ die Gratalpe (Alpe unterhalb des Gebietes Grat) ’ (St. Niklaus) und viele andere mehr. Komplexere Konstruktionen sind Hotel Belalp ‘ das Hotel Belalp ’ (FLNK, Naters) (wohl in Anlehnung an frz. belle alpe; sonst Alpa Bäll), Milebacher Chalberaupa ‘ die Kälberalpe von Mühlebach ’ (FLNK, Mühlebach), ts Ober Borteralpji ‘ der obere Teil der kleinen Alp der Familie Borter ’ (Unterbäch), ts Ober Chiefferalpji ‘ der obere Teil der kleinen Küfer-Alp ’ (Leuk), ts Ober Geertschigalpji ‘ der obere Teil der kleinen Alpe der Familie Gertschen ’ (Unterbäch), ts Ober Gämschalpji ‘ der obere Teil der Alpa 99 100 <?page no="115"?> kleinen Gemsalpe ’ (Guttet), ts Ober Sänggalpji ‘ der obere Teil der kleinen Alpe oberhalb des Sengg (durch Sengen gerodetes Gebiet) ’ (Eischoll) und weitere Alpen mit dem Attribut Ober, Balmfluh Alp ‘ die Alpe beim Felsen, der überhängt (heute: Balma) ’ (SK, Zwischbergen), Bodmero Schaffalpen ‘ die Schafalpe der Leute von Bodmen ’ (1593, Fiesch), ts Rinderfäldalpji ‘ die kleine Alpe mit dem Rinderfeld ’ (Hohtenn), wobei Rinderfäld kein belegter eigener Flurname ist, Rosswaldalpa ‘ die Alpe oberhalb des Rosswald (Wald, der einem Pferd gleicht) ’ (Termen), Schwarzbergalp ‘ die Alp Schwarzberg ’ (LT, Saas-Almagell; FLNK Schwarzbärgalp), ts Spilbielalpji ‘ die kleine Alpe im Berech des Spilbiel (Spiel-Hügel) ’ (Hohtenn), di Turtmaschafalpu ‘ die Schafalpe der Alpgenossenschaft Turtmann ’ (Oberems), t Undri Eischleralpu ‘ die untere Alpe von Eischoll ’ (Eischoll), t Undri Fäsilalpu ‘ die untere Fäsilalpe (LT Untere Feselalp) ’ (Gampel), t Undri Illalpu ‘ die untere Ill-Alpe (Alpe beim Illi ‘ Aue ’ ) ’ (Leuk), Unner Borteralpji ‘ der untere Teil der kleinen Alpe der Familie Borter ’ (Unterbäch) und weitere Alpen mit Unner, Winckell Riedero Alpÿ ‘ der Winkel auf der kleinen Alpe der Familie Rieder / der Leute vom Ried ’ (1687, Ergisch; 1687, Turtmann), das Weis-Flühen-Älpchen ‘ die kleine Alpe bei der weissen Fluh ’ (1821, Ergisch). Als Bestimmungswort kommt das HL in zweigliedrigen Komposita mit folgenden Grundwörtern vor: Acher, Brigga, Chäller, Chrache, Chromu, Fääsch, Gassa, Hitta, Hubel, Lee, Löuwina, Matta, Müra, Rigg, Riss, Rüüs, Schleif, Schiir, Schlüche, See, Suon, Stafel, Straas, Stutz, Üewand, Wäg, Wald, Wang, Wasser und Züü. Komplexere Konstruktionen finden sich in ts Albiner Alputirli ‘ die kleine Tür auf dem Weg zur Albiner Alpe ’ (Albinen), der Alphubelgletscher ‘ der Gletscher unter dem Alphubel (Gipfelname) ’ (Täsch), ts Alphubeljoch ‘ das Joch beim Alphubel (Gipfelname) ’ (Saas-Fee, Täsch), am Alpmattknúbel ‘ am Hügel bei der Alpmatt (Alpenwiese) ’ (1796, Naters), Alpuwasserleitu ‘ die Wasserleitung für die Alpe ’ (Varen), t Alpwäggräbem ‘ die Gräben beim Alpweg (Weg in die Alpe) ’ (Ferden), dem alten Alpweeg ‘ dem alten Weg, der zur Alpe führt ’ (1766, Münster; Dativ konstruktionsbedingt), den Alten Obren Alpweg ‘ der alte obere Weg auf die Alpe (unklar, ob Name oder Appellativ) ’ (1755, Eisten; Akkusativ konstruktionsbedingt), der Eischolalpgraad ‘ der Grat auf der Alpe von Eischoll ’ (Eischoll), Ergischalphorn ‘ das Ergischalphorn (Gipfelname, benannt nach der Ergisch Alpe) ’ (LT, Eischoll), ts Guttneralputiri ‘ die kleine Türe auf dem Weg zur Alpe der Leute von Guttet ’ (Albinen), in Hans Alpu ᵕ nwald ‘ im Wald des Hans bei der Alpe (unklar) ’ (1688, Grächen), t Hinner Alpgasse ‘ die hintere Gasse, die zur Alpe führt ’ (Oberwald) und andere mehr. Eine Ableitung auf - JA / - JU (wohl mit Palatalisierung eines / l/ , wie bei R ÜBEL (1950, 120, Fn. 6) für Triichja belegt, ist im Typ Alpja / Alpju, Plural Alpje belegt. Es handelt sich um eine Stellenbezeichnung, also etwa ‘ das Alpgebiet ’ , wobei sich diese Kennzeichnung auch einfach als Gebiet mit Etz-Wiesen verstanden werden kann. Belegt sind: Alpia ‘ die Alpe, die Alpia heisst ’ (1424, Eggerberg), Alpja ‘ die Alpja (Name eines Alpgebietes) ’ (FLNK u. LT, Baltschieder), t Alpja ‘ die Alpja (Name eines Gebietes, unsicher) ’ (Ausserberg), t Alpja ‘ die Alpja (laut Gwp. keine Alpe, sondern eine Schafweide) ’ (Mund), t Alpia ‘ die Alpia (Name einer Alpe) ’ (St. Niklaus), in den Alpien ‘ in den Alpien (Namen eines Alpgebietes) ’ (1705, Saas-Grund), in der Alpie ‘ in der Alpie (Name eines Alpgebietes) ’ (? , Saas-Almagell; 1509 der Alpÿen, 1793 in der Alpÿen), in die Alpien ‘ in die Alpien (Name eines Alpgebietes) ’ (1785, Saas-Fee), uf Alpje ‘ auf Alpjen (Name eines grösseren Alpgebietes) ’ (Reckingen), Alpje ‘ Alpjen (Gebiet mit Alpen) ’ (LT, Simplon), Alpje ‘ Alpje (Name eines Alpgebietes) ’ (Münster), t Alpje ‘ die Alpien (Name eines grösseren Alpgebietes ’ (Zwischbergen) (J ORDAN 2006, 265 f. dokumentiert den Namen ausführlich). Ein vorangestellter Genitiv ist in der Alpierro Schlucht ‘ die Schlucht der Leute von Alpien ’ (1410, Saas-Fee) enthalten. Als Bestimmungswort findet sich die Ableitung in ts Alpjahoru ‘ das Alpjahorn (LK Alpjuhorn, Gipfelname, benannt nach der Alpja) ’ (Mund). Eine / - ER / -Erweiterung ist belegt in ts Alpjer Bidi ‘ der kleine Boden im Gebiet Alpje ’ (Simplon), der Alpjerbach ‘ der Bach, der aus dem Gebiet Alpjen herunterfliesst ’ (Zwischbergen), der Alpjergletscher ‘ der Gletscher oberhalb der Alpje (Alpgebiet) ’ (Zwischbergen), der Alpjerwald ‘ der Wald im Gebiet Alpjen (das Alpgebiet) ’ (Zwischbergen), t Alpjerweng ‘ die Grasabhänge im Gebiet Alpjen ’ (Simplon). J ORDAN (2006, 266 ff.) kennt für Zwischbergen: Alpjärwäg, Alpjärschtraass, Obers Alpjärband, Alpjärweng, Alpjärwassär, Alpjärwaald, Alpjärgletschär, Alpjärung (cf. HL Alpjerung), Undrä Alpjerung. Weiter nennt J ORDAN (2006, 153 ff.) für Simplon: Alpjärboort, Unners Alpjärbidi, Alpjärbidi, Alpjärwäg und Alpjärschtraass. Vermutlich auch hieher gehört die historisch belegte Form Alpilwualdt ‘ der Wald bei der kleinen Alpe ’ (1410, Saas-Fee; das / u/ in wualdt ist so belegt), das hier als Diminutiv gedeutet wurde, aber wohl zum Typ Alpila > Alpja gehört. Nur selten ist eine Ableitung auf / - ER / (wohl Stellenbezeichnung, vgl. S ONDEREGGER 1958, 525 f.): der Alperbiel ‘ der Hügel, der zur Alpe gehört (? ) (unklar wegen Höhe, ca. 1300 m) (Feschel, Guttet). Interessant ist, dass in Feschel 1564 Walpelbüehl und in Guttet ebenfalls 1564 Walpper Biel und Walpelbüehl belegt sind. Daraus lässt 101 102 Alpa <?page no="116"?> sich schliessen, dass hier der FaN Walpen gemeint ist; weggelassenes / w/ führt dann zur heutigen Form Alperbiel, für die es keine gute Deutung gibt. In Reckingen ist ts Alperbielti ‘ der kleine Hügel bei der Alpe ’ belegt, bei dem sich eine Voralpe befindet. Häufiger ist eine weitere, wohl romanische Ableitung auf - ETA belegt. B OSSARD / C HAVAN (2006, 239) notieren sie unter Arpettaz, Arpette (mit der frpr. Entwicklung von / l/ zu / r/ ) und dem Diminutiv-Suffix / - ITTA / (cf. auch G PSR 1, 631). Belegt sind: in Alpeten ‘ auf der kleinen Alpe ’ (1742 u. später, Turtmann), in Alpettun ‘ auf den kleinen Alpen ’ (1616, Ergisch) (älteste Belege aus dem 13. Jh. in lalpeta, 1328 (mehrfach) en lalpeta, 1539 jn Alppeten), t Alpetjini ‘ die kleinen Alpen ’ (Ergisch, mit deutschem Diminutivsuffix zum romanischen Diminutiv), Alpethorn ‘ das Alpethorn (Gipfelname, nur auf SK, zwischen Tieregghorn und Dübihorn, wohl zu Alpet ‘ kleine Alpe ’ ) ’ (Baltschieder), Alpetustapfu ‘ die Stapfe (Zaunüberstieg / steiler Weg) bei der kleinen Alpe ’ (FLNK, Ergisch), der Alpetwald ‘ der Wald bei der kleinen Alpe (unklar) ’ (Termen; LT Albetwald) und der Alpetbrunno ‘ die Quelle / der Brunnen im Alpetschleif ’ (Termen). Die Belege aus Turtmann und Ergisch sind sicher romanisch, hierzu gehört auch lalpeta mit agglutiniertem Artikel. Die Belege aus Termen sind unsicher und können auch zum HL A LBET gestellt werden. Alpjerung Alpjerung ist nur belegt als der Alpjerung (Zwischbergen). J ORDAN (2006, 301) sagt unter Alpjärung, dass die Alpe bis ins 17. Jahrhundert ein Zankapfel zwischen den Geteilen auf der Alpjen und den Italiern war. Die ältesten Beleg haben 1511 der Alpen Rodani, auf deutsch Allparun, ebenfalls 1511 Alparu ᵕ n, 1543 ist vom der Kapelle Sancti Marchi de Rodeno die Rede (also wohl die Kapelle des Hl. Markus in Ruden (Gondo)), 1609 - 1699 wird von den Alpien Alperon gesprochen, 1620 von alpis vocatis Rodann, 1673 auf dem Alperonk. Aus den verschiedenen Belegen lässt sich schliessen, dass wohl die Alpe von Ruden oder des Rodan gemeint war. Die Wortform Alpjerung (mit Endbetonung! ) nimmt offenbar eine ursprüngliche Konstruktion Alpa Rodoni mit nachgestelltem Genitiv auf und gibt ihr das maskuline Genus. Nachgestellte Genitive sind im Deutschen nur als präpositionale Konstruktionen des Typs ‘ die Alpe von Ruden ’ möglich. Alpligu Alpligu kommt einmal in Ferden als Simplex und in vier davon abgeleiteten Namen Alpligbord, Alpligstägweid, Alplighorn und Alpliggäbi ‘ Abhang bei Alpligu ’ vor. Es ist zu rom. *alpicula ‘ kleine Alpe, Älpchen ’ zu stellen und durch Umstellung zu Alpligu zu erklären (siehe Z INSLI 1975, 63ff.; LUNB 1, 1, 49; BENB 1, 1, 22f.; H OFER 2012, 29 u. 54), was auch der historische Beleg von 1310 mit jn der Alpiglun (Ferden) nahelegt. Alt Das Adj. alt Adj. ‘ alt ’ ist zu schwzd. alt, mhd. und ahd. alt, wesentlich wie nhd. ‘ alt, ehemalig, einstig ’ , im Gegensatz zu ‘ neu ’ und wdt. aalt, aaut ‘ alt ’ (I D . 1, 203 ff.; G RICHTING 1998, 15) zu stellen. Der Vokal in alt ist im Walliserdeutschen normalerweise gelängt. In FlN wird das Adjektiv auch für noch vorhandene, aber nicht mehr dem ursprünglichen Zweck dienende Gebäude, Bodenflächen, Bachläufe usw. verwendet. Das Adjektiv kommt in rund 350 Namen vor und wird meist attributiv verwendet, entweder unflektiert oder flektiert. Im unteren Goms mit der Vokalisierung von / l/ ist die Form meistens aut. Der häufigste Typ ist der Alt Stafel ‘ der alte Stafel ’ mit den Varianten der Alt Stafil, der Alt Stafol, der Alt Staful und der Aut Stafu mit insgesamt rund 35 Belegen. Es handelt sich fast durchwegs um Alpen und Alphütten, die höher liegen als die späteren Stafel in Folge der sog. Kleinen Eiszeit (C HRISTIAN P FISTER : Kleine Eiszeit. Artikel im HLS: www.hls-dhs-dss.ch/ de/ articles/ 007799/ 2010-05- 21/ [iw; 10-12-2020]). Ein zweiter häufiger Typ bezeichnet das alte Flussbett des Rotten vor dessen Korrektion (1863 - 1884): ts Alt Rottebett ‘ das frühere Bett des Rotten ’ mit den Varianten ts Alt Rottubett, ts Alt (e)Rottubett, ts Alt (e)Rottunbett und das Alte Rhonebett (1895, Leuk) mit acht Belegen. Ebenfalls häufig ist der Typ t Alt Wasserleita ‘ die alte Wasserleitung ’ , die öfters auch lateinisch als antiquus aqueductus oder vetus aqueductus bezeichnet wird. Hier findet sich auch eine der wenigen Substantivierungen wie das Alti (sic! ) (FLNK, Ergisch) und t Altu (Leuk, Oberems) für eine alte Wasserleitung. t Alti Süe (Eischoll, Unterbäch) und Varianten kommen in sechs Fällen vor, davon zweimal t Alti Gieschsüe ‘ die alte Wasserleitung nach Giesch (Weiler von Hohtenn) ’ (Hohtenn, Steg) Die Menge der Nomina mit dem Attribut alt umfasst rund 270 HLL. Sie können hier nicht alle aufgeführt werden. Komplexeste Formen sind t Alti Chalbertreichi ‘ die alte Tränke für die Kälber ’ (Gampel), Alti Ganterbrigga ‘ die alte Brücke über den Ganterbach ’ (FLNK, Ried-Brig), der Unner Alt Stafel ‘ der untere Teil des alten Stafel ’ (Saas-Almagell) und das schöne Alti Niibuhittu ‘ die alte (Alp-)Hütte der Niwenalpe ’ (FLNK, Bratsch), wobei die Niwenalpe ‘ die neue Alpe ’ ist. Nur einige wenige Belege sind zusammengesetzt wie Altwaldschleif ‘ der Schleif beim Gebiet Alti Walda ’ (FLNK, Visperterminen), wobei Alti hier auch ‘ hoch Alpjerung 103 104 <?page no="117"?> gelegen ’ (M ÖLLER 1985) bedeuten kann, was auch für den Beleg Alte Gemmi (Leukerbad) gilt, die wohl kein alter Übergang, sondern ein hochgelegener Übergang (ca. 2700 m) ist. Altana Altana f. ist die vermutlich latinisierte Form von Altina oder Ältina. Das Simplex Altana meint 1392 in Naters eine Wasserleitung, 1399 supra Altanam (Ried-Brig) ist wohl ein Verschreiber für supra Saltanam, 1307 jn der Altanun (Stalden) meint einen Acker, 1617 an die Althinen (Mund) (wird auch Trenke genannt, ist also eine Wasserleitung), 1732 die Ältina (Brigerbad), bezeichnet als Rús, also einen Wasserlauf, 1760 ein Altinen (Birgisch), ohne Hinweis. Seltsam ist jn der Alton (1337, Bratsch) als Wasserleitung; 1361 zen Alton) und an der Alton (1338, Turtmann). Mit attributiven Adjektiven sind belegt: Grossen Altinen (1661 u. später, Mund) als Wasserleitung, in magnam altinam ‘ in die grosse Altina ’ (1513, Brigerbad) als Wasserleitung und das komplexe an der grossen Rúss Altana ‘ am grossen Wasserlauf Altana ’ (1749, Birgisch), die Tieffe Altina (1782, Mund) ohne nähere Angabe. Mit dem Bestimmungswort Rus ‘ Wasserlauf ’ finden sich weiter an die Rusaltinen (1745, Birgisch), an die Rússaltina (1741, Termen) und die Ru ᵉ ssaltinen (1665 u. später, Mund) als Wasserleitung. Sehr schwierig ist schliesslich ein sehr früher Beleg an der ialz strenalton (13. Jahrhunder, Naters), an der ialzstren alton (2. Hälfte 13. Jahrhundert, Naters), wo unklar ist, ob die erste oder die zweite Trennung sinnvoller ist. Insgesamt ist wohl eine Ableitung auf / - ANA / zu alt im Sinne von ‘ hoch ’ (LUNB 1, 1, 50; M ÖLLER 1985) anzunehmen; solche Ableitungen bezeichnen Bäche, Flüsse oder - wie hier - Wasserleitungen, können aber auch für andere hochgelegene Orte verwendet werden. Die spätere Form Ältina (1732, Brigerbad) weist einen Umlaut auf; das HL wurde also wohl als deutsches Lexem verstanden. Die Belege jn der Alton (1337, Bratsch), an der Alton (1338, Turtmann) und die seltsamen Belege zu an der ialz strenalton (Naters, s. oben) weisen Kurzformen auf, die sich ebenfalls zu alt ‘ hoch ’ stellen lassen, aber das Suffix / - ANA / nicht enthalten. Altels Altels m. ist nur als der Altels (Leukerbad; FLNK Altels, LT und 1: 10000 Altels) belegt. R. G RICHTING (1993, Blatt 17, Nr. 3, Blatt 29, Nr. 5, Blatt 30, Nr. 3) kennt Altäls und auf Blatt 29, Nr. 4 auch Altälsblattä. BENB (1, 1, 24 f.) nennt den Namen für Kandersteg, der von Touristen fem. gedeutet werde, wohl nach S TUDER „ die alte Els “ (S TUDER 1896, 52). J ULEN (1951, 7) deutet den Namen des Berges am Gemmiübergang mit lat. ALTUS oder keltisch alt ‘ hochaufragend, hochgelegen ’ (cf. auch M ÖLLER 1985). BENB (1, 1, 24 f.) deutet den Gipfelnamen mit H UBSCHMIED (1940, 15 f.) zur Alpe Wildelsigen, das er als „ Alt-alis ō s “ ( ‘ bei den hohen Erlen ’ ) deutet; dieses sei auf den darüber liegenden Berg Altels übertragen worden; das ist nicht unmöglich, da Erlenbüsche auch auf Alpenhöhe vorkommen und Gipfel häufig nach unten liegenden Alpen benannt werden können. Leider liegen aber keine historischen Belege vor. Im Oberwalliser Deutschen ist das anlautende alt gelängt worden zu aalt; das Genus bleibt aber maskulin. Im Oberwallis gibt es zwar den FaN Elsig (AWWB 86), der aber wohl zu einem PN Els(a) zu stellen ist. Die nächstliegende Deutung wäre dann lat. ALTARE altar (FEW 24, 351), das wohl metaphorisch zu verstehen ist. Allerdings ist eine Form Altels nicht belegt. Sie müsste auf * ALTARES mit einer Assimilation von / r/ zu / l/ zurückgehen. Die Form des Berges würde eine solche Deutung möglich machen. Altmann (FaN) Altmann (FaN) bezieht sich auf den Naturforscher Johann Georg Altmann (1695 - 1758), nach dem laut D ESOR (1844, 161 f.) eine Felsspitze im Aletschgebiet benannt worden war (W ERLEN 2008, 580). Der Name ist als Aautma (Fieschertal) und Autma (Bellwald) mit / l/ -Vokalisierung im unteren Goms belegt; die Spitze selbst befindet sich jedoch auf dem Gebiet des Kantons Bern. Altmann (1695 - 1758) war vor allem bernischer Pfarrer und beschäftigte sich auch mit der Erforschung der Alpen. Alto Alto ist nur in Passo Alto ‘ der hohe Pass ’ (LT, Zwischbergen) belegt. Das HL ist zum maskulinen Adjektiv it. alto, < lat. ALTUS ‘ hoch, hochgelegen; weit entfernt ’ (D EVOTO / O LI 2020, 92) zu stellen. J ORDAN (2006) kennt den Namen nicht. Älw Älw Adj. ‘ gelbbraun, fahlgelb ’ ist zu schwdt. Adj. älw, älb, elb ‘ fahl, weissgelb, übergehend in braungelb ’ , ahd. elaw, mhd. elw (I D . 1, 211 f.; G RICHTING 1998, 26 s. v. älw) zu stellen. Das Adjektiv bezeichnet die Gesteins- oder Bodenfarbe. Es wird mit den Grundwörtern Fad (Randa, St. Niklaus, Rigg (Gipfelname) (Baltschieder; Blatten), Stei (Ulrichen) und Tätsch (Blatten, als Gipfel) verbunden. Amat Amat ist zu schwdt. Amad, Ā mat, Ämd, Emd, Ömd, Ämt, Änd n. ‘ Spätheu, zweiter Graswuchs ’ , ahd. und mhd. ā m ā t also eigentlich ‘ Aus-, Abschnitt ’ und wdt. Äämd, 105 106 Amat <?page no="118"?> Eemd (Lötschtal), Aamat ‘ Emd ’ (I D . 1, 213; G RICHTING 1993, 15) zu stellen. K RISTOL ET AL . (2005, 320) sehen auch den Gemeindenamen Embd hier, den G RICHTING (1998, 26) als Ämd aufführt. Verglichen zu den zuerst geschnittenen Gräsern, dem Heu, ist das Emd qualitativ hochwertiger. Die beiden Grasernten bleiben im Heustall unvermischt und werden dem Vieh in genau abgewogenen Mengen verfüttert (R ÜBEL 1950, 69). Zum Simplex Ämd ‘ Embd ’ als Gemeindename gesellt sich ein Namennest mit Ämdbach, Ämdbachgrabo (FLNK), Embderberg (LT, SK Emderberg; 1539 montis embda), Ämbdfad (FLNK), únter den Embdflüen (1806, Embd). Unklar ist ein Beleg aus dem 13. Jh. an der Moria Emdere (Embd); Moria wird sonst am ehesten als gerundetes Gegenstück zum heutigen Merje bei Stalden verstanden, das üblicherweise auf Morgia zurückgeführt wird. Wenn das Zitat richtig ist, scheint es auch bei Embd ein Merje gegeben zu haben. Die Schreibform Embd enthält im Übrigen einen Übergangslaut / b/ zwischen dem Nasal / m/ und dem folgenden / d/ . Unklar ist auch eine Reihe von Belegen aus dem unteren Oberwallis: 1697 zum Amedÿ (Turtmann), 1628 zum Amadie (Unterems) und lebend ts Ametji (Unterems, auch LT). Vermutlich betreffen die drei Namen das gleiche Gut, das auf ca. 900 m westlich unterhalb von Unterems liegt; gemeint ist wohl ein kleines Gebiet mit Emd (Spätheu). Ein anderer Diminutiv im Plural ist das lebende t Äämetschini ‘ die kleinen Wiesen mit Emd (Heu für den zweiten Schnitt) ’ (Reckingen). Die übrigen Belege enthalten das HL als Bestimmungswort zu den Grundwörtern Bodu, Haalta und Pletscha. Ambach Ambach n. oder m. ist nur einmal historisch in Unterbäch belegt: 1578 jm Grossenn Ambach, 1582 in magno Ambach, 1692 im Grossen Ambach, 1712 im grossen Ambach. Es ist zu schwdt. Ambacht, Ambach n. ‘ eine gewisse Anzahl Kühe auf der Alp, die unter einem besondern Meisterhirten stehen ’ , mhd. ambahte n. (I D . 1, 233) zu stellen. Das Wort scheint entgegen I D . auch im Wallis bekannt gewesen zu sein; als Name auf der Ginals-Alpe ist es wohl bezogen auf eine Weide für ein oder einen Ambacht. Ambja Ambja f. ‘ Himbeere ’ ist zu schwdt. Ampe n f. ‘ Brombeere, Himbeere, unterschieden durch die Attribute schwarz oder rot ’ , wdt. Ampju, f. ‘ Himbeere ’ (I D . 1, 239; G RICHTING 1998, 26) zu stellen; der Flurname meint wohl ein Gebiet mit Himbeeren. Es handelt sich um ein Etymon vorromanischen Ursprungs. Zur Verteilung siehe G PSR (1, 446 f., s. v. a ̩ npou ̯ a ‘ Himbeere ’ ). Das HL ist nur belegt in t Ambja (Termen; LT Amja) und den dazu gehörenden der Amjugrabo, Amjigrabo (FLNK) und Amjuheeji ‘ die Höhe bei der Ambja ’ (FLNK) alle in Termen. Seltsamerweise hat die Karte 1: 10000 die Form Anjegraben; es ist unklar, ob hier ein Druckfehler oder eine falsche Form vorliegt. Die historischen Belege beim lebenden der Amjugrabo weisen auf ein ursprüngliches Amýlgraben (1400 u. später, Termen, auch Amilgraben). In Ambju liegt also vermutlich eine Palatalisierung des / l/ vor. G PSR (1, 447) weist darauf hin, dass eine Form mit / l/ nur im Osten des Wallis (romanisches Wallis) auftrete; das Vorkommen des HL in Termen scheint ein Reflex dieser Form zu sein. Ambort (FaN) Der FaN Ambort ist historisch auch als am Bord, Ambord, An dem Borte (AWWB 8) belegt. Der Flurname kommt nur in ts Ambortsch Schleifji ‘ der kleine Schleif der Familie Ambort ’ (Visperterminen) vor; der Familienname steht im Genitiv Singular. Ambrüüf Ambrüüf ist nur im Flurnamen zum Tritt Ambrüüf ‘ beim Tritt hinauf ’ (Saas-Allmagell) belegt. Es ist zu wdt. ambrü(ü)f, ämbrü(ü)f ‘ hinauf, herauf ’ und ‘ oben ’ und wdt. embrüf, ämbrüf (Goms), imbrüf (Mattertal), ambrüf (Schattenberge), imbruif (Lötschtal), ämbrüüf oder äbrüüf ‘ hinauf ’ (I D . 1, 120; G RICHTING 1998, 65) zu stellen. I D . ist der Meinung, es liege hier als erster Bestandteil aber ‘ wieder ’ (I D . 1, 40) zum Adverb uf (wdt. üf) (I D . 1, 118 ff.) vor. Es scheint, dass diese Herleitung die Deutung von ambrüüf nicht erklären kann, auch wenn sie formal stimmt. Laut Beschreibung handelt es sich um eine Schafweide. Ameling (PN) Ameling (PN) ist nur einmal 1306 in Zeneggen als Amelings Matta ‘ die Wiese des Ameling ’ belegt. F ÖRSTEMANN (1, 99) kennt den PN Ameling. Die Form verwendet sicher einen Genitiv Singular, wohl eines Besitzers, für ‘ die Wiese des Ameling ’ . Amerika Amerika ist als Amerigga ‘ in Amerika ’ (Naters; die phonetische Schreibweise ist nicht sicher, da M. S. manchmal die Unterscheidung von Fortis und Affrikata weglässt) und durch Aphärese als Merigga (Brigerbad; für die phonetische Form gilt das Gleiche) belegt. In Naters ist es der Name für die vom damaligen Dorfkern ‘ weit ’ entfernte und abgelegene Neusiedlung (J OSSEN Ambach 107 108 <?page no="119"?> 2000, 632). In Brigerbad ist eine Neusiedlung am Rotten gemeint, die auf 1: 10000 als Merika belegt ist. Ammann Ammann m. ‘ Amtmann ’ ist eine Amtsbezeichung und zu schwdt. Amm-Mann, Antme n m., Pl. Ämme n neben Ammänner als Beamter ‘ Gemeindevorsteher, Vorsteher ’ und ‘ Verwalter der Gerichtsbarkeit ’ , ahd. ambahtmann, mhd. am-man m. ‘ Gerichtsperson, Gemeindevorsteher ’ zu stellen; es kann auch FaN sein (NWWB 1, 19; I D . 4, 246). Im Wallis war der Ammann Oberrichter in einer Gemeinde. Das HL kommt in verschiedenen Formen als vorangesetzter Genitiv Singular zu einem anderen Grundwort vor. Belegt sind: Ameschboden ‘ der Boden des Ammans ’ (1867, Gluringen), ts Amisch Bode ‘ der Boden des Ammans ’ (Biel; FLNK Amischbode), ts Amisch Bode ‘ der Boden der Ami (Beiname der Familie Biderbost, Ammann als Amt? ) ’ (Selkingen), ins Amman Martis Bode ‘ in des Ammann Martins Boden (Ammann ist der Ortsrichter, Martin der Vorname) ’ (1780, Biel), das Ammenloch ‘ das Loch des Ammanns ’ (1819, Mund), z Ammensgaden ‘ beim Gaden (Stall) des Ammanns ’ (1592, Ritzingen), z Antsmans Hauss ‘ das Haus des Ammanns ’ (1636 u. später, Oberems), z Antshmanshauss ‘ das Haus des Ammanns ’ (1685 u. später, Unterems), Zamis Acher ‘ der Acker des Amtmanns ’ (1639, Gluringen). In den meisten Fällen dürfte das Amt des Ammanns gemeint sein, selten der Familienname. Ämmer Ämmer ist nur belegt in ts Ämmertal (Hohtenn). Das HL Ä MMER ist wohl als „ Emmer, Zweikorn, Sommerdinkel (Triticum dicoccon) “ (I D . 2, 218; L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 1482) zu stellen. Bei W IPF (1910, 175) tritt es im Kompositum amermæll ‘ Stärkemehl ’ mit Verweis auf I D . (4, 218) s. v. Ammelemëlw ‘ Stärkemehl ’ auf. Vgl. auch K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 244 (s. v. Emmer). Ammere Ammere ist der Name eines Weilers von Blitzingen. Die ältesten Belege zeigen Amolren (1386) und Amolre (1406). Der Name ist zu schwdt Ämmere, Ämmerne, hist. Amarelle und Ammeren f., und wdt. Amoltra ‘ Sauerkirsche ’ , ‘ Schattenmorelle ’ , lat. PRUNUS CERASUS (I D . 1, 214 f., J ACCARD 1903, 121; G RICHTING 1998, 26; L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 290; M ARZELL 3, 1108f.) zu stellen. Es ist aus rom. amarelle, dies aus lat. AMARUS ‘ herb, bitter ’ (REW 406) entlehnt. Zum Weilernamen in Blitzingen gesellt sich ein Namennest mit Ammeregge, Ammerhaauta und Ammerwasser, sowie den historisch belegten Amerfusweg (1644) und Amerenweg (1768). Ein Adjektiv der Zugehörigkeit ist in der Ammeger Biel ‘ der Hügel bei Ammere ’ (Blitzingen) enthalten. Ammere kommt sonst nur noch in Ammerbiel ‘ der Hügel mit Sauerkirschen ’ (Greich, Ried-Mörel (hier nur 1590 belegt)) vor. Ammili Ammili n. ist nur in Mund als ts Ammili belegt, so auch auf LT, 1: 10000 und FLNK. Es handelt sich um ansteigende Wiesen, die oberhalb eines steileren Felsen stehen. Die Konstruktion ist wohl ein Diminutiv auf -li zu einem Nomen Ammi oder ähnlich. Am nächstliegenden ist das HL Amm-Mann ‘ Beamter, Gemeindevorsteher ’ (I D . 4, 246), das im Diminutiv steht: ‘ das kleine Grundstück des Ammans ’ . Zu vergleichen ist das historisch belegte Ammenloch ‘ das Loch des Ammans ’ (1819, Mund), das sich allerdings an einer anderen Stelle befand. Insgesamt ist das HL A MMANN zu vergleichen. Amoss Amoss ist wohl aus der Agglutination der Präposition am mit dem Nomen Moos entstanden. Ein FaN Amos, Amoos (NWWB 1, 19) ist jedoch nur für Randogne und Venthone belegt, also für das romanische Wallis; seine Herkunft ist ungeklärt. Im Oberwallis (Brig, Naters) ist der FaN heute bekannt. Ob er dt. zu deuten ist, bleibt unsicher. Das HL kommt als Diminutiv ts Amosi ‘ beim kleinen Moos (sumpfiges Gebiet) ’ (Ergisch) vor; dazu gehört der Amosigrabu ‘ der Graben beim Amosi ’ ; vermutlich ist auch das Amosserly ‘ die kleine Voralpe am Moos / des Amoser ’ (1585, Oberems) hieher zu stellen; es kann aber auch zu Amossera gehören. Hingegen ist die Weÿd Amosern ‘ die Weide der Alpe des Amoser ’ (1821, Ergisch) wohl zum Beleg Amosserra ‘ die Alpe des Amoser ’ (1487, Turtmann) zu stellen. An einem ganz anderen Ort findet sich im Amossboden ‘ im Gebiet des Bodens am Moos (sumpfiges Gebiet) ’ (1717, Zeneggen). Ampelu Ampelu f. ist nur einmal belegt in ts Ampelu Gietji ‘ das kleine Gut, dessen Ertrag der Ampel (Kirchenlicht) zu Gute kam ’ (Glis), hier als Genitivform, vermutliche Grundform ist Ampela. Das HL ist zu schwdt. Ampel, Ampele f., ahd. amp(ul)la < lat. AMPULLA , mhd. ampel, ampulle, wie nhd. ‘ gemeine Lampe mit Talg oder Öl ’ , Dim. Ampeli, Ämpeli ‘ Lämpchen allg. ’ (I D . 1, 239; S TALDER 1994, 15) zu stellen. Seit dem Mittelalter bezeichnet das deutsche Wort das ‘ ewige Licht ’ in der Kirche (LMA 1989, 4, 149 ff.). 109 110 Ampelu <?page no="120"?> Ämrich Ämrich ist nur in Glis in Klammern 1854 als den Aprikosen (Ämrich) Aker ‘ der Acker bei den Aprikosenbäumen ’ belegt. Das HL ist zu wdt. Äämbrich, Äämrich (Mattertal), Eembrich ‘ Aprikose ’ (G RICHTING 1998, 15) zu stellen; SDS (6, 162) gibt weitere Formen für das Oberwallis an. Die Herkunft des Namens ist unklar. I D . (1, 215) kennt unter Amarille mehrere Formen, sagt aber in der Anmerkung, dass Ämmerich u. ähliches nicht zu diesem Stichwort zu stellen sei, sondern um eine vom Aufzeichner rekonstruierte Form für Ämmeri, analog gebildet zu ‘ Pfirsich ’ aus Pfersi (I D . 1, 215). W ERLEN (1977, 73, Fn. 305) geht davon aus, dass -rich im Oberwallis generell für Pflanzen verwendet werde. L ANDOLT (2015) schliesst aus dem Idiotikon, dass die Oberwalliser Formen aus einer Verwechslung mit der Sauerkirsche als Ämmerli etc. stamme. Die Diskussion ist damit nicht abgeschlossen. Amsle Amsle f. ‘ Amsel ’ ist zum schwdt. Vogelnamen Amsle f. wie nhd. ‘ Amsel ’ , mhd. amsel, ahd. amsla (I D . 1, 241; K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 41) zu stellen. Belegt ist einmal das Simplex t Amsle f. (Gluringen); dazu ist das Lemma zweimal Bestimmungswort in t Amselschlüecht (Blitzingen) resp. t Amsleschlüecht (Niederwald) (die beiden Belege sind verschieden). Die Motivation ist in allen drei Fällen unklar: vermutlich ein Ort, an dem es Amseln gab oder wo man sie hörte. Amu Amu ist nur belegt in ts Amuhüs ‘ das Haus des Ammanns ’ (Stalden). Die Deutung folgt Z IMMERMANN (1968, 93; im Register falsch S. 43), der auf I D . (4, 746) verweist. Der Ammann versah im Wallis die Stelle des Ortsrichters (cf. HL A MMANN ). Amundier (FaN) Amundier (FaN) ist nur 1306 als Amundieron Matta und 1309 als Amunderon Matta (beide Zeneggen) belegt. Der Genitiv Plural Amunderon bezieht sich hier auf eine Familie Amundier. Im Dokument von 1306 verkauft ein Mattheus Amundier die seiner Familie gehörende Wiese; der FaN ist also belegt. An An ist als ursprüngliches Verbpräfix An- oder Avertreten (I D . 1, 247 ff.). Die nasallose Form erscheint in der Abruch ‘ der Anbruch (Anbruchstelle eines Erdrutsches) ’ (Leuk), t Ajegi ‘ die An-Jegi (Jagdgebiet, in dem die Jagd anfing) ’ (Stalden) und der Astapf ‘ am An-Stepf (wohl Zaunüberstieg) ’ (Randa). Die Form mit Nasal erscheint als t Anbüschlacht ‘ die Anbauschlacht ’ (Gampel). Hier ist eine Parzelle gemeint, die im 2. Weltkrieg umgebrochen wurde (sog. Anbauschlacht oder Plan Wahlen). In einigen Fällen wurden Namen mit dem Präfix A(n) hier gesondert behandelt (z. B. HL A MBORT (F A N) und HL A LEGI ). Änd Änd ‘ Ende ’ ist zu schwdt. End (I D . 2, 314) zu stellen. Im Oberwallis wird der hier vorliegende Primärumlaut vor Nasal (Typ: eng (SDS I, 35)) im östlichen Teil als / e/ , im westlichen Teil (mit Ausnahmen) als / ä/ gesprochen; in der Verschriftlichung steht meist / e/ . Das Simplex ist nur in zwei sehr unsicheren historischen Belegen überliefert, als Enda (1741, Turtmann, mit unsicherer Lesung) und als Entz (18. Jahrh., Naters); letzteres könnte einen erstarrten Genitiv enthalten (noch belegt im zeitlichen Typ Ends Maie n ‘ Ende Mai ’ (I D . 2, 315)), hier aber lokal zu verstehen ‘ am Ende ’ . Als Grundwort ist End nur in Nordend m. ‘ nördlicher Endgipfel des Monte Rosa ’ (Zermatt) vertreten; der Name stammt von VON W ELDEN (1824, 37 f.) (W ERLEN 2008, 579); das Genus ist wohl von ‘ Gipfel ’ übernommen. In allen anderen Belegen tritt End als Bestimmungswort im Kompositum Ändwäg / Endweg (Plural Endwegen) auf (Eischoll, Embd, St. Niklaus, Törbel, Unterbäch, Zeneggen, Zermatt), jeweils in der Bedeutung ‘ Weg, der nicht weiterführt ’ . I D . 15, 819 erwähnt Endwëg nur für Davos, ohne eine Deutung zu geben. Änder Änder ‘ jenseitig ’ ist zum schwdt. Adj. ëner, ënder, -er, -i, -s, ‘ jenseitig ’ , siehe auch änet und wdt. änner, ännär ‘ entfernter liegend, weiter drüben ’ (I D . 1, 265; G RICHTING 1998, 27) zu stellen. Die Form mit / nd/ entsteht durch Einschub eins / d/ vor / r/ ; da gleichzeitig eine optionale Regel / nd/ -> / nn/ (z. B. in ander vs. anner ‘ andere ’ ) existiert, werden auch hier beide Formen verwendet. Das HL kommt in rund 90 Namen vor. Als Simplex erscheint das HL nur in substantivierter Form: an der Enderen ‘ am jenseitigen Ort ’ (1680, Täsch), an der Enderun ‘ am jenseitigen Ort ’ (1676 u. später, St. Niklaus, mit unterschiedlichen Schreibweisen), t Ännerna ‘ der jenseitige Ort ’ (Randa, LT Ennerna). Da die historischen Belege jeweils eine Person namens Truffer erwähnen, dürfte es sich in allen drei Fällen um die gleiche Kleinsiedlung handeln, die sich zwischen Randa und dem nördlicheren Lerch bei Randa befindet. In den meisten anderen Fällen wird das Adjektiv attributiv flektiert oder unflektiert verwendet; nur selten ist es Bestimmungswort in einem Kompositum. Attributive Adjektive erscheinen in verschiedener Schreibform als am Andren Acker ‘ beim jenseitigen Acker ’ (1806, Visperterminen) - die wenigen Belege mit Ander können auch zu ander ‘ ander, ein zweiter ’ Ämrich 111 112 <?page no="121"?> gestellt werden, doch ergibt dies meist keinen wahrscheinlichen Sinn -, in den Endren Driesten ‘ in den jenseitigen Driesten (unfruchtbare Gebiete) ’ (1547 u. später, Mund), in der Enderen Matten ‘ in der jenseitigen Wiese ’ (1774, Bürchen), am Endren Acher ‘ am jenseitigen Acker ’ (1636 u. später, Stalden), an der Endron Wu ᵉ stin ‘ am jenseitigen öden, unfruchtbaren Stück Land ’ (1427 u. später, Zermatt; 1551 an der Endrun Wiestin), ts Änder Blat ‘ das jenseits liegende Blatt (Felsplatten, Kollektiv), Dorfteil von Blatten ob Naters ’ (Naters), au ᵕ f den Ändern Bielen ‘ auf den jenseitigen Hügeln ’ (1847, Eyholz), zen Ändre Hiischinu ‘ bei den jenseits gelegenen Häusern ’ (Törbel; FLNK, Z ’ Ändre Hiischinu), t Ändru Chaschtlere ‘ die jenseitigen (weiter entfernten) Gebiete beim Ort, der wie eine Burg aussieht ’ (Turtmann; FLNK Ändru Chaschtlere), t Ändrun Güüfre ‘ der jenseitige Teil der Güüfra (Abgrund) ’ (Hohtenn), zum Änndru Hüs ‘ beim jenseitig gelegenen Haus ’ (Staldenried), ts Änner Chriz ‘ das jenseitige / weiter weg liegende Kreuz (Wegkreuz) ’ (Baltschieder), Änners Derfji ‘ das jenseits gelegene kleine Dorf (Bratsch) ’ (Bratsch), t Ännre Lusse ‘ die jenseits gelegenen Teile der Lusse (ausgeloste Stücke Land) ’ (Binn) und viele andere. Eine falsche Abtrennung liegt wohl vor in vltra den Rendru ᵕ m Trogu ᵕ n ‘ (lat.: jenseits) der jenseitigen Tröge ’ (1590, Visperterminen). Attributive Superlative des HL sind: t Endruschtu Ägerdä ‘ die weitest entfernten Stücke Brachland ’ (Ergisch), ts Ennerscht Güod ‘ das am weitesten entfernt liegende Gut ’ (Saas-Fee), der Endrost Acher ‘ der am weitesten entfernte Acker ’ (1436, Ernen), ts Ändruscht Dorf ‘ das am weitesten jenseits liegende Dorf ’ (Varen), t Ännerscht Burg ‘ die am weitesten entfernte Burg ’ (Naters) und andere. Als Bestimmungswort erscheint das HL in Anterputz ‘ der jenseitige Tümpel ’ (1550, Ried-Mörel ’ , der Ännerholzgrabo ‘ der Graben zum weiter entfernten Holz (Wald) ’ (Glis, zweimal). Nicht ganz sicher ist der Flurname t Änibalma (Naters), die als „ grosser Fels, überhängend “ geschildert wird und die sich östlich des Geimerhoru bei der Massaschlucht befindet. Der Name wird hier zum HL Ä NDER gestellt, könnte aber auch zu schwdt. ëne r ‘ jener ’ (Id. 1, 265) oder zum Nomen Äni ‘ Grossvater oder Urgrossvater; auch Enkel ’ (I D . 1, 247 f.) gestellt werden. Die Lage lässt aber eher an einen ‘ jenseitigen überhängenden Felsen ’ denken. Als Präposition erscheint Ennent dem Graben ‘ jenseits des Grabens ’ (1688, Visperterminen). Diese Präposition kann auch sonst auftreten, ohne dass sie klarerweise zum Flurnamen gehört. Andergassen (FaN) Andergassen (FaN) ist ein FaN An der Gassen, auch Gasner (AWWB 10, auch 105). Er kommt wohl in der Gasseteil ‘ der Teil (der Alpe), der der Familie (An der) Gassen gehört ’ (Oberwald) und ts Gassewägi ‘ der kleine Weg durch das Gut der Familie (An der) Gassen ’ (Oberwald) vor. Ob weitere Belege mit Gasse hierzugehören, ist unklar. Cf. HLL G ASSER (F A N) und G ASNER (F A N). Andolla Andolla ist belegt als Pizzo d ’ Andolla (LT, Zwischbergen), Teil des Portjengrates und der Andollapass (östlich vom Gipfel), den auch J ORDAN (2006, 380) als Andolapass kennt. Beide wohl benannt nach den Alpi di Andolla. O LIVIERI ( 2 1961; 1965) kennt den Namen nicht. Andreas (PN) Andreas (PN) ist ein männlicher Taufname oder der davon abgeleitete FaN Andres, Andrae, Andris, Andrisch (AWWB 11). Der vorangestellte Genitiv Andreeasch ist belegt in ts Andreeasch Blatta, ts Andreeasch Brunn und ts Andreeasch Huisin ‘ das kleine Haus des Andreas ’ (alle Kippel) sowie Andreaschblatta ‘ die Felsplatte des Andreas ’ (Wiler). In Leuk ist belegt zuo Andrys Heüssren ‘ bei den Häusern des Andreas / der Familie Andres ’ (1645 u. später). Komplexer ist beÿ Christen Andres Scherentach ‘ beim Schermdach (Schutzdach) des Christen Andres ’ (1703, Zeneggen). Einen Genitiv Plural der kollektiven / - IG / -Ableitung zeigt in Andressigero Waldt ‘ im Wald der Leute des Andres / der Familie Andres ’ (1682, Zeneggen). Der PN Andreas ist unter Andr ē s (I D . 1, 313 f.) belegt. Änet Änet Präp. ‘ jenseits ’ ist zu schwdt. ënent, ënet ‘ jenseits ’ , früher mit Genitiv, jetzt mit Dativ, siehe auch änder und wdt. änet, änät ‘ jenseits ’ (I D . 1, 267 f., G RICHTING 1998, 26) zu stellen. Belegt sind: enendt dem Bach ‘ das Gebiet jenseits des Baches ’ (1693, Törbel), enent dem Bach (1782, Naters) ‘ das Gebiet jenseits des Baches (in Blatten ob Naters), enund dem Bech ‘ Gebiet jenseits des Baches ’ (1444, Saastal ’ , Änud de Brigga ‘ jenseits der Brücke ’ (Visp, FLNK Ännet der Brigga), ts Ännet Briggu ‘ zu jenseits der Brücke (Dorfteil von Turtmann) ’ (Turtmann, FLNK Ännet Briggu), Ennet dem Rodan ‘ jenseits des Rotten (gelehrte Form) ’ (1720, Obergesteln), Enet dem Wuohr ‘ jenseits der Wasserleitung ’ (1709, Gluringen), Enendt der Vispen ‘ jenseits der Vispa ’ (1609, Stalden). Nur lat. ist belegt 113 114 Änet <?page no="122"?> vltra Rhodanum ‘ jenseits des Rotten ’ (Lalden). Das Adverb findet sich unter dem HL Ä NDER . Anffingo (FaN) Anffingo ist nur 1492 in Ried Brig als terra Anffingo ‘ das Land der Leute der Familie Anffien ’ belegt. Es handelt sich um einen Genitiv Plural einer kollektiven / - IG / - Ableitung zum inzwischen erloschenen FaN Anf(f)ien (I MESCH 1917, 30). Ängel (PN) Ängel (PN) ist entweder der PN Ängeli, Ängeline ‘ Angelika oder Angeline ’ (I D . 1, 330), oder ein FaN Engel o. ä. (I D . 1, 332) mit Anklang an den himmlischen Boten; es kann auch der FaN Engiller gemeint sein (siehe unten). Der in Bürchen belegte Name Ängiller (FLNK) ist historisch als Engillier (1511 u. später, Bürchen) und Engillyer (1347, Unterbäch) bezeugt. G. Z ENHÄUSERN (1998, 267) erwähnt einen Hans dictus Engillier in Unterbäch, wobei das ein FaN oder ein Übername nach seinem Wohnort sein kann. Auch hierzu gehört Engillers Eggen ‘ die Ecke der Familie Engiller ’ (1516, Ergisch). Unsicher ist dagegen die Engillini (1699, St. Niklaus), das sowohl ‘ die kleinen engen Stellen ’ wie ‘ die Güter der Familie Engiller ’ meinen kann. P H . K ALBERMATTER (p. c.) weist darauf hin, dass der FaN Engel im Oberwallis nicht vorkommt, wohl aber der PN Engilla oder der FaN Engillier: „ In meinen Unterlagen finde ich als Beinamen Hans dictus Engillier in Unterbäch (1435), als Familiennamen Thomo Engillo von Tatz (1463), als Vornamen Angnesa sive Engilla in Raron (1573), Engilla in Liden (1574) und Engilla in Raron (1610 - 1630) “ (P H . K ALBERMAT- TER , e-mail vom 2. 9. 2020). In ts Engilo Stadel ‘ der Stadel des Engillo / der Familie Engiller ’ (Staldenried) liegt wohl ein PN vor. Einen starken vorangestellten Genitiv zeigt Engilsbodmen ‘ die Böden des Engillo / der Familie Engillo ’ (1401, Steg). In Raron ist der gleiche Beleg 1401 bezeugt, früher heisst es am Enguelser Bodme (1305) und Hengelser Bodeme (1306), worin sich ein Herkunftsname ‘ die Leute von Engillo ’ verbergen kann. Lebend ist der Name auch in in Ängelbobem ‘ im Engelboden ’ und dr Ängelbrunn ‘ die Quelle des Engel ’ (beide Ferden) belegt. Auch hier könnte ein PN vorliegen. Insgesamt müssen die Deutungen zurückhaltend behandelt werden, da die Formen auch anders verstanden werden können (vgl. auch HL H EGUISSEM ). Angel Angel ist zu schwdt Angel m. ‘ Ecke, Winkel ’ , aus lat. ANGULUS (I D . 1, 329) zu stellen. Belegt ist es historisch in Obergesteln (1714), wahrscheinlich identisch mit dem Beleg der Mangel (cf. HL M ANGEL ). Die beiden anderen Belege Triangel (Saas-Grund) und Dreiangel Aker (1854, Glis) gehören zu Drî-Angel (I D . 1, 329) ‘ Drei-eck ’ , wobei in den Namen nicht ein Riss in der Kleidung oder ein Schlaginstrument beim Musizieren gemeint ist, sondern ein dreieckiges Stück Land. Ängersch Änggersch ist der Name eines Weilers von Bratsch. Die ältesten Belege geben Ancheres (1337, 1353, 1358)), Anchieres (1346) und schon 1385 die ‘ deutsche ’ Form Enkers neben der romanischen Ancheres, in Erschmatt wird 1664 Engersch erwähnt. Die Belege deuten auf eine Form mit Plural-s, im Deutschen später zu / sch/ gewandelt. Die ‘ deutsche ’ Form bewahrt die ältere Lautung mit / ng/ , die romanische hat die weiterentwickelte mit / nch/ . Vermutlich liegt der Typ anche ‘ Schenkel ’ (G PSR 1, 389) mit einem Suffix / - ARIA / vor (B OSSARD / C HAVAN 2006, 288), das Kollektivbedeutung hat. Die Bedeutung wäre dann etwa ‘ die Schenkel (des Weges), die Wegscheide ’ . Vom Weilernamen abgeleitet sind Ängersch Dorf (Bratsch) und Ängersch Chi ‘ die Schlucht des Ängerschwassers ’ (Gampel). Abgeleitet ist das Adjektiv Änggischer ‘ nach Ängersch führend, zu Ängersch gehörend ’ in Änggischer Wäg und Wildi (beide Erschmatt), sowie dem Änggischerwäg (Bratsch). Angese (PN) Angese (PN) ist nur belegt in ts Angesegädi ‘ der kleine Gaden der Agnes / der Familie Angese ’ (Ernen). Die Form ist wohl ein alter Genitiv Angese n , der sowohl einen PN wie einen FaN meinen kann. Zu stellen ist das HL zum Taufnamen Agn ē s (I D . 1, 128). In einer Regelung von 1471 über Wasser und Wege auf Eggen bei Ernen wird das Backhaus von Claus Agnesii erwähnt (GA E RNEN , E2 P ERG .). Es handelt sich um eine latinisierte Form Agnesius; der FaN ist in AWWB nicht belegt. Anna (PN) Anna (PN) ist ein weiblicher Personenname. Die Heilige Anna war laut apokryphen Evangelien des 2. bis 6. Jahrhunderts die Mutter Marias, sie erscheint unter anderem ‘ als Helferin gegen Heuschreckenplage, indem eine Prozession zu ihr veranstaltet wird, der die schädlichen Insekten folgen müssen, um dann auf einen Gletscher gebannt zu werden ’ (I D . 1, 260 f.). Sechs Belege betreffen die heilige Anna (Zant Anna), teilweise mit einer Kapelle, die ihr geweiht ist, oder einem Bildstock. In zwei Fällen ist eine Kapälla ‘ Kapelle ’ erwähnt: cappella ‘ S. S. Anna ’ et Jacobi ‘ die Kapelle der Heiligen Anna und Jakob ’ (1672, Zwischbergen) und St. Annakapälla (FLNK, Raron). Ein- Anffingo (FaN) 115 116 <?page no="123"?> mal ist wohl im Namen noch eine Erinnerung an einen früheren Bildstock in Zantanne Lammelti ‘ die kleine Lamme (Felsabhang) der Heiligen Anna ’ (Oberwald) lebendig. Das Simplex ist belegt als Zer a ᵉ nnu ᵕ m (1584, Visperterminen), wo auch der Name Ana ‘ Grossmutter ’ (I D . 1, 247 s. v. Ane) gemeint sein kann. In Naters ist 1601 der Annún belegt, also das Besitztum der Anna. Als Besitzerin oder Nutzerin ist weiter eine Anna in üf Anneacher (Fieschertal) und Annaweidji (FLNK Erschmatt) belegt. Unsicher ist Anunmatta ‘ die Wiese der Ahnen (Vorfahren, Grossmutter) / der Anna ’ (1305, Lalden; 1306 Annen Matta); der spätere Beleg deutet eher auf eine Besitzerin Anna hin. Unklar ist der Beleg Gravenanne (Grengiols), der als ‘ des Grafen Anne ’ gedeutet wird, was eher unwahrscheinlich ist; vermutlich liegt eher ein FaN Graven (AWWB 2, 115) vor; der Name gab Anlass zur Sage von der Gräfin Anna (G UNTERN 1963, 91). Auch Anues Matta (1301, Eischoll) ist unklar - der Beleg kann auch als Annes Matta gelesen werden. Der starke Genitiv würde eher den männlichen Namen Anno nahelegen (cf. HL A NNO ). Ob der Flurname Aana hieher gehört, ist unklar (cf. HL A ANA ). Annig (FaN) Der FaN Annig ist 1852 als der Annig=Acker ‘ der Acker der Familie Annig ’ (Binn) und 1824 als auf Anigsbiell ‘ der Hügel der Familie Annig ’ (Bellwald) belegt. Der FaN ist laut dem Register in WLA (1973, 370) auch als Annigen, Anning, in WLA (1977, 451) auch als Anninx erwähnt; alle Erwähnungen betreffen den Meier Christian Annig aus Binn. Bei den erwähnten Grundstücken handelt es sich jeweils um Äcker. Anno (PN) Anno ist als PN belegt in des Annun Ëbnit ‘ die ebene Fläche des Anno ’ (1460, Blitzingen). Es handelt sich wohl um eine Kurform zu Arnold (cf. HL A RNOLD ); die Kurzform Anno ist auch als Name von Heiligen belegt. Ännupierli (PN) Ännupierli (PN) ist nur in ts Ännupierlisch Chrachu ‘ der Chrachen (Graben) des Ännupierli (unklarer Übername) ’ (Leukerbad) belegt. Bei R. G RICHTING (1993, Blatt 8, Nr. 12) ist es als Hännupierichrachu belegt. Während Chrachu (Graben) in beiden Fällen klar ist, erscheint der Personenname als Ännupierli oder Hännupieri. Der Beleg von R. G RICHTING lässt sich auf Hännu ‘ Henne ’ (I D . 2, 1311; G RICHTING 1998, 106) und dazu den Diminutiv des frz. Männernamens Pierre zurückführen; Pierri, Pieri ist der frz. Name mit einheimischer Endung (I D . 4, 1505). Das von M. S. notierte Ännupierli dagegen verweist im ersten Namensteil eher auf Anna (I D . 1, 260); der zweite ist ein anderer Diminutiv zu Pierre. Ohne weitere Angaben lässt sich der Flurname nicht deuten. Anstalt Anstalt ist nur in di Badanstalt (Brig) erwähnt, die früher Badtola hiess und heute Schwimmbad Geschina heisst. Das HL ist zu schwdt. Anstalt w. wie nhd. ‘ einem bestimmten Zweck dienende Einrichtung ’ (I D . 11, 339 ff. bes. 341) zu stellen. Bei G RICHTING (1998) fehlt das HL. Antheli Antheli ist 1685 in Bürchen als aúffúm Antheli und 1748 als am Antheli belegt. G ATTLEN (2007) kennt es nicht. Vermutlich liegt ein neutraler Diminutiv auf - LI vor (vgl. SDS 3, 155). Die so benannte Wiese liegt am Birch (Dorfteil von Bürchen auf ca. 1070 m, deutlich tiefer als das Dorf Bürchen (1283 m) selbst). Vermutlich liegt der PN Anton (cf. HL A NTON ) oder der FaN Anthenien (AWWB 11) vor; der Diminutiv spricht eher für den PN, der wohl den ursprünglichen Besitzer kennzeichnete, also ‘ die Wiese des kleinen Anton ’ . Anthenien (FaN) Anthenien (FaN) ist belegt in zen Jaggen Anthenien ‘ zu den Gütern des Jakob Anthenien ’ (1499, Unterbäch) und ts Peterantenisch Üowand ‘ die Magerwiese des Peter Anthenien ’ (Saas-Almagell). In beiden Fällen liegt der FaN Anthenien auch Anthenjen, Anthönien, Anthönigen, Anthonii (AWWB 11) vor; beide Familiennamen sind im Genitiv, der zweite Beleg ist dialektal, der erste schriftsprachlich. Anthout Anthout ist in Unterbäch belegt, wobei die Formen sehr unterschiedlich sind: 1396 Sand Hout, 1505 Anch Out (Ant Hout? ), 1545 am Anthout, 1693 am Anthaútt, 1743 ds Andhaut. Lebend hat FLNK Amthöüt. Der Name ist zu schwdt. Anthaupt, Amthaupt, Anhaupt, Pl. -häupter usw., ‘ Kopfende eines Ackers, auf welchem der Pflug gewendet wird, und zwar zunächst als Teil des eignen Grundes ’ . Anbezieht sich auf das Anstossen, während Ant- ‘ gegen(über) ’ bedeutet. Amtlässt sich dadurch erklären, dass das eigentliche Präfix ant- oder annicht mehr verstanden wurde und wegen der gesetzlichen Bestimmungen der Grenzpflichten und -rechte auf ein Amtgeschlossen wurde (I D . 2, 1498). Da Pflüge im Oberwallis nicht üblich waren, handelt es sich wohl um einen Ackerstreifen, der beim Hacken ausgelassen wurde. Als Deutung wird deswegen ‘ der nicht bebaute Ackerstreifen ’ gegeben. 117 118 Anthout <?page no="124"?> Antigine Antigine ist nur einmal als Passo di Antigine (LT, Saas- Almagell) belegt. Auf der Karte ist die Situation sehr unklar. Auf LT heisst der Pass auch Ofentalpass, auf 1: 10000 Ofutalpass. Der Pizzo di Antigine (LT) heisst auf dt. Spechhorn (nach Spähnhörner), ist aber nicht direkt neben dem Pass, in dessen Nähe sich das Ofentalhorn befindet. Auf LT findet sich auf italienischer Seite auch Bivacco Antigine CAI (Biwak Antigine des Italienischen Alpenclubs). Antigine kann nicht gedeutet werden; es findet sich nicht in den einschlägigen Wörterbüchern. Antille (FaN) Antille ist zum FaN Antille, Anthillyo, Antillio, Anthillioz, Antilliodus, Antilen, Antillen (AWWB 11) zu stellen, der auch als PN diente. Belegt sind zwei Namen: vnder Antillun Huss ‘ unter dem Haus der Familie Antille / des / der Antille ’ (1615, Grächen) und ts Antilljugüet ‘ das Gut der Familie Antille / des Antille ’ (Guttet). Antlisch (PN) Antlisch (PN) ist der Genitiv zu Antli, laut J ULEN ET AL . zu Anton zu stellen; er könnte jedoch auch vom weiblichen Taufnamen Anna siehe Andli o. ä. abgeleitet sein (J ULEN ET AL . 1995, 210; I D . 1, 260). Belegt ist er nur einmal in ts Antlisch Stei ‘ der (Fels-)Stein des Anton / der Anna ’ (Zermatt). Anton (PN) Anton (PN) ist der Name von Heiligen, die aus verschiedenen Gründen verehrt werden, und ein männlicher Taufname mit Varianten wie Anton(ius), Antoni und Kurzformen Toni, Tuni, Tonnes, im Goms Tune n , Toneli, Doneli, Töneli u. ä. (I D . 1, 350 f. und 13, 261 ff. bes. 263). Als FaN sind im Wallis auch Anthenien (cf. HL A NTHENIEN (F A N)) und Tenisch (cf. HL T ENISCH ) belegt, wohl vom Vornamen abgeleitet. Da mehrere Heilige (vor allem Antonius der Grosse und Antonius von Padua) bekannt sind, ist im Einzelfall nicht klar, auf wen der Name zurückgeht. In einigen Fällen ist auch nicht klar, ob wirklich der PN Anton zu Grunde liegt. Als Simplex erscheint Anten (1540 - 1588, Erschmatt), das sehr unsicher ist. Santantoni. Zantantoni oder Zantutoni sind belegt in Oberwald, Selkingen, Ried-Brig, Saas-Grund, Saas-Balen und in Reckingen (SK) als Sankt Anton - es sind jeweils Kapellen oder Bildstöcke des St. Anton. In Ergisch gibt es der Alt Sankt Antooni, einen Bildstock. Die Form Antonius kommt vor in Simplon, Zwischbergen und Randa; auch hier sind Bildstöcke gemeint; zu Simplon und Zwischbergen hat J ORDAN (2006, 22, 211, 217, 235 (Zwischbergen), 267) fünf Vorkommen von Antoonius. Vermutlich Besitzer, seltener Antonius-Statuen, sind gemeint in Thunnen Matta (1757, Goppisberg), Tuneschürli (1850, Biel), ts Tunegade ‘ beim Gaden des Anton ’ (Binn), bi ts Tunisch Hüs ‘ beim Haus des Anton ’ (Brigerbad), Toni Bÿne ‘ der Pflanzplatz des Anton ’ (1860, Glis), Antenhittÿ ‘ die kleine Hütte des Anton ’ (1762, Naters), z Antunstadel ‘ beim Stadel des Anton ’ (1645, Visp), ts Antograbu ‘ beim Graben des Anton ’ (Visperterminen), ts Anto Stadel ‘ beim Stadel des Anton ’ (Visperterminen), Anthun Acher (1595, Zeneggen), Anten Stadel (1702, Zeneggen), Tonium Weiden (1674, Eischoll), dr Toonigrund ‘ der Grund des Anton ’ (Niedergesteln), dr Tonileerch ‘ Lärche mit Antonius-Statue ’ (Wiler), Tunumatta ‘ die Wiese des Anton ’ (Eggerberg). Unklar ist schliesslich der alleinstehende Genitiv ts Tunisch (Saas Almagell), der ein Gebiet eines Anton oder seiner Familie meinen kann. Komplexer sind zwei Namen: ts Tunixandisch Intiejerli ‘ der kleine Alpstall des Anton Alexander ’ (Oberwald) und der Santantoniwald ‘ der Wald mit der Kapelle des Heiligen Antonius ’ (Naters). Antrona Antrona und der Antroonapass (Saas Almagell, auch Passo di Saas; SK Antrona Pass; FLNK Antronapass) beziehen sich auf das Valle d ’ Antrona in Italien, das hinunter durch den Lago di Antrona nach Antronapiano führt. Der Passname ist historisch im Wallis seit 1217 belegt. Passo di Saas übernimmt die früher belegten Saaser Pass und Saaser Furgga. O LIVIERI (1965, 73) führt Antrona vorsichtig auf lat. A NTRUM ‘ Grotte, Höhle ’ zurück, das als it. antro belegt ist (D EVOTO / O LI 2020, 135). In unserem Kontext ist klar, dass der Pass nach einem italienischen Namen benannt ist; die Benennung Saas bezieht sich auf das Saastal auf der Schweizer Seite. Äntsch Äntsch ist der Name einer (Vor-)Alpe im Nanztal, die sowohl in Glis, wie in Visperterminen belegt ist; es handelt sich jedoch um den gleichen Ort. Der älteste Beleg stammt von 1519 ob Entz (Visperterminen), etwas später 1530 an den Ens (Visperterminen) und 1540 an das Entsch (Visperterminen). Die einfachste Deutung bezieht sich auf einen ahd. PN Enzo (vgl. BENB 1, 1, 88 f.), vermutlich im Genitiv; alle andern dort und im LUNB 1, 1, 68 f. diskutierten Möglichkeiten scheinen hier kaum zuzutreffen. Auch die sonst belegte Adverbbildung äns, änz ‘ sehr, viel, gross ’ (G RICHTING 1998, 27) zu end-s (G R W B 3, 466) kann hier kaum in Betracht gezogen werden. Neben dem Simplex ist ein Diminutiv Äntschji Antigine 119 120 <?page no="125"?> (Glis) belegt. Mit einem Genitiv Plural Eicholtzero Ens ‘ der Ens der Leute von Eichholz ’ (1530, Visperterminen) ist ein Teil der Alpe gemeint. Neben dem Äntschgrabo (Glis, Visperterminen) und der Äntschheji ‘ hoher Felsen beim Äntsch ’ (Glis) ist 1859 auch die Enschschlu ᵕ cht ‘ die Geländeeinbuchtung beim Äntsch ’ (Glis) belegt. Weiter gibt es ts Ober Äntschi (Visperterminen) und der ússer Entsch Graben (1719, Glis). Äntschil (PN) Äntschil (PN) ist nur in zwei Belegen vertreten. Lebend als t Äntschilmatte ‘ die Wiesen der Familie Äntschil ’ (Hohtenn) und Eynguelser Botme ‘ im Boden der Familie Äntschil ’ (1296, Baltschieder; 1538 jm Engschilboden) (der Beleg von 1296 ist P H . K ALBERMATTER (p. c.) zu verdanken). Die Belege können einerseits zum gut belegten PN Angelinus (z. B. AWWB 22, wo ein Angelinus Berofaller erwähnt wird), anderseits zum FaN Antillen, auch Antellen, Antilen und weitere Formen (AWWB 12) mit späterem Umlaut (a > ä / e) gestellt werden. Die lebende Form in Hohtenn ist historisch als Enschilmatten (1797) und Äntschelmatten (1855) belegt. Der älteste Beleg in Baltschieder ist wohl ein alter Genitiv Plural zu einem PN Eynguels, der so nicht belegt ist, aber zum späteren Engschil passt. F ÖRSTEMANN (1, 134) verweist auf den PN Enzil, der hier aber wohl nicht einschlägig ist. Antschinu (FaN) Antschinu (FaN) bezieht sich auf einen inzwischen im Wallis erloschenen FaN Anchini, Anchen, Antschen u. ä. (B ELLWALD 2006, 876 mit Quellenangaben), der vor allem im Lötschtal bekannt war. Belegt sind neben in dr Antschinu ‘ im Gebiet der Familie Antschinu ’ (Wiler) und einem Plural t Anntschini ‘ das Alpgebiet der Familie Antschinu ’ (Blatten) die Vorkommen als Bestimmungswort in Antschinen Acher ‘ der Acker der Familie Antschinu ’ (1636, Leuk) und t Antschinuntreichi ‘ die Tränke in der Antschinu (Gebiet der Familie Antschinu) ’ (Wiler). Anz Anz ist zum HL Nanz zu stellen. Bei der präpositionalen Fügung in Nanz ‘ im Tal ’ wurde das anlautende / n-/ von Nanz als zur Präposition in gehörend aufgefasst und zu Anz geformt. Belegt sind in Anz ‘ im Nanztal ’ (1682, Visperterminen), in Valle Antz ‘ im Nanztal ’ (1724, Visperterminen), Tärbineranz ‘ die Nanzalpe von Visperterminen ’ (Visperterminen) und ts Vischperanz ‘ die Nanzalpe von Visp ’ (Visperterminen; LT Vispernanz). Aperta Aperta ist die feminine Form von it. aperto ‘ offen ’ (D EVOTO / O LI 2020, 137 s. v. aperto). Der Name erscheint nur als Vallaperta ‘ das offene Tal ’ in Cima Vallaperta ‘ der Gipfel zum offenen Tal ’ (dt. Ganterhorn) und Passo di Vallaperta ‘ der Pass ins offene Tal ’ (beide Ried-Brig, nur LT). Vallaperta kann nicht genauer bestimmt werden, da es bei O LIVIERI ( 2 1961; 1965) und in der Datenbank VSNB fehlt. Apollonia (PN) Apollonia (PN) ist zunächst ein Frauenname Apollonia (I D . 1, 362 s. v. Appelone, wo auch gesagt wird, dass die hl. Apollonia gegen Zahnweh helfe). Ihr wurde im 18. Jahrhundert eine Kapelle geweiht. Sie befindet sich in der Nesselschlucht in Bellwald (aber eigentlich auf dem Boden von Niederwald) und stammt ursprünglich aus dem 17. Jh. (R UPPEN 1979, 312 f.). In den Jahren 1990/ 1991 wurde die Kapelle renoviert (nach https: / / www.bellwald. ch/ natur-und-kultur/ kirchen-und-kapellen [23. 12. 2019; IW]). Der Flurname Apollonia (Niederwald; nur LT; FLNK Apellonia) bezieht sich auf die Kapelle. Aposchtel Aposchtel ist nur einmal belegt im Namen ze Zwelf Aposchtlu ‘ bei den zwölf Aposteln ’ (Naters). Es wird wie nhd. Apostel m. ‘ Jünger Jesus ’ verwendet; die abgeleiteten Bedeutungen beim schwdt. Apostel (I D . 1, 363) treffen hier nicht zu. An Stelle des heutigen Bildstockes im Rischinerwald soll früher das Zwölf-Apostel-Kapellchen mit einem spätgotischen Altar, der 1906 an das Landesmuseum in Zürich verkauft wurde, gestanden haben. In der Predella dieses Altars sind Gottvater mit elf Aposteln abgebildet. Der Apostel Philippus am linken Bildrand wurde gestohlen und ist bis heute unauffindbar geblieben (J OSSEN 2000, 664 f.). Aprikose Aprikose ist nur einmal 1854 in Glis als den Aprikosen (Ämrich) Aker belegt. Das in Klammer notierte Ämrich (dial. für ‘ Aprikose ’ ) ist unter Nr. 2077 noch einmal verzeichnet. Das Wort ist zu hdt. Aprikose f. (K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 55) zu stellen Siehe auch HL Ä MRICH . Aprili Aprili ist 1365 für Salgesch als in Laprilý belegt. Gemeint ist vermutlich die Voralpe Aprili (nach T AGMANN 1946, 40) in Mollens und Miège, die auch in Salgesch bekannt war. T AGMANN führt den Namen über agglutiniertes laprali auf * PRATALIA , eine Ableitung zu PRATUM ‘ Wiese ’ , zurück. Der Salgescher Beleg ist älter als die Belege bei T AGMANN . Ein deutlich jüngerer Beleg von 1803 aus Salgesch ist unter 121 122 Aprili <?page no="126"?> dem HL B RIILETT aufgeführt als jn la prilÿ, wo der feminine Artikel von prily losgelöst wurde, eine Lösung, die der Deutung von T AGMANN entspricht. Ara Ara f. ‘ zu pflügendes Land ’ ist zu schwd. Ar (I D . 1, 385 f.), wdt. Ā ra ‘ Pflugarbeit, zu pflügendes Land ’ (W IPF 1910, 108) zu stellen. Nach Z IMMERMANN (1968, 58) bezeichnet Are einen „ Weiler mit ausgedehntem Ackerbau “ (Visperterminen). Der Name tritt als Simplex mit den Adjektiven Ober und Unner Aara auf. Als Bestimmungswort bildet es ein Namennest mit Aren Alp, Aarubodo, Aaruschleif, Aaruegg, Aaruwäg (alle Visperterminen). Für Visp sind Aaregga ‘ Ecke bei der Are ’ und Aargrabu ‘ der Graben, der von Are herunter führt ’ belegt. Das Lexem ist nicht zu verwechseln mit Aro m. ‘ Adler ’ , das vielleicht in im Arenkromli ‘ das kleine eingezäunte Stück Wiese, wo es Adler hat ’ (Stalden) vorliegt, wo aber auch ‘ das kleine eingezäunte Stück Wiese beim zu pflügenden Land ’ verstanden werden kann. Araixe Im Araixe ist 1336 in Ernen belegt. Im Text ist die Rede von einem Stück Land, das im Araixe gelegen ist. P H . K ALBERMATTER liest den Text von 1336 als im Arcuxe. 1355 steht in Marcos (PA Ernen, D 10). Die Belege unterscheiden sich also darin, ob die Präposition in mit dem Artikel verschmolzen ist (im Arcuxe) oder nicht (in Marcos). Im ersten Fall würde ein HL A RCUS oder ähnlich vorliegen, im zweiten ein HL M ARCUS oder ähnlich. 1549 ist weiter in Ernen der Argus erwähnt, der zum HL A RSCH gestellt wurde. Es handelt sich hier wohl um den gleichen Flurnamen, dessen Bezeichnung im Arsch ‘ im Gebiet, das einem Gesäss gleicht ’ verhüllend umschrieben wurde (cf. HL A RSCH ). Ob dieses HL oder eines der früher erwähnten zutreffend ist, bleibt offen. Arbarey Arbarey, mit agglutiniertem Artikel auch Larbarey, ist zu frpr. Arbarey ‘ Silberpappel, Espe ’ (G PSR 1, 566) zu stellen, das auf eine / - ETUM / -Ableitung von arbar-/ albar- (G PSR 1, 564) zurückgeführt wird. B OSSARD / C HAVAN (2006, 173) erwähnen Arbarey und führen es auf lat. ( ARBOR ) * ALBARIS ‘ der weissliche Baum ’ zurück. L AUBER / W AGNER / G YGAX ( 5 2014, 426) kennen sowohl P OPULUS ALBA ‘ Silber-Pappel ’ als auch P OPULUS TREMOLA ‘ Zitter-Pappel ’ , die auch als Espe bekannt ist; beide Formen sind in der ganzen Schweiz vertreten. Arbarey kommt in verschiedenen historischen Formen in Agarn (ab 1337 bis 1544) vor. Leukerbad hat 1352 en Larbare, Leuk 1487 Larbaren und Ergisch im 13. Jahrhundert und später Larbarey. In Agarn ist 1407 de Larbarey jnferiori ‘ beim unteren Gebiet mit Silperpappeln/ Espen ’ belegt. Ergisch kennt 1328 crous de Larbarey ‘ die Vertiefung von Larbarey ’ , 1328 fontem de Larbarey ‘ die Quelle von Larbarey ’ und im 13. Jh. in pratis de larbarey ‘ in den Wiesen von Larbarey ’ . In den letzten zwei Fällen (fontem, pratis) ist unklar, ob es sich tatsächlich um Namen handelt oder um Appellative. Ebenfalls zu Arbarey gehört das erstmals 1353 erwähnt de Larbareyr in Salgesch, das 1544 als de Larbarez erscheint. Arbe - Arva Arbe und Arva ‘ Arve ’ gehören zu schwdt. Arbe w./ n. auch ‘ Alpenzwergkiefer ’ , ‘ Föhre ’ , ‘ Kiefer ’ und wdt. Aarva, Aarvä (Goms), Aarba (Leuk), Aarvu ‘ Arve ’ (I D . 1, 421 und I D . 1, 450f.; G RICHTING 1998, 16). Im Goms und in Östlich-Raron lautet die Bezeichnung Arve, von Brig abwärts Arb, Arba, Arbe, Arbu, im Wortstamm übereinstimmend mit arolle (G PSR 1, 626 ff.). Bei den Flurnamen ist die Situation nicht immer klar: so haben historische Belege im Goms von 1550 Arben, in Grächen ist 1304 zu der Niderun Arwa ‘ bei der niederen (unteren) Arve ’ belegt und in Leukerbad gibt es der Arvuwald ‘ der Wald mit Arven ’ . Die Schreibung Arwa (1304, Grächen) deutet darauf hin, dass der Übergang von / f/ über / v/ zu / b/ stattfand. Auch hdt. ist für die deutsche Schweiz Arve ‘ Zirbelkiefer ’ (K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 63) mit der Bemerkung „ Entstehung dunkel “ belegt. Das Genus Neutrum vom Typ ts Arb ‘ das Arvengehölz ’ meint ein Kollektivum; sonst ist das Genus Feminin. Der Hauptvokal wird vor r+Kons üblicherweise gelängt; wir schreiben die Länge nur, wenn sie in der phonetischen Umschrift belegt ist. Das HL kommt in rund 90 Flurnamen vor; wie bei anderen Baumnamen sagen die Gwpp. öfter, dass sich am Ort keine Arven befinden; die Namenmotivation betrifft dann frühere Zustände, die zum Zeitpunkt der Befragung nicht mehr gegeben sind. Zum Baumnamen P INUS CEMBRA ‘ Arve ’ vgl. L AUBER / W AGNER / G YGAX ( 5 2014, 86). Das Simplex im Singular erscheint als Neutrum ts Aarb ‘ das Arvengehölz ’ (Erschmatt und vier weitere Gemeinden), unner dum Aarb ‘ unter dem Arvengehölz ’ (Täsch), das Arb ‘ das Arvengehölz ’ (1448, Zermatt), ts Aarv ‘ das Arvengehölz ’ (Münster). Das Lötschental weicht hier ab: ts Aarbä ‘ das Arvengehölz (Alpe) ’ (Wiler) und underm Aarbä ‘ unter dem Arvengehölz (Alpe) ’ (Wiler; FLNK under im Arbä). Für den Einzelbaum sind als Simplizia im Singular belegt: Arba ‘ die Arve ’ (FLNK, Zermatt, unterhalb Findeln), uf der Aarbu ‘ auf der Arven (Alpe) ’ (Zermatt), Arbe ‘ die Arve ’ (1388, Täsch; unklar, da Genus nicht angegeben), t Aarva ‘ die Arve ’ (Grengiols), die Arfen ‘ die Arve ’ Ara 123 124 <?page no="127"?> (1471, Reckingen; ev. Plural), zúr Arffen ‘ bei der Arve ’ (1614, Ried-Mörel). Das Simplex im Plural ist nur in t Aarbe ‘ die Arven ’ (Termen) belegt. Diminutive im Simplex sind ts Aarbi ‘ die kleine Arve ’ (Simplon), ts Aarbilti ‘ die kleine Arve ’ (Raron), zúm Arbilti ‘ bei der kleinen Arve ’ (1670 u. später, Oberems), zum Arbilti ‘ bei der kleinen Arve ’ (1670, Unterems), ts Arbji ‘ das kleine Arvengehölz ’ (Ergisch). Mit attributiven Adjektiven, Partizipien und Zahlwörtern erscheint das HL in zweigliedrigen Konstruktionen wie folgt: zer Dirrun Arbun ‘ bei der dürren Arve ’ (Blatten), zen Drÿ Arben ‘ bei den drei Arven ’ (1550, Obergesteln), zen Drÿ Arbun ‘ bei den drei Arven ’ (1550, Oberwald), das Vordere únd Hintere Arfelti ‘ der vordere und der hintere Teil des kleinen Gebietes mit Arven ’ (1843, Fieschertal), bis auff die Hon Arba ‘ bis auf die hohe Arve ’ (1658, Baltschieder), zu der Niderun Arwa ‘ bei der niederen (unteren) Arve ’ (1304, Grächen), ts Ober und ts Unner Aarb ‘ der obere und der untere Teil des Arvengehölzes ’ (Törbel), Obru und Unnru Arbe ‘ der obere und der untere Teil der Arben (Arven) ’ (FLNK, Termen) und t Stotzendu Aarbe ‘ das steile Gebiet mit Arven ’ (Täsch; FLNK Schtotzund Arbe). Ein Genitiv Singular ist belegt in zer Zületen Arbun (1550, Obergesteln), resp. zer Zÿletten Arbun (1550, Oberwald). Es handelt sich wohl um Ziileta ‘ Zeile, Reihe ’ : ‘ bei der Reihe von Arven ’ und ist eine Umschreibung von zen Drÿ Arben / zen Drÿ Arbun ‘ bei den drei Arven ’ (cf. HL Z IILETA ). Als Grundwort erscheint das HL in zweigliedrigen Konstruktionen als t Hooarba ‘ die hohe Arve ’ (Randa), ts Illarb ‘ das Arvengehölz auf der Illalp ’ (Leuk), Märetschiarb ‘ das Arvengehölz auf der Märetschi-Alpe (Sumpfgebiet) ’ (FLNK, Leuk, LT Meretschiarb), ts Mittelarbe ‘ der mittlere Teil der Alpe Arbä (Arven) ’ (Wiler), ts Muzenarve ‘ die Arven des Mutz / bei den kleinen Arven ’ (Grengiols, FLNK Mutzenarve, LT Mutzenarve), di Patrullarba ‘ die Arbe der Patrouille ’ (Zermatt) (laut J ULEN ET AL . 1995, 235 nach einer französischen Patrouille 1798 benannt), di Zaalaarbu ‘ die Arve mit Zahlen ’ (Oberems) (laut Gwp. durften Sennen, die während des Sommers keinen Unfall hatten, ihre Initialen und die Jahreszahl einschreiben). Als Bestimmungswort ist das HL in zweigliedrigen Komposita mit folgenden Grundwörtern verbunden: Blatta, Chnubel, Egg(a), Fääsch, Fläck, Flüö, Gletscher, Hooru, Joch, Litzi, Löuwina, Schleif, Schluocht, Schlüche, See, Stadel, Stei, Stock, Tola, Treije, Tschugge, Wald, Wase und Zug. Komplexer sind t Honaarbustelli ‘ die Stelli (Ort, wo das Vieh gestellt wird) bei der hohen Arve ’ (Baltschieder), der Läg Arbbodem ‘ der ebene Boden mit Arven ’ (Wiler). Als Adjektiv sind belegt: der Aarbi Schluichen ‘ die Schlucht mi Arven oder Arvengebüsch ’ (Blatten), beÿ der Arfinen Fluho ‘ bei der Fluh mit Arven ’ (1753, Bister), in der Arfinen Kúmmen ‘ in der Chumma (Mulde) mit den Arven ’ (1753, Filet), t Arvi Chumma ‘ die Chumma (Mulde) mit Arven ’ (Betten), t Arvichumma ‘ die Chumma (Mulde) mit Arven ’ (Ried-Mörel). Im Einzelnen ist nicht immer klar, ob ein Adjektiv oder ein Kompositum mit dem HL vorliegt. Einen speziellen Fall bildet ts Aarbol ‘ der Ort, wo es Arven hat ’ (Ausserberg), wo eine Ableitung auf - OL (S ONDEREGGER 1958, 513; Stellenbezeichnung, hier Neutrum) vorliegt. Generell cf. HL A RULA . Arber (FaN) Arber oder Aber (FaN) ist 1711 in Leuk belegt als jn Arberss Klaüss und 1752 in Melcher Abers Claus (Wiese) ‘ das eingefriedete Gut der Familie Arber ’ . Der FaN kommt als Jacobus Arber (1605, Leuk) vor, ist aber weder in den Wappenbüchern noch im Register HRBS verzeichnet. Wahrscheinlicher ist daher der FaN Arber. Arblis (PN) Arblis (PN) ist als Genitiv zu Arbli zu sehen; der Name bey Arblis Stein ‘ beim Stein des Arbli ’ (1833, Zermatt) ist vermutlich identisch mit dem lebenden ts Antlisch Stei (cf. HL A NTLISCH (PN)). Arbli ist sonst nicht belegt; es könnte sich aber um eine Kurzform des FaN Arbellay (AWWB 12) handeln, der allerdings in Zermatt nicht belegt ist. Arbola Arbola ist als Punta d ’ Arbola (Binn, dt. Ofenhorn) belegt. It. arbola ‘ Weisspappel ’ ist in den alpinlombardischn Mundarten noch gebräuchlich (RN 2, 10 f.). Auf der deutschen Seite heisst der Berg Ofenhorn. Seltsam ist, dass das dt. Albrun als Albrunpass (it. Boccetta d ’ Arbola) und Albrunhorn westlich davon liegen, welche die ursprüngliche Form Alber (cf. HL A LBRUN ), lokal mit / l/ - Vokalisierung, aufweisen. Der Name des Baumes, der laut L AUBER / W AGNER / G YGAX ( 5 2014, 426 ff.) höchstens kollin bis subalpin wächst, kann auf dieser Höhe nicht vorkommen; der Name ist also auf ein tieferes Vorkommen zurückzuführen oder metaphorisch zu verstehen. 125 126 Arbola <?page no="128"?> Areber Areber ist nur in Areberweg (1768, Zeneggen) belegt. Am gleichen Ort ist auch ein historisch belegter Treberweg (1719) erwähnt. Der Name ist nicht nur in Zeneggen, sondern auch in Eischoll belegt; die Distanz zwischen den beiden Orten legt aber keinen gemeinsamen Weg nahe. Weder I D ., noch G RICHTING (1998) haben einen Hinweis. Falls das anlautende aeinfach ein r-Vorschlag ist, würde sich Reberweg ergeben, das allerdings weder in I D ., noch bei G RICHTING (1998) erscheint. Die Gemeinde Zeneggen hat Reben bei Zer Vispa; der Weg ist jedoch nicht eingezeichnet. Der Name bleibt deshalb ungedeutet. Arena Arena f. ist ein nhd. Lehnwor, das aus lat. ARENA ‘ Kampfplatz im Amphitheater ’ (K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 58) entlehnt wurde. Das ehemalige Ausgleichsbecken der SBB im Massaboden (Bitsch) wich 2007/ 2008 einer öffentlichen Parkanlage mit integriertem Kinderspielplatz und einer polyvalent nutzbaren Fläche von zirka 2 ’ 000 m 2 . Die Parkanlage wurde nach dem Erbauer des Hennebique-Kanals benannt. Der 3,2 Kilometer lange Kanal führte früher das Wasser vom Wehr Mörel in den Massaboden Bitsch zum Ausgleichsbecken und zum Wasserschloss des SBB-Kraftwerks ‘ Massaboden ’ . Die Hennebique-Arena (FLNK, Bitsch) verbindet den Namen des Erbauers des Kanals mit einem Sportplatz. Der Ausdruck Arena ist inzwischen auch etwa für die Lonza- Arena in Visp oder Iischi Arena in Brig-Glis verwendet worden. Beide Namen sind in der Datenbank nicht enthalten. Ärenschtlich Ärenschtlich Adj. ‘ ernstlich ’ ist nur belegt in ts Ärenschtlich Matt ‘ die ernstliche (gefährliche) Mähwiese ’ (Binn). Das HL ist zu schwdt. ernstlich ‘ ernsthaft, gefährlich ’ (I D . 1, 466) zu stellen. I D . führt für das Wallis auch ‘ schnell ’ an, doch dürfte diese für den genannten Beleg nicht zutreffen, wo es um die exponierte Lage eines Alpstafels geht. Bei G RICHTING (1998, 16) ist nur das Nomen Äärescht, Äärunscht (Mattertal), Ääräscht ‘ Ernst ’ notiert. Das Adjektiv fehlt auch sonst in der zugänglichen Literatur. Äri Äri n. ist ein schwierig zu deutendes HL, das vermutlich zu verschiedenen Lemmata zu stellen ist. Lebend belegt ist es in Gloggeäri (FLNK, Münster); ein historischer Beleg von 1721 hat das Gloggner Ehrrÿ ‘ das Ährenfeld des Glöckners ’ . Das HL ist zu schwdt. Ächer ‘ Ähre ’ (I D . 1, 69) zu stellen, wobei auch das HL E RI (I D . 1, 405) in Frage kommt. Heute befinden sich dort keine Äcker; eine Pflügung ist im Goms eher unwahrscheinlich; darum bleibt die Deutung unsicher. Wohl anders zu beurteilen ist das 1578 in Termen belegte an der Eer, das als Wiese ( PETIA PRATI ) bezeichnet wird. Feminines Eer ist nur als Êr ‘ Ehre ’ und wdt. als Eer ‘ Ehre ’ (I D . 1, 389 f.; G RICHTING 1998, 63)) belegt; was das im Kontext bedeutet, ist unklar. Auch t Eerunpolle ‘ die runden Hügel mit Erlengebüsch (unsicher) ’ (Niedergesteln; FLNK Eerupolle) und das dazu gehörende t Eerunpolluschipfe ‘ der überhängende Fels bei den runden Hügeln mit Erlengebüsch (unsicher) ’ (Niedergesteln) sind mögliche Deutungen. Eeru(n) lässt sich hier zu Erle ‘ Erlen ’ (I D . 1, 451) stellen, doch ist die Form Eerusonst nicht belegt; laut Karte ( MAP . GEO . ADMIN . CH mit Zoom) ist diese Deutung aber möglich. Arialandt Arialandt findet sich nur in Jm Cudri Arialandt (1664, Albinen). Cudri ist frpr. für ‘ Haselstauden ’ ; M ATHIEU (2006, 27) kennt das Gebiet Ggüdri, das heute ein Stück Wiese mit Alpstadeln bezeichnet. Arialandt ist nicht belegt; es könnte ein FaN oder PN sein (z. B. zu Hariland (F OERSTEMANN 1, 733), doch ist dies unsicher. Arm Arm Adj. ist nur in der Armuseelubrunnu ‘ die Quelle / der Brunnen der Armen Seelen ’ (Ergisch, auch 1: 10000) belegt. Das HL ist zu schwdt. Adj. arm wie nhd. zu stellen; das Adjektiv ist auch in G RICHTING (1998, 16) als aarm, aarum ‘ arm ’ belegt. Die arme Seele ist nach katholischem Glauben die Seele ‘ des sündhaft verstorbenen und noch nicht aus dem Fegfeuer befreiten Menschen, für deren Erlösung daher die Überlebenden Gebete und Opfer darbringen. Arme Seelen erscheinen im Volksglauben unter anderem als Irrwische ’ (I D . 1, 454 ff. bes. 455). Der Flurname bezieht sich auf einen Bach, der diesen Namen trägt. Die Motivation des Flurnamens ist unklar. Ärmiger Ärmiger ist nur 1767 in Stalden als beÿm Ärmigerbaum belegt. Im Dokument ist von einem andern Stück Acker bei diesem Baum die Rede. Der Name Ärmige ist nur im bernischen Kandertal (Reichenbach) als Ärmige (rund 2100 m über Meer) belegt. H UBSCHMIED führt den Namen Ärmigen auf *rom. (alpis) *erminga, *erminka ‘ die einsame, abgelegene (Alp) ’ , abgeleitet von altrom. *ermo (= aprov. erm, afrz. erme ‘ inculte, désert, abandonné, solitaire ’ ), in FlN also zur Bezeichnung von öden, abgelegenen, verlassenen, unkultivierten Flächen (H UB- SCHMIED 1940, 13 f.) zurück. BENB (1, 1, 95) ist eher der Areber 127 128 <?page no="129"?> Meinung, dass es sich hier um einen dt. / - INGEN / -Namen handle und verweist auf F ÖRSTEMANN (1, 146), wo allerdings kein PN auf Arm erscheint. Als Name eines Baumes kann Ärmiger nicht näher bestimmt werden. Ärn Ärn n. tritt nur einmal als Grundwort in Griinärn, auch Gerinärn (Blatten; FLNK Griinärn) auf. Es ist unklar, aber wohl zu schwdt. Ern ‘ Hausflur, Wohnung ’ (I D . 1, 461) zu stellen. Die Flur befindet sich nicht beim östlich von Blatten gelegenen Griin, das Zentrum eines Namensnestes ist, sondern westlich von Blatten und höher gelegen an der Strasse nach Weissenried. Die Deutung ist unsicher, weil I D . keine Walliser Belege angibt und das Lemma sonst im Wallis fehlt. Arneschie Arneschie und die weiteren historischen Belege seit 1466 in Salgesch stehen wohl für den heutigen Bachnamen Larnessi / Larnässi in Salgesch, mit falsch abgetrenntem Artikel-/ l/ . (cf. HL L ARNESSI ). Darauf weist auch der Beleg von 1494 1.d. en larneschi videlicet vbi arneschia habet originem ‘ am Ort, der en Larneschi heisst, oder wo die Arneschia ihren Anfang nimmt ’ . Unklar ist der Beleg subtus lalusex darnesý (1365, Salgesch) (cf. HL L ALUSEX ). Ärni (PN) Ärni (PN) ‘ Ärni, Erni ’ ist eine Kurzform zum PN Arnold (I D . 1, 461). Alle vier Belege enthalten den PN im Genitiv, wobei im Fall ts Ernesch Azig ‘ die Futterweide des Ärni ’ (Selkingen) auch der PN Ernest gemeint sein könnte. Der FaN Erni oder Ärni ist im Wallis so nicht belegt. Der Name Äärnetsch Wald (Saas-Almagell) lautet auf der LK Z ’ Ärnisch Wald; das gleich daneben liegende Äärnetsch Tschuggu ‘ der Fels des Ärni ’ ist deswegen auch als PN Ärni zu deuten. Am klarsten ist Ärnischbalme ‘ der überhängende Fels des Ärni ’ (Betten). Arnold (FaN) Arnold (FaN) ist ein PN oder ein von diesem abgeleiteter FaN, urkundlich auch Arnolt, Arnoldi (AWWB 14). Belegt ist der PN oder FaN in folgenden Fällen: Arnollds Büell ‘ der Hügel der Familie Arnold / des Arnold ’ (1525, Simplon), ts Arnoldsch Brunnu ‘ die Quelle / der Brunnen der Familie Arnold ’ (Simplon), in Arnoldts Boden ‘ im Boden des Arnold ’ (1650 u. später, Staldenried), Arnoltz Leitwang ‘ der hässliche Grasabhang des Arnold / der Familie Arnold ’ (1383, Termen; 1320 der leyt wanc arnolst) und jn Arnoldtz Jodren Mamatt ‘ in der Mähwiese des Joder Arnold ’ (1580, St. Niklaus). Etwas problematisch sind die Belege zu in Arnotz Alppen ‘ auf der Alpe des Arnold ’ (1676, Törbel). Die Schreibformen sind 1688 Arlouss (? ) Alpún, 1707 in der Arlez Alpern (? ), 1712 in Arlandts Alpun, 1714 an Arnetzalpen, 1714 in Arnolsch Alpen. Die wechselnden Schreibungen legen einen mundartlichen Namen ts Arnoldsch im Genitiv nahe, wobei die Betonung auf der ersten Silbe liegt und die unbetonten Silben unsicher sind. F ÖRSTEMANN (1, 140) kennt Arnolt und Arnold; die Herkunft des FaN vom PN ist so wahrscheinlich. Aroleit Aroleid n. ist lebend in Zermatt und historisch 1427 in St. Niklaus als Arenlait oder Arenlayd belegt. Die ältesten Belege in Zermatt haben Aroley (1425, 1448), Aroleit (1448., 1449) usw. Es wird auf frpr. arolle f., Lokalfrz. m., abgeleitet von vorrom. *arua ‘ Arve ’ und Kollektivsuffix / - ETUM / (G PSR 1, 6276 ff.; M URET 1931, 59; A EBISCHER 1971, 17; B OSSARD / C HAVAN 2006, 182)) ‘ Arvenwald ’ zurückgeführt. Die germanische Deutung aus Aro und Lei ‘ Adlerfels ’ (M EYER 1922, 245) ist nicht haltbar. Die in der Sage von Aroleid enthaltene Deutung ‘ das vom Adler verursachte Leid ’ ist sekundär. Aroll Aroll n. ist nur in ts Aroll (Raron) belegt. Leider ist die betonte Silbe nicht bezeichnet. Es kann sich um das Präfix An + Roll im Sinne von (Stein-)Geröll (I D . 6, 880, nach W IPF 1910, 125) handeln, eine sonst unbelegte Fügung ohne Umlaut. Eher unwahrscheinlich erscheint ein vokalischer Vorschlag vor / r/ für ein sonst nicht belegtes Roll ‘ (Stein-)Geröll ’ . Frpr. Arole f. ‘ Arve ’ ist in diesem Gebiet und auch aus Gründen des Genus nicht möglich (G PSR 1, 626a ss.) Arpett Arpett ist als Arpettes die französische Form zu frpr. Arpèta ‘ kleine Alpe, kleine Weide ’ , abgeleitet von alpis (mit Entwicklung von / l/ vor Konsonant zu / r/ ) und dem Diminutivsuffix / - ITTA / (G PSR 1, 313 s. v. alpe und 631 s. v. arpeta; B OSSARD / C HAVAN 2006, 239 zu Arpettaz, Arpettes übersetzt als ‘ Petit paturâge ’ mit dem Hinweis „ essentiellement Valais “ ). Die französische Form ist belegt in Gol des Arpett ‘ Col des Arpettes ’ (Oberems). Frpr. ist das Lexem zweimal mit agglutiniertem Artikel belegt: en larpeta ‘ auf der kleinen Alpe ’ (1320 u. 1328 Ergisch) und die Erweiterung zu larpiteta ‘ auf der sehr kleinen Alpe ’ (1791, Varen). Spät belegt, ist diese Verdoppelung des Diminutivs nicht erklärbar. Arrisbilti / Arriebilti Arrisbilti ist nur 1715 in Unterbäch belegt, wobei die Lesung unsicher ist zwischen im Arrisbilti oder im Arriebilti. Vermutlich liegt ein vokalischer Anlaut vor 129 130 Arrisbilti / Arriebilti <?page no="130"?> / r/ vor, sodass am ehesten ein Diminituv zum HL R IEBA anzunehmen ist. Interessanterweise ist der Beleg von 1715 unter Rieben aufgeführt, ohne Leseunsicherheit. Es kann also ein Diminutiv auf / - ILTI / resp. / - ELTI / (SDS 3, 155 f.) zum HL R IEBA vorliegen. Der Name lässt sich als ‘ das kleine, gerippte Weidegebiet ’ verstehen, doch ist diese Deutung unklar. Arron Arron ist nur belegt in im Arronbach (1708, Staldenried). Es handelt sich um ein Stück Land, auf dem Getreide wuchs. Falls das anlautende / a/ als vokalischer Vorschlag zu / r/ betrachtet wird, könnte die Form Ronbach angenommen werden. Ron ‘ (gefällter) Baumstamm ’ (I D . 6, 1012 ff.) kommt sonst in Staldenried jedoch nicht vor (cf. HL R ONE ). Die Deutung ist darum sehr unsicher. Arsch Arsch m. ist zu schwdt. Arsch m., Pl. Ärsch, ‘ Hinterteil von Tieren, von Menschen nur in gemeiner, roher oder derber Sprache ’ , ahd. und mhd. ars m., wdt. Aarsch, Äärs (Saastal) ‘ Gesäss, Hinterteil ’ (I D . 1, 466 f.; G RICHTING 1998, 16) zu stellen. Vermutlich eine Weiterleitung zu ig. oros n. ‘ Kuppe, Anhöhe, runde Erhebung ’ , gr. óros n. ‘ Anhöhe, Berg ’ (K LUGE / S EEBOLD , 25 2011, 62; Z INSLI 1946, 311). In FlN laut TGNB (2, 2, 41) ein Vergleichsname für Stellen, die einem Gesäss ähneln, auch für abgelegene Orte. Das HL ist in rund zwanzig Namen belegt. Das Simplex im Singular ist in der Arsch (Filet, Oberwald, Randa, Täsch), der Aars (Visperterminen) und historisch in Ars (1467, Ulrichen, 1472 u. später, Obergesteln), jm Arcs (1547, Binn) und - wohl verschrieben - der Argus (1549, Ernen) belegt. Diminutive sind ts Arschji (Täsch), ts Äärschji (Niedergesteln) und wohl auch das unklare Arschle (LT, Zermatt; SK auf den Arschen), das bei J ULEN ET AL . (1995, 211) als Ârsche erscheint und als Übertragung der Körperform auf das Gelände gedeutet wird. Je nach Lage sind Felsköpfe oder Einkerbungen im Gelände gemeint. Mit attributivem Adjektiv sind belegt: der Gross und der Chlii Arsch (Reckingen), der Nider und der Ober Arsch (1480, Oberwald), t Obru und t Unnru Aarsche (Zermatt). Mit vorangestelltem Genitiv vor dem HL sind belegt: ts Martisch Arsch ‘ der Arsch des Martin / der Familie Marti(n) ’ (Binn) und ts Millersch Arsch ‘ der Arsch des Müllers / der Familie Müller ’ (Ried-Mörel). Als Bestimmungswort ist das HL in t Arschchumma ‘ die Chumma (Mulde) im Gebiet Arsch ’ (Täsch) und t Arschlitzi ‘ der Schattenhang im Gebiet Arsch ’ (Randa) belegt. Arsillie Arsillie ‘ brandgerodetes / verbranntes Gebiet ’ ist historisch 1674 und später in Varen belegt. Es handelt sich um einen frpr. Namen, abgeleitet von frpr. ars < lat. ARSUS , Part. Pas. von ARDERE , „ verbrennen, brennen “ , mit dem Suffix / - ICULA / (G PSR 2, 23a). Als Ortsname meist im Plural Arsilles belegt (B OSSARD / C HAVAN 2006, 132). Entspricht etwa dem deutschen Brand. Äru Äru ist nur belegt in ts Äruloch (Baltschieder). Das nächstliegende Wort in I D . (1, 399) ist Êr ‘ Erz ’ , was ‘ das Loch, wo Erz gegraben wurde ’ bedeuten würde. I D . verzeichnet das Wort allerdings für das Wallis nicht; das offene / ä/ ist ebenfalls schwierig, sodass die Deutung unklar ist. Arula Arúla wird 1577 eine Alpe in Reckingen benannt. Der Name stammt wohl vom gallorom. *arulla ‘ Arve ’ ab, gebildet aus *arua und keltischem Suffix / - ULLA / (G PSR 1, 626a ss., FEW 25, 84 s. v. * ARAWO ). Der Flurname nimmt ein frpr. Etymon auf, das sonst in diesem Gebiet im 16. Jahrhundert keine Rolle mehr spielt. Arz Arz ist unklar. Es kommt in Obergesteln und Ulrichen je zweimal vor; benannt sind wahrscheinlich die gleichen Gebiete. Arz erscheint dabei als Bestimmungswort, resp. Adjektiv in den Formen Artzt Eggen (1656, Obergesteln, auch Arzen (1734), Arzel (1834)) und Artzendeggen (1707, Ulrichen). Weiter als beÿ der Artzerschlûchtt (1581, Obergesteln, auch Artzett (1603) und Arzÿ (1834)), sowie Artzenschlúocht (1716, Ulrichen, auch Arci (1716) und Arzer (1879)). Arzerschlucht ist in der Literatur zu Ulrichen heute noch als Ort der Schlachten gegen Herzog Berchtold von Zähringen (1211) und gegen die Berner (1419) bekannt. Die Formenvielfalt scheint eine Sinngebung über den Stamm arzen ‘ heilen ’ zu versuchen (dazu auch Arzt), was aber im Kontext des Namens kaum sinnvoll ist. Auch möglich scheint eine euphemistische Form zu Ars ‘ Gesäss, Hintern ’ zu sein (cf. HL A RSCH ), das in Obergesteln und Ulrichen je historisch belegt ist. Beide Lösungen überzeugen aber nur wenig. Äs Äs ist lebend nur in t Äsmatte (Visperterminen) belegt; einen historischen Beleg von 1553 gibt P H . K ALBERMATTER (p. c.) als Assmatte, bei Z IMMERMANN ist es Essmatte (mit Seite 6 statt Seite 12) . Z IMMERMANN (1968, 64) stellt den Namen zu ahd. ëzza f. ‘ Weide, Futterplatz ’ (vgl. auch G R W B 3, 1188 s. v. Etzematte). Das Bestimmungswort ist Arron 131 132 <?page no="131"?> zum schwdt. Verb etzen ‘ speisen, ernähren ’ , auch ‘ eine Wiese abweiden lassen oder ihr Gras grün einfüttern ’ , mhd. etzen ‘ speisen, abweiden ’ (I D . 1, 627 ff.) zu stellen. G RICHTING (1998, 74) hat wdt. Ezzi, Eezi ‘ Atzung, Weide, Wiesenstück ’ . Unklarer sind historische Belege: jm Hesse (1337, Feschel; auch jm Esse), in dem Hesse (1298, Raron; 1306 in dem Esse), zem Hesse (1328, Unterems). Hier gibt es zwei Probleme: zum einen das Genus, das nicht zu ëzza passt, und die Schreibung mit langem / s/ , die auf ein altes / s/ zurückweist. Es wäre also auch eine Deutung als ts Esch ‘ das Gebiet mit Eschen ’ möglich. Allerdings ist im gleichen Text von 1299 zuerst von jm Esche, später jm Esse die Rede. Da es sich kaum um den gleichen Ort handelt, bleibt das Problem ungelöst. Äsch Äsch und Äschi kommen in Täsch und Zermatt als Gipfel- und Jochnamen vor: Äschihoru (auf LK Äschhorn), ts Ober und ts Unner Äschihoru gehören zu beiden Gemeinden, genau so wie ts Ober und ts Unner Äschijoch (resp. LT Ober und Unter Äschjoch). J ULEN ET AL . (1995, 211) geben als Deutung von Äschihôre „ In die Spitze gehender Berggipfel “ . Äsch für ‘ Spitze ’ lässt sich allerdings sonst nicht nachweisen. Isoliert ist Äschlicka (Naters). Insgesamt sind Bedeutung und Herkunft des Wortes Äsch unklar (W ERLEN 2008, 598); ein Zusammenfall mit dem Baumnamen Esch (I D . 1, 586) ist lautlich kaum möglich, weil der Baumname immer ein / e/ aufweist (G RICHTING 1998, 73 s. v. Escha). Auch zu Äscha f. ‘ Asche ’ (cf. HL Ä SCHA ) lässt sich der Name kaum stellen. Das sonst gebräuchliche Esch II ‘ Zelge, Saatfeld ’ aus der Dreifelderwirtschaft (I D . 1, 569) ist im Wallis nicht belegt. Äscha Äscha ‘ Asche ’ ist zu schwdt. Äsche n f., mhd. asche, ahd. asc ā , asg ā ‘ Asche ’ und wdt. Äscha, Äschu (I D . 1, 565 f.; G RICHTING 1998, 28) zu stellen. Laut S ONDEREGGER (1958, 13) bezieht sich Äschen auf die Düngung der Wiesen, also ‘ mit Asche gedüngte Wiese ’ . In FlN bezeichnet das Wort dunkle, trockene, dürre Stellen. Laut Gwpp. wird es auch für Brandstätten verwendet, doch gibt es dafür keine unabhängige Bestätigung. In einigen Fällen mit schriftlichen Quellen ist unklar, ob wdt. Escha, Eschä (Goms), Eescha (Lötschtal), Esch ‘ Esche ’ (G RICHTING 1998, 73) gemeint ist. Das Simplex Äscha ‘ Asche ’ kommt in Blatten, Grengiols, Randa, und Ried-Brig vor, öfters von den Gwpp. als Brandplatz bezeichnet. Als einziges Kompositum ist hier Äschuegg (Ried-Brig) belegt. In Blatten dagegen gibt es auch uf der Äschun und das Kompositum Waldäräscha ‘ die Asche der Familie Walder ’ . Dazu kommen am gleichen Ort Äschungrabem, Walderäschuschiirä und Walderäschfluä vor. In Blatten ist unklar, ob es um Aschendüngung, einen Brandplatz oder um aschfarbene Stellen geht. Äscher Äscher ist nur als der Aschär (Steg) belegt, historisch 1520 jm Escher, 1777 in der Escheren, 1840 Eschernú. Die letzteren zwei Belege sind feminin; der älteste und der lebende Beleg hingegen maskulin. Zu Grund liegt wohl eine maskuline / - ER / -Stellenbezeichnung (S ONDEREGGER 1958, 541), hier zu schwdt. Äsche II ‘ Asche ’ und wdt. Äscha, Äschä (Goms), Äschu ‘ Asche ’ (I D . 1, 565; G RICHTING 1998, 28) mit der Bedeutung ‘ der Ort, der grau wie Asche ist ’ . Ein Bezug zum Baumnamen Escha, Eschä (Goms), Eescha (Lötschtal), Esch (G RICHTING 1998, 73) liegt im Oberwallis kaum vor, da hier nur / e/ vorkommt (cf. HL Ä SCHA ). Aschilier (FaN) Aschilier ist der FaN Aschilier (AAWB s. v. Eschilier 88; NWWB 1, 23; F AMILIENNAMENBUCH DER S CHWEIZ 1, 53), heimatberechtigt in Hohtenn. Belegt ist ts Aschiliärsch Wang ‘ der Grasabhang der Familie Aschilier ’ (Steg). Aschinu Aschinu ist 1694 in Bratsch belegt; in der Urkunde steht allerdings in den Aschinú vel Oschinú. Die Konstruktion legt einen Plural nahe; es handelt sich um einen Teil eines Weingartens bei Getwing (Weiler von Bratsch). Es dürfte sich wohl um eine Diminutiv-Form des Baumnamens schwdt. Esch, wdt. Escha, Eschä (Goms), Eescha (Lötschental), Esch ‘ Esche ’ handeln (I D . 1, 568; G RICHTING 1998, 73). Anders ist vermutlich ts Blanderaaschi in Albinen zu bewerten. Der Name kennzeichnet einen Weidebezirk bei der Alpe Tschärmilonga (Albinen) und dürfte auf eine romanische Grundlage zurückgehen. Trotz der Lenis / b/ im Anlaut kann ein rom. PLANU ‘ Ebene ’ am Anfang stehen, gefolgt von einer Präposition de und Raaschi, das sich nach B OSSARD / C HAVAN (2006, 269) zum Typ Rachy stellen lässt (auch bei J ACCARD 1906, 373 m. anderer Deutung); es bezeichnet nach ihnen entweder die Parasitenpflanze C USCUTA EPITHYMUM oder EUROPAEA (Quendel-Seide / Nessel-Seide; cf. L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 808) oder râche (Grind, Sand), einen Stein schlechter Qualität, der zu Grind (Sand) zerfällt. Ascht Ascht ist im Plural als uf de Eschtu (Täsch) belegt, auf ca. 2195 m. Es handelt sich um eine Flur deutlich über der Baumgrenze. Das spricht eher gegen schwdt. Ast m., Pl. 133 134 Ascht <?page no="132"?> (N)est, Äst, wie nhd. ‘ Ast ’ (I D . 1, 574). Die Belege Ober und Under Aschtbodu (Zwischbergen) sind wohl aus asp- ‘ Espe, Zitterpappel ’ umgewandelt (BENB 1, 1, 47) worden. uf de Eschtu hingegen wird kaum Espen meinen, da solche in dieser Höhe nicht wachsen. Ob jedoch eine Verwechslung mit den hier vorkommenden Eschen vorliegt (vgl. TGNB 2, 2, 42 s. v. Aspe), ist unklar, vgl. HL E SCH . Aseloz Aseloz ist belegt in Agarn und in Unterems: eys aseloz (1338, Agarn), eys asseloz (1353, Unterems). Die Belege zeigen einen Plural, jedoch fehlt sonst ein Plural auf / - OZ / oder / - ELOZ / . Am nächstliegenden scheint der Typ aisselle > * AXELLA ‘ Brett, Schindel ’ zu sein (G PSR 1, 234). Allerdings ist das Wort im Wallis nicht belegt und auch sonst selten. Für die Endung müsste eine Ableitung, z. B. auf / - ONE ( M )/ (B OSSARD / C HAVAN 2006, 286) angenommen werden. Beides ist spekulativ. Asp(e) Asp n. und Aspe f. sind zu schwdt. Asp(e), š -, f./ m., Dim. Aspli, ahd. und mhd. aspe, aspa, Baumname ‘ Espe, Zitterpappel ’ , in Orts- und Flurnamen eigentlich Gruppe oder Gehölz von Espen und wdt. Aschpa, Aschpä (Goms), Eschpa o. Äschpa (Mattertal), Aschpu ‘ Espe ’ (I D . 1, 571; G RICHTING 1998, 29) zu stellen. Das Neutrum bezeichnet wie bei anderen Baumnamen ein Gebiet mit mehreren Bäumen; das Femininum einen einzelnen Baum, im Plural mehrere Bäume. Die Form Aspi ist auf Asp-ahi ‘ das Gehölz mit Espen ’ zurückzuführen (S ONDEREGGER 1958, 466 ff.). Als Diminutive treten Aspji, Plural Aspjini und Aspiltini / Aspultini auf. Die meisten der rund 60 Namen sind Simplizia, oft mit Präpositionen wie zum / im / am, resp. den femininen Formen. Relative Lagen werden durch adjektivische Attributbildungen wie Hinter Asp (Agarn), ts Ober Asp (Agarn), ts Unner Asp (Agarn, Grächen) benannt; unklar ist der Beleg die Hoche Aspen (1669, Leuk) - ohne Kontext ist unklar, ob ein einzelner Baum oder ein Gehölz auf der Höhe gemeint ist. In Komposita tritt Asp(e) nur als Bestimmungswort auf; es steht dort bei den Grundwörtern vom Typ Acher, Boden, Egga, Fad, Flüe, Fura, Gassa, Güet, Litzi, Matta, Rufina, Schlüecht, Schnitta, Wäg und Wald. Komplexere Bildungen sind der Oberaspwald (Agarn), bei dem Aspbodentschúggi ‘ bei dem kleinen Fels beim Aspboden (Boden beim Asp)) (1750, Simplon) und weitere. Wohl ein Adjektiv auf / - IG / (I D . 1, 571) liegt vor in der Aspig Bodo ‘ der Boden mit Espen ’ (Staldenried) und der Aspig Fad ‘ das Felsband mit Espen ’ (St. Niklaus). Eine andere Adjektiv-Bildung auf / - IN -/ zeigt t Aspini Flüo ‘ die Fluh mit den Espen ’ . Problemfälle sind di Taschflüe ‘ die Fluh mit den Espen ’ (Birgisch), wo der Artikel agglutiniert und dann wiederholt wurde; der gleiche Ort heisst in Mund t Aspflüo. Der Ober und Unner Aschtbodu (Simplon) ist wohl eine sekundäre Uminterpretation von Asp-Bodu ‘ der Boden mit Espen ’ ; ein Lemma Ast ist sonst nur einmal unsicher belegt. Die Gwpp. bemerken ab und zu, dass es im Gebiet keine Espen gebe; der Name kann bleiben, wenn sich die Vegetation ändert. Beweisen lässt sich das jedoch mit unseren Mitteln nicht. Asper (FaN) Der FaN Asper, auch im Asp, Aspere, Aspers (AWWB 14) geschrieben, kommt in zwei Fällen vor: Aspero Grenchi ‘ der Kornspeicher der Familie Asper ’ (1521, Täsch) und Aspermatta ‘ die Wiese der Familie Asper ’ (1512, Turtmann). Der Name ist ein Herkunftsname für die Leute aus dem Asp ‘ Gebiet mit Espen ’ (cf. HL Asp(e)). Attermänza Attermänza ‘ das dunkle Gebiet ’ ist aus lat. ATRAMENTUM > ahd. atraminza ‘ schwarze Farbe, Tinte, Schusterschwärze ’ (K ÖBLER 4 1993, 106) entlehnt. Attermänza f. dürfte in FlN eine schwarze Stelle bezeichnen, oder auf eine Rodung hinweisen. Das Simplex ist im Singular als Adtermenzun (1299, Unterbäch; hier zusätzlich als der Brand bezeichnet), Attramentzun (1302, St. Niklaus), Atzermänta (FLNK, Ausserberg; 1309 Attermenzun, 1622 auf der Attermentzu), t Ättermänza (Täsch, 1388 Attermentzar ‘ die Leute von der Attermänza ’ ; 1627 u. später, an der Attermensen) belegt. Der Plural findet sich in t Attermänze ‘ die dunklen Gebiete ’ (Randa). Als Bestimmungswort kommt das HL vor in Atermentwald ‘ der Wald bei der Attermänza (dunkles Gebiet) ’ (SK, Täsch), der Attermänzfad ‘ das Grasband bei den Attermänze ’ (Randa), Attermänzuwaldji ‘ der kleine Wald bei den Attermänze ’ (FLNK, Randa), ts Attermänzwasser ‘ die Wasserleitung zu den Attermänze (dunkles Gebiet) ’ (Randa). Attesch Attesch ist nur 1850 als im Attesch in Steg belegt. Laut Dokument handelt es sich um ein Stück Ackerland. Der Name ist sonst nicht belegt und bleibt deshalb ungedeutet. Aseloz 135 136 <?page no="133"?> Atti Atti erscheint in vier Fällen: an des Atten Felt (1528, Ernen), der Attibärg (Münster, auch FLNK), der Attibode (Geschinen; SK Agtenboden) und ts Attital (Feschel). Alle vier können einerseits zum schwdt. Att, Atta, Atto, Atter, Ätti m., Pl. Ättene n von Ätti n , mhd. atte, ahd. atto, auf dem Lande und auch hier abnehmende Bezeichnung für Vater, an vielen Orten nur Kindersprache (I D . 1, 583 ff.) gestellt werden. SDS (4, 117 ff.) kennt den Typ Att und seine Formen zwar für die Walser, nicht aber für das Oberwallis, wo der ältere Typ Vater ist. C. S CHMID (1969, 113) erwähnt Äti als kindersprachlichen Ausdruck für den Vater, hat aber keine unumgelautete Form Atti. Anderseits können sich in den drei Gommer Formen auch assimilierte Formen des FaN Agten (cf. HL A GTEN (F A N)) finden, die SK für Geschinen explizit aufführt. In Feschel ist historisch seit 1701 Attenthal belegt; die Flur befindet sich am Hang des Fescheltals. Der FaN Agten ist im Bezirk Leuk nicht belegt, sodass wohl nur eine Form von Att in Frage kommt. Vermutlich gehört auch Matethal (1843, Feschel) hieher; es zeigt eine falsche Abtrennung von im Attital und ist nicht zum HL M ATTA ‘ Wiese ’ zu stellen. Atzig Atzig f., auch Azig ist zu schwdt. Atzi(n)g f. ‘ Weide und Futter für das Vieh, respektive der Ertrag eines Grundstücks daran, Benutzung desselben zum Abweiden ’ in FlN ‘ zu Weide gebrauchtes Stück Land ’ , mhd. atzunge ‘ Speise, Futter ’ (I D . 1, 624 f.) zu stellen. Als Simplex im Singular ist t Azig ‘ das Weideland ’ (Biel) belegt. Mit vorangestelltem Genitiv erscheinen ts Ernesch Azig ‘ das Weideland des Ärni ’ , ts Josisch Azig ‘ das Weideland des Joosi (Josef) ’ , ts Minnigisch Azig ‘ das Weideland der Familie Minnig ’ (alle Selkingen). Nur einmal belegt ist t Eeza (Naters). Man ist versucht, es zu Etzi, Ätzi f., mhd. etze f. ‘ Weideplatz ’ (I D . 1, 629; R ÜBEL 1950, 84 und 138) zu stellen; der Name kann aber auch direkt zum Verb etzen ‘ abweiden ’ (I D . 1, 627 f.) gestellt werden. Das Problem ist, dass die Flur sich heute in einem steilen Waldtstück befindet, das schon 1783 als silva (Wald) bezeichnet wird. Es könnte sich daher um eine Waldweide (wegen der Steilheit wohl eher für Schafe und Ziegen) handeln. Augustin (PN) Augustin (PN) ist nur in Kippel als dr Oigistinnlär ‘ der Acker, der dem Augustin gehörte ’ belegt. Es handelt sich um einen Acker, der früher einer Person mit dem PN Augustin gehörte. Der Vorname geht wohl auf den Hl. Augustinus von Hippo (354 - 430) zurück. Die Form ist eine Ableitung für eine männliche Stellenbezeichnung auf - LER (S ONDEREGGER 1958, 541 ff.). Aurona Aurona ist in Forca d ’ Aurona (dt. Furggubäumlicke) und Bochetta Aurona (dt. Chaltwasserpass) auf LT belegt. Dazu kommt der it. Name Punta d ’ Aurona des Furggubäumhorn (alle Ried-Brig, Namen nach LT). Der Name erscheint auch als Gletscher- und Bachname Aurona auf der italienischen Seite. Eine Deutung ist nicht bekannt. O LIVIERI 2 1961, 1965 führt den Namen nicht auf, auch nicht LSI 1, 146. Avino Avino ist nur in Passo d ’ Avino ‘ der Pass von Avino ’ (LT; FLNK Avinopass) und Pizzo d Avino ‘ die Spitze von Avino ’ (beide Zwischbergen, LT und FLNK Pizzo d ’ Avino) belegt. J ORDAN (2006, 293) kennt Pizzo dAwino, nicht aber den Passo. Avino ist der Name einer Piana d ’ Avino und des Lago d ’ Avino auf der italienischen Seite der Grenze. Der Name ist bei O LIVIERI ( 2 1961, 65) als Avigno belegt; er führt ihn auf den PN Avinus zurück. Awannta Awannta f. ‘ Grenze, Randzone eines Grundstücks ’ ist einmal als t Awannta ‘ die Anwende (Randzone eines Grundstücks) ’ (Zeneggen) belegt. Das HL ist zu schwdt. A(n)wand, bzw. -wang f./ m., in Visp Awanta f. ‘ Grenze, Randzone eines Grundstücks ’ (I D . 16, 399 f.) zu stellen (cf. HL W AND 2). Ax Ax ist nur belegt in an den Axwengen ‘ die mit der Axt gerodeten Grasabhänge ’ (1343, Zeneggen). Das Grundwort ist Wang ‘ Grasabhang ’ . Ax ist wohl zu schwdt. Ax, Achs, Agsch f., ‘ Axt, Beil ’ , mhd. ackes, aks, ax, ahd. akus, achus und wdt. Aggscht, Aggschi ‘ Axt ’ (I D . 1, 617 ff.; G RICHTING 1998, 24) zu stellen. Die genaue Deutung ist unklar; wir orientieren uns an TGNB (2, 2, 45), wo Ax als „ indirekter Rodungsname “ betrachtet wird. 137 138 Ax <?page no="134"?> B (siehe auch P) Bä Bä ist nur in der Bäwäg (Gampel, auch FLNK) belegt, laut Beschreibung ‘ Weg in die Alpe ’ (vom Weiler Jeizinen aus). Eine sichere Zuordnung ist nicht möglich; am nächsten liegt wohl der sonst nicht belegte Plural von Bann (I D . 4, 1270) oder dessen Verbindung Bannwägli (I D . 15, 837) ‘ der kleine Weg, der dem Bann folgt ’ . Auslautendes / -n/ wird normalerweise getilgt (sog. / n/ -Apokope). Der Name wäre dann zu deuten als ‘ Weg durch die Banngebiete ’ . Baan Baan ist zu schwdt. Ban, B ā n m., f. ‘ Bahn; Eisenbahn ’ und wdt. Baan ‘ Bahn, Bergbahn ’ (I D . 4, 1268 f.; G RICHTING 1998, 31) zu stellen. Gesprochen erscheint es auch als Baa ohne / n/ . Das Wort wird erst seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts für ‘ Eisenbahn ’ oder später ‘ Seilbahn ’ , noch später für Skilifte, Sesselbahnen usw. verwendet; es kommt vor allem als Bestimmungswort im Kompositum Bahnhof vor, das als Simplex rund 20 mal erscheint. Ältere, schriftliche Belege mit ‘ Bahn ’ sind meistens zum Lemma Bann zu stellen. Das Simplex Baanhof in Visperterminen ist als übertragene Bezeichnung für drei aufeinander treffende ‘ Schleife ’ zu verstehen. Der nur einmal belegte Diminutiv zum Bäändli ‘ bei der kleinen Seilbahn ’ (Staldenried) enthält einen Sprosskonsonanten. der Alt Baanhof (Brig) meint das Gebiet, in dem der erste Bahnhof von Brig stand. Unner der Bahn ‘ das Gebiet unterhalb des Bahnhofes ’ (FLNK, Ulrichen) bezeichnet ein Gebiet von Ulrichen. Das HL tritt in folgenden Zusammensetzungen auf: Gandeggbahn ‘ die Seilbahn von der Lauchernalp auf die Gandegg (Ecke mit Geröllhalde) ’ (FLNK, Wiler), Gieterbahnhof ‘ der Güterbahnhof entlang dem Rotten (auf Briger Gebiet) ’ (FLNK, Naters), Gletscherbahn ‘ die Seilbahn von der Gandegg auf den Hockenhorngrat ’ (FLNK, Wiler), t Seilbaan ‘ die Seilbahn (ursprünglich Transportbahn der Lonza Gampel) ’ (Hohtenn), t Seilbastazjoo ‘ die Station der Seilbahn von Grächen nach Hannigalp ’ (Grächen), Station Seilbahn ‘ die Seilbahnstation der Gemmibahnen auf der Gemmi ’ (Leukerbad). Zum Kompositum Baanhof gibt es eine Ableitung Obri und Undri Bahnhofstrass ‘ die Gebiete der oberen und der unteren Bahnhofstrasse ’ (FLNK, Visp), während di Baanhofstrass ‘ die Strasse entlang des Rottens beim Bahnhof Leuk ’ (Leuk) einen Weg in Susten kennzeichnet. Zu Bäändli in Staldenried tritt auch di Bäändlimatta ‘ die Wiese bei der kleinen (Seil)-Bahn ’ (Staldenried) auf. Baard Das HL Baard kommt nur einmal in der Bockbaard vor, als Grundwort des Pflanzennamens Bock(s)bart: A RUNCUS SILVESTER , Grosser Geissbart (M ARZELL 1, 454 ff.; I D . 4, 1614) oder A NEMONE ALPINA , Teufelsbart (M ARZELL 1, 268 f.). Der Pflanzenname bezieht sich laut M ARZELL auf den Blütenstand. L AUBER / W AGNER / G YGAX ( 5 2014, 1178) verwenden den dt. Namen für T RAGOPOGON PRATENSIS und T RAGOPOGON DUBIUS (Grosser Bocksbart). Der Flurname bezieht sich auf das frühere Vorkommen der Pflanze am benannten Ort westlich von Visp, der heute einer Strassenanlage gewichen ist. Bockbaard ist eines der wenigen Kopulativ- Komposita unter den FlNN. Bäärg Das Beschaffenheit des Oberwallis mit einem Haupttal und vielen Nebentälern mit steilen Talhängen und langgezogenen Alpgebieten bestimmt die Bedeutung von Bäärg in den Namen. Die rund vierhundertachtzig Belege beziehen sich meistens auf bergwärts gelegene Fluren und Gebiete oder auf Alpen, in älteren Texten auch auf Pässe; das lateinische mons ‘ Berg ’ hat oft die Bedeutung “ Pass ” . Manchmal sind aber auch einzelne Felsblöcke und selten Gipfel gemeint. Die Namen sind zu schwdt. Bërg, wdt. Bäärg m. ‘ Berg ’ , amhd. bërc, altoberdt. bëreg, -ig, zu stellen. Bäärg dient im Allgemeinen, im Gegensatz zu Boden oder Tal, als Bezeichnung eines Abhangs oder einer Anhöhe, übertragen auf etwas an oder auf einem Berg Befindliches (z. B. der auf einer Anhöhe gelegene Teil einer Ortschaft, unterhalb der eigentlichen Alpregion gelegene, eingehegte, oft noch gedüngte Bergwiese, Berganteil, Alprecht), in der Alpwirtschaft erhält Bäärg zudem die Bedeutung von ‘ Bergweide, nicht beim Talgut gelegenes Heugelände, Aufzuggut, (Allmend-)Land am Hang ’ (I D . 4, 1550 ff.; LUNB 1,1,110ff; G RICHTING 1998, 31). Gemeindenamen sind Ausserberg, Eggerberg, Goppisberg (heute bei Riederalp), Martisberg und Zwischbergen. Formal erscheint Bäärg im Singular oder Plural (Bäärge, Bäärga). Diminutivformen sind Bäärgji, Bärgjini, Bäärgi, Bäärgini und Bäärgje (Zermatt). Das Lemma ist nur selten Simplex, meistens erscheint es als Grundwort oder in komplexen Konstruktionen als Grundwort eines Bestimmungswortes mit einem anderen Grundwort (Typ: Chrütbäärgwäg Bä 139 140 <?page no="135"?> ‘ Weg Richtung Chrütbäärg ’ (Baltschieder)). Es kann auch als Bestimmungswort auftreten (Typ: Bäärgmatta ‘ zum Bäärg gehörende Wiese ’ ). Attributive Adjektive treten auch auf: dr Chaalt Bäärg (Oberems) ‘ der kalte Berg ’ . Als Ableitungen sind vor allem / - ERI / (Bäärgeri (z. B. Glis)) und / - ER ( R ) A / (Bäärgera (Fieschertal)) für Wasserfuhren vertreten. Einen Sonderfall bildet Bäärgschaft (St. Niklaus), ein Kollektivum für Alpen; I D . (4, 1564) kennt die Fügung nur für Grindelwald, wo die Gemeinschaft der Alpgeteilen so heisst. Gipfelnamen sind selten: Trugberg und Kranzberg (Fieschertal) sind zwei bekannte Ausnahmen. Wenn Bäärg als Grundwort auftritt, bezeichnen die Bestimmungswörter Lokalisierung, Beschaffenheit, Nutzung (z. B. Schafbäärg ‘ Alpe für Schafe ’ ), Besitzer (z. B. Hengarterro Bäärg (Visp) ‘ der Berg der Familie Am Hengart ’ ), Farbe (z. B. dr Blau Bäärg (Ulrichen)). Als Bestimmungswort verbindet sich das HL mit folgenden Grundwörtern zu zweigliedrigen Komposita: Acher, Alpa, Bodu, Chi, Dorf, Egg(a), Drittel, Eie, Flüö, Frid, Gassa, Grabu, Hüs, Hee (hooch, heej), Hitta, Kapälla, Mad, Matta, Paragge, Rüüs, Schiir, Schluocht, Schopf, Sita, Spitz, Straas, Sturz, Suon, Wäg, Wald, Wasser und Zug. Komplexer sind Bergmatten Waldt ‘ der Wald bei der Bergwiese ’ (1748, Mörel), die Bergwasserleitta ‘ die Wasserleitung, die vom / zum Berg führt ’ (1718, Biel), (lat. sub) Bergwasserleiton ‘ (unter der) Wasserleitung vom Berg her ’ (1400, Ried-Brig), der Bärwasserschleif (sic! ) ‘ der Schleif, durch den die Berg-Wasserleitung führte ’ (Ried-Brig; FLNK Bärgwasserschleif). Bääri Zum Bääri ist nur einmal in Visperterminen belegt. Laut Beschreibung muss es sich um eine Art Futterkrippe handeln. Vergleichbar ist deswegen Bäri, m. ‘ Futtertrog für Pferde ’ (laut I D . 4, 1477 für Stalden belegt). I D . stellt es zum gleichlautenden Bääre, f. ‘ Tragbahre ’ . Es ist aber wohl eher ein Diminutiv zum besser belegten schwdt. B ă re n ‘ Futtertrog ’ und wdt. Baarma, Baarmä (Goms), Baarmu, Baarnu ‘ Futtertrog ’ (I D . 4, 1439 ff.; G RICHTING 1998, 31; R ÜBEL 1950, 46 gibt die Verteilung zwischen -rm und -rn an.) Die Entwicklung von / -rm/ und / -rn/ im Walliserdeutschen zu / -re/ (vgl. Aare zu Arm und Bääre zu Bern) und ähnlich ist nicht einfach. Aus einem Baare entwickelt sich der Diminutiv Bääri in Visperteminen (vgl. zur Dehnung von / r+m/ W IPF 1910, 41). Das HL B ÄÄRI ist bei W IPF nicht erwähnt. Baarme Baarme ‘ Krippe ’ ist zu schwdt. B ă re n , B ā re n , Barne, B ā rne n , Barme n , Barm, Borme n m., f., Barni n. wdt. Baarma, Baarmä (Goms), Baarmu (Saastal), Baarnu f. ‘ Vorrichtung im Stalle zur Aufnahme des dem Vieh vorgelegten Futters; Krippe, an die das Vieh auch angebunden wird; Futtertrog (für Schweine); Anbindlehne für das Vieh auf Weiden; Stall für Bergheu ’ , ahd. barno, mhd. barn, barne (I D . 4, 1439 ff.; G RICHTING 1998, 31) zu stellen. Belegt ist es nur einmal in ts Rossbaarmestei ‘ beim Stein, der aussieht wie eine Pferdekrippe ’ (Biel). Bäärnetscha Bäärnetscha f. ist in Simplon belegt, Bäärnetschi, n. in Termen, wo die historischen Belege aber auch auf Bäärnetscha hinweisen. Vermutlich liegt eine / - SCHA / SCHU / - Ableitung ‘ der Besitz des X ’ zum PN Bäärnet vor (vgl. I D . 4, 1597 Bërne(e)t zu Bërnhart). Beides also ‘ der Landbesitz des Bernhard ’ . Bäärtschi (FaN) Der PN oder FaN Bäärtschi / Beertschi wird von I D . (4, 1636) auf die beiden Vornamen Bartholomäus und Berchtold zurückgeführt. AAWB (28) kennt den verschwundenen Familiennamen Bertschen und führt ihn auf Berchtold zurück. Die historischen Belege vom Typ Bertschen sind schwache, die vom Typ Bertschis starke Genitivformen. Im Einzelnen ist unklar, ob ein FaN oder ein PN vorliegt. Beim Beleg Bäärtschuwiisi (Randa) liegt die Kombination FaN + PN Wiisi (zu Alois) vor. Baabi (PN) Das HL B AABI ist eine Kurzform zu Barbara (siehe dort) oder auf den FaN Barben bezogen. Belegt ist es als t Baarbitanne ‘ die Tannen der Barbi (Barbara) (keine Tannen mehr, aber im Gebiet Tanne) ’ (Ulrichen), wo mehrere Besitzernamen im Bereich Tanne (FLNK, Ulrichen) als t Fäldertanne und als t Lepolltitanne (beide Ulrichen) belegt sind, vgl. HLL F ÄLD und L EPOLLTI (PN). Bäch (Pech) Bäch in der Bedeutung ‘ Pech ’ wie schwdt., wdt. Pëch n. ‘ Pech; Harz (von Rot- oder Weisstannen); Gummiausschwitzung eines Obstbaumes ’ (I D . 4, 964; G RICHTING 1998, 31) ist nur sehr selten belegt. Alle Belege können auch zum Plural Bäch ‘ Bäche ’ gestellt werden, besonders Zem Bäch (Grengiols) (siehe den Kommentar der Gwp. zum diesem Beleg) und ts Bächwaldji (Ried-Brig), das sich in der Gegend von Mittubäch ( ‘ zwischen den Bächen ’ ) befindet. Inhaltlich zu Pech: das Pech oder Harz der Bäume wurde gesammelt und unter anderem zu Heilzwecken verwendet. Bach (Wasser) Bach m. ist als Name oder Namensbestandteil sehr häufig; einerseits als Bezeichnung eines kleinen Flusslaufes, anderseits auch als Benennung des Gebietes um 141 142 Bach (Wasser) <?page no="136"?> einen solchen Flusslauf herum oder zur Angabe der Lage zwischen zwei oder mehreren Bächen: schwdt. Bach m., Pl. Bäch, wdt. Bach, Bächji, Bächli, Bäch, Bächjini m. ‘ Bach ’ (I D . 4, 947 ff.; G RICHTING 1998, 31), schwdt. Bäch, Bächi f. Örtlichkeit, wo mehrere Bäche zusammen fliessen ’ , schwdt. Bachle(n), Bächle(n) ‘ bachreiche Gegend ’ (I D . 4, 955), schwdt. Bächler m. ‘ Ort, wo ein Bach durch- oder vorbeifliesst ’ (I D . 4, 956), sehr häufig als Kompositum, z. B. Bach-Tal, Bachtalen, Bachtelen ‘ Bachrinne, Bach-, Flussbett, kleines, von einem Bach durchflossenes Tal ’ (I D . 12, 1331 f.), auch Bach-Tola (I D . 12, 1688). In historischen Belegen wird der Umlaut häufig als / e/ gekennzeichnet: Bech, Bechgi usw. In einigen Fällen kann nicht ausgeschlossen werden, dass ein Personenname gemeint ist (z. B. Zer Bächläri Schiir (Blatten) ‘ zur Scheuer der Bächlerin ’ oder ‘ zur Scheuer im Gebiet des Baches ’ ). Formal kommt das Lemma als Simplex vor, auch im Plural, oder in einer Diminutivform mit (Bächji, Bächjini) und ohne (Bachji, Bachjini) Umlaut. In Komposita ist es häufig Grundwort mit Bestimmungswörtern, die die lokale Herkunft, die Ortszugehörigkeit, die Beschaffenheit oder die Nutzer, resp. Besitzer benennen. Interessant ist weiter die Verwendung von Partizipien (z. B. der Schrääjund Bach (Naters) ‘ der Bach mit einem Wasserfall ’ zum Verb schrääje n (I D 9, 1441) oder von Ortsangaben wie Im Bach (Brig); gelegentlich finden sich auch Adjektive wie in Leidbach (Staldenried) ‘ der hässliche Bach ’ - hier ist ein Weiler mit schlechten Wiesen gemeint - und Furzbach ‘ der Bach, der furzende Töne hören lässt ’ (FLNK, Zeneggen). Als Bestimmungswort tritt Bach selten auf, z. B. in ts Bachalpji (Eisten) ‘ die kleine Bachalp ’ , oder in komplexeren Konstruktionen wie ts Tänbahoren (Wiler) ‘ das Tännbachhorn ’ , ein Gipfel oberhalb des Tännbachgletschers, aus dem der Tännbach entspringt. Ein komplexer Fall ist t Unnerbächneri (Unterbäch), ‘ die Unterbächnerin ’ der Name des Dorfbaches vom Holz herunter in Unterbäch; die Ableitung mit / - ERI ( N )/ bezeichnet sonst häufig Wasserfuhren. Das Kompositum Baschweri lässt sich auf ‘ des Baches Verbauung, Schutzwehr ’ zurückführen. Bacher (FaN) Bacher (FaN) ist mehrdeutig: als Herkunftsname (die Leute aus dem Bach) kann es ebenso Familienname werden, wie als Nomen agentis zu bachen ‘ backen ’ ; in solchen Fällen kann auch Umlaut zu Bächer eintreten. Der FaN Bacher erscheint seit dem 15. Jh. in Selkingen und Reckingen (hier erloschen) (AWWB 18). Davon kann eine Kurzform ts Bachi (Genitiv: ts Bachisch) ‘ das Bachi, (des Bachis) ’ gebildet werden; der Genitiv wird dabei als Plural verstanden: ‘ des Bachis (Leute) ’ . Bacherro ist ein schwacher Genitiv Plural ‘ der Leute vom Bach ’ . Z Bächerhiischere (Grengiols) enthält ebenfalls einen Genitiv Plural; es ist unklar, welche Bedeutung von Bächer (Bäcker vs. Bacher) hier zugrunde liegt: ‘ bei den Häusern der Bächer ’ . Bächler (FaN) Bächler (FaN) ist nur in zer Bächläri Schiir ‘ bei der Scheuer der Bächlerin ’ (Blatten) belegt. Ein FaN Bachler, auch Baechler (NWWB 2, 34) ist belegt; er wird auf Bachelar (wohl > Baccalaureus? ) zurückgeführt. Der FaN Bächler ist laut F AMILIENNAMENBUCH DER S CHWEIZ (1, 69) vor allem in den Kantonen Bern und Luzern verbreitet, für das Wallis aber nicht belegt; es kann sich deswegen auch um einen Bei- oder Übernamen handeln. Die feminine Form, hier Bächläri, ist bei Frauen früher üblich gewesen; sie gilt heute jedoch als pejorativ. Backen Bachtritt vor allem als Bestimmungswort zu den beiden Nomina Hüs ‘ Haus ’ und Ofu ‘ Ofen ’ auf, zu schwdt., wdt. bache n , Partizip Perfekt pachet, wdt. gibachot, gibachun ‘ backen (Brot) ’ und schwdt. Bach-Hus ‘ kleineres, gemauertes Gebäude nahe dem Wohnhaus auf grösseren Bauerngütern, zum Backen, Waschen, Obstdörren; auch etwa als Wohnung eingerichtet ’ (I D . 2, 1705; I D . 4, 956 ff., G RICHTING 1998, 31). C. S CHMID (1969, 87 ff.) berichtet über das Backen in Bellwald, dass sich öffentliche Backöfen in der Gemeinde selbst und in den Weilern Ried, Egge und Bodmen befanden, wo gebacken werden konnte; privates Backen war nicht möglich. In grösseren Gemeinden wie Fiesch oder Ernen gab es auch Bäcker, denen das Mehl zum Brotbacken gegeben wurde. Zur Terminologie siehe auch V. S CHMID (2003, 33 - 38). Als FaN ist Bachofen in unserem Gebiet nicht belegt. Der Einzelbeleg Bäckmili (Leuk) enthält die Abstraktbildung schwdt. Beck (I D . 4, 1107) ‘ Bäckerei, das zu Backende ’ . Bad Neben den beiden auf Thermalquellen basierenden Siedlungsnamen Brigerbad (lokal: zum Bad) und Leukerbad (lokal: Badu), in deren Umfeld viele Belege mit Badals Bestimmungswort auftreten (z. B. Badhalta (Brigerbad) ‘ Halde bei Brigerbad ’ ), gibt es eine Reihe weiterer Belege. Zugrunde liegt schwdt. Bad n., Pl. B ĕ der, Dim. B ĕ dli wie nhd. ‘ Bad; Thermalquelle ’ , speziell, meist Dim. ‘ Schwitzstübchen oberhalb des Backofens ’ (Id. 4, 1011 ff.). Bei G RICHTING (1998, 127) ist nur wdt. Leiggärbad und Badu ‘ beide: Leukerbad ’ erwähnt. Das Lemma ist meist n., die Namenform die Bad in Törbel erklärt sich aus einer Umdeutung der Dativ Plural-Form (1378 a den badden; 1394 supra din baden), 1554 erscheint erstmals verkürzt und mit Genuswechsel vff der bad, d. h. der Pluralartikel Bacher (FaN) 143 144 <?page no="137"?> wurde offenbar als Femininum aufgefasst. Von den übrigen Belegen sind erklärenswert: Badneri ‘ Badnerin ’ als Bezeichnung einer Wasserleite Richtung Brigerbad, Badner Leitre ‘ Badner Leitern ’ als Holzleitern, die den Weg nach Leukerbad (von Albinen aus) erleichtern. Als Assimilation lässt sich Baggilla (aus Bad + Gilla ‘ Badeteich ’ ) erklären. Die Badanstalt in Brig hiess früher prosaischer Badtola ‘ Badeteich ’ und heute Schwimmbad Geschina. Schwierig zu deuten ist der Flurname Iisebadwäg (Ernen) ‘ Eisenbadweg ’ auf der Alp Frid. Das Kompositum ‘ Eisenbad ’ existiert im Sinn von ‘ ein Bad in Eisenwasser nehmen ’ (G R W B 3, 367), jedoch nicht als Lokalbenennung im Unterschied zu ‘ Eisenbrunnen ’ für eine Quelle mit eisenhaltigem Wasser. Bädel Bädel n. ist der Name eines Weilers von Grengiols, der laut HLS (s. v. Bister) ursprünglich zu Bister gehörte. Die historische Schreibweise Bedle ist 1399 in Betten, 1342 u. später in Bister, 1382 u. später in Filet, 1370 u. später in Mörel belegt; diese Belege gehören wohl zusammen. In Filet kommen Bedlebach ‘ der Bach, der vom / zum Bädel fliesst ’ (1456 u. später) und Bedlewasserleyto ‘ die Wasserleitung, die vom / zum Bädel führt ’ (1382, Genitiv! ) hinzu. Ein anderes Bädel ist in Münster belegt, das 1471 Pedol, 1573 am Bedell, später Bedel und Pedell genannt wird. In Münster sind weiter bezeugt: beÿ dem Kirchen Pedell (1680), jm Pedell Füertell ‘ im Viertel Bädel ’ (1721), Bädelgifi ‘ die Spalte beim Bädel ’ (FLNK, Münster) und vffem vndren Bedell (1611). Vermutlich gehört auch Bedol (1471, Reckingen) hieher. Im Badoll (1744, Gampel) ist ein unklarer Beleg, der hieher gehören könnte. In Törbel gibt es 1312 an dem Bedeler und in Naters 1400 supra terram Bedler. Ob diese beiden Namen / - ER / - Ableitungen zu Bädel sind, ist wahrscheinlich, aber unsicher. In Törbel steht Bedeler in einer historischen Reihe, die historisch ab 1301 an dem Bedley heisst, das vermutlich identisch ist mit dem lebenden Namen ts Barlei, das auch in am Obren Barlei (1715 u. später), am Nidren Bedley (1306 u. später), in dem Jndren Barleÿ (1705), an das Vnderbarleÿ (1691, Törbel) belegt ist und lebend als Barlei (FLNK) auch in Bürchen vorkommt, hier jedoch bei einer anderen Flur. in Bedley (1306, Zeneggen) wird wohl zu Törbel gehören. Ob alle aufgeführten Namen zum gleichen HL gehören oder nicht, ist unklar. Eine Deutung ist kaum möglich. Eine Ableitung von Bad n. ist zwar lautlich, kaum aber inhaltlich haltbar. Eine romanische Grundlage ist nicht ausgeschlossen (z. B. bedu ‘ Kanal, Graben ’ (FEW 1, 312 ff.; G PSR 2, 387 ss.), aber ebenfalls unsicher. Die historischen Belege zeigen in jedem Fall im Hauptton ein / e/ ; der Wechsel von / d/ und / r/ in einigen Belegen ist im Wallis selten belegt, aber nicht ausgeschlossen. Badelse Badelse (Niedergesteln) ist zusammen mit den Varianten Badelschon (Bürchen) und Badlitsche (Bratsch) wohl zur Bildung zu stellen, die unter HL B ALETSCH behandelt wird. Zu analysieren ist sie als / - SCHA / SCHU / -Ableitung zu einem PN Badel (ev. Kurzname zu Bandolf) ‘ der Landbesitz des Badel ’ . Der FaN Badel ist laut F AMILIENNAMENBUCH DER S CHWEIZ (1, 66) in den Kantonen Genf und Waadt belegt. Bader (FaN) Bader (FaN) ist auch unter dem HL B ADER enthalten, da die Belege nicht klar sind. Ein Genitiv Baders Matta (1306, Zeneggen) bezieht sich entweder auf einen FaN oder auf eine Berufsbezeichnung. In der Datenbank des VSNB ist ein historischer Beleg von 1307 (Törbel) enthalten, der einen Petrus Badere nennt. Man kann also von einem FaN ausgehen. Weiter ist di Badertschu ‘ das Gut des Bader / der Familie Bader ’ (Saas-Balen) mit einer / - SCHA / - SCHU / -Ableitung enthalten, die nach unserer Deutung in vielen Fällen zu einem FaN gehört. Bader Die meisten Belege zu Bader beziehen sich auf den Namen eines bewaldeten Hangs der Gemeinden Betten, Grengiols und Martisberg. Obwohl er vermutlich zurückgeht auf schwdt. Bader m. ‘ Badeknecht, der das Bad zubereitet und die Badegäste bedient; auch der Inhaber einer Badstube, gewöhnlich verbindet er damit das Gewerbe des Barbiers und Chirurgen ’ (I D . 4, 1015), ist die Motivation nicht erkennbar. Möglich ist auch eine Ableitung vom FaN Badner bzw. Bader (BENB 1, 4, 167, mit Literaturverweisen; ein Badner ist im Register zu den HRBS erfasst). Ziemlich sicher ein Personenname liegt in Baders Matta (Zeneggen) vor. Auch hieher zu setzen ist wohl Badertschu (Saas-Balen), vermutlich eine / - SCHA / - SCHU / -Ableitung zum FaN Bader: ‘ das Gut Baders ’ (zu einer anderen Ableitung für das bdt. Badertschsiehe BENB 1, 4, 168). Badji Badji in ts Badjisch Tanna ‘ die Tanne des Badji / beim kleinen Pfad (laut FLNK: Fadji) ’ (St. Niklaus) ist der einzige Beleg. Vermutlich handelt es sich dabei um eine Personenbezeichnung zu einem FaN wie Bader oder um einen Übernamen (so die Gwp. in der Beschreibung). Die Deutung ist auch deswegen schwierig, weil die FLNK den Namen als Fadjisch Tanna festgelegt hat; vermutlich liegt hier eine Anlehnung an Fat (Pfad) vor; in der Nähe 145 146 Badji <?page no="138"?> liegt der Goldfad. Auf Grund der Daten ist nicht entscheidbar, welcher Name zutrifft. Bäferjol Bäferiool n. ist in Raron belegt, zusammen mit Bäferjolegga ‘ die Ecke beim Bäferiool ’ . Mangels historischen Belegen ist eine Deutung nicht möglich. Bager Bager kommt nur einmal als Bestimmungswort in Bageracher (1791, Ernen) vor. Am nächsten liegt wohl eine / - ER / -Ableitung zu Paag ‘ Brei (nass, aus Erdreich) ’ (G RICH- TING 1998, 149) vor, auch Pagete (I D . 4, 1053 ‘ Kotteig zum Spielen ’ ); hier wohl ‘ Acker mit nassem Erdreich ’ . Bagger Bagger m. kommt nur in Raron als Baggersee (FLNK) vor; der See heisst heute auf LT Steinejisee. K LUGE / S EEBOLD ( 25 2011, 82 s. v. baggern) deuten Bagger als deutsche Rückbildung aus dem niederländischen Verb baggern, das auf deutsch ‘ Erdreich maschinell abräumen ’ meint. Der Baggersee wurde von einem Bagger ausgehoben. Der heutige Name orientiert sich am Flurnamen Steineji ‘ die kleine Aue bei der Flur zum Stein ’ . Bald Bald ist ein unsicheres Lemma, das in zwei historischen Belegen vorkommt: Baldnescha (1497, Naters) und Jn der Baldnischen (1554, Birgisch), das zum lebenden Beleg Baletscha gestellt ist. Vermutlich ist mit einer / - SCHA / - SCHU / -Ableitung zu einem PN Baldmit unklarer Endung zu rechnen mit der Deutung ‘ der Landbesitz des Bald (PN) ’ (cf. HL B ALETSCH ). Balerott Balerott n. mit Endbetonung ist nur in ts Balerott (Eisten) belegt; LT hat Balurot, FLNK Balerott. Historische Belege fehlen. Vermutlich steckt im ersten Bestandteil Bale der Name des angrenzenden Dorfes Saas-Balen; von Eisten aus gesehen befindet sich das Gebiet am Balfrin direkt an der Grenze. Der zweite Bestandteil ist ts Rott n., das als Neutrum nirgends belegt ist. Zwar gibt es im I D . (6, 589) R ō d f., u. a. mit der Bedeutung ‘ Gegend, Ort ’ , doch wird dieses Lexem generell auf rätorom. r ō da, rouda (< lat. ROTA ) zurückgeführt und ist vor allem im Appenzellischen belegt. Aus dem Wallis sind solche Entlehnungen bisher nicht bekannt, obwohl es ein rotta ‘ Weg, Strasse ’ (T AGMANN 1946, 64) gibt, das allerdings aus lat. RUPTA abgeleitet wird. In jedem Fall wäre aber mit einer femininen Form zu rechnen. Eine Verbindung zum hdt. Verb roden ist unwahrscheinlich; da dieses eine niederdeutsche Lautform aufweist (K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 770); ein Zusammenhang mit hdt. (aus)rotten (K LUGE / S EE- BOLD 25 2011, 76) ebenfalls, da dies im Oberwallis zu Riti ‘ gerodetes Gebiet ’ würde. Deswegen bleibt ts Rott n. ungedeutet. Baletsch Vorbemerkung: in der Datenbank befindet sich eine Reihe ähnlicher Namen, die unter den Hauptlemmata B ALETSCH , B ADELSE , B ADER (FaN) und auch als Baldnescha zum HL B ALD versammelt sind. Wir gehen von der radikalen Annahme aus, dass alle diese Namen / - SCHA / - SCHU / -Ableitungen zu einem variierenden PN vom Typ Bader, Badel, Badet, Balet, Bald sind. / - SCHA -/ - SCHU / -Ableitungen sind seit langem nicht mehr produktiv, werden nicht mehr als solche erkannt und deswegen auch re-analysiert, sodass - SCH als Bestandteil des Lemmas erscheint. Wir gehen zunächst von den ältesten Belegen aus (hier ist -scha noch -sa, oblik: -sun): in der Bandolfsun (1300; Unterbäch), Badelse (Plural) (1301, Niedergesteln), zer Badelson (1337, Bratsch), Badelschon (1391, Bürchen), Badelscha (1470, Birgisch), Badelschen (1495, Gampel), Baldnescha (1497, Naters). Der älteste Beleg aus Unterbäch ist sehr explixit: Bandolfsun. Hier wird offenbar ein Personenname Bandolf (F ÖRSTEMANN 1, 245 kennt Pandulf) mit der Endung -sa (hier oblik: -sun) verbunden: ‘ das Landstück des Bandolf ’ . Die darauf folgenden Belege aus Niedergesteln, Bratsch, Bürchen und Birgisch enthalten durchgehend Badel. Diese Form kann als Kurzform zum (vielleicht rekonstruierten) Vollnamen Bandolf verstanden werden. Erst 1497 erscheint in Naters der Typ Baldnescha. Der Typ Baletscha ist erst viel später belegt als Baletschen (1623, Bitsch), Baletschen (1675, Zwischbergen), Baletschun ((1679, Birgisch), Baletschen (1759, Bellwald). Von Bitsch und Birgisch wurden hier nur je die Erstbelege erwähnt. Der Weg von Bandolf über Badel zu Balet ist unklar; es kann sich auch um zwei, oder sogar drei verschiedene PNN handeln. Unklar ist weiter, ob die beiden lebenden Belege ts Baläggsch Gade ‘ der Gaden des Balägg ’ und ts Baläggschgadewasser ‘ das Wasser für den Gaden des Balägg ’ (beide Blitzingen) hieher gehören. Baläggsch kann aus Balätsch entstanden sein, doch gibt es dafür keinen stichhaltigen Hinweis. Anders di Balätschschluächt (Blatten), die sich auf Baletsch zurückführen lässt, das sich seinerseits aus der nicht mehr durchschaubare Baletscha ableiten liess, wie auch Baletschfluo (Ried- Mörel). Im Beleg Badertschu (Saas-Balen) liesse sich auch ein FaN B ADER ansetzen. Bei den historischen Belegen sind Wechsel vom einen Typ zum andern erkennbar. In einer radikalen Sicht lassen sich alle diese Namen zum selben Typ Bandolf / Badel / Balet + scha ‘ der Bäferjol 147 148 <?page no="139"?> Landbesitz des Bandel / Badel / Balet ’ stellen. Dennoch setzen wir mehrere HLL an, um unsere vorsichtige Deutung nicht zu verallgemeinern. Balfrin Balfrin (ts b.aálfrAË) ist nach Ausweis der historischen Belege zunächst die Bezeichnung einer Alp (Balfriialpa) in Eisten. Danach wurden der Gipfel ts Balfrii (3796 m) (für St. Niklaus und Saas-Balen belegt, LT, SK und FLNK) und Balfringletscher benannt. Der Name ist zweitbetont mit einem langen / i: / ; das / n/ fällt dabei weg. Der älteste Beleg von 1304 hat Belfri, 1503 ist Baluerin belegt. Der Name spielte eine Rolle bei der Sarazenenhypothese, die heute als widerlegt gelten kann. G ATSCHET (1879, 408) führte den Namen auf (Saas) Balen und Firn zurück. Auch das ist unwahrscheinlich, da - wie gesagt - der Name zunächst für die Alp galt. Lautlich würde die Herleitung ebensowenig stimmen, da ein solches Kompositum Erstbetonung hätte und das Wort Firn als [fire] (mit kurzem, offenem i) ausgesprochen würde. Die Zweitbetonung deutet auf romanischen Namen hin. Mangels früherer historischer Belege kann eine begründete Deutung nicht gegeben werden, cf. W ERLEN (2008, 586 f.). Balg Balg ist nur in Blasbalgweg ‘ der Weg, der einem Blasbalg gleicht / der zum Blasbalg führt ’ (1794, Raron) belegt. Formal ist Blasbalg eine Zusammensetzung. Balg allein kommt in den Namen sonst nicht vor. Zu stellen ist es zu schwdt. Blâsbalg wie nhd. ‘ Blasbalg ’ , bildlich und scherzhaft ‘ Atmungswerkzeuge, Lungen ’ (I D . 4, 1210 f.). Hier vermutlich zur Bezeichnung eines steilen Weges, bei dessen Begehung man wie ein Blasbalg ins Schnaufen kommt. Bali (FaN) Die Belege mit Bali (auch Baali) sind wohl auf einen Übernamen oder FaN Bali zurückzuführen. Sicher ist das bei den Genitivformen vom Typ Balis, Balisch oder Balligo ‘ der Leute des Bali ’ . I D (4, 1158 und 1221) vermutet Paul(us) oder Balthasar als Vollnamen, ist aber unsicher; die zwei Belege zu Palus würden dazu passen. G. Z EN- HÄUSERN (p. c., Unterbäch) nennt eine eingebürgerte Familie Balet aus Lens (Mittelwallis) als Namengeber; zu den Familien Balet siehe AWWB (20 f.); sie sind auch für das Oberwallis bezeugt. In allen Fällen handelt es sich um Besitzer- oder Nutzernamen. BENB (1, 4, 174) verweist unter dem Stichwort Baali/ Balli auf lokale FaNN, die aber in unserem Gebiet nicht belegt sind. Die zwei Belege mit Baari sind spät belegt; der Wechsel von / r/ und / l/ ist auch sonst möglich. Ball Ball ist zu schwdt. Balle n f., wdt. Balla, Ballä (Goms), Ballu m. ‘ Spielball; nach Form und Grösse einem Spielball ähnlicher Klumpen (Erde, Lehm); Fruchtknolle; geballte Faust ’ , ‘ Butterballen ’ , ‘ Warenballen, Gebinde ’ (I D . 4, 1148 f.; I D . 4, 1149 f.; G RICHTING 1998, 32) zu stellen. Belegt ist als Simplex nur Ball (LT, Niedergesteln), das aber auf LT als Bäll erscheint (cf. HL B ÄLL ) und vermutlich nicht hierher gehört. Es bleiben zwei sehr unterschiedliche Belege. Der erste gehört zum Typ Aichballe ‘ Butterballen ’ und ist als auf die Aichbale (1875, Saas-Almagell), t Aichballa (Naters), die Anckballa (1542, Glis), t Äichbalu (Saas- Grund) und t Äichballurufina (Ried-Brig) belegt. In allen Fällen ist eine Felsformation gemeint, die einem Butterballen gleicht. Der zweite Typ entspricht dem Fussballplatz: der Füessballplatz (Oberwald, Varen). Dieser zweite Typ hat das Spiel mit dem Fussball zum Gegenstand, während der erste das Aufbewahren der Butter in einer Ballenform meint. Beide verbindet eigentlich nur die runde Form. Bäll Bäll ist unklar und überschneidet sich teilweise mit Bell. Das Simplex Bäll ist in Niedergesteln belegt, wo sich ein Namennest mit Bällchappu, Bällchappuschiir, Bäll(e)rebe, Bäll(e)rüüs, Bällstei, Bälweiderre, Obrun Bällweiderre und Bällweiderrungassu befindet. Weiter gibt es die Alpa Bäll (Naters) mit Bälerchrizji, Bälärru Scheenun Biel ‘ der schöne Hügel der Leute von Bäll ’ und dem Bälgrat (Mund); FLNK hat dafür in Naters auch Bälergrat. Der Flurname Belgrat ‘ der Grat oberhalb von Bel(alp) ’ (Naters) meint einen deutlich höher (ca. 3200 m) gelegenen Grat. Die moderne Bildung Belalp ist im Übrigen vermutlich der schriftlichen Festlegung zu verdanken, so schon 1388 in alpe de Bell; die lokale Aussprache bleibt aber ['bäll]. Der Versuch, in Belalp französisches ‘ belle alpe ’ zu sehen, scheitern an dieser Lautung, obwohl die Benennung des Hotels Belalp im 19. Jahrhundert den Anklang gesucht haben mag. Noch unklarer ist Bälliggjini (Naters, beim Weiler Hegdorn). Es liegt wohl ein Kompositum mit dem Plural des Diminutivs Liggji ‘ die kleine Liegestelle ’ vor; das Bestimmungswort könnte Bäll sein, aber auch ein assimiliertes Bänz ‘ Schaf, Lamm ’ (R ÜBEL 1950, 100) - wobei diese Hypothese eher unwahrscheinlich ist. Historisches Belleggeren Wald (1738, Birgisch) ist unsicher, es könnte auch zu Bell gestellt werden; ‘ der Wald der Leute von der Bällegga ’ würde aber zu den Natischer Belegen passen. Ein weiterer Beleg findet sich zweimal als Bällegga ‘ die Ecke beim Bäll (unklar) ’ in Zwischbergen mit historischen Belegen bis 1389 (de Belleckon) zurück. Bäll ist laut www. ortsnamen.ch auch für eine Weide in Flums (SG) belegt, 149 150 Bäll <?page no="140"?> doch hat auch H. S TRICKER dafür keine Erklärung (p. c., 2014). BENB (1, 4, 176 f. s. v. Bälle) nimmt einen PN Bello o. ä. an; das wird bei unseren Belegen kaum in Frage kommen. Das Lexem Bëll ‘ einzelner Laut beim Bellen ’ (I D . 4, 1158) führt auch nicht weiter. Die geografische Verteilung (Naters, Niedergesteln, Zwischbergen) einerseits, der offene Vokal / ä/ anderseits schliessen ein rom. BELLU ‘ schön ’ (FEW 1, 319 ff.) eher aus. Ballje Ballje (Pl.) ist nur einmal als di Ballje (Leuk) belegt. Die Form ist klarerweise ein Plural, wozu ein Sg. Ballja oder Ballju zu rekonstruieren ist. Da historische Belege fehlen, ist ein Zusammenhang mit Bailli ‘ Vogt ’ (G PSR 2, 200s.; B OSSARD / C HAVAN 2006, 115) im Sinn von ‘ das Gut des Vogtes ’ zwar nicht ganz sicher, doch ist eine deutsche Herleitung kaum möglich. Balma Als Grundwort ist Balma im Wdt. feminin, als Bestimmungswort häufig endungslos. Lautlich gesehen kann Balm zu Bale(m) werden; Bale-Formen sind nicht zum HL B ALL zu stellen. Grundlage ist schwdt. Balm, wdt. Balma, Balmä (Goms), Palma (Zermatt), Balmu f. ‘ Felsenhöhle, stark überhängender Fels, der Schutz und Obdach bietet ’ , auch ‘ felsiger Hügel ’ , daraus abgeleitet das Partizip gebalmet ‘ mit einer Balm versehen oder wie eine solche geformt ’ (I D . 4, 1215 f., 1216; G RICHTING 1998, 32), hier als balmuchtu oder balmugu. Das Wort ist vorgermanisch und erscheint in den frpr. Patois auch als Barma. Im Oberwallis ist auch Bauma belegt, in den / l/ -vokalisierenden Gemeinden des unteren Goms. Neben dem Singular wird auch der Plural (Balme) verwendet. Als Diminutiv erscheint Balmilti. Der Name wird als Simplex, häufig mit Adjektiven, als Grundwort und als Bestimmungswort verwendet. Einige Fälle mit Balmer, ze Balmere oder Ballmisch ‘ des Balmis/ Balmers ’ , aber auch der Typ Balenmatte sind wohl Herkunfts- oder Familiennamen, besonders dann, wenn die benannten Fluren im Talboden liegen; im Personenregister zu S TOCKALPER s HRSB ist Balmer als FaN erwähnt. In einigen Fällen führen die Befragten die Namen auf Palma ‘ Palme ’ zurück, die Benennung von Pflanzen, die u. a. am Palmsonntag Verwendung finden, etwa Wacholder (J UNIPERUS COMMUNIS ) (M ARZELL 2, 1087; L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 92) und Stechpalme (I LEX AQUIFOLIUM ; L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 948). Insgesamt sind etwa 290 Flurnamen mit dem HL belegt, von denen im Folgenden nur ein Teil behandelt wird. Neben den Simplizia ist das HL zunächst mit Adjektiven versehen, wie in Chaltu Balme ‘ die kalten überhängenden Felsen ’ (EK, Mund; historisch auch in Naters 1531 zer Kalten Balmun, unklar, ob gleicher Ort gemeint ist), di Gufrig Balma ‘ der überhängende Fels mit Steingeröll unterhalb ’ (Randa), mid der Hibschu Balmu ‘ beim schönen überhängenden Felsen ’ (Simplon; J ORDAN 2006, 151 und 158 hat zwei Belege zu Hipschi Balma, von denen hier nur S. 158 gemeint ist), mehrfach t Läng und t Leng Ballma ‘ der lange überhängende Felsen ’ (St. Niklaus und weitere fünf Gemeinden), t Mittlescht Bauma ‘ der mittlere Stafel auf der Alpe Balma ’ (Binn), t Ober Ballma ‘ der obere Teil des Gebietes beim überhängenden Felsen ’ (Blatten und zwei weitere Gemeinden), t Oberscht Bauma ‘ der oberste Stafel auf der Alpe Balma ’ (Binn), ze Tropfinu Balmu ‘ Gebiet beim überhängenden Felsen, über den Wasser hinuntertropft ’ (Saas-Almagell), t Under Balma ‘ der untere Teil des Gebietes beim überhängenden Felsen ’ (Blatten und fünf weitere Gemeinden) und weitere mehr. Vorangestellte Genitive sind etwa ts Eschersch Balma ‘ das Gut der Familie Escher bei einem überhängenden Felsen ’ (Zwischbergen; J ORDAN 2006, 356 hat Eschärsch Balma), ts Gattlusch Balmu ‘ der überhängende Felsen der Familie Gattlen ’ (Hohtenn), ts Martilaggersch Balma ‘ der überhängende Fels des Martin Lagger ’ (Naters), ts Peetersch Ballma ‘ der überhängende Fels Peters / der Familie Peter ’ (Simplon; J ORDAN 2006, 151 hat Peetärsch Balma, ohne nähere Angaben), ts Pfiifisch Balma ‘ der überhängende Fels des Pfeifers / der Familie Pfeiffer / Pfiffer ’ (St. Niklaus) und wohl auch das zusammengeschriebene Ärnischbalme ‘ der überhängende Fels des Arnold ’ (FLNK, Betten). ts Nagulschbalmu ‘ die Palmen (Stechpalmen) der Familie Nagel ’ (Ried-Mörel, historisch auch Greich, 1681 u. später) weisen auf Pflanzen, nicht auf überhängenden Fels hin. Bei den zahlreichen Komposita mit dem HL als Grundwort sind zunächst die vielen Belege mit zer Hebalmu ‘ zum Gebiet beim hohen, überhängenden Fels ’ (Zermatt) und t Hobalma ‘ das Gebiet um den höhen überhängenden Felsen ’ (Törbel und 6 weitere Gemeinden mit teilweise erweiterten Komposita) zu erwähnen, bei denen ein Adjektiv mit dem Grundwort verbunden wird. Andere Adjektive sind ebenfalls belegt. Ein weiterer Typ enthält als Bestimmungswörter Tiernamen, wie t Eschelbalma ‘ der überhängende Felsen für die Eseal / der wie ein Esel aussieht ’ (FLNK, Zermatt und drei weitere Gemeinden), t Fuggsbalma ‘ der überhängende Felsen der Familie Fux / wo es Füchse hatte ’ (Täsch und zwei weitere Gemeinden), di Geisbalma ‘ der überhängende Fels für die Ziegen ’ (Kippel und sieben weitere Gemeinden, teilweise mit Erweiterungen), t Küebalmu ‘ der überhängende Fels für die Kühe ’ (Inden), t Murumbalma ‘ der überhängende Fels für die Murmeltiere ’ (Randa, auch FLNK), di Bockbalma ‘ der überhängende Ballje 151 152 <?page no="141"?> Fels für die (Ziegen-)Böcke ’ (Randa), Bärubalma ‘ der überhängende Fels für Bären / der einem Bär gleicht ’ (FLNK, St. Niklaus), t Rinnerbalma ‘ der überhängende Fels für die Rinder ’ (Randa, auch Grächen), t Schaafbalma ‘ das Gebiet beim überhängenden Felsen für die Schafe ’ (Eisten), t Schwiiballma ‘ der überhängende Felsen für die Schweine ’ (Simplon und vier weitere Gemeinden; bei J ORDAN 2006 fehlt der Beleg), Wolfsbalm ‘ der überhängende Felsen für den Wolf / der dem Wolf gleicht ’ (SK, Zermatt). Gemeint sind wohl meist Tiere, die unter der Balm Schutz finden. Pflanzennamen erscheinen seltener als Bestimmungswörter: an dyen Heyminon Balmon ‘ an den überhängenden Felsen mit Gutem Heinrich (Pflanze) ’ (1443, Zermatt; ähnlich 1697 Eisten). t Hewwbalma ‘ der überhängende Felsen, unter dem Heu gelagert wird ’ (Simplon; J ORDAN 2006 hat drei Belege für den Namen (S. 207, 212, 216 s. v. Balma), wobei wohl der Name auf S. 212 dem in der Datenbank entspricht), di Blackerbalma ‘ der überhängende Fels, bei dem Blacken wachsen ’ (Saas-Almagell, auch FLNK), Blacken sind bei L AUBER / W AGNER / G YGAX ( 5 2014, 688 und 690) als R UMEX ALPINUS und R UMEX OBTU- SIFOLIUS belegt, di Dischtulballma ‘ der überhängende Fels, wo es Disteln hat ’ (St. Niklaus). In mindestens zwei Fällen ist zwar ein Pflanzenname erwähnt, gemeint ist aber ein nahegelegener Weiler, dessen Name erscheint: Ahorn Balmeltin ‘ der kleine überhängende Fels beim Weiler Ahorn ’ (1550, Naters), während der zweite Beleg Hasubalmu (Naters) trotz der historischen Belege Hasenbalmen (1784 u. später) nicht zu den Hasen, sondern zum Flurnamen Hasul (Weiler von Naters oberhalb Blatten) zu stellen ist. Von den zahlreichen übrigen zweigliedrigen und mehrgliedrigen Komposita mit dem HL als Grundwort werden hier keine erwähnt; sie sind aber unter dem Bestimmungswort zu finden. Einige mehrgliedrige Komposita enthalten als Grundwort nicht Balma, sondern ein anderes Grundwort: t Hobalmuäbi ‘ der Abhang beim Gebiet der Hobalma (des hohen überhängenden Felsen) ’ (Randa), der Hobalmwald ‘ der Wald beim hohen überhängenden Felsen ’ (Täsch, auch FLNK), ts Hobalmwasser ‘ die Wasserleitung zum Gebiet Hobalma (hoher überhängender Fels) ’ (Randa), der Hobalugletscher ‘ der Gletscher mit dem hohen überhängenden Felsen (? ) ’ (Saas-Fee, LT Hohbalmgletscher, FLNK Hobalmgletscher, SK Hohbalengletscher), dr Schwarz Balmuntritt ‘ der Tritt beim schwarzen überhängenden Felsen ’ (Ferden). Ein eigentliches Namennest ist in Hohtenn zu finden, wo zu t Stärchbalmu auch die Sterchbalmen Eggen ‘ die Ecke beim Gebiet Stärchbalmu (starker überhängender Fels) ’ (1859 - 1872, Hohtenn), der Stärchbalmuhubil ‘ der Hügel im Gebiet der Stärchbalmu (starker überhängender Fels) ’ , der Stärchbalumbrunnu ‘ die Quelle / der Brunnen im Gebiet der Stärchbalmu (starker überhängender Fels) ’ und ts Stärchbalmuschlüüchji ‘ das Gebiet der kleinen Schlucht bei der Stärchbalmu (starker überhängender Fels), belegt sind. Seltsam ist der FLNK-Beleg Triftbalmustollu (Törbel) wo sonst di Trischtbalma (Törbel) belegt ist, ein überhängender Fels, der als Heuschober gebraucht wurde. Es scheint also, dass der FLNK-Name verändert wurde; ob es hier einen Stollen gab, bleibt unklar. Weitere Belege finden sich unter den einschlägigen HLL. Als Bestimmungswort kommt das HL mit folgenden HLL in zweigliedrigen Komposita vor: Acher, Bach, Biina, Bodu, Brigga, Brunnu, Egg(a), Flüö, Gartu, Gassa, Grabu, Gadu, Hooru, Hüs, Licka, Matta, Ritz, Schiir, Schipfa, See, Stafel, Steg, Stuba, Tritt, Tschugge, Tunnel, Wäg, Wald und Züü. Komplexere Konstruktionen sind etwa in Pallen Math=Achren ‘ die Äcker im Gebiet der Wiese bei den überhängenden Felsen ’ (1803, Ernen), Balmfluh Alp ‘ die Alpe beim Felsen, der überhängt ’ (SK, Zwischbergen; auf späterer Karte nur Balma). Ein Genitiv Plural liegt in Balmerro vor, das in den meisten Fällen wohl ‘ die Leute von Saas-Balen ’ meint und einfacher auch als Balmer erscheinen kann. In Saas- Balen sind solche Formen belegt: z Balenhaus ‘ zum Haus im Gebiet Balen (Balm) ’ (1669, Saas-Balen), Balmerbodu ‘ der Boden der Leute von Balm (Saas-Balen) ’ , Balmerro Alpelti ‘ die kleine Alp der Leute von Saas-Balen ’ (1553, Saas-Balen), in Balmerro Alpen ‘ die Alp der Leute von Saas-Balen ’ (1528, Saas-Balen), montem Balmerro ‘ die Alpe (Berg) der Leute von Balm (Saas-Balen) ’ (1527, Saas-Balen), Balmerro Hu ͦ ba ‘ die Hube der Leute von Balm (Saas-Balen) ’ (1390, Saas-Balen), in quarterio Balmerro ‘ der Viertel der Leute von Balm (Saas-Balen) ’ (1509 u. später, Saas-Balen). Weiter sind aber auch ausserhalb von Saas Balen solche Flurnamen belegt: zu Ballmeru ‘ der Weiler ze Ballmeru (bei den Leuten von Balma / bei der Familie Balmer) ’ (Agarn) und dazu gehörig ts Balmerugässi ‘ die kleine Gasse zum Weiler der Familie Balmer ’ (Agarn), ze Ballmeru ‘ zu den Leuten von Balma / der Familie Balmer ’ (Turtmann), laut Beschreibung Dorfteil nördlich der Landstrasse, und dazu gehörend di Ballmerustrass ‘ die Dorfstrasse in Ze Ballmeru (bei der Familie Balmer / bei den Leuten von Balma) (Turtmann) und historisch von 1786 in Turtmann jn der Balmermatten ‘ in der Wiese der Familie Balmer / der Leute bei der Balma ’ . In allen Fällen findet sich der Name in der Ebene des Rottens. Ob der FaN Balmer jedoch tatsächlich bekannt war (AWWB 21) ist unklar. Ebenso unklar ist der Beleg in Balmero Waldgi ‘ im kleinen Wald der Leute von Balm / der Familie Balmer ’ (1604, Unterbäch) und in 153 154 Balma <?page no="142"?> der Balmerú ‘ im Weiler der Leute von Balma / der Familie Balmer ’ (1795, Oberems). Ebenfalls unsicher ist im Ballmersch Hoof ‘ im Hof der Familie Balmer ’ (1855, Turtmann) mit einem Genitiv, der eventuell zum vorstehenden ze Ballmeru gestellt werden kann. Ein Adjektiv ist in zum Balmuchtu Hiischi ‘ zum kleinen Haus unter dem überhängenden Felsen ’ (Täsch) belegt. Eine Ableitung auf / - ERI / ist für eine Schlucht als t Heubaumeri ‘ die Rinne im Gebiet eines überhängenden Felsens, der zum Aufbewahren des Heus diente ’ (Gluringen, mit / l/ -Vokalisierung) auch LT und FLNK Hewbalmeri) bezeugt. Balmer (FaN) Balmer (FaN) ist nur in ts Ballmischeggu ‘ die Ecke beim kleinen überhängenden Fels, der Familie Balmer ’ (Täsch) belegt. Hierher können auch Belege zum HL B ALMA gestellt werden. AWWB (21) kennt zwar den FaN, ist aber nicht sicher, ob er vor dem 17. Jahrhundert im Wallis eingebürgert war. Für ähnliche Fälle cf. HL B ALMA . Balmore Balmore ist 1758 belegt; der Kontext ist Andreae Grez de Balmore ‘ des Andreas Gretz von Balmore ’ (1758, Simplon). Gretz ist ein FaN aus Zwischbergen (AAWB 115). Balmore ist so sonst nicht bekannt. Die Form scheint lateinisch zu sein, allerdings ist Balmore nicht bekannt. Ob eine Anknüpfung an Balma oder Balmer möglich ist, bleibt unsicher. Balmotes Balmotes ‘ die kleinen Balmen ’ ist nur in Perrinus Balmotier dys Balmotes ‘ Perrinus Balmotier von Balmotes ’ (1326, Albinen) belegt. Im gleichen Dokument von 1326 ist weiter ein Willermus dictus Balmotier erwähnt. Dieser PN ist ein Herkunftsname zum Flurnamen Balmotes. Naheliegend liegt das Lexem frpr. balma ‘ Balm, Höhle, überhängender Fels ’ (G PSR 2, 293) mit dem Suffix / - OTTU ( M )/ (laut B OSSARD / C HAVAN 2006, 287 mit Diminutiv- Bedeutung), hier allerdings als Feminin Plural. Baltschieder Baltschieder ist der Name einer Gemeinde am Ausgang des Baltschiedertales. Die ältesten Belege sind 1224 Ponczirro (zweimal), 1275 Balschiedro, 1286 Balchy`edro, 1287 Ponciro, 1291 Baldessire, 1296 Ponziro (Kopie aus dem 18. Jh.), 1300 Poncierro, 1302 Balchiedro (weitere Belege in der Datenbank). Es sind also ein romanischer und ein deutscher Typ vorhanden. Das erste, romanische Namenelement geht sicher auf lat. PONS , PONTEM ‘ Brücke ’ zurück (O ETTLI 1945, 212; Z IMMERMANN 1968, 21), die deutsche Veränderung von Pontzu Bal(t)bleibt unklar; vgl. aber die Deutung als falsche Restitution für die französische / l/ -Vokalisierung unter Baltschieder bei den Gemeindennamen. Für das zweite Element zeigen alle hist. Belege dieselbe Entwicklung wie der Name von Sierre/ Siders VS ‘ Ort, Besitz des Sitrius ’ . Baltschieder ist deshalb als ‘ Brücke des Sitrius ’ oder ev. als ‘ Brücke auf dem Weg nach Sierre / Siders ’ zu deuten (K RISTOL ET AL ., 2005, 119). Die zweite Deutung ist unwahrscheinlich, da Baltschieder und Sierre/ Siders rund 30 km auseinanderliegen. Der Gemeindename lautet auf / - ER / aus; diese Endung kann sowohl als alter Genitiv Plural, wie auch als Adjektiv verstanden werden, was eine klare Zuweisung erschwert. Wir betrachten deswegen die Nennung des Gemeindenamens als Bestimmungswort, auch wenn es getrennt geschrieben wird. Zweigliedrige Komposita mit dem Gemeindenamen als Bestimmungswort verbinden sich mit Äbi, Bach, Brigga, Gletscher, Grund, Hooru, Joch, Klause, Licka, Steg, Stutz und Tal. Zu letzterem gehören das Baltschiederthal Sentu ᵕ m ‘ das Senntum im Baltschiedertal ’ (1866, Baltschieder) und das halblateinische in Alpe de Balschedertal ‘ auf der Alpe im Baltschiedertal ’ (1381, Baltschieder). Zu den komplexeren Ausdrücken gehören auch Obri und Undri Baltschiderbrigga ‘ die obere und die untere Brücke nach Baltschieder ’ (FLNK, Visp; die beiden Brücken findet man noch auf SK) ohne den sonst üblichen Diphthong / ie/ , sowie Üsser Baltschiedergletscher ‘ der äussere Baltschiedergletscher hinten im Baltschiedertal ’ (FLNK, Baltschieder; SK Aeusserer Baltschiederfirn, LT Üssre Baltschiedergletscher). Die Abkürzung SAC (Schweizer Alpen-Club) erscheint in Baltschiederklause SAC ‘ die Baltschiederklause (SAC Hütte auf Gebiet der Gemeinde Baltschieder) ’ (Baltschieder). Einen klaren Genitiv Plural bildet Baldtschiednerro Wÿldÿ ‘ das unfruchtbare Gebiet der Leute von Baltschieder ’ (1708, Baltschieder). Eine lateinische Konstruktion ist Alpis Ponÿrrensis ‘ der Baltschiederalpe ’ (1660, Baltschieder). Eine Ableitung auf / - A / zu Baltschiedra ‘ Baltschiederbach ’ findet sich in Balschiedra (1548 u. später, Eggerberg, LT Baltschiederbach), daz Kynne Balchiedrun ‘ das Kinn (Schlucht) der Baltschiedra ’ (1306, Baltschieder; 1395 Balschieder Kün, 1610 ans Kin), Baltschiedra Runss ‘ der Rüüs der Baltschiedra (wohl Dorfteil von Baltschieder) ’ (1838, Baltschieder), Baltschiedra ‘ der Baltschiederbach ’ (FLNK, Baltschieder), Baltschiedra ‘ der Baltschiederbach ’ (1455, Ausserberg), (lat. aquam ‘ der Bach ’ ) Balschiedre ‘ der Baltschiederbach (hier wohl ein Dorfteil von Baltschieder) ’ (Baltschieder) mit einer quasi-lateinischen Genitivendung auf / - E / , Baltschyedra (1453, Mund). Balmer (FaN) 155 156 <?page no="143"?> Balze (PN) Balze (PN) ‘ Balthasar ’ ist als Bestimmungswort eine Kurzform des PN Balthasar, wie Balzer, Bälzer, Balz, Balzun (W), Bälz, Balz(l)i, Balti, Baldi, Bald, Balis, Balas, Bals (I D . 4, 1221). Belegt sind das Paltzen Acherlein ‘ der kleine Acker des Balz ’ (Bellwald), Balzeia (FLNK Balscheija) ‘ die Aue des Balz ’ (Blitzingen), t Bauzehaaute ‘ die Halde des Balz ’ (Niederwald) und di Paalzihaalte ‘ die Halden des Balz ’ (Bister), t Bauzifure ‘ die Furche des Balz ’ (Ritzingen) und 1910 beim Balzistu ᵕ ck ‘ beim Stück Land des Balz ’ (Ritzingen), sowie im Balzen Stúck ‘ im Stück Land des Balz ’ (1744, Gluringen) und ts Baalzewaalji ‘ der kleine Wald des Balz ’ (Oberwald). Formen mit / au/ gehen auf die / l/ -Vokalisierung im unteren Goms zurück. Ausserhalb des Goms kommt vor: die Baalsmattu ‘ die Wiese des Balz ’ (Leuk). Siehe auch das verwandte HL B ALI . Bammatter (FaN) Der FaN Bammatter (AWWB 21) kommt nur einmal im Genitiv als Bestimmungswort vor: Bammatterschbielti ‘ der kleine Hügel der Familie Bammatter ’ (Naters). Der FaN wurde vermutlich aus Band-matta oder Bann-matta gebildet. Band Die Namen gehen auf Band ‘ Felsband, bandartige Flur ’ zurück, wie in bergschwdt. Band (wdt. auch Bann), Pl. Bänder (wdt. auch Bänner) n. in FlN ‘ Grasband, Felsband ’ , wegen Formähnlichkeit übertragen von Band ‘ Gewebestreifen ’ , zu binden; amhd. bant und wdt. Band ‘ Band, Schnur ’ (I D . 4, 1323 ff.; Z INSLI 1945, 312; G RICHTING 1998, 32, dessen Eintrag nicht erheblich ist). Als Simplex erscheint nur der Plural Bänder / Bänner ‘ die Felsbänder ’ , manchmal mit einem Adjektiv (di Gälwu Bänder ‘ die gelben Bänder ’ (Leukerbad)); als Grundwort ist das Lemma selten (z. B. Felsband (Simplon)), als Bestimmungswort kommt es im Singular (Bandmatta, mit Assimilation Bammatta) oder Plural (Bännerstock) vor. Bandesores Bandesores ist nur einmal belegt in ov Bandesores (1433, Leuk). Es handelt sich um ein Grundstück in einem Weingarten. Der Name ist romanisch, vermutlich der ursprüngliche frpr. Name des heutigen ts Ober Ba ‘ das obere Banngebiet ’ (Leuk). Der Name enthält wohl Ban ‘ Bann, Bannwald ’ (B RIDEL 1866, 26; T AGMANN 1946, 23 mit Verweis auf G PSR 2, 219), gefolgt von dessores ‘ oben, oberhalb ’ (zu Dèzore bei B OSSARD / C HAVAN 2006, 92, dazu auch afrz. dessor in FEW 12, 433; skeptisch G PSR 5, 1, 487ss.), das allerdings die Endung / s/ zusätzlich hat (laut M EYER 1914, 54 wurde / s/ am Ende willkürlich gesetzt, aber nicht ausgeprochen). Alternativ liesse sich eine Präposition de oder des und ein weiteres Wort Ores (zu Or ‘ Bär ’ , nach B RIDEL 1866, 267)) oder Sores (zu Sor ‘ Heublumen ’ , nach B RIDEL 1866, 357) annehmen, doch überzeugen diese Deutungen nicht. Bandoltscha Bandoltscha ist eine / - SCHA / - SCHU / -Ableitung zum Namen Bandolf, wie der älteste Beleg in der Bandolfsun (1300, Unterbäch) nahelegt. ‘ der Landbesitz des Bandolf ’ . Die jüngeren Formen weisen kein / f/ mehr auf. Ähnlich sind die unter HL B ALETSCH erwähnten Namen. Banella Punta Banella (Saas-Almagell laut LT und FLNK) ist der Name eines Grenzgipfels zu Italien, benannt nach der darunter liegenden Alpe Banella mit dem Bach Rio Banella. Eine Deutung fehlt; auch O LIVIERI ( 2 1961; 1965) kennt den Namen nicht. Bang Bang kommt nur einmal in einem historischen Beleg von 1734 aus Leuk als â Bang vor. Wohl frz. (à, de) ban , Lehnwort aus dem schwdt. Bann, B ā n, B ă (n) m., n. ‘ (obrigkeitliches, bes. gerichtliches) Gebot oder Verbot unter Strafandrohung ’ : Wald- und Baumbann, d. h. Verbot des Umhauens von Bäumen an best. Stellen oder zu best. Zeiten; Rebenbann, d. h. Verbot des Betretens des Weinberges zur Zeit der Traubenreife; Wild-, Jagdbann, d. h. Verbot, darin zu jagen; etc., ahd. und mhd. ban m. (I D . 4, 1270 ff.; B OSSARD / C HAVAN 2006, 124). Die Wortform Bang mit / ng/ erklärt sich aus der lokalen Aussprache der Nasalvokale. Banigo (FaN) Der Flurname Baaniguhüs ‘ Haus der Familie Baani ’ (schon 1725 als bei Banigo Haúss) ist in Mund belegt. Die Form Baanigu ist ein Genitiv Plural des Kollektivsuffixes / - IG / zu einem Kurznamen Bani oder ähnlich. Banigo wird im Personenregister HRBS mehrfach erwähnt. Bank Das Appellativ Bank (m.) ist meist als Baich usw. belegt. Es ist zu schwdt. Bank, Bangg, wdt. Böuch, Baich, Beich m. ‘ Sitzbank ’ , ‘ Kirchenbank, Schulbank, Gerichts-, Schöffenbank ’ , übertragen auf andere, einer Bank ähnliche Dinge bzw. Stellen im Gelände, mhd. banc mf. und wdt. Bäich, Baich ‘ Sitzbank ’ (I D . 4, 1380 ff.; Z INSLI 1945, 312; URNB 1, 283 f.; G RICHTING 1998, 32) zu stellen. Namengebend für eine Reihe von abgeleiteten Namen sind die Beich (Pl.) ‘ Bänke ’ im Lötschental und in Naters, die 157 158 Bank <?page no="144"?> markante Felsbänke bezeichnen. Eine andere Bedeutung hat Gerichtsbanck (Steg, Ernen), in Steg wohl auch namengebend für die alte Gemeindebezeichnung Benken. Bank als Sitzgelegenheit ist wohl in Gselluboich (Turtmann) ‘ Gesellenbank ’ enthalten: Ort, wo man sich gesellig hinsetzen kann. Formal kommen neben Singular und Plural auch Diminutive wie Beichji, Boichji und Beichini vor. Das Wort kann als Simplex, Grundwort oder Bestimmungswort erscheinen. Unklar ist der historische Beleg Jn den Boenchen (Erschmatt). Etwas unklar muten die Belege der Sandbank (Leuk) und vor dum Sandbank (Täsch) an, die wohl eine Bank aus Fluss-Sand meinen. Und sehr unsicher sind Spellbanck und Spetzilbanck (beide Mörel, historisch 1586 und später), wozu es keine direkten Beispiele gibt. Vermutlich auch hieher gehört das 1619 belegte die Beincherren, eine Ableitung mit Staubschen Gesetz auf / - ERRA / zu Bank, 1619 in Gampel belegt. Es ist ursprünglich eine Ableitung auf / - ARIA / (S ONDEREGGER 1958, 471 ff.) und meint eine Gegend mit vielen Bänken (hier sind wohl Felsbänke gemeint). Bann Für die steilen Hänge des Oberwallis sind Bannwälder wichtig, also Wälder, die nicht gerodet werden dürfen. Bann ist auf schwdt. Bann, B ā n, B ă n m., n. ‘ (obrigkeitliches, bes. gerichtliches) Gebot oder Verbot unter Strafandrohung ’ : Wald- und Baumbann, d. h. Verbot des Umhauens von Bäumen an best. Stellen oder zu best. Zeiten; Rebenbann, d. h. Verbot des Betretens des Weinberges zur Zeit der Traubenreife; Wild-, Jagdbann, d. h. Verbot, darin zu jagen; etc., ahd. und mhd. ban m. (I D . 4, 1270 ff.) zu stellen. G RICHTING (1998, 33) kennt nur wdt. Bawaald, Baanwaald (Lötschtal). Neben dem Simplex im Singular Ba (3 Belege), Baan (Wiler), Ban (2 Belege) und Ban (Albinen) finden sich vor allem die Komposita Bawald ‘ Bannwald ’ (auch Bannwald und Bawaud) und Baholz ‘ Bannholz ’ (auch Banholz und Bahouz). Interessant ist der Halbbastei (Randa) ‘ Halb- Bann-Stein ’ - ein grösserer Fels auf halber Höhe des Bannwaldes. Als Diminutiv kommt Bannji ‘ der kleine Bann ’ (Grächen) vor. Unklar ist Banetzflüe (Randa) ‘ Bann-Etz-Flüe ’ : die Etzflüe beim Bann? Die Bannschidala in Albinen muss wohl Teil des Baches Dala im Gebiet Bannschi ‘ kleiner Bann ’ sein. Beim historischen Beleg 1357 les bans (Raron) handelt es sich um eine französische Schreibweise von dt. Bann. Vermutlich ist auch Banshorn ‘ das Horn beim Bann ’ hieher zu stellen. Nur wenige Konstruktionen enthalten jedoch das HL als Grundwort: Bodmer Ban ‘ das Banngebiet im Bereich Boden (Bopme) ’ (1542, Blatten), dr Gerin Baan ‘ der Bann oberhalb von Griin (wo umgehauene Stämme herumliegen) ’ (Blatten), der Grosse Ban ‘ das grosse Banngebiet (vermutlich Wald) ’ (1521, Mund), dr Loiwinban ‘ der Bann (wald) oberhalb der Loibinu (Lawinenzug oder Rutschgebiet) ’ (Blatten), ts Ober Ba ‘ das obere Banngebiet ’ (Leuk), an den Rytischban ‘ an das Banngebiet der Riti (gerodetes Gebiet) ’ (1532, Niederwald), Visperro Ban ‘ der Bann (wohl Wald) der Leute von Visp ’ (1315 u. später, Visp), im Weisban ‘ im weissen Bann ’ (1716, Visp) und der Wiisriedbaan ‘ das Banngebiet oberhalb von Wyssried ’ (Blatten, auch FLNK, LT Wyssriedbaan). Das HL ist als Bestimmungswort zusätzlich zu den oben erwähnten Bannwald und Baholz mit folgenden HLL als Grundwörtern verbunden: Blatta, Eie, Haalta, Legi, Schluocht, Stock, Tiri und Tola. Komplexere Konstruktionen sind etwa: di Baholzgassa, di Baholzmatta und des Baholtz Zúnn ‘ der Zaun beim Bannholz (Bannwald) ’ (alle Simplon, letztes nur historisch 1746 u. später; J ORDAN 2006 hat neben Baholz (S. 132) auch Baholzgassa, Baholzmatta, Obri Baholzmatta, Baholzmuira (alle S. 118), Baholzwassärleita (S. 132) und Baholzschtraass (S. 131)). In Stalden hat FLNK Baholzwäg ‘ der Weg, der vom / zum Bannholz (Bannwald) führt ’ . die Banneÿenstras ‘ die Strasse von / zur Aue im Gebiet Bann ’ (1663, Baltschieder). Weitere Beispiel sind etwa: im Gemeinen Banwalt ‘ im Bannwald, der der Gemeinde gehört ’ (1677, Ergisch), im Oberen Bannwald ‘ im oberen Bannwald ’ (1881, Ernen), Unnerem Bannwald ‘ das Gebiet unter dem Bannwald ’ (FLNK, Münster) und der Richulschmatter Bawaud ‘ der Bannwald oberhalb der Richulschmatt ’ (Steinhaus, FLNK Richutschmatterwaud), dessen zwei Formen auch beim Flurnamen Richulschmatt vs. Richutschmatt auf LT zu finden sind. Wohl zum Diminutiv Bannji ‘ der kleine Bannwald ’ ist der Banjerwäg ‘ der Weg, der am Bannj (kleiner Bann) vorbeiführt ’ (St. Niklaus) zu stellen. Eine Ableitung für eine Wasserleitung auf / - ERI / ist di Baneri ‘ die Wasserleitung durch den Bann(wald) ’ (Visperterminen). Unklar ist schliesslich Bannerhubel ‘ der Hügel der Leute vom Banngebiet ’ (FLNK, Blitzingen), wo auf keiner Karte ein Hügel und auch kein Bannwald zu sehen ist. Nicht zu diesem HL gehören Baschwerd (1825, Gluringen) und Baschweriwald (Goppisberg, LT und FLNK; Ried-Mörel, FLNK), die beide zu den HLL B ACH und W ERI ‘ Wehr ’ zu stellen sind. Bänna - Bennu Die Belege zu Bänna, Benu und Bennen (historisch) gehören zu schwdt. Bënne n , wdt. Bänna, Bännä, Bännu f. eigentlich ‘ aus Brettern zusammengesetzter, beweglicher, offener Kasten, auf einem Wagen (oder Schlitten) angebracht, um darin (festen) Dünger, Erde, Sand etc., auch Kartoffeln, Obst fortzuschaffen ’ , übertragen auf den Bann 159 160 <?page no="145"?> mit einem solchen Kasten versehenen Wagen, ‘ einrädriger Stosskarren ’ , ‘ Futterraufe ’ , hier als FlN allerdings hauptsächlich ‘ Brunnentrog ’ , nach R ÜBEL (1950, 62) ‘ nüchterne Stein- oder Zementbecken ’ , entlehnt aus lat. BENNA (I D . 4, 1289 ff.; G RICHTING 1998, 32). Ob der Gegensatz zwischen dem hölzernen Trog und der steinernen Bänna durchgängig ist, lässt sich auf Grund der Namen nicht entscheiden. Bänna tritt meist als Simplex, häufig mit der Präposition Zur auf; insgesamt sind sechs Gemeinden erwähnt. Vor Nasalkonsonant wird offenes / ä/ häufig zu / e/ , entsprechend den phonologischen Prozessen der Dialekte. Neben dem Simplex ist auch aús der Bennen Wasserleiten ‘ aus der Wasserleitung bei zur Bennen ’ (Simplon) belegt. Bänniger Bänniger (auf 1: 10000 Bäniger) (Unterbäch) ist laut dem ältesten Beleg (1300 zien Beringneren) von einem PN Bero o. ä. abgeleitet und meint ‘ bei den Leuten des Bero ’ mit einer kollektiven / - ING / -Ableitung (cf. HL B ERO ). Der Wechsel von Beringer zu Beniger erfolgt im 16. Jahrhundert; es handelt sich um eine Metathese von / r/ und / n/ . Bännzi Bännzi ist zu schwdt. Benz, Bänz m., Dim. Bänzli, Bänzeli PN Benedikt, Bernhard, von Tieren: Kosename des Schafes (eines plumpen, dichtwolligen Schafes; Schaflamm) (I D . 4, 1408 ff.) zu stellen. Wdt. Bänz, Bänzji bezeichnet auch ein ‘ kleines Schaf ’ (R ÜBEL 1950, 100; G RICHTING 1998, 32). Bänzi ist nur einmal belegt in Ergisch; dazu abgeleitet der Bänzigrabu ‘ der Graben, der zum Bänzi führt ’ . Vermutlich liegt dem Flurnamen ein PN zu Grunde. Ein Simplex mit Bezug auf die Tierart ist nicht belegt. Bans Bans ist belegt als in das Banshorn ‘ in das Banshorn ’ (1414 Eggerberg, Baltschieder). Lebende Belege fehlen. Vermutlich liegt ein starker Genitiv ‘ des Bannes ’ zum Nomen Bann vor (cf. HL B ANN ). Die Deutung wäre dann ‘ das Horn (vermutlich kleiner Gipfel) beim Bann ’ , sie ist aber unsicher. Eine Kurzform Banz (in unseren Quellen allerdings nicht belegt; vgl. aber schwdt. Benz ‘ Benedikt ’ (I D . 4, 1408) und den FaN Banz (F AMILIENNAMENBUCH DER S CHWEIZ 1, 86 vor allem mit Belegen aus dem Kanton LU) ist nicht ausgeschlossen. Baptist (PN) Der Taufname Baptist (wörtlich: Täufer) bezieht sich auf Johannes den Täufer. Die dialektale Form ist Batischt (I D . 4, 1429) mit Assimilation von / p/ zu / t/ . Der Name kommt als Besitzername in der Batischtwald (Saas-Allmagell) und Batistischwald (LT, Saas-Fee) (beide Namen für den gleichen Wald) und als ts Batischtsch Weidu ‘ die Weiden des Baptist ’ (Gampel), hier im starken Genitiv Singular, vor. Bar Der Name Parschílte (Naters) ist unklar; es dürfte sich um bar mit der Bedeutung ‘ ähnlich wie, ganz wie ’ (I D . 4, 1433 f. Bed. 2 b), β )) handeln, also ‘ ähnlich wie Schilde ’ . Unklar ist weiter Barmíli (Visperterminen, Visp), wohl mit dem gleichen bar in der Bedeutung ‘ bloss, nur ’ - “ nichts als eine Mühle ” (siehe dazu SZNB (3, 463) zu Barmettlen). Heute ist allerdings Barmili (auf LK Parmili) ein Weiler ohne eine Mühle. Weiter haben alle historischen Belege ein Ber-, das nur schwer zu dieser Deutung passt, doch ist die klare Akzentsetzung auf Mili ein Hinweis darauf, dass es sich nicht um ein gewöhnliches Kompositum handeln kann, sondern um ein Attribut. Einzelne historische Belege (1343 Bernmùlen, 1598 Bärmille, 1599 Bärmili) legen ein Lemma Bär nahe, doch passt dies nicht zur Nebenbetonung von Bar. Insgesamt lassen sich die Namen nicht sicher deuten. Bär Bär ist ein Tiername, der in rund 90 Flurnamen vorkommt. Das HL ist zu schwdt. Bër ‘ Bär ’ und wdt. Bär ‘ Bär ’ (I D . 4, 1447; 1998, 32) zu stellen. Laut C ARLEN (2009, 25) wurde der letzte Bär anfangs des 19. Jahrhunderts erlegt, vgl. auch C APT ET AL . (2005), die jedoch eher das Ende des 19. Jahrhunderts annehmen. Generell ist weiter zu bedenken, dass auch schwdt. Bëre n ‘ Schubkarren ’ und wdt. Bära, Bärä (Goms), Bara, Bäru ‘ Schubkarre ’ (I D . 4, 1478; G RICHTING 1998, 432) eine Rolle spielen können, vor allem bei Bestimmungswörtern. Neben dem Simplex zum Bär ‘ zum Bär (Fels, der einem Bär gleicht) ’ (Randa, auch FLNK) erscheint das HL praktisch nur als Bestimmungswort. Ausnahmen von dieser Regel sind Genitive wie im Berren Acker ‘ (unklar, ob Berren zum Tier Bär oder zu Bäre ‘ Bahre, Futtertrog zu stellen ist) der Bärenacker ’ (1786, Ulrichen) und t Bäriseggu, auch t Rächti Bäriseggu ‘ die rechte (sonnseitige) Ecke des Bäri (PN) / wo es Bären hatte ’ und t Läzi Bäriseggu ‘ die schattseitige Ecke des Bäri (PN) / wo es Bären hatte ’ (Ergisch). In allen drei Fällen ist die Zuordnung zu Bär als Tier unsicher. Bei den Komposita ist zunächst der Typ di Bärufalla ‘ die Falle für Bären ’ (Ried-Brig, auch FLNK, LT Bärufalle, SK Bärfallen) zu erwähnen, der auch als di Bärufallu ‘ die Falle für Bären ’ (Niedergesteln, Saas-Balen, Saas-Fee) belegt ist. Plural ist Bärufalle ‘ die Fallen für Bären ’ (FLNK und LT, Ferden; SK Bärenfällen). Ein vereinfachte Form ist ts Bärfel ‘ die Bärenfalle (aber ntr.) ’ (Oberwald) und 161 162 Bär <?page no="146"?> das historische jm Berfell ‘ in der Bärenfalle (aber ntr.! ) ’ (Obergesteln). Komplexer sind bei der Bärenfallun Stapfen ‘ beim Zaunstieg bei der Bärenfalle (Alpe von Ried- Brig) ’ (1809, Ried-Brig), Bärufallugrabu ‘ der Graben bei der Bärufallu (Falle für Bären) ’ (FLNK, Niedergesteln), di Bärunfalluntreichi ‘ die Tränke bei den Bärufalle (Fallen für Bären) ’ (Ferden) und andere mehr. Ein zweiter verbreitetet Typ ist (der) Bärefad (Binn, Ernen (nur FLNK), Steinhaus) und der Bärufat ‘ das Felsband, wo es Bären hatte ’ (Naters, auch FLNK), das auch als der Bärufatt ‘ das Felsband, wo es Bären hatte ’ (Raron, FLNK Bärufat, LT Bärufad, SK Bärenfad; Mund, auch FLNK) erscheint. In Fiesch (auch FLNK, LT und SK) ist es als ts Bärfett ‘ die schmalen Felsbänder, wo es Bären hatte ’ (wohl ein Kollektiv) belegt. Komplexer sind etwa Leigru Berenfad ‘ das Felsband für die Bären bei Leiggern ’ (1688, Ausserberg), der Bärfettgrabe ‘ der Graben beim Bärfett (Felsbänder, wo es Bären hatte) ’ (Fiesch), der Bärofattbodo ‘ der Boden beim Bärufad (Felsband, wo es Bären hatte) ’ (Ausserberg) und andere mehr. Ein dritter Typ ist zum mhd. bërsol ‘ die Pfütze, in der sich Bären suhlen ’ (cf. HL S OL ) zu stellen. Belegt sind ts Bärsol (Ferden), ts Bärisall ‘ Pfütze, in der sich Bären suhlten ’ (Ried-Brig; FLNK Bärisal). Weitere zweigliedrige Komposita enthalten die HLL Acher, Alpa, Balma, Chi, Chumma, Egg(a), Fääsch, Flüö, Grüeba, Loch (mehrfach), Matta, Pfad, Pletscha, Ried, Ritz, Schleif, Schluocht, Schwand, Seil, Sprung, Stampf, Stei, Stafel, Stich, Tritt, Tschugge und Wald. Komplexer sind u. a. t Hinner und t Voder Bäreschlüecht ‘ der hintere und der vordere Teil der Geländeeinbuchtung, wo es Bären hatte ’ (Reckingen), ts Inner und ts Uister Bärriäd ‘ das innere und das äussere Ried, wo es Bären hatte ’ (Wiler), ts Ober und ts Unner Bärisall ‘ der obere und der untere Teil des Bärisall (Pfütze, in der sich Bären suhlten) ’ (Ried-Brig) und andere mehr. Bära Bära f. ‘ Schubkarre ’ ist zu schwdt. Bëre n f. und wdt. Bära, Bärä (Goms), Bara, Bäru ‘ Schubkarre ’ (I D . 4, 1478, Bed. 2); G RICHTING 1998, 32) zu stellen. Es ist nur belegt in di Bärubrächa ‘ der Ort, wo man mit der Bära (Schubkarren) nicht mehr weiter kommt ’ (Eggerberg). Der historische Beleg jn der Berenbrechen ‘ in der Stelle, wo man mit der Schubkarre (Bäre) nicht mehr weiterkommt ’ (1564, Baltschieder) gehört wohl hierzu; Eggerberg und Baltschieder befinden sich direkt beieinander. Der sonst gut belegte Tiername Bär ‘ Bär ’ ergibt hier keinen vernünftigen Sinn. Das Verhältnis zum sonst geläufigen Typ t Beibrächi ‘ der Ort, wo man sich die Knochen brechen kann ’ ist unklar. Barbara (PN) Barbara (PN) erscheint einerseits als PN, anderseits als der Name der Heiligen (Sant) Barbara; für den PN ist die Kurzform Baabi, Babi (I D . 4, 915 ff.) belegt, die aber auch den Sinn ‘ einfältige Person ’ haben kann. Bei Z Sant Barbara handelt es sich um eine Kapelle in Leuk und deren Umgebung. Unklar ist, ob der frz. Beleg Barbarie (Leuk, 1544) sich auf die Heilige bezieht. Die Form Baabisch ist ein Genitiv für die Besitzerin oder Nutzerin. Die Gewährsperson aus Visperterminen interpretiert Baabischtadolti als ‘ kleiner Stadel ’ , versteht also Baabi als ‘ klein ’ , wohl in Anlehnung an ‘ kleines Kind, Säugling ’ , das im Wdt. allerdings Mämmi heisst (I D . 4, 225); zu vermuten ist, dass wohl eher Baabi ‘ Barbara ’ vorliegt. Zum Namen siehe auch die HLL B ABEN (PN) und B ARBI . Barbi Barbi ist dreimal belegt, immer als Bestimmungswort. Es ist wohl zum PN Barbara zu stellen; die Kurzform Barbi ist für das Oberwallis belegt (I D . 4, 1534); in Ulrichen wird Barben als FaN angegeben, wohl ein Genitiv zu Barbi; allerdings fehlt ein Beleg dafür. Die Grundwörter sind zu Tanna, Egg(a) und Wang zu stellen. Da historische Beleg durchwegs fehlen, kann die Deutung nicht als gesichert gelten. Die teilweise Kürzung der Hauptsilbe lässt sich durch das sog. Brandstettersche Gesetz (Kürzung von Langvokalen in mehrsilbigen Komposita) erklären. Zum Personennamen siehe auch HLL B ARBARA (PN) und B ABEN (PN). Barbillu Barbillu kommt nur einmal in einem Beleg von 1732 vor: in Barbillu Wildi (Lalden) ‘ im unfruchtbaren Gebiet von Barbilla ’ . Es handelt sich vermutlich um den PN Barbilla; der vergleichbare Name Barbilia ist 1599 in Stalden belegt (cf. Nr. 31389 der Datenbank), war also bekannt; Barbila steht für Barbara auch im I D . (4, 1534). Bärde Bärde ist der Name eines Gebietes in Varen, zu dem sich die Komposita Bärduwäg ‘ Weg zu den Bärde ’ , Bärduhubil ‘ Hügel im Gebiet Bärde ’ und Baschubärde ‘ (wohl) unterer Teil der Bärde ’ gesellen. Die historischen Belege (1338; 1347 en berdes, 1512 eys berdes) zeigen eine frpr. Basis, die vermutlich auch historisch in Saxum de Berdes (Inden, Salgesch) (cf. HL B ERDES ) vorhanden ist. Am nächstliegenden scheint als Basis ein frpr. Adj. verde < lat. VIRIDAS ‘ grün ’ (Akk. Pl.) (FEW 14, 507 - 516) zu einem mitverstandenen Nomen wie prata ‘ Wiese ’ anzunehmen zu sein. Anlautendes / v/ müsste dann zu / b/ werden, was in den heutigen Dialekten der Gegend üblich ist. Die Deutung wäre ‘ das grüne Gebiet ’ . Bära 163 164 <?page no="147"?> Bare Bare kommt nur vor in en laz bare (1436, Varen) ‘ am Damm ’ . Es ist zu frpr. barre < lat. pop. * BARRA ‘ digue, Damm ’ zu stellen (G PSR 2, 262s.). Damit verwandt, aber wohl schon mhd. entlehnt ist Barr (cf. HL B ARR ). Bäret Bäret ist mehrfach belegt. Das Simplex im Bäret ‘ im Gebiet des Bäret / Perret (PN) ’ (Visp, FLNK Bäret) und das nur historisch belegte an die Beretgassen ‘ die Gasse zum / beim Gebiet des Bäret / Perret ’ (1580, Visp) legen einen Flurnamen zum Besitzernamen Perret nahe. der Bäretsja ‘ der Streifen Ackerland des Perret (PN) ’ (Ausserberg, FLNK Bärezia) ist eine Zusammensetzung mit dem HL J AN . t Bäretschga ‘ die Alpe des Bäret / Perret (PN) ’ ist in Binn belegt, zusammen mit t Ober und t Unner Bäretschga ‘ der obere und der untere Teil der Alpe des Bäret / Perret (PN) ’ . t Bäretschmatta ‘ die Wiese des Bäret / Perret (PN) ’ (Niederwald) ist ein Kompositum, während ts Bäretsch Rufene ‘ das Rutschgebiet des Päret / Perret (PN) ’ (Niederwald, auch FLNK) meint. Wie schon die Deutungen klar machen, geht es wohl um einen PN Perret, der in AWWB (z. B. 29, 48, 51 u. a.) als Vorname belegt ist; allerdings scheint er vor allem im frpr. Gebiet vertreten gewesen zu sein. Eine Ableitung von Bär ‘ Bär ’ ist dagegen sehr unsicher. Bärfit Bärfit kommt 1609 in Ernen vor. Nächstliegend ist eine abgeschwächte Form von Bärefad ‘ Grasband, Durchgang für Bären ’ , das auch für Ernen belegt ist (cg. HL B ÄR und HL F AD ). Bärginer Bärginer ist in Eisten im Namen ts Bärginerloch belegt (auf LK Bergenerloch). Formal ein Adjektiv, vermutlich ein früherer Genitiv Plural. Wenn Gwp. recht hat, bezeichnet dies einen Beinamen einer Familie Venetz von Stalden. Der Name bezeichnet eine Stelle auf rund 3080 m am Mattwaldgletscher. Die Motivation ist unklar; auf dieser Höhe ist kein Privatbesitz zu erwarten. Barileet Barileet ist nur einmal belegt in ts Barileet (Leuk), Name eines Grashangs auf der Ill-Alpe. Die Endbetonung deutet auf ein romanisches Wort, das zu frpr.-barillet zu stellen ist. G PSR (2, 256) gibt die Bedeutung ‘ petit baril ’ (kleines Fässchen), weist aber darauf hin, dass einige Namen mooriges oder sumpfiges Land bezeichnen. Diese Deutung trifft hier wohl zu. Kaum in Frage kommt der FaN Barillier (belegt in F AMILIENNAMENBUCH DER S CHWEIZ 1, 90), der nur für die Waadt bezeugt ist. Barlei Barlei n. ist in Törbel und Bürchen belegt, an zwei weit voneinander entfernten Orten. Historisch hat Törbel 1519 an das Berrleÿ; später immer Barley oder ähnlich mit Genus neutrum; LT hat Parlei und zwar als Weiler und als Weide. 1569 ist in Stalden am Berley belegt, das sich hier anschliessen lässt. Vermutlich gehört hieher auch Bedley n. in Törbel (Belege aus dem 14. Jahrhundert) und Zeneggen (1306), sowie Betleÿ (1477, Bürchen) (cf. HL B ÄDEL ). Z IMMERMANN (1968, 24) kennt Barlei (Törbel) und stellt es zu frz. barle (petit baril) ‘ kleines Fass ’ (mit Hinweis auf G PSR 2, 258 f.); E GLI (1982, 309) diskutiert den Namen ausführlich unter Batilla ‘ Trinkfässchen ’ , ohne dass die Deutung für den Flurnamen sinnvoll wäre. Soweit erkennbar, befindet sich die Flur nicht im Weinbaugebiet. Die Deutung ist unklar. Der älteste Beleg von 1300 hat Bedeley; 1301 steht im Bedley. Ältere Belege fehlen. Es scheint, dass ein ursprünglich romanisches Wort vorliegt, das jedoch nicht mehr rekonstruiert werden kann. G. P ANNATIER (p. c.) erwägt barlè (G PSR 2, 258 f.), abgeleitet von * BARILIS mit dem Suffix / - ITTU / und der Bedeutung ‘ Weingefäss ’ oder ‘ Milchgefäss ’ . Das G PSR erwähnt Barlet und Barlè als Ortsnamen in Liddes und Nendaz. Die Herleitung ist problematisch, da * BARILIS nach E GLI (1982, 310) sonst im Deutschwallis nicht belegt ist; die Ausnahme ist Barileet (Leuk) (cf. HL B ARILEET ), das aber vermutlich ein sumpfiges Gebiet bezeichnet. Bärli (FaN) Bärli (FaN) ist dreimal belegt: di Bärliachra ‘ die Äcker des Bärli / der Familie Bärli ’ (Oberems), di Bärlimatta ‘ die Wiese der Familie Bärlig oder der Leute des Bäro ’ (Simplon) und Zbärlisch Hütgy ‘ des Bärlis kleine Hütte ’ (1716/ 17, Glis), das auch ein Diminutiv sein kann. Ein Berren ist im Register der HRBS erwähnt. Beim Beleg in Simplon wird 1578 Berligo Matta, 1749 Berligmatta, 1751 in der Berligenmatten, 1756 auf der Berligo Matten notiert. Es handelt sich durchwegs um einen Genitiv Plural der kollektiven / - IG / -Ableitung zum HL Bärli, vermutlich also um einen FaN oder einen Übernamen. Der PN ist im I D . jedoch nicht aufgeführt; auch ein FaN fehlt. Vermutlich liegt eine Kurzform Bäro oder ähnlich vor; wohl auch ein Anklang an den Tiernamen Bär (I D . 4, 1447 ff.). Nach / r/ wird das / l/ des Diminutivsuffixes nicht zu / j/ palatalisiert (R ÜBEL 1950, 13). Barlott (FaN) Der FaN Barlott ist in Barlott Schiir (Ried-Brig) belegt. Im Register zu S TOCKALPER s Handels- und Rechungsbüchern (HRBS) ist der Familienname gut belegt. 165 166 Barlott (FaN) <?page no="148"?> Barma Der nur historisch im Bezirk Leuk belegte Name Barma ist zu frpr. barma ‘ Felsüberhang, geschützte Felsenhöhle ’ , wie baume f. ‘ natürliche Grotte; Felsspalte; einzelner Felsblock ’ , vorrom. *balma (G PSR 2, 259; G PSR 2,239) zu stellen. Cf. auch HL Balma. Die Form es Barmes in Turtmann ist ein Plural. Barmat Barmat ist unklar. Das Lemma ist historisch als Barmatt in Gluringen belegt. Niederwald hat - ebenfalls historisch - den Beleg in dem Parmatter Boden, wo sich Parmatter auf einen Weiler oder dessen Einwohner beziehen kann. Ritzingen hat ts Parmacki, historisch als Z Barmat belegt und dazu t Parmackischlüecht. Die Form erklärt sich aus der Velarisierung von / t/ vor palatalisiertem / ji/ . Eine mögliche Analyse von Barmat wäre Bar + Matt ‘ die blosse Mähwiese ’ zu den HLL B AR und M AD . Die Belege sind in dieser Hinsicht aber unklar. Bärold (PN) Bärold ist einmal in Bäroldswaldji (Hohtenn) ‘ der kleine Wald des Bärold ’ belegt. In den historischen Belegen der Datenbank des VSNB erscheint 1444 ein Berold in Ergisch. Der Beleg aus Hohtenn legt einen Namen vom Typ Berold (F OERSTEMANN 1, 265) nahe. Baroon Baroon ‘ Baron ’ bezieht sich auf den Adelstitel der von Werra (Leuk), der von Ferdinand von Werra 1806 am Kaiserhof in Wien käuflich erworben wurde (B. T RUFFER unter https: / / hls-dhs-dss.ch/ de/ articles/ 023612/ 2015-01- 11/ [06.07.2020iw]). Das Lemma tritt zweimal im Genitiv auf ts Baroonsch Acher ‘ der Acker des Barons ’ und ts Baroonsch Acherschleif ‘ der (Holz-)Schleif beim Acker des Barons ’ (beide Leuk). Barr Fast alle Belege mit Barr sind im Umfeld des Alpnamens Barr (Oberems) zu orten. Er ist zu schwdt. Barr f. ‘ Schranke, Riegel, Grenzwehr ’ , mhd. bar, barre (I D . 4, 1435) zu stellen und bezeichnet eine steile Anhöhe im Turtmanntal, über der sich Joch, Wand und Hooru befinden, die zu Turtmann, Oberems und St. Niklaus gehören. Der Barrgletschär (FLNK, Turtmann) gehört dazu, sowie das Inner und Üsser Barrhoru (Oberems, St. Niklaus), auf LT als Inners- und Üssers Barrhorn verzeichnet. Das nur einmal belegte Bare (Varen) ‘ Damm ’ ist frpr., aber wohl nicht der Ursprung des deutschen Namens (cf. HL B ARE ). Barrage Di Barraasch ‘ die Barrage ’ heisst das Stauwehr des Rotten bei Leuk; laut der Gwp handelt es sich um “ Wasserfassung der Alusuisse ” . Das HL ist eine Übernahme des frz. barrage m. ‘ Staudamm, Sperre ’ . Barral (FaN) Das Barralhuis ‘ Barralhaus ’ (auch Leng Huis genannt) auf dem Simplonpass ist nach P. Pierre-Marie Barral (1855 - 1929) benannt, dem Gründer der Missionsgesellschaft Bethlehem (Immensee SZ), der das Haus von 1902 bis 1907 als Ferienheim für Kinder aus minderbemittelten Familien erbauen liess. Es liegt auf der Ebene der Bergalpe unterhalb des Alten Spittels. Zu Barral und dem Ferienhaus auf dem Simplon vgl. H EIM , Walter (1982). Bethlehems Stiftungsdokument (Die Gründung der Apostolischen Schule Bethlehem). Immensee, Missionsgesellschaft Bethlehem. S. 121 Zeittafel zur Biografie P. M. Barrals und H EIM , Walter (1987). Die Entwicklung des Institutes Bethlehem. Immensee, Missionsgesellschaft Bethlehem. S. 97 - 100 Kapitel 10.3 Das Ferienhaus Simplon (1902). Laut H EIM : “ Und am 11. August 1901 kaufte er von M. Ritter den zweiten Stock des alten Hospizes samt den dazu gehörenden Weiden um den Preis von 8000 Franken ” (97, gemeint ist der Alte Spittel, nicht das Hospiz). Weitere Hinweise verdanken wir dem Archiv des Missionshauses Bethlehem in Immensee (wir danken insbesondere der Archivarin, Frau Elisabeth Vetter): Notizen von P. Aug. Jenny (1964) zu P. Barral (Sign. B2 - 812a) und ein Artikel von G. Schelbert über Barral in Dizionario degli Istituti di perfezione. Vol. I / hrsg. v. G. P ELLICIA / G. R OCCA . - Roma, 1974, 1055 - 1058. Über das Barralhaus selbst erschien ein Artikel von Josef Friemel Das Ferienheim auf dem Simplon zur Alt-Bethlehemzeit, publiziert im Forum SMB 1970, 6, 153 - 159. Barreriam Barreriam ist ein spätlat. Ableitung zu * BARRA ‘ querstange ’ (FEW 1, 255; D U C ANGE s. v. Barreria). Es ist nur 1400 historisch apud Barreriam apud Gamson ‘ bei der Sperre von Gamsen ’ (Glis) belegt, wo die Landmüra gemeint ist, also die Mauer bei Gamsen, die als Abwehr für die Pest gedacht war. Barrjeer Zweimal kommt Barrjeer als Flurname vor. Zu stellen ist es zum frz. barrière ‘ Hindernis, Schranke ’ und wdt. Barrieer, Barrieeru f. ‘ Schlagbaum, Schranke ’ (G RICHTING 1998, 32). Auf dem Simplon wurde das Kantonierhaus (Schutzhaus Nr. 6) so genannt, das 1913 durch eine Lawine zerstört wurde; der Name blieb aber erhalten (J ORDAN 2006, 18); vermutlich befand sich hier eine Barma 167 168 <?page no="149"?> Strassenschranke. In der Gemeinde Embd wird der Name heute für einen Schutzwall der Eisenbahn südlich der Station Kalpetran verwendet: er geht aber wohl auf eine Eisenbahnschranke zurück. Barta Barta kommt nur in einem historischen Beleg von 1399 in Ried-Brig als Barta vor. Vermutlich Bezeichnung eines Landstücks nach der Form einer Axt zu Barte n ‘ Axt ’ (I D . 4, 1619). Bartholomäus (PN) Der hl. Bartholomäus war ein Jünger Jesu, dessen Gedenktag am 24. August gefeiert wird. Belegt ist der Name in di Zanpärtlameehaaltu ‘ die Halde des Heiligen Bartholomäus ’ (Ergisch). Namengebend war nach Aussage der Gewährsleute, dass hier das Vieh erst am Tag des Heiligen weiden durfte. Bärtlät (PN? ) Bärtlät (PN) ist wohl ein Personen- oder Beiname, der im Genitiv Bärtlätsch in vier Belegen aus Blatten (Lötschtental) vorkommt: Bärtlätschgrabem ‘ der Graben des Bärtlät ’ , Bärtlätschläger ‘ die (Vieh-)Lagerstätte des Bärtlät ’ , Bärtlätschwang ‘ der Grasabhang des Bärtlät ’ und Bärtlätschwannä ‘ die Wanne des Bärtlät ’ . Da ältere Belege fehlen, lässt sich nicht entscheiden, welcher PN zu Grunde liegt. Bärüt Bärüt ist nur als Bärüt ‘ Widder ’ (Leukerbad) mit Erstbetonung belegt. R. G RICHTING (1993, Blatt 9, Nr. 65 und Blatt 10, Nr. 7) kennt es als Pärüd. Der Ort befindet sich heute zwischen der Dala und dem Sportplatz. SK lokalisiert ihn ausserhalb des damaligen Dorfes in einem Abhang rechts der Dala. Das Genus geht aus den Belegen nicht hervor. B OSSARD / C HAVAN (2006, 187 s. v. Bérou, Béroud) führen den Namen auf den Widder (bélier) zurück, betonen aber, dass die Flurnamen Praz Bérou Patronyme seien, also auf einen PN oder FaN zurückgehen. G PSR (2, 350 s. v. bérou) gibt die Form auf -ouda für Freiburg an, die man hier voraussetzen müsste. Die Deutung mit einem frpr. Etymon ist naheliegend. Da jedoch nur Bärüt oder Pärüd vorliegen, ist unklar, ob auch einfach eine Wiese eines Widderhalters gemeint ist. Baschelere Baschelere ist nur einmal belegt in der Baschelere (1299, Visp). Es könnte sich um den FaN Bachler (AWWB 18), auch Bachelar etc. handeln, der in Visp vertreten war. Die Schreibung / sch/ ist mehrdeutig und kann als / sk/ wie als / sch/ gelesen werden (P AUL , M HD G RAMM , 25 2007, 174). Zu deuten wäre der Name dann als ‘ (Grundstück) der Familie Bachler ’ . Baschper Baschper ist mehrfach belegt, aber unklar. Das Simplex kommt als im Baschper (Bellwald) und als Basper (Raron) vor. Dort auch als Paschpereia und Paschpereii. Die FLNK kennt auch die Baschperstrass, die an den vorgenannten Orten vorbeiführt. Baschper ist sonst aus dem Pomat bekannt. Z INSLI (1984, 226 Nr. 583) führt es auf lat. PASCUUM zurück; ähnlich auch Paschger auf lat. PASCUARIUM ‘ Weideplatz ’ (Z INSLI 1984, 360, Nr. 168). Raron weist 1522 ein pascuar auf (mit allerdings unsicherer Lesung), das sich auf pascuariu (M EYER 1914, 168) zurückführen lässt. Mit einer Assimilation von / kw/ in pascuar zu / p/ in Baschper liesse sich die Entwicklung erklären. Baschper wäre dann ein Weideplatz. Vermutlich ist das ähnlich lautende Besper (cf. HL P ESPER ) damit verwandt. Bascht Das Wort Bascht kommt nur zweimal vor, einmal als Simplex, einmal als Eschelbascht (Naters, Ortsteil von Blatten b. Naters) ‘ Eselsattel ’ . Ist zu schwdt., wdt. Bast, Bascht, Bäscht n. ‘ Pack-, Saumsattel ’ (I D 4, 1778) zu stellen. In FlN dient es zur Bezeichnung eines sattelförmigen Geländes. Der von Domherr B ERCHTOLD vorgeschlagene Name Silberbast für den Lyskamm konnte sich nicht durchsetzen (W ERLEN 2008, 598 mit Verweis auf J ULEN 1951, 39). Baschter Baschter ist einmal belegt in ts Baschters Schiirli ‘ die kleine Scheuer des Baster (PN zu Bastian) / Baster (unklar) ’ (Törbel). Es ist wohl ein Personen- oder Beiname im Genitiv, entweder auf der Grundlage eines PN wie Bastian oder des Appellativs Baster ‘ Bastard ’ (I D . 4, 1783), das allerdings eher auf Tiere Bezug hat. Baschu Baschu ist nur belegt in Baschubärde ‘ der untere Teil der Bärde ’ (Varen). Es ist die frpr. Form von frz. bas ‘ unten, tief ’ , das in den umliegenden Patois als bache erscheint (G PSR 2, 265); es wurde in dieser Lautform im Namen übernommen. Baschweri Baschweri ist eine verschliffene Form von ts Bachsch Weri ‘ des Baches Wehr ’ ; die Belege dazu finden sich unter HL B ACH (W ASSER ) und HL W ERI . 169 170 Baschweri <?page no="150"?> Bässe Bässe ist nur belegt als in di Bässe (Albinen). M ATHIEU (2006, 13 u. 29) kennt es als Bässä. Der älteste Beleg von 1689 hat in die Bessen, eine verhochdeutschte Form. Es handelt sich um einen Plural, vermutlich eines romanischen Etymons. In Frage kommt substantiviertes bas ‘ unter ’ , also ‘ der untere Teil ’ (G PSR 2, 265 s.), doch kennt das untere Wallis keine Belege mit / e/ . Weiter ist bei B OSSARD / C HAVAN (2006, 161) Bessu ‘ bifurqué, fourchu ’ zu bési ‘ fourchu, double ’ (G PSR 2, 354) belegt; das ergibt hier ‘ Weggabelung ’ , was zur Situation auf der Siegfriedkarte von 1886 passt; heute ist die Flur überbaut. Bastela Bastela ist nur einmal als la Bastela iuxta Fontem (1320, Glis) belegt. Die klar französische Form mit dem Artikel la kommt im uns zugänglichen Dokument aus dem Kapitelarchiv mehrfach mit französischen Formen vor; so wird Gamsen als Chamson notiert. Auf dem vorhergehenden Blatt (KapA, Sitten, Min. A 12, S. 12) ist zu lesen in der Bastalon. Beide Stellen zusammen führen zur Annahme, dass das dt. Bachtela romanisiert wurde, was auch zur Kontextangabe iuxta fontem ‘ beim Brunnen ’ passt. Zu Bachtela vgl. die HLL B ACH und T ELA . Eine frz. oder frpr. Form Bastela ist nicht belegt. Der Ersatz von / ch/ durch / s/ entspricht einer allgemeinen Entwicklung in einer Sprache, die keinen velaren Reibelaut kennt. Basul Basul, in den historischen Belegen auch Basel, ist nur in Naters belegt als Basulbodo, im Obren Baselboden (1785) und t Basulflie ‘ die Flühe des Basul ’ . Die beiden lebenden Namen befinden sich im Oberaletschgebiet. Vermutlich liegt ein Kurzname zu einem PN wie Basilius (I D . 4, 1644) als Besitzer oder Nutzer vor. Der Name der Stadt Basel spielt keine Rolle. Baszigen Zen Baszigen ‘ bei der Alpe der Leute des Baszi ’ ist einmal in Oberems 1617 belegt. Es handelt sich um eine Alpe; die Alpnamen im Turtmanntal sind häufig von FaN mit dem Kollektiv-Suffix / - IG / gebildet (Rotigu, Simmigu). Die genaue Form des zugrundeliegenden PN ist unbestimmt; es kann sich auch um einen romanischen FaN wie Pache (historisch auch Pazi) handeln; dieser Name ist im Register HRBS verzeichnet. Batelin Jn Batelin ‘ das Stück Land mit kleinem Ertrag ’ (? ) ist einmal in Turtmann 1560 als unsichere Lesung belegt. Wenn der Beleg deutsch ist, liegt wohl ein Diminutiv vor, ev. zum mhd. bate ‘ Förderung, Nutzen, gehörige Menge ’ (L EXER 1, 135); als Name ist es allerdings nicht belegt. Bätsch Bätsch ist einmal in Bätschegge (Ulrichen) ‘ die Ecke des Bät / Bätsch ’ (unklar) belegt; LK hat Pätschegge, historisch 1653 Petscheggeltÿ. Unklar ist, ob ein Genitiv zu Bät vorliegt oder ob Bätsch den Stamm bildet. Im ersten Fall würde es sich um einen PN oder Beinamen handeln, wohl zu Batt ‘ Beat ’ (I D . 4, 1844); im zweiten Fall könnte das Appellativ Bätsch (I D . 4, 1925 f.) in einer seiner zahlreichen Bedeutungen gemeint sein (vgl. auch B ENB 1, 4, 246 mit möglichen weiteren PNN). Die Quellenlage erlaubt keine Entscheidung. Bätt Vorbemerkung: die Belege auf B ÄTT - und B ETT sind sehr komplex. Zunächst gibt es eine Gruppe von Flurnamen, die im Zusammenhang mit dem Gemeindenamen Betten (Bätte) (G RICHTING 1998, 33 wdt. Bätte, Bettu (Leuker Berge), Bättu), dazu Bättmer- oder Bettmer-, stehen, der selbst kaum auf das Appellativ Bett ‘ Bett ’ zurückgehen kann, da nach SDS (1, 15) nirgends im Oberwallis ein offenes Bätt dafür steht. Der Typ Bëtt (I D . 4, 1823) im Sinn von ‘ Bitte ’ und das dazugehörige bëtte n ‘ beten ’ (G RICHTING 1998, 33, wdt. bätte, bättä (Goms), bättu ‘ beten; bitten ’ ) kann in einigen Fällen einschlägig sein. Es bleiben aber eine Reihe von Bildungen mit Bätt- und Ableitungen wie Bättär-, Bättul/ il/ el-, die sich nicht klar deuten lassen: Bättel (Id. 4, 1835; so nicht bei G RICHTING 1998, 33) im Sinn von ‘ geringe, armselige Sache ’ scheint in FlN vertreten. Auch das BENB (1, 4, 248 ff.) ist nicht sicher, vgl. dort die Lemmata Bät(t)/ Bett, Bättel, Bättler/ Bettler. Im Wallis muss auch mit bätte im Sinn von ‘ beten, ein Gebet sprechen ’ oder Bätti (G RICHTING 1998, 33 wdt. Bätti, Bättin (Lötschtal), Bättli (Leuker Berge) ‘ Perlenschnur (Rosenkranzgebet ’ ) im Sinn von ‘ Rosenkranz, Rosenkranzperle ’ gerechnet werden, vgl. auch schwdt. bëtte n ‘ beten ’ bzw. substantiviert Bëtt n. ‘ Bitte, Gebet; kirchl. Gebet; Bittopfer, Kirchenalmosen ’ oder schwdt. Bëtt f. ‘ Bitte; Steuer, Abgabe ’ (I D . 4, 1823 ff.; I D . 4, 1828). Der Beleg ts Bätchrizji (Mund) könnte auch zum Betthorn (Mund, so auf der SK, lebendig nicht belegt) zu stellen sein. Besonders schwierig ist ts Bätuleischtu (Ried-Mörel), das wohl - entgegen dem Beleg von 1610 - als Bätul-Eischtu zu trennen ist, also eine ‘ kleine, armselige Ansammlung von Schafställen (=Eisten) ’ . In Bättäregga (Wiler) kann eine / -är/ - Ableitung zu bätte ‘ beten ’ angenommen werden, da die LK dort eine kleine Kapelle verzeichnet. Bässe 171 172 <?page no="151"?> Bättel Das HL Bättel , siehe auch die Bemerkungen zu Bätt-, ist zu schwdt. Bëttel, wdt. Bättl, Bättul (Mattertal), Bättl (Lötschtal), Bättil m. ‘ das Betteln; elender Zustand; geringe, armselige Sache ’ (I D . 4, 1835 f.; G RICHTING 1998, 33) zu stellen. Das HL kommt nur als Bestimmungswort vor. Vor allem in Gewässernamen auch zur Bezeichnung eines wenig Wasser führenden Gewässers. In einigen Fällen wohl auch in Zusammenhang mit Bettler zu stellen, etwa Bättiltrogji (Ergisch). Zu beachten ist, dass der Bättebach (Grengiols) gleichzeitig der Bettmerbach ist, also jener Bach, der vom Bettmersee auf der Bettmeralp herkommt, im Unterschied zum Bättligrabe, nach dem das Bättlihore und die Bättlichumma benannt sind (alle Grengiols); der Weilernamen ts Bädel (Grengiols) gehört hier aber wohl nicht dazu. Die Bättelmatte (Ulrichen) befindet sich im walserischen Pomatt in Italien, nach ihr ist das Bättelmatthore benannt. Unklar ist Betwald (Bitsch), das auf den Karten als Bätwald erscheint, lebend aber mit / e/ gesprochen wird. Battet Battet ist nur in Leuk und nur historisch belegt. 1610 jm Batten, 1638 jm Battet, 1651 u. später jm Battet. Die letzten Belege enthalten im Pattet (1757), jm Patet (1826), in die Patet (1860). Nach den historischen Dokumenten handelt es sich um ein Stück Land mit Reben zwischen zwei Brücken in Leuk. 1691 ist auch jm Obren Battet belegt. G. P ANNATIER (p. c.) vermutet eine Ableitung auf / - ITTU / von frpr. batè ‘ battant de cloche ou de sonnette ’ . In diesem Fall würde Battet sich auf das Geräusch des Wassers an den Steinen beziehen: ‘ beim Wasserschlag ’ . Andere Belege dafür liegen nicht vor; das Fehlen früherer Formen macht die Deutung unsicher. Batty Batty ist nur 1473 in Varen als in locis de battÿ ‘ beim Damm ’ belegt. Der Flurname enthält keine Genus-Kennzeichnung. Das verdoppelte / t/ deutet auf ein kurzes / a/ hin. Es dürfte sich um eine Form von batya ‘ digue ’ (Damm, Deich) (G PSR 3, 290; B OSSARD / C HAVAN 2006, 53 s. v. Batiaz) handeln, die beide jedoch auch die Bedeutung ‘ Bau, Schloss ’ angeben. Der Beleg ist in dieser Hinsicht unklar; als ‘ Damm, Deich ’ wird jedoch ausgedrückt, was in Varen wichtig war: der Schutz gegen den Rotten. Bätzig Bätzig ist ein Adjektiv, das nur einmal in di Bätzig Egga (St. Niklaus) belegt ist, flektiert als vaner Bätzigu Eggu. Es handelt sich wohl um eine adjektivische / - IG / -Ableitung zu Batze n , nach I D . (4, 1974) mit der Bedeutung ‘ nur einen Batzen wert ’ oder - verallgemeinert - ‘ geringwertig, schlecht ’ . Es handelt sich also wohl um schlechten, leicht erodierenden Fels. Bätzla Bätzla bildet in Kippel und Wiler ein Namennest, das sich auf der Schattseite des Tales vom Talboden bis hinauf zum Bätzlerrigg erstreckt. Namengebend ist dabei ein steiler Bachgraben Bätzla, der Bach dazu heisst Bätzelbach. Bätzler wird als Bestimmungswort zu Chin, Chnubel, Erlä, Friithof, Rigg, Schleif, Seeli, Tola und Weidä verwendet. In Staldenried gibt es ein Bätzje (Plural mit Palatalisierung von / l/ ) und ts Bätzjuwaldji sowie die komplexe Form unneru Bätzju ts Waldji ‘ unter den Bätzlen der kleine Wald ’ . B ENB 1, 4, 253 f. (s. v. Bätz / Betz) nimmt einen Familiennamen Bätzle an. Das scheint hier ausgeschlossen; vielmehr ist an eine feminine / - LA / -Ableitung (Stellensuffix) zu einem schwierig zu deutenden Bätz zu denken. M ARZELL (1943, 827) erwähnt Batzna ‘ Batzen (Münze) ’ als Name für den Bärenklau (H ERACLEUM SPHONDYLIUM , vgl. W AGNER / L AUBER / G YGAX 5 2014, 992) nach B IELANDER 1948 für Lax (siehe auch C. S CHMID 1969, 168, der Batzna (Plural) als Frucht der Bärenklaue bezeichnet). Bätzla könnte dann ein Ort sein, wo es Bärenklau gibt. Bauillut Bauillut ist nur 1664 als Weinberg in Varen als im Bauillut belegt; es wird dort als Variante zu Perrotto aufgeführt, das bei uns unter dem HL P ÄRÄTU ‘ der Weinberg des Perrodus ’ erfasst ist. G. P ANNATIER (p. c.) stellt den Namen zu Bouil (B OSSARD / C HAVAN 2006, 276), weist aber auch auf die Endung / -ut/ hin, die hier nicht zu passen scheint. Die Form Bauil ist zwar 1664 möglich (es handelt sich ja um einen inzwischen verdeutschten Beleg), aber sie scheint doch vom Zielbeleg Bouil ‘ Tränke ’ entfernt. Inhaltlich passt die Deutung nicht: ein Weinberg ist keine Tränke. Die Deutung bleibt deswegen unklar. Baullet Baullet ist nur einmal belegt in Clausum Baullet ‘ das eingefriedete Gut der Familie Balet ’ (1355, Agarn). Es handelt sich wahrscheinlich um den FaN Balet, auch Baulet, eine Familie aus Leuk (AWWB 20). Baumgartner (FaN) Baumgartner (FaN) ist ein FaN zum Kompositum Baumgarten / Böümgartu, das in den Flurnamen zu den HLL B ÖÜM und G ARTU gestellt wird. Als FaN (AWWB 24) macht die Aufteilung keinen Sinn. Belegt ist er in Baúmgarnermatten (sic! ) ‘ die Wiese beim Baumgarten / 173 174 Baumgartner (FaN) <?page no="152"?> der Familie Baumgartner ’ (Embd) und Bau ᵕ mgarttero Wyldÿ ‘ das unfruchtbare Gebiet der Familie Baumgartner / der Leute vom Baumgarten ’ (1637, Raron). Baur Baur ‘ Hütte ’ ist historisch 1646 in Münster belegt: vnder dem obren Baúr ‘ unter der oberen Hütte ’ . Wohl ein ins Hochdeutsche übersetztes Büür, vgl. I D . 4, 1525 (s. v. B ū r ‘ Haus, Hütte, Alphütte ’ ). Das Wort überlebt in hdt. Vogelbauer ‘ Vogelhäuschen ’ (K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 97). Bayard (FaN) Bayard (FaN) kommt als FaN Bayard, Baiard u. ä. von Varen (AWWB 25) vor, der auf ein vom spätlat. Adjektiv BAIARDUS ‘ gefleckt ’ abgeleitetes Patronym zurückgeführt wird. Belegt sind di Baiardweidu ‘ die Weiden der Familie Bayard ’ (Niedergesteln) und ts Hans Baiartsch Weidu ‘ die Weiden des Hans Bayard ’ (Leuk). Bazen Nur einmal ist historisch belegt Schwizerbazen ‘ Schweizer-Batzen ’ (1752, Oberwald). Es ist zum Grundwort schwdt. Batze n ‘ Münze ’ , im Sprachgebrauch ungefähr dem deutschen Groschen entsprechend; seit der neuen Münzwährung (1852) durch das geringwertigere Zehnrappenstück (Zëhner, Zëhni) abgelöst, auf das indessen vielfach der Name Batzen übergegangen ist. Auch übertragen auf andere Dinge, die von der Grösse und der Form her dem Batze n ähnlich sind (I D . 4, 1964 ff.; zu Schwitzerbatzen I D . 4, 1793: Münze mit Schweizerkreuz). Hier wahrscheinlich zur Bezeichnung eines kleinen Stückes Land. Bechmann Bechmann kommt in der Bechmannuwald (Salgesch) vor. M ATHIER (2015, 43). hat Bächmannuwald und analysiert es als Kompositum von Päch ‘ Pech ’ , Mann und Wald ‘ der Wald der Pechsieder ’ . Er erwähnt einen Gewährsmann, der berichtete, dass dort ‘ Schuhmacherharz ’ gewonnen worden sei. Die Bildung ist durchsichtig, doch kennt I D . (4, 964) Pëch als ‘ Schusterpech ’ , aber I D . und G R W B weisen Pechmann nicht auf. Der Beleg Bechmann Hischinu ist verlesen für Techmanns Hischinu. Becken Becken n. kommt nur in zwei Belegen vor: der Üsgliichsbecke ‘ das Ausgleichsbecken ’ (Ernen, FLNK Üsglichsbecki) und Ausgleichsbecken Mattsand (LT, St. Niklaus). Das dial. Becki ‘ Becken ’ (I D . 4, 1113 ff.) dient bei FLNK als Wiedergabe des hdt. Becken (K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 100). Es handelt sich um Speicherbecken bei Wasserkraftwerken. Beczing Beczing ist einmal 1478 als in Beczings Boden erwähnt (Mund) ‘ der Boden der Leute des Betz ’ . Vermutlich liegt eine kollektive / - ING / -Ableitung zum Kurznamen Betz vor; B ENB (1, 4, 253) führt Betz/ Bätz nach B RECHENMACHER (1957 1, 115) auf Berchtold oder Bernhard zurück. Bedele di Bedele pl. ist in Agarn belegt; FLNK hat Bedelä. Historisch lässt sich ihm ein Beleg von 1472 Bedillion zuordnen, was einen romanischen Namen wahrscheinlich macht. Ob BATILLUM ‘ Schaufel ’ (FEW 1, 288) zu Grunde liegt, ist unklar; es handelt sich im vorliegenden Fall um ein recht flaches Gebiet in der Talebene, zu dem die von RN (2, 38) gegebenen Deutungen ‘ Hügel ’ , ‘ Bergspitze ’ nicht passen. Laut Beschreibung wurde dieses Gebiet überschüttet und hiess früher ts Wüeggetsch (zu I D . 15, 1028 s. v. Wueggisch ‘ Erdlawine, Schutt, Steingeschiebe von einem Wildbach ’ und wdt. Wüöggisch, Wuäggisch (Lötschental), Wüöggätsch ‘ Geröll (angeschwemmtes) ’ (G RICHTING 1998, 241)). Wenn das stimmt, ist eine romanische Deutung nur beschränkt möglich; das auslautende -le ist allerdings sicher nicht walliserdeutsch; eine Deutung zu Bodem ‘ Boden ’ (I D . 4, 1020) ist darum unmöglich, was schon aus dem Plural deutlich wird. Beder Beder ‘ Bäder ’ ist nur historisch belegt und zwar als Diminutiv im Bedertzi (1669, Zeneggen) ‘ im kleinen Bad ’ sowie als Bestimmungswort Bederfluo (1674, Brigerbad), pratum Bederflue (1322, Guttet) und Bedermatten (1399, 1639, Betten). In Feschel ist 1836 Peters=Matten belegt, das ev. eine Umdeutung von Beder ist. Die frühesten Belege zeigen schon / e/ , es liegt also keine Entrundung aus / ö/ vor. Formal ist Beder ein Plural von Bad (I D . 4, 1011). Das passt zum Beleg Bederfluo ‘ die Fluh bei den Bädern ’ in Brigerbad. In Betten gibt es einen (unklaren) Flurnamen Bader, zu dem Bedermatten gestellt werden könnte. Die anderen Belege sind unklar und die Deutung ist deswegen unsicher. Bedler Bedler ist nur zweimal historisch belegt als Bedeler (1312, Törbel) und Bedler (1401, Naters). Vermutlich ist es zu Bad (I D . 4, 1011) zu stellen, ist aber nicht belegt; die Ableitung -( E ) LER wird von S ONDEREGGER (1958, 541) als denominative oder deverbative Stellenbezeichnung gedeutet. Das ergäbe ‘ der Ort, wo gebadet wird ’ . Als topografische Bezeichnung ist dies allerdings sonst nicht belegt. Daher bleibt die Deutung unsicher. Vermutlich Baur 175 176 <?page no="153"?> kann der Beleg in Törbel zum lebenden Barlei gestellt werden (cf. HL B ARLEI ). Beeger (FaN) In Leukerbad ist einmal belegt ts Beegersch Weidji ‘ die kleine Weide der Familie Beeger ’ . Der FaN Beeger ist für Leukerbad bezeugt (NWWB 1, 28 f., B RUNO Z UMOFEN 2005, 103); die Familie besass auch zeitweise das Hotel des Alpes in Leukerbad. Die Namenform di Be bezeichnet die gleiche Stelle wie Beegersch Weidji (Leukerbad), es könnte sich bei Be ev. um eine Kurzform zu Beegerweid (cf. LK 1: 10 ’ 000) handeln. Solche verkürzte Namenformen sind aber unseres Wissens im Wallis sonst nicht üblich. Beegi Beegi kommt nur vor in im Untern Beegi (1861, Birgisch). Da die Schreibung ein langes / e: / zeigt, kommt ein umgelauteter und entrundeter Diminutiv von Boge ‘ Bogen ’ nicht in Frage (SDS 2, 34, Dehnung in offener Silbe). Eine Analyse als Beet+ji > Beegi ist nicht ausgeschlossen, würde aber eine Fortis Beeggi erwarten lassen. P ē ggi ist im I D . (4, 1079) als Diminutiv von Peter erwähnt, allerdings nur für Graubünden. Alternativ ist B ē t im I D . (4, 1810) als Kurzform von Elisabeth belegt. Mangels Kontext sind alle Deutungen möglich, aber eher unwahrscheinlich. Beeli Beeli f. ist nur belegt als di Beeli (Eisten). Beschrieben wird der Ort als “ Schöner Weideboden der “ Keitialpe ”” . Es scheint deswegen, als würde die Gwp. das HL zum ursprünglich lat. BELLUS ‘ schön ’ (FEW 1, 319 ff.) stellen und es als ‘ die Schöne ’ verstehen. Die feminine Ableitung auf / - I / findet sich jedoch in FEW nicht. Von den Einträgen im I D . weist keiner die gleiche Form einer femininen / I / -Ableitung (S ONDEREGGER 1958, 495 f.) auf. G RICHTING (1998, 33) kennt keinen Eintrag mit langem / e: / . Die hybride Form Beeli zu lat. BELLUS ‘ schön ’ für ‘ die Schöne ’ erscheint deswegen als die nächstliegende Deutung. Historische Belege liegen jedoch nicht vor. Beelig Beelig m. ist nur in Naters als der Beelig belegt. Historische Belege sind Beelig (1739) und Belig (1782). Es handelt sich um eine Wiese beim Weiler Moss. Eine Deutung ist nicht möglich. Beesch Beesch Adj. ‘ böse ’ ist ein meist attributiv gebrauchtes Adjektiv, das zu schwdt. b ō s / bös, wdt. beesch (I D . 4, 1705 f.; G RICHTING 1998, 33) zu stellen ist. Lautlich sind Entrundung von / ö: / zu / e: / und Schibilantisierung (/ s/ zu / sch/ ) für die jüngeren historischen und die lebenden Belege verantwortlich. Das Adjektiv bewertet den Namen als ‘ nach Beschaffenheit oder Leistungsfähigkeit mangelhaft, geringwertig, schlecht, von Tieren, Körperteilen, vom Erdreich mit Bezug auf dessen Ertragfähigkeit, unfruchtbar; durch schlechte, ungünstige Beschaffenheit Schaden drohend oder wirkend, arg, schlimm, gefährlich, unangenehm ’ (I D . 4, 1705 ff.; G RICHTING 1998, 33). Das HL ist in rund 90 Namen belegt. Das attributive Adjektiv verbindet sich mit einer Reihe von Grundwörtern; der häufigst belegte Typ ist dabei der Beesch Tritt ‘ der böse Tritt ’ (19 Belege), gefolgt von di Beesch Matta (10 Belege) und weiteren insgesamt rund 45 HLL, die meisten davon nur einmal belegt. Das HL kommt in allen Bezirken so vor. Es kann flektierte Formen annehmen wie in di Beeschi Haaltu ‘ die böse Halde ’ (Hohtenn) oder di Beeschun Gräbem ‘ die bösen Gräben ’ (Baltten). Substantivierte Belege sind: di Beeschi ‘ die Böse (Stelle, wo der Weg jährlich erneuert werden musste) ’ (Zermatt), die Bösi ‘ die Böse (wohl: böse (schwer zu erreichende) Stelle) ’ (1653, Ulrichen) (hierzu I D . 4, 1727 ‘ gefährliche Stelle im Hochgebirge ’ und A SCHWANDEN 1994, 7) und das Kompositum t Winndbeeschti ‘ die böseste (Stelle) mit Wind ’ (Randa), wobei Beeschti ein Superlativ (< Beesch+escht-i) ist (vgl. auch HL B OSSINEN ). Unklar bleibt der Beeschrich (Raron) und historisch Böschrich (1753, Ausserberg). Es handelt sich um die gleiche Flur in einem Weinberg unterhalb St. German. Da eine benachbarte Flur der Bitrich ‘ Gelände in rundlicher, fassartiger Form ’ (Raron) heisst, kann ein Einfluss der Endung -rich nicht ausgeschlossen werden, die wohl als Suffix zu Beesch mit der Gesamtbedeutung ‘ schwer zu bearbeitende Stelle ’ gedeutet wurde. Beetre Beetre ist zum Beleg di Beetre (Pl.) (Grächen) zu stellen. Laut dem Registerbeleg ist der Flurname zu in den Börteren zu stellen (R EG . B D . I, F OL .60: in den Börteren), Wenn das stimmt (wir sind gegenüber Registereinträgen sehr zurückhaltend), ist eine entrundete Form Beertre vereinfacht worden zu Beetre ‘ die Börter ’ (Plural von Bord); allerdings ist dann zu erklären, warum das / r/ hier fehlt. Beetscha Beetscha f. gehört zu den Ableitungen auf / - SCHA / - SCHU / ‘ Gut des X ’ zu einem PN Beet oder Peetsch (I D . 4, 1840; BENB 1, 4, 286 f.), abgeleitet von Peter, also ‘ Gut des Peter (PN) ’ . 177 178 Beetscha <?page no="154"?> Belegt ist das Simplex als di Beetscha (Zermatt), di Beetsa ‘ das Gut des Peter (PN) ’ (Naters, LT Beetscha, FLNK Beetsche), historisch auch als in der Betschen (1769, Naters). Als Komposita mit dem HL als Bestimmungswort finden sich in Naters der Beetschbodo ‘ der Boden bei der Beetscha (Gut des Peter (PN)) ’ , Beetschwasser ‘ der Bach / die Wasserleitung beim Gut des Peter (PN)) ’ und dass Beetschwasserlehitij (sic! ) ‘ die kleine Wasserleitung beim Gut des Peter (PN) ’ (1722); die Lesung ist unklar. In Zermatt ist 1551 der hyperkorrekte Beleg Bo ᵉ tsch Wasserleytaz belegt; die Schreibform mit / z/ am Ende lehnt sich wohl an ein französisches Wort an. Beggi Beggi ist ein unklares Lemma, das zunächst vom Alpnamen Ze Begginu (Ried-Brig) abzuleiten ist. der Peggo (1680, Zwischbergen) kann mangels weiteren Angaben nicht gedeutet werden (ev. zu it. becco ‘ Bock ’ ? ). In Eischoll, Niedergesteln und Raron ist ts Pägguried belegt; für Eischoll hat SK Beckenried, also die Schreibweise für die Gemeinde Beckenried (NW), deren {ck} lautlich als velare Fortis / gg/ realisiert wird. NWNB (3, 1683 - 1688) nimmt einen PN Becco oder ähnlich an. Das ergibt allerdings Probleme mit dem offenen / ä/ in Niedergesteln und Raron, das auf ein germ. ë oder einen Sekundärumlaut hindeutet, aber wiederum dem geschlossenen / e/ in Ze Begginu widerspricht (die gleiche Verteilung zeigt aber Messer in SDS 1, 29). Wir stellen die Belege hier zu einem PN Päggu. Es bleiben Nesselbeggi ‘ das Beggi im Nesseltal ’ (1790, Glis) und Rischbeggi (Grengiols, LT) mit dem dazu gehörenden Rischbeggiwald - letztere mit dem Problem der Segmentierung; alternativ kann auch Rischp-eggi ‘ die kleine Ecke mit Rispen? ’ gelesen werden. I D . (4, 1055) übernimmt von S TALDER Begi n. ‘ hageres Geschöpfchen, Tierchen ’ explizit für das Oberwallis. Das Wort ist sonst nirgends belegt und ergibt keine sinnvolle Motivation. Be 1 cki ‘ Becken ’ (I D . 4, 1113) kommt wegen der Affrikata nicht in Frage; im Oberwallis ist nirgends eine Fortis notiert. Eine Analyse von Beggi als Diminutiv von Bett (Bett + ji) (I D . 4, 1810 f.) ist möglich. Die meisten Belege mit Bett benennen im Oberwallis ein (ehemaliges) Flussbett, was bei Rischbeggi kaum in Frage kommt. Ein entrundetes Diminutivum zu schwdt. Boge n ‘ Bogen ’ und wdt. Boge, Bogä (Goms), Boga (Mattertal), Bogn (Lötschtal), Bogu ‘ Bogen ’ (I D . 4, 1060 ff.; G RICHTING 1998, 40) ist möglich, angesichts der Fülle von Bedeutungen, die I D . aufzählt. Insgesamt drängt sich aber keine der Deutungen auf. Bei Das Nomen Bei ‘ Bein, Knochen ’ tritt vor allem im Typ Beibrächi (n.) ‘ Beinbreche ’ auf. Das Wort ist zu schwdt. Bei n n. ‘ Knochen (allgem.); Bein ’ und wdt. Bei, Bein (Lötschtal) ‘ Bein, Knochen ’ (I D . 4, 1293 ff.; G RICHTING 1998, 34) zu stellen. Beibrächi bezeichnet steile, mühsame Aufstiege und (Weg-)Stellen, mit der Vorstellung, dass dort vor Anstrengung oder Gefährlichkeit ein Bein gebrochen werde (LUNB 1, 1, 109 f.; cf. auch HL C HNEWW ). Zweimal belegt ist Ripp-Bei (Mühlebach, Termen) ‘ wörtlich: Rippenknochen ’ , ‘ das Ripp-Bein, die Rippe (wohl von der Geländeform) ’ , das bei den piemontesischen Walsern (SDS 1, 163) noch belegt ist. In unseren Daten isoliert, aber sonst häufig ist das Beihuis (Kippel) ‘ Beinhaus ’ - ein Ort, wo die Gebeine der Verstorbenen aufbewahrt wurden, vgl. schwdt. Bei(n)hus ‘ Totenkapelle auf dem Friedhof ’ und wdt. Beihüs, Beihuis (Lötschtal), Beihiischi ‘ Beinhaus ’ (I D . 2, 1720; G RICHTING 1998, 34). Beigen Beigen ‘ in der Biegung ’ ist nur 1616 in St. Niklaus als jm Beigen belegt. Gemeint ist ein Viertel einer Scheuer unter dem Haus des Hans Borter, das im Beigen liegt. Vermutlich ist der Diphthong auf ein entrundetes / öü/ zurückzuführen. I D . (4, 1078) kennt Baugg ‘ Biegung, ein- oder ausgebogene Stelle ’ zu einem Verb bäugge n ‘ biegen ’ (I D . 4, 1078; laut I D . Kausativ zu biegen); der Flurname wird schwach dekliniert, was aber auch am Hdt. liegen kann. Das HL ist sonst im Oberwallis nicht belegt. Eine Herleitung von Bîg, Bîge(n), (Beige(n)), Bîgi f. ‘ Beige, Stoss, regelmässig aufgeschichteter Haufe von Gegenständen gleicher Art und Beschaffenheit ’ (I D . (4, 1056 f.) kann auf Grund des unterschiedlichen Genus ausgeschlossen werden. Beiter Beiter ist im Wesentlichen in Visperterminen belegt; historische Belege aus Staldenried und Visp gehören wohl hieher. In Visperterminen gibt es der Beiterbach, das auch als der Breiterbach (zweite Form bei MS, dazu LT) belegt ist; historisch als der Beÿtterbach (1543, Staldenried). Aus diesem Bach zweigt in Visperterminen eine Wasserleitung mit dem Namen di Beitra (Visperterminen), historisch auch der Beyttrun ‘ (aus) der Beitra ’ (1653, Visp) ab. Die Gegend um diese Wasserleitung herum heisst zer Beitru ‘ bei der Beitra ’ , under der Beitru ‘ unter der Beitra (südlich) ’ und unner der Beitru (nördlich) ‘ unter der Beitra ’ (alle Visperterminen). Historisch ist von die Beÿtterwasserleÿtta ‘ die Wasserleitung aus dem Beiterbach ’ (1545 u. später, Visperterminen) die Rede. Beggi 179 180 <?page no="155"?> Als Bestimmungwort kommt das HL weiter in di Beiterachra ‘ die Äcker bei der Beitra ’ , in Beÿtterboden ‘ im Boden bei der Wasserleitung Beitra (unklar) ’ (1659, Visperterminen; so auch Z IMMERMANN (1968, 84, der den Namen lebend kennt), und die Beitruschreeji ‘ der Wasserfall des Beiterbaches ’ (Visperterminen) vor. Die Form Breiterbach schliesst das HL an das Adjektiv breit an, ist aber vermutlich eine späte Deutung des ursprünglichen Beiter. Z IMMERMANN (1968, 79 f.) führt den Namen auf wdt. Beiter, eine / - ER / -Ableitung aus dem Verb beite, beitä (Goms), beitun (Lötschental), beitu ‘ warten ’ (G RICHTING 1998, 34) zurück und deutet es als ‘ Bach, auf dessen Wasser man warten muss ’ mit der Begründung, der Bach führe im Hochsommer sehr wenig Wasser. Z IMMERMANN s Deutung dürfte, auch angesichts seiner lokalen Kenntnisse, zutreffen. I D . (4, 1849) kennt Beiter m. für das Wallis in sprichwörtlicher Bedeutung für Gott als einer, der lange zuwartet, bis er seine Rechnung einfordert. Beittel Beittel ist nur 1769 in Leuk als auf dem Beittelblatt belegt. Die Quelle ist ein Kopialbuch; der FlN kann deswegen nicht sicher bestimmt werden. 1769 ist in Guttet und Leuk auch Teiltelblatt belegt. Das Grundwort ist Blatt, wohl im Sinn von ‘ Felsplatte ’ . Schwzdt. Beit ‘ das Warten, Verzug, Aufschub ’ und wdt. beite, beitä (Goms), beitun (Lötschtal), beitu ‘ warten ’ (I D . 4, 1844; G RICHTING 1998, 34) deuten auf ein Bestimmungswort, das zu ‘ warten ’ zu stellen ist. Beittelblatt wäre dann die Felsplatte, bei der man wartet. Da aber wohl Mittelblatt (P H . K ALBERMATTER , p. c.) zu lesen ist (vgl. HL M ITT -), wird die Deutung diesem zugewiesen. Beiu Beiu m., auch Beie m. und Peiu m., ist belegt in der Beie (Zermatt), der Peiu (Saas-Almagell), ine Beiu (Glis) und der Beiugrad ‘ Grat oberhalb der Beiu (Plural) beim Fülhorn ’ (Glis). Z INSLI (1984, 558) hält Beje als ‘ begraster Hang ’ , ‘ steile Weide, wo meist nur noch Schafe grasen ’ für südwestwalserisches Eigengut. Die Oberwalliser Belege hält er für noch zu erklären. Er verweist jedoch generell auf den Eintrag zu Beie n (I D . 4, 898 f.) ‘ kleine Lichtöffnung in Holzwänden, Mauern ’ , das jedoch meist feminin ist, und Beijo m. ‘ Diele, Dachraum über dem Stall einer Alphütte ’ . Die aufgeführten Flurnamen finden sich alle auf einer Höhe von über 2400 m, dürften also am ehesten als ‘ steile Weide für Schafe ’ gedeutet werden. Die Deutung von Z INSLI für die südwestwalserischen Belege gilt darum wohl auch für die Oberwalliser Belege (ganz abgesehen davon, dass Saas-Almagell und Zermatt enge Beziehungen zu den südlichen Walsern hatten). Beiz Beiz ist ein frpr. Etymon, das 1328 als lo beiz de dala (Leuk) belegt ist. Alternativ sind im gleichen Jahr ol beiz de dala und lo boiz do dala verzeichnet. beiz und boiz sind nach M EYER (1914, 159) zu b ě d+s zu stellen, das seinerseits zu frz. bief ‘ Kanal, Fluss, Bach ’ zu stellen ist, das historisch Formen wie bey aufweist (G PSR 2, 318 ss.). Im Kontext ist wohl eine Wasserleitung von der Dala her zu verstehen. Belen (FaN) Belen (FaN) ist 1746 in Filet als Belen Matten belegt. In Zwischbergen ist 1752 an des Belen Eggen bezeugt. Dieser Beleg enthält deutlich einen schwachen Genitiv Singular zu einem PN Belo oder ähnlich. Tatsächlich kennt das Register der HRBS den Familiennamen Bälen oder Belen mit weiteren Varianten. Ob Bälluschiir ‘ die Scheuer des Bällu ’ (FLNK, Eischoll) hieher zu stellen ist, bleibt unsicher. Belitä Belitä f. ist in Albinen (FLNK) belegt; M ATHIEU (2006, 13) kennt es als Bälitä. Die historischen Belege haben 1656 en la Belitta, 1690 in die Belitta, 1753 in die Pellita. In Leukerbad ist es historisch als in die Belliten (1738) belegt, doch ist die Zuweisung zu Leukerbad unsicher; es kann sich auch um den gleichen Ort wie in Albinen handeln. R. G RICHTING (1993) kennt die Flur nicht. W. M ÜLLER (p. c.) nimmt eine Erweiterung von beau/ belle ‘ schön ’ an; sie ist in FEW (1, 319 f. s. v. bellus ‘ schön ’ ) und G PSR so nicht belegt. Ob frz. belette ‘ Wiesel ’ dem HL entspricht, ist sehr unsicher. Es wird deswegen als ‘ kleine schöne Gebiete ’ gedeutet. Belken Belken ist nur einmal 1303 in Raron belegt. Die Rede ist von einem Petrus, dem Sohn eines Müllers von Belken aus Raron. Statt Belken kann auch Besken gelesen werden. Das naheliegende Belchen (SONB 3, 527) liegt kaum vor, da der Name elsässisch und solothurnisch ist und eine Übertragung auf das Wallis im 14. Jahrhundert als sehr unwahrscheinlich gelten muss. Auch Besken ist kaum wahrscheinlich, obwohl 12? ? in Ried-Brig in den Besquen belegt ist. Insgesamt muss der Name als unklar ungedeutet bleiben. Bell Bell ist als sicheres Hauptlemma in der Beuhirt ‘ der Ort, wo der Bellwalder Hirt hirtet ’ (Bellwald, FLNK Bellhirt) belegt, mit / l/ -Vokalisierung für Beu. Gwp. beschreibt den Ort als “ Früher Kalberläger ” . Zu vermuten ist, dass Bell hier eine Vereinfachung von Bellwald darstellt; der 181 182 Bell <?page no="156"?> Gemeindename Bellwald und der FaN Bellwald sind unter dem HL B ELLWALD (PN) erfasst. Das mehrfach belegte Belalp (bei Blatten oberhalb Naters) heisst wohl ursprünglich Alpa Bäll (cf. HL B ÄLL ), eine der grösseren Alpen von Naters; das wird auch im historischen Beleg von 1824 von der Unterbächenalpe Bell (Naters) deutlich, wo die Alpe unterhalb Unterbächen als Bell bezeichnet wird, was aber wohl als Bäll auszusprechen ist. Das Hotel Belalp (Naters) scheint die Assoziation mit belle alpe ‘ schöne Alpe ’ in den Namen aufgenommen zu haben. Das gilt wohl auch für die Siedlung Belalp (Naters) und den hochgelegenen Belgrat ‘ der Grat oberhalb Bell ’ (SK und FLNK), der wohl eigentlich Bällgrat heissen müsste. Ganz unsicher sind di Belachra ‘ die Bell-Äcker ’ (Saas- Balen, FLNK Belachra), wo sich keine Deutung für Bell finden lässt. Frz. bel ‘ schön ’ ist in Bélvedère (FLNK, Saas-Grund) vertreten, ein Ort unter dem Jegihorn, von dem aus man einen schönen Ausblick hat. Die Schreibung entspricht der FLNK; frz. ist belvédère ‘ Aussichtspunkt ’ die angemessene Schreibweise. Bella Bella ist die Femininform zum Adjektiv lat. BELLU ‘ schön ’ . Neben dem Adjektiv kommt auch ein Bestimmungswort Belvor. Belegt sind einerseits attributive Adjektive wie en la Bella Comba (1527, Turtmann) ‘ in der schönen Mulde ’ , eys Belles Combes (1552 u. später, Albinen), die Bella Tola ‘ die schöne Ebene (Gipfelname) ’ (Agarn, Oberems) und der dazu gehörende Bella Tola Gletscher (FLNK, Agarn). Unklar ist Bella Tola (FLNK, Grächen), das so weit vom Gipfel Bella Tola entfernt ist, dass ein direkter Zusammenhang nicht gegeben ist. Kommt hinzu, dass in Grächen ein frpr. Name sehr selten ist. In Zwischbergen findet sich Lottschabella (LT Locciabella auf ca. 1790 m.) und daneben ein zweites Lottschabella in der gleichen Gegend. J ORDAN (2006, 302) verzeichnet die beiden Fluren und führt an, dass der Name eventuell aus it. loggia ‘ Gebäude ’ (D EVOTO / O LI 2020, 1234 führen das Wort auf frz. Loge ‘ capanna, picola stanze ’ ‘ Hütte, kleine Wohnung ’ zurück) und bella ‘ schön ’ abgeleitet werden könne. Vermutlich ist loggia hier einfach als ‘ Aussichtspunkt ’ zu verstehen (cf. HL L OTTSCHA ); Gebäude finden sich dort nach Ausweis der Karten nicht. Dann ist der Name als ‘ schöner Aussichtspunkt ’ zu deuten. Als Bestimmungswort erscheint das HL in ts Belwedeer ‘ das Hotel Belvedere auf der Furka ’ (Oberwald) und im zugehörigen Beleg auf der LT Station Muttbach- Belvédère ‘ alte Station Muttbach-Belvédère auf der Scheitelstrecke der Furkabahn ’ . Bélvedère (FLNK, Saas-Grund) meint einen ‘ Ort (beim Jegihorn) mit einer schönen Aussicht ’ . Die etwas seltsame Schreibweise scheint eine falsche Französisierung darzustellen. Insgesamt finden sich drei romanische Sprachen (Französisch, Italienisch, Frankoprovenzalisch) hier vertreten. Bellgisch Die Erstbesteigung des Hübschhorns über den Bellgisch Graat (Simplon) erfolgte durch Albert I., König von Belgien (1875 - 1934) (www.gipfelbuch.ch/ tourenfuehrer/ gipfel/ id/ 458 [15.09.2010/ gs]); danach ist der Grat benannt. Das Adjektiv bezieht sich also auf Belgien. Bellwald (PN) Bellwald (PN) ist einerseits ein Gemeindename und anderseits ein im Oberwallis verbreiteter Familienname. Die Grundhypothese des AWWB (25) geht davon aus, dass der FaN auf den ursprünglichen Wohnort Bellwald zurückgeht. Die geografische Konzentration des FaN auf Blatten (Lötschental) und der Ausdruck di Belwadiga ‘ die Sippe Bellwald ’ (W. B ELLWALD , p. c.) mit der kollektiven / - IG / -Ableitung sprechen aber dagegen. Als Gemeindename bezeichnete Bellwald zuerst die Bergkuppe, auf welcher die Gemeinde liegt. Sie ging erst später auf die Hauptsiedlung (1374 Zblattun) über (https: / / hls-dhs-dss.ch/ 002682/ 2004-06-11[06.07.2020iw.] nach W. R UPPEN (1979, 290)). Der Name wird bestehend aus dem Grundwort schwdt. Wald m., ahd. wald, mhd. walt wesentlich wie nhd. ‘ kleinerer oder grösserer Baumbestand ’ (I D . 15, 1467 ff. bes. 1475 f.) und einem ersten Namenteil Bellanalysiert, dessen Herkunft unsicher ist. K RISTOL ET AL . (2005, 137) nehmen zwei Hypothesen an: (1) ein Weiterleben des lat. BELLUM in frz. bel ‘ schön ’ , (2) einen germanischen PN (Ballo / Pallo) (F ÖRS- TEMANN 1, 243) oder zum Stamm Balu (F ÖRSTEMANN 1, 235), wo ein PN Pallo erwähnt ist. Nicht beachtet wird, dass im Goms mit Oberwald und Niederwald schon zwei Gemeindenamen mit Wald existieren; ein drittes Wald müsste sich von diesen zwei absetzen, doch fehlt ein solcher Hinweis. R UPPEN (1979, 291) deutet den Namen als Fellwald, meint also wohl, es liege eine Beziehung zu lat. PELLIS ‘ Fell ’ vor. Eine grundsätzlichere Lösung ist wohl ein zweigliedriger germanischer PN. Als Grundwort wäre dann selbst ein PN zum Typ vald (F ÖRSTEMANN 1, 1496 ff.) anzunehmen. In Frage kommen Baldoald (F ÖRS- TEMANN 1, 1497) oder ein ähnlicher Name. Diese Hypothese scheint uns angesichts der schwierigen Situation am sinnvollsten. Der Gemeindename lautet in der lokalen Mundart mit / l/ -Vokalisierung Beuuaud ‘ Bellwald ’ (Bellwald, SK und Bella 183 184 <?page no="157"?> LT Bellwald). Der älteste Beleg lautet 1273 Bellewalt, spätere Belege lassen den zweiten Vokal weg: 1293 Belwalt, 1332 Belwalt, 1376 Belwald usw. Das Simplex im Singular ist belegt als jm Belwaldt ‘ im Gebiet, das dem Bellwald (FaN) gehörte ’ (1671 u. später, Blatten), Belwalt ‘ der Wald bei der Alpe Bäll ’ (1390, Naters), der in der Quelle als siluam ‘ Wald (Akkusativ konstruktionsbedingt) ’ bezeichnet wird, also sicher kein FaN ist. In Blatten bildet sich ein ganzes Namennest mit di Bellwaldegga ‘ die Ecke der Familie Bellwald ’ , di Bellwaldhaaltä ‘ die Halden der Familie Bellwald ’ (FLNK Bellwadhaltä), di Bellwaldlägi ‘ die Ebene am Gebiet der Familie Bellwald ’ , dr Bellwaldwald ‘ der Wald beim Gebiet der Familie Bellwald ’ (LT und FLNK Bellwadwald), dr Fiischter Bellwald ‘ der finstere Teil des Gebietes der Familie Bellwald ’ , t Obru und t Undru Bellwaldhaltä ‘ der obere und der untere Teil der Halden der Familie Bellwald ’ , t Ober und t Under Bellwaldlägi ‘ der obere und der untere Teil der Ebene der Familie Bellwald ’ , dr Inder und dr Uister Bellwaldschleif ‘ der innere und der äussere (Holz-)Schleif der Familie Bellwald ’ . Die Form Bellwad ohne / l/ ist im Übrigen im Tal gängig (W. B ELLWALD , p. c.). Dazu passt ein vorangestellter Genitiv dr Bellwadu Schiir ‘ die Scheuer der Familie Bellwald ’ (Kippel). Eine Ableitung auf / - ER / zum Gemeindenamen Bellwald ist belegt in in der Belwalder Binen ‘ die Bellwalder Bine (Pflanzplatz) ’ (1824, Bellwald), an den Gemeinen Belwalder Wald ‘ der Wald, der der Gemeinde Bellwald gehört ’ (1839, Bellwald), t Beuuaudertrifft ‘ die Bellwalder Trift (Alpgebiet am Fieschergletscher) ’ (Bellwald) und Bewauderwäg ‘ der Weg nach Bellwald ’ (FLNK, Niederwald). Eine Ableitung auf / - ERI / für Wasserleitungen ist in t Beuuauderi ‘ die Wasserleitung nach Bellwald ’ (Bellwald, mit / l/ -Vokalisierung, FLNK Bellwalderi) belegt. Beltzwillen (PN) Beltzwillen (PN) ist nur einmal 1414 in Simplon belegt als Beltzwillen. Es handelt sich um einen Genitiv Singular, wie aus dem Text hervorgeht: “ terre prati sitam [ … ] subtus et juxta terram ab oriente dicti Beltzwillen ” , was auf deutsch heisst: “ ein Stück Wiese [ … ] unterhalb und östlich neben dem Gebiet des genannten Beltzwill ” . Ob es sich hier um einen PN oder einen FaN handelt, geht aus dem Dokument nicht hervor. Vermutlich handelt es sich aber um einen PN im Genitiv. Bei F ÖRSTEMANN ist ein solcher Name nicht erwähnt; er würde wohl zu BALDA (F ÖRSTEMANN 1, 233 ff.) gehören. Belu Belu ist nur als im Belubach ‘ im Gebiet, das am Belenbach liegt ’ (Visperterminen, auch FLNK) belegt, einer Gegend, durch die auch der Beiterbach (cf. HL B EITER ) fliesst. Gwp. führt den Namen offenbar auf <bellt> ‘ bellt ’ zurück, also eine flektierte Form zum Verb ‘ bellen ’ . Der historische Beleg von 1577 kennt den Louwibach siue den Peÿla Bach. Wenn der historische Beleg Peÿla richtig wiedergibt, wäre der Name wohl zu Beile n ‘ Kerbholz ’ (I D . 4, 1161 ff.) zu stellen; diese Deutung ist aber sehr unsicher. Belzer (FaN) Belzer (FaN) ist ein FaN, der u. a. im Register der HRBS s. v. Belzer für Gamsen verzeichnet ist. Er ist dreimal belegt: ts Belzergässji ‘ die kleine Gasse zum Gut der Familie Belzer ’ (Glis) sowie historisch 1742 in den Grúoben Beltzers Kúmmen ‘ in den Gruben (bei) Belzers Chumma (Mulde) ’ (Unterbäch) und 1751 pro principali feudo vocato Belzers sester l. d. zKummen ultra rivum aúf Belzers Glareto seu Sand (Raron) - dieses ausführliche Zitat ist nötig, weil der FaN Belzer hier zweimal vorkommt. Er enthält zuerst als Benennung eines feudum (also Lehngut) den Ausdruck Belzers Sester. Sester (I D . 7, 1412 f.) ist üblicherweise ein Hohlmass oder ein Gefäss für Wein oder andere Flüssigkeiten; als Name eines Gutes scheint es aber nicht verwendet worden zu sein, weswegen es hier nicht als Flurname aufgenommen wurde. Es folgt dann ein Flurname z Kummen ‘ bei der Chumma (Mulde) ’ , was an den Beleg von 1741 in Unterbäch erinnert. Schliesslich kommt die zweite Namensnennung aúf Belzers Glareto (cf. HL G LARETO ), das als Sand übersetzt wird. In den beiden historischen Belegen ist vermutlich das gleiche Gut der Familie Belzer gemeint, auch wenn die genauen Verhältnisse sich aus dem Text nicht erschliessen lassen. Benedikt (PN) Benedikt (PN) hat laut I D . folgende Nennbzw. Kurzformen: Bënedikt, Bënedicht, Bëndicht, Bandicht, Bendik, Benik, Bänek, Bendi, Bändi, Bäni, Beni, Dicht, Dichti, Dichtel, Dichtli (I D . 4, 1288 f.; I D . 12, 380), wobei nicht alle für das Oberwallis gelten. Belegt sind Benedichtt Halta ‘ die Halde des Benedikt / der Familie Benedikt ’ (1626, Reckingen) und die Dichtelhalta ‘ die Halde des Benedikt / der Familie Benedikt ’ (1690, Reckingen). In Mund ist belegt Dichtuhüüs ‘ das Haus des Benedikt / der Familie Benedikt ’ . Weiter in Dichtilen Grúndt ‘ im Grund des Familie Benedikt ’ (1716, Visp) und im Dichtolu Wiingaarto ‘ im Weingarten der Familie Benedikt ’ (Visperterminen). Eine ganz andere Ableitung bietet ts Benisch Ischlag ‘ das gerodete Stück Land des Beni / der Familie Benedikt ’ (Staldenried). Benedikt ist nur als PN, nicht als 185 186 Benedikt (PN) <?page no="158"?> FaN belegt; in den Deutungen wird trotzdem “ Familie ” angegeben, da es sich auch um Beinamen einer Familie handeln kann. Beni (PN) Beni ist nur 1625 als an den Beni Zúg belegt. Zug meint hier eine Hangrinne oder einen (Holz-)Schleif (cf. HL Z UG ). Beni ist als Kurzname in I D . (4, 1288; 4, 1293; 4, 1597) für die PN Bënedik(t), Benjamin und Bërnhart belegt. Es kann sich am ehesten um eine Kurzform zu Bënedik(t) handeln (cf. HL B ENEDIKT (PN)). Da jedoch kein Genitiv Singular vorliegt, ist die Deutung ‘ der Zug des Beni ’ unsicher. Beniger (PN) Der historische Beleg von 1677 der Beniger (Turtmann) geht vermutlich auf eine / - ING / -Ableitung (Kollektiv) zum PN Beni (Benediktus) oder den FaN Benig zurück. Benisang Benisang ist als ts Benisang (Inden, auch LT und FLNK) belegt. 1338 ist ol plan benezan bezeugt. G. P ANNATIER (p. c.) geht davon aus, dass hier ein Kompositum zu frpr. tsan < CAMPU vorliegt. Im ersten Teil wäre dann eine frpr. Form ben < lat. BENE anzunehmen, also ‘ ein flaches Stück Land von guter Qualität ’ . Spätere Deutungen wie das 1748 belegte in Benessant hätten sich dann wohl eher an frz. bénir < lat. BENEDICERE angelehnt, also das Gelände als ‘ gesegnet ’ angesehen. Benken (kein HL! ) Benken ist der historisch ältere Name der Gemeinde Steg (gespr. Stäg). Er tritt seit 1300 als apud Benke auf, konkurriert aber im gleichen Jahr schon mit de Stegue. Die historischen Schreibweisen unterscheiden / e/ und / a/ , wobei im Einzelfall nicht zwischen latinisierten und deutschen Namen unterscheiden kann. Ab ca. 1600 tritt nur noch der Name Steg / Stäg auf. 1699 ist historisch Gerichtsbanck belegt; dieser Name gibt wohl die Deutung von Benken als Gerichtsbank wieder; die Deutungen, die für Benken SG und ZH und Biel-Benken BL (K RISTOL ET AL ., 2005, 138 f. und 154f.) mit einem althochdeutschen PN gegeben werden, ist vermutlich falsch. Vgl. auch den Artikel Steg bei den Gemeindenamen. Bennon Bennon ist der Name eines Baches, der in Leukerbad in einem Graben als Bennonggrabu, (auch bei R. G RICHTING auf Blatt 1, Nr. 13 und Blatt 3, Nr. 8) und in Inden als der Bennunggrabu belegt ist. Die ältesten Belege sprechen 1315 von torrentem Bennum; 1338 torrentem Banon, 1353 torrentem Bennon, 1503 loz Benon in Leukerbad und 1542 torrentis dov Bemon, 1542 torrentis dov Benion, 1587, du Bennong, 1757 den Bennen Graben in Inden. G. P ANNATIER stellt den Namen zu frpr. benna, abgeleitet von einem lat. Adj. bajana ‘ der im Wasser badet ’ und einem Suffix / - ONE / . Sie stellt das Ganze zu B OSSARD / C HAVAN (2006, 43), die Baine, Bennaz, Binnaz kennen. Da ein Hinweis auf ältere historischen Belege durchwegs fehlt, lässt sich keine sichere Deutung angeben. Bennu (PN) Bennu ist nur belegt in zú Bennu Haus (1733, Naters). Die Konstruktion legt einen Genitiv Singular nahe, wohl zu einem PN oder FaN Benna, also ‘ beim Haus der Benna ’ . Als FaN ist der Name nicht belegt; als PN wird er schon 1389 in Naters erwähnt in Georgius f[ilius]. q[uae]d[am]. Benne ‘ Georgius, Sohn der Benna ’ . Berbel Berbel m. ist lebend nur in Münster als Berbel (FLNK, LT) oder Auf dem Bärbel (SK) belegt; gemeint ist eine Rodung in einer Hanglage. Dazu gesellen sich der Ober und der Unner Berbel, sowie 1560 die Berbieleggen und 1766 Berbel=Weg. Die historischen Belege für das Simplex sind Berb ů l (1300 - 1330), Bo ᵉ rbu ᵉ l (1531), der Berbu ᵉ l (1573), vff dem Berbell (1605) usw. Es handelt sich um eine Zusammensetzung zum Grundwort Büel, später Biel ‘ Hügel ’ und einem Bestimmungswort Ber ‘ die Beere ’ (siehe unten) oder schwdt. Bär ‘ der Bär ’ und wdt. Bär ‘ Bär ’ (I D . 4, 1447 ff.; G RICHTING 1998, 32) . Das geschlossene / e/ deutet eher auf schwdt. Ber (II) ‘ die Beere ’ und wdt. Berr, Bärr ‘ Beere ’ (I D . 4, 1461 f.; G RICHTING 1998, 35; G RICHTING 1998, 32 kennt noch einmal Bär und weist auf Varianten als ‘ Beere ’ ) hin: ‘ der Hügel mit Beeren ’ ist wahrscheinlich gemeint. Berchtold (FaN) Der Tauf- und FaN Berchtold (AWWB 27) kommt auch in der Erweiterung Berchdoldigo (Riedmörel) mit dem kollektiven / - IG / -Suffix vor. Die latinisierte Form (ad) Cristam Bertoldi (Ergisch) ‘ beim Hügel Berchtolds ’ könnte auch im heutigen Flurnamen Bäriseggu ‘ Ecke des Bäri ’ weiterleben. Berda Berda ist nur belegt in Pra de la Berda ‘ in der Wiese der Familie Berclaz / bei der Weinlaube (unsicher) ’ (1848, Salgesch). Das späte Dokument lässt keinen Schluss auf ein Lemma Berda zu. In der Datenbank ist die gleiche Stelle auch für Branubergla neben pra de la Berclaz aufgeführt (cf. HL P ÄRGOLA ). Es würde sich dann um ein Schreibversehen handeln. Der lebende Name wird in M ATHIER (2006, 115) als Pranobergla ‘ Wiese der Familie Beni (PN) 187 188 <?page no="159"?> Berclaz ’ wiedergegeben. Es kann sich aber auch einfach um Bergla (< rom. *berkela) ‘ Weinlaube ’ (E GLI 1982, 20 f. u. passim) handeln. Berdes Berdes erscheint in saxum de Berdes (1326, Inden) und a saxis de Berdes (1537, Salgesch). Es handelt sich vermutlich um den gleichen Namen, der Bärde ‘ das grüne Gebiet ’ in Varen (cf. HL B ÄRDE ) zu Grunde liegt (vgl. FEW 14, 507 ff. s. v. v ĭ r ĭ dis grün). Beide Belege sind zu deuten als ‘ der Fels beim grünen Gebiet ’ . Berga Berga kommt nur in Praaberga (Albinen) vor. M ATHIEU (2006, 11) nimmt ein Kompositum aus pra ‘ Wiese ’ und per-ca ‘ Hütte ’ an, letzteres ohne Erklärung. Der zweite Teil kann entweder zum FaN Berclaz stehen ( ‘ die Wiese der Familie Berclaz ’ ) oder zum Lexem b ę ́ rga ‘ kleine Kuh, alte Ziege ’ (FEW 22, 1, 277 u. 288; G PSR 2, 342) gestellt werden mit der Deutung ‘ die Wiese für kleine Kühe / alte Ziegen ’ . Das Wort ist allerdings für das Wallis sonst nicht belegt und das FEW kann es keiner bekannten Wurzel zuordnen. Da es sich bei Praaberga um einen Teil der Torrentalp handelt, sind beide Deutungen möglich. Berger (FaN) Die wenigen Belege mit dem FaN Berger können teilweise auch Herkunftsnamen ( ‘ die Leute vom Berg ’ ) sein (vgl. dazu HL B ÄÄRG ). Der FaN ist im Register der HRBS mehrfach erwähnt. Berktun Die historisch einmal belegte Form von 1306 Berktun (Visp) ist ein Genitiv der Kurzform des PN Berchto zur Vollform Berchtold (I D . 4, 1539) oder FaN Berchtold (cf. auch HL B ERCHTOLD (F A N)). Berna (PN) Berna (PN) ist in Albinen (FLNK) belegt. M ATHIEU (2006, 13) schreibt Bärnad. Historisch ist 1358 ou bernart belegt; erst 1705 steht dann wieder in Berna. Vermutlich handelt es sich um den PN Bernard (M EYER 1914, 100) oder dessen feminines Gegenstück Bernarda; hier zu verstehen als ‘ das Grundstück des Bernhard / der Bernharda ’ . Berner (FaN) Der FaN Berner bzw. Bärner ist in den Quellen nicht belegt; der Name kann aber auch zur Kurzform Bäärni des PN Bernhart (I D . 4, 1597) gehören. Im Fall der Namen in Grengiols ist der Bärner (FLNK, Grengiols; LT Bärner, SK Berner) wohl ein Gut eines Bäärni, der Wald ist danach benannt, ebenso der Ober und der Unner Bärner (beide Grengiols). In mehreren Fällen wird von den Gwpp. ein Zusammenhang mit den Bernern (heutiger Kanton Bern) hergestellt; das ist vermutlich nicht haltbar (auch wenn es zwischen Bern und dem Wallis zu mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen kam). Als vorangestellter Genitiv erscheint (ts) Bäärnersch Haaltu ‘ die Halde der Familie Berner / der Leute des Bernhard ’ (Bratsch; FLNK z Bärnersch Haltu). Belegt sind weiter: di Bäärnicheera ‘ der Kehren des Bernhart ’ (Simplon), t Bärnerschlüecht ‘ die Geländeeinbuchtung von Bernhart oder der Familie Berner (Gwp. bezieht sich auf eine Schlacht zwischen Bernern und Wallisern) ’ (Münster), auff dem Bernersandt ‘ auf dem Sand des Bernhard (kaum FaN Berner) (1716, Visp). Unklar ist aus lautlichen Gründen zum Bernerhiischi ‘ zum kleinen Bernerhaus (unklar) ’ (Visperterminen) mit einem nur leicht offenen / e/ . Aber auch hier kann ein PN Berni vorliegen. Bernolt (PN) Bernolt (PN) ist nur 1304 als jn Bernoltz Brunnen ‘ bei der Quelle / dem Brunnen des Bernolt ’ (Törbel) belegt. Der PN ist bei F ÖRSTEMANN (1, 271) als Bernolt belegt. Der PN erscheint u. a. auch in einem Beleg von 1309 in Stalden als Bernoldz Erbe ‘ das Erbe des Bernold ’ . Bero (PN) Bero (PN) ist die Grundlage von Beringo Bongarto ‘ der Baumgarten der Leute des Bero ’ (1275 u. später, Visp) und der Beringo Aker ‘ der Acker der Leute des Bero ’ (1304 und 1307, Zeneggen), das auch als der Beron Akeren (1303) und der Beron Akere (1304) erscheint. Beringo ist ein Genitiv Plural der kollektiven / - ING / -Ableitung zum PN Bero (F ÖRSTEMANN 1, 260). Berr Berr n. ‘ Beere ’ ist zu schwdt. Ber (I D . 4, 1461), wdt. Berr ‘ Beere ’ (G RICHTING 1998, 35; auch G RICHTING 1998, 32 s. v. Bär m. Varianten) zu stellen. Es ist belegt in ts Beruloch ‘ das Loch mit Beeren ’ (St. Niklaus) und der Berrwald ‘ der Wald mit Beeren ’ (Münster). Als Kompositum mit Mäl ‘ Mehl ’ kommt vor beym Melbeerbaúm ‘ beim Mehlbeerbaum ’ (Staldenried) und t Mälbertschugge ‘ die Felsen mit Mehlbeerstauden ’ (Eisten). Eine zweites Kompositum enthält Milals entrundetes Gegenstück zu Müül ‘ Maul ’ und meint in den Flurnamen beim Milberböüm ‘ beim Maulbeerbaum ’ (Visperterminen) und Milberschleif ‘ der Schleif mit Mülber (Maulbeeren) ’ (FLNK, Termen) (cf. HL M ÜÜL ) den Maulbeerbaum. Zum Maulbeerbaum vgl. L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 216 s. v. M ORUS ALBA und M ORUS NIGRA ; zum Mehlbeerbaum vgl. L AUBER / W AG- 189 190 Berr <?page no="160"?> NER / G YGAX 5 2014, 280 s. v. S ORBUS ARIA und S ORBUS MOU- GEOTH . Die Ableitung ts Berett ‘ der Ort, wo es Beeren hat ’ (Oberwald; FLNK Beret) ist zum Suffix / - ÔDI / - ÔTI / (S ONDER- EGGER 1958, 524) zu stellen und meint den Ort mit Beeren. Bertschen (FaN) Bertschen (FaN) ist der FaN Bertschen, auch Berchen, Berczen, Bertcheti geschrieben und wohl zum PN Berchtold zu stellen (AWWB 29). Er ist nur belegt in Bärgscheried (Turtmann). In Turtmann ist der FaN Bertschen gut belegt (W. M EYER 1991, 321 ff.). Besquen Besquen ist nur im 13. Jahrhundert in Ried-Brig als in den Besquen belegt. 1299 ist in zwei Dokumenten von Willelmi de Vnderbesquen und Petri de Honderbesquen die Rede. Auch in einem Beleg von 1252 erscheint Mulinbasquen, das später (1693) Milibach heisst. Es scheint, dass die Schreibweise Besquen eine romanischen Schreibung für Bach oder Bächen ist. Vermutlich handelt es sich um den Bach, der aus dem Bächgrabe kommt. Im Beleg ist von casamenta ‘ Behausungen ’ die Rede, die sicher nicht im Bächgraben, sondern eher am Bach lagen. Besren Besren ist in an dem Henderbesren (1320, Binn) und die mittleste Bessreten (1726, Mund) belegt. Der erste Beleg macht deutlich, dass es sich nicht um eine Entrundung handeln kann; Hender ist wahrscheinlich zu Hinterzu stellen. Die Herleitung von besser (I D . 4, 1669) ist dennoch unsicher. Schwdt. Besser(e)te(n) f. ‘ Aufbesserung des Lohnes, Trinkgeld; Entschädigung; Verbesserung, Vermehrung eines Gutes bzw. der daraus sich ergebende Mehrwert desselben ’ (I D . 4, 1678) kann für Bessreten herangezogen werden. Aber auch hier ist die Deutung unklar. Bestent Bestent ist nur 1355 in Albinen als ou bestent belegt. G. P ANNATIER (p. c.) erwägt eine Richtungsangabe, wobei das anlautende / b/ nach dem Artikel ou als bilabialer Laut zu ouest ‘ Westen ’ zu lesen wäre. Diese Deutung ist nicht auszuschliessen, wenn der Notar die Ortsangabe falsch verstanden hätte. Eine zweite Möglichkeit ist eine Ableitung zu *tentiare streiten (FEW 13, 1, 228), wo afr. und mfr. bestens ‘ querelle, dispute ’ (Streit, Disput) angegeben wird; der Flurname würde dann dem dt. HL S TRIT ‘ Streit ’ entsprechen. Beide Deutungen ‘ im Westen ’ und ‘ im Streit ’ sind sehr unsicher. Bethen (PN) Bethen (PN) ist nur 1565 in Turtmann belegt jn Bethen Ordt ‘ im Ort der Beth (PN) ’ . Es liegt vermutlich ein Genitiv Singular zum weiblichen PN Beth vor (I D . 4, 1808 s. v. B ē t, wohl zu Elisabeth). Betrogny Im Beleg Betrogny Egga (Stalden) ist betrogny zum Verb schwdt. betriege n wie nhd. ‘ betrügen ’ , Partizip II betroge n , hier in der Bedeutung ‘ trügerisch, gefährlich ’ (I D . 14, 621 ff., bes. 623) zu stellen. G RICHTING (1998) kennt den Namen nicht. Bett Bett ist zu schwdt. Bett, Pl. Bett, Better, Dim. Bettli, Bettji wie nhd. ‘ Bett ’ , ‘ Lager, Nest von wilden Tieren ’ , ‘ Lagerstätte der Kühe im Stall ’ , ‘ Gartenbeet ’ und wdt. Bett, Bätt (Leuker Berge) ‘ Bett ’ (I D . 4, 1810 ff.; G RICHTING 1998, 35), hier oft zur Bezeichnung eines (früheren) Fluss- oder Bachbetts (Rottubett, Säältinubett, Vischpubett) oder zur Kennzeichnung für Quarzvorkommen (Vooder, Hinner Stralbett (Randa)) zu stellen. Die Belege mit Schallbett sind unter HL S CHELB zu finden. Unklar ist t Kimmbetti (Niederwald) ‘ die Kindbette ’ (I D . 4, 1816 f.); der dort erwähnte Bildstock könnte die Geburt Jesu zeigen(? ). Unklar sind ebenfalls Flurnamen mit Bettals Bestimmungswort (Betthorn (Mund) und Bettwald (Bitsch)); ein Zusammenhang mit der Bedeutung ‘ Wildheuplanke, Heubett ’ ist möglich (I D . 4, 1812). Weitere Belege hierzu enthalten die HLL der Grundwörter Bach (Wasser) und Matta. Belegt ist mehrfach ts Alt Rottubett ‘ das alte Bett des Rotten ’ (Leuk und weitere neun Gemeinden, unterschiedliche Schreibweisen); Rottubett allein ist in Lalden und weiteren acht Gemeinden belegt. Die übrigen Flussbett-Namen wurden schon erwähnt. Vermutlich die Lagerstätte von Hirschen wird als ts Hirschbett ‘ das Lager von Hirschen ’ (Ferden) bezeichnet. Bettelly Bettelly ‘ Viehalpe ’ ist nur historisch in Leukerbad belegt, 1433 als alpe … de Bettelly, 1590 als juxta alpem … Bettelly. In beiden Fällen ist also eine Alpe Bettelly gemeint; sie liegt in beiden Fällen bei der Alpe dov / du Mayen, die als Maing auf rund 1800 m und höher östlich von Leukerbad liegt. Bettelly ist frpr. und wohl zu bête ‘ Vieh, Haustier ’ zu stellen (G PSR 3, 362 ss.) mit einer vermutlich doppelten Ableitung auf / - ELLU ( M )/ und / - ATICIU ( M )/ (B OSSARD / C HA- VAN 2006, 287ss.), etwa mit der Bedeutung ‘ Viehalpe ’ . Bertschen (FaN) 191 192 <?page no="161"?> Betten Betten ist der Gemeindename in der hdt. Form; die dial. Form ist Bättu. Die Gemeinde befindet sich auf rund 1200 m oberhalb des Rotten. Historisch ist 1243 Bettan, 1292 in Bettan und so weiter belegt; es wird immer ein auslautendes [-an] verwendet; erst 1587 ist Bett ŭ n erwähnt und ab 1599 erscheint Bättun. Das Seltsame ist, dass fast kein anderer Name auf historisch [-an] belegt ist. Betten wird von R ÜBEL (1950, 131) nach einem Vorschlag von H UBSCHMIED als altalemannisch *bet(w)un (< kelt. betwas ‘ Birkengehölz ’ ) gedeutet. I D . (4, 1810 ff.) stellt den Namen zu schwdt. Bett n. in FlN ‘ Wildheuplanke, Heubett ’ (cf. S ONDEREGGER 1967, 47). Die Erklärung von H UBSCHMIED und R ÜBEL , aber auch von S ONDEREGGER wird von den älteren Belegen nicht gestützt. Der zentrale Vokal von Bett kann laut SDS (1, 15) nur als geschlossener oder offener / e/ -Vokal, praktisch nie als / ä/ , realisiert werden. Die Deutungen mit / e/ sind also irreführend. Der Name wird dialektal im 16. Jahrhundert als Bättun (cf. 1599 Bättun) notiert, die schon in lateinischer Form 1635 belegt ist (montis orationis ‘ des Bet-Bergs ’ ). Auf dieser Umdeutung beruht auch die entsprechende Ortsnamenlegende, laut der zur Pestzeit 1720/ 30 das Dorf beinahe ausgestorben sei; die Leute sollen so laut geweint und gebetet haben, dass man sie in Bister gehört habe. Von dieser Zeit an habe man das Dorf Betten genannt (K RISTOL ET AL . 2005, 146 f.). Tatsächlich würde das Wort bätte, bättä (Goms), bättu ‘ beten ’ (G RICHTING 1998, 33) hieher passen. Ein weiteres, seltsames Indiz ist die Tatsache, dass Ableitungen von diesem Gemeindenamen fast in jedem Fall Bättmer enthalten. Das in Filet belegte Betnerbach (1460) weist diese Form zwar nicht auf, ebenso wenig der lebende Beleg der Bättebach (Grengiols, FLNK Bättmerbach), der aber bei FLNK das / m/ enthält. Das Bestimmungwort Bättmer tritt mit den Grundwörtern Allmei, Alp, Bach (Wasser), Breit, Chumma. Graat, Hooru, See, Stafel und Weri auf. Die meisten dieser Komposita befinden sich in Betten, einige in Fiesch, Filet, Grengiols, Lax, Martisberg und Ried-Mörel, also in der Umgebung von Betten. Auf eine Unterscheidung von Komposita und auseinandergeschriebenen Formen wurde hier verzichtet. Die Form auf / -m-/ lässt sich wohl als doppelte Assimilation vom Typ / bättner/ -> / bäpner/ -> / bäpmer/ -> / bättmer/ verstehen. Bettene Bettene ist ein Plural oder Kollektiv, das in Ulrichen als t Bettene (FLNK, Bettene) belegt ist (so auch auf 1: 10000). Eine Deutung zu Bett ‘ Bett ’ (I D . 4, 1810 f.) ist nicht ausgeschlossen. Der Name kann hier unter 3. ‘ Lagerstätte der Kühe ’ verstanden werden (vgl. auch die Flurnamen unter I D . 4, 1811). Betz Betz ist einmal belegt in zem Betz Stein (1429, Törbel). Am nächstliegenden ist Betz ‘ Bär ’ (I D . 4, 1980), laut I D . eine Koseform zu Bär. Beu Beu ist nur belegt in in alpa dicta Beuecca (1354, Ulrichen). Wenn als Grundwort Egga angenommen wird, bleibt ein unklares Beu- oder Bew-; beide sind nicht belegt. Für den frühen Zeitpunkt ist eine wdt. / l-/ Vokalisierung unmöglich. Laut P H . K ALBERMATTER (p. c.) ist auch Benlesbar. Letzteres ist zwar in I D . als Ben (Frucht des Meerrettichbaumes, M ORINGA OLEIFERA ) (4, 1288) und P ē n ‘ Marter; Busse, Strafe ’ (4, 1286) belegt, aber beide Deutungen sind für eine Alpe sehr unsicher. Die Bildung bleibt deswegen unklar. Bewron en Bewron ist nur 1485 in Salgesch belegt. Der Text a fonte frigido qui nascitur en bewron a fontibus nascentibus ‘ von der kalten Quelle, die en Bewron - bei den entspringenden Quellen - entspringt ’ gibt wohl die Deutung von Bewron wieder. T AGMANN (1946, 80) kennt Bévéron und insbesondere Bé ̨ ver ǫ ng (Salgesch), das so bei uns nicht belegt ist, als Name einer steilen Alpe (heute Alpage de Beveron, die zu Mollens gehört). Er führt als mögliche Etymologie den Namen auf *Bebrona ‘ Biberbach ’ (G PSR 2, 376) nach A EBISCHER zurück, was angesichts der Höhenlage kaum realistisch ist; die Herleitung von Bèvèrè ‘ Tränke ’ (G PSR 2, 376) weist er zurück, weil dieses Wort sonst im Wallis unbekannt sei. G. P AN- NATIER (p. c.) weist darauf hin, dass ein Suffixwechsel von / - ET / zu / - ON / und dem Stamm beve (<*bedu, bief ‘ Bach ’ ) den Namen erklären kann. en Bewron wäre dann etwa ‘ bei den kleinen Bächen ’ . Beynten Beynten ist nur 1809 in Salgesch als jn Schoppet oder Beÿnten belegt. Es handle sich um eine Wiese und unbebautes Land; die Bedeutung von Beynten wäre also ‘ das langgestreckte Stück Land ’ . Die Schreibweise ist wohl hdt.; das zu Grunde liegende Wort ist - laut T AGMANN (1946, 60) - Benda oder Binda (vgl. FEW 15, 1, 111 ff. s. v. *bind ō binde, band; G PSR 3, 224 s. v. frz. bande) (Dank auch an G. P ANNATIER für den Hinweis). Das dt. Bünt (wdt. Biina) ‘ Bünde ’ kommt kaum in Frage, ist aber sonst im Wdt. sehr verbreitet (cf. HL B IINA ). 193 194 Beynten <?page no="162"?> Bez Bez ist in Salgesch als lo bez ‘ die Wasserleitung ’ (1346 u. später) und als lo bez domini martini ‘ die Wasserleitung des Herrn Martin ’ (1353, heute Bismerting), in Albinen als lo bez commune ‘ die Wasserleitung, die der Gemeinde gehört ’ (1345) belegt. Die Form entspricht M EYER (1914, 159), der für das 13. Jahrh. bez, beiz angibt. Das HL ist unter bief, wohl in der Bedeutung ‘ Bewässerungskanal ’ (G PSR 2, 387 ff.), aufgeführt; als Etymologie wird keltisch * BEDU ‘ Kanal ’ angenommen. Die Belege in Salgesch und Albinen zeigen, dass im 14. Jahrhundert die frpr. Formen geläufig waren (cf. HL B ISS ). Bi(j)i Zur Präposition bii ‘ bei ’ gebildetes Nomen, bezeichnet schwdt. Bi(j)i f. ‘ Nähe ’ (I D . 4, 908) als FlN-Element die Nähe zu einer andern Flur. Das Wort kommt dreimal als Bestimmungswort vor: ts Bibalmi (Embd), Bÿ Berg (1579, Niedergesteln und frühere Belege) und Bischlüecht (Ulrichen, auch Pischlüecht). Bi bi ‘ bei ’ ist als Präposition nicht gesondert erfasst, kommt aber im Typ Bifang ‘ Einzäunung; ein von Furchen oder Zaun umgebenes, mit Bäumen besetztes, meist als Wiese benutztes Stück Land ’ (I D . 1, 856) und dessen phonetischer Reduktion Bifig häufig vor (cf. HL F ANG ). Synonym zu Bifang ist Infang (I D . 1, 855 und HL I N ). Zu den einzelnen Namen cf. HL F ANG . Bibi Bibi ist nur als FLNK-Beleg für Inden (auch LT) angegeben. Die Flur befindet sich halbwegs zwischen Rumeling und Inden. Zwar kennen I D . (4, 924) und G RICHTING (1998, 37) das Wort für ‘ beissender Hautausschlag; Eiterbläschen ’ , doch ist nicht erkennbar, was genau der Flurname bedeuten soll. FEW (1, 350) weist auf bibi (alem.) ‘ rufname des huhns ’ hin, das ebenfalls kaum als Flurname in Frage kommt und das im Oberwallis sonst nicht belegt ist. Die Karte zeigt in diesem Bereich eine verwaldete Weide, die keinen Hinweis auf den Namen enthält. Der Flurname kann deswegen nicht gedeutet werden. Bickel (FaN) Der älteste Beleg (1354 in bickels slu ᵉ chte) des nur einmal vorkommenden Namens (Ulrichen) legt einen Personen- oder Übernamen Bickel für den Besitzer oder Nutzer nahe (I D . 4, 1117); ob schon ein FaN (für das Oberwallis sonst nicht belegt) vorliegt, ist unklar. Die Belege weisen den FaN bis 1820 in verschiedenen Schreibweisen ohne Genitiv-s auf. Bicki Hier liegen zwei verschiedene Lemmata vor, die sich nicht immer unterscheiden lassen: wdt. Bicki n., f. ‘ Steinpflaster ’ (Grächen, Visp), ‘ mit kleinen, runden Steinen gepflasterte Strasse ’ (I D . 4, 1121; G RICHTING 1998, 37) oder schwdt. Bucki, Bücki, wdt. Bicki n. ‘ Holzbecken, Bottich ’ (I D . 4, 1143 f.; G RICHTING 1998, 37). Laut R ÜBEL (1950, 46) ist die Bicki ein Steinpflaster im Viehstall, das er aber S. 12, § 21 zu Bücki stellt und damit eine Entrundung annimmt; es scheint, dass er Bicki und Bücki nicht unterscheidet. Bei Bickitrog (Termen, Bister) liegt ‘ Holzbecken, Bottich ’ nahe, sonst die Bedeutung ‘ Steinpflaster ’ oder ‘ gepflasterte Strasse ’ . Als Grundwort kommt das HL nur im Beleg t Eischtbickin ‘ die zum Weiler Eisten führende gepflasterte Strasse ’ (Blatten) vor. Zweigliedrige Komposita mit dem HL als Bestimmungswort liegen weiter vor zu Matta und Wäg. Einmal belegt ist aúf der Bucki ‘ auf dem Steinpflaster ’ (1788, Stalden) und in dem Bleiziger Bucki ‘ auf dem kleinen Blitzinger Steinpflaster ’ (1692, Blitzingen). Letzteres scheint ein Diminutiv zu sein, da das Genus nicht feminin ist. Diese Formen würden R ÜBEL s implizite Annahme bestätigen, dass bei Bicki eine Entrundung vorliegt. Es kann sich aber auch um hyperkorrekte Formen handeln. In Bickinärweng ‘ in den Wiesenabhängen der Leute in der Bicki ’ (Wiler) ist wohl eine Zuordnung zu den Leuten in der Bicki (in Wiler nicht belegt) gemeint. Bider Bider n. bildet ein Namennest in Saas-Balen, ein einziger Beleg wird früh als Bidermatta (1356, Grengiols) anderwärts erwähnt. Die Belege in Saas-Balen weisen in den ältesten Belegen alle / u/ oder / ü/ auf, so 1300 Bu ᵕ dermattun, 1305 Bv ᵢ dermatta, 1307 Bv ᵢ dern usw. Bidermatta ist ein Weiler von Saas-Balen; das zu Grunde liegende Lemma ist wohl Buder (I D . 4, 1036), das mehrere Bedeutungen hat; es dient auch als Name für die Preiselbeere (V ACCINIUM VITIS IDAEA ) oder die Rauschbeere (V ACCINIUM ULIGINOSUM ), doch lassen die Belege keinen Schluss auf eine der im I D . aufgeführten Bedeutungen zu; die Pflanzen sind beide bei L AUBER / W AGNER / G YGAX ( 5 2014, 708 und 710) belegt. Neben dem Simplex Bider (für die Alpe) und den Adjektivbildungen ts Ober und ts Unner Bider sind belegt die Komposita Bideralp, Biderbach, Bidergletscher, Biderlöuwinu, Bidermatta und Biderstafel. Nicht zum gleichen Lemma gehört wohl der oben erwähnte Name Bidermatta (1356, Grengiols), der entweder zu einem FaN Bider (aus dem Adjektiv biderb (I D . 13, 1412)) oder zu diesem Adjektiv selbst gestellt werden kann - allerdings findet sich der FaN Bider nicht Bez 195 196 <?page no="163"?> im AWWB und anderen Quellen. Das F AMILIENBUCH DER S CHWEIZ (1, 157) kennt Bider alteingesessen nur für Langenbruck BL. Bidtrich Bidtrich m./ n. ist nur 1767 in Bürchen als in dem Bidtrich ‘ das Gelände in runder, fassartiger Form ’ belegt. Laut Dokument handelt es sich um einen Weinberg. Zum Weinbau in Bürchen vgl. G ATTLEN (2007, 204 ff.), laut dem sich die meisten Weinberge auf dem Gebiet von Raron befanden. Da es in Raron, genauer in St. German, lebend einen Flurnamen der Bitrich gibt, dürfte es sich um den gleichen Weinberg handeln (cf. HL B ITRICH ). Zu stellen ist der Name zu schwdt. Bütterich, -ech, wdt. Pittrich, Pittrig, -ga m. ‘ Gefäss (für Flüssigkeiten); Ledersack, kleines, rundes, sehr schmales Fässchen, worin Arbeitsleute ihr Getränk mit aufs Feld nahmen ’ , ‘ das dicke, volle Hinterteil der Spinne; beim Geflügel; Bauch und Hinterteil bei Hühnern, Enten und Gänsen ’ , übertragen auf Personen ‘ Schmerbauch, Dickwanst ’ , ahd. butirih, mhd. buterich, büterich m. ‘ Schlauch, Gefäss ’ (I D . 4, 1923 f.; E GLI 1982, 218, 357; G RICHTING 1998, 153). Der Name wird für eine rundliche, fässchenartige Geländeform verwendet. Biel Biel m. ‘ Hügel ’ ist ein sehr häufiges HL (rund 970 Belege), das zu schwdt. Bühel, Büchel, Büel m. ‘ (kleine) Erhöhung überhaupt; Erdhaufe; Hügel, Anhöhe (etwas länglicher, fast horizontal fortlaufender Hügel) ’ , ahd. buhil, mhd. bühel und wdt. Biel, Biäl ‘ Hügel ’ (I D . 4, 1094 ff.; Z INSLI 1945, 314; G RICHTING 1998, 36) zu stellen ist. Das Simplex im Singular ist lebend als dr Biäl (Ferden), ufem Biäl (Ferden), uffem Biäl (Blatten) im Lötschental belegt. der Biel (25 Belege) kommt im ganzen Oberwallis vor, Präpositionen wie am Biel (Embd, Saas-Fee), hinner dem Biel (Grächen, Stalden), im Biel (Bitsch, Hohtenn), uf dum Biel (St. Niklaus), üfem Biel (Obergesteln), ufem Biel (Baltschieder, Oberwald, Wiler), ufum Biel (Zwischbergen und acht weitere Gemeinden), uf ts Biel (Leukerbad, mit neutralem Genus), unner dum Biel (Saas-Fee), zem Biel (Grengiols), zum Biel (Betten, Zermatt) sind belegt, bei ufum Bi ǝ el (Staldenried) liegt wohl ein Versehen vor. Mit Vokalisierung von / l/ zu / u/ finden sich Bieu (Biel, Gemeindename), der Bieu (Fieschertal und sieben weitere Belege im unteren Goms), am Bieu (Mühlebach), im Bieu (Bellwald, zweimal), ufem Bieu (Binn). Historische Belege werden aus Platzgründen nicht wiedergegeben; die / l/ - Vokalisierung fehlt dort jedoch. Die Entrundung wird ab den letzten zwei Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts spürbar; der älteste Beleg scheint 1482 vff dem Biel (Ernen) zu sein, das als dt. Übersetzung von lat. super crista (sic! ) gegeben wird (sofern es sich um ein Original handelt). Seltsam ist ein Beleg für den Gemeindenamen Biel als Bielle (12. Jh.), das in AWWB (31) genannt wird. Ein feminines Simplex im Singular t Biela (Blitzingen, Fieschertal, Lax, Naters, Termen) und t Biele (Biel), wurde aus dem Plural t Biela oder t Biele ‘ die Hügel ’ reanalysiert; in einigen Fällen ist die Form in Bezug auf Singular oder Plural unklar. Mit Präpositionen erscheinen Hinder der Biele (Fieschertal). Unsicher ist der Beleg Bielu (Oberems); die ältesten Belege von 1328 haben Biela und Biola ‘ Birke ’ , ab 1636 wird jn den Bielen usw. verwendet, Bielen steht auch auf LT. Wenn die Erstbelege wirklich den gleichen Ort meinen, wurde ein rom. Biola ‘ Birke ’ (B OSSARD / C HAVAN 2006, 171 f.) als Bielu ‘ bei den Hügeln ’ reanalysiert und als Plural verstanden. Lebende Simplizia im Plural sind di Biäla (Gampel), di Biela (Ausserberg, Niedergesteln, Ried-Brig, Simplon, Törbel, Visperterminen, Zermatt), Biela (FLNK, Visp), Biele (FLNK, Eisten; FLNK Saas-Balen; FLNK, Saas-Fee), di Biele (Oberems, zweimal; Randa; St. Niklaus), t Biele (Fieschertal, Reckingen, Saas-Almagell), Bielä (FLNK, Leuk), mit Präpositionen bine Biele (Geschinen), ine Biele (Münster), uf de Biele (Grengiols, Selkingen), üf de Biele (Obergesteln), ine Bielu (Saas-Fee, Visperterminen), unner de Bielu (Saas-Almagell), ts Bielu (Törbel, historisch als Plural de Buelen (1303), ze Bveln (1304)) und ze Biele (Binn). Historische Belege sind an dien Bu ᵉ len (1388, Täsch), an den Bielenn (1584, Niederwald), auff / in den Bielen (1649 u. später, Guttet), in den Bielen (1778, Oberwald), hinder den Bielen (1749 u. später, Bellwald), zen Bielen (1425, Eggerberg). Das Simplex Singular im Diminutiv ist als Bielti (FLNK, Bürchen; FLNK, Eischoll; FLNK, Grengiols; FLNK, Naters; FLNK, Ried-Brig; FLNK, Saas-Grund), ts Bielti (Brig, Eggerberg, Grächen, Raron (dreimal), Simplon (dreimal), Stalden, Visperterminen (zweimal), Zeneggen, Zermatt (zweimal), Zwischbergen (zweimal)), Bieuti (FLNK, Ernen) und mit Präpositionen hinnerm Bieuti (Ernen), ufem Bielti (Goppisberg), ufem Bieuti (Niederwald) belegt. Auch hier kommen historische Formen hinzu, die aus Platzgründen nicht angeführt werden. Das Simplex Plural im Diminutiv ist als Bieltini (FLNK, Törbel; FLNK, Zermatt), di Bieltini (Ausserberg, Baltschieder, Glis, Naters, Täsch, Zwischbergen), t Bieltini (Grengiols, Ried-Mörel), t Bieutini (Binn, Fieschertal (zweimal)) und mit Präpositionen uf de Bieltine (Fiesch), ze Bieltinu (Betten) belegt; historische Belege sind hier nicht aufgeführt. Mit attributiven Adjektiven oder Partizipien zum HL als Grundwort sind belegt: au ᵕ f den Ändren Bielen ‘ auf den jenseitigten Hügeln ’ (1847, Eyholz), der Friä Biäl ‘ der frühe Hügel (wohl: früh blühend) ’ (Steg), Geenubiel ‘ der 197 198 Biel <?page no="164"?> steile Hügel ’ (FLNK, Bürchen) (die historischen Belege haben 1655 am Gänien Biell, 1688 am Gehenden Biell, 1798 aúf dem gehnden Biell, 1825 an dem gehenden Biell; zu Grunde liegt aber wohl schwdt. g ā ch ‘ jäh, steil ’ und wdt. gää, gee ‘ steil ’ (I D . 2, 99 f.; G RICHTING 1998, 83)), (lat.: superius) den Gemeinen Biel ‘ oberhalb an den Hügel, der der Gemeinde gehört ’ (1689, Embd), di Griänun Biäla ‘ die grünen Hügel ’ (Blatten), beim Grossen Beil (Biel? ) ‘ beim grossen Hügel ’ (1623, Münster, Lesung unsicher), der Gross Biel ‘ der grosse Hügel ’ (Stalden), der Gros Biell ‘ der grosse Hügel ’ (1626, Ernen), zem Grozen Buele ‘ beim grossen Hügel ’ (1307, Grächen), an den Grossen Bülen ‘ an den grossen Hügeln ’ (1630 u. später, Brig), der Hee Biel ‘ der hohe Hügel ’ (Raron), Heidnisch Biel ‘ der heidnische Hügel (wo die vorgeschichtliche Bevölkerung wohnte) ’ (Ergisch), an den / hinder dem Höchen Biell ‘ an den / hinter dem hohen Hügel ’ (1619 u. später, Ulrichen), Hibsch Bielti ‘ der hübsche kleine Hügel ’ (FLNK, Grächen), Hindern Biälun ‘ die hinteren Hügel / hinter den Hügeln ’ (Ferden, unklar), Hinner Biela ‘ die hinteren Hügel ’ (FLNK, Fieschertal), uffem Holtzenen Biel ‘ auf dem Hügel beim Gebiet Holz (Wald) ’ (1629, Baltschieder), aúffum Huppenden Biell ‘ auf dem sich rundenden Hügel ’ (1630, Ausserberg; vgl. HL H UPP ), der Inder Biel ‘ der innere Hügel (von Kippel aus gesehen) ’ (Kippel), t Indru Biele ‘ die inneren Hügel ’ (Simplon), dr Chaalt Biel ‘ der kalte Hügel ’ (Zermatt), ts Chlei Bielti ‘ der kleine Hügel ’ (Naters; Stalden, FLNK Bielti), das Klein Bu ᵉ ltin ‘ der kleine Hügel ’ (1531, Ernen), der Leng Biel ‘ der lange Hügel ’ (Oberwald), den Lengen Bu ᵉ l ‘ den langen Hügel ’ (1519, Törbel, Akkusativ kostruktionsbedingt), vff dem Michel Bu ᵉ l ‘ auf dem grossen Hügel / auf dem Hügel des Michael ’ (1477, Bürchen, vgl. HL M ICHAEL ), Mitti Bielti ‘ der in der Mitte (der Wiesen) liegende kleine Hügel ’ (Visperterminen), in den Mosinen Bieltinen ‘ auf den kleinen Hügeln im Bereich Moos (Weiler von Naters? ) ’ (1796, Naters), aúffm Nidren Biel ‘ auf dem niedrigen (oder unteren) Hügel ’ (1729, Mund), Nidresten Bu ᵉ la ‘ der unterste Teil des Hügels (Singular Feminin aus Plural Maskulin reanalysiert) ’ (1376, Brig), der Ober Biel ‘ der obere Hügel ’ (Embd, Ergisch, Zermatt), im Obren Biel ‘ im oberen Hügel ’ (1852, Glis), (lat.: ) Superior Bul ‘ der obere Hügel ’ (1388, Brigerbad), t Ober und t Unner Biela ‘ der obere und der untere Hügel ’ (Brig) und weitere Belege zu Ober Biel und ähnlich, ts Briischtig Bielti ‘ der kleine, ungewässerte, verbrannte Hügel ’ (Törbel), an den Blinden Biel ‘ an den blinden Hügel (von dem aus man nichts sieht? ) ’ (1619, Fiesch), aúff den Blossen Bielen ‘ auf den unbewachsenen Hügeln ’ (1694 u. später, Ausserberg), am Bsangtu ᵕ n Biel ‘ am versengten Hügel ’ (1587, Ried-Mörel), der Rot Biel ‘ der rote Hügel ’ (Eisten, zweimal), vom Rothen Bu ᵉ l ‘ vom roten Hügel (unklarer Beleg mit unsicherer Lesung) ’ (1469, Mund), t Rotu Biele ‘ die roten Hügel ’ (St. Niklaus), Rotu Biele ‘ die roten Hügel ’ (FLNK, Saas-Almagell), der Schee Biel ‘ der schöne Hügel ’ (Raron) und rund dreissig Belege mit teilweise anderer Form wie der Scheen Biel, auch Plurale und schriftlich Schönbiel (FLNK, Betten), der Spitz Biel ‘ der spitze Hügel ’ (Binn, Bürchen, Ergisch, Turtmann), im Spitzu Biel (Visperterminen) und historische Belege, der Steinig Biel ‘ der steinige Hügel ’ (Täsch), der Dirr Biel ‘ der dürre Hügel ’ (Zermatt), zum Dirre Biel ‘ beim dürren Hügel ’ (Zermatt), ts Titsch Bielti ‘ der kleine, klotzartige Hügel ’ (Naters), dr Uister Biäl ‘ der äussere Hügel (von Kippel aus gesehen) ’ (Kippel), vff den Undresten Biel ‘ auf den untersten Hügel ’ (1532, Reckingen), t Undru Bieltini ‘ die unteren kleinen Hügel ’ (Baltschieder), t Undrun Bielä ‘ die unteren Hügel ’ (Ferden, zweimal), der Unner Biel ‘ der untere Hügel ’ (Ergisch) und historische Belege, unner dum Biel ‘ unter dem Hügel ’ (Visperterminen), t Unner Biela ‘ der untere Teil des Gebietes Biele (Hügel) (Singular Feminin aus Plural Maskulin reanalysiert) ’ (Fieschertal) und mehrere andere, ts Unner Bielti ‘ der untere kleine Hügel ’ (Raron, Visperterminen), dr Unner Bieu ‘ der untere Teil des Gebietes Biel (Hügel) ’ (Binn) und viele andere, ts Üsser Bielti ‘ der äussere kleine Hügel ’ (Visperterminen), in dien Vssren Bula ‘ in den äusseren Hügeln ’ (1376, Brig), am Wÿsbu ͦ l ‘ am weissen Hügel ’ (kann aber auch wie andere solche Formen zum HL W ISPIL gehören), t Witu Biela ‘ die weiten Hügel ’ (Grächen). Komplexer ist der Hei Hobiel ‘ der hohe Hochhügel ’ (Oberwald). Mit vorangestellten Genitiven von Besitzern oder Nutzern erscheinen Arnollds Büell ‘ der Hügel der Familie Arnold / des Arnold ’ (1525 Simplon), an dem Eberaczbuele ‘ am Hügel des Eberacz (ev. Eberhart) ’ (1310, Stalden), vff Enginero Biel ‘ auf den Hügel der Familie Enginer ’ (1610, Eggerberg), Fischerschbiel ‘ der Hügel der Familie Fischer ’ (Ausserberg), Froonibiel ‘ der Hügel des Herrn (? ) ’ (FLNK, Birgisch; 1504 Fronenbu ᵉ l, 1577 Froni Bu ᵉ l, 1725 im Froni Biell), am Gabmigerbieu ‘ am Hügel der Leute von Gadmen ’ (Blitzingen), Gräfibiel ‘ der Hügel der Gräfin (Adelstitel) ’ (FLNK, Visp), ts Gämscherlisch Biel ‘ der Hügel der kleinen Gemse ’ (Mund), Hanften Biellen ‘ die Hügel des Hanft / die Hügel mit Hanf (unklar) ’ (Oberems), t Hanschbieutini ‘ die kleinen Hügel des Hans / beim Balzplatz des (Auer)Hahns ’ (Bellwald), Hartmans Bÿell ‘ der Hügel des Hartmann (PN oder FaN) ’ (1553, Visperterminen), t Hegdornerbiela ‘ der Hügel beim Weiler Hegdorn (Singular Feminin aus Plural Maskulin reanalysiert) ’ (Naters), Heinigobiel ‘ der Hügel der Familie Heinen ’ (Ausserberg), ts Heinzebieuti ‘ der kleine Hügel des Heinz / der Familie Heinzen ’ (Gluringen), auf dem Heisen Bielty ‘ auf dem kleinen Hügel des Hans ’ (1780, Selkingen), ts Hersch Biel ‘ der Hügel des (Pfarr-)Herrn ’ Biel 199 200 <?page no="165"?> (Visperterminen), Heymansb ů l ‘ der Hügel des Heyman ’ (1347 u. später, Naters), dem Heynen B ů l ‘ der Hügel des Hein / der Familie Heinen ’ (1527, Naters; Dativ konstruktionsbedingt), Hÿlprandts Biela ‘ der Hügel des Hiltbrand / der Familie Hiltbrand ’ (1570 u. später, Brig; ähnlich 1564, Glis und 1630 Ried-Brig), der Hirtsbieu ‘ (wohl) der Hügel, wo es Hirsche gibt ’ (Selkingen; Gwp. meint eher HL H IRT ), Häischbiele ‘ die Hügel des Hans ’ (FLNK, Termen; ev. auch ‘ des Hahns ’ ), Höischbiel ‘ der Ort, wo die Auerhähne ihr Balzspiel aufführen ’ (FLNK, Randa; LT Häüschbiel, ev. auch ‘ des Hans ’ ), ts Höupmisch Biel ‘ der Hügel des Hauptmanns (oder der Familie Hauptmann) ’ (Grengiols), Hüotersch Biel ‘ der Hügel der Familie Hutter / Hüeter ’ (Naters), der Jauschbiel ‘ der Hügel des Jan (Johnannes) ’ (Ausserberg), ob des Castlans Biel ‘ ob dem Hügel des Kastlans ’ (1644, Visperterminen), auf Kempfen Bielen ‘ auf dem Hügel der Familie Kämpfen ’ (1772, Naters), der Chindobiel ‘ der Hügel der Kinder ’ (Ausserberg), jn Leigginero Biell ‘ der Hügel der Bewohner von Leiggern / der Familie Leiggener ’ (Raron), auf Lochero Biel ‘ auf dem Hügel der Familie Locher ’ (1828, Raron), auff Lochers Biell ‘ auf dem Hügel der Familie Locher ’ (1635 u. später, Bürchen), Maners Biell ‘ der Hügel der Leute von St. German ’ (1693, Raron), ts Martischbiel ‘ der Hügel der Familie Marti / des Martin ’ (Ried-Mörel), ts Martischbiäl ‘ der Hügel des Martin / der Familie Marti ’ (Kippel), Melkenbiel ‘ der Hügel des Melchior (? ) ’ (FLNK, Wiler), in Metschisch Biel ‘ der Hügel der Familie Metz ’ (1737 u. später, Mund), ts Nässisch Biel ‘ (vermutlich) der Hügel des Nässi / bei einer nassen Stelle (? ) ’ (Mund), (lat.: super) Bacharo B ů len ‘ der Hügel der Familie Bacher / der Leute vom Gebiet Bach ’ (1390 u. später, Ried-Brig), aúff Bacherro Biela ‘ auf dem Hügel der Leute vom Bach / der Familie Bacher ’ (1713, Brig), Bammatterschbielti ‘ der kleine Hügel der Familie Bammatter ’ (FLNK, Naters), Pfaffebiel ‘ der Hügel des Pfarrers / der Familie Pfaffen ’ (FLNK, Selkingen), Biinnerrobiel ‘ der Hügel der Familie Binder? (Ausserberg), Birchen Biell ‘ der Gügel bei der Flur Birken ’ (1711 u. später, Mörel), an dem Blanspuele ‘ an dem Biel (Hügel) der Familie Blantschen (siehe aber auch: Blaaschbiel) ’ (1302, Raron), auf Rothigo Biell ‘ auf dem Hügel der Familie Roten / der Leute des Roten ’ (1686 u. später, Stalden), Rubitschibiel ‘ der Hügel der Familie Rubin (? ) ’ (Agarn), Schlechters B ů l ‘ der Hügel der Familie Schlechter ’ (1531, Ernen), am Seúisbiell ‘ (unklar) am Hügel beim kleinen See (ev. Seewji) ’ (1717, Eggerberg) (klarer Genitiv, aber unklare Deutung), am Sperwers B ů ll ‘ am Hügel des Sperbers / (der Familie Sperber) ’ (Naters), Steffans B ů la ‘ der Hügel (Singular Feminin aus Plural Maskulin reanalysiert) des Stefan ’ (1630, Brig), ze Stephans Buele ‘ beim Hügel des Stefan ’ (1301 u. später, Visperterminen), Tomischbieu ‘ der Hügel des Tomi (Thomas, PN) ’ (Binn), Tschampigen Bieltin ‘ der kleine Hügel auf der Alp Tschampigen / der Familie Tschampen ’ (1629, Binn), am Walpper Biel ‘ am Hügel der Familie Walpen ’ (1564, Guttet), Walscher Bielen ‘ (unklar) die Hügel der Familie Walscher / der Welschen ’ (1756, Ulrichen), der Walthers B ů l ‘ der Hügel des Walter / der Familie Walter ’ (1462, Mund), zWalters Bielen ‘ der Hügel des Walter / der Familie Walter ’ (1740, Aussserberg), Wissigobiel ‘ der Hügel der Familie Weissen ’ (Ausserberg), Äbnetschbiel ‘ der zum ebenen Land (Äbnet) gehörende Hügel ’ (Embd). Komplexere Konstruktionen sind etwa: der Fiescher Wartbieu ‘ der Hügel mit Aussicht, der zu Fiesch gehört ’ (Fiesch), hinder Graberen Wartbiel ‘ hinter dem Hügel mit Aussicht der Familie Graber ’ (Fiesch), uf Haneggschbieu ‘ auf dem Hügel der zur Hanegg gehört (unklar) ’ (Bellwald), uf Lüsgeru Schenu Biel ‘ auf dem schönen Hügel der Alp Lüsgera (Aussicht) ’ (LT u. FLNK, Naters), in den Neu ᵕ en Gliser Gru ᵕ ndbieleÿen ‘ die neue Aue in den Grundbielen (Hügeln im Grund) von Glis ’ (1858, Glis), Wäuschige Voder Brunnebieu ‘ der vordere Teil des Gebietes Brunnebiel der Familie Welschen ’ (Binn). Als Grundwort tritt das HL in zweigliedrigen Komposita sehr häufig auf. Dabei sind die Typen Scheebiel ‘ Schönbühl ’ (siehe schon oben) und Hobiel ‘ Hochbühl ’ , belegt als der Hobiel (Ried-Brig und rund 10 weitere Belege), t Hobiele ‘ die hohen Hügel ’ (Leuk), ts Hobielti ‘ der kleine hohe Hügel ’ (Eggerberg), sowie den komplexeren der Hohbiellacher ‘ der Acker beim hohen Hügel ’ (1663, Visperterminen), der Hobielustafel ‘ der Stafel der hohen Hügel ’ (Simplon), der Hobielwier ‘ der Weiher im Bereich Hobiel (hoher Hügel) ’ (Visperterminen), t Hobielwildi ‘ das unfruchtbare Gebiet beim hohen Hügel ’ (Brigerbad), Hohbielplatten ‘ die Felsplatten im Bereich Hobiel (hoher Hügel) ’ (SK, Mund) besonders häufig vertreten. Vermutlich ein Verschreiber liegt vor in Hohle Bielen ‘ die hohlen Hügel ’ (LT, Zermatt), obwohl es an einem anderen Ort in Zermatt t Hole Biele ‘ die Hügel mit Höhlungen ’ gibt. Generell können die Typen Adjektiv +Grundwort und Attribut+Nomen nur in flektieren Formen sicher unterschieden werden: erstere weisen das Adjektiv immer in der gleichen Form auf, letztere verändern es in obliquen Formen. Weitere Konstruktionen mit einem Adjektiv als Bestimmungswort sind: zen Galbuele ‘ (unklar, wohl zu Galt? ) der unfruchtbare Hügel ’ (1320, Glis), apud Galbulen ‘ (unklar, wohl zu Galt? ) der unfruchtbare Hügel ’ (1391, Baltschieder), aúff dem Gmeinbiell ‘ auf dem Hügel, der der Gemeinde gehört ’ (1683, Bürchen), der Heidnischbiel ‘ der heidnische Hügel (wo die vorgeschichtliche Bevölkerung wohnte) ’ (Raron), Lägundbiel ‘ der leicht ansteigende Hügel ’ (FLNK, Staldenried), Plozenbuele ‘ bei dem unbewachsenen Hü- 201 202 Biel <?page no="166"?> gel ’ (1300, Baltschieder), am Wÿsbu ͦ l ‘ am weissen Hügel ’ (1507, Bürchen), am Wyspuel ‘ am weissen Hügel ’ (1509, Turtmann), der Üsbiel ‘ der äussere Hügel ’ (Randa) (unklar, ob Üs als Adjektiv oder als Verbpartikel zu verstehen ist). Mit Pflanzennamen belegt sind folgende zweigliedrigen Komposita: t Erlbielä ‘ die Hügel im Gebiet Erlä (wo Erlen wachsen) ’ (Blatten), aúf dem Faxbiel ‘ auf dem Hügel, wo es Borstengras hat ’ (1755, Simplon), der Hamfbieu ‘ der Hügel, wo Hanf angebaut wurde ’ (Mühlebach), im Hanfbiel ‘ der Hügel, bei dem Hanf angebaut wurde ’ (1743, Niederwald), unter dem Hanfbiel ‘ unter dem Hügel im Gebiet, wo Hanf angebaut wurde ’ (1849, Ernen), der Heitbiel ‘ der Hügel mit Heidelbeersträuchern (lat. Übersetzung meint Heiden (pagani) ’ (Simplon), der Heitebiel ‘ der Hügel mit den Heidelbeersträuchern ’ (Grengiols), Heitebieu ‘ der Hügel mit Heidelbeersträuchern ’ (Binn, zweimal), aúff den Heyten Biell ‘ auf den Hügel mit Heidelbeersträuchern ’ (1734, Selkingen), am Holderbÿel ‘ am Hügel mit vielen Holunderstauden) ’ (1635 u. später, Saas-Grund), am Holderbiell ‘ am Hügel mit vielen Holunderstauden ’ (1531 u. später, Stalden), der Hollerbiel ‘ der Hügel mit vielen Holunderstauden ’ (Saas- Balen), aúf Lerchibiel ‘ auf dem Hügel beim Lärchengehölz ’ (1765, Stalden), Birchbiel ‘ der Hügel mit Birkengehölz ’ (Ausserberg) Birchen Biell ‘ der Hügel bei der Flur Birken ’ (1711 u. später, Mörel), am Birchenbiel ‘ am Hügel im Bereich Birchi (Birkengehölz) ’ (1573, Naters), Burchenbul ‘ am Hügel bei der Flur Birken (das Birkengehölz) ’ (1389 u. später, Bitsch), Roggenbiell ‘ der Hügel, wo Roggen angepflanzt wurde ’ (1469, Mund), Ronb ů l ‘ der Hügel, bei dem es Baumstücke hat ’ (1396, Unterbäch), der Sefibiel ‘ der Hügel mit Sefinen (Juniperus sabina) ’ (Ausserberg), der Tambiel ‘ der Hügel im Gebiet Tann (Tannengehölz) ’ (Zermatt), der Tanbiel ‘ der Hügel beim Tannengehölz ’ (Glis), der Tannbiel ‘ der Hügel beim Tannengehölz ’ (Simplon), Thanbiell ‘ der Hügel im Bereich Tann (Tannengehölz) ’ (1677 u. später, Oberems; Beleg von 1589 im Then Bÿel wohl nicht; zwei weitere Belege in Naters (17? ? ) und Visperterminen (1519 u. später)), der Tischterbiel ‘ der Hügel im Gebiet der Dischtera (Gebiet mit vielen Disteln) ’ (Ausserberg), Waldbuel ‘ der Hügel beim / im Wald ’ (1596, Ulrichen), Waldbielti ‘ der kleine Hügel im / beim Wald ’ (FLNK, Ulrichen). Mit Tiernamen sind folgende zweigliedrigen Komposita belegt: Eschelbielti ‘ der kleine Hügel, wo Esel weiden / der einem Esel gleicht ’ (FLNK, Zermatt), dem Fúx Biel ‘ der Hügel der Familie Fux / wo es Füchse hat ’ (1895, Embd; Dativ konstruktionsbedingt), dr Fuggsbiäl ‘ der Hügel, wo es Füchse hat / ev. der Hügel der Familie Fux ’ (Wiler), an den Guoch Bielen ‘ an den Kuckucks- Hügeln ’ (sofern ‘ guoch ’ für ‘ gouch ’ , Lesung guoch bestätigt) (1309, Niedergesteln), der Chalberbiel ‘ der Hügel, wo die Kälber weiden ’ (Ausserberg), t Kiebiela ‘ die Hügel, auf denen Kühe geweidet werden ’ (Ried-Brig; FLNK Chüobiela), ts Chräijubiel ‘ beim Hügel mit Krähen ’ (Ried- Brig), z Kra ᵉ yenbu e ll ‘ beim Hügel mit Krähen ’ (1557, Mund), ts Murmetebieuti ‘ der kleine Hügel mit Murmeltieren ’ (Ritzingen) und das mehrgliedrige Murmdlochbiel ‘ der Hügel beim Gebiet Murmdloch (Murmeltierloch) ’ (FLNK, Wiler), t Murmoltbiela ‘ die Hügel mit Murmeltieren ’ (Ried-Brig), t Oggsobiela ‘ die Hügel, wo man die Ochsen weidet ’ (Visperterminen; kann laut Gwp. auch zu Oggsoläger ‘ die Ruhestätte für die Ochsen ’ gestellt werden), der Bockbiel ‘ der Hügel, wo man (Gems-)Böcke sieht ’ (Reckingen), der Bockbiel ‘ der Hügel, wo es Gämsböcke hat (laut Gwp.) ’ (Täsch), Raazubiel ‘ der Hügel, wo es Haselmäuse hat ’ (Eischoll), der Rinderbiel ‘ der Hügel, wo Rinder weideten ’ (Glis), ts (e)Rinderbielti ‘ der kleine Hügel, wo Rinder weideten ’ (Hohtenn), t (e)Rinnerbieltini ‘ die kleinen Hügel, wo die Rinder weideten ’ (Simplon), der Rinnerbieu ‘ der Hügel, wo die Rinder weideten ’ (Binn), der Rossbiel ‘ der Hügel beim Rossbode ’ (Reckingen), der Rosbu ᵉ l ‘ der Hügel bei den Rossweiden / der aussieht wie ein Pferd ’ (1527 u. später, Naters), ts Rossbielti ‘ der kleine Hügel beim Rossboden / wo Pferde weideten ’ (Münster), Schlangebiel ‘ der Hügel mit Schlangen ’ (FLNK, Blitzingen), der Wolfbiel ‘ der Hügel mit Wölfen ’ (Hohtenn) (auch Ausserberg, Niedergesteln und Raron (nur historisch), Steg (nur historisch), nicht gleicher Ort). Bei den übrigen, sehr zahlreichen Komposita erscheint als Bestimmungswort meistens der Name einer naheliegenden Flur; auf Beispiele verzichten wir hier. Hingegen ist der Typ der Fasnachtbiel (Törbel; historisch auch Ausserberg, Raron und Unterbäch) wohl durch ein Fasnachtsfeuer auf einem Hügel zu erklären. Unklar ist der Typ der Grimbieu (Ernen) vs. der Grundbiel (Saas-Fee), beide sind auch mehrfach historisch und an anderen Orten belegt. Ersterer kann zum HL G RIND ‘ Kopf ’ , letzterer zum HL G RUND ‘ Talboden ’ gestellt werden, wobei in Belegen nach 1500 Grind auch entrundeter Plural zu Gründ sein kann. In beiden Fällen kann mit Assimilation auch Grimpiel oder Grumpiel erscheinen. Die Belege sind sehr komplex und werden unter den HLL G RIND und G RUND diskutiert. Weiter sind die Namen im Chilchbiel ‘ im Kirchenhügel (der zum Kirchengut gehört? ) ’ (Münster), der Chirchebiel ‘ der zum Kirchengut gehörende Hügel ’ (Bister), am Kirchen Biell ‘ am zum Kirchgengut gehörenden Hügel ’ (1679, Mörel), Chiuchebiel ‘ der zum Kirchengut gehörende Hügel ’ (Binn) entweder als Ort, wo die Kirche steht, oder als Hügel, der zum Kirchengut gehört, zu verstehen. Eine weiteren Typ präsentiert ts Liechtbiel ‘ der helle Hügel ’ (Stalden), zem Lÿechtbÿel Biel 203 204 <?page no="167"?> ‘ beim hellen Hügel ’ (1538, Saastal), zem Lÿechtbüell ‘ zum hellen Hügel ’ (1545, Eyholz), Liekbuele ‘ (zum) hellen Hügel ’ (1306 u. später, Grächen), zem Liechtbu ᵉ l ‘ beim hellen Hügel ’ (1465, Eisten) und mehrere komplexere Formen zum HL L IECHT zu stellen, das hier als Adj. zu verstehen ist. Auf weitere zweigliedrige Komposita mit dem HL als Grundwort gehen wir hier nicht ein. Komplexere Konstruktionen (sofern nicht schon erwähnt) sind etwa der Fiescher Wartbieu ‘ der Hügel mit Aussicht, der zu Fiesch gehört ’ (Fiesch), hinder Graberen Wartbiel ‘ hinter dem Hügel mit Aussicht der Familie Graber ’ (1735, Fiesch), uf Haneggschbieu ‘ auf dem Hügel der zur Hanegg gehört (unklar) ’ (Bellwald), t Hinnere Scheene Biela ‘ der hinter (taleinwärts liegende) Teil der schönen Hügel (Schafalpe) ’ (Fieschertal), der Holöwwibiel ‘ der Hügel im Bereich der Holöwwi ’ (Reckingen), der Hostadulbiel ‘ der Hügel beim Hostadel (der hohe Stadel) ’ (Grächen), der Huismattubiel ‘ der Hügel bei der Hauswiese ’ (Simplon), im Kleinen Kastenbiell ‘ der kleine Hügel im Gebiet Kasten ’ (1744, Biel), Lüsgeru Scheenu Biel ‘ auf dem schönen Hügel der Alp Lüsgera (Aussicht) ’ (Naters), der Ober Brunnebieu ‘ der obere Teil des Gebietes Brunnenbiel ’ (Binn) und mehrere weitere Namen mit Ober, der Tschampigebrunnebieu ‘ der Hügel der Quelle / des Brunnens der Familie Tschampen ’ (Binn), wobei Tschampige eine Alpe im Binntal ist, der Unner Brunnebieu ‘ der untere Teil des Gebietes Brunnenbiel ’ (Binn) und mehrere weitere Namen mit Unner, t Vodre Scheene Biela ‘ der vordere (talauswärts liegende) Teil der schönen Hügel (Schafalpe) ’ (Fieschertal), der Wiler Wartbieu ‘ der Hügel mit Aussicht auf die Wileralpe ’ (Fiesch), Wäuschige Voder Brunnebiel ‘ der vordere Teil des Gebietes Brunnenbiel der Familie Welschen ’ (Binn), wobei Wäuschige eine Alp im Binntal ist, und Tsantmärjelebieu ‘ der Hügel der Heiligen Maria ’ (Binn). Als Bestimmungswort kommt das HL in zweigliedrigen Komposita mit folgenden Grundwörtern vor: Acher, Bach, Blatta, Bodu, Brigga, Brunnu, Chi, Chnubel, Chumma, Flüö, Gartu, Gassa, Grabu, Haalta, Hubel, Kapälla, Löuwina, Matta, Pärgola, Rüüs, Schiir, Schleif, Schnitta, Stadel, Steg, Sunna, Suon, Tiri, Tola, Tschugge, Wald, Weid, Wier und Zug. Komplexere Konstruktionen sind etwa: Fiirbieltschuggo ‘ der Fels beim hervorstehenden Hügel (heute Strasse? ) ’ (FLNK, Embd), t Fischbiältreichi ‘ die Tränke beim Fischbiäl (Hügel in Fischform? ) ’ (Wiler) und t Fischbielweidä ‘ die Weiden beim Fischbiäl (Hügel in Fischform? ) ’ (Wiler), ts Fronibielställi ‘ der kleine Stall beim Fronibiel ’ (Birgisch), der Greechbielspitz ‘ das spitze Waldstück beim Gräächbiel (Hügel, der zu Grächen gehört) ’ (St. Niklaus), der Gross Biälschleif ‘ der grosse Schleif im Gebiet Biela (die Hügel) ’ (Gampel) und weitere. Einen Sonderfall bieten Flurnamen mit mehreren syntaktischen Gliedern wie der Acher zem Bu ᵉ l ‘ der Acker beim Hügel ’ (1468, Geschinen), bis in die Liecht Biel Ruffinen ‘ bis in das Rutschgebiet bei der Flur Liechtbiel ’ (1740, Stalden), in den Neuen Gliser Gru ᵕ ndbieleÿen ‘ in den neuen Auen in den Grundbielen (Hügeln im Grund) von Glis ’ (1858, Glis), üf de Biele am Rotte ‘ auf den Hügeln am Rotten ’ (Obergesteln), Bielä bim Chrizhubil ‘ die Hügel beim Kreuzhubel ’ (FLNK, Turtmann). Eine Ableitung zum früheren Gemeindenamen Biel ist Bieliger (wörtlich ‘ zu den Leuten von Biel gehörend ’ ), das nur als Bestimmungswort mit den Grundwörtern Biina, Bäärg, Bleiwen, Bodu, Chäller, Eie, Fura, Haalta, Licka, Matta und Tal auftritt. Weiter erscheinen als Ableitungen die FaN Bieler (cf. HL B IELER (F A N)) und Bieliger (cf. HL B IELIGER (F A N)). Bielander (FaN) Die beiden belegten Flurnamen di Bielandi ‘ die Kuhweide, die der Familie Bielander gehört ’ (Eisten) und ts Bielantuloch ‘ das Loch der Familie Bielander ’ (Saas-Fee) im Saastal lassen sich am ehesten dem FaN Bielander (verstanden als Kürzung zu Imbiederland, Inbiederland, Familiennamen des Bezirks Goms (AWWB 128)) zuordnen. Der FaN ist auf die Flur Bielerland ‘ das Land beim Hügel ’ (Bellwald) zurückzuführen, die später zu im Biederland wird. Bieler (FaN) Bieler (FaN), auch Bieller, ist in drei Belegen mit vorangestelltem Genitiv bezeugt: an Biellers Acher ‘ am Acker der Familie Bieler ’ (1670, Gampel), ts Bielersch Legi ‘ die mit einem Zaun abgetrennte Wiese der Familie Bieler ’ (Obergesteln), Bielersch Trog ‘ der Trog der Familie Bieler ’ (Zermatt). Bieler ist als FaN im Wallis gut bezeugt (AWWB 31); es kann im Einzelfall auch ein Herkunftsname ‘ die Leute von Biel ’ vorliegen (cf. HL B IEL ). Bieliger (FaN) Der einzige historische Beleg von 1354 (Ulrichen) lässt sich am besten einem Herkunftsnamen oder FaN Bieliger zuweisen: ‘ hinter der Wiese der Leute vom Biel / der Familie Bieliger ’ . Häufiger kommt Bieliger als Zugehörigkeitsbezeichnung für die früher selbständige Gemeinde Biel vor. Bieloz Bieloz ist nur einmal 1755 in Guttet als Hof Alpen Bieloz belegt. Vermutlich ist der Name zu verstehen als ‘ der Hof auf der Alpe Bieloz ’ . Das ist insofern schwierig, als auf den Alpen kaum Matten verkauft wurden. Es scheint sich um eine Umschreibung für den sonst als der Alper- 205 206 Bieloz <?page no="168"?> biel ‘ der Hügel, der zur Alpe gehört (? ) ’ (Guttet) benannten Ort zu handeln. Dann wäre Bieloz ein Verschreiber für Biel. Diese Deutung ist aber sehr unsicher. Bietsch Bietsch ist als Bach-, Berg- und Talname vor allem im südlichen Teil des Bezirkes Westlich-Raron vertreten; dazu kommen vereinzelte Nennungen in Baltschieder. Das Simplex ist nur in der Form ts Bietschi belegt, das in Raron identisch ist mit dem Bietschbach, in Niedergesteln einen Kanal in der Rottenebene und sein Umfeld bezeichnet, in Baltschieder das Bietschhorn meint. Die ältesten Belege in Raron haben in monte qui dicitur Biehc (1233 (1234)), wobei monte hier wohl ein bergwärts gelegenes Gebiet meint (und kaum das Horn), in Byech ‘ im Bietschtal ’ (1280 (ca.)), jn valle de Biechsh ‘ im Bietschtal ’ (1298), siti ex illa parte Bieschun iuxta Rodanum ‘ gelegen auf der anderen Seite des Bietschi neben dem Rotten ’ (1300), wobei hier das Bietschi in der Rottenebene gemeint ist. In Niedergesteln ist 1301 in Biehcs erwähnt, wobei der Kontext wieder das Bietschtal meint, aquam cui dicitur Byecha ‘ das Wasser, das man Bietscha nennt ’ (1351 - 1365), aquam cui dicitur Byocha ‘ das Wasser, das man Bietscha nennt ’ (1387) - im Kontext beide für den Bietschbach. Die Belege deuten darauf hin, dass eine ältere Form biehc zum franz. bief ‘ Kanal, Bach ’ (G PSR 2, 387ss. und weitere Literatur 389) vorliegt. Die zitierte Form Byecha für den Bietschbach ist weder lebend noch bei G PSR belegt, enthält aber eine Endung für Flussnamen, die auch in Lodenza ‘ Lonza ’ usw. vorkommt. Mit einer Präposition verbunden ist der Beleg hinner dum Bietschi ‘ hinter dem Bietschi (Bietschbach) ’ (Raron). Es handelt sich um einen Rebenhang, der von Raron aus gesehen hinter dem Bietschbach liegt, der hier am Dorfkern von Raron vorbeifliesst. Mit attributiven Adjektiven sind belegt ts Gross Bietschi ‘ das grosse Bietschi (Kanal in der Talebene) ’ (Niedergesteln), ts Chlein Bietschi ‘ das kleine Bietschi (Kanal in der Talebene) ’ (Niedergesteln, zweimal). SK (1892) zeigt den Kanal schon, der wohl vom Bietschbach und vom Rotten gespeist wurde. In Steg und Hohtenn wird der gleiche Kanal ts Gaaldi genannt. Komplexer sind ts Ober und ts Unner Bietschisand ‘ der obere und der untere Teil des Sandgebietes des Bietschbaches ’ (Raron; Wiesen in der Rottenebene) und dÿ Obre Bietzwasserleitta ‘ die obere Wasserleitung aus dem Bietschtal ’ (1420, Ausserberg). Das HL ist auch in di Bietschi Binu ‘ der Pflanzplatz am Bietschi (Entwässerungskanal in der Rottenebene) (auch Teiffi Biina) ’ (Niedergesteln) enthalten. Als Bestimmungswort kommt Bietsch in zweigliedrigen Komposita mit den Grundwörtern Alpa, Bach, Gartu, Gletscher, Hooru, Joch, Jegi, Matta, Rüüs und Tal vor. Bietschi ist mit den Grundwörtern Hitta, Loch, Rand, Sand, Stüde und Wäg vertreten. In Wiler ist Biätsch mit Gletscher und Hooru verbunden. Komplexer sind weiter Bietschtalbrigga ‘ die Brücke (der BLS) über das Bietschtal ’ (FLNK, Raron), Bietschtaltunnel ‘ der Tunnel (der BLS) beim Bietschtal ’ (FLNK, Raron) und zer Bietschhorihitta ‘ bei der Bietschhornhütte (LT Bietschhorn H. AACB (Akademischer Alpenclub Bern), Hütte am Bietschhorn) ’ (Wiler). Biezi (FaN) Biezi (FaN) ist nur als ts Biezisch Weid ‘ die Weide der Familie mit dem Beinamen Biezi ’ (Oberwald) belegt. Biezisch ist ein Genitiv Singular. Laut Gwp. handelt es sich um den Beinamen einer Familie. Biezi ‘ Näher, Näherin ’ ist als Agens zum Verbum schwdt. büeze n ‘ ausbessern, flicken ’ und wdt. bieze, biäzä (Goms), biezu (Mattertal), -biäzn (Lötschtal), biäzu ‘ nähen, flicken ’ (I D . 4, 2030; G RICHTING 1998, 36) zu stellen. Die Ableitung ist laut S ONDEREGGER (1950, 491) eine deverbative / - ÎN / - Ableitung. Bifiger (FaN) Die Belege mit Bifiger (FaN) sind entweder auf einen Herkunftsnamen (die Leute aus dem Bifig) oder den FaN Biffiger (alte Familie von St. Niklaus (AWWB 32), cf. auch HL F ANG ) zurückzuführen. Das HL ist als Genitiv Singular in ts Bifigersch Bärgji ‘ der kleine Berg der Familie Bifiger ’ (Grächen) und ts Bifigersch Sand ‘ das Sandgebiet der Familie Bifiger ’ (Baltschieder), als Genitiv Plural in Bifigero Viertel ‘ der der Familie Bifiger / den Leuten aus dem Bifig gehörende vierte Teil der Alp ’ (1641 u. später, Naters; 1641 Bitsch) belegt. Nicht zum FaN gehören die Namen von Wasserleiten und die Bifigertola ‘ die Mulde im Gebiet Bifiga (das eingehegte Stück Wiese) ’ (Mund). Big Big ist nur in di Bigstatt und der Bigstattschleif (beide Ausserberg) belegt. Das Simplex ist auf LT auch als Biegstatt notiert, frühere Ausgaben haben jedoch Bigstatt. Es scheint, dass hier ursprünglich ein Flurname bi + Gstatt vorliegt, also eine Präposition mit einer kollektiven Form: ‘ bei der Gstatt ’ . Gstadt ist historisch 1658 in Ausserberg belegt. Big ist also ein falscher Freund und meint eigentlich nur ‘ bei ’ verbunden mit dem anlautenden / g/ von Gstadt. Biger (FaN) Biger (FaN) kommt dreimal vor: zum einen das Grosse und das Kleine Bigerhorn (St. Niklaus), zum zweiten der Bigersbach (Bellwald), zum dritten Bigrigo Matta (Ernen). Bietsch 207 208 <?page no="169"?> Vor allem diese letzterwähnten Belege weisen auf einen FaN Biger hin, der in der Sammlung R. A RNOLD des FGA in Brig (3) belegt ist. Eine Ableitung zu I D . (4, 1056 ff.) zu B ī g (Pl. B ī ge(n)) f. ‘ Beige, Stoss; regelmässig aufgeschichteter Haufe von Gegenständen gleicher Art und Beschaffenheit ’ , mhd. b ī ge, ahd. b ī ga, b ī go und wdt. Biiga, Biigä (Goms), Biigu (Saastal), Biigi ‘ Stapel, Beige ’ (G RICHTING 1998, 37) ist eher unwahrscheinlich. Bigschen Bigschen ist nur in Warm Bigschen (Gampel) belegt. Die historischen Belege enthalten 1713 jn den Warm Bigschen, 1730, in der Wau ᵕ rm Bischen, 1732 in der Warx (? ) Biescho, 1740, jn den Warobixo, 1752 in der Warm Bixen. Das HL dürfte sich zu schwdt. Büchs f. und wdt. Biggsa, Biggsä (Goms), Biggsu f. ‘ Büchse ’ (I D . 4, 1000; G RICHTING 1998, 36) stellen lassen. Es handelt sich um ein ursprünglich aus Buchsbaum gefertigtes Gefäss. Der Flurname könnte sich aber auch auf ein warmes, sonnenbeschienenes Gebiet beziehen, in dem Buchsbaum wuchs. L AUBER / W AGNER / G YGAX ( 5 2014, 164, s. B UXUS SEMPER- VIRENS ) geben ein kleines Gebiet im Wallis an, wo die Pflanze belegt ist. Das Verhältnis zum HL B IGSCHU ist nicht geklärt. Am ehesten könnte der Beleg di Bigschuachra ‘ die Äcker im Gelände, das einer Büchse gleicht ’ (Zeneggen) hieher gehören. Bigschu Bigschu ist zunächst in di Bigschuachra (Zeneggen) belegt, wo wahrscheinlich Bügsche n (I D . 4, 1000 s. v. Büchs) eine Rolle spielt, das ursprünglich eine Büchse aus Buchsbaumholz meint mit weiteren Bedeutungen ‘ Flinte ’ , ‘ Hinterer von Tieren ’ , ‘ abschätzig-derbe Bezeichnung für eine Weibsperson ’ (vgl. auch HL B IGSCHEN ). Die genaue Motivation für den Namen bleibt unsicher (vgl. G RICHTING 1998, 36 s. vv. Biggsa und Biggscha). Weniger klar ist die Zuordnung bei Bigsch Äbi ‘ der Abhang des Bigsch (? ) / der Abhang, der einer Büchse gleicht ’ , wo Bigsch auch ein Kurzname im Genitiv für eine Person sein kann, der allerdings nicht belegt ist. Dazu gehören auch ts Ober und ts Unner Bigschäbi Wägilti ‘ der obere und der untere kleine Weg zur Bigschäbi ’ . Biicht Das Kompositum der Biichtschtuel (Simplon-Dorf) ‘ Beichtstuhl ’ kommt nur einmal vor. Das Bestimmungswort ist zum schwdt. Verb bîchte n ‚ beichten, im kirchlichen Sinne allg. ’ und wdt. biichte, biichtä (Goms), biichtu ‘ beichten ’ (I D . 4, 1010; G RICHTING 1998, 37), zu stellen. Beichtstühle sind Einrichtungen, in denen die Gläubigen die Ohrenbeichte ablegen können. Als FlN bezeichnet der Name hier eine Felsnische, die von ihrer Form her an einen Beichtstuhl erinnert. Biina Biina f. ‘ Pflanzland ’ ist zu schwdt. Bünt (Pl. Bünte(n)), Pünt (Pl. Pünte(n)) f. Dim. Bündeli, Büntli, Püntli zu stellen, ahd. biunta, biunda, biunt, mhd. biunte, biunde, biunt (I D . 4, 1401 ff. mit ausführlicher Beschreibung). I D . (4, 1321) verzeichnet auch das Stichwort B ǖ 1 ne n mit folgenden Deutungen für das Wallis: ‘ eingezäuntes und gedüngtes Stück Land für Korn ’ , ‘ Garten ’ , ‘ Grundacker, Land, welches in der Ebene liegt und mit Karst und Haue bearbeitet wird ’ . Z INSLI (1946, 314) gibt für Büüne ‘ ebenes Ackerfeld ’ und für Bünt ‘ (ebenes) Grundstück ’ . Im Wdt. entsteht durch Entrundung und z. T. mit Assimilation -d- > -n- Biina. Die ältesten Belege (1276 stegebundun, 1303 Stegbuynda, 1306 Stegbunda usw. (Raron)), 1301 dv ᵢ Bv ᵢ nda (Törbel, heute di Biinna) und viele andere haben / nd/ . Die ersten Namen vom Typ Bina sind erst etwa im 17. Jahrhundert belegt, sieht man vom Gemeindenamen Binn und den davon abgeleiteten Namen wie Binna oder Binntal ab, die jedoch vermutlich auf eine romanische Grundlage zurückgehen. Schon die Deutungen des I D . machen klar, dass sich eine einheitliche Bedeutung des HL kaum geben lässt. Generell handelt es sich aber um ebene, leicht bebaubare, häufig als Gärten genutzte, oft eingezäunte und meist im Privateigentum sich befindliche Pflanzplätze. Wir geben deswegen generell die Deutung ‘ Pflanzplatz ’ , auch wenn die Gwpp. manchmal andere Aussagen machen. Das HL kommt in rund 360 Namen in allen Bezirken vor. Das Simplex erscheint im Singular in verschiedenen Formen wie Biina, Binna, Bina, Binu usw. häufig, ist auch historisch als in der Bünden oder in der Binden belegt. Im Lötschental treten auch Bindä (Blatten, im Plural Kippel) auf. Bine und Varianten davon sind auch im Plural häufig vertreten; nicht immer lässt sich entscheiden, ob ein Singular oder Plural vorliegt. In beiden Fällen können Präpositionen wie in, ze oder bi (bei) auftreten. Historisch sind plurale Belege mit Bünden oder Binden vertreten. Der Diminutiv Bindelti, Binelti, Binilti und Binuti ist weniger häufig; Bindiltin ist die geschriebene Form. Auch Diminutive können mit Präpositionen konstruiert sein. Isoliert ist das einmal belegte ts Pinnti (Oberems) mit einer Ableitung auf - TI (SDS 3, 156). Plurale sind selten: t Binnultini (Binn) zeigen den Normalfall; der Plural in den Bindlu ‘ in den kleinen Pflanzplätzen ’ (Niedergesteln) lässt sich als Diminutiv im Plural verstehen, wobei das / d/ hier auch ein Sprosskonsonant sein kann; die historischen Belege verzeichnen allerdings alle einen Typ mit / nd/ , aber ohne / l/ . 209 210 Biina <?page no="170"?> Attributive Adjektive zum HL sind: t Alt Biine ‘ der alte Pflanzplatz ’ (Ulrichen), die Alten Bÿnden ‘ die alten Pflanzplätze ’ (1632, Raron), t Änner Binna ‘ der jenseits gelegene Pflanzplatz ’ (Lax), in dem Kleinen Beindilti ‘ im kleinen Pflanzplatz ’ (1677, Naters, mit hyperkorrektem / ei/ ), das Klein Bündilti ‘ der kleine Pflanzplatz ’ (1542, Mund), Kleinbinda ‘ der kleine Pflanzplatz ’ (1383, Termen, vorher parua bynda), jn der Endren Binnen ‘ im jenseitigen Pflanzplatz ’ (1765, Bellwald), t Forder Binna ‘ der vordere Pflanzplatz ’ (Lax), das Fodre Binnilti ‘ der kleine, vordere Pflanzplatz ’ (1796, Ried-Brig), Vooder Bina ‘ der vordere Pflanzplatz ’ , die Gmeine Binden ‘ der Pflanzplatz, der der Gemeinde gehört ’ (1734, Lalden), in der Grossen Bünden ‘ im grossen Pflanzplatz ’ (1546 u. später, Brigerbad), die Gros Bÿnda ‘ der grosse Pflanzplatz ’ (1750, Lax), t Hääu Biine ‘ der glatte Pflanzplatz ’ (Gluringen), in der Hoybüynden ‘ im hohen Pflanzplatz ’ (1299 u. später, Raron), t Indrun Biindä ‘ die inneren Pflanzplätze ’ (Kippel), jn den Lengen Binden ‘ im langen Pflanzplatz ’ (1507 u. später, Steg), t Lengu Biine ‘ die langen Pflanzplätze ’ (Brigerbad, nur 1507, Niedergesteln: jn den Lengen Bindun), t Linn Bina ‘ der weiche Pflanzplatz ’ (Binn), in den Mitlesten Bÿnden ‘ in den mittelsten Pflanzplätzen ’ (1768, Naters), in nouis Bindis ‘ in den neuen Pflanzplätzen (lateinisch) ’ (1557, Lalden), jn den Nÿdren Bundon ‘ in den unteren Pflanzplätzen ’ (1522, Steg), jn den Nüwwen Bÿndenn ‘ in den neuen Pflanzplätzen ’ (1578, Raron und vier weitere Belege mit Varianten), t Ober Biina ‘ der obere Pflanzplatz ’ (Niederwald und 15 weitere Belege mit Varianten), an der Schalb Binden ‘ am schrägen Pflanzplatz ’ (1653, St. Niklaus), di Teiffi Biina ‘ der tiefe Pflanzplatz ’ (Niedergesteln), Uistru Biindä ‘ die äusseren (talauswärts liegenden) Pflanzplätze ’ (Wiler), t Undru Bine ‘ die unteren Pflanzplätze ’ (Simplon und 13 weitere Belege mit Varianten) und in der Aúsren Binnen ‘ im äusseren Pflanzplatz ’ (1749, Niedergesteln), (FLNK, Grächen). Vorangestellte Genitive von Nutzern oder Besitzern sind selten: in der Belwalder Binen ‘ im Pflanzplatz der Leute von Bellwald ’ (1824, Bellwald), jn Baergerro Bÿndu ᵕ n ‘ im Pflanzplatz der Familie Berger ’ (1589, Baltschieder), in der Bieliger Binen ‘ im Pflanzplatz der Bewohner von Biel ’ (1733, Biel), Buydun Sutoris ‘ der Pflanzplatz der Familie Suter / des Schusters ’ (1302, Mund, nachgestellt wegen Latein), au ᵕ f der Eggern Binna ‘ auf dem Pflanzplatz beim Weiler Egga (Ecke) / der Leute von der Egga ’ (1817, Grengiols), Krettubiinelti ‘ der kleine Pflanzplatz der Familie Crettaz ’ (Brigerbad), Gúnttren … Bünden ‘ der Pflanzplatz der Familie Guntern ’ (1543, Geschinen), Hoferebine ‘ der Pflanzplatz der Familie Hofer / der Leute vom Hof ’ (Bister), Hügschbiinna ‘ der Pflanzplatz der Familie Hug (laut Gwp. Hutter, aber historische Belege haben Hug) ’ (Naters). Hunpenbùnda ‘ der Pflanzplatz des Hunpen (unsicher) ’ (1300 - 1330, Münster), Ku ͦ nschun Binda ‘ der Pflanzplatz der Familie Kuntschen / des Kuntschi ’ (1548, Eyholz), Lötscheren Binnen ‘ der Pflanzplatz der Leute von Lötschen ’ (1773, Gampel), ts Lükasch Binnelti ‘ der kleine Pflanzplatz des Lukas ’ (Grengiols), in den Melbaumerbinen ‘ in den Pflanzplätzen beim Mehlbaum (Weiler von Naters) / der Leute von Mehlbaum ’ (1760, Naters), die Mathien Bine ‘ der Pflanzplatz des Matthäus / Matthias ’ (1861, Lalden), Meretzen=Biene ‘ der Pflanzplatz des Moritz ’ (1879, Ulrichen), die Mosserbinna ‘ der Pflanzplatz im Moss / der Familie Moser ’ (1744, Münster), Nessier=Biene ‘ der Pflanzplatz der Familie Nessier ’ (1879, Ulrichen), Pfaffen Binen ‘ der Pflanzplatz des Pfarrers / der Familie Pfaffen ’ (1735, Fiesch), t Riederbiina ‘ der Pflanzplatz beim Ried (Weiler von Bellwald) / der Leute vom Ried ’ (Bellwald), Riedmatten=Biene ‘ der Pflanzplatz der Familie Riedmatten ’ (1879, Ulrichen), Rittere Biine ‘ der Pflanzplatz der Familie Ritter ’ (Bister), die Schitzen Binen ‘ der Pflanzplatz der Schützen ’ (1817, Steg; Hohtenn; 1768, Lalden), t Schmidi Binna ‘ der Pflanzplatz des Schmieds / der Familie Schmid ’ (Betten), die Thoma Biene ‘ der Pflanzplatz des Thomas / der Familie Thomen ’ (1879, Ulrichen), t Tomebiine ‘ das Pflanzland des Thomas / der Familie Thomen ’ (Reckingen), Toni Bÿne ‘ der Pflanzplatz des Anton ’ (1860, Glis), Waters Bv ᵢ nda ‘ der Pflanzplatz des Water (wohl: Walter) ’ (1303, Eyholz), Werligen Bünden ‘ der Pflanzplatz der Familie Werlen ’ (1543, Geschinen) mit einer kollektiven / - IG / -Ableitung, Zeiterbiine ‘ der Pflanzplatz des Gebietes Seit / der Leute von Seit ’ (FLNK, Selkingen), an Zenders Binen ‘ zum Pflanzplatz der Familie Zehnder ’ (1570, Baltschieder). In einigen Fällen ist unklar, ob es sich um einen Genitiv handelt. Die Grenze zwischen Genitiv und Kompositum ist ebenfalls dort fliessend, wo ein FaN oder PN nicht verändert wird, wie in t Geertschbiine ‘ der Pflanzplatz der Familie Gertschen ’ (Münster), t Chräjigbinna ‘ der Pflanzplatz der Familie Kräig ’ (Lax) mit einer kollektiven / - IG / -Ableitung, t Millerbiine ‘ der Pflanzplatz der Familie Müller ’ (Reckingen), Waltherlin Bv ᵢ ndeltin ‘ der kleine Pflanzplatz des kleinen Walter ’ (1305, Lalden) und jn der Wÿller Bÿnden ‘ im Pflanzplatz von Wiler / der Leute von Wiler ’ (1629, Wiler). In t Fuggsbiine ‘ der Pflanzplatz, wo man den Füchsen auflauerte / der Familie Fux ’ (Gluringen) ist kaum ein FaN gemeint, sondern der Ort der Fuchsjagd. Zweigliedrige Komposita mit dem HL als Grundwort enthalten im Bestimmungswort nähere Gebrauchsweisen des Pflanzplatzes wie in der Garten Binden ‘ im Pflanzplatz, der als Garten dient ’ (1767, Blatten), die Garten Binden ‘ der Pflanzplatz, der als Garten dient ’ (1743, Raron), di Pfrüendbiinu ‘ der Pflanzplatz, dessen Erträge dem Pfründer zu Gute kommen ’ (Niedergesteln), Biina 211 212 <?page no="171"?> t Weizbiine ‘ die Pflanzplätze, wo Weizen angebaut wurde ’ (Eggerberg; historisch auch Eischoll). Andere Konstruktionen geben die Lage des Pflanzplatzes an wie t Gifibiine ‘ der Pflanzplatz oberhalb der Gifi (Spalte) ’ (Münster), die Gu ᵕ fer Bÿne ‘ der Pflanzplatz beim Steingeröll ’ (1860, Glis), t Kummubiina ‘ der Pflanzplatz bei der Chumma (Mulde) ’ (Brigerbad), jn der Mosbv ᵢ ndun ‘ im Pflanzplatz beim Moos ’ (1307, Raron), das mehrfach belegte Stägbiina ‘ der Pflanzplatz beim Steg ’ (Baltschieder, Bratsch, Lalden, Raron), t Bietschi Biinu ‘ der Pflanzplatz am Bietschi (Entwässerungskanal in der Rottenebene ’ (Niedergesteln) und andere mehr. Komplexere Konstruktionen sind t Chalchofubiina ‘ der Pflanzplatz beim Kalkofen ’ (Baltschieder), t Foodri und t Indri Gmeindbinu ‘ der vordere und der innere Pflanzplatz, der der Gemeinde gehört ’ (Niedergesteln). Als Bestimmungswort in zweigliedrigen Komposita verbindet sich das HL mit den folgenden Grundwörtern: Acher, Ägerta, Bäärg, Biel, Bodu, Bord, Doore, Dorf, Egg(a), Gartu, Gassa, Haalta, Hitta, Kapälla, Matta, Moos, Schleif, Schluocht, Schiir, Schwelli, Stadel, Stapf, Tola, Tossu, Ture, Viertel, Wäg, Wald, Wasser und das Kompositum Wasserleita. Komplexer sind ts Binnutreichtrogi ‘ der kleine Trog zum Tränken beim Pflanzplatz ’ (Goppisberg), in Bÿndero Getheillen Walt ‘ im Wald der Geteilen von der Bina (Pflanzplatz) / der Familie Binder ’ (1643, St. Niklaus) mit unsicherer Deutung und andere mehr. Eine Ableitung auf / - ER / ist in Biener (1879, Ulrichen) belegt; die Deutung ist wohl ‘ Ort, wo es einen Pflanzplatz hat ’ , während sonst Biner oder Binder ein FaN ist, der auch als Inderbinen (AWWB 131) erscheint (cf. HLL B INDER (F A N) und B INER (F A N)). Eine Ableitung auf / - ERI / für Wasserleitungen ist in di Bineri (Grächen, St. Niklaus) und Binerri (1583, Eggerberg) belegt. Nur einmal ist Gebineren im Beleg zen Schnittengebineren ‘ die regelmässig abgeschnittenen Pflanzplätze ’ (1808, Raron) bezeugt; formal handelt es sich um eine Kollektivableitung mit dem Zirkumfix / G ( E )- ER / (wie Gewässer), die wohl mehrere Pflanzplätze in der Form einer Schnitta (abgeschnittenes Stück Land) meint. Biisa Die rund zehn Belege mit dem Bestimmungswort Biisbeziehen sich auf das Biishoru, das Biisjoch, den Biisgletscher und das kleine und grosse Biisbächji (alle Randa, teilweise Oberems, aber die gleichen Orte). Verschieden davon sind die Biisse und das Biisbächji (beide Eisten), die auch zum HL B ISSEN gestellt werden könnten. Das Wort entspricht schwdt. B ī s f., m., B ī se n f., B ī se n m., wdt. Biisa, Bisä, (Goms), Bissa (Lötschtal), Biisu f. ‘ schneidend kalter, trockener, aufhellender Wind, und zwar der Nord- oder Nordostwind, auch Nordwestwind, Ostwind; ( … ) heftiger Wind, der Regen und Schnee bringt ’ , übertragen ‘ Schnee, Schneegestöber ’ , im Wallis auch B ī si n. = B ī snäbel ‘ dichter Nebel, der auf den Bergen oder im Tal dem Boden nach schleicht ’ , ahd. b ī sa, mhd. b ī se f. (I D . 4, 1682 f.; G RICHTING 1998, 37). Biiser Biiser ist nur in Biisertola ‘ die Mulde für das Vieh, das erschreckt davonläuft ’ (Zwischbergen). Das Wegrennen des Viehs wegen Gewittern oder der Belästigung durch Fliegen wird b ī se n genannt (I D . 4, 1684, Bed. 3); die / - ER / - Ableitung Biiser bezeichnet Tiere, die wegrennen; S ON- DEREGGER (1958, 533) nimmt für Appenzell einen FaN Biser an, der dort auch belegt ist; im Oberwallis finden sich jedoch keine Belege für diesen FaN. Bild Bild kommt meistens im Zusammenhang mit einem Bildstock oder einem Heiligenbild an einem Baum vor; selten ist ein nicht-religiöses Bild gemeint (z. B. Kamilsch Bildji (Gampel)), laut Gwp. früher das Bild eines verunfallten Knaben. Das Wort ist zu schwdt., wdt. Bild n., mhd. bilde n., meist in der Bedeutung ‘ Heiligenbild ’ zur Bezeichnung einer Flur, die sich bei einem solchen befindet (I D . 4, 1197 f.; G RICHTING 1998, 37) zu stellen. Das Lemma kommt als Simplex (ts Bild) oder Diminutiv (ts Bildji, ts Bilgi) vor. In Komposita ist es häufiger Bestimmungswort als Grundwort. Mit einem attributiven Adjektiv sind belegt: ts Hibsch Bildj ‘ das schöne kleine Bild (Erinnerung an letzten Wolf) ’ (Hohtenn), ts Leimige Bild ‘ bei dem Bild(stock) aus Lehm ’ (Betten), ts Ober und ts Unner Bild ‘ der obere und der untere Teil des Gebietes Bild ’ (Niedergesteln). Komplexere Belege sind zer Obren Bildschür (1740) und zúr Úndren Bildschir (1747, beide Niedergesteln) und der Ober und der Unner Billibodo ‘ der obere und der untere Billiboden (der Boden beim kleinen Bild) ’ (Mund). Ein vorangestellter Genitiv erscheint in bÿ Fliero Bildt ‘ beim Bild der Leute von der Fluh ’ (1630 u. später, Naters, ev. zum FaN Supersaxo) und ts Kamilsch Bildji ‘ das kleine Bild Kamils ’ (Gampel) (siehe oben). Häufiger sind Genitive vor dem Kompositum Bildtanna, die alle für Birgisch belegt sind: ts Eggersch Bildtanna ‘ die Bildtanne der Familie Egger ’ (Birgisch) (<egger> ist der Beiname einer Familie), Chamsetsisch Bildtanna ‘ die Bildtanne der Familie mit dem Übernamen Chammsetsi (Kammsetzer) ’ (FLNK, Birgisch), ts Läntsch Bildtanna ‘ die Bildtanne des Lenz (= Lorenz) ’ (Birgisch), ts Zeitisch Bildtannu ‘ die Bildtanne der Familie Zeiter ’ (Birgisch). Als Grundwort erscheint das HL in folgenden zweigliedrigen Komposita: zú dem Maúerbildlein ‘ beim klei- 213 214 Bild <?page no="172"?> nen Bild an der Mauer (verhochdeutscht) ’ (Varen), ts Stiigbild ‘ das Bild an der Steige ’ (Wiler). Als Bestimmungswort kann es auch mit Fugen-/ ER / erscheinen. Grundwörter in zweigliedrigen Komposita sind Acher, Biel, Bode, Cheer, Egg(a), Haalta, Hüüs, Läärch, Platz, Schiir, Stadel, Stock, Tanna und Wald. Dazu kommen komplexere Konstruktionen wie in dem Bilder Aker Gr ŭ nd ‘ im Grund beim Bilder-Acker ’ (1851, Brigerbad), die Bilderwasserleÿten ‘ die Wasserleitung, die vom Bereich Bild kommt oder zu ihm führt ’ (1716, Mörel), beÿ dem Tschillbildhaus ‘ beim Bildhaus beim Gebiet Tschill ’ (1760, Naters), beÿ dem Wartflüeier Bildhaús ‘ beim Bildhaus im Gebiet der Wartfluh ’ (1754 u. später, Naters), beÿm Obren Wartflühbildt ‘ beim oberen Bild im Gebiet der Wartfluh ’ (1795, Mund; 1738 ob Warpflierro Obren Bildÿ ‘ beim oberen kleinen Bild der Leute von Wartfluh ’ ). Die Variante Billi (z. B. der Ober Billibodo (Mund)) (ohne -d-) entsteht aus einer Assimilation von Bild+li/ yi. Bilderne Bilderne ist in Mörel belegt, das Gebiet westlich des Dorfes entlang dem Rotten heisst so; die Benennung anderer Fluren bezieht sich darauf. Zu Grunde liegt schwdt. Biler, Bilern, Billeren, Bilder, Bilderen, Bilderne, Bildnerren, Bilger, Bilgeren, Bilgeri, wdt. Bilderna, Bildärnä (Goms), Bildrna (Lötschtal), Bildärnu f. ‘ Zahnfleisch ’ , ahd. bilarn (Pl. bilarna), pilari, mhd. biler(n) (I D . 4, 1169; G RICH- TING 1998, 37), hier übertragen auf das Wiesland entlang dem Fluss. Der historische Beleg von 1738 für Salgesch Blidernen (unklare Lesung, laut M. S. auch Klidernen möglich) ist unklar; M ATHIER (2015) enthält ihn nicht. Bilger Die Deutung der Flurnamen mit Bilger, Pilger ist schwierig, da in den meisten Fällen nicht entschieden werden kann, ob das Appellativ Bilgeri / Bilger ( ‘ Pilger ’ , siehe I D . 4, 1213) oder ein FaN Bilger zu Grunde liegt. Schwierig ist auch das Verhältnis zum FaN Bilgischer (cf. HL B ILGISCHER (F A N)). Die meisten Belege stammen aus Törbel, wo ein einfaches der Bilger ‘ der Pilger (FaN? ) ’ belegt ist, um das herum ein Namennest entstanden ist: in dem Obern Bilger ‘ im oberen Teil des Gebietes Bilger ’ (1869, Törbel; 1869, Stalden), Pilgercheer ‘ die Strassenkehre oberhalb des Gebietes Bilger (FaN? ) ’ (FLNK, Törbel) und Bilgerinsvede (Törbel) ‘ in der Felsweide des Pilgers / der Familie Bilger ’ (1307, Törbel). Simplizia im Singular erscheinen auch in der Pilger ‘ der Pilger (FaN? ) ’ (Stalden; FLNK Pillger) und der Pilger ‘ der Pilger (FaN? ) ’ (Zwischbergen). Als Bestimmungswort erscheint das HL in in den Bilgermatten ‘ in den Wiesen der Familie Bilger / der Pilger ’ (1790, Mörel) und in die Billgertfet ‘ die Felsbänder der Familie Billger(t) ’ (Saas Balen). Der vorangestellte Genitiv di Billgerschmatte (Saas Almagell) ‘ die Wiesen der Familie Bilger ’ meint wohl einen Nutzer oder Besitzer mit dem FaN Bilger. Allerdings ist dieser FaN im F AMILIENNAMENBUCH DER S CHWEIZ als Bilger (1, 163) nur in den Kantonen AG und TG heimisch; als Pilger (2, 1417) ist nur eine Familie aus Deutschland erwähnt. Die Ableitung an der Bilgerson ‘ die Flur der Familie Bilger / des Pilgers ’ (1472, Turtmann) entspricht eine / - SCHA / - SCHU / -Ableitung (also Bilgerscha), welche die Flur eines Besitzers kennzeichnet (cf. HL B ILGISCHER (F A N)). Bilgischer (FaN) Der FaN Bilgischer lässt sich vermutlich auf einen Flurnamen Bilgische (Saas-Almagell; FLNK und 1: 10000 Bilgersche) zurückführen, der aber seinerseits wohl eine / - SCHA / - SCHU / -Ableitung zu Bilger (cf. HL B ILGER ) ist; darauf deuten die historischen Belege (1509 Bilgerscha), besonders auch 1472 Bilgerson (Turtmann) hin. Der FaN Bilgischer kommt für eine alte Familie des Saastales (AWWB 32) vor. Belegt sind in Bilgischeren Egerden ‘ im Brachland der Familie Bilgischer ’ (1695, Stalden), in Bilgischero Grundt ‘ im (Tal-)Grund der Familie Bilgischer ’ (1716, Visp) und der Bilgischerwald ‘ der Wald oberhalb der Flur Bilgische / der Familie Bilgischer ’ (Saas-Almagell) . Billig Das Adjektiv billig findet sich nur in Ze Billigu Achru (Visperterminen) ‘ zu den billigen Äckern ’ , hier zu verstehen als wenig wertvoll. Zu schwdt. Adj. billich, billig ‘ billig, in ethischem Sinne; wohlfeil ’ und wdt. Adj. billig ‘ billig, wohlfeil ’ (I D . 4, 1167; G RICHTING 1998, 37), im I D . nicht in FlN belegt und auch sonst nicht. Binder (FaN) B INDER (F A N) ist ein FaN, der als Variante unter I NDERBINEN (AWWB 131) erscheint; es kann sich aber auch um einen Herkunftsnamen zu B IINA handeln. Er kommt als FaN in rund zwanzig Nennungen in unseren Daten in den Gemeinden Ausserberg, Bürchen, Embd, Grächen, St. Niklaus und Zermatt vor. Belegt ist der Name als FaN in B IINNEROBIEL ‘ der Hügel der Familie Binder ’ (Ausserberg; 1706 u. später als IN B INDERO B IELL ), IN B INDERRO V IERTILL ‘ im Viertel der Familie Binder ’ (1615, Grächen), eher als Herkunftsname in IN B Ÿ NDERO G ETHEILLEN W ALT ‘ im Wald der Geteilen von der Biina (Pflanzplatz) ’ (1643, St. Niklaus). In allen Fällen liegt (ursprünglich) ein schwacher Genitiv Plural vor. Bilderne 215 216 <?page no="173"?> Biner (FaN) Biner ist als FaN Inderbinen, Biner (AWWB 131) belegt. Biner kommt im Genitiv in Binersch Liwwi ‘ die Liwwi (Rastplatz) der Familie Biner ’ (FLNK, Grächen) vor; vermutlich ist auch domum Bu ᵕ nigo ‘ das Haus der Familie Biner ’ (1629, Birgisch) mit einer kollektiven / - IG / -Ableitung hieher zu stellen. Binn Die Gemeinde Binn, dial. Bi, ist eine Streusiedlung im Binntal, einem Seitental, durch das seit alters die Strasse über den früher wichtigen Albrunpass führte. Zentrum ist Schmidigehischere, andere Weiler sind Ze Binne, Wilere, Giesse und Fäld. Diese erkennbar deutschen Namen kontrastieren mit der Überlieferung des Gemeindenamens, der allerdings auch auf die Binna passen könnte, die das Tal entwässert. Der älteste Beleg von 1246 lautet: Jn tota valle de buyn tam in monte quam Jn plano ‘ im ganzen Tal von Binn, sowohl auf dem Berg, wie im Grund ’ . Die Schreibung legt eine Form Bün nahe; die entrundete Form Binn erscheint, wie zu erwarten, erst nach 1500. (Der Beleg 1485 Zen Bunnon bezieht sich auf den Weilernamen Ze Binne; hier ist vermutlich das Lemma Bina (I D . 4, 3121) enthalten und nicht Binn). Die längere Form Bundolo / Bondolo ist sehr häufig mit vallis verbunden. Es scheint sich also um eine Benennung für die Binna und ihr Tal zu handeln. M ÜLLLER (1939 - 46, 218) schlägt vor, Binn zu einem germ. PN wie Binni zu stellen, was schon aus lautlichen Gründen nicht geht. W ERLEN (1991, 244) erwägt eine Ableitung Büntele von Büne/ Bünt ‘ eingezäuntes Grundstück ’ (I D . 4, 3121); das ist aber aus lautlichen, wie morphologischen Gründen nur für Ze Binne möglich. Die Beziehung zwischen den zwei überlieferten Namenformen: Buyn > Bün > Binn und Bondolo / Bundolo ist unklar; die Belege sind für eine sichere Deutung zu jung. Archäologische Funde im Tal seit der Latène-Zeit lassen an sehr alte Namen denken. Eine Ableitung von Bondolo / Bundolo aus Buyn/ Bün (mit welchem Suffix? ) ist nur dann möglich, wenn der überlieferten Form Bün eine ältere *Bun/ Bon zu Grunde liegen würde und sich daraus eine suffigierte Form Bundolo / Bondolo entwickelt haben könnte. Ein Zusammenhang mit dem Lemma Tola (I D . 12, 1676 ff.) ‘ Vertiefung, Loch, Höhle ’ ist eher unwahrscheinlich, weil das Genus nicht übereinstimmt. Bondolo / Bundolo könnte aber auch vom kelt. Stamm *bunda ‘ Grund, Boden ’ abgeleitet sein (cf. Bondo GR); entsprechende rom. Namen bezeichnen Ortschaften, die im Talgrund liegen. Für die Formen vom Typus Buyn / Binn könnte ev. an den Stamm *buina ‘ Baumstrunk ’ (G PSR 2, 637; bei K RISTOL ET AL . 2005 falsch als 627) gedacht werden, der im Wallis in der Bed. ‘ Holzschüssel ’ belegt ist; Geländemulden werden rel. häufig metaphorisch als ‘ Schüssel ’ bezeichnet. Beim gegenwärtigen Forschungsstand bleiben Herkunft und Bedeutung des Namens sehr unsicher (K RISTOL ET AL . 2005, 157). Neben dem Simplex Bi ‘ Binn ’ kommt der Bachname di Binna (Grengiols), t Binna (Binna) und Binna (FLNK, Ernen) vor. Komplexer ist Üsserbi ‘ Ausserbinn ’ (Ausserbinn), ein früherer Gemeindename (heute Ernen) einer Siedlung am Ausgang des Binntales, wozu auch ts Läz Üsserbi ‘ das linke, schattseitige Ausserbinn ’ (Ausserbinn) gehört. Historisch sind hierzu Au ᵕ serbinner Alpen ‘ die Alpen von Ausserbinn ’ (1844, Ernen) und an den Gemeinen Aúserbinner Wald ‘ an den Ausserbinner Wald, der der Gemeinde gehört ’ (1847, Ausserbinn) belegt. Weiter ist historisch (auf Latein) apud interiorem buyn ‘ beim inneren Binn ’ (1320 u. später, Binn) und im Vseren Innerbin ‘ im äusseren Innerbinn ’ (1526, Binn) bezeugt. 1757 erscheint auch jhm Hiendren Binn ‘ im hinteren Binn ’ (Binn). Als Bestimmungswort ist zu unterscheiden zwischen dem Gemeindenamen Bi, das nur mit den Grundwörtern Alpa und Egg(a) erscheint, und dem Gewässernamen Binna, der in Binntal (LT und SK, Binn) und erweitert in Binntalhitta SAC ‘ Binntalhütte SAC (Schutzhütte, SAC Delémont) ’ (FLNK, Binn; LT Binntalhütte) belegt ist. Er kommt auch in Ernen als t Binachra ‘ die Äcker an der Binna ’ , t Binegga ‘ die Ecke im Binntal ’ , dÿ Bungassen ‘ die Gasse zur Binna / nach Binn ’ (1490 u. später; das lebende FLNK Biinegassa (FLNK) bezieht sich wohl auf Ze Binne). Komplexer sind hier Binnacherwald ‘ der Wald bei den Binnäckern ’ (FLNK), Binnacherwäg ‘ der Weg zu den Binnäckern ’ (FLNK) und Biwaudwäg ‘ der Weg zum Binnwald ’ (FLNK). In Ausserbinn ist Binnechi ‘ das Kinn (Schlucht) der Binna ’ (FLNK) belegt. Eine Ableitung auf / - ER / (wohl früherer Genitiv Plural, vgl. S ONDEREGGER 1958, 526 ff.) ist in Binnergale ‘ der Grasrücken der Leute von Binn ’ (Binn) bezeugt. Binna Die Binna entspringt am Fusse des Ofenhorns und fliesst durch das Binntal bei Grengiols in den Rotten. Die historischen Belege für den Fluss überschneiden sich teilweise mit jenen für den Gemeindenamen und den Talnamen. Sicher ist der Fluss bezeugt 1437 aquam bunne ‘ das Wasser der Binna ’ und 1468 supra aquam der bünnen ‘ oberhalb des Wassers der Binna ’ , 1528 wird der Fluss an pinnen ‘ bei der Binna ’ benannt, 1714 Bünna, 1768 Binna. Der Flussname ist - soweit belegt - immer zur Form Bunn / Binn zu stellen und nicht zur Alternativform Bundolo (für das Binntal). Die / - A / -Ableitung für Gewässer ist auch sonst üblich (z. B. Turtmänna, Vispa), wobei 217 218 Binna <?page no="174"?> unklar ist, ob ursprünglich ein alemannisches Suffix / - AHA / oder ein romanisches Suffix / - ONA / oder / - ANA / vorliegt. Naheliegend ist die Annahme, dass der Flussname auf Grund des Siedlungsnamens entstand und nicht umgekehrt; Indiz dafür ist die / - A / -Ableitung. Die Flurnamen, die sich auf die Binna beziehen, sind unter dem HL B INN verzeichnet. In einigen Fällen ist unsicher, ob Binna oder Biina ‘ Pflanzplatz ’ vorliegt. Binternon Binternon ist ein Plural, der 1371 in Glis als in dyn Binternon, 1398 als an den Býntneron, 1496 im Singular als an der Bintternon erscheint. Das / i/ kommt von Anfang an vor, ist also nicht der Entrundung geschuldet. Vermutlich ist es zum lebenden Beleg Pinntäärne zu stellen (cf. HL P INNTÄÄRNE ). Eine Deutung ist nicht möglich. Bintz Historisch ist einmal belegt Bintzbake ‘ dem Binzbach ’ (1306, Eisten). Zu Grunde liegt das in der deutschen Schweiz sonst häufig vorkommende schwdt. Binz, Bins, Binsch m., f., n. ‘ Binse ’ , zunächst verschiedene Arten von J UNCUS , S CIRPUS und C AREX ohne genauere Unterscheidung, aber mit dem gemeinsamen Merkmal des knotenlosen Halmes und des feuchten Standortes, Syn. Riet. Ahd. binuss, mhd. biness, binz m., f. (I D . 4, 1411 f.). Belegt ist Juncus bei W AGNER / L AUBER / G YGAX 5 2014, 1342 ff.; E LEOCHARIS (S CIRPUS ) unter S. 1376 ff. und C AREX unter S. 1382 ff. Biola Biola ‘ Birke ’ ist zu frpr. byòla ‘ bouleau ’ (G PSR 3, 905s.) zu stellen; zur Herleitung siehe G PSR (3, 906) aus galloromanisch betu ᵕ lla (FEW 1, 346). B OSSARD / C HAVAN (2006, 171 s.) führen eine Reihe von Ortsnamen aus der Romandie auf. Das Simplex ist belegt als di Biele ‘ die Birke ’ (Turtmann, FLNK Bielä), wo die ältesten Belege de la biola (1328) haben, aber schon 1356 in dem Buyle - hier wurde offensichtlich das mhd. bühel an Stelle von älterem Biola verwendet. Heute befinden sich am angegebenen Ort Weinberge, sodass sich nichts aussagen lässt. Weiter ist 1306 in Raron belegt Birka siue Biola, also die deutsche und die patois-Form. In Salgesch ist lebend Pjola (auch FLNK) belegt, historisch Biolla, wobei 1494 en la Bioletaz, 1556 eÿ la Bioleta und erst 1639 en la Biolla steht. Der letzte Beleg von ca. 1880 hat Piola. M ATHIER (2015, 73) kennt Pjola. In Unterems ist Biola (1328 u. später) belegt. Albinen hat jn Pjoole ‘ in den Birken ’ , das bei M ATHIEU (2006, 19) als Piolä steht. Diminutive sind belegt als en la Bioleta ‘ im kleinen Birkengebiet ’ (1649 u. später, Varen) und en la Bioleta ‘ im kleinen Birkengebiet ’ (1556, Leuk; 1666 jn der Bioletten, 1696 in die Piolette). Eine Ableitung auf / - EY / (< / - ETUM / ‘ kollektiv ’ ) findet sich in Ergisch als dol Bioley (13. Jh. u. später), zusammen mit jn campo dou bioley ‘ im Feld bei den Birken ’ (1355). 1328 ist von einem clausum suum dol Bioley ‘ sein eingezäuntes Gut bei den Birken ’ die Rede, was 1351 - 1365 wiederholt wird. Eine Umdeutung von HL B IOLA zum HL B IEL I m Plural (wie in Turtmann) ist auch an anderen Orten möglich, aber nicht belegt. Bira Bira ‘ Birne ’ kommt in Flurnamen nur als Bestimmungswort vor. Zu stellen ist es zu schwdt. Bir, B ī r (Pl. B ī re n ), B ĭ re n , seltener B ī re n f., Biri (Pl. Birini) n., wdt. Bira, Birä (Goms), Biru ‘ Birne ’ , mhd. bir, Pl. birn (I D . 4, 1481 ff.; G RICHTING 1998, 37). Am häufigsten ist belegt Birböum ‘ Birnbaum ’ , vereinzelt auch Biracher ‘ Birnacker ’ , wohl vereinfacht aus Birböumacher ‘ Birnbaumacker ’ . Biracker kann aber auch zu Birchacher gestellt werden, je nach Kontext. Nur einmal erscheint Birnmatte ‘ die Birnwiese ’ (1839, Unterems). Vermutlich ist das Pieren Ackerli ‘ der kleine Birnacker ’ (1793, Termen) auch zu Bira zu stellen. Bircha Der Baumname Bircha ‘ Birke ’ tritt als Simplex Birch n. mit der Bedeutung ‘ Birkengehölz ’ , aber auch als Bircha ‘ Birke ’ im Sg. oder Pl. auf. Beide sind zu schwdt. Birch m., f., wdt. Bircha, Birchä (Goms), Birchu f. ‘ Birke ’ ‘ Birke, Bet. alba. ’ , in den Birchen, Bilchen ‘ im Birkenwald ’ , Birch n. ‘ Birkengehölz ’ , ahd. bir(i)cha, mhd. birche, birke, Ableitungen: Birchi n., Bircheren, Bircher FaN (I D . 4, 1536 f.; G RICHTING 1998, 37) zu stellen. Zum Gemeindenamen vgl. G ATTLEN (2007). Neben den beiden Simplexformen kommen Plurale (di Birche, die Bircha) vor. Diminutiv ist Birchji; mit dem Stellensuffix / - I / erscheint Birchi, n., Pl. Birchini (wohl aus / - AHI / vgl. S ONDEREGGER 1958, 466 ff.). Birchner ist eine Zugehörigkeitsableitung zum ON Bürchen. Vereinzelt ist Bircheren (Fiesch) ‘ wo es viele Birken hat ’ , eine / - ERRA / -Ableitung (vgl. S ONDEREGGER 1958, 471). Belege mit erhaltenem -üsind entweder historisch oder verhochdeutscht. Als Bestimmungswort ist Birchsehr häufig (Birchacher, Birchmatta), als Grundwort meist mit Orts- oder Eigenschaftsangaben (z. B. Ober Birch (Randa), Zer Nassu Birchu (Visperterminen)). Birgisch Birgisch ist der Name einer heute zu Naters gehörenden Gemeinde in Hanglage um 1100 m herum. Wie beim Binternon 219 220 <?page no="175"?> Gemeindenamen Birgisch ausgeführt, ist die Deutung unklar. Die ältesten Belege weisen alle den Typ Burg- (u)ise auf, mit einem stummen (u), das zur Kennzeichnung des Konsonanten / g/ verwendet wurde. Die Entwicklung lief über Burgise > Bürgise > Birgisch. Zu vermuten ist ein Etymon Burg ‘ Weiler ’ mit einer wohl diminutiven Ableitungssilbe ‘ der kleine Weiler ’ ; wohl der Name der Hauptsiedlung des Dorfes mit mehreren Kleinsiedlungen. Neben dem Gemeindenamen sind Oberbirgisch und - nur historisch 1718 - de inferiori Birgisch ‘ vom unteren Birgisch ’ belegt. Als attributives Adjektiv (wohl älterer Genitiv Plural) erscheint in den Birgischer Driesten ‘ im unfruchtbaren Gebiet der Gemeinde Birgisch ’ (1778 u. 1780, Birgisch) und Birgischerwald, der historisch als ad sÿluestria Birgischero (1640) ‘ beim Wald der Leute von Birgisch ’ und 1880 als im Birgischerwald erscheint. Als Bestimmungswort ist Birgisch noch einmal belegt in Birgischwald; hinzu kommen an die Birgis Flúo ‘ an die Fluh bei Birgisch ’ (1714, Birgisch) und Birgischgrat ‘ der Grat oberhalb von Birgisch ’ (zwischen Nesselalp und Gredetschtal). Nichts mit Birgisch zu tun hat der FaN Bilgischer (AWWB 32) des Saastales (cf. HL B ILGISCHER (F A N)). Biri Biri ‘ Last, Gewicht ’ (G RICHTING 1998, 38) ist wohl zum Verb bire, birrn, biru ‘ heben ’ (G RICHTING 1998, 37) zu stellen, also ‘ das, was gehoben wird ’ . I D . (4, 1533) kennt es als B ǚ ri ‘ Bewegung (in die Höhe) ’ und das Verb als b ǚ ren II ‘ eine Last (empor) heben ’ (I D . 4, 1532). Der klarste Beleg ist t Steibiri ‘ der Ort, wo man Steine aufhob ’ (Törbel). Der historische Beleg von 1675 in Guttet auff der Bÿri ‘ auf der Aufladestelle ’ ist der Wohnort eines Joannes Meichtri und bezieht sich vermutlich auf das gleiche HL. Birlaz Birlaz ist nur in Salgesch und nur historisch belegt: de la Birlaz (1580, Salgesch; 1618 es Bÿrlez) und jn presijs de la Birlaz (1520; 1564 jn presys de la Bierla). FEW (1, 338) verweist unter berula ‘ Brunnenkresse ’ auf dieses Lemma. L AUBER / W AGNER / G YGAX ( 5 2014, 881 s. N ASTURTUM OFFICI- NALE ) zeigen, dass die Pflanze auch im Wallis vorkommt. Falls diese Herleitung stimmt, ist ein Gebiet mit Brunnenkresse gemeint. Ein PN, wie er bei Presis (oder Preisen) häufig vorkommt, ist kaum im Spiel, da alle Belege einen Plural zeigen. Birmji Birmji, auch Birmi, ist belegt im Plural Birmini (Binn, mehrfach) und Birmjini (Betten). Mit attributivem Adjektiv ist t Wiisse Birmini (Grengiols) bezeugt; als Komposita di Täälbirmini (Grengiols) und der Singular ts Stutzbirmji (Fieschertal). Weder I D ., noch G RICHTING (1998) kennen das Wort. Am nächstem kommt dem Diminutiv Birmji das frz. Lehnwort Bërm(e(n)) f. (hier: ) ‘ Abhang ’ (I D . 4, 1596), dessen / e/ durch das folgende Diminutivsuffix / - JI / zu / - I / gehoben werden kann. In den Deutungen wird ‘ kleiner Abhang ’ gegeben, ohne dass dies sicher wäre. Ein Zusammenhang mit dem HL B IRMON ist unklar. Birmon Birmon ist in Termen 1388 als an dien Birmon Achren belegt. In Visperterminen gibt es ein lebendes ts Birrmoland, das 1577 als vffem Birmen Landtt und 1600 an das Birman Landt vorkommt. Der Beleg aus Termen kann zu einem assimilierten Birn+Boum -> Birmom -> Birmon gestellt werden; dann ist der Beleg mit di Birböümachra (Termen) identisch. Den Beleg aus Visperterminen stellt W IPF (1910, 110) zu frz. berme ‘ Absatz ’ , was zum HL B IRMJI passen würde. Z IMMERMANN (1968) kennt den Namen nicht. Ein PN Birmo kommt zwar in Frage, ist aber nicht belegt. Insgesamt bleibt die Deutung in beiden Fällen unsicher. Bischof Bischof ist in den Namen nur als Bestimmungswort belegt. Es ist zu schwdt. Bischof m. wie nhd. ‘ Bischof ’ (I D 4, 1762) zu stellen. Fünf Mal ist das Kompositum Bischofchappa / Bischofchappu (cf. auch HL C HAPPA ) ‘ Bischofskappe, Mitra ’ belegt; es bezeichnet die Form eines Geländes oder eines Waldes, die an eine Mitra erinnert. Bischofsbärg ist der frühere Name von Ausserberg, latinisiert als Mons Episcopi. Woher die Benennung stammt, ist unklar, ebenso in den weiteren Komposita - denkbar sind Besitzungen des Bischofs, der ja formell Landesherr war. Bischof kann aber auch ein Personen- oder Übername sein; das F AMILIENNAMENBUCH DER S CHWEIZ (1, 171 f.) kennt unter Bischof und Bischoff FaNN aus der ganzen Schweiz; die zweimal erwähnten FaNN aus Blatten (VS) und Salgesch sind aber sehr spät. Bischong Bischong ist nur belegt in Glübischong (Albinen), bei M ATHIEU (2006, 39) als Gglübischong; auf S. 10 ist der Name zu lat. CLAUSU , frz. clos gestellt, aber ohne Deutung von Bischong. Vermutlich ist damit ein Personenname Bichon oder ähnlich gemeint, dem ein Glüü ‘ eingefriedetes Gut ’ (cf. HL C LOU ) gehörte. 221 222 Bischong <?page no="176"?> Bischtina Bischtina ist als di Bischtina der Name einer Alpweidenmulde auf dem Simplon. Historisch ist sie 1470 u. später in Visperterminen als an der Bistinun, später Bistinon belegt; vermutlich ist hier der Bach gemeint. der Bischtinupass (Simplon, Visperterminen) führt von der Bischtina hinüber ins Nanztal. J ORDAN (2006, 36 ff.) kennt Bischtina, Bischtinuhaalte, Obri und Undri Bischtinubedu, Bischtinupass, Bischtinuboort und Bischtinutréjio, alle Simplon. Die übrigen Belege enthalten die Kurzform Bischti: der Bischtibach ‘ der Bach, der vom Bistinenpass hinunter in die Gamsa fliesst ’ (Visperterminen; LT Bistibach), di Bischtihaalte ‘ die Halde in der Bistina ’ (Simplon, FLNK Bistinuhalte), di Bischtimatte ‘ die Wiesen im Gebiet des Bistibaches ’ (Visperterminen; LT Bistimatte), der Bischtistafol ‘ der Stafel der Alp Bischtina ’ (Visperterminen; LT Bististafel, SK Mittler und Unter Bististafel), der Bischtistutz ‘ die steil ansteigende Stelle unterhalb des Bischtistafel ’ (Visperterminen). Vermutlich ist es di Bischtina, die dem Gebiet den Namen gibt, wobei in Visperterminen der Bistibach wohl den Namen weitergibt. I D . (4, 1795) kennt aus Alagna (G IORDANO ) Bistjine n ‘ grosser Wegerich, Plant[ago] major ’ . Die Pflanze kommt in der ganzen Schweiz inklusive Alpen vor (L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 864), der Name ist aber nur in Alagna bekannt. Da sich sonst aber kein unmittelbarer Anschluss ergibt, wird angenommen, dass Bischtina ‘ das Gebiet mit (grossem) Wegerich ’ meint. Schwdt. B ī st ‘ stöhnender Atemzug ’ und das zugehörige Verb bîste n , wdt. piischte, piischtä (Goms), biischtä (Lötschental), piischtu ‘ keuchen, seufzen, klagen ’ (I D . 4, 194) kommen wegen dem langen, geschlossenen / i: / nicht in Frage und wären auch inhaltlich schwer zu deuten. Bischtun Bischtun ist als ts Bischtun (Leuk) notiert, das auch Planta heisse. FLNK und LT haben Bischtum. Letzteres ist sicher mit Bezug auf das Bischofsschloss zu sehen, als Besitz des Bischofs (oder ähnlich). Laut K LUGE / S EEBOLD ( 25 2011, 127) ist das Wort Bischofstum im Mhd. als bis(ch)tuom belegt. Zu vermuten ist, dass es sich um ein Besitztum des Bischofs handelt und damit um einen deutschen Namen. Frz. évêque (G PSR 6, 968 s.) ist nicht belegt. Biss Biss ‘ Wasserleitung, Suon ’ ist zu frpr. bisse ‘ Bach, Wasserlauf ’ zu stellen, das seinerseits zu einem aus dem keltischen * BEDU entwickelten afrz. biez zu stellen ist (T AGMANN 1946, 5 ff.; FEW 1, 312/ 313; G PSR 2, 387 s. v. bief). Eine Art von doppeltem Diminutiv bietet Bissetji ‘ die kleine Wasserleitung ’ (Salgesch, s. auch M ATHIER 2015, 64), das zum Stamm Biss zunächst eine rom. / - ITTA / - Ableitung und danach eine deutsche Ableitung auf / - LI / (palatalisiert zu / -ji/ ) hat. Die meisten Belege enthalten Biss als Grundwort, so t Bismerting (FLNK Bismarting) ‘ die Wasserleitung des Martin ’ (1346 aqueductum dou Martini). In Varen ist 1664 Maimbys und 1721 Mengbis belegt; nach T AGMANN (Ms., 62 f.) ist Mängis oder Mengis (Salgesch) gleichfalls als *mei ŋ < lat. MEDIANU - ‘ mittel ’ und bisse zu erklären, also die mittlere Wasserleitung (s. auch M ATHIER 2015, 42 f.). Die Stellung des Adjektivs vor dem Bezugsnomen ist nach T AGMANN zwar selten, aber nicht unbelegt. Anders hingegen hat ein Beleg aus Albinen von 1783 Bis nove ‘ die neue Wasserleitung ’ . Schwierig zu erklären bleibt ebenfalls in Albinen en Riwa Bÿs (1650), in Riua Bÿs (1703), etwa ‘ am Rand der Wasserleitung ’ (mit Riwa < lat. RIPA ; cf. HL R IVA ). Bissagga Nur einmal kommt in Visperterminen vor Bissagga zu wdt. Bís ă gge n , Bíss ă gge n f. ‘ Strohsack, Strohmatratze ’ (I D . 4, 1700; G RICHTING 1998, 38) - ebenes Gelände, das an eine Bissagga erinnert; das Wort ist wohl aus dem Französischen (bissac) entlehnt (s. auch C. S CHMID 1969, 72). Bissen Nur einmal ist historisch belegt Bissen (Zwischbergen) zu schwdt. Bisse m., f., Pl. Bissi, Dim. Bissli, Bissji ‘ Holz- (seltener Eisen-) Keil, zumeist zum Spalten von Holz, auch Steinen usw., dann häufig zum Verkeilen ’ , Bisse n f. ‘ keilförmiges Stück; von Brot und Käse, auch grösseres Stück überhaupt ’ , mhd. bi ββ e m. ‘ Keil ’ , in Ortsnamen zur Bezeichnung keilförmiger Vertiefungen (I D . 4, 1696ff, Z INSLI 1984, 417, n. 24). Bister Bister n. ist der Name der Gemeinde Bister, tritt aber als Bisterli auch in Mörel und Ried-Mörel auf. Wie K RISTOL ET AL . (2005, 162) ausführen, ist der Gemeindename nicht gedeutet. Die ältesten Formen (1374 in dem Bystur, 1385 in dem Bisture, 1388 in dem Býstore) führen dort zur Deutung aus afrz., afrpr. bestort ‘ krumm ’ (lat. BIS ‘ doppelt ’ und lat. TORTUS ‘ krumm, gewunden ’ ; G PSR 2, 367), was als Benennungsmotiv in FlN (z. B. zur Bezeichnung von Wasserläufen) nicht selten sei, hier aber durch den Realbefund nicht gestützt werde. Deswegen liegt eine Deutung zum Adj. b ī ster ‘ düster, trübe, unfreundlich ’ nahe (siehe I D 4, 1795, schon bei S TALDER 1, 175). Das würde auch die Form Bisterli ‘ das kleine Bister ’ und Bischtina 223 224 <?page no="177"?> ts Ober Bisterli ‘ das obere kleine Bister ’ (Ried-Mörel) als unfreundliche Orte erklären; er befindet sich auf der linken Talseite, die im Winter nicht besonnt ist. Ein Adjektiv tritt mit einer -m-Erweiterung auf: Bistmeren Bachschwerehag ‘ der Zaun beim Bachwehr der Leute von Bister ’ (1753, Bister), der Bischmärchäller ‘ der (Käse-)Keller der Leute von Bister ’ (Bister), t Bischtmeralpa ‘ die Alpe der Geteilen von Bister ’ (Filet), Bischtmer Brachen ‘ das Brachland der Leute von Bister ’ (1753, Filet). Die Form mit / m/ ist ähnlich wie jene in Bättmer zu erklären (vgl. HL B ETTEN ). Als Bestimmungwort erscheint Bister in an der Bistereccon ‘ an der Ecke, die zu Bister gehört ’ (1459 u. später, Bister) und vs dem Bisterwasser ‘ aus dem Bisterwasser (wohl Wasserleitung) ’ (Bister). Bistetter (FaN) Die Bistetterweid ist in Bellwald (FLNK) belegt. Es handelt sich beim Bestimmungwort um den FaN Bistetter. Er ist in der Sammlung A RNOLD des FGA in Brig belegt. Bitnut Bitnut ist in der Datenbank nur 1880 (ca.) als die Bitn ŭ t Wasser F ŭ hr belegt. M ATHIER (2015, 60) kennt sie als Binüt, liest aber den Beleg von 1880 (ca.) anders (Bitnur); einen anderen Beleg aus dem gleichen Jahr zitiert er als Binud. Er verwendet den Namen für den Abschnitt der Tschampichtru-Wasserleitung von deren Fassung bis zum Schiess-Stand des Dorfes. M ATHIER ist der Meinung, dass das Nomen bisse ‘ Wasserleitung ’ und das Adjektiv lat. nova ‘ neu ’ in der Form nu (also: la bisse neuve) dem Namen zu Grunde liegen. Das stimmt mit Bitnut nicht überein. Da der Beleg aber sehr jung ist, kann ein älteres bisse neuve durchaus gemeint sein. Jedenfalls ergibt sich keine bessere Deutung. Bitrich Bitrich ist zwar für zwei Gemeinden (Raron, Ausserberg) belegt; beide benennen aber den gleichen Ort. Das Wort entspricht schwdt. Bütterich, -ech, wdt. Pittrich, Pittrig, -ga m. ‘ Gefäss (für Flüssigkeiten); Ledersack, kleines, rundes, sehr schmales Fässchen, worin Arbeitsleute ihr Getränk mit aufs Feld nahmen ’ , ‘ das dicke, volle Hinterteil der Spinne; beim Geflügel; Bauch und Hinterteil bei Hühnern, Enten und Gänsen ’ , übertragen auf Personen ‘ Schmerbauch, Dickwanst ’ , ahd. butirih, mhd. buterich, büterich m. ‘ Schlauch, Gefäss ’ (I D . 4, 1923 f.; E GLI 1982, 218, 357; G RICHTING 1998, 153). Der Name wird für eine rundliche, fässchenartige Geländeform verwendet; cf. auch HL B IDTRICH . Bitsch Bitsch ist der Name einer kleinen Gemeinde im Bezirk Östlich-Raron (cf. Bitsch bei den Gemeindenamen). Das alte Dorfzentrum befindet sich auf rund 800 m östlich der Massaschlucht. Daneben gibt es ein weiteres Bitsch (heute Bitschji) in Naters auf der westlichen Seite der Massaschlucht auf ca. 1050 m sowie eine Bitschuschlüocht deutlich weiter westlich auf ca. 1250 m, wohl ohne Zusammenhang zu den beiden andern Orten. Ein FaN Bitschi ist ebenfalls belegt, mit einem Schwerpunkt im Bezirk Westlich-Raron (cf. HL B ITSCHIN (F A N)). Die ältesten Belege für das HL sind: 1317 de Byche (Bitsch); 1332 jn dem Byche (Bitsch); 1342 de Butsche (Bitsch) und 1390 de Bu ᵉ sche (Bitsch). Der erste Beleg mit / i/ tritt erst 1526 als Bitzsch auf. Es ist also von einem gerundeten Vokal auszugehen, der erst nach 1500 zu Bitsch entrundet wurde; die konsonantische Endung / t ʃ / kann aus einem stimmhaften romanischen / ʣ / oder / ʤ / entstanden sein. Auch für Naters ist 1412 in dem Butsche belegt. Und auch Bitschuschlüocht hat 1460 jn der Bütschschlucht. BENB (1, 4, 769) führt Bütsch und Varianten auf das lat.-rom. Appellativ PODIUM ‘ Erhöhung, Anhöhe ’ zurück. K RISTOL ET AL . (2005, 162) lehnen diese Deutung (so schon von O ETTLI (1945, 44)) ab und schlagen germ. *b ū sca ‘ Feuerholz ’ , in der Bedeutung ‘ Schindel ’ vor. Dennoch sind Formen wie pudzo von PODIUM durchaus als Vorgänger von Bütsch möglich (FEW 9, 111 ff.), entgegen unserer eigenen Ansicht in W ERLEN (1991, 244). K RISTOL ET AL . argumentieren phonetisch; die hist. Formen weisen auf eine urspr. rom. Form hin, in welcher ein lat [k] vor [a] zu [t š ] (später [ts]) palatalisiert wurde. Wahrscheinlicher Ausgangspunkt ist daher für K RISTOL ET AL . der germ. Stamm *b ū sca ‘ Feuerholz ’ , der als Lehnwort im Galloromanischen verbreitet ist (frz. bûche, frpr. [buts ə ]). Wie in anderen Oberwalliser ON, die auf eine fem. rom. Form zurückgehen, ist in Butsche > Bitsch der Endungsvokal geschwunden. Die Hauptbedeutungen von germ. *b ū sca sind ‘ Grashalm, Strohhalm; Schindel ’ . Von den beiden konkurrierenden Deutungen ist inhaltlich PODIUM ‘ Anhöhe ’ sinnvoller. Lautlich sind aber beide möglich. In Bitschuschlüocht wäre der Auslaut erhalten oder neu eingeführt worden. Zum Gemeindenamen Bitsch gehören die attributiven Adjektivbildungen im Endren Bitsch ‘ im jenseitigen Bitsch ’ (1695, Bitsch) und in Superiori Bütsch ‘ im oberen Bitsch ’ (1509, 1513, 1536 Bitsch). Als Bestimmungswort ist der Name belegt in im Bitschgrabu ‘ im Graben im Gebiet Bitsch ’ (Bitsch) und die Bitschschluocht ‘ die Geländeeinbuchtung von Bitsch ’ (Bitsch). Ein Genitiv Plural findet sich in Bitscherro Kirchweg ‘ der Weg zur Kirche der Leute von Bitsch ’ (Jahr unsicher, Bitsch). Eine Ab- 225 226 Bitsch <?page no="178"?> leitung auf / - ERRI / (für Wasserleiten) ist belegt in uf der Bitscherri ‘ oberhalb der Wasserleite nach Bitsch ’ und ex Obren Bitscherri ‘ aus der oberen Wasserleite nach Bitsch ’ (1609, Bitsch). Zu Ried-Mörel gehören in der Bitschschlucht (1763, Ried-Mörel), Bitschwald ‘ der Wald in Richtung Bitsch ’ (Ried-Mörel) und die Ableitung auf / - ERI / für eine Wasserleite: Bitscheri ‘ die Wasserleite nach Bitsch ’ . Das erstmals 1412 in dem Butsche (Naters) erwähnte Natischer Bitsch heisst heute Bitschji ‘ das kleine Bitsch ’ (auf SK Nat.[ischer] Bitsch). Als attributive Adjektivbildung ist belegt ts Unner Bitschji ‘ der untere Teil des kleinen Bitsch ’ . Als Bestimmungswort erscheint Bitsch in Bitschbodu ‘ der Boden beim Bitschji ’ , weiter Bitscher in Bitschergraagi ‘ (unklar) das Graagi (ev. zum Diminutiv gratgi) beim Bitschji ’ und Bitscherhoru (Felshorn oberhalb Bitschji). Eine / - ERI / -Ableitung für eine Wasserleite ist in die Bitscherij (1750), Ober Bitscheri und Unner Bitscheri enthalten. Zu Bitschji findet sich Bitschjisee ‘ der See beim Bitschji ’ . Nicht geklärt ist der Name Bitschuschlüocht ‘ die Geländeeinbuchtung bei Bitschu ’ (Naters); Bitschu ist sonst nicht belegt. Bitschi (FaN) Der FaN Bitschi (mit den Varianten Bitschi oder Bitschin, Butschin, Bitzin, Buschini, Buchin) gehört einer Familie, die in Unterbäch seit dem 13. Jh. bekannt ist (AWWB 33 f.). Nach ihr heisst ein Weiler di Bitschiga ‘ die Leute des Bitschin ’ (Unterbäch), der historisch auch für Bürchen als Zen Bÿdschigen (1663 u. später) belegt ist. Der FaN ist an verschiedenen Orten als Besitzername von Wiesen und Alpen usw. belegt. Die Form ts Bitschisch ‘ des Bitschis ’ ist häufiger als die / - IG / -Ableitung (Bitschig-), eine Kollektivbildung: Mit einem Genitiv Singular erscheinen ts Bitschisch Alpji ‘ die kleine Alpe der Familie Bitschin ’ (Glis), in Bÿtschis Alpyn ‘ in der kleinen Alpe der Familie Bitschin ’ (1745 u. später, Ergisch), an Bitschiss Boden ‘ am Boden der Familie Bitschin ’ (1716, Bürchen), ts Bitschisch Hubil ‘ der runde Hügel der Familie Bitschin ’ (Steg), Bitschischmatta ‘ die Wiese der Familie Bitschin ’ (FLNK, Birgisch), ts Bitschisch Tirli ‘ der Durchgang der Familie Bitschin ’ (Hohtenn), ts Bitschisch Weidji ‘ die kleine Weide der Familie Bitschin ’ (Ergisch), Bitschisch Stapfen ‘ der Zaunüberstieg der Familie Bitschin ’ (1757, Ausserberg; 1573 Butschinstapfen, 1696 Bitschis Stapffen) und das komplexere Bitschischweidjiwald ‘ der Wald bei der kleinen Weide der Familie Bitschin ’ (Ergisch). Sichere Genitive im Plural haben in Bitschigo Alpÿ ‘ auf der kleinen Alpe der Leute des Bitschin ’ (1742, Turtmann; 1743 Bütschis Alpun), in Bütschingo Mattun ‘ in den Wiesen der Familie Bitschin ’ (1522, Raron; 1713 in den Bitschigmatten), Bitzigerro Hauss ‘ das Haus der Familie Bitschin ’ (1606, Unterbäch); weniger sicher sind vnder der Bidschig Gassen (1654, Unterbäch), wo wohl die Gasse im Bereich des Dorfteils Bitschiga gemeint ist, und di Bitschigmatte ‘ die Wiese der Familie Bitschin ’ (Unterbäch). Bitschibiela ‘ die Hügel der Familie Bitschin ’ (FLNK, Ausserberg) enthält das HL nur als Bestimmungswort. Unsicher ist der Beleg Plaabitscher ‘ das ebene Gebiet der Familie Bitschin ’ (Inden). Plaaist zu lat. PLANU ‘ eben ’ zu stellen; da Bitscher nachgestellt ist, kann es sich nicht um eine deutschen Konstruktion handeln; die Endung / - ER / kann deswegen kaum deutsch sein und rom. / - ER / würde aus / - ARIU ( M )/ herzuleiten sein, das wiederum kaum zum dt. FaN Bitschin passt; eine bessere Deutung steht aber nicht zur Verfügung. Bittel (FaN) Der im Goms weit verbreitete FaN Bittel (NWWB 1, 38) kommt einmal als Bestimmungswort in Bittelegg ‘ die Ecke der Familie Bittel ’ (Betten) vor. Biuinol Biuinol ist nur 1364 in Filet belegt als Stück Land, genannt der Biuinol beim Bach von Gifrisch, also auf der linken Rottenseite. Der Name ist jedoch undurchsichtig. Biven Biven ist nur 1614 von Vercelli aus (Stadt im Piemont) als jm Biventhal (Binn? ) (s. v. B IVENTAU ) belegt. Es handelt sich um ein Testamtent eines Petrus zum Oberhaus (von Bürchen), der seinem Bruder Geld vermacht, um eine Wallfahrt nach dem Ort zu unternehmen, der jm Biventhal ‘ im Bivental (unklar) ’ genannt wird. Im gleichen Testament sind 1614 die beiden Flurnamen di Gibreita (Raron) und tsum Oberhüs (Bürchen) belegt. Eine Deutung von Biven ist nicht möglich; als Wallfahrtsort käme am ehesten der Ort Heiligkreuz im Lengtal (Binn) in Frage, dessen Name aber nie als Biventhal erscheint. Biwak Biwak ist ein aus der Bergsteigersprache stammendes Wort (zu frz. bivouac, urspr. hdt. Bei-Wache), siehe nhd. Biwak n. ‘ (behelfsmässiges) Nachtlager im Freien (von Truppen, Bergsteigern) ’ (K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 127). Kommt als Grundwort nur in alpinen Namen vor, häufig im Kontext des SAC (Schweizerischer Alpenclub). Belegt sind: Arben Biwak SAC ‘ die Biwakhütte des SAC oberhalb des Arben-Gletschers ’ (LT, Zermatt), Fusshornbiwak ‘ die Biwakhütte unterhalb der Fusshörner ’ (LT Naters, FLNK Füesshorubiwak), Laggiinbiwak ‘ die Biwakhütte oberhalb des Laggintales ’ (Simplon, LT Lag- Bitschi (FaN) 227 228 <?page no="179"?> gin Biwak SAC), Lonza Biwouack ‘ die (2001 durch Lawine zerstörte) Biwakhütte am Fuss des Zmuttgrates, wohl durch Firma Lonza gestiftet ’ (Zermatt), Mittelaletschbiwak ‘ die Biwak-Hütte des SAC oberhalb des Mittelaletschgletschers ’ (Betten, LT und FLNK), Biwak de Zen ‘ die Biwakhütte unterhalb der Senggchuppa (auch Fletschornbiwak genannt), benannt nach dem Alpinisten Piero de Zen ’ (Simplon), Biwak Schalijoch SAC ‘ die Biwakhütte des SAC auf dem Schalijoch unterhalb des Weisshorn ’ (Randa, LT, SK und FLNK) und Stockhornbiwak SAC ‘ die Biwakhütte des SAC unterhalb des Stockhorns (Gemeinde Baltschieder) ’ (LT Baltschieder, FLNK Stockhorubiwak). Biz Bei den Namen mit Biz lassen sich zwei Ansätze unterscheiden: Bitz m. ‘ kleines Stück Land ’ zu schwdt. Bitz, Bitze n m., Dim. Bitz(e)li ‘ abgebissenes Stück; kleines Stück; ( … ), Abschnitt von Grundstücken, Wegstrecken ’ , wdt. Bizz ‘ Bissen ’ (I D . 4, 1987 ff.; für das Wallis E GLI 1982, 70 und G RICHTING 1998, 38)) und Bitzi f. zu schwdt. Bitzi f. ‘ Einschlag zur Anlegung von Kulturen auf dem sonst als Stoppelweide dienenden Brachfeld ’ , ahd. bíz ū ni n., bíz ū nna f., mhd. biz ū ne, biziune n. ‘ umzäuntes Grundstück ’ , daraus mit Reduktion des zweiten Kompositionsgliedes zunächst etwa *bizine, -ene, woran sich die analogische Neubildung eines Nom. Bitzi schloss, daraus abgeleitet auch FaN (Bitzi, Inderbitzin, Bitziner) (I D . 4, 1993 f.), cf. auch HL B IZINA . Das Simplex ist nur als am Bitz ‘ das kleine Stück Land ’ (Zermatt) und im Bitz ‘ im kleinen Stück Land ’ (1701, Ried-Brig) belegt; die Plurale sind häufiger: di Bitze ‘ die kleinen Stücke Land ’ (Randa), di Bize ‘ die kleinen Stücke Land ’ (Goppisberg, Naters) und mehrere historische Belege (1842, Turtmann; 1570 u. später, Mörel; 1554, Filet). Mit attributiven Adjekten sind belegt: Obru Bitze ‘ der obere Teil des Bereichs Bitze (kleine Stücke Land) ’ (FLNK, Naters), t Undru Bitze ‘ der untere Teil der Bitze (kleine Stücke Land) ’ (Naters, auch FLNK) und in den Unteren Bitzen ‘ in den unteren kleinen Stücken Land ’ (1808, Filet). Mit vorangestelltem Genitiv erscheinen Almagälleru Biz ‘ das kleine Stück Alp der Leute von Almagell ’ (Saas- Almagell), der Gruneru Biz ‘ das kleine Stück Alpe der Leute von Saas-Grund ’ (Saas-Almagell), Thomas Bizgi ‘ das kleine Stück Land des Thomas (PN) / der Familie Thomen ’ (1735, Visperterminen). Kein Genitiv liegt vor in der Massonibiz ‘ das kleine Stück Land der Familie Massoni ’ (Baltschieder). Als Grundwort erscheint das HL in folgenden Belegen: t Eierbize ‘ die kleinen Stück Land der Familie Eyer ’ (Naters) Als Bestimmungswort ist das HL mit folgenden Grundwörtern in zweigliedrigen Komposita belegt: Balma, Bodu, Brunnu, Flüö, Matta und Torre. Komplexere Formen sind ts Bizbrunnutäli ‘ das kleine Tal im Bereich Bizbrunnu (Quellen / Brunnen der Bize) ’ (Saas-Almagell), Ober Bitzibodo ‘ der obere Teil des Bodens im Bereich Bitzi (Einschlag) ’ (FLNK, Ausserberg), t Innru und t Üssru Bizbrune ‘ der innere und der äussere Teil des Gebietes Bizbrune (Quellen / Brunnen der Bitze (kleine Stücke der Alp)) ’ (Saas-Almagell). Bizina In Visperterminen gibt es eine Bizina, zu der es ein Namennest gibt. Der Name lässt sich am ehesten zur Ausgangsform des schwdt. Bitzi f. ‘ Einschlag zur Anlegung von Kulturen auf dem sonst als Stoppelweide dienenden Brachfeld ’ , ahd. bíz ū ni n., bíz ū nna f., mhd. biz ū ne, biziune n. ‘ umzäuntes Grundstück ’ , daraus mit Reduktion des zweiten Kompositionsgliedes zunächst etwa *bizine, -ene stellen, woran sich die analogische Neubildung eines Nomens Bitzi schloss (I D . 4, 1993 f.), cf. auch das HL B IZ . Bjetz Bjetz ist nur 1560 als jm Bjetzboden (Ergisch) belegt. Das Bestimmungswort Bjetz kann zu frz. bief (G PSR 2, 387 ss.) ‘ Kanal, Fluss, Bach ’ ) gestellt werden, dem es historisch entspricht (vgl. hist. Belege zu biez und bieyz in G PSR ). Der Flurname würde dann aus einem älteren frpr. Bestimmungswort und dem dt. Boden bestehen und meint dann etwa den Bachboden. Bla(g)jini Bla(g)jni ist nur einmal in Brigerbad als di Bla(g)jini belegt. Es handelt sich um einen Diminutiv Plural zu Blatta (cf. HL B LATTA ), der sonst als Blattjini belegt ist. Die Entwicklung von / t/ zu / g/ vor / j/ ist üblich. ‘ die kleinen Felsplatten ’ entspricht dem Namen am Südhang von Brigerbad. Blaasa Die zum Verb blaase gehörenden Namen sind entweder endungslose Simplizia (Blaas), meist als Bestimmungswörter, oder Ableitungen wie Blaasa f., Blaase m., Blaasi n. Sie sind zu schwdt. blâse n ‘ blasen, (vom Winde) wehen ’ bzw. schwdt. Bl ā s m. ‘ einmaliges Blasen mit dem Munde, Hauch, Atem; Windhauch ’ , mhd. bl ā s m. (I D . 5, 141, 142 ff.) zu stellen. Die wenigen Belege zu Blaascht sind unter dem HL B LAASCHT behandelt. 229 230 Blaasa <?page no="180"?> Das Simplex ist belegt als di Blaasa ‘ der Ort, wo es viel windet ’ (Bitsch) und der Blaase ‘ die Alpe, auf der es viel windet ’ (Oberwald, Ulrichen), an Blasen ‘ auf der Alpe Blasen (wo es viel windet) ’ (1463, Münster), an Blason ‘ auf der Alpe Blasen (wo es viel windet) ’ (1570, Ernen), uf der Blaasu ‘ auf dem Ort, wo es viel windet ’ (Saas-Grund). Der Genusunterschied mask. / fem. scheint regional bestimmt zu sein (Goms vs. westliche Bezirke). Ein Diminutiv im Singular ist ts Blaasi ‘ der Ort, wo es viel windet ’ (Eisten, (zweimal), Mund, Täsch). Mit attributiven Adjektiven finden sich t Heeju Blaasini ‘ der hohe Felsrücken, auf dem es viel windet ’ (Embd) und Ober Blasji ‘ der obere Teil des kleinen Blaasi (wo es viel windet) ’ (FLNK, Täsch). Als Grundwort kommt das HL nur einmal vor: Wintblasa ‘ der Ort, wo der Wind bläst ’ (1356, Ried-Mörel). Einen ursprünglichen Genitiv Plural auf / - ER / der Bewohner (S ONDEREGGER 1958, 526) findet man in Üerlicher Blase ‘ der Teil des Blasen, der zu Ulrichen gehört ’ (FLNK, Ulrichen; LT Üerlicherblase, SK Ulricher Blas Alp). Als Bestimmungswort tritt das HL in seinen verschiedenen Formen mit folgenden Grundwörtern in zweigliedrigen Komposita auf: Äbi, Acher, Alpa, Bach, Biel, Blatta, Bodu, Egg(a), Flüö, Gletscher, Hooru, Matta, Stafel und Wald. Komplexer sind Vnder Blasswaldt und Ober Blasswaldt (1603, Münster), Oberwalderblase ‘ der Teil des Blasen, der zu Oberwald gehört ’ (Oberwald), Blasbalgwäg ‘ der Weg der einem Blasbalg gleicht / der zum Blasbalg führt ’ (1794, Raron), Blasbielrüüs ‘ der kleine Bach im Bereich des Blasbiel (Hügel mit viel Wind) ’ (FLNK, Raron), Blasbodutunnel ‘ der (BLS-)Tunnel im Bereich des Blasboden (Boden, wo es viel windet) ’ (FLNK Raron; FLNK Niedergesteln; LT Blasbodetunnel), Blaaseggewald ‘ der Wald bei der Blasegga (Ecke, wo es viel windet) ’ (FLNK, Fiesch). P H . K ALBERMATTER (p. c.) gibt zusätzlich zu den bekannten Belegen 1487 am Blaspuel ‘ am Blashügel (Hügel, wo es viel windet) ’ (KapA Sitten, Min. B 53, p. 44, Raron) an. Unklar ist der Blasÿ Acker ‘ der Acker des Blasi (Blasius) / wo es viel windet ’ (1746, Simplon), wo sowohl ein PN Blasius wie der blasende Wind gemeint sein kann. Blaasch Blaasch ist nur als der Blaaschtbiel (Raron, FLNK und LT Blasbiel) belegt. Historisch ist der älteste Beleg an dem Blanspuele (1302) (Nr. 47765). Hier überrascht das / n/ , das zu diesem Zeitpunkt noch nicht als hyperkorrekte Form auf Grund des n-Schwundes vor Reibelaut (Staubsches Gesetz) betrachtet werden kann; diese Entwicklung ist erst um 1500 sichtbar (cf. HL B LAASA ). Spätere Belege haben Blasbiell (1592), Blaspiell (1697) und erst 1757 Blaschbiell. Die älteste historische Form liesse sich zum Nomen Pl ā n ‘ freier Platz, Ebene ’ (I D . 5, 104) stellen, das später zum Verb blâsen ‘ blasen ’ (I D . 5, 141 ff.) gestellt und ab 1875 mit der Entwicklung s > š zu Blaasch wurde. Das / t/ im der heutigen Form stammt dann als Übergangslaut zwischen / š / und / b/ . Alternativ wäre allerdings auch das wdt. Nomen Blaascht ‘ Puste ’ (G RICHTING 1998, 38) anzunehmen. Möglich ist aber auch der FaN Blantschen (AWWB 35), der für Ausserberg bezeugt ist. In jedem Fall ist die Deutung alternativ ‘ der Hügel mit viel Wind / der Hügel der Familie Blantschen ’ . Blaater Blaater ist nur belegt in ts Blaaterloch (FLNK, Betten). Die Vokalquantität legt als Lemma schwdt. Blâtere n f. ‘ Blase (auf der Haut) ’ und wdt. Blaatra, Blaatru ‘ Blase, Beule, Gesellschaft ’ (I D . 5, 203; G RICHTING 1998, 38; dritte Deutung nicht einschlägig) nahe. Der Name tritt im Zusammenhang mit Skipisten und Kletterfelsen auf - es scheint sich um ein Loch zu handeln, dessen Bewältigung Hautblasen erzeugt. Diese Deutung ist allerdings sehr unsicher. Blachten Blachten ist zu schwdt. Blacke n , Blagge n , Placke n , Plagge n , Blackte n , Blaggte n , Blachte n , wdt. Blakka, Blachtä (Goms), Blakku f. (meist geschlechtsloser Pl.) ‘ jedes Pflanzenblatt; grosses, breites, mastiges Pflanzenblatt (nicht von Baum- oder Blumenblättern); grosse Unkrautblätter im Allgemeinen; von Huflattich, Ampfer, Pestilenzwurz ’ (auch im Wallis bezeugt) zu stellen. Die Blacken wuchern bes. in dem fetten Grunde um die Bergställe herum, die Blätter werden zerhackt und dienen für die Schweinemast, ahd. *blatacha, bleticha, bletacha, mhd. blat(e)che, blet(e)che (I D . 5, 54 f.; BENB 1, 4, 360; G RICHTING 1998, 38). Belegt ist zweimal das neutrale ts Black ‘ der Ort, wo Blacken wachsen ’ (Eischoll, Naters). Das Simplex im Plural ist ts Blackä ‘ die Blacken (wo Blacken wachsen) ’ (Blatten, Ferden) und Blackä ‘ der Ort (auf der Alpe), wo Blacken wachsen ’ (FLNK, Agarn), sowie di Blacke ‘ der Ort, wo Blacken wachsen ’ (Leuk). Daneben gibt es Diminutive wie Blackji ‘ das kleine Gebiet, wo Blacken wachsen ’ (FLNK, Eischoll) und Plächti ‘ das kleine Gebiet, Blacken wachsen ’ (Varen). Eine Ableitung auf / - ERNA / - ERA / (Stellenbezeichnung: ‘ wo es Blacken hat ’ ) ist in di Blackerna ‘ Dorfteil von Törbel: wo Blacken wachsen ’ (Törbel), di Blacknera ‘ der Ort, wo Blacken wachsen ’ (Ried-Mörel), di Blechterna ‘ der Ort, wo Blacken wachsen ’ (1777, Simplon) und dazu einem Diminutiv ts Blackerli ‘ das kleine Gebiet, wo Blacken wachsen ’ (Saas- Almagell) belegt. Das Lemma erscheint auch als Bestimmungswort (Black-, Blackä-, Blacki-) mit den Grundwörtern Balma, Blaasch 231 232 <?page no="181"?> Biel, Bodu, Grabu, Schleif, Stuck, Tschugge und Wald. Mit Adjektiven sind belegt der Ober Placki Boden ‘ der obere Teil des Bodens, wo Blacken wachsen ’ (1531, Ernen), der Ober vnd der Vnder Placki Boden ‘ der obere und der untere Teil des Bodens, wo Blacken wachsen ’ (1530 und 1531, Binn). Das Kompositum Sandblacke in der Sandblackuschleif ‘ der (Holz-)Schleif, wo Sandblacken (Huflattich, T USSI- LAGO FARFARA ) wachsen ’ (Gampel) wird für die Blätter des Huflattich (T USSILAGO FARFARA ) verwendet (siehe M ARZELL Bd. 3, 857 ff. und L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 1114). Blädren Das nur einmal vorkommende Bleder (historisch Blaedren) (Gampel, FLNK Bledär) lässt sich vermutlich auf schwdt. Bläder m. ‘ Pfluder ’ , Bläder m. ‘ fladenförmig ausgebreitete weiche Masse, i. S. v. Strassenkot ’ (I D . 5, 16 f.) zurückführen. Das Namenmotiv ist unklar - es handelt sich heute um unbebautes und unbesiedeltes Land, das wohl weich und rutschig war; direkt darunter befindet sich das Gebiet Rufine (also Rutschgebiet). Die Deutung enthält darum ‘ das kotige, weiche, rutschige Gebiet ’ , auch wenn ein Teil dieses Gebietes felsig war. Das Register spricht von Etzweide, also einem Gebiet, auf dem wohl Schmalvieh geäzt wurde. Blafischier Blafischier ist nur als jm Blafischier ‘ auf der Ebene des Hirten ’ (1714, Leukerbad) belegt; bei Z IMMERLI (1899, 66) erscheint es als Plawitschier, ohne Deutung; er gibt auch (S. 68) ein historisches Plangwaschier (1551), das bei uns 1358 als in plano Wachyer und 1369 als in plano Wachier bezeugt ist. Ein lebender Beleg ist nur für Inden als Plaabitscher belegt, aber ohne historische Grundlage; die Flur liegt allerdings im Süden von Inden und kann kaum zu Leukerbad gehören. Vermutlich handelt es sich in allen Fällen um eine Verbindung von bla / pla (< lat. PLANU ‘ eben ’ ) und einem zweiten Teil. Dieser zweite Bestandteil scheint in Leukerbad zunächst als Wachyer, das von uns zu frz. vachier ‘ Hirte ’ (FEW 14, 97 s. v. vacca kuh, bes. S. 99) gestellt wurde, belegt zu sein; später wird der Name offensichtlich verändert. In Turtmann ist weiter 1683 in der Fischieren bezeugt, das dort eventuell zu Fischi ‘ Hohlmass für Getreide ’ gestellt wird. Blag Blag ist zu schwdt. Bl ă g ‘ Tierleiche, Aas; kränkelndes Tier; verächtliche Bezeichnung für Tier und Mensch ’ und wdt. Blagg n. ‘ Spitzbube, Sache (minderwertig) ’ (I D . 5,35; R ÜBEL 1950, 31; G RICHTING 1998, 38) zu stellen. Nach I D . und G RICHTING kann auch etwas Minderwertiges, Geringes gemeint sein; bei den Flurnamen steht diese Deutung im Vordergrund. Im Allgemeinen erscheint Blag nur als Bestimmungswort in Komposita zu den Grundwörtern Biel, Eie, Haalta und Zug. Komplexere Formen sind der Ober und der Unner Blaggwang ‘ der obere und der untere Teil des minderwertigen Grasabhangs ’ (Blagg könnte aber hier auch zu Blatta ‘ die Felsplatte ’ gehören; die Deutung wäre dann ‘ der obere und der untere Teil des Grasabhangs in der Felsplatte ’ ). Die / - ER / -Ableitung Blager und das Kompositum Blagerbodo sind nur in Embd belegt. Der Beleg ts Plegerwaldji ‘ der kleine Wald, wo Tierleichen begraben wurden ’ (Glis) ist als / - ER / -Ableitung zu Bläger (I D . 5, 37 f.) zu stellen, wobei die Deutung unklar ist. Eine sonst nicht belegte / - ERRA / -Ableitung findet sind in inne Blagerru (Raron) ‘ im minderwertigen Gebiet ’ (wörtlich ‘ in den Schlechten ’ ) mit den Komposita di Blagerruleesser und di Blagerruwageleisa (beide Raron); sie bezeichnen Güter und Weg in den Blagerru. Ebenfalls hierzu zu stellen sind t Obru und t Undru Blagerre ‘ der obere und der untere Teil des minderwertigen Gebietes ’ ). Einige Belege mit Blagsind wohl zu Blattzu stellen (siehe oben), mit Assimilation des Dentals zum Velar (Blatt+ji -> Blaggji / Blaggi). Blancheres Blancheres ist in Leuk belegt: 1277 als Blancheret, 1328 (mehrfach) als Blancheres. In beiden Fällen handelt es sich um einen Weinberg. Laut B OSSARD / C HAVAN (2006, 59) ist der Name zu Planche ‘ [t]errain plat ou de faible pente, de forme régulière, plus long que large; terre de bonne qualité, prés gras ’ [ebenes oder leicht geneigtes Gelände, in gleichmässiger Form, länger als breit, Erde mit guter Qualität und fettes Gras] zu stellen. B OSSARD / C HAVAN (2006) führen es auf griech. phalanx ‘ Balken ’ zurück. In Planchère sehen sie eine Ableitung. G. P ANNA- TIER (p. c.) nimmt für Blancheres eine / - ARIA / -Ableitung und für Blancheret eine / - ITTU / -Ableitung an; M EYER (1914, 73, 136 und 169) führt eine Ableitung auf / - ITTA / zu PLANCITTA an und nennt “ Reben ” als Deutung. In allen Fällen dürfte es sich um eine fruchtbare, ebene Fläche handeln. Blanderaaschi Vermutlich handelt es sich bei ts Blanderaaschi um das frpr. plan de rachy ‘ die Ebene mit Seiden-Pflanzen / Sand ’ . M ATHIEU (2006, 59) kennt es als Planderaaschi. Während plan zu lat. PLANU - ‘ eben, Ebene ’ zu stellen ist, bleibt Raaschi unklar. Wie B OSSARD / C HAVAN (2006, 269 s. v. Rachy) ausführen, lässt sich der Name auf zwei Deutungen zurückführen: auf cuscute ‘ Quendel- oder 233 234 Blanderaaschi <?page no="182"?> Nessel-Seide ’ (L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 808) oder auf frpr. râche, das G. P ANNATIER (p. c.) als ‘ bande de terre ’ (Erdstreifen) kennzeichnet. B OSSARD / C HAVAN (2006) führen das Wort auf lat. * RAS Ĭ CARE schaben (FEW 10, 86) zurück. B RIDEL (1866, 316) kennt es als râtsche ‘ [r]ache ou cuscute ’ . Gwp. kennzeichnet das Gebiet als “ sumpfiger, unebener Weidebezirk mit bläulicher Erde ” , also ein wenig fruchtbares Gebiet. Blandi Blandi ist zwei Mal belegt: des Valentin Biner oder Blandi Höhe (1858, Naters) und in Plandi (1747, Varen). Der Beleg in Naters ist unklar, da daraus nicht erkennbar wird, ob Blandi ein Übername des Valentin Biner war. Im Fall von Varen dürfte eine Ableitung zu plant- ‘ Pflanzung ’ oder plan- ‘ Ebene ’ vorliegen, doch ist die Form unklar und lässt sich nicht auf eine frpr. Form zurückführen. Es ist nicht klar, wie die Endung auf - I entstanden ist; B OSSARD / C HAVAN (2006, 286 ff.) geben zwar mehrere Möglichkeiten dafür an; da historische Belege fehlen, kann keine davon angenommen werden. Blantschen Blantschen hat vermutlich zwei verschiedene Quellen. In Ausserberg, Baltschieder, Niedergesteln, Oberems, Raron und Unterems ist wohl ein FaN Blantschen gemeint (AWWB 35), für Ausserberg bezeugt; auch in Quellen von 1522 Niedergesteln (Petrus Blantzen) und 1691 Baltschieder (Petrus Blanschen) erwähnt). Die Form dürfte ein Genitiv sein (vgl. auch den Singular Blantzo Zuggen ‘ der Fels des Blantzo ’ (1676 Baltschieder). Allerdings kann Blantschi in Blantschisch Gläcki ‘ die (Salz-)Leckstelle der Familie Blantschen ’ (Raron) auch auf einen FaN Blanc zurückgehen; die Quellen lassen keine Entscheidung zu. Einen Sonderfall bildet ts Blattscherb ‘ das Erbgut der Familie Blantschen ’ (Raron), das auf Grund des historischen Belegs Jn Blantschun Erb (155? , Raron) deutbar ist. Damit hängt der Platscherbwald ‘ der Wald beim Erbgut der Familie Blantschen ’ (Raron) zusammen. Während Blantschen oder eine seiner Varianten normalerweise als vorangestellter Genitiv oder Bestimmungswort zu betrachten ist, hat der Beleg Zer Kehr Plantschen ‘ zur Kehr der Familie Plantschen ’ (1791, Unterems) nachgestellten Genitiv. Weitere Grundwörter sind Egga, Biel und Giblätt. Eine romanische Quelle ist hingegen für Plantschen (1818, Leuk) und eventuell Plantschu (Oberems, aber siehe auch Planschen Gassen (1711, Oberems) und Blantschen Trog (1687 Oberems), die zum FaN Blantschen gestellt sind, anzunehmen. Sie lassen sich auch auf frz. planche, frpr. plantze, plantsche (B RIDEL 1866, 296) in der Bedeutung ‘ pré gras, espace de terrain bien cultivé attenant à la ferme ’ zurückführen. Das ebenfalls in Oberems belegte Pflantschutrog dürfte eine Uminterpretation auf der Grundlage von Pflanz- ‘ Pflanze ’ darstellen (cf. HL P FLANTSCHU ). Blatier Blatier ist nur in Naters belegt und zwar als zum Blattjer, sowie zum Obren Blatier (1766) und zu ᵉ m u ᵉ ntren Blatier (1761). Die Flur befindet sich beim Üsser Aletschi. Es handelt sich wohl um eine Ableitung auf - LER , das dialektal zu - JER wird, zu Blatta ‘ (Fels-)blatte ’ (cf. HL B LATTA ), (laut S ONDEREGGER 1958, 541 f. eine Stellenbezeichnung), also zu verstehen als ‘ der Ort, wo es (Fels-)Platten hat ’ . Blatt Zu Blatt n. gehören nur wenige Belege, die Abrenzung gegenüber Blatta f. ‘ Felsplatte ’ ist nicht immer klar. Zu stellen ist es zu schwdt. Blatt, Bl ā d n., Pl. Bletter, Blätter, wdt. Blatt, Dim. Blettji, Bleggi, Blattji ‘ Pflanzen-, Blumenblatt allgemein ’ , auch von anderen flachen, dünnen Dingen, ahd. blat, Pl. bletir (I D . 5, 179 ff.; G RICHTING 1998, 39). Hier auch möglich in der Bedeutung von schwdt. Blacke n , Blagge n , Placke n , Plagge n , Blackte n , Blaggte n , Blachte n f. (I D . 5, 54 f.; cf. HL B LACHTEN ), vor allem Sandbletter (auch Sandblachte) ‘ Huflattich (T USSILAGO FARFARA ) ’ (L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 1114). Blettret ist von der Form her kollektive oder stellenbezeichnende Ableitung zu Blatt, genauer Bletter (S ONDEREGGER 1958, 524 zu - ÔDI , - ÔTI ). Die Simplizia treten im Singular als ts Blat (Simplon), ts Blatt (Binn, Greich), im Plural als uf de Blettre (Lax), uf de Blättre (Martisberg), auf de Blettru (Betten) und als Diminutiv ts Blatgi (Termen) auf. Seltsam ist das feminine zer Blattli ‘ zur ebenen Fläche ’ (Täsch), das offenbar eine feminine Ableitung auf -( I ) LI (S ONDEREGGER 1958, 517 f.) ist. Mit attributiven Adjektiven treten zer Unner Blattli ‘ zur unteren ebenen Fläche ’ (FLNK, Täsch) und ts Ober und ts Unner Bletrett ‘ der obere und der untere Teil des Gebietes mit vielen Blättern ’ (Gampel) auf. Nur einmal ist das HL als Bestimmungswort in ts Blamatu ‘ zu Blattmatten (flache Wiesen), Dorfteil von Saas- Fee ’ (Saas-Fee) belegt. Die historischen Belege Blatmatto (1734) und Blatmatten (1831) machen deutlich, dass es sich um das HL B LATT handelt. Gwp. meint allerdings, es handle sich um <blacke> ‘ Blacken ’ bei den <bühef> ‘ Bau-Höfen (Miststöcke) ’ . Diese Deutung ist möglich, wenn man von der heutigen Lautung ausgeht; die historische Form deutet aber eher auf das HL B LATT . Blandi 235 236 <?page no="183"?> Blatta Blatta kommt rund 600 mal in den Namen vor. Es ist zu stellen zu schwdt. Blatte n , Platte n , wdt. Blatta, Blattä (Goms) Blattu f. ‘ Fläche auf einem Berggipfel, Felsplateau, Fels-, Bergterrasse ’ , nur noch in Namen, ‘ breiter, flacher Fels, (blossliegende) Felsplatte, Felswand ’ , ‘ Steinplatte, roh oder zugehauen, auch künstlich hergestellt (z. B. auf Stützen ruhende Steinplatte (Kornspeicher), zum Belegen des Bodens (cf. Platten-Gass), zum Belegen der Fussböden, Deckplatte (Brunnen), Schieferplatte auf Dächern … ) ’ , ahd. blatta, platta, mhd. blat(t)e, plat(t)e, aus mlat. PLAT ( T ) A (I D . 5, 189 ff.; G RICHTING 1998, 39; Z INSLI 1945, 312). Als Gemeindename erscheint es in Blatten (Lötschental), als Weilername in Blatten ob Naters. Neben dem Simplex Blatta / Blattu / Blattn (Singular) und Blatte / Blattä / Blattn (Plural) kommt es häufig in obliker Form nach Präpositionen wie uf / üf / uif ‘ auf ’ vor, oft im Plural. Daraus entstand auch der Familienname Aufdenblatten (AAWB 15). Das Simplex n. ts Blatt ‘ die Felsplatten (Kollektiv) ’ ist - ähnlich wie bei den neutralen Baumnamen wie ts Ta ‘ die Tannen (Kollektiv) ’ - als Kollektivbildung zu verstehen. Die Abgrenzung zu Blatt n. ‘ das (Blumen-)Blatt ’ ist dabei nicht immer klar. Ebenfalls kollektiv ist die neutrale Präfixableitung Giblatt, Giblett zu verstehen; an den Orten mit Assimilation zu Platt n. fällt die Form mit dem kollektivn Blatt n. zusammen. Eine / - LA / - JA / -Ableitung (Blattla / Blattja / Blättja usw.) ist als ‘ Ort, wo es Platten hat ’ zu verstehen, sie kann auch im Plural (Blättje) auftreten; vermutlich gehört auch Blattel (Saas-Grund) hierzu. Lautlich ähnlich, aber mit diminutiver Bedeutung erscheinen Blattji / Blaggji / Blättji / Bläggi usw. ‘ die kleine Felsplatte ’ , auch im Plural vom Typ Blattjini / Blaggjini. Dabei sind die assimilierten Formen Blaggji / Blaggjini nicht immer vom homophonen Blagg ‘ Tierkadaver ’ zu unterscheiden. Ebenfalls diminutiv ist Blatti, in Zermatt Blättje. Selten tritt eine / - LIG / -Ableitung Blattlig (Blatten) ‘ die Felsplatten (Kollektiv) ’ auf. Auf einen alten Genitiv Plural scheint Blatterne (Visperterminen) zurückzugehen - ein Ort, wo man Steinplatten gewann. Eine kleine Anzahl von Adjektiven werden gebildet mit - GI (Blatgisch Bodu, vam Blaggischu Bodu (Simplon), oder -( W ) UCHT (Blattwucht Wang (Oberwald)) (K. M EYER 1960, 124 ff.). Blatta und andere Formen sind auch als Grundwort von Komposita belegt wie Geissblatta ‘ Felsplatte, wo Ziegen weiden ’ , und anderen Tiernamen wie Eschel-, Gämsch-, Hirsch-, Ross-, Schaf-, Wolf-, wobei hier entweder das Vorkommen oder die Ähnlichkeit eine Rolle spielen kann. Andere Komposita beziehen sich auf Orte (z. B. Laalublattjini ‘ die kleinen Felsplatten Richtung Lalden ’ (Eggerberg)) oder Besitzer / Nutzer (z. B. Jordans Blatton (Simplon) oder ts Bobmersch Giblätt ‘ die Felsplatten der Familie Bodmer ’ (Ausserberg)). Attributive Fügungen vom Typ Schwarz, Wiiss, Root beziehen sich auf den Farbeindruck der Felsplatten. Neben häufigem Hääl ‘ glatt ’ findet man auch Ho(ch) und weitere Attribute. Blatta tritt, meist in einsilbiger Form, auch als Bestimmungswort in häufigen Blattmatta / Blapmatta, Blattacher, Blattflüe usw. auf; dabei ist nicht immer klar, welche Rolle Blatta hier spielt. Die Motivation kann je nach der konkreten Bedeutung verschieden sein: es gibt steile und flache Felsplatten, Steinplatten, die für Dächer oder Öfen gebrochen werden, Wiesen mit kleinen Felsplatten durchsetzt, flache Platten, auf denen Häuser, Stadel oder Scheuern gebaut werden, Wiesen und Äcker neben Felsplatten und weitere Fälle. Die Topografie des Oberwallis führt dazu, dass sehr viele Felsflächen freiliegen und benannt werden können. Blatter (FaN) F A N Blatter, An der Blatten, Auf den Blatten, alte Familie aus dem Goms (AWWB 35). Da es sich um einen Herkunftsnamen handelt, ist bei einzelnen Belegen die Zugehörigkeit zum HL B LATTA nicht auszuschliessen. In Bürchen gibt es ein Namennest mit dem FaN Blatter im Gebiet des Dorfteils Mürächer, wo eine Familie Blatter wohnhaft war (G ATTLEN 2007, 51 f.). Blattere Die Zuordnung des Belegs Blattere von 1749 in Visp ist nicht eindeutig. Von der Form her kann es sich hier um eine / - ÂRIA / -Ableitung (S ONDEREGGER 1958, 471 f.) zu schwdt. Blatta (cf. HL B LATTA ) handeln oder der Beleg ist zum FaN Blatter (cf. HL B LATTER (F A N)) zu stellen. Die Deutung ‘ die Felsplatten (kollektiv) ’ bezieht sich auf die Zuordnung zum HL B LATTA . Blättrig Blättrig m. ist nur in Ulrichen als der Blättrig belegt, vermutlich ein Kollektivum. Laut Beschreibung handelt es sich um einen alten Alpstafel mit Hütte, hinter dem sich grosse Steine und Felsplatten befinden. Das legt eine Adjektiv-Ableitung auf / - IG / zum HL B LATTA nahe, bei I D . (5, 189) Blatte n ‘ Felsplatte ’ , in Flurnamen gut belegt, s. auch Blatta, Blattä (Goms), Blattu ‘ Steinplatte ’ (G RICH- TING 1998, 39). Gemeint ist hier wohl eine Alpe mit vielen kleinen Fels(platten). Blau Das Farbwort Blau (schwdt. Farbadj. bl ā w, bl ō u, blab ‘ blau ’ und wdt. blaaw, blau (Goms), blaab (Leuker Berge) ‘ blau ’ , (I D . 5, 240 ff.; G RICHTING 1998, 38)) wird vor allem für die Farbe von kleinen Seen und von Gestein oder Felsen verwendet. Es tritt meist in attributiver Form auf; 237 238 Blau <?page no="184"?> selten substantiviert (Bim Blaawu ‘ Ried-Brig ’ ). Lautlich wird es meistens mit auslautendem -w oder -b (westlicher Teil des Bezirkes Leuk) realisiert; die Schreibungen mit / au/ sind häufig an das Hochdeutsche angelehnt. Rund 35 Flurnamen mit dem HL sind belegt. Ausser dem schon genannten bim Blaawu ‘ beim Blauen (Gestein? ) ’ (Ried-Brig, LT im Blaue, FLNK im Blaawu) enthalten die belegten Flurnamen das Farbwort nur als Adjektiv. Besonders wichtig ist der Blaaw See ‘ der blaue See ’ (Obergesteln, LT Blawseewji), der in verschiedenen Form rund zehn Mal erscheint. Daneben sind die HLL Bäärg, Chriz, Egg(a), Flüö, Grabu, Gufer, Häärd, Putz, Roosse, Rufina, Satz, Stei, Strich und Wang belegt. Komplexer sind der Ober und der Unner Blau Satz ‘ der obere (höher liegende) und der untere (tiefer liegende) blaue Felsabsatz ’ (Zermatt). Mehrgliedrig ist die Konstruktion Blauseelicka ‘ die Lücke über dem Blausee ’ (Grengiols). Blauonyer Blauonyér (1399, Ried-Mörel) ist im Dokument bestätigt; die Lesung Blanonýer ist nach M. S. möglich. Ob der Akzent im zweiten Fall wirklich auf dem / y/ steht, ist unklar. In beiden Fällen kann jedoch eine Deutung nicht gegeben werden. Bleessi Das vom Adjektiv bloss ‘ kahl, nackt ’ abgeleitete Bleessi oder Bleetzi ist zu schwdt. Blôssi, Bloussi, sonst Blössi, wdt. entrundet Bleessi f. wie nhd. ‘ Blösse ’ , ‘ kahle Stelle im Wald, im Weinberg ’ (I D . 5, 159; G RICHTING 1998, 39) zu stellen. Die Formen mit inlautendem -tz- (I D . 5, 296) sind Intensivierungen. In Blatten (Lötschen) gibt es um die Bleetzun herum ein Namennest; der FaN Blötzer / Bloetzer (AWWB 36; cf. HL B LÖTZER (F A N)) ist wohl dorther abzuleiten; die vorliegenden Besitzernamen sind unter dem HL zu finden. Blegi Nur in Visperterminen und Reckingen ist das HL B LEGI belegt. In Reckingen ist ts Blegi bezeugt, in Visperterminen erscheint historisch ab 1607 zum Blegyn und 1607 an den Blögy Graben. Zu stellen ist es zu B e -Legi, wohl ein ‘ Zauntor ’ oder ‘ Zauntürli ’ (I D . 3, 1199 f.); der Flurname ist eine zum Neutrum zu stellende Ableitung zum gleichbedeutenden Legi ‘ Verzäunung auf Viehweiden ’ und ähnliche Bedeutungen (I D . 3, 1196 ff.) (cf. HL L EGI ). Bleicka Der Name ist auf schwdt. Bleike n f. ‘ (schmälere, auch z. T. bewachsene) Geröll-, Schutthalde; grasige Stelle im Walde ’ , eig. ‘ Stelle, wo infolge Abrutschung das nackte Erdreich oder Gestein ‘ hervorblickt ’’ (I D . 5, 58 f.; Z INSLI 1945, 313) oder Bleiki, Bl ā ki f. ‘ die Handlung des Bleichens, Ort, wo gebleicht wird, Bleiche; Waldlichtung, bes. von Wald rings umschlossenes Grundstück ’ (I D . 5, 60 f.) zurückzuführen. Im Einzelnen ist die Motivation nicht immer erkennbar - es kann sich um baumlose Stellen in Waldgebieten oder graslose Stellen in Wiesengebieten handeln oder auch um Lichtungen in Wäldern. In den meisten Fällen steht das Simplex im Plural (di Bleicke), seltener im Singular (di Bleicka). ts Bleick n. ist als Kollektiv zu betrachten, vergleichbar ts Ta ‘ das Tannengehölz ’ . Eventuell zum Typ Bleiche ist die Form Bleicki (z. B. Ausserbinn) zu stellen; es kann sich aber auch um eine Alternativbildung auf / - I / handeln. Ein Diminutiv Plural auf / - ELTI / (Drii Bleikeltini (Saas- Almagell)) ist nur einmal belegt. Ausser attributiven Fügungen wie t Unner Bleicka (Ausserberg) wird das Grundwort selten modifiziert; es erscheint aber als Bestimmungswort in kleinen Namennestern (z. B. Zwischbergen). Bleimolun Bleimolun, ein Dativ Pl., ist 1303 als in dyen Blenuolun und 1306 als jn den Bleimolun (beide Ausserberg) belegt. Es handelt sich um eine Wiese in Leiggern, einem Dorfteil von Ausserberg auf 1579 m. Die Belege sind isoliert, voneinander verschieden, meinen aber die gleiche Flur und lassen sich beide nicht auf eine ältere deutsche Form zurückführen. Eine Anlehnung an ‘ Blei ’ kann zu diesem Zeitpunkt nicht gegeben sein, da langes / i: / wie in Blii nicht diphthongiert ist. Eine Deutung ist nicht möglich. Blein Blein ist nur 1821 in Ergisch als an die Bleinspalt belegt. Die Lesung ist unsicher. Blein ist als solches nicht belegt; es könnte aber ein in Anlehnung an das Hdt. diphthongiertes Wort (das Wdt. kennt keine Hiatusdiphthongierung) zu schwdt. Blii ‘ Blei ’ und wdt. Blii ‘ Blei ’ (I D . 5, 1; G RICHTING 1998, 39) sein, wobei auslautendes / n/ wohl nur hyperkorrekt zu erklären ist. Das Grundwort Spalt ist normalerweise nicht feminin, sondern maskulin, wie I D . (10, 205 ff.) und G RICHTING (1998, 176) zeigen. Das Feminin im Beleg kann aber auch ein Plural sein, der dann kein Genus anzeigt. an die Bleinspalt kann deswegen unsicher als ‘ an die (Fels-)Spalte mit Blei ’ gedeutet werden. Bleiwen Die vorherrschende Form Bleiwa ist wohl das entrundete Gegenstück zu Blöuwa, das zu schwdt. Bl ū we n , Bl ǖ we n f. ‘ Stampfmühle für Hanf oder Flachs ’ (I D . 5, 249 f.) zu stellen ist, volksetymologisch umgedeutet in Anlehnung an blau (I D . 5, 240 ff.). Belegt ist das Simplex im Singular Blauonyer 239 240 <?page no="185"?> als z Blauwen ‘ zur Hanf- oder Flachsmühle ’ (1832, Mühlebach), zer Bleiwu ‘ auf dem Gebiet der Hanf- oder Flachsmühle ’ (Ferden), zer Bleiwun ‘ bei der Hanf- oder Flachsmühle ’ (Blatten), Blewa ‘ die Hanf- oder Flachsmühle ’ (1690, Fieschertal). Als Grundwort erscheint das HL in Bieliger Bleiwen ‘ die Hanf- oder Flachsmühle der Leute von Biel ’ (1731 u. später, Biel). Als Bestimmungswort findet sich das HL in das Bleiwmättelti ‘ die kleine Wiese bei der Hanf- oder Flachsmühle ’ (1639, Turtmann), der Bleiwwistuck ‘ das abgeteilte Stück Land bei der Hanf- oder Flachsmühle ’ (Selkingen), Blewengraben ‘ der Graben bei der Hanf- oder Flachsmühle ’ (1544, Eyholz), in der Bleÿwe Halten ‘ die Halde bei der Hanf- oder Flachsmühle ’ (1834, Unterems) und au ᵕ s dem Bleüwen Wu ᵕ hr ‘ die Wasserleitung zur Hanf- oder Flachsmühle ’ (1650, Mühlebach). Komplexer ist den alten Bleu ᵕ we Platz ‘ der Platz der alten Hanf- oder Flachsmühle ’ (1860, Glis). Die Form Blewwi ‘ die Hanf- oder Flachsmühle ’ (Unterems) zeigt eine Ableitung auf / - I / (S ONDEREGGER 1958, 497 ff.), die sonst nicht belegt ist. Bleschu Bleschu ist ein unklares Lemma, das wohl einerseits zu Pletscha ‘ ebene Fläche ’ (cf. HL P LETSCHA und G RICHTING 1998, 153), anderseits zu Bleschi ‘ Blässe, Kuhname ’ (I D . 5, 161) zu stellen ist. Es handelt sich im ersten Fall um eine vereinfachte Aussprache mit der Reduktion von / tsch/ zu / sch/ . Als Simplex kommt vor: vff der Pleschun ‘ auf der ebenen Fläche ’ (1535, Guttet). Die weiteren Belege sind Bestimmungswörter: Bleschuflüo ‘ die Fluh bei der ebenen Fläche ’ (Naters) und Bleschilärch ‘ die Lärche bei der ebenen Fläche ’ (Mund). z Bleschun Gaden wäre dann ‘ der Gaden bei der ebenen Fläche ’ . Ob bei Bleschilärch (Mund) wirklich von einer Kuh namens Bleschi ausgegangen werden kann, wie Gwp. annimmt, ist unwahrscheinlich. Blettes Blettes kommt als frpr. Etymon historisch in Varen vor. Gemeint ist ein Alp, die in den Urkunden als blectex (1473), blettex (1473), blettes (1473), blette (1474) erscheint. 1843 hat eine Urkunde La Pletta, das jedoch als Fels bezeichnet wird, also kaum eine Alpe sein kann. In einem der Belege von 1474 ist vom unteren Teil einer Prati du Blette die Rede, also einer Wiese, die im Patois pra heissen würde. Der älteste Beleg hat lochales de blettes (1388), vermutlich ist lochales ein unverstandenes le chalet (cf. HL T SCHALET ). T AGMANN (1946, 23) erwähnt den Alpnamen bl ’ę tt ẹ i (Varen), verweist aber auf den deutschen Teil seiner Dissertation (nie erschienen). Nach B OSSARD / C HAVAN (2006, 246) sind die Ortsnamen Blettes, Bletta, Blettey zu verstehen als “ motte de terre gazonnée ” ( ‘ begraster Erdklumpen ’ ); “ touffe de foin sauvage ” ( ‘ Wildheubüschel ’ ). G PSR (2, 426 s. v. blyèta) gibt als étym. *Blista ‘ touffe ’ mit unbekannter Herkunft; erwähnt sind mehrere Flurnamen; auch J ACCARD (1906, 38 s. v. Blettaz) erwähnt einige Alpen mit dem gleichen Namenstyp. Bletz Bletz ist zu schwdt. Blëtz, wdt. Bläzz m. eig. ‘ Lappen, lappenförmiges Stück ’ , in FlN i. d. R. ‘ Stück Land, Grundstück; Stück eines Feldes, einer Wiese; Stück Weges ’ , ahd. blëz (-zzes) m., auch blëzza f., mhd. blëtz (-tzes) m. ‘ Lappen, Flicken, Fetzen ’ (I D . 5, 264 ff.; G RICHTING 1998, 39) zu stellen. Schriftlich erscheint der Name häufig mit / e/ , gesprochen wird er mit überoffenem / ä/ . Eine feminine / - I / -Ableitung Blätzi ist in Zermatt belegt. Nicht immer klar ist die Abgrenzung gegenüber Platz (Pl. Plätz) ‘ Platz ’ (cf. HL P LATZ ) oder Pletscha ‘ ebene Fläche auf einer Anhöhe ’ (cf. HL P LETSCHA ). Von den rund fünfundfünfzig Flurnamen erscheinen als Simplex im Singular der Blätz ‘ das kleine Stück Land ’ (Eisten, Fieschertal, Obergesteln), Bletz ‘ das kleine Stück Land ’ (1776 u. später, Fiesch), im Plural t Blätza ‘ die kleinen Stücke Land ’ (Fieschertal), an den Bletzen ‘ an den kleinen Stücken Land ’ (1390, Naters) und als Diminutiv im Bletzgi ‘ im sehr kleinen Stück Land ’ (1731, Staldenried), das Bletzgi ‘ das sehr kleine Stück Land ’ (1650, Zwischbergen), das Bletzli ‘ das sehr kleine Stück Land ’ (1500, Fiesch). di Bletzi f. ‘ das kleine Stück Land ’ (St. Niklaus) ist ein Simplex im Feminin, also eine Ableitung auf / - I / . Mit einem attributiven Adjektiv sind belegt: Grieblätz ‘ das grüne kleine Stück Land ’ (LT Münster), der Grien Blätz ‘ das grüne kleine Stück Land ’ (Saas-Fee), der Ober Blätz ‘ das obere kleine Stück Land ’ (Obergesteln, auch FLNK), in dem Obren Blez ‘ im oberen Teil des kleinen Stückes Land ’ (1722, Fieschertal), Oberblätz ‘ der obere Teile des Gebietes Blätz (kleines Stück Land) ’ (FLNK, Obergesteln), Breit Blätz ‘ das breite, kleine Stück land ’ (FLNK, Oberwald), der Rund Blätz ‘ das kleine, runde Stück Land ’ (Leuk), Siwillen Blätz ‘ das runde Stück Land ’ (1697/ 8 u. später, Ried-Mörel), Synwelle Blecz ‘ das runde Stück Land ’ (1402, Mörel), ab dem Vndren Bletz ‘ ab dem unteren Teil des kleinen Stückes Land ’ (Fiesch), der Unner Blätz ‘ das untere kleine Stück Land ’ (Obergesteln, auch FLNK; ein zweiter Beleg, südöstlich davon, Obergesteln) und der Vorblätz ‘ der Brustfleck (Teil der traditionellen Frauenkleidung, hier wohl metaphorisch für einen spitzen Keil des Weidelandes) ’ (Eisten), wobei das HL V OR - F IR hier aus einer Präposition entstanden ist. Zwei Besitzer- oder Nutzernamen sind zum Grundwort Bletz belegt: Karliblätze ‘ die kleinen Stücke Land, die dem Karl / der Familie Karlen gehörten ’ (Ried-Brig, 241 242 Bletz <?page no="186"?> Registerbeleg), ts Rosiinisch Blätz ‘ das kleine Stück Land der Rosina ’ (Saas-Almagell). Baum- und Pflanzennamen sind der Arvblätz ‘ das kleine Stück Land im Gebiet Arv (wo es Arven hat) ’ (Münster), der Voder und der Hinner Stüdeblätz ‘ der vorder und der hintere Teil des mit Stauden bestandenen Stückes Land ’ (Ulrichen), der Waldblätz ‘ das kleine Stück Land beim Wald ’ (Oberwald). Von den übrigen Komposita ist besonders t Schiisseblätze ‘ die kleinen, wertlosen Stücke Land ’ (Ulrichen) zu erwähnen. Andere Bestimmungswörter sind in den Artikeln zu ihren Hauptlemmata erwähnt. Nur wenige Belege sind als Bestimmungwort zu folgenden Grundwörtern vorhanden: Matta, Stei, Wald und Wasser. Komplexer ist der Obren Bletzfluo ‘ die obere Fluh bei einem kleinen Stück Land ’ (1648, Visp; Genitiv ist konstruktionsbedingt). Einen besonderen Fall zeigt Schliechtu Bläzzette ‘ die kleinen Stücke Land beim Weiler Schliecht (Geländeeinbuchtungen) ’ (EK, Eggerberg) Die Form Bläzzette ist Kollektivableitung auf / - ET / im Plural, zurückzuführen auf / - ÔDI / - ÔTI / (S ONDEREGGER 1958, 524 ff.). Bleych (PN) Bleych (PN) kommt nur vor in des Bleychen Stadel ‘ der Stadel des Bleich ’ (1347, Unterbäch). Es scheint hier ein Beiname ‘ der Bleiche ’ gemeint zu sein; Bleich als FaN ist nicht belegt. I D . kennt das Adj. bleich (5, 8) im Sinn der Hautfarbe, aber auch für Emotionen (bleich vor Zorn, z. B.), nicht aber den Beinamen. Bliäjendun Nur einmal kommt Bliäjendun in Blatten (Lötschen) vor, ein Partizip I zu schwdt. blüe(i)je n , wdt. blieje, bliäjä (Goms), bliäjn (Lötschtal), bliäju ‘ blühen ’ (I D . 5,52 f.; G RICHTING 1998, 39). Die ‘ Blühenden ’ ist eine Alp, deren Namen Zentrum eines Namennestes ist. Das Motiv für den Namen sind wohl blühende Pflanzen (z. B. Alpenrosen). Blick Blick ist zu schwdt Blick m. wie nhd. ‘ Blick ’ , in FlN zur Bezeichnung von Orten mit schöner Aussicht, mhd. blic (I D . 5, 61 f.; LUNB 1, 1, 128) zu stellen. Simplonblick (Simplon) ist der Name eines Gasthauses auf dem Pass selbst; beim Gletscherblick (Bellwald) sieht man auf den Fieschergletscher. Die beiden Nomina mit attributivem Adjektiv der Schee Blick ‘ der schöne Blick (Aussichtspunkt) ’ (Oberwald) und zum Schänu Blick ‘ zum schönen Blick ’ (Gampel; FLNK Schönblick) beziehen sich auf die schöne Aussicht. Blii Nur zwei Mal kommt Blii in den Namen vor. Es ist zu schwdt. Bl ī , Blei, wdt. Blii n. ‘ Blei ’ , ‘ Senkblei ’ mhd. bl ī , -wes (I D . 5, 1 f., G RICHTING 1998, 39) zu stellen. In Ferden, resp. Goppenstein ist eine frühere Bleimine gemeint (cf. R OSSI 1949); bei der Bliischmelzi ‘ Bleischmelze, Anlage zum Schmelzen von Blei ’ (Naters, genauer Blatten ob Naters) ist der Zusammenhang laut Gwp. unklar. Wie das R OHSTOFFINFORMATIONSSYSTEM S CHWEIZ zeigt, gab es am Grisighorn u. a. eine Blei-Grube, deren Blei wohl in der Bliischmelzi verarbeitet wurde (W. B ELLWALD , p. c.). Ob das HL B LEIN hieher gehört, ist unklar, aber eher nicht wahrscheinlich. Bliisch Bliisch ist ein unklares HL, das vor allem in Ergisch vorkommt. Zentral dafür sind di Bliischini ‘ die kleinen Blische ’ (Ergisch), von denen der Bliischbach herunterfliesst. Aus dem Bach kommen di Bliisch ‘ die Wasserleitung aus dem Bliisch ’ und t Alti Bliisch ‘ die alte Bliisch-Wasserleitung ’ . Bei den Blischini befindet sich auch der Bliischiwald. Die ältesten Belege zeigen einen romanischen Namen: 1345 dol blyz, 1361 de la blix, (beide für die Wasserleitung), 1363 de lablyx (für den Bach). Der Name ist schwer deutbar; zwar kennt J ACCARD (1906, 38) die Ortsnamen Bliou, Blioux oder Bluch, die er auf einen germanischen Personennamen zurückführt, und M EYER (1914, 105, 151) den Namen blus, den er zu germ. bl ū st ‘ Blust, Blüten ’ stellt, aber die Formen mit langem / i: / liessen sich nur durch eine Entrundung erklären, die im Oberwallis erst um 1500 herum stattfindet. Hingegen scheint das patois-Wort blya zu frz. blé ‘ Getreide ’ (G PSR 2, 418) im Plural als Deutung in Frage kommen; meist ist hier Roggen gemeint. Die Deutung des FEW (1, 389) zu fränkischem *blâd getreide wird als wahrscheinlich, aber umstritten angesehen. In Turtmann ist 1584 an den Blÿsch belegt; der Kontext macht nicht klar, was genau gemeint ist. Der Ort heisst im Text auch an Kummetten; die beiden Namen sind 1574 und 1658 auch für Ergisch als Namen von Alpen bezeugt, so dass es sich um den Namen aus Ergisch handelt, wohl identisch mit dem heutigen Bliischini. In Leukerbad sind der Blischesbodu und der Blischesgrabu (auch Blischgrabu) belegt, beide lebend ohne historische Quellen. R. G RICHTING (1993, Blatt 13, Nr. 25 und Blatt 14, Nr. 18, s. v. Blischäsgrabu) kennt einen der beiden Namen; alle haben nur ein kurzes / i/ , sodass die Zugehörigkeit zum HL B LIISCH unsicher ist. Der Graben und der Boden befinden sich nicht am gleichen Ort, sodass ein Besitzer- oder Nutzername Blisch nicht ausgeschlossen ist; der PN oder FaN ist allerdings nicht belegt. Bleych (PN) 243 244 <?page no="187"?> Blind Blind kommt als Adjektiv und als Substantiv vor. Es ist zu schwdt. blind wie nhd. ‘ blind, trübe, undurchsichtig, versteckt ’ und wdt. blind ‘ blind ’ und Blinni, Blindi ‘ Blindsein ’ (I D . 5, 109 ff.; SZNB 1, 455; G RICHTING 1998, 39) zu stellen. Die Form Blinne (< Blinde) geht auf einen lautlichen Prozess im Walliserdeutschen zurück (nd -> nn). Blinne ist in Reckingen Bachname, der ein Namennest mit Blinnental, Blinnenhorn, Blinnengletscher usw. bildet (das Blinnenhorn heisst an der Grenze zu Italien auf LT Corno Cieco ‘ Blindes Horn ’ ). Hier dürfte als Motivation das trübe Wasser in Frage kommen. Weitere Blind-täler gibt es in Naters und in Mund / Eggerberg; die Motivation ist hier weniger klar - kleine, schlecht einsehbare Täler? Auch in Naters gibt es ein kleines Namennest, ausgehend vom Blindtal. Blinda (St. Niklaus) und die Blyndun (1303 u. später, Grächen) als Flurname beziehen sich wohl auf ertragsarme, unfruchtbare Flächen oder undurchsichtige Waldstücke. der Blindu (Niedergesteln) benennt einen unfruchtbaren Rebberg. Als Adjektiv kann weiter die versteckte Lage oder die unklare Struktur in Frage kommen. Die Grundwörter zum Adjektiv sind: Bach, Bäärg, Biel, Chella, Chumma, Flüö, Schleif, See und Tal. Zweigliedrige Komposita mit dem HL als Bestimmungswort haben folgende Grundwörter: Acher, Bäärg, Chäla, Egg(a), Gletscher, Hooru, Joch, Rüüs, Sand, Schleif, Tal und Wald. Komplexer sind ts Chlii Blinnehore ‘ das Klein Blinnenhorn (so LT) ’ (Grengiols) und die Blindthall Höhi ‘ die Höhe im Blindtal ’ (1550, Naters). Blintzlig Der Name Blintzlig kommt zwei Mal im Lötschental vor, einmal für einen Schleif (Wiler), einmal für eine Wiese (Ferden). Während das BENB (1, 4, 405 s. v. Blinz) einen Personenübernamen Blinzo ansetzt, übernimmt das URNB (1, 408) die Analyse von S ONDEREGGER (1958, 491), wonach eine Stelle, die blinzen macht, gemeint sein könnte. Für unsere Namen ist eher vom Adjektiv blinzlig ‘ blindlings, in der Finsternis ’ (I D . 5, 125) auszugehen, das substantiviert wurde und dann eine Stelle meint, die dunkel, finster ist. Blitzige Blitzingen (dial. Blitzige) ist der Name der früheren Gemeinde Blitzingen (heute: Goms). Dieser lässt sich als / - ING / -Ableitung zu einem Personennamen erklären. Das kollektive Suffix / - ING -/ (dial. / - IG -/ ) ist im Oberwallis bis heute aktiv geblieben; es bezeichnet typischerweise Angehörige einer Familie, lässt sich aber auch generell als Kollektivsuffix betrachten. Die u. a. von B RUCKNER (1945, 107) angenommene Deutung, wonach die / - ING / - Namen Reckingen, Gluringen, Ritzingen, Selkingen, Blitzingen um 1000 als lebendige Tradition der mittelländischen / - ING / -Namen erscheinen, dürfte deswegen falsch sein. Die ursprüngliche Form des zugrunde liegenden PNs kann nicht sicher bestimmt werden, da entsprechende historische Belege fehlen. Wahrscheinlich liegt eine Ableitung zum Personennamenstamm BLIC- (F ÖRSTEMANN 1, 312) vor, z. B. die PN-Kurzform *Blitzo. Blitzingen bedeutet also ‘ bei den (Gefolgs-)Leuten, der Sippe des *Blitzo ’ . Der Blitz im Gemeindewappen beruht auf volksetymologischer Umdeutung des nicht mehr verständlichen Namens (W ERLEN 1991, 218; K RISTOL ET AL . 2005, 164). Die Belege mit Blitzials Bestimmungswort treten mit folgenden Grundwörtern in zweigliedrigen Komposita auf: Blitzibach (SK, Blitzingen), im Plÿtziboden ‘ der Boden, der zur Gemeinde Blitzingen gehört ’ (1531 u. später, Blitzingen), Blizi Bach ‘ der Bach bei Blitzingen ’ (1878, Biel). Einen Genitiv Plural als Insassennahme auf / - ER / (S ON- DEREGGER 1958, 526) zeigt in dem Bleiziger Bucki ‘ auf dem zu Blitzingen gehörenden gepflasterten Platz ’ (1692, Blitzingen), wo ein hyperkorrekter Diphthong / ei/ erscheint. Der historische Beleg im Plÿtziboden (Ernen, 1531) wird gesondert zu Ernen, unter Nr. 5763 der Datenbank aber auch zu Blitzingen aufgeführt. Vermutlich ist die Zuordnung zu Ernen dem Ausstellungsort der Urkunde geschuldet; die Flur selbst befindet sich auf dem Gebiet der früheren Gemeinde Blitzingen. Blocta Blocta ist nur 1437 in Inden als ly blocta belegt. Zwar ist die Form unklar; es handelt sich aber wohl um ein Partizip zum frz. bloquer (G PSR 2, 422 s.), hier wohl in der Bedeutung ‘ Wiese mit Felsbrocken ’ . Vgl. hierzu auch FEW (15, 1, 163 ff. s. v. blok (ndl.) block). Diese Deutung bleibt allerdings unsicher. Bloos Das Adjektiv bloos ist zu schwdt. bl ō ss ‘ nackt, unbedeckt ’ , vom Erdboden, ein brachliegender Acker z. B., nackt, kahl, ohne Bäume von einem Berg, Haus; mhd. bl ō ß und wdt. blooss ‘ nackt, bloss ’ (I D . 5, 155 f.; G RICHTING 1998, 39) zu stellen. Eine / - I / -Ableitung dazu findet sich unter dem HL Bleessi ‘ Blösse ’ . Bei Plozen im historischen Beleg Plozenbuele (1300, Baltschieder) könnte es sich von der Form her möglicherweise auch um einen PN handeln. Das Adjektiv tritt attributiv mit den HLL Biel, Egg(a) und Hooru auf. Als Bestimmungswort erscheint es mit den HLL Biel und Stei. Komplexer ist es in Bloosbielschleif ‘ der (Holz-)Schleif beim blossen Hügel ’ (FLNK, Gampel). 245 246 Bloos <?page no="188"?> Ganz unsicher ist Blomattu ‘ die ? -Wiese ’ (Saas-Fee); eine Assimilation Bloss+Mattu zu Blomattu ist sehr ungewöhnlich. Rein spekulativ liesse sich Be-Loo(n)-Mattu ‘ Wiese, die gegen Lohn gemäht wird ’ oder ‘ die Wiese, die beim Wald steht ’ ansetzen, aber dafür gibt es keine weiteren Belege. Die Deutung bleibt also unklar. Blötzer (FaN) Der FaN Blötzer (AWWB 36) ist im Lötschental verbreitet und ist hier Besitzername, häufig mit Entrundung. Cf. HL B LEESSI (mit der Variante Bleetzun (Blatten / Lötschen); der FaN ist wohl Herkunftsname). Belegt ist er in ts Bleetschärs Grabem ‘ der Graben der Familie Blötzer ’ (Ferden) und än Bleetzärsch Wang ‘ im Grasabhang der Familie Blötzer ’ (Wiler). Blüemu Blüemu ist zu schwdt. Blueme n , wdt. Blüema, Blüemä (Goms), Blüöma (Saastal), Bluäm (m.) (Lötschtal), Blüomu m., f. wie nhd. ‘ Blume ’ , ‘ das Blühen, Blüte, vom Gras auf den Wiesen ’ , ‘ Graswuchs ’ , ‘ Ertrag, den eine Wiese bei der einzelnen Nutzung liefert; Bodenertrag überhaupt ’ ; ‘ der Erste, Beste, Schönste unter gleichartigen Dingen (z. B. Alpweiden) ’ , ahd. bluomo m., bluoma m., f. (I D . 5, 64 ff.; G RICHTING 1998, 39) zu stellen. Bei einzelnen Belegen kann es sich auch um den (im Register der HRSB belegten) FaN Blumen handeln. Mit der Ausnahme von Blüemme (Raron) erscheint das Lemma nur als Bestimmungswort. Dabei ist unklar, ob Heublumen, der Heuertrag oder blühende Blumen gemeint sind; es kann sich auch einfach um hervorstechende Objekte handeln wie in Blüomustei ‘ Blumenstein ’ (Saas-Almagell). Die Ableitung Blüemel- oder Blüemilauf / - EL / / / - IL / scheint eine Stellenangabe zu sein ( ‘ wo es Blumen hat ’ ). Bei Bliemischwanna ‘ die blumenreiche Wanne / die Wanne des Bliemli ’ (Randa) ist ein Genitiv zu einem zunächst umgelauteten und dann entrundeten Lemma, der auf einen Personennamen zurückgeht (der aber nirgends sonst belegt ist). ts Blüemuschiir ‘ die Scheuer der Familie Blum ’ (Mund) nimmt wohl auf den FaN Blum Bezug, der im Register der HRBS gut belegt ist. Ganz unsicher sind Blummhorn und Blummgrat; lautlich kann zwar nach dem sogenannten Brandstetterschen Gesetz (Kürzung eines Zwielautes im Mehrsilber) das Lemma Blüemvorliegen; vielleicht handelt es sich aber auch um Plumpe n (I D . 5, 103) ‘ grosse Kuhglocke ’ nach der Form des Gipfels. Blüet Nur zwei Mal erscheint als Bestimmungswort Blüet, zu schwdt. Bluet, wdt. Blüet, Bluäd (Lötschtal), Blüöt n. ‘ Blut im menschlichen Körper ’ ; ‘ leibliche Verwandtschaft ’ ( … ), Verstärkung als erstes Glied in Zusammensetzungen (I D . 5, 219 ff.; G RICHTING 1998, 40). Im Fall Bluotbletza ‘ (vermutlich) das rötliche kleine Stück Land ’ (Raron) ist wohl die rote Farbe ausschlaggebend, im Fall Bluädcheera ‘ die (steilen) Kehren, bei denen man Blut schwitzt ’ (Ferden) geht es vermutlich um die Steilheit der Kehren, die einen Blut schwitzen lassen. Bluttig Bluttig ist ein Adjektiv auf / - IG / zu schwdt. und wdt. blutt (cf. HL P LUTT u. G RICHTING 1998, 154) in der Bedeutung ‘ kahl ’ (I D . 5, 214; Bed. 2e) und 1507 in Ulrichen belegt als bluttigx Gu ͦ t ‘ das kahle Gut ’ . Bluttig selbst ist im I D . (1, 262) passim als ‘ bloss ’ belegt, nicht aber als eigener Eintrag. Bobi Der Schwaarz Bobischleif ‘ der (Holz-)Schleif beim kleinen schwarzen Boden ’ (Blatten / Lötschen) befindet sich beim Schwarz Bopem, cf. HL B ODU . Bobi ist deswegen zu Schwdt. Bodem m., sonst Boden, wdt. Bode, Bodu, wie nhd. ‘ Boden ’ , ‘ kleinere Ebene zwischen, an oder auf Abhängen; Wiesengrund, Bergterrasse, baumfreie, kleine Ebene in Bergwäldern, kleinere Hochfläche ’ , ‘ kleinere, rundliche Einsenkung des Erdbodens ’ , ahd. bodam, mhd. bodem (I D . 4, 1020 ff.; G RICHTING 1998, 40) zu stellen und ergibt sich aus der Assimilation Bodmi > Bobmi > Bobi. Bocard (PN) Bocard (PN) ist nur einmal 1713 in Praz Bocard (Albinen) belegt. Es handelt sich wohl um eine verschriebene oder nicht mehr durchsichtige Form des PN oder FaN Broccard oder Borcard (AWWB 46), also ‘ die Wiese des Bocard / der Familie Bocard ’ . Bochetta Bochetta ist zu it. bocchetta, Dim. zu bocca ‘ Mund ’ , als geografischer Begriff entweder ‘ Aushöhlung an der Gletscherzunge, wo der Gletscherbach herausfliesst ’ oder ‘ Pass ’ (D EVOTO / O LI 2020, 286) zu stellen. Die Bochetta Aurona ist laut LT der it. Name des Chaltwasserpass. (Aurona ist der Name des Flusses, der jenseits der Grenze entspringt; cf. HL A URONA ). Bochte Der Name kommt in zwei Formen vor: Bocka (Betten, Bitsch), die seltenere Form, und Bochte. Es ist zu schwdt. Bocke n , Bockte n m., f., Bochte n f., wdt. Bochta, Bochtä (Goms), Bochtu f. ‘ grosse, runde, meist eichene, tw. mit Deckel versehene Kufe zu verschiedenen Zwecken; Kufe zur Aufnahme der frisch gelesenen Trauben, Jauchebot- Blötzer (FaN) 247 248 <?page no="189"?> tich, Wasserzuber ’ , ahd. botahha f. ‘ Bottich ’ , mhd. boteche m., f., ahd. botahha f. ‘ Bottich ’ (I D . 4, 1010f. und 1138f.; G RICHTING 1998, 40) zu stellen; die Form wird bei BENB (1, 4, 416 f.) in der Anmerkung erklärt. Meistens ist eine Geländeform gemeint, wobei unklar ist, welcher Typ von Bottich im Einzelnen gemeint ist. Der Name tritt als Simplex im Singular als t Bochte (Reckingen), di Bochtu (Turtmann; Unterems) oder di Bocka (Betten, Bitsch) auf. Unklar, ob Singular oder Plural sind in die Bochten / in der Bochten (1637, Betten), Bochten (LT Reckingen), Bochten (SK Ulrichen). Als Diminutiv ist ts Bochtuti ‘ der kleine Bottich ’ (Fieschertal (mit / l/ -Vokalisierung)) belegt. In attributiven Fügungen erscheint das HL als Grundwort in t Hinnere Bochte ‘ der hintere Teil der Bochte (Bottich) ’ (Münster, Reckingen), vff der Obren Bocken ‘ auf dem oberen Teil der Bocka (Bottich) ’ (1629, Bitsch), t Vodere Bochte ‘ der vordere Teil der Bochte (Bottich) ’ (Münster, Reckingen). Als Grundwort tritt das HL nur einmal in einem mehrgliedrigen Kompositum auf: t Chietalbochte ‘ die Bochte (Bottich) auf der Alp Chietal (Kühetal) ’ (Münster). Als Bestimmungswort verbindet sich das HL mit folgenden Grundwörtern: Acher, Bletz, Chäla, Egg(a), Fääsch, Grabu, Haalta, Hooru, Löüb, Matta, Schluocht, Stafel, Tschugge und Wang. Bochtür Bochtür ist als ts Bochtür (Leuk, auch FLNK und LT) belegt. Der Name hat Erstbetonung, die zweite Silbe ist nebenbetont und halblang. Inhaltlich geht es um Wald und Geröllhänge. Dazu gehören der Bochtürschleif ‘ der Schleif vom Bochtür herunter ’ und der Bochtürwald ‘ der Wald beim Bochtür ’ . Laut Beschreibung unter Bochtür feiern die Leute von Agarn einen Bittag wegen der <Bochtürlawine>. Historische Belege fehlen. Rein formal würde das HL zu einem frz. posture (FEW 9, 166) zu stellen sein, das hier in der patois-Form erscheint und etwa ‘ Lage ’ meint. Eine Deutung dafür ist jedoch nicht möglich. Bock Bock bezieht sich meistens auf männliche Tiere bei Ziegen und Schafen (dem Schmalvieh), aber auch bei Gemsen und Hirschen; manchmal sind generell solche Tiere gemeint. Es ist zu schwdt. Bock, Bogg m., Pl. Böck, Dim. Böckli, wdt. Bokk m. ‘ Ziegenbock allgem.; Männchen anderer Tiere ’ , ‘ Wiese, die keinen Ertrag liefert ’ , ahd boch, mhd. boc (I D . 4, 1122 ff.; G RICHTING 1998, 40) zu stellen. Im Einzelfall kann jeweils nicht genau entschieden werden, welche Tiere gemeint sind; bei Angaben der Gwp. wird auf diese abgestellt. Bock kommt nur als Bestimmungswort in Zusammensetzungen vor, nicht als Grundwort. Unklar ist der Beleg Bockibode (Oberwald), der sich auch auf Bochte beziehen kann, hier aber zu Bocki ‘ kleiner Bock ’ gestellt wird. Als eines der wenigen Possessivkomposita (Typ: Rotkehlchen) erweist sich der Bockbaard ‘ der Bockbart (Pflanzenname (? ): Grosser Geissbart (A RUNCUS SILVES- TER )) ’ (Visp) (L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 1178 haben T RAGOPOGON PRATENSIS und T RAGOPON DUBIUS als Bocksbart). Der Flurname bezeichnet eine Flur, auf der diese Pflanze wächst; heute befindet sich dort ein Güterterminal der SBB. Bodenmann (FaN) Nur in ts Bodumasch Läärch ‘ die Lärche des Bodenmann ’ (Simplon) kommt einmal der FaN Bodenmann, Familie von Lax und Martisberg (AWWB 36) vor. Eine wörtliche Deutung zu Boduma ‘ der Mann vom Boden ’ liegt kaum vor. Bodi (FaN) Bodi (FaN) ist nur in ts Bodisch Weid ‘ die Weide der Familie Gundi mit dem Beinamen Bodi ’ (Steinhaus) belegt. Es handelt sich um einen Genitiv zu einem Diminutiv Bodi ‘ der kleine Boden ’ . Der FaN Gundi ist im F AMILIENNAMENBUCH DER S CHWEIZ (2, 741) für Niederwald und Filet belegt. Bodmer (FaN) Im historischen Beleg von 1826 wird eine Hofstatt der Pottmer (Obergesteln) erwähnt. Vermutlich ist hier der FaN Bodmer gemeint, eine alte Familie von Niederernen, die sich im 16. Jh. in Mühlebach und Lax niederliess und sich bis ins 17. Jh. auch Bogner schrieb (AWWB 36) (cf. auch HL B ODU ). Bodu Bodu ist zum hdt. Boden zu stellen. Damit werden ebene, leicht bebaubare Flächen bezeichnet. Sie sind für die Land- und Alpwirtschaft sehr wichtig, deswegen kommt das Lemma sehr häufig vor (rund 1600 Belege). Es ist zu schwdt. Bodem m., sonst Bode n , wdt. Bode, Bodu, Bodä (Goms) Bodo (Schattenberge), Bodn (Lötschtal) wie nhd. ‘ Boden ’ , ‘ kleinere Ebene zwischen, an oder auf Abhängen; Wiesengrund, Bergterrasse, baumfreie, kleine Ebene in Bergwäldern, kleinere Hochfläche ’ , ‘ kleinere, rundliche Einsenkung des Erdbodens ’ , ahd. bodam, mhd. bodem (I D . 4, 1020 ff.; I D . 4, 1038; G RICHTING 1998, 40) zu stellen. Im Oberwallis erscheint der Name in verschiedenen Formen. Die eine lässt sich auf ahd. bodam, mhd. bodem 249 250 Bodu <?page no="190"?> zurückführen, die andere auf umgelautetes und entrundetes bidum (< büdum). Zur ersten gehören die Simplizia Bode / Bodu / Bodo / Boda mit den Pluralformen Bodma / Bodme, die teilweise zu Bobma / Bobme assimiliert werden. Häufig sind sie auch verbunden mit einer Präposition, meistens in mit dem Dativ, was Im Bodu, Inu Bodme und ähnliches ergibt. Eine alternative Pluralform ist das umgelautete und entrundete Bedu, wobei die Qualität des / e/ je nach Ort auch offen sein kann bis hin zur Schreibweise Bädu. Die Diminutive dazu sind entweder Bodi (Pl. Bodini) oder Bodji (Pl. Bodjini), vereinzelt auch Bodälli. Der zweite Stamm hat im Simplex Bidem / Bidum / Bipm (Lötschtal) und im Plural Bidmer / Bipmer; selten sind Formen mit einem / e/ im Stamm: Bebm und (flektiert) Bebmin sind im Lötschtal belegt. Als Diminutiv findet man neben Bidi auch Bidemji / Bidumji / Bidimji (teilweise historische mit -ggeschrieben, das aber für -jsteht); die Pluralbildung führt hier zu Bidini und Bidemjini etc. Interessant ist die Kollektivbildung Gebidem / Gibidem / Gibidum n.; in den Gebieten, in denen anlautendes / gi-/ vor / b/ assimiliert wird (etwa zu Bipm), ist nicht immer klar, ob das Simplex oder ein Kollektiv vorliegt; vor allem, wenn das Genus nicht eindeutig ist. Eine Ableitung mit / - ER / zu Boden ergibt als Zugehörigkeitsform Bodmer, das - neben Imboden - auch als FaN erscheint (AWWB 128 mit beiden Formen). Die / - ER - I ( N )/ -Ableitung zu Bodmeri meint dann eine Wasserleite von oder zu einem Bode oder Bodme. Boden ist häufig allein stehendes Simplex, wie gesagt oft mit in versehen. Das gilt auch für den Plural und die Kollektivbildung. Neben attributivischen Bildungen vom Typ der Schwarz Bode, der Leng Bode, der Wiiss Bode und den seltenen Partizipien wie Sickundu Bodu ‘ der nässende Boden ’ wird Boden in Zusammensetzungen meistens als Grundwort verwendet. Neben den Nutztieren, für die der Boden gebraucht wird, wie Rossbode, Chalberbode, Lammerbode, Chüe- / Chiebode, finden sich sehr viele andere Zusammensetzungen, etwa mit Pflanzen (Räckholterbode, Chleebode), Nutzungsformen (Tanzbode, Springbode, Scheidbode, Ringbode), Besitzern (Agnyg Bode, Giischigbode), geografischen Eigenschaften (Fleschbode, Schneebode) und manches andere. Als Bestimmungswort ist Bodu deutlich weniger häufig vertreten; es gibt aber einige Boduachra und Bodumatte und vereinzelte Belege wie Bodusunna ‘ das sonnseitig gelegene Grundstück unterhalb des Bodens ’ (Randa). Natürlich gibt es dann auch komplexere Bildungen, in denen Bodu ganz unterschiedliche Funktionen hat, wie z. B. Schenuboduwaldji ‘ der Wald beim schönen Boden ’ (Visperterminen), der Rossbodupass ‘ Rossbodenpass ’ (Visperterminen) oder der Ronibodjifärich ‘ der Pferch beim kleinen Boden der Alpe Roni ’ (Visperterminen) und viele andere mehr. Boemmelti Bo e mmelti ‘ beim kleinen Baum ’ ist nur 1552 in Münster belegt. Es handelt sich um eine Diminutivform ‘ beim kleinen Baum ’ zum HL B ÖÜM ‘ Baum ’ . Laut SDS (1, 124) hat Geschinen bei Münster eine monopthongierte Form Böm. G RICHTING (1998, 40) führt an erster Stelle ebenfalls Böm ‘ Baum ’ auf. Auch I D . (4, 1230 ff. s. v. Baum) kennt monophthonge Formen, jedoch keinen Diminutiv auf / - ELTI / , der aber im Wallis geläufig ist (vgl. SDS 3, 156). Boeuf Boeuf ‘ Stier ’ ist zweimal belegt: Corne du Boeuf ‘ Stier- Horn / Ochsen-Horn ’ (LT, Oberems) und der Padöböff ‘ der Pas de / du Boeuf (Ochsenpass) ’ (Oberems, FLNK Pas du Boeuf). Die Schreibweise der Präposition de / du ist nicht einheitlich. In beiden Fällen handelt es sich um die frz. Form boeuf (G PSR 2, 448; G. P ANNATIER p. c.). Boge Das Lemma Boge tritt in drei Bedeutungen auf: zum einen ein Brückenbogen aus Stein (auch Schwibbogen), zum zweiten als bogenartige Geländeform, zum dritten als Ellbogen - auch hier eine Geländeform, die einem Ellbogen gleicht. Es ist zu schwdt. Boge n m., Pl. mit Umlaut, Dim. Bogji, Bögli, Bögeli, im Allgemeinen wie nhd. ‘ Biegung, gebogene Linie; etwas Gebogenes (Brückenbogen, Fensterbogen, Gewölbebogen, Schwibbogen) ’ , mhd. boge und wdt. Boge, Bogä (Goms), Boga (Mattertal), Bogn (Lötschtal), Bogu ‘ Bogen ’ zu stellen (I D . 4, 1060 ff.; G RICHTING 1998, 40). Weiter sind Ellbogen zu schwdt. Ell-Boge n m. wie nhd. allgem. ‘ Ellbogen ’ , zur Bezeichnung von etwas Ellbogenähnlichem (I D . 4, 1064 ff.; BENB I, 4, 459 f., wo auch feminine Formen erwähnt sind) und Schwibbogen zu schwdt. Schwî-Boge n ‘ steinerner Bogen über Gewässern ’ , ahd. swibogo (I D . 4, 1068; BENB I, 4, 459 f.) zu erwähnen. Der Beleg Stiibogn (Kippel) wird zu Stiia ‘ einfacher Stall ’ gestellt; es könnte sich aber auch um eine Re-Interpretation von Schwibbogen handeln. Bogen erscheint nur einmal als Simplex Singular jm Bogen ‘ im Bogen (unklar) ’ (1477, Bürchen), als Simplex Plural in Bine Bege ‘ bei den Bögen ’ (Oberwald; FLNK Bi de Bege); es ist sonst Grundwort in Ellbogen und Schwibbogen. Komplexere Formen sind Ellbogegrabe ‘ der Graben oberhalb des Gebietes Iner Ellboge (im Ellbogen) ’ (Gluringen, auch LT und FLNK) und Ellbogeloch ‘ das Loch im Gebiet Ellboge (Ellbogen) ’ (FLNK, Gluringen). Einmal ist es Bestimmungswort in Pogungraben ‘ der Bogengraben (unklar) ’ (1619, Simplon), wo es mangels weiterer Angaben nicht näher gedeutet Boemmelti 251 252 <?page no="191"?> werden kann. Allerdings hat J ORDAN (2006, 234) unter Pooggu und Pooggubode wohl die gleiche Flur gemeint; interessanterweise verweist er auf Pogungrabe beim vorausgehenden Lemma Gräbu ‘ Gräben ’ , sodass er implizit die gleiche Deutung annimmt, wohl auch zum HL B OGE . Boggarden Boggarden ist 1684 in Turtmann als in der Boggarden belegt. 1701 erscheint Zer Bagerden (? ), das im Beleg von 1684 im Oberriedt lokalisiert wird; es handelt sich dabei wahrscheinlich um eine Kleinsiedlung östlich auf ca. 900 m (auf LT Obers Ried, auf SK als Ob. Ried mit deutlich mehr Bebauung). In beiden Fällen ist von einer Wiese die Rede. Beide Namen sind feminin, können also zunächst nicht zu Garte n m. ‘ Garten ’ (I D . 2, 432 f.) gestellt werden. Es könnte sich aber um eine Re-Analyse eines Plurals als femininem Singular handeln. Dann würden beide Namen an eine Form von Baumgarte n (I D . 2, 436) erinnern (zu Bovergl. BENB 1, 4, 415 f.; zu Boumgarte BENB 1, 4, 503 ff.). In beiden Fällen sprechen aber sowohl Genus wie Lautung (Palatalisierung zu / ö/ oder ähnlich fehlt) dagegen. Auffällig ist, dass gleich neben dem Oberen Ried sich ein Flurname Ägerte (LT; SK Egerten) (cf. HL Ä GERTA ), der heute zu Eischoll gehört, befindet; er könnte, eventuell mit der Präposition bi ‘ bei ’ , in den Formen Boggarden und Bagerden ‘ beim Pflanzplatz ’ versteckt sein. Bois Bois ‘ Wald ’ ist der ältere Name von Leukerbad. Belegt ist er als Boez (Belege unter Leukerbad) und 1402 in Leuk als vallis des Bois ‘ das Tal von Leukerbad ’ . Siehe dazu G PSR (2, 456 ss. s. v. bois und unter Noms de lieux 460: Buez 1229, anc. nom de V[alais] Louèche-les-Bains). Das Wort sei vor allem in den Orts- und Flurnamen als ‘ Wald ’ vertreten gewesen; allgemein wird sonst eher der keltische Typ * JUR für das Appellativ ‘ Wald ’ verwendet. Bolla Bolla f. ist historisch 1350 in Agarn als super pratis de la bolla (cf. HLL P RA und P RADIUM ) belegt; hierzu gehört auch das 1669 in Agarn belegte in der Bollen. Unklar sind jedoch das 1346 in Agarn bezeugte eys pollez und das ca. 1500 erwähnte eys pollet, die beide eher zum HL P OLLET zu stellen sind. Lebend ist di Bollu (Leuk) belegt, die 1519 als Bolla, später als in der Bollen erscheint. FLNK kennt es als Bollumattu - am gleichen Ort, heute als Pfarreiwiese bei Gampinen (Weiler von Leuk) belegt. Vermutlich sind alle historischen Belege zu Bolla am gleichen Ort zu finden. Das dt. Wort Bolle (Z INSLI 1946, 313) wird auf ahd. bolla, dieses als Lehnwort aus dem lat. BULLA (FEW 1, 607 ff. s. v. bulla blase) zurückgeführt. Das sonst im Deutschen vorhandene Bohl ‘ rundlicher Hügel ’ fehlt aber im Oberwallis sonst ganz. Das HL muss also auf ein romanisches HL zurückgehen. Die Lokalisierung auf der SK von 1886 zeigt ein flaches Stück Land am alten Rottenlauf. Am nächstliegenden wäre deswegen ein rundes Stück Land und das HL B OLLA geht zurück auf lat. BULLA blase (FEW 1, 607; G PSR 2, 631). Boltz Boltz ist nur 1547 und 1558 in Reckingen als Boltz Schleiff und Boltzschleiff ‘ der Schleif des Boltz (PN? ) ’ belegt. Eine Verlesung von Holz ist nicht ausgeschlossen, doch kann auch Bolz im Sinne von ‘ pfeilgerade ’ (I D . 4, 1226, bes. Bed. 9.) und wdt. bolzeggrad, bolzugrad (Saastal), bolzugraad (Lötschtal), bolzuggärad ‘ schnurgerade ’ (G RICHTING 1998, 40) gemeint sein. Nicht ausgeschlossen werden kann weiter eine Kurzform PN Boltz, der als Nutzer des Schleifs gemeint sein könnte. Der Name wäre dann zu BALDA ‘ kühn ’ nach F ÖRSTEMANN (1, 233 ff.) zu stellen. Die verschiedenen Vorschläge lassen keine klare Deutung zu. Für die Grundtabelle wurde der PN gewählt. Bomme Bomme ist nur 1352 in Unterems als jn Bomme belegt. Laut Dokument handelt es sich um ein Stück Land. Der Name ist unsicher. G. P ANNATIER (p. c.) würde ihn zu baume (G PSR 3, 293 s. v. 3. baume) stellen, das dem wdt. Balma entspricht und normalerweise einen Felsen meint, unter dem Tiere und Menschen Schutz finden. Möglich ist auch ein Anschluss zu pommier ‘ Apfelbaum ’ (cf. B OSSARD / C HAVAN 2006, 156 s. v. Pomy). Ein Anschluss an ein dt. Lemma wie etwa Boum ‘ Baum ’ wäre nur möglich, wenn eine Monophthongisierung angenommen würde, was in dieser Gegend laut SDS (1, 124 s. v. Baum) kaum gegeben ist. Am wahrscheinlichsten ist deswegen die Deutung von G. P ANNATIER . Bomossier Bomossier m. ist als lebender Name (ohne Koordinaten, vgl. aber Triftbach) in Zermatt belegt; ein historisches Bomassyer (1494, Grächen) gehört wohl auch hieher. Nach J ULEN ET AL . (1995, 150 und 213) handelt es sich um den alten Namen des Triftbaches oder des Triftbächji, seine Herkunft bleibt aber ungeklärt. Die historischen Belege zum Namen geben 1435 Bomassy`er, 1434 Bo ᵘ mmassyer, 1448 Bo ᵘ masyer usw. und weisen ihm lat. RIPA ‘ Bach ’ zu, unterstützen also die Angabe bei J ULEN ET AL . Bis jetzt wurde keine sinnvolle Deutung des ursprünglich wohl romanischen Namens gefunden. 253 254 Bomossier <?page no="192"?> Bon (rom.) Bon ist als Adjektiv bon nur belegt in ol bon fons ‘ bei der guten Quelle ’ (1338, Leukerbad). Das Adjektiv ist s. v. Bon im G PSR (2, 483 ss.) vertreten; zurückzuführen ist es auf lat. BONU - (FEW 1, 433 s. v. bonus gut). Bon Bon kommt in einigen wenigen Fällen vor, die wohl auf verschiedene Lexeme zurückgehen. Wohl deutsche Belege sind ts Bogässi ‘ die kleine Gasse bei den Bohnenpflanzungen (unklar) ’ (Randa) (das / o/ ist nasalisiert und es folgt ein unsicherer velarer Nasal; ein Boon- ‘ Bohne ’ mit Kürzung (Brandstettersches Gesetz) ist also möglich) und in den Boschliechten (1753, Filet), wo entweder Boon- ‘ Bohne ’ oder Boum- ‘ Baum ’ gemeint sein kann; dÿe Booschlu ͦ cht (1480, Obergesteln) ist ähnlich zu deuten. Zwei vermutlich romanische Fälle sind Bomatte (Feschel), di Bohaltu (Guttet). Zwar sind romanisch-deutsche Mischformen immer problematisch; in Bo(n) könnte sich aber entweder das Adj. bon ‘ gut ’ oder das Nomen bon ‘ Gut ’ oder das patois-Wort bou ‘ boeuf, Stier ’ (G PSR 2, 448ff, bes. 450) verbergen (vgl. HL B ON ( ROM .)). Boner (FaN) Die Belege ts Boneregg ‘ die Ecke der Familie Boner ’ , an Boners Eggen ‘ an der Ecke der Familie Boner ’ (1765, Naters), Bonero Wildi ‘ das Brachland der Familie Boner ’ (1651, Mund) und Bonerro Hitta ‘ die (Alp-)Hütte der Familie Boner ’ (1579, Eggerberg) sind zum FaN Boner zu stellen, der im Register von HRBS erwähnt wird; laut Gwp. handelt es sich um einen ehemaligen Familiennamen von Mund. Unklar ist der Beleg Bonig See (auch Boniger See) (Törbel) - es handelt sich um einen kleinen Alp-See, der den Bonigen (eine kollektive / - IG / -Ableitung zu Boner) gehört haben könnte; ein Alpname dazu fehlt jedoch. In der Datenbank zu Personennamen des FGA in Brig findet sich Boner als Kurzname zu Abgottspon. Bongen Bongen ist nur einmal historisch 1450 in Obergesteln als in den Bongen belegt. Das HL fehlt in den Wörterbüchern. P H . K ALBERMATTER (p. c.) nimmt an, dass über dem {o} ein Sonderzeichen steht und das in Obergesteln sonst belegte Buogen gemeint sei (cf. HL B UGEN ). Da für Bongen keine Deutung möglich ist, wird hier auf die Deutung von Bugen verwiesen. Boona Bohnen wurden traditionellerweise auf Äckern angebaut; sie dienten als Tierfutter und ihr Mehl wurde teilweise mit Brotmehl vermischt. Zu stellen ist das HL B OONA zu schwdt. B ō n, B ō ne n f., Pl. B ō ne n , Dim. Bön(d)li, Böneli, Böndeli, W[allis] auch B ō ni ‘ Bohne, Sau- oder Ackerbohne Vicia faba, früher allgem. angebaut und tw. als Mastfutter für das Vieh, tw. als nahrhafte Speise für die Menschen verwendet, ( … ); etwas Wertloses; Erbse, ( … ) ’ (I D . 4, 1310 ff.; G RICHTING 1998, 40). Boona erscheint nur als Bestimmungswort, meist zum Grundwort Acher und dann in der Form Bonacher. Selten sind andere Grundwörter wie Biina, Gaarte, Schluocht und Loch. Komplexere Belege wie der Bonacherstutz ‘ die steil ansteigende Stelle oberhalb des Bonacher (Bohnenacker) ’ (Obergesteln) und der Unner Bonacher ‘ der untere Bohnenacker ’ (Ritzingen) sind selten. Einige der unter dem HL B ON aufgeführten Belege können hieher gehören. Die früheren Bonacher in Siedlungsnähe sind heute oft überbaut. Boonu Boonu ‘ gut ’ ist nur in di Boonufännä und ts Boonufännugässi (beide Leuk) belegt. Zu Grunde liegt frpr. bonna fèna ‘ bonne-femme ’ (G PSR 2, 492 s. v. bonne-femme). Das Kompositum bezeichnet eine Hebamme, wird für eine Pflanze (Distel) verwendet und kommt auch sonst als Flurname vor. Die genaue Motivation für einen Rebberg ist unklar. Bei Boonu ist wohl auch ein Anklang an Boona ‘ Bohne ’ vorhanden, doch ist der Name einem Rebberg zugewiesen. Boortel Boortel kommt nur in Ried-Brig vor. Zentral ist der Alpname Boortel. Die ältesten Belege haben Bortal (1389, 1390), später auch Borthal (1577). Die Schreibweise ist unklar: sie kann entweder eine volle zweite Silbe bezeichnen oder sich auf Tal beziehen, dass dann durch den Einfluss der Erstbetonung reduziert worden wäre zu T ǝ l. Diese Erklärung steht aber im Gegensatz zu den vielen Flurnamen mit dem Grundwort Tal, die nicht reduziert wurden. Unklar wäre dann auch, welches Lemma die erste Silbe vertritt: Boor ‘ Bohrer ’ oder Boord ‘ Abhang ’ ? Eine zweite Hypothese wäre eine / - EL / -Ableitung zu Boord (S ONDEREGGER 1958, 513 spricht von “ Stellenbezeichnung ” , zu Boord siehe I D . 4, 1615 ff. s. v. Bort), etwa mit der Bedeutung ‘ Alpe an einem Bord (Abhang) ’ . Eine Ableitung von Poort (I D . 4, 1632) ‘ Zaunlücke, Durchgang durch einen Zaun ’ dürfte kaum zutreffen. Keine der aufgezählten Hypothesen vermag zu überzeugen, doch am sinnvollsten ist eine / - EL / -Ableitung zum Nomen Boord ‘ Abhang ’ . Neben dem Simplex kommt das Lemma als Bestimmungswort zu Alpa, Gletscher, Heeji, Hooru, Licka und Seewji vor. Die Namen bilden so ein Namennest. Bon (rom.) 255 256 <?page no="193"?> Boot Boot - ursprünglich kein Dialektwort - wird als Bestimmungwort in bim Boothüüsi ‘ beim kleinen Bootshaus ’ (Betten) für den Aufbewahrungsort der Mietboote am Bettmersee verwendet. Vgl. nhd. Boot n. (K LUGE / S EEBOLD 25 2011, 141). Boozu Boozu ist der Singular zum Plural Booze ‘ Gespenster, Spukgeister ’ . Sie spielen in den Walliser Sagen eine wichtige Rolle; Orte, die unheimlich sind, an denen es spukt, werden danach benannt. Das HL B OOZU ist zu schwdt. B ō z, Pl. B ō ze n und wdt. Booze, Boozä (Goms), Booza (Mattertal), Boozu m. ‘ Popanz, Vogelscheuche; Gespenst; Schreckgespenst für Kinder ’ (I D . 4, 1994 f.; G RICHTING 1998, 40) zu stellen. Das HL tritt nur als Bestimmungswort auf. Die Grundwörter sind: Balma, Färich, Hitta, Loch, Stei, Tola und Trog. Bord Ein Boord n. (mit gelängtem Vokal und meist auslautendem -t) ist in unserem Gebiet meistens ein Abhang oder ein Böschung, manchmal auch ein Rand oder eine Begrenzung; es ist insgesamt nicht selten, was mit der gebirgigen Topografie des Gebietes zusammenhängt. Belegt sind rund 420 Flurnamen. Zu stellen ist es zu schwdt. Bort, wdt. Boord n., Pl. unverändert oder Börter, Dim. Börtli, Bördji ‘ Rand, äusserstes Ende eines Dinges, z. B. eines Tellers, Tisches ’ , vom Erdboden: ‘ Uferrand, -böschung eines Sees, Flusses, Bachs ’ , ‘ Rand, ansteigende oder abfallende Böschung, (mit Gras oder Gesträuch bewachsener) Grenzrain an Grundstücken (Wiesen, Äckern, Gärten), Strassen und Wegen; kleiner Abhang ’ , mhd. bort, -tes mn., dazu FaN Borter (I D . 4, 1627 ff.; G RICHTING 1998, 40). Das Wort erscheint zunächst als Simplex im Singular oder Plural (Beerter), wobei der Plural mehrere kleine Abhänge oder Böschungen meint und Entrundung aufweist. Der Diminutiv (Boortji; selten Beertji) hat meistens keinen Umlaut; oft ist er im Plural (Boortjini; Beertjini). Neben attributivischen Fügungen (ts Leng Boort, ts Root Boort usw.) gibt es viele Zusammensetzungen mit Boord als Grundwort, wobei meist die Lage ausschlaggebend ist; die meisten dieser Namen sind unter dem Bestimmungswort erschlossen. In komplexeren Fügungen kann Boord ebenfalls auftreten, so in Öügschtbordwasserleitu (Wasserleite aus dem Öügschtbord). Zusammensetzungen mit Öugschtbord oder ähnlich sind häufig; sie bezeichnen meist den Zeitpunkt der Nutzung (cf. HL Ö UGSCHT ). Ein seltsamer vorausgesetzter Genitiv eines PN ist in ts Ober und ts Unner Wiisch Bord ‘ das obere und das untere Bord des Alois ’ (Grengiols) enthalten, wo laut Beschreibung Wiisch für <ts wiisisch> ‘ des Alois ’ steht. Als Bestimmungswort tritt Boord ebenfalls auf: meist wieder in Bezug auf die relative Lage: Boordacher ( ‘ Bordacker ’ ) oder Boordhooru ( ‘ Bordhorn ’ ) sind zwei Beispiele. Ein Sonderproblem bietet das mehrfach auftretende Landboord (Gampel, Bratsch), das den Rottendamm bezeichnet - unklar ist, ob Land hier das Material des Dammes meint (also Erde) oder ob es in Analogie zur Landstraass ‘ Staats-, Kantonsstrasse ’ einen kantonalen Damm bezeichnet. Als FaN treten Ambord und Borter auf (AWWB 8 und 40). Vermutlich auch hieher gehört die Ableitung auf / - EL / (Stellenbezeichnung) in Boortel (cf. HL B OORTEL ). Bordier (FaN) Der FaN Bordier erscheint im Namen einer SAC-Hütte (St. Niklaus) auf 2990 m, die von Pierre Bordier (Genfer Privatbankier, 1872 - 1956) im Andenken an seinen hier verunglückten Sohn gestiftet wurde. Belegt sind Bordier (FLNK, St. Niklaus) und di Bordjehitta ‘ die Bordier-Hütte des SAC ’ (St. Niklaus; LT Bordierhütte). Der FaN Bordier ist im F AMILIENNAMENBUCH DER S CHWEIZ (1, 210) für Genf und Coppet aufgeführt. Borer Borer ist zum schwdt. Verb bore n ‘ bohren ’ (I D . 4, 1505) und dem davon abgeleiteten Borer ‘ Bohrer ’ (I D . 4, 1507) zu stellen; G RICHTING (1998) kennt die beiden Einträge nicht. Die Belege in I D . gelten zumindest für di Borertschugge ‘ die Felsen mit Bohrlöchern ’ und der Borertschuggufärrich ‘ der Pferch bei den Felsen mit Bohrlöchern ’ (beide Hohtenn), laut Gwp. sei der Weg dort in den Fels hineingebohrt worden. In Embd ist 1698 ein Borerbaúm erwähnt, der lateinisch pomum ‘ Apfelbaum ’ genannt wird; vermutlich handelt es sich hier um ein Pflanzung von Apfelbäumen. Der Flurname beim Bohrerkreuz (1872, Ergisch) wird aus dem Kontext erklärt: es handelt sich um den Ort, wo eine Wasserleitung in den Fels eingesprengt werden soll. Bori (PN) Bori (PN) ist ein Personen- oder Beiname, der zweimal vorkommt: ts Borisch Holz ‘ der Wald des Bori ’ (Ried- Brig) und ts Borisch Howwetu ‘ das Gebiet mit (Holz-)Hau des Bori ’ (Niedergesteln). Es könnte sich um eine Kurzform zu Borer ‘ Bohrer ’ (I D . 4, 1507) handeln, doch gibt es dafür keine direkten Hinweise. Die Einträge zu Bori im I D . (4, 1508 ‘ Hunger haben ’ und 1511 ‘ Rausch ’ ) sind kaum einschlägig; in G RICHTING (1998) fehlt ein Eintrag. Der FaN Borri (NWWB 1, 44) aus Bergamo kommt kaum in 257 258 Bori (PN) <?page no="194"?> Frage. In den belegten Fällen ist wohl ein Genitiv des Besitzers oder Nutzers gemeint. Bornaatsu (PN) Bornaatsu ist nur einmal in ts Bornaatsu Acher (Staldenried) erwähnt. Es liegt ein Genitiv Singular eines PN oder Beinamen vor. Naats ist zu Ignaz (I D . 4, 885 mit Verweis auf Gnazi ‘ Ignazius ’ (I D . 2, 676)) zu stellen. Bor ist wahrscheinlich zu ‘ der Bohrer ’ zu stellen (cf. HL B ORER ). Bornaatsu ist also ein Beiname für jemand, der Ignaz hiess und den Beruf eines Bohrers hatte oder Bor(i) genannt wurde. Gwp. vermutet einen Steinmetz. Borter (FaN) Borter (FaN) - ein Herkunftsname zu Boord - erscheint in AWWB 40 als Borter, auch Borta, Borters, Borterez, Borthere, Borter sub via, Ambort, Am Bort: Familien, die man im 14. Jh. in Ernen, Fiesch, Geschinen, Reckingen und Ulrichen (hier als Ambort) findet. Bei den Flurnamen ist nicht immer klar, ob wirklich der FaN gemeint ist; so ist die Alp Zen Borteren (Oberems) ziemlich sicher dem FaN zuzuordnen, aber die davon abgeleiteten Borterhorn, Bortertälli usw. sind über den Alpnamen mit dem FaN verbunden, nicht direkt. Manchmal kann auch einfach eine Verbindung mit dem Flurnamen Boord gemeint sein, der nicht in jedem Fall überliefert ist. Bis auf den Alpnamen Zen Borteren tritt Borter als Bestimmungswort auf und kann dann auch als alter Genitiv auf / - ER ( O )/ ‘ die Leute vom Bord ’ gelesen werden. Unklar ist in der Teiffÿ Borteri ‘ in der tiefen Borterin (wohl: Besitz der Familie Borter? ) ’ , wo auch eine Wasserleitung gemeint sein könnte. Bösch (FaN) Der FaN Bösch ist nur in Karl Böschweg (FLNK, Saas-Fee) belegt. Der Weg wurde nach Karl Bösch (1914 - 1992), heute Bösch Sanitäringenieure AG in Dietikon (ZH) benannt, der die Wasserversorgung der Standseilbahn Felskinn-Mittelallalin in Saas-Fee sicherstellte. Der FaN Bösch ist laut F AMILIENNAMENBUCH DER S CHWEIZ (1, 193 f.) weit verbreitet, doch nicht im Wallis belegt. Bosgolt (PN) Bosgolt ist ein PN. Er ist im Genitiv belegt in Bosgoltzgarto ‘ der Garten des Bosgolt ’ (1304, Visp). Vgl. eventuell Bossold in F ÖRSTEMANN (1, 332). Bosoneys Bosoneys ist in Varen 1241 als iuxta contaminam Bosonis ‘ neben dem Landgut des Boso ’ und 1346 als eys bosoneys belegt. Im ersten Fall handelt es sich um den PN und FaN Boso (AWWB 30 s. v. Besson und 81 s. v. Dubosson); im zweiten Fall wohl um eine Ableitung zu frz. buisson, frpr. bòson ‘ Busch ’ (G PSR 2, 883 ss.), wohl eine kollektive Ableitung auf - Ē TUM (B OSSARD / C HAVAN 2006, 288). Vgl. auch die Aufzählung von Orts- und Flurnamen zu Bosson (B OSSARD / C HAVAN 2006, 177). Bossigu Bossigu ist eine kleine Alpsiedlung, die zur Alpe Hungerli im Turtmanntal (Gemeinde Oberems) gehört. Der älteste Beleg von 1337 ist Zen Bozinguen, später folgen Zem Bosingen (1472) und 1707 Zen Bossigen. FLNK hat Bossigu. Es handelt sich wohl um eine kollektive / - IG / -Ableitung zu einem Kurznamen Boso oder ähnlich (F OERSTEMANN 1, 332); also ‘ die Alpsiedlung der Leute des Boso ’ , oder der frz. PN Boson, der im Wallis gut bekannt war (cf. HL B OSONEYS ). Belegt ist als Kompositum der Bossigerstei ‘ der Felsblock bei der Alpsiedlung der Leute des Boso ’ (Oberems). Der komplexe Name Bossigu Hungerli Unner Stafel (FLNK, Oberems) meint dann ‘ die Alpsiedlung Bossigen, dem unteren Stafel der Alpe Hungerli ’ . Bossinen Bossinen ist 1716 in Naters als die Bossÿnen ‘ die unfruchtbaren Wiesen ’ belegt; es handelt sich um den Drittel einer Wiese in Geimen. Am nächstliegenden ist eine Substantivierung im Plural zum Adjektiv bos ‘ unfruchtbar ’ , das 1527 in das boso ᵉ rt ‘ der böse Ort (Spitze, Ecke? ) ’ belegt ist und zu bos ‘ (hier: ) unfruchtbar ’ (I D . 4, 1705 ff.) und B ȫ si als Bösene ‘ steil abfallende Wildheuplätze ’ (für Kt. Uri belegt) (I D . 4, 1727; als Beesi Bed. 2 ‘ gefährliche Stelle im Hochgebirge ’ in A SCHWANDEN / C LAUSS (1982, 65), erwähnt in A SCHWANDEN (1994, 7), zu stellen. G RICHTING (1998, 33) kennt beesch ‘ böse ’ und mehrere Ableitungen davon, aber keine ist einschlägig. Zu vergleichen sind auch die Einträge zum HL B EESCH . Bosson (FaN) Bosson (FaN) ist zum FaN Besson, Bosson (AWWB 30) zu stellen. Die Belege les Cloz Besong (1568, Albinen) und weitere wie Bossong, Bosson und Clabossong beziehen sich auf das eingefriedete Gut der Familie Bosson in Albinen. Botaysses Botaysses ist eine unsichere Lesart eines Beleges von 1433 in Leuk, die M. S. auch als Votaysses liest. Da weitaus die meisten Belege unter dem HL V OTAYSSES in Leuk als Weinberge belegt sind, gehört der verlesene Beleg dorthin. Bornaatsu (PN) 259 260 <?page no="195"?> Bott Bott m. ‘ der Bote ’ ist zu schwdt. Bott ‘ Bote ’ (I D . 4, 1882 ff.) zu stellen. Das HL kommt nur im vorangestellten starken Genitiv Singular vor: z Potschhüs ‘ das Haus des Boten ’ (Oberems), z Potsch Hauss ‘ das Haus des Boten ’ (1663 u. später, Unterems), z Bots Acher ‘ der Acker des Boten ’ (1770, Oberems). Aus den Belegen geht nicht hervor, welche Art Bote hier gemeint ist. G RICHTING (1998, 41) kennt zwar wdt. Bott, aber nur als ‘ Mitteilung, Aufgebot, Busse ’ - also nicht im Sinne von Bote. In einem Beleg von 1548 aus Unterems ist weiter ein Perrodus Botzo erwähnt; es könnte sich also auch um einen FaN Botzo handeln, der aber sonst unbelegt ist. Bou Bou ist nur 1602 in Albinen als ou bou du Salyr ‘ beim Stall von Salyr ’ belegt. T AGMANN (1946, 71) übersetzt bou als ‘ étable ’ (Stall) und verweist auf G PSR (2, 438 s. s. v. b œ (vereinfacht) ‘ Stall ’ ). Salyr kann nicht gedeutet werden, cf. HL S ALYR . Boudri Boudri ist nur als Le Boudri (Gipfelname, dt. Burgihorn auf 3070 m, Oberems) belegt. Es handelt sich um einen Gipfel zwischen Turtmanntal und Val d ’ Anniviers. Der deutsche Name wird als ‘ kleine Burg ’ verstanden. Die frz. Form le Boudri ist bei K RISTOL ET AL . (2005, 177) für die neuenburgische Gemeinde Boudry zum PN Balderich gestellt; diese Deutung kann im vorliegenden Fall kaum angenommen werden. Problematisch ist weiter, ob le Boudry oder Burgihorn primär war. Das unter Baudrier (G PSR 2, 292) erwähnte Boudri ‘ doppelter Seilring, Schulterriemen, Klettergurt ’ kann vermutlich nur metaphorisch gemeint sein; die Deutung ist also unsicher. Böuggi Böuggi ist nur belegt in der Böuggigrabe ‘ der gebogene Graben ’ (Grengiols). Die Form ist unklar; im Oberwallis muss / öu/ als Palatalisierung aus / ou/ verstanden werden. Die Endung verweist auf einen Diminutiv, der aber nicht umgelautet ist (sonst würde Beiggi entstehen). Am nächstliegenden wäre die Ablautstufe des Präteritums bouc ‘ bog ’ zum Verb biegen. I D . (4, 1078) kennt ein Baugg m. ‘ Biegung, ein- oder ausgebogene Stelle ’ , aber nur für Graubünden; inhaltlich würde ‘ der gebogene Graben ’ Sinn machen; das HL ist aber sonst nie belegt. Das ebenfalls mögliche Bauggi n. ‘ Popanz, Schreckgespenst für Kinder ’ (I D . 4, 1079) kommt aus inhaltlichen Gründen kaum in Frage. Böüm Böüm ‘ Baum ’ ist ein HL mit mehreren Varianten (vgl. R ÜBEL 1950, 3). Es kommt in rund 170 Flurnamen vor. Sie sind zu schwdt. Baum, Boum, Boun, Boin, B ŏ m, B ŭ m, wdt. Böm, Böim (Mattertal), Böüm (Saastal), Boim m. ‘ Baum ’ (I D . 4, 1230 ff.; G RICHTING 1998, 40) zu stellen. Das Simplex Böüm kommt nur sehr selten vor, auch im Plural (mit Entrundung) (Unner de Beimu ‘ Unter den Bäumen ’ (Raron)) oder als Diminutiv (Boimjini ‘ die kleinen Bäume ’ (Simplon)); daneben lassen sich zwei Typen unterscheiden - die Art des Baumes (Apfel-, Kastanien-, Kirschen-, Mehl-, Nussbaum als häufigste) und der Typ Baumgarten (cf. auch HL G ARTO ). Der erste Typ wird oft mit dem Genus Neutrum verwendet (ts Nussböüm ‘ das Nussbaum ’ ), was seine Verwendung als Ortsbezeichnung unterstreicht. Solche Namen können bleiben, auch wenn die entsprechenden Bäume dort nicht (mehr) wachsen. Neben dem Singular kommen selten auch Plurale (Ze Cheschtibeimmu ‘ bei den Kastanienbäumen ’ (Naters)) und Diminutive (t Epfilböümjini ‘ die kleinen Apfelbäume ’ (Gampel)) vor. Der Typ Böümgaarte ‘ Baumgarten ’ kann zu Bongarto (Visp) werden. Baumgartner kann auch FaN sein. Das in Ried-Brig belegte Furgguböüm (auch FLNK; LT Furggubäum) bezeichnet eine Alpe am Fuss des Furgguböümhoru ‘ Furkenbaumhorn ’ (it. Punta d ’ Aurona), der Furgguböumlicka ‘ die Lücke (Pass, it. Forca d ’ Aurona) beim Furgguböümhore ’ und dem kleinen Furgguböümgletscher. Durchflossen wird die Alpe vom Furgguböümbach (FLNK; LT Furrgubäumbach). Während Furggu zum HL F URGGA zu stellen ist, kann Böüm auf rund 2300 m kaum einen Baum meinen. Der älteste Beleg von 1457 hat an Furkunbun, was ein schwacher Dativ sein muss. In Frage kommt etwa das von I D . (4, 1945 ff.) erwähnte Bü(w) ‘ Bau, Mist ’ , bei G RICHTING (1998, 45) als wdt. Büww, Büü (Saastal), Buiw (Lötschtal), Buww ‘ Mist ’ . Doch diese Herleitung ist spekulativ und inhaltlich nicht besser als das später aufgeführte Böüm. Bildungen mit Adjektiven (Bim Schwartzen Bo ŭ m ‘ beim schwarzen Baum ’ (Binn)) finden sich ebenso wie Besitzernamen (ts Heersch Böümgartu ‘ des Herrn (Pfarrer) Baumgarten ’ (Mund)). Weitergehende Komposita wie etwa t Mälböümschräja ‘ der Wasserfall (des Kelchbachs) beim Weiler Mehlbaum ’ (Naters) oder in den Boúmgartenackeren ‘ in den Äckern beim Baumgarten / der Familie Baumgartner ’ (Mörel) sind selten. Vereinzelt ist die Motivation für die Namen unklar - etwa bei Im Erbböüm (Agarn), das zwar durchsichtig zu sein scheint (Kompositum mit Erb ‘ das Erbe ’ ), ohne dass klar ist, was genau gemeint ist. 261 262 Böüm <?page no="196"?> Bowiiri Bowiiri ‘ Ochsenweide, Ochsenstall ’ und das davon gebildete Boiwerig (Salgesch) gehen auf eine / - ARIU ( M )/ -Ableitung zu frz. bou < lat. BOVEM ‘ Ochs ’ (T AGMANN , Ms., 1 f. zu Bauwerig (Salgesch), auch M ATHIER 2015, 62; G PSR 2, 702 ss.) zurück. Belegt ist es als Boiwerig (Salgesch) mit frühen Belegen vom Typ la bouery, und für Albinen als Bowiiri (M ATHIEU 2006, 45 ff. mit Bowiiri und Bowiiriwald; auf S. 10 zu frz. bouvière ‘ Rinderhirtin ’ gestellt, was wohl nicht ganz zutrifft; G PSR 2, 702 s. v. bouvier mit Noms de lieux, u. a. Bovire). Als Bestimmungswort wird es mit Halta, Wald und Wiichil verbunden. Als romanisches Grundwort ist Creta (< CRISTAM ‘ Hügel ’ ) in Cretabouier (1650, Albinen) ‘ Hügel bei der Ochsenweide ’ belegt. Späte historische Belege für Salgesch enthalten verhochdeutschte Formen wie Baurig, Baubrig oder Pauprigen. Bra Bra kommt vor in t Brahitzeri ‘ die russige Stelle, wo das Vieh sich bei Hitze aufhielt ’ (Eggerberg, Mund). Vermutlich liegt hier das schwdt. B e -râm ‘ Russfleck ’ (I D . 6, 884) zu Grunde, dessen auslautender Nasalvokal getilgt wurde. Der Beleg ts Brälöüwilji ‘ das kleine, russige Rutschgebiet ’ (Gampel) enthält wohl das damit verwandte wdt. Brämo ‘ Fleck ’ (I D . 6, 884); G RICHTING (1998, 41) kennt nur das Verb brääme ‘ beschmieren mit Russ ’ . Braache Vorbemerkung IW: Es existieren von GS und ALB insgesamt vier HLL: Braache, Brache, Brachen, Brachottgini. Sie werden neu alle unter Braache gestellt. Das gilt auch für Braachet ‘ Brachmonat ’ , der als Ableitung zu Braache verstanden wird. Braache ist zu schwdt. Br ā ch, im Wallis Br ā cha f. zu stellen; gemeint ist ursprünglich das Aufbrechen des Bodens für die Neusaat. I D . führt dazu aus: ‘ zur Zeit der alten Dreifelderwirtschaft eig. das alle drei Jahre einmal erfolgende Umbrechen desjenigen Ackerfeldes, das seit der Sommerernte des vorhergegangenen Jahres den ganzen Herbst über und im darauf folgenden Frühjahr bis zum Juni, der Zeit des Umbruches (cf. Br ā chet), als Stoppelweide gedient hatte, und das nun von Juni bis zum Herbste, der Zeit der Neubestellung mit Winterfrucht, zum Zwecke der Lockerung des Bodens und Reinigung desselben vom Unkraut wiederholt umgeackert wurde; dann übertragen auf das gebrachte Feld selbst, eine der drei Zelgen ’ , ‘ umgebrochenes Stück Wiesland, Acker, zum Anbau von Getreide, Kartoffeln und anderen Hackfrüchten ’ , ‘ Allmendanteil zum Anbau von Feldfrüchten ’ , ‘ von Rasen entblösste Stelle an steilen Abhängen ’ , ‘ der beim Pflügen aufgeworfene Erdteil im Ggs. zur Furche ’ , ahd. br ā hha, mhd. br ā che (I D . 5, 306 ff.). Im Oberwallis finden sich jedoch kaum Hinweise auf eine Dreifelderwirtschaft; es gibt aber einige Gebiete, in denen ein Zweijahresrhythmus eingehalten wurde, an anderen Orten gab es hingegen kaum Brachen (vgl. A DRIAN I MBODEN , Die Land- und Alpwirtschaft im Oberwallis, 1972, S. 123: “ In manchen Gemeinden (z. B. in den Leukerbergen, in Törbel, in Zeneggen und vor allem in Visperterminen) kennt man im Roggenanbau heute noch die Brache. Das Ackerfeld wird nur jedes zweite Jahr angepflanzt. Im Juni wird gepflügt (Brachen), Ende Juli ein zweites Mal gepflügt (Drifren), Ende August erfolgt die Aussaat und im folgenden August die Ernte. Die Höhenlage und der Mangel an Mist führten zu dieser Anbaumethode ” ). Der Name kommt als Simplex, normalerweise im Plural vor (di Brache (Eischoll)), gelegentlich auch im Diminutiv (ts Braachji (Oberems) oder Brachi (Zermatt) ’ ). Ein in Naters 1673 als Brasche gelesener Name ist als die Brache (unklar ob Sg. od. Pl.) (P H . K ALBERMATTER , p. c.) zu lesen. Als Grundwort erscheint es in Zusammensetzungen sehr selten, etwas häufiger als Bestimmungsort wie in Brachacher (Visp) oder Braachmatte (Turtmann). Eine oblique Form ist einmal in ts Braachutirli (Raron) ‘ die kleine Tür beim Brachland ’ belegt. Als Ableitung von Braache dient Braachet / Braachot / Braachut ‘ der Brachmonat (Juni) ’ (I D . 5, 311 (Bed. 2)). Es erscheint historisch in Brachottgini (Naters) ‘ die kleinen Stücke Land, die im Juni bebaut werden (? ) ’ und lebend in dr Braahudschtein (Kippel) ‘ der Juni-Stein ’ (weil er im Juni heruntergekommen sei). Ganz unklar ist der Braachedwaald (Bister) mit dem Braachedwäg; während der Weg durch den Wald führt und wohl deswegen so heisst, ist schwer erkennbar, was der Wald mit dem Juni zu tun haben soll - es sei denn, der Wald hätte z. B. im Juni als Viehweide gedient (die sog. Waldweide war amtlich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bekämpft, wurde aber dennoch weiter betrieben). Braadeli Braadeli ist dreimal in Albinen belegt: ts Braadeli (LT Bradele, FLNK Bradele, M ATHIEU 2006, 57 Praadelee), sowie der Braadeligrabu ‘ der Graben durch das Braadeli ’ (M ATHIEU 2006, 57 und 59 Praadeleegrabu) und der Braadeliwäg ‘ der Weg ins Braadeli ’ . M ATHIEU (2006, 57) kennt weiter Z Unner Praadelee ‘ der untere Teil des Praadelee ’ . In M ATHIEU (2006, 11) wird Praadelee als Kompositum von frpr. praa ‘ Wiese ’ (FEW 9, 333ss. s. v. pratum ‘ Wiese ’ ) und frpr. delé ‘ jenseits ’ (G PSR 5, 251 s. v. delà), insgesamt ‘ die Wiese jenseits (des Baches) ’ gedeutet. Die verschiedenen Schreibweisen lassen annehmen, dass der Name auch als dt. Diminutiv gedeutet und deswegen als Neu- Bowiiri 263 264 <?page no="197"?> trum interpretiert wird; insgesamt dürfte aber die frpr. Herkunft des Flurnamens ausser Frage stehen. Braahini Braahini ist nur belegt in di Braahini ‘ die brachliegenden kleinen Äcker ’ (Eggerberg). Es ist ist zu schwdt. Br ā ch, im Wallis Br ā cha f. zu stellen (vgl. HL B RAACHE ). / h/ an Stelle von / x/ findet sich in den umgebenden Orten in SDS 2, 98 (Ausserberg hat tr ī hu für tr ī chu ‘ trinken ’ ; Eggerberg war kein Befragungsort im SDS). Braatsch Braatsch ist zunächst der Name einer früher selbständigen Gemeinde am Nordhang des Rottentals auf ca. 1100 m; es gehört heute zur Gemeinde Gampel-Bratsch. Die ältesten Belege haben 1228 und 1242 Praes, 1300 und 1309 Prahcs und danach wieder Praes und Varianten bis 1388 Bratz, dem weitere Belege folgen. Bratsch leitet sich aus lat. pr ā tum ‘ Wiese ’ ab (O ETTLI 1945, 94), genauer aus der Pl.-Form lat. * PR Ā TAS > * PR Ā DES ‘ Wiesen ’ , welche in den hist. Belegen sowohl in der romanischen Form, mit Schwund des intervokalischen -d- (> praes), wie auch in deutsch geprägter Weiterentwicklung mit Schwund des Auslautvokals und Verhärtung des -dvor -s (> *prads > prats > brats > bratsch), überliefert ist. Die mit -ggeschriebenen Formen (Prages) von 1408 und 1530 reflektieren eine frpr. Aussprache mit [j]. Das urspr. lat. Schluss / -s/ , das sich in Teilen des Oberwallis zu [ š ] entwickelte, wird bewahrt. Da die Germanisierung von Bratsch nicht vor dem 15. Jh. abgeschlossen war, muss die deutschsprachige Form als Oberwalliser Exonym etwa im 9. Jh. entstanden sein, d. h. zu einer Zeit, als das romanische / -d-/ noch nicht geschwunden war (nach K RISTOL ET AL . 2005, 181). Die übrigen Belege enthalten das HL als Bestimmungswort. Verbunden ist es mit Acher, Bach und Wäg, wobei Letzteres auch 1663 zwischen dem Niwen vndt Alten Bratschwäg erscheint. In Gampel ist der Braatschwäg ‘ der Weg von / nach Bratsch ’ (LT Bratschweg, FLNK Bratschwäg) belegt, der vom Tal (Gampel) hinauf nach dem westlicher gelegenen Bratsch führt. Brachottgini Siehe HL B RAACHE . Die beiden Belege Braahudstein und Brachottgini sind zu schwdt. Br ā chet, wdt. Braachet, Braachät (Goms), Braachat (Mattertal), Braachud (Saas- und Lötschtal), Braachot m. ‘ die Arbeit, bes. die Zeit des Brachens; Monatsname Juni ’ (I D . 5, 311 f.; G RICHTING 1998, 41) zu stellen. Die Motivation des Namens ist in beiden Fällen wohl eine Verkürzung aus Brach-Monat. Brächtscha Brächtscha lässt sich als eine / - SCHA / - SCHU / -Ableitung zum PN Brächt ‘ Brecht ’ (< Beraht (F ÖRSTEMANN 1, 278 ff.)) und Brëcht ‘ Albrecht, Albert ’ (I D . 5, 399) stellen. Es ist in Blatten als ‘ das Gut des Brächt (PN) ’ belegt; dazu gehören di Brächtschuschiir ‘ die Scheuer beim Gut des Brächt (PN) ’ , di Brächtschusuän ‘ die Wasserleitung zum Gut des Brächt (PN) ’ und dr Brächtschuwald ‘ der Wald oberhalb der Brächtscha (Gebiet des Brächt (PN)) ’ (alle Blatten). Wohl einen Diminutiv vertritt Brächtschin ‘ das kleine Gut des Brächt (PN) ’ (Blatten), historisch 1840 (ca.) als an dem Brechzin, das auf über 2000 m liegt. Brägi Die Belege zu Brägi sind entweder auf den Flurnamen ts Brägji (Niedergesteln) zurückzuführen oder auf den davon abgeleiteten FaN Braegy, auch Braegi, Bregi, Braegin, Bregin, Bregis, Breglin geschrieben (AWWB 42 f.), einer alten Familie aus Niedergesteln, nach dem Weiler Brägi benannt. Sie hat sich später nach Turtmann, Ems, Raron und anderen Orten verbreitet. Das Simplex ist jedoch Prag / Brag n. Es erscheint als Simplex Prag (FLNK, Raron; 1532 das Brag), am Brag (1543, Niedergesteln; 1832 aúf Prag). Als Deutungsansatz bietet sich das Verb be-rage n (I D . 2, 718) ‘ starr, steif werden ’ , doch ist die Benennungsmotivation hierfür unklar. Das Simplex Rag ‘ Bartflechte (U SNEA FLORIDA ) (Flechte an den Bäumen) ’ (I D . 6, 715) ist für das Oberwallis belegt (B ELLWALD 1956, B IELANDER 1984), doch existiert keine Form mit dem Präfix B(e)-. G RICHTING (1998, 155) kennt pragg (Schattenberge) ‘ prallvoll, fett ’ und praggu ‘ zunehmen ’ . Dieses sonst so nicht belegte Lemma liesse sich für ein fettes, gut nährendes Stück Land verwenden; es gibt aber keinen weiteren Hinweis auf einen Lokalnamen dieses Typs, sodass die Deutung unklar bleibt. Neben dem Simplex des Singulars erscheint der Diminutiv im Singular als ts Brägji ‘ das kleine Brag ’ (Niedergesteln), am Breegÿ ‘ am Breegi / im Gebiet der Familie Bregy ’ (1714, Turtmann), am Breggi ‘ am Bregi / am Gebiet der Familie Bregy ’ (1752, Gampel), im Bregÿ ‘ im Bregi / im Gebiet der Familie Bregy ’ (1644, Grächen), am Bregÿ ‘ am kleinen Brag / am Gebiet der Familie Bregy ’ (1740, Raron). Da in den historischen Belegen von Christian Bregy die Rede ist, dürfte es sich hier um Grundstücke der betreffenden Familie handeln. Als Bestimmungswort erscheint Prag in zweigliedrigen Komposita zusammen mit den Grundwörtern Bodu, Egg(a), Haalta, Hooru, Rand, Schrapf und Wäg. Komplexere Konstruktionen sind der Ober und der Unner Pragbodo (Raron), resp. der Ober und der Unner Pragbodu (Niedergesteln). 265 266 Brägi <?page no="198"?> Genitive im Singular sind ts Brägibabisch Wang ‘ der Grasabhang der Barbara Bregy ’ (Hohtenn) (vgl. I NDER- MITTE 1980, 266 als “ Brägibaby uf um Rotschuggji ” ), ts Brägjisch Niäschji ‘ der Gläck-Behälter der Familie Bregy ’ (Steg) und in Bregierro Wald ‘ der Wald der Leute vom Bregi / der Familie Bregy ’ (1655, Turtmann; später andere Formen). Die Ableitung Brägjerru ‘ die Wasserleite, die zum Brägji führt ’ (Niedergesteln) ist auf den Flurnamen zurückzuführen. Dazu gehören der Brägjerrufall ‘ der Wasserfall der Wasserleitung, die zum Brägji führt ’ (Niedergesteln), di Brägjerruschepfi ‘ die Wasserschöpfstelle der Brägjerra (Wasserleitung nach Brägji) ’ (Niedergesteln, auch FLNK) und wohl auch das historisch belegte Breggischrapff ‘ die kleine Abzweigung von der Brägi-Wasserleitung ’ (1756, Niedergesteln; im Dokument als pratum ‘ Wiese ’ bezeichnet). Brällu Brällu f. ist nur in Gampel als di Brällu belegt. Gwp. gibt als Beschreibung ‘ langgezogener <schooss> ’ . Die Beschreibung erwähnt ein maskulines Schooss, das in I D . (8, 1495 s. v. Schoss) u. a. als 3b. ‘ Einsenkung des Erdbodens, Mulde an einem Berghang ’ verstanden wird. Brällu selbst ist in dieser Bedeutung nicht belegt. G RICH- TING (1998, 41) kennt zwar ein Verb brällu (Leuker Berge) ‘ schwingen (auf und nieder) ’ , doch kein Nomen Brällu. Ob der Name hier als ‘ Mulde ’ zu verstehen ist, bleibt unsicher. Sollte er frz. sein, ist darunter wohl E QUISETUM ARVENSE (L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 52) zu verstehen, das frz. Prêle des champs, dt. Acker-Schachtelhalm heisst. Die Pflanze ist allerdings im Wallis nur als Chatzeschwanz (I D . 9, 2032 f.) belegt. Eine Deutung ist deswegen unsicher. Brand Brand ist ein geläufiger Rodungsname zu schwdt. Brand m., Pl. mit Uml., Dim. Brändli, allg. wie nhd. ‘ Brand ’ , mhd. brant, -des, in FlN meist Stelle, wo im Walde mit Feuer gerodet wurde (I D . 5, 673 ff.; G RICHTING 1998, 41). Die Bemerkungen der Gwpp. deuten jedoch darauf hin, dass sie auch trockene, sonnenbeschienene Stellen als Brand bezeichnen. Belegt sind insgesamt rund 360 Flurnamen mit diesem oder einem verwandten Lemma. Neben dem Simplex Brand und dem Plural Brend / Bränd kommen auch Diminutive Brendji / Brändji / Brennji / Brännji und Brendli vor. Nicht ganz klar sind die Ableitungen Brändil (Raron) und Bränola / Brännola (Bürchen, Zeneggen), das auch als Pflanzennamen (Männertreu, siehe I D . 5, 616, G RICHTING 1998, 42 s. v. Brennji) verwendet werden kann (L AUBER / W AGNER / G YGAX 5 2014, 1314 als N IGRITELLA NIGRA ). Brengi und ähnlich ist aus Brendji (I D . 5, 673 ff.) mit Assimilation zu erklären. Brenni oder Brenne f. ist Verbalabstraktum auf ahd. -î(n) zu brenne n und bezeichnet eine ‘ Stelle, wo etwas gebrannt wird ’ (I D . 5, 636) - hier konkret Haartsbrenni ‘ Harzbrennstelle ’ (Ried-Brig). Als Grundwort wird das HL mit attributiven Adjektiven verwendet wie dem Alten Brand ‘ das alte brandgerodete Gebiet ’ (1862, Leuk), den Gemeinen Brand ‘ das brandgerodete Gebiet, das der Gemeinde gehört ’ (1782, Stalden; 1704 Eisten mit lat. communem Brand), jm Hochen Brand ‘ im hohen Brand (brandgerodetes Gebiet) ’ (1696, Eyholz), t Innru Brennd ‘ die inneren brandgerodeten Gebiete ’ (Saas-Almagell, FLNK Inneru Brend), t Kurzu Brännd ‘ die kurzen, brangerodeten Gebiete ’ (Stalden, LT Churzi Bränd, FLNK Churzu Bränd), der Leng Brannd ‘ der lange Brand (brandgerodetes Gebiet) ’ (Zeneggen) und viele andere mehr. dr Bliäjendun Brand ‘ der verbrannte Wald unterhalb der Bliäjendun (Blühenden) ’ (Blatten) meint jedoch eine Lokalisierung unterhalb der Alp Bliäjendun. Auch komplexere Formen sind belegt wie etwa der Hebrandwald ‘ der Wald beim hohen brandgerodeten Gebiet ’ (Glis) oder ts Unner Branndwasserleitji ‘ die kleine Wasserleitung zum unteren Brand (brandgerodetes Gebiet ’ (Visperterminen) sind zwei von mehreren Beispielen. Ein vorangestellter Genitiv meint einen Besitzer oder Nutzer: ts Briggersch Brand ‘ das brandgerodete Gebiet der Familie Brigger ’ (Eisten), die Herderen Brendt ‘ die brandgerodeten Gebiete der Familie Herder (Am Herd) ’ (1816, Zwischbergen), ts Häälisch Brand ‘ das brandgerodete Gebiet des Häli ’ (Mund), ts Chaschlasch Brand ‘ das brandgerodete Gebiet des Kastlans (Richter) ’ (Stalden), ts Loorisch Brand ‘ das brandgerodete Gebiet des Lori (Lorenz) ’ (Grengiols), Melchers Brandt ‘ Melchiors Brand (brandgerodetes Gebiet) ’ (Zeneggen), ts Micholsch Brand ‘ das brandgerodete Gebiet Michaels ’ (Stalden, FLNK Michulsch Brand), ts Michulsch Brend ‘ die brandgerodeten Gebiete Michaels ’ (Zwischbergen), in Schmidts Brand ‘ im brandgerodeten Gebiet des Schmiedes / der Familie Schmid ’ (1703, Ausserberg), Semattero Brandt ‘ das brandgerodete Gebiet der Familie Seematter ’ (1762, Embd), jn Summermattero Brand ‘ im brandgerodeten Gebiet der Familie Summermatter ’ (1676, Stalden) und andere. Nur in einem Fall ist ein nachgestellter Genitiv erwähnt: im Brandt Jodro Helners ‘ im brandgerodeten Gebiet des Joder (Theodul) Heldner ’ (Visperterminen). Als Grundwort tritt das HL in vielen zweigliedrigen Komposita auf, von denen nur einige aufgeführt werden: der Eschilbrand ‘ das brandgerodete Gebiet für Esel / in der Form eines Esels ’ (Ausserberg, auch FLNK), t Mittelbrend ‘ die mittleren brandgerodeten Gebiete ’ (Saas-Almagell. FLNK Mittel Brend), der Pollerbrand ‘ das brand- Brällu 267 268 <?page no="199"?> gerodete Gebiet oberhalb Ze Pollere (Gebiet mit runden Erhebungen) ’ (Stalden), in den Sÿtbrennen ‘ die talseitig gelegenen Brände (brandgerodete Gebiet) ’ (1623, Visperterminen), der Sunnubrand ‘ das sonnseitig gelegene brandgerodete Gebiet ’ (Visperterminen) und andere mehr. Brand kommt sehr häufig auch als Bestimmungswort in Brandacher, Brandegg und Brandwald vor, wo die Motivation nicht immer klar ist. Man muss aber - wie bei anderen Rodungsnamen - davon ausgehen, dass der Name am Ort haften bleibt, auch wenn inzwischen hier wieder Wald gewachsen ist. Weitere Grundwörter in zweigliedrigen Komposita sind: Ägerta, Biel, Biina, Bodu, Brigga, Brunnu, Färich, Gääschi, Gassa, Gletscher, Grabu, Hee (Hooch - Heej), Hitta, Hooru, Joch, Litzi, Mad, Matta, Moos, Pletscha, Recht, Rigg, Schleif, Schlüche, Schluocht, See, Spitz, Stadel, Stutz, Sunna, Tal, Tola, Tschugge, Twära, Wang, Wäg und Weid. Komplexere Konstruktionen sind etwa ts Brandachruwägji ‘ der kleine Weg in die Brandachru (Äcker beim Brand) ’ (Randa), Brandegguwald ‘ der Wald bei der Brandeggy (Ecke beim brandgeroteten Bereich) ’ (FLNK, Stalden), dr Brandschluichuschleif ‘ der Holzschleif bei der Schlucht beim brandgerodeten Gebiet ’ (Blatten), die Brantwasserleyten ‘ die Wasserleitung vom / zum Brand (brandgerodetes Gebiet) ’ (1634 u. später, Naters; ähnlich auch 1570 u. später in Visperterminen) und andere. Nur einmal ist ein Adjektiv auf / - IG / belegt: die Brannig Egga ‘ die brennende, heisse Ecke ’ (Täsch) (siehe I D . 5, 682). Auch als vorangestellter Genitiv erscheint das HL in ts Brandsch Bodu ‘ der Boden beim Brand (durch Feuer gerodetes / verbranntes Gebiet) ’ (Reckingen), wo Brand ein Flurname ist. Eine Ableitung auf / - ERRI / findet sich als di Branderri ‘ die Wasserleitung zum Brand ’ (Naters), wobei unklar ist, ob das historische die Brantwasserleyten mit diesem Namen identisch ist. Von anderem Typ sind die Partizipia, die als Attribute oder als Substantivierungen zum Verb schwdt. bränne n , verbränne n ‘ durch Brand zerstören ’ (I D . 5, 616 ff.; I D . 5, 630) gebildet werden: ts Verbrannda (Raron), der Ferbrant Wald (Mund, Gampel), aber auch das Ferbrunnen Schiirli ‘ die abgebrannte kleine Scheuer ’ (Birgisch) vertreten diesen Typus, der zugleich zeigt, dass die Wirkung des Feuers (Verbrennen, Roden) zwar kurzfristig wirkt; die Namen jedoch bleiben teilweise über Jahrhunderte erhalten, auch wenn vom ursprünglichen Vorgang nichts mehr erkennbar ist. Brandulös Brandulös ist nur in der Brandulös (Zwischbergen (vereinfacht), FLNK Brandulös, 1: 10000 Brantulös) belegt. J ORDAN (2006, 302) kennt Brantulöös (mit neutralem Genus) und sagt, dass die Flurbezeichnung aus dem italienischen Dialekt stamme, ohne weiteren Hinweis. Es handelt sich um eine steile Felshangkehle oberhalb von Gondo. Eine Deutung ist nicht möglich. Brang Brang ist nur in Eggerberg auf der Karte EK belegt. Kann nicht zu Brand (> Brang) gestellt werden, da die Velarisierung / ND / -> / NG / im Oberwallis nicht vorkommt. Vermutlich liegt eine Bildung mit dem Präfix / bi-/ vor, die so nicht belegt ist. Verwandt wäre dann Rang im Sinn von An-Rang ‘ Grenze, Rand eines Grundstücks gegen die Strasse, einen Weg oder ein andres Gut ’ (I D . 4, 1055). Dies entspricht in etwa der Lage des Flurnamens. Brännerii Nur einmal belegt ist bid der Niwwu Brännerii ‘ bei der neuen (Schnaps-) Brennerei ’ (Stalden) zu wdt. Brännerii f. analog zum nhd. Brennerei f. (cf. I D . 5, 636 f. Bränni f.). Das Brennen von Schnaps ist in der Schweiz durch das Bundesgesetz über die gebrannten Wasser (Alkoholgesetz) vom 21. Juni 1932 (gegenwärtig in der Fassung vom 1. Juni 2011, SR 680) geregelt; der Bund besitzt danach das Recht zur Herstellung gebrannter Wasser, wofür er Konzessionen unter anderem an sog. Hausbrenner erteilt; um eine solche Hausbrennerei handelt es sich hier. (Das Lemma könnte auch unter Brand angeführt werden; da es sich um eine spezifische Bedeutung handelt, wurde es gesondert behandelt). Bränntjong Bränntjong ist als Bränntjong (Leuk, LT Brentjong, FLNK Bräntjong) belegt. Heute befinden sich dort die Satellitenstationen. Die historischen Belege haben 1267 Brantions, 1331 Brantyons usw., 1440 ist im Brentyon belegt, 1405 wieder Brantions und so auch später. Ab 1430 erscheint Brenntion, 1490 Brentjonng und weitere Formen. SK zeigt, dass sich hier keine Siedlung befand, sondern nur Äcker. Bränntjong ist wohl zum gut bezeugten Bränta (E GLI 1982, 212 f. mit Verweis auf G PSR und I D .) zu stellen, das vermutlich aus Italien stammte (G PSR 2, 800 ss. s. v. bri ̩ nta). Schwieriger ist die Endung / -iong/ , die sonst nicht belegt ist. Am ehesten könnte hier eine diminutive Ableitung auf / - IONE ( M )/ (B OSSARD / C HAVAN 2006, 287) in Frage kommen, die ‘ Ort mit kleinen Rückentragen ’ bedeuten kann. 269 270 Bränntjong <?page no="200"?> Brantschen (FaN) In zwei Fällen erscheint als Besitzer- oder Nutzername der FaN Brantschen, Branschen, alte Familie von Zermatt und des Nikolaitales, in Visp vor 1489 Burger. Ihr Name wird von Hiltprand abgeleitet (AWWB 43): ts Branntschehüs ‘ das Haus der Familie Brantschen ’ (Zermatt) und Brantschen Wang ‘ der Grasabhang der Familie Brantschen ’ (1656, Binn). Der Weiler Bräntschu (Brentschen) in Erschmatt gehört nicht hieher; der Name ist vermutlich romanischen Ursprungs. Bräntschen Der Weiler Bräntschu (auf SK Brentschen) von Erschmatt ist vermutlich romanischen Ursprungs; einige historische Belege legen einen Zusammenhang mit Bräntjong (Leuk) nahe. G. P ANNATIER (p. c.) nimmt hier eine mögliche Ableitung von *brenta ‘ Bränte ’ an, ohne sie zu benennen. Der Weilername dient auch als Bestimmungswort, so in Bräntschumattä ‘ die Wiesen bei Bräntschen ’ . Bras Bras erscheint nur 1822 in Salgesch als im Brasacher. Während das Grundwort Acher deutsch ist, kann Bras nicht sicher zugeordnet werden. Zwar hat FEW (1, 485 ff. s. v. brachium arm) eine Form bras, die auch bei B OSSARD / C HAVAN (2006, 43) als ‘ bras d ’ une rivière, puis simplement un ruisseau ’ (Arm eines Flusses, später einfach ein Bach) erscheint. Aber G PSR (2, 739 s. v. brasse) weist eher darauf hin, dass hier eine Handarbeit gemeint war: im Brasacher meint dann den Acker, der von Hand bearbeitet wurde. Braschaz Braschaz ist ein HL, das in Braschaz Wald (Oberwald) erwähnt ist. I D . (8, 1661) kennt Braschatz ‘ bestimmte Gebühr für Abgabe von Nutzholz (Lärchen oder Tannen) aus der Gemeindewaldung an die Bürger ’ . Das Etymon Bra-Schatz wird in I D . jedoch nicht erklärt. Während Schatz (I D . 8, 1637) hier wohl als ‘ Abgabe ’ zu deuten ist, kann Branicht erklärt werden. I D . (8, 1661) macht auch keinen Vorschlag. Braschatz ist in Nr. 8982 in der Erklärung der Gwpp. als <Braschatz> ‘ Bauholz ’ erwähnt. Brätt Nur gerade sechs Belege sind zu schwdt. Brëtt n., Pl. Brëtter, Dim. Brëttli, Brittli, Brittji allg. wie nhd. ‘ Brett ’ , ahd. brët, britir (neben brëtir), Dim. britil ī n zu stellen. G RICHTING (1998, 41) hat wdt. Brätt ‘ Brett ’ . In der alpinen Toponymie wird das Lemma zur Bezeichnung von Felswänden und bretterartigen Gesteinsschichten verwendet (I D . 5, 890 ff.; Z INSLI 1945, 313; LUNB 1, 1, 154), doch lassen die meisten Einzelbelege diese Deutung nicht zu. Dreimal ist das Simplex im Wallis als zúm Britt (Erschmatt, Feschel) und bi de Brittere (FLNK, Gluringen) belegt, ohne Kontext ist seine Bedeutung unklar. Im Fall von Lîch(en)-brëtt ist eigentlich das Brett gemeint, auf das die Leiche gelegt und welches nachher, bemalt, im Freien als Denkmal aufgestellt wurde. In der Toponymie (hier t Liichubretter (Zermatt)) ist es eine Bezeichnung von steilen Felspartien oder Felsplatten (I D . 5, 903; J ULEN ET AL . 1995, 231 gibt als Deutung ‘ Felsplateaus, vielleicht auch Salzleckstellen ’ ). ts Teilbritt (Gampel) ist wohl ein Schleusenbrett, das die Wasserverteilung beim Wässerwasser regelt. di Brätterwand ‘ die Bretterwand (Lawinenverbauung) ’ (St. Niklaus) soll - laut Gwp. - eine Lawinenverbauung auf dem Grat (bei der Twära) bezeichnen. Brecht Brecht ist nur 1440 als dov brecht, resp. dou brecht belegt. Es stammt aus einem Kopialbuch, dürfte also eine Kopie sein. Es wird als strata oder via publica ‘ öffentlicher Weg ’ gekennzeichnet. Da auch Brest (cf. HL B REST ) als Fels- oder Steinblock in Leuk erscheint, dürfte es sich um den gleichen Namen handeln. Es handelt sich in beiden Fällen um ein älteres Nomen, das A EBISCHER (G PSR 2, 813 in der Anmerkung zu brita ̩ als brest und brecht) nachweist. Hier ist es wohl als ‘ die Strasse mit Windungen ’ zu verstehen. Bregera In Fieschertal und Fiesch (FLNK) ist t Bregera belegt, eine Wasserleitung. Deutung ist unklar, eine mögliche Herleitung zum Verb beregen (G R W B 1, 1495) im Sinn von ‘ bewegen, sich rühren ’ mit der Deutung als ‘ die Wasserleitung, die bewegtes Wasser führt ’ ist möglich. Formal liegt eine / - ERA / -Ableitung für Wasserleitungen vor. Brei Brei m. / n. kommt zunächst in Ried-Brig als Name eines Dorfteils vor: ts Brei, südwestlich vom Dorfkern. Die ältesten Belege sind 1244 de Brov, 12? ? de Brolio, 1349 supra Broy usw.; erst ab ca. 1460 erscheint Brey. Der Name dürfte romanisch sein und zu *brogilos ‘ eingehegtes Gehölz ’ (FEW 1, 555; D ELAMARRE 2003, 91 f. ‘ petit bois ’ ) gehören, generell also etwa ‘ kleiner Wald ’ . Hierzu sind auch alle Belege in Ried-Brig zu stellen: an der Alten Breÿ Gassen (1796, Ried-Brig), Broyacher (1391, Ried-Brig), Bro ᵉ ierro Schleif ‘ der Holzschleif der Leute vom Brey ’ (1374, Ried-Brig), Breÿerÿ ‘ die Wasserleitung vom / zum Brei ’ (1391 und später, Ried-Brig), in den Breÿmatten ‘ in den Wiesen beim Brei ’ (1389 u. später, Ried-Brig), di Bro ᵉ ywasen ‘ die Wasen beim Brei ’ (1320 u. später, Ried- Brig), Mittelbrei (Ried-Brig), am Vndren Brey ‘ am unteren Brei ’ (1684, Ried-Brig). Das für Naters belegte Breÿ (1468) Brantschen (FaN) 271 272 <?page no="201"?> betrifft das Herkommen von Egidij Partitoris (Egidius Theiler) von Breÿ, das zur Pfarrei Naters gehört; es ist der Dorfteil Brei (Ried-Brig) gemeint. Eventuell kann auch iuxta dem Breyerschleif ‘ beim Holzschleif der Leute vom Brei ’ (1659, Glis) zum Dorfteil Brei (Ried-Brig) gestellt werden, obwohl der Wickert, der im Dokument genannt wird, sich auf der linken Seite der Saltinaschlucht befindet. Wohl ebenso zu Brei gehören: Broherro, ein Genitiv Plural zu einem cabulum ‘ Schleif ’ , also ‘ der Schleif der Leute von Brei ’ (1279, Glis; auch Broherto), einige Belege Mittelberoh (1279), Mitteboroh (1279), die zu Mittelbrei zu stellen sind. In Eischoll ist der älteste Beleg zu ts Breyu 1396 Breyun (LT Breie, ein Weiler von Eischoll). Es gibt keinen älteren Beleg mit / ö/ oder ähnlich, sodass von einem / ey/ auszugehen ist. Belegt sind weiter t Breiachra ‘ die Äcker im Gebiet Breije ’ , t Breihalte ‘ die Halden beim Weiler z Breije ’ (FLNK, Eischoll), Breimattu (nicht Breitmattu, wie FLNK und LT) ‘ die Wiesen beim Weiler z Breije ’ , Breirüüs ‘ die Wasserleitung vom / zum Weiler z Breije ’ , Breiweg ‘ der Weg von / nach z Breije ’ (1707 u. später, Eischoll). I D . (4, 1561) kennt Brejerbërger-Stückli als ‘ Schildbürgerstreiche ’ , auch für das Wallis, aber daraus lässt sich keine Deutung ableiten. Belegt ist weiter am Breÿ (1639, Niedergesteln); auch hier ist von einem Brey ohne Rundung auszugehen. Die Deutung, die sich für Ried-Brig anbietet, kann kaum angewandt werden. Eine andere Deutung ist jedoch nicht möglich. Breido Breido ist nur 1745 in Leuk als in den Breido belegt. M. S. setzt ein Fragezeichen, ist also nicht sicher. Die Konstruktion legt einen Plural nahe. B OSSARD / C HAVAN (2006, 283) kennen Pré doux ‘ [p]ré humide, même spongieux, mais non marécageux ’ [feuchte Wiese, sogar schwammig, aber nicht sumpfig]. Der Flurname ist insofern seltsam, als pré an Stelle von pra in den Patois kaum vorkommt. Es dürfte sich insgesamt um eine späte Umdeutung handeln, die sich an einer deutschen Schreibweise orientiert, sofern die Deutung überhaupt zutrifft. Breit Das Adjektiv breit und die davon abgeleiteten Substantive Breiti, Breita und Gibreita sind zu schwdt. breit ‘ ausgedehnt (von Flächen) ’ (I D . 5,917 ff.) bzw. schwdt. Breite n , Gebreite n , Breiti f. ‘ ausgedehntes, ebenes Feld, Komplex von Grundstücken (bes. Äckern) in ebener, fruchtbarer Lage ’ und wdt. Breiti ‘ Breite ’ (I D . 5,920 f., 922; G RICHTING 1998, 41) zu stellen. Rund 240 Flurnamen sind damit gebildet. Das Adjektiv kann attributiv verwendet werden; die Breite ist dann relativ zum Substantiv zu verstehen (ein breiter Weg ist weniger breit als ein breiter Acker). Folgende HLL sind als Grundwörter in zweigliedrigen Formen belegt, wobei das Adjektiv flektiert oder unflektiert sein kann: Acher, Älm, Blatta, Bletz, Bodu, Bord, Chumma, Egg(a), Fad, Fäld, Grabu, Haalta, Löüb, Matta, Moos, Pfad, Rieba, Riiffe, Riische, Riss (m.), Ritz, Rufina, Schleif, Schluocht, Schnee, Schnitta, Spiss, Steg, Stei, Stock, Trasse, Ture, Wäg, Wald, Wang, Wase, Wildi und Zug. Komplexere Konstruktionen sind etwa der Ober Breit Fad ‘ das obere breite Felsband ’ (Saas-Almagell, zweimal), t Obri Breit Mattu ‘ die obere breite Wiese ’ (Eischoll; FLNK Oberi Breitmatte), (lat. larga) Bachtala ‘ die breite Wasserrinne ’ (1301, Raron), Breit Löübgrabo ‘ der Graben beim breiten Laub ’ (FLNK, Baltschieder) und andere. Nicht immer ist die Abgrenzung von attributiven Konstruktionen zu Komposita mit Breitals Erstglied wie in Breithorn usw. sicher (vgl. oben t Obri Breit Mattu vs. Oberi Breitmatte in Eischoll). Komposita werden mit folgenden Grundwörtern gebildet: Acher, Agsch, Fad, Hooru, Löüb, Matta, Tola, Wäg, Wald und Wang. Komplexere Konstruktionen sind etwa: Chlei Breithorn (FLNK, Blatten; LT Kleines Breithorn, SK Breithorn), Ober Breitwang ‘ der obere breite Grasabhang ’ (FLNK, Staldenried), der Breithoregletscher ‘ der Breithorngletscher ’ (Zermatt; LT und SK Breithorngletscher), ts Breithoreplato ‘ das Breithornplateau ’ (Zermatt, LT und SK Breithornplateau) und viele weitere. Vor allem im alpinen Bereich spielen die verschiedenen Breithorn und Ableitungen davon eine Rolle. Die substantivierten Typen Breiti, Breita und Gibreita (Kollektiv) beziehen sich meist auf ausgedehnte, fruchtbare Felder, deren konkrete Nutzung als Wiese, Weide oder Acker nicht bestimmt ist. Alle drei kommen in verschiedenen Formen als Simplizia im Singular vor, wobei Gibreita und seine Formen im Gebiet mit assimiliertem GI - (Bezirke Goms und Östlich-Raron) als Breita erscheinen kann. Als Simplizia im Plural sind Breite und historisch, resp. verhochdeutscht auch Breiten und Breitten belegt. Der Singular eines Diminutivs erscheint als a ŭ f dem Breitelti (1857, Naters). Ein Plural Breitini (Guttet und Feschel) ist für die gleiche Flur bezeugt. Das Kollektiv erscheint in verschiedenen Formen als Gebreita und Gibreita mit unterschiedlichen Endungen. Nur ganz wenige Namen weisen auf Gemeindenamen hin, wie z. B. jn den Bettmer Breÿten ‘ in den breiten, ebenen Feldern der Leute von Betten ’ (1662, Betten), in den Morgien Breÿtten ‘ in den breiten Feldern von Mörel ’ (1884, Mörel) oder einem Gebäude wie in t Kaplubreite 273 274 Breit <?page no="202"?> (Plural) ‘ die breiten Felder bei der Kapelle ’ (Bister, FLNK Chaplebreite). Zum Kollektiv Gibreita gibt es nur wenige Zusammensetzungen wie di Gibreituachra ‘ die Äcker bei den breiten Feldern ’ (Ergisch) und ts Gibreituschiirli ‘ die kleine Scheuer in den breiten Feldern (Kollektiv) ’ (Unterbäch, FLNK Gibreituschiirli). Nicht ganz klar ist das nur auf der Siegfriedkarte verzeichnete Thürspreite (Leukerbad) - es scheint sich um einen engen Übergang von Türes Breite zu handeln, doch ist diese Deutung nicht gesichert. Brem Nur neun Belege mit Brem sind in der Datenbank erfasst, doch ihre Deutung ist schwierig und nicht zweifelsfrei möglich. In Frage kommen folgende Möglichkeiten 1) schwdt. Brâm-Ber, Brandber, Bromber, Brumm-, Frumm-, Brâne etc. ‘ Brombeere ’ (I D . 4, 1470 ff.), 2) schwdt. Br ā m, Brâme(n) f., n., m. ‘ Augenbraue, auch Wimper ’ , m. ‘ Rand, Kante ’ , ‘ Rand von Flächen (Grundstücken, Wäldern, Strassen), ‘ langgezogener Rücken, Grat eines Hügel, Berges ’ (I D . 5, 597 ff.), 3) schwdt. Br ā me(n), Bräme(n), Br ē m, f., m., Bräm, Brem m. ‘ Viehbremse ’ (I D . 5, 603 ff.) oder 4) Brämi, n. zu B e -râm (I D . 6. 885) ‘ Russfleck, Schmutzstreif ’ , wohl in der Bedeutung ‘ schwarz gefärbte Stelle ’ (hierzu wohl Bremflu ͦ ‘ die schwarze Fluh (Fluh mit Russfarbe? ) ’ (1449, Zermatt)). Auch möglich ist ein Besitzer- oder Nutzername zu einem Personennamen wie Bremo (cf. HL B REMO ), so in Bremmen Matta ‘ (unklar) die Wiese des Bremmo? ’ (1390, Glis). Laut S TEBLER (1927, 75) sind rote und schwarze Bremer Himbeeren und Brombeeren; dazu passen wohl die Belege di Bremertola ‘ die Mulde mit Himbeeren ’ (St. Niklaus), eventuell Bremmat ‘ die Mähwiese mit Brombeeren? ’ (1390, Ried-Brig) und di Breemmachra ‘ die Äcker bei den Brombeeren (? ) ’ (Hohtenn; am gleichen Ort auch die gleiche Flur dr Breemmacher). Ganz unklar ist das isolierte Breem (FLNK, Erschmatt) mit di Breemmwasserleitu ‘ Wasserleite vom / zum Breem ’ (Erschmatt, FLNK Breemwasserleitu). Ebenso schwierig ist der historische Beleg Bremen Wasser (1306, Eggerberg) - der Beleg spricht von partem meam aque cui dicitur bremen wasser Jn fúnnúnero bake - wohl zu übersetzen mit ‘ meinen Teil des Bächleins genannt Bremen Wasser, das in den Bach der Leute von Finnen fliesst ’ . Es müsste sich also um den Namen eines Kleingewässers oder einer Wasserleitung handeln. Die oben aufgeführte Bedeutung ‘ Viehbremse ’ fehlt in unseren Namen. Bremo (PN) Bremo (PN) oder ähnlich liegt den Belegen super Furon Bremygo (1383, Glis) und supra Furen Bremygo (1406, Glis) zu Grunde. Bremygo ist entweder ein Genitiv Plural einer kollektiven / - IG / -Ableitung zum PN Bremo, oder eine Lokalangabe ‘ der Leute aus Bremigen ’ . Für die zweite Lesung spricht der Beleg supra Furon dictorum Brennyngo ‘ oberhalb der Furche der obgenannten Leute von Brennigen ’ (1320, Glis). Zen Brennigen ist in Glis von 1389 bis 1639 als Weiler von Gamsen belegt; der Name ist eine kollektive / - IG / -Ableitung auf einen 1383 belegten PN Brenno (cf. HL Brennigen). Ob es sich bei Bremygo und Brennyngo um den gleichen Namen handelt, lässt sich auf Grund der Lesung der Belege allein nicht entscheiden. Für die Überprüfung der Lesung sei C HANTAL A MMAN (Sitten) und P H . K ALBERMATTER (p. c.) gedankt; sie stellen fest, dass die Schreibungen Bremygo und Brennyngo unterschiedlich sind. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass es sich um eine Verschreibung von Brennigo handelt. Brennär Brennär ist nur in den Belegen dr Ober und dr Under Brennär (beide Kippel) belegt. Laut Beschreibung handelt es sich um eine Wiese hinter dem Haus Nyfeler. Wie BENB (1, 4, 555 ff.) ausführt, können Brandrodungen, Alkohol- oder Kohleherstellung, andere Brennvorgänge, aber auch - in der Form Bränni (I D . 5, 636) - die Sommerhitze eine Rolle spielen. In unserem Beleg scheint Letzteres der Fall zu sein: Wiesen, auf die die Sonne niederbrennt. Die Form Brennär ist so jedoch im I D . nicht bezeugt; in den Ortsnamenbüchern sind entweder FaN oder Orte gemeint, wo es gebrannt hat oder wo Kohle oder anderes gebrannt wurde. Die Bildung entspricht der Stellenbezeichnung auf / - ER / (S ONDEREGGER 1958, 541 ff., bes. 548 ff., wo auch Brenner als ‘ Ort, wo man früher Kohlen brannte ’ belegt ist). Brennigen Zen Brennigen ist ein Weiler von Gamsen, in Glis belegt erstmals 1389 als Zen Brenygen und später öfter. Dem Ortsnamen liegt der PN Brenno zu Grunde (1383 als Walterus, filius quondam Anselmi Brenno de Gamson ‘ Walter, Sohn des Anselm Brenno von Gamsen ’ (KapA Sitten, R 6, S. 10) belegt (Dank an P H . K ALBERMATTER für die Mitteilung)), von dem eine kollektive / - IG / -Form im Dativ Plural gebildet wurde: ‘ bei den Leuten des Brenno / bei den Gütern der Leute des Brenno ’ . Davon abgeleitet ist die Brennigmatte (1857, Glis), also die Wiese bei Zen Brennigen. Dass das 1383 und 1406 belegte Bremygo den gleichen Ort bezeichnet, kann angenommen werden (cf. HL B REMO (PN)), ist aber nicht sicher. Brennong Brennong ist 1695 als im Brennong (Saas-Balen) belegt. Der Beleg ist seltsam, da er 1695 in Varen erscheint. Der Brem 275 276 <?page no="203"?> Text bezieht sich aber sehr deutlich auf das Saastal: Sausa ’ im Brennong quarterij Balm. Die Deutung ist sehr schwierig: entweder handelt es sich um ein alemannisches Wort, das als di Brend, inne Brenu ‘ die brandgerodeten Gebiete ’ belegt ist (Saas-Balen); der Ort scheint eine Brandrodung auf ca. 1950 m. zu bezeichnen, die eventuell als Voralpe benutzt wurde. Oder der Name gehört zu einem frpv. Wort bré ̨ nno (T AGMANN 1946, 81). das wiederum zu dt. Brand (FEW 15, 1, 242 ff. s. v. brand ‘ Feuerbrand; Schwert ’ ) zu stellen wäre. Eine Ableitung aus einem alemannischen Wort, das im Frankoprovenzalischen in anderer Bedeutung bezeugt ist, stellt eine sehr unichere Deutung dar. Brest Brest ist nur 1382 als petra dou brest und 1407 als lapidem dou brest belegt. Es handelt sich also um einen Fels- oder Steinblock. Die Belege stammen aus einem Kopialbuch und sind deswegen Kopien. Da im gleichen Kopialbuch 1440 eine öffentliche Strasse dou brecht genannt wird, dürfte es sich um den gleichen Namen handeln. Es handelt sich in beiden Fällen um ein älteres Nomen, das A EBISCHER (G PSR 2, 813 in der Anmerkung zu brita ̩ als brest und brecht) nachweist. Hier ist es wohl als ‘ der Fels, wo die Wagen wenden ’ zu verstehen. Breten Breten ist einerseits 1230 als Breten in Glis belegt; anderseits als únter die Brettú 1829 in Ergisch. V. A BGOTTSPON (p. c.) vermutet in Ergisch einen Bezug zu Nr. 45809 in der Datenbank, wo es únder die Breiten heisst. In Glis ist von einem Stück Weinberg, der Breten heisst, die Rede. L EXER (1, 351) kennt brëten ‘ grosser Balken ’ (vgl. auch I D . 5, 911 f. s. v. Brëtte n ). BENB (1, 4, 532) nennt Brätte, kann es aber nicht deuten. Wenn die Deutung von L EXER stimmt, müsste es sich um eine metaphorischen Verwendung handeln: das Stück Weinberg, das wie ein grosser Balken aussieht. Im Fall von Ergisch scheint die Deutung als Breite sinnvoll zu sein (cf. HL B REIT ). Briannu Briannu ist lebend als Briannu (Leuk; LT und SK Briannen) bei Leuk überliefert; gemeint ist ein Weiler bei Agarn (aber auf Leuker Boden). Der älteste Beleg von 1433 enthält die unsichere Lesung en Brianna. Historisch bezieht sich weiter Zu ᵕ n Brÿannigen (1545 u. später; Agarn) auf den gleichen Weiler, der auch als zen Brÿanden, zen Brianden und zun Brÿannen genannt wird. Die Formen mit -ndsind wohl hyperkorrekt in Anlehnung an die Entwicklung / -nd-/ -> / -nn-/ in anderen Wörtern. Obwohl es einen Familiennamen Briand gibt, der für Albinen belegt ist (NWWB 1, 48), scheint der Name des Weilers nicht darauf rückführbar zu sein. NWWB nimmt an, der Name sei ursprünglich Prumat und die älteste Form des späteren Beinamens Bruyant gewesen. Briannu ist dann wohl ein romanischer Lokalname, für den mangels älterer Belege keine Deutung vorgelegt werden kann. Als Bestimmungswort kommt das HL zusammen mit folgenden Grundwörtern in zweigliedrigen Komposita vor: Acher, Gassa und Matta (alle Leuk). Briesch Briesch ist nur in Birgisch belegt und zwar lebend als ts Brieschji ‘ das kleine Briesch ’ (FLNK), historisch 1759 als im Briesch und 1814 als im Brieschacker. BENB (1, 4, 562 s. v. Briesch) findet keine älteren Belege und kann es nicht deuten. Es gibt jedoch auch in BENB (1, 4, 582 f. s. v. Brüesch) einen Namen, den die Autoren als unsicher - entweder alemannisch oder frpr. - betrachten. In Birgisch hätte eine Entrundung eintreten können; dann wäre wohl ein Besitzername bei Brieschacker möglich; ob frpr. oder alemannisch, ist nicht entscheidbar. Da ältere Belege fehlen, kann eine Deutung nicht gegeben werden. Die Einträge zu Briesch im I D . (5, 823 - 824) zu ‘ Gebrüll ’ und ‘ plumpe, faule Person ’ führen nicht weiter. Brüesch ist in I D . nicht enthalten; G RICHTING (1998) enthält Briesch oder Brüesch ebenfalls nicht. Brig Brig (frz. Brigue, it. Briga) ist eine städtische Siedlung auf der linken Rottenseite und rechts der Saltina. Der Name geht vermutlich auf ein keltisches Gattungswort *briga ‘ Hügel; Hügelfestung ’ zurück (J ACCARD 1905, 54; K RISTOL ET AL . 2005, 187). Andere Deutungen, die Brig zu ahd. prücca ‚ Brücke ’ stellen (G ATSCHET 1867a, 245), sind abzulehnen - Brig ist zweifellos eine ältere Gründung als die alemannische Einwanderung im Oberwallis, was auch durch entsprechende archäologische Funde gestützt wird. Ein weiterer Deutungsansatz stellt den Namen zu spätgallisch *brigwa ‘ Brücke ’ (H UBSCHMIED 1933b, 4; G UEX 1938, 357 und 2 1976, 177; R ÜBEL 1950, 131): laut K RISTOL ET AL . (2005, 187) ist aber dieser Ansatz ebenfalls hinfällig, da die mittelalterlichen Belege von Brig ansonsten -vaufweisen müssten, weil [gw] sich im Frpr. des Oberwallis zu [v] entwickelte (K RISTOL ET AL ., 2005, 187). 1972 vereinigten sich die Ortschaften Brig, Glis, Gama und Brigerbad zur Gemeinde Brig-Glis. Lateinisch erscheint der Stadtname in murum villae Brigae ‘ die Stadtmauer von Brig ’ (1624, Brig). Mit attributiven Adjektiven kommen lat. in superiori Briga ‘ im oberen Teil von Brig (wohl: obere Burgschaft) ’ (1384 u. später, Brig) und jn inferiori Briga ‘ im unteren Teil von Brig (wohl: untere Burgschaft) ’ (1486, Brig) vor. 277 278 Brig <?page no="204"?> Komplexer sind t Ober und t Unner Briggassa ‘ die obere und die untere Gasse nach Brig ’ (Glis). Eine Ableitung vom Stadtnamen ist Briger, ein ursprünglicher Genitiv Plural Brigerro. Volle Genitivformen sind: Brÿgerro Alp ‘ die Alpe der Leute von Brig ’ (1578, Glis), in Brÿgerro Theilen ‘ die den Leuten von Brig zustehenden Teilstücke im Grund (Rottenebene) ’ (1626, Glis), Briigeru Blessi ‘ die kahle Stelle im Wald, die den Leuten von Brig gehört ’ (Glis). Als Adjektiv erscheint Briger in die Brügereyen ‘ die Auen der Briger (Leute von Brig) ’ (1729, Naters; 1732 Brigeru Eÿen), Brÿger Weg ‘ der Weg nach Brig ’ (1602, Ried-Mörel; 1408 Brigweg), Brÿgerberg ‘ die bergwärts liegenden Gebiet oberhalb Brig (heute Ried-Brig und Termen) ’ (1529, Ried-Brig; SK und LT Brigerberg), der Name erscheint auch als lat. de Monte Briencium (1556), de Monte Brigensi (1594) und ähnlich, das Brigerweglin ‘ der kleine Weg nach Brig ’ (1452, Visperterminen), Brigerweg ‘ der Weg nach Brig (zum Markt) ’ (1427, Bitsch). Komplexer ist am Grosen Briger Graben ‘ am grossen Briger Graben ’ (1860, Glis). Die Ableitung auf / - ERI / für eine Wasserleitung ist als Brigeri ‘ die Wasserleitung nach Brig ’ (1564 u. später, Brig), der Brigerrin ‘ der (Genitiv ist konstruktionsbedingt) Wasserleitung nach Brig ’ (1448 u. später, Ried-Brig), únter der Brigeri ‘ unterhalb der Wasserleitung nach Brig ’ (1801, Glis) belegt. Obri Brigeri ‘ die obere Wasserleitung nach Brig ’ (FLNK, Ried-Brig) und t Ober und t Unner Brigeri ‘ die obere und die untere Wasserleitung nach Brig ’ (Brig) sind komplexere Konstruktionen. Briigerbad ‘ das Bad der Briger ’ (Brigerbad) war bis 1972 eine selbständige Gemeinde. Es wird im Unterschied zum Leukerbad ‘ das Bad der Leuker ’ so benannt; am Ort selbst ist nur von tsum Bad die Rede. Brigga Brigga f. ‘ die Brücke ’ ist zu schwdt. Brugg, Brugge n , Brügg, Brügge n ‘ Brücke als Übergang über einen Fluss, Bach, Graben, etc. ’ , auch ‘ ein aus nebeneinander gelegten Prügeln verfertigter Weg, Knüppelweg, aus Bohlen oder Steinen gemachter Weg über nassen Boden ’ , ahd. brucca, mhd. brucke, brücke und wdt. Brigga, Briggä (Goms), Briggu f., ‘ Brücke ’ (I D . 5, 537 ff.; G RICHTING 1998, 42) zu stellen. Im Oberwallis kommt das Appellativ Brigga / Briggu nur entrundet (mit ehemaligem Umlaut) und mit Endung vor; die endungslose Kurzform Brigg erscheint nur in Flurnamen. Einen besonderen Fall mit einer falschen Diphthongierung findet man in zer Breigo ‘ bei der Brücke ’ (Saas-Balen). Häufig befinden sich Weiler oder Siedlungen bei den Brücken, die ZBrigg, Zer Briggu und ähnlich benannt werden. Dazu gesellen sich die Familiennamen Zurbriggen und Brigger (AWWB 44 und 302). In weitaus den meisten der rund 200 Fälle kommt das Lemma als Simplex im Singular, selten im Plural vor; häufigster Diminutiv ist Briggelti (Pl. Briggeltini). In einigen Fällen ist historisch der Vokal / u/ belegt, so etwa 1439 Brúg (Steinhaus) oder ein Diminutiv zem Brucgiltin ‘ bei der kleinen Brücke ’ (1389, Ulrichen). Diese Belege sind problematisch, weil sie keinen Umlaut aufweisen, während die lebenden Namen durchwegs Entrundungen des Umlauts sind (vgl. zum Problem P AUL 25 2007, 95 und SDS 1, 54). Die Form z Brick ‘ bei der Brücke ’ (Ernen, FLNK, LT und SK Z ’ Brigg) mit auslautender velarer Affrikata, ist selten; da die ältesten Belege von Brúcko (1328 u. später) sprechen, ist aber diese Affrikata als Alternative gebräuchlich. Als attributive Adjektive erscheinen indertthalb der Bo ᵉ sen Bruggen ‘ unterhalb der bösen Brücke ’ (1502, Binn), di Grau Brigga ‘ die graue Brücke ’ (Stalden; Hängebrücke mit Rohrleitung der Lonza AG), t Hee Brigga ‘ die hohe Brücke ’ (Simplon), t Hee Briggu ‘ die hohe Brücke ’ (Leuk, Salgesch), Heeji Briggu ‘ die hohe Brücke ’ (FLNK, Erschmatt), Neÿ = oder Hohen Brügen ‘ der neuen oder hohen Brücke ’ (1747, Bratsch; 1747 u. später, Erschmatt), der Hochen Brúgen (1747 u. später, Feschel), beÿ der Langen Brücke ‘ bei der langen Brücke ’ (1839, Inden), Mittlescht Briggelti ‘ der mittlere Teil des Gebietes der kleinen Brücke ’ (FLNK, Oberwald), beÿ der Mittlesten Bruggen ‘ bei der mittleren Brücke ’ (1654, Naters), t Niww Brigga ‘ die neue Brücke ’ (Zwischbergen), zer Niwwu Briggu ‘ bei der neuen Brücke (Weiler von Visperterminen, hdt. Neubrück) ’ (FLNK, Visperterminen), zer Niwwu Briggu ‘ bei der neuen Brücke ’ (Stalden), vnder der Nüwen Briggen ‘ unter der neuen Brücke ’ (1676), bey der Obrn Brücken ‘ bei der oberen Brücke ’ (1662, Münster), Oberscht Briggelti ‘ der obere Teil des Gebietes der kleinen Brücke ’ (FLNK, Oberwald), die Rothen Brigen ‘ die Brücke über den Rotten / die rote Brücke (unsicher) ’ (1662, Geschinen), Roti Briggu ‘ die rote Brücke ’ (FLNK, Inden), Schwarz Brigga ‘ die schwarze Brücke ’ (FLNK, Termen), t Steinig Brigge ‘ die Brücke aus Stein ’ (Münster), bim u ᵕ ndersten Briggilti ‘ bei der untersten kleinen Brücke ’ (1684, Naters), zer Unnru Briggu ‘ bei der unteren Brücke (Weiler von Saas-Grund) ’ (Saas-Grund). Zweimal belegt sind Präpositionen in ts Ännet Briggu ‘ zu jenseits der Brücke (Dorfteil von Turtmann) ’ (Turtmann), wo als Neutrum oder mit der Präposition ts (hdt. bei) ein Dorfteil jenseits der früheren Brücke über die Turtmänna gemeint ist (die ursprüngliche Lage des noch nicht korrigierten Baches sieht man noch auf SK, wo sich ein Dorfteil jenseits des Baches befindet) und Zwisch Briggen ‘ zwischen den Brücken (von Leuk) ’ (1865, Leuk; frühere Belege lateinisch: intra pontes Leucae). Brigga 279 280 <?page no="205"?> Vorangestellte Genitive oder Formen auf / - ER / , die ältere Genitive vertreten, sind: beÿ der Geschinern Brüggen ‘ bei der Brücke von Geschinen (Gemeindename) ’ (1628, Münster), zer Briggen Leuce ‘ bei der Brücke von Leuk (wohl zwischen Agarn und Leuk über den Rotten) (1543, Leuk) [der Genitiv Leuce ist hier in romanischer Weise nachgestellt], t Michaelsbrigga ‘ die Brücke (über die Vispe), die nach St. Michael benannt ist ’ (Stalden), Napoleonsbrücke ‘ die Brücke der Napoleonsstrasse über die Saltina ’ (LT, SK Brig), bÿ dem Schmitten Brigelte ‘ bei der kleinen Brücke bei der Schmiede / der Familie Schmid ’ (1716, Vispe), bey der Zeiter Brüggen ‘ bei der Brücke von Seit (früherer Weiler von Selkingen) ’ (1791, Selkingen; FLNK Zeiterbrigge). Als Grundwort nimmt das HL Fluss- oder Bachnamen zu sich wie di Ganterbrigga ‘ die Brücke über den Ganterbach ’ (Ried-Brig; heute Alti Ganterbrigga ‘ die alte Brücke über den Ganterbach ’ (FLNK)), nachdem eine neue Brücke gebaut worden war, Daalubriggu ‘ die Brücke über die Dala ’ (FLNK, Leuk; FLNK, Varen), t Illgrabubriggu ‘ die Brücke über den Illgraben ’ (Leuk), di Kanalbrigga ‘ die Brücke über den Kanal (des Kraftwerks Mörel) ’ (Grengiols), beÿ der Massenbrúggen ‘ bei der Brücke über die Massa ’ (1825, Bitsch), bi der Massubriggu ‘ bei der Brücke über die Massa ’ (Naters) und andere mehr. Die Namen benachbarter Siedlungen oder Fluren sind im Bestimmungswort gemeint in ts Badnerbriggelti ‘ die kleine Brücke über die Wasserleitung oberhalb von Brigerbad ’ (Mund), Balltschiederbruggen ‘ die Brücke von Baltschieder ’ (1626, Baltschieder), Bietschtalbrigga ‘ die Brücke (der BLS) über das Bietschtal ’ (Raron), Riederbrigga ‘ Brücke nach (Stalden-)Ried ’ (FLNK, Stalden), Schweigmattubriggi ‘ die kleine Brücke bei der Schweigmatte ’ (Zermatt), uf der Säältinubrigga ‘ auf der Brücke über die Saltina ’ (Brig) und vielen anderen. In den Beispielen sind schon komplexere Belege genannt worden; der Beleg t Rosswangbrigga ‘ die Brücke (über die Vispe) im Gebiet Rosswang ’ (Randa) zeigt, dass auch Ausgangs- und Zielorte eine Rolle spielen können. In einer Reihe von lateinischen Belegen erscheint das Wort pons, Gen. pontis ‘ Brücke ’ . Es ist manchmal sehr unsicher, ob es sich hier wirklich um einen übersetzten Namen oder doch um ein Appellativ handelt. Diese Belege sind vorsichtig zu interpretieren. Als Bestimmungswort kommt das HL in zweigliedrigen Komposita mit folgenden Grundwörtern vor: Acher, Biina, Bodu, Loch, Los, Matta, Moos, Schiir, Schluocht, Schlüche, Stutz, Wäg und Wang. Eine komplexere Konstruktion ist: zer Altun Brúckstat ‘ bei der alten Stelle der Brücke ’ (1438, Visp). Bei Namen in der Umgebung von Brig kann allerdings auch diese Gemeinde gemeint sein, deren Namen nichts mit Brigga zu tun hat (cf. HL B RIG ). Verwechslungen sind auch mit Brigi ‘ Lagerplatz für das Vieh (im Stall), Behelfssteg ’ usw. und Brigil ‘ Knüppel ’ möglich (cf. HL B RIGI ). Hingegen ist der Beleg Zbruggbresen (1722 u. später, Ergisch) nicht hieher zu stellen; es handelt sich um eine unverstanden Umschrift zum Namen Prupräsu ‘ Stück Land ’ in Unterems. Brigger (FaN) Brigger (FaN) ist belegt für eine ältere Familie des Bezirks Visp (AWWB 44). Er ist zu Brigga ‘ Brücke ’ zu stellen; einmal kommt auch Brúgger (Turtmann) vor. Als Simplex ist es nur in Greich belegt; hier ist die Annahme eines Familiennamens spekulativ, es gibt aber keine bessere Deutung. Sonst erscheint Brigger entweder im Genitiv Briggersch oder als Bestimmungswort Brigger (das ursprünglich ein Genitiv Plural Briggero war). Die Grundwörter sind: Acher, Brand, Grabu, Hüs, Schiir, Matta, Stock, Weid, Wild, sowie die Komposita Briggerschirliräbe ‘ die Reben beim Briggerschirli (kleine Scheuer der Familie Brigger) ’ (Niedergesteln) und Brúgger Bongarten ‘ der Baumgarten der Famulie Brügger / Brigger ’ (1500, Turtmann). Unklar ist das Verhältnis zum FaN Zurbriggen (AWWB 302). Brigi Das Lemma Brigi ist zu schwdt. Brügi, wdt. Brigi, Brigin (Lötschtal) f., ‘ Knüppeldamm, -weg über sumpfige Stellen; Brücke über einen Graben, über einen tieferen Weg, als Einfahrt in eine Scheune; aus nebeneinander gelegten Rundhölzern bestehende, meist aber aus dicken Bohlen gezimmerte (erhöhte) Lagerstätte oder Standort des Viehs im Stalle; Holzgestell, Gerüst ’ (I D . 5, 523 ff.; R ÜBEL 1950, 45; G RICHTING 1998, 42) zu stellen. Seine Verwendung bezieht sich dabei nicht primär auf die Lagerstätte für das Vieh in den Ställen, sondern eher auf mit Holzknüppeln befestigte Wege oder Holzgerüste (cf. HL B RIGIL ). Belegt ist es als Simplex im Plural di Brigine ‘ (mit Brettern? ) befestigter Weg ’ (Eggerberg). Ein Diminutiv mit attributivem Adjektiv ist ts Spitz Brigilji ‘ die spitze kleine ebene Fläche (wie eine Brigi) ’ (Gampel). In den übrigen Fällen erscheint das HL als Bestimmungswort zu den Grundwörtern Fat und Tschugge, oder komplexer als der Mittluscht, der Oberscht und der Unnerscht Brigifat ‘ das mittlere, obere und untere Felsband mit einem Bretterboden ’ (Eisten). Brigil Das Lemma Brigil ist zu schwdt. Brügel ‘ Rundholz, Knüppel ’ , wdt. Brigel ‘ Holzstäbchen ’ (R ÜBEL 1950, 94), 281 282 Brigil <?page no="206"?> Brigil ‘ Prügel, Knüppel ’ (G RICHTING 1998, 42) zu stellen. Das Lemma ist nur einmal belegt: Briggilluschleifji ‘ kleiner Holz(schleif) für die Prügel ’ (Törbel). Briilett Briilet ‘ kleine Wiese ’ ist in Salgesch belegt (M ATHIER 2015, 43). T AGMANN (1946, 37 s. v. Prilet) kennt den Namen auch für Cordona und für das Eifischtal. Er wird übereinstimmend von PRATELLUM oder PRATELLA abgeleitet (B OS- SARD / C HAVAN 2006, 140); T AGMANN (1946, 40) setzt * PRATALIA ‘ die kleine Wiese ’ an. Historisch ist sub saxo dov prylet ‘ unter der Fluh von Prilet ’ (1490, Salgesch) belegt. Unklar ist jn la prilÿ (1803, Salgesch); seltsamerweise ist laprilý schon 1365 in Salgesch belegt (cf. HL A PRILI mit nur diesem einen Beleg). Das deutet darauf hin, dass hier wohl nicht das HL B RIILETT vorliegt. Weiter ist in Varen neben Pralet auch Brÿlet (1490) und der Felsen Prilet (1834) belegt; hier liegt der Flurname mit der Deutung ‘ kleine Wiese ’ vor. Brindlen (FaN) Der FaN Brindlen, auch Brinlen, Brynlen, Brunlen, Brünlen, Brünli, Brünle, aus Termen, verbreitete sich im 15. Jh. nach Brig und war dort im 16. Jh. angesehen (AWWB 44). Der Name kommt drei Mal als Besitzername vor: als die Brindlen Schnitten ‘ das ausgeschittene Land der Familie Brindlen ’ (1791, Termen), ts Brindlumättelti ‘ die kleine Wiese der Familie Brindlen ’ (Brigerbad) und einmal in der Form des Genitiv in Brindlugo Stadell ‘ im Stadel der Familie Brindlen ’ (1742, Ried-Brig) mit einem kollektiven - IG -Suffix (hier mit der unüblichen Rundung zu / - UG -/ ), das bei Namen im Oberwallis häufig ist. Brinet (FaN) Brinet (FaN) ist nur einmal in Staldenried belegt als im Brinetfach (1832, unsichere Lesart). Es könnte sich um eine entrundete Form zu einem FaN wie Brunet oder Brunod (NWWB 2, 47) handeln, doch ist der Name in dieser Form sonst nicht belegt. Fach wird als ‘ eingehegtes Stück Land ’ gedeutet (I D . 1, 637, 1h); Brinet wäre dann ein Besitzername. Brinnje Brinnje Pl. ist nur belegt in di Brinnje (Salgesch; FLNK Brinju) und Brinjuwasserleite ‘ die Wasserleitung bei den Brinnje ’ (1927, Salgesch). M ATHIER (2015, 46) kennt Brinju, dazu Brinjustrass und Brinjuwasserleitu. Die ältesten Belege enthalten 1353 in brignyos, 1405 eys brygnyouz, 1459 eys briniot, 1494 eys brignioz usw., also einen sicheren romanischen Plural. T AGMANN (Ms., 5 ff.) kennt Brinien, ist sich über die Herleitung nicht ganz sicher, stellt es aber zu frz. brin ‘ Rute ’ < * BRINOS (gall.? ) ‘ Rute ’ (FEW 1, 528 ff.) mit einer Ableitung. M ATHIER (2015, 46) stellt den Namen zu gall. * BRINOS ‘ Rute, Halm, Grashalm, Weide ’ oder gall. * BRINULUS ‘ Weide ’ . Er übernimmt T AG- MANN s Ansicht, dass die Vegetation des Ortes den Namen bestimmt. Heute befindet sich allerdings bei der Flur Brinnje ein Weinberg; auf SK ist die Flur aber ausserhalb und bildet eine Wiese an einem Weg und einer Wasserleitung. Brisch Brisch / Priisch bezeichnet zunächst das Heidegebüsch auf Alpweiden. Zu stellen ist es zu schwdt. Br ǖ sch Pflanzenname ‘ stechender Mäusedorn, Ruscus scul. ’ , ‘ gemeines Heidekraut, Calluna vulg.; rote Glockennelke, Erica carn. ’ , ‘ zarte, dürre Reiser von Nadelbäumen ’ , ‘ Flatterbinse ’ , i. allgem. Sinne ‘ niedriges, an trockenen Stellen wachsendes Gesträuch, Gestrüpp überhaupt, z. B. für Alpenrosenstauden, Preiselbeergesträuch ’ (I D . 5, 827 f.; M ARZELL 1, 729 ff.; BENB 1, 4, 629 f.). Bei B IELANDER (1948, 102) als Priisch für E RICA CARNEA , ebenso C. S CHMID (1969, 162). Die Pflanze ist als Schneeheide in L AUBER / W AGNER / G YGAX ( 5 2014, 702) belegt. Als Bestimmungswort erscheint das HL in Briischegga ‘ Ecke mit Erika (Heidegebüsch) ’ (Blitzingen, Bellwald). Die Ableitung Brischeru ‘ Gebiet mit Erika (Heidegebüsch) ’ ist - laut den historischen Belegen - mit dem Suffix / - ERRA / gebildet, das als Stellenbezeichnung mit Pflanzennamen gebraucht wird (S ONDEREGGER 1958, 471 f.). Die Bildung Brischlär- (Blatten) ist ein Plural. Der Beleg Brischhubil (Leuk) bezeichnet laut Gwp. einen plattenartigen, bröckligen Fels; es ist wohl zum Adjektiv br ǖ sch II ‘ mürbe, morsch, brüchig ’ (I D . 5, 830) zu stellen. Die Belege ts Priischubossi ‘ das kleine Privatgut der Familie Boson / des Boso ’ , Priischuglabiu ‘ das Privatgut der Familie Clavioz ’ und der Priischuwäg ‘ der Weg zu / von den Priischen (Privatgütern) ’ (alle Varen) beziehen sich nach T AGMANN (1946, 76 f. s. v. Poprisat) und B OSSARD / C HAVAN (2006, 129) auf frz. prise ‘ Privatgut ’ ; der Name lässt sich auf ein feminines Partizip Passiv von lat. PREHENDERE zurückführen, als prise französisiert. Britania Die Britannia-Hütte (3030 m; Saas-Almagell) des SAC wurde 1912 erbaut, 1951 erweitert und 1997 renoviert; der erste Bau wurde von der Vereinigung britischer Mitglieder des SAC finanziert (www.britannia.ch [gs: 21.11.07]). Das Wort ist ursprünglich die lat. Bezeichnung der römischen Provinz Britannia; hier übertragen auf die britischen Mitglieder des SAC. M. S. notiert di Britaania, LT Britanniahütte SAC, FLNK Britanniahittu SAC. Das HL B RITANIA ist eine hybride Form aus den verschiedenen Notaten. Briilett 283 284 <?page no="207"?> Bro Bro ist nur einmal belegt in ts Browaalji (Blitzinen). Das / o/ ist geschlossen, der Akzent liegt auf Waalji ‘ der kleine Wald ’ . Die nächstliegende Form wäre ts Bru ‘ die Quelle / der Brunnen ’ : der kleine Wald mit Brunnen (Quellen). URNB (2, 245) gibt für Broholz eine andere Deutung. Als Ausgangspunkt nimmt URNB *ab row Holz ‘ das rauhe Holz (Wald) ’ mit Agglutination zu *Browholz. Dagegen spricht die Bemerkung der Gwp. ‘ mit kleinen Wasseransammlungen ’ , was eher für ts Bru spricht. Historische Belege liegen nicht vor. Brogli (FaN) Brogli (FaN) erscheint nur einmal in Broglilamma ‘ der (brüchige) Felshang des Brogli ’ (Bellwald). Brogli ist ein Familienname, der laut dem F AMILIENNAMENBUCH DER S CHWEIZ (1, 247) aus dem Kanton Aargau stammt. Er ist im 20. Jahrhundert im Oberwallis belegt. Als Appellativ bedeutet Brogli m. ‘ Prahlhans ’ (I D . 5, 518); zu stellen ist es zum Verb brogle n ‘ prahlen, grosstun, sich rühmen ’ (I D . 5, 518; G RICHTING 1998, 42, s. v. broggle, brogglä (Goms), broglun (Lötschtal), broglu ‘ prahlen ’ ), das auf mhd. brogen ‘ sich in die Höhe richten; sich übermütig erheben, grosstun ’ zurückgeführt wird. Broglilamma kann also einerseits zum FaN Brogli gestellt werden, anderseits aber metaphorisch eine Lamma (Felshang) meinen, die nur von einem Prahlhans durchstiegen werden kann. Brosy (FaN) Dreimal historisch belegt (in Brosen Schlu ᵉ cht (1779, Naters), in Brosigen (1779, Naters), aúff Brossmigen Matten (1746, Simnplon)) ist Brosi, das zu einem FaN Brosy oder zum PN Brosi, Kurzform zu Ambrosius (I D . 1, 233), zu stellen ist. In zwei Fällen ist es mit einer kollektiven / - IG / - Ableitung versehen, wobei im Fall Brossmigen (Simplon) ein m vorhanden ist, das wohl parallel zu Fällen wie Bettmer (aus Betten) zu erklären ist. Im Register zu den HRBS wird ein Johannes Lergjen, Venner, gen. Brosy, erwähnt. Brot Die Namen mit Brot sind zu schwdt. Br ō t n. ‘ Brot ’ (I D . 5, 923 ff.) zu stellen. FlN mit Brot können sich auf die besondere Fruchtbarkeit der Flur, aber auch auf den Zins in Form von Brot beziehen (TGNB 2, 2, 95). Weiter sind belegt schwdt. Morgen-Br ō t ‘ Morgenessen ’ (I D . 5, 979 f.) und schwdt. Abend-Br ō t ‘ frugales Abendessen, meist aus Brot und Wein ’ (I D . 5, 952). Laut R ÜBEL (1950, 84) sind die Bezeichnungen morgudbr ō t und ā bundbr ō t im Saastal und in Törbel geläufig (für die Mahlzeit des Viehs! ). Brot bezeichnet hier wohl eine Mahlzeit, die an einer bestimmten Stelle genommen wird, oder es wird dann als Vergleich verwendet ( ‘ von der Form eines Brotes ’ ). Die meisten unserer Belege stammen aus dem Vispertal: ts Abundbrodeggilti ‘ die kleine Ecke, bei der man das Abendbrot nahm (laut Gwp.) ’ (Visperterminen), der Aabundbroodstei ‘ der Stein, bei dem man das Abendbrot nahm ’ (Randa), ts Leid Morgundbrootji ‘ der hässliche kleine Ort, der für die Morgenmahlzeit des Viehs reicht ’ (Saas-Almagell), ts Broodtschuggji ‘ der kleine Fels, der aussieht wie ein Brot / bei dem man einen Imbiss nahm ’ (St. Niklaus), ts Brodtschuggji ‘ der kleine Fels, der aussieht wie ein Brot, bei dem man einen Imbiss nahm ’ (Törbel) (die beiden Belege liegen klar an verschiedenen Stellen), di Broodtschuggjini ‘ die kleinen Felsen, die aussehen wie in Brot / bei denen man einen Imbiss nahm ’ (Täsch; andere Stelle als Törbel und St. Niklaus). Unklar sind die Ableitungen die Brodtla ‘ der Ort, der wie ein Brot aussieht ’ (1497, Obergesteln) und Klein Brotgjen Aua ‘ die Au, die wie ein kleines Brot aussieht ’ (1617, Filet). Das erste enthält / - LA / , ein Suffix, das mehrere Bedeutungen hat - hier aber unklar ist; das zweite ist ein Diminutiv, vermutlich zu einer metaphorischen Verwendung ( ‘ wie ein kleines Brot ’ ). Brottele t Brottele f. (Biel, auch LT und FLNK) ist in Biel auf rund 2000 m belegt. Die Ableitung auf / - ELE / (S ONDEREGGER 1958, 517) ist üblicherweise eine Stellenbezeichnung. Unsicher ist das Grundwort Brott. Es ist kaum zum HL B ROT ‘ Brot ’ zu stellen, wegen der Kürze des Vokals; einen Sinn würde diese Zuordnung nicht ergeben. Ob das Verb auf bezu ûs-rotte n ‘ ausreuten, -roden ’ (I D . 6, 1794) zu stellen ist, mit der Bedeutung: ‘ die kleine gerodete Stelle ’ , bleibt angesichts der hohen Lage unsicher. Bröü Bröü ist zum Ortsnamen Breuil zu stellen, cf. Gemeinde Breuil-Cervinia, Italien. Belegt ist es als ts Bröüjoch ‘ das Breuiljoch ’ (Pass von Italien nach Zermatt) ’ (Zermatt, LT Breuiljoch). Der Ortsname Breuil geht zurück auf frpr. breuil ‘ sumpfiges Gelände ’ (B OSSARD / C HAVAN 2006; 133 und G UEX 2 1976, 136). Auf LT ist Breuiljoch und it. Colle del Breuil notiert. Es handelt sich um einen Übergang auf 3350 m von Italien nach Zermatt. Brü Das Farbwort brü ‘ braun ’ ist zum schwdt. Adj. br ū n, wdt. brüü, bruin (Lötschtal) ‘ braun ’ (I D . 5, 647 f.; G RICHTING 1998, 43) zu stellen. Das attributive Adjektiv in Brún Erbÿ ‘ das kleine braune geerbte Gut ’ (1680 ca. u. später, Zwischbergen) bezieht sich wohl auf die Bodenfarbe. In 285 286 Brü <?page no="208"?> zweigliedrigen Komposita kommt das Adjektiv nur als t Brünegga ‘ die braune Ecke ’ (Fiesch), t Brünegge ‘ die braune Ecke ’ (Ulrichen) und ts Brüneture ‘ beim braunen (Fels-)Turm ’ (Fieschertal) vor; der Typ Brunegg hingegen ist sonst - auch aus lautlichen Gründen - zu Brunnu zu stellen, dessen kurzes u nicht zu ü palatalisiert wird. Bruch Bruch m., Brich Pl. ist zu schwdt. Br ŭ ch m. ‘ Bruch, Vorgang des Brechens ’ , ‘ eine durch die Natur bewirkte Losreissung der Erde oder Gesteins; Erdbruch, Erdrutsch an Berghalden, bes. in Folge von Regengüssen ’ , ‘ Steinbruch, auch Kies- und Sandgrube ’ und wdt. Bruch ‘ Unterbruch, Abbruch ’ (weitere Varianten weggelassen) (I D . 5, 367 ff.; G RICHTING 1998, 42) zu stellen. Es ist mit Ablaut zum Verb brëch 2 e n ‘ brechen ’ (I D . 5, 316 ff.) gebildet, zu dem es mehrere weitere Ableitungen gibt (s. unten). Zu Bruch sind auch schwdt. Ab-Br ŭ ch m. ‘ das Abbrechen im eig. Sinn ’ ( … ) ‘ Neubruch ’ (I D . 5, 368 f.), schwdt. An-Br ŭ ch ‘ das Heran-, Losbrechen ’ (I D . 5, 371, hier im Sinn von ‘ Anbruchstelle ’ ), schwdt. Ûf-Br ŭ ch m. und schwdt. N ǖ w-, Neu-Br ŭ ch m. ‘ das Aufbrechen eines Zaunes; das Aufbrechen, Umpflügen des Bodens, spez. zum Zwecke unbebautes Land, Wiesen zu Kulturland (Acker) zu machen; das frisch umgebrochene Land selbst, Neubruch ’ (I D . 5, 369, 375), schwdt. Ërd-Br ŭ ch m. von trichterförmigen Einsenkungen der Erde auf Bergen, wo tiefer, erdiger Untergrund sich befindet (I D . 5, 371 f.), schwdt. Bërg-Br ŭ ch m. ‘ Bergsturz ’ (I D . 5, 375) und schwdt. Bei(n)-Br ŭ ch m. ‘ Name steiler, steiniger Wege ’ (I D . 5, 378) zu stellen. Die Bedeutung von Bruch variiert also je nach Kontext. Häufig sind Geröllhalden, Erdrutsche, Bodenabbrüche gemeint, es kann sich aber auch um neu aufgebrochenes Land handeln. Die Bedeutung von Steinbruch ist doppelt: zum einen die Gewinnung von Steinen für Bauten, zum andern ein Felsabbruch mit Steinen. Der Zusammenhang mit dem Verb brëchen ‘ brechen ’ wird in den Formen wie Brëche n ‘ Werkzeug zum Brechen, Sturz losgerissenen Gesteines an steilen Abhängen ’ (I D . 5, 314 f.) oder Bei-Brächi ‘ der Ort, wo man sich die Knochen brechen kann ’ (rund fünfzehn Belege) und den Partizipia vom Typ gibrochu ‘ gebrochen ’ (siehe unten) hergestellt. Das Simplex kommt im Singular als Bruch acht Mal vor. Der Plural ist verschieden: in den Bruchen (1514, Selkingen), zen Brúchon (1418, Geschinen), jn den Brúchen (1554, Filet), vor allem aber als umgelauteter und entrundeter Plural Brich mit insgesamt rund zwanzig Belegen. In Einzelfällen wie jn den Brúchen (1696, Filet) und In den Brüchen (Zermatt) ist unklar, ob das HL B RUCH oder das HL B RÜCH (Heidekraut, Erika) vorliegt. Der Diminutiv im Singular ist ts Brichji (Embd), ts Bruchi (Naters), ts Bruchji (Ausserberg, Naters). Im Plural ist belegt di Bruchjini (Hohtenn). Attributive Adjektive zum HL sind jn der Nüwbrichenn (1545, Bürchen; 1468 jn der nyw bricht; 1511 jn dernibrit) [ein unklarer Beleg, vermutlich zum HL I IBRICHTI f. zu stellen, aber 1545 wohl umgedeutet, vgl. G ATTLEN 2007, 45 s. v. Ibri], t Obru Brich ‘ die oberen Brüche ’ und t Undru Brich ‘ die unteren Brüche ’ (beide Mund), jm Nÿbruch (1589, Leuk), Niiwbruch (FLNK, Gampel), an den Núbrúchen (1474, Mörel), an den Núwbrúchen (1544, Unterbäch), beÿ dem undren Bruch (1734, Visp). Vorangestellte Genitive zum HL sind selten: ts Steinersch Brich ‘ die Brüche der Familie Steiner ’ (Mund) und - komplexer - ts Perigsch Steibruch ‘ der Steinbruch der Familie Perrig ’ (Ried-Brig). Als Grundwort ist Bruch verbunden mit den Präfixen Ab, An, Üüf und Üs. Belegt sind: t Abbrucheiu ‘ die Abbruch-Aue ’ (Agarn, Leuk) - die Aue lag an einem Abbruch entweder des Rotten oder des Märetschibaches; heute ist die Stelle durch die Kantonsstrasse überbaut. Der Abruch ‘ Anbruch ’ (Leuk) ist die Anbruchstelle eines Erdrutsches. Der Typ Üüfbruch kommt als der Üfbruch ‘ das aufgebrochene Land ’ (Eischoll, Unterbäch, Visperterminen), Üfbruch ‘ das aufgebrochene Land ’ (FLNK, St. Niklaus), im Üfbruch ‘ im aufgebrochenen Land ’ (Zeneggen), der Üüfbruch ‘ das aufgebrochene Land ’ (Ausserberg, Hohtenn) vor. Historische Belege sind: jm Aúffbrúch ‘ im aufgebrochenen Land ’ (1733, Raron), auf dem Aufbruch ‘ auf dem aufgebrochenen Land ’ (1763 u. später, Ausserberg; 1735 als Plural jn den Uffbrüchen), in den Aúfbrichen ‘ in den aufgebrochenen Stücken Land ’ (1874, Guttet), im Auffbruch ‘ im aufgebrochenen Land ’ (1712, Oberems; 17450 im Uffbruch). Komplexer sind in den Aúfbrúchacheren ‘ in den Äckern im neu aufgebrochenen Land ’ (1803, Eischoll) und der Au ᵕ fbru ᵕ chgarten ‘ der Garten im aufgebrochenen Land ’ (1815, Salgesch). Ein Attribut erscheint in der Neiw Aufbrúch ‘ das neu aufgebrochene Stück Land ’ (1670 (ca.), Leuk). Einen vorangestellten Genitiv findet man in ts Peetersch Üüfbruch ‘ das neu aufgebrochene Land des Peter ’ (Brigerbad). Der Typ Üsbruch kommt als der Üsbruch ‘ der Ausbruch (Abbruch von Felsen) ’ (Grengiols, zweimal), der Üsbruch ‘ der Ausbruch (Rutschgebiet) ’ und ‘ der Ausbruch (Ausbruch von Felsen) ’ (St. Niklaus, zweimal), der Üsbruch ‘ der Ausbruch (von Steinen) ’ (Randa, zweimal), der Üssbruch ‘ der Ausbruch (von Felsgestein) ’ (Embd) vor. Weiter sind als zweigliedrige Komposita belegt: im Bru ᵕ nbruch ‘ im Bruch mit Brunnen / Quellen ’ (1831, Betten), zen Ertbruchen ‘ bei den Erdbrüchen ’ (1449, Zermatt), t Äärdbrich ‘ die Erdbrüche ’ (Zermaat), der Steibruch ‘ der Steinbruch ’ (Baltschieder und weitere fünf Belege) und Bruch 287 288 <?page no="209"?> der Steinbruch (Ausserberg; 1692, Lalden). Komplexer ist Alt Steibruch (FLNK, Embd). Als Bestimmungswort findet sich das HL mit den Grundwörtern Acher, Bäärg, Egga, Grabu, Gufer, Haalta, Statt, Tola, Tossu, Wäg, Wald, Wang, Wanna und Wasser. Komplexer sind Konstruktionen wie t Niwbruchcheerlini ‘ die kleinen Wegkurven beim Neubruch ’ (Gampel), der Ober Niiwbruchbodu ‘ der obere Teil des Bodens beim Neubruch ’ (Gampel), t Steinbruch(e)räbe ‘ die Reben im Gebiet des Steinbruchs ’ (Hohtenn), uf der Äprichwasserleitu ‘ auf der Wasserleitung bei den Erdbrüchen ’ (Zermatt) und andere. Einen bemerkenswerten Fall stellen die Brichbärge ‘ die bergwärts liegenden Gebiete oberhalb der Brüche (Alpen) ’ (LT, Münster) dar, die auch als t Bruchbärge (Münster) belegt sind; es gibt dazu t Hinnerscht, t Mittlescht und t Vorderscht Bruchbärglamme ‘ der hinterste, mittleste und vorderste steile Graben am Bruchberg ’ (alle Münster). Eine Ableitung auf / - ER / (ursprünglich ein Genitiv Plural) ist in der Bruchersee ‘ der See beim Bruchi (kleiner Bruch) ’ (Naters) belegt. Unklar ist der Brucherbach (1604, Fiesch). Da es in Fieschertal der Brücherbach gibt, der historisch als Brucherbach bezeugt ist, dürfte der Name in beiden Fällen zum HL B RÜCH ‘ Heidenkraut, Erika ’ gehören. Nur einmal kommt das Adjektiv bruchlig ‘ bröcklend ’ (Embd) vor (zu brüchlig (I D . 5, 381). (Die in BENB 1, 4, 578 f. erwähnten Fälle mit Bruoch ‘ Moorboden, Sumpf ’ und Bruuch ‘ Heidekraut ’ sind aus lautlichen Gründen im Oberwallis ausgeschlossen, cf. HL B RÜECH , HL B RÜCH ). Die übrigen Ableitungen zum Verb brëchen sind: Brächa f. in die Brechon ‘ die Brechstelle ’ (1448, Termen, hier im Akkusativ Singular), di Bärubrächa (Eggerberg), wörtlich ‘ der Ort, wo die Bära (Schubkarren) gebrochen wird ’ , vermutlich zu verstehen als ‘ der Ort, wo man mit der Bära (Schubkarre) nicht weiter kommt ’ (Eggerberg); der gleiche Typ in jn der Berenbrechen (1564, Baltschieder). Ein Kompositum ist auch t Abräche ‘ die Anbruchstellen (für Lawinen und Geröll) ’ (Münster). Brächi n. im Typ ts Beibrächi ‘ der Ort, wo man die Knochen brechen kann ’ (Oberwald und weitere), auch ts Beinbrächi (Unterbäch) und mit Präpositionen wie bim, am, im usw. und Brächi f. t Beinbrächi ‘ der Ort, wo man die Knochen brechen kann ’ (Hohtenn). Einen Diminutiv Plural findet man in t Chnewbrächjini ‘ die kleinen steilen Stellen, wo man sich das Knie brechen kann ’ (Mund). Schliesslich sind die attributiv verwendeten Partizipia des Perfekts von brëchen zu nennen: t Broche Hitte ‘ die gebrochenen (zerstörten) (Alp-)Hütten ’ (Obergesteln), bim Brochne Gade ‘ beim gebrochenen (zerstörten) Gaden (Stall) ’ (Ritzingen), die gebrochne Hitten ‘ die gebrochene (zerstörte) Hütte ’ (1730, Ried-Brig), ts Gibrochu Hitgi ‘ die kleine, gebrochene (zerstörte) Alp-Hütte ’ (Simplon), bÿ dem gebrochnen Haus ‘ bei dem gebrochenen (zerstörten) Haus ’ (1679 u. später, Simplon). Weiter sind Partizipien wie ts Gibrächtji (FLNK, Naters) belegt (1765 im Gebrächti), eine Flur unterhalb von Geimen