Von Paolo Giovio bis Johannes Latomus
Intermedialität und Intertextualität in den Elogia virorum litteris illustrium
0303
2025
978-3-3811-1512-9
978-3-3811-1511-2
Gunter Narr Verlag
Hartmut Wulframhttps://orcid.org/0000--000-1-80-26-3
Matthias Adrian Baltashttps://orcid.org/0000--000-1-80-26-3
10.24053/9783381115129
Der italienische Humanist und Historiker Paolo Giovio schuf mit seinen Elogia virorum literis illustrium (1546) eine faszinierende Sammlung an Kurz-Biographien berühmter zeitgenössischer Gelehrter, die nicht nur aufgrund ihrer Fülle an anekdotischen Informationen zu Größen wie Giovanni Boccaccio, Angelo Poliziano oder Thomas Morus beeindrucken. Im Zusammenwirken mit den beigegebenen Vers-Epigrammen zeichnete Giovio darüber hinaus ,Charakterbilder' und betrieb Literaturkritik. Auf diese Weise verlieh er seiner Sammlung an Portraitbildnissen, für welche die Texte ursprünglich als ,Beischriften' bestimmt waren, ein bis heute andauerndes Nachleben und prägte nebenbei unseren modernen Museumsbegriff. Zu der intermedialen Dimension gesellen sich Bezugnahmen auf die antike und humanistische Literatur sowie Verknüpfungen zwischen den einzelnen Teilen des Werkes, nicht zuletzt durch die Eingriffe und Erweiterungen, die der flämische Kleriker und Literat Johannes Latomus ab der zweiten Edition der Elogia (1557) vornahm.
<?page no="0"?> Von Paolo Giovio bis Johannes Latomus Intermedialität und Intertextualität in den Elogia virorum literis illustrium herausgegeben von Hartmut Wulfram und Matthias Adrian Baltas <?page no="1"?> Von Paolo Giovio bis Johannes Latomus <?page no="2"?> Herausgegeben von Thomas Baier, Wolfgang Kofler, Eckard Lefèvre und Stefan Tilg 40 <?page no="3"?> Hartmut Wulfram / Matthias Adrian Baltas (Hrsg.) Von Paolo Giovio bis Johannes Latomus Intermedialität und Intertextualität in den Elogia virorum literis illustrium <?page no="4"?> DOI: https: / / doi.org/ 10.24053/ 9783381115129 © 2025 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de Druck: Elanders Waiblingen GmbH ISSN 1615-7133 ISBN 978-3-381-11511-2 (Print) ISBN 978-3-381-11512-9 (ePDF) ISBN 978-3-381-11513-6 (ePub) Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. <?page no="5"?> 7 19 43 59 79 99 141 171 185 211 237 Inhalt Hartmut Wulfram & Matthias Adrian Baltas Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franco Minonzio Gli Elogia gioviani come sistema dinamico. Mutamenti strutturali e varianti d’autore . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marcello Simonetta «I proprij Elogij con brevità laconicha» attraverso la corrispondenza di Giovio Kenneth Gouwens The Uses of Defamation in Paolo Giovio’s Elogia of Literati . . . . . . . . . . . . . Silvia Fiaschi La ‹tabella›, il ‹cerchio› e un’immagine d’archetipo. Stasi e movimento negli Elogia di alcuni umanisti, con una testimonianza poco nota sul ritratto filelfiano di Paolo Giovio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maia Wellington Gahtan The Lives of Epitaphs. Paolo Giovio’s Collections in and out of the Book . Matthias Adrian Baltas Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium . . . . . . . Claudia Tarallo I versi del friulano Pietro Mirteo per gli Elogia degli uomini di lettere di Paolo Giovio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Matthias Adrian Baltas Fortuna, Venus und Raumnot im Jenseits. Ein close reading des Boccaccio-Elogiums und seiner poetischen Beigaben bei Paolo Giovio und Johannes Latomus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Wulfram Im Zeichen des Löwen. Leon Battista Alberti in Paolo Giovios Elogia virorum litteris illustrium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tobias Dänzer Giovios Politianus. Das tragische Leben eines Wunderkindes . . . . . . . . . . . <?page no="6"?> 255 277 309 349 375 389 401 413 429 461 537 Alex Seidl Pii atque impii nominis fama. Zur Beurteilung des Girolamo Savonarola bei Paolo Giovio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan L. de Jong Risible and Embarrassing. Paolo Giovio on the Epitaph of Filippo Decio . . Katharina-Maria Schön Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? Eine Fallstudie zur Vitenfabrikation und literarischen Erinnerungskultur in Paolo Giovios Elogia virorum litteris illustrium und in Johannes Secundus’ Funerum Liber Robert Seidel Spuren eines ‚transalpinen Humanismus‘ in Paolo Giovios Elogia doctorum virorum und den angeschlossenen poetischen Kommentaren von Johannes Latomus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Snezana Rajic Die Gedichte des Johannes Latomus in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium. Eine vergleichende Betrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veronika Brandis Zwischen Catulls urbanitas und Martials argutia. Die Epigramme des Johannes Latomus im Spannungsfeld der poetologischen Tendenzen des 15. und 16.-Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kenneth Gouwens Appendix 1: Corrigenda for Paolo Giovio, Portraits of Learned Men . . . . . . . Matthias Adrian Baltas Appendix 2: Zeitleisten-Diagramm. Inklusive einiger Beobachtungen zur Anordnung der Elogia virorum literis illustrium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Snezana Rajic Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus . . . . . . . . . . . . . . . . . Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Index auctorum et operum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Inhalt <?page no="7"?> * Der allgemeine Teil der Einleitung stammt von Hartmut Wulfram, die Zusammenfassung der einzelnen Beiträge von Matthias Adrian Baltas. Einleitung Hartmut Wulfram & Matthias Adrian Baltas * Les sots admirent tout dans un auteur estimé. V O L T A I R E Die Elogia virorum literis illustrium (so der präzisierende Titel der Editio quinta von 1577) versammeln prägnante Würdigungen der Lebensleistung von 146 Männern, die nicht etwa durch ihre Kriegstaten oder politischen Errungen‐ schaften zu Berühmheit gelangt waren, sondern durch ihre bahnbrechenden, postum fortwirkenden Leistungen auf dem weiten Feld der Literatur (litterae), ganz gleich ob diese in der Poesie oder Geschichtsschreibung erbracht wurden, bei den philologischen oder juristischen Grundlagen anzusiedeln sind, in der höheren Theologie und Philosophie oder in der Medizin und den Naturwis‐ senschaften. Als der italienische Humanist, Arzt und Historiker Paolo Giovio (1486-1552) das Werk nach zweijähriger Intensivarbeit 1546 fertigstellte und noch im selben Jahr erstmals in Venedig in Druck gab, war damit ein vor dem Hintergrund antiker Modelle, allen voran Suetons Autoren- und Gelehr‐ tenbiographien, zwar nicht vollkommen neues, aber doch programmatisches, gleichsam geistesaristokratisches Ruhmeskonzept verbunden, das wie zum erdenden Ausgleich (Giovio war Kleriker) vor den dunklen Flecken in den Curricula so mancher Protagonisten nicht zurückschreckte, ja sie geradezu genüßlich hervorkehrte. Der anekdotisch-prosopographische, oftmals partei‐ ische Ansatz mag für heutige Literaturwissenschaftler, die gern mehr über überindividuelle Entwicklungslinien, formale Strukturen oder gesellschaftliche Rahmenbedingungen erfahren hätten, zu kurz greifen, als Kind seiner Zeit darf Giovio jedoch nicht nach anachronistischen Maßstäben be- oder verurteilt werden. Eine seiner großen Leistungen besteht vielmehr darin, innerhalb <?page no="8"?> der frühneuzeitlichen Geschichte der Literaturgeschichtsschreibung insofern weithin Neuland betreten zu haben, als er nicht im vergleichsweise sicheren Hafen des römisch-griechischen Kanons vor Anker ging, sondern sich, mutatis mutandis den christlichen Autorenkatalogen des Hieronymus und seiner Nach‐ folger vergleichbar, dem umkämpften Terrain der ‚jüngeren‘ Vergangenheit bis hin zur eigenen Gegenwart zuwandte. Die dadurch immanent konstituierte Literaturepoche vermag heutige Betrachter in ihrem weiten Brückenschlag, der mit jenem der einbezogenen Disziplinen korrespondiert, zu überraschen und lädt uns dazu ein, liebgewonnene Einteilungen zu hinterfragen. Den bunten, bei aller Italienfixiertheit grundsätzlich internationalen Reigen, der vom volgare abgesehen, ganz der Literatur- und Wissenschaftssprache Latein verpflichtet bleibt (inklusive Übersetzungen aus dem Griechischen), eröffnen die drei gewöhnlich dem ‚tiefsten Mittelalter‘ zugerechneten, alle zeitweilig im präuniversitären Köln tätigen Scholastiker Albertus Magnus, Thomas von Aquin und Duns Scotus. Am anderen Ende der Zeitleiste findet dagegen selbst noch der im August 1545 frisch verstorbene Bruder Benedetto Giovio Berücksichtigung, ja versehentlich sogar zwei Humanisten (Polydor Virgil und der Protestant Jakob Ziegler), die zum Zeitpunkt der Publikation noch am Leben waren. Im Einklang mit gewissen Memorialpraktiken sowohl der antik-paganen als auch der christlich-zeitgenössischen Rhetorik beschränkt sich unser Bischof von Nocera ansonsten, jedenfalls in den hier zur Diskussion stehenden ‚Nachrufen‘ (geplant waren drei flankierende Buchprojekte, von denen später nur die Kriegsleuteelogien realisiert wurden), ausdrücklich auf bereits verstorbene Persönlichkeiten. Wenn im Titel des hier einzuleitenden Sammelbandes die einen offenen Zwi‐ schenraum suggerierende Formel „Von Giovio bis Latomus“ eine eindeutige Au‐ torschaftszuweisung vermeidet, so lassen sich dafür in zweierlei Hinsicht gute Gründe anführen. Zunächst muß unterstrichen werden, daß bereits die Editio princeps Elemente beinhaltet, die auf mehr als einen Urheber zurückgehen. Giovio selbst hat - abgesehen von diversen Paratexten, wie sie in Drucken der Zeit gang und gäbe waren - für jeden der 146 vorgestellten Literaten eine biobibliographischen Abriß in ungebundener Rede verfaßt. Die ‚vollgültigen‘ ersten 106 Elogien, und zwei weitere aus den kurzfristig hinzugefügten, weniger ausgearbeiteten letzten vierzig, weisen darüberhinaus fremde ‚Memorialpoesie‘ auf, d. h. sie setzen insgesamt 157 kurze Gedichte, überwiegend eines, nicht selten aber auch zwei oder drei, die von rund sechzig verschiedenen Autoren stammen, markant abgesetzt an den Schluß des Prosatextes. Produktionstypo‐ logisch betrachtet, ergibt sich somit eine gewisse Verwandtschaft zu hellenisti‐ schen Epigrammsammlungen wie derjenigen des Meleager von Gadara, wo der 8 Hartmut Wulfram & Matthias Adrian Baltas <?page no="9"?> Redaktor und einer der zahlreichen Dichter in Personalunion zusammenfallen, und mehr noch zu den disparaten Philosophenviten des Diogenes Laertios, die etliche Verse, eigene wie fremde, in die übergeordnete Prosa integrieren. Im Gegensatz zu diesen partiellen Parallelen bedient das Giovische Elogium jedoch zwei personell wie ästhetisch viel klarer voneinander geschiedene Register und trägt näherhin das eigentümliche Gepräge eines heterographen Prosimetrums. Doch damit nicht genug. Ähnlich wie die Textkomponenten eines barocken Em‐ blems, zu dessen ersten Theoretikern Giovio bezeichnenderweise gehört, wird es, jedenfalls der ursprünglichen Konzeption nach, noch durch einen dritten, diesmal bildlichen Bestandteil vervollständigt. Obwohl aus organisatorischfinanziellen Gründen die Editio princeps der Gelehrtenelogien schließlich ohne die anfangs geplanten Holzschnitte auskommen mußte, sind gleichwohl, wie schon der programmatische Titel verkündet und weitere einwie ausleitende Paratexte einschärfen, die zugehörigen, in den entscheidenden ersten 106 Fällen präexistenten Gemälde - und damit als weitere Mitarbeiter deren Produzenten - idealiter stets mitzudenken: Elogia veris clarorum virorum imaginibus apposita, quae in Musaeo Ioviano Comi spectantur; „In- oder besser: Beischriften, die neben wahrheitsgetreuen Bildern von berühmten Männern befestigt sind, die in Giovios Museum zu Como betrachtet werden können“. Ohne im Kontext der gegebenen Fragestellung, die vornehmlich auf das literarische Enderzeugnis ab‐ hebt, näher auf die stufenweise Entstehung des Projekts eingehen zu können, sei immerhin erwähnt, daß man dem Lombarden aus kulturhistorischer Perspektive gleich drei zukunftsträchtige Innovationen zuschreiben darf: den Begriff des neuzeitlichen Museums, die Museumspädagogik und den ‚Museumskatalog‘. Der zweite Faktor, der im Falle der Elogia virorum literis illustrium für die ex‐ emplarische Auflösung eines herkömmlich individuellen Autorkonzepts sorgt, verstärkt zwar im Grunde nur die Tendenzen des ersten, entfaltet aber seine Wirkung unter völlig veränderten material-philologischen Voraussetzungen, im Zuge der frühen, außeritalischen Druckgeschichte, auf die der alsbald (De‐ zember 1552) verstorbene Initiator keinerlei Einfluß mehr hatte. Giovios Werk oder besser: ‚Werkidee‘ sollte dabei eine ungeahnte Eigendynamik entwickeln. Auf die Editio princeps (1546) folgten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts beachtliche fünf weitere lateinische Ausgaben, die allesamt den substanziell erweiterten Materialbestand überliefern, den 1557 erstmals der ansonsten wenig bekannte Flame Johannes Latomus (1523‒1578) in der in Antwerpen erschie‐ nenen Editio altera hinzugefügt hatte. Jenseits einiger neuer Paratexte handelt es sich um eine enorme Menge an zusätzlichen Epigrammen, 67 aus fremder und 148 aus eigener Feder, die im Schnitt deutlich länger ausfallen als die von Giovio zusammengetragenen und so die absolute Verssumme mehr als verdoppeln. Einleitung 9 <?page no="10"?> Infolge dieser Eigenmächtigkeit dockt nicht nur ein zweiter Redaktor an den ersten an, auch die Zahl der beteiligten Dichter erhöht sich um mehr als zwei Dutzend. Latomus selbst hat für jede der 146 memorierten Geistesgrößen, also auch für den von Giovio noch vernachlässigten Schlußblock, mindestens ein Eigenprodukt beigesteuert, so daß von ihnen nun niemand mehr ohne poetische Würdigung dasteht. Der Materialzuwachs bringt, meist schon auf den ersten Blick an der mise en page ablesbar, für die Wahrnehmung der einzelnen Einträge eine Verschiebung der Proportionen und damit der Hierarchie mit sich: Aus Prosa mit angehängter Dichtung wird, wenn schon nicht Dichtung mit voran‐ gestellter Prosa, so doch ein gleichberechtigtes Nebeneinander der beiden Leben und Lebensleistung resümierenden Darstellungsmodi. Es sei an dieser Stelle der Ausblick erlaubt, daß 1589 die von Giovio/ Latomus inspirierten Icones sive Imagines Nicolaus Reusners, die eine größere Auswahl Giovischer Prosaviten epitomieren und die dazugehörigen Epigramme noch einmal stark vermehren, zugleich aber auch zahlreiche neue Literaten porträtieren, die angestoßene Umwertung auf die Spitze treiben werden. Doch kehren wir zurück zu den uns primär beschäftigenden Elogia virorum literis illustrium. Aus der Gruppe der vier übrigen lateinischen Cinquecentinen, die alle in den Jahren 1561, 1571, 1577 und 1596 in der Offizin des Basler Verlegers Petrus Perna (1519-1582) bzw. seines Geschäftsnachfolgers erschienen sind (danach sollte fast vier Jahrhunderte lang keine weitere Edition mehr folgen), sticht die wirkungsmächtige Editio quinta im Folio-Format hervor, die sich vor allem dadurch auszeichnet, daß sie 61 präch‐ tige Holzschnitte einbettet und so 1577, mit gut drei Jahrzehnten Verspätung, Giovios ursprünglichen Plan wenigstens teilweise realisieren konnte (worin ihr die weniger luxuriöse Editio sexta und Reusners Icones nacheifern sollten). Zwar wurde von Perna eigens der renommierte Künstler Tobias Stimmer nach Como geschickt, um die dort greifbaren Exponate abzuzeichnen, inwieweit aber die letztendlich gedruckten Schnitte diesen entsprechen (die Museumsvilla wurde nur wenige Jahre nach Giovios Tod abgerissen, ihre Sammlung zerstreut), ob Details der Bilder verändert oder gar andere Vorlagen benutzt wurden, muß von Fall zu Fall von der Kunstgeschichte untersucht werden. Auf pikturaler Ebene scheinen uns theoretisch bis zu sechs Instanzen, um nicht zu sagen: Autoren, denkbar, die auf die Ikonographie und/ oder Details der Ausführung Einfluß genommen haben: Maler, Kopist, Auftraggeber/ Sammler, Zeichner, Holzschneider und Drucker/ Verleger. Der Titel des vorliegenden Sammelbandes, der oben schon einmal zum Ausgangspunkt unserer Vorüberlegungen gedient hat, weist weiters mit „Inter‐ medialität“ und „Intertextualität“ zwei ebenso etablierte wie bewährte literatur- und kulturwissenschaftliche Fachbegriffe auf, die gleichwohl und naturgemäß 10 Hartmut Wulfram & Matthias Adrian Baltas <?page no="11"?> hinsichtlich ihrer genauen Definition und Unterteilung nicht unumstritten sind. Ohne hier einen Beitrag zur fortdauernden Theoriediskussion leisten zu wollen, möchten wir im engen Rekurs auf das konkrete Untersuchungsobjekt lediglich das reiche Spektrum skizzieren, das sich entlang dieser Kategorien in den Elogia virorum literis illustrium beobachten läßt. Die Intermedialität zwischen Dichtung und Prosa manifestiert sich dort immer dann besonders eindringlich, wenn Verse vorliegen, die, bevor sie von Giovio ins Buch überführt wurden, mit dem Grab bzw. Sarg des Gewürdigten verbunden waren, sei es als auf Dauer angelegte Auf- oder Inschrift oder als ephemer Abschiedsgruß auf Papier. Aber auch ohne eine derartige Übernahme aus der Lebenswelt - eine Vorgeschichte, die bei fehlendem Fingerzeig den realen Lesern nicht bewußt gewesen sein muß - kommt es regelmäßig zu medialen Interferenzen, weil sehr viele der Gedichte, auch solche, die erst Latomus hinzugefügt hat, mehr oder weniger konsequent mit der Illusion spielen, ein ortsgebundenes Epitaph oder eine epideiktische Gelegenheitsrede auf den Toten zu sein, wenn man so will: ‚transformational‘ fremde Medien (Epigraphik bzw. Oralität), deren typische Kommunikationssituationen miteingeschlossen, im eigenen Medium (Buch) ‚repräsentieren‘, und zwar unabhängig davon, ob sie von den beiden mit elf Jahren Abstand agierenden Redaktoren zuvor in anderen Büchern aufgestöbert oder von einigen wenigen, dafür besonders häufig involvierten Dichtern gezielt für das neue Gemeinschaftsunternehmen geschaffen wurden (dazu unten mehr). Die Intermedialität zwischen Text und Bild, verstanden als faktisches Neben‐ einander im sie aufnehmenden Buch, wird, wie schon angedeutet, innerhalb der frühen Druckgeschichte der Gelehrtenelogien erst von der Editio quinta und sexta lückenhaft verwirklicht. Ohne daß dabei automatisch immer auf dieselben Artefakte abgehoben würde, wird aber auch in den früheren Ausgaben dank der diversen Paratexte - in vereinzelten Elogien finden sich darüberhinaus Ansätze von Ekphrasis - das prinzipielle Vorhandensein von Portraitbildern, das ja Giovios spezifische Textarbeit als Schriftsteller und Redaktor erst ausgelöst hatte, beständig in Erinnerung gerufen. Auf übergeordnet kollektiver Ebene drängt sich zu guter Letzt die Intermedialität zwischen Druckpublikation und Musaeum auf, sollten doch, wie Buchtitel und Widmungsbrief unterstreichen, an Ort und Stelle neben den Bildern Pergamente angebracht sein, die auch Giovios Gästen in Como die beiden verbalen Elemente des ‚Gesamtkunstwerks‘, Prosa und Dichtung, vor Augen führten. Daß das Gebäude in Wirklichkeit niemals sämtliche Gemälde, geschweige denn Beischriften beherbergt haben dürfte, ist eine Bagatelle, die vor der Vision verblaßt. Innerhalb des relationalen Kosmos der Elogia virorum literis illustrium voll‐ zieht die selbstreferentielle Intratextualität einen gleitenden Übergang von der Einleitung 11 <?page no="12"?> intermedialen zur intertextuellen Typologie, hält sie doch immanent für den die Gänge des Museums in vorgegebener Richtung abschreitenden Besucher (den realen wie imaginierten) grundsätzlich dasselbe Bedeutungspotential bereit wie für den linearen, d. h. Seite für Seite sich erschließenden Buchleser, wie er wohl jedem Autor gedanklich vorschweben dürfte, sofern er nicht gerade an einem Lexikon oder Ähnlichem arbeitet. Zwischen den 146 gedruckten Einzeldarstellungen lassen sich sowohl in biobibliographischer als auch kom‐ positorisch-topischer Hinsicht wiederholt Verknüpfungen herstellen. Intellek‐ tuelle Kombinationsgabe und ästhetische Sensibilität vorausgesetzt, werden so Gemeinsamkeiten und Gegensätze, Gruppenbildungen und Fernbeziehungen wirksam. Gewissermaßen eine Etage tiefer, im Rahmen der individuellen Text‐ arrangements, interagieren sukzessive auch dessen heterographe Konstituenten miteinander: Die von Giovio selbst verfaßten Profile können auf die im Vorfeld kompilierten, im Druckbild nachfolgenden Epigramme aus fremder Werkstatt Bezug nehmen; Dichter wie Vitale und Mirteo, die Giovio in vielen Fällen eigens engagiert hatte, greifen häufig Details aus seinen Prosavorlagen auf, vereinzelt auch aus bereits vorhandenen, ihnen ebenfalls bekannt gemachten Gedichten; ab der Editio altera schließlich stützt sich der Verseschmied Latomus in großem Umfang auf alle bisher genannten Komponenten, zuzüglich der von ihm als Redaktor nachgetragenen Epigramme anderer. Im noch ausstehenden Bereich der fremdreferentiellen Intertextualität, wenn man so will: der Intertextualität im engeren Sinne, die sich vergleichsweise konventionell gestaltet, zeichnen sich für beide Hälften des prosimetrischen Elogiums charakteristische Bezugs‐ schwerpunkte aus der antiken Literaturtradition ab. Für die Prosa gilt es die oben schon gestreiften Schriftsteller- oder Gelehrtenviten des Sueton, Hieronymus und Diogenes Laertios (latinus) hervorzuheben, für die Dichtung zumal die den römischen Nationaldichtern Vergil und Ennius zugeschriebenen Autoepi‐ taphien. Eine letzte typologische Besonderheit beruht auf dem Umstand, daß es sich bei den portraitierten Persönlichkeiten durchweg um Autoren handelt, Menschen also, die zu Lebzeiten durch dasselbe Medium zu Berühmtheit gelangt waren, dessen sich auch ihre postumen Biobibliographen bedienten. Giovios Prosa und nicht wenige der von ihm selbst und Latomus angefügten Gedichte lassen so in subjektiver Auswahl nicht nur bestimmte Werke der laudandi oder vituperandi Revue passieren, auch deren Sprache und Inhalt können bald direkt, bald indirekt thematisiert werden. * Die obigen Ausführungen, bewußt essayhaft gehalten und auf detaillierte Nachweise verzichtend, verfolgten gleichsam aus der Vogelperspektive den 12 Hartmut Wulfram & Matthias Adrian Baltas <?page no="13"?> Zweck, das weite Forschungsfeld zu umreißen, das eine internationale Tagung beackert hat, die am 23. und 24. März 2023 an der Universität Wien stattfand, soweit uns bekannt, die erste, die ausschließlich den Elogia virorum literis illustrium von Paolo Giovio bis Johannes Latomus gewidmet war. Die vierzehn dort präsentierten Vorträge, zuzüglich zweier weiterer Aufsätze und dreier Appendices, werden nun in schriftlicher Form vorgelegt. Um den Interessenten einen leichteren Überblick zu ermöglichen, sollen im Folgenden der Reihe nach Inhalt und Methodik der einzelnen Beiträge kurz skizziert werden. Franco Minonzio (Lecco/ Como) steuert quasi eine zweite, mehr ins Konkrete gehende Einleitung zum vorliegenden Sammelband bei. Die Erkenntnisse seiner langjährigen Forschungsarbeit synthetisierend veranschaulicht er die Genese der Elogia, verortet sie ideengeschichtlich sowie im giovischen Œuvre und bespricht in Zusammenhang damit die Datierung des Werks. Insbesondere geht er auf die dynamische Entwicklung der Elogia ein, welche sich schon im Vari‐ antenreichtum der einzelnen Einträge sowie deren intermedialen Relationen zu Giovios Museum erkennen lässt. Weiter ins Detail gehend befasst Minonzio sich sodann von einem biographisch-literaturhistorischen Standpunkt aus mit den Gründen und Folgen der ‚Erweiterung‘ des Werks, das Giovio ursprünglich auf 105 Einträge konzipiert hatte. Abschließend wird anhand einiger textkritischer Vergleiche mit Giovios Manuskripten exemplifiziert, wie er sein Werk bis zur Drucklegung noch mehrfach überarbeitete und was sich aus diesen Änderungen schließen lässt. Marcello Simonetta (The Medici Archive Project, Florence) beleuchtet als versierter Historiker und Archivkundler die Entstehung und folgende Dissemi‐ nation sowie unmittelbare Rezeption der Elogia vornehmlich ausgehend von Giovios Korrespondenz, wobei er auch einige bisher unveröffentlichte Briefe berücksichtigt und somit neue Schlaglichter auf diesen für die Werkgenese wesentlichen Zeitraum wirft. Dabei geht er zurück bis zu den ersten Anzeichen von Giovios Interesse an biographischem Schreiben in den 1530er Jahren, verfolgt genau die sukzessive Sammlung von Daten und Informationen zu den literati Mitte der 1540er und ‚begleitet‘ Giovio anhand dessen eigener Briefe sowie solcher an und über ihn (und die Elogia) bis zu dessen Tod 1552. Mit Kenneth Gouwens (University of Conneticut), als jüngster Editor und Übersetzer der Elogia einer der besten Kenner des Werkes, begeben wir uns ganz auf die inhaltliche Ebene von Giovios Werk, insofern er dessen Gebrauch von Defamationstaktiken und seine Motivation dafür mittels einprägsamer exempla veranschaulicht. Während Persönlichkeiten wie Albertus Magnus oder Lorenzo de’ Medici ausschließlich positiv beurteilt werden, mischt er bei den meisten Elogia zumindest einige Kritikpunkte bei, oft als „Gerüchte“ Einleitung 13 <?page no="14"?> bezeichnet. In manchen Fällen kann dies sogar zu mehrheitlich bis gänzlich negativen Darstellungen führen. Was schreibt Giovio über kontroverse Figuren wie Girolamo Savonarola oder Niccolò Machiavelli - und was nicht? Inwiefern wird er von persönlicher Abneigung geleitet, wenn er Pietro Alcionio als freß‐ süchtigen, mittelmäßigen Literaten (und Plagiator) darstellt? Oder teilten seine Zeitgenossen diese Meinung? Der vorliegende Beitrag bemüht sich, Antworten auf diese Fragen zu liefern. Silvia Fiaschi (Università di Macerata) richtet ihr Augenmerk auf auffällige linguistische, aber auch intratextuelle Elemente, die sie vor allem bei der Charakterisierung einzelner Humanisten des 14. und 15. Jh. wie Ambrogio Traversari, Antonio Campano oder Bessarion beobachtet. Besonders geht sie zudem auf Giovios eigentümliche Bezeichnung der Texte als exemptiles tabellae ein. Diese im Begriff angelegte ‚Mobilität‘ stellt einen Kontrast zum traditio‐ nellen Ewigkeitsanspruch von viri illustres-Zyklen dar. Eine (kunst)historische Perspektive miteinbeziehend, nimmt Fiaschi außerdem das wahrscheinliche Vorbildwerk des Filelfo-Portraits in der giovischen Sammlung in den Blick. Sie bringt dessen Provenienz in Zusammenhang mit einem Aufenthalt Giovios im Heimatort des Gelehrten sowie einer kaum bekannten und ihm gewidmeten Filelfo-Vita, die ebendort verfasst worden sein dürfte. Philologischer und kunsthistorischer Herangehensweisen bedient sich auch Maia Wellington Gahtan (Kent State University, Florence) indem sie sich auf die Spuren des Epitaph-Sammlers Giovio begibt. Sie verortet seine Kollektion innerhalb der humanistischen Tradition des Sammelns von Gedichten, kehrt sein besonderes Interesse an der sepulchralen Funktion der Epigramme hervor und beleuchtet die Vorbildrolle der Elogia. Giovio begründete die erste Samm‐ lung, die poetische Epitaphien in den Mittelpunkt stellte, und hatte damit großen Einfluss auf folgende Sammelwerke des 16. und 17. Jh., in denen Grabgedichte die Viten zum Teil nicht mehr nur ergänzten, sondern vollständig ersetzen. Diese Entwicklung wird von Gahtan sodann exemplarisch anhand der Publikationshistorie von Ermolao Barbaros Epitaph nachvollzogen. Auf die textuelle Ebene konzentriert sich Matthias Adrian Baltas (Universität Wien), der eine Anwort auf die bisher kaum behandelte Frage zu geben versucht, welche Gedichtbeigaben in der editio princeps der Elogia tatsächlich als Auftrags‐ arbeiten für Giovio angesehen werden können. In Ermangelung eindeutiger Angaben erörtet er, wie die spärlichen Indizien in der giovischen Korrespon‐ denz in Kombination mit biographischen, formalen und inhaltlichen Kriterien herangezogen werden können, um eine vorsichtige Schätzung hinsichtlich des Anteils an kommissionierten Gedichten zu erlangen. Auch die in den Elogia inkludierten Verse der vielfach in diesem Kontext genannten Giano Vitale 14 Hartmut Wulfram & Matthias Adrian Baltas <?page no="15"?> und Pietro Mirteo sind nicht ausschließlich auf Anregung Giovios entstanden. Die resultierende Liste an potentiellen Auftragsarbeiten soll eine Basis für weitere Untersuchungen bieten. Abschließend werden die wahrscheinlichen Anordnungskriterien behandelt, derer sich der Redaktor beim Vorhandensein mehrerer Gedichtbeigaben bediente. Einem der beiden ‚fleißigsten‘ Auftragsdichter Giovios, dem Friulaner Pietro Mirteo, widmet sich Claudia Tarallo (Università per Stranieri di Siena), die Giovios Elogia bereits zum Thema ihrer Dissertation gemacht hatte, wobei sie auch die spärlichen biographischen Informationen zusammenträgt. Anhand mehrerer aussagekräftiger Beispiele zeigt sie sowohl interals auch vor allem intratextuelle Verbindungen zwischen Giovios Viten und den dazugehörigen Epigrammen Mirteos auf. Im Zug dessen unterzieht sie seine Gedichte für Giovanni Boccaccio, Poggio Bracciolini, Francesco Filelfo, Lorenzo Lorenzi, Pomponio Gaurico, Antonio de Nebrija, Albert Pigghe, Giovanni Maria Cattaneo und Giovanni Pontano einer Betrachtung. Eingehender werden die inter- und intratextuellen Elemente im Elogium auf Giovanni Boccaccio und in den beigegebenen Epigrammen von Matthias Adrian Baltas behandelt. Eine weitere Dimension ergibt sich durch das poetische Supplement von Johannes Latomus. Die Vorbilder für die recht einseitige Beurteilung des boccaccischen Œuvre, wie sie Giovio referiert, werden erörtert und aufgezeigt, wie durch die darauf und in Folge aufeinander aufbauenden Epigramme von Mirteo und Latomus ein komplexes Netz an Bezügen entsteht. Abgeschlossen wir der Beitrag mit einem Exkurs zu den Quellen, die der Autor der Elogia für seine Boccaccio-Vita genutzt haben könnte, sowie einer deutschen Erstübersetzung derselben inklusive der poetischen Beigaben. Auch Hartmut Wulfram (Universität Wien) konzentriert sich mit Leon Battista Alberti auf einen einzelnen Eintrag der Elogia. Ausgehend von seiner langjährigen Beschäftigung mit dem vielseitigen Autor, Architekten sowie Kunst- und Architekturtheoretiker nimmt er sich dessen Elogium und der zugehörigen Epigramme bei Giovio und Latomus an. Philologische sowie medienwissenschaftliche Ansätze kombinierend behandelt er Giovios eklek‐ tische Charakterisierung von Autor und Werk, aus dem hauptsächlich De re aedificatoria und De pictura näher gewürdigt werden. Außerdem geht er auf die auffällige löwenhafte Stilisierung Albertis ein, die sich im Inhalt der beiden Gedichtbeigaben von Vitale und Latomus, aber auch in strategischen Positionierungen des zweideutigen Vornamens Leo und in der Gestaltung des Portraits der illustrierten Ausgabe von 1577 niederschlägt. Auf intensiver Forschung zu Angelo Poliziano fußt Tobias Dänzers (Ka‐ tholische Universität Eichstätt-Ingolstadt) Interpretation von dessen auffällig Einleitung 15 <?page no="16"?> negativ gefärbtem Elogium. Er exemplifiziert die oftmals anekdotenlastige und skandalträchtig-tendenziöse Charakterzeichnung und stellt Vermutungen über Giovios persönlich wie karrieristisch motivierte Intentionen auf. Weiters gleicht er die Prosavita mit der anderweitig belegten Biographie des toskanischen Dichters ab, bezieht den giovischen Dialogus de viris et foeminis aetate nostra florentibus sowie die Elogien von Zeitgenossen wie Demetrios Chalkokondyles in die Betrachtung mit ein und nimmt abschließend noch die poetischen Beigaben der editio princeps und altera in den Blick. Im Zuge dessen wird unter anderem augenfällig, wie selbst scheinbares Lob kritische Untertöne enthält. Indem er immer wieder Gerüchte einstreut, gelingt es Giovio das Bild eines höchst talentierten Poeten zu zeichnen, dessen Leben aufgrund charakterlicher Verdorbenheit (vermeintlich verdient) in einem tragischen Schicksal endet. Alex Seidl (Universität Wien) hat sich als Student in einem Seminar zu den Gelehrten-Elogia mit dem Eintrag zum Florentiner Prediger Girolamo Savona‐ rola beschäftigt. In erweiterter Form findet sich hier eine eingehende Analyse der ambivalenten Darstellung dieser kontroversen Figur durch Giovio sowie in den Epigrammen von Marcantonio Flaminio und Johannes Latomus. Er stellt Vergleiche mit entsprechenden Passagen in Giovios Historiae sui temporis sowie in den Manuskripten der Elogia an und beleuchtet auf diesem Wege potentielle Intentionen des Autors, Savonarola unter seine viri illustres aufzunehmen. Seidl bezieht außerdem ein Prosa-Epigramm unbekannter Herkunft mit ein, das Giovio im Manuskript notiert hatte, in der Druckausgabe jedoch lediglich en passant erwähnt. Abgerundet wird der Beitrag durch eine erstmalige deutsche Übersetzung des gesamten Ensembles aus Prosavita und Epigrammen. Auf andere Weise kurios gestaltet sich das Elogium des Juristen Filippo Decio, dem sich der Kunsthistoriker Jan L. de Jong (Rijksuniversiteit Groningen) zuwendet. Auch hier wird von Giovio ein Epigramm verschwiegen, allerdings handelt es sich in diesem Fall um die tatsächlich am Grab befindliche, von Decio selbst verfasste Inschrift. De Jong geht der Frage nach, aus welchem Grund der Comasker Autor dieses als „lachhaft“ und „peinlich“ bezeichnet und es vorgeblich zum Schutz von Decios Andenken nicht aufnahm. Dieses Urteil erwies sich als wirkmächtig, wobei sowohl die poetischen Beigaben als auch nachfolgende Kommentatoren des 16. und 17. Jh. unterschiedliche Interpretationen für das giovische Verdikt fanden. De Jong analysiert und kontextualisiert Decios Autoepitaph, dessen markantes Grabmonument, die diversen Ansichten zu diesem Ensemble sowie die Erklärungsversuche für die „Peinlichkeit“. Abschließend verbindet er dies noch mit der Frage, wie Giovio die stilistischen Fähigkeiten anderer Juristen bzw. Nicht-Literaten in seinen Elogia beurteilt und mit entsprechenden Defiziten umgeht. 16 Hartmut Wulfram & Matthias Adrian Baltas <?page no="17"?> Katharina-Maria Schön (Rijksuniversiteit Groningen), Expertin für Thomas Morus, geht über die Elogia hinaus, indem sie nicht allein Giovios Prosavita und die von ihm sowie von Johannes Latomus hinzugefügten Epigramme vergleichend interpretiert, sondern auch die Naenia in mortem Thomae Mori des Johannes Secundus, dem Autor des dritten in den Elogia inkludierten Gedichts auf Morus. Sie arbeitet die dramatische Zuspitzung der Kurzbiographie auf Morus’ tragisches Ableben heraus und kontextualisiert sie mit dem im Buch anschließend dargelegten Schicksal John Fishers. Giovio und die Dichter gehen kaum auf Morus’ literarisches Schaffen oder seine Beziehungen zu anderen Humanisten ein. Vielmehr wird ganz auf dessen Opposition gegen Heinrich VIII. und den daraus resultierenden ‚Märtyrertod‘ abgehoben. Secundus hin‐ gegen würdigt in der ausgefeilten Naenia durch intertextuelle Verweise und den Wechsel verschiedener Gattungsstile nicht nur den christlichen Märtyrer Morus, sondern auch den Humanisten und Literaten. Auch Robert Seidel (Goethe-Universität Frankfurt a. M.) wandelt auf den Spuren nicht-italienischer - konkret: nordalpiner - Humanisten in den Elogia, wobei er diese Gruppe einer vergleichenden Betrachtung unterzieht. Zunächst nimmt er die entsprechenden Äußerungen Giovios in den Blick, allen voran in der peroratio der Elogia sowie in seinem bereits erwähnten Dialogus de viris et foeminis und in der überlieferten Korrespondenz. Der Humanist verbindet die translatio artium mit der translatio imperii und, damit einhergehend, einem allgemeinen Niedergang Italiens. Anschließend analysiert Seidel im Detail sieben Elogia inklusive poetischer Beigaben: Thomas Linacre, Rudolf Agricola, Christophe de Longueil, Hector Boece, Albertus Magnus, Albert Pigghe und Guillaume Budé. Interessant ist in diesem Zusammenhang vor allem, wie Giovio die nicht-italienische Herkunft der Gelehrten bewertet, ob er sie als Hindernis oder gar als Chance darstellt, und inwiefern dies mit Latomus’ Positionierung, der selbst dieser Gruppe angehörte, in Einklang steht. Des flämischen Klerikers und Humanisten Johannes Latomus nimmt sich auch Snezana Rajic (Universität Wien) an. Sie trägt zunächst die eher spär‐ lich verfügbaren biographischen Informationen zusammen, deren Tradierung, ebenso wie die seiner Bibliographie, immer wieder Verwechslungen mit Na‐ mensvettern unterlag. Umso notwendiger ist daher die hier vorgenommene (Ein)Ordnung seines Lebens und Wirkens. Es folgt eine ausführliche Vorstellung der, formale sowie inhaltliche Kriterien betreffenden, quantitativen und quali‐ tativen Analysen, welche von Rajic auf die Elogia angewandt wurden. Dabei zeigt sie die redaktionellen Eingriffe in der editio altera auf und vergleicht insbesondere die von Giovio hinzugefügten Epigramme mit dem durch Latomus deutlich erweiterten Corpus. Anhand einer Vielzahl an Beispielen werden das Einleitung 17 <?page no="18"?> Vorgehen des Sekundär-Editors beim Verfassen seiner eigenen Versbeigaben erörtert sowie manigfaltige intratextuelle Relationen aufgezeigt. Auf diese Weise wird Latomus als bisweilen durchaus origineller Dichter fassbar. Der Frage, ob diese Originalität der catullischen urbanitas oder der martia‐ lischen argutia nähersteht, geht Veronika Brandis (Goethe-Universität Frank‐ furt a. M.) nach. Zunächst exemplifiziert sie die polaren Positionen in der humanistischen Debatte, ob Catull oder Martial der bessere Epigrammdichter gewesen sei, anhand der Poetiken von Francesco Robortello und Julius Caesar Scaliger. Aufgrund entsprechender Äußerungen im Dialogus de viris et foeminis sowie in den Elogia identifiziert Brandis Paolo Giovio als ‚Catullianer‘. Anders verhält sich Johannes Latomus, wie durch die beispielhafte Analyse seiner Epigramme für Niccolò Perotti und Andrea Navagero dargelegt wird. Anstatt sich klar an eine Stilrichtung anzulehnen, spielt der flämische Dichter mit Referenzen sowohl auf Martial als auch Catull und setzt diese gezielt ein, um zum Teil kontrastierende und überraschende Effekte zu erzielen. Auf diese Weise ‚antwortet‘ er auf die von Giovio in den jeweiligen Prosaviten getätigten Verdikte und stellt so seine eigenen Fähigkeiten als Epigrammdichter zur Schau. Abgerundet wird der vorliegende Sammelband von drei Appendices. Der erste Anhang bietet eine von Kenneth Gouwens erstellte Liste an corrigenda für seine 2023 erschienene und nunmehr maßgebliche Edition (samt englischer Übersetzung) der editio princeps. Der zweite, verfaßt von Matthias Adrian Baltas, besteht aus einem Zeitleistendiagramm der 146 in den Elogia inkludierten Ge‐ lehrten sowie einigen Beobachtungen und Erklärungsansätzen zur Anordnung. In der dritten und letzten Appendix stellt Snezana Rajic Gedichte von und über Johannes Latomus zusammen (Paratexte zu seiner Elogia-Edition, zu Lodovico Guicciardinis Descrittione di tutti i Paesi Bassi sowie die Verse über ihn aus der Klosterchronik Corsendonca), die sie erstmals kommentiert und in eine moderne Sprache übersetzt. Am Ende des Bandes wurde, um unnötige Doppelungen zu vermeiden, ein gemeinsames Literaturverzeichnis angelegt, das auch eine Aufschlüsselung der Kurzzitate enthält. Der detaillierte Index auctorum et operum berücksichtigt ebenfalls den gesamten Sammelband. Die Werke werden dort mit Kürzeln vermerkt, wie sie für antike Autoren gebräuchlich sind (Näheres dazu s. Index). Für die großzügige finanzielle Unterstützung, welche die Umsetzung von Tagung und Publikation ermöglicht hat, danken wir allen voran dem Österrei‐ chischen Wissenschaftsfonds (FWF), außerdem der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7) und der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Uni‐ versität Wien. 18 Hartmut Wulfram & Matthias Adrian Baltas <?page no="19"?> 1 Giovio 1546 è l’editio princeps degli Elogia dei letterati (mentre Giovio 1551 è l’editio princeps degli Elogia degli uomini d’arme). Nel dicembre del 1551 uscì dai torchi del Torrentino anche la prima edizione del volgarizzamento degli Elogia dei letterati realizzato da Ippolito Orio, che il frontespizio data tuttavia all’anno successivo (Giovio/ Orio 1551/ 1552). Nell’ambito dell’edizione nazionale delle opere di Giovio, è apparsa (Giovio 1972) l’edizione, non critica e sfigurata da diversi errori, del solo testo latino di entrambe le serie di Elogia: sui limiti di questa edizione si veda Giovio 2006, X C I I - X C I I I , e Minonzio 2002c, 66-69. Non è edizione critica neppure quella, recente, apparsa ne «I Tatti Renaissance Library» a cura di Kenneth Gouwens (Giovio 2023). Farò dunque ancora riferimento all’editio princeps di entrambe le serie. 2 Contini 1970, 41. Convergenza con Gadda 1974, 77. Gli Elogia gioviani come sistema dinamico Mutamenti strutturali e varianti d’autore Franco Minonzio Vorrei ringraziare in modo non formale l’Università di Vienna dell’invito a tenere l’odierna relazione, nell’economia della quale mi sono proposto di mantenere un equilibrio tra ricerche già fatte e quelle tuttora in corso: delle prime, non tutte apparse in sedi editoriali agevolmente accessibili, mi limiterò a riassumere le conclusioni e a rendere evidente la connessione logica nella quale le avevo pensate, delle seconde ritengo utile produrre anche alcuni argomenti che ne suffragano la linea concettuale, e qualche esemplificazione. Mi rendo conto di quanto di sottilmente ossimorico si possa a tutta prima percepire nella formula di «sistema dinamico» applicata agli Elogia, 1 e così mi affretto a chiarire che parlando di ‹sistema› depongo quanto di statico e di meccanico si annette all’idea, a beneficio di un modo d’essere, nel quale l’identità stessa di un elemento dipende dalle relazioni con gli altri elementi del sistema. Ma un sistema è ‹dinamico› per l’apporto che il movimento di un singolo elemento conferisce alla posizione degli altri: ogni modificazione involge «una moltitudine di nessi con gli altri elementi del sistema», avvertiva già nel 1947 Gianfranco Contini nelle sue Implicazioni leopardiane. 2 L’insistenza su una duplice diacronia compositiva <?page no="20"?> 3 Contini 1948, 1052, per il monito dell’impossibilità di tenere ferma un’idea di testo come oggetto, «una cosa, un prodotto, un dato, un risultato, diciamo pure un quid esistente in natura»: cfr. Isella 2009, 7-28; cfr. Finotti, 1994, 5-8. Il modo ‹dinamico› di considerare un testo, alla base della filologia d’autore, muta la prospettiva con la quale traguardarlo in senso non solo filologico, ma filosofico. Come osserva ancora Contini 1937, poi in Contini 1982, 233-234, in riferimento alla poesia, ma l’argomento ha una applicazione generale: «Vi sono essenzialmente due modi di considerare un’opera di poesia: un modo, per dir così, statico, che vi ragiona attorno come su un oggetto o risultato […] e vi è un modo dinamico che la vede quale opera umana o lavoro in fieri […]. Il primo stima l’opera poetica un valore; il secondo, una perenne approssimazione al valore». 4 Il contributo poetico di Johannes Latomus (1523-1578) costituisce, per la diversa dialettica stabilita con il testo di Giovio, un deciso mutamento nella tradizione degli Elogia gioviani, a partire dalla prima edizione: Giovio/ Latomus 1557 e ancor più vistosamente con l’edizione illustrata Giovio/ Latomus 1577. Sulla tradizione epigrammatica latina di età rinascimentale, nella quale si inscrive l’attività di Latomus, un ampliamento di prospettiva in Gahtan 2014b, 53-63, Cannata/ Gahtan 2019, 103-133; Prioux 2008. 5 Burckhardt 2006. È una nuova traduzione de Die Kultur der Renaissance in Italien, che esenta dal riferimento a Burckhardt 1876. Tra biografia e interpretazione dell’opera di Burckhardt anche Ghelardi 1991 e Ghelardi 2016. 6 Ghelardi 2006, xi. 7 Burckhardt 2006, 3-101. 8 Burckhardt 2006, 141: «Non ci si potrà mai sottrarre al fascino dell’immagine della Roma leonina come la dipinge Paolo Giovio, per quanto ben documentate ne siano le ombre». Dissonanze quasi ineludibili nella Vita Leonis (Giovio 1548), che è biografia critica e non apologetica, a costituire «quell’interpretazione della storia medicea che rendeva leggibile, nella sua necessità, la svolta costituita dall’avvento al potere di Cosimo» (Minonzio 2015, degli Elogia («mutamenti strutturali e varianti d’autore»), lasciandosi alle spalle l’immagine vulgata del testo come un dato, consegnato alla fissità sincronica della prima edizione, 3 apre la via ad una considerazione storica non solo dell’elaborazione, ma anche della tradizione di quest’opera, e l’esplicito richiamo nel titolo del convegno al nome di Johannes Latomus 4 mi sembra vada opportunamente in questa direzione. Ma anche tale ossificazione degli Elogia, incurante di ogni travaglio originario, ha una sua storicità e fa tutt’uno con una loro lettura simbolica. Agli occhi di Burckhardt, che nel suo La civiltà del Rinascimento in Italia 5 vi fece largo ricorso, entrambe le serie degli Elogia di Giovio dovettero apparire una sorta di diorama nel quale andava in scena il significato più profondo del Rinascimento italiano, quel «politeismo dei valori» dalle potenzialità distruttive, che ne costituiva il carattere distintivo. 6 È l’idea, a lui cara, di un nuovo tipo d’individualismo che forgia lo stato come «opera d’arte», 7 cui si deve, nella forma più insinuante, la riduzione della Vita Leonis di Giovio a codificazione del pontificato di Giovanni de’ Medici quale «età dell’oro». 8 Un miraggio, il cronòtopo della Roma dei papi medicei, 20 Franco Minonzio <?page no="21"?> 158): significato subito percepito a Firenze alla pubblicazione della princeps, edita dopo tormentata elaborazione (Minonzio 2013b; Minonzio 2013c; Minonzio 2013d) e lunghe more editoriali (Minonzio 2015, 157-158 e n. 29). 9 Giovio 1987, 67: Florebat enim, tum Roma praestantibus ingeniis, copia incredibili rerum omnium, et a clementiore coelo inusitata aeris salubritate, ita ut Leo tantae virtutis ac amplitudinis pontifex, auream aetatem post multa saecula condidisse diceretur (Fioriva Roma allora, infatti, di ingegni eccezionali, di una incredibile abbondanza di ogni cosa e sotto un cielo clemente, di una inconsueta salubrità dell’aria, così che Leone, pontefice di tale virtù e maestà, si diceva avesse inaugurato, dopo tanti secoli, una seconda età dell’oro) ; ibidem 73, 106. 10 Giovio 1987, 87, 88, 93, 96. 11 Mutuo pro domo mea l’espressione da un passo di Anton Francesco Doni, oggetto di un saggio di Giorgio Masi (Masi 1988). 12 Croce 1958, 2, 33. 13 Giovio 1999a, 111-170; Minonzio 2006, X X I I - X L I I I ; Minonzio 2007, 75-144; Maffei 2005, 227- 268; Maffei 2007a, 9-29; Maffei 2008, 135-183. Il Museo gioviano è stato più recentemente esplorato nella sua funzione modellizzante rispetto alle moderne istituzioni museali in alcuni contributi originati dal centenario vasariano: Gahtan 2014a, già apparso in edizione italiana (Gahtan 2012): in particolare si vedano Cannata 2014, 67-79; Casini 2014, 103-115. Nel medesimo volume si incrocia con gli Elogia gioviani lo studio degli epitaffi delle Vite vasariane condotto dalla stessa Gahtan 2014b, mentre sui ritratti dei pontefici, sottoinsieme poco esplorato della collezione gioviana del quale - diversamente dai letterati e dagli uomini d’arme - non è rimasta negli Elogia immagine storiografica, cfr. Scorza 2014. Sui rapporti Giovio-Vasari, Minonzio 2013a. Sugli antecedenti antichi del Museo, inteso in accezione estensiva sia nello spazio che nel tempo, dopo i fondamentali lavori di Paula Findlen (Findlen 1989, e lo straordinario Findlen 1996, sull’origine delle collezioni scientifiche in perché se all’età leonina Giovio occhieggia in termini assolutizzanti (aurea aetas, antiqua aurei saeculi foelicitas), 9 da questa biografia, già nell’insistenza sui vizi pubblici del pontefice, affiorano inquiete dissonanze, che vietano di accreditargli l’adesione incondizionata a tale mito classicistico. 10 Ancor più della Vita Leonis, di tali «disarmonie così perfette» 11 i primi Elogia costituiscono un sensibilissimo sismografo: al netto della perfidia dell’osser‐ vatore, le esistenze dei protagonisti della generazione intellettuale di Giovio, e di quelle precedenti, testimoniano - nella fisiognomica sovente sgraziata, nella eccedente fecondità degli scritti, nei moti bruschi e angolosi delle pulsioni - l’implicazione di questi viri literis illustres in una storicità dura e antinomica: difficile riguardarla come un’opera serena e priva di fratture, come quella «esemplificazione psicologica», di carattere non storico, che Benedetto Croce definì una «grandiosa aneddotica». 12 Ma prescindendo dal movimento compositivo e correttorio, di cui si dirà, vi sono due altre buone ragioni per considerare quest’opera un ‹sistema dinamico›. Il nodo teorico dell’intermedialità proposto dal convegno prima che negli Elogia è inscritto nell’edificio cui essi rimandano: il Museo di Borgovico, 13 improbabilmente Gli Elogia gioviani come sistema dinamico 21 <?page no="22"?> età moderna), si veda ora Gahtan/ Pegazzano 2015a: in particolare l’ampia ricognizione in Gahtan/ Pegazzano 2015b, 1-18; Bounia 2015, 78-90; Lazzeretti 2015, 91-101. 14 Giovio 1956, 222. Su Vitruvio in Giovio, cfr. le dotte pagine di Sonia Maffei (Giovio 1999a, 50-59), che mostrano quanto, nella testura delle auctoritates presenti alla giovinezza di Paolo, il riuso di Vitruvio fosse debitore del clima di casa Giovio: il fratello Benedetto, con Bono Mauro, aveva continuato (libro IX, capitoli 7-8; libro X) l’edizione curata, e poi lasciata interrotta, da Cesare Cesariano (Vitruvius 1521). Giovio a Roma partecipò attivamente alla vitruviana Accademia della virtù riunita intorno a Claudio Tolomei (Pagliara 1986, 67-81), dove aveva stretto amicizia, tra gli altri, con il commentatore del testo di Vitruvio, il francese Guillaume Philandrier (Philandrier 1544): della prima edizione delle Annotationes Giovio (che vi era citato: Philandrier 1544, 192) possedeva una copia, ora alla Biblioteca Braidense di Milano (Calabi Limentani 1972, 16 n.52). Philandrier figura (Giovio 1546, c. 77 v ) tra i diciotto intellettuali viventi il cui ritratto è già assicurato al Museo (Giovio 2006, 390, 412-413 n. 17). 15 Bolzoni 1995, 204-205: un libro che sposta l’accento dallo studio dei trattati di arte della memoria (tradizione indagata da Paolo Rossi, Frances Yates, Mary Carruthers) verso le pratiche legate alla memoria. 16 La lettera ‹burlesca› si legga in Barocchi 1977, 2892-2895; la lettera ‹seria› di Anton Francesco Doni ad Agostino de’ Landi si legga ibidem, 2895-2903, poi in Doni 1970, 98-100; entrambe già in Doni 1552, 75-86. 17 Barocchi 1977, 2894-2895: sulla deformazione grottesca dei nomi, cfr. Bolzoni 1995, 205. 18 Giovio 1956, 142 (lettera a Rodolfo Pio di Carpi [Da Roma, 12 Februarii 1935]); ibidem, 160 (lettera a Rodolfo Pio di Carpi [Da Roma, ultimo Maii 1535]). Sui loro rapporti, cfr. Minonzio 2002a, 158-163. Imprescindibile la raccolta degli scritti del Delminio (Camillo 2015) procurata da Lina Bolzoni, della quale si vedano anche Bolzoni 1984 e Bolzoni 1995, passim, ma soprattutto 32-36, 131-134, 143-145. edificato su rovine pliniane, templum Virtutis di durata effimera, esposto alla rovinosa dissoluzione del tempus edax. Una villa, il Museo, «dell’aspetto e aria e qualità vitruviale», 14 che Lina Bolzoni 15 invita a pensare come ‹macchina mnemotecnica›, fondata sulla forza evocativa dell’immagine e sulla relazione combinatoria fra gli spazi e la parola, riconoscendo tale chiave di lettura nella lettera ‹burlesca› di Anton Francesco Doni, da Como del 17 luglio 1543, a Ludovico Domenichi, poi Iacopo Tintoretto, una delle quattro descrizioni del palazzo gioviano 16 («Io voleva fare una marmorìa luogale […] ma e ve n’era un fracasso di lettere, ch’io non ho potuto bermele col cervello»): dove «marmorìa luogale», per deformazione onomastica, sta per ‹memoria locale›, uno dei nomi dell’arte della memoria. 17 Non è una forzatura ermeneutica. Al di là di quanto è noto sui rapporti Giovio-Delminio, e su una vigile attenzione dello storico, anche ironicamente atteggiata, verso il teatro della memoria del Camillo, 18 resta una prova diretta di precisi interessi, in direzione dell’ars memoriae, da parte di Giovio in un passo del libro II del Dialogus 22 Franco Minonzio <?page no="23"?> 19 Giovio 2011a, 262-264: cfr. il mio commento, Giovio 2011b, 630, n. 241. Diversamente da quanto ci si aspetterebbe, non qui Giulio Camillo è citato, ma piuttosto in Giovio 2011a, 240-241, e solo per scelte linguistiche condivisibili da chi opta per l’espressione toscana. Dall’ars memoriae antica Giovio ha tratto suggestioni metodologiche nell’organizzare i nomi, ma non schemi a supporto dei sensi ispirati a luoghi, simulacri, numeri, ed effigi, sempre con ostentato ripudio, sotto il segno di Platone, della scrittura come ausilio alla memoria. Una posizione vent’anni dopo contraddetta dagli elenchi rintracciabili in autografi: Como, Società Storica Comense, Fondo Aliati, 28.7, zibaldone degli abbozzi agli Elogia. 20 Rossi 1983, 5, 63. 21 Rossi 1983, 63-102; Yates 1972, 36, 120, 135, 140, 149, 153-154. 22 Yates 1972, 135. 23 Rossi 1983, 122-124. 24 Graiff 1976, 331-361. 25 Roma, Biblioteca Nazionale «Vittorio Emanuele II», Fondo Vittorio Emanuele, ms. 1303: Noctes P(auli) Iouii Actae Comi 1508, 25 Iulii, Hora 15a ascendens II mp’, cc. 1 r -30 r . Sulle Noctes si veda Minonzio 1999, poi Minonzio 2002a, 151-184, qui 167-171. Sugli interessi astrologici che attesta, cfr. Zimmermann 2012, 355-356 n. 35. 26 Minonzio 1999, poi Minonzio 2007b, 58-67. Sugli Emblemata di Alciato, si veda Alciato 2009, e Minonzio 2012a. de viris et foeminis, 19 dove dimostra familiarità con la tradizione già antica degli scritti mnemotecnici e rivendica alla sua metodologia storiografica l’essere fondata su una abilità mnemotecnica estranea agli strumenti (com‐ mentarii, indici analitici, etc.) che definivano la moderna storiografia, ma ad un contempo scevra da pratiche medicinali tendenti ad assimilarla ad una delle arti occulte. D’altro canto, l’arte della memoria non procedeva sola. A dispetto della loro storia differente, tra la fine del ’400 e i primi decenni del ’500, con essa finì per convergere anche un altro «fossile intellettuale», 20 la logica combinatoria, entrambe poi rifuse nella cultura degli emblemi e delle imprese: l’ars memoriae, dalla remota origine classica, fondata sulla tradizione aristotelica, e la logica combinatoria, di origine medievale, di matrice neoplatonica. 21 Nelle botti dell’ars memoriae in una prima fase finì per riversarsi, per usare un’espressione della Yates, 22 il vino inebriante della prisca theologia, antichissima sapienza il cui libro sacro era il Corpus Hermeticum, nella traduzione latina del Ficino. E proprio la fascinazione verso tali motivi, nel segno di un concordismo platonico-aristotelico pichiano (Pico diffusore di entrambe le discipline), 23 motivi peraltro non invisi allo stesso Pomponazzi, 24 si può leggere nelle pochissimo studiate Noctes di Giovio, 25 scritte nel 1508 quand’egli e Alciato --futuri codificatori, l’uno dell’imprese, l’altro degli emblemi - erano compagni di studi a Pavia. 26 D’altro canto, la rinascita del lullismo diffonde nella cultura europea l’interesse per una Gli Elogia gioviani come sistema dinamico 23 <?page no="24"?> 27 Yates 1972, 163. Si veda, ad esempio, Agrippa 1617b, 837. 28 Rossi 1983, 66-67. In Italia dal 1511, Agrippa insegnò a Pavia nel 1515: tutt’altro che improbabile che il suo commento all’Ars brevis di Raimondo Lullo (Agrippa 1617b) vi circolasse precocemente: sono citati Pedro Dagui e Jaume Janer, viri tota Italia celebrati nella dedicatoria (Agrippa 1617a, 788-789), testo sul quale cfr. Rossi 1983, 64-66. 29 Presso lo Studium di Roma Giovio fu lettore di filosofia morale (1514), poi lettore di filosofia naturale (1515): Zimmermann 2012, 37-38, 357 nn. 6, 8. Sulla formazione di logico di Giovio, al di là dell’autodefinizione nel Dialogus, poi cassata, come acer dyalecticus (Giovio 2011a, C C X X X V I ; cfr. Zimmermann 2012, 356 n. 36) assume significato la dedica a lui, con richiesta di scrutinio critico da competente, da parte di Agostino Nifo al suo commento ai Topica di Aristotele: Nifo 1542, c. a i v ; cfr. Dionisotti 1980, 434 n. 25. 30 Giovio 1546, c. 63 v . 31 Bergmann 1994 e Bergmann 1995. tecnica che, ricorrendo ad artifici quali la rappresentazione di concetti con lettere alfabetiche, tentava di rappresentare il dinamismo della psiche 27 con l’introdurre il movimento nella memoria, legandosi così ad un rinnovamento della mnemonica classica. E nella diffusione della cabala cristiana (alcuni pro‐ tagonisti della quale, peraltro, figurano negli Elogia, come Lefèvre d’Étaples, Reuchlin, Agrippa), una posizione di rilievo spetta appunto a Agrippa von Nettesheym: iniziata a Pisa, nel 1511, la sua avventura intellettuale in Italia, a lui si deve un commento (forse del 1517) all’Ars parva di Raimondo Lullo nel quale ars memoriae e logica combinatoria sono strettamente connesse in un’ars inventiva generale e universale, certa nell’offrire un criterio di razio‐ nale ordinamento del sapere. 28 Questi temi erano nell’aria, e difficilmente saranno rimasti sconosciuti ad un intellettuale come Giovio, dall’affilata formazione logico-filosofica ricevuta alla scuola dei suoi maestri Pomponazzi, Achillini, Della Torre: 29 ad esempio, proprio mentre Giovio era a Roma quale cortigiano pontificio, Reuchlin dedicò a Leone X i suoi De arte cabalistica libri tres (Hagenau, apud Thomam Anshelmum, 1517), mentre degli interessi lulliani di Agrippa Giovio dovette ricordarsi anni dopo scrivendone l’elogium, nel quale l’espressione vasta memoria 30 sembra alludere alla fiducia giovanile del filosofo tedesco nella universalità e certezza della logica combinatoria lulliana. Che dunque il Museo potesse essere progettato come ‹macchina mnemotecnica›, predisposta ad una varia combinatoria fra gli elementi che lo costituivano, non solo è consentaneo ad un’idea di villa romana come teatro della memoria, innervata di cultura letteraria, quale è da tempo nota agli studi, 31 ma è anche congeniale alla strumentazione intellettuale di Giovio, al servizio della quale egli pose la sua raffinata conoscenza delle fonti antiche. Proiettare su tale sfondo intellettuale il Museo scompagina una banalizzante 24 Franco Minonzio <?page no="25"?> 32 Minonzio 2007a, 81. 33 Bolzoni 1995, 204; Giovio 1999, 112-170, in particolare 161; Minonzio 2006, X X I ; Minonzio 2007a, 95. Il nome di Plinio è il naturale punto di raccordo tra le suggestioni (Plinius, Naturalis historia, 7,24) sulla memoria come biblioteca e quella sulla catalogazione della varietà culturale di quel mondo romanizzato che concorse alla rinascita del collezionismo rinascimentale: Carey 2003; Bounia 2004; Blake McHam 2013. Quanto a Giovio, l’incidenza di Plinio è dimostrata operare su più livelli, da Maffei 2007b, in particolare 41-42: sulla straordinaria ricchezza e modernità del lessico gioviano, sulla acuta capacità di lettura critica di un’opera, testo o dipinto, sull’adozione di linee di fisiognomica, su rilievi naturalistici alla base dell’ideazione di imprese. 34 Minonzio 2007, 115-133. 35 Maffei 2005, 242-253; Giovio 1999, 167-170, 311-330; Maffei 1998, 23; Giovio 2006, 294, 295 n. 2; Minonzio 2002b, 560 (Agrippa); Maffei in Giovio 1999, 168 e n. 274 (Poliziano). 36 Minonzio 2012e; poi Minonzio 2012b, 19-21. 37 Ibidem, 43 (il carme rivaleggia con l’elogio, che è del ritratto imitatore: Giovio 1551, 212-213; Minonzio 2012b, 43-46). 38 Minonzio 2006, X X V I I I - X X I X ; Giovio 1999a, 129-132. implicazione 32 di funzioni tra la villa, i ritratti, gli elogia. L’ideazione del Museo è in realtà radicata nell’interpretazione gioviana del sistema di valori del mondo antico, e la sua costruzione (1537-1543) fu via via realizzata in modo che i ritratti dialettizzassero con gli elementi storico-architettonici e fi‐ gurativi (affreschi, grottesche, imprese, motti, etc.). 33 La collezione dei ritratti, dal canto suo, costituita, a partire dal 1519, come corredo illustrativo al suo studiolo fiorentino, era inserita in quel complesso sistema iconografico solo come una tra le numerose componenti, anche se di rilievo centrale e senz’altro la più nota. 34 Gli elogia, poi, rimandano alla collezione dei ritratti, sotto i quali, come exemptiles tabellae (cartigli rimuovibili), erano appesi e, componendo un’immagine verbale dell’effigie, si ponevano - fondendo ritratto reale e ritratto interiore - in relazione ecfrastica con i dipinti, principalmente di quelli degli uomini d’arme (con eccezioni, come Agrippa e Poliziano, fra i letterati). 35 I profili biografici erano, a loro volta, integrati da una o più d’una appendici poetiche: inizialmente veri epitaffi funerari, poi carmina memorativi, 36 non solo sono sovente prefigurate nel testo dell’elogium (con cui talune di esse sono anzi in competizione ecfrastica) bensì esprimono un’interpretazione del biografato talora diversa da quella che esso propone. 37 Dunque, inseriti in una sequenza di elementi in relazione, che si implicano e si richiamano reciprocamente, gli elogia non sono affatto un prodotto derivativo o, come si suol dire, ‹materiali di risulta›, di uno sfrenato collezionismo, ma la loro necessità germina dalla medesima riflessione sulla gloria, sulla morte, sul tempo, indotta dalle rovine affioranti presso il Museo. 38 In un contrappunto di Gli Elogia gioviani come sistema dinamico 25 <?page no="26"?> 39 Maffei 2008, 164-183. 40 Barocchi 1977, 2895-2903. 41 Minonzio 2006, L X - L X I I ; Minonzio 2007a, 142; Giovio 1958, 68: l’espressione è contenuta nella lettera (Romae, sexto Cal. Februarias 1547) a Giovanni Martinez Siliceo; Folena 1991, 215-223, sviluppato in Minonzio 2018, 254-261. L’accezione di elogium quale ‹iscrizione›, attestata nel latino classico (Minonzio 2002b, 224-225 n. 11), ricorre per la prima volta nella lettera («Da Roma, ultimo Augusti 1542») al cardinale Alessandro Farnese (Giovio 1956, 295), ma in stretta accezione epigrafica. 42 Quintilianus, Institutio oratoria 4,2,41 (Winterbottom 1970). Discute l’applicabilità del principio agli Elogia Tarallo 2021, 35. 43 Il giudizio di valore piega ai propri scopi i riferimenti biografici: si veda l’elogio di Calenzio (Giovio 1546, cc. 29 r -29 v ), sì che l’infanzia e la prima giovinezza spesso sono ignorate, salvo quando, come nel caso di Campano (Giovio 1546, c. 15 v ) , produrle mira a rimarcare un’origine miserabile. Il punto di svolta dell’elogium, la ‹catastrofe›, è sovente la morte, per le implicazioni etiche delle malattie, ma non è collocata necessariamente in epilogo all’elogio: cfr. l’elogio di Molza (Giovio 1546, cc. 65 v -66 r ) . Non v’è comune misura nell’indicazione delle opere scritte o pubblicate: agli estremi, genericità senza titoli nel caso di Guido Postumo (Giovio 1546, cc. 43 r -43 v ) oppure topiche clamorose, quali l’attribuzione a Marino Becichemo di echi e richiami le diverse sale del Museo, preordinate ad accogliere i ritratti, presentano, insieme ad essi, elementi (figurativi e linguistici) che producono una complessa combinatoria ricostruibile solo per ipotesi (Sonia Maffei lo ha fatto persuasivamente muovendo dalle imprese di una veduta (1619) del Museo: Como, Pinacoteca Civica, inv. 3, che raffigura solo le imprese ideate da Giovio), 39 guidati ancora da una descrizione di Doni, questa volta ‹seria›, contenuta in una lettera ad Agostino Landi, da Como del 20 luglio 1543. 40 Per parte sua l’elogium, (formalmente ‹iscrizione›), affine al genere biografico, mostra un impianto retorico, pur ritagliandosi i diritti di un profilo critico radicato nella storia. Esso seleziona l’informazione bio-bibliografica e poli‐ tico-militare in funzione di un’immagine «organica», di un carattere in forte rilievo, distinto molliore quadam licentia, cioè da «più voluttuosa libertà di linguaggio»: formula felice che combina parrhesìa ed edonismo linguistico. 41 Lo schema compositivo degli elogia non riflette un disegno unitario, che possa valere per entrambe le serie. Ma anche per i primi Elogia la differenza interna prevale sulla uniformità strutturale. Accogliendo la prescrizione di Quintiliano all’oratore di non soffermarsi sugli antefatti (priora) se questi risultavano deducibili dalle implicazioni (exitus rei), 42 il diagramma, per così dire, altimetrico degli elogia si inerpica quasi subito alla svolta biografica che informa di sé un’esistenza. Indipendenza di giudizio e franchezza di parola sortiscono una continua permutazione di aneddoti individualizzanti e di topoi classicistici, e la posizione da essi occupata nell’elogium sfugge a ordinata precedenza. 43 L’adozione del principio retorico della variatio (le ingeniorum 26 Franco Minonzio <?page no="27"?> un’opera del quasi omonimo Marino Barlezio (Giovio 1546, c. 73 v ) . Sulla ‹geometria variabile› della struttura degli Elogia, nella quale sovente entro i topoi biografici si inseriscono fonti letterarie, scandita da topoi cfr. Tarallo 2021, 45-87, soprattutto 80-87. 44 Giovio 1546, c. 1 r . È appena il caso di ricordare che il più seducente modello di Giovio nel ricorso alla variatio è quel Sallustio il cui nome ricorre, in significativa coincidenza, sia quando nel secondo libro del Dialogus rievoca i primi passi della sua attività letteraria (Giovio 2011a, 266-268), sia nella nota prefazione di Andrea Alciato alla princeps del primo volume delle Historiae (Giovio 1957, 1-3). 45 Giovio 1958, 166. 46 Ibidem, 4. 47 ASF, Mediceo del Principato, filza 1170A, inserto 2, c. 16 v [16 r bianca], c. 17 r [17 v bianca]: copia in chiaro inedita che incorpora tutte le correzioni portate da Giovio sull’abbozzo Società Storica Comense, Fondo Aliati, 28.7, c. 74 v . Indirettamente prova che gli elogia furono composti a ridosso della data di pubblicazione. 48 Giovio 1958, 28-29. 49 Agosti 2008, 43-48: sul volume si veda la mia recensione Minonzio 2009; inoltre, Minonzio 2010a. 50 Si vedano i passaggi della mia dimostrazione in Giovio 2011a, C L I - C L I X . dotes tramite le parole saranno admirabili varietate stylo descriptae [descritte con una varietà degna di nota]) 44 fa sì che anche in questi profili, internamente ad ogni singolo e nei rimandi reciproci, si riveli una vis combinatoria che replica quella figurativa offerta dai diversi ambienti del Museo (le due «buone ragioni» cui s’accennava). Mi sia consentito aggiungere qualche appunto, come avrebbe detto Giovio, sull’«ubi, quomodo, quando delle cose fatte». 45 Echi di datazione della composi‐ zione degli Elogia non sono rintracciabili nell’epistolario prima della lettera latina a Daniele Barbaro [Ex Urbe, 5 Decembris 1544]. 46 Il breve testo biografico da Giovio allegato (ne esiste copia in Archivio di Stato di Firenze), che incorpora le correzioni formulate nell’abbozzo idiografo, è già chiamato elogium, con esatta definizione della funzione materiale (exemptiles tabellae). 47 D’altro canto, la più chiara definizione strutturale degli Elogia dei letterati è contenuta nella lettera a Marcello Cervini [Da Roma, Il dì 10 de ottobre 1545]: Signor mio, senza burla, v’ho fatto un giocondissimo libro dell’immagine qual sono al mio Museo, con le quale son celebrati i boni omini eccellenti morti, quali non son stati eunuchi; e forse faremo il secondo delli vivi; e sono d’Alberto Magno fino ad Alberto Pighio, per buona sorte di Germania. 48 Sia citato solo come esempio di filologia parodistica la proposta 49 di retrodatare gli Elogia poco dopo il tempo del Sacco di Roma, all’altezza (1528-1529) della composizione del Dialogus, come mi è occorso di dimostrare nell’Introduzione alla mia edizione di quest’opera. 50 Questo ci conduce al secondo tema proposto Gli Elogia gioviani come sistema dinamico 27 <?page no="28"?> 51 Dionisotti 1980, 421. 52 Giovio 1546, cc. 44 v -45 r ; Giovio 2006, 210-211, 212 n. 2; Minonzio 2011, L X V I I I - L X I X , C L I I , C L X I , C L X X V I I - C L X X V I I I . 53 Giovio 2011a, 293-297 Dialogus; Giovio 1546, cc. 77 r -80 r ; Giovio 2006, 391-395. 54 Giovio 1532b: eccezion fatta per due punti, l’elogio è fondato su un’intelligente rielaborazione del testo della Vita Petri Gravinae: in un ordine che non è, se non in parte, quello della biografia (vita, mores, operae). È notevole che in questa breve biografia del 1532 Giovio abbia sperimentato, in anticipo di quasi un quindicennio rispetto agli Elogia, lo schema che unisce alla biografia un epitaffio poetico. 55 Giovio 1958, 130-131; Giovio 1551, 242-243; cfr. Giovio 2006, 812-814, 214-215 n. 1. 56 Como, Società Storica Comense, Fondo Aliati, 28.5, cc. 60 r -62 v ; Minonzio 2012c. 57 Minonzio 2012c, 246-263, soprattutto 259-260. 58 L’editio princeps dell’opera di Facio (composta negli anni 1455-1457 e dedicata al re Alfonso d’Aragona), vide la luce solo in Facio 1745: le 63 biografie occupano le pagine 1-78. Su Facio si veda Viti 1994, 113-121. Nella prefazione Facio 1745, V I I - X X , l’erudito fiorentino Lorenzo Mehus mostra tuttavia che l’operetta di Facio ebbe ampia dal convegno in riferimento agli Elogia, quello dell’intertestualità, in questo caso interna. Tramontata, alla fine degli anni ’30, la speranza di pubblicazione del Dialogus, Giovio si trovava in casa un termine di confronto con il quale, a beneficio degli Elogia, avrebbe potuto misurarsi. Ma la Roma di Paolo III era ormai tutt’altra dalla Roma di Clemente VII, 51 e questo spiega perché Giovio abbia voluto, e dovuto, prendere un’altra strada. In realtà sono solo due le mutuazioni dal Dialogus (l’elogio di Andrea Marone, dove è presentato come citazione letterale un passo più ampio, e parzialmente diverso; 52 l’affinità di disegno compositivo ‹europeo› tra le pagine conclusive del mutilo libro II del Dialogus e le pagine finali 53 della Peroratio degli Elogia). Giovio ha invece largamente attinto, eccetto in due punti di rilievo, l’elogio di Pietro Gravina alla Vita di lui, biografia latina con la quale collaborò all’edizione Sulzbach 1532. 54 Nell’elogium di Isabella d’Aragona, una delle regine tristi del Dialogus, a Giovio occorre di riusare, con poche varianti e un mutamento di preambolo, il testo della lettera latina inviata a Francesco Grasso, datata da Ferrero agli ultimi mesi del 1548. 55 Intertestualità mancata, invece, è quella dalle cosiddette Vite de’ filosofi del nostro tempo: cinque brevi profili biografici di intellettuali (Maino, Decio, Achillini, Pomponazzi, Leoniceno) attestati dal codice Società Storica Comense, Fondo Aliati, 28.5, manoscritto cartaceo del secolo XVIII - inedite, sono state pubblicate da me nel 2012. 56 Sono diverse nella struttura dai rispettivi elogia nell’edizione 1546, e non furono il punto di partenza del processo compositivo di cui gli elogia costituirono il termine conclusivo. 57 Quanto ai modelli della forma-elogium, più che sull’astratta accessibilità di precedenti nella redazione di biografie di uomini illustri (a esempio il De viris illustribus di Bartolomeo Facio, cui peraltro Giovio non accenna nel relativo elogium, 58 o le 28 Franco Minonzio <?page no="29"?> circolazione a partire dalla seconda metà del secolo XV: lo conferma Kristeller 1997, 196. Un nuovo testimone autografo in Cortesi 1988, 409-441. Del resto Enea Silvio Piccolomini, che elaborò il De viris aetate sua claris, (Piccolomini 1991), tributandogli un elogio, condivise con Facio l’adozione di un taglio contemporaneo della selezione degli uomini illustri. Il De viris illustribus resta distante dagli Elogia per indulgenza cronachistica e assenza di note psicologiche: si confronti l’elogio di Niccolò Piccinino, in Giovio 1551, 214-216 (Giovio 2006, 609-612) con De viris illustribus, 65-66 (Nicolaus Picininus). 59 L’editio princeps dell’opera in Fulvio 1517. Nella lettera (cc. A iii r -A iv r ) dello stampatore Iacopo Mazzocchi a Iacopo Sadoleto spiccano la rivendicazione (c. A iii r -A iii v ) di una continuità, sia pur surrogatoria, con la tradizione romana delle imagines, ma nulla si dice dell’opera di Sadoleto che non sia meramente laudatorio. Sull’erudito di Palestrina cfr., dopo Weiss 1959, Ceresa 1998; sullo stampatore bergamasco cfr. Albanese 2008. Prescindendo dalla presenza dell’elemento iconografico garantito dall’effigie desunta da monete e medaglie (ma in Fulvio e Sadoleto è assente qualsiasi intento di corrispondenza tra i tratti del volto e l’ethos del personaggio), l’abissale distanza tra gli Elogia di Giovio e le Imagines di Fulvio si può misurare confrontando i testi relativi ad Alessandro il Macedone. Nella sua microbiografia (cc. V v -VI r ) Fulvio gioca sull’ombra del padre Filippo dall’esordio fino alla chiusa, lontano dalla lezione plutarchea che anima l’elogium di Giovio (Giovio 2006, 433-434 e il mio commento 434-436). 60 Tarallo 2021, 40; Miglio 1975. 61 Giovio 1956, 174-179. Sulla lettera allo Scannapeco, cfr. Giovio 2011b, 473, 534-535, 569-571, 584, e se in questa lettera Plutarco, Svetonio, Diogene Laerzio sono inseriti (174) in più ampio contesto di modelli biografici («Plinio nel libro de’ grammatici illustri»), il contiguo richiamo al lucianeo De conscribenda historia mostra tutta la serietà del riferimento. Cfr. Minonzio 2007a, 140, 144. Sulle fonti antiche della biografia gioviana si veda ora Tarallo 2021, 36, 37, 60, 86, 101 (Diogene Laerzio); 36, 37, 38, 57, 95 (Svetonio); 36, 37, 38, 64, 101 (Plutarco). 62 Gadda 1970, 59. biografie scritte da Iacopo Sadoleto a corredo delle Illustrium imagines di Andrea Fulvio, 59 a ben vedere archetipi piuttosto remoti, di «marmorea essenzialità», per usare un’espressione di Claudia Tarallo), 60 uno sguardo in filigrana basta a mostrare che Plutarco, Svetonio e Diogene Laerzio sono i paradigmi di biografia operanti nel vivo della metodica compositiva di quest’opera gioviana, come indirettamente prova la lettera allo Scannapeco [1534-1535], 61 mai tanto letta quanto citata. Gli Elogia sono come un palazzo antico, frequente a vedersi nei centri storici d’Italia, che ad un primo sguardo appare una costruzione compiuta, quale doveva essere nel volere dei committenti e dell’architetto, ma che ha conosciuto dalla prima ideazione all’insediamento del proprietario successivi mutamenti progettuali e cambiamenti di destinazioni d’uso, esposto frattanto a rivolgimenti di fortune, agli oltraggi del clima, o, non infrequentemente, ai «monsoni delle ipoteche», 62 come Gadda insinuava sulle ville di Brianza. Gli Elogia gioviani come sistema dinamico 29 <?page no="30"?> 63 Giovio 1958, 28-29. 64 Minonzio 2006, L X V I I - L X X I . Minonzio 2012b, 10-14; Minonzio 2010b, 63-64. 65 Giovio 1546, c. 76 r ; Giovio 1546, c. 73 r (Hector Boethius); Giovio 2006, 360 e la mia nota 3. 66 Giovio 2006, 366 n. 4; cfr. il mio commento all’elogium di Jacob Ziegler, dove - sul tema del rapporto tra fecondità intellettuale e clima-- richiamavo la stretta implicazione fra antropologia e meteorologia, fra inclinazioni umane sul piano intellettuale e morale e ‹felicità› del clima, già nelle fonti antiche: cfr. Janni 1973. La ripresa del tema in Giovio è puntualmente verificabile: si veda Descriptio Britanniae, Scotiae, Hyberniae, et Orchadum, in Giovio 1984, 101 e 119 (già sottolineata da Chabod 1967, 340). Essa rivela nel medico Giovio una meditazione del nesso natura/ storia profonda e non occasionale. Prontera 1990, X X V n. 29 ricorda che ha radici in Herodotus, 7,102; 9,122 anche la riflessione di Bodin, «che la sterilità di un paese rende ingegnosi gli abitanti». Ad uno sguardo attento anch’essi mostrano mutamenti progettuali, incer‐ tezze, indizi di fretta, tracce d’errore. Degli Elogia dei letterati innanzitutto è mutato in corso d’opera il disegno complessivo. Il piano formulato in calce alla citata lettera a Marcello Cervini del 10 ottobre 1545, prevedeva quali termini di apertura e chiusura del libro (elogia I-CV) i profili di due letterati lato sensu tedeschi, rispettivamente Alberto Magno e Albert Pigghe. 63 Concepiti secondo un disegno che si apriva e si chiudeva nel segno della Germania e della sua nuova egemonia intellettuale, erano originariamente incardinati intorno al criterio d’inclusione dei soli letterati morti dei quali Giovio possedeva il ritratto. Può darsi vi abbiano giocato una ricerca di parallelismo sul piano ‹interno› (Alberto Magno e Albert Pigghe sono entrambi scienziati, e pensatori cristiani non conformisti), o aspetti di simmetria geografica od onomastica (entrambi originari di un territorio coincidente con la Germania, quale era intesa nella corografia antica: Pigghe infatti era olandese; ed entrambi di nome Alberto), 64 ma quell’inciso, «per buona sorte di Germania», ci porta immediatamente alla Peroratio degli Elogia dei letterati, a quella prima parte di essa che in forma unitaria svolge (non senza un moto di indignata vergogna già affiorante nell’elo‐ gium di Hector Boethius) 65 il tema della translatio studiorum dall’Italia alle terre settentrionali, ora feconde intellettualmente e non più solo tecnologicamente: e in particolare prelude al passo nel quale l’ascesa dell’Europa del Nord e la decadenza d’Italia, forse non irreversibile, appaiono inscritte - per un legame tra cultura e clima - in una arcana mutazione stellare. 66 Ma poi le cose bruscamente sono cambiate, e non si sbaglia fissando alla morte di Benedetto (3 agosto 1545) il punto di svolta. Con il passaggio del fratello dal novero dei letterati vivi a quello dei defunti e l’inclusione del suo elogium, Albert Pigghe (morto nel 1542) cessava di essere il termine recenziore della raccolta, e con ciò veniva 30 Franco Minonzio <?page no="31"?> 67 Giovio 1546, c. 67 r ; Giovio 2006, 309-311; Minonzio 2006, L X I X - L X X I ; Minonzio 2012b, 11-12. 68 Giovio 1546, cc. 67 r -67 v ; Giovio 2006, 310: cfr. Tarallo 2021, 32-33. 69 Giovio 1958, 29: restano i termini «e sono (scil. «i boni omini eccellenti morti») d’Alberto Magno fino ad Alberto Pighio». 70 Di questi 40 profili, 11 sono di intellettuali nati fuori d’Italia (Vergerio il Vecchio, Lefèvre d’Étaples, Sauermann, Boethius, Gaguin, Becichemo, Ziegler, de Brie, Reuchlin, Müller, Vives). Sia pure questo un criterio: ma il loro apporto al carattere europeo della sequenza elogia CVII-CXLVI discende dalla loro altissima statura intellettuale, mentre la dimensione europea degli elogiati italiani della serie consegue senz’altro dal riconoscimento di letterati quali Guarini, Martire, Marcello Virgilio, Calcagnini, Giustiniani, Polidoro Virgilio presso la società intellettuale d’oltralpe, e dalla loro presenza editoriale in questi mondi. 71 Vegio (Giovio 1546, c. 68 r ); Facio (Giovio 1546, c. 68 v ); Reuchlin (Giovio 1546, cc. 74 v -75 r ). 72 Polidoro Virgilio, nato intorno al 1470, morì poco dopo Giovio, nel 1555, mentre Iacob Ziegler, nato anch’egli nel 1470, morì nel 1549. 73 Come si dirà tra breve (cfr. infra) la decisione di abbandonare i termini (Alberto Magno-Albert Pigghe) che marcavano in senso cronologico il progetto originario, e a cadere anche la simmetria con Alberto Magno. 67 Qualche incertezza circa l’opportunità di chiudere comunque l’opera con l’elogium del fratello, senza ridisegnarne l’architettura, trovò sicuramente spazio, se gli epitaffi dell’elogium di Benedetto, scritti da Possevino e Serono, designano quell’elogio come ultima pars. 68 Del resto l’ipoteca della simmetria era forte, come prova l’iniziale mancata modificazione del progetto nella citata lettera al Cervini del 10 ottobre 1545, nonostante Benedetto fosse già morto da alcuni mesi. 69 Con l’inclusione di un profilo che costringeva a forzare i termini prefissati, il disegno poteva allargarsi, e s’è di fatto allargato, con gli elogia CVII-CXLVI, di maggiore respiro europeo (gruppo che, per questo motivo, non mi azzarderei a chiamare ‹appendice›), 70 a comprendere anche in questo caso intellettuali di valore morti da tempo dei quali Giovio non possedeva il ritratto. E poiché la loro inclusione è avvenuta sotto il segno dell’urgenza, gli elogia di questi ultimi personaggi sono di norma assai più brevi, per lo più scevri da tagliente aneddotica, privi oltre che del ritratto anche di epitaffio (con le eccezioni di Maffeo Vegio, Bartolomeo Facio e di Johann Reuchlin, quest’ultimo notevole perché di scherno verso il nemico Hochstraten), 71 e sempre in forza di un intervento necessitatis causa, tra di essi Giovio finisce per comprendere anche un paio che morti non erano (Polidoro Virgilio e Iacob Ziegler). 72 Ad una conclusione prevista all’altezza dell’elogium CV (Albert Pigghe) corrispondeva una Peroratio tutta centrata sul mondo germanico. Saltato il vincolo originario, dopo aver deciso di continuare a scrivere altri quaranta elogia, Giovio si sarebbe risolto ad ampliare la Peroratio, allargando ulteriormente le frontiere intellettuali dell’Europa ad est, a sud, ad un nord non germanico. 73 Tra la princeps degli Elogia dei letterati (1546) e quella Gli Elogia gioviani come sistema dinamico 31 <?page no="32"?> di estendere la Peroratio oltre i confini del mondo germanico, ha comportato due conseguenze: la suddivisione della Peroratio (mondo germanico-mondo culturale eu‐ ropeo) e di quest’ultima parte l’ulteriore suddivisione prodotta dall’elenco dei diciotto intellettuali viventi dei quali Giovio possiede il ritratto. La frettolosità emerge da ciò, che queste tre parti, obiettivamente diverse, sono tutte comprese sotto l’unica etichetta Peroratio, anche se in Elogia 1546 lo spazio bianco soccorre nel compartirle. 74 Minonzio 2006, L X X I I . In una traiettoria esistenziale assimilabile ad una linea spezzata, la relazione dei letterati con i rapporti di forze della società assume sovente la forma di un’irruzione di segno distruttivo (non nella misura del De litteratorum infelicitate di Pierio Valeriano), e anche questo può spiegare la rarefazione del tracciato biografico nei primi Elogia. 75 La serie delle oscillazioni della posizione gioviana sul primato della parola rispetto all’immagine o, se si vuole, sull’opportunità che il testo (nel caso, degli Elogia) fosse affiancato dalle figure, potrebbe essere così sintetizzata: (1537), Larius: parola; (1544), lettera a Daniele Barbaro [Ex Urbe, 5 Decembris]: immagine; (1546), dedicatoria degli Elogia ad Ottavio Farnese: parola; (1548), lettera ad Anton Francesco Doni [Di Roma, alli 14 di settembre]: immagine; (1549), lettera a Cosimo I de’ Medici [Di Roma, il 18 di gennaio]: parola. Oscillazioni alle quali pone termine la recisa posizione del Duca di Firenze, dapprima possibilista ma poi contrario, senza averne in realtà compreso il progetto, ma solo preoccupato che l’intrapresa di una edizione illustrata degli Elogia degli uomini d’arme non nuocesse al completamento e alla pubblicazione delle Historiae. Cfr. anche Maffei 2007a, 26 n. 82. 76 Giovio 1958, 132. 77 Una linea di sviluppo dell’ekphrasis tra le fonti antiche si ricava da Gahtan/ Pegazzano 2015 a, da Gahtan/ Pegazzano 2015b, in particolare 14-16; Prioux 2015, in particolare 67, 69, 71; Bounia 2015, 89; Lazzeretti 2015, 94; Bassett 2015, 150-151. Si veda inoltre Gahtan 2014c. Sull’ecfrasi gioviana fondamentali: Maffei 1998, 15-29; Giovio 1999a, 154-170, degli Elogia degli uomini d’arme (1551), intervengono poi vistosi mutamenti nella forma-elogium, dei quali, pur in parte estranei al nostro tema, occorre render conto brevemente. Superando la separatezza, o la incerta organicità, dell’intellettuale rispetto alla sfera della politica e lato sensu della storia, sepa‐ ratezza dalla quale - peraltro - sembra derivare la discontinuità narrativa nei primi Elogia, 74 nei secondi l’impianto diacronico diviene dominante, e l’elogium può assumere una narratività più estesa e continua. Chiudendo una lunga oscillazione sulla rispettiva superiorità della parola o dell’immagine, 75 la lettera a Cosimo I del 18 gennaio 1549, con la definitiva opzione per la sola fruizione del testo («la vaghezza di tante varietà de visi d’uomini grandi porterà gran piacere agli occhi di chi li vedrà al Museo») 76 riafferma la funzione del ritratto come complemento documentario, ed apre così la strada all’adozione programmatica della tecnica dell’ekphrasis, descrizione retorica del ritratto che muove dai caratteri fisici alle qualità morali, forse all’inizio preordinata in vista di una edizione illustrata di questi secondi Elogia, ma poi divenuta l’unica che poteva attenuare nel lettore il rimpianto della mancata visione del ritratto. 77 Alle mutate 32 Franco Minonzio <?page no="33"?> 311-330; Maffei 2005, 227-268. Maffei si era già occupata dell’ekphrasis nell’antichità: Lucianus 1994. 78 Minonzio 2012b, 14-18. 79 Giovio 2006, 380-383, 383-388 nn. 1-26. Sulla presenza editoriale di Giovio nel mondo germanico, cfr. infra, n. 84. Due ulteriori aggiunte in forma indiretta: Giovio 1547; Giovio 1872. 80 Giovio 1546, cc. 77 r -80 r ; Giovio 2006, 389-396, 396-420 nn. 1-32. 81 Il Ciceronianus sive de optimo genere dicendi uscì a Basilea, presso Andrea Cratander, nel 1528, che mi è comodo citare da Erasmus 1530, 224-435. Ad un confronto con la Peroratio gioviana interessano le pagine che compongono un vasto quadro intellettuale: il quale, muovendo (365-377) dall’umanesimo quattrocentesco in Italia (Biondo, Tortelli, Filelfo, Poliziano, Codro, Trapezunzio, Merula, Musuro, per citare solo alcuni) approda ad uno scenario realmente europeo (377-395), includendo nomi da Giovio compresi sia tra gli elogiati che nella Peroratio: Ruel (380), Brixius (381), Grocyn e Linacre (382), Pace e Moro (383), Latimer e Pole (384), Reuchlin e Melantone (390), Willibald e Zasio (391), Nebrija (393), Vives (394), Sepúlveda (395), fino all’ironico epilogo (395). dimensioni dell’elogium corrisponde la mutata dimensione numerica e quanti‐ tativa dei carmina. L’accrescimento dimensionale del testo lirico, in qualche caso elefantiaco, sembra condividere, con l’incremento della misura media dell’elogium, la fiducia nelle possibilità della parola. 78 Dunque dal testo lirico come testimonianza di epigrafica essenzialità, al testo lirico come contributo celebrativo all’immagine del biografato. Quanto alla Peroratio degli Elogia dei letterati, la nuova strutturazione del testo ha comportato una suddivisione in due parti, non senza i segni di una diversione brusca: la prima parte, riflesso del progetto originario, introduce nomi di grande rilievo nella cultura in senso lato tedesca (tra i quali Oecolampadius, Zwingli, Pirckheimer, Beatus Rhenanus, Camerarius, Copernico), 79 la seconda - redatta dopo aver deciso l’allargamento - dichiara l’intento di far seguire un secondo volume dedicato ai viventi, dei quali offre un anticipo presentando i ritratti già raccolti in nostro conclavi immortalibus dicato: 80 un elenco di diciotto nomi di intellettuali, viventi ma con ritratto al Museo, che divide ulteriormente in due - con innegabile effetto di estraniazione - la seconda parte della Peroratio. Di questo testo, considerato nel suo insieme, già s’è detto che è pervaso dalla coscienza del declino degli studi classici ed ebraistici in Italia e dal contestuale riconoscimento della loro fioritura in paesi d’area tedesca. Consapevolezza diffusa nel mondo intellettuale italiano, anche come riflesso della battaglia accesa dal Ciceronianus di Erasmo 81 che, contenendo un’aggiornata rassegna dei letterati d’oltralpe, per più versi simile a quella gioviana, irradiava il senso di una ricerca in atto altrove rigogliosa: una crisi della quale Giovio poteva misurare l’effettività dalla prospettiva della sua stessa disciplina. Di trenta intellettuali di formazione medico-naturalistica Gli Elogia gioviani come sistema dinamico 33 <?page no="34"?> 82 Minonzio 2002b, coincide con il saggio Profili di medici negli Elogia gioviani, 217-666. 83 Ibidem, 408-496, 512-528, 540-557, 568-572, 575-590, 605-617. 84 Ibidem, 529-540. Oltre alla bibliografia in nota, Elogia 2006, 237-238 n. 1, su Mainardi cfr. Mugnai Carrara 2013, 363-381; sui rapporti con Erasmo, Minonzio 2007c, 78 n. 124; su Cop, cfr. Bacalexi 2009; su Ruel, cfr. Krivatsy 1973, 131. 85 Dopo l’editio princeps: Giovio 1524 (v’è una la seconda del 1527), le edizioni in serrata continuità prodotte nel mondo di lingua e cultura tedesca sono le seguenti: Giovio 1528; Giovio 1530; Giovio 1531; Giovio 1534. Sul De romanis piscibus si vedano i miei saggi: Minonzio 1989; Minonzio 1993; Minonzio 2002a, 33-70, 71-108; Minonzio 2007b; Minonzio 2012d. 86 Giovio 1532a. 87 Giovio 1537a; Giovio 1537b; Giovio 1538a; Giovio 1538b; Giovio 1539. Dell’opera si veda l’edizione moderna: Giovio 2005. 88 Giovio 1538c. 89 Giovio 1538d; Giovio 1539. 90 Minonzio 2002b, 240-308. studiati nel vol. II dei miei Studi gioviani, 82 otto sono i medici non italiani. L’impressione che siano minoranza è subito contraddetta dal rilevo che tutti sono fioriti nella prima metà del ’500, mentre nello stesso periodo, eccetto tre (Della Torre, Mainardi e il longevo Leoniceno) gli altri italiani viventi in quel periodo sono tutti medici di complemento, dediti ad altre carriere. 83 Nessuno, salvo Mainardi, che potesse misurarsi filologicamente con la medicina greca al pari di Linacre, nessuno le cui indagini naturalistiche potessero stare all’altezza di quelle di Cop o di Ruel. 84 Le relazioni di Giovio con il mondo di lingua e cultura tedesca non attesero la metà degli anni ’40 per rivelarsi. Tempestiva era stata la ricezione del De romanis piscibus: poco dopo la seconda edizione (1527) e prima del 1534 uscirono in quell’area quattro edizioni, una più importante dell’altra. 85 Altrettanto tempestiva presso il mondo riformato era stata la ricezione del Comentario de le cose de’ Turchi, 86 volto in latino dall’eterodosso Francesco Negri, la cui traduzione vide quattro volte la luce in Germania tra il 1537 e il 1539: 87 nel 1538, inoltre, apparve una traduzione in tedesco accompagnata da una prefazione di Melantone e da una epistola di Lutero contro i Turchi, 88 né si può ignorare la coeva (1538) edizione parigina, replicata il successivo 1539, della traduzione del Negri da parte di un tipografo riformatore quale Robert Estienne, quello stesso che di Giovio avrebbe pubblicato, nel 1549, la prima edizione delle Vite dei dodici Visconti. 89 Un discorso complesso, in larga misura indiziario, quello dei suoi rapporti con il mondo riformato, non percorribile in questa sede. Mi basterà dire, tornando a quell’elenco di diciotto nomi, che in questa sequenza figurano exempli gratia Pietro Bembo e Iacopo Sadoleto, Marcantonio Flaminio e Reginald Pole, Onorato Fascitelli e Basilio Zanchi (per non parlare dell’inclusione di Melantone). 90 Non è chi non veda, in questo remoto 34 Franco Minonzio <?page no="35"?> 91 Al di là degli editori tedeschi degli scritti di Giovio cui s’è accennato, e dei quali è nota la prossimità alla Riforma (Froben, Cammerlander, Hervag, Rihel, Clug, Steels), è degno di nota l’analoga propensione ideologico-religiosa degli stampatori di scritti gioviani in terra di Francia: i fratelli Langelier (Giovio 1538b), legati all’ambiente evangelico parigino che stampano molti testi di profumo eterodosso negli anni 1535-1545, mentre Robert Estienne, «filologo distinto e convinto novatore» (Lucien Febvre), futuro editore anche delle gioviane Vitae duodecim Vicecomitum (Giovio 1549), nel 1550 passò apertamente nel campo della Riforma, e morì a Ginevra nel 1559. La posizione di Giovio, antiluterano e antiteatino, può essere efficacemente espressa dalla lettera di Giovio al cardinale Alessandro Farnese [Dal Museo, 16 luglio 1540], in Giovio 1956, 247-248. 92 Recensendo in presa diretta (Contini 1937) il volume curato da Santorre Debenedetti I frammenti autografi dell’«Orlando Furioso» (Debenedetti 1937) Gianfranco Contini of‐ friva la prima dimostrazione delle potenzialità filologiche e critiche di una ricostruzione del processo elaborativo di un testo che si fondasse su redazioni antecedenti il passaggio in tipografia: quello che in seguito sarebbe divenuto compiutamente un metodo, la ‹critica delle varianti›. Con quella recensione, in modo quasi paradossale, il giovane Contini esprimeva la convinzione di una «esatta concordanza dei risultati ottenuti per quella via tutta nuova con la formula dell’‹armonia› ariostesca felicemente espressa dalla critica caratterizzante di Croce» (Isella 1999, 4). L’equivoco non era destinato a durare, e dieci anni più tardi la sprezzante nota del filosofo (Croce 1947) e la replica ironica di Contini (Contini 1948), venivamo a ristabilire il reale stato delle cose. La critica delle varianti di Contini dalla sua cattedra di Friburgo presto si diffuse in Italia trovando terreno fertile nella scuola filologica pavese: Dante Isella, Cesare Segre, Franco Gavazzeni, Luigi Poma, Cesare Bozzetti, e più recentemente Simone Albonico, Paola Italia, Giulia Raboni. Per un quadro d’insieme della disciplina, cfr. Isella 2009. 93 Italia/ Raboni 2010, 10. allievo di Pomponazzi, un prevalente orientamento di apertura intellettuale verso quella galassia di pensatori non conformisti, filo-spirituali, ma in qualche caso esplicitamente eterodossi, la più parte di essi condividendo con Giovio ostilità verso fanatici e fanatismi, e l’ipocrisia di teatini e abstrati. 91 Vengo all’ultimo punto, la diacronia testuale che consente di parlare degli Elogia come testo in fieri, e dunque anche sotto questo aspetto come ‹sistema dinamico›. La filologia d’autore e la critica delle varianti, che ne costituisce l’applicazione, oggi non richiedono giustificazione preliminare, 92 come «sallo in Campagnatico ogni fante», direbbe l’Alighieri (Dante, Purgatorio 11,65-66). Forse tuttavia può essere utile qui una breve premessa. Entrambe studiano l’iter compositivo e correttorio di un testo, prendendo in esame le varianti introdotte dall’autore su un manoscritto o su una stampa, di volta in volta nelle fasi di elaborazione o di rifacimento. La filologia d’autore si occupa di fornire una rappresentazione di varianti e correzioni di quel testo in fieri, la critica delle varianti si occupa di interpretare tale rappresentazione. 93 Il significato di questa disciplina, che integra e non certo sostituisce la filologia della copia, è di indagare la vita dialettica di un testo, documentare i percorsi ideativi, anche i tentativi poi Gli Elogia gioviani come sistema dinamico 35 <?page no="36"?> 94 Isella 2009, 7-28, 29-50. 95 Como, SSC, Fondo Aliati, 28.7: codice cart. (mm. 334 x 234), sec. XVI, cc. 1 r -95 v (in realtà solo 89: cfr. infra), prive di numerazione antica, con doppia numerazione moderna in matita, per carte (1 r -95 v ) e per pagine (44-176, a partire da c. 22 v ). La discrepanza nel numero delle carte, evidente anche scorrendo la analitica regestazione del contenuto in Noseda-Sibilia 1983, 21-23, si spiega con l’assenza di cc. 58, 69, 70, 71, 73, 81, 82 tagliate, forse già in età antica: inoltre si deve computare, come c. 96 un frammento sciolto: cfr. Minonzio 2022, 256; Minonzio 2012c, 243-244, 258-263. 96 Il mio volume di filologia gioviana, di prossima pubblicazione, si è occupato del codice Fondo Aliati 28.7 nella sua totalità, senza peraltro escludere testi apparentemente non pertinenti agli abbozzi degli Elogia. L’utilizzo che di questo codice ha fatto Meregazzi in Giovio 1972 si è limitato ad uno spoglio parziale, in un registro separato rispetto alla lezione di Giovio 1546, delle più estese varianti che il codice presenta, del tutto indifferente all’intento di ricostruire, o perlomeno evidenziare, la dinamica compositiva del testo: al più la lezione di Fondo Aliati 28.7 gli è servita a ripristinare una lezione che nel passaggio alla stampa è caduta o è risultata oscurata. Sui limiti di questa edizione, cfr. Minonzio 2002c, 66-70: rilievi in parte coincidenti con quelli di Carlo Caruso in Giovio 1999b. 97 La maggior parte degli abbozzi presenti nel codice non è integrata da epitaffio, e - alla luce del confronto con Giovio 1546 - tale assenza coinvolge spesso anche il periodo conclusivo dell’abbozzo, il quale lo prefigura e funge da preludio ad esso. Non è infrequente che epitaffi presenti in Aliati 28.7 come incerti auctoris siano lasciati cadere nel passaggio a Giovio 1546: talora in Aliati 28.7 quando manca l’epitaffio sono tuttavia presenti indicazioni su di esso («lasciare spatio») e sull’ordine di successione; e quand’anche in Aliati 28.7 l’epitaffio fosse già presente, l’esito non è scontato: esso può passare a Giovio 1546, oppure cadere ed essere sostituito da altro (o da altri). 98 Italia/ Raboni 2010, 30-32 e, per una più vasta trattazione di casi intricati di filologia d’autore, cfr. Isella 2009, 29-44, che produce i tre casi delle Rime varie di Parini (45-48), delle prime stesure dei Promessi sposi (48-50), e con lo sviluppo in un saggio separato (51-114), delle Rime amorose di Tasso. Ricostruendo l’intarsio delle scelte di Giovio, di lezioni abbandonati, riconoscere le prime fasi dei mutamenti di prospettiva. 94 Quello degli Elogia dei letterati è quasi un caso di scuola di un testo in fieri, documentato da un solo codice, autografo e idiografo insieme. È tramandato infatti, Como, SSC, Fondo Aliati, 28.7, 95 uno zibaldone cartaceo che contiene - insieme ad altri e diversi materiali, in un ordine non immediatamente perspicuo - 107 abbozzi, autografi o con correzioni autografe, di elogia poi passati a stampa nell’edizione veneziana del 1546. È un codice di fondamentale importanza per una filologia gioviana della quale si avverte da tempo la necessità e l’urgenza. 96 Interessante è ad esempio la varia fenomenologia del rapporto tra il testo e l’epitaffio, ed anzi l’epitaffio costituisce l’aspetto più vistoso nella transizione dagli abbozzi alla princeps Giovio 1546. 97 Sul piano interno, buona parte del lavoro è qui consistito nel tentativo di individuare, entro il singolo elogio, la metodologia correttoria seguita da Giovio: ad esempio quella di un’estensione a posteriori del periodo, o quella dello sviluppo, a partire da un enunciato base, di implicazioni logiche che si sfrangiano in nuovi segmenti. 98 Ho descritto nel 36 Franco Minonzio <?page no="37"?> accettate o rifiutate (di cancellazioni, recuperi, pentimenti), di interventi non attestati dal codice ma registrati dall’editio princeps, sono emersi dati interessanti, sia sulle forme individuabili della composizione, sia sulle figure di sostituzione, cioè quali siano gli schemi linguistico-retorici (frequenza di ipallage, endiadi, chiasmi) o storico-biografici, a dettare gli interventi di innovazione, sia sulla metodologia correttoria seguita da Giovio. 99 Minonzio 2022, 252-253. 100 Alcune esplicite ricerche di informazioni sono attestate dall’epistolario: Giovio 1956 e Giovio 1958: lo provano la presenza di informazioni in Giovio 1546 assenti in Aliati 28.7, o in quest’ultimo interventi testuali di sostituzione altrimenti difficilmente interpretabili: c. 99 v (Lorenzo Valla); c. 26 v (Andrea Matteo Acquaviva); c. 55 v (Vives); c. 63 r (Agricola). 101 Il confronto con Giovio 1546 postula l’esistenza di una copia in chiaro, sulla quale possono essere stati portati interventi emendatori a due livelli: nel passaggio da Aliati 28.7 alla copia a disposizione del compositore, oppure nelle bozze di stampa di Giovio 1546. 102 Aliati 28.7, c. 32 v (righe 27): autografo gioviano, con correzioni pur’esse di mano gioviana, che introduco tra ‹[…]›: in forma analoga produco le varianti presentate da Giovio 1546. Intervengo parcamente sull’interpunzione. La versione definitiva presente in Giovio 1546 è tradotta in Giovio 2006, 206-207. saggio su Giovio negli Autografi dei letterati italiani, vol. III, l’abituale metodica di correzione praticata nelle Historiae e in certa misura nel Dialogus. 99 Essa, nel caso degli Elogia, poco ci soccorre. Giovio non aveva bisogno di integrare nel suo testo giudizi esterni (informazioni sì, che spesso sollecita nelle lettere): 100 poi dell’autografo, spesso sfigurato da emendazioni e integrazioni, commissiona ad un amanuense una copia in chiaro (sulla quale interviene ulteriormente). Poiché in tipografia dovette passare una copia passabilmente leggibile, il codice Aliati 28.7 documenta uno stadio avanzato, ma non in ogni aspetto definitivo, 101 del movimento correttorio. Non vorrei qui dilungarmi su risvolti teorici di questo studio e passo piuttosto a qualche esemplificazione: limiti di spazio forzano a produrre solo in un caso il testo dell’abbozzo, negli altri solo la citazione delle parti oggetto di discussione. È di Pietro Pomponazzi l’elogium del quale offro il testo integrale dell’abbozzo, 102 soggetto a correzioni plurime in codice Aliati 28.7, ma poi ulteriormente sottoposto a interventi nel passaggio all’edizione 1546: Petrus Pomponatius / - Petrus Pomponatius, Mantuanus, in philosophia praeceptor meus / inter Peripate‐ ticos illustres primum suggestus locum obtinuit. Enarrabat / enim Aristotelem simul ac Averroem suavi et praeclara voce, elocutione / autem emendata et leni quum proponeret, volubili et concitata quum / infringeret; porro cum diffiniret atque decer‐ neret adeo gravi / sedataque, ut auditores, in subsellis scriptitando, explicatas senten‐ tias / notis exciperent. At in coronis consessuque doctorum, quum / exercitatione pe‐ rutili ad praetoriam [r.9: praetorum cod.] porticum disputaretur, ita mirus / evadebat, Gli Elogia gioviani come sistema dinamico 37 <?page no="38"?> 103 Pomponazzi 1516. 104 Aliati 28.7, c. 32 v (rr. 16-18): edito scilicet volumine, / quo intellectum hominis tamquam bruti post mortem interiturum, ex / sententia Aristotelis, probare nitebatur. 105 Aliati 28.7, c. 32 v (rr. 14-21). ut saepe ancipiti et cornuto Achillini enthymemate [r. 10: entimemate cod.] / circum‐ ventus, superfuso facetiarum sale, adversarii impetum, ex illis / gyris [r.12: post gyris delet. explicatis] et meandris explicatus, eluderet. Erat pusilla / admodum sed quadrata corporis statura, capite nulla ex parte enormi vel [r. 13: aut ante corr.] / insulso, utpote oculis ad omnes animi habitus aptissime paratis / et intentis. Exorto bello veneto, post Achillini mortem, Bononiae / professus est; ubi cucullatos sacerdotes contra se in caput [r. 15: delet. in caput vehementer, insert. inter lineas contra se, rescript. in caput] / et nominis famam vehementissime concitavit, edito scilicet volu‐ mine, / quo animas [r. 18: delet. intellectum hominis tamquam bruti] post corporis [r. 18: insert. inter lineas corporis ] mortem interituras, ex / sententia Aristotelis, probare nitebatur, secutus Aphrodisei placita,/ cuius dogmate ad corrumpendam iuventutem dissolvendamque Christianae / vitae disciplinam nihil [r. 21: nihil insert. inter lineas] pestilentius induci potuit [r. 21: potuerit cod. (induci potest ante corr)]: / quanquam in exemplo dudum [r. 23: dudum insert. inter lineas] fuisset qui pariter scriptis assen‐ tiretur, vir sanctissimus atque doctissimus, / Thomas Caietanus Cardinalis. / Scripsit etiam De fato et De incantationibus occulta [r. 22: occulta insert. inter lineas] pote‐ state. / Sexagesimo autem tertio aetatis anno stranguria [r. 24: ante corr. ex calculo; Elogia 1546: stranguria oborta] Bononiae fato functus est: / relatusque inde Mantuam, aeneum [Elogia 1546: nobile] sepulchrum, Herculis Gonzagae / Cardinalis erga vicem et magistrum pietate [Elogia 1546: liberali pietate], / promeruit. Le varianti più significative, e certo più numerose, in codice Aliati 28.7 si appuntano sulle tangenze teoretiche che definivano la posizione di Pomponazzi, e sui suoi scritti, soprattutto sul trattato De immortalitate animae. 103 Trent’anni dopo l’uscita di quel libro sulfureo l’immagine che ne dà Giovio riflette una in‐ terpretazione vulgata, che ne certifica, se non l’ateismo, perlomeno l’incredulità. Se tuttavia in prima redazione l’abbozzo era parso travalicarla: pubblicato un volume nel quale si sforzava di dimostrare, sulla base della dottrina di Aristotele, che l’intelletto dell’uomo, al pari di quello di un bruto, scompare dopo la morte, 104 gli interventi portati su di esso avvicinano il compendio dell’opera ad una più neutra definizione: cassato intellectum hominis tamquam bruti; il più puntuale animas prende il posto di intellectum; l’inserto di corporis individua di quale mors si tratti. 105 Funzionale all’intento di stornare dal Peretto l’accusa più pesante è l’argomento che Giovio utilizza, e che passa in editio princeps, che la sua 38 Franco Minonzio <?page no="39"?> 106 Aliati 28.7, c. 32 v : quanquam in exemplo dudum [r. 23: dudum insert. inter lineas] fuisset qui pariter scriptis assentiretur, vir sanctissimus atque doctissimus, / Thomas Caietanus Cardinalis. 107 Zambelli 1991, 242; Zambelli 1994; Minonzio 2002b, 516-517. 108 Zambelli 1991, 242. 109 Aliati 28.7, c. 88 v (rr. 24) - 89 r (rr.7): non autografo con correzioni autografe, ma aggiunta autografa c. 89 r (rr. 2-7): manca l’epitaffio. Inter graeca opera latinitate donata / Xe‐ nophontis Paedia Cyri, et ex Plutarcho aliquot heroum vitae, / et demum Hippocrates [Herodotus ante corr.] non ita probantur a Graecis quam a Latinis / perleguntur. 110 L’errore non è certo lapsus d’occhio o di orecchio del copista: ma la correzione è frutto di accurata informazione. 111 Paris, BNF, lat. 7023, datato 1444: Hippocratis, liber de flatibus; liber de passionibus. 112 Aliati 28.7, c. 24 v (autografo con correzioni autografe; rr. 28). teoria non è diversa da quella predicata, anche e soprattutto in tempi recenti, dall’illustre teologo Tommaso De Vio, il Caetano: […] benché vi fosse stato poco tempo prima [la variante dudum è inserita in interlinea] il precedente di Tommaso Caietano de Vio, uomo di straordinaria santità e virtù, che negli scritti sposò la medesima opinione. 106 Fedeltà incondizionata di discepolo? Difficile credervi: formulando una difesa di Pomponazzi, Giovio sapeva bene di cosa si stesse parlando; non gli è sfuggita la connessione fortissima tra il Tractatus de immortalitate animae e le sole opere che cita, tra quelle maggiori del Peretto, il De incantationibus e il De fato, che, come indicò Paola Zambelli, 107 dimostrano nell’ordine in cui si succede la loro pubblicazione, uno sviluppo coerente: dopo l’immortalità, Pomponazzi smonta il sistema del demonio, ovunque superfluo, per denunciare le aporie insolubili che il libero arbitrio incontra in un cosmo aristotelico. 108 Importante, nell’abbozzo dell’elogium di Francesco Filelfo è la correzione ad un passo sulla sua attività di traduttore di autori antichi: Tra le opere greche tradotte in latino, la Ciropedia di Senofonte, alcune vite di uomini illustri di Plutarco, e infine la traduzione di Ippocrate, non sono amate dai Greci quanto lo sono ai Latini. 109 In Aliati 28.7, dopo et demum vi era Herodotus, cassato e sostituito da Hippo‐ crates, che resta in 1546. 110 Non esiste traduzione erodotea di Filelfo sicché l’emendazione è corretta, ma non sono note a stampa opere ippocratiche tradotte da Filelfo. Giovio tuttavia non inventava. Traduzioni filelfiane di Ippocrate, dedicate a Filippo Maria Visconti, esistono, mai passate a stampa, in un codice membranaceo parigino. 111 Gli interventi in Aliati 28.7 sull’abbozzo dell’elogium di Agostino Nifo, 112 affidati a singoli sintagmi, sono tutti finalizzati ad una più scrupolosa ed esatta Gli Elogia gioviani come sistema dinamico 39 <?page no="40"?> 113 Aliati 28.7, c. 24 v . La registrazione delle varianti in Meregazzi (Giovio 1972, 209) nel caso di Nifo anche incompleta (non registrati vel e finem) è puramente meccanica: il valore della correzione demum è precipuamente storico. 114 Dionisotti 1980, 131. 115 Aliati, 28.7, cc. 72 r -74 r (rispettivamente rr. 23; 24; 5): non autografo con correzioni autografe: ma c. 73 è stata tagliata, e restano a c. 74 r righe autografe ma cassate: cassato anche, in fine, il titoletto M. Antonij Flaminij non seguito dal carme che figura in c. 73 v : più diffusamente, credo, ne parlerà il Dott. Alex Seidl nella sua relazione. espressività, trattandosi di un profilo di pensatore non facile da inquadrare, ma ancor di più da affrontare in chiave critica. Un solo esempio: Nel passo Parto demum otio obrepenteque podagra (Quando alla fine raggiunse una condizione di tranquillità e la gotta lo colpiva con attacchi improvvisi) , in Aliati 28.7, tra parto e otio si registra la sostituzione di demum in luogo di autem. 113 Anch’essa ha un valore espressivo, poiché demum (alla fine), preludendo alla pubblicazione di piccoli trattati di morale, marca una svolta effettiva nella carriera di Nifo: a quel mutamento della sua opera in direzione «discorsiva piuttosto che dialettica, morale e politica piuttosto che fisica e metafisica», come osservava Dionisotti, 114 a inaugurare dopo la chiamata a Pisa un nuovo clima teoretico bene riassumibile nella Dialectica ludicra (Florentiae, per heredes Philippi Iuncte, 1520). Vorrei concludere con un passo che nell’abbozzo in Aliati 28.7 chiude l’elogium di Savonarola: Utramque autem pii atque impii nominis famam / cumulate promeruit, ut contrariis duobus cenotaphiis [coenotaphiis ante corr.] ostenditur. - Marci Antonii Flaminii - Dum fera flamma tuos, Hyeronime, pascitur artus / Religio sanctas dilanita comas / Flevit. Et «O» dixit «crudele parcite flammae / Parcite, sunt isto viscera nostra rogo». - Incerti AUTHORIS - Frater Hieronymus Savonarola Divi Dominici non / flamen pius, sed flamma impia, inauspicatae [ms. -a] garrulitatis concionator, / postquam praestigijs sanctimoniae Florentiam diu delusit strangulatus / et [add. in marg. sin.] combustus nequissimis [del. nequissima] umbris victima corruit. Viator / quisquis es, tanquam canis aegiptius, legens fugito. Namque sub nocen / tissimo cinere, praesentissimum [del. virus] latitat vesanum [vesanum add. in marg. dext.]. 115 40 Franco Minonzio <?page no="41"?> 116 L’epitaffio, con qualche variante, è trascritto in Horawitz 1875, 37-38. L’epitaffio scritto da Flamininio, inalterato nel passaggio da Aliati 28.7 a Giovio 1546, è tradotto in Giovio 2006, 128. 117 Il testo dell’elogium in Giovio 1546 coincide con quello dell’abbozzo in Aliati, 28.7, sul quale si limita a portare parcissimi interventi, per lo più allo scopo di evitare ripetizioni. Dunque il giudizio morale su Savonarola non è cambiato, e non possiamo non notare quanto l’eptaffio incerti autoris lo rifletta compiutamente. 118 Non si può omettere di segnalare la gravità di quanto scrive Meregazzi (Giovio 1972, 181): «Il Giovio, per uno scrupolo morale che gli fa onore […], non ha poi pubblicato l’epitaffio offensivo che invece appare integralmente nel manoscritto. Anche noi rispettiamo la sua volontà.» Chi trascrive le varianti da un codice di abbozzi deve attenersi alle varianti, mentre la differenza che l’edizione fa segnare rispetto al codice di abbozzi è già di per sé una evidenza di una diversa volontà d’autore. Pregiudizi d’ordine morale inoltre non dovrebbero motivare scelte filologiche. L’attenuazione gioviana non scalfisce la durezza del giudizio, del quale si tratta di individuare la ratio. Giovio, in dissidio con sé stesso nel giudicare l’operato del domenicano, lascia qui, in Aliati 28.7, traccia di una originaria, durissima, formulazione. Nell’ab‐ bozzo Giovio (c. 72 r ) fa precedere due epitaffi, uno di Marcantonio Flaminio (confermato nella princeps) ed uno incerti autoris (lasciato cadere nella princeps), dalle righe citate poc’anzi in latino: «Largamente si meritò l’una e l’altra reputazione, come mostrano questi due cenotafi». 116 L’epitaffio incerti auctoris recita così: Girolamo Savonarola, frate (dell’ordine) domenicano, non flamine pio, ma fiamma empia (non flamen pius, sed flamma impia), arringatore di malaugurata loquacità, dopo che si fece beffe di Firenze con una ingannevole finzione di santità (praestigijs sanctimoniae), strangolato e bruciato stramazzò vittima immolata alle ombre dei più cattivi. Viandante, chiunque tu sia, come un cane egizio, una volta letto, vedi di fuggire. Sotto ceneri funestissime si cela una potentissima [cassato: virus, veleno] follia (latitat vesanum). 117 Nell’edizione 1546 riscrive in questo modo la presentazione dell’unico epitaffio conservato: Si sarebbe ampiamente meritato la duplice fama di uomo religioso ed empio, se decidessi a prestar fede a due cenotafi di valore opposto. Ma è l’onesto pudore a vietare di menzionare uno dei due (sed alterum, quod lividus effudit, honestus supprimet pudor), scritto com’è da un autore venato d’odio, per non tormentare, anche con il marchio bruciante di versi eterni, al di là del dolore per il supplizio subito, lo spirito di un uomo forse innocente (insontis fortasse viri). 118 Un bilancio spinto fino a ipotizzarne l’innocenza: più equilibrato, ma forse non del tutto sincero. L’abbozzo mette in evidenza che tutt’altro era il giudizio di Gli Elogia gioviani come sistema dinamico 41 <?page no="42"?> 119 Machiavelli 1995, 36-37: «tutti e’ profeti armati vinsono ed e’ disarmati ruinorno» (Il Principe 6,23). 120 L’insofferenza di Giovio verso il fanatismo religioso, che s’appunta in egual misura contro i teatini di Giampiero Carafa e l’oltranzismo luterano, non poteva lasciare fuori dal conto, per la commistione tra religione e politica, la figura di fra’ Girolamo da Ferrara. Tuttavia, a parte questo elogium, il testo che più puntualmente stigmatizza l’operato di Savonarola (indignum Christianae doctrinae nomine) è un passo degli Epitomata che compendiano i perduti libri V-X di Giovio 1550: si legga in Giovio 1957, 171. Poche le tracce della presenza di Savonarola in epistolario: al di là di una lettera (Ex Florentia, 28 Augusti 1521) a Mario Equicola (Giovio 1956, 92), nella quale Giovio dichiara di possederne il ritratto, restano due sole testimonianza, sottilmente ironiche in tema d’astrologia, ma inidonee ad un meditato giudizio storico: una lettera (Di Roma, il dì 17 settembre 1536) ad Annibale Raimondi (Giovio 1956, 187-188, qui 188) e una lettera (Di Pisa, il 30 di gennaio 1552) a Girolamo Angleria (Giovio 1958, 217-218). Ma proprio questa lettera, poche righe sopra ferocemente sprezzante verso il fanatismo di Giovanfrancesco Pico, offre la chiave per intendere l’esecrazione che anima l’elogium di Savonarola nella redazione originaria, attestata da Aliati 28.7. Fervente seguace di Savonarola, Giovanfrancesco Pico esemplifica agli occhi di Giovio un integralismo superstizioso, che piega alle esigenze di un dogmatismo fideistico lo scetticismo di Sesto Empirico, centrato al contrario sulla critica del dogmatismo, e orchestrò di persona i processi per presunta stregoneria (1522-1525) che mandarono al rogo dieci innocenti. E proprio l’inquisitore Leandro Alberti, savonaroliano ancorché ‹moderato› (Herzig 2007, 81-95), è da Giovio ricollegato, in una frase lapidaria e tagliente, ai fatti della Mirandola, al volgarizzamento dell’abominevole libretto della Strix con il quale Pico tentò una giustificazione a posteriori: Minonzio 2007c, 51-79. Giovio, palese anche nelle pieghe dell’elogio definitivo: probabile che condivi‐ desse con Machiavelli il disprezzo verso i profeti disarmati, 119 ma anche la sua estraneità ad una religiosità fanatica ed ostentata. 120 Spero che dall’esame di questi pochi casi sia emerso, con sufficiente chiarezza, che lo studio delle varianti, conducendoci dentro il - tutt’altro che ordinato - laboratorio di Giovio, può restituire, degli Elogia, l’esperienza di un testo in movimento, anziché cristallizzato in una forma assoluta: Elogia che, solo se concepiti come testo in movimento, possono dispiegare tutta la vitalità del modello culturale che ne ha guidato l’elaborazione. 42 Franco Minonzio <?page no="43"?> 1 Paolo Giovio a Girolamo Scannapeco, s. d. ma inizio 1535? , (n. 60); Giovio 1956, 174. L’edizione Ferrero avrebbe ormai bisogno di un energico aggiornamento e speriamo di potervi contribuire nei prossimi anni, avendo ormai accumulato un consistente numero di lettere inedite disperse. «I proprij Elogij con brevità laconicha» attraverso la corrispondenza di Giovio Marcello Simonetta Il mio intervento si propone di ricostruire il processo di self-fashioning epistolare di Giovio durante la scrittura dei suoi Elogia. Attingendo a lettere edite e inedite, si tratteggiano i vari momenti che portarono Giovio a concepire, selezionare e diffondere i suoi ritratti di uomini illustri durante la sua vita. Pur concentrandoci sul contesto storico e rimanendo ai margini del suo testo, metteremo in evidenza soprattutto le strategie esterne di composizione e diffusione dell’opera. La prima testimonianza di esplicita riflessione sul tema dell’encomio in rapporto alla storia si legge in una missiva priva di data, ma probabilmente scritta intorno al 1535 all’umanista napoletano Girolamo Scannapeco: E prima dovete sapere che l’Istoria da l’Encomio è molto differente: l’Istoria ha la luce della verità, e per questo è maestra della vita dell’uomo. L’Encomio ha i luoghi di retorica e loda l’uomo a bandiere spiegate, senza timore alcuno di cascare nel fango delle bugie; e tace tutti i vizii, i quali spesso accompagnano le chiarissime virtù: come fu in Alessandro, Annibale, Cesare, e molti altri. In Encomio cercarono fama di eloquenza e grazia appresso i signori Plinio con Traiano, e Ausonio con Graziano. Ora l’Istoria ha una parte, la quale è lo scrivere le vite de gli eccellenti uomini, i quali la fortuna abbia fatti, o in Stati, o in arme, potenti, come gl’Imperatori di Suetonio e di Sparziano e di Lampridio, e quelli di Probo Emilio; overo che per virtù di lettere e di scienze siano stati famosi, come i celebrati da Laerzio, da Plutarco, e da Plinio nel libro de’ grammatici illustri. 1 In nuce, si delinea qui il progetto degli Elogia coi suoi molteplici modelli antichi, il panegirico di Plinio il giovane, le Vite dei Cesari di Svetonio, degli Scriptores <?page no="44"?> 2 Giovio probabilmente ha confuso Plinio con Svetonio, di cui conosciamo invece un libro intitolato De grammaticis et rhetoribus. 3 Zimmermann 1995b. Diamo per scontati i riferimenti alla biografia di Zimmermann 1995a. Preferiamo citare dall’edizione americana perché la traduzione italiana spesso cita le fonti ri-traducendole dall’inglese invece di restituire la lezione originale. Lo studio complessivo più recente è Tarallo 2021. 4 Paolo Giovio a Girolamo Scannapeco, cit.; Giovio 1956, 175. Historiae Augustae, di Emilio Probo (ovvero Cornelio Nepote), quelle dei filosofi di Diogene Laerzio, degli eroi di Plutarco, dei grammatici di Plinio il giovane, 2 l’autore citato per primo in questa lista, che era il garante delle fondamenta fisiche e intellettuali della villa-museo di Como. 3 Per esemplificare icasticamente la migliore scelta narrativa, Giovio evoca nella sua plastica prosa l’aneddoto del ritratto del tiranno Antigono commissionato a tre pittori di fama: Polignoto, Scopa e Diocle, della scuola di Apelle, i quali ad emulazione tolsero a ritrarre dal naturale il Re; e così separatamente ciascuno fece il suo quadro. - Era Antigono deformato da una ferita, per la quale aveva perduto l’occhio dritto; il che dava grande ansietà a’ pittori come si dovessero governare in sodisfare all’arte, e non offendere il Re, il quale era assai colerico, e non voleva che si burlasse dell’occhio suo. Polignoto, come cervello bizzarro, si risolse di non tener conto di rispetto alcuno, e caminò per la strada battuta dell’arte della pittura, facendo Antigono come proprio era, con l’occhio cavato; di modo che pareva vivo. Scopa non s’assicurò d’andare al vero e per non fare ingiuria all’arte fece il Re con rughe e sentimenti di manco vecchiezza, ritirandolo a quella età nella quale non aveva ancora ricevuto la ferita; e così in faccia lo dipinse, con due occhi, a giudicio d’ognuno similissimo all’effigie di quel tempo; e pensò d’aver trovata la via da superare i compagni e salvarsi in buona grazia del Re, con intera lode dell’arte. Ora Diocle, avendo rivoltato spesso nella fantasia la medesima difficoltà di Polignoto e i medesimi rispetti di Scopa, non volle scherzare col Re, né però adularlo; ma tenne la saluberrima via del mezzo e congiettura dell’onore, stringendosi a minor campo di poter mostrare la sua virtù; e fece il Re in profilo con la gota destra verso la tavola; e quantunque poco artificio comportasse la semplice linea diritta dal filo della faccia, nientedimeno colse elegantemente quella parte di fuori, e occultò la difformità dell’occhio nell’ombra della tavola. 4 Ovviamente la scelta di Diocle fu quella vincente e il profilo fu l’unico accettato e premiato dal suscettibile committente, proprio come quello di Piero della Francesca di Federico da Montefeltro, il «lume d’Italia» (per citare Baldassarre Castiglione, a sua volta inserito negli Elogia) orbo di un occhio! La mezza verità dissimulatoria che occulta la difformità è la premessa all’arte della biografia e non mera agiografia di papi, marchesi e filosofi: «quando leggerete le vite del 44 Marcello Simonetta <?page no="45"?> 5 Giovio 1956, 179; Cfr. Minonzio 2012c. 6 Paolo Giovio a Daniele Barbaro, Roma, 5 dicembre 1544 (n. 199); Giovio 1958, 4. L’epistola dichiara di aver collocato il ritratto del destinatario accanto a quello di Ermolao Barbaro (XXXVI, 1493) e richiede notizie sulla morte di Pomponio Leto (XL, 1498). Per semplicità, mi riferisco alla numerazione romana e al testo latino edito da Kenneth Gouwens (Giovio 2023), seguito dalla data della morte del letterato. Come dimostra la lista di corrigenda nell’appendice 1 del presente volume, questa edizione è finora la più accurata sia dal punto di vista del testo che dell’apparato. 7 Paolo Giovio a Pier Francesco Riccio, Roma, 6 dicembre 1544 (ASFi, Miscellanea Medicea, 618, 144 r -144 v , edita ora in Simonetta 2023, 61-62). magnanimo Leone, e dello invitto Marchese di Pescara, e quell’altre più corte de’ filosofi del nostro tempo». 5 Senza analizzare ulteriormente l’intervallum (non) insaniae di quel dramma‐ tico decennio, entreremo in media res, citando un’inedita e importante lettera di Giovio a Pier Francesco Riccio, il cameriere factotum del duca di Firenze Cosimo de’ Medici, scritta da Roma il 6 dicembre 1544: Voi sapete che nel Sacro Museo edificato da me ne i proprij fundamenti di Plinio, sono state collocate tutte le effigie dal vero de Clarissimi huomini et in specie de’ fecundi litterati, sotto à quali ho posto i proprij Elogij con brevità laconicha. E perché io desidero che questi Elogij si veggano, vorrei anchora quelli che manchino per puotergli celebrare; Et perché li letterati tra morti, e vivi passano cento, ne ho già fatti più di quaranta, et ricerco lume per li morti per esser assai ben in formato per i vivi. Desidero adunque, per compiute informationi che la Effigie di Poggio qual sta nel Proconsole sia ricavata almeno in carta a colori di pastellj, et vorrei saper, quando, come, et dove morse. Item il medesimo di Battista Alberti, del qual ho la vera Imagine fatta da Andreino del Sarto, et cavata da quella che fu di Palla Roscellaj. Vorrei saper in qual anno et giorno morsero Politiano, Mirandola, et Ficino, E se versi alchuni ci sono per Epitaphi. Desidero anchora saper da Giuliano Scali in Pinti quando si affuochò il Marullo suo Cognato, et vorrei veder lo Epitaphio di M.r Leonardo di Aretio in Santa Croce. Et perché con questo novo et honesto Cappriccio della vecchiezza mia. Ricerco questi Ritratti quali pochi sonno, che manchino, da tutte le parti di Europa. Io vi mando una copia di una lettera scritta a M. Daniel Barbaro in questa mattina 6 acciò che meglio V.S. intenda il desiderio mio et ne vegga il schizzo di quanto intendo fare a gloria de morti et vivi, sendo in ciò fornito più del mezzo di questa opra. Adunque non sarete avaro et occupato tanto che non possiate per amor della virtù rubbare un poco di tempo, col qual farete beneficio a vivi et morti. 7 Alla fine del 1544 la composizione in corso dei «proprij Elogij con brevità laco‐ nicha» includeva almeno quaranta profili già abbozzati. La lettera documenta l’attiva ricerca di informazioni biografiche e di opere iconografiche e il ‹mo‐ «I proprij Elogij con brevità laconicha» attraverso la corrispondenza di Giovio 45 <?page no="46"?> 8 El. lit. 33,2; cfr. Paoli 2005, in part. 88-90 sulle riproduzioni nel Museo Gioviano. 9 Sulla vita e la morte di Poliziano, si veda il saggio di Tobias Dänzer nel presente volume. 10 Per enfasi Giovio associò la sua dipartita all’entrata di Carlo VIII in Firenze: Excessit e vita dignus coelo, trium et triginta annorum iuvenis, eo die tam celebri quam postea Italiae maxime funesto, quo Carolus Galliae Rex Octavus Florentia est ingressus (El. lit. 39,3). In realtà Pico aveva trentanove anni. 11 El. lit. 28,1. 12 El. lit. 28,2. Anche in questo caso, Giovio aggiunse, per enfasi drammatica, che la morte di Marullo avvenne eo die quo Ludovicus Sfortia ab Helvetiis proditus est: in effetti la cattura del Moro avvenne il 10 aprile 1500, quattro giorni prima della caduta di Marullo, ma è possibile che le due notizie siano giunte a Firenze, fonte di questa ricostruzione, allo stesso tempo (cfr. Giovio 2023, 495 n. 182). 13 La voce nel DBI di Guido Verucci (1960) è piuttosto datata; cfr. Simonetta 2020, 121-130. 14 El. lit. 16,2. derno› scrupolo per le fonti. Esisteva davvero un’effige di Leon Battista Alberti (XXXIII, 1472) dipinta da Andrea del Sarto e ricavata da quella appartenuta a Palla Rucellai (il cui nonno Giovanni era stato il committente della facciata di Santa Maria Novella)? Negli Orti Oricellari, ovvero nel palazzo «di piacere» in via della Scala, Giovio registrerà solo l’autoritratto albertiano (Ex speculo quoque reflexis radiis suam ipsius efficiem arguto penicillo pereleganter est assecutus, quam apud Pallantem Oricellarium in hortis vidimus). 8 L’interesse per le date di morte di Angelo Poliziano (XXXVIII, 1494), 9 Pico della Mirandola (XXXIX, 1494) 10 e Marsilio Ficino (XLIII, 1499) si traduce in elaborazioni testuali di varia natura, ma la richiesta più personale riguarda Marullo Tarcaniota (XXVIII, 1500) che in effetti era cognato di Giuliano Scala (Alexandram eruditi ingenii puellam uxorem duxit, Bartholomei Scalae vexillife‐ ratus honore conspicui filiam), 11 il cui celebre palazzo, oggi sede di un elegante hotel, si trova in Borgo Pinti. Marullo annegò nel Cecina Amnis solito inflatior, fallente equum coeco vado, violenter abripuit. 12 L’epitaffio del successore di Leonardo Bruni (IX, 1444), il cancelliere Carlo Marsuppini, si legge in effetti sul suo sepolcro scolpito da Bernardo Rossellino in Santa Croce. La tomba dello stesso Marsuppini è collocata specularmente sul lato sinistro della chiesa, ed era facilmente visitabile allora come oggi. Forse a causa della mancata risposta del cameriere di Cosimo, Giovio reiterò le richieste all’umanista Pier Vettori, con alcune domande aggiuntive, su Poggio Bracciolini (X, 1459), il cui figlio Iacopo, coinvolto nella congiura dei Pazzi, non era più consultabile. Invece Roberto Acciaiuoli, un fedelissimo filomediceo, 13 poteva forse fornire un ritratto del padre Donato (XVI, 1478), che in effetti morì a Milano (functus est Mediolani, quum legatus in Galliam ulteriorem iter haberet […]). 14 L’epitaffio Donatus nomen […] è attribuito a Poliziano, menzionato subito dopo. A proposito di Alberti, si menziona la sepoltura (che, secondo il 46 Marcello Simonetta <?page no="47"?> 15 Paolo Giovio a Pier Vettori, Roma, 16 gennaio 1545 (n. 203); Giovio 1958, 7. suo testamento, avrebbe dovuto essere a Padova). Data la difficile reperibilità dell’edizione, riportiamo qui e più oltre ampi stralci delle lettere: Molto eccellente e dottissimo messer Pietro on.mo, Io non penso di avere ad usare proemio con vuoi, virtuosissimo e umanissimo, ricercando onesto adiuto per una mia operetta già fatta per li tre quarti, dico delli Elogii scritti sotto le imagini clarorum virorum qui ingenii foecunditate claruerint. Io adunque desidero da vuoi come mio amico, essendo io vostro: e di questa osservanzia mia verso vuoi già ne lasciai leal testimonio circa a’ vostri meriti col Duca Alessandro e col signor Duca Cosmo; e spero che non pretermetterete di usare diligenzia a ciò io sia certificato dalle cose infrascritte. - Vorrei sapere l’anno, il mese e giorno della morte di questi vostri citadini: di messer Leonardo di Arezo, quale è sepulto a Santa Croce, e vorrei l’epitafio; di messer Pogio, di messer Donato Acciaiolo; e pregar messer Roberto, se per caso avesse il suo ritratto, che ce ne faccia copia almeno di carbone; del Poliziano; del Mirandula; del Ficino; del Marullo; e da Iulian Scali ne arete lume quando se affogò in Cecina; di messer Battista Alberto, ovi morì e ovi fu sepulto: penso che li Alberti di ponte Rubaconte ne darano lume. - Sapiate che ho li veri ritratti de tuti questi e de quanti sono passati alla etate di questo seculo, tutti posti e dedicati al sacro Museo nostro. Vorrei sapere lo epitafio del Boccacio, scritto, e già visto da me in Certaldo, sopra la sepultura. - Ultimo: desidero che in tela vi faciate ritrare, a ciò siate in quella bellissima compagnia; e ve ne restarò immortal debitore. E possendo io fare qualche piacere a’ vostri amici in questo loco ovi mi trovo, con grazia del Patre, Figlio e Spirito Santo, commandateme. Valete. 15 L’epitaffio di Boccaccio (VI, 1375) a Certaldo venne recuperato, mentre non siamo sicuri dell’esito della richiesta di un ritratto dello stesso Vettori da aggiungere al suo Museo. Il coinvolgimento del celebre umanista enfatizza le ambizioni accademiche della propria opera, che sono esplicitate nella lettera al fratello Benedetto, in cui la dimensione locale (e lacustre) si intreccia con la costante ricerca del «gran Mecenate»: […] faccio ancor io Elogia clarissimorum virorum, quorum imagines apud Museum visitantur; e saranno circa a cento settanta sette de morti e il resto de vivi; e mi sono reusciti li morti con laude dell’Accademia, per non dire ammirazione; e se Tolomeo e Marco Gallii mi attendono al promesso, presto ve ne mandarò una donzena, acciò «I proprij Elogij con brevità laconicha» attraverso la corrispondenza di Giovio 47 <?page no="48"?> 16 Paolo Giovio a Benedetto Giovio, Roma, 7 febbraio 1545 (n. 204); Giovio 1958, 8. 17 Cfr. Sachet 2020. 18 Paolo Giovio al cardinale Cervini, Roma, 10 ottobre 1545 (n. 218); Giovio 1958, 29. 19 Vincenzo Riccobaldi a Jacopo Guidi, Firenze, 28 maggio 1546 (Archivio di Stato di Firenze, Carte Guidi 520, c. 70, corsivi nostri). La maggioranza dei funzionari di Cosimo erano volterrani. Una lettera di Francesco Vinta a Jacopo Guidi del 25 febbraio 1551 (Archivio di Stato di Firenze, Carte Guidi 585, c. 482 v ) conferma l’amicizia con Giovio. 20 Tommaseo/ Bellini 1865, 1223. 21 Cfr. l’analisi stilistica di Kenneth Gouwens e degli altri contributori al presente volume. ne date il giudizio. E già si è fatto avante un gran Mecenate che pagarà la carta e l’inchiostro. 16 Un altro potenziale mecenate era il cardinale Marcello Cervini (futuro papa Marcello II), gran fautore della tipografia pontificia, 17 al quale invece di inviare il «giocondissimo libro […] d’Alberto Magno fino ad Alberto Pighio», Giovio offriva un teaser ovvero una scelta di tre profili «a suo gusto»: Signor mio, senza burla, v’ho fatto un giocondissimo libro [Elogia] dell’immagine qual sono al mio Museo, con le quale son celebrati i boni omini eccellenti morti, quali non sono stati eunuchi; e forse faremo il secondo delli vivi; e sono d’Alberto Magno fino ad Alberto Pighio, per buona sorte di Germania; e se V.S.Rev.ma ne vole un saggio, nomini lei tre omini eccellenti a suo gusto, e li mandarò la vita e l’epitaffio. 18 Merita registrare l’interesse e la diffusione dell’opera nel contesto fiorentino, cioè negli uffizi medicei. Il volterrano Vincenzo Riccobaldi scrisse al concittadino Jacopo Guidi: Comparseno le vostre de 21, una appartenente a Bernardo nostro, del quale vi scrivo come vederete per quest’altre, l’altra contenente l’elogio del Jovio […] Quanto alla seconda, voi potete avisare, et scrivere poche cose, che più possino essere grate al Signor Campana, di queste simili. Io vi dico che ne piglia tanto piacere, che sarebbe impossibile a exprimerlo. Loda la capresteria, et crede certo che habbi a essere una opera bella, et molto utile. 19 Francesco Campana era il segretario veterano dei duchi di Firenze (pochi mesi più tardi avrebbe ceduto il suo posto al destinatario di questa lettera, Jacopo Guidi). Uomo di notevole finezza intellettuale, ricorre a un termine intraducibile: «capresteria». Un dizionario storico la definisce: «Bizzarria fuor dell’uso comune. Vivezza licenziosa, Detto capriccioso. Ex. ‹Ogni lingua ha le sue arguzie, e le sue capresterie, e la Toscana forse più che l’altre›.» 20 Questa è la perfetta definizione del carattere capriccioso e sottilmente provocatorio di Giovio. 21 48 Marcello Simonetta <?page no="49"?> 22 Paolo Giovio a Girolamo Dandino, 14 dicembre 1546 (n. 242); Giovio 1958, 59. 23 Paolo Giovio a Pier Luigi Farnese, Roma, 27 dicembre 1546 (n. 244); Giovio 1958, 62. 24 Cfr. Simonetta 2024. 25 Paolo Giovio a Girolamo Dandino, Roma, 23 gennaio 1547 (n. 246); Giovio 1958, 66-67. 26 Paolo Giovio a Giovanni Martinez Siliceo, Roma, febbraio 1547 (n. 247); Giovio 1958, 68. Rivolgendosi al nunzio in Francia, il fedele farnesiano Girolamo Dandino, a metà dicembre 1546, Giovio adottò un linguaggio giocoso e complice per preannunciare l’invio della prima stampa: […] e come saranno arrivate le casse da Venezia, vi manderò il giocondissimo libro delli Elogii, quale spero piacerà al signor Castellano, poiché vi sta ancora lui a una fenestrella a vedere questa festa de’ morti etc., perché starà poi con un guancial cremosino e tapeto finissimo a vedere quest’altra de’ vivi del secondo libro, quale si mette a ordine. 22 Al duca di Parma e Piacenza Pier Luigi Farnese (al cui figlio Ottavio era dedicata l’edizione del 1546) si rivolse quasi con le stesse parole, ma meno giocose, annunciando la stampa […] del vago libro degli Elogii de’ letterati morti. E arrivate che saranno le casse di Venezia ne manderò un volume a V. Ecc.a per passatempo nelle notti lunghe. 23 Giovio usava il Dandino come tramite per consegnarlo al cardinale du Bellay, che aveva una lunga consuetudine con l’autore, 24 il quale indicava addirittura lo stampatore regio come possibile editore dell’opera in Francia: Io mando il mio libro degli Elogi […] e V.S. si degnerà farlo vedere al Signor mio il Cardinal di Bellay e al signor Castellano, avvisando quella ch’el libro venerà portato dalla cortesia di Monsignor di Mortier […] L’altro patto è che Sua Ecc.zia mandi il libro in Parigi a Roberto Stefano, regio stampatore, acciò si publichi. 25 Sempre attento a non dare troppa attenzione a Francia per non irritare Spagna, in simultanea Giovio recapitò il volume anche all’ arcivescovo di Toledo, scusandosi per aver preso una pausa dalla gravitas dello stile storiografico: Mitto tibi tamquam doctissimo atque occupatissimo non ingratum futurum Elogiorum meorum libellum, molliore quadam licentia ad iucunditatem remissioris animi per‐ scriptum, quum stylus ab historiae gravitate discesserit. 26 La curiosità per la nuova opera era viva anche a Firenze dove il vescovo di Cortona, Giovan Battista Ricasoli (che era stato ambasciatore mediceo presso la corte imperiale e si apprestava a partire per la Francia) aveva richiesto di procurargli una copia degli Elogi del Bembo (sic) all’ambasciatore a Venezia Pier «I proprij Elogij con brevità laconicha» attraverso la corrispondenza di Giovio 49 <?page no="50"?> 27 Pier Filippo Pandolfini a Jacopo Guidi, 9 marzo 1547 (Archivio di Stato di Firenze, Carte Guidi 520, c. 92, corsivi nostri). 28 Paolo Giovio a Lelio Torelli, Roma, 12 maggio 1548 (n. 291, corsivi nostri); Giovio 1958, 120-121. 29 Cosimo de’ Medici a Paolo Giovio, Livorno, 20 dicembre 1548 (Archivio di Stato di Firenze, Mediceo del Principato=MdP 12, c. 131 r ). Filippo Pandolfini, il quale rispose al segretario Jacopo Guidi, correggendo il curioso lapsus fra VIP letterari: […] et con questa solo vi dirò, che ho fatto cercare dell’Elogij del Bembo nuovamente stampati, sì come mi dite per la vostra che monsignor R.mo di Cortona [G.B. Ricasoli] desidera, né ho trovato librario in questa terra che habbia sentito nominare tale libro, ma da me stesso ho pensato volessi dire del Jovio, et così mi sono resoluto mandarvi quelli del detto, e quali saranno con questa, et vi piacerà darli a mio nome al sopra detto monsignor, et mantenermi in sua buona gratia. 27 Le opere erano moneta di scambio cortigiano per Giovio, che annunciò in anteprima a Lelio Torelli da Fano, una delle teste più fini della corte medicea, la composizione degli Elogia militari paralleli a quelli dei letterati: […] nel volume delle Vite […] delli Signori Visconti e da quella del gran Sforzia, parenti di Sua Ecc.zia utroque modo […] penso piacerà ancora a Sua Ecc.a e al signor Cardinale di Ravenna […] li Elogii delli eroi militari, ch’io farò, come ho promesso nel libro delli Elogii de’ literati; e spero di fare presto una iocundissima opera di suave e dolce brevità con l’appendice di molti eccellenti poeti. 28 Il teaser stavolta risvegliò la legittima curiosità del figlio di Giovanni de’ Medici detto «delle Bande Nere», il duca Cosimo: La nota che V.S. mi offeriscie mandare delli Heroi vivi e morti la acceto e desidero ^havere^ [vedere] quanto prima ella me la può mandare. Et mi pare una hora mille anni veder tutto il libro insieme perché spero che habbi ad esser delle belle cose che si sian mai lette o dalli antichi o da’ moderni. - Et la offerta [similmente] che V.S. mi [fa] ^ha fatta tante volte^ di venirmi a vedere et portar seco parte della sua istoria grande mi da più tosto molestia che piacere, perché mi ^mette^ [mette in desiderio ha messo molte volte] in appetito et poi mi ^fa restare^ [ha lassato] in asso […] 29 Soffiando sulla fiamma dell’entusiasmo, la risposta di Giovio non si fece attendere: 50 Marcello Simonetta <?page no="51"?> 30 Paolo Giovio a Cosimo de’ Medici, Roma, 5 gennaio 1549 (n. 302); Giovio 1958, 132. 31 Paolo Giovio a Cosimo de’ Medici, Roma, 18 gennaio 1549 (n. 303); Giovio 1958, 132-133. Et io poi che non mi si appresentano parole di qualità bastante a ringraziarla, mi sforzerò di far che nel vago libro di questi elogii ella conosca il grato animo mio già molto tempo dedicato ad impiegarsi co ’ l poco ingegno in opra che gli possi apportar honesta delettatione. E tra tan[t]o per intertenirla metterò a l’ordine il catalogo degli Heroi. 30 E due settimane più tardi inviava l’opus accompagnato dal suo programma iconografico: Ill.mo et Ecc.mo Signor mio oss.mo, Ecco ch’io mando per passatempo a V. Ecc.zia il Catalogo delli Eroi famosi in arme, quali ho con estrema diligenzia raccolti in pittura in spazio di più di 30 anni; e gli faccio sotto gli Elogii in prosa, esprimendo con brevità laconica la loro vita, essornata poi con belli versi d’eccellenti poeti. E spero che la vaghezza di tante varietà de visi d’uomini grandi porterà gran piacere agli occhi di chi li vedrà al Museo, così come li Elogi ch’io scrivo daranno iocundità alli animi di quelli che leggeranno il libro. E acciò che si mostri al mondo che li predetti ritratti son veri e fidelmente ricavati dalli originali loro, io citarò in testimonianza li lochi donde li ho cavati, acciò possi (chi di questo si vorrà chiarire) / andare a vederli. È ben vero che l’effigie de gli antiquissimi eroi son cavate dalle statue e medaglie, accompagnate da quello che scriveno gli autori; verbi gratia, la bellissima effigie di Romulo marmorea, qual sta sopra la porta di messer Pavolo Gallo in Roma, si comprende con la inscrizione delle medaglie, simile in tutto e per tutto; come anche quelle di Numa Pompilio e d’Artoxerse. E potrà poi V. Ecc.a per uso suo mandare un pittorello [Cristofano dell’Altissimo] a casa mia quando gli averò presentato il libro, acciò ne ricavi quelli più famosi e che più gli gradiranno, per ornarne una sala a Castello. Ma se V. Ecc.a mi darà luce di qualche altro ritratto degno di questa compagnia, gli farò il nuovo quadro co’l suo Elogio. L’ordine de l’incluso Catalogo per il più sarà secondo l’antiquità de chi primo è morto, come ho fatto nel libro delli Elogii de’ letterati già stampato; e li vivi antecederanno sempre secondo l’età. È ben vero che li Maomettani li metterò in una separata filza, come farò anche delli Papi e delli XII Visconti e Sforzeschi e d’alcuni famosi Cardinali, quali nelli loro Elogii saranno trattati secondo meritano, ad essempio de chi verrà. E qui fo fine baciando la mano a V. Ecc.a e alla Ecc.ma Signora Duchessa. 31 Il duca espresse la sua sincera riconoscenza non senza ricordare i più ambiziosi progetti dello storico: Ho hauto il cathalogo delli heroi che V.S. mi ha mandato, i nomi de’ quali leggendo solo mi hanno dato piacer non poco siché <onde> consideri quanto sarà quello che io piglierò a veder poi l’opera con le <loro> effigie […] quando piacerà a V.S. farmene «I proprij Elogij con brevità laconicha» attraverso la corrispondenza di Giovio 51 <?page no="52"?> 32 Cosimo de’ Medici a Paolo Giovio, 24 gennaio 1548 stile fiorentino scilicet 1549 (Archivio di Stato di Firenze, MdP 190, c. 56 v ). 33 Lelio Torelli a Jacopo Guidi, Firenze, 17 settembre 1549 (Archivio di Stato di Firenze, Carte Guidi 583). 34 Cosimo de’ Medici a Paolo Giovio, Poggio, 2 ottobre 1549 (Archivio di Stato di Firenze, MdP 192, c. 13 r ). parte. Ha l’età nostra grandissime obligatione con lei di tante belle opere che si studia mettere in luce. 32 L’opera circolava prematuramente in forma manoscritta nella cancelleria me‐ dicea: Godetevi il Iovio qui pregovi a basciar la mano a sua S. dicendole che ho visto li quaderni delli elogi et che li dua de’ maometani sono divini. Hora vedo li dua libri et Dio vi conserve. 33 Nei «quaderni» manoscritti utilizzati per la stampa, l’occhio raffinato di Torelli aveva identificato i ritratti dei «maometani», cioè dei combattivi Sultani, come «divini». Questo dettaglio mostra che l’apertura all’Oriente (al di là della Lettera sui Turchi, una sorta di riflessione antropologica) aveva un forte impatto fra i lettori contemporanei. Nelle lunghe lettere trattato di Giovio presenti in forma di apografo alla Società Storica Comense, che speriamo di poter dare alla luce, il problema turco si conferma invece una vera e propria ossessione strategica. Il duca comprendeva il desiderio di Giovio di tornare a casa e gliene conce‐ deva licenza, essendo ormai avviato il processo di produzione tipografica del volume. Le «imagine in rame» dovevano essere intagliate su ordine di Lorenzo Torrentino: Alla gran voglia, ch’io veggo che havete d’andarvene alla Patria vostra et godere il giovial Museo non posso più fare altra contradittione, sendoci nuove che la peste non è altrove che a Brescia et Ferrara nelle parti di Lombardia, et così vi concedo la licentia che vi piace voler da me, ma con patto che si osservi la promessa del ritorno al tempo buono, per ch’io possa godervi più longamente che non ho fatto hora guardatevi in tanto dalle gianduse [bubboni] che mi par che viene pur troppo vicine a Como <sendo per tutte quelle valli senza alcuna guardia>. Vo dando una ochiata a’ libri che dell’historia che sono in man mia et li manderò poi a m. Lelio [Torelli] acciò si possa dar principio alla stampa. Per intagliare le imagine in rame che si delli elogij, sarò a proposito come dite il fiammengo [Torrentino], et si vedrà di mandarlo. 34 Scimmiottando lo stile di Giovio e per una volta abbandonando il dettato solennemente burocratico che caratterizza la sua prosa ufficiale, Cosimo evoca la minaccia della peste con linguaggio vernacolare e quasi boccacciano. 52 Marcello Simonetta <?page no="53"?> 35 Lelio Torelli a Paolo Giovio, Firenze, 15 febbraio 1549 (= 1550) (Pierpont Morgan Library & Museum, MA 3308/ 2). Si veda tutta la corrispondenza con Giovio conservata alla PMLM, in parte edita in Simonetta 2022a, 195-199. 36 Ibid. (l’espressione è dell’agente mediceo a Milano, Francesco Vinta). 37 Lelio Torelli a Jacopo Guidi, Firenze, 20 giugno 1550 (Archivio di Stato di Firenze, Carte Guidi 520, c. 156). 38 Cfr. Gouwens 1998. Lelio Torelli, incaricato di curare la stampa, qualche mese dopo, a metà febbraio 1550, confermava che «Li duo libri della storia et li elogij aspetto secondo ch’ella scrive». 35 Torelli non era un editor passivo: aveva le sue forti opinioni in materia pubblicistica. Considerava gli Elogia un nobile passatempo, anzi un esercizio da perditempo per lo storico che avrebbe fatto meglio a colmare «la grande e vasta buca», ovvero la lacuna delle Historiae dell’epoca più dolorosa dei pontificati di Leone X, Adriano VI e Clemente VII, culminati nel Sacco di Roma. Scrivendo al collega segretario Jacopo Guidi, denunciava le «finestre», ovvero gli «spatij in biancho»: 36 Raccomandatemi al R.do mons.or Jovio duo libri delli cui elogij sono capitati in mano a questi miei giovani con molta satisfattione, ma io amarei molto che si attendesse con la historia maggiore et che si resarcisse la grande et vasta buca delli sei libri et si pensasse a publicar gli altri senza timore d’alcuno sinistro perché la verità si deve sprezzare ogni male che succedere potesse et utilius scandalum nasci permittitur quamque veritas relinquatur secondo e canoni et maxime chi ha passati 60 anni può ben dire Quem timui moritura? Siché diteli pur a buona cosa che quelle sue finestre non approverò mai, et a voi mi raccomando. 37 Di che cosa aveva paura Giovio alla sua veneranda età? Il coraggio, come diceva don Abbondio, non ce lo si può dare. Invece di approfittare del privilegio dello «scandalo», eternamente utile per far affiorare la verità, lo storico si esibiva in un monumentale atto di storiografia negativa. L’impossibilità di encomiare aveva paralizzato l’illustre eloquenza in imbarazzato silenzio. Il trauma del Sacco 38 non era un pretesto sufficiente per rimuovere dieci anni di storia vera e vissuta in modo particolarmente intenso anche dall’autore. Del resto, la sua corrispondenza è disseminata di battute e affondi contro l’avarizia e l’accidia di Clemente VII, ma era evidente la riluttanza di Giovio di passare dal biasimo privato al giudizio pubblico. In modo ancora più esplicito il duca Cosimo (forse imbeccato dallo stesso Torelli) affrontava di petto la questione: Quel libro de’ suoi Elogij, ch’era appresso di me, et che hoggi desidera il Torrentino dare alla stampa […] si dirà, che il tempo che doveva all’historia, l’habbia voluto «I proprij Elogij con brevità laconicha» attraverso la corrispondenza di Giovio 53 <?page no="54"?> 39 Cosimo de’ Medici a Paolo Giovio, Livorno, 30 gennaio 1550 (= 1551) (Domenichi 1560, c. 71 v -72 r , corsivi nostri). 40 Valeri 2020, 95-97. 41 Simonetta 2019. Si veda anche il capitolo 5 di Simonetta 2014. mettere in questi Elogij, ricercando quella l’hore migliori, et contentandosi questi dell’altre, che dalle maggiori occupationi sogliono avanzarci, oltre che sendo il nervo dell’historia la verità, della quale havendo V. S. R.ma fatto professione ne gli altri, s’aspetta che in questi sei ancora che gli restano, difficilmente se ne manterrebbe il credito, quando dall’historia si voltasse tutta a gli Elogij, ne’ quali è lecito in un certo modo trapassare et adombrare il vero. 39 Se il nervo «dell’historia» è la verità, implicitamente gli elogi erano snervati e snervanti per chi voleva bere alla pura fonte di Clio. Gli Elogia non venivano elogiati, ma criticati come distrazione dal compito principale. Il «trapassare et adombrare il vero» è illecito per uno storico degno di tale nome. Elena Valeri, attenta studiosa della storiografia cinquecentesca, ha notato giustamente che la già evocata Vita del Marchese di Pescara almeno in parte colma la «buca» fra il 1517 e il 1527, soprattutto per i fatti fino al 1525 (data della morte del protagonista). 40 Anche la Vita di Leone X, si può arguire, copre la lacuna fino al 1521, seppur in chiave di autocelebrativa «età dell’oro». In particolare, amplifica la versione ufficiale sulla cosiddetta congiura dei cardinali, sulla quale mi sono soffermato altrove. Credo di aver dimostrato beyond any reasonable doubt come la deliberata scelta di enfatizzare il mediceo mendacio «trapassa e adombra» una verità più dura e oscura, cioè la concreta possibilità che il papa avesse orchestrato, con il valido sostegno del cardinale Giulio, una feroce persecuzione contro il nucleo di cardinali più ricchi e influenti, in modo da privarli dei benefici e, in certi casi, anche della vita. 41 Quel prelievo forzato sui conti (e sui corpi) dei porporati permise al primo papa Medici di uscire quasi indenne dalla pessima situazione in cui nell’annus horribilis 1517 si era trovato a causa della guerra di Urbino. Inoltre, l’elezione massiccia del primo luglio, che originò il noto proverbio «abbiamo fatto trenta, facciamo trentuno», preparò le basi per la futura elezione dello stesso Clemente VII. Se dunque alcune Vite gioviane fungono in maniera obliqua da placebo storiografico, nel caso degli Elogia dei letterati i grandi temi epocali sono di solito evitati a favore di sottili polemiche personali, mentre in alcuni di quelli dei condottieri trapelano questioni più gravi. La suddivisione poggia sulla classica contrapposizione fra ozio e negozio o vita contemplativa e vita activa, sebbene i due ambiti non siano sempre così rigidamente distinguibili, soprattutto nella dimensione della scrittura cancelleresca e diplomatica. 54 Marcello Simonetta <?page no="55"?> 42 Paolo Giovio a Girolamo Angleria, Pisa, 16 aprile 1551 (n. 367); Giovio 1958, 194. 43 Paolo Giovio a Simone Porzio, Firenze, 20 maggio 1551 (n. 369); Giovio 1958, 196. 44 Paolo Giovio a Ercole d’Este, Firenze, 1° agosto 1551 (n. 373); Giovio 1958, 199. Cfr. Ercole d’Este a Paolo Giovio, Modena, 20 agosto 1551 (ASMo, Letterati, b. 24, ins. 5) ringrazia per gli Elogia. 45 Paolo Giovio a Ferrante Gonzaga, Firenze, 5 agosto 1551 (n. 374); Giovio 1958, 200. 46 Paolo Giovio a Cosimo de’ Medici [in Poggio], Firenze, 7 agosto 1551 (inedita, è conservata presso l’Istituto di storia di San Pietroburgo dell’Accademia Russa delle Scienze. Ringrazio Vladimir Shishkin, ricercatore senior dell’Istituto, per avermene procurato una foto in un momento in cui la collaborazione fra studiosi internazionali è particolarmente necessaria; la lettera è priva di destinatario e nell’inventario risultava indirizzata al duca di Ferrara). Nell’aprile 1551 Giovio avvisò l’amico curiale Girolamo Angleria «che già sono stampati li primi 4 libri delli bravi Elogii de gli uomini famosi in guerra; li quali spero piaceranno a chiunque li leggerà». 42 L’idea di please everybody è agli antipodi della storia, che per definizione è fatta dai vincitori e non dai vinti - e naturalmente i ritratti dei capitani danno tutti una forte enfasi sulle vittorie e non sulle sconfitte. Chi di spada (o di penna) ferisce … Giovio era ormai lanciato nella missione di celebrare la grandiosa posterità dei suoi eroi, rallentato solo dagli acciacchi della vecchiaia ovvero dalla chiragra: «Or attendo a comporre il quinto libro de gli Elogii; e se la chiragra non mi assaltava ieri nella rascetta del carpos, io facevo un buon progresso». 43 Eppure, la mano non era così lenta quando si trattava di incensare l’autore medesimo. Nell’estate del 1551 Giovio scatenò una sistematica campagna autopromozionale, inviando «il fresco libro de gli Elogii» 44 al duca di Ferrara e poi in sequenza al governatore di Milano, dando particolare enfasi alle sue «memorabili vittorie» e promettendo che si trattava di un semplice antipasto rispetto al banchetto dell’Istoria: […] il mio libro delli Elogii, per passatempo in questi fieri caldi […] un schizzo della gloria che viene a V. Ecc.za per le sue memorabili vittorie, le qual si vedranno più diffuse et più distese nella seconda parte de l’Istoria, la qual intendo di publicare. 45 E scopriamo che due giorni dopo scriveva in copia conforme anche al duca di Firenze: Molto Ill. S.r mio oss.mo. - Per l’antica osservanza ch’io porto a V.S. le mando un volume delli miei Elogij per passatempo in questi fieri caldi desiderando però de baciarle la mano, se mi sarà lecito venire verso quelle bande, così me le raccomando sempre. 46 «I proprij Elogij con brevità laconicha» attraverso la corrispondenza di Giovio 55 <?page no="56"?> 47 Paolo Giovio al Re dei Romani Ferdinando d’Asburgo, Firenze, Idibus Augusti XLI = 15 agosto 1551 (n. 376); Giovio 1958, 201; l’originale si conserva all’Archivio di Stato di Vienna. 48 Paolo Giovio al cardinale Rodolfo Pio, Firenze, 3 dicembre 1552 (n. 428); Giovio 1958, 248. Se la distribuzione delle sue opere ai duchi italiani era una priorità, anche la diffusione Oltralpe preoccupava Giovio; il giorno di Ferragosto accompagnò il dono del libro con una piccola perorazione pro domo sua al Re dei Romani, Ferdinando d’Asburgo: Serenissime Rex etc., Mitto ad Maiestatem Tuam non illepidae varietatis Elogiorum volumen a me nuper editum, quo oblectare animum Maiestas Tua possit, quum suffurari horulas a maximis occupationibus licebit. Ea vero animi serenitate munu‐ sculum excipiat Maiestas Tua, qua superiore anno Historiarum mearum librum suscepit, donec uberioris fructus secundae partis Historiarum mearum volumen in publicum exeat. Gratulor autem Maiestati Tuae accessisse Transylvaniae principatum et validissimum propterea Christiani nominis propugnaculum Turcis esse oppositum, ab ea scilicet parte qua maximus terror citeriori Pannoniae inferri est solitus. Deus magnus etc. 47 Qui la promessa di espandersi nelle Historiae è molto più dettagliata e ampli‐ ficata, pour cause (ad maiorem gloriam Imperii). Ma il papato restava la sua istituzione preferita. Poco prima di morire, Giovio progettava infatti di scrivere […] uno scelto libro delle laconiche vite de’ Pontefici, ricamate delle lor virtù e de’ loro errori, cominciando da Papa Ioanni sino al transito di Cosa buona [Paolo III]. È ben vero che bisognarà vederli in nobilissimi ritratti come stanno per ordine in quella lucida sala dedicata a’ Papi in Como, nella quale vorrei che fusse l’imagine di pittura di Iulio Terzo; e V.S.R.ma vederebbe in calce del libro tutto lo stracco conclave in anima e corpo della sua felice creazione, con l’officiosa pietà vostra […] Fra tanto ch’el bisogno della Repubblica vi richiami a Roma, noi staremo qua col tapeo [sic per tapeto] alla finestra, io scrivendo gli Elogi di quelli che son morti dopo le prime edizioni, sì de’ letterati come de’ famosi in guerra, e il giudicioso Duca Cosmo riconoscendo li suoi bisogni e munendo se stesso di buon feltro e di buon capello contra a ogni pioggia e grandine che si puossi estendere verso Toscana da questo turbido cielo settentrionale. 48 Quello «scelto libro delle laconiche vite de’ Pontefici» non vide mai la luce (ricordiamo ancora le Vite non laconiche di Leone X e della sua nemesi forestiera, Adriano VI). Nella sua consuetudine epistolare, Giovio non perdeva l’occasione di lodare il destinatario, il cardinale Rodolfo Pio - il cui zio Alberto è 56 Marcello Simonetta <?page no="57"?> 49 Simonetta 2015, che offre un profilo eius viri gravissimi genus opes ingenium mores studiaque; cfr. Simonetta 2020, 146-152. 50 Fantacci 2021, che non si avventura nella decifrazione dei soprannomi parlanti. 51 Cfr. Bonora 2014, ma si veda anche Simonetta 2022b per i limiti crittografici e storio‐ grafici di questa interpretazione. 52 Filippo de’ Nerli a Bernardo Segni, vicario di Anghiari, in Anghiari, Arezzo, 15 dicembre 1552 (ASFi, Carte Strozziane, Serie I, 139, 33, corsivi nostri). Su Filippo de’ Nerli, cfr. Simonetta 2020, 174-179. presente negli Elogia (LXXXIII, 1531, 49 con citazione del sepolcro dedicatogli dal nipote) - come pope-maker: un’adulazione ammantata dalla lunga familiarità di un linguaggio cifrato: 50 Se non tutti i nomignoli sono chiari, dal contesto si evince che «Cosa buona» (con evidente sarcasmo) non era altri che Paolo III. Rispetto ai terribili epiteti inventati dai malignissimi cardinali Accolti e Gonzaga, 51 era una metafora alquanto «buonista». Presto anche Giovio sarebbe entrato nel novero dei morti, come sottolineò la salace battuta scambiata fra due storici fiorentini, Filippo de’ Nerli e Bernardo Segni: per lettere di Firenze ho inteso la morte del Jovio il quale […] passò al’altra vita la notte delli xi del presente et hebbe breve male di dolori cholici et di fiancho et così anderà a scrivere le storie del altro mondo. 52 Dall’aldilà, lo storico continuò ad esercitare per alcuni secoli la sua influenza sulla scrittura delle storie (e degli encomi). Il linguaggio degli Elogia, tuttavia, è ingannevolmente trasparente, come dimostrano i saggi presenti in questo vo‐ lume. È indubbio che la galleria gioviana di ritratti illustri crei un primo «scelto» canone musealizzato e monumentalizzato dei grandi nomi della storia globale, in cui prevale la celebrazione oleografica piuttosto che l’analisi storiografica. Possiamo dunque riaffermare l’adagio de mortuis nihil nisi bonum? Ai posteri l’ardua sentenza. «I proprij Elogij con brevità laconicha» attraverso la corrispondenza di Giovio 57 <?page no="59"?> 1 The one area in which Italians remain pre-eminent, he says, is the realm of eloquence, with Pietro Bembo and Jacopo Sadoleto as its standard-bearers. See Giovio 2023, 430-431. A never-realized companion volume, on men of letters still living, was to focus beyond the alps (as is made clear in the peroratio of the 1546 Elogia), encompassing outstanding and promising scholars from France and Flanders to Poland and Hungary. The Uses of Defamation in Paolo Giovio’s Elogia of Literati Kenneth Gouwens In his Elogia of 1546, Paolo Giovio limns a complex and expansive group portrait of the republic of letters. Although he begins with three scholastics - Albertus Magnus, Thomas Aquinas, and Duns Scotus - humanists are central to his account of the learned tradition, above all on the Italian peninsula from Dante, Petrarch, and Boccaccio up to his own time, when northern Europe was conspicuously surpassing Italy in most Latin literary pursuits. 1 The book is highly personalized: evaluations of scholars’ accomplishments, character, and abiding significance do not always square with their reputations in Giovio’s time let alone in ours. Often, he praises learned men without reservation, as for example in the cases of Albertus Magnus, Lorenzo “il Magnifico” de’ Medici, and Niccolò Leonico Tomeo. More often, a largely positive elogium includes sharp criticisms that Giovio credits, conveniently, to rumor - an approach evident for example in his sketches of Egidio da Viterbo and Girolamo Savonarola. Not infrequently, however, the balance tilts the other way: the elogia of Baptista Mantuanus and Angelo Poliziano exemplify distinct ways that Giovio played off different aspects of character and talent, the negative criticisms that are integral to the whole outweighing the positive. On occasion, finally, an elogium overwhelmingly privileges the negative, as in the case of Niccolò Machiavelli. Arguably the most damning portrait is that of Pietro Alcionio. Here, Giovio combines strategies of defamation he has used elsewhere in order to pillory a ne’er-do-well who may actually have deserved it, and whose inclusion in a gallery of literati is itself an oddity in need of explanation. <?page no="60"?> 2 When Giovio refers to Egidio’s study of the arcana of Moses, he may be thinking of the Libellus de litteris hebraicis of 1517, written in hopes of persuading Leo X to reform the Roman alphabet. Egidio writes that the book’s dedicatee, Cardinal Giulio de’ Medici, had wanted “their forms and parts to be summarized as briefly as possible […] wrapping them all in holy silence”: Copenhaver/ Stein Kokin 2014, 9. 3 Giovio 2023, 300-301. 4 Giovio 2023, 298-299: […] concionibus praedulce illud et nobile poeticum melos instillarat ut suspensos arrectis auribus animos suavitate carminum ad colendam pietatem revocaret. 5 Giovio 2023, 300-303: Sed non deerant qui praeclari nominis famam verbis elevarent quod pallorem oris sumpto cumino et suffitu udae paleae mentiretur, variasque libidines censoria severitate contegeret quas demum malignus potius rumor quam ulla certi vestigii relicta proles detexit. Fit enim quadam naturae minime benigna sorte ut nulla absolutae virtutis praeclara facies enitere possit, nisi aliquem vitii turpem naevum ad eludendam felicitatem ostendat. The license Giovio took in criticizing fellow humanists has led some to see the Elogia, if not his entire oeuvre, as diminishing anyone - above all, any historian - who might be thought to outshine him. While not entirely dismissing that motivation, the present study focuses on how instances of defamation help shape the book as a whole. Indeed, the inclusion of critical and even sordid details not only facilitates one’s appreciation of individual humanists as flesh-and-blood human beings: it makes Giovio’s group portrait of the learned vivid, compelling, and memorable. The elogium of Egidio da Viterbo (1469-1532) exemplifies how the inclusion of unattributed criticisms tempers what might otherwise be a panegyric. Bril‐ liant as an expositor of Hebraica, Egidio also had deep knowledge of Greek commentators on Scripture and had delved into Chaldean wisdom. 2 Already when he was a student in Padua, on occasion he would delight listeners by singing to the lute poems that he had composed. 3 Then, as an eloquent orator, he “instilled into his sermons such gently uplifting musicality as to bring back wavering spirits, by filling their ears with the sweetness of song, to the practice of the faith.” 4 Giovio also praises Egidio’s diplomatic skill, evident in a legation to Spain on behalf of Leo X, who would create him cardinal. In its final section, however, the portrait turns dark, using hearsay and innuendo to cast aspersions upon its subject: Some, however, disparaged his splendid reputation, saying that he ingested cumin and inhaled the fumes from the smoldering of damp straw in order to give his face the pallor of an ascetic, and concealed with a reproachful severity an assortment of lusts which ultimately were brought to light more by malicious rumor than by any surviving offspring known to be his. For it comes about by a certain sinister caprice of nature that no innocence can shine in all its splendor without bringing to light some base imperfection that mocks the very idea of blessedness. 5 60 Kenneth Gouwens <?page no="61"?> 6 Zimmermann 1995a, 206-207. 7 Giovio 2023, 154-155: Hieronymus Savonarola […] usque adeo austera vitae disciplina ac erudito subtilique ingenio et in sacris concionibus admirabili facundia valuit ut populum, […] quo vellet, facile impelleret […]. 8 Giovio 2023, 156-157: Verum in eo Christianis hercle moribus ac optimis literis ornatis‐ simo, ingenium ab occulta ambitione et nimio exitialique proferendae veritatis studio inflammatum, adeo aestuanter efferbuit ut capitale iudicium de suspectis nobilissimis septem civibus saeva sententia praecipitarit […]. 9 Giovio errs in writing “seven”; five conspirators were executed. Thus while distancing himself from gossip about Egidio’s manufactured pallor, censoriousness, and lusts, Giovio does not hesitate to repeat it. Worse, the accusation of lasciviousness is presented as having actually exposed or betrayed (detexit) a failing he was trying to hide. The final sentence provides a pat excuse: nobody’s perfect. But the damage is done, the story of feigned asceticism left to stand, and the rumor of lustful indulgence seemingly given credence. What are we to make of this airing of unconfirmed criticisms and innuendo? We know that Giovio composed the Elogia hastily (which helps to explain their ranging from fully fleshed out portraits to cursory snippets). Perhaps for that reason, Price Zimmermann speculated, “at times he may have contented himself with gossip or legend when he felt it dramatized a character trait he wished to illustrate.” 6 Certainly he wished to diminish Egidio’s reputation. The closing sentiment, however, shows how exposing a scholar’s flaws was integral to Giovio’s view of human nature as inescapably tainted. Girolamo Savonarola presented an entirely different set of challenges. Here Giovio has to counterbalance his own anticlerical streak and abhorrence of conspicuous shows of piety with what appears to be a genuine respect for Savonarola’s devoutness and integrity. He acknowledges his subject’s “austere discipline, his learned and subtle intellect, and his remarkably eloquent sermons,” but then points to their instrumental use: they enabled the friar to impel the people “to go in whatever direction he might wish.” 7 The problem lay not in beliefs, erudition, or motivations, but instead in how he acted upon them: Lord knows, he was generously endowed with Christian morals and with the finest literary education; but his temperament, inflamed by hidden ambition and by exceedingly destructive zeal for making known the truth, became so feverishly overwrought that with a savage denunciation he rushed through a capital sentence against seven suspected offenders who were among the noblest citizens. 8 Here Giovio comments upon on the friar’s role in the execution in 1497 of the conspirators who had sought to return Piero de’ Medici to power. 9 While he The Uses of Defamation in Paolo Giovio’s Elogia of Literati 61 <?page no="62"?> 10 For the controversy over Savonarola’s role in the executions (1497), see Jurdjevic 2008, 88-94; and the additional sources cited in Giovio 2023, 512-513 n. 306. 11 Giovio 2023, 156-157. 12 Giovio 2023, 156-157: […] diverso quidem animorum habitu, quum alii ardentes odio, iure execratum, atque punitum succlamarent; alii vero lugentes, tanquam indigna morte perempti e rogo cineres religiose colligerent. 13 Giovio 2023, 158-159: Utranque autem pii atque impii nominis famam cumulate prom‐ eruit, si duobus contrariis coenotaphiis credendum esse censeremus. 14 Giovio 2023, 158-159. may overstate the friar’s part in hastening their execution, clearly Savonarola did not call for enforcement of the law he had promoted in 1494 that guaranteed in such cases the right of appeal to the Great Council. 10 It was his “frenzied and outspoken declamation” against the morals of Pope Alexander VI, however, that led directly to his arrest. 11 While hidden ambition (its object left unspecified) may have sat uncomfortably alongside his piety, Giovio does appear overall to have respected his sincerity. In closing the elogium Giovio presents with seeming impartiality contempo‐ raries’ contrasting assessments of the prophet: […] some, inflamed with hatred, were calling out that his condemnation and punish‐ ment were just; but others, mourning him as one whose death was undeserved, reverently scooped up the ashes from the pyre. 12 He avoids committing himself, attributing both positive and negative sentiments to others: “He richly deserved his reputation both for piety and for impiety, if we can believe the conflicting evidence of two cenotaphs.” 13 But out of “an honorable sense of decency” (honestus pudor), he writes, he has suppressed the negative assessment, a move that leaves the balance of praise and blame somewhat skewed toward the former. 14 As it happens, the negative epitaph that Giovio decided to omit does appear in the manuscript draft of the elogium. Its inclusion at the end would certainly have left the reader with a different impression: Fra Girolamo Savonarola, not a pious cleric of the order of St. Dominic but instead an impious torch, a demagogue of ill-omened loquacity, long duped Florence with pretenses of sanctity. Once strangled and consumed by fire, he came to grief, a sacrificial victim offered to the most-wretched shades. Wayfarer, whoever you are 62 Kenneth Gouwens <?page no="63"?> 15 Giovio 2023, 514 n. 312. The manuscript version is found in Como, Centro Nicolò Rusca, Fondo Aliati, Cassetta 28, no. 7, fols. 72 r -72 v [=135-136]). There, instead of explaining the omission of the pejorative epitaph, Giovio in fact includes it, thus coun‐ terbalancing Flaminio’s sympathetic poem. In scribal hand but for two cancellations and an addendum (here shown underlined), it reads: INCERTI AVTHORIS. / FRATER HIERONYMVS Savonarola Divi Dominici non flamen pius, sed flamma impia, inauspi‐ catae garrulitatis concionator, postquam prestigijs sanctimoniae, Florentiam diu delusit, strangulatus, combustus nequissime, nequissimis umbris, victima corruit. Viator quisquis es, tanquam canis aegiptius, legens fugito; Namque sub nocentissimo cinere, praesentis‐ simum virus latitat venenum. This prose epitaph also appears in scribal hand, without the autograph alterations, at fol. 13 r of the same manuscript. Significantly, at least two other scholars - Hieronymus Brilinger, a cathedral chaplain in Basel; and Michael Hummelberger of Ravensburg - cited the epitaph decades before Giovio recorded it in his draft of the elogium of Savonarola. Hummelberger’s version appeared in a letter he wrote to Josse Bade on 11 January 1512: Hieronymus Savonarola Divi Dominici non flamen pius sed flamma impia. Inauspicatae garrulitatis concionator, postquam simulatae praestigiis sanctimoniae Florentiam diu ludificatus est, strangulatus, combustus. nequissima nequissimis umbris victima corruit. Viator, tanquam canis Aegyptios legito fugiens; sub nocentissimo namque cinere praesentissimum virus latitat. See Horawitz 1875, 37-38. Brilinger’s version is similar: Hieronymus Savenarola [sic], divi Dominici non flamen pius, sed flamma impia, inauspicatae garrulitatis concionator, postquam simulatae praestigiis sanctimoniae Florentiam diu ludificatus est, strangulatus, ambustus, nequissima nequissimis umbris victima corruit. Viator tanquam canis Aegiptius legito fugiens. Sed nocentissimo nanque cinere praestantissimum virus latitat. See Brilinger 1915, 203. In both Brilinger (p. 203) and Hummelberger (p. 38), the epitaph is followed by another that is even more devastating (this second pejorative epitaph does not however appear in Giovio’s manuscript version of the elogium of Savonarola). Its author, unnamed by either Brilinger or Hummelberger, is Panfilo Sasso. It appears thus in a recent critical edition of Sasso’s epigrams: Quis iacet hic? ” “Scelus est nomen dare.” “Foemina vel vir? ” / “Vir malus, inferna dignus ave et lapide.” / / “Cur? ” “Coluit caedes, incendia, vulnera tantum.” / “Unde scelus? ” “Nullos credidit esse deos.” / / “Quo periit fato? ” “Flammis.” “Hieronymus hic est, / Proditor, impostor. nosco.” “Licet taceas, / / Maxima non latitat virtus, non crimina praebent, / Illa boni titulos nominis, ista mali. Panfilo Sasso, Epigrammaton libri 4,76 (Sasso 1988). 16 Giovio 2023, 156-159. that’s reading this: run like an Egyptian dog! For in fact, under the exceedingly criminal ash there lurks the most egregious poison. 15 Lacking this conclusion, the elogium evidences the kind of conflictedness in the perception of Savonarola that one sees also in the case of Machiavelli: was he in fact a true (if unarmed) prophet, or instead either delusional or a charlatan? Giovio does blazon the brilliance of the friar’s Triumph of the Cross. 16 But the overall appraisal is mixed: Giovio has brought in enough culpatory evidence that Savonarola comes off as an ambiguous figure whose shortcomings must be acknowledged alongside his strengths. The Uses of Defamation in Paolo Giovio’s Elogia of Literati 63 <?page no="64"?> 17 For the esteem in which Baptista Mantuanus was widely held see Giovio 2023, 533-534 n. 450, and especially the entry on Baptista in D’Amico 2003, 375. 18 Giovio 2023, 214-215: Sed incidit in ea tempora quibus nullus mediocribus poetis locus erat. 19 Valentini, Giovanni Battista (ca. 1450-1510; called “il Cantalicio”): De bis recepta Parthenope. Gonsalvia, Neapoli, Gismundus Mair, 1506. 20 Giovio 2023, 214-215: Verum et hunc [Cantalicium] et ipsum quoque Carmelitam, desumpto eodem argumento, Gravina male partae laudis loco strenue deturbavit […]. 21 Giovio 2023, 214-217: Caeterum Carmelitae satis ad laudem fuit quod per quindecim saecula neglectos a civibus Andinos fontes salubriter ebiberit, scilicet ut fatali monitu limpidioris eius aquae siphones Laelio ac Hippolyto Capilupis fratribus monstrarentur. 22 Giovio 2023, 216-217: in extremo vitae actu defensionem contra criticos scribere cogeretur, qui eius poemata obeliscis non inanibus misere confodissent. Thus, the critics have “stabbed” his text with daggers (††) that serve to indicate flawed passages. This incident, however, remains obscure. In Giovio 2006, 180 n. 7, Minonzio takes this as referring to the Apologeticon, which however had first appeared decades earlier (Bologna 1488; frequently reprinted thereafter). The elogium of another prominent regular cleric, Baptista Mantuanus (1447- 1516), could scarcely be more different. Pious and learned, he rose to be priorgeneral of the Carmelite Order. Erasmus was among those who admired the way his poetry treated Christian subjects decorously in eloquent classicizing Latin. 17 For Giovio, however, that virtue carries little if any weight. The Mantuan is faulted first of all for having pursued Hebrew studies to the detriment of cultivating the Muses, who alone could have shown the path to enduring fame. His chief failing, however, is mediocrity. “In his age,” writes Giovio, “there was no place for average poets.” 18 Baptista’s celebration of the deeds of Gonsalvo the Great initially was well-received not because it was particularly good but instead because, albeit mediocre, it still far outshone that of Cantalicio. 19 Thus when Pietro Gravina undertook his epic poem Gonsalvia, both Cantalicio and Baptista were quickly toppled from “the pinnacle of fame on which they had undeservingly gained purchase.” 20 Giovio backhandedly acknowledges that Baptista got “sufficient praise” (satis ad laudem fuit) for being the first poet of note from the vicinity of Andes since Vergil to have drunk from its salubrious springs, but he did so “evidently so that at Fate’s prompting the spouts of that crystal clear water might be shown to the brothers Lelio and Ippolito Capilupi.” 21 Giovio next fixates upon how Baptista supposedly spent his final years countering critics “who had thoroughly skewered his poems with the daggers they in fact deserved” - a story whose foundation is questionable. 22 Finally, he mocks how the Carmelite was commemorated with a marble bust displayed alongside one of Vergil - “a comparison that would confer dignity, Lord knows, 64 Kenneth Gouwens <?page no="65"?> 23 Giovio 2023, 216-217.”: Federicus autem Princeps marmoream effigiem cum laurea posuit, quae in arcu lapideo iuxta Virgilii Maronis simulachrum pia hercle si non ridenda comparatione conspicitur. In fact, the memorial was commissioned by the humanist Battista Fiera, not by Federico Gonzaga. 24 Giovio 2023, 140-145, at 140. Poliziano had begun writing the Stanze in 1475 (the joust itself had taken place in 1469), but left off work on it by 26 April 1478, when Giuliano was murdered in the Pazzy Conspiracy: Poliziano 1979. The Pactianae coniurationis commentarium (1478) is modeled on Sallust’s War with Catiline: Poliziano 1978, 305-322, with introduction at 293-303. 25 Giovio 2023, 140-141: quanquam aemuli eam translationem, uti nos a Leone Pontifice accepimus, Gregorii Tiphernatis fuisse dicerent; quod passim inducto fuco et falsis nevorum coloribus interlita alieni styli habitum mentiretur. The charge of plagiarism is discredited in Oliver 1957. On Tifernate, see El. lit. 117. 26 Giovio 2023, 384-385: Sed vix credibile videtur ut vir in omni dicendi facultate opulen‐ tissimus, idem atque promptissimus, ex alieni ingenii labore famam probro et calumnia redundantem quaesisse voluerit. 27 Ibid.: vir in literario negocio saepe convictus furti. were it not so ridiculous.” 23 In sum, with the exception of not devoting himself to literary studies as much as he might have, Giovio’s Baptista has done nothing wrong - it’s just that he has not done anything especially well (again, an evaluation not shared by Erasmus, who referred to him as a “Christian Vergil”), a point driven home by repeated unfavorable comparisons to other scholars. The elogium of Angelo Poliziano, in contradistinction, juxtaposes exceptional literary prowess with character flaws manifest both in appearance and in personal and professional conduct. Giovio at once lauds his wondrous brilliance (admirabilis ingenii), conspicuous already in his Italian poem celebrating Giu‐ liano de’ Medici’s jousting victory (i.e., the Stanze), and also praises the Latinity of his history of the Pazzi Conspiracy and its aftermath. 24 Poliziano’s translation into Latin of Herodian’s History of the Empire, says Giovio, was acclaimed the best yet - but now he begins to undercut the praise. Pope Leo had told him, he writes, that Poliziano’s rivals “claimed the translation was actually that of Gregorio Tifernate, but with the original style disguised by applying cosmetic changes here and there and smearing on false colors and blemishes.” 25 In his brief elogium of Tifernate Giovio repeats the charge, again presenting it as a rumor, and even marveling at its seeming unlikelihood: […] it scarcely seems credible that a man so well-endowed with every kind of eloquence and so quick-witted would have willingly sought from another’s labors a notoriety that would bring disgrace and accusations upon him. 26 Yet in passing, he also describes Poliziano as “a man often proven guilty of literary theft.” 27 There results the image of one who stole others’ works The Uses of Defamation in Paolo Giovio’s Elogia of Literati 65 <?page no="66"?> 28 Giovio 2023, 140-141: Erat distortis saepe moribus, uti facie nequaquam ingenua et liberali, ab enormi praesertim naso subluscoque oculo perabsurda. 29 Giovio 2023, 142-143: ingenio autem astuto aculeato occulteque livido. 30 Giovio 2023, 140-141: tantos de se excitavit clamores. 31 Giovio 2023, 112-113. 32 Giovio 2023, 142-143: Ferunt eum ingenui adolescentis insano amore percitum facile in laetalem morbum incidisse. Correpta enim cithara, quum eo incendio et rapida febre torreretur, supremi furoris carmina decantavit ita ut mox delirantem, vox ipsa et digitorum nervi et vitalis denique spiritus, inverecunda urgente morte, desererent, quum maturando iudicio integrae stataeque aetatis anni, non sine gravi Musarum iniuria doloreque saeculi festinante Fato eriperentur. gratuitously, violating professional standards even though he had nothing to gain by doing so. Poliziano’s characterological defects, attested in his appearance, are central to the remainder of the elogium: “His behavior was often warped, as was his face, which wasn’t remotely candid or noble and was especially freakish because of a disproportionately large nose and a lazy eye.” 28 His temperament was “cunning, prickly, and furtively spiteful”; and while he could not tolerate even the fairest criticisms of his own work, he never left off ridiculing that of others. 29 Meanwhile, competitiveness spurred him to self-promotion: Giovio attributes his having surpassed Demetrius Chalcondyles in popularity among students at the University of Florence partly to the latter’s dry delivery, but also to Poliziano having “stirred up […] great applause for himself.” 30 (In his elogium of Chalcondyles Giovio would add that while a tutor in the Medici Palace, the Greek scholar had constantly been subjected to Poliziano’s hostility and indirect criticism.) 31 Giovio does recognize how productive Poliziano was in his last years, but he devotes more space to recounting a rumor that moral failings had brought about the poet’s premature demise: They say that, smitten with insane love for a young nobleman, he fell readily into a fatal illness. For having seized his lute when he was scorched with fiery passion and with the rapid onset of a fever, he sang the most frenzied poems in such a way that soon he became delirious and, as a shameless death was coming upon him, his voice itself, the strength of his fingers and finally his vital spirit abandoned him. Thus the years that his judgment needed in order to mature were snatched away from him by the hastening of Fate - and not without serious injury to the Muses and the sorrow of his generation. 32 The elogium is capped with poems by Crinito and Bembo that cast Poliziano in an entirely positive light. In Giovio’s judgment, however, characterological defects not only substantially counterbalanced the Florentine’s scholarly prowess but 66 Kenneth Gouwens <?page no="67"?> 33 Giovio 2023, 56-57. Giovio also omits mention of Panormita’s scandalous collection of epigrams, The Hermaphrodite, and of criticisms voiced by contemporaries (including, notably, Lorenzo Valla, whose rivalry with Panormita Giovio does note in the elogium) regarding his flamboyant violation of sexual taboos. 34 Giovio 2023, 306-309, at 306-307: Ethruscos sales ad exemplar comoediae veteris Aristo‐ phanis. Giovio had also praised the Nicia (Mandragola) in his second Ischian dialogue: see Giovio 2013, 268-269. 35 Giovio 2023, 306-307: ita patriae favit ut, dissimulatis factionum studiis impellente recondita libidine et lenis et asper incessisse iudicetur. 36 Ibid.: praedulcis eloquentiae mella occulto veneno illita singulis operibus infudisset. On Giovio’s fraught relationships with Florentine historians who had championed the “last republic” (1527-1530), see Valeri 2020, 101-136. 37 Giovio 2023, 306-307: nulla vel certe mediocri Latinarum literarum cognitione. also intruded into his publications. His stigmatization of Poliziano’s pedophilia contrasts sharply with his complete silence about that practice in the almost hagiographical elogium of Panormita (Antonio Beccadelli), whom he actually describes as endowed with outstanding character (moribus […] praestantibus exornatus). 33 In the elogium of Poliziano, however, that vice is of a piece with distorted-looking physiognomy, warped relationships with other scholars, and theft of their work. The elogium of Niccolò Machiavelli leaves little room for positivity about anything other than cleverness, versatility, and industry. Giovio recognizes his subject’s “Tuscan wit, modeled on the old comedy of Aristophanes,” which was especially prominent in the Mandragola): the play drew laughter even from those who recognized themselves as its targets. 34 When tackling serious subjects, too, he demonstrated nimbleness of mind and a capacity to finish everything he undertook. Giovio is at pains, however, to undercut any authority Machiavelli might have as a historian: when writing in that genre, “he so favored Florence that people think that, in concealing his zealous factionalism, he came out as either lenient or harsh, as his secret inclination impelled him.” 35 Strikingly, Giovio concedes that this covertness could have been honorable (egregia hercle cum laude) had it not been for Machiavelli’s having “mingled with the honeysweet eloquence which he poured over his every work a hidden venom, as we who are not unfamiliar with Tuscan history recognize only too well.” 36 But his jingoism and jaundice were not limited to his historical writing: they also marred The Prince, The Art of War, and the Discourses on the First Ten Books of Livy. Giovio goes out of his way to discredit Machiavelli’s understanding of the classics. His competence as a writer is remarkable, we are told, because he developed it “with no Latin, or at best a mediocre knowledge of it.” 37 Indeed, he claims that Machiavelli had told him that “the Greek and Latin he slipped into his writings had come from Marcello Virgilio, whom he served as secretary and The Uses of Defamation in Paolo Giovio’s Elogia of Literati 67 <?page no="68"?> 38 Giovio 2023, 308-309: Constat eum, sicuti ipse nobis fatebatur, a Marcello Virgilio, cuius et notarius et assecla publici muneris fuit, Graecae atque Latinae linguae flores accepisse quos scriptis suis insereret. 39 Giovio did recognize the important contribution of those who translated histories into Italian to increase their circulation, as was the case when Cristoforo Landino translated Giovanni Simonetta’s history of the deeds of Francesco Sforza. In addition, he acknowl‐ edged the value of Bernardino Corio’s history of Milan, which provided a coherent, wellresearched narrative in Italian, in preparing the way for others who would write more eloquently. See Gouwens 2022, 41-42. But the vernacular could not approach the dignity of Latin. In his second “Ischian dialogue” (ca. 1528-1530), for example, Giovio lamented in passing that “vernacular actors are invading the stage to the delight, I think, of women and the illiterate multitude.” Giovio 2013, 285. 40 Giovio 2023, 308-309. 41 Giovio 2023, 308-309: Fuit exinde semper inops, uti irrisor et atheos. Significantly, Giovio does not accuse Machiavelli of actual complicity in the plot of 1522, which he probably did not hatch. See Osmond 2005 and Simonetta 2018. While Giovio is hardly alone in treating Machiavelli as effectively an outcast in his final years, it is worth noting that he did serve on diplomatic missions on behalf of Clement VII, and in the very year that he presented the Florentine Histories to the pope (1525) he also wrote a political/ theological tract only now receiving detailed attention: see Lettieri 2017. 42 Giovio 2023, 308-309: Fatoque functus est quum, accepto temere pharmaco quo se adversus morbos praemuniret, vitae suae iocabundus illusisset. For the ingredients of the pills Machiavelli took, see his letter of 17 August 1525 to Francesco Guicciardini, in Atkinson/ Sices 1996, 363-365, with the recipe at 365. assistant when he was working for the government.” 38 While we have no evidence that Machiavelli knew Greek, Giovio’s disparaging of his Latinity is excessive: he had in fact studied the language (including under Virgilio). That said, Giovio is entirely in character here in deriding a scholar for writing exclusively in the volgare. 39 In addition, he is dismissive of Machiavelli’s commission, orchestrated by Cardinal Giulio de’ Medici, to write the Florentine Histories: he was given the stipend, says Giovio, in order to “assuage his indignation” (leniendo dolori) at having been examined under torture following the expulsion from Florence of Piero Soderini. 40 Thus having diminished Machiavelli’s Latinity and the integrity of his serious works, Giovio devotes the remainder of the elogium to the secretary’s simmering anger at the Medici and his mocking of Christianity. His enmity toward the Medici is said to have led him to praise tyrannicides like Brutus and Cassius in both speech and writing, thus giving rise to the suspicion that he was the architect of the conspiracy against Cardinal Giulio in 1522; and thereafter, he was “always destitute, being viewed as a mocker and an atheist.” 41 Finally, “ever the comic, he made sport of his own life: he died from having rashly taken a medication as a prophylactic.” 42 Thus he could not resist mocking, even with respect to the deadly serious. Whereas jingoism and limited Latin diminished 68 Kenneth Gouwens <?page no="69"?> 43 The remainder of this paragraph draws extensively from Connell 2022. 44 Connell 2022, 66: “Non posso far di meno di piangere in dovervi dire come è morto il dì X X I I di questo mese Nicolò nostro padre di dolori di ventre cagionati da uno medicamento preso il dì X X .” 45 Connell 2022, 67; Levi 1969. 46 Connell 2022, 68-72; quotation at 71. 47 Erasmus 1526, 698-727. 48 The story first appears in Binet, Étienne: Du salut d’Origène, Paris, Sebastien Cramoisy, 1629; see Connell 2022, 63. 49 Binet’s account, as rendered in ibid. the quality of his scholarship, it was his vindictiveness, sniping, and especially his failure to move beyond an ironic perspective - even with respect to his own life and to the divine-- that Giovio faults most of all. The evidence concerning the cause of Machiavelli’s demise (21 June 1527) and whether he ended as an unbeliever remains murky. 43 A letter purportedly by his son Piero, which notes that he died “from pains in the belly caused by some medicine that he took,” also states that he allowed a certain Fra Matteo to hear his last confession. 44 A half century ago Eugenia Levi demonstrated that the manuscript we have of this letter could not have been written by Piero; but there remains the possibility that Angelo Maria Bandini, who published it in 1752, himself forged it to encapsulate and give authority to a story he had found attested elsewhere. 45 A more reliable account is that of Vincenzio Borghini (1515-1580), who had written in a letter to Ludovico Martelli that Machiavelli’s ultimate confessor was Fra Andrea Alamanni (whom Borghini knew well). William Connell has now shown that these two accounts may be complementary rather than contradictory. In his later years Machiavelli had “established a substantial rapport” with Observant Franciscans, and both Fra Andrea and a certain Fra Matteo di Stia were in Florence to direct the Tuscan Chapter meeting that began on 24 May 1527. 46 It would not have been unusual for more than one friar to attend the deathbed, a circumstance that Erasmus had lampooned ruthlessly in his colloquy The Funeral. 47 On the other hand, a story about Machiavelli’s sogno (“dream,” or “humorous story”) long circulated orally, appearing in print only in 1629. 48 Supposedly, he claimed to have seen a group of bedraggled souls headed for salvation and a far larger cohort of distinguished men of affairs destined for damnation. Upon being asked to which he wished to belong, he replied that he “would like much more to be in Hell with those great spirits, to discuss affairs of state with them, than to be with those verminous scoundrels he had been shown. And with that he died […].” 49 Machiavelli’s contemporary Benedetto Varchi, referring to these supposed last words, remarked: “As he had lived, making fun of himself and The Uses of Defamation in Paolo Giovio’s Elogia of Literati 69 <?page no="70"?> 50 Translation in Connell 2022, 64; Varchi 1888, 200, also mentions the pills Machiavelli had taken and refers to the “finto sogno” he had told his friends Filippo Strozzi, Francesco del Nero, and Jacopo Nardi, “raccontato, come era, sè e gli altri beffando e senza nessuna religione, vivuto, così senza religione alcuna, altrui e sè beffando, morì.” 51 Connell 2022, 73-74, makes this argument, noting that in sixteenth-century Italy the Spanish word, peccadillo, was commonly used to refer to those showing contempt for religion. 52 Hankins 2011, at 27, with reference to Robert Burton in his Anatomy of Melancholy (1621). 53 Connell 2022, 69. others and without any religion, so he died without any religion whatsoever, ridiculing others and himself.” 50 Given that Machiavelli frequently indulged in ironic and arguably sacrilegious banter, this account of what he said while on his deathbed seems at least as plausible as the more sober ones. Was he, then, ultimately a mocker and an atheist (irrisor et atheos)? The answer may be yes - but only if we follow the definitions and standards of Machiavelli’s historical moment, when unbelief and atheism were understood far more broadly than they are today. With respect to religious matters Machiavelli did push the envelope of what was deemed acceptable. Thus Borghini wrote, in the letter draft cited above, that Machiavelli took part in an informal sodality of “unbelief” (peccadiglio); but this word meant impiety, not the absence of belief in God. 51 The word atheos, too, must be read in historical context, for in the early modern period, as James Hankins has written, atheism was understood more broadly as including “not only persons who disbelieve in the existence of God, but persons who reject the dogmas and moral tenets of traditional Christianity […].” 52 It is crucial, too, to take into account the latitude of expression that was acceptable (if only barely) in Machiavelli’s time, but that became dangerously suspect as the policing of orthodoxy intensified in the 1540s and beyond. The draft copy of Borghini’s letter of 1571 makes this clear: Things in those times were looser as to what could be done and freer as to what could be said. One didn’t mind every detail in this way, which is why many people did not refrain from saying certain things, things in which there was no malice, but that today would be avoided. And then in Florence […] they would easily mock one another, and there were three persons whom they called the fellowship of ‘Unbelief,’ and this name and their sodality engendered much criticism. 53 70 Kenneth Gouwens <?page no="71"?> 54 Connell 2022, 74. It is likely that the other two are Francesco Del Nero and Filippo Strozzi, both of whom were among those who visited Machiavelli on his deathbed. Ibid., 74-75. 55 In the second “Ischian” dialogue (ca. 1528-1530), Giovio’s brief description of Machia‐ velli is more positive, omitting criticism of his histories but similarly praising the Mandragola. 56 On Pietro Alcionio’s life and work, see Gouwens 1998, 31-72 and Tucker 2003, 153-194. 57 Cited in Gouwens 1998, 35. In the event, Vettore Fausto won the appointment, not Alcionio. 58 Aristoteles 1521. As Connell observes, Borghini certainly “meant to include Machiavelli in this group of Florentines who flaunted their impiety.” 54 And yet he could add that Fra Andrea (who, he had heard, had attended the deathbed) had spoken highly of Machiavelli. In sum, Giovio’s characterization of Machiavelli as a mocker and “atheist” is spot-on, provided that it is understood in historical context. Giovio’s diminishment of his subject’s linguistic skills is excessive; but the criticisms of his pro-Florentine bias and his playful indulgence in sacrilegious speech ring true. 55 Taken together, the elogia of Egidio, Savonarola, Baptista, Poliziano, and Machiavelli evidence the range of ways that defamation was integral to Giovio’s portraits of learned men. But even the mostly negative appraisals of them pale into insignificance when set alongside the portrayal of Pietro Alcionio (1490s? - 1528). 56 Like Giovio, Alcionio was a humanist, a physician, and a sometime client of Pope Clement VII (Giulio de’ Medici; 1523-1534). While they probably crossed paths in Florence before Cardinal Giulio’s elevation, in the initial years of his pontificate both were in his court in Rome and participated in the city’s humanist sodalities. Thus Giovio’s aversion for Alcionio was grounded in part in personal experience. But before analyzing the elogium, we may ask: who is this relatively obscure figure that Giovio should be so mindful of him? Alcionio first came to notice in the scholarly world as a student of Marcus Musurus in Venice. Following his teacher’s demise (1517), some thought him a leading candidate to succeed Musurus in the public lectureship in Greek. In a letter to Erasmus, Ambrogio Leoni sang his praises: He has reproduced several orations of Isocrates and Demosthenes in such pure Ciceronian style that you might think you were reading our Arpinate himself, and has turned many of Aristotle’s pieces so lucidly that Latium could proudly say “Lo, Aristotle now belongs to us.” 57 In 1521, he published a hefty volume of Latin translations of works by Aristotle including the De generatione et interitu, which he dedicated to Pope Leo X. 58 The The Uses of Defamation in Paolo Giovio’s Elogia of Literati 71 <?page no="72"?> 59 Alcionio 1522. 60 On this disastrous performance see Gouwens 1993. 61 Letter of Girolamo Negri to Marcantonio Michiel, 25 March 1527, in Ruscelli 1562, fol. 93 r : “L’Alcionio legge Demostene la prima Olinthiaca, con molta frequentia d’auditori, ma credo, che & esso, & gli altri quest’anno leggera<n>no per l’amor di Dio.” 62 Julia Haig Gaisser in Valeriano 1999, 178-181, provides Valeriano’s Latin and an English translation of his account of Alcionio. following year he produced his best-known work, the Medices legatus: de exsilio, a dialogue dedicated to Nikolaus von Schönberg, archbishop of Capua and close friend of Cardinal Giulio de’ Medici. 59 His quest for Medici patronage evidently paid off: by July of 1522 he had moved to Florence, where the Signoria engaged him as a teacher of Greek, and where he also received a stipend from Cardinal Giulio to translate Galen’s De usu partium. Upon the cardinal’s elevation to the papacy that September, Alcionio aban‐ doned his teaching post to seek better fortune in Rome, but he seems to have written little while there. We know that in 1525 he delivered a sermon coram papa on Pentecost Sunday. The performance drew scorn from fellow humanists for its relentless Ciceronianism, but his selection to give the sermon itself attests his having some prominence in the world of Clementine humanism. 60 His situation, however, would worsen. When Pompeo Colonna led a raid on the Vatican in autumn of 1526, Alcionio’s apartment in the Apostolic Palace was among those that were ransacked. In early 1527 he lectured on Demosthenes at the Studium Urbis, but Girolamo Negri speculated that because of Pope Clement VII’s financial difficulties Alcionio and his fellow professors were unlikely to be remunerated. 61 When Imperial troops stormed the city on 6 May Alcionio took refuge with the pontiff in Castel Sant’Angelo, but once the siege let up he sought the protection of Pope Clement’s archrival Pompeo Colonna - a move that Pierio Valeriano would characterize as betrayal of his erstwhile patron - and at some point after mid-February of 1528 he penned a panegyric praising Colonna for having saved Rome. Evidently he took ill and died within a few months thereafter. 62 Although the De exsilio has drawn some scholarly attention over the centu‐ ries, Alcionio would be largely forgotten were it not for the withering criticisms of his character and works made by other humanists, above all by Giovio. This elogium is so tightly constructed and allusive that it repays close reading. It begins inauspiciously: Is quum duarum urbium suppresso nomine se hybridam fateretur diuque in calchog‐ raphorum officinis corrigendis erroribus menstrua mercede operam navasset, multa observatione ad praecellentem scribendi facultatem pervenit. Sed hic partus honos 72 Kenneth Gouwens <?page no="73"?> 63 Hybridam, here rendered as “of mixed parentage,” evidently refers to Alcionio being an unhappy product of marriage between residents of two different polities. It also establishes a parallel between the man and the “hybrid” quality of his prose (see below). 64 Giovio 2023, 390-393. Giovio’s “at the very edge of the bed” (in lecti limine … ipso) is a sarcastic allusion to Lucretius 2,960: leti … limine ab ipso (from the very threshold of death). 65 Gouwens 1993, 195; Latin at 192: Solet is interdum varie de patria definire, fortasse ea spe, ut clarissimae quaeque Italiae urbes de eo inter se aliquando dimicent. 66 Giraldi 2011, 89; Valeriano 1999, 179-181. non erat in conspectu, quum nulla ex parte ingenuis sed plane plebeis et sordidis moribus foedaretur. Erat enim impudens gulae mancipium ita ut eodem saepe die bis et ter aliena tamen quadra coenitaret; nec in ea foeditate malus omnino medicus, quod domi demum in lecti limine per vomitum ipso crapulae onere levaretur. - (Although he admitted to being of mixed parentage [without, however, divulging the names of the two cities], 63 and although he had to work as a reader of proofs in printers’ shops, living month to month for a long time, thanks to his keen attentiveness he attained to outstanding literary skill. Once acquired, however, this worthy quality did not attract notice inasmuch as he was tainted by conduct not in the least gentlemanly, but utterly vulgar and coarse. He was such a shameless slave to gluttony that often, within the space of a day, he cadged meals at two or three different people’s tables. But in this disgraceful behavior, he was not entirely a bad doctor: for when at last he was home, he relieved himself of the burden of excessive drink by throwing up at the very edge of his bed.) 64 That Alcionio sought to keep his origins obscure receives external confirmation from Girolamo Negri, who wrote in a letter of 22 June 1525 to Marcantonio Michiel that he is “accustomed now and then to talk about his homeland in various ways, perhaps with this hope, that all the most famous cities of Italy might someday fight among themselves over him.” 65 The charge of boorishness is well-corroborated: Lilio Gregorio Giraldi described him as “captious and foulmouthed, and lacking all shame and common sense”; and Pierio Valeriano wrote that he had “a poor opinion of all men of letters so that he tore them to shreds with sarcastic abuse, from which he had aroused the dislike of learned and ignorant alike.” 66 The accusation of gluttony finds support in Negri’s account of Alcionio’s Pentecost sermon: in the ceremonial osculum pedis at its outset, he performed the ritual so energetically that he appeared to have thought “that the pope’s feet were a tidbit from a tastefully seasoned dish of that kind which, The Uses of Defamation in Paolo Giovio’s Elogia of Literati 73 <?page no="74"?> 67 Gouwens 1993, 190: Existimavit, credo, egregius noster dicendi artifex pedes Pontificis Maximi esse pastillum ex cat<il>lo eleganter condito, quale illud fuit quod appositum sibi nuper in coena voravit avidissime. 68 On Juan Ginés de Sepúlveda (ca. 1490-1573), see Pacheco 2016. From humble origins in a town near Córdoba, he studied at the University of Alcalá (1510-1513) and at Bologna (1515-1523), where he worked with Pietro Pomponazzi. In the 1520s his patrons included Alberto Pio, prince of Carpi, and Giulio de’ Medici (both when a cardinal and then as Pope Clement VII). In 1536 he became official chronicler and chaplain to Emperor Charles V. He is best known today neither for his histories nor for his extensive translations of Aristotle into Latin, but instead for his defense of the Spaniards’ enslavement of the Indians of the New World, a position he justified on Aristotelian grounds in his Democrates alter seu de justis belli causis (1544). 69 Giovio 2023, 392-393. Both Christophe de Longueil and Girolamo Negri related versions of this anecdote. See the detailed analysis of Sepúlveda’s Errata and interpretation of its significance in Gouwens/ Celenza 2006, 350-351. served to him at dinner not long before, he devoured most greedily.” 67 In sum, Alcionio was a social climber whose boorish manners, not least at table, undercut his ambitions - and in this respect Giovio’s description dovetails with others’ perceptions. When describing Alcionio’s translations of Aristotle into Ciceronian Latin, Giovio emphasizes their inferiority to those a rival scholar was making: Quum aliqua ex Aristotele perperam insolenterque vertisset, in eum Sepulveda, vir Hispanus egregie de literis meritus, edito volumine peracuta iacula contorsit non hercle indigna tanti philosophi vulneribus, si vindictae nomine merita poena mulctaretur, tanto quidem eruditorum applausu ut Alcyonius, ignominiae dolore misere consternatus, Hispani hostis libros in tabernis ut concremaret gravi pretio coemere cogeretur. - (After he had translated some works of Aristotle incorrectly and in an unconventional manner, Sepúlveda, a Spaniard who has rendered meritorious service to scholarship, published a book hurling needle-sharp darts at him. 68 These were not, Lord knows, unbefitting the injuries done to so great a philosopher, if in the name of vengeance a sufficient punishment could be exacted. Indeed, so great was the approbation of the learned that Alcionio, utterly overwhelmed with chagrin at the disgrace, was compelled to go to great expense to buy up his Spanish enemy’s books in all the shops to burn them.) 69 Much of this account appears to be accurate. Alcionio and Sepúlveda had indeed been translating the same books of Aristotle on animals, and the latter scholar, 74 Kenneth Gouwens <?page no="75"?> 70 The present author found the sole known copy of Sepúlveda’s Errata P. Alcyonii in interpretatione Aristotelis (Bologna 1522) in the Marciana Library in 1992. Its uniqueness may add credence to the story of Alcionio having sought to burn all the copies he could. 71 Giovio 2013, 326-327: Magis enim est ingenuum vel mediocriter a propria naturalis ingenii vena stilum deducere quam impudenter et operoso vilique labore conficere centones et ridendas illas ex Cicerone rhapsodias infeliciter ostentare, ut modo accidit Alcyonio, alioque luculenter docto et memori, cum Genesius Hispanica sedulitate excussis eius operibus integra passim atque transposita clausularum furta edito libro publicasset illeque propterea miserabili pudore adductus universos Genesii libros per singulas Italiae tabernas conquirere emptosque cremare cogeretur. The dialogue is set in the autumn of 1527 and probably written in 1528, with subsequent additions and corrections made between then and 1535. Interestingly, the passing recognition of Alcionio’s talent (alioque luculenter docto et memori) might sit well alongside a passage in Giovio’s treatise on species and preparation of fish, De piscibus (1526), where Alcionio is termed a vir doctissimus with respect to his rendering of a passage of Aristotle. See Giovio 1984, 50. 72 Girolamo Negri to Marcantonio Michiel, 1 September 1523, in Ruscelli 1562, fol. 87 r . 73 See the analysis in Gouwens/ Celenza 2006. miffed at being scooped, did in fact publish a booklet itemizing his rival’s errors. 70 Here Giovio was largely repeating what he had written over a decade earlier in his second “Ischian dialogue”: It is more noble to draw even an unremarkable style from one’s own vein of natural talent than to be shameless enough to assemble a patchwork of borrowed passages with laborious and worthless effort, or to put on a pitiful display of well-turned phrases appropriated from Cicero with laughable clumsiness. This recently happened to Alcionio, otherwise brilliantly learned and endowed with a fine memory, when Juan Ginés de Sepúlveda, with the zeal of a Spaniard, sifted through his works for the clauses which Alcionio everywhere stole intact. Of these, Sepúlveda made a published edition. For this reason Alcionio was wretchedly humiliated and felt compelled to search every shop in Italy for those books of Sepúlveda and to purchase and burn them. 71 Girolamo Negri provides further confirmation of the incident, similarly noting Alcionio’s efforts to reduce the book’s circulation by purchasing all the copies he could, but adding that Sepúlveda planned to have another run printed. 72 Sepúlveda’s Errata does indeed demonstrate, with searing ruthlessness, how badly Alcionio had garbled the sense of the Greek. 73 The incident was not, however, career-ending for him. Cardinal Giulio de’ Medici continued to employ both scholars, evidently unfazed and perhaps even amused by the squabble. Giovio’s elogium of Alcionio becomes still more negative in its description of his De exsilio, in which the motif of insufficient digestion migrates into the literary realm: The Uses of Defamation in Paolo Giovio’s Elogia of Literati 75 <?page no="76"?> 74 Giovio 2023, 392-293; Alcionio 1522. See the analysis of the work in Tucker 2003, 153-194. Although Giovio presents the theft as a fact, no modern commentator has found the story credible. It may be noteworthy, however, that according to Valeriano 1999, 203, while Alcionio was in Castel Sant’ Angelo during the Sack of Rome, he made off with four of Pietro Martelli’s books on mathematics. 75 Manuzio 1547, fol. 446 r -446 v : DE GLORIA: libros duos significat, quos de gloria scripsit: qui usque ad patrum nostrorum aetatem pervenerunt : nam Bernardus Iustinianus in indice librorum suorum nominat Ciceronem de gloria. is liber postea, cum universam bibliothecam Bernardus monacharum monasterio legasset, magna conquisitus cura, neu‐ tiquam est inventus. nemini dubium fuit, quin Petrus Alcyonius, cui monachae medico suo eius tractandae bibliothecae potestatem fecerunt, homo improbus furto averterit. & sane in eius opusculo de exilio, aspersa non nulla deprehenduntur, quae non olere Alcyonium auctorem, sed aliquanto praestantiorem artificem videantur. Sed luculento opere de toleranda exilii fortuna ita eruditionis ac eloquentiae famam sustentabat ut ex libro De gloria Ciceronis, quem nefaria malignitate aboleverat, multorum iudicio confectum crederetur. In eo enim tanquam vario centone, praeclara excellentis purpurae fila languentibus caeteris coloribus intertexta notabantur. - (But with a splendid work on enduring the misfortune of exile, he so propped up a reputation for erudition and eloquence that many supposed it confected out of Cicero’s book On Glory, which he had impiously and spitefully destroyed. For it was discerned that in that motley patchwork, threads of choice purple outshone the other, fainter colors with which they were interwoven.) 74 Giovio was not alone in suggesting that Alcionio had stolen the only manuscript of Cicero’s De gloria: a year after the Elogia of literati appeared in print, Paolo Manuzio explicitly accused Alcionio of plagiarism from Cicero and noted the disappearance of the De gloria from a monastic library to which (he says) Alcionio, in his capacity as doctor, had enjoyed privileged access. 75 Both these accounts significantly postdate Alcionio’s demise, and neither is elsewhere corroborated. Within the elogium, however, the story elegantly builds upon the theme of digestion: as in Alcionio’s medically defensible remedy for overeating what others have made available, so too in his appropriation of an entire work of Cicero he has consumed excessively, digested poorly, and then spewed forth contents he had not sufficiently made his own. The elogium’s final lines might at first appear to vindicate its subject: Verum non multo post, confirmatae suspicionis invidiam duabus splendidissimis orationibus peregregie mitigavit, quum in clade Urbis vehementissime invectus in Caesarem populi Romani iniurias et barbarorum immanitatem summa perfecti oratoris eloquentia deplorasset. - 76 Kenneth Gouwens <?page no="77"?> 76 Giovio 2023, 392-393. The orations to which Giovio refers are A Declamation against Caesar’s Letter (Declamatio in literas Caesaris); and On the Deliverance of the City (De Urbe servata), a panegyric to Pompeo Colonna for having “saved” Rome. Before these, he had already penned at least two other orations on the the Sack of Rome. Three of these orations are transcribed in Gouwens 1998, 179-212. 77 Thus I had assumed: Gouwens 1998, 44. 78 On this point see Gouwens, 2022. It may be that his animus toward Alcionio was increased by a mistaken belief that the latter was aspiring to write history. Thus Negri wrote to Marcantonio Michiel (1 September 1523) that Giovio “È in rotta con l’Alcionio, perche gli è stato detto, che l’Alcionio scrive historia, la quale impresa egli non vuol cedere ad alcuno.” Ruscelli 1562, fol. 87 r . (Soon, however, he distinctly lessened the ill will arising from that well founded suspicion with two surpassingly splendid orations, when he inveighed passionately against the emperor about the Sack of Rome, and then lamented the unjust treatment of the Roman people and the savagery of the barbarians, showing the lofty eloquence of a perfect orator.) 76 Has this sad sack at last transcended, or at least mitigated, his abominable reputation? 77 Not really: for Giovio’s diction and phrasing imply that Alcionio’s orations on the Sack, like his dialogue on exile, betrayed excessive borrowing from Cicero - the difference being that here his thievery is less odious because it served a worthy cause. The locution vehementissime invectus may call to mind Cicero’s Philippics against Mark Antony; and the closing phrase, summa perfecti oratoris eloquentia, surely invokes Cicero’s De oratore, e.g., 1,128: nihil in hominum genere rarius perfecto oratore invenire potest (among humankind, there’s nothing harder to find than a perfect orator). Thus in Giovio’s reckoning, Alcionio remained to the end someone who bit off more than he could chew, whose outsized appetites extended beyond what he could digest, and whose regurgitation of Cicero impeded his ability to produce something truly his own. The five portraits here considered include varying degrees of criticism, some of it surely unwarranted. Giovio loathed pretense, and he obviously enjoyed skewering those he believed were esteemed too highly. In the Elogia, as elsewhere, he did seek to carve out the writing of history as his own special strength, and he found it galling when historians he viewed as incompetent, unoriginal, jaundiced, or injurious to the reputation of the craft were unduly celebrated. 78 Surely we should not feel compelled to agree with his estimations, nor to believe that all the rumors he recounts are literally accurate. As he wrote in the book’s dedicatory letter (addressed to Ottavio Farnese), the sketches were intended to display “the essence of the subject’s life and works” (vitae The Uses of Defamation in Paolo Giovio’s Elogia of Literati 77 <?page no="78"?> 79 Giovio 2023, 6. 80 Giovio 1958, 68 (letter to Giovanni Martinez Silicio, 28 January 1547): Mitto tibi tanquam doctissimo atque occupatissimo non ingraturum futurum Elogiorum meorum libellum, molliore quadam licentia ad iucunditatem remissioris animi perscriptum, quum stylus ab historiae gravitate discesserit. atque operum summam). 79 The genre as he developed it gave pride of place to rhetoric, and he freely admitted that it allowed license that he did not take when writing histories. 80 The six elogia upon which this article focuses, however, exemplify how integral instances of fault-finding are to the character sketches in which they appear. It is worth remembering that in seeking out portraits by artists for his collection, Giovio emphasized that he wanted authentic likenesses rather than idealized ones. So too he has bequeathed us written portraits that show their subjects “warts and all.” If at times the sketches slip into caricature, their doing so could serve to cast in sharper profile certain aspects that Giovio viewed as integral to the subjects’ character and scholarship. Taken as a whole, the 146 elogia, often encompassing both excellences and shortcomings, form a compelling group portrait of the learned, whose defects and petty rivalries are part of what makes their collective story not only memorable but eminently worthy of consultation still today. 78 Kenneth Gouwens <?page no="79"?> 1 Caruso 1999b, 30. La ‹tabella›, il ‹cerchio› e un’immagine d’archetipo Stasi e movimento negli Elogia di alcuni umanisti, con una testimonianza poco nota sul ritratto filelfiano di Paolo Giovio Silvia Fiaschi Quando si attraversano le latitudini del tempo, anche i paesaggi più estesi a poco a poco sfumano, si trasformano, fino a mutare completamente. Queste pagine sono frutto di un invito, divenuto per me occasione di scoperta, ma esigono in via preliminare una formula humilitatis tutt’altro che retorica, e una premessa di metodo. Non sono una cinquecentista, né tantomeno un’esperta di Paolo Giovio. Il contributo che qui presento è una lettura prospettica degli Elogia, un esercizio dello sguardo e della memoria, al fine di individuare alcuni tratti caratteristici del ‹paesaggio umanistico› (a me più noto) che, pur degradando visibilmente nella sintesi iconografica litteris mandata dal dotto prelato, ancora si scorgono in lontananza, lungo gli orizzonti culturali di una nuova epoca, benché, con il loro progredire, cambino i panorami, gli uomini e le cose. La prima metà del XVI secolo fu pure, nella sua straordinaria complessità, un momento di bilancio del grande sforzo intellettuale condotto fra Tre e Quattrocento, cui anche l’opera qui in esame contribuì. Cosa resta di quella stagione nella cribratio realizzata dal Giovio? Solo «la commossa rievocazione dell’Umanesimo italiano quattrocentesco, un mondo che egli aveva fatto ancora in tempo a conoscere nelle sue ultime manifestazioni e che sapeva ormai irrimediabilmente scomparso», 1 o anche linee più o meno marcate di persistenza e di tradizione? Una lettura tematica focalizzata in tal senso può essere utile a comprenderne i processi di ricezione. La strada - è subito evidente - corre lungo un terreno sconnesso, fra personaggi fato functi, la cui esperienza si è fissata, interrompendosi, in un <?page no="80"?> 2 Giovio 1972, 34. 3 Si vedano rispettivamente Petrarca 2008, 22-31; Petrarca 2006, 3-5. 4 Giovio 1972, 62, 74 (elogi XXIX e XLIII). 5 Sono alcuni dei temi nodali del De viris illustribus; cfr. Petrarca 2008, 30. punto della storia, lasciando di loro rimasugli, rottami, rovine simili a quelle archeologiche dei monumenti antichi, affascinanti, sì, ma alle volte persino spaventose, antiestetiche; comunque commoventi. L’uomo di lettere partecipa, con gli esiti della sua esistenza, alla rovina e al precipitare della storia. La summa vitae atque operum sottesa all’impianto degli Elogia, come dichiarato dal Giovio in prefazione, 2 sembra guidare il principio di selezione che sta alla base della storiografia moderna, sin da quando Petrarca lo aveva faticosamente affermato nelle prefazioni - maior e minor-- al De viris illustribus, dove aveva asserito che la storia, quella vera, cui gli uomini illustri ad uno ad uno concorrono, non è fatta di mores; ma poi aveva subito precisato che di tanto in tanto è necessario riferirli per rendere dilettevole la lettura. 3 Già, perché se la storia deve essere utile, è necessario che sia letta, e niente favorisce di più questo processo del piacere, del diletto, della iocunditas. Gli Elogia non sono un’opera storica in senso stretto, ma partecipano, come noto, al programma storiografico del Giovio e del suo tempo. I mores qui trionfano sul resto e dunque sono il divertissement e la leggerezza ad avere la meglio. Colpisce infatti, fra i profili raccolti, l’enorme quantità di dettagli ‹irrilevanti› rispetto alla grande storia che, sì, scorre tutta intorno, ma a margine, in un evidente cambio di posizione e di ruoli, come succede ad esempio nei ritratti del Ficino, che muore nel maggio del 1499 a Firenze mentre Luigi XII sta varcando le Alpi; o del Calcondila, che muore a Milano nel 1511 poco prima di poter vedere l’esercito Francese lì respinto dalle truppe della Lega Santa, nel quadro rovinoso delle Guerre d’Italia. 4 Vicende epocali che non riescono però ad intersecarsi con la vita di questi personaggi: essa sfuma poco prima che si verifichino. Della storia non si possono che recuperare frammenti, aveva detto ancora il Petrarca, 5 tormentato da questioni di metodo che una simile presa di coscienza metteva in crisi: come si fa a ricostruire quel che è successo, che non si vede più, mendicando pezzo a pezzo fra fonti discordi? Dove sta la verità, filologicamente stabilita? Al Giovio, invece, questi problemi non provocano più alcun tipo di angoscia e i frammenti umani della storia che raccoglie negli Elogia sono ormai smussati, hanno perso le spigolature, sono stati ricomposti ad arte nella forma del ritratto compiuto, che immortala un’immagine verisimile agli occhi di chi la guarda. 80 Silvia Fiaschi <?page no="81"?> 6 Su questo tema si veda Bolzoni 1995. 7 Giovio 1972, 37. Le arti visive e le facoltà immaginifiche compartecipano ora, insieme alla scrittura, al mandato di consegnare l’esistenza umana alla memoria. 6 Ed è una memoria dinamica, che da un lato si appoggia sulla fermezza del ritratto, dall’altro si solleva, fugge via, seguendo gli spostamenti registrati nell’elogio e sollecitati da chi, guardando e leggendo, a sua volta se li raffigura. La vita di ognuno di questi personaggi non finisce lì, ma continua a brulicare nella mente del lettore. L’immagine e l’elogio sono, come noto, componenti strutturali dell’opera gioviana sin dalla sua genesi. Nei loro sistemi di relazione, che di volta in volta si rinnovano, essi si definiscono reciprocamente, attraverso un rapporto complementare fra stasi e movimento, fra punti di arrivo, soste e ripartenze. Tale dinamica si ricollega al motivo della ‹circolazione› intesa come condivisione della conoscenza, strettamente connessa al concepimento del Museo, dove ci si prefigura un afflusso continuo di visitatori gaudentes che Minerva invita dopo un po’ a cambiare stanza (mutatione loci) per cominciare il percorso dalla galleria dei priscorum civium simulachra. 7 Ma l’idea di circolazione del sapere è anche un concetto chiave dell’esperienza intellettuale del Quattrocento, che proprio l’Umanesimo aveva consacrato. Su questo tema imposto dunque le mie riflessioni, prendendo in esame, attraverso alcuni esempi, profili autoriali, aspetti culturali, strategie letterarie e tessere linguistiche. §1 ‹Post-it›: tavolette exemptiles, come gli occhi della Lamia Il primo rilevante elemento di continuità si coglie nell’impiego dell’aggettivo exemptilis, che concorre a definire la natura materiale degli Elogia, intesi come tavolette ‹rimovibili› in pergamena, appese sotto ai ritratti. Così vengono infatti descritte in due celebri passi, rispettivamente, della dedica a Ottavio Farnese e di una lettera del 1544 a Daniele Barbaro: Mitto igitur ante omnia libellum dulci brevitate periucundum, quo elogia tabulis pictis supposita continentur. E singulis enim imaginibus singulae exemptiles tabellae dependent in membrana, vitae atque operum summam praeferentes. - (Dunque ti mando anzitutto un piccolo libro, molto divertente nella sua amabile brevità, in cui troverai gli elogi collocati sotto i quadri. Sotto a ciascun ritratto, infatti, sono appese pergamene rimovibili, con il riassunto della vita e delle opere dei personaggi.) La ‹tabella›, il ‹cerchio› e un’immagine d’archetipo 81 <?page no="82"?> 8 Si vedano rispettivamente, per la dedica, Giovio 1972, 34 (testo latino; corsivi miei) e Giovio 2006, 6 (traduzione italiana di Franco Minonzio); per la lettera Giovio 1958, 4 (la traduzione italiana è mia; corsivi miei). 9 Su questa ampia tematica si rimanda, a titolo esemplificativo, a Guerrini 2002; Berto‐ lini/ Calzona/ Cantarella/ Caroti 2015; Donati 2021. 10 Poliziano 1986, 3. Per la Lamia si veda anche la più recente edizione, con vari saggi introduttivi, di Celenza 2010. E singulis enim imaginibus singulae exemptiles tabellae dependent, in membrana vitae atque operum summam continentes. - (Dalle singole immagini pendono singole tavolette rimovibili in pergamena, conte‐ nenti la sintesi della vita e delle opere.) 8 Si tratta di un termine tecnico raro, attestato solo due volte in latino: una in Columella (8,11), per indicare particolari pali di legno ‹estraibili› da terra, usati in agricoltura come appoggio per le piante (exemptiles perticae), di cui si raccomanda l’impiego anche per costruire i pollai su cui far posare volatili; l’altra nel Digesto (34,2,25,11), in riferimento a pietre che si possono incastonare e rimuovere da un gioiello (lapides exemptiles). In entrambi i casi l’aggettivo esprime la mobilità dell’oggetto e la facilità della sua possibile sostituzione. Si tratta di una scelta linguistica notevole, su cui mi pare i commenti non si siano mai finora soffermati. Il termine contribuisce in maniera significativa a definire la natura degli Elogia come oggetti polifunzionali, duttili, facilmente sostituibili; e dunque anche effimeri, mai compiuti, sempre modificabili. Sem‐ brano quasi rappresentare una ‹variante tecnologica›, basata proprio sull’idea del movimento e della rapidità (infatti dependent), rispetto alla tradizione dei cicli degli uomini illustri con epigrammi esplicativi allegati, che nel corso del Tre e del Quattrocento erano stati realizzati per tanti palazzi di celebri famiglie, dove si puntava invece a suggellare la gloria per l’eternità. 9 All’epoca del Giovio il termine, tanto pregnante, non era però più così raro e non rimontava alle fonti antiche prima richiamate, bensì ad un modello uma‐ nistico assai più prossimo. A riportarlo in auge era stato infatti, sullo scorcio del Quattrocento, Angelo Poliziano, nel quadro della sua consuetudine a recuperare espressioni ricercate e poco comuni, rimettendole in circolazione e dando ad esse nuova vita. Per exemptilis lo aveva fatto nella Lamia, prolusione accademica pronunciata a Firenze nel 1492 in occasione dell’avvio del suo corso sugli Analytica priora di Aristotele, per definire gli occhi ‹rimovibili› dell’omonima figura mitologica, sulla scorta del De curiositate di Plutarco (2,515F-516A), da lui esplicitamente citato. 10 Con questo attributo egli traduceva alla lettera il 82 Silvia Fiaschi <?page no="83"?> 11 Cfr. τὴν Λάμιαν λέγουσιν […] τοὺς ὀφθαλμὺς ἔχουσαν ἀποκειμένους (dicono che la Lamia abbia gli occhi estraibili). 12 Poliziano 1986, 3. La traduzione italiana è mia. 13 È l’incunabolo ISTC ip00893000. Per la tradizione si rimanda a Poliziano 1986, X X X I I - X X X V I I . 14 Fiaschi 2017. 15 Su questo specifico contesto culturale si vedano ad esempio Raimondi 1951; Frommel 2010; Giehlow 2015. participio greco ἀποκειμένους nel passo di riferimento. 11 Consapevole della novità e della raffinatezza della sua operazione, egli rilanciava la parola e ne rendeva familiare l’impiego, facendo seguire alla citazione classica una serie di esempi relativi ad oggetti di uso comune quali gli occhiali, la dentiera e le applicazioni dei capelli, cui l’aggettivo ben si addiceva. Ecco il passo in questione: Lamiam igitur hanc Plutarchus ille Cheroneus, nescio doctior an gravior, habere ait oculos exemptiles, hoc est quos sibi eximat detrahatque cum libuit rursusque cum libuit resumat atque affigat, quemadmodum senes ocularia specilla solent […]. Quidam vero etiam dentibus utuntur aeque exemptilibus, quos nocte non aliter reponunt quam togam; sicuti uxorculae quoque vestrae comam suam illam dependulam et cincinnos. - (Plutarco di Cheronea, che non so se definire più dotto o più autorevole, dice infatti che questa Lamia ha gli occhi rimovibili, cioè se li può estrarre e tirar fuori a piacimento e sempre a piacimento se li può riprendere e rinfilare, allo stesso modo con cui i vecchi sono soliti fare con gli occhiali. […] Alcuni fanno inoltre uso di denti estraibili, che di notte ripongono non diversamente da quanto fanno con la toga; analogamente fanno anche le vostre mogliettine e con la loro chioma che si appende e con i pennacchi.) 12 L’opera, uscita subito a stampa nel novembre 1492, ebbe un notevole successo. 13 Ma ad imporsi per la sua pregnanza e per la sua forza iconografica fu proprio, anche al di fuori di essa, la definizione degli occhi di questo personaggio. Ne ho potuta infatti accertare la presenza, ad esempio, nella versione che Filippo Fasanini fece del De incredibilibus (Περὶ ἀπίστων) di Palefato - una silloge mitografica ad uso scolastico - apparsa a Bologna, presso Benedetto Faelli, nel 1517, che ebbe a sua volta una diffusione vastissima. 14 Tale contesto è tutt’altro che privo di rilevanza, poiché il milieu intellettuale felsineo dei primi decenni del Cinquecento operò attivamente all’elaborazione di un linguaggio sincretico che unisse verba e res, parole e immagini - grazie a intellettuali come Filippo Beroaldo, Achille Bocchi, Antonio Urceo, Andrea Alciato e lo stesso Fasanini-- cui anche gli Elogia si rifanno. 15 Per le tabellae del Giovio, il referente linguistico polizianeo (derivato a sua volta da Plutarco), mi pare indiscutibile. E se teniamo in considerazione la La ‹tabella›, il ‹cerchio› e un’immagine d’archetipo 83 <?page no="84"?> 16 Giovio 1972, 51 (elogio XVII); la traduzione italiana è mia. 17 Mara 2018; Fiaschi 2018; per l’intero progetto, nel tempo ampiamente sviluppatosi, si rimanda al portale Philelfiana (http: / / philelfiana.unimc.it/ , 27.06.2024). Preciso che un recente esame autoptico del ritratto (novembre 2023), condotto con le Dott.sse Letizia Montalbano e Renata Pintus dell’Opificio delle Pietre Dure di Firenze, ha confermato che il supporto è carta (non pergamena, come indicato in Mara 2018, che non aveva potuto condurre un’analisi diretta). Sempre sull’importanza di questo ritratto e sulle sue interrelazioni con il mondo culturale e artistico, rimando alla ricerca presentata in Fiaschi 2024. Per un nuovo profilo complessivo di Francesco Filelfo, rimando a Fiaschi 2025. figura di riferimento (un personaggio mitologico), il peculiare dettaglio fisico che la identifica (gli occhi), la speciale facoltà che la contraddistingue (la vista attivabile a piacere), unitamente al ruolo che le imagines e l’osservazione giocano nell’opera del Comasco, la ripresa appare ancora più notevole e degna di ulteriore attenzione. §2 Un ‹archetipo› in movimento: il ritratto di Francesco Filelfo regalato a Paolo Giovio Il profilo di Francesco Filelfo si distingue da tutti gli altri perché è l’unico a cominciare con la puntuale descrizione di un vero e proprio ritratto, esposto in un luogo pubblico da un’intera comunità, quella dei Tolentinati, che con orgoglio lo mostrano ai visitatori stranieri. Il soggetto ‹plurale› al principio di una biografia ‹singolare› spicca per l’enfasi della sua posizione, tutt’altro che casuale: Tolentinates in publica Decurionum domo Francisci Philelphi civis effigiem, cum equestris ordinis baltheo, laureatam, peregrinis hospitibus ostendunt adservantque etiam regii diplomatis membranam ad collatae dignitatis argumentum. - (I Tolentinati nel Palazzo pubblico dei magistrati mostrano ai viaggiatori forestieri l’effigie del loro concittadino Francesco Filelfo, con il balteo dell’ordine equestre e la corona d’alloro, e conservano anche la pergamena del diploma regio a dimostrazione della dignità di cui si cinge.) 16 Quello cui si riferisce il Giovio è il celebre ritratto di Tolentino [Tav. I], tanto noto quanto scarsamente studiato, almeno fino ad alcuni anni fa, quando Silvio Mara gli ha dedicato un eccellente contributo nell’ambito dei lavori conclusivi di un ampio progetto di ricerca su Francesco Filelfo da me coordinato. 17 Qui è stato datato agli anni ’50-’60 del Quattrocento; ne è stata proposta l’attribuzione al Magister Vitae Imperatorum, una delle maestranze di maggior rilievo nel 84 Silvia Fiaschi <?page no="85"?> 18 Marubbi 2018, 238-239. 19 Mara 2018, 267-268 nota 30; una riproduzione della copia del ritratto filelfiano appar‐ tenuta al cardinal Borromeo si può vedere in Firpo 1967, 108. Il ritratto filelfiano del Giovio è annoverato nel catalogo di Fasola 1985, 176. 20 È censita in Edit16 con identificativo CNCE 76185 (https: / / edit16.iccu.sbn.it/ titolo/ CN CE076185, 14.05.2024). 21 Ughelli 1717, coll. 770-776. 22 Rosmini 1808, vol. I, V I I I - X I I . Il Morelli aveva proposto di attribuire la stampa all’officina romana di Antonio Blado, ma per una valutazione attendibile saranno necessarie ulteriori verifiche che rimando ad altra sede. Per la datazione si veda invece più avanti. panorama artistico dell’Italia Settentrionale; 18 se ne è ipotizzata la consegna da parte dello stesso Filelfo alla propria città natale in occasione del viaggio di ritorno da Napoli, nel 1453, dove gli vennero conferite la laurea poetica e la fascia onorifica di cavaliere aurato, riprodotte nell’immagine (e cui fa riferimento anche l’elogio gioviano); ne è stata fatta una lettura iconografica; se ne è sostenuta l’anteriorità, e quindi la funzione di prototipo, rispetto alla medaglia con l’effigie dell’umanista realizzata dal Filarete, che da quello dipenderebbe. Un autentico quadro d’autore (forse il primo in assoluto di questo tipo? ), quasi certamente fatto realizzare dall’intellettuale stesso con intento celebrativo e consegnato alla propria città d’origine, affinché lo esponesse nel Palazzo pubblico, a modello di riferimento. Un’intera comunità civile si riconosceva dunque intorno al ritratto di un uomo di lettere: era il trionfo dell’Umanesimo. Questo ritratto il Giovio non solo lo vide, ma lo ricevette in dono da parte della città di Tolentino; e l’incisione di Tobias Stimmer inserita nell’edizione del 1577, ne è una riproduzione evidente [Tav. II], così come la tela che da quella collezione ne avrebbe fatto trarre Federico Borromeo nel Seicento, oggi conservata presso la Pinacoteca Ambrosiana. 19 Di tale omaggio siamo informati da una biografia filelfiana dedicata a Giovio stesso, assai poco conosciuta e rarissima, sulla quale intendo soffermarmi per riportarla all’attenzione che merita [Tav. III]. Si tratta di una cinquecentina sine notis di venti carte, in quarto, dal titolo Vita Francisci Philelfi Tholentinatis, 20 allestita da un non meglio identificato N. Angelus Venusinus P. Tholentini, che in corso d’opera si definisce cleri Tholenti‐ natis antistes, dunque forse un presbyter vicario del vescovo di Camerino, da cui la città è dipesa fino al 1586. 21 A darne notizia era stato Carlo de’ Rosmini, agli inizi del XIX secolo, nella prefazione alla sua monumentale Vita di Francesco Filelfo; a fargli sapere della sua esistenza era stato Jacopo Morelli, all’epoca bibliotecario della Marciana di Venezia, che lì ne aveva rinvenuto un esemplare e gliene aveva inviata la trascrizione, 22 poi sottoposta al vaglio delle tante verifiche di Pietro Mazzucchelli, prefetto dell’Ambrosiana, che collaborò ampiamente a La ‹tabella›, il ‹cerchio› e un’immagine d’archetipo 85 <?page no="86"?> 23 Le tappe del lavoro rosminiano e del sistema di collaborazioni da lui ricevute sono state ricostruite in maniera esaustiva e con perizia di particolari da Pedretti 2011. 24 L’esemplare, su cui si basa la descrizione presente in Edit16, doveva avere la segnatura 109.C.107 (cfr. Pedretti 2011, 924 nota 92); con mail del 17 ottobre 2023 la dott.ssa Alessia Giachery della Biblioteca Marciana, che ringrazio, mi conferma che il pezzo risulta ancora deperdito. Una indicazione di segnatura in parte diversa (C.109C.107.1), sempre riferita a questa copia, è indicata da Claudia Tarallo (Tarallo 2021, 85 nota 120), che l’ha potuta consultare e che precisa essere rilegata «con l’incunabolo recante la traduzione del Filelfo del De Ilio non capto di Giovanni Crisostomo [IGI 3448]» («Giovanni» da correggere in Dione). 25 L’esemplare, con segnatura FA 5 H 4 47, è regolarmente schedato nell’Opac «Bi‐ blioMarcheSud» (https: / / bibliomarchesud.it/ opac/ resource/ vita-francisci-philelfi-thole ntinatis-n-angelus-venusinus-p-tholentini/ UMC0860843, 27.06.2024). Esprimo la mia riconoscenza alla Biblioteca Antolisei e in particolare alla Dott.ssa Antonella Pascarella per la preziosa collaborazione. 26 Per lo status quaestionis della tradizione a stampa dell’epistolario filelfiano rimando a Bognini 2015; per l’epistolario completo in 48 libri si veda l’edizione Filelfo 2016. questa impresa biografica, nell’eccellente cornice dell’erudizione milanese di primo Ottocento. 23 L’esemplare marciano scoperto dal Morelli, ritenuto e indicato finora come l’unico superstite, risulta purtroppo scomparso dal 2021, e a niente sono finora valsi i vari tentativi di reperimento da me più volte sollecitati presso la sede negli ultimi mesi. 24 Per fortuna, però, ne ho rintracciata una seconda copia, non censita in Edit16, presso la Biblioteca Comunale ‹F. Antolisei› di San Severino Marche, che ho potuto esaminare in funzione di questa ricerca, prevedendone anche ulteriori approfondimenti. 25 Non mi soffermo qui sui contenuti della biografia, definita dall’autore un compendiolum a me magis curiose quam eleganter aeditum (c. A iv r ). Essa si basa essenzialmente sull’epistolario filelfiano, noto all’autore nella sua forma parziale in XXXVII libri, che ebbe una vastissima circolazione a stampa a partire dalla princeps del 1502, di cui sono riferiti ampi stralci. 26 Prendo invece in considerazione la lettera di dedica, che contiene elementi di rilievo per la nostra riflessione [Tav. III]. Essa si estende per cinque pagine (cc. A ij r -A iv r ) ed è introdotta dalla salutatio di N. Angelus Venusinus a Paolo Giovio, ormai qualificato con l’appellativo di vescovo di Nocera, titolo che aveva ottenuto nel 1528. Il tema su cui si apre è quello della patria: in risposta polemica a quanti, invidiosi e maldicenti, asseriscono che i Tolentinati si gloriano inutilmente di aver dato i natali al Filelfo, poiché quest’ultimo, a loro dire, sull’esempio di Omero non avrebbe mai fatto parola del suo luogo natio in quam plurimis a se aeditis codicibus, il biografo esibisce testimonianze epistolari che provano l’esatto contrario. Fra le tante che 86 Silvia Fiaschi <?page no="87"?> 27 È l’epistola XXXVI 21 del 1 marzo 1473, che Filelfo invia per farsi mediatore fra Tolentinati e Sanseverinati (Filelfo 2016, 1546-1547). Se ne veda il regesto all’interno della biblioteca digitale ‹Re.Phi.Lex› (Lettera ai Rettori di Tolentino per la conciliazione con il confinante comune di San Severino; https: / / bibliotecadigitale.unimc.it/ handle/ 2 0.500.13026/ 4064, 14.05.2024); per il tema della patria, cfr. Pontari 2018, 42-44. 28 È la lettera III 1, dove Filelfo asserisce, fra le altre cose: Et enim patriae omnia debeo, ab qua genitus, altus educatusque sim (Filelfo 2016, 189-192); cfr. Pontari 2018, 34-36. 29 Giovio 1956, 269-271; Zimmermann 2012, 225-227. egli dice facilmente reperibili, riporta un estratto della lettera indirizzata nel 1473 ai Priori di Tolentino, dove l’umanista dichiara con orgoglio Tholentinas enim sum civis non modo natura, sed etiam voluntate caritateque perpetua (Sono Tolentinate non solo per natura, ma anche per scelta e per eterno amore), 27 e menziona quella inviata nel 1438 a Francesco Sforza, dove aveva espresso la propria riconoscenza alla patria. 28 Gli abitanti della città marchigiana non hanno dunque alcuna ragione di privarsi di un simile presidio e di un decoro così illustre (tanto praesidio claroque tam patriae ornamento), che va invece difeso da calunnie infondate. Al primario scopo apologetico della biografia, commissionata a N. Angelus dai cittadini stessi, se ne aggiungeva un secondo, di carattere contingente. Essa era stata allestita per soddisfare le curiosità che sul personaggio nutriva Paolo Giovio, il quale le aveva rese manifeste alla comunità di Tolentino quando vi era passato, poco prima, al seguito di papa Paolo III, durante il viaggio di ritorno a Roma da Lucca (settembre 1541), 29 dove si era svolto l’incontro con l’imperatore Carlo V in preparazione del Concilio di Trento: Quare Philelfi vitam, opus meis quidem humeris impar - nam grandi titubant sub pondere vires - et si minus luculenter etenim elucubrare at studiose tamen, aggredi cogitavi. Quod eo libentius feci quod et tibi, homini doctissimo, et aliis nonnullis eruditis viris rem facturum me gratam intelligebam. Etenim, cum Paulus Tertius Pontifex Maximus et sanctissimus, ex Lucense cum Caesare colloquio, nuper ad nos diverteret, tu, pater faestivissimus, itineris perpetuus comes dulceque levamen, hilari sagacitate urbanissimisque salibus tuis, arduis et in rebus providentia tam exquisita a defatigatione curarum tanti imperii gubernandi, ad iucunditatem plerumque revocas Sanctitatem suam, ut soles, semper de claris et viris illustribus sermonem habere, quamplura de Philelfo sciscitatus hic fueris, ecquis suorum superstes viveret, ea animi anxietate ut tantum Philelfo facundissimo ore tuo tribueris, quantum laudis eius amantissimus quisque. Quod sane perspicientes cives nostri et prestantissimam humanitatem tuam admirantes, ipsius archetypam imaginem in tabella sua tempestate depictam ex naturalique retractam, in Urbem ad te sui nominis defensorem strenuum, dono misere; meque non inumaniter sunt hortati ad vitam Philelfi (cum mihi per ocium La ‹tabella›, il ‹cerchio› e un’immagine d’archetipo 87 <?page no="88"?> 30 N. Angelus Venusinus 1541, c. A [iij] r (corsivi miei); la traduzione è mia. 31 Rosmini indicava come terminus post quem per la datazione della stampa il 1528, considerando solo il titolo episcopale con il quale viene qualificato il Giovio. Tale riferimento è ripetuto anche in Tarallo 2021, 85 nota 120: «Sulla data dell’opera persistono maggiori incertezze: il solo dato certo che il Rosmini ha potuto arguire riguarda il terminus post quem, identificato nel 1528. Nella dedicatoria infatti il nome di Giovio si accompagna al titolo di vescovo di Nocera, investitura che, come è noto, lo storico acquisì proprio nel 1528». Una datazione al 1542 era stata invece proposta da Mazzucchelli al Rosmini (cfr. Pedretti 2011, 924-925). licuisset) describendam. Quod onus non libentissime minus quam benivolentissime mihi susceptum est. - (Perciò ho pensato di cominciare ad elaborare, in maniera se non raffinata ma certamente scrupolosa, una vita del Filelfo, impresa di sicuro impari per le mie spalle: le forze infatti titubano sotto un simile peso. E più volentieri mi sono accinto a questa impresa pensando che avrei fatto cosa gradita sia a te, uomo dottissimo, sia a molti altri eruditi. E infatti, passando poco tempo fa qui da noi Paolo III, pontefice massimo e santissimo, di ritorno dal colloquio con l’Imperatore, tu, padre gioiosissimo, suo compagno perpetuo di viaggio e dolce sollievo - che con ilare sagacità e con i tuoi raffinatissimi scherzi, come di consueto, lo riporti provvidenzialmente alla gioia anche nelle situazioni più difficili e lo distogli dalla fatica degli affanni di un governo tanto grande, parlando con lui degli uomini celebri e illustri - venisti qui a chiedere con interesse molte informazioni sul Filelfo, e se qualcuno della sua famiglia ancora fosse in vita, e lo facesti con un tale trasporto da tributare al Filelfo, con la tua faconda eloquenza, tanto quanto poteva tributargli uno che lo amava immensamente. E i nostri cittadini, rendendosi ben conto di questo e ammirando la tua straordinaria umanità, a te, strenuo difensore del suo nome, mandarono in dono a Roma la sua immagine originale, dipinta su tavola nella sua epoca e ritratta dal vero; e a me dettero il compito di scrivere la vita del Filelfo [per quello che mi era possibile nel tempo libero]. Onere che, non meno spontaneamente che volentieri, mi sono assunto.) 30 Il brano presenta elementi di notevole interesse. Innanzitutto consente di datare con buona approssimazione la Vita all’autunno del 1541, cioè non molto dopo il rientro del Giovio a Roma dalla missione di Lucca, avvenuto la vigilia di Ognissanti (terminus post quem), quando ancora la visita nella città marchigiana doveva risultare recente (nuper ad nos diverteret). 31 In secondo luogo permette di connettere questo scritto con il marcato interesse del prelato verso le vicende degli uomini celebri, già dimostrato a questa altezza cronologica nelle Historiae e prima ancora nel Dialogus de viris et feminis aetate nostra florentibus, poi a disposizione del nuovo progetto degli Elogia: tutte queste opere dovevano trovare ampi materiali dalle piacevoli conversazioni de claris et viris illustribus 88 Silvia Fiaschi <?page no="89"?> 32 Non trova invece riscontro nel testo il fatto che fosse stato il Giovio a commissionare la Vita, come si legge in Pedretti 2011, 924-925. 33 In questo senso il ritratto del Filelfo si inseriva nella tradizione avviata dal Petrarca che, per primo fra i letterati moderni, si era fatto ritrarre dal vivo (cfr. Mardersteig 1974; Bolzoni 2008). 34 Questo dato può integrare le acquisizioni di Mara 2018, 259. 35 Cfr. Comi 1783. con le quali il prelato sollevava dagli affanni Paolo III durante i loro spostamenti che, come in questo caso, potevano attraversare luoghi legati ai personaggi di cui si parlava e che sollecitavano nel prelato la ricerca di informazioni dirette. Infine, soprattutto, testimonia che i Tolentinati, colpiti dalla grande stima dimostrata per il loro concittadino, gli avevano mandato a Roma, in regalo, la sua immagine originale (ipsius archetypam imaginem), eseguita su tavola dal vero (in tabella sua tempestate depictam ex naturalique retractam), chiedendo contestualmente a N. Angelus Venusinus la stesura della biografia: evidentemente questa doveva servire d’accompagnamento al dono. 32 Benché nel passo esaminato non ricorrano dettagli iconografici precisi, è fuor di dubbio che il riferimento sia all’immagine rappresentata dal ritratto di Tolentino. Di essa si confermano l’antichità, in quanto coeva al suo soggetto (sua tempestate depictam); l’attendibilità, essendo stata eseguita dal vivo (ex naturalique retractam); 33 l’ufficialità pubblica e dunque l’autorevolezza che la convalidava, anche dal punto di vista filologico (cioè fisiognomico), come modello archetipico di riferimento per la sua raffigurazione. Nel brano avremmo dunque la sua prima attestazione, precedente di circa cinque anni quella più particolareggiata degli Elogia, 34 frutto della perizia didascalica del Giovio, alla cui sensibilità artistica un livello di accreditamento così eccezionale non poteva passare inosservato. Questa ‹immagine› fu quella che egli poi collocò nel Museo e che è rimasta nelle disponibilità degli eredi almeno fino ai primi dell’Ottocento. Lo appren‐ diamo da due testimonianze di Giovan Battista Giovio che, in un caso, la descrive minuziosamente, e, in entrambi, ne sottolinea la peculiarità --potremmo dire-- stilistica di essere ‹all’antica› (di profilo), cioè di conservare i connotati formali di un’epoca passata, distinguendosi in qualche modo dagli altri ritratti, più in sintonia con il rinnovamento artistico del Rinascimento (di tre quarti). Nel suo dizionario dedicato a Gli uomini della comasca diocesi antichi, e moderni nelle arti, e nelle lettere illustri, parlando di Siro Comi che aveva appena pubblicato un opuscolo sull’insegnamento del Filelfo a Pavia, 35 precisa in nota: Non vi è letterato, che ignori chi fosse Filelfo latinante e grecheggiante terribile del secolo XV, che viaggiò mal contento e professò lettere in quasi tutte le università La ‹tabella›, il ‹cerchio› e un’immagine d’archetipo 89 <?page no="90"?> 36 Giovio G.B. 1784, 359-360 (corsivi miei). 37 Bravetta 1836, 127 (corsivi miei). italiane amico e nemico di Pio II e de’ Medici, che ebbe onori inviti e premii […]. Si ricorda sempre quella sua crudeltà letteraria di avere svelto la barba a quel greco, che aveala con lui scommessa sul valore d’una sillaba greca, come ci lasciò scritto il Giovio negli Elogi. Conservasi ancora ottimamente la tela rappresentante il Filel-fo fra quelle, che veggonsi in mia casa, preziose reliquie del Museo Gioviano. Il volto è veramente d’uno stitico letterato all’antica con gote gialle magre grinze, sovra i bianchi e rigidi capegli sta una berretta coronata d’allori. Ho pure nella mia biblioteca un volume manoscritto di questo dotto uomo: in fin d’esso avvi quel suo opuscolo a Carlo VII di Francia dato ex Mediolano XIII. Kalend. Martias MCCCCLI. 36 La ‹stitichezza› letteraria del volto (guance magre, grinzose e gialle) e la rigidezza dei capelli, che trovano perfetta corrispondenza nella tavola tolentinate, dove‐ vano far apparire sui generis l’immagine rispetto al resto della galleria, come si evince dalla seconda testimonianza, tratta da una lettera a Carlo de’ Rosmini (Como, 30 giugno 1802), dal quale Giovan Battista attende con ansia la biografia filelfiana: […] son voglioso che compaia il suo Filelfo, di cui ho uno strano ritratto nel Museo già di Paolo Giovio. 37 Ma che cosa avevano inviato esattamente a Roma gli abitanti di Tolentino nel 1541? Il ritratto stesso? Una riproduzione? Non è facile dirlo. Giovan Battista Giovio parla di una tela, mentre nella Vita Philelfi l’imaginem archetypam è in tabella depictam. Tabella farebbe pensare ad un supporto ligneo, su cui ancora oggi risulta apposto il ritratto; ma la precisazione sua tempestate indicherebbe il valore aggiunto dell’omaggio, che sarebbe proprio un pezzo antico. Che a Tolentino il ritratto originale del Filelfo si conservasse in più esemplari, uno dei quali sarebbe stato regalato al Giovio, che ne avrebbe poi fatto trarre una tela per il suo Museo? E perché Paolo Giovio non dice esplicitamente che il ritratto da lui posseduto è così autorevole e che viene da Tolentino? Sono interrogativi stimolanti e suggestivi, che per il momento rimangono aperti sulla base dei dati a nostra disposizione. Tuttavia, spero che ulteriori elementi e nuove evidenze, anche a questo riguardo, possano emergere da un imminente progetto di restauro del ritratto, sollecitato anche nell’ambito di questa ricerca e che è stato generosamente accordato dal Comune di Tolentino, 90 Silvia Fiaschi <?page no="91"?> 38 Sono grata al Comune di Tolentino, nella persona del Sindaco Mauro Sclavi, al Soprintendente di competenza Dott. Pierluigi Moriconi, alle Dott.sse Renata Pintus e Letizia Montalbano dell’Opificio delle Pietre Dure, per aver accolto il progetto di questo restauro, che prende avvio il 13 novembre 2024. 39 Queste conclusioni divergono da quanto si legge in Tarallo 2021, 84-85. 40 Giovio 1972, 43. dalla Soprintendenza delle Marche e dall’Opificio delle Pietre Dure di Firenze, dove sarà materialmente eseguito. 38 Quanto fin qui acquisito permette comunque affermare che la Vita Philelfi di N. Angelus Venusinus è un ipotesto fondamentale per l’elogio gioviano. 39 E ciò non perché essa costituisca la fonte diretta dei contenuti biografici, rispetto ai quali può aver agito al massimo come termine di riscontro alla ‹plausibilità› dei dati riferiti: il suo modello di narrazione, così tradizionale e stereotipato, non interessava più al Comasco, che lo aveva ormai ampiamente superato. La dipendenza si comprende invece dall’incipit così peculiare di questo elogio, che ne recepisce in pieno le istanze apologetiche e la volontà di rivendicare in un letterato (non più in un palazzo o in una magistratura) la propria identità municipale. Nel quadro ruinoso di un’Italia ormai soggetta al dominio straniero, questo moto d’orgoglio proveniente da un’antica realtà comunale doveva apparire al Giovio talmente straordinario, da meritare una celebrazione anche sintattica in apertura del testo: Tholentinates […] ostendunt. E nel Museo, un ritratto così ‹fuori moda›, ma con il pedigree della certifica‐ zione pubblica, azionava alla perfezione il meccanismo virtuale della sosta e del movimento: i visitatori, così come i lettori, si univano idealmente al viaggio dei forestieri di passaggio da Tolentino, curiosi di conoscere questo letterato, fermandosi ad ammirarne l’effigie, unanimemente consacrata a gloria civile. §3 Gallerie e ‹circolarità› culturale: il mandato umanistico della lettura Il paesaggio umanistico degli Elogia si continua a scorgere anche nel prelievo oculato di sintagmi, nella scelta di soluzioni formali specifiche, nella predispo‐ sizione di strategie retoriche che danno risalto a processi fondanti di quella stagione culturale. Vediamone alcuni esempi. Nel ritratto del Boccaccio (VI), inevitabilmente tracciato in comparazione con Dante, si ricorda che quest’ultimo aveva lasciato da parte la prosa (pedestris eloquentia), essendo stato rapito in altitudinem heroicae Comoedie divino furore carminum. 40 Il divinus furor è nesso squisitamente ficiniano, che in riferimento alla Commedia rimanda a un peculiare tipo di interpretazione del poema, La ‹tabella›, il ‹cerchio› e un’immagine d’archetipo 91 <?page no="92"?> 41 Cfr. Landino 2001; si vedano inoltre Tigerstedt 1968; Cardini 1973, 85-112; Fiaschi 2021. 42 Giovio 1972, 56; Giovio 2006, 71 (per la traduzione). 43 Brugnoli/ Stok 2006. 44 Giovio 1972, 47; Giovio 2006, 44. 45 Avevano preso parte a questo dibattito, fra gli altri, Poggio Bracciolini, Leonardo Bruni e Francesco Filelfo; quest’ultimo, in particolare, aveva preso di mira proprio il Traversari nelle Satyrae (cfr. Filelfo 2005, 384-385). di impianto neoplatonico, impostosi a partire dal commento di Cristoforo Landino. 41 L’incipit dell’elogio del Campano (XXII) colpisce per la sua forza icastica e contrastiva, che scaturisce dall’associazione fra la parvenza brutale del suo volto - segnato dalla «bocca spalancata di una grassa scimmia» - e la ‹nobile› rusticitas della sua origine: Quis in praepinguis simiae rictu tantam excelsi atque habilis ingenii indolem, quis in sordida stirpe tantam fortunam non miretur? Antonium enim Campanum rustica mulier in agro fessa opere sub lauro peperit et aluit. - (Chi non si meraviglierebbe di trovare nella bocca spalancata di una scimmia grassa una predisposizione e una capacità intellettuale così alte? Chi non si meraviglierebbe di trovare in una stirpe così bassa una fortuna così grande? In effetti fu una contadina sfinita dal lavoro a partorire e allevare in un campo, sotto un alloro, Antonio Campano.) 42 La nascita in campagna, sotto un lauro, è un richiamo evidente al racconto leggendario della nascita di Virgilio, così come riferito dalle vitae più antiche, che furono oggetto di attenzione erudita soprattutto nel circolo intellettuale romano di Pomponio Leto, cui il Campano si era legato. 43 Nel profilo di Ambrogio Traversari (XI), monaco camaldolese, la precisazione fuit hic vir, quod raro evenit, sine oris tristita sanctus (fu quest’uomo, cosa che accade raramente, santo senza tristezza nel volto) , 44 non è una mera notazione fisiognomica allusiva ad una presunta ilarità del personaggio, ma rimanda all’annosa polemica antifratesca portata avanti nel Quattrocento contro gli ipo‐ criti, contraddistinti dalla tristitia, da cui Giovio lo scagiona definitivamente. 45 L’attenzione verso il volto, come è ovvio, acquista nell’opera gioviana una valenza epistemologica che non è mai casuale. Da qui l’insistenza per quella che potremmo definire la ‹galleria genetica› dell’effigie, il frequente ricorso a rammentare il grado di somiglianza dei discendenti. È un tema già evidenziato a proposito del racconto di Angelus Venusinus nella Vita Philelfi, che riferiva di come il prelato fosse ansioso di sapere se ancora esistesse qualcuno della famiglia del Tolentinate. Fin dove si può spingere e fin quanto può durare la 92 Silvia Fiaschi <?page no="93"?> 46 Giovio 1972, 62. 47 Giovio 1972, 46. E sul tema della discendenza si vedano anche i profili di Teodoro Gaza, Guarino Veronese, Biondo Flavio. 48 Su questo Fiaschi 2021. 49 Giovio 1972, 60, 41. 50 Giovio 1972, 56-58. sopravvivenza di una immagine oltre le forme di chi per primo l’ha ‹ritratta›? Quanto durano i caratteri somatici? Ecco dunque che Calcondila (XXIX) poteva vantare tre figli che riproducevano in pieno l’effigie paterna (ipsam veri patris effigiem ore graeco penitus referrent), 46 mentre l’eredità di sangue di Poggio Bracciolini (X) finì strangolata alle finestre del Palazzo della Signoria, per la condanna subita dal figlio Jacopo a seguito della Congiura dei Pazzi. 47 E si tenga presente che questo tipo di attenzione da un lato si riconnette con il tema dell’affidabilità filologica (cioè fisiognomica) di un ritratto, da riscontrare nella somiglianza della discendenza, come si era verificato già per Dante; 48 dall’altro pone l’accento sul tema della famiglia, centrale nel Quattrocento, come ben documentato dal capolavoro omonimo di Leon Battista Alberti. Ma se quello genetico è un movimento rettilineo, destinato ad un certo momento ad interrompersi, altri disegnano traiettorie circolari, che vanno nel segno della continuità e del senso della tradizione. Assistiamo così a esempi di vere e proprie ‹biografie circolari›, che si chiudono richiamandosi al punto da cui sono partite, come nel caso di Teodoro Gaza (XXVI), che in Graecia natus et educatus in Italia, in Magna Graecia tumularetur (nato in Grecia e educato in Italia, venne sepolto in Magna Grecia); ad altri, straordinari, che all’opposto, escono dall’orbita predestinata a seguito di eventi tragici (l’esilio), per ridisegnare con la loro esperienza contorni più vasti di nuove comunità civili, come nel caso di Dante (IV), che abdicata patria, totius Italiae civitate donaretur (ripudiata la patria, ottenne la cittadinanza dell’Italia intera). 49 Una scelta formale di continuità ‹circolare› è anche quella che sottolinea la portata storica e culturale dei due grandi concili del XV secolo, di Costanza (1414-1418) e di Basilea (1431-1449), che rispettivamente, in sequenza, chiudono il profilo del Crisolora e aprono quello del Bessarione (XXIII-XXIV): nell’un caso il destino di un grande bizantino si compie, nell’altro prende avvio. 50 E sono, questi, due ritratti strategici, anche sul piano delle soluzioni retoriche, perché in essi Giovio colloca due delle più rilevanti ‹gallerie› dentro la galleria. Dietro la praeclara facies dell’umano Crisolora, che per primo aveva riportato il greco in Italia dopo secoli di oblìo a causa delle invasioni barbariche, sfila una teoria di intelligenze trascinate dal suo insegnamento, composta da Leonardo Bruni, Francesco Barbaro, Francesco Filelfo, Guarino Veronese, Poggio Bracciolini; La ‹tabella›, il ‹cerchio› e un’immagine d’archetipo 93 <?page no="94"?> 51 Giovio 1972, 58; Giovio 2006, 76 (per la traduzione). 52 Giovio 1972, 145. intorno all’autorevolezza della mirifica virtus del Bessarione, lungo la strada che dalla Chiesa dei Santi Apostoli porta al Vaticano, si vedono circolare personalità eccellenti, additate con ammirazione dalla gente, che guarda a loro come a luminari: […] habitabat sub Quirinali, ad Sanctos Apostolos; deducebatur autem mane in Vaticanum […] uno virtutis nomine maxime comitatu, quandoquidem praeclara graecae latinaeque linguae lumina peregrinorum requisita oculis circa eum in triviis civium digito mostrarentur. In his enim saepe conspecti sunt Trapezuntius, Gaza, Argyropylus, Plethon, Philelphus, Blondus, Leonardus, Pogius, Valla, Sipontinus, Campanus, Platina, Domitius, nullo aevo perituri. - ([…] abitava sotto il Quirinale, ai Santi Apostoli; di mattina, nella strada che lo portava al Vaticano […] lo seguiva un corteo che si fregiava del solo nome della virtù: intorno a lui, sulla pubblica via, i cittadini additavano quei famosi luminari della lingua latina e greca che i forestieri cercavano di avvistare. Spesso fra di loro furono visti il Trapezunzio, Gaza, Argiropulo, Pletone, Filelfo, Biondo, Leonardo, Poggio, Valla, Sipontino, Campano, Platina, Domizio, tutti destinati all’immortalità perenne.) 51 Dietro e intorno a queste due grandi personalità va in scena il canone dell’e‐ sperienza intellettuale umanistica, che indica e consacra nelle traduzioni dal greco (tutti quelli che sfilano furono anche interpreti) il fenomeno culturale più rivoluzionario di quella stagione, che era stato capace di riunificare l’Europa da Oriente a Occidente, spingendosi fino alla commigratio Germanica, in una terra che si era potuta giovare di un’invenzione tecnologica quale quella della stampa (inusitatae et portentosae inventionis aeneas formas excudendis libris), come ricordato nella Peroratio. 52 Ed è, questo, un dato di fatto, palese, allora, allo sguardo recente del Giovio; confermato, oggi, all’esame più remoto delle ricerche scientifiche: Da uno sguardo d’insieme colpiscono l’inizio e la fine cronologica del censimento: una delle prime traduzioni umanistiche a stampa è un’edizione sine notis di Esopo nella versione del Valla, assegnata ai prototipografi dei Paesi Bassi e datata intorno al 1465; una delle ultime è invece quella delle Storie di Polibio tradotte da Giano Lascaris, edita a Leida da Plantin nel 1592. È l’Europa transalpina, e in particolare quella dei Paesi Bassi, a decretare realmente la fortuna delle versioni umanistiche a stampa; è questa zona geografica che ha bisogno, dall’inizio alla fine, di decodificare la cultura greca 94 Silvia Fiaschi <?page no="95"?> 53 Cortesi/ Fiaschi 2008, X X X . 54 Giovio 1972, 89 (LXIII). 55 Neptuni tubicen, cuius pars ultima cetum / Aequoreum facies indicat esse deum, / serpentis medio Triton compraenditur orbe, / qui caudam inserto mordicus ore tenet. / Fama viros animo insignes praeclaraque gesta / prosequitur, toto mandat et orbe legi (Alciato 2009, 237-244 e 635-638 per il commento). Su questo emblema rimando anche a Fiaschi 2012. Per i rapporti di Giovio con Alciato si veda Minonzio 1999. in tutto quell’universo di contenuti e significati che andavano dalla favola alla storia, da Esopo a Polibio. 53 Nei termini del rapporto stasi/ movimento, il Museo gioviano, pensato per passare rapidamente da una stanza all’altra, parrebbe configurarsi come il contrario della biblioteca umanistica, dove invece si sosta, dove si staziona. Eppure, c’è un quadro meritatamente famoso che risolve per via ‹circolare› questa dicotomia solo apparente: si tratta del celebre incontro in Vaticana fra Ermolao Barbaro e Thomas Linacre, intorno al Fedro di Platone, lectissimum librum. 54 È il mandato umanistico della lettura, intesa anche come strumento di mediazione fra lingue e culture diverse, a trionfare come l’eredità più grande consegnata dallo sforzo intellettuale del Quattrocento alla civiltà moderna. Sono dunque le membrane duttili e intercambiabili apposte sulle exemptiles tabellae, con la circolarità del racconto esistenziale che ogni lettura rinnova, ad avere la meglio, negli Elogia, sulla sintesi iconografica del ritratto. C’è un testo molto significativo che si può utilmente richiamare, a mio avviso, per ‹chiudere il cerchio› del ragionamento e suggellarne una conclusione. È l’emblema XLI dell’omonimo Liber di Andrea Alciato - nel solco della cui tradi‐ zione il Giovio si inserisce -, dedicato al motivo della fama ed intitolato «Con gli studi letterari si conquista l’immortalità» (Ex literarum studijs immortalitatem acquiri). Esso recita: Il trombettiere di Nettuno, Tritone, la cui parte terminale indica che è un pesce, mentre il volto che è un dio marino, è racchiuso al centro di un cerchio formato da un serpente, che tiene in bocca la coda mordendola. La fama insegue gli uomini insigni per animo e le gesta illustri, e affida alla lettura la loro conoscenza in tutto il mondo. 55 L’imago, benché piacevole, non è in grado di riassumere, nel riquadro della sua forma, le pieghe infinite dell’esperienza umana, che le lettere, invece, sono più capaci di comprendere. E la lettura, ogni volta che le ripercorre, ne rinnova il senso lungo le latitudini del tempo, arginandone la perdita, racchiudendone la memoria. La ‹tabella›, il ‹cerchio› e un’immagine d’archetipo 95 <?page no="96"?> Tav. I: Anonimo (Maestro delle Vitae Imperatorum? ), Ritratto di Francesco Filelfo, sec. XV terzo quarto (Tolentino, Ufficio del Sindaco), © Soprintendenza Archeologia, belle arti e paesaggio delle Marche. 96 Silvia Fiaschi <?page no="97"?> Tav. II: Tobias Stimmer, Ritratto di Francesco Filelfo (Giovio/ Latomus 1577, 30), ©-Baye‐ rische Staatsbibliothek. La ‹tabella›, il ‹cerchio› e un’immagine d’archetipo 97 <?page no="98"?> Tav. III: N. Angelus Venusinus 1541, c. A ij r (© San Severino Marche, Biblioteca Comunale ‘F. Antolisei’, FA 5 H 4 47). 98 Silvia Fiaschi <?page no="99"?> 1 On the Ambrosiana collection, see Orsenigo 2002; Marcora 1982; and Jones 1993. On the collection at the Galleria degli Uffizi, see the recent mammoth catalogue, Simari/ Barbolani di Montauto 2023. The Lives of Epitaphs Paolo Giovio’s Collections in and out of the Book Maia Wellington Gahtan It is an understatement to say that Paolo Giovio’s museum and 1546 published catalogue of its contents did not go unnoticed by his contemporaries: one need only consider the portrait collections copied from Giovio’s in Florence for the Sala della Guardaroba in Palazzo Vecchio and now gracing the corridors of the Uffizi Gallery, or the collection produced for the Biblioteca Ambrosiana in Milan 1 or subsequent books of elogia (often using Giovio’s word, elogia) that adapt his concept and format. But there is another aspect to Giovio’s innovations that experienced a considerable afterlife but which has received less attention: epitaphs as objects of collection and printed display and, to a lesser extent, the collection of tomb sites of contemporaries. Given the proportion of Giovio’s text that is epitaphs [Fig. 1], it is not unreasonable to describe Giovio’s effort as a collection of epitaphs with bio‐ graphical inscriptions, something that cannot be said about his inspirational model, Diogenes’ Lives of the Philosophers, where short epitaphs cap long lives. In these pages, I attempt to place Giovio and his collection of epitaphic poetry for humanists and writers in the context of other collections of epigrams and epitaphs before and after his efforts, looking at breadth, scope, organizational principles and purpose, while considering in more detail a few individual epitaphs in Giovio’s collection that also belong to other collections to illustrate salient points. By looking at the poems in Giovio’s 1546 Elogia as a collection of poetic epitaphs - the intangible counterpart of the tangible and material tomb - I am treating these poems as objects to be collected, ordered, and even displayed the way that so many other things were, including the portraits in the museum. <?page no="100"?> 2 The origins and Renaissance usage of the term “museum” is discussed in Findlen 1989, 62 (on Giovio). Giovio refers to his museum as public in a lost inscription reported by Anton Francesco Doni in a letter of 1543: PAULUS IOV. EPS. NUCER. OB ERUDITI IN‐ GENNI FOECUNDITATEM MXX REGUM ATQ. PONTT. GRATIAM LIBERALITATEMQUE PROMERITUS, CUM IN PATRIA COMO SIBI VIVENS SUORUM TEMPORUM HISTORIAM CONDERET MUSEUM CUM PERENNI FONTE AMOENISQUE PORTICIBUS AD LARIUM PUBLICAE HILARITATI DEDIC MDXLIII (From the fertile endeavors of learned men, 200 kings and popes have been credited with grace and liberality when I, Paolo Giovio, Bishop of Nocera, living in my home town of Como, anchored a history of their times in a museum dedicated to the shrine of public merth with a constantly running fountain and delightful portico) (Barocchi 1977, 2895-2896). Curiously, Giovio’s first reference to a “public museum” is in a letter to Mario Equicola from 1523 (Giovio 1956, 101), referring to Equicola’s own or his patron, Isabella d’Este’s museum, though in this context he may mean a publication. 3 For a discussion of what may be termed virtual graveyard walks, see Höschele 2018. 4 See Gutzwiller 1998. See also Floridi/ Maltomini 2014. 5 See Montiglio 2018. 6 Whether any of the earlier Byzantine or Hellenistic collections out of which the Planudian anthology was comprised contained more elaborate historical or social framing devices is unknown but probably they did not. See Gutzwiller 1998. In this regard, Giovio’s collection turns out to be exceptional and inspirational, if not entirely unique, with respect to past efforts - perhaps not surprising since Giovio is also the first to use the term “museum” to mean a place to display objects for the public. 2 Collections of Epitaphs before Giovio Epitaphs along with other occasional poetry have been collected at least since Hellenistic Greece in anthologies such as Meleager’s Garland from the first century BCE, which the poet ordered according to topic and genre, one of which was sepulchral epigrams. 3 Meleager’s divisions ultimately served as the foundation for Planudes’ Greek Anthology, a 13 th century Byzantine collection of Greek epigrams that had a major impact on Renaissance literary culture, especially after it was first edited and printed by Janus Lascaris in 1494. 4 Categorized by topic and genre, the Planudian anthology contains a large section on sepulchral epigrams, mostly for named individuals and including the name of the poet. 5 Having been copied and recopied in contexts distant in time and space from their origins, the epitaphs exist in a kind of ether: little collateral information --such as whether the epitaph was inscribed on a tomb or where the tomb site is - is given. Dissociated from inscriptions, graves, and burial, no sense of the social context of the epitaphs’ production is offered, as the focus appears to have been on the poetry more than on the poetic subjects. 6 100 Maia Wellington Gahtan <?page no="101"?> 7 The eight epigrams comprising the Anthologia Isidoriana were published by De Rossi 1888, 250-254 (Epitaphium Damasi, Epitaphium Monicae, Epitaphium Gregorii, Item eiusdem Gregorii, In icona sancti Petri, In basilica sancti Pauli, In uelo Chintilae, and Versus Eucheriae). On Santa Monica’s epitaph, see Boin 2010. 8 See Ohl 1949 and Zurli 2004. 9 Other syllogiae include the sylloge of Nola housed within a 9 th century manuscript from Cluny (Paris Bibliothèque Nationale, nouvelles acquisitions lat. 1443), two Carolingian syllogae of 9 th century inscriptions (Paris, Bibliothèque Nationale, Lat. 4841 and Lat. 4629, and the mid-9 th century Sylloge Wirceburgensis (Würzburg, Universitätsbiblio‐ thek, M. p. misc. f. 2, at 75 v -76 v ). See Sims-Williams 1983; Sims-Williams 1982; Silvagni 1943; Silvagni 1921; Panazza 1953. 10 See Dümmler 1881; De Rossi 1888; Schneider 1933. 11 Ferrua 1942. While there is no Latin equivalent to Planudes’ vast and varied collection, there are several surviving medieval sylloges containing different types of occasional poetry and metrical inscriptions produced within both secular and ecclesiastical contexts. Many entries are epitaphs and tomb inscriptions with papal and episcopal epitaphs heading the list. The early ones include the tiny Anthologia Isidoriana, so-called because it was appended to the Etymologies of Isidore of Seville and houses a number of epitaphs such as that of Santa Monica, mother of St. Augustine, long thought to have been a literary epitaph until a fragment of her tombstone was unearthed at Ostia, 7 and also the Anthologia or Codex Salmasianus (Paris, Bibliothèque Nationale, Lat. 10318), probably compiled in early medieval Carthage and which, along with the Codex Thuaneus (Paris, Bibliothèque Nationale, Lat. 8071), are often called the Latin Anthology today. 8 There are also many sylloges of narrower scope, most of which purport to collect inscriptions, such as the 7 th century “Sylloge of Lorsch” preserved in a 9 th century manuscript from the Abbey of Lorsch in the Vatican Library (Vatican City, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. Lat. 833) and the later Sylloge Cantabigiensis (Cambridge, University Library Kk.4.6) which collects papal epitaphs and inscriptions. 9 Like later humanist sylloges focused on ancient inscriptions, these manuscripts are rife with epitaphs but they are not collections of epitaphs, nor are the epitaphs they contain even collected because they are epitaphs or references to specific individuals. 10 In addition to sylloges of inscriptions, there are also collections of occa‐ sional poetry by individual authors that include epitaphs and epigrams, as in the circa sixty epigrams of the Epigrammata of Pope Damasus I, whose reign (366-384) witnessed the erection and renovation of martyrs’ tombs with poetic inscriptions and whose output is represented in the sylloge of Lorsch. 11 The largely lost Epigrammata of the Venerable Bede probably would have The Lives of Epitaphs 101 <?page no="102"?> 12 Lapidge 1975. Other smaller sylloges of this time include the Sylloge Elnonensis, for which see Dolveck 2018; see also Wallach 1951. 13 Strozzi/ Strozzi 1513. On the De iociis et seriis, see the most recent thesis by Saraceni 2019. 14 The Heroica was published in 1867 (Casanova 1867), which is the only edition according to Claudia Tarallo, author of Chapter 7 in this volume (Tarallo 2014, 16 n. 76). Those for Quattrocento Rome are amply discussed by Concetta Bianca: Bianca 2010, 33-46 and Bianca 2011, 47-59. 15 On medieval tituli, see Schlosser 1924, 27-32. 16 See Richards 2008 and the still useful pioneering work, Mommsen 1952. On the Carrara, see Kohl 1998. 17 Hansen 1989; Rubenstein 1958; and more generally the fundamental articles by Chris‐ tiane Joost-Gaugier: Joost-Gaugier 1982; Joost-Gaugier 1985. 18 Tanturli 2008; Hankey 1959; Rubinstein 1987; see also Kirkham 2015, 470-471. On Palazzo dell’Arengo, see Caglioti 1994, 183-217. been something similar, representing his poetic output, including epitaphs. 12 Later examples include Francesco Filelfo’s Iocis et seriis (1455-1465) which is peppered with epitaphs for his contemporaries, or the first printed edition of Tito and Ercole Strozzi’s poetry. 13 Although not strictly epitaphs, Giovio’s near contemporary, Marcantonio Casanova’s 16 th century Heroica, develops a series of fictitious inscriptions for ancient statues, and there are many other similar collections, especially by the late Quattrocento and early Cinquecento poets who, like Casanova, frequented Roman contexts. 14 Again, epitaphs or epitaph-like tituli, mostly not ever inscribed or given contextual information, can be an important, but not a defining component of these collections. 15 Sets of tituli for series of usually painted images of viri illustres also exist as collections. Beginning with Petrarch’s unfinished De viris illustribus and his collaboration for the Sala Virorum Illustrium at the Carrara palace in Padua, 16 cycles of viri illustres became exceedingly popular in both government and private contexts. A fine early example by Taddeo di Bartolo with tituli exists in the Palazzo Pubblico in Siena [Fig. 2]. 17 Coluccio Salutati produced a group of twenty-two tituli in epigram form for the Palazzo Vecchio in Florence, while Francesco Filelfo wrote something similar for the Palazzo dell’Arengo in Milan. 18 While these tituli are not epitaphs, they share their epigrammatic and encomiastic qualities. More than anything else, these collections, like Giovio’s museum as presented in his dedication to Ottavio Farnese, are collections of people, rather than of poetry, though groups of only the tituli could be preserved as a collection as in the case of Florence’s Palazzo Vecchio. Visitors were often interested in the inscriptions associated with famous figures known to them and one way to personalize that interest is by copying a titulus or an epitaph. Certainly, by the 16 th century, even travelers with broad interests, as opposed to 102 Maia Wellington Gahtan <?page no="103"?> 19 On Cyriaco d’Ancona, see Mangani 2017. 20 In his contribution to this volume discussing Filippo Decio’s epitaph, Chapter 12, Jan de Jong refers to a libellum meum epitaphiorum that Johann Fichard put together when he travelled through Italy in 1536-1537, noting that while the original manuscript (Itinerarium earum urbium et oppidorum, per quae in Italia iter feci. Anno 1536) is lost, Fichard’s text was published: Fichard 1815, with the reference to the little book of epitaphs on page 112. It is the only reference to that epitaph collection, also lost. Hendrix 2018, 296 notes the popularity of collecting epitaphs by travelers, attributing that popularity to the publication of Tobias Fendt’s illustrated book of tombs. 21 See McClure 1991, especially 30-45 and 73-92. Several such collections exist within Angelo Colocci’s manuscripts, for example, Marcantonio Casanova’s epitaphs for Cardinal Giovanni Colonna who died in 1508 in Colocci’s manuscript collections (Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. Lat. 2836, fols. 262-264). 22 See Gahtan 2025. antiquarians such as Cyriaco d’Ancona, 19 would create their personal collections of public inscriptions, often associated with viri illustres. 20 While it is possible that some travelers may have focused on epitaphs, gen‐ erally such compendia mixed epitaphs with other types of epigrams and tituli. Before the mid-16 th century, compendia of only epitaphs existed in collections by single writers. Famous examples include Pontano’s Tumulus conceived in two volumes (unfinished at his death, 1503), one volume for family and one volume, like Janus Secundus’ Funerum liber (1541) discussed by Katharina-Maria Schön in Chapter 13, or Erasmus’ Epigrammata (1507), for colleagues and friends. The former finds an ancient precedent in Ausonius’ Parentalia, collection of poetry for deceased relatives from the fourth century which was read with renewed interest in the second half of the 15 th century. One may even find a distant precedent in Dante’s Vita Nova, a collection of poems and commentary he wrote for Beatrice at different times before and (especially) after her death. Although Beatrice is deceased (1290) at the time of publication (1293-1294), the poems are not properly epitaphs. The writing of epitaphs and consolatory letters must also be recognized as part of the grieving process and there are probably many more private examples that did not form proper collections, or were never published and have not survived. 21 A related and much larger tradition developed for producing collections of epitaphs by different authors for the same deceased individual. Often these were produced around the tomb site on slips of paper, later collected in manuscripts and sometimes published. 22 The first such collection I know was seen by Boccaccio for Dante and many others were made in the 15 th and 16 th centuries for political figures such as Nicolas III d’Este of Ferrara, humanists such as Platina (Diversorum academicorum panegyrici in parentalia B. Platynae, The Lives of Epitaphs 103 <?page no="104"?> 23 Platina 1504, fols. F viii r -G v v . 24 Melini 1519. 25 Erasmus 1536, 85-119. 26 On the function of occasional poetry, see De Beer 2014, 1144. Other examples include the tumuli for Erasmus, published in 1536, for Joachim du Bellay, Odet Turnebe, Christophe de Thou, Wallius (published in 1628). 27 Palladio 1524. Modern editions Coryciana, ed. Ijsewijn 1987; Coryciana, ed. Keilen 2020. 28 See Gahtan 2018. Gaisser in Valeriano 1999, discusses Colocci, 53-57 and cites a number of Colocci’s manuscripts, e.g. with respect to Pietro Gravina, 296 or Celso Mellini, 309. 1504), 23 the young Celso Melini (In Celsi Archelai Melini funere amicorum lacrimae, 1519), 24 or Erasmus (Epitaphiorum ac tumulorum libellus quibus Erasmi mors defletur, 1536), 25 and artists such as Michelangelo - in essence people associated with humanists who could produce the poetic epitaphs comprising the collections. Most of these collections, such as that for Nicolas III d’Este or Giovanni Colonna (Vat. Lat 2836) remain in manuscript, and it appears that this commemorative ritual with important social ramifications began in Italy, where there are earlier examples, and was later transported to Northern Europe. 26 Finally, occasional poetry, produced in literary societies, academies, courts, and universities was collected by participant humanists but these collections, which included varying percentages of epitaphs, tended to focus attention on the poets and their social context, rather than deceased individuals. The most famous example of this genre is the Roman publication of the Coryciana edited by Blosio Palladio in 1524 which is divided into three thematic books. Poems in Book 1 praise the altar of St. Anne at Saint Agostino, Rome with Sansovino’s Madonna and Child with St. Anne and Raphael’s Isaiah. Book 2 comprises hymns and prayers to St. Anne, and Book 3 contains encomia of the host, Johan Goritz. There are no epitaphs, but Goritz’ expected tomb site was below that altar. 27 Angelo Colocci, who is represented in the Coryciana, possessed an enormous collection of this type that went beyond the poems featured at his own literary symposia. It is preserved in multiple manuscripts in the Vatican library, and unites ancient and modern poems, taking up the types of categories used in the Greek Anthology, one of which is epitaphs. Colocci appears to have united works he collected individually with smaller collections made by others, sometimes made for specific occasions, including funerals. The section of epitaphs is one of the largest sections, numbering some 200 poems in the Vatican manuscript 3352 alone, a manuscript which appears to be a fair copy prepared for publication. 28 The epitaph section is further subdivided in large part by author so that all of 104 Maia Wellington Gahtan <?page no="105"?> 29 Epitaphs in both Giovio 1546 and Vat. Lat. 3352: Jacopo Ammannati (Cardinalis Papiensis) for himself, Poliziano for Domizio Calderini, Antonio Campano, Theodor Gaza (two epitaphs), Giovanni Pico della Mirandola (attributed by Giovio to Ercole Strozzi), Marullus on Gaza. Colocci’s are only the most extensive of such collections, probably in part because of his intention to publish them. The Forschungsbibliothek, for example, houses a manuscript with about 50 folios dedicated to epitaph and poetry collections from the later 15th century (Chart. B1047: Kristeller 1983, 399). 30 Bertalot 1921. Tebaldeo’s or Casanova’s epitaphs are copied together, rather than by subject so that, for example, to find all of the epitaphs for Pico della Mirandola, one needs to look through the whole section. However, there are a few exceptions of mini-tumuli within the manuscripts. Interestingly, there is very little overlap (less than ten epitaphs with Vat. Lat. 3352) between Colocci’s and Giovio’s collections of epitaphs even though many of the poems belong to the same circles, reminding us that these collections represent a tiny fraction of what was produced. 29 The book that may come closest to a collection of epitaphs is discussed in an article published over a century ago by Ludwig Bertalot - a book first published in Stuttgart, 1473, and then later expanded in a 1507 Trier edition. 30 This collection includes medieval and modern epitaphs as well as other inscriptions and tituli for important Biblical, church and political figures, authors and humanists from all periods as well as some funny ones for unnamed individuals. Although the book begins propitiously with an epitaph for Jesus Christ’s sacred tomb at the Holy Sepulchre in Jerusalem, the epitaphs and other inscriptions are not generally contextualized with respect to tomb sites or anything else, and the ordering of the poems appears random, jumping back and forth in time and purpose: a Hercules epitaph from the Latin Anthology is followed by an epitaph for an unnamed renowned painter (Epitaphium pictoris cuiusdam egregii) at Santa Maria Sopra Minerva (Fra Angelico) and then an epitaph for Cardinal Pierre Alais. The 1507 edition continues in the same way, including some joking anonymous epitaphs, hymns to the Virgin Mary, and more epitaphs for humanists who died after 1473. The publication attributes the collection to Pius II and while there are quite a few poems which can be associated with this pope, there are also epitaphs which were written by others, though no authors are named. The Pius II attribution places this collection of commemorative poetry and epitaphs from diverse ages within the conceptual tradition of the epigram collections of Pope Damasus I or the Venerable Bede. Some of the pseudo-Pius II (as Bertalot calls it) epitaphs are the same as those collected by Giovio as, for example, Petrarch’s self-authored epitaph and Leonardo Bruni’s epitaph written by Carlo Marsuppini, though The Lives of Epitaphs 105 <?page no="106"?> 31 Letter to Mario Equicola, Florence, 28 August 1521: Giovio 1956, 92 and Letter to Cosimo I de’ Medici, Duke of Florence, Rome, 18 January 1549: Giovio 1958, 132-133, cf. Zimmermann 1995a, 160. By 1522 he was also collecting portraits of rulers, statesmen and generals, and thereafter he is constantly asking for portraits (Giovio 1956, 92-94; Giovio 1958, 132, etc.). 32 Many thanks to Snezana Rajic for alerting me to this misattribution. the pseudo-Pius II volume makes a royal mess of this latter by substituting wrong words. Also - and this is important - the collection is not exclusively epitaphs, though a majority of the poems are epitaphs and its spirit is clearly commemorative and broadly sepulchral. Giovio Like Colocci and many others, Giovio probably collected occasional poetry including epitaphs, as early as the pontificate of Leo X, roughly corresponding to and perhaps preceding the period that he started collecting humanist portraits. A small nucleus of his portrait collection is documented in a letter of 1521, and Giovio also states in 1549 that he had been collecting portraits for over 30 years, making the date somewhat earlier, to around 1519. 31 Like many of his peers in the Vatican and out, Giovio was associated with poetic sodalities which often promoted the writing, discussion and collecting of poetry in their meetings. In such contexts, it is easy to see how poetic epitaphs would take on the conceptual function of literary portraits of individuals. Also suggestive of this Leonine timing is that many of the poetic epitaphs he includes in his Elogia are by poets belonging to curial sodalities from that period (e.g., Tebaldeo, Marcantonio Flaminio, Blosio Palladio, Marcantonio Casanova) or derive from sodalities of an earlier generation in Rome and Naples whose poetic works circulated among the Leonine poets (e.g., Elisio Calenzio, Sannazaro, Panormita, Pontano). Of course, Giovio continued to collect materials --both portraits and epitaphs - over the next decades when published versions of some of these works also became available, building on the nucleus that he had begun earlier in the century. Perhaps further evidence for Giovio’s prior epitaph collecting is his misattri‐ bution of an epitaph for Giovanni Pico della Mirandola to Tebaldeo when it was actually by Ercole Strozzi. 32 Latomus’ edition corrects the error, presumably on the basis of an early 16 th century publication of the Strozzis’ (father and son) poetry while also adding other published epitaphs such as Poliziano’s to Giovio’s volume. The same epitaph, correctly attributed to Strozzi, occurs in 106 Maia Wellington Gahtan <?page no="107"?> 33 Being closer to Tebaldeo, it is not surprising that he got the attribution correct from the start. Colocci also possessed the other epitaph by Strozzi included in Latomus’ edition, as well as a third, published only in Aldus’ father-son edition of the Strozzi’s poetry of 1513. Colocci also wrote a witty epigram about Paolo Giovio: Esse aliquid volui, quod cum populi aura negasset, / Illud, Paule, aliquid caeperat esse nihil. / Rursus cum incipient mea dicta placere Leoni, / Illud, Paule, nihil incipit esse aliquid. (I wanted to be something, but when the people denied it / That something, Paolo, began to be nothing / On the other hand, when my words began to please Leo, / That nothing, Paolo, began to be something.). 34 Undated letter presumed to be around 1534: Giovio 1956, 138. 35 Giovio’s first use of the term, elogia, refers to an inscription he wrote, letter to Cardinal Alessandro Farnese, Rome, 31 August 1542 (Giovio 1956, 292) , cf. Zimmermann 1995a, 206 and 348, n. 35. According to Zimmermann, it was in these the later stages that Giovio had the idea of pinning parchment elogia “written with laconic brevity” beneath the portraits; see also Renzo Meregazzi’s introduction to Giovio 1972, 1-19 on the word, elogium and the chronology of Giovio’s project. The word, elogium, or its equivalent, is not used by Giovio’s models whose works, with the exception of Diogenes and maybe Varro, are not associated with inscriptions - Suetonius, Varro (see n. 41), Diogenes, Plutarch, Petrarch (De viris illustribus), Bartolomeo Facio (De viris illustribus), Pius II (De viris aetate sua claris), Andrea Fulvio/ Sadoleto (Illustrium imagines) in writing about viri illustres. 36 Giovio’s procedure for his second publication on men of action appears to have been different. In this case, he did not begin with a large store of occasional poetry and epitaphs as such a collection would not have naturally developed from his social dealings, but rather he had to commission the lion’s share of the epitaphs, as he says, from worthy young poets he wished to promote. As many arrived after he had finished the biographies and well after he had acquired the portraits, Giovio’s text makes little reference to them. Aimed to furnish a product that conformed with Colocci’s manuscript collections and probably others as well. 33 Giovio knew Colocci in Rome (around 1534, he invited Colocci and other poets to lunch) so had he wished to, Giovio had different ways of correcting his mistake. 34 Giovio’s misattribution is interesting because it shows that for some cases, he was not so much doing research to find the epitaphs but rather relying on an existing collection which was not free of errors. As Giovio dug through old collections of poetry that he had been making in Rome in a more casual manner, he did not check over things when he focused more seriously on epitaphs. If Giovio’s epitaph collection predates his portrait collection by a few years, it suggests that it emerged in a separate context which was later conceptually integrated with the development of his portrait collection as the project grew into his elogia/ museum. 35 When Giovio set up his museum, he united the two kinds of portraits --epitaph and picture-- by means of a short biographical text that sometimes referred to the physical portrait, sometimes incorporated themes from the epitaphs, and sometimes both. 36 It was not necessary to allude to each The Lives of Epitaphs 107 <?page no="108"?> his prior book and museum displays, the collecting process was, of necessity, quite different. 37 Giovio 1546, fol. 1 v . It was because Giovio treated his detachable slips of paper as inscriptions, that he was able to call these works elogia. See Chapter 4 by Silvia Fiaschi for an analysis of Giovio’s description and particularly the unusual word, exemptilis. 38 Gahtan 2025. component in every case for the general idea to hold for the collection. Whether the pieces of parchment with inscriptions that were pinned under each physical portrait (E singulis enim imaginibus, singulae exemptiles tabellae dependent in membrana, vitae atque operum summam praeferentes [And under the individual likenesses hang detachable parchment strips highlighting the life and works of the man represented]) contained the entire elogium as published is an open question, though Giovio is explicit in his 1546 dedication to Ottavio Farnese that the book contains Elogia tabulis pictus supposita (the elogia placed under the pictures). 37 Sadly, none of these labels still exists, but some idea of what Giovio’s museum may have looked like may be had by looking at contemporary portraits, such as that of the recently deceased Lucrezia Agliardi Vertova by Giovan Battista Moroni under which he painted a cartouche resembling an attached inscription that describes her work as an abbess [Fig. 3]. The sentiment is epitaphic and the visual sources for such portraits, including those of Giovio’s collection with their attached parchments, are in part to be found in tomb design, as, for example in the tomb of the humanist sculptor, Andrea Bregno (d. 1506), often attributed to his student, Luigi Capponi, in Santa Maria sopra Minerva. Beginning in the 15 th century, ancient tombs with imagines clipeatae combining portraits with epitaphs underneath began to serve as sources for modern tombs and were particularly popular in the humanist circles of Rome and Florence. Also, in the 14 th century and perhaps earlier, epitaphs on paper or parchment were posted on humanists’ tombs as tributes by their peers. 38 While Giovio’s poetry collections reflect social practices in Leonine Rome, once he decided to make a museum of portraits with brief labels on parchment reflecting those collecting practices, and then publish texts related if not iden‐ tical to the parchment labels containing his collected epitaphs, he developed a new kind of collection: a collection of poetic epitaphs. Giovio was the first to specifically develop a collection of epitaphs written by different people, named and unnamed, for different purposes and at different chronological moments with respect to the deceased’s life and death. His collection encompasses tomb inscriptions, poems written at and/ or attached to tomb sites, and those written 108 Maia Wellington Gahtan <?page no="109"?> 39 See n. 33. Paolo Giovio --or his older brother, Benedetto Giovio-- made a collection of ancient funerary inscriptions in Greek and Latin (or mostly funerary inscriptions, considering that epitaphium could mean ‘inscription’ in medieval Latin according to Du Cange) called an Epitaphiorum liber (Getty Research Institute Special Collections, Acc. No. 850625). The inscriptions come from different cities in Italy and Dalmatia and are organized geographically, sometimes including a drawing of the stone monument. Discussing 15 th and early 16 th century antiquarianism, Ulrich Pfisterer reproduces three pages of the book, two of which represent drawings of ancient tombs and another of an inscription in Pfisterer 2013, 24-26, esp. n. 34 where he explains that the book is attributed to Benedetto Giovio in the Getty museum catalogue but the museum file includes a note by Thomas Price Zimmermann stating that the handwriting of those pages is similar to Paolo Giovio’s amanuensis. I thank Matthias Baltas for alerting me to this book. The Getty Research Institute now attributes the book to Paolo Giovio and it may be accessed online (https: / / primo.ge tty.edu/ primo-explore/ fulldisplay? docid=GETTY_ROSETTAIE9938952&vid=GRI&la ng=en_US&context=L, 12 September 2023). On Benedetto Giovio as an antiquarian, see Dell’Era 2021, 7-32 (with earlier bibliography). Benedetto put his epigraphical knowledge to good use when he elaborated the inscription to be placed under the statues of Pliny the Elder and Pliny the Younger on the Como cathedral façade, cf. Agosti/ Amirante/ Naldi 2001, 51. 40 Giovio 1546, fol. 1 v . 41 Giovio uses term, Sacro Museo, in some of his vernacular letters, including one discussed by Marcello Simonetta (Giovio to Pier Francesco Riccio, from Rome 6 December 1544) in Chapter 2. On the mouseion and museums, see Findlen 1989. 42 For a recent and thorough treatment of relic collecting and identification, see Cordez 2020. 43 On 14 December 1546, Giovio calls his published book a “festa de’ morti” in a letter to Dandino discussed by Simonetta, Chapter 2. for commemorative volumes, as well as those commissioned to fill in the gaps. 39 Calling his museum a Templum virtutis, the phrase Giovio uses in the first sentence of his Musaei Ioviani descripio, 40 emphasizes the individuals commemo‐ rated, as opposed to the objects - image and text - that represent them. Earlier in his letters, Giovio had also used the term, “Sacro Museo“, which simultaneously recalls the sacred altars and temples to the Muses of antiquity called mouseia, such as those in Plato’s Academy, Aristotle’s Lyceum and the great library of Alexandria, but also to the sacred nature of his own collection and its public display. 41 Even the strips of parchment with the elogia attached to the painted portraits might have recalled for Early Modern viewers the parchment slips used to identify the relics of saints. 42 More than the word ‘museum’, both “Sacro Museo“ and Templum virtutis imply the idea of a mausoleum, thus also alluding to the sepulchral significance that pervades the project. 43 This latter aspect is emphasized in the publication which orders the elogia by the death date of the individual commemorated, even though Giovio consistently removes The Lives of Epitaphs 109 <?page no="110"?> 44 Pliny writes that the portraits in Varro’s book are insertis […] aliquo modo which is hard to imagine him saying about a painted image, and while Book 35 is about painting, the introduction on portraiture discusses sculpted portraits as a preamble to discussing clupei, or portraits on round bronze shields. Pliny’s description conjures up the image of thin round portrait reliefs sewn or stuck in volumes with wax, as was done in the medieval period with pilgrims’ badges, which would make it in essence the first authentically reproducible illustrated book before the invention of woodcuts and engravings, though the passage invites many interpretations, cf. Winkes 1979. informational bits in prose that contain the age of death and dates from tomb inscriptions (as, for example, in the case of the Cardinal of Pavia). Giovio’s willful neglect of the prose bits with dates and years lived when publishing inscribed epitaphs further adds a timeless quality to the publication despite the fact that it is chronologically ordered. The earlier collections that come closest to being epitaph collections - the epitaph section of Angelo Colocci’s Latin anthology and the pseudo-Pius II book published by Bertalot - have no such chronological or sepulchral order. Colocci’s sections on epitaphs are internally ordered by poet and the pseudo- Pius II book has no clear order at all, except that some of the most important epitaphs appear to be first, some of those associated with Pius II are grouped together, and the 15 th century personalities are clustered towards the end. These groupings are perforated by extraneous elements including texts that are not epitaphs, further suggesting a haphazard ordering scheme. While scholars have doubted that Giovio’s physical collection was actually disposed in his Plinian villa at Como as he set it up in his printed museum, the reader may take the order in Giovio’s book as an ideal one, and one which demonstrates how Giovio conceived of his collection - just the way modern museum catalogues do not reflect the installation ordering but follow their own ideal logic. Giovio’s is the first catalogue in museum history - proudly emphasized on the title page of the 1546 edition, which unlike the 1577 illustrated edition boasts elogia quae in museo ioviano Comi spectantur (which are seen in the Giovian museum at Como) on its title page -that goes beyond a mere inventory of objects and the first public catalogue of any kind. Giovio’s book has no precise structural models, though the biographical genre of viri illustres underlies his effort, particularly Varro’s lost Hebdomades as described by Pliny (Naturalis historia 35,2,11) and Aulus Gellius (Noctes Atticae 3,10-11) which appears to have contained tituli, biographical material and portraits, probably in the form of reproducible thin metal reliefs. 44 But unlike those books or Andrea Fulvio’s antiquarian Illustrium imagines of 1517, often put forward as a precursor, Giovio’s catalogue is heavily dependent upon epitaphs which form a huge proportion of his Elogia. The epitaphs reinforce the sepulchral quality of the 110 Maia Wellington Gahtan <?page no="111"?> 45 The idea for a cathedral burial for the eminent architect who succeeded in completing the dome of the cathedral may have derived from similar recognition for the medieval capomaestro of Pisa cathedral, Buschetto, whose tomb with commemorative inscription located in the cathedral façade was cited by Vasari in the preface to his Vite, cf. Carl 2001. On the term architectus and its use by Alberti and on Brunelleschi’s tomb, see Merrill 2017, 14-19. 46 Squarcialupi is buried at San Lorenzo, so his monument is a cenotaph. Giotto’s actual tomb site is uncertain, though there was a tradition connecting his burial to the cathedral, cf. Carl 2001 and Kirkham 2013, 469-470 for earlier commemorative projects for Dante in the Cathedral. collection, as does Giovio’s desire to include only dead personalities which ensures that the epitaphs he prints serve something like the primary function of such poems: to commemorate the dead - as opposed to, for example, record excellent poetry or to demonstrate the outpouring of sympathy of living individuals for a deceased friend or colleague, though he certainly wanted to do those things too. As noted earlier, the concept of the museum with its portraits and inscriptions also derives from sepulchral contexts. One of these is particularly compelling as a Giovian muse: the series of humanist tombs in Florence cathedral based on ancient precedents of imagines clipeatae featuring portraits and elaborate epitaphs. While the cathedral had been the building of choice for cenotaphs and tombs commemorating military and political figures, this trend was enlarged to include the architect of the dome, Filippo Brunelleschi, when he died in 1446. His epitaph was written by the humanist Carlo Marsuppini and his tomb portrait was fashioned by Brunelleschi’s adopted son, Buggiano, on the basis of a death mask that is still preserved in the Cathedral museum. Brunelleschi’s tomb may be the very first humanist example to be given this format with a portrait bust combined with an epitaph below, as well as being the first artist’s tomb with an effigy, and the first public monumental use of the word, architectus to mean architect [Fig. 4]. 45 Brunelleschi’s tomb would be followed by two other similar (but not identi‐ cally formed) monuments to the musician, Antonio Squarcialupi, and the artist, Giotto, later in 1490 as part of a commemorative project devised and funded by Lorenzo de’ Medici and sculpted by Benedetto da Maiano or his workshop. 46 This series would have been of particular interest to Giovio because of a new addition by the city government of the humanist, Marsilio Ficino, in 1521 [Fig. 5], while Cardinal Giulio de’ Medici, future Clement VII, governed the city. Giulio de’ Medici took over that role in 1519 after the death of Lorenzo de’ Medici whose brooding image was immortalized by Michelangelo in the Medici Chapel. When Giulio came to Florence, he was accompanied by Paolo Giovio. 1519 is The Lives of Epitaphs 111 <?page no="112"?> 47 See n. 31. 48 See the entry in Klinger 1991b, 77-78 (cat. 150) and the entry in the Catalogo generale dei Beni Culturali (https: / / catalogo.beniculturali.it/ detail/ HistoricOrArtisticProperty/ 0 900289693, 29 April 2023). 49 Zimmermann 1995a, 30, citing Giovio’s biography of Leo X. The Chapter House deliberations note that the monument was intended to be pleasing to Cardinal Giulio de’ Medici (sive per imaginem marmoream, sive per sepulturam, exaltetur ut decet in Ecclesia florentina ut Mag. Rever. domino de Medicis videbitur, et placebit), as cited in Galeotti 1859, 118. 50 Giovio 1546, fol. 28 v lists the epitaph as incerti. In a letter to Pier Francesco Riccio of 6 December 1544 discovered by Marcello Simonetta (Archivio di Stato di Firenze, Miscellanea Medicea 618, fol. 144 r -144 v ; see Simonetta 2023, 61-62), however, Giovio appears to have forgotten or misplaced the verses because he asks, “Vorrei saper in qual anno et giorno morsero Politiano, Mirandola, et Ficino, E se versi alchuni ci sono per Epitaphi.” the year when Giovio states that he had begun collecting and 1521 - when the tomb was erected - was the year when we first learn of his portrait collections in a letter to Mario Equicola in which he notes owning the portraits of Pontano, Pico, Poliziano, Ermolao Barbaro, Sabellico and Achillini in addition to that of Ficino. 47 The model the sculptor Andrea Ferrucci used for the Ficino effigy is the same Ghirlandaio portrait (Zachariah in the Temple, Tornabuoni Chapel, Santa Maria Novella, c. 1490) that Giovio himself would use for his portrait collection [Fig. 6 ]. 48 It is not difficult to imagine Giovio with his fingers in this 1521 tomb project as part of his desire to revitalize Lorenzo de’ Medici’s old dream of humanists’ and artists’ monuments inside the cathedral - after all, Giovio remarks when he comes to Florence with Giulio de’ Medici that this is an opportunity to return Florence to its old glory. 49 Whether or not this was the case, Giovio must have had this series in mind when he fashioned his mausoleum museum. After Giovio A systematic collector of poetic epitaphs, Giovio was not a systematic collector of tomb sites and often neglected to record them, along with the death dates and prose bits of epitaphs, even when he once knew them - as in the case of Ficino. Why he also neglected to list the author of Ficino’s epitaph may reflect the time which had elapsed between the epitaph’s creation and assimilation into Giovio’s collection and his publication. 50 Epitaph collectors after Giovio are more consistent in recording tomb sites, which often involved extraordinary research as in the cases of Giorgio Vasari and Vincenzo Borghini who scoured the 112 Maia Wellington Gahtan <?page no="113"?> 51 See Scorza 2014. 52 Opmeer 1684. Many of Pieter Opmeer’s (1526-1594) works were published posthu‐ mously by his son. Opmeer’s chronografia ended in 1571 and was added to by Lawrence Beyerlinck, bringing it up to the year 1611. See Slee 1887. 53 Opmeer 1684, 652. 54 Opmeer is also interested in tomb sites. For Biondo, for example, Opmeer concentrates on the tomb site, but he neglects to include the epitaph (Opmeer 1684, 722). 55 Before Fabricius, Peter Appian (1534) had also mixed ancient and modern inscriptions. Johan Fichard travelled through Italy between 1536-1537, producing an Itinerarium earum urbium et oppidorum, per quae in Italia iter feci. Anno 1536 published by Fichard 1815, and discussed by Jan de Jong in Chapter 12. At one point regarding Decio’s epitaph, archives to find artists’ and popes’ final resting places. 51 While not all collections of tomb sites involved the collection of epitaphs, and not all collections of epitaphs involved tomb sites, both kinds of collections were influenced by Giovio’s groundbreaking books. One author who was highly dependent upon Giovian epitaphs is Pieter Opmeer. A Dutch catholic, he poured his energies into both religious and general histories. His universal history up to the year 1569 incorporates periodic sections dedicated to viri illustres and to popes (extended until the year 1611 by another scholar, Laurence Beyerlink in a second volume). 52 The sections follow a roughly chronological pattern as Giovio had done and are focused on epitaphs and tombs combined with a few terse biographical sentences. They form mini-collections of epitaphs - the elogia referred to in Opmeer’s title - and together they add up to very many epitaphs. Sometimes even the order of Opmeer’s elogia derives from Giovio as when he follows the epitaph of St. Thomas Aquinas with that of Duns Scotus. 53 When the German (protestant) antiquarian Georg Fabricius published a book on ancient Roman monuments and inscriptions in 1550, he incorporated a small section near the end of his book after the tombs on the via Appia, containing a mini-epitaph collection of antiquarian scholars before him who had themselves been great collectors of ancient inscriptions. He introduced the collection by stressing the importance of reviving Rome from the dead and the important role played by the humanist gatherings of Angelo Colocci, before reporting Flavio Biondo’s tomb and epitaph in the Ara Coeli [Fig. 7]. Although most of the space dedicated to his collection is taken up with reporting the texts of the epitaphs, he also lists people buried in churches without giving their epitaphs, demonstrating his interest in tomb sites. 54 Many travelers appear to have shared his interests in the tombs of contemporaries and near contemporaries which they collected with other inscriptions in epigraphic travel books oriented towards the interests of the individual traveler. 55 Although Fabricius’ book was not about humanists, The Lives of Epitaphs 113 <?page no="114"?> Fichard cites his libellum meum epitaphiorum but there are no other references to this little book. 56 He then lists papal graves in various churches, followed by long lists of churches erected by various popes where unnamed people are buried. Fabricius knew the epitaphs in the Bertalot collection for Cato, Caesar, Octavian, and some of those associated with Pius-II. 57 See Guthke 2003, especially 29-116 on anthologies, and Sparrow 1969, 25-37 on printed collections of inscriptions. 58 Simeoni 1558. 59 Giovio 1559, a work he imitated in his Le imprese heroiche e morali (Simeoni 1559). 60 Châtelet-Lange 1975, 267 fig. 1 for a reproduction of Simeoni’s drawing of his museum. 61 Simeoni 1558, 37. he inserted this self-contained humanist tomb and epitaph collection as a way of paying homage to his predecessors who include Lorenzo Valla, Bessarion, Giano Lascaris, Pietro Marso, Geronimo Aleander, among others. 56 The idea that epitaphs were a necessary and useful component of biographies reinforced their role in representing outstanding individuals even outside of epigraphical contexts such as this one, so it may come as little surprise that a next step for these texts would be stand-alone publications in which epitaphs by different writers, some named and some not, some inscribed and some not, replace those biographies. 57 Like portraits, the epitaphs or images of the tombs with their epitaphs represent the viri illustres whose deceased status comes to form a significant portion of their personae. The Florentine intermittent expat and friend of Anton Francesco Doni (whose 1543 letter to Agostino Landi is our best outside source on Giovio’s museum) , Gabriele Simeoni, wrote his Illustrazione degli epitaffi, published in Lyons, 1558. 58 An admirer of Giovio who helped edit the first illustrated edition of Giovio’s Dialogo dell’imprese, 59 Simeoni had probably himself visited Giovio’s museum in 1557 and by 1560 had built his own antiquities “museum” in a Paris suburb in a colonnaded villa formally resembling Giovio’s in Como. 60 By its title, Simeoni’s book would appear to be the first to isolate epitaphs from other kinds of inscriptions while combining them with medals like Andrea Fulvio did in his Illustrium imagines. But Simeoni’s epitaphs are actually inscriptions of all sorts, including a line from the Fasti triumphales. 61 His text makes clear that he is aware that this line is not an epitaph, yet that does not stop him for putting the inscription in a fictive and inappropriate lapidary structure resembling a tombstone [Fig. 8]. He is exceedingly precise with provenance information, noting that the inscription is found “Nella corte del Palagio de Conservadori, gia’ tempio di Giove Capitolino in Campidoglio” (In the courtyard of the Palazzo dei Conservadori, formerly the 114 Maia Wellington Gahtan <?page no="115"?> 62 Simeoni 1558, 1-2. 63 Trapp 2001, 179-185. 64 Simeoni 1558, 16; cf. Trapp 2001, 181. 65 De Nolhac 1887, 80-81. Orsini probably was responsible for the manuscripts’ current binding. 66 Orsini 1570. temple of Jupiter Capitolinus at the Capitol), which suggests that he may have even seen the original inscription which is one of many lines inscribed on large plaques and now housed in the Capitoline museum. One way or the other, the precision of the provenance combined with the fantasy of the fictive tombstone is striking. Citing the joy that Cicero evinces in his Verrine Orations when seeing things in situ, Simeoni’s stated objective in his publication is to raise the profile of places and cities, an objective supported by his indication of precise geographic locations. 62 Above all, Simeoni likes to tell good stories, so in comparison with Fabricius or even Opmeer, there is lots of text. The text is not focused on biography, but rather on stories surrounding tombs, inscriptions, and epitaphs. Although most of the personalities are ancient - he begins his book, for example, with two ancient epitaphs in Lyons - the most elaborate narrative recounts the discovery of the tomb of Petrarch’s Laura in 1533 in the Chapel of the Holy Cross of the Franciscan convent in Avignon by the Petrarchan poet, Maurice Scève, confirming her identity as a member of the de Sade family and once and for all squelching notions that her persona was invented by Petrarch (which was wondered about even by Boccaccio). 63 The original tombstone possessed only a coat of arms and no epitaph, so that Laura’s identity was confirmed by the contents of a lead box inside the tomb. Its discovery occasioned various moments of epitaph writing by Scève, Clément Marot at the tomb site (though reattributed to Francis I by Simeoni), and Simeoni himself who houses his own literary epitaph in a suitable lapidary structure [Fig. 9]. 64 It is a good story. What is worth noting for our purposes is that it is a story about tombs and epitaphs, not about Petrarch or Laura. Simeoni’s collection, however, does not include any epitaphs from Giovio, nor does the Roman anti‐ quarian and inheritor of Angelo Colocci’s library, 65 Fulvio Orsini, who, instead of pursuing Colocci’s nostalgic publication project of ancient and modern poems, chose to fashion a geographically organized book of ancient tombs and epitaphs (Imagines et elogia, 1570) of scholars and other writers with short biographical sketches. 66 Orsini actually outdoes Simeoni in his fantastic lapidary structures. In cases of no known epitaph, Orsini makes one up according to a formula: the name of the deceased, his father, and his city of origin, all placed on a headless The Lives of Epitaphs 115 <?page no="116"?> 67 Orsini 1570, 39. 68 A fascination with epitaphs over biography also appears to animate readers of Giovio’s elogium of Filippo Decio. While Giovio omits Decio’s inscribed epitaph which he finds unseemly, later writers relish discussing it more than Decio himself; see Jan de Jong’s chapter in this volume (Chapter 12). 69 Fendt 1574, unfoliated. On Fendt and Rybisch’s volume, see Hendrix 2018, 293-294; Hendrix 2018; Michalski 1977. Seyfried Rybisch’s travel book has been published in a critical edition: Rybisch 2017, and the original text is available online: http: / / ausoniuse ditions.u-bordeaux-montaigne.fr/ aloha/ OA/ 978-2-35613-191-1.pdf (29 April 2023). 70 The famous poem is only known from literary sources including Ovid’s Tristia 3,405- 414: Aspicite O cives senis Ennii imaginis forman. / Hic vostrum panxit maxima facta patrum. / Nemo me lacrimis decoret nec funera fletu / Faxit. Cur? Volito vivus per ora virum. (Behold, O citizens, the image of old Ennius / This one of you has written about the greatest deeds of the fathers. / No one honors me with tears nor did he weep at the herm [Fig. 10]. Just about everything is made up except for texts of the epitaphs recorded in ancient literature and the text of the single lapidary epitaph for a fourteen-year-old actress, Eucharis, that once graced Colocci’s garden. Orsini neglects to reproduce the actual grave slab, preferring to exhibit the epitaph next to a female herm. 67 As in Simeoni’s book, publications like Orsini’s decontextualize the epitaphs from their original meanings and contexts, while recontextualizing them as representative of individuals who give lustre to different cities and geographic regions. Removed from social relationships, tomb monuments and grave sites, these epitaphs become timeless portraits that serve as a foundation for the greatness of their native cities. While there is some distance between these pseudo-antiquarians and Giovio, the fact remains that both Simeoni’s and Orsini’s books are essentially collections of epitaphs and to a lesser extent, of tomb sites, a kind of publication that did not exist before Giovio and in the case of Simeoni, that influence is documented and direct. Both authors take Giovio’s interest in epitaphs one step further: they literally produce books of tombs in which the tomb and epitaph replace the biography. 68 A few years later in 1574, but before the illustrated Elogia came out, Tobias Fendt published his epitaph collection, also a book of tombs, ancient and modern, largely based upon the drawings and epigraphic collection of Seyfried Rybisch who travelled throughout Europe between 1545 and 1554, with the last two years devoted to Italy. 69 The collection, he maintained, was in part inspired by Ennius whose epitaph he imaginatively illustrates. Ennius’ epitaph was famous because it embodied what so many humanists desired: eternal fame though words. Self-authored, its last line states that Ennius needs no epitaph because through his poetry he would remain alive in the mouths of men. 70 Similarly, Fendt tells us, he hoped that his book would put more epitaphs in men’s 116 Maia Wellington Gahtan <?page no="117"?> funeral. / Why? Living, I fly through the mouths of men) On Ennius’ tomb and epitaph: Martelli 2018; Miller 1983. 71 Fendt 1574, unfoliated. 72 Masi 2008, and on Cicero’s real tomb, Davis 1958. 73 Rybisch 2017, 196 at fol. 140 v (see n. 69) uses the correct name, Santa Maria del Fiore, so Fendt must have been looking at other sources too. Both Otto Aicher and Laurenz Schrader adopt Fendt’s peculiar mistake. 74 Candidus 1600. mouths. 71 Fendt’s epitaphs, which in many cases are not lapidary inscriptions but rather literary productions, are nevertheless housed in more or less imaginative lapidary structures, especially for ancient authors such as Livy, Ovid and Virgil whose monuments begin the book and are in suggestive states of decay. The prize for inventiveness should be accorded to his image of Cicero’s tomb which had also been physically constructed on the island of Zakynthos, complete with votive offerings [Fig. 11]. 72 The first modern tomb is that of Erasmus which is similar to his real tomb in Basel, but many others are fanciful or possess fanciful epitaphs. Marsilio Ficino’s tomb is more sober, striving to replicate the tomb that Giovio saw erected. As in most of his collection, Fendt notes the tomb’s collocation, listed here as in Santa Maria Reparata, a curious merging of the old cathedral dedication to Santa Reparata and the new one to Santa Maria del Fiore which had been advanced in 1296. 73 Fendt also includes the reference to the city government and the date which are actually inscribed on the tomb, elements that Giovio had neglected along with the tomb site. The extraordinary visuals of Fendt’s engraved epitaph and tomb collection were not typical. Most epitaph publications eschew lapidary structures, focusing instead on the names of the commemorated, the words of the epitaph, and the location of the tomb (city or church), sometimes adding the epitaph’s author and other details about its placement. The epitaphs - many lifted from Giovio, but also from other sources - are the single element these books use to replace the complex three-tiered portrait-elogium-epitaph devised by Giovio. In a sense, tombs and epitaphs take on a life of their own. Pantaleon Candidus, a protestant theologian and student of Philip Melanch‐ thon, published his collection of epitaphs in 1600. 74 Like those before him, he mixed ancient and modern epitaphs together, and like Giovio, he categorized the epitaphs according to profession beginning with sacred actors and then moving on to more mundane activities, though he includes more professions than Giovio, in categories such as Biblical figures, rulers, theologians, doctors, poets etc. In the section for erudite men, Pietro Marso’s epitaph, we are told is in Rome, taken from his tomb (ex monumento) in Rome [Fig. 12], while Valerius The Lives of Epitaphs 117 <?page no="118"?> 75 Boissard 1597; Boissard 1598. 76 On Rosselli, see Di Stasi 2014. 77 Burchelati 1583. Maximus’ comes from his tomb monument in Milan (though it did not, but rather derives from Ausonius). Raphael Maffei’s is in Boissard’s collection, 75 Savonarola’s was written by Marcantonio Flaminio and Ermolao Barbaro’s is in the church of S. Maria in Rome, though he does not specify which church of S. Maria. In his vague way, Candidus is more interested in the provenance of the epitaph which might be a physical location or a collection, than its author, and he is unconcerned that his epitaphs for the ancient writers, Valerius Maximus, Lucretius and Ennius, derive from literary references to the grave monuments and only in this sense are, ex monumento. Fascination with physical tombs as well as local antiquarian interests led Stefano Rosselli to produce an elaborate sepoltuario in Florence. 76 Based on the registers produced for administrative purposes by ecclesiastical institutions to document burials that normally indicate names, coats of arms, locations, monu‐ ments, dates and inscriptions as well as many other literary sources and direct observation, Rosselli’s book was for private consumption and encompassed many different churches throughout the city, organized according to quartieri. The printed collections discussed here help provide a context for understanding the antiquarian’s decision to produce such a book which combines references to both the city and its illustrious sons, and which today exists in seven manuscript copies attesting to its popularity. And probably for a similar audience, the prolific and erudite Trevisan scholar, Bartolomeo Burchelati even wrote a book of dialogues, Epitaphiorum dialogi septem about the great citizens of his region with many references to burial sites and epitaphs. 77 The turn of the 17 th century may have been the apex of epitaphs standing in for viri illustres. Yet just as collectors are reasserting the importance of the material qualities of the epitaphs which are associated textually with the locations of monuments and sometimes with lapidary structures - even if fictive and detached from reality and obviously done from a perspective at some distance from the process of entombment, funerary rituals and the individuals involved - that very assertion of physical presence may have helped provoke a very different, diametrically opposed approach to that materiality which would dominate the 17 th century. Instead of standing in for the illustrious biography, the epitaph becomes the quintessential memento mori. Collections of epitaphs that take this approach include Pietro Canonieros’ Flores Illustrium Epitaphiorum published in Antwerp, 1613 and revised in 1627, Frans Sweerts’ Epitaphia Iocoseria of 1623, Philippe Labbé’s Thesaurus epitaphiorum veterum ac recentium of 118 Maia Wellington Gahtan <?page no="119"?> 78 Canonherius 1613; Sweerts 1623; Labbé 1666; Aicher 1675. 79 Canonherius 1613, fol. * 4 v . 80 Gruter 1603. On Gruter, see Vagenheim 2000, 89-91; Grafton 1994, 503-506. 1666, and Otto Aicher’s Theatrum Funebre of 1675. 78 As Canonieros states in his preface, […] quicunque enim in theatrum horum Epitaphiorum introductus fuerit, mortis meditatione rapietur, et in altitudinem tam serie contemplationis deinde abstractus, ad illam sese component, venientem hilaris excipient […] intrepide expectabit. 79 - (for whoever will have been introduced into the theatre of these epitaphs, will be snatched by meditation on death, and then drawn into such heights of contemplation, he will settle upon it, and happily welcome it […] and wait fearlessly.) As memento mori, epitaphs retreat from - indeed reject - the very physicality that had been increasingly noticeable in these books. Epitaphs of deceased viri illustres - again many of the same ones first published in Giovio but also others - teach us to escape the fear of death by following virtuous examples and concentrating on an immaterial future. Some of these works have other purposes as well. Already in the 16 th century, Thomas Nashe had described how the writing of verse epitaphs had become a trade. Practitioners of this trade needed examples and source material which the Jesuit scholar, Philippe Labbé in his Thesaurus sought to fill through an eclectic mix of ancient and modern examples arranged according to an eclectic categorization of the type of epitaph needed (ancient style, Christian, acrostic, dialogic, distich, monostich, Leonine hexameter, enigmatic, etc.). Many of the modern epitaphs derive from Giovio while many of the ancient ones can be found in Jan Gruter’s Inscriptiones of 1603. 80 With Otto Aicher the “thesaurus” becomes a “theatre” or exhibition of the kind intimated in Canonieros’ preface. Organized into professions called “scenes,” Aicher’s great memory theatre, even if a fictive one, may come closest in display concept to Giovio’s museum, but like the others of the mid-17 th century, death spares no earthly honors [Fig.13]. Like the pseudo-Pius II collection and Candidus, before him, Aicher includes Jesus, Peter, Paul and other Biblical figures, ancient heroes, and every other kind of person - more than 1200 of them divided by profession and indexed by location so that every reader could easily find appropriate role models. Finally, it is worth mentioning that the memento mori theme does not preclude the incorporation of biographical elements. John Hackett’s Select and Remarkable Epitaphs on Illustrious and Other Persons in Several Parts of Europe The Lives of Epitaphs 119 <?page no="120"?> 81 Giovio 1546, fol. 24 r . 82 Ibidem. with Translations Of such as are in Latin and Foreign Languages and Compendious Accounts of the Deceased, Their Lives and Works, of 1757 promises a lot in its long title. In reality, it largely neglects the translations and its “compendious” biographies are included only in a few cases and are not proper elogia but rather are styled as footnotes after the epitaphs as in the case of Ermolao Barbaro [Fig. 14], reinforcing the primary nature of the epitaph over the biography. Concluding By way of conclusion, I would like to follow just one of Giovio’s epitaphs - that of Ermolao Barbaro whose life is appended to his epitaph by Hackett - through some of the publications and collections which incorporate it. Besides receiving a Giovian elogium, Barbaro makes an appearance in several other of the elogia as a writer of epitaphs and as a second protagonist in the biography of Thomas Linacre, as discussed in Chapters 13 and 14 by Katharina-Maria Schön and Robert Seidel. The epitaph, which does not exist today as an inscription, may once have belonged to a tombstone. According to Hackett, the epitaph was inscribed upon Barbaro’s tomb in the Roman church of the Holy Virgin del Popolo (Santa Maria del Popolo) after he had died of grief due to political conflicts. Today Hackett’s is the accepted account of Barbaro’s epitaph and tomb, but a review of the relevant literature suggests a different story, while serving to demonstrate the impact of Giovio’s elogia and epitaphs on later collections. The epitaph Hackett provides for Barbaro is the only one Giovio publishes. Giovio introduced the epitaph after describing Barbaro’s tomb site in Rome in the following way: Barbaro’s bones would not be returned to his all too severe homeland but instead were buried under the garden hill near the Porta Flumentana (by which he seems to have meant the Porta Flaminia) at the entrance to the Campus Martius, where they are hailed by all of the cultured youth of Rome (ut nimis severa patria optimi civis ossa non haberet, quae sub colle hortorum ad Flumentanam portam sepulchro condita e Campo Mario, ab erudite Romana Iuventute salutantur), 81 a statement that reinforces the content of the epitaph. The epitaph reads: 82 Barbariem Hermoleos Latio, qui depulit omnem, - - Barbarus hic situs est, utraque lingua gemit. Urbs Venetum vitam, mortem dedit inclyta Roma, - - Non potuit nasci, nobiliusve mori. 120 Maia Wellington Gahtan <?page no="121"?> 83 Many historical maps of Rome with good resolution may be found on the website of the National Gallery, Washington D.C.: https: / / www.nga.gov/ accademia/ en/ maps.htm l (29 April 2023), for example, Dupérac: https: / / www.nga.gov/ accademia/ en/ maps/ Du perac-Nova-urbis-Romae-descriptio.html (29 April 2023). 84 Giovio 1972, 177. 85 Giovio 1546, fol. 11 r . 86 I thank Matthias Baltas for alerting me to the wording surrounding Flavio Biondo’s burial. 87 Giovio 1546, fol. 47 v . (Ermolao Barbaro, who cleansed all barbarisms from Lazio, lies here. Both languages mourn him. Venice gave him life and celebrated Rome, death. He could have no nobler birth or death.) Since the epitaph mentions Barbaro being mourned by both languages - pre‐ sumably Latin and Greek - it was probably written sometime after his death, after the mourners had had the opportunity to write their epitaphs in both languages. Perhaps we can see in those writers the cultured youth of Rome that Giovio described in his text. Giovio does not mention Santa Maria del Popolo or any church at all, though Santa Maria del Popolo is located just below the hills of what are now the Borghese gardens, identified as the collis hortulorum on 16 th century maps such as those of Pirro Ligorio (1552), Claudio Duchetti (1572) and Étienne Dupérac (1577). 83 Curiously, in a preparatory manuscript studied by Renzo Meregazzi for his critical edition of Giovio’s Elogia, Giovio had once included ad Trinitatis templum in his text by which he must have intended, Santissima Trinità dei Monti, partway up the garden hill, and now reached by the Spanish Steps. However, this indication was later cancelled in favor of adding ad Flumentanam portam, probably because Giovio could not verify that this church housed Barbaro’s remains or that he did verify that they were not in that location. 84 A few of Giovio’s other elogia echo his descriptive antiquarian approach to tomb sites. Flavio Biondo’s elogium indicates that he is 85 […] tumulatusque in Capitolio, extra limen templi Deiparae Virginis (id enim Iovis tonantis olim fuisse putamus) quod non secus ac antiquitas, authore Tacito, centum gradibus adeatur. - ([…] he was entombed on the Capitol outside of the precinct of the church of the Virgin Mother of God (which we think was once of Jupiter Tonans) because it is not unlike the hundred steps to approach that temple in antiquity, according to Tacitus) 86 or that of Marcantonio Casanova who, similarly, died abruptly of illness: 87 The Lives of Epitaphs 121 <?page no="122"?> 88 Giovio/ Latomus 1557, 79-80. 89 Klinger 1991b, 24-25 (cat. 45), and Branca 1963. 90 Kristeller 1967, Biblioteca Corsiniana, Corsin. 582 (45 C 17), 109b, Biblioteca Nazionale Marciana, Marc. Lat. XII 192 (4653), 261b; Kristeller 1983, Abdij Archief (Averbode), IV 220: Epitaphia et epigrammata clarorum virorum ex variis libris defunctorumque memoriis desumpta, 83a (includes epitaph in Giovio); Kristeller 1989, Robinson Trust (Manuscripts from the former Phillipps Collection), 8124, 234a (includes epitaph in Giovio). Tumulatus est iuxta Naumachiam campi Martii Laurentiano in templo: quod olim Lucinae dictatum fuerat, et Blosius Palladius sodalis, quod funeris honore caruisset, hoc pie inscripto carmine, tumulum spectantium oculis ad lachrymas indicavit. - (He was buried next to the Naumachia in the Campus Martius in the church of San Lorenzo, which in ancient times had been dedicated to Lucina, and because he was deprived of the honor of a funeral, his companion Blosio Palladio piously inscribed these verses to show passersby where to weep for him.) In both cases, however, Giovio includes the name of a church in addition to antiquarian elements. Following Barbaro’s biography, Latomus’ edition contains two more poems by Latomus and by Pierio Valeriano, but Valeriano’s is not an epitaph, rather it is a description of Barbaro’s portrait which is included in a cycle of paintings by Carpaccio about the life of St. Ursula in Venice (in the Scuola di St. Orsola, c. 1490). 88 The portrait from this cycle may have been the source for the likeness in Giovio’s collection. 89 Giovio’s four-line anonymous epitaph was first published not long after his death in 1493 in the pseudo-Pius II book of epitaphs in 1507, where it was sandwiched in between epitaphs for Filippo Beroaldo and that for an unnamed very fat monk, without any indication of its location, as was the case for the other verses and epitaphs in that book. The epitaph also appears to have been one of several that circulated in epigram collections, some of which surely predated that publication. Epitaphs for Barbaro, including this one, are cited in Kristeller’s Iter Italicum. 90 Colocci, collecting in the second and third decade of the 16 th century, includes a different, longer epitaph for Barbaro attributed to the Ferrarese poet Antonio Tebaldeo (1462-1537), who was working between Ferrara and Bologna at the time of Barbaro’s death but later moved to Rome. Tebaldeo’s epitaph picks up the same themes about Barbaro’s knowledge of both Greek and Latin, stating that dying in Rome, he merited that just as his name mixed with ancient names, so too his bones mixed with ancient bones: 122 Maia Wellington Gahtan <?page no="123"?> 91 Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. Lat. 3353, fol. 49 r . I thank Nadia Cannata for her assistance translating this poem. 92 Candido 1521, VIII/ fol. 38 r . 93 Themistius 1528, fol. 129 v . 94 Cf. Valeriano 1999, 265-266. 95 Valeriano 1620, 9-10. Barbarus Hermoleos atque Atticus atque Latinus - Hic iacet, hoc qui sit forsitan ipse roges. Barbarus est gentis nomen, Latiumque et Athenas - - Utraque de tenebris eruta lingua dedit. Romae obiit merito, priscis miscere suum qui - - Nominibus nomen, dignus et ossa fuit. - - (Barbarus Hermoleos, both Attic and Latin, lies here What this [stone, memorial, epitaph…] is you might wish to know. Barbarus is his family name, Latium and Athens He rescued from darkness with language. He died in Rome, worthy of mixing his name With ancient names, and his bones with ancient bones.) 91 The existence of an epitaph by Tebaldeo, ten years Barbaro’s junior, suggests that Giovio’s reference to the tributes of young poets holds true, while, together with Giovio’s text, poses the question of whether Barbaro’s bones were buried where they could mix with those of ancient Romans. The next published citation of Barbaro’s Giovian epitaph is by the Friulan lawyer Giovanni Candido who published a history of Aquileia in 1521. Candido described how Barbaro’s death in Rome resulted in the loss of Greek and Latin letters, and provided the epitaph in Giovio which he says is inscribed on his tomb, though he does not say where the tomb is. 92 A 1528 Paris edition of Barbaro’s translation of Themistius’ Commentary on Aristotle similarly reports the epitaph with little contextual information, 93 while Pierio Valeriano, in his book about the unhappiness and ill fortune of humanists redacted in 1528-1529, insists that Barbaro, despite the great praise his eloquence received in life, suffered an unfortunate death and his corpse was deposited in an unknown location without the dignity of a tomb. No epitaph is given: 94 Paucis vero post mensibus contactus, desertus ab omnibus, infelicissimo mortis genere oppressus est, quinque laudatione, et eloquentia sua innumeros aetatis suae homines illustraverat, et funere e honore sepulchri ita defraudatus est, ut ubi sepultus quove hominis cadaver coniectum fuerit, ignoretur. 95 The Lives of Epitaphs 123 <?page no="124"?> 96 Egnazio 1554, 72. 97 Opmeer 1684, 725. 98 On the history of the St. Ursula oratory, see Armellini 1891, 323. On Bufalini’s map, see Maier 2007. 99 Fabricius 1550, 183. 100 De Jong/ Kemper 2011, 193-194. 101 Burchelati 1616, 236. (But after just a few months, deserted by everyone, he was oppressed by the most infortunate kind of death, and though five panegyrics and his eloquence enlightened countless men of his age, he was defrauded of a funeral and the honor of a tomb, such that it is not known where he is buried, it is wherever his body has been thrown.) A few years after Giovio’s publication and following him almost to the letter, Giovan Battista Egnazio, in his mammoth Viri doctissimi. De esemplis illustrium virorum Venetae published in 1554, describes the tomb in the same spot as Giovio, adding, however, that Giovio’s epitaph is read there by everyone competitively (ab omnibus certatim legitur), presumably the competition is between all of those youths who go to salute his tomb. 96 The earliest of the post-Giovian books of epitaph collections - the mini-collections of Fabricius and Opmeer - further specify the location. Like Egnazio, Opmeer copies out the location information from Giovio that Barbaro’s bones were buried below the garden hill near the Porta Flumentana, adding, however, that at the church St. Ursula, one can read the epitaph inscribed. 97 In Opmeer’s time, there was a small oratory of St. Ursula on the same square as St. Maria del Popolo in the spot where Santa Maria dei Miracoli, a church renovated and rededicated by Alexander VII in 1661, now stands and where an ancient meta tomb once stood according to Leonardo Bufalini’s historical map of Rome of 1551. 98 Perhaps Pierio Valeriano’s poem about Carpaccio’s St. Ursula portrait led him to choose that spot. Fabricius, on the other hand, places Barbaro’s body in the bigger church, Santa Maria del Popolo, reconstructed under Sixtus IV about two decades before Barbaro’s death, but renovated rather thoroughly by Alexander VII around the same time he rebuilt Santa Maria dei Miracoli. 99 Some decades later as Jan de Jong notes, the Dutch humanist and antiquarian, Aernout von Buchel mentions Barbaro’s epitaph when he reports inscriptions and tombs from Santa Maria del Popolo, but he does not transcribe it because he could not find it, suggesting that it was not there. 100 Similar caution was excercised by Bartolomeo Burchelati in is encyclopedic Commentariorum memorabilium multiplicis hystoriae tarvisinae locuples promptuarium who reports Barbaro’s epitaph and death date, but only specifies the city of Rome, not the church. 101 124 Maia Wellington Gahtan <?page no="125"?> 102 For an example, see De Jong 2014. 103 Fendt 1574, unfoliated, see note 69. 104 Candidus 1600, 82; Sweerts 1608, 44-45; Aicher 1675, III/ 375. 105 Schrader 1592, fol. 159 v ; Chytraeus 1594, 29. 106 Caferro 1667, 143. 107 Vita Aeschyli (= Aeschylus 1972) 332,21-29 and other sources, as cited in Clay 2004, 127, and Pausanias 9,31,3-5. Pausanias also discusses poets’ tombs, including Hesiod’s at great length, cf. Hanink 2018. Typically, however, little caution was used. 102 In 1574, Tobias Fendt gave the grave a physical form, placing it like Fabricius, in the church of Santa Maria del Popolo. 103 Later epitaph collections such as those of Candidus (1600), Sweerts (1608, a different one from that discussed above) and Aicher (1675) , 104 as well as collections of inscriptions such as those of Laurenz Schrader (1592) and Nathan Chytraeus (1594) follow suit. 105 Of these, only Sweerts and Schrader incorporate Barbaro’s death date and years lived into the inscription. Nicholas Caferro in his antiquarian history of 1667 takes a further step to indicate that Barbaro’s body was taken to Santa Maria del Popolo and buried with the epitaph engraved in marble. 106 This quick biography of the epitaph for Barbaro published in Giovio’s Elogia demonstrates that although the poem was known, preserved, and published soon after his death and many times before the Elogia, Giovio was the first to incorporate it into an exclusive collection of epitaphs. Giovio was also the first to provide a location for Barbaro’s tomb where young poets congregated to salute the master. That location - below the garden hill of Rome, near the Porta Flaminia in what was the beginning of the Campus Martius - is very precise but also very peculiar for the burial of an ecclesiastic, and indeed, Valeriano writing two decades earlier, states that Barbaro did not receive a proper burial and the location of his corpse was unknown. A few years later, Giovio’s text about the burial is essentially copied by Egnazio who implies that the poem was inscribed on a plaque at that rural site to be read by poet competitors, a situation recalling the tragic actors performing plays at Aeschylus’ tomb or Pausanias reference to the Museia games at Mount Helicon where Hesiod’s Works and Days had been inscribed on a lead plaque. 107 And all of this resonates with Tebaldeo’s poem in Angelo Colocci’s collection about Barbaro mixing his name and bones with ancient ones. Later collections of epitaphs (and inscriptions) inspired directly or indirectly by Giovio forsake the biographical context in favor of elaborating the context of the epitaph alone. They build on and extrapolate from Giovio’s indication of a burial site. Finding Giovio’s description unsatisfying and perhaps disturbing, they decide to clarify and embellish it for the sake of giving the tombstone and The Lives of Epitaphs 125 <?page no="126"?> epitaph a proper and recognizable location. In so doing, however, they introduce a distortion which lives to this day: that Barbaro was buried in a church, with Santa Maria del Popolo developing into his final resting place. 126 Maia Wellington Gahtan <?page no="127"?> Fig. 1: Giovio 1546, fol. 18 r -18 v : Elogium of Theodore Gaza (© Bayerische Staatsbiblio‐ thek). The Lives of Epitaphs 127 <?page no="128"?> Fig. 2: Taddeo di Bartolo, Viri illustres (Marcus Tullius Cicero, Marcus Portius Cato Uticensis Minor, Cornelius Scipio Nasica Vir Optimus), 1414, Palazzo Pubblico, Siena (© José Luiz Bernardes Ribeiro, CC BY-SA 4.0). 128 Maia Wellington Gahtan <?page no="129"?> Fig. 3: Giovanni Battista Moroni, Abbess Lucrezia Agliardi Vertova, c. 1556, Metropolitan Museum of Art, New York (© Metropolitan Museum of Art, New York). The Lives of Epitaphs 129 <?page no="130"?> Fig. 4: Buggiano (Andrea Cavalcanti), Funerary Monument for Filippo Brunelleschi, 1447-1448, Santa Maria del Fiore, Florence (© Soprintendenza Archeologica, belle arti e paesaggio per la città metropolitana di Firenze e le province di Pistoia e Prato). 130 Maia Wellington Gahtan <?page no="131"?> Fig. 5: Andrea Ferrucci (Andrea da Fiesole), Funerary Monument for Marsilio Ficino, 1521, Santa Maria del Fiore, Florence (© Soprintendenza Archeologica, belle arti e paesaggio per la città metropolitana di Firenze e le province di Pistoia e Prato). The Lives of Epitaphs 131 <?page no="132"?> Fig. 6: Florentine Artist, Portrait of Marsilio Ficino from Paolo Giovio’s Collection, c. 1520, Musei Civici di Como. Palazzo Volpi, Como (© Soprintendenza Archeologia, belle arti e paesaggio per le province di Como, Lecco, Monza-Brianza, Pavia, Sondrio e Varese). 132 Maia Wellington Gahtan <?page no="133"?> Fig. 7: Fabricius 1550, 180-181: Preface to Contemporary Epitaphs and Epitaph of Flavio Biondo (© Bayerische Staatsbibliothek). The Lives of Epitaphs 133 <?page no="134"?> Fig. 8: Simeoni 1558, 37: Fasti triumphales as a Tombstone (© Bayerische Staatsbibliothek). Fig. 9: Simeoni 1558, 16: Simeoni’s Epitaph for Laura in a Lapidary Structure (©-Bayeri‐ sche Staatsbibliothek). 134 Maia Wellington Gahtan <?page no="135"?> Fig. 10: Orsini 1570, 33: Funerary Monument and Epitaph of Menander (© Google/ Österreichische Nationalbibliothek). The Lives of Epitaphs 135 <?page no="136"?> Fig. 11: Fendt 1574, unfoliated: Cicero’s Funerary Monument in Zakynthos (© Bayerische Staatsbibliothek). 136 Maia Wellington Gahtan <?page no="137"?> Fig. 12: Candidus 1600, 82: Epitaphs of Ermolao Barbaro, Pietro Marso, Savonarola and Janus Pannonius (©-Bayerische Staatsbibliothek). The Lives of Epitaphs 137 <?page no="138"?> Fig. 13: Aicher 1675, [11]: Nulli parcit honori (©-Bayerische Staatsbibliothek). 138 Maia Wellington Gahtan <?page no="139"?> Fig. 14: Hackett 1757, 61: Epitaph of Ermolao Barbaro with Appended Biographical Note (©-Google/ Oxford University). The Lives of Epitaphs 139 <?page no="141"?> 1 Die fraglichen Briefe werden hier im Anschluss und auf den folgenden Seiten bespro‐ chen. 2 Vgl. Minonzio 2012b, 19-21; Zu Giovios Vorliebe für Epigramme mit Sepulchraltopik s. u. den Abschnitt zu Auswahl und Anordnung der Gedichte. Für den Versuch einer gattungstheoretischen Kategorisierung der poetischen Beigaben in den Elogia s. Baltas/ Rajic 2024c. 3 S. für eine Auflistung dieser Fälle das Addendum in Baltas/ Rajic 2024c. 4 Minonzio 2012b, 16, 19-29, 44-46. 5 Giovio 1958, 36 (Epist. 225). Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium Matthias Adrian Baltas Die Evidenz aus seiner Korrespondenz sowie entsprechende Referenzen in den Elogia belegen, dass Paolo Giovios ursprüngliche Intention darin bestand, mög‐ lichst von jedem der literati in seiner Sammlung das tatsächliche (Vers)Epitaph in Erfahrung zu bringen, um es an das jeweilige Prosa-Elogium anzufügen. 1 Da sich dieser Anspruch nicht erfüllen ließ, bediente er sich auch anderer Epi‐ gramme vornehmlich sepulchralen Charakters, die seinen viri illustres gewidmet waren bzw. gab entsprechende Gedichte in Auftrag. 2 In mehreren Fällen kündigt Giovio die folgenden Epigramme in seinen Prosa-Viten an und bietet in diesem Kontext bisweilen Zusatzinfomationen, vornehmlich dann, wenn es sich dabei um die tatsächlichen Epitaphien handelt. 3 Ansonsten liefert er in den Elogia jedoch - abgesehen von den Autorennamen - keine Hinweise auf den Ursprung der jeweiligen poetischen Beigaben. Franco Minonzio hat für die Elogia virorum bellica virtute illustrium eine Liste der involvierten Poeten erstellt, von einigen dieser Dichter finden sich auch Verse in den Gelehrten-Elogia. Dies sowie eine Zusammenstellung und Analyse der Informationen, die sich unter anderem Giovios Briefwechsel entnehmen lassen, legen zumindest einen Grundstein, um die Situation in den Elogia virorum literis illustrium analysieren zu können. 4 Einen ersten wichtigen Anhaltspunkt bietet hierbei ein Schreiben an Kardinal Alessandro Farnese vom 12. Juli 1546. 5 Darin erwähnt Giovio einige der von <?page no="142"?> 6 Ein Gedicht des jungen Possevino empfiehlt Giovio außerdem in einem Brief vom 14. September 1545 an Kardinal Alessandro Farnese, ohne den Dichter dabei namentlich zu nennen - er bezeichnet ihn als „giovine bravo e bono e degno d’essere estimato“ und vergleicht die Güte von dessen Versen mit denen des „infelice Mirteo“. Am selben Tag schickt er das Gedicht auch an den Sekretär des Kardinals, Bernardino Maffei, auf dass es an den Drucker Antonio de Blado weitergeleitet wird. Hier nennt er im beiliegenden Brief Possevino beim Namen und bezeichnet ihn als „bravo poeta“ - s. Giovio 1958, 20-21 (Epist. 214). 7 Zum „infelice Mirteo“ s. Anm. 6. Außerdem empfiehlt Giovio ihn ein Jahr später an Pier Francesco Riccio, den Majordomus Cosimo de’ Medicis, da Mirteo aus nicht näher genannten Gründen Rom verlassen musste --s. Giovio 1958, 42 (Epist. 230). 8 Zu beiden Briefen s. Zimmermann 1995a, 202, 347-348 Anm. 12. 9 Minonzio 2012b, 21, 27-28 merkt an, dass Giovios Briefwechsel nur lückenhaft überlie‐ fert zu sein scheint. Für die Kriegsleute-Elogia nennt er aber eine potentielle Referen‐ zierung eines bestimmten Epigramms in einem Brief Giovios an den Dichter Benedetto Varchi. Die darin enthaltenen Kommentare Giovios könnten auf Varchis Gedicht für Philibert de Chalon zu beziehen sein. Eindeutiger zeigt sich der Mechanismus der Auftragsgabe anhand einer Anmerkung auf S. 340 der El. bel. von 1551, positioniert direkt nach dem Ende des siebten und letzten Buches. Dort supplementiert Giovio ein Gedicht des Augusto Cocceiano für Matthäus Schiner, das eigentlich auf S. 222 zu finden sein sollte, aber zu spät beim Auftraggeber einlangte, um es dort noch setzen zu lassen. 10 Näheres dazu in den entprechenden Abschnitten weiter unten. ihm protegierten Dichter: Onorato Fascitelli, Giovanni Battista Possevino, 6 Antonio Vacca, Girolamo Britonio sowie ein gewisser Caesareus, der nicht näher identifizierbar ist. Außerdem gibt Giovio an, eine von Pietro Mirteo 7 verfasste und von ihm hoch gelobte Ode mitzuschicken. In einem unpublizierten Brief vom 1. August 1550 mit unbekanntem Empfänger bezeichnet er sich als Patron der Dichter Anton Francesco Raineri, Gabriele Faerno, Augusto Cocceiano, Antonio Vacca, Giovanni Battista Possevino und Giano Vitale. 8 Diesen Informationen zum Trotz besteht die eigentliche Schwierigkeit bei der versuchten Bestimmung von Auftragsgedichten aber darin, dass sich in Giovios Korrespondenz keine eindeutigen Aussagen zu konkreten Epigrammen finden. 9 Das gilt auch für die beiden bekanntesten Beiträger Giano Vitale und Pietro Mirteo. Von ersterem wurden zudem wohl wenigstens sieben Gedichte in die Gelehrten-Elogia inkludiert, die Vitale bereits zuvor verfasst haben dürfte. Dasselbe gilt für zumindest zwei Epigramme Mirteos. 10 Wenn wir uns insofern der Sache quasi ex negativo annähern, können wir zunächst diejenigen Autoren (und ihre Werke) ausschließen, die aus verschiedenen Gründen sicherlich nicht von Giovio beauftragt wurden. Darunter fallen alle Gedichte, deren Urheber als Incerti oder Anonymi angegeben werden - schließlich wären dem Editor ‚seine‘ Autoren ja namentlich bekannt gewesen. Ebenso können wir alle Epigramme von Personen wie Angelo Poliziano und Giovanni Pontano 142 Matthias Adrian Baltas <?page no="143"?> 11 Minonzio 2012b, 28-29. Zudem argumentiert Minonzio ebd. auch, dass Giovio wohl deswegen für die Kriegsleute-Elogia mehr Gedichte in Auftrag gegeben habe, um dann rechtzeitig zur Veröffentlichung pro Elogium zumindest eine ‚poetische Beigabe‘ zur Verfügung zu haben. Beim Alexander-Elogium, wo nur ein Gedicht angefügt ist, könnte es also auch so gewesen sein, dass Giovio keine große Wahl hatte. 12 Minonzio 2012b, 44-46. 13 S. meinen zweiten Beitrag im Rahmen dieses Sammelbandes. Auch Tarallo 2014, 26 hält eine Auftragsarbeit für wahrscheinlich. ignorieren, die bereits (lange) vor der Kompilation der Elogia verstorben sind. Viele der inkludierten Poeten waren jedoch Zeit- und Altersgenossen Giovios, daher stößt diese Methode recht bald an gewisse Grenzen, zumal an konkreten Informationen zum Entstehungskontext einzelner Gedichte zumeist Mangel besteht. Nichtsdestotrotz bieten die Biographien der Dichter oftmals wichtige Anhaltspunkte, etwa durch Informationen zu persönlichen Bekanntschaften mit bestimmten Gelehrten und/ oder Giovio selbst bzw. zu Reisen und biogra‐ phischen Schlüsselorten - alles Aspekte, die sich auf die Wahrscheinlichkeit von Auftragsarbeiten auswirken können. In Verknüpfung mit diesem biogra‐ phischen Kontext können vor allem auffällige inhaltliche Bezugnahmen, die in den Epigrammen auf die entsprechenden Elogien gemacht werden, als weitere Hinweise dienen. Darunter fallen z. B. die Aufnahme und ähnlich formulierte Wiedergabe von spezifischem Lob oder Kritik, bestimmten Werkbezügen sowie speziellen persönlichen Informationen oder Anekdoten. Minonzio argumentiert zwar, dass die Autoren der Gedichte die (finalen) Texte der Viten nicht kannten, da selbige auch nicht der Reihe nach und mit diversen Unterbrechungen verfasst wurden, was eine entsprechende Abstimmung schwierig gemacht habe. Dabei bezieht er sich aber vor allem auf die Situation bei den Kriegsleute-Elogia und führt als Beispiel das Gedicht von Anton Francesco Raineri zum Elogium für Alexander den Großen (El. bel. 1,4 ep. 1) an, worin von dessen Ermordung durch Gift die Rede ist, während in der Vita keine Todesursache genannt wird. Zu einem wirklichen inhaltlichen Widerspruch kommt es dadurch freilich nicht, der Inhalt des Epigramms kann auch als Ergänzung zum Elogium angesehen werden. 11 In weiterer Folge räumt Minonzio dann doch die Möglichkeit ein, dass die Dichter zumindest eine grobe Skizze bzw. Hinweise von Giovio erhalten haben dürften. 12 Gerade hinsichtlich der Gelehrten-Elogia scheint eine gewisse Abstimmung zwischen Giovio und seinen Poeten sehr wahrscheinlich, wenn nicht sogar notwendig, lassen sich doch einige Beispiele anführen, die auffällige inhaltliche Bezüge zur jeweiligen Vita und/ oder metaleptische Verweise auf das gesamte Werk aufweisen. Genannt seien hier (ohne Anspruch auf Vollständig‐ keit): El. lit. 1 ep. 1; El. lit. 3 ep. 1; El. lit. 6 ep. 2; 13 El. lit. 18 ep. 1; El. lit. 34 ep. 1; El. lit. 34 ep. 2; El. lit. 35 ep. 1; El. lit. 41 ep. 1; El. lit. 44 ep. 1; El. lit. 46 ep. 1; El. Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium 143 <?page no="144"?> 14 S. hierzu ausführlich Jan de Jong im vorliegenden Band. 15 Zimmermann 1995a, 159-162; Giovio 1972, 8-9; Hagedorn 2020, 46 Anm. 26 setzt den Beginn von Giovios Sammeltätigkeit mit etwa 1518 an. 16 Zimmermann 1995a, 188. 17 Zimmermann 1995a, 187-189; Minonzio 2007a, 92-94; Hagedorn 2020, 46-47 datiert Paolo Giovios Beschreibung ins Jahr der Veröffentlichung der editio princeps, also 1546. S. Doni 1552, 80-87 für seine Museumsbeschreibung in einem Brief an Agostino Landi . 18 Minonzio 2007a, 92, 134; Giovio 1956, 359. lit. 49 ep. 1; El. lit. 63 ep. 1; El. lit. 64 ep. 1; El. lit. 72 ep. 1; El. lit. 75 ep. 1; El. lit. 79 ep. 1; El. lit. 81 ep. 1; El. lit. 82 ep. 1; El. lit. 86 ep. 1; El. lit. 88 ep. 1; 14 El. lit. 95 ep. 3; El. lit. 105 ep. 1; El. lit. 106 ep. 1; El. lit. 106 ep. 2. Es mag wenig verwundern, dass außer El. lit. 1 ep. 1, El. lit. 46 ep. 1, El. lit. 81 ep. 1, El. lit. 106 ep. 1 und ep. 2 alle anderen Epigramme in dieser Liste von Giano Vitale oder Pietro Mirteo stammen, den beiden oft genannten ‚fleißigsten Lieferanten‘ Giovios. Nicht außer Acht gelassen werden darf freilich die Möglichkeit, dass die Bezugnahme andersrum erfolgte, der Elogia-Autor sich also von bereits existierenden Gedichten inspirieren ließ. Auch hier können wir zumeist nur mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten, resultierend aus der Synthese aller vorliegenden Indizien. Dabei helfen kann ein Schritt zurück auf die Ebene des Gesamtwerks und die Frage nach dem Entstehungszeitraum der Gelehrten-Elogia. Welche der Dichter waren für Giovio damals überhaupt greifbar und konnten, in weiterer Folge, die mehr oder wenigen finalen Viten-Texte, wie sie für die Druckedition gedacht waren, überhaupt kennen? Diese Frage hängt stark mit derjenigen zusammen, wann genau er sein Museum konzipierte und kompilierte und inwiefern man davon ausgehen kann, dass dort tatsächlich bereits in etwa dieselben Texte hingen, die in Folge ediert wurden. Das Museumsgebäude wurde jedenfalls erst 1543 zur Gänze fertiggestellt, wobei schon 1539 Gäste empfangen werden konnten, der Baubeginn war kurz vor dem Herbst 1537 erfolgt. Paolo Giovio hatte freilich schon vor 1521 begonnen, Portraits zu sammeln. 15 Seine eigene Museumsbeschreibung, die er später der editio princeps voranstellte, verfasste er ursprünglich wohl im Jahr 1543. 16 Im selben Jahr entstand eine Beschreibung von Anton Francesco Doni, die von Benedetto Giovio wohl im Jahr zuvor. 17 Benedettos descriptio ist Teil eines Briefes an seinen Bruder und ebenda fordert er ihn auch auf, sein Museum zu ‚verschriftlichen‘, da das Beispiel antiker Villen gerade am Comer See zeige, dass von diesen auf Dauer kaum eine Spur bliebe. 18 Etwa zwei Jahre später, in einem Brief an Daniele Barbaro vom 5. Dezember 1544 findet sich dann die erste Erwähnung der Elogien und ihrer Funktion, angehängt 144 Matthias Adrian Baltas <?page no="145"?> 19 Giovio 1972, 12; Giovio 1958, 4 (Epist. 199); Zimmermann 1995a, 206, 348 Anm. 35 gibt 1542 an, mit Verweis auf Giovio 1956, 292 (Epist. 148). In diesem Brief an Alessandro Farnese bedient sich Giovio zwar des Begriffs elogia, aber nicht bezogen auf den Kontext seines Museums. 20 Epist. 199b, s. dazu Marcello Simonettas Beitrag im Rahmen dieses Bands, S. 45-46 sowie idem 2023, 61-62. 21 S. Franco Minonzio im vorliegenden Band, S. 36-41 für einige exemplarische Vergleiche der endgültigen Druckversion mit den Manuskriptentwürfen. 22 Giovio 1972, 10-11. 23 S. El. lit. 34,1 und 76,2. 24 S. dazu auch Franco Minonzios Beitrag, S.-27-28. an die Portraits als exemptiles tabellae. 19 Die Tatsache, dass er das Elogium für Ermolao Barbaro mitsendet und außerdem um die Mitteilung von dessen exaktem Sterbedatum bittet, um ihn korrekt vor oder nach Pomponio Leto einzuordnen, weist weiters darauf hin, dass Giovio sich zu diesem Zeitpunkt wohl bereits recht intensiv mit der Zusammenstellung der Elogia befasste. Untermauert wird dies durch sein Schreiben an Pier Francesco Riccio einen Tag später. 20 Giovio berichtet, dass er bereits mehr als vierzig der „proprij Elogij con brevità laconicha“ der literati verfasst habe und bittet um die Zusendung einer Kopie des Poggio-Portraits im Florentiner Palazzo del Proconsolo sowie um Datum, Umstände und Ort von dessen Ableben. Letztere Informationen erbittet er auch für Leon Battista Alberti. Außerdem will er die Todesdaten und Vers-Epitaphien von Angelo Poliziano, Giovanni Pico della Mirandola und Marsilio Ficino in Erfahrung bringen. Ebenso möchte Giovio wissen, wann Michael Marullus Tarchaniota ertrank, und er will Leonardo Brunis Epitaph zugesendet bekommen. Dieser Brief bietet also auch den ersten eindeutigen Hinweis auf Giovios Recherchen hinsichtlich der Vers-Epitaphien. Es ist davon auszugehen, dass er die Viten bis zur tatsächlichen Veröffentlichung mehrfach redigierte. Den augenscheinlichsten Beweis dafür liefern seine Manuskripte- Entwürfe der Elogia. 21 Renzo Meregazzi vermutet sogar, dass Giovio schon ab den 1520ern Elogien verfasste, also ungefähr zeitgleich mit dem Beginn seiner Sammeltätigkeit, und von da an immer wieder an den Viten arbeitete, mehr oder weniger einhergehend mit dem Erwerb neuer Portraits. 22 Als Beispiele dafür führt er die Elogien für Lorenzo de’ Medici und Marco Antonio Casanova an. Die jeweilige Art der Formulierung soll darauf hindeuten, dass zum Zeitpunkt der Abfassung der Viten Papst Leo X. bzw. Clemens VII. noch lebten, wodurch die Viten vor 1521 bzw. 1534 zu datieren wären. 23 Derartige inhaltliche Hinweise sind meiner Meinung nach jedoch nicht erkennbar und selbst wenn doch, so stünden lediglich diese beiden gegen den zuvor dargelegten Befund, der vor 1544 keine Arbeit an den Elogien erkennen lässt. 24 In den folgenden Monaten ist die Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium 145 <?page no="146"?> 25 Zimmermann 1995a, 206-209; Giovio 1972, 14; Simonetta im vorliegenden Band, S. 47- 49. 26 Giovio 1958, 7. 27 In diese Richtung weisen auch die Manuskript-Entwürfe, s. Minonzios Beitrag, S. 36 Anm. 97. 28 Vgl. Maia Wellington Gahtan in diesem Band, S.-106-110. 29 Das Manuskript befindet sich in der Getty Research Institute Library in Los Angeles und kann unter https: / / rosettaapp.getty.edu/ delivery/ DeliveryManagerServlet? dps_pi d=IE9938952 (01.02.2024) online abgerufen werden. Ursprünglich war Benedetto Giovio als Autor vermerkt, die Zuschreibung an Paolo basiert auf einer entsprechenden Anmerkung T. C. Price Zimmermanns --s. Pfisterer 2013, 25-26 Anm. 34. sukzessive Fertigstellung der editio princeps bis 1546 anhand von Giovios Korre‐ spondenz ablesbar. 25 Was nun die Ergänzung seiner autographen Prosa-Elogien durch die Appendizierung der jeweiligen Vers-Epitaphien betrifft, so sei erneut auf den Brief an Riccio aus dem Dezember 1544 als erstes Zeugnis verwiesen. Diese Anfrage dürfte allerdings nicht oder nicht zur Gänze beantwortet worden sein, da Giovio am 16. Jänner 1545 Pier Vettori quasi um dieselben Informationen fragt, dabei aber unter anderem noch um die Zusendung einer Transkription des Boccaccio-Epitaphs bittet. 26 Die Zusammenschau dieser Indizien legt nun nahe, dass Giovio auch die Versbeigaben zu seinen Elogia offenbar erst ab frühestens 1544 konsequent kompilierte, sei es nun durch die Recherche der tatsächlichen Epitaphien bzw. anderer ‚prä-existenter‘ Gedichte oder durch die Vergabe von Aufträgen an ihm bekannte Dichter. 27 Dabei soll nicht uner‐ wähnt bleiben, dass Hinweise auf eine schon länger währende Sammeltätigkeit Giovios auch von Epigrammen existieren. Dieses ‚Hobby‘ war im Umfeld der römischen Kurie durchaus verbreitet, zumal sich viele der Dichter, deren Werke sich in den Elogia finden, ebenso dort bewegten - genannt seien hier etwa Jacopo Sannazaro und Giovanni Pontano bzw. zu Giovios Zeiten unter anderem Antonio Tebaldi und Marcantonio Flaminio. 28 Einen ‚handfesten‘ Beweis für ein entsprechendes Interesse Paolo Giovios könnte zudem ein wahrscheinlich autographes Manuskript darstellen, der Epitaphiorum liber, eine Sammlung antiker (Grab)Inschriften aus Italien und Dalmatien. 29 Im Hinblick auf die versuchte Bestimmung potentieller Auftragsgedichte ändert sich dadurch aller‐ dings nichts. Es liegt freilich im Bereich des Möglichen, dass Giovio bereits in den Jahren vor 1544 bei ihm bekannten Dichtern wie Tebaldi Epigramme extra in Auftrag gab, um zum Beispiel ein gerade in seinen Besitz gekommenes Portrait damit literarisch zu untermalen. Wahrscheinlicher ist aber, dass die entsprechenden Gedichte unabhängig davon verfasst und lediglich in Folge von ihm ‚gesammelt‘ wurden. Ebenso kann bei den Poeten, die höchstwahr‐ scheinlich bzw. sogar nachweislich Auftragsgedichte für die Elogia beitrugen, 146 Matthias Adrian Baltas <?page no="147"?> nicht einfach davon ausgegangen werden, dass alle ihrer Werke, die Giovio inkludierte, in seinem Auftrag entstanden sind - s. Tab. 1 sowie die folgenden Erläuterungen. Mit Auftragsvergaben durch Paolo Giovio ist erst im Zuge der Fertigstellung der editio princeps zu rechnen, vornehmlich in den Fällen, wo er weder Zugriff auf das tatsächliche Epitaph hatte noch sein Bekanntenkreis oder sein eigener ‚Fundus‘ ihm mit einer Alternative weiterhelfen konnte. Der Mangel an expliziten Hinweisen im giovischen Briefwechsel kann vermutlich darauf zurückgeführt werden, dass er die ‚Bestellungen‘ vorrangig persönlich und insofern recht informell in Rom tätigte. Die gegebene räumliche Nähe wird auch die inhaltlichen Koordination erleichtert haben. Ausgehend von der skizzierten Herangehensweise zeigt sich nun, im Ab‐ gleich mit der Liste der angekündigten Epitaphien und anderen Gedichte sowie unter Abzug der Autoepitaphien, der weiteren nachweisbaren tatsächlichen Epitaphien, der Gedichte von Incerti oder Anonymi sowie der erwähnten Pontano und Poliziano und weiterer Autoren, die schon vor der Konzeption der ersten Elogia-Edition verstorben waren (e.g. Antonio Tebaldi) folgendes Ergebnis: Autor Gedichte 1546 gesamt ‚prä-existent‘ ‚Aufträge‘ Giano Vi‐ tale El. lit. 1 ep. 2; El. lit. 3 ep. 1; El. lit. 12 ep. 4; El. lit. 14 ep. 1; El. lit. 24 ep. 3; El. lit. 33 ep. 1; El. lit. 34 ep. 1; El. lit. 35 ep. 1; El. lit. 41 ep. 1; El. lit. 44 ep. 1; El. lit. 57 ep. 1; El. lit. 62 ep. 2; El. lit. 63 ep. 1; El. lit. 69 ep. 2; El. lit. 71 ep. 1; El. lit. 74 ep. 1; El. lit. 77 ep. 1; -El. lit. 82 ep. 1; -El. lit. 85 ep. 1b; -El. lit. 88 ep. 1; -El. lit. 89 ep. 1; -El. lit. 95 ep. 3; -El. lit. 96 ep. 3; -El. lit. 97 ep. 1; -El. lit. 98 ep. 2; -El. lit. 100 ep. 3; -El. lit. 103 ep. 1 El. lit. 57 ep. 1; El. lit. 69 ep. 2; El. lit. 74 ep. 1; El. lit. 77 ep. 1; El. lit. 89 ep. 1; El. lit. 96 ep. 3; El. lit. 97 ep. 1 20 Pietro Mirteo El. lit. 6 ep. 2; El. lit. 7 ep. 1; El. lit. 10 ep. 1; El. lit. 11 ep. 2; El. lit. 17 ep. 1; El. lit. 18 ep. 1; -El. lit.-34 ep. 2; -El. lit.-47 ep. 7; -El. lit. 49 ep. 1; El. lit. 51 ep. 1; El. lit. 55 ep. 1; El. lit. 56 ep. 1; El. lit. 61 ep. 1; El. lit. 64 ep. 1; -El. lit.-70 ep. 1; -El. lit.-72 ep. 1; -El. lit. 75 ep. 1; El. lit. 79 ep. 1; El. lit. 86 ep. 1; -El. lit.-99 ep. 1; -El. lit.-105 ep. 1 El. lit.-17 ep. 1; El. lit.-99 ep. 1 19 Ferdi‐ nando Ba‐ lami El. lit. 1 ep. 1; El. lit. 46 ep. 1; El. lit. 83 ep. 1 El. lit. 83 ep. 1 2 Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium 147 <?page no="148"?> Giovanni Battista Possevino El. lit. 101 ep. 1; El. lit. 106 ep. 1 2 Pietro Córsi El. lit. 81 ep. 1; El. lit. 96 ep. 1 El. lit. 96 ep. 1 1 Antonio Vacca El. lit. 87 ep. 1; El. lit. 102 ep. 2 - 2 Antonio Serón El. lit. 106 ep. 2 - 1 Summe: 47 Tab. 1: Mögliche Auftragswerke in der editio princeps der Elogia Von den insgesamt 157 von Giovio abgedruckten Gedichten dürften also 110 schon vorher auf die eine oder andere Weise existiert haben, dementsprechend kämen 47 als Auftragswerke in Frage. Den ‚Hauptlieferanten‘ Vitale und Mirteo werden wir uns im Detail noch weiter unten zuwenden. Die bereits erwähnten, häufigen intratextuellen Rela‐ tionen zu den jeweiligen Prosa-Viten legen aber jedenfalls nahe, dass die meisten ihrer hier gelisteten Verse im Auftrag des Museumsgründers entstanden. Mit Sicherheit trifft dies für Giovanni Battista Possevinos (El. lit. 106 ep. 1) und Antonio Seróns (El. lit. 106 ep. 2) Epigramme auf Benedetto Giovio zu, die metaleptisch Bezug auf das Buch nehmen, für das sie geschrieben wurden. Selbiges gilt für das allererste Gedicht der Reihe, das Ferdinando Balami auf Albertus Magnus verfasste (El. lit. 1 ep. 1). Die Einordnung vieler weiterer Werke fällt deutlich schwieriger, vor allem dann, wenn zu den entsprechenden Autoren kaum biographische Informationen vorliegen. Die vorliegende Liste wurde im Laufe der Arbeit an diesem Beitrag sukzessive reduziert. Um diesen Prozess nachvollziehbar zu machen, werden die damit verbundenen Überlegungen im folgenden Kapitel dargelegt. Giovios (? ) Poeten und ihre Verse Eingangs angesprochen wurden zwei Briefe Giovios, in denen er einige von ihm protegierte Dichter nennt, sowie weitere Erwähnungen dieser in seiner Korrespondenz zitiert. Auch die Namen einiger anderer Poeten fallen dort. Am frequentesten und deutlichsten nimmt er auf Ferdinando Balami („messer/ mastro Ferrante“) Bezug: Schon im August 1521 bezeichnet er den späteren 148 Matthias Adrian Baltas <?page no="149"?> 30 Giovio 1956, 90 (Epist. 7). 31 Giovio 1956, 199-200 (Epist. 79), 209 (Epist. 88), 263 (Epist. 129), 336 (Epist. 181); Außerdem wird der „mastro Ferrante“ im selben Brief wie Franchino neben diesem genannt --s. Anm. 34. 32 Giovio 1956, 301 (Epist. 157). 33 Giovio 1958, 31 (Epist. 221). 34 Giovio 1958, 81 (Epist. 258); s. zu Franchino auch Minonzio 2012b, 200-201. 35 Zu Tebaldi s. Largaiolli 2019. Leibarzt von Leo X. als peritissimus atque amicissimus medicus. 30 Es folgen weiterzuleitende Grußworte im Dezember 1537, die Referenzierung von Balamis Aussagen im September 1538 und Dezember 1540 oder die Inklusion von Versen desselben in einem Schreiben vom Anfang des Jahres 1543. 31 Im Jänner 1543 nennt er Francesco Florido in einem Brief an Stefano Colonna. 32 Lobende Erwähnung finden im Februar 1546 Marcantonio Flaminios Paraphrasen der Psalme Davids in einem Brief an Cosimo de’ Medici. 33 Im Mai 1547 schreibt er an Kardinal Alessandro Farnese und spricht darin unter anderem von einem „poeta […] messer Franchino“. 34 Da diese Nennungen eine persönliche Bekanntschaft Giovios mit den jeweiligen Dichtern nahelegen, bot es sich an, gerade deren Epigramme näher zu beleuchten. Darüber hinaus wurden jedoch auch die Autoren berücksichtigt, die nicht, wie z. B. Pontano oder Poliziano, eindeutig vorab ausgeschlossen werden konnten. Einen Grenzfall bildet Antonio Tebaldi (1462-1537), von dem sich zwar in beiden Elogia-Bänden Gedichte finden, der jedoch einige Jahre bevor Giovio sich (höchstwahrscheinlich) wirklich mit der Redaktion der Elogia befasste verstarb. 35 Hinzu kommt, dass er selbst mit einem Eintrag darin bedacht wurde (El. lit. 94). Daher werden seine vier Epigramme in den El. lit. sowie das eine in den El. bel. kaum aufgrund eines entsprechenden Auftrags entstanden sein. Um eventuell dennoch bestehende Zweifel auszuräumen und im Zuge dessen die nicht nur im vorliegenden Beitrag postulierte Chronologie der Elogia-Erstellung weiter zu untermauern, unterziehen wir Tebaldis Epigramme in Folge trotzdem einer genaueren Betrachtung. Zunächst fällt die Tatsache ins Auge, dass für die Edition 1557 noch ein weiteres Gedicht des Ferrareser Poeten (El. lit. 80 ep. 3, für Jacopo Sannazaro) von Johannes Latomus aufgetan und hinzugefügt wurde - hätte Giovio bereits aktiv mit Tebaldi zusammengearbeitet, wieso hätte er dann dieses Gedicht nicht ebenso kennen und inkludieren sollen? Richten wir den Blick wieder auf die editio princeps, so fällt auf, dass dort ein weiteres Gedicht - fälschlich - Antonio Tebaldi zugeschrieben wird, nämlich das tatsächliche Epitaph für Giovanni Pico della Mirandola (El. lit. 39 ep. 1), heute noch zu sehen auf dessen Grabstein im Convento San Marco in Florenz. Da Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium 149 <?page no="150"?> 36 Die Grabinschrift wurde bereits 1513 in einer Sammelausgabe der Werke von Strozzi Vater und Sohn veröffentlicht, s. Strozzi/ Strozzi 1513, fol. 89 r . S. auch Gahtans Beitrag im vorliegenden Band, S.-106-107. 37 Diese Episode erhält zudem eine etwas absurde Note, wenn man bedenkt, dass Giovio im Brief an Riccio im Dezember 1544 (Epist. 199b) unter anderem explizit um die Abschrift des Mirandola-Epitaphs bat - s. Simonetta 2023, 61-62. Simonetta in diesem Band mutmaßt, dass die Antwort Riccios, sofern sie erfolgte, nicht zufriedenstellend war, da er einige Wochen später an Pier Vettori (Epist. 203) mehr oder weniger dieselbe Anfrage erneut stellte - s. Giovio 1958, 7. Die Interpunktion in der Edition von 1958 ist etwas irreführend, aber es liegt nahe, dass Giovio hier auch erneut nach Mirandolas Epitaph fragte. Das Resultat in den Elogia zeigt, dass Vettori ihm diese Bitte wohl erfüllte, allerdings offenbar ohne ihm den (richtigen) Autor zu nennen. Ebenso fehlte anscheinend die Information, wo das entsprechende Grab zu finden ist, da Giovio diese ansonsten mit aufgenommen hätte, wie er es bei den tatsächlichen Epitaphien meistens tat. sich in den vorangestellten Errata keine Korrektur findet, kann davon ausge‐ gangen werden, dass diese Fehlinformation auf den Redaktor selbst zurückgeht. Nachweislich stammt dieses Epitaph nämlich von Ercole Strozzi. 36 Wäre Giovio wirklich wegen geplanter Auftragsarbeiten mit Tebaldi in Kontakt gestanden, wäre es wohl kaum zu dieser fälschlichen Attribuierung gekommen. 37 Tatsächlich von Tebaldi stammt El. lit. 69 ep. 1 (für Guido Postumo Silvestri), jedoch ging es wohl in jedem Fall den Elogia voraus, da es von Giovio in El. lit. 69,2 entsprechend angekündigt wird. Für die übrigen drei Epigramme Tebaldis gilt, dass eine inhaltliche Analyse zwar gewisse Gemeinsamkeiten mit der jeweiligen Prosavita aus Giovios Feder zeigt, was ja weiter oben als Argument für eine Auftragsarbeit postuliert wurde. Einem prüfenden Blick kann jedoch auch dieser Einwand nicht standhalten: In El. lit. 28 ep. 5 für Michael Marullus wird naheliegenderweise dessen Ertrinken im Cecina beklagt. Diesen tragischen Unfalltod thematisiert natürlich Giovios Vita ebenso (El. lit. 28,2), allerdings handelt es sich dabei um ein so spezielles Ereignis, welches geradezu für (Epigramm)Dichtung prädestiniert ist, dass hier sicherlich keine Absprache zwischen Giovio und Tebaldi erfolgen musste. Nicht ohne Grund konnte Latomus in seiner Edition von 1557 neben seiner Eigenkomposition noch ganze drei weitere Epigramme mit demselben Fokus hinzufügen (El. lit. 28 ep. 2-4). Noch schwächer gestalten sich die thematischen Parallelen von Giovios Elogium für Ercole Strozzi mit Tebaldis zwei Distichen (El. lit. 52 ep. 3), die eigentlich mehr ein Lob auf dessen Ehefrau Barbara Torelli darstellen als ein Epitaph. Die fragliche Dame wird zwar zu Ende der Kurz-Biographie erwähnt, allerdings im Zusammenhang mit Strozzis Ermordung, die der Autor einem Nebenbuhler in die Schuhe schiebt (El. lit. 52,3). Ihre Tugendhaftigkeit wird 150 Matthias Adrian Baltas <?page no="151"?> 38 El. lit. 52 ep. 1. Diese Verse veröffentlichte Manuzio auch in der bereits angesprochenen, von ihm verlegten Edition der Strozzi-Werke --s. Strozzi/ Strozzi 1513, fol. 99 v -100 r . 39 Giovio lobt Tebaldis Fähigkeiten als Epigramm-Dichter explizit in El. lit. 94,2. 40 S. die Ausführungen zu Beginn dieses Beitrags. Zu Fascitelli s. Calitti 1995. 41 Giovio 1546, fol. a iiii v , 80 r -80 v . 42 Calitti 1995; Ruysschaert 1962; Arsilli 1837, 32, 34 (vv. 431-458). wiederum auch im Gedicht des berühmten Druckerverlegers Aldo Manuzio gepriesen, das 1557 von Latomus an erster Stelle nach der Vita eingeschoben wurde. 38 Johannes Laskaris bedachte Tebaldi mit einem satirischen Epitaph (El. lit. 31 ep. 2), das ihn aufgrund seiner Gicht als steinerne Statue im Grab liegen und somit zu einer altera Niobe werden lässt. Diese Erkrankung erwähnt Giovio beiläufig in Zusammenhang mit dem Ableben des greisen Gelehrten (El. lit. 31,5). In Folge nennt er den Begräbnisort und zitiert eine lateinische Übersetzung des dort angebrachten Autoepitaphs des Laskaris (El. lit. 31 ep. 1). Die potentiellen inhaltlichen Anknüpfungspunkte bleiben also auch hier wenig ausgeprägt, zudem hätte es Giovio gar nicht nötig gehabt, extra ein Gedicht in Auftrag zu geben, da er ja das tatsächliche Epitaph zur Hand hatte. Vielmehr wird er dieses Epigramm, so wie die anderen Tebaldis, im Laufe der gemeinsamen Zeit in Rom gesammelt und aufgrund dessen witziger Pointiertheit in die Elogia inkludiert haben. 39 Eine andere notable omission in der obenstehenden Liste ist mit Onorato Fascitelli (1502-1564) einer aus Giovios ‚Dichterkreis‘. 40 Außer Frage steht, dass er die carmina libraria, mit denen die editio princeps der Elogia eingeleitet (El. lit. carm. lib. 3) und abgeschlossen (El. lit. carm. lib. 4) wurden, im Auftrag Giovios verfasste. 41 Allerdings sprechen mehrere Argumente dagegen, dass dies auch für El. lit. 103 ep. 2 zutrifft. Zunächst die biographische Komponente: Francesco Arsilli war nicht nur mit Paolo Giovio gut bekannt, dem er De poetis urbanis widmete, sondern ebenso mit Fascitelli, den er in einer erweiterten Fassung dieses Werks ausführlich und lobend erwähnt. 42 Arsilli verstarb nicht lange nach 1540, also ein paar Jahre bevor Giovio sich seinen Elogia widmete. Aufgrund ihrer mutmaßlichen Bekanntschaft drängt sich nun die Vermutung auf, dass Fascitelli sein Gedicht bereits zeitnah nach Arsillis Ableben verfasste. Darauf deuten auch Form und Inhalt des Epigramms hin. In achtzehn epodischen Versen betrauert er das Ableben des Arztes und Dichters, eingeleitet mit Ergo videmus lumine hoc spirabili / cassum iacere te quoque (Also sehen wir auch dich, deines lebensspendenden Lichtes beraubt, darniederliegen), wodurch eine gewisse zeitliche (und - wohl fiktive - räumliche) Unmittelbarkeit suggeriert wird. Was die Form betrifft, so sticht die Länge ins Auge. In der editio princeps Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium 151 <?page no="152"?> 43 Pastore 1997. 44 Zimmermann 1995a, 202; Giovio 1958, 31 (Epist. 221). Giovio lobt Flaminios Fähigkeiten auch in Viri et fem. 2,14 (Giovio 2013, 224, 661 Anm. 18). 45 Flaminio 1548, 125. Ebd. 22 ist auch Flaminios anderes Epigramm für Navagero (= El. lit. 78 ep. 1) abgedruckt. 46 El. lit. 100,4; Zur Bekanntschaft der beiden s. Pastore 1997. 47 Dass Giovios Kenntnis der tatsächlichen Grabinschrift kein Auschlussgrund für eine zusätzliche Auftragsgabe sein muss, belegt allerdings unter anderem Mirteos Epigramm für Giovanni Boccaccio (El. lit. 6 ep. 2). Dort zeigen sich jedoch klare intratextuelle Bezüge auf den Inhalt des Elogiums - s. dazu ausführlich meinen zweiten Beitrag im vorliegenden Band. findet sich mit Pontanos Gedicht für Marullus (El. lit. 28 ep. 1) nur eine weitere Beigabe mit derselben Verszahl, längere kommen gar nicht vor. Neben El. lit. 28 ep. 1 handelt es sich auch bei den fünf ähnlich langen carmina El. lit. 38 ep. 3 (Bembo für Poliziano, 16 vv.), El. lit. 66 ep. 1 (Dardano für del Maino, 16 vv.), El. lit. 84 ep. 1 (Autoepitaph Ariostos, 16 vv.), El. lit. 17 ep. 1 (Mirteo für Filelfo, 15 vv.) und El. lit. 23 ep. 1 (Poggio für Chrysoloras, 14 vv.) nicht um Auftragsarbeiten für die Elogia. Die Indizien dafür, dass dasselbe auch für Fascitellis Trauergedicht gilt, wiegen also schwer und vor allem auch schwerer als dessen Naheverhältnis zu Giovio. Deutlich komplexer gestaltet sich eine Einschätzung der Gedichte Marcantonio Flaminios (1498-1550). 43 Wie dessen Lebensdaten nahelegen, kam er durchaus als ‚Auftragnehmer‘ in Frage. Zudem verbrachte der Poet mehrere Jahre seines Lebens in Rom, war mit Giovio wohl persönlich bekannt und wurde von diesem geschätzt. 44 In der editio princeps der Elogia finden sich zwölf Epigramme Flaminios, ein weiteres (El. lit. 78 ep. 2, für Andrea Navagero) wurde erst in der Edition 1557 von Johannes Latomus hinzugefügt. Letzteres wurde offenbar erstmals 1548 publiziert, insofern ist es möglich, dass es zum Zeitpunkt der Elogia-Erstellung noch gar nicht existierte, es Giovio einfach nicht bekannt war oder er es bewusst ignorierte. 45 Schon durch Giovios eigene Worte als Auftragswerk ausgeschlossen werden kann El. lit. 100 ep. 1, welches im Prosa-Elogium als tatsächliches Epitaph für Gasparo Contarini, mit dem Flaminio gut bekannt war, angekündigt wird. 46 Im Anschluss daran liegt die Vermutung nahe, dass Flaminio auch El. lit. 100 ep. 2 unabhängig von den Elogia für Contarini verfasste, zumal Giovio keinen wirklichen Grund gehabt hätte, gerade vom selben Dichter ein Epigramm zu beauftragen, wo er doch bereits das ‚echte‘ Epitaph kannte. 47 Bei El. lit. 42 ep. 1 152 Matthias Adrian Baltas <?page no="153"?> 48 Giovio spricht von „zwei einander widersprechenden Kenotaphien“, wobei er aus Anstand das negative der beiden nicht wiedergeben möchte. Die Evidenz in den Elogia- Manuskripten, wo auf Flaminios Verse noch ein geradezu vernichtendes Prosa-Epitaph folgt, belegt, dass Giovio hier seine Meinung im Laufe des Arbeitsprozesses offenbar änderte. Das besagte zweite Epigramm wurde bereits Jahre vor dem erstmaligen Erscheinen der Elogia zumindest zwei Mal publiziert. S. dazu Gouwens in Giovio 2023, 514-515 Anm. 312; s. zum Savonarola-Elogium und den beiden Epitaphien auch ausführlich die Beiträge von Alex Seidl, Franco Minonzio und Kenneth Gouwens im vorliegenden Band. 49 Zu Vitales Epigramm s. Näheres im entsprechenen Abschnitt weiter unten. 50 Pastore 1997. 51 Ferroni 2015, 310, 316-317; Comiati 2019, 199-201. (für Girolamo Savonarola) spricht ebenso die Formulierung der Ankündigung in der Vita (El. lit. 42,5) dafür, dass das Epigramm den Elogia vorausging. 48 Im Falle des Elogiums für Baldassarre Castiglione folgen die beiden Epi‐ gramme Flaminios auf eines von Giano Vitale (El. lit. 77 ep. 1), das sepulchralto‐ pische Elemente aufweist und zudem inhaltlich gut an die Prosavita anschließt, ohne jedoch wirklich auffällige intratextuelle Referenzen zu zeigen. 49 Dasselbe kann man von Flaminios Vierzeilern (El. lit. 77 ep. 2-3) nicht behaupten, deren Inhalte sich zudem untereinander stark ähneln: In beiden werden Castigliones Fähigkeiten als Militär mit denen als Literat parallelisiert, außerdem wird beide Male auf die, den Musen heilige, kastalische Quelle Bezug genommen. Hinzu kommt, dass Flaminio auch Castiglione persönlich kannte, längerfristig mit ihm in Kontakt stand und sogar das Manuskript von dessen Libro del Cortegiano revidierte. 50 Diese Argumentation ließe sich nun auf ähnliche Weise hinsichtlich der Epigramme für Jacopo Sannazaro (El. lit. 80 ep. 2) und Andrea Navagero (El. lit. 78 ep. 1) fortführen, die beide (auf die eine oder andere Art) Vorbilder für Flaminios eigene, pastorale Dichtung dargestellt haben dürften. 51 Bei Sannazaro folgen Flaminios Verse auf das tatsächliche Epitaph (El. lit. 80 ep. 1), verfasst von Pietro Bembo, und nehmen dessen Thema auf, nämlich die qualitative wie räumliche Nähe zu Vergil, dessen mutmaßliches Grab sich unweit der letzten Ruhestätte Sannazaros befindet. In der Vita wird dieser Umstand gar nicht erwähnt. Hinsichtlich Navagero kann noch einmal auf das eingangs erwähnte zweite Epigramm Flaminios verwiesen werden, welches dessen persönliches Interesse unterstreicht. In das bisher gezeichnete Bild fügen sich die restlichen fünf Epigramme Fla‐ minios ebenfalls ein: Beim Elogium für Giovanni Pontano steht sein Vierzeiler (El. lit. 47 ep. 5), der ein Lobgedicht auf die Urania darstellt, in der editio princeps an dritter (und letzter) Stelle nach dessen Autoepitaph (El. lit. 47 ep. 1) und Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium 153 <?page no="154"?> 52 Die Diskrepanz zwischen der Epigramm-Zählung und der referierten Reihung in der editio princeps ergibt sich daraus, dass Latomus 1557 bei Pontano nicht nur weitere Gedichte hinzufügte, sondern auch die ursprüngliche Reihenfolge änderte. Vgl. Giovio 1546, fol. 30 v -31 r mit Giovio/ Latomus 1557, 103-105. Bei dem vor Flaminio eingereihten Epigramm Mirteos könnte es sich, den vermuteten Anordnungskriterien der Gedichte zufolge, auch um ein prä-existentes Werk handeln. S. dazu den Abschnitt am Ende dieses Beitrags. 53 Benedetti 2004 und s.-u. den Abschnitt zu Mirteos Gedichten. 54 Lt. Benedetti 2004 soll Lampridio von Flaminio bewundert worden sein. 55 Eine Anmerkung wert ist an dieser Stelle, dass Giovio, der Liste in der peroratio der Elogia (El. lit. per. 16) zufolge, neben einem Portrait Vitales auch Bildnisse von Fascitelli und Flaminio besaß. Offenbar plante er, alle drei in den angepeilten Band über noch lebende literati zu inkludieren. Vgl. Giovio 1546, fol. 77 v . 56 Zu Franchino s. Pignatti 1998. einem Epitaph Mirteos (El. lit. 47 ep. 7). 52 Flaminios Verse für Giovanni Cotta (El. lit. 54 ep. 2) folgen auf ein sepulchrales Epigramm Jacopo Sannazaros (El. lit. 54 ep. 1). Bei Agostino Nifo steht dessen tatsächliches Epitaph (El. lit. 92 ep. 1) vor einem weiteren Flaminios (El. lit. 92 ep. 2). Im Falle Benedetto Lampridios sind es wieder Verse Mirteos (El. lit. 99 ep. 1), die den ersten Platz einnehmen und eventuell sogar dessen tatsächliche Grabinschrift darstellen. 53 Flaminios Epigramm (El. lit. 99 ep. 3) folgt dann auf einen etwas mysteriösen Einzeiler einer gewissen Aspasia (El. lit. 99 ep. 2), der sich laut Giovio an Lampridios Grab befunden haben soll. 54 Ebenso an dritter Stelle steht Flaminios Lobgedicht für Francesco Maria Molza (El. lit. 104 ep. 3), ihm voraus gehen Epitaphien von Molzas gutem Freund Trifone Benci (El. lit. 104 ep. 1) und Francesco Franchino (El. lit. 104 ep. 2). Es spricht also vieles dafür, dass Marcantonio Flaminio von Paolo Giovio nicht extra mit dem Verfassen von poetischen Beigaben für die Elogia beauftragt wurde. Zusätzlich augenscheinlich wird das, neben den anderen, mehrfach ge‐ nannten Argumenten, anhand der fehlenden intratextuellen Relationen zu den jeweiligen Prosa-Viten. Unabhängig davon dürfte Giovio die Verse Flaminios geschätzt haben, sonst hätte er nicht eine verhältnismäßig große Anzahl dieser in sein Werk aufgenommen. 55 Vom soeben erwähnten Francesco Franchino (1500-1559) findet sich in den Elogia, neben dem Epitaph für Molza, noch eines für Lorenzo Valla (El. lit. 13 ep. 1). 56 Was El. lit. 104 ep. 2 betrifft, so ist aus folgenden Gründen anzunehmen, dass es sich nicht um eine Auftragsarbeit für Giovio handelt: Erstens ist es nicht unwahrscheinlich, dass Trifone Bencis Gedicht (El. lit. 104 ep. 1) die tatsächliche Grabinschrift darstellt bzw. zumindest als solche intendiert war. Eine zweifelsfreie Überprüfung dieser Vermutung war leider nicht möglich, 154 Matthias Adrian Baltas <?page no="155"?> 57 Pignatti 2011. 58 Zu Molza s. Pignatti 2011; zu Franchino s.-o. Anm. 34. 59 Lorenzo Valla wurde in San Giovanni in Laterano in Rom bestattet, der (Epi‐ gramm-)Sammler hätte also während seiner vielen Jahre in Rom genug Zeit und Möglichkeit gehabt, dieses Grab aufzusuchen. Außerdem paraphrasiert er in Vallas Elogium dessen Prosa-Grabinschrift ziemlich nahe am Original, inkludiert sogar aus‐ nahmsweise das Sterbedatum: Vgl. Giovio 1546, fol. 11 r mit De Jong 2014, 96-98. Diese Indizien legen jedenfalls nahe, dass er von Vallas Bestattungssituation detailliert Kenntnis hatte. doch wurde Benci damit offenbar von Molza selbst beauftragt. 57 Zweitens war Giovio sowohl mit Molza als auch mit Franchino gut bekannt, was einerseits dafür spricht, dass er das mutmaßlich ‚echte‘ Epitaph Bencis kannte, und andererseits nahelegt, dass er, wie bei Flaminio, Franchinos Werk ‚im Blick‘ hatte. 58 Drittens stellt sich die Frage, wieso der Comasker Redaktor eines Auftragsgedichts bedurft hätte, wenn er doch bereits über die wahrscheinlich tatsächliche Grabinschrift aus Bencis Feder sowie über die Verse Flaminios verfügte. Freilich ließe sich diese Reihenfolge auch umdrehen, sodass Giovio Franchino eventuell beauftragte, bevor er in den Besitz der anderen beiden Gedichte kam, um auf diese Weise sicherzugehen, dass er zumindest eine Epigrammbeigabe für seine Molza-Vita vor der Drucklegung parat hatte. Diese Möglichkeit kann zwar nicht ausgeschlossen werden, dennoch dürfte das zweite angeführte Argument dem insofern entgegenwirken, als dass die erwähnte persönliche Bekanntschaft mit Molza für die Vorab-Kenntnis zumindest des Benci-Gedichts vonseiten Giovios spricht. Anders verhält sich die Situation bei Franchinos Epitaph für Lorenzo Valla, schon allein aufgrund des großen Zeitabstandes zum Ableben desselben. In Anbetracht der Tatsache, dass auf Vallas Grab keine Vers-Inschrift angebracht war und Giovio dies wohl sogar aus eigener Anschauung wusste, blieb ihm nichts anderes übrig, als auf ein Substitut zurückzugreifen. 59 Ob Franchino sein Epitaph aber schon vorher verfasst hatte oder ob dies erst im Auftrag von Giovio geschah, lässt sich mit aktuellem Wissensstand nicht sicher sagen. Seine Vita bietet aber zumindest Hinweise, die erstere Variante wahrscheinlicher machen. Der Autor hielt sich ab etwa Mitte der 1520er Jahre in Rom auf, ungefähr ein Jahrzehnt später begab er sich ins Gefolge der Farnese und diente insbesondere Ottavio unter anderem als Sekretär. Aus diesem Grund war er vor allem während der 1540er kaum bis gar nicht in Italien, im Mai 1545 hielt er sich z. B. in Flandern auf. Daher wäre er wohl nicht die naheliegendste Anlaufstelle Giovios gewesen, hätte dieser ein Epitaph für Lorenzo Valla in Auftrag geben wollen. Weiters erscheint es nicht abwegig, dass sich Franchino als junger Dichter in Rom auch Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium 155 <?page no="156"?> 60 Zu Balami s. Zambelli 1963. 61 Neben der Erwähnung Balamis im bereits zitierten Brief an Rodolfo (Giovio 1956, 209; Epist. 88), kann in dieser Hinsicht auch ins Treffen geführt werden, dass eben jener Rodolfo 1544-1564 auch apostolischer Administrator des Bistums Grigenti auf Sizilien war, von wo Balami stammte. S. dazu Mandalà/ Scandaliato 2015, 144. 62 S. dazu auch die Ausführungen am Ende dieses Beitrags. 63 Zu Possevino s. Riga 2016. aus eigenem Antrieb durch das Verfassen einer Vers-Inschrift für Vallas Grab (dem es ja an einer solchen fehlte) profilieren wollte. Ferdinando Balamis (Ende 15. Jh. - Mitte 16. Jh.) Epigramm auf Albertus Magnus (El. lit. 1 ep. 1) haben wir weiter oben schon als sichere Auftragsarbeit identifiziert. 60 Dasselbe kann mit hoher Wahrscheinlichkeit auch über El. lit. 46 ep. 1 (für Pandolfo Collenuccio) gesagt werden. Die intratextuellen Referenzen auf Giovios Vita hinsichtlich der (hinterhältigen) Hinrichtung des Gelehrten durch Giovanni Sforza sprechen eine recht klare Sprache. Anders gestaltet sich die Situation bei Giovios gutem Bekannten Alberto Pio di Carpi (El. lit. 83 ep. 1). Klare inhaltliche Bezugnahmen auf die Vita sind dort nicht zu erkennen, zudem folgt auf Balamis Epigramm ein Epitaph aus der Feder Giulio Gonzagas (El. lit. 83 ep. 2). Da Alberto unter anderem für die Gonzaga diplomatische Missionen übernahm, liegt es nahe, dass dieses Gedicht unabhängig von Giovios Elogia entstand. Wie schon bei den Epigrammen für Molza stellt sich daher auch hier wieder die Frage, wieso Giovio Verse hätte in Auftrag geben sollen, wenn er doch schon ein Epitaph vorliegen hatte? Und ebenso wie dort gilt hier, dass die Freundschaft Giovios mit Pio sowie insbesondere auch mit dessen Neffen, Kardinal Rodolfo, dafürspricht, dass er wohl leichter Zugriff auf Gedichte hatte, die für jenen verfasst wurden. Zudem kann berechtigt vermutet werden, dass auch Balami mit den Pio di Carpi ein ge‐ wisses Naheverhältnis verband. 61 Außerdem wäre es ungewöhnlich für Giovio, ein Auftragsgedicht vor einem anderen, höchstwahrscheinlich bereits vor den Elogia verfassten zu positionieren, das zudem klar sepulchralen Charakter hat. 62 Das Zusammenwirken dieser Argumente führt dazu, dass El. lit. 83 ep. 1 in der obenstehenden Liste als prä-existent angeführt wird. Während Balamis El. lit. 1 ep. 1 am Anfang der Elogia steht, schließt Giovan Battista Possevinos (1520-1549) El. lit. 106 ep. 1 für Benedetto Giovio die Riege der nicht zur Erweiterung gehörenden viri illustres ab. 63 Weiters verfasste Possevino noch ein satirisches Epitaph für Agrippa von Nettesheim (El. lit. 101 ep. 1), worin er die Anekdote aus Giovios Vita aufgreift, dass Agrippa zu Lebzeiten von einem schwarzen Hund begleitet worden sei, der oft mit Cerberus 156 Matthias Adrian Baltas <?page no="157"?> 64 Compagni 2021. 65 S. o. Anm. 5. Zu Vacca sind kaum biographische Informationen auffindbar - s. Minonzio 2012b, 213. 66 El. lit. 102,4. 67 El. lit. 69,2. Ähnlich gestaltet sich dies bei Bernardino Rutilio, wo von amici […] poetae die Rede ist - s. El. lit. 96,2. Bei Domizio Calderini wird auf zwei Epigramme Polizianos verwiesen, der auch namentlich genannt wird --s. El. lit. 21,3. 68 El. lit. 6,3. Weiters zählen hierzu die Elogien für Francesco Filelfo (El. lit. 17,4) und Manuel Chrysoloras (El. lit. 23,4), die jeweils nur mit einem Gedicht bedacht wurden. identifiziert und als Zeichen für Agrippas dämonischen Charakter gewertet wurde. Diese inhaltliche Referenz legt nahe, dass Possevino auch El. lit. 101 ep. 1 auf ‚Bestellung‘ komponierte, zumal eine davon unabhängige, intrinsische Motivation des Dichters schon deswegen unwahrscheinlich erscheint, weil sich der deutsche Gelehrte lediglich 1511-1518 in Italien aufhielt, also Jahre vor Possevinos Geburt. 64 Antonio Vacca (1520-1581) fand, ebenso wie der gleichaltrige Possevino, Er‐ wähnung in Giovios Korrespondenz. 65 Sein Gedicht für Giovanni Battista Pio (El. lit. 102 ep. 2) scheint auf den ersten Blick, der überleitenden Formulierung in der vorausgehenden Vita folgend, nicht erst auf Giovios Veranlassung hin ent‐ standen zu sein: Tumulatus est in templo divi Eustachii his carminibus honestatus (Er wurde in der Kirche Sant’Eustachio bestattet und mit diesen Versen geehrt). 66 Der Vergleich mit anderen Fällen, wo sich der Autor der Elogia des Plurals carmina in den verschiedenen Kasus bedient, zeigt aber, dass damit keineswegs immer mehrere Gedichte gemeint sein müssen. Sofern dies zutrifft, wird die Referenz mit einer Zusatzangabe eindeutig gemacht, wie z. B. bei Guido Postumo Silvestri: poetae sodales his carminibus prosecuti sunt (seine Dichterkollegen ehrten ihn mit diesen Gedichten). 67 In zumindest der Hälfte der Instanzen wird der Plural jedoch eindeutig für ein einzelnes Werk (bestehend aus mehreren Versen) verwendet. Darunter fällt z. B. Giovanni Boccaccios Autoepitaph, dem ein Epigramm Mirteos folgt. 68 Diese Konstellation stellt auch insofern eine Parallele zu Battista Pio dar, als es sich bei Leonardo Marsos Distichon (El. lit. 102 ep. 1) nachweislich um das tatsächliche Epitaph handelt. Anschließend daran drängt sich aber hier ebenfalls, wie in andren, bereits besprochenen Fällen, die Frage auf, wieso Giovio dann noch eines Auftragswerks bedurft hätte. Das eben erwähnte Beispiel des Boccaccio-Elogiums zeigt schon, dass diese ‚Regel‘ nicht immer zutrifft, vielmehr kann es sich dabei nur um ein Zusatzargument handeln, das mit dem jeweiligen Befund kontextualisiert werden muss. Für Vaccas Epigramm auf Battista Pio gestaltet sich dies wie folgt: Erstens steht der ‚Auftragsvermutung‘, wenn auch aufgrund der geringen Zahl an Vergleichen Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium 157 <?page no="158"?> 69 S. dazu Minonzio 2012b, 213. 70 Vacca lobt Machiavelli als Historiker und Autor in der toskanischen Sprache, wobei er weniger explizit als Giovio auf Il Principe, Discorsi und Dell’Arte della Guerra verweist. In der Prosavita werden Machiavelli zwar großes Talent und hohe Intelligenz attestiert, jedoch kritisiert, dass er seinen Fähigkeiten als Historiker durch zu starke, (schlecht) versteckte Parteinahme für Florenz negativ entgegenwirkte. Hinsichtlich der inhaltlichen Anknüpfungspunkte zwischen Vita und und Gedicht ist noch anzumerken, dass auch Giovio bei Machiavelli vornehmlich dessen Fähigkeiten in der Volkssprache hervorhebt, während er ihn im Lateinischen (fälschlich) als Dilettant darstellt, um Machiavellis Autorität als Gelehrter zu unterminieren. Vgl. Gouwens im vorliegenden Band, S.-67-69. 71 S. zu Florido Pignatti 1997 u. o. Anm. 32. nur schwach, die dargelegte Verwendung Giovios von his carminibus nicht entgegen - seine Formulierung wird hier höchstwahrscheinlich nur auf Marsos Grabinschrift zu beziehen sein. Zweitens - und das wiegt schwerer - knüpft Vaccas Epitaph offenbar intratextuell an Giovios Vita an: Darin wird Pio ein hervorragendes Gedächtnis sowie eine Vorliebe für eine archaisierende Ausdrucksweise attestiert. Vacca bezeichnet ihn sodann als biblioteca loquens (sprechende Bibliothek) und bedauert, dass quicum priscae omnis gratia linguae et Plauti veteres interiere sales (mit diesem alle Anmut der altertümlichen Sprache und Plautus’ alte Späße zugrunde gingen). Unterstrichen wird diese Aussage noch durch Vaccas Gebrauch des altertümlichen Ablativs quicum anstelle von quocum. Die Indizien sprechen also eher für eine kommissionierte Arbeit. Dasselbe gilt für El. lit. 87 ep. 1, ein Epitaph für Niccolò Machiavelli, bei dessen Ableben Vacca erst etwa sieben Jahre alt war. Es handelt sich zugleich um das einzige Gedicht für den Florentiner Staatsphilosophen in Giovios Sammlung. Von einem wie auch immer gearteten Verhältnis Vaccas zu Machiavelli ist nichts bekannt bzw. liegt es auf Basis der - sehr spärlichen - biographischen Informationen zu Ersterem nicht nahe, ein solches zu vermuten. 69 Daher bleibt auch dieses Epigramm bis auf Weiteres Teil der Liste potentieller Auftragswerke, obwohl das Urteil über den Florentiner darin deutlich positiver ausfällt als in der Prosavita --ein eindeutiger Widerspruch ergibt sich aber nicht. 70 Francesco Florido (1511-1547) - er fand ebenfalls Erwähnung in einem Brief Giovios - trug zwei Distichen für Antioco Tiberti (El. lit. 50 ep. 1) zu den Elogia bei. 71 Er scheint darin den Bericht in der Prosavita aufzugreifen, dass der Gelehrte aufgrund einer negativen Prophezeiung für Pandolfo Malatesta von selbigem eingesperrt und, infolge eines fehlgeschlagenen Fluchtversuchs, hingerichtet wurde. Tatsächlich dürfte es jedoch recht unwahrscheinlich sein, dass Floridos Gedicht auf einen Auftrag Giovios hin entstand. Als dieser nämlich an den Elogia arbeitete, befand sich jener beinahe durchgehend in verschiedenen 158 Matthias Adrian Baltas <?page no="159"?> 72 Pignatti 1997. 73 Z. B. aus der 1520-1521 verfassten Chronik Giuliano Fantaguzzis, genannt Caos, die jedoch erst Anfang des 20. Jh. erstmals ediert wurde. S. Giovio 2023, 522-523 Anm. 376-378; zu Fantaguzzi s. Fabbri 1994. 74 Boccarino dürfte ein Sekretär von Kardinal Rodolfo Pio di Carpi gewesen sein - s. https: / / www.fondation-italienne-barbier-mueller.org/ ACCADEMIA-DELLA-NUOVA-POESI A-ou-DELLA-VIRTU-Versi-e-regole-della-nuova-poesia#nb2 (12.04.2024). Ein Gedicht über ihn und fünf von ihm finden sich in Tolomei 1539, fol. A iiii v -B i r , O ii r -O iii v . Daraus resultiert auch die floruit-Angabe in Crescimbeni 1730, 233. Funktionen in Frankreich, wo er 1547 schließlich auch verstarb. 72 Natürlich ist es möglich, dass die Verse für Tiberti auf dem Postweg kommissioniert wurden und ebenso nach Rom gelangten. Die eingangs dargelegten Hinweise aus Giovios bisher edierter Korrespondenz, worin eine direkte Kommunikation mit einem der fraglichen Poeten gänzlich fehlt, stützen diese Hypothese jedoch nicht. Wahrscheinlicher ist die persönliche, informelle Kontaktaufnahme vor Ort in Rom. Zudem hätte Florido, selbst vielseitig belesen genug, die spannende Episode von Tibertis tragischer Gefangennahme, Fluchtversuch und Hinrich‐ tung, die sich geradezu für eine poetische Bearbeitung anbietet, auch anderswo in Erfahrung bringen können. 73 Sein Epigramm wird demnach eher nicht als Auftragswerk anzusehen sein. Bernardino Boccarino d’Arezzos (fl. ca. 1539) Epitaph für Bernardo Dovizi da Bibbiena (El. lit. 65 ep. 1) weist höchstens eine sehr subtile Referenz auf die Prosavita auf, nämlich die Formulierung in v. 3, dass der Tod Dovizi dahinraffte, weil er urbi invidit et orbi (der Stadt und der Welt missgünstig gesonnen war). 74 Giovio zufolge wurden Dovizi Ambitionen auf das Papst-Amt nachgesagt, wofür urbi […] et orbi als Hinweis gewertet werden könnte, indem damit auf den apostolischen Segen angespielt wird. Allerdings fällt Boccarinos Formulierung im Gegensatz zur kritischen Darstellung im Elogium, wo unter anderem von intempestiva ambitio (unangemessener Ehrgeiz; El. lit. 65,5) die Rede ist, eindeutig positiv aus. Da Bibbiena zudem nur etwa 30 km von Arezzo entfernt liegt und schon damals Teil von dessen Territorium war, bietet sich die Vermutung an, dass Boccarino eher von, durch Lokalpatriotismus beförderter, Bewunderung für den berühmten Kardinal zum Verfassen seiner Verse motiviert wurde als durch eine Anfrage Giovios. Der nächste in der Reihe der möglichen Auftragsdichter ist Pietro Córsi (fl. 1. H. 16. Jh., † vor Dezember 1548), über den biographisch nur wenig mehr als über Boccarino bekannt ist. Was wir wissen, ist, dass er aus Carpineto Romano (Latium) stammte, sich aber vornehmlich in Rom aufhielt und dort in denselben Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium 159 <?page no="160"?> 75 Giovio erwähnt ihn und seine Deploratio in urbis Romae excidio in Viri et fem. 2,27 (Giovio 2013, 236, 666 Anm. 47). 76 De Capua 2015, 197; De Capua 2017, 451-452. 77 Näheres zu Vitales Gedichten s. u. 78 Rutilio 1538, fol. a 8 v . 79 Giovio 2023, 549 Anm. 537; Arsilli 1837, 24, 26 (vv. 307-320). Palonio Romano findet auch Erwähnung in Viri et fem. 2,27 (Giovio 2013, 236, 667 Anm. 52). humanistischen Kreisen wie auch Giovio bewegte. 75 So ist er mit mehreren Gedichten in den, vom Prälaten Johannes Goritz initiierten und von Blosio Palladio veröffentlichten, Coryciana vertreten, außerdem verfasste Giano Vitale eine Pro Petro Cursio Defensio in 120 Hexametern, nachdem dieser offenbar zuvor Opfer eines anonymen Schmähgedichts geworden war. 76 Dazu passt auch, dass er einer der drei amici poetae war, die, so Giovio (El. lit. 96,2), aus Anlass von Bernardino Rutilios Tod Epigramme für ihn verfassten - die andren beiden waren ein gewisser Bartolomeo Crotti und der eben erwähnte Giano Vitale. Dieser Ankündigung zufolge muss Córsis Gedicht (El. lit. 96 ep. 1), wie die von Crotti (El. lit. 96 ep. 2) und Vitale (El. lit. 96 ep. 3) auch, als prä-existent angesehen werden. 77 Die Schlussfolgerung wird dadurch bestätigt, dass alle drei carmina, inklusive eines weiteren von Córsi und eines mit Incerti betitelten, bereits 1538 in einer Ausgabe von Rutilios Iurisconsultorum vitae den Biographien vorangestellt wurden. 78 Córsis (satirisches) Epitaph für Giovanni Manardi wiederum (El. lit. 81 ep. 1) könnte sehr wohl in Giovios Auftrag entstanden sein. Dafür sprechen die auf‐ fälligen intratextuellen Bezüge zur Prosavita: Ihr zufolge war der berühmte Arzt Manardi als alter Mann sehr stolz auf sein Liebesleben mit seiner jungen Ehe‐ frau, beschleunigte jedoch seinen Tod durch diese körperlichen Anstrengungen. Córsi verarbeitete diese inhaltliche Vorlage, indem er zunächst anmerkt, dass Manardi als Mediziner vigil (wach/ aufmerksam) für sein ewiges Leben (durch Nachruhm) vorsorgte. Beim Beischlaf mit seiner Frau habe er jedoch gemerkt, dass er nicht mehr lange zu leben hat. So sei er, der zweite Podalirios, von Venus dahingerafft worden. Eine Auftragsvergabe vonseiten Giovios ist vor diesem Hintergrund als durchaus wahrscheinlich anzusehen. Marcello Palonio Romano (fl. 1. H. 16. Jh.) erscheint noch obskurer als Córsi - auch er war aber Teil des Coryciana-Kreises, vermutlich war er Giovio deswegen bekannt. 79 In den Elogia von 1546 wird ihm das einzige Epigramm für Andrea Matteo III Acquaviva (El. lit. 73 ep. 3) zugeschrieben. Dieses Gedicht ist durchaus personalisiert gestaltet, weist aber keine nennenswerten Referenzen zur Prosavita auf, insofern dürfte es wohl eher einfach von Giovio ‚gesammelt‘ und nicht extra beauftragt worden sein. 160 Matthias Adrian Baltas <?page no="161"?> 80 Calonaci 2004. 81 S. dazu Simonettas Beitrag in diesem Band, S.-48 Anm. 19. 82 So bezeichnet Maia Wellington Gahtan Gedichte, die neben dem wortwörtlich in Stein gemeißelten Epitaph zum Beispiel von Bekannten und Bewunderern auf Pergament geschrieben, am Grabstein angebracht und in Folge zum Teil ediert wurden. S. dazu Wellington Gahtan 2015. 83 Zu Vitale s. Corfiati 2020. Auch er wird von Giovio in Viri et fem. 2,27 (Giovio 2013, 236, 666-667 Anm. 51) mit lobenden Worten bedacht. 84 Garin 2008, 332. Schließlich bleibt noch Jacopo Guidi (1514-1588), der ab 1537 bis zu Anfang der 1560er mit zeitweiligen Unterbrechungen ein Sekretär Cosimo de’ Medicis war. 80 Eine (persönliche) Bekanntschaft mit Paolo Giovio liegt daher durchaus nahe und wird durch Erwähnungen im Briefwechsel Guidis bestätigt. 81 Jedenfalls verwundert es nicht, dass Guidis Epigramm für Mafeo Vegio (El. lit. 107 ep. 1) seinen Weg in die Elogia gefunden hat. Der Comasker Sammler dürfte es bereits vor der Zusammenstellung der editio princeps vorliegen gehabt haben, da es sich um einen von lediglich drei Fällen innerhalb der relativ kurz vor Drucklegung erfolgten Erweiterung handelt, bei dem er ein Epigramm anschloss. Dafür spricht auch, dass Guidi zu dieser Zeit hauptsächlich in Frankreich weilte, für eine dringliche Auftragsarbeit also nur schwerlich in Frage gekommen wäre. Nachdem nun bereits diverse potentiell von Giovio ‚gedungene‘ Autoren und deren Werke beleuchtet wurden, wenden wir uns noch, wie angekündigt, den beiden produktivsten Beiträgern zu. Der (ohnehin schon überspannte) Rahmen dieses Aufsatzes ermöglicht keine eingehende Betrachtung jedes einzelnen der insgesamt 48 Epigramme Vitales und Mirteos. Daher werden wir insbesondere die Gedichte in den Blick nehmen, die wahrscheinlich bis sicher den Elogia vorausgingen. Giano Vitale (ca. 1485-1558) dürfte zumindest fünf der von Giovio inkludierten Epitaphien schon vorab als tatsächlich Grabinschriften bzw. als appended epitaphs 82 verfasst haben. 83 Als tatsächliche Inschrift auf Alessandro Achillinis Grab wird El. lit. 57 ep. 1 in der Prosavita angekündigt (El. lit. 57,2). Anscheinend handelt es sich dabei zwar um eine irrige Annahme Giovios, nichtsdestotrotz wird dadurch aber belegt, dass Vitale das Gedicht nicht als Auftrag für die Elogia erstellte. 84 In der Vita Guido Postumo Silvestris (El. lit. 69,2) wird der Epigramm-Dichter, neben Antonio Tebaldi, als einer von Silvestris poetae sodales bezeichnet. Derartiger Attribute bedient sich Giovio nur sehr selten und der Vergleich mit ähnlichen Fällen zeigt, dass es sich bei all diesen mit an Sicherheit gren‐ zender Wahrscheinlichkeit nicht um Auftragsarbeiten handelt. Einen beinahe Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium 161 <?page no="162"?> 85 Giovio 1532b. 86 Vgl. Minonzio 2012b, 20-21 Anm. 35, der El. lit. 74 ep. 1 eher als Auftragsarbeit Vitales für Giovio einzuschätzen scheint. 87 Arsilli 1837, 26 (vv. 335-344), 32 (vv. 431-458). parallelen Befund weist das Elogium für Bernardino Rutilio auf, an dessen Abschluss die carmina von dessen amici poetae angekündigt werden (El. lit. 96,2). Pietro Córsis Beitrag hierzu haben wir oben besprochen und im Zuge dessen auch darauf verwiesen, dass alle drei Gedichte auf Rutilio bereits vorab anderweitig publiziert worden waren. Dieser externe Beleg für die Prä-Existenz der Epigramme bekräftigt die Schlüsse, die zuvor hinsichtlich der sehr ähnlichen Situation bei Silvestri gezogen wurden. Eine andere Gemengelage bietet El. lit. 74 ep. 1 für Pietro Gravina. Darin spricht Vitale den Verstorbenen direkt an und nennt seinen eigenen Namen als den des Weihenden. Das tut er in sonst keinem der in den Elogia inkludierten Gedichte, was umso mehr dafürspräche, dass Vitale dieses Epigramm aus ei‐ genem Antrieb und nicht erst auf Anfrage hin verfasste. Als weiteres Argument für diese Annahme kann man anführen, dass Giovio für Gravina ohnehin auch andere Epigramme vorliegen gehabt haben wird. Für eine Ausgabe von dessen Poemata von 1532 hatte er bereits eine (ausführlichere) Vita verfasst. Dort schließen an die Biographie zwei Epigramme von Antonio Tilesio und Giovanni Filocalo an, die Giovio bekannt gewesen sein müssen. 85 Beide weisen Sepulchraltopik auf, hätten also ohne Weiteres in die Sammlung gepasst. Einer extra kommissionierten Arbeit Vitales hätte er daher gar nicht bedurft, zumal dessen Verse auch keine intratextuellen Relationen mit der Prosavita erkennen lassen. Viel wahrscheinlicher ist daher, dass Vitale seine drei Distichen tatsächlich aus Anlass von Gravinas Ableben verfasste und sein Werk in Folge von Giovio für die Elogia als besser geeignet angesehen wurde als diejenigen von Tilesio und Filocalo. 86 Freilich hätte er auch alle drei Epigramme inkludieren können, zumal er mit Gravina befreundet gewesen war. Allerdings fällt dessen Kurz-Biographie ohnehin schon deutlich länger aus als die meisten anderen, vielleicht ging es Giovio also (mit) darum, die Balance zu den anderen Einträgen zu wahren. Damit ließe sich zudem erklären, wieso er an Francesco Arsillis nur etwas über halbseitige Vita neben sechs Versen Vitales (El. lit. 103 ep. 1) zudem das schon besprochene, in Relation ungewöhnlich lange Gedicht Fascitellis (El. lit. 103 ep. 2) anschloss. Ebenso wie Fascitelli bedachte Arsilli Giano Vitale mit lobenden Versen in De poetis urbanis, wobei er ihn als Panormeae telluris gloria (Zierde der palermitanischen Erde) anspricht. 87 Mit beiden war er offenbar bekannt, alle drei waren auch Teil von Goritz’ Coryciana-Kreis. Wozu aber 162 Matthias Adrian Baltas <?page no="163"?> 88 Bei 25 Einträgen finden sich zwei Epigramme, bei elf weiteren sogar drei. Für eine Liste s. Baltas/ Rajic 2024e. Zu Giovios Anordnungskriterien s. die Ausführungen am Ende des vorliegenden Beitrags. 89 Gomez Uriel/ Latassa y Ortin 1884, 460-462 erwähnen keinen Italien-Aufenthalt Exer‐ ichs, zudem wurde er im Sommer 1545 gerade erst zum Erzpriester ernannt. diese Ausführungen zu Arsillis Bekanntschaften? Nun, während es für Giovio durchaus nicht ungewöhnlich war, literati in seinen Elogia mit mehr als einem Epigramm zu bedenken, so würde die Einordnung eines Auftragsgedichts vor einem vorab verfassten eine auffällige Ausnahme darstellen. 88 Vitales persön‐ liche Beziehung zu Arsilli spricht aber dafür, dass auch El. lit. 103 ep. 1 nicht aus der (postulierten) Reihe tanzt. Von Giano Vitale stammen noch drei weitere Epigramme, die jeweils an erster Stelle eingereiht wurden: El. lit. 77 ep. 1 für Baldassarre Castiglione wurde schon zuvor kurz angesprochen. Zwar schließen die Verse, aufgrund der Bezugnahme auf das Ableben des Gelehrten in Spanien sowie auf dessen Geburtsort Mantua, inhaltlich gut an das Ende der Prosavita an, wo Giovio behauptet, Castiglione sei ad Mantuam in Carpetanis (vermutlich ist Madrid gemeint; El. lit. 77,3) gestorben. Im Zuge dessen erzählt er, dass ein Handleser Castiglione korrekt vorausgesagt haben soll, er werde in Mantua sterben - er habe lediglich nicht vorhergesagt, dass dies in Spanien sein werde. Allerdings nehmen Vitales Distichen gerade diese spezielle Geschichte nicht auf, insofern kann nicht von einer offensichtlichen intratextuellen Relation gesprochen werden. Vielmehr thematisiert der Poet, wie in sepulchralen Gedichten üblich, biographische Schlüsselorte des Verstorbenen. Da sich beide, wie freilich viele andere literati, zudem teilweise zur selben Zeit in Rom befanden und höchstwahrscheinlich kannten, spricht insgesamt doch mehr dafür anzunehmen, dass Vitale dieses Epigramm nicht extra für Giovios Elogia, sondern Jahre vorher aus Anlass von Castigliones Ableben verfasste. Dieses Argument lässt sich gleichwohl für El. lit. 89 ep. 1 nicht ins Treffen führen - Vitale wird mit Thomas More sicherlich nicht persönlich bekannt gewesen sein. Das ändert natürlich nichts daran, dass der englische Staats‐ mann und Autor eine überaus bekannte Persönlichkeit war, die zudem - aus katholischer Sicht - einen Märtyrertod starb. Darum dreht sich auch der Inhalt von Vitales Versen: More tröstet als Märtyrer in spe seine Kinder und meint, sie sollen lieber den Tyrannen (Heinrich VIII.) beweinen als ihn, der als rechtschaffener Gläubiger einem ewigen Leben entgegengehe. Eine sehr ähnliche Aussage hat El. lit. 89 ep. 2 des spanischen Klerikers Jaime Exerich, der als Erzpriester und Universitätsprofessor in Zaragoza wohl als Auftragnehmer Giovios ausgeschlossen werden kann. 89 Darüber hinaus wurde in der editio Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium 163 <?page no="164"?> 90 Giovio/ Latomus 1557, 197. 91 S. Bost-Fievet 2014, 28-33 für eine Kurz-Biographie Macrins, s. ebd. bes. 29-30 zum Kontakt mit Budé. S. dazu auch McFarlane 1959a und b, 72, 331; Salmon Macrin wird von Giovio in der peroratio der Elogia (El. lit. per. 28) als einer der französischen literati erwähnt, auf deren Unterstützung er bei der Erweiterung seiner Sammlungen und Editionen hofft - s. Giovio 1546, fol. 79 r . Das bedeutet allerdings immer noch nicht, dass er deswegen ein Gedicht bei ihm in Auftrag gab, sondern vielmehr nur, dass er aufgrund dieser (vermutlichen) Bekanntschaft Macrins Epigramm für Budé kannte. 92 https: / / www.britannica.com/ biography/ Guillaume-Bude (02.04.2024). princeps noch ein drittes Gedicht (El. lit. 89 ep. 3) in Dialogform inkludiert, dessen Autor erst von Latomus in der editio altera mit Johannes Secundus identifiziert wurde. 90 Die Gesamtzahl von drei poetischen Beigaben sowie die ungewöhnliche Positionierung an erster Stelle lassen sodann den Schluss zu, dass Vitale El. lit. 89 ep. 1 wohl aus eigenem Antrieb heraus anlässlich der Hinrichtung Thomas Mores verfasste. Wie steht es aber um El. lit. 97 ep. 1, Vitales Epigramm für Guillaum Budé? Es handelt sich hierbei um drei Elfsilbler, die ein zwar konzises, aber doch recht generisches Epitaph darstellen. Dem gegenüber steht als El. lit. 97 ep. 2 der inhaltlich deutlich ausgefeiltere Vierzeiler des Jean Salmon Macrin. Darin wird thematisiert, dass Budé in der Nacht beigesetzt wurde - eine Kuriosität, die auch im Elogium erwähnt wird (El. lit. 97,5). Dennoch ist davon auszugehen, dass dieses Gedicht nicht von Giovio kommissioniert worden ist, schließlich verbanden Salmon Macrin persönliche Bekanntschaft und reger Austausch mit Budé. Zudem scheint es unwahrscheinlich, dass er mit dem Autor und Editor der Elogia in Kontakt stand, verbrachte er doch offenbar sein ganzes Leben in Frankreich. 91 Guillaume Budé hingegen reiste mehrfach als diplomatischer Gesandter nach Italien, so auch 1515 im Auftrag des französischen Königs nach Rom zu Papst Leo X. 92 Bei dieser Gelegenheit könnte Vitale den bedeutenden Humanisten kennen gelernt haben und mit dadurch später zum Verfassen des erwähnten Epitaphs angeregt worden sein. An dieser Stelle sei nachdrücklich angemerkt, dass es sich hierbei um spekulative Schlussfolgerungen auf Basis der dargelegten Beobachtungen zu den genannten Einzelfällen sowie zur Gesamtstruktur der Elogia handelt. Eindeutig belegbar, etwa durch bereits vorab erfolgte Publikationen wie bei El. lit. 96 ep. 3, sind diese nach bisherigem Kenntnisstand des Verfassers nicht. Gleichwohl können die gemachten Ausführungen hoffentlich einerseits weitere Untersuchungen anregen, andererseits dafür mögliche Herangehensweisen exemplifizieren. Dafür böten sich z. B. weitere Epigramme Vitales, aber auch zwei von Mirteo, an, die zum Teil an tatsächliche Epitaphien angeschlossen 164 Matthias Adrian Baltas <?page no="165"?> 93 Es handelt sich hierbei um Vitales El. lit. 12 ep. 4, El. lit. 24 ep. 3, El. lit. 62 ep. 2, El. lit. 98 ep. 2 und El. lit. 100 ep. 3 sowie Mirteos El. lit. 11 ep. 2 und El. lit. 47 ep. 7. 94 S. für eine Zusammenfassung der spärlichen biographischen Informationen zu Mirteo Tarallo im vorliegenden Band sowie https: / / www.dizionariobiograficodeifriulani.it/ mi rteo-pietro/ (12.04.2024). 95 Benedetti 2004. 96 Benedetti führt in seinem Literaturverzeichnis auch Giovio 1546 an. Es bestünde also die Möglichkeit, dass die Einordung von Mirteos Epigramm als echter Grabinschrift nur auf dessen Vorkommen in den Elogia beruht. 97 Silvia Fiaschi hat dies dankenswerterweise bestätigt. Lt. Adam 1974, 18, 99, 181 trug Filelfo zumindest bis zum Tod seiner ersten, griechischen Frau Teodora 1441 selbst einen Bart, quasi ein ‚Souvenir‘ seiner Studienzeit in Griechenland, wo Gesichtsbehaarung in Mode war. Damit wollte er offenbar, dem Spott der italienischen Landsleute zum Trotz, seine Meisterschaft der griechischen Sprache unterstreichen. Durch einen Attentatsversuch auf ihn im Mai 1433, der wohl aus Animositäten aufgrund seines sehr streitbaren Charakters resultierte, trug er zudem eine Narbe im Gesicht davon bzw. dürfte auch sein Bart dadurch in Mitleidenschaft gezogen worden sein (Viti 1997; wurden und keine auffälligen inhaltlichen Übereinstimmungen mit den Prosa- Viten aufweisen. 93 Mit der Erwähnung Pietro Mirteos (Ende 15. Jh. - 2. H. 16. Jh.) soll nun zur näheren Betrachtung zweier seiner Epigramme übergeleitet werden. 94 Wenn man den Angaben im Eintrag des Dizionario Biografico degli Italiani zu Giovanni Benedetto Lampridio Glauben schenken darf, so handelt es sich bei El. lit. 99 ep. 1 um das tatsächliche Epitaph an dessen Grabmal in der Kirche Sant’Andrea in Mantua. 95 Da die Einträge im Dizionario nicht mit Fußnoten versehen sind, auch im Fließtext kein weiterer Beleg für diese Behauptung geliefert wird und trotz eingehender Recherchen keine Abbildung von Lampridios Grabmal gefunden werden konnte, muss vorerst wohl auf die Zuschreibung durch den Eintragsverfasser Stefano Benedetti vertraut werden. 96 Einen aus mehreren Gründen interessanten Sonderfall stellt El. lit. 17 ep. 1 dar. Giovio thematisiert zum Abschluss der Prosavita (El. lit. 17,4) die Anekdote, dass Filelfo mit einem graeculus namens Timotheus über die Betonung einer griechischen Silbe gestritten und als Preis der darüber abgeschlossenen Wette dessen Bart gewonnen habe. Dabei verweist er auf Mirteos Gedicht über den Wettstreit und kündigt es dadurch an. Derartige Überleitungen zu folgenden poetischen Beigaben finden sich ansonsten nur dann, wenn diese bereits vor der Erstellung der Elogia existierten. Demzufolge müsste dies ebenso für El. lit. 17 ep. 1 gelten, das außerdem hinsichtlich der weiteren Epigramme Mirteos in den Elogia aus der Reihe tanzt, weil es keinerlei Sepulchraltopik aufweist. Zudem scheint die Bart-Anekdote nirgends sonst bezeugt zu sein, zumindest ließen sich keine Hinweise dafür finden. 97 Sollte dies zutreffen, könnte es durchaus so Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium 165 <?page no="166"?> McClure 2021, 235). Es erscheint gut möglich, dass eine Amalgamierung dieser Episoden zur Entstehung der Bart-Anekdote maßgeblich beitrug. 98 Claudia Tarallo vertritt in ihrem Beitrag die Meinung, dass es sich bei Mirteos Gedicht um eine Auftragsarbeit für Giovio handle. Minonzio 2006, 60-61 Anm. 9, auf den sie verweist, hält beides für möglich, tendiert aber eher zu Tarallos Meinung. 99 Eine ähnliche Situation dürfte beim Poliziano-Elogium vorliegen, wo Giovio berichtet, dass dieser singend gestorben sei - eine Angabe, die wohl durch Bembos Epigramm auf Poliziano inspiriert wurde. Näheres dazu bei Tobias Dänzer im vorliegenden Band. 100 Vgl. dazu ähnliche Überlegungen hinsichtlich Giovios Gestaltung des Abschlusses der Reihe der Gelehrten-Elogien in meinem Appendix zum vorliegenden Sammelband. gewesen sein, dass Giovio sich vom Inhalt von Mirteos Epigramm dazu inspi‐ rieren ließ, diese etwas skurrile Episode auch in die Prosavita aufzunehmen. 98 Diese Variante muss freilich stets in Betracht gezogen werden, wenn sich auffällige intratextuelle Relationen zwischen Elogium und Epigramm zeigen. 99 Bei Filelfo sticht sie durch Giovios expliziten Verweis auf Mirteos Gedicht allerdings besonders ins Auge. Jedenfalls weisen die angeführten Argumente recht deutlich in die Richtung, dass El. lit. 17 ep. 1 nicht erst für die Elogia verfasst wurde. An diese Ausführungen zu Vitale und Mirteo anschließend sei noch der Sonder‐ fall des Eintrags zu Lorenzo de’ Medici erwähnt, bei dessen Prosa-Elogium (El. lit. 34) es sich eigentlich um eine Panegyrik auf einen Kultur-Mäzen handelt, den Giovio darin zudem direkt anspricht. Die Erwähnung von Lorenzos Großvater Cosimo und seinem Sohn Giovanni als Papst Leo X. schafft außerdem einen dynastischen Bezug, der dem Humanisten wohl auch Bonuspunkte bei einem seiner ‚Sponsoren‘, dem jüngeren Cosimo, einbringen sollte. 100 In dieselbe lob‐ preisende Kerbe schlagen die beiden beinahe gleich langen poetischen Beigaben von Giano Vitale und Pietro Mirteo, die höchstwahrscheinlich von Giovio in Auftrag gegeben wurden - das einzige Beispiel in den Elogia, wo er alle zwei ‚engagiert‘ haben dürfte. Der Hauptabschnitt diese Beitrags diente dazu, möglichst nachvollziehbar darzulegen, wie die Zusammenstellung der obenstehenden Liste zustande kam. Die versuchte Differenzierung nicht eindeutig bestimmbarer Epigramme hin‐ sichtlich ihres Entstehungskontexts wird dadurch erschwert, dass sich viele der literati in den Elogia ebenso wie die potentiellen Auftragsdichter über mehr oder weniger lange Zeiträume hinweg gemeinsam mit Giovio in Rom aufhielten. In mehreren Fällen wurde dies bei den Einzelbetrachtungen schon thematisiert und versucht, in der Zusammenschau mit anderen Faktoren Lösungsansätze zu bieten. Hinsichtlich der soeben behandelten Autoren Giano Vitale und Pietro Mirteo sei noch angemerkt, dass die vorgenommene Selektion dazu führt, 166 Matthias Adrian Baltas <?page no="167"?> 101 Minonzios Angaben im vorliegenden Band zufolge, steht eine Publikation seinerseits zum fraglichen Codex Fondo Aliati 28.7 kurz vor dem Erscheinen. dass jeweils eine beinahe gleich große Zahl an möglichen Auftragswerken (20 bzw. 19) ‚übrigbleibt‘. Das muss gar nichts bedeuten, im Sinne effektiver Arbeitsteilung wäre es aber nur logisch gewesen, dass Giovio beiden mehr oder weniger dieselbe workload zumutete. Nicht oft genug kann jedoch betont werden, dass hier in vielen Fällen mit Wahrscheinlichkeiten und Vermutungen gearbeitet werden muss. Noch detailliertere Analysen, die hoffentlich folgen mögen, werden künftig wohl die eine oder andere Revision notwendig machen. Das Studium von Giovios Elogia-Manuskripten könnte eventuell weitere Aufschlüsse bieten, am besten natürlich durch das Auffinden entsprechender Kommentare des Autors selbst. 101 Möglicherweise ließe sich auch anhand einer Chronologie von Textversionen feststellen, zu welchem Zeitpunkt die poetischen Beigaben jeweils hinzugefügt wurden - die Epigramme, die Giovio von Vornherein inkludierte, werden höchstwahrscheinlich nicht in seinem Auftrag entstanden sein. Hinsichtlich eines eingehenderen Verständnisses der Genese und Komposition der Elogia als Gesamtwerk sind weitere Untersuchungen mit Fokus auf dessen lyrische Komponenten sicherlich unerlässlich. Auswahl und Anordnung der Epigramme Zum Abschluss wenden wir uns, mit den bisherigen Erkenntnissen im Hinter‐ kopf, noch der Frage zu, welche Kriterien Giovio vermutlich bei der Selektion und Reihung der in den Elogia aufgenommenen Epigrammen anwandte. Einiges davon wurde bereits mehrfach erwähnt, jedoch bisher nicht weiter ausgeführt. Eingangs haben wir festgestellt, dass sich anhand der Hinweise in seiner Korrespondenz in Verbindung mit der Lektüre der Elogia mit Sicherheit sagen lässt, dass das Ziel des Autors und Sammlers war, seinem Publikum möglichst immer die tatsächlichen Versepitaphien bieten zu können, welche daher, sofern mehrere Gedichte vorhanden sind, immer an erster Stelle stehen. Diese Tendenz schlägt sich auch im Charakter der potentiellen Auftragsge‐ dichte nieder, bei denen es sich in den meisten Fällen entweder um Epitaphien handelt oder die zumindest sepulchrale Aspekte aufweisen, indem sie etwa klar das Ableben der jeweiligen Hauptperson thematisieren. So erfüllen lediglich drei der in Frage kommenden Epigramme Vitales diese Anforderung nicht eindeutig: El. lit. 24 ep. 3 für Bessarion kann hinsichtlich der Auftragsgabe ohnehin mit einem Fragezeichen versehen werden, da Giovio auch die Überset‐ Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium 167 <?page no="168"?> 102 El. lit. 106 ep. 1 weist zusätzlich auch eine metaleptische Bezugnahme auf das Museum und die Elogia auf. 103 In den weiter oben erwähnten Briefen an Pier Francesco Riccio und Pier Vettori bittet Giovio um Informationen zu Zeit, Art und Ort von Albertis Ableben sowie infolge auch zu dessen Bestattungsort. zung des im Original griechischen Autoepitaphs (El. lit. 24 ep. 1) sowie eine erweiterte Variation desselben (El. lit. 24 ep. 2), beide aus der Feder Niccolò Majoranos, inkludierte. Dafür passt Vitales Hervorhebung der translatio studii gut zum Inhalt der Prosavita. Das Epigramm für Galeotto Marzio (El. lit. 44 ep. 1) wiederum steht alleine und bietet zwar keine klaren Bezüge auf Tod und/ oder Bestattung, doch kann die Formulierung in Vergangenheitstempora, insbesondere dem PPP im letzten Vers militia functus decantataque poesi (er hatte Kriegsdienst geleistet und Dichtung gesungen), durchaus als impliziter Hinweis auf dessen Ableben gedeutet werden. El. lit. 63 ep. 1 für Thomas Linacre lässt durch die Erzählung von dessen Heimreise aus Italien nach England und die damit verbundene translatio studii gewisse inhaltliche Referenzen auf die Vita erkennen, an der Stelle eines ‚ewigen‘ Abschieds steht hier eine andere Art von ‚Lebwohl‘. Ebenfalls Ausnahmen dieser vermuteten Regel stellen El. lit. 1 ep. 1 und El. lit. 106 ep. 2 dar, die nach der Aufnahme Benedetto Giovios als erstes und letztes Gedicht der Elogia-Sammlung fungieren sollten und, aufgrund der vor El. lit. 107 eingeschobenen Zäsur, noch immer in gewisser Weise liminale Positionen einnehmen. Beide verbinden Lob für Albertus Magnus bzw. Benedetto Giovio mit metaleptischen Bezüge auf das Museum bzw. die Elogia-Edition. Interessanterweise hat der Comasker Redaktor aber beiden auch ein sepulchrales Epigramm beigegeben, El. lit. 1 ep. 2 von Vitale und El. lit. 106 ep. 1 von Possevino. 102 Dies darf wohl als Bestätigung der vermuteten Ambition Giovios verstanden werden, den meist mit dem Lebensende der literati zusammenfallenden Abschluss der Elogien durch diese Thematik aufnehmende poetische Beigaben zu unterstreichen. In diesem Zusammenhang sei noch ein aufschlussreiches Beispiel genannt: Da er offenbar die gewünschten Informationen zu Leon Battista Albertis Bestattungssituation - dessen Grab bis heute nicht bekannt ist - nicht in Erfahrung bringen konnte, beauftragte Giovio Vitale damit, ein ‚Ersatz-Epitaph‘ zu verfassen. 103 El. lit. 1 ep. 2 weist schon mit der Formel hic iacet im ersten Vers ein epitaphientypisches Element auf, das den Gesamtcharakter des Vierzeilers bestimmt. Hätte der Editor der Elogia darauf nicht explizit Wert gelegt, hätte Vitale ihm auch ein anderes Gedicht anbieten können, dass er bereits einige Jahre zuvor verfasst hatte. Auf den ersten Seiten der editio princeps des Momus von 1520 sind achtzehn lobpreisende Elfsilbler Vitales für Alberti zu lesen, die 168 Matthias Adrian Baltas <?page no="169"?> 104 Alberti 1520b, fol. [1 v ]. S. dazu sowie zu dem, in beiden Gedichten Vitales im Mittelpunkt stehenden, Wortspiel ‚Leo(n)/ Löwe‘ ausführlich Wulfram im vorliegenden Band. 105 Auch Minonzio 2012b, 20 deutet diese Reihenfolge (unbewusst? ) an. allerdings keinerlei Sepulchraltopik aufweisen. 104 Damit unterscheiden sie sich von den oben erwähnten, ebenso langen Gedichten Pontanos (El. lit. 28 ep. 1) und Fascitellis (El. lit. 103 ep. 2), die von Giovio wohl deswegen ihrer (Über)Länge zum Trotz inkludiert wurden. Sein soeben skizziertes Bestreben dürfte also ebenfalls die Auswahl schon existierender Gedichte, die gleichwohl nicht die tatsächlichen Epitaphien der entsprechenden Person waren, beeinflusst haben. Allerdings haben wir bereits bei Mirteos Gedicht über Francesco Filelfo (El. lit. 17 ep. 1) gesehen, dass es durchaus eindeutige Ausnahmen von dieser postulierten Regel gibt. Hier konnte Giovio der Skurrilität der Bart-Anekdote offenbar nicht widerstehen. In dieser Hinsicht nicht eindeutig sind El. lit. 73 ep. 3 (Palonio Romano für Acquaviva, in der editio princeps die einzige poetische Beigabe), El. lit. 78 ep. 1 (Flaminio für Navagero), El. lit. 96 ep. 1-3 (Córsi, Crotti und Vitale für Rutilio) und El. lit. 107 ep. 1 (Guidi für Vegio). Obgleich alle sechs Gedichte keine klaren Bezugnahmen auf das Ableben, die Bestattung oder das Grabmal der jeweiligen literati aufweisen, widersprechen ihre durchwegs lobenden Inhalte zumindest der Imagination einer Verwendung als Grabinschrift nicht grundsätzlich. Zudem konnte Giovio, wie erwähnt, im Fall von Rutilio die Verse von Freunden des Verstorbenen liefern, welche diese aus Anlass von dessen Ableben verfasst hatten. Guidis Epigramm für Maffeo Vegio ist außerdem eine von lediglich drei poetischen Beigaben innerhalb der ‚Erweiterung‘, bei welcher Giovio anscheinend ohnehin die notwendige Zeit und Muße für die komplette Ausgestaltung fehlte. Dieser Sachverhalt kann weiters, neben der Handvoll an wirklich sicher zu identifizierenden Auftragsarbeiten, als Beleg dafür gesehen werden, dass Giovio in nicht wenigen Fällen Epigramme extra verfassen ließ. Träfe dies nicht zu und wäre sein ‚Fundus‘ an bereits existierenden Gedichten so groß gewesen, wäre es unverständlich, dass sich bei den Elogien ab Eintrag 107 kaum poetische Beigaben finden, obgleich manche dieser Viten bereits recht ausgereift wirken. Was die weitere Anordnung der Epigramme betrifft, so spricht vieles dafür, dass prä-existente Gedichte nach den tatsächlichen Epitaphien, aber vor den potentiellen Auftragswerken gereiht wurden. 105 Entsprechende Anmerkungen wurden im Verlauf der im vorigen Abschnitt gemachten Ausführungen immer wieder angebracht sowie bisweilen auch als zusätzliches Argument herange‐ zogen. Exemplarisch lässt sich dies anhand von Marcantonio Flaminios Epi‐ grammen veranschaulichen: Nur El. lit. 100 ep. 1 und El. lit. 100 ep. 2 stehen Auftragsdichtung in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium 169 <?page no="170"?> vor einem weiteren Gedicht Vitales, da es sich bei dem ersten Werk Flaminios um Gasparo Contarinis tatsächliches Epitaph handelt. In allen anderen Fällen, in denen seine Verse nicht die einzige poetische Beigabe darstellen, finden sie sich an letzter Stelle hinter anderen prä-existenten Epigrammen. Die Einzelfälle haben wir bereits zuvor eingehender betrachtet, generell kann noch hinzugefügt werden, dass die fraglichen Gedichte Flaminios keine sepulchraltopischen Elemente aufweisen. Wahrscheinlich war dies mit ein Grund für Giovio, sie nach den anderen zu positionieren. Sofern Mirteos Epitaph für Benedetto Lampridio (El. lit. 99 ep. 1) wirklich dessen tatsächliche Grabinschrift ist, kann dieser Befund als Parallele zur Situation bei Flaminios El. lit. 100 ep. 1 angesehen werden. Nachdem der vorherige Abschnitt bereits mit einem kurzen Fazit beendet wurde, seien an dieser Stelle noch ein paar Bemerkungen zum soeben Gesagten gestattet: Wie hoffentlich überzeugend und nachvollziehbar dargelegt wurde, dürfte Giovio großen Wert daraufgelegt haben, möglichst jedem Elogium zumindest ein Gedicht mit sepulchraler Topik beizugeben (die wenigen möglichen Aus‐ nahmen wurden genannt). Bei Albertus Magnus und Benedetto Giovio führte dieses Bestreben, wie gesagt, dazu, dass beide je zwei Epigramme erhielten - eines, das vorrangig metaleptisch Bezug auf Paolo Giovios Museum bzw. die Elogia nimmt und eines, das (stärker) sepulchrale Konnotation hat. Wieso der Comasker Redaktor aber in insgesamt 36 Fällen mehr als eine poetische Beigabe inkludierte, lässt sich an dieser Stelle nicht erschöpfend erörtern. In einigen Fällen wird Giovio aufgrund seiner Sammeltätigkeit wohl einfach bereits meh‐ rere Epigramme ‚in petto‘ gehabt haben, die ihm passend erschienen. Auffällig ist dies allerdings vor allem dann, wenn ein zweites oder drittes Gedicht von Vitale oder Mirteo stammt, der Verdacht einer Auftragsarbeit also nahe liegt. Mirteos El. lit. 6 ep. 2 für Boccaccio ist dabei aufgrund seiner intratextuellen Relationen zum Autoepitaph sowie zur Prosavita noch leichter zu erklären als z. B. El. lit. 11 ep. 2 oder Vitales El. lit. 12 ep. 4 und El. lit. 24 ep. 3, die ebenso auf tatsächliche Epitaphien folgen, jedoch keine bedeutenden inhaltlichen Bezüge zu Giovios Biographien aufweisen. Es bleiben also weiterhin zahlreiche Fragezeichen bestehen - dieser Beitrag schließt nun aber (endlich) mit einem Punkt. 170 Matthias Adrian Baltas <?page no="171"?> 1 La bibliografia sull’opera gioviana è oggi estremamente nutrita: nell’impossibilità di darne conto per esteso basti qui rinviare agli studi di Franco Minonzio (in particolare Minonzio 2006 e Minonzio 2011) e a Giovio 1999a. Per un contributo più recente mi sia permesso di citare Tarallo 2021. I versi del friulano Pietro Mirteo per gli Elogia degli uomini di lettere di Paolo Giovio Claudia Tarallo Le due serie degli Elogia di Paolo Giovio (Elogia veris clarorum virorum ima‐ ginibus apposita, Venezia, Tramezino, 1546 ed Elogia virorum bellica virtute illustrium veris imaginibus supposita, Firenze, Torrentino, 1551) riproducono sulla carta la forma e la consistenza della collezione di ritratti degli uomini illustri posseduti dall’autore, mirabile esempio di Museo rinascimentale. Sappiamo infatti che nella pinacoteca gioviana sotto ogni ritratto era appeso un cartiglio recante un breve sunto biografico del personaggio effigiato e alcuni versi scritti in sua lode: la medesima combinazione di prosa e versi (meno, sfortunatamente, il ritratto) fu riproposta da Giovio nelle due serie di medaglioni biografici che consacrano così all’immortalità il ricordo di quella straordinaria serie di effigi. 1 Tuttavia, se la critica ha da sempre riservato le dovute attenzioni alle prose gioviane, i carmina che sigillano quelle biografie non hanno goduto della stessa considerazione. Si è pensato infatti di poter analizzare e valutare queste due raccolte fondative del genere biobibliografico senza dover necessariamente dedicare lo stesso riguardo agli epitaffi che assieme alle prose costituivano in realtà un sistema organico. Alcuni carmina sono stati recuperati da Giovio in raccolte già edite o da epigrafi funerarie; più spesso l’autore commissionò questi versi a poeti che gravitavano con lui nei medesimi centri di cultura: in entrambi i casi però si dispiega una sorvegliata regia autoriale che come tale deve essere analizzata in ogni suo passaggio. Per sfatare l’opinione che i carmina siano mere appendici accessorie degli elogia, può essere d’aiuto analizzare i versi che Giovio richiese a un poeta suo contemporaneo, il friulano Pietro Mirteo, al fine <?page no="172"?> 2 Tuttavia, è lo stesso Giovio ad accreditare il carattere esornativo dei carmina, in relazione alla seconda serie di Elogia (cfr. Minonzio 2012b, 26). Per quanto concerne il rapporto fra immagine e poesia si legga quanto notato da Pich 2010, 200: «I carmina che accompagnano gli elogia dei letterati adottano quasi sempre la forma dell’epitaffio, sigillo ideale di ogni biografia, ora dando la parola al soggetto ora apostrofandolo. I versi ripercorrono sinteticamente la vita del personaggio o sviluppano una trovata arguta, ma tendono a ignorare l’effige visibile: tranne in rarissimi casi, il rinvio al relativo ritratto in quanto tale è minimo o assente, e tende a coincidere con il deittico, tratto dominante dell’epigramma antico». 3 Un’indagine sistematica dei carmina che concludono le due serie degli Elogia di Paolo Giovio, con particolare riferimento alla raccolta dedicata agli uomini d’arme, è stata affrontata da Minonzio 2012b. 4 Sul poeta Giano Vitale si veda Corfiati 2020, cui si rinvia per la bibliografia pregressa. di avviare un’indagine sulla funzione degli epigrammi nel complesso della prima raccolta di Elogia dedicata agli uomini di lettere. 2 La folta compagine dei poeti che hanno contribuito coi loro epitaffi agli Elogia editi nel 1546 è, come sovente accade in questo genere di operazioni letterarie, popolata da rimatori di valore diseguale: accanto infatti a umanisti di vaglia quali ad esempio Marcantonio Flaminio o Giano Vitale, ve ne erano molti la cui fama e opera sono per lo più oggi del tutto dimenticate. 3 Coi suoi 27 componimenti l’umanista palermitano Giano Vitale fu il collaboratore di Giovio più prolifico per gli Elogia dei letterati: 4 in questa classifica prettamente quantitativa il secondo posto appartiene però a Pietro Mirteo. Mirteo fu poeta certamente noto ai suoi tempi, come attesta la sua presenza in alcune antologie cinquecentesche, ma ciononostante sappiamo oggi molto poco circa la sua vita e le sue opere. La fonte più accreditata per ricostruire il suo profilo biografico non può che essere il repertorio settecentesco di Gian Giuseppe Liruti Notizie delle vite e delle opere scritte da letterati del Friuli. Nel profilo a lui dedicato leggiamo che Mirteo nacque a Udine alla fine del XV secolo (le date di nascita e di morte sono ignote) e che nella città natale ricevette una prima formazione umanistica che lo rese particolarmente edotto in greco e latino. Secondo quanto attesta Ortensio Lando nei suoi Sette libri de’ cathaloghi (libro VII, Venezia, Giolito, 1552) Mirteo fu istitutore del conte d’Alife nel Regno di Napoli. Viaggiò dunque molto e visse lontano dalla sua patria. Strinse amicizia con Marcantonio Flaminio ma il rapporto fra i due intellettuali fu travagliato dalle intemperanze caratteriali di Mirteo, il quale, secondo quanto è noto da alcuni documenti, millantò con alcuni sodali una immaginaria parentela con Flaminio al fine di farsi prestare del denaro per soddisfare i propri vizi. Flaminio ruppe pertanto l’amicizia con Mirteo diffondendo alcuni versi in biasimo di questo comportamento: echi di questa polemica risuonano infatti anche in una lettera inviata da Flaminio a 172 Claudia Tarallo <?page no="173"?> 5 Questi versi si leggono in Flaminio 1743, 176. La lettera si legge invece in Atanagi 1554, 347-348. 6 Un epigramma di Fascitelli, Ne debent Giovio viri elegantes, inaugura l’edizione degli Elogia del 1546 e al poeta Giovio commissionò vari carmina per le due serie di profili. Su Fascitelli, umanista sicuramente non di primo piano ma figura, comunque, di un certo interesse, si veda Calitti 1995. 7 Giraldi 1551, 100-101. 8 Tutte queste informazioni si ricavano da Liruti 1762, 127-131. 9 Giovio 1958, 20. 10 Ibid., 36. Ulisse Bassiano il 4 luglio 1549 ed edita nelle Lettere di 13 uomini illustri. 5 Anche Onorato Fascitelli, poeta, come è noto, legato a Giovio, compose versi contro di lui. 6 Molti contemporanei però non tralasciarono di elogiarlo pubblicamente: scrisse ad esempio Lilio Gregorio Giraldi nel secondo dei suoi Dialogi de poetis nostrorum temporum: Quis non miretur in omni carminum ferme genere facilitatem Pet. Myrtei Foroiuliensis poetae? - (Chi non ammira la facilità in quasi ogni genere di poesia del poeta friulano Pietro Mirteo? ) 7 L’unico componimento in volgare di Mirteo che è noto, il sonetto Ne la più verde e più beata riva, è compreso invece nel quinto libro delle Rime di diversi signori napoletani curate da Ludovico Dolce nel 1552. 8 Nel corso della sua vita Giovio stabilì con Mirteo una stretta relazione come attesta sia il carme che questi gli inviò per chiedere anche a lui un sostegno economico sia l’epistolario gioviano nel quale il nome del poeta friulano ricorre tre volte. Nella lettera al cardinale Alessandro Farnese del 14 settembre 1545 Giovio scrive che «l’infelice Mirteo ha li versi in contanti», ossia ‹pronti›, cioè è un ottimo improvvisatore; 9 in una lettera al medesimo destinatario del 12 luglio 1546 leggiamo: Odam quam Myrteus cecinit, quaeque Pontifici mire placuit, ad te mitto. Is vero parat heroica et gloria et liberalitate tua dignissima. - (Ti invio l’ode che ha cantato Mirteo e che è straordinariamente piaciuta al papa. Quella sembra veramente eroica e del tutto degna della tua gloria e della tua liberalità.) 10 Possiamo leggere questo carme nel cosiddetto «brogliaccio gioviano» conser‐ vato manoscritto presso la Società Storica Comense, uno zibaldone nel quale I versi del friulano Pietro Mirteo per gli Elogia 173 <?page no="174"?> 11 Il codice in questione, contenente anche testi di Mirteo, è il ms. 28.9 del Fondo Aliati della Società Storica Comense: per una sua descrizione si veda Kristeller 1990, 532-533. 12 Giovio 1958, 42. 13 Jedin 1974, 523. sono registrati anche molti epigrammi che saranno inseriti gli Elogia. 11 Nella stessa lettera Giovio ricorda peraltro al cardinale Farnese di essere circondato da un folto gruppo di poeti quali Onorato Fascitelli, Giovan Battista Possevino, Antonio Vacca, Giano Vitale, Girolamo Britonio: questa erudita accolita di umanisti contribuirà attivamente al cantiere degli Elogia coi loro carmi latini. Infine, nella missiva per noi più importante, inviata il 1° settembre 1546 da Giovio a Pier Francesco Riccio, maggiordomo di Cosimo I de’ Medici, leggiamo: Molto R. do S. or mio hon. do - Il Mirteo poeta sforzato dalla necessità si è risoluto non potendo far altro di partirse da Roma per la causa gravosa che lui dirà et io ho scritto al Car. le di Ravenna [Benedetto Accolti], et vuole experimentar la benignità de l’aere di Toscana, quale si sente esser saluberrimo per il valor del buon Duca Cosimo a tutti i virtuosi. Esso come V. S. vedrà per molti suoi versi è Poeta expedito, et pronto padrone delle syllabe, et dei belli colori d’ameni versi, et lo gusterà per che sta forte al contante, et iussa canit. Desidera legger in qualche loco se ben non fusse in Firenze o Pisa, o vero pigliar un partito privato per sostentarsi, et tanto più perché è povero. Egli porta una Ode al S. r Duca et mostrerà delli altri versi suoi per far paragone, se esso merta d’esser smaltito in qualche loco e di esser agiutato. Et per che è mio amicissimo penso che V. S. farà qualche cosa per amor mio. 12 Non sappiamo se la richiesta di Giovio di procurare al poeta friulano una lettura in uno dei due Studi del ducato toscano abbia avuto seguito: ad oggi non è stato possibile rinvenire documenti probanti in tal senso. Il mancato reperimento di ulteriori fonti inerenti alla vita e l’opera di Mirteo non consente quindi di procedere oltre i dati già noti. Solo per dovere di completezza si segnala che un «Petrus Mirtius da Udine», prete secolare, compare nei Diari delle sessioni del Concilio di Trento come oratore durante la seduta di capodanno del gennaio 1547: il riferimento, del tutto isolato per quanto certamente suggestivo, non permette di stabilire se si tratti o meno del nostro poeta. 13 I carmi di Mirteo presenti nella raccolta sono ventuno e sono posti a conclusione degli elogia di Giovanni Boccaccio, Bartolo da Sassoferrato, Poggio Bracciolini, Ambrogio Traversari, Francesco Filelfo, Niccolò Perotti, Lorenzo 174 Claudia Tarallo <?page no="175"?> 14 Per alcune riflessioni sul ruolo che i carmina hanno negli Elogia mi sia permesso rinviare a Tarallo 2021, 40-41. La bibliografia sull’epigramma è assai copiosa: per quanto concerne la sua declinazione quattro-cinquecentesca si veda, oltre a Parenti 2009, Butcher 2016 che analizza la principale raccolta di epitaffi della letteratura umanistica, il De tumulis di Pontano. 15 Giovio 1546, fol. 7 v . il Magnifico, Gioviano Pontano, Lorenzo Lorenziani, Filippo Beroaldo, Pietro Crinito, Girolamo Donato, Battista Mantovano, Antonio de Nebrija, Niccolò Leoniceno, Andrea Marone, Pomponio Gaurico, Giovanni Maria Cattaneo, Giovan Francesco Pico della Mirandola, Benedetto Lampridio e Albert Pigghe. La lunghezza di questi epigrammi oscilla dai 2 versi del carme per Traversari ai 15 di quello che sigilla l’elogium di Filelfo, mentre sul piano dello stile possiamo verificare che Mirteo sperimenta quasi tutti i moduli e i topoi dell’epigrammatica funeraria, prediligendo però il tono narrativo a quello ‹epigrafico›. 14 Iniziamo dunque ad analizzare alcuni di questi componimenti al fine non solo di dare visibilità alla produzione di questo malnoto poeta, ma anche per valutare da vicino quali fossero alcune delle varie modalità di interazione fra prosa e poesia all’interno degli Elogia. Leggiamo in primo luogo l’epigramma di Mirteo che conclude l’elogio di Giovanni Boccaccio: Si quaeram cineres tuos, Bocaci - hic iacent, si animam petivit astra; - si qua gloria sit tuis libellis - maior: non ego Lydiusve linguae - cultor patriae et aemulus latinae, 5 sed iudex erit aut iocis Cupido - aut gaudens facili Venus loquela - aut, quem dicere malo, totus orbis, - cui vivunt Veneres cupidinesque: - quibus cultior est tuus libellus, 10 elegantior omnibus libellis. 15 - - - (Se cerco le tue ceneri, Boccaccio, giacciono qui, / se cerco la tua anima, ha preso la via degli astri. / Ma se cerco a quale dei tuoi scritti sia toccata / la gloria maggiore, non io potrei essere giudice / o un Toscano cultore della lingua patria ed emulo della latina. / Lasciamo che giudice sia Cupido per i giochi d’amore, / oppure Venere che gode di una sciolta favella, / o, come preferisco dire, tutto il mondo, / dove vivono I versi del friulano Pietro Mirteo per gli Elogia 175 <?page no="176"?> 16 Giovio 2006, 34: in questo caso come altrove siamo intervenuti con minime revisioni sulla traduzione proposta da Franco Minonzio. 17 Giovio 1546, fol. 7 r ; Giovio 2006, 33. 18 Giovio 1958, 7: «Vorrei sapere lo epitafio del Boccaccio, scritto, e già visto da me in Certaldo, sopra la sepoltura». 19 Giovio 1552, 23. 20 Cfr. Parenti 2009, 49-52, 63-66. Veneri e gli Amoretti, / dei quali è più adorno il tuo libretto, / sì da vincere in eleganza tutti gli altri libretti.) 16 L’incipit del carme di Mirteo, che in questo epitaffio apostrofa il defunto, manifesta una stretta relazione con l’iscrizione sepolcrale di Boccaccio che Giovio trascrive al termine dell’elogium: Hac sub mole iacent cineres, ac ossa Ioannis / mens sedet ante Deum, meritis ornata laborum. (Sotto questa lapide giacciono le ceneri e le ossa di Giovanni. / La mente siede di fronte a Dio, ornata dei meriti conseguiti con le proprie fatiche). 17 Ricorderemo per inciso che l’iscrizione sepolcrale di Boccaccio fu espressamente richiesta da Giovio a Pier Vettori con una lettera del 16 gennaio 1545. 18 Subito dopo Mirteo passa a elogiare l’opera di Boccaccio domandandosi quale possa essere considerato il suo scritto migliore: questo specifico focus del poeta sulla produzione boccacciana pone in secondo piano il tema funerario del carme. Con una climax ascendente che mette in successione Cupido, Venere e il mondo intero, Mirteo chiama proprio quest’ultimo a esprimere un giudizio sulla migliore opera del corpus boccacciano, poiché nel mondo abitano gli stessi Amori e la stessa Venere che sono assai presenti in un «libellus» boccacciano. Il termine libellus, col suo grado diminutivo, non sembrerebbe in prima analisi riferibile al Decameron, poderosa opera narrativa che difficilmente potrebbe corrispondere alla defini‐ zione di ‹libretto› (il primo volgarizzatore degli Elogia, Ippolito Orio, traduce però «libro»): 19 lo stesso Boccaccio infatti introduce la sua opera come «libro chiamato Decameron cognominato prencipe Galeotto» (il corsivo è nostro). In realtà l’uso del termine, pure in italiano, si attagliava anche a opere assai voluminose e dunque possiamo essere certi che qui Mirteo si stia riferendo al capolavoro boccacciano. Peraltro l’impiego di lessico al grado diminutivo era una cifra caratteristica dello stile di Catullo che per tutta la prima metà del Cinquecento sarà il modello di riferimento per la produzione epigrammatica. 20 Nel carme è presente infatti anche una riconoscibile spia catulliana: il verso aut gaudens facili Venus loquela recupera il noto verso verbosa gaudet Venus loquela del carme 55,20. Il componimento di Mirteo presenta quindi Boccaccio come scrittore di opere a tema erotico: nell’elogio in prosa invece Giovio aveva 176 Claudia Tarallo <?page no="177"?> 21 Giovio 1546, fol. 7 r ; Giovio 2006, 33. 22 Ha trattato di questo epigramma Wulfram 2022, 88-89. 23 Giovio 1546, fol. 9 r ; Giovio 2006, 41. Sulle affinità di stile e contenuto fra epigramma e facezia cfr. Ruozzi 2001, V I I I . 24 Giovio 1546, fol. 9 r . 25 Giovio 2006, 42. menzionato in primo luogo gli scritti eruditi di Boccaccio, quelli cioè ai quali lo scrittore trecentesco aveva affidato invano la propria fama, e il Decameron: Obsolescunt enim et aegre quidem vitae spiritum retinent Libri de Genealogia Deorum, Varietateque fortunae, et De fontibus accurate potius quam feliciter elaborati quando iam illae decem dierum fabulae milesiarum imitatione in gratiam oblectandi ocii, admirabili iucunditate compositae in omnium nationum linguas adoptentur. - (In effetti opere come il De genealogia deorum, il De varietate fortunae e il De fontibus, scritte con accuratezza, più che con ispirazione, invecchiano e conservano a mala pena uno spirito vitale. Ma le famose novelle raccontate in dieci giornate, a imitazione di quelle milesie, composte con assoluto intento ludico, vengono tradotte in tutte le lingue.) 21 Anche i versi che sigillano il profilo di Poggio Bracciolini celebrano seletti‐ vamente una parte specifica della produzione letteraria dell’umanista. 22 In questo caso la parola spetta all’iscrizione sepolcrale, la quale commemora esclusivamente l’indole burlesca di Poggio che aveva trovato la sua sostanza letteraria nelle famose Facezie lodate anche da Giovio nell’elogium: facetias etiam ad excitandum hylaritatem aegris animis expetendas (le sue Facetiae, erano particolarmente richieste dai depressi per far tornare il buonumore). 23 Olim Pierides, olim Florentia mater - vivente risit Pogio. - Nunc tumulum hunc adit et donum pro carmine flores - fert proque risu lacrimas, - quae nisi pro vera sat sint pietate, rogabit, 5 Arnus ministret ut suas. 24 - - - (Risero un tempo le Pieridi, rise un tempo la madre Firenze quando Poggio era ancora vivente. / Ora si accosta a questo sepolcro, e a casa riporta / fiori e non più poesia, e lacrime al posto del riso. / E se esse non bastano all’autentica pietà, / chiederà all’Arno di darle le sue.) 25 L’elogio di Bracciolini è, sul piano narrativo, fra i più brillanti della raccolta: le vicende biografiche e le notizie tramandate dai contemporanei relative al I versi del friulano Pietro Mirteo per gli Elogia 177 <?page no="178"?> 26 Giovio 1546, fol. 13 r ; Giovio 2006, 60. 27 Giovio 1546, fol. 13 r . carattere istrionico dell’umanista permisero infatti a Giovio di abbellire il suo medaglione con gustosi aneddoti. Mirteo decide quindi di fissare la sua attenzione su un solo aspetto della narrazione gioviana, cioè l’indole burlesca di Poggio, tralasciando così di accennare al suo scontro con Trapezunzio, alla sua perizia di traduttore o alla fondamentale riscoperta di Quintiliano. Al ricordo della produzione e del carattere faceto dell’umanista fa seguito nel carme il compianto di Firenze per la morte del suo illustre personaggio, per cui l’intero epigramma fa perno retoricamente sull’antitesi ‹riso-lacrime›. Impiegando una tipica costruzione ad anello, ulteriore tratto distintivo dello stile catulliano, Mirteo dedica a Filelfo un gustoso epigramma di carattere narrativo-aneddotico incentrato esclusivamente sull’episodio, narrato anche da Giovio, della contesa fra l’umanista di Tolentino e il greco Timoteo sulla quantità di una sillaba. In questo specifico caso Giovio confonde le aspettative del lettore moderno, che oggi sa essere questi versi frutto di una commissione ad hoc dello storico comasco, e lascia invece intendere che l’aneddoto riguardante questa assurda controversia erudita sia stato portato alla sua attenzione proprio dalla lettura del carme di Mirteo: victoque, barbam, ex pactione inexorabili superbia derasisset, uti lepide Myrteus his carminibus expressit (Risultato vincitore Filelfo tagliò la barba al vinto [i patti erano questi] con una superbia implacabile, come ha raccontato Mirteo in questi versi divertenti): 26 Numquid sat tibi non fuit, Philelphe, - linguae gloria nobilis latinae? - Ni graecas quoque pervagatus urbes - dignus coniuge nuptiisque graecis - ferres Timothei novum triumphum? 5 Cui, dum una super ille dictione - tecum pignore certat atque barbam - abradi sibi ferre pollicetur - victus aut positam pecuniam abs te - victor auferat. Abnegasti eadem 10 barbam posse pecunia obtinere - victor atque novacula expedita - barbam illius habere maluisti: - iam nunc non Italae Philelphe, sed sis - graecae gloria nobilis palestrae. 27 15 - - 178 Claudia Tarallo <?page no="179"?> 28 Giovio 2006, 60. (Non ti bastò, Filelfo / la gloria prestigiosa della lingua latina? / Se non avessi girova‐ gato per le città greche, / degno di una sposa e di nozze greche, / riporteresti questo inaspettato trionfo su Timoteo? / A lui che gareggiava contro di te su una certa pro‐ nuncia e prometteva / di subire il taglio della barba in caso di sconfitta, / assicurasti, se avesse vinto, di farti portare via del denaro. Vincitore, / gli negasti di poter salvare la barba pagando la stessa somma di denaro / e, con una rasatura rapida, preferisti tener tu la sua barba. / Ormai sarai conosciuto, Filelfo, per il prestigio guadagnato / nelle sfide greche, non più in quelle italiane.) 28 Mirteo, che adotta per questo carme il modulo retorico dell’apostrofe al defunto, rammenta anche le nozze di Filelfo con una donna greca che sappiamo essere la nipote (nell’elogio Giovio afferma invece che si tratti della figlia) di Emanuele Crisolora. Il finale dell’epigramma ironizza sulla fama raggiunta dall’umanista in virtù di queste stravaganti contese sulla lingua greca che hanno posto in secondo piano il suo contributo al progresso della cultura italiana. Anche in questo frangente, così come abbiamo notato a proposito dell’epigramma per Boccaccio, il tema funerario è del tutto assente dai versi di Mirteo per cui il dialogo che l’autore stabilisce col personaggio si svolge su un piano paritario. Tra i più significativi carmi composti da Mirteo per gli Elogia vi è, a mio parere, quello dedicato al medico umanista Lorenzo Lorenzi. Al breve elogio in prosa, incentrato prioritariamente sulla narrazione della tragica morte del protagonista, fa seguito un epigramma dedicato anch’esso alle circostanze della sua scomparsa, dipanatesi in questo modo: dopo aver acquistato un’abitazione e aver pagato già buona parte della somma di denaro richiesta, nell’imminenza di dover saldare il conto col venditore, Lorenzi si trovò privo di denaro a causa di alcuni affari non portati a termine. Attanagliato dalla disperazione, il medico si suicidò gettandosi in un pozzo. Il racconto gioviano, piuttosto neutro, è esasperato in termini grotteschi da Mirteo nel suo epigramma di carattere narrativo-aneddotico: Spe destitutus commodum sibi domum - parandi; et anguste magis, quam patria - Florentia natum aedibus mirabili - decebat, infelicem agens vitam miser - Laurentianus se puteo in praeceps dedit 5 angustiori: ne sepulchrum largius - esset cadenti, quam fuerat vivo domus. - I versi del friulano Pietro Mirteo per gli Elogia 179 <?page no="180"?> 29 Giovio 1546, fol. 32 r . 30 Giovio 2006, 145. 31 Giovio 1546, fol. 47 r . Quae nunc parata litteris illi patet talis polo, qualem nequeat orbis dare. 29 - - - (Abbandonato dalla speranza di ottenere una confortevole / casa, e vivendo una vita infelice, con angustia / maggiore di quanto si addicesse a chi fosse nato / in una stimabile famiglia, avendo Firenze quale patria, / il povero Lorenziani si gettò a capofitto in un pozzo strettissimo: / affinché, per lui che vi cadeva, non vi fosse un sepolcro / più largo della casa ch’egli aveva avuta da vivo. / E ora, grazie alle lettere, in cielo gli sta spalancata di fronte / una dimora quale il mondo intero non gli potrebbe dare.) 30 Il pozzo che accoglie il corpo del suicida Lorenzi appare quindi a Mirteo un’ambiente corrispondente (di qui il tono sarcastico del carme) alla casa che il medico abitò e che doveva essere certamente angusta se infatti aveva deciso di acquistarne una più confortevole: il finale del carme ha un tono consolatorio perché intende risarcire lo sfortunato Lorenzi ricordandogli che adesso, nell’al di là, egli abita una dimora molto più vasta di qualsiasi residenza terrena. L’intero epigramma è quindi incentrato sul tema dell’abitazione quale perfetto controcanto poetico dell’ossessione che in vita ha condotto Lorenzi alla morte. Peraltro dobbiamo ricordare che le modalità con le quali avvenne la morte di Lorenzi richiamano alla mente la scomparsa di Pier Leoni, deceduto per la caduta accidentale (o forse procurata) in un pozzo: Giovio tratta ovviamente di questo evento nel suo elogio e anche l’epigramma conclusivo di Giano Vitale è incentrato sulla tragica fine del medico di Lorenzo il Magnifico. Anche nell’epitaffio per Pomponio Gaurico Mirteo pone l’accento sulle circostanze della morte del protagonista: Ibat Gauricus ad suos amores, - sed diu haud potuit suos amores - uti Gauricus: abstulere fata, - verum nulla manet sepulchri imago. - Namque (quod coluit pari labore- 5 Musas et Venerem) vel a Camoenis - raptus creditur inter alta montis, - qui iacet Stabias super vetustas: - vel pulchrae Veneri datus sacerdos - Tyrrheni maris in sinum profundum. 31 10 - - 180 Claudia Tarallo <?page no="181"?> 32 Giovio 2006, 218-219. 33 Giovio 1546, fol. 40 v . 34 Giovio 2006, 188. 35 Cfr. Voelker 2000, 17-18, 25. (Andava Gaurico a trovare il suo amore, / ma a lungo non poté recarsi dal suo amore / Gaurico: furono i fati a toglierlo di mezzo. / Ma non vi è traccia visibile che indichi il sepolcro. / Infatti, poiché onorò con pari zelo le Muse e Venere, / si crede sia stato rapito dalle Camene / e portato sulle impervie cime del monte, / che sovrasta l’antica Stabia, / oppure, sacerdote alla bella Venere, / che sia sceso nel seno profondo del mare Tirreno). 32 L’imperfetto chiasmo iniziale evidenzia il motivo che ha procurato la morte di Gaurico, ossia l’intemperanza amorosa dell’umanista. Anche in questo caso, la mancanza di un sepolcro che custodisca le ceneri del poeta offre l’occasione a Mirteo per esaltarne sul piano retorico la memoria, immaginando che l’umanista sia stato rapito dalle Muse o da Venere, metonimie che concorrono ad indicare i due principali interessi coltivati da Gaurico nella sua esistenza: la letteratura e l’eros. L’epigramma per l’umanista spagnolo Antonio de Nebrija, anch’esso stretta‐ mente dipendente dall’elogio in prosa, propone invece un altro stilema narrativo canonico dell’epigrammatica classica, ovvero quello del defunto che parla in prima persona: Me putat aeternum saxo posuisse sub imo - acerba mors et fallitur. - Non ingrata etenim mea gens volitare per ora - dat et per oras omnium. - Haec mihi pro reduci studio latiisque camoenis 5 certe trophaeum non minus, - quam tibi pro Mauris debet Fernande fugatis - et pro recepta Baetica. 33 - - - (L’aspra morte ritiene che, sotto la pietra, io avrei potuto / starci in eterno, e si sbaglia. / E infatti la mia gente, non ingrata, mi concede di andare volando / di bocca in bocca e di terra in terra, ovunque. / Queste cose, come ricompensa dell’aver tra di loro ricondotto il sapere / e le Camene latine, sono certamente per me un trofeo non minore / di quello che, o Ferdinando, il popolo ti deve, / per aver scacciato i Mori e aver riacquistato la Betica.) 34 Secondo un topos della consolatio classica, 35 la fama di Nebrija è sopravvissuta alla morte nella memoria dei suoi conterranei (si noti la reminiscenza virgiliana I versi del friulano Pietro Mirteo per gli Elogia 181 <?page no="182"?> 36 Giovio 1546, fol. 66 v ; Giovio 2006, 307. 37 Giovio 1546, fol. 66 v . 38 Giovio 2006, 308. 39 Giovio 1546, fol. 49 v -50 r . volitare per ora di Georgica 3,9). A sé l’umanista attribuisce il medesimo merito di Ferdinando il Cattolico, vincitore dei Mori e riunificatore della Spagna: lo stesso paragone è proposto da Giovio nell’elogium in prosa, al quale dunque si salda con precisione l’appendice poetica. Anche l’epigramma dedicato ad Albert Pigghe, l’ultimo firmato da Mirteo per gli Elogia degli uomini di lettere, compendia con esattezza il relativo medaglione. Nei sette versi di questo carme il poeta fissa il ricordo del volto sgradevole dell’umanista fiammingo sul quale anche Giovio si era soffermato nell’elogium (infaceti oris truculentia [durezza di un volto zotico]), 36 e rammenta i suoi meritori scritti antiluterani per i quali addirittura è invocato l’omaggio del pontefice. La reminiscenza virgiliana acer stetit presente al v. 5 (Virgilio, Aeneis 12,938: Stetit acer in armis), tratta dai versi finali dell’Eneide, ha forse la funzione, nelle intenzioni di Mirteo, di accostare la figura di Pigghe, indomito avversario di Lutero, a quella di Enea, parimenti fiero nel duello finale con Turno: Qui extrema Batavuum profectus ora, - non bello ore, animo sed omniumque - praeclarus studio scientiarum - pro republica et optima Quiritum - sede, acer stetit hostis in Lutherum 5 Albertus iacet hic. Sacrum sepulchro - da Thus maxime pontifex, et undam. 37 - - - (Quello che, partito dall’estremità della costa olandese, / reso insigne non da un bel volto, ma dall’animo / e dallo studio di tutte le scienze, / a difesa della Repubblica e dell’ottima sede dei Quiriti, / si levò pugnace contro Lutero, / qui giace Albert. Al sepolcro, o Pontefice, / concedi il sacro incenso e l’acqua benedetta.) 38 In alcuni casi però i versi di Mirteo non presentano alcun nesso con la prosa (lo stesso avviene coi carmina di altri poeti). Si veda ad esempio l’epigramma composto per l’elogio di Giovanni Maria Cattaneo: Vide, viator, quanta iactura occulti - esset sepulchri, ni ingeni sui claris - perennioribusque monimentis tectus, - adhuc ubique viveret Catanaeus. 39 - - - 182 Claudia Tarallo <?page no="183"?> 40 Giovio 2006, 231. 41 Su questo topos si veda Kay 2023. 42 Giovio 1546, fol. 30 v ; Giovio 2006, 140. (Vedi, viandante, quanto spreco vi sarebbe / di un occulto, appartato sepolcro se, protetto dagli insigni / e perenni monumenti del suo ingegno, / non vivesse ancora ovunque il nostro Cattaneo.) 40 L’elogio di Giovio è ricco di spunti aneddotici e critici che il poeta avrebbe potuto sviluppare nei suoi versi, quali il gustoso dialogo fra Cattaneo e Bembo sulla fisiognomica o il dibattito sul mal riuscito poema Sòlymis. Invece Mirteo fornisce a Giovio un carme funerario esemplato sul consueto modulo retorico dell’apostrofe al viandante Vide, viator. 41 L’epitaffio è incentrato sulla mancata edificazione di un sepolcro per l’umanista (è presente di nuovo un sintagma virgiliano, iactura sepulchri [Verg., Aen. 2,646]), che Mirteo, con tono consola‐ torio, ritiene in realtà non necessario per perpetuarne la memoria: sarà infatti la stessa multiforme produzione letteraria di Cattaneo a garantirne l’immortalità. Spesso quindi i poeti che hanno contribuito coi loro versi agli Elogia hanno estrapolato dall’elogio, su probabile suggerimento di Giovio, un’informazione o un singolo evento attorno al quale hanno esercitato la loro vena poetica. Quale ulteriore esempio si noti che nel carme dedicato a Pontano, Mirteo celebra il genio dell’umanista napoletano lodando le sue opere Urania e De hortis Hesperidum alle quali Giovio aveva riservato nella prosa un cenno assai cursorio e perifrastico: […] postea ab Hesperidum hortis Citriorum suavissimis odores spirans, atque inde divino carmine in altum evectus, ad illa ipsa excelso ore decantata sydera propius accesserit. - ([…] ma in seguito, respirando gli odori dei cedri dai dolcissimi giardini delle Esperidi e trasportato in alto dalla poesia divina, giunse assai vicino a quegli stessi astri cantati con stile altissimo.) 42 Allo stesso modo anche il carme di Marcantonio Flaminio che segue quello di Mirteo, menziona l’Urania di Pontano, evidenziando così una continuità fra i due epitaffi conclusivi che può essere imputabile certamente allo stesso Giovio. In conclusione possiamo dire che gli epitaffi di Mirteo, declinati secondo i vari moduli di questo genere poetico, presentano, come tutti i carmina commissionati da Giovio per la sua raccolta, un forte addentellato con le prose e in più di un’occasione condividono con l’elogium lo stesso spiccato gusto aneddotico. Alcuni epitaffi sviluppano infatti notizie accennate brevemente da Giovio I versi del friulano Pietro Mirteo per gli Elogia 183 <?page no="184"?> nell’elogio, altri rinforzano la linea tematica prevalente nella prosa. Questa contiguità tematica è imputabile certamente anche alla stretta relazione, non priva forse di interessi utilitaristici, che vigeva fra lo storico comasco e Mirteo e che fece del poeta friulano, così come degli altri umanisti interpellati da Giovio, un fedele, ma non certo sprovveduto, esecutore delle strategie narrative attuate dall’autore degli Elogia. 184 Claudia Tarallo <?page no="185"?> 1 S. dazu den Anhang am Ende dieses Beitrags, welcher den lateinischen Text des Prosa- Elogiums und der Vers-Epigramme sowie eine von mir angefertigte deutsche Übersetzung umfasst. Der lateinische Text basiert im Falle des Elogiums und der ersten beiden poetischen Beigaben auf der editio princeps von 1546 (= Giovio 1546, hier: fol. 7 r -7 v ). Der Text des Latomus-Epigramms wurde aus der editio altera von 1557 (= Giovio/ Latomus 1557, hier: 20- 21) übernommen. Die Schreibweisen im lateinischen Text wurden, zur leichteren Lesbarkeit, den klassisch-antiken Konventionen angepasst. Aus demselben Grund wurde nach den modernen Gepflogenheiten im Deutschen interpungiert. Die Absatzgliederung im Prosatext folgt der Edition von Kenneth Gouwens (= Giovio 2023, hier: 40, 42). 2 Ob Boccaccio nun in Florenz oder im nahegelegenen Certaldo geboren wurde, ist weiterhin nicht definitiv geklärt, s. z. B. Kirkham 2007, 244; Kirkham 2013, X I I I ; Armstrong/ Daniels/ Milner 2015, X X I X . Wie aber Velli 2013, 55 hervorhebt, gibt Boccaccio seine Herkunft in seinen Autorensignaturen stets mit Certaldo an. 3 Tarallo 2014, 29 begründet dies damit, dass zu Boccaccio sowie Dante und Petrarca bereits eine große Zahl an Biographien vorhanden und bekannt war, sodass Giovio Fortuna, Venus und Raumnot im Jenseits Ein close reading des Boccaccio-Elogiums und seiner poetischen Beigaben bei Paolo Giovio und Johannes Latomus Matthias Adrian Baltas Giovios Prosa-Elogium Der mehr oder weniger chronologischen Ordnung der Elogia virorum literis illustrium folgend findet sich der Eintrag zu Giovanni Boccaccio relativ zu An‐ fang, an sechster Stelle, gleich nach Dante Alighieri und Francesco Petrarca. Er setzt sich zusammen aus dem üblichen Prosa-Elogium und ursprünglich zwei Epigrammen, denen Johannes Latomus in der editio altera ein drittes hinzu‐ fügte. 1 Ein kurzer Hinweis auf Boccaccios Geburtsort Certaldo 2 zu Beginn und abschließende Angaben zum Todesalter sowie zur Bestattungssituation inklusive des Verweises auf das im Anschluss abgedruckte Autoepitaph stellen die einzigen biographischen Informationen dar, die Paolo Giovio seiner Leser‐ schaft bietet. 3 Was hingegen den Großteil des Textes ausmacht und schon im ersten Satz angedeutet wird, ist eine (selektive) Betrachtung und (referierte) <?page no="186"?> seiner Leserschaft keine ausführlicheren Angaben bieten musste. S. die übernächste Seite und den Exkurs am Ende zur Frage nach Giovios Quellen. 4 Vgl. hierzu sowie zu den folgenden Ausführungen die zum Teil ähnlichen, aber text‐ gattungsbedingt zwangsläufig oberflächlicheren Beobachtungen bei Tarallo 2014, 29-37, bes. 33-37. 5 Zu Giovios Konzept von fatum und Fortuna s. Näheres weiter unten. Bewertung von Boccaccios Schaffen in Verbindung mit der Einordnung des Certaldeser Autors in die (früh)humanistische Trias mit Dante Alighieri und Francesco Petrarca. 4 Insbesondere Dante hatte schon zuvor erheblich dazu beigetragen, dass Boccaccio überhaupt in ein „glückliches Zeitalter“ geboren werden konnte, in welchem „die lateinische Literatur wiedererstand“. Nun war er, als der Dritte im Bunde, an der Reihe, seinen Teil zu dieser Renaissance beizutragen, nämlich die Prosa in volgare zu „beginnen und zu vollenden“. Giovios Wortwahl lässt diese vermeintliche Spezialisierung Boccaccios zum einen wie eine gewissermaßen notwendige Fügung wirken, da Dante und Petrarca sich aus unterschiedlichen Gründen nicht mit dieser Gattung befasst hätten. Zum anderen bedient er sich der juristisch anmutenden Formulierung, dass Boccaccio die volkssprachliche Prosa als sein „rechtmäßiger Erbanteil“ zustand, welcher wiederum aus dem „Vermögen des neuen Ruhms“ stammte. Insofern stellt es Giovio so dar, dass sich irgendjemand der noch vakanten Gattung annehmen musste, da sie eine Bearbeitung verdient hatte, und dies dem jüngsten der drei Dichter quasi als Geschenk, aber auch als Verpflichtung zufiel. Im nächsten Satz stellt er dann die beiden befreundeten jüngeren Zeitgenossen einander gegenüber, indem er das Urteil nicht näher bezeich‐ neter Personen referiert, wonach „weder Boccaccio in der Dichtung noch Petrarca in Prosa etwas vermochte“. Fortuna (hier wird die vorher implizit formulierte Notwendigkeit explizit benannt) würde nämlich „so große Talente immer abwechselnd vergeben“. In diesem Lichte könnte es umso mehr als ein (notwendiger) Glücksfall zu verstehen sein, dass gerade Boccaccio die volgare-Prosa ‚zufiel‘. Da es beiden jedoch nicht an „scharfsinnigem Urteils‐ vermögen“ mangelte, wussten sie dem Drang ihrer Begabungen nachzugehen und widmeten sich jeweils vornehmlich der Gattung, die ihnen vom Schicksal zugeteilt worden war. 5 Ganz so einfach und ‚komplikationsfrei‘ verliefen diese Schriftstellerkarrieren jedoch nicht, wie Giovio in unmittelbarer Folge darlegt. Er sieht das „nicht unähnliche Schicksal“ der beiden Dichter weiters darin ma‐ nifestiert, dass weder Petrarca noch Boccaccio den relativen Wert ihrer Werke (sei es auch innerhalb der ‚zugeteilten‘ Gattung) korrekt beurteilen konnten. Eine „spöttisches Fortuna“ nämlich habe Ersteren getäuscht, sodass er sein (lateinisches) Epos Africa höher bewertete als andere Gedichte, die schließlich 186 Matthias Adrian Baltas <?page no="187"?> 6 S. El. lit. 5,2. 7 Sowohl im zweiten Band von Villanis De origine civitatis Florentie et de eiusdem famosis civibus als auch im Abschnitt De viris claris von Bandinis Enzyklopädie Fons memorabilium universi findet sich eine Boccaccio-Vita. Villani 1997, 375-376 hebt, dem damaligen (ge‐ lehrten) Zeitgeist entsprechend, Boccaccios lateinische Werke, allen voran die Genealogia deorum gentilium, lobend hervor, während er dessen volkssprachliche opuscula der lasciviens iuventus zuschreibt. Im Alter hätte er diese gerne wieder zurückgenommen und das Feuer, das er durch sie entfacht hatte, ausgelöscht. Eine sehr ähnliche Formulierung findet sich bei Bandini, der offensichtlich Villani zum Vorbild genommen hat. S. dazu Tanturli in Villani 1997, X X V I - X X V I I . 203; s. auch Daniels 2011, 427; Tanturli 2013, 21. 8 Der zweite Band von Villanis De origine, welcher die Viten der viri illustres umfasst, wurde laut Giuliano Tanturli (Villani 1997, X X I X ) offenbar erstmals 1747 in Venedig vollständig ediert, nicht im lateinischen Original, sondern in einer bereits zuvor entstandenen volgare-Übersetzung. Lateinische Manuskripte sind lediglich sechs erhalten, zum Teil stark fragmentiert, die volgare-Version dürfte hingegen noch im 16. Jh. mehrfach kopiert worden sein (Villani 1997, I X - X X I ). Was Bandinis De viris claris (bzw. die gesamte Enzy‐ klopädie) betrifft, so wurde diese Schrift laut Hankey 1963 nie gedruckt veröffentlicht, wenngleich sie durch mehrere Manuskripte verbreitet war. Für beide Titel gilt, dass Giovio freilich Zugriff auf Abschriften gehabt haben kann. Gerade Villanis De origine könnte ihm durch seine guten Kontakte nach Florenz zugespielt worden sein. Nichtsdestotrotz erscheint es angesichts der nicht vorhandenen Editionen aber nicht unwahrscheinlich, dass Giovio keine der beiden Biographien zur Verfügung hatte. 9 Buccolicum carmen 12,38-52 (Boccaccio 1914, 109) Diese Passage bzw. die ganze Ekloge wurde in der Forschung immer wieder als ein Beleg dafür herangezogen, dass Boccaccio im Alter seine Werke in Volkssprache ablehnte, insbesondere das Decameron. Neben der problematischen Gleichsetzung von Autor und literarischer seinen unsterblichen Ruhm begründet hätten - gemeint ist hier Petrarcas Dichtung in volgare. 6 Boccaccio wiederum mühte sich, so Giovio, gerade mit Werken in lateinischer Sprache übermäßig ab und betrieb großen Aufwand, um sich durch diese vermeintlich sichereres Ansehen zu verschaffen, während sie nun quasi dahinsiechen und langsam in Vergessenheit geraten würden. Unter Umständen ist darin ein Verweis auf Boccaccios angebliche Ablehnung seiner volkssprachlichen Werke im Alter zu sehen, wie sie schon von dessen Zeitgenossen und ersten Biographen Filippo Villani und Domenico Bandini dargestellt wurde. 7 Allerdings steht zu vermuten, dass Giovio diese angebliche drastische Positionierung Boccaccios expliziter formuliert hätte, hätte er darauf verweisen wollen, schließlich hätte dies gut zu seiner Argumentation (und seiner Vorliebe für Anekdotisches) gepasst. Vermutlich kannte also Giovio die Werke Villanis und Bandinis an sich bzw. deren Inhalt nicht (gut genug) und/ oder hatte keinen Zugriff darauf. 8 Ähnliches wird wohl für eine Passage in der 12. Ekloge von Boccaccios Buccolicum carmen gelten, wo er Aristeus gegenüber Kalliope polemisch seine vormalige Affinität zu Gedichten in volgare als Jugendsünde abtun lässt. 9 Zeitlich und inhaltlich Fortuna, Venus und Raumnot im Jenseits 187 <?page no="188"?> Figur findet hierbei auch ein Zirkelschluss statt hinsichtlich der fälschlichen Datie‐ rung des Decameron als (reines) Frühwerk. S. zu dieser Thematik ausführlich Daniels 2011, hier bes. 437, 440. 10 Castiglione 1528, fol. * ii v -* iii r ; s. dazu auch Tarallo 2014, 35; Giovios Elogium für Castiglione lässt auch darauf schließen, dass er dieses Werk (gut) kannte und hoch‐ schätzte, s. Giovio 1546, fol. 47 v -48 r . Außerdem existiert zumindest ein unedierter Brief Castigliones an Giovio aus dem Jahr 1521, s. Giovio 1956, 361. Freilich kann wiederum Castiglione die Biographien von Villani und/ oder Bandini bzw. Buccolicum carmen 12 gekannt und genutzt haben. 11 Oft auch Genealogie (also mit monophtongierter Pluralendung) genannt, s. dazu Fiaschi 2013, 172-173. 12 Eben diese Qualität der höheren Publikumswirksamkeit sprach Giovio an mehreren Stellen Werken in Volkssprache zu. Vgl. dazu die in Anm. 14 zitierten Passagen. 13 Georges 1913, s.v. „Miletus“ 2,I,c (http: / / www.zeno.org/ nid/ 20002498448, 14.07.2023) Gemeint sind die Μιλησιακά („Milesische Geschichten“) des Aristeides von Milet, eine „Novellensammlung lockeren Inhalts“, die in der Antike sehr beliebt war (Fusillo/ Galli 1996). S. dazu auch Giovio 2006, 34 Anm. 3. näher an Giovios Formulierung liegt ohnehin eine Stelle aus der Einleitung von Baldassarre Castigliones einflussreichem Libro del Cortegiano (1528), in der über Boccaccio gesagt wird, dass er sich im Urteil über sein Opus täuschte und die Texte, welche ihm zur Ehre gereichten, wenig schätzte, während er denjenigen, welche nichts gelten würden, hohen Wert zuschrieb. 10 Castiglione nutzt hier die Begriffe discretione (Feingefühl) und industria (Betriebsamkeit) sowie diligentia (Sorgfalt) und fatica (Mühe), nicht unähnlich also Giovios Formulierungen cum praecipuo ingentique labore (mit außerordentlichem und gewaltigem Aufwand) sowie in Folge accurate potius quam feliciter elaborati (mehr sorgfältig als glücklich ausgearbeitet). Giovio führt dann mit paraphra‐ sierten Titeln die Genealogia deorum gentilium, 11 De casibus virorum illustrium und De montibus, silvis, fontibus, lacubus, fluminibus, stagnis, seu paludibus et de nominibus maris an. Diesen gegenüber stellt er im selben Atemzug das Deca‐ meron, welches schon in „alle Sprachen“ übersetzt worden sei und vom „Volk“, also dem größtmöglichen (alphabetisierten) Publikum, 12 mit Beifall bedacht werde und dessen Ansehen das all seiner anderen Werke übertreffe. Dabei gebraucht er jedoch auch hier nicht den tatsächlichen Titel, sondern spricht von den „Erzählungen der zehn Tage […] in Nachahmung der milesischen Geschichten“, also „schlüpfriger Romane“, wie es Karl Ernst Georges so schön formulierte. 13 Festzuhalten ist an dieser Stelle, dass Giovio kein explizit eigenes Urteil abgibt. Stattdessen referiert er den (vorgeblichen) zeitgenössischen Rezeptionsstatus und insofern das Urteil des „Volks“. Den angeblich weniger beliebten lateinischen Werken gesteht er dabei, wie zuvor erwähnt, zu, dass sie zwar sorgfältig, aber wenig glücklich ausgearbeitet worden seien. Vielleicht 188 Matthias Adrian Baltas <?page no="189"?> 14 An dieser Stelle bietet sich ein kleiner Exkurs zu Giovios Position in der Questione della lingua an: Im Dialogus de viris et foeminis aetate nostra florentibus (Viri et fem. 2,39-49. 110) stellt Giovio seine persona als Verteidiger der lateinischen Sprache dar, die sich aber im Niedergang befinde. Allerdings gestehen die Dialogpartner dem volgare durchaus (zunehmende) Qualität und vor allem potentiell größere Reichweite zu. Für Liebesdichtung sei es aufgrund seiner Leichtigkeit und größeren Grazie im Ausdruck sogar vorzuziehen. Außerdem würde das Schreiben und Formulieren in der Muttersprache grundsätzlich einfacher, flüssiger und natürlicher vonstattengehen. Mit deswegen könne der lateinische Stil antiker Autoren nicht mehr erreicht oder gar übertroffen werden. S. dazu Giovio 2013, 250-258, 324 sowie Zimmermann 1995a, 96-97 zu eben diesen (und weiteren) Passagen. Dazu passt auch ein Brief an Ludovico Domenichi, einen der Übersetzer seiner Werke, vom 12. Juli 1549 (Giovio 1958, 136-137; Epist. 307): Giovio lobt ihn für die Qualität seiner Übersetzungen und merkt an, dass diese gerade in Italien beliebter seien als die lateinischen Originale. S. dazu auch Maffei 2007b, 38-41. Vgl. weiters Giovios Brief an den Dichter Pietro Perondino vom 9. Juli 1552 (Giovio 1958, 238; Epist. 416), wo er volgare-Kompositionen als „cose più facili, più tenere e amorose“ bezeichnet, die im Vergleich zu lateinischen spontaner erfolgen können. 15 Villani 1847, 17-18; Schürer 2017, 326 (zu Bandini); Manetti 2003, 144. 16 Fiaschi 2013, 175. 17 Eine volgare-Fassung von Giuseppe Betussi erschien erst 1547, also ein Jahr nach der editio princeps der Elogia (Fiaschi 2013, 175). umschreibt Giovio deswegen an dieser Stelle Boccaccios De casibus virorum illustrium nicht ganz ohne Hintergedanken mit de […] varietate fortunae. Mög‐ licherweise ist hierin ein Verweis darauf zu sehen, dass Fortunas Wankelmut sich seiner Meinung nach auch auf die Rezeption von Boccaccios Schriften auswirkte, obgleich ein qualitativer Unterschied zwischen den lateinischen und den volkssprachlichen eigentlich nicht gegeben war. 14 Wie stand es aber um die tatsächliche Rezeptionssituation der von Giovio angeführten Werke? Die Genealogia galt zu Boccaccios Lebzeiten (in gelehrten Kreisen) als dessen opus magnum und wird dementsprechend in den Biogra‐ phien Villanis, Bandinis sowie später Manettis an erster Stelle der lateinischen Werke genannt und/ oder sprachlich besonders hervorgehoben, während die volgare-Schriften nur summarisch abgehandelt werden. 15 Die Wirkung dieses enzyklopädischen Götterordnungswerkes bis ins 16. Jh. hinein zeigt sich in Form von zahlreichen Manuskripten sowie später auch gedruckten Editionen. Nachdem 1532 in Basel noch eine lateinische Edition erschien, verlor die Genealogia in Folge jedoch sukzessive an Bedeutung. 16 Giovio verfasste seine Vita also zu einer Zeit, als die Genealogia schon an Status eingebüßt hatte. 17 Was De casibus betrifft, so hätte Giovio die Beschreibung „in die Sprachen aller Völker aufgenommen“ auch auf dieses Werk anwenden können. Schon im frühen 15. Jh. entstanden Versionen in französischer, spanischer und englischer Sprache, Fortuna, Venus und Raumnot im Jenseits 189 <?page no="190"?> 18 Zur Rezeption allgemein s. Romanini 2013, 191; zu Spanien s. Neuschäfer 2014, 103; zu Frankreich s. Neumeister 2014, 71-73; zu Deutschland s. Bertelsmeier-Kierst 2014, 132-135, 152-153 und Zanucchi 2014, bes. 233, 254-255 sowie ausführlich Prechtl 2022, passim (bes. Fazit 131-133). 19 Monti 2013, 183-184. 20 S. o. Anm. 7 sowie Tanturli 2013, 21; Fiorilla 2013, 131. Die Analyse der Manuskripte durch Daniels 2009, 76-101, 126 deutet auf kein gänzlich homogenes Publikum hin, was sich unter anderem anhand der recht unterschiedlich wertig ausgeführten Text‐ zeugnisse zeigt. 21 S. zum intendierten Publikum des Decameron und dessen früher Rezeption in humanis‐ tischen Kreisen Kircher 2019 sowie auch Daniels 2011. 22 Kirkham 2007, 250; Für eine ausführliche Liste und Besprechung der Manuskripte und Editionen s. Daniels 2009, 76-127, 186-199. Mitte des 16. Jh. folgten eine italienische und eine deutsche Übersetzung. Zudem erfuhr das lateinische Original sowohl in Manuskriptform als auch gedruckt früh weite Verbreitung in ganz Europa. Zwar gehörte das Publikum dieser Schrift vor allem gelehrten humanistischen bzw. gerade in Deutschland auch monastischen und später reformatorischen Kreise an, eine gewisse inter‐ nationale Reputation und Rezeption ist ihr jedoch auch zur Lebzeit Giovios nicht abzusprechen. 18 Boccaccios philologisch-geographisches Kompendium De montibus, silvis, fontibus, lacubus, fluminibus, stagnis, seu paludibus et de nominibus maris verdankte seiner Qualität als Nachschlagewerk eine gewisse Popularität, die zu seiner Verbreitung durch (oft nur bestimmte Abschnitte enthaltende) Manuskripte sowie einige Inkunabeln und Frühdrucke führte. 19 Vergleicht man dies alles nun mit der Rolle, welche das Decameron in der ersten Hälfte bis zur Mitte des 16. Jh. (insbesondere in Italien) einnahm, so kommt man wohl nicht umhin, Giovios Urteil in abgeschwächter Form zuzustimmen. Gerade im Bereich dessen, was heute als ‚Belletristik‘ bezeichnet würde, also Literatur, die ein breiteres Publikum anspricht (das von Giovio erwähnte „Volk“), prägte das Decameron Boccaccios Nachruhm maßgeblich. Tatsächlich fand die Novellensammlung vor allem (aber nicht nur) im bürgerlichen Bereich schnell großen Anklang, während sie, wie gesagt, von z. B. Villani und Bandini gar nicht mit Titel erwähnt wurde. 20 Dabei sei freilich nicht verschwiegen, dass der Autor eigentlich gerade auf eine gebildete Leser*innenschaft abzielte, die in der Lage wäre, die Komplexität des Decameron nachvollziehen und anerkennen zu können, und dass schon die Humanisten des 15. Jh. eben dies taten. 21 Die weitreichende Wirkung des Werkes spiegelt sich neben einer Vielzahl an Manuskripten auch in den zahlreichen frühen Editionen wider, im 15. Jh. wurde in Italien kein anderer volgare-Text öfter ediert. 22 Zudem wurde das Decameron schon zu Beginn des 15. Jh. ins Französische übertragen, einige Jahre später auch ins Katalanische übersetzt sowie Mitte des Jahrhunderts (unvollständig) 190 Matthias Adrian Baltas <?page no="191"?> 23 Zur Rezeption in Spanien, die sich vor allem auf höher gebildete Personenkreise beschränkte s. Neuschäfer 2014, 103-104. Die Übersetzung von 1496 wurde bis zur Indizierung 1559 noch vier Mal ediert, nämlich 1524, 1539, 1543 und 1550 --s. Ramírez 2021, 175. Laut Neumeister 2014, 71-73 war das (originale sowie französische) Deca‐ meron in Frankreich bis in die Mitte des 16. Jh. hinein weniger verbreitet als Boccaccios lateinische Texte - inklusive Petrarcas lateinische Übersetzung der Griselda-Novelle. Die erste verlässliche (und erfolgreichere) französische Gesamtübersetzung (im Auftrag der Königin Marguerite von Navarra) wurde dementsprechend erst 1545 veröffentlicht (also kurz vor der editio princeps der Elogia) - s. dazu auch Bertelsmeier-Kierst 2014, 142. Zu Deutschland s. Bertelsmeier-Kierst 2014, 132-137, 146-153. 24 Für Italien nennt Fiorilla 2013, 132 z. B. Giovanni Fiorentino, Giovanni Sercambi und Franco Sacchetti. S. dazu auch Kircher 2019. Vom hier relevanten terminus ante quem 1546 (Erscheinungsjahr der editio princeps der Elogia) ausgehend können außerdem Geoffrey Chaucer (z. B. Keller 2014) sowie teilweise Hans Sachs (z. B. Henkel 2014) angeführt werden. S. auch Kirkham 2007, 250. 25 Sherberg 2019, 188; Kirkham 2007, 252-254; zu Frankreich s. Zimmermann M. 2014, 54-62 und Neumeister 2014, 70-73; zu Deutschland s. Bertelsmeier-Kierst 2014, 132- 135, 141-143, 151-153 und Aurnhammer 2014, 208-210; zu Filostrato bei Chaucer s. Keller 2014, 263-264, 268-275. 26 Zu Giovio und Bembo s. Zimmermann 1995a, 50-51, 117-118, 202. In Giovio 1956 finden sich auch mehrere Briefe an sowie von Bembo, s. ebd. 125 (Epist. 35), 215 (Epist. 94), 357-359. Zu Bembos Prose s. Bembo 1978, 129-131 und 171, 174-175 speziell zum Decameron. Vgl. auch Sherberg 2019, hier bes. 191-194 sowie passim zu Bembos ins Kastilische (eine vollständige Übersetzung folgte 1496). 1476/ 77 wurde die erste deutsche Gesamtübertragung herausgegeben. Gleichwohl waren es zunächst vor allem die lateinischen Übersetzungen einzelner Novellen durch Petrarca, Leonardo Bruni sowie später Filippo Beroaldo, die das Werk über die Grenzen Italiens hinaus bekannt machten. Im 16. Jh. erlangte dann das deutsche Decameron auch aufgrund sinkender Bücherpreise immer größere Be‐ liebtheit, außerdem entstand eine neue, bedeutende französische Übersetzung. 23 So wurden sowohl in Italien als auch in ganz Europa diverse Autoren durch Boccaccios Novellensammlung auf die eine oder andere Weise beeinflusst. 24 Die besondere Stellung, welche Giovio dem Decameron einräumt, resultiert aber nicht vorrangig aus der tatsächlichen Rezeptionssituation, zumal er zahl‐ reiche weitere, einflussreiche und populäre Werke Boccaccios gar nicht anführt, etwa das häufig gemeinsam mit De casibus tradierte De mulieribus claris sowie insbesondere weitere volgare-Titel, beispielsweise Filostrato, Filocolo, Elegia di Madonna Fiammetta oder Corbaccio. 25 Die Bewertung von Boccaccios literari‐ schem Schaffen wurde nämlich einige Jahre vor Abfassung der Elogia von Pietro Bembo, mit dem Paolo Giovio gut bekannt war, in Prose della volgar lingua (1525) nachhaltig geprägt, worin er das Decameron als linguistisches Modell für literarische Prosa quasi kanonisierte und Boccaccio selbst zum besten Prosa-Autor (in Volkssprache) krönte. 26 In der Dichtung habe er sich zwar Fortuna, Venus und Raumnot im Jenseits 191 <?page no="192"?> mutmaßlicher Motivation und seiner doch ambivalenten Meinung zu Boccaccio und dem Decameron. 27 Bembo 1978, 131; Sherberg 2019, 192. 28 Bembo 1978, 129-131; Sherberg 2019, 192. 29 Giovio 1546, fol. 6 v . Vgl. hierzu die in Anm. 14 erwähnten Aussagen Giovios zur (Liebes-)Dichtung in volgare. 30 Ähnlich Giraud 1985, 60-61. 31 S. dazu den sehr hilfreichen Überblick bei Poppi 1988. Zu den Bedeutungsspektren dieser beiden Begriffe s. Kranz 1992 und Georges 1910, s.v. „Schicksal“ (http: / / www.ze no.org/ nid/ 20002084856, 15.07.2023). auch versucht, es sei aber allgemein bekannt, dass er „allein für die Prosa geboren sei“. 27 Bembo war also einer der qui, deren Meinung Giovio im Elogium referiert. Er stellte Boccaccio so in gewisser Weise Petrarca gegenüber, den er als ultimatives Vorbild in der volkssprachlichen Dichtung anführte. 28 Auch hierin dürfte Giovio ihm gefolgt sein, wenn er in Bezug auf Petrarca schreibt, dass er insbesondere im Bereich der Liebesdichtung als „erster und letzter (i.-e. bester)“ anzusehen sei, aufgrund der „Reinheit, Brillanz und Lieblichkeit“ seiner lyrischen Werke. 29 Wie oben erwähnt, seien es dann auch diese Gedichte und nicht sein lateinisches Epos gewesen, die ihm ewigen Ruhm einbrachten. Bei seiner Beschreibung der „Erbaufteilung“ in der Boccaccio-Vita stuft Giovio Petrarca zwar als den „Lateiner“ unter den dreien ein, gerade dabei handelte es sich aber um ein (fälschlich) selbstgewähltes Schicksal, da er die Volkssprache als zu wenig wertig eingeschätzt habe. Für seine Darstellung von Boccaccios Schaffen und dessen Bewertung kom‐ biniert Giovio also das Urteil Bembos sowie die Passage bei Castiglione zu einer (mehr oder weniger) kohärenten Erzählung. Zudem erlaubt ihm diese dramatisierte Darstellung einer vermeintlichen Vorrangstellung des Decameron innerhalb von Boccaccios Werk, die Macht der mehrfach erwähnten Fortuna noch stärker herauszustreichen. Speziell in Bezug auf seine Novellensammlung war der Autor laut Giovio von Fortuna begünstigt und nutzte insofern die ihm zugedachte Begabung für volkssprachliche Prosa aus, nahm dadurch sein Los zumindest teilweise an, obgleich er sich, quasi Fortuna zum Trotz, auch an lateinischen Werken versuchte, wobei er dabei einer Täuschung erlag, die wiederum durch sein Schicksal bedingt gewesen sein soll. Diese Zusammenhänge muss man mindestens als komplex, wenn nicht gar als pa‐ radox bezeichnen. 30 Der Befund kann insofern auch als symptomatisch für das (versuchte) Verständnis der bzw. den Umgang mit den Begriffen fatum und fortuna im Humanismus angesehen werden. 31 Zugrunde liegt bei Giovio die Annahme, dass der christliche Gott die Fortuna üblicherweise willkürlich walten 192 Matthias Adrian Baltas <?page no="193"?> 32 Giraud 1985, 52-53. 33 S. dazu auch Zimmermann 1995a, 281. 34 Giraud 1985, 57-60; Laut Zimmermann 1995a, 275-276 entsprach Giovios Verständnis dieses Begriffs eher dem antiken Gebrauch und sollte weniger mit ‚Tugendhaftigkeit‘ als mit ‚Intelligenz‘, ‚Charakter(stärke)‘ und ‚Talent‘ übersetzt werden. 35 Velli 2013, 55; https: / / www.museionline.info/ tipologie-museo/ chiesa-dei-santi-jacopo -e-filippo-certaldo (17.07.2023). 36 Velli 2013, 55; https: / / www.enteboccaccio.it/ s/ ente-boccaccio/ page/ boccaccio-tomba (17.07.2023); https: / / lavocedinewyork.com/ travel/ 2018/ 11/ 14/ il-mistero-della-tomba-di -boccaccio-tra-le-ombre-di-certaldo-alto/ (17.07.2023). 37 Parmiggiani 2017; https: / / www.wga.hu/ html_m/ r/ rustici/ boccacc1.html (17.07.2023); Giovio kannte das Grabmal (und insofern das Epitaph) offenbar aus eigener An‐ schauung, wie er am 16. Jänner 1545 in einem Brief an Pier Vettori schreibt, den er darin unter anderem um die Abschrift von Boccaccios Grabinschrift bittet (Giovio 1958, 7; Epist. 203). lässt, jedoch bisweilen korrigierend eingreifen kann. 32 Die Auffassung, dass der menschliche Verstand aus eigener Kraft daran nichts zu ändern vermag, spiegelt sich auch in Giovios Devise Fato prudentia minor wider. 33 Allerdings kann ein unterstützendes Eingreifen Gottes durch herausragende virtus erreicht werden bzw. kann dadurch Fortuna selbst zum Einlenken bewogen werden. Außerdem können Klugheit und Voraussicht dabei helfen, das eigene Schicksal bis zu einem gewissen Grad zu erkennen und damit umzugehen/ dieses anzunehmen/ darauf zu reagieren. 34 Giovio zufolge ist Boccaccio dies durch die Abfassung des Decameron jedenfalls gelungen. Er konnte sein günstiges Schicksalslos, das sich in einem entsprechenden Talent niederschlug, nutzen und eventuell war es (in Giovios Vorstellung) gerade dieses Exempel seiner virtus, das schließlich dazu führte, dass Fortuna in Folge die Rezeption des Werkes positiv beeinflusste - eine Gunst, die seinen lateinischen Schriften ja angeblich nicht zu Teil wurde. Unausweichlich war jedenfalls das Schicksal, welches Boccaccio mit 62 Jahren (im Jahr 1375) ereilte und dazu führte, dass er in der „größten Kirche“ Certaldos bestattet wurde. Diese kann mit Santi Michele e Jacopo identifiziert werden, später umgeweiht zu Santi Jacopo e Filippo - unter diesem Namen ist sie auch heute noch bekannt. 35 Aufgrund der Verwüstung der Kirche und des Grabes im Zuge von Parteikämpfen nur wenige Jahre danach bzw. spätestens durch eine Umbettung Ende des 18. Jh. an einen nicht mehr bekannten Ort gingen die sterblichen Überreste Boccaccios verloren und die originale Bestattungssi‐ tuation lässt sich heute nicht mehr eindeutig nachvollziehen. 36 Bei dem von Giovio erwähnten marmornen Abbild handelt es sich um eine Büste, die 1503 von Gian Francesco Rustici angefertigt wurde. 37 Laut Victoria Kirkham und Giuseppe Velli ist an der Wand neben der Büste auch noch die ursprüngliche Fortuna, Venus und Raumnot im Jenseits 193 <?page no="194"?> 38 Kirkham 2007, 244; Velli 2013, 55. 39 Diese Angabe findet sich schon bei Villani und Bandini, s. Villani 1997, 203, 377. S. z. B. auch Kirkham 2007, 244 und Velli 2013, 54. 40 Für eine detaillierte Darstellung dieser Aspekte s. den Eintrag in Giovio/ Latomus 2024 unter https: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ node/ 114 (25.07.2023). 41 Den Besuch am Grab erwähnt Boccaccio selbst in einem Brief an Petrarca, s. Frings 1998, 89 Anm. 4 mit Verweis. Auch Villani 1997, 375 beschreibt diesen Besuch und gibt sogar an, dass Boccaccio dadurch dazu inspiriert worden sei, sich den Musen, also der Dichtung/ Literatur, hinzugeben. Zum so genannten Vergil-Epitaph und dessen Tradition und Rezeption s. ausführlich Frings 1998. 42 Suet. Vita Verg. 36 (Suetonius 2014); Die deutsche Übersetzung stammt von mir. Grabinschrift zu finden. 38 Diese ist bei Giovio direkt anschließend an das Prosa- Elogium abgedruckt, wobei er unerwähnt lässt, dass sie von Boccaccio selbst verfasst wurde: 39 Boccaccios Autoepitaph Mit der lokalen Deixis, der Bezugnahme auf das Grabmal sowie den Leichnam, der Nennung des Namens und des Herkunftsortes, der Antithese zwischen vergänglichem Körper und unsterblicher Seele etc. weist Boccaccios Epigramm zahlreiche epitaphientypische Merkmale auf. 40 Während diese freilich für sich sowie in diversen Kombinationen generell gebräuchliche Motive darstellen, lässt die konkrete Komposition Boccaccios an ein bestimmtes Vorbild denken. Als großem Bewunderer Vergils, der zudem noch dessen Grab besuchte, muss ihm dessen vermeintliches Epitaph, wie es in der Sueton-Donat-Vita überliefert bzw. in spätantiken und mittelalterlichen Quellen in verschiedenen Varianten und Variationen zu finden ist, ein Begriff gewesen sein: 41 Mantua me genuit, Calabri rapuere, tenet nunc - - Parthenope. Cecini pascua rura duces. - - (Mantua brachte mich hervor, Kalabrien raubte mich, nun birgt mich Parthenope. Ich besang Weiden, Felder, Anführer.) 42 Meiner Meinung nach lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit des zweiten Disti‐ chons bei Boccaccio mit der Vergil zugeschriebenen Grabinschrift erkennen: Mittels eines Asyndeton werden Herkunft und Abstammung sowie Werk & Wirken prägnant aufgezählt. Anstelle des Verbs genuit gebraucht Boccaccio das Substantiv genitor, wobei letzterer Ausdruck in diesem Zusammenhang so ungewöhnlich ist, dass er, in Verbindung mit dem Versanlaut „M“, schnell an das 194 Matthias Adrian Baltas <?page no="195"?> 43 Eine entsprechende Filtersuche im Corpus der Gedichte bei Giovio und Latomus ergibt nur einen Treffer für genitor, eben im Boccaccio-Epitaph. Weiters findet sich zwei Mal genitrix, einmal in Bezug auf die Jungfrau Maria in einem Epigramm für Jacopo Sannazaro und einmal in einem Gedicht für Giovanni Benedetto Lampridio, dort - passenderweise - in Bezug auf die (personifizierte) Stadt Mantua, die so als Mutter Vergils angesprochen wird. S. die Ergebnisse der Suche in Giovio/ Latomus 2024 unter h ttps: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ epigramme? text-filter=genit&author_dece ased=&field_translation_from_greek=All (25.07.2023). 44 Vgl. bei den jeweiligen Einträgen in Giovio/ Latomus 2024 über den Reiter „Intertextu‐ alität“: das zweite Distichon von Niccolò Majoranos Epitaph für Bessarion (https: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ node/ 147), das zweite Distichon von Latomus’ Epitaph für Theodorus Gaza (https: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ node/ 157) sowie das erste Distichon bzw. vor allem den Anfang von Antonio Vaccas Epitaph für Giovanni Battista Pio (https: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ node/ 555, jeweils 25.07.2023). 45 Auch Velli 2013, 55 sieht dies ähnlich. so genannte Vergil-Epitaph denken lässt. 43 Statt dreier geographischer Angaben führt er den „Urheber“ seines weltlichen Lebens sowie seinen Heimatort an, was freilich damit zusammenhängt, dass er in Certaldo auch bestattet wurde. Boccaccio fasst außerdem alle Informationen in nur einem anstelle von zwei Trikola zusammen, die Angabe zu seinem literarischen Schaffen folgt dabei ebenso zum Schluss, differenziert aber nicht zwischen seinen (deutlich zahlrei‐ cheren) Werken. Freilich finden sich auch im Giovio-Latomus-Corpus eine Handvoll Epigramme, die in der Wortwahl teils noch deutlichere Parallelen zum angeblichen Vergil-Epitaph aufweisen, mitunter geradezu Nachahmungen darstellen. 44 Das mindert aber mitnichten die Wahrscheinlichkeit der Referenzen in Boccaccios Autoepitaph, wie sie soeben erläutert wurden, zumal die allgemein bekannte Affinität des Autors für Vergil eine gewisse Bezugnahme mit nahe‐ legt. 45 Vor dem Hintergrund der Darstellung von Boccaccios literarischem Schaffen in Giovios Vita, fällt weiters noch ein bestimmter Aspekt des Epitaphs ins Auge, der vermeintlich Aufschluss über des Autors eigene Bewertung seiner Werke geben könnte. Dabei würde sich hier vor allem die Frage stellen, wie der Begriff poesis, der zudem den Abschluss des Gedichts bildet, zu verstehen ist. Es mag vielleicht verlockend sein, hierin einen Widerspruch zu Giovios Befund und insbesondere zur Meinung der zuvor erwähnten qui zu sehen, da Boccaccio just in seinem Autoepitaph vermeintlich seine lyrischen Werke (und nicht die Prosa) zum Fokus seiner literarischen Bemühungen machte. Tatsächlich jedoch wird Boccaccio mit seiner Formulierung gerade fiktionale, allegorische Prosawerke wie das Decameron mitgemeint haben, darauf lässt zumindest seine Fortuna, Venus und Raumnot im Jenseits 195 <?page no="196"?> 46 S. dazu ausführlich Lummus 2015, bes. 65-67, 69-72. Darüber hinaus könnte man das Decameron auch als eine Art Prosimetrum bezeichnen, da die Tagesabschlüsse immer durch eine Ballade markiert werden (Lummus 2015, 80; Forni 2015, 55). 47 Zu Werkcharakter und Intention von De montibus s. z.-B. Cachey 2013. 48 So versteht zum Beispiel Velli 2013, 54-55 (auf Basis der Übersetzung von Bergin 1981, 64) poesis allgemein als Literatur. 49 Abgesehen von gelegentlichen Adjektivattributen nimmt Giovio kaum jemals ausführ‐ licher auf die Epitaphien Bezug. Ausnahmen bilden hier z. B. die Viten für Girolamo Savonarola und Filippo Decio - s. dazu die Beiträge von Alex Seidl bzw. Jan de Jong in diesem Band. 50 S. eine Liste von Mirteos Epigrammen in den Elogia (mit Verlinkungen zu den Ge‐ dichten) in Giovio/ Latomus 2024 unter https: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ no de/ 89 (20.07.2023). Für detaillierte Analysen zu Topoi, Kommunikationssituation etc. s. den Eintrag zu diesem Epigramm ebd. unter https: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ w eb/ node/ 115 (20.07.2023). Für mehr Details zu Pietro Mirteo s. den Beitrag von Claudia Tarallo in diesem Sammelband. Sie geht dort auch auf das Gedicht für Boccaccio ein, unabhängig voneinander decken sich unsere Beobachtungen weitgehend. Definition des Begriffs poesis in Buch 14 der Genealogia schließen. 46 Der Begriff kann zudem so weit gefasst verstanden werden, dass auch die Genealogia selbst und De casibus darunterfallen, insofern Mythen und andere (allegorische) Erzählungen wichtige Bestandteile derselben ausmachen. Für das dritte von Giovio angeführte Werk, De montibus, kann dies wohl nicht unmittelbar geltend gemacht werden, wobei Boccaccio es aber gerade zum besseren Verständnis (antiker) literarischer und dementsprechend oft fiktionaler/ allegorischer Texte verfasst hat. 47 Jedenfalls ist der Werkbezug am Ende des Autoepitaphs also recht allgemeiner Natur und ein Fokus auf tatsächlich lyrische Werke nicht zu argumentieren, was auch den ‚Widerspruch‘ mit Giovios Darstellung auflöst. 48 Zurück zur Gesamtbetrachtung des Ensembles von Prosavita und Vers- Epigrammen: Die intratextuelle Verbindung zwischen Biographie und Grabin‐ schrift beschränkt sich auf den erwähnten Verweis auf die Bestattungssituation, wie ihn Giovio üblicherweise macht, wenn er das tatsächliche Epitaph zitieren kann. Darüberhinausgehend lässt sich keine Bezugnahme Giovios auf die Grabinschrift bzw. deren Inhalt feststellen. 49 Mirteos Epitaph Wenig überraschend zeigt sich bei der Betrachtung des zweiten Epigramms, das sich im Anschluss an die Boccaccio-Vita findet, ein deutlich reicherer Befund an Bezügen. Hierbei handelt es sich um ein im Stile eines Epitaphs verfasstes Gedicht des Pietro Mirteo, der insgesamt 21 Epigramme zu Giovios Sammlung beitrug: 50 196 Matthias Adrian Baltas <?page no="197"?> 51 Wie ungewöhnlich diese Konstellation ist, zeigt sich auch daran, dass im gesamten Epigramm-Corpus der Elogia eine solche Umkehrung nur noch ein zweites Mal vorkommt, dort allerdings als Dialog zwischen dem Grabmonument/ der Grabinschrift mit dem Wanderer. Es handelt sich dabei um Bernardino Dardanos Epitaph für Giasone del Maino, s. in Giovio/ Latomus 2024 den Reiter „Kommunikatonssituation“ unter h ttps: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ node/ 366 (21.07.2023). Im Gegensatz dazu finden sich 41 Fälle, in denen ein Wanderer durch das Grabmonument „angesprochen“ wird sowie fünfzehn, in denen der Verstorbene den Wanderer adressiert. s. dazu die Suchergebnisse ebd. unter https: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ epigramme ? text-filter=&author_deceased=&kommunikation%5B429%5D=429&kommunikation% 5B244%5D=244&field_translation_from_greek=All bzw. https: / / paologiovio.univie.ac. at/ current/ web/ epigramme? text-filter=&author_deceased=&kommunikation%5B428% 5D=428&kommunikation%5B244%5D=244&field_translation_from_greek=All (jeweils 21.07.2023). 52 Das freilich immer unter der Voraussetzung, dass Mirteo den Inhalt des Elogiums vorab kannte. Allein der hohe Grad an intertextueller Relation macht das in diesem Fall sehr wahrscheinlich. Tarallo 2014, 26 ist ähnlicher Ansicht. Minonzio 2012b, 28-29 argumentiert hinsichtlich der Kriegsleute-Elogia, dass deren diskontinuierliche Erstellung einer Vorab-Zusendung an die Dichter widerspreche. Das dürfte aber bei den El. lit. nicht zutreffen und ebd. 44-45 räumt er auch ein, dass die Texte durchaus Hinweise dafür bieten, dass Giovio ‚seinen‘ Poeten zumindest Hinweise und/ oder grobe Skizzen zukommen ließ. Mit den rhetorischen Fragen in den ersten zwei Versen bezieht sich Mirteo direkt auf das Autoepitaph, wo die ‚erfragten‘ Informationen gegeben werden: Die sterblichen Überreste verbleiben in Boccaccios Grab, sie sind also weiterhin topisch-deiktisch ‚hier‘, während die (unsterbliche) Seele sich zu den Sternen/ in den Himmel aufgemacht hat bzw., in Boccaccios Formulierung, bereits „vor Gott sitzt“. Imaginiert wird also die ungewöhnliche Kommunikationssituation, dass ein ‚Wanderer‘ (üblicherweise Adressat in Grabinschriften), vor dem Grab steht und mit dem Verstorbenen spricht, während bzw. ‚indem‘ er dessen Epitaph liest. 51 Die dritte rhetorische Frage betrifft allerdings nichts mehr, was Inhalt der Grabinschrift ist, sondern die Bewertung von Boccaccios Werk und insofern auch Giovios Vita. 52 Dabei geht er zunächst darauf ein, wer überhaupt ein qualifiziertes Urteil über den Wert dieses literarischen Opus’ treffen kann. Der imaginierte Wanderer spricht sich selbst diese Fähigkeit ab und gesteht sie ebenso niemand zu, der in der toskanischen Volkssprache und dem Lateinischen besonders versiert sei. Vielmehr stünde das Urteilen Cupido oder Venus zu, da speziell sie es seien, die, wohl unabhängig von der Textsprache, erbauliche Inhalte sowie Leichtigkeit und Eleganz im Ausdruck zu schätzen wissen. Die Klimax im Trikolon der designierten Richter stellt aber die „ganze Welt“ dar, die freilich metonymisch für die darin lebenden Menschen steht. Gerade für diese nämlich würden die Liebesgottheiten existieren, welche hier auch metonymisch Fortuna, Venus und Raumnot im Jenseits 197 <?page no="198"?> 53 Bei Catull (Catullus 1973) findet sich libellus unter anderem gleich in carmen 1 sowie Veneres Cupidinesque in den carmina 3 und 13, alle drei Gedichte sind außerdem in Elfsilblern verfasst. Martial (Martialis 2006) verwendet den Ausdruck libellus in seinen Epigrammen quasi passim in Bezug auf sein Werk, so schon im einleitenden Brief. Die Veneres Cupidinesque treten dort passenderweise jeweils auch in Hendekasyllabi auf, nämlich 9,11 und 11,13. 54 Um nur einige Beispiele zu nennen: Ov. Am. 1,epigr. ; 8,5; 12,7 (Ovidius 2006); Ov. Pont. 1,1,3; 1,5,71; 3,1,43 (Ovidius 1990); Ov. Trist. 1,7,19; 2,1; 4,1,1; 5,1,1 (Ovidius 1995). 55 Diese Formulierung ist, wie die entsprechende im Prosa-Elogium, insofern vage ge‐ staltet, als dass offenbleibt, ob das Decameron nicht generell a l l e existierenden Werke an Anmut überragt. Selbstverständlich ist es schon kontextuell naheliegend, dass es lediglich um den Vergleich mit Boccaccios eigenem Schaffen geht. Dennoch wird so noch einmal mehr diese besondere Eigenschaft der Novellensammlung hervorgehoben. für Anmut, Grazie, Reize, Leidenschaften etc. stehen. Bereits die Definition der befähigten Richter stellt also schon ein Urteil über die besonders lobenswerten Aspekte von Boccaccios Opus dar, das durch die abschließenden Verse noch bekräftigt wird. Sein „Büchlein“ sei nämlich nach Meinung der zuvor genannten Liebesgottheiten (bzw. auch durch diese), „schmuckvoller“ und „eleganter“ als alle übrigen „Büchlein“. Aus den gerade skizzierten Formulierungen lässt sich recht eindeutig erschließen, dass Pietro Mirteo Boccaccios Werke mit elegischem und/ oder erotischem, möglichst behänd formuliertem Inhalt als besonders bedeutend ansah. Neben diesen inhaltlichen Hinweisen per se, weisen z. B. auch der Ausdruck libellus, die Formulierung Veneres Cupidinesque und die Wahl des Versmaßes (Hendekasyllabus) in diese Richtung, indem sie als Bezüge insbesondere auf Gedichte Catulls und Martials gesehen werden können. 53 Freilich handelt es sich gerade bei der Bezeichnung des eigenen Werkes als „Büchlein“ um einen verbreiteten Bescheidenheitstopos, der etwa auch von Ovid häufig genutzt wurde, nicht nur in seinen elegischen Amores, sondern auch in den Tristia sowie den Epistulae ex Ponto. 54 Da Mirteo jedoch nicht von seinem eigenen Werk spricht, ist hier die Metaebene des inhaltlichen Bezuges auf die zuvor genannten Autoren als relevanter anzusehen. Auffällig ist dabei jedoch, dass in v. 3, wo die Frage nach dem Ruhm aufgebracht wird, noch von „Büchlein“ im Plural die Rede ist, während es in v. 10 ein einzelner libellus ist, der alle anderen an Anmut, Leichtigkeit und Leidenschaft überragt. 55 Bei der linearen Lektüre, also zuerst Prosavita, dann Epigramm(e), kommt da sogleich das Decameron in den Sinn. Wie bei Giovio im Elogium ist es aber auch hier (vorgeblich) nicht Mirteo selbst, der diese Bewertung vornimmt, sondern die Leserinnen und Leser von Boccaccios Werken. Als Richter über den Ruhm des eigenen Schaffens disqualifiziert wird hingegen in beiden Fällen der Autor. Bei Giovio geschieht dies, wie erwähnt, durch den Verweis darauf, dass Boccaccio vom Schicksal in seiner Selbsteinschätzung getäuscht wurde. 198 Matthias Adrian Baltas <?page no="199"?> 56 Jedenfalls muss es sich zumindest um einen Gelehrten handeln, der die Qualitäten der „sorgfältig“ verfassten lateinischen Werke tendentiell mehr zu schätzen wusste. Für diese Anmerkung danke ich Snezana Rajic. 57 Zu Latomus’ Epigramm-Poetik s. den Beitrag von Veronika Brandis in diesem Band. Mirteo nennt ihn zwar nicht explizit beim Namen, jedoch scheint es nicht unwahrscheinlich, dass bei Lydiusve linguae cultor patriae et aemulus Latinae (ein lydischer Verehrer der heimischen Sprache und Anhänger der lateinischen) Giovanni Boccaccio (mit)gemeint ist, zumal explizit von einer Person die Rede ist, die eine Affinität für beide Sprachen hat und die außerdem außerhalb der Menge des totus orbis, also quasi der breiten Masse, stehen muss. 56 In Mirteos Gedicht wird jedoch auf diese Weise, ebenso wie in Giovios Vita, keine Wertung im Hinblick auf die grundsätzliche literarische Qualität der lateinischen wie volkssprachlichen Produktion Boccaccios vorgenommen. Gewisse inhaltliche und stilistische Eigenschaften, mit denen der größere Publikumserfolg der volgare-Werke begründet wird, werden von Mirteo zwar hervorgehoben, ohne dabei aber Boccaccios lateinisches Schaffen zu diskreditieren. Latomus’ epideiktisches Epigramm Einen anderen Fokus und somit auch weniger offensichtliche Bezüge auf das Prosa-Elogium bzw. die vorausgehenden Epigramme weist der poetische Beitrag des Johannes Latomus auf, mit deswegen, weil hier ein anderes Werk im Mittelpunkt steht: Latomus lässt den verstorbenen Boccaccio mit Merkur in Dialog treten, der gerade dabei ist, ihn ins ‚gewöhnliche‘ Jenseits zu überführen. Er beschwert sich darüber, dass ihm offensichtlich der Eingang in himmlische Sphären verweigert wird, obwohl er sich doch um die paganen Gottheiten so verdient gemacht habe, wobei er auf sein monumentales Götterordnungswerk Genealogia deorum gentilium anspielt. Der Götterbote entgegnet ihm jedoch, dass er diesen Um‐ stand selbst zu verantworten habe, da der göttliche Hof seinetwegen derart überfüllt sei, dass für ihn kein Platz mehr übrigbliebe. Augenscheinlich ist hier also, dass Latomus nicht das Decameron, sondern eben die Genealogia ins Zentrum von Boccaccios Schaffen und auch von dessen Selbstverständnis rückt, wenngleich das freilich auf sehr launige Weise geschieht. Der vornehmliche Zweck dieses Epigramms ist wohl die Zurschaustellung von Latomus’ argutia - meiner Meinung nach durchaus erfolgreich. 57 Außerdem kann man dem Kleriker Latomus vermutlich unterstellen, dass er ungern ein derart frivoles Buch wie das Decameron zum Thema machen bzw. durch eine Referenzierung die Lektüre desselben zugeben wollte. Nichtsdestotrotz lassen sich einige intratextuelle Fortuna, Venus und Raumnot im Jenseits 199 <?page no="200"?> 58 Solomon 2013, 235 Anm. 3. 59 Zugleich kommt Lukians (Lucianus 1974) „Götterversammlung“ (Θεῶν Ἐκκλησία) in den Sinn, wo Momus darüber klagt, dass der Himmel mit diversen fremden (Halb)Göt‐ tern vollgestopft sei, die gar nicht zur Anwesenheit berechtigt wären. Bezüge finden. Naheliegend ist, dass Giovio in der Vita die Genealogia als erstes (und wichtigstes) Beispiel für Boccaccios lateinische Produktion nennt, in die er angeblich seine Hoffnung auf fortdauernden Ruhm (und insofern gewisser‐ maßen ewiges Leben) gelegt habe. Dort ist es die mangelnde Wertschätzung des Publikums, welche die Erwartungen des Certaldeser Autors unerfüllt bleiben lässt. In Latomus’ Epigramm hat sich Boccaccio den Weg zu den Sternen eben durch dieses Werk verbaut, welches ihm denselben ebnen sollte. In der Rolle des ‚Götterordners‘ wird ihm also nicht die gleiche Anerkennung zuteil wie dereinst Hesiod. Tatsächlich umfasst Boccaccios Genealogia 723 Einträge, wobei sich die Gesamtzahl der erwähnten mythologischen Gestalten, Kreaturen und Fabeln auf 1966 beläuft. 58 Auf Giovios Urteil aufbauend könnte man sagen, dass Boccaccio hier zu sorgfältig vorgegangen ist. Das Bild, welches Latomus mit den letzten vier Versen evoziert, dürfte bei Betrachtung dieses Werkes also nicht allzu fern liegen. 59 Latomus knüpft außerdem in seiner satirischen Darstellung an die postmortalen Zustände an, die im Autoepitaph und in Mirteos Epigramm beschrieben werden. Der durch seine Grabinschrift sprechende Boccaccio behauptet vollmundig, dass seine Seele, mit seinen Verdiensten geschmückt, bereits vor Gott säße. Pietro Mirteo wiederum lässt einen imagi‐ nierten Wanderer mit dem Autoepitaph kommunizieren und die Information erlangen, dass Boccaccios Seele „zu den Sternen strebte“ - pedantisch betrachtet bedeutet das nicht, dass sie auch wirklich dort angekommen ist. Diese Situation zeigt sich bei Latomus, wo Boccaccios Seele an der Schwelle zum Jenseits steht, jedoch das eigentliche Ziel, den Himmel bzw. die Sterne, wie es auch hier heißt, nicht erreichen kann. Der vordergründige, rein praktische Grund, der dafür im Gedicht von Merkur angegeben wird, wurde bereits besprochen. Darüber hinaus manifestiert sich in Boccaccios Aussagen in diesem Dialog möglicherweise auch ein anderer Aspekt, der auf die Motivation des Epigramm-Autors Johannes Latomus weisen könnte, ihm schlussendlich die Sterne/ den ewigen Ruhm zu ‚verweigern‘. In seinem Werk De casibus virorum illustrium, welches ja auch in Giovios Prosa-Elogium erwähnt wird, behandelt Boccaccio moralisierend die Schicksale historischer und mythischer Persönlichkeiten, die, wie er selbst in Latomus’ Gedicht, ihr Leid beklagen. Der höchsten Instanz der Fortuna kann darin niemand entgehen, allerdings kann virtus in Kombination mit Bescheidenheit im Umgang mit ihr Abhilfe leisten, während Stolz und das damit 200 Matthias Adrian Baltas <?page no="201"?> 60 Zur Fortuna in De casibus s. Marchesi 2013, bes. 246-249; Zanucchi 2014, bes. 230-233. 61 S. zu dieser Praxis des Johannes Latomus den Beitrag von Snezana Rajic in diesem Band. 62 Fatum und fortuna spielen auch in Giovios Viten für Angelo Poliziano und Thomas Morus eine Rolle, s. dazu die Beiträge von Tobias Dänzer bzw. Katharina-Maria Schön. verbundene Festhalten an irdischen Gütern das Gegenteil bewirken. 60 Da es sich bei De casibus, wie dargelegt, um ein in Europa durchaus weit verbreitetes Werk handelte, könnte man annehmen, dass Latomus dieses wenigstens teilweise kannte. Insofern stellte dies vielleicht die Inspiration dazu dar, Boccaccio selbst für die alles andere als bescheidene Annahme, dass ihm der Einlass in den Himmel gebühre (was im Autoepitaph sogar als erfüllte Tatsache formuliert ist), zumindest mit einem etwas satirischen Epigramm zu bedenken und ihm auf diese Weise literarisch die Unsterblichkeit vorzuenthalten. Fazit Giovio beschränkt sich im Prosa-Elogium (wie so oft) hinsichtlich biographi‐ scher Details auf kurze Angaben zur Herkunft sowie etwas ausführlichere Informationen zum Ableben des Gelehrten, mittels derer er zum (Auto)Epitaph überleitet. Sein Hauptaugenmerk legt er auf die Positionierung Boccaccios als ‚Schlussstein‘ der Trias mit Dante und Petrarca und die Frage der Bewertung seines literarischen Schaffens. Immer wieder bringt er dabei das Schicksal als maßgeblichen Protagonisten ins Spiel. Trotz seiner poetischen Irrungen vermochte es Boccaccio, seine literarische virtus durch das Decameron zu beweisen, sich auf diese Weise Fortuna gnädig zu stimmen und sich so schluss‐ endlich ‚Unsterblichkeit‘ durch Nachruhm zu sichern. Pietro Mirteos Epigramm zeigt zwar eindeutige Bezüge auf sowohl Boccaccios Autoepitaph als auch Giovios Vita, nimmt die Schicksals-Thematik jedoch nicht mit auf. Dies tut dann allerdings (implizit) Johannes Latomus. In seinem Gedicht erwähnt er das Schicksal zwar nicht namentlich, doch gibt er der Hoffnung des Schriftstellers auf ruhmvolle Unsterblichkeit einen satirischen Twist. Dieses (fiktive) Resultat seiner Mühen hat Boccaccio selbst zu verantworten, sowohl auf der ebenfalls fiktiven Ebene des Epigramms als auch wohl realiter, da er sich das Schicksal nicht gewogen machte. Im Gegensatz zu Giovios Vita (und dem Autoepitaph) geht die Geschichte bei Latomus für Boccaccio also nicht gut aus. Der flämische Editor und Autor wählte in diesem Fall einen recht kreativen und durchaus amüsanten Weg, seine poetische Beigabe nicht nur an die Vita, sondern auch an die bereits vorhandenen Epigramme anzuknüpfen. 61 So entsteht ein aufeinander aufbauendes System intratextueller Bezüge, in dem Fortuna beinahe das erste, jedenfalls aber das letzte Wort hat. 62 Fortuna, Venus und Raumnot im Jenseits 201 <?page no="202"?> 63 Vgl. Tarallo 2014, 30, 35-37. 64 Wie erwähnt, begründet Tarallo 2014, 29 dies damit, dass es Giovio wohl gerade wegen der zahlreichen und allgemein bekannten Biographien nicht notwendig erschien, mehr Informationen zu bieten. 65 Solerti 1904, 679; s. auch die Auflistung bei Daniels 2019, 79. 66 Solerti 1904, 694, 698-699. Foresti und der Anonymus geben als Alter 42 an, der Fehler resultiert wohl aus einer Verschiebung der Angabe in römischen Ziffern, von LXII zu XLII. 67 Daniels 2019, 79-80. 68 Solerti 1904, 697. Exkurs Wie dargelegt, basiert Giovios Darstellung maßgeblich auf Castigliones Corte‐ giano sowie Bembos Prose. 63 In gewisser Weise könnte man das Prosa-Elogium hinsichtlich der Bewertung von Boccaccios Schaffen als ‚Antwort‘ auf die früheren Viten bzw. ‚Aktualisierung‘ derselben sehen. Gleichwohl lässt sich die Frage, welche Quellen Giovio für die Informationen zu Boccaccios Leben (und Sterben) genutzt haben könnte, nicht einfach beantworten. Die spärliche Biographie in den Elogia bietet wenig Material, um Vergleiche zu ziehen. 64 Die Argumente, welche wahrscheinlich gegen die Schriften Villanis und Ban‐ dinis als Vorbilder sprechen, wurden weiter oben angeführt. Vernachlässigt werden können schon auf Basis ihres Inhalts wohl auch die ‚Viten‘ Leonardo Brunis (1436), Sicco Polentons (ca. 1437), Fra Jacopo Filippo Forestis (1483) und die anonyme, welche einer Edition des Speculum historiale (1494) beigefügt wurde. Bruni gibt an, keine Details zu kennen und verliert daher nur ein paar flüchtige Worte zu Boccaccios Werk. 65 Foresti und der Anonymus nennen zwar Certaldo und das (falsche) Sterbealter, liefern ansonsten aber vor allem eine Liste von Boccaccios opera, bei Polenton findet sich quasi nur letztere. 66 Deutlich umfassender ist Girolamo Squarzaficos Vita, die er für eine Edition des Filocolo von 1472 verfasste. Sie wurde in Folge bis 1600 noch neun wei‐ teren Editionen dieses Werkes sowie fünf Decameron-Ausgaben vorangestellt, dementsprechend groß war ihre Reichweite. 67 Ein eindeutiger Widerspruch zu den von Giovio gemachten Aussagen findet sich darin nicht, wenngleich die Informationen zur Bestattungssituation gleich am Anfang gegeben werden, ebenso die Erwähnung des Autoepitaphs, wobei dieses erst am Ende zitiert wird. Die Auswahl der genannten Werke zeigt, dem Buchkontext entsprechend, eine stärkere Gewichtung hinsichtlich Boccaccios volgare-Produktion, von den lateinischen wird nur die Genealogia namentlich erwähnt, dafür aber als Hauptwerk hervorgehoben. 68 Weiters erschien 1545, ein Jahr vor der editio princeps der Elogia, Giovanni Betussis Übersetzung von De mulieribus claris, 202 Matthias Adrian Baltas <?page no="203"?> 69 Boccaccio 1545, s.p. (zu Buchanfang, vor dem Index eingeordnet). 70 S. o. Anm. 7. 71 Manetti 2003, 289. Die Angabe zu den nicht vorhandenen Inkunabeln und Cinquecen‐ tinen entstammt der Recherche in den einschlägigen Datenbanken https: / / www.gesam tkatalogderwiegendrucke.de/ GWDE.xhtml, https: / / data.cerl.org/ istc/ und https: / / edit1 6.iccu.sbn.it/ web/ edit-16 (jeweils 28.07.2023). 72 Tanturli in Villani 1997, I X - X X I Giannozzo Manetti dürfte allerdings Villanis Text als Quelle genutzt haben, s. dazu ebd. X X V I I - X X V I I I , L X I V - L X V , L X X V I - L X X V I I . inklusive einer von ihm verfassten Boccaccio-Vita. Während einige Passagen stark an Squarzafico erinnern, fällt die Liste der aufgezählten Werke in beiden Sprachen umfangreicher aus, wobei die Gewichtung und Bewertung stark in Richtung der volgare-Titel weist. Der Geburtsort sowie die Beschreibung des Grabkontextes samt Zitat des Epitaphs finden sich auch hier, allerdings fehlt die Angabe, dass dieses von Boccaccio selbst verfasst wurde. 69 Am ehesten können hinsichtlich der Präsentationsweise in der Reihe der tre corone sowie in Bezug auf Form und Inhalt gewisse Ähnlichkeiten mit Giannozzo Manettis Biographie von 1440 gefunden werden. Eingangs wird Boccaccio als Nachfolger Petrarcas, wie dieser Dantes, bezeichnet. Von der Natur selbst seien diese drei quasi zeitgleich hervorgebracht worden, um gemeinsam zur Wiederherstellung der Literatur beizutragen. Weiters werden die Herkunft aus Certaldo zu Beginn und die Bestattungssituation am Ende genannt, inklusive Zitat des Autoepitaphs. Darüber hinaus erwähnt Manetti extra, dass Boccaccio in beiden Sprachen sowohl Prosa als auch Lyrik produzierte. Von den lateinischen Prosa-Werken nennt er dann (in dieser Reihenfolge) namentlich De casibus, De montibus, De mulieribus und die Genealogia, welche nach allgemeiner (gelehrter) Meinung Boccaccios Hauptwerk sei. Ein volgare-Titel wird zwar nicht angeführt, doch seien die Schriften in Volkssprache von großer Anmut und Eleganz und würden daher auch Leser*innen erfreuen, die des Lateinischen nicht mächtig seien. Sein Urteil fällt hier also deutlich positiver aus als das von z. B. Villani und Bandini. 70 Dreizehn erhaltene Manuskripte von Manettis Vitae trium illustrium poetarum florentinorum sprechen zudem für einen gewissen Erfolg, gedruckt wurde es aber weder im 15. noch 16. Jahrhundert. 71 Es lässt sich freilich dennoch darüber streiten, ob Giovio deswegen Manettis Text eher kennen konnte als Villanis. Letzterer ist auf Latein zwar lediglich in sechs, teils sehr fragmentarischen Manuskripten erhalten, eine volgare-Fassung aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. wurde jedoch bis ins 18. Jh. hinein mehrfach kopiert. 72 Inhaltlich liegt, wie Fortuna, Venus und Raumnot im Jenseits 203 <?page no="204"?> 73 Interessanterweise scheint gerade Manettis Kurzvita, welche Bestandteil von Buch 6 des unvollendeten Contra Iudaeos et gentes ist und in Aufbau und Inhalt der „Langversion“ ähnelt, durch ihre Prägnanz und hauptsächliche Konzentration auf Boccaccios Werk der Biographie in den Elogia am nächsten zu kommen (Manetti 2003, 142, 144). Diese Schrift liegt allerdings nur in einem einzigen Manuskript vor, das für Federico da Montefeltro angefertigt wurde (Manetti 2003, 291). 74 Giovio 1958, 7 (Epist. 203). 75 So z. B. bei (wenngleich fälschlich) Dante (El. lit. 4 ep. 1), Petrarca (El. lit. 5,3; ep. 1), Beccadelli (El. lit. 12,4; ep. 1), Platina (El. lit. 19,3; ep. 1) etc. 76 Auch diese Angabe macht Giovio üblicherweise gern, z. B. bei Bartolo da Sassoferrato (El. lit. 7,4), Baldo degli Ubaldi (El. lit. 8,2), Leonardo Bruni (El. lit. 9,3), Platina (El. lit. 19,3) etc. Während z. B. in Betussis Vita Boccaccio nicht als Autor seines Epitaphs genannt wird, ist dort sehr wohl von Santi Iacopo & Filippo die Rede (Boccaccio 1545, s.p.). 77 So z. B. bei den Elogien für Romulus, Artaxerxes oder Alexander den Großen, s. Giovio 1551, 5 (l. 8-11), 7 (l. 7-9), 9 (l. 5-6). Seinen Anspruch auf wirklichkeitsnahe Portraits betont Giovio bereits mehrfach in den Paratexten der Gelehrten-Elogia, s. Giovio 1546, fol. 1 r (l. 34) = El. lit. ded. 2, fol. 1 v (l. 34) = El. lit. descr. 1, fol. 4 r (l. 1-2) = El. lit. ord. 1, fol. 76 r (l. 6) = El. lit. per. 1, fol. 76 r (l. 13), fol. 80 v (l. 4) = El. lit. carm. lib. 4. S. zu dieser Thematik auch Klinger 1991a, 170-174 sowie Zimmermann 1995a, 160. gezeigt, ersterer näher, dennoch kann eine wirklich befriedigende Antwort auf die Frage nach Giovios Quelle(n) an dieser Stelle nicht gegeben werden. 73 Hieran anschließend kommt weiters Giovios Brief an Pier Vettori vom 16. Januar 1545 wieder in den Sinn, worin er um die Transkription von Boccac‐ cios Epitaph bittet, welches er schon mit eigenen Augen am Grab gesehen (aber damals offenbar nicht selbst abgeschrieben) habe. 74 Sollte nun Giovio tatsächlich eine (oder mehrere) der Biographien Villanis, Bandinis, Manettis und Squarzaficos genutzt haben, so hätte er einer Abschrift des Autoepitaphs gar nicht bedurft, da dieses dort jeweils mit abgedruckt ist. Unter Umständen spricht dies also dafür, dass er lediglich einen kürzeren Abriss zur Verfügung hatte bzw. seine Informationen anderweitig erlangte. In diese Richtung könnte auch weisen, dass Giovio, anders als in anderen Elogien, nicht angibt, dass Boccaccio sein Epitaph selbst verfasst hat. 75 Ebenso nennt er nicht den Namen der Kirche, sondern spricht vom templum maximum Certaldos. 76 Allerdings könnte die Bitte an Vettori auch einfach mit Giovios Anspruch als Historiker zu‐ sammenhängen, derartige Informationen möglichst mittels Augenzeugenschaft abzusichern. Vergleichbar damit ist sein Bestreben, stets verae imagines besitzen und zeigen zu wollen, was sich gerade bei den Kriegsleute-Elogia auch immer wieder in Verweisen auf (angeblich) authentische Vorbilder für seine Portraits manifestiert. 77 Unabhängig davon, ob Giovio die genannten Biographien nun als Quellen zur Verfügung hatte oder nicht, dürfte er bei seinem Besuch an Boccaccios 204 Matthias Adrian Baltas <?page no="205"?> 78 Es war mir leider nicht möglich, eindeutig zu klären, ob Salutatis Epigramm tatsächlich an Boccaccios Grab angebracht war/ ist. Die Formulierungen in den Biographien scheinen darauf hinzudeuten, ebenso der Tenor in der Forschungsliteratur, vgl. Villani 1997, 377; Manetti 2003, 100; Solerti 1904, 695 (Squarzafico); Branca 1992, 193; Kirkham 2007, 255. 79 El. lit. 4 ep. 1 und ep. 2. 80 S. den lateinischen Text samt englischer Übersetzung bei Manetti 2003, 100-101. 81 An der Länge von Salutatis Gedicht, welches zwölf hexametrische Verse umfasst, wird es nicht (nur) gelegen haben, schließlich besteht Mirteos Epigramm aus nur einem Vers weniger. Außerdem inkludierte Giovio bis zu achtzehn Verse lange Gedichte in seine Elogia (El. lit. 28 ep. 1, Giovanni Pontano für Michael Marullus Tarchaniota, und El. lit. 103 ep. 2, Onorato Fascitelli für Francesco Arsilli). Grab nicht umhingekommen sein, ein weiteres Epigramm zu lesen. Verfasst wurde es vom Florentiner Kanzler Coluccio Salutati selbst, da ihm angeblich das Autoepitaph zu bescheiden erschien. 78 Was hielt Giovio also davon ab, dieses Gedicht ebenso in den Elogia zu inkludieren? Schließlich bedachte er des Öfteren Gelehrte mit mehr als einem Epigramm, gerade auch der Eintrag zu Dante stellt ein Beispiel dafür dar. Dort sind das (angebliche) Autoepitaph sowie ein im Zuge der Umbettung verfasstes Epitaph Bernardo Bembos zu lesen. 79 Unter Umständen waren es daher inhaltliche Gründe, die Giovio dazu bewogen, Salutatis Epigramm nicht zu berücksichtigen. Der Florentiner Kanzler hebt in seinem Gedicht, dem gelehrten Zeitgeist entsprechend, vorrangig Boccaccios lateinische Werke hervor, nennt sie (quasi) namentlich, während er dessen volkssprachliche opera nur implizit am Rande (mit)erwähnt - durch mille labores (tausend Mühen/ Werke) sei er vulgo (im Volk/ in der ganzen Welt) berühmt geworden. 80 Diese Darstellung ließ sich für den Autor der Elogia eventuell nicht gut mit seiner Argumentation der „dahinsiechenden“ lateinischen Werke vereinbaren und brachte ihn dazu, anstelle von Salutatis Epigramm lieber ein extra von Mirteo verfasstes zu übernehmen, das, wie dargelegt, in dieselbe Kerbe wie die Prosavita schlägt. 81 Fortuna, Venus und Raumnot im Jenseits 205 <?page no="206"?> 82 Die Interpunktion nach laborum folgt Giovio 1546, fol. 7 r bzw. Giovio/ Latomus 1557, 21. Ebenso findet sie sich in Giannozzo Manettis Autograph, Pal. lat. 1601, 92 r (https : / / digi.vatlib.it/ view/ bav_pal_lat_1601, 30.07.2023). Auch Gouwens in Giovio 2023, 42 schließt sich dem an. Anders, nämlich erst nach mortalis vitae im darauffolgenden Vers, interpungieren z. B. Bergin 1981, 64 und Baldassarri in Manetti 2003, 100. Damit wird allerdings ein stilistisch unästhetisches Enjambement kreiert, das zudem inhaltlich nicht nur unnötig, sondern auch unpassend ist. Boccaccio war ja ein unehelicher Sohn, der erst 1360 durch Papst Innozenz VI. legitimiert wurde. In mehreren seiner Signaturen betonte er seine Herkunft aus Certaldo sowie seine Abkunft von Boccaccio, der eben aus diesem Ort stammte. Es liegt daher nahe, dass er auf diese Weise seinen Status als legitimierter Sohn auch in seinem Autoepitaph durch einen vollständigen Vers hervorheben wollte (s. Velli 2013, 55; Kirkham 2013, X I I I ; Kirkham 2007, 240). Anhang --Elogium & poetische Beigaben: Lateinischer Originaltext: BOCCACIUS. - Boccacius eodem felici saeculo, quo renatae literae latinae existimantur, Certaldo oppido editus alteram in patria lingua pedestris eloquentiae partem primus inchoavit et absolvit. Neglexerat eam Danthes in altitudinem heroicae Comediae divino furore carminum abreptus. Petrarca vero latina oratione delectatus tamquam ignobilem reliquerat, ut discipulo, qui amore ei frater fuit, quota sua pars tamquam ex patrimonio novae laudis legitimo nomine hereditatis obveniret. Non defuere tamen qui censerent neque Boccacium versu neque Petrarcam soluta oratione valuisse tantorum ingeniorum sortes alternante Fortuna ideoque ambos acri iudicio in id munus intendisse nervos, ad quod pronior atque liquidior stili vena perflueret. Sed non dispari fato et hic ipse in studiis opinione deceptus est, cum praecipuo ingentique labore, ut certum sibi decus pararet, pene frustra desudarit. Obsolescunt enim et aegre quidem vitae spiritum retinent libri de genealogia deorum varietateque fortunae et de fontibus accurate potius quam feliciter elaborati, quando iam illae decem dierum fabulae Milesiarum imitatione in gratiam oblectandi otii admirabili iucunditate compositae in omnium nationum linguas adoptentur et sine ulla suspicione interitus applaudente populo cunctorum operum gratia antecedant. Excessit e vita sexagesimo secundo aetatis anno. Sepulchrum eius cum marmorea effigie insculptis his carminibus in templo maximo Certaldi conspicitur. Hac sub mole iacent cineres ac ossa Ioannis, mens sedet ante Deum meritis ornata laborum. 82 Mortalis vitae genitor Boccacius illi, patria Certaldum, studium fuit alma poesis. 206 Matthias Adrian Baltas <?page no="207"?> 83 Auf Basis der weiter oben dargelegten Überlegungen habe ich, um dem fiktionalen Element Rechnung zu tragen, in der Übersetzung den Begriff ‚Dichtung‘ gewählt, im weiteren Sinne von ‚etwas erdichten‘, um eine Geschichte zu erzählen. Deutsche Übersetzung: BOCCACCIO. Boccaccio, der in demselben glücklichen Zeitalter, in welchem die lateinische Literatur und Bildung nach allgemeiner Einschätzung wiedergeboren wurde, in der Stadt Certaldo zur Welt kam, begann und vollendete als erster in väterlicher Sprache die andere Gattung der Beredsamkeit, die Prosa. Diese hatte Dante vernachlässigt, entrissen in die Höhen seiner heroischen Comedìa durch die göttliche Raserei der Dichtung. Petrarca, der sich in Wahrheit an lateinischer Rede erfreute, hatte jene gleichsam als zu gering im Stich gelassen, sodass diese seinem Schüler, der ihm lieb wie ein Bruder war, gewissermaßen als dessen Erbanteil aus dem Vermögen des neuen Ruhmes durch rechtmäßigen Anspruch zufiel. Dennoch gab es auch diejenigen, die meinten, dass weder Boccaccio in der Dichtung noch Petrarca in Prosa etwas vermochten, da Fortuna die Lose so großer Begabungen abwechselnd vergab, und dass deswegen beide mit scharfsinnigem Urteil ihre Energie auf die Aufgabe richteten, auf welche der Fluss ihrer Begabung müheloser und klarer zuströmte. Doch durch ein nicht unähnliches Schicksal wurde auch er selbst bei seinem Streben von seiner eigenen Ansicht getäuscht, da er mit außerordentlichem und gewaltigem Aufwand, um sich sicheren Ruhm zu verschaffen, sich beinahe umsonst abmühte. Seine Werke über die Genealogie der Götter, über den Wankelmut der Fortuna und über die Quellen, welche er mehr sorgfältig als glücklich ausgearbeitet hat, verlieren nämlich an Ansehen und erhalten nur mit Mühe ihre Lebensgeister, während ja jene Erzählungen der zehn Tage, die in Nachahmung der milesischen Geschichten für das Amüsement in Mußestunden mit bewundernswerter Lieblichkeit verfasst wurden, bereits in die Sprachen aller Völker aufgenommen werden und ohne irgendeinen Verdacht auf Vergessen unter dem Beifall der Bevölkerung an Ansehen all seine Werke übertreffen. Er wich aus dem Leben in seinem 62. Lebensjahr. Sein Grab, versehen mit einem marmornen Abbild und mit diesen Versen als Inschrift, kann in der größten Kirche in Certaldo betrachtet werden. Unter diesem Stein liegen Asche und Knochen des Giovanni, sein Geist sitzt vor Gott, geschmückt mit dem Verdienst seiner Mühen. Seines sterblichen Lebens Urheber war Boccaccio, seine Heimat Certaldo, sein Streben die erquickende Dichtung. 83 Fortuna, Venus und Raumnot im Jenseits 207 <?page no="208"?> MYRTEI. - - Si quaeram cineres tuos, Bocaci: - hic iacent; si animam: petivit astra; - si qua gloria sit tuis libellis - maior: non ego Lydiusve linguae - cultor patriae et aemulus Latinae, 5 sed iudex erit aut iocis Cupido - aut gaudens facili Venus loquela - aut, quem dicere malo, totus orbis, - cui vivunt Veneres Cupidinesque. - Quibus cultior est tuus libellus, 10 elegantior omnibus libellis. - LATOMI. - - Inter Avernales animam dum cogeret umbras - - - Cyllenius Bocacii, - „Ergo“, ait, „haec nostri spes est praeclara laboris - - - vestraeque gratitudinis? - Antea qui nulla vixistis lege dirempti - 5 - mixti nothi cum gnesiis, - in certam primus stirpem classesque redegi. - - - Secans minorum gentium - maiorumque tribus, ut sit cognoscere promptum - - - suos cuique posteros.“ 10 „Immo“, ait ille, „arcte dum nos facis ipse sedere - - - totamque farcis curiam - patribus, astra tibi quis te magis invidet ipso? - - - Nam plena sunt subsellia.“ - 208 Matthias Adrian Baltas <?page no="209"?> 84 Der relative Anschluss Quibus wurde hier als Dativus iudicantis übersetzt, wobei dem Kontext nach auch ein Ablativus instrumentalis möglich wäre, insbesondere, wenn die Veneres Cupidinesque hier vor allem metonymisch für ihre jeweiligen Wirkungsbereich verstanden werden. Diese wohl bewusste Ambiguität lässt sich im Deutschen leider nicht befriedigend abbilden. Von MYRTEUS. - - Wenn ich deine Asche suchte, Boccaccio: - sie liegt hier; wenn deine Seele: sie strebte zu den Sternen; - wenn ich fragte, welcher Ruhm größer als deine Büchlein sei: - nicht ich kann Richter sein oder ein lydischer - Verehrer der heimischen Sprache und Anhänger 5 der lateinischen, sondern Cupido, der sich an Tändeleien, - oder Venus, die sich an gewandter Sprache erfreut, - oder, wen ich lieber nenne, die ganze Welt, - für welche die Liebesgöttinnen und -götter leben. - Aus Sicht dieser 84 ist dein Büchlein schmuckvoller, 10 ist eleganter als alle anderen Büchlein. - Von LATOMUS. - - - Als unter avernalische Schatten der Cyllenier dessen Seele - drängte, sprach Boccaccio: - „Also ist dies der erhoffte herrliche Lohn unserer Mühe - und eurer Dankbarkeit? - Euch, die ihr zuvor durch keine Regel getrennt lebtet, 5 Uneheliche mit Ehelichen gemischt, - habe ich als Erster zurück zu einer sicheren Wurzel und in Klassen gebracht. - Die Stämme der kleineren - und größeren Familien unterteilte ich, sodass es einem jeden möglich sei, - seine Nachkommen zu kennen.“ 10 „Keineswegs“, sagte jener, „da du selbst uns gedrängt sitzen lässt - und den ganzen Hof vollstopfst - mit Ahnen, wer neidet dir eher die Sterne als du selbst? - Denn voll sind die Bänke! “ - Fortuna, Venus und Raumnot im Jenseits 209 <?page no="211"?> * Deutsche Fassung von: Nel segno del leone. Leon Battista Alberti negli Elogia virorum litteris illustrium di Paolo Giovio, in: Fabrizio Meroi / Michel Paoli (edd.): Il pensiero e l’opera di Leon Battista Alberti, Trento, im Erscheinen. Im Zeichen des Löwen Leon Battista Alberti in Paolo Giovios Elogia virorum litteris illustrium * Hartmut Wulfram Unter den 146 Literaten des 13. bis 16. Jahrhunderts, die von Paolo Giovios Elogia virorum litteris illustrium gewürdigt werden, durfte auch Leon Battista Alberti nicht fehlen (El. lit. 33). Auf Basis der 1546 in Venedig gedruckten Erstausgabe möchte mein Beitrag beide Bestandteilen dieses prosimetrischen Nachrufs einer eingehenden Analyse unterziehen. In einem dritten Kapitel soll dann die erweiterte Präsentation in den zwei wichtigsten der fünf späteren Cinquecentinen betrachtet werden. 1. Das Prosaelogium von Paolo Giovio Wenden wir uns also zunächst dem von Paolo Giovio (1486-1552) in lateinischer Prosa verfaßten Elogium zu, das in der von ihm selbst noch zu Lebzeiten betreuten Editio princeps direkt auf die durch Leerzeile abgesetzte Überschrift L E O B A P T I S T A A L B E R T U S (Giovio 1546, fol. 22 r [l. 13]) folgt [Abb. 1]. Sieben gedank‐ liche Abschnitte, die (vom ersten abgesehen) durch die sechs beiordnenden Konjunktionen autem, enim, etiam, quoque, nochmals etiam und et markiert werden, lassen sich darin unterscheiden. Wie auch sonst häufig beginnt Giovio mit dem in Auszeichnungsschrift gesetzten Namen (die Kapitälchen füllen im Fall Albertis die erste Zeile voll‐ ständig aus) sowie mit der Herkunft des Beschriebenen, d. h. mit seinem sozialen Stand und der Vaterstadt. Über die Information hinaus, daß Alberti aus einer angesehenen Florentiner Familie stamme, versagt sich der Autor jedoch, anders als in vielen anderen seiner Elogien, jedes weitere Eingehen auf die <?page no="212"?> 1 Alberti 1485, s. fol.; vgl. Branca 2000, 865‒866; Bianca 2021, 330‒332. 2 Alberti 1512, s. fol.; Alberti 1541, s. fol. (mit Hinweis auf den Brief im Titelblatt) und die beiden Polizianoinkunabeln von 1498 und 1499, die Cartei 2017, 363 anführt (Poliziano, Epist. 10,7). 3 Leoni Baptistae ex Albertorum familia Florentiae clara (El. lit. 33,1; Giovio 1546, fol. 22 r [l. 14-15]) vs. Baptista [2>1] Leo [1>2] Florentinus [6>3] e [3>4] clarissima [7>5] Albertorum [4>6] familia [5>7] (Poliziano in Alberti 1485, s. fol. [l. 2]; Alberti 1966, 3 [l. 3] und Cartei 2017, 361). 4 Poliziano in Alberti 1485, s. fol. [l. 16‒28]; Alberti 1966, 3 [l. 16‒28] und Cartei 2017, 362; zum evozierten Persönlichkeitsbild s. Giovio 1999a, 175-178; Wulfram 2016, 7‒14. biographischen Umstände. Stattdessen wird im selben Atemzug auf die ehrende Lobrede verwiesen, die spontan der fünfzig Jahre jüngere Angelo Poliziano auf die Nachricht von Albertis Tod angestimmt habe, der ihm in Wirklichkeit vermutlich nie begegnet ist, L E O N I B A P T I S T A E E X AL B E R T O R U M familia Florentiae clara Politianus audita eius morte nobile encomium cecinit (El. lit. 33,1; Giovio 1546, fol. 22 r [l. 14‒16]). Der dem Biographen vorschwebende Rezipient hat an dieser Stelle einiges an Vorwissen mitzubringen. Trotz des vordergründig auf ein Gedicht weisenden Perfekts cecinit (schon in klassischer Zeit kann das Verb canere emphatisch auch für ungebundene Rede gebraucht werden) ist der prosaische Widmungsbrief an Lorenzo de’ Medici gemeint, den Poliziano 1485, dreizehn Jahre nach Albertis Ableben, für die Editio princeps von De re aedificatoria verfaßt hatte 1 und den später mehrere weitere Drucke übernehmen sollten. 2 Der intendierte Leser kennt obendrein den Inhalt des allographen Paratextes oder ist in der Lage ihn nachzuschlagen. Infolgedessen realisiert er sogleich, daß Giovio mit dem ersten Satz des Elogiums, genauer gesagt mit den ersten sieben Wörtern, gezielt den Anfang von Polizianos berühmten Brief variiert. 3 Vor allem steht ihm aber die Ausnahmestellung vor Augen, die der große Philologe ‒ auf den Spuren seines Lehrers und Konkurrenten Cristoforo Landino ‒ Alberti zuweist. Der zum Florentiner erhobene sei demnach ein humanistischer Enzyklopädiker gewesen, der auf allen literarischen Feldern Großes geleistet und sich überdies als bedeutender Künstler und Ingenieur her‐ vorgetan habe. 4 Anschließend setzt sich Giovios auktorialer Pluralis modestiae mittels des adversativen Enklitikons autem von dem evozierten Hintergrund ab und beschränkt sich darauf, seine besondere Bewunderung für Albertis „intellektuellen Tiefgang“ und seine „stilistische Treffsicherheit“ auf äußerst unwegsamem Stoffgebiet zu bekunden, nos autem eius ingenii acumen et styli felicitatem in confragosa materia plurimum admiramur (El. lit. 33,1; Giovio 1546, fol. 22 r [l. 16‒17]). Der dritte Gedankenschritt ist eng mit dem zweiten verknüpft. Eingeleitet durch das begründende Bindewort enim, spezifiziert Giovio, auf welches literari‐ 212 Hartmut Wulfram <?page no="213"?> 5 Ciceros „periodic sentence structure“ behandelt etwa von Albrecht 2003, 1‒2, 19, 104, 196 u.ö. Zur Beobachtung, daß Giovio gerade dann seine latinitas gern zur Schau stellt, wenn er Stilurteile fällt, s. Wulfram 2025, § 3 Anm. 71. 6 S. von Albrecht 2003, 13‒14, 16, 100‒101, 139, 167, 214 u.ö. sche Erzeugnis sich die besondere Bewunderung, die er Alberti entgegenbringt, konkret bezieht, nämlich just auf den Architekturtraktat De re aedificatoria, mit dem zusammen Polizianos eben erwähntes Enkomion für gewöhnlich überliefert wurde (El. lit. 33,1; Giovio 1546, fol. 22 r [l. 17‒26]): Novum enim opus aedificatoriae facultatis et propter linguae inopiam valde impe‐ ditum nec satis eloquentiae capax aggressus est tanta facundia, ut imperitos obscuro rudique eius saeculo et certa disciplinae luce carentes architectos in semitam rec‐ tissimae rationis deduxerit, quum Vitruvii praecepta densissimis obsessa tenebris illustraret ac inspectis antiquorum aedificiorum reliquiis atque inde accurata dimeti‐ endi ratione initiorum et finium ordinem depraehendisset, ita ut inopem et corruptis artibus incultam aetatem nostram admirabili abditarum rerum copia locupletasse existimetur. - (Ein neues Werk über die Baukunst nahm er trotz fehlender lateinischer Terminologie und allzu technischer Materie mit so großer Beredsamkeit in Angriff, daß er die in dunkler und roher Zeit orientierungslos herumtappenden Architekten auf den Pfad exakter Wissenschaft geführt hat. Dies gelang ihm, indem er die in dichtes Dunkel gehüllten Vorschriften Vitruvs beleuchtete und durch Besichtigung und exakte Vermessung antiker Ruinen die ihnen zugrundeliegenden Gesetzmäßigkeiten aufspürte. Daher steht er in dem Ruf, unser armes, durch Vernachlässigung der Künste heruntergekommenes Zeitalter mit einer großen Fülle an verschütteten Erkenntnissen bereichert zu haben.) Die große sprachliche Güte, die hier Albertis umfangreichstem Werk attestiert wird, spornt den ‚Rezensenten‘ seinerseits auf der Metaebene dazu an, sich in einer höchst komplexen, ciceronisch anmutenden Satzperiode zu ergehen. 5 Das überproportional lange Gebilde beansprucht dabei fast die Hälfte der kompletten Ausführungen, d. h. zehn von insgesamt zweiundzwanzig Zeilen, für sich, und legt - auch dieser Zug läßt sich vorrangig auf Cicero zurückführen-- 6 eine ausgeprägte Vorliebe für rhetorische Amplifizierung und semantische Variation an den Tag. Das ambitionierte, in der obigen Übersetzung notwendi‐ gerweise relativ frei verdeutschte Gefüge kommt umso stärker zur Geltung, als es sich von einer syntaktisch merklich nüchterneren Umgebung abhebt, eine Im Zeichen des Löwen 213 <?page no="214"?> 7 Zimmermann 1995a, 97 betont zurecht „the moderate nature of his Ciceronism […]. In fact, in actual practise, Giovio himself never came completely into the Ciceronian camp“; s. auch unten Anm. 23. 8 Eine eingehende Stilanalyse fehlt. Erste Ansätze bieten Wulfram 2008, 35-36 und Aricò/ Lombardo 2014, 202-205. 9 Alberti beansprucht durch Überwindung der difficultas rerum explicandarum (Verständ‐ lichkeit der Sacherklärungen), difficultas nominum inveniendorum (passende Begriff‐ lichkeit), und difficultas materiae pertractandae (richtige Stoffauswahl und -anordnung) Vitruv überboten zu haben (Res aed. 6,1; Alberti 1966, 441-445; Wulfram 2001, 344‒362). Zur übertriebenen Ausgestaltung, die im Anschluß an Giovios Notiz Albertis Vermes‐ sungstätigkeit erfährt, s. Paoli 2008, 121-122. In vergleichbarer Weise übernimmt Giovio zu Anfang des Elogiums auf Lorenzo Valla (El. lit. 13,1; Giovio 1546, fol. 10 v ) dessen Selbstdarstellung aus der Praefatio zu den Elegantiae. 10 Als humanistisch gebildeter Bauherr entspricht Giovio idealtypisch Albertis in De re aedificatoria eingeschriebenem Leser, s. Wulfram 2001, 155-171. 11 Alberti 1540. 12 S. Giovios Brief an Pier Vettori vom 16. Januar 1545 (Giovio 1958, 7 [l. 2-15], Epist. 203); Klinger 1991b, 5 und Simonetta 2023, 55‒56. pragmatische Flexibilität, die Giovios undogmatischen Ciceronianismus verrät. 7 Das von ihm beurteilte Objekt De re aedificatoria weist seinerseits, abhängig von der Diskursebene, eine große Bandbreite an Prosastilen auf, 8 innerhalb derer sich gerade exponierte Abschnitte problemlos als ciceronisch klassifizieren lassen, so z. B. das berühmte, die zweite Werkhälfte inaugurierende Proömium zu Buch VI, dessen Inhalt von Giovio teilweise aufgegriffen wird. Wenn unser Biograph hervorhebt, welch gewaltige Anstrengungen der spröde Gegenstand für eine terminologisch und rhetorisch ansprechende Darstellung nötig gemacht habe, als wie unverständlich sich die lateinischen Ausführungen der römischen Autorität Vitruv erwiesen hätten, als wie heuristisch wertvoll dagegen Albertis eigenes archäologisches Bautenstudium, wiederholt er wichtige Details des dort erhobenen Originalitätsanspruchs. 9 Zugleich dürfen wir annehmen, daß Giovio die Fachschrift nicht allein aus literarischem Interesse gelesen hat, sondern auch als Bauherr seiner Villa in Borgovico am Comer See. 10 Das epideiktische Räsonnement geht anschließend zu Albertis deutlich kür‐ zerem, drei statt zehn Bücher umfassenden Traktat über Malerei De pictura über, der seit 1540 im Druck vorlag, 11 also ca. fünf Jahre bevor sich Giovio mit der vorliegenden Laudatio beschäftigte. 12 Durch das Prädikat in Spitzenstellung, scripsit, und die nachfolgende Kopulativ-Partikel, etiam, wird die Schrift rein inhaltlich als weitere theoretische Grundlegung einer ‚bildenden Kunst‘ assozi‐ iert, d. h. ohne Verknüpfung mit dem anfangs gespendeten, allein auf De re aedificatoria gemünzten Stillob (styli felicitatem in confragosa materia). Giovios Fokus liegt dabei ganz auf der technischen Seite der Abhandlung, zumal auf der geometrisch konstruierbaren Zentralperspektive, die bekanntlich erstmals just 214 Hartmut Wulfram <?page no="215"?> 13 S. dazu kürzlich etwa Fischer 2023. 14 Auch Giorgio Vasari erwähnt dieses „ritratto di se medesimo fatto alla spera“ (Vasari 1550, 377); s. Paoli 2000, 1021-1024; Romagnoli 2023 und bes. Maderbacher 2016, 342‒344, der das Bild Alberti abspricht. 15 Auf Giovio als Urvater von Museum und Museumspädagogik gehe ich in breiterem Kontext in Wulfram 2025, § 1 ein. in Buch 1 von De pictura beschrieben wurde 13 (El. lit. 33,2; Giovio 1546, fol. 22 r [l. 26‒29]): Scripsit etiam in pictura de recessibus et umbris lineisque ex optices disciplina, quibus rerum imagines in eodem sitas plano tanquam remotas et extantes erudita manus exprimere consuevit. - (Auch auf dem Feld der Malerei schrieb er, sich auf die Wissenschaft der Optik stützend, über Tiefenwirkungen, Schatten und Linien. Durch diese Techniken wird eine geschulte Hand in die Lage versetzt Dinge abzubilden, die entfernt und nah erscheinen, obwohl sie sich auf einer Ebene befinden.) Einmal bei der Malerei angelangt, wechselt Giovio gleich im nächsten Schritt, quoque, von Albertis theoretischen Ausführungen zu dessen praktischer Betä‐ tigung als Maler hinüber (El. lit. 33,2; Giovio 1546, fol. 22 r [l. 29‒31]): Ex speculo quoque reflexis radiis suam ipsius effigiem arguto penicillo pereleganter est assecutus, quam apud Pallantem Oricellarium in hortis vidimus. - (Mittels von einem Spiegel zurückgeworfener Sehstrahlen hat er mit gewitztem Pinsel auch ein treffliches Portrait seiner selbst angefertigt, das ich im Gartenpalais von Palla Rucellai gesehen habe.) Die Problematik des vermeintlichen Selbstbildnisses beiseitelassend, 14 dürfen wir mutmaßen, daß Giovios Betonung von Authentizität und Autopsie wieder mit dem Bau seiner Villa am Comer See zu tun hat, erfüllten doch die von ihm konzipierten Querschnitte, jedenfalls dem erhobenen Anspruch nach, zuvorderst einen Gebrauchszweck. Auf abnehmbaren Plakaten aus Pergament, exemptiles tabellae […] in membrana (El. lit. ded. 4; Giovio 1546, fol. 1 v [l. 14] ), sollten sie gut lesbar unterhalb der realitätsnahen Portraits bedeutender Männer angebracht werden, die dort in (semi-)öffentlichen Galerien ausgestellt waren. 15 Gemäß dieser Bild-Text-Sequenz berichtet der unermüdliche Kunstsammler in zwei erhaltenen Briefen davon, daß er sich viele Jahre vor Abfassung der korrespondierenden Würdigung in Prosa ein Konterfei Albertis verschafft habe, Im Zeichen des Löwen 215 <?page no="216"?> 16 S. den Brief an Mario Equivola vom 28. August 1521 (Giovio 1956, 92 [l. 7], Epist. 8) und bes. den kürzlich gefundenen an Pier Francesco Riccio vom 6.12.1544, in dem Giovio festhält: „Battista Alberti, del qual ho la vera Imagine fatta da Andreino del Sarto, et cavata da quella che fu di Palla Roscellaj“ (Simonetta 2023, 61-62). Die Kopie des Bildes dürfte um 1520 entstanden sein, als Giovio und Andrea del Sarto an der Dekoration der Medicivilla in Poggio a Caiano mitwirkten (s. ebd., 55; Klinger 1991a, 31; Barbolani da Montauto 2023, 20‒21). 17 S. etwa den Sammelband von Casanova-Robin/ Furlan/ Wulfram 2020. 18 Den innovativen Charakter der Apologi arbeitet anschaulich Korenjak 2008 heraus; vgl. jetzt auch Cardini 2023. 19 Alberti 1500, s. fol. [f 5 v ‒g 4 r ]. Eine ausführliche Beschreibung des Drucks bietet Cartei 2017, 107‒120. Die vier außer den Apologi in diesem Druck enthaltenen Schriften, d. h. De commodis litterarum atque incommodis, De iure, Trivia senatoria und Canis, werden von Giovio übergangen. 20 Die Berechtigung des Etiketts „Roman“ stellt Hersant 2020 heraus. Die von Giovio gewählte Bezeichnung dialogus ist nicht als Gattungsbegriff zu verstehen, sondern d. h. eine von Andrea del Sarto angefertigte Kopie des von ihm selbst einst in den Orti Oricellari erblickten Exemplars. 16 Wie schon an dem gemeinsamen, vorweg nur einmal gesetzten Prädikat Singular (extat) zu erkennen ist, gehören in Giovios Elogium die beiden letzten Komponenten, die wieder durch zwei kopulative Konjunktionen (etiam bzw. et) eingeleitet werden, aufs Engste zusammen (El. lit. 33,3; Giovio 1546, fol. 22 r [l. 31]-fol. 22 v [l. 2]): Extat etiam apologorum urbanae gravitatis libellus, quo vel Aesopum inventionis amoenitate superasse iudicatur [sc. Albertus], et Momus summae gratiae dialogus ac ideo cum antiquis operibus multorum sententia comparandus. - (Es gibt auch ein Fabelbüchlein von witzigem Ernst, mit dem Alberti, wie man meint, sogar Äsop an reizender Originalität übertrumpft hat, sowie den Momus, einen ‚Dialog‘ von so großer Eleganz, daß er nach dem Dafürhalten vieler mit antiken Werken zu vergleichen ist.) Mit den Apologi centum und dem Momus stellt Giovio abschließend zwei im weiteren Sinne ethische Schriften Albertis, die als philosophica iocosa dem ästhetischen Prinzip des serio ludere verpflichtet sind, 17 den beiden zuvor erwähnten normativ-artigraphischen Werken gegenüber. Für den laudator und seine Adressaten war auch dieses moralphilosophische Paar bequem in frühen Drucken greifbar. Das höchst innovative Fabelbuch der Apologi, 18 schon hand‐ schriftlich relativ weit verbreitet, schloß eine fünf albertianische Opuscula umfassende, um 1500 (1497-1501) von Girolamo Massaini herausgegebene Inkunabel ab. 19 Der allegorisch-satirische ‚Roman‘ Momus 20 (vier Bücher) war 216 Hartmut Wulfram <?page no="217"?> nimmt offenkundig darauf Bezug, daß der Text (nach platonischer Konzeption) sowohl Elemente der Diegesis als auch solche der Mimesis aufweist. 21 Alberti 1520a und 1520b, beschrieben von Cartei 2017, 671‒682 und Furlan 2020, 236- 237, 240-241. Die Gestalt Giovanni de’ Medicis alias Papst Leo X. (1513-1521) ist in Giovio 1546 überaus gegenwärtig, sowohl in den Gelehrtenelogien selbst als auch in der Vita seines Nachfolgers Hadrian VI. , die dem Druck angehängt ist (fol. 81 r -102 v ). In der Vita Leonis X (geschrieben in den frühen 1530er Jahren, erstmals gedruckt 1548) wird Leos Pontifikat geradezu zu einem Goldenen Zeitalter verklärt, ohne daß Giovio dabei die charakterlichen Schattenseiten seines Helden verschwiegen hätte (Zimmermann 1995a, 23, 41). 22 Alberti 1500, s. fol. [a 1 v -a 4 r ] und Alberti 1520b, s. fol. [A 2 r -A 2 v ]; s. die Transkription beider Vorreden in Cartei 2017, 113‒118 (Massaini) und 676‒677 (Mazzocchi); vgl. auch Furlan 2020, 237, 239; Cardini 2023, 14‒16. 23 Den Ciceronianismus im 16. Jahrhundert und Bembos führende Rolle darin stellen etwa DellaNeva 2015 und Arnold/ Reitz 2021, 17, 30‒40 dar. Zu Giovios Freundschaft mit Bembo, die sich wiederholt in den Gelehrtenelogien spiegelt, s. Zimmermann 1995a, 51, 109‒110, 117‒118, 202. Obgleich Giovio faktisch eine beachtliche Bandbreite lateinischer Schreibweisen pflegt (s. oben Anm. 7), schlägt er sich in zwei kurzen Kommentaren gegen Giovan Francesco Pico della Mirandola und Erasmus von Rotterdam auf die Seite Bembos (El. lit. 86,2-3; 95,3). Dem literarästhetischen Einfluß des letzteren dürfte es auch zuzurechnen sein, wenn es gerade Petrarcas toskanische Dichtung und Boccaccios toskanische Prosa ist (und nicht ihre lateinischen Werke), die Giovio an ihnen schätzt (El. lit. 5,1-2; 6,1-2). S. zu Boccaccio auch den entsprechenden Beitrag von Baltas in diesem Band. dagegen 1520 gleich zweimal in Rom erschienen, philologisch betreut von Étienne Guillery bzw. Giacomo Mazzocchi, paradoxerweise jeweils versehen mit dem Druckprivileg von Papst Leo X., Giovios verehrtem Patron. 21 Es ist zu beachten, daß Giovio als Literaturkritiker zwar ein beifälliges Urteil über die beiden halb ernsten, halb lustigen ludi/ lusus Albertis fällt, dies aber nicht mehr - wie noch beim Architekturtraktat - direkt in eigenem Namen tut. Stattdessen schiebt er anonym bleibende Instanzen vor, iudicatur, multorum sententia, hinter denen sich zuvorderst die Widmungsbriefe der gerade erwähnten Editoren Massaini und Mazzocchi verbergen dürften. 22 Diese leichte, doch vernehmbare Distanzierung könnte mit den kühnen Gattungsexperimenten und antiklassi‐ zistischen Schreibstilen der Apologi und des Momus zusammenhängen, die mit dem im 16. Jahrhundert tonangebenden Ciceronianismus kollidierten, wie er zumal von Giovios Freund Pietro Bembo vertreten wurde. 23 Überblicken wir zum Abschluß den Nachruf noch einmal als Ganzes, treten einige weitere literarische (Vor- und Fehl-)Urteile zutage, die bezeichnend sind für Albertis Rezeptionsgeschichte in der Frühen Neuzeit. Indem De re aedificatoria an erster Stelle, in den leuchtendsten Farben und mit dem größten sprachlichen Aufwand präsentiert wird, wächst dem Traktat quasi automatisch der Status eines alles Übrige überstrahlenden opus summum zu. Da De pictura Im Zeichen des Löwen 217 <?page no="218"?> 24 Nur vier Jahre später eröffnen die von Giovio angeregten Künstlerviten Vasaris (s. Suárez Quevedo 2010, 109‒111), in denen freilich nicht primär der Autor Alberti, sondern der diffamierte Architekt zur Diskussion steht (Vasari 1550, 375‒379; Burioni 2008, 97-104), ein ähnliches Panorama: Im Rahmen eines kurzen Schriftenkatalogs werden De re aedificatoria und De pictura an erster Stelle und am ausführlichsten abgehandelt (Vasari 1550, 377; Paoli 2008, 122‒123). Die konfusen Zeilen aus Bartolomeo Facios De viris illustribus (1455-1457, erstmals gedruckt im 18. Jh.) rücken ebenfalls De re aedificatoria und De pictura in den Vordergrund (Facio 1745, 13), und noch im 19. Jahrhundert werden der Albertistatue vor den Uffizien ausschließlich diese beiden Werke zu Füßen gelegt (s. Paoli 2000, 1031). 25 Neben den fünf von ihm edierten Texten (s. oben Anm. 19) erwähnt Massaini in seiner Vorrede noch fünf weitere: Intercenales, De pictura, De statua, De re aedificatora und Momus (Alberti 1500, s. fol. [a 2 v -a 3 r ]; Cartei 2017, 116). Cosimo Bartoli, Vasaris Mitstreiter, mit dem auch Giovio in regem Kontakt stand (s. Bryce 1983, 51‒71, 131‒144, 167-171), wird 1568 elf italienische Übersetzungen lateinischer Originale und vier volgare-Werke herausgeben: 1. Momus (Ed. pr. 1520), 2. Trivia senatoria (Ed. pr. ca. 1500), 3. De iure (item), 4. De commodis litterarum atque incommodis (item), 5. Vita Sancti Potiti (zuvor ungedruckt), 6. De cifris (item), 7. De ludis rerum mathematicarum (ital., zuvor ungedruckt), 8. Theogenius (ital., Ed. pr. ca. 1525; 1543), 9. De statua (zuvor ungedruckt), 10. De pictura (Ed. pr. 1540), 11. Musca (zuvor ungedruckt), 12. Canis (Ed. pr. ca. 1500), 13. Apologi centum (item), 14. Ecatonfilea (ital., Ed. pr. 1534), 15. Deiphira (item); s. Bertolini 2014; Cartei 2017, 121-152. Elf von diesen fünfzehn Albertitexten, zuzüglich De re aedificatoria, konnte Giovio schon zur Abfassungszeit des Elogiums, 1544-1546, in Drucken greifen. 26 Ein Beispiel unter vielen bietet Giovios Elogium für Poggio Bracciolini (El. lit. 10; s. Wulfram 2022, 80-85). hinsichtlich Position und Umfang den zweiten Rang einnimmt (auch der Hinweis auf das selbstgemalte Portrait trägt sein Scherflein dazu bei), erscheint der Humanist primär als Verfasser zweier bahnbrechender kunsttheoretischer Schriften. 24 Erst ganz am Schluß seiner Ausführungen deutet Giovio mit dem aus Apologi und Momus bestehenden Werkpaar mehr pflichtschuldig und in aller Kürze an, daß die von ihm umrissene Persönlichkeit ein erheblich vielseitigerer Autor war. Bei optimistischer Schätzung könnte Giovio rund fünfzehn der heute überlieferten, gut vierzig Schriften Albertis gekannt haben, wenngleich die meisten davon wohl eher durch das Testimonium anderer denn aus persönlicher Lektüre. 25 Der eigene Wille vorausgesetzt, hätte der ‚Chronist‘ freilich auch auf dieser Basis leicht eine repräsentativere, detailliertere und ausgewogenere Bilanz von der großen thematischen und formalen Breite des albertianischen Œuvres ziehen können (daß er sich derartige Verkürzungen auch in anderen Gelehrtenelogien erlaubt, kann hier nicht weiter vertieft werden). 26 Der Be‐ fund, daß speziell die italienischen Werke Albertis, immerhin rund ein Viertel seiner gesamten literarischen Produktion, vollständig verschwiegen werden, muß nicht notwendigerweise, wie Giovios positive Einschätzungen von Erzeug‐ 218 Hartmut Wulfram <?page no="219"?> 27 Neben Giovios Elogia von Dante, Petrarca und Boccaccio (El. lit. 4-6) wäre etwa auf jene von Angelo Poliziano (El. lit. 38,1), Bernardino Corio (El. lit. 58,1), Baldassarre Castiglione (El. lit. 77,1), Jacopo Sannazaro (El. lit. 80,3); Ludovico Ariosto (El. lit. 84), Niccolò Machiavelli (El. lit. 87) und Matteo Palmieri (El. lit. 132) zu verweisen; vgl. Tarallo 2021, 104‒137; Séris 2023, 9-11. 28 Zu Giovios Präferenz des Lateinischen s. Zimmermann 1995a, 20‒22, 95‒98, 110‒111; Maffei 2007b, 38‒41; Gouwens 2022, 50-51; zur begrenzten Rezeption, die gerade viele der wichtigsten volkssprachigen Werke Albertis in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Entstehung erfahren sollten, Boschetto 2000, 181‒182 und Cartei 2017, passim. 29 Ausführlicher gehe ich auf die in diesem Absatz berührten Punkten in Wulfram 2025, § 3 ein. 30 Es handelt sich natürlich um einen besitzanzeigenden Genetiv. 31 Das Gedicht wird vier Jahre später von Vasari übernommen und, ergänzt um die Überschrift Leoni Baptistae Alberto Vitruvio Florentino, an den Schluß der eigenen Albertivita gestellt (Vasari 1550, 379; vgl. Suárez Quevedo 2010, 102-103, 109). Von Ianus Vitalis bzw. Giano Vitale/ Vitali (Minonzio 2012b, 16‒17, 214‒215; Corfiati 2020) finden sich allein in den Gelehrten-Elogia 27 Gedichte (Giovio/ Latomus 5 1577, Index poetarum, 233 col. 1). nissen anderer volkssprachiger Autoren belegen, 27 auf ästhetischen Vorbehalten eines noch weitgehend dem Latein verhafteten Gelehrten beruhen, sondern ist wohl auch oder in erster Linie den seinerzeit noch fehlenden Drucken zuzuschreiben. 28 2. Das Versepitaph von Janus Vitalis Die ersten 106 der von Giovio vorgelegten Biobibliographien besitzen mit wenigstens einem lateinischen Gedicht aus fremder Feder, in einem guten Drittel der Fälle auch zweien oder dreien, noch einen weiteren Bestandteil. Schon für seine Villa in Borgovico hatte unser Pionier der Musemspädagogik ja nicht nur Bilder, sondern auch (meist fiktive) Versepitaphe oder ‚epideiktische Epigramme‘ (ohne Bezug zu Tod und/ oder Grabkontext) gesammelt. Nach der Gesamtwürdigung in Prosa sollte so die Lebensleistung des im Museum abge‐ bildeten Literaten in einem höheren Register, anhand poetischer Schlaglichter, ein zweites Mal beleuchtet werden. Der Redaktor gab zu diesem Zweck, wenn er trotz aller Belesenheit und intensivster Nachforschungen nicht fündig wurde (was relativ häufig geschah), kurzerhand selbst Gedichte in Auftrag. 29 Für Albertis Elogium hat, wie schon die Überschrift Iani Vitalis kundtut (Giovio 1546, fol. 22 v [l. 3]), 30 der auch sonst häufig von Giovio beauftragte Dichter Giano Vitale (ca. 1485-ca. 1560) vier prägnante Elfsilbler (Hendeca‐ syllabi) beigesteuert [Abb. 2]. 31 Gleich der erste Vers schwört durch das auf den Leichnam bezogene Prädikat iacere (‚liegen‘) und das deiktische Ortspro‐ Im Zeichen des Löwen 219 <?page no="220"?> 32 Das topische Arsenal der Grabepigramme aus Giovios Gelehrtenelogien wird von Baltas/ Rajic 2024b aufgefächert. 33 Alberti verfügte testamentarisch, daß sein Leichnam zunächt in der römischen Kirche S. Agostino bestattet werden sollte, um dann später nach Padua, in die Grabstätte seines Vaters, überführt zu werden. Faktisch sind Albertis Überreste jedoch weder in Padua noch in Rom nachweisbar, obgleich sie ebenda in der wenige Jahre später runderneuerten Kirche S. Agostino verblieben sein dürften (Alberti 2012, 26, 471, 474‒475; Pearson 2022, 258). Entsprechend der schon damals unklaren Lage von Albertis Grab hoffte Giovio am 16. Januar 1545 von Pier Vettori Näheres zu erfahren: „[Vorrei sapere] di messer Battista Alberto, ovi mori e ove fu sepulto“ (Giovio 1958, 7 [l. 14], Epist. 203). 34 Der römisch-antike Hendecasyllabus-Dichter par excellence ist bekanntlich Catull. Daneben treten Martial, die Carmina Priapea und in der italienischen Renaissance zumal Giovanni Pontano. 35 „Vergleich mit ihm [dem Löwen] ist Auszeichnung (Gn 49,9; Nm 23,24)“ (Bloch 1971, 112). Gleich das erste Kapitel des wirkungsmächtigen Physiologus z. B. bezeichnet den Löwen als König der Tiere (Ἀρξόμεθα λαλῆσαι περὶ τοῦ λέοντος, τοῦ βασιλέως τῶν θηρίων), und auch in Albertis Apologus 95 firmiert er als omnium quadrupedum princeps (seit Augustus ist princeps ein vererbter Titel römischer Kaiser; auf den möglichen Einfluß, den die Apologi auf Vitale ausübten, kommen wir noch zurück). In der literarischen und ikonographischen Tradition kann ungeachtet aller positiven nomen hic (‚hier‘) eine epitaphtypische Kommunikationssituation herauf. 32 Der anonyme Sprecher richtet sich demnach an einen Passanten (und hintergründig zugleich an die kollektive Nachwelt), der (bzw. die) vor dem in Wirklichkeit damals wie heute nicht mit Sicherheit lokalisierbaren, 33 imaginär vom Leser auszumalenden Grab Albertis steht (El. lit. 33 ep. 1; Giovio 1546, fol. 22 v [l. 4‒7]): Albertus iacet hic Leo, leonem quem Florentia iure nuncupavit, quod princeps fuit eruditionum, princeps ut leo solus est ferarum. - (Hier liegt Alberti der Löwe, den Florenz zurecht mit dem Namen Löwe bedacht hat, weil er der Fürst jeder Gelehrsamkeit war, wie allein der Löwe der Herrscher der Wildtiere ist.) Entsprechend dem traditionell beschwingten Charakter des gewählten Vers‐ maßes, 34 enthält sich das Epigramm jedweder Trauerbekundung und patheti‐ schem memento-mori. Durch die Konzentration auf die Bedeutung des Namens ‚Leo‘ fühlt sich der Betrachter stattdessen in die Welt der Fabeln versetzt. Die einseitig positive Allegorese des Löwen als souveränem König verschafft dem mit ihm verglichenen Universalgelehrten - beide werden wörtlich zum princeps erhoben - ein größtmögliches Kompliment. 35 Daß das Anthroponym ‚Leo‘ 220 Hartmut Wulfram <?page no="221"?> Deutungen die gefährliche Raubkatze auch für Gewalttätigkeit, Grausamkeit und dämonische Mächte stehen (Bloch 1971, 115-116; Taloş/ Pöge-Alder/ Steinbauer 1996; Rösch 2021). 36 S. McLaughlin 2016, bes. 21. 37 Dazu mit unterschiedlichen Akzentsetzungen Cardini 2007; Furlan 2019; Pearson 2022, 15-28. 38 S. Boschetto 2000, 179‒181; Furlan 2019, 144‒146, 151 mit Anm. 26; Furlan 2020, 238-239. 39 S. Corfiati 2020; Merisalo 2022, 298‒302; Barbolani da Montauto 2023, 19‒22, 25‒26. 40 Erwogen wurde eine Anknüpfung an Papst Leo den Großen, den florentinischen Marzocco-Löwen, den Markuslöwen von Venedig, Leonello d’Este von Ferrara sowie Lionardo Alberti, eine der (realexistierenden) Sprecherfiguren aus dem Dialog De fa‐ milia (McLaughlin 2016, 21-22, 27-29; Furlan 2019, 143; Paoli 2007, 55), Referenzen, die sich nicht wechselseitig ausschließen müssen, wenn der Humanist den selbstgewählten Namen - ähnlich wie sein etwa zeitgleich entstandenes Emblem mit dem gefügelten Auge und dem Motto Quid tum? (Was weiter? ) (Cassani 2014, 7-88)-- polysemantisch angelegt hat. nicht aus dem Taufregister hervorging, war Vitale dabei offenkundig bewußt. Während sich jedoch in Wirklichkeit der damit Bezeichnete das Agnomen im Alter von etwa dreißig Jahren selbst zugelegt hatte, 36 macht der Dichter daraus einen Ehrentitel, den Battista für seine geistigen Spitzenleistungen von Florenz verliehen bekommen habe, der Stadt seiner väterlichen Vorfahren (wie Giovio zu Anfang seines Prosatext unterstrichen hatte), aus der er in Wahrheit die ersten 25 Jahre seines Lebens per familiärer Kollektivhaftung exiliert war und die ihm auch nach der Aufhebung des Banns, ungeachtet seiner vielschichtigen Bemühungen um Integration, innerlich immer fremd bleiben sollte. 37 Vitales eklatante Geschichtsklitterung steht im Einklang mit den zeitgleichen Anstrengungen einflußreicher Florentiner Kreise, den inzwischen zu Ruhm gelangten Humanisten und Architekten postum für die Arnometropole zu vereinnahmen, 38 ein Befund, der kaum überrascht, stand der in Rom ansässige Dichter doch wie sein Auftraggeber, der Kleriker Giovio, den aus Florenz stammenden Medici-Päpsten Leo X. und Clemens VII. nahe. 39 Ungeachtet der diversen biographischen Bezugspunkte, die von der Alberti-Forschung für das Autonym ins Feld geführt worden sind, 40 drängt sich in einem literarischen Kontext wie dem unsrigen die Verbindung zu dem antiken Heroen Herakles in den Vordergrund, dessen emblematisches Attribut, das als Rüstung und Helm dienende Fell des von ihm erlegten Löwen von Nemea, mit der ersten seiner kanonischen zwölf Arbeiten verknüpft war. Die Ineinssetzung der zahlreichen Arbeiten und Nebenarbeiten, die Herakles aus eigener Kraft den Weg in den Olymp bahnten, mit jenen, die der Schriftsteller Alberti zumal bei der Abfassung seines Architekturtraktats zu bewältigen hatte, war bereits zuvor von Gedichten Im Zeichen des Löwen 221 <?page no="222"?> 41 Denique quicquid habet nostri nova temporis etas, / quis neget? , hoc nobis omne Leonis erit (Was auch immer unser neues Zeitalter sein eigen nennt, das alles wird für uns, wer will es leugnen? , mit Leo/ dem Löwen verbunden sein) (Landino, Xandra B 27,11‒12, Ad Leonem Baptistam Albertum; Wulfram 2016, 7‒12); Nec minor Euclide est Albertus: vincit et ipsum / Vitruvium. Quisquis celsas attollere moles / affectat, nostri relegat monumenta Baptistae (Alberti steht dem Euklid in nichts nach, ja er besiegt sogar den Vitruv. Wer auch immer sich darum bemüht, große Bauwerke zu errichten, möge aufmerksam die Schriften unseres Baptista studieren) (Verino, De illustratione urbis Florentinae, lib. 2; Wulfram 2001, 378). Im Hintergrund kann auch der ‚Humanistenhei‐ lige‘ Hieronymus assoziiert werden, zeugen doch dessen gewaltiges Übersetzungswerk und sein legendäres Eremitentum, das ihm ikonographisch einen von ihm selbst domestizierten Löwen als treuen Begleiter zugesellt, von herkulischen Mühen (vgl. Jacobus de Voragine, Legenda aurea, 146, De sancto Hieronymo 655‒658; Rice 1985). 42 Die letztere Facette der komplexen Herakles-Figur, oft mit den Epitheta Hercules Gallicus und Musagetes umschrieben, wird von Lücke/ Lücke 1999, 365, 391-394, 396- 398, 423-425, 430-432, Bezner 2008, 328, 330, 333, 335-336, 338 und Stafford 2012, 117‒130, 215‒218 herausgestellt. 43 Angesichts der Schwierigkeiten, die Alberti die Abfassung von De re aedificatoria bereitete (s. Anm. 9), ruft er in Res aed. 6,1 leidgeplagt aus: labore, me superi! , maiore quam pro inita provincia interdum ex ipso me fortassis postulassem (mit größerer Mühe, bei den Göttern, als ich mir selbst zu Beginn des Unternehmens abverlangt hätte) und bekennt ein paar Sätze später gleich noch einmal seinen scribendi laborem (Alberti 1966, 441‒443; vgl. den Titel von Coluccio Salutatis De laboribus Herculis). Auf die zur Identifikation mit dem Autor einladende Rolle, die Herakles in mehreren Intercenales (Pupillus mit dem Protagonisten Philoponus „Liebhaber der Mühen“, Pluto und bes. Prohemium zu Buch 10) sowie an verschiedenen Stellen im Momus spielt, kann hier nur hingewiesen werden. Zu Anfang des Canis (2‒3) präsentiert Alberti, in einer langen Deutungstradition stehend (Bezner 2008, 330, 334), Herakles als Musterbeispiel für einen Euhemerismus; vgl. auch die Formulierung Herculi similis in Canis 52. 44 McLaughlin 2016, 29 und 35 stellt die interessante Überlegung an, Alberti habe sich ein persönliches Analogon zu den dreiteiligen Namen der römischen Republik zulegen wollen. Im Falle von ‚Leo Baptista Alberti‘ liegt allerdings die Reihenfolge Agnomen, Praenomen, Nomen gentile vor, während sich z. B. ‚Marcus Tullius Cicero‘ aus Praenomen, Nomen gentile und Agnomen zusammensetzt. Zu den drei genannten ‚Paratexten‘ äußert sich ausführlich Cardini 2020. Landinos und dessen Schüler Ugolino Verino vorsichtig angedeutet worden. 41 Tatsächlich finden sich auch im literarischen Werk Albertis mehrere Passagen, die auf eine gewisse Wahlverwandtschaft mit dem mythischen Self-mademan und Patron rhetorisch-kultureller Kompetenz 42 schließen lassen. Wie kurz gezeigt werden soll, ist dies nicht zuletzt 43 in den von Giovio erwähnten Apologi Centum der Fall. Die Sammlung der Apologi wird von drei kurzen Briefen eingeleitet, deren an‐ tikisierende Praescripta dem Leser die dreiteilige Namensform des Humanisten, die mutatis mutandis an römische Vorläufer erinnert, 44 förmlich einhämmern. Albertis Namen fungiert zunächst zweimal als Absender, dann als Empfänger. 222 Hartmut Wulfram <?page no="223"?> 45 In Apol. 95 ist der Löwe zwar nicht Protagonist, ihm kommt aber als Vergleichspunkt eine wichtige Funktion zu. Weiterführende Interpretationen der Fabelsequenz bieten McLaughlin 2016, 35-36; Marsh 2020, 234‒238 und bes. Cardini 2021, 23‒26, 30‒39. 46 Cum leoni cuidam aditum in caelum patuisse leo quidam intellexisset, cupiditate gloriae flagrans difficillima omnia rite exsequebatur, ut leonibus omnibus facile praestaret (Alberti, Apol. 93). 47 S. Lücke/ Lücke 1999, 368-369, 419-421; Bezner 2008, 335‒336; Stafford 2012, 207, 213‒215. 48 ῾Etenim quid insanis? ’, inquit Invidia. ‘Qui enim huic generi animantium locus debebatur, iam pridem merenti consignatus est.’ Respondit leo: ‘Sat nobis erit promeruisse’ (Alberti, Apol. 93). Wie die Unterstreichungen hier und in Anm. 46 verdeutlichen, erscheint in dem kurzen Text das Wort leo penetrante vier Mal. 49 Für beide Katasterismen bietet etwa Martial, einer von Albertis erklärten Lieblingsau‐ toren (s. Marsh 2020), präzise Anhaltspunkte (Mart. 9,71; Spect. 19 [16b]). Mythos In Massainis für die 1540er Jahre maßgeblicher Ausgabe (Alberti 1500, s. fol.) tritt im selben Sichtfeld [f 6 v -f 7 r ] das auffällige Praenomen ‚Leo‘ gleich darauf noch ein viertes Mal zutage, d. h. in dem zwischen diesen auktorialen Paratexten und der eigentlichen Zenturie plazierten Werktitel Leonis Battistae Alberti Apologi. Da am anderen Ende bzw. am Schluß der Sylloge eine Serie von sechs Löwenfabeln hervorsticht (Apol. 93, 95‒99; [g 3 v -g 4 r ]), 45 ergibt sich eine Art von Ringkomposition, die den Leser dazu einlädt, den Autor Leo mit dem homonymen Fabeltier gleichzusetzen. Im Apologus 95 wird der Löwe explizit als princeps bezeichnet, also mit demselben ordinalen Nomen belegt, das später Vitale für Alberti und dessen animalisches Gegenstück reservieren sollte. Albertis geistige Nähe zum Löwen Herakles bringt dagegen gleich das erste Stück der thematischen Sequenz, der eo ipso programmatische Apologus 93, zum Ausdruck. In ihm erfährt ein Löwe, daß ein anderer Löwe, beide leo genannt, in den Himmel aufgestiegen sei. Angestachelt von der Begierde nach Ruhm, meistert er daraufhin selbst die schwierigsten Aufgaben und übertrifft alle übrigen Löwen bei weitem. 46 Wie in der in der Renaissance populären An‐ ekdote von „Herakles am Scheidewege“ 47 kommt es bald darauf jedoch zu einer kritischen Entscheidungssituation. Als die personifizierte Mißgunst, Invidia, den Unermüdlichen vom Pfad der Tugend mit dem Argument abzubringen sucht, daß der den Artgenossen am Firmament zustehende Platz schon längst an einen würdigen Vertreter vergeben worden sei, antwortet ihm der tugendhafte leo unbeeindruckt, es würde ihm vollauf genügen, sich diesen Platz verdient zu haben. 48 Die daraus resultierende Pointe basiert offenkundig auf der Vorstellung eines Katasterismos, für den sich nicht nur das Sternbild des nemeischen Löwen selbst anbietet, sondern in metonymischer Übertragung auch dasjenige seines Bändigers Herkules, der die mächtige Bestie quasi inkorporiert hat. 49 Im Zeichen des Löwen 223 <?page no="224"?> und Kulturgeschichte der Sternbilder Löwe und Herkules skizzieren Le Boeuffle 1977, 100‒102, 163‒164, 193, 212; Ridpath 1988, 72‒75, 80‒81. 50 Alberti 1500, s. fol. [g 4 r ]. Eine Transkription des gesamten Gedichts (mit der falschen Zuweisung an eine nicht existierende Edition von De re aedificatoria, Florentiae 1496) findet sich unter https: / / www.poetiditalia.it/ texts/ CARM_LIB|alb2|001 (07.06.2024). 51 Zu dieser Konstruktion bei Poggio und anderen Humanisten s. Wulfram 2019, 254-259, 265. 52 Qui longum Leo conditus latebat, / tandem prosilit, emicat, vagatur / et grato patet ore sublevatus. / Non vinclis retinetur aut cathenis / diris. Ecce venit, videte cuncti, / ut non horridus et timendus ulli, / sed mitis, placidus, pius, benignus. / Non mordet, rapit ungulisve quemque, / sed tangi cupit hinc et inde, laetus / gestit, annuit, advocat tenentes […] (Ein Löwe, der lange in Gewahrsam verborgen lag, springt endlich mit einem Satz in die Freiheit und streunt munter umher. Aufgerichtet zeigt er sich mit dankbarem Gesicht. Weder gräßliche Fesseln noch Ketten halten ihn zurück. Schon kommt er: Schaut alle her, wie keiner ängstlich vor ihm davonlaufen muß. Er ist zahm, sanft, anhänglich und gütig. Weder beißt er irgendwen noch packt er ihn mit seinen Krallen, vielmehr möchte er beidseitig gestreichelt werden, gestikuliert freundlich, nickt uns zu und fordert uns dazu auf, ihn zu halten) (Antonio Sabino, In laudem auctoris, 1‒10). Massainus’ vier Verse später genannter Vorname Hieronymus (14) gibt Anlaß eine Verbindung zu dem vom gleichnamigen Heiligen und Philologen gebändigten Löwen zu ziehen (s. Anm. 41). Auf der letzten Seite der von Girolamo Massaini eingerichteten Inkunabel, unmittelbar nach den Apologi, wird die Identifikation Albertis mit einem Löwen durch einen weiteren, diesmal allographen Paratext bekräftigt, den wir dem sonst so gut wie unbekannten Dichter Antonio Sabino aus Imola verdanken. 50 Das betreffende carmen librarium feiert Hieronymus (Girolamo) als Herausgeber von Albertis zuvor nur handschriftlich zirkulierenden Schriften und aktualisiert dabei den alten humanistischen Topos von der Rettung verges‐ sener Codices aus verstaubten, gefängnisartigen Klosterbibliotheken 51 für das mediale Druckzeitalter. Vom ersten Vers an evoziert Sabino in ausufernden Details die Metapher oder metaphorische Allegorie eines prächtigen, allzu lang eingesperrten Löwen, der nun dank philologischer Pflege endlich wieder in die Freiheit gelangt sei, wo er sich als derart gutmütig erweist, daß er von jedermann berührt, sprich: gelesen werden kann. 52 Wir dürfen annehmen, daß Giano Vitale von diesen 27 Hendekasyllabi einen wichtigen, wenn nicht den entscheidenden Anstoß dazu erhalten hat, den eigenen für Giovio bestimmten Vierzeiler ganz auf Albertis wörtlich genommenes, ‚reliteralisiertes‘ Praenomen ‚Leo‘ abzu‐ stellen, umso mehr, als beide Dichter sich desselben Metrums bedienen. Zeitlich reicht Sabinos Einfluß womöglich sogar noch weiter zurück, denn Vitale hatte bereits 1520 der Editio princeps des Momus achtzehn Elfsilbler vorangestellt, in denen er, gleichsam zoologisch argumentierend, Alberti als einen geistreichen Löwen anpreist, wie ihn ‚für uns‘ nur die Toskana hervorzubringen imstande 224 Hartmut Wulfram <?page no="225"?> 53 O quantum lepidos parit Leones / nobis Thuscia sola […] (Giano Vitale, Ad Ioannem Matheum Gybertum, 10‒11a; Alberti 1520a, s. fol. [1 v ]). 54 Für eine genauere Analyse des Gedichts ist hier nicht der Ort; zu Giovios positivem Verhältnis zu Leo X. vgl. oben Anm. 21. 55 Zu diesem Humanisten s. im vorliegenden Band den Beitrag von Rajic. 56 Die bedeutungsschwere Zahl 33 (Lebensalter von Jesus Christus und Alexander dem Großen) ist im gegebenen Kontext reiner Zufall. Eingeschoben zwischen Überschrift und Prosaelogium erscheint sie auch in Giovio/ Latomus 3 1561 und 4 1571, nicht jedoch in Giovio/ Latomus 5 1577 und 6 1596. 57 Latomus übernimmt die knappe Art der Autorschaftszuweisung aus Giovio 1546; s. oben Anm. 30. 58 Die Doppeldeutigkeit der Vokabel spiegelt sich darin, daß leonem mit kleinem Anfangs‐ buchstaben in Giovio/ Latomus 2 1557 und 3 1561 steht, Leonem mit großem aber in Giovio/ Latomus 4 1571, 5 1577 und 6 1596. sei. 53 Angesichts dieser Herkunftsangabe werden viele Zeitgenossen zugleich eine Reverenz an den in Florenz geborenen, bis Ende 1521 amtierenden Medici- Papst gleichen Namens, Leo X., herausgehört haben. 54 3. Die Eingriffe von Johannes Latomus und Petrus Perna Die Elogia virorum litteris illustrium Paolo Giovios hatten im Laufe des 16. Jahr‐ hunderts einen beachtlichen publizistischen Erfolg zu verzeichnen, der sich in fünf Neuausgaben niederschlug, auf die der 1552 verstorbene Initiator keinerlei Einfluß mehr hatte. Die Editio altera erschien 1557 im fernen Antwerpen und wurde von dem flämischen Humanisten, Dichter und Augustinerprior Johannes Latomus (1523‒1578) besorgt, der (neben sonstigen Paratexten) für jeden der von Giovio Portraitierten weitere Gedichte hinzufügte, darunter mindestens jeweils eines, das seiner eigenen Muße entsprungen war. 55 Das Elogium auf Alberti, im Druckbild nun vorweg mit römischen Ziffern als das dreiunddreißigste der Serie ausgewiesen (Giovio/ Latomus 2 1557, 72 [l. 2]), 56 wird ausschließlich durch ein solches Eigenprodukt, Latomi, 57 abgerundet (Giovio/ Latomus 2 1557, 73 [l. 6]). Die Vorstellung von Alberti als einem Löwen wird darin metaphorisch weiter ausgestaltet, wobei Latomus’ gedanklicher Anschluß an Vitales etymologisier‐ enden Vergleich (El. lit. 33 ep. 1; Giovio/ Latomus 2 1557, 73 [l. 1‒5]) umso stärker zur Geltung kommt, als beide Gedichte oben auf derselben Seite des Drucks [Abb. 3] unmittelbar aufeinanderfolgen (El. lit. 33 ep. 2; Giovio/ Latomus 2 1557, 73 [l. 7‒19 = vv. 1‒13]): Quisquis barbarus es rudisque Phoebi, - hoc saxum pedibus cave profanes, - quod sane eximium tegit Leonem 58 - Im Zeichen des Löwen 225 <?page no="226"?> 59 S. Anm. 32. 60 Soweit ich sehe, gibt es keine antike Fabel, in der Löwe und Schlange direkt aufeinan‐ dertreffen. 61 Zur ambivalenten Reputation des Löwen s. die oben in Anm. 35 genannten Überblicks‐ artikel. peius angue tuum genus perosum. Nam Musis sacer est easque secum 5 vel hic in tumulo moratur oris - docti blanditiis vel ipse cum illis - indagat Clarios comes recessus. - Doctis multiiugam referre praedam - non raro unde solet stupente Apelle 10 atque Vitruvio sagacitatem. - Sed quid te dubium morer? Leonem - Albertum satis hi loquuntur ungues. - - - (Egal was für ein bildungsferner Barbar du bist, hüte dich davor, diesen Grabstein mit deinen Füßen zu beschmutzen, denn er bedeckt den wahrhaft großen Löwen Leo, dem Typen wie du verhaßter sind als Schlangen. Er ist den Musen heilig und fesselt sie hier im Grab durch die Süße seiner gelehrten Rede oder erkundet selbst mit ihnen die letzten Winkel von Klaros. Von dort pflegt er den Gelehrten oft so vielfältige Jagdbeute mitzubringen, daß Apelles und Vitruv über seinen Spürsinn staunen. Doch wozu soll ich mich mit Dir abgeben, wenn Du noch immer unentschlossen bist? Vom Löwen Alberti legen diese Krallen hier hinreichend Zeugnis ab.) Das dreizehn Verse, erneut Hendekasyllabi, zählende Poem setzt mit der für römische Grabepigramme topischen, an den Passanten (viator) gerichteten War‐ nung ein, den geweihten Ort nicht zu verletzen. 59 Der zufällig Vorbeigehende bleibt zwar traditionsgemäß anonym, er erfährt jedoch nähere Charakterisie‐ rung, und zwar im schroffen Gegensatz zum Bestatteten als ein intellektueller Grobian, der auf metaphorischer Ebene ein Tier darstellt, das dem unter der Erde verborgenen Löwen verhaßter sei als die Schlange (vv. 1‒4). 60 Hatte das Gedicht von Antonio Sabino, das Latomus vermutlich unbekannt war, noch die Harmlosigkeit des aus seinem Käfig befreiten Löwen Alberti betont, so dient nun dessen latente Gefährlichkeit, die selbst noch nach dem Tode fortwirkt, zur Abschreckung. 61 Die Schlußpointe (vv. 12‒13) führt visuell die von der Antike bis zur Frühen Neuzeit anzutreffende Gepflogenheit vor Augen, Gräber bedeutender Persönlichkeiten vollplastisch oder im Relief mit steinernen 226 Hartmut Wulfram <?page no="227"?> 62 „Der Löwe als Wächter des Tores, des Grabes und des Thrones war der vorchristlichen Kunst geläufig und lebte im Christentum fort“ (Bloch 1971, 117; s. ebd. 117-118 und Liebl 1991, 2141). 63 Erasmus Adag. 1,9,34 bzw. 834 (Text bequem zugänglich unter http: / / ihrim.huma-num .fr/ nmh/ Erasmus/ Proverbia/ Adagium_834.html, 07.06.2024), wo indirekt auch auf das korrespondierende Sprichwort Ex pede Herculem (nach Gell. 1,1) hingewiesen wird. Latomus’ geistige Nähe zu Erasmus stellen Wulfram 2022, 95 und Rajic 2025 heraus. 64 Man denke etwa an den literarisch gut bezeugten Tempel des Hercules Musarum auf dem Marsfeld in Rom; vgl. im übrigen Anm. 41‒43. 65 Auch in vielen anderen seiner Gedichte bezieht Latomus das biobibliographische Wissen aus der Giovischen Vorlage, d. h. dem Prosaelogium und/ oder den gesammelten Epigrammen. Seinerseits auf Latomus reagiert ein paar Jahre später ein elegisches Disti‐ chon, das Nicolaus Reusner auf Alberti gedichtet hat, wobei Apelles durch Zeuxis ersetzt wird: Par mihi nec Zeuxis nec erat Vitruvius ingens. / Doctior hic libris fiet et ille meis (Weder Zeuxis noch der große Vitruv konnten es mit mir aufnehmen. Dieser wie jener wird durch meine Bücher gelehrter werden) (Reusner 1589, F 4 r ). In einem an Giovios Elogium angelehnten Prosatext gibt Reusner auf der nächsten Seite fälschlicherweise Florenz als Albertis Sterbeort an, wodurch dessen postumer Vereinnahmung durch die Arnometropole (Vitale, El. lit. 33 ep. 1,2) die Krone aufgesetzt wird: Fato functus diem suum obiit Florentiae (Reusner 1589, F 4 v ). Zu Reusners Bildnisvitenbuch, das über weite Strecken Elemente aus Giovio/ Latomus 5 1577 transformiert und integriert, s. Hagedorn 2020, 91, 248, 256 und 309 (Nr.-24). Löwen als Wächtern auszustatten. 62 Zugleich spielt Latomus auf das ihm von seinem Landsmann und Ordensbruder Erasmus von Rotterdam vermittelte Sprichwort an, wonach man die bedrohliche Größe und Kraft des Fleischfressers an seinen Pfoten erkennen könne, Leonem ex unguibus aestimare. 63 In den Versen dazwischen (vv. 5‒11) steigt --wie sonst bisweilen wieder Herakles-- 64 der tote oder besser: untote Alberti zu einem zweiten Musageten auf, ipse […] comes (vv. 7‒8) . In dieser Funktion vertritt er natürlich in erster Linie den zuständigen Gott Apollo, der durch sein Epitheton Phoebus (v. 1) und das Orakelheiligtum Klaros (v. 8) unterschwellig im Gedicht präsent ist. Obwohl Latomus vermutlich selbst nie ein Buch Albertis in Händen hielt, verweist er mit dem von ihm imaginierten Beifall der Autoritäten Apelles, des berühmtesten Malers der Antike, und Vitruv, des Verfassers des einzigen aus der Antike erhaltenen Architekturtraktats, auf Albertis zwei artigraphische Schriften De pictura und De re aedificatoria (vv. 9‒11). In einem mustergültigen reader response, der sich im Kontext der Editio altera in produktive Intratextualität verwandelt, reagiert der Flame so auf Giovios Prosaelogium, das, wie oben geschildert, gerade diese beiden Werke des italienischen Humanisten hervorgehoben hatte. 65 Im Zeichen des Löwen 227 <?page no="228"?> 66 Hinzukommt die italienische Übersetzung, die ein gewisser Hippolito Orio aus Ferrara noch zu Lebzeiten des Autors auf Basis von Giovio 1546 angefertigt hat (Giovio/ Orio 1551/ 52; Giovio/ Orio 1558 und Giovio/ Orio 1559). 67 S. Cavarzere 2015; Hagedorn 2020, 56‒64. 68 Grundlegend zu allen Aspekten von Giovio/ Latomus 5 1577 ist jetzt die umfangreiche Monographie von Hagedorn 2020. 69 S. Hagedorn 2020, 249 (mit Anm. 21), 306 Nr. 19 („weitere Ausgabe“, fälschlich als VD 16 G 2063 bezeichnet --tatsächlich handelt es sich um VD 16 G 2062). 70 S. Klinger 1991a, 79‒81; 218-220; Hagedorn 2020, 74-86; Wulfram 2022, 91 Anm. 56. 71 Der visuelle Eindruck wird von Paoli 2000, 1024 und Paoli 2005, 90 geteilt („les cheveux comparables à une crinière chez Stimmer, probablement par allusion à Leone“). Die blonde Farbe kann schwarz-weiß zwar nicht direkt abgebildet, wohl aber - wie im Falle von Stimmers Holzschnitt - durch Aufhellung suggeriert werden. Dunklere Haare, wie sie spätere Farbabbildungen Albertis zeigen (und biographisch wohl wahrscheinlich sind), hätten den Löweneffekt zwangsläufig gemildert. 72 S. Hagedorn 2020, 86‒93, 280. Die verbleibenden vier lateinischen Cinquecentinen der Giovischen Gelehr‐ tengalerie 66 wurden allesamt von der Baseler Offizin des luccesischen Exil- Protestanten Petrus Perna (1519-1582) gedruckt, einem wichtigen Vermittler des italienischen Humanismus in den Norden. 67 Das von Latomus hinzugefügte Textmaterial wurde dabei durchweg übernommen, so daß es fortan editions‐ geschichtlich als kanonischer Bestandteil des kollektiven Werkes zu gelten hat. Pernas Engagement gipfelte 1577 in der großformatigen Editio quinta, die obendrein endlich Giovios Traum realisieren konnte, den Elogien Holzschnitte jener Portraits aus seinem Museum beizugeben, für die die verschiedenen Texte ursprünglich verfaßt oder gesammelt worden waren. 68 Genauer besehen konnte die Idee freilich nur partiell umgesetzt werden, weist doch diese ‚letztgültige‘ Edition (die Editio sesta ist nichts als eine Billigversion des Geschäftsnachfolgers Konrad Waldkirch) 69 lediglich für sechzig der beschriebenen Gelehrten, darunter Alberti, Illustrationen auf. Von Fall zu Fall ist zudem fraglich, wie präzise der von Perna über die Alpen nach Como geschickte Künstler Tobias Stimmer (1539‒1584) das einst von Giovio besessene Exponat kopiert hat, ob es zu bewußten oder unbewußten Abweichungen kam oder gar andere Vorlagen benutzt wurden. 70 Für unsere philologische Untersuchung mag die ikonogra‐ phische Beobachtung genügen, daß der resultierende Holzschnitt [Abb. 4], obgleich in Schwarz-Weiß gehalten, Alberti eine lockige Haarpracht verleiht, die hinsichtlich ihrer blond wirkenden Löwenhaftigkeit alle sonst bekannten Abbildungen des Humanisten deutlich übertrifft. 71 Auf diese Weise schreibt der Zeichner Tobias Stimmer - vielleicht auch erst der Holzschneider Bernhard Jobin 72 oder der einflußnehmende Verleger Perna selbst - die Löwenbotschaft 228 Hartmut Wulfram <?page no="229"?> 73 S. Hagedorn 2020, 94‒95. 74 Z.B., in unmittelbarer Umgebung, im Falle der Abbildungen von Rudolph Agricola, Pietro Leoni und Ermolao Barbaro (Giovio/ Latomus 5 1577, 61, 65, 67). 75 Der Kustode Leo findet sich zwar schon in Giovio/ Latomus 2 1557, 71, aufgrund seiner unauffälligen Plazierung unten rechts auf der Seite, der fehlenden Abbildung mit Löwenmähne und den erst auf der übernächsten Seite (73) folgenden Gedichten, wird ihm der Leser dort jedoch keine vergleichbare Bedeutung beimessen. 76 In Giovio/ Latomus 2 1557, 72 steht eine schmucklose L-Initiale und (wie in Giovio 1546) die dazugehörige erste Zeile in Kapitälchen. In Giovio/ Latomus 3 1561, 77; Gi‐ ovio/ Latomus 4 1571, 77 und Giovio/ Latomus 6 1596, 42 steht, geschmückt durch eine Blätterinitiale, lediglich das Wort Leoni in Kapitälchen. der von Vitale und Latomus verfaßten Epigramme fort bzw. nimmt sie, lineare Buchlektüre vorausgesetzt, vorweg. Betrachten wir das Layout der luxuriösen Editio quinta genauer, lassen sich in der Tat weitere einschlägige Beobachtungen treffen. Wie fast alle Xylogra‐ phien des Drucks leitet die Alberti darstellende unterhalb des Kolumnentitels (Kopfzeile und Paginierung) und der Namensüberschrift eine neue Seite ein und füllt mit ihrem opulenten Rahmen gut zwei Drittel der Höhe und die volle Breite des Satzspiegels aus [Abb. 4]. 73 Durch diese Dominanz tritt die leonine Mähne des Humanisten dem Betrachter noch markanter vor Augen. Die mittige Kartusche im oberen Bilderrahmen zeigt ein weiteres löwenartiges Haupt, doch treffen wir dieses Ziermotiv auch bei vielen anderen der abgebildeten Gelehrten an. 74 Deutlich relevanter ist daher, daß bereits der Kustode in der Mitte der linkerhand gleichzeitig aufgeschlagenen Vorderseite ausdrücklich einen Löwen, L E O , angekündigt und so die Erwartungshaltung des Lesers vorab gesteuert hatte (Giovio/ Latomus 5 1577, 62 [l. 18]; s. Abb. 5). Der dem Buchbinder zum Kollationieren dienende Notbehelf sticht dabei mehr als üblich ins Auge, weil er (wie häufig immer dann in Pernas Druck, wenn Holzschnitte folgen) unmittelbar nach dem letzten Gedicht des voranstehenden Elogiums halbrechts plaziert ist und der Rest der Seite leerbleibt. 75 Ist der Leser auf diese Weise erst einmal durch Text und Bild für die Bedeutung von Albertis Agnomen sensibilisiert worden, entfalten zusätzliche, sich gegenseitig bestärkende Faktoren ihre Wirksamkeit, die in den vorangegangenen Ausgaben noch semantisch stumm geblieben waren. Im Einzelnen läßt sich das Folgende beobachten. Aus der ansonsten bescheiden wirkenden mise en page unterhalb des Bil‐ derrahmens sticht die den dreiteiligen Namen des Humanisten einleitende L- Initiale hervor, die motivisch durch zwei Zwillingsfiguren ausgeschmückt ist (Giovio/ Latomus 5 1577, 63 [l. 2‒6]; s. Abb. 4). Da der dazugehörige Dativ L E O N I das einzige Wort des gesamten Textes ist, das durch Kapitälchen ausgezeichnet wird, kommt es zu einer doppelten Hervorhebung des Löwen-Epithetons. 76 Mit Im Zeichen des Löwen 229 <?page no="230"?> 77 Näheres dazu bietet im vorliegenden Band Baltas, Appendix 2. 78 Das Quintett wirkt nebenbei auch deshalb als Einheit, weil das Grabepigramm auf Agricola von Barbaro stammt (El. lit. 32 ep. 1; Giovio/ Latomus 1577, 62). 79 Für diese Paarung spielt vielleicht Cristoforo Landinos Dialog Disputationes Camaldu‐ lenses eine Rolle, in dem Alberti und Lorenzo als Hauptfiguren auftreten. Blick auf den weiteren Kontext des Elogiums gilt es vorauszuschicken, daß Gi‐ ovio seine Autorenprofile zwar prinzipiell nach Todesdaten angeordnet hat, sich davon aber immer wieder auch assoziative Abweichungen erlaubt. 77 Die Chro‐ nologie ist so auch im Falle Albertis durchbrochen (El. lit. 33; Giovio/ Latomus 5 1577, 63-64), der innerhalb eines gesonderten Blocks von fünf Gelehrten, deren Universalität auf die eine oder andere Weise hervorgehoben wird, bestehend aus Rudolf Agricola, Leon Battista Alberti, Lorenzo de’ Medici, Pietro Leoni und Ermolao Barbaro (El. lit. 32‒36; Giovio/ Latomus 5 1577, 61‒71), von zwei deutlich jüngeren Kollegen gerahmt wird. 78 Rein zufällig kann innerhalb dieser Gruppe auch ein Leser auf Löwenjagd fündig werden, kommt doch gleich nach Alberti der allseitige Mäzen Lorenzo de’ Medici zu seinem Recht, 79 dessen größte Leistung für Giovio und seinen Dichter, wiederum Vitale, in der Zeugung eines Löwen, Papst Leo X., besteht (El. lit. 34; Giovio/ Latomus 5 1577, 65‒66). Mit dem unglücklichen, für Lorenzos Tod verantwortlich gemachten Pietro Leoni (Petrus Leonius) erhält dagegen anschließend ein Arzt ein Elogium, der die große Raubkatze bereits im Familiennamen trägt (El. lit. 35; Giovio/ Latomus 5 1577, 67‒68). Zu guter Letzt listen zu Anfang und am Ende des Drucks die zwei auf Giovio bzw. Latomus zurückgehenden Indizes, der Elenchus doctorum virorum und der Index poetarum, unseren literarischen Helden nicht etwa unter dem Buchstaben ‚A‘ wie ‚Alberti‘ oder ‚B‘ wie ‚Baptista‘ auf, man findet ihn stattdessen - und nach unserer Lektüre könnten wir sagen: zurecht - unter ‚L‘ wie ‚Leo‘, ‚der Löwe‘ (Giovio/ Latomus 5 1577, s.p. und 233 col. 1). 230 Hartmut Wulfram <?page no="231"?> Abb. 1: Giovio 1546, fol. 22 r (© Bayerische Staatsbibliothek). Im Zeichen des Löwen 231 <?page no="232"?> Abb. 2: Giovio 1546, fol. 22 v (© Bayerische Staatsbibliothek). 232 Hartmut Wulfram <?page no="233"?> Abb. 3: Giovio/ Latomus 1557, 73 (© Bayerische Staatsbibliothek). Im Zeichen des Löwen 233 <?page no="234"?> Abb. 4: Giovio/ Latomus 1577, 63 (© Bayerische Staatsbibliothek). 234 Hartmut Wulfram <?page no="235"?> Abb. 5: Giovio/ Latomus 1577, 62 (© Bayerische Staatsbibliothek). Im Zeichen des Löwen 235 <?page no="237"?> 1 Giovio Latomus 1577, 195: […] Musaeum, quo publicus virtutis honos ad exemplum et voluptatem continetur […]. 2 Giovio/ Latomus 1577, 6. Die Übersetzungen sind die des Verfassers. Giovios Politianus Das tragische Leben eines Wunderkindes Tobias Dänzer Giovio hatte in den Paratexten zu den Elogia virorum literis illustrium drei Ziele formuliert, die er mit seinem Projekt einer ritratti-Sammlung verfolgte: Das Museum gelte der öffentlichen Würdigung von Leistungen (publicus virtutis honos), und zwar um Beispiele (exempla) aufzuzeigen und Vergnügen (voluptas) hervorzurufen. 1 Hierin ist ein Museumsprogramm oder, modern gesprochen, eine Museumspädagogik formuliert: Es ging dem Historiographen Giovio ei‐ nerseits um die Bewahrung des Gedächtnisses (memoria) an herausragende Persönlichkeiten vornehmlich der italienischen Geschichte, und damit freilich um geschichtsbildende Kanonisierung. Ferner verfolgte er mit dem Museum einen didaktischen Zweck, die Erziehung der Öffentlichkeit durch exempla, und zwar sowohl durch nachahmenswerte als auch durch abschreckende. Drittens sollte das Museum den Besuchern Vergnügen bereiten, das heißt einmal durch die Atmosphäre des Ortes, der Begegnungen und der Bilder, besonders aber auch durch die Lebensbeschreibungen: 2 Harum imaginum populus stupenda varietate mirabilis, tum maxime incredibilem spectantibus afferet voluptatem, quum per elogia sigillatim arguta brevitate descri‐ betur. - (Die Menge dieser Bildnisse in ihrer erstaunlichen Vielfalt wird den Betrachtern ein unglaubliches Vergnügen bereiten, insbesondere wenn sie durch wohlgesetzte kurze Beschreibungen ergänzt werden.) <?page no="238"?> 3 Giovio/ Latomus 1577, 73-74. 4 Poliziano 2016. 5 Giovio/ Latomus 1577, 73. Das Werk in volkssprachlichen Oktaven (La giostra fatta in Fiorenza dal magnifico Lorenzo de’ Medici il vecchio) wird üblicherweise dem Bruder Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht die Lebensbeschreibung des Florentiner Re‐ naissancegelehrten Angelo Poliziano (Politianus), 3 die in ihrem spezifischen Ge‐ halt gewürdigt, hinsichtlich der Leitbegriffe von Geschichtsvermittlung (honos publicus), Exemplarität (exemplum) und Attraktivität (voluptas) untersucht und in das Museumsprogramm Giovios eingeordnet wird. Giovios Poliziano-Vita lässt sich in verschiedene Phasen aufteilen: Zunächst wird der kometenhafte Aufstieg des jungen Gelehrten beschrieben (Giovio 1577, 73 [l. 1-12]), dem die vergleichsweise ausführliche Schilderung eines Plagiats‐ verdachts folgt (Giovio 1577, 73 [l. 12]-74 [l. 4]). Polizianos philologisches Hauptwerk, die Miscellaneorum Centuria prima, wird nur in einem Nebensatz erwähnt, nach deren Herausgabe ihn ein zu früher Tod ereilt habe (Giovio 1577, 74 [l. 4-6]). Es folgt eine Schilderung des Aussehens und Charakters des Huma‐ nisten, wobei nochmals breit auf die unrühmlichen Umstände seines Sterbens eingegangen wird (Giovio 1577, 74 [l. 6-16]). Zuletzt folgt die Feststellung, Poliziano sei glücklich (felix) zu nennen, da er den Fall des Hauses Medici nicht habe miterleben müssen (Giovio 1577, 74 [l. 16-18]). Darauf folgen sieben poetische Nachrufe unterschiedlicher Provenienz: vom Poliziano-Schüler Crinito, von Pietro Bembo, von einem Anonymus, von Ercole Strozzi, Julius Caesar Scaliger und schließlich von Johannes Latomus. Im Folgenden werden die einzelnen Teile der Vita erläutert, wobei sie einerseits mit Blick auf die Biographie Polizianos in ihrem Wahrheits- oder Wahrscheinlichkeitsgehalt gewürdigt und andererseits mit weiteren Schriften Giovios, insbesondere dem unveröffentlicht gebliebenen Dialogus de viris et foeminis aetate nostra florentibus (abgefasst um 1527) in Verbindung gebracht werden. Dabei wird auch eine Bestimmung des Verhältnisses der Vita zu den von Giovio und später von Latomus beigegebenen Gedichten vorgenommen. Frühphase (Stanze, Coniuratio Pactiana, Studio Florentino) Am Beginn des Elogium Politiani erfährt der lesende Betrachter von einem frühen Triumph Polizianos, nämlich von den im Volgare abgefassten Stanze per la Giostra, die zwischen 1475 und 1478 entstanden sind und ein Preisgedicht auf den Ritterturniersieg des Giuliano de’ Medici darstellen. 4 Damit habe er das frühere Gedicht des Luca Pulci auf den Ritterturniersieg Lorenzos übertroffen: 5 238 Tobias Dänzer <?page no="239"?> Luigi Pulci zugeordnet. Zur Verfasserfrage vgl. Giovio 2023, 505 Anm. 258. Zum Gedicht als ‚Poliziano’s point of departure‘ vgl. Davie 1989, 42; Storey 2003, 618. 6 Einführungen in das Werk: Giovio 2011a, V I I - C L X X I I ; Giovio 2013, V I I - X X I ; Goethals 2015. 7 Giovio 2013, 218, 220 (die Zitation folgt der Ausgabe von Gouwens [Giovio 2013], wo die lateinische Schreibweise vereinheitlicht ist; für den Text in seiner ursprünglichen Gestalt vgl. Minonzios Ausgabe Giovio 2011a). Politianus a prima statim iuventa admirabilis ingenii nomen adeptus est: quum nouo, illustrique poemate Iuliani Medicis equestres ludos celebrasset, Luca Pulcio nobili poeta omnium concessione superato, qui Laurentii fratris ludicrum equestris pugnae spectaculum, iisdem modis et numeris decantarat. In id enim e Graecis atque Latinis delectos flores populo stupendos contulisse censebatur. - (Poliziano hat sich von frühester Jugend an den Ruhm bewundernswürdigen Genies erworben, als er in einem neuartigen, glanzvollen Gedicht die Ritterspiele des Giuliano Medici feierte, wobei er nach dem übereinstimmenden Urteil aller den angesehenen Dichter Luca Pulci übertraf, der das Ritterschauspiel des Bruders Lorenzo im selben Versmaß besungen hatte. Denn in seinem Gedicht, so urteilte man, hat Poliziano Blüten aus griechischen und lateinischen Autoren gesammelt und sie dem Volk zum Staunen vorgelegt.) Im letzten Satz des Zitats zeigt sich eine Querverbindung zur Stilbzw. Sprach‐ debatte, die Giovio die Unterredner in seinem Dialog De viris et foeminis aetate nostra florentibus im 2. Buch, das den literati, den Gelehrten gewidmet ist, führen ließ. 6 Im Abschnitt über die Dichter kommen die Gesprächsteilnehmer Iovius (Giovio selbst), Davalus (der Feldherr Alfonso d’Avalos) und Musetius (der Jurist Antonio Muscettola) auf die Frage zu sprechen, warum sich viele zeitgenössische Dichter der toskanischen Sprache bedienten, während das Volgare vormals, so z. B. bei Pontano und Poliziano, weniger Ansehen genossen habe als etwa das Lateinische: 7 […] [videmus] et in ipso Politiano, qui cum Mediceum illud nobile certamen equestre ludicrum singulari patriae linguae felicitate celebrasset, totum id studium repente deseruit --sed tamen, ut mihi videtur, aliquanto maiore pudore quam iudicio, cum in Latina Manto et Ambra et Rustico subiratas postea, aut certe duriores Musas invenerit […] - (Das sehen wir auch gerade bei Poliziano, der, nachdem er das stolze Ritterturnier der Medici mit herausragender Gewandtheit in der Muttersprache besungen hatte, das ganze Unterfangen plötzlich abbrach - freilich, wie ich meine, weit eher aus Schamgefühl heraus als aus bewusster Entscheidung, zumal er später in den lateinisch Giovios Politianus 239 <?page no="240"?> 8 Giovio 2013, 220, 222: Potest enim is pudore incolumi peramoenos locos a politioribus philosophis mutuari, poetarum consectari lumina sales argutias et totius denique Latinae linguae conspicuos flores ludenti et vaga manu impune decerpere. Quae omnia mox dulcissime translata et opportunis in sedibus egregie collocata, instar lucidissimorum emblematum inter teneras vernaculae linguae lascivias sic refulgent tantamque excitant admirationem ut Etrusca Latinis iucundiora simul et grandiora nonnullis videantur, et iis praesertim qui ad recondita optimarum litterarum studia vel occupationibus vel ingeniorum imbecillitate minime penetrarunt. Zu diesem Grundtenor der Stil- und Sprachkritik im Dialogus vgl. Goethals 2015. 9 Zu den Begrifflichkeiten vgl. z. B. Maïer 1966, 203-215; Orvieto 2009, 10-11; Poliziano 1996, X V I I - X V I I I . 10 Poliziano, Epistulae 5,1 (Poliziano 1553, 58-59). 11 Zur Bedeutung von Netzwerk und Patronage in der Renaissance vgl. McLean 2007. Zur ‚Käuflichkeit‘ Giovios vgl. Zimmermann 1995a, 264-265. verfassten Stücken Manto, Ambra und Rusticus etwas verstimmte oder sicherlich weniger nachgiebige Musen gefunden hat […].) Giovio hielt Polizianos lateinische Dichtung offenbar für weniger gelungen als seine volkssprachliche - im weiteren Verlauf des Dialogs wird erkennbar, weshalb dies so ist. Giovio lässt Muscettola erklären, dass manche Dichter im Volgare vor allem beim ungebildeten Volk Bewunderung (admiratio) erregten, indem sie die Blütenlese aus den lateinischen Autoren (Latinae linguae flores […] decerpere) ungestraft, weil unerkannt, betreiben könnten. 8 Bekanntlich ist die musivische Zusammenfügung von griechischen, lateini‐ schen und volkssprachlichen Versatzstücken zu neuen Texten geradezu ein Etikett des Dichters Poliziano, das in all seinen Dichtungen gleichermaßen als Arbeitsprinzip erkennbar ist. Man hat dafür verschiedene Bezeichnungen geprägt, so z. B. contaminatio fontium, docta varietas, Mosaik, Collage. 9 Poliziano selbst bekannte sich in einem Verteidigungsbrief an Bartolomeo Scala zu seiner Arbeitsweise und akzeptierte den Vorwurf, er sein ein ferruminator, ein ‚Zusammenschweißer‘. 10 Bereits hier, trotz des vordergründigen Lobs Polizianos, zeigt sich durch die Querverbindung zum Dialogus ein kritischer Zug: Polizianos Volgare sei lediglich Blendwerk für das Volk, seine Texte seien reine Blütenlese. Ein zweiter Grund für die prominente Nennung der Stanze dürfte in Giovios persönlichem Interesse an der Medici-Familie liegen und insofern die typische Werbung eines Wanderhumanisten sein. 11 Giovio unterhielt zeitlebens gute Beziehungen zur Medici-Familie, so besonders zu Giovanni de’ Medici, dem Sohn des Lorenzo il Magnifico und späteren Papst Leo X., und zu Giulio de’ 240 Tobias Dänzer <?page no="241"?> 12 Zimmermann 1995a, 229-262; Giovio 2006, C V - C V I . 13 Giovio/ Latomus 1577, 73. Die jüngste Ausgabe des Commentarium ist Poliziano 2015. 14 Vgl. Celati 2020, 157-189. 15 Giovio/ Latomus 1577, 73. 16 Giovio/ Latomus 1577, 55. Medici, dem späteren Papst Clemens VII. Für seine letzten drei Lebensjahre ließ sich der vielgereiste Giovio wiederum am Florentiner Hof von Cosimo I. nieder. 12 Dass Giovio mit der Nennung der Stanze auch propagandistische Ziele verfolgte, wird im Anschluss deutlicher. Das zweite Werk Polizianos, das Giovio nennt, ist das Pactianae coniurationis commentarium von 1478, Polizianos Chronik der Ereignisse um die Pazzi-Verschwörung, eine Schrift in der Nach‐ folge von Sallusts De coniuratione Catilinae: 13 […] nec multo post Iuliano a Pactiis in templo immaniter interfecto eius vindicatae coniurationis historiam Latine ornatissimeque perscripsit […] - (Und kurz darauf, nachdem Giuliano im Dom auf grausame Weise ermordet worden war, schrieb er in höchst ansprechendem Latein die Geschichte dieser rachewürdigen Verschwörung.) Die stark einseitige Darstellung Polizianos im Commentarium hatte den Le‐ gitimitätsanspruch der Medici auf die Herrschaft in Florenz und über die Toskana bekräftigt und diente damit als politische Propagandaschrift für die Familie. 14 Die Erwähnung der Schrift zeigt erneut den politisch-propagandisti‐ schen Zweck, den Giovio in seine Lebensdarstellung mit einbezog. Die glanzvolle Jugendphase Polizianos wird schließlich gekrönt von der Berufung auf die Professur am Studio florentino: 15 […] professusque demum in gymnasio Graecas pariter Latinasque litteras tantos de se excitavit clamores favente iuventute, ut Demetrius Chalcondyles vir Graecus praestantique doctrina uti aridus atque ieiunus a discipulis desereretur. - (Schließlich lehrte er als Professor sowohl griechische als auch lateinische Literatur und erregte dabei unter dem Beifall der Jugend so großes Aufsehen, dass Demetrios Chalcondyles, ein Grieche von vortrefflicher Bildung, von seinen Schülern verlassen wurde, als wäre er einfältig und langweilig.) Der Verweis auf Demetrios Chalcondyles ist nur auf den ersten Blick eine Würdigung Polizianos. In der Lebensbeschreibung des Demetrios erscheint die Schülerflucht vom Griechen zu Poliziano in einem anderen Licht: 16 Giovios Politianus 241 <?page no="242"?> 17 Zimmermann 2001; Giovio 2006, X C I X . Vgl. Giovio 2013, 384, 386: […] cum ego [Iovius] adolescens Mediolanum concessissem ut Demetrium Calchondylem et Parrhasium Con‐ sentinum Graecas et Latinas litteras incredibili fama publice docentes audirem […]. Demetrius Chalcondyles, […] vir utique lenis et probus scholam Florentiae instauravit, desertam ab Argyropylo, et a Politiano deficientibus Graecis occupatam; sed ambi‐ tioso, peracrique aemulo, multis bonis malisque artibus suggestus locum et nomen defendenti Demetrius cessit, Latina praesertim facundia inferior, et ob id rarescente auditorio a iuventute destitutus, quandoquidem vel apprime doctus facile ieiunus et hebes lascivis et delicatis auribus videri poterat, quibus Politiani decantantis et varios spargentis flores iucunda argutaque vox et falsa comitas mira dulcedine placuisset. - (Demetrius Chalcondyles, […] ein sanftmütiger und rechtschaffener Mann, hatte Ansprüche auf die Florentiner Professur, die von Argyropulos aufgegeben und von Poliziano wegen einer zu geringen Zahl an Griechen bekleidet wurde. Doch Demetrius musste dem ehrgeizigen und erbitterten Konkurrenten weichen, der Lehrstuhl, Platz und Titel auf jede erdenkliche Weise verteidigte. Da er ihm vor allem in der lateini‐ schen Sprache unterlegen war, dünnte sich seine studentische Zuhörerschaft aus und verließ ihn, da er, wenngleich ein vorzüglicher Gelehrter, den genusssüchtigen und verzärtelten Hörern leicht langweilig und träge vorkommen konnte, während ihnen Poliziano gefiel, der mit angenehmer und klangvoller Stimme vortrug und dabei schillernde Blüten einstreute und der mit bewundernswürdiger Zuvorkommenheit eine falsche Freundlichkeit an den Tag legte.) Demetrios und Poliziano werden als Kontrastfiguren und Gegenspieler insze‐ niert, wobei Giovios Sympathien klar verteilt sind: Poliziano beschreibt er als schillernden Blender, der auf unlautere Weise, nämlich durch geheuchelte Freundlichkeit, dem moralisch integren und gebildeten, aber weniger charisma‐ tischen Demetrios die Schüler abzieht. Giovios Anliegen dürfte hier besonders ein persönliches sein: Bevor Demetrios in Florenz unterrichtete, lehrte er in Mailand, wo er den etwa zwanzigjährigen Giovio im Griechischen unterwies. 17 Giovios parteiische Kontrastierung der beiden Gelehrten trägt somit die deutli‐ chen Züge einer persönlichen Würdigung des früheren Lehrers. Plagiatsverdacht Im Elogium Polizianos folgt die ungewöhnlich breite Beschreibung eines mög‐ lichen Plagiatsfalles: Poliziano habe bei seiner Übersetzung Herodians ins Lateinische einen beispiellosen Erfolg erzielt, wobei Neider (aemuli), so habe Giovio von Papst Leo gehört, Poliziano des Plagiats geziehen hätten: Die Übersetzung sei eigentlich die des Gregorius Tiphernas gewesen, die Poliziano 242 Tobias Dänzer <?page no="243"?> 18 Giovio/ Latomus 1577, 73-74: Exinde Herodianum Romane loquentem publicavit, cunctis haud dubie erepta laude, qui id generis munus ante susceperint, quamquam aemuli eam translationem, uti nos a Leone Pontifice accepimus, Gregorii Tiphernatis fuisse dicerent, quod passim inducto fuco et falsis nevorum coloribus interlita alieni styli habitum mentiretur. 19 Giovio/ Latomus 1577, 201. 20 Vgl. Gionta 1998. 21 Besonders umstritten war etwa die Oratio in expositione Homeri, wo Poliziano so großzügig aus den spätantiken griechischen Traktaten über Homer, vornehmlich der Vita Homeri Herodotea und De Homero, ‚zitierte‘, dass er sich Plagiatsvorwürfe zuzog. So schrieb etwa Guillaume Budé: Politianus […] non erubuit id opus pro suo edere, in quo nullam praeterquam transcribendi ac vertendi operam navaverat (Budé 1557, 212; zit. bei Hillgruber 1994, 78). Hierzu ebd.; Poliziano 2007, X X X I X - X L V I , v. a. zur Kritik des Giano Lascaris. Eine scharfe und umfassende Abrechnung mit Poliziano als Dichter bietet Bartolomeo Fonzio in Epist. 1,24 (Fonzio 2011, 66-71, ebd. 68): An poetam [te profiteris], cuius te nihil apparet ex conquisitis semifuratisque versibus praeter mentis lediglich stilistisch verändert und ausgeschmückt habe. 18 Das Plagiatsgerücht wird vertieft in der Würdigung des Gregorius Tiphernas, wo es nahezu die einzige Information bildet: 19 Fama quoque fertur Herodiani Historias eius ingenio laboreque fuisse translatas, quasi eas morienti subtraxerit Politianus, vir in literario negotio saepe convictus furti, sed vix credibile videtur, ut vir in omni dicendi facultate opulentissimus idem atque promptissimus ex alieni ingenii labore famam probro et calumnia redundantem quaesisse voluerit. - (Gerüchteweise hörte man, dass die Übersetzung von Herodians Historien die geistige Arbeit des Gregorius gewesen sei, die ihm, als er im Sterben lag, Poliziano entwendet haben soll, ein Mann, der bei seiner wissenschaftlichen Tätigkeit häufig des Diebstahls überführt wurde. Es erscheint aber kaum glaubhaft, dass ein Mann, der auf allen sprachlichen Gebieten so überaus vollkommen und gewandt war, durch fremde geis‐ tige Arbeit Ruhm zu erwerben suchte, dem schmachvolle Betrugsvorwürfe anhaften.) An dieser Stelle bringt Giovio Misstrauen gegen das Gerücht zum Ausdruck, das er in Polizianos Vita unkommentiert gelassen hatte. Drei Punkte sind an Giovios Darstellung des Gerüchts bemerkenswert: Zum einen zählt die Herodian-Übersetzung, die offenbar rasch entstanden war, der die Endredaktion fehlte und welche die Kritik der Zeitgenossen herausforderte, nicht zu den Hauptwerken Polizianos. 20 Zweitens glaubte Giovio dem Gerücht selbst nicht - weshalb setzte er es dann so prominent in Szene? Hätte er Poliziano des Plagiats zeihen wollen, so hätte er bessere und notorischere Beispiele finden können. 21 Ein Grund liegt sicherlich darin, dass ihm die Anekdote von Papst Leo X., Giovanni de’ Medici, erzählt worden sei: uti nos a Leone pontifice accepimus. Giovios Politianus 243 <?page no="244"?> furorem assecutum? Dass die Herodian-Übersetzung sehr wahrscheinlich kein Plagiat war, wies Oliver 1957 nach. 22 Giovio/ Latomus 1577, 74. 23 Edition der Miscellaneorum Centuria prima: Katayama 1982. Vgl. auch die I Tatti-Edition mit englischer Übersetzung Poliziano 2020. Zur Miszelle als philologischer Gattung in Renaissance und Früher Neuzeit vgl. Kremers 2012, 711-716; Mandosio 2003, 7-36; Vine 2019. 24 Vgl. z.-B. Poliziano 2004, X I X . Wiederum hebt Giovio seine Vertrautheit mit der Medici-Familie und der Kurie hervor. Hinter der zweifelhaften Plagiatsgeschichte werden erneut persönliche Motive sichtbar. Drittens treibt Giovio mit der Episode die Desavouierung Polizianos weiter: Ob die Geschichte wahr ist oder nicht, sie wirft einen Schatten auf den von Giovio offenkundig nicht besonders geschätzten Poliziano. Hauptwerk und Tod Anschließend wird der frühe Tod Polizianos thematisiert, wobei zumindest etwas Lob auf den Gelehrten abfällt: 22 Sed eadem praecellenti studiorum omnium ubertate florentem post editam Miscella‐ neorum centuriam publicataque Latina poemata immatura mors oppressit. - (Ihn, der in allen Wissensbereichen dieselbe hervorragende Schaffenskraft an den Tag legte, ereilte nach der Herausgabe seiner hundert Miszellen und der Veröffentlichung seiner lateinischen Gedichte ein zu früher Tod.) Angesprochen sind hier das philologische und das dichterische Hauptwerk Polizianos. Mit der 1489 bei Miscomini in Florenz erschienen Miscellaneorum Centuria prima, einer Sammlung von hundert Miszellen zu textkritischen Problemen der antiken Literatur, gehört Poliziano zu den Mitbegründern der Miszellengattung und der philologischen Disziplin überhaupt. 23 Zu den latei‐ nischen Gedichten gehören die Silvae Rusticus, Manto, Ambra und Nutricia, gelehrte hexametrische Dichtungen, die bald nach Erscheinen auch jenseits der Alpen nachgedruckt, übersetzt oder kommentiert wurden und so wesentlich zu Polizianos Nachruhm beigetragen haben. 24 Die hauptsächlichen Errungen‐ schaften Polizianos werden von Giovio in nur einem einzigen Satz genannt, und damit freilich mehr übergangen als gewürdigt. 244 Tobias Dänzer <?page no="245"?> 25 Giovio/ Latomus 1577, 74. 26 Dänzer 2018, 247. 27 Della Pòrta 1586, 71-72: Nasum maximum Rhinoceros habet, cornu repando insignem, quare ab eo potius quam ullo alio animali ad proverbialem hunc sensum assumpta est; est enim animal ingenio callidum, alacre et agile. […] Angelus Politianus enormi fuit naso, ob id ingenio aculeato invidoque, aliena irridendo, laudando sua, nec a quoquam iudicari pateretur, aliorum famae detrahendo. In der italienischen Übersetzung des Werkes (Della Pòrta 1598, 63-64) ist der Vergleich auch im Bild ausgedrückt, wobei dem Konterfei Polizianos (nach der Darstellung Ghirlandaios) das Rhinozeros Dürers gegenübergestellt ist. Hierzu vgl. Hegener 1996. 28 Giovio/ Latomus 1577, 74. Aussehen und Charakter Es schließt sich eine Beschreibung von Aussehen und Charakter Polizianos an, die kein gutes Haar am Gelehrten lässt: 25 Erat distortis saepe moribus, uti facie nequaquam ingenua et liberali ab enormi prae‐ sertim naso subluscoque oculo perabsurda, ingenio autem astuto, aculeato occulteque livido, cum aliena semper irrideret nec sua vel non iniquo iudicio expungi pateretur. - (Er legte meist verdorbene Sitten an den Tag, wie auch sein Gesicht keineswegs an‐ ständig und vornehm, sondern vor allem durch die ungeheure Nase und das hängende Augenlid grotesk aussah. Er war scharfsinnig, bissig und insgeheim neidisch, wobei er die Schriften anderer stets verspottete, an seinen eigenen aber selbst völlig berechtigte Kritik nicht duldete.) Hier folgt Giovio einer verbreiteten Einschätzung des Gelehrten, die bereits zu Lebzeiten etwa von Demetrios Chalcondyles oder Bartolomeo Fonzio geäußert wurde, die sich besonders am selbstherrlichen Auftreten Polizianos stießen. 26 Giovio bezog also polemische Äußerungen von Gegnern Polizianos in seine Lebensbeschreibung ein. Damit wurde er zum erfolgreichen Verstärker dieser Polemik, wie aus einem prominenten Beispiel der biographischen Literatur nach Giovio hervorgeht. In seinem Werk über die menschliche Physiognomie, De humana physiognomia (1586), verwandte Giambattista Della Pòrta die Beschrei‐ bung Giovios, ergänzte sie allerdings, dem Zuschnitt seines Werks gemäß, um einen tierischen Vergleich mit einem Rhinozeros, wobei die übergroße Nase (valde magnus nasus) das Vergleichsmoment bildete. 27 Umstände des Todes Schließlich kommt Giovio auf die Umstände des Todes Polizianos zu sprechen, die er wiederum in einiger Breite schildert: 28 Giovios Politianus 245 <?page no="246"?> 29 Der Text des Briefes bei Del Lungo 1897, 265-266. 30 Del Lungo 1897, 265-266: […] rumor factus est Florentiae maximus, hunc homicidam nefarium puerorumque stupratorem inhonestissimum gladio cruce igne mori debere. 31 Vgl. z. B. Wilson 2020, 207: „This […] account of Poliziano’s death is not corroborated by any other source […].“ Insgesamt scheinen die unbewiesenen Gerüchte über das Sterben Polizianos vor allem auf Denunziation zu zielen, vgl. Tarallo 2021, 60: „Poco dopo la scomparsa dell’Ambrogini fiorì sul suo decesso una congerie di dicerie tanto infamanti quanto infondate.“ Ferunt eum ingenui adolescentis insano amore percitum facile in lethalem morbum incidisse. Correpta enim cithara, quum eo incendio et rapida febre torreretur, supremi furoris carmina decantavit, ita, ut mox delirantem vox ipsa et digitorum nervi et vitalis denique spiritus, inverecunda urgente morte, desererent. - (Es geht das Gerücht, Poliziano habe sich infolge einer krankhaften Liebe zu einem vornehmen jungen Mann eine tödliche Krankheit zugezogen. Er nahm eine Kithara zur Hand, während er von Liebesfeuer und verzehrendem Fieber heimgesucht wurde, und sang irrwitzigste Lieder, sodass dem Wahnsinnigen im Kampf mit dem rücksichts‐ losen Tod bald Stimme, Finger und schließlich die Atmung versagten.) Giovio reproduziert zeitgenössische Gerüchte, wonach Poliziano infolge seiner Homosexualität durch eine Geschlechtskrankheit, die man später als Syphilis identifiziert haben wollte, gestorben sei. Der berühmteste Bericht über Polizi‐ anos letzte Tage stammt von Antonio Spannocchi, der am 14. Oktober 1494, also rund zwei Wochen nach Polizianos Tod, einen Brief an Ricciardo Cervini schrieb, der wie Poliziano aus Montepulciano stammte. 29 Spannocchi berichtete eine skandalöse Geschichte: Ein junger Mann, der plötzlich von einer tödlichen Krankheit befallen wurde, habe seinen Ärzten auf die Frage, warum er krank geworden sei, geantwortet: „Fragt Poliziano“ (quaerite de Politiano). Der junge Mann sei wahnsinnig geworden und gestorben, woraufhin man Poliziano öffentlich einen gottlosen Mörder und schimpflichen Knabenschänder genannt und seine sofortige Hinrichtung gefordert habe. 30 Poliziano sei kurz darauf erkrankt, in denselben Wahnsinn wie der junge Mann verfallen und schließlich nach zweiwöchiger Krankheit gestorben. Woher Giovio die sonst nicht erwähnte Zutat nimmt, dass Poliziano singend gestorben sei, konnte die Forschung bislang nicht überzeugend rekonstruieren. 31 Möglicherweise hat Giovio den poetischen Nachruf Bembos, in der editio prin‐ ceps das zweite der auf die Vita folgenden Gedichte, in die vermeintlich histori‐ sche Rekonstruktion des Sterbens Polizianos mit aufgenommen. Im Gedicht ließ Bembo den personifizierten Tod einen Leichenzug für den verstorbenen Lorenzo anführen, wobei er, der Tod, auf Lyraspiel und Klagegesang des vor Trauer 246 Tobias Dänzer <?page no="247"?> 32 Giovio 1546, 25: Protinus et flentem percussit dura poetam; / rupit et in medio pectora docta sono. 33 Del Guerra 1960. 34 Vgl. z.-B. Wiener 2015, bes. 83-84. 35 Vgl. z.-B. Leuker 1997, 96-133; Wiener 2015; Dänzer 2018, 87-100. 36 Gallello et al. 2018. 37 Gallello et al. 2018, 86: „In general, pathological conditions related to syphilis were not observed.“ wahnsinnigen Poliziano aufmerksam wird. Der Tod, der im Spiel Polizianos die orpheushafte Bitte um eine erneute Öffnung der Tore der Unterwelt erkennt, „vernichtet ungerührt sofort den weinenden Dichter, zerreißt ihm mitten im Lied die gelehrte Brust.“ 32 Giovio erkannte offenbar nicht nur Gerüchten, sondern auch dem Narrativ der poetischen Beigaben historische Relevanz für die (Re-)Konstruktion der Vita zu. Die Unterschiede liegen allerdings auf der Hand: Bei Bembo speist sich Po‐ lizianos Wahnsinn aus dem übergroßen Schmerz um den Förderer Lorenzo und stellt Bezüge zur renaissancezeitlichen Vorstellung der Inspirationsdichtung und ganz konkret zu Polizianos Fabula di Orpheo her - es fehlt die für Giovio zentrale Verbindung von Wahnsinn und Krankheit. Daher ist anzunehmen, dass Giovio für die Sterbeszene aus einer weiteren ‚Quelle‘ schöpfte, indem er Leben und Werk vermischte. Poliziano hatte mit der Sylva in scabiem, einem hexametrischen Gedicht auf die Krätze, ein eigentümliches Werk auf eine Krankheit verfasst, die etwa der Medizinhistoriker Giorgio del Guerra noch 1960 als Syphilis identifizierte 33 - eine These, die mittlerweile widerlegt ist. 34 Mittlerweile wird das Gedicht metaphorisch gelesen, der Bezug zu einer möglichen tatsächlichen Erkrankung Polizianos wird negiert. 35 Hier ist ein medizinischer Vermerk zum Tod Polizianos angebracht. Erst 2018 hat man die in der Kirche San Marco in Florenz gemeinsam bestatteten Gebeine Pico della Mirandolas und Polizianos - nicht zum ersten Mal - einer medizinischen Analyse unterzogen, um Hinweise auf die vermeintliche Todesursache zu erhalten. 36 Im Ergebnis weist nichts darauf hin, dass Poliziano an der Syphilis gestorben sein könnte --zumal diese vermutlich erst durch den Einmarsch der Truppen Kaiser Karls VIII. in Italien verbreitet wurde, d. h. als Poliziano bereits tot war. 37 Giovio nutzte also, ohne es mit den historischen Fakten allzu genau zu nehmen, verbreitete Gerüchte, um Polizianos Ende möglichst drastisch und skandalös zu beschreiben. Damit hat er die Möglichkeit, die Tragik eines Lebens zu konstruieren, das mit allseitiger Bewunderung beginnt und schließlich in die Katastrophe mündet. Giovios Politianus 247 <?page no="248"?> 38 Del Lungo 1897, 266. 39 Parenti 1994, 100 (zitiert bei Tarallo 2021, 61 Anm. 52). 40 Euanthius, De fabula 4,2 sowie 4,5, wo die catastrophe der Komödie (im Gegensatz zur Tragödie) als Umschlag ad iucundos exitus bezeichnet wird. Zur frühneuzeitlichen Verbreitung der Dramentheorie des Euanthius vgl. Wels 2009, 70-71. Zur Rolle von fortuna und fatum in Giovios Elogia vgl. Tarallo 2021, 61-63. Dieser Darstellung liegt ein Gedanke zu Grunde, der bereits von Spannocchi im genannten Brief formuliert worden war: 38 Nescio de ipso quid sit tua cum patria faciendum: an de vita et virtute gratulandum, an de morte et vitiis dolendum. - (Ich weiß nicht, wie man hinsichtlich seiner Person mit deiner Heimat umgehen muss: Soll man zu seinem Leben und seiner Leistung gratulieren oder sich angesichts seines Todes und seiner Fehler grämen? ) Dies Frage ist: Wie soll das Gesamturteil zu Poliziano ausfallen? Wenige Jahre nach Polizianos Tod beschäftigte dieses Problem auch Piero Parenti in seiner Historia fiorentina: 39 Messer Agnolo Poliziano, venuto in subita malattia di febbre, in capo di giorni circa 15 passò di questa vita, con tanta infamia e pubblica vituperazione quanta homo sostenere potessi; per bene mostrare sue forze la fortuna, sendo in lui tante lettere greche e latine, tanta cognizione di istorie, riti e costumi, tanta notizia di dialettica e filosofia, insano e fuori di mente nella malattia e alla morte finì. - (Messer Agnolo Poliziano starb rund 15 Tage nachdem ihn ein plötzliches Fieber befallen hatte, in so großer Schande und öffentlicher Demütigung wie sie nur irgendein Mensch ertragen kann. So konnte das Schicksal seine Macht beweisen, indem es einen Mann, der so große Bildung im Griechischen und Lateinischen besaß, so großes Wissen um Geschichte, Tradition und Sitte, solche Kenntnis der Dialektik und Philosophie, wahnsinnig und ohne Verstand in Krankheit und Tod sein Ende finden ließ.) Der Chronist sieht die „forze della fortuna“, die Kräfte des Schicksals wirken, die einen so klugen und umfassend gebildeten Mann so tief stürzen konnten. Giovio übernimmt diese Wertung und macht sie zum narrativen Gerüst seiner Vita: Poliziano erfüllt sämtliche Merkmale einer tragischen Figur, wie sie etwa in Euanthius’ wirkmächtiger Schrift De fabula beschrieben wurden: eine herausgehobene Persönlichkeit, ein düsteres Ende, ein abschreckendes Beispiel, Umschlag von Glück in Unglück. 40 248 Tobias Dänzer <?page no="249"?> 41 Giovio/ Latomus 1577, 74. 42 Giovio/ Latomus 1577, 89: Sed quum sodalium suorum acerba funera luxisset Laurentii, Hermolai, Politiani, Mirandulæ, qui uno anno perierunt, Landinique item et Sauonarolae, in Caregiana ipsius villa septuagenario provectior febricula interiit, diro quidem omine, quum eodem die punctoque temporis duo clarissima Italiae lumina, Ficinum ipsum et Paulum Vitellium, summae invictaeque virtutis Florentinorum Imperatorem […] vis ipsa fatalis extinxerint, et cum esset in Alpibus Ludovicus rex Gallorum armatus irrumpens, ut singulas illustres domos et ad unum fere omnes Italiae principatus everteret. 43 Vgl. auch das Elogium auf Vitelli in Giovio 1575, 184. 44 Vgl. z. B. Giovio 2013, 312: emigrare iam litterae incipiunt et latissime quidem peregri‐ nantur. Giovio/ Latomus 1557, 276; Giovio 1575, 187-189 (Elogium des Piero de’ Medici). Zuletzt wird Poliziano aber doch glücklich geheißen, und zwar weil er den Fall des Hauses Medici nicht miterleben musste: 41 Sed eo praepropero vitae exitu profecto felix fuit, quod imminentem convulsae Medicae domus ruinam effugerit. - (Durch seinen vorzeitigen Tod allerdings war er in der Tat vom Glück begünstigt, da er die bevorstehende Erschütterung und den Fall des Hauses Medici nicht miterleben musste.) Hier wird, aller Antipathie für Poliziano zum Trotz, Giovios Bemühen er‐ kennbar, die italienische Gelehrsamkeit, deren Blüte insbesondere dem Medici- Hof zu verdanken war, zu einem Epochensignum zu machen. Poliziano gehört zu einer langen Reihe von Humanisten, die in den 1490er Jahren gestorben sind. Giovio war sich bewusst, dass dies das vorläufige Ende einer ruhmvollen Ära, das Ende der italienischen Respublica litteraria bedeutete. In nostalgischem Ton führte er den Gedanken einer Zeitenwende am Ende der Lebensbeschreibung Marsilio Ficinos aus. 42 In nur wenigen Jahren seien alle Vertreter der italieni‐ schen Gelehrtenrepublik gestorben: Lorenzo, Hermolao Barbaro, Poliziano, Pico della Mirandola, Landino, Savonarola. Besonders der 1. Oktober 1499 sei der Schicksalstag für die italienische Vormachtstellung gewesen: Mit Ficino starb ein geistiger Anführer, mit dem Florentiner condottiere Paolo Vitelli ein politischer und militärischer. 43 Das Ende des italienischen und besonders des florentinischen Humanismus fällt also zusammen mit dem Ende der politischen Unabhängigkeit der führenden Städte Italiens. Der Einmarsch des französischen Königs Ludwigs XII. beendete die geistige Vormachtstellung Italiens und läutete eine translatio artium über die Alpen ins nördliche Europa ein, die Giovio in seinen Werken verschiedentlich thematisierte und bedauerte. 44 Giovios Politianus 249 <?page no="250"?> 45 Das erste von Crinito, das von Bembo und das Epigramm des anonymen Verfassers (incerti); vgl. Giovio 1546, 24-25. 46 Vgl. Giovio/ Latomus 1557, 83-86; Giovio/ Latomus 1561, 89-92; Giovio/ Latomus 1571, 89-92; Giovio/ Latomus 1577, 74-75. 47 Zu Crinito vgl. Ricciardi 1990. 48 Vv. 6-8: Fovit benigno me sinu Flora et illic / in fata cessi, Parthenopeios reges / cum Gallica arma irruerent minabunda. 49 Zum Possierlichen als Form der Anschaulichkeit in Polizianos Dichtungen vgl. Dänzer 2018, 61-73. 50 Daunius (von Daunus als mythischem apulischen König und Vorfahr des Turnus) ist Adjektiv zur Bezeichnung Apuliens, der Geburtsregion des Horaz; vgl. Horaz, Carmina 4,6,27: Dauniae […] Camenae. 51 Zur Biene als Symbol von Dichter und Dichtung vgl. z.-B. Waszink 1974. 52 Dies geht insbesondere auf Platon, Politeia 617b zurück sowie auf die Vermittlung durch Macrobius, Somnium Scipionis 2,3,1: Hinc Plato in Re publica sua, cum de sphaerarum caelestium volubilitate tractaret, singulas ait Sirenas singulis orbibus insidere significans sphaerarum motu cantum numinibus exhiberi. nam Siren dea canens Graeco intellectu valet. theologi quoque novem Musas octo sphaerarum musicos cantus et unam maximam concinentiam quae confit ex omnibus esse voluerunt. Die poetischen Nachrufe Während in der editio princeps von 1546 nur drei Gedichte angehängt sind, 45 ist die Zahl in der folgenden von Johannes Latomus betreuten Ausgabe von Bellère in Antwerpen (1557) sowie in den Nachdrucken bei Perna in Basel (1561, 1571 und 1577) auf sieben erweitert. 46 Die beiden ersten Epigramme stammen von Pietro Crinito, einem vertrauten Schüler Polizianos, der dessen geistigen Nachlass geregelt und die Aldina-Ausgabe der opera omnia Polizianos (1498) besorgt hatte. 47 Das erste Gedicht, ein Epitaph in Hinkjamben mit der typischen fiktiven Anrede des Verstorbenen an den viator, stellt die hohe geistige Leistung Polizianos heraus und benennt zwei Eckpunkte seines Lebens, die auch in der Vita beschrieben sind: Förderung und Entfaltung in Florenz, Tod im Jahr des Einmarsches der französischen Truppen. 48 Das anschließende jambische Gedicht Crinitos, das erst in der Bellère-Aus‐ gabe von 1557 hinzugekommen ist, stellt eine Würdigung der dichterischen Leistung Polizianos dar. In einer possierlichen Szene, die Polizianos poetischer Formensprache nachempfunden sein dürfte, 49 wird eine Sirene vorgestellt, die den „Daunier“ Horaz 50 verlässt und nach ermüdender Reise an den Arno nach Florenz gelangt, wo sie schließlich die neuartige Dichtung Polizianos hört und sich auf seinen honigsinnigen Lippen niederlässt, um mit ihm gemeinsam zu singen. Die Sirene wurde häufig, ähnlich der Biene, die auf den Lippen sitzt, 51 als Symbol guter oder göttlicher Dichtung verwendet. 52 In den Nutricia beschrieb Poliziano die Sphärenharmonie, die durch den göttlichen Gesang der 250 Tobias Dänzer <?page no="251"?> 53 Nutricia 154-155: stellantesque globos sua quaeque innoxia Siren / possidet, ambrosio mulcens pia numina cantu. Zur Herkunft des Bildes vgl. vorige Anm. 54 Stanze 1,50 (Text nach Poliziano 2016, 192): Volta la ninfa al suon delle parole, / lampeggiò d’un sì dolce e vago riso, / che’ monti avre’ fatto ir, restare il sole, / che ben parve s’aprisse un paradiso. / Poi formò voce fra perle e vïole, / tal ch’un marmo per mezzo avre’ diviso; / soave, saggia e di dolcezza piena, / da innamorar, non ch’altri, una Sirena. 55 Manto 305-307 (über Vergil); Ambra 167-168 (über Homer); Nutricia 618-619 (über Bacchylides). 56 Politianus in hoc tumulo iacet Angelus, unum / qui caput et linguas - res nova! - tres habuit. 57 Vv. 1-4: Quis Lycias sortes? Quis Pythiae [edd. Phthiae] carmina vatis? / Transmissos Deli quis neget huc tripodas? Quippe hic assidue Phoebus Musaeque parentant / et caros lacrimis saepe lavant cineres. 58 Nutricia 17-33. Zu Polizianos (mit seiner gelehrten Dichtung unvereinbaren) Stilisie‐ rung zum furor-Dichter vgl. z.-B. Coppini 1998. 59 Vgl. z. B. das abschließende Verspaar (vv. 5-6): At divina semel novi dum pectora, dixi / nec iuvenem nec iam, Politiane, mori. Sirenen zustande komme, 53 in den Stanze verglich er die Rede der Simonetta mit der einer betörenden Sirene, 54 an verschiedenen weiteren Stellen setzte er die Sirenensymbolik zum Dichterlob ein. 55 Die Leistung Polizianos sieht Crinito insbesondere in der inhaltlichen, metrischen und stilistischen Neuheit der Dichtungen. Dies ist eine Würdigung der experimentellen Werke Polizianos, der sowohl in seinen Elegien und Epigrammen (z. B. Epicedion in Albieram, In puellam suam, In anum) sowie in der Sylva in scabiem eine grelle Formensprache schuf, die auf eindrückliche Bilder und starke Kontraste setzte, der, im Beson‐ deren in der Fabula di Orpheo, antike und zeitgenössische Metren mischte und der schließlich mit seinen hexametrischen praelectiones Manto, Rusticus, Ambra und Nutricia die Silvengattung wiederbelebte und in den Rahmen akademischer Lehre integrierte. Es folgen das genannte Gedicht Bembos sowie ein anonymes Epigramm, das die „neuartige“ Gewandtheit eines Gelehrten in drei Sprachen (Griechisch, Latein, Volgare) zum Ausdruck bringt. 56 Es schließt sich ein von Ercole Strozzi verfasster Nachruf in elegischen Distichen an, der in Vergleichen mit antiken Orakelstätten (Lykien, Delphi, Delos) und der Beweinung durch Phoebus und die Musen die göttliche Qualität der Dichtungen Polizianos zum Ausdruck bringt. 57 Dies nimmt wiederum Bezug auf die ‚inspirierte‘ Dichtung Polizianos und folgt dessen eigener Stilisierung zum göttlichen vates, wie er sie prominent in den Nutricia vorgenommen hatte. 58 Auch im folgenden Epigramm Scaligers wird - gattungsgemäß und topisch - auf die göttliche Begabung (divina pectora) des zu früh verstorbenen, aber schon unsterblichen Gelehrten eingegangen. 59 Giovios Politianus 251 <?page no="252"?> Das abschließende Gedicht des Johannes Latomus stellt ein Resümee der vor‐ angegangenen Würdigungen dar: Einem Preis des vielfältigen Oeuvres (vv. 1-2), der teilweise wörtlich (Phoebus, Musae) die Aufzählung bei Strozzi aufnimmt, folgt die Klage über das Ende des im Griechischen wie Lateinischen gewandten Dichters, das diesem beim Kitharaspiel vor seiner Zeit eine grausame Parze bescherte (vv. 3-8). Das Ausgangsdistichon (vv. 9-10) erneuert den Vergleich Polizianos mit Orpheus, den in ähnlicher Form auch Bembo angestellt hatte - Poliziano sei trotz seines göttlichen Lieds nicht in der Lage gewesen, die Parze umzustimmen (bei Bembo war es der Tod selbst). Überblickt man die sieben Nachrufe, so ergibt sich folgendes Bild: Ein engerer Zusammenhang zwischen dem prosaischen Text der Vita und dem poetischen Anhang besteht zwischen den drei Gedichten in der von Giovio noch selbst betreuten editio princeps von 1546. Crinitos Gedicht bringt den Einmarsch der französischen Truppen nach Italien in Zusammenhang mit Polizianos Tod - dies tut auch Giovio in seiner Vita. In Bembos Gedicht finden wir das Motiv des singend sterbenden Poliziano, wenngleich dieser nicht wie bei Giovio an einer infamen Liebesbeziehung zu einem jungen Mann zugrunde geht, sondern aus Schmerz über seinen Förderer Lorenzo. Das kurze anonyme Epigramm resümiert die dreisprachige Gelehrsamkeit Polizianos, die Giovio im Volgare der Stanze, in der Lehre des Griechischen und Lateinischen, der Herodian-Übersetzung und der lateinischen Gedichte ebenfalls zum Ausdruck brachte. Die drei Gedichte (Crinito, Strozzi, Scaliger), die in der von Latomus veran‐ stalteten Antwerpener Ausgabe von 1557 hinzugefügt wurden, unterscheiden sich thematisch deutlich von Giovios Text. Es dominiert allgemeine Klagetopik, im Vordergrund steht das ‚inspirierte‘ poetische Werk, das Giovio nicht erwähnt, konkrete biographische Anhaltspunkte fehlen. Latomus’ abschließendes Gedicht versucht das Resümee aller Würdigungen. Es orientiert sich an den vorangegangenen Nachrufen (auch den neu hinzu‐ gekommenen), weist aber auch Bezüge zu Giovios Text auf, indem es etwa Polizianos Ende beim Kitharaspiel thematisiert. Durch die ohne erkennbares Ordnungsprinzip gesammelten und den ur‐ sprünglichen Nachrufen hinzugefügten Gedichte wirkt das Elogium Polizianos in den von Latomus betreuten Ausgaben weniger homogen, prosaische Vita und poetische Nachrufe stehen hinsichtlich der Bewertung der Lebensleistung Polizianos in einem Missverhältnis. Die Gedichte von Crinito, Strozzi, Scaliger und Latomus zeichnen einen ‚vergöttlichten‘ Dichter, der mit dem tragischen und lasterhaften Wunderkind der Vita kaum vereinbar ist. 252 Tobias Dänzer <?page no="253"?> 60 Vgl. hierzu den Beitrag von Robert Seidel in diesem Band. Fazit Das Bild, das Giovio von Poliziano zeichnet, ist in verschiedener Hinsicht problematisch: Zunächst sind die biographischen Informationen, die verarbeitet werden, wenig belastbar, da sie auf skandalträchtigen Gerüchten und polemi‐ schen Äußerungen von Gegnern Polizianos beruhen. Dies ist besonders der Fall in der Nennung des unbewiesenen Plagiatsverdachts, der mutmaßlichen Todesursache Polizianos sowie in der Beschreibung seines Aussehens und verworfenen Charakters. Weiterhin wird die Darstellung von einer persönlichen Antipathie bestimmt, die vor allem von der Herabwürdigung von Giovios Lehrer Demetrios Chalcon‐ dyles durch Poliziano am Florentiner Studio motiviert gewesen sein dürfte. Polizianos größte Lebensleistungen werden konsequent abgewertet oder marginalisiert, so im Besonderen seine unbestrittenen Errungenschaften auf dem Feld der Philologie. Damit erhält Giovio ein verzerrtes Lebensbild, dem er eine tragische Note einschreiben kann: Den Umschlag größten Glücks in größtes Unglück. Weitere Strategien und Überlegungen Giovios sind in der Vita Polizianos fassbar: Giovios Darstellung trägt propagandistische und werbende Züge. Wie die meisten Renaissancegelehrten, die in erster Linie Wanderhumanisten waren, war Giovio abhängig von der Gunst mächtiger Förderer. Er nutzte die Lebensbeschreibung Polizianos an drei verschiedenen Stellen --bei den Stanze, der mutmaßlichen Plagiatsaffäre und der Glücklichpreisung am Ende -, um Mitglieder der Medici-Familie zu nennen. Er rief damit sein Verhältnis zu den ehemaligen Förderern ins Gedächtnis und warb um eine mögliche künftige Anstellung, die ihm Cosimo I. später tatsächlich gewährte. Schließlich dienen die Lebensbeschreibungen der verherrlichenden Darstel‐ lung Italiens als eines europäischen Zentrums humanistischer Gelehrsamkeit, wobei das geschichtsbildende und propagandistische Anliegen des Museums Giovios sichtbar wird: Er setzte dem italienischen Renaissancehumanismus zu der Zeit ein Denkmal, als fühlbar wurde, dass das geistige Erbe der Antike nun‐ mehr von den Bildungszentren nördlich der Alpen verwaltet werden würde. 60 Betrachtet man das eingangs dargelegte Museumsprogramm Giovios, so lässt sich für Polizianos Lebensbeschreibung Folgendes feststellen: 1) Poliziano zählte durch seinen Ruhm und seine Leistungen zweifellos zu den größten Gelehrten des Quattrocento - daran konnte auch Giovio nichts ändern. Daher schrieb er ihn in das templum virtutis ein, das er zum Ruhm Italiens (honos virtutis publicus) begründet hatte. Giovios Politianus 253 <?page no="254"?> 2) Die Beispielhaftigkeit des Lebens Polizianos ist deutlich den exempla mala zugeordnet: Zwar hatte Poliziano großartige Geistesgaben, doch seine losen Sitten vereitelten den gebührenden Ruhm. 3) Die arguta brevitas, die bestechende Kürze, die dazu dient, Anziehung oder Freude (voluptas) zu erzeugen, ist in der Vita Polizianos in einer bestimmten Weise umgesetzt: Giovios Darstellung setzt auf den grellen Effekt, das skandal‐ trächtige Gerücht, auf die Erzählung der Tragik eines Lebens. Und in der Tat: Die Besucher des Musaeum Giovios dürften davon sicherlich stärker fasziniert gewesen sein, als sie es von einer reinen Aufzählung bio- und bibliographischer Daten gewesen wären, wie wir sie in heutigen Museen allzu häufig finden. 254 Tobias Dänzer <?page no="255"?> * Beim vorliegenen Beitrag handelt es sich um die erweiterte und adaptierte Fassung einer Seminararbeit, die im Zuge einer, von Hartmut Wulfram geleiteten, Lehrveranstaltung zu den Elogia verfasst wurde. 1 Obwohl Savonarola in seinen Anfängen in Florenz zwar ein Freund der Medici-Familie war, änderte sich mit der Zeit das Verhältnis und er begann, die korrupte und dekadente Lebensweise der florentinischen Elite zu kritisieren. Auch manche Ereignisse und Legenden (s. unten) implizieren ein schwieriges und brüchiges Verhältnis. Allgemein zu Savonarola s. Weinhardt 2003 und Weinstein 2011. Pii atque impii nominis fama Zur Beurteilung des Girolamo Savonarola bei Paolo Giovio * Alex Seidl 1. Einleitung Der Bußprediger und Dominikanermönch Girolamo Savonarola (1452-1498) erhielt ein eigenes Elogium an 42. Stelle in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium. Doch wie passt diese Persönlichkeit in die Reihe gelehrter Männer des 13. bis 16. Jahrhundert? Auch wenn Savonarola literarisch tätig war, so assoziiert man ihn kaum mit seinen eigenen Schriften als vielmehr mit seinen wortge‐ waltigen Predigten, seinen radikalen Reformversuchen in Florenz und seinem Konflikt mit der römischen Kurie, nicht zuletzt mit dem Borgia-Papst Alexander VI. Daher müssen grundsätzlich Vermutungen angestellt werden, warum der Autor den Dominikanermönch überhaupt in sein Werk aufgenommen hat. Im Fokus der Analyse und Interpretation soll aber stehen, wie Paolo Giovio die umstrittene Gestalt des Girolamo Savonarola in seinem Œuvre, vor allem in den Elogien, in denen er sich am ausführlichsten mit dem Dominikanermönch auseinandergesetzt hat, darstellt und beurteilt. Kann ein Kleriker und Günstling der Medici-Päpste 1 Leo X. und Clemens VII. überhaupt einen neutralen Stand‐ punkt gegenüber einem Kritiker seiner eigenen Institution einnehmen? Darf er eine solche darüber hinaus öffentlich äußern? Die Frage, ob Savonarola bei Giovio positiv oder negativ dargestellt wird, muss also mit besonderer Vorsicht beantwortet werden. <?page no="256"?> 2 Como, Società Storica Comense, Fondo Aliati, 28.7, fol. 72 r . 3 Der gesamte lateinische Text und die Übersetzung finden sich im Anhang. Es empfiehlt sich eine vorausgehende Lektüre, um die Interpretation besser nachvollziehen zu können. 4 Es wird für die Darstellung des Aufbaus des Prosaelogiums die Zeilenzählung der editio princeps verwendet, um hinsichtlich der Länge der einzelnen Blöcke den Eindruck auf den zeitgenössischen Leser zu vermitteln. 5 Giovio 1972, 73. 6 Giovio 2023, 154-158. Die vorhandenen Manuskripte und weiteren Editionen zeigen außerdem, dass die Elogia virorum literis illustrium kein feststehendes Konstrukt bilden, sondern unzähliger, nicht nur redaktioneller Änderungen durch Giovio selbst oder den späteren Herausgeber Latomus, von dem insbesondere neue Epi‐ gramme hinzugefügt wurden, unterworfen waren. Auch diese Modifikationen sollen untersucht werden, um eventuell Rückschlüsse auf die Haltung Giovios zu Savonarola ziehen zu können. Insbesondere könnte ein negatives Prosae‐ pitaph, das zwar in einem Manuskript, 2 aber nicht in den Druckversionen enthalten ist, dabei hilfreich sein. 2. Das Prosaelogium (Text A) Um Aussagen über die Beurteilung des Girolamo Savonarola bei Paolo Giovio treffen zu können, muss möglichst nahe am Text gearbeitet werden (close reading), von dem relevante Passagen paraphrasiert oder gelegentlich in Über‐ setzung wiedergegeben werden. 3 Außerdem gilt es, den Aufbau des Elogiums zu analysieren, denn Struktur und Länge der einzelnen Teile der Gelehrtenviten unterscheiden sich so stark, dass wahrscheinlich eine Intention des Autors dahintersteht. Für das folgende Kapitel wird der Prosatext der giovischen editio princeps (Giovio 1546) verwendet (fol. 27 v [l. 8-37] - fol. 28 r [l. 1-10]) 4 . 2.1 Der Aufbau des Prosaelogiums Bei der Einteilung des Textes in einzelne Abschnitte wurden die Absätze, die in den Transkriptionen von Meregazzi 5 und Gouwens 6 gesetzt wurden, übernommen. Diese Teile wurden mit folgenden Überschriften versehen: A) Das Talent des Savonarola (fol. 27 v [l. 8-18]) B) Savonarolas Führungsrolle in Florenz (fol. 27 v [l. 18-22]) C) Savonarolas Konflikt mit dem Papst und seine Verurteilung (fol. 27 v [l. 22-34]) 256 Alex Seidl <?page no="257"?> 7 Savonarola 1517. 8 Giovio 1550. D) Savonarolas Hinrichtung und Verbrennung seines Leichnams (fol. 27 v [l. 34-37] - fol. 28 r [l. 1-3]) E) Das literarische Werk (fol. 28 r [l. 3-6]) F) Der Nachruf (fol. 28 r [l. 6-10]) Aus dieser Aufstellung wird ersichtlich, dass der dritte Abschnitt über den Konflikt mit dem Papst mit 13 Zeilen in der editio princeps den größten Teil des Prosaelogiums einnimmt. Doch auch die Beschreibung der Qualitäten und des Wesens Savonarolas ist mit 11 Zeilen relativ ausführlich. Anhand der Länge dieser beiden Abschnitte kann man den Schwerpunkt des Textes und somit das historische Interesse des Autors erahnen. Die Geschichte rund um den Konflikt mit dem Papst als Hintergrund für die Darstellung der spektakulären Hinrichtung scheint Giovio sehr wichtig zu sein, während er die rein politische Rolle Savonarolas in Florenz vergleichsweise kurz behandelt. Auffällig ist, dass auch die Passage über das literarische Werk kurz ausfällt und nur einen Titel (Triumphus crucis) 7 enthält, während man bei Gelehrtenviten gewöhnlich die Hervorhebung der Schriften als Nachweis ihrer Gelehrsamkeit erwarten würde. Darüber hinaus ist es wichtig zu betonen, dass die Beschreibung seines Lebens nicht mit Savonarolas Kindheit oder Jugend, sondern erst nach der Ankunft der Franzosen und der Vertreibung der Medici aus Florenz im Jahr 1494 einsetzt. Somit wird im Prosaelogium das Wirken des Savonarola im Zeitraum von lediglich vier Jahren, die gleichsam die wichtigsten seines Lebens waren, thematisiert. Insgesamt muss festgehalten werden, dass es im Elogium tendenziell weniger um den Schriftsteller Savonarola als vielmehr um die politischen Entwicklungen in Florenz und um seinen Konflikt mit dem Papst geht, in dem er letztlich auch zu Tode gekommen ist. Dies lässt sich auch damit begründen, dass Savonarola seine Lehre vielmehr als Prediger und Reformator denn als Schriftsteller propagiert hat. Immerhin wird nur ein Werk genannt und seine Sprache erreichte sicherlich nicht das Niveau des von den meisten Gelehrten dieser Zeit hochgehaltenen Humanistenlateins. Das folgende Elogium spiegelt somit das Interesse Giovios, der ja auch Historiae sui temporis 8 verfasste, an der Geschichte wider. Pii atque impii nominis fama 257 <?page no="258"?> 9 Vgl. Ridolfi 1959, 50 und Weinstein 2011, 89. 10 Vgl. Pico della Mirandola 1674, 24. 2.2 Zur Beurteilung Savonarolas im Prosaelogium Nachdem nun der Aufbau und die möglichen Absichten des Autors besprochen worden sind, sollen ausgewählte Stellen des Prosatextes untersucht werden, um aufzuzeigen, wie Giovio den Prediger im Prosaelogium darstellt. A) Das Talent des Savonarola Im ersten Abschnitt beschreibt Paolo Giovio den Charakter und die Begabung von Girolamo Savonarola, um seinen Erfolg und seine Reichweite zu erklären. Die Darstellung setzt unmittelbar nach der Verbannung der Medici aus Florenz durch die Ankunft der Franzosen ein (Mediceis Gallorum adventu Florentia pulsis). Mit dem Ablativus absolutus zu Beginn des Textes setzt Giovio den zeitlichen Rahmen des Elogiums fest, wobei er die vorherigen Lebensereignisse ausblendet. Außerdem betont er mit der Positionierung und der Hervorhebung der Medici und Franzosen in Majuskeln (in der editio princeps) die Vertreibung der Familie im Jahr 1494, die in der florentinischen Geschichte insgesamt ein wichtiges Ereignis und gewissermaßen eine Zeitenwende darstellte. Die ersten fünf Wörter geben somit klar vor, wie der weitere Text gelesen werden muss, zumal wieder das historische Interesse Giovios stark durchklingt. Doch gerade hier kann und sollte hinterfragt werden, warum der Autor die Anfänge des Predigers in Florenz und insbesondere dessen Beziehung zur Medici-Familie unterschlägt. Soll Savonarola eben nicht mit seinen Förderern, durch die er überhaupt den Aufstieg in Florenz schaffte, in Verbindung gebracht werden? Es scheint jedenfalls so, als ob die Medici nach der Nennung gleich zu Anfang im weiteren Elogium keine Rolle mehr spielen sollten. Damit betont Giovio umso mehr Savonarolas eigene Rolle in den turbulenten Jahren 1494- 1498. Im Hinblick auf die Medici hätte sich nämlich auch eine Anekdote - und Giovio setzt solche häufig in seinem Werk ein - angeboten. Es ist unwahrschein‐ lich, dass ihm eine vor allem in anti-mediceischen Kreisen weitverbreitete Legende nicht bekannt gewesen ist. Dieser zufolge soll der Dominikanermönch seinem Mäzen Lorenzo de’ Medici auf dem Sterbebett die Sakramente nicht gewährt haben, weil dieser Florenz die republikanische Freiheit nicht wieder zurückgeben wollte. 9 Diese Szene findet sich ebenfalls in der ausführlicheren Savonarola-Biografie des Gianfrancesco Pico della Mirandola, 10 die 1530 fertig‐ gestellt wurde und als Vorlage für Giovio gedient haben könnte. In anderen Quellen hingegen wird berichtet, dass Lorenzo vor seinem Tod sehr wohl noch 258 Alex Seidl <?page no="259"?> 11 Vgl. Ridolfi 1959, 51. 12 Savonarola soll treffend das Sterbedatum von Papst Innozenz VIII. und Lorenzo de’ Medici vorausgesagt sowie Karl VIII. als „neuen Kyros“, der die Kirche in Italien reformieren sollte, angekündigt haben (vgl. Ridolfi 1959, 53 und 56). 13 Ich deute hier specie ipsa pietatis nur als einen äußeren Anschein dieser Frömmigkeit. Zumindest distanziert sich Giovio damit wieder und vermeidet ein eindeutiges Urteil. 14 Machiavelli 2004, 100-102. durch Savonarola die Absolution erhalten habe, und auch bei Giovio ist per se kein Bruch des Savonarola mit den Medici festzustellen. 11 Schon im ersten Satz, der in den Elogien tendenziell länger ausfällt, werden die wichtigsten Charakterzüge Savonarolas vorgestellt: seine strenge Lebens‐ führung (austera vitae disciplina), sein gebildeter und scharfsinniger Geist (erudito subtilique ingenio) und seine Redegewandtheit (admirabili facundia). Giovio setzt mit einer weiteren Begründung fort, wieso Savonarola so viele Anhänger und so großen Einfluss hatte. Denn er galt schon zu Lebzeiten als Prophet, der die Zukunft und angeblich einige wichtige Ereignisse vorhergesagt hatte. 12 Durch das Verb credebant drückt der Autor allerdings aus, dass diese Zuschreibung nicht seine eigene Meinung, sondern die der Florentiner sei. Darüber hinaus werden zwei ihn auszeichnende Eigenschaften, durch die er die Menschen beeinflussen konnte, hervorgehoben: einerseits seine Frömmigkeit (specie ipsa pietatis), andererseits sein Einsatz für die Freiheit des Volkes (tuendae libertatis studium). Die erstgenannte Qualität (pietas) wird allerdings durch das Wort specie 13 entwertet, wodurch diese Aussage Giovios insgesamt nicht mehr als pures Lob aufgefasst werden kann. B) Savonarolas Führungsrolle in Florenz Nach der Vertreibung der Medici und dem Einmarsch der Franzosen plädierte Savonarola in mehreren Reden für eine Volksregierung nach venezianischem Vorbild und für mehr Mitbestimmung für die unteren Schichten, was sogar ein Teil der Aristokratie befürwortete. Giovio fügt jedoch hinzu, dass sie dies nur taten, um sich selbst dieselbe Autorität wie Savonarola zu verschaffen (quo illam sibi astruerent). Eine solche Anhängerschaft aus Neidern und Schmeich‐ lern ist allerdings nicht verlässlich und strikt zu meiden, wie man etwa bei Machiavelli nachlesen kann. 14 So lässt uns diese Anmerkung Giovios skeptisch auf die Loyalität von Savonarolas Gefolgschaft blicken. Das Resultat dieser Akkumulation von Ansehen war jedenfalls, dass er die Verhandlungen mit dem französischen König Karl VIII. führen durfte und im Anschluss durch seinen Einfluss sogar die Geschicke der Stadt Florenz lenken konnte. Diese gewaltige politische Karriere Savonarolas wird von Giovio nur kurz und in einem einzigen Pii atque impii nominis fama 259 <?page no="260"?> 15 Eigentlich waren es nur fünf Verschwörer (vgl. Giovio 2023, 512 Anm. 306). Außerdem zweifelt die moderne Forschung an Savonarolas aktiver Rolle bei der Durchsetzung der Hinrichtungen (vgl. ebd. und Weinstein 2011, 241-244). Aus diesem Blickwinkel scheint also Giovios Vorwurf übertrieben und sogar falsch. Gliedsatz erwähnt. Daraus ist zu ersehen, dass dieser von dem Biografen wenig Beachtung geschenkt wird. C) Savonarolas Konflikt mit dem Papst und seine Verurteilung Wie bereits erwähnt, nimmt der Streit mit dem Papst, der später sogar zu Savonarolas Hinrichtung führte, den größten Teil des Prosaelogiums ein. Giovio dürfte es also wichtig gewesen sein, die Gründe hierfür möglichst genau zu beleuchten. Denn obwohl Savonarola ein wahrer Christenmensch (christianis moribus) und sehr gebildet (optimis literis) gewesen sei, hegte er Giovios Ansicht nach zu radikale Ambitionen, was die Verwendung mehrerer Begriffe aus dem Sachfeld ‚Feuer‘ verdeutlicht: ingenium ab occulta ambitione et nimio exitialique profe‐ rendae veritatis studio inflammatum adeo aestuanter efferbuit (in ihm brodelte so heftig ein Geist, der von einem verborgenen Ehrgeiz und von einer allzu großen und verderblichen Begierde, die Wahrheit zu verbreiten, entbrannt war). Das Feuer wird auch bei Savonarolas Hinrichtung eine Rolle spielen, sodass der Leser zugleich subtil auf dessen nahendes Schicksal eingestimmt wird. Weiters führt Giovio an, dass Savonarola sieben Aristokraten 15 hinrichten ließ - eine Szene, die an den ehrgeizigen Cicero erinnert, dem die strategisch kluge, aber nicht gesetzeskonforme, rasche Hinrichtung der Catilina-Verschwörer, rö‐ mischer Bürger, später auch zum Verhängnis wurde (vgl. Sallust, De coniuratione Catilinae 55). Sowohl die Redegewandtheit als auch die hybris des Savonarola ähneln jener des Cicero, was diese Assoziation bei einer gebildeten Leserschaft durchaus wahrscheinlich macht. Doch der ausschlaggebende Grund für Savonarolas Ausschaltung war seine Kritik an der Kirche, wobei er auch Papst Alexander VI. persönlich angriff und dessen Autorität in Frage stellte. Dass Giovio selbst auch kein Freund des Borgia-Papstes war, ist aufgrund seiner Abhängigkeit von seinen Gönnern Leo X. und Clemens VII., die beide als Medici-Päpste stets Gegner der Borgia-Familie waren, und aufgrund des allgemein eher schlechteren Rufs von Alexander VI. anzunehmen. Er hält sich jedoch mit einem Urteil, ob die Kritik am Papst angemessen sei, zurück. Vermutlich war es für Paolo Giovio als Weltkleriker und Bischof bedeutender, dass Savonarola die Macht der Kirche an sich angriff und in Zweifel zog. Dafür spricht jedenfalls die von ihm gewählte Formulierung sacrosanctam potestatem in dubium devocarit (er zog die unantastbare Macht 260 Alex Seidl <?page no="261"?> 16 Vgl. Weinhardt 2003, 69. 17 Dieselbe Phrase verwendet Giovio bei Thomas Morus (Giovio 1546, fol. 56 v [l. 11]). 18 Giovio 1550, 121: Florentini factionibus inter se fluctuantes, Hieronymum Savonarolum cucullatum, de pontificis potestate male sentientem, & humanis rebus sese ambitiosius, quam sacratum virum deceret, immiscentem, sed indignum Christianae doctrinae nomine, adeo atroci supplicio in foro comburunt. (Während die Florentiner untereinander in Par‐ teikämpfen uneins waren, haben sie den Mönch Girolamo Savonarola, der schlecht über die päpstliche Macht dachte und in den weltlichen Angelegenheiten sich ehrgeiziger in Zweifel). Dieses Umgehen mit einer so heiligen Institution musste Giovios Ansicht nach klare Konsequenzen haben. Am Folgenden fällt auf, dass die Festnahme wegen des Delikts der Majestäts‐ beleidigung (reus maiestatis) unter Mithilfe des florentinischen Senats und von Vertretern der Opposition relativ genau geschildert wird. Der vergleichsweise Detailreichtum der Darstellung lässt Giovios Arbeitsweise und Interessen als Historiker erkennen und bietet dem Leser des Buches bzw. dem Besucher in dessen Villa am Comer See eine lebendige Erzählung. D) Savonarolas Hinrichtung und Verbrennung seines Leichnams Anders verhält es sich mit der eigentlichen Todesszene Savonarolas und dem vorausgehenden Prozess. Weil Francesco Valori, der eigentliche Anführer, im Tumult getötet worden war, blieb nur der festgenommene Savonarola als Objekt der Rache. Er musste sich unter Folter zu seinen Verbrechen bekennen, was von Giovio mit nur drei Wörtern knapp wiedergegeben wird: tormentis excruciato confessoque (nachdem er unter Qualen gefoltert worden war und ein Geständnis abgelegt hatte). Giovio bezieht aus nötiger Vorsicht als Geistlicher bezüglich des Wahrheitsgehalts anderer Quellentexte nicht Position. In der Forschung herrscht jedenfalls Einigkeit darüber, dass die Protokolle dieser Verhöre gefälscht wurden. 16 Nachdem Savonarola erdrosselt worden war, wurde sein Leichnam sofort verbrannt (extemplo corpus crematur), damit nicht Teile seines Körpers als Reliquien für seine Anhänger verwendbar würden. Mit der Wendung latronum more 17 drückt Giovio womöglich aus, dass der Tod des Savonarola, der wie ein einfacher Dieb zugrunde geht, zu beklagen ist. Bei der Schilderung der Reaktionen betont er die Stimmung im Volk: dass einige sogar die Asche als Andenken einsammelten, während andere seinen Tod feierten und als gerecht ansahen. Dieser Sachverhalt zeigt, wie ambivalent die Bewertung des Savona‐ rola, aber auch wie gespalten Florenz überhaupt am Ende des 15. Jahrhunderts war. In Giovios Geschichtswerk Historiae sui temporis wird der Dominikaner‐ mönch in nur einem Satz erwähnt, und zwar in der Epitome zum 5. Buch. 18 Pii atque impii nominis fama 261 <?page no="262"?> als es sich für einen geheiligten Mann gebührt, einmischte, aber unwürdig dem Namen der christlichen Lehre, durch eine so heftige Bestrafung auf der Piazza verbrannt.) 19 Darunter ist etwa der Neuplatoniker Marsilio Ficino, der in der Elogiensammlung unmittelbar auf Savonarola folgt, zu zählen. 20 Ein ähnliches Phänomen findet sich beispielsweise im Elogium auf Lorenzo Valla (Giovio 1546, fol. 10 v -11 r ), wo Giovio dieselbe Argumentation und teilweise dieselben Vokabel (z. B. leguleus) wie im Proömium von dessen Werk Elegantiae linguae Latinae verwendet. Dies ist ein starkes Indiz dafür, dass Giovio zumindest die Einleitungen der Schriften seiner Gelehrten sehr genau studiert hat. Das Nichtvorhandensein eines vollständigen 5. Buches macht daher eine Beur‐ teilung der Darstellung Savonarolas in beiden Werken durch einen direkten Vergleich unmöglich. Dennoch enthält auch die kurze Zusammenfassung die wichtigsten Fakten, auf die es Giovio - wie auch in seinem Prosaelogium auf Savonarola - offensichtlich ankam. Es herrsche nämlich Parteienkampf in Florenz (Florentini factionibus inter se fluctuantes) und dem Dominikanermönch würden zwei Dinge vorgeworfen: Einerseits zweifle er an der Macht des Papstes (de pontificis potestate male sentientem), andererseits mische er sich in die Angelegenheiten der Menschen ehrgeiziger ein (humanis rebus sese ambitiosius […] immiscentem), als es einem Geistlichen zieme (quam sacratum virum deceret). Diese zwei Gründe, die zur Hinrichtung des Mönchs führten, lassen sich so auch aus dem Prosaelogium herauslesen, was Giovios Fokus in Savonarolas Biografie greifbar macht. Es geht ihm um die Gefährdung der Stadt Florenz durch Unruhen und die Unantastbarkeit des Papstes, auch wenn dieser von manchen als ungeeignet eingeschätzt wird. Außerdem wird durch den Vergleichssatz die in Giovios Augen notwendige Trennung der weltlichen von der geistlichen Sphäre hervorgehoben. E) Das literarische Werk Dem Bericht vom Tod des Savonarola folgt ein Hinweis auf dessen literarischen Nachlass, von dem aber nur ein Werk erwähnt wird. Dieser Triumphus crucis soll allerdings noch zu Giovios Zeit mit viel Beifall gelesen worden sein. In dieser auf Latein verfassten Schrift, insbesondere im vierten Buch, wende sich Savonarola - wie er selbst im Proömium betont - adversus eius saeculi sapientes garrulosque sophistas (gegen die Gelehrten seiner Zeit und die geschwätzigen Sophisten [gemeint sind Philosophen, 19 Astrologen, Häretiker und Anhänger anderer Religionen]). Durch die ausschließliche Übernahme des ersten Satzes des Proömiums in unverändertem Wortlaut könnte sich außerdem die Frage ergeben, ob Giovio den Traktat überhaupt zur Gänze gelesen hat. 20 Weiters 262 Alex Seidl <?page no="263"?> 21 Pico della Mirandola 1674, 53-54. 22 Index 1559. findet sich der Triumphus crucis auch in Pico della Mirandolas Biografie des Savonarola im 13. Kapitel an erster Stelle, wo er überschwängliches Lob erhält. 21 Der Grund für die Nennung einzig dieses Werkes könnte sein, dass Giovio keine gegen seine eigene Institution gerichteten Schriften des Savonarola in das Prosaelogium aufnehmen wollte. Es ist auch möglich, dass er manche nicht kannte oder sie nicht berücksichtigte, weil sie von der Kirche explizit verboten worden waren. Viele Predigten und Reden Savonarolas finden sich nämlich in Folge im Index librorum prohibitorum, was auch die Zensur einiger Werke Savonarolas durch die Kirche vor 1559 plausibel macht. 22 Das trifft eben nicht auf den Triumphus crucis zu, der sich weniger gegen die Kirche als vielmehr gegen die zeitgenössischen weltlichen Philosophen richtete, die den Geistlichen ebenfalls ein Dorn im Auge waren. F) Der Nachruf Das Prosaelogium auf Savonarola schließt mit einer kurzen Beurteilung, bei der Giovio sich auf zwei gegensätzliche Kenotaphien bezieht. Während das eine Savonarola rühmt und ihm pietas zuschreibt, behauptet das andere das Gegen‐ teil: Utramque autem pii atque impii nominis famam cumulate promeruit (Er hat sich jedoch reichlich beides verdient - den Ruf eines frommen, aber auch eines gottlosen Namens). Allerdings ist in der editio princeps und in allen weiteren Editionen nur das erste, positive Kenotaph (Text B) zu lesen. Das abwertende Prosaepitaph (Text C) ist, wie in der Einleitung bereits vorweggenommen wurde, nur in einem Manuskript Giovios erhalten, worauf im folgenden Kapitel eingegangen werden soll. Somit rückt der positive Nachruf durch die als Beleg anschließende Wiedergabe des Epitaphs in den Vordergrund. Damit könnte Gi‐ ovio seine positive Haltung hinsichtlich der Frömmigkeit Savonarolas kundtun wollen, während er auch die Gegenposition der Kritiker - zwar nicht mit vollem Text, aber zumindest mit einer kurzen Bemerkung als unzumutbar formuliert - dem Leser bewusst macht. So umgeht Giovio mit der für einen Geistlichen nötigen Vorsicht abermals eine eindeutige Meinungsäußerung. Denn im ganzen Text tritt er nirgends in der ersten Person hervor. Er setzt stattdessen - wie auch generell in den Elogien feststellbar ist - beispielsweise das Passiv (z. B. cum laude legitur) oder die 1. Person Plural (z. B. censeremus) bzw. die 3. Person Plural (z.-B. credebant) ein. Nichtsdestoweniger steht eine bewusste Entscheidung des Autors dahinter, im Erstdruck nur das positive Kenotaph drucken zu lassen. Pii atque impii nominis fama 263 <?page no="264"?> 23 Vgl. Giovio 2023, 514 Anm. 312. 24 Vgl. Giovio 1972, 181. 25 Interessanterweise folgte im Manuskript ursprünglich in der Reihenfolge der Gelehrten Marcantonio Flaminio (nur sein Name) auf Girolamo Savonarola. Im Druck erhielt der Dichter allerdings kein eigenes Elogium (vgl. Giovio 1972, 27). In dieser Hinsicht rühmt er einerseits Savonarola, aber auch sich selbst, der bösartige Aussagen über einen Verstorbenen ausspart. Im Gegensatz zum Manuskript hat Giovio allerdings in der gedruckten editio princeps das Prosaelogium um einen Satz erweitert. 23 In der ursprünglich angedachten Version folgten somit unmittelbar nach der Erwähnung des wi‐ dersprüchlichen Rufs die beiden Kenotaphien selbst. Der abschließende Satz in der Edition thematisiert auf einer Metaebene den Schaden, den Geschrie‐ benes einem Toten grundsätzlich zufügen könnte: ne supra miserabilis supplicii dolorem insontis fortasse viri manes hac etiam aeterni carminis inurente nota crucientur (damit nicht über den Schmerz der elendigen Hinrichtung hinaus die Seele eines womöglich unschuldigen Mannes auch durch den brennenden Schimpf eines ewigen Textes gefoltert wird). Hier begründet Giovio, warum er das negative Epitaph nicht inkludieren wollte. So entzieht er sich auch einem klaren, endgültigen Urteil und stellt sogar die mögliche Unschuld des Predigers (insontis fortasse viri) in den Raum. Der letzte Abschnitt zeigt am besten mögliche Gedankengänge Giovios, der sich der unterschiedlichen Meinungen über die umstrittene Gestalt sehr wohl bewusst war, aber - wie oben ausgeführt - aus verschiedenen Gründen nur das positive Epitaph als Abschluss der Lebensbeschreibung drucken ließ. 24 Dieser Ausklang scheint allerdings auch eine Hervorhebung und Anerkennung der Frömmigkeit Savonarolas zu enthalten, was das Urteil des Lesers auf jeden Fall unterschwellig beeinflusst. 3. Die poetischen Beigaben In diesem Kapitel sollen die poetischen Beigaben, allem voran das gedruckte positive Epitaph (Text B), untersucht werden, wobei auch das spätere Supple‐ ment von Johannes Latomus (Text D) kurz beleuchtet wird. Darüber hinaus gilt es, das von Giovio unveröffentlichte Prosaepitaph (Text-C) zu analysieren. 3.1 Das positive Epitaph (Text B) In der editio princeps, aber auch in allen weiteren Editionen folgt auf die Vita ein Epigramm von Marcantonio Flaminio (1498-1550). 25 Dieser Dichter war 264 Alex Seidl <?page no="265"?> 26 Ebenso möglich ist die Interpretation der Verbrennung der bereits leblosen Glieder. Diese Variante würde allerdings die Dramatik deutlich abschwächen. 27 In der Tradition von Grabepigrammen stellen personifizierte Gottheiten keine Selten‐ heit dar, vgl. dazu die berühmten Dichter-Epitaphien, die Aulus Gellius überliefert hat, Gell. 1,24,3: postquam est mortem aptus Plautus, Comoedia luget, / scaena est deserta, dein Risus, Ludus Iocusque / et Numeri innumeri simul omnes conlacrimarunt. (Nachdem Plautus den Tod gefunden hat, trauert die Komödie - leer ist die Bühne - dann weinen das Gelächter, das Spiel, der Spaß und die unzähligen Versmaße alle zusammen.) 28 Mit dieser Thematik beschäftigt sich ausführlich Hines 2018. ein Anhänger Savonarolas, der aber erst in dessen Todesjahr geboren wurde. Dementsprechend sind die Verse als eindeutige Stellungnahme sehr positiv formuliert. Die vier Zeilen setzen die Kenntnis der Todesumstände des Predigers voraus, der ja, wie es im Prosaelogium steht, zunächst erdrosselt und dann verbrannt wurde. In dieser Darstellung wird eine theatralische Szenerie aufgebaut, die zusammen mit der direkten Anrede Savonarolas in der Mitte des ersten Verses (Hieronyme) - er ist sozusagen von den Flammen umgeben - noch mehr Dramatik verspüren lässt, weil er hier als lebendig auf dem Scheiterhaufen Verbrannter vorzustellen ist. 26 Hier ist also weniger sein Tod an sich zu bedauern als vielmehr die Umstände und die endgültige Vernichtung seines Leibes. Die Relevanz der Erhaltung menschlicher Überreste, beispielsweise als Reliquien, kommt auch im Prosaelogium vor und scheint das Kernthema des vorliegenden Epigramms zu sein. In literarisch ausgefeilter Weise bringt der Autor zudem die Personifikation der Religio sozusagen auf die Bühne. 27 Sie ist heftig bewegt und rauft sich weinend das Haar. In direkter Anrede fleht sie mit einer verzweifelten Epanalepse (parcite […] parcite) die grausamen Flammen an, den Leib des Savonarola zu verschonen. Die Pointe bringt der Schluss des Gedichts, denn auf dem Scheiterhaufen befänden sich die Eingeweide der Gottheit selbst (sunt isto viscera nostra rogo), wodurch Savonarola auf den ersten Blick mit Religio selbst gleichgesetzt erscheint. Es ist aber auch eine andere Auslegung möglich. Eben jener letzte Vers ist vielleicht eine Anspielung auf ein elegisches Distichon in Ovids Tristia 1,7,19-20: sic ego non meritos mecum peritura libellos / imposui rapidis viscera nostra rogis (so habe ich meine unwürdigen Büchlein [gemeint sind die Metamorphosen], meine eigenen Eingeweide, auf den sie rasch verzeh‐ renden Scheiterhaufen gelegt, um mit mir unterzugehen). In der Literatur wird mehrfach darauf hingewiesen, dass Ovid in seinem Œuvre durch die häufige Verwendung des Wortes viscera als Metapher für Kinder eine semantische Bedeutungserweiterung vorgenommen hat. 28 Wenn man dies so interpretiert, findet allerdings keine Gleichsetzung Savonarolas mit Religio statt, sondern der Pii atque impii nominis fama 265 <?page no="266"?> 29 Vgl. die italienische Übersetzung von Pico della Mirandolas Biografie durch Serafino Razzi: Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, S. Marco 429. Auf fol. 350 v findet sich eben jenes Epitaph in lateinischer Form samt italienischer Übersetzungen. 30 Als einige Beispiele sind zu nennen: Flaminio 1571, fol. D 5 r ; Gerdes 1747, 98: Flexa‐ nimum est illud carmen, quod fecit in Hieronymum Savonarolam. (Herzerweichend ist jenes Gedicht, welches er auf Girolamo Savonarola schrieb.) 31 Hendrik Hondius: Hieronymus Savonarola Florentinus, in: Verheiden 1602, 13. 32 Giovio 1972, 181. Dichter Flaminio stellt damit lediglich ein sehr enges Naheverhältnis zwischen Religio und Savonarola als deren Kind im ovidischen Sinn her. Mit diesem Epitaph hat Giovio für Savonarola äußerst positive Verse ausge‐ wählt. Interessanterweise hat auch Gianfrancesco Pico della Mirandola in seinen Manuskripten dieses Epigramm seiner Savonarola-Biografie angefügt. 29 Daher ist es gut möglich, dass Giovio durch dieses Werk zu seiner Wahl inspiriert worden ist. Es ist anzunehmen, dass sich das lobende Epitaph überhaupt größter Bekanntheit erfreute. Da es zudem sehr eindrucksvoll inszeniert und in gutem Stil geschrieben ist, erfuhr es in der Folgezeit eine weite Rezeption und großes Lob. 30 Es wurde gelegentlich auch als Bildunterschrift unter dem Portrait Savonarolas verwendet. 31 3.2 Das unveröffentlichte Prosaepitaph aus Giovios Manuskript (Text-C) Bei der Beurteilung der Haltung Giovios gegenüber Savonarola spielt das Prosa‐ epitaph unbekannten Verfassers, das nicht in die Edition der Elogia übernommen wurde, eine große Rolle, zumal es der Autor zumindest bei seinen Vorarbeiten in Erwägung gezogen hatte. Er verweist an der entsprechenden Stelle im Elogium auf zwei allerdings widersprüchliche Kenotaphien: si duobus contrariis coenotaphiis credendum esse censeremus (wenn wir zu dem Schluss kämen, dass zwei widersprüchlichen Kenotaphien zu glauben ist), obgleich er seine Aussage auch nur auf eines, nämlich den im vollen Wortlaut zitierten Text, beschränken hätte können. Also will der Autor, dass dem Leser beide Meinungen durchaus bewusst sind, während er aber nur die positive Quelle explizit wiedergibt. Renzo Meregazzi geht auf das von Giovio selbst dafür angegebene Motiv (honestus pudor) ein, nämlich dass er als Biograf aufgrund eines „scrupolo morale“ 32 das negative Epitaph nicht als Text inkludiert hat. Tatsächlich ist es sehr despektierlich und würde jegliche zuvor geäußerte Anerkennung vernichten. Jede Eigenschaft, die zuvor an Savonarola gelobt wurde, würde durch einen viel schärferen Tadel überdeckt werden. Beispielsweise wäre admirabilis facundia (bewundernswerte Redegewandtheit) zu Beginn des Prosaelogiums durch die 266 Alex Seidl <?page no="267"?> 33 Vgl. Plinius maior, Naturalis historia 8,149: certum est iuxta Nilum amnem currentes lambere, ne crocodilorum aviditati occasionem praebebant. (Es ist gewiss, dass sie [= die Hunde] beim Fluss Nil im Laufen trinken, damit sie der Fressgier der Krokodile nicht Gelegenheit bieten.), für diesen Hinweis s. Giovio 2023, 514 Anm. 312. 34 Vgl. Hieronymus Brilingers Notizen und Aufzeichnungen über die Jahre 1474-1525, insb. die Sammlung von Inschriften, in: Aarau, Aargauer Kantonsbibliothek, MsZF 37, fol. 45 und einen Brief von Michael Hummelberger an Josse Bade (11.01.1512), in: Horawitz 1875, 37-38. 35 Der Autor des Versepitaphs ist Panfilo Sasso (epigr. 4,76) Dieses ist online abrufbar: https: / / www.poetiditalia.it/ texts/ SASSO|epig|004 (17.03.2024). Formulierung inauspicatae garrulitatis concionator (ein Prediger Unglück ver‐ heißender Geschwätzigkeit) weit ins Negative gezogen worden. Das für meine Argumentation entscheidende Zitat ist die Antithese zu Beginn des Prosaepi‐ taphs: non flamen pius, sed flamma impia (kein frommer Priester, sondern eine gottlose Flamme), mit der unmissverständlich die grundsätzlich ablehnende Haltung des Sprechers gegenüber Savonarola festgelegt wird. Wieder kommt es zur Hervorhebung des Gegensatzes pius - impius, der bereits im giovischen Prosaelogium eine Rolle spielte. Die Antithese steht im Prosaepitaph als krasser Gegensatz, ein Entweder-oder, während das Prosaelogium (Text A) Savonarola beide Anteile gleichermaßen zugesteht (Utramque autem pii atque impii nominis famam cumulate promeruit). Zudem ist flamma eine Anspielung auf die Um‐ stände der Hinrichtung Savonarolas und als geistreiches Wortspiel in Bezug zu flamen gesetzt. Im letzten Abschnitt wird der viator, der fiktive Wanderer, der an diesem Kenotaph vorbeigeht in der für Grabepigramme typischen Apostrophe angesprochen. Er soll aber nicht des Toten freundlich gedenken, sondern es wird ihm zur raschen Flucht geraten, deren Geschwindigkeit durch den Vergleich mit einem ägyptischen Hund (tamquam canis aegiptius) - ein Beleg der Vertrautheit von Autor und Leser mit antiken Texten - verdeutlicht wird. 33 Der Text gipfelt im letzten Wort mit der Beschimpfung des Savonarola als Wahnsinnigen (vesanum). Paolo Giovio hat dieses negative Kenotaph, welches auch durch zwei andere Quellen bezeugt ist, 34 leicht verändert, indem er die ursprüngliche, aggressivere Bedeutung (virus) auf vesanum umgeschrieben hat. Außerdem hat er ein noch feindseligeres Versepitaph, welches in den eben genannten Schriften unmittelbar auf das Prosaepitaph folgte, 35 ausgelassen. Zusammenfassend bedeutet dies, dass Giovio in mehreren Schritten die heftige Kritik an Savonarola mildert. Zuerst lässt er das äußerst negative Versepitaph des Panfilo Sasso weg, ändert dann die Klimax des Prosaepitaphs (vesanum statt virus) und zuletzt hat er dasselbe für seine endgültige editio princeps sogar gänzlich gestrichen. Dem Leser und der Nachwelt blieb dieses Epitaph daher unbekannt, wodurch dem positiven Gedicht von Marcantonio Pii atque impii nominis fama 267 <?page no="268"?> 36 Giovio/ Latomus 1557, 94. 37 Dicere me prohibet pietas, Hieronyme, quicquam / tuo quod olim nomini / officiat. (Zu sagen verbietet mir meine Frömmigkeit, Girolamo, irgendetwas, was einst deinem Ruhm hinderlich sein könnte.) 38 Zu Latomus’ Arbeitsweise s. den Beitrag von Snezana Rajic in diesem Band. 39 Quae cum compono tibi, nescio, num ne dolere, / vel gratulari debeam. (Während ich diese Schriften mit dir vergleiche, weiß ich nicht, ob ich dich bedauern oder beglückwünschen soll.) Flaminio mehr Gewicht verliehen wurde. Erst Johannes Latomus lieferte durch einen zusätzlichen Text, aus dem keine Kenntnis des negativem Prosaepitaphs mehr herauszulesen ist, eine Neubewertung. 3.3 Das Supplement von Johannes Latomus (Text D) Das von Johannes Latomus in der editio altera 36 hinzugefügte und in allen Folgeeditionen enthaltene Epigramm lehnt sich inhaltlich stark an den Schluss des giovischen Prosaelogiums an, da es vor allem um eine Beurteilung der pietas Savonarolas geht. Während Giovio für diese aber auf zwei widersprüchliche Kenotaphien verweist, fällt die Einschätzung des Latomus, dessen eigene pietas ebenfalls keine negative Äußerung zulässt, 37 eindeutiger aus. Wie bereits im ersten Gedicht wird der Prediger gleich im ersten Vers mit dem Vokativ (Hieronyme) angesprochen, was ebenfalls ein Hinweis darauf ist, wie sehr Latomus Giovios Text als Vorlage verwendet und modifiziert. 38 Viel stärker als Giovio hebt er allerdings das literarische Werk Savonarolas insgesamt hervor und lobt es sehr, ohne einen konkreten Titel zu nennen. Im letzten Verspaar spricht Latomus von seiner Gemütslage, während er Savonarolas Œuvre dessen Person gegenüberstellt: Er beklagt dessen Tod und dankt ihm für sein Wirken. 39 Die Wendung vel gratulari debeam erhält allerdings durch die Stellung als Textabschluss mehr Gewicht und bleibt dem Leser als letzter Vers stärker im Gedächtnis. Dadurch rücken die dramatischen Umstände von Savonarolas Tod - vor allem im Epigramm des Flaminio - in den Hintergrund und das Andenken an den Prediger wird positiv gezeichnet. Mit diesen zwei poetischen Beigaben (Text B und D) liegen zwei Texte von unterschiedlichem Charakter vor, obgleich in beiden unverkennbar die pietas des Savonarola im Fokus steht. Während das erste Gedicht auf Dramatik setzt und eine traurige Szenerie schafft, weil es den Moment von Savonarolas Leichenverbrennung schildert, ist im Gedicht von Latomus keine konkrete Situation inszeniert. Es geht mehr darum, dessen Frömmigkeit ganzheitlich her‐ vorzuheben und dadurch eine positive Erinnerung an den Dominikanermönch Girolamo Savonarola zu evozieren. 268 Alex Seidl <?page no="269"?> 40 Schon früh war ein Bildnis Savonarolas im Besitz Giovios, wie aus seinem Brief an Maria Ecquicola (28.08.1521) hervorgeht (vgl. Giovio 1956, 92). Dieses Portrait befindet sich heute noch im Museum in Como (Ritratto di Gerolamo Savonarola, c. 1520-1522, Musei Civici di Como, Palazzo Volpi, Como). 41 diverso quidem animorum habitu (und zwar mit unterschiedlicher Reaktion der Men‐ schen). 42 Allgemein dazu s. Weinhardt 2003. 4. Fazit Wie sind die anfangs gestellten Fragen nun zusammenfassend zu beantworten? Die Gründe, warum Paolo Giovio als Kleriker den kirchenkritischen Domini‐ kanermönch und Prediger in seine Elogien aufgenommen hat, scheinen sich meiner Meinung nach auf sein historisches Interesse an dieser Gestalt zu konzentrieren. 40 Vor allem sind die Ursachen für Savonarolas Einfluss, aber auch für dessen Verhaftung und Hinrichtung für den Historiker relevant. Dieser Ein‐ druck wird durch die Analyse der kurzen Aussage in Giovios Geschichtswerk, in der dieselben Schwerpunkte erkennbar sind, verstärkt. Zur Haltung des Giovio zu Savonarola kann gesagt werden, dass diese auf den ersten Blick nicht eindeutig zu bestimmen ist. Oftmals distanziert sich der Autor von Aussagen, indem er strikt zwischen einer Tatsache und Gerüchten bzw. dem Anschein unterscheidet (z. B. credebant als Meinung anderer; specie ipsa pietatis als vorgetäuschte oder zumindest vorgebliche Frömmigkeit). Ebenso stellt sich die Frage, warum Giovio überhaupt das negative Kenotaph erwähnt, wenn er es dann nicht explizit wiedergibt. Die Zensur bringt ihm jedoch sehr wohl Gewinn: Durch das Verwerfen eines Textes dokumentiert er seine Fähigkeit zur Quellenkritik. Gleichzeitig garantiert der Hinweis auf einen ausgeschiedenen Text dem Leser die Qualität von Giovios Recherche. Er setzt sich mit allen Stimmen auseinander und trifft dann eine Auswahl. Zudem bewirkt die Wie‐ dergabe unterschiedlicher Ansichten 41 für ihn als Historiker den Eindruck von Objektivität in den Augen des Lesers. Denn Giovio geht bei der Beurteilung vorsichtig vor, nimmt keine extremen Positionen ein und lässt oft seine Meinung durch andere Stimmen zum Ausdruck kommen. Damit verstärkt er jedenfalls den Effekt, dass Savonarola als eine umstrittene Gestalt zu sehen ist, wie es auch allgemein in modernen Geschichtswerken vermittelt wird. 42 Die Ambivalenz der Bewertung des Savonarola durchzieht das gesamte Elogium, doch wird sie durch die Gedichte von Marcantonio Flaminio und Latomus etwas gedämpft, wodurch die Tendenz eher ins Positive übergeht. Abschließend kann gesagt werden, dass Savonarolas pietas, die im christli‐ chen Glauben die größte Tugend ist, dem Autor Paolo Giovio wohl durchaus be‐ wusst war, und dass ihn eine gewisse Bewunderung für diesen starken Glauben Pii atque impii nominis fama 269 <?page no="270"?> 43 Transkription nach Giovio 2023, 154-158. Die Interpunktion wurde teilweise dem deutschen Sprachgefühl angepasst. erfüllte. Auch wenn die Werke des Dominikanermönchs für Giovio wohl wenig interessant oder ihm gar unbekannt waren, erachtete er Girolamo Savonarola vermutlich dennoch für eine bedeutende, tatkräftige und die Geschichte von Florenz prägende Persönlichkeit, der er in seinen Elogien einen gebührenden Platz gewährt hat. 5. Anhang Lateinische Texte Text A --Prosaelogium von Paolo Giovio: 43 XLII. Hieronymus Savonarola Mediceis Gallorum adventu Florentia pulsis Hieronymus Savonarola, Ferra‐ riensis ex ordine Divi Dominici cucullatus, usque adeo austera vitae disciplina ac erudito subtilique ingenio et in sacris concionibus admirabili facundia valuit, ut populum, instaurandis religionibus deditum et tum novo receptae libertatis gaudio gestientem, quo vellet, facile impelleret privatisque familiarum ac ipsis quoque summi magistratus consiliis misceretur. Futura enim praedicere, veluti divino adflatum numine credebant, quando nihil validius esset ad persu‐ adendum specie ipsa pietatis, in qua etiam tuendae libertatis studium emineret. Sed nonnulli optimates astutis ingeniis adeundo consulendoque eius authori‐ tatem in immensum adaugebant, tanta quidem insania, quo illam sibi astruerent, ut ad Carolum Regem Pisas Legatus mitteretur, et integros quattuor annos Florentinorum animis ac opibus imperaret. Verum in eo Christianis hercle moribus ac optimis literis ornatissimo, inge‐ nium ab occulta ambitione et nimio exitialique proferendae veritatis studio inflammatum adeo aestuanter efferbuit, ut capitale iudicium de suspectis nobi‐ lissimis septem civibus saeva sententia praecipitarit moresque Alexandri Summi Pontificis vesana declamandi libertate quum acerbe sugillaret, sacrosanctam potestatem in dubium devocarit; quamobrem reus maiestatis deposcente Ponti‐ fice concedenteque Senatu et concrematis quidem templi foribus nec incruenta irruptione comprehenditur. Nam inimicae factionis cives damnatorumque pro‐ pinqui arma ceperant. In eoque tumultu trucidatus est Franciscus Valorius, partium princeps, qui maturandae reorum necis author extiterat. 270 Alex Seidl <?page no="271"?> Deutsche Übersetzungen Text A --Prosaelogium von Paolo Giovio: 42. Girolamo Savonarola Nachdem die Medici durch die Ankunft der Franzosen aus Florenz verbannt worden waren, hatte Girolamo Savonarola, ein Mönch des Dominikanerordens aus Ferrara, so viel Einfluss aufgrund seiner strengen Lebensführung, seines gebildeten und scharfsinnigen Geistes und seiner bewundernswerten Redege‐ wandtheit in den heiligen Predigten, dass er das Volk, das auf das Erneuern des Glaubens bedacht war und mit neuer Freude über die dann erhaltene Freiheit ju‐ belte, leicht beeinflusste, wie viel er wollte, und sich in die privaten Geschäfte der Familien und auch selbst in die Ratschläge des höchsten Magistratsgremiums einmischte. Sie glaubten nämlich, dass er die Zukunft, wie von göttlichem Willen erfüllt, vorhersah, weil nichts mehr Einfluss hatte, sie zu überzeugen als der Anschein der Frömmigkeit selbst, in dem auch sein Eifer, die Freiheit zu beschützen, hervorstach. Aber einige Aristokraten von scharfem Verstand vergrößerten, indem sie sich an ihn wandten und ihn um seinen Rat fragten, seine Autorität ins Unermess‐ liche - jedoch in dem so großen Irrglauben, sich dadurch jene [= Autorität des Savonarola] verfügbar machen zu können - sodass er als Gesandter zu König Karl nach Pisa geschickt wurde, und vier volle Jahre über das Leben und den Reichtum der Florentiner herrschte. Doch brodelte in ihm, der, beim Herkules, ein christliches Wesen besaß und sehr gebildet in den besten Wissenschaften war, ein Geist, der von einem verborgenen Ehrgeiz und von einer allzu großen und verderblichen Begierde, die Wahrheit zu verbreiten, entbrannt war, so heftig, dass er das Todesurteil über sieben verdächtigte, sehr edle Bürger mit seiner unversöhnlichen Sicht beschleunigte, und als er den Charakter von Papst Alexander VI. in der rasenden Freiheit seiner Predigten bitter verhöhnte, dessen hochheilige Macht in Zweifel zog. Deswegen wurde er der Majestätsbeleidigung angeklagt, wobei der Papst das anordnete und der Senat es gewährte, und nachdem die Türen des Klosters durch Feuer zerstört worden waren, wurde er in einem Angriff mit viel Blut‐ vergießen festgenommen. Denn die Bürger der gegnerischen Partei und die Angehörigen der Verurteilten hatten zu den Waffen gegriffen. In diesem Aufruhr wurde Francesco Valori ermordet, der Anführer der Partei, der als Befürworter aufgetreten war, die Tötung der Angeklagten rasch zu vollziehen. Pii atque impii nominis fama 271 <?page no="272"?> 44 Como, Società Storica Comense, Fondo Aliati, 28.7, fol. 72 r ; Transkription (ohne Korrektionen Giovios) durch Franco Minonzio, der mir dankenswerterweise den Text zukommen ließ. 45 Gouwens liest venenum (statt vesanum), was der Bedeutung des virus in den anderen Quellen (Brilinger und Hummelberger) näherkommt (vgl. Giovio 2023, 514 Anm. 312). Caeterum de Savonarola tormentis excruciato confessoque latronum more in medio foro miserabile supplicium est desumptum ita, ut strangulati corpus extemplo cremaretur, diverso quidem animorum habitu, quum alii, ardentes odio, iure execratum atque punitum succlamarent, alii vero, lugentes tamquam indigna morte perempti, e rogo cineres religiose colligerent. Eius autem ingenii operum praecipua cum laude legitur gloriosus Crucis Triumphus adversus eius saeculi sapientes garrulosque sophistas Latine persc‐ riptus. Utramque autem pii atque impii nominis famam cumulate promeruit, si duobus contrariis coenotaphiis credendum esse censeremus. Sed alterum, quod lividus effudit, honestus supprimet pudor, ne supra miserabilis supplicii dolorem insontis fortasse viri manes hac etiam aeterni carminis inurente nota crucientur. Text B --gedrucktes Epitaph: Marci Antonii Flaminii - Dum fera flamma tuos, Hieronyme, pascitur artus, - - Religio sanctas dilaniata comas flevit et „O“, dixit, „crudeles, parcite, flammae, - - parcite, sunt isto viscera nostra rogo! “ Text C --unveröffentliches (Prosa-)Epitaph: 44 Incerti auctoris - Frater Hieronymus Savonarola Divi Dominici non flamen pius, sed flamma impia, inauspicatae garrulitatis concionator, postquam praestigijs sanctimoniae Florentiam diu delusit, strangulatus et combustus nequissimis umbris victima corruit. Viator quisquis es, tamquam canis aegiptius, legens fugito. Namque sub nocentissimo cinere, praesentissimum latitat vesanum. 45 272 Alex Seidl <?page no="273"?> Aber nachdem Savonarola unter Qualen gefoltert worden war und ein Ge‐ ständnis abgelegt hatte, wurde an ihm wie an einem gewöhnlichen Verbrecher mitten auf der Piazza eine elendige Hinrichtung vollzogen, und zwar so, dass der Körper des Erdrosselten sogleich verbrannt wurde, und zwar mit unterschied‐ licher Reaktion der Menschen, weil die einen, die voller Hass glühten, riefen, dass er mit Recht verflucht und bestraft worden sei, die anderen aber, die um den Tod des Verstorbenen, als ob er unwürdig gewesen sei, trauerten, vom Scheiterhaufen die Asche in Ehrfurcht einsammelten. Von den Werken seines Geistes aber wird mit besonderem Lob der ruhmvolle „Triumph des Kreuzes“ gelesen, der gegen die Gelehrten seiner Zeit und die geschwätzigen Sophisten in Latein geschrieben wurde. Er hat sich jedoch reichlich beides verdient - den Ruf eines frommen, aber auch eines gottlosen Namens -, wenn wir zu dem Schluss kämen, dass zwei widersprüchlichen Kenotaphien zu glauben ist. Aber ein ehrenwertes Schamgefühl wird das zweite, das der Neid hervorgebracht hat, übergehen, damit nicht über den Schmerz der elendigen Hinrichtung hinaus die Seele eines womöglich unschuldigen Mannes auch durch den brennenden Schimpf eines ewigen Textes gefoltert wird. Text B --gedrucktes Epitaph: Von Marcantonio Flaminio - Während die wilde Flamme, Girolamo, deine Glieder verzehrte, weinte die Religion, sich das heilige Haar raufend, und sprach: „Gewährt Schonung, o grausame Flammen, gewährt Schonung, auf diesem Scheiterhaufen liegt mein eigenes Fleisch.“ Text C --unveröffentliches (Prosa-)Epitaph: Von einem unbekannten Autor - Der Bruder Girolamo Savonarola, kein frommer Priester des Hl. Dominikus, sondern eine gottlose Flamme, ein Prediger von Unglück verheißender Geschwätzigkeit, der, nachdem er durch sein Vortäuschen von Heiligkeit lange mit Florenz sein Spiel getrieben hatte, erdrosselt und verbrannt worden war, fiel den wertlosesten Schatten zum Opfer. Wanderer, wer auch immer du bist, flüchte, wenn du dies liest, wie ein ägyptischer Hund. Denn unter der höchst verderblichen Asche verbirgt sich ein höchst offenbarer Wahnsinniger. Pii atque impii nominis fama 273 <?page no="274"?> 46 Giovio/ Latomus 1557, 94. 47 Momus (Μῶμος) ist in der griechischen Mythologie die Personifikation des Tadels und der scharfzüngigen Kritik. Text D --Zusatz von Latomus: 46 Latomi - Dicere me prohibet pietas, Hieronyme, quicquam, - - tuo quod olim nomini officiat. Vetat ast eadem me dicere passum - - te praeter aequum talia. Illud nemo negat, vel Momo 47 durior, esse 5 - quae scripseris, piissima. Quae cum compono tibi, nescio, num ne dolere, - - vel gratulari debeam. 274 Alex Seidl <?page no="275"?> Text D --Zusatz von Latomus: Von Latomus - Zu sagen verbietet mir meine Frömmigkeit, Girolamo, irgendetwas, was einst deinem Ruhm hinderlich sein könnte: Aber dieselbe verbietet mir zu sagen, dass du solches über das Gerechte hinaus ertragen hast. Das leugnet niemand - sei er auch schärfer als Momus -, dass das, was du geschrieben hast, das Frömmste ist. Während ich diese Schriften mit dir vergleiche, weiß ich nicht, ob ich dich bedauern oder beglückwün‐ schen soll. Pii atque impii nominis fama 275 <?page no="277"?> * I am very grateful to Kenneth Gouwens, Snezana Rajic and Zweder von Martels for their generous help and useful suggestions. Being an art historian, I have greatly profited from their expert knowledge of history and Latin. 1 See the bibliography, also for the first translation in Italian (Giovio/ Orio 1551/ 1552). For a comprehensive overview of editions and translations of the Elogia, see Giovio 2006, C X - C X I . Risible and Embarrassing Paolo Giovio on the Epitaph of Filippo Decio * Jan L. de Jong How one values an epitaph - for both its content and the use of language - is a matter of taste, personal disposition and cultural background. The evaluation of the epitaph of the well-known jurist Filippo Decio (1454-1535) on his tomb monument in the Campo Santo in Pisa has been strongly influenced by some disapproving remarks of Paolo Giovio in his Elogia virorum literis illustrium. Curiously, Giovio did not underpin his opinion with arguments, which led to a centuries long discussion on the (lack of) merits of Decio’s epitaph, usually without any clarifications. What did Giovio and other scholars in his wake say about this epitaph? The illustrious jurist Filippo Decio was a 29 years older contemporary of Paolo Giovio (1483-1552), who included a short biography of him in his Elogia virorum literis illustrium from 1546 and added an epigraphic poem of eight lines written by Janus Vitalis (1490? -1560? ). In the edition which appeared in 1557 (five years after Giovio’s death), a second epigraphic poem of seven lines by Johannes Latomus (1523-1578) was appended. The edition that appeared twenty years later, in 1577, was further expanded with a woodcut illustration showing Decio’s portrait. 1 Giovio had personally attended lectures by Filippo Decio and was deeply impressed: Enarrabat enim subtilissime, et uti saepe vidimus longe omnium acerrime disputabat. (Indeed, he expounded with the utmost subtlety and, as I <?page no="278"?> 2 Giovio 1546, fol. 56 r ; translation after Giovio 2023, 311. 3 For useful observations and commentaries on Giovio’s short biography of Filippo Decio, I refer to Kenneth Gouwens’s notes in Giovio 2023, 567-569. For an earlier description of Decio’s life, also written by Giovio, see Minonzio 2012c. According to Minonzio 2012c, 245, Giovio wrote this biography in the early 1530s, i.e., before Decio’s death in 1535, so it obviously makes no mention of Decio’s tomb and epitaph. For the sake of clarity, I want to emphasize that I am aware that Giovio’s opinion of the epitaph on Filippo Decio’s tomb may have been affected by his view of Decio’s life and his envy of Decio’s financial successes (see Giovio 2023, 569 n. 659). In this contribution, however, I want to concentrate on the reception and evaluation of Decio’s epitaph, and the impact of Giovio’s disapproving remarks. 4 Giovio 1546, fol. 56 r . 5 In respectively Giovio 1546, fol. 56 r , and Giovio/ Latomus 1557, 208. often witnessed, was by far the fiercest of debaters.). 2 The short biography in the Elogia relates that Decio taught at the most prominent universities in Italy and France, and that popes, kings and other rulers all tried to obtain Decio’s assistance in complicated juridical matters. 3 Yet the inclusion of the jurist Filippo Decio in the Elogia seems strange if the qualification illustres literis is understood as “illustrious for literary writings”, since Decio was primarily known for his expertise of law and legal matters, and not for the literary quality of his texts. The final sentences of Giovio’s biography relate that, at the end of his life, Decio settled in Siena and was buried in Pisa, where he had had a tomb monument erected for himself in the Campo Santo [ill. 1, 2]. 4 It was inscribed with an epitaph that Giovio was quite critical of. The epigraphic poems by Vitalis and Latomus both follow up on Giovio’s disapproving remarks and also criticize the epitaph, even making it their main argument. 5 This leads to the questions that I will try to answer in this contribution: Why and on which grounds did Giovio criticize the epitaph on Decio’s tomb monument? How did Vitalis and Latomus understand Giovio’s criticism and how or what did they add to it? How did later authors deal with Giovio’s critical remarks? What was the function of Decio’s woodcut portrait included in the 1577 edition of Giovio’s Elogia and did it in any way relate to Giovio’s comments? 1. Giovio’s comments on the elogium on Decio’s tomb Having described that Decio died in Siena at the age of more than 80 years old, Giovio continues: Delatusque est Pisas ad sepulchrum marmoreum magno sumptu ab se in maximi templi fronte constitutum, inscriptione adeo inepta, ut si eam supponamus, elegan‐ tibus ingeniis non sine pudore boni mortui, ridenda videatur. 278 Jan L. de Jong <?page no="279"?> 6 Giovio 1546, fol. 56 r . Translation (with a small adjustment) after Giovio 2023, 313. (His body was conveyed to Pisa, to a marble tomb which he had installed for himself at great expense in front of the largest church. The epitaph is so inept that if I were to append it here, it would seem risible to men of refinement and embarrassing to the dear departed.) 6 As elogia make up the content of Giovio’s book, it seems a matter of course that he should say something about the inscription of Decio’s tomb. However, Giovio’s remark in no way links up with the preceding information on Decio’s life and, moreover, it is quite uninformative. Readers who are familiar with Pisa may notice that Decio’s tomb is not situated “in front of the largest church” (i.e. the cathedral, Santa Maria Assunta), but in the nearby Campo Santo. They may wonder if Giovio ever saw the monument and, consequently, how well informed he was. This suspicion may be increased by the fact that Giovio does not give any information about the tomb monument: neither what it looks like - not even if it was free standing, built against a wall, or just a slab lying on the floor - nor when it was made - during or after Decio’s life. What is more, Giovio does not even cite the inscription he is so critical of, justifying it with the argument that it is “so inept that if I were to append it here, it would seem risible to men of refinement and embarrassing to the dear departed.” So, without supplying any information he thrusts a denunciation on his readers, leaving them guessing what it might be that makes the epitaph so ridiculous and keeping them from forming their own opinion. If Giovio did not personally see Decio’s tomb monument, he could have copied its epitaph from Johann Fichard’s Vitarum Recentiorum Iureconsultorum Periochae, which had been published in c. 1539, in one volume together with Bernardo Rutilio’s Iurisconsultorum vitae, veterum quidem, una cum eiusdem Decuria. In his Periochae, Fichard had included a biography of Filippo Decio and a description of his tomb monument, based on personal observation: Quare [Philippus Decius] ad solatium utriusque fortunae [sc. prosperrimae et pes‐ simae], suique perennem memoriam, magnificentissimum ex candido marmore, orna‐ tissimum monumentum (cui imposita (sic) est ex aperto libro docentis simulachrum) in campo quem vocant Sanctum, Pisis extrui sibi vivus curavit. Cui ex eodem marmore subiuncta est tabula, hanc continens inscriptionem. [follows a transcription of the epitaph]. - (Therefore, as comfort for both the most prosperous and the worst fate and as a perennial memory of himself, he [Filippo Decio] had a tomb monument built for Risible and Embarrassing 279 <?page no="280"?> 7 Fichard 1539, 255. As will be discussed later (see below, n. 42), Fichard had personally seen Decio’s tomb monument during his tour through Italy between April 1536 and June 1537. 8 Ivi, 296: Mortuus est tandem Senis, praedicto anno MDXXXV xii die mensis octobris. There is, however, some confusion about the exact date of Decio’s death; see Mazzacane 1987. The impression that the tomb monument was finished before Decio died is reinforced by Fichard’s remark, following the mention of his date of death, that his body was next transported to the tomb monument in Pisa: Cuius postea corpus Pisas ad illud monumentum suum translatum est. (ibid.) and by Giovio’s own comment that “His body was conveyed to Pisa, to a marble tomb which he had installed for himself at great expense in front of the largest church.” (see above, n. 6.) himself while he was still alive, in Pisa, in the field they call Campo Santo. It was most magnificent, made of white marble, and very beautifully embellished, on top of which was placed a statue of him teaching from an open book. Attached to the monument is a tablet of the same marble, holding this inscription. [follows a transcription of the epitaph].) 7 Fichard correctly reports that the monument is situated “in the area they call Campo Santo” and states that Decio “arranged it to be built for himself while he was alive”, which means that the monument was finished before October 1535, when Decio died according to Fichard. 8 It probably implies that the epitaph was also finished before that date, which would explain why - contrary to what was usual - it does not give a date of death or the age of the deceased. Moreover, it may indicate that Decio had composed the epitaph himself, making Giovio’s criticism even stronger, as it means that Decio was personally responsible for the “inept” inscription on his grave. But even if the epitaph is the more “inept” because Decio composed it himself - so much so that Giovio deliberately did not cite it, supposedly saving Decio from becoming the laughing stock of “men of refinement” or embarrassing himself - the arguments for Giovio’s criticism still remain unclear. Was Giovio criticizing Decio for his specific use of the Latin language or was he disapproving of the inscription’s content? 2. Janus Vitalis, Johannes Latomus and later interpretations In order to avoid the pit that Giovio fell in, it is necessary to cite the epitaph on Decio’s tomb in full [ill. 3]: PHILIPPVS DECIVS SIVE DE DEXIO MEDIOLANENSIS IV - RISCONSVLTVS CELEBRI FAMA NOTISSIMVS CVM PRIMV[M] - LOCVM STVDII IN IVRE CANONICO VEL CIVILI TENV - ISSET PISIS SENIS FLORENTIE PADVE PAPIE ET DEMV[M] - 280 Jan L. de Jong <?page no="281"?> 9 This is a transcription of the text as it occurs on the tomb monument. The way of spelling 500 in line 7 as Q [ V I N ] G E N T O R [ V M ] [ill. 3] was not unusual during the sixteenth century. The translation is after Giovio 2023, 568. VLTRA MO[N]TES IN GALLIA REVOCATVS IN ITALIAM AB 5 EXCELSA FLORENTINOR[VM] REPVBLICA POSTEA QVAM - STIPENDIVM MILLE Q[VIN]GENTOR[VM] AVREOR[VM] IN AVRO - PRO LECTVRA CONSECVTVS FVISSET DE MORTE CO - GITA[N]S HOC SEPVLCR[VM] SIBI FABRICARI CVRAVIT NE - POSTERIS SVIS CREDERET 10 - - (The jurist Filippo Decio or ‘di Desio’ of Milan, renowned for his distinguished reputation while holding the top post in canon and civil law in Pisa, Siena, Florence, Padua, Pavia, and afterward beyond the mountains in France, having been recalled to Italy by the glorious Republic of Florence, having gained for himself by his teaching the salary of fifteen hundred gold ducats, being mindful of death, had this tomb monument built for himself so as not to entrust the task to his heirs.) 9 Janus Vitalis seems to have understood the “ineptness” of this epitaph as referring to its poor Latin. That is what he made the main point of his epigraphic poem which follows Giovio’s text in the first edition of the Elogia from 1546: Dum curat Decius sibi sepulchrum - Clarum marmore ponere eleganti - Inscripsit titulos ineruditos, - ut risus magis excitare possint, - quam laudare hominem undecumque clarum: 5 Quod si non sibi cultius sepulchrum - quam doctos titulos et elegantes - curasset, modo mollius iaceret. - - - (While Decio arranged to set up for himself - a shining tomb in elegant marble, - the inscriptions carved for him were so inept - that they evoke more laughter - than praise for a man in all respects illustrious. 5 If he’d had less concern for a fancy tomb - Risible and Embarrassing 281 <?page no="282"?> 10 Giovio 1546, fol. 56 r ; translation after Giovio 2023, 313. 11 Giovio/ Latomus 1557, 208. than for learned and polished inscriptions, he would now rest more easily.) 10 - Vitalis is going one step further than Giovio by not suggesting, but clearly stating that Decio personally wrote the epitaph, which is so ignorant that it will evoke laughter from educated people. That this must refer to the style rather than to the content appears from line 7: Decio’s words are not “learned” or “polished”. Unfortunately, Vitalis does not explain or in any way indicate what it is that makes Decio’s epitaph so ineruditum. Johannes Latomus was a little clearer in his epigraphic poem which was added to the 1557 edition of Giovio’s Elogia. Assuming that Decio personally wrote the epitaph, he criticizes it for being “poor Latin” and containing barbarisms: Quum Mors ad Decii novum sepulcrum - Legisset titulos parum Latinos: - Certe, inquit, timui hactenus lucernam - Iuris tollere: quod minus venuste - Fecisse arguerer, parumque docte. 5 Sed quum sic loquitur magister ipse, - Committam quoque et ipsa barbarismum. - - - (When Death had read on Decio’s new tomb - the epitaph in inadequate Latin, - he said: “For sure, up till now I hesitated to take away - the light of Law, for I would be accused of having done - something less pleasing and not enough learned. 5 But when the master himself speaks so, - I myself, too, shall commit a barbarism.”) 11 - Admitting that Decio was a great jurist, in spite of the poor Latin of his epitaph, Latomus unfortunately also does not indicate why he thinks Decio’s Latin was so inept and which words or clauses he considers “barbarisms”. However, by drawing a parallel between Decio’s barbarous handling of Latin (line 3: titulos parum Latinos) and Death’s barbarous act of terminating Decio’s life (line 3-4: minus venuste parum docte; line 7: barbarismum), he subtly bestows a moral dimension on Decio’s poor use of Latin. It took more than 100 years before some explanation was given of the supposedly poor quality of Decio’s epitaph. This was done in 1660 by Ottavio Boldoni 282 Jan L. de Jong <?page no="283"?> 12 Boldoni 1660, 340-341. As Boldoni’s corrections regard the style of the epitaph but do not change the content, I have not added a translation. See, however, the remarks in the appendix of this contribution. 13 Bullart 1682, 215. On Isaac Bullart, see Geesink 1997, 116. (c. 1600-1680), future bishop of Teano, in his Epigraphica sive elogia inscription‐ esque. According to Boldoni, Decio personally thought over and dictated the epitaph while he was still alive: Inscriptio sepulcralis […] ab ipsomet iurisconsulto vivente meditata, atque dictata. Instead of giving a lengthy explanation, Boldoni marked the barbarisms (improprieties of speech) in Decio’s text and suggested an improved version, thus illustrating what is “wrong” about Decio’s epitaph. The improved version would read (Boldoni’s variations are indicated in italics): PHILIPPVS DECIVS SIVE DE DEXIO MEDIOLANENSIS IVRISCONSVLTVS CELEBRI FAMA NOTISSIMVS CVM PRIMO LOCO IVS CANONICVM ET CIVILE ESSET INTERPRETATUS PISIS SENIS FLORENTIE PADVE PAPIE ET DEMVM VLTRA MONTES IN GALLIA 5 REVOCATVS IN ITALIAM AB EXCELSA FLORENTINORVM REPVBLICA POSTQVAM MILLE QVINGENTOS AVREOS IN AVRO PRO STIPENDIO CONSECVTVS FVISSET DE MORTE COGITANS HOC SEPVLCRVM SIBI FABRICARI CVRAVIT NE POSTERIS SVIS CREDERET. 12 10 In the collection of biographies written by the Dutch-French Isaac Bullart (1599-1672), published posthumously in 1682, the epitaph on Decio’s tomb was again criticized. Quoting the text in full, so as to enable readers to judge for themselves, Bullart decried it as “cette Epitaphe composée par luy-mesme, avec plus de naïfveté, que de pompe, et d’ornement”. Whether this “naïveté” refers to the use of Latin, whose supposed poor quality detracts from the epitaph’s pomp and enhancement, or to the content, is not clear. 13 3. Nathan Chytraeus and Pierre Bayle In 1594, Nathan Chytraeus (Nathan[ael] Kochhaff or Kochhafe, 1543-1598) included the epitaph of Decio’s tomb, as well as Paolo Giovio’s comments on it, in his Variorum in Europa itinerum deliciae. In this collection of inscriptions (mainly epitaphs) from all over Europe, he too censured Decio’s epitaph, qualifying it without further clarification as veteris barbariei reliquiae (a remnant of ancient rudeness) and inepta (inept). Justifying why he still had it included in his book, he pointed to the content of the epitaph: Risible and Embarrassing 283 <?page no="284"?> 14 Chytraeus 1594, fol. * VII v -* VIII r . In full, the passage reads: Interea de aliis quoque nonnullis amice te censeo monendum, ne praeter meritum forte in reprehensionem tuam incurram. Qua in parte fieri potest, ut titulus libri huius, delicias lectori pollicens, aliquem nimis fortasse in hoc genere delicatum offendat, praesertim si alicubi in veteris barbariei incidat reliquias, quales sunt quas in inscriptione monumenti Philippi Decii, Pisis in campo, quem vocant, sancto sepulti, in Elogiis doctorum virorum his verbis exagitat Paulus Iovius: Octogenario, inquiens, maior interiit, delatusque est Pisas, ad sepulcrum marmoreium, magno sumptu a se in maximi templi fronte constitutum, inscriptione adeo inepta, ut si eam supponamus elegantibus ingeniis, non sine pudore boni mortui, ridenda videatur. Quod quidem ipsum tanti viri et historici iudicium, etiamsi verum esse non negemus: tamen nos alias ob causas eam ipsam inscriptionem, quantumvis ineptam, non censuimus praetermittendam. Inter quas causas haec vel prima est, quod exemplum insigne contineat vanitatis, positae in gloriatione de amplis stipendiis, et variis ac splendidis officiis hic illic non sine maximo fructu administratis; maxime si gloriatio illa ne quidem post mortem cesset, quae huiuscemodi umbris plane nihil movetur. Quando igitur in haec et similia inter legendum incides, cogitabis, si verbis nihil elegantiae aut leporis insit, forte res ipsas et sententias tales esse, ut probe examinatae non plane repudiandae videantur. Et quidem haec ipsa barbaries, si cum nostri huius seculi elegantia prorsus exquisita conferatur; aliquid secum afferet voluptatis. Forte etiam non deerunt, qui antiquas epigraphas malint, quam recentes. Inter quas causas haec vel prima est, quod exemplum insigne contineat vanitatis, positae in gloriatione de amplis stipendiis, et variis ac splendidis officiis hic illic non sine maximo fructu administratis; maxime si gloriatio illa ne quidem post mortem cesset, quae huiuscemodi umbris plane nihil movetur. - (First, it comprises a notable example of vanity, placed in the boasting of ample salaries and various and splendid appointments administered here and there, not without the greatest fruit; especially if that boasting does not even stop after death, which clearly is in no respect moved by faint appearances of this kind.) In other words: even if the language is not all that elegant or pleasant, the content of the words may still be worth considering: Et quidem haec ipsa barbaries, si cum nostri huius seculi elegantia prorsus exquisita conferatur; aliquid secum afferet voluptatis. Forte etiam non deerunt, qui antiquas epigraphas malint, quam recentes. - (And even this impropriety of speech, when it is compared with the advanced refined elegance of speech of this era, will bring some pleasure. Maybe there are also people who prefer inscriptions of olden times to recent ones.) 14 Thus, according to Chytraeus, even rudeness can still offer some pleasure and Decio’s epitaph still has a lesson to teach, even if it is as a (negative) 284 Jan L. de Jong <?page no="285"?> 15 Two examples in Rome are the tomb monument in S. Croce in Gerusalemme, erected by Cardinal Francisco de Quiñones (†1540) for himself during his lifetime, de morte ac resurrect[ione] cogitans (reflecting upon death and the resurrection), and the one built by Archbishop Silvio Passerini (†1587) in S. Lorenzo in Lucina for his “well deserving great uncle” Cardinal Silvio Passerini and for himself, “still alive and having death in mind” (pronepos patruo magno benemerenti atque sibi adhuc vivens ac de morte cogitans faciendum curavit). See De Jong 2023, resp. 115 and 95. 16 See above, n. 7. 17 De Stefano 2007, 216; Padiglione 1855, 299. The words divitiis abundans coniugum sequi noluit echo Ammianus Marcellinus’s description of the woman Cyria, abundans divitiis et destinatione feminea (Cyria, abounding in wealth and in feminine persistence), in his Res Gestae 29,5,28. example of vanity. However, Chytraeus did not mention that the line boasting of Decio’s many functions and the amounts of money he earned, does not stop there, but continues with the words that Filippo Decio de morte cogita[n]s hoc sepulcr[um] sibi fabricari curavit ne posteris suis crederet (being mindful of death, had this tomb monument built for himself so as not to entrust the task to his heirs - see the full inscription quoted above). In other words: immediately after priding himself on his accomplishments, Decio expressed his awareness of mortality and his understanding that he should not assign the task of taking care of a tomb monument to his descendants. One could, of course, interpret this line too as an expression of vanity (i.e., that already during his life Decio made sure that he would be resting in a proper grave acclaiming his achievements), but as these words and notions were not uncommon, one should be careful to see them as exceptional signs of personal pride. The clause de morte cogitans (being mindful of death) was frequent enough on tomb monuments, 15 while the combination of acquiring or possessing riches on the one hand, with the awareness of death on the other hand, was not unusual either. When Johann Fichard published his aforementioned description of the monument in 1539, he wrote quite understandingly that Decio had had it built (amongst other considerations) ad solatium utriusque fortunae [sc. prosperrimae et pessimae] (as comfort for both the most prosperous and the worst fate). 16 The (no longer existing) epitaph on the tomb of Giovanna Tomacella (†1490), in Santa Maria delle Grazie Maggiore a Caponapoli in Naples, combined the notion of possessing riches (and [therefore? ] remaining single) with the notion of not leaving the heirs with the burden of making a grave: Rari exempli Matrona, quae divitiis abundans coniugum sequi noluit. Hoc sibi monumentum vivens fecit, ne curam hanc de se haeredi relinqueret. ([She was] A Matron of a rare kind, who abounding in wealth did not want to marry. During her life she made this monument for herself, so she would not leave this concern for her to her heir.) 17 Risible and Embarrassing 285 <?page no="286"?> 18 De Stefano 2007, 192. 19 De Jong 2023, 70. 20 Gouwens in Giovio 2023, 569 n. 659, points out that by 1525 Decio was the best paid civil law professor at the University of Pisa, earning a yearly salary that was almost twice as much as that of the next highest paid professor (2.625 vs. 1.400 florins). Decio’s epitaph mentions an amount of 1.500 gold ducats. 21 De Jong 2023, 172-173. 22 Ivi, 234-235. 23 The inscription on the tabernacle built against the inner façade of SS. Annunziata, Florence, stating that the marble had cost 4.000 florins (“Piero di Cosimo de’ Medici fece fare questa hopera, et Pagno di Lapo di Fiesole fu el maestro chella fece MCCCCIIL - costò fiorini 4000 el marmo”) is not comparable, because it is in Italian and is situated on a place where it is almost impossible to see. Most probably, therefore, this inscription was not made on behalf of Piero de’ Medici, the chapel’s patron, but by the artist, Pagno Additionally, taking care of one’s own tomb monument while still alive and not entrusting the survivors with this burden, was seen as typifying a wise person. Thus the inscription on the (lost) tomb of the Neapolitan jurist Nicola Francesco de’ Cecini (second half of the fifteenth century), in the church of S. Agostino Maggiore alla Zecca in Naples, states: cum inconsulti sit, superstiti sepulturae curam reponere (that it typifies an imprudent man to charge his survivor with the care of his burial). 18 The epitaph on the tomb of Diego Melendez de Valdes (†1506), bishop of Astorga and Zamora, originally in the church of S. Giacomo de’ Spagnuoli but moved to the chiostro of S. Maria in Monserrato in Rome around 1900, asserts in more poetical words: Certa dies nulli est. Mors certa, incerta sequentum cura. Locet tumulum qui sapit ante sibi. (The day is certain to nobody. Death is certain; uncertain the concern to our successors. Let the man who is wise prearrange a tomb for himself.). 19 What makes the inscription on Decio’s tomb special and may have made it seem an example of vanity to Chytraeus, is the explicit mention of the amount of money Decio had earned. 20 One can point to cases where the epitaph says who had paid for the tomb monument or financially contributed to it. Thus in 1496, seven years before he was elected as Pope Pius III, Cardinal Francesco Todeschini-Piccolomini inscribed on his future tomb that he had the chapel where it was to stand “decorated and endowed with his own money” (capellamq[ue] hanc ornavit ac proprio aere dotavit). 21 Similarly, in 1541, the Roman dealer in salt fish Bartolomeo Bassi proudly inscribed on his mother’s tomb in S. Maria dell’Orto in Rome, that suis propriis expensis altare et sepul[crum] poni curavit (he had both the slab and the altar made at his own expenses). 22 But these cases are different from an epitaph stating how much money the deceased had earned during his life. 23 Clearly, Chytraeus (probably just like Giovio and others) considered this inappropriate and embarrassing, the 286 Jan L. de Jong <?page no="287"?> di Lapo Portigiani, as a reminder that was not to be seen by others. See Liebenwein 1993, 290-293. 24 Quoted after Bayle 1820, 433; translation after Bayle 1735, 622. For the various French editions, see the website of the Artfl project: https: / / artfl-project.uchicago.edu/ node/ 6 0 (December 17, 2022). more so as all this money didn’t keep Decio from dying and would be of no avail to him after his death. A century after Chytraeus decried the content of Decio’s epitaph, Pierre Bayle (1647-1706) wrote about it in even more critical words. Thus, he grumbled in his Dictionnaire Historique et Critique, of which the first edition appeared in 1697 (followed by several expanded editions): […] il [sc. Decio] voulut bien marquer lui-même dans son épitaphe, qu’enfin ses gages montèrent à 1500 écus d’or. Il craignit que le terme d’aureus ne fit pas assez connaître la grandeur du prix que ses leçons avaient coûté; il y joignit donc les mots barbares in auro. […]. Il insinue qu’il ne songea à la mort qu’après qu’il fut parvenu à cette grande pension. Titulo res digna sepulchri. Cette épitaphe méritait plus la censure par cet endroit-là que par la grossièreté du style (On en fit des railleries. Voyez Paul Jove, Elog., pag. 208.) - ([…] he [sc. Decio] himself thought fit to set down in his Epitaph, that his Wages amounted at last to fifteen hundred Gold Pieces. He was afraid that the word aureus would not sufficiently express the great Price that his Lectures had cost; and therefore he added the barbarous words in auro. […] He intimates that he did not think of Death till he had attained to that great Pension. Titulo res digna sepulchri. That Epitaph was more liable to Censure upon that Account, than for the Grossness of the Style. (It was ridiculed. See Paul Jovius, Elogia p.-208). 24 To Decio’s credit it must be said that in his time (but not in Antiquity) the description of golden coins (ducats) as aurei (aureorum etc.) in auro was normal, and not a way to make the amount of money seem worth even more. So, Bayle made Decio look more of a boaster or money-grubber than he may have been. Also, the insinuation that “he did not think of Death till he had attained to that great Pension” put Decio in a bad light. As we have seen, Decio was not unique in combining self-satisfaction due to riches with the awareness of death. 4. Embarrassment on the dear departed? So, what kind of shame did Decio’s epitaph bring on him after his death? The comments written by Paolo Giovio are not clear: they may either criticize Risible and Embarrassing 287 <?page no="288"?> 25 See above, n. 1. For detailed information on the 1577 edition (Giovio/ Latomus 1577), see Hagedorn 2020, 306 cat. nr. 19. 26 The illustrated edition of the Elogia virorum bellica virtute illustrium appeared already in 1575, see Hagedorn 2020, 304 cat. nr. 18. 27 Hagedorn 2020, 309 cat. nr. 24. Decio’s personally composed epitaph for its specific use of Latin or decry its content. Most sixteenth-century writers reiterated Giovio’s comments, relating them without any specific justification to Decio’s ungainly use of Latin, until finally Ottavio Boldoni in 1660 explicitly suggested how two “barbarisms” could be phrased in a more elegant way. In 1594, Nathan Chytraeus censured the vainglorious content of the epitaph, ignoring the words that may express Decio’s awareness of the transitoriness of life. Around 1700, Pierre Bayle also faulted the epitaph for boasting Decio’s riches, anachronistically making a big deal of the way it described Decio’s money (aurei in auro) and blaming Decio especially for preparing to die only after he had acquired his fortune. In passing, Chytraeus and Bayle also criticized Decio’s “barbaric” Latin, but both at least cited Decio’s epitaph, enabling their readers to judge for themselves. Thus, it seems that Giovio’s elogium has not contributed to making the memory of Decio that of a vir literis illustris. Rather, it has made him a victim of unspecified insinuations about his barbaric handling of the Latin language and of partial, anachronistic intimations about his eagerness for money. One may wonder if this way of shaping Decio’s memory doesn’t bring more embarrassment on Giovio and the authors picking up his unsubstantiated words, than they do on Decio. 5. Decio’s portrait The third edition of the Elogia, which appeared twenty-five years after Giovio’s death, in 1577, was provided with woodcut portraits. 25 This was the outcome of a project run by Pietro Perna (1519-1582), printer and publisher in Basel, with financial support of his colleague Heinrich Petri (1508-1579), who was active in the same city. The aim was to publish illustrated editions of both Giovio’s Elogia virorum bellica virtute illustrium (first edition: Florence, Lorenzo Torrentino, 1551) and his Elogia virorum literis illustrium. 26 In 1589, seven years after Perna’s death, his son-in-law Konrad Waldkirch published the comparable Icones sive Imagines vivae literis clarorum virorum cum elogiis variis, which was clearly based on the example of Giovio’s illustrated Elogia. 27 In the foreword to these Icones, the editor Nikolaus Reusner (1545-1602) included some information on how Giovio’s illustrated Elogia edition had come about, reporting that Pietro 288 Jan L. de Jong <?page no="289"?> 28 Reusner 1589, fol. 4 v -4 r . See Kossmann 1922, 49-52 and Hagedorn 2020, 64-86. 29 See Giovio/ Latomus 1577, 17, 125, 164. See Hagedorn 2020, 81-82, 94. 30 See above, n. 7; see also the blog by Dorn 2016, and De Savigny 1854, 495-496. 31 Describing and collecting portraits of famous (wo)men has a long tradition going back to Antiquity; see, among many other publications, Joost-Gaugier 1982 and 1985. 32 Dwyer 1990, esp. 61; Hagedorn 2020, 298 cat. nr. 10. See for the entire series the entries on the website of the British Museum: https: / / www.britishmuseum.org/ collection/ obj ect/ P_1923-0612-6. 1-25 (December 12, 2022). 33 Dwyer 1990, 60-61. Perna had had the portraits in Giovio’s villa in Como copied against considerable costs, and that the artist carrying out this project was Tobias Stimmer (1539- 1584). 28 In other words, the woodcut portraits in the Elogia edition of 1577 were by the hand of Tobias Stimmer (most probably assisted by other woodcut makers working under his supervision), based on the copies he had made in Giovio’s villa in Como. However, there are three portraits in the Elogia virorum literis illustrium that look conspicuously different from the others. Even though they are also woodcuts, they are larger in size and lack the elaborate frame that all the other woodcuts have. All three represent a jurist: Baldo degli Ubaldi (1327-1400) [ill. 4], Giasone del Maino (1435-1519) [ill. 5] and Filippo Decio [ill. 6]. The portrait of Baldo degli Ubaldi [ill. 4] is signed “cVs”, meaning: Christoffel van Sichem (1546-1624). 29 Could it be, therefore, that they are based on different portraits than the ones that Tobias Stimmer copied in Giovio’s villa? Paolo Giovio was not the first to publish collections of the lives of men who had distinguished themselves in a certain profession. Already in 1539 (? ) Bernardino Rutilio and Johann Fichard had published the aforementioned Iurisconsultorum vitae, describing the lives of jurists from the sixth century BCE till the beginning of the sixteenth century. 30 Nor was Paolo Giovio the only one to collect portraits of famous men in his residence. 31 From 1551 on, the Paduan jurist Marco Mantova Benavides (1489-1582) had been collecting portraits of well-known jurists in his house, Palazzo Mantova Benavides (Corinaldi) in Padua. Already during his life, in 1566, these portraits were engraved and published in Rome, eleven years earlier than the woodcuts made after the portraits collected by Giovio. The publisher was Antonio Lafréry (1512-1577), who was in contact with Marco Benavides and regularly collaborated with the engraver Enea Vico (1523-1567), to whom these engravings are usually attributed. 32 The title of this series of portraits was Illustrium iureconsultorum imagines quae inveniri potuerunt ad vivam effigiem expressae. Ex musaeo Marci Mantuae Benavidij Patavini iureconsulti clarissimi; it was followed by editions in 1567 (Venice) and 1570 (Venice). 33 Marco Benavides’ interest in the lives of Risible and Embarrassing 289 <?page no="290"?> 34 Benavides 1555, fol. 27 r nr. 84. 35 Baldo degli Ubaldi’s portrait as nr. 4, that of Giasone del Maino as nr. 9, and Filippo Decio as nr. 10. 36 Dwyer 1990, 61. 37 Vico’s portraits in the 1566 Illustrium iureconsultorum imagines had already been copied before to illustrate the 1569 edition of the same book (Venice, Donato Bertelli). These copies were engravings and are mirrored to Vico’s engravings. Van Sichem could have used these engraved copies as his example, but in that case his woodcut copies would have been mirrored to them and consequently been the same as Vico’s 1566 engravings. I will not take into consideration later copies, such as those by Philipp Galle 1587 (see bibliography and Hagedorn 2020, 302 cat. nr. 15, under “Weitere Ausgaben”). See the curator’s comments on the website of the British Museum, https: / / www.britishmuseu m.org/ collection/ object/ P_1923-0612-6-1 (December 14, 2022). jurists further appears from a collection of short biographies of famous legal experts, published as the Epitome virorum illustrium in Padua, in 1555. Filippo Decio occurs in the Illustrium iureconsultorum imagines as well as in the Epitome. Enea Vico’s engraving in the Illustrium iureconsultorum imagines shows Decio’s portrait with the addition Anno 1502, which repeats the remark in the biography of Decio in the Epitome stating that he floruit anno 1502 [ill. 7]. 34 Apart from the portrait of Decio, the Illustrium iureconsultorum imagines also illustrates the portraits of Baldo degli Ubaldi [ill. 8] and Giasone del Maino [ill. 9]. 35 It is not hard to see that these portraits must have served Christoffel van Sichem as the examples for the portraits of the three jurists he made for the illustrated 1577 edition of Giovio’s Elogia virorum literis illustrium. 36 However, he did not copy them in the same technique (copper engraving), as he must have had to conform to the woodcut technique used for the other portraits in the 1577 edition. Due to the process of copying and printing, the woodcut copies are mirrored to the portraits made by Enea Vico. 37 The reason why the portraits of Filippo Decio as well as those of Baldo degli Ubaldi and Giasone del Maino were “imported” from Benavides’ Illustrium iureconsultorum imagines may be that their portraits were missing in Giovio’s own collection in his villa in Como. So, while Tobias Stimmer was copying the portraits in this villa, Van Sichem must have been asked to copy portraits of people who were included in the Elogia virorum literis illustrium but not repre‐ sented in the villa. That all three were jurists may be explained from Giovio’s preference for owning painted portraits of scholars who were predominantly active in the humanities. 290 Jan L. de Jong <?page no="291"?> 38 Fendt’s transcription has a few minor inaccuracies: postquam instead of postea quam and posteris instead of posteris suis. Moreover, there are no abbreviations and (consequently) the places where the lines are broken off do not always correspond to those on the monument. 39 Fendt’s transcription, however, differs a little bit from that by Rybisch: postquam instead of posteaque and posteris instead of posteris suis --see the following note. 6. Decio’s tomb monument In his quest for substitute portraits of Filippo Decio, Baldo degli Ubaldi and Giasone del Maino, the options of the editor or publisher of Giovio’s 1577 edition of the Elogia virorum literis illustrium were not limited to the portraits engraved by Enea Vico, even though these may have seemed to fit in best with the portraits that Tobias Stimmer was making. In the case of Filippo Decio, there was an alternative: the picture of his tomb monument in Pisa, including a portrayal of Decio, etched by Tobias Fendt in his Monumenta sepulcrorum cum epigraphis ingenio et doctrina excellentium virorum aliorumque, tam prisci quam nostri secoli memorabilium hominum de archetypis expressa, of which the first edition had appeared in Breslau (Crispin Scharffenberg) in 1574. Illustration 86 of this edition is a fairly accurate representation of Decio’s tomb monument, Pisis in pariete peristylii Campi sancti (In Pisa, against the wall of the peristyle of the Campo Santo; [ill. 10]). It shows Decio lying on his casket, resting on one arm, reading a book. Very helpfully, it also reproduces the epitaph that Giovio - and others in his wake - were so critical of. 38 Including (a copy of) the etching in the illustrated edition of Giovio’s Elogia would have been a great opportunity to finally allow the readers to judge for themselves if and why the epitaph was “inept” and if it does indeed “embarrass” Decio. The editor of Fendt’s Monumenta sepulcrorum cum epigraphis doesn’t seem to have had problems with the inscription. This editor was the Silesian Seyfried Rybisch (1530-1584), who was actively involved in the creation of the Monumenta sepulcrorum cum epigraphis. Rybisch had made an extensive trip through Europe from 1548 through 1554, ending in Italy in 1553-1554. The notes he had made during this tour were the most important source of information for Tobias Fendt. Rybisch’s notes about his visit to Pisa (October or November 1554) include a mention of Decio’s tomb as well as a full transcription of the epitaph, which Fendt may have used for his etching, instead of copying the epitaph on the spot. 39 Rybisch’s note on Decio’s tomb is very short and factual: Et ibidem Decius jureconsultus Risible and Embarrassing 291 <?page no="292"?> 40 Rybisch’s travel report has been translated and published with extensive commentary by Jean Hiernard with a transcription of the original Latin text in Rybisch 2017. The quote is on p.-201 of this transcription. 41 The original text of Johann Fichard’s Itinerarium earum urbium et oppidorum, per quae in Italia iter feci. Anno 1536 is lost, but before it disappeared it had been published by Johann Karl von Fichard in 1815 (see bibliography), mentioning Decio’s tomb monument on p. 9 (included in the list of the ten or fifteen most unique tomb monuments in Italy) and p. 112: In interiore circuitu [sc. Campi Sancti] sepulchro proprio alto et magnifico sepultus est clarissimus Jureconsultus Philippus Decius de quo vide libellum meum epitaphiorum. 42 See above, n. 7. hoc epitaphio (In the same place [sc. the Campo Santo] is resting the jurist Decio, with the following epitaph), followed by a transcription of it. 40 Any sense of ineptness or embarrassment is also absent in the report of an earlier visitor of the tomb monument, who was quite familiar with the work of Decio: Johann Fichard, author of the aforementioned Vitarum Recentiorum Iur‐ econsultorum Periochae, which was published in c. 1539 together with Bernardo Rutilio’s Iurisconsultorum vitae, veterum quidem, una cum eiusdem Decuria. Fichard had also toured through Italy, between April 1536 and June 1537, and had visited Pisa as well. In his travel report he reckoned Decio’s tomb monument as one of the ten or fifteen most unique tomb monuments in Italy. He described it as altum et magnificum (tall and magnificent) and copied the inscription in his booklet of epitaphs. 41 Unfortunately, this booklet is lost and so we do not know if he just transcribed the epitaph or also commented on it. Fichard must have used the notes of his Italian tour when he wrote the short biography of Decio that he included in his Vitarum Recentiorum Iureconsultorum Periochae. In it we find the description of Decio’s tomb that was quoted at the beginning of this paper. 42 (Perhaps this description compensates for the lost information in Fichard’s booklet with epitaphs.) A few relevant points can be derived from it. First of all, as already noted, Fichard saw the monument and its epitaph shortly after Decio had died, which indicates that they must have been finished when Decio was still alive. Consequently, Decio may have spent (part of) the money he mentioned in the epitaph on his own tomb and thus saved his heirs the task of having to take care of a grave for him. Secondly, Fichard clearly admired the monument, considering it one of the ten or fifteen most unique tomb monuments in Italy and describing it not just as an expensive creation, as Giovio would later do, but as magnificentissimum ex candido marmore, ornatissimum (magnificent, made of white marble, and very beautifully embellished). Thirdly, Fichard recorded the inscription without specific comments, which may imply 292 Jan L. de Jong <?page no="293"?> 43 The sculptor of Decio’s monument was most probably Stagio Stagi (1496-1563); see Milanesi 1881 and Giannotti 2018. 44 Giovio 1546, fol. 8 r : Tumulus in eius Divi [sc. Francisci] aede, cum hac rudi inscriptione conspicitur. Translation after Giovio 2023, 49. 45 Ivi, fol. 8 v : Conditur hic Baldus, Francisci tegmine fultus, / Doctorum Princeps, Perusina conditus arce. (Here rests Baldus, fortified with the garb of a Franciscan; / the prince of scholars, buried in the city of Perugia. Translation after Giovio 2023, 49.) For the full epitaph and the complicated history of Baldo’s tomb, see http: / / pellegrinidelsapere.un ipv.eu/ scheda.php? ID=2 and http: / / pellegrinidelsapere.unipv.eu/ scheda-nomi.php? ID= 158 ( June 14, 2023). Curiously, the lines quoted by Giovio (which are indeed inscribed on Baldo’s tombstone) seem to say that Baldo was buried in the Church of S. Francesco in Perugia, even though he was actually buried in the church of S. Francesco in Pavia - see Treggiari 2020. His tombstone is now in the Cortile di Volta of the University of Pavia --see http: / / www-5.unipv.it/ users/ realaug/ index.php? option=com_content&v iew=article&id=26&Itemid=26 ( June 14, 2023). that he did not find it “inept” or “embarrassing”. It rather seems as if he considered it an appropriate part of the ensemble. 43 7. Conclusion Compared to the reactions of well-informed contemporaries like Johann Fichard and Seyfried Rybisch, Paolo Giovio’s appreciation of Decio’s tomb monument seems exceptional - the more so as Giovio in no way explains why he considered the epitaph inept and embarrassing. According to the epigraphic poems of Vitalis and Latomus, the reason was the barbaric Latin in which it was written. Remarkably, Fichard and Rybisch were silent about this issue. Perhaps this was because they were both jurists, like Decio himself, to whom this kind of “barbaric” Latin sounded more familiar and less brutal than to Paolo Giovio, who preferred humanistic Latin which was written according to the standards of classical Latin. This raises the question why Giovio, if he was so critical of contemporary juridical Latin, would include jurists like Baldo degli Ubaldi, Giasone del Maino and Filippo Decio in a book on famous literati. Did he want to show that he admired their achievements in spite of their barbaric style of writing? In the case of Baldo degli Ubaldi, Giovio mentions the “unpolished inscrip‐ tion” carved upon his tomb. 44 Quoting two lines of the epitaph, without further explanation, Giovio offers the readers at least a chance to decide if they agreed with this qualification. 45 As Giovio gives no dates of birth or death of Baldo (the only indication of the time period when he lived is the remark that he died a few years before Duke Gian Galeazzo Visconti, whose dates [1347-1402] are neither given), it is not clear if the “unpolished” style of the inscription has to do with Risible and Embarrassing 293 <?page no="294"?> 46 Giovio 1546, fol. 41 v ; translation after Giovio 2023, 233. 47 Ibid.: Mortuus est Ticinii […] Suburbano autem in templo Divi Pauli sepulchrum cum his titulis ostenditur (He died at Pavia […]. His tomb in the suburban church of S. Paolo bears these lines. --translation, with a small adjustment, after Giovio 2023, 235.) It is not quite clear which church Giovio means. According to Santi 2003, 24, Giasone was buried in the church of San Giacomo fuori le Mura. Giovio may have confused this church with the (no longer extant) Augustinian church (and monastery) of S. Paolo, near the place where now the via Ferrini crosses with the via Assi San Paolo; see: https: / / www.liutprand.it/ articol iPavia.asp? id=635 (June 14, 2023). Giasone’s tombstone is now in the Cortile di Volta of the University of Pavia. See: https: / / inchiostro.unipv.it/ quattro-passi-nella-nostra-univer sita/ , and http: / / www-5.unipv.it/ users/ realaug/ index.php? option=com_content&view=a rticle&id=26&Itemid=26 (June 14, 2023). the fact that Baldo was a jurist, or that he lived in the fourteenth century, when the revival of Latin of Antiquity had barely started. The case of Giasone del Maino seems totally different, because - according to Giovio - optimis literis, usque ad poeticum decus instructus, dicta, scriptaque lepidissime condiebat (expert in classical literature, including even poetry, he charmingly seasoned his speech and writings). 46 If we are to believe Giovio, Giasone was buried in the church of S. Paolo in Pavia, in a tomb with a long epitaph composed by Bernardino Dardano of Parma (1472-1535), comparing extensively the fame and virtues of the mythological hero Jason with those of Giasone del Maino. From the fact that Giovio quotes it in full we may perhaps conclude that he did value it, contrary to the epitaphs of Baldo and Decio. 47 All together it seems that Giovio used the description viri literis illustres - the title of his book - in a broad sense: he applied it to men famous for or through their writings, whether or not these writings had high literary qualities. Thus, not only literati were included, but also historians, theologians, jurists and other scholars. Yet Giovio could not resist commenting on their use of Latin. Thus, he criticized Cardinal Jacopo Ammanati Piccolomini (1422-1479) for his “hurried and almost headlong manner of writing”. At the same time, he tried to excuse the cardinal for it, pointing to the era in which he lived, “that was still unpolished”, and adding that “the glory of finely wrought prose [is] recognized only by the learned --and so, by just a few” --subtly implying that he himself (Giovio) was one of them: Extant Commentarii gravissimarum actionum, atque epistolae, quibus senatoriae prudentiae potius, et Christianae severitatis, nomenque perfectae orationis laudem petisse videri potest. Quod in cursu honorum maximis obeundis muneribus occupatus splendidum illud antea conceptum illustris eloquentiae lumen festinatio, et pene praecipiti, uti necessitas ferebat, scribendi genere, vehementer infuscarit. Verum ea rudis adhuc saeculi ingenia facile summa, ac admiranda censebantur, quae hodie 294 Jan L. de Jong <?page no="295"?> 48 Giovio 1546, fol. 14 r -14 v ; translation after Giovio 2023, 81-83. tamquam expergefactis Censoribus, vix in infimis literari Theatri gradibus sedem inveniunt. Sed fortasse populari commendatione contentus, eam absolute scribendi gloriam uti levem, et a doctissimis tantum ideoque paucissimis intellectam sprevit, ut ingenio ad sacrarum literarum studia revocato, illam quam Dii superi dederant personae dignitatem religiose tueretur. - (We have his Commentaries, concerning the most important policy decisions, and his letters. From these he may be seen to have sought renown for senatorial prudence and Christian strictness, rather than praise for perfect eloquence: for, busy assuming the most demanding duties as he rose through the ranks, because of the hurried and almost headlong manner of writing that was demanded, he cast a dark cloud over that splendid radiance of illustrious eloquence that he’d previously developed. But in an era that was still unpolished, those talents were judged easily the most lofty and admirable which today, now that the critics have been awakened, hardly find a seat on the humblest tiers of the literary stage. Perhaps satisfied with popular approval, however, he despised the glory of finely wrought prose as inconsequential and as recognized only by the learned - and so, by just a few -, so that once he had redirected his talents back to the studies of sacred texts, he reverently protected the dignity of a role that the gods above had given him.) 48 Considering himself one of those “few, learned” people apt to appreciate a finished style, Giovio may not have been really interested in the works of Decio, Baldo and Giasone. Only at a later phase he may have decided to include their lives in his book, recognizing that in spite of their “in-erudite” Latin they had still been illustrious for the content of their writings. (Giasone, as we have seen, may have been a somewhat different case). This impression is substantiated by the assumption that the portrait collection in Giovio’s villa did not include a representation of any of these jurists. For the illustrated edition of the Elogia of 1577, it was therefore necessary to copy portraits from the collection of Marco Benavides. The conclusion may be that Giovio wanted to do justice to the merits of Decio, Baldo, Giasone and others such as Cardinal Ammanati Piccolomini, whose fame was largely based on the content of their writings, more than on their use of Latin. Essentially, this was a broad-minded, fair approach. At the same time, however, it looks as if Giovio wanted to excuse these men for their unstylish Latin, pointing to the “unpolished age” in which they lived and, in the case of Decio, even “shielding” his personally written epitaph, so as to protect him from becoming the laughingstock of “men of refinement” or an embarrassment Risible and Embarrassing 295 <?page no="296"?> 49 For instance, the illustration in Fendt 1574 [ill. 10]; see in particular above, n. 38. The transcriptions of the epitaph included in the various books discussed in the text of this article (and in books that have not been mentioned) often abbreviate (or do not abbreviate) words differently from those carved on the monument. The same is true for the way the lines are broken off. They may, moreover, also contain other inaccuracies. to himself. Noble as this effort by Giovio as “a man of refinement” may have been, the effect was quite the opposite. It opened the way for literati like Vitalis, Latomus, Boldoni, and to a certain degree Chytraeus and Bayle, to hammer away on Decio’s “barbaric” use of Latin. Chytraeus and Bayle, moreover, also criticized Decio for the content of his epitaph, characterizing it as an example of pride and vanity that illustrates what one should not write on one’s tomb. In the end, the more ‘open’ approach of Rybisch and in particular Fichard did more honor and justice to Filippo Decio’s reputation: they mentioned the tomb monument in its entirety (Fichard even using admiring terms) and they quoted the epitaph without further comments, leaving it to the readers to form their own opinion. Thus, they did not bias them by hinting at ineptness and embarrassment, or by shielding from them the tomb monument and its decried inscription. Appendix In the text of this paper, I have passed over several aspects of the inscription on Filippo Decio’s tomb monument, mainly because I did not want to discuss issues that were not raised in the sixteenthand seventeenth-century accounts and commentaries. In this appendix, however, I want to offer a few things to take into consideration, in order to come to a more balanced judgment. Most, if not all the authors commenting on Decio’s epitaph may never have seen it personally. Most probably, they only knew it through an illustration or a transcription in a book. 49 Thus they may have been unaware that not only the wording but also the styling of the epitaph’s text is awkward, as it has not been gracefully fitted within its frame [ill. 3]. The lines have neither been centered nor aligned (on the right side), and more importantly, they have not been broken off in such a way that they contribute to a better understanding of the text. Moreover, helpful punctuation is completely lacking and some words have been hyphenated without a dash, for instance iv / risconsvltvs (line 1-2) and tenv / isset (line 3-4). The short final line has not been centered, as was the usual way to create an elegant looking ending. Altogether, the inscription makes an uncoordinated impression, as if it has not been well planned or thought over. Either the author (Decio himself ? ) did not adapt the text so that it would fit better within the frame, or the person carving the inscription could not figure out how 296 Jan L. de Jong <?page no="297"?> 50 These damages must have been wrought in the last 150 years, as a photo of the monument in c.1875 shows the now missing parts still attached: https: / / www.abeboo ks.com/ photographs/ Italie-Pise-Pisa-tomba-Filippo-Decio/ 30636056799/ bd ( January 3, 2023). 51 Padoa-Schioppa 2017, 258. Cfr. the remark ivi, 262: “The humanists were also fascinated by the aesthetic formal elegance of classical Latin, so distant from the medieval scholastic Latin they rejected and despised.” 52 See above, n. 44. Cfr. Giovio’s opinion on Bartolo da Sassoferrato’s use of Latin in Giovio 1546, fol. 8 r : Defuit ei latinae eloquentiae facultas, ne summae gloriae fastigium teneret (He lacked eloquence in Latin which kept him from gaining purchase on the pinnacle of glory --translation after Giovio 2023, 45). 53 Jensen 1996, 65. For Giovio’s remark on the appreciation of a finished style, see above, n. 48. to make it fill the available space in a more graceful way, for instance extending or shrinking the length of the lines by using more or less abbreviations. Whether or not the text is improperly boastful or betrays some self-reflection (de morte cogitans), it does not disclose religious beliefs or hints at an afterlife. Nor do the sculpted effigy and the decoration of the monument evoke any spiritual sentiments. Decio’s alter ego in marble (which now is unfortunately damaged, missing the right hand and the left index finger) 50 is lying reading a book, which in the specific context is more likely a lawbook than a Bible. The griffins, palmettes and acanthus leaves on the coffin are all decorative motifs derived from Roman art. How one values the epitaph - both its content and the use of Latin - is of course a matter of taste, cultural background and personal disposition. The sixteenthand seventeenth-century ‘humanist’ scholars discussed in this paper were all trained to value Latin texts according to the standards of classical writings by authors like Cicero, Livy, Vergil and Horace. They were often critical to later developments and contemporary uses of the Latin language. Thus, they would be dismissive of juridical Latin, which was written for other purposes than classical Latin and consequently differed from it. Lorenzo Valla’s remark in a letter from 1433 is well-known: he preferred one page of Cicero to an entire series of works by the jurist Bartolo da Sassoferrato (1313-1357), whose verbose style and scholastic Latin seemed barbaric to him. 51 (This sounds like Paolo Giovio complaining about the “unpolished inscription” on the tomb of Baldo degli Ubaldi.) 52 Moreover, a good knowledge of classical Latin was “an indication of personal social status” and “cultural supremacy”, as appears from Giovio’s remark in the elogium of Cardinal Jacopo Ammanati Piccolomini, that “finely wrought prose [is] recognized only by the learned (and so, by just a few)”. 53 Studying Decio’s epitaph, one could indeed point to grammatical constructions and choices of words that do not meet the standards of classical Latin, although Risible and Embarrassing 297 <?page no="298"?> 54 I am very grateful to Dr. Zweder von Martels for his generous and expert help in clarifying issues of style, grammar and choice of words, and for his detailed comments on my remarks. 55 See above, n. 12. 56 See above, n. 38 and 39. 57 Boldoni 1660, 340: Nusquam autem, nisi fallimur, occurrit apud probatos Scriptores vox lectura pro munere docendi: neque legere pro docere. 58 Some examples: Gellius, Noctes Atticae 17,3: Verba M. Varronis ex libro quinto et vicesimo Humanarum, quibus contra opinionem volgariam interpretatus est Homeri versum; Cicero, Pro Sulla 49: Intellegebat hanc nobis a maioribus esse traditam disciplinam; Valerius Maximus, Facta et Dicta Memorabilia 8,4: Consimilis perseverantiae Livius Drusus, qui aetatis viribus et acie oculorum defectus ius civile populo benignissime interpretatus est. this does not necessarily mean that they are “wrong”. Without pretending to be exhaustive I will discuss a few cases - first about grammar, then about vocabulary. 54 The changes suggested by Ottavio Boldoni in 1660 make the two subordinate clauses better coordinated: cum primo loco […] esset interpretatus […] postquam mille quingentos aureos in auro […] consecutus fuisset.. 55 Moreover, by breaking off the lines on different places than in the text on the tomb, Boldoni made the sentence structure clearer and the meaning easier to understand. In classical Latin, postea quam would be followed by a verb in the perfectum indicative, while Decio’s epitaph has a verb in the subjunctive. Using cum instead of postea quam would have been more acceptable and would, moreover, have coordinated better with cum in the first subordinate clause. Curiously, Boldoni used postquam (perhaps based on a printed version of the epitaph that was not accurately transcribed) 56 and maintained the subjunctive. Boldoni also made a few remarks about “barbarisms” in the vocabulary. By correcting postea quam stipendium mille q[uin]gentor[um] aureor[um] in auro pro lectura consecutus fuisset into postquam mille quingentos aureos in auro pro stipendio consecutus fuisset he not only made the second subordinate clause shorter and better to understand, but also cleared it of the word lectura. He explained that this word in the sense of munus docendi (the task of teaching), never occurs in the work of good authors, just as legere is never used in the sense of docere. 57 At the same time he replaced, without further comment, cum primu[m] locum studii in iure canonico vel civili tenuisset with cum primo loco ius canonicum et civile esset interpretatus, most probably because the right word(s) to use for “teaching” or “explaining texts” would be interpretari, docere or tradere. 58 The expression primus locus is used by classical authors like Cicero, Vergil and 298 Jan L. de Jong <?page no="299"?> 59 Cicero, De finibus bonorum et malorum 3,53: quoniam autem omne, quod est bonum, primum locum tenere dicimus; Vergil, Aeneis 5,258: At qui deinde locum tenuit virtute secundum; Horace, Ars Poetica 92: singula quaeque locum teneant sortita decentem. 60 Vergil, Aeneis 2,21: Tenedos notissima fama; Ovid, Metamorphoses 3,337: celeberrimus fama; Livy, Ab Urbe Condita 1,45,6: ibi antistes Romanus, cum eum magnitudo uictimae celebrata fama mouisset; Cicero, Pro Archia 9,21: populi Romani fama celebratur. Horace, 59 but primum locum studii, locum studii or studium in iure do not occur in classical writings. The word vel in the sense of “as well” is not incorrect, but Boldoni’s et is clearer and therefore sounds better. The description of Decio as iurisconsultus celebri fama notissimus is a tau‐ tology. One could point to Vergil describing the isle of Tenedos as notissima fama, or Ovid using celeberrimus fama, Livy fama celebrata and Cicero fama celebratur, 60 but these cases do not explain or justify the somewhat bombastic celebri fama notissimus. Risible and Embarrassing 299 <?page no="300"?> Ill. 1: Tomb monument of Filippo Decio (1454-1535), made by Stagio Stagi, c.1534. Pisa, Campo Santo (© Jan L. de Jong). 300 Jan L. de Jong <?page no="301"?> Ill. 2: Tomb monument of Filippo Decio (1454-1535), made by Stagio Stagi, c.1534: casket with statue of Filippo Decio. Pisa, Campo Santo (© Jan L. de Jong). Ill. 3: Tomb monument of Filippo Decio (1454-1535), made by Stagio Stagi, c.1534: epitaph. Pisa, Campo Santo (© Jan L. de Jong). Risible and Embarrassing 301 <?page no="302"?> Ill. 4: Portrait of Baldo degli Ubaldi (1327-1400). Woodcut by Christoffel van Sichem, c.1575, Giovio/ Latomus 1577, 17 (© Bayerische Staatsbibliothek). 302 Jan L. de Jong <?page no="303"?> Ill. 5: Portrait of Giasone del Maino (1435-1519). Woodcut by Christoffel van Sichem, c.1575, Giovio/ Latomus 1577, 125 (© Bayerische Staatsbibliothek). Risible and Embarrassing 303 <?page no="304"?> Ill. 6: Portrait of Filippo Decio (1454-1535). Woodcut by Christoffel van Sichem, c.1575, Giovio/ Latomus 1577, 164 (© Bayerische Staatsbibliothek). 304 Jan L. de Jong <?page no="305"?> Ill. 7: Portrait of Filippo Decio (1454-1535). Copper engraving attributed to Enea Vico, c. 1565, Benavides 1566, nr. 10 (© The Trustees of the British Museum). Risible and Embarrassing 305 <?page no="306"?> Ill. 8: Portrait of Baldo degli Ubaldi (1327-1400). Copper engraving attributed to Enea Vico, c. 1565, Benavides 1566, nr. 4 (© The Trustees of the British Museum). 306 Jan L. de Jong <?page no="307"?> Ill. 9: Portrait of Giasone del Maino (1435-1519). Copper engraving attributed to Enea Vico, c. 1565, Benavides 1566, nr. 9 (© The Trustees of the British Museum). Risible and Embarrassing 307 <?page no="308"?> Ill. 10: Tomb monument of Filippo Decio (1454-1535). Etching by Tobias Fendt, c. 1573, Fendt 1574, nr. 86 (© Bayerische Staatsbibliothek). 308 Jan L. de Jong <?page no="309"?> 1 Einen Überblick über Leben und Werk des Historikers Paolo Giovio bietet Zimmermann 1995a. 2 Wie dieses Museumsprojekt im Kontext der frühneuzeitlichen Biographik zu verstehen ist und wie sich der Autor von seinen Zeitgenossen (z. B. Guillaume Budé, Johann Baptista Egnatius, Johann Huttich und Giorgio Vasari) absetzt, erläutert Rave 1959, 119-154. Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? Eine Fallstudie zur Vitenfabrikation und literarischen Erinnerungskultur in Paolo Giovios Elogia virorum litteris illustrium und in Johannes Secundus’ Funerum Liber Katharina-Maria Schön Als ein besonderes Zeugnis der rinascimentalen Erinnerungskultur, das in der intellektuell anregenden und künstlerisch florierenden Atmosphäre des Cinquecento entstanden ist, darf die 1546 erstmals in Venedig veröffentlichte Sammlung der Elogia virorum litteris illustrium des italienischen Historikers Paolo Giovio (1483/ 86-1552) gelten. 1 Ursprünglich wollte der Verfasser seine 146 in lateinischer Sprache verfassten Kurzviten zusammen mit Porträtbildern der Gelehrten und dazugehörigen Epigrammen bzw. Versepitaphien, die von zeitgenössischen Dichtern verfasst wurden, in seiner Villa am Comer See als Ex‐ ponate, die die Grundlage eines innovativen Museumskonzeptes bilden sollten, zur Schau stellen und für eine breite, literatur- und kunstaffine Öffentlichkeit zugänglich machen. 2 Nach Giovios Ableben entwickelte seine Textkompilation jedoch eine Eigendymamik, die den Ausgangspunkt eines facettenreichen Rezeptionsprozesses darstellt: Maßgeblich daran beteiligt war der flämische Humanist und Augustinermönch Johannes Latomus (1523-1578), der die Elogia virorum litteris illustrium im Jahre 1557, also fünf Jahre nach Giovios Tod, in Antwerpen neu verlegte und mit weiteren poetischen Beigaben bereicherte, wodurch er zum Co-Editor avancierte; bezeichnend für das internationale Renommée und die Wirkungsmächtigkeit der Elogia ist die Tatsache, dass die <?page no="310"?> 3 Vgl. Zimmermann 1995a, 207, 281 und Zimmermann 1995b, 39-62. 4 Eine Fallstudie zu Giovios verzerrter Darstellung des Poggio Bracciolini bietet Wulfram 2022, 73-95. 5 Vgl. Cochrane 1981, 366-376, der sich im Kontext seiner groß angelegten Studie zur frühneuzeitlichen Geschichtsschreibung in Italien auch mit Giovios humanistisch in‐ spirierten Gelehrtendarstellungen befasst und dabei untersucht, welche Kontinuitäten und Brüche sie mit den Historien seinen Zeitgenossen aufweisen. Eine rezente Unter‐ suchung zu Paolo Giovios Selbstverständnis als Geschichtsschreiber und Biograph (zumal in Relation zu seinen italienischen Zeitgenossen) bietet Gouwens 2022, 29-56. Fassung des Latomus wenige Jahre später mehrfach (editio tertia, 1561; editio quarta, 1571; editio quinta, 1577: erstmals mit Illustrationen) in Basel von Petrus Perna gedruckt wurde. Die hier nur knapp skizzierte editorische Erfolgsgeschichte ist ein Indiz dafür, dass das humanistische Publikum nicht nur von Giovios sprachlichem Stil, sondern auch von seiner Auswahl der Gelehrtenpersönlichkeiten und der Darstellungsform ihres Charakters begeistert gewesen sein dürfte, was vor dem Hintergrund unseres heutigen Geschichtsverständnisses in mehrfa‐ cher Hinsicht befremdlich anmutet. In seinen bio-bibliographischen Urteilen nimmt sich Giovio nämlich kein Blatt vor den Mund. Im Gegenteil sind seine Kurzviten stets von einem moralisierenden Subtext durchzogen, sie lassen außerdem die Weltanschauung ihres Verfassers durchschimmern, der sich als genauer Kenner der antiken Biographen Cornelius Nepos, Sueton und Plutarch erweist, und sie vermischen gekonnt Elemente der laudatio und der vituperatio, wofür Quintilian in seiner Institutio oratoria 3,7 die rhetorisch-theoretischen Hintergründe lieferte. Bisweilen sind die Viten sogar offenkundig diffamierend, was bezeichnend für das Rollenverständnis des italienischen Historikers und Biographen ist: In seinem Bemühen um eine authentische Darstellung setzt er sich von den figurae und exempla ab, wie sie etwa die hagiographische Tradition des Mittelalters geprägt haben, und avanciert dabei zu einem arbiter seiner Zeit, der die Schicksale der Persönlichkeiten in ein humanistisches Kausalitäts‐ schema einbettet. 3 Durchaus tendenziös und sensationsgierig gibt er seine Vorlieben und Abneigungen gegenüber einzelnen Gelehrten ungefiltert zum Besten und rückt die Summe ihres Lebens mit seinen wertenden Kommentaren teilweise in ein schiefes Licht. 4 Gemäß Giovio musste die Biographie, die in der Renaissance noch ein relativ junges und dynamisch wandelbares Genre war, nicht denselben Wahrheitsanspruch wie die Historie erfüllen, sondern konnte auch mit Auslassungen operieren und durch eine Faktenselektion bestimmte Schwerpunktverlagerungen vornehmen. Das Ziel sollte es sein, bei der Leserschaft meinungsbildende Prozesse in Gang setzen. 5 Dass er in seinen Elogia nach dem Stilprinzip der aurea mediocritas verfahren und auf jede Art 310 Katharina-Maria Schön <?page no="311"?> 6 Der lateinische Text sowie die Folio- und Zeilenangaben basieren hier und im folgenden Unterkapitel über das Prosaelogium auf der editio princeps von Paolo Giovio (Giovio 1546). Sofern relevant, sind die orthographischen Konventionen und die Interpunktion des Textes dem deutschen Sprachgefühl nachempfunden. Die Übersetzungen stammen, wenn nicht explizit anders angegeben, durchwegs von der Verfasserin [Katharina- Maria Schön]. von Selbstverliebtheit verzichten wolle, betont Giovio in seiner Musaei Ioviani Descriptio, die dem Widmungsbrief an Ottavio Farnese (1546) folgt und Einblicke in seine konzeptuellen Überlegungen bietet (fol. 1 v [l. 32-37]-2 r [l. 1-4]): 6 Quis enim vanitate ingenii non praeclare stultus et ineptus est, qui quum sua miretur, ea demum pluris aestimet, quam aliena? At is hercle multo stolidior evaserit, qui severe parceque narrando consilii atque operis sui dignitatem elevet, ut modestiae laudem ferat, ille porro insanus poterit videri, qui dum sibi tenerius blandiendum existimat, certos veritatis fines ambitiosis excessibus perturbet. Sed ego, si Musis hospitibus placet, aureae mediocritatis modum tenebo, ut has suburbani literatique ocii delitias ita exprimam, ut invidiam eorum iudicio qui haec viderint, facile devitem indeque mihi securior, ac uberior voluptas obveniat. - (Wer ist mit Blick auf seine schöpferische Eitelkeit nicht als besonders töricht und einfältig zu beurteilen, wenn er sein eigenes Werk bewundert und ebendieses mehr schätzt als ein fremdes? Aber - bei Gott - derjenige kommt als viel törichter hervor, der durch eine hartherzige und sparsame Erzählweise die Würde seines Vorsatzes und seines Werkes mindert, nur um der Sittsamkeit Rechnung zu tragen, ein anderer kann getrost als verrückt erscheinen, der, während er sich selbst schmeichelhafter zu behandeln glaubt, die Grenzen der Wahrheit durch ein Übermaß an Ehrgeiz durcheinanderbringt. Ich aber werde, wenn es den gewogenen Musen zusagt, das Maß des goldenen Mittelweges einhalten, damit ich diese Vergnüglichkeiten der ländlichen und literarischen Muße so zum Ausdruck bringe, dass ich den Neid derjenigen, die mein Werk mit kritischem Urteil betrachten, leicht vermeide und dass mir daher eine sicherere und reichhaltigere Freude zukommt.) Rhetorisch versiert lässt Paolo Giovio hier sein Bewusstsein zu Tage treten, dass es sich bei seinem Vorhaben der literarischen Vermächtnisverwaltung um ein prestigeträchtiges Projekt handle, bei dem er leicht Antipathie gegen sich schüren könne; daher wolle er mit Bedacht agieren und seine Elogia vorrangig zu Unterhaltungszwecken in Umlauf bringen. In dieser Darlegung seiner Intentionen schwingt auch eine bestimmte Art des self-fashioning mit, i. e. eine möglichst rühmliche Inszenierung seiner eigenen Person auf dem internationalen Parkett. Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 311 <?page no="312"?> 7 Diesen Terminus verwende ich in Anlehnung an Wulfram 2022, 74. 8 Der Autor setzt die Allegorie der Fortuna sowohl in seinen Prosaviten als auch in seinen Geschichtswerken leitmotivisch ein, wie etwa die giovianische Sentenz Fato prudentia minor (cf. Dialogo delle Imprese) bezeugt. Weiterführend dazu: Giraud 1985, 51-62. Wie sich seine Prinzipien der systematischen ‚Vitenfabrikation‘ 7 konkret manifestieren, soll im folgenden Beitrag exemplarisch anhand der Figur des Thomas Morus erläutert werden. Während im ersten Teil des Beitrags das aus Giovios Feder stammende Prosaelogium näher untersucht und in seinen histo‐ risch-biographischen, literarischen und intratextuellen Kontexten interpretiert wird, konzentriert sich der zweite Abschnitt auf das poetische ‚Bonusmaterial‘, i. e. die Versepitaphien und Epigramme, die anlässlich der Hinrichtung des britischen Humanisten von indignierten Gelehrten aus ganz Europa verfasst wurden; welches Nachleben dem Diskurs über den Märtyrertod des Morus beschieden war, soll am Ende des Beitrags - über die Elogia-Editionen des Giovio und des Latomus hinausgehend - mit Blick auf eine Naenia des Jo‐ hannes Secundus in seinem gattungstheoretisch experimentellen Funerum Liber beleuchtet werden. 1. Das Prosaelogium und seine (fehlenden) Verbindungen zu anderen Gelehrtenbiographien Die dem Thomas Morus gewidmete Kurzvita, die dem idealen, linear fortschrei‐ tenden Besucher des Museums als 89. Exponat der Sammlung entgegentritt, beginnt mit einer fast elegischen Klage über die Allmacht und Wankelmütigkeit des unbarmherzigen Schicksals, das einen unschuldigen, moralisch integeren und öffentlich höchst angesehenen Bürger durch einen grausamen Tod dahin‐ gerafft hat 8 (fol. 56 r [l. 33-34]-56 v [l. 1-13]): Fortuna impotens et suo more instabilis infestaque virtuti si unquam superbe et truculenter iocata est, sub hoc nuper Henrico Octavo in Britannia immanissime desaeviit. Prostrato ante alios Thoma Moro, quem Rex paulo ante praeclarus eximiae virtutis admirator ad summos honores extulerat, ut inde eum fatali scilicet oborta insania, mutatus in feram, crudeli mox impetu praecipitem daret, quod ipsius furentis tyranni nefariae libidini vir omnibus religionis atque iustitiae numeris longe optimus atque sanctissimus adulari noluisset. Dum enim ille uxorem repudiare, pellicem inducere, filiam magno probro abdicare properaret, Morus scrinii Magister, pietatis ac innocentiae suae Reus, causam ad tribunal dicere coactus, impio iudicio, nisi par metus ab irato et saevo mentes excuteret, ita damnatus est, ut Latronum more taeterrimo supplicii genere necaretur; nec fas esset dilacerata membra propinquorum pietate sepelire. 312 Katharina-Maria Schön <?page no="313"?> (Wenn das Schicksal, das seinem Wesen nach unkontrollierbar, unbeständig und der Tugend gegenüber feindlich gesinnt ist, jemals einen hochmütigen und grausamen Scherz getrieben hat, dann war es neulich unter Heinrich VIII. in Großbritannien, als es ungeheuerlich und entsetzlich wütete. Ihm erlag vor allen anderen Thomas Morus, den der König kurz zuvor, als er noch ein angesehener Bewunderer außerordentlicher Tugend war, ins höchste Ehrenamt erhoben hatte, um ihn bald darauf, nachdem ein verheerender Wahnsinn in ihm ausgebrochen war und er sich in eine Bestie verwandelt hatte, in einem grausamen Angriff zu Fall zu bringen, weil er, ein Mann, der in allen religiösen und juristischen Belangen weithin der beste und ehrwürdigste war, der frevelhaften Begierde eines rasenden Tyrannen nicht schmeichlerisch er‐ geben sein wollte. Denn während sich jener beeilte, seine Ehefrau zu verstoßen, eine Mätresse zu verführen, und seine Tochter mit großer Schmach zu enterben, war Morus, sein Lordkanzler, der wegen seines Pflichtbewusstseins und seiner Unschuld angeklagt worden war, dazu gezwungen, seinen Fall vor Gericht zu bringen; er wurde verurteilt - durch ein Verdikt, das als unrechtmäßig gelten würde, wenn nicht eine gleich starke Furcht vor der Wildheit und Wut des Königs die Menschen um ihren Verstand brächte - und zwar derartig, dass er wie ein Dieb durch die abscheulichste Art der Hinrichtung seinen Tod finden sollte; und entgegen dem frommen Wunsch seiner Angehörigen wurde es ihnen nicht gestattet, seinen zerstückelten Leichnam zu begraben.) Reichlich Platz wird in dieser Schilderung dem unsäglichen Frevel des engli‐ schen Königs Heinrich VIII. eingeräumt, der als ein dem Wahnsinn verfallener, von seinen zügellosen Begierden getriebener Tyrann gebrandmarkt wird. Dass er seinen Landsmann Thomas Morus, der einst als Lordkanzler zu seinen engsten Vertrauten zählte, zum Tod auf dem Schaffott verurteilen ließ, wird als Zeichen seiner Grausamkeit, seines Jähzorns und seiner inneren Verrohung, ja sogar als Mahnmal seiner vollkommenen Entmenschlichung (mutatus in feram) gewertet. Paolo Giovio macht keinen Hehl aus seiner Parteilichkeit - ganz im Gegenteil: Angesichts seiner unrechtmäßigen Verurteilung bezieht er klar Position für Thomas Morus, der zum Paradigma der Tugend, Gerechtigkeit und Unschuld stilisiert wird. Während die religiösen bzw. politischen Hintergründe von Heinrichs umstrittener, narzisstisch motivierter Abspaltung von der katho‐ lischen Kirche durch den Verweis auf seine zweite Gattin Anne Boleyn - hier kryptisch als Mätresse (pellex) bezeichnet - nur angedeutet werden, richtet sich der Fokus der Darstellung ganz auf den Märtyrertod des Gelehrten, dem Giovio ein literarisches Denkmal als Freiheitskämpfer errichtet. Eine besondere Wür‐ digung erhält die Prinzipientreue des Morus, der sich weigerte, die proklamierte Vorrangstellung von Heinrich VIII. gegenüber dem Papst anzuerkennen und den Act of Supremacy aus einem falschen Verständnis von Loyalität gegenüber Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 313 <?page no="314"?> 9 Für umfassendere Darstellungen der historischen Hintergründe siehe De Vocht, 1947 und Marius 1984, 407-514. 10 Zitiert nach De Vocht 1947, 43. 11 Das vollständige apostolische Schreiben ist unter diesem Link abrufbar: https: / / w ww.vatican.va/ content/ john-paul-ii/ de/ motu_proprio/ documents/ hf_jp-ii_motu-propr io_20001031_thomas-more.html (31.07.2023). dem Königshaus zu unterschreiben - ein Akt des Widerstandes, den er mit seinem Leben bezahlte. 9 Seine berühmten letzten Worte, die er beim Anblick des Scharfrichters von sich gegeben haben soll - “I call you to witness, brothers, that I die in and for the faith of the Catholic Church; the King’s loyal servant, but God’s first.” 10 -, sein unverbrüchlicher Glaube und seine mentale Standhaftigkeit im Angesicht des Todes dienten der katholischen Kirche später als Argumentationsgrundlage für seine Kanonisierung: Die Heiligsprechung des Thomas Morus, die bezeichnenderweise im Jahre 1935 erfolgte, kann in Anbetracht der damals in ganz Europa aufkeimenden totalitären Systeme als Protestakt gegen das nationalsozialistische Regime gedeutet werden, dessen Missachtung der Konkordatsvereinbarungen ab den 1930er-Jahren zunehmend evidenter wurde. Fast 70 Jahre später, zum Beginn des neuen Milleniums, wurde Morus zum Patron der Regierenden und Politiker ernannt, wie aus einem apostolischen Schreiben von Papst Johannes Paul II. (datiert auf den 31. Oktober 2000) hervorgeht: Sein vorbildhaftes Wirken für Staatsmänner manifestiere sich, so das päpstliche Schreiben, in seiner Familienliebe, in seinem sozialen Engagement für bedürftige Menschen, in seiner vehementen Ablehnung von Machtmissbrauch und seinem tief verwurzelten Sinn für Gerechtigkeit. 11 Obwohl Paolo Giovio nicht vorhersehen konnte, dass Thomas Morus als christlicher Märtyrer eine so würdevolle institutionelle Verankerung innerhalb der katholischen Kirche erhalten würde, prognostizierte er dem britischen Hu‐ manisten, den nicht einmal Heinrich VIII. einer damnatio memoriae unterwerfen konnte, ein glorreiches Nachleben als Literat, dessen Œuvre die Jahrhunderte überdauern sollte (fol. 56 v [l. 13-20]): Sed Henricus, vel hoc uno facinore Phalaridis aemulus eripere non potuit, quin ad sempiternam inusitati sceleris memoriam Mori nomen in Utopia perenni constantiae laude frueretur. In ea enim beatae gentis regione, optimis instituta legibus ac opulenta pace, florentem Rempublicam elegantissime descripsit, quum damnatos corrupti saeculi mores fastidiret, ut ad bene beateque vivendum, commento periucundo, rectissima via monstraretur. - (Aber Heinrich, der besonders in diesem einen Verbrechen den Phalaris nachahmte, konnte es nicht verhindern, dass sich der Name des Morus zum ewigen Gedenken 314 Katharina-Maria Schön <?page no="315"?> 12 Diese Anekdote über Phalaris ist mehrfach bei antiken Autoren belegt und avancierte in der Renaissance zum Sinnbild tyrannischen Leichtsinns, vgl. Cicero, De Republica 1,28,44; De officiis 2,26; Epistulae ad Atticum 7,12,2 und 7,20,2; Actio in Verrem 2,4,73, Plutarch, Parallela minora 39 und Lukian, Phalaris 1,11. 13 Einen Überblick über die geläufigsten Deutungsansätze bieten Glei 2000, 39-55 und Schmidtke 2016, 11-31. 14 Grundlegend dazu: Neumeister/ Wiedemann 1987, Jaumann 2005, 73-88, Gierl 2009, 241-252 und Grafton 2009, 1-34. an dieses unerhörte Verbrechen in der Utopia an einem fortwährenden Lob seiner Beständigkeit erfreute. Denn in diesem Land eines glückseligen Volkes, das in Wohlstand und Frieden lebend mit den besten Gesetzen ausgestattet ist, hat er ein blühendes Staatswesen äußerst elegant beschrieben, während er nämlich die verdorbenen Sitten seiner moralisch verkommenen Zeit verachtete, damit durch diese überaus vergnügliche Erfindung der geradlinigste Weg zum guten und glücklichen Leben gezeigt würde.) Während die Gräueltat des englischen Königs hier eine abermalige Erwähnung findet und mit den Schandtaten des sizilianischen Tyrannen Phalaris verglichen wird, der dafür bekannt war, seine politischen Gegner so lange in einem bronzenen Stier zu rösten, bis sie ihren Schmerzen erlagen, 12 konzentriert sich das Ende des giovianischen Nachrufs auf das fiktive Staatswesen, das Thomas Morus in seiner Utopia erschuf, und dessen Sittenspiegel-Funktion. Indem der italienische Biograph der imaginierten res publica des britischen Humanisten eine Idealbildlichkeit zuschreibt, lenkt er die intendierte Rezeption des Werkes in Richtung eines perfekten Wohlfahrtsstaates, einer Eutopia, und blendet dessen problematischen Aspekte (z. B. Sklaverei, Kriegswesen, politische Intranspa‐ renz, Abschaffung der Privatsphäre) völlig aus. 13 Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang die fehlenden Bezüge in der Morus-Vita zu anderen Mitgliedern der res publica litteraria, i. e. der humanistischen Gelehrtengesellschaft, die sich im 16. Jahrhundert wie ein unsichtbares Netz über ganz Europa spannte und als deren fester Bestandteil Thomas Morus sich wähnte. 14 Blickt man auf die dutzenden Einträge Giovios zu den herausragenden Literaten und Denkern seiner Zeit, so ließen sich etliche biographische Verbindungen zu dem britischen Humanisten herstellen: Dem Pico della Mirandola etwa widmete Morus eines seiner Erstlingswerke, in dem er die von seinem Neffen Gianfrancesco Pico verfasste Biographie ins Englische übersetzte (The Life of John Picus, Earl of Mirandula, 1504) und sich dabei mit seinem metaphysischen, hermetischen, von den Lehren der Kabbala Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 315 <?page no="316"?> 15 Zu Morus’ Beschäftigung mit dem Werk des Pico della Mirandola siehe ausführlicher Wegemer 2011, 70-87. 16 Untersuchungen zu der komplexen platonisch, stoisch und epikureisch inspirierten Moralphilosophie der Utopier finden sich z. B. bei Surtz 1957, White 1982, 329-354 und Dealy 2020, 209-268. 17 Eine eingehende, inhaltlich-stilistische Analyse des Briefes bietet Frank 2017, 204-224. 18 Für nähere Informationen zu den Hintergründen des Disputs siehe Laureys 2013, 145-162. geprägten Gedankengut vertraut machte. 15 Zudem war Morus, wie sich z. B. an der komplexen und eklektisch anmutenden Moralphilosophie seiner utopi‐ schen Inselbewohner festmachen lässt, ein Kenner und Bewunderer sowohl von Marsilio Ficinos Neuplatonismus als auch von Lorenzo Vallas Idee eines christlich inspirierten Epikureismus, den dieser systematisch in seinem Dialog De voluptate (Pavia, 1431; mehrere Fassungen bis 1441) darlegte. 16 Diese drei philosophischen und theologischen Speerspitzen des italienischen Humanismus werden jedoch von Giovio ebenso wenig mit Thomas Morus in Verbindung gebracht wie sein Freund Juan Luis Vives, ein gebürtiger Valencianer, der 1523 bis 1528 als humanistisches Ausnahmetalent in England verweilte und das Protektorat von Heinrich VIII. genoss, und namhafte französische Gelehrte seiner Zeit, darunter der klassische Philologe und Jurist Guillaume Budé, der in einem Brief an Thomas Lupset (Paris, 31. Juli 1517) seine Reaktionen nach der Lektüre der Utopia dokumentierte und eine euphorische Leseempfehlung für das Werk aussprach; ab der editio secunda [Paris, 1517] wurde dieser Brief in allen folgenden Ausgaben als Paratext abgedruckt. 17 Im Gegensatz zu Budé verstrickte sich sein Landsmann Germain de Brie in einen mehrjährigen polemischen Diskurs mit Morus, dessen Auslöser die Kritik von Letzterem an der epigonenhaft-epischen Schlachtbeschreibung in der Chordigerae navis conflagratio (Paris, 1513) war, worauf der Franzose mit seiner Schmähschrift Antimorus (Paris, 1519) reagierte. 18 Auch diese Fehde, die großes internationales Aufsehen erregte, wird von Giovio ausgespart. Wie weit der italienische Historiker sein Spiel mit der Selektion von Fakten treibt, nicht ohne dabei wesentliche Details einer Vita zu unterschlagen und andere wiederum emphatisch zu gewichten, soll nun noch anhand der Gelehrten Thomas Linacre und Erasmus von Rotterdam illustriert werden, die beide eine bedeutende Rolle im Leben des Morus spielten: Ersterer machte sich nicht nur als Arzt und Mathematiker, sondern auch als klassischer Philologe (zumal mit seinen Galen-Übersetzungen) einen Namen. Sein Studium der klassischen Sprachen, das er ab 1480 in Oxford betrieb, vertiefte er durch eine Italienreise, im Zuge derer er nicht nur seine Latein- und Griechischkenntnisse perfektio‐ 316 Katharina-Maria Schön <?page no="317"?> 19 Überblicksdarstellungen zu den Meriten, die sich Thomas Linacre während seiner Zeit in Italien erwarb, finden sich bei Sharpe 1960, 233-256, Woolfson 2016, 73-118 und Taylor 2021, 9-13. 20 Die Zufallsbegegnung Linacres mit Barbaro in der Vatikanischen Bibliothek schildert Giovio als originelle Anekdote, in der sein Faible für idealisierende Darstellungen der humanistischen amicitia zu Tage tritt, vgl. ausführlicher dazu den Beitrag von Robert Seidel in diesem Band. 21 Vgl. Taylor 2021, 9-13. 22 Ausführlichere Darstellungen der Freundschaft zwischen den beiden Humanisten, auf die hier nur punktuell eingegangen werden kann, bieten die Monographien von Reynolds 1965 und Yoran 2010. 23 Eine nach wie vor grundlegende Studie zu Lukians Siegeszug in der Renaissance findet sich bei Marsh 1998. Zu den Lukian-Übersetzungen des Morus und des Erasmus siehe auch Peterson 2020, 171-192. 24 Weiterführend dazu: Plotke 2016, 191-200. nierte, 19 sondern auch Bekanntschaft mit namhaften Gelehrten wie Angelo Poliziano, Demetrios Chalkokondyles und Hermolao Barbaro machte. 20 Nach seiner Rückkehr nach London fungierte Linacre als Lehrer von Arthur, dem Sohn von Heinrich VII., und war nach dessen Ableben im Dunstkreis von Heinrich VIII. tätig, wobei seine Beziehung zu Thomas Morus keine gesonderte Erwähnung findet, obwohl er diesen während seines Studiums der klassischen Sprachen in Oxford (1494-1496) zusammen mit John Colet und William Grocyn als Mentor und spiritus rector unter seine Fittiche nahm. 21 Eine noch wichtigere Konstante im Leben des Thomas Morus war Erasmus von Rotterdam, den er 1499 kennenlernte und dem er fortan durch briefliche Korrespondenzen die Treue hielt. 22 Gemeinsam verwirklichten die beiden einige innovative, Renommée versprechende literarische Projekte: Sie übersetzten z. B. ausgewählte Schriften des Lukian, dessen Œuvre erst kurz davor durch byzantinische Vermittlung in Italien wiederentdeckt worden war und von Janus Lascaris erstmals 1496 in Florenz im Original in einer Gesamtedition in den Druck gebracht wurde, vom Griechischen ins Lateinische. 23 Zusätzlich zu ihrem Translationsprojekt eines Lucianus Latinus erprobten sich beide in dichterischen Kleinformen: In ihrer gemeinsamen Epigrammsammlung, die erstmals 1518 von Johannes Froben, einem berühmten Basler Drucker und guten Bekannten des Erasmus, verlegt wurde, präsentierten sie antikisierende Karikaturen diverser Gesellschafts- und Berufsgruppen, in die sie pointierte Skizzen menschlicher Charakterschwächen einlegten. 24 Nach diesen Progymnasmata, in denen die zwei Gelehrten mit verschiedenen Spielarten der Satire und der Gesellschaftskritik experimentiert hatten, gelang beiden ein großer literarischer Wurf: 1509 verfasste Erasmus während seines Aufenthalts im Hause seines britischen Freundes in London sein Lob der Torheit Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 317 <?page no="318"?> 25 Positive und negative Reaktionen sind dokumentiert bei Stolt 2005, 71-87 und Blumberg 2019, 217-241. 26 Siehe dazu auch Ball 1979, 94-202, Weiner 1980, 87-98 und Miller 2011, 19-28. 27 Vgl. Wulfram 2022, 78. 28 Dieses Erasmus-Bild wird von seinem Landsmann Johannes Latomus in seinen poeti‐ schen Beigaben zu dem giovianischen Prosaelogium korrigiert, wie Rajic 2025 zeigt. (Μωρίας Ἐγκώμιον), ein lukianesk anmutendes paradoxes Enkomion, das auch Elemente einer Theologen- und Scholastikersatire enthält, die unmittelbar nach dem Erscheinen des originellen Werkes kontrovers diskutiert wurden. 25 Erasmus widmete die editio princeps (Paris, 1511) seiner Moria dem Thomas Morus - aufgrund des phonetischen Gleichklangs der beiden Namen, wie er scherzend im Vorwort betont -, was ein Indiz dafür sein könnte, dass Erasmus seinem Freund mit der personifizierten Stultitia, die sich jedoch im Lauf ihrer Deklamation als Sapientia entpuppt, ein literarisches Denkmal setzen wollte. Die Utopia des Thomas Morus, deren Erstentwurf er wenige Jahre später (1515) während einer diplomatischen Mission in Flandern verfasste, ist in dem gleichen gesellschaftskritischen Geist wie die erasmische Moria entstanden, was nicht zuletzt einige intertextuelle Bezüge belegen. 26 Ein Konnex zwischen diesen beiden epochenprägenden Werken wird in Giovios Darstellung schmerzlich vermisst und - wenn überhaupt - nur insofern subtil angedeutet, als er die beiden Schriften mit dem identischen Adjektiv bewertet: Die Utopia sei, wie oben bereits erwähnt, ein commentum periucundum (fol. 56 v [l. 19]), eine „überaus vergügliche Erfindung“, die Moria beurteilt Giovio als ein opus quidem salsa aspergine periucundum (fol. 60 r [l. 8]), ein „Werk, das durch seine salzige Einträufelung gewiss sehr unterhaltsam ist“, wobei hier metaphorisch das Salz der Satire gemeint ist, welches geistreiche Humanisten mit Vorliebe (teilweise auch sexuell oder skatologisch konnotiert) einsetzten, um anstößige und politisch brisante Themen anzusprechen. 27 Das einschränkende Adverb quidem („gewiss“) impliziert eine zusätzliche Bewertung, die in diesem Fall negativ ausfällt, wenn Giovio kritisch hinzusetzt, dass die frivolen Inhalte dieses Enkomions für einen aufstrebenden Theologen wie Erasmus, der mit dem Eintritt in den geistlichen Stand liebäugelte, nicht angemessen gewesen seien - Sed sacrato viro prorsus indecorum, quum divinis quoque rebus illusisse videretur. (fol. 60 r [l. 9-10]) - und seinen Ruf dauerhaft beschädigt hätten. 28 Nachhaltig zu dieser Diffamierung trug ein Brief des Löwener Theologen Maarten van Dorp bei, in welchem er die Laus Stultitiae als Frevel gegenüber klerikalen und poli‐ tischen Würdenträgern demontierte, worauf sowohl Erasmus als auch Thomas Morus jeweils ein eigenes apologetisches Antwortschreiben formulierten und 318 Katharina-Maria Schön <?page no="319"?> 29 Genauere Hintergründe zu dieser Kontroverse liefert Schmidt 2009, 57-76. 30 Vgl. Marius 1984, 264-406. 31 Vgl. De Vocht 1947, 19. darin poetologische Überlegungen zur gesellschaftskritischen Lizenz der Satire anstellten. 29 In Anbetracht der bereits skizzierten Prinzipien der Faktenselektion zur Vitenfabrikation dürfte es nun wohl kaum mehr verwundern, dass Giovio auch diese Kontroverse in seinen Biographien ausspart: In seiner Persönlich‐ keitsfacette als klassisch-philologisch geschulter Literat wird Thomas Morus (abgesehen von einem Hinweis auf die Utopia) ebensowenig gewürdigt wie als Jurist oder als polemischer Autor; als solcher ging er in mehreren Schriften er‐ bittert gegen Martin Luther und den aufkeimenden Protestantismus vor, den er als Bedrohung für den Zusammenhalt in der katholischen Kirche empfand und als Häresie abkanzelte. 30 Tatsächlich findet sich in den anderen Gelehrtenviten nur eine Erwähnung des Thomas Morus, nämlich im Porträt des Bischofs von Rochester, John Fisher, dessen Eintrag als 90. der Sammlung unmittelbar auf den seines britischen Landsmannes folgt. Dass diese Anordnung von Giovio sehr bewusst getroffen wurde, unterstreichen die in der Darstellung fokussierten Inhalte, besonders das parallele Schicksal der zwei Gelehrten, die beide starke Ressentiments gegen die Lutheraner hegten. Als Konsequenz ihrer religionspo‐ litisch motivierten Opposition zu Heinrich VIII. und ihrer Weigerung, in den Suprematsakt einzuwilligen, wurden sie im Tower of London eingekerkert, wo sie Trostbriefe füreinander verfassten, bis ihr gedanklicher Austausch von oberster Instanz aus Angst vor konspirativen Absichten unterbunden wurde. 31 Schließlich erlitten beide den gleichen grausamen Tod, denn sie wurden binnen kurzer Zeit nacheinander hingerichtet: John Fisher starb am 22. Juni 1535, Thomas Morus trat seinen Gang zum Schafott am 6. Juli 1535, also exakt zwei Wochen später, an. Für den linear fortschreitenden Leser wird der Konnex zwischen diesen zwei Figuren durch mehrere intratextuelle Signale verstärkt, zumal der Beginn des Eintrags zu John Fisher, der gleich im Titel proleptisch mit seiner geistlichen Funktion als Roffensis Cardinalis bezeichnet wird, eine nahtlose Fortsetzung der Morus-Vita suggeriert (fol. 57 r [l. 10-25]): Pari quoque immanitatis portento ante paucos dies, quam Morus obtruncaretur, eadem sanguinarii Regis rabies Britanniae lumen extinxit Ioannem Ficerium Antistitem Roffensem, animi pietate, candore, constantia, priscis illis atque sanctissimis Chris‐ tiani ordinis patribus comparandum. Is quum summa sacrae eruditionis et probitatis authoritate clarissimus spectaretur, vel atrocissimi supplicii metu expugnari non Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 319 <?page no="320"?> potuit, ut Regi ex impudenti repudio inauspicatas nuptias affectanti volens pareret. Putabat enim Regem paulo ante admirabili virtutum omnium concentu et rarissimis naturae atque Fortunae muneribus praestantissimum atrae bilis morbo correptum insanisse, quod iratus Romani Pontificis sententiae, qua fuerat ex divini iuris formula damnatus, Pontificii Imperii patrimonium invasisset. Non subscripsit ergo nefario rebellantis Regis voto, vir egregie pius, integreque severus, ac ideo in carcerem ductus est, ut vitae periculo et longo cruciatu imbecilli senis constantia frangeretur. - (Mit der gleichen ungeheuerlichen Unmenschlichkeit löschte dieselbe Wut des blut‐ rünstigen britischen Königs auch wenige Tage, bevor Morus enthauptet wurde, das Lebenslicht des John Fisher, des Bischofs von Rochester, aus. Sein glänzendes Vorbild kann hinsichtlich der Gewissenhaftigkeit seines Geistes, seiner Aufrichtigkeit und seiner Beständigkeit mit jenen altehrwürdigen und heiligsten Vätern des christlichen Standes verglichen werden. Er, der wegen seiner umfassenden theologischen Bildung und seiner moralischen Führungsqualitäten überaus berühmt war, konnte nicht einmal durch die einschüchternde Androhung der grausamsten Folter dazu veranlasst werden, dem König, der im Begriff war, infolge einer schamvollen Zurückweisung eine Unglück verheißende Ehe einzugehen, aus freiem Willen zu gehorchen. Denn er glaubte, dass der König, der sich wenig vorher durch ein harmonisches Zusammen‐ spiel aller Tugenden und dank seiner überaus seltenen Gaben der Natur und des Schicksals charakterlich ausgezeichnet hatte, von der Melancholie erfasst worden und dem Wahnsinn verfallen war, weil er über die Entscheidung des römischen Papstes er‐ zürnt war, derzufolge er nach einem Passus des göttlichen Gesetzes verurteilt worden war, und in das Vermächtnis der päpstlichen Verfügungsmacht eingedrungen war. Daher unterzeichnete er, ein außerordentlich pflichtbewusster, unbestechlicher und sittenstrenger Mann, nicht das gottlose Geheiß des rebellierenden Königs; und daher warf man ihn ins Gefängnis, um die mentale Standhaftigkeit des altersschwachen Mannes durch lange, lebensbedrohliche Qual zu brechen.) Ebenso wie in der Morus-Vita dramatisiert Giovio hier die Wirkungsmacht der Fortuna, die für den Umschlag der Ereignisse vom Glück ins Unglück verantwortlich gemacht wird. Zudem führt der italienische Biograph, der sich als Kenner der seit dem Mittelalter sehr einflussreichen Humoralpathologie erweist, die wahnsinnigen Taten des britischen Souveräns auf ein Übermaß an schwarzer Galle (bilis atra), die gemeinhin mit der Melancholie assoziiert wurde, in seinem Körper zurück. Die hier attestierte Depression mindert aber nicht das Strafmaß in Giovios Urteil: Heinrich VIII. wird auch in der Fisher-Vita an prominenter Stelle, nämlich im vorletzten Wort, als Tyrannus (fol. 57 v [l. 7-8]) bezeichnet, vor dessen negativer Charakterfolie der tugendhafte Bischof zusätzlich an Profil gewinnt: Der ihm zugeschriebene Wertekomplex (sanctitas, pietas, dignitas, constantia, probitas) ist - nicht nominell, wohl aber 320 Katharina-Maria Schön <?page no="321"?> 32 Für eine vergleichende Analyse der Grabepigramme, die den Kurzviten von Thomas Morus und John Fisher bei Paolo Giovio und in den Editionen des Johannes Latomus folgen, siehe Blanchard 1974, 93-99. 33 Ich danke Hartmut Wulfram für diese Anregung. Weiterführende Untersuchungen zum Einfluss der Consolatio philosophiae auf Morus’ Dialogue of Comfort against Tribulation und etliche andere Schriften, die der britische Humanist im Gefängnis verfasste, finden sich bei McCutcheon 2013, 150-186. konzeptuell - annähernd deckungsgleich mit den positiven Eigenschaften, die in der Morus-Vita dominieren (religio, iustitia, innocentia, ratio, moderatio). Durch ebendiese Tugenden stellen die beiden laut Giovio ein unauslöschbares exemplum von mentaler Stärke, Gewissenhaftigkeit und Prinzipientreue für die Nachwelt dar. 32 Als Vorbilder für Morus und Fisher sowie als tertia comparationis fungieren, wie der italienische Biograph lapidar erwähnt, die altehrwürdigen Kirchenmänner (prisci atque sanctissimi Christiani ordinis patres). Besonders augenfällig erscheint hier eine Assoziation zu dem spätantiken Theologen Bo‐ ethius, der während seiner Inhaftierung seine berühmte Consolatio philosophiae verfasste und von dem Ostgotenkönig Theoderich wegen seiner mutmaßlichen Teilnahme an einer Verschwörung zum Tode verurteilt wurde. Im Bezug auf die beiden Gelehrten der Giovio-Viten liefert Boethius einen wichtigen Referenz‐ punkt und stellt ein markantes Beispiel von transtextueller Interfiguralität dar. 33 2. Die poetischen Beigaben: Morus als stoischer Weiser? Wie einleitend bereits erwähnt, werden die Prosaviten seit dem Wiegendruck der Elogia (1546) durch mindestens ein Gedicht auf die jeweilige Gelehrten‐ persönlichkeit abgerundet; Giovio versammelte eine beachtliche Zahl von (fin‐ gierten) Versepitaphien, epideiktischen Epigrammen und weiteren gattungsthe‐ oretisch experimentellen Gelegenheitsdichtungen, die ausnahmslos aus der Feder anderer, bisweilen anonym bleibender zeitgenössischer Humanisten stammten und seiner bio-bibliographischen Kompilation einen internationalen Anstrich verleihen sollten. Im Falle des Thomas Morus lassen sich in der editio princeps drei poetische Appendices verzeichnen, von denen die erste dem Ianus Vitalis (c. 1485-1558), einem gebürtig sizilianischen Dichter, der den größten Teil seines Lebens in Neapel und Rom verbrachte, zugeschrieben wird. Sein in elegischen Distichen verfasster Vierzeiler dramatisiert die Sterbeszene insofern, als er sich auf die Familie des Thomas Morus konzentriert und deren emotionale Reaktion auf das bevorstehende Todesurteil ins Zentrum seiner Schilderung rückt (fol. 56 v [l. 22-25]): Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 321 <?page no="322"?> 34 Übersetzt von Snezana Rajic und Matthias Baltas in Giovio/ Latomus 2024, aufrufbar unter: https: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ node/ 502 (31.07.2023). 35 Vgl. ausführlicher dazu Marius 1984, 471-479. Dum Morus immeritae submittit colla securi - et flent occasum pignora cara suum, «Immo» ait «infandi vitam deflete tyranni - - non moritur, facinus qui grave morte fugit.» - - (Als Morus seinen Nacken dem unverdienten Beil beugte und seine geliebten Kinder seinen Tod beweinten, sagte er: „Beweint besser das Leben des unsäglichen Tyrannen. Es stirbt nicht, wer durch den Tod eine schlimme Untat vermeidet.“) 34 Vitalis lässt hier vor den Augen seiner Leser die mimetische Illusion einer live stattfindenden Hinrichtung entstehen, bei der nicht die schaulustige Londoner Stadtbevölkerung, die bei dem historischen Ereignis zweifellos anwesend war, sondern die Hinterbliebenen des Thomas Morus fokussiert werden. Ihrem Weinen und Klagen um den geliebten Vater und Gatten setzt dieser, in sich ruhend, einen pädagogischen Rat als Trost entgegen, der sich extradiegetisch auch an die kollektive Nachwelt richtet: Nicht er selbst, der kein Verbrechen begangen habe, sondern der Tyrann sei zu bemitleiden, der durch dieses Urteil sein Leben verwirkt habe. Die kontrastierende Gegenüberstellung von vita (v. 3) und mors (v. 4) verdeutlicht, dass der Tod in den Augen des Gelehrten, wie er hier porträtiert wird, kein Übel darstellte, sondern von ihm mit Gleichmut als ἀδιάφορον betrachtet wurde. Thomas Morus wird von Vitalis einerseits als gläubiger Christ dargestellt, der - von fides und spes erfüllt - auf die Belohnung guter Taten im Jenseits hofft; andererseits erweist er sich als Proponent einer stoischen meditatio mortis, einer asketischen Praxis, die den Menschen ihre lähmende Angst vor dem Tod nehmen sollte, was Seneca der Jüngere mehrfach in seinen moralphilosophischen Briefen betont, so z. B. in Epistulae Morales 26,10: Meditare mortem: qui hoc dicit, meditari libertatem iubet. Qui mori didicit, servire dedidicit; supra omnem potentiam est, certe extra omnem. - Dass Morus mithilfe der paganen sowie der christlichen litterae consolatoriae einen Zustand geistiger Entrücktheit erreichen und sich dem Machtmissbrauch des weltlichen Herrschers entziehen wollte, belegen auch seine kontemplativen Tower Works, die er während seiner Inhaftierung im Tower of London verfasste und in denen er sich ausführlich mit der Passion Christi befasste. 35 Einen anderen Schwerpunkt legt das zweite Gedicht in den Elogia, dessen Verfasser Iacobus Exerichus Hispanus († 1552), ein Erzpriester von Saragossa 322 Katharina-Maria Schön <?page no="323"?> 36 Übersetzt von Snezana Rajic und Matthias Baltas in Giovio/ Latomus 2024, aufrufbar unter: https: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ node/ 503 (31.07.2023). 37 Weiterführend dazu: Rajic 2025. und Professor an der dortigen Universität, in seinem Epigramm einige essenti‐ elle Aspekte der Prosavita zusammenfasst und sich ganz auf das Nachleben des gepriesenen Gelehrten konzentriert (fol. 56 v [l. 27-30]): Henricus Morum gladio iugulavit iniquo - - tam dignum vita, quam fuit ipse nece: Mortuus ille tamen vivet per saecula cuncta - - post mortem virtus vivere sola facit. - (Heinrich ermordete Morus mit unrechtem Schwert, des Lebens so würdig wie dieser selbst des Todes. Doch auch tot wird jener durch alle Jahrhunderte leben: Die Tugend allein erlaubt, nach dem Tode zu leben.) 36 Während die dichterische persona die Gräueltat des englischen Königs harsch verurteilt und Heinrich VIII. als einen unwürdigen und ungerechten Herrscher einstuft, der selbst den Tod verdient hätte, wird das bereits bei Vitalis angeklun‐ gene Narrativ des stoischen Weisen versiert fortgesponnen: Das Versprechen des ewigen Ruhmes wird von der Existenz des physischen Körpers entkoppelt und stattdessen mit der virtus als Kardinalstugend des Morus verknüpft, die nicht zufällig auch das summum bonum in der stoischen Moralphilosophie darstellt. Diesen Charakterzug des Gelehrten greift auch Johannes Latomus auf, der in seiner überarbeiteten Fassung der Elogia (1557) die Dichterviten mit eigenen poetischen Bewertungen ausschmückt und dabei nicht selten das Urteil Giovios, seinen eigenen Meinungen entsprechend, revidiert. 37 Im Falle des Thomas Morus signalisiert der flämische Humanist jedoch seine Zustimmung zu dem Bild des Gelehrten als Märtyrer, das in der Kurzbiographie und in den bereits existierenden Epigrammen gezeichnet wurde (fol. 167 [l. 28-33], ed. 1577): Quid tibi cum Moro, tali indignissima cive, - - - Anglia? Quid pergis dicere inepta tuum? - Tu ferro insontem, nec simplice morte, Catonem - - - Persequeris: tuto nec licet esse pium. - Proinde sile! Nam quo maculam tibi demeret istam, - 5 - ipse sibi patriam condidit Utopiam. - - - Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 323 <?page no="324"?> 38 Übersetzt von Snezana Rajic und Matthias Baltas in Giovio/ Latomus 2024, aufrufbar unter: https: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ node/ 507 (31.07.2023). 39 Zur Figur des Demokrit als Folie für Morus im Denken des Erasmus vgl. Dealy 2020, 162-167. (Was hast du mit Morus zu schaffen, England, eines solchen Bürgers gänzlich unwürdig? Wieso nennst du Narr ihn weiterhin den deinen? - Du hast mit dem Schwert und nicht mit bloßem Tod den unschuldigen Cato - verfolgt und er durfte seinen Glauben nicht sicher ausleben. - Also schweig! Denn um jenen Schandfleck von dir zu entfernen, 5 gründete er sich selbst Utopia als seine Heimat.) 38 - In diesem Gedicht findet im Vergleich zu den beiden vorhergehenden erneut eine Veränderung der Sprechsituation statt: Bei Latomus nimmt erstmals nicht König Heinrich VIII., der hier erstaunlicherweise gar nicht erwähnt wird, sondern Anglia als personifizierte Nation und als Substitut des Souveräns auf der Anklagebank Platz; damit könnte impliziert werden, dass das Blut des Ver‐ storbenen an den Händen aller Bürger klebt, weil sie bei der ungerechtfertigten Hinrichtung tatenlos zugesehen haben. Dieses kollektive Schuldbewusstsein wird dem Publikum im ersten Distichon des Epigramms in gut forensischer Manier mit zwei anaphorisch gestalteten rhetorischen Fragen eingehämmert, wodurch - in gewiefter Anspielung auf die juristische Karriere des Thomas Morus - eine Assoziation zu einer Gerichtsrede entsteht. Die dichterische persona geriert sich hier als Fürsprecher des Toten, der sich zu Lebzeiten durch seine Eloquenz und seine Jurisprudenz auszeichnete, und erlegt der ganzen Nation mit dem scharf formulierten Imperativ Proinde sile! (v. 4) ein flächende‐ ckendes Schweigen auf. Der Name des Morus wird hier bezeichnenderweise durch den des Cato substituiert, der als berühmter Vertreter der Stoa für seine Sittenstrenge und seinen unbeugsamen Willen bekannt war; diese Stilisierung des britischen Humanisten zu einem stoischen Weisen stellt eine inhaltliche Kontinuität zu den bereits besprochenen Epigrammen her. Ob Morus selbst mit dieser Zuschreibung als Cato alter einverstanden gewesen wäre, bleibt in Frage zu stellen, zumal er von seinem engsten Vertrauten Erasmus von Rotterdam aufgrund seines feinsinnigen Humors mehrmals mit dem epikureischen Philo‐ sophen Demokrit verglichen wurde, der sich mit einem kathartischen Lachen von den Absurditäten des menschlichen Daseins zu distanzieren wusste. 39 Ohne das evidente Spannungsverhältnis zwischen den stoischen und epikureischen Tendenzen in der Moralphilosophie des Thomas Morus zu thematisieren, geht Latomus in struktureller Analogie zu Giovios Prosavita am Ende seines Epigramms auf das literarische Schaffen des Gelehrten ein: Die einprägsame 324 Katharina-Maria Schön <?page no="325"?> 40 Weiterführende biographische Informationen zu Johannes Secundus finden sich bei Blanchard 1972, 1-9 und Paupe 2013, 10-21. 41 Diese Fassung des Textes wurde von der Verfasserin [Katharina-Maria Schön] im Bezug auf Orthographie und Interpunktion aus allen fünf Editionen kollationiert: Abweichend von der hier abgebildeten Version des Gedichtes druckt Giovio in der editio princeps Pointe verweist auf den fiktiven Inselstaat Utopia als die neue Heimat, die sich der Brite in seiner Vorstellung selbst erschaffen hat und die das polare Gegenbild zu England darstellt, was auf einer orthographischen Ebene durch die Buchstabengleichheit der realen und der fiktiven Nation ausgedrückt wird (Anglia | Utopia). Abgesehen von dieser buchstäblichen Spiegelbildlichkeit wird impliziert, dass Utopia als ein Jenseitsort - ja sogar als ein säkularisiertes Paradies - aufgefasst werden kann, an dem sein Schöpfer seinen Glauben ohne Einschränkungen ausleben kann. Auf eine andere Facette des Nachlebens konzentriert sich ein viertes Epi‐ gramm, das sowohl durch die Form des dramatischen Dialogs als auch durch die Anonymität des Verfassers eine Sonderstellung in der poetischen Appendix der giovianischen Viten- und Gedichtsammlung einnimmt. Latomus korrigiert die ursprüngliche Angabe des vorangestellten, besitzanzeigenden Genetivs Incerti, indem er das Gedicht dem Humanisten Johannes Secundus Hagiensis (1511-1536) zuschreibt, der sich zu Lebzeiten besonders als Verfasser von Elegien und Kussgedichten (Basia) in Nachahmung Catulls einen Namen im internationalen Gelehrtenkreis gemacht hat. 40 Das bei Giovio und Latomus abgedruckte Epigramm bildet auch den Teil eines Zyklus, der in seinem posthum erschienenen Funerum Liber zu Ehren des Thomas Morus zu finden ist und später noch näher besprochen werden wird. In seinem Versepitaphium, das den Titel Inter Hospitem et Civem Dialogus trägt, lässt Johannes Secundus einen Fremden und einen Bürger vor einem offenen Grab aufeinandertreffen und das Schicksal des Verstorbenen besprechen, wobei anzunehmen ist, dass die Präsenz des Leichnams vom Autor als artifex poeta fingiert wird (fol. 167 [l. 19-26], ed. 1577): Quis iacet hic truncus, cuius caput ense recisum est, - Hospes. - - et natat in tetro sanguine canities? - - Hic est ille Thomas Morus, sic fata rependunt, - Civis. - - Tristia multa bonis et bona multa malis. - - Quae circumsistunt Divae lugubre cadaver? - Hospes. 5 - Diva tenax veri, sancta Fides, Nemesis, Civis. - Harum prima odii causa, et fuit altera mortis, - - - - Ultrix iniustae tertia caedis erit. 41 - - - - Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 325 <?page no="326"?> in v. 1 in tumulo statt hic truncus und in v. 4 lässt er die Angabe des Sprechers (Civis) ausfallen. 42 Übersetzt von Snezana Rajic und Matthias Baltas in Giovio/ Latomus 2024, aufrufbar unter: https: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ node/ 506 (31.07.2023). 43 Vgl. Paupe 2013, 38. 44 Vgl. Rubenbauer/ Hofmann 1995, § 109,2. („Welcher Verstümmelte liegt hier? Wessen Haupt wurde mit dem Schwerte Fremder. abgeschlagen und wessen graues Haar treibt in schändlichem Blute? “ - - „Das ist jener berühmte Thomas Morus. So vergilt es das Schicksal Bürger. - den Guten mit viel Kummer und den Schlechten mit viel Glück.“ - - „Welche Göttinnen stehen rings um den betrauernswerten Leichnam? “ Fremder. 5 „Die beharrliche Göttin der Wahrheit, der heilige Glaube, die Rache, Bürger. - deren erste war der Grund des Hasses und die zweite des Todes, - - die dritte wird die Rächerin des ungerechten Mordes sein.“) 42 - - Mit einer interrogativen Abwandlung der bekannten Grabformel hic iacet eröffnet der Fremde den Dialog und benennt in einer ästhetisch einprägsamen Ekphrasis die besonderen Merkmale des vor ihm liegenden Leichnams, auf dessen anatomische Entstelltheit er sich konzentriert. Mit geradezu chirur‐ gischer Präzision beschreibt er das vom Rumpf abgetrennte Haupt, das in seinem eigenen Blut schwimmt, um seiner Indigniertheit Ausdruck zu verleihen und Empathie bei seinem Gesprächspartner zu erregen. Dieser zeigt sich in seiner Antwort, in der er den Toten benennt, sichtlich resigniert aufgrund der Ungerechtigkeit des Schicksals, welches das rechte Verhältnis von Gut und Böse aus dem Lot gebracht hat: In einer fast sentenzenhaften Maxime visualisiert er dieses Ungleichgewicht, das darin besteht, dass lauteres Handeln nunmehr mit negativen Konsequenzen vergolten wird, während Verbrechen paradoxerweise belohnt werden: Tristia multa bonis et bona multa malis (v. 4). - Stilistisch-metrisch wird dieses metaphorische Kippen der Waagschale zu‐ gunsten der Straftäter nicht nur durch eine Anadiplosis, ein Polyptoton und ein Homoioptoton, sondern auch durch die ungleiche Silbenzahl vor und nach der Konjunktion et verdeutlicht: So werden den charakterlich integeren Menschen, die eine größere Bürde in ihrem Leben zu tragen haben, moralisch depravierte Individuen, die eine Leichtigkeit, Unbeschwertheit und Gewissenlosigkeit an den Tag legen, gegenübergestellt. 43 Dass der verstorbene Thomas Morus ohne Zweifel in erstere Kategorie fällt, wird durch das deiktische sic (v. 3) sowie durch das Demonstrativpronomen ille (v. 3) unterstrichen, welches in Kombination mit Eigennamen meistens dezidiert lobend eingesetzt wird. 44 In den letzten beiden Disticha entfernt sich das Gespräch insofern von einer plausiblen und realitätsnahen Darstellung, als die Personifikationen der 326 Katharina-Maria Schön <?page no="327"?> 45 Mit dieser Auffassung war Johannes Secundus nicht alleine; auch viele andere Mit‐ glieder der res publica litteraria reagierten fassungslos angesichts der Hinrichtung des Morus, so z.-B. Erasmus von Rotterdam, der in einem Brief (datiert auf den 31. August 1535) an Peter Tomiczki, den Bischof von Krakau, betont, einen Teil von sich selbst verloren zu haben: In Moro mihi videor extinctus, adeo μία ψυχή juxta Pythagoram duobus erat. Für weitere Befunde und Stimmen von Morus’ Zeitgenossen vgl. De Vocht 1947, 21-31. 46 Vgl. Paupe 2013, 7-8, 12, 26, 28 et passim. Wahrheit, des Glaubens und der Rache als Trauergäste erscheinen, die am Rande des Grabes von dem Verstorbenen Abschied nehmen. Während die ersten beiden Tugenden retrospektiv als charakterdefinierende Eigenschaften des Morus erachtet werden können, die zu seiner Verurteilung geführt haben und seinen ganzen Wertekosmos subsumieren (Prinzipientreue, Aufrichtigkeit, Loyalität, Vertrauenswürdigkeit), eröffnet die Erwähnung der Nemesis eine prospektive Dimension: Der Bürger scheint mit der Ankündigung einer Rache für die unverdiente Hinrichtung seine anfängliche Passivität und seine Ohn‐ macht angesichts der blind wütenden Fortuna, die auch Giovios Prosaelogium prominent als erstes Wort eröffnet, abgelegt zu haben. Man darf mutmaßen, dass in dieser Vergeltungsphantasie bis zu einem gewissen Grad auch die Stimme des empörten Autors durchschimmert, nach dessen Überzeugung die europäische Gelehrtenwelt mit dem britischen Humanisten wohl einen ihrer strahlendsten Vertreter verloren hatte. 45 3. Das literarische Porträt des Thomas Morus in Johannes Secundus’ Funerum Liber Bereits vor dem Tod des Johannes Secundus († 1536) im zarten Alter von 24 Jahren wurden ausgewählte Stücke seines poetischen Œuvres an philologisch bewanderte Interessenten in ganz Europa zirkuliert, was Paolo Giovios Kenntnis des Epigramms erklärt, das in der editio princeps der Elogia unter einer an‐ onymen Verfasserangabe erscheint. Einzelne seiner Gedichte wurden außerdem verstreut veröffentlicht, z. B. bei Cornelius Grapheus (Anvers, 1531) oder bei Servatius Zassenus (Louvain, 1532), bevor sein Bruder Adrian Marius seinen lite‐ rarischen Nachlass systematisch aufarbeitete und seine Opera omnia (erstmals in Utrecht, 1541) publizierte. 46 Dieser komplexe druckgeschichtliche Hintergrund führte dazu, dass eines der längsten und literarisch anspruchsvollsten Werke des Johannes Secundus, seine Naenia in mortem Thomae Mori, die zunächst als episch tönendes Heroicum Carmen in Umlauf gelangt war, fälschlicherweise dem Erasmus von Rotterdam, dem Starhumanisten dieser Zeit, zugeschrieben wurde: Unter dieser Autorenangabe findet sich eine Version des Gedichts, Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 327 <?page no="328"?> 47 Dort lautet der volle Titel des Werkes Incomparabilis / doctrine, trium item lingua= / ru(m) peritissimi viri D. Erasmi Rotherodami, in [sc. mortem] sanctissi / morum mar‐ tiru(m) Rofensis Episcopi, ac Thomae / Mori, iam pridem in anglia pro Christiana / veritate constanter defensa, innocenter / passorum, Heroicu(m) Carmen tam / elegans q(uam) lectu dignissimu(m) […] Excusum in Imperiali Camera, & Opido Haganau. / per Valentinum Kobian: Anno. / M.D.XXXVI. Exemplare dieses Drucks finden sich u. a. in München, Tübingen, Stuttgart und Freiburg; zu weiteren bibliographischen Einzelheiten siehe Dekker 1986, 205-206. 48 Ein weiterer Beweggrund für die falsche Zuschreibung des Heroicum Carmen könnte ein Dokument aus der Feder des Erasmus gewesen sein, in dem er unter dem Pseudonym Philippus Montanus zum Tod seines britischen Freundes Stellung nahm: Während er seine Anonymität nach außen hin wahrte, um keine finanziellen Nachteile von seinen Mäzenen und Parteigängern des Königs Heinrich VIII. davonzutragen, legte er in der Expositio Fidelis (erstmals gedruckt am 13. Oktober 1535 in Basel) einen narrativen Bericht über die Hinrichtung für seinen humanistischen Zirkel vor, der wenig später auch ins Spanische, in Französische und ins Deutsche übersetzt wurde; vgl. ausführlicher dazu De Vocht 1947, 37-52 und 64-85. 49 Dieser Brief an Servatius Zassenus ist bei Dekker 1986, 215-217 vollständig abgedruckt. 50 Eine Autorschaft des Erasmus verfechteten irrtümlich Starnes 1929, 69-81 und Newald 1947, 340. 51 Deren vollständiger Titel ist z. B. bei Dekker 1986, 214-215 dokumentiert: Naenia in / mortem clariss. viri / Thomae Mori, Autore Ioanne Secund= / do, Nicolai F. Hagien(si) falso an= / thehac D. Erasmo Rot. / adscripta, / ac depravatissime / edita. / Lovanii in aedibus Servatii Zasseni / Diestensis. Anno Domini M.D. / XXXVI. Mense De= / cembri. die um 51 Verse kürzer als das Original mit 163 Hexametern ist, in einem Büchlein, dessen Drucklegung der Elsässer Gelehrte Hieronymus Gebwiler im September 1536 veranlasste. 47 Die jahrelange, öffentlichkeitswirksam durch briefliche Korrespondenzen inszenierte Freundschaft, die Morus und Erasmus miteinander verbunden hatte, dürfte die Publikation zusätzlich plausibilisiert und ihren sentimentalen Wert erhöht haben. 48 Nicht zuletzt um die Frage der Autorschaft abschließend zu klären, äußerte sich Marius nach dem Erscheinen seiner ‚Gegenpublikation‘ für seinen verstorbenen Bruder in einem Brief an seinen Verleger äußerst kritisch zu Gebwilers Ausgabe, dessen haarsträubende Entstellung des Textes er unverhohlen tadelte. 49 Anstatt hier detaillierter auf die bereits gut dokumentierte Erasmus-Secundus-Kontroverse 50 einzugehen, soll im Folgenden eine Interpretation der Naenia, wie sie uns aus der Feder des Johannes Secundus vorliegt, 51 mit zwei Schwerpunktsetzungen erfolgen: Einerseits sollen Kontinuitäten und Brüche zu dem in den Elogia gezeichneten Morus-Bild aufgezeigt werden, andererseits soll das zwischen Elegie und Epos mäandrierende Gedicht mit besonderem Blick auf seine Gattungshybridität und seinen experimentellen Umgang mit literarischen Genres, die für das klas‐ 328 Katharina-Maria Schön <?page no="329"?> 52 Zwei grundlegende Studien zu diesem Gedicht, auf die sich die nachfolgenden Ausfüh‐ rungen stützen, liefern Glei 2004, 211-223 und Catellani-Dufrêne 2011, 47-68. 53 Es existiert bisher nur eine deutsche Teilübersetzung von Newald 1947, 340-343, der allerdings von einer anderen Textgrundlage ausgeht und das Gedicht als Heroicum Carmen dem Erasmus zuschreibt. 54 Für eine leicht abweichende Gliederung siehe Glei 2004, 213. 55 Die Entstehung des Gedichts ist wohl auf das Ende des Jahres 1535 zu datieren; jedenfalls muss es vor dem Tod von Katharina von Aragon am 7. Januar 1536 verfasst worden sein, die von Secundus in seiner Naenia als noch lebend vorausgesetzt wird; vgl. dazu auch Dekker 1986, 207 und Glei 2004, 213. 56 Vgl. Glei 2004, 217. sische Grabepigramm unüblich sind, untersucht werden. 52 Zudem wird in einer Appendix zusätzlich zum lateinischen Originaltext erstmals eine komplette deutsche Übersetzung der Naenia in mortem Thomae Mori vorgelegt. 53 Formal gliedert sich das Gedicht in ein Proömium (v. 1-21), eine Kritik des englischen Königs im Rahmen der Darstellung der historischen Hintergründe (v. 22-72), ein Eulogium des Thomas Morus (v. 73-97), einen Exkurs zum Trost seiner Tochter Margaret (v. 98-112), ein Nachspiel, das die Konsequenzen der Hinrichtung schildert (v. 113-155), und einen Epilog (v. 156-163). 54 Dieser ausgeklügelte, in sich schlüssige, harmonisch fortlaufende Aufbau lässt auf die sorgfältige Arbeitsweise des Johannes Secundus schließen, der nach der Ermor‐ dung des britischen Humanisten wohl mehrere Monate an seiner Komposition gefeilt haben muss. 55 Obwohl die Naenia in ihren Schlüsselpassagen mit einer epischen Darstellung kokettiert, die eine Bezeichnung als Heroicum Carmen legitimieren könnte, wird dieser Grundtenor mehrfach - besonders am Beginn, in der Mitte und am Ende des Gedichtes - durch hybridisierende Überblendungen mit anderen Genres konterkariert. In gut epischer Manier bietet der Erzähler zunächst eine inhaltliche Synopse, in der die Protagonisten genannt und mit schmückenden Beiwörtern versehen werden (v. 1-3). Im incipit des Gedichtes, Extinctum flemus crudeli funere Morum (v. 1), klingt durch wörtliche Analogiebildungen die Stimme Vergils an, der den Tod des Hirtenjungen Daphnis durch die Figur des Mopsus folgendermaßen beweinen lässt: Extinctum Nymphae crudeli funere Daphnin / flebant (Ecl. 5,20-21). Dieser bukolische Subtext zieht sich wie ein roter Faden durch die Naenia und wird an verschiedenen Stellen strategisch ak‐ tualisiert. Der Autor könnte damit auf eine atmosphärische Spannung zwischen der privaten und der politischen Welt verweisen, die bereits bei Vergil präsent ist: Der Tod des Daphnis wurde von den meisten Interpreten als Allegorie für den Mord an Caesar gesehen, womit ihm eine politische Tragweite zukommt. 56 Auf Thomas Morus umgemünzt könnte dieser intertextuelle Verweis suggerieren, Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 329 <?page no="330"?> 57 Glei 2004, 217. 58 Vgl. Paupe 2013, 46. 59 Vgl. Glei 2004, 218 und Catellani-Dufrêne 2011, 54. dass auch sein Tod „eine Tragödie für die beschauliche Welt der gelehrten Dichtung und zugleich ein Ereignis von welthistorischer Bedeutung“ 57 ist. Der Facettenreichtum unterschiedlicher Tonalitäten klingt bereits im Pro‐ ömium an, das mit einem dreiteiligen Musenanruf beginnt (v. 4-15): Neben Kalliope, der Schirmherrin der epischen Dichtung, werden auch Erato und Thalia beschworen, die als Quelle der Inspiration für die Liebesdichtung sowie für die Komödie und allgemein die Unterhaltungsliteratur galten; die Nennung Polyhymnias, in deren Aufgabenbereich nach antikem Glauben die Grabdichtung fiel, wird überraschenderweise ausgespart. 58 Dieser episch anmutenden captatio benevolentiae folgt eine recusatio: Wesentlich knapper als Giovio verweist Secundus auf das (ähnliche) Schicksal des Bischofs von Rochester, John Fisher (v. 16-18), der ebenfalls wegen seiner religiösen Über‐ zeugungen sein Leben lassen musste; in einer raffinierten praeteritio, in der das Großepos inklusive einer vollständigen Darstellung der historischen Ereignisse abgelehnt wird, beschränkt sich die persona des Autors - in einer für die Naenia programmatischen Aussage - darauf, als Dichter einen Dichter besingen zu wollen: Sed vatem canimus vates (v. 19). Es wirkt in diesem Zusammenhang bezeichnend, dass Johannes Secundus bzw. der Erzähler den Verstorbenen nicht nur hier, sondern mehrmals als vates (v. 5, v. 19, v. 157) apostrophiert, obwohl Morus auf dem poetischen Gebiet abgesehen von seinen Epigrammen, die ein eher konventionelles Zeugnis neulateinischer Poesie darstellen, keine Glanzleistungen vollbracht hatte. Wahrscheinlich wollte Johannes Secundus mit dieser Fremdzuschreibung nicht auf den realen dichterischen Nachlass, sondern vielmehr auf die Geisteshaltung des Morus verweisen: In seiner Wahrnehmung war dieser nicht vorrangig ein Politiker und Staatsmann, sondern - wie sein Landsmann Erasmus und er selbst - ein Repräsentant der humanistischen Gelehrtenrepublik, dem er mit seiner intertextuell anspruchsvollen Naenia ein würdiges literarisches Denkmal setzen wollte. 59 Wie bei Giovio gewinnt die Figur des Morus auch bei Secundus durch die Kontrastierung mit Heinrich VIII. an Profil, wenngleich eine inhaltliche Schwerpunktverlagerung stattfindet: Während der italienische Historiker und loyale Parteigänger der papstnahen Medici-Dynastie zumal die antipapistischen Agitationsversuche des englischen Königs anprangert, beschwört der niederlän‐ dische Humanist in einem apokalyptisch anmutenden Weltuntergangsszenario die Furien aus der Unterwelt herauf und macht sie für die manischen Entglei‐ ßungen des Herrschers verantwortlich; in Anspielung auf Ovids Beschreibung 330 Katharina-Maria Schön <?page no="331"?> 60 Vgl. Catellani-Dufrêne 2011, 64. des eisernen Zeitalters, in dem selbst die Göttin Astraea, die Personifikation der Gerechtigkeit, die Erde verlassen habe (Met. 1,127-150), werden der glo‐ bale Abfall der Menschen vom rechten Glauben und die grassierenden Übel - Hinterlist, Stolz, Pflichtvergessenheit, Gier, Ehrgeiz, Neid und Luxussucht - plakativ ausgemalt (v. 22-30). In grellen Farben wird in dieser flächendeckenden Verfallsanalyse schließlich gezeigt, wie die Mächte der Finsternis um sich greifen und Britannien als letzte unversehrte Bastion einnehmen, indem sie den König Heinrich VIII. zu Fall bringen, der einst in seinem Widerstand gegen die Lutheraner als ein glühender Verfechter des rechten Glaubens galt und als solcher von Papst Leo X. im Jahr 1521 sogar mit dem Ehrentitel defensor fidei ausgezeichnet wurde; doch von diesem Ruhm und Glanz ist wenig übrig: Der inthronisierte Monarch wirkt nun wie die Parodie eines Souveräns und ein Schatten seiner selbst, er ist kaum mehr als ein notorischer Schürzenjäger und schändlicher Ehebrecher (famosus adulter, v. 37). Er kann die politische nicht mehr von der privaten Sphäre trennen (miscebantque profana sacris et sacra profanis, v. 30). Sein blinder Liebesrausch für seine Buhlschaft Anne Boleyn, die als eine Mätresse ohne Mitgift und Stammbaum geschmäht wird (vilis anima, v. 40) und in deren Armen der König gleichsam wie ein Gefangener verweilt (adhuc complexibus haerens, v. 52), wird durch einen intertextuellen Verweis auf Ovid mit dem Ehebruch der Venus mit dem Kriegsgott Mars (amplexibus haerent, Met. 4,184), die während ihres Liebesspiels von dem gehörnten Gatten Vulkan überrascht werden, verglichen. Ihm gegenüber erscheint Karl V., aus dessen Dynastie Heinrichs erste Frau Katharina von Aragon stammte und der in einer Nebenbemerkung eine ausführliche panegyrische Würdigung von Johannes Secundus als seinem damaligen Hofdichter erhält, quasi als Idealbild eines Herr‐ schers: An seinem Beispiel wird eine gelungene translatio imperii festgemacht (v. 41-47). 60 Vor diesem positiven Gegenbild erscheint Heinrich VIII. noch mehr wie ein effeminierter und moralisch depravierter Tyrann, der völlig von Sinnen eine Mätresse auf seinem königlichen Gemach bettete (mentis inops regni indotatam in parte locaret, v. 39). Sein Verhalten erinnert an das der Dido, die nach der unangekündigten Abfahrt des Aeneas aus Karthago mit ähnlichen Worten ihr Mitleid mit dem Gestrandeten rekapituliert und wehmütig über ihren naiven Liebestaumel sinniert (eiectum litore egentem / excepi et regni demens in parte locavi, Aen. 4,373-374). Durch diese feminine Charaktermodellierung von Heinrich VIII. nach der vergilischen Dido und ihrem tragischen Ende Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 331 <?page no="332"?> 61 Vgl. Glei 2004, 221. wird nicht nur die Irrationalität seines Handelns verstärkt, sondern auch die Unausweichlichkeit des fatum betont. Die Macht des Schicksals spielt bei Johannes Secundus - ebenso wie bei Giovio - auch in der Darstellung von Thomas Morus’ Lebensende eine tragende Rolle: Mit einem emphatischen Ausruf (heu, quae pensant mercede laborem / fata tibi! , v. 78-79) beklagt der Erzähler die Ungerechtigkeit seiner Verurteilung, wonach ein Enkomion auf seine juristischen Tätigkeiten und seine moralischen Leistungen zu Lebzeiten folgt (v. 76-89): Allen Widrigkeiten zum Trotz habe sich der britische Humanist nicht rational-lebensbejahend, sondern prinzipientreu für den Weg der Tugend entschieden und seine Standhaftigkeit im Angesicht des Todes eindrücklich unter Beweis gestellt: Ille autem iustique tenax cultorque Deorum / sponte sua ferro caput obtulit (v. 87-88). Während die Betonung seiner Dignität und seines Gerechtigkeitssinns (iusti tenax) intertextuell an die Charakterisierung der Allegorie der Wahrheit (Diva tenax veri) in Secundus’ Gedicht Inter Hospitem et Civem Dialogus erinnert, schreibt der niederländische Humanist das religiöse Bewusstsein seines laudandus entgegen aller Erwar‐ tungen nicht nur in einen christlichen, sondern auch in einen heidnischen Wertekosmos ein, etwa wenn er Morus mit dem Attribut cultor Deorum (Plural! ) zum Anhänger eines Polytheismus macht. Die elaborierte Mischung von paganem und christlichem Gedankengut ma‐ nifestiert sich auch in der nachfolgenden consolatio (v. 90-97), welche die dichterische persona zunächst an den Verstorbenen selbst richtet: Sie sichert dem Adressaten der Naenia, der in einer erneuten bukolischen Reminiszenz wie Tityrus bei Vergil (Ecl. 1,46 und 1,51) als fortunate senex (v. 90) apostrophiert wird, 61 ein ewiges Leben und einen Platz im Himmelreich zu. Dabei werden zwei Jenseitsorte gleichzeitig evoziert, indem ein sakraler Symbolismus mit antiken, mythologischen Referenzpunkten amalgamiert wird: Vordergründig scheint es so, als würde der göttliche Heiland selbst an der Himmelspforte auf den unlängst Dahingeschiedenen warten und ihm den Märtyrerkranz reichen, während ein Engelschor diese Szene musikalisch begleitet: tibi Rex superum victricia serta, / porrigit ipse mano applaudente senatu / Caelicolum (v. 91-93). In Anbetracht der Tatsache, dass Thomas Morus von Johannes Secundus im Laufe des Gedichtes, wie bereits erläutert, mehrmals als vates bezeichnet wird, könnte der hier ambig beschriebene Krönungsakt auch auf eine postume Dichterweihe des britischen Humanisten und auf seine Aufnahme in eine Ahnenreihe von unsterblichen literarischen Gelehrtenfiguren anspielen. Dass die hagiographische Tradition, die den Märtyrertod des mit Dornen bekränzten Verstorbenen würdigt, mit der 332 Katharina-Maria Schön <?page no="333"?> 62 Vgl. Paupe 2013, 55. 63 Vgl. Glei 2004, 221. 64 Vgl. Paupe 2013, 56. 65 Vgl. Paupe 2013, 74. Vorstellungswelt der antiken Mythologie kombiniert wird, zeigt sich im zweiten Teil der consolatio, in dem Johannes Secundus eine Schar von Schwänen am ionischen Fluss Mäander auftreten lässt, die als singende Künder des Todes einerseits Assoziationen zu Ovid wecken (ut olim / carmina iam moriens canit exequialia cygnus, Met. 14,429-430), 62 andererseits seit Vergil als Symbol für neoterische Dichtung fungieren (z.-B. in Ecl. 9,35-36). 63 Anders als bei Giovio, der die Hinterbliebenen des Thomas Morus nur lapidar als propinqui erwähnt, erhält seine älteste Tochter Margaret in der Naenia eine besondere Würdigung: In den ihr gewidmeten Versen findet eine erneute Annäherung an das epische Genre statt. In der einleitenden Frage Quis tibi tum sensus, maestissima Margarite, nata patris miseri? (v. 98-99) lassen verbale Echos die Stimme des vergilischen Erzählers durchschimmern, der sich mit ähnlichen Worten des Trostes und der Klage an die jüngst von Aeneas verlassene Dido wendet: Quis tibi tum, Dido, cernenti talia sensus? (Aen. 4,408). Auch die körperlichen Reaktionen der beiden Frauen angesichts des Verlustes einer geliebten Person werden mit den identischen Begrifflichkeiten (gemitus, lacrimae, fletus) geschildert. 64 Gleichzeitig findet eine relationale Umwertung der Liebesbeziehung statt: Während Aeneas und Dido als Mann und Frau in einem amourösen, heterosexuellen Verhältnis zueinander stehen, existiert zwischen Thomas Morus und Margaret eine Vater-Tochter-Beziehung, die mit Blick auf die christliche Symbolik der dramatischen Sterbeszene ambivalent konnotiert wird: In der rührenden Darstellung, in der Margaret den erbleichten Leichnam ihres hingerichteten Vaters in den Arm nimmt, ihn mit Tränen benetzt und seine Wunden küsst (v. 105-108), wird sie als Jungfrau Maria stilisiert, die als Mater dolorosa die Wundmale ihres gekreuzigten Sohnes liebkoste und nicht zuletzt durch Michaelangelos berühmte Pietà-Skulptur zu einem ikonischen Andachtsbild avancierte. 65 Um sie über die Tragik des väterlichen Todes hinwegzutrösten und den Exkurs mit einer versöhnlichen Formel zu beschließen, prophezeit die dichterische persona der gebildeten und literarisch talentierten Margaret eine glorreiche Zukunft unter der Schirmherrschaft des Dichtergottes Apollo, der sie in den Reigen seiner Musen aufnehmen wird: Sic te Phoebus amet, sic, o doctissima virgo, / adiiciat numero te Calliopea sororum (v. 111-112). Implizit spiegelt sich in der Beschreibung der intellektuellen Qualitäten seiner Tochter auch ein Lob des Vaters und seiner vortrefflichen Erziehung wider. Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 333 <?page no="334"?> 66 Vgl. Glei 2004, 215 und Catellani-Dufrêne 2011, 56. Angesichts seiner Meriten, die er sich nicht nur als Jurist und als Humanist, sondern v. a. auch als pater familias erworben hat, bildet die folgende Beschrei‐ bung der Schändung seines Leichnams, die in geradezu lukanischer Manier kein grausames Detail ausspart, einen emotional mitreißenden Höhepunkt der Naenia (v. 113-123): Der erste Vers, der das Nachspiel einleitet, lässt vor den Augen der Leserschaft das Bild eines im öffentlichen Raum platzierten, regungs- und namenlosen Torso erscheinen (Interea truncum iacet et sine nomine corpus, v. 113), der intertextuell einerseits auf den ermodeten Priamus bei Vergil zurückverweist (iacet ingens litore truncus / avulsumque umeris caput et sine nomine corpus, Aen. 2,557-558), andererseits an den enthaupteten Pompeius in den Pharsalia erinnert, dessen abgetrennter Kopf seinem Widersacher Caesar als Gastgeschenk präsentiert wurde. 66 Auf dieser schauderhaften Assoziation aufbauend, zeichnet Secundus dann eine Gruselszene, die glatt aus der Feder Lukans stammen könnte. Das auf einem Pfahl an der London Bridge fixierte Haupt des Thomas Morus wurde so lange mit heißem Wasser übergossen, bis es völlig verbrüht und in seinen Gesichtszügen entstellt war. Diese makabre Hypotypose bedarf einer inhaltlichen Kontextualisierung und wird mit Blick auf den Tod des Kardinals von Rochester schlüssiger, der wenige Tage vor Thomas Morus hingerichtet wurde und im Zusammenhang mit ihm erwähnt wird (v. 121-123): Bei der öffentlichen Zurschaustellung seines Leichnams soll sich, wie Johannes Secundus - auf die Faktizität der Geschehnisse beharrend - berichtet, ein Wunder ereignet haben, dessen erneutes Eintreten man durch die Leichenschändung des Morus vermeiden wollte: Das Haupt John Fishers behielt erstaunlicherweise seine jugendliche Frische, obwohl es über einen längeren Zeitraum schonungslos allen Witterungsverhältnissen ausgesetzt war; seine sterblichen Überreste werden somit symbolisch in die hagiographische Tradition eingeschrieben und mit christlichen Märtyrern parallelisiert, deren leblose Körper trotz der brutalsten Schändungen in der Regel keine visuellen Abzeichen davontrugen. Bevor Thomas Morus von der dichterischen persona eine äquivalente Selig‐ preisung wie der Kardinal erhält, schwenkt die Erzählung ein letztes Mal zu Heinrich VIII., dessen unsägliches Verbrechen in einem bis zur Absurdität per‐ vertierten Triumphzug kulminiert (v. 124-129): Als besonders verachtenswert wird der Umstand bewertet, dass der König seiner neuen Geliebten das Haupt des Morus als Siegeszeichen (tropaeum, v. 124) darbietet, wodurch er sogar die Empörung der Venus erregt, die einmal metonymisch für Anne Boleyn (v. 124), einmal für die antike Göttin der Liebe selbst steht (v. 127): Durch 334 Katharina-Maria Schön <?page no="335"?> 67 Vgl. Catellani-Dufrêne 2011, 61. sein Sakrileg habe Heinrich ihren Zorn beschworen, obwohl dieser für ihr eigentliches Wirken überhaupt nicht repräsentativ sei, und sie dazu veranlasst, als Rächerin aufzutreten; als Bestrafung für seinen Frevel werde Venus sein Liebesgück alsbald in Verdruss verkehren, was stilistisch durch die zweifache Wiederholung des Verbs vertere - mit unterschiedlichen Vorsilben - betont wird: iras in te convertet acerbas / ipsa Venus vindexque tuos subvertet amores (v. 127). Dieser Rachephantasie, die in die Form einer Epenparodie gegossen wird, folgt ein Verweis des Johannes Secundus auf das historische exemplum des Makedonenkönigs Alexander des Großen, hier toponymisch als Pellaeus iuvenis (v. 132) umschrieben, der in einem Anfall von Wahnsinn seinen Freund, den Feldherrn Kleitos, im Rausch bei einem Gastmahl tötete: Die bei Cicero (Tusc. 4,37), Seneca (De ira 3,17,1) und Plutarch (Vita Alexandri 50,2 und 52,1) überlieferte Anekdote dürfte in der Renaissance einen hohen Bekanntheitsgrad - zumal in humanistischen Kreisen - erlangt haben und dient dem poeta doctus an dieser Stelle dazu, um das hitzige Gemüt sowie das irrationale Verhalten der beiden Machthaber zu parallelisieren und im nächsten Atemzug auf ihre Reue nach vollbrachter Schandtat zu verweisen: Während der ausgenüchterte Alexander Suizidgedanken hegte und drei Tage und drei Nächte lang in Isola‐ tion um den ermordeten Kleitos trauerte, prophezeit die dichterische persona Heinrich VIII. in einer ad-hominem-Invektive ein bitteres Erwachen von seinem Liebesrausch, der als defizitär und entmenschlichend klassifiziert wird, und eine ernüchternde Einsicht infolge der frevelhaften Ermordung des Thomas Morus, der einst zu seinen engsten und loyalsten Vertrauten gezählt hatte: Tu quoque dilectum frustra plorabis amicum, / cum tibi discusso mens pura redibit amore (v. 145-146). Um die ewige Verdammnis des britischen Königs zu besiegeln, der fortan unentwegt von seinem schlechten Gewissen geplagt werden wird, kündigt ihm die - in diesem Passus wieder episch anmutende - Stimme des Erzählers an, dass der zu einem Geist erstarrte, geschändete Leichnam des Thomas Morus ihn in seinen Albträumen heimsuchen werde (v. 147-150). Wenn Johannes Secundus hier die übernatürliche Erscheinung des Verstorbenen in all ihren grausamen Details beschreibt und dabei auf das im antiken Epos beliebte somnium-Motiv rekurriert, stellt er sich in eine Linie mit klassischen Vorbildern, z. B. mit der Traumerscheinung des Aeneas (Aen. 2,270-276), dem der geschundene, blutrünstig entstellte Hektor als Mahnmal vor Augen tritt. 67 Noch deutlicher schimmert bei Secundus jedoch der lukanische Prätext durch: Dass der enthaup‐ tete Morus gewisse Züge des caesarischen Opponenten Pompeius trägt und Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 335 <?page no="336"?> 68 Vgl. Glei 2004, 215. 69 Vgl. Glei 2004, 220. damit als verunglückter epischer Held modelliert wird, zeigt sich in der Phrase Morus inultus erit (v. 153), in der Lukans Halbvers Magnus inultus erit (Bell. civ. 10,529) - abgesehen von der Änderung des Eigennamens - in einer syntaktisch analogen Konstruktion anzitiert wird. 68 Schließlich wir die große Sympathie der dichterischen persona für den verstorbenen Morus im Epilog der Naenia abermals deutlich (v. 156-163): Die Seligpreisung verspricht dem Adressaten eine kultische Verehrung nach seinem Ableben, wie sie einst ausschließlich für pagane Gottheiten bestimmt war, inklusive der Errichtung von Tempeln und der Weihung von Opfergaben zu seinem Andenken (v. 160). In den letzten beiden Hexametern zeigt sich der Sprecher unsicher bezüglich der konkreten Gestalt des Jenseitsortes, an dem der unsterbliche Morus jetzt verweile, was durch eine Häufung von Korrelativa (seu - seu) verdeutlicht wird (v. 162-163): Seu colis Elysium seu caeli lucida templa, / accipe et hunc nostrum non dura fronte laborem. Damit wird suggeriert, dass pagane Vorstellungen mit Aspekten der hagiographischen Tradition in der poetisch ausgestalteten Apotheose des Thomas Morus fusioniert werden. Die Rolle, die sich der Autor Johannes Secundus bei der Errichtung dieses literarischen Denkmals zuschreibt, ist keine zu vernachlässigende, wenn er im letzten Vers auf seine eigenen Verdienst verweist (accipe et hunc […] laborem) und sich dabei erneut intertextuell auf Vergil bezieht, der seine Sammlung der Bucolica in Ecl. 10,1 mit nahezu identischen Worten (extremum […] hunc laborem) als Gabe für den Dichter Gallus darbringt. 69 4. Fazit Zusammenfassend lassen sich neben einigen Parallelen auch gravierende Un‐ terschiede in dem Gelehrtenporträt des Thomas Morus bei Paolo Giovio und Johannes Secundus feststellen: Der italienische Biograph, der die Begriffe fama und fortuna leitmotivisch in seinen Elogia einsetzt und ein Faible für das Anekdotenhafte hat, betreibt in seinen Prosaviten eine sehr bewusste Faktenselektion, indem er einzelne Aspekte in der Lebensdarstellung und der Charakterisierung seiner Gelehrten überproportional gewichtet: Im Falle des Thomas Morus liegt der Fokus nicht auf seinen beruflichen oder auf seinen literarischen Meriten, sondern ausschließlich auf seiner Stilisierung zu einem christlichen Märtyrer, der sich ebenso wie sein Leidensgenosse John Fisher dem manischen Tyrannen Heinrich VIII. widersetzte. Dass diese entartete 336 Katharina-Maria Schön <?page no="337"?> Form der Alleinherrschaft von einigen führenden Humanisten der Zeit radikal abgelehnt wurde, verdeutlichen auch die Grabepigramme des Ianus Vitalis und des Iacobus Exerichus Hispanus: Sie beleuchten in poetisch verdichteter Form die moralische Integrität des Morus aus einem anderen Blickwinkel und prognostizieren ihm ewigen Ruhm. Johannes Latomus schließt sich in diesem Fall dem giovianischen Urteil an, wobei er die Tugend und die Gelas‐ senheit des Verstorbenen im Angesicht des Todes durch den Vergleich mit dem stoischen Weisen Cato in einen anderen Wertehorizont, nämlich den der antiken Philosophie, einschreibt. Diese Idee findet sich auch bei Johannes Secundus, der Thomas Morus ebenfalls als einen christlichen Humanisten profiliert: Während das kürzere Gedicht Inter Hospitem et Civem Dialogus ganz im Zeichen einer Vergeltungsphantasie steht, stellt die umfangreiche Naenia ein gattungsexperimentelles Kunststück dar: Morus wird einerseits als Märtyrer in die hagiographische Tradition eingereiht, andererseits wird er - wie ein dichtes Netz von intertextuellen Verweisen auf Vergil und Ovid nahelegt - als klassischphilologisch bewanderter Humanist, als Literat (vates) und als Mitglied der res publica litteraria gewürdigt, womit Johannes Secundus eine neue Facette der intendierten Erinnerungskultur evoziert, die von Giovio bewusst ausgeblendet wird. Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 337 <?page no="338"?> Appendix: - - NAENIA IN MORTEM THOMAE MORI - von Johannes Secundus - aus: Ioanni Secundi Opera, Funerum Liber I, fol. 197-201, Lugundi Batavorum 1631 (Secundus 1631). - - - Exstinctum flemus crudeli funere Morum, - Et regem immanem, Veneremque cruore madentem, - Fortunaeque vices, et laesae pellicis iram. - Vos mihi Pierides feralia carmina Musae - Dictate, et mecum vatem lugete peremptum, 5 Insignem cithara, qui vos persaepe solebat - Vertice ab Aonio molli deducere versu. - Tuque adeo mihi, Calliope, quae regia facta - Et casus miserorum hominum cantare perita es, - Nec caedes exhorrescis memorare cruentas, 10 Dextera ades. Tu vero, Erato, tu, blanda Thalia, - Truncatum interea tumulo componite corpus, - Exsequias celebrate, aspergite floribus urnam, - Et tumulo castos aspiret laurus odores, - Sacrum laurigeri vatis complexa sepulcrum. 15 Te quoque deflerem, Divum venerande sacerdos, - Ruffensis praesul populi, qui dura subisti - Fata prior, sancta pro religione tuenda: - Sed vatem canimus vates; tua maxima facta - Vulgabunt alii, et praeclara volumina condent, 20 Attollentque tuum super aurea sidera nomen. - Tempus erat mundi cum iam adventante ruina - Occideret senio iustum, et labefacta Deorum - Religio caderet, tot sustentata per annos, - Mortalesque fidem tota de mente fugassent. 25 At dolus et fastus, cumque impietate libido - Ambitioque, et livor edax, fulvi et sitis auri, - Grassantes late, qua sol sublimis utrumque - Aspicit Oceanum, geminas quoque aspicit Arctos, - 338 Katharina-Maria Schön <?page no="339"?> - - - - Deutsche Übersetzung der Naenia: - - - Wir beweinen den Morus, der durch einen grausamen Mord ums Leben kam, - den ungeheuren König und die vom Blut triefende Venus, - die Wechselfälle des Schicksals und den Zorn der verletzten Liebhaberin. - Ihr, Pierische Musen, sagt mir an einen Todesgesang - und trauert mit mir um den verstorbenen Dichter, 5 der ausgezeichnet war im Leierspiel und euch sehr häufig - mit geschmeidigen Versen vom Gipfel des Helikon herabzuführen pflegte. - Du, Kalliope, die du erfahren darin bist, königliche Taten - und das Schicksal der elenden Menschen zu besingen, - und nicht davor zurückschreckst, dich an das grässliche Blutbad zu erinnern, 10 steh’ mir zur Seite. Du aber, Erato, und du, liebreizende Thalia, - bahrt inzwischen den verstümmelten Leichnam in einem Grab auf, - vollzieht die Begräbnisriten und schmückt die Urne mit Blumen. - Der Lorbeer soll reine Düfte auf seinem Grab verbreiten, - und die heilige Ruhestätte des lorbeertragenden Dichters umgeben. 15 Auch dich, ehrwürdiger Hüter göttlicher Rechte, würde ich beweinen, - des Volkes Vorsteher von Rochester, der du bereits zuvor ein hartes - Los auf dich genommen hast, um den heiligen Glauben zu schützen: - Aber als Dichter besingen wir den Dichter; deine heldenhaften Taten - werden andere weithin kundtun und berühmte Schriften begründen, 20 und deinen Namen werden sie über die goldenen Sterne emporheben. - Es gab eine Zeit im Weltenlauf, die war schon reif und vergreist, - dem nahenden Untergang geweiht, als der Glaube an die Götter, - der so viele Jahre lang gehalten hatte, ins Wanken geriet - und die Menschen das Vertrauen ganz aus ihren Gedanken verjagt hatten; 25 aber Hinterlist und Hochmut, Pflichtvergessenheit und zügellose Begierde, - Ehrgeiz und nagender Neid sowie der Durst nach dem gelb glänzendem Gold - zogen ihre Kreise, soweit die Sonne von oben auf jeden - der beiden Ozeane und auf die zwei Pole hinabblickt, - Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 339 <?page no="340"?> Miscebantque profana sacris, et sacra profanis. 30 Tum Furiae ex imis Erebi emersere tenebris, - Sanguineas capitum quatientes undique cristas, - Armatae facibus, Phlegethonteoque veneno. - Nec mora, caeruleos subito petiere Britannos, - Fatorum gnarae: tempus namque affore norant, 35 Cum rex Henricus, reiecto coniugis usu, - In vetitos rueret thalamos famosus adulter, - Atque alias taedas, alios celebrans Hymenaeos, - Mentis inops, regni indotatam in parte locaret - Vilem animam, et nullo maiorum stemmate fultam. 40 At regina prior, thalamis eiecta maritis, - Ingratum in lacrimis et luctu duceret aevum. - Illa quidem magni de sanguine Ferdinandi, - Primus qui Mauros regnis exegit avitis, - Quo numquam Hesperia regnasset maior in ora, 45 Ni sua progenies, maiori numine, Caesar, - Mundi sceptra tenens, titulos superasset avorum. - At postquam dirae subierunt regia tecta - Eumenides, tremuit tellus, et conscius aether - Horruit Oceanus pater et circumflua Tethys 50 Imis delituere vadis. Rex ipse, maritus - Iam novus, in primis et adhuc complexibus haerens - Extimuit facti poenas iramque Deorum. - Illae autem ut videre novos celebrari Hymenaeos, - Gaudebant pariter Dirae pariterque dolebant: 55 Crimine gaudebant, sed non auctoribus ipsis. - Patratum doluere nefas, nimiumque potentem - Et Venerem et volucris tela indignantur Amoris. - Ergo aliud meditantur opus dirumque frementes - Pellicis insinuant atrum in praecordia virus, 60 Et stolido regi eripiunt mentemque animumque. - Ille scelus firmare suum maioribus ausis - Enitens, sceleri scelus adiicit, et contemptis - Pontificis summi monitis, quibus ille iubebat - 340 Katharina-Maria Schön <?page no="341"?> und Unheiliges vermengte sich mit Heiligem und Heiliges mit Unheiligem. 30 Damals tauchten die Furien aus der tiefsten Finsternis der Unterwelt auf, - das blutige Haupthaar nach allen Seiten hin schüttelnd, - bewaffnet mit Fackeln und mit Gift aus dem Feuerstrom Phlegethon. - Unverzüglich machten sie sich auf zu den meeresblauen Briten, denn sie - kannten die Vorhersehung: sie wussten, dass bald der Zeitpunkt eintreten 35 werde, zu dem der König Heinrich - dieser berüchtigte Ehebrecher! - - des intimen Umgangs mit seiner Gattin überdrüssig in ein verbotenes - Bettgemach eindringen und eine andere Vermählung feiern würde, - und dass er völlig von Sinnen mit einer wertlosen Dirne ohne Mitgift, die sich - auf keine ehrwürdige Ahnenreihe berufen konnte, die Herrschaft teilen würde, 40 dass aber die frühere Königin nach ihrem Verstoß aus dem ehelichen Gemach - weinend und trauernd ein ewig undankbares Leben verbringen würde. - Sie freilich stammte aus der angesehenen Blutlinie des Ferdinand, - der als Erster die Mauren aus dem angestammten Reich vertrieb, - niemals zuvor hatte ein erhabenerer Herrscher im Abendland regiert, 45 außer sein Nachkomme, der zu Höherem bestimmt war, der Kaiser, - der, das Szepter der Welt haltend, die Ehrentitel seiner Vorfahren überboten hatte. - Aber nachdem die unheilbringenden Furien den königlichen Palast betreten hatten, - erzitterte die Erde und der Himmel erschauderte als Mitwisser, - der väterliche Strom Okeanos und Tethys, welche die Erde umströmt, 50 verbargen sich im tiefsten Grund des Wassers. Während der frisch Vermählte, - der König selbst, noch immer verfangen im anfänglichen Liebesspiel ausharrte, - fürchtete er die Bestrafung für seine Untat und den Zorn der Götter. - Als die Rachegöttinnen sahen, dass eine neue Hochzeit gefeiert wurde, - freuten sie sich, gleichermaßen empfanden sie aber Betrübnis: 55 an dem Verbrechen fanden sie Gefallen, auch wenn sie selbst es nicht angestiftet hatten. - den begangenen Verstoß gegen göttliches Recht bedauerten sie, ebenso empörten sie - die allzu mächtige Venus und die Geschosse des geflügelten Cupido. - Also ersannen sie eine andere Aufgabe für sich: Unheilvoll tosend - pflanzten sie ein schwarzes Gift in das Herz der Nebenbuhlerin hinein, 60 und dem törichten König raubten sie den Verstand und die Besinnung. - In dem Bemühen, sein Vergehen durch größere Wagnisse zu kaschieren, - häufte jener ein Verbrechen auf das nächste, er verachtete das strenge Gebot - des Papstes (das ihn zur Pflicht rief, er solle die Ehebrecherin hinauswerfen, - Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 341 <?page no="342"?> Eiiceret moecham, thalamique in iura vocaret 65 Legitimam uxorem, solitoque ornaret honore, - Ipse sibi ius Pontificis, nomenque sacratum, - Quam late sua regna patent, usurpat, et omnem - Sacrilegus veterem convellit religionem; - Et gravius peccat, ut non peccasse putetur. 70 Egregia interea pellex quae gaudia sentit? - In quorum iugulos miserum non armat amorem? - Praecipue si quos probitas suspecta, et honesti - Prodit amor: More infelix, sic te tua virtus - Perdidit! O aevi scelus atque infamia nostri! 75 Tu regni decus, et regi carissimus idem - Consultor fueras, nec iudex aequior alter - Iura dabat; heu, qua pensant mercede laborem - Fata tibi! Poteras illaesam ducere vitam, - Sed minus esse probus. Vitae quam dura relicta 80 Conditio fuit insonti! Si vera professus, - Fatalem exciperet cana cervice securim: - Sin vitam falsa vellet ratione tueri, - Applaudens stupris, infandaeque ambitioni, - Pollueret moresque suos vitamque priorem 85 Offensamque hominis mutaret numinis iram. - Ille autem iustique tenax cultorque Deorum - Sponte sua ferro caput obtulit et procumbens - Purpureum sacro fudit de pectore rivum. - Fortunate senex animi, tibi regia caeli 90 Tota patet, tibi Rex superum victricia serta - Porrigit ipse manu, magno applaudente senatu - Caelicolum, et volucres recinunt paeana ministri, - Omnes intonsi, niveis in vestibus omnes, - Quales ad vitreum Maeandri flumen olores 95 Mille volant plauduntque alis et dulce canentes - Caeruleum nitidis praetexunt aethera pennis. - Quis tibi tum sensus, maestissima Margarite, - Nata patris miseri? Quanto tua lumina fletu - 342 Katharina-Maria Schön <?page no="343"?> die rechtmäßige Gemahlin gebührlich wieder ins Gemach zurückrufen 65 und mit den gewohnten Ehrungen und Auszeichnungen bedenken), - doch er selbst maßte sich päpstliche Befugnisse an und beanspruchte - den heiligen Namen für sich, soweit es in seiner Macht stand, und er, - der Gottesfrevler, zerstörte völlig die altehrwürdige Ordnung des Glaubens, - und verstrickte sich noch tiefer in Sünden, je mehr er glaubte, ohne Sünde zu sein. 70 Welche Vergnügungen ersinnt die erlesene Mätresse in der Zwischenzeit? - Zu welchen Schandtaten wappnet sie den armseligen Verliebten nicht? - Besonders wenn Anstand die Menschen verdächtig macht und ihre Wertschätzung - von Aufrichtigkeit sie verrät: Morus, du Unglücklicher, so hat dich deine - Tugendhaftigkeit zugrunde gerichtet! Ein schmachvolles Verbrechen unser Zeit! 75 Du bist die Zierde des Reiches gewesen, ebenso der Lieblingsberater des Königs, - kein anderer Richter hat verhältnismäßiger über die Rechtsprechung verfügt, - ach, welchen grausamen Lohn hat dir das Schicksal für deine Mühen zugeteilt! - Du hättest ein unversehrtes Leben führen könnten, wenngleich du dann weniger - rechtschaffen gewesen wärst. Eine harte Bedingung wäre dem Unschuldigen 80 für sein Leben geblieben! Sich zur Wahrheit zu bekennen bedeutete für ihn, - das tödliche Beil des Scharfrichters auf dem ergrauten Scheitel zu ertragen; - hätte er es anderenfalls gewollt, sein Leben in falscher Überzeugung zu bewahren, - dann hätte er die Unzucht gutheißen und den unsäglichen Ehrgeiz unterstützen, - seine moralischen Grundsätze und sein früheres Leben verleugnen müssen, 85 nur unter Verletzung seiner Menschenwürde hätte er das bittere Los abwenden können. - Er aber beharrte auf dem Recht, und bot als Wahrer der göttlichen Vorstellungen - sein Haupt nach freiem Entschluss dem Schwert dar und, während er hinabsank, - strömte ein purpurfarbener Strom aus seinem geheiligten Herzen. - Dir, Greis, glücklich im Geiste, dir steht der ganze himmlische Palast offen, 90 dir streckt der König der Götter eigenhändig den Siegeskranz entgegen, - während die große Ratsversammlung der Himmelsbewohner klatschend - Beifall spendet und die geflügelten Diener ein Siegeslied anstimmen, - alle mit lang herabwallendem Haar, alle in weißen Gewändern, - ähnlich den Schwänen, die tausendfach zum kristallklaren Fluss Mäander 95 fliegen, mit ihren Flügeln schlagen und lieblich singend - den tiefblauen Himmel mit ihren weiß glänzenden Federn bedecken. - Wie stand dir damals der Sinn, tieftraurige Margaret, - Tochter eines elenden Vaters? Durch wie viele Tränen quollen - Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 343 <?page no="344"?> Undabant? Quantos, heu heu, de pectore anhelo 100 Ducebas gemitus, corpus cum flebile patris - Exanimum aspiceres indigna caede perempti? - Nam te credibile est, quamquam patris incluta facta - Aeternam tibi conciliant famamque decusque, - Non potuisse oculos compescere tempore in illo, 105 Quin durum fleres casum patrisque cruorem - Ablueres lacrimis, et circumfusa cadaver - Oscula pallidulo ferres moribunda parenti. - Tu tamen has aufer tenero de pectore curas, - Nec lacrimis corrumpe tuos, pulcherrima, vultus 110 Sic te Phoebus amet, sic, o doctissima virgo, - Adiiciat numero te Calliopea sororum. - Interea truncum iacet et sine nomine corpus, - Spectaclum populo dirum, at polluta cruore - Canities, ne quid sceleris restaret inausum, 115 Neu tantos aetas nesciret sera furores, - Praefixa infami spectanda imponitur hasta. - Deformata tamen primum ferventibus undis, - Duceret informes donec cutis aspera rugas, - Labraque in horrendos traherentur lurida rictus, 120 Ne, quod Roffensi acciderat, suffusa rubore - Mortua vitalem praeferrent ora colorem, - Turbarentque pium rursus miracula vulgus. - Hocne tuae Veneri, rex o inceste, tropaeum - Erigis? Et mollem placari sanguine divam 125 Posse putas? Iras in te convertet acerbas - Ipsa Venus vindexque tuos subvertet amores; - Atque aliis iterum, atque aliis tua pectora flammis - Uret, ut infamis veniant tibi taedia vitae. - Tunc memor indignae caedis, tua noxia facta 130 Flebis et invisa sumes de pellice poenas. - Pellaeus iuvenis Furiis agitatus et ira - Incandens multoque animum inflammatus Iaccho - Dilectum ante alios inter convivia Clitum - Transfodit ferro et respersit sanguine mensas. 135 At postquam furor ille animi discussus et omnis - 344 Katharina-Maria Schön <?page no="345"?> deine Augen über? Ach, ach, wie viele Male hast du ein Stöhnen aus 100 der keuchenden Brust ausgestoßen, als du den beweinenswert erbleichten - Leichnam des Vaters erblicktest, der durch einen unwürdigen Tod ums Leben kam? - Denn obwohl dir die weithin bekannten Taten deines Vaters ewigen Ruhm - und Glanz einbringen, ist anzunehmen, dass du in jener Zeit deine tränenden - Augen nicht in Zaum halten konntest, sondern dass du vielmehr 105 den harten Schicksalsschlag beweintest, dass du das Blut des Vaters mit deinen - Tränen abgewaschen hast, und dass du, die du selbst dem Tode nahe warst, - deinem erbleichten Vater Küsse gabst, die seinen Leichnam umströmten. - Vertreibe jetzt dennoch diese Sorgen aus deiner zarten Brust und - entstelle nicht durch Tränen dein Gesicht, du wunderschönes Mädchen! 110 So sehr ist dir Phoebus zugeneigt, so sehr, o hochgebildete Jungfrau, dass er dich, - die du der Kalliope gleichst, zu der Zahl seiner Schwestern hinzufügen will. - Indessen liegt ein verstümmelter Rumpf namenlos am Boden, - preisgegeben ist er der Schaulust des Volkes, vom Blute befleckt ist das - ergraute Haar, und um das frevlerische Verbrechen noch dreister zu machen, 115 damit die Nachwelt über diesen derartigen Wahnsinn nicht in Unkenntnis bleibe, - wird der Kopf auf einer Lanze befestigt und ruchlos zur Betrachtung freigegeben. - Zuvor wurde das Haupt allerdings noch mit kochendem Wasser verunstaltet, - solange bis sich die ledrige Haut in unförmige Runzeln zusammenfaltete - und sich die leichenblassen Lippen in den starr geöffneten Mund hineinzogen, 120 damit nicht, was sich im Falle des Bischofs von Rochester ereignet hatte, - das Gesicht des Toten, das von Röte überzogen war, eine lebendige Farbe zeigte - und ein solches Wunder das gottesfürchtige Volk wiederum in Verwirrung versetzte. - Du schamloser König, dieses Siegeszeichen errichtest du deiner Venus? - Und du glaubst, die sanftmütige Göttin mit Blut besänftigen zu können? 125 Venus selbst wird ihren bitteren Zorn gegen dich richten und - als Rächerin dein jetziges Liebesglück ins Gegenteil verkehren, - immer wieder aufs Neue wird sie dir die Brust mit Flammen verbrennen, - bis dich am Ende der Verdruss angesichts deines widerlichen Lebens überkommt. - Dann wirst du im Gedenken an den abscheulichen Mord und deine schändlichen Taten 130 weinen und die Strafe auf dich nehmen, welche die verhasste Mätresse dir einbrachte. - Der makedonische Jüngling, Alexander, war einst von den Furien angespornt - und hat, glühend vor Zorn und von reichlich Weingenuss sinnlich berauscht, - mit dem Schwert seinen Liebling Kleitos, der ihm mehr wert als alle anderen war, - bei einem Gastmahl erstochen und die Tafel mit seinem Blut besudelt. 135 Aber nachdem jene Wut, die den Geist umnachtete, sich verflüchtigt hatte, - Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 345 <?page no="346"?> Consumptus vini vapor est mentemque recepit, Ipse manus inferre sibi sociumque per umbras - Velle sequi et miseros incassum fundere questus. - Tresque adeo maestus soles, totidem quoque noctes 140 Exegit lacrimans, luctu confusus acerbo. - Nequiquam, neque enim luctu revocantur acerbo - Pallentes animae, quas per vada languida vexit - Portitor atque avido traiectos tradidit Orco. - Tu quoque dilectum frustra plorabis amicum, 145 Cum tibi discusso mens pura redibit amore. - Interea horrifica rumpet tua somnia forma - Umbra viri multoque caput foedata cruore, - Quo te cumque feres, dira occursabit imago, - Supplicium saevis exposcens horrida factis. 150 Namque tuis donec regnis exutus, et exsul - Extremum implorabis opem, rerum omnium egenus, - Morus inultus erit: Nulla est violentia longa, - Vindictaeque moram poena graviore rependunt - Numina, iustitiam quorum haud effugerit ullus. 155 At nos aeternum tua tristia funera, More, - Insolabiliter deflebimus, o bone vates! - Tu mortem sancta pro religione subisti - Crudelem. Tibi divinos pro talibus ausis - Mortales debent cultus, tibi templa, tibi aras. 160 Aeternum, venerande senex, salveque valeque, - Seu colis Elysium, seu caeli lucida templa, - Accipe et hunc nostrum non dura fronte laborem. - 346 Katharina-Maria Schön <?page no="347"?> nachdem aller durch den Weinkonsum entstandene Nebel gewichen war und er die Fassung wiedererlangt hatte, wollte er selbst Hand an sich legen und dem Gefährten - ins Reich der Schatten nachfolgen, doch vergeblich stieß er erbärmliche Klagen aus. - Drei Tage und ebenso viele Nächte lang verbrachte er in Trauer und vergoss 140 heiße Tränen, wobei er ganz verwirrt war von der Bitterkeit des Schmerzes. - Vergeblich, denn die wehmütige Klage bringt die blassen Seelen nicht zurück, - sobald der Fährmann sie einmal durch die fahlen Gewässer geleitet hat - und nach der Überfahrt dem gierigen Orkus übergeben hat. - So wirst auch du den geliebten Freund einst vergebens beweinen, 145 wenn der klare Verstand dir zurückehrt, sobald die Liebe verraucht ist. - Unterdessen wird deine Träume mit schreckenerregender Miene der Schatten - des Mannes stören, dessen Haupt von dem vielen Blut ganz entstellt ist. - Wohin immer auch du dich wendest, wird dir das entsetzliche Trugbild begegnen, - das grauenvolle, und eine Bestrafung für deine furchtbaren Taten verlangen. 150 Denn erst bis du aus deinem Reich ausgestoßen und verbannt sein wirst - und erst bis du, aller Mittel entbehrend, die göttliche Allmacht anflehen wirst, - so lange wird Morus ungesühnt bleiben: Keine Gewalttat währt lange - und die Götter, deren Rechtsprechung niemand entfliehen kann, ahnden es - mit einer härteren Strafe, wenn eine Verzögerung bei der Vergeltung eintritt. 155 Wir aber werden bis in alle Ewigkeit dein trauriges Dahinscheiden, - Morus, untröstlich beweinen, du vortrefflicher Dichter! - Für den heiligen Glauben hast du einen grausamen Tod auf dich genommen. - Für ein derartiges Wagnis schulden dir die sterblichen Menschen - eine göttliche Verehrung, sie schulden dir Tempel und Altäre. 160 Ehrwürdiger Greis, sei auf ewig gegrüßt und lebe wohl, ganz gleich - ob du das Elysium bewohnst oder die lichtdurchfluteten Tempel des Himmels, - nimm auch dieses mein Gedicht mit wohlwollender Miene entgegen. - Thomas Morus, ein christlich-humanistischer Märtyrer? 347 <?page no="349"?> 1 Burckhardt 1988, 438, das Zitat aus der peroratio z. B. bei Giovio/ Latomus 1557, 276. Burckhardt nimmt auch an einer späteren Stelle (ebd. 445-446) auf die translatio artium Bezug und beruft sich erneut auf diesen Text (Giovio/ Latomus 1557, 279), der an der entsprechenden Stelle allerdings eine gewisse Relativierung des Verdikts vornimmt. 2 Alle Übersetzungen in diesem Beitrag stammen von mir. Spuren eines ‚transalpinen Humanismus‘ in Paolo Giovios Elogia doctorum virorum und den angeschlossenen poetischen Kommentaren von Johannes Latomus Robert Seidel Im Jahre 1860 zitiert Jacob Burckhardt in seinem epochalen Werk Die Kultur der Renaissance in Italien das Urteil des italienischen Humanisten Paolo Giovio (1483-1552) über das Kulturgefälle zwischen den Nationen um die Mitte des 16.-Jahrhunderts: Und Paulus Jovius am Ende seiner Elogia literaria sagt von den Deutschen: … quum literae latinae non modo cum pudore nostro, sed graecae et hebraicae in eorum terras fatali commigratione transierint (gegen 1540). 1 - ([…] weil nicht nur die Gelehrsamkeit im Lateinischen, sondern auch im Griechischen und im Hebräischen zu unserer Schande in einer schicksalhaften Abwanderung auf deren Gebiet [das der Deutschen] überging. […]) 2 Diese knappe Bemerkung soll den Ausgangspunkt bilden für einige Überle‐ gungen, die sich bei der Lektüre von Giovios Elogia doctorum virorum, erstmals publiziert im Jahre 1546, mit Blick auf dessen Einschätzung der nordalpinen Gelehrten ergeben. Die Leitfrage ist also: Wird in Giovios konzisen Lebensbe‐ schreibungen sowie in den Gedichtbeigaben, hier vor allem in den im Jahre 1557 von dem Flamen Johannes Latomus (1523-1578) hinzugefügten Texten, die Herkunft der behandelten Personen in spezifischer Weise thematisiert? Im ersten Teil dieses Beitrags sollen die diesbezüglichen Stellungnahmen des <?page no="350"?> 3 Giovio 2013, 330; vgl. Tarallo 2014, 182; Tarallo 2021, 161. 4 Dies tut Giovio auch in der peroratio zu seinen Elogia, wenn er auswärtige Gelehrte um weitere Porträts bittet (Giovio/ Latomus 1557, 282). italienischen Historikers in der abschließenden peroratio seiner Vitensammlung, ergänzt um weitere Zeugnisse aus seinen Schriften, vorgestellt werden. Der zweite, ausführlichere Teil widmet sich dann in sieben Einzelanalysen den Lebensbeschreibungen von sieben Persönlichkeiten aus verschiedenen Ländern bzw. Regionen nördlich der Alpen, wobei neben den Kurzbiographien in Prosa auch die diversen Gedichte in den Blick genommen werden. Für die Analysen vor allem im ersten Teil kann auf eine Anzahl neuerer italienischer und ameri‐ kanischer Studien und Kommentare etwa von Franco Minonzio, Claudia Tarallo, Kenneth Gouwens oder Thomas C. Price Zimmermann zurückgegriffen werden. Zentrale Aussagen Giovios müssen, auch wenn sie andernorts schon diskutiert wurden, zum Verständnis der nachfolgenden Textanalysen hier erneut referiert werden. Schon in seinen ca. 1530 entstandenen Dialogen De viris et feminis aetate nostra florentibus äußerte sich Giovio sehr anerkennend über die Leistungen der humanistischen Gelehrten nördlich der Alpen. Seinen Dialogpartner Giovanni Antonio Muscettola lässt er sagen: Sed perge, obsecro, Iovi, et de externis nominatim aliqua disserito; nam […] mihi […] afferes voluptatem si quae in provinciis ingenia floreant vel nuda tantum nomencla‐ tura nobis indicaveris. Video enim externos valde esse fecundos [v.l. facundos] et fertilitate varietateque operum nostros omnes anteire. 3 - ([Muscettola: ] „Doch bitte fahre fort, Giovio, und gib einige namentliche Erläute‐ rungen über die Ausländer. Denn […] du wirst mir einen Gefallen tun, wenn du die Talente, die in den Provinzen blühen, uns nur gerade mit bloßer Nennung ihres Namens anzeigst. Ich sehe nämlich, dass die Ausländer sehr produktiv sind und alle unsere Landsleute an Ertrag und Mannigfaltigkeit ihrer Werke übertreffen.) Das Lob erscheint freilich etwas gönnerhaft, da die ausländischen Territorien in Anlehnung an altrömischen Wortgebrauch als provinciae bezeichnet werden 4 und der Gesprächspartner sich anscheinend nur eine knappe Aufzählung von Namen (nominatim) wünscht. Er fährt im Übrigen fort, dass die Ausländer durchaus noch stilsicherer werden müssten, um nach der militärischen auch die geistige Überlegenheit gegenüber den Italienern zu erringen. Giovios Antwort im Dialog lautet freilich, er würde Tage brauchen, um nur die wichtigsten ausländischen Gelehrten zu nennen. Die dann folgende Aufzählung umfasst 350 Robert Seidel <?page no="351"?> 5 Zur Überlieferungssituation der Dialoge vgl. Giovio 2013, 553-554. 6 Vgl. Minonzio in: Giovio 2006, 132. 7 Giovio/ Latomus 1557, 276 (peroratio, 1. Satz). - Zur Textwiedergabe: Die Elogia werden nach der Ausgabe von 1557 zitiert. Die Vorlage wird allerdings behutsam den Gepflo‐ genheiten von Klassikereditionen angepasst, dies betrifft vor allem den Gebrauch von Großbuchstaben, die Verwendung von i/ j und u/ v sowie die Interpunktion. Für die Kennzeichnung wörtlicher Rede werden einfache Anführungszeichen eingesetzt. ausschließlich die Franzosen und einige Engländer, darauf bricht das Manu‐ skript ab. 5 In den Elogia selbst betont Giovio an mehreren Stellen den Niedergang der italienischen Kultur im Zusammenhang mit oder im Gefolge der militärischen Schwächung. Eine zentrale Passage bildet der Schluss der Vita von Marsilio Ficino, wo auf den Tod mehrerer führender Humanisten in der letzten Dekade des 15. Jahrhunderts hingewiesen wird. Im Grunde gab es um 1500 mehrere anni horribiles, die das Selbstverständnis der italienischen Humanisten erschüt‐ terten, 6 so 1494 mit dem Einfall Karls VIII. von Frankreich in Italien und dem zeitgleichen Tod Polizianos und Picos della Mirandola, 1499 mit dem am 1. Oktober eodem die in Florenz erfolgten Tod Ficinos und des Condottiere Paolo Vitelli - beide Daten sind in der genannten Vita erwähnt - oder natürlich 1527 mit dem verheerenden Sacco di Roma im Mai und Juni. In der sogenannten peroratio, einem längeren Paratext am Ende der Vitensamm‐ lung, geht Giovio schon im ersten Satz auf das Phänomen der translatio artium ein, also der Übertragung der kulturellen Vorherrschaft von Rom bzw. Italien auf das Reich bzw. die transalpine Welt. Er schreibt hier im Kontext seiner fortgesetzten Suche nach Porträts für sein Museum in Como: Lubet postremo desiderare quorundam externorum imagines, Germanorumque prae‐ sertim, quum literae non Latinae modo cum pudore nostro, sed Graecae et Hebraicae in eorum terras fatali commigratione transierint. 7 - (Es beliebt mir schließlich, mir Bildnisse einiger Ausländer zu wünschen, und zwar vor allem von Deutschen, weil nicht nur die Gelehrsamkeit im Lateinischen, sondern auch im Griechischen und im Hebräischen zu unserer Schande in einer schicksalhaften Abwanderung auf deren Gebiet überging.) Diese Stellungnahme deckt sich mit einer Passage aus dem bereits erwähnten Dialog: Spuren eines ‚transalpinen Humanismus‘ in Paolo Giovios Elogia 351 <?page no="352"?> 8 Giovio 2013, 312. 9 Vgl. Robert 2003, 85-92; Seidel 2019. - Hier jeweils auch Literatur zum translatio-Kon‐ zept. 10 Giovio/ Latomus 1557, 278-279. […] optimae litterae a paucis annis, quod in Italia aliquanto illiberalius quam solerent habitae viderentur, ultra Alpes ad externas gentes coeperint proficisci, apud quas et suscipi cum honore et humanissime tractari soleant. 8 - (Die gelehrten Studien begannen vor wenigen Jahren, weil sie in Italien um einiges ungebührlicher als zuvor wertgeschätzt wurden, über die Alpen zu auswärtigen Völkern abzuwandern, bei denen sie mit Ehrerbietung und sehr freundlich behandelt zu werden pflegen.) Hier wird gewissermaßen als vollzogen beschrieben, was - aus umgekehrter Perspektive - der deutsche Humanist Conrad Celtis in seiner berühmten Ode ad Apollinem repertorem poetices: ut ab Italis cum lyra ad Germanos veniat bereits 1486 gefordert hatte. Die deutsche Humanismusforschung unterscheidet bei der Deutung dieses Textes eine mythologische und eine kulturpatriotische Lesart: Nach ersterer wäre der Gott Apollon, nachdem er aus Italien nach Deutschland übergesiedelt sei, dort nicht mehr anwesend, die italienische Kulturszene wäre also verwaist. Hingegen meinte Celtis wohl eher, dass die humanistische Kultur sich von Italien aus in Europa und somit unter den ‚barbarischen Nationen‘ verbreite, ohne dass das in Italien zu einem Niedergang der gelehrten Studien führen müsste. 9 Giovio stellt in der peroratio auch eine Verbindung zwischen translatio artium und translatio imperii her. Mit letzterem Begriff ist die Vorstellung verbunden, dass die altrömische Kaiserwürde auf das Heilige Römische Reich, also faktisch auf die Deutschen, übergegangen sei: Offertur enim laetissima seges ab ipsa mirabili Germanici coeli foecunditate. Occulta hercle siderum commutatione evenisse arbitramur, ut illud coelum, molestis Boreae flatibus, frigore geluque damnatum, horrida dudum torpentiaque ingenia mollierit ac excitarit. Neque enim contenti sua vetere militiae laude, qua Martium decus Romanis gentium victoribus ereptum stabili disciplinae severitate feliciter tuentur, ipsa etiam pacis ornamenta, literas optimasque artes decoquenti Graeciae ac Italiae dormitanti (quod pudeat) abstulerunt. 10 - (Es bietet sich nämlich ein reicher Ertrag dar aufgrund der wundersamen Fruchtbar‐ keit des deutschen Klimas. Ja, durch eine verborgene Veränderung der Gestirne, 352 Robert Seidel <?page no="353"?> 11 Celtis 1934, 29. 12 Das ganze Material hierzu bei Giovio 2006, 407-409. Vgl. Tarallo 2021, 163; Tarallo 2014, 188. - Im Hinblick auf Martin Luther selbst kann hier nur summarisch festgehalten werden, dass in den Elogia Girolamo Aleandro und Gasparo Contarini als Gesandte, die im Reich gegen Luthers Lehre auftreten sollten, hervorgehoben und John Fisher, Christophe de Longueil, Albert Pigghe sowie Alberto Pio für ihre gegen Luther gerichteten Schriften gelobt werden. glauben wir, ist es geschehen, dass dieses Klima, durch ungünstiges Wehen des Nord‐ windes, durch Kälte und Eis benachteiligt, die lange Zeit rauhen und starren Gemüter geschmeidig gemacht und aufgerüttelt hat. Denn sie geben sich nicht zufrieden mit ihrem alten militärischen Verdienst, wodurch sie den Römern, den Siegern über die Völker, den Kriegsruhm entrissen haben und ihn durch die feste Strenge ihrer Disziplin glücklich bewahren. Vielmehr haben sie auch den Schmuck des Friedens, die Gelehrsamkeit und die schönen Künste, dem dahinsiechenden Griechenland und dem schlafenden Italien (worüber man sich schämen sollte) entrissen.) Und auch hierzu ließen sich Parallelen bei Conrad Celtis finden, etwa in seinem Brief an Sixtus Tucher aus dem Jahr 1491: […] quo Itali in suam gloriam effusissimi fateri cogerentur non solum Rhomanum imperium et arma, sed et litterarum splendorem ad Germanos commigrasse. 11 - ([…] wodurch die Italiener, unmäßig in ihrer Ruhmsucht, gezwungen würden zuzu‐ geben, dass nicht nur das Römische Reich und die militärische Herrschaft, sondern auch der Glanz der Gelehrsamkeit zu den Deutschen abgewandert ist.) Die Wertschätzung der nordalpinen und speziell der deutschen Kultur wird also bei Giovio an prominenten Stellen seines Werkes ausgestellt. Inwieweit der katholische Geistliche Sympathien auch für die reformatorische Bewegung und ihre deutschen Vertreter hegte, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden - eine mittelbare Verbindung zu Melanchthon ist immerhin belegt. 12 Dass ihm die Position der Deutschen in seiner Biographiensammlung bewusst war, belegt jedenfalls ein weiteres Dokument. In einem Brief an Kardinal Marcello Cervini vom 10. Oktober 1545 kündigt er die Publikation seines Werkes an und erwähnt darin die rahmende Stellung zweier ‚Deutscher‘ (Pigghe ist freilich Niederländer) am Beginn und am Schluss der Sammlung: Signor mio, senza burla, v’ho fatto un giocondissimo libro dell’immagine qual sono al mio Museo, con le quale son celebrati i boni omini eccellenti morti, quali non son stati Spuren eines ‚transalpinen Humanismus‘ in Paolo Giovios Elogia 353 <?page no="354"?> 13 Giovio an Kardinal Marcello Cervini, 10. Oktober 1545, in: Giovio 1958, 29. 14 „Può darsi vi abbiano giocato una ricerca di parallelismo sul piano ‘interno’ (sono ent‐ rambi scienziati, e pensatori cristiani non conformisti) o aspetti di simmetria geografica od onomastica (entrambi originari di un territorio coincidente con la Germania, quale era intesa nella corografia antica, ed entrambi di nome Alberto), ma quella giunta, «per buona sorte di Germania», ci porta immediatamente alla Peroratio conclusiva degli Elogia dei letterati […]“. --Giovio 2006, L X V I I I . 15 „Bei aller sonstigen Kontinuität des italienischen Deutschlandbildes seit Mitte des 16. Jahrhunderts ist doch auch ein bedeutsamer Wandel in der Wahrnehmung zu konstatieren, der wohl als deren wichtigste Entwicklung in der frühen Neuzeit über‐ haupt gelten kann. Man hörte südlich der Alpen auf, die Nachbarn als Barbaren zu betrachten, jedenfalls was deren geistig-kulturellen Status betrifft. Die in der Epoche des Humanismus so geläufige kulturalistische Identitätskonstruktion ‚Italiener gegen Barbaren‘ kommt an ihr Ende. Es war nicht mehr üblich, die Deutschen als geistig inferior gering einzuschätzen.“ --Heitmann 2003, 217. eunuchi; e forse faremo il secondo delli vivi; e sono d’Alberto Magno fino ad Alberto Pighio, per buona sorte di Germania. 13 Dass Giovio kurz vor Drucklegung noch die Vita seines kürzlich verstorbenen Bruders Benedetto hinter Pigghe platziert hat, ändert nichts daran, dass diese Rahmenstellung beabsichtigt gewesen sein dürfte, denn eine exakte chronolo‐ gische Reihenfolge hat er bei der Anordnung der Biographien nicht eingehalten. Franco Minonzio weist darauf hin, dass beide Gelehrte unkonventionelle christ‐ liche Denker gewesen seien, dass aber auch die Identität der Vornamen oder eben die geographische Herkunft Giovio zu dieser Platzierung veranlasst haben könnte. 14 Was die Formulierung „per buona sorte di Germania“ genau besagen will, ist allerdings nicht ganz klar. Die nun folgende Analyse einiger Lebensbeschreibungen und würdigenden Ge‐ dichte soll weniger eine bestimmte These erhärten als verschiedene Argumen‐ tationslinien aufzeigen, mit denen Giovio seine grundsätzliche Überzeugung von der Gleichwertigkeit oder gar Überlegenheit des transalpinen Humanismus zum Ausdruck brachte. Wenn postuliert werden kann, dass um die Mitte des 16. Jahrhunderts die Bedeutung der Deutschen, Niederländer, Briten und Franzosen für die europäische Gelehrtenkultur nicht in Abrede gestellt werden konnte, 15 dürfte für Giovio zumindest ein wesentlicher Impuls gewesen sein, die Italiener zum Wettstreit mit den ehemals als ‚barbarisch‘ klassifizierten Nationen anzuspornen. Immerhin belegte er mit der Auswahl der in den Elogia präsentierten nicht-italienischen Gelehrten die noch immer bestehende Anzie‐ hungskraft Italiens als Mutterland humanistischer Bildung, es hatten schließlich alle mit Ausnahme der beiden mittelalterlichen Figuren Albertus Magnus und 354 Robert Seidel <?page no="355"?> 16 Vgl. Tarallo 2014, 182. 17 […] eos igitur tantum referam qui in Italiam ad petendas vel certe ad expoliendas litteras concesserunt, aut scribendo ingenii nomen latius extenderunt. (Ich werde also nur diejenigen anführen, die nach Italien gekommen sind, um Bildung zu erwerben oder jedenfalls zu vervollkommnen, oder die durch schriftliche Betätigung den Ruhm ihres Talents weiter verbreitet haben. --Giovio 2013, 330). 18 Giovio/ Latomus 1557, 281. 19 Bei der Auswahl der sieben Einzelfälle war in erster Linie die Relevanz der jeweiligen Dokumente für die Thematik dieses Beitrags ausschlaggebend. Es wurde aber auch darauf geachtet, Personen aus unterschiedlichen Regionen zu berücksichtigen. Drei Fälle wurden ausgelassen, weil zu ihnen bereits Studien vorliegen, vgl. zu Erasmus Rajic 2025 und zu den aufeinander bezogenen Viten von Thomas Morus und John Fisher den Beitrag von Katharina-Maria Schön in diesem Band. Johannes Duns Scotus dort studiert. 16 Auch listete er in dem erwähnten Dialog unter den - dort durchweg hoch gelobten - Ausländern nur solche auf, die in Italien ihre Kenntnisse erworben oder vervollkommnet hatten, womit er seiner eigenen Kultur indirekt doch auch Anerkennung zuteilwerden ließ. 17 Unter den 146 Personen, die in den Elogia doctorum virorum lobend, kritisch oder ambivalent porträtiert werden, befinden sich sechs Deutsche, vier Niederländer, drei Engländer, zwei Schotten und fünf Franzosen, also 20 Gelehrte aus Mittel- und Westeuropa oder knapp 14 %. Die Quote insbesondere der Deutschen und Schweizer wäre wohl noch höher ausgefallen, hätte Giovio von diesen Personen Abbildungen besessen - obgleich er ja auch kurze Viten einiger Männer verfasste, die in seinem Museum nicht durch Porträts vertreten waren. Jedenfalls nennt er in der peroratio im Rahmen der oben zitierten Passagen, die die Leistung der gegenwärtigen Deutschen hervorheben, eine ganze Reihe jüngst verstorbener Gelehrter aus dem deutschsprachigen Kulturraum, darunter sogar Reformatoren wie Oekolampadius oder Zwingli. Unter den 18 Nomina eorum, qui in tabulis habentur, 18 von denen er also bereits Porträts besaß, befinden sich mit Philipp Melanchthon, Reginald Pole und Guillaume Philandrier wiederum ein Deutscher, ein Brite und ein Franzose. Und am Schluss der peroratio nennt er eine ganze Reihe von Freunden aus verschiedenen Ländern Europas, von denen er sich die Übersendung fremder oder eigener Porträts erhofft. Seine Absicht lag also ganz eindeutig darin, für die Ausstattung seines Museums - und eines weiteren Bandes seiner Elogia, der noch lebende Personen enthalten sollte - die Zahl der nichtitalienischen Gelehrten weiter zu erhöhen. Im Folgenden sollen, wie angekündigt, sieben Elogia samt zugehörigen Ge‐ dichten exemplarisch daraufhin untersucht werden, auf welche Weise die nicht‐ italienische Herkunft der jeweiligen Personen inhaltlich und rhetorisch bzw. literarisch reflektiert wird. 19 Eine kurze Bemerkung zum kritischen Potenzial Spuren eines ‚transalpinen Humanismus‘ in Paolo Giovios Elogia 355 <?page no="356"?> 20 Zimmermann 1995a, 206. 21 Rajic 2025. 22 Giovio/ Latomus 1557, fol. * 3 r und * 4 r . 23 Agrippa, der in Köln geboren wurde und abwechselnd im Reich, in der Schweiz und in Frankreich wirkte, wurde von Giovio als ebenso genial wie - wegen seiner heterodoxen Ansichten und magischen Praktiken - gefährlich eingestuft. Giovio, der sich erkennbar an dieser Figur ‚abarbeitete‘, vermied jeden Hinweis auf dessen Herkunft, auch die beigefügten Gedichte gehen darauf nicht ein. Vgl. Giovio/ Latomus 1557, 223-224; Gouwens in: Giovio 2023, 578-580. 24 Giovio/ Latomus 1557, 248-249. - Giovio/ Latomus 1577, 204 ersetzt a Lutheranae haeresis veneno durch a Lutherana doctrina. Nach dem Hinweis von Gouwens in: Giovio 2023, X V I I I und 453, versucht Pietro Pernas Basler Ausgabe von 1577 den Text für ein protestantisches Publikum akzeptabler zu machen. sowohl einiger der Texte Giovios als auch der angefügten Gedichte sei vorange‐ stellt: T. C. Price Zimmermann weist in seiner Studie zu Giovio darauf hin, dass das lateinische Wort elogium nicht gleichbedeutend sei mit dem griechischen eulogia, sondern vielmehr einfach eine kurze Notiz, etwa in Form biographischer Daten auf einem Gedenkstein, bezeichne, 20 weshalb der Werktitel Elogia eben nicht mit ‚Lob(texte)‘ übersetzt werden kann. Die Forschung geht auf den Umstand, dass Giovio seine Figuren nicht ausschließlich lobt, durchaus ein, und zuletzt hat Snezana Rajic dies für die Gedichte von Johannes Latomus postuliert. 21 Die Richtigkeit dieses Urteils ist auch nicht dadurch in Frage zu stellen, dass Latomus in seinem Widmungsgedicht an den (verstorbenen) Robert de Bernemicourt die Prosaviten Giovios pauschal als laudes und seine eigenen Gedichtbeigaben als encomia bezeichnet; 22 hier dürfte er sich verkürzend auf die überwiegende Tendenz der Memorialschriften bezogen haben. Tatsächlich ist die Zahl der eher kritischen Texte numerisch nicht exakt zu bemessen, weil es ambivalente Urteile gibt. Von den 20 nichtitalienischen Figuren werden Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim, 23 Johannes Duns Scotus und Robert Gaguin überwiegend negativ bewertet, während dies für Jacques Lefèvre d’Etaples und Christophe de Longueil nur teilweise gilt. Gegenüber den beiden Franzosen werden Vorwürfe geäußert, die das Verhältnis zu Italien in typischer Weise be‐ rührten: Der wegen seiner Gelehrsamkeit hoch gelobte Lefèvre d’Etaples ist dem italienischen Katholiken nicht nur wegen seiner offenkundigen Sympathien für die Lutherana haeresis verdächtig - Latomus sieht darin eher einen Reflex seiner Socraticae vitae -, sondern auch wegen gewisser Defizite im Bereich der Stilqualitäten: Defuit in eo, dum scriberet, […] Latina sermonis puritas. (Es mangelte ihm, wenn er schrieb, an der lateinischen ‚Reinheit‘ des Stils.). 24 Robert Gaguin wiederum wird für seine Ungenauigkeit speziell der Abschnitte zum zeitgenössischen Italien in seiner Schrift Compendium super Francorum gestis 356 Robert Seidel <?page no="357"?> 25 Giovio/ Latomus 1557, 264. 26 Zu Giovios Vita des Erasmus und den teils von ihm selbst, teils von Latomus beigefügten Gedichten - insgesamt neun, eine auffallend hohe Anzahl - vgl. die ausführlichen Überlegungen von Rajic 2025. 27 So auch Rajic 2025. 28 Vgl. Minonzio in: Giovio 2006, 184-186; Tarallo 2014, 106-108; Tarallo 2021, 154-155; Marrone 2015, 24-27. Auf die Passage und auch auf die beigegebenen Gedichte nimmt mehrfach Bezug der Sammelband von Maddison/ Pelling/ Webster 1977, besonders 40-41. 29 Giovio/ Latomus 1557, 135-136. getadelt. 25 Einen Sonderfall stellt Erasmus dar, dessen satirische Schärfe Giovio offensichtlich nicht billigte. 26 Ein Abgleich der Prosaviten mit allen jeweils beigegebenen Gedichten würde die Beurteilung zusätzlich erschweren, so dass sich lediglich sagen lässt, dass die drei (nord)niederländischen Landsleute von Latomus, nämlich Rudolf Agricola, Erasmus von Rotterdam und Albert Pigghe, in dessen Epigrammen durchweg positiv beurteilt werden. Ein starkes Argument für ausgeprägten Regionalpatriotismus lässt sich für Latomus daraus freilich nicht ableiten. 27 Den Anfang unserer kleinen Reihe von Einzeluntersuchungen macht das Elo‐ gium auf den englischen Gelehrten Thomas Linacre (um 1460-1524), der gele‐ gentlich als Begründer des britischen Humanismus bezeichnet wird. An seinem Beispiel lässt sich - wie auch immer stilisiert vorgetragen - die Überraschung der Italiener über den Ansturm kompetenter Studenten aus den nördlichen Ländern belegen. Das Elogium berichtet von Linacres Studien in Italien und seinen späteren Jahren in England. Im Zentrum der Italienpassage steht seine Begegnung mit Ermolao Barbaro in Rom. Die in historischen Quellen mehrfach überlieferte Anekdote dürfte auf Giovios Bericht zurückgehen. 28 Dieser gestaltet die Begegnung in einer konzisen literarischen Form, mit kurzer Einleitung und einem pointierten Wortwechsel: In primo autem appulsu forte accidit, ut Hermolao Barbaro amicitia iungeretur. Nam ingresso Vaticanam bibliothecam et Graecos codices evolventi supervenit Hermolaus, ad pluteumque humaniter accedens: ‘Non tu hercle’, inquit, ‘studiose hospes, uti ego plane sum, Barbarus esse potes, quod lectissimum Platonis librum (is erat Phaedrus) diligenter evolvas.’ Ad id Linacrus laeto ore respondit: ‘Nec tu, sacrate heros, alius esse iam potes quam ille fama notus Patriarcha Italorum Latinissimus.’ 29 - (Gleich bei der Ankunft aber geschah es durch Zufall, dass er sich mit Ermolao Barbaro freundschaftlich verband. Denn als er die Vatikanische Bibliothek betrat und die griechischen Handschriften aufschlug, überraschte ihn Ermolao und sagte, indem Spuren eines ‚transalpinen Humanismus‘ in Paolo Giovios Elogia 357 <?page no="358"?> 30 Etwas anders wertet Tarallo 2014, 107, die Schilderung: „Giovio si serve così della conversazione avvenuta fra Linacre e Ermolao per illustrare la modestia dell’inglese e la sua naturale inclinazione all’apprendimento.“ Vgl. ebd. 21. 31 Giovio/ Latomus 1557, 137-138. - Ich schließe nicht aus, dass in diesen Worten (Te […] aperi: nec ibis ultra, Totus noster, Angla mens) ein konfessionstheologischer Subtext mitschwingt. er freundlich ans Pult herantrat: „Lernbegieriger Fremder, du kannst gewiss kein Barbar sein, wie ich es durchaus bin, weil du das vortrefflichste Buch von Platon (das war der Phaidros) so sorgfältig durchblätterst.“ Darauf antwortete Linacre mit froher Miene: „Und du, ehrwürdiger Mann, kannst nun kein anderer sein als jener berühmte allerlateinischste Patriarch [Barbaro war Patriarch von Aquileia] der Italiener.“) Die Anekdote zeigt Barbaro als großmütig (humaniter) auftretenden Lehr‐ meister, der sich gegenüber dem jungen Adepten eine gewisse Selbstironie leisten kann, 30 da es ganz und gar undenkbar wäre, ihn - anders als womöglich den Engländer-- für einen ‚Barbaren‘ zu halten. Von den beiden nachfolgenden Gedichten schließen die Hendekasyllaben von Johannes Latomus erkennbar an den Prosatext an. Latomus imaginiert eine Flussnymphe Arnis - der Arno fließt durch Florenz -, die im zentralen Teil des Textes um Linacre wirbt und ihn in Italien zurückzuhalten versucht. Dabei spielt sie auf das Wortspiel mit barbarus aus dem Elogium an: […] - ‘Gaudes barbarie? Hermolaon eccum: at [12] Quem pro delitiis habent Camoenae. - […] - An rupeis patrias amas videre? - Te, Linacre, aperi: nec ibis ultra. 20 Quid? quod Italiam miser relinquis, - Quum sis Italica eruditione, - Romano ingenio, lepore Thusco? - Totus noster homo es: sed Angla mens est.’ 31 - […] - - - ([…] „Du erfreust dich an der ‚Barbarei‘? Hier hast du Ermolao [Barbaro], an dem freilich die Musen ihre Freude haben. […] Oder liebst du es, die heimatlichen Klippen zu sehen? Offenbare dich, Linacre, und du wirst nicht weitergehen. Was soll das, dass du Unseliger Italien verlässt, da du doch mit italienischer Bildung ausgezeichnet bist, mit römischem Geist, mit toskanischer Anmut? Du bist ganz unser Mann, doch englisch ist dein Sinn.“ […]) 358 Robert Seidel <?page no="359"?> 32 Vgl. Ovid, Metamorphosen 15,549-551. 33 Vgl. Minonzio in: Giovio 2006, 99. Hier auch zur Herkunftsthematik bei Giovio: „Nel passo sembra adombrata l’indicazione, vistosa anche altrove in Giovio, […] di un legame profondo tra cultura e ambiente, che trova riscontro nella storiografia posteriore.“ Selbstverständlich dürfte Giovio von zeitgenössischen Klimatheorien und anderen Vorstellungen vom Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildung nicht unbeeinflusst geblieben sein. Eine entsprechende Vertrautheit wird hier vorausgesetzt, nicht aus spezifischen Quellen hergeleitet. Vgl. weiterhin ebd., 366. 34 Giovio/ Latomus 1557, 70. 35 Giovio/ Latomus 1557, 71. Literarisch wird eine elegische Situation imaginiert, in der Arnis als eifersüch‐ tige Liebende fürchtet, Linacre würde Anglicas puellas ihr vorziehen. Dabei sei doch in Italien alles vorhanden, was er brauche. Die Pointierung gegenüber Giovio besteht darin, dass Linacre bei Latomus nicht nur ein strebsamer Fremd‐ ling ist, sondern fast ein Italiener: Totus noster homo es. Durch die Präzisierung Romano ingenio, lepore Thusco wird auf den in Rom wirkenden Barbaro und den Florentiner Humanisten Angelo Poliziano verwiesen, die beide auch im Gedicht erwähnt werden und als Linacres zentrale Bezugspersonen in Italien gelten. Das Bild des durch humanistische Bildung naturalisierten ‚Italieners‘ Linacre wird im Gedicht kombiniert mit der Vorstellung des scheidenden Helden, der die in Tränen aufgelöste Geliebte zurücklässt. Der abschließende Vers Ille abivit: et haec soluta in undas ( Jener ging davon, doch sie löste sich in den Wellen auf.) hat zwar keine genaue Parallele in der antiken Literatur, doch klingen von fern Passagen wie die Egeria-Episode in Ovids Metamorphosen an. 32 Auch der Friese Rudolf Agricola (1443/ 44-1485) wurde fast als Italiener ‚von Geburt‘ eingestuft. 33 Giovio variierte in zwei Prosaschriften das Thema der Herkunft, was zeigt, wie bemerkenswert ihm die lokale Verortung des Gelehrten war. In den Elogia wendet er sich gar in Form der Apostrophe an Agricola, dessen Kenntnisse des Hebräischen und Griechischen so bemerkenswert seien, ut nequaquam Gruningiae in ultima Frisia, sed Hierosolymis Athenisque natus ac educatus a doctissimis crederere 34 (dass die gelehrtesten Männer glauben würden, du seiest keineswegs in Groningen im äußersten Friesland, sondern in Jerusalem oder Athen geboren und aufgezogen worden). Und sein Latein sei so glanzvoll, dass der Glanz der lateinischen Eloquenz nostro cum pudore in squallenti asperoque Oceani littore quaerenda videatur 35 (zu unserer Schande offenkundig am wüsten und rauen Strand des Ozeans zu suchen ist). Im Dialog De viris et feminis aetate nostra florentibus hatte er bei der Würdi‐ gung Agricolas sogar eine zeitliche Komponente ins Spiel gebracht. a mille annis Spuren eines ‚transalpinen Humanismus‘ in Paolo Giovios Elogia 359 <?page no="360"?> 36 Giovio 2013, 314. - Ähnlich lautende Zeugnisse von Zeitgenossen referiert Gouwens in: Giovio 2023, 500. 37 Giovio/ Latomus 1557, 71. meint so viel wie ‚seit der Spätantike‘; Agricola wäre also eine Art Begründer des Humanismus in Europa: Verum hoc ipso Longolio nostro, ut bene sanis censoribus videtur, in scribendo multo felicior fuit Rodulfus Agricola, in extremis Frisiorum litoribus natus et in Italia educatus, atque ita quidem felicior, ut a mille annis nemo mortalium Romano stilo et in agresti quidem materia, ut est eius Dialectice, melius eo scripsisse iudicetur. 36 - (Aber viel erfolgreicher im Schreiben sogar als unser Longueil [aus Mechelen in Flandern, s. u.], wie jedenfalls gute Kritiker meinen, war Rudolf Agricola, der an den äußersten Küsten Frieslands geboren und in Italien ausgebildet wurde, und zwar so sehr erfolgreicher, dass man glaubt, seit tausend Jahren habe kein Mensch im lateinischen Stil, und das noch bei einem trockenen Stoff, wie es sein De inventione dialectica ist, besser als er geschrieben.) Bereits in der Erstausgabe von 1546 war der Prosavita ein Gedicht von Ermolao Barbaro beigegeben, dem Latomus in der von ihm 1557 besorgten Edition ein eigenes hinzufügte. Die beiden Texte beziehen sich auf das Elogium und aufein‐ ander, wodurch die gelegentlich betonte Kompositionsleistung von Latomus besonders anschaulich wird. Invida clauserunt hoc marmore fata Rodolphum - - Agricolam, Frisii spemque decusque soli. Scilicet hoc uno meruit Germania, quicquid - - Laudis habet Latium, Graecia quidquid habet. - - - L A T O M I . - Qui putat ingeniis patriam conferre, Rodulphum - - Agricolam Latii dixerit esse soli. Aut extra Italiam nasci minus esse beatum, - - Hunc ipsum Frisium, qui putat, esse sciat. 37 - - ([Barbaro: ] Das neidische Schicksal hat hinter diesem Marmor Rudolf Agricola eingeschlossen, Hoffnung und Zierde des friesischen Landes. Hat doch durch ihn allein Deutschland so viel Ruhm erworben, wie Rom und Griechenland besitzen. - - Latomus: Wer glaubt, dass die Herkunft dem Geist zuträglich ist, könnte sagen, dass Rudolf Agricola römischem Boden entstammt. Wer aber glaubt, es sei weniger 360 Robert Seidel <?page no="361"?> 38 Giovio/ Latomus 1557, 148. glückverheißend, außerhalb Italiens geboren zu sein, der soll wissen, dass dieser selbst ein Friese ist.“) Die Bezugnahme des zweiten Gedichtes auf das erste wird an der paradigmati‐ schen Struktur deutlich: Nicht nur besitzen die beiden Texte die gleiche Länge und ein identisches Versmaß, auch stehen wichtige Signalwörter in derselben metrischen Position: Rodulphum Agricolam, Frisii / Latii, soli, Latium / Frisium. Nur vordergründig gleichen sich die Aussagen, die beide Sprecher treffen: Barbaro feiert Agricola hyperbolisch als Ausnahmeerscheinung: Agricola sei die Zierde Frieslands, weil er die Leistungen Roms und Griechenlands in sich vereine. Die Herkunftsthematik wird in der Erwähnung Frieslands aufgegriffen, aber eigentlich stehen beide Distichen in keinem engen argumentativen Zusam‐ menhang. Bei Latomus wird die Frage nach dem Land der Geburt ausdrücklich diskutiert (Qui putat ingeniis patriam conferre) und im zweiten Teil als irrelevant abgetan: Agricola ist nicht explizit ein Sonderfall, sondern der Beweis dafür, dass eine Geburt außerhalb Italiens keinen Makel darstellt. Unterstrichen wird die konzise Beweisführung durch das chiastisch gestellte Qui putat und die gezielte Verwendung der Konjunktive: Wer falsche Ansichten vertritt, der ‚könnte‘ etwas behaupten (dixerit: Potentialis), aber er ‚soll‘ wissen (sciat: Jussiv), wie es sich richtig verhält. Die Herkunft aus einer flämischen Kleinstadt wird in der Würdigung Christophe de Longueils (1490-1522) in Verbindung gesetzt zu seinem Wirken in Paris und Rom, den Metropolen frühneuzeitlicher Gelehrsamkeit. Besonders Johannes Latomus fokussiert sich auf diesen Umstand: Illa caput regni Phoebique Lutetia nutrix - - - Longolium civem dixerat esse suum. - Interea attollens simileis Mechlinia cristas - - - Asseruit titulo non graviore sibi. - Roma sed indignans: ‘meus est si Tullius’, inquit, - 5 - ‘Non hic’ et asscripsit: ‘non meus esse potest.’ - Prosiliens tandem titulis Sconhovia veris - - - Dulcibus ex hortis flore revincta caput: - ‘Gaudeo quod Batavam vel nunc amplecteris aurem, - - - Roma’, ait, ‘at partum tu mihi redde meum: ’ 10 Septem urbes certent de stirpe insignis Homeri, - - - Quattuor est harum lis speciosa magis. 38 - - - - Spuren eines ‚transalpinen Humanismus‘ in Paolo Giovios Elogia 361 <?page no="362"?> 39 Vgl. Simar 1911, 3-4. 40 Anthologia Palatina 16,297. 41 Giovio/ Latomus 1557, 18. 42 Giovio/ Latomus 1557, 218. (Paris, jene Hauptstadt des Reiches und Amme Apolls, hatte Longueil als ihren Bürger erklärt. Unterdessen richtete Mechelen ähnlich ihren Kamm auf und beanspruchte ihn mit keinem würdigeren Anspruch für sich. Doch Rom sprach empört: „Wenn Cicero mir gehört, kann“, so fügte sie hinzu, „dieser nicht nicht mir gehören.“ Endlich sprang Schoonhoven mit echten Ansprüchen hervor, das Haupt umwunden mit Blüten aus lieblichen Gärten: „Ich freue mich“, sagte sie, „dass du, Rom, nun niederländische Ohren annimmst, aber gib mir mein Kind zurück.“ Mögen sieben Städte um die Herkunft des berühmten Homer streiten, der Wettstreit dieser vier ist doch weitaus ansehnlicher.) Auf den Geburtsort Mechelen sowie auf Paris und Rom weist auch Giovios Prosavita in den ersten Zeilen hin, Schoonhoven wurde als Alternative zu Mechelen u. a. von Erasmus ins Spiel gebracht. 39 Latomus inszeniert einen Wettstreit der vier Städte um den Gelehrten und variiert dabei das berühmte griechische Distichon, das sieben Städte in Konkurrenz um die Herkunft Homers präsentierte. 40 In den Elogia begegnet die Homeranspielung noch zwei weitere Male, ebenfalls im Modus der Überbietung der antiken Vorlage: Latomus selbst schrieb über Dante, dass ihn nicht nur sieben Städte für sich reklamierten, sondern ganz Italien ihn beanspruche: […] - - Ut modo non certent de te tantum oppida septem, - 5 - Italia affirmet tota sed esse suum. 41 - - - - ([…] so dass nicht nur sieben Städte um dich streiten, sondern ganz Italien bekräftigt, dass du ihm gehörst.) Und in der Vita Girolamo Aleandros trifft man auf ein Epigramm aus der Feder von Celio Calcagnini, in dem sogar Griechenland und Rom um den Gelehrten buhlen: […] - - Septem urbes Graecas natalem ingentis Homeri - - - Immensis studiis asseruisse ferunt. - De te lis maior, quum iam te vendicet omnis - 5 - Attica terra sibi, Romula terra sibi. 42 - - - - 362 Robert Seidel <?page no="363"?> 43 Giovio/ Latomus 1557, 146. 44 Der ganze Skandal ist ausführlich aufbereitet bei Simar 1911, 62-74; vgl. auch Tarallo 2021, 176-177; Gouwens in: Giovio 2013, 688-689; Minonzio in: Giovio 2006, 196-197; Valeriano 1999, 28-30, 174-177, 302-303. 45 In mancher Hinsicht wäre das Porträt des Schlesiers Georg Sauermann (1492-1527) mit dem Longueils zu vergleichen, insofern beide ‚Nordeuropäer‘ mit ihren Reden in Italien Aufsehen erregten und sogar das römische Bürgerrecht erlangten. Für Giovio galt Sauermann sogar als Longolio plenior atque torosior (Giovio/ Latomus 1557, 257), außerdem soll er sich höfische Umgangsformen angeeignet haben (exuta quidem omni vocis, moris, atque habitus asperitate; Giovio/ Latomus 1557, 257); dazu Tarallo 2021, 70. 46 Bei dem zweiten Schotten in seiner Sammlung, Johannes Duns Scotus, den Giovio als Gegner Thomas von Aquins durchaus negativ beurteilt, wird die Herkunft gleichfalls nicht als grundsätzliches Hindernis einer positiven Entwicklung gesehen, da Duns ([…] Man sagt, dass sieben griechische Städte mit ungeheurem Aufwand die Geburt des gewaltigen Homer für sich beansprucht haben. Um dich geht ein größerer Streit, weil dich nun ganz Griechenland und ganz Rom für sich beanspruchen.) Latomus’ Gedicht auf Longueil hat gegenüber den beiden anderen den Charme, dass es zumindest im Falle der Städte Mechelen und Schoonhoven tatsächlich um die Frage der Geburt geht, so dass der Anschluss an die antike Vorlage plau‐ sibler erscheint. Noch auffälliger wird im paradigmatischen Vergleich jedoch die Behauptung, dass ein Streit nicht nur der kulturellen Zentren (Paris, Rom), sondern auch provinzieller Orte (Mechelen, Schoonhoven) um den Anspruch auf den Gelehrten „ansehnlich“ ist, also gewissermaßen ‚etwas hermacht‘ (lis speciosa magis statt bloß lis maior). Hier könnte freilich ein wenig Ironie im Spiel sein, wenn man bedenkt, dass Giovio in seinem Elogium den jungen Longueil als durchaus problematische Figur zeichnete: Er habe in Rom einen Skandal verursacht, nachdem er in einer Schrift Romani nominis antiquum decus barbaro livore proscindens 43 (indem er den alten Glanz des römischen Namens mit barbarischer Missgunst heruntermachte) behauptet hatte, die Franken bzw. die Franzosen seien die rechtmäßigen Erben des antiken Rom. Später habe er sein Vorgehen damit legitimiert, dass er durch sophistische Argumentationskunst in einem besonders kniffligen Fall sein rhetorisches Geschick habe unter Beweis stellen wollen. 44 Gleichwohl hat er sich nach Giovios Urteil ‚barbarisch‘ verhalten, mithin so, wie es die Italiener womöglich von einem Nordländer erwarteten. Insofern könnte das ‚Lob der Provinz‘ bei Latomus ebenfalls ein wenig ambivalent gemeint sein. 45 Bei dem Schotten Hector Boece (1465-1536) bildete hingegen laut Giovios Elogium die nordeuropäische Herkunft nicht nur keinen Makel, sondern sie ließ sich gewissermaßen fruchtbar machen für eine gelehrte Tätigkeit, mit der er sich wiederum positiv von seinen italienischen Kollegen absetzte. 46 Die Spuren eines ‚transalpinen Humanismus‘ in Paolo Giovios Elogia 363 <?page no="364"?> Scotus in dieser Hinsicht mit dem griechischen Philosophen Anacharsis verglichen wird: Natus est [Scotus] in ultima Britannia, ad Calydoniam sylvam, ut minus mirum sit, Anacharsin summae sapientiae philosophum apud vecordissimos Scythas crasso atque ingeniis excolendis importuno coelo patriam habuisse. (Er ist im äußersten Britannien geboren, in der Nähe des Kaledonischen Waldes, so dass es weniger verwundert, dass Anacharsis, ein Philosoph von höchster Weisheit, bei den wildesten Skythen in einem nebligen und für die Pflege von Talenten ungeeigneten Klima seine Heimat hatte. --Giovio/ Latomus 1557, 15). 47 Vgl. entsprechende kritische Bemerkungen der Humanisten Jakob Fabricius und Jakob Micyllus, referiert bei Seidel 2020, 533-534. 48 Tarallo 2021, 93. 49 Giovio hielt die 40 letzten Prosaviten von Personen, zu denen er keine Porträts besaß, generell sehr knapp. Geschichte der eigenen Nation historiographisch zu dokumentieren wurde von den Humanisten als Verpflichtung gesehen, und es galt beispielsweise unter den Deutschen als Problem, dass man dies bisher versäumt habe und daher auf das Lob der Germanen bei Tacitus angewiesen sei. 47 Auch in Italien war „il lamento sulla crisi della storiografia italiana, e in particolare sull’assenza di storici contemporanei che potessero eguagliare gli antichi“ 48 ein verbreitetes Phänomen der Zeit. Über Boece schreibt Giovio einen kurzen 49 Prosatext, der hier vollständig wiedergegeben und dem der Übersichtlichkeit halber gleich der zentrale Teil des angefügten Gedichts an die Seite gestellt wird: Qui a prima origine Scotorum Regum historiam Latine diligenter perscripsit, passim veteris chorographiae memor et moderatae libertatis nusquam oblitus, ita ut mag‐ nopere miremur extare de remotis ab orbe nostro Hebridum et Orcadum insulis mille amplius annorum memoriam, cum in Italia, altrice ingeniorum, tot saeculis post eiectos Gothos scriptores omnino defuerint, tanto quidem publicae dignitatis detrimento, ut non dispudeat maioribus nostris indignari; nisi satius fuerit amissae libertatis oblivisci, quam cum infami quodam pudore, calamitatis ac ignaviae nostrae vulnera refricasse. - - - - L A T O M I . - […] - Ille, qui patriae suae tenebras - Atque illas patrias nitore linguae - Invecto Latiae fugavit ultra - Thylen et vitrei rigoris Arcton. - Persolvunt Scotides proin Camoenae, 10 Quum passim incipiant queantque haberi - 364 Robert Seidel <?page no="365"?> 50 Giovio/ Latomus 1557, 262-263. Vgl. den Kommentar von Minonzio in: Giovio 2006, 360: „Le conquiste dell’umanesimo nord-europeo provocano in Giovio, per contrasto, un moto di indignazione verso quella che potremmo definire assenza di ardimento progettuale della storiografia italiana contemporanea, che in questo passo sembra appuntarsi sulla stretta implicazione tra elaborazione storica e particolarismo politico.“ 51 Vgl. Royan 2018, 302. 52 Gouwens 2022, 44 - post eiectos Gothos bezieht sich wohl auf das Ende des Ostgoten‐ reichs in Italien im Jahre 552. Sollte Giovio meinen, dass es seit Cassiodor und Iordanes keine italienische Historiographie von Rang gegeben habe? 53 Giovio liebt es generell, entlegene Herkunftsorte der porträtierten Gelehrten hervor‐ zuheben. Neben den hier näher behandelten Personen wäre vor allem der Bayer Jakob Ziegler zu nennen, den Giovio, vielleicht wider besseres Wissen, zum Schweden machte (in terra Gothica natus; Giovio/ Latomus 1557, 266), vermutlich weil er etwas über König Christian II. von Dänemark publiziert hatte; vgl. Minonzios Kommentar in Giovio Romanae meritas suo parenti Grateis […]. 50 - - - (Dieser schrieb die Geschichte der schottischen Könige vom ersten Ursprung an gründlich in lateinischer Sprache auf, überall der alten [antiken] Länderbeschrei‐ bungen eingedenk und ohne irgendwo die gemäßigte Offenheit zu vernachlässigen, so dass wir uns sehr wundern, dass von den von unserem Lebensraum so weit entfernten Hebriden und Orkneyinseln für mehr als tausend Jahre eine geschichtliche Überlieferung besteht, während es in Italien, dem Mutterland des Geistes, so viele Jahrhunderte nach der Vertreibung der Ostgoten überhaupt keine Geschichtsschreiber gab, und zwar zu solchem Schaden für das öffentliche Ansehen, dass man sich nicht schämt, sich für unsere Vorfahren zu empören, wenn es nicht besser ist, die verlorene Freiheit zu vergessen, als mit anrüchiger Scheu die Wunden unseres Niedergangs und unserer Trägheit wieder aufzukratzen. - - Latomus. […] jener, der die Finsternis seiner Heimat und jene heimatlichen [Spra‐ chen], nachdem er den Glanz der lateinischen Sprache eingeführt hat, weit über Thule und den Norden mit seiner klirrenden Kälte hinaus vertrieben hat. Daher erweisen die schottischen Musen, nachdem sie allenthalben beginnen, für römische gehalten zu werden, und das auch dürfen, ihrem Vater verdienten Dank.) Giovio bezieht sich hier auf Boeces Scotorum historiae a prima gentis origine von 1526. 51 Mit der treffenden Formulierung mille amplius annorum memoriam bezeichnet er Kenneth Gouwens zufolge „the period from the purported foun‐ dation of the Scottish realm in 330 BCE to the death of James I in 1437 and the punishment of his assassins the following year“. 52 Es geht Giovio darum, den beschämenden Gegensatz zwischen der günstigen Lage der Historiographie in der fernsten Weltgegend (remotis ab orbe nostro […] insulis) 53 und deren Spuren eines ‚transalpinen Humanismus‘ in Paolo Giovios Elogia 365 <?page no="366"?> 2006, 365, mit Verweis auf Zieglers Libellus de regionibus septentrionalibus (1542). Die kurze Vita beginnt mit dem Ausruf Quis eo Latinas literas, quo Romana arma penetrare nequierint, pervenisse non miretur? (Wer sollte sich nicht wundern, dass die lateinische Bildung dorthin gelangte, wohin die römischen Waffen nicht vordringen konnten? - Giovio/ Latomus 1557, 266) Und sie endet mit dem aus der peroratio vertrauten Hinweis, ut eruditis gentibus pudori esse possit, quod Latinae facundiae fruges sub Cimmerio coelo pene felicius ac uberius quam sub hac benigniore ac temperatiore plaga proveniant (dass es gebildeten Völkern zur Schmach gereichen kann, dass die Früchte lateinischer Sprachkunst unter einem kimmerischen Himmel fast glücklicher und reicher als in unserem günstigeren und gemäßigteren Klima hervortreten. - Giovio/ Latomus 1557, 266). Vgl. Tarallo 2021, 175-176 mit Hinweis auf die kulturpatriotische Leistung Zieglers in der Verteidigung des Erasmus gegenüber Vorwürfen aus Italien. 54 Albertus Magnus stammte aus Lauingen an der Donau im (heute) bayerischen Schwaben. 55 Giovio/ Latomus 1557, 13. schändliche Vernachlässigung im Mutterland des Geistes (in Italia, altrice ingeniorum) herauszuheben. Johannes Latomus greift in seinem Gedicht, das formal dem Genre des Epitaphs entspricht, die durch altrice markierte Vorstel‐ lung einer personal gedachten kulturellen Instanz auf, nicht ohne zuvor das translatio-Konzept auf die schottische Situation angewandt zu haben: Boece hat die Dunkelheit aus seiner nordischen Heimat vertrieben und - wie er es in einer kühnen sprachlichen Wendung formuliert - die heimischen Sprachen gleich dazu. Kontrastiv zur überwundenen Finsternis hat er den Glanz des Lateinischen gebracht. (Das Wortfeld ‚Licht‘ dominiert auch in den hier nicht zitierten Rahmenpartien des Gedichts.) Mit den markant durch Latiae getrennten Ver‐ balformen Invecto und fugavit wird die Dynamik des Kulturtransfers augenfällig gemacht. Die eigentliche Pointe liegt jedoch in der Verwendung der Verwandt‐ schaftsbezeichnungen: Während Boece gewissermaßen die Herkunftsfamilie, durch patriae und patrias doppelt markiert, verleugnet, wird er selbst zum Vater (parenti) der schottischen Musen (Scotides […] Camoenae), die durch ihn gleichsam zu römischen werden. Wenn man bedenkt, dass in der antiken Mythologie die Musen Töchter von Zeus und Mnemosyne sind, wäre ein aparter Bezug zwischen Boece und der memoria hergestellt, die er laut Giovios Urteil der schottischen Nation durch sein schriftstellerisches Werk garantiert hat! Mit dem deutschen Scholastiker Albertus Magnus (vor 1200-1280) beginnt Giovio programmatisch, wie der oben zitierte Brief zeigt, die Reihe seiner Elogien. In Form einer Apostrophe wendet er sich an den ausdrücklich als ‚Schwaben‘ 54 adressierten Gelehrten und hebt die Prosavita als „besonders ansehnlich“ hervor: Sit hoc tibi, quanquam breve, elogiorum omnium merito luculentissimum, Alberte Sueve. 55 Ob Giovios Hochschätzung für Albertus 366 Robert Seidel <?page no="367"?> 56 Giovio 2006, 24; vgl. Tarallo 2021, 31. 57 Deutlich markiert dies auch Claudia Tarallo: „Il testo del Balamio certifica la positiva propensione gioviana verso la cultura germanica: dal momento che è probabile che l’epigramma sia stato commissionato dallo stesso Giovio, ne consegue che l’autore avesse voluto elogiare fin dall’inizio della raccolta, e con spirito retrospettivo, lo storico primato raggiunto dalla cultura tedesca.“ (Tarallo 2014, 184; vgl. Tarallo 2021, 158 mit anderem Wortlaut.). 58 Giovio/ Latomus 1557, 13. 59 Giovio/ Latomus 1557, 14. Magnus durch seinen Lehrer Pietro Pomponazzi vermittelt wurde, wie Minonzio annimmt, 56 kann hier nicht untersucht werden. Der einleitende Satz der Vita, in dem unspezifisch Albertus’ Leistungen auf den Gebieten der Theologie und der Philosophie gelobt werden, endet jedenfalls mit der Feststellung, er habe Magni cognomen erworben. Der weitere Verlauf des kurzen Elogiums geht ausschließlich auf die öffentliche Wertschätzung des Gelehrten ein und erwähnt, dass Albertus es aus Bescheidenheit abgelehnt habe, das ihm angetragene Maximi cognomentum zu akzeptieren. Der Vita sind drei Gedichte angefügt, je eines von Ferdinando Balamio und Giano Vitale bereits in der Erstausgabe sowie ein drittes, das Latomus seiner Edition von 1557 hinzufügte. Alle drei Texte lehnen sich insofern eng an Giovios Prosa an, als sie die Verleihung des Beinamens thematisieren. Dennoch gibt es Unterschiede: Balamio würdigt, ganz ähnlich wie Giovio, die fachlichen Leistungen des Gelehrten und verbindet in paradigmatischer Rahmung (Magna […] Magnus) den bedeutenden Mann mit der Rolle Deutschlands als ‚großer Mutter und Nährerin der Männer‘. Damit wird an prominenter Stelle, nämlich im ersten Vers des ersten Gedichtes der Sammlung, die Rolle Deutschlands als Kulturnation in bemerkenswerter Weise hervorgehoben: 57 Magna parens altrixque virum Germania alumni - - - Incedit merito laude superba sui. - […] - Magnus ob egregias foecundi pectoris artes - 5 - Dictus es, at Iovii nunc ope maior eris. 58 - - - - (Deutschland, die große Mutter und Nährerin der Männer, schreitet einher, zu Recht stolz auf den Ruhm ihres Zöglings. […] ‚Der Große‘ bist du wegen der herausragenden Künste deines fruchtbaren Geistes genannt worden, doch nun wirst du durch Giovios Mitwirkung noch größer sein.) Vitale geht inhaltlich speziell auf die naturphilosophischen Schriften von Al‐ bertus Magnus ein, die er metaphorisch umschreibt. 59 In seinem Text steht das Spuren eines ‚transalpinen Humanismus‘ in Paolo Giovios Elogia 367 <?page no="368"?> 60 Giovio/ Latomus 1557, 14. Attribut ‚groß‘ zweimal mit konkretem Bezug auf ihn: Im ersten Distichon wird er als Theutone magne angesprochen, im dritten heißt es abschließend: Vere igitur Magni nomine dignus eras. Latomus reagiert erkennbar nicht nur auf Giovio, sondern auch auf die beiden anderen Gedichte. Mit zwei Distichen gegenüber jeweils dreien der Vorgänger ist sein Text kürzer, und er ist auch pointierter: Quantum erat, hoc quondam cognomen, Magne, tulisse, - - Quum solide doctus nullus in orbe foret? Esto: vetustatis factum laudatque probatque, - - Et tibi Posteritas sancit habetque ratum. 60 - - (Wie viel bedeutete es, Magnus, einst diesen Beinamen getragen zu haben, als niemand auf der Welt gründlich gelehrt war? Es sei: Die Nachwelt lobt und billigt die Entscheidung der alten Zeit und bestätigt sie dir und hält sie für gültig.) Es fällt auf, dass Latomus einerseits den Deutschlandbezug nicht herstellt, wohl weil das in den beiden anderen Gedichten schon geschehen war. Dafür legt er den Fokus auf die mittelalterliche Welt, in der Albertus lebte, und wo man ihm „einst“ seinen Beinamen verliehen hatte, in einer Zeit, „als (noch) niemand auf der Welt gründlich gelehrt war“. Latomus verschiebt also gegenüber den Texten von Balamio und Vitale den Aspekt vom Raum auf die Zeit, problematisiert mit seiner rhetorischen Frage Quantum erat den Wert mittelalterlicher Gelehrsamkeit prinzipiell. Wie er sein Urteil verstanden wissen will, bleibt etwas unklar: Die Frage könnte ironisch in dem Sinne aufgefasst werden, dass Albertus’ herausgehobene Position unter seinen Zeitgenossen aus neuerer Perspektive nicht viel wert sei. Das Esto wäre demnach eher abschätzig gemeint. Andererseits ist Posteritas als Gegenbegriff zu vetusta[s] in gleicher metrischer Position vor der Zäsur und als handelndes Subjekt mit starker Autorität ausgestattet. Den Humanisten galt sie überhaupt als Garant für die Bewahrung der eigenen Leistung. Männer wie Francesco Petrarca oder Eobanus Hessus verfassten Briefe an die Nachwelt, auf deren Wertschätzung sie alle ihre Hoffnung setzten. Wenn die Posteritas, also die Schreibgegenwart der humanistischen Poeten, falsch läge, was wäre dann von einer Nachwelt zu erwarten, die einst über sie selbst urteilen würde? Latomus stellt den Ruhm des Albertus Magnus aus Schwaben in Frage und bestätigt ihn zugleich. Wenn man die drei Gedichte im Zusammenhang liest, bekräftigt die Posteritas im letzten 368 Robert Seidel <?page no="369"?> 61 Giovio/ Latomus 1557, 231. 62 Giovio/ Latomus 1557, 232. 63 Für die stilistische Analyse der Passage bietet sich der Vergleich mit Giovios Historiae sui temporis an, wo der Vorfall in Bologna ebenfalls beschrieben und Pigghes Anwesenheit erwähnt wird (Giovio 1964, 120). 64 Vgl. Giovios Brief an Pier Francesco Riccio vom 1. September 1546, in dem er über Mirteo schreibt: „Esso […] è poeta espedito e pronto padrone delle sillabe e dei belli colori d’ameni versi; e lo gusterà, perché sta forte al contante, et iussa canit.“ Giovio 1958, 42. (Die Anspielung bezieht sich auf Vergil, Ekloge 6,9, und ist hier im Sinne von Auftragsdichtung zu verstehen.); außerdem Giraldi 2011, 198: Quis non miretur in omni carminum ferme genere facilitatem Petri Myrtei, Foroiuliensis poetae? Cui si accessisset Vers den Stolz der Magna parens altrixque virum Germania im ersten: Auch seiner mittelalterlichen Gelehrten darf Deutschland sich rühmen. Wie Albertus Magnus die Reihe der Elogia eröffnete, so sollte der Niederländer Albert Pigghe (ca. 1490-1542) sie beschließen, so hatte es Giovio im oben zitierten Brief formuliert. Im Rahmen der hier vorgelegten Reihe ist Pigghe relevant als ein Gelehrter aus dem Norden, der gleichwohl - wie auch Latomus - nach dem Einsetzen der reformatorischen Bewegung ein zuverlässiger Vertreter der Papstkirche blieb. Seine Herkunft aus den Niederlanden, die Bindung an die Kurie und die auf Reisen erworbene sprachliche Eleganz werden von Giovio markant herausgestellt: Is Campo Batavorum vico editus secutusque Adriani Pontificis fortunam, quae ex disciplinis peregre didicerat, Latini sermonis elegantia feliciter exornavit. 61 - (Dieser war in Kampen, einem Ort in den Niederlanden, geboren und folgte dem Weg von Papst Hadrian VI. Was er in der Fremde bei seinen Studien gelernt hatte, das gestaltete er erfolgreich durch die Eleganz seines lateinischen Stils aus.) Seine Kompetenzen, so Giovio weiter, nutzte er als Kontroverstheologe im Kampf gegen Luther (veluti acutissimo gladio Lutheri causam iugulavit) und ins‐ besondere für die Unfehlbarkeit des Papstes (ut direptam ab impiis sacrosanctae potestatis haereditatem Romano Pontifici assereret). 62 Im Zusammenhang mit seinem Hauptwerk Hierarchiae ecclesiasticae assertio, das eben diese Vormacht‐ stellung des Papstes untermauerte, nimmt Giovios Bericht die Gestalt einer Legende an, die die wundersame Errettung Pigghes bei einem Unfall in Bologna 1530 --notabene während der Anwesenheit des soeben gekrönten Kaisers Karls V., der auch sprachlich in nächster Nähe des Papstes platziert wird - auf sein gottgefälliges Werk (instituti operis merito) zurückführt. 63 Das bereits von Giovio selbst angefügte und vermutlich auch von ihm in Auftrag gegebene 64 Epitaph von Pietro Mirteo greift die zentralen Punkte der Spuren eines ‚transalpinen Humanismus‘ in Paolo Giovios Elogia 369 <?page no="370"?> animi constantia nec tam erro et vagus esset, posset cum multis et quidem primariis conferri, cum et ipsius versus tanti fecerit Iovius historicus ut sua elogia iis se honestare putaverit. (Wer wollte nicht die Geschicklichkeit von Pietro Mirteo, dem Dichter aus Friaul, in fast jeder Art von Gedichten bewundern? Wenn ihm Standhaftigkeit seines Sinnes zuteilgeworden und er nicht so ein Herumtreiber und Streuner wäre, hätte er den Vergleich mit vielen, und zwar den Besten, aushalten können, zumal auch der Geschichtsschreiber Giovio seine Verse so hoch schätzte, dass er seine Elogia mit ihnen zu bereichern glaubte.) Zu Mirteos Gedichten vgl. auch den Beitrag von Claudia Tarallo in diesem Band. 65 Giovio/ Latomus 1557, 232. 66 Giovio/ Latomus 1557, 233. Vita ganz in deren Sinne auf: die Herkunft aus dem fernen Norden (extrema Batavum profectus ora), das Eintreten für die römische Kirche (Pro Republica et optima Quiritum / Sede) und den Kampf gegen Luther (acer stetit hostis in Lutherum). 65 Latomus schließt sich argumentativ den vorliegenden Texten an, betont jedoch die sprachlich-literarischen Kompetenzen Pigghes stärker: […] - Ille est Pighius hoc loco sepultus, - Aureis qui Batavas ita expolivit, 5 Ut dicas sapere Atticos lepores. - Quare tam bene dormiat, precare, - Quam docte nitideque et eleganter - Defendit Latiae decus tiarae - Et morem statuit pium sacrorum. 66 10 […] - - - (Es ist Pigghe, der an diesem Ort begraben liegt, der die niederländischen Ohren so verfeinert hat, dass man sagen könnte, er atme griechische Anmut. Daher bete dafür, dass er so gut ruhen möge, wie er gelehrt, glanzvoll und elegant die Würde der lateinischen Tiara verteidigte und die frommen Bräuche der heiligen Handlungen festsetzte.) Dass Latomus erneut - wie schon im Zusammenhang mit Lefèvre d’Etaples - Giovios Polemik gegen Luther nicht wörtlich aufnimmt, sei hier nur am Rande bemerkt. Die Verschiebung in der Beurteilung Pigghes vom Kontroverstheo‐ logen zum feinsinnigen Stilisten ist jedoch auffällig. Der letzte nichtitalienische Gelehrte, der hier vorgestellt werden soll, ist der französische Philologe Guillaume Budé (1468-1540). Sowohl Giovios Vita wie auch das Epitaph von Johannes Latomus weisen Besonderheiten auf, die in je spezifischer Weise für die beiden Persönlichkeiten relevant sind. Giovio bleibt 370 Robert Seidel <?page no="371"?> 67 Giovio/ Latomus 1557, 213-214; vgl. Tarallo 2014, 208: „Giovio fu, fra gli intellettuali italiani, uno dei primi ad aver acquisito la consapevolezza del valore dei letterati stranieri: i suoi giudizi tramutano la paura dei contemporanei per questa inarrestabile translatio studiorum in oggettiva autocritica per la decadenza dei costumi e degli studi italiani. Non meraviglia quindi che Giovio individui in uno straniero come Guillaume Budé il più dotto umanista dei suoi tempi.“ 68 Giovio/ Latomus 1557, 215. seiner im Dialog De viris et feminis aetate nostra florentibus eingeschlagenen Linie treu, den nord- und westeuropäischen Gelehrten den kulturellen Vorrang gegenüber seinen Landsleuten einzuräumen und dabei als letztes Verteidigungs‐ bollwerk des italienischen Humanismus dessen stilistische Eleganz herauszu‐ stellen. Entsprechend schreibt er über Budé, er halte ihn für den gelehrtesten Philologen Europas, der sich freilich um rhetorischen Glanz nicht bemüht habe: Nulli mortalium aetate nostra […] cum Graecae tum Latinae eruditionis maiores opes contigerunt quam Gulielmo Budaeo, non Galliae modo, sed totius etiam Europae longe doctissimo. […] Sed qui in memoriae thesauris tantas divitias miro digestas ordine continebat, veluti occupatus in apparatu, candidioris eloquentiae cultum neglexisse existimatur. 67 - (Keinem Menschen wurden zu unserer Zeit […] größere Fähigkeiten in griechischer wie auch lateinischer Bildung zuteil als Guillaume Budé, dem weithin Gelehrtesten nicht nur in Frankreich, sondern sogar in ganz Europa. […] Aber man glaubt, dass er, der in den Schatzkammern seines Gedächtnisses solche Reichtümer in wundersamer Ordnung abgeteilt bewahrte, sozusagen nur mit der Vorbereitung [des Stoffes] beschäftigt gewesen sei und die Pflege der eleganten Sprachverwendung vernachlässigt habe.) Keines der sechs angehängten Gedichte - je eines von Giano Vitale, Salmon Macrin, Simon Vallambert und Latomus sowie zwei von Théodore de Bèze - schließen sich der Kritik Giovios an. Bei Vitale wird Budé explizit als disertu[s] 68 bezeichnet, und Latomus nennt ihn in auffälliger Reaktion auf Giovio pater elegantiarum. Überhaupt kann Latomus’ Gedicht, das den Prosatext wie auch sämtliche Gedichte im Lob deutlich übertrifft, als Präzisierung und Summe der Würdigungen dieses auch aus moderner Perspektive außerordentlich be‐ deutenden europäischen Gelehrten gelesen werden. Dies verdeutlicht die durch Anaphern unterstrichene Aufzählung seiner Kompetenzen: Budaeus columen decusque Graium, - Budaeus Latiae corona linguae, - Budaeus dubii lucerna iuris, - Budaeus pater elegantiarum - Spuren eines ‚transalpinen Humanismus‘ in Paolo Giovios Elogia 371 <?page no="372"?> 69 Giovio/ Latomus 1557, 216. 70 Menini/ Bénévent/ Sanchi 2021, 557. Et fons totius eruditionis, 5 Budaeus patriae iubar coruscum, - Regis delicium sui suaeque - Tempestatis honos, lepor, voluptas, - Hic terrae exuvias reliquit, orbi - Famam, astris animam. Viator ito. 69 10 - - (Budé, die Stütze und Zierde der Griechen, Budé, die Krone der lateinischen Sprache, Budé, die Leuchte im Streit um das Recht, Budé, der Vater der sprachlichen Schönheit und Quelle aller Bildung, Budé, der schimmernde Glanz des Vaterlandes, Liebling seines Königs und Ehre, Anmut und Freude seiner Zeit, er hat der Erde seine sterbliche Hülle zurückgelassen, dem Weltkreis seinen Ruhm, den Sternen seine Seele. Wanderer, geh weiter.) Die Aussagen von Vers 1-3 decken sich mit Giovios Vita, denn die in Vers 3 gerühmte juristische Kompetenz Budés wird auch von Giovio durch Verweis auf den Pandektenkommentar und die Schrift De asse hervorgehoben. Die Erwähnung von Budés Ansehen in seiner eigenen Zeit (suaeque / Tempestatis honos) nimmt den Eingang von Giovios Text (Nulli mortalium aetate nostra) auf. Mit Vers 4 repliziert Latomus, wie erwähnt, auf eine Kritik Giovios, und in den letzten Versen erweitert er Giovios Behauptung, Budé sei non Galliae modo, sed totius etiam Europae longe doctissim[us] gewesen, um ein drittes Element: Sein Vaterland, sein König - Franz I., mit dessen Hof Budé eng verbunden war - und der ganze orbis verbürgen seinen Ruhm. Das konzise Epitaph des Latomus, stilistisch mit der klassischen Viator- Apostrophe schließend, wäre gleichwohl als typischer Fall von Fortschreibung der von ihm zusammengeführten Dokumente nicht weiter auffällig, wenn es nicht eine merkwürdige Rezeption in der jüngsten Forschung erfahren hätte. In einem 2021 erschienenen Sammelband zu Guillaume Budé zitieren und kommentieren die Herausgeber in ihrer „Conclusion“ das Gedicht als ein herausragendes Zeugnis der Wirkung des großen französischen Gelehrten: Parmi les épitaphes que suscita la mort de Budé, en 1540, celle que l’on doit à la plume de l’érudit rhénan Barthélémy Latomus se distingue. […] voici coulée en quelques mots, dans le moule de l’hommage incontournable au cher maître, une véritable synthèse de son œuvre et de l’héritage qu’il laisse à ses disciples. 70 Sie verwechseln also den Verfasser des Gedichts, der von 1523 bis 1578 lebte, mit dem fast zeitgleich wirkenden Bartholomäus Latomus (ca. 1497 - ca. 1570), 372 Robert Seidel <?page no="373"?> 71 Nagtglas 1891, 47. 72 Vgl. Simar 1911, 68. 73 So der Titel einer viel beachteten Monographie des Schweizer Historikers Caspar Hirschi, 2005. einem Professor der lateinischen Sprache in Paris und Schüler Budés. Diese Fehlzuschreibung an einer so prominenten Stelle - immerhin wird Latomus als intimer Kenner der Leistungen Budés herausgestellt - zeigt, wie wenig auch heute über den brabantischen Geistlichen bekannt ist, dessen Gedichte zu Giovios Elogia in Lexikonartikeln immer wieder lobend hervorgehoben werden. In einem dieser älteren Lexika wird die Verwechslung übrigens sogar aufgelöst, allerdings zugleich eine neue generiert: LATOMUS ( Johannes), is wel eens verward met Bartholomeus Latomus, onder welken naam de bekende Jean Pierre Masson (1544-1611) enkele zijner werken schreef. 71 Die vorangegangenen Textanalysen sollten vor allem gezeigt haben, dass die Frage nach dem Aufstieg der nord- und westeuropäischen Kulturen und dem Niedergang des italienischen Humanismus in den Jahren um und nach 1500 die nachfolgenden Generationen bewegte. Es ist generell spannend zu sehen, wie im Italien des frühen 16. Jahrhunderts, beispielsweise in der lockeren Form des gelehrten Dialogs, der gleichwohl den Anspruch einer kompendienhaften Darstellung verfolgte, über den Status der Gelehrten der eigenen und der jüngst vergangenen Zeit räsoniert wurde: Neben Giovios De viris et feminis aetate nostra florentibus wären Lilio Gregorio Giraldis De poetis nostrorum temporum und Pierio Valerianos De litteratorum infelicitate zu nennen. Die drei Dialogsequenzen setzen jeweils eine fiktive Gesprächssituation zwischen 1515 und 1530 an und reflektieren mit je eigenen Schwerpunktsetzungen das Zeitgefühl der Humanisten. Die Hybridform der Elogia funktioniert in etwas anderer Weise, obgleich auch hier Prosaviten und Gedichte gewissermaßen dialogisch interagieren. Mit Giovio, dem italienischen Prosaautor, und Latomus, dem niederländischen Poeten, besitzt das Werk seit der Ausgabe von 1557 zwei kongeniale Protagonisten. Sowohl Paolo Giovio, der mit den führenden Huma‐ nisten seiner Zeit Kontakte unterhielt und beispielsweise bei der spektakulären Verteidigung Longueils in Rom im Jahr 1519 persönlich zugegen war, 72 als auch Johannes Latomus, der im Auftrag des Augustinerordens nach Italien reiste, dort ebenfalls Bekanntschaften schloss und von Papst Gregor XIII. empfangen wurde - beide Gelehrte waren aufmerksame Beobachter des „Wettkampfs der Nationen“, 73 dessen Verlauf und Ergebnis sich in schlaglichtartigen Beobach‐ tungen vielleicht sogar plastischer darstellen lässt als in der Form des ruhig dahinfließenden Dialogs. Spuren eines ‚transalpinen Humanismus‘ in Paolo Giovios Elogia 373 <?page no="375"?> 1 Zur Biographie des Latomus: Van der Aa 1865, 197-198 sowie Juten 1912, 788. 2 Die Windesheimer Kongregation ordnet sich der Devotio moderna zu, einer religiösen Erneuerungsbewegung, die sich im 14. Jahrhundert in den Niederlanden um Geert Groote entwickelt hatte. Zur Devotio moderna: Brouette/ Mokrosch 1981; Iserloh 1985; Die Gedichte des Johannes Latomus in Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium Eine vergleichende Betrachtung Snezana Rajic Elf Jahre nach der Publikation der editio princeps von Paolo Giovios Elogia virorum literis illustrium und fünf Jahre nach Giovios Tod, im Jahr 1557, ließ ein flämischer Gelehrter namens Johannes Latomus die editio altera der Elogia drucken. Es handelt sich dabei allerdings nicht um einen bloßen Nachdruck, sondern Latomus griff auch verändernd und ergänzend in das Werk ein und fungierte somit in der neuen Ausgabe als Co-Editor. Mit diesen Eingriffen soll sich der vorliegende Beitrag beschäftigen. Nach einer kurzen Einleitung zur sonst wenig bekannten Person des Johannes Latomus sollen in einem ersten Schritt die redaktionellen Eingriffe beschrieben werden, die er in Giovios Werk vornahm, um dann in einem zweiten Schritt auf die von ihm selbst für die Sammlung verfassten Gedichte zu sprechen zu kommen und diese mit den Gedichten zu vergleichen, die Giovio ausgewählt hatte. Zum Schluss soll eine Antwort auf die Frage vorgeschlagen werden, ob und wie Latomus den Charakter von Giovios Werk veränderte. Wer also war Johannes Latomus? 1 Johannes Latomus wurde im Jahr 1523 in Bergen-op-Zoom in den heutigen Niederlanden geboren. Mit etwa 20 Jahren trat er in das Augustinerkloster Marientroon bei Grobbendonk im heutigen Belgien ein und wurde sieben Jahre später zum Klosterprior ernannt, was er auch bis zu seinem Tod blieb. Als Prior war Latomus produktiv, er vereinte mehrere Augustinerklöster der Region unter sich und fungierte als Visitator und Delegat für die Windesheimer Kongregation, der seine Klöster zugehörten. 2 Er <?page no="376"?> Post 1986; Egger/ Lourdaux/ Van Biezen 1988 sowie Van Engen 2008. Im Übrigen könnte es Johannes Latomus zu verdanken sein, dass wir eines der berühmtesten Werke der Devotio moderna, De imitatione Christi von Thomas von Kempen (s. Iserloh 1985 sowie Köpf 2002), noch erhalten haben, denn er nahm es in seiner Funktion als Prior auf einer Reise ins Kloster St. Agnetenberg nahe Zwolle, wo Thomas sein Leben als Subprior verbracht hatte, mit und bewahrte es so vermutlich vor der Zerstörung, da das Kloster kurze Zeit später aufgelöst wurde, um in das Bistum Deventer einzugehen (Delvenne 1829, 51). Dieser Hinweis findet sich auch in einem opera-Manuskript Kempens aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (Brüssel, Koninklijke Bibliotheek van België 5855-61). 3 Geysen 2009. 4 Sweerts 1628, 442. 5 Andreas 1643, 524-525. 6 S. Appendix 3 in diesem Band. 7 Weitere Viten mit mehr oder weniger vollständigen Werklisten finden sich in Miraeus 1609, 201-202; Ghilini 1647, 83-84; König 1678, 460; Freher 1688, 248; Buddeus 1709, 287; Mencke 1715, 1138; Jöcher 1726, 1514; Jöcher 1733, 1756 sowie Jöcher 1750, 2291 (alle wie Mencke 1715); Foppens 1739, 673-675 (Neudruck von Andreas 1643); Hoeufft 1819, 34 sowie Peerlkamp 1838, 118-119. 8 König 1678, Hoeufft 1819 und Peerlkamp 1838 nennen ausschließlich die Gedichte der Elogia als Werk des Latomus, Miraeus 1609, Sweerts 1628, Andreas 1643 und Ghilini 1647 heben sie speziell hervor. Bei den deutschen Sammlern Freher 1688, Mencke 1715 und Jöcher 1726, Jöcher 1733 sowie Jöcher 1750 sind sie Teil einer längeren Werkliste. Bei Buddeus 1709 fehlen sie kurioserweise. 9 Zu Johann Wild: Paulus 1893 sowie Pax 1965. 10 S. Guicciardini 1567, fol. 6 r -8 r und Appendix 3 in diesem Band. vertrat die Angelegenheiten der Kongregation auch in Rom vor Papst Gregor XIII. 1578 starb Latomus in Antwerpen auf dem Rückweg aus Rom und wurde im dortigen Falcontinnenkloster begraben, das 1784 geschlossen und als Kaserne verwendet, 1793 durch einen Brand größtenteils zerstört und 1810 schließlich komplett abgerissen und wiederum durch eine Kaserne ersetzt wurde. 3 Was in all diesen Tumulten mit dem Grab des Latomus passiert ist, ist leider nicht bekannt. Immerhin lesen wir bei den späteren Renaissance-Autoren Frans Sweerts und Valerius Andreas, die uns in ihren Sammelwerken Athenae Belgicae 4 und Bibliotheca Belgica 5 rühmende Viten des Latomus überliefern, zwei rührende Grabepigramme, die für ihn geschrieben wurden. 6 Sie und andere Gelehrte 7 berichten uns zudem von den Werken, die Latomus selbst uns hinterließ. Abgesehen von seinen Gedichten in den Elogia, die von den meisten als seine größte Leistung betrachtet wurden, 8 übertrug er die Psalmen in Verse und übersetzte die milden und offenen Predigten des gelehrten Franziskaner Dom‐ predigers Johann Wild ins Lateinische. 9 Zudem schrieb er einzelne Gedichte, die verstreut publiziert wurden wie etwa in der Descrittione di tutti i Paesi Bassi von Lodovico Guicciardini (1567) 10 und Werke über seine Klöster in Sint-Truiden 376 Snezana Rajic <?page no="377"?> 11 Latomus/ Hoyberg 1644. In die Einleitung der Corsendonca nahm Hoyberg neben seinem Widmungsbrief an Peter Parys, den damaligen Kommisar der Windesheimer Kongregation und Prior des Klosters Groenendaal, auch die vollständigen Latomus-Viten auf, die zuvor in den Elogia Belgica des Aubertus Miraeus (1609; hier allerdings um einen letzten Satz und das Epitaph erweitert, das vermutlich 1609 noch nicht existierte, wie Miraeus’ dortiger Hinweis iacet autem mutus sine elogio et titulo suggeriert) und der Bibliotheca Belgica des Valerius Andreas (1643) gedruckt worden waren. Zudem widmete er Latomus auch selbst ein Gedicht in variierender Imitation des Gedichts von Onorato Fascitelli, das dieser für die Einleitung von Giovios Elogia geschrieben hatte (s. Appendix 3 in diesem Band). 12 Die früheste Falschzuschreibung, die ich ausmachen konnte, findet sich bereits 44 Jahre nach der Publikation des Werks bei Freher 1688, der zwar beide Latomi in seine Vitensammlung aufnahm, die Corsendonca jedoch als Werk des Frankfurter Latomus auszeichnete (ebd. 311). Als Quelle dafür nennt er Boissard 1598, 190-195 wo die Corsendonca jedoch in der Werkliste des Frankfurter Latomus wenig überraschend nicht auftaucht. Woher Freher also diese Information nahm oder wie genau diese Vertauschung zustande kam, ist nicht klar. Auch Witte 1691, 3 und später Schunk 1790, 167-168 geben die Corsendonca als Werk des Frankfurter Latomus an, ohne jedoch ihre Quellen zu nennen. Unter dem fehlerhaften Verweis auf Boissard sowie auf Freher übernahmen dann Buddeus 1709 und Mencke 1715 (und mit ihm Jöcher 1726/ 1733/ 1750) diese Falschzuschreibung. Obwohl Buddeus und Mencke auch Andreas 1643 als Quelle angaben, der als einziger auf die korrekte Zuschreibung der Corsendonca gestoßen war und diese in sein Werk aufgenommen hatte, beließen sie das Werk beim Frankfurter Latomus. Das ist vermutlich dadurch zu erklären, dass es in den meisten Viten des bergischen Latomus (entweder weil es noch nicht publiziert war oder aus Unkenntnis) keine Erwähnung fand (Miraeus 1609, Sweerts 1628, Freher 1688, Ghilini 1647, König 1678), in den Viten des Frankfurter Latomus dagegen schon (Freher 1688; Witte 1691), woraus sie wahrscheinlich trotz der eigentlich keine Zweifel erlaubenden geographischen Lage des Klosters in Corsendonk schlossen, dass Andreas den Fehler begangen hatte. Obwohl Richard Froning in seinen Arbeiten über den Frankfurter Latomus klarstellte, dass dieses Werk von jemand anderen stammen müsse (1882 sowie 1884), hält sich die Falschzuschreibung nach wie vor, beispielsweise beim Münchener Digitalisierungszentrum (https: / / www.digitale-sammlungen.de/ en/ view/ bsb10137547? page=10,11; 26.02.2024). (Historia brevis Coenobii sive Abbatiae Trudonepolitanae), der ehemaligen Stadt Romerswalia (Origo ac progressus Paradisi B. Mariae) und Corsendonk in Oud- Turnhout (Origo ac progressus Canonicae Corsendoncanae). Während die Psalter- Versifizierung und die Klösterberichte nicht offiziell gedruckt wurden, stellt die Corsendonca einen Sonderfall dar, da Johannes Hoyberg, einer seiner Nachfolger als Prior, die Berichte des Latomus über dieses Kloster weiterführte, sie mit einer Einleitung und ausführlichen Notizen versah und 1644 alles gemeinsam publizierte. 11 Die Corsendonca wird jedoch bereits seit dem 17. Jahrhundert regelmäßig fälschlicherweise einem anderen Johannes Latomus zugeschrieben, der zur selben Zeit lebte und ein bedeutender Kleriker und Chronist aus Frankfurt am Main war. 12 Die Gedichte des Johannes Latomus in Paolo Giovios Elogia 377 <?page no="378"?> 13 Zimmermann 1995a, 202. 14 S. auch Zimmermann 1995a, 188. 15 Die erste Gruppe der bereits verstorbenen Gelehrten, die im Rahmen dieses Buches vorlagen, die zweite Gruppe der noch lebenden Gelehrten, die er als nächstes publizieren wollte, die dritte Gruppe, die Künstler enthalten sollte, und die vierte Gruppe der Päpste, Könige und Kriegsleute, die er 1551 tatsächlich publizierte (die Elogia virorum bellica virtute illustrium). 16 S. Le Carpentier 1664, 229 sowie zu allen von Latomus hinzugefügten Paratexten Appendix 3 in diesem Band. Wenden wir uns nun den Elogia zu und werfen einen Blick auf die redaktionellen Eingriffe des Latomus, beginnend mit den Paratexten. Giovios Elogia-Ausgabe aus 1546 beginnt mit einem kurzen Einleitungsgedicht seines ehemaligen Schülers und späteren Bischofs Onorato Fascitelli 13 gefolgt von Giovios eigenem Widmungsbrief an Ottavio Farnese. 14 Darauf folgt die Musaei Ioviani descriptio, also eine Beschreibung seiner Villa am Comer See mit besonderem Fokus auf den Räumen, die er als Museum nutzte. Den letzten Paratext vor den Elogia selbst bilden die Ordines imaginum, im Rahmen derer Giovio die vier Gruppen seiner geplanten Museumsbelegschaft erklärt. 15 An das Ende seines Buches setzte Giovio einen Index mit den Namen aller Gelehrten, deren Elogia sein Buch enthält. Die Namen sind alphabetisch unterteilt, jedoch innerhalb der einzelnen Buchstaben nach der Seitenzahl. Latomus setzte an den Anfang seiner Edition seinen eigenen 118 Verse langen Widmungsbrief in elegischen Distichen, den er an Robert de Berne‐ micourt richtete, den Baron von Liesveld und Ottoland in den nördlichen Niederlanden, der kurz vor der Publikation von Latomus’ Elogia verstorben war. 16 Darin verbindet er die mit mythologischen Anspielungen durchzogene Klage um und Laudatio des Robert mit einer Laudatio Giovios und seines Museums. Als zweiten Paratext ergänzte Latomus ein weiteres Gedicht in elegischen Distichen, diesmal 10 Verse lang und adressiert an Paolo Giovio den Jüngeren, den er als Erben des Namens Giovio anspricht. Er entschuldigt sich dort dafür, das Werk nicht ihm gewidmet zu haben, wie es sich gehört hätte, und begründet diesen Umstand damit, dass der Transportweg des physischen Buches vom Norden in den Süden Europas zu unsicher sei. Auf diese beiden neuen Paratexte ließ Latomus die bereits bei Giovio vorhandenen Paratexte folgen, fügte aber nach dem Gedicht des Onorato Fascitelli den um einige 378 Snezana Rajic <?page no="379"?> 17 Kleinere Unterschiede der beiden Indices umfassen die unterschiedliche Zuordnung von Namen (zum Beispiel steht Angelo Poliziano bei Giovio unter P, bei Latomus dagegen unter A), die vollständigere Erfassung von Namen (zum Beispiel statt Bartholus bei Giovio Bartholus a Saxoferrato bei Latomus) und die Tatsache, dass die Reihenfolge bei Latomus auch innerhalb der einzelnen Buchstaben dem Alphabet und nicht der Seitenzahl folgt. Latomus’ Erweiterung des Index betrifft die Namen jener Gelehrten, die Giovio am Schluss seines Buches in Form eines Fließtextes als diejenigen Gelehrten aus dem italienischen Ausland angab, deren Porträts ihm noch in seinem Museum fehlten. Latomus übernahm jedoch nicht alle Namen. Die Gelehrten, die Latomus nicht im Index erfasste, sind: aus dem deutschsprachigen Raum Johannes Ökolampad (Ioannes Oecolampadius), Ulrich Zwingli (Zwinglius), Wilhelm Copp aus Basel (Copus Basiliensis) und Joachim Camerarius d. Ä. (Camerarius), aus dem russischen Raum Filip Padniewski (Philippus Padnevius), aus dem ungarischen Raum Thomas Nádasdy (Thomas Nadastus), Philipp Moraeus aus Esztergom (Philippus Moraeus Strigoniensis), István Brodarics aus Vác (Stephanus Brodericus Vacciensis), Ferenc Frangepán aus Eger (Francapanis Agriensis) und János Statileo (Statilius), aus dem französischen Raum Jean du Bellay (Ioannes Bellaius), Pierre Danès (Danesius), Pierre du Chastel (Castellanus) und Louis LeRoy (Regius) sowie aus dem spanischen Raum Juan Martinez Pedernales (Martinus Silicaeus). 18 Zu Pomponazzis auch andernorts oft missverstandenen und höchst kontroversen Überlegungen zur Unbeweisbarkeit der Unsterblichkeit der Seele in seinem Tractatus de immortalitate animae: Kristeller 1986, 68-78; Pluta 1986, 50-65 sowie Wonde 1994, 72-132. Zu Kardinal Tommaso De Vio in diesem Zusammenhang: Pluta 1986, 5; Wonde 1994, 4 sowie insbesondere Cappiello 2018. Namen erweiterten Gelehrtenindex ein, den Giovio an das Ende des Buches gesetzt hatte. 17 Schließlich ergänzte Latomus auch am Ende des Buches ein weiteres langes Gedicht mit 132 Versen, dessen überschwängliche Laudatio und Dankbarkeit er diesmal an Paolo Giovio persönlich richtete, sowie einen zweiten alphabetischen Index, der die Autoren aller im Buch vorkommenden Gedichte enthält. Unter jedem Autor führte er dabei zudem alphabetisch und mit Seitenzahl versehen die Gelehrten an, für den derjenige ein Gedicht geschrieben hatte. Soweit zu den Änderungen der Paratexte; nun zu den redaktionellen Än‐ derungen in den Elogia selbst. Abgesehen von kleinen Änderungen in der Interpunktion, der Großschreibung und den Abkürzungen griff Latomus nur einmal in den Text der von Giovio verfassten Viten ein. In der Vita des Pomponio Pomponazzi hatte Giovio behauptet, dass dieser unter Rückbezug auf Aristoteles und Alexander von Aphrodisias die Ansicht vetreten habe, dass die Seele nach dem Tod des Körpers sterbe. 18 Obwohl Giovio seine persönliche Missbilligung für diese These ausdrückte, fügte er dennoch an, dass bereits der „verehrungswürdige Kardinal Tommaso De Vio“ dieser Ansicht zugestimmt hatte. Den Satz, der die Zustimmung Kardinal De Vios enthält, tilgte Latomus Die Gedichte des Johannes Latomus in Paolo Giovios Elogia 379 <?page no="380"?> 19 Edito scilicet volumine, quo animas post corporis mortem interituras ex sententia Aristotelis probare nitebatur secutus Aphrodisei placita, cuius dogmate ad corrumpendam iuventutem dissolvendamque Christianae vitae disciplinam nihil pestilentius induci potuit. Quam‐ quam in exemplo dudum fuisset, qui pariter scriptis assentiretur, vir sanctissimus atque doctissimus Thomas Caietanus Cardinalis. (Denn in dem Buch, das er ja herausgegeben hatte und in dem er sich bemühte, gemäß der Behauptung des Aristoteles zu beweisen, dass Seelen nach dem Tod des Körpers sterben würden, folgte er dem Lehrsatz des Aphrodisius [Alexander von Aphrodisias], dessen Lehre das Schädlichste ist, das man einführen könnte, um die Jugend zu verderben und die Sitte eines christlichen Lebens aufzulösen. Obgleich der ehrwürdigste und gelehrteste Kardinal Tommaso De Vio bereits lange als Beispiel dafür herhielt, da er dem in seinen Schriften auf ähnliche Weise zustimmte.) (Giovio 1546, fol. 44 v ). Der zweite Satz fehlt in Giovio/ Latomus 1557, 154. Dass Latomus ein Problem mit religiös kontroversen Figuren hatte, bemerkte er auch explizit in seinem Abschlussgedicht an Giovio: Grates, Paule, tamen tibi rependo / com‐ munis meriti ac honoris ergo, / quod doctores habeam loco parentum, / scriptores venerer libenter omnes / candore ingenuo fideque summa / et quanto ingenio licet, nisi illi / aut sint plane athei aut palam nefanda, / quae non scribere praestitisset, edant. (Dennoch erweise ich dir höchsten Dank, Paolo, / für unsere gemeinsame Leistung und somit Ehre, / dass ich die Gelehrten wie meine Eltern bei mir haben, / allen Autoren mit Freude meine Ehrerbietung erweisen kann / mit offener Aufrichtigkeit und höchster Ehrlichkeit / und so sehr es mein Talent zulässt, sofern sie nicht / gänzlich Gottes‐ leugner sind oder unverhohlen Blasphemisches / herausgeben, das besser gewesen wäre, nicht zu schreiben) (Giovio/ Latomus 1557, 291 vv. 7-14). 20 Giovio 1546, fol. 14 r vs. Giovio/ Latomus 1557, 44. 21 Sowohl die Option, dass Giovio das Gedicht nicht vollständig kannte bzw. Spiriteus es erst später erweiterte, als auch die Option, dass er dieses Werk als unpassend empfand und seine Bedeutung daher durch die Zensur herunterspielen wollte, sind unbefriedigend, da Giovio in vielen seiner Viten auch kritischen Bezug auf Werke nahm, ohne die Gedichte zu zensieren. Es ist allerdings auffällig, dass Latomus nicht nur die vier De honesta voluptate et valetudine betreffenden Verse im Gedicht des Spiriteus einfügte, sondern auch ein Gedicht des Jacopo Sannazaro, das unter einem Seitenhieb auf die reichen Päpste, die es sich leisten können, sich die Rezepte aus Platinas Kochbuch servieren zu lassen, auf witzig-sarkastische Weise die Inkongruenz dieses Werks und Platinas Papstchronik (Vitae pontificum) anspricht (Giovio/ Latomus 1557, 44). stillschweigend, man kann also hier von einem zensierenden Eingriff sprechen. 19 Der einzig andere Fall, in dem Latomus den Text von Giovios Elogia veränderte, betrifft ein Gedicht des Prosperus Spiriteus für Bartolomeo Sacchi („Platina“). In Latomus’ Edition finden sich in der Mitte des Gedichtes vier neue Verse, die Platinas kulinarisches Werk De honesta voluptate et valetudine thematisieren. 20 Es ist jedoch nicht klar, wieso diese Verse bei Giovio fehlen, denn das Werk findet auch in seiner Vita eine kurze Erwähnung. 21 Schließlich änderte Latomus bei neun Gedichten den Autorennamen. Meistens tilgte er diesen aus Platzgründen, wenn der Name des Autors 380 Snezana Rajic <?page no="381"?> 22 Bei Jacopo Ammannati Piccolominis Autoepitaph, Lancino Corti für Giorgio Merula, Pietro Crinito für Angelo Poliziano, Niccolò d’Arco für Marcantonio della Torre, Pietro Bembo für Christophe de Longueil, Blosio Palladio für Marco Antonio Casanova, Ludovico Ariostos Autoepitaph, Pietro Bembo für Niccolò Leonico Tomeo sowie Girolamo Aleandros Autoepitaph. Im Falle von Elisio Calenzios Autoepitaph änderte Latomus den Autoren von ipsius zu Elisius de seipso: viatori (Giovio/ Latomus 1557, 99). Die Tendenz, das Layout platzsparend zu gestalten, ist auch in der gegenüber Giovio 1546 vermehrten Anwendung von Abkürzungen zu erkennen. 23 Giovios unbetiteltes Gedicht für Donato Acciaiuoli schrieb Latomus Angelo Poliziano zu, bei Giovios Distichon für Giovanni Pico della Mirandola änderte Latomus den Autoren von Antonio Tebaldi auf Ercole Strozzi und ergänzte ein zweites, sehr ähnliches Distichon desselben Autors. Für das dialogisch formulierte dritte Gedicht des Thomas Morus, das bei Giovio noch mit Incertus übertitelt war, konnte Latomus als Autoren seinen Landsmann Johann Nico Everaerts (Johannes Secundus) ausmachen. Zudem lautet bei Giovio der Beginn dieses Gedichtes nicht Quis iacet hic truncus (Giovio/ Latomus 1557, 197), sondern Quis iacet in tumulo (Giovio 1546, fol. 57 r ). 24 Ergänzte Gedichte finden sich bei Poggio Bracciolini ( Jacopo Sannazaro), Antonio Beccadelli „Panormita“ (Giovanni Pontano), Bartolomeo Sacchi „Platina“ ( Jacopo San‐ nazaro), Theodorus Gaza (Michael Marullus, Pierio Valeriano), Michael Marullus (2x Andrea Dazzi, Pierio Valeriano), Demetrios Chalkondyles (Michael Marullus), Ermolao Barbaro (Pierio Valeriano), Angelo Poliziano (Pietro Crinito, Ercole Strozzi, Giulio Cesare Scaligero), Giovanni Pico della Mirandola (Ercole Strozzi, Michael Marullus), Pomponio Leto (Domitio Palladio), Marsilio Ficino (Angelo Poliziano, Andrea Dazzi), Giovanni Pontano (Basilio Zanchi, Celio Calcagnini, Simon de Vallambert, Pierio Valeriano), Filippo Beroaldo ( Jean-François Conti), Ercole Strozzi (Aldo Manuzio), Giovanni Cotta (Giulio Cesare Scaligero), Pietro Crinito (Andrea Dazzi), Marcantonio della Torre (Giulio Cesare Scaligero), Antonio de Nebrija (Incertus), Giasone del Maino (Giasone Lando), Christophe de Longueil (Germain de Brie, Étienne Dolet, 2x Claude Rosselet), Andrea Matteo Acquaviva (2x Jacopo Sannazaro), Andrea Navagero (Marco Antonio Flaminio, Basilio Zanchi), Jacopo Sannazaro (Antonio Tebaldi, Pietro Gravina, Basilio Zanchi, Nicolaus Grudius), Alberto Pio (Étienne Dolet), Ludovico Ariosto (Celio Calcagnini), Erasmus von Rotterdam ( Johann Nico Everaerts/ Secundus, Gilbert Cousin, Veit Kopp von Rottenburg, Simon de Vallambert, Johannes Morell), Guillaume Budé (2x Théodore de Bèze, Simon de Vallambert), Girolamo Aleandro (Celio Calcagnini), Gua‐ rino Veronese (2x Tito Vespasiano Strozzi), Gregorio de Tipherno (Giovanni Pontano), Lodovico Maria Ricchieri (Celio Calcagnini, Giulio Cesare Scaligero), Jacques Lefèvre d’Étaples (Giulio Cesare Scaligero, Simon de Vallambert), Gabriele Altilio (Giovanni bereits am Ende der Vita angekündigt wurde, 22 doch in drei Fällen konnte er falsche oder fehlende Zuschreibungen bei Giovio korrigieren bzw. ergänzen. 23 Den größten Eingriff in Giovios Werk stellt die Ergänzung von 67 neuen Gedichten anderer Autoren dar, die Latomus vornahm. Als Rahmeninformation sei zunächst gesagt, dass Latomus bei 37 Gelehrten, also in etwa 25 % der Fälle, Gedichte ergänzte 24 und dass diese Ergänzungen in bis zu fünf Gedichten Die Gedichte des Johannes Latomus in Paolo Giovios Elogia 381 <?page no="382"?> Pontano, Basilio Zanchi), Aulo Giano Parrasio (Pierio Valeriano), Celio Calcagnini (Lilio Giraldi, Giambattista Giraldi „Cinzio“), Johannes Müller von Königsberg (Bruno Selerus) und Juan Luis Vives (2x Conrad Wolffhart „Lycosthenes“). Im Falle Gabriele Altilios hatte Giovio das Epitaph von Giovanni Pontano zwar bereits in seiner Vita erwähnt, jedoch noch nicht eingefügt. 25 Wie zuvor bemerkt, konnte Giovio auch das Gedicht des Johann Nico Everaerts/ Se‐ cundus für Thomas Morus nicht zuordnen. 26 Valerianos Gedicht für Michael Marullus umfasst 16, das für Giovanni Pontano 18 Verse, doch Marullus’ Elogium enthielt bereits ein Gedicht mit 18 Versen von Giovanni Pontano, der Giovio durch seine Autorität vermutlich vorrangig erschien. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Theodorus Gaza, dessen Elogium bereits zwei Gedichte von Angelo Poliziano und eines von Giovanni Pontano umfasste. Pontanos eigenes Elogium enthielt bereits drei andere Gedichte, eines davon sein Autoepitaph. Das Elogium des Aulo Giano Parrasio befindet sich unter den letzten 40 Gelehrten, die bei Giovio generell so gut wie keine Gedichte enthielten, da er, wie er einleitend beklagte, noch keine Porträts dieser Gelehrten ergattern konnte. Valerianos Gedicht für Ermolao Barbaro schließlich ist eher ungewöhnlich und vermutlich daher dem Rotstift zum Opfer gefallen. Es ist dennoch auffällig, dass Giovio kein einziges seiner Gedichte in seine Sammlung aufnahm, zumal die beiden auch persönlich befreundet waren (Zimmermann 1995a, 96, 133, 248) und er wie auch Basilio Zanchi am Ende der Elogia als einer der noch lebenden italienischen Gelehrten genannt wird, deren Porträts Giovio bereits in seinem Museum ausgestellt hatte. 27 Die Gedichte für Poggio Bracciolini und Bartolomeo Sacchi („Platina“). pro Gelehrtem bestehen (meistens ein bis drei Gedichte, jedoch je vier bei Giovanni Pontano, Christophe de Longueil und Jacopo Sannazaro und fünf bei Erasmus von Rotterdam). Die vermutlich interessanteste Frage im Kontext dieser ergänzten Gedichte ist die, wieso sie nicht bereits von Giovio in seine Sammlung aufgenommen wurden. Dafür scheint es einige mögliche Gründe zu geben: die Gedichte waren noch nicht publiziert, sie waren zu lang, Giovio hatte sich bereits für drei andere Gedichte entschieden, er kannte sie nicht, weil sie von französischen, niederländischen oder deutschen Autoren stammten 25 oder er entschied sich gegen sie, weil sie den Einschätzungen seiner Vita widersprachen. Diese Gründe erklären, wieso Giovio sechs der von Latomus am häufigsten ergänzten Autoren nicht inkludierte: Andrea Dazzi und Basilio Zanchi (je vier Gedichte bei Latomus) hatten ihre Gedichte noch nicht publiziert, die Gedichte des Pierio Valeriano (fünf Gedichte bei Latomus) waren ihm vermutlich zu lang, 26 die Gedichte des Simon de Vallambert (vier Gedichte bei Latomus) und des Giulio Cesare Scaligero (fünf Gedichte bei Latomus) kannte Giovio vielleicht nicht und zwei der vier hinzugefügten Gedichte von Jacopo Sannazaro widersprechen den Einschätzungen in Giovios Vita. 27 Ändert man nun die Perspektive und fragt, wieso Latomus all diese Gedichte in seine Neuedition aufnahm, so kann man darauf nur antworten, dass es den Eindruck macht, er habe in einem renaissancetypischen kompilatorischen furor 382 Snezana Rajic <?page no="383"?> 28 Die Reihenfolge der Gedichte ändert sich bei Antonio Beccadelli „Panormita“ von Beccadelli-Calenzio-Vitale zu Beccadelli-Pontano*-Calenzio-Vitale, bei Bartolomeo Sacchi („Platina“) von Platina-Spiriteus zu Platina-Sannazaro*-Spiriteus, bei Theo‐ dorus Gaza von Pontano-Poliziano-Poliziano zu Pontano-Marullus*-Poliziano-Po‐ liziano-Valeriano*, bei Marullus von Pontano-Tebaldi zu Pontano-Dazzi*-Dazzi*- Valeriano*-Tebaldi, bei Poliziano von Crinito-Bembo-Incertus zu Crinito-Crinito*- Bembo-Incertus-Strozzi*-Scaligero*, bei Pontano von Pontano-Mirteo-Flaminio zu Pontano-Zanchi*-Calcagnini*-Vallambert*-Flaminio-Valeriano*-Mirteo, bei Ercole Strozzi von Bembo-Tebaldi zu Manuzio*-Bembo-Tebaldi, bei Andrea Matteo Acqua‐ viva von Palonio zu Sannazaro*-Sannazaro*-Palonio und bei Erasmus von Vitale-In‐ certus zu Incertus-Everaerts/ Secundus*-Vitale-Cousin*-Kopp*-Vallambert*-Morell*. Die mit Asterisk versehenen Autoren sind die Ergänzungen des Latomus. jedes Gedicht eingefügt, das er finden konnte, auch wenn es seiner eigenen Einschätzung des Gelehrten widersprach. Der letzte Aspekt der redaktionellen Eingriffe des Latomus betrifft die Ände‐ rung der Reihenfolge der Gedichte. In den meisten Fällen beließ Latomus alle Gedichte des Giovio in ihrer ursprünglichen Reihenfolge, fügte dann geblockt alle neuen Gedichte hinzu und platzierte sein eigenes Gedicht an den Schluss. Bei neun Elogia änderte er aber diese Reihenfolge, indem er die ursprünglichen Gedichte umstellte und/ oder die von ihm hinzugefügten darunter mischte. 28 Abgesehen davon, dass in der Vita angekündigte Gedichte und Autoepitaphien immer an erster Stelle und zwei Gedichte desselben Autors immer direkt hin‐ tereinander verblieben, scheint Latomus zwei Tendenzen in der Reihung seiner Gedichte gefolgt zu sein, die er in den Elogia, bei denen er keine Änderungen in der Reihenfolge vornahm, als bereits gegeben betrachtete. Die erste Tendenz ist, dass sich Gedichte von Autoritäten wie Pontano, Poliziano, Sannazaro oder Bembo regelmäßig am Anfang der Liste finden, vor den Gedichten der zeitgenössischen jungen Dichter wie Valeriano, Vitale oder Mirteo. Ganz der Bescheidenheitstopik folgend - allerdings auch besonders emphatisch - finden sich daher die Gedichte des Latomus selbst immer ganz am Ende. Die zweite Tendenz, die quer zur ersten laufen und diese außer Kraft setzen kann, betrifft die Gattung der Gedichte. Gedichte, die einen deutlichen Epitaphiencharakter aufweisen, führen die Liste regelmäßig an, auch wenn sie nicht von einer Autorität stammen. Allgemeinere Lobgedichte folgen danach. Nach diesem Überblick über die verändernden Eingriffe, die Latomus als neuer Editor in der Sammlung des Giovio vornahm, möchte ich nun zu seinen Ergänzungen als Dichter übergehen und sie formal und inhaltlich mit den ursprünglich bei Giovio vorhandenen Gedichten vergleichen. In formaler Hinsicht lässt sich zunächst festhalten, dass das nach dem elegischen Distichon und dem Hendekasyllabus am dritthäufigsten verwendete Die Gedichte des Johannes Latomus in Paolo Giovios Elogia 383 <?page no="384"?> 29 Ausführliche Erklärungen zu den zugrundegelegten Kategorien in Bezug auf die kommunikative Darstellung, die Topoi und die Gattungen der Gedichte in den entspre‐ chenden Abschnitten in Baltas/ Rajic 2024a. Versmaß bei Giovio der stichische Hexameter ist (etwa 10 %), der bei Latomus überhaupt nicht vorkommt. Sein dritthäufigstes Versmaß ist dagegen die Epode (etwa 8 %), die bei Giovio viel seltener ist (etwa 2 %). Weiters ist auffällig, dass die 148 Gedichte des Latomus mit einer Gesamtlänge von etwa 1200 Versen und einer Durchschnittslänge von acht Versen (Spanne: 2-31) deutlich länger sind als die 157 Gedichte, die Giovio auswählte und die eine Gesamtlänge von nur etwa 700 Versen und eine Durchschnittslänge von nur fünf Versen (Spanne: 1-18) aufweisen. Die kommunikative Darstellung der Gedichte, also die Situation zwischen Sprecher/ Sprecherin und Adressat/ Adressatin, 29 ist in den Gedichten bei Giovio und Latomus über weite Strecken ähnlich. Unterschiede finden sich darin, dass im Vergleich zu Latomus bei Giovio der Verstorbene seltener der Adressat ist (Giovio: etwa 31 %, Latomus: etwa 49 %), dagegen häufiger die kollektive Nach‐ welt (Giovio: etwa 35 %, Latomus: etwa 25 %). Zudem tritt in den Gedichten des Latomus häufiger eine Gottheit oder Personifikation als Sprecher/ Sprecherin auf (Giovio: etwa 4-%, Latomus: etwa 11-%). In Bezug auf den topischen Gehalt besteht der größte Unterschied der beiden Corpora darin, dass es in den Gedichten des Latomus deutlich weniger epitaphienspezifische Topoi wie Bezugnahmen auf das Grab (Latomus: etwa 35 %, Giovio: etwa 62 %), Trost- (Latomus: etwa 15 %, Giovio: etwa 29 %) und Klagetopoi (Latomus: etwa 11 %, Giovio: etwa 25 %), eine viator-Apostrophe (Latomus: etwa 15 %, Giovio: etwa 21 %) oder typische formulae wie hic iacet (La‐ tomus: etwa 9 %, Giovio: etwa 21 %) gibt als bei Giovio, dass allerdings Latomus deutlich häufiger den Namen des Verstorbenen unerwähnt lässt (Latomus: etwa 25 %, Giovio: etwa 5 %) und auch deutlich häufiger Kritik an den Verstorbenen äußert (ebenfalls Latomus: etwa 25 %, Giovio: etwa 5 %). Zusammenhängend mit der Nutzung von epitaphienspezifischen Topoi ist naturgemäß die Verteilung der Gattungen der Gedichte: Während bei Giovio etwa 80 % der Gedichte als Epitaphien, sepulchrale Epigramme und Pseudo-Epitaphien zu bezeichnen sind, macht diese Gruppe bei Latomus nur etwa 55-% aus. Die Gedichte der letzten 40 Gelehrten (107-146) bedürfen einer gesonderten Beurteilung, da Giovio für diese Personen nur sehr kurze Viten verfasste und mit drei Ausnahmen keinerlei Gedichte anfügte, da er zur Zeit der Publikation des Werkes noch keine Porträts von ihnen besaß. Das bedeutet, dass Latomus in diesen Fällen weniger Material zur Inspiration und Orientierung zur Verfü‐ gung stand und man daher, wie zu vermuten steht, mehr von seiner eigenen 384 Snezana Rajic <?page no="385"?> 30 Bei Alessandro Achillini die Behauptung, dass er der Lehre des Averroes nicht völlig zustimmte, bei Christophe de Longueil die Stadt Schoonhoven als biographischen Schlüsselort und bei Paolo Emilio da Verona den Umstand, dass dieser sein Werk De rebus gestis Francorum nicht vor seinem Tod beenden konnte. Bei Cristoforo Persona findet sich zudem als neue Information der von Latomus zurückgewiesene Vorwurf, Persona habe durch seine Übersetzung Prokops den Goten als Feinden Roms zu viel Aufmerksamkeit gewidmet. 31 Zum Beispiel Giovanni Antonio Campano, Theodorus Gaza, Angelo Poliziano, Giulio Pomponio Leto, Marsilio Ficino oder Bernardino Corio. 32 Zum Beispiel Baldus de Ubaldis, Leonardo Bruni, Lorenzo Valla, Marcos Musuros oder Celio Calcagnini. 33 Zum Beispiel Poggio Bracciolini oder Giorgio Merula. kreativen Leistung sehen kann. In diesen Gedichten lässt sich in allen oben analysierten formalen Kategorien im Vergleich zu seinen Gedichten bis 106 eine Vereinfachung, Vereinheitlichung oder Verkürzung feststellen: Die Gedichte werden kürzer, die Varianz der verwendeten Versmaße sowie die Varianz der Kombinationen von Sprecher und Adressat nehmen ab, Figurenreden und Doppeladressierungen verschwinden fast völlig und die Verwendung von Topoi sinkt weiter, insbesondere die Verwendung von epitaphienspezifischen Topoi, was mit sich bringt, dass der Anteil von Gedichten mit Grabbezug von etwa 65 % bis 106 auf nur noch etwa 35 % ab 107 fällt. Die bei Giovio fehlenden Epitaphien ersetzt Latomus dagegen im Rahmen der 67 Gedichte anderer Autoren, die er, wie bereits oben besprochen, hinzufügte. Bei ihnen erhöht sich bei den letzten 40 Gelehrten die Anzahl der Gedichte mit Grabbezug von etwa 60 % auf etwa 90-%. Ich möchte nun noch einen inhaltlichen Vergleich der Gedichte des Latomus mit denen bei Giovio anstellen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Latomus in etwa der Hälfte seiner Gedichte Informationen wiederholt, die sowohl in der Vita als auch in einem oder mehreren Vorgedichten behandelt wurden, und in der anderen Hälfte eine Information auswählt, die nur in der Vita erwähnt wurde, aber in den Vorgedichten fehlt. In sehr wenigen Fällen bringt Latomus eine neue Information ein, 30 in wenigen anderen Fällen ist sein Gedicht so gene‐ risch, dass kaum von einer Wiedergabe von Informationen gesprochen werden kann. 31 Zudem kann man festhalten, dass es in den Gedichten des Latomus regelmäßig wörtliche Bezugnahmen auf die Vita und/ oder die Vorgedichte gibt, dass sich allerdings keine Regelmäßigkeiten darin zeigen, in welchen Fällen er zitiert und in welchen nicht. Auch die positive oder negative Einschätzung der Gelehrten übernimmt Latomus in den meisten, nicht aber in allen Fällen von Giovio. Manchmal verschweigt er Giovios Kritik und übernimmt nur sein Lob, 32 manchmal verschweigt er sein Lob und übernimmt nur die Kritik 33 und Die Gedichte des Johannes Latomus in Paolo Giovios Elogia 385 <?page no="386"?> 34 Latomus kritisiert die von Giovio hauptsächlich gelobten Albertus Magnus, Francesco Petrarca, Jacopo Sannazaro, Camillo Querno („Archipoeta“), Alberto Pio und Paolo Emilio da Verona. Dagegen verteidigt er die von Giovio teilweise kritisierten Ambrogio Traversari, Domizio Calderini, Lancino Corti, Erasmus von Rotterdam, Giorgio Valla, Raffaele Maffei und Matteo Palmieri. Dazu gibt es wenige andere Fälle, die nicht gänzlich klar sind oder gemischte Einschätzungen enthalten. 35 Zum Beispiel Leonardo Bruni, Lorenzo Valla, Domizio Calderini, Manuel Chrysoloras, Marcos Musuros, Ercole Strozzi, Pietro Crinito, Francesco Mario Grapaldo oder Hector Boece. 36 Thomas Linacre. 37 Zum Beispiel Pier Candido Decembrio, Leon Battista Alberti, Lorenzo Lorenzano, Ermolao Barbaro, Galeotto Marzio, Girolamo Donato, Guido Postumo Silvestri, Aulo Giano Parrasio, Johannes Reuchlin oder Juan Luis Vives. 38 Zum Beispiel Baldus de Ubaldis, Marcantonio della Torre oder Paolo Emilio da Verona. Die spezifisch relevante und geläufige Metaphorik von Literatur als (in diesem Fall ungenießbarer) Speise findet sich in ausgeprägter Weise bei Battista Pio und Robert Gaguin. 39 Zum Beispiel Niccolò Perotti, Michael Marullus, Pierleone Leoni oder Marino Beci‐ chemo. 40 Zum Beispiel Bartolomeo Sacchi („Platina“), Girolamo Donato oder Jakob Ziegler. 41 Zum Beispiel Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim oder Pietro Alcionio. 42 Zum Beispiel Filippo Beroaldo, Antonio de Ferrariis („Galateo“) oder Giovanni Manardo. Latomus’ Gedicht für Giovanni Manardo etwa wurde 1702 von Johan van Broekhuizen in seinem Kommentar zu den Elegien des Properz als besonders gelungen herausge‐ stellt (Van Broekhuizen 1702, 118). Petrus Hofman Peerlkamp wiederholte 1838 diese Einschätzung und ergänzte als weitere bemerkenswerte Gedichte des Latomus jenes für Dante Alighieri sowie jenes für Thomas Morus (118-119). manchmal äußert er eine widersprechende Einschätzung, indem er einen von Giovio gelobten Gelehrten kritisiert oder einen kritisierten verteidigt. 34 Was schließlich die poetischen Strategien des Latomus angeht, so kann man sagen, dass er die Techniken der anderen Dichter der Sammlung durchaus ebenfalls beherrscht, so etwa die Darstellung der Taten des Gelehrten als Epos bzw. physischer Kampf 35 oder als Elegie, 36 den Aufbau des Gedichtes auf einem Wortspiel mit dem Namen, 37 einer bestimmten Metaphorik, 38 mythischen An‐ spielungen 39 oder historischen Exempla 40 oder den durchgehend vorhandenen Einsatz von Personifikationen und Gottheiten als Gedichtfiguren und Dialog‐ sprecher/ Dialogsprecherinnen. Es finden sich zudem auch ‚Fluch-Epitaphien‘ 41 und pointiert-witzige Epigramme. 42 Die poetischen Strategien, die dagegen spezifisch für die Gedichte des Latomus sind, sind die metatextuelle Erwiderung auf die Vita und/ oder die Vorgedichte, die meistens, aber ebenfalls nicht immer mit wörtlichen Bezugnahmen und einer anderen Einschätzung einhergeht, sowie der Monolog des Verstorbenen, der nicht im gattungstypischen Sinn des Epitaphs eine Biographie enthält, sondern dazu dient, den positiven oder 386 Snezana Rajic <?page no="387"?> 43 In der Sammlung Giovios kommen nur in zwei Gedichten Metalepsen vor, beim ersten (Albertus Magnus) und beim letzten der ausführlich behandelten Gelehrten (Benedetto Giovio). Somit erfüllen sie im Sinne einer metaleptischen Ringkomposition den besonderen Zweck, das Buch einzurahmen, während die Metalepsen bei Latomus zufällig verstreut sind. 44 Zum Beispiel Giovanni Boccaccio oder Johannes Müller von Königsberg. negativen Charakter des Verstorbenen zu veranschaulichen. Insgesamt machen diese Monologe und Erwiderungen allerdings nur einen eher kleinen Teil der Gedichte des Latomus aus (ca. 20-%). Damit möchte ich mich zusammenfassend der Beantwortung der letzten Frage zuwenden, ob und wie Latomus durch seine redaktionellen Eingriffe und poetischen Additionen den Charakter von Giovios Elogia virorum literis illust‐ rium veränderte. Während Giovio die Anzahl und Länge der Gedichte, die er an seine Viten anfügte, begrenzt hielt, um der ursprünglichen Rezeptionssituation der Elogia als cartellini neben oder unter einem Porträt in seinem Museum gerecht zu werden, fügte Latomus viele und auch viel längere Gedichte in Giovios Sammlung ein. Zudem durchbricht Latomus immer wieder die Fiktion der ursprünglichen Sammlung durch Ansprachen an den Leser/ die Leserin, Metalepsen 43 und durch wörtliche Bezüge markierte Erwiderungen auf die Vita und/ oder die Vorgedichte. Weiters gibt es in den Gedichten des Latomus deutlich häufiger kritische Äußerungen, Gedichte ohne den Namen des Verstorbenen sowie Gedankensprünge, die ebenso wie die metatextuellen Erwiderungen vor‐ aussetzen, dass der Leser/ die Leserin die Vita und die Vorgedichte gemeinsam mit den Gedichten des Latomus rezipiert und sie auf diese bezieht. Es gibt bei Latomus weniger Topoi aus den epitaphienspezifischen Kategorien und somit auch deutlich weniger Epitaphien und sepulchrale Epigramme. Schließlich sind die Gedichte des Latomus durch das häufigere Auftreten von Personifika‐ tionen und Gottheiten, die häufigere Ansprache des Verstorbenen und seltenere Ansprache der kollektiven Nachwelt, häufigere Figurenreden und regelmäßig komödien- oder sketchartig ausgearbeiteten szenischen Darstellungen 44 insge‐ samt als dynamischer und veranschaulichender zu beurteilen als viele der Gedichte bei Giovio. Gleichzeitig ist allerdings der Großteil der Gedichte des Latomus in der einen oder anderen Weise inhaltlich oder formal sehr deutlich an die Vita und die Vorgedichte angelehnt und ohne diese oft auch nur schwer verständlich. Es ergibt sich also, dass die ursprünglich gestraffte, auf Epitaphien konzentrierte und der memoria der Gelehrten verschriebene Sammlung Giovios, die einen objektiven Eindruck zumindest erwecken möchte, einem subjektiven Kommentar eben dieser Sammlung gewichen ist. Es geht Latomus in seinen Gedichten nicht so sehr um die Tradierung der Erinnerung an die Gelehrten Die Gedichte des Johannes Latomus in Paolo Giovios Elogia 387 <?page no="388"?> 45 Für Text und Übersetzung dieser Stelle siehe Anm. 19 (Giovio/ Latomus 1557, 291). 46 Stolle 1736, 589. als darum, seine persönliche Auseinandersetzung und positive oder negative Einschätzung dieser Gelehrten in häufig durchaus kreativer und gelehrter Weise poetisch festzuhalten. Diese Kommentarartigkeit ist auch daraus ersichtlich, dass die letzten 40 Gedichte, in denen es fast keine Vorgedichte und nur mehr sehr kurze Viten bei Giovio gibt, auch bei Latomus eine Verkürzung, Vereinfa‐ chung und Vereinheitlichung aufweisen. Nicht zuletzt bestätigt Latomus selbst diesen Umstand in seinem abschließenden Gedicht an Giovio, wo er diesem für die Gelegenheit dankt, mit den von ihm so geschätzten Gelehrten sozusagen auf Tuchfühlung gehen und ihnen offen und ehrlich (candore ingenuo fideque summa) seine Meinung mitteilen zu können (v. 11). 45 Insgesamt kann man sich also dem Urteil Gottlieb Stolles anschließen, der 1736 im 6. Band seiner Kurtzen Nachrichten von den Büchern und deren Urhebern in der Stollischen Bibliothec folgendes Urteil über Latomus traf: Wer sich einbildet: er treffe hier nichts als Lobeserhebungen gelehrter Männer an, der irret sich, denn es muß mancher darinne herhalten. Es sind nicht alle Elogia mit gleichem Fleisse verfertiget, auch nicht allemal behörig ausgeführet, und siehet man wohl: es habe der Auctor hier mehr seine Beredsamkeit weisen, als uns in re literaria unterrichten wollen. 46 388 Snezana Rajic <?page no="389"?> 1 Goethe 1990, 150. Das Adjektiv „ekel“ hat hier die Bedeutung ‚wählerisch‘, Deutsches Wörterbuch (Grimm/ Grimm 2023) Bd. 3, col. 396, s.v. „ekel, adj.“ 2/ a (https: / / woerte rbuchnetz.de/ ? sigle=DWB&lemid=E03732, 7.3.2023). Eine Variante Goethes nennt im zweiten Vers auch Catull: „Lieber Nauger dein Gedicht leider verbrännte Catull“, Goethe 1990, 511. 2 Giovio, Viri et fem. 2,22 (Giovio 2013). Zwischen Catulls urbanitas und Martials argutia Die Epigramme des Johannes Latomus im Spannungsfeld der poetologischen Tendenzen des 15. und 16.-Jahrhunderts Veronika Brandis Aus zu eklem Geschmack verbrannte Nauger Martialen. Wirfst du das Silber hinweg, weil es nicht Gold ist? Pedant! Hinter diesem Zweizeiler aus Johann Wolfgang Goethes Venezianischen Epi‐ grammen (1790) 1 steht eine Anekdote über den humanistischen Dichter Andrea Navagero: Dieser gehörte einer Sekte von Stilpuristen und Catullanhängern an, die von überallher Martialausgaben sammelten und sie in einem jährlichen Ritual ins Feuer warfen. 2 Goethe kommentiert in diesem Epigramm die im ita‐ lienischen Humanismus des 15. und 16. Jahrhunderts hitzig geführte Stildebatte: Wer ist der größere Epigrammdichter, Catull oder Martial? Goethe selbst scheint zwar eine leichte Vorliebe für Catull, hier als „Gold“ bezeichnet, auszudrücken, aber insgesamt verlacht er den Streit um die Dichter, die beide herausragend seien, als Pedanterie. Im Folgenden soll mit Hilfe zweier Epigramm-Poetiken und der Stellung‐ nahme Paolo Giovios die polarisierende Kraft der beiden antiken Epigramma‐ tiker aufgezeigt werden. Daran schließt sich die exemplarische Untersuchung zweier Epigramme des Niederländers Johannes Latomus, die enthüllt, wie sich dieser Dichter positioniert. <?page no="390"?> 3 Bradner 1969, 198. 4 Alle Texte von Catull und Martial werden, sofern sie nicht Zitate in der frühneuzeitlichen Literatur sind, aus den Ausgaben von Bardon (Catullus 1973) und Shackleton Bailey (Martialis 1990) zitiert. 5 Bradner 1969, 200. 6 Bradner 1969, 199-203. 7 Zu Francesco Robortello aus Udine (1516-1567) vgl. Venier 2016, 827-831 - es gab allerdings schon seit der Antike poetologische Äußerungen in Epigrammen über das Wesen von Epigrammen („epigrams on the epigram“), vgl. Hutton 1935, 55-74. 8 Robortello 1548. 9 Robortello 1548, 37. 10 Martialis quoque apte multis in locis […]. Bellum est illud Martialis lib. vi in Coracinum; lepidum illud in Cilicem furem, In eodem lib. salsum illud de Gellia. (Robortello 1548, 37). Was ist ein gutes Epigramm? In der Überlieferung von Aristoteles’ Poetik fehlt eine Definition dieser Gattung, so dass sich die italienischen Humanisten des 15. Jahrhunderts veranlasst sahen, die poetische Kleinform sehr frei nach ihren Vorstellungen zu füllen. 3 Modell standen die drei großen Sammlungen der Antike: Catulls Carmina, Martials Epigrammata 4 und die griechische Anthologie, außerdem flossen Elemente anderer antiker Gattungen, wie z.-B. der Liebeselegie v. a. Ovids, in die neuzeitliche Epigrammatik ein. 5 Obwohl die antiken Samm‐ lungen nicht klar voneinander getrennte Dichtungsmuster bieten, galten sie den Humanisten als polarisierend: Auf der einen Seite standen die lyrische Dichtung Catulls und die Anthologie, deren Stil vielen Autoren v. a. des 15. Jahrhunderts für ihre Liebesdichtung als Vorbild galt, auf der anderen Seite Martials beißender Witz, den man später nachzuahmen suchte. 6 Die erste zusammenhängende Epigrammtheorie hat 1548 Francesco Robor‐ tello verfasst. 7 Der Traktat ist ein Anhang zu seinem Kommentar zu Aristoteles’ Poetik und spiegelt, so scheint es, den poetischen Geschmack im Italien des 15. und 16. Jahrhunderts wider. 8 Er behandelt auf sechseinhalb Seiten die Fragestellungen ad quam poeseos partem spectent (zu welchem Bereich der Dichtung Epigramme gehören) und qualis sit materies (was ihr Thema ist), wobei er einen präskriptiven Teil mit Empfehlungen einschließt: quid […] sequendum aut fugiendum (was zu befolgen und was zu vermeiden sei). Für seine thematische Einteilung, für sprachliche und stilistische Eigenarten nennt er stets Beispiele aus Catull, aus Martial, oft auch aus der Anthologie. Catulls Epigramme werden fast ausschließlich als positive Vorbilder erwähnt. Catull verlache geistreich, verspotte wunderbar, spieße treffend auf: lepide ridet, pul‐ cherrime illudit, salsissime carpit. 9 Martial schreibe zwar auch an vielen Stellen angemessen, und einzelne Epigramme seien als bellum, lepidum und salsum zu bezeichnen, 10 jedoch meistens mache er steife Witze: sed plerunque in iocis 390 Veronika Brandis <?page no="391"?> 11 Robortello 1548, 37. Es folgen negative Beispiele von Martial. 12 Poterit quilibet per se haec facillimè diiudicare, qui veterem illam Romanorum urbanitatem degustarit, Erat enim ferè Domitiani Imp. temporibus abolita, quòd in Urbem multa esset infusa peregrinitas. (Robortello 1548, 37). 13 Robortello 1548, 38. 14 Inducit Martialis libro primo colloquentes inter se leporem, et leonem, quod est omnino fabulosum, ac praeter verisimile […] (Robortello 1548, 38-39, hier 39). In Mart. 1,6. 14. 22. 44. 48. 51. 60. 104 geht es um einen Hasen und einen Löwen. Eine Unterhaltung der Tiere wird allerdings nicht inszeniert, sondern meist wird der Hase in Form einer Apostrophe durch die Sprecherinstanz adressiert. 15 Robortello 1548, 39; auch Holzberg 2003, 46 bezeichnet c. 67 als Elegie. 16 Robortello 1548, 39-40. 17 Robortello 1548, 40 zitiert aus Catull. 15,18-19: Quem attractis pedibus patente porta / Percurrent raphani<que>, mugilésque. 18 Robortello 1548, 40. 19 […] etsi Catullus semel μνημόσυνον dixit. (Robortello 1548, 41). In Catull. 12,10-13 heißt es: quare aut hendecasyllabos trecentos / exspecta aut mihi linteum remitte; / quod me non movet aestimatione, / verum est mnemosynum mei sodalis. friget. 11 Das liege daran, dass die alte römische urbanitas zu Domitians Zeiten durch Einfließen von peregrinitas verkommen sei. 12 Catulls besondere Stärke liege im glanzvollen, eleganten Ausdruck von Gefühlen in seinen Liebesgedichten: ibi [sc. in affectionum genere] enim maxime excellit, ibi plurimum nitoris habet, et elegantiae. 13 Auf acht Beispiele von Catull folgen fünf positive Beispiele Martials - sehr wenig, wenn man bedenkt, dass das überlieferte Korpus des kaiserzeitlichen Dichters etwa fünfzehnmal so groß wie das Catulls ist. Abzulehnen sei alles, was märchenhaft und unrealistisch sei, fabulosum und praeter verisimile, wie z. B. die Unterhaltung eines Hasen und eines Löwen bei Martial. 14 Catulls c. 67, bei dem eine Haustür spricht, sei, so entschuldigt ihn Robortello, eher eine Elegie als ein Epigramm. 15 Catulls suavitas (Süße) belegt Robortello mit vielen Beispielen. 16 Ja sogar das derbe Ende des Epigramms 15 von Catull, in dem der Sprecher dem Aurelius die Rhaphanidosis, die Strafe durch Einführen eines Rettichs in den Anus, androht (Catull. 15,18-19), 17 wird als venustum (liebreizend) bezeichnet, weil es einen altmodischen, gelehrten Charme aufweise (tinctum antiquitate et eruditione). Solange etwas Obszönes nicht direkt ausgesprochen, sondern verdeckt angedeutet werde, sei es zu billigen (occulta enim significatio, quae subest verbis proximè id significantibus; multum in se lepôris habet). 18 Griechische Wörter sollten nicht in lateinischen Epigrammen verwendet werden, selbst wenn, wie er zugibt, Catull das an einer Stelle tue. 19 Streng rügt er Martials Gewohnheit, seiner Dichtung Griechisches Zwischen Catulls urbanitas und Martials argutia 391 <?page no="392"?> 20 Robortello 1548, 41. 21 Zu Julius Caesar Scaliger aus Riva del Garda (1484-1558) vgl. Patrizi 1989, 426-432. 22 Scaligero 1995, 202-217 (Buch 3, Kap. 125). Die Poetik ist postum von Robert Constantin, dem Scaliger sein Werk kurz vor seinem Tod anvertraut hatte, herausgegeben worden, Scaligero 1994, 34-37, vgl. die Einführung ebd. X I - X V . 23 An einigen Stellen merkt man, wie Scaliger sich von Robortellos Urteilen absetzt: Die Kühle (frigere), die Robortello auf Martial bezieht, unterstellt Scaliger den griechischen Epigrammen: est facetum genus illud, quod frigide Graeci, Latini acutius exercuere, Scaligero 1995, 210 (Buch 3, Kap. 125). Die suavitas des Catull (Robortello 1548, 39-40) nennt Scaliger ironisch mel, ebd. 212. 24 Scaligero 1995, 204. 25 Scaligero 1995, 206. 26 Scaligero 1995, 212. beizumischen: nam Martialis Graecum etiam versum miscet. Id verò me iudice, vitandum est. 20 Im Jahre 1561, dreizehn Jahre nachdem Robortellos Traktat erschienen war, hat Julius Caesar Scaliger 21 im dritten Buch der Poetices libri septem eine weitere Poetologie der Kleingattung vorgelegt, die bis heute richtungsweisend ist. 22 Es ist deutlich zu bemerken, dass inzwischen ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat: 23 Während Robortello Catull den Vorzug gibt, legt Scaliger seine Definition eher auf Martial aus. Obwohl er zu Anfang zwei Arten von Epigrammen definiert, nämlich einerseits die einfache Vorstellung einer Sache, Person oder Handlung (so wie einige Gedichte Catulls angelegt sind), anderer‐ seits das zusammengesetzte Epigramm, das aus Vordersätzen etwas ableitet (diese Art der Komposition pflegt Martial), fokussiert er sich im Folgenden auf die zweite Art. Dieser seien brevitas und argutia eigen (brevitas proprium quiddam est, argutia anima ac quasi forma). 24 Catull sei diesen Stilqualitäten nicht immer gerecht geworden, Martial dagegen habe sie in keinem Gedicht verfehlt (Hanc Catullus non semper est assecutus, Martialis nusquam amisit). 25 Recht viele Epigramme Catulls seien dadurch wirkungsvoll, dass sie nicht wirkungsvoll seien, sondern einfach sinnlos (nequam) und ganz von Schlaffheit geprägt. Dies bezeichne man als „Honigssüße“, was eine ironische Anspielung auf Robortellos Lob der Catullschen suavitas zu sein scheint: quorum [sc. genera epigrammatum] efficacia est non esse efficacia, sed nequam. Igitur totus tractus sese in languorem dat. Huiuscemodi pleraque sunt Catulliana. In hoc genere, urbane ut loquamur, mel statuimus. 26 Die Poetologien bilden ab, dass bis Mitte 392 Veronika Brandis <?page no="393"?> 27 Zur einseitigen Sichtweise der Forschung vgl. Hausmann 1972, 7-13: Catulls Liebes‐ dichtung stand zwar im Fokus der Dichter des 15. Jahrhunderts, aber z. B. Perotti, Merula, Calderini beschäftigten sich philologisch mit Martial, und Beccadelli, Landino und Campano schrieben von Martial inspirierte Dichtung. Dennoch scheint mit Scaliger ein Paradigmenwechsel stattgefunden zu haben, da die Gattungstheorie seitdem die argutia bzw. das acumen als konstitutiv nennt und das zweigeteilte Epigramm in den Mittelpunkt rückt, vgl. z. B. Tommaso Correa 1569, 38: Si vero epigramma Argutia caret, epigramma non est. Zum 17.-Jahrhundert s. Weisz 1979, 26-43. 28 Zu Paolo Giovio aus Como (1483/ 86-1552) vgl. Agosti 2008. 29 Der Dialogus ist vollständig erst 1984 von Travi und Penco publiziert worden; vgl. die jüngst von Kenneth Gouwens vorgelegte, vollständig kommentierte und übersetzte Ausgabe Giovio 2013. 30 Vgl. Minonzio 2007a. 31 Zu Johannes Latomus aus Bergen op Zoom (1523-1578) s. Andreas 1643, 524-525. Vgl. die Aufzählung der dürftigen biographischen Quellen, die wir über Latomus haben, Rajic 2025, Anm. 6 sowie ihren Beitrag im vorliegenden Band. des 16. Jhs. eher Catulls urbaner Stil, danach eher Martials arguter Stil für nachahmenswert galt. 27 Kommen wir nun zu Giovio und Latomus: Der italienische Humanist Paolo Giovio 28 äußert in zweien seiner Werke, in dem Dialogus von 1527 und in den Elogia von 1546, seine Meinung über Catull und Martial. Der Dialogus, der als Handschrift überliefert ist und erst im 19. Jh. gedruckt wurde, trägt den Titel De viris et feminis aetate nostra florentibus (Über berühmte Männer und Frauen unserer Zeit). 29 Er gibt drei Gespräche Giovios mit zwei Gelehrten über berühmte Männer und Frauen der Neuzeit wieder, wobei man bei Dichtern auch auf deren Vorbilder Catull und Martial zu sprechen kommt. Die Elogia sind in folgendem Kontext entstanden: 30 Giovio hatte in Como eine Villa, in der er Porträtbilder von Gelehrten sammelte. Für dieses Museum hatte er jeweils kurze prosaische Lebensbeschreibungen verfasst, die er unter den Bildern an‐ brachte. 1546 vereinte er diese Viten gemeinsam mit Grabepigrammen anderer neuzeitlicher Autoren in einem Buch: Pauli Iovii Elogia veris clarorum virorum imaginibus apposita, quae in Musaeo Ioviano Comi spectantur (Paolo Giovio: Nachrufe, die den Porträts berühmter Männer beigefügt sind, welche in Giovios Museum zu Como zu sehen sind). Eine zweite, stark erweiterte Auflage der Elogia gab Johannes Latomus 1557 heraus. Über den altgläubigen Geistlichen aus Bergen op Zoom in den Niederlanden ist nur wenig bekannt. 31 Er hatte zeitweise beim Papst in Rom die Geschäfte seines Konvents vertreten und war vermutlich dort mit italieni‐ schen Humanisten zusammengetroffen. Er fügte unter anderem 148 eigene Epigramme zu den Prosaelogien und den von Giovio gesammelten Epigrammen hinzu. Seine Gedichte runden jeden Eintrag des Museumskatalogs nicht nur Zwischen Catulls urbanitas und Martials argutia 393 <?page no="394"?> 32 Ego medius fidius Martialem ut iucundissimum vatem semper sum admiratus […]. Verum si benigno ac pio alicui poetae liceret eius libros verecunda manu defecare, arbitrarer profecto eum ab arguta hilaritate longe optimum et suavissimum, postquam in illo genere, et in tanto praesertim aevo, neminem adhuc eo meliorem invenimus. formal ab, sondern sie gehen häufig sehr geistreich auf die vorangehenden Texte, v. a. auf die Prosabiographien Giovios, ein. Zwei dieser poetologischen Stellungnahmen in Gedichtform sollen im Folgenden untersucht werden. Giovios Positionierung im Gelehrtenstreit ist aus dem Dialogus und den Elogia klar zu erkennen. Im Dialogus erörtert er den Stil vieler neuzeitlicher Dichter. Gelobt werden die Dichter, die sich an Catulls klaren, einfachen, von Stacheln reinen, sanften Stil halten (Catulli […] imitari candorem illamque sim‐ plicem et sine aculeis puram lenitatem; Viri et fem. 2,21). Sein Gesprächspartner, der Jurist Antonio Muscettola, hält Martial für bei weitem am besten und charmantesten wegen seines scharfsinnigen Witzes (ab arguta hilaritate longe optimum et suavissimum; Viri et fem. 2,22); er möchte ihn aber gerne vorsichtig bereinigen lassen (si benigno ac pio alicui poetae liceret eius libros verecunda manu defecare; Viri et fem. 2,22), 32 woraufhin Giovio verächtlich fragt, wie man solch einen unreinen Dichter von schmutzigem und stinkendem Unrat befreien könnte, außer wenn man seine Bücher ins Feuer werfe - hier eine Anspielung auf das erwähnte Ritual Navageros: Sed quis hominum vel deorum etiam, nisi sit ipse Vulcanus, tam lutulentum vatem ab olidis sordibus satis laute repurgabit? (Viri et fem. 2,23). Im Dialogus outet sich Giovio klar als Catullianer. Dieselbe Position vertritt er in den Elogia, was an der entsprechenden Stelle ausgeführt werden wird. Die von Johannes Latomus besorgte Ausgabe von Giovios Elogia fällt zeitlich zwischen die theoretischen Schriften von Robortello und Scaliger. An ihr werde ich untersuchen, ob sich der Niederländer im Gelehrtenstreit mittels seiner eigenen Epigramme auf die eine oder andere Seite stellt: Befürwortet er mit Giovio und Robortello die Catullsche, urbane Art zu dichten oder hängt er der arguten Epigrammatik Martials an, die bei Scaliger als nahezu konstitutiv für die Gattung Epigramm postuliert wird? Der Beantwortung dieser Frage dient die exemplarische Analyse von Latomus’ Epigrammen für Niccolò Perotti und Andrea Navagero. Niccolò Perotti, Professor an der Universität Bologna, übersetzte zwei grie‐ chische Schriften ins Lateinische, verfasste die lateinische Schulgrammatik Rudimenta grammatices (gedruckt 1473) und schrieb einen Kommentar zu Martials Liber spectaculorum und zum ersten Buch der Epigrammata, der 1489 postum gedruckt wurde. In dem voluminösen Folianten von fast 400 Seiten mit dem Titel Cornu copiae (Füllhorn) wird nahezu jedes Wort erläutert. Er hat en‐ 394 Veronika Brandis <?page no="395"?> 33 Zu Niccolò Perotti aus Sassoferrato (1429/ 30-1480) vgl. D’Alessandro 2015, 431-433. 34 Es handelt sich um eine Anspielung auf die olenische Ziege der Nymphe Amaltheia, die nach Ov. Fast. 5,111-128 Jupiter als Säugling Milch gab. Als sie sich an einem Baum ein Horn abbrach, füllte die Nymphe dieses mit Obst und gab es dem Kind. Später versetzte Jupiter es als Sternbild an den Himmel. Die Verse 4-6 beziehen sich auf den Kampf des Herakles mit dem Fluss Acheloos, der sich in einen Stier verwandelt hatte. Herakles riss ihm ein Horn ab, das selbst als Füllhorn der Amaltheia bezeichnet oder gegen dieses eingetauscht wurde, vgl. den Kommentar von Baltas/ Rajic in Giovio/ Latomus 2024 (http s: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ node/ 137, 24.7.2023). Die neoterische Gelehr‐ samkeit zeigt sich auch in programmatischen Begriffen wie varius, multiplex und in der Verwendung des seltenen archaischen Wortes cupedium (oder cupedia), s. ThLL 1909, 1436 (s.vv. cuppedium und cuppedia). zyklopädischen Charakter und fand als Nachschlagewerk für Worterklärungen und Realien weite Verbreitung. 33 Johannes Latomus widmet diesem Niccolò Perotti bzw. seinem Werk zwölf Hendekasyllaben: Cornu nobile copiae Perotti - non quale Oleniae puer capellae - sanxit Iuppiter, intulit<que> caelo - aut quale Herculea manu revulsum, - Aetoli fluvii perenne vulnus, 5 thymo et baccare Naiades replerunt. - At doctum variumque multiplexque - et cunctis opibus cupediisque, - quas Musae Oenotrides amant, refertum. - Hic ille est liber, ille Martialis 10 interpres, Latiae illa lingua linguae, - cornu nobile copiae Perotti. - - - (Edles Füllhorn des Perotti, nicht das der olenischen Ziege, welches Jupiter als Knabe weihte und in den Himmel versetzte, oder das, welches, durch Herkules‘ Hand abgerissen, eine ewige Wunde des aetolischen Flusses, die Najaden mit Thymian und Baldrian füllten, sondern ein gelehrtes und buntes und vielfältiges und mit allem Reichtum und Leckerbissen, die die önotrischen Musen lieben, vollgefülltes: Dies hier ist jenes Buch, jener Erklärer des Martial, jene Zunge der römischen Sprache, das edle Füllhorn des Perotti.) Passend zu dem umfangreichen gelehrten Martialkommentar, den Latomus im ersten und letzen Vers nennt, erwähnt er in Präteritioform (non quale … v. 2, aut quale … v. 4) zwei entlegene Mythen über andere cornua und hebt von diesen das cornu des Perotti ab. 34 Latomus’ Gedicht wirkt hymnisch mit dem Zwischen Catulls urbanitas und Martials argutia 395 <?page no="396"?> 35 Fuhrer 1998. 36 Gärtner 2001. 37 Eine weitere Parallele zu diesem Gedicht ist perenne in Catull. 1,10, das in derselben Versposition wie bei Latomus’ v. 5 steht. Anruf im ersten und der Wiederholung im letzten Vers. Der typische Relativstil von Hymnen (qui…, cui …, quem usw.) 35 wird allerdings ins Gegenteil verkehrt: non quale …, aut quale…, so dass man auch an eine Priamel erinnert wird, in der die vorauslaufenden Beispiele verworfen werden, das letzte aber positiv herausgestellt wird. 36 Der Dichter spielt geschickt mit intertextuellen Bezugnahmen, und zwar auf drei metrisch gleiche und thematisch verwandte Gedichte der antiken Literatur. Der Form nach modelliert er das Epigramm nach c. 36 des Catull, in dem auch ein Buch im ersten und letzten Vers angesprochen wird, so dass eine Rahmung entsteht: Annales Volusi, cacata carta (Annalen des Volusius, Dreckspapier). Zu Latomus’ lobendem Epigramm steht Catulls Gedicht, das das Werk des Volusius mit drastischen Worten beschimpft, in krassem Gegensatz. Auch Catulls Gedicht hat hymnische Elemente, hier nicht an das Buch gerichtet, sondern an Venus, die mit den Relativpronomina quae und viermaligem quaeque (Catull. 36,12-15) mit mythischen Kultstätten in Verbindung gebracht wird. Das Werk des Volusius sei „voll von plumpen Geschmacklosigkeiten“ (pleni ruris et inficetiarum; Catull. 36,19). Dieses zum Füllhorn passende Bild nimmt Latomus durch cunctis opibus cupediisque […] refertum (vv. 8-9, sowie durch thymo et baccare Naiades replerunt v. 6) --ins Positive verkehrt-- auf. Dem mit Catull vertrauten Leser fällt ein weiterer Bezug zum antiken Dichter auf, nämlich zum Widmungsepigramm c. 1. Auch hier geht es um Bücher, einerseits um Catulls Epigrammbuch selbst, andererseits um die Chronik des Cornelius Nepos. Das erste Wort doctis des siebten Verses bei Catull erhält als Apposition zu chartis (v. 6) und gleichzeitig vor der Interjektion Iupiter (v. 7) viel Gewicht: […] iam tum cum ausus es unus Italorum / omne aevum tribus explicare cartis, / doctis, Iupiter, et laboriosis ([…] schon damals, als du es als einziger der Italer wagtest, das gesamte Zeitalter in drei Buchrollen darzulegen, in gelehrten, bei Jupiter, und mühevollen Catull. 1,5-7). Diesen für die Neoteriker programmatischen Begriff übernimmt Latomus als für das Cornu copiae passend und setzt ihn ebenso betont in den Molossus (at doctum) an den Anfang seines siebten Verses, der zum Werk des Perotti überleitet. 37 Noch eine prominente Remininszenz enthält das neuzeitliche Epigramm in vv. 10-11: Hic ille est liber, ille Martialis / interpres […]. Martial selbst kündigt seine Epigrammsammlung in Mart. 1,1,1-2 folgendermaßen an: Hic est quem legis ille, quem requiris, / toto notus in orbe Martialis (Hier ist jener, den du liest, 396 Veronika Brandis <?page no="397"?> 38 Giovio/ Latomus 1557, 41-42. Giovio scheint mit der Formulierung austero pudore Perottis ernsthaftes Werk gegen den Vorwurf der mollities (Anspielung auf Catull. 16,4 bzw. 8 quod bzw. si sunt molliculi, s. u.) in Schutz zu nehmen, vgl. ThLL 1904, 1560 l. 50 (s.v. austerus). 39 Zu Andrea Navagero aus Venedig (1483-1529) vgl. Melani 2013, 32-35. den du suchst, der in der ganzen Welt bekannte Martial). Von den vier gleichen Wörtern hic, est, ille und Martialis in v. 10 und Mart. 1,1,1-2 stehen drei in derselben metrischen Position. Im Übrigen stammt das Zitat aus genau dem Martialbuch, das Perotti kommentiert hat. Berücksichtigt man die bei Robortello und Scaliger anklingende Zuspitzung der poetologischen Debatte, verwundert es, dass Latomus einen Martialkom‐ mentar mit einem catullischen Gedicht ankündigt, in das er obendrein eine Martialreminiszenz einbaut. Dies ist aus dem Kontext bei Giovio erklärbar. Giovio schreibt in seiner Prosabiographie in den Elogia, dass Perotti mit seinem Martialkommentar ein „nützliches und deshalb vielleicht unsterbliches Werk“ verfasst habe ([…] perutile quidem, ac ob id fortasse sempiternu(m)). „Aber“, so fährt er fort, „durch gestrengen Anstand unterdrückte er die Veröffentlichung, weil ein Lob, das durch ein unedles, zu wenig anständiges Werk erreicht werden soll, durchaus nicht seiner Würde entsprach“ (sed austero pudore suppressit editionem, quod humili, et parum pudico opere quaesita laus dignitati minime responderet). 38 Martial zu kommentieren gehörte sich eigentlich nicht für einen anständigen Gelehrten. Bemerkenswert ist, dass schon Giovio hier auf ein Epigramm Catulls anspielt, nämlich c. 16, das eine Rechtfertigung seiner, nämlich Catulls, lasziven Gedichte vor den Kritikern ist: Pedicabo ego vos et irrumabo, / […] qui me ex versiculis meis putastis / […] parum pudicum (Ich werde es euch oben und unten besorgen, die ihr wegen meiner Verslein glaubtet, dass ich zu wenig anständig bin; Catull. 16,1. 3-4, vgl. 8 si sunt molliculi ac parum pudici). Giovio bezeichnet mit Catulls Worten die Beschäftigung mit Martial eigentlich als parum pudicus, verteidigt aber den Martialkommentar Perottis. Latomus führt das literarische Spiel fort, indem er mit Catullreminiszenzen den Kommentar hymnisch ankündigt. In seinen catullischen Rahmen schließt er ein Zitat von Martial ein, als ob er metapoetisch andeuten wolle, dass umrahmt von Perottis Kommentar Martials Werk nicht parum pudicum sei, also durchaus catullische Qualität aufweise. Das zweite Beispiel, an dem Latomus’ Haltung bezüglich Catulls und Martials untersucht werden soll, ist das Epigramm für Andrea Navagero, der aus einer Adelsfamilie aus Venedig stammte. 39 Er verfasste die Gedichtsammlung Lusus, außerdem Grabreden und war offizieller Historiker Venedigs. Im Dialogus diskutiert Giovio mit Muscettola über Navagero und lobt dessen Begräbnisreden Zwischen Catulls urbanitas und Martials argutia 397 <?page no="398"?> 40 Giovio, Viri et fem. 2,70: In his enim est verborum copia delectorum et sententiarum candor eximius et in toto orationis fluxu mira lenitas, in qua nervi quidem validiores absque ulla austeritatis suspicione potius apparent quam emineant. 41 Interessanterweise verwendet Giovio an dieser Stelle, während Muscettola zuvor Martials arguta hilaritas gelobt hatte (Viri et fem. 2,22), exhilarare für nicht-argute Dichtung. Bemerkenswert ist, dass behauptet wird, dass die Dichtung Navageros den languor des Gemüts aufzuheitern vermag. Bei Scaliger wird languor dagegen Catulls Dichtung zugeschrieben (s.-o.). 42 Giovio, Viri et fem. 2,37-38. 43 Eodem quoque praestanti iudicio, quum Epigrammata lepidissimè scriberet, non salsis, aculea‐ tisque finibus, sed tenera illa, et praedulci prisca suavitate claudebat; adeo Martiali severus hostis, ut quotannis stato die Musis dicato, multa eius volumina, tamquàm impura cum execratione Vulcano dicarentur. (Giovio/ Latomus 1557, 169). Die auf die Vita folgenden Epigramme von Marcantonio Flaminio und Basilio Zanchi sind blumige Lobepigramme auf das Werk Navageros. für ihre Wortwahl und den sanften Fluss und die gewaltige Spannkraft. 40 Die Gelehrten zitieren zwei Epigramme Navageros und nennen sie simplex, lenis und suavis (einfach, sanft und süß), heben die priscae venustatis gratia (ehrwürdigcharmante Anmut) hervor und beschreiben die Dichtung mit poetologischen Schlagwörtern: non retortis enim et turbidis argutiis, sed florentibus et liquidis sen‐ sibus aures implet ac animos vel languentes exhilarat (Denn nicht mit verdrehten und überstürzten Pointen, sondern mit strahlenden und flüssigen Gedanken erfüllt er die Ohren und erheitert so manch schlaffes Gemüt; Viri et fem. 2,38). 41 Die Polemik gilt hier der für Martial typischen argutia. Als Muscettola eine idyllische Naturbeschreibung von Navagero vorträgt, ruft Giovio aus: Hoc ipsum edepol Catullum deceret auctorem (Dies, bei Gott, wäre Catulls selbst würdig)! 42 In den Elogia beschreibt Giovio konkret die (nicht-pointierte) Pointentechnik des Navagero und die schon erwähnte spirituelle Bücherverbrennung: „Mit demselben hervorragenden Geschmack beendete er auch, wenn er sehr geistreich Epigramme schrieb, diese nicht mit gepfefferten, scharfen Pointen, sondern mit jener zarten und lieblichen altehrwürdigen Honigsüße; so sehr war er Martial ein ernsthafter Gegner, dass er jährlich an einem festen, den Musen geweihten Termin viele seiner Ausgaben als unrein unter Verwünschungen dem Feuer übergab.“ 43 Wie reagiert nun Latomus auf die klare Stellungnahme Giovios? Würdigt er wie Perotti auch den Catullianer Navagero mit einem catullischen Epigramm? Das Gedicht besteht aus vier elegischen Distichen: Dum lego, Naugeri, lusus et ruris amores - - et mittis dominae munera quanta tuae, quam bene te nivei pecoris pecorisque magistrae - - et cannae et vitis rustica cura decet? 398 Veronika Brandis <?page no="399"?> 44 Vermutlich ist hier Venedig gemeint, vgl. den Kommentar von Baltas/ Rajic in Giovio/ La‐ tomus 2024 (https: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ node/ 391, 29.7.2023). 45 Meines Erachtens ist wegen des bukolischen Kontextes die Bedeutung „Weinstock“ für vitis passender als „Zenturionenstab“, Oxford Latin Dictionary (= Glare 2012), 2292 (s.v. vitis 1 und 4). Baltas/ Rajic in Giovio/ Latomus 2024 übersetzen es mit „Hirtenstock“ (ht tps: / / paologiovio.univie.ac.at/ current/ web/ node/ 391, 30.7.2023). 46 Interessanterweise wird hier decet verwendet, was Giovio bei seinem Lob Navageros im Dialogus gebraucht: hoc ipsum […] deceret, Giovio, Viri et fem. 2,37-38. Idem cum video regum centum ora trahentem, 5 - verba gravis serie dum Periclaea tonas? Non possum studium non hoc damnare vel illud, - - area nam non est illa vel illa tua. - - (Wenn ich Deine Lusus und die ländlichen Liebesgedichte lese, Navagero, und die vielen Gaben, die du deiner Herrin 44 schickst, wie gut steht dir da die ländliche Sorge um das weiße Vieh und die Viehhirtin und um die Rohrflöte und den Weinstock? 45 Genauso, wenn ich sehe, wie du die Gesichter von hundert Königen auf dich ziehst, während du ernst perikleische Worte in dichter Folge donnerst? Ich kann nicht diese Bemühung nicht tadeln, noch auch jene, denn das da ist nicht dein Gebiet, noch das da! ) Latomus nennt in den ersten sechs Versen die Werke des Dichters, die Epi‐ gramme und die Grabreden, und stellt die Frage, wie gut diese dem Dichter stünden. 46 In den letzten zwei Versen beantwortet er die Frage und sagt mit Litotes, er könne die Bemühungen nur tadeln, und zwar diese und jene, weil es nicht sein Gebiet sei. Das sehr klar aufgebaute Epigramm führt den Leser in die Irre, denn der Verfasser beschreibt die Dichtung anschaulich, indem er zuerst einen locus amoenus zeichnet, dann von gebannten Zuhörern der donnernden Rede spricht und in die Mitte dieser Werkbeschreibungen (vv. 3-4) die Frage quam bene te […] decet? stellt, die der Leser wegen der blumigen Schilderung und weil bene schon eine positive Antwort suggeriert, als rhetorische Frage verstehen muss. Am Schluss (vv. 7-8) beantwortet er aber die Frage, und zwar anders als erwartet: Der Sprecher könne beide Bemühungen nur tadeln, weil sie sich für den Dichter nicht ziemten. In den letzten Versen ist der Versuch zu bemerken, eine argute Pointe zu formulieren: Die Erwartung des Lesers geht in v. 7 zuerst in eine andere Richtung: Non possum lässt erwarten: „Ich kann deine Bemühung nicht - tadeln.“ Diese Erwartung kann bis hoc im Prinzip aufrechterhalten werden: Non possum studium non hoc … „Ich kann nicht diese Bemühung nicht - loben.“ Mit damnare wird die Erwartung enttäuscht, mit dem Versschluss steigert der Sprecher die Enttäuschung noch, da er mit vel illud Zwischen Catulls urbanitas und Martials argutia 399 <?page no="400"?> 47 Zu ille… ille vgl. Ter. Phorm. 332-333 (Kühner/ Stegmann 1964, 623 §118 A.7); ille aut ille, Cic. Sext. Rosc. 59; Ov. Am. 1,8,84; Fast. 5,188; Epist. Sapph. 26; Mart. 7,10,2. Zu weiteren Belegen s. ThLL 1936, 345-l. 71-346 l. 3 (s.v. ille I B 2-g β). 48 Auch Rajic 2025 (am Ende) hebt hervor, dass Latomus es vermag, stilistisch sehr variabel zu dichten. auch die Hirtendichtung tadelt. Der letzte Vers gibt eine Begründung für die Ablehnung der Werke durch den Sprecher. Sehr geistreich stellt Latomus hier nicht noch einmal die Pronomina hoc und illud gegenüber, sondern setzt zu illa ein zweites illa, was beide Glieder abwertet. Die Gegenüberstellung von ille und ille kommt in der lateinischen Literatur einige Male vor. 47 Eine antike Belegstelle ist unserem Vers sehr ähnlich, die - wie könnte es anders sein? - bei Martial zu finden ist. Hier, im 10. Gedicht des 7. Buches, haben wir auch elegische Distichen, wobei das zweite Hemiepes in v. 2 bzw. 8 fast identisch ist: Pedicatur Eros, fellat Linus: Ole, quid ad te / de cute quid faciant ille vel ille sua? (Eros lässt sich durchnehmen, Linus besorgt’s jemandem, Olus, was geht es dich an, was der da und der andere mit ihrer Haut machen? ; Mart. 7,10,1-2). In diesem Epigramm wird Olus ermahnt, er solle sich nicht um anderleuts Laster scheren, sondern sich um die Probleme in seinem eigenen Haus küm‐ mern. Es ist sicher kein Zufall, dass Latomus seine Pointe nach einem Martial- Gedicht gestaltet, in dem es in derbem Ton um unmoralische Dinge geht. Bei Latomus sind illa vel illa die bukolische und die Funeral-Dichtung des Navagero, im Prätext verweisen ille vel ille auf die Unzucht treibenden Bekannten des Olus. Vor diesem Hintergrund wirkt Latomus’ Verurteilung der Dichtung noch drastischer. Sowohl der Aufbau - Wecken einer Erwartung in sechs Distichen, Enttäuschen in einem Distichon - als auch der intertextuelle Bezug stellen das Epigramm als argute Poesie im Stile Martials heraus. Es hat sich gezeigt, dass Latomus den Martialkommentar des Perotti mit einem catullischen Epigramm adelt, dass er aber den passionierten Catulli‐ aner Navagero mit einem frechen martialschen Epigramm verurteilt. Latomus scheint sich also nicht selbst im poetologischen Diskurs zu positionieren, sondern eher auf die in Giovios Viten geäußerten Werturteile zu reagieren. Er versteht sich darauf, Epigramme in beiden Techniken zu verfassen, und treibt so ein (übrigens ganz kallimacheisches) gelehrtes Spiel. 48 Er nimmt die Rolle eines neutralen Betrachters, Kommentators und Kritikers ein, der über die Streitigkeiten der Gelehrten erhaben ist; sein Blick auf den Diskurs der italienschen Humanisten des 15. und 16. Jahrhunderts ist ähnlich abgeklärt wie --230 Jahre später-- der Johann Wolfgang Goethes: „Diese Pedanten! “ 400 Veronika Brandis <?page no="401"?> 1 Giovio 2023. Appendix 1: Corrigenda for Paolo Giovio, Portraits of Learned Men Kenneth Gouwens I am grateful to the editors of the present volume for the opportunity to provide a list of errata and corrigenda for my edition/ translation of Giovio’s Elogia of 1546. 1 The entries that follow are grouped into five categories: [A] the Latin text; [B] the English text; [C] the apparatus; [D] orthographical inconsistencies; and [E] significant discrepancies between my translation and earlier ones. I should emphasize at the outset my indebtedness to those whose renditions preceded mine: Ippolito Orio (1552, 1558), Florence Alden Gragg (1935), Carlo Caruso (1999), and Andrea Guasparri & Franco Minonzio (2006). [A] Corrections to the Latin Text elogium / p. / § / line change: to: VII / 46 / 5 / 1 delete period after ingens. - VII / 46 / 5 / 2 after explicator, add semicolon - XLV / 168 / last line dic abiens; vale. dic, abiens, vale. XC / 316 / title Rossensis Roffensis XC / 316 / 1 / 3 Rossensem Roffensem XCV / 334 / 6 / 7 columnam: columnam. XCV / 334 / 6 / 8 delete quotation marks - <?page no="402"?> 2 For explanation of this error and surrounding complications, see [E] [i] below. [B] Correction to English Translation elogium / p. / § / line change: to: ordines imaginvm / 27 / penultimate line BEGINS BEGIN I / 29 / 1 / 1 Lauingen Regensburg 2 VI / 43 / 3 / 2 cathedral of largest church in VI / 43 / 4 / 4 the Tuscan a Tuscan VI / 43 / 4 / 8 where live the amours and desires that make for whom live on the Ve‐ nuses and Cupids who make VII / 47 / 5 / 1-2 Here is that mighty jurist, Bartolus, a luminary and an obliging expositor whom spiteful death Here is the famous Bar‐ tolus, a distinguished lumi‐ nary and obliging expos‐ itor of the law. This is he whom spiteful death XV / 69 / 4 / 3-5 this man gave the secrets of the Ligurians to the Su‐ preme Pontiff, the king, the commander, and the popu‐ lace he served as secretary to the Supreme Pontiff, the king, and the people and Duke of Milan XXXI / 121 / 5 / 8 The alien dust of Lascaris has been buried in the earth Lascaris, as dust, is buried in foreign dust XXXI / 121 / 6 / 1 This is a Greek representa‐ tion of Lascaris Here is Lascaris, a paragon of the Greeks - and: delete note marker 212 - XXXV / 133 / 6 / 4 delete note marker 240 - XXXIX / 147 / 4 By Tebaldeo [By Ercole Strozzi] XLI / 155 / 5 / 5-6 Dnieper River themselves ac‐ quired the remains (so great the glory bestowed by Italy) and they assemble Dnieper, having acquired so great an ornament (al‐ though of Italian origin), assemble XLV / 169 / 4 / 4 If your path is happy and pro‐ pitious, If you would be favored and fortunate on your journey, XLV / 169 / 4 / 7-8 Please, repeat this as you leave. Farewell. Please, as you go, say “Farewell.” 402 Kenneth Gouwens <?page no="403"?> LXIII / 223 / 6 / 10 do accept this as payment from me, out of my diligence. do accept this from me as a tribute for your diligent care. LXVI / 235 / 5 / 8 Maino, renowned for his emi‐ nence in Roman law. Maino, the famous lumi‐ nary of Roman Law. LXIX / 243 / 4 / 2-3 whom you may always love and always be loved by. to love forever and to love you forever. LXXXV / 299 / 2 / 3-4 the swan, on the verge of dying, sings at its own fu‐ neral late sings the swan, on the verge of dying, at its own funeral LXXXV / 303 / 8 / 5 wealthy Erembus the wealthy Erembian LXXXIX / 317 / 5 / title Anonymous [By Johannes Secundus] XCIII / 329 / 4 / 4 my associate an associate XCV / 335 / 6 / 8 these words: “Here, honors were paid at public expense.” these words. Here, a less‐ ening of his honors has been made public. XCIX / 345 / author line (1478-1539) (1478-1540) CI / 355 / 4 / 3-4 pause: this wretch whom you see ruled over the Stygian lake. While he lived, he had pause: while he lived, this wretch whom you see ruled over the Stygian lake. On that account, he had CII / 355 / title line 1460- ca. 1460s- CIII / 361 / 4 / 3-5 your much-appreciated service, we dedicate to your Pirmilla garlands of myrtle leaves as offerings of thanks and pray your most pleasing service, we dedicate to you gar‐ lands of myrtle as offerings that will please your Pyr‐ milla, and pray CIII / 363 / 5 / 10-11 Now, honors are due Dio‐ nysus; now, we wish to sing and play the lyre Now, we enjoy the gifts of Dionysus; now, we enjoy the lyre CXXII / 391 / 2 / 7-8 He managed to escape from Rome during the Sack, and would die in his homeland He escaped the Sack of Rome and died in his homeland CXLII / 415 / title line 1478 ca. 1490 Appendix 1: Corrigenda for Paolo Giovio, Portraits of Learned Men 403 <?page no="404"?> [C] Corrections to the Apparatus [i] Notes page/ note/ line change to 453 / / 6 intorno n o . 462 / MSa / 2 intorno n o . 462 / MSs / 2 intorno n o . 466 / 21 / 1 delete entire note and re‐ place with: Sic. The author is in fact Ercole Strozzi, not Antonio Tebaldeo. 476 / 20 / 2 add new sentence: Scholarly opinion on the issue remains divided. 477 / 31 / 1 after: hexameter. add: Giovio here includes only the last distich from the epitaph, which can be found in full at http: / / pellegrinidelsap ere.unipv.eu/ scheda.php? ID=2 487 / 116 / 1 change: author of the in‐ scription to read: student who inscribed Platina’s epitaph 499 / 212 delete entire note - 503 / 240 delete entire note - 506 / 262 / 1 Internationale Internazionale 507 / 276 replace note with the fol‐ lowing: Giovio errs in attributing the epitaph to Tebaldeo. It appears in Tito Vespa‐ siano Strozzi and Ercole Strozzi, Strozii poetae, pater et filius ([Venice]: Aldus [Manutius], [1513]), 89. 514 / 312 / 2 intorno n o . 532 / 443 poem distich - add the following sen‐ tence: Giovio cites only the last distich of the epitaph, which is reproduced in full in Niccolò d’Arco, Numerorum libri 4. Quartus ex codice autographo nunc primum prodit (Verona: Marco Moroni, 1762), 64. 533 / 448 / 2 poets’ poets 534 / 451 / 3 his bis 557 / 594 / 17 doubt my doubt … my 404 Kenneth Gouwens <?page no="405"?> 569 / 665 after: elegiac couplets. add: On the poet see Paul Murgatroyd, The Amatory Elegies of Johannes Se‐ cundus (Leiden: Brill, 2000), 1-2. 577 / 746 delete: second sentence - 577 / 748 add a sentence: In linking Varius with Cremona, Fla‐ minio would appear to conflate him with the Cremonese jurist and senator Publius Alfenus Varus. Vergil had men‐ tioned Varus and Varius within the space of a few verses (at Eclogues 9,26- 28 and 9,35-36, respectively). 586 / 808 a generous a further generous 605 / 922 / 3 father son [ii] Index under: Maino, Giasone add: 231-35 under: Pulci, Luca delete: 297 under: Pulci, Luigi add: 297 [D] Orthographical Inconsistencies: It is well-known that Giovio wrote and published the Elogia of literati expeditiously (his priorities lay elsewhere, above all with the Historiae). This is evident in the texts of the elogia, some of which are fully fleshed out and eloquent whereas others are cursory. In places, too, he trusted his memory excessively. In Giovio 2023 I have done my best to follow the Latin text of the editio princeps. While I have signaled inaccuracies of fact in its notes, orthographical inconsistencies receive treatment here. Drafts of over 100 of the elogia survive in manuscript form—most of them autographs, but many in scribal hand. Often the scribal orthography does not match Giovio’s preferred forms, and even within the autograph manuscripts he is not always consistent. For example, overwhelmingly he prefers to write Alfonsus, -i rather than Alphonsus, -i, but he did not always do so. The printed text reflects his preference, but on five occasions the name appears instead with -ph- (citations abbreviated in the form elogium / p. / § / line): XIII / 62 / 3 / 3 (confirmed by autograph MS), XV / 66 / 1 / 5 (confirmed by scribal MS), XVII / 72 / 2 / 6 (but: autograph MS reads Alfonsi), XLVII / 170 / 1 / 4 (but: autograph MS reads Alfonsi), Appendix 1: Corrigenda for Paolo Giovio, Portraits of Learned Men 405 <?page no="406"?> and LXXXIII / 290 / 4 / 3 (but: autograph MS reads Alfonsus). Giovio prefers scoena, -ae over scena, -ae, but the latter appears twice in the elogium of Machiavelli (§3, lines 4 & 8). In a single instance (XVIII / 76 / 2 / 4) I adhere to the 1546 edition (and the scribal manuscript) in using the variant auctoris rather than authoris; in all other instances the editio princeps use -thrather than -ct-. Finally, Giovio strongly favors editus, -a, -um over the variant aeditus, -a, um, but the printed edition has the latter in four instances, in all of which cases it faithfully follows the autograph manuscripts: II / 30 / 1/ 10, II / 30 / 2 / 2, III / 32 / 1 / 4, and III / 34 / 3 / 4. Inevitably my efforts at standardization have fallen short. I discovered only too late, for example, that whereas I had changed every se se to read sese, Giovio in fact preferred se se. The correction to se se is therefore necessary in the following lines: III / 32 / 1 / 2, XV / 66 / 1 / 9, XVI / 68 / 1 / 3, XVII / 72 / 3 / 9, XXIV / 94 / 4 / 6, and XLIII / 160 / 2 / 5. [E] Some Significant Discrepancies among the Translations: There are advantages to having had one’s translation preceded by those of others. On many occasions I have benefited from earlier scholars’ felicitous phrasings, keen insights, and informed conjectures. On occasion, I have been able to add further precision, as one will find documented in the notes to the translation in Giovio 2023. Here I alert the reader to nine of the instances in which my readings differ significantly from those in one or more of the earlier versions (in the first, as will be seen, I alone was egregiously in error). Contested words appear in bold type. The versions are indicated by name of translator only, with Guasparri & Minonzio (Giovio 2006) abbreviated as G/ M (see the bibliography to this volume for full citations; I follow the 1558 edition of Orio’s translation). The Giovio text below is that of the editio princeps (1546). [i] I / 28-29 / 1 / 1-2 (elogium of Albertus Magnus) Giovio: Alberte Sveve Artobrigensium sanctissime antistes Orio: Alberto Sueuo, di Ratispona Vescovo santissimo Gragg: Albertus, appointed right reverend bishop of Ratisbon Caruso: o Alberto Svevo, santissimo vescovo di Ratisbona G/ M: o Alberto di Svevia, vescovo santissimo di Ratisbona Gouwens: O Albertus - you, a Swabian from Lauingen and the holiest of bishops 406 Kenneth Gouwens <?page no="407"?> 3 Aventinus 1881, 647. See also his Annales 3,4 (Aventinus 1882, 363): Thessalonus anno a nato Christo quingentesimo septuagesimo quinto in ripa Danubii (ubi olim Artobriga colonia romana harum regionum maxima fuerat) contubernium monachis condidit; Veltemburgium adpellamus. ab aquilone Danubius, ab austro et orientis ora undique praerupti rupes cingunt, ab occiduo cardine unus aditus patet, sed quem vix singula plaustra permeent. extant ibi vestigia Artobrigae, quae satis supra in secundo libro explicavimus. Velteburgii primus antistes fuit Visundus.; and Annales 2,5 (Aventinus 1882, 151). I am unaware of whether Giovio knew either of these sources (the Annales would not be published until 1554, and the Chronik, cited in the following note, in 1566). 4 Aventinus 1883: 643-644: “… Artobriga, dero gräben und statmaur siecht man noch bei Weltenburg, dem closter an der Thonau.” [Albertus Magnus was indeed bishop of Regensburg (Ratisbon) from 1260 to 1263, but conventionally the city’s Latin name is Ratispona, as it consistently appears in Giovio’s Historiae. I supposed that Artobrigensium could be an attempt at rendering Lauingen an der Donau (in Bavaria), where Albertus is believed to have been born (the 1861 edition of Graesse’s Orbis latinus glosses Artobriga as Laufen, which I imagined could be confused with Lauingen). Subsequently, I have learned that Lauingen is generally rendered Lauginga or Loubinga. Meanwhile, different reference works identify Artobriga variously, not only as Laufen but also as Arzberg, Traunstein, or Weltenburg. Most probably the solution is that Giovio’s Artobrigensium refers to an ancient locale identified by Ptolemy (Geographia 2,12,4) as Artobriga, a name that can be used to refer to Weltenburg. In a letter to Beatus Rhenanus (8 March 1526), the historian Johannes Aventinus (1477-1534) wrote: Ptolemaeum integra ac teutonica nomina posuisse constat: nam quae romano sermone fuit Valentia, ea est Ptolemaeo Artobriga. 3 In his Chronik, Aventinus noted that the ruins of Artobriga could still be seen near Weltenburg Abbey (ca. 35 km from Regensburg). 4 Since Weltenburg came under the control of the bishops of Regensburg by the tenth century, Giovio appears here to be using Artobrigensium in place of the far more recognizable Ratisponae. One might render Artobrigensium as “Artobrigans,” providing a note explaining its relationship to Regensburg; or, simply write Regensburg or Ratisbon (as Orio, Gragg, Caruso, and G/ M all did).] [ii] VII / 44 / 2 / 6 (elogium of Bartolus) Giovio: … conspectum hominum pudore vitabundus in arcanum ruris ocium evolvendis libris se abdidit … Appendix 1: Corrigenda for Paolo Giovio, Portraits of Learned Men 407 <?page no="408"?> Orio: … si andò a nascondere (come chi per vergogna fugge il cospetto de gli huomini) in una villa solitaria: et quiui si diede lungamente a rivoltare le carte. Gragg: … desiring in his mortification to avoid the sight of men, he buried himself in the peaceful seclusion of the country to pore over his books … G/ M: La vergogna lo spinse a evitare la vista degli uomini e si dedicò alla consultazione dei libri nella raccolta intimità degli studi giuridici. Gouwens: … ashamed lest people should see him, he hid himself away, retiring to the country to pore over his books. [On the errata page in the editio princeps of the Elogia of literati, Giovio corrected iuris to read ruris. The rendering studi giuridici thus is incorrect.] [iii] X / 52 / 2 / 9-12 (elogium of Poggio Bracciolini) Giovio: … quum in theatro Pompei, loco et die celebri ubi bullatorum diplo‐ matum censura habebatur … Orio: … ritrouandosi un giorno nell’Apostolica cancellaria, ove si rivede‐ vano, & correggevansi le bolle Papali (luogo, & tempo celebre) … Gragg: …when, during the revision of the papal documents in Pompey’s theatre, a conspicuous place and occasion … G/ M: Una volta, nel teatro di Pompeo, in un contesto che aveva richiamato molti spettatori (si teneva l’esame per l’attribuzione dei diplomi di laurea) … Gouwens: … during the revision of papal briefs in the area of Pompey’s theater --a conspicuous place and occasion … [University degrees were not conferred in the vicinity of Pompey’s theater, and there was not such a thing as a diploma in Italian Renaissance Universities. In any case, bullae were papal documents (including but not exclusively bulls). At least by the late fifteenth century the papal chancery, in which scholars including Poggio Bracciolini and George of Trebizond worked at drafting and revising papal briefs, was in the environs of the theater of Pompey (usually centered in the vice-chancellor’s palazzo). See Giovio 2023, 479 note 44.] 408 Kenneth Gouwens <?page no="409"?> [iv] XVI / 70 / 3 / 4 (Poliziano’s epitaph in the elogium of Donato Acciaiuoli) Giovio: in ducis anguigeri moenibus occubui Orio: In Milan mi diè morte il tristo Fato Gragg: I died within the walls of the duke who bears the serpent as his arms G/ M: sono morto tra le mura del duca d’Angiò Gouwens: I died in the castle of the duke of the serpent [This is not a castle of the Duke of Anjou (in Latin, Andegavia) but instead the Sforza castle in Milan (the house of Sforza had a serpent in its coat of arms). See Giovio 2023, 485 note 94.] [v] XXV / 98 / 4 / 2 (elogium of George of Trebizond) Giovio: ad Divi Mauti minores obeliscos Orio: da gli Obelisci minori di San Mauto Gragg: near the smaller obelisks of St. Maurus G/ M: vicino agli obelischi piú piccoli di San Mauro Gouwens: near the small obelisks of San Macuto [Giovio’s Mauti, both in the autograph manuscript and in the editio princeps, is surely a slip for Macuti. George’s house was on the Piazza San Macuto, where the Egyptian obelisk called “Macuteo” had been erected. See Giovio 2023, 492 note 156.] [vi] XXXV / 132 / 4 / 9-10 (elogium of Piero Leoni) Giovio: in proximae Caregio villae puteum Orio: nella villa di Caregio iui uicina gettato in un pozzo Gragg: into a well near Careggi G/ M: nel pozzo della villa medicea di Careggi Gouwens: into a well of a villa near Careggi [The body of Leoni was found in a well of a villa near Careggi (and so, Giovio’s in proximae Caregio villae puteum is precisely right), not that of the Medici villa at Careggi. In his voce of Leoni in the DBI, Franco Bacchelli (Bacchelli 2005) identifies the villa as that of Malcantone a San Gervasio (not far from Careggi), Appendix 1: Corrigenda for Paolo Giovio, Portraits of Learned Men 409 <?page no="410"?> where he had been staying (the villa belonged to the Martelli). See Giovio 2023, 502 note 235.] [vii] XL / 146 / 1 / 2 (elogium of Pomponio Leto) Giovio: in Picentinis Orio: ne’ Picentini Gragg: in the Marches G/ M: nelle Marche Gouwens: in the Picentines [Italo Gallo has established that Giovio is here referring to the Monti Picentini in southern Italy, not to the location in east-central italy of the ancient region of Picenum. See Giovio 2023, 507-508 note 278, with the citation and further detail.] [viii] XLII / 156 / 3 / 8-9 (elogium of Savonarola) Giovio: concrematis quidem templi foribus … comprehenditur Orio: furono arse le porte della chiesa, ou’ egli habitaua, & … fù preso Gragg: he was arrested after the cathedral doors had been set on fire Caruso: Furono bruciate le porte della chiesa dove abitava, e il suo arresto G/ M: fu catturato … dopo che furono bruciate le porte della basilica Gouwens: He was in fact apprehended … at his church, after the doors had been set afire [Savonarola was apprehended at the Church of San Marco after its doors had been set afire (thus, the word templi in the phrase concrematis quidem templi foribus does not refer to the Duomo). See Giovio 2023, 513 note 308.] [ix] XCIV / 330 / 3 / 10 (elogium of Antonio Tebaldeo) Giovio: Borbonium Dorbinium Moncatam et Aurantium Orio: Borbone, il Dorbino, il Moncata, il prencipe d’Orange Gragg: Bourbon, D’Aubigny, Montcalm, and Orange G/ M: Borbone, Dorbinio, Moncada, e l’Orange Gouwens: Bourbon, Urbina, Moncada, and Orange 410 Kenneth Gouwens <?page no="411"?> [Of the four commanders of Imperial troops in Italy in 1527 here listed, the central two are Juan de Urbina (Giovanni d’Urbino, Giovanni Dorbino, Gian d’Urbina, etc.), who had served as campmaster for the marquis of Pescara during his siege of Como in 1521 and died in 1529 during the siege of Florence; and Hugo de Moncada, a Spanish captain who died in the Battle of Capo d’Orso in 1528. See Giovio 2023, 573-574 note 706.] [x] CI / 352 / 2 / 3-4 (elogium of Heinrich Cornelius Agrippa) Giovio: [addidit librum De occulta philosophia …] ex censura Christiana edicto vetitum Orio: Quest’opra quantunque sia vietata per interditto fatto dopò l’es‐ sere stata da’ fedi Christiani consideratamente essaminata Gragg: a work … placed on the Index by the Church Caruso: opera … vietata per editto della censura religiosa G/ M: quest’opera, che la censura ecclesiastica ha vietato ufficialmente Gouwens: prohibited by an edict resulting from Christian censorship [Agrippa’s De occulta philosophia libri tres was censored initially by the town council of Cologne at the urging of a Dominican inquisitor (he had denounced the book shortly before Christmas of 1532). It was put on the index in Leuven in 1546, too late for that to be Giovio’s referent, especially since the passage appears already in the draft of the elogium (scribal hand), which probably dates to 1545. See Giovio 2023, 579-580 note 762.] Appendix 1: Corrigenda for Paolo Giovio, Portraits of Learned Men 411 <?page no="413"?> Appendix 2: Zeitleisten-Diagramm Inklusive einiger Beobachtungen zur Anordnung der Elogia virorum literis illustrium Matthias Adrian Baltas Das vorliegende Diagramm war ursprünglich als interne Hilfestellung für unsere Arbeit an den Gelehrten-Elogia gedacht, um mittels eines schnellen, vergleichenden Überblicks die literati und ihre Relationen untereinander besser einordnen zu können. Um die Übersicht auf dem Wege dieses Sammelbandes auch anderen Forschenden zur Verfügung zu stellen, wurden einige Aktualisie‐ rungen vorgenommen, vor allem, was die genutzten Quellen betrifft, um dem Anspruch einer wissenschaftlichen Publikation gerecht zu werden. In den aller‐ meisten Fällen bot das Dizionario Biografico degli Italiani den naheliegendsten zuverlässigen Beleg. Weiters immer wieder hilfreich waren die Alte bzw. Neue Deutsche Biographie, das Biographische Lexikon in den Supplementen des Neuen Pauly sowie die Encyclopaedia Britannica. Darüber hinaus wären noch einige weitere Lexika, Monographien und Aufsätze zu nennen, um hier aber nicht zu sehr ins Detail zu gehen, sei auf die jeweiligen Einträge zu Giovios viri illustres in Baltas/ Rajic 2024d verwiesen. Auf den Inhaltsseiten zu den Gelehrten sind die jeweils genutzten Quellen gelistet und, sofern möglich, verlinkt. Da es nicht möglich war, für alle Personen gesicherte Lebensdaten zu finden, musste des Öfteren eines oder beide Daten durch geschätzte Mittelwerte ersetzt werden, um eine Aufnahme in das Diagramm zu ermöglichen. Diese Mittelwerte resultieren, je nach Quellenlage, aus Zeiträumen von nur wenigen Tagen bis hin zu mehreren Jahren. Ausformuliert finden sich diese Angaben wieder auf den jeweiligen Sub-Seiten der genannten Website (Baltas/ Rajic 2024d). Im Dia‐ gramm wird dies durch einen oder zwei Asterisken neben den Namen angezeigt, abhängig davon, ob eines oder beide Daten nicht ausreichend genau bekannt <?page no="414"?> 1 Unter „ausreichend genau“ sind hier Zeitspannen bis hin zu einem Monat zu verstehen. Kürzere Zeiträume wären im Diagramm ohnehin kaum erkennbar. 2 Giovio gibt als Ordnungkriterium das Todesdatum an, s. El. lit. ord. 2. 3 El. lit. 58,3. 4 Das im Diagramm dargestellte Sterbejahr 1536 basiert auf den Angaben in der Encyclopaedia Britannica (https: / / www.britannica.com/ biography/ Jacques-Lefevre-dEtaples, 30.09.2023). 5 S. dazu auch Wulfram 2025. 6 El. lit. 11,3. Zur tendenziösen Darstellung des Streits zwischen Poggio und Valla im Poggio-Elogium s. Wulfram 2022, 77-80. 7 El. lit. 12,3. sind. 1 In diesen Fällen darf dem mittels Balken dargestellten Zeitraum also nicht uneingeschränkt vertraut werden. Dem Nutzen für einen vergleichenden Überblick steht dieser Faktor aber nicht im Wege. Eben diese Blickweise auf das Diagramm zeigt anschaulich, wie Giovio die angekündigte Chronologie immer wieder ignorierte. 2 In vielen Fällen wird dies einfach daran gelegen haben, dass ihm die Todesdaten, nach denen er ordnen wollte, nicht exakt bekannt waren. So starb z. B. Bernardino Corio (El. lit. 58) laut der Angabe in Giovios Vita mit knapp unter 60 und nicht mit etwa 46, wodurch er deutlich besser zwischen Alessandro Achillini (El. lit. 57) und Marcantonio della Torre (El. lit. 59) gepasst hätte. 3 Ähnliches dürfte für Jacques Lefèvre d’Étaples (El. lit. 121) gelten, dessen Todesjahr alternativ auch mit 1529 angegeben wird, was ihn zumindest innerhalb der Reihe mit Antonio de Ferrariis/ Galateo (El. lit. 119) und Lodovico Maria Ricchieri (El. lit. 120) vor ihm und Antonio Telesio (El. lit. 122) nach ihm korrekt platziert hätte. 4 Weitere Abweichungen lassen sich wohl durch die erwünschte Darstellung eines (vermeintlichen) ‚Lehrer-Schüler-Verhältnisses‘ erklären, wie z. B. bei Albertus Magnus (El. lit. 1) und Thomas von Aquin (El. lit. 2) sowie Bartolo da Sassoferrato (El. lit. 7) und Baldo degli Ubaldi (El. lit. 8). 5 Vor diesem Hintergrund erscheint es dann allerdings umso verwunderlicher, dass Ambrogio Traversari (El. lit. 11) nach und nicht vor Poggio Bracciolini (El. lit. 10) eingereiht wurde. Zwar war er über sechs Jahre jünger als Poggio, starb jedoch beinahe genau 20 Jahre früher und war zudem zeitweise dessen Lehrer. Wahrscheinlich wog hier die narrative Kohärenz der linearen Lektüre für Giovio schwerer als die eigentlich anvisierte chronologische Ordnung. In Traversaris Elogium stellt er diesen als fröhlich, gelassen und friedfertig dar und erwähnt dessen Versuch, zwischen Poggio und Lorenzo Valla zu vermitteln. 6 Darauf folgt das Elogium für Antonio Beccadelli (El. lit. 12), worin auch dessen Streit mit Valla thematisiert wird. 7 Eben dieser Valla (El. lit. 13) kommt in Giovios Reihe nach Beccadelli, obwohl er über dreizehn Jahre vor ihm starb. In diesem Fall war Giovio vermutlich die Paarung mit dem darauffolgenden Flavio Biondo (El. lit. 14) wichtiger, 414 Matthias Adrian Baltas <?page no="415"?> 8 Vgl. El. lit. 13,1. ep. 1 mit El. lit. 14,1. ep. 1. 9 Giovio 1546, fol. 8 v -11 v . um den ‚Wiederentdecker‘ der antiken (klassischen) römischen Sprache (Valla) und den ‚Wiederentdecker‘ der antiken Stadt Rom (Biondo) nebeneinander zu positionieren. 8 Daher mussten Vallas ‚Gegner‘ (Poggio und Becadelli werden in dessen Vita auch namentlich genannt) vor ihm eingereiht werden, um sie möglichst nahe bei diesem platzieren zu können. Traversari wurde, aufgrund seiner Mittlerfunktion, im Sinne einer ‚abbildenden Textstellung‘ dazwischen‐ geschoben. Als zusätzlich ordnender Faktor kommt über diese Gruppe hinweg dennoch immer wieder die Chronologie zum Tragen. Die folgende Tabelle soll diese (spekulativen) Zusammenhänge überblicksweise veranschaulichen: ‚Korrekte‘ Chronologie Giovios Rei‐ hung 9 (Narrativer) Zusammenhang Ambrogio Tra‐ versari Leonardo Bruni ~Chronologie; Freundschaft mit Poggio & Aus‐ übung der gleichen Ämter Leonardo Bruni Poggio Braccio‐ lini ~Chronologie; Freundschaft mit Bruni & Tra‐ versari; contra Valla Lorenzo Valla Ambrogio Tra‐ versari Lehrer/ Freund Poggios; Mittlerfunktion zwi‐ schen Poggio und Valla Poggio Braccio‐ lini Antonio Becca‐ delli Contra Valla Flavio Biondo Lorenzo Valla Contra Poggio & Beccadelli; ‚Wiederentdecker‘ der Antike Antonio Becca‐ delli Flavio Biondo ~Chronologie; ‚Wiederentdecker‘ der Antike Tab. 1: Die ‚Valla-Gruppe‘ Selbstverständlich sind derartige Argumentationen mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, eindeutige Belege gibt es nicht und es besteht die Gefahr, von der eigenen Ordnungsliebe verführt zu werden. Daher möge diese These einer ‚Valla-Gruppe‘ vor allem als Denkanstoß verstanden werden. Für eine andere Gruppierung innerhalb der Elogia muss dieses caveat wohl nicht angebracht werden, lässt sie sich, neben ihrer recht eindeutigen Nach‐ vollziehbarkeit, doch sogar durch eine Formulierung Giovios untermauern. Von Manuel Chrysoloras (El. lit. 23) bis Andreas Johannes Laskaris an (El. lit. 31) reicht die Gruppe der ‚Griechen‘/ Byzantiner, von Giovio in Chrysoloras‘ Appendix 2: Zeitleisten-Diagramm 415 <?page no="416"?> 10 El. lit. 23,1; Giovio 1546, fol. 16 r . 11 Giovio 1546, fol. 16 r -21 v . 12 Für weitere Ausführungen und Assoziationen s. Hartmut Wulframs Beitrag in diesem Band. 13 El. lit. 34 mit El. lit. 35, 3-5. Auffällig ist, dass die Leoni-Vita sich zu einem großen Teil um die Ereignisse rund um Lorenzos Ableben dreht, während in dessen (kurzem) Elogium darüber kein Wort verloren wird. Unter Umständen sollte der panegyrische Tenor, der Lorenzo larger than life wirken lässt (und in den beiden beigegebenen Epigrammen fortgesetzt wird), nicht durch einen derart eindeutigen Hinweis auf seine Sterblichkeit gestört werden. 14 El. lit. 36,3. 15 El. lit. 37,3. Elogium angekündigt mit den Worten: […] ut eius praeclara facies prima inter Graecorum imagines illustri merito collocanda videatur […] ([…] [so]dass es richtig erscheint, dessen strahlendes Antlitz wegen seines bedeutenden Verdiensts als erstes unter den Abbildern der Griechen zu platzieren […]). 10 Abgesehen vom Gewicht seiner Verdienste ist Chrysoloras zudem bei weitem der Älteste in der ‚Byzantiner-Gruppe‘, die sodann Giovios chronologischer Ordnung folgt und mit Laskaris endet. 11 Beinahe direkt anschließend durchbricht Leon Battista Alberti (El. lit. 33) die gerade wieder aufgenommene Chronologie. Hartmut Wulfram begründet dies unter anderem damit, dass Alberti hier in einen Block von fünf ‚Univer‐ salgelehrten‘ integriert wurde. 12 Doch auch innerhalb der dann erneut einset‐ zenden chronologischen Ordnung lassen sich des Öfteren gewisse inhaltliche Verknüpfungen und daraus resultierende Gruppenbildungen ausmachen, die nicht ausschließlich durch die ähnlichen Lebensdaten bedingt sind, wenngleich z. B. persönliche Bekanntschaften und Kontakte freilich oft damit in Verbindung stehen. So folgt auf Lorenzo de’ Medici (El. lit. 34), dessen Ableben in seinem Elogium nicht ausdrücklich thematisiert wird, der unglückliche Pierleone Leoni (El. lit. 35), der in seiner Funktion als Arzt versagte und deswegen für Lorenzos Tod verantwortlich gemacht wurde, was ihn wohl infolge selbst das Leben kostete. 13 Für Lorenzo kam die Hilfe durch Lazzaro Tebaldi schließlich zu spät. Eine narrative Parallele zu dieser Konstellation findet sich im Elogium für Ermolao Barbaro (El. lit. 36). Ihm schickten Angelo Poliziano (El. lit. 38) und Giovanni Pico della Mirandola (El. lit. 39) aus Florenz ein Heilmittel gegen die Pest, das aber zu spät eintraf, um Barbaro noch retten zu können. 14 Die Elogien der beiden folgen kurz darauf, dazwischen eingeschoben wurde, der Chronologie folgend, noch Giorgio Merula (El. lit. 37). In dessen Vita findet sich wiederum eine explizite Referenz auf das anschließende Poliziano-Elogium, da er just zu der Zeit verstorben sein soll, als er im Begriff war, eine geharnischte Kritik an Polizianos Miscellanea zu veröffentlichen. 15 416 Matthias Adrian Baltas <?page no="417"?> 16 Das wörtliche Zitat entstammt Katharina-Maria Schöns Beitrag in diesem Band. S. ebd. ausführlich zu den intratextuellen Relationen zwischen den Elogien für Morus und Fisher. 17 Givoio 1546, fol. 56 v (l. 1-3). 18 Giovio 1546, fol. 57 r . Vgl. die Elogien für Jacopo Ammannati Piccolomini (El. lit. 20, ebd. fol. 14 r ), Egidio da Viterbo (El. lit. 85, ebd. fol. 53 v ) und Gasparo Contarini (El. lit. 100, ebd. fol. 62 v ), wo zusätzlich zum Kardinalstitel jeweils zumindest der Vorname genannt wird. 19 Das Paar Morus/ Fisher bildet hier, wie wir gerade gesehen haben, eine Ausnahme - sicherlich bedingt durch die Bekanntheit der Beteiligten und die Umstände ihres Ablebens. Was im Diagramm nicht erkennbar ist, aber bei der Betrachtung der Lebens‐ daten sowie bei der Lektüre der Elogia auffällt, ist, dass Giovio die chronologi‐ sche Ordnung der Elogien für Thomas Morus (El. lit. 89) und John Fisher (El. lit. 90) umgedreht hat. Lediglich zwei Wochen lagen zwischen den Todesdaten der beiden Engländer, die aufgrund ihrer „religionspolitisch motivierten Opposition zu Heinrich VIII.“ quasi als Märtyrer von ebendiesem hingerichtet wurden. 16 Die Positionierung der beiden direkt nachbzw. nebeneinander hatte also auch offensichtliche inhaltliche Gründe. Dass Giovio aber Morus zuerst einreihte und im ersten Satz des Fisher-Elogiums rückgreifend darauf Bezug nimmt, indem er erwähnt, dass dieser wenige Tage vor Morus hingerichtet worden war, wird wohl als stilistischer Kunstgriff zu verstehen sein, um das tragische Schicksal des vermutlich bekannteren Charakters Morus durch das sehr ähnliche des John Fisher noch zu unterstreichen - geteiltes Leid ist hier also doppeltes Leid (zumindest soll dies den Leser*innen der Elogia suggeriert werden). Diese Vermutung wird dadurch bestärkt, dass Giovio in El. lit. 89,1 gleich zu Beginn berichtet, dass Thomas Morus vom Schicksal prostrat[us] ante alios (vor allen anderen vernichtet) worden sei, nachdem er nicht lange zuvor noch vom König ad summos honores (ins höchste Ehrenamt) erhoben worden war. 17 Das Rad der Fortuna macht auch vor einem Morus nicht Halt, im Gegenteil, Giovio lässt ihn mit etwas künstlerischer Freiheit nicht nur dem Rang nach, sondern zunächst auch chronologisch als erstes Opfer Heinrichs VIII. dastehen. Hinzu kommt, dass John Fisher im Titel seines Elogiums nicht namentlich genannt wird, stattdessen wird er einfach als Roffensis Cardinalis (Kardinal von Rochester) bezeichnet. 18 Die Namensnennung erfolgt erst im ersten Satz der Vita, wenn die Parallele zu Morus gezogen und die Chronologie ‚richtiggestellt‘ wird (El. lit. 90,1). Abgesehen von den bisher aufgeführten, finden sich noch einige weitere ‚Abweichler‘ bereits innerhalb der ursprünglichen 105 bzw. 106 Elogien. Die chronologischen Inkongruenzen fallen meistens jedoch nicht allzu bedeutend aus und lassen sich wohl oft allein dadurch erklären, dass es zu Zeiten Giovios keineswegs einfach zu bewerkstelligen war, die exakten Geburts- und Sterbedaten, insbesondere von fremdländischen Personen, in Erfahrung zu bringen. 19 In nicht Appendix 2: Zeitleisten-Diagramm 417 <?page no="418"?> 20 Lediglich im Elogium für Lorenzo Valla wird dessen Todestag (1. August 1457) explizit erwähnt, da Giovio an dieser Stelle die Prosa-Grabinschrift paraphrasiert - s. El. lit. 13,4 und vgl. mit De Jong 2014, 96-98. Die ereignisgeschichtliche Kontextualisierung findet sich mehrfach, wobei der Autor der Elogia bisweilen chronologische Unschärfen einbaut. So z.-B. bei Machiavelli, der angeblich starb kurz bevor (paulo antequam) Florenz von einem kaiserlichen Heer eingenommen wurde - tatsächlich lagen gute drei Jahre zwischen diesen Geschehnissen. Vgl. El. lit. 87,6 mit Giovio 2023, 567 Anm. 651. 21 Das spiegelt sich z. B. in Giovios Briefen an Daniele Barbaro (Epist. 199, 5. Dezember 1544), Pier Francesco Riccio (Epist. 199b, 6. Dezember 1544) und Pier Vettori (Epist. 203, 16. Jänner 1545) wider --s. Giovio 1958, 4, 7 bzw. Simonetta 2023, 61-62. Darin bittet er unter anderem um die exakten Sterbedaten mehrerer literati, darunter Ermolao Barbaro, Leonardo Bruni, Poggio Bracciolini, Donato Acciaiuoli, Angelo Poliziano, Giovanni Pico della Mirandola, Marsilio Ficino, Michael Tarchaniota Marullus und Leon Battista Alberti. 22 Wellington Gahtan im vorliegenden Band, S. 109-110. wenigen Fällen lassen sich diese auch heute nicht (mehr) eindeutig bestimmen. Umso mehr muss anerkennend hervorgehoben werden, dass Giovio es vermochte, die ersten 106 Einträge tatsächlich größtenteils entsprechend seiner angekündigten Chronologie anzuordnen (mutmaßlich bewusste Gruppierungen ausgenommen). Den meisten Leser*innen der Elogia werden die diversen geringen Abweichungen höchstwahrscheinlich gar nicht aufgefallen sein, zumal der Editor die Lebensdaten fast nie detailliert anführt, sondern höchstens das Sterbealter der Personen erwähnt und/ oder deren Ableben mit historischen Ereignissen kontextualisiert. 20 Seine Korrespondenz zeigt gleichwohl den Ehrgeiz des Historikers, die angestrebte Ordnung möglichst präzise vornehmen zu können. 21 Die Nicht-Nennung der genauen Lebensdaten kann mehrere Gründe gehabt haben, die einander nicht ausschließen müssen: Erstens war es dem Autor und Redaktor wohl nicht möglich, diese Informationen für alle literati bieten zu können, weshalb er sie lieber generell außen vor ließ, anstatt mehrfach Lücken zu lassen. Zweitens stechen auf diese Weise thematische Gruppierungen nicht sofort als Ausreißer ins Auge, sondern integrieren sich organischer ins Gesamtgefüge. Ähnliches gilt für die deutlich ungeordneteren Elogia-Einträge ab 107, denen wir uns im Anschlus widmen werden. Drittens ist noch Maia Wellington Gahtans Argumentation anzuführen, dass durch die Auslassung von konkreten Daten und Jahreszahlen der Publikation, eine „timeless quality” verliehen wird. 22 Dem gegenüber scheint Giovio innerhalb der ‚Erweiterung‘ der Elogia ab Eintrag 107 das Bemühen um eine konsequente Chronologie aufgegeben zu haben, wenngleich der ‚Trend‘ von Maffeo Vegio (El. lit. 107) bis Cosimo de’ Pazzi (El. lit. 146) grundsätzlich wieder in eine aufsteigende Richtung weist, allerdings mit deutlich mehr Variation als zuvor. Das betrifft nicht nur die teils sehr deutlichen ‚Ausreißer‘, sondern auch die mehr oder weniger chronologisch angeordneten Elogien. Vermutlich ließ ihm die recht kurzfristige Entscheidung zur Aufnahme 418 Matthias Adrian Baltas <?page no="419"?> 23 Zu Giovios ‚Erweiterung‘ der Gelehrten-Elogia und den wahrscheinlichen Gründen dafür s. Minonzio 2012b, 11-12 sowie seinen Beitrag in diesem Band, S. 30-31; Kenneth Gouwens in Giovio 2023, X I V ; Wulfram 2025. 24 El. lit. 122,2; Giovio 1546, fol. 70 v . 25 Giovio 1546, fol. 72 v -73 r . der 40 zusätzlichen Gelehrten nicht die Zeit, alle Lebensdaten genau in Erfahrung zu bringen. 23 Die Visualisierung im Diagramm kann nun dazu animieren, einige Gruppen erkennen zu wollen, getrennt/ begrenzt durch die erwähnten ‚Ausreißer‘. Hier gilt jedoch noch mehr als zuvor, dass es weiterer, eingehenderer Untersuchungen be‐ darf, um mögliche Zusammenhänge zu bestätigen. Meine folgenden Anmerkungen fußen vor allem auf einer Durchschau der entsprechenden Elogien hinsichtlich Giovios Angaben zum Œuvre der betreffenden literati. Dabei zeigt sich grundsätz‐ lich, dass bei einem Großteil der Autoren vorrangig Werke erwähnt werden, die man (mehr oder weniger) als ‚Fachtexte‘ bezeichnen kann. Weiters kann eine chronologisch einigermaßen homogene Gruppe von Raffaele Maffei (El. lit. 118) bis Pietro Martire d’Anghiera (El. lit. 124) ausgemacht werden. Das alternative Todesjahr 1529 für Jacques Lefèvre d’Étaples (El. lit. 121) wurde zuvor bereits angemerkt. Von Antonio Telesio (El. lit. 122) weiß Giovio, dass er dem Sacco di Roma 1527 entkam und dann non plane senex in seiner Heimat verstarb. 24 Vielleicht vermutete er hier also ein etwas früheres Sterbedatum als 1534. Einen sehr harten Einschnitt in der zeitlichen Reihe verursachen in Folge Roberto Valturio (El. lit. 131), Matteo Palmieri (El. lit. 132) und insbesondere Iacopo di Angelo (El. lit. 133). Die ersten beiden starben im selben Jahr (1475), wieso Giovio sie aber nicht deutlich weiter vorne eingeordnet hat, vermag ich hier nicht zu beantworten. Hinsichtlich der Werkbezüge in der Vita kann schon mit dem vorausgehenden Agostino Giustiniani (El. lit. 130) eine Hinwendung Giovios zu einer größeren Gruppe an Historikern bzw. in gewisser Weise historiographisch Tätigen ausgemacht werden. Vielleicht soll dann der auffälligste Ausreißer Iacopo di Angelo einen Übergang markieren, indem er mit seiner Übersetzung von Klau‐ dios Ptolemaios‘ Γεωγραφικὴ Ὑφήγησις quasi ein geographisches ‚Fundament‘ legte für die danach zu behandelnden Autoren diverser Historien zu Themen aus verschiedenen Ländern. Giovio selbst formuliert dies sogar entsprechend im Prosa- Elogium (El. lit. 133), indem er schreibt: […] quo munere gentium omnium historiae ingentem requisitae lucis splendorem accepisse videntur, cum narratio maximarum rerum fere omnis tamquam lumine suo orbata et manca sordescat, nisi positis sub aspectum regionum tabulis ex vero situ locorum totius rei gestae notitia, quod est mirae voluptatis, illustretur. 25 Appendix 2: Zeitleisten-Diagramm 419 <?page no="420"?> 26 Giovio 1546, fol. 73 r -74 v . (Durch dieses Werk scheinen die Geschichten aller Völker die gewaltige Strahlkraft notwendiger Erleuchtung erhalten zu haben, da beinahe jede Erzählung der größten Dinge gleichsam ihres Lichtes beraubt und verstümmelt unsauber wird, wenn nicht Karten, erstellt nach dem Anblick der betreffenden Gebiete, die Kenntnis aller Taten anhand ihrer tatsächlichen Verortung veranschaulichen, was außerordentliches Vergnügen bringt.) Das Bild dieses ‚Fundaments‘ würde für ein wissendes Publikum noch verstärkt durch die deutliche Seniorität di Angelos gegenüber den folgenden literati. Bei diesen handelt es sich dann größtenteils um Nicht-Italiener: 26 Autor Biographische(r) Schlüsselort(e) ‚Historisches‘ Werk Hector Boece (El. lit. 134) Schottland Scotorum historiae a prima gentis origine Polidoro Virgili (El. lit. 135) Urbino/ Italien, Eng‐ land Anglica historia Robert Gaguin (El. lit. 136) Frankreich Compendium de origine et gestis Fran‐ corum Marino (Beci‐ chemo)/ Barlezio (El. lit. 137) Albanien Historia de vita et gestis Scanderbegi Epiro‐ tarum principis Jakob Ziegler (El. lit. 138) Bayern/ Deutsch‐ land Holmiae civitatis regie Suetiae deplorabilis excidii per Christiernum Datiae Cimbricae regem historia Paolo Emili (El. lit. 139) Verona/ Italien, Frankreich De rebus gestis Francorum Germain de Brie (El. lit. 140) Frankreich Chordigerae navis conflagratio Niccolò Tegrimi (El. lit. 141) Lucca/ Italien Vita Castruccii Camillo Ghilini (El. lit. 142) Mailand/ Italien De dictis factisque memorabilibus collec‐ tanea (lat. Übersetzung des it. Originals von Battista Fregoso) Tab. 2: Internationale ‚Historiker‘ 420 Matthias Adrian Baltas <?page no="421"?> 27 Giovio 1546, fol. 73 r . 28 Giovio 1546, fol. 76 r . 29 Giovio 1546, fol. 75 v . 30 Vgl. die ähnlichen Beobachtungen von Kenneth Gouwens in Giovio 2023, X I I I - X I V . S. auch den Beitrag von Franco Minonzio in diesem Sammelband, konkret die S. 30-31, wo er darauf hinweist, dass die in der peroratio thematisierte translatio studii bereits im Im Boece-Elogium (El. lit. 134) merkt Giovio zudem explizit an, dass er es passim veteris chorographiae memor (durchgehend eingedenk der alten Länderbeschrei‐ bung) verfasst habe, wodurch sich für lineare Leser*innen eine Anknüpfung an die Ausführungen im vorausgehenden Elogium für Iacopo di Angelo ergibt. 27 Die Kohärenz der in Tabelle 2 als „Internationale ‚Historiker“ gelisteten Autorengruppe franst gegen Ende zugegebenermaßen etwas aus: Bei Germain de Brie kann aber der Inhalt des Chordigera-Gedichts als ‚historisch‘ bezeichnet werden, da ein zeitgeschichtliches Ereignis behandelt wird, außerdem ‚passt‘ de Brie als Franzose in die internationale Reihe. Anschließend folgen mit Tegrimi und Ghilini zwei Autoren (bzw. Übersetzer) von wieder deutlicher historischen Werken. Auf die folgenden drei viri illustres lässt sich diese vermutete Gruppe nicht mehr guten Gewissens ausweiten, da die von Giovio erwähnten Werke zwar noch als ‚Fachtexte‘ bezeichnet werden können, aber nicht mehr unter Historiographie fallen. Insofern es sich bei Reuchlin (El. lit. 143), Regiomontanus (El. lit. 144) und Vives (El. lit. 145) aber auch um Nicht-Italiener handelt, knüpfen sie zumindest in gewisser Weise an die, freilich durch Tegrimi und Ghilini unterbrochene, internationale Reihe an. Darüber hinaus kommen zwei potentielle Faktoren in den Sinn, die Giovio bewogen haben könnten, diese Gelehrten an besagter Stelle nacheinander einzuordnen. Einerseits tragen alle drei den Vornamen Johannes (bzw. Juan), andererseits (und sicherlich wichtiger) verleiht Giovio dadurch seinen Ausführungen im kurz darauffolgenden Schlusswort (El. lit. per 1) zusätzliches Gewicht, wonach nicht nur die lateinische, sondern auch die griechische und hebräische Bildung und Gelehrsamkeit sich von Italien zunehmend in den Norden verlagern würden. 28 Reuchlin und Regiomontanus stammten aus Deutschland, Vives zwar aus Spanien, wirkte aber vornehmlich in Flandern. Dieser Eindruck wird durch den Charakter des abschließenden Elogiums für Cosimo de’ Pazzi (El. lit. 146) noch verstärkt. Nach einem kurzen, positiven Absatz (El. lit. 146,1) zu dessen literarischem Schaffen und klerikalem Wirken, handelt der Hauptteil der Vita von Cosimos Bruder Alessandro. Giovio fällt ein vernichtendes Urteil über die von Alessandro teils übersetzten, teils selbst verfassten Tragödien. 29 Die Elogia virorum literis illustrium schließen also mit sehr kritischen Worten zu den Werken eines Italieners, während Giovio die direkt anschließende peroratio mit seinem Bedauern über die translatio studii von Italien nach Deutschland/ Nordeuropa einleitet. 30 Wieso Appendix 2: Zeitleisten-Diagramm 421 <?page no="422"?> Boece-Elogium angedeutet wird - ein weiteres Argument dafür, dass durch Boece eine einigermaßen zusammenhängende ‚Gruppe‘ eingeleitet wird. Ebenso geht er darauf ein, dass die peroratio in ihrer ursprünglichen Form vor allem die Bildungs-Abwanderung nach ‚Deutschland‘ in den Blick nahm. Im Zuge der erwähnten Erweiterung der Elogia wurde auch die Perspektive der Schlussrede auf Resteuropa ausgedehnt und sie dementsprechend verlängert. Insofern diente die strategische Positionierung dreier ‚deutscher‘/ im ‚deutsch‐ sprachigen‘ Raum tätiger Gelehrter auch zur narrativen ‚Glättung‘ des Übergangs von den später hinzugefügten Elogia zum ursprünglichen Teil der peroratio. 31 El. lit. ded.; S. dazu Zimmermann 1995a, 208 Anm. 50 und den dort zitierten Brief an Benedetto Giovio (Epist. 204) in Giovio 1958, 8. 32 So stellt dies zumindest Zimmermann 1995a, 200-244 dar. 33 Giovio 1551, 3-4. Zwischenzeitlich widmete ihm Giovio auch De vita Leonis Decimi Pont. Max. libri IIII (1548), Illustrium virorum vitae (1549) sowie Historiarum sui temporis tomus primus (1550). 34 Giovio 1546, fol. a iii r -a iii v . aber wurde Alessandro kein eigenes Elogium zuteil? An der Länge bzw. Kürze der Texte kann es nicht gelegen haben, zumal die Viten der ‚Erweiterung‘ oft nur wenige Zeilen lang waren. Eine mögliche Antwort auf diese Frage wäre, dass Giovio hier quasi zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte, indem er einerseits den Kontrast Italien/ Nordeuropa betonen und andererseits seine Elogia-Reihe mit dem Namensvetter eines seiner Mäzene enden lassen konnte. Die Gelehrten-Elogia sind zwar Ottavio Farnese gewidmet (vermutlich vor allem deswegen, weil er wohl Tinte und Papier für den Druck sponserte), 31 Giovios damaliger hauptsächlicher Patron war allerdings dessen Bruder, der junge Kardinal Alessandro Farnese, dem er als Berater zur Seite stand. Mit der erwähnten Namensvetterschaft ist jedoch nicht er gemeint, zumal die Referenz mittels Alessandro de’ Pazzi ja keine positive gewesen wäre. Die formulierte Vermutung bezieht sich vielmehr auf Cosimo, mit dessen Namen das Elogium auch betitelt ist, der also weit stärker ins Auge springt. Von eben diesem Cosimo spricht Giovio in sehr lobenden Worten, hebt dessen Intellekt, Bildung, Tugend und Frömmigkeit hervor. Möglicherweise war sein Hintergedanke dabei, einen Bezug zu seinem anderen bedeutenden Förderer Cosimo de’ Medici herzustellen, der offenbar gerade in den Jahren um die Veröffentlichung der editio princeps der Gelehrten-Elogia für Giovio zunehmend wichtiger wurde als Alessandro Farnese. 32 Die fünf Jahre später erschienen Elogia virorum bellica virtute illustrium werden schließlich auch mit einer Widmung an Cosimo (El. bel. praef.) eingeleitet. 33 Zudem ist er auch gleich auf den ersten Seiten der Elogia virorum literis illustrium namentlich präsent, da eines der dort platzierten Druckprivilege von ihm erteilt wurde. 34 All dies zusammengenommen erscheint es sicherlich nicht gänzlich 422 Matthias Adrian Baltas <?page no="423"?> 35 Die ungewöhnliche ‚Appendizierung‘ eines Quasi-Elogiums für Alessandro de’ Pazzi an das seines Bruders, mutmaßlich zur Erreichung sowohl narrativ-argumentativer als auch metatextueller Effekte, ist in dieser Form innerhalb der Gelehrten-Elogia einmalig. Zumindest im Grundvorgang vergleichbar ist aber Giovios Gestaltung des Abschlusses des Poggio-Elogiums (El. lit. 10,4). Wie Wulfram 2022, 87 überzeugend nahelegt, schließt Giovio dort wohl mit deswegen mit der brutalen Hinrichtung des Poggio-Sohnes Jacopo, um „seiner Vorliebe [zu] frönen, am Schluß von Dichter-Biographien Berichte über kuriose Todesumstände einzuflechten“. Die gestalterische Variation der Elogien zum Zwecke der dramatischen Zuspitzung ist Giovio ja grundsätzlich nicht fremd, die genannten Beispiele zeigen, dass er sich dabei bisweilen offensichtlich auch einer recht großen Lizenz bediente. Vergleiche weiters die zuvor beschriebene, wohl aus ähnlichen Gründen erfolgte, ‚Umschichtung‘ biographischer Informationen von einem auf ein anderes Elogium bei Lorenzo de’ Medici und Pierleone Leoni. abwegig, dass Giovio ihm auf die beschriebene Weise eine indirekte Ehrbezeugung zukommen lassen wollte. 35 Erneut sei an dieser Stelle aber betont, dass es sich bei den obenstehenden Ausführungen um Spekulationen handelt, insbesondere was die Überlegungen zum Elogium für Cosimo de’ Pazzi betrifft. Dennoch wurde damit hoffentlich nachvollziehbar exemplifiziert, dass Paolo Giovio, trotz der recht hastigen Zusam‐ menstellung der Elogia 107-146, freilich nicht gänzlich ohne Ordnung vorgegangen ist. Eine grundsätzlich chronologisch aufsteigende Tendenz lässt sich, wie gesagt, schon im Diagramm erkennen, wenngleich sich diese zum Teil in recht großen ‚Stufen‘ manifestiert. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass für eben diese ‚Stufen‘, ähnlich wie bei den beschriebenen ‚Historikern‘, auch verbindende inhaltliche Elemente gefunden werden können. Im Zuge der Beschäftigung mit dieser The‐ matik hat sich jedenfalls mehr und mehr der Eindruck aufgedrängt, dass sich Giovio, in Ermangelung der Kenntnis aller exakten Lebensdaten und unter einem gewissen Zeitdruck, vermehrt von anderen Assoziierungen hat leiten lassen, die ihm wohl mehr oder weniger spontan in den Sinn gekommen sein dürften. Rund um bzw. zwischen den dadurch entstehenden Gruppierungen wurden die ‚übrigen‘ Personen eingepasst, basierend auf (zumindest ansatzweise vorhandenen) inhalt‐ lichen und/ oder zeitlichen Naheverhältnissen. Eines zeigt sich bei all dem aber eindeutig: Offene Fragen zu Giovios Anord‐ nung der Elogia gibt es genug - ob sie sich auch befriedigend beantworten lassen, steht auf einem anderen Blatt. Appendix 2: Zeitleisten-Diagramm 423 <?page no="424"?> 424 Matthias Adrian Baltas <?page no="425"?> Appendix 2: Zeitleisten-Diagramm 425 <?page no="426"?> 426 Matthias Adrian Baltas <?page no="427"?> Appendix 2: Zeitleisten-Diagramm 427 <?page no="428"?> 428 Matthias Adrian Baltas <?page no="429"?> Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus Snezana Rajic 1. Aus den Elogia virorum literis illustrium [ed. Johannes Latomus 2 1557]: - 1.1 Widmungsbrief an Robert de Bernemicourt - 1.2 Widmungsgedicht an Paolo Giovio den Jüngeren - 1.3 Abschlussgedicht an Paolo Giovio - 2. Aus der Descrittione di tutti i Paesi Bassi [ed. Lodovico Guicciardini 1567]: - 2.1 Einleitungsgedicht des Johannes Latomus[ed. Lodovico Guicciardini - 2.2 Johannes Latomus’ Übersetzung seiner volkssprachlichen Achtzeiler - 3. Aus der Corsendonca sive coenobii canonicorum regularium ordinis S. Augustini de Corsendoncq origo et progressus [ed. Johannes Hoyberg 1644]: - 3.1 Elogium für Johannes Latomus von Aubertus Miraeus - 3.2 Elogium für Johannes Latomus von Valerius Andreas - 3.3 Gedicht für Johannes Latomus von Johannes Hoyberg mit Vorlage (Gedicht für Paolo Giovio von Onorato Fascitelli) 1. Aus den Elogia virorum literis illustrium [ed. Johannes Latomus 2 1557]: Als Textgrundlage wurden die Ausgaben der Elogia virorum literis illustrium aus ²1557, ³1561, 4 1571 und 5 1577 miteinander verglichen. Abweichungen finden sich in den Fußnoten. <?page no="430"?> 1 praecipites 4 1571, 5 1577. 2 dolore 3 1561, 4 1571. 1.1 Widmungsbrief an Robert de Bernemicourt: Clariss. generosique iuvenis, Dom. Roberti a Bernemicourt, Baronis in Liesveldt, Domini Orlandiae, piis manibus pacem ac quietem Io. Latomus. - An mihi praecipies 1 etiam, Mors invida, quae tu - - - vulnera fecisti, vulnera ut esse negem? - Nec mihi concedes, ut iusto verba dolori - - - impendam? Et iustus qua ratione loquar? - An quem tu perimis vel aperto crimine nostris - 5 - sensibus ereptum carminibusque voles? - Ah, Mors, non possum. Nec erit tua tanta tyrannis, - - - ut paria in vivos regna tenere velis. - Anne etiam gaudes, ut salse es livida, fastum - - - ornari lacrimis carminibusque tuum? 10 Et tua tum demum iactas illustria facta, - - - insigni e luctu cum graviora vides? - Utcumque est, seu te doleat seu, dura, iuvabit, - - - me sane in lacrimis et gemitu esse iuvat. - Et iuvat in miseros deducere carmina questus, - 15 - carmina cupresso conspicienda nigra, - et tecum miscere elegos, miscere querelas - - - et casum generi, Schete, dolere 2 tui. - Et iuvat hoc etiam, defuncti manibus illam, - - - quam possum, vitae ferre decenter opem: 20 Ah, non tam validis ut quondam Epidaurius herbis, - - - non, quibus est medicis Phasias usa, focis, - sed cantu et numeris. Utinam vel qualibus Orpheus - - - Plutonem fregit perdomuitque canem! - Nostra nec addubito Geticam illam causa gravaret, - 25 - dignior et lacrimis et pietate foret. - Illi rapta licet fuerit crescentibus uxor - - - annis, tu solo pectore adultus eras. - 430 Snezana Rajic <?page no="431"?> 3 Zypressen wurden bei Trauerfeiern benutzt und waren Pluto geweiht. 4 Gaspard II. Schetz van Grobbendonck, der Vater von Roberts Ehefrau Agnes Schetz. 5 Äskulap. 6 Medea. 7 Der Anlass der Lieder des Thrakiers Orpheus war es, die Unterweltsgötter dazu zu bewegen, seine verstorbene Gattin Eurydike wieder freizugeben. Johannes Latomus wünscht den Totengeistern des in höchstem Maße erlauchten und vornehmen jungen Mannes, des Herren Robert de Bernemicourt, Baron in Liesveld, Herr von Ottoland, Ruhe und Frieden. - Wirst du mir etwa sogar vorschreiben, neidischer Tod, zu leugnen, - dass die Wunden, die du mir zugefügt hast, Wunden sind? - Und wirst du mir auch nicht zugestehen, meinen rechtmäßigen Schmerz in Worten - darzulegen? Und dass ich rechtmäßig aus vernünftigem Grund spreche? - Oder wirst du etwa wollen, dass jener, den du - zumal in unverhohlenem Verbrechen! -, 5 dahinraffst, unseren Gedanken und Gedichten entrissen bleibt? - Ach, Tod, das kann ich nicht. Und deine Tyrannei wird nicht so groß sein, - dass du dieselbe Herrschaft über die Lebenden haben willst. - Oder erfreut es dich etwa nicht, bissig und missgünstig, wie du bist, den Grund - deines Stolzes mit Tränen und Gedichten geschmückt zu sehen? 10 Und brüstest dich dann erst recht mit deinen berüchtigten Taten, - wenn du noch schlimmere in der maßlosen Trauer siehst? - Wie dem auch sei, sollte es dich schmerzen oder, Hartherziger, erbauen, - mich erbaut es gewiss, in Tränen und Klagen zu verharren. - Und es erbaut mich, Gedichte zu elenden Klageliedern auszuspinnen, 15 Gedichte anzusehen wie schwarze Zypressen, 3 - und mit deinen meine elegische Klagen zu mischen, meine Seufzer zu mischen - und den Tod deines Schwiegersohns, Schetz, 4 zu betrauern. - Und es erbaut mich auch dies, den Totengeistern des Verstorbenen auf gebührende - Weise jene Lebenshilfe zu bringen, die ich kann: 20 Ah, nicht mit solch mächtigen Kräutern wie einst der epidaurische Gott, 5 - nicht mit den Herden, die die Kolchierin 6 für ihre Hexereien benutzte, - sondern mit Gesang und Versen. Möchten sie doch wie jene sein, mit denen - Orpheus Pluto bezwang und den Höllenhund bändigte! - Und ich bezweifle nicht, dass unser Anlass jenen thrakischen 7 niederringt, 25 dass er würdiger sowohl der Tränen als auch der Pflichttreue ist. - Mag jenem auch seine Gattin in jugendlichen Jahren geraubt worden sein, - auch du warst nur dem Verstande nach ein Mann in stattlichem Alter. - Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 431 <?page no="432"?> 8 Persephonem 3 1561, 4 1571, 5 1577. 9 referre 4 1571, 5 1577. 10 probibet 5 1577. 11 vata 4 1571. Uxor primus amor fuit, at non ultimus illi, - hoc nisi non alio tu potes igne frui. 30 Prolibus at petiit forsan spatia apta creandis, - - - sed fuit in steriles pronior ille mares. - Quominus ast iterum bis denis mensibus exstes, - - - si quid obest, oberunt haec tua fata, pater. - Ne dicam, lacrimas quod iam deterserat illa, - 35 - casum iterum fati segnis obire novi - - Quid tua non luget? Quid non dolet Agnia fletu - - - exoraturos impediente sonos? - Cum qua instauramus socii, quibus ille carebat: - - - cum lacrimis blandas, turba prolixa, preces. 40 Haec ego Bistonia canerem, si voce moverem - - Persephonen 8 durum Persephonesque virum. - Non gravis ille foret, Stygias inflectere leges - - - et sinere ad reditum stagna patere tuum, - tu neque respiceres neque, quod Iove nata, timeres, - 45 - ne quid Avernalis sumpseris ante cibi. - Ipse opere insueto gauderet nauta nec, e quo - - - littore consuevit, cymba referret 9 onus. - Hoc demum officii nostrum exaequaret amorem - - - et pietas animo par feret ista meo. 50 Quod cano sed minus est; non est potis ista movere - - - vena Medusaeis horrida monstra comis: - Infra animum longe subsidit carmen, ad ima - - - fertur ut insuetus, dum petit alta, faber. - At, quae cymba minus firma est procurrere in altum, - 55 - littora nil prohibet 10 per vada 11 tuta legat, - 432 Snezana Rajic <?page no="433"?> 12 Das berichtet Ovid, Met. 10,83-85. 13 Florence de Bernemicourt war das einzige Kind von Robert de Bernemicourt und Agnes Schetz. 14 Latomus behauptet, Eurydikes erneuter Verlust sei darauf zurückzuführen, dass jene sich zu früh gefreut und ihre Tränen getrocknet hätte. Damit kontrastiert er die verzweifelte Klage von Roberts eigener Frau Agnes. 15 Thrakisch, also wieder des Orpheus. 16 Im Gegensatz zu Orpheus beginge Robert nicht den Fehler, sich auf seinem Weg aus der Unterwelt noch einmal umzudrehen, und er wiederholte auch nicht Eurydikes Fehler, Granatapfelkerne in der Unterwelt zu essen und sich somit selbst eine komplette Rückkehr zu verunmöglichen. Für jenen war seine Gattin die erste Liebe, jedoch nicht die letzte, du konntest keine andere Liebesglut genießen als diese eine. 30 Jener mag die passende Zeit gesucht haben, um Nachkommen zu zeugen, - doch er war unfruchtbaren Knaben zugeneigter. 12 - Wenn dir dagegen etwas verwehrt bleibt, dann wird dir dein Schicksal dies - verwehren, ein zweites Mal nach zehn Monaten Vater zu werden. 13 - Ich möchte fürwahr behaupten, dass jene Säumige erneut dem letzten Schicksal 35 entgegengehen musste, weil sie bereits ihre Tränen getrocknet hatte - - Wie dagegen trauert deine Gattin? Wie stößt Agnes 14 voller Schmerz unaufhörlich - flehentliche, vor Schluchzern stockende Bitten aus? - Gemeinsam mit ihr vollbringen wir Leidensgenossen, was jenem fehlte: - schmeichelnde Bitten, ein unendlicher Schwall, unter Tränen. 40 Diese bistonischen 15 Klänge sänge ich, könnte ich mit meiner Stimme - die hartherzige Persephone und Persephones Gatten bewegen. - Er wäre nicht unwillig, die stygischen Gesetze zu beugen und für deine - Rückkehr die Unterweltswasser offenstehen zu lassen, - und du blicktest weder zurück noch fürchtetest du, wie die Tochter Jupiters, 45 zuvor etwas der avernalischen Speise zu dir genommen zu haben 16 . - Selbst der Fährmann freute sich über die ungewöhnliche Leistung und sein - Kahn brächte seine Fracht nicht zum gewöhnten Ufer. - Diese Tat schließlich könnte meine liebevolle Dienstbereitschaft aufwiegen - und diese Pflichtausübung käme meiner Gesinnung gleich. 50 Doch, was ich singe, ist geringer; dieses poetische Talent ist nicht in der Lage, - grauenvolle Ungeheuer mit medusäischem Haar zu bewegen: - Weit unter meinem Willen bleibt mein Gedicht zurück, wie ein unerfahrener - Künstler in die Tiefe stürzt, während er die Höhen anstrebt. - Doch nichts verbietet, dass dieser Kahn, der zu instabil ist, um sich auf hohe See 55 hinauszuwagen, sicher seichte Küstengewässer durchstreift, - Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 433 <?page no="434"?> 17 altus 5 1577. 18 viva om. 4 1571, 5 1577. 19 aequos ³1561. 20 aliquot 4 1571, 5 1577. sed neque tuta lego, nam me meus ardor in aequor - altius 17 ingenii pro ratione rapit. - Scilicet excolui doctos in imagine vultus - - - quos in Musaeo condidit ille suo, 60 ille, inquam, Iovius, cui scriptus piscis et herbae - - - et tenor historiae nomina longa dedit. - Quemque per ingenuae laudis genus omne vagantem et - - - carpentem titulis optima quaeque suis - impulit huc studium pietatis, ut ora virorum, - 65 - ingenii propriis qui enituere bonis - - seu nostra miseri seu sunt meliore beati - - - sorte -, sua in villa viva 18 videnda daret, - quam mire exstruxit victuro in nomine Comum, - - - qua patriam Lari verberat unda lacus. 70 Picta videnda dedit, sed multo illustrius, addit - - - ex merito laudes quando cuique suas. - Huic ego conatus nostris subscribere Musis, - - - carmina quae lusi, dedo dicoque tibi. - Quae precor ut vivant, ne tu moriaris in illis - 75 - et subeas vitae damna iterata tuae. - Sed bene, quod mors est non hic velut ante timenda, - - - at tineae et blattae, tempus et illud edax - et sane haec timui. Tamen et protrudimur ultra - - - tardantesque meos spes rapit acris equos. 19 80 Tum quod nostrae aliquod 20 forsan quoque pondus habebunt, - - quae nullo laudes sunt mihi felle litae, - tum mea quod pietas in te praelustrior esset, - - - firmior ad longos si queat esse dies, - spes est, cum fidae mea vitis inhaereat ulmo, - 85 - pondere quae proprio pressa iaceret humi. - Donec erunt Musae, donec, qui diligat illas, - - - et iam non totus barbarus orbis erit, - Musaeum Iovii, Iovius dicetur et ipse - - - illaque pictorum docta caterva virum. 90 434 Snezana Rajic <?page no="435"?> 21 De romanis piscibus. 22 De optima victus ratione. Giovio war der Leibarzt des späteren Papstes Clemens VII. 23 Historiarum sui temporis libri XLV und andere geschichtliche Werke. aber ich durchstreife dennoch nicht sicher, denn meine Leidenschaft reißt mich an Stellen, die zu tief sind für die Beschaffenheit meines Talents. - Schließlich schmückte ich mit Schriften die gelehrten Männer, deren - Porträts jener in seinem Musaeum aufstellte, 60 jener, sage ich, Giovio, dem seine Schriften über Fische 21 und Kräuter 22 - sowie der Fortlauf der Geschichte 23 einen ewigen Ruf schenkten. - Und ihn, der durch alle Gattungen aufrichtigen Lobes streifend nur - die allerbesten für seine Grabinschriften auswählte, - trieb der Eifer seines Pflichtgefühls dazu, die Gestalt der Männer, 65 die sich durch ihre eigenen Verstandesgüter emporarbeiteten - - seien sie aufgrund ihres Standes wie ich arm oder reich aufgrund eines - besseren - in seiner Villa lebenstreu zur Ansicht zu zeigen, - die er auf bewundernswerte Weise zu ewig währendem Ruhm in Como erbauen ließ, - wo sich die Wellen des Comer Sees an seiner Heimat brechen. 70 Er gab Bilder zur Ansicht, doch viel größeren Ruhm erlangte er, weil er - das Lob eines jeden nach seinem Verdienst hinzufügte. - Unter diesen unternahm ich es, meine Musen zu schreiben und diese Gedichte, - die ich spielerisch zu Papier brachte, widme und weihe ich dir. - Ich wünsche mir, dass sie überdauern, damit du nicht in ihnen vergehen 75 und den wiederholten Verlust deines Lebens hinnehmen musst. - Doch es ist gut, dass der Tod hier nicht wie bisher gefürchtet werden muss, - sondern Holzwürmer und Motten und jene verzehrende Zeit - und die fürchte ich ganz gewiss. Dennoch werde ich weiter vorangetrieben - und meine hitzige Hoffnung reißt meine zaudernden Pferde fort. 80 Dass dann meinem Ruhm vielleicht etwas Gewicht zukommen wird, - der mir mit keinerlei Galle beschmutzt wurde, - dass dann mein Pflichtgefühl zu dir noch ansehnlicher sein könnte, - wenn es stabil genug für ein langes Nachleben sein kann, - ist meine Hoffnung, weil meine Rebe, die durch ihr Eigengewicht niedergedrückt 85 auf dem Boden läge, an deiner treuen Ulme hochgezogen wird. - Solange es die Musen gibt, solange jemanden, der sie verehrt, - und noch nicht die ganze Welt der Barbarei verfallen ist, - wird man von Giovios Musaeum sprechen und von Giovio selbst - und von jener gelehrten Schar porträtierter Männer. 90 Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 435 <?page no="436"?> 24 medicos 4 1571, 5 1577. Et puto iam famam transisse Themistidos oram - inque Pervanis consenuisse locis. - Quis scit, si nostra haec illo utque, Roberte, sequantur? - - - Mancipia a Dominis non decet esse suis. - Quos inter melicos 24 non ibis ut anser olores, - 95 - ut pudor Aonii parsque pudenda chori, - sed tua te virtus doctaeque scientia mentis - - - asseret illustri constituetque loco, - quem licet octava iuvenem trieteride raptum - - - usum bis linguis novit Apollo tribus, 100 novit et ingenii quam multa recondita in ipso - - - tempore prompturus, si licuisset, erat. - Iudicium accedit soceri post omnia Scheti - - - et quasi de rapto nunc quoque patre dolor. - Nomine doctrinae de mille sodalibus unum - 105 - legerat, ex eius stirpe futurus avus. - Nomine doctrinae curarum dulce levamen - - - ingemit estque sui - credite - parte minor. - Proin, si quid mereor, si factum, Paule, probabis, - - - sit fas hunc libro praeposuisse tuo. 110 Quod quis ut invideat, satis est haec gloria nobis, - - - materies morbi crescat ut usque sui. - Tu mea apud doctas cum carmina legeris umbras - - - grata celebratis sintque, Roberte, viris, - 436 Snezana Rajic <?page no="437"?> 25 Themistios war ein spätantiker Rhetor, Philosoph und Politiker aus Paphlagonien in Kleinasien am Schwarzen Meer. 26 Die pervanischen Gebiete befanden sich im asiatischen Raum. 27 vv. 94-98: Latomus bezeichnet sein Werk als zum Werk Giovios gehörig und vergleicht es mit einem Sklaven, der zu seinem Herren gehört. Robert sei als Widmungsträger von Latomus’ Werk zwar zunächst auch Teil dieses „Sklavenstandes“, doch er könne sich durch Tugend und Klugheit daraus befreien. 28 „Geraubt“, da er nun nicht Vater von Schetzens weiteren Enkelkindern werden kann. 29 Die Familie Bernemicourt gehörte einem niedrigeren (Adels-)Stand als die Familie Schetz an. Dass Gaspard der Heirat seiner Tochter mit Robert zustimmte, betont also die persönlichen Qualitäten Roberts noch weiter. 30 Die Ursache seines Neides: Latomus’ Ruhm. Und ich glaube, dass sein Ruhm bereits die Breiten des Themistios 25 durchflog und erst in den pervanischen Gebieten 26 von seiner Stärke verlor. - Wer weiß, ob diese unsere Gedichte jenem, Robert, auf den Fuß folgen könnten? - Es gehört sich ja nicht, dass Sklaven von ihren Herren getrennt sind. 27 - Unter diesen lyrischen Schwänen wirst du nicht watscheln wie eine Gans, 95 wie die Schande und der schändliche Teil dieses aonischen Reigens, - sondern deine Tugend und die Einsicht deines gelehrten Geistes wird dich - für frei erklären und in einen vornehmen Stand einsetzen, - dich, von dem Apoll wusste, dass du zwei mal drei Sprachen beherrschtest, - obwohl du als Jüngling im achten Triennium geraubt wurdest, 100 von dem er auch wusste, dass du in demselben Zeitraum viel Verborgenes - hervorgeholt hättest, wenn es dir erlaubt gewesen wäre. - Nach all dem trat noch das Urteil deines Schwiegervaters Schetz hinzu - und der Schmerz über den gleichsam nun auch geraubten Vater. 28 - Der Gelehrsamkeit wegen hatte er aus tausend Gefährten diesen einen 105 auserwählt, um aus seinem Geschlecht Großvater zu werden. - Der Gelehrsamkeit wegen beseufzte er diese süße Erleichterung seiner Sorgen - und dabei ist jener - glaubt es mir - von niedrigerem Stand als die Seinen. 29 - Wenn ich es also verdiene, wenn du, Paolo, mein Werk gutheißt, - sei es mir gestattet, dies deinem Buch voranzustellen. 110 Wenn jemand dies auch beneidet, ist es für mich genug Ruhm, - dass die Ursache seiner Krankheit fortwährend wächst. 30 - Wenn du meine Gedichte vor den gelehrten Schatten verliest und sie - den in ihnen gefeierten Männern, Robert, willkommen sind, - Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 437 <?page no="438"?> „Haec per me Latomus vobis encomia scripsit“ 115 - dic et amicitiae pignus id esse meae. - Sic tibi det requiem, qui versat sortibus urnam, - - - Aeacus et longum, care Roberte, vale. - - 1556 Idib. Decemb. 1.2 Widmungsgedicht an Paolo Giovio den Jüngeren: Ad Paulum Iovium iuniorem Ioannes Latomus. - Paule, si adhuc superas Ioviani nominis heres, - - ad te haec missurus qualiacumque fui. - Sed quia longa via est insessaque forsan ab hoste - - „Ah, nimium“, dixi, „longus hic error erit.“ - Non dare patronum, qui vindicet ista, verebar. 5 - Qui tamen e vivis hoc agat, unus eris. - Nam tu, cui volui - pars es mihi magna - placere, - - Musaei dominum quem reor esse sacri, - cuius in extrema precor haec quoque parte locari, - - si tamen hoc gratum est - immo erit: Es Iovius. 10 1.3 Abschlussgedicht an Paolo Giovio: Paulo Iovio episc. Nucerino, Musarum Cupidini Ioannes Latomus. - Sed quid, Paule Iovi, tibi rependam? - Doctus non ego nec tuo repostus, - ut hoc nomine debeam, in theatro. - Quod neque ambio nec tamen recusem, - quod nemo faceret. Quis hoc videri 5 non loco nisi rusticus praeoptet? - Grates, Paule, tamen tibi rependo - communis meriti ac honoris ergo, - 438 Snezana Rajic <?page no="439"?> 31 Vgl. Horaz, Carm. 2,3,25-28. Gemeint ist Aiakos, einer der drei Totenrichter in der Unterwelt, der die Lose der Menschen aus seiner Urne zieht, um über sie zu richten. 32 Das Gedicht soll eine Rechtfertigung dafür bieten, dass Latomus seine Gedichte nicht Giovio dem Jüngeren widmete. Nicht die Furcht, er könnte es als sein eigenes Werk beanspruchen, hätte ihn davon abgehalten, sondern die Unsicherheit der Übersendung der physischen Schrift vom Norden in den Süden Europas. sag: „Meinethalben schrieb Latomus für euch diese Lobessprüche“ 115 und sag, dass dies der Pfand meiner Freundschaft sei. - So möge dir Aiakos Ruhe schenken, der zum Zwecke der Lose 31 die Urne - dreht, und leb’, lieber Robert, in Ewigkeit wohl. - - - 13. Dezember 1556. - - - Johannes Latomus an Paolo Giovio den Jüngeren. - Paolo, weil du als Erbe des Namens Giovio noch unter uns weilst, - war ich bereits in Begriff, diese Schrift, wie auch immer sie sei, dir zu widmen. - Doch weil der Weg lang ist und womöglich vom Feinde belagert, - sagte ich: „Ach, dies wird ein allzu langer Umweg sein.“ - Ich trug jedoch keine Bedenken, sie einem Patron zu geben, der sie beanspruchen könnte: 5 Wer von den Lebenden dies freilich tun könnte, wirst du allein sein. - Denn du, den ich - das ist mir höchst wichtig - zufriedenstellen wollte, - den ich als den Herren des heiligen Musaeums anerkenne, - an dessen äußerstes Ende ich dich bitte auch diese Schrift zu platzieren, - wenn dir dies freilich willkommen ist - doch das wird es: denn du bist ein Giovio. 32 10 - - Johannes Latomus an Paolo Giovio, Bischof von Nocera, Verführer der Musen. - Doch wie, Paolo Giovio, könnte ich mich dir jemals dankbar erweisen? - Ich bin nicht gelehrt noch habe ich, sodass ich diesen - Namen verdiente, einen Platz in deinem Theater. - Danach strebe ich nicht noch lehnte ich es indes ab, - das täte niemand. Wer außer einem Einfaltspinsel 5 wünschte sich nicht, an diesem Ort gesehen zu werden? - Dennoch erweise ich dir den höchsten Dank, Paolo, - für unsere gemeinsame Leistung und somit Ehre, - Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 439 <?page no="440"?> 33 iidem ²1557. quod doctos habeam loco parentum, scriptores venerer libenter omnes 10 candore ingenuo fideque summa - et quanto ingenio licet, nisi illi - aut sint plane athei aut palam nefanda, - quae non scribere praestitisset, edant. - Horum nomine maximo optimoque, 15 huic Paulo Iovio, hospiti benigno - Musarum et Charitum pio parenti - doctorumque probissimo patrono - tantas accumulo aggeroque grates, - tantas et toties manu stiloque, 20 quantas et quoties pro agris receptis - et caris pro ovibus deo refudit - suo Vergilius vel ipse Naso - laeto pectore reddidisset, idem 33 - si de Tartareis locis Getarum 25 ad caram patriam redisset exul. - Nam quod pulchrius hospitaliusque, - adde splendidius benigniusque - ullis in regionibus vel annis - aut ullo abs homine, ut libet potente, 30 factum legimus? At caret profecto - exemplo Iovii profusus ardor. - Quid? Si quis Phalaris Vitelliusve - aut latro impius aut rapax danista - conatus simile huic fuisset? An non 35 vitae illam maculam eluisset omnem? - Et doctos studio hoc suo benigno - 440 Snezana Rajic <?page no="441"?> 34 In seinen Eklogen berichtet Vergil von der großen Verzweiflung der Bauern aufgrund von Landenteignungen (z.-B. Ecl. 1, Ecl. 9). 35 Auch Ovids Verzweiflung aufgrund seiner Verbannung nach Tomis ist aus den Tristia und Epistulae ex Ponto hinlänglich bekannt. 36 Phalaris und Vitellius sind Beispiele für moralisch höchst verwerfliche Personen. Phalaris war einer der für ihre Grausamkeit berüchtigten sizilianischen Tyrannen, insbesondere bekannt für seinen bronzenen Stier, den er zu Folterzwecken benutzt haben soll (vgl. z. B. Cic., Off. 2,26 oder Ov., Trist. 3,11,40-54). Vitellius war der dritte römische Kaiser im Vierkaiserjahr 69 n. Chr., dessen schlechter Ruf vor allem auf seinen Alkoholismus zurückgeht (vgl. z.-B. Suet., Vit.). dass ich die Gelehrten wie meine Eltern bei mir haben, allen Autoren mit Freude meine Ehrerbietung erweisen kann 10 mit offener Aufrichtigkeit und höchster Ehrlichkeit - und so sehr es mein Talent zulässt, sofern sie nicht - gänzlich Gottesleugner sind oder unverhohlen Blasphemisches - herausgeben, das besser gewesen wäre, nicht zu schreiben. - In ihrem Namen habe ich für den Größten und Besten, 15 ihn, Paolo Giovio, den wohlwollenden Beherberger - der Musen und frommen Vater der Chariten - und redlichsten Schutzherren der Gelehrten - so viel Dankbarkeit überreichlich emporgehäuft, - so viel und so oft mit Hand und Feder, 20 wie viel und wie oft es für seine zurückerhaltenen - Äcker und seine teuren Schafe Vergil seinem Gott - vergolten 34 oder auch Naso sich mit lachendem Herz - erkenntlich gezeigt hätte, wenn er aus den - gräulichen Gefilden der Geten als Verbannter 25 in die teure Heimat hätte heimkehren dürfen. 35 - Denn von welcher vortrefflicheren und wirtlicheren, - weiters prächtigeren und wohlwollenderen - Tat in irgendeinem Gebiet oder Jahr oder von - irgendeinem Menschen, sei er auch noch so mächtig, 30 haben wir je gelesen? Ihr maßloser Feuereifer entbehrt - ja doch in jedem Fall des Beispiels des Giovio. - Wie? Wenn ein Phalaris oder Vitellius 36 - oder ein ruchloser Dieb oder räuberischer Wucherer - etwas Ähnliches versucht hätte? Hätte dies nicht jenen 35 Makel ihres Lebens gänzlich reingewaschen? - Und hätte es ihnen nicht die Gelehrten aufgrund ihrer - Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 441 <?page no="442"?> 37 Iovi ³1561, 4 1571, 5 1577. 38 danteis 4 1571. 39 tollenda ³1561, 4 1571, 5 1577. ad perenne decus sibi obligasset? - At quid nos Iovio rependere aequum est? - Qui vir optimus integerrimusque 40 perque omnes adeo politus artes - quique artes adeo polivit omnes, - ut vix invenias parem aut secundum? - Non parcit sibi sumptibusque, tantum - ut hic saltem habitent bene ac honeste, 45 quotquot non nisi commode hospitari - - sed quo deveniant, quis approbabit? - - censura Iovii pia merentur - ob illa ingenii beata dona. - Non illi titulos perenniores? 50 An non carmina perpolitiora? - Non encomia debitosque honores? - Non grates referemus auctiores? - Non laudes cumulatius canemus? - Laus est, magne Iovi, tua haec perennis 55 et tua est pietas peculiaris - haec, quod non modo vindices disertos - asserasque viros, ita ut palam ausint - morti oppedere nec timere morte - blattas ac tineas voraciores, 60 sed quod insuper id, quod est caducum - et mutabile maxime, puta oris - dices effigiem perennitati - et quales fuerint velis videri, - quos iam vix meminit fuisse quisquam. 65 Laus haec est Iovii 37 peculiaris. - - In mortem hactenus expedimus omnes - os, dentes, 38 calamum, manus et ungues, - nos sua quoties rapacitate - tollendo 39 optima quaeque prima laedit. 70 442 Snezana Rajic <?page no="443"?> wohlwollenden Mühe um ewige Ehre verpflichtet? - Doch wie könnte ich mich Giovio angemessen dankbar erweisen? - Diesem besten und anständigsten Mann und der 40 so sehr verfeinert ist durch alle Künste und der - so sehr alle Künste verfeinerte, dass man kaum - einen ihm ebenbürtigen oder nächsten finden könnte? - Er scheute weder Kosten noch Mühen, nur damit - sie wenigstens hier gut und ehrenvoll leben können, 45 solange sie nur gefällig beherbergt zu werden - - doch wer könnte gutheißen, wohin sie sonst abstiegen? - - durch die fromme Prüfung des Giovio verdienen - aufgrund jener glücklichen Gaben ihres Talents. - Hat er nicht bereits immer fortwährenden Ruhm? 50 Oder völlig vervollkommnete Lieder? - Nicht Lobreden und gebührende Ehren? - Soll ich ihm nicht überreichlichen Dank zollen? - Soll ich ihn nicht mit Lobliedern überhäufen? - Dieses dein Lob, großer Giovio, ist ewig während 55 und deine ganz besondere Frömmigkeit besteht - darin, dass du nicht nur die beredten Männer für dich befreist - und beschützt, sodass sie es ganz offen wagen, - den Tod zu verhöhnen und sich nicht vor Motten und - Würmern zu fürchten, die noch gefräßiger sind als der Tod, 60 sondern dass du überdies das, was vergänglich und - mehr als alles andere wandelbar ist, nämlich die Gestalt des - Antlitzes, der ewigen Beständigkeit weihst - und möchtest, dass sie so gesehen werden, wie sie waren, - an die sich bereits jetzt kaum jemand mehr erinnern kann. 65 Darin besteht das ganz besondere Lob Giovios. - - Bisher rüsteten wir alle zum Angriff gegen den Tod - den Mund, die Zähne, die Feder, die Hände und Nägel, - so oft er uns durch seine Raubsucht verletzte, - indem er gerade das Beste zuerst wegraffte. 70 Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 443 <?page no="444"?> 40 onustae ³1561, 4 1571. 41 et simul om. 5 1577. 42 sit ²1557. Quid? Vel unius aestimavit assis tum convicia tum malos iambos - verborumque malorum onusta 40 plaustra? - Quin et reddidimus proterviorem. - Nunc, sed nunc fremit, ingemit doletque, 75 quod ne corporibus quidem necandis - sit satis semel expedisse telum. - Sic, Iovi bone, sic! Io triumphe! - Huic morti invideamus usque et usque, - magno quisque animo, invidenter omnes! 80 De qua nunc retulit novum triumphum - hic hoster Iovius. Qui et ipse quamvis - quasdam illi exuvias suas reliquit, - quae Deum comitem minus decerent - et caeli nimis hospitem gravarent, 85 vespillone quidem est abusus illa. - Quod si quis Iovium velit videre, - musaeum petat. Eccum, in hac corona - cum Phoebo et sociis vides Camenis - scribentem simul et simul 41 loquentem, 90 quod non ulla satis stupebit aetas, - quod totum afficiet stupore caelum, - cum cursum remorabitur dierum - et iam praeteritos vehet recentes. - Quid tandem illius, obsecro, peremit? 95 - Sed ut te iubeam, Iovi, valere, - quo te nomine - si 42 novum necesse est - - appellem, dubito. Iovis? Nec illud - augustum satis est, licet propinquum. - Phoebi aut Mercurii? Meres utrumque, 100 es iuncto simul ast utroque maior. - Sed quid te vocitem? Patrem deorum? - Sed iam Iuppiter hoc praeoccupavit. - Musarum venerem? Sat istud aptum - 444 Snezana Rajic <?page no="445"?> 43 Giovios Lauf der Zeit, d.-h. sein Leben. Wie? Hielt er die Frachtwagen, die von uns bald mit Schmähungen, bald mit bösen Jamben böser Worte - beladen waren, auch nur eines einzigen Schillings wert? - Nein, wir machten ihn sogar noch schamloser. - Nun, doch nun knurrt er, murrt er und leidet, 75 weil es nicht einmal mehr, um die Körper zu töten, - reicht, einmal seine Waffe gezogen zu haben. - So geht das, mein lieber Giovio, so! Heil dir, Triumph! - Lasst uns dem Tod immer und immer wieder und - ein jeder mit großem Mut alle missgünstig vorenthalten! 80 Über ihn trug nun unser Giovio den letzten - Triumph hinfort. Obwohl er auch selbst ihm - einige seiner körperlichen Überreste hinterließ, - die sich für einen Gefährten Gottes nicht zierten - und ihn als Gast im Himmel allzusehr beschwerten, 85 spielte er nämlich diesem Grabschänder übel mit. - Denn wenn jemand begehrt, Giovio zu sehen, - kann er sein Musaeum besuchen. Da ist er, du siehst ihn - in diesem Kreis mit Phoebus und seinen Gefährtinnen, - den Camenen, gleichzeitig schreiben und sprechen, 90 worüber kein Zeitalter genug staunen können wird, - was den ganzen Himmel mit Staunen erfüllen wird, - wenn er den Lauf der Zeit aufhält und - lang Vergangenes gegenwärtig macht. - Was in aller Welt könnte den seinen beenden? 43 95 - Doch ich bin unschlüssig, bei welchem Namen - ich dich nennen soll - sofern ein neuer notwendig ist -, - um dir Lebewohl zu wünschen. Jovis? Das ist nicht - erhaben genug, wenn auch schon nahe daran. - Phoebus oder Mercurius? Du verdienst beide, doch du 100 bist größer als beide zusammen und als jeder einzeln. - Wie soll ich dich also nennen? Vater der Götter? - Doch diesen Namen sicherte sich bereits Jupiter. - Liebling der Musen? Dieser Name wäre sehr passend und - Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 445 <?page no="446"?> 44 hiis ²1557. 45 quod ³1561, 4 1571, 5 1577. 46 facies 5 1577. et quod praetulero, at nihil virile est. 105 Sed cur non puerum marem locamus - Musarumque cupidinem vocemus? - Euge! Illud lepide, bene ac venuste: - Musarumque cupidinem vocemus. - Nam quis aptius efficaciusque 110 tardas exacuet trahetque mentes, - ut credant lepidas amentque Musas - et sic depereant furore multo, - ut vel de media subinde nocte - confessum veniant suos amores, 115 ad fores vigilent licet repulsi, - ab iis 44 non abeant nisi intromissi - atque ipsum furere arbitrentur esse - sat magnum sibi praemium laboris? - Quis flammas melius propaget istas 120 quam - Musae, innuitis! - cupido vester? - Atqui id quo 45 faciet, 46 rogas, veneno? - Non ullo iaculove poculove, - at quodam ingenioso honoris oestro. - Quo quisque immodico feretur aestu 125 ad illa optima, literas et artes? - Locum scilicet ut decentiorem in - Musaeo referat. Quod est laboris - honor perpetuus, suprema meta. - At tu, magne Iovi, vale perenne 130 Musarumque vale, vale cupido, - qui nobis aperis novam hanc arenam. - 446 Snezana Rajic <?page no="447"?> 47 Giovio spornt die Musenliebhaber dazu an, Literatur zu verfassen, auch falls die Musen sie nicht einlassen, d. h. der erwünschte Erfolg ausbleiben sollte. Die Szene erinnert an die Klage des elegischen Liebhabers vor verschlossener Tür (Paraklausithyron). ich gäbe ihm den Vorzug, doch er ist in keinster Weise männlich. 105 Aber wieso versetzen wir den Knaben nicht unter die Männer - und nennen ihn Verführer der Musen? - Bravo! Dieser Name ist gefällig, schön und anmutig: - Ich möchte dich Verführer der Musen nennen. - Denn wer könnte geschickter und wirksamer 110 schlaffe Geister anspornen und mit sich reißen, - sodass sie ihm Glauben schenken und die anmutigen Musen - lieben lernen und so vor Liebestollheit zugrundegehen, - dass sie sogar immer wieder mitten in der Nacht - herbeikommen, um ihre Liebe zu gestehen, mögen sie 115 auch abgewiesen worden sein, vor der Türe wachen und - diese nicht wieder verlassen, sofern sie nicht eingelassen wurden, - und die Tatsache selbst, dass sie vor Liebe toll sind, für einen - ausreichend großen Lohn für ihre Mühe halten? 47 - Wer könnte diese Flammen besser verbreiten 120 als - Musen, gebt eure Zustimmung! - euer Verführer? - Nun fragst du, mit welchem Zaubertrank er dies tun wird? - Nicht mit irgendwelchen Pfeilen oder Bechern, - sondern mit einer Art geistreichen Enthusiasmus der Verehrung. - Wieso jeder durch seine maßlose Begeisterung mitgerissen wird 125 zu jenen besten Dingen, der Literatur und den Künsten? - Natürlich um einen geziemenden Platz in seinem - Musaeum davonzutragen. Dies ist der Mühen ewig - währende Ehre, ihre letzte Ziellinie. - Doch du, großer Giovio, gehabe dich in Ewigkeit wohl 130 und gehabe dich wohl, du Verführer der Musen, gehabe dich wohl, - der du uns diese neue Arena eröffnest. - Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 447 <?page no="448"?> 2. Aus der Descrittione di tutti i Paesi Bassi [ed. Lodovico Guicciardini 1567]: 2.1 Einleitungsgedicht des Johannes Latomus: Ad D. Ludovicum Guicciardinum in suas Belgii illustrationes carmen Ioan. Latomi: - Quid tibi pollicear pro tanti munere scripti, - Guicciardine, decus scriptorum nobile, quo res - Belgarum tantis, sed veris laudibus effers - illa, quam propriam tellus sonat Itala linguam? - Quid tibi pollicear? Carmen? Numerosus es ipse 5 et potes e media condicere Phocide Musas - atque adeo in nostras habitatum abducere terras. - Pollicear linguam? Facundo scilicet infans? - Ipse cui Pericles laudem concesserit oris - et Plato scribendas ausit committere leges? 10 Pollicear mentem? Qui plus adverteris unus - - non vetus a proavis, oriundus sanguine Tusco, - sed primus generis, vix ut sit patria, civis - - legibus in nostris, in moribus, urbibus, agris - inque toga inque armis; plus, inquam, videris unus 15 quam nos indigenae, tot inertia pectora, Belgae. - Pollicear titulos perpesque in fastibus aevum? - Ast hac tu praestas cum primus arte potesque - ignotis famam, tenebrosis lumen, ineptis - pectus, id est cunctis titulos imponere rebus? 20 Ergone, quod nobis haec eripis omnia, grati - non erimus Belgae, quos tanto in lumine famae - ponis et aequatis cum quavis gente tropaeis - felices tarda monstras habitare sub Arcto? - Immo erimus grati. Si quaeris, quomodo: Muti 25 te nostras laudes omnes superare loquemur. - 448 Snezana Rajic <?page no="449"?> 48 Das Werk, das viele aufwändige Landkarten enthält, wurde zuerst auf Italienisch herausgegeben und bald auch in andere Sprachen übersetzt. 49 Guicciardini stammte aus einer alten Florentiner Familie, ließ sich aber als erster von ihnen in Antwerpen nieder und schrieb dort mehrere historisch-geographische Werke. 50 Die Phrase inertia pectora lässt inertia pecora anklingen, eine lahme Schafherde. 51 Der Bär ist ein Sternbild im Norden. Er ist träge, weil er durch seine nördliche Lage in 24 Stunden nur einen sehr kleinen Weg auf seiner Umdrehung zurückzulegen scheint (vgl. Juv. 5,23, wo das ebenfalls nördliche Sternbild des Bärenhüters, Bootes, deswegen als pigris bezeichnet wird). Ein Gedicht des Johannes Latomus an Herrn Lodovico Guicciardini für seine Beschrei‐ bungen Belgiens: - Was soll ich dir für die Leistung deiner so bedeutenden Schrift versprechen, - Guicciardini, du edle Zierde des Schrifttums, in der du die Belange - der Belgier mit so großem, doch wahrheitsgemäßem Lob erhebst, - in jener Sprache, die das italische Land als eigene erklingen lässt? 48 - Was soll ich dir versprechen? Ein Gedicht? Rhythmisch bist du selbst 5 und kannst mitten aus Phokis die Musen einladen - und sie sogar bis in unsere Länder entführen, um hier zu verweilen. - Soll ich eine Rede versprechen? Soso? Der sprachlose Säugling dem Redegewandten? - Dem selbst Pericles ein Lob seiner Rede zugestehen und - dem Platon die Gesetze zur Niederschrift anzuvertrauen wagen könnte? 10 Soll ich Einsicht versprechen? Du selbst verstehst mehr - - obwohl du, von tuskischem Blute abstammend, nicht durch Vorfahren ein alter, - sondern unser erster Bürger deiner Familie bist, kaum dass es deine Heimat wurde 49 - - von unseren Gesetzen, den Sitten, den Städten, den Feldern - und der Toga und den Waffen; mehr, sage ich, erkennst du selbst 15 als wir einheimische Belgier, so viele Faulpelze. 50 - Soll ich Inschriften versprechen und ein ewiges Leben in den Geschichtsbüchern? - Wo du dich in dieser Kunst als erster hervortust und in der Lage bist, - Unbekannten Bekanntheit, ins Dunkel Gehüllten Licht, Törichten - Verstand, das heißt allen Dingen Inschriften aufzuschreiben? 20 Werden wir Belgier also, weil du uns all dies entrissen hast, - undankbar sein, wir, die du in ein solches Licht der Bekanntheit - holst und von denen zu zeigst, dass sie durch ausgeglichene Siege gegen jedes - beliebige Volk erfolgreich unter dem trägen Bären 51 leben? - Doch nein, wir werden sehr wohl dankbar sein. Wenn du fragst, wie: Stumm 25 werden wir sagen, dass du all unser Lob überragst. - Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 449 <?page no="450"?> 2.2 Johannes Latomus’ Übersetzung seiner volkssprachlichen Achtzeiler: Eosdem rhythmos post Latine sic reddidit: - Belgica, tolle caput, flos o pulcherrime rerum, - - - cur inter patrias maesta recumbis aquas? - En Ludovicus adest, cui nobile nomen ab hortis - - - quemque Thalia sui non negat esse chori. - Te vult trans Alpes in Etrusca veste fluentem - 5 - - sic etenim laudi consulit ille tuae - - ducere spectandam Latio nuribusque Latinis. - - - Quid superest, nisi te, qua potes arte, coli? - - - - Nec metue tanti curam subitura magistri: - - - Orbis in hac illi non habet arte parem. 10 Tantum tu profer, cuius tibi copia, mundum - - - sit penes artificem cetera cura manum. - Est satis atque super, quo incedas culta superbe; - - - ars est comendi, quae tibi sola deest. - At te des illi: Peream, nisi praestet, ut omnes - 15 - iurent sub caelo cultius esse nihil. - - Huius religio magna est tibi portio mundi, - - - qua veteri ritu templa Deumque colis. - Sed nunc adde situm nec non bona munera terrae - - - et populi mores ingeniumque tui, 20 adde etiam plures, quam Cretae vindicat, urbes - - - atque arma atque orbis totius adde forum: - Quomodo, qui cuncta haec perpendet pressius, orbem - - - inclusum spatiis non dabit esse tuis? - - - - Hactenus hunc tantum retines, ditissima, mundum, - 25 - abditus in tacito sed fuit ille solo. - 450 Snezana Rajic <?page no="451"?> 52 Der Übersetzung geht im Druck das ursprüngliche, volkssprachliche Gedicht voraus. 53 Die Provinz (Gallia) Belgica befand sich zwischen der Marne, der Seine, dem Rhein und der Nordsee. 54 Latomus spielt hier auf die klangliche Ähnlichkeit von ‚Guicciardini‘ und ‚giardino‘ im Italienischen an. 55 Thalia als fröhliche Muse der Komödie soll vermutlich die traurige Belgica aufheitern und andeuten, dass Guicciardinis Schriften unterhaltsam und heiter waren. 56 Vergil zufolge beheimatete Kreta 100 Städte (Aen. 3,104-106). Im Anschluss übersetzte er dieselben Rhythmen so ins Lateinische: 52 - Belgica, erhebe dein Haupt, o du schönste Blume aller Dinge, wieso liegst du - betrübt niedergesunken zwischen deinen heimatlichen Wassern? 53 - Sieh’, hier ist doch Lodovico, der seinen edlen Namen von den Gärten hat 54 - und von dem Thalia 55 nicht abstreitet, Teil ihres Reigens zu sein. - Er möchte dich, in wallendem etruskischem Kleid, über die Alpen führen 5 - denn so sehr sorgt er sich um deinen Ruhm! -, - damit du von Latium und den latinischen Mädchen bewundert wirst. - Was gibt es also noch zu tun, außer dich hübsch zu machen so gut du kannst? - - - Und fürchte dich nicht, dich der Pflege eines solchen Lehrers zu unterziehen: - In dieser Kunst hat die ganze Welt keinen ihm Ebenbürtigen. 10 Hole du nur hervor, wovon du in Fülle verfügst, das Schmücken möge - gänzlich der Hand des feinen Künstlers obliegen. - Es gibt genug und mehr als genug, worin du prächtig gebildet bist; - es ist die Kunst des Schönmachens, die alleine dir fehlt. - Doch vertraue dich ihm nur an: Ich will des Todes sein, wenn sich nicht zeigt, 15 dass dann alle beschwören, es gäbe unter dem Himmel nichts Hübscheres. - - Sein Glaube ist für dich ein großer Anteil des Schmucks, gemäß dem - du nach altem Brauch die Tempel und Gott verehrst. - Doch füge nun deine Lage hinzu und die trefflichen Gaben deiner Erde - und die Sitten und das Talent deines Volkes, 20 füge auch hinzu die Städte, die mehr sind, als Kreta für sich beanspruchte, 56 und - deine Waffen und füge hinzu deinen Marktplatz für die ganze Welt: - Wie könnte jemand, der all dies genau untersucht, nicht zugeben, dass die - ganze Welt in deinen Breiten eingeschlossen ist? - - - Bisher hältst du, du reich Gesegnete, diesen wertvollen Schmuck noch zurück, 25 aber er war ja auch versteckt in stummem Boden. - Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 451 <?page no="452"?> Hinc te ieiunam multi dixere rudemque - nec mirum: Tectis quis color esse potest? - Causa erat: Artificis deerat tibi docta magistri, - - - quae te Phoebea comeret arte, manus. 30 Quo te vertis? Adest, qui partes impleat istas - - - et faciat votis satque superque tuis. - - Ast urget, video, dii te comitentur euntem, - - - pergendum est, avibus sis reditura bonis. - Invenies aegre, quales hic deseris, urbes, - 35 - non es vel Romae forte futura domi. - Quae sibi principio narrari somnia dicet: - - - Quomodo te cultam crederet esse magis? - Ast ubi rem veram sine fuco et fraude videbit, - - - orbis miraculum te feret esse novum. 40 - - - Quod si cum fluviis Tiberi Lirique Padoque - - - - iam bene scis, Arnus cur tibi blandus erit - - non bene conveniet, iactant se grandius illi: - - - Rhenum cum Vahali, Scalde Mosaque sona. - Hoc ubi tu Italice, magno perfusa rubore - 45 - rorabunt lacrimis ora superba novis - corripientque fugam seseque sub aequore condent - - - mirati linguam te quoque scire suam. - - Mirentur facito totusque expalleat orbis, - - - dotibus his Sparten Utopiamque preme! 50 Si non candor abest, quisquis te norit, abibit - - - doctior et fructus non feret inde parum. - Sed iam grata tui debes meminisse magistri, - - - qui quamvis magnas sed tamen auxit opes. - Addic aeternos illi pro munere fastos! - 55 - Interpono meam, dic, age, stulta, fidem. - 452 Snezana Rajic <?page no="453"?> 57 Belgien als ‚Dach Europas‘. 58 Gemeint ist, dass die personifizierte Belgica in exotischeren/ ferneren Städten als Rom beheimatet sein wird. 59 Flüsse aus dem belgisch-niederländischen Raum. 60 Ein Wortwitz, da an den dies fasti der Prätor die Worte do, dico und addico sagen durfte. Daher nannten sie dich trocken und unkultiviert und kein Wunder: Welche Farbe kann ein Dach 57 auch haben? - Der Grund war: Dir fehlte die gelehrte Hand eines feinen Lehrers, - der dich durch die Kunst des Phoebus schönmachen könnte. 30 Wieso wendest du dich ab? Es gibt doch jemanden, der diese Rolle erfüllen - kann und zwar deinen Wünschen entsprechend und weit darüber hinaus. - - Doch die Zeit drängt, ich sehe schon, mögen die Götter dich begleiten, - du musst aufbrechen, mögest du unter guten Vorzeichen zurückkehren. - Du wirst kaum derartige Städte finden, wie du sie hier zurücklässt, 35 vielleicht wirst du in Zukunft nicht einmal mehr in Rom zuhause sein. 58 - Wird dies Roma erzählt, wird sie es zunächst Träumereien nennen: - Wie könnte jemand glauben, dass du besonders hübsch seist? - Doch sobald sie die Wirklichkeit ohne Lug und Trug sieht, - wird sie verkünden, dass du ein neues Weltwunder seist. 40 - - Und wenn du dich mit den Flüssen Tiber und Liri und Po - - du weißt genau, wieso der Arno dir schöne Augen machen wird - - nicht gut verstehen solltest, diese hier prahlen ja noch brausender herum: - Der Rhein mit der Waal, die Schelde und die rauschende Maas. 59 - Sobald du ihnen auf Italienisch kommst, wird die Röte ihre hochmütigen Gesichter 45 durchfließen, sie werden ungewohnte Tränen vergießen und - die Flucht ergreifen und sich unter der Wasseroberfläche verstecken, - fassungslos darüber, dass auch du deren Sprache beherrschst. - - Sorge dafür, dass sie die Fassung verlieren und dass die ganze Welt erblasst, - zerdrücke mit diesen trefflichen Eigenschaften sogar Sparta und Utopia! 50 Wenn der Schmuck dir nicht fehlt, wird jeder, der dich kennenlernt, gebildeter - von dannen gehen und einen nicht gerade kleinen Ertrag davontragen. - Doch du musst dich dann sogleich dankbar an deinen Lehrer erinnern, - der deinen Reichtum, der ja bereits groß war, noch weiter vergrößerte. - Sprich ihm für sein Verdienst ein ewiges Leben zu! 60 55 Sag es schon, los, du Törichte, ich gebe dir mein Wort darauf. - Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 453 <?page no="454"?> 61 Dieses Gedicht wurde erstmals in Sweerts 1628, 442 abgedruckt. 3. Aus der Corsendonca sive coenobii canonicorum regularium ordinis S. Augustini de Corsendoncq origo et progressus [ed. Johannes Hoyberg 1644]: 3.1 Elogium des Johannes Latomus von Aubertus Miraeus: Ioannis Latomi elogium ex Auberti Miraei elogiis Belgicis: - Parem Ioanni Latomo, quam viris doctrina illustribus a Paulo Iovio celebratis gratiam praestitit, quidni referam? Hic Bergis ad Zomam fl. apud Brabantos natus Thronianis iuxta Herentaliam Canonicis Augustinianis Coenobiarcha multos annos cum laude praefuit. Cumque ad poesin quasi natus videretur, Psalterium versibus et ipse ut alter Iac. Latomus reddidit, sed difficultate temporum praepeditus 1 non evulgavit. Inter varia puri et candidi sermonis poemata iis, quae ad Ioviana lusit Elogia, immortalem sibi gloriam peperit, ut qui una cum Iovio vivere in singulis videatur. Romam negotiorum sui Ordinis causa profectus cum in consessu Patrum purpuratorum coram Gregorio XIII. P. M. religionis causam strenue egisset, ab eodem benigne admodum est habitus. Inde in patriam laborantem, ut eidem, qua erat apud magnates auctoritate, succurreret, reversus paulo post Antverpiae moritur, M.D.LXXVIII. atque in Coenobio Sacrarum Virginum Facuntinarum humo mandatur. Iacet autem mutus sine elogio et titulo, qui tamen suo stilo lucem tam multis attulit. Idem Pompeio olim Magno accidit et patrum memoria Paulo Manutio, qui vitam plurimis edito epistolarum volumine ipsique adeo Ciceroni a se illustrato dederat. Amici sui funus hoc carmine prosecutus est amicus noster Nic. Oudartus I. C. Ecclesiae Metropolitanae Mechliniensis Canonicus et Officialis: - Flent Charites Latomum, flent Musae, Phoebus et ipse - - - a gemitu lacrimas continuisse nequit. - Quin sacra Religio tam cari funus amici - - - non potis est siccis concomitare genis. - At vos, elogiis quos demeruit sibi, docti - 5 - perpetuo Latomum concelebrate viri. 61 - 454 Snezana Rajic <?page no="455"?> 62 Iuris consultus. Elogium des Johannes Latomus aus den Elogia Belgica des Aubertus Miraeus: - Warum sollte ich nicht Johannes Latomus die Gefälligkeit entsprechend vergelten, die er den berühmten Gelehrten zuteilwerden ließ, die von Paolo Giovio gepriesen wurden? Er wurde in Bergen op Zoom bei Brabant geboren und fungierte viele Jahre lang unter großem Lob als Klostervorsteher der Augustinerkanoniker von Marientroon nahe Herenthals. Da er wie zur Dichtkunst geboren schien, übertrug er das Psalterium in Verse, wie auch jener andere Iacobus Latomus, doch aufgrund der Probleme seiner Zeit konnte er sie nicht herausgeben. Unter seinen verschiedenen Gedichten von schlichter und klarer Ausdrucksweise verschaffte er sich mit jenen, die er spielerisch zu den Elogia des Giovio ergänzte, unsterblichen Ruhm, da er gemeinsam mit Giovio in jedem einzelnen Vers zu leben scheint. Er brach aus Geschäftsgründen seines Ordens nach Rom auf und weil er in der Bischofsversammlung vor Papst Gregor XIII. sein kirchliches Anliegen entschlossen vortrug, wurde er von diesem sehr wohlwollend behandelt. Danach setzte er sich für seine Heimat ein, um ihr durch die Autorität, die er bei den Regenten innehatte, zu helfen, starb wenig später auf dem Rückweg in Antwerpen im Jahr 1578 und wurde im Falcontinnenkloster begraben. Er liegt nun stumm ohne Elogium und Grabinschrift, der er doch selbst mit seinem Stift so viele bekannt machte. Dasselbe geschah auch einst Pompeius Magnus und zur Zeit unserer Väter auch Paulus Manutius, der durch die Publikation seines Briefwerks sehr vielen und sogar Cicero selbst, den er durch sich selbst erklärt hatte, das Leben geschenkt hatte. Unser Freund Nicholas Oudart I. C. 62 , Kanoniker und Beamter der Metropolitankirche in Mechelen, schmückte mit diesem Gedicht das Grab seines Freundes: - Die Chariten beweinen Latomus, ihn beweinen die Musen und Phoebus selbst - vermag seine Tränen vor Schluchzern nicht ununterbrochen laufen zu lassen. - Ja, sogar die heilige Religion ist nicht in der Lage, dem Begräbnis ihres so - lieben Freundes trockener Wange beizuwohnen. - Doch ihr, gelehrte Männer, um die er sich durch seine Elogia verdient 5 machte, preist Latomus in alle Ewigkeit. - Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 455 <?page no="456"?> 63 In Valerius 1643, 525 beginnt dieser Vers mit Quod tamen haud refert. So übernimmt es ebenso Foppens 1739, 674. 3.2 Elogium des Johannes Latomus von Valerius Andreas: Eiusdem Latomi elogium ex bibliotheca Belgica Valerii Andreae: - Ioannes Latomus, Bergizomius, Canonicus Regularis S. Augustini, praefuit Thronianis eiusdem instituti Canonicis iuxta Herendalium Brabantiae oppidum et Romae Capituli Windesemensis Ordinis sui negotia gessit apud Gregorium XIII. Pont. M. Pauca scripsit et fere carmine seu vincta numeris oratione. Pauli Iovii doctorum virorum Elogiis Epigrammata adiecit, saepius edita. Ioannis Feri Franciscani Sermones Quadragesimales e Germanica lingua Latine reddidit. Legunturque eodem Latomo auctore in Coenobio Corsendoncano Origo ac progressus Canonicae Corsendoncanae cum Catalogo Priorum eiusdem loci. Item Paradisi B. Mariae, Coenobii eiusdem Ordinis ac Capituli prope Romerswaliam in Zelandia. Et Historia brevis Coenobii sive Abbatiae Trudonopolitanae Ord. S. Benedicti. Iubilaeum sacerdotale xxv. annorum celebravit anno M.D.LXXVI. aetatis LIII. perorante tunc in laudem eiusdem Francisco Tolensi alteroque post anno, nimirum M.D.LXXVIII., Kalen. Sextil., Antverpiae in vivis esse desiit, conditus in templo Coenobii Facuntini, ubi aliquando epitaphium hoc lectum fuit: - Hanc urbem mortemque simul vidique adiique - - - atque hic ignota condor ut exul humo. - Nec multum id refert, 63 quando omnis terra sepulchrum - - - est homini aut verum verius exilium. - Quis tamen hic iaceam, paucis cognosce, viator: - 5 - Conveniunt vitae carmina curta meae. - Patria erant Bergae, vitae ordo monasticus, in quo - - - lustris quinque Thronis Coenobiarcha fui. - Nomen Ioannes Latomus. Trieteride prima - - - post decimum occubui. Dic bona verba et abi. 10 - Vide etiam Athenas Belgicas Francisci Swertii de eodem Latomo. 456 Snezana Rajic <?page no="457"?> Desselben Latomus Elogium aus der Bibliotheca Belgica des Valerius Andreas: - Johannes Latomus aus Bergen op Zoom, Regularkanoniker des Hl. Augustinus, fungierte als Vorsteher der Kanoniker desselben Ordens in Marientroon nahe Herenthals, einer Stadt in Brabant, und führte die Geschäfte seines Ordens, des Kapitels Windesheim, in Rom bei Papst Gregor XIII. Er schrieb wenig und dies in Gedichtform oder in metrisch gebundener Rede. Er fügte den Elogia der gelehrten Männer von Paolo Giovio Epigramme hinzu, die öfters herausgegeben wurden. Er übersetzte die Sermones Quadragesimales des Franziskaners Johannes Wild aus der deutschen Sprache in die lateinische. Man liest vom demselben Autor Latomus in Bezug auf das Kloster Corsendonk Origo ac progressus Canonicae Corsendoncanae mit einem Catalogo Priorum desselben Ortes. Er schrieb weiters Paradisi B. Mariae über ein Kloster desselben Ordens und Kapitels nahe Romerswalia in Zelandia. Schließlich die kurze Historia Coenobii oder Abbatiae Trudo‐ nopolitanae des Hl. Benediktiner-Ordens. Er feierte das 25. Jubiläum seiner Priesterweihe im Jahr 1576, in seinem 53. Lebensjahr, wobei Francisco Tolensi eine Rede zu seinen Ehren hielt, und nach zwei Jahren, also 1578, am 1. August, starb er in Antwerpen, begraben im Falcontinnenkloster, wo man schließlich dieses Epitaph lesen konnte: - Diese Stadt und den Tod sah ich und erreichte ich zugleich - und liege hier in fremdem Boden wie ein Verbannter. - Doch das ist nicht von Bedeutung, da doch die ganze Welt das Grab - des Menschen ist oder, wahrer gesprochen, seine wahre Verbannung. - Erfahre dennoch in kurzen Worten, wer hier liegt, Wanderer: 5 Ein kurzes Gedicht entspricht meinem Leben. - Meine Heimat war Bergen, mein Leben der Klosterorden, in dem - ich fünf Jahrfünfte Vorsteher in Marientroon war. - Mein Name ist Johannes Latomus. Im ersten Triennium - nach dem zehnten Jahrfünft starb ich. Sprich gute Worte und geh’. 10 - Siehe zu demselben Latomus auch Athenae Belgicae von Frans Sweerts. Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 457 <?page no="458"?> 64 Textgrundlage ist Giovio 1546, fol. a iiii v . 3.3 Gedicht für Johannes Latomus von Johannes Hoyberg mit Vorlage (Gedicht für Paolo Giovio von Onorato Fascitelli): Johannes Hoyberg für Johannes Latomus: Nos Honoratum Fasitellum imitati sic ludebamus: - Ne debent Iovio elegantiarum - parenti artibus omnibus politi! - Ne debent Latomo viri elegantes - bonis artibus omnibus polito! - Nec vivi modo, qui fruuntur aura, 5 sed, quos urna etiam tenet, sepultos. - Nam fecit Iovius suis tabellis, - effecit Latomus suisque metris - leti funera non timere vivos, - vitam vivere mortuos perennem. 10 Onorato Fascitelli für Paolo Giovio: 64 Honorati Fasitelli: - Ne debent Iovio viri elegantes - bonis artibus omnibus politi. - Ne debent Iovio elegantiarum - parenti artibus omnibus polito, - quantum vix animus capessat ullus. 5 Nec vivi modo, qui vident amantque - urbani senis et salem et lepores, - sed quos lumine adempto avarus Orcus, - quis scit, quo cohibet loco misellos. - Nam facit Iovius suis tabellis 10 excultis lepido suo labore - leti funera non timere vivos, - vitam vivere mortuos perennem. - 458 Snezana Rajic <?page no="459"?> Ich habe in Nachahmung Onorato Fascitellis folgenden Versuch gemacht: - Fürwahr stehen sie, die in allen Künsten gebildet waren, - in der Schuld des Giovio, dem Vater der Eleganz! - Fürwahr stehen die eleganten Männer in der Schuld des Latomus, - der in allen guten Künsten gebildet war! - Jedoch nicht nur die Lebenden, die sich am Licht der Welt erfreuen, 5 sondern auch jene Begrabenen, die die Urne umschließt. - Denn Giovio erwirkte durch seine Gemälde - und Latomus bewirkte durch seine Verse, - dass die Lebenden das Todesschicksal nicht fürchten, - dass die Toten ein ewiges Leben leben. 10 - Von Onorato Fascitelli: - Fürwahr stehen die eleganten Männer in der Schuld des Giovio, - die in allen guten Künsten gebildet waren. - Fürwahr stehen sie in der Schuld des Giovio, Vater der - Eleganz, der in allen Künsten gebildet war, - soweit kaum irgendein Geist zu streben vermag. 5 Doch nicht nur die Lebenden, die den Witz und Anmut - des geistreichen Greises sehen und schätzen, - sondern auch jene, denen der gierige Pluto das Leben löschte - und die Elenden an wer weiß welchem Ort festhält. - Denn Giovio bewirkte durch seine Gemälde, 10 die veredelt wurden durch seine gefällige Bemühung, - dass die Lebenden das Todesschicksal nicht fürchten, - dass die Toten ein ewiges Leben leben. - Appendix 3: Gedichte von und über Johannes Latomus 459 <?page no="461"?> Bibliographie Aeschylus 1972 Aeschylus: Aeschyli septem quae supersunt tragoediae, Denys Lionel Page (ed.), Oxford 1972. 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Addita est praefatio Philippi Melan., Vitebergae, Iosephus Clug, 1537. Giovio 1538a Giovio, Paolo: Turcicarum rerum commentarius Pauli Iouii Episcopi Nucerini ad Carolum V. Imperatorem Augustum. Ex Italico Latinus factus, Francisco Nigro Bassianate interprete. Origo Turcici Imperii. Vitae omnium Turcicorum imperatorum. Ordo ac disciplina Turcicae militiae exactissime conscripta, Eodem Paulo Iouio autore, Antverpiae, Ioannes Steelsius, 1538. Giovio 1538b Giovio, Paolo: Turcicarum rerum commentarius Pauli Iovii episcopi Nucerini ad Carolum V Imperatorem Augustum. Ex Italico Latinus factus, Francisco Nigro Bassianate interprete. Origo Turcici imperii. Vitae omnium Turcicorum Imperatorum. Ordo ac disciplina Turcicae militiae exactissime conscripta, eodem Paulo Iovio authore, Parisiis, Arnoldus & Carolus Langeliers fratres, 1538. Giovio 1538c Giovio, Paolo: Ursprung der Turkischen Reichs, bis auff den itzigen Solyman, durch D. Paulum Jovium, Bischoff Nucerin, an Keiserliche Maiestat, Carolum V. inn Welscher sprach geschrieben, er nach aus dem Latin, F. Bassianatis, Verdeutschet durch Justum Bibliographie 489 <?page no="490"?> Jonam. Von der Turkenrüstung, und kriechsbestellung etc. vleissiger bericht. Vorrede, Phil. Mel., Wittenberg, Josef Klug, 1538. Giovio 1538d Giovio, Paolo: Turcicarum rerum commentarius Pauli Iouii episcopi Nucerini ad Carolum v. Imperatorem Augustum. Ex Italico Latine factus, Francisco Nigro Bassianate interprete. Origo Turcici imperii. Vitae omnium Turcicorum Imperatorum. Ordo ac disciplina Turcicae militiae exactissime conscripta, eodem Paulo Iouio authore, Parisiis, Robertus Stephanus, 1538. Giovio 1539 Giovio, Paolo: Turcicarum rerum commentarius Pauli Iouii episcopi Nucerini ad Carolum v. Imperatorem Augustum. Ex Italico Latinus factus, Francisco Nigro Bassianate interprete. Origo Turcici imperii. Vitae omnium Turcicorum Imperatorum. Ordo ac disciplina Turcicae militiae exactissime conscripta, eodem Paulo Iouio authore, Parisiis, Robertus Stephanus, 1539. Giovio 1546 Giovio, Paolo: Elogia veris clarorum imaginibus apposite, quae in Musaeo Ioviano Comi spectantur. Addita in calce operis Adriani Pont. Vita, Venetiis, Michael Tramezinus, 1546. Giovio 1547 Giovio, Paolo: Dialogus de bello Germanico. Pauli Iovii historici, ad Iohannem Fridericum Saxonum, & Philippum Chattorum Principes, Epistola, s.l., s.t., 1547. Giovio 1548 Giovio, Paolo: Pauli Iovii Novocomensis Episcopi Nucerini, De vita Leonis Decimi Pont. Max. libri quattuor. His ordine temporum accesserunt Hadriani Sexti Pont. Max. et Pompeii Columnae Cardinalis vitae, Florentiae, Laurentius Torrentinus, 1548. Giovio 1549 Giovio, Paolo: Pauli Iovii Novocomensis Vitae duodecim Vicecomitum Mediolani Prin‐ cipum, Lutetiae, Robertus Stephanus, 1549. Giovio 1550 Giovio, Paolo: Historiarum sui temporis tomus primus, Florentiae, Laurentius Torren‐ tinus, 1550. Giovio 1551 Giovio, Paolo: Pauli Iovii Novocomensis Episcopi Nucerini Elogia virorum bellica virtute illustrium veris imaginibus supposita, quae apud Musaeum spectantur. Volumen digestum est in septem libros, Florentiae, Laurentius Torrentinus, 1551. 490 Bibliographie <?page no="491"?> Giovio 1559 Giovio, Paolo: Dialogo dell’imprese militari et amorose, Lione, Guglielmo Rovigli, 1559. Giovio 1575 Giovio, Paolo: Elogia Virorum bellica virtute illustrium. Septem libris iam olim ab Authore comprehensa et nunc ex eiusdem Musaeo ad vivum expressis Imaginibus exornata, Basileae, Petrus Perna, 1575. Giovio 1872 Giovio, Paolo: Sacco di Roma avvenuto nel 1527. Succinta descrizione di Monsignor Paolo Giovio da Como Vescovo di Nocera dall’originale latino fedelmente tradotta nell’idioma tedesco dal Dott. Enrico Pantaleone di Basilea ed ora rammemorata all’Italia, Venezia 1872. Giovio 1956 Giovio, Paolo: Lettere 1. 1514-1544, Giuseppe Guido Ferrero (ed.), Pauli Iovii Opera I, Roma 1956. Giovio 1957 Giovio, Paolo: Historiarum sui temporis 1, Dante Visconti (ed.), Pauli Iovii Opera III, Roma 1957. Giovio 1958 Giovio, Paolo: Lettere 2. 1544-1552, Giuseppe Guido Ferrero (ed.), Pauli Iovii Opera II, Roma 1958. Giovio 1964 Giovio, Paolo: Historiarum sui temporis 2/ 1, Dante Visconti (ed.), Pauli Iovii Opera IV, Roma 1964. Giovio 1972 Giovio, Paolo: Gli Elogi degli uomini illustri. Letterati - Artisti - Uomini d’arme, Renzo Meregazzi (ed./ com.), Pauli Iovii Opera VIII, Roma 1972. Giovio 1984 Giovio, Paolo: Dialogi et descriptiones, Ernesto Travi / Mariagrazia Penco (ed.), Pauli Iovii Opera IX, Roma 1984. Giovio 1987 Giovio, Paolo: Vitarum pars prior, Michele Cataudella (ed.), Pauli Iovii Opera VI, Roma 1987. Giovio 1999a Giovio, Paolo: Scritti d’arte. Lessico ed ecfrasi, Sonia Maffei (ed./ com.), Pisa 1999. Bibliographie 491 <?page no="492"?> Giovio 1999b Giovio, Paolo: Ritratti di uomini illustri, Carlo Caruso (ed.), Palermo 1999. 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Authore Paulo Iouio Nouocomense, Episcopo Nucerino. Praeter noua Ioan. Latomi Bergani in singulos Epigrammata adiecimus ad priora Italicae editionis, illustrium aliquot Poëtarum alia, Antverpiae, Ioannes Bellerus, 1557. Giovio/ Latomus 1561 Giovio, Paolo / Latomus, Johannes: Elogia doctorum virorum ab avorum memoria pub‐ licatis ingenii monumentis illustrium, in: Paolo Giovio / Johannes Latomus, Elogia virorum bellica virtute illustrium veris imaginibus supposita, quae apud Musaeum spectantur, in libros septem digesta. Doctorum item virorum ingenii monumentis illustrium ab Avorum memoria publicatis altero tomo comprehensa, Basileae, [Petrus Perna], 1561. 492 Bibliographie <?page no="493"?> Giovio/ Latomus 1571 Giovio, Paolo / Latomus, Johannes: Elogia doctorum virorum ab avorum memoria pub‐ licatis ingenii monumentis illustrium, in: Paolo Giovio / Johannes Latomus, Elogia virorum bellica virtute illustrium veris imaginibus supposita, quae apud Musaeum spectantur, in libros septem digesta. Doctorum item virorum ingenii monumentis illustrium ab Avorum memoria publicatis altero tomo comprehensa, Basileae, [Petrus Perna], 1571. Giovio/ Latomus 1577 Giovio, Paolo / Latomus, Johannes: Elogia virorum literis illustrium, quotquot vel nostra vel avorum memoria vixere, ex eiusdem Musaeo (cuius descriptionem una exhibemus) ad vivum expressis imaginibus exornata, Basileae, Petrus Perna, 1577. Giovio/ Latomus 1596 Giovio, Paolo / Latomus, Johannes: Elogia virorum literis illustrium, quotquot vel nostra vel avorum memoria vixere, ex eiusdem Musaeo, cuius descriptionem vna exhibemus, ad vivum expressis imaginibus exornata, Basileae, Petrus Perna 1577 [sed Konrad Waldkirch 1596, VD 16 G 2062]. Giovio/ Latomus 2024 Giovio, Paolo / Latomus, Johannes: Epigramme, Matthias Adrian Baltas / Snezana Rajic (ed./ com./ trans.), in: Baltas/ Rajic 2024, online (https: / / paologiovio.univie.ac.at/ curren t/ web/ epigramme, 24.06.2024). Giovio/ Orio 1551/ 1552 Giovio, Paolo / Orio, Hippolito: Le iscrittioni poste sotto le vere imagini de gli huomini famosi. Tradotte di latino in volgare da Hippolito Orio Ferrarese, Fiorenza, Lorenzo Torrentino, 1552 [sed in coloph. 1551]. Giovio/ Orio 1558 Giovio, Paolo / Orio, Hippolito: Le iscrittioni poste sotto le vere imagini de gli huomini famosi in lettere. Tradotte di latino in volgare da Hippolito Orio Ferrarese, Venetia, Giovanni deʼRossi, 1558. 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Index auctorum et operum * Die Abkürzungen antiker Literatur im vorliegenden Index beruhen auf der Systematik im Thesaurus Linguae Latinae (Indexband, Leipzig 2 1990) sowie in Franco Montanaris The Brill Dictionary of Ancient Greek (Leiden/ Boston 2015). Auch die Werke mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Autoren (bis 1800) werden bisweilen abbreviiert, sofern allgemein verbreitete und/ oder eindeutig verständliche Kürzel existieren. Die Schriften Giovios finden in diesem Re‐ gister naturgemäß besondere Beachtung und wurden dementsprechend genau erschlossen. Es wurden Siglen vergeben und, wo möglich, eine Einteilung in Bücher, Kapitel bzw. Paragraphen vorgenommen. Die Zählung der Absätze folgt im Falle der Elogia virorum literis illustrium und des Dialogus de viris et foeminis den Editionen von Kenneth Gouwens (Giovio 2023; Giovio 2013). Der Zählung der Briefe Giovios liegt die zweibändige Ausgabe Giuseppe Ferreros zugrunde (Giovio 1956 & 1958). Was die poetischen Beigaben in den Elogia betrifft, so werden diese mit dem Kürzel ep. sowie der Nummer ausgezeichnet, die ihrer Position in der editio altera entspricht (Giovio/ Latomus 1557), z. B. handelt es sich bei El. lit. 95 ep. 2 um Johannes Secundus’ Gedicht auf Erasmus von Rotterdam, welches erst Latomus hinzufügt, der an dieser Stelle auch die Reihenfolge der zwei Epigrammbeigaben aus der editio princeps ändert. Ebenso werden die Paratexte ausgehend von der erweiterten editio altera nummeriert. Die Abkürzungen carm. lib., ded., descr., ind. doct., ind. poet., ord. und per. stehen für carmen librarium, dedicatio, descriptio (Musaei), index doctorum (virorum), index poetarum, ordines (imaginum) und peroratio. <?page no="538"?> Acciaiuoli, Donato -46, 381, 409, 418 Achillini, Alessandro -24, 28, 112, 161, 385, 414 Acquaviva, Andrea Matteo III -37, 160, 169, 381, 383 Adriani, Marcello Virgilio -31, 67 f. Aeschylus -125 Agricola, Rodolphus -17, 37, 229 f., 357, 359, 361 (Agrippa von Nettesheim) Cornelius, Heinrich -24 f., 156, 356, 386, 411 Comm. in Artem Brevem R. Lullii -24 De occulta philosophia -411 Aicher, Otto - Theatrum funebre -117, 119, 125, 138 Alberti, Leon Battista 15, 46, 93, 111, 145, 168 f., 211, 213-230, 386, 416, 418 Apol. -216 ff., 222, 224 Apol. carm. lib. -224, 226 Apol. 93 -223 Apol. 95 -220, 223 Apol. 95-99 -223 Canis -216, 218 Canis 2-3 -222 Canis 52 -222 Cifr. -218 Comm. litt. -216, 218 Deifr. -218 Ecat. -218 Fam. -221 Int. -218, 222 Int. 10 pr. -222 Iur. -216, 218 Ludi -218 Mom. -168, 216 ff., 222 Mom. carm. lib. -224 f. Musca -218 Pict. lat. -15, 214, 217 f., 227 Pict. lat. 1 -215 Res aed. 15, 212 ff., 217 f., 221, 224, 227 Res aed. 6,1 -214, 222 St. Pot. -218 Stat. -218 Theog. -218 Triv. sen. -216, 218 Alciato, Andrea -23, 27, 83 Emblemata -23, 95 Alcionio, Pietro -14, 59, 71-77, 386 Comm. Aristot. G.C. -71 De exsilio -72, 75 Aleandro, Girolamo -114, 353, 362, 381 Alexander von Aphrodisias -379 f. Altilio, Gabriele -381 f. Ammannati Piccolomini, Jacopo -105, 294 f., 297, 381, 417 Ammianus Marcellinus - Amm. 29,5,28 -285 Andreas, Valerius - Bibliotheca Belgica -376 f., 393, 456 Angelo (Angeli), Iacopo di -419 ff. Anghiera, Pietro Martire d’ -31, 419 Anonymus - Vita Aeschyli -125 Vita Boccaci -202 Anthologia Graeca -390 Anthologia Latina -101, 105 Anthologia Palatina - Anth. Pal. 16,297 -362 Aquin, Thomas von -8, 59, 113, 363, 414 Aragón, Isabella von -28 Arco, Niccolò d’ -381 Ariosto, Ludovico -152, 219, 381 Aristeides von Milet -188 Aristoteles -71, 74 f., 109, 123, 379 f. APr. -82 Poet. -390 <?page no="539"?> Topica -24 Arsilli, Francesco -151, 162, 205 De poetis urbanis -151, 162 Ausonius, Decimius Magnus -118 Par. -103 (Aventinus) Turmair, Johannes - Annales ducum Boiariae 2,5 -407 Annales ducum Boiariae 3,4 -407 Bayerische Chronik 2,32 -407 Epistulae 13 -407 Averroes -385 Bakchylides -251 Balami, Ferdinando -148 f., 156, 367 f. Baldo (degli Ubaldi) -204, 289 ff., 293 ff., 297, 302, 306, 385 f., 414 Bandini, Domenico -187 Fons memorabilium 30 187-190, 194, 202 ff. Barbaro, Daniele -27, 32, 81, 144, 418 Barbaro, Ermolao -14, 95, 112, 118, 120- 126, 137, 139, 229 f., 249, 317, 357-361, 381 f., 386, 416, 418 Barbaro, Francesco -93 Bartolo (da Sassoferrato) -174, 204, 297, 379, 407, 414 Bayle, Pierre - Dictionnaire Historique -287 f., 296 Beccadelli, Antonio (Panormita) 67, 106, 204, 381, 383, 393, 414 Hermaphroditus -67 Becichemo, Marino -26, 31, 386 Beda Venerabilis - Epigrammata -101, 105 Bellay, Jean du -379 Bembo, Bernardo -205 Bembo, Pietro -34, 49, 59, 66, 152 f., 166, 183, 191 f., 217, 238, 246 f., 250 ff., 381, 383 Prose della volgar lingua -191, 202 Beroaldo d. Ä., Filippo -83, 122, 175, 191, 381, 386 Bessarion -14, 93, 114, 167, 195 Betussi, Giovanni - Vita di Boccaccio -202, 204 Bèze, Théodore de -381 Biondo, Flavio -33, 93, 113, 121, 133, 414 Boccaccio, Giovanni -15, 47, 59, 91, 103, 115, 146, 152, 157, 170, 174 ff., 179, 185, 187, 189, 191-199, 201 f., 204 f., 217, 219, 387 Buccolicum carmen 12,38-52 -187 f. Corbaccio -191 Decameron -176 f., 187 f., 190-193, 195 f., 198 f., 201 f. De casibus virorum illustrium -188 f., 191, 196, 200 f., 203 De montibus, silvis, fontibus 188, 190, 196, 203 De mulieribus claris -191, 202 f. Elegia di Madonna Fiammetta -191 Filocolo -191, 202 Filostrato -191 Genealogia deorum gentilium 187 ff., 199 f., 203 Genealogia deorum gentilium 14 -196 Boccarino d’Arezzo, Bernardino -159 Bocchi, Achille -83 Boece, Hector -17, 30 f., 363 f., 386, 421 f. Scotorum historiae -365 Boethius, Anicius Manlius Severinus - Cons. -321 Boldoni, Ottavio - Epigraphica -283, 288, 296, 298 Borghini, Vincenzo -69 ff., 112 Bracciolini, Poggio 15, 46, 92 f., 145, 152, 174, 177 f., 216, 218, 224, 310, 381 f., 385, 408, 414, 418, 423 Facetiae -177 Index auctorum et operum 539 <?page no="540"?> Brie, Germain de -31, 33, 316, 381 Antimorus -316 Chordigera -316, 421 Brilinger, Hieronymus -63 Britonio, Girolamo -142, 174 Brodarics, István -379 Bruni, Leonardo -46, 92 f., 105, 145, 191, 204, 385 f., 418 Notizia del Boccaccio -202 Budé, Guillaume -17, 164, 243, 309, 316, 370-373, 381 Annotationes in Pandectas -243, 372 De asse et partibus -372 Bullart, Isaac - Académie -283 Burchelati, Bartolomeo - Epitaphiorum dialogi -118 Promptuarium -124 Caesar, Gaius Julius -114 Caferro, Nicolao Angelo - Synthesma vetustatis -125 Calcagnini, Celio -31, 362, 381, 383, 385 Calderini, Domizio -105, 157, 386, 393 Calenzio, Elisio -26, 106, 381, 383 Camerarius d. Ä., Joachim -33, 379 Campano, Giovanni Antonio -14, 26, 92, 105, 385, 393 Candido, Giovanni - Commentari Aquileienses -123 Candidus, Pantaleon - Epitaphia -117, 119, 125, 137 Canonherius, Petrus Andreas - Flores illustrium epitaphiorum -118 f. (Cantalicio) Valentini, Giovanni Battista -64 Carmina Priapea - Priap. -220 Casanova, Marco Antonio -102 f., 105 f., 121, 145, 216, 381 Heroica -102 Cassiodor -365 Castiglione, Baldassarre -44, 153, 163, 188, 219 Libro del Cortegiano -153, 188, 192, 202 Cato Uticensis, Marcus Porcius 114, 128, 324 Cattaneo, Giovanni Maria -15, 175, 182 f. Solymis -183 Catullus, Gaius Valerius -198, 220, 389 Catull. -390-394, 397 f. Catull. 1 -198, 396 Catull. 1,10 -396 Catull. 1,5-7 -396 Catull. 3 -198 Catull. 12,10-13 -391 Catull. 13 -198 Catull. 15,18-19 -391 Catull. 16,1 -397 Catull. 16,3-4 -397 Catull. 16,4 -397 Catull. 16,8 -397 Catull. 36 -396 Catull. 36,12-15 -396 Catull. 36,19 -396 Catull. 55,20 -176 Catull. 67 -391 Celtis, Conrad - Epistulae -353 Ode ad Apollinem -352 Cervini, Ricciardo -246 Chalkokondyles, Demetrios -16, 66, 80, 93, 241 f., 245, 253, 317, 381 Chastel, Pierre du -379 Chrysoloras, Manuel -93, 152, 157, 179, 386, 415 540 Index auctorum et operum <?page no="541"?> Chytraeus, Nathan - Variorum in Europa itinerum deliciae -125, 283, 285-288, 296 Cicero, Marcus Tullius -76 f., 117, 128, 136, 213, 222, 260, 297 ff. Arch. 9,21 -299 Att. 7,12,2 -315 Att. 7,20,2 -315 De orat. 1,128 -77 Fin. 3,53 -299 Off. 1,28,44 -315 Phil. -77 Rep. 1,28,44 -315 Sext. Rosc. 59 -400 Sull. 49 -298 Tusc. 4,37 -335 Verr. -115 Verr. 2,4,73 -315 Ciriaco d’Ancona -103 Cocceiano, Augusto -142 (Codro) Urceo, Antonio -33, 83 Colet, John -317 Collenuccio, Pandolfo -156 Colocci, Angelo 103-107, 110, 113, 115 f., 122, 125 Columella, Lucius Iunius Moderatus - Col. 8,11 -82 Contarini, Gasparo -152, 170, 353, 417 Conti, Jean-François -381 Cop, Nicolas -34 Copernicus, Nicolaus -33 Corio, Bernardino -68, 219, 385, 414 Patria historia -68 Correa, Tommaso - Genus epigrammatis -393 Córsi, Pietro -159 f., 162, 169 Deploratio in urbis Romae excidio -160 Corti, Lancino -381, 386 Cotta, Giovanni -154, 381 Cousin, Gilbert -381, 383 (Crinito) Baldi del Riccio, Pietro 66, 175, 238, 250 ff., 381, 383, 386 Crotti, Bartolomeo -160, 169 Damasus I. - Epigrammata -101, 105 Danès, Pierre -379 Dante (Alighieri) -35, 59, 91, 93, 103, 111, 185, 201, 203 ff., 219, 362, 386 Div. Comm. -91 Purg. 11,65-66 -35 Vita nova -103 Dardano, Bernardino -197 Dazzi, Andrea -381 ff. Decembrio, Pier Candido -386 Decio, Filippo -16, 28, 103, 113, 116, 196, 277-280, 282-301, 304 f., 308 Della Pòrta, Giambattista - Physiognomia -245 Della Torre, Marcantonio -24, 34, 381, 386, 414 (Delminio) Camillo, Giulio -22 f. Demosthenes -72 Digesta Iustiniani Augusti - Dig. 34,2,25,11 -82 Diogenes Laertios -9, 12, 29, 44 Diog. -9, 12, 29, 44, 99, 107 Dolet, Étienne -381 Domenichi, Ludovico -22, 189 Donato, Girolamo -175, 386 Doni, Anton Francesco 21 f., 32, 100, 114 Descr. del Museo giov. 22, 26, 114, 144 Dovizi da Bibbiena, Bernardo -159 Duns Scotus, Johannes -8, 59, 113, 355 f., 363 Egidio da Viterbo -59 ff., 71, 417 De litteris hebraicis -60 Index auctorum et operum 541 <?page no="542"?> Egnazio, Giovan Battista -309 Viri doctissimi -124 f. Emili, Paolo -385 f. Res Francorum -385 Ennius, Quintus -116, 118 Erasmus von Rotterdam 34, 64 f., 71, 104, 117, 217, 316 ff., 324, 327-330, 355, 357, 362, 366, 381 ff., 386 Adag. 1,9,34 -227 Ciceronianus -33 Colloquia familiaria -69 Epigrammata -103 Epist. -327 Expositio Fidelis -328 Moria -318 Euanthius - De com. 4,2 -248 De com. 4,5 -248 Exerich, Jaime -163, 322, 337 Fabricius, Georg -113 f. Itinerum liber -113, 115, 124, 133 Facio, Bartolomeo -28, 31, 107 De viris illustribus -28, 107, 218 Faerno, Gabriele -142 Fantaguzzi, Giuliano - Caos -159 Farnese, Alessandro -26, 35, 107, 141 f., 145, 149, 173, 422 Farnese, Ottavio 32, 77, 81, 102, 108, 155, 311, 378, 422 Fasanini, Filippo - De incredibilibus -83 Fascitelli, Onorato 34, 142, 151, 154, 162, 169, 173 f., 205, 377, 458 Giovio, El. lit. carm. lib. 3 -151, 378, 458 Giovio, El. lit. carm. lib. 4 -151, 204 Fasti triumphales -114 Fendt, Tobias - Monum. (Monumenta sepulcrorum) -116 f., 125, 136, 291 Monum. 86 -291, 296, 308 Fichard, Johann -292 Itinerarium Italiae -292 f., 296 Vitae recentiorum iureconsultorum -279 f., 285, 289, 292, 296 Ficino, Marsilio -23, 46, 80, 111 f., 117, 131 f., 145, 249, 262, 316, 351, 381, 385, 418 Corpus Hermeticum -23 Filelfo, Francesco -14 f., 33, 39, 84-87, 89 f., 92 f., 96 f., 102, 152, 157, 165, 169, 174, 178 f. De iocis et seriis -102 Satyrae -92 Filocalo, Giovanni -162 Fisher, John 17, 319 ff., 330, 334, 336, 353, 355, 417 Flaminio, Marcantonio -16, 34, 41, 63, 106, 118, 146, 149, 152-155, 169, 172, 183, 264, 266, 268 f., 381, 383, 398 Florido, Francesco -149, 158 Fonzio, Bartolomeo -245 Epist. 1,24 -243 Foresti, Jacopo Filippo - Supplementum chronicarum -202 Franchino, Francesco -149, 154 f. Frangepán, Ferenc -379 Fulvio, Andrea - Illustrium imagines -29, 107, 110, 114 Gaetano, Tommaso (de Vio, Jacopo) -39, 379 f. Gaguin, Robert -31, 356, 386 Galateo/ de Ferrariis, Antonio -386, 414 Galenos -72, 316 U.P. -72 542 Index auctorum et operum <?page no="543"?> Gaurico, Pomponio -15, 175, 180 f. Gaza, Theodoros -93, 105, 127, 195, 381 ff., 385 Gellius, Aulus - Gell. 1,1 -227 Gell. 1,24,3 -265 Gell. 3,10-11 -110 Gell. 17,3 -298 Ghilini, Camillo -421 Giovio, Benedetto -8, 22, 30, 47, 109, 146, 148, 156, 168, 170, 387 Descr. Musaei Iov. -144 Giovio, Giovan Battista -89 f. Giovio, Paolo - Com. Tur. (Comentario de le cose de’ Turchi) -34, 52 Descr. Brit. (Descriptio Britanniae, Scotiae, Hyberniae et Orchadum) -30 Dial. impr. (Dialogo dell’imprese militari et amorose) -114 Elogia virorum bellica virtute illustrium -32, 53 ff., 107, 141 ff., 149, 171, 197, 204, 288, 378, 422 El. bel. praef. -422 El. bel. 1,1 -204 El. bel. 1,3 -204 El. bel. 1,4 -204 El. bel. 1,4 ep. 1 -143 El. bel. 4,3 -249 El. bel. 5,14 -28 Elogia virorum literis illustrium - El. lit. carm. lib. 1 -378, 430 El. lit. carm. lib. 2 -378, 438 El. lit. carm. lib. 3 -151, 378, 458 El. lit. ind. doct. -378 f. El. lit. ded. -311, 378 El. lit. ded. 2 -27, 204 El. lit. ded. 4 -77, 80, 108, 215 El. lit. descr. -378 El. lit. descr. 1 -109, 204, 253 El. lit. descr. 1-2 -311 El. lit. descr. 14 -81 El. lit. ord. -378 El. lit. ord. 1 -204 El. lit. ord. 2 -414 El. lit. ord. 4 -237 El. lit. ord. 5 -237, 254 El. lit. ord. 6 -237, 254 El. lit. 1 13, 17, 30 f., 59, 386, 414 El. lit. 1,1 -366, 406 f. El. lit. 1 ep. 1 -143 f., 148, 156, 168, 367 f., 387 El. lit. 1 ep. 2 -168, 367 f. El. lit. 1 ep. 3 -367 ff., 386 El. lit. 1-106 -385 El. lit. 2 -59, 414 El. lit. 2,1 -406 El. lit. 2,2 -406 El. lit. 3 -59, 356 El. lit. 3,1 -406 El. lit. 3,2 -364 El. lit. 3,3 -406 El. lit. 3 ep. 1 -143 El. lit. 4 -59, 219 El. lit. 4,2 -93 El. lit. 4 ep. 1 -204 f. El. lit. 4 ep. 2 -205 El. lit. 4 ep. 3 -362 f., 386 El. lit. 5 -59, 219, 386 El. lit. 5,1-2 -217 El. lit. 5,2 -187 El. lit. 5,3 -204 El. lit. 5 ep. 1 -204 El. lit. 5 ep. 2 -386 El. lit. 6 -15, 59, 185, 202, 204, 206 f., 219 El. lit. 6,1 -91, 186 Index auctorum et operum 543 <?page no="544"?> El. lit. 6,1-2 -217 El. lit. 6,2 -186-189, 193, 197, 199 f. El. lit. 6,3 -157, 193 El. lit. 6 ep. 1 -47, 157, 176, 179, 194 ff., 200 f. El. lit. 6 ep. 2 -143, 152, 157, 170, 175, 196-201 El. lit. 6 ep. 3 -15, 199 ff., 387 El. lit. 7 -414 El. lit. 7,2 -407 El. lit. 7,3 -297 El. lit. 7,4 -204 El. lit. 8 -289, 291, 293, 295, 385, 414 El. lit. 8,2 -204, 293, 297 El. lit. 8 ep. 1 -293 f. El. lit. 8 ep. 2 -385 f. El. lit. 9 -385 El. lit. 9,3 -204 El. lit. 9 ep. 2 -385 f. El. lit. 10 -218, 310, 385, 414 El. lit. 10,2 -408 El. lit. 10,3 -177 El. lit. 10,4 -93, 423 El. lit. 10 ep. 1 -15, 177 El. lit. 10 ep. 2 -381 f. El. lit. 10 ep. 3 -385 El. lit. 11 -14, 386, 414 El. lit. 11,3 -92, 414 El. lit. 11 ep. 2 -165, 170 El. lit. 11 ep. 3 -386 El. lit. 12 -414 El. lit. 12,2 -67 El. lit. 12,3 -67, 414 El. lit. 12,4 -204 El. lit. 12 ep. 1 -204, 383 El. lit. 12 ep. 2 -381, 383 El. lit. 12 ep. 3 -383 El. lit. 12 ep. 4 -165, 170, 383 El. lit. 13 -262, 385, 414 El. lit. 13,1 -214, 415 El. lit. 13,3 -405 El. lit. 13,4 -155, 418 El. lit. 13 ep. 1 -154 f., 415 El. lit. 13 ep. 2 -385 f. El. lit. 14 -414 El. lit. 14,1 -415 El. lit. 14,3 -121 El. lit. 14 ep. 1 -415 El. lit. 15 - El. lit. 15,1 -405 f. El. lit. 15 ep. 2 -386 El. lit. 16 - El. lit. 16,1 -406 El. lit. 16,2 -46 El. lit. 16 ep. 1 -381, 409 El. lit. 17 -14 El. lit. 17,2 -405 El. lit. 17,3 -406 El. lit. 17,4 -157, 165, 178 El. lit. 17 ep. 1 -15, 152, 165, 169, 178 El. lit. 18 -400 El. lit. 18,2 -406 El. lit. 18,3 -397 El. lit. 18 ep. 1 -143 El. lit. 18 ep. 2 18, 386, 394 ff., 400 El. lit. 19 - El. lit. 19,1 -380 El. lit. 19,3 -204 El. lit. 19 ep. 1 -204, 383 El. lit. 19 ep. 2 -381 ff. El. lit. 19 ep. 3 -380, 383 El. lit. 19 ep. 4 -386 El. lit. 20 -295, 417 El. lit. 20,2-3 -294 544 Index auctorum et operum <?page no="545"?> El. lit. 20,3 -295, 297 El. lit. 20 ep. 1 -381 El. lit. 21 -386 El. lit. 21,3 -157 El. lit. 21 ep. 3 -386 El. lit. 22 -14, 26 El. lit. 22 ep. 3 -385 El. lit. 23 -415 El. lit. 23,1 -416 El. lit. 23,4 -93, 157 El. lit. 23 ep. 1 -152 El. lit. 23 ep. 2 -386 El. lit. 24 -14 El. lit. 24,1 -93 El. lit. 24,4 -406 El. lit. 24 ep. 1 -168 El. lit. 24 ep. 2 -168 El. lit. 24 ep. 3 -165, 167, 170 El. lit. 25 - El. lit. 25,4 -409 El. lit. 26 -127 El. lit. 26,4 -93 El. lit. 26 ep. 1 -383 El. lit. 26 ep. 2 -381 ff. El. lit. 26 ep. 3 -382 f. El. lit. 26 ep. 4 -383 El. lit. 26 ep. 5 -381, 383 El. lit. 26 ep. 6 -385 El. lit. 28 - El. lit. 28,1 -46 El. lit. 28,2 -46, 150 El. lit. 28 ep. 1 -152, 169, 205, 382 f. El. lit. 28 ep. 2 -150, 381, 383 El. lit. 28 ep. 3 -150, 381, 383 El. lit. 28 ep. 4 -150, 381 ff. El. lit. 28 ep. 5 -150, 386 El. lit. 29 -16 El. lit. 29,1-2 -241 f. El. lit. 29,2 -66 El. lit. 29,4 -93 El. lit. 29,5 -80 El. lit. 29 ep. 2 -381 El. lit. 30 -385 El. lit. 30 ep. 2 -385 f. El. lit. 31 -415 El. lit. 31,5 -151 El. lit. 31 ep. 1 -151 El. lit. 31 ep. 2 -151 El. lit. 32 -17, 230 El. lit. 32,1 -359 El. lit. 32 ep. 1 -230, 360 f. El. lit. 32 ep. 2 -357, 360 f. El. lit. 33 -15, 211, 230, 416 El. lit. 33,1 -211-214 El. lit. 33,2 -46, 214 f. El. lit. 33,3 -216 f. El. lit. 33 ep. 1 15, 219 ff., 225, 227 El. lit. 33 ep. 2 15, 225 ff., 386 El. lit. 34 -13, 59, 166, 230, 416, 423 El. lit. 34,1 -145 El. lit. 34 ep. 1 -143, 416 El. lit. 34 ep. 2 -143, 416 El. lit. 35 -230, 416, 423 El. lit. 35,3-5 -416 El. lit. 35,4 -409 El. lit. 35 ep. 1 -143 El. lit. 35 ep. 2 -386 El. lit. 36 -122, 145, 230, 416 El. lit. 36,3 -120, 123, 416 El. lit. 36 ep. 1 -14, 120, 122, 125 El. lit. 36 ep. 2 122, 124, 381 f. El. lit. 36 ep. 3 -122, 386 El. lit. 37 -385 El. lit. 37,3 -416 Index auctorum et operum 545 <?page no="546"?> El. lit. 37 ep. 1 -381 El. lit. 37 ep. 2 -385 El. lit. 38 -16, 25, 59, 65, 67, 71, 78, 166, 201, 238, 248, 252 ff., 416 El. lit. 38,1 65 f., 219, 238-241 El. lit. 38,2 -65, 238, 242 ff. El. lit. 38,3 -66, 245 El. lit. 38,3-4 -238 El. lit. 38,4 -245 ff., 252 El. lit. 38,5 -238, 249 El. lit. 38 ep. 1 -66, 238, 250, 252, 381, 383 El. lit. 38 ep. 2 -238, 250 ff., 381, 383 El. lit. 38 ep. 3 -66, 152, 238, 246 f., 250 ff., 383 El. lit. 38 ep. 4 238, 250 f., 383 El. lit. 38 ep. 5 238, 251 f., 381, 383 El. lit. 38 ep. 6 238, 251 f., 381, 383 El. lit. 38 ep. 7 -238, 252, 385 El. lit. 39 -416 El. lit. 39 ep. 1 -149, 381 El. lit. 39 ep. 2 -381 El. lit. 39 ep. 3 -381 El. lit. 40 - El. lit. 40,1 -410 El. lit. 40 ep. 2 -381 El. lit. 40 ep. 3 -385 El. lit. 41 - El. lit. 41 ep. 1 -143 El. lit. 42 -14, 16, 40, 42, 59, 61, 63, 71, 78, 255 ff., 269-272 El. lit. 42,1 -61, 257 ff., 266 El. lit. 42,2 -259 El. lit. 42,3 62, 257, 260 f., 410 El. lit. 42,4 -261 f., 265, 269 El. lit. 42,5 -62 f., 153, 196, 262 ff., 266 f. El. lit. 42 ep. 1 -16, 41, 152, 263-266, 268 f., 272 f. El. lit. 42 ep. 2 -16, 264, 268 f., 274 f. El. lit. 43 -262 El. lit. 43,2 -406 El. lit. 43,4 -80, 249, 351 El. lit. 43 ep. 3 -381 El. lit. 43 ep. 4 -381 El. lit. 43 ep. 5 -385 El. lit. 44 - El. lit. 44 ep. 1 -143, 168 El. lit. 44 ep. 2 -386 El. lit. 45 -26 El. lit. 45 ep. 1 -381 El. lit. 46 - El. lit. 46 ep. 1 -143 f., 156 El. lit. 47 -382 El. lit. 47,1 -405 El. lit. 47 ep. 1 -153, 382 f. El. lit. 47 ep. 2 -381, 383 El. lit. 47 ep. 3 -381, 383 El. lit. 47 ep. 4 -381, 383 El. lit. 47 ep. 5 -153 f., 382 f. El. lit. 47 ep. 6 -381 ff. El. lit. 47 ep. 7 -15, 154, 165, 183, 382 f. El. lit. 49 - El. lit. 49 ep. 1 -15, 144, 179 El. lit. 49 ep. 2 -386 El. lit. 50 - El. lit. 50 ep. 1 -158 El. lit. 51 - El. lit. 51 ep. 1 -381 El. lit. 51 ep. 3 -386 El. lit. 52 - El. lit. 52,3 -150 El. lit. 52 ep. 1 -151, 383 546 Index auctorum et operum <?page no="547"?> El. lit. 52 ep. 2 -383 El. lit. 52 ep. 3 -150, 383 El. lit. 52 ep. 4 -386 El. lit. 54 - El. lit. 54 ep. 1 -154 El. lit. 54 ep. 2 -154 El. lit. 54 ep. 3 -381 El. lit. 55 - El. lit. 55 ep. 2 -381 El. lit. 55 ep. 3 -386 El. lit. 56 - El. lit. 56 ep. 2 -386 El. lit. 57 -414 El. lit. 57,2 -161 El. lit. 57 ep. 1 -161 El. lit. 57 ep. 2 -385 El. lit. 58 - El. lit. 58,1 -219 El. lit. 58,3 -414 El. lit. 58 ep. 2 -385 El. lit. 59 -414 El. lit. 59 ep. 1 -381 El. lit. 59 ep. 2 -381 El. lit. 59 ep. 3 -386 El. lit. 60 -386 El. lit. 60 ep. 2 -386 El. lit. 61 -59, 64, 71, 78 El. lit. 61,2 -64 El. lit. 61,3 -64 f. El. lit. 62 - El. lit. 62 ep. 2 -165 El. lit. 62 ep. 3 -386 El. lit. 63 -17, 357 El. lit. 63,2 95, 120, 317, 357 f. El. lit. 63 ep. 1 -144, 168 El. lit. 63 ep. 2 -358 f., 386 El. lit. 64 - El. lit. 64 ep. 1 -15, 144, 181 El. lit. 64 ep. 2 -381 El. lit. 65 - El. lit. 65,5 -159 El. lit. 65 ep. 1 -159 El. lit. 66 -289, 291, 293, 295 El. lit. 66,3 -294 El. lit. 66,5 -294 El. lit. 66 ep. 1 -152, 197, 294 El. lit. 66 ep. 2 -381 El. lit. 67 -17, 353, 356, 363, 382 El. lit. 67,1 -362 El. lit. 67,2 -363 El. lit. 67 ep. 1 -381 El. lit. 67 ep. 2 -381 El. lit. 67 ep. 3 -381 El. lit. 67 ep. 4 -381 El. lit. 67 ep. 5 -381 El. lit. 67 ep. 6 -361 ff., 385 El. lit. 69 -26 El. lit. 69,2 -150, 157, 161 El. lit. 69 ep. 1 -150 El. lit. 69 ep. 2 -161 El. lit. 69 ep. 3 -386 El. lit. 71 -37 El. lit. 71,3 -379 f. El. lit. 72 -28 El. lit. 72 ep. 1 -144 El. lit. 73 - El. lit. 73 ep. 1 -381, 383 El. lit. 73 ep. 2 -381, 383 El. lit. 73 ep. 3 -160, 169, 383 El. lit. 74 -28 El. lit. 74 ep. 1 -162 El. lit. 75 - El. lit. 75 ep. 1 -15, 144, 180 El. lit. 76 - El. lit. 76,2 -145 El. lit. 76,4 -121 El. lit. 77 - El. lit. 77,1 -188, 219 Index auctorum et operum 547 <?page no="548"?> El. lit. 77,3 -163 El. lit. 77 ep. 1 -153, 163 El. lit. 77 ep. 2 -153 El. lit. 77 ep. 3 -153 El. lit. 78 -400 El. lit. 78,2 -398 El. lit. 78 ep. 1 152 f., 169, 398 El. lit. 78 ep. 2 -152, 381, 398 El. lit. 78 ep. 3 -381, 398 El. lit. 78 ep. 4 -18, 394, 397- 400 El. lit. 79 - El. lit. 79 ep. 1 -15, 144, 182 El. lit. 80 -382, 386 El. lit. 80,3 -219 El. lit. 80 ep. 1 -153 El. lit. 80 ep. 2 -153 El. lit. 80 ep. 3 -149, 381 El. lit. 80 ep. 4 -381 El. lit. 80 ep. 5 -381 El. lit. 80 ep. 6 -381 El. lit. 80 ep. 8 -386 El. lit. 81 - El. lit. 81 ep. 1 -144, 160 El. lit. 81 ep. 2 -386 El. lit. 82 -386 El. lit. 82 ep. 1 -144 El. lit. 82 ep. 2 -386 El. lit. 83 -57, 353, 386 El. lit. 83,4 -406 El. lit. 83 ep. 1 -156 El. lit. 83 ep. 2 -156 El. lit. 83 ep. 3 -381 El. lit. 83 ep. 4 -386 El. lit. 84 -219 El. lit. 84 ep. 1 -152, 381 El. lit. 84 ep. 2 -381 El. lit. 85 -59 f., 71, 78, 417 El. lit. 85,3 -60 El. lit. 86 - El. lit. 86,2-3 -217 El. lit. 86 ep. 1 -144 El. lit. 87 -14, 59, 67, 71, 78, 219 El. lit. 87,1 -67 El. lit. 87,2 -67 El. lit. 87,3 -67, 406 El. lit. 87,4 -68 El. lit. 87,5 -68 El. lit. 87,6 -68, 418 El. lit. 87 ep. 1 -158 El. lit. 88 16, 116, 277, 288, 291 f., 295 El. lit. 88,1 -277 El. lit. 88,4 -196, 278 ff., 288, 293 El. lit. 88 ep. 1 -144, 277 f., 281 f., 293, 296 El. lit. 88 ep. 2 277 f., 282, 293, 296 El. lit. 88 ep. 3-4 -278 El. lit. 89 201, 312, 315, 319, 321, 336, 355, 417 El. lit. 89,1 -261, 312 f., 417 El. lit. 89,2 -314 f., 318 El. lit. 89 ep. 1 -17, 163, 312, 321 f., 337 El. lit. 89 ep. 2 -17, 163, 312, 323, 337, 381 El. lit. 89 ep. 3 -17, 164, 312, 325 ff., 337, 382 El. lit. 89 ep. 4 -17, 312, 323 f., 337, 386 El. lit. 90 17, 319 f., 330, 336, 353, 355, 417 El. lit. 90,1 -321, 417 El. lit. 90,1-2 -319 f. El. lit. 90,4 -320 548 Index auctorum et operum <?page no="549"?> El. lit. 91 -59 El. lit. 91 ep. 1 -381 El. lit. 92 - El. lit. 92,3 -40 El. lit. 92 ep. 1 -154 El. lit. 92 ep. 2 -154 El. lit. 94 -149 El. lit. 94,2 -151 El. lit. 94,3 -410 El. lit. 95 -355, 357, 382, 386 El. lit. 95,2 -318 El. lit. 95,3 -217 El. lit. 95 ep. 1 -383 El. lit. 95 ep. 2 -381, 383 El. lit. 95 ep. 3 -144, 383 El. lit. 95 ep. 4 -381, 383 El. lit. 95 ep. 5 -381, 383 El. lit. 95 ep. 6 -381, 383 El. lit. 95 ep. 7 -381, 383 El. lit. 95 ep. 8 -357, 386 El. lit. 95 ep. 9 -357, 386 El. lit. 96 - El. lit. 96,2 -157, 160, 162 El. lit. 96 ep. 1 -160, 162, 169 El. lit. 96 ep. 2 -160, 169 El. lit. 96 ep. 3 -160, 162, 164, 169 El. lit. 97 -17, 370 El. lit. 97,1 -372 El. lit. 97,1-2 -371 El. lit. 97,5 -164 El. lit. 97 ep. 1 -164, 371 El. lit. 97 ep. 2 -164, 371 El. lit. 97 ep. 3 -371, 381 El. lit. 97 ep. 4 -371, 381 El. lit. 97 ep. 5 -371, 381 El. lit. 97 ep. 6 -370 ff. El. lit. 98 -353 El. lit. 98 ep. 2 -165 El. lit. 98 ep. 3 -362 f., 381 El. lit. 99 - El. lit. 99 ep. 1 -154, 165, 170 El. lit. 99 ep. 2 -154 El. lit. 99 ep. 3 -154 El. lit. 100 -353, 417 El. lit. 100,4 -152 El. lit. 100 ep. 1 -152, 169 El. lit. 100 ep. 2 -152, 169 El. lit. 100 ep. 3 -165 El. lit. 101 -24 f., 356 El. lit. 101,2 -411 El. lit. 101 ep. 1 -156 El. lit. 101 ep. 2 -386 El. lit. 102 - El. lit. 102,4 -157 El. lit. 102 ep. 1 -157 El. lit. 102 ep. 2 -157 El. lit. 102 ep. 3 -386 El. lit. 103 - El. lit. 103 ep. 1 -162 El. lit. 103 ep. 2 151, 162, 169, 205 El. lit. 104 -26 El. lit. 104 ep. 1 -154 El. lit. 104 ep. 2 -154 El. lit. 104 ep. 3 -154 El. lit. 105 -17, 30 f., 353, 369 El. lit. 105,1 -182, 369 El. lit. 105,2 -369 El. lit. 105,3 -369 El. lit. 105 ep. 1 -15, 144, 182, 369 f. El. lit. 105 ep. 2 -357 El. lit. 106 -30 f. El. lit. 106 ep. 1 -31, 144, 148, 156, 168 El. lit. 106 ep. 2 -31, 144, 148, 168, 387 Index auctorum et operum 549 <?page no="550"?> El. lit. Paratext 106/ 107 237, 253 El. lit. 107 -418 El. lit. 107 ep. 1 -31, 161, 169 El. lit. 107-146 31, 384, 388, 418, 423 El. lit. 109 -28 El. lit. 109 ep. 1 -31 El. lit. 110 - El. lit. 110 ep. 1 -381 El. lit. 110 ep. 2 -381 El. lit. 113 -386 El. lit. 113 ep. 1 -386 El. lit. 116 - El. lit. 116 ep. 1 -385 El. lit. 117 -65 El. lit. 117 -243 El. lit. 117 ep. 1 -381 El. lit. 118 -386, 419 El. lit. 118 ep. 1 -386 El. lit. 119 -414 El. lit. 119 ep. 1 -386 El. lit. 120 -414 El. lit. 120 ep. 1 -381 El. lit. 120 ep. 2 -381 El. lit. 121 -24, 356, 370, 414, 419 El. lit. 121,1 -356 El. lit. 121 ep. 1 -381 El. lit. 121 ep. 2 -381 El. lit. 121 ep. 3 -370 El. lit. 122 -414, 419 El. lit. 122,2 -419 El. lit. 123 -14, 59, 71, 78 El. lit. 123 ep. 1 -386 El. lit. 124 -419 El. lit. 125 - El. lit. 125 ep. 1 -382 El. lit. 125 ep. 2 -382 El. lit. 127 - El. lit. 127 ep. 1 -382 El. lit. 127 ep. 2 -386 El. lit. 128 -363 El. lit. 129 -385 El. lit. 129 ep. 1 -382 El. lit. 129 ep. 2 -382 El. lit. 129 ep. 3 -385 El. lit. 130 -419 El. lit. 131 -419 El. lit. 132 -219, 386, 419 El. lit. 132 ep. 1 -386 El. lit. 133 -419, 421 El. lit. 134 -17, 30, 363 ff., 421 El. lit. 134 ep. 1 -366, 386 El. lit. 135 -31 El. lit. 136 -356 El. lit. 136 ep. 1 -386 El. lit. 137 -27 El. lit. 137 ep. 1 -386 El. lit. 138 -30 f., 365 El. lit. 138 ep. 1 -386 El. lit. 139 -386 El. lit. 139 ep. 1 -385 f. El. lit. 140 -421 El. lit. 141 -421 El. lit. 142 -421 El. lit. 143 -24, 421 El. lit. 143 ep. 1 -31 El. lit. 143 ep. 2 -386 El. lit. 144 -421 El. lit. 144 ep. 1 -382 El. lit. 144 ep. 2 -387 El. lit. 145 -421 El. lit. 145 ep. 1 -382 El. lit. 145 ep. 2 -382 El. lit. 145 ep. 3 -386 El. lit. 146 -418, 421, 423 El. lit. per. -31 ff., 350, 354 El. lit. per. 1 -30, 204, 351, 421 El. lit. per. 1-10 -33 550 Index auctorum et operum <?page no="551"?> El. lit. per. 2 -355 El. lit. per. 8 -352 El. lit. per. 9 -94 El. lit. per. 11-35 -28, 33 El. lit. per. 16 -22, 154, 355, 382 El. lit. per. 17-35 -355 El. lit. per. 28 -164 El. lit. carm. lib. 4 -151, 204 El. lit. carm. lib. 5 -379, 438 El. lit. carm. lib. 5,7-14 -380 El. lit. carm. lib. 5,11 -388 El. lit. ind. poet. -379 Epist. (Epistulae) - Epist. 7 -149 Epist. 8 -42, 106, 216, 269 Epist. 9 -106 Epist. 15 -100 Epist. 35 -191 Epist. 46 -107 Epist. 47 -22 Epist. 54 -22 Epist. 60 -29, 45 Epist. 67 -42 Epist. 79 -149 Epist. 88 -149, 156 Epist. 94 -191 Epist. 100 -22 Epist. 119 -35 Epist. 129 -149 Epist. 134 -87 Epist. 148 -107, 145 Epist. 152 -26 Epist. 157 -149 Epist. 181 -149 Epist. 199 -27, 145, 418 Epist. 199b -145, 150, 418 Epist. 203 -150, 176, 193, 204, 214, 220, 418 Epist. 204 -422 Epist. 214 -142, 173 Epist. 218 -27, 30 f., 353 f. Epist. 221 -149, 152 Epist. 225 -141 Epist. 230 -142, 369 Epist. 247 -26, 78 Epist. 258 -149 Epist. 301 -28 Epist. 303 -32, 106 Epist. 307 -189 Epist. 338 -27 Epist. 367 -55 Epist. 369 -55 Epist. 373 -55 Epist. 392 -42 Epist. 416 -189 Epit. (Epitaphiorum liber) -109, 146 Hist. (Historiae sui temporis) -16, 27, 32, 37, 53, 56, 88, 257, 369, 405, 407 Hist. 1 -27, 422 Hist. 5 -261, 269 Hist. 5-10 -42 Noctes -23 Pisces (De Romanis piscibus libellus) -34 Viri et fem. (Dialogus de viris et foeminis) -16 ff., 24, 27, 37, 88, 238, 371, 373, 393 Viri et fem. 2,9 -239 Viri et fem. 2,9-10 -240 Viri et fem. 2,10 -240 Viri et fem. 2,14 -152 Viri et fem. 2,21 -394 Viri et fem. 2,22 -389, 394, 398 Viri et fem. 2,23 -394 Viri et fem. 2,27 -160 f. Viri et fem. 2,37-38 -398 f. Viri et fem. 2,38 -398 Viri et fem. 2,39-49. 110 -189 Index auctorum et operum 551 <?page no="552"?> Viri et fem. 2,59 -67, 71 Viri et fem. 2,70 -397 f. Viri et fem. 2,76 -68 Viri et fem. 2,85-88 -22 Viri et fem. 2,90 -27 Viri et fem. 2,99 -351 Viri et fem. 2,100 -249 Viri et fem. 2,101 -360 Viri et fem. 2,113 -75 Viri et fem. 2,117 -350 Viri et fem. 2,117-121 -28 Viri et fem. 2,118 -355 Viri et fem. 3,46 -242 Vit. ill. (Illustrium virorum vitae) -54, 422 Vit. Vice. (Vitae duodecim Vicecomitum Mediolani principum) -34 f. Vita Grav. (Petri Gravinae) -28, 162 Vita Hadr. (Hadriani Sexti Pont. Max. vita) -56, 217 Vita Leo. (De vita Leonis Decimi Pont. Max.) -20 f., 54, 56, 217, 422 Vite filo. (Vite de’ filosofi del nostro tempo) -28, 278 Giraldi, Giambattista (Cinzio) -382 Giraldi, Lilio Gregorio -382 Dial. poet. (Dialogi duo de poetis nostrorum temporum) 73, 369, 373 Dial. poet. 2 -173 Giustinian, Bernardo -76 Giustiniani, Agostino -31, 419 Goethe, Johann Wolfgang von -400 Venezianische Epigramme -389 Gonzaga, Giulio -156 Grapaldo, Francesco Mario -386 Gravina, Pietro -28, 64, 104, 162, 381 Gonsalvia -64 Grocyn, William -33, 317 Grudius, Nicolaus -381 Gruter, Jan - Inscriptiones antiquae -119 Guarini (Veronese), Guarino -31, 93, 381 Guicciardini, Lodovico -68 Descr. P. B. (Descrittione di tutti i Paesi Bassi) -18, 376 Descr. P. B. carm. lib. 4 -448 Descr. P. B. carm. lib. 5 -450 Guidi, Jacopo -48, 50, 53, 161, 169 Hackett, John - Select and Remarkable Epitaphs -119 f., 139 Herodot -30, 39 Hesiod -125 Op. -125 Hessus, Helius Eobanus -368 Hieronymus -222 Vir. ill. -8, 12 Hippokrates -39 Historia Augusta -44 Homer -251 Horatius Flaccus, Quintus -250, 297, 299 Ars 92 -299 Carm. 4,6,27 -250 Hoyberg, Johannes - Origo Cors. (Origo ac progressus Canonicae Corsendoncanae) -454, 456 Carmen ad Ioannem Latomum -458 Hummelberger, Michael -63, 267 Huttich, Johann -309 Isidorus Hispalensis - Orig. -101 Jordanes -365 Kempen, Thomas von - De imitatione Christi -376 Kopp, Wilhelm -379 552 Index auctorum et operum <?page no="553"?> Kopp von Rottenburg, Veit -381, 383 Labbe, Philippus - Thesaurus epitaphiorum -118 f. Lampridio, Giovanni Benedetto -154, 165, 170, 175, 195 Landi, Agostino -26, 114 Landino, Cristoforo 68, 92, 212, 222, 249, 393 Disputationes Camaldulenses -230 Xandra B 27,11‒12 -222 Lando, Giasone -381 Laskaris, Andreas Johannes -100, 114, 151, 243, 317, 415 Latimer, William -33 Latomus, Bartholomäus -372 Latomus, Johannes -8 f., 11 ff., 15-18, 20, 97, 106 f., 122, 149-152, 154, 164, 185, 195, 199, 201, 225-228, 238, 250, 252, 256, 264, 268 f., 274 f., 277 f., 280, 282, 293, 296, 309, 312, 318, 321, 323 ff., 337, 349, 356-363, 366-373, 375 f., 378-381, 383-389, 393-400, 429, 454, 456, 458 Giovio, El. lit. carm. lib. 1 -378, 430 Giovio, El. lit. carm. lib. 2 -378, 438 Giovio, El. lit. carm. lib. 5 -379, 438 Giovio, El. lit. carm. lib. 5,7-14 -380 Giovio, El. lit. carm. lib. 5,11 -388 Guicciardini, Descr. P. B. carm. lib.-4 -448 Guicciardini, Descr. P. B. carm. lib.-5 -450 Historia Coenobii Trudonepolitanae -377 Ioannis Feri Homeliae -376 Origo ac progressus Paradisi B. Mariae -377 Origo Cors. (Origo ac progressus Canonicae Corsendoncanae) -18, 377, 454, 456, 458 Psalterium versibus -376 Latomus (Francofurtensis), Johannes -377 Lefèvre d’Étaples, Jacques -24, 31, 356, 370, 381, 414, 419 Leoni, Piero -20, 107, 180, 229 f., 386, 409, 416, 423 Leoniceno, Niccolò -28, 34, 175 LeRoy, Louis -379 Leto, Pomponio -92, 145, 381, 385, 410 Linacre, Thomas -17, 33 f., 95, 120, 168, 316 f., 357 ff., 386 Livius, Titus -117, 297, 299 Liv. 1,45,6 -299 Llull, Ramon - Ars brevis -24 Longueil, Christophe de -17, 353, 356, 361, 363, 373, 381 f., 385 Lorenzi, Lorenzo -15, 175, 179 f., 386 Lucanus, Marcus Annaeus - Lucan. -334 Lucan. 10,529 -336 Lucianus Samosatensis -33, 317 DConc. -200 Hist. conscr. -29 Phal. 1,11 -315 Lucretius Carus, Titus -118 Luther, Martin -34, 182, 319, 353, 369 f. Machiavelli, Niccolò -14, 42, 59, 63, 67- 71, 158, 219, 259, 406, 418 Dell’Arte della Guerra -67, 158 Discorsi -67, 158 Il Principe -42, 67, 158 Istorie fiorentine -67 f. Mandragola -67, 71 Macrobius Ambrosius Theodosius - Somn. 2,3,1 -250 Maffei, Raffaele (Volterrano) -118, 386, 419 Index auctorum et operum 553 <?page no="554"?> Magnus, Albertus -8, 13, 17, 27, 30 f., 48, 59, 148, 156, 168, 170, 354, 366-369, 386 f., 406 f., 414 Maino, Giasone del -28, 152, 197, 289 ff., 293 ff., 303, 307, 381 Manardo, Giovanni -34, 386 Manetti, Giannozzo - Contra Iudaeos et gentes -204 Vita Boccacii -189, 203 ff. Mantova Benavides, Marco - Epit. ill. (Epitome virorum illustrium) -290 Epit. ill. 84 -290 Imag. iur. (Illustrium iureconsultorum imagines) -289 f. Imag. iur. 4 -290, 306 Imag. iur. 9 -290, 307 Imag. iur. 10 -290, 305 Mantovano (Spagnoli/ Carmelita), Battista -59, 64, 71, 175 Apologeticon Parthenices -64 Manuzio, Aldo -107, 151, 381, 383 Manuzio, Paolo -76 Marone, Andrea -28, 175 Marot, Clément -115 Marso, Leonardo -157 Marso, Pietro -114, 117, 137 Marsuppini, Carlo -46, 105, 111 Martialis, Marcus Valerius -198, 220, 389 Mart. -390-395, 397 f., 400 Mart. 1,1,1-2 -396 Mart. 1,6 -391 Mart. 1,14 -391 Mart. 1,22 -391 Mart. 1,44 -391 Mart. 1,48 -391 Mart. 1,51 -391 Mart. 1,60 -391 Mart. 1,104 -391 Mart. 7,10,1-2 -400 Mart. 7,10,2 -400 Mart. 9,11 -198 Mart. 11,13 -198 Martinez Pedernales, Juan -379 Marullus, Michael Tarchaniota -46, 105, 145, 150, 152, 205, 381 ff., 386, 418 Marzio, Galeotto -168, 386 Maximus, Valerius -118 Medici, Cosimo de’ -20, 32, 45 f., 50-53, 106, 142, 149, 161, 166, 174, 241, 253, 422 Medici, Lorenzo de’ (il Magnifico) 13, 59, 111 f., 145, 175, 180, 212, 230, 238, 240, 249, 258, 416, 423 Melanchthon, Philipp 33 f., 117, 353, 355 Meleager - Meleag. -100 Menander -135 Merula, Giorgio -33, 381, 385, 393, 416 Miraeus, Aubertus - Elogia Belgica -376 f., 454 Mirteo, Pietro -12, 15, 142, 144, 148, 152, 154, 157, 161, 164 ff., 169-176, 178-183, 196 f., 200 f., 205, 369, 383 Molza, Francesco Maria -26, 154 ff. Moraeus, Philipp -379 Morell, Johannes -381, 383 Morus, Thomas 17, 33, 163, 201, 261, 309, 312-330, 332-337, 355, 381 f., 386, 417 De tristia Christi -322 Dialogue of Comfort against Tribulation -321 f. The Life of John Picus -315 Utopia -315 f., 318 f., 325 Musuros, Markos -33, 71, 385 f. Nádasdy, Thomas -379 Navagero, Andrea -18, 152 f., 169, 381, 389, 394, 397-400 Lusus -397, 399 554 Index auctorum et operum <?page no="555"?> Nebrija, Antonio de -15, 33, 175, 181, 381 Nepos, Cornelius -310, 396 De viris illustribus -44 Nifo, Agostino -24, 39 f., 154 Dialectica ludicra -40 (Oekolampadius) Heussgen, Johannes -33, 355, 379 Opmeer, Pieter - Chronographia -113, 115, 124 Orio, Hippolito - Le iscrittioni poste sotto le vere imagini de gli huomini famosi 19, 176, 228, 277, 401, 406 f. Orsini, Fulvio - Imagines et elogia -115 f., 135 Ovidius Naso, Publius -117, 299, 337, 390 Am. -198 Am. 1,epigr. -198 Am. 1,8,84 -400 Am. 8,5 -198 Am. 12,7 -198 Epist. Sapph. 26 -400 Fast. 5,111-128 -395 Fast. 5,188 -400 Met. 1,127-150 -331 Met. 3,337 -299 Met. 4,184 -331 Met. 14,429-430 -333 Met. 15,549-551 -359 Pont. -198 Pont. 1,1,3 -198 Pont. 1,5,71 -198 Pont. 3,1,43 -198 Trist. -198 Trist. 1,7,19 -198 Trist. 1,7,19-20 -265 Trist. 2,1 -198 Trist. 3,405-414 -116 Trist. 4,1,1 -198 Trist. 5,1,1 -198 Pace, Richard -33 Padniewski, Filip -379 Palaiphatos - Palaeph. -83 Palladio, Blosio -104, 106, 160, 381 Coryciana -104, 160, 162 Palladio, Domitio -381 Palmieri, Matteo -219, 386, 419 Palonio Romano, Marcello -160, 169, 383 Pannonius, Janus -137 Parenti, Piero - Historia fiorentina -248 Parisio, Giovan Paolo (Aulo Giano Parrasio) -382, 386 Pausanias - Paus. 9,31,3-5 -125 Pazzi, Alessandro de’ -422 f. Pazzi, Cosimo de’ -418, 421 ff. Perotti, Niccolò -18, 174, 386, 393-398 Cornu copiae -394-397, 400 Rudimenta grammatices -394 Persona, Cristoforo -385 Petrarca, Francesco -59, 80, 89, 102, 105, 107, 115, 185, 191 f., 194, 201, 203 f., 217, 219, 368, 386 Africa -186 De viris illustribus -80, 107 Philandrier, Guillaume -22, 355 Annot. Vitruv. -22 Physiologus - Physiol. 1 -220 Pico della Mirandola, Giovanni -46, 105 f., 112, 145, 149 f., 247, 249, 258, 315 f., 351, 381, 416, 418 Pico della Mirandola, Giovanni Francesco -42, 175, 217, 315 Strix -42 Vita Sav. (Vita Savonarolae) -258, 266 Index auctorum et operum 555 <?page no="556"?> Vita Sav. 13 -263 Pigghe (Pighius), Albert -15, 17, 27, 30 f., 48, 175, 182, 353 f., 357, 369 f. Pio, Giovanni Battista -157, 195, 386 Pio di Carpi, Alberto -156, 353, 381, 386 Pio di Carpi, Rodolfo -22, 56, 156, 159 Pirckheimer, Willibald -33 Pius II. (Piccolomini, Enea Silvio) -105, 110, 114, 119, 122 De viris aetate sua claris -107 Planudes, Maximus - Ant. Plan. -100 f., 104 (Platina) Sacchi, Bartolomeo -103 f., 204, 380-383, 386 De honesta voluptate -380 Hon. vol. -380 Vitae pontificum -380 Platon -23, 95, 109, 250 Phaedr. -95 Pol. 617b -250 Plinius Caecilius Secundus, Gaius 29, 44, 109 Paneg. -43 Plinius Secundus Maior, Gaius -109 Nat. hist. 35,2,11 -110 Nat. hist. 7,24 -25 Nat. hist. 8,149 -267 Plutarch -29, 44, 82 f., 310 Alex. 50,2 -335 Alex. 52,1 -335 Curios. 2,515F-516A -82 f. Par. Min. 39 -315 VHom. -243 Vitae -29, 44, 107 Pole, Reginald -33 f., 355 Polenton, Sicco - Script. ill. -202 Poliziano, Angelo -16, 25, 33, 46, 59, 65 f., 71, 82, 105 f., 112, 142, 145, 147, 149, 152, 157, 166, 201, 212 f., 219, 237-254, 317, 351, 359, 379, 381 ff., 385, 409, 416, 418 Ambra -244, 251 Ambra 167-168 -251 Epicedion in Albieram -251 Epigrammata latina -251 Epist. 5,1 -240 Epist. 10,7 -212 Fabula di Orpheo -247, 251 Herodiani Historiae -65, 242 f., 252 Lamia -82 Manto -244, 251 Manto 305-307 -251 Miscellanea -244 Nutricia -244, 251 Nutricia 17-33 -251 Nutricia 154-155 -251 Nutricia 618-619 -251 Oratio in expositione Homeri -243 Pactianae coniurationis comm. -65, 241 Rusticus -244, 251 Stanze -65, 238, 240 f., 252 f. Stanze 1,50 -251 Sylva in scabiem -247, 251 Pomponazzi, Pietro 23, 28, 35, 37 ff., 367, 379 De fato -39 De immortalitate animae -38 f. De incantationibus -39 Pontano, Giovanni 15, 103, 106, 112, 142, 146 f., 149, 152 ff., 169, 175, 183, 205, 220, 239, 381 ff. De hortis Hesperidum -183 De tumulis -175 Urania -153, 183 Possevino, Giovanni Battista -31, 142, 148, 156 f., 168, 174 556 Index auctorum et operum <?page no="557"?> Prokopios - Bel. -385 Pseudo-Herodot - Vita Hom. -243 Ptolemaeus, Claudius - Geog. -419 Geog. 2,12,4 -407 Pulci, Luca -238 Pulci, Luigi - Giostra -239 Querno, Camillo (Archipoeta) -386 Quintilianus, Marcus Fabius -26, 178 Inst. 3,7 -310 Inst. 4,2,41 -26 Raineri, Anton Francesco -142 f. (Regiomontanus) von Königsberg, Johannes Müller -31, 382, 387, 421 Reuchlin, Johannes (Kapnion) 24, 31, 33, 386, 421 De arte cabalistica -24 Reusner, Nicolaus -10 Icones -10, 227, 288 Rhenanus, Beatus -33, 407 Ricchieri, Lodovico Maria (Coelius Rhodiginus) -381, 414 Riccio, Pier Francesco -45, 109, 112, 142, 145, 150, 168, 174, 216, 369, 418 Robortello, Francesco -390 Aristotelis de arte poetica explic. -390 Epigrammatis scribendi explic. -18, 390 ff., 394 Roselli, Stefano - Sepoltuario -118 Rosselet, Claude -381 Ruel, Jean -33 f. Rutilio, Bernardino -157, 160, 162, 169, 292 Iurisconsultorum vitae -160, 279, 289, 292 Rybisch, Seyfried - Itinerarium -116 f., 291, 293, 296 Sabellico, Marcantonio (Coccio) -112 Sabino, Antonio - Alberti, Apol. carm. lib. -224, 226 Sadoleto, Jacopo -29, 34, 59, 107 Sallustius Crispus, Gaius -27 Catil. -65, 241 Catil. 55 -260 Salmon Macrin, Jean -164, 371 Salutati, Coluccio -102, 205 De laboribus Herculis -222 Sannazaro, Jacopo -106, 146, 149, 153 f., 195, 219, 380-383, 386 Sasso, Panfilo -267 Epigr. 4,76 -63, 267 Sauermann, Georg -31, 363 Savonarola, Girolamo -14, 16, 40, 42, 59, 61 ff., 71, 118, 137, 153, 196, 249, 255- 273, 410 Trium. cruc. (Triumphus crucis) -63, 257, 262 f. Trium. cruc. 4 pr. -262 Scala, Bartolomeo -240 Scaligero, Giulio Cesare -238, 251 f., 381 ff., 392 Poet. 3,125 -18, 392, 394, 398 Scève, Maurice -115 Schrader, Laurenz - Monumenta Italiae -117, 125 Secundus, Johannes -17, 164, 325, 327, 329 f., 336, 381 ff. Funera -103, 309, 327 Inter Hospitem et Civem Dialogus -325, 337 Naen. Mori (Naenia in mortem Thomae Mori) 312, 327 ff., 336 f. Naen. Mori 1-3 -329 Naen. Mori 4-15 -330 Index auctorum et operum 557 <?page no="558"?> Naen. Mori 5 -330 Naen. Mori 16-18 -330 Naen. Mori 19 -330 Naen. Mori 22-30 -331 Naen. Mori 30 -331 Naen. Mori 37 -331 Naen. Mori 39 -331 Naen. Mori 40 -331 Naen. Mori 41-47 -331 Naen. Mori 52 -331 Naen. Mori 76-89 -332 Naen. Mori 90-97 -332 Naen. Mori 98-99 -333 Naen. Mori 105-108 -333 Naen. Mori 111-112 -333 Naen. Mori 113-123 -334 Naen. Mori 124-129 -334 Naen. Mori 132 -335 Naen. Mori 145-146 -335 Naen. Mori 147-150 -335 Naen. Mori 156-163 -336 Naen. Mori 157 -330 Selerus, Bruno -382 Seneca minor, Lucius Annaeus - Dial. 3,17,1 -335 Epist. 26,10 -322 Sepúlveda, Juan Ginés de -33, 74 f. Errata P. Alcyonii -75 Serón, Antonio -31, 148 Silvestri, Guido Postumo -26, 150, 157, 161, 386 Simeoni, Gabriele -115 Illustrazione degli epitaffi -114 ff., 134 Le imprese heroiche e morali -114 Simonetta, Giovanni -68 Spannocchi, Antonio -246, 248 Spiriteo, Prospero -380 Squarzafico, Girolamo - Vita di Miser Iohanne Boccatio -202, 204 f. Statileo, János -379 Strozzi, Ercole -102, 105 ff., 150, 238, 251 f., 381, 383, 386 Strozii poetae pater et filius -102, 106 f., 150 f. Strozzi, Tito Vespasiano -102, 381 Strozii poetae pater et filius -102, 106, 150 f. Suetonius Tranquillus, Gaius -7, 12, 29, 43 f., 107, 310 Caes. -43 Gramm. -44 Vita Verg. 36 -194 Sweerts, Frans - Athenae Belgicae -376 Christiani orbis deliciae -125 Epitaphia ioco-seria -118 Tacitus, Publius Cornelius -364 Tebaldi (Tebaldeo), Antonio -105 ff., 122 f., 125, 146 f., 149 ff., 161, 381, 383, 410 Tegrimi, Niccolò -421 Telesio, Antonio -414, 419 Terentius Afer, Publius - Phorm. 332-333 -400 Tiberti, Antioco -158 Tilesio, Antonio -162 Tiphernas, Gregorios -65, 242, 381 Tomeo, Niccolò Leonico -59, 381 Tortelli, Giovanni -33 Trapezuntios, Georgios -33, 178, 408 f. Traversari, Ambrogio -14, 92, 174, 386, 414 Vacca, Antonio -142, 157 f., 174, 195 Valeriano, Pierio -72 f., 122, 124, 381 ff. De litteratorum infelicitate -32, 123, 125, 373 558 Index auctorum et operum <?page no="559"?> Valerius Maximus - Val. Max. 8,4 -298 Valla, Giorgio -386 Valla, Lorenzo 37, 67, 114, 154 f., 262, 297, 385 f., 414 f., 418 De voluptate -316 Eleg. praef. -214, 262 Vallambert, Simon de -371, 381 ff. Valturio, Roberto -419 van Dorp, Maarten -318 Varchi, Benedetto -69 f., 142 Varro, Marcus Terrentius - Hebdomades -107, 110 Vasari, Giorgio -218, 309 Vite -215 Vegio, Maffeo -31, 161, 169, 418 Vergerio, Pier Paolo -31 Vergilius Maro, Publius -12, 64 f., 117, 153, 194 f., 251, 297 ff., 337 Aen. 2,21 -299 Aen. 2,270-276 -335 Aen. 2,557-558 -334 Aen. 2,646 -183 Aen. 4,373-374 -331 Aen. 4,408 -333 Aen. 5,258 -299 Aen. 12,938 -182 Ecl. 1,46 -332 Ecl. 1,51 -332 Ecl. 5,20-21 -329 Ecl. 6,9 -369 Ecl. 9,35-36 -333 Ecl. 10,1 -336 Verino, Ugolino -222 De illustratione urbis Florentinae 2 -222 Vettori, Pier -46 f., 146, 150, 168, 176, 193, 204, 214, 220, 418 Villani, Filippo -187 De origine civitatis Florentie -187- 190, 194, 202-205 Virgili, Polidoro -8, 31 Vitale, Giano -12, 14 f., 142, 144, 148, 153 f., 160-170, 172, 174, 180, 219 ff., 223 ff., 227, 229 f., 277 f., 280 ff., 293, 296, 321 ff., 337, 367 f., 371, 383 Alberti, Mom. carm. lib. -224 f. Vitruvius Pollio, Marcus -22, 214, 222, 227 Vives, Juan Luis 31, 33, 37, 316, 382, 386, 421 Voragine, Jacobus de - Leg. aur. 146 -222 Wolffhart, Conrad (Lycosthenes) -382 Zanchi, Basilio -34, 381 ff., 398 Zasius, Ulrich -33 Ziegler, Jakob -8, 30 f., 365, 386 Regiones septentrionales -366 Zwingli, Huldrych -33, 355, 379 Index auctorum et operum 559 <?page no="560"?> NeoLatina herausgegeben von Thomas Baier, Wolfgang Kofler, Eckard Lefèvre und Stefan Tilg Die NeoLatina wurden im Jahr 2000 ins Leben gerufen und haben sich seither zu einem maßgeblichen Organ auf dem Gebiet der neulateinischen Studien entwickelt. In die Reihe finden einschlägige Monographien, kommentierte Textausgaben sowie Sammelbände zu klar umgrenzten Gebieten Eingang. Von Interesse ist die gesamte lateinische Literatur und Kultur seit der Frührenaissance, z.B. die Rezeption antiker Autoren oder die Stellung des Neulateins im Kontext der aufkommenden Nationalliteraturen. Die Reihe ist für Klassische Philologen, Neuphilologen, Historiker sowie alle auf dem Gebiet der Frühen Neuzeit Forschenden von Bedeutung. Seit 2017 werden alle Bände einem Single Blind Peer-Review-Verfahren mit zwei Gutachtern unterzogen. Bereits erschienen: Frühere Bände finden Sie unter: https: / / www.narr.de/ literaturwissenschaft/ reihen/ neolatina/ 19 Marie-France Guipponi-Gineste / Wolfgang Kofler / Anna Novokhatko / Gilles Polizzi (Hrsg.) Die neulateinische Dichtung in Frankreich zur Zeit der Pléiade / La Poésie néo-latine en France au temps de la Pléiade 2015, 340 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6702-4 20 Wolfgang Kofler / Anna Novokhatko (Hrsg.) Cristoforo Landinos Xandra und die Transformationen römischer Liebesdichtung im Florenz des Quattrocento 2016, 297 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6785-7 21 Stefan Tilg / Isabella Walser (Hrsg.) Der neulateinische Roman als Medium seiner Zeit/ The Neo-Latin Novel in its Time 2013, 270 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6792-5 22 Iris Heckel (Hrsg.) Floris van Schoonhoven Lalage sive Amores Pastorales - Lalage oder Bukolische Liebesgedichte (1613) 2014, 468 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6897-7 23 Thomas Baier / Jochen Schultheiß (Hrsg.) Würzburger Humanismus 2015, 305 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6898-4 <?page no="561"?> 24 T. Baier / T. Dänzer / F. Stürner (Hrsg.) Angelo Poliziano Dichter und Gelehrter 2015, 288 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6977-6 25 Patrick Lucky Hadley Athens in Rome, Rome in Germany Nicodemus Frischlin and the Rehabilitation of Aristophanes in the 16th Century 2015, 185 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-8233-6923-3 26 Philipp Weiß (Hrsg.) Jacob Balde Epithalamion 2015, 195 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-8233-6993-6 27 Thomas Baier (Hrsg.) Camerarius Polyhistor Wissensvermittlung im deutschen Humanismus 2017, 364 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-8109-9 28 Tobias Dänzer Poetik und Polemik Angelo Polizianos Dichtung im Kontext der Gelehrtenkultur der Renaissance 2018, 295 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-8163-1 29 Werner Suerbaum Vergils Epos als Drama Die Gattungstransformation der Inclyta Aeneis in der Tragicocomoedia des Johannes Lucienberger, Frankfurt 1576 2018, 514 Seiten €[D] 118,- ISBN 978-3-8233-8225-6 30 Francesco Furlan / Gabriel Siemoneit / Hartmut Wulfram (Hrsg.) Exil und Heimatferne in der Literatur des Humanismus von Petrarca bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts L’esilio e la lontananza dalla patria nella letteratura umanistica dal Petrarca all’inizio del Cinquecento 2019, 592 Seiten €[D] 118,- ISBN 978-3-8233-8199-0 31 Wolfgang Kofler / Simon Wirthensohn / Stefan Zathammer (Hrsg.) Joseph Resch als Bühnenautor Die Brixner Schuldramen und ihr Kontext 2024, 246 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-8233-8230-0 32 Carla Chiummo / Wolfgang Kofler / Valerio Sanzotta (Hrsg.) Pascoli Latinus Neue Beiträge zur Edition und Interpretation der neulateinischen Dichtung von Giovanni Pascoli / Nuovi contributi all’edizione e all’interpretazione della poesia latina di Giovanni Pascoli 2022, 332 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-8237-9 33 Stefan Tilg / Benjamin Harter (Hrsg.) Neulateinische Metrik Formen und Kontexte zwischen Rezeption und Innovation 2019, 350 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-8266-9 34 Thomas Baier / Tobias Dänzer (Hrsg.) Plautus in der Frühen Neuzeit 2020, 372 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-8323-9 <?page no="562"?> 35 Caroline Dänzer Der Schlüssel zur Tragödie 2020, 252 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-8383-3 36 Jennifer K. Nelson (ed.) Gian Vittorio Rossi’s Eudemiae libri decem Translated with an Introduction and Notes 2021, 621 Seiten €[D] 108,- ISBN 978-3-8233-8430-4 37 Marc Laureys, Virginie Leroux, Stefan Tilg, Florian Schaffenrath (Hrsg.) Carolus Quintus Kaiser Karl V. in der neulateinischen Literatur / L’empereur Charles Quint dans la littérature néo-latine 2022, 318 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-8481-6 38 Manuel Huth Humanismus und Philosophie Die medizinischen Schriften des Humanisten Joachim Camerarius (1500-1574) 2024, 332 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-8597-4 39 Katharina-Maria Schön Eutopia nusquama Polyphonie, Paradoxie und philosophische Staatskonstruktion in Thomas Morus’ Utopia 2025, ca. 510 Seiten €[D] 118,- ISBN 978-3-8233-8625-4 40 Hartmut Wulfram, Matthias Adrian Baltas (Hrsg.) Von Paolo Giovio bis Johannes Latomus Intermedialität und Intertextualität in den Elogia virorum litteris illustrium 2025, 559 Seiten €[D] 118,- ISBN 978-3-381-11511-2 41 Thomas Baier, Tobias Dänzer (Hrsg.) Die Vermessung der Rede Rhetorik(en) in der Frühen Neuzeit 2025, ca. 250 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-381-12461-9 <?page no="563"?> ISBN 978-3-381-11511-2 Der italienische Humanist und Historiker Paolo Giovio schuf mit seinen Elogia virorum literis illustrium (1546) eine faszinierende Sammlung an Kurz-Biographien berühmter zeitgenössischer Gelehrter, die nicht nur aufgrund ihrer Fülle an anekdotischen Informationen zu Größen wie Giovanni Boccaccio, Angelo Poliziano oder Thomas Morus beeindrucken. Im Zusammenwirken mit den beigegebenen Vers-Epigrammen zeichnete Giovio darüber hinaus ‚Charakterbilder‘ und betrieb Literaturkritik. Auf diese Weise verlieh er seiner Sammlung an Portraitbildnissen, für welche die Texte ursprünglich als ‚Beischriften‘ bestimmt waren, ein bis heute andauerndes Nachleben und prägte nebenbei unseren modernen Museumsbegriff. Zu der intermedialen Dimension gesellen sich Bezugnahmen auf die antike und humanistische Literatur sowie Verknüpfungen zwischen den einzelnen Teilen des Werkes, nicht zuletzt durch die Eingriffe und Erweiterungen, die der flämische Kleriker und Literat Johannes Latomus ab der zweiten Edition der Elogia (1557) vornahm.
