Touristische Beschilderung an Autobahnen in Deutschland und Österreich
Wahrnehmung, Effekte, Entscheidungsverhalten
0617
2024
978-3-3811-2142-7
978-3-3811-2141-0
UVK Verlag
Sven Groß
10.24053/9783381121427
Den Nutzen der touristischen Beschilderung an Autobahnen erkennen
Die Sächsische Schweiz, das Schloss Heidelberg und der Harz! Das sind nur drei Points of Interest, die auf touristischen Schildern an Autobahnen zu sehen sind. Die Zahl dieser Tafeln nimmt seit Jahren in Deutschland und Österreich zu. Doch welche Wirkung haben sie tatsächlich auf Nutzer:innen des motorisierten Individualverkehrs in PKWs und Wohnmobilen? Das Buch zeigt wissenschaftlich fundiert die Wirkung dieser touristischen Unterrichtungs- (Deutschland) und Ankündigungstafeln (Österreich) auf. Zudem wird u. a. auch der Prozess der Antragsstellung beschrieben.
Mit Beiträgen von Georg Felser, Dominic Fischer, Dominik Huber, Christian Reinboth und Vanessa Wilke.
Eine spannende Lektüre für die Tourismuswissenschaft, -praxis und Politik.
<?page no="0"?> ISBN 978-3-381-12141-0 Prof. Dr. Sven Groß lehrt Management von Verkehrsträgern an der Hochschule Harz. Den Nutzen der touristischen Beschilderung an Autobahnen erkennen Die Sächsische Schweiz, das Schloss Heidelberg und der Harz! Das sind nur drei Points of Interest, die auf touristischen Schildern an Autobahnen zu sehen sind. Die Zahl dieser Tafeln nimmt seit Jahren in Deutschland und Österreich zu. Doch welche Wirkung haben sie tatsächlich auf Nutzer: innen des motorisierten Individualverkehrs in PKWs und Wohnmobilen? Das Buch zeigt wissenschaftlich fundiert die Wirkung dieser touristischen Unterrichtungs- (Deutschland) und Ankündigungstafeln (Österreich) auf. Zudem wird u. a. auch der Prozess der Antragsstellung beschrieben. Mit Beiträgen von Georg Felser, Dominic Fischer, Dominik Huber, Christian Reinboth und Vanessa Wilke. Eine spannende Lektüre für die Tourismuswissenschaft, -praxis und Politik. Touristische Beschilderung an Autobahnen in Deutschland und Österreich Groß (Hrsg.) 2. A. Sven Groß (Hrsg.) Touristische Beschilderung an Autobahnen in Deutschland und Österreich Wahrnehmung, Effekte, Entscheidungsverhalten 2. Auflage 1214_Umschlag.indd Alle Seiten 1214_Umschlag.indd Alle Seiten 29.05.2024 08: 01: 34 29.05.2024 08: 01: 34 <?page no="1"?> Touristische Beschilderung an Autobahnen in Deutschland und Österreich <?page no="2"?> Prof. Dr. Sven Groß lehrt Management von Verkehrs‐ trägern an der Hochschule Harz. <?page no="3"?> Sven Groß (Hrsg.) Touristische Beschilderung an Autobahnen in Deutschland und Österreich Wahrnehmung, Effekte, Entscheidungsverhalten mit Beiträgen von Georg Felser, Dominic Fischer, Dominik Huber, Christian Reinboth und Vanessa Wilke 2., überarbeitete und erweiterte Auflage <?page no="4"?> 2., überarbeitete und erweiterte Auflage 2024 1. Auflage 2020 DOI: https: / / doi.org/ 10.24053/ 9783381121427 © UVK Verlag 2024 ‒ Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro‐ verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor: innen oder Heraus‐ geber: innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de CPI books GmbH, Leck ISBN 978-3-381-12141-0 (Print) ISBN 978-3-381-12142-7 (ePDF) ISBN 978-3-381-12143-4 (ePub) Umschlagabbildung: © TourComm Germany | Stefan Pranjic Autorenbild: © Hochschule Harz Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbib‐ liografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. www.fsc.org MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC ® C083411 ® <?page no="5"?> 9 11 Teil A │ 15 1 17 2 20 3 24 4 28 Teil B │ 35 5 37 5.1 37 5.2 38 5.3 41 5.4 41 6 44 6.1 44 6.1.1 45 6.1.2 46 Inhalt Vorwort zur 2. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorwort zur 1. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grundlagen der Untersuchungen von Sven Groß . . . . . . . . . . . Problemstellung, Zielsetzung und Forschungsfragen . . . . . . . . Rechtliche Grundlagen und Verbreitung der touristischen Beschilderung an Autobahnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stand der Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Definitorische und theoretische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse der Leitfadeninterviews von Sven Groß und Dominik Huber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Leitfadeninterviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erhebungsorte und Interviewleitfaden . . . . . . . . . . . . . Probanden und Probandenauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . Pretest und Erhebungszeitraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datenaufbereitung und Auswertung . . . . . . . . . . . . . . Ergebnisdarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahrnehmung des Designs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahrnehmung von Zusatzinformationen auf den Unterrichtungstafeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <?page no="6"?> 6.1.3 47 6.1.4 48 6.1.5 49 6.2 50 6.3 52 6.3.1 52 6.3.2 55 6.3.3 56 6.3.4 57 6.4 60 Teil C │ 63 7 65 7.1 70 7.2 74 8 75 Teil D │ 77 9 79 9.1 79 9.2 82 9.3 83 9.4 83 9.5 84 10 85 10.1 85 10.2 89 Assoziationen zu den Schildern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Positive Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Negative Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gedächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Entscheidungs-)Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurzfristiges (Entscheidungs-)Verhalten . . . . . . . . . . . Mittelfristiges (Entscheidungs-)Verhalten . . . . . . . . . . Langfristiges (Entscheidungs-)Verhalten . . . . . . . . . . . Weitere Auswirkungen auf das (Entscheidungs-)Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wünsche für die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse der Erinnerungstests von Sven Groß und Georg Felser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erinnerungstests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnisdarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auswertung der Hypothese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fazit zu den Erinnerungstests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse der Online-Befragung von Sven Groß und Christian Reinboth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Online-Befragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grundgesamtheit, Stichprobenziehung und Quotierungsmerkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragebogenaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Probanden und Probandenauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . Pretest und Erhebungszeitraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datenaufbereitung und Auswertung . . . . . . . . . . . . . . Ergebnisdarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erinnerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Inhalt <?page no="7"?> 10.3 98 10.3.1 98 10.3.2 104 10.3.3 106 10.3.4 107 10.3.5 108 10.3.6 109 10.3.7 113 10.4 118 Teil E │ 119 11 121 11.1 121 11.2 123 Teil F │ 127 12 129 12.1 130 12.2 131 12.3 132 12.4 134 12.5 135 Teil G │ 137 13 139 13.1 139 13.2 143 13.3 144 (Entscheidungs-)Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spontanes Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Details zur letzten spontanen Abfahrt (u. a. Ausgaben) Späterer Besuch von abgebildeten Points of Interest . Fahrverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Informationsverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zufriedenheit und Weiterempfehlung . . . . . . . . . . . . . Zukunft der touristischen Beschilderung . . . . . . . . . . . Exkurs: Autobahnkirchen in Deutschland . . . . . . . . . . Richtlinien und Antragstellung für die Aufstellung touristischer Unterrichtungstafeln an deutschen Autobahnen von Vanessa Wilke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Richtlinien, Antragstellung und Zuständigkeit in Deutschland Ablauf der Antragstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Prüfung nach RtB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Digitales Angebot zur touristischen Beschilderung an Autobahnen von Dominic Fischer unter Mitarbeit von Sven Groß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entwicklung des digitalen Angbotes „Erlebnisguide“ . . . . . . . . Projektausrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Räumliche Erweiterung des Angebots . . . . . . . . . . . . . Weiterentwicklung und Reichweitensteigerung . . . . . Nutzungsverhalten und Statistiken . . . . . . . . . . . . . . . . Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diskussion der Ergebnisse, Fazit und Ausblick von Sven Groß, Georg Felser, Dominic Fischer, Dominik Huber und Christian Reinboth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beantwortung der Forschungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Forschungsfragen in beiden Untersuchungen . . . . . . . Forschungsfragen nur in Deutschland . . . . . . . . . . . . . Forschungsfragen nur in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . Inhalt 7 <?page no="8"?> 14 146 15 152 153 160 160 160 164 165 165 167 170 181 185 Diskussion der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fazit und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang 1-│-Interviewleitfaden und Erhebungsblatt für den Erinnerungstest sowie Einverständniserklärung . . . . . . . . . . . . Interviewleitfaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einstiegsfragen für den Erinnerungstest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abschlussfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einverständniserklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang 2-│-Teilnehmerinformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang 3-│-Fragebogen der Online-Befragung . . . . . . . . . . . . . Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Inhalt <?page no="9"?> Vorwort zur 2. Auflage Das Interesse an den Ergebnissen der Studie zu den touristischen Unter‐ richtungstafeln an Autobahnen in Deutschland war v. a. in den Medien und der Tourismuspraxis hoch. Bisher habe ich in meiner mehr als 20 Jahren wissenschaftlicher Tätigkeit keine derartige Aufmerksamkeit in Fernsehen, Podcasts, Radio, Zeitungen, Zeitschriften usw. erhalten, wie bei Veröffentlichung der 2019 erzielten Ergebnisse. Auch mehrere Kooperation mit Akteuren aus der Tourismuswirtschaft sind entstanden, u. a. mit Dominic Fischer von TourComm Germany (ehe‐ mals Maqnify). Diese Erfahrungen und der Austausch haben mich ermutigt, das Thema „Touristische Beschilderung“ weiterzuverfolgen. Daher habe ich mich vier Jahre nach den ersten Untersuchungen im Rahmen eines weiteren Forschungssemesters mit der touristischen Beschil‐ derung an den Autobahnen in Österreich beschäftigt. Die sog. Ankündi‐ gungstafeln gibt es dort als Ankündigungstafeln von kulturellen Sehens‐ würdigkeiten und als Ankündigungstafeln von bedeutenden touristischen Zielen. Auch in Österreich konnten keine Studien zur Wahrnehmung, Erinnerung, Verhaltensbeeinflussung usw. gefunden werden. Mit der vorlie‐ genden Publikation soll diese Forschungslücke etwas geschlossen werden. Der 2019 für die Online-Befragung genutzte Fragebogen wurde weitge‐ hend übernommen, aber erstmals wird auch auf die wirtschaftliche Bedeu‐ tung durch die spontanen Besuche von Autobahnfahrern eingegangen. Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Georg Felser und Christian Reinboth (M. Sc.) von der Hochschule Harz sowie Dr. Dominik Huber für die Zu‐ sammenarbeit und die Unterstützung bei den Erhebungen, Auswertungen und der Verschriftlichung der Ergebnisse. Ein herzlicher Dank für die Unterstützung geht auch an Lea-Sophie Becker (B. A.), die mir vielfältig geholfen hat. Herrn Rainer Berger vom UVK Verlag danke ich für die abermalige verle‐ gerische Betreuung - wir haben in den letzten Jahren mehrere Publikationen auf den Weg gebracht und seine angenehme und hilfreiche Unterstützung erleichtert mir die Erstellung meiner Buch-Publikationen ungemein. Mike Adams und Dominic Fischer von der TourComm GmbH & Co. KG sei herzlich gedankt, die die Befragung inhaltlich und finanziell unterstützt, einen inhaltlichen Beitrag geleistet sowie eine Anzeige in diesem Werk <?page no="10"?> geschaltet haben - der Austausch mit Euch ist immer bereichernd. Auch dem Tourismusverband Sachsen-Anhalt e. V. gilt ein besonderer Dank - der Geschäfsführer Martin Schulze hat eine Beteiligung sofort zugesagt und Vanessa Wilke hat den Beitrag, v. a. zur Antragsstellung in Deutschland, umgesetzt. Außerdem geht ein herzlicher Dank an den Direktor des Instituts für Tourismusforschung (ITF) der Hochschule Harz, Prof. Dr. Harald Zeiss, der mit der Zusage eines Druckkostenzuschusses diese Publikation überhaupt erst ermöglicht hat. Ferner sei darauf hingewiesen, dass auch für die 2. Auflage alle Informa‐ tionen dem Stand der Technik und der Wissenschaft entsprechend und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt wurden. Dennoch kann keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität sowie Exaktheit und daher auch keine Haftung für die Inhalte übernommen werden, unabhängig davon, zu welchem Zweck sie verwendet werden. Wernigerode, Mai 2024 Sven Groß 10 Vorwort zur 2. Auflage <?page no="11"?> Vorwort zur 1. Auflage In meinen fast 15 Jahren an der Hochschule Harz war ich in mehrere Beratungs- und Forschungsprojekte eingebunden, in der die Frage nach der Kosten-Nutzen-Relation von touristischen Unterrichtungstafeln gestellt wurde - und auch seitens der Presse gab es über die Jahre immer wieder Anfragen bezüglich der Sinnhaftigkeit einer derartigen Beschilderung. Per‐ sönlich habe ich die Schilder bei Autofahrten meinerseits zwar häufig wahr‐ genommen, einen spontanen Besuch der abgebildeten Sehenswürdigkeiten habe ich aber noch nie unternommen. Diese Erfahrungen sowie weitere Gespräche mit Vertretern der Touris‐ mus- und Verkehrswirtschaft aus der Tourismus- und Verkehrspolitik als auch Recherchen zum Forschungsstand gaben letztlich den Auslöser, sich genauer mit den touristischen Unterrichtungstafeln zu befassen. Ziel der im Rahmen eines Forschungssemesters durchgeführten Untersu‐ chungen war es herauszufinden, inwiefern sich die touristischen Unterrich‐ tungstafeln an Autobahnen zur Steuerung von Besuchern eignen, d. h. ob sie wahrgenommen und erinnert werden sowie ob sie das Entscheidungs‐ verhalten beeinflussen. Diesen Zielen wurde sich über drei verschiedene methodische Zugänge genähert: Über Leitfadeninterviews und Erinnerungstests sowie über eine Erhebung in einem Online-Panel. Die ersten beiden Studien waren haupt‐ sächlich qualitativ ausgerichtet und wurden als Grundlage für die nachfol‐ gende quantitative Hauptuntersuchung genutzt. Der vorliegende Band präsentiert ausgewählte Ergebnisse dieser drei Untersuchungen erstmals öffentlich. Mögen die gewonnenen Erkenntnisse möglichst vielen öffentlichen und privaten Institutionen helfen, ihre Ent‐ scheidungen rund um die „braune Beschilderung“ zu unterstützen. Danksagung Derartige Untersuchungen und diese Veröffentlichung wären nicht ohne die Hilfe vieler Personen möglich gewesen. Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Georg Felser und Dipl.-Wirtsch.-Inf. (FH) Christian Reinboth von der Hochschule Harz sowie Dr. Dominik <?page no="12"?> Huber für die Zusammenarbeit und die Unterstützung bei den Erhebungen, Auswertungen und Verschriftlichung der Ergebnisse. Herzlichen Dank für die Unterstützung auch an Saskia Ricken (B.A.) und Bengt Messner (B.A.) sowie an die Inhaber und Mitarbeiter der Beherberg‐ ungsstätten „Hotel Zur Post“ und „Hasseröder Ferienpark“ in Wernigerode. Dank gilt außerdem Frau Erdmute Clemens von der Wernigeröder Touris‐ mus GmbH sowie Prof. Dr. Manuel Sand (Hochschule für Angewandtes Management, Campus Treuchtlingen) für die hilfreichen Anmerkungen. Auch ist allen Probanden sowie kooperierenden Unternehmen (z. B. in‐ spektour GmbH, NIT) und unterstützenden Einrichtungen (z. B. die für Straßenverkehr zuständigen obersten Länderbehörden, Bundesanstalt für Straßenwesen und Forschungsstelle für Straßen- und Verkehrswesen) zu danken. Herrn Rainer Berger vom UVK Verlag danke ich für die abermalige verlegerische Betreuung - seine angenehme und hilfreiche Unterstützung erleichtert die Erstellung einer derartigen Publikation ungemein. Letztlich sei der Forschungskommission der Hochschule Harz, insbeson‐ dere dem Vorsitzenden Prof. Dr. Georg Westermann, sowie dem Dekan des Fachbereiches Wirtschaftswissenschaften, Prof. Dr. Reynaldo Valle Thiele, gedankt, die mit Hilfe des sogenannten „Anreizsystems für die Forschung“ diese Untersuchungen mit ermöglicht haben. Außerdem geht ein herzlicher Dank an den Direktor des Instituts für Tourismusforschung, Prof. Dr. Volker Böttcher, der mit der Zusage eines Druckkostenzuschusses diese Publikation überhaupt erst ermöglicht hat. Ferner sei darauf hingewiesen, dass alle Informationen in dieser Veröf‐ fentlichung dem Stand der Technik und der Wissenschaft entsprechend und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt wurden. Dennoch kann keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität sowie Exaktheit und daher auch keine Haftung für die Inhalte übernommen werden, unabhängig davon, zu welchem Zweck sie verwendet werden. Wernigerode, November 2019 Sven Groß 12 Vorwort zur 1. Auflage <?page no="13"?> Hinweis │ Für allgemeine Personen- und Berufsbezeichnungen werden in dieser Arbeit aus Gründen der Lesbarkeit die maskulinen Formen ver‐ wandt. Die entsprechenden femininen Formulierungen sind fallweise mitzudenken. Die Leserinnen und Leser werden dafür um Verständnis gebeten. Vorwort zur 1. Auflage 13 <?page no="15"?> Teil A │ Grundlagen der Untersuchungen von Sven Groß <?page no="17"?> 1 Problemstellung, Zielsetzung und Forschungsfragen Nutzer des motorisierten Individualverkehrs (MIV; z. B. Auto-/ Motor‐ radfahrer) sind häufig auf Informationen und Orientierungshilfen an Stra‐ ßen angewiesen, auch wenn die Nutzung mobiler Navigationssysteme zugenommen hat. Insbesondere ortsfremde Personen wie Touristen und Tagesbesucher, sind auf Grund ihrer mangelnden Ortskenntnis bei der An- und Abreise sowie im Zielgebiet selbst auf eine derartige Unterstützung angewiesen. Hinweisschilder auf touristisch bedeutsame Ziele sind in Deutschland seit den 1950er-Jahren bekannt. Die touristischen Unterrichtungstafeln im heutigen Design gibt es in (West-)Deutschland seit 1983. Als erste touristi‐ sche Unterrichtungstafeln sollen die „Löwensteiner Berge“ an der A81 kurz vor Heilbronn und die „Burg Teck“ bei Stuttgart aufgestellt worden sein (vgl. Kieser 2011, S. 170; Mikolaschek 1986, S. 137; Steinecke 2013, S. 96f.). In Österreich gibt es die Möglichkeit der Beschilderung mit „braunen“ und „grünen“ Ankündigungstafeln ab dem 01. November 2013. Davor gab es nur „braune“ Ankündigungstafeln, wobei nicht herausgefunden werden konnte, ab wann diese erlaubt waren. Nach ausgiebiger Recherche und Auskunft verschiedener Institutionen gibt es für Deutschland und Österreich bisher keine Studien zur Wahr‐ nehmung, Erinnerungsleistung und/ oder Entscheidungsunterstützung der Reisenden durch diese Tafeln. In Deutschland wurden die für die Richtli‐ nien für die touristische Beschilderung (RtB) zuständige Bundesbehörde, die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), die für den Straßenverkehr obersten Länderbehörden aller deutscher Bundesländer, die touristischen Marketingorganisationen der Länder und Landestourismusverbände sowie (touristische) Fachverbände, wie der Deutsche Tourismusverband (DTV) und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK, Abteilung Tourismus) angefragt. In Österreich wurde Kontakt zur Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (ASFINAG), zur Ös‐ terreich Werbung, zur FSV (Österreichische Forschungsgesellschaft Straße - Schiene - Verkehr), zu verschiedenen Hochschulen und Universitäten (z. B. Universität Innsbruck, Modul Universität Wien, Wirtschaftsuniversität Wien), Verbänden (z. B. Verkehrsclub Österreich) und Landesregierungen <?page no="18"?> (z. B. Amt der NÖ Landesregierung) aufgenommen. Es konnten ebenfalls keine Studien gefunden werden. Ziel der Untersuchung ist es daher herauszufinden, in welchem Umfang die touristischen Unterrichtungstafeln an deutschen Autobahnen bzw. die Ankündigungstafeln an Autobahnen in Österreich von Reisenden wahrge‐ nommen werden, inwieweit sie in Erinnerung bleiben und ob hieraus Entscheidungen betreffend den Besuch der dargestellten touristischen Ziele resultieren. Folgende Fragen sollen untersucht werden: • Werden die touristischen Unterrichtungstafeln bzw. Ankündigungsta‐ feln von den Autofahrern und -insassen auf deutschen bzw. österreichi‐ schen Autobahnen wahrgenommen? • Welche Gedanken haben die Autobahnnutzer bei Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln bzw. Ankündigungstafeln? • Können sich die Autofahrer und Beifahrer an diese Schilder und die dar‐ auf abgebildeten touristischen Sehenswürdigkeiten (Points of Interest, PoI) erinnern? Wenn ja, an wie viele Schilder können sie sich erinnern? • Gibt es Abhängigkeiten zwischen der Erinnerung der Beschilderung und der Nutzungshäufigkeit von Autobahnen oder anderer erhobener Eigenschaften? • Wie viele Autofahrer sind bereits mindestens einmal von der Autobahn abgefahren, um spontan einen auf einem Schild abgebildeten PoI zu besuchen? Wie viele Autofahrer haben einen PoI bewusst später aufge‐ sucht? • Welche Fahrtdauer nehmen sie für die Abfahrt in Kauf ? • Haben Autofahrer abgebildete Sehenswürdigkeiten schon einmal an Freunde/ Bekannte weiterempfohlen? • Findet ein Austausch zu den touristischen Unterrichtungstafeln bzw. Ankündigungstafeln mit den Mitfahrern statt? • Wird die Verkehrssicherheit durch die touristischen Unterrichtungsta‐ feln bzw. Ankündigungstafeln (positiv oder negativ) beeinflusst? • Welche Ideen schätzen die Nutzer der deutschen bzw. österreichischen Autobahnen zur Zukunft der touristischen Beschilderung an Autobah‐ nen am interessantesten und wichtigsten ein? In den Untersuchungen in Deutschland wurden darüber hinaus u. a. fol‐ gende Fragen bearbeitet: 18 1 Problemstellung, Zielsetzung und Forschungsfragen <?page no="19"?> • Welche Art von Hinweisschildern werden eher wahrgenommen - die Schilder zu Landschaftstypen (wie z. B. Allgäu, Harz, Thüringer Wald,) oder die Schilder zu einzelnen Sehenswürdigkeiten? • Sind Erinnerungstests ein geeignetes Instrument, um die Erinnerung an touristische Unterrichtungstafeln zu messen? • Gibt es eigene Ideen bzw. Wünsche der Probanden zur Zukunft der touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland? In den Untersuchungen in Österreich wurden darüber hinaus u. a. folgende Fragen bearbeitet: • Welche Zielorte/ Sehenswürdigkeiten, welche Aktivitäten wurden bei der letzten Abfahrt aufgrund einer Ankündigungstafeln unternommen und wie lange wurde sich vor Ort aufgehalten? • Wie viel haben die Probanden für sich und ihre Mitreisenden für den Aufenthalt am besuchten Zielort/ Sehenswürdigkeit ausgegeben (Gesamtausgaben und Ausgaben für Cafes, Gaststätten und Restaurants, Eintrittsgelder und Aktivitäten, Einkauf von Lebensmitteln und Geträn‐ ken sowie sonstige Ausgaben, wie Andenken und Parkgebühren)? Neben diesen Fragestellungen werden weitere Aspekte untersucht, die mit den oben aufgeführten Fragen in Verbindung stehen, die an dieser Stelle jedoch aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht vollständig aufgeführt werden. 1 Problemstellung, Zielsetzung und Forschungsfragen 19 <?page no="20"?> 2 Rechtliche Grundlagen und Verbreitung der touristischen Beschilderung an Autobahnen Wichtige rechtliche Grundlagen für die (touristische) Beschilderung stellen in Deutschland die Straßenverkehrsordnung (StVO), die „Richtlinien für die wegweisende Beschilderung außerhalb von Autobahnen“ (RWB), die „Richtlinien für die wegweisende Beschilderung auf Autobahnen“ (RWBA) und die „Richtlinien für die touristische Beschilderung“ (RtB) dar. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Regelungen, z. B. für den Fußgänger- und Radverkehr, Reiter und Wasserwanderer. Auch die Beschilderung mit touristischen Unterrichtungstafeln an Autobahnen ist in der Straßenver‐ kehrsordnung (Anlage 3 zu § 42 Absatz 2 StVO) und in den RtB geregelt (vgl. Groß 2017, S.-461ff.). In den RtB werden die Grundlagen für eine einheitliche Beschilderung an Straßen für touristisch bedeutsame Ziele und touristische Routen gelegt. Die Ziele dieser Richtlinie bestehen insbesondere darin, eine konsistente und nachvollziehbare Vorgabe für eine einfache Anwendung und Umsetzung zu schaffen, die Beschilderung unter Berücksichtigung grundlegender ver‐ kehrstechnischer Aspekte (z.-B. Schriftgröße, Standort) zu vereinheitlichen und zu verbessern sowie insgesamt eine eindeutige und sichere Zielfüh‐ rung zu gewährleisten. Die von den Straßenbaubehörden aufgestellten Schilder sind an alle Verkehrsteilnehmer gerichtet, sprechen jedoch v. a. die Bedürfnisse von motorisierten Verkehrsteilnehmern an. Es existieren drei Basisformen der touristischen Beschilderung (vgl. FGSV 2008, S.-8ff.): • Beschilderung von touristisch bedeutsamen Zielen an Straßen außer‐ halb von Autobahnen (Zeichen 386.1) • Beschilderung von touristischen Routen (Zeichen 386.2) • Beschilderung von touristischen Unterrichtungstafeln an Autobahnen (Zeichen 386.3 „Touristische Unterrichtungstafel“, →-Abbildung-1) Mit dem Zeichen 386.3 wird auf touristisch besonders bedeutsame Ziele hingewiesen, die entweder von der Autobahn aus sichtbar sind oder grund‐ sätzlich nicht weiter als 10 km (Luftlinie) von einer Autobahnanschluss‐ stelle entfernt liegen. In Ausnahmefällen darf auf Ziele in einer größeren Entfernung hingewiesen werden („Ziele mit herausragender touristischer Bedeutung“) und in begründeten Ausnahmefällen dürfen auch mehr als zwei <?page no="21"?> Unterrichtungstafeln zwischen zwei Autobahnknotenpunkten aufgestellt werden (vgl. FGSV 2008, S.-14). Typisch für diese Schilder ist, dass die symbolischen Darstellungen von touristischen Attraktionen oder geographischen Einheiten (wie Landschaf‐ ten oder Städte) durch eine kurze Bezeichnung ergänzt werden. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Zeichen 386.1 bis 386.3 keine Funk‐ tion für die Verkehrsführung haben. In der RtB wird ausgeführt, dass die Schilder zur Unterrichtung über touristisch bedeutsame Ziele dienen und nur eine hinweisende Funktion besitzen (vgl. FGSV 2008, S.-14). Abbildung 1: Beispiel für eine touristische Unterrichtungstafel | Quelle: gemeinfrei nach § 5 Abs. 1 UrhG Gab es anfangs noch vergleichsweise wenige dieser Schilder an den deut‐ schen Autobahnen (und Bundesstraßen), haben diese in den letzten Jahren zugenommen - vor allem nach einer Überarbeitung der rechtlichen Grund‐ lagen im Jahre 2008. Im Gegensatz zu sonstigen Verwaltungsangelegenhei‐ ten der Bundesautobahnen waren die Genehmigung und (kartographische) Erfassung der touristischen Unterrichtungstafeln viele Jahre Ländersache. Seit dem 01.01.2021 ist die Zuständigkeit an die Autobahn GmbH des Bundes mit ihren zehn Niederlassungen übergegangen. Die genaue Anzahl der Schilder ist in beiden Ländern schwierig zu bestim‐ men. Im Jahr 2004 gab es in Deutschland 622 touristische Unterrichtungstafeln, mehrfach aufgestellte Motive wurden hier scheinbar nur einmal gezählt (vgl. Bade 2006, S. 131). Anfang 2020 ist nach Information der zuständigen Länderbehörden davon auszugehen, dass es mehr als 3.400 dieser Schilder 2 Rechtliche Grundlagen und Verbreitung der touristischen Beschilderung an Autobahnen 21 <?page no="22"?> 1 Seitens der Verkehrslenkung Berlin (VLB) wurde folgende Stellungnahme übermittelt: „Grundsätzlich gibt es in Berlin die zwischen der VLB als Straßenverkehrsbehörde und dem Baulastträger (SenUVK Abt. V OS) einvernehmlich abgestimmte Verfahrensweise, auf eine touristische Wegweisung im Bereich der Bundesautobahnen in Berlin zu verzichten. Dies begründet sich mit der für eine BAB überdurchschnittlichen Dichte von zwingend notwendigen Verkehrsschildern ergänzt durch die ebenfalls notwendige wegweisende Beschilderung. (…) Zusätzliche Hinweisschilder jeglicher Art, die nicht zwingend erforderlich sind, werden als für verkehrsgefährdend eingeschätzt und daher nicht angeordnet.“ (VLB, 2019) Sowohl die VLB als auch der Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg führen auf der A111 ein Schild „Deutsche Teilung“. Es konnte nicht abschließend geklärt werden, ob es dieses Schild einmal in Berlin und einmal in Brandenburg gibt oder es lediglich nur einmal existiert. gibt (einzelne Zählung jedes Schildes). Ende 2023 lassen sich deutschlandweit mehr als 3.550 Schilder feststellen (→ Karte 1). Bayern mit mehr als 800 Unterrichtungstafeln sowie Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen mit jeweils mehr als 300 Unterrichtungstafeln stechen hervor. Karte 1: Anzahl an touristischen Unterrichtungstafeln an deutschen Autobahnen nach Bundesland (ohne Gewähr) | Quelle: eigene Zusammenstellung 1 22 2 Rechtliche Grundlagen und Verbreitung der touristischen Beschilderung an Autobahnen <?page no="23"?> Ende 2023 werden laut ASFINAG in ihrem Streckenbereich 525 kulturelle Ziele beschildert. Dies erfolgt sowohl in Form von Ankündigungstafeln (ca. 150 Schilder) als auch in Form von einzeiligen Einschüben auf Orientie‐ rungstafeln. Des Weiteren werden 598 touristische Ziele beschildert. Dies erfolgt ebenso in Form von Ankündigungstafeln als auch in Form von einzeiligen Einschüben auf Orientierungstafeln (vgl. Goisser 2023). Wichtige rechtliche Grundlagen für die (touristische) Beschilderung stel‐ len in Österreich die Straßenverkehrsordnung (StVO), das „Bundestraßen‐ gesetz“ (§ 25 „Ankündigungen und Werbungen“ und § 28 „Benützung der Bundesstraßen“) und die „RVS 05.02.13 Beschilderung und Wegweisung auf Autobahnen (August 2019)“ dar - RVS meint hierbei Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen. Die RVS ist für die Ausführung der Wegweisung und die Gestaltung von Hinweiszeichen auf Bundesstraßen A (Bundesautobahnen) und Bundesstraßen S (Bundesschnellstraßen) gemäß Bundesstraßengesetz sowie auf kreuzungsfrei ausgebauten und zu Autostra‐ ßen gemäß StVO erklärten Schnellstraßen (= Autobahnen) anzuwenden. In der Straßenverkehrsordnung (u.-a. § 53 Hinweiszeichen 15a. c) gibt es weitere Hinweise für die Beschilderung mit touristischen Ankündigungsta‐ feln an Autobahnen in Österreich. In der StVO steht u.-a. „Die Aufschriften (und allfällige Symbole) auf einem Zeichen nach c) - ausgenommen die Bezeichnung der Anschlußstelle - hat die Landesregierung auf Antrag von Fremdenverkehrsorganisationen oder von Gemeinden unter Bedachtnahme darauf zu bestimmen, dass die Information einem vordringlichen Bedürfnis der Straßenbenützer dient oder für diese immerhin von erheblichem Inter‐ esse ist. Die Kosten für die Anbringung und Erhaltung eines Zeichens nach c) sind von demjenigen zu tragen, der die Anbringung dieses Zeichens beantragt.“ (StVO § 53 vom 12.12.2023) 2 Rechtliche Grundlagen und Verbreitung der touristischen Beschilderung an Autobahnen 23 <?page no="24"?> 3 Stand der Forschung In der wissenschaftlichen Literatur lassen sich unterschiedliche inhaltliche Zugänge zum vorliegenden Themenfeld finden. Diese werden von verschie‐ denen (Teil-)Disziplinen in die Diskussion eingebracht und reichen von rechtlichen Grundlagen über Handbücher mit Checklisten und Fallstudien sowie Reiseführern (z. B. Sprenger 2014) bis hin zu wissenschaftlichen Beiträgen, die u. a. in Journals und Forschungsberichten publiziert werden. Als (Teil-)Disziplinen lassen sich vornehmlich die Tourismus- und Verkehrs‐ forschung sowie die Psychologie nennen - aber auch Wissenschaftler aus dem Marketing, der Raumforschung und der Geographie arbeiten im Themenfeld der (touristischen) Beschilderung. Inhaltliche Schwerpunkte sind die (touristische) Beschilderung während der An- und Abreise in die besuchte Destination, aber auch vor Ort - sowohl Flughäfen und Freizeiteinrichtungen als auch Hotels und Nationalparks können hierbei Gegenstand der Betrachtung sein. Bei der An- und Abreise steht etwa die Verständlichkeit von Verkehrs‐ schildern im Mittelpunkt der Betrachtung. Forschung zum Verständnis von Verkehrsschildern gibt es seit 1966 (vgl. Zhang/ Chan 2013, S. 1), so dass die Diskussion weit gefächert ist und eine Reihe von methodischen Zugängen genutzt wird (z. B. Befragungen, Eye-Tracking, Simulatoren, Tests/ Versuche (Online und vor Ort)). Beiträge, die das allgemeine Verkehrs‐ zeichenverständnis betrachten (z.-B. Beijer/ Smiley/ Eizenmann 2004; Färber et al. 2007; McDougall/ Curry/ de Bruijn 1999; Shinar et al. 2003; Zhang/ Chan 2013 und dort genannte Studien aus mehreren Ländern), sind dabei häufiger zu finden als Beiträge, die explizit Touristen als Untersuchungsobjekte in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellen. Wichtige Themen beim allgemeinen Verkehrszeichenverständnis sind u. a. die Einflussfaktoren auf das Verständnis, wie Alter, Bildungsgrad, Fahrerfahrung oder Geschlecht (z. B. Zhang/ Chan 2013). Aber auch das Fahrerblickverhalten (z.-B. Beijer/ Smiley/ Eizenmann 2004) sowie die Infor‐ mationsaufnahme und die daraus abgeleitete Gestaltung von Wegweisern (z. B. Färber/ Färber 2007; Gao et al. 2006; Long/ Kearns 1996) sind Gegenstand der Betrachtungen - es wird u. a. untersucht, ob Texte oder Symbole besser auf Verkehrsschildern zu verstehen sind, welchen Einfluss Farben auf die Wahrnehmung haben oder wie viele Sekunden Lesezeit für Schilder <?page no="25"?> 2 Weitere tourismusbezogene Beiträge, die die Beschilderung bzw. Schilder zum Gegen‐ stand haben, aber inhaltlich nicht zum Kern der Betrachtung zählen, gehen u. a. auf die (mögliche) Beeinflussung des Umweltverhaltens mittels einer Beschilderung in Hotels (z. B. Goldstein/ Cialdini/ Griskevicius 2008, S. 472ff.), die Abfallmitnahme in Nationalparks (z. B. Brown/ Ham/ Hughes 2010, S. 879ff.) oder die Anregung, einen „freiwilligen Eintritt“ zu bezahlen (z.-B. Steckenreuther/ Wolf 2013, S.-58ff.), ein. (über Kopf oder seitlich aufgestellt) zur Verfügung stehen, um die maxi‐ mal wahrnehmbare Anzahl von Zielen auf Autobahn-Schildern und deren Schriftgröße bestimmen zu können. Tourismusbezogene Untersuchungen decken ebenfalls ein breites The‐ menspektrum ab, jedoch mit etwas anderen Schwerpunkten. 2 Es wird auch die Verständlichkeit von (Verkehrs-)Schildern untersucht, u. a. die Wahrnehmung und Verständlichkeit von Straßenschildern bei (internatio‐ nalen) Touristen (z. B. Dissanayake/ Lu 2001; Dudek et al. 1996). Es wird aber auch der Frage nachgegangen, ob Touristen in einer unbekannten Umgebung (z. B. Thailand) Verkehrszeichen missverstehen und falsch inter‐ pretieren oder (unbewusst) gegen die lokalen Verkehrsgesetze verstoßen (vgl. Choocharukul/ Srioongvikrai 2016, S. 4518ff.). Neben Untersuchungen zu Straßenschildern existieren auch Erhebungen, bei denen touristische Informationsschilder auf ihre Verständlichkeit hin beurteilt wurden - Neill/ Hurwitz/ Olsen (2016) ließen beispielsweise fünf Schilder für eine „Tou‐ rist-Information“ testen - zunächst mit einer Online-Befragung, dann im Simulator. Darüber hinaus wurden die Zufriedenheit mit der Beschilderung (u. a. Ballantyne et al. 2008, S. 30; Saha 2014, S. 1; Findlay/ Southwell 2004, S. 230), die Wahrnehmung von Straßennamen durch Touristen und der (potenzielle) Zusammenhang mit der Destinationserfahrung (u. a. für Macau bei Yan/ Lee 2014, S. 432ff.), die Bedeutung im Marketing von Destinationen (z. B. Bade 2006, S. 130f.; Steinecke 2013, S. 96f.) sowie die Beobachtung zur Wirksamkeit der Beschilderung (in Wäldern) (z. B. Findlay/ Southwell 2004, S. 230) untersucht. Weitere Beiträge setzen sich mit dem Entscheidungs-, Informations- und Planungsprozess von Reisenden vor und während der Reise sowie mit der Navigation während einer Reise auseinander - und zwar nicht nur für Nutzer des motorisierten Individualverkehrs (d. h. insbesondere Auto, Wohnmobil, Motorrad), sondern auch für Wanderer, Radfahrer, Mountainbiker, Reiter, Wasserwanderer usw. In der touristischen Forschung gibt es eine Reihe von Veröffentlichungen, die das Entscheidungsverhalten oder Teile davon (z. B. Informationsverhal‐ ten) untersuchen. Dies spiegelt sich auch in den vorhandenen Modellen 3 Stand der Forschung 25 <?page no="26"?> des Kauf- und Entscheidungsverhaltens wider. Neben Partialmodellen gibt es Totalmodelle. Während sich erstere Modelle auf bestimmte Aspekte des Verhaltens beziehen, versuchen Totalmodelle (Struktur-, Simulations- und stochastische Modelle) das gesamte Kauf- oder Entscheidungsverhalten abzubilden (vgl. Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S.-464ff.). Einen Schwerpunkt der touristischen Forschung bildet der Entschei‐ dungsprozess bei Urlaubsreisen und hierbei insbesondere die Destinations‐ wahl. Diese Beiträge sind für die eigene Untersuchung nicht relevant, sondern primär Untersuchungen zur Bedeutung von Verkehrsschildern für den Informations- und Buchungs-/ Planungsprozess von Reisen (z. B. Bal‐ lantyne et al. 2008, S. 22ff.; Pringle 1999) sowie für das spontane Aufsuchen von PoI (vgl. Dahl et al. 2015; Dalbakk/ Dahl 2016), so dass nachfolgend einige ausgewählte Ergebnisse dargestellt werden. Pringle (1999) hat etwa bei Automotoristen in Australien herausgefunden, dass die befragten Besucher während einer Reise selten Verkehrsschilder nutzen, um Entscheidungen für den Besuch von PoI zu treffen. Eine andere australische Studie zeigt auf, dass für die Unterkunftssuche die sechs wichtigsten Informationsquellen das Internet, die Tourist-Informationen, Reiseführer, Broschüren und die Beschilderung (sowohl „vacany sights“ als auch „roadside signs“) sind. Auf jeden Befragten, der angab, „normale“ Verkehrsschilder als Informations‐ quelle für die Suche nach einer Unterkunft zu nutzen (5 %) kamen zwei Befragte (10 %), die „vacancy signs“ beim Vorbeifahren als Informations‐ quelle für die Unterkunftsentscheidung nutzten (vgl. Ballantyne et al. 2008, S.-22). In einer Studie von norwegischen Wissenschaftlern wurde am Beispiel von Kanada, den USA und Norwegen im Rahmen eines zweistufigen Verfahrens (bestehend aus einer Dokumentation des Inhaltes sowie der Anzahl von Schildern und einer Online-Befragung) untersucht, inwiefern (Verkehrs-)Schilder das Interesse von Motoristen steigern können, um in der Region - zusätzlich zum eigentlichen Ziel - ungeplante Wege bzw. zusätzliche Aktivitäten in Kauf zu nehmen (vgl. Dahl et al. 2015, S. 22). Dabei untersuchten sie die interessenbezogenen Reaktionen der Menschen auf Zeichen (allgemeine Neugier, positive/ negative Emotionen, persönliche Bedeutsamkeit und Langeweile), aber auch wie Menschen davon überzeugt werden (können), als Reaktion auf solche Zeichen zu handeln (vgl. Dal‐ bakk/ Dahl 2016, S. 21f.). Genauere Ergebnisse wurden - nach Auskunft der Autoren - bisher noch nicht veröffentlicht. 26 3 Stand der Forschung <?page no="27"?> Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die (touristische) Beschilde‐ rung seit vielen Jahren Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen ist, es bisher jedoch so gut wie keine Forschungsbeiträge zur Wahrnehmung, zum (impulsiven) Entscheidungsverhalten und zur Erinnerung von (touris‐ tischen) Verkehrsschildern bei Autofahrern gibt (siehe hierzu Bade 2006, S.-130). Auf die Wahrnehmung, aber auch auf die Entscheidungsunterstützung durch die touristischen Unterrichtungstafeln auf Autobahnen sowie auf die Mechanismen der Erinnerung an die Schilder wird im Folgenden genauer eingegangen. 3 Stand der Forschung 27 <?page no="28"?> 4 Definitorische und theoretische Grundlagen Die verhaltenswissenschaftliche Forschung beschäftigt sich primär mit dem Verhalten von Individuen in verschiedenen Umgebungen (vor allem in der Psychologie), dem Verhalten von Menschen in Gruppen oder Organisatio‐ nen (vor allem in der Soziologie) sowie dem breiteren Kontext von Verhalten in unterschiedlichen Kulturen (vor allem in der Anthropologie). Die behan‐ delten Themenbereiche auf individueller Verhaltensebene betreffen etwa das Gedächtnis, das individuelle Lernen, die individuelle Entscheidungsfin‐ dung, Intelligenz(en), Motivation, Persönlichkeit, Wahrnehmung sowie die Wissensrepräsentation (vgl. Franken 2019, S.-6; Gerrig 2018, S.-4). „Laut […] dem Psychologen Edward C. Tolman […], ist die Grundeinheit des Verhaltens der zweckhafte, zielgerichtete Akt, der von ‚kognitiven Prozessen‘ geleitet ist.“ (Franken 2019, S. 10) Kognitive Prozesse sind Denk‐ vorgänge eines Menschen, die als private, innere Ereignisse stattfinden (z. B. denken, entscheiden, planen, urteilen, wahrnehmen). Das Verhalten gibt somit Hinweise und Einblicke in das Denken und Fühlen eines Menschen, es ist oftmals der einzige Zugang zum (inneren) Erleben (vgl. Gerrig 2018, S.-3). Nach einer aktuell vorherrschenden Perspektive in der Analyse kogniti‐ ver Prozesse kann das System, das zwischen dem Inputreiz und dem Verhal‐ ten vermittelt, als informationsverarbeitendes System aufgefasst werden. Dieses System erhält einen Reizinput und bearbeitet die ankommenden Informationen, d. h. es transformiert und verändert die hereinkommenden Daten, um einen Output zu erzeugen (vgl. Hagendorf 2011, S. 22). In der folgenden → Abbildung 2 sind einige wichtige Aspekte dieser Sichtweise dargestellt. „Die einzelnen Sinnessysteme verarbeiten die Information aus der Umwelt. Ein Verarbeitungsweg führt dann direkt zur Auswahl bestimm‐ ter Handlungen (z. B. Greifen). Auf einem anderen Verarbeitungsweg wird die Information über die selektive Funktion der Aufmerksamkeit einge‐ schränkt und im Arbeitsgedächtnis mit dem Wissen aus dem Gedächtnis verknüpft. Die resultierende Repräsentation (z. B. Objektrepräsentation ‚Erdbeere‘) gelangt in verschiedene kognitive Teilsysteme wie Sprache (z. B. Benennung) oder Gedächtnis.“ (Hagendorf 2011, S.-22f.) <?page no="29"?> 3 Ähnlich wird es auch bei weiteren Autoren umschrieben (vgl. bspw. Gerrig 2018, S. 128ff.; Kunde 2017, S. 822f.). Andere Autoren bleiben auf einer globaleren Ebene, wie bspw. folgende Definition zeigt. „Mit Wahrnehmung bezeichnen wir einen Vorgang der unmittelbaren und aktiven Teilhabe des Geistes an seiner Umgebung.“ (Ansorge/ Leder 2017, S.-1) visuell auditiv olfaktorisch Arbeitsgedächtnis Aufmerksamkeit Gedächtnis Sprache Motorik Planung Abbildung 2: Struktur des kognitiven Systems | Quelle: Hagendorf 2011, S.-22 Die vorliegende Untersuchung fokussiert sich vor allem auf die visuellen Reize der touristischen Unterrichtungstafeln, ihre Wahrnehmung (inklusive der gezielten Aufmerksamkeit), die Erinnerungsleistung (Gedächtnis) der Wahrnehmenden und deren Entscheidungsverhalten. Daher wird der jewei‐ lige wissenschaftliche Diskussionsstand im Folgenden dargestellt, soweit er für die eigene Untersuchung von Relevanz ist. Die Wahrnehmung kann auf Gegenstände, Vorgänge und Beziehungen eingehen und wird mittels der Sinnesorgane aufgenommen - Menschen können sehen, hören, tasten, schmecken, riechen und empfinden. „Wahr‐ nehmung ist ein Prozess der Informationsverarbeitung: Durch diesen Pro‐ zess werden sowohl aufgenommene Umweltreize als auch innere Signale entschlüsselt. Sie bekommen dadurch einen Sinn (Informationsgehalt) für das Individuum und werden zusammen mit anderen Informationen zu einem inneren Bild der Umwelt und der eigenen Person verarbeitet.“ 3 (Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S. 363) Aufmerksamkeit lenkt (selektiert) die Wahrnehmung, so dass nur Reize, die Aufmerksamkeit erzeugen, „[…] bewusst wahrgenommen und effizient weiterverarbeitetet“ (Kroe‐ ber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S.-367) werden. 4 Definitorische und theoretische Grundlagen 29 <?page no="30"?> 4 Eine weitere Definition umschreibt das Gedächtnis wie folgt: „Der Begriff Gedächtnis fasst alle Systeme und Prozesse zusammen, die der Aufnahme, dem Lernen, der Speicherung und dem Abruf von Informationen dienen. Das Langzeitgedächtnis bildet ein riesiges assoziatives Netzwerk von Informationen (Begriffe, Propositionen, Episo‐ den u.v.m.). Der Prozess des Erinnerns arbeitet rekonstruktiv, Erinnerungen stimmen daher mit den ursprünglichen Erfahrungen meist nicht genau überein.“ (Pfister/ Junger‐ mann/ Fischer 2017, S.-344) 5 Dieser Ansatz ist in einer Erweiterung auch als modales Gedächtnismodell (Murdock 1974) in der Literatur zu finden (vgl. Buchner/ Brandt 2017, S.-402). Darüber hinaus gibt es andere Darstellungsweisen, wie sie bspw. bei Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S. 308 zu finden sind. Unter dem Begriff des Gedächtnisses bezeichnet der Informationsverar‐ beitungsansatz die Fähigkeit eines Organismus, Informationen aufzuneh‐ men, zu speichern und bei Bedarf wieder abzurufen. Bei dieser Form der Informationsverarbeitung geht es v. a. um den Informationsfluss in die Gedächtnissysteme (Speicher) hinein und wieder heraus (vgl. Gerrig 2018, S.-254f.). 4 Gegenwärtig werden in der Psychologie mehrere Gedächtnismodelle unter‐ schieden, wie etwa das Einspeicher- und verschiedene Mehrspeichermodelle, welche die Informationsverarbeitung aus verschiedenen Perspektiven beleuch‐ ten. Das Einspeichermodell postuliert ein einziges Gedächtnissystem, wobei keine separaten Speicher wie bei den Mehrspeichermodellen angenommen werden, sondern verschiedene Ebenen innerhalb einer einzigen Einheit, dem Langzeitgedächtnis. Zwischen diesen Ebenen werden neben automatischen Prozessen der Kodierung - ähnlich wie im Mehrspeichermodell - Kontroll‐ prozesse der Verarbeitung von Informationen bei Gedächtnisleistungen ange‐ nommen (vgl. Neath/ Surprenant 2005; Raab/ Unger/ Unger 2016, S. 119). Ein weit verbreitetes Modell zur Segmentierung des Gedächtnisses in verschiedene Komponenten ist das Mehrspeichermodell von Atkinson und Shiffrin (1968). 5 Dabei wird die Einteilung nach den Zeiteigenschaften der Komponenten vorgenommen. Dieses Modell postuliert die Existenz eines sensorischen Spei‐ chers sowie eines Kurz- und Langzeitgedächtnisses (vgl. Strobach/ Wendt 2019, S. 33ff.). Dieser Ansatz wird jedoch mehr und mehr als überholt angesehen (vgl. u.-a. Buchner/ Brandt 2017, S.-402ff.; Felser 2023, S.-107; Hofmann/ Engelkamp 2017, S.-117; Strobach/ Wendt 2019, S.-33). Die aus dem Mehrspeichermodell von Atkison und Shiffrin stammende Strukturierung des Gedächtnisses in einen Bereich des kurzfristigen Behal‐ tens und des langfristigen Behaltens hat sich trotzdem etabliert. Es wird für das kurzfristige Behalten jedoch der Begriff des Arbeitsgedächtnisses 30 4 Definitorische und theoretische Grundlagen <?page no="31"?> bevorzugt (vgl. Wentura/ Frings 2013, S. 119). Das Langzeitgedächtnis wird wiederum nach verschiedenen Arten von gespeicherten Inhalten unter‐ schieden. Je nach Autor gibt es drei (vgl. Hofmann/ Engelkamp 2017, S. 5ff.), vier (vgl. Buchner/ Brandt 2017, S. 403; Wentura/ Frings 2013, S. 119) oder mehr Arten von gespeicherten Inhalten (vgl. Anderson 2013, S. 160), wobei die Unterscheidung in deklaratives und nicht-deklaratives Gedächtnis - unabhängig von der genauen Anzahl der Gedächtnis-Arten - weit verbreitet ist (→-Abbildung-3). Langzeitgedächtnis deklaratives Gedächtnis nicht-deklaratives Gedächtnis prozedural (Fähigkeiten) Priming Konditionierung nichtassoziativ (Habituation, Sensibilisierung) semantisch (Fakten) episodisch (Ereignisse) Abbildung 3: Struktur des Langzeitgedächtnisses | Quelle: vgl. Squire 1987, zitiert nach Anderson 2013, S.-160 Auf der einen Seite stehen die Speicherung von erworbenen Strukturen zur Steuerung körperlichen und sprachlichen Verhaltens (prozedurale Gedächt‐ nis) und die daraus abgeleiteten konzeptuellen Strukturen (semantische Gedächtnis). Auf der anderen Seite steht die Speicherung der erlebten Er‐ eignisse in ihrer raum-zeitlichen Verankerung im episodischen Gedächtnis (vgl. Hofmann/ Engelkamp 2017, S. 5ff.). Das prozedurale Gedächtnis enthält somit v. a. die Verhaltensroutinen, die jeder Mensch erworben hat und deren Kenntnis kaum verbalisierbar ist (z. B. Fahrrad fahren). Das seman‐ tische Gedächtnis umfasst das verbalisierbare Wissen über die Welt, z. B. Allgemeinwissen oder Definitionen. Die Gültigkeit dieser Informationen ist von der diese speichernden Person unabhängig (Beispiel: „Eine Spinne hat immer acht Beine.“) (vgl. Anderson 2013, S. 160; Felser 2023, S. 110; Wentura/ Frings 2013, S. 119). Letztlich lässt sich das episodische Gedächtnis 4 Definitorische und theoretische Grundlagen 31 <?page no="32"?> 6 Eine andere Sichtweise unterscheidet das Entscheidungsverhalten in folgende fünf Typen: automatisierte Entscheidungen (hierzu gehören die meisten Entscheidungen des täglichen Lebens), affektive Entscheidungen (Bauchentscheide unter Zeitdruck, z. B. Situationen im Straßenverkehr, auf die man unmittelbar reagieren muss), intui‐ tive Entscheidungen (Bauchentscheide ohne Zeitdruck, Entscheidung hauptsächlich auf Basis von Gefühlen, wie in Phasen der Verliebtheit), rationale Entscheidungen als das Gedächtnis für orts- und zeitgebundene persönliche Erlebnisse definieren. Das kann das Parken des eigenen Autos, eine Urlaubsreise oder ein Treffen mit Bekannten sein (vgl. Engelkamp 2017, S. 112). Beim episodi‐ schen Erinnern ist also immer der spezielle Bezug zum Selbst, das spezielle phänomenale Wiedererleben und die phänomenale zeitliche Einordnung gegeben (vgl. Tulving 1993; Tulving 2005). Unabhängig davon, welcher Ansatz der Gedächtnisstruktur zugrundege‐ legt wird, setzt die Fähigkeit, Informationen zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzen voraus, dass drei geistige Prozesse ablaufen: Abspeichern/ Ler‐ nen/ Enkodieren (erster Informationsverarbeitungsprozess, der zu einer Re‐ präsentation im Gedächtnis führt), Behalten/ Speichern (Aufrechterhalten von enkodierter Information über eine gewisse Zeitspanne hinweg) und Abruf/ Erinnern (Wiedergewinnung gespeicherter Informationen zu einem späteren Zeitpunkt) (vgl. Engelkamp 2017, S. 115; Gerrig 2018, S. 258; Pfister/ Jungermann/ Fischer 2017, S.-344f.; Wentura/ Frings 2013, S.-102). Neben der Wahrnehmung und der Erinnerung geht es in der vorliegenden Studie um die Entscheidung. Sie ist ein kognitiver „[…] Prozess des Wählens zwischen Alternativen, der Auswahl bestimmter Alternativen und die Zurück‐ weisung anderer Möglichkeiten.“ (Gerrig 2018, S. 367) Entscheidungen können unterschiedlich ablaufen, wobei alle Entscheide als Prozess angelegt sind und sich durch Handlungen in der Realität äußern (vgl. Völker 2018, S. 16 und S. 185). „Jeder kennt Entscheidungen, die in Bruchteilen von Sekunden ablaufen, aber auch solche, die wochen- und monatelang vorbereitet werden. Gelegentlich werden vielfältige Informationsquellen sorgfältig ausgewertet, in anderen Fällen werden Entscheidungen spontan und ohne nennenswerte Informationsgrundlagen getroffen.“ (Kuß/ Tomczak 2007, S.-107) Nach der traditionellen, im angelsächsischen Raum dominanten Sicht‐ weise der Kaufverhaltensforschung, deren Erkenntnisse die Tourismusfor‐ schung seit Jahrzehnten auf touristische Sachverhalte anwendet, kann das Entscheidungsverhalten danach differenziert werden, in welchem Aus‐ maß es kognitiv kontrolliert wird (vgl. Decrop 2006; Hyde/ Decrop 2011; McCabe/ Li/ Chen 2016 und → Tabelle 1). 6 Es wird in (Kauf-)Entscheidun‐ 32 4 Definitorische und theoretische Grundlagen <?page no="33"?> (Abwägen von Vor- und Nachteilen) und aufgeschobene intuitive Entscheidungen (zuerst Fragestellung verstehen, Vor- und Nachteile von Alternativen abwägen und mit Zeitverzug fällt Entscheidung „über etwas schlafen“) (vgl. Völker 2018, S.-16). gen mit stärkerer kognitiver Kontrolle (z. B. extensiv und limitiert) und Entscheidungen mit schwächerer kognitiver Kontrolle (z. B. Gewohnheits‐ entscheidungen und impulsive Entscheidungen) unterschieden (vgl. Kroe‐ ber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S.-460). Während habitualisiertes Verhalten das übliche oder alltägliche Verhalten betrifft, sind impulsive Entscheidungen durch rasches Handeln geprägt, das ungeplant ist und gedanklich kaum kontrolliert wird. Hierunter können auch Bauch- oder Intuitiventscheidungen fallen (vgl. Gigerenzer 2007; Mikels et al. 2011). Extensives Entscheidungsverhalten (sogenannte „echte Entschei‐ dungen“) ist dagegen mit umfassenden, zum großen Teil bewusst ablaufen‐ den Problemlösungsprozessen verbunden. Letztlich liegen bei limitierten Entscheidungen bereits Erfahrungen vor, aus denen mehr oder minder festge‐ fügte Entscheidungskriterien resultieren. In einer derartigen Entscheidungs‐ situation müssen Entscheidungskriterien nicht mehr neu entwickelt werden, vielmehr wird lediglich eine Auswahl aus den zur Verfügung stehenden Al‐ ternativen getroffen bzw. werden bereits existierende Entscheidungskriterien modifiziert (vgl. Howard/ Sheth 1969; Kuß/ Tomczak 2007, S.-108). Art der Entscheidung dominante Prozesse emotional kognitiv reaktiv extensiv X X - limitiert - X - habitualisiert - - X impulsiv X - X Legende: kognitiv: gedankliche Steuerung der Entscheidung; emotional: Aktivie‐ rung, v.-a. bei biologisch programmierten Emotionen bzw. Interpretation der inneren Erregung; reaktiv: automatische Reagieren in der Handlungssituation Quelle: Weinberg 1994, S.-174 Tabelle 1: Dominante psychische Prozesse beim Entscheidungsverhalten Vorliegende (Teil-)Studien konzentrieren sich auf eine Reihe theoretischer Ansätze, die zur Untersuchung der Forschungsfragen herangezogen werden 4 Definitorische und theoretische Grundlagen 33 <?page no="34"?> - etwa die visuelle Wahrnehmung und das episodische Gedächtnis im Lang‐ zeitgedächtnis. Im Kontext des benannten dreiphasigen Gedächtnismodells steht bei der vorliegenden Untersuchung das Erinnern im Vordergrund - d. h. die Wiedergewinnung gespeicherter Informationen über die touristi‐ schen Unterrichtungstafeln an deutschen Autobahnen. Dies gilt sowohl für die qualitativen Leitfadeninterviews und die Online-Befragung als auch im Besonderen für die Erinnerungstests. Mit Blick auf die Entscheidungs‐ forschung stehen kognitive Entscheidungen im Fokus - insbesondere die impulsive Entscheidung, spontan aufgrund einer touristischen Unterrich‐ tungstafel von der Autobahn abzufahren. Darüber hinaus sind auch das extensive Entscheidungsverhalten (bspw. bei Plänen für die Zukunft) und limitierte Entscheidungen (z. B. bei Wiederholungsbesuchen) Gegenstand der Untersuchungen. In vorliegender Studie wurde im ersten Schritt ein qualitativer For‐ schungsansatz gewählt, um das relativ unerforschte Feld der touristischen Beschilderung an Autobahnen explorativ zu untersuchen und Grundlagen für die darauf aufbauende quantitative Online-Befragung zu schaffen. Mit 29 Probanden wurde zunächst ein ca. 10bis 15-minütiges Leitfadeninter‐ view und anschließend ein Erinnerungstest mit 25 dieser Probanden durch‐ geführt. Mit vier der 29 Studienteilnehmer konnte kein Erinnerungstest durchgeführt werden, da diese nicht über die Autobahn nach Wernigerode angereist waren - und die Art der Anreise aus methodischen Gründen nicht vorgegeben werden konnte. Ausgewählte Ergebnisse der beiden qualitativen Untersuchungen werden im Folgenden im Rahmen der Teile B und C dargestellt, ausgewählte Ergebnisse der quantitativen Online-Erhebung in Teil D. 34 4 Definitorische und theoretische Grundlagen <?page no="35"?> Teil B │ Ergebnisse der Leitfadeninterviews von Sven Groß und Dominik Huber <?page no="37"?> 5 Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Leitfadeninterviews Um das weitgehend unbekannte Untersuchungsfeld der Wahrnehmung und Erinnerung von touristischen Hinweisschildern im Vorfeld der quanti‐ tativen Online-Befragung zu erschließen, wurde zunächst ein qualitativer Forschungsansatz gewählt. Im Anschluss an ein Leitfadeninterview mit 29 Probanden wurden Erinnerungstests mit denjenigen Probanden durchge‐ führt, die das letzte Stück des Weges nach Wernigerode über eine Autobahn zurückgelegt hatten. Im Folgenden werden zunächst die Methodik und anschließend die Ergebnisse der Leitfadeninterviews dargestellt. 5.1 Erhebungsorte und Interviewleitfaden Für die Interviews wurden verschiedene Erhebungsorte in Wernigerode genutzt: Zwei Beherbergungsbetriebe, Räumlichkeiten der Hochschule Harz und Privaträume. Darüber hinaus sollten Probanden an der Tourist-Informa‐ tion und dem angrenzenden Marktplatz in Wernigerode rekrutiert werden. Dies führte trotz mehrmaliger Versuche an Wochentagen und am Wochen‐ ende jedoch nicht zu Interviews. Auch nicht zum Erfolg führte die Ansprache von weiteren Beherbergungsbetrieben - die jeweiligen Ansprechpartner gaben keine Rückmeldung oder verweigerten Zustimmung für die Untersu‐ chung (drei Absagen). Der Interviewleitfaden besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil werden Hintergrundinformationen (Wohnort, Anreisetag/ -zeitpunkt) und Informa‐ tionen zur aktuellen Reise aufgenommen. Im zweiten und dritten Teil geht es um die inhaltlichen Themenfelder (z. B. Wahrnehmung, Erinnerung, Verhalten, Image der und Zufriedenheit mit den Unterrichtungstafeln) bzw. soziodemographische Informationen (z. B. Alter, Geschlecht). Zusätzlich wurden ein Erhebungsblatt für den Erinnerungstest und eine Einverständ‐ niserklärung vorgelegt, welche die Probanden unterschreiben mussten (→-Anhang-1). <?page no="38"?> 7 Es gab eine zweiseitige Teilnehmerinformation, die teilweise ausgehändigt wurde, und bei bestehendem Interesse wurde ein Termin für das Leitfadeninterview und den Erinnerungstest ausgemacht (→-Anhang-2). 5.2 Probanden und Probandenauswahl Mehrere Studien zeigen, dass in der qualitativen Forschung nach 12-17 In‐ terviews eine thematische Sättigung erreicht werden kann. Andere Autoren sprechen eine generelle Empfehlung von 20 bis 50 Interviews für qualitative Forschungsansätze aus (vgl. Francis et al. 2010; Guest/ Brown/ Johnson 2006; Hagaman/ Wutich 2017). Aus diesen Empfehlungen ergab sich das Ziel, mit 20 bis 30 Probanden sowohl das Leitfadeninterview als auch den Erin‐ nerungstest durchzuführen. Hierfür wurden sowohl Touristen (Urlauber und VFR-Reisende („Visiting Friends and Relatives“; vgl. UNWTO 2010, S. 19)) als auch (Tourismus-)Studierende und -Dozierende, die regelmäßig mit dem Auto nach Wernigerode fahren, in die Untersuchung einbezogen. Alle Teilnehmer der Leitfadeninterviews reisen als Nutzer des motorisierten Individualverkehrs (MIV; d. h. Pkw-, Wohnmobil-, Motorrad-Fahrer) auf deutschen Autobahnen. Die Probanden wurden in unterschiedlicher Weise rekrutiert. Zum einem wurden sie von Hotelmitarbeitern gefragt, ob sie am Leitfadeninterview und dem Erinnerungstest teilnehmen möchten (entsprechend eines „Gate‐ keeper“-Ansatzes, vgl. Creswell 2009, S. 178). Zum anderen wurden sie direkt im Beherbergungsbetrieb oder in der Hochschule Harz bzw. im Umfeld der Hochschule angesprochen. 7 Somit fand eine willkürliche Auswahl statt (vgl. Schnell/ Hill/ Esser 2023, S. 273). Für die Probandengewinnung wurden kleine Give-aways (z. B. Schokolode, Postkarten, Getränke) und Aushänge als Hinweis in den Beherbergungsbetrieben eingesetzt. 38 5 Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Leitfadeninterviews <?page no="39"?> Abbildung 4: Poster zur Teilnehmergewinnung | Quelle: eigene Erstellung | Fotos: Peter Wolff Frauen und Männer ab 17 Jahren wurden als Fahrer und Beifahrer in die Untersuchung einbezogen (→ Tabelle 2). In Deutschland ist ab 17 Jahren ein begleitendes Fahren möglich, so dass bei Zustimmung der Erziehungs‐ berechtigten auch ein 17-jähriger Proband aufgenommen wurde. 5.2 Probanden und Probandenauswahl 39 <?page no="40"?> ID Art Alter Geschlecht Fahrleistung pro Jahr Fahrer oder Beifahrer 01 VFR-Reisender 17 männlich 15.-20.000 Fahrer 02 Tourismusstudent 25 männlich 35.-40.000 Fahrer 03 Tourismusstudent 23 weiblich 12.-13.000 Fahrerin 04 Tourismusstudent 24 weiblich > 10.000km Beifahrerin 05 Tourismusdozent 61 männlich 23.000 km Fahrer 06 Tourismusdozent 34 weiblich > 10.000 km Fahrerin 07 Tourismusdozent 47 männlich < 5.000 km Fahrer 08 Tourismusstudent 22 weiblich 12.000 km Fahrerin 09 Tourismusstudent 21 männlich 15.000 km Fahrer 10 Tourismusstudent 23 weiblich 5.-7.000 km Beifahrerin 11 Tourismusstudent 22 weiblich ca. 15.000 km Fahrerin 12 Tourismusdozent 60 männlich ca. 20.000 km Fahrer 13 Tourismusdozent 43 weiblich ca. 30.000 km Fahrerin 14 Tourismusdozent 48 männlich ca. 40.000 km Fahrer 15 Tourismusdozent 44 weiblich ca. 20.000 km Fahrerin 16 Tourist/ Urlauber 57 männlich ca. 25.000 km Fahrer 17 Tourist/ Urlauber 38 männlich ca. 20.000 km Fahrer 18 Tourist/ Urlauber 67 männlich ca. 15.-20.000 km Fahrer 19 VFR-Reisender 30 weiblich ca. 5.000 km Beifahrerin 20 VFR-Reisender 28 männlich ca. 15.000 km Fahrer 21 VFR-Reisender 57 männlich ca. 25.000 km Fahrer 22 Tourist/ Urlauber 50 männlich 15.-20.000 km Fahrer 23 Tourist/ Urlauber 26 weiblich 5.-6.000 km Fahrerin 24 Tourist/ Urlauber 31 weiblich 45.000 km Beifahrerin 25 Tourist/ Urlauber 60 weiblich k.A. Beifahrerin 40 5 Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Leitfadeninterviews <?page no="41"?> 8 Die Reihenfolge der Befragten bestimmt sich nach dem Befragungszeitpunkt. ID Art Alter Geschlecht Fahrleistung pro Jahr Fahrer oder Beifahrer 26 Tourist/ Urlauber 36 männlich 70.000 km Fahrer 27 Tourist/ Urlauber 65 weiblich ca. 10.000 km Beifahrerin 28 VFR-Reisender 26 männlich 16.000 km Fahrer 29 VFR-Reisender 22 männlich 10.-20.000 km Fahrer Tabelle 2: Beschreibung der Stichprobe 8 | Quelle: eigene Erhebung 5.3 Pretest und Erhebungszeitraum Vor der eigentlichen Untersuchung wurde ein Pretest des Fragebogens für das Leitfadeninterview mit sechs Personen durchgeführt. Der Frage‐ bogen wurde dabei auf Verständlichkeit, Durchführbarkeit und zeitliche Inanspruchnahme getestet. Darüber hinaus wurde sich mit den eingesetzten Erhebungsmaterialien (z. B. Fragebogen, Diktiergerät) vertraut gemacht. Im Nachgang wurden die eingesetzten Materialien überarbeitet. Der Er‐ hebungszeitraum lag zwischen Anfang März und Anfang Mai 2019. Die Interviews und Erinnerungstests wurden vom Herausgeber sowie von zwei studentischen Interviewern durchgeführt, wobei alle Teilnehmer zuvor eine Einverständniserklärung unterschreiben mussten. Die Studierenden wurden im Rahmen einer ca. einstündigen Schulung auf ihre Aufgaben vorbereitet. Die Leitfadeninterviews dauerten zwischen ca. sechs und 18 Minuten. 5.4 Datenaufbereitung und Auswertung Die Datenanalyse basierte auf transkribierten Audioaufzeichnungen und schriftlichen Notizen (Memos), die während der Leitfadeninterviews aufge‐ nommen wurden. Zwei studentische Hilfskräfte wurden in den Transkrip‐ tionsprozess einbezogen. Die qualitative Datenanalysesoftware „MaxQDA“ wurde eingesetzt, um den Analyseprozess als Werkzeug zur Speicherung, Organisation und Codierung der Daten zu erleichtern. Die thematische 5.3 Pretest und Erhebungszeitraum 41 <?page no="42"?> Analyse (Braun/ Clarke 2006) in Kombination mit einem von Mayring (vgl. 2002, S. 114ff.; 2015, S. 65ff.) vorgeschlagenen Ansatz zur qualitativen In‐ haltsanalyse bildete die Grundlage für den Analyseprozess (→ Abbildung 5). Basierend auf theoretischen Überlegungen wurden die Kategorien „Wahr‐ nehmungen“, „Erinnerungen“ und „Verhalten“ als Grundlage für weitere induktive Analysen abgeleitet. Forschungsfragen, theoretischer Rahmen Kategorien definieren (deduktiv) Kategorien und Subkategorien definieren Überarbeitung nach der Analyse von fünf Interviews finale Analyse der Daten Interpretation, Ergebnisse anfänglicher Analyseprozess (Forscher Ⅰ): Kategorien und Subkategorien identifizieren (induktiv) Vergleich Forscher II: Analyse von drei Interviews Überarbeitung Überarbeitung Abbildung 5: Kodierungsprozess und Datenanalyse | Quelle: vgl. Mayring 2002, S.-116 Die Transkriptionen wurden Zeile für Zeile analysiert, um Themen zu identifizieren und zu kodieren (induktiver Ansatz), die dann den zuvor erstellten Kategorien zugeordnet wurden. Nach der Auswertung von fünf 42 5 Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Leitfadeninterviews <?page no="43"?> Interviews wurde die Logik des Kategoriebildungsprozesses überprüft und die weitere Datenanalyse entsprechend angepasst. Um Vertrauenswürdig‐ keit und Glaubwürdigkeit im Prozess der qualitativen Datenanalyse zu gewährleisten, wurde für diese Studie ein Triangulationsansatz gewählt (Decrop 1999): Ein zweiter Forscher wurde hinzugezogen, um den Prozess der Datenerfassung und -analyse zu überprüfen. Drei Interviews wurden von beiden Forschern analysiert und die Ergebnisse wurden miteinander verglichen, um die Einhaltung anerkannter Forschungspraktiken zu bestä‐ tigen. 5.4 Datenaufbereitung und Auswertung 43 <?page no="44"?> 6 Ergebnisdarstellung Zunächst ist festzuhalten, dass nahezu alle Probanden die touristischen Un‐ terrichtungstafeln an den deutschen Autobahnen wahrnehmen - lediglich fünf Probanden antworteten explizit mit selten oder nein (→ Tabelle 3). Die Teilnehmer wurden gebeten, Beispiele für Unterrichtungstafeln (freies Erinnern; unabhängig von einer speziellen Anreisestrecke) zu nennen, was nahezu allen Probanden möglich war. Interessant ist, dass auch einige Pro‐ banden, die angaben, die Schilder selten wahrzunehmen, Beispiele nennen konnten. Andersherum konnten aber auch zwei Probanden keine Beispiele nennen, obwohl sie angegeben hatten, die Schilder wahrzunehmen. 6.1 Wahrnehmung In Folgenden wird dargestellt, ob die Befragten die Unterrichtungstafeln überhaupt wahrnehmen, was die Befragten an diesen (zuerst) wahrnehmen, welche Gedanken sie sich zu den Unterrichtungstafeln machen und ob sie sich über diese mit ihren Mitfahrern austauschen. Einige Befragte (ID-08, ID-09, ID-13, ID-20 und ID-24) geben explizit an, dass sie die Unterrichtungstafeln wahrnehmen, diese aber schnell wieder vergessen. Es wird daneben auch darauf hingeweisen, dass die Wahrnehmung je nach Situation unterschiedlich ausfällt. So wird der Ge‐ schwindigkeit der Fahrt (ID-02, ID-26), der Umgebung (ID-22) und der Tatsache, ob man als Fahrer oder Beifahrer unterwegs ist, ein Einfluss beigemessen, wobei die Wahrnehmung bei einigen Probanden eher als Beifahrer stattfindet (ID-10, ID-20). O-Ton │ „Das ist natürlich auch immer geschwindigkeitsabhängig, also wenn man ein bisschen flotter unterwegs ist, nehme ich sie eher nur so als Schilder wahr, ohne auf den Inhalt zu achten.“ (ID-02) O-Ton-│ „Also, wenn ich selbst fahre, nehme ich sie, glaube ich, weniger wahr, als wenn ich mit jemandem mitfahre. Weil man dann doch an und ab mal so, bei den Schildern, an denen man vorbeikommt, hinschaut, aber wenn ich selbst fahre, achte ich mehr auf die blauen und gelben Schilder.“ (ID-10) <?page no="45"?> Gruppe Inter‐ view-ID Wahr‐ neh‐ mung Schilder frei erinnert Gruppe Inter‐ view-ID Wahr‐ neh‐ mung Schilder frei erinnert Pendler ID-02 ja ja Tourist ID-01 ja ja Pendler ID-03 ja ja Tourist ID-16 ja ja Pendler ID-04 ja nein Tourist ID-17 selten ja Pendler ID-05 ja ja Tourist ID-18 ja ja Pendler ID-06 ja ja Tourist ID-19 ja ja Pendler ID-07 ja ja Tourist ID-20 selten nein Pendler ID-08 ja ja Tourist ID-21 selten ja Pendler ID-09 ja ja Tourist ID-22 ja ja Pendler ID-10 selten ja Tourist ID-23 ja nein Pendler ID-11 ja ja Tourist ID-24 ja ja Pendler ID-12 nein nein Tourist ID-25 ja ja Pendler ID-13 ja ja Tourist ID-26 ja ja Pendler ID-14 ja ja Tourist ID-27 ja ja Pendler ID-15 ja ja Tourist ID-28 ja ja - - - - Tourist ID-29 ja Ja Anmerkung: Folgende Frageformulierung wurde genutzt: „Nehmen Sie die auf den Autobahnen stehenden touristischen Unterrichtungstafeln („braune Schilder“) wahr, wenn Sie innerhalb von Deutschland mit dem Pkw unterwegs sind? “ und „Merken Sie sich einige der touristischen Unterrichtungstafeln bzw. die darauf abgebildeten Points of Interest (z.-B. Sehenswürdigkeiten, Altstadtkern, National-/ Naturparke), wenn Sie die deutschen Autobahnen nutzen? Wenn ja, können Sie mir einige Beispiele und dazugehörige Autobahnen nennen? “. Tabelle 3: Ergebnisse zur Wahrnehmung und freiem Erinnern | Quelle: eigene Erhebung 6.1.1 Wahrnehmung des Designs Bei der Wahrnehmung des Schilderdesigns fällt auf, dass keine einheitliche Wahrnehmung zu existieren scheint. Der Großteil der Befragten gibt jedoch an, dass sie immer zuerst die Zeichnung sehen (ID-02, ID-07, ID-08, ID-13, ID-15, ID-16, ID-17, ID-21, ID-24, ID-26 und ID-28). Andere sehen zuerst die 6.1 Wahrnehmung 45 <?page no="46"?> Farbe (braun und weißer Rand) (ID-04, ID-09, ID-23, ID-29) oder erst die Farbe und dann den Text (ID-20, ID-27). Wiederum andere geben an, dass sie zuerst den Text (ID-03, ID-10, ID-23) oder fast nur den Text wahrnehmen (ID-06). Letztlich gibt es auch Personen, die je nach Schild einen anderen Aspekt zuerst sehen (ID-11) oder immer das komplette Schild wahrnehmen (ID-18, ID-19, ID-25). 6.1.2 Wahrnehmung von Zusatzinformationen auf den Unterrichtungstafeln Die auf einigen touristischen Unterrichtungstafeln vorhandenen Zusatzin‐ formationen (z. B. UNESCO-Weltkulturerbe, Nationalpark oder Metropolre‐ gion) scheinen einen unterschiedlichen Einfluss auf die Wahrnehmung und Erinnerungsleistung zu haben. Während einige Befragte angaben, dass diese Schilder besser in Erinnerung bleiben (ID-14, ID-22, ID-26), hat diese Angabe für viele Befragte aber auch keine Bedeutung - alle Schilder werden ihrer Ansicht nach gleich wahrgenommen und behalten. O-Ton │ „Ich nehme die, glaube ich, alle eher neutral oder gleichwertig auf. Die Informationen, die da drauf stehen, verbinde ich jetzt auch nicht mit großen Emotionen bzw. wenn da jetzt Weltkulturerbe draufsteht, triggert mich das nicht mehr. Ich lese das und fahre weiter.“ (ID-29) Letztlich gibt es auch Befragte, die bei den Zusatzinformationen differenzie‐ ren (ID-06, ID-19). Unter (vermeintlich) unbekannteren Begriffen - wie etwa Metropolregion und Geopark - kann man sich nach ihren Angaben weniger vorstellen, so dass diese auch keine bzw. eine geringere Wirkung haben. O-Ton-│ „Weltkulturerbe wäre für mich interessanter, Metropolregion finde ich sehr nichtssagend.“ (ID-19) Die Zusatzinformationen werden in ihrer Bedeutung unterschiedlich be‐ wertet. Laut einiger Befragter kann man sich durch sie mehr unter dem jeweiligen PoI vorstellen (ID-03, ID-15, ID-22), weckt ein derartiges Schild eher das Interesse des Betrachters (ID-02, ID-08, ID-16, ID-19, ID-27 und ID-28), generiert Erwartungen (ID-06) oder regt zum Nachdenken an. Ein Befragter gibt an, dass die Zusatzinformation „Nationalpark“ ihn dazu anregt, über das eigene Umweltverhalten nachzudenken. 46 6 Ergebnisdarstellung <?page no="47"?> O-Ton-│ „Ja, dies bewirkt etwas anders als bei den ‚normalen‘ Schilder, v. a. mit dem Zusatz Nationalpark verbinde ich gute, unberührte Natur und diese Schilder regen auch an, über das eigene Verhalten, z. B. bzgl. der Umwelt, nachzudenken und zu fragen, was man selbst machen kann.“ (ID-22) Derselbe Proband gibt an, dass er sich Gedanken darüber macht, warum die jeweilige Auszeichnung verliehen wurde. O-Ton-│ „Das denke ich schon. Denn das sind ja Titel oder Auszeichnungen, die nicht ohne Hintergrund verliehen werden. […] Und ich denke, dass man sich dann mehr Hintergedanken macht: Warum ist das Ganze einmal verliehen worden, was zeichnet diese Region aus? Wäre es mal sinnvoll, da anzuhalten und auch mal einen Abstecher zu machen? Also ich denke schon, dass das wichtig ist.“ (ID-22) 6.1.3 Assoziationen zu den Schildern Unter Assoziationen werden die Gedanken über die und die Zufriedenheit mit den Unterrichtungstafeln sowie die damit in Zusammenhang geäußer‐ ten positiven und negativen Anmerkungen zusammengefasst. Es werden sowohl positive als auch negative Gedanken zu den Unter‐ richtungstafeln mitgeteilt, wobei die positiven Äußerungen überwiegen. Zu den negativen Gedanken kann beispielsweise angeführt werden, dass die Schilder nicht dort platziert sind, wo es aus Sicht des jeweiligen Befrag‐ ten am meisten Sinn machen würde, Befragte ein schlechtes Gewissen bekommen, da man die einzelnen Points of Interest (PoI) in der eigenen Selbstwahrnehmung als gebildeter Mensch eigentlich kennen bzw. besuchen müsste und dass es aus Sicht einiger Befragter zu viele Schilder gibt und es daher (scheinbar) für die Antragsteller zu einfach ist, ein derartiges Schild aufzustellen. O-Ton │ „Manchmal habe ich auch ein schlechtes Gewissen, weil ich denke, man müsste das als gebildeter Mensch sich da mal anschauen, wenn schon jemand da so ein Schild hinmacht.“ (ID-07) O-Ton │ „Da wo ich wohne, wo ich herkomme […] denke mir ‚Ach, krass. Unsere unbedeutende Landschaft hat auch eine braune Ereignistafel.‘ Und ich denke mir, ok wenn wir schon eine haben, dass es ja nicht so schwierig ist andere Ereignistafeln zu kriegen. Dann assoziiere ich das immer direkt damit.“ (ID-29) Die positiven Gedanken schließen ein, dass sich Befragte an den Unterrich‐ tungstafeln erfreuen, die Schilder als „Wegmarke“ („hier bin ich gerade“) 6.1 Wahrnehmung 47 <?page no="48"?> wahrnehmen und sich bei ihrem Anblick ein Heimatgefühl einstellt („zu Hause ankommen“). Einige geben an, dass sie des Öfteren auch feststellen, dass sie Sehenswürdigkeiten nun geographisch verorten können („Manch‐ mal habe ich auch schon gedacht, ach das ist hier, das wusste ich gar nicht.“, ID-03), dass es einen PoI auch „hier“ gibt oder dass sie von diesem PoI noch nie gehört haben und somit über (für sie) neue Sehenswürdigkeiten informiert werden. Darüber hinaus machen sich Probanden Gedanken darüber, was die Unterrichtungstafel einem mitteilen soll, schauen sich um, ob die abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt o.ä. evtl. zu sehen ist und setzen sich mit der Bedeutung eines PoI auseinander (z. B. „KZ Bergen in der Nähe von Hannover“). O-Ton │ „Des Öfteren schaue ich mich dann um, um zu schauen, ob ich das Schloss, das Museum o.ä. von der Autobahn aus sehen kann. Leider ist dies nicht so oft der Fall.“ (ID-16) O-Ton-│ „Es ist so, dass ich mir die Schilder gerne als kleinen Wegmarker auch, vor allem bei Strecken wo ich jetzt öfter lang fahre, also bei längeren Fahrten und bei Fahrten, die ich öfter mache, nutze ich die gerne als Wegmarker. […] Aber wenn ich z. B. eine Tour zum ersten Mal fahre, dann nehme ich das eher als Referenzpunkt ‚Ach krass, hier bin ich. Davon habe ich ja schon mal in anderen Medien gehört.‘ Oder ist mir schon mal bekannt vorgekommen, oder auch ‚Das ist ja ein interessanter Fact gerade für die Landschaft.‘ Weil von der Autobahn aus sieht man ja nicht so viel.“ (ID-29) 6.1.4 Positive Anmerkungen Zunächst ist festzuhalten, dass bei einigen Probanden eine positive Grund‐ stimmung festgestellt werden kann, obwohl die Schilder das eigene Verhal‐ ten nicht beeinflussen. O-Ton-│ „Also ich finde es gut, dass die da sind, wie gesagt. Da weiß man eben wo man ist und auch wenn man nun ein paar Ecken nicht kennt, das kriegt man noch so ein, zwei Infos noch mit. Also […] ist jetzt für mich keine Entscheidung, dass ich da jetzt abfahre und was machen möchte direkt, aber ist immer so ganz nett zu wissen, so wo man sich gerade befindet, also wo man dran vorbei fährt.“ (ID-23) 48 6 Ergebnisdarstellung <?page no="49"?> Um die eigene positive Grundstimmung zu umschreiben, werden Adjektive wie „hilfreich“ (für Beifahrer), „informativ“, „interessant“ und „unterhalt‐ sam“ genutzt. O-Ton │ „Also, ich finde die Bilder eigentlich hilfreich. Und es ist ja auch meistens so, dass sie dann wirklich kurz vor der Ausfahrt auch stehen, die man nehmen müsste, um da hinzukommen.“ (ID-03) O-Ton │ „Ich finde es auch interessant, immer so zu sehen, was denn in der Region ist, wo man so dran vorbeikommt. So zu Informationszwecken und noch mal so, was man denn mal so machen könnte.“ (ID-10) O-Ton │ „Ich finde die Tafeln super. Sollten sie ruhig beibehalten, ich finde es halt ein bisschen unterhaltsam sich damit zu beschäftigen und auseinanderzusetzen.“ (ID-28) Einige Probanden steigern diese Aussagen und sehen die Unterrichtungsta‐ feln als Highlight (für Beifahrer) an. Als positive Äußerung wird auch die Pflege bzw. Unterhaltung der Schilder und die Platzierung angeführt. O-Ton │ „Ich halte es im Rahmen einer kulturellen Weiterbildung und eines Aufmerksammachens auf wichtige, interessante Highlights an der Strecke, halte ich es für sehr gut.“ (ID-07) 6.1.5 Negative Anmerkungen Negative Aussagen beziehen sich zum einen auf eine Hinterfragung der Unterrichtungstafeln in Gänze (ID-12, ID-13, ID-14, ID-22) und zum anderen auf Detailaspekte. Auffällig ist, dass die Befragten genaue Aussagen treffen. O-Ton │ „Sonst bin ich an sich grundsätzlich der Meinung, solche Hinweisschil‐ der auf starken befahrenen Bundesstraßen oder Autobahnen, würde ich jetzt nicht zu ausführlich machen, weil die Leute sollen sich eigentlich schon aufs Autofahren konzentrieren, nicht auf irgendwelche Schilder, die rechts und links des Wegesrandes stehen. Da gibt es ja, glaube ich, heute auch durchaus andere Möglichkeiten wie man über solche Sehenswürdigkeiten informieren kann, als da solche Schilder. Ich finde, gerade bei der Verkehrsdichte heute, sollte man sich auf das Wesentliche konzentrieren, zumindest wenn man selber fährt. Und nicht auf Dinge, die abseits sozusagen stattfinden.“ (ID-12) Detaillierte Kritikpunkte lassen sich nachfolgender Tabelle entnehmen. 6.1 Wahrnehmung 49 <?page no="50"?> negative Hinweise Beispiel(e) Schilddesign • (braune) Farbe • fehlende Anga‐ ben (z.-B. Aus‐ fahrt, Entfer‐ nung) „Also, mir gefällt die Farbe überhaupt nicht, sie ist so gar nicht, man nimmt sie nicht wirklich wahr.“ (ID-13) „Dann ärgere ich mich, dass nicht dran steht, wie weit das weg ist oder ob es jetzt offen ist. Und fahre mit einem unbefriedigtem Gefühl weiter.“ (ID-07) Anzahl der Schilder (zu viele) „Aber wenn zu viele Schilder, jedes kleines Schlösschen, jede kleine Burg, das ist dann einfach zu viel.“ (ID-06) Standort eines spezifischen Schildes „Aber manchmal sind sie trotz alledem ungünstig platziert, also z.-B. der Heidepark Soltau […], das Schild da ist halt nicht da, wo man bei der Autobahn runter fahren müsste, direkt, was ja mehr Sinn machen würde.“ (ID-11) Schilder wecken falsche Erwartungen „Bad Münder ist eine touristisch überhaupt nicht attrak‐ tive Stadt und da wird mit dem Kur- und Soleheilbad geworben, was in der Art und Weise niemals den touris‐ tischen Anspruch, der da erweckt werden würde, evtl. gerecht wird. Das sehe ich nicht als sinnvoll an.“ (ID-02) Transparenz des Auswahlprozesses der Schilder „Ich wünsche mir, dass die Logik klarer wird, die hinter diesen Schildern steckt. Was muss erreicht sein, dass man auf solch einem Schild drauf kann? “ (ID-07) Tabelle 4: Negative Hinweise im Detail | Quelle: eigene Erhebung 6.2 Gedächtnis Eine Strukturierung des Gedächtnisses in einen Bereich des kurzfristigen Behaltens und des langfristigen Behaltens hat sich etabliert (→ Kapitel 2). Wie gezeigt, konnten die meisten Befragten einzelne Unterrichtungstafeln ohne Unterstützung nennen. Es fällt jedoch auf, dass immer nur eine kleine Anzahl an Schildern (meist 2-3 Schilder) benannt werden konnten. Diese bleiben nach Ansicht der Befragten besonders in Erinnerung, wenn die jeweilige Sehenswürdigkeit von der Autobahn aus zu sehen ist (ID-02, ID-25), es sich um besondere Schilder bzw. Sehenswürdigkeiten handelt (ID-09, ID-28), die Schilder in der Heimatregion verortet sind (ID-06, ID-10, ID-14, ID-17, ID-18), sie auf häufig gefahrenen Strecken liegen (ID-08, ID-10, ID-11, ID-14, ID-17, ID-25, ID-28) oder wenn man als Reisender mehr Zeit hat (u.-a. im Urlaub) (ID-02). 50 6 Ergebnisdarstellung <?page no="51"?> O-Ton │ „Das waren alles irgendwelche Urlaubsreisen oder längere Autofahrten. An irgendwelche schöne Ziele und dementsprechend nehme ich es anders wahr.“ (ID-02) O-Ton-│ „Kloß-Welt Heichelheim. Das habe ich mir einfach gemerkt, weil es die Kloß-Welt ist.“ (ID-09) O-Ton │ „Und auf den Standardrouten sind es dann schon die Schilder, die irgendwie in Erinnerung bleiben.“ (ID-14) Andere Probanden geben an, dass keine Benennung eines Schildes möglich ist (ID-04, ID-12), sie nur eine kurze Erinnerungsstütze („Reminder“) sind, dann aber gleich wieder vergessen werden (ID-04, ID-20) bzw. nicht lange im Gedächtnis bleiben (ID-01, ID-05). Von einigen Probanden wird festgestellt, dass sie sich so gut wie an nichts erinnern können und diese Schilder an ihnen vorbeirauschen (ID-05, ID-12, ID-23). O-Ton │ „Hm, also ich nehme sie schon wahr. Aber sind dann nach einigen Sekunden gleich wieder vergessen. Also, wenn man dann vorbei fährt - ja, man nimmt diese Schilder wahr, aber kurz später ist es dann wieder weg, um ehrlich zu sein.“ (ID-04) O-Ton │ „Ja irgendwie ist es einfach so, wenn man im Auto sitzt und dann saust da irgendwie ein Schild an einem vorbei. Dann ist das jetzt für einen nicht so eine Information. Sonst sind da irgendwelche Schilder ‚in 500 Metern rechts abbiegen‘ oder sowas, dann geht das irgendwie ein bisschen unter. Also das ist keine Informationsquelle, die man irgendwie hat, wo man sich kulturell weiter bildet. Das ist jetzt nicht so als würde ich mir einen Text zu Hause durchlesen über eine Stadt. Das springt dann an einem vorbei. Manchmal sieht man es und manchmal nicht.“ (ID-23) Die Begründungen für die nicht oder nur gering vorhandene Erinnerung reichen von kein Interesse (ID-20, ID-24) und unterschiedlich starker Er‐ innerung je nach Interessenslage (ID-22), über den eigenen Status als Fahranfänger (ID-04), die Beschäftigung und Konzentration während der Fahrt (ID-12, ID-13) und den Informations-Overload (ID-23) bis hin zu dem Aspekt, dass man am Zielort seiner Fahrt ankommen möchte und sich daher nicht mit diesen Schildern beschäftigt (ID-24). O-Ton-│ „Weil ich überwiegend selbst fahre und weil ich tatsächlich, sozusagen, auf das Verkehrsgeschehnis konzentriert bin, weniger auf das was rechts und links der Straße passiert.“ (ID-13) 6.2 Gedächtnis 51 <?page no="52"?> O-Ton │ „Das ist wie eine Interessensache. Also wenn man sagt: Naja, das ist nicht meins, was da dran steht, z. B. mit Schlössern. Wenn ich nicht der Mensch bin, der sich so antike Sachen unbedingt angucken will, dann nehme ich das wahr, aber dann ist es auch weg.“ (ID-22) O-Ton-│ „Das liegt aber eher daran, dass ich ankommen möchte, das Hotel und die Unterkunft kennenlernen, das Ankommen und dann versuche ich mich zu orientieren und zu planen, was man machen kann.“ (ID-24) 6.3 (Entscheidungs-)Verhalten Beim Verhalten lassen sich sowohl bei einigen Probanden keinerlei Wirkun‐ gen verzeichnen als auch eine Spannbreite von kurzüber mittelhin zu langfristigen Verhaltensauswirkungen. 6.3.1 Kurzfristiges (Entscheidungs-)Verhalten Zum kurzfristigen Verhalten lassen sich Änderungen des Fahrverhaltens, spontane Abfahren und ein Austausch mit Mitfahrern zählen. Fahrverhalten Negative Auswirkungen auf das Fahrverhalten bzw. die Verkehrssicherheit scheinen die Unterrichtungstafeln nicht zu haben. Kein einziger Proband vertritt diese Meinung. Es gibt allerdings mehrere Probanden, die bspw. ausgesagt haben, sie würden beim Weiterfahren aktiv Ausschau halten, ob sie den PoI von der Autobahn aus erkennen können. Die Befragten mögen das selbst nicht als gefährlich wahrnehmen, es kann aber durchaus eine Ablenkung sein. Es wird darüber hinaus ausgesagt, dass es im Allgemeinen zu viele Schil‐ der an Autobahnen gibt (ID-01), insbesondere zu viele Geschwindigkeitsbe‐ grenzungsschilder (ID-05) und Verkehrsschilder mit drastischen Motiven (z. B. „tipp, tipp, tot“ steht neben einem zersplitterten und blutverschmierten Handy), die eher ablenken als die Unterrichtungstafeln. O-Ton-│ „Ich habe, ehrlich gesagt, eher gedacht bei diesen, mh, Achtungsschil‐ dern, die so als Abschreckung aufgestellt werden, wo da immer so zersplitterte Handydisplays und dann steht Dennis (26) durch eine SMS gestorben oder so. Da denke ich mir, OK, sie sollen mir jetzt Angst machen, aber ich brauche so lange, 52 6 Ergebnisdarstellung <?page no="53"?> um dieses ganze Bild auf mich wirken zu lassen, weil es ja auch so krasse Bilder sind […]. Sie sollen ja wirklich abschrecken. Da denke ich mir auch manchmal, Ok, das ist vielleicht gefährlicher als einfach kein Schild hinzustellen.“ (ID-05) Zwei Probanden vertreten sogar die These, dass die Unterrichtungstafeln eher eine Verkehrsberuhigung und Abwechslung für die Autofahrer bewir‐ ken (ID-06, ID-07). O-Ton │ „Ich glaube sogar, steile These, dass diese Schilder sogar zu mehr Beruhigung im Verkehr führen würden.“ (ID-06) O-Ton │ „Weil sie, weil sie angenehme, ruhige Themen thematisieren, anspre‐ chen, über die man dann nachdenkt, und vielleicht auch vom Gas geht, ähm, vielleicht über ein Konzentrationslager nachdenkt, oder ach wie schön, da kann mal verweilen. Und wenn ich einfach nur statt 150 km/ h 120 km/ h fahre. Ich denke, dass es im Gegenteil eine Autobahn, ähm, eine Autofahrt verkürzt, dass es für Abwechslung sorgt, dass es Impulse setzt, dass der Geist frisch bleibt.“ (ID-07) Austausch mit Mitfahrern Ein Austausch über die Unterrichtungstafeln mit den jeweiligen Mitfahrern findet bei den meisten Befragten statt - es ist aber nicht die Regel, son‐ dern eher die Ausnahme. Einige bestätigen dies, ohne weitere Beispiele nennen zu können, andere weisen ausdrücklich darauf hin, dass dies „selten stattfindet“ (ID-01), eine „große Ausnahme“ ist (ID-05) oder „vielleicht mal vorgekommen ist“ (ID-20, ID-23). Am anderen Ende der Spannbreite gibt eine Probandin folgendes an: O-Ton │ „Ich lese prinzipiell alle Schilder vor, die ich auf der Autofahrt sehe, das ist so eine Angewohnheit von mir. Und dementsprechend lese ich auch diese braunen Schilder ganz mal vor. Und baue diese in eine Diskussion ein, wenn es sich gerade anbietet.“ (ID-29) Beispiele für einen Austausch mit Mitfahrern sind folgende: Es wird gefragt, ob die Mitfahrer den jeweiligen PoI kennen (ID-01, ID-19), Informationen zu diesem haben (ID-09, ID-19, ID-26) oder eine Empfehlung aussprechen können (ID-26). Es wird auch davon berichtet, wenn der Fahrer bereits den PoI selbst besucht hat (ID-03, ID-10) oder ein besonders interessanter PoI abgebildet wird (ID-02, ID-03, ID-10, ID-20). Letztlich wird erwähnt, dass die mitfahrenden Kinder über bestimmte Sehenswürdigkeit und Landschaften informiert werden (ID-06). 6.3 (Entscheidungs-)Verhalten 53 <?page no="54"?> O-Ton │ „Und es ist ja schon so ein bisschen ein Bildungshintergrund, also wenn man den Kindern jetzt sagen kann, hier, wir sind jetzt im Teutoburger Wald, der liegt jetzt hier. Das finde ich schon in Ordnung.“ (ID-06) O-Ton-│ „Also, wenn ich das jetzt kenne oder wenn ich Mitfahrer habe, die ich nicht kenne, wie von BlaBlaCar oder anderen Mitfahrgelegenheiten, dann frage ich sie, ob sie vielleicht etwas dazu wissen, wenn ich selber daran interessiert bin.“ (ID-09) O-Ton-│ „Ja, wenn es auf den Tafeln bekannte, deutschlandweit bekannte Orte sind oder Kulturerbe oder so etwas ausgeschildert ist, spricht man schon mal drüber. So nach dem Motto: ‚Oh, das ist hier.‘, oder ‚wusste ich gar nicht […]‘, aber nicht explizit, dass man über jedes Schild redet.“ (ID-20) O-Ton │ „Schon, dass man da halt nachfragt ‚wart ihr da schon mal, könnt ihr das empfehlen‘. Je nachdem wer natürlich jetzt gerade dabei ist.“ (ID26) Wenige Probanden geben an, dass kein Austausch während der Fahrt stattfindet, generell die Unterrichtungstafeln an einem „vorbeigehen“ und sich weder selbst noch mit anderen Personen damit beschäftigt wird (z. B. ID-04, ID-07, ID-12, ID-13, ID-15, ID-24). Ein Proband gibt an, dass während der Fahrt keine Gespräche stattfinden, aber bei Pausen manchmal das ein oder andere Schild thematisiert wird (ID-22). O-Ton │ „Ähm, dass ich verbal da irgendwie Kontakt aufnehme mit den Mitfahrern, das nicht.“ (ID-15) O-Ton │ „Wie gesagt, wenn wir solche Sachen aufnehmen, dann vertagen wir das eigentlich, oder es wird dann beim Zwischenstopp, oder Mittagessen, irgendwas dergleichen, dass man das mal kurz erwähnt. (ID-22) Spontanes Aufsuchen der abgebildeten PoI Auch wenn bei der Mehrheit verschiedene Verhaltensauswirkungen zu beobachten sind, ist das spontane Abfahren von der Autobahn, d. h. eine impulsive Entscheidung, selten zu finden - und zwar bezogen auf Personen, die dies überhaupt jemals gemacht haben sowie auf die angegebene Häufig‐ keit der spontanen Abfahrten. Die Mehrheit der Befragten gibt an, noch nie spontan ein PoI aufgesucht zu haben. O-Ton-│ „Ich habe eine Art Reiseführer, wo je Autobahn diese braunen Schilder alle erklärt sind, mit den dazugehörigen Sehenswürdigkeiten. Das Ding liegt bei 54 6 Ergebnisdarstellung <?page no="55"?> mir im Auto und genutzt habe ich das, absichtlich und sinnvoll, maximal 2 oder 3 Mal.“ (ID-05) O-Ton-│ „Ja, dies ist bereits mehrmals passiert, z. B. sind wir bei der Wartburg abgefahren und haben sogar spontan eine Übernachtung mehr gemacht als geplant.“ (ID-16) O-Ton │ „Ja, das war tatsächlich bei der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen. Wo ich dann gesagt habe: ‚OK, wir haben noch irgendwo drei Stunden Luftpuffer‘, wie auch immer und dann sind wir da abgefahren und haben uns das angeschaut, ja.“ (ID-26) Als Begründungen für bisher noch keine spontanen Abfahrten werden folgende genannt: Es gibt ein bestimmtes Ziel, das aufgesucht werden soll, so dass die Personen möglichst zügig voran- und ankommen möchten. Dies kann sowohl bei privaten als auch dienstlichen Fahrten der Fall sein (ID-12, ID-13, ID-15, ID-17). Auch die Nicht-Wahrnehmung dieser Schilder und das nicht vorhandene Interesse an Abfahrten von der Autobahnen und/ oder Pausen wurde genannt. O-Ton-│ „Nein, definitiv nicht, weil ich höchstens dann, äh, da hinfahre, wenn es erklärtes Ziel ist. Aber ich würde nicht aufgrund von so einem Hinweisschild rausfahren.“ (ID-12) O-Ton-│ „Also, mh, von der Autobahn jetzt nicht, weil da haben wir immer ein konkretes Ziel und sind so ein bisschen zielgebunden und zeitlich. Und sagen, komm, da wollen wir jetzt hin und machen wir eher weniger Stopps.“ (ID-15) O-Ton-│ „Nein. Ich fahre sehr ungern von Autobahnen ab und mache auch sehr ungern Pause. Deswegen ist das für mich keine Option.“ (ID-29) 6.3.2 Mittelfristiges (Entscheidungs-)Verhalten Mittelfristige Verhaltenswirkungen können das Aufsuchen eines PoI auf der Rückfahrt oder bei einer weiteren späteren Fahrt umfassen. Wie vermutet, wird ein PoI aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel eher im Nachhinein bei der Rückfahrt oder bei weiteren Reisen aufgesucht, d. h. zeitversetzt. O-Ton │ „Ja, Nordhausen, war das wirklich so. Weil es war ein schöner Tag, man hat es, wie gesagt, von der Autobahn her sehen können. Auf der Hinfahrt hatte ich keine Zeit. Auf der Rückfahrt […], da habe ich mich dann wieder erinnert und dann habe ich mich mit Hilfe des Navis tatsächlich dahin navigieren lassen. Zwar 6.3 (Entscheidungs-)Verhalten 55 <?page no="56"?> nur kurz, aber auch besucht, einfach mal um zu schauen. Weil ich es durchaus interessant fand.“ (ID-02) O-Ton │ „Aber so im Nachhinein schon, denke ich, ja. Weil, also, ich habe so eine Liste mit Ausflugsideen, ja, falls man mal auf Besuch ist, dass man nicht wieder bei null anfängt. Ich schreibe mir oft auf, wenn ich etwas gesehen habe, was mich interessiert und ich halt gerade keine Zeit hab und das Wetter nicht so gut ist, dass man sich dann, hm, daraufhin schon ins Auto gesetzt hat und dann noch mal hingefahren ist.“ (ID-03) O-Ton-│ „Also, das hatten wir auch, wenn mein Mann beruflich unterwegs ist. Da haben wir die letzten Herbstferien einfach mal ne Fahrt entlang dieser Route meines Mannes gemacht und sind auf gut Glück abgefahren, aufgrund dieser Schilder.“ (ID-06) O-Ton-│ „Goethe-Manufaktur Oldesleben, müsste es sein. Und da bin ich dann einfach vorbei gefahren, auch aufgrund des Schildes, weil ich dann wusste, wo es ist. Und dann hatte ich mal von einem Nachbarn Schokolade von dort geschenkt bekommen und deswegen wollte ich dort auch mal vorbei fahren.“ (ID-09) 6.3.3 Langfristiges (Entscheidungs-)Verhalten Lebensweg-beeinflussende Auswirkungen, in der wissenschaftlichen Lite‐ ratur auch als „Life Events“ bezeichnet, und Inspirationen zu zukünftigen Reisen der abgebildeten PoI können zu den langfristigen Verhaltenswirkun‐ gen gezählt werden. Lebensweg-beeinflussende Auswirkungen „Life Events“ sind Schlüsselereignisse, die für einen bestimmten Zeitraum zu einer Veränderung des Verhaltens führen (vgl. Huber/ Milne/ Hyde 2017, S. 30). Eine Befragte berichtet von einem Erlebnis mit den Unterrichtungs‐ tafeln, der den Lebensweg ihrer Familie maßgeblich beeinflusst hat. Auf den Weg von Dresden nach Berlin sah sie ein Schild, welches sie dazu inspirierte, im Rahmen einer erneuten Reise nach Berlin einen Tag am See zu verbringen. Hiervon berichtete sie ihren Eltern, die wiederum die Stadt aufgesucht und letztlich ihren Wohnort dorthin verlagert haben. O-Ton-│ „Meinen Eltern. Und es ging dann weiter. Es hat ihnen so gut gefallen, dass sie dann dort ein Restaurant aufgemacht haben, also eröffnet haben. Also, es geht wirklich weiter.“ (ID-04) 56 6 Ergebnisdarstellung <?page no="57"?> (Reise-)Inspiration für die Zukunft Die Schilder inspirierten einige Probanden (Reise-)Ideen für die Zukunft zu schmieden. Sei es das Aufstellen einer „imaginären Liste“ mit PoI (ID-08), die in Zukunft aufgesucht werden sollen, die Idee einer Reiseroute durch Deutschland anhand der Unterrichtungstafeln (ID-08) oder der Wunsch, das „müsste man mal machen“ (ID-14, ID-15, ID-18, ID-24, ID-26, ID-27). Bei letztgenannten Probanden scheint es so zu sein, dass zwar eine Ansprache stattfindet, der Schritt zur Reiseentscheidung jedoch (noch) fehlt. O-Ton-│ „[…], da hab ich so gedacht bei der Fahrt, wenn man mal älter ist, dann kann man doch einfach mal losfahren und so ne Woche anhand der Schilder irgendwas besuchen. Deutschland ist so schön, hat so viel zu bieten […]. Also, das wäre eigentlich mal ne schöne Reiseroute so, ohne Ziel loszufahren, anhand der Schilder.“ (ID-06) O-Ton-│ „Aber es war schon ein paar Mal so, dass ich überlegt hatte, eigentlich müsste man mal. Aber diese Einstellung man müsste mal, das reicht halt noch nicht aus, um eine wirkliche Reiseentscheidung oder so etwas zu treffen. Das ist so die Stufe davor, das regt schon ein bisschen an, aber es motiviert nicht wirklich. Zumindest bei mir war es so.“ (ID-14) 6.3.4 Weitere Auswirkungen auf das (Entscheidungs-)Verhalten Über alle drei Phasen können die Informationssuche, die Weiterempfeh‐ lungsbereitschaft und die Imagebildung zu Verhaltensänderungen führen. Informationsverhalten Während der Großteil der Befragten bisher noch nie Informationen zu den Schildern während oder nach der Fahrt gesucht hat, hat dies bei einigen Befragten bereits (mindestens einmal) stattgefunden. O-Ton-│ „Also, das hinterlässt halt nicht so den bleibenden Eindruck, dass man, wenn man zu Hause angekommen ist, da dann direkt wieder daran denken muss und das Bedürfnis hat, das nachzuschlagen. Also, ne.“ (ID-11) Die Informationen werden primär mit dem Smartphone, Tablet oder Laptop im Internet (u. a. bei Google und Wikipedia) gesucht, aber auch über Navi‐ 6.3 (Entscheidungs-)Verhalten 57 <?page no="58"?> gationsgeräte und Tourismus-Organisationen auf Landes- oder Ortsebene angefragt. O-Ton │ „Ich hatte mir dann auch, vor der Reise auch Prospekte vom Land Niedersachen bestellt.“ (ID-06) O-Ton │ „Das war bei der Wartburg, auf dem Weg nach Weimar. Da haben wir tatsächlich, weil wir ein paar Infos zur Wartburg wollten, die wir nicht vorrätig hatten, hat sie tatsächlich gegoogelt. Das konnte sie aber nur als Beifahrer machen.“ (ID-12) O-Ton │ „Das kam schon mal vor. Dass ich mir dann nochmal in Erinnerung gerufen habe, wo ich hergefahren bin und dann habe ich mir quasi schon, als ich beim Schild vorbeigefahren bin, gedacht: ‚Ach, das kannst du dir ja nochmal bei Wikipedia durchlesen.‘ So aus eigenem Interesse über die Region.“ (ID-29) Weiterempfehlung Während ein Austausch mit anderen Mitfahrern bei relativ vielen Proban‐ den zu verzeichnen ist, findet eine Weiterempfehlung der auf den Unterrich‐ tungstafeln dargestellten Sehenswürdigkeiten, Städte und/ oder Landschaf‐ ten nach der Fahrt so gut wie nicht statt. Nur einige wenige Befragte gaben an, dass sie Empfehlungen aufgrund der Schilder gegeben haben (ID-04, ID-09, ID-24, ID-26 und ID-27) und zwar ihren Eltern, Freunden oder Kollegen. Nur zwei Befragte haben bereits entsprechende Empfehlungen von anderen Personen erhalten (ID-01, ID-27). Imagewirkungen Die meisten Befragten geben an, dass ihrer Meinung nach die Unterrich‐ tungstafeln, die Landschaften abbilden bzw. teilweise auch als Begrüßungs‐ hinweis für die Region genutzt werden, wie z. B. Franken, Harz, Lüneburger Heide, Rhön, keine Wirkungen bzgl. eines Destinationsimages haben. Einige Probanden kennen diese Landschaftsschilder gar nicht oder berichten, dass sie bei ihnen nichts auslösen, wieder andere haben keine derartigen Schilder in Erinnerungen oder können sich nicht an die dargestellten Inhalte und/ oder Grafiken erinnern. Vielfach wird angegeben, dass durch diese Schilder kein neues Wissen über eine Region vermittelt wird und keine Veränderung der persönlichen Wahrnehmung des Destinationsimages bewirkt wird. 58 6 Ergebnisdarstellung <?page no="59"?> O-Ton │ „Also, bewusst wahrgenommen, dass es mich beeinflusst, habe ich jetzt noch nicht. Klar, die Schilder sehe ich auch, die lese ich mir auch kurz durch. Aber im Prinzip, wenn ich irgendwo hinfahre, weiß ich ja ungefähr, in welcher Region ich fahre oder was ich durchfahre. Also sind die Schilder für mich eigentlich irrelevant.“ (ID-09) O-Ton-│ „Nein, ich lerne hier gerade, dass es das überhaupt gibt.“ (ID-12) O-Ton │ „Also ich freue mich immer ein bisschen, wenn ich an diesen Schildern, was heißt ich freue mich, ist eine nette Abwechslung, wenn man die mal so ein bisschen sieht. Ob es jetzt das Image dadurch verbessert, von meiner Seite aus glaub ich nicht.“ (ID-23) Nur wenige Probanden geben explizit an, dass die Schilder aus ihrer Sicht eine Imagewirkung haben. Daneben sind einige Zustimmungen zu verzeich‐ nen, die jedoch undifferenziert sind, d. h., dass zwar eine Zustimmung gegeben wird, aber keine weiteren Hinweise („hat sicherlich Wirkung/ denke schon“, ID-06, ID-20, ID-21, ID-24, ID-25, ID-26, ID-27, ID-28). O-Ton-│ „Ich denke schon, wenn man sich das dann angeguckt hat, macht man sich ja dann auch ein Bild ‚es war ok, es war nicht ok‘, je nachdem, ich denke schon, dass das zur Imagebildung beiträgt.“ (ID-27) Spezifischere Aussagen beziehen sich auf die mehrmals angesprochenen Themen Heimatgefühl, geographische Orientierung in Deutschland und Bildungszwecke. Letzteres umfasst sowohl neues Wissen für sich selbst und/ oder die Familie als auch das Auffrischung des eigenen Wissens. O-Ton │ „Ich komme ja aus der Lüneburger Heide. Daher, wenn ich an dem Schild vorbeifahre, ist es direkt so ein Heimatgefühl. Also, dann denke ich direkt, ah ja, fast zu Hause. Und, ähnlich ist es auch, wenn ich in den Harz fahre. […] Und da fühle ich mich, ach hier fast da, schön, Berge. Also, da fühle ich mich direkt so ein bisschen wohl.“ (ID-11) O-Ton │ „Aber schon das Gefühl, jetzt bist du dort, das schon. Ich sage mal, wenn man einfach nur auf der Autobahn fährt, dann nimmt man zwar die Städte wahr, aber man denkt vielleicht nicht, ach jetzt bin ich im Harz. Also, so hat das schon eine Placement-Wirkung, mh, aber ansonsten keine direkte Assoziation.“ (ID-15) O-Ton-│ „Bei der Ansicht kommen bestimmte Aspekte, die ich mit einer Region verbinde, in Erinnerung, z. B. Greifvögel, Hirsch und Hexe bei Harz. Oder Erika, Heidschnucke und Schafe bei Lüneburger Heide. Auch wenn sie nicht alle auf den Schildern stehen.“ (ID-16) 6.3 (Entscheidungs-)Verhalten 59 <?page no="60"?> 6.4 Wünsche für die Zukunft Zunächst fällt auf, dass die Probanden über die Zukunft der Unterrichtungs‐ tafeln geteilter Meinung sind. Während einige wenige Probanden die Unter‐ richtungstafeln abschaffen würden, da sie im aktuellen Design nicht auf sie wirken oder die auf ihnen dargestellten Informationen anders beschaffbar wären (ID-12, ID-14, ID-22), wünschen sich ebenso einige wenige Befragte, dass die Beschilderung zahlenmäßig ausgebaut wird (ID-03, ID-08, ID-28). Es gibt auch Probanden, die die Beschilderung mit Blick auf Gestaltung und Anzahl beim Status Quo belassen möchten (ID-10, ID-16, ID-21, ID-25, ID-27). Darüber hinaus werden einige konkrete Wünsche formuliert, die vor allem die Gestaltung der Schilder betreffen. • Ausweisung von nur nützlichen Informationen • Überarbeitung des Designs (z. B. andere Farbe, auffälligere Gestaltung, individuellere Gestaltung) • Ausweisung der Entfernung (km-Angabe) und der Abfahrt (mehrmals) sowie der Öffnungszeiten (einmal) • zweisprachige Schilder (deutsch und englisch) O-Ton │ „Also, da wäre es bestimmt möglich mehr Informationen so unter‐ zubringen, dass der Autofahrer auch eine tatsächliche Handlungsempfehlung bekommt.“ (ID-07) O-Ton │ „Also es gibt den Hinweis, aha, du musst jetzt irgendwo auf der nächsten Abfahrt runter, aber konkret, dann kommen die kleinen braunen Hinweisschilder, die einen dann durch Lande leiten, das ist schon korrekt, aber weiß ich nicht, ob man da vielleicht noch ein Zusatzschild drunter montieren könnte.“ (ID-18) Aber auch eine bessere Platzierung der Schilder, eine Beschränkung auf Freizeiteinrichtungen und eine Ehrlichkeit der aufstellenden Einrichtungen („nicht übertreiben“) werden sich gewünscht. O-Ton │ „Ich würde mir fast eher wünschen, dass es mehr von diesen Tafeln gibt, aber sie auf jeden Fall der Wahrheit entsprechen sollten. Dass man sich dann wirklich darauf verlassen kann, was dahinter steckt. Und ich finde Salzgitter ist doch eine der hässlichsten Städte, die ich kenne und da dann jetzt so eine Wakeboardanlage abzubilden und sich als Freizeitstadt mit Palmen zu brüsten, ist dann finde ich nicht so angebracht. Wenn man das dann wirklich ansteuern sollte ist man einfach nur enttäuscht als Nutzer, Verbraucher, Konsument.“ (ID-28) 60 6 Ergebnisdarstellung <?page no="61"?> Die Ergebnisse der Leitfadeninterviews werden in →-Kapitel-9 und →-Ka‐ pitel 10 auf die aufgestellten Forschungsfragen hin ausgewertet und zusam‐ men mit den nachfolgend dargestellten Ergebnissen der Erinnerungstests und Online-Befragung diskutiert. 6.4 Wünsche für die Zukunft 61 <?page no="63"?> Teil C │ Ergebnisse der Erinnerungstests von Sven Groß und Georg Felser <?page no="65"?> 9 Dieses Kapitel beruht auf einem Beitrag von Groß/ Felser 2020, S. 7-37 aus der Zeitschrift für Tourismuswissenchaft (Zf TW). Herzlichen Dank an den Verlag de Gruyter für die Abdruckgenehmigung. 7 Erinnerungstests 9 Ziel ist zu untersuchen, ob und wie die deutschen Nutzer der deutschen Autobahnen die touristischen Unterrichtungstafeln wahrnehmen und insbe‐ sondere ob sie Aufmerksamkeit erlangen und sich an diese erinnern können (freies („recall“) und insbesondere gestütztes Erinnern, d. h. Wiedererken‐ nen von touristischen Unterrichtungstafeln). Zum anderen soll überprüft werden, ob ein gezielter Erinnerungstest auch für Untersuchungen in der Tourismus- und Verkehrsforschung eingesetzt werden kann, d. h. ob hiermit beispielsweise brauchbare Ergebnisse erzielt werden können, um u. a. die Relevanz, den Kosten-Nutzen-Aufwand und Verhaltenssteuerung von einer touristischen Beschilderung, Information, Werbung und anderen Kommunikationsinstrumenten eruieren zu können. Um diese Zielsetzung zu erreichen, werden folgende Forschungsfragen und eine Hypothese aufgestellt. In der Regel beginnt eine Fahrt mit dem MIV mit einem konkreten Ziel, das in einem vorgesehenen Zeitrahmen erreicht werden soll. Wenn auf dem Weg dorthin mit Hilfe einer touristischen Unterrichtungstafel auf eine Sehenswürdigkeit, Stadt usw. hingewiesen wird, liegt die Annahme nahe, dass die wenigsten Personen anhalten, da nur wenige Personen nach dem Motto losfahren: „Wann und wo ich ankomme ist egal - ich schaue einfach das an, was auf meinem Weg liegt.“ Die Unterrichtungs‐ tafeln führen eher zur Erkenntnis, dass man auch einmal zu einem der auf ihnen beworbenen PoI hin kann. Dementsprechend kann davon ausgehen werden, dass die touristischen Unterrichtungstafeln wenig bis keinen Einfluss auf das aktuelle Verhalten, sondern eher auf das zukünftige Verhalten haben. Dafür müssen die Unterrichtungstafeln jedoch in Erinnerung bleiben. Es wird daher der Frage nachgegangen, ob sich Autofahrer an die Schilder und darauf abgebildete Sehenswürdigkeiten erinnern können. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, ob Personen, die häufiger an einer touristischen Unterrichtungstafel vorbeifahren, sich sicherer bei der Bewertung ihrer Erinnerungsleistung fühlen. In diesem Zusammenhang wird folgende Hypothese (H1) aufgestellt: Je häufiger eine Person an einer <?page no="66"?> 10 Im Unterschied zu den direkten Tests werden Befragte beim indirekten Test nicht aufgefordert, sich zu erinnern. Vielmehr werden sie mit einer Aufgabe konfrontiert, bei der sie die encodierte Information in irgendeiner Weise nutzen können, ohne dass nach dieser direkt gefragt würde. So könnte man Probanden bitten, eine Menge von Anagrammen zu lösen. Wenn nun Harzreisende das Anagramm NEKBROC häufiger oder schneller lösen als Gäste der Ostseeküste, kann darauf geschlossen werden, dass ihnen der Brocken mental präsenter war als der Vergleichsgruppe. Dass hierbei das Gedächtnis genutzt wird, touristischen Unterrichtungstafel vorbeifährt, desto sicherer fühlt sie sich bei der Bewertung ihrer Erinnerungsleistung. Erinnerungstests sind in der Marktforschung und dort insbesondere in der Forschung zur Werbewirkung und Produktinformation weit verbreitet (vgl. 2023, S.-96ff.; Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S.-454ff.) „Dies liegt zum einen an der einfachen und schnellen Planung, Durchführung und Auswertung von Erinnerungstests. Zum anderen fußen Erinnerungstests auf der Überlegung, dass die Bekanntheit („awareness“) einer Marke oder eines Produkts eine Voraussetzung für den Werbeerfolg ist.“ (Singh/ Göritz/ Moser 2015, S. 165) Aber auch in der touristischen (Markt-)Forschung finden sich Anwendungsbeispiele, wie z.-B. bei MacKay/ Smith 2006, S.-7ff. und Smith/ MacKay 2001, S.-261ff. Es werden direkte und indirekte Methoden zur Erinnerungsmessung unter‐ schieden, wobei für erstere wiederum zwei Gruppen von Verfahren bekannt sind: Rekognitionstests (auch Wiedererkennen) und Reproduktionstests (frei und unterstützte Reproduktion). Rekognitionstests untersuchen bspw., ob ein Befragter eine Werbung bei einer erneuten Präsentation wiedererkennt. Es ist bei der Durchführung und Auswertung von Rekognitionstests zu beachten, dass die Erinnerungsleistung leicht überschätzt werden kann, wenn die unter‐ suchte Person immer mit „ja, habe ich wiedererkannt“ antwortet (vgl. Felser 2023, S. 643ff.; Singh et al. 2015, S. 165). Daher sehen die Probanden bei sog. kontrollierten Rekognitionstests sowohl Vorlagen, die sie kennen (können) und einige Vorlagen, die sie nicht kennen, sog. Distraktoren. Dies ermöglicht es im Gegensatz zu unkontrollierten Rekognitionstests, das Raten zu kontrollieren (vgl. Felser 2023, S.-644; Singh & Cole, 1985, S.-52). In der vorliegenden Untersuchung wurde zunächst mit den Probanden ein Leitfadeninterview gemacht (→ siehe Teil B), in dem es u. a. um die gene‐ relle Wahrnehmung und ungestützte Erinnerung (freie Reproduktion) von touristischen Unterrichtungstafeln ging. Nach Beendigung des Interviews wurde ein Rekognitionstest durchgeführt, in dem es um • das episodische Gedächtnis (im Langzeitgedächtnis) und • das explizite Erinnern (und nicht implizite Erinnern 10 ). 66 7 Erinnerungstests <?page no="67"?> muss den Betreffenden dabei gar nicht bewusst sein - genauso wenig wie jedem die Regeln der Grammatik bewusst sind, wenn sie genutzt werden. Daher wird hier auch nur „erschlossen“, dass die Information noch im Gedächtnis vorhanden sein muss - und aus diesem Grund spricht man von „implizitem“ Gedächtnis (vgl. Felser 2023, S.-112ff.). 11 Messungen 24 h nach der Sendung haben den Vorteil, dass wirklich das Langzeitge‐ dächtnis überprüft wird. Die Gültigkeit wird aber in Zweifel gezogen, v. a. die Güte von Recallmessungen (v. a. Reliabilität und Validität) - Pro- und Contra-Meinungen (vgl. Kroeber-Riel & Gröppel-Klein 2013, S.-454f. und dort angegebene Quellen). 12 Die Vorlagen wurden seitens der für den Straßenverkehr zuständigen obersten Län‐ derbehörden (Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr sowie geht. In Anlehnung an die drei Phasen des Gedächtnisprozesses (vgl. Engel‐ kamp 2017, S. 114ff.; Wentura/ Frings 2013, S. 102, siehe auch oben → Ka‐ pitel 2: Definitorische und theoretische Grundlagen) werden auch für die vorliegende Untersuchung drei Phasen unterstellt: 1. Lern-/ Encodierungsphase: Hier werden in der Gedächtnispsychologie Wörter, Bilder o.ä. ausgeteilt und die Probanden aufgefordert, sich diese zu merken. In der Werbewir‐ kungsforschung ist diese Lehrphase beispielsweise mit dem Ansehen eines TV-Werbespots gleichzusetzen. Im durchgeführten Test wurde die Lernphase mit der Anreise nach Wernigerode gleichgesetzt. Während dieser Anreise konnten die Probanden Schilder wahrnehmen und im Gedächtnis abspeichern. 2. Behaltens-/ Retentionsphase: Zeit zwischen Autofahrt und Erinnerungstest. In der Werbewirkungsforschung - insbesondere für den Test von TV-Werbung - sind (trotz gravierender Validitätsprobleme) Recallmes‐ sungen weit verbreitet, die 24 h 11 nach der Darbietung der Werbung erfolgen (vgl. Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S. 454). Bei den eigens durchgeführten Erinnerungstests haben die Probanden unterschiedli‐ che Retentionsphasen, da sowohl Touristen (klassische Urlauber und VFR-Reisende, d. h. Bekannten- und Verwandtenbesuche) als auch Personen einbezogen wurden, die täglich, wöchentlich oder mehrmals im Semester nach Wernigerode fahren (Studierende und Dozierende). 3. Abruf-/ Testphase: Nach einem Leitfadeninterview wurde ein kontrollierter Wiedererken‐ nungstest (auch „Yes-No-Ansatz“) angewandt. Dabei wurden den Pro‐ banden laminierte Vorlagen von Unterrichtungstafeln 12 ihrer Anreise‐ 7 Erinnerungstests 67 <?page no="68"?> Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt, Referat Verkehrswesen (Obere Straßenver‐ kehrsbehörde)) zur Verfügung gestellt. strecke (A7 und A 36) vorgelegt - und zwar sowohl gefälschte als auch reale Schilder (→ Abbildung 6). Hierüber wurden sie bei der Einleitung auch aufgeklärt. Die Probanden hatten zu entscheiden, ob sie sich an diese Schilder erinnern können („Ja, ich kann mich erinnern“, Y) oder nicht („Nein, ich kann mich nicht erinnern“, N) (vgl. Tashchian/ White/ Sukgoo 1988, S. 397). Die Forscher können bei dieser Art des Erinne‐ rungstests prinzipiell jedes beliebige Verhältnis von echten und falschen Anzeigen wählen, aber Ogilvie/ Creelman (1968) empfehlen eine gleiche Anzahl von echten und Distraktor-Anzeigen, um die zuverlässigsten Daten zu bekommen. Da die für den Straßenverkehr zuständigen obers‐ ten Länderbehörden unterschiedliche Qualität der Fotos zur Verfügung gestellt haben, sind die Karten in verschiedener Qualität. Die Probanden wurden zu Beginn des Erinnerungstests darauf hingewiesen, dass die Qualität keinen Einfluss darauf hat, ob die Schilder auf ihrer Strecke zu sehen sein konnten oder nicht. Abbildung 6: Kartenvorlage für den Erinnerungstest | Quelle: Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt 2019 Je nach Anreisestrecke wurden ihnen unterschiedliche DIN-A5-Karten mit den entsprechenden Hinweisschildern vorgelegt, und sie sollten sich an möglichst viele Schilder erinnern (→ Tabelle 5). Hierbei wurden jeweils doppelt so viele Karten mit Schildern vorgelegt (sowohl Vorlagen, die sie 68 7 Erinnerungstests <?page no="69"?> kennen (können), als auch Vorlagen, die sie mit Sicherheit nicht kennen, d.-h. Distraktoren), wie es tatsächlich auf der entsprechenden Strecke gab. In nachfolgender Tabelle sind die Anzahl der vorgelegten Unterrichtungstafeln für die hauptsächlichen Anreisestrecken ausgewiesen. Wie sich herausgestellt hat, sind einige Probanden nicht nur auf den Hauptstrecken gefahren, so dass auch hiervon eine abweichende Anzahl an Karten vorgelegt wurde. Insgesamt wurden 50 Karten mit touristischen Unterrichtungstafeln vorbereitet. Als Distraktoren wurden sowohl Unterrichtungstafeln verwendet, die nicht im Harz gelegen sind, als auch Unterrichtungstafeln, die es auch im Harz gibt, aber nicht auf der von dem Probanden gefahrenen Strecke. Es wurde darauf geachtet, dass die Probanden aus beiden Gruppen Schilder vorgelegt bekamen. Fahrtrichtung tatsächlich zu sehende Schilder Distraktoren (= falsche Schilder) Gesamt (vorgelegte Schilder) einbezogene Anreisezeit aus Braunschweig, Wolfsburg, Wol‐ fenbüttel über A 36 kommend (Nord-Westen) 9 9 18 von A 2 über A 392 & A 36 zur In‐ nenstadt ca. 50 Min./ 69 km aus Berlin, Dres‐ den, Leipzig, Mag‐ deburg über A 36 kommend (Osten) 12-13 (je nach Autobahn‐ abfahrt) 12-13 24-26 von A 14 über A 36 zur Innenstadt ca. 50 Min./ 71 km aus Frankfurt, Kassel, Göttingen über A 7 kommend (Nord-Westen) 8 8 16 von A 7 (20-km vor Abfahrt) über B 82, B 6, A 369 und A 36 zur In‐ nenstadt ca. 50 Min./ 70 km aus Hamburg, Hannover über A 7 kommend (Süd-Westen) 6 6 12 von A 7 (20-km vor Abfahrt) über B 82, B 6, A 369 und A 36 zur In‐ nenstadt ca. 50 Min./ 70 km Tabelle 5: Anzahl der vorgelegten Unterrichtungstafeln je nach Anfahrtsstrecke | Quelle: eigene Darstellung, auf Basis der Informationen der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr 2019, Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt 2019 7 Erinnerungstests 69 <?page no="70"?> Für die Interviews und Erinnerungstest wurden, wie bereits im Teil B beschrieben, verschiedene Erhebungsorte genutzt: Zwei Beherbergungsbe‐ triebe („Hotel Zur Post“ und „Hasseröder Ferienpark“), Räumlichkeiten einer Hochschule und Privaträume. Auch die weiteren im Teil B getroffenen Aussagen bzgl. der Probanden und Auswahlkriterien sowie eines Pretests und des Erhebungszeitraum gelten für die Erinnergstest gleichermaßen. 7.1 Ergebnisdarstellung Nahezu alle Probanden nehmen die touristischen Unterrichtungstafeln auf den deutschen Autobahnen wahr - nur fünf Probanden sagen explizit nein, selten oder eher nein. Im Leitfadeninterview wurden die Teilnehmer gebeten, Beispiele für Unterrichtungstafeln (freies Erinnern; unabhängig von der speziellen Anreisestrecke nach Wernigerode) zu nennen. Auch hier können nahezu alle Probanden Beispiele nennen. Interessant ist, dass auch einige Probanden, die angeben, die Schilder selten bzw. eher nicht wahrzu‐ nehmen, Beispiele nennen. Andersherum können aber auch zwei Probanden keine Beispiele nennen, obwohl sie angeben, die Schilder wahrzunehmen (→-Tabelle-6). In einem Rekognitionstest gibt es zwei Formen richtiger Antworten: Der korrekt wiedererkannte Reiz („Treffer“) und die korrekte Zurückweisung eines Distraktors (vgl. Gerrig 2018, S. 133f.). Dementsprechend geben die in der folgenden Tabelle enthaltenen richtigen Angaben (als Summe aus den „Treffern“ und den „korrekten Zurückweisungen“), erste Hinweise auf die Erinnerungsleistung der Probanden. Es zeigt sich, dass die meisten Proban‐ den mehr als 50 % korrekte Angaben tätigen - lediglich zwei Probanden erkennen weniger als die Hälfte richtig. Es zeigt sich zudem, dass bei der Gruppe der Pendler im Durchschnitt etwas höhere richtige Angaben zu verzeichnen sind (71,08% zu 65,97%). Gruppe richtige Angaben („recall“) Gruppe richtige Angaben („recall“) Pendler 91,66% Tourist 87,50% Pendler 75,00% Tourist 75,00% Pendler 8,33% Tourist 50,00% Pendler 81,25% Tourist 55,56% 70 7 Erinnerungstests <?page no="71"?> Pendler 79,16% Tourist 55,56% Pendler 71,43% Tourist 44,40% Pendler 66,66% Tourist 68,75% Pendler 68,75% Tourist 61,10% Pendler 81,25% Tourist 100% Pendler 75,00% Tourist 56,30% Pendler 71,43% Tourist 62,50% Pendler 66,66% Tourist 75,00% Pendler 87,50% Gesamt 65,97% Gesamt 71,08% - - Anmerkung: Die richtigen Angaben summieren die korrekt wiedererkannten Schilder („Treffer“) und die korrekte Zurückweisung eines Distraktors. Tabelle 6: Erste Ergebnisse aus den Erinnerungstests | Quelle: eigene Erhebung Es sind immer zwei Fehler denkbar: Entweder ein Reiz, der zuvor nicht prä‐ sentiert wurde, wird fälschlicherweise „wiedererkannt“ („falscher Alarm“), oder ein tatsächlich präsentierter wird nicht gesehen (Auslassungsfehler). Ein Ergebnis aus dem Rekognitionstest ist nur aussagekräftig, wenn es diese verschiedenen Ereignisse berücksichtigt. Dies leistet bspw. der sog. d‘-Wert. Hierzu werden die falschen Alarme von den Treffern abgezogen. Auf diese Weise betont das Maß eine Diskriminationsleistung, nämlich die Fähigkeit, gesehene bzw. bekannte von neuen, unbekannten Unterrichtungstafeln zu unterscheiden. Wenn sowohl Treffer als auch falsche Alarme als Anteils‐ werte berechnet werden, dann nimmt d‘ den Wert 1 (bzw. 100 %) an, wenn alle Tafeln wiedererkannt wurden, gleichzeitig aber auch keine neue Tafel als bekannt eingeschätzt wurde. Wenn d‘ den Wert Null annimmt, dann haben Probanden genauso viele Treffer wie falsche Alarme erzielt. Ein solches Ergebnis wäre nicht besser als bloßes Raten: Wenn die Probanden nur aufs Geratewohl und ohne echte Erinnerung zwischen gesehenen und nicht gesehenen Tafeln unterscheiden, wäre ein d‘ von Null der Erwar‐ tungswert. Ebenso wäre d‘ gleich Null, wenn den Probanden alle Tafeln bekannt vorkommen, unabhängig ob sie tatsächlich präsentiert wurden oder nicht. Bei diesem Antwortverhalten würde eine Trefferquote von 100 % 7.1 Ergebnisdarstellung 71 <?page no="72"?> herauskommen, die aber offensichtlich keine Aussagekraft besäße. Diese Überlegung unterstreicht noch einmal die Notwendigkeit, die unterschied‐ lichen Ergebnismuster in ein Maß zu integrieren (vgl. Felser 2023, S. 643f.; Müsseler 2017, S. 36f.; Beispiele in der Werbewirkungsforschung z. B. Duke 1995, S. 29; Tashchhian et al. 1988, S. 398). Um die vorgenannten Überle‐ gungen in der Auswertung zu berücksichtigen, werden die Ergebnisse des Rekognitionstests in einer 2x2-Feldermatrix zusammengefasst dargestellt und die entsprechenden Werte berechnet (→ Tabelle 7). Es zeigt sich auch hier, dass die Pendler sowohl bei der Trefferrate als auch bei der korrekten Zurückweisung höhere Werte aufweisen als Touristen. Während bei den „falschen Alarmen“ so gut wie keine Unterschiede festzustellen sind, fallen v.-a. die Unterschiede bei den Auslassungsfehlern auf (57,77% zu 40,78%). Pendler Touristen Ant‐ wort - Signal rea‐ les Schild (r) Signal fal‐ sches Schild (f) Ant‐ wort - Signal reales Schild (r) Signal fal‐ sches Schild (f) Ja (Y) Trefferrate: 59,22% (Y/ r) „falscher Alarm“: 9,51% (Y/ f) Ja (Y) Treffer‐ rate: 42,23% (Y/ r) „falscher Alarm“: 10,65 (Y/ f) - - - - - - No (N) Auslas‐ sungsfeh‐ ler: 40,78% (N/ r) korrekte Zu‐ rückwei‐ sung: 90,49% (N/ f) No (N) Auslas‐ sungsfeh‐ ler: 57,77% (N/ r) korrekte Zurück‐ weisung: 89,35% (N/ f) Tabelle 7: Darstellung bei Ja-Nein-Rekognitionstests | Quelle: eigene Darstellung, in Anleh‐ nung an Tashchhian et al. 1988, S.-398 Letztlich zeigt sich wiederum bei den d‘-Werten, dass bei den Pendlern eine bessere Erinnerungsleistung als bei den Touristen zu beobachten ist (→ Tabelle 8). Es gibt auch bei den Touristen hohe bis sehr hohe d‘-Werte, die Streuung ist jedoch größer. Zudem kann auch ein negativer d‘-Wert festgestellt werden. Wenn d‘ einen negativen Wert annimmt, hat der Pro‐ band mehr falsche Alarme geschlagen als Treffer erzielt. Im vorliegenden Fall ist d‘ mit -11,11% nur unwesentlich kleiner als Null (dieser Wert kann in der vorliegenden Untersuchung bereits entstehen, wenn die Zahl der 72 7 Erinnerungstests <?page no="73"?> 13 Die Berechnung der „hit-rate“ erfolgt wie folgt: (P (Y/ r) = Treffer / (Treffer + Auslas‐ sungsfehler). 14 Die Berechnung der „false-rate“ erfolgt wie folgt: (P (Y/ f) = „falscher Alarm“ / („falscher Alarm“ + korrekte Zurückweisung). falschen Alarme nur um einen höher ist als die der Treffer). Eine negatives d, das sich deutlich von Null unterscheidet, ist eher unwahrscheinlich und wenn es vorkommt sicherlich erklärungsbedürftig. Es könnte z. B. entstehen, wenn Probanden die Instruktion nicht richtig verstehen und gezielt bei unbekannten Tafeln die Rückmeldung „bekannt“ geben. Gruppe hit-rate 13 false-rate 14 d‘-Wert Gruppe hit-rate false-rate d‘-Wert Pendler 83,30% 0% 83,30% Tourist 100% 25,00% 75,00% Pendler 58,33% 8,33% 50% Tourist 50,00% 0% 50,00% Pendler - - - Tourist 0% 0% 0% Pendler 62,50% 0% 62,50% Tourist 33,33% 22,22% 11,11% Pendler 83,33% 60,00% 23,33% Tourist 11,11% 0% 11,11% Pendler 42,86% 0% 42,86% Tourist 22,22% 33,33% -11,11% Pendler 50,00% 16,60% 33,40% Tourist 37,50% 0% 37,50% Pendler 37,50% 0% 37,50% Tourist 22,22% 0% 22,22% Pendler 75,00% 12,50% 62,50% Tourist 100% 0% 100% Pendler 50,00% 0% 50,00% Tourist 25,00% 12,50% 12,50% Pendler 42,86% 0% 42,86% Tourist 42,85% 22,22% 20,63% Pendler 50,00% 16,60% 33,40% Tourist 62,50% 12,50% 50,00% Pendler 75,00% 0% 75,00% - - - - Gesamt 59,22% 9,51% 49,72% - 42,23% 10,65% 31,58% Tabelle 8: Treffer- und Falschalarmrate sowie d‘-Wert | Quelle: eigene Erhebung (Streuung von 4 bis 24 Schilder beim Erinnerungstest) 7.1 Ergebnisdarstellung 73 <?page no="74"?> 7.2 Auswertung der Hypothese Wie zuvor geschrieben, sollte auch getestet werden, ob die Pendler, die häufiger an den touristischen Unterrichtungstafeln vorbeikommen, sich sicherer beim Rekognitionstest fühlen. Die Unterschiede zwischen Touristen und Pendlern sind gering (→ Tabelle 9), so dass auch ein t-Test keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Gruppenzugehörigkeit und der Bewertung der Auswahlsicherheit ergibt (t(22)=.447, n.s.). Interessant ist jedoch, dass sich die Touristen etwas sicherer gefühlt haben, auch wenn die „richtigen Angaben“ und die d-Werte „eine andere Sprache sprechen“. Deskriptiv korrelieren die d‘-Werte mit der subjektiven Sicherheit sogar leicht negativ (r = - ,267), wobei allerdings bei einem n von 24 dieser Wert nicht signifikant wird. Sicherlich kann aber resümiert werden, dass die subjektive Treffsicherheit nicht mit einer objektiv höheren Genauigkeit der Erinnerung einhergeht. Gruppe Mittelwert Standardabweichung Touristen (Urlauber und VFR-Reisende) (n = 12) 2,67 1,07 Pendler (Studierende/ Dozierende) (n = 12) 2,83 0,71 Skala: 1 = sehr sicher, 2 = sicher, 3 = teils/ teils, 4 = weniger sicher, 5 = sicher Tabelle 9: Wie hoch schätzen Sie die Sicherheit Ihrer Auswahl bei den Unterrichtungstafeln ein? | Quelle: eigene Erhebung 74 7 Erinnerungstests <?page no="75"?> 8 Fazit zu den Erinnerungstests Es kann festgehalten werden, dass bei fast allen Probanden eine freie („recall“, allgemeiner Natur) und gestützte Erinnerungsleistung (bezogen auf Anreisestrecke) beobachtbar ist. Die Teilnehmer können also gesehene von neuen Schildern unterscheiden, so dass die Fähigkeit zu diskriminieren gegeben ist. Diese variiert jedoch bei den einzelnen Probanden: Es gibt Personen, die sich nicht bzw. kaum erinnern können und Personen, die sich stärker erinnern können und sogar von sich selbst behaupten, dass sie ein „fotografisches Gedächtnis“ haben. Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist, dass die Probanden ihre Erinnerungsleistungen mit „sicher“ bis „teilweise sicher“ einschätzen. Wichtig zu erwähnen ist auch, dass aus Sicht der Autoren Erinnerungstests für Forschungszwecke im Tourismus und Verkehr einsetzbar sind und belastbare Ergebnisse liefern. Bis auf eine Probandin sahen sich alle Probanden in der Lage den Erinnerungstest durchzuführen. Diese Probanden haben sich erkennbar ernsthaft mit den ihnen vorgelegten Schildern auseinandergesetzt und ihre Entscheidungen getroffen. <?page no="77"?> Teil D │ Ergebnisse der Online-Befragung von Sven Groß und Christian Reinboth <?page no="79"?> 9 Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Online-Befragung Im Folgenden werden zunächst die methodischen Grundlagen der durch‐ geführten Online-Befragungen dargestellt. Auf diesen aufbauend werden anschließend ausgewählte Ergebnisse der zwei Untersuchungen präsen‐ tiert. 9.1 Grundgesamtheit, Stichprobenziehung und Quotierungsmerkmale Zur Grundgesamtheit zählen deutschsprachige, in Privathaushalten le‐ bende Internetnutzer zwischen 18 und 75 Jahren, die einen Pkw und/ oder ein Motorrad und/ oder ein Wohnmobil regelmäßig oder gelegentlich privat verwenden oder in diesen Beifahrer sind und die in den letzten zwölf Monaten auf Autobahnen in Deutschland bzw. Österreich unterwegs waren. Laut Onlinestudie von ARD und ZDF verfügten 63,3 Mio. Deutsche (76,5%) im Jahr 2018 über einen eigenen Internetzugang, rund 53,2 Mio. Deutsche nutzten das Internet täglich (vgl. Frees/ Koch 2018, S. 398f.). Laut Statistischem Bundesamt gab es im Jahr 2018 in Deutschland 41,37 Millionen private Haushalte (vgl. Destatis 2019, S. 49) - und nach dem Standardwerk „Verkehr in Zahlen“ verfügten 78,4% aller Haushalte im Jahr 2017 über einen Pkw (vgl. BMVI 2018, S.-297). Laut Statistik Austria nutzten 95 % der Österreicher im Jahr 2023 das Internet (bezogen auf Wohnhaushalte, in denen mindestens ein Haushalts‐ mitglied im Alter von 16 bis 74 Jahren lebt), rund 96,1% davon nutzten das Internet täglich (vgl. Gadringer et al. 2023, S. 72). Es gab im Jahr 2022 in Österreich 4,07 Millionen private Haushalte (vgl. Statistik Austria 2023b) und 77 % aller Haushalte verfügten im Jahr 2020 über einen Pkw (vgl. Statistik Austria 2022a, S.-46). Die Stichprobe ist - unter den nachfolgend beschriebenen Einschränkun‐ gen einer quotierten Online-Stichprobe - repräsentativ (Konfidenzniveau: <?page no="80"?> 15 Für die Untersuchung in Österreich standen weniger finanzielle Mittel zur Verfügung, so dass mit einer leicht höheren Fehlerspanne bei der Stichprobe gearbeitet werden musste. 95 %, Fehlerspanne: 3 % in Deutschland bzw. 4 % in Österreich 15 ) für die Grundgesamtheit der deutschen bzw. österreichischen Internetnutzer, denen ein Pkw im Haushalt zur Verfügung steht (n = 1.100 (D) und n = 613 (A)). Als Merkmale für die Konstruktion der Stichprobe wurden das Alter, das Geschlecht sowie die Herkunft (nach Nielsen-Regionen in Deutschland und nach Bundesländern in Österreich) verwendet. Datenbasis war dabei in Deutschland zum einem die Studie „Mobilität in Deutschland“ (Alter und Geschlecht) sowie zum anderen dem Panelbetreiber „best4planning“ vorliegende Daten (Herkunft) (→-Tabelle-10). Merkmal Merkmal Herkunft Soll Ist Alter Soll Ist Nielsen 1 16,0% 15,5% 18-29 Jahre 17,9% 17,7% Nielsen 2 21,0% 21,0% 30-39 Jahre 16,2% 16,0% Nielsen 3a 13,0% 13,3% 40-49 Jahre 19,5% 19,5% Nielsen 3b 15,0% 14,9% 50-59 Jahre 22,0% 22,2% Nielsen 4 16,0% 16,2% > 60 Jahre 24,5% 24,6% Nielsen 5 3,0% 2,9% Geschlecht Soll Ist Nielsen 6 8,0% 8,2% weiblich 49,6% 49,7% Nielsen 7 8,0% 8,0% männlich 50,4% 50,3% Tabelle 10: Quotierungsmerkmale - Soll- und Ist-Werte in Deutschland (2018) | Quelle: vgl. MiD 2019; GfK 2018, S.-277 In Österreich war die Datenbasis Statistik Austria, wobei die Informationen zum einem aus dem „Demographischen Jahrbuch 2022“ (Geschlecht) und zum anderen von der Webseite (Alter und Herkunft) stammen (→ Ta‐ belle-11). 80 9 Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Online-Befragung <?page no="81"?> Merkmal Merkmal Herkunft Soll Ist Alter Soll Ist Wien 21,8% 21,7% 18-29 Jahre 19,0% 18,6% Niederöster‐ reich 18,9% 18,6% 30-39 Jahre 18,7% 18,3% Oberösterreich 16,7% 15,5% 40-49 Jahre 17,7% 17,8% Steiermark 13,9% 14,8% 50-59 Jahre 20,5% 19,9% Tirol 8,5% 8,5% > 60 bis 75 Jahre 24,1% 25,4% Kärnten 6,2% 6,2% Geschlecht Soll Ist Salzburg 6,2% 6,5% weiblich 50,7 51,1 Vorarlberg 4,5% 4,6% männlich 49,3 48,9 Burgenland 3,3% 3,6% - - - Tabelle 11: Quotierungsmerkmale - Soll- und Ist-Werte in Österreich (2022) | Quelle: vgl. Statistik Austria 2022b, S.-22; Statistik Austria 2023c; Statistik Austria 2023d Bei einer Quotenstichprobe, wie sie vorliegt, wird versucht, eine Repräsenta‐ tivität herzustellen, indem die Stichprobe derart konstruiert wird, dass sie bekannte Merkmalsverteilungen in der Grundgesamtheit möglichst exakt abbildet. Die grundlegende Annahme ist, dass eine Stichprobe, die bekannte Merkmalsverteilungen im korrekten Verhältnis widergibt, auch für unbe‐ kannte Merkmalsverteilungen repräsentativ sein sollte. Diese Annahme ist in der wissenschaftlichen Diskussion umstritten. Da nur Personen mit Inter‐ netzugang an der Befragung teilnehmen konnten und hiervon wiederum nur Personen, die Mitglieder des Panels sind, könnten bestimmte Einkom‐ mensschichten, Berufsgruppen o.ä. über- oder unterrepräsentiert sein. Als wesentliches Argument für die Repräsentativität und Anwendbarkeit solcher Stichproben wird angeführt, dass sie sich in der Praxis vielfach bewiesen haben und wirtschaftlicher und schneller als Zufallsauswahlen sind. Im vor‐ liegenden Fall musste auf eine quotierte Stichprobe zurückgegriffen werden, da kein vollständiges Verzeichnis der Grundgesamtheit existiert, das für die Realisation einer echten Zufallsauswahl zur Verfügung gestanden hätte. Weitere Nachteile solcher quotierter Auswahlen sind in der Literatur be‐ schrieben, wie etwa der Effekt der Selbstselektion bei der Zusammenstellung 9.1 Grundgesamtheit, Stichprobenziehung und Quotierungsmerkmale 81 <?page no="82"?> des Panels oder der Paneleffekt. Durch die Selbstselektion der angeschrieben Panelisten ist (laut manchen Stimmen in der wissenschaftlichen Literatur) „[…] kein repräsentatives Bild der Internetnutzer und noch viel weniger der Bevölkerung gegeben.“ (Fischer 2005, S. 26) Zudem ist zu beobachten, dass die bei Online-Panels für diverse Studien zur Verfügung stehenden Probanden (Panelisten) ihr Verhalten durch die wiederholten Befragungen ändern (der sogenannte Paneleffekt). Jede zusätzliche Befragung führt zu einer Professionalisierung der Panelisten, was wiederum einen negativen Einfluss auf die Datenqualität haben kann - das Verhalten kann etwa in einer Interviewsituation erheblich vom Verhalten Erstbefragter abweichen (vgl. Schnell/ Hill/ Esser 2023, S. 219). Letztlich ist als Limitierung zu nennen, dass nur deutsche Probanden in die Untersuchung einbezogen wurden, aber auch ausländische Pkw-Fahrer die deutschen Autobahnen nutzen und damit die touristischen Unterrichtungstafeln wahrnehmen und die ausgewiesenen PoI besuchen können. Die Interpretation der Ergebnisse hat unter Berücksichtigung der benannten Einschränkungen zu erfolgen. 9.2 Fragebogenaufbau Der Fragebogen bestand bei der Befragung in Deutschland aus sieben Teilen mit 41 Fragen und in Österreich aus sechs Teilen und 42 Fragen (→ Anhang 3). Im ersten Teil wurden Screening- und Demographie-Fragen gestellt, so dass die vorgesehene Quotierung kontrolliert werden konnte und nur Probanden in die eigentliche Befragung aufgenommen wurden, die auch zur Grundgesamtheit gehören. Allen Probanden, die nach dem Screening weitermachen konnten, wurde kurz die Zielsetzung der Untersuchung erläutert. In Deutschland wurde ein Beispiel einer touristischen Unterrich‐ tungstafel mit Hilfe eines Bildes und in Österreich je ein Beispiel einer „braunen“ und „grünen“ Ankündigungstafel mit Hilfe eines Fotos gezeigt. Im zweiten bis fünften Teil der Befragung ging es um die inhaltlichen Themenfelder „Wahrnehmung“, „Erinnerung“, „Verhalten“, „Zufriedenheit und zukünftige Entwicklung“. Ein Sonderfrageteil widmete sich in Deutsch‐ land der Wahrnehmung des Hinweisschildes auf Autobahnkirchen sowie den hiermit verbundenen Entscheidungsprozessen. In Österreich wurden Fragen zum letzten Besuch aufgrund einer Ankündigungstafel integriert - hierbei ging es bspw. um die durchgeführten Aktivitäten, die vor Ort 82 9 Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Online-Befragung <?page no="83"?> verbrachte Zeit und das Ausgabeverhalten. Im letzten Teil ging es um die Fahrleistung und das Fahrverhalten der Probanden. 9.3 Probanden und Probandenauswahl Die Erhebung wurde für die deutsche Online-Befragung an die respondi AG vergeben und für die Befragung in Österreich an die bilendi GmbH (diese hat 2021 die respondi-Gruppe übernommen), die für die Erstellung des filtergeführten Online-Fragebogens, der auch via Smartphone bearbeitet werden konnte (Device Agnostic), die Rekrutierung der Probanden, die Durchführung der Datenerhebung, das Hosting des Fragebogens und der Daten während der gesamten Laufzeit der Erhebung sowie die Lieferung der Daten (Rohdaten im SPSS-kompatiblen .sav-Format) verantwortlich waren. Zunächst wurde eine Softlaunch-Stichprobe angelegt, d. h. es wurde gemäß der Verteilung aus dem Quotenplan eine Zufallsstichprobe aus dem landesspezifischen Panel gezogen, in dem sich in Deutschland Mitte 2019 ca. 100.000 Personen und in Österreich Ende 2023 ca. 60.000 Personen befanden. Nach dem Datencheck wurde zum Start des Full Launches die Stichprobe gemäß der Verteilung aus dem Quotenplan aus dem Panel gezogen. Aus dieser wurden sukzessive Probanden eingeladen. Als diese aufgebraucht war, wurde erneut eine Stichprobe gemäß dem Quotenstand (Verteilung anhand zu diesem Zeitpunkt noch fehlender Merkmalskombinationen) gezogen und aus dieser rekrutiert. Zum Schluss wurde eine Stichprobe ausschließlich aus der Altersgruppe der 18-29-Jährigen gezogen, da diese eine besonders geringen Rücklauf aufwiesen und somit verstärkt rekrutiert werden mussten, um die gewünschte Fallzahl und Quotierung zu erreichen. Insgesamt wurden in Deutschland 6.511 und in Österreich 6.076 Einla‐ dungsmails verschickt - wie viele Einladungen pro Stichprobe im Einzelnen verschickt wurden bzw. welcher Anteil jeweils beantwortet wurde, wurde durch das beauftragte Unternehmen nicht dokumentiert, da dieser Wunsch seitens des Projektleiters nicht rechtzeitig zum Projektstart kommuniziert worden war. 9.4 Pretest und Erhebungszeitraum Vor der eigentlichen Untersuchung wurde jeweils ein Pretest mit ausge‐ wählten Personen durchgeführt. Hierfür standen in den Jahren 2019 und 9.3 Probanden und Probandenauswahl 83 <?page no="84"?> 2023 jeweils vier Personen aus Wissenschaft und Tourismuswirtschaft zur Verfügung. Der Fragebogen wurde dabei auf Verständlichkeit, Durchführ‐ barkeit und für die Beantwortung erforderliche Zeitdauer getestet. Darüber hinaus wurde von Seiten der beauftragten Marktforschungsunternehmen zunächst ein Softlaunch mit 56 (Deutschland) bzw. 76 (Österreich) Befragten durchgeführt. Im Nachgang wurden die eingesetzten Materialen jeweils überarbeitet - es wurde beispielsweise bei Fragen ein durch die Probanden überspringbarer Plausibilitätscheck integriert. Der Erhebungszeitraum in Deutschland lag Ende Juni 2019 - der Soft‐ launch fand am 21. Juni und die Haupterhebung vom 24. bis 28. Juni statt. Die Befragten benötigten im Durchschnitt ca. 13 Minuten zur Bearbeitung des Fragebogens, der Median lag bei 9 Min. 55 Sekunden. In Österreich lag der Erhebungszeitraum im November 2023 - der Soft‐ launch fand vom 14. bis 17. November und die Haupterhebung vom 17. bis 22. November statt. Die Befragten brauchten im Durchschnitt ca. 16 Minuten zur Bearbeitung des Fragebogens, der Median lag bei 10 Min. 45 Sekunden. 9.5 Datenaufbereitung und Auswertung Die Datenanalyse wurde mit Hilfe der Software SPSS (Version 25 und Version 29) durchgeführt. Zunächst wurden alle Fragen auf Fehler bei den Antworten der Probanden hin überprüft und die offenen Fragen klassiert. Neben einfachen Häufigkeitsdarstellungen wurden Mittelwerte und zu‐ gehörige Standardabweichungen (SD) kalkuliert sowie Chi-Quadrat-Tests auf stochastische Unabhängigkeit zweier Merkmale durchgeführt (vgl. Bühl 2014, S.-306ff.): • Bei der Standardabweichung (Standard Deviation) handelt es sich um ein statistisches Maß für die Streuung eines Merkmals um das Zentrum einer Verteilung. • Beim Chi-Quadrat-Test auf stochastische Unabhängigkeit werden zwei Merkmale (wie etwa die Zugehörigkeit zu einer Alterskohorte und der Pkw-Besitz) auf ihre stochastische Unabhängigkeit geprüft. Hierzu werden die real beobachteten Häufigkeiten mit den zu erwartenden Häufigkeiten bei völliger Unabhängigkeit der Merkmale verglichen. 84 9 Methodische Grundlagen und eigene Methodik der Online-Befragung <?page no="85"?> 10 Ergebnisdarstellung Nachfolgend werden zunächst die Ergebnisse zur Wahrnehmung sowie zur Erinnerung dargestellt, um darauf aufbauend auf das (Entscheidungs-)Ver‐ halten (spontane Abfahrt, späteres Aufsuchen, Informationsverhalten und Fahrverhalten), die Zufriedenheit mit den touristischen Unterrichtungsta‐ feln, die Weiterempfehlung derselben und Wünsche für deren zukünftige Gestaltung einzugehen. Die Ausführungen werden mit einem Exkurs zu den Ergebnissen der Teilerhebung zu den Autobahnkirchen abgeschlossen. 10.1 Wahrnehmung Bei den Online-Befragungen in Deutschland (D) und Österreich (A) geben fast alle Probanden an, dass sie die touristischen Unterrichtungstafeln bzw. Ankündigungstafeln für kulturelle Sehenswürdigkeiten entweder als Fahrer und/ oder Beifahrer auf Autobahnen wahrnehmen (→ Tabelle 12). Die Wahrnehmung als Fahrer ist in Deutschland etwas höher als in Österreich - bei den braunen Unterrichtungstafeln ergeben die TOP-2-Angaben (immer oder meistens) in Deutschland 63,9% und in Österreich bei den braunen Ankündigungstafeln 48,4%. Während in Deutschland nur eine von 25 Personen (4 %) angibt, dass die touristischen Unterrichtungstafeln nicht wahrgenommen werden, sind es in Österreich jede 11. Person (8,8%) als Beifahrer und jede 15. Person als Fahrer (6,7%), die die Ankündigungstafeln von bedeutenden touristischen Zielen und kulturelle Sehenswürdigkeiten nicht wahrnehmen. Wahrnehmung in D in A ja, die braunen Unterrichtungs-/ Ankündigungstafeln immer als Fahrer 28,2% 23,0% ja, die grünen Ankündigungstafeln immer als Fahrer - 25,3% ja, die braunen Unterrichtungs-/ Ankündigungstafeln meistens als Fahrer 35,7% 25,4% ja, die grünen Ankündigungstafeln meistens als Fahrer - 24,3% <?page no="86"?> Wahrnehmung in D in A ja, die braunen Unterrichtungs-/ Ankündigungstafeln vereinzelt als Fahrer 16,4% 15,7% ja, die grünen Ankündigungstafeln vereinzelt als Fahrer - 18,4% ja, die braunen Unterrichtungs-/ Ankündigungstafeln als Fahrer, vergesse sie aber gleich wieder 9,4% 11,9% ja, die grünen Ankündigungstafeln als Fahrer, vergesse sie aber gleich wieder - 12,6% - - - ja, die braunen Unterrichtungs-/ Ankündigungstafeln immer als Beifahrer 28,9% 30,7% ja, die grünen Ankündigungstafeln immer als Beifahrer - 30,3% ja, die braunen Unterrichtungs-/ Ankündigungstafeln meistens als Beifahrer 25,5% 24,0% ja, die grünen Ankündigungstafeln meistens als Beifahrer - 25,3% ja, die braunen Unterrichtungs-/ Ankündigungstafeln vereinzelt als Beifahrer 11,8% 12,4% ja, die grünen Ankündigungstafeln vereinzelt als Beifahrer - 13,5% ja, die braunen Unterrichtungs-/ Ankündigungstafeln als Beifah‐ rer, vergesse sie aber gleich wieder 4,0% 10,9% ja, die grünen Ankündigungstafeln als Beifahrer, vergesse sie aber gleich wieder - 10,1% - - - nein, nehme die Unterrichtungstafeln nicht wahr (als Fahrer und Beifahrer) 4,0% - nein, nehme die Ankündigungstafeln als Fahrer nicht wahr - 6,7% nein, nehme die Ankündigungstafeln als Beifahrer nicht wahr - 8,8% Tabelle 12: Wahrnehmung der Unterrichtungsbzw. Ankündigungstafeln auf deutschen und österreichischen Autobahnen (Mehrfachnennungen möglich) | Quelle: eigene Erhe‐ bung (n = 1.100 (D); n = 613 (A)) Die Gedanken, die den Befragten bei Wahrnehmung der touristischen Be‐ schilderung an Autobahnen in Deutschland und Österreich durch den Kopf gehen, sind vielfältig und meist positiv (→ Tabelle 13). Das grundsätzliche 86 10 Ergebnisdarstellung <?page no="87"?> Interesse an den dargestellten PoI wird dabei am häufigsten genannt - in Deutschland von 31,5%, in Österreich sogar von 49,8% der Befragten. Das „Eigentlich müsste man mal“ reicht - wie die nachfolgenden Auswertungen noch zeigen werden - in vielen Fällen aber offensichtlich noch nicht aus, um eine konkrekte Reiseentscheidung zu treffen. Die Schilder scheinen die Stufe davor abzubilden, sie regen zwar das Interesse am PoI ein wenig an, motivieren aber nur einen Teil der Probanden zu einem tatsächlichen Be‐ such. Auch vielfältige positive Assoziationen werden von vielen Befragten in beiden Ländern als häufiger Gedanke beim Anblick der Schilder angegeben (20,2% und 25,7%). Weiterhin fällt auf, dass die geographische Verortung der PoI eine gewisse Rolle spielt - einerseits dahingehend, dass Wegmarken (wieder)erkannt und mit einem „nach Hause kommen“ assoziiert werden, andererseits dahingehend, dass bestimmte Sehenswürdigkeiten dank der Beschilderung einer Region zugeordnet werden können. Wenige Probanden geben an, dass sie (so gut wie) keine Gedanken zu den Unterrichtungstafeln haben, die Tafeln (meist) ignorieren bzw. so gut wie nicht beachten oder aber diese sehen und (deren Inhalte) gleich wieder vergessen. Während 15,1% der deutschen Probanden dies angegeben haben, waren es in Österreich noch weniger (4,2%). Darüber hinaus stellt ein kleinerer Anteil der Befragten diese Beschilderung generell in Frage und empfindet sie als zu kostenintensiv, nutzlos, langweilig o.ä. (D: 6,0%; A: 8,7%). Gedanken in Prozent keine Angabe 6,5% Interesse/ Wunsch PoI aufzusuchen, Ziel für Zukunft, da könnte man mal hinfahren, Ausflugsideen, Neugier 31,5% positive Gedanken, z. B. gute Idee, guter Hinweis, finde Schilder in‐ teressant, informativ, Freude, hilfreich, Abwechslung, tolles Schild 20,2% (so gut wie) keine Gedanken, ignoriere sie (meist), beachte sie so gut wie nicht, gesehen und vergessen 15,1% toll/ klasse/ beeindruckend, was Stadt/ Region zu bieten hat, inter‐ essanter PoI 13,1% ach/ aha, hier ist das, hier in der Nähe ist dieser PoI, wusste gar nicht, dass dieser PoI hier ist 7,3% 10.1 Wahrnehmung 87 <?page no="88"?> Gedanken in Prozent gut zu wissen, wo man sich befindet; geographische Zuord‐ nung/ Kenntnisse, zu Hause (Heimatgefühl) 6,3% negative Gedanken zu den Schildern, z.-B. Sinn wird in Frage gestellt, langweilig, Ablenkung, nutzlos, zu hohe Kosten, braucht es sie 6,0% Interesse an mehr Informationen, wie z.-B. Abfahrt, Entfernung, Öffnungszeiten 5,3% Heimatkunde, Kultur, Geschichte und/ oder Wissenserweiterung 4,3% Kenntnis des PoI, Erinnerungen werden wach 3,4% setze mich mit PoI gedanklich auseinander, z. B. was genau dahin‐ ter steckt, kann man PoI von Autobahn aus sehen 3,3% Tourismus-Förderung, Tourismus und Tourismus-Werbung 2,9% Sonstiges 2,4% Tabelle 13: Gedanken bei Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln an deut‐ schen Autobahnen (drei Nennungen möglich) | Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100) Aussage zum Mehrwert in Prozent ja, durch derartige Informationen kann man sich mehr unter jeweiligen PoI vorstellen 49,7% ja, derartige Informationen wecken eher das Interesse für PoI 38,0% ja, Schilder bleiben besser in Erinnerung 37,6% ja, Schilder werden eher wahrgenommen 28,8% ja, derartige Information weckt bestimmte Erwartungen an PoI 21,5% ja, derartige Informationen regen zum Nachdenken an 15,4% ja, sonstiges 0,5% Tabelle 14: Mehrwert durch zusätzliche Informationen auf den touristischen Unterrichtungs‐ tafeln in Deutschland (Mehrfachnennungen möglich) | Quelle: eigene Erhebung (n = 874) Auf einigen Schildern finden sich in Deutschland zusätzliche Informatio‐ nen, wie etwa der Hinweis auf einen Status als UNESCO-Weltkulturerbe, Nationalpark, Naturpark, Biosphärenreservat oder Metropolregion. Den 88 10 Ergebnisdarstellung <?page no="89"?> zusätzlichen Mehrwert dieser Informationen bejahen 4 von 5 Personen (82,8% ja, 17,2% nein). Diejenigen, für welche die zusätzlichen Informationen auf den Schildern eine Bedeutung haben, können sich vor allem mehr unter dem jeweiligen Point of Interest (PoI) vorstellen. Das Interesse am PoI wird bei ebenso vielen geweckt (38,0%), wie die Schilder besser erinnern können (37,6%). Die weiteren Antwortmöglichkeiten und deren Verteilung finden sich in nachfolgender Tabelle. Sofern die touristischen Tafeln an den Autobahnen in Deutschland oder Österreich wahrgenommen werden, können sich die Insassen im Auto hierüber mit austauschen. Sowohl in Deutschland als auch Österreich haben sich etwas mehr zwei von drei Personen (70,2% bzw. 66,7%) bereits mindestens einmal mit Mitfahrern über die Schilder ausgetauscht - und zwar während oder nach einer Autofahrt. In Deutschland findet ein häufiger Austausch mit Mitfahrern öfter statt als in Österreich (30,7% zu 24,6%) (→ Tabelle 15). Im Umkehrschluss fand ein Austausch bisher in beiden Ländern bei fast jedem dritten Befragten (noch) nicht statt - entweder waren die Schilder kein Gesprächsthema (20,7% und 24,6%) oder ein Austausch konnte nicht stattfinden, da die Personen (fast) ausschließlich allein mit dem Pkw unterwegs sind (9,1% und 8,7%). Austausch zu touristischen Tafeln in D in A Ja, häufig während der Fahrt 30,7% 24,6% Ja, selten während der Fahrt 32,4% 35,5% Ja, bisher erst einmal während der Fahrt 4,9% 5,4% Ja, nach der Fahrt 2,2% 1,2% Nein, da ich (fast) ausschließlich alleine unterwegs bin 9,1% 8,7% Nein, das ist bisher kein Thema gewesen 20,7% 24,6% Tabelle 15: Austausch zu touristischen Tafeln mit Mitfahrern | Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100 (D); n = 613 (A)) 10.2 Erinnerungen In Deutschland geben zwei von drei Personen (66,4%) an, dass sie sich an touristische Unterrichtungstafeln und die darauf abgebildeten Sehenswür‐ 10.2 Erinnerungen 89 <?page no="90"?> digkeiten, Städte oder Landschaften erinnern können (→ Abbildung 7). 43,3% brauchen dabei etwas länger zum Nachdenken, aber fast jedem Vierten Befragten (23,1%) fallen sofort Beispiele ein. Jedem Dritten fallen dagegen - auch nach längerem Nachdenken - keine Beispiele ein. In Österreich ist die Erinnerungsleistung der Befragten geringer. Wäh‐ rend bei den Ankündigungstafeln für kulturelle Sehenswürdigkeiten („braun“) 55,7% angeben, sich erinnern zu können, sind es bei den An‐ kündigungstafeln von bedeutenden touristischen Zielen („grün“) 38,3%. Sofort fallen fast jedem fünften Befragten (19,6%) bzw. jedem achten Be‐ fragten (12,4%) Beispiele ein. Etwas weniger als der Hälfte (44,3%) fallen dagegen - auch nach längerem Nachdenken - keine Beispiele für braune Ankündigungstafeln ein. Bei den Ankündigungstafeln von bedeutenden touristischen Zielen sind es fast zwei von drei Befragten (61,7%). D ( " B R A U N " ) A ( " B R A U N " ) A ( " G R Ü N " ) 33,6% 44,3% 61,7% 43,3% 36,1% 25,9% 23,1% 19,6% 12,4% Ja, mir fallen sofort Beispiele ein Ja, mir fallen bei längerem Nachdenken Beispiele ein Nein, mir fallen keine Beispiele ein Abbildung 7: Erinnerung an touristische Tafeln und die darauf abgebildeten Sehenswürdig‐ keiten, Städte oder Landschaften in Deutschland und Österreich | Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100 (D); n = 612 und 613 (A)) Die Mehrheit der Befragten, die sich generell an touristische Tafeln erinnern können, kann sich - nach eigener Aussage - an zwei bis drei Schilder erinnern. Während es bei der deutschen Befragung 59,6% sind, sind es bei der österreichischen Befragung 52,4% bzw. 48,2%. Die Probanden in Österreich 90 10 Ergebnisdarstellung <?page no="91"?> können sich eher nur an ein Schild erinnern (25,3% und 31,7%). Sowohl in Deutschland als auch in Österreich geben nur wenige Probanden an, sich an mehr Schilder (6 bis 10 Schilder und mehr als 10 Schilder) erinnern zu können (→-Tabelle-16). Anzahl an Ankündigungsbzw. Unterrich‐ tungstafeln in D in A („braun“) in A („grün“) 1 Schild 15,3% 25,3% 31,7% 2-3 Schilder 59,6% 52,4% 48,2% 4-5 Schilder 20,8% 14,6% 13,8% 6-10 Schilder 2,7% 4,9% 3,6% mehr als 10 Schilder 1,5% 2,7% 2,7% Tabelle 16: Anzahl der erinnerten Ankündigungsbzw. Unterrichtungstafeln | Quelle: eigene Erhebung (n = 730 (D); n = 328 und n = 224 (A)) Für die Frage ob sich die Probanden überhaupt (sofort oder mit längerem Nachdenken) oder gar nicht, an touristische Unterrichtungstafeln erinnern können, spielt offenbar die Nutzungshäufigkeit von Autobahnen eine Rolle. Bei einem Chi-Quadrat-Test auf stochastische Unabhängigkeit wird das Ergebnis für die deutsche Befragung mit p < .001 signifikant, d. h. es ist davon auszugehen, dass die beiden Eigenschaften „Häufigkeit der Auto‐ bahnnutzung“ und „Erinnerung an touristische Unterrichtungstafeln“ nicht stochastisch unabhängig voneinander sind. Ein Zusammenhang zwischen der auf der Autobahn verbrachten Zeit und dem Vermögen, sich an die Unterrichtungstafeln zu erinnern, darf daher vermutet werden (ꭕ 2 (10, N = 1.100) = 34,878, p < .001, → Tabelle 17). Dies lässt sich möglicherweise auf die Lerntheorie des verzögerten Vergessens (vgl. Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S. 455) zurückführen, welche besagt, dass ein Stimulus bei Wiederho‐ lung langsamer in Vergessenheit gerät, was laut der Autoren auch „für das Lernen von informativen (nicht von emotionalen) Werbebotschaften gilt.“ (Kroeber-Riel/ Gröppel-Klein 2013, S. 456) Dabei handelt es sich exakt um die Art von Information, welche die Unterrichtungstafeln transportieren sollen. In Österreich konnte kein Chi-Quadrat-Test durchgeführt werden, da die Daten aufgrund der zwei verschiedenen Ankündigungstafeln in anderer Struktur erhoben wurden. 10.2 Erinnerungen 91 <?page no="92"?> Erinnerung an touristische Unter‐ richtungstafeln bzw. darauf abgebil‐ dete Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften gesamt ja, Bei‐ spiele fal‐ len sofort ein ja, Bei‐ spiele fal‐ len bei län‐ gerem Nachden‐ ken ein nein, fallen keine Bei‐ spiele ein Nut‐ zungs‐ häufig‐ keit der deut‐ schen Auto‐ bahnen in letz‐ ten 12 Mona‐ ten mit Pkw täglich Anzahl 29 51 25 105 erwartete Anzahl 24,2 45,4 35,3 105,0 mehr‐ mals pro Woche Anzahl 71 101 77 249 erwartete Anzahl 57,5 107,7 83,8 249,0 einmal pro Wo‐ che Anzahl 34 51 38 123 erwartete Anzahl 28,4 53,2 41,4 123,0 mehr‐ mals pro Monat Anzahl 67 140 91 298 erwartete Anzahl 68,8 129,0 100,2 298,0 einmal pro Mo‐ nat Anzahl 31 83 65 179 erwartete Anzahl 41,3 77,5 60,2 179,0 mind. einmal in den letz‐ ten 12 Monaten Anzahl 22 50 74 146 erwartete Anzahl 33,7 63,2 49,1 146,0 gesamt Anzahl 254 476 370 1100 erwartete Anzahl 254,0 476,0 370,0 1100,0 Tabelle 17: Nutzungshäufigkeit deutscher Autobahnen und Erinnerung an touristische Unterrichtungstafeln bzw. die darauf abgebildeten PoI | Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100) 92 10 Ergebnisdarstellung <?page no="93"?> Innerhalb der Gruppe der deutschen Probanden, die sich an wenigstens ein Schild erinnern, lässt sich dagegen kein weiterer Zusammenhang zwischen der Nutzungsintensität der Autobahn und der konkreten Anzahl an erinner‐ ten Schildern konstatieren (ꭕ 2 -Test auf stochastische Unabhängigkeit, (10, N-=-730) = 10,459, p = .401, →-Tabelle-18). - Anzahl erinnerter Schilder ge‐ samt 1 Schild 2-3 Schilder > 3 Schilder Nutzungs‐ häufigkeit der deut‐ schen Auto‐ bahnen in letzten 12 Monaten mit Pkw täglich Anzahl 18 42 20 80 erwartete Anzahl 12,3 47,7 20,1 80,0 mehrmals pro Woche Anzahl 17 111 44 172 erwartete Anzahl 26,4 102,5 43,1 172,0 einmal pro Woche Anzahl 16 49 20 85 erwartete Anzahl 13,0 50,7 21,3 85,0 mehrmals pro Monat Anzahl 31 118 58 207 erwartete Anzahl 31,8 123,3 51,9 207,0 einmal pro Monat Anzahl 17 71 26 114 erwartete Anzahl 17,5 67,9 28,6 114,0 mind. ein‐ mal in den letzten 12 Monaten Anzahl 13 44 15 72 erwartete Anzahl 11,0 42,9 18,0 72,0 gesamt Anzahl 112 435 183 730 erwartete Anzahl 112,0 435,0 183,0 730,0 Tabelle 18: Nutzungshäufigkeit deutscher Autobahnen und Anzahl der erinnerten touristi‐ schen Unterrichtungstafeln | Quelle: eigene Erhebung (n = 730) 10.2 Erinnerungen 93 <?page no="94"?> Bei den österreichischen Befragten zeigen sich folgende Ergebnisse: Wäh‐ rend sich bei den braunen Ankündigungstafeln ein Zusammenhang zwi‐ schen der Nutzungshäufigkeit der Autobahn und der Anzahl der erinnerten braunen Ankündigungstafeln nachweisen lässt, ist dies bei den grünen Ankündigungstafeln (ꭕ 2 (10, N = 224) = 5,806, p = .831) nicht der Fall. Bei einem Chi-Quadrat-Test auf stochastische Unabhängigkeit wird das Ergebnis mit p < .05 signifikant, d. h. es ist davon auszugehen, dass die beiden Eigenschaften „Häufigkeit der Autobahnnutzung“ und „Anzahl der erinnerten Ankündigungstafeln für kulturelle Sehenswürdigkeiten (braun)“ nicht stochastisch unabhängig voneinander sind. Ein Zusammenhang zwi‐ schen der auf der Autobahn verbrachten Zeit und dem Vermögen, sich an mehr Ankündigungstafeln zu erinnern, darf daher vermutet werden (ꭕ 2 (10, N = 328) = 20,493, p = .025, →-Tabelle-19). Bei der Frage nach der Angabe einer in Erinnerung gebliebenen Sehens‐ würdigkeit, Stadt oder Landschaft werden von den deutschen Probanden 503 verschiedene Unterrichtungstafeln genannt. Ein Abgleich mit einer Datenbank der TourComm Germany GmbH & Co. KG ergab, dass für 347 Unterrichtungstafeln (68,9%) die genaue oder eine ähnliche Bezeichnung genannt wurde. Darüber hinaus werden 39 unbestimmte Angaben getätigt (wie Burgen, Schlösser, Kirchen, Klöster, Kapellen und Welterbe-Städte), die teilweise mit Angabe einer Autobahn versehen sind, aber nicht genau auf die erinnerte Unterrichtungstafel schließen lassen. Die restlichen, vermeintlich erinnerten, Schilder scheint es nicht zu geben. Die Befragten in Österreich konnten sich an 166 verschiedene Ankündi‐ gungstafeln für kulturelle Sehenswürdigkeiten („braune Schilder“) erinnern. Hinzu sind 24 unbestimmte Angaben festzustellen, wie Burgen, Schlösser, Kirchen, Klöster, Kapellen und Ruinen. Der ebenfalls durchgeführte Ab‐ gleich mit der erwähnten Datenbank ergab, dass es einen Teil der genannten Schilder nicht zu geben scheint - in Österreich konnte lediglich für knapp 60 Schilder (36,1%) die Existenz nachgewiesen werden. Darüber hinaus werden mehr als 150 verschiedene Angaben bei den Ankündigungstafeln für touristische Ziele („grüne Schilder“) getätigt. Die 121 genauen Angaben von PoI können jedoch ebenso nicht verifiziert werden wie die 30 unbestimmten Angaben (z. B. Almen, Burgen, Kirchen, Kletterwälder, Museen und Skilifte), da die genannte Datenbank nur Informationen zur „braunen Beschilderung“ enthält. 94 10 Ergebnisdarstellung <?page no="95"?> Anzahl erinnerter Schilder ge‐ samt 1 Schild 2-3 Schilder > 3 Schilder Nutzungs‐ häufigkeit der deut‐ schen Auto‐ bahnen in letzten 12 Monaten mit Pkw täglich Anzahl 14 17 5 36 erwartete Anzahl 9,1 18,9 8,0 36,0 mehrmals pro Woche Anzahl 30 45 21 96 erwartete Anzahl 24,3 50,3 21,4 96,0 einmal pro Woche Anzahl 13 27 14 54 erwartete Anzahl 13,7 28,3 12,0 54,0 Mehrmals pro Monat Anzahl 10 43 25 78 erwartete Anzahl 19,7 40,9 17,4 78,0 einmal pro Monat Anzahl 11 21 6 38 erwartete Anzahl 9,6 19,9 8,5 38,0 mind. ein‐ mal in den letzten 12 Monaten Anzahl 5 19 2 26 erwartete Anzahl 6,6 13,6 5,8 26,0 gesamt Anzahl 83 172 73 328 erwartete Anzahl 83,0 172,0 73,0 328,0 Tabelle 19: Nutzungshäufigkeit österreichischer Autobahnen und Anzahl der erinnerten Ankündigungstafeln für kulturelle Sehenswürdigkeiten | Quelle: eigene Erhebung (n = 328) Die Verteilung der am häufigsten genannten Schilder ist der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Hierbei fällt auf, dass bei der Befragung in Deutschland v. a. Landschaften (wie die Lüneburger Heide, das Ruhrgebiet, die Eifel oder der Harz) häufiger als andere PoI-Typen benannt werden. Als einzelne Sehens‐ würdigkeit werden die im In- und Ausland bekannten Stätten der Wartburg, des Kölner Doms und der Völkinger Hütte am häufigsten erinnert. 10.2 Erinnerungen 95 <?page no="96"?> In Österreich sind es dagegen v. a. Einzelsehenswürdigkeiten, die benannt werden - das Stift Melk Schallaburg, die Maria Plain Wallfahrts-Basilika und die Basilika Marial Taferl ziehen zusammen mehr als 70 Nennungen auf sich. Aufgrund der Ausrichtung der „braunen Beschilderung“ in Österreich ist dies erwartbar, steht sie doch im Besonderen für kulturelle Sehenswürdigkeiten. Top-5 der Landschaften in D Top-3 der Landschaften in A Lüneburger Heide 16x Nationalpark Hohe Tauern, Ti‐ rol Panorama, Welterberegion Hall‐ statt-Dachstein Salzkammergut je 1x Ruhrgebiet 15x Eifel/ Vulkaneifel 13x Teutoburger Wald 8x Harz, Schwäbische Alb je 7x Top-5 der Einzelsehenswürdigkeiten in D Top-5 der Einzelsehenswürdigkeiten in A Wartburg 12x Stift Melk Schallaburg 47x Kölner Dom 11x Maria Plain Wallfahrts-Basilika 14x Völklinger Hütte 6x Basilika Maria Taferl 10x Europa Park Rust, Herku‐ les-Denkmal Kassel, Ulmer Münster, Limes je 5x Benediktinerstift Admont, Swarov‐ ski Kristallwelten je 4x Tassilo Kelch - Stift Kremsmünster 3x Top-5 der Gemeinden/ Städte in D Top-5 der Städte in A Heidelberg 7x Baden Barockstadt 3x Regensburg, Walhalla 6x Altstadt Innsbruck, Linz je 2x Fächerstadt Karlsruhe, Metro‐ polregion Nürnberg je5x Bad Radkersburg, Historische Alt‐ stadt Hallein Bad Dürrnberg, Histo‐ rische Stadt Rattenberg, Kruppstadt Berndorf, Kulturstadt St. Pölten, Rottenmann mit historischem Alt‐ stadtkern/ Universitätszentrum je 1x Barockstadt Fulda, Riesa, Wei‐ mar, Würzburg je 4x Tabelle 20: Die bekanntesten Einzelsehenswürdigkeiten, Städte und Landschaften in Deutschland und Österreich auf „braunen Schildern“ (Anzahl an Nennungen) | Quelle: eigene Ergebung (n = 730 (D); n = 323 (A)) 96 10 Ergebnisdarstellung <?page no="97"?> Neben der Frage, ob sich überhaupt an die touristischen Unterrichtungsta‐ feln erinnert werden kann, wurde in der deutschen Befragung untersucht, an welche Art von touristischen Unterrichtungstafeln sich am ehesten erinnert werden kann und unter welchen Bedingungen sich die abgebildeten PoI besser gemerkt werden können. Von den fünf untersuchten Schilderarten werden an erster Stelle die Landschaftsschilder (58,2%) genannt. Mit ca. zehn Prozentpunkten Abstand folgen die Bauwerke (48,2%) und Städte (45,3%), die ungefähr gleich häufig genannt werden. Museen und Industriedenkmäler folgen auf den Plätzen vier und fünf (→ Tabelle 21). Dies korrespondiert auch mit den Feststel‐ lungen zu → Tabelle 20: In freier Erinnerung ergaben sich die meisten Nennungen für konkrete Landschaftsbilder und Einzelsehenswürdigkeiten. Art der Unterrichtungstafeln in Prozent Landschaft 58,2% Bauwerk 48,2% Stadt 45,3% Museum 20,4% Industrie 8,9% Tabelle 21: Erinnerungsfähigkeit deutscher Probanden je nach Art der touristischen Unter‐ richtungstafeln (maximal drei Nennungen) | Quelle: eigene Erhebung (n = 730) Wie zu erwarten ist, werden vor allem die Schilder am ehesten erinnert, die an häufig gefahrenen Strecken (53,8%) und/ oder in der Heimatregion (44,2%) stehen (→ Tabelle 22). An dritter Stelle wird genannt, dass die Merkfähigkeit erhöht wird, wenn mehr Zeit verfügbar ist (36,2%), um sich mit den Schildern auseinanderzusetzen (z. B. im Urlaub). Die weiteren Bedingungen werden mit Abstand seltener angegeben und scheinen für die Erhöhung der Merkfähigkeit eine geringere Rolle zu spielen. Als sonstige Bedingungen werden bspw. folgende genannt: „Wenn ich Beifahrer bin und wenn Stau ist“, „Wenn ich wüsste, wie ich dort hinkomme“ oder „private Erinnerungen“. 10.2 Erinnerungen 97 <?page no="98"?> Bedingung in Prozent Schilder auf häufig gefahrenen Strecken 53,8% Schilder in der Heimatregion 44,2% wenn mehr Zeit vorhanden ist (z.-B. im Urlaub) 36,2% PoI ist von der Autobahn aus zu sehen 19,9% wenn ich nicht mehr als 120 km/ h fahre 19,3% PoI ist für mich persönlich etwas Besonderes (z.-B. Kloß-Welt, innerdeutsche Grenze) 18,6% wenn ich allein mit dem Auto unterwegs bin 18,2% wenn ich mit mehreren Personen im Auto unterwegs bin 14,7% Sonstiges 1,4% Tabelle 22: Bedingungen zur Erhöhung der Merkfähigkeit von touristischen Unterrich‐ tungstafeln in Deutschland (Mehrfachnennung) | Quelle: eigene Erhebung (n = 730) 10.3 (Entscheidungs-)Verhalten Im Folgenden geht es um die kognitiven Entscheidungen, insbesondere um die impulsive Entscheidung, spontan aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel von der Autobahn abzufahren. Daneben sind auch das extensive Entscheidungsverhalten (bspw. bei Plänen für die Zukunft) und limitierte Entscheidungen (z. B. bei Wiederholungsbesuchen) relevant (→ Kapitel 2). Letztlich werden Ergebnisse zum Fahr- und Informationsver‐ halten dargestellt. 10.3.1 Spontanes Verhalten Neben der Weitergabe der Information über das Vorhandensein einer be‐ stimmten Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft, wünschen sich viele Akteure aus Städten, Landkreisen, (Tourismus-)Marketingorganisationen usw., dass aufgrund der touristischen Unterrichtungstafeln mehr Besucher die jeweiligen PoI aufsuchen. Daher ist von Interesse zu wissen, wie viele Personen die Schilder bewusst wahrnehmen und bereits mindestens einmal spontan von der Autobahn abgefahren sind, um die abgebildete 98 10 Ergebnisdarstellung <?page no="99"?> Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft zu besuchen, wie viele dies im Nachhinein getan haben und wie viele dies zukünftig noch vorhaben. Aber auch weitere hiermit verbundene Aspekte, wie z. B. die Besuchshäufigkeit oder die in Kauf genommene Fahrtdauer, sind von Relevanz. Darüber hinaus ist interessant zu wissen, welche Begründungen für den Umstand angeführt werden dass noch nicht spontan ein abgebildeter PoI aufgesucht wurde. Um diese Themen soll es im Folgenden gehen. Während in Deutschland fast jeder sechste Befragte (17,1%) bereits mindestens einmal aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel spon‐ tan von einer Autobahn abgefahren ist, um die abgebildete Sehenswürdig‐ keit, Stadt oder Landschaft zu besuchen, hat in Österreich aufgrund der Ankündigungstafeln ca. jeder fünfte Befragte (20,1%) derart gehandelt. 8,6% geben an, aufgrund einer „braunen Tafel“ und 5,2% aufgrund einer „grünen Tafel“ abgefahren zu sein. Ein Teil der Probanden hat sich von beiden touristischen Ankündigungstafeln animieren lassen (6,2%). Der Großteil der deutschen Befragten, die bereits mindestens einmal spontan abgefahren sind, hat (auch) innerhalb des letzten Jahres einen der‐ artigen spontanen Besuch durchgeführt (87,2%). Im Umkehrschluss geben 12,8% an, zwar bereits irgendwann einmal einen spontanen Besuch eines abgebildeten PoI durchgeführt zu haben, aber nicht innerhalb der letzten zwölf Monate (→ Tabelle 23). Bei den österreichischen Befragten fällt dieser Anteil mit 32,5% („braune Tafel“) und 44,4% („grüne Tafel“) höher aus. Daher ist zu konstatieren, dass mehr als zwei von drei Probanden (67,5%) angeben, innerhalb der letzten zwölf Monate aufgrund einer „braunen Tafel“ abgefahren zu sein und etwas mehr als die Hälfte (55,6%) aufgrund einer „grünen Tafel“. Anzahl der spontanen Abfahrten in D in A („braun“) in A („grün“) kein Besuch 12,8% 32,5% 44,4% ein Besuch 42,0% 40,6% 34,4% zwei Besuche 23,9% 19,4% 12,5% drei Besuche 9,6% 2,5% 3,8% vier und mehr Besuche 11,7% 5,0% 5,0% Tabelle 23: Anzahl der spontanen Besuche innerhalb der letzten zwölf Monate | Quelle: eigene Erhebung (n = 188 (D); n = 160 (A)) 10.3 (Entscheidungs-)Verhalten 99 <?page no="100"?> Ein oder zwei spontane Besuche fanden sowohl bei der deutschen Befragung als auch bei der österreichischen Befragung innerhalb der letzten zwölf Monate am häufigsten statt. Bei der österreichischen Befragung werden jedoch weniger spontane Abfahrten angegeben. In Deutschland wurde innerhalb der letzten 12 Monate vor dem Befra‐ gungszeitpunkt im Durchschnitt 1,9 Mal (sd 2,2; bereinigt um einen Ausrei‐ ßer) ein abgebildeter PoI aufgesucht. In Österreich sind mit Mittelwerten von 1,14 (sd 1,2; „braune Tafeln“) und 0,98 (sd 1,3; „grüne Tafeln“) weniger Abfahrten festzustellen. - spontane Abfahrt, um abgebildeten PoI zu besuchen gesamt Ja Nein Anzahl erinner‐ ter Schil‐ der 1 Schild Anzahl 12 91 103 erwartete Anzahl 24,6 78,4 103 2-3 Schilder Anzahl 81 333 414 erwartete Anzahl 98,9 315,1 414 mehr als 3 Schilder Anzahl 73 105 178 erwartete Anzahl 42,5 135,5 178 gesamt Anzahl 166 529 695 erwartete Anzahl 166 529 695 Tabelle 24: Anzahl erinnerter touristischen Unterrichtungstafeln und mindestens einmal spontan von Autobahn abgefahren, um PoI zu besuchen | Quelle: eigene Erhebung (n = 695) Untersucht wurde auch die Möglichkeit eines Zusammenhangs zwischen dem Erinnerungsvermögen und der Frage, ob Probanden bereits min‐ destens einmal spontan die Autobahn verlassen haben, um einen PoI aufzusuchen (→ Tabelle 24 und 25). Hierfür wurde ein Chi-Quadrat-Test auf stochastische Unabhängigkeit mit den Variablen „Anzahl erinnerter Schilder“ und „Spontane Autobahnabfahrt“ durchgeführt, der in beiden 100 10 Ergebnisdarstellung <?page no="101"?> untersuchten Ländern zu einem signifikanten Ergebnis führte (Dt.: ꭕ 2 (2, N = 695) = 41,448, p > .001; A: ꭕ 2 (2, N = 364) = 9,812, p > .001; „grüne und braune“ Schilder wurden geneinsam betrachtet). Es darf daher davon ausgegangen werden, dass beide Variablen in Deutschland bzw. Österreich nicht unabhängig voneinander sind. Als Erklärung für diesen Effekt bieten sich verschiedene Ansätze an, z.-B. bessere Wahrnehmung der Schilder führt zu einer höheren Abfahrbereitschaft, eine höhere Abfahrtbereitschaft bzw. bereits durchgeführte Ausflüge verbessern die Erinnerung an die Schilder oder eine höhere Schilderdichte führt sowohl zu einer höheren Wiedererkennungsrate als auch zu mehr Abfahrten. Ob eine dieser möglichen Erklärungen zutrifft, bleibt weiteren Untersu‐ chungen vorbehalten. - spontane Abfahrt, um abgebildeten PoI zu besuchen gesamt Ja Nein Anzahl erinner‐ ter Schil‐ der 1 Schild Anzahl 8 46 54 erwartete Anzahl 14,8 39,2 54 2-3 Schilder Anzahl 45 135 180 erwartete Anzahl 49,5 130,5 180 mehr als 3 Schilder Anzahl 47 83 130 erwartete Anzahl 35,7 94,3 130 gesamt Anzahl 100 264 364 erwartete Anzahl 100 264 364 Tabelle 25: Anzahl erinnerter „brauner und grüner“ Ankündigungsstafeln und mindestens einmal spontan von Autobahn abgefahren, um PoI zu besuchen | Quelle: eigene Erhebung (n = 364) Aus der Gruppe der deutschen Befragten, die angegeben haben, bereits mindestens einmal spontan von einer deutschen Autobahn abgefahren zu sein, um einen PoI zu besuchen, gaben 59,0% an, einen solchen Spon‐ 10.3 (Entscheidungs-)Verhalten 101 <?page no="102"?> tanausflug schon mindestens einmal während einer Fahrt in den Urlaub unternommen zu haben. Weitere 21,3% gaben an, bereits mehrfach während einer Fahrt zum Urlaubsort spontan einen PoI aufgesucht zu haben (→ Ab‐ bildung-8). 59,0% 21,3% 19,7% Ja, einmal Ja, mehrmals Nein Abbildung 8: Nutzung einer Fahrt in den Urlaub, um mindestens einmal spontan eine auf einer touristischen Unterrichtungstafel abgebildeten Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft zu besuchen | Quelle: eigene Erhebung (n = 188) Bei der maximal in Kauf genommenen Fahrtdauer fällt auf, dass in Deutschland fast zwei von drei Probanden (65,4%) bereit sind, bis zu 30 Minuten einzusetzen, um einen für sie interessanten PoI zu erreichen. In Österreich sind - bei bis zu 30 Minuten - etwas mehr als die Hälfte dazu bereit. Es gibt jedoch einige Personen, die bereit sind, weitere Strecken in Kauf zu nehmen. In Österreich scheint die maximal in Kauf genommene Fahrtzeit höher als in Deutschland zu sein. Während die Kategorien bis zu 1 h und mehr als eine Stunde maximal in Kauf genommener Fahrtzeit in Deutschland ungefähr gleich häufig selektiert wurden, sind von den österreichischen Befragten über 20-% bereit, auch mehr als eine Stunde in Kauf zu nehmen (→-Tabelle-26). 102 10 Ergebnisdarstellung <?page no="103"?> Fahrtdauer in D in A bis 10 Minuten 8,0% 5,9% bis 20 Minuten 29,2% 21,1% bis 30 Minuten 28,2% 24,3% bis 40 Minuten 1,6% 5,3% bis 50 Minuten 3,7% 4,6% bis 60 Minuten 14,4% 15,8% 1 h und mehr 14,9% 23,0% Tabelle 26: Maximale Fahrtdauer (ungefähr), um PoI spontan aufzusuchen | Quelle: eigene Erhebung (n = 188 (D); n = 152 (A)) Da der Großteil der Probanden noch keinen spontanen Besuch unternom‐ men hat, sollen auch die Gründe betrachtet werden, warum noch nie spontan von der Autobahn abgefahren wurde, um einen abgebildeten PoI aufzusu‐ chen. Die wichtigsten Begründungen liegen in der nicht vorhandenen Zeit, sowie darin, dass das eigentliche Ziel erreicht und kein (längerer) Stopp eingelegt werden soll (→-Tabelle-27). Während sowohl in Deutschland als auch in Österreich die gleichen Begründungen auf den vorderen beiden Rängen landen, verteilen sich die Antworten anteilig verschieden. Es gibt jedoch in beiden Ländern auch einige Befragte, die kein Interesse äußern (7,4% und 5,4%), die meist mit dem Auto beruflich unterwegs sind oder auf ihrem Arbeitsweg an den Unterrichtungstafel vorbeikommen (2,4% und 1,7%) und einige, denen die Schilder noch nie aufgefallen sind (1,3% und 0,8%). Begründung in D in A keine Zeit gehabt/ genommen, Zeitplan ließ es nicht zu, keine Zeit für Abstecher 40,7% 31,1% andere Pläne/ Ziele, von A nach B fahren, am Ziel ankommen 34,0% 43,9% kein Interesse, keine Lust, PoIs nicht interessant genug 7,4% 5,8% keine Angabe, weiß nicht 5,1% 10,6% 10.3 (Entscheidungs-)Verhalten 103 <?page no="104"?> Begründung in D in A zu wenig Informationen auf Schildern, z. B. keine Ausfahrt angegeben, keine gute Anschlussbe‐ schilderung 2,9% 1,0% noch nicht daran gedacht, bin nicht spontan (wegen Kinder, Partner) 2,8% 2,9% bin (meist) beruflich unterwegs, Arbeitsweg 2,4% 1,7% Schilder bisher noch nicht aufgefallen 1,3% 0,8% Sonstiges 3,4% 1,2% Tabelle 27: Gründe, warum noch nicht spontan von der Autobahn aufgrund einer tou‐ ristischen Unterrichtungstafel abgefahren ist (eine Nennung möglich) | Quelle: eigene Erhebung (n = 862 (D); n = 483 (A)) 10.3.2 Details zur letzten spontanen Abfahrt (u.-a. Ausgaben) Österreichische Befragte, die mindestens einmal aufgrund einer (braunen oder grünen) Ankündigungstafel abgefahren sind, haben weitere Fragen zu ihrer letzten Abfahrt aufgrund einer Ankündigungstafel beantwortet. Knapp die Hälfte ist sicher aufgrund einer „braunen Ankündigungstafel“ abgefahren (48,1%), etwas mehr als ein Viertel (27,8%) aufgrund einer „grünen Ankündigungstafel“ und ein weiteres Viertel kann sich nicht mehr genau erinnern, ob dies aufgrund einer „braunen“ oder „grünen“ Ankündigungstafel geschehen ist. Mit der ersten Frage dieses Komplexes sollte der Zeitraum etabliert werden, in dem die letzte spontane Abfahrt erfolgt ist. 1,9% der Befragten gaben an, diese habe vor dem Jahr 2000 gelegen, 6,3% taxierten sie auf den Zeitraum zwischen 2000 und 2010 sowie 19,6% auf den Zeitraum zwischen 2011 und 2020. Der Großteil der Gruppe der Spontanbesucher gab an, der letzte dieser Besuche habe zwischen 2021 und 2023 stattgefunden. Knapp ein Drittel (34,4%) der Befragten haben sich dabei bis zu einer Stunde im oder am besuchten Zielort aufgehalten und etwas mehr als ein Drittel (35,1%) zwischen einer und zwei Stunden - der Median liegt bei 120 Minuten. Mehr als zwei Stunden haben wiederum knapp ein Drittel 104 10 Ergebnisdarstellung <?page no="105"?> angegeben - die Aufteilung auf zwei bis drei Stunden (14 %) und mehr als drei Stunden (16,6%) ist nahezu gleich. Die Spannbreite der erinnerten Ausgaben reicht von Null Euro bis mehr als 100 Euro pro Person (→ Abbildung 9). Am ehesten wird von Gesamt‐ ausgaben bis zu 20 Euro (18,2%) berichtet, gefolgt von bis zu 30 Euro (16,4%) und bis zu 40 Euro (15,1%). Die durchschnittlichen Gesamtausgaben pro Person belaufen sich auf 34,75 Euro (ein Ausreißer wurde gelöscht). 0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% mehr als 100 bis 100 bis 90 bis 80 bis 70 bis 60 bis 50 bis 40 bis 30 bis 20 bis 10 keine Ausgaben 5,0% 1,9% 1,9% 2,5% 4,4% 6,3% 10,1% 15,1% 16,4% 18,2% 10,7% 8,2% Abbildung 9: Gesamtausgaben in Euro im/ am Zielort bzw. der Sehenswürdigkeit pro Person | Quelle: eigene Erhebung (n = 159) Zur Kategorisierung der Gesamtausgaben wurden vier Ausgabenarten er‐ hoben (→ Tabelle 28). Es fällt auf, dass am meisten für Besuche von Cafés, Gaststätten, Restaurants usw. ausgegeben wird, gefolgt von Eintrittsgeldern und Aktivitäten. Die Ausgaben für den Einkauf von Lebensmitteln und Getränken sowie sonstige Ausgaben belaufen sich auf 5,20 Euro bzw. 4,20-Euro. 10.3 (Entscheidungs-)Verhalten 105 <?page no="106"?> Ausgabenart durchschnittliche Ausgaben in Euro pro Person Besuche von Cafés, Gaststätten, Restaurants, usw. 15,70 Eintrittsgelder & Aktivitäten (Sehenswürdigkeiten, Aktivitäten) 9,70 Einkauf von Lebensmittel, Getränken 5,20 Sonstige Ausgaben (z. B. Andenken, Parkgebühren) 4,20 Tabelle 28: Durchschnittliche Ausgaben pro Person je Ausgabeart Sofern eine Abfahrt mit mindestens einer Übernachtung verbunden wurde, wurden die Probanden nach ihren Übernachtungsausgaben pro Person gefragt. 18 Personen haben zu diesem Sachverhalt Auskunft gegeben, wobei sich ein Medianwert von 100-Euro pro Person und Übernachtung ergab. 10.3.3 Späterer Besuch von abgebildeten Points of Interest Neben einer spontanen Abfahrt können die auf den touristischen Tafeln abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften auch bewusst später besucht worden sein bzw. es kann die Absicht entstanden sein, diese noch zukünftig aufzusuchen. In Deutschland gibt fast jeder zehnte Befragte (8,9%) an, bereits mindestens einmal unmittelbar auf der Rückfahrt einen zuvor auf einer Unterrichtungstafel wahrgenommen PoI besucht zu haben. Bei den österreichischen Befragten sind ähnliche Werte festzustellen: 5,1% haben aufgrund einer „grünen Tafel“ auf einer Rückfahrt mindestens einmal eines der abgebildeten, bedeutenden touristischen Ziele aufgesucht und 8,5% aufgrund einer „braunen Tafel“ eine kulturelle Sehenswürdigkeit. Während in Deutschland etwas mehr als ein Drittel (35,5%) angibt, einen wahrgenommenen PoI zu einem späteren Zeit‐ punkt aufgesucht zu haben, sind es in Österreich 16,2% der Befragten bei den „grünen Schildern“ und 22,5% bei den „braunen Schildern“. Somit haben im Umkehrschluss 57,2% der deutschen Probanden und 58,9% der Befragten in Österreich noch nie ein auf einem solchen Schild wahrgenommenes Ziel bewusst auf der Rückfahrt oder zu einem späteren Zeitpunkt aufgesucht. Das Potential für zukünftige Besuche ist sowohl in Deutschland als auch in Österreich relativ hoch: Nahezu zwei von drei Probanden können sich den Besuch eines auf einer Ankündigungsbzw. Unterrichtungstafel 106 10 Ergebnisdarstellung <?page no="107"?> abgebildeten PoI in Zukunft vorstellen. Es muss jedoch berücksichtigt wer‐ den, dass bei beiden Befragungen die meisten Befragten mit „ja, eventuell“ antworten (38,3% und 40,1%). Ein Teil (D: 6,2%; A: 7,5%) ist sich jedoch „ganz sicher“, dass sie in Zukunft eine auf einer Ankündigungsbzw. Unterrichtungstafel abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft besuchen wollen (→-Abbildung-10). 6,9% 30,8% 38,3% 17,8% 6,2% 8,5% 27,9% 40,1% 16,0% 7,5% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% Nein, ganz sicher nicht Nein, eher nicht Ja, eventuell Ja, wahrscheinlich Ja, ganz sicher A D Abbildung 10: Planung zukünftiger Besuche eines abgebildeten PoI | Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100 (D); n = 613 (A)) 10.3.4 Fahrverhalten Wie im Kapitel zu den Grundlagen der Untersuchung gezeigt wurde, hat die Anzahl der touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Während es 2004 in Deutschland 622 touristi‐ sche Unterrichtungstafeln gab, waren es Ende 2023 mindestens 3.550 dieser Schilder. Somit hat es innerhalb von fast 20 Jahren mehr als eine Verfünffa‐ chung gegeben. Diese Zunahme und damit eine häufigere Wahrnehmung von derartigen Schildern kann das Fahrverhalten von Autofahrern beeinflussen - für Österreich liegen keine derartigen Daten vor. Nach Meinung der meisten Probanden (67,8% und 71,3%) beeinflussen die touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland bzw. Ankündigungs‐ tafeln in Österreich das Fahrverhalten jedoch weder positiv noch negativ (→ Tabelle 29). Interessant ist, dass bei beiden Befragungen aus Sicht von ca. jedem Siebten (14,7% und 12,7%) eine positive Beeinflussung des 10.3 (Entscheidungs-)Verhalten 107 <?page no="108"?> Fahrverhaltens im Sinne einer Verkehrsberuhigung stattfindet. Von einer Verkehrsgefährdung durch die touristische Beschilderung an Autobahnen geht ein geringer Teil (5,1% und 6,2%) aus. Beeinflussung in D in A nein, weder positiv noch negativ 67,8% 71,3% ja, positiv im Sinne einer Verkehrsberuhigung 14,7% 12,7% ja, negativ im Sinne einer Verkehrsgefährdung 5,1% 6,2% ja, und zwar 1,5% 1,1% weiß nicht 10,8% 8,6% Tabelle 29: Beeinflussung des Fahrverhaltens auf den Autobahnen in Deutschland oder Österreich durch die touristischen Tafeln | Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100 (D); n = 613 (A)) 10.3.5 Informationsverhalten Mehr als die Hälfte der Probanden (58,3% und 62,2%) gibt sowohl in Deutsch‐ land als auch in Österreich an, dass sie sich bereits während oder nach einer Autofahrt über eine der abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften informiert haben (→ Tabelle 30). Ungefähr jeweils ein Drittel (33,5% und 31,5%) hat sich nach einer Autofahrt informiert. Während sich in Deutschland mehr als einer von fünf Befragten (18,6%) mit Hilfe des Beifahrers während der Fahrt informiert hat, sind es in Österreich etwas mehr (26,7%). Informationsverhalten in D in A ja, selbst nach der Fahrt 33,5% 31,5% ja, mein Beifahrer während der Fahrt 18,6% 26,6% ja, selbst während der Fahrt 7,8% 8,2% ja, mein Beifahrer nach der Fahrt 7,2% 7,3% - - - nein, noch nicht informiert 41,7% 37,8% Tabelle 30: Informationsverhalten zu touristischen Tafeln in Deutschland und Österreich (Mehrfachnennungen möglich) | Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100) 108 10 Ergebnisdarstellung <?page no="109"?> Für diejenigen, die sich im Nachgang zur Sichtung eines Schildes über den abgebildeten PoI informiert haben, steht sowohl in Deutschland als auch in Österreich das Internet als Informationsquelle mit nahezu 90 % der klar an erster Stelle (→ Tabelle 31). Die weiteren Informationsquellen sind weit abgeschlagen, wobei Freunde/ Bekannte und Familie noch von etwas mehr als einem Fünftel (20,9%) in Deutschland und fast einem Viertel (23,6%) in Österreich angegeben werden. Die weiteren Informationsquellen wurden in beiden Ländern von ca. 10 bis 15 % derjenigen genutzt, die sich über einen PoI informiert haben. Unter sonstige Angaben fallen u. a. Atlanten/ Landkarten, Bildbände, Reiseführer und Lexika. Informationsquelle in D in A Internet (z.-B. Google, Wikipedia) 87,1% 89,3% Freunde/ Bekannte/ Familie 20,9% 23,6% Navigationssystem 14,7% 14,8% Tourismus-Information 14,0% 11,7% Broschüren/ Prospekte 10,9% 9,8% Sonstiges 1,2% 1,0 Tabelle 31: Informationsverhalten zu touristischen Tafeln in Deutschland und Österreich (Mehrfachnennungen möglich) | Quelle: eigene Erhebung (n = 641 (D); n = 589 (A)) 10.3.6 Zufriedenheit und Weiterempfehlung Die meisten Befragten sind mit dem Angebot der touristischen Unterrich‐ tungstafeln bzw. Ankündigungstafeln an den Autobahnen in Deutschland und Österreich „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“. Die Gesamtzufriedenheit liegt bei den deutschen Probanden bei einem Durchschnitt von 2,26 (Stan‐ dardabweichung 0,77) und bei den österreichischen Befragten bei 2,20 (Standardabweichung 0,83) bei den „braunen Tafeln“ sowie bei 2,31 (Stan‐ dardabweichung 0,81) bei den „grünen Tafeln“. Die Gesamtzufriedenheiten sind damit relativ nah beieinander. Es lassen sich bei genauerer Betrachtung jedoch Unterschiede feststellen (→ Tabelle 32). Die Top-2-Werte liegen für die „braunen Schilder“ in Deutschland (65,4%) und Österreich (64,9%) nah beieinander. Die Befragten in Österreich sind jedoch häufiger sehr zufrieden als die deutschen Befragten. 10.3 (Entscheidungs-)Verhalten 109 <?page no="110"?> Bei einem Vergleich zwischen den zwei verschiedenen Ankündigungs‐ tafeln in Österreich lässt sich feststellen, dass die Zufriedenheit mit den „braunen Schildern“ höher als mit den „grünen Schildern“ ist (Top-2-Werte 64,6% zu 58,1%). Im Hinblick auf ihre allgemeine Wichtigkeit schneiden die Schilder in beiden Ländern schlechter ab. Mit vielen Angaben im Bereich „teils/ teils“ bis „(sehr) unwichtig“ ergibt sich für die „braunen Schilder“ in Deutschland und Österreich jeweils eine Durchschnittsbewertung von 2,58 (sd 1,01). Die „grünen Schilder“ in Österreich werden dagegen im Durchschnitt mit 2,63 (sd 1,13) und damit noch etwas schlechter bewertet. Zufrieden‐ heit in D in A („braun“) in A („grün“) Wichtig‐ keit in D in A („braun“) in A („grün“) sehr zufrie‐ den (1) 13,7% 20,2% 16,0% sehr wichtig (1) 12,6% 17,5% 17,1% zufrieden (2) 51,6% 44,7% 42,1% wichtig (2) 38,2% 31,8% 30,3% teils/ teils (3) 30,7% 31,0% 38,0% teils/ teils (3) 32,9% 31,8% 32,5% unzufrieden (4) 2,8% 3,1% 2,9% unwichtig (4) 11,3% 13,1% 12,7% sehr unzu‐ frieden (5) 1,1% 1,0% 1,0% sehr un‐ wichtig (5) 5,0% 5,9% 7,3% Tabelle 32: Zufriedenheit mit den touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland bzw. Ankündigungstafeln in Österreich und deren Wichtigkeit | Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100 (D); n = 613 (A)) Hinsichtlich der Rezeption der Hinweisschilder könnte ein weiterer psycho‐ logischer Effekt von Bedeutung sein, der als Mere-Exposure-Effekt (oder Effekt des bloßen Kontakts/ Darbietung) bekannt ist. Dieser Effekt wurde erstmals in den 1960ern beschrieben: Eine häufige wiederholte Exposition eines Individuums gegenüber einem Stimulus ist eine ausreichende Bedin‐ gung für die Verbesserung seiner Haltung dazu (vgl. Zajonc 1968, S. 1). Als Mere-Exposure-Effekt wird der Umstand bezeichnet, dass Probanden ein‐ gangs neutral bewertete Stimuli, denen sie über längere Zeit wiederholt aus‐ 110 10 Ergebnisdarstellung <?page no="111"?> gesetzt sind, mit der Zeit positiver bewerten. Der breit dokumentierte Effekt (vgl. z. B. Zajonc 2011) basiert auf einer unbewussten Präferenzbildung. Er ist unabhängig von kulturellem Hintergrund, demografischen Eigenschaften und der Art des untersuchten Stimulus feststellbar und tritt auch dann auf, wenn die Probanden nicht mit dem Stimulus interagieren oder diesen sogar nicht einmal bewusst wahrnehmen. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass der Effekt bei nur kurz und dafür häufig wahrgenommenen Stimuli besonders ausgeprägt auftritt (vgl. z.-B. Bornstein/ D’Agostino 1992). Eine Beeinflussung der Bewertung der Hinweisschilder durch den Mere-Exposure-Effekt scheint auf den ersten Blick plausibel: Es handelt sich um farblich, stilistisch und räumlich gleichförmige Stimuli, die auf ähnliche Art und Weise für kurze Zeitintervalle bewusst oder unbewusst wahrgenom‐ men werden. Da die Frequenz der Wahrnehmung mit der Häufigkeit von Fahrten bzw. mit der Fahrerfahrung zunimmt, wären im Falle des Auftretens des Mere-Exposure-Effekts Abhängigkeiten zwischen der Bewertung der Schilder und dem Alter sowie der Intensität der Autobahnnutzung zu erwarten - immer vorausgesetzt, die Präsenz der Hinweisschilder würde initial mindestens nicht als negativ empfunden. Tatsächlich führt etwa bei der Befragung in Deutschland ein Chi-Qua‐ drat-Test auf stochastische Unabhängigkeit für die beiden Variablen „Alter“ und „Zufriedenheit mit den touristischen Hinweisschildern“ zu einem si‐ gnifikanten Ergebnis. Aufgrund der - in diesem Kontext - willkürlichen Klassierung der Altersangaben sowie aufgrund der Tatsache, dass gut ein Drittel der Zellen der Kontingenztabelle eine Häufigkeit von weniger als 5 aufweist, muss die grundsätzliche Eignung der vorliegenden Daten für eine solche Auswertung allerdings bezweifelt werden. Die Frage, ob der Mere-Exposure-Effekt einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Schilder hat, lässt sich somit anhand der erhobenen Daten nicht schlüssig beantworten; ihr könnte jedoch im Rahmen weiterer Untersuchungen nachgegangen werden. Neben der Zufriedenheit und Wichtigkeit wurde untersucht, ob die Anzahl der touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland bzw. der zwei verschie‐ denen Ankündigungstafeln in Österreich aus Sicht der Autofahrer erhöht werden, gesenkt werden oder gleichbleiben soll (→-Tabelle-33). Die Mehrheit der Probanden spricht sich in beiden Ländern dafür aus, dass die Gesamtzahl an Schildern auf dem zum Befragungszeitpunkt aktuellen Niveau (in D 2019 und in A 2023) bleiben sollte. Während sich in Deutschland vier von zehn Befragten (40,1%) für eine Erhöhung der Gesamtzahl aussprechen, sind es in 10.3 (Entscheidungs-)Verhalten 111 <?page no="112"?> Österreich knapp drei von zehn Befragten (30,5% und 30,3%). Aus Sicht von ca. jeden zehnten bis elften Befragten sollte die Gesamtzahl reduziert werden. Anzahl an Schildern in D in A („braun“) in A („grün“) Gesamtzahl sollte gleichbleiben (wie zum Befragungszeitpunkt) 51,1% 60,5% 59,5% Gesamtzahl sollte erhöht werden (zusätz‐ liche Schilder für Sehenswürdigkeiten, Städte und Landschaften, auf die derzeit noch nicht hingewiesen wird) 40,1% 30,5% 30,3% Gesamtzahl sollte reduziert werden 8,8% 9,0% 10,1% Tabelle 33: Meinung zur Anzahl an touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland bzw. Ankündigungstafeln in Österreich | Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100 (D); n = 613 (A)) Während in Deutschland fast vier von fünf Befragte (79,8%) noch nie eine der abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften aufgrund einer Unterrichtungstafel an Freunde/ Bekannte, Kollegen und/ oder Familienmit‐ glieder weiterempfohlen haben, sind es in Österreich drei von vier (75,2%) und damit etwas weniger. Immerhin jeder Fünfte (20,2%) in Deutschland und jeder Vierte (24,8%) in Österreich gibt an, „einmal“ oder „mehrmals“ eine entsprechende Empfehlung vorgenommen zu haben (→-Abbildung-11). 0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0% Nein Ja, mehrmals Ja, einmal 79,8% 4,3% 15,9% 75,2% 4,6% 20,2% A D Abbildung 11: Weiterempfehlung der abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften aufgrund einer Unterrichtungstafel bzw. Ankündigungstafel | Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100 (D); n = 613 (A)) 112 10 Ergebnisdarstellung <?page no="113"?> 10.3.7 Zukunft der touristischen Beschilderung Für die acht (D) bzw. neun (A) vorformulierten Ideen für die Zukunft der touristischen Beschilderung an Autobahnen können für beide Erhebungen drei Gruppen gebildet werden. Die erste Gruppe umfasst zwei Vorschläge, die als am interessantesten und wichtigsten eingeschätzt werden und die in direktem Zusammenhang mit den Schildern an sich stehen (→ Abbil‐ dung 12). Zum einen geht es um die Ergänzung der Entfernung bis zum PoI (km-Angabe) und zum anderen um die Nennung der zu nehmenden Ausfahrt, um die abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft aufsuchen zu können. Einer zweiten Gruppe können drei Ideen zugeordnet werden. Hierbei handelt es sich um zwei technologische Entwicklungen (Internetplattform und eine App mit Informationen, Fotos, Links usw. zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten, Städten und Landschaften), die als Zusatzangebot möglich wären sowie um die Zweisprachigkeit der Schilder. Diese werden mittelmäßig interessant und wichtig bewertet. Zur dritten Kategorie gehören drei Vorschläge, die als weniger interessant und weniger wichtig bewertet werden: Ein individuelleres Design, eine Überarbeitung der Farbgestaltung und eine Beschränkung auf Unterrichtungstafeln von öffentlichen Einrichtungen gehören dieser dritten Gruppe an. Skala: 1 = sehr uninteressant, 2 = uninteressant, 3 = teils/ teils, 4 = interessant, 5 = sehr interessant; 1 = sehr unwichtig, 2 = unwichtig, 3 = teils/ teils, 4 = wichtig, 5 = sehr wichtig (Die ursprüngliche Skala (→ Tabelle 32) wurde für diese Darstellung umcodiert.) 10.3 (Entscheidungs-)Verhalten 113 <?page no="114"?> Vorschlag Inter‐ esse (D) Wich‐ tigkeit (D) Inter‐ esse (A) Wich‐ tigkeit (A) A Ergänzung der Entfernung bis zur Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft (km-Angabe) 4,16 3,96 4,55 3,14 B Nennung der Ausfahrt, um abgebil‐ dete Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft aufsuchen zu können 4,10 3,91 4,13 3,94 C Tafeln werden in deutscher und englischer Sprache aufgestellt 3,36 3,27 3,44 3,25 D Ermöglichung individuellere De‐ sign (z.-B. Farbwahl, Gestaltung) 3,14 2,85 3,15 2,83 E Überarbeitung der Farbgestaltung 3,08 2,83 3,07 2,76 F Internetplattform mit Infos, Fotos, Links usw. zu einzelnen Sehens‐ würdigkeiten, Städten und Land‐ schaften 3,66 3,29 3,57 3,23 G App mit Infos, Fotos, Links usw. zu den einzelnen Sehenswürdigkei‐ ten, Städten und Landschaften 3,48 3,18 3,41 3,12 H Abbildung von nur noch öffentli‐ chen Sehenswürdigkeiten, Städte und Landschaften und keine priva‐ ten Einrichtungen mehr 3,07 2,79 2,95 2,76 I Direkte Integration von (Audio)In‐ formationen zu kulturellen Sehens‐ würdigkeiten, touristischen Zielen, Städte und Landschaften in Navi - - 3,13 2,93 - Gesamtdurchschnitt 3,50 3,26 3,56 3,11 Abbildung 12: Bewertung der Vorschläge für die Weiterentwicklung der Ankündigungsbzw. Unterrichtungstafeln Die Angaben der deutschen und österreichischen Probanden fallen bei den meisten abgefragten Vorschlägen ähnlich aus. Ein Unterschied zeigt sich bei der Bewertung des Vorschlags, die km-Angabe bis zum PoI zu ergänzen: Für diese Idee ist das Interesse in Österreich größer als in Deutschland, 114 10 Ergebnisdarstellung <?page no="115"?> gleichwohl wird der Vorschlag von den österreichischen Probanden als weniger wichtig eingestuft. Zwei der vorgeschlagenen Maßnahmen werden mit Ergebnissen der ös‐ terreichischen Befragung detaillierter vorgestellt. Die Nutzungswahrschein‐ lichkeit einer Internetplattform fällt mit einem Mittelwert von 2,46 (sd 1,082) etwas höher als bei einer App aus, die einen Mittelwert von 2,85 (sd 1,262) erreicht. Die einzelnen Angaben lassen sich der → Abbildung 13 entnehmen. 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% Nein, ganz sicher nicht Nein, eher nicht Ja, eventuell Ja, wahrscheinlich Ja, ganz sicher 5,9% 11,9% 21,5% 44,2% 16,5% 13,2% 20,1% 19,2% 33,9% 13,5% App Internetplattform Abbildung 13: Nutzungswahrscheinlichkeit von zwei Vorschlägen für die Weiterentwick‐ lung | Quelle: eigene Erhebung (n = 613) Neben der Nutzungswahrscheinlichkeit wurde abgefragt, wann derartige Angebote genutzt werden würden. Hierbei zeigt sich, dass Informationen zu den Ankündigungstafeln nicht nur während einer Reise/ Fahrt von Inter‐ esse sind, sondern auch im Vorfeld oder außerhalb einer Reise/ Fahrt. Die Nutzung einer App kann sich knapp jeder vierte Befragte vorstellen (24,4%) (→-Abbildung-14). 10.3 (Entscheidungs-)Verhalten 115 <?page no="116"?> 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% auch außerhalb Reise/ Fahrt als Beifahrer während Reise/ Fahrt als Fahrer, wenn mich Angebot nicht ablenkt im Vorfeld meiner Reise 35,5% 56,7% 63,7% 28,9% 57,0% 24,4% 56,4% App Internetplattform Abbildung 14: Nutzung von zwei Vorschlägen für die Weiterentwicklung | Quelle: eigene Erhebung (n = 613) In der deutschen Erhebung wurden neben den vorformulierten Ideen eigene Wünsche der Probanden erhoben. In Österreich wurde hierauf verzichtet und andere Schwerpunkte gelegt. Während zirka ein Viertel der Befragten (26,5%) keine eigenen Wünsche für die Zukunft der touristischen Unterrich‐ tungstafeln in Deutschland angeben, äußert der Großteil der Befragten mindestens einen Wunsch (→ Tabelle 34). Damit steht ein Wunsch auf Platz 1, der bereits bei den geschlossenen Antworten auf Platz 1 gelandet ist. Die Personen haben ihn trotzdem nochmal genannt, so dass ihnen dies besonders wichtig zu sein scheint. • die Angabe der Entfernung zum ausgewiesenen PoI, • eine bessere Gestaltung, wie bspw. auffälligere und größere Schilder, und • eine andere Farbe bzw. Farbgestaltung. Obwohl dieser Aspekt bei den obigen Vorschlägen der dritten Gruppe zugeordnet wurde, ist festzustellen, dass dieses Thema doch einigen der Befragten wichtig ist. Darüber hinaus zeigen die Daten auf, dass weitere Informationen auf den Schildern gewünscht sind - seien es einerseits wei‐ tere Informationen zum PoI (z. B. Öffnungszeiten, Internetseite des PoI) und 116 10 Ergebnisdarstellung <?page no="117"?> andererseits die Angabe der Abfahrt und weitere Beschilderungsvorschläge für die Zielerreichung. Die weiteren Wünsche sind der nachfolgenden →-Tabelle-35 zu entnehmen. Wünsche für die Zukunft in Prozent keinen Wunsch genannt 26,5% Entfernung zum PoI angeben 20,2% (allgemein) bessere Gestaltung 18,7% andere Farbe, Farbgestaltung, bunt(er) 14,2% so bleiben wie sie sind, gleichbleibende Qualität sichern, alles gut wie es ist 12,1% weitere, mehr Infos zum PoI (z.-B. Öffnungszeiten, Internetseite des PoI) 11,7% mehr Schilder 10,7% Angabe der Abfahrt und weitere Beschilderungsvorschläge 9,5% Digitalisierung (App/ Internet) 5,2% begrenzte Anzahl an Schildern/ weniger Schilder 4,7% auch englische Angabe des PoI 3,1% Schilder an anderer Stelle aufgreifen, z. B. Rastplatz oder kurze Zeit später noch einmal anzeigen 1,9% abschaffen/ alle Schilder weg 1,8% Schilder sichtbarer machen, z.-B. Standort optimieren, Reinigung und Beschneidung der umliegenden Bäume/ Sträucher 1,5% Sonstiges 3,5% Tabelle 34: Wünsche für die Zukunft der touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland (maximal drei Nennungen möglich) | Quelle: eigene Erhebung (n = 1.099) 10.3 (Entscheidungs-)Verhalten 117 <?page no="118"?> 10.4 Exkurs: Autobahnkirchen in Deutschland Die Schilder, die auf Autobahnkirchen an deutschen Autobahnen hinweisen, sind den meisten Befragten bekannt (→ Tabelle 35). Jeder Vierte gibt jedoch an, dass er derartige Schilder noch nicht gesehen hat. Bekanntheit der Autobahnkirchenschilder in Prozent ja, habe ich bereits gesehen 56,1% ja, sehe ich regelmäßig 10,5% nein, habe ich noch nicht gesehen 26,5% weiß nicht 7,0% Tabelle 35: Bekanntheit der Schilder, die auf Autobahnkirchen hinweisen (gestützt) | Quelle: eigene Erhebung (n = 1.100) Diejenigen, die die Schilder kennen, wurden gefragt, ob sie auch schon einmal eine Autobahnkirche aufgrund eines Hinweisschildes aufgesucht haben. Während jeder Achte dies bejaht (12,4%), geben nahezu neun von zehn Probanden (87,3%) an, dass sie noch nie eine Autobahnkirche aufgrund eines Hinweisschildes aufgesucht haben - 0,3% geben „weiß nicht“ an. Für fast zwei Drittel (63,9%) derjenigen, die eine Autobahnkirche bereits einmal aufgrund eines Hinweisschildes aufgesucht haben, liegt der Besuch mehr als zwölf Monate zurück (→-Tabelle-36). Besuch einer Autobahnkirche in Prozent kein Besuch 63,9% ein Besuch 25,2% zwei Besuche 6,8% drei Besuche 1,4% vier Besuche 1,4% fünf Besuche 1,4% Tabelle 36: Besuch einer Autobahnkirche innerhalb der letzten zwölf Monate | Quelle: eigene Erhebung (n = 147) 118 10 Ergebnisdarstellung <?page no="119"?> Teil E │ Richtlinien und Antragstellung für die Aufstellung touristischer Unterrichtungstafeln an deutschen Autobahnen von Vanessa Wilke <?page no="121"?> 11 Richtlinien, Antragstellung und Zuständigkeit in Deutschland Innerhalb Deutschlands entscheidet seit dem 01.01.2021 die Autobahn GmbH bezüglich des Aufstellens touristischer Unterrichtungstafeln entlang der Autobahnen nach bundeseinheitlichen Standards. Als Grundlagen gel‐ ten vorrangig die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs‐ ordnung sowie die Richtlinien für die touristische Beschilderung (RtB der FGSV). Für den Antragsteller selbst ist dabei lediglich die RtB wichtig. Die allge‐ meine Verwaltungsvorschrift der StVO ist nur für Behörden und Verwaltung interessant. Grundlage für die Gestaltung touristischer Unterrichtungstafeln bilden die Richtlinien für die touristische Beschilderung der Forschungsgesell‐ schaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. (FGSV). Es handelt sich um die Ausgabe 2008. Dieser Gesetzestext hebt die „Vorläufigen Richtlinien für touristische Hinweise an Straßen" (RtH), Ausgabe 1988, geändert 2003, des Bundesministeriums für Verkehr (BMV) auf. 11.1 Ablauf der Antragstellung Die folgende → Abbildung 15 veranschaulicht den Ablauf der Antrag‐ stellung zur Errichtung einer touristischen Unterrichtungstafel an einer Autobahn. <?page no="122"?> Abbildung 15: Ablauf der Antragstellung | Quelle: Tourismusverband Sachsen-Anhalt e. V. 2023 1. Der Antragsteller prüft, ob das touristische Unterrichtungsziel den Vorgaben der RtB entspricht. 2. Anschließend stellt der Antragsteller einen offiziellen formlosen Antrag an die Autobahn GmbH des Bundes unter Benennung des bevorzugten Streckenabschnitts. Dem Antrag wird der Gestaltungsentwurf der Be‐ schilderung gemäß den Vorgaben der RtB beigefügt. 3. Die Straßenverkehrsbehörde für Autobahnen prüft zusammen mit der zuständigen Straßenbaubehörde, ob die Aufstellung einer touristischen Unterrichtungstafel im bevorzugten Streckenabschnitt möglich ist. 4. Wenn das Ergebnis positiv ist, wird ein förmliches Anhörungsverfahren mit allen zu beteiligenden Stellen eingeleitet. Das vorgeschriebene Anhörungsverfahren kann einige Zeit in Anspruch nehmen. 5. Anschließend findet das förmliche Anhörungsverfahren statt. 6. Gibt es keine Bedenken gegen die beantragte touristische Unterrich‐ tungstafel, verfügt die Straßenverkehrsbehörde für Autobahnen eine verkehrsbehördliche Anordnung. 122 11 Richtlinien, Antragstellung und Zuständigkeit in Deutschland <?page no="123"?> 7. Die Autobahn GmbH des Bundes benennt den zuständigen Straßenbau‐ lastträger. 8. Die Beauftragung der Herstellung sowie die Aufstellung der Tafel erfolgt durch den zuständigen Straßenbaulastträger. 11.2 Prüfung nach RtB → Abbildung 16 hilft dabei, zu überprüfen, ob eine touristische Unterrich‐ tungstafel an einer bestimmten Stelle der Autobahn errichtet werden darf. Die Überprüfung muss vor der Einreichung des Antrages zur Errichtung der touristischen Unterrichtungstafel an der Autobahn durchgeführt werden. Dabei sollte mit der Gestaltung der Unterrichtungstafel erst nach dem erfolgreichen Abschluss der Überprüfung begonnen werden, um unnötige Arbeit und Kosten zu vermeiden. Touristische Unterrichtungstafeln dürfen nur für touristisch bedeutsame Ziele (gemäß 1.2.1 Absatz 1 und 4 RtB) errichtet werden. Zu Beginn der Überprüfung sollte hinterfragt werden, ob sich das Ziel mit der Richtlinie vereinbaren lässt. Handelt es sich um ein touristisch bedeutsames Ziel, ist zu prüfen, ob dieses entweder von der Autobahn aus sichtbar ist oder sich in einer Entfernung von maximal 10 km Luftlinie zur Autobahn-Anschlussstelle befindet (gemäß 3.2. Absatz 1 Satz 1 RtB). Trifft einer der beiden Punkte zu, kann mit der Standortplanung der Beschilderung begonnen werden. Im Ausnahmefall darf sich das touristische Ziel in einer größeren Entfernung befinden. Hierfür wird geprüft, ob es sich um ein touristisches Ziel mit einer „herausragenden touristischen Bedeutung“ handelt (3.2. Absatz 1 Satz 2 RtB). Die Begrifflichkeit der herausragenden touristischen Bedeutung wird in der RtB nicht näher definiert. Anschließend erfolgt eine Überprüfung der Anzahl an touristischen Unterrichtungstafeln im präferierten Streckenabschnitt. Es dürfen sich maximal zwei solcher Tafeln in einem Autobahnabschnitt befinden (gemäß 3.3 Absatz 2 Satz 1 RtB). Es empfiehlt sich, direkt die Autobahn GmbH des Bundes zu kontaktieren, um die aktuelle Anzahl der Tafeln zu erfragen. Auch touristische Unterrichtungstafeln, welche noch nicht fest auf der Autobahn errichtet wurden, könnten sich schon in der Umsetzung befinden. 11.2 Prüfung nach RtB 123 <?page no="124"?> 124 11 Richtlinien, Antragstellung und Zuständigkeit in Deutschland <?page no="125"?> Abbildung 16: Prüfung nach RtB | Quelle: Tourismusverband Sachsen-Anhalt e.-V. 2023 │ online unter: https: / / files.narr.digital/ 9783381121410/ Abb_16.pdf 11.2 Prüfung nach RtB 125 <?page no="126"?> Ist bereits eine touristische Unterrichtungstafel im Streckenabschnitt vorhanden, muss ein Mindestabstand von 1.000 m zu dieser eingehalten werden (gemäß 3.3 Absatz 2 Satz 2 RtB). Eine touristische Unterrichtungstafel darf sich nicht innerhalb einer „zusammengehörigen Wegweiserkette“ befinden (3.3 Absatz 1 Satz 1 RtB). Eine „zusammengehörige Wegweiserkette“ ist als der Bereich zwischen Ankündigungstafel Zeichen 448 und ggf. vorhandener Entfernungstafel Zeichen 453 definiert. Des Weiteren muss der Abstand der touristischen Unterrichtungstafel zur wegweisenden blauen Beschilderung im Zulauf mindestens 1.000 m betragen. Ist dies nicht der Fall, darf die Beschilderung nicht an diesem Platz errichtet werden (gemäß 3.3 Absatz 1 Satz 2 RtB). Es ist vom Antragsteller zu prüfen, ob hinter dem Autobahnknoten entweder eine Entfernungstafel oder ein Bezugspunkt nach den Richtlinien für die wegweisende Beschilderung auf Autobahnen (RWBA) vorhanden ist. Im ersten Fall muss die touristische Unterrichtungstafel zu dieser einen Mindestabstand von 500 m einhalten (gemäß 3.3 Absatz 1 Satz 3 RtB). Im zweiten Fall bezieht sich der Mindestabstand von 500 m auf die Strecke zwischen der touristischen Unterrichtungstafel und dem Bezugspunkt nach der RWBA (gemäß 3.3 Absatz 1 Satz 4 RtB). Zuletzt sollte geprüft werden, ob der Abstand der touristischen Unter‐ richtungstafel zur sonstigen Beschilderung nach den RWBA, den Richtlinien für Wechselverkehrszeichen an Bundesfernstraßen (RWVZ) und verkehrs‐ rechtlichen Anordnungen mindestens 500 m beträgt (gemäß 3.3 Absatz 1 Satz 5). Wird der Mindestabstand eingehalten, ist die Prüfung nach RtB erfolgreich. Nach erfolgreicher Prüfung des touristischen Ziels erfolgt die Erstellung eines Gestaltungsentwurfs der touristischen Unterrichtungstafel. Die Ge‐ staltungsvorschriften sind in den Richtlinien für die touristische Beschilde‐ rung geregelt. Da die Beschilderung an Autobahnen lediglich hinweisgebenden Charak‐ ter besitzt, wird zur eigentlichen Zielführung eine zusätzliche nachgelagerte Beschilderung abseits der Autobahn benötigt. Für diese gelten abweichende Regelungen. Das Landesverwaltungsamt ist für die Zulassung touristischer Beschilderung abseits der Autobahnen zuständig. 126 11 Richtlinien, Antragstellung und Zuständigkeit in Deutschland <?page no="127"?> Teil F │ Digitales Angebot zur touristischen Beschilderung an Autobahnen von Dominic Fischer unter Mitarbeit von Sven Groß <?page no="129"?> 12 Entwicklung des digitalen Angbotes „Erlebnisguide“ Im Jahr 2019 hat MAQNIFY (seit 2022 fusioniert mit TourComm Germany) ein auf Baden-Württemberg begrenztes Pilotprojekt zur Digitalisierung der touristischen Unterrichtungstafeln entlang der deutschen Autobahnen umgesetzt und über eine für den Endnutzer kostenlosen App - den Erleb‐ nisguide - öffentlich zur Verfügung gestellt. Im Rahmen des Pilotprojektes wurden erstmalig alle touristischen Unterrichtungstafeln des Bundeslands digitalisiert und exakt verortet. Zudem erfolgte eine Datenaufbereitung der tatsächlich ausgeschilderten Ziele mit Adresse, die Einteilung in grobe Kategorien sowie die Aufbereitung von individuellen Hörbeiträgen mit einer Länge von etwa 15 Sekunden (ohne aktive Beteiligung einer Destina‐ tions-Management-Organisation (DMO) am Projekt) und etwa einer Minute (bei aktiver Beteiligung der DMO am Projekt). Die Hörbeiträge werden beim Verwenden der App und Freigabe des eigenen Standortes automa‐ tisch mittels Geofencing (d. h. Auslösen einer bestimmten Aktion beim Überschreiten einer zuvor geografisch definierten Grenze) beim Passieren einer Unterrichtungstafel während der Fahrt auf Deutsch oder Englisch abgespielt. Aus Datenschutzgründen müssen Nutzer der Verwendung des Standorts vor Fahrtantritt einmal aktiv zustimmen. Durch das hohe Interesse und Engagement verschiedener DMOs, wie der Schwarzwald Tourismus GmbH, dem Schwäbische Alb Tourismusverband e. V. oder dem Kraichgau-Stromberg Tourismus e. V., wurde das ursprüng‐ lich auf die A5 beschränkte Pilotprojekt bereits zum Start landesweit ausgedehnt. Eigene Umfragen (nicht repräsentativ; n < 50) im touristischen Kontaktnetzwerk, bei Bestandskunden und in touristischen Facebook-Foren ergaben zudem den Wunsch der potenziellen Nutzer, einen möglichst großen Bereich mit dem digitalen Angebot erkunden zu können, der mehr als nur einen einzelnen Autobahnabschnitt umfasst. Auf besonderes Interesse bei den touristischen Akteuren (DMOs, Kom‐ munen und touristischen Einrichtungen) stieß dabei, dass ein bestehendes und altbekanntes Werbemedium, die Unterrichtungstafeln, mittels digitaler und zeitgemäßer Audio-Präsentation aufgewertet und neu erlebbar gemacht werden kann. <?page no="130"?> 12.1 Projektausrichtung Unter Berücksichtigung der vorhandenen Schilderdaten für Baden-Würt‐ temberg und der exakten Position der Unterrichtungstafeln in Relation zu der für den Fahrer relevanten Autobahnabfahrt, wurde von MAQNIFY ermittelt, dass eine Audio-Information zwischen 30 Sekunden und etwa einer Minute dauern kann. Dies basierte auf der Annahme, dass sich Fahrende an die vorgegebene Richtgeschwindigkeit halten. Zum Zeitpunkt der Ermittlung hatte der überwiegende Teil der touristi‐ schen Unterrichtungstafeln in Baden-Württemberg in eine Fahrtrichtung einen Abstand von mehr als 2,5 km zueinander und sie standen mindes‐ tens 2 km vor der für den Besuch relevanten Autobahnabfahrt. Bei einer angenommenen Reisegeschwindigkeit von 120 km/ h, die auf zahlreichen Autobahnabschnitten in Baden-Württemberg vorgeschrieben ist (z. B. A5 Basel-Freiburg, A8 Karlsruhe-Pforzheim), entspricht ein 60-Sekunden-Hör‐ beitrag einer Reisestrecke von zwei Kilometern. Somit haben die Fahrer noch etwa 500 m Entscheidungsweg, ob das zuvor Gehörte zu einem Spontanbesuch animiert. Zudem sind die Abstände zwischen zwei Unter‐ richtungstafeln groß genug, um einen Beitrag vollständig zu Ende zu hören, bevor ein neuer Beitrag beginnt. Einschränkend ist anzumerken, dass sich diese Annahme nicht auf alle Unterrichtungstafeln in Baden-Württemberg übertragen lässt und es auch hier einzelne Abweichungen gibt. So stehen beispielsweise die Unterrich‐ tungstafeln „Fauststadt Staufen“ und „Kloster St. Trudpert Münstertal“ auf der A5, Fahrtrichtung Basel, nur etwa 900 Meter auseinander. Aufgrund der Annahme, dass ein ungeplanter und spontan vom Hörbei‐ trag inspirierter Besuch eher selten vorkommt (vgl. Groß 2020, S. 87f.) und ein einheitlicher Standard zur Vermarktung des Angebots gefunden werden musste, wurde dies in der Planung in Kauf genommen. Ziel war es, dass die jeweiligen Hörbeitrage vor der, für einen möglichen Besuch des PoI relevanten Abfahrt, beendet sind. Hiermit kann den poten‐ ziellen Besuchern eine Entscheidungsgrundlage gegeben werden. In diesem Zeitrahmen können etwa zwei bis drei kurze Themenschwerpunkte zum jeweiligen PoI angesprochen und somit ein Teaser geschaffen werden, der inhaltlich über den reinen Informationsgehalt der touristischen Unterrich‐ tungstafeln hinausgeht. Somit erhält der Fahrer (und seine Mitfahrer) eine bessere Informationsgrundlage, ob sich ein Besuch des PoI und der damit verbundene Umweg lohnt oder nicht. 130 12 Entwicklung des digitalen Angbotes „Erlebnisguide“ <?page no="131"?> Neben den Spontanbesuchen bietet diese Art der Informationsvermitt‐ lung für die Destinationen die Möglichkeit, eine Emotionalisierung zu erreichen, die unter Umständen zu einem späteren Besuch anregt (vgl. Groß 2020, S.-90f.). Neben der Präsentation können die Nutzer mit Hilfe der App während der Fahrt oder im Vorfeld einer Autofahrt konkrete Ziele für einen Zwi‐ schenstopp abseits der Raststätten und Autohöfe auswählen und ansteuern. Hierfür dient die Übersicht aller Destinationen, die eine touristische Unter‐ richtungstafel entlang der Autobahnen haben, als Vorauswahl. 12.2 Räumliche Erweiterung des Angebots Nach einer allgemeinen Schwächephase des Tourismus durch die CO‐ VID-19-Pandemie im Jahr 2020, wurde danach eine deutliche Steigerung des inländischen Tourismus festgestellt. Nach dem Statistischen Bundesamt brachte das Jahr 2022 „(…) wieder mehr Normalität mit sich. Die Gästezahlen im Tourismus stiegen deutlich an, einige Regionen Deutschlands erzielten vor allem in den Sommermonaten neue Nachfragerekorde.“ (Destatis 2024) Dies begünstigte die Ausweitung der „Erlebnisguide“-App in weiteren Bundesländern. Bis Sommer 2023 wurde der Erlebnisguide in Kooperation mit den jeweiligen Landesmarketingorganisationen (LMO) auf die Bundes‐ länder Bayern, Bremen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ausgeweitet und deckte somit bereits über 50 % der deutschen Autobahnki‐ lometer und touristischen Unterrichtungstafeln ab. Um das Gesamtangebot aus App und dahinterstehender Geo-Datenbank sowohl für die Nutzer, als auch die Vermarktung noch attraktiver zu gestalten, wurden die dahin nicht aufbereiteten Daten aus den übrigen deutschen Bundesländern von Sommer bis Herbst 2023 in Eigenregie auf Deutsch umgesetzt. Von Oktober bis Dezember 2023 wurden auch alle Inhalte zu den rund 150 braunen Ankündigungstafeln in Österreich mit einheitlichen Inhalten in deutscher Sprache im Erlebnisguide integriert (vgl. Kapitel 2 „Rechtliche Grundlagen“). Dabei handelt es sich um die alleinstehenden Schilder. Nicht berücksichtigt wurden die in Österreich vorhandenen braunen Hinweise als Einschub auf Orientierungstafeln. Da bis zum aktuellen Zeitraum keine offizielle Marketingkampagne oder Pressearbeit zum Projekt in Österreich 12.2 Räumliche Erweiterung des Angebots 131 <?page no="132"?> stattgefunden hat, konnten im Rahmen dieser Studie keine messbaren Nutzerzahlen oder Statistiken speziell für Österreich erhoben werden. Somit präsentiert der Erlebnisguide Anfang 2024 fast 2.000 Ziele in zwei europäischen Ländern. Konkret bedeutet das mehr als 20 Stunden Hörerlebnis zu etwa 3.750 Unterrichtungstafeln entlang der rund 14.700 Autobahnkilometer in Deutschland und Österreich. 12.3 Weiterentwicklung und Reichweitensteigerung Bereits seit einigen Jahren steht das Thema Digitalisierung und Bereit‐ stellung von hochwertigen lizenzfreien Daten (Open-Data) im Fokus der touristischen Entwicklung (in Deutschland und darüber hinaus). Alle Landesmarketingorganisationen (LMOs) haben eigene Daten-Hubs und Content-Plattformen umgesetzt, die hochwertige Inhalte direkt von den jeweiligen Leistungsträgern auf einer Plattform bündeln. Die Inhalte wer‐ den für kommerzielle und nicht-kommerzielle Zwecke und Dienstleister zur Verfügung gestellt, um die grenzüberschreitende Verfügbarkeit von Informationen und touristischen Daten zu gewährleisten (vgl. Groß/ Fischer 2023, S. 287ff.). Seit Juni 2023 werden alle offenen Inhalte zentral im Knowledge Graph der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) gebündelt. Zum Start des Projektes standen bereits mehr als 200.000 offene Datensätze zur Verfügung (vgl. DZT 2023). Der Erlebnisguide fungiert in diesem Zusammenhang in zwei relevanten Funktionen. Zum einen als Datenlieferant und zum anderen als Produkt zur Reichweitensteigerung der zur Verfügung gestellten Inhalte. Alle seit Anfang 2021 für den Erlebnisguide produzierten Inhalte werden den Auf‐ traggebern und Projektpartnern mit einer Creative-Commons-Lizenz zur Verfügung gestellt. Dies bedeutet, dass die Texte und Audio-Inhalte ebenfalls für weitere Anwendungsfälle genutzt werden können, ohne den Urheber für jede Verwendung um Erlaubnis bitten zu müssen. In 2021 wurde zudem mit der Anbindung des DataHub NRW bereits die erste Content-Plattform einer LMO direkt an den Erlebnisguide angebunden. Auch in Rheinland-Pfalz wurde 2023 das Landesdaten-Hub an den Erlebnisgudie angeschlossen und spielt weiterführende Informationen, Bilder und - wo vorhanden - tagesaktuelle Öffnungszeiten synchronisiert aus. Weitere Schnittstellenan‐ bindungen sind in anderen Bundesländern Anfang 2024 in Vorbereitung. Perspektivisch wird der DZT Knowledge Graph die zentrale Anbindungs‐ 132 12 Entwicklung des digitalen Angbotes „Erlebnisguide“ <?page no="133"?> plattform darstellen. Hiermit ist beabsichtigt, die - in der zuvor dargestellten Studie ermittelten - Informationsbedürfnisse der Fahrer noch konkreter abdecken zu können und ein besseres Nutzungserlebnis zu schaffen (vgl. Groß 2020). Die im Erlebnisguide verfügbaren Daten sind auch außerhalb der Tou‐ rismuswirtschaft relevant und gefragt. Gemeinsam mit dem Unternehmen Cerence arbeitet TourComm Germany daran, den Erlebnisguide fest in bestehende Fahrzeuganwendungen zu integrieren. Cerence ist mit über 20 Jahren Erfahrung der globale Branchenführer bei der Erstellung mobiler Anwendungen für die Automobilwelt, die auf der multimodalen Interaktion zwischen Fahrer und Fahrzeug basieren. Anfang 2024 sind rund 475 Millio‐ nen Fahrzeuge mit Technologie von Cerence ausgestattet (vgl. Cerence Inc. 2022a). Im Sommer 2022 hat der erste Fahrzeughersteller das gemeinsame Projekt „Tour Guide“ in seinen Fahrzeugen veröffentlicht. Tour Guide ermöglicht es dem Autofahrer, touristische Informationen über Sehenswürdigkeiten, Städte und Gebiete rund um die aktuelle Fahrzeugposition zu finden. Die Präsentation erfolgt mittels proaktiver Audio-Durchsagen durch das Fahr‐ zeug und ermöglicht Folgeaktivitäten, die per Sprache abgerufen werden können (vgl. Cerence Inc. 2022b). In Kooperation mit dem ARD Audiolab unter Federführung des Süd‐ westrundfunks (SWR) und Bayerischen Rundfunks (BR) werden die Da‐ ten des Erlebnisguides im Rahmen eines Pilotprojekts 2024 für Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz über die ARD Audiothek für Android Automotive ausgespielt und dort mit weiteren Reportage-Inhalten der öffentlich-rechtlichen Sender verbunden. Das Feature „ARD Audiothek unterwegs“ soll die Möglichkeiten von geo-basierten Informationen zu den touristischen Unterrichtungstafeln in Verbindung mit nicht-linearen Radioinhalten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten verdeutlichen. In Zusammenarbeit mit dem Dienstleister netvico werden die Daten des Erlebnisguides - ohne Audioinhalte - auch auf den digitalen Infoterminals der Autobahn GmbH an ausgewählten Autobahn-Parkplätzen (PWC-Anla‐ gen) in Deutschland in einer eigenen Rubrik ausgespielt. Weitere strategische Partner zur Ausspielung der generierten Inhalte sind für 2024 in Planung. 12.3 Weiterentwicklung und Reichweitensteigerung 133 <?page no="134"?> 12.4 Nutzungsverhalten und Statistiken Im Rahmen der Neuauflage dieser Publikation war es beabsichtigt anhand von Nutzungszahlen und Auswertungen der Erlebnisguide App und We‐ bApp (https: / / app.erlebnis-guide.info) tiefergehende Daten zur Nutzung eines digitalen Angebots zu den touristischen Ankündigungsbzw. Unter‐ richtungstafeln in Deutschland und Österreich zusammenzustellen und zu analysieren. Aufgrund der technischen und damit verbundenen finanziellen Aufwände war es TourComm jedoch nicht möglich einen, auf den Zeitraum der Datenerhebung für diese Studie begrenzten Trackingprozess zu etablieren, um aktive Nutzerzahlen oder die Auswertung von Zugriffen auf einzelne POI in der App (Android und iOS) zu erheben. Für die Erlebnsguide WebApp konnte über das anonymisierende Tra‐ ckingtool „plausible analytics“ eine Nutzungsauswertung der vergangenen zwölf Monate (01. Februar 2023 bis 31. Januar 2024) vorgenommen werden. Einschränkend ist zu erwähnen, dass jeder Nutzer beim Besuch der Seite einem Tracking aktiv zustimmen muss. Somit ist anzunehmen, dass die erhobenen und im Folgenden dargestellten Daten nur einen Ausschnitt der tatsächlichen Nutzung abbildet. Über den Betrachtungszeitraum wurden für die Gesamtheit der Nutzer eine durchschnittliche Betrachtung von 5,14 PoI pro Seitenbesuch aufge‐ zeichnet. Die durchschnittliche Verweildauer betrug hierbei 3: 34 Minuten pro Nutzer. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum konnte eine Nutzersteigerung des Angebots um rund 46 % festgestellt werden, wobei die Verweildauer um 75,4% gesteigert wurde. In der Gesamtjahresbetrachtung wurde die WebApp besonders häufig im Juni 2023 aufgerufen. In diesem Zeitraum lag die Durchschnittsverweildauer bei 9: 11 Minuten und pro Nutzer wurden 17,1 POI pro Seitenbesuch aufge‐ zeichnet. Dies lässt den Rückschluss zu, dass zu Beginn der Sommerreisezeit, die zu den Haupturlaubszeiten vieler Menschen zählt, der Bedarf nach und das Interesse zu touristischen Sehenswürdigkeiten entlang der Reiseroute besonders hoch ist. Der Großteil der Nutzer kommt, wie es zu erwarten war, aus Deutschland. Es konnten jedoch auch Nutzer aus zehn weiteren Ländern festgestellt werden, v.-a. aus den europäischen Nachbarländern Deutschlands. 134 12 Entwicklung des digitalen Angbotes „Erlebnisguide“ <?page no="135"?> 12.5 Ausblick Durch die aktive Pflege der Datenbank zu den touristischen Unterrichtungs‐ tafeln in Deutschland und zahlreichen weiteren Ländern in Europa sieht TourComm eine bis dato stetig steigende Zahl an touristischen Hinweis‐ schildern, was den Schluss zulässt, dass der Stellenwert eines solchen Schildes für Tourismusdestinationen und touristischen Einrichtungen nach wie vor hoch ist. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, ob die steigenden Kosten für Antrag und Aufstellung eines Schildes zu einer geringeren Anzahl an touristischen Schildern führen wird (z. B. geringere Attraktivität der Aufstellung, ersatzloser Rückbau). TourComm strebt danach weiterhin der Marktführer im Bereich der digitalen Angebote zu den touristischen Unterrichtungstafeln in Europa zu bleiben und das App-Angebot in weiteren europäischen Ländern einzufüh‐ ren. 12.5 Ausblick 135 <?page no="137"?> Teil G │ Diskussion der Ergebnisse, Fazit und Ausblick von Sven Groß, Georg Felser, Dominic Fischer, Dominik Huber und Christian Reinboth <?page no="139"?> 13 Beantwortung der Forschungsfragen Nachfolgend werden die zu Beginn aufgestelten Forschungsfragen beant‐ wortet. Hierbei können Aussagen sowohl zu Fragen in beiden untersuchten Ländern getroffen werden als auch Fragen, die nur für Deutschland oder Österreich untersucht wurden. 13.1 Forschungsfragen in beiden Untersuchungen Auf die eingangs dargestellten Forschungsfragen soll im Rahmen dieses Kapitels zusammenfassend eingegangen werden. Frage-│ Werden die touristischen Unterrichtungstafeln bzw. Ankündi‐ gungstafeln von den Autofahrern und -insassen auf deutschen bzw. österreichischen Autobahnen wahrgenommen? Wie sich gezeigt hat, werden die touristischen Unterrichtungstafeln an den deutschen Autobahnen vom Großteil der Befragten wahrgenommen - dies konnte sowohl mit den Leitfadeninterviews als auch mit der Online-Befra‐ gung nachgewiesen werden. Auch für Österreich lässt dies mit den Ergebnissen der Online-Befragung nachweisen, wobei der Grad der Wahrnehmung etwas geringer als in Deutschland zu sein scheint. Frage │ Welche Gedanken haben die Autobahnnutzer bei Wahrneh‐ mung der touristischen Unterrichtungstafeln bzw. Ankündigungsta‐ feln? Es wurden sowohl positive als auch negative Gedanken zu den touristischen Tafeln in beiden Ländern berichtet, wobei die positiven Äußerungen deut‐ lich überwiegen. Das grundsätzliche Interesse an den dargestellten PoI wird dabei am häufigsten genannt - in Deutschland von 31,5%, in Österreich sogar von 49,8% der Befragten. <?page no="140"?> Frage-│-Können sich die deutschen Autofahrer und Beifahrer an diese Schilder und die darauf abgebildeten PoI erinnern? Wenn ja, an wie viele Schilder können sie sich erinnern? Zwei von drei Probanden der deutschen Online-Befragung können sich sofort oder nach längerem Nachdenken an Beispiele erinnern. In Österreich ist die Erinnerungsleistung der Befragten geringer. Während bei den Ankün‐ digungstafeln für kulturelle Sehenswürdigkeiten („braun“) 55,7% angeben, sich an diesen erinnern zu können, sind es bei den Ankündigungstafeln von bedeutenden touristischen Zielen („grün“) 38,3%. Die Mehrheit derjenigen, die sich generell an touristische Tafeln in Deutschland oder Österreich erinnern, kann sich an zwei bis drei Schilder erinnern. Frage-│-Gibt es Abhängigkeiten zwischen der Erinnerung der Beschil‐ derung und der Nutzungshäufigkeit von Autobahnen oder anderer erhobener Eigenschaften? Für die Frage, ob sich die Probanden überhaupt (sofort oder bei längerem Nachdenken) oder gar nicht an touristische Unterrichtungstafeln erinnern können, spielt offenbar die Nutzungshäufigkeit der Autobahnen eine Rolle. Ein Chi-Quadrat-Test, der die stochastische Unabhängigkeit der deutschen Befragten von Erinnerungsleistung und Nutzungshäufigkeit bei den deut‐ schen Befragten prüft, ist signifikant. Das heißt, es ist davon auszugehen, dass die beiden Eigenschaften „Häufigkeit der Autobahnnutzung“ und „Erin‐ nerung an touristische Unterrichtungstafeln“ nicht stochastisch unabhängig voneinander sind. Ein Zusammenhang zwischen der auf der Autobahn verbrachten Zeit und dem Vermögen, sich an Unterrichtungstafeln zu erinnern, darf daher vermutet werden. Frage │ Wie viele Autofahrer sind bereits mindestens einmal von der Autobahn abgefahren, um spontan einen auf einem Schild abgebildeten PoI zu besuchen? 140 13 Beantwortung der Forschungsfragen <?page no="141"?> Auf Basis der Leitfadeninterviews mit deutschen Befragten ist festzuhalten, dass das spontane Abfahren von der Autobahn als impulsive Entscheidung eher selten vorkommt. Die Mehrheit der Befragten gibt an, noch nie spontan von der Autobahn abgefahren zu sein, um einen PoI aufzusuchen. Die Online-Befragungen offenbaren jedoch, dass durchaus gelegentlich spontan von einer Autobahn abgefahren wird. Während in Deutschland fast jeder sechste Befragte (17,1%) bereits mindestens einmal aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel spontan von einer Autobahn abgefahren ist, um die abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft zu besu‐ chen, tätigte in Österreich ca. jeder fünfte Befragte (20,1%) diese Angabe. Der Großteil der deutschen Spontanbesucher hat (auch) innerhalb des letzten Jahres eine solche Abfahrt vorgenommen (87,2%). Bei der österreichischen Befragung werden jedoch weniger spontane Abfahrten angegeben. Ein oder zwei spontane Besuche fanden sowohl bei der deutschen Befragung als auch bei der österreichischen Befragung innerhalb der letzten zwölf Monate am häufigsten statt. Frage │ Wie viele Autofahrer haben einen PoI bewusst später aufge‐ sucht? In Deutschland gibt fast jeder zehnte Befragte an, bereits mindestens einmal unmittelbar auf der Rückfahrt einen zuvor auf einer Unterrichtungstafel wahrgenommen PoI besucht zu haben. Bei den österreichischen Befragten sind ähnliche Zahlen zu konstatieren: 5,1% haben aufgrund einer „grünen Tafel“ auf einer Rückfahrt mindestens einmal ein PoI aufgesucht, 8,5% aufgrund einer „braunen Tafel“. Während in Deutschland etwas mehr als ein Drittel angibt, einen wahrgenommenen PoI zu einem späteren Zeitpunkt aufgesucht zu haben, sind es in Österreich 16,2% der Befragten bei den „grünen Schildern“ und 22,5% bei den „braunen Schildern“. Frage-│-Welche Fahrtdauer nehmen sie für die Abfahrt in Kauf ? Bei der maximal in Kauf genommenen Fahrtdauer fällt auf, dass in Deutsch‐ land fast zwei von drei Probanden bereit sind, bis zu 30 Minuten einzusetzen. In Österreich sind es etwas mehr als die Hälfte. Es gibt in beiden Untersu‐ chungen jedoch einige Personen, die bereit sind, weitere Strecken in Kauf 13.1 Forschungsfragen in beiden Untersuchungen 141 <?page no="142"?> zu nehmen. In Österreich scheint die maximal in Kauf genommene Fahrtzeit höher als in Deutschland zu sein. Frage │ Haben Autofahrer abgebildete Sehenswürdigkeiten schon einmal an Freunde/ Bekannte weiterempfohlen? Der Großteil der Befragten hat in beiden Ländern noch nie eine der ab‐ gebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften aufgrund einer touristischen Tafel an Freunde/ Bekannte, Kollegen und/ oder Familienmit‐ glieder weiterempfohlen. Jeder Fünfte in Deutschland und jeder Vierte in Österreich gibt jedoch an, „einmal“ oder „mehrmals“ eine entsprechende Empfehlung vorgenommen zu haben. Frage │ Findet ein Austausch zu den touristischen Unterrichtungstafeln bzw. Ankündigungstafeln mit den Mitfahrern statt? Ein Austausch über die touristischen Tafeln mit den jeweiligen Mitfahrern findet sowohl bei den deutschen als auch bei den österreichischen Befragten statt - dies kann sowohl mit den Ergebnissen der Leitfadeninterviews als auch mit denen der Online-Befragungen untermauert werden. Sowohl in Deutschland als auch Österreich haben sich etwas mehr als zwei von drei Personen bereits mindestens einmal mit Mitfahrern über die Schilder ausgetauscht. Frage │ Wird die Verkehrssicherheit durch die touristischen Unterrich‐ tungstafeln bzw. Ankündigungstafeln (positiv oder negativ) beeinflusst? Negative Auswirkungen auf das Fahrverhalten bzw. die Verkehrssicherheit scheinen die touristischen Tafeln nicht zu haben. Nach Meinung der meisten Probanden beeinflussen die touristischen Unterrichtungstafeln in Deutsch‐ land bzw. Ankündigungstafeln in Österreich weder positiv noch negativ das Fahrverhalten. 142 13 Beantwortung der Forschungsfragen <?page no="143"?> Frage │ Welche Ideen bewerten die Nutzer der deutschen oder öster‐ reichischen Autobahnen zur Zukunft der touristischen Beschildeurng am interessantesten und wichtigsten ein? Die bei den Leitfadeninterviews geäußerten Wünsche, die v. a. die Gestal‐ tung der Schilder betrafen, sowie eigene Ideen der Autoren, wurden in den Online-Befragungen auf das generelle Interesse und ihre Wichtigkeit hin untersucht. Von diesen vorformulierten Ideen werden in beiden untersuchten Län‐ dern zwei Vorschläge als am interessantesten eingeschätzt - bei der Wichtig‐ keit ist jedoch ein Unterschied zwischen den deutschen und österreichischen Probanden zu beobachten. Bei den zwei Vorschlägen geht um die Ergänzung der Entfernung bis zum PoI (km-Angabe) sowie um die Nennung der Aus‐ fahrt, über die der jeweils abgebildete PoI erreicht werden kann. Auch zwei technologische Entwicklungen (Internetplattform und App mit Informatio‐ nen, Fotos, Links usw. zu den einzelnen PoI) sowie die Zweisprachigkeit der Schilder erhielten eine vergleichsweise hohe Zustimmung, die Spannbreite der Meinungen geht hier jedoch weiter auseinander. Ein individuelleres Design, eine Überarbeitung der Farbgestaltung und eine Beschränkung auf Unterrichtungstafeln von öffentlichen Einrichtungen finden bei den vorformulierten Ideen den geringsten Anklang. 13.2 Forschungsfragen nur in Deutschland Frage │ Welche Art von Hinweisschildern werden eher wahrgenom‐ men: Die Schilder zu Landschaftstypen (wie z. B. Allgäu, Harz, Thürin‐ ger Wald) oder die Schilder zu einzelnen Sehenswürdigkeiten? Bei der Frage nach der Angabe einer in Erinnerung gebliebenen Sehenswür‐ digkeit, Stadt oder Landschaft, wurden in der Online-Befragung 542 ver‐ schiedene Unterrichtungstafeln genannt. Insbesondere Landschaften (wie die Lüneburger Heide, das Ruhrgeiet, die Eifel oder der Harz) werden aus der freien Erinnerung heraus häufig genannt. Auch bei der gezielten Nachfrage zu den fünf untersuchten Schilderarten werden die Landschaftsschilder (58,2%) an erster Stelle genannt. Mit ca. zehn Prozentpunkten Abstand folgen 13.2 Forschungsfragen nur in Deutschland 143 <?page no="144"?> die Bauwerke (48,2%) und Städte (45,3%), die ungefähr gleich häufig genannt werden. Museen und Industriedenkmäler folgen auf Platz vier und fünf. Frage │ Sind Erinnerungstests ein geeignetes Instrument, um die Erinnerung an touristische Unterrichtungstafeln zu messen? Aus Sicht der Autoren sind Erinnerungstests für Forschungszwecke im Tourismus und Verkehr einsetzbar und liefern belastbare Ergebnisse. Die Probanden schätzten ihre Erinnerungsleistungen meist mit „sicher“ bis „teilweise sicher“ ein und bis auf eine Probandin sahen sich alle Probanden dazu in der Lage, den Erinnerungstest durchzuführen. Frage │ Gibt es eigene Ideen bzw. Wünsche der Probanden zur Zukunft der touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland? Auch bei den von den deutschen Probanden der Online-Befragung frei genannten Vorschlägen steht die Angabe der Entfernung zum ausgewiese‐ nen PoI ganz oben auf Liste. Im Widerspruch zu den oben benannten Ergebnissen der geschlossenen Frage steht, dass eine bessere Gestaltung und eine andere Farbe bzw. Farbgestaltung von einigen Probanden bei der Beantwortung der offenen Frage als wichtige Aspekte benannt wurden. Die Ergänzung weiterer Informationen auf den Schildern wurde bei der freien Wunschäußerung ebenfalls noch vergleichsweise häufig genannt (z.-B. Öffnungszeiten, Internetseite des PoI). 13.3 Forschungsfragen nur in Österreich Frage │ Welche Zielorte/ Sehenswürdigkeiten, welche Aktivitäten wur‐ den bei der letzten Abfahrt aufgrund einer Ankündigungstafeln unter‐ nommen und wie lange wurde sich vor Ort aufgehalten? Knapp ein Drittel der Befragten hat sich bis zu einer Stunde im oder am besuchten Zielort aufgehalten und etwas mehr als ein Drittel zwischen einer 144 13 Beantwortung der Forschungsfragen <?page no="145"?> und zwei Stunden. Mehr als zwei Stunden haben wiederum knapp ein Drittel angegeben. Frage-│-Wie viel haben die Probanden für sich und ihrer Mitreisenden für den Aufenthalt am besuchten Zielort/ Sehenswürdigkeit ausgegeben (Gesamtausgaben und Ausgaben für Cafes, Gaststätten und Restaurants, Eintrittsgelder und Aktivitäten, Einkauf von Lebensmittel und Getränke sowie sonstige Ausgaben, wie Andenken und Parkgebühren)? Die durchschnittlichen Gesamtausgaben bei den Befragten in Österreich belaufen sich auf 34,75 € pro Person bei der letzten Abfahrt aufgrund einer Ankündigungstafel. Am meisten wird für Besuche von Cafés, Gaststätten, Restaurants usw. ausgegeben (Ø 15,70 €), gefolgt von Eintrittsgeldern und Aktivitäten. 13.3 Forschungsfragen nur in Österreich 145 <?page no="146"?> 14 Diskussion der Ergebnisse Die Ergebnisse dieser Studien mit drei methodischen Zugängen haben sowohl theoretische als auch praktische Implikationen. Aufbauend auf den theoretischen Grundlagen und den erzielten Ergebnissen der Leitfadeninter‐ views in Deutschland wurde ein Modell zur Wahrnehmung, Erinnerung und Verhaltensunterstützung von Autobahn-Unterrichtungstafeln entwickelt (→-Abbildung-17). Das Modell beinhaltet die drei für die Wahrnehmung von touristischer Autobahnbeschilderung ausschlaggebenden Faktoren, deren Aufnahme ins Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis und die draus resultierenden Entschei‐ dungen für die Rezipienten. Die verschiedenen Komponenten des Beschil‐ derungsdesigns, wie etwa Farben, Text, Grafik oder Gesamtbild, wirken sich unterschiedlich auf die Erinnerungsfähigkeit der Rezipienten aus. Das kurz-, mittel- und langfristige Entscheidungsverhalten basiert sowohl auf der Merkfähigkeit als auch auf der Wahrnehmung der Beschilderung. Anhand der qualitativen Interviews konnten mehrere Dimensionen des Entscheidungsverhaltens herausgearbeitet werden, wie insbesondere das Aufsuchen von PoI in unterschiedlichen zeitlichen Abständen, das Informa‐ tionsverhalten und das Verhalten in Bezug auf Weiterempfehlungen. Mit Blick auf die Wahrnehmung und Erinnerung ist festzuhalten, dass die touristischen Unterrichtungstafeln von so gut wie allen Probanden wahrgenommen werden und bei den meisten zumindest teilweise in Erin‐ nerung (Langzeitgedächtnis) bleiben. Hierbei ist zu beachten, dass für diese Wirkungen eine nur sehr geringe Aufmerksamkeit erforderlich ist. Bei den beobachteten Gedächtniseffekten ist ja nicht davon auszugehen, dass die befragten Personen die Schilder besonders beachtet hätten oder gar im Vorbeifahren die Absicht gehabt hätten, sich diese zu merken. Sie dürften eher beiläufig und unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle „encodiert“ worden sein. Dies steht im Einklang mit einer Reihe von Ergebnissen aus der Werbewirkungsforschung, wonach Werbung auch dann einen Effekt hat, wenn sie beiläufig und unbewusst wahrgenommen wird (vgl. Felser 2023, S.-112ff.). <?page no="147"?> Touristische Unterrichtungstafeln Grafik Farbe Text komplette Schild Kontext (Situation und otivation Assoziation Wahrnehmung ja/ nein Erinnerung Arbeitsspeicher (intrapersonal) Langzeitgedächtnis (intrapersonal) (Entscheidungs-)Verhalten kurzfristig mittelfristig langfristig Imagebildung/ -wirkung Weiterempfehlung Informationsverhalten Fahr-verhalten Austausch im PKW spontane Abfahrt Abfahrt auf Rückfahrt lebensbeeinflussend Inspiration für Zukunft Aufsuchen im Nachhinein Abbildung 17: Modell zur Wahrnehmung, Erinnerung und Verhaltensunterstützung durch touristische Unterrichtungstafeln | Quelle: Gross/ Huber 2019 14 Diskussion der Ergebnisse 147 <?page no="148"?> Bei der Wahrnehmung lassen sich verschiedene Zugänge zu den Schildern finden - z.T. werden eher die Grafik, der Text, die Farbe, das komplette Schild oder situationsabhängig einer der zuvor genannten Aspekte wahrge‐ nommen. Die Zeichnung wird jedoch am häufigsten von den Probanden genannt. Auch in anderen Studien wird aufgezeigt, dass konkrete Symbole (z. B. Objekte und Personen, mit denen man in der realen Welt vertraut ist) besser wahrgenommen werden als abstrakte Symbole (vgl. Zhang/ Chan 2013). Hierbei können in der eigenen Untersuchung keine alters- oder geschlechtsspezifischen Unterschiede festgestellt werden. Dies steht wie‐ derum im Einklang mit den Ergebnissen von MacKay/ Smith 2006. Deren Erinnerungsstudie von Werbeanzeigen zeigt auf, dass Altersunterschiede im typischen textbasierten Testformat auftreten, aber nicht in einer Situation, in der gerahmte Bilder die Anreize sind. Bei den Gedanken, zu denen es während der Wahrnehmung der Schilder kommt, fällt auf, dass zwischen emotionalen und kognitiven Effekten unter‐ schieden werden kann. Zum einem wird mit Hilfe der Unterrichtungstafeln Wissen vermittelt bzw. angeeignet (z. B. Heimatkunde, Verortung eines PoI), zum anderen lösen sie positive Gedanken und Gefühle aus, wie bspw. Sicherheitsgefühle (z. B. Wegmarken auf einer Reise in den Urlaub) und Heimatgefühle. Auf die Bedeutung von emotionaler Ansprache in der tou‐ ristischen Vermarktung und deren Einfluss auf zukünftiges Reiseverhalten wurde von Walters, Sparks und Herington (2012) hingewiesen. In ihrer Studie über zukünftige Reiseintentionen und Emotionen und deren Auswir‐ kungen auf touristisches Konsumverhalten stellen die Autoren fest, dass eine ausführliche und qualitätsbestimmte Konsumvorstellung, basierend auf einer emotionalen Reaktion, einen signifikanten Einfluss auf das Kaufinter‐ esse für ein beworbenes Produkt ausüben kann. Dies kann so weit gehen, dass die Konsumenten ihre Kaufentscheidung spontan treffen und einen direkten Kauf tätigen (vgl. Walters/ Sparks/ Herington 2012, S.-380). Wichtig zu erwähnen ist hier auch, dass ein Austausch im Auto ver‐ gleichsweise häufig stattfindet (z. B. Diskussion über die PoI, Informations‐ suche während der Fahrt) und somit stärkere Erinnerungs- und Verhaltens‐ effekte durch die Schilder zu erwarten sind. Aufgrund dieses Austausches ist weiterhin anzunehmen, dass Entscheidungen zum (spontanen oder späteren) Aufsuchen eines PoI häufig nicht allein getroffen werden. Diese Frage wurde in dieser Untersuchung nicht explizit aufgegriffen, es gibt jedoch mehrere Studien, die auf die wichtige Rolle von (Ehe-)Partnern und Familienmitgliedern bei der Destinationswahl hinweisen (vgl. Bronner/ de 148 14 Diskussion der Ergebnisse <?page no="149"?> Hoog 2008; Kozak 2010). Die Frage, wie die Entscheidung, spontan abzufah‐ ren oder einen PoI später aufzusuchen, zustande kommt, sollte in weiteren Studien untersucht werden. Bei der Mehrheit der Probanden sind verschiedene Verhaltensauswirkun‐ gen zu konstatieren, wobei das spontane Abfahren von der Autobahn als impulsive Entscheidung (mit 17 % Zustimmung bei der Online-Befragung) nicht die am häufigsten getroffene Entscheidung ist, aber dennoch häufiger auftritt, als von den Autoren im Vorfeld der Untersuchung vermutet. Dies steht im Einklang mit den Untersuchungen von Pringle (1999) und Saha (2014), denen zufolge Besucher während einer Reise selten Beschilderungen verwenden, um Entscheidungen über Attraktionen, Aktivitäten und zu besuchende Orte zu treffen. Wie vermutet, wird ein PoI aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel eher im Nachhinein bei der Rückfahrt und bei weiteren Reisen aufgesucht oder als Inspiration genutzt, d. h. die Wirkungen sind eher zeitversetzt. Die Schilder selbst sind dann zwar nicht immer der alleinige Auslöser für einen Besuch - aber einer von mehreren den Besuch begünstigenden Faktoren. Diese Erkenntnis konnte aus Sicht der Autoren mit der vorliegenden Untersuchung erstmals stichhaltig nach‐ gewiesen werden. Letztlich sei darauf hingewiesen, dass durch die touristischen Unterrich‐ tungstafeln aus Sicht der Befragten keine bis geringe negative Wirkungen auf das Fahrverhalten gegeben sind. Einige Probanden sehen sogar positive Wirkungen auf die Verkehrssicherheit im Sinne einer Verkehrsberuhigung. Auf derartige mögliche Effekte einer Beschilderung wird bereits in anderen Publikationen hingewiesen (vgl. Färber et al. 2007, S.-43). Aufbauend auf den dargelegten Informationen können mehrere prakti‐ sche Empfehlungen abgeleitet werden. Grundlegend feststellbar ist, dass die Probanden die Unterrichtungstafeln wahrnehmen, sich an diese erinnern können und teilweise auch auf sie reagieren. Wenn also dort, wo Touristen ihre Entscheidungen treffen (z. B. bei der Reisezielentscheidung zu Hause via Internet, Broschüren usw.) auch genau die Motive, sei es durch Skizzen, Zeichnungen oder Bilder, wieder anzutreffen sind, die sie zuvor auf den Unterrichtungstafeln wahrgenommen haben, darf davon ausgegangen wer‐ den, dass sich die Mehrheit der Informationssuchenden an die PoI erinnern wird. Hierbei ist zu beachten, dass für diese Wirkung nur eine sehr geringe Aufmerksamkeit erforderlich ist. Wie zuvor bereits geschrieben, dürften sie eher beiläufig und unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle „encodiert“ worden sein, was im Einklang 14 Diskussion der Ergebnisse 149 <?page no="150"?> mit einer Reihe von Ergebnissen aus der Werbewirkungsforschungen steht, wonach Werbung auch dann einen Effekt hat, wenn sie lediglich beiläu‐ fig und unbewusst wahrgenommen wird (vgl. Felser 2023, S. 112ff.). Es kann daher verantwortlichen Stellen, wie etwa Destination Management Organisationen (DMOs), Stadt-, Kreisund/ oder Regionalverwaltungen oder touristische Leistungsträgern wie etwa Beherbergungsbetrieben, Ver‐ kehrsunternehmen u.ä., empfohlen werden, die Visualisierungen auf den Unterrichtungstafeln auch in ihre sonstigen Kommunikations- und Marke‐ tingauftritte zu integrieren. Ein Beispiel aus Ostfriesland zeigt, dass einige Gebietskörperschaften die touristischen Unterrichtungstafeln bereits erfolgreich in ihr Regionalmarke‐ ting integriert haben. Seit dem Jahr 2009 wirbt die Ostfriesische Landschaft mit der Ikonographie des Hinweisschildes für den „Upstalsboom“, die einen friesischen Häuptling aus dem 13. Jahrhundert sowie das nahe Aurich zu be‐ sichtigende Upstalsboom-Denkmal zeigt, und die an die „Friesische Freiheit“ des 9. Jahrhunderts erinnert. Die Ikonographie des 2009 an der A 28 sowie an der A 38 errichteten Schildes wurde bereits frühzeitig als Wort-Bild-Marke geschützt, für die sogar eine eigene Markensatzung existiert. Diese benennt ausdrücklich als Ziele, „die ikonographische Bedeutung der Friesischen Freiheit im Bewusstsein der Bevölkerung weiter [zu verankern] und als iko‐ nographisches Alleinstellungsmerkmal nach außen [zu kommunizieren].“ Dies unterstreicht, dass die Chancen einer aktivierenden Inwertsetzung der Hinweisschilder für das Regionalmarketing hier erkannt wurden. Die Ikonographie des Upstalsboom-Schildes wird als grafisches Element unter anderem für Flyer und Aufkleber genutzt und ist Gegenstand der Werbeak‐ tion „Friesische Freiheit“ der Ostfriesischen Landschaft, in deren Rahmen Ostfriesinnen und Ostfriesen Fotos einsenden, die Nachdrucke des Schildes an den verschiedensten Orten weltweit zeigen. Der nachfolgende Ausschnitt aus einem Flyer für den „Upstalsboom“ verdeutlicht die Verwendung der Ikonographie des Hinweisschilds in tou‐ ristischen Werbematerialien. 150 14 Diskussion der Ergebnisse <?page no="151"?> Abbildung 18: Ausschnitt aus einem touristischen Werbeflyer für den „Upstalsboom“ | Quelle: Ostfriesische Landschaft - Kulturagentur 2014, S.-1 Eine Verknüpfung der Unterrichtungstafeln mit technologischen Kompo‐ nenten war ein Schritt in Richtung der Digitalisierung. Es gibt seit kurzem eine Internetplattform und App mit Informationen, Fotos, Links usw. zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten, Städten und Landschaften (siehe Kapitel 12). Mit Hilfe der App können beim Vorbeifahren an einem Schild - bei entsprechender Einstellung auf dem Smartphone - automatisch weitere Informationen zum ausgewiesenen PoI ausgegeben werden. Dies ließe sich jedoch noch weiterentwickeln, z. B. spielerisch als Quiz-App für die Beifahrer umsetzen, so dass kein Autofahrer abgelenkt wird, aber die Pkw-Insassen dennoch dazu angeregt werden, sich über die PoI auszutau‐ schen. Auch GPS-basierte Sammelaktionen von einer bestimmten Anzahl an Schildern und damit verbundene Auszeichnungen können die aktuell statischen Schilder zu einem attraktiven interaktiven Tool werden lassen - in Wandergebieten gibt es ähnliche Angebote bereits seit vielen Jahren, wie beispielsweise im Harz (vgl. Lück/ Gross 2016, S.-58ff.). Darüber hinaus wurde von den Probanden immer wieder der Wunsch nach einer Überarbeitung des Designs (z. B. andere Farbe, auffälligere Gestaltung, individuellere Gestaltung), einer Ausweisung der Entfernung (km-Angabe) und der genauen Abfahrt sowie von zweisprachige Schildern (deutsch und englisch) geäußert. Auch hierüber sollten die verantwortlichen Stellen nachdenken. 14 Diskussion der Ergebnisse 151 <?page no="152"?> 15 Fazit und Ausblick Auch wenn erste Ergebnisse zur Bedeutung oder genauer zur Wahrneh‐ mung, Erinnerung und Entscheidungsunterstützung der touristischen Un‐ terrichtungstafeln in Deutschland und Österreich im Rahmen der vorliegen‐ den Publikation präsentiert werden können, verbleibt noch eine Reihe an Wissenslücken, die in weiteren Untersuchungen „genauer unter die Lupe“ genommen werden könnten. Hierzu zählen unter anderem Befragungen an (einzelnen) PoI, um besser abzuschätzen zu können, wie viele Besucher tatsächlich durch eine touris‐ tische Unterrichtungstafel auf den jeweiligen PoI aufmerksam geworden sind und daraufhin spontan oder zeitlich versetzt den Weg dorthin gefunden haben. Auch eine Kosten-Nutzen-Betrachtung, d. h. eine Gegenüberstellung der Kosten für die Beantragung, Konzipierung, Montage und Unterhaltung (sowie ggf. Demontage und Entsorgung) der Ankündigungsbzw. Unter‐ richtungstafeln sowie des Nutzens, wie etwa dem Ausgabeverhalten, der Steigerung der Besucherzahlen sowie ggf. weiterer positiver Effekte (z. B. Imageverbesserung), könnte mit PoI-bezogenen Daten vorgenommen wer‐ den. Weitergehende Studien könnten auch eine nähere Evaluierung des Schilderdesigns, der Anordnung der Schilder und deren Informationsgehalt vornehmen, um die Effektivität der Unterrichtungstafeln zu erhöhen. Dabei müssen jedoch nicht nur Marketing- und Imagewirkung der Beschilderung im Auge behalten werden, sondern auch deren Einfluss auf das individuelle Verkehrs- und Fahrverhalten. Dass touristische Unterrichtungstafeln bzw. Ankündigungstafeln an Au‐ tobahnen einen Beitrag zum touristischen Marketing und zur Imagebildung liefern können, konnte im Rahmen dieser Studien aufgezeigt werden. Dabei wurden kurz-, mittel- und langfristige Auswirkungen herausgearbeitet, die einen positiven Beitrag zur touristischen Destinationsentwicklung lie‐ fern können. Deutlich wurde jedoch auch, dass eine sorgfältige Auswahl der beschilderten Attraktionen und Sehenswürdigkeiten vorgenommen werden muss, um die Glaubwürdigkeit dieses Instruments sicherzustellen. Schlussendlich sollten die Ankündigungs- und Unterrichtungstafeln auf in‐ teressante und „sehenswürdige“ Kultur- und Naturräume und Attraktionen hinweisen und nicht zum Selbstzweck an Autobahnen angebracht werden. <?page no="153"?> Literatur Anderson, J.R. (2013): Kognitive Psychologie - deutsche Ausgabe herausgegeben von J. Funke, 7. Auflage, Berlin/ Heidelberg. Ansorge, U./ Leder, H. (2017): Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, 2. Auflage, Wiesbaden. Bade, M. (2006): Marketing entlang der Autobahn, in: Heinritz, G./ Lentz, S./ Tzscha‐ schel, S. (Hg.): Nationalatlas Deutschland - Leben in Deutschland (Band-12), Leipzig, S.-130-131. Ballantyne, R./ Hughes, K./ Weiler, B./ Moscardo, G. (2008): Touristis‘ use of roadside signage: A case study of the great southern route, Gold Coast/ Queensland. Beijer, D./ Smiley, A./ Eizenmann, M. (2004): Observed driver glance behaviour at roadside advertising signs, in: Transportation Research Record: Journal of the Transportation Research Board 1899 (1), S.-96-103. BMVI - Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hg.) (2018): Verkehr in Zahlen 2018/ 2019, Berlin. Borstein, R.F./ D’agostino, P.R. (1992): Stimulus recognition and the mere exposure effect, in: Journal of Personality and Social Psychology, 63 (4), S.-545-552. Braun, V./ Clarke, V. (2006): Using thematic analysis in psychology, in: Qualitative Research in Psychology 3 (2), S.-77-101. Bronner, F./ de Hoog, R. (2008): Agreement and disagreement in family vacation decision-making, in: Tourism Management 29 (5), S.-967-979. Brown, Terry, J./ Ham, S.H./ Hughes, M. (2010): Picking up litter: An application of theory-based communication to influence tourist behaviour in protected areas, in: Journal of Sustainable Tourism 18 (7), S.-879-900. Buchner, A./ Brandt, M. (2017): Gedächtniskonzeptionen und Wissensrepräsenta‐ tionen, in: Müsseler, J./ Rieger, M. (Hg.): Allgemeine Psychologie, 3. Auflage, Berlin/ Heidelberg, S.-401-434. Bühl, A. (2014): SPSS 22 - Einführung in die moderne Datenanalyse (14.-Auflage). Hallbergmoos. Cerence Inc. (2022a): Cerence Tour Guide, Internet, URL: https: / / www.youtube.com / watch? v=jZkq3OyEcpU, Download vom 12.02.2024. Cerence Inc. (2022b): When it comes to mobility, we're redefining state of the art, Internet, URL: https: / / www.cerence.com/ , Download vom 07.02.2024. <?page no="154"?> Choocharukul, K./ Srioongvikrai, K. (2017): Road safety awareness and comprehen‐ sion of road signs from international tourist’s perspectives: A case study of Thailand, in: Transportation Research Procedia 25, S.-4518-4528. Creswell, J.W. (2009): Research design - qualitative, quantitative, and mixed methods approaches, Thousands Oaks. Dahl, T.I./ Dahl, L./ Dalbakk, J.-A./ Langseth-Eide, B.E. (2015): The sign language of road trips: guides to authentic cultural learning and understanding? , in: Proceedings zur International Adventure Conference 2015, 09.-11.09.2015 in Sheffield, England, S.-21-22. Dalbakk, J.-A./ Dahl, T.I. (2016): Signs for adventure along the way: Can road signs penetrate the bubble of travel by facilitating serendipity to enhance experien‐ tial wealth? , in: Proceedings zur International Adventure Conference 2016, 19.- 21.10.2016, Tralee, Irland, S.-21-22. Decrop, A. (1999): Triangulation in qualitative tourism research, in: Tourism Ma‐ nagement 20 (1), S.-157-161. Destatis - Statistisches Bundesamt (2019): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit: Haus‐ halte und Familien - Ergebnisse des Mikrozensus 2018, Wiesbaden. Destatis - Statistisches Bundesamt (2024): Web-Anwendung „Tourismusatlas“ - Er‐ läuterungen zu den Auswirkungen der Covid-19 Pandemie in den Berichtsjahren 2020 bis 2022, Internet, URL: https: / / gis-hsl.hessen.de/ portal/ apps/ webappviewe r/ index.html? id=621b2739ff8f43e895a759cc0dcc2c70, Download vom 12.02.2024. Dissanayake, S./ Lu, J.J. (2001): Traffic control device comprehension - differences between domestic and international drivers in USA, in: IATSS Research 25 (2), S.-80-87. Dudek, C.L./ Huchingon, R.D., Trout, N., Chester, D. (1996): International tourist guidance needs and understanding of selected guide signs in Florida, in: Trans‐ portation Research Record 1550 (1), S.-37-47. Duke, C.R. (1995): Exploratory comparisons of alternative memory measures for brand name, in: Psychology & Marketing, 12, S.-19-36. DZT - Deutsche Zentrale für Tourismus e.-V. (2023): Die Zukunft des Datenmana‐ gements für den deutschen Incoming-Tourismus, Internet, URL: https: / / open-data -germany.org/ die-zukunft-des-datenmanagements-fuer-den-deutschen-incomin g-tourismus/ , Download vom 07.02.2024. Engelkamp, J. (2017): Einleitung zum episodischen Gedächtnis, in: Hoffmann, J./ Engelkamp, J. (Hg.): Lern- und Gedächtnispsychologie, 2. Auflage, Berlin/ Heidel‐ berg, S.-111-117. Färber, B./ Färber, B./ Siegener, W./ Süther, B. (2007): Aufnahme von Wegweisungsin‐ formationen im Straßenverkehr - AWewis, Bremerhaven. 154 Literatur <?page no="155"?> Felser, G. (2023): Werbe- und Konsumentenpsychologie, 5. Auflage, Berlin/ Heidelberg. Findlay, C./ Southwell, K. (2004): ‘I just followed my nose’: understanding visitor wayfinding and information needs at forest recreation sites, in: Managing Leisure 09 (4), S.-227-240. Fischer, M. (2005): Möglichkeiten sozialwissenschaftlicher Surveys im Internet - Stand und Folgerungen für Online-Befragungen, Konstanz. Forschungsgesellschaft Straßen- und Verkehrswesen (Hg.) (2008): Richtlinien für die touristische Beschilderung (RtB), Köln. Francis, J.J./ Johnston, M./ Robertson, C./ Glidewell, L./ Entwistle, V./ Eccles, M.P./ Grims‐ haw, J.M. (2010) What is an adequate sample size? Operationalising data saturation for theory-based interview studies, in: Psychology and Health 25 (10), S.-1229-1245. Franken, S. (2019): Verhaltensorientierte Führung - Handeln, Lernen und Diversity in Unternehmen, 4. Auflage, Wiesbaden. Frees, B./ Koch, W. (2018): ARD/ ZDF-Onlinestudie 2018: Zuwachs bei medialer Internetnutzung und Kommunikation, in: Media Perspektiven 9/ 2018, S. 398-413. Gao, X.W./ Podladchikova, L./ Shaposhnikov, D./ Hong, K./ Shevtsova, N. (2006): Re‐ cognition of traffic signs based on their colour and shape features extracted using human vision models, in: Journal of Visual Communication and Image Representation 17 (4), S.-675-685. Gadringer, S./ Sparviero, S./ Trappel, J./ Reichenberger, P. (2023): Digital News Report Network Austria 2023 - Detailergebnisse für Österreich, Salzburg. Gerrig, R.J. (2018): Psychologie, 21. Auflage, Hallbergmoos. Gigerenzer, G. (2007): Gut feelings. The intelligence of the unconscious, New York. GIK - Gesellschaft für integrierte Kommunikationsforschung mbH & Co. KG (2018): best4planning 2018, München. Goisser, E. (2023): Schriftliche Auskunft von Herrn Erwin Goisser, Teamleiter Liegenschaftsverwaltung bei der ASFINAG Service GmbH via E-Mail vom 11. Oktober 2023, Wien. Goldstein, N.J./ Cialdini, R.B./ Griskevicius, V. (2008): A room with a viewpoint: Using social norms to motivate environmental conservation in hotels, in: Journal of Consumer Research 35 (3), S.-472-482. Groß, S. (2017): Handbuch Tourismus und Verkehr - Verkehrsunternehmen, Strate‐ gien und Konzepte, 2. Auflage, Konstanz/ München. Groß, S./ Felser, G. (2020): Touristische Beschilderung - Wahrnehmung und Erin‐ nerung der touristischen Unterrichtungstafeln an deutschen Autobahnen, in: Zeitschrift für Tourismuswissenschaft 12(01), S.-7-37. Groß, S./ Fischer, D. (2023): Wirkungen und Weiterentwicklung der touristischen Unterrichtungstafeln an deutschen Autobahnen, in: Hörtnagl-Pozzo, T./ Klein, A./ Literatur 155 <?page no="156"?> Pillmayer, M./ Roth, R./ Schmude, J. (Hg.): Transformation im Tourismus - Perspek‐ tiven für eine resiliente und nachhaltige Erlebnisökonomie, Berlin, S.-287-301. Gross, S./ Huber, D. (2019): Tourist information boards on motorways - perceptions, memory effects and decision support (bisher unveröffentlicht). Guest, G./ Brown, A./ Johnson, L. (2006): How many interviews are enough? An experiment with data saturation and variability, in: Field Methods 18 (1), S. 59-82. Hagaman, A.K./ Wutich, A. (2017): How many interviews are enough to identify metathemes in multisited and cross-cultural research? Another perspective on guest, Bunce, and Johnson’s (2006) Landmark Study, in: Field Methods 29 (1), S.-23-41. Hagendorf, H. (2011): Wahrnehmung, in: Hagendorf, H./ Krummenacher, J./ Müller, H.-J./ Schubert, T. (Hg.): Wahrnehmung und Aufmerksamkeit - Allgemeine Psy‐ chologie für Bachelor, Berlin/ Heidelberg/ New York, S.-13-30. Hofmann, J./ Engelkamp, J. (2017): Kapitelübersicht, in: Hofmann, J./ Engelkamp, J. (Hg.): Lern- und Gedächtnispsychologie, 2. Auflage, Berlin/ Heidelberg, S.-1-6. Howard, J.A./ Sheth, J.N. (1969): The theory of buyer behavior, New York/ London. Huber, D./ Milne, S./ Hyde, K.F. (2017): Biographical research methods and their use in the study of senior tourism, in: International Journal of Tourism Research 19 (1), S.-27-37. Hyde, K.F./ Decrop, A. (2011): New perspectives on vacation decision making, in: International Journal of Culture, Tourism and Hospitality Research 05 (2), S. 103- 111. Kieser, C. (2011): Wir können auch braune Schilder - Wallfahrtskirche Maria Bickes‐ heim (Lkr. Rastatt), in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 03, S.-170-171. Kozak, M. (2010): Holiday taking decisions - The role of spouses, in: Tourism Management 31, S.-489-494. Kroeber-Riel, W./ Groeppel-Klein, A. (2013): Konsumentenverhalten, 10. Auflage, München. Kunde, W. (2017): Handlung und Wahrnehmung, in: Müsseler, J./ Rieger, M. (Hg.): Allgemeine Psychologie, 3. Auflage, Berlin/ Heidelberg, S.-821-837. Kuß, A./ Tomczak, T. (2007): Käuferverhalten - Eine marketingorientierte Einfüh‐ rung, 4. Auflage, Stuttgart. Long, G.M./ Kearns, D.F. (1996): Visibility of text and icon highway signs under dynamic viewing conditions, in: Human factors 38 (4), S.-690-701. Lück, M./ Gross, S. (2016): Stamp books in the Harz Mountains, Germany - fun not just for children, in: Richins, H./ Hull, J. (Hg.): Mountain Tourism - Experiences, Communities, Environments and Sustainable Futures, Wallingford, S.-58-66. 156 Literatur <?page no="157"?> MacKay, K.J./ Smith, M.C. (2006): Destination Advertising - Age and Format Effects on Memory, in: Annals of Tourism Research 33 (1), S.-7-24. Mayring, P. (2002): Qualitative Sozialforschung, Weinheim. Mayring, P. (2015): Qualitative Inhaltsanalyse - Grundlagen und Techniken, 12. Auflage, Weinheim/ Basel. McCabe, S./ Li, C./ Chen, Z. (2016): Time for a radical reappraisal of tourist decision making? Toward a new conceptual model, in: Journal of Travel Research 55 (1), S.-3-15. McDougall, S.J.P./ Curry, M.B./ de Bruijn, O. (1999): Measuring symbol and icon cha‐ racteristics: Norms for concreteness, complexity, meaningfulness, familiarity, and semantic distance for 239 symbols, in: Behavior Research Methods, Instruments & Computers 31 (3), S.-487-519. MiD - Mobilität in Deutschland (2019): Sonderauswertung von Frau Claudia Nobis, Mitarbeiterin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) am 20.06.2019. Mikels, J.A./ Maglio, S.J./ Reed, A.E./ Kaplowitz, L.J. (2011): Should I go with my gut? Investigating the benefits of emotion-focused decision making, in: Emotion 11 (4), S.-743-753. Mikolaschek, P. (1986): Touristische Wegweisung - Ein Großversuch des Allgemei‐ nen Deutschen Automobil-Clubs e.-V. in Hessen, in: Freizeitpädagogik 08 (3-4), S.-135-141. Müsseler, J. (2017): Visuelle Informationsverarbeitung, in: Müsseler, J./ Rieger, M. (Hg.): Allgemeine Psychologie, 3. Auflage, Berlin/ Heidelberg, S.-13-49. Neath, I./ Surprenant, A. M. (2005): Mechanisms of memory, in: Lamberts, K./ Gold‐ stone, R.L. (Hg.): Handbook of Cognition, London, S.-221-238. Neill, J.M./ Hurwitz, D.S./ Olsen, M.J. (2016): Alternative Information Signs: Evalua‐ tion of Driver Comprehension and Visual Attention, in: Journal of Transportatio n Engineering 142 (1). Ogilvie, J.C./ Creelman, C.D. (1968): Maximum-likelihood estimation of receiver operating characteristic curve parameters, in: Journal of Mathematical Psycholo gy 05 (3), S.-377-391. Ostfriesische Landschaft - Kulturagentur (Hg.) (2014): Upstalsboom - Friesische Freiheit, Aurich. Pfister, H.R./ Jungermann, H./ Fischer, K. (2017): Die Psychologie der Entscheidung - Eine Einführung, Berlin/ Heidelberg. Pringle, N. (1999): Road travellers study: Research report prepared for Tourism Queensland, Brisbane. Literatur 157 <?page no="158"?> Raab, G./ Unger, A./ Unger, F. (2016): Marktpsychologie - Grundlagen und Anwen‐ dung, 4., vollständig überarbeitete Auflage, Wiesbaden. Saha, T. (2014): Visitors acuity of tourism signs in Australia, in: Proceedings zur 26. ARRB Conference, Sydney, New Wales, Australien, Issue 7.4, 19.-22.10.2014. Schnell, R./ Hill, P.B./ Esser, E. (2023): Methoden der empirischen Sozialforschung, 12. Auflage, Berlin/ Boston. Shinar, D./ Dewar, R.E./ Summala, H./ Zakowska, L. (2003): Traffic sign symbol com‐ prehension: a cross-cultural study, in: Ergonomics 46 (15), S.-1549-1565. Singh, S.N./ Cole, C.A. (1985): Forced-choice recognition tests: A critical review, in: Journal of Advertising 14 (3), S.-52-58. Singh, R.K./ Göritz, A.S./ Moser, K. (2015): Methoden der psychologischen Marktfor‐ schung, in: Moser, K. (Hg.): Wirtschaftspsychologie, 2.-Auflage, Berlin/ Heidel‐ berg, S.-162-178. Smith, M.C./ MacKay, K.J. (2001): The organization of information in memory for pictures of tourist destinations: Are there age-related differences, in: Journal of Travel Research 39, S.-261-266. Sprenger, M. (2014): Sehenswürdigkeiten entlang der Autobahnen: Touristische Hinweisschilder - wofür sich ein Abstecher lohnt, München. Statistik Austria (2022a): Verbrauchsausgaben - Sozialstatistische Ergebnisse der Konsumerhebung, Wien. Statistik Austria (2022b): Demographisches Jahrbuch, Wien. Statistik Austria (2023a): IKT-Einsatz in Haushalte, Internet, URL: https: / / www.stat istik.at/ statistiken/ forschung-innovation-digitalisierung/ digitale-wirtschaft-und -gesellschaft/ ikt-einsatz-in-haushalten, Download vom 12.12.2023. Statistik Austria (2023b): Privathaushalte, Internet, URL: https: / / www.statistik.at/ statistiken/ bevoelkerung-und-soziales/ bevoelkerung/ familien-haushalte-lebensf ormen/ privathaushalte, Download vom 12.12.2023. Statistik Austria (2023c): Bevölkerung zu Jahres-/ Quartalsanfang, Internet, URL: https: / / www.statistik.at/ statistiken/ bevoelkerung-und-soziales/ bevoelkerung/ be voelkerungsstand/ bevoelkerung-zu-jahres-/ -quartalsanfang, Download vom 16.01.2024. Statistik Austria (2023d): Bevölkerung nach Alter/ Geschlecht, Internet, URL: http s: / / de.statista.com/ statistik/ daten/ studie/ 718077/ umfrage/ bevoelkerung-in-oeste rreich-nach-altersgruppen-und-geschlecht/ , Download vom 16.01.2024. Steckenreuter, A./ Wolf, I.D. (2013): How to use persuasive communication to encourage visitors to pay park user fees, in: Tourism Management 37, S.-58-70. Steinecke, A. (2013): Management und Marketing im Kulturtourismus: Basiswissen - Praxisbeispiele - Checklisten, Wiesbaden. 158 Literatur <?page no="159"?> Strobach, T./ Wendt, M. (2019): Allgemeine Psychologie - Ein Überblick für Psycho‐ logiestudierende und -interessierte, Berlin. Tashchian, A./ White, J.D./ Sukgoo, P. (1988): Signal detection analysis and adverti‐ sing recognition. An introduction to measurement and interpretation Issues, in: Journal of Marketing Research 25 (4), S.-397-404. Tourismusverband Sachsen-Anhalt e.-V. (2023): Richtlinen für die touristische Beschilderung. Touristische Unterrichtungstafeln an Autobahnen, Internet, URL: www.elearning-tourismus.de, Download vom 06.02.2024. Tulving, E. (1993): What is episodic memory? , in: Current Directions in Psychological Science 02, S.-67-70. Tulving, E. (2005): Episodic memory and autonoesis: uniquely human? , in: Terrace, H.S./ Metcalfe, J. (Hg.): The missing link in cognition: origins of self-reflective consciousness, New York, S.-3-56. UNWTO - United Nations World Tourism Organization (2010): International recom‐ mendations for tourism statistics 2008, New York. Völker, R. (2018): Wie Menschen entscheiden - Anspruch und Wirklichkeit, Stutt‐ gart. VLB - Verkehrslenkung Berlin (2019): Schriftliche Auskunft per E-Mail am 28.05.2019 von Frau Sabine Kröger, Gruppenleitung „Wegweisung, BAB, Ver‐ kehrsdaten“ bei der Verkehrslenkung Berlin (VLB), Berlin. Walters, G./ Sparks, B./ Herington, C. (2012): The impact of consumption vision and emotion on the tourism consumer’s decision behaviour, in: Journal of Hospitality & Tourism Research 36 (3), S.-366-389. Weinberg, P. (1994): Emotionale Aspekte des Entscheidungsverhaltens. Ein Ver‐ gleich von Erklärungskonzepten, in: Forschungsgruppe Konsum und Verhalten (Hg.): Konsumentenforschung, München, S.-171-181. Wentura, D./ Frings, C. (2013): Kognitive Psychologie, Wiesbaden. Yan, L./ Lee, M.Y. (2014): Tourist perceptions of the multi-linguistic landscape in Macau, in: Journal of China Tourism Research 10 (4), S.-432-447. Zajonc, R.B. (1968): Attitudinal effects of mere exposure, in: Journal of Personality and Social Psychology Monographs 09 (2), S.-1-27. Zajonc, R.B. (2001): Mere exposure: A gateway to the subliminal, in: Current Directions in Psychological Science 10 (6), S.-224-228. Zhang, T./ Chan, A.H.S. (2013): Traffic sign comprehension: a review of influential factors and future directions for research, in: Proceedings of the International Multi Conference of Engineers and Computer Scientists (IMECS 2013), Vol. II, 13.-15.03.2013, Hong Kong. Literatur 159 <?page no="160"?> Anhang Anhang 1-│-Interviewleitfaden und Erhebungsblatt für den Erinnerungstest sowie Einverständniserklärung Datum/ Uhrzeit Ort Interviewer ID -- - - - Interviewleitfaden Bevor wir uns über die touristischen Unterrichtungstafeln (nach der Richtli‐ nie zur touristischen Beschilderung, „braune Beschilderung“, Zeichen 386-3) unterhalten, würde ich Sie gerne ein bisschen besser kennenlernen. [1] „Screening Question“ • Sind Sie mit dem Auto (oder Motorrad, Wohnmobil) angereist? [2] Hintergrundinformationen • Woher kommen Sie und wann sind Sie (heute) angekommen? [3] Reise-Informationen • Können Sie mir bitte etwas über Ihre aktuelle Reise erzählen? • Sind Sie alleine oder mit Ihrer Familie angereist? • Warum haben Sie sich Wernigerode als Reiseziel ausgewählt? Was gefällt Ihnen hier besonders? • Waren Sie schon einmal als (Übernachtungs-)Gast in Wernigerode? Wenn ja, das wievielte Mal sind Sie als Gast in Wernigerode? [4] Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln („braune Schilder“) Mögliche Unterfragen: • Nehmen Sie die auf den Autobahnen stehenden touristischen Unterrich‐ tungstafeln („braune Schilder“) wahr, wenn Sie innerhalb von Deutsch‐ land mit dem Pkw unterwegs sind? <?page no="161"?> • Welche Gedanken haben Sie, nachdem Sie ein Schild wahrgenommen haben? • Sprechen Sie hierüber mit Ihren Mitfahrern (oder mit dem Fahrer, wenn Beifahrer befragt wird)? Und worüber sprechen Sie dann genau? Erzählen Sie bitte mehr darüber. • Was nehmen Sie als Erstes wahr, wenn Sie ein Schild entdecken (Farbe, Bilder/ Zeichnungen, Text etc.)? Und lesen Sie während der Autofahrt den gesamten Text auf den Schildern? [5] Erinnerung an die touristischen Unterrichtungstafel Mögliche Unterfragen: • Merken Sie sich (einige) der touristischen Unterrichtungstafeln bzw. die darauf abgebildeten Points of Interest (PoI; z. B. Sehens‐ würdigkeiten, Altstadtkern, National-/ Naturparke), wenn Sie die deutschen Autobahnen nutzen? ▸ Antwort „Ja“ • Wenn ja, können Sie mir einige Beispiele und dazugehörige Auto‐ bahnen nennen? Bleiben manche der Schilder lang im Gedächtnis oder eher immer nur kurzfristige Erinnerung? • An welche Art von Hinweisschildern können Sie sich eher erin‐ nern (und warum ist das so)? ▷ An Schilder zu Landschaftstypen, also eher an die allgemein gehaltenen Schilder (nur für Interviewer: wie z. B. Harz, Thüringer Wald, Allgäu, Lüneburger Heide, Ruhrgebiet) oder zu einzelnen Sehenswürdigkeiten, wie Museum XY oder Freizeitpark Z? (nur für Interviewer: z. B. Besucherplattform Flughafen München, Offenburg-Platz der Verfassungsfreunde, Völkerschlachtdenkmal Leipzig) • Führen zusätzliche Informationen zu einem Bild/ Point of Interest (PoI), dass Sie sich diese Schilder besser merken/ erinnern können (nur für Interviewer: z. B. UNESCO-Weltkulturerbe, Metropolre‐ gion XY, National-/ Naturpark, Biosphärenreservat)? Wenn ja, wie können Sie sich das erklären? Interviewleitfaden 161 <?page no="162"?> ▸ Antwort „Nein“ • Wenn nein, was meinen Sie, warum können Sie sich diese Schilder nicht merken? Oder haben Sie gar kein Interesse an den Schildern? • Was müsste verändert werden, damit Sie sich mehr hiermit aus‐ einandersetzen? Und sich die Schilder auch merken können? [6] Entscheidungsunterstützung mittels touristischer Unterrich‐ tungstafeln Mögliche Unterfragen: • Sie sind aufgrund der touristischen Unterrichtungstafeln bereits einmal direkt von der Autobahn abgefahren, um den abgebildeten Point of Interest (PoI; z. B. Sehenswürdigkeiten, Altstadtkern, National-/ Naturparke) zu besuchen? ▸ Antwort „Ja“ • Wenn ja, wie häufig haben Sie dies bereits gemacht (impulsive Entscheidung) und warum haben Sie dies gemacht? • Können Sie abschätzen, wie oft Sie insgesamt und wie oft im letzten Jahr spontan abgefahren sind? • Wenn ja, welche Fahrtdauer bzw. -strecke sind Sie (ungefähr) bereit gewesen, in Kauf zu nehmen? Und wissen Sie, wie lange die PoI von der Autobahn weg sein dürfen? • Wenn ja, haben Sie auch schon einmal eine der abgebildeten Points of Interest (PoI) bewusst später noch einmal aufgesucht? ▸ Antwort „Nein“ • Wenn Sie noch nicht direkt abgefahren sind, haben Sie eine der abgebildeten Points of Interest (PoI) bewusst (aufgrund des Schildes) später aufgesucht? Können Sie mir hierzu bitte mehr erzählen? Frage (wieder) für alle: • Haben Sie sich im Nachhinein schon einmal über eine der abgebil‐ deten Points of Interest (PoI) informiert, z. B. im Internet oder in einem Reiseführer? 162 Anhang <?page no="163"?> • Haben Sie die abgebildeten PoI (z. B. Sehenswürdigkeiten, Altstadt‐ kern, National-/ Naturparke) schon einmal an Freunde/ Bekannte weiterempfohlen? • Oder haben Ihnen Freunde/ Bekannte bereits eine Empfehlung ausgesprochen? ▸ Antwort „Ja“ • Wenn ja, nach einem eigenen Besuch (durch die Unterrichtungs‐ tafel)? oder • Wenn ja, nur aufgrund der Wahrnehmung des Schildes? ▸ Antwort „Nein“ • Wenn nein, warum nicht? [7] Imagebildung durch touristische Unterrichtungstafeln • Trägt ein wiederholtes Vorbeifahren an Landschaftsschildern (nur für Interviewer: z. B. Harz, Lüneburger Heide, Franken, Schwarzwald, Rhön) bei Ihnen mit zur Imagebildung zu den abgebildeten Städten/ Regionen bei? Berichten Sie bitte mehr hierzu! (Imagebildung: Verbinden von bestimmten (geographischen/ landschaft‐ lichen, kulturellen, menschlichen) Eigenschaften, Attraktionen, Tieren o.ä. mit einer Region oder auch Emotionen) [8] Zufriedenheit mit touristischen Unterrichtungstafeln Mögliche Unterfragen: • Wie zufrieden sind Sie mit den touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland? - Sollen diese Ihrer Meinung nach beibehalten werden oder „ver‐ schandeln“ Sie eher die Umwelt (z. B. versperren die Sicht, sehen nicht schön aus)? - Sollen diese Ihrer Meinung nach beibehalten werden oder beein‐ trächtigen Sie die Verkehrssicherheit? • Was würden Sie sich für die Zukunft der touristischen Unterrichtungs‐ tafeln in Deutschland wünschen? Interviewleitfaden 163 <?page no="164"?> [9] Demographie und Co. • Darf ich Sie fragen, wie alt Sie sind? ________________ Jahre • Können Sie mir bitte sagen, wie hoch Ihre Fahrleistung mit dem Auto pro Jahr (ungefähr) ist? ________________ km • Sind Sie eher als Fahrer oder Beifahrer unterwegs? ________________ • Geschlecht: weiblich ______ männlich _____ Vielen Dank für Ihre Teilnahme an dem Interview! Kommen wir nun zum Erinnerungstest. Einstiegsfragen für den Erinnerungstest • Haben Sie bei der Anreise selbst hinter dem Steuer gegessen, als Sie das letzte Stück (ca. 45 Min. vor Wernigerode) gefahren sind. Oder waren Sie die/ der Beifahrer/ in? • Über welche Autobahnen und ggf. Bundesstraßen sind Sie nach Werni‐ gerode angereist? • Welche Abfahrt haben Sie genommen (v. a. wichtig, ob WR-Zentrum oder WR-Nord) • (nur für Interviewer: evtl. Karte mit den möglichen Anreisestrecken vorlegen) Wichtige Information zum Erinnerungstest: ggf. Hinweis an befragte Person: Bitte lassen Sie sich nicht davon beeinflus‐ sen, dass die Ausdrucke unterschiedlicher Qualität sind! Die Zuarbeiten der Verkehrsbehörden sind ganz verschieden ausgefallen. 164 Anhang <?page no="165"?> Abschlussfragen Zum Ende des Erinnerungstests noch folgende Fragen stellen: • Wie hoch schätzen Sie die Sicherheit Ihrer Auswahl bei den Unterrich‐ tungstafeln ein? • Warum fühlen Sie sich sicher (oder unsicher)? 5er-Skala sehr sicher sicher teils/ teils weniger sicher sehr unsicher - - - - - Ergebnisse beim Erinnerungstest (Anzahl Vorlagen insgesamt: __________) Zwei Formen von richtigen Antworten Anzahl • korrekt wiedererkanntes Schild („Treffer“) - • korrekte Zurückweisung eines Distraktors („falsches Schild“) - Zwei Formen von Fehlern - • Schild, das zuvor nicht gesehen werden konnte, wird fälschli‐ cherweise „wiedererkannt“ („falscher Alarm“) - • tatsächlich vorhandenes Schild wird nicht erkannt („Auslas‐ sungsfehler“) - Einverständniserklärung Projekt: Erinnerung und Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln auf deutschen Autobahnen sowie Beeinflussung der Reiseentscheidung Projektleiter: Prof. Dr. Sven Groß, Hochschule Harz, Institut für Tourismusforschung, Friedrichstraße 57-59, 38855 Wernigerode Abschlussfragen 165 <?page no="166"?> • Ich habe Informationen zu diesem Forschungsprojekt erhalten und verstanden. • Ich hatte die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die zu meiner Zufriedenheit beantwortet werden konnten. • Ich bin damit einverstanden, dass während des Interviews Aufzeich‐ nungen mit einem Diktiergerät gemacht werden und dass der Inhalt verschriftlicht wird. • Ich wurde darüber aufgeklärt, dass die Teilnahme an der Studie freiwillig erfolgt. Ich kann jeder Zeit meine Teilnahme-Einwilligung zurückzie‐ hen, ohne dass mir irgendwelche Nachteile entstehen. • Wenn ich meine Einwilligung zurückziehe, habe ich die Wahl, dass die bisher erhobenen Daten entweder gelöscht oder weiterhin für diese Forschungsarbeit zur Verfügung gestellt werden. Sollten Ergebnisse der Studie bereits bearbeitet bzw. publiziert sein, ist es möglicherweise nicht mehr möglich, meine Daten zu löschen. • Ich stimme einer Teilnahme an der Studie zu. • Ich stimme zu, dass Kontaktinformationen zu Forschungszwecken ge‐ speichert werden und dass ich möglicherweise für Rückfragen noch einmal kontaktiert werde: Ja ○ - - Nein ○ • Ich möchte eine Zusammenfassung der Forschungsergebnisse erhalten: Ja ○ - - Nein ○ Unterschrift: ___________________________ Datum: _______________________________ Name der Teilnehmerin/ des Teilnehmers: _________________________ Kontaktinformationen (optional): _____________________________________________ _____________________________________________ _____________________________________________ Kopie an Interviewpartner übergeben! 166 Anhang <?page no="167"?> Anhang 2-│-Teilnehmerinformationen Projekt | Erinnerung und Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln auf deutschen Autobahnen sowie Beeinflussung der Reiseentscheidung Einladung Sie sind dazu eingeladen, an einem Forschungsprojekt teilzunehmen, das sich mit der touristischen Beschilderung an deutschen Autobahnen („braune Beschilderung“) befasst. Das Projekt wird von Prof. Dr. Sven Groß mit Hilfe studentischer Unterstützung von der Hochschule Harz durchgeführt. Ihre Teilnahme an der Studie ist absolut freiwillig. Hintergrund des Forschungsprojekts Touristische Unterrichtungstafeln (Richtlinie für touristische Beschilde‐ rung) gibt es in Deutschland seit 1984. Gab es anfangs noch vergleichsweise wenige dieser Schilder an den deutschen Autobahnen, so haben diese in den letzten Jahren zugenommen - v. a. nach einer Überarbeitung der rechtlichen Grundlagen 2008. Nach eigenen Recherchen gibt es fast 3.000 derartiger Unterrichtungstafeln. Nach ausgiebiger Recherche und Auskunft verschiedener Institutionen gibt es für Deutschland bisher keine Studien zur Wahrnehmung, Wirkung und/ oder Entscheidungsunterstützung der Reisenden dieser Unterrichtungstafeln. Ziel der Untersuchungen ist es festzustellen, ob sich diese Unterrichtungs‐ tafeln an Autobahnen zur Steuerung von Besuchern eignen. Im Fokus der Forschung steht die Frage, inwieweit diese touristischen Unterrichtungsta‐ feln in Erinnerung bleiben und ob Handlungen (kurzund/ oder langfristig) daraus resultieren. Das Projekt soll dazu beitragen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und entsprechende Handlungsanweisungen für verschiedene Akteure (v. a. Tourismus-Organisationen und -Verbände) abzuleiten. Ergeb‐ nisse der Studie werden in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Anhang 2-│-Teilnehmerinformationen 167 <?page no="168"?> Warum wurde gerade ich zur Teilnahme an dieser Studie eingeladen? Dieses Forschungsprojekt wird von den Betreibern des Hotels „Zur Post“ unterstützt, da das Betriebskonzept eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis mit der Hochschule Harz vorsieht. Sie wurden als Hotelgast von einer/ m Hotelmitarbeiter/ in angesprochen, an dieser Studie teilzunehmen. Informationen zu Ihrer Teilnahme an dieser Studie werden nicht an Dritte weitergegeben. Wie kann ich an diesem Forschungsprojekt teilnehmen? Um an dieser Studie teilzunehmen, werden Sie gebeten, eine Einverständ‐ niserklärung zu unterschreiben. Damit geben Sie die Zustimmung, dass Sie an der Studie teilnehmen möchten. Die Teilnahme an der Studie ist absolut freiwillig. Die Befragung wird ausschließlich für Forschungszwecke mit einem Audiogerät aufgezeichnet, jedoch nur, wenn Sie dazu Ihr schrift‐ liches Einverständnis geben. Wenn Sie mit der Teilnahme an der Studie einverstanden sind, vereinbaren wir einen Termin im Hotel „Zur Post“ mit Ihnen, der möglichst an Ihrem Anreisetag liegen sollte. Was passiert während des Gesprächs? Diese Studie beinhaltet eine Befragung und einen kurzen Erinnerungstest mit etwa 15-20 Touristen in Wernigerode. Beides zusammen dauert ca. 20-30 Minuten und dreht sich um Ihre Wahrnehmungen, Erinnerungen und Erfahrungen in Zusammenhang mit der touristischen Beschilderung allgemein und im Speziellen bei Ihrer Anreise nach Wernigerode. Worin bestehen mögliche Unannehmlichkeiten und Risiken für Sie? Die ungewohnte Gesprächssituation könnte Sie nervös machen. Wie wird diesen Unannehmlichkeiten begegnet? Wir haben langjährige Erfahrung bei der Durchführung von wissenschaftli‐ chen Studien und werden behutsam mit Ihnen umgehen. Außerdem werden wir Sie zu einem Heiß-Getränk (Kaffee oder Tee) sowie Keksen einladen. 168 Anhang <?page no="169"?> Letztlich versichern wir Ihnen, dass ausschließlich die beteiligten Wissen‐ schaftler Zugang zu den aufgezeichneten Daten haben. Sie können Ihre Zustimmung zur Teilnahme an dieser Forschung jederzeit zurückziehen. Wie wird meine Privatsphäre geschützt? Die erhobenen Daten werden vertraulich behandelt und können nicht mit Ihrem Namen in Verbindung gebracht werden. Ihre Teilnahme an der Studie bleibt anonym. Ergebnisse werden so präsentiert und aufbereitet, dass Ihr Name nicht identifiziert werden kann. Welche Kosten entstehen, wenn ich an der Studie teilnehme? Es entstehen Ihnen keine finanziellen Kosten, wenn Sie an dieser Studie teilnehmen. Die Teilnahme kostet Sie nur ca. 45 Minuten Ihrer Zeit. An wen kann ich mich wenden, wenn ich Bedenken habe? Sollten Sie Bedenken in Zusammenhang mit dieser Studie haben, können Sie sich an den zuständigen Projektleiter wenden: Prof. Dr. Sven Groß (03943/ 659-279) Oder Sie nehmen Kontakt zum Ombudsmann gemäß der Richtlinie zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis an der Hochschule Harz auf: Prof. Dr. Hardy Pundt (03943/ 659-336) Wie bekomme ich Zugang zu den Ergebnissen der Studie? Eine Zusammenfassung der Forschungsergebnisse wird (voraussichtlich) Ende des Jahres 2019 veröffentlicht. Diese können Sie bei Interesse bei Prof. Dr. Groß anfordern. Bitte bewahren Sie hierfür am besten dieses Informationsblatt und die Kopie der Einverständniserklärung auf. Bei weiteren Fragen können Sie Prof. Dr. Groß als verantwortlichen Wissenschaftler kontaktieren. Hochschule Harz, Friedrichstraße 57-59, 38855 Wernigerode Prof. Dr. Sven Groß, sgross@hs-harz.de, 03943/ 659-279 Stand: 04.03.2019 Anhang 2-│-Teilnehmerinformationen 169 <?page no="170"?> Anhang 3-│-Fragebogen der Online-Befragung Begrüßungstext Sie sind herzlich dazu eingeladen, an einem Forschungsprojekt teilzuneh‐ men, das sich mit der touristischen Beschilderung an deutschen Autobahnen (bzw. Autobahnen in Österreich) befasst. Das Projekt soll dazu beitragen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und Empfehlungen für verschiedene Ak‐ teure abzuleiten. Die erhobenen Daten werden vertraulich behandelt und können nicht mit Ihrem Namen in Verbindung gebracht werden. Ihre Teilnahme an der Studie bleibt anonym und ist freiwillig. Das Projekt wird von Prof. Dr. Sven Groß von der Hochschule Harz durchgeführt und dauert ca. 10 Minuten. Screening- und Demographie-Fragen 1. Alter: 2. Geschlecht: männlich/ weiblich 3. Schulbildung: • (Noch) keinen Bildungsabschluss, Volks-/ Hauptschule, Weiterfüh‐ rende Schule (Mittel-, Real-, Handelsschule), Abitur, (Fach-)Hoch‐ schulreife, Sonstiges 4. Berufsstellung: • Vollzeitbeschäftigt (30+ Stunden pro Woche), Teilzeitbeschäftigt (bis zu 29 Stunden pro Woche), Ausbildung, Praktikum, Schüler, Student, Umschulung, derzeit arbeitslos, Rentner/ Rentnerin, ehe‐ mals in Vollzeit beschäftigt, nicht erwerbstätig (Hausfrau/ Haus‐ mann), Mutterschaftsurlaub, Elternzeit, Sabbatical, andere 5. (monatliches) Haushaltsnetto-Einkommen • unter 500 EUR, 500 bis unter 1.000 EUR, 1.000 bis unter 1.500 EUR, 1.500 bis unter 2.000 EUR, 2.000 bis unter 2.500 EUR, 2.500 bis unter 3.000 EUR, 3.000 bis unter 3.500 EUR, 3.500 bis unter 4.000 EUR, 4.000 bis unter 4.500 EUR, 4.500 bis unter 5.000 EUR, über 5.000 EUR, Keine Angabe 6. Bundesland: Aus welchem Bundesland kommen Sie? 7. Steht Ihnen ein eigener Pkw im Haushalt zur Verfügung? 170 Anhang <?page no="171"?> 8. Wie häufig waren Sie in letzten 12 Monaten mit einem Pkw auf deutschen bzw. östereichischen Bundesautobahnen unterwegs? • täglich, mehrmals pro Woche, einmal pro Woche, mehrmals pro Monat, einmal pro Monat, mindestens einmal in den letzten 12 Monaten, seltener 9. Nur in Österreich: Allgemein wirke ich tendenziell eher wie eine Person, die … wirke voll und ganz so wirke ge‐ nauso wirke eher so wirke ein we‐ nig so - Neutral - wirke ein we‐ nig so wirke eher so wirke ge‐ nauso wirke voll und ganz so Gesprächig und aufgeschlossen ist, und sich in Gruppen wohlfühlt, die aber auch laut sein kann und Auf‐ merksamkeit bekommen möchte. - Reserviert und zurückhaltend ist, die sich eher im privaten Kreis wohl‐ fühlt, die nicht gerne Aufmerksam‐ keit auf sich lenkt und sich gegenüber Fremden manchmal schüchtern ver‐ hält. Anderen geradeheraus sagt, was sie denkt, dazu neigt, andere zu kritisie‐ ren, häufig Fehler bei anderen findet und nicht sehr tolerant gegenüber Menschen ist, die sich dumm verhal‐ ten. - Generell anderen Menschen vertraut, ihnen Fehler nachsieht und an ihnen interessiert ist, auf die man sich ver‐ lassen kann und der es schwerfällt, nein zu sagen. Empfindsam und leicht aufzuregen ist, aber auch angespannt sein kann. - Entspannt ist und wenig emotional, die selten irritiert, durcheinander oder traurig ist. Gerne Dinge plant, Sachen ordentlich hält und auf Details achtet, die aber auch unnachgiebig und unflexibel sein kann. - Nicht unbedingt nach Plan arbeitet, zwar flexibel ist, aber manchmal auch unorganisiert und häufig vergisst, Sa‐ chen an ihren ursprünglichen Platz zurückzustellen. Praxisorientiert ist, kein Interesse an abstrakten Ideen hat, bekannte und vertraute Arbeiten bevorzugt und wenig künstlerische Interessen besitzt. - Gerne Zeit damit verbringt, über Dinge nachzudenken, eine ausge‐ prägte Phantasie und Vorstellungs‐ kraft hat, der es Spaß macht über neue Wege wie man Dinge tun könnte nachzudenken, aber der ein gewisser Pragmatismus fehlen kann. Anhang 3-│-Fragebogen der Online-Befragung 171 <?page no="172"?> Nach dem Screening Ziel der Untersuchungen ist es festzustellen, ob sich die sog. touristischen Unterrichtungstafeln („braune Beschilderung“) (bzw. in Österreich: Ankün‐ digungstafeln für kulturelle Sehenswürdigkeiten („braune Beschilderung“) und Ankündigungstafeln von bedeutenden touristischen Zielen („grüne Beschilderung“)) zur Steuerung von Besuchern eignen. Im Fokus steht die Frage, inwieweit diese Tafeln wahrgenommen werden, in Erinnerung bleiben und ob Handlungen daraus resultieren. Wahrnehmung der touristischen Unterrichtungstafeln 10. Nehmen Sie die auf den deutschen Autobahnen stehenden touristischen Unterrichtungstafeln („braune Schilder“) wahr? (Mehrfachnennung möglich) • ja, immer als Fahrer • ja, meistens als Fahrer • ja, vereinzelt als Fahrer • ja, als Fahrer, vergesse sie aber gleich wieder • ja, immer als Beifahrer • ja, meistens als Beifahrer • ja, vereinzelt als Beifahrer • ja, als Beifahrer, vergesse sie aber gleich wieder • nein, nehme sie nicht wahr 11. Nur in Österreich: Nehmen Sie die auf den österreichischen Autobah‐ nen stehenden Ankündigungstafeln als Fahrer wahr? (Mehrfachnen‐ nung möglich) • ja, die grünen Ankündigungstafeln nehme ich immer als Fahrer wahr • ja, die braunen Ankündigungstafeln nehme ich immer als Fahrer wahr • ja, die grünen Ankündigungstafeln nehme ich meistens als Fahrer wahr • ja, die braunen Ankündigungstafeln nehme ich meistens als Fahrer wahr • ja, die grünen Ankündigungstafeln nehme ich vereinzelt als Fahrer wahr 172 Anhang <?page no="173"?> • ja, die braunen Ankündigungstafeln nehme ich vereinzelt als Fahrer wahr • ja, als Fahrer nehme ich die grünen Ankündigungstafeln wahr, vergesse sie aber gleich wieder • ja, als Fahrer nehme ich die braunen Ankündigungstafeln wahr, vergesse sie aber gleich wieder • nein, ich nehme sie nicht wahr 12. Nur in Österreich: Nehmen Sie die auf den österreichischen Autobah‐ nen stehenden Ankündigungstafeln als Beifahrer wahr? (Mehrfachnen‐ nung möglich) • ja, als Beifahrer nehme ich die grünen Ankündigungstafeln immer wahr • ja, als Beifahrer nehme ich die braunen Ankündigungstafeln immer wahr • ja, als Beifahrer nehme ich die grünen Ankündigungstafeln meis‐ tens wahr • ja, als Beifahrer nehme ich die braunen Ankündigungstafeln meistens wahr • ja, als Beifahrer nehme ich die grünen Ankündigungstafeln ver‐ einzelt wahr • ja, als Beifahrer nehme ich die braunen Ankündigungstafeln vereinzelt wahr • ja, als Beifahrer nehme ich die grünen Ankündigungstafeln wahr, vergesse sie aber gleich wieder • ja, als Beifahrer nehme ich die braunen Ankündigungstafeln wahr, vergesse sie aber gleich wieder • nein, ich nehme sie nicht wahr 13. Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie die touristi‐ schen Unterrichtungstafeln wahrnehmen? (maximal 3 Nennungen) 14. Nur in Deutschland: Haben zusätzliche Informationen auf einem Schild (z. B. UNESCO-Weltkulturerbe, Nationalpark, Naturpark, Bio‐ sphärenreservat, Metropolregion) einen Mehrwert für Sie (Mehrfach‐ nennung möglich)? • ja, Schilder werden eher wahrgenommen • ja, Schilder bleiben besser in Erinnerung • ja, durch derartige Informationen kann man sich mehr unter der jeweiligen Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft vorstellen Anhang 3-│-Fragebogen der Online-Befragung 173 <?page no="174"?> • ja, derartige Informationen wecken eher das Interesse für die jeweilige Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft • ja, derartige Information weckt bestimmte Erwartungen an die jeweilige Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft • ja, derartige Informationen regen zum Nachdenken an • ja, sonstiges • nein, haben keine Bedeutung 15. Haben Sie sich bereits einmal mit Ihren Mitfahrern über diese Schilder ausgetauscht? • ja, häufig während der Fahrt • ja, selten während der Fahrt • ja, bisher erst einmal während der Fahrt • ja, nach der Fahrt • nein, da ich (fast) ausschließlich alleine unterwegs bin • nein, das ist bisher kein Thema gewesen Erinnerung an die touristischen Unterrichtungstafeln 16. Können Sie sich an touristische Unterrichtungstafeln bzw. die darauf abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften erinnern? (in Österreich für „braune und grüne“ Tafeln einzeln) • ja, mir fallen sofort Beispiele ein • ja, mir fallen bei längerem Nachdenken Beispiele ein • nein, mir fallen keine Beispiele ein 17. An wie viele touristische Unterrichtungstafeln können Sie sich erin‐ nern? (in Österreich für „braune und grüne“ Tafeln einzeln) • 1 Schild, 2-3 Schilder, 4-5 Schilder, 6-10 Schilder, mehr als 10 Schilder 18. Können Sie bitte eine Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft nennen, die auf einer touristischen Unterrichtungstafel gezeigt wird und Ihnen besonders gut in Erinnerung geblieben ist? (in Österreich für „braune und grüne“ Tafeln einzeln) 19. Nur in Deutschland: An welche Art von touristischen Unterrichtungs‐ tafeln können Sie sich am besten erinnern (maximal 3 Nennungen)? • Landschaft, Bauwerk, Stadt, Museum, Industrie 174 Anhang <?page no="175"?> 20. Nur in Deutschland: Unter welchen Bedingungen können Sie sich die abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften (Point of Interest, PoI) besser merken? (Mehrfachnennungen) • PoI ist von der Autobahn aus zu sehen • PoI ist für mich persönlich etwas Besonderes (z. B. Kloß-Welt, innerdeutsche Grenze) • Schilder in der Heimatregion • Schilder auf häufig gefahrenen Strecken • wenn mehr Zeit vorhanden ist (z.-B. im Urlaub) • wenn ich allein mit dem Auto unterwegs bin • wenn ich mit mehreren Personen im Auto unterwegs bin • wenn ich nicht mehr als 120 km/ h fahre • Sonstiges, und zwar Entscheidungsunterstützung mittels touristischer Ankündigungsbzw. Unterrichtungstafeln 21. Sind Sie bereits einmal aufgrund einer touristischen Unterrichtungstafel spontan von der Autobahn abgefahren, um die abgebildete Sehenswür‐ digkeit, Stadt oder Landschaft zu besuchen? In Deutschland In Österreich • ja • nein • weiß nicht • ja, aufgrund einer braunen Tafel • ja, aufgrund einer grünen Tafel • ja, sowohl aufgrund einer braunen als auch einer grünen Tafel • nein • weiß nicht 22. Wie häufig hat dies innerhalb der letzten zwölf Monate stattgefunden? (in Österreich für „braune und grüne“ Tafeln einzeln) 23. Welche Fahrtdauer sind Sie (ungefähr) bereit in Kauf zu nehmen, um eine auf einer Unterrichtungstafel abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften aufzusuchen? 24. Nur in Deutschland: Haben Sie eine Fahrt in den Urlaub bereits min‐ destens einmal spontan genutzt, um eine auf einer Unterrichtungstafel abgebildeten Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft zu besuchen? • ja, einmal, ja, mehrmals, und zwar ____ Mal, nein Anhang 3-│-Fragebogen der Online-Befragung 175 <?page no="176"?> 25. Nur in Österreich: Bitte erinnern Sie sich an Ihre letzte Abfahrt aufgrund einer Ankündigungstafel. • Wann hat diese Abfahrt stattgefunden? • Hat es sich um eine grüne oder braune Ankündigungstafel gehan‐ delt? • Was genau haben Sie gemacht? • Welche Zielorte/ Sehenswürdigkeiten haben Sie besucht? • Wie lange haben Sie sich im/ am Zielort aufgehalten? Dauer in Minuten • Wie viel Euro haben Sie für sich und Ihre Mitreisenden für den Aufenthalt am besuchten Zielort/ Sehenswürdigkeit ausgegeben? - Für Besuche von Gaststätten, Restaurants, Cafés usw. - Für Eintrittsgelder & Aktivitäten (Sehenswürdigkeiten, Ak‐ tivitäten) - Für Einkauf von Lebensmittel, Getränken - Sonstige Ausgaben (z.-B. Andenken, Parkgebühren) - Auf wie viele Personen beziehen sich die Angaben? • Sofern Sie Ihre Abfahrt mit mindestens einer Übernachtung ver‐ bunden haben, bitten wir Sie noch um folgende Angaben: - Nur Touristen: Für Übernachtung (mit Frühstück, Halb- oder Vollpension) - Nur Touristen: Auf wie viele Übernachtungen beziehen sich die Angaben? 26. Warum sind Sie noch nie spontan von der Autobahn abgefahren, um eine abgebildete Sehenswürdigkeit oder Stadt aufzusuchen? 27. Haben Sie bereits einmal eine der abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaft aufgrund einer Unterrichtungstafel bewusst später aufgesucht? • ja, auf der Rückfahrt, ja, zu einem späteren Zeitpunkt, nein, noch nie 28. Nur in Deutschland: Kam der Besuch der abgebildeten Sehenswürdig‐ keit, Stadt oder Landschaft allein durch das Schild zustande? • ja, Unterrichtungstafel war alleiniger Anlass • ja, Unterrichtungstafel war Mitanlass 29. Haben Sie für die Zukunft den Besuch einer, auf einer Unterrichtungs‐ tafel abgebildeten, Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft geplant? • ja, ganz sicher, ja, wahrscheinlich, ja, eventuell, nein, eher nicht, nein, ganz sicher nicht 176 Anhang <?page no="177"?> 30. Haben Sie sich schon einmal über eine der abgebildeten Sehenswürdig‐ keiten, Städte oder Landschaften informiert (Mehrfachnennung möglich)? • ja, selbst während der Fahrt, ja, mein Beifahrer während der Fahrt, ja, selbst nach der Fahrt, ja, mein Beifahrer nach der Fahrt, nein 31. Welche Informationsquellen haben Sie für die Information über eine der abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaften genutzt (Mehrfachnennung möglich)? • Internet (z.-B. Google, Wikipedia) • Navigationssystem • Freunde/ Bekannte/ Familie • Tourismus-Information • Broschüren/ Prospekte • sonstiges, und zwar 32. Haben Sie die abgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städte oder Landschaf‐ ten schon einmal aufgrund einer Unterrichtungstafel an Freunde/ Be‐ kannte, Kollegen und/ oder Familienmitglieder weiterempfohlen? • ja, einmal, ja, mehrmals, und zwar ____ Mal, nein Zufriedenheit 33. Wie zufrieden sind Sie mit den touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland bzw. Österreich? (in Österreich für „braune und grüne“ Tafeln einzeln) • sehr zufrieden, zufrieden, teils/ teils, unzufrieden, sehr unzufrieden 34. Wie wichtig sind Ihnen die touristischen Unterrichtungstafeln auf Deutschlands bzw. Österreichs Autobahnen? • sehr wichtig, wichtig, teils/ teils, unwichtig, sehr unwichtig 35. Beeinflussen die touristischen Unterrichtungstafeln Ihrer Meinung nach das Fahrverhalten auf den deutschen bzw. österreichischen Autobahnen? • ja, positiv im Sinne einer Verkehrsberuhigung, ja, negativ im Sinne einer Verkehrsgefährdung, ja, und zwar, nein, weder positiv noch negativ, weiß nicht 36. Wie stehen Sie zur Anzahl der touristischen Unterrichtungstafeln auf deutschen Autobahnen bzw. der Ankündigungstafeln auf österreichi‐ schen Autobahnen? ? • Gesamtzahl sollte gleichbleiben (wie aktuell) Anhang 3-│-Fragebogen der Online-Befragung 177 <?page no="178"?> • Gesamtzahl sollte erhöht werden (zusätzliche Schilder für Sehens‐ würdigkeiten, Städte und Landschaften, auf die derzeit noch nicht hingewiesen wird) • Gesamtzahl sollte reduziert werden 37. Wie interessant sind die folgenden Vorschläge aus Ihrer Sicht? Und wie wichtig sind Ihnen die einzelnen Vorschläge? Skala: 1 = sehr interessant, 2 = interessant, 3 = teils/ teils, 4 = uninter‐ essant, 5 = sehr uninteressant und 1 = sehr wichtig, 2 = wichtig, 3 = teils/ teils, 4 = unwichtig, 5 = sehr unwichtig • Bei den touristischen Unterrichtungstafeln wird die Entfernung bis zur Sehenswürdigkeit, Stadt oder Landschaft (km-Angabe) ergänzt. • Bei den touristischen Unterrichtungstafeln wird die Ausfahrt genannt, um die abgebildete Sehenswürdigkeit, Stadt oder Land‐ schaft aufsuchen zu können. • Die touristischen Unterrichtungstafeln werden in deutscher und englischer Sprache aufgestellt. • Es wird ein individuelleres Design der touristischen Unterrich‐ tungstafeln ermöglicht. • Die Farbgestaltung der touristischen Unterrichtungstafeln wird überarbeitet. • Es wird eine Internetplattform mit Informationen, Fotos, Links usw. zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten, Städten und Land‐ schaften entwickelt. • Es wird ein App mit Informationen, Fotos, Links usw. zu den ein‐ zelnen Sehenswürdigkeiten, Städten und Landschaften entwickelt. • Es dürfen nur noch öffentliche Sehenswürdigkeiten, Städte und Landschaften abgebildet werden und keine privaten Einrichtun‐ gen mehr. • Nur in Österreich: Es wird eine App mit (Audio)Informationen, Fotos, Links usw. zu den einzelnen kulturellen Sehenswürdigkei‐ ten, touristischen Zielen, Städten und Landschaften entwickelt, die die einzelnen Point of Interest während meiner Reise/ Fahrt automatisch vorstellt • Nur in Österreich: Zu zwei der zuvor vorgeschlagenen Ideen möchten wir Ihnen noch detaillierte Fragen stellen. 178 Anhang <?page no="179"?> 38. Werden Sie ein derartiges Angebot nutzen? Skala: ja, ganz sicher, ja, wahrscheinlich, weiß nicht, nein, eher nicht, nein, ganz sicher nicht • Internetplattform mit (Audio)Informationen, Fotos, Links usw. zu den einzelnen kulturellen Sehenswürdigkeiten, touristischen Zielen, Städten und Landschaften • App mit (Audio)Informationen, Fotos, Links usw. zu den einzelnen kulturellen Sehenswürdigkeiten, touristischen Zielen, Städten und Landschaften, die die einzelnen Point of Interest während meiner Reise/ Fahrt automatisch vorstellt 39. Wann werden Sie ein derartiges Angebot nutzen? (Mehrfachnennung möglich) • Im Vorfeld meiner Reise/ Fahrt • Als Beifahrer während der Reise/ Fahrt • Auch außerhalb meiner Reise/ Fahrt 40. Nur in Deutschland: Was würden Sie sich für die Zukunft der touris‐ tischen Unterrichtungstafeln in Deutschland wünschen? (maximal 3 Nennungen) Nur in Deutschland: Zusatzfragen zu den Schildern, die auf Autobahnkirchen hinweisen 41. Kennen Sie die Schilder, die auf Autobahnkirchen hinweisen? • ja, nein, weiß nicht 42. Haben Sie schon einmal eine Autobahnkirche aufgrund eines Hinweis‐ schildes aufgesucht? • ja, nein, weiß nicht 43. Wie häufig haben Sie innerhalb der letzten 12 Monate eine Autobahn‐ kirche aufgesucht? Fragen zur Fahrleistung und zum Fahrverhalten 44. Welche Fahrleistung haben Sie mit dem Pkw im letzten Jahr (2018 bzw. 2022) erreicht? 45. Wie viele Kilometer haben Sie ungefähr auf deutschen bzw. österreichi‐ schen Autobahnen verbracht? Anhang 3-│-Fragebogen der Online-Befragung 179 <?page no="180"?> 46. Nur in Deutschland: Wie viel Kilometer Ihrer Autobahnfahrten neh‐ men Sie ungefähr Ihrem eigenen Bundesland vor? 47. Nur in Deutschland: Sind Sie überwiegend als Fahrer oder Beifahrer mit dem Auto auf deutschen Autobahnen unterwegs? 180 Anhang <?page no="181"?> Autoren Prof. Dr. Sven Groß Hochschule Harz Institut für Tourismusforschung (ITF) Professur für Management von Verkehrsträgern Friedrichstraße 57-59 D-38855 Wernigerode ✉ sgross@hs-harz.de Sven Groß ist seit 2005 Professor an der Hochschule Harz. Er ist u. a. Koordinator des Master-Studiengangs „Tourism and Destination Manage‐ ment“ und stellvertretender Direktor des Instituts für Tourismusforschung (ITF). 2015 bis 2018 hat er im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft (DGT) mitgearbeitet und seit 2023 ist er Fellow am Deutschen Institut für Tourismusfortschung an der FH Westküste. Er hat mehr als 100 Beiträge in deutscher und englischer Sprache veröffent‐ licht und ist im „Editorial Review Board“ von „Tourism Review“ und als Reviewer für mehrere (inter-)nationale Fachzeitschriften tätig. Seine For‐ schungsschwerpunkte sind Tourismus und Verkehr, Travel Management, Abenteuertourismus sowie touristische Marktforschung. Prof. Dr. Georg Felser Hochschule Harz Professur für Markt- und Konsumpsychologie Friedrichstraße 57-59 D-38855 Wernigerode ✉ gfelser@hs-harz.de Prof. Dr. Georg Felser lehrt seit 2001 an der Hochschule Harz Wernigerode im Studiengang Wirtschaftspsychologie Markt- und Konsumpsychologie. Er studierte von 1984 bis 1991 Psychologie und Philosophie an der Universität Trier. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der unbewußten Beeinflus‐ sung von Konsumenten, der Entstehung von Kundenzufriedenheit sowie in der Entscheidungsforschung. Georg Felser ist Autor mehrerer Arbeiten zum Konsumentenverhalten, darunter auch des Lehrbuchs „Werbe- und <?page no="182"?> Konsumentenpsychologie“. Weitere Publikationen beschäftigen sich mit Motivationstechniken sowie Psychologie der Partnerschaft. Dominic Fischer TourComm Germany GmbH & Co. KG Geschäftsführender Gesellschafter Schulstraße 8 D-69469 Weinheim ✉ dominic.fischer@tourcomm-germany.com Dominic Fischer ist seit 2022 geschäftsführender Gesellschafter der Tour‐ Comm Germany GmbH & Co. KG, einer Destinationsmarketingagentur mit Hauptsitz in Weinheim. 2012 bis 2022 war er Gründer und Inhaber der Digitalagentur MAQNIFY sites worth seeing., die im Rahmen einer Fusion in die TourComm Germany eingebracht wurde. Er hat mit dem Produkt „Er‐ lebnisguide“ 2019 die erste App zu den touristischen Unterrichtungstafeln in Deutschland auf den Markt gebracht und eine der größten Datenbanken zu den touristischen Hinweisschildern in Europa aufgebaut. Zusammen mit Prof. Dr. Sven Groß hat er an verschiedenen Veröffentlichungen und Vorträgen zum diesem Themenschwerpunkt mitgewirkt. Dr. Dominik Huber Oudooractive AG Senior Researcher Manager Missener Straße 18 D-87509 Immenstadt ✉ Dominik.Huber@outdooractive.com Dr. Dominik Huber ist diplomierter Sozialgeograph (HU Berlin) und hat am New Zealand Tourism Research Institute (NZTRI) an der Auckland Univer‐ sity of Technology in Neuseeland promoviert. Als Senior Research Manager arbeitet Dominik Huber bei der digitalen Tourismusplattform Outdooractive und befasst sich im Rahmen von Forschungs- und Innovationsprojekten mit unterschiedlichen Themen des Adventure- und Outdoortourismus. Dabei liegen seine Schwerpunkte auf Digitalisierung, Besucherlenkung (v.-a. Digital Enhanced Nudging und Sustainable Behaviour Change), Platt‐ formtechnologie und Themen der Nachhaltigkeit (verantwortungsvoller, 182 Autoren <?page no="183"?> regenerativer und klimafreundlicher Tourismus, lokale touristische Wert‐ schöpfungsketten). Er hat in renommierten Fachzeitschriften (International Journal of Tourism Research, Tourist Studies, Tourism Management Per‐ spectives) publiziert, ist Mitglied mehrerer Editorial Boards (u. a. Interna‐ tional Journal of Tourism Research, e-Review of Tourism Research) und ist als Reviewer für mehrere (inter-)nationale Fachzeitschriften tätig. Christian Reinboth Hochschule Harz Stabsstelle Forschung Friedrichstraße 57-59 D-38855 Wernigerode ✉ creinboth@hs-harz.de Christian Reinboth ist diplomierter Wirtschaftsinformatiker (FH) und Um‐ weltwissenschaftler (M. Sc.). An der Hochschule Harz ist er seit 2013 in der Forschungsverwaltung für die Einwerbung und Bewirtschaftung von Drittmittelprojekten zuständig und arbeitet zudem als Lehrbeauftragter für Statistik am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Er ist Mitgründer des 2006 ins Leben gerufenen An-Instituts HarzOptics GmbH, welches primär in der Entwicklung optischer Hochpräzisionsmesstechnik sowie in der kommunalen Beleuchtungsplanung engagiert ist. Vanessa Wilke Tourismusverband Sachsen-Anhalt e.V. Koordinatorin Wissensmanagement Danzstraße 1 D-39104 Magdeburg ✉ elearning@ltvlsa.de Vanessa Wilke arbeitet seit Mai 2021 beim Tourismusverband Sachsen-An‐ halt e. V. (LTV) in Magdeburg. Nach dem Abitur studierte sie Tourismus‐ management an der Hochschule Harz in Wernigerode (Bachelor of Arts). Ihren Master of Arts machte sie im Studiengang Nachhaltiges Tourismus‐ management an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. Beim LTV ist sie die Koordinatorin Wissensmanagement, betreut die E-Le‐ arning-Plattform für den Tourismus in Sachsen-Anhalt (www.elearning-t Autoren 183 <?page no="184"?> ourismus.de), führt Erhebungen zu verschiedenen Themen, wie z. B. den Wissensmonitor, die Mitgliederbefragung und die Straße der Romanik, durch und kümmert sich um die interne Digitalisierung im Unternehmen. Ansprechpartner Hochschule Harz Institut für Tourismusforschung (ITF) Friedrichstraße 57-59 38855 Wernigerode tourismus@hs-harz.de https: / / www.hs-harz.de/ itf/ Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Sven Groß E-Mail: sgross@hs-harz.de Tel.: 0049 (0)3943/ 659 279 Fax: 0049 (0)3943/ 659 5 279 184 Autoren <?page no="185"?> Register Antragstellung-121 Austausch mit Mitfahrer-53 Autobahnkirchen-118 Beschilderung-20, 23 Chi-Quadrat-Test-84 COVID-19-Pandemie-131 Datenanalyse-41 Destination Management Organisation (DMO)-129, 150 Digitalisierung-132, 151 Entscheidung-32 echte-33 impulsive-33 limitierte-33 Verhalten-32, 98 Erinnerungsfähigkeit-97 Erinnerungstest-66 Erlebnisguide-129, 132 Erlebnsguide- WebApp-134 Fahrtdauer- maximal in Kauf genommene-102 Fahrverhalten-52 Forschungsfragen-139 freies Erinnern-44 Gatekeeper-Ansatz-38 Gedächtnis-30 episodisches-31 Langzeit-30 Modelle-30 Prozesse-67 semantisches-31 Imagewirkung-58 Informationsverhalten-108 Interviewleitfaden-37 Kaufverhaltensforschung-32 kognitive Prozesse-28 Lerntheorie des verzögerten Vergessens-91 Life Events-56 MAQNIFY-129f. Marketing-152 Mere-Exposure-Effekt-110f. Mitfahrer-53 Modelle des Kauf- und Entscheidungsverhaltens-26 Online-Befragung-79 Point of Interest (PoI)-18 Points of Interest (PoI)- Weiterempfehlung-112 qualitative Inhaltsanalyse-42 Quotenstichprobe-81 Rekognitionstest-70 Richtlinien für die wegweisende <?page no="186"?> Beschilderung auf Autobahnen-20 Standardabweichung-84 Straßenverkehrsordnung-20, 23 touristisches Marketing-152 Touristische Unterrichtungstafeln-20 Anzahl-21 Assoziationen-47 Beitrag touristisches Marketing-152 Zukunft-116 Transkription-42 Verhalten-98 Fahr--107 Informations--108 spontanes-98 verhaltenswissenschaftliche Forschung-28 Verkehrsberuhigung-53 Verkehrssicherheit-52 Verständlichkeit von Verkehrsschildern-24 Wahrnehmung-29 Weiterempfehlung- der Points of Interest-112 der touristischen Unterrichtungstafeln-109 Werbewirkungsforschung-67 Wünsche für die Zukunft-113 Zeichen 386.3-20 Zufriedenheit mit den touristischen Unterrichtungstafeln-109 Zukunft-113, 116 186 Register <?page no="187"?> Entdecke die Geschichten hinter den braunen Autobahnschildern! W W W . E R L E B N I S - G U I D E . I N F O L i v e - M o d u s d e r E r l e b n i s g u i d e - A p p a k t i v i e r e n . I n f o s z u d e n S e h e n s w ü r d i g k e i t e n p e r A u d i o g u i d e a n h ö r e n . A b f a h r e n , a n k o m m e n u n d N e u e s e n t d e c k e n . <?page no="188"?> ISBN 978-3-381-12141-0 Prof. Dr. Sven Groß lehrt Management von Verkehrsträgern an der Hochschule Harz. Den Nutzen der touristischen Beschilderung an Autobahnen erkennen Die Sächsische Schweiz, das Schloss Heidelberg und der Harz! Das sind nur drei Points of Interest, die auf touristischen Schildern an Autobahnen zu sehen sind. Die Zahl dieser Tafeln nimmt seit Jahren in Deutschland und Österreich zu. Doch welche Wirkung haben sie tatsächlich auf Nutzer: innen des motorisierten Individualverkehrs in PKWs und Wohnmobilen? Das Buch zeigt wissenschaftlich fundiert die Wirkung dieser touristischen Unterrichtungs- (Deutschland) und Ankündigungstafeln (Österreich) auf. Zudem wird u. a. auch der Prozess der Antragsstellung beschrieben. Mit Beiträgen von Georg Felser, Dominic Fischer, Dominik Huber, Christian Reinboth und Vanessa Wilke. Eine spannende Lektüre für die Tourismuswissenschaft, -praxis und Politik. Touristische Beschilderung an Autobahnen in Deutschland und Österreich Groß (Hrsg.) 2. A. Sven Groß (Hrsg.) Touristische Beschilderung an Autobahnen in Deutschland und Österreich Wahrnehmung, Effekte, Entscheidungsverhalten 2. Auflage 1214_Umschlag.indd Alle Seiten 1214_Umschlag.indd Alle Seiten 29.05.2024 08: 01: 34 29.05.2024 08: 01: 34
